Die Aspektfrage im Gotischen

Die vorliegende Arbeit macht den Versuch, die Diskussion über ein Thema wiederzubeleben, das von der Wissenschaft grösst

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Die Aspektfrage im Gotischen

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ROZPRAWY i M A T E R J A Ł Y WYDZI AŁU ! T O W A R Z Y S T W A P R Z YJ A C i Ó Ł N A U K w W I L N I E TOM VI, ZESZYT 1.

ANATOL

MIROWICZ

DI E A S P E K T F R A G E IM G O T I S C H E N

W I L N O NAKŁADEM TOWARZYSTWA PRZYJACIÓŁ NAUK W WILNIE Z ZASIŁKU MINISTERSTWA WYZNAŃ RELIG. i OŚW. PUBLICZNEGO SKŁAD GŁÓWNY W KSIĘGARNI ŚW. WOJCIECHA W WILNIE.

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ZUM GE L E I T . Die vorliegende Arbeit macht den Versuch, die Diskus­ sion über ein Thema wiederzubeleben, das von der Wissen­ schaft grösstenteils ad acta gelegt war. Als ich die Anregung dazu gab, war ich mir der Schwierigkeiten voll bewusst, die ein solches Unternehmen immer bereitet. Dessen ungeachtet hielt ich es dann für meine Pflicht, die Drucklegung dieser Abhandlung zu betreiben, da mir die darin mit einer ganz bewusst und folgerichtig angewandten Methode erreichten Er­ gebnisse vollen Anspruch auf Beachtung zu erheben scheinen. Gewiss wird man sich der Einsicht nicht verschliessen können, dass — wie mir von geschätzter Seite entgegengehalten wurde— die Untersuchung des Aspektproblems in einer toten Sprache grosse Schwierigkeiten bietet, wo doch schon die lebenden Sprachen in dieser Hinsicht reichlich Gelegenheit zu Meinungs­ verschiedenheiten geben. Aber während der Verfasser dieser Arbeit gerade diese Erwägung ganz bewusst anstellt und bei seinen Ansätzen auch tatsächlich berücksichtigt, scheint es mir nunmehr unzweifelhaft, dass gerade die Verfechter der von ihm bekämpften Ansicht ihr zu wenig Aufmerksamkeit ge­ schenkt haben. Erwin Koscfymieder. Wilna, im März 1935.

ROZP RAWY i M A T E R J ALY WYDZI AŁU I T O WA R Z Y S T WA P R Z Y J A C I Ó Ł NAUK w WI L N I E TOM VI, ZESZYT 1.

A NAT OL MI ROWI CZ

DIE ASPEKTFRAGE IM GOTISCHEM Bei der Behandlung der Aspektfrage im Gotischen ist es notwendig, der Behandlung des eigentlichen Themas eine, wenn auch ganz kurze, Auseinandersetzung mit dem Wesen der Aspekte vorausgehen zu lassen. Die Frage ist keineswegs endgültig erledigt, obwohl man sagen kann, dass sie bereits geklärt worden ist. Es handelt sich darum, dass man die Fest­ legung der Grundsätze und die theoretische Erforschung des Wesens des Aspektsystems verabsäumte, und in der Praxis sogleich mit Begriffen arbeitete, die keineswegs eindeutig wa­ ren und von allen Forschern gleich verstanden wurden. In vielen Fällen haben den Begriff des Aspektes anders deutsche, anders slavische Forscher aufgefasst, und es gibt auf diesem Gebiete bis heute viele Missverständnisse. Das Problem ist in letzter Zeit mehrfach von E. Koschmieder eingehend bearbei­ tet und klargelegt worden, und ein Leser, der sich ausführ­ liche Auskunft über die Frage holen will, muss auf seine Ab­ handlungen in diesen Belangen hingewiesen w erden1). * Der Rahmen der vorliegenden Arbeit gestattet lediglich einen flüchtigen Blick in diese Verhältnisse. Die Quelle vieler Missverständnisse ist der Umstand, dass hier zwei grundverschiedene Fragen auf eine höchst unglück*) E. K o s c h m i e d e r : Studien zum slavischen Verbalaspekt. (Zeitsehr. f. vergleichende Sprachforsch. 1927 — 28. 55, 56); Zeitbezug u. Spra­ che. Leipzig (W issenschaftliche Grundfragen). 1929. — Rbkürzung: Zeitbez* u. Spr.; Durchkreuzungen von Rspekt und Tem pussystem im Präsens* (Zeitschr. f. slavische Philol. 1930. S. 341 — 358); Nauka o aspektach czasownika polskiego w zarysie. (Rozprawy i Materjały Wydz. 1 T-wa Przyjaciół Nauk w Wilnie. Tom V, zesz. 2) Wilno. 1934. S. dort das Lite­ raturverzeichnis.

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liche Weise verknüpft worden sind: Aktionsart und Aspekt, heute als Begriffe ganz verschiedener sprachlicher Kategorien anerkannt, wurden beide zusammen als e i n Problem und e i n e Kategorie behandelt (diese fiktive Kategorie nannten die Deu­ tschen „Aktionsart“, die Franzosen—„Aspect”). Man arbeitete mit zwei verschiedenen Begriffen, wie mit einem, und das musste ja dazu führen, dass man jeder dieser Kategorien im einzelnen die Wesenheit und Eigentümlichkeiten der anderen zuschrieb: der Aktionsart die des Aspektes, — dem Aspekt die der Aktionsart. Das hatte bisweilen zur Folge, dass ein Forscher von einer dieser Kategorien sprechen wollte, aber von der anderen sprach. Die Perfektivität und Imperfektivität der slavischen Verba wurden für Aktionsarten erklärt, die Ak­ tionsarten der deutshen Verba für das, was wir heute unter Aspekt verstehen. Drum wäre es vielleicht zweckmässig gewesen, sich nach neuen Termini für „perfektiv“ und „imperfektiv" umzusehen, denn diese sind durch uneigentliche Anwendung gefährlich und trügerisch geworden, aber ich halte es für ungelegen, mich diesmal dieser Aufgabe zu unterziehen. Infolgedessen wer­ de ich vom p e r f e k t i v e n und i m p e r f e k t i v e n Aspekt sprechen, aber ich muss nachdrücklich betonen, dass ich da­ bei keine Aktionsarten meine. Die slavischen Sprachen weisen grundsätzlich zum Ausdruck e i n e s Verbalinhalts eine V e r b a l d u b l e t t e auf, der in den übrigen indogermanischen Sprachen durchgängig nur e i n Ver­ bum entspricht. So finden wir zum Beispiel poln. krzyknąć'.krzy­ czeć = schreien, crier, clamare; zrobić'.robić — machen, faire, facere\ wrócić: wracać — zurückkebren retourner, reverti; opisać: opi­ sywać — beschreiben, decrire, describere; wziąć : brać = nehmen, prendre, prehendere. Diese Dubletten sind jedoch keine Synonyma, wie etwa dt. łun : machen, sondern dienen als grammatische Ausdrucksmittel der Aspekte, wobei in den obigen Beispielen stets das erste Verbum der Dublette perfektiv, das zweite im­ perfektiv ist. Synonyma gibt es natürlich ausserdem auch, aber auch diese treten^in solchen Dubletten auf, z. B. zrobić: robić = uczynić : czynić — tun — machen. Die B e d e u t u n g der beiden Teile einer slavischen Aspektdublette ist dabei

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identisch, dagegen ist ihre grammatische Funktion gegensätz­ lich, sodass man in gewissen Fällen syntaktisch nur das im­ perfektive, in anderen Fällen nur das perfektive Verbum ver­ wenden kann. Im Deutschen werwendet man dagegen in beiden Fällen ein und dasselbe Verbum; z. B . : poln.—„właśnie gdy b r a ­ ł e m lekarstwo, zauważyłem, że to trucizna, tak że mogłem je jeszcze wypluć“ = „gerade als ich die Arznei n a h m (einnahm), merkte ich, dass es Gift war, so dass ich sie noch ausspucken konnte“;dagegen: „skoro tylko się przekonałem, że to nie trucizna, zaraz w z i ą ł e m to lekarstwo, i odrazu zrobiło mi się lepiej“ = „sobald ich mich überzeugt hatte, dass das keine Gift war, n a h m ich sofort die Arznei, und sogleich wurde mir besser".—Im ersten Falle ist es unmöglich b r a ł e m durch w z i ą ł e m zu ersetzen, so wie im zweiten Falle w z i ą ł e m durch b r a ł e m nicht zu ersetzen ist, ähnlich wie im Griechischen in gewissen Fällen der Präsensstamm, in anderen der floriststamm eines und desselben Verbums verwendet werden muss. Der Unterschied zwischen einem Imperfektivurn und Perfektivum kommt ja auch dem Unterschied zwischen dem Präsens—und floriststamm im Griechischen nahe, wie etwa ποιείν : ποιησαι. Im Deutschen lässt er sich am besten durch Zusammenstellungen wiedergeben, wie netm en : genommen haben, machen : gemacht haben *). Die bisherigen Missverständnisse beruhen offenbar auf folgenden Umständen: 1) In den slavischen flspektdublettentypen tritt unter an­ deren der Typ robić : zro b ić auf, in dem einem imperfektiven Simplex ein perfektives praefigiertes Kompositum entspricht. 2) Komposita gewöhnlicher Simplicia sind in den slavi­ schen Sprachen grundsätzlich perfektiv, z. B. wyrobić = ^ r stellen, zarobić = verdienen usw. 3) Solche Komposita sind im Slavischen — genau wie im Deutschen und den übrigen indogermanischen Sprachen—de­ terminativ, denn zur Determination der Grundbedeutung wer­ den ja gerade Komposita gebildet. 4) Bei der Analyse des Begriffs der Perfektivität hat man nun das Verhältnis eines Simplex zu seinen Komposita mit dem Verhältnis der Imperfektivität zur Perfektivität gleichgeJ) Vgl. Rešetar: Elementargramm, der serbischen Spr. 19222. § 147.

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setzt und mithin die der Komposition eigene Determination für die Perfektivität gehalten. Es liegt dabei ganz klar auf der Hand, dass hierbei grund­ sätzliche methodische Fehler gemacht worden sind. Zunächst — und das muss ausdrücklich unterstrichen werden—ist der dieser Analyse zugrunde gelegte slavische Dublettentyp nicht nur nicht der einzige, sondern auch bei weitem nicht der zahlreichste. Es existieren ausserdem noch drei andere Typen, die zum Teil viel zahlreicher vertreten sind und auf ganz anderer formeller Basis beruhen. Man hat also, anstatt die B e g r i f f e „perfektiv“ und „imperfektiv“ zu analysieren, d. h. also : anstatt den Zweck der Verwendung von Verbpaaren im Slavischen gegenüber der Ver­ wendung von Einzelverben z. B. im Deutschen zu ergründen, die wortbildende determinierende Funktion eines der slavischen for­ mellen Ausdrucksmittel des Aspekts zum Ausgangspunkt der Begriffsanalyse gemacht, und somit anstelle einer syntaktisch— logischen Begriffsanalyse eine etymologisch—historische Bedeu­ tungsanalyse durchgeführt. Dabei ist übersehen worden, dass gerade die den slavischen perfektiven Komposita einfacher Simplicia eigene Bedeutungsdetermination ebenfalls ihren imperfek­ tiven Bedeutungsentsprechungen eignet, die von jenen Komposita mit Hilfe des Iterativsuffixes gebildet werden. Wäre diese durch die Praefigierung in die Verbalbedeutung hineingetragene Bedeutungsdetermination das Wesen des perfektiven Aspekts, so könnten solche determinierte Bedeutungen nur als perfek­ tive Verba auftreten, und schon die elementarste Kenntnis des slavischen Verbalsystems genügt zur Feststellung, dass gerade diese determinierten Bedeutungsinhalte grundsätzlich auch im imperfektiven Aspekt auftreten — so poln. za b ić : zabijać = erscfrlcgen, dojechać : dojeżdżać = heranfafrren, wy­ nieść : wynosić = b'maustragen —, wobei die ursprüngliche Funk­ tion der Iterativierung entfällt, so dass z. B. poln. „ w y n o s i ­ ł e m właśnie krzesło do innego pokoju“ = „ich war eben mit dem Hinaustragen des Stuhles in ein anderes Zimmer beschäftigt“ — keine Spur einer Wiederholung dieser Handlung enthält. Wozu unterscheidet nun der Slave grundsätzlich zwei Verben, wo der Deutsche nur eins besitzt? Oder mit anderen

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Worten : Welches ist der Zweck der Aspektunterscheidung?—· Diese Frage ausführlich zu behandeln, würde uns hier zu weit führen. Ich verweise den Leser auf die Auseinandersetzung von E. K o s c h m i e d e r u n d wiederhole hier nur kurz Folgendes: Ausser der Zeitsteilenbezogenheit (Tempora) besteht noch die s o g . R i e h t u n g s b e z o g e n h e i t . Die Handlung (oder der Zustand) kann entweder als „Währen“, ein in Dauer be­ griffener Vorgang, dargestellt werden, oder als „Eintritt”, ein fertiges Ereignis; im ersten Falle wird sie als mit dem „Ich" zeitlich gleich gerichtet, somit aus der Vergangenheit in die Zukunft richtungsbezogen aufgefasst, — im zweiten Falle als dem „Ich“ entgegengesetzt, d. h. aus der Zukunft in die Ver­ gangenheit richtungsbezogen. Diese zwei logischen Kategorien der Richtungsbezogenheit einer Handlung sind eben die Aspekte; somit sind die Aspekte zeitliche Kategorien. Es ist nur beson­ ders darauf hinzuweisen, dass die Richtungsbezogenheit ebenso wie die Zeitsteilenbezogenheit (d. h. der Aspekt und die Zeitstufe) zwei anderen zeitlichen Kategorien untergeordnet sind, nämlich der Z e i t l i c h k e i t und Z e i t l o s i g k e i t , insofern als ihre Bedingungen eigentlich nur in der Zeitlichkeit gegeben sind 2). * Dieses Verhältnis der logischen Kategorien untereinander, sowie das Vorhandensein oder Fehlen grammatischer Ausdrucksmittel fürsie,hatgewisse Auswirkungen auf die Verwendung derletzteren. Die slavischen Sprachen besitzen (wie alle indogermani­ sche Sprachen) keine formelle Kategorie zum Ausdruck der Zeitlosigkeit, und aus Mangel besonderer Kategorien drücken sie eine „zeitlose“ Handlung mit Hilfe derselben Ausdrucks­ mittel aus, dessen sie sich beim Ausdruck einer „zeitlichen“ Handlung bedienen. Da aber in solchen Fällen sowohl die Zeitstufe als auch der Aspekt keine prinzipielle Bedeutung haben, so können hier sowohl die Tempora als auch die As­ pekte im grossen und ganzen unterschiedslos verwendet wer­ den. Wenn ich z. B. als eine allgemeine Sentenz aussagen will, dass eine Krähe der anderen nie das Auge aushackt, ist es an und für sich ganz gleichgültig, ob ich sage: „nie *) Zeitbez u. Spr. S. 2—18, 26—47. Nauka o aspektach czasownika polskiego w zarysie. S. 13—48. 2) Zeibez. u. Spr. S. 18—26.

