Das Strafverfahren gegen die märkischen Juden im Jahre 1510 [1 ed.]

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Das Strafverfahren gegen die märkischen Juden im Jahre 1510 [1 ed.]

Table of contents :
Das Strafverfahren gegen die märkischen Juden
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contents
Introduction
Erster Theil. Literatur des Strafverfahrens
Zweiter Theil. Das Strafverfahren
Dritter Theil. Folgen des Strafverfahrens
Anhang
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Schriften des

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4.

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.*

.

Vereins für die Gesshic von L. Schumacher) erschienen. Diese Druckschriften hat Angelus jedoch nicht gekannt, jedenfalls nicht benußt. Die Schrift vom Jahre 1511 und die, was den Jnhalt anbelangt, nur als verschiedene Auflagen zu behandelnden Dru>e vom Jahre 1510 enthalten nun im Wesentlichen das gesammte Material über den Juden-

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prozeß vom Jahre 1510, und es dürften sich außerdem nur noch geringe und unwesentliche Einzelheiten auffinden lassen, da kaum anzunehmen ist, daß die über den Prozeß geführten Akten noch erhalten sind. Ein Verlust derselben ist aber niht sehr zu beklagen, da die Drucschrift vom Jahre 1511 aus den Prozeßakten geschöpft hat, wie dies eimmal aus der häufigen Bezugnahme auf die Akten, dann aber auch aus dem Umstande hervorgeht, daß die ganze Schrift durchaus den Eindruc> eines geschickten Referates aus Prozeßakten macht, ja selbst die sehr

abgeblaßte Wiedergabe bei Angelus trägt noch diesen Charalter. Die Druckschrift vom Jahre 1510 ist inhaltlich viel dürftiger; als Verfasser wird auf dem Titel der beiden ohne Angabe des Druckortes

erschienenen Auflagen ein „höchgelarter Her Doktor" genannt. Derselbe kannte das Ergebniß des geführten Prozesses, begnügt sich aber damit, die im Laufe desselben festgestellten Thatsachen aneinander zu reihen und daran die Schilderung der vollzogenen die Juden infolge dieses Prozesses die Mark ist ihm dabei noch nicht bekannt gewesen, er Ausweisung der Juden eintreten werde. Anders die Schrift vom Jahre 1511, der

Strafe zu knüpfen. Daß sämmtlich räumen mußten, vermuthet jedoc er in seinen Mund. Gott that ihm dar ein Zeichen, das nicht kleine was, das er in einer

halben stunden noch höret oder sach." Das Dunkelwerden im Augenbli>e, als der Dieb die Hostie zu

sich nahm, also unbrauchbar machte und zerstörte, bildet ein Gegenstück zu der verbreiteten Sage, daß dieselben Glanz und Helligkeit um sich verbreiten; so soll, um nur ein märkisches Beispiel anzuführen, die auf einem Boden versteckte Hostie, welche zum Wunderblut von Belitz Ver2)

13'“

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anlassung gab, in der Nacht Lichter- und Kerzenschein um sich verbreitet haben (ef. Angelus Annalen S. 101), und es wird sich später noch Gelegenheit finden, um zu zeigen, daß diese Sage auch in diesem Judenprozesse noch einmal eine Rolle gespielt hat. Das Wintersche Lied stellt das Geständniß des Fromm anders dar. Fromm wird ohne weiteres Verhör in Bernau sofort nach Berlin vor den Kurfürsten geführt und bekennt hier ungefoltert, daß die Hostie bei den Juden sei; er habe sie zu Salomo gebracht und unter-

werfe sich für sein Verbrechen jeder Strafe. Das auf der Folter oder bei der Territion abgegebene Geständniß war als solches völlig ohne Werth, gewann aber einen solchen, da der Angeschuldigte es frei und ledig nachher wiederholte. Die Erwähnung

des in diesem Zustande wiederholten Geständnisse8 beweist wiederum die Anwendung der Art. 48 und 72 der Bambergensis.

Die Sache gegen Fromm war an sich somit jetzt völlig spruchreif, den Einbruch und Kirc

liegt derselbe, auch im Sternberger Prozesse wiederkehrende Mythus zu Grunde (ef. Angelus Annalen S. 101, Riedel loc. cit. 1. Hptth. Bd. 1, S. 464 ff, Märk. Forschungen Bd. 16, S. 137 ff. und Mecklbrg.

