Das Absolute und die Wirklichkeit in Schellings Philosophie: Mit der Erstedition einer Handschrift aus dem Berliner Schelling-Nachlass 9783110845167, 9783110043297

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Das Absolute und die Wirklichkeit in Schellings Philosophie: Mit der Erstedition einer Handschrift aus dem Berliner Schelling-Nachlass
 9783110845167, 9783110043297

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. F.W.J. Schelling, Fragment einer Abhandlung zur Strukturtheorie des Absoluten
II. Versuch der vorläufigen Datierung des Textes
III. Das Absolute und die Wirklichkeit
Schlußbemerkung
Abbildungsanhang
Bibliographie
Namenregister

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Barbara Loer Das Absolute und die Wirklichkeit in Schellings Philosophie

W G DE

Quellen und Studien zur Philosophie Herausgegeben von Günther Patzing, Erhard Scheibe, Wolfgang Wieland

Band 7

Walter de Gruyter · Berlin · New York

1974

Das Absolute und die Wirklichkeit in Schellings Philosophie Mit der Erstedition einer Handschrift aus dem Berliner Schelling-Nachlaß von Barbara Loer

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1974

Gedruckt mit Unterstützung der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Förderer und Freunde der Freien Universität Berlin e. V.

ISBN 3 11004329 7 Library of Congress Catalog Card Number 73-93164

© 1974 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbudihandlung · Georg Reimer • Karl J. Trübner · Veit & Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomedianischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Buchdruckerei Franz Spiller, 1 Berlin 36 Einband: Lüderitz Sc Bauer, Berlin

Vorwort Die vorliegende Arbeit verdient m. E., abseits der im Titel angegebenen Fragestellung, ein gewisses Interesse auch des nicht mit spezifisch ontologischen und erkenntnistheoretischen Problemen beschäftigten Lesers wegen des, wenn auch gewiß noch unzulänglich gemeisterten, Versuchs, wenigstens ein Bruchstück des im Akademie-Archiv der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ( D D R ) lagernden SchellingNachlasses einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit angemessen zugänglich zu machen. Die zum Teil sehr kontrovers geführte Debatte um Schellings Philosophie wird sich nach meiner Uberzeugung erst dann auf eine gesichertere Grundlage beziehen lassen, wenn Schellings handschriftlicher Nachlaß untersucht, ausgewertet und in die Diskussion mit einbezogen werden kann. Es ist daher zu hoffen, daß die seit langem geplante Veröffentlichung der Manuskripte philosophischen Inhalts in absehbarer Zeit tatsächlich in Angriff genommen werden wird. Ich habe der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DDR) für die Editionsgenehmigung ebenso zu danken wie den Herren Friedrich Laubisch (ehem. Literatur-Archiv der Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin) und Dr. Wolfgang Schlieder (Dt. Buch- und Schriftmuseum Leipzig) für ihre Hilfe bei der Beschaffung technischer Daten und Herrn Dr. Gerhard Lehmann (Berlin) für die Einführung in die Techniken diplomatischer Transkription. Mein ganz besonderer Dank aber gilt Herrn Prof. Dr. Michael Theunissen, ohne dessen aufmunternden, sachkundigen und geduldigen Zuspruch diese Arbeit nicht hätte beendet werden können. Hamburg, im Mai 1974 Barbara Loer

Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung a) Methodologische Vorbemerkung b) Überblick über die Forschungsgeschickte c) Philosophie als Wissenschaft I. F. W. J. Sdielling, Fragment einer Abhandlung zur Strukturtheorie des Absoluten a) Text b) Textkritischer Apparat c) Interpretation II. Versuch der vorläufigen Datierung des Textes a) Nachlaßbeschreibung b) Manuskriptbeschreibung c) Philologische Untersuchung des Textes Zusammenfassung III. Das Absolute und die Wirklichkeit a) Das vernünftige Absolute b) Das geschichtliche Absolute c) Das relativ gesetzte Absolute: Gott als »Herr des Seyns" Schlußbemerkung Abbildungsanhang nach Seite Bibliographie Namenregister

V 1 1 4 15 29 30 53 70 119 119 134 137 142 145 146 189 253 277 280 281 287

Einleitung α) Methodologische

Vorbemerkung

In jeder wissenschaftlichen Untersuchung, die nicht auf die Aufzählung empirisch nachprüfbarer Tatsachen allein beschränkt bleiben soll, wird zunächst auf die Methode reflektiert werden müssen, welche die Auswahl der Daten, die Art ihrer Verknüpfung und daher mittelbar das Spektrum möglicher Ergebnisse bestimmt. Die vorliegende Arbeit bedarf darüberhinaus der Rechtfertigung ihrer Methode sdion darum, weil die Entscheidung für das in ihr praktizierte Vorgehen mehr impliziert als die Verfasserin erreichen zu wollen vorgibt. Unmittelbares Ziel dieser Arbeit ist es, ein bislang nicht veröffentlichtes Manuskript aus dem handschriftlichen Nachlaß F. W. J. Schellings zu publizieren, den Inhalt der Abhandlung zu interpretieren und die Schrift zu datieren. Transkription und Publikation der Handschrift entsprechen den allgemein anerkannten Kriterien wissenschaftlicher Erstausgaben; für die Editionsgenehmigung habe ich der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DDR) zu danken 1 . Es scheint einerseits ratsam, die Interpretation eines philosophischen Textes abzusichern durch Verweise auf andere Werke des gleichen Autors, auf biographisch aufschlußreiche Dokumente und auf Schriften der Zeitgenossen; andererseits wird mancher auf solche Hilfsmittel verzichten wollen, um der Gefahr zu entgehen, den zu interpretierenden Gedankengang zu verfälschen. Das letztgenannte Verfahren ist m. E. dann vorzuziehen, wenn ein Vergleich mit anderen Schriften die gedankliche Stringenz des Textes selbst eher belastete. Die in Frage stehende Arbeit Schellings wirkt in sich geschlossen genug, eine immanente Interpretation des Textes zuzulassen; der fragmentarische Charakter der Schrift darf dabei unberücksichtigt bleiben, da er die Dichte und Klarheit des Gedankengangs nicht beeinträchtigt. 1

Editionsgenehmigung vom 24. 4.1967; genaue Quellenangabe und Editionsprinzipien cf. weiter unten p. 29.

Einleitung

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Die Aufgabe, ein vom Autor nicht datiertes Manuskript zeitlich festzulegen, ist nur dann mühelos zu lösen, wenn sich aus äußeren Merkmalen der Handschrift (Papier, Schrift) genügend Anhaltspunkte ergeben, mit deren Hilfe der Zeitpunkt der Abfassung des Textes einwandfrei ermittelt werden kann. Derartige Kriterien erlauben im vorliegenden Fall zwar die Bestimmung der termini post und ante quem, reichen jedoch nicht aus, den in Frage kommenden Zeitraum hinreichend einzugrenzen; aus den vorhandenen technischen Indizien läßt sich mit Sicherheit nur schließen, daß die Abhandlung nicht vor 1800 und nicht nach 1833 entstanden sein kann 2 . Soll darüberhinaus eine genauere Datierung der Schrift versucht werden, so wird sie allein aus dem Verhältnis des Textes zum Inhalt anderer Werke Schellings aus der entsprechenden Zeit abzuleiten sein; es muß daher untersucht werden, inwieweit überhaupt und auf welche Weise die im Text entwickelten Gedanken in Schellings Schriften zwischen 1800 und 1833 wiederkehren und verwandelt werden. Wenngleich auch dieses Verfahren nur bedingt Sicherheit zu geben vermag, läßt sich doch aus den im Vergleich der Schriften aufzuweisenden Widersprüchen und Ähnlichkeiten eine inhaltlich begründete und somit wahrscheinliche Datierung des neuen Textes folgern. Der Entschluß, die zeitliche Fixierung der Handschrift auf ihren Inhalt zu gründen, basiert auf grundsätzlichen Vorentscheidungen, die den Vergleich der Schriften miteinander erst ermöglichen, das Verfahren legitimieren und die Methode des Vergleichs bestimmen: 1. Das Bemühen, den neuen Text mit Hilfe inhaltlicher Kriterien folgerichtig in Schellings Werke einzuordnen, impliziert, daß der im Text entwickelte Gedankengang sich zwar mit dem Inhalt anderer Schriften Schellings vergleichen läßt, ihm aber jeweils nicht mehr oder noch nicht gleicht; es wird also eine k o n t i n u i e r l i c h e Entw i c k l u n g in Schellings Philosophie vorausgesetzt. 2. Läßt sich das in dem Fragment behandelte Problem als Hauptproblem in Schellings Werken durchgängig wiederfinden, ist es mithin für Aufbau und Inhalt der Schriften Schellings insgesamt bestimmend, so erhellt daraus, daß Schelling von einer stets g l e i c h b l e i b e n d e n F r a g e s t e l l u n g ausgegangen ist3.

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Cf. dazu weiter unten p. 134 s. Cf. dazu diese Einleitung p. 22 s. und weiter unten p. 145 s.

Methodologische Vorbemerkung

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3. Der Vergleich des Textes ausschließlich mit anderen Werken Schellings, nicht auch mit denen seiner Zeitgenossen, basiert auf der Annahme einer i n n e r e n L o g i k in Schellings philosophischer Entwicklung, die durch den ihm eigenen denkerischen Ansatz geprägt und im Grundsätzlichen unabhängig von äußeren Einflüssen geblieben ist. Diese Vorentscheidungen widerstreiten denen, die in der SchellingLiteratur gemeinhin getroffen werden, in einer Weise, die die Formulierung von ,Gegenthesen' geradezu herausfordert: 1. Die weitaus meisten Forscher gehen davon aus, daß Schellings Philosophie mehrere Brüche aufweise, daß zumindest eine einschneidende Wende vom idealistischen zum christlichen Denken aus der Abfolge seiner Werke abzulesen sei4. Die Interpretation der Werke in chronologischer Ordnung wird zu zeigen haben, ob die Konstruktion solcher Kehren zum Verständnis der philosophischen Entwicklung Schellings überhaupt notwendig ist; zunächst aber wird in einem Überblick über die Forschungsgeschichte, dessen Tendenz der der vorliegenden Arbeit entspricht, zu erläutern sein, auf welche Weise sich die angegebene Auffassung der Philosophie Schellings entwickelt hat 5 . 2. Die angeblichen Brüche im Denken Schellings werden meist gekennzeichnet als grundlegende, entscheidende Veränderungen, ja sogar Umkehrungen des philosophischen Ansatzes. Unter Voraussetzung einer wie immer gearteten Kontinuität in Schellings Denken wird aber wenigstens der Ansatz dieses Denkens als ungebrochen vorgestellt werden müssen; scheinbare oder wirkliche Widersprüche können sich danach allein zwischen verschiedenen Lösungsmöglichkeiten ergeben, welche sich aber nach der hier vertretenen Ansicht grundsätzlich aufeinander beziehen lassen müssen. 3. Schellings angeblich extreme Beeinflußbarkeit hat lange Zeit zu den vermeintlich unverzichtbaren Topoi der Schelling-Forschung gehört; die Einflüsse, denen Schelling zweifellos ausgesetzt gewesen ist, sollten aber m. E. jeweils als Katalysatoren, nicht als Ursachen der weiteren Entwicklung seiner Gedanken aufgefaßt werden. Die innere Logik der Entwicklung folgt vielmehr aus der Natur der verhandelten Sache selbst;

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Cf. diese Einleitung p. 7—15. Es ist m. E. ohnehin wissenschaftlich nicht legitimierbar, Schellings Philosophie in unverbundene Perioden zu zerteilen, da ein solches Verfahren Schellings Gedankenwelt von vornherein zur auswechselbaren Ideologie degradiert.

Einleitung

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Schellings Herkunft aus dem schwäbischen Pietismus einerseits, sein Verhältnis zu Kant andererseits werden hier als historische Selbstverständlichkeiten im Sinne Rothackers vorausgesetzt. Während also in der vorliegenden Arbeit explizit ein bisher unbekannter Text Schellings ediert, interpretiert und datiert werden soll, hofft die Verfasserin, darüberhinaus mittelbar die Richtigkeit ihrer Vorentscheidungen erweisen zu können. Der Erfolg dieses Verfahrens hängt weitgehend ab von dem Resultat der Interpretationsfolge, welche die Datierung der Handschrift ermöglichen soll; daher werden die ,Thesen' der vorliegenden Arbeit nur in dem Maße zu verifizieren sein, in dem sich die vorgeschlagene Datierung aus den inhaltlichen Zusammenhängen zwischen Schellings Schriften einsichtig machen läßt. Diese Korrelation zwischen der Interpretation und Datierung des Textes einerseits und dem impliziten Ziel der Arbeit andererseits kann allein in der Einleitung ausdrücklich thematisiert werden und muß im übrigen aus dem Gang der Untersuchung selbst transparent werden.

b) Überblick über die Forscbungsgeschichte Tempora mutantur, Schelling mutatur in illis.

Schellings Charakterbild schwankt in der Geschichte der philosophischen Forschung wie das kaum eines anderen Denkers; seine Philosophie gilt den einen als Muster der „Zerstörung der Vernunft" 6 , den anderen als „Ansatz für die philosophische Arbeit der Gegenwart" 7 — die Legende vom Proteus des deutschen Idealismus, vom „Lucifer deutscher Wissenschaft" 8 , schon zu Schellings Lebzeiten entstanden, lebt im Be6

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Georg Lukacs, Die Zerstörung der Vernunft, Berlin 1954, jetzt in: Georg Lukacs, Werke, Bd. 9, Neuwied/Berlin 1962, besonders p. 8 4 — 1 7 2 . Cf. auch id., Schellings Irrationalismus, in: Dt. Zschr. f. Philos. 1, 1953, p. 5 3 — 1 0 2 ; id., Die Frage der Besonderheit in der klassischen deutschen Philosophie, in: Dt. Zschr. f. Philos. 2, 1954, p. 7 6 4 — 8 0 7 , über Schelling p. 7 7 7 — 7 8 4 . Hinrich Knittermeyer, Sdielling und die Romantisdie Schule, München 1929 (Gesch. d. Phil, in Einzeldarst. VII, 3 0 / 3 1 ) , p. 4 5 8 ; cf. audi op. cit. p. 433 s. Christian Kapp, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Ein Beitrag zur Geschichte des Tages von einem vieljährigen Beobaditer, Leipzig 1843, p. 129; diesem Werk entstammt auch das oben angegebene Motto (op. cit. p. 74). Cf. dazu zuletzt Hans Jörg Sandkühler, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Stuttgart 1970, p. 8 s.

Uberblick über die Forsdiungsgesdiichte

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wußtsein seiner Interpreten fort 9 . Ideologiekritik hätte anzusetzen einerseits an der Einvernahme Schellings durch nahezu jede Fraktion der philosophischen Forschung10, andererseits bei der Behauptung eines wertneutralen, angeblich objektiven Schellingbildes; Sandkühler hat in neuerer Zeit Vorbildliches in dieser Richtung geleistet11. Im Zusammenhang der vorliegenden Arbeit interessiert vornehmlich die Genese und historische Entwicklung der These von Schellings Wandlungen; eines der hervorstechendsten formalen Merkmale der meisten Darstellungen seiner Philosophie ist die Einmütigkeit, mit der trotz inhaltlich durchaus unterschiedlicher Auffassungen sein Denken einer erbarmungslosen Periodisierung unterworfen wird 12 . Diese „scharfe Epochen-Trennung aber 9

Diese Auffassung ist audi heute noch vorherrschend, cf. i. E. Hermann Zeltner, Schelling, Stuttgart 1954, der die „Vielheit der Ansätze, die wir an Schellings Denken wahrnehmen", betont (op. cit. p. 47); cf. dazu die folgenden Seiten dieser Arbeit. 10 Audi dazu zuletzt Sandkühler 1970, p. 9 ss. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit kann darauf nicht näher eingegangen werden; idi erinnere nur an so unterschiedliche Denkrichtungen wie die neuprotestantische Theologie (Tillich, Leese), den Existenzialismus (Marcel, Jaspers) und den psychologisierenden Vitalismus (Baeumler, Dekker). — Demgegenüber begegnete Schellings Philosophie im Marxismus nahezu einhelliger Ablehnung (Lukacs, Marcuse). Erst in neuerer Zeit wurde Sdiellings Denken in der philosophischen Forschung der D D R wieder entdeckt, allerdings nur das „Frühwerk"; cf. Wolf gang Förster, Von der Philosophie zur Religion. Hauptlinien in der philosophischen Entwicklung Friedrich Wilhelm Joseph Sdiellings, Diss. Berlin 1967. 11 Cf. Sandkühler 1970 (zur dennoch nötigen Kritik an Sandkühlers Position cf. weiter unten p. 13 s.) und id., Freiheit und Wirklichkeit. Zur Dialektik von Politik und Philosophie bei Sdielling, Frankfurt a. M. 1968 (Diss. Münster 1968). 12 Da die Auswahl der hier erwähnten Arbeiten im günstigsten Fall als exemplarisch zu verstehen ist, nenne idi zur weiteren Orientierung die mir am wichtigsten ersdieinenden Literaturübersichten: Manfred Schröter, Historische Übersicht über die Schelling-Literatur, in: Idealismus 1, 1934, p. 219—227 (Würdigung der Literatur unter Berücksichtigung der philosophiegeschiditlidien Entwicklung); Guido Schneeberger, Friedrich Wilhelm Joseph von Sdielling. Eine Bibliographie, Bern 1954; Sandkühler 1970, p. 24—41 (op. cit. p. 23 Angabe weiterer Literaturberichte). Nützliche Forschungsberichte auch in: Walter Kasper, Das Absolute in der Geschichte. Philosophie und Theologie der Geschichte in der Spätphilosophie Schellings, Mainz 1965, p. 7—17 (Kasper setzt sidi in erster Linie mit Fuhrmans und Schulz auseinander); Christoph Wild, Reflexion und Erfahrung. Eine Interpretation der Frühund Spätphilosophie Sdiellings, Freiburg/München 1968 (Diss. Saarbrücken 1966), p. 147—151; Wolfgang Förster, Sdielling in der westdeutschen Gegenwartsphilosophie, in: Dt. Zsdir. f. Philos. 16, 1968, p. 859—871. Bislang fehlt eine — etwa der Kant-Bibliographie von Adickes vergleichbare — Übersicht über die Schelling-Literatur, in die auch die allgemeinen Philosophiegesdiichten und diejenigen Werke einbezogen werden sollten, in denen sich lediglich — oft allerdings bezeichnende — Hinweise auf Schelling finden; audi Schneebergers Bibliographie ist in dieser Hinsicht unvollständig.