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hat eine Krähe der anderen das Auge ausgehackt“, oder: „nie hackt eine Krähe der anderen das Auge au s“, oder: „nie wird eine Krähe der anderen das Auge aushacken“. — Solche Situationen kann man zu den Fällen zählen, die Deutschbein als „Neutrum” bezeichnet h a t 1). Bei solchen Situationstypen ist also eine bestimmte Zeitstufe offenbar nicht erforderlich. Dasselbe gilt für den Aspekt: so z. B. kommt desselbe Verbum in zwei vollständig gleichgearteten poln. Sprichwörtern einmal im perfektiven, das andere Mal im imperfektiven Aspekt vor—„kto głupiemu ustąpi, sto dni odpustu d o s t ą p i “— „kto starą babę pocałuje, sto dni odpustu d o s t ę p u j e “. Da wir nun gesehen haben, dass in gewissen Fällen die Aspekte unterschiedslos verwendet werden können, wollen wir uns Rechenschaft darüber geben, wo ein bestimmter Aspekt und demzufolge die Verwendung der entsprechenden sprach­ lichen Kategorie, insofern sie eine Sprache besitzt, unbedingt erforderlich ist und wo nicht. Diese Frage ist für unsere Untersuchung des gotischen Aspektproblems von entscheiden­ der Bedeutung. Von den bisherigen Bearbeitern dieses Prob­ lems ist sie, wie wir im weiteren sehen werden, nicht berück­ sichtigt worden, wodurch sich an dieser Stelle die Notwen­ digkeit eines erneuten Hinweises ergibt2). Hierin werden wir eine Reihe von Typen unterscheiden müssen: A. Es handelt sich dem Sprechenden um einen be­ stimmten Aspekt, und dieser erfordert die Verwendung d e r entsprechenden sprachlichen Kategorie. Innerhalb dieses Types sind wiederum zwei Typen auseinanderzuhalten. 1. Es liegt dem Sprechenden daran, e i n e der Kategorien auszudrücken, es bestehen aber ausser diesem seinen Willen keine Umstände, die ihn zur Verwendung einer oder der an ­ deren Kategorie zwingen möchten, so dass an und für sich, beide Fassungen mit ihrer ganzen Unterschiedlichkeit möglich wären, wenn er nicht gerade eine von ihnen ausdrücken woll*) Vgl. Deutschbein: Sprachpsychologische Studien. [1J. 1918. S. 5 fL 2) Eine ausführliche Darstellung hat sie für das Polnische bei E_ Koschmieder: Nauka o aspektach czasownika polskiego w zarysie — 49—124 gefunden.

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te. Z. B. poln. „ w r a c a ł e m do domu:“ „ich kehrte gerade nach Hause zurück” = ich war auf dem Heim wege;— „ w r ó ­ c i ł e m do dom u“: ebenfalls „ich kehrte nach Hause zurück”, aber = ich traf zu Hause ein. — Beide Fassungen sind an und für sich als Aussagen möglich, aber der Sprechende will eben — abhängig von der ihm bekannten, sonst aber nicht zum Ausdruck kommenden objektiven Situation—gerade eine von ihnen darstellen. 2. Die betreffende Aussage steht in einem gewissen zeit­ lichen Verhältnis zu anderen vom Sprechenden mitgeteilten Umständen, dessen objektive Gegebenheiten den Sprechenden zwingen, gerade hier nur e i n e b e s t i m m t e Kategorie zu verwenden, wenn er nicht etwas ganz anderes oder vielleicht sogar Unsinniges sagen will, — so dass nur eine Fassung möglich ist: „kiedy w r a c a ł e m do domu, spotkałem pana X na ulicy“ = „als ich nach Hause zurückkehrte, begegnete mir Herr X auf der Strasse“ — hier ist es aus dem Zusammenhang der Aussage klar, dass ich noch gerade auf dem Wege nach Hause war, als mir Herr X begegnete, — der Umstand, dass es auf der Strasse geschah, zwingt den Sprechenden zur Ver­ wendung des imperfektiven Aspektes, also in unserem Bei­ spiele des imperfektiven Verbums wracać; in einem anderen Beispiele: „kiedy w r ó c i ł e m do domu, znalazłem na biurku list” = „als ich nach Hause zurückkehrte, fand ich auf dem Schreibtisch einen Brief“—zwingt der Umstand, dass der Brief auf dem Schreibtisch gefunden wurde (ich war also bereits zu Hause eingetroffen), den Sprechenden hier den perfektiven Aspekt, das perfektive Verbum wrócić zu verwenden. B. Offenbar sind die sprachlichen Kategorien des Aspek­ tes nicht erforderlich dort, wo es sich dem Sprechenden um den Aspekt nicht handelt. Hier besteht die Möglichkeit des Ausdrucks durch beide Aspekte. Hierher gehören: 1. Der sog. i s o l i e r t e T y p u s , bei dem es sich schlecht­ hin darum handelt, ob eine Handlung überhaupt stattfand, wie etwa in dem Falle, wenn man ebensogut fragen kann: „hast du mit ihm bereits darüber gesprochen?“, wie auch: „hast du ihm das bereits gesagt?“ (Poln. — czy już z nim o tern mówiłeś || pomówiłeś?).

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2. Z e i t l o s i g k e i t , von der wir bereits gesprochen haben. Es ergibt sich also aus dieser kurzen Auseinander­ setzung, dass in den Typen Bi und B2 die Wahl eines oder des anderen Aspektes dem Sprechenden vollständig freigestellt ist,— im Typus Ai besteht für ihn eine subjektive Notwendig­ keit einen bestimmten Aspekt zu verwenden — um hier den Aspekt feststellen zu können, muss man wissen, welche von den zwei an sich möglichen Fassungen der Sprechende ausdrücken will—, und lediglich im Typus A2 ist eine objektive Notwendigkeit der Verwendung eines bestimmten Aspektes gegeben. Diese Feststellung wird im weiteren den Ausgangs­ punkt unserer Erwägungen bilden. Für die heute herrschenden Ansichten über die Aspekt­ frage im Gotischen ist die Arbeit von Wilhelm Streitberg „Perfektive und imperfektive Aktionsart im Germanischen“ *) massgebend geworden. In ihr wird vom Autor die Frage auf­ geworfen: „Existieren auf germanischem Sprachboden beim Verbum Zustände, die jenen im baltisch — slavischen Sprach­ gebiet beobachteten analog sind, sodass wir berechtigt sind die hier übliche Terminologie auch dort anzuwenden?“. (S. 77), und diese Frage wird positiv beantwortet. Vor der Streitbergschen Untersuchung wurde das Prob­ lem stets sozusagen nur im Vorbeigehen berührt. Ich halte es nicht für notwendig, mich dabei aufzuhalten,— eine Auskunft über die betreffende Literatur ist bei Streitberg zu finden* 2). Dieser unternahm eine eingehende und erschöpfende Durch­ forschung des Problems, und deren Ergebnisse wollen wir unmittelbar kennen lernen. Streitberg formuliert sie folgendermassen 3): 1. Das Gotische kennt den Unterschied zwischen perfek­ tiver und imperfektiver Aktionsart ebensowohl wie das Slavische, entbehrt aber der Iterativa. 2. Die Perfektiva werden durch Zusammensetzung des Verbums mit Praepositionaladverbien aus den imperfektiven Simplicien gebildet. x) Teil I: Gotisch. PBB 15. S. 70—177. Der zweite Teil, der dem Deutschen gewidmet werden sollte, ist nicht erschienen. 2) S. 77—80. 3) S. 176—177.

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3. Daneben existieren an sich schon perfektive Simplicia, denen also eine Zusammensetzung in Bezug auf die Aktionsart nichts neues mehr zu bieten vermag. 4. Auf der anderen Seite bestehen einige durative Simplicien, welche sich der Perfektivierung überhaupt oder unter gewissen Bedingungen entziehen. 5. Unter den Praepositionaladverbien ist diejenige Parti­ kel, die am meisten ihre individuelle Bedeutung eingebüsst hat, am geeignetesten, überall da verwandt zu werden, wo es sich lediglich um die Modifikation der Aktionsart handelt. Diese Partikel ist да-. 6. Der vorhandene Unterschied zwischen imperfektiver und perfektiver Aktionsart wird dazu benutzt, Lücken, die sich im Tempussystem fühlbar machen, zu ersetzen; und zwar: a) kann die Präsensform des Perfektivs zum Ausdruck des Futurs dienen. Dass dies nicht immer der Fall sein muss, beruht auf dem Mangel an Iterativen, die ermöglichen könn­ ten, auch von Perfektiven ein (duratives) Präsens zu bilden. Ein duratives Futur kann nur durch Umschreibung ausgedrückt werden. b) der verwandten aoristischen Aktionsart pflegt im Got. das Perfektiv zu entsprechen, doch ist wohl zu beachten, dass beide Bedeutungskategorien (!) trotz aller Ähnlichkeiten nicht einander decken. Das Fehlen der Iterativa bringt denselben Übelstand mit sich, wie bei a), nämlich Mangel an absoluter Konsequenz, da es verhindert neben dem perfektiven (mo­ mentanen) Praeteritum noch ein (duratives) Imperfekt zu bilden. 7. Die farblose Partikel да- verbindet sich mit Vorliebe mit dem Participium Praeteriti. Dasselbe drückt alsdann ursprünglich nichts anderes aus, als den Moment der Vollen­ dung der Handlung in der Vergangenheit, beginnt aber schon früh zur blossen Konstatierung der (absoluten) Handlung in der Vergangenheit zu verblassen. Spuren dieses Entwicklungs­ prozesses finden sich schon im Gotischen, abgeschlossen ist er im Neuhochdeutschen. Die Ergebnisse enthalten schon selber auffallende Wi­ dersprüche. Darf man auf Grund der Tatsache, dass die Prä­ sensform des vermeintlichen „Perfektivs“ zum Ausdruck der

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Zukunft dienen kann, behaupten, dass das betreffende Verbum eben perfektiv sei? Warum sollte die Präsensform derlm perfektiva zum Ausdruck der Zukunft nicht dienen können? Wenn aber ausserdem die Präsensform der Perfektiva, mag es auch aus Mangel an Iterativen sein, a u c h zum Ausdruck der Gegenwart dient, welcher Unterschied besteht dann zwi­ schen diesen „Perfektiven” und „Imperfektiven”? Dafür, dass ein duratives Futurum im Gotischen n u r durch Umschreibung ausgedrückt werden kann, gibt Streitberg keinen Beweis. Bei den Fällen, wo diese Umschreibung fehlt, sagt er schlechthin, die Zukunft sei unausgedrückt geblieben (S. 136). Im Punkte 6 b) spricht Streitberg von „ a o r i s t i s c h e r A k t i o n s a r t ” und nennt sie samt der „perfektiven Aktionsart” B e d e u ­ t u n g s k a t e g o r i e n ! Weiter heisst es, dass das Fehlen der Iterativa einen Mangel an absoluter Konsequenz mit sich bringt, „da es verhindert neben dem perfektiven (momenta­ nen) Praeteritum noch ein (duratives) Imperfektum zu bilden”. So gesteht doch Streitberg selbst, dass auch die Praeteritalform eines „Perfektivums” sowohl die Funktion eines Perfektivums, als auch eines Imperfektivums erfüllt („Iterativums” würde es wohl Streitberg nennen). Unklar ist es, warum gerade bei den Participien Praeteriti der „Moment der Vollendung“ so stark in den Vorder­ grund tritt. Nur aus dem Grunde, dass im Neuhochdeutschen die Participia Praeteriti die Vorsilbe g e- besitzen, die hier nach Streitberg allerdings „zur blossen Konstatierung der (absoluten) Handlung verblasst”? Unter dieser blossen Kon­ statierung meint Streitberg gerade das, was der perfektive Aspekt ist: „So bezeichnet denn auch das durch ge- perfektivierte Participium Praeteriti, auf der letzten Stufe seiner Entwicklung angelangt, nicht mehr den Moment der Vollen­ dung in der Vergangenheit, sondern es stellt die Handlung, ganz ohne Rücksicht auf die Dauer, als eine in sich abge­ schlossene, absolute Handlung in der Vergangenheit dar” (S. 173). Davon, dass von „perfektivierten“ Participien Prae­ teriti im Deutschen keine Rede sein kann, sehe ich voll­ kommen ab. Streitberg hat eben dadurch den Fehler begangen, die