Jahrb. Jahrg. 12, S. 257). Salomo bekannte ferner, er habe sodann den Entschluß gefaßt, das dritte Hostienstü> in einen reinen Weizenteig mit klarem Wasser zu drücken, hierbei sei der Teig aber alsbald zu seinem Schre>en voth geworden. Nichts destoweniger habe ex einen

Maßkuchen aus jenem Teig gemacht (Wusterwiß spricht irrthümlich von einem „Märzkuchen") und denselben in einen Backofen, in welchem kein Feuer gewesen zuletzt nach allen anderen Kuchen geschoben. Als dies geschehen, habe er im Ofen einen schönen lichten Glanz und über

dem Kuchen zweimal ein säuberlich klein Kind schweben sehen. Hierdurch sei er bewogen worden, den wohl verwahrten Kuchen in der Synagoge zu Spandau aufzuhängen, wo er auch an der angegebenen Stelle gefunden

sein soll. Nach der Druckschrift vom Jahre 1510 hat dies zur jüdischen Osterzeit (Passah) stattgefunden, und ist das erscheinende Kind von Daumenslänge gewesen. Nach Winter waren bei dieser Gelegenheit

mehrere Juden zugegen. „Ein theil haben sie gedrucket in einen Kuchen trint, Sie meynten, sie wolten verbrennen Jesum Marien Kind, Es

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stund ein Ofen nicht ferne, da man das Brod ein buch darein setzten sie den Kuchen wol in die heisse glut. Nun sein auch alle Jüden in ihrem

Herten blind, oben auff dem Kuchen sahen sie schweben einen schönen Jüngling." Salomo hatte durch sein Geständniß zunächst nur wenige Personen verdächtigt; nämlich Jacob von Brandenburg und dessen Sohn Smol, Marcus von Stendal und Salomo Heller von Spandau,

daher erließ der Kurfürst jezt den Befehl, die beiden ersteren und den Rabbi Sloman von Brandenburg nach Berlin zu bringen.

Als dieser Befehl in Brandenburg eintraf, haftet worden und hatte in seiner Angst über Glaubensgenossen unermeßlich geschadet. Nur Jahre 1511 erwähnt diese für den ganzen

war Jacob schon verdieses Schicksal seinen die Drucschrift vom Prozeß habe. Aus diesem Grunde hätten sie auch die Ordnung und Gewohnheit, alle Tage zuerst Christi Namen und die e wahrgenommen haben. Die Aufnahme dieser Wunderzeichen in die Prozeßakten erfolgte unzweifelhaft de8halb, um den später geschehenen Vebertritt zum Christenthum und die mildere Bestrafung dieses aufs

äußerste kompromittixten Mannes zu motiviren.

Die im Uebrigen fast

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interesselose Episode gewinnt aber eine eigenthümliche Beleuchtung durch den von Angelus fortgelassenen Schlußsaß: „Es hat auch derselbig Jacob Jud in die Grawenn löster zu Brandenburg, Berlin und Cotbus vil almusen, als die pesten visch auff den merc>en gekaufft, und

in die Closter gegeben". Jacob scheint sich also mit seinem Reichthum Freunde gemacht zu haben, und kam ihm seine Wohlthätigkeit, wenn auch nur in sehr bescheidener Weise, zu Gute. Auch gewinnt dadurch die Behauptung des Jacob, daß er schon lange zum Christenthum hätte übertreten wollen, an Wahrscheinlichkeit.

Die Gabe von Opfern an ein

Kloster zu Cottbus mußte ganz besonders das Wohlgefallen des Bischofs Hieronymus von Brandenburg erregen, was von Jacob wohl auch beabsichtigt war, denn Hieronymus war vor seiner Fnvestitur zum Bischofe Pfarrherr zu Cottbus gewesen. (Siehe Angelus a. a. O. S. 267.) Die lezte Zeit des Monats Juni wurde nun in Berlin dazu ver-

wendet, gegen diejenigen Juden, welche durch ihre Glaubens8genossen verdächtigt waren, aber selbst noch nicht gestanden hatten, peinlich zu verfahren. Dies geschah, und hat sich „aus notdurfftiger erforschung manchfaltigen anzeygungen und bekentnus befunden, das vil der schnoden iuden, an diesen schweren verhandlungen darzu auch an vil armen un-

schuldigen ermordeten und gepeinigten kyndern grosse erschreliche unmeßliche scow, um gegen die Angeschuldigten „in recht aus crafft seines ampts8, auch gegebener commission ex mero officio et Baylia zu inquirern und zu reow jedem einzelnen

Angeklagten die in den Akten aufgezeichnete Uebelthat stü>weis vorlesen, und bekannte sich jeder zu derselben.