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Einleitung

macht Schelling verfügbar für die verschiedensten, auch konträren Parteien und deren Deutungsintentionen: hier liegt die Fragwürdigkeit des Verfahrens"13. Der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts selbstverständliche Systemanspruch der ,Philosophie als Wissenschaft' hat solches Vorgehen zunächst nicht aufkommen lassen; Schellings Zeitgenossen sind — mit Ausnahmen14 — von der Kontinuität seines Philosophierens überzeugt gewesen. Heinrich Heines Dictum, man müsse Schellings „Bücher chronologisch lesen, die allmähliche Ausbildung seines Gedankens darin verfolgen und sich dann an seiner Grundidee festhalten"16, wird bestätigt durch analoge Aussagen nicht nur der Spätidealisten16, sondern audi der dezidierten Gegner des Philosophen. Die rechtshegelianische Schule um Michelet polemisiert gegen Schellings Denken, es sei „der Gang dieses Philosophierens sich immer gleich, die innere Methode immer dieselbe, ihr Inhalt derselbe, ihr Resultat nur Eins", Veränderung lasse sich erkennen „nur in der Terminologie"17: Die Parteien streiten um e i n e n Schelling, nicht um den irgendeiner Periode. 13

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Sandkühler 1968, p. 35 Anm. 61; diese Fragwürdigkeit wird deutlich auch daran, daß in der Schelling-Literatur nahezu jedes Werk Schellings als entscheidender Wendepunkt in seiner Philosophie dargestellt worden ist. Cf. Hermann Friedrich Wilhelm Hinridis, Politische Vorlesungen. Unser Zeitalter wie es geworden, nach seinen politischen, kirchlichen und wissenschaftlichen Zuständen, mit besonderem Vorzuge auf Deutschland und namentlich Preussen, 2 Bde., Halle 1843, Bd. 2, p. 418: „Einige behaupten: seine Philosophie habe eine Änderung erlitten; Andere sagen: Princip und Methode seien sich von Anfang bis zum Ende gleich geblieben". Cf. auch Friedrich Engels, Schelling und die Offenbarung. Kritik des neuesten Reaktionsversuchs gegen die freie Philosophie, Leipzig 1842: man könne es „nur bedauern, daß ein Mann wie er so in die Schlingen des Glaubens und der Unfreiheit gefallen ist. Als er jung war, war er ein andrer" (zit. nach MEW, Erg. Bd., 2. Teil, Berlin 1967, p. 173—221, p. 218). Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, in: Heines Werke in fünf Bänden, Bd. 5, Weimar 1959, p. 134 (zuerst in: Revue des deux mondes, 1834). Cf. dazu Kurt Leese, Philosophie und Theologie im Spätidealismus, Berlin 1929, bes. p. 27 ss.; Jürgen Habermas, Das Absolute und die Geschichte. Von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken, Diss. Bonn 1954, bes. p. 36—38, 50—53, 77 s.; Walter Schulz, Die Vollendung des deutschen Idealismus in der Spätphilosophie Schellings, Stuttgart/Köln 1955, der „die Legende, Schelling sei der Führer" der Spätidealisten gewesen (op. cit. p. 185), zu zerstören sucht (bes. op. cit. p. 167 ss.). Schmidt, Der Neu-Schellingianismus in seiner Beziehung auf das alte System, in: Der Gedanke 2, 1861, p. 194—209, p. 194 s. Über den Verfasser war nichts zu ermitteln. — Die abschätzige Beurteilung Schellings bei gleichzeitiger Betonung der Einheitlichkeit seines Denkens ging so weit, daß man zur Edition des „Weltalter"Fragments in der Gesamtausgabe meinte, es unterliege „wohl keinem Zweifel, dass

Überblick über die Forsdiungsgesdiichte

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Dieses bei Kritikern und Anhängern gleichermaßen am Kontinuitätsund Systemgedanken orientierte, einheitliche Schellingbild wird zwischen 1860 und 1880 gründlich revidiert. Das von späteren Interpreten zumeist fraglos hingenommene und reproduzierte Ergebnis der Neuorientierung ist ein ,periodisierter c Schelling, dessen vorgebliche philosophische Unbeständigkeit seine allseitige Verwertbarkeit garantiert, zugleich aber eine Analyse der Bedeutung seines gesamten Gedankengebäudes

auf

lange Zeit verhindert ; die Gründe für das Entstehen der Neigung, 18

Schellings Werk in auseinander kaum ableitbare Epochen zu zersplittern, blieben bis heute unerörtert. Aus der Wende zum Positivismus, dessen Anhänger sich von Hegels brillanter Logik noch eher beeindrucken ließen als von Schellings positiver Philosophie, aus den innenpolitischen Tendenzen in Deutschland, denen Fichtes restaurative Ethik deutlicher entsprach als Schellings weitgehende politische Abstinenz 19 , läßt sich zwar das in diesen Jahren allgemeine Desinteresse an Schellings Denken erklären 2 0 ; die Tatsache veränderter Terminologie in seinen späteren Werken und das offenbare Unvermögen der Interpreten, Naturphilosophie und Philosophie des Absoluten zu verknüpfen, genügen jedoch nicht, die schroffe, sich keineswegs mit e i n e m

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Bruch begnügende Periodisierung

die Veröffentlichung dieses Bruchstücks füglich hätte unterbleiben können" (Leopold von Henning, Ueber die Gesammtausgabe der Schelling'schen Werke, in: Der G e danke 3, 1862, p. 2 2 9 — 2 3 7 , p. 231). Allein Eduard von Hartmann, Schellings positive Philosophie als Einheit von Hegel und Schopenhauer, Berlin 1869, erklärt, Schelling führe „bereits auf den inductiven Empirismus als das wahrhaft Positive der modernen Zeit hin" (op. cit. p. 4 ) ; diese Leistung werde allerdings verdunkelt „durch das störende Beiwerk von Theosophie" (op. cit. p. 6), cf. auch op. cit. p. 21. Erst 1897 nimmt E. v. Hartmann diesen Faden wieder auf; cf. Eduard von Hartmann, Schellings philosophisches System, Leipzig 1897, bes. p. 4. C f . in dieser Zeit audi Arthur Drews, Die Bedeutung Schellings für unsere Zeit, in: Preuß. J b b . 91, 1898, p. 2 8 1 — 2 9 4 . — C f . audi weiter oben p. 6 Anm. 16 und weiter unten p. 11 ss. „Schelling ist kein politischer D e n k e r " , urteilt Jürgen Habermas, Dialektischer Idealismus im Übergang zum Materialismus — gesdiiditsphilosophisdie Folgerungen aus Schellings Idee einer Contraction Gottes, in: id., Theorie und Praxis. Sozialphilosophisdie Studien, Neuwied/Berlin 1965, p. 108—161, p. 108. Zum mittelbaren Einfluß Schellings auf die Staats- und Rechtslehren des 19. Jahrhunderts cf. Sandkühler 1968, p. 2 4 — 8 0 , 218 ss. und Alexander Höllerbach, D e r Reditsgedanke bei Schelling. Quellenstudien zu seiner Redits- und Staatsphilosophie, Frankfurt a. M . 1957.

so N a d i Schneeberger 1954, N r . 5 0 8 — 6 1 3 , sind 1 8 6 0 — 1 8 8 0 , abgesehen von allgemeinen Philosophiegeschiditen, 51 Arbeiten vorwiegend biographischen Inhalts über Schelling erschienen, von 1 8 8 0 — 1 9 0 0 sogar nur 23 Arbeiten.

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Einleitung

verständlich zu machen21. Es ist m. E. ein Desiderat der Forschung, die wissenschaftsgeschichtlidien und politischen Motive zu untersuchen, auf Grund derer das im Idealismus und Nachidealismus gültige Schellingbild umgestürzt wird; denn die aus dem Umsturz hervorgehende Interpretation Schellings als eines Denkers, dessen Denkbewegungen an unvermuteten Stellen abbrechen und gleichermaßen unvermutet wieder ansetzen, blieb bestimmend bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts 22 . Soweit Sdielling um 1880 und danach überhaupt ins Blickfeld der Forschung gerät, wird er nahezu einhellig negativ beurteilt 23 , und es wird ihm angelastet, er habe, obwohl „er selbst fortwährend behauptete, nur immer in neuer Form denselben Gedanken auszuprägen, . . . sich über die großen Gegensätze getäuscht, die zwischen den Lehren seiner verschiedenen Perioden obwalten" 24 ; alle Philosophiegeschichten der Zeit spiegeln dieses Votum wider 25 , und die wenigen Stimmen, die auf die „Constanz . . . feststehender Probleme", auf den sich durchhaltenden Ansatz in Schellings Denken hinweisen, verhallen ungehört 26 . Das Unbehagen der Interpreten an der Philosophie des Absoluten verursacht 21

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In den 40er und 50er Jahren ist demgegenüber, soweit überhaupt periodisiert wird, nur von e i n e r Änderung die Rede, cf. weiter oben p. 6 Anm. 14. — Die angeführten Indizien erklären nur das Weglassen der späten Werke Sdiellings, cf. i. E. Eduard Zeller, Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibniz, München 1873 (Gesdi. d. Wiss. in Deutschland, Bd. 13), über Sdielling p. 644—697, davon nur fünf Seiten (p. 692—697) über die positive Philosophie; Rudolf Eisler, Philosophenlexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker, Berlin 1912, Sdielling: p. 625—634; Eisler kennzeichnet die positive Philosophie auf einer knappen halben Seite (p. 633) kurz und abwertend als „theosophisdie Richtung". Cf. audi weiter unten p. 15. Cf. dazu weiter unten p. 14 s. Einige Beispiele: Zeller 1873, p. 649, w i r f t ihm sdilidit „Mangel an Reife" vor; Ludwig Noack, Philosophie-geschichtliches Lexikon, Leipzig 1879, Sdielling: p. 766 —786, bescheinigt ihm, sein Frühwerk sei „nichts weiter, als ein Commentar zur ,Wissenschaftslehre' Fidite's" (op. cit. p. 769), und Hegels überragendem Verstand habe er nur „das Phantasiedenken" entgegenzusetzen vermocht (op. cit. p. 777), cf. auch op. cit. p. 782. Wilhelm Windelband, Die Blüthezeit der deutschen Philosophie, Leipzig 1880 ( = Die Geschichte der neueren Philosophie, Bd. 2 : Von Kant bis Hegel und Herbart), p. 230. Zeller 1873, p. 647, unterscheidet vier Phasen in Sdiellings Philosophie; Friedrich Harms, Die Philosophie seit Kant, 2. Aufl. Berlin 1879, p. 249 ss., setzt drei Perioden an; Windelband 1880, p. 230, sieht „5 verschiedene Perioden", allein drei in der Zeit bis 1804; Arthur Drews, Die deutsche Spekulation seit Kant mit besonderer Rücksicht auf das Wesen des Absoluten und die Persönlichkeit Gottes, 2 Bde., Berlin 1893, unterscheidet vier Perioden (op. cit. Bd. 1, p. 311—317). Cf. i. E. Heinrich Lisco, Die Geschichtsphilosophie Schellings 1792—1809, Diss. Jena 1884; diese Arbeit ist m. E. nach wie vor lesenswert. „Sdielling ist in seiner Ent-

Überblick über die Forschungsgeschichte

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überdies eine Reduktion des Interesses auf die frühen Werke Schellings, in denen die Keime des Späteren nicht wahrgenommen werden 27 . Die erste große Untersuchung des G e s a m t werks nach langer Zeit, Kuno Fischers Schelling-Buch, hat zwar zur Wiederentdeckung Schellings entscheidend beigetragen; Fischer versieht jedoch, ausgehend von hegelianischen Prämissen, die spätere Philosophie Schellings mit deutlich negativem Akzent, an dessen philosophiehistorischer Wirksamkeit auch Eduard von Hartmanns positive Beurteilung der Spätphilosophie nichts zu ändern vermocht hat 28 . Beide Interpreten halten die Periodisierung des Gesamtwerks für selbstverständlich; von Hartmann unterscheidet trotz seiner Affinität zu Schellings Philosophie „zwei große Hauptabschnitte von 1794—1806 und 1806—1854", deren erster „in vier, der zweite in zwei Unterabschnitte zerfällt" 29 . Das im Zuge des Neukantianismus wieder erwachte Interesse an der idealistischen Philosophie einerseits und die Lebensphilosophie Wilhelm Diltheys andererseits bilden den Nährboden einer Unzahl von Abhandlungen, die nach der Jahrhundertwende über Schellings sogenannte idea-

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wickelung constanter gewesen als die gewöhnliche Ansicht annimmt, doch z e i g t . . . diese Constanz sidi mehr in beharrenden Problemen als in durchgehenden Lösungen. Dieser Fortschritt zu immer neuen Lösungen feststehender Probleme" (op. cit. p. 3 s.) soll auch in der vorliegenden Arbeit verfolgt werden. Lisco ist der Meinung, Schellings Ansatz sei „einzig und allein das Problem, das Dasein der Welt, den Uebergang vom Absoluten zum Endlichen zu erklären" (op. cit. p. 10 s.); cf. auch op. cit. p. 63. Das Werk von Constantin Frantz, Schelling's positive Philosophie, 3 Theile, Cöthen 1879—1880, ist ohne Wirkung geblieben. Kuno Fischer unterschlägt in der ersten Auflage seines Schelling-Buches Schellings Spätphilosophie fast völlig (Kuno Fischer, Geschichte der neuern Philosophie, Heidelberg 1877, Bd. 6, 2. Buch: Schellings Lehre) und begründet dies später damit, „daß die spätere Lehre Schellings auf den Fortgang der Philosophie keinen bemerkenswerthen Einfluß ausgeübt habe" (Vorrede zur Ausgabe von 1895, cit. nach: Kuno Fischer, Geschichte der neuern Philosophie, Jubiläumsausgabe Heidelberg 1899, Bd. 7: Schellings Leben, Werke und Lehre, p. X s.). Kuno Fischer, Geschichte der neuern Philosophie, 2. verm. Aufl. Heidelberg 1895, Bd. 6: Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Diese Ausgabe w a r mir nicht zugänglich, ich zitiere daher nach der Jubiläumsausgabe (cf. die vorige Anm.). Fischer urteilt über die Philosophie der Mythologie und Offenbarung, man könne „sich des Eindrucks nicht erwehren, daß auf diesen Vorlesungen in weiten Strecken schon die Spuren des Alters lasten" (op. cit. p. 707); cf. auch op. cit. p. 711, 714 ss. — Cf. von Hartmann 1869, p. 4, p. 21 und id. 1897. von Hartmann 1897, p. 1. Zu von Hartmanns Verhältnis zu Schelling cf. etwa Gerbrand Dekker, Die Rückwendung zum Mythos. Schellings letzte Wandlung, München/Berlin 1930, p. 5, p. 21; Dekker zeiht von Hartmann „der einseitigen Tendenz zu einer oratio pro domo" (op. cit. p. 21), ein Verdikt, das m. E. von Hartmanns eigene Position verkennt.