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slavischen Aspektunterschiede aufs Gotische zu übertragen,, dass er sich über das Wesen der slavischen Aspekte nicht vollständig im klaren war, sie mit den Aktionsarten verwech­ selte und die Frage der Verwendung der Aspekte überhaupt ausser Acht liess. Freilich auf den ersten Blick trifft man im Gotischen eine Menge von Fällen, wo eine laut dem griechi­ schen Texte perfektive Handlung durch ein Kompositum, und eine imperfektive durch ein Simplex wiedergegeben ist. In Wirklichkeit aber handelt es sich bei allen diesen Zufällen um Bedeutungsnuancen, aber warum könnte man nicht behaup­ ten, dass dabei auch Aspektunterschiede zum Vorschein tre­ ten? Aus Zusammenstellung solcher Fälle können allerlei Schlüsse gezogen und auf ihrem Grund Regeln aufgestellt werden, — und das tut Streitberg. Alle Fälle, die sich in das System, das Streitberg aufgebaut hatte, nicht einfügen liessenr bedurften einer Erklärung, und der Autor geht in vielen Fällen so an die Sache, dass er die in einem bestimmten Beispiele geschilderte Situation für den gotischen Übersetzer anders deutet, als es unmittelbar aus dem griechischen Original her­ vorgeht. Gegen ein solches Verfahren kann grundsätzlich nichts eingewandt werden, aber seine Anwendung muss auf streng bestimmte Typen beschränkt werden. Im Gotischen haben wir bei jedem konkreten Beispiele stets mit zwei Unbekannten zu rechnen: 1° Aspekt des b e ­ treffenden Verbums, 2° Notwendigkeit eines bestimmten Aspek­ tes im betreffenden Satze. Die Rechnung ist nur durch Eli­ mination von 2° zu lösen1), denn nur, wenn man sich auf Fälle beruft, die e i n e n bestimmten Aspekt erfordern, kann man etwas darüber aussagen, ob das Gotische formelle Mittel verwendet, diese Fälle von den gegensätzlichen zu unterschei­ den. Somit sehen wir, dass für unser Problem nur der Ty­ pus, den wir oben als A2 bezeichnet haben, in unbeschränktem Umfange verwendbar ist; Ai können wir nur in einem gewissen Umfange benützen. Finden wir in allen Fällen e i n e r Kate- )* *) lm heutigen Slavischen, wo wir genau wissen [1°], welchen Aspekt das betreffende Verbum hat, gibt es in vielen Fällen grosse Schwierigkeiten mit der Frage, ob im betreffenden Falle nur der eine» oder auch der andere Aspekt möglich wäre.

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gorie die konsequente Verwendung e i n e s Mittels, in den anderen die eines anderen, so besteht kein Zweifel mehr. Finden wir aber gerade in diesen Fällen (die einen bestimm­ ten Aspekt erfordern) keine formelle Scheidung, so besteht auch kein Zweifel. Solche Beispiele, in denem die Situation sowohl den perfektiven, als auch den imperfektiven Aspekt zulässt (Bi, B2), können für uns nicht in Frage kommen; sie können uns keinerlei Anhaltspunkte gewähren, weil sie nach beiden Seiten hin gewertet und demzufolge für zwei gegensätzliche Behauptungen als Belege angesprochen werden können. Die Erklärungen der Nichtübereinstimmungen, die Streitberg auf sti­ listisch—technische Rücksichten zurückführt, wie: Angleichung an ein anderes nahestehendes Verbum, Einfluss des übergeord­ neten Verbums, Wortspiel usw. können auch gegen Streitberg umgewertet w erden1). Wenn sich Streitbergs „Regeln” in vielen Fällen bewäh­ ren, ist das noch kein Beweis für ihre Richtigkeit, denn, wenn •eine Sprache keine Aspekte unterscheidet, gibt es dadurch noch keine Hindernisse, dass vielleicht sogar in der Mehrzahl aller Fälle gerade dem perfektiven Aspekt einer anderen Sprache Komposita, dem imperfektiven — Simplicia entsprä­ chen; wenn aber eine Sprache Aspekte unterscheidet, so hält sie diese immer auseinander, und in keinem einzigen Falle darf sie sie vertauschen, wenn es sich um einen Situationstypus handelt, bei welchem ein bestimmter Aspekt erforderlich ist. Die Ergebnisse der Streitbergschen Forschungen stellte be­ reits im nächsten Jah re der Tscheche V. Mourek in Frage, ln seiner Arbeit „Syntaxis gotskych predložek” 2) leugnet er die perfektivierende Funktion der Vorsilben in Verbalzusammensetzun­ gen und auch die Geltung des да- als Perfektivierungsmittel ν.ατ’ εξοχήν, wie es Streitberg nennt. Die Aspektfrage zu erörtern war nicht seine unmittelbare Aufgabe, und Mourek legte keinen besonderen Nachdruck darauf, aber die Arbeit hat insofern für die Aspektfrage Bedeutung, als hier die wortbildende Funktion der Vorsilben bestimmt wird. Mourek stellt fest, dass mehrere *) Vgl. F. Kauffmann: Der Stil der gotischen Bibel. ZfdPh. 48. S. 221 ff. 2) Čislo V Spisuv poctenych jubilejni cenou Kräl. Č. Společnosti ISauk w Praze. 1890.

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Vorsilben den Verben eine Bedeutung verleihen, die eine Ausschöpfung der Handlung ausdrückt, aber er behauptet mit Recht, dass es keine derartige Erscheinung, wie die slavische Perfektivierung ist, da sich das Kompositum vom entsprechenden Sim­ plex dem Sinne nach bedeutend unterscheidet und kein genau entsprechendes Imperfektivum zur Seite hat: es bestehen im Gotischen keine Dubletten von genau gleicher Bedeutung. Wenn Mourek auf dieses Problem hätte Gewicht legen wollen* hätte er sich einer anderen Methode bedienen müssen: einzeln herausgegriffene Verba, die er als Beispiele anführt, indem er sie mit griechischen Entsprechungen zusammenstellt, besagen noch nichts über den Aspekt; der Aspekt eines Verbums* wenn er keine formelle Kennzeichen besitzt, ist nur im Zu­ sammenhang eines, oder oft sogar mehrerer Sätze zu be­ stimmen. Was die Partikel да- betrifft, stellt Mourek für sie in Verbalzusammensetzungen 8 verschiedene Bedeutungen fest* unter anderem auch definitive Bedeutung — hier betont er mit Recht, dass eine solche Handlung ebensogut imperfektiv, wie perfektiv sein kann (nach Streitberg beruht die Perfektivität darauf, dass der Moment der Vollendung berücksichtigt wird)— und ausserdem eine schlechthin verstärkende (dynamische) Funktion, — das ist der Grund, warum die Partikel да- oft so „farblos“ vorkommt. Wenn Moureks Ausführungen die Sprachforscher nicht überzeugen konnten, so liegt es vielleicht daran, dass er die Aspektfrage nur beiläufig berührte, ohne sich um ihre m etho­ dische Behandluhg zu kümmern. Eine speziell der Aspektfrage im Gotischen gewidmete Abhandlung war die Arbeit von Antonin Beer „Tri Studie о videch slovesneho deje v Gotstine“ *), eine eingehende Untersuchung mit erschöpfender Übersicht der Literatur, in scharf polemischem Tone gehalten, aber sich auf mehr subjek­ tive Gründe berufend. Beer unterzieht einzelne Positionen Streitbergs einer zweifellos berechtigten Kritik, aber bei der Auswahl von Belegen, auf die er seine Kritik stützt, ist er hist. -

x) Sitzungsber. der Böhmisch. Gesellsch. der Wissenschaft., Phil. — philol. Klasse. 1914. 1918. 1921.

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vielleicht nicht methodisch genug. Sich auf das griech. Original, den aksl. Text und das Sprachgefühl zu berufen, ist noch kein ausreichender Beweis für die Richtigkeit der Interpretation. Nur solche Situationstypen sind von Beweiskraft, in welchen eine logisch—objektive Notwendigkeit eines bestimmten Aspekts unabhängig von jedwedem Sprachgefühl gegeben ist. Es können ja doch in jeder Sprache sekundäre Besonderhei­ ten im Aspektgebrauch vorliegen, die für das Sprachgefühl wohl bindend sind, aber eben nur in der betreffenden Sprache. Gerade die negative Seite des Beweises ist leicht zu führen. Wenn jemand z. B. behaupten möchte, dass die Kon­ junktion weil solche Sätze einleitet, die einen tatsächlichen Grund angeben, da dagegen solche, in denen der Grund ein bloss angeblicher ist, so würde diese Behauptung durch An­ führen einiger mit weil eingeleiteter Sätze, die einen angebli­ chen Grund enthalten, und einiger mit da eingeleiteter, in denen es sich um tatsächliche Gründe handelt, widerlegt werden können. Man brauchte sich um solche Beispiele, die die Behauptung des Gegners scheinbar bestätigen könnten, gar nicht zu kümmern—sie könnten auf Zufällen beruhen— , wäh­ rend e r bei seinem positiven Beweis über die mit seiner Theorie nicht übereinstimmenden Fälle nicht schlechthin hin­ weggehen darf. Man müsste nur bei jedem Beispiele jeglichen Zweifel ausschliessen, ob auch in einer Gruppe der Fälle ge­ rade von einem tatsächlichen Grunde, in der anderen hinge­ gen von einem angeblichen die Rede ist. Eine zweite Möglichkeit wäre, genau gleichgeartete Bei­ spiele, die einmal mit weil, das andere Mal mit da eingeleitet sind, nebeneinander zu stellen. Nun war es Beers taktischer Fehler, dass er sich nicht aus­ schliesslich die von uns als А bezeichneten Typen zu Nutze ge­ macht, sondern mit Streitberg über solche Beispiele diskutiert hat, die keiner Diskussion unterliegen, und über die Notwendig­ keit eines bestimmten Aspektes auf Grund seines eigenen, ihm selbst nicht genügend bewusst gewordenen Sprachgefühls, oder auf Grund einer mechanischen Vergleichung mit dem griech., aksl., tschech. Text urteilt. So ist es natürlich nicht überzeugend, wenn Beer gegen

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Streitberg behauptet, dass im Beispiele: (Lk. 20. 13)... aufto pana gasaih/andans a i s t a n d . . . ai s t a n d unbedingt perfektiv sein muss, im griech. Texte heisse es doch Ισως τούτον ιδόντες εντραπήσονται, im aks). HCKZAII ССГ0 oycpAMA'klffiTZ CA, bei Mk. 12. 6. heisse es... f>atei gaaistand sunu meinana... Die Erklä­ rung Streitbergs ist in diesem Falle auch ganz merkwürdig; er sagt nämlich, dass „да- des direkt voraufgehenden даsaifaandans diese Wendung des Gedankens formalen Rück­ sichten zu liebe veranlasst haben könne“(?) Aber wozu alle die Erklärungen, wenn hier ebensogut ein Imperfektivum, wie ein Perfektivum verwendet werden kann? Im poln. Texte von Wujek lautet die Stelle: „...podobno ujrzawszy tego, o b a w i a ć s i ę b ę d ą . . . “ (imperf.). Es gibt viel mehr Beispiele solcher Art, auf die sich Beer beruft, obwohl der Aspekt gleichgültig ist, und gerade im polnischen Texte habe ich oft eine Auffassung, gegen die Beer auftritt, gefunden. Um noch ein paar Beispiele herauszugreifen: Lk. 18. 39. ...andbitun ina ei p a h a i d e d i... Beer be­ hauptet f > a h a i d e d i dürfe nur perfektiv sein, es stehe ja auch bei Mk. 10. 48. ...h/otidedun imma managai ei g a f >a h a i ­ d e di..., im Griech. stehe in beiden Fällen ινα σιωπήσω, im aksl. ДА оумльчптк. Aber bei Wujek heisst es eben in beiden Fäl­ len: „ a b у m i l c z a ł “ (imperf.). Mk.3.2. ...witaidedun imma h a i l i d e d i u sabbato daga... Beer beruft sich auf griech. εί τοις σαββάσιν θεραπεύσει, aksl. ЛШТС KZ Ca K0T7ä іі^ѣлитг. Aber bei Wujek: „jeśliby w szabaty u z d r a w i a ł “ (imperf.). (Streitbergs Erklärung: ob er die Absicht hatte zu heilen — ist auch ungenügend und in dem Falle ja vollständig unnötig). Lk. 6. 19. ...alla managei sokidedun a t t e k a n imma... Beer will wiederum a t t e k a n nur als imperfektiv ansehen,— ІСКЛДШ£ npNKACATH CA... Bei Wujek: „I wszystka rzesza pragnęła się go d o t k n ą ć . . . “ (perf.). Es gibt bei Beer ziemlich viel solcher Beispiele, in denen er unberechtigt einen bestimmten Aspekt des Verbums fordert. Ausserdem sind andere, die zwar brauchbar sind, die ich auch zum Teil im weiteren für meine Zwecke verwende, in denen aber