Jm Anschluß an Art. 101 waren

Prokuratoren für die Angeklagten bestellt, indeß verzichteten alle darauf, daß dieselben für sie eintraten.

Es war dieser Verzicht an sich kein

Zeichen von Sculdbewußtsein, vielmehr wohl de8halb geschehen, weil diese Fürsprache bei eingestandener That sich nur auf die Bitte um

Gnade beschränkte (efr. Art. 105 der Bambergensis), auf welche wohl keiner hoffte. Die Zeugen, welche hier erwähnt werden, waren wohl die bei Aufnahme der Urgicht zugegen gewesenen Gericht8personen, durch deren Zeugniß ein etwaiges Besireiten des Geständnisses auf dem Rechtstage wirkungslos geworden wäre (lr. Art. 107 loc. eit.). Jndeß bestritt

keiner sein vorher abgegebenes Geständniß, jeder betheuerte dasselbe vielmehr mit seinem leiblichen Eide und verzichtete auf alle „behelff und dilation"; auch dieses sind werthlose Formalitäten, denn es stand allein beim Gerichtshofe, ob er vor derUrtheilsfällung noch etwaeine die Einholung einer

Rechtsbelehrung (efr. Art. 277 der Bambergensis) für erforderlich hielt. Diese geschilderte Verhandlung stellt troß de8 darauf deutenden Geläutes nicht den endlichen Rechtstag vor, sondern die im Art. 123 der

Bambergensis gedachte Vorbereitung für denselben. Denn beim endlichen Rechtstage handelte es fich nur noch um eine Reihe von Formalitäten;

dem Bolte sollte das Schauspiel einer aufregenden Gericht8verhandlung gegeben werden, wonach die Menge weniger wohl aus angeborenem Rechtsgefühl, als aus Neugier und Skandalsucht verlangte. Die endlichen Gerichtstage sind eben nur die circenges des späteren Mittelalters.

Daß der Richter und seine Beisiger fich aber sung des Urtheils dem Scharfrichter befohlen war, theilte es dieser dem Publikum mit folgenden, von Angelus nur

auszugsweise angeführten Worten mit: „Dieweyl der bose cvist sich ver-

gessen, an dem hochwirdigsten heyligsten Sacrament, dasselbig gestolen und verkfaufft 2c. die kyr< erbrochen, monstrankien, unnd ein puchslein, dar in das Sacrament gelegen dar offentlich am halß hott zusampt seinem lotfosben und anderen darmit er gebrochen darumb so solt man in uff

einen vagen binden, die gassen uff und nyder furen mit zangen reysen und darnach in ein fewer legen. Und dieweyl die bosshafftigen scten inden ire boss handlung auch zu mehrmalen ausserhalb und vor gericht bekant, darumb sol man sy zu pulfer verbornen, damit

all andern ein beyspil sein, solche ubelthat furder mehr nicht zu

begynnen.“

Die Ueberweisung der Verurtheilten an den Nachrichter entspricht dem Art. 117 der Bambergensi8; vom Zerbrechen des Stabes durch den

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Richter wird nichts berichtet, doch scheint diese Formalität überhaupt nicht angewendet zu sein.