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Einleitung

listische Periode verfaßt werden 3 0 ; der bislang gültige Traditionszusammenhang Kant—Fichte—Hegel wird erweitert und umgewandelt in die Abfolge Kant—Fichte—Schelling—Hegel 3 1 . Nahezu alle Autoren halten jedoch trotz neuer Ansätze und inhaltlich fundierter Analysen daran fest, Schellings bis 1809 entstandenes Werk in unvermittelt aufeinander folgende Epochen aufzugliedern 3 2 ; die ohnehin vorhandene Neigung zu periodisieren wird verstärkt durch die in den Prinzipien der Lebensphilosophie begründete Tendenz, angenommene qualitative Veränderungen der sachlichen Problemstellung in Schellings Philosophie biographisch zu motivieren. A m weitesten geht darin Wilhelm Metzger, dessen äußerst scharfsinnig formulierte Theorie ins Absurde abgleitet: Er identifiziert jeden U m z u g Schellings mit einem philosophischen Neuansatz 3 3 . Insgesamt herrscht die Meinung, daß Schellings „beweglicher Geist . . . sich zu Wandlungen im Grunde des Weltbildes aus persönlichster Überzeugung treiben (!) ließ" 3 4 ; dem korrespondiert die nicht minder frag30

In Auswahl: Otto Braun, Schellings geistige Wandlungen in den Jahren 1800—1810, Leipzig 1906 (Diss. Jena 1906); Georg Mehlis, Schellings Geschichtsphilosophie in den Jahren 1799—1804, Heidelberg 1907 (Diss. Heidelberg 1906); Otto Braun, Hinauf zum Idealismus! Schelling-Studien, Leipzig 1908; Manfred Schröter, Der Ausgangspunkt der Metaphysik Schellings entwickelt aus seiner ersten philosophischen Abhandlung „Ober die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt", Diss. Jena 1908; Wilhelm Metzger, Die Epochen der Schellingschen Philosophie von 1795—1802. Ein problemgeschichtlicher Versuch, Heidelberg 1911; cf. auch Schneeberger 1954, N r . 683 ss. — Mit Schellings Spätphilosophie beschäftigt sich in dieser Zeit nur Paul Tillich, Die religionsgeschichtliche Konstruktion in Schellings positiver Philosophie, Diss. Breslau 1910; id., Mystik und Schuldbewußtsein in Schellings philosophischer Entwicklung, Diss. Halle 1912.

Zur Problematik dieser Abfolge cf. neuerdings Sandkühler 1968, p. 24 ss. und Sandkühler 1970, p. 85 s. 3 2 D a s bezeugen schon die Titel der in Anm. 30 genannten Arbeiten; cf. Braun 1906, p. 32 (drei Perioden); Braun 1908, p. 29 s., spricht von den „unablässigen Wandlungen in seinem (sc. Schellings) Denken"; Mehlis 1907, p. 3 ss. (vier Perioden); Metzger 1911, p. 8 (vier Epochen). Allein Manfred Schröter faßt Schellings Philosophie als Einheit. 33 Metzger 1911, p. 20, cf. auch p. 22 Anm. 2 : „Sicher hat der Eintritt in den Jenaer romantischen Kreis auf Schellings intellektuelles Gewissen sehr nachteilig gewirkt"; erst in Jena jedoch habe sich Schelling mit Philosophie beschäftigt, vorher nur mit Theologie (Tübingen) und Naturwissenschaften (Leipzig). Gegen Metzgers Identifikation der Denkansätze mit den Lebensumständen bei gleichzeitiger scharfer Periodisierung wandte sich bereits Kurt Schilling, Natur und Wahrheit. Untersuchung über Entstehung und Entwicklung des Schellingschen Systems bis 1800, München 1934, p. 79 s., der allerdings auch eine „neue Philosophie" Schellings nach 1806 konstatieren zu müssen glaubt (op. cit. p. 139 s.). 31

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Braun 1906, p. 3; in diesen Zusammenhang gehört auch die These von Schellings extrem hoher Beeinflußbarkeit, cf. etwa — radikal, aber auch beispielhaft — Eisler

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würdige Ansicht, daß die 1809 mit Carolines Tod eintretende ,Lebenskrise' Schellings gleichzusetzen sei mit d e r Krisis seines Philosophierens überhaupt, in deren Verlauf er „den kritischen Standpunkt verlor" 35 — Dekker spricht 1930 geradezu vom „Carolinischen Zeitalter" in Schellings Philosophie 39 . Diese vorwiegend aus dem damaligen Verstehensbegriff resultierende Auffassung alles Denkens als Ergebnis ausschließlich psychischer Vorgänge scheint heute weitgehend überholt; sie lebt nach allenfalls in der Rede vom „Abschied von der romantischen Zeit" 37 . Das in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts neu einsetzende Interesse für die „romantische Zeit" fördert einerseits die Beachtung der Beziehungen Schellings zur Romantik 38 , führt andererseits aber dazu, Schelling eindeutig als Ästhetiker zu etikettieren 39 ; die Vehemenz, mit

1912, p. 626: in Schellings Philosophie lassen sich „mehrere (etwa vier) Perioden unterscheiden, in welchen er sich zunächst v o n K a n t und Fichte, d a n n auch von H e r d e r , Goethe, Spinoza, Leibniz, Bruno, von Plato, Plotin, J. Böhme, von verschiedenen Theosophen (darunter Baader), audi von der Gnostik und Scholastik . . . beeinflussen ließ". 85 Mehlis 1907, p. 3. 38 Dekker 1930, p. 24; Dekker bezieht sich allerdings hauptsächlich auf die Ergebnisse der Psychoanalyse (op. cit. p. 8), weniger auf den Verstehensbegriff der Lebensphilosophie. 37 F. W. J. Schelling, Initia philosophiae universae. Erlangcr Vorlesung WS 1820/21, herausgegeben und kommentiert von H o r s t Fuhrmans, Bonn 1969, p. X I . — Hier soll keineswegs der Unabhängigkeit des Denkens von psychischen Zuständen das W o r t geredet w e r d e n ; ich wende mich vielmehr allein gegen die Monokausalität dieser Erklärungsart, die noch heute vertreten wird. Sandkühlers Ansicht: „Der T o d Carolines am 7. Sept. 1809 in Maulbronn stürzt Schelling in eine Existenzkrise, die auch sein philosophisches Schaffen maßgeblich p r ä g t " (Sandkühicr 1970, p. 74), teile ich weder, noch vermag ich sie in den Kontext von Sandkühlers sonstigen Äußerungen einzuordnen; er sucht im allgemeinen Schellings Denken von philosophiegeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Voraussetzungen her zu verstehen. 38

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C f . vor allem Knittermeyer 1929, der „gerade Schelling als den Philosophen der R o m a n t i k bezeichnen" zu müssen glaubt (op. cit. p. 10); cf. auch op. cit. p. 107, 136, 232. C f . Braun 1906, p. 13, „Schelling der große Künstlergeist"; seine Weltanschauung ist, im Gegensatz zu denen Fichtes („Ethiker") und Hegels („Logiker"), „durchaus als eine ästhetische" zu betrachten; Mehlis 1907, p. 18, sieht „das Aesthetisdie als den letzten und höchsten W e r t " in Schellings Philosophie; Beate Berwein, Das Unendlichkeitsproblem in Schellings Ästhetik, Diss. Berlin 1913, meint, „Schelling w a r , seiner romantischen D e n k a r t entsprechend, vorwiegend Ästhetiker" (op. cit. p. 12, cf. audi p. 10); Knittermeyer 1929, p. 207, sieht die „Krönung des Schellingschen Idealismus in der Ästhetik"; Franz D o n a y , D e r Einheitspunkt in Schellings Philosophie, Koblenz 1929 (Diss. Bonn 1929), kommt zu dem Schluß, Schellings Philosophie sei „kunstphilosophisch bedingt" (op. cit. p. 123); cf. auch M a x Adam,

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der die Priorität des Ästhetischen in Schellings Philosophie betont wird, scheint bloßes Korrelat der Ratlosigkeit, mit der man nach wie vor der Philosophie des Absoluten begegnet. Dies ändert sich vollständig in den dreißiger Jahren. Es kann hier nicht erörtert werden, inwieweit die Vorliebe deutschnationaler und nationalsozialistischer Denker für Schellings Spätwerk auf einem Mißverständnis beruht40; zu konstatieren bleibt, daß sich die Forscher in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg vornehmlich mit der späteren Philosophie Schellings auseinandersetzen41. Da es sich von selbst versteht, daß die Philosophie der Mythologie und Offenbarung als Einheit betrachtet werden muß, behaupten deren Interpreten nur e i n e n entscheidenden Bruch zwischen dem Frühwerk, dessen Verbundenheit mit dem Späteren sie nicht erkennen, und dem Spätwerk 42 ; in den Arbeiten über die Abhandlungen Schellings bis 1809 wird in gewohnter Weise periodisiert43. Der in der damaligen Einheitsideologie begründete Zwang, Schellings frühere Werke trotz jenes angeblichen Bruchs mit der Offenbarungsphilosophie zu verknüpfen, verführt einerseits dazu, Schelling als einen Denker zu deuten, dem die höchste Stufe der Erkenntnis „ d a s

Schellings Kunstphilosophie. Die Begründung des idealistischen Prinzips in der modernen Ästhetik, Leipzig 1907 (Diss. Erlangen 1907); Schneeberger 1954, Nr. 706 ss. 40 Zur Kritik an Schelling, in der er als Vorläufer dezisionistischer und irrationalistischer Weltanschauung bezeichnet wird, cf. Lukacs, Zerstörung 1954, p. 114 s., 131, der in Schellings Philosophie die „erste Erscheinungsform des Irrationalismus" sieht (p. 114) und Hitler zu den Epigonen Schellings rechnet; Sandkühler 1968, p. 25, kritisiert diese Auffassung. — Cf. audi Herbert Marcuse, Vernunft und Revolution. Hegel und die Entstehung der Gesellschaftstheorie, Neuwied/Berlin 1962, p. 283—288, bes. p. 286; Roger Garaudy, Gott ist tot. Das System und die Methode Hegels, Berlin/Frankfurt a. M. 1965, bes. p. 168. 41 In Auswahl: Dekker 1930; Justus Schwarz, Die Lehre von den Potenzen in Schellings Altersphilosophie, in: Kant-Studien 40, 1935, p. 118—148; id., Der alte Schelling und das Vermächtnis der deutschen idealistischen Philosophie, in: Bll. f. Dt. Philos. 9, 1935, p. 143—173; Horst Fuhrmans, Schellings letzte Philosophie. Die negative und positive Philosophie im Einsatz des Spätidealismus, Berlin 1940 (Diss. Köln 1940); id., Zu Schellings Spätphilosophie. Schellings Einleitung in die positive Philosophie, in: Bll. f. Dt. Philos. 14, 1940, p. 265—276. Cf. Schneeberger 1954, Nr. 888—980: Nahezu alle Titel beziehen sich auf Schellings Spätphilosophie. « Cf. i. E. Dekker 1930, p. 58; Fuhrmans, Schellings letzte Philosophie 1940, p. 17, 79, 84; Hermann Zeltner, Schellings philosophische Idee und das Identitätssystem, Heidelberg 1931 (Diss. Göttingen 1929), der ebenfalls einen scharfen Bruch zwischen Schellings 1. und 2. Epoche behauptet (op. cit. p. 117 s.). 43 Cf. i. E. Johann Philipp Geiger, Schellings Gottesauffassung von 1795—1809, Diss. Gießen 1938, der in dieser Zeit vier Perioden unterscheidet (op. cit. p. 6 ss.).

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s c h l e c h t h i n I r r a t i o n a l e " gewesen sei 44 ; andererseits setzt die Intention, „Schellings letzte Wandlung . . . als die notwendige Folge seiner früheren Wandlungen" zu fassen, doch voraus, daß es ein „Leitmotiv von Sdiellings Philosophie in allen ihren Phasen" gegeben hat 45 . Von diesem Standpunkt aus scheint es wenigstens m ö g l i c h , zu der Einsicht zu gelangen, daß Schellings Anschauungen „von einer ursprünglichen, sich immer gleichbleibenden Grundidee getragen" worden seien46; diese Tendenz, Schellings Philosophie als Kontinuum zu begreifen, stellt m. E. trotz der Fragwürdigkeit ihrer ideologischen Basis einen Fortschritt dar gegenüber der bis dahin vorherrschenden Neigung zu periodisieren. Die Ursachen der unbestreitbaren Schelling-Renaissance nach 1945 hat neuerdings Sandkühler zu bezeichnen unternommen 47 ; er urteilt, „das Angebot der Schellingschen Philosophie an die Stunde Null", menschliches Handeln als Funktion „im Offenbarungsprozeß des Absoluten" zu determinieren, ihm mithin die Bürde der Zurechenbarkeit abzunehmen, habe „ganz wesentlich das Bedürfnis nach Schelling" bestimmt 48 . Dieses Votum ist seit langem überfällig und als bislang kaum vertretener Ansatz für die Untersuchung der Schelling-Rezeption nach 1945 unentbehrlich; ideologische Motivation als m o n o k a u s a l e Begründung wissenschaftlichen Interesses anzusetzen, bleibt jedoch in eben der Weise ungenügend, die Sandkühler selbst kurz zuvor als wissenssoziologische Aufhebung der „philosophiegeschichtlichen Grundsätze der Interpretation" charakterisiert und ablehnt 49 . Einer der philosophiehistorisch relevanten Gründe für die Schelling-Renaissance als „internationales Ereig-

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Geiger 1938, p. 32; in dieser Hinsicht ist die Meinung der Anhänger und Kritiker des Philosophen o f f e n b a r identisch, cf. Lukacs, Zerstörung 1954, bes. p. 114 ss., 131. Dekker 1930, p. 25. Geiger 1938, p. 5; die Divergenz zwischen unbefragt übernommener Periodisierung und ihr widersprechender Einsicht in die Kontinuität von Schellings Philosophie wird bei Geiger (op. cit. p. 5 / p. 6 ss.) und Dekker 1930, p. 25 / p. 58, besonders deutlich. Sandkühler 1968, p. 237 ss. und id. 1970, p. 13 ss. Sandkühler 1970, p. 13. O p . cit. p. 11; Sandkühler spricht v o m „erreichten Stand des Kontinuums der Philosophie" und deren Interpretation unter Voraussetzung der „historischen, sozioökonomischen und ideologischen Bedingungen" (ibid.), vermag aber philosophiehistorische Interpretation und ideologiekritische Analyse nicht zu verbinden, cf. op. cit. p. 16 s.

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nis" 5 0 , die Konjunktur der Existenzphilosophie 51 , wird daher von Sandkühler in erstaunendem Maße vernachlässigt 52 . Der Streit um Einheit oder Wandel in Schellings Denken wird in der Nachkriegsliteratur unvermindert heftig wieder aufgenommen; dieses Problem bleibt allein in denjenigen Arbeiten weitgehend unberücksichtigt, die sich stärker an den Themenkreisen ,Schellings geistige Ahnen' und ,Schelling und die Folgen' orientieren 53 . Gefördert durch die einleuchtenden Argumente, die vor allem Walter Schulz und Wilhelm Szilasi vorbringen, beginnt sich zögernd die Einsicht in die Kontinuität der Philosophie Schellings durchzusetzen 54 , wenngleich die größere Fraktion

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O p . cit. p. 16; für die italienische und französische Schelling-Forschung der Gegenwart wird übrigens nach der ideologischen Motivation nicht einmal gefragt, cf. op. cit. p. 16 s. C f . i. E. schon K a r l Jaspers, Die geistige Situation der Zeit, Berlin 1931; id., Schelling. Größe und Verhängnis, München 1955; Gabriel Marcel, Schelling fut-il un precurseur de la philosophie de l'existence? i n : Rev. de Metaph. et de Morale 62, 1957, p. 7 2 — 8 7 . — In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, daß Martin Heidegger, Sein und Zeit, zuerst ersch. als Sonderdrude aus: J b . f. Philos. u. phänomenolog. Forschung 8, Halle 1927, 11. unveränderte Aufl. Tübingen 1967, Schelling nicht ein einziges Mal erwähnt, obgleich sich dieses Werk streckenweise wie ein Kommentar zu Schellings Ontologie liest; Heidegger behandelt Schelling erst in seinem Buch über Nietzsche (Martin Heidegger, Nietzsche, 2 Bde., Pfullingen 1961, Bd. 2, p. 4 7 1 — 4 8 0 ) . — C f . audi Schulz 1955, p. 287 ss. Es wäre zu bedenken, ob die ideologische Motivation, die Sandkühler für die Schelling-Renaissance geltend macht, nidit in noch stärkerem Maße für die Verbreitung der Existenzphilosophie ausschlaggebend gewesen ist; Sandkühler behandelt dieses Problem jedoch nicht. C f . Robert Schneider, Schellings und Hegels schwäbische Geistesahnen, Würzburg 1938; Ernst Benz, Schellings theologische Geistesahnen, in: Studia philosophica 14, 1954, p. 1 7 9 — 2 0 1 ( = Verhandlungen d. Schelling-Tagung in Bad R a g a z ) ; id., Schelling. Werden und Wirken seines Denkens, Zürich 1955, bes. p. 30 s., 48 s.; Wilhelm August Schulze, Oetingers Beitrag zur Schellingsdien Freiheitslehre, in: Zschr. f. Theol. u. Kirche 54, 1957, p. 2 1 3 — 2 2 5 . — Anton Mirko Koktanek, Schellings Seinslehre und Kierkegaard. Mit Erstausgabe der Nachschriften zweier Sdielling-Vorlesungen von G . M . Mittermair und Sören Kierkegaard, München 1962; Michael Theunissen, Die Dialektik der Offenbarung. Zur Auseinandersetzung Schellings und Kierkegaards mit der Religionsphilosophie Hegels, i n : Philos. J b . 72, 1964/65, p. 1 3 4 — 1 6 0 ; Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, M a r x - Kierkegaard - Sdielling. Zum Problem von Theorie und Praxis, in: Sdielling-Studien. Festgabe für Manfred Schröter zum 85. Geburtstag. Hrsgg. von Anton Mirko Koktanek, Mündien/Wien 1965, p. 1 9 3 — 2 1 8 ; Jürgen Habermas, Ein marxistischer Schelling — Zu Ernst Blochs spekulativem Materialismus, in: Theorie und Praxis, op. cit. p. 3 3 6 — 3 5 1 .