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die Notwendigkeit eines bestimmten Aspektes nicht mit zwin­ gender Objektivität begründet wird. Es ist nun auch kein Wunder, wenn bei diesem m etho­ dischen Verfahren Beers Arbeit den gewünschten Erfolg nicht erlangte, die Ergebnisse der Streitbergschen Untersuchung weiterhin für massgebend gelten, und die falsche Ansicht, die gotische Sprache (wie die gesamten germanischen Sprachen) kenne die Aspektunterschiede und besässe für die Aspekte formelle Ausdrucksmittel, bis heutzutage in den vergleichen­ den Grammatiken aufrecht erhalten ist. Dieser Zustand macht eine erneute Behandlung der Frage erforderlich, und es ist, um Beers guten Gründen zur vollen Anerkennung zu verhelfen, m. E. notwendig, das Problem methodisch anders anzugrei­ fen. Man darf sich nicht auf eigenes oder irgend eines Autors Sprachgefühl und Gutachten berufen, es müssen rein objektive Kriterien gefunden werden, und dies ist auf dem Wege zu erreichen, dass man von der wörtlichen Interpretation (eines herausgegriffenen Wortes) absieht, und sich an ihrer Stelle der begrifflichen Interpretation bedient. Die begriffliche Interpretatjon beruht auf der Untersu­ chung einer im Texte enthaltenen Situation auf objektive Notwendigkeit eines bestimmten Aspektes hin; eine exakte Beweiskraft besitzen solche Fälle, in denen eine Änderung des Aspektes unmöglich ist, insofern sie einen Wandel in der Situation zu Folge hat. Das sind vor allem die zeitstufen­ vergleichenden Situationstypen, und zwar kann es sich bei ihnen um V o r z e i t i g k e i t , G l e i c h z e i t i g k e i t , oder um E i n t r i t t eines neuen Vorganges handeln, während sich ein anderer vollzieht, oder nachdem er sich vollzogen hat. Bei G l e i c h z e i t i g k e i t ist die Handlung des Neben­ satzes immer in Dauer, also unvollendet, imperfektiv,—sobald sie vollendet ist, ist sie schon in Bezug auf die Handlung des Hauptsatzes v o r z e i t i g , — und hier wiederum, im Falle der V o r z e i t i g k e i t , kann sie nur vollendet sein, denn widrigen­ falls treten die beiden Handlungen in das Verhältnis der G l e i c h ­ z e i t i g k e i t zueinander. Nehmen wir z. B. folgende Situation: „als ich nach Hause ging, begegnete mir auf der Strasse mein Freund“; hier ist das Nachhausegehen nur als unvollendet

VI. 17]

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denkbar, denn, sobald es vollendet ist, bin ich schon nicht mehr auf der Strasse; umgekehrt in der Situation „als ich nach Hause kam, fand ich auf meinem Schreibtisch einen Brief” — ist die Vollendung der ersten Handlung notwendig, denn, bevor ich zu Hause bin, kann ich nichts auf meinem Schreibtisch finden. In solchen Fällen besteht also offenbar nur eine einzige Möglichkeit im Gebrauch des Aspektes. Zum anderen Situationstypus gehören solche Fälle, in welchen sowohl eine vollendete, als auch eine unvollendete Handlung denkbar ist, mit der Änderung des Aspektes aber die Situation sich ändert. Es sind z. B. an sich möglich die Situationen: a) „als ich nach Hause ging, bekam ich Kopf­ schmerzen44 und b) „als ich nach Hause gekommen war, bekam ich Kopfschmerzen“, aber beide Fälle a) und b) decken sich nicht. Der hier nötige Aspekt ist festzustellen, wenn es klar einleuchtet, welche von den beiden Situationen in der betref­ fenden Aussage gemeint ist. Eine Handlung, die eintritt, während eine andere dau­ ernde gleichsam den Hintergrund, die Unterlage dazu bietet, kann nur als vollendet auftreten. So im Beispiele: „als ich am offenen Fenster sass und las, da flog ein Vogel ins Zimmer herein“ fasst natürlich jeder die dritte Handlung als vollendet auf, denn sonst fehlte in diesem Satz der Eintritt der Hand­ lung, auf den es eben ankommt, sozusagen die Pointe; die dritte Handlung wäre dann nur eine Fortsetzung der Schilde­ rung von den in Dauer begriffenen Umständen, und man würde unwillkürlich fragen: „und was geschah denn nun eigentlich?“ Wie gesagt, nur Beispiele von derartigen Typen haben für uns Beweiskraft. Solche Fälle, in welchen der Aspekt der Handlung über­ haupt gleichgültig ist, dürfen bei der Behandlung der Frage nach formellen Unterscheidungsmitteln der Aspekte nicht her­ angezogen werden. Hier gebricht es jedweder Grundlage zur Forderung eines bestimmten Aspektes, und jede Diskussion ist in diesem Falle völlig unfruchtbar und verwirrend und trübt nur die Verhältnisse, weil es dabei schlechthin keine unwi­ derleglichen Gründe geben kann, wovon wir uns bisher über­ zeugt haben dürften. Es ändert sich z. B. die Situation dadurch

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nicht, wenn wir einmal sagen: „er ist schon längst weg, und während dieser ganzen Zeit schrieb er an mich kein Wort“, ein anderes Mal: „er ist schon längst weg, und während die­ ser ganzen Zeit hat er an mich kein Wort geschrieben“ — es ist hierbei an sich ganz gleichgültig, ob wir die Handlung des Schreibens als vollendet oder als unvollendet zum Ausdruck bringen. Solche Fälle sind selbstverständlich für unsere Zwecke unbrauchbar. Drum musste ich alle Beispiele bei Seite lassen, in d e­ nen 1) der Aspekt überhaupt gleichgültig ist, 2) zwar Än­ derung des Aspektes eine Änderung der Situation bewirkt, wo aber eine Möglichkeit verschiedener Auffassung der Si­ tuation besteht, insofern als der Zusammenhang keine An­ deutungen enthält, dass die eine oder die andere Situation gemeint ist. Wir scheiden also die Typen Bi B2 vollständig aus, den Typ Ai benützen wir in beschränktem CJmfange und nur vom Typ A2 machen wir unbeschränkten Gebrauch. Die Beispiele gruppiere ich nach folgenden Merkmalen: 1. Aus der Situation heraus ist der imperfektive Aspekt auf Grund von Gleichzeitigkeit erforderlich (wobei ich Verba finita und Participia getrennt behandle). 2. Aus der Situation heraus ist der perfektive Aspekt erforderlich: a) Vorzeitigkeit, b) Eintritt der Handlung. 3. Infinitiv nach den Verben duginnan und sweiban. 4. Weniger sichere Beispiele, die in Anlehnung an die obigen an Sicherheit gewinnen. Es wird sich dabei zeigen, dass das Gotische in Fällen, in denen zweifellos Imperfektivität erforderlich ist, Komposita verwendet, die doch nach Streitberg perfektiv sein müssten,— und umgekehrt in Fällen, in denen Perfektivität erforderlich ist, — Simplicia, die doch nach Streitberg imperfektiv sind. Es wird dadurch der Beweis erbracht werden, dass das Gotische den Verbalaspekt formell durch die Verbalkomposition nicht zum Ausdruck bringt.

IV. 19)

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1. AUS DER SITUATION HERAUS IST DER IMPERFEKTIVE ASPEKT AUF GRUND DER GLEICHZEITIGKEIT ERFORDERLICH.

1) Lk. 6. 19. „Und alles Volk begehrte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm und teilte sie alle. 20. Und Er hub seine Augen auf über seine Jünger und sprach...” Die betreffenden Verba (ging, heilte) gehören in die Schilderung der gerade in Dauer befindlichen begleitenden Umstände, des Hintergrundes, auf welchem dann eine neue Handlung eintritt: „Und Er hub seine Rügen auf..." Solche Auffassung weisen ja auch sowohl der poln. und russ. Text — imperfektive Verben — ,als auch der griech. und lat. — Imperfekta — auf. Toteż wszystek lud starał się Go dotknąć, gdyż moc p r o m i e n i o w a ł a z Niego, i u z d r a w i a ł a wszystkiej... И весь народъ искалъ прикасаться къ Нему, потому что отъ Него и с х о д и л а сила и и с ц ѣ л я л а всѣхъ... ...οτι δόναμις παρ5 αυτού

έξήρ/ετο

καί ί ά τ ο πάντας...

...quia virtus de illo e x i b a t , et s a n a b a t omnes... Im got. Texte aber finden wir in beiden Fällen Kompo­ sita: j a j alla managet sokidedun attekan imma9 unte m a jts a f imma u s i d d j a j a j g a n a s i d a alians1). 2) Mt. 9. 35. „Und Jesus ging um jer in alle Städte und Märkte, lehrte in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilete allerlei Seuche und allerlei Krank­ heit im Volke. 36. Und da er das Volk sah, jammerte ihn desselbigen...^ Die Beschreibung, wie Jesus durch Städte und Märkte dahinzieht, ist eben die Schilderung der gerade in Dauer be­ findlichen Umstände, auf deren Hintergrund sich die weitere Handlung entwickelt; das Umhergehen dauert immer fort, während eine ganze Reihe von Handlungen eintritt. Im poln. und russ. Texte stehen ja auch Imperfektiva, im griech. und lat. — Imperfekta. Vgl. Beisp. 19, 34.

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Potem o b c h o d z i ł Jezus wszystkie miasteczka i osady, ucząc po ich bóżnicach> i ogłaszając Ewangelję królestwa... И х о д и л ъ Іисусъ по всѣмъ городамъ и селеніямъ, уча въ синагогахъ ихъ, проповѣдуя Евангеліе Царствія.. καί π ε ρ ι η γ ε ν о Ιησούς τάς πόλεις πάσας καί τάς κώμας δι­ δάσκων έν ταίς συναγωγαΐς αυτών...

Et c i v c u i b a t Jesus omnes civitates, е/ cąstella, docens in synagogis eorum... Nichtsdestoweniger ist es im Got. möglich ein Komposi­ tum in dem Falle zu verwenden: jah b i t a u h Jesus baurgs allos jah h^imos laisjands in gaqumpim ize, jah merjands aiwaggeljon piudangardjos... 3) Mk. 4. 37. „Und es erhub sich ein grosser Windwirbel und warf die Wellen in das Schiff, also dass das Schiff vo ll ward. 38. Und Er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie wecketen ihn auf...” Nach einem Eintritt der Handlung — es erhub sich ein Windwirbel — folgt eine Schilderung der Situation: die Wellen drangen in das Schiff, das Schiff füllte sich allmählich mit Wasser, Jesus schlief; erst „sie weckten ihn auf“ ist Eintritt einer neuen Handlung. (Es geht ja auch aus dem weiteren Verlauf der Ereignisse hervor, dass das Schiff noch nicht völlig mit dem Wasser gefüllt war; denn 5. 1: „Und sie kamen jenseit des Meers in die Gegend der Gadarener...“) Sowohl im poln., wie im russ. Texte stehen Imperfektiva: Wtem zerwała się wielka nawałnica, i pędziła fale na łódź, tak iż się ta z a l e w a ł a ... И поднялась великая буря; волны били въ лодку, такъ чиіо она уже н а п о л н я л а с ь ... Die griech. Konstruktion mit dem Infinit. Praes. Medii bedeutet soviel, dass in der Tat das Schiff im Begriff war sich anzufüllen und noch keineswegs gefüllt war. καί γίνεται λαίλαψ άνεμου μεγάλη καί τα κύματα έπεβαλλεν εις το πλοίον, ώστε αυτό ήδη γ ε μ ί ζ ε σ θ α ι ...

fluch lat. Imperfektum zeugt von Unvollendetheit der Handlung: Et fa cta est procella magna venti, et fluctus m itte­ bat in navim, ita ut i m p l e r e t u r navis... Im Got. ein Kompositum mit ga-: jah warp skura windis

VI. 21]

DIE RSPEKTFRRGE IM GOTISCHEN

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mikila ja b wegos waltidedun in skip, swaswe ita jupan g a f ullnoda... 4) Dasselbe bei Lk. 8. 23.: parub pan swe faridedun, anasaislep; ja b atiddja skura windis in pana marisaiw, ja b д о f u 11 n o d e d u n jab birekjai waurpun... Hier enspricht да- dem griech συν- , lat. com-: ...καίκατεβη λαίλαψ άνεμου εις την λίμνην, καί σ υ ν ε π λ η ρ ο υ ν τ ο καί έκινδυνευον...

...et descendit procella venti in stagnum, et c o m p l e b a n ­ t u r, et periclitabantur... Im poln. und russ. Texte stehen natürlich auch in diesem Falle imperfektive Verben: I wpadła nawałnica na jezioro, tak iż z a l e w a ł a icb woda, i byli w niebezpieczeństwie... На озерѣ поднялся бурный вѣтеръ, и з а л и в а л о ихъ (волнами), и они были въ опасности... 5) Мк. 7. 37. „Und wunderten sich über die Massen und sprachen: Er bot alles wohl gemacht, die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend...“ Hier bietet das griech. Original: καλώς πάντα πεποίηκεν, καί τους κωφούς π ο ι ε ί άκούειν καί τούς αλάλους λαλείν..., d. h. also im ersten Falle Perfektivität, im zweiten dagegen ein imperfekti­ ves Praesens, das einen gerade in der Gegenwart dauern­ den Zustand bezeichnet. Das Gotische bietet im ersten Falle ein Praeteritum, im zweiten ein Praesens: waila allata g a t a w i d a : ja b baudans g a t a u j i p gabousjan jab unvodjandans vodjan... Dabei tritt in beiden Fällen das Kompositum gataujan auf, das Streitberg für perfektiv ansieht, und das offenbar hier im Praesens nicht perfektiv gedeutet werden kann. Die anderen Texte ändern das Tempus: Wszystko dobrze c z y n i : głuchym p r z y w r a c a s ł u c b> a niemym mowę... ...все хорошо д ѣл а е тъ . - и глухихъ дѣлаетъ слыша­ щими и нѣмыхъ — говорящими... Bene omnia f e c i t : et surdos f e c i t audire, et mutos loqui... Die slav. Texte haben in beiden Fällen Praesens, der

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[VI. 22

lat. — Perfektum, — sie sind also für die Formulierung des gotischen Textes belanglos1). 6) Lk. 7. 44. „Und er wandte sich zu dem Weibe und sprach zu Simon: Siebest du dies Weib? Ich bin kommen in dein Haus; du hast mir nicht Wasser gegeben zu meinen Füssen... “ Die Frage bedeutet natürlich soviel, wie: „siehst du sie jetzt, in diesem Augenblick?“—keineswegs aber: wirst du sie sehen?“ (etwa „hast du sie nun gesehen“ kann doch ein got. Praesens nicht bedeuten!). Nur ein solches Verhältnis kann ein griech. Praesens, poln. und russ. Praesentia imperfektiver Verba ausdrücken. καί στραφείς προς την γυναίκα τφ Σίμονι εφη· β λ έ π ε ι ς την γυναίκα...