Die Carolina verlangte später das Stabzerbrechen

nur an den Orten, wo dasselbe gewohnheitsrechtlich in Gebrauch war

(efr. Art. 96 der C. C. C.) Der Tenor des Urtheils entspricht zwar nicht dem genauen Wortlaute, wohl aber dem Sinne nach durchaus den im Art. 219 und 2212 der Bambergensis aufgestellten Regeln. =- Den Feuertod, verschärft

durc< vorheriges Reißen mit glühenden Zangen erlitt Fromm wegen Diebstahls geweihter Gegenstände an geweihter Stelle auf Grund der Art. 197-198 der Bambergensi8. Wegen welches Verbrechens die gleichmäßig zum Feuertode verurtheilten Juden bestraft wurden, ist im Urtheil3tenor nicht angegeben, da hier einfach von „boss handlung" der Juden die Rede ist. Man könnte annehmen, daß diejenigen Juden, welchen RKindeSmord vorgeworfen wurde, wegen schädlicher Zauberei aus Art. 131 loe. eit. bestraft wurden; diejenigen aber, welche die Hostien geschändet hatten, als Ketzer. Denn die Bambergensis kennt noch dieses Delikt und bestraft es ebenso wie schädliche Zauberei auf Grund des Art, 130 mit dem Feuertode. Dies ist indeß nicht richtig, man hat es vielmehr hiex mit einem unbenannten peinlichen Falle zu thun, für welche die Bambergensis, welche die Rechtsregel „nulla poena, mullum cerimen

Sine lege“ nicht fennt, dieselbe Bestrafung anordnet, welche für diejenige Strafthat angedroht wird, welche der geschehenen am ähnlichsten ist (efr. Art. 126 der Bambergensi8). Jm vorliegenden Falle waren dies offenbar die mit dem Feuertode bedrohten Verbrechen der Zauberei und Ketzerei. Der Vorschrift jenes Artikels, daß Richter und Urtheiler in

derartigen Fällen bei den Räthen des Landherrn Raths pflegen sollten, ist, wie aus der häufigen Bezugnahme auf die eingeholte Meinung der

kurfürstlichen Räthe hervorgeht, Genüge geleistet worden. Unmittelbar nach der Urtheils-Publikation wurde dasselbe vollstreckt, und zwar wurde zuerst Fromm auf einem niedrigen Wagen sitzend durch die Hauptstraßen beider Städte Berlin und Kölln geführt und an seinem

entblößten Körper mit glühenden Zangen gerissen. Während dieser Umfahrt begleitete den Fromm ein Geistlicher, welcher auch bis zu seinem Tode ihm mit geistlichem Troste beistand, so daß auch in diesem Punkte die Vorschriften der Bambergensis (Art. 124) befolgt sind. Während dieser Zeit las der eine Rabbi unter den zum Tode ver-

urtheilten Juden seinen Schiesal8gefährten Gebete vor und stimmten dieselben laut in hebräischer Sprache ein. Darauf wurden sie an die Stelle des peinlichen Gerichts (dasselbe lag damals an der EFe, wo

die heutige Weberstraße mit der Frankfurterstraße zusammenstößt) geführt

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und legten sie diesen Weg ebenfalls mit „wunderlichin geschrey und seltzamen accent" singend zurü&. An dieser Stelle hatte schon früher der Scharfrichter ein eigenthümliches Gerüst in Form eines Tabernakels aufgerichtet, nämlich drei starke Noste in Manneshöhe übereinander und jeden derselben mit vielem Holz, Stroh und Pech belegt. Auf jedem der Roste waren in die Länge und Quere starke Balken gezogen und an diese wurden die Juden an den Hälfsen mit eisernen Banden sest-

geschmiedet. Da dieses Gerüst sich, wie die Tabernakel, nach oben verjüngte, so standen die Balken naturgemäß schräg und mußten daher die auf der Vorderseite eines solchen befestigten Inden nach oben, die auf der Rücfeite befindlihen nach unten sehen. Paul Fromm wurde abseits von diesem Gerüste an einer mit Holz, Reisig und Pech umlegten Säule mit Halseisen und anderen Fesseln allein angeschmiedet.

Beim Aufbau dieses Gerüstes für die Juden hatten dem Berliner Nachrichter viele Personen freiwillig geholfen, was besondev8 erwähnt wird, auch de8halb hoch interessant ist, weil es beweist, daß der Prozeß doch einen gewissen religiösen Beigeschmac> hatte. Während im Allgemeinen die Werkzeuge der Strafvollstre>ung einen infamirenden Charakter an sich trugen, fiel derselbe fort, wenn es sich um Bestrafung von Ketzern handelte, und man wird hier unwillkürlich an die spanischen Autodafes