B4 Schulz 1955, p. 124, 134 s., 144 s. u . ö . ; Wilhelm Szilasi, Schellings Anfänge und die Andeutung seines Anliegens, i n : Studia philosophica 14, 1954, p. 5 1 — 6 7 ( = Verhandlungen d. Schelling-Tagung in Bad R a g a z ) ; cf. audi Sandkühler 1968, p. 24 s., 34. Sandkühler bleibt den Beweis für seine Behauptung, diese Fraktion der

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der Interpreten nach wie vor wenigstens e i n e n Bruch in Schellings Denken behauptet55. Diese Bruchtheorie, die oft explizit oder implizit theologisch begründet wird 50 , findet ihren stärksten Ausdruck in der Rede von der grundsätzlichen „Kluft zwischen dem idealistischen und dem christlichen Denken", welche unüberbrückbar Schellings frühe Werke von den späteren trenne57; begreift man jedoch Schellings Philosophie insgesamt als Strukturtheorie des Absoluten, so wird diese „Kluft" gegenstandslos58. Es ist zu hoffen, daß es in der Folgezeit gelingen wird, Schelling von dem Verdacht der Brüchigkeit seines Denkens — „als habe er unter Profilneurose gelitten"59 — zu befreien; die vorliegende Arbeit sucht dazu beizutragen. c) Philosophie

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Die Ergebnisse der erkenntnistheoretischen Untersuchungen Kants haben alle nachfolgende Philosophie in entscheidender Weise geprägt. Kant suchte die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit nicht im Rekurs auf einen als unbedingt angenommenen Objektzusammenhang, son-

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Schelling-Interpreten habe sich durchsetzen können (Sandkühler 1970, p. 83), schuldig. C f . i. E. H o r s t Fuhrmans, Dokumente zur Sdielling-Forschung II, in: Kant-Studien 47, 1955/56, p. 273—287 und p. 378—396, bes. p. 273, 276; Fuhrmans unterteilt wie E. von H a r t m a n n (von H a r t m a n n 1897, p. 1) Schellings Philosophie in zwei H a u p t abschnitte, die wieder in Unterabschnitte zerfallen. Er hat diese Ansicht bereits 1940 vertreten (Fuhrmans, Schellings letzte Philosophie 1940, p. 17, 79, 84); Hollerbach 1957, p. 10, schließt sich der gleichen Auffassung an. Im Gegensatz zu Sandkühler (cf. Sandkühler 1968, p. 35 Anm. 61 und id., 1970, p. 83) rechne ich audi Wild 1968 unter die periodisierenden Autoren; Wild nimmt eine Dreiteilung des Gesamtwerks vor (op. cit. p. 11 s.), die er z w a r vorsichtig formuliert, die ihm aber doch so einleuchtend scheint, d a ß er den mittleren Teil der Philosophie Schellings glaubt auslassen zu dürfen (op. cit. p. 13).

56 C f . Fuhrmans, Dokumente II 1955/56, p. 273, 276; Kasper 1965, p. 22; Klaus Hemmerle, Gott und das Denken nach Schellings Spätphilosophie, Freiburg/Wien 1968, p. 14 s.; auf die innertheologische Diskussion der Philosophie Schellings kann hier nicht eingegangen werden. 57 Fuhrmans, Dokumente I I 1955/56, p. 273. — Bereits Wilhelm Dilthey wies demgegenüber auf den Zusammenhang zwischen christlicher Lehre und idealistischer Philosophie hin, cf. Wilhelm Dilthey, Der entwicklungsgeschichtliche Pantheismus nach seinem geschichtlichen Zusammenhang mit den älteren pantheistischen Systemen, in: Wilhelm Dilthey, Gesammelte Sdiriften II, Leipzig/Berlin 1914, p. 312—390, p. 339; id., Die drei G r u n d f o r m e n der Systeme in der ersten H ä l f t e des 19. J a h r hunderts, in: Gesammelte Sdiriften IV, Leipzig/Berlin 1921, p. 528—554, p. 547 bis 550. 58 59

C f . dazu weiter unten p. 21 ss., p. 145 s. Sandkühler 1970, p. 82.

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dem von den Bedingungen des erkennenden Subjekts ausgehend neu zu bestimmen und kam zu dem Schluß, daß „in der Erkenntniß a priori den Objecten nichts beigelegt werden kann, als was das denkende Subject aus sich selbst hernimmt" 60 . Zwar ist damit der „speculativen Vernunft alles Fortkommen" auf dem „Felde des Ubersinnlichen abgesprochen worden" 61 ; andererseits aber berechtigt gerade diese Einschränkung der Möglichkeit vernünftiger Erkenntnis zu der Hoffnung, daß Philosophie, „wenn sie durch diese Kritik in den sicheren Gang einer Wissenschaft gebracht worden, . . . das ganze Feld der für sie gehörigen Erkenntnisse völlig befassen und also ihr Werk vollenden" könne 82 . Aus diesem dem Denken des 18. Jahrhunderts fremden Selbstverständnis der Philosophie als Wissenschaft' resultiert Kants „Erwartung, es vielleicht dereinst bis zur Einsicht der Einheit des ganzen reinen Vernunftvermögens (des theoretischen sowohl als praktischen) bringen zu können; welches das unvermeidliche Bedürfniß der menschlichen Vernunft ist, die nur in einer vollständig systematischen Einheit ihrer Erkenntnisse völlige Zufriedenheit findet" 63 . Folgerichtig gilt Philosophie den Nachfolgern Kants nicht mehr als eine Wissenschaft unter anderen, sondern als Basis aller Einzelwissenschaften und deren krönender Abschluß zugleich64. Die Denker des Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Vorrede zur 2. Aufl. 1787, zitiert nach: Kant's gesammelte Schriften, hrsgg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Bd. III, Berlin 1904/11, p. 15. ei Op. cit., A k a d . Ausg. III 14. 6 2 Op. cit., A k a d . Ausg. III 15. Wie ausgiebig sidi Kant noch in hohem Alter mit dem Problem der Begründung der „Philosophie als Wissenschaft" beschäftigt hat, bezeugen die immer neu ansetzenden Definitionsversuche im opus postumum, cf. Akad. Ausg. X X I , Berlin/Leipzig 1936, p. 40: Philosophie gründe sich auf „ein Princip a priori unter welchem das Formale in der Zusammensezung des Manigfaltigen das All der Dinge (omnitudo) als ein Ganzes (totum) in unbedingter Einheit" vorgestellt werden könne; cf. auch Akad. Ausg. X X I 63, 76, 158 u. ö. 0 3 Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft (1788), Akad. Ausg. V, Berlin 1908, p. 91; diese Stelle wird übrigens von Sclielling (I 375) zitiert. — Zum Selbstverständnis der Philosophie im 18. Jahrhundert cf. die zahlreichen Enzyklopädien, i. E. Johann Georg Heinrich Feder, Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nöthigen Geschichte zum Gebrauch seiner Zuhörer, 2. Aufl. Coburg 1769 (1. A u f l . 1767), bes. p. 47—51. — Cf. auch M a x Horkheimer, Über Kants Kritik der Urteilskraft als Bindeglied zwischen theoretischer und praktischer Philosophie, Leipzig/Frankfurt a. M. 1925. 6 4 Dieses Selbstverständnis der Philosophie zu Beginn des 19. Jahrhunderts setze ich als bekannt voraus und führe nur einen der zahlreichen Belege an: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Phänomenologie des Geistes (1807), hrsgg. von Johannes H o f f meister, 6. Aufl. Hamburg 1952, p. 55: „es fehlt sehr an der Einsicht, daß, was audi dem Inhalte nach in irgendeiner Kenntnis und Wissenschaft Wahrheit ist, diesen 60

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deutschen Idealismus suchen im Vertrauen auf die unbedingte Geltung wissenschaftlicher Erkenntnis65 eine alle Wissenschaften begründende und umfassende Theorie zu entwickeln, mit deren Hilfe a l l e Erkenntnisse aus e i n e m Prinzip s y s t e m a t i s c h abgeleitet werden sollen. Fichte, Schelling und Hegel hoffen, mit der Erfüllung dieser dreifachen Forderung auch dem von Kant nicht gelösten Problem der Besonderheit beikommen zu können66; die Tendenz des jeweiligen Lösungsversuchs folgt aus der Anerkennung der Priorität jeweils einer jener Forderungen. Fichte entwickelt in der These von der Selbstsetzung des Ich als Bedingung alles Erkennens von Objekten67 ein die Möglichkeit der Erkenntnis des Weltganzen theoretisch begründendes Prinzip 68 ; dem Gebot vollständig systematischer Einheit alles Wissens vermag er nicht in gleichem Maße zu entsprechen, es bleibt ein Sollen, das die Dualität von absolutem Wissen und Absolutem, von theoretischer und praktischer Vernunft zu überwinden nicht im Stande ist69. Zwar soll der behaupteten IdenNamen allein dann verdienen kann, wenn es von der Philosophie erzeugt worden ist; daß die andern Wissenschaften, sie mögen es mit Räsonnieren, ohne die Philosophie versuchen, soviel sie wollen, ohne sie nidit Leben, Geist, Wahrheit in ihnen zu haben vermögen". es Cf. dazu Arthur Liebert, Mythos und Kultur, in: Kant-Studien 27, 1922, p. 399— 445; Liebert erklärt, der Mythos der „Kritik" habe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „die Gestalt der unbedingten Oberzeugung von der Geltung und dem Wert der Wissenschaft" angenommen (op. cit. p. 405). — Zum Begriff der „Philosophie als Wissenschaft" cf. Georg Lasson, Einleitung zu: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, hrsgg. von Georg Lasson, 4. Aufl. Leipzig 1930, p. XL ss. 86 Kant hat die Frage nach der Ableitbarkeit des Besonderen im opus postumum ausführlich behandelt, aber letztlich nicht beantworten können; cf. dazu Gerhard Lehmann, Beiträge zur Geschichte und Interpretation der Philosophie Kants, Berlin 1969, III. Zur Analyse des Nachlaßwerkes, p. 245 ss. 67 Cf. dazu Dieter Henrich, Fichtes ursprüngliche Einsicht, Frankfurt a. M. 1967 (Wissenschaft und Gegenwart 34; zuerst in: Subjektivität und Metaphysik. Festschrift für Wolfgang Cramer, Frankfurt a. M. 1966). 68 Johann Gottlieb Fidite's sämmtliche Werke. Herausgegeben von I. H . Fidite, Bd. I—VIII, Berlin 1845—46, und: Johann Gottlieb Fidite's nachgelassene Werke. Herausgegeben von L H . Fichte, Bd. I—III, Bonn 1834—35; die Bände beider Ausgaben werden im Folgenden durchgehend numeriert und als Bd. I—XI zitiert. — Cf. Fichte II 14, 64, 118 u. ö. (WL 1801); cf. dazu auch Willy Rabitz, Studien zur Entwicklungsgeschichte der Fichteschen Wissenschaftslehre, 2. Aufl. Darmstadt 1968 (Reprint der 1. Aufl. von 1902); Martha Horneffer, Die Identitätslehre Fichtes in den Jahren 1801—1806 in ihren Beziehungen zu der Philosophie Sdiellings, Leipzig 1925. β» Cf. Horneffer 1925, p. 13, 25. — Fidite II 27: „das Wissen ist überall nicht das Absolute, sondern nur die Verschmelzung der beiden Prädicate des Absoluten in

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tität von absolutem Wissen und unbedingter Subjektivität die Tatsache korrespondieren, daß auch „das absolute Sein . . . sich, als solches, nidit setzen kann, ohne sich zu construiren, und umgekehrt: daß daher in seinem Wesen Beides zusammenfällt, und durchaus Eins ist, Sein und Selbstconstruction, Sein und Wissen von sich"70; dieser Versuch der Ineinssetzung von Sein und Wissen aber führt auch in der Wissenschaftslehre von 1804 über den programmatischen Ansatz nicht hinaus71. Insbesondere bleiben das Dasein des Einzeldinges, die Möglichkeit seines Entstehens und seine Erkennbarkeit zweifelhaft; Fichte selbst hat nach 1806 die Aufgabe, Genese und Erkenntnis besonderer Objekte begreiflich zu machen, als unlösbar bezeichnet72. Sowohl Schelling als auch Hegel knüpfen an Fichtes Theorie der Subjektivität an, verfolgen jedoch, der Verschiedenartigkeit ihrer Intentionen entsprechend, divergierende Ziele. Hegel sucht in der Idee der zu sich selbst kommenden und endlich bei sich selbst seienden Vernunft Subjekt und Objekt, Identität und Nichtidentität zu versöhnen73; „der

Eins"; cf. dagegen aber die Definition des absoluten Wissens II 14 s. (WL 1801). Cf. auch Fichte II 13 (WL 1801), X 95 s. (WL 1804); zuletzt ist „das so eben von uns entdeckte Princip der absoluten E i n h e i t " von absolutem Sein und absolutem Wissen mit letzterem identisch und doch wieder nur „reines Wissen" (X 96). ™ Fichte X 234; cf. audi Fichte V 512 (Anw. z. sei. Leben 1806). 71 Fichte behauptet zwar in der Wissenschaftslehre 1804: „der reinste Ausdruck des Absoluten ist die Wissenschaft" (X 127); Wissenschaft aber wird ihm unter der Hand nicht nur zum „Ausdruck des Absoluten", sondern zum Absoluten selbst. Wenn daneben der Seinscharakter des Absoluten doch gewahrt werden soll, so entspringt daraus ein Dualismus im Absoluten selbst, cf. Fichte X 95 s., 101; cf. audi Fichte II 108 (WL 1801), wo er geradezu eine Wechselwirkung zwischen Sein und Wissen behauptet. 72 Fichte II 109 (WL 1801): „Aus dem Seyn geht durchaus weder die Möglichkeit, noch Wirklichkeit des Wissens, . . . sondern auf den Fall seiner Wirklichkeit nur seine B e s t i m m t h e i t ü b e r h a u p t hervor"; dieser Satz ließe sich umkehren. Wie stark Fichte schon früher die Möglichkeit der Erklärbarkeit wirklicher Existenz bezweifelt hat, zeigen Aussagen in: Die Bestimmung des Menschen, 1800: von „solchen Kräften, die sich lediglich durch ein Seyn äussern, aber des Bewusstseyns unfähig sind . . . gilt denn auch die obige Behauptung ohne die mindeste Einschränkung": ihre „besonderen persönlichen Bestimmungen verm i t t e l s t i h r e r G r ü n d e einzusehen, ist unmöglidi, denn ich kann in das Innere der Natur nicht eindringen." (Fichte II 194, 189). Cf. audi Horneffer 1925, p. 40 ss. 73 Cf. dazu Ernst Bloch, Subjekt-Objekt. Erläuterungen zu Hegel, erweiterte Ausgabe Frankfurt a . M . 1962 (Ernst Bloch, Gesamtausgabe Bd. 8); p. 69: „Die Bewußtseinsgestalten sind die Weltgestalten und umgekehrt"; Hegel „findet sich hindurch vom ersten unmittelbar-identischen Subjekt-Objekt durch dessen Entzweiungen und Entäußerungen zum letzthin vermittelt-identisdien Subjekt-Objekt" (ibid.).