ταύτην

.../ zwróciwszy się ku niewieście — mówił do Szymona: w /d z i ś z tę niewiastę?... И обратившись κδ женщинѣ, сказалъ Симону: в и д и ш ь ли ты эту женщину?... In dem Falle ist auch lat. Praesens ganz eindeutig: Et conversus ad mulierem, dixit Simoni: V i d e s franc mulierem?... Der got. Text: jab gawandjands sik du pizai qinon qap du Seimona: g a s a i h i s po qinon?... Der Aspekt des got. gasaihis ist also hier imperfektiv. 7) Lk. 16. 20. „Es war aber ein Armer mit Namen La­ zarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären. 21. und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Ti­ sche fielen; doch kamen die Hunde und lecketen ihm seine Schwären. 22. Es begab sich aber, dass der Arme starb“. Es bedarf keiner näheren Ausführung, dass die Lage des Lazarus hier als ein dauernder Zustand dargestellt wird. (Erst V. 22. bringt den Eintritt einer neuen Handlung). Das kommt im poln. und russ. Texte durch Imperfektiva, im griech. und lat. durch Imperfekta zum Ausdruck. !) Vgl. Beisp. 18, 42, 43, 44, 48.

VI. 23J

DIE RSPEKTFRRGE IM GOTISCHEN

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...i pragnął nasycić się f okruszynami7, co spadały ze stołu bogacza у [lecz nikt mu nie dawał];— natomiast nawet psy przy­ chodziły i so nimmt es zu und wird grösser denn alle Kohlkräuter und gewinnet grosse Zweige..." Offensichtlich nimmt das Kern erst nach Vollendung des Säens zu, — keineswegs während des Säens. So fassen ja auch die Situation die übrigen Texte auf: poln. und russ. — perfektive Verben, griech. — Aorist, lat.— Perfektum. Ale skoro z o s t a ł o p o s i a n e , wyrasta i staje się większem od wszystkich ja rzyn ... ...а когда п о с ѣ я н о 9 всходитъ и становится больше всѣхъ злаковъ... καί όταν σ π α р ή, άναβαίνει καί γίνεται πάντων τών λαχάνων μείζων...

...et cum s e m i n a t u m f u e r i t , ascendit, et fit maius omnibus oleribus... Nichtsdestoweniger verwendet hier das Gotische ein Simplex:

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jab pan s a i a d a , urrinnip ja b wairpip allaize grase maist... 17) Lk. 4. 20. „Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich...” Es ist klar, dass Jesus nicht während des Zutuns des Buches es dem Diener gab, sondern erst nachdem er es zu­ getan hatte. Die Situation ist sehr durchsichtig: es folgen drei vollendete Handlungen der Reihe nach aufeinander: Jesus tut das Buch zu, gibt es dem Diener ab, setzt sich. So fassen es auch unsere Texte auf: im poln. und russ. Texte — Participia Praeter, perfektiver Verba, im griech.—Partie, flor.,—lat. Plusquamperf. weist auf die Vorzeitigkeit hin. A z w i n ą w s z y księgą, oddał słudze i usiadł... И з а к р ы в ъ книгу и отдавъ служителю. сѣлъ... у.аі π τ ό ς α ς το βιβλίον άποδούς τψ υπηρέτη έκάθ-ισεν...

Et cum p l i e u i s s e t libvum, reddidit ministro et sedit... Im got. Texte ist das Verhältnis noch klarer, da hier im ersten Falle ein Verbum finiturn und im zweiten ein Participium steht: jab f a i f a l p pos bokos jab usgibands andbabta gasat — sodass faifalp und gasat einander beigeordnet sind und usgibands dem gasat untergeordnet. 18) Lk. 17. 10. „Also auch ihr, wenn ihr alles getan babty was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir h a b e n g e t a n , das wir zu tun schuldig waren..." Hier ist der Sachverhalt ausserordentlich klar: wenn ibv getan habt, was ihr solltet, sagt: „wir haben es getan". Es kann in dem Falle nicht heissen: während ihr tut, sagt: „wir haben es getan“. Im poln. und russ. Texte—perfektive Verba, im griech.— Aorist; im lat. ist die Vorzeitigkeit durch das Perfektum aus­ gedrückt. Tak i wy: gdy u c z y n i c i e wszystko, co wam rozkazano, mówcie: Słudzyśm y nieużyteczni; cośmy winni byli uczynić, s p e ł n i l i ś m y ... ...когда и с п о л н и т е все повелѣнное вамъ, говорите: пмы рабы ничего нестоющіе..." ...δταν π ο ι ή σ η τ ε πάντα τά διαταχθέντα ομίν, λέγετε οτι δούλοι αχρείοι έομ,εν...

VI. 29]

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. .cum f e c e r i t i s omnia, quae praecepta sunt vobis, dl· eite: Servi inutiles sumus... Gotischer Text: t a u j a i p alla po anabudanona izwis* qipaip patei skaikos unbrukjai sijum , unte pa tei skuldedum tau/a n g a t a w i d e d u m . . . Bei taujaip und gatawidedum handelt es sich offenbar um den nämlichen A sp ek t1). 19) J. 14. 3. „Und wenn ich pingepe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo Ich bin...“ In den übrigen Texten sind pingepen und bereiten einan­ der beigeordnet. Es versteht sich von selbst, dass man, um zurückkommen und jemanden nach einer bereiteten Stätte mit sich nehmen zu können, hingegangen sein und eine Stätte bereitet haben muss — diese Handlungen müssen vollendet worden sein. Im poln. und russ. Text die perfektiven Verba, im griech. der Aorist sind eben formelle Kennzeichen der Perfektivität. Gdy zaś o d e j d ę i p r z y g o t u j ą wam miejsce, znowu przyjdą i wezmą was do Siebie... И когда п о й д у и п р и г о т о в л ю вамъ мѣсто, приду опятъ и возьму васъ къ Себѣ... καί εάν π ο ρ ε υ θ -ώ , έ τ ο ι μ ά σ ω όμιν τόπον' πάλιν έρχομαι καί παραλήψομαι υμάς προς έμαυτόν...

Im lat. Texte dient das Fut. II. zum Ausdruck der Vor­ zeitigkeit. Et si a b i e r o , et p r e p a r a v e r o vobis locum: Herum venio, et accipiam vos ad meipsum... Im Gotischen dagegen finden wir hier Simplicia: jap pan jabai g a g g a, m a n w j a izwis sta d t aftra qima jab franim a izwis du mis silbin2)... 20) J. 6. 19. „Da sie nun gerudert petten bei fünf und zwanzig oder dreissig Feld Wegs, sahen sie Jesum auf dem Meere dahergehen und nahe zum Schiffe kom m en...“ Da hier die Länge der Strecke angegeben ist, kann die η Vgl. Beisp. 5, 42, 43, 44, 48. 2) Vgl. Beisp. 1, 34, 41.

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Handlung des Nebensatzes im Verhältnis zu der des H aupt­ satzes nur vorzeitig sein. Wäre nicht die Strecke bereits hin­ ter dem Boote gelegen, wie könnte von ihrer Länge überhaupt die Rede sein? — Voraussetzung dazu ist eben die Tatsache, dass der Abstand vom CJfer bis zu der Stelle, von der aus sie Jesum sahen, bereits gewonnen sei; erst dann kann er g e­ messen werden. Merkmale dieser Auffassung sind im poln. und russ. Texte — perfektive Verben, im griech,—Partie. Perf., im lat.— die Bezeichnung der Vorzeitigkeit durch Plusquamperfektum. Gdy więc u p ł y n ę l i prawie dwadzieścia piąć do trzydzieści stadyów, widzą Jezusa, kroczącego po morzu... П р о п л ы в ш и около двадцати пяти или тридцати стадій , они увидѣли Іисуса... s λη λ а κ ότ ες ρούσι τον Ίησοον...

ουν ώς σταοίοος είκοσι πέντε ή τριάκοντα θεω -

Cum r e m i g a s s e n t ergo quasi stadia viginti quinque aut triginta, vident Jesum ... Im got. Texte ist diese vollendete Handlung durch Partie. Praes. eines Verbum simplex wiedergegeben: parul) f a r j an d a n s swe spaurde . k . jalj . e . aippau . /. gasaihand Jesu gaggandan ana marein... b)

Eintritt der

Handlung.

Der grösste Teil der Beispiele dieser Gruppe stellt zwei Situationstypen dar: es vollzieht sich (dauert) eine gewisse Handlung, die zur Schilderung der Situation (des Bildes) dient, einen Hintergrund bietet, auf dem eben die betreffende Hand­ lung „eintritt“, — oder aber es tritt eine ganze Reihe von Handlungen aufeinander ein, — jede neue Handlung n achdem Ablauf der vorhergehenden, indem dann diese letzte gewöhn­ lich auch perfektiv ist; darum glaube ich auf Erörterung jedes einzelnen Beispieles verzichten zu dürfen. Ich führe sie ohne jedwede Kommentare der Reihe nach an. In allen diesen Bei­ spielen m üssten, wenn das Gotische überhaupt die Perfektivität formell bezeichnen möchte, die betreffenden , gotischen

VI. 31]

DIE ASPEKTFRRGE IM GOTISCHEN

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Verben natürlich irgend welches Merkmal der Perfektivität besitzen. 21) Mt. 26. 74. „Da hub er an sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne des Menschen nicht. Und alsbald kräbte der Hahn..." Wtedy zaczął zaklinać się i przysięgać: nie znam < tego > człowieka! A natychmiast kur z a p i a ł ... Toióa οΗδ началъ клясться и божиться, что не знаетъ Сего Человѣка. И вдругъ з а п ѣ л ъ пѣтухъ... τότε ηρςατο καταθηματίζειν καί οανύειν ότι ουκ οι δα τον άνθρω­ πον* καί ευθέως άλέκτιυρ έ φ ώ ν η σ ε ν...

Tune coepit detestari, et jurarey quia non novisset baml· nem. Et continuo gallus c a n t a v i t... ...panub dugann afdomjan jab swaran patei ni kann pana mannan. jab suns bana p r u k i da... 22) J. 18. 27. „Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald kräbte der Hahn..." Piotr zaś znowu się zaparł.— A natychmiast kur z a p i a ł ... Петръ опять отрекся; и тотчасъ з а п ѣ л ъ пѣтухъ... πάλιν ουν ήρνήσατο о Πέτρος, καί ευθέως αλέκτωρ έ φ ών η σ ε ν . . .

Iterum ergo negavit Petrus: et statim gallus c a n t a v parub aftra afaiaik Paitrus, ja b suns bana b r u k i d a 1)... 23) Lk. 5. 7. „Und sie winketen ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, dass sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kam en und fülleten beide Schiffe voll, also dass sie sanken: 8. Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesu zu den Knieen und sprach: Herr, gehe von mir hinaus! ich bin ein sündiger Mensch..." Widząc [toj Szymon Piotr, p r z y p a d ł do kolan Jezusa... Увидѣвъ это, Симонъ Петръ п р и п а л ъ къ колѣнамъ Іисуса... ίδών δέ Σίμ,ων Πέτρος π ρ ο σ έ π ε σ ε ν τοΐς γόνασιν Ιησού...

Quod cum videret Simon Petrus, p r o c i d i t ad genua Jesu... gaumjands pan Seimon Paitrus, d r a u s du kniwam Jeauis... H Vgl. Beisp. 35.

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24) Lk. 8. 27. „Und als er austrat auf das Land, bege­ gnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte Teufel von lan­ ger Zeit her und tat keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern in den Gräbern. 28. Da er aber Jesum sah, schrie er und fiel vor ihm nieder und rief laut und sprach...“ [On] < t o > widząc Jezusa , u p a d ł przed Nim i silnym głosem zawołał·.· Онъ, увидѣвъ Іисуса, вскричалъ, п а л ъ предъ Нимъ и гром­ кимъ голосомъ сказалъ... ίδών os τον Τησούν και άνακράξας π ρ ο σ ε π ε σ ε ν φωνή μεγάλη είπεν...

αύτφ καί

Is> ut vidit Jesum , p r o c i d i t ante illum: et exclamans voce mag na у dixit... gasaihands pan Jesu jab ufbropjands d r a u s du imma jab stibnai mikilai ąap... 25) J. 11. 31. „Die Juden, die bei ihr im Hause waren und trösteten sie [d. i. sie trösteten], da sie sahen Maria, dass sie eilend aufstund und hinausging, folgeten sie ihr nach und sprachen: Sie gehet hin zum Grabe, dass sie daselbst weine. 32. Als nun Maria kam, da Jesu s war, und sah ihn, fiel sie zu seinen Füssen und sprach zu ihm...” Gdy zatem Marja przyszłat gdzie był Jesus, i zobaczyła Go» p a d ł a Mu do nóg··. Марія же%приьиедши туда, гдѣ былъ Іисусъ, и увидѣвши Его, п а л а ьъ ногамъ Е іо... ή ουν Μαρία ώς ήλθ-εν οπού ήν ό Ιησούς, ιδούσα αυτόν Š π ε σ ε ν αυτού εις τούς πόδας...