erinnert, bei wel die von den

märkischen Juden eingeräumte Tödtung von Christenkindern ohne jede Kritik in tendenzidser Weise, wobei er mittelbar oder unmittelbar die Druckschrift vom Jahre 1511 als Quelle benußt. Ueber die Be-

theiligung Osianders an dieser Fehde vergleihe Möller, Leben und ausgewählte Schriften der Bäter und Begründer der lutherischen Kirche, Bd,..5, S. 561. Es wäre furzsichtig, wenn man annehmen wollte, daß es lediglich

religiöse Beweggründe waren, welche während der ReformationS8zeit die Evangelischen zur Bertheidigung, die Katholiken zur Bekämpfung der Juden veranlaßten. Die Entscheidung der Frage aber, inwieweit auf diese Stellungnahme volkswirthschaftliche und finanzpolitische Gründe von Einfluß gewesen sind, würde über den Rahmen dieser Arbeit hinaus-

führen, daß dieselben indeß nicht außer Acht gelassen werden dürfen, beweist das geschilderte Strafverfahren gegen die märkischen Juden vom

Fahre 1510 und seine Folgen.

ZIL

Anbang. 1. Zeitgenössishe Druke, betreffend das Strafverfahren gegen die Juden vom Jahre 1510. a. Eyn wunderbarlich geschichte, wye die Mar>ischen Jüdenn das hochwirdigst Sacrament gekaufft und zcu Martern sich unterstanden. Durch ein höhgelarten. Zern Doctoren des thüns gegrunt, kortzlich erlewtert. Anno 1510, Diese Druckschrift, von der sich ein Exemplar auf der Königlichen Bibliothek zu Berlin befindet, besteht aus fünf Folien, deren erstes Abbildung 1.

Titelbild des Druckes a vom Jahre 1510,

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ZH

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den Titel und einen Holzschnitt enthält, auf der Rücfseite aber leer ist Sie schließt mit den Worten: Mirabilis deus in Sanctis Suis.

Der Holzschnitt stellt den nach rechts blickenden Kopf eines Mannes mit reichgeskerkunst in Me&lenburg bis zum Jahre 1540, S. 86) ab-

weicht.

(Siehe Abbildung 2.)

Diese Sclich ubeltat hat der obberürert en in betrachten seines

vorigen angekertenn sleyss, da er im ven dhawmsto> widerumb wol

bewart und geflossen angeleget, und hat dom den selbigen stoc> und slösser, geslosjen, unversert unnd wol bewart funden. Der Jud hat im für und für angezeigt die heylige iundfraw, auch wie sye ißunder vor

im gehe zu der capellen und in die Capell; der diener hat aber der

iun>frawen nicht gesehenn.

[Holzschnitt: Jude auf einem Karren liegend, vor ihm eine Maria,

hinter ihm zwei Reiter.]

( Solche erss erlöset sey worden, hat er als ein iud, unnd nach der tauff, als ein crist, vilmals vor vil geistlihen und weltlichen prelaten, Graven herren Erbaren burgern und andern, bekant, und daruff seinen tod genohmen. Er hat auch derselb Jacob Jud in die Grawenn clöster zu

Brandemburg, Berlin, und Cotbus vil almusen, als die pesten visch auff

den merden gefaufft, und in die Closter gegeben.

( Im iar wie oben am dreyzehenden tag de8 monats Juny uff die vil berürte anzeygung, in ver peinn auch darnach ausserhalb aller pein, und an den enden, do er keiner peinlichen befragung, sich hat be-

jorgen mögen, In beywesen und uff fleyssig ermanen vil redlicher geist-

licher und werltlicher personen, hat Jacob ijud befant, da Salomon iud

von Spandow im, mit seinem 0 Schmol gnant die einn partigkel des heyligen Sacraments, in einem plehen puchslen, mitt einem semischen beütlen“ uberzogen verpeßschirt zugeschict welics auch von seinez son also

empfangen. Und wiewol er etliche zeit, mit Sloman iuven iren raby in unvillen gestanden, dennoch hab er im solich thun nicht verhalten

mögenn.