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sich als Geist wissende Geist", Basis und Krone des Systems 7 4 , kann nur als sich in Objektzusammenhängen manifestierender, sich offenbarender und überall offenbar werdender Grund wirklich Geist zu sein beanspruchen 75 . Hegels System, das die Totalität der Welt aus Einem Prinzip abzuleiten, alle Sphären menschlicher Erkenntnis zu umgreifen verspricht 78 , scheint auf diese Weise den Anforderungen der ,Philosophie als Wissenschaft' uneingeschränkt zu genügen. Aber das der Welt zugrundegelegte Sein als „das unbestimmte Unmittelbare", sich erst in seinen Besonderungen konkretisierend, „ist in der T a t Nichts und nicht mehr noch weniger als Nichts" 7 7 . Der Begriff des Seins als absolut reiner Anfang begründet zwar die systematische Einheit alles Wissens um alle m ö g l i c h e n Gegenstände, vermag aber nichts für deren Wirklichkeit; die Frage nach dem materiale, der Existenz und dem Warum der einzelnen Objekte bleibt unbeantwortet 7 8 . D a s Sein seiner Wirklichkeit nach geht unwillkürlich schon im ersten Vermittlungsakt verloren 7 9 ; eine der 74

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Hegel, Phänomenologie loc.cit. p. 564: „der sich als Geist wissende Geist hat zu seinem Wege die Erinnerung der Geister, wie sie an ihnen selbst sind und die Organisation ihres Reiches vollbringen. Ihre Aufbewahrung nach der Seite ihres freien in der Form der Zufälligkeit erscheinenden Daseins, ist die Geschichte, nach der Seite ihrer begriffnen Organisation aber die Wissenschaft des erscheinenden Wissens." Das Offenbarsein als apriorisches Element des Geistes zwingt ihn geradezu zur objektiven Manifestation seiner selbst, cf. Hegel, Encyclopädie loc. cit. §§ 564—567. C f . das Hegel-Zitat weiter oben p. 16 s. Anm. 64, ferner Hegel, Encyclopädie loc. cit. p. 7 (Vorrede zur 2. Aufl. 1827): Es sei ein Vorurteil, daß die Philosophie „sich im Gegensatz befände gegen eine sinnige Erfahrungskenntnis, die vernünftige Wirklichkeit des Rechts und eine unbefangene Religion und Frömmigkeit"; sie „vertieft sich vielmehr in deren Gehalt, lernt und bekräftigt sich an ihnen wie an den großen Anschauungen der Natur, der Geschichte und der Kunst; denn dieser gediegene Inhalt ist, sofern er gedacht wird, die spekulative Idee selbst." — Schon hieraus kann man schließen, daß Philosophie sich mit allem befaßt nur, sofern es gedacht wird, nicht sofern es ist. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Wissenschaft der Logik, hrsgg. von Georg Lasson, 2 Teile, Hamburg 1966 (Reprint), 1. Teil, p. 78 s. Hegel, Phänomenologie loc.cit. p. 47: „Die konkrete Gestalt . . . macht sich zur einfachen Bestimmtheit; damit erhebt sie sich zur logischen Form und ist in ihrer Wesentlichkeit; ihr konkretes Dasein . . . ist unmittelbar logisches Dasein." C f . weiter oben Anm. 76 und Hegel, Phänomenologie loc. cit. p. 39: „Die Philosophie dagegen betrachtet . . . das W i r k l i c h e , sich selbst Setzende und in sich Lebende, das Dasein in seinem Begriffe." Hier wird explizit das Wirkliche mit seinem Begriff identifiziert, cf. dazu auch die vorige Anmerkung. C f . Bloch 1962, p. 135 s.: „Der echte Einwand gegen die Hegeische Art Dialektik ist nicht der, daß sie vermenschlicht, sondern daß sie verbegrifflicht." Man wird allerdings wohl nicht so weit gehen dürfen wie Hans Wagner, Hegels Lehre vom Anfang der Wissenschaft, in: Zschr. f. philos. Forsch. 23, 1969, p. 339—348, der behauptet,

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systematisch-dialektischen Auswickelung des Geistes korrespondierende, die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt ontologisch vertiefende Begründung der Existenz kann und will Hegels Philosophie, in der allein den Begriffen Wirklichkeit zugestanden wird, nicht leisten80. Fichte und Hegel setzen Ein die Erkenntnis des Weltganzen ermöglichendes und vorantreibendes Prinzip, mit dessen Hilfe sie die Distanz zwischen Subjekt und Objekt, Bewußtsein und Sein zu überwinden hoffen. Während Fichte dieses Prinzip im ursprünglichen Selbstsetzungsakt des Ich gefunden zu haben glaubt und in der Folge in die Aporie von theoretischer und praktischer Vernunft gedrängt wird, objektiviert Hegel vernünftiges Bewußtsein zu absolutem Geist, dessen Entwiddungsprozeß sich in der als Totalität begriffenen Wirklichkeit manifestieren und widerspiegeln soll. Tatsächlich aber ist es keineswegs ausgemacht, ob der wirklichen Vernünftigkeit des Geistes eine gleichermaßen vernünftige Struktur der Wirklichkeit entspricht81; die Existenz des besonderen Einzelnen, zu welcher dessen Dasein überhaupt u n d dessen Sosein gehört, läßt sich vielmehr nur dann einsichtig machen, wenn es gelingt, entweder unvernünftige Zufälligkeit und Materialität als integrierende Momente des Geistes aufzuweisen oder das actu existierende Zufällige lückenlos aus dem Absoluten abzuleiten.

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der Beginn der Logik gründe auf einem „bloßen Schein von Argumentation" und sei „in sich selbst betrachtet . . . gänzlich unbegreiflich" (op. cit. p. 342); „nicht ein einziges Mal ist b e w i e s e n , daß dieser Anfang notwendig und unvermeidlich ist" (op. cit. p. 347). Dieser Ansicht widerspricht i. E. diejenige von Herbert Marcuse, Hegels Ontologie und die Grundlegung einer Theorie der Geschichtlichkeit, Frankfurt a. M. 1932, der seine Meinung, Hegel müsse von ontologischen Prämissen aus interpretiert werden, jedoch später revidiert hat, cf. Herbert Marcuse, An Introduction to Hegel's Philosophy, in: Studies in Philosophy and Social Science 8, 1939, p. 394—412. — Bloch 1962, p. 172, meint, daß trotz des offenbaren „Panlogismus" für Hegel der „Grund aller Dinge . . . die Materie" sei, „aus der ihre Bildungen ebenso hervorgehen, wie sie selber in ihnen sich organisiert"; dieses „X des zugrunde gehenden, zu seinem Grunde gehenden Wesens" (ibid.) scheint mir jedoch, sofern es überhaupt je vorhanden gewesen ist, im ersten Akt des Vermittlungsprozesses, dem das Sein anheimfällt, zu verschwinden. Dieses Problem hat für die Hegelianer stets eine der Hauptschwierigkeiten dargestellt; Heinrich Levy, Die Hegel-Renaissance in der deutschen Philosophie, Berlin 1927, spricht von der „Zweideutigkeit des Vernünftig-Wirklichen, die keinen sicheren Maßstab für das von Hegel ausgeschiedene, methodisch auszuscheidende „Zufällige" gibt" (op. cit. p. 93); cf. auch Horkheimer 1925, p. 65. Dagegen wäre einzuwenden, daß es nach Hegel ein Zufälliges, welches ausgeschieden werden müßte, nicht gibt, da Begriffe notwendig n i c h t zufällig sind. — Schellings Kritik an Hegel richtet sich ebenfalls gegen die Ineinssetzung von Vernunft und Wirklichkeit, cf. dazu Habermas 1954, p. 35 s.

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Diese Frage nach der „ A b k u n f t der endlichen Dinge aus dem Absoluten und ihr Verhältniß zu ihm" 8 2 wird zum eigentlichen movens der Philosophie Friedrich Wilhelm Joseph Schellings 83 . Auch Schelling behauptet als apriorischen Inhalt der Vernunft, als deren ursprünglichen Erkenntnisgegenstand die Klärung des Verhältnisses zwischen Bewußtsein und Sein, Subjekt und Objekt 8 4 ; zum terminus ad quem seiner Philosophie wird jedoch das actu Existierende, dessen sich die Vernunft nicht mehr nur im Rückgang auf sich selbst bemächtigen kann. D a s „Räthsel der Welt, die Frage: wie das Absolute aus sich selbst herausgehen und eine Welt sich entgegensetzen könne" 8 5 , fordert — seine Lösbarkeit zunächst vorausgesetzt — den Rekurs auf einen positiven Grund der Existenz im Absoluten selbst, da nur der Erweis der Wirklichkeit im Absoluten es erlaubt, auch endlichen Dingen Realität beizumessen 86 ; denn insofern Vernunft Seiendes allein im Begriff, d. i. der Möglichkeit nach abzuleiten im Stande ist, vermag sie nicht zu erklären, daß und warum etwas wirklich ist 87 . Soll das Bewußtsein als einziges constituens

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Friedridi Wilhelm Joseph Schelling, Philosophie und Religion (1804), in: Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings sämmtliche Werke. Hrsgg. von K . F. A. Schelling, Erste Abtheilung Bd. I — X , Zweite Abtheilung Bd. I—IV, Stuttgart und Augsburg 1856—1861; die Bände werden zitiert als I — X I V . — VI 28. Es versteht sich von selbst, daß Schelling seinen Ansatz unabhängig von und früher als Hegel entwickelt hat; die hier gebrachte, chronologisch falsdie Abfolge Fichte-Hegel-Schelling ist bedingt allein durch den systematischen Zusammenhang der vorliegenden Arbeit und darf nicht zur Annahme einer Abhängigkeit Schellings von Hegel verleiten. Cf. i. Ε. I 353 s. (1796/97), III 497 ss. (1800), II 188 (1802), V I 78 (ca. 1804) u. 6.; so audi später, cf. i. Ε. X I I I 62 ss. I 310 (1795), cf. auch I 294. C f . V I 38 (1804): „Sollte Philosophie das Entstehen der wirklichen Dinge auf positive Art aus dem Absoluten herleiten können, so müßte in diesem ihr positiver Grund liegen"; cf. audi X I I I 95: Philosophie soll sein „eine Wissenschaft, welche die wirkliche Existenz der Dinge erklärt." C f . schon I 207 (1795), wo Schelling Vernunft (nidit das Absolute!) bestimmt „als Ρ r i η c i ρ eines i n d e r b l o ß e n E i n h e i t des D e n k e n s bestimmt e η , also a u ß e r dem Denken alle Realität verlierenden E t w a s " . C f . I 353 (1796/97): „Wer nichts Reales in sich und außer sich fühlt und erkennt — wer überhaupt nur von Begriffen lebt, . . . wem seine eigene Existenz selbst nichts als ein m a t t e r G e d a n k e ist", wird niemals verstehen, wie er „ u r s p r ü n g l i c h zu diesen Begriffen und Vorstellungen g e k o m m e n sey" (I 354). Ähnlich IV 245 (1802); X I I I 66 erklärt Schelling, Philosophie als reine Theorie sei „apriorische Wissenschaft", die „nur a priori weiß, was ist oder was seyn kann, wenn etwas ist, a priori die Begriffe alles Seyenden bestimmt. Die Vernunft erlangt das, was seyn kann oder seyn wird, . . . nur im Begriffe, und also dem wirklichen Seyn gegenüber doch wieder nur als M ö g l i c h k e i t " ; Schelling hat

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des Seins gelten, so muß die Frage, was „denn am Ende das Reale in unsern Vorstellungen" hervorrufe und ausmache, unbeantwortet bleiben88. Schelling geht aus von der noch an Kants Vernunftkritik orientierten Reflexion darüber, „warum . . . es überhaupt ein Gebiet der Erfahrung" gebe89, in deren Behandlungsweise sich die Wendung ins Existentielle bereits andeutet; er beschreibt das Scheitern der Vernunft an der Wirklichkeit, rekurriert schließlich auf das ,ganz Andere', der Vernunft Vorgegebene90 und endet mit der — in der Philosophie der Offenbarung scheinbar beantworteten — verzweifelten Frage: „warum ist überhaupt etwas? warum ist nicht nichts?"91 Diesem Problem läßt sich nach Schellings Meinung allein dann beikommen, wenn es gelingt, Erkenntnisund Existenzgrund als identisches, Wirklichkeit und Wissen von Wirklichkeit erst bewirkendes Prinzip aufzuweisen; solcher Grund aber kann weder absoluter Geist heißen, welcher keine Basis wirklicher Existenz

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schon 1795 (I 308 ss.) aus ähnlichen Überlegungen den Sdiluß gezogen, theoretische Philosophie müsse in praktische umschlagen. I 353 (1796/97); cf. Sdiellings Bemerkungen zu Kant, I 355: „was der Anschauung vorangehen müsse, sagt Kant, sey eine Affektion unserer Sinnlichkeit. Wo diese eigentlich herkomme, ließ er völlig unentschieden"; diese Frage aber erscheint Schelling „als das letzte — höchste Problem der Vernunft" (ibid.). Er hat diese Frage, welche das Problem der Ableitbarkeit endlicher Wirklichkeit aus dem Absoluten impliziert (cf. etwa VI 155 ss., 1804), immer wieder zu beantworten gesucht; cf. dazu weiter unten p. 145 s. I 310, cf. auch I 294 (1795). Trotz dieser selbstverständlichen Abhängigkeit Schöllings von den Denkergebnissen Kants halte ich es für äußerst fragwürdig, „unter ausschließlicher Zugrundelegung der von Kant exponierten Probleme ein sachlich voll befriedigendes Verständnis von Sdiellings Schriften" erreichen zu wollen (Schilling 1934, p. 42); in solcher Restriktion des Ausgangspunktes wird Sdiellings Herkunft aus dem schwäbischen Pietismus völlig außer Acht gelassen (cf. dazu Schneider 1938). Diese Tendenz zeichnet sich schon 1795 ab, cf. I 162: „Gibt es überhaupt ein Wissen, so muß es ein Wissen geben, zu dem ich nicht wieder durch ein anderes Wissen gelange, und durch welches allein alles andere Wissen Wissen ist"; cf. auch I 309 Anm., I 353 ss. (1796/97). Zur Entwicklung der Gedankenwelt Sdiellings cf. ausführlicher weiter unten p. 146—267. X I I I 7; die gleiche Formulierung gebraucht Schelling aber audi schon 1804 (VI 155) und 1806 (VII 174). Der Ausdruck findet sich in der neueren Philosophie zuerst bei Leibniz: „la premiere question qu'on a droit de faire sera, pourquoi il y a plutot quelque chose que rien?" (Principes de la nature et de la grace fondes en raison, 1718, zit. nach: Die philosophischen Schriften von G . W . Leibniz. Hrsgg. von C. J. Gerhardt, Bd. VI, Berlin 1885, p. 602). Im 20. Jahrhundert wurde die Frage wieder aufgenommen von Martin Heidegger, Was ist Metaphysik, 3. Aufl. Bonn 1931, p. 27: „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?'

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abgibt, noch absolutes Sein, dessen bloße Materialität Bewußtsein ausschließt, sondern allein das Absolute schlechthin, b e v o r es sich in Geist oder Sein entäußert92. Philosophie als „schlechterdings von vorn anfangende Wissenschaft"98 hat daher die Struktur dieses „außer dem Denken befindlichen" Absoluten aufzufinden 94 , eines Prius mithin, dessen sie sich nur a posteriori bemächtigen kann; sie hat ferner den Prozeß darzustellen, in dessen Verlauf sich das Absolute als Wirklichkeit und Wissen bewirkendes Prinzip manifestiert95. Schellings Ontologisierung der Dialektik, seine Intention, aus der Struktur des Absoluten eine analoge Beschaffenheit des endlichen Seienden abzuleiten96, sein Beharren auf der Priorität des Realen97 — all dies führt weit über das von Kant angegebene Programm der Philosophie als Wissenschaft hinaus98. Philosophie als Wissenschaft verlangt die systematische Deduktion aller Erkenntnis aus einem Prinzip; wenn aber das realiter Existierende das ist, „dessen wir zwar auch uns geistig bewußt werden können, dessen Begriff aber eben darin besteht, n i c h t im Begriff aufzugehen"99, wenn ferner „das Bestreben, ein System des menschlichen Wissens zu finden", voraussetzt, daß das Wissen „ur»2 Cf. I 296 (1795), IV 372 ss. (1802), VI 148 (1804), VII 69 (1806), VII 406 ss. (1809), VII 426 s. (1810), VIII 165 (1812), XIII 127 u. ö. »3 X 4; cf. auch III 330 (1800) u. ö. »4 X I I I 127; cf. audi IV 373 ss. (1802), VI 36 ss. (1804) u. ö. 95 Cf. III 5: es „muß vorerst der Punkt gefunden werden, von welchem aus die Natur ins W e r d e n gesetzt werden kann", obwohl es zu einer „absoluten Analysis in der Natur nie kommen kann"; cf. I 293 ss. (1795), VII 427 ss. (1810). Cf. audi weiter unten p. 146 ss., 154, 162 s., 174 s. u. ö. «β Cf. dazu Horneffer 1925, p. 17, 39 s. und Werner Hartkopf, Die Dialektik in Schellings Frühschriften, in: Zschr. f. philos. Forsch. 23, 1969, p. 3—23, 227—248, der Schellings Grundgedanken als „Obergang von der Logik zur Ontologie" (op. cit. p. 238) beschreibt; Schelling schlägt m. E. allerdings eher den umgekehrten Weg ein und leitet die Denkformen aus ontologisdien Prämissen ab. Cf. I 296 s. (1795), VI 156 s., 177 s. 97 Das Reale, Existierende ist für Sdielling immer ein in irgendeiner Weise Lebendiges, wie es auch gar nicht anders sein kann, sofern es dem Absoluten entspringen soll; cf. etwa die Polemik gegen Fichte VI 17 s. — Cf. VII 356 (1809): „Der Idealismus, wenn er nicht einen lebendigen Realismus zur Basis erhält, wird ein ebenso leeres und abgezogenes System, als . . . irgend ein anderes dogmatisches." VII 427: „das Reale ist natura prius, das Ideale posterius" (1810); 1827 (X 86 Anm.): „Seele, Welt, Gott — dieß sind ja selbst Gegenstände; wie können denn aber Gegenstände anders erkannt werden, als indem sie da sind, d. h. a posteriori." 98 Es muß überhaupt bezweifelt werden, daß Schelling mit soldier Selbstverständlichkeit, wie allgemein behauptet, in die Abfolge Kant-Fidite-Schelling-Hegel eingeordnet werden darf; cf. dazu Sdiulz 1955 und neuerdings Sandkühler 1968. μ VIII 164 (1812); cf. auch VII 447 (1810) u. ö.