Maria ergo, cum venisset, ubi erat JesuSy videns eum c e c i d i t ad pedes eius... ip Marja; sunsei ąam parei was Jesus, gasaihandei Ina d r a u s imma du fo tu m ... 26) Mt. 9. 23. „Und als er in des O bersten Haus kam und sah die Pfeifer und das Getümmel des Volks, 24. sprach er zu ihnen: Weichet! denn das Mägdlein ist nicht tot, son­ dern es schläft. Und sie verlachten ihn. 25. Als aber das Volk ausgetrieben war, ging er hinein und ergriff sie bei der Hand; da stund das Mägdlein auf...“

VI. 33]

.DIE RSPEKTFRRQE IM GOTISCHEN

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Gdy jednak usunięto tłum, w szedł i u j ą ł rękę je j , — a dziewczę wstało... Онъ воіиедъ в з я л ъ ее за руку, и дѣвица встала... ...είσελθών έ κ ρ ά τ η σ ε ν τής χειρδς αυτής, καί ήγερθη το κοράσιον... {...intravit: et t e n u i t manum eius. Et surrexit puella). ...atgaggands inn p a b a i d a bandu izos, ja b urrais so m aw i1)... 27) Mk. 5. 32. „Und er sah sich um nach der, die das getan hatte. 33. Das Weib aber fürchtete sich und zitterte (denn sie wusste, was an ihr geschehen war), kam und fie l vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit...“ Niewiasta więc — świadoma tego, co w niej zaszło— z trwo­ gą i drżeniem zbliżyła się i u p a d ł a przed N im ... Женщина въ страхѣ и трепетѣ, зная, что съ нею про­ изошло, подошла, п а л а предъ Нимъ... ...είδοία 8 γέγονεν επ’ αυτή, ήλθεν καί π ρ ο σ έ π ε σ ε ν αύτω.., ...sciens, quod factum esset in se, venit et p r o c i d i t an­ te eum... ip so ąino ogandei jab reirandei, witandei patei warp bi ijaf qam jab d r a u s du im m a... 28) Mk. 14. 46. „Die aber legten ihre Hände an ihn und griffen ihn. 47. Einer aber von denen, die dabeistunden, zog sein Schwert aus und scblug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab...“ Jeden zaś z tycb> którzy około Niego stali, dobywszy mie­ cza, u d e r z y ł sługę arcykapłana... Одинъ же изъ стоявшихъ тутъ извлекъ мечъ, у д а р и л ъ раба первосвященникова... ...σπασάμ,ενος την ιχάχαιραν ε π a ι σ ε ν τον δουλον τού άρχιερέως... ...educens gladium, p e r c u s s i t servum summi sacerdotis... ip ains sums p ize atstandandane imma uslukands pairu s l o b skalk aupumistins gudjins... 29) J. 18. 10. „Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und scblug nach des Hohenpriesters Knechte und hieb ihm sein rechtes Ohr ab...” Vgl. Beisp. 47.

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(VI. 34

A Szymon Piotr, mając miecz, dobył go i u d e r z y ł sługę arcykapłana... Симот же Петръ, имѣ я мечъ, извлекъ ею, и у д а р и л ъ первосвященническаго раба... Σίμων ουν Πέτρος έ'χων μάχαιραν εΐλκυσεν αυτήν καί ε π α ι σ ε ν τον τού άρχιερέως δουλον... Simon ergo Petrus, frabens gladium , eduxit eum, ei p e r c и s s i t pontificis servum... Seimon Paitrus babands bairu, uslauk ina jab s l o b pis aubumistins gudjins skalk... 30) Lk. 6. 12. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass er ging auf einen Berg, zu beten; er blieb über Nacht in dem Gebet zu Gott. 13. Und da es Tag ward, rief er seinen J ü n ­ gern und erwählte ihrer zwölf, welche er auch Apostel nannte...“ „Welche er auch Apostel nannte” — bedeutet hier offen­ sichtlich: „denen er jetzt die Bezeichnung „Apostel” verlieh“. ...przywołał uczniów swycb, i wybrał z pomiędzy nieb dwu­ nastu, których też n a z w a ł apostołami... ...призвалъ учениковъ Своихъ и избралъ изъ нихъ двѣнад­ цать, которыхъ и н а и м е н о в а л ъ Апостолами... ...καί έκλεξάμενος απ’ αυτών δώδεκα, ους καί αποστόλους (ονό­ μ α σ ε ν... ...et elegit duodecim ex ipsis (quos et Apostolos n o m i­ n a v i t)... ...atwopida siponjans seinans jab gawaljands us im twalib, panzei jab apaustuluns n a m n i d a ... 31) J. 18. 31. „Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dür­ fen niemand töten... 33. Da ging Pilatus wieder hinein ins Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm: Bist Du der J u ­ den König?...“ Piłat przeto w szedł powtórnie do pretoryum, / z a w e z ­ w a ł Jezusa i rzekł do Niego... Тогда Пилатъ опять вошелъ въ преторію, и п р и з в а л ъ Іисуса, и сказалъ Е м у... εισήλθεν ουν εις το πραιτώριον πάλιν ό Πειλάτος καί έ φών η σ ε ν τον Τησοϋν καί είπεν αύτφ... Intravit ergo Herum in praetorium Pilatus, et v o c a v i t Jesunh et dixit ei...

VI. 35]

DIE RSPEKTFRRGE IM GOTISCHEN

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< parub > galaip in praitauria aftva Peilatus ja b w ό­ ρ ι ά а Jesu qapub im m a...

In den drei nächsten Beispielen haben wir im griech., lat. und poln. Texte ein Praesens historicum, in einem der Beispiele auch im russ. Texte. Das Praesens historicum kann bekanntlich eine vergangene perfektive Handlung bezeichnen und tritt auch dann, genau so wie im Poln. *), im im perfekti­ ven Aspekt auf, während wir sie im Praeteritum als perfektiv auffassen. Besässe das Gotische formelle Ausdrucksmittel für den perfektiven und imperfektiven Aspekt, so m üsste es eine solche Handlung, wenn nicht durch das Praesens histo­ ricum, so doch im Praeteritum durch ein perfektives Verbum ausdrücken. 32) Mk. 7. 31. „Und da er wieder ausging von den Gren­ zen von Tyrus und Sidon, kam er an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. 32. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, dass er die Hand auf ihn legte...“ Wtem p r z y p r o w a d z a j ą Mu głuchego niemową i pro­ szą Gof by włożył nań rąką... П р и в е л и кд Нему глухаю косноязычнаго и просили Eto возложить на него руку... καί φ ś р о о σ i V αοτφ κωφόν μογιλάλον, καί παρακαλοϋσιν αυτόν ΐνα έπι-θ-γ] αυτώ τήν χεΐρα...

Et a d d u c u n t ei surdum et mutumt et deprecabantur eum, ut imponat Uli manum... jab b e r u n du imma baudana stammana jab bedun ina ei lagidedi imma bandau... 33) Mk. 8. 22. „Und er kam gen Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anrührte..." I p r z y p r o w a d z a j ą doń ślepego, prosząc Go, aby sią go dotknął... Vgl. E. Koschmieder: Nauka o aspektach czasownika polskiego. S. 97-102.

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[VI. 36

...2/ п р и в о д я т ъ къ Нему слѣпаго и просятъ, чтобы прикоснулся къ нему... ...καί φε ρ ο υ σ ι ν αύτφ τυφλόν καί παρακαλούσιν αυτόν ΐνα αύτοΰ αψηται... ...ei a d d u c u n t ei caecum, ei vogabant eum, ut illum tang eret... ...jab b e r u n du imma blindan ja b bedun ina ei imma attaitoku.. 34) Mk. 11. 20. „Und am Morgen gingen sie vorüber und sahen den Feigenbaum, dass er verdorret war bis auf die Wurzel. 21. Und Petrus gedachte dran und sprach zu ihm... 22. Jesus antwortete und sprach zu ihnen... 27. Und sie kamen abermal gen Jerusalem . Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die H ohenpriester...“ I znowu p r z y c h o d z ą do Jerozolimy... П р и ш л и опятъ въ Іерусалимъ... καί έ ρ χ ο ν τ α ι πάλιν εις Ιεροσόλυμα.

Et v e n i u n t rursus Jerosolymam. ja b i d d j e d u n aftra du Jairusaulwmai...l) Die Situation im folgenden Beispiele ist etwas anders als in den obigen und bedarf besonderer Erörterung. 35) Mk. 14. 72. „Und der Hahn krähte zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesu s zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kräbet, wirst du mich dreimal ver­ leugnen...“ Wollte man hier die Handlung des Krähens imperfektiv auffassen, so würde es bedeuten: „bevor der Hahn damit beschäftigt sein wird, zweimal zu krähen“; das aber ist ohne Zweifel nicht der Sinn der Stelle, sondern eben: „bevor der Hahn zweimal das Krähen ausgeführt hat (haben wird)“, und das ist, wovon auch andere Texte zeugen, nur perfektiv denkbar. Im poln. und russ. Texte perfektive Verba: Zanim kur dwakroć z a p i e j e , ty się Mnie po trzykroć zaprzesz... ...прежде нежели пѣтухъ п р о п о е т ъ дважды, трижды отречешъся отъ М еня... Ч Vgl. Beisp. 1, 19.

VI. 37]

DIE flSPEKTFRRGE IM GOTISCHEN

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Im griech. Original Infinit, Aoristi: ...οτι πριν άλεκτορα φ ω ν ή σ α ι δίς άπαρνήστ] με τρις... Lat. Conj. Praes. ist durch äusserlich-formelle syntakti­ sche Konstruktion bedingt, aber das priusquam bedeutet Vor­ zeitigkeit: Priusquam gallus c a n t e t bis, ter me negabis... Im Got. jedoch ein Simplex: ...faurpize pana p r u k j a i twaim sinpam, inwidis mik prim sinpam *)... 3. INFINITIV NACH DEN VERBEN duginnan UND sweiban. Die Hilfsverba mit der Bedeutung beginnen, aufpören (auch fortsetzen) können nur den Infinitiv imperfektiver Verba nach sich haben. Beginnen kann man nur mit einer Handlung, die im nächsten Moment weiter fortgeführt wird — und gerade d a s bedeutet ja „beginnen“. D. h. also es beginnt stets ein „Wäh­ ren ”, nicht aber der „Eintritt“ einer Handlung oder ihr Ge­ schehensein. Wenn ich zu schreiben beginne, so bedeutet das, dass ich schreibe und im nächsten Augenblick weiter schrei­ ben werde (also Richtungsbezug: Vergangenheit — > Zukunft). Wenn, wie Rešetar das so klar hervorhebt, ein perfektives Verbum dem deutschen Infinitiv Perfekti am nächsten kommt, so geht auch aus der Unmöglichkeit einer Zusammenstellung wie „er begann geschrieben zu haben“ ganz deutlich die Un­ verwendbarkeit eines perfektiven Infinitivs nach „beginnen“ hervor. Es würde ja dann eine schon vollendete Handlung fortgesetzt werden können. Ganz dasselbe gilt vom „Aufhören“. Ich kann eben nur mit einer Tätigkeit aufhören, die ge­ rade noch im „W ähren” begriffen ist, nicht aber mit einer, die bereits aufgehört hat. Das bezeugen das Griech., sowie die slav. Sprachen, in denen die entsprechenden Verba stets im imperfektiven Aspekt auftreten. So können also die in Ver­ bindung mit duginnan und sweiban auftretenden Verba nur als Imperfektiva bew ertet werden; in unseren Beispielen sind es Komposita und das Verbum qipan (welches ein perfektives Simplex sein soll) und dieses sogar praefigiert. !) Vgl. Beisp. 21, 22.

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[VI. 38

36) Lk. 20. 9. „Er fing aber an zu sagen dem Volke dies G leichnis../ I z a c z ą ł ludowi o p o w i a d a ć tą przypowieść... И н а ч а л ъ Онъ г о в о р и т ь кг народу притчу сію... ή'ρξατο δέ προς τον λαόν λ έ γ ε ι ν την παραβολήν... C o e p i t autem d i c e r e ad plebem parabolom franc— d u g a n n pan du managein q i p a n po gajukon... ąipan kommt noch ausserdem in Verbindung mit duginnan an folgenden Stellen vor: Mk. X. 28, 32, 47; XII. 1; XIV. 69; Lk. III. 8. 37) Mk. 1. 45. „Er aber, da er hinauskam, bub er an und sagte viel davon und machte die Geschichte rucbtbar..." Wszelako tenże po odejściu j ą ł < szeroko > głosić i r o z ­ p o w i a d a ć , co zaszło... A om вышедг н а ч а л г провозглашать и р а з с к а з ы ­ в а т ь о происшедшемг... ό δε έςελθών ή р ς α τ ο κηρύσσειν πολλά καί ό ι α φ η μ ί ζ ε ι ν· τον λόγον... A t ille egressus c o e p i t praedicare, et d i f f a m a r e sermonem·.. ip is usgaggands d u g a n n merjan filu ja [? и s q i p a n pata waurd... 38) Mk. 11. 15. „Und Jesu s ging in den Tempel, fing an und trieb aus die Verkäufer und Käufer in dem Tempel”... A wszedłszy do świątyni, z a c z ą ł w y p ę d z a ć sprzeda­ jących i kupujących w świątyni... Іисусг, вошедг въ храмъ, н а ч а л ъ в ы г о н я т ь продающихъ и покупающихъ въ храмѣ... ...V) р £ α τ о εκ β ά λ λ ε ι ν τους πωλουντας καί αγοράζοντας... ...сo e p i t e j i c e r e vendentes et em entes... ...d u g a n n u s w a i r p a n pans frabugjandans jah bugjandans 1)... Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Kompositum frabugjan und Simplex bugjan wie** *) Vgl. Beisp. 9.