( Fürder das Sy soli Sacrament aus der puchsenn genohmen

und das uff einen groben tisch gelegt, darauf aus irem bosen mutwillen, mit einem waydmesser auch anderen cleinen messern darein gehawen und

gestohen, darbey auch gewest sein Ysa> iud der allt, Schmol und Nathan

beyd Jacobs sone, die und irer yklicher dozumal darein gehawen und

BIET darzu sich dieselbigen drey auch bekannth, Weliche ix bekentnus noch ARMER IE erfharung zu haben sein dieselben iuden zu Brandemburg und ixer yblicher inn sonderheit in das haws dar innen sy die that be-

7;

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+4 +

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gangen gefurth worden, do ir yblicher unnter vil anderen groben tyschen,

den tysch darauff sye in das heylig Sacrament gestohenn und hen haben wissen zusuchen der raby, deßgleichen stohen, und wo das sonderlih an welchen

und. anzuzeygen. Und wo Jacob auch Slamon ir ißlicher inn die heylig hostien gehawen und ge-

heylig Sacrament plut von sich gelassenn, Unnd ort der raby einen grossen span aus dem tysch

gehawen daruff etwas vil bluts gelegen. Sye haben auch irer iklicher allein das weydmesser unnd ander ander (sic) messer, braucht wie sye das in der gefenglnus irer ißlicher an befant wissen zu suchen und zu finden. Als auch blutstropfen darauf zusampt den messern vor augen

die der ver und

sy darzu geandern wissen tysch und vil in der thum-

kyrchen zu Brandemburg vorhandenn sein. ( wie Jacob iud von Smol Salomons son die ein partigkel hat

empfangen und sy auff ein groben tysch gelegt und iren mutwillen varmit geübet und mit messern darin gehawen und gestochen.

[Holzsc, Mosc< und Abraham von Lennhen, Meyer von spandow unnd Schymel von wusterhausen, welche gnante iuden zusampt Meyer iuden obgnant mutwilligclich, in das hochwirdig Sacrament mit messern

und pfrimen, uff seinen 9 gestochen daraus abermals mildigclich blut gegangen, darnach hatt Meyer dasselb widder zu sich genohmen, und

alß er sein zeit und rawn gesehen, desselbigen freytags in seinen haus, zusampt dem span, in beywesen Joseph und Sloman der iuden raby und Mendle seines vatters begraben, nicht lang darnach desselbigen tags hat er das heylig sacrament mit dem span vider aufgegraben und mit

einem iuden furder gein brawnsweig, den judenn darselbs zuverantworten, überreicht dar zu sye sich allenthalbenn bekant. wie Salomon iud der raby schi>t das sacrament gein Osterburg Meyer iuden das er verwart hat biß aus ven fritag zu seiner köst und wie sy e8 martern in beywesen eblicher iuden 2c.

[Der oben erwähnte Holzschnitt.]

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( wie Marcus iuv von Stendal die drit partigkel von Salomon

heller empfengt, und wie sye das martern und welche darbey gewest sein.

[Holzs sein son Michel seiner tochterman Joseph raby, Sloman Herz und Mosch

Meyers knecht, Arahan iud von werben Zoseph vonn Sehausen, Jacob und Abrahan von Gardveleg, Mosch von Lengen, Unnd vil ander mher inden , vier adder funff tag nach Ostern im Zehende iar, ein cristen kynnd, van vier oder funff iarenn alt gekaufft, unnd zu Osterburg in Meyer iudens hauss in der Sinagog im die adern gelassen, mit nadeln

gestochen und aber damit gehandelt wie oben, sein halß abgestochen, und also iemerlich vom leben zum tode gebracht.

( wie sye das kynd mit nadeln stechen und darnach im den Halss

abstechen. [Holzschnitt: In einem Keller stechen links drei Juden ein auf einem Tische sihendes na>tes Kind mit Pfriemen, rechts schneidet ein Jude einem Kinde die Kehle durch.] Zum lezten So haben die untrewen iuden als Mosch von Prikßwal>, Sloman, Jacob und Gos von Brandemburg und smol von Plawenn

eiz cristen kyndt vonn funf oder sechs iaren, uff veminiscere der mindern zal im Newnden iar zu sich gbracht und dasselb zu Brandemburg die adern unnd furder den hals abgestochen. ( Es haben auch etlich aus denselbigen inden anzeygung gethan, wie sye das hochwirdig Sacrament zu sich bringen got unserm herren

ihesu cristo, und den cristen menschen zu grosser verachtung, und schmahe, und das sy wunderzey