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sprünglich und von sich selbst . . . ein nicht Zusammenbestehendes, sondern vielmehr sich Widerstreitendes ist", in welchem Sein und Bewußtsein grundsätzlich unverträglich bleiben100, so ist zu fragen, ob es unter solchen Bedingungen überhaupt eine Theorie geben könne, die nicht allein „dem ursprünglichen Medianismus des Anschauens", d. i. der „ C o n s t r u k t i o n der Objekte" gerecht zu werden verspricht101, hinsichtlich der E x i s t e n z der Objekte aber gleichgültig bleibt, sondern die vielmehr zu zeigen erlaubt, „daß alles Wirkliche (die Natur, die Welt der Dinge) Thätigkeit, Leben und Freiheit zum Grund habe"102 und die von daher einen systematischen Zusammenhang sowohl des Wissens als auch der „Welt der Dinge" aufzuweisen ermöglicht. Logisch betrachtet „kann das Wesen keines einzelnen Dings den Grund enthalten, daß es als dieses einzelne sey, es ist also als dieses nicht durch sich selbst"103; für die wirkliche Existenz des Besonderen jedoch gilt, daß ihm „zwar die Möglichkeit für sich zu seyn vorher bestimmt sey, die Wirklichkeit aber des abgesonderten Daseyns nur in ihm selbst liege"104. Das systematisch unvertretbare Nebeneinander eines in sich notwendigen „vollständigen Systems aller Ideen" 105 und des unsystematisierbaren Daseins der Dinge deutet sich bereits in Schellings frühesten Schriften an106 und wird auch in den Scheinlösungen der positiven Philosophie nicht überwunden; die Unmöglichkeit, die Dualität von Sein und Bewußtsein in das Eine Absolute zu integrieren, zwingt Schelling, immer wieder zu versichern, „ein fertiges, beschlossenes System" habe er „bis jetzt nie aufgestellt, sondern nur einzelne Seiten eines solchen"107. Man wird

100 I X 209 (1821). ιοί III 333 (1800). Schelling hat den Begriff der Konstruktion nahezu immer im Sinne der Herstellung eines aus Denkgesetzen abgeleiteten Zusammenhangs gebraucht, auch noch in einer Zeit, in der dieser Begriff auf seine Philosophie nicht mehr applikabel war. Der Widerspruch wird besonders deutlich I X 215 (1821). los VII 351 (1809); so aber auch schon früher. 103 IV 130 (1801). 104 i v 282 (1802). 105 Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus, ein handschriftlicher Fund mitgeteilt von Franz Rosenzweig, Heidelberg 1917 (Sitzungsber. d. Heidelberger Akademie d. Wissenschaften. Philos.-histor. Klasse, Jg. 1917, 5. Abhandlung), p. 5. ιοβ Cf. i. Ε. I 375 (1896/97): „Alles Denken und Schließen aber setzt bereits eine Wirklichkeit voraus, die wir nicht erdacht noch erschlossen haben. Im Anerkennen dieser Wirklichkeit sind wir uns keiner Freiheit bewußt; wir sind genöthigt sie anzuerkennen, so gewiß, als wir uns selbst anerkennen." ιόν VII 334 (1809); cf. III 331 s. (1800), X I I I 94.

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sagen dürfen, daß die sich aus den vorgegebenen Maximen entwickelnde Unvereinbarkeit von kategorialem Bewußtsein und existentiell gefaßtem Dasein ein geschlossenes System, das beide Momente einzubeziehen hätte, tatsächlich nicht zuläßt. All diese „Schwierigkeiten, denen der philosophische Geist unter Voraussetzung des objektiven Daseyns der Dinge bei Erklärung der Welt begegnet"108, sucht Sdielling im Rekurs auf das allem logisdien und wirklichen Sein Vorgängige zu überwinden: Bewußtsein und Dasein in der Welt müssen, um als solche seiend d. i. wirklich zu sein, ver-wirklicht, mithin zu Seienden g e w o r d e n sein; denn „Seyn wird sich nur im Werden empfindlich", d. h. in der Verwirklichung alles Seienden „ist nothwendig ein Werden" 109 , dem ein ebensolches Bewußtwerden entspricht110. Einzelnes Seiendes und dessen begriffliches Korrelat als gleichermaßen gewordene, gemadite zu bestimmen, impliziert eine Auffassung der Wirklichkeit, welche deren Veränderbarkeit einbegreift und in Theorie politischen Handelns umschlagen könnte 111 ; im Begriff des Werdens verbirgt sich eine vorhandene Wirklichkeit sprengendes Element, welches freigesetzt auf Produktion noch nicht seiender, aber möglicher Wirklichkeit gerichtet ist112. Es ist bezeichnend, daß Sdielling diesen allein auf endliche Wirklichkeit bezogenen Aspekt am Begriff des Werdens nicht im mindesten beachtet. Schelling beabsichtigt stets, den Ursprung der Endlichkeit als 108 χ 90. 109 VII 403 (1809). Sdielling erklärt dezidiert, „daß der Begriff des Werdens der einzige der Natur der Dinge angemessene ist" (VII 359); denn jedes Ding „ist als ein Gewordenes nur durch ein anderes" (VII 346). Cf. auch IV 130 (1801); einzig im Absoluten sind Sein und Werden identisch, cf. VII 153 s. (1806). Zum Verhältnis von Sein und Werden cf. audi weiter unten p. 162—168 u. ö. 110

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VIII 263 (1814/15): „Das Bewußtseyn besteht nur im Akt des Bewußtwerdens, und so läßt sich audi in Gott nicht ein ewiges Bewußtseyn, nur ein ewiges Bewußtwerden denken." VIII 262: „Ein ewiges Bewußt s e y n läßt sich nicht denken, oder es wäre der Bewußtlosigkeit gleich." Cf. audi I 372 ss. (1796/97). Idi sehe an diesem Punkt — und nicht im Verhältnis Sdiellings zur französischen Revolution — einen möglichen Ansatz progressiver politischer Theorie, die allerdings nicht auf Revolution gerichtete Theorie sein kann; auch die politische Theorie Ernst Blochs, der den Wirklichkeit sprengenden Faktor im Begriff des Werdens betont, ist m. E. eben dieses Begriffs wegen keine Theorie der Revolution. — Sandkühler 1968, p. 40 ss., stützt seine Auffassung stärker auf Sdiellings sich wandelndes Verhältnis zur französischen Revolution. Es ist noch kaum untersucht worden, inwieweit dieser Begriff des Werdens Ernst Blodis Philosophie beeinflußt hat; cf. Habermas, Ein marxistischer Sdielling 1965.

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wirklicherweise im Absoluten verankerten darzustellen; der Begriff des Werdens aber, sofern ihm Endlichkeit allein zugeordnet wird, verwandelt zwar in seiner Anwendung auf Sein und Bewußtsein kausale Beziehungen in geschichtliche und somit wenigstens der Möglichkeit nach wirkliche, trägt jedoch nichts zur Lösung des Problems bei, „wie das Absolute aus sich selbst herausgehen und eine Welt sich entgegensetzen könne" 1 1 3 . Der Grund des Werdens in der Welt muß vielmehr im Absoluten selbst zutage treten, um das Absolute als Basis und Ursache endlicher Wirklichkeit auszuweisen; Werden als integrierendes Moment des Absoluten aber zwingt dieses, selbst als Werdendes zu sein 114 . Wenn nun „vorausgesetzt wird, daß nichts a u ß e r ihm sey, das ihm Objekt werden könne", so bleibt dem Absoluten nur, „daß es sich selbst O b j e k t " , mithin „ein anderes und sich selbst Ungleiches" werde 1 1 5 ; der Verlauf des damit eingeleiteten Prozesses im Absoluten beschreibt zugleich den „Ursprung des Etwas-Seyns, oder des objektiven, des gegenständlichen Seyns überhaupt" 1 1 6 . Schelling meint, mit dieser Strukturtheorie eines Absoluten, dessen Sein erst im Werden entsteht, eine zureichende Basis für den Prozeß der Verwirklichung des Endlichen geschaffen zu haben; wenn aber das Absolute als Werdendes f ü r sich selbst ein „sich selbst Ungleiches" ist und sich mithin, ständig auf den Beginn seiner eigenen Verwirklichung zurückgeworfen, in dem Versuch der Wiederherstellung seiner ursprünglichen Identität verzehrt, so kann ihm endliche Wirklichkeit nicht entspringen. Es gelingt Schelling letzten Endes nicht, diesen im Absoluten selbst angelegten Zirkel zu durchbrechen; die Ableitung des actu existierenden Endlichen aus dem Absoluten scheitert an der Beschaffenheit des Absoluten, welches, sich selbst überlassen, solipsistisdi in sich kreisen muß. Auch Gott als „Herr des Seyns", ein wahrhafter deus ex machina, 113 I 310 (1795); cf. weiter oben p. 21 ss. 1 1 4 Diese Ansicht klingt schon 1797 in den „Ideen zu einer Philosophie der Natur" (II 1—343) a n : Subjekt und Objekt sind nur, „ i n w i e f e r n jene reine Absolutheit, die in sich selbst von beiden unabhängig seyn muß und weder das eine noch das andre scyn kann, sich für sich selbst und durch sich selbst in beide als die gleiche Absolutheit einführt" (II 62), inwiefern sie also etwas tut und sich dadurch verändert. Schellings vielzitierter Ausdruck „Wollen ist U r s e y n " ( V I I 350) besagt nichts anderes. — C f . audi Walter R o b e r t Corti, Die Mythopoese des .werdenden Gottes', in: Schelling-Studien. Festgabe für M a n f r e d Schröter zum 85. Geburtstag. H r s g g . von Anton Mirko K o k t a n e k , Mündien/Wien 1965, p. 83—

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» 5 X 101. " β Ibid.

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der das rotierende Absolute schließlich erlösen und endliche Wirklichkeit erzeugen soll117, vermag der ihm gestellten Aufgabe nur scheinbar gerecht zu werden, da er nur Stufe im — an sich weder beginnenden noch endenden — Verwirklichungsprozeß des Absoluten ist118 und daher, streng genommen, in der in sich kreisenden Bewegung des Absoluten befangen bleiben muß. D a ß er den Zirkel dennoch sprengt, ist allein Werk seiner Freiheit, einer Freiheit aber, deren Einführung in den Prozeß zugleich bedeutet, daß wirklicher Existenz mit den Mitteln der Vernunft nicht beizukommen ist. Im Folgenden präsentiert die vorliegende Arbeit einen der Versuche Schellings, die Selbstwerdung des Absoluten so darzustellen, daß ihre Organisation sowohl die Existenz des Absoluten als auch das Entstehen endlicher Wirklichkeit begreiflich macht. Die aus dem Schelling-Nachlaß der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin stammende Abhandlung 119 verdient m. E. besondere Beachtung, weil in ihr in äußerst komprimierter Form die wesentlichen Stadien der Selbstverwirklichung des Absoluten entwickelt werden. Schelling hat in späterer Zeit den im Absoluten stattfindenden Prozess und das Entspringen des Endlichen aus dem Absoluten nur in Vorlesungen dargestellt; er hat daher seinen Hörern zuliebe, die sich einem ihnen völlig fremden Gedankengebäude konfrontiert sahen, gemeinhin eine gewisse Breite der Interpretation bevorzugt. Es scheint mir wichtig, die Strukturtheorie des Absoluten an H a n d der neu veröffentlichten Abhandlung einmal ohne dynamisierende Zusatzformen verfolgen zu können.

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Cf. dazu weiter unten p. 253 ss. Cf. besonders Ε 150 ss. Dieser Gott als „Herr des Seyns", Herr v o n etwas, ist im Grunde noch derselbe, von dem gesagt wird: „ G o t t macht sich s e l b s t " , in dem also „neben dem ewigen Seyn auch ein ewiges Werden ist" (VII 432, 1810). Cf. weiter unten p. 256 ss. Genaue Quellenangabe weiter unten p. 29.

I. F. W. J. Schelling, Fragment einer Abhandlung zur Strukturtheorie des Absoluten In die nun folgende diplomatische Transkription der Handschrift1 werden die zahlreichen Randzusätze Schellings eingefügt, sofern ihnen ein Verweisungszeichen beigegeben und ein diesem korrespondierendes Zeichen im fortlaufenden Text aufzufinden ist; die Zusätze werden durch eckige Klammern gekennzeichnet. Einige weitere Ergänzungen am Rande, die zwar kein Zeichen aufweisen, deren Stellung im Gedankengang aber eindeutig bestimmbar ist, werden ebenfalls in eckigen Klammern in den fortlaufenden Text übernommen. Alle übrigen Randzusätze, alle Durchstreichungen und sonstigen Veränderungen des Textes finden sidi im Apparat, dessen Seiten- und Zeilenzählung nicht der Originalpaginierung, sondern der der vorliegenden Arbeit entspricht. Unleserliche Stellen in Text und Apparat werden durch mit Punkten ausgefüllte Lücken kenntlich gemacht. D a Schelling bei Rück- und Vorverweisen die römischen Ziffern der Bogen (I—VII) angibt und jeweils die Zahl der Seite in arabischen Ziffern hinzusetzt (I 1, I 2 etc.)2, wird am Rande der Transkription die Originalpaginierung in gleicher Weise vermerkt; der Seitenwechsel des Originals wird durch Schrägstriche angegeben. Schellings Zitate aus anderen Schriften werden nach Möglichkeit entschlüsselt und in Kreuzanmerkungen unter dem fortlaufenden Text nachgewiesen. Alle Worte und Zeichen, die nicht von Sdiellings Hand stam-

1

Das Original befindet sich in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ( D D R ) , Institut für deutsche Sprache und Literatur, LiteraturArchiv (jetzt dem Akademie-Archiv eingegliedert), Nachlaß F. W. J . Schelling, Kasten 6. Eine genauere Beschreibung des Manuskripts folgt weiter unten p. 134—137.

2

Cf. i. Ε. II 1 Zusatz unten, Verweis auf I V 2 und 3; V I I 4 Verweis auf einen nicht vorhandenen Bogen X I V 4 sq.

30

Fragment einer Abhandlung

men, werden innerhalb des Textes, des Apparats und der ergänzenden Anmerkungen kursiv gesetzt. a) Text 11

5

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is

20

/ Wenn der bloße sogenannte Selbstdenker den zufälligen V o r rath seiner B e g r i f f e sichtet, die einzelnen prüft, aufklärt, bestimmt, vergleicht und auseinandersetzt: so mag er dadurch etwa seine Befähigung zur Wissenschaft erhöhen, aber keineswegs diese selbst wirklich erzeugen. [Wenn ein solches vorhergeht, so nur die Gewißheit von einzelnen Wahrheiten. — ] [Wer zum höchsten Wissen kommt findet nichts das er verstehen könnte, denn kein Object und kein Subject ist da. — Was denn? lautere Freyheit.] Ein geistiges thun höherer A r t ist die dialektische Agitation des Begriffs, da dieser selbst als etwas gewissermaßen Lebendiges betrachtet, seinen eigenen Steigerungs- und endlichen Läuterungsproceß vollführt; aber [was es erzeugt ist einzig, was man so nennt Begriffswissen — nämlich] [ w o der einzige Gegenstand der Begriff selbst ist; es bleibt immer nur ein Wissen des denkens, und es wird nicht ein Wissen des Wissens.] was man auch so nennt B e g r i f f s wissen [d. h. ein Wissen von den bloßen Begriffen der Gegenstände ist] nicht aber Gegenstands Wissen. Wenn denn oben doch ein freyes und selbstständiges Erzeugen des Wissens, und z w a r des Gegenstands Wissens, wenigstens [gedacht und] im Begriff gefordert ist, wie schon das Wort Philosophie beweist: so entstehet die Frage: welchen Sinn hat dieses Erzeugen, [woran liegt es, daß] die Wissenschaft der Erzeugung [ b e d a r f ] , — warum ist sie nicht da, oder warum w i r d sie nicht bloß gegeben?