VI. 39]

DIE ASPEKTFRAGE IM GOTISCHEN

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derum nicht Perfektivum und Imperfektivum sind, sondern nur Bedeutungsunterschiede aufweisen *). Ein genau gleichgeartetes Beispiel bei Lk. 19. 45. 39) Mk. 6. 7. „Und er berief die Zwölfe und l)ub an und sandte sie je zween und zween...“ I zwołał Dwunastu i z a c z ą ł icb w y s y ł a ć po dwóclj... Я призвавъ двѣнадцатьf н а ч а л ъ п о с ы л а т ь ихъ по два... καί προσκαλείται τούς δώδεκα και ή ρ ς α τ ο αυτούς λ ε ι V δύο δύο...

ά π ο σ τ ε λ-

Et vocavit duodecim: et c o e p i t eos m i t t e r e binos... ...jab d u g a n n ins i n s a n d j a n twans h/anzub... 40) Lk. 7. 45. „Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber, nachdem sie hereinkom m en ist, bot sie nicht abgelassen, meine Füsse zu küssen...“ ...ona za ś, zaledwie weszła, nie p r z e s t a ł a stóp moicb c a ł o w a ć ... ...а она съ тѣхъ поръ какъ Я пришелъ, не п е р е с т а ­ е т ъ ц ѣ л о в а т ь у М еня ноги... ...αυτή δέ άφ** ής είσηλθον ού δ ι έ λ ε ι π ε ν μου τούς πόδας...

καταφιλούσά

...baec autem ex quo intravit, non c e s s a v i t o s c u l a r i pedes meos... ...ip siy fram pammei innatiddja, ni s w a i f b i k u k j a n fotuns m einans2)... 4. WENIGER SICHERE BEISPIELE, DIE IN ANLEHNUNG AN DIE OBIGEN AN SICHERHEIT GEWINNEN.

Hierher gehören solche Fälle, in denen grundsätzlich beide Aspekte möglich wären, jedoch eine bestim m te Fassung viel wahrscheinlicher ist als die andere, und wо kaum für Wulfila eine Veranlassung vorlag, die Auffassung des Originals in der Übersetzung zu ändern, sofern er überhaupt die As') Vgl. Beisp. 50. ,J) S. auch Beisp. 21, 50.

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[VI. 40

pekte in seiner Muttersprache unterschied. In Anlehnung an die unstreitbar sicheren Beispiele verdienen auch sie berück­ sichtigt zu werden. 41) Mt. 25. 41. „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!..." -gaggip fairra mis, ju s fraqipanans> in fon p a ta aiweino, p ata m a n w i d o unbulpin ja b aggiluw is... Das Partie, praet. ist vor allem passiv; hinsichtlich der Zeit­ stufe kann es sich vielleicht auch (wie im Dt.) auf die Ge­ genwart beziehen. Es könnte also auch heissen: „gehet in das Feuer, das bereitet wird (gerade jetzt, während ich das sage)”, oder ganz einfach „geht in das Feuer, das einmal für den Teufel bereitet w urde”,—dann wäre ja die Handlung des Bereitens als unvollendet dargestellt. Aber eine solche Auffassung ist bei Wuifila kaum anzu­ nehmen. Jedenfalls fassen der poln. und der russ. Text (per­ fektive Verba), sowie der griech. (Partie. Perf.) und der lat. (Perfektum) die Handlung als vollendet auf. Precz ode Mnie przeklęci w ogień wieczny, który p r z y ­ g o t o w a n o dla Szatana i aniołów jego/... ...идите отъ М еня, проклятые, въ огонъ вѣчный, у г о ­ т о в а н н ы й діаволу и ангеламъ его... ...πορευεσθε απ’ εμού, οί κατηρααενοι, εις το πυρ το αιώνιον το ή τ ο ι [λ α σ (λ έ Vо V τψ διαβόλψ και τοίς άγγέλοις αύτου...

Disąedite a me maledicti in ignem aeternum, qui p a r a t u s e s t diabolo, et angelis e iu s1)... 42) , 43), 44). Mat. 9. 28. „Und da er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesu s sprach zu ihnen! Glaubt ihr, dass ich euch solches tun kann?...” Die Frage Jesu bedeutet nicht etwa: „glaubt ihr, dass ich die Macht habe, mit solchen Taten beschäftigt zu sein?“ An sich ist solche Frage ohne weiteres möglich, aber jeder Le­ ser bekommt hier doch einen anderen Eindruck. Nämlich, dass Jesus fragt: „glaubt ihr, dass ich das zusammenbringe, dass ihr wieder sehend w erdet?“ Sogar aus dem deutschen Texte J) Vgl. Beisp. 19.

41 VI.]

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ist gerade solche Auffassung ersichtlich; „glaubt ihr, dass ich eucfp solches tun kann?“ — dieses euch weist deutlich auf den bestim m ten einzelnen Fall hin, und in diesem Falle komm t es selbstverständlich auf eine perfektive Handlung an. Das drücken auch poln. und russ. Perfektiva und der griech. Infinit. Aor. aus. Jezus rzecze do nici): Wierzycie, że mocen jestem [wam] to u c z y n i ć ? . . . H говоритъ имъ Іисусъ: вѣруете л и , что Я люгу это с д ѣл а ть ? . * . ...καί λέγε: αύτοΐς ά Ιησούς· πιστεύετε δτι δύναμαι τούτο π ο ί η σ α ι... Der latein. Infinit, sagt nichts über den Aspekt. Genau die gleiche Situation haben wir im Beispiele: Mk. 10. 51. „Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde...“ Nur kann hier einzig der poln. Text herangezogen werden: A Jezus odezwał się mówiąc doń: Co cbcesz bym ci u c z у n ił? Im russ. Texte nämlich lautet die Frage: „was willst du von mir?“, das griech. Futurum ist vollständig gleichgültig dem Aspekt gegenüber, das Lateinische kann in einem i s o l i e r t e n F a l l e kein Zeugnis abgeben. Dieselbe Situation haben wir noch in einem dritten Falle, aber hier steht sie auch im russ. und griech. Texte fest: Mk. 10. 35. „Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du uns tuestf was wir dich bitten werden. 36. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich euch tue?.·“ M istrzu, cipcemy, abyś nam u c z y n i ł , o cokolwiek poprosimy. 36. A On im rzekł: Cóż cfpcecie, abym wam u c z y n ił? ... Учитель: мы желаемъ, чтобы Ты с д ѣ л а л ъ намъ, о чемъ попросимъ. 36. Онъ сказалъ илгъ: что хотите, чтобы Я с д ѣ л а л ъ вамъ?*.. ...διδάσκαλε, θέλομεν Τνα δ εάν σε αιτήσωμεν π ο ί η σ η ς ήμίν. 36. δ δε είπεν αύτοΐς* τί θέλετε π ο ι η σ α ί με ύμίν...

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[VI. 42

Im gotischen Texte stehen in allen diesen Fällen Formen des Verbum simplex taujan: M t 9. 28. ...jaf) qap im Jesus: ga-u-laubjats patei magjau p ata t a u j a n ?,.. Mk. 10. 51. ...qap du imma Jesus: h a wileis ei t a u j a u bus?... Mk. 10.35. ..Jaisari, wileima ei patei puk bidjos, t a u j a i s uggkis. 36. ip Jesus qap im: h a wileits t a u j a n mik igqis?...1) 45) Mt. 25. 38. „Wann haben wir dich einen Gast g ese­ hen und beherberget? oder nacket und haben dich bekleidet? 39. Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir kom m en?.·“ Mt. 25. 42. „Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeiset. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränket. 43. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich nicht be­ herberget. Ich bin nacket gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht..." haben beherberget, bekleidet, sind kommen im ersten Bei­ spiele,— habt gespeiset, getränket, beherberget, bekleidet, be­ sucht— im zweiten könnten freilich verschiedenen Aspekt ha­ ben, es liegt aber nahe und ist jedem Menschen eigen, alle diese Handlungen in demselben Aspekt auszudrücken. So machen es der poln. und russ. Übersetzer, so steht es im griech. Original und im lat. Texte: 38. Kiedy to widzieliśmy Cię gościem, a p r z y j ę l i ś m y [Cię], lub nagim, a o d z i a l i ś m y [Cię]? 39. [Albo] kiedy to widzieliśmy Cię chorym, czy więźniem, a p r z y s z l i ś m y do Ciebie?... 42. Albowiem łaknąłem, a nie d a l i ś c i e Mi jeść; czułem pragnienie, a nie d a l i ś c i e Mi pić; 43. byłem gościem, a nie p r z y j ę l i ś c i e Mnie; nagim, a nie o d z i a l i ś c i e Mnie; chorym i więźniem, a nie o d w i e d z i l i ś c i e Mnie... 4 Vgl. Beisp. 5, 18, 48.

VI. 43]

DIE ASPEKTFRAGE IM GOTISCHEN

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38. когда мы видѣли Тебя странникомъ, и п р и н я л и ? или нагимъ, и о д ѣ л и ? 39. когда мы видѣли Тебя больнымъ, или въ темницѣ, и п р и ш л и къ Тебѣ?.., 42. ибо алкалъ Я , и вы не д а л и Мнѣ есть; жаждалъ, и вы не н а п о и л и Меня; 43. былъ странникомъ, и не п р и н я л и Меня; былъ нагъ, и не о д ѣ л и Меня; боленъ и въ темницѣ, и не п о с ѣ т и л и Меня.., 38. πότε oś σε εί'δομεν ξένον καί σ υ ν η γ ά γ ο μ ε ν; ή γυμνόν καί π ε ρ ι ε β ά λ ο μ ε ν; 39. πότε δε σε εί'δομεν ασθενή ή εν φυλακή καί ή λ θ ο μ ε ν πρός σε... 42. επείνασα γάρ καί ούκ έ δ ώ κ α τ ε μοι φαγείν, έδίψησα καί ούκ έ π ο τ ί σ α τ έ με, 43. ξένος ήμην καί ο υ σ υ ν η γ ά γ ε τ ε με, γυμνός καί ού π ε ρ ι ε β ά λ ε τ ε με, ασθενής καί έν φυλακή καί ούκ έ π ε σ κ έ ψ α σ θ έ με... 38. ąuando autem te vidimusbospitem, et c o l l e g i m u s te: aut nudum, et c o o p e r u i m u s te? 39. aut ąuando te vidimus infirm um, aut in carcer e, et ν en im u s ad te? 42. esurivi enimt et non d e d i s t i s mity manducare: sitivi, et non d e d i s t i s mibi potum: 43. bospes eram, et non с о IIe g i s t i s me: nudus} et non c o o p e r u i s t i s me: infirmus, et in carcere, et non v i s i t a s t i s m e... Vergleichen wir die Texte mit dem gotischen: 38. h/anub pan puk sehrum gast jab g a l a p o d e d u m ? aippau naqadana ja b w a s i d e d u m ? 39. hanub pan puk sehum siukana aippau in karkarai jab a t i d d j e d u m du pus?... 42. unte gredags was jan-ni g e b u p mis matjan; afpaursips was jan-ni d r a g k i d e d u p mik; 43. gasts jan-ni g a l a p o d e d u p mik; naqaps jan-ni w a s i d e d u p m ik; siuks jab in karkarai jan-ni g a w e i s o d e d u p meina... Nach Streitberg wären wasidedum, dragkidedup, waside-

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d u p — Imperfektiva, die übrigen Verba (gebup m itgerechnet)— Perfektiva. In Wirklichkeit sind sie alle weder Perfektiva noch Imperfektiva: die Funktion der Praefixe bei den Komposita ist hier sehr leicht erkennbar — es handelt sich nur um die Be­ deutungsnuance der Verba: a t- bei atiddjedum ist selbstver­ ständlich, да- bei galapodedum, galapodedup hat entsprechen­ des συν- im griechischen Original und bei gaweisodedup hat да- die Bedeutung des deutschen be- (besuchen). 46) Mk. 14. 6. „Jesus aber sprach: Lasset sie mit Frie­ den! [d. i. in Frieden] Was bekümmert ihr sie? Sie fyat ein gut Werk an mir getan...“ „Lasset sie!“ spricht Jesus zu Simons, des Aussätzigen, Gästen: „hört auf sie zu beküm mern!“ Die Gäste sind eben mit dem „Beküm m ern” beschäftigt, sonst wäre kein Anlass da gewesen zu sagen: „bekümmert sie nicht m ehr”. Die Hand­ lung des Bekümmerns ist in Dauer begriffen, imperfektiv. In allen unseren Texten stehen Praesentia,—im poln. und russ.—imperfektive Verba. Die nächste Aussage Jesu ist: „das Werk, das sie an mir getan hat (jetzt ist es bereits vorbei), ist g u t“; kaum würde wohl Jesus hier sagen wollen: „sie war mit einem guten Werk beschäftigt“, obwohl das an und für sich möglich wäre. Von dieser Auffassung zeugen der poln. und russ. T e x t— Perfek­ tiva—, sowie der griech. Aor. und das lat. Perfektum, und es lag für Wulfila keine Veranlassung vor, die Auffassung zu ändern. Czemu je j przykrość s p r a w i a c i e ? dobry uczynek Mi w y ś w i a d c z y ł a . . . ...чмо ее смущаете? она доброе дѣло с д ѣ л а л а для М еня... ,.,τί αυτή κόπους π α ρ έ χ ε τ ε ; καλόν εργον ε ί ρ γ ά σ α τ ο έν έμοί...

...quid Uli m ö l e s t i e s t i s ? Bonum opus o p e r a t a e s t in me... Im got. Texte steht gerade im ersten Falle ein Kompo­ situm ,— im zweiten — ein Simplex: ...duhe izai u s p r i u t i p ? pannu gop waurstw w a u r h t a Ы mis... 47) Lk. 4. 42. „Da es aber Tag ward, ging er hinaus an eine wüste Stätte; und das Volk suchte ihn und kamen zu ihm

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und ibn auf, dass er nicht von ihnen ginge. 43. Er sprach aber zu ihnen: Ich muss auch anderen Städten das Evangelium verkündigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt. 44. Und er predigte in den Schulen Galiläas... „Sie hielten ihn auf ” bedeutet soviel, wie: „sie bem üh­ ten sich ihn nicht gehen zu lassen"; aus dem Zusammenhang sehen wir, dass es ihnen nicht gelang; — die Handlung des Rufhaltens ist in ihrer Dauer dargestellt. Der poln. und russ. Text bezeichnen diese Handlung durch imperfektive Verba, das griech. Original und der lat. Text durch Imperfekta: Rzesze zaś szukały Go, i dotarły aż do Niego, i z a t r z y j m y w a ł y Go... ...u народъ искалъ Ею и, прииіедъ къ Нему, у д е р ж и ­ в а л ъ Em... ...7.αί оI οχλοι έζήτουν αυτόν καί ήλ·0·ον έως αυτού καί κ α τ ε ί χ ο ν αύτόν...

...et turbae requirebant eum, et venevunt usque ad ipsum, et d e t i n e b a n t illum... Der got. Text: ...jab manageins sokidedun Ina jab qemun und ina jab g a b er b a i d e d и n ina... ...gababaidedun ist hier wohl als imperfektiv aufzufassen. Jedenfalls lag bestim m t für Wulfila keine Veranlassung vor, den Rspekt des Originals zu ändern, insofern er überhaupt Aspekte unterschied *). 48) Lk. 8. 8. „Und etliches fiel auf ein gut Land; und es ging auf und trug hundertfältige Frucht...“ Im grieęh. Original entspricht dem deutsch. btrug“ έποίησεν: καί έτερον επεσεν εις την γην την άγαΟ-ην καί καρπόν έκατονταπλασίονα...

έ'φυεν καί

έποίησεν

So lautet auch der lateinische Text: Et aliud cecidit in terram bonam: et ortum f e c i t fru ctum centuplum... Die slavischen Übersetzer, sowie der deutsche, ersetzen das in ihrer Sprache in solchem Zusammenhänge nicht ge­ bräuchliche Verbum „m achen” durch das Verbum „tragen“, *) Vgl. Beisp. 26.

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behalten aber den Aspekt des Originals bei, weil eben durch­ aus keine Veranlassung zur Änderung des Aspektes vorliegt: Inne wreszcie padło na ziemią dobrą, / wzrósłszy, p r z y ­ n i o s ł o plon stokrotny... ...а иное упало на добрую землю и взоиіедъ п р и н е с л о плодъ сторинный... Der gotische Übersetzer hält sich bei der Wortwahl g e­ nau an das griech. Original und übersetzt ποιείν mit taujan: ja b anpar gadraus ana airpai godai ja b uskeinoda jab t a w i d a akran taibuntaibundfalp...— und es ist eben nicht einzusehen, warum Wulfila hier gerade eine Änderung des Aspektes vorgenommen hätte !). 49) Lk. 8. 27. „Und als er austrat auf das Land, b ege­ gnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte Teufel von lan­ ger Zeit her und tat keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern in den Gräbern...” Dass der Besessene keine Kleider antat und in keinem Hause wohnte, war ein dauernder Zustand, der noch damals dauerte, als der Besessene Jesu begegnete, — also handelt es sich hier um den imperfektiven Aspekt. Das zeigen auch unsere Texte: im poln. und russ. — im­ perfektive Verba, im griech. und lat.— Imperfekta. Opętany przez szatana, ju ż od dłuższego czasu nie nosił ubrania, ani w domu nie m i e s z k a ł , ale w grobowcach··· ...встрѣтилъ Eto одинъ человѣкъ изъ города, одержимой бѣсами съ давняго времени, и въ одежду не одѣвавшійсяу и ж и в ш і й не въ домѣ, а въ гробахъ... ...ος είχεν δαιμόνια έκ χρόνων ικανών καί ίμάτιον ουκ κετο καί εν οικία ούκ ε μ ε ν ε ν, άλλ’ εν τοίς μν^μασιν...

ένεόιόύσ-

...ocurrit illi vir quidam, qui babek*2* daemonium iam ternporibus m ultis, et vestimento non induebatur, neque in domo m a n e b a t , sed in monumentis... Got. Text: ...gamotida imma wair sums us baurg saei babaida unbulpons mela lagga jab wastjom ni gawasips was ja b in garda ni g a w a s , ak in blaiwasnom... x)

Vgl. Beisp. 5, 18, 42, 43, 44.

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Wisan (Praet. wisa) ist im Streitbergs Wörterbuch als 'weilen t 'bleiben übersetzt, gawisan- als 4verweilen , 'verbleiben . Nun kann in unserem Beispiele offenbar sowohl gawas, als auch beliebigen Aspekt ausdrücken, ganz ebenso, wie man im Deutschen ebensogut verblieb, wie blieb in dem Falle sa­ gen könnte, ohne dass sich jem and daran stiesse. 50) Lk. 14. 18. „CJnd sie fingen an alle nacheinander sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: ich l)abe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen...“ Es ist wohl anzunehmen, dass der Kauf als abgeschlossen angekündigt wird, — sonst müsste ja in dieser Aussage eher Praesens verwendet werden. An sich wäre hier der im perfek­ tive Aspekt möglich, aber die Betonung des Abschlusses in­ volviert den perfektiven Aspekt. Alle unsere Texte fassen die Handlung als abgeschlossen auf: im poln. und russ. Texte—perfektive Verba, im griech.— Aorist, im lat.—Perfektum: Pierwszy mu rzekł: K u p i ł e m wieś; muszą wiąc pójść i obejrzeć ją... Первый сказілъ елгу: я к у п и л ъ землю, и лгнгь нужно пойти и посліотрѣтъ ее... ...о πρώτος είπεν αυτφ* αγρόν ή γ ό ρ α σ α καί εχω ανάγκην έςελΟ-εΐν καί ίδειν αυτόν... Primus dixit ei: Villqm e m i , et necesse fjabeo exire, et videre illam... Höchst wahrscheinlich versteht auch der gotische Über­ setzer unter dem Simplex baubta eine vollendete Handlung; nur dass er dies eben nicht ausdrückt: jab dugunnun suns faurqipan allai. sa frum ista qap: land b a u b t a jab p a r f galeipan jab saihan pata...1)

*) Vgl. Beisp. 38. — lm übrigen vgl. im allgemeinen zu den Bei­ spielen noch: Rnt. Beer: „Beiträge zur gotischen Grammatik“. PBB. 43. 3. 1918; Dr. L. Zatocil: nQiman in und Verwandtes“. Mähr.-Neustadt*(Jnicov. 1933.

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Schlusswort. Käme es auf die Zahl der Beispiele an, so könnte sie bedeutend grösser werden. Ich habe ja auch meine Belege lediglich den Evangelienfragmenten entnom m en und dabei auf alle solche, die längerer theoretischer A useinandersetzun­ gen bedürften, verzichtet, um eine unnötige Komplizierung des ganzen Apparates zu vermeiden. Es sind das also keines­ wegs etwa a l l e Beispiele, in denen der Gebrauch der Formen in Widerspruch zu der Streitbergschen These steht, sondern, wie ich ausdrücklich betone, nur solche, denen mit Rücksicht auf die Interpretationsmöglichkeiten eine Beweiskraft innewohnt. Die angeführten Belege halte ich für vollständig ausreichend, die These zu widerlegen, dass das Gotische die A spektun­ terschiede durch formelle Kategorien des Verbums zum Aus­ druck bringt, eine These, die B. Trnka für das Gebiet der Ger­ manistik nicht mit Unrecht als „die grösste wissenschaftliche Fiktion“ bezeichnet h a t.1)

') Slav. Rundschau IV. 1932, S. 325.

STRESZCZENIE.

Niektórzy germaniści wślad za Grimmem przypuszczali^ że język starowysokoniemiecki, tak samo jak języki słowiań­ skie, odróżniał czasowniki dokonane od niedokonanych. Wil­ helm Streitberg, pragnąc dowieść, że zjawisko to wykazują wszystkie języki germańskie, wystąpił z pracą „Perfektive und imperfektive Aktionsart im G erm anischen“, ogłaszając w г. 1889 w PBB I. część, poświęconą językowi gockiemu. Pewne niepo­ rozumienia co do istoty aspektów czasownika doprowadziły Streitberga do wniosku, że język gocki rozróżnia czasowniki dokonane i niedokonane, przyczem w zasadzie wykładnikiem dokonaności ma być złożenie czasownika z przedrostkiem. Pogląd ten znalazł aprobatę wielkich powag naukowych i utrwa­ lił się w językoznawstwie. Stanowisko Streitberga zwalcza An­ tonin ‘Beer („Tfi Studie o videch slovesneho deje v Gotśtinó“ I — 1914, II — 1918, III — 1921), jednak wystąpienie jego nie wpłynęło wcale na przekonanie zwolenników Streitberga. Podejmuję tę kwestję nanowo ze względu na to, że właściwie ani Streitberg, ani Beer wskutek pewnych usterek metodycznych kwestji tej nie rozstrzygnęli. Zarówno jeden jak i drugi zupełnie pominęli zagadnienie gramatycznych funkcyj aspektów i zasad ich użycia. W konkretnych bowiem wypad­ kach występują 2 kategorje użycia aspektów: 1) konieczne je st użycie j e d n e g o określonego aspektu, 2) użycie o b u aspek­ tów jest możliwe. Określeniem warunków należenia danego wypadku do pierwszej lub drugiej kategorji nie zajmowali się ani Streitberg, ani Beer, przyczem Streitberg w swoich inter­ pretacjach, najczęściej zupełnie dowolnych i czysto werbal­ nych, nie liczy się wcale z istnieniem pierwszej kategorji, B eer

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zaś, powołując się mechanicznie na tekst słowiański lub grecki, nie uwzględnia istnienia drugiej. Wskutek tego większość przy­ kładów jednego nie mogła przekonać drugiego. Wobec tego staram się oprzeć wyłącznie na takich przy­ kładach, w których użycie ściśle określonego aspektu jest ko­ niecznością logiczną. Skorzystałem w tym celu z prac Prof. E. Koschmiedra, w których właśnie są określone syntaktyczne funkcje aspektów i ustalone typy ich użycia. 1) Do wypadków, co do których n ie m o ż e b y ć m o ­ wy o d o w o l n o ś c i aspektu, należą przedewszystkiem sy­ tuacje czasowo-porównawcze typu: „podczas gdy d z i a ł o s i ę to, działo się lub stało się tam to", „gdy s i ę s t a ł o to, działo się lub stało się tam to ”. Z łatwością ustalamy tu zależność «aspektu czasownika zdania podrzędnego od stosunków czaso­ wych w zdaniu: przy współczesności — aspekt niedokonany; przy uprzedniości w stosunku do czynności zdania głównego— aspekt dokonany. Nprz.: 1) gdy w r a c a ł e m do domu, spotkałem na ulicy pana X е, 2) gdy w r ó c i ł e m do domu, znalazłem na biurku list“. Pozatem, jeśli czynność zdania podrzędnego sta­ nowi tło, czynność zaś zdania głównego jest wydarzeniem, które na tern tle następuje („następ“), to czynność ostatnia musi być wyrażona przez czasownik o aspekcie dokonanym. Naprz.: „długo szukałem książki, aż nareszcie z n a l a z ł e m " W t a k i c h w y p a d k a c h z a w s z e w i e m y zgóry*, j a ­ kiego a s p ek t u mamy oczekiwać, i m o ż e m y zba­ dać, czy i s t o t n i e d a n y j ę z y k o d r ó ż n i a t u a s p e k ­ t y z a p o m o c ą s p e c j a l n i e ku t e m u s ł u ż ą c y c h kategoryj formalnych. Zmiana aspektu w powyższych przykładach pozbawiłaby je sensu. Oczywiście są też takie typy zdań, które po zmianie aspektu nie stają się bezsensowne, ale w każdym bądź razie zmieniają swój sens. Co innego znaczy „gdy w r a c a ł e m do domu, rozbolała mię głowa“, a co innego „gdy w r ó c i ł e m do domu, rozbolała mię głowa". Jeśli z tekstu wynika, którą ewentualność miał autor na myśli, wiemy o jaki aspekt chodzi. Z takiem zastrze­ żeniem ten typ ma dla nas wartość dowodową. 2) Dowolność aspektu mamy w wypadkach t. zw. poza-

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czasowości oraz w typie izolowanym *). Naturalnie, że należy je wyeliminować, ponieważ o użyciu aspektu decydują tu albo względy subjektywne, albo wtórne uregulowania w obrębie danego języka. Te więc wypadki niczego nie mogą dowieść i dyskusja nad niemi jest bezcelowa. W myśl powyższych założeń przytaczam szereg przykła­ dów i udowadniam, że w wypadkach, wymagających użycia aspektu n i e d o k o n a n e g o , występują w języku gockim tak­ że czasowniki złożone, czyli według zasad Streitberga d o k o ­ n a n e , i vice versa: tam, gdzie może być użyty jedynie aspekt d o k o n a n y , mamy także czasowniki niezłożone, które Streit­ berg uważa za n i e d o k o n a n e . · Przykłady są ugrupowane jak następuje: 1) Na podstawie współczesności sytuacja wymaga aspektu niedokonanego. 2) Sytuacja wymaga aspektu dokonanego. a) CJprzedniość. b) Następ. 3) Bezokolicznik po czasownikach posiłkowych o znacze­ niu ‘zaczynać' i ‘przestawać'. 4) Przykłady mniej pewne, lecz przekonywające zwłaszcza na tle poprzednich przykładów.

l) E. Koschmieder: Str. 33—50, 74—85.

„Nauka o aspektach

czasownika

polskiego“.