Allem natürlichen G e f ü h l zufolge ist es so, daß das Wissen, 25 den Gegenstand v o r a u s s e t z t . Wobey allerdings zu bemerken ist, daß dieses Voraussetzen nicht etwa ein über — oder ein höher als Sich Setzen seyn müsse. Das Wissen setzt den Gegenstand voraus, wie das Feuer den Körper, den es durchglüht, oder wie der Genießende die Speise die er zu sich nimmt; ohne daß jemandem 1 2 3o einfällt / zu läugnen, das Feuer sey geistiger als der K ö r p e r und der Essende höher als das gegessen wird. Also w o kein Gegenstand, da ist auch kein Wissen. Aber eben dieses, wie es überhaupt so etwas, wie einen Gegenstand geben könne, ist die Frage. Darum also gibt es ein Erzeugen des Wissens; denn w ä r e das Daseyn des 35 Gegenstandes schon entschieden, so müsten w i r sehen, wie w i r ihm

Text

beykommen, was wir ihm f ü r die Erkenntniß abgewinnen, aber es gäbe keine freye und selbstständige Erzeugung von Wissenschaft. Man kann nicht einmal von der Voraussetzung anfangen, daß es etwas zu wissen gäbe. Denn es ist nichts an sich G e w u ß t e s , nichts ursprünglich Object. Alles ist an sich E s S e l b s t (auszudrücken durch die Formel A = A), [d. h. lauters Selbst,] absolutes Ich, ein schlechthin Innerliches, ganz in sich selbst zurückgenommenes, nur in seiner Macht stehend (sue potestatis) nicht in eines andern, und mit einem Wort das, was wir d a s Seyende s e l b s t (αύτό τό ÖN) nennen können, im Gegensatz dessen was nur s e y e η d ist, aber nicht das Seyende selbst, und das [nur] in diesem Sinn das nicht Seyende (τό μή ON) heißt. Nicht daß es überall nicht Ist, sondern d a ß es Ist, aber nicht als das das Seyende selbst, ist. Aber eben ein solches, das nicht Ich, das nicht das Seyende selbst, das also bloßes Object ist kann nicht ursprünglich seyn, sondern auch eben dieses, das jetzt ein Nicht = Ich ist, wenn wir es nicht etwa zur bloßen Modification eines Ichs machen wollen, es sey nun zu einer reellen wie Spinoza oder zu einer ideellen, bloß in der Vorstellung [des] Ichs vorhandenen wie Fichte, kurz eben dieses Nicht-Ich wenn wir ihm als solchem, ein eignes / Seyn lassen wollen, muß selber ursprünglich Ich seyn und kann nur durch plötzliche oder fortschreitende Umwandelung zum Nicht-Ich geworden seyn, herabgestürzt aus dem, das dem Seyenden selbst gleich war, in das bloß seyende, seiner selbst ohnmächtige und nur objective. Es gibt also ursprünglich nur Ich. D a ß dieses Ich kein Gewußtes ist, versteht sich. Aber auch nicht ein Wissendes, denn wo kein Gewußtes ist auch kein Wissendes. Man kann etwa sagen: In wiefern es kein Gewußtes ist verhält es sich als Wissendes, aber eben so gut umgekehrt: in wiefern [es] nicht das Wissende ist, verhält es sich gerade so wie ein gewußtes, d. h. es ist ein Wissen das selbst Seyn [und ein Seyn das Wissen ist. Der Wirklichkeit nach ist es also keines von beyden, nicht] Subject, weil es dieß nur im Gegensatz vom Object, nicht Object weil es dieß nur im Gegensatz vom Subject, [seyn könnte. Diese Uberschwenglichkeit, dieses daß weder Subject noch Object Ist, ist also die Voraussetzung aller Philosophie d. h. aller Wissenschafts-Erzeugung und zwar die ganz unwillkührliche Voraussetzung, wie in jeder Bewegung der Ausgangspunct unwillkühr-

Fragment einer Abhandlung

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ι 4 is

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25

3o

lieh ist. Wir brauchen dieses Vorausgesetzte nicht zu benennen; möchte es Namen haben welche es wollte, es ist nur dieses WederSubject-noch Object; nennten wir es das absolute, so wäre es nur weil es völlig frey ist von allem außer allem Verhältniß und an nichts gebunden, zu nichts im Bezug weder als das Wissende noch als das Gewußte. Klar ist nun zuerst, daß vor diesem (prae hoc) Uberschwenglichen nichts seyn kann. Nicht ein Wissendes, denn noch ist kein Gewußtes; nicht ein Gewußtes denn sonst müßte es sich als das Wissende verhalten. Aber auch nicht ein weder — Wissendes noch Gewußtes, denn dieses wäre von ihm nicht unterscheidbar, weil Es eben es selbst dieses ist. Also es ist, das nichts vor sich aufkommen, also auch nichts wissen] / läßt. Natürlich also, daß auch wir nur wissen können in d e m Verhältniß als es sich entscheidet, als es Raum machte. Wir sehen: [jenes Überschwengliche ist] eigentlich das Wissenerzeugende, ihm müssen wir nachgehen um zu wissen. Es muß sich entscheiden; nämlich entscheiden, zu bleiben was es ist, oder ein andres zu werden. Ein anderes werdend kann es nur Object werden, denn Wissendes zu werden steht nicht [unmittelbar] in seiner Gewalt, da es dieß nur [seyn könnte, so fern ihm] ein Gewußtes würde. Nicht, daß es jemals dieß wollen könnte, Object zu werden; denn nichts will von Natur Nicht-Ich, alles so viel möglich Ich seyn; aber daß es zu thun fähig ist, wodurch es, audi wieder seinen Willen, zum Object wird. Es muß sich selbst entscheiden. Denn nichts kann mit Gewalt zum Nicht-Ich gemacht oder in jenes Seyn verstoßen werden, da es aufhört das Seyende selbst zu seyn. Und so lang' es jenes lautre Selbst bleibt, deßen Können ganz in ihm selbst aufgeht, jenes ganz in sich selbst zurückgezogne, kann ihm nichts etwas anhaben. Es ist wie auf einer [unerklimmbaren Anhöhe] unersteiglichen Burg, gegen alles gesichert, und nichts zugänglich.

Soll es Nicht-Ich werden, so kommt es also darauf an, jene an sich unbesiegbare K r a f t der Selbstheit, die in ihm oder die es [vielmehr] selbst ist herauszulocken aus ihrer Innerlichkeit daß sie 35 wirkend, und dadurch selbst objectiv wird. [Wie nun dieses möglich sey oder geschehen könne, dieses bedarf zunächst der Erklärung.] Ii ι / Wir haben bis jetzt nichts vor uns, als das lautres Selbst, absolutes Ich ist. [Als dieses nun ist es] eigentlich ein unendliches

33

Text

Können; oder wie [sich ebenfalls] sagen läßt, es ist nicht so wohl könnend, als das Könnende selbst. Aber das Können das nicht wirkend ist, nichts dem Seyn entgegensetzt, ist selbst als Seyn, und was nicht könnend, sondern das Könnende selbst ist eben darum nicht zwar seyend, aber das Seyende selbst. Ebenso können wir sagen: Es ist ein unendlich Wollen aber das nicht will; oder es ist, eben weil nicht wollend, das Wollende selbst. Nun ist das Wollen freylich [der Gegensatz des] Seyns; aber der Wille der nicht will ist audi selbst nicht Wille sondern Seyn und zwar das lauterste Seyn. Also ist audi das das Wollende selbst ist: eben weil es dieß ist, nicht seyend aber das Seyende selbst. Dasselbe ließe sich auf dieselbe Art vom Begriff des Wissens zeigen. Denn Wissen und Können sind auch in [viel] späteren Begriffen noch gleichbedeutend; und alles Wissen ist ursprünglich ein Wollen; denn das ich nicht will, das ich mir nicht anziehe das weiß ich nicht. Also jenes lautre Selbst ist an sich ein unendlidies Wissen, oder, es ist nidit wissend eben das Wissende selbst. Nun ist das Wissen, das sich das Seyn anzieht, es sich zum Vorwurf macht, eben darum der Gegensatz des Seyns: Läßt es aber das Seyn, ist es nicht wissend sondern das Wissende selbst, so ist es eben darum nicht im Gegensatz des Seyns, sondern das Seyende selbst.

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/ Aus allem diesem erhellt, daß jenes [absolute Können, Wollen π2 oder Wissen] das Seyende selbst, gleichsam das lautre [Wesen] des Seyns ist, aber nur sofern es sich eben diesem Seyn n i c h t entgegenstellt, es nicht anzieht, nicht sich zum Vorwurf macht, [es 25 nicht ergründen oder erkunden will] [im gänzlichen sich Lassen, oder, was dasselbe sagt, in der vollkommnen Gelassenheit], oder um einen veralteten aber treffenden Ausdruck zurückzurufen in der völligen Selbstunannehmlichkeit. Hier ist also gleichsam die bloße oder offne Stelle, wo es der 30 Lockung zugänglich ist, indem es nämlich seiner selbst inne wird, als das das Seyende selbst, die Kraft alles S e y n s ist. Wir sagen: indem es seiner inne w i r d ; denn wir müssen annehmen, daß es das, was es ist, ist im gänzlichen Nichtwissen, in der völligen Bloßheit und Ledigkeit seiner selbst. Aber es kann 35 auch seiner inne werden nicht d u r c h s i c h s e l b s t , denn dieses wäre schon ein sich selbst Anziehen, ein sich selbst wissen [wollen]. Also nur eine Macht außer ihm kann es dazu bringen — nicht daß es sich wirklich anzieht, sondern nur daß es sich inne

34

Fragment einer Abhandlung

wird, als das sich selbst nicht h a t und sich h a b e n k a n n . Wie stimt dieß aber mit dem, was doch auch behauptet worden, daß nichts außer jenem lauteren Selbst sey? Wir sehen wohl, daß dieses Selbst zwar nicht seyend ist, aber das doch, eben durch die 5 Anziehung des an sich unergründlichen und ungegenständlichen Seyns, seyend werden kann, daß es in sofern wie auf der Gränze von Seyn und Nichtseyn [und also doch noch innerhalb der Sphäre des Seyns (wenigstens des möglichen)] steht. Ein solches also ist nicht außer ihm, weder das seyend ist noch das seyend seyn kann, 10 und jene oben angenommne Macht kann nur eine solche seyn, die ewig außer dem Seyn bleibt, selbst nie in das Seyn hereintritt, aber eben darum die bewegende Macht alles Seyns ist. Wir können sagen: es sey die Nemesis, die wie Aristoteles in Ii 3 der Redekunst sich ausdrückt, betrübt wird / über unverdientes 15 Glück (λυπουμένη έπί τφ φαινόμενα) άναξιως εύπραγεϊν)* und die überall dem Blinden und Zufälligen abhold ist. Denn ein Zufälliges ist hier allerdings, weil jenes Ich das Seyende selbst ist, doch nicht so daß es nicht auch aufhören könnte dieß zu seyn. Es ist die zweydeutige Natur (natura anceps), Fortuna, die Zweyheit 20 der Pythagoreer, das was es ist seyend und nicht seyend. Seyend jetzt nämlich und vor der Entscheidung, nicht seyend, nämlich nicht so, daß es nicht auch das Gegentheil seyn könnte. Sagten wir aber: jene Macht sey das Gesetz (νόμος), so würden wir ja beynahe dem Wort nach dasselbe sagen, wie ohnedieß 25 der Sache nach. Denn das Gesetz ist das alles richtende (πάντα κρίνων), ur-theilende, in Scheidung oder Krisis ziehende. Darum also kann es auch jene Unbestimmtheit nicht dulden, denn es will daß alles klar lauter und entschieden sey und keine Möglichkeit verborgen bleibe. 30 So also verhält sich das Gesetz, [auch gegen jenes] Überschwengliche. Dieses ist eine lautere Freyheit, aber die sich selbst nicht weiß. Ihr Wesen ist Einfalt und ohne alle Unterscheidung, es ist wie die reine Frohheit in sich selber, die sich selbst nicht kennt, die gelassene Wonne die ganz erfüllt ist von sich selber und an nichts denkt. 35 Indem aber das Gesetz ihm sagt: Laß dich nicht gelüsten deiner Freyheit, wird es sich eben dadurch inne als diese Freyheit, zuerst * Rhet. II 9, 1387 a 9 s.; λυπεΐσται statt 1108 b 1 ss.

λυπουμένη; c f . auch Etb. Nie. II 7,

Text

35

sich selbst g e w a h r u n d g l e i c h s a m a n s i c h t i g s e i n e r selbst. A u c h ihm gilt:

Ich w ü s t e nichts v o n

der Lust, wenn

von

das Gesetz

nicht

gesagt h ä t t e : L a ß dich nicht gelüsten."' / E b e n d a m i t n ä m l i c h d a ß es i h m s a g t , sich d e r F r e y h e i t n i c h t z u ü b e r h e b e n ,

[sich d i e

π 4

Frey-

h e i t ] n i c h t a n z u m a ß e n , m a c h t es d i e s e z u e t w a s v o n i h m V e r s c h i e -

5

d e n e m , d a s s i e d o c h n i c h t i s t , n o c h s e y n k a n n ; d . h . es [ e r w e k t i h m ] ein b l o ß e s

B i l d

dieser F r e y h e i t , durch welches der W i l l e

[ange-

z o g e n ] u n d e n t z ü n d e t w e r d e n k a n n . I n d e m es d i e s e F r e y h e i t s i e h t , als e t w a s

das gehabt werden

Weise die M e y n u n g ,

kann,

d a ß sie auch

entstehet als

ihm

Freyheit

nothwendiger gehabt werden

10

k ö n n e , d . h . d a ß sie, auch a n g e z o g e n u n d z u m G e g e n s t a n d g e m a c h t , noch e b e n dieselbe F r e y h e i t S e y n w ü r d e , d i e sie d o c h n u r ist i n d e r Nichtangezogenheit.

[Es

machen

d a s sie i h m

zu können,

glaubt

diese F r e y h e i t zwar

sich z u m

ist, a b e r

S e y n

doch n u r ist

im

g ä n z l i c h e n L a s s e n , o d e r s o f e r n es s i c h i h r e r n i c h t a n n i m m t . NB.

Vielleicht ist die lautere F r e y h e i t i m (ersten,

15

imaginären)

G e g e n s a t z m i t d e m W i l l e n , da ihr also der W i l l e fehlt selbst Lust —

u n d das E r r a t e n der L u s t bestehet eben in dieser

Zweyung

in

der

Imagination.

sie so g a n z o b j e c t i v

L u s t

Aber

die lautere

die

ersten

Freyheit,

indem

ist, ist d ü n n e r als ein N i c h t s . D e r W i l l e

erst e n e r g u l i r t sie, z i e h t sie z u s a m m e n , d a

e m p f ä n g t

20

sie, w i r d

v o l l u n d gleichsam dick u n d k a n n n u n g e b ä r e n . D i e L u s t ist gleichsam

das

erste —

von

dem Willen

abgeschiedene Weibliche

E v a ) u n d schon die Lockspeise, d e r K ö d e r des W i l l e n s aus

(wie

Gleich-

gültigkeit des einen gegen die a n d r e . ]

25

D i e s e erste D o p p e l h e i t indeß, die b l o ß in der I m a g i n a t i o n noch statt findet, w ü r d e nie zur Wirklichkeit k o m m e n , w e n n nicht e i g e n t l i d i e K r a f t j e n e r F r e y h e i t d e r W i l l e s e l b s t , sich d a r a n

die

gäbe.

W i e a b e r d i e s e r d a z u g e b r a c h t w e r d e , m ö c h t e sich w o h l n i c h t e i n leuchtender

als m i t

mit

denen

einer d e r A p o s t e l , d e m v o n allen d e r tiefste B l i c k in diese

ersten

Lebensanfänge Nicht

daß

S ü n d e

die

den

Begriffen

geworden,

den

Übertretung

genannt

werden

beschreiben

Ursprung

von könnte;

der

der

Hier

denn

lassen, Sünde

die

wie

Rede

beschreibt. ist

schon

Verschiedene,

die

d a s s e l b e t h u n n i c h t d a s s e l b e t h u n , so ist a u c h d a s s e l b e i n v e r s c h i e denen Z e i t e n g e t h a n nicht dasselbe; aber der H e r g a n g ist in ersten w i e in d e m l e t z t e n F a l l d e r gleiche.

* Römer 7, 7.

30

dem

35

36

Fragment einer Abhandlung

rn ι

5

io

is

20

25

Bis jezt also denken wir uns jenes lautere Selbst [an nichts gebunden] in übernatürlicher Freyheit; dieser Frieden / stört die Macht, die allem Hohen [feind] das nicht als solches sich bewährt, [eben jenes Selbst] auf die Probe stellt, indem sie [ihm] das Unbewußtseyn, [und die] Unschuld über sich selbst, nimmt, [und die Möglichkeit zeigt, sich die Freyheit die es ist anzuziehen.] So nun, indem die Freyheit sich ihm vorstellt, wie im Bild einer grundlosen Tiefe und unendlichen Möglichkeit, ihm vorspiegelend, wie es ihrer sich bemächtigend, ganz auf sich selber stehen sich selbst Mittelpunct seyn könne, und mit ihr, die jetzt Nichts, aber wenn der Wille sich zu ihr geselle, allmächtig seyn werde über alles herrschen möge als eigenes, einziges, alles andere ausschließendes und auch nichts außer sich duldendes Wesen, erzeuget sich zwischen dem Bilde und dem noch verborgnen und innerlichen Willen die Lust, [durch die er mehr und mehr entbrennet gegen dieses Bild und so durch eine Art von Verzauberung, sich dem eigentlichen Selbst immer vorstellend und zeigend, zieht sie das, was] die lautere Kraft der Freyheit ist an sich und heraus aus der Stille seines nichtwollenden Willens, daß es wie durch Verblendung, Betrug und Überraschung (dieß alles liegt in dem Wort δολεαζόμενον) zum wirklichen Wollen gebracht wird auf eine zwischen Freywilligkeit und Unfreywilligkeit zweifelhafte Weise, eine Art des Hergangs, die wohl nicht mit solcher Beständigkeit in so mancher sinnreichen Fabel alter und neuer Zeit waere wiederholt worden ohne höheren Bezug ja ohne Bezug auf dieses höchste aller Ereignisse.

Mehr laßt sich nicht antworten auf die Frage, wie der lautere Wille dazu gebracht werde, sich selbst zu nehmen, [als:] Es ist natürlich, daß er sich nehme. Es wäre ü b e r n a t ü r l i c h , wenn er sich schlechterdings nicht wollte. [Im S i c h nicht wollen] Im 30 nicht Wollen besteht alle Ubernatürlichkeit, wie umgekehrt dadurch daß was an sich lauters Können ist, wirkend wird alle Natur in 2 entsteht Das ist das schwerste und über alle Natur / bloßer Wille zu bleiben, ohne zu wollen. Man sagt, des Menschen Wille sey sein Himmel. Aber nur, wenn er innerlich bleibt, oder ins Innre wieder 35 geführt wird und zur Ruhe kommt. Man könnte aber eben so gut sagen, des Menschen Wille sey seine Hölle, denn was ist die Hölle als das ewige Suchen müssen und nicht finden können des Himmels. Der Himmel kann man sagen besteht im Nichtwollen. Jeder Mensch sucht diesen Himmel, nicht der allein, der es erträgt nicht

Text

zu wollen, gleichsam auszudauren in der reinen Gleichheit des lauteren Willens, auch der welcher sich allen Begehrungen überläßt, denn auch dieser sucht ja nur den Zustand wo er nicht mehr zu wollen hat, ob dieser gleich vor ihm flieht, und je eifriger verfolgt desto weiter sich entfernt. Der Wille wenn er zur Wirkung kommt ist die unerfüllbare Leere, die stets offen stehende Tiefe, unersättlich wie die Hölle. Es ist dem Menschen, wie er ist, gleichsam unleidlich] nicht zu wollen. Es gibt Augenblicke vielleicht, seltene, einer seligen und vollkommnen Genüge da das Herz nichts verlangt, da wir wünschen könnten, daß sie blieben wie sie sind und die in uns wirklich als Ewigkeit sind; aber eben in diesen, ohne unser Zuthun, ja ohne uns dessen erwehren zu können, öffnet sich das Herz wieder den Begierden, [d. h. wir suchen wieder jenen genuß zu genießen, ziehen ihn an, und machen ihn eben damit zu nichte] weil ihm unerträglich ist zu ruhen und wird wieder fortgerissen in das ringende Leben. Es ist kein unebner Gedanke daß abgeschiedne Geister die unfähig des Himmels in die Region des Himmels gerathen, sich freywillig wieder von ihr ausscheiden, weil ihnen der Zustand des ruhenden, nichts wollenden Willens zur Pein wird, daß sie also sich selber wieder hinabstürzen in den Umtrieb der unersättigten, stets nach Wesen hungernden Begierde.

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5

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20

Also jenes lautre Selbst k o n n t e nicht wollen, bloßer Wille bleiben. Aber es war übernatürlich wenn es nicht wollte, natürlich also daß es wollte. Das Schicksalmäßige in diesem Vorgang ist [audi sonst] nicht zu verkennen. Denn schicksalgemäß (fatalis) 25 heißt ja eben diejenige Nothwendigkeit, welche die Freyheit nicht aufhebt sondern voraussetzt (nur für freye Wesen ist ein Schicksal), die nicht sowohl in einer Verlöschung als in einer Verleitung / oder Bestrickung der Freyheit besteht. Schicksal nennen wir in 3 noch insbesondere die Nothwendigkeit, die aus Handlungen, zu 30 welchen freye Wesen durch ihre Schikung verleitet werden, von ihnen nicht gewollten ja nicht geahndeten Erfolg hervorbringt Verhängnißmäßig auch in andrer Hinsicht ist jenes herausgezogen werden des Willens. Denn dieses ist klar, daß das dadurch Gesetzte der Anfang ist aller Bewegung und des ganzen Lebens. Aber 35 nichts w i l l Anfang seyn, und was auch Anfang seyn möge ist es zwar nicht ohne [seinen Willen] aber doch nicht mit seinem Willen. Der Anfang ist das nicht um seiner Selbst willen Seyende, denn es ist das eigentlich nicht seyn Soll. Aber alles was ist muß glauben

Fragment einer Abhandlung

38

um seiner selbst willen zu seyn. Nicht ohne Verlockung, nicht ohne etwas von Überlistung und Täuschung kann also der Anfang seyn. Das Täuschende kann nichts wirkliches seyn, denn vor ihm ist nichts, als nur ein Bild, [nur das eigne Seyn, das es im Bilde sieht] 5 nämlich eben die ihm gezeigte unendlidie Freyheit, welche sich ihm als Seyn vorstellt, das es haben kann, gleichsam als die Fülle, als der Reichthum selbst, wogegen er, der Wille, wenn er sich nicht von dieser Vorstellung abzieht, sich als nicht seyend, als [bloß und arm] erscheint, und nun natürlich, überwältigt von der Lust, zur 10 Begierde nach diesem Seyn wird, da er doch nur nicht seyend ist, weil das Seyende selbst, nur arm und bloß, weil der Reichthum selbst ist [und ihn also nicht zugleich h a b e n kann].

ls

in 4 2o

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30

Herausgezogen also von der eignen Lust (έξειλκόμενον υπό της ίδιας έπιδεμίας) findet [sich das lautre Selbst auch] im Erfolge getäuscht. Es meynte sich zu finden a 1 s die ewige Freyheit, aber a l s d a s , was es zuvor war kann es sich nie bekommen. Es will sich verwirklichen und will doch dabey lautere Freyheit bleiben. Es denkt als die ewige Freyheit sich zu finden, und macht doch in eben diesem Wollen sich selbst als Freyheit zu nichte. Es ist ewige Freyheit eben in dem weder — / Subject — noch Object — Seyn. Aber als dieses Einfache, dem das Können auch Seyn und das Seyn Können ist, kann sie sich nicht finden, da sie ja eben um sich zu finden sich gezweyt hat. Die ansich unbesiegbare K r a f t der Selbstheit und der Geistigkeit, ist in's Wirken, und ebendadurch herausgezogen, und macht sich, die zuvor das Innre war, zum Anziehenden und Umsdiließenden; dagegen eben diese Freyheit deren K r a f t und Innres sie war und die in [diesem Verhältniß frey war von aller Anziehung], wird jetzt zum Angezognen, Inneren, eben dadurch aber [eingeschlossen und gleichsam] comprimirt zur Nicht-Freyheit.

[Um noch mehr ins Einzelne zu gehen, so sagen wir zuerst von jener K r a f t der Selbstheit: diese Kraft,] der Wille, der in der Innerlichkeit selbst als Seyn ist, [wird sobald er nur äußerlich und wirkend wird] zum Gegensatz des Seyns, zum n i c h t Seyenden: 35 denn außer dem das [wir das nicht Seyende nennen können, nicht weil es] nicht seyend sondern nur weil es nicht das Seyende selbst ist müssen wir audi eines erkennen, das eigentlich n i c h t seyend, nämlich der Gegensatz alles Seyns, und [eben] als solches wirkend ist. Ein Princip das uns in gar vielen Gestalten überall begegnet,

Text

39

obwohl die Meisten es zu erkennen sich sträuben. Denn die Menschen sind im Allgemeinen gegen das Verneinende, wie sie eine natürliche Vorliebe für das Bejahende zeigen. Was frey ausquillt [und sich mittheilt] leuchtet ihnen ein; nicht so was abziehender, nehmender, nach innen gehender Natur ist. Den Meisten, wie sie 5 sind, schiene nichts natürlicher als wenn alles in der Welt aus lauter Liebe, Güte und Sanftmuth bestünde, wovon sie doch so offenbar das Widerspiel wahrnehmen. Ein Hemmendes, Gegenstrebendes dringt sich überall auf, vor dem das Wesen oft kaum und nur mit Mühe zur Erscheinung gelangt, jedermann fühlt dieses Andre, das 10 sozusagen nicht seyn sollte und doch ist ja seyn muß; dieß Nein das sich dem J a , dieß Verfinsternde das sich dem Licht, dieß Linke das sich dem Rechten, dieß Krumme das sich dem Graden entgegenstellt und wie man sonst / diesen ewigen Gegensatz in Bildern iv 1 auszudrücken gesucht hat, aber nicht leicht ist einer im Stande es 15 auszusprechen, noch viel weniger es festzuhalten und zum Verständniß zu bringen. Von allem wirklich (actu) Seyenden ist gleich offenbar, daß es nur Ist in seinem Thun und daß es dieß Thun hinweggenommen alsbald in Nichts zerstieben würde. Wir sehen wie alle zeitliche Wesen mit großer Begierde ihr Daseyn festhalten und es unabläßig zu bethätigen sudien, im Gefühl daß sie nicht an sich selbst sind, daß ihr Daseyn nur in ihrem Thun besteht. Hier ist offenbar Etwas, das an sich Nichts ist, weil es unabläßig Wesen anzieht um Etwas zu seyn und das doch nicht Nichts sondern eine wirkende K r a f t ist, weil es Wesen anzieht, ja wir würden richtiger sagen: es sey die K r a f t schlechthin, die Kraft und die Stärke selber, denn darinn wird eben K r a f t erkannt, als an der Gewalt mit der sie das Daseyn festhält. Dieses ist die innre Leere, die unaufhörlich bestrebt ist sich zu erfüllen, dieß das verborgne, an jeder Creatur zehrende Feuer. Die Frage ist nur, wie etwas, das offenbar Mangel allen Wesens und insofern ein a n s i c h nicht Seyendes ist, wirkend seyn könne. Wir antworten [zunächst] durch die nodi allgemeinere Frage: Wie überhaupt ist es möglich, daß irgend ein Princip irgend Etwas ζ. B. a [ w i r k l i c h e r Weise] n i c h t sey. [Wir können sagen: Alles trete nur dadurch in Gegensatz mit Etwas, daß es sich dieses zu Gemüthe zieht. Was sich nichts anzieht ist außer allem Streite Mit der ersten Begierde setzt es, daß es das nicht ist, das es ist

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Fragment einer Abhandlung

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(Es Selbst)] Ich antworte nun: dadurch daß es a sich an oder zu Gemüthe zieht ist es wirklicher Weise n i c h t a, daß es a will oder begehrt ist der bejahende Begriff von seinem n i c h t a Seyn. Wem der Reichthum gleichgültig ist, der ist, obwohl nicht reich, darum nicht nichtreich, oder arm: w a s N i c h t s w i l l , i s t A l l e s , aus dem alles-Seyn tritt alles nur heraus, dadurch daß es will; denn alles das nur will, gleichviel was es will ist eben darum dieses Etwas nicht, und darum selbst Etwas, denn alles das Etwas ist muß auch Etwas n i c h t seyn. / Das was nun nicht diesem oder jenem, sondern schlechthin allem Wesen und Seyn entgegensteht, das an sich nicht Seyende, kann auch nur das Wollende schlechthin seyn oder der Wille [selbst], nicht sofern er nicht will, sondern [sofern er] w i 11. Eben dieser Wille aber, der in seinem Wirken allem Seyn entgegensteht, als das Anziehende des Seyns, ist in seinem Nichtwirken oder Innerlichseyn eben das Seyn und das Wesen selbst und von ihm nicht verschieden. Denn auch insgemein gilt, daß der Wille gegen das Seyn und in seinem Wesen so viel nicht Seyn als Wille ist, also daß wir das lauterste Seyn nur in einem völlig willenlosen Wesen zu sehen glauben. Dieß kann aber nicht so gemeynt sind, daß in einem Wesen, in dem überall kein Wille, sondern nur in dem der Wille nicht wirkend ist, daher der lautre Wille selbst, aber der nicht will, eben das lauterste Seyn ist.

Daher macht eben das bloße Wollen den Unterschied; die beyden Entgegengesetzten, die sich im Wollen als das anziehende und das angezogne, als das nicht Seyende und als das Seyn entgegenstehen, sind nur i m W o l l e n s e l b s t , gleichsam wie durch einen bösen Zauber, getrennt, da das Seyn, welches angezogen wird, als dieses ebensowenig unabhängig vom Wollen Etwas ist 30 als das, von dem es angezogen wird das nicht Seyende. 25

Denn gleichwie der Wille, sofern er nicht anzieht d. h. nicht wirkt selber das Seyn ist, so ist das Seyn, sofern es nicht angezogen wird, selber der Wille, d. h. die ewige Freyheit. Indem das lautre Selbst der Freyheit begehrt die es doch selber 35 ist, so macht es sich in diesem Begehren zum Gegensatz derselben, und in eben diesem macht es die Freyheit zum Nicht-Subject d. h. zum nicht freyen. Es kann sich nicht finden, als Seyn, das gleich Können, gleich Wollen, gleich Wissen ist, denn eben diesem, dem Können, dem Wollen, dem Wissen wird es ja zum Gegenstand oder

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zum Angezognen. Es selbst, das / diese Freyheit als Freyheit will, macht sie ja eben in diesem Wollen und Suchen zum Leidenden, zur Potentialität. So wie der Wille sich der Freyheit überhebt, d. h. sich als Subject dieser Freyheit geltend machen will, so ist ja eben das, was die K r a f t der Freyheit war heraus, denn eben der, welcher 5 sich jetzt überhebt, macht in seinem Nichtüberheben das Seyn zur Freyheit, das er jetzt zurückläßt als Nichtfreyheit. So macht es also in seinem Suchen eben das zunichte das es sucht, das lautere Seyn ist da so wie er es nicht will, so wie er es aber anzieht, es zum Wissen bringen will verschwindet es [oder vielmehr es ist wie ein bloß 10 spiegelhaftes, sich selbst ungleiches Seyn, das er anzieht]. Dieses ist das Seyn, von welchem das alte Wort redet: nur nichtwissend könne es gewußt werden, nur wenn man es nicht suche stelle es sich dar, suche man es aber, so entziehe es sich dem Suchenden. Niemandem, dem nicht innre Erfahrung überhaupt fremd ist, kann es an Beyspielen fehlen, wodurch er sich diesen Cirkel verdeutlichet, in den der Suchende eben dadurch geräth, daß er im Suchen das Gesuchte entstellt oder von sich entfernt. Er dürfte sich nur der Menschen erinnern, die aus lauter Sorge und Furcht für das eigene Selbst es nie zu einem Genuß desselben, einem wahren und freyen Daseyn bringen. Genug auch sonst der Fälle gibt es, wo der Mensch durch Heftigkeit der Begierde sich selbst im Weg ist zu erlangen oder zu vollbringen was er beabsichtet. Auch ein heitres Beyspiel wird hier an seiner Stelle seyn. Es will sich jemand eines Namens erinnern und besinnt sich heftig auf ihn. eben dadurch zieht er ihn in sich hinein und hindert ihn ihm zu erscheinen so daß zwischen demselben und der besinnenden K r a f t eine Art von rotatorischer Bewegung entsteht, da das Gesuchte stets vor dem Suchenden flieht und dieses jenes vor sich hertreibt. Auch hier stört nur der Wille, eben das Besinnen Wollen, denn kaum gibt er es auf den Namen zu suchen, so stellt er sich von selbst und gleichsam freywillig dar. / Nun ist aber dieses Befangen und Gefangenseyn keineswegs das was die ewige Freyheit wollte. Sie wollte sich selbst haben, sich selbst faßlich seyn und doch dabey lautere Freyheit bleiben. Jene Form oder Gestalt ihres Wesens, die sie sich zugezogen, verhält sich daher überhaupt als das nicht Gewollte, nicht Beabsichtete, gleichsam Ohngefähre, ihr nur unversehens zugestoßne und ist so in beyderley (doppeltem?) Verstand für sie ein Fall (casus).

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Die lautere Selbstheit und Geistigkeit dieses Anfänglichen beruht auf der absoluten Innerlichkeit des Willens; nachdem nun dieser herausgezogen und darüber daß er das Seyn begehrt selbst von dem Sitz seiner Macht gewichen, das Ganze also der That nach schon entselbstet und entgeistet ist, sollte es sich audi gleich als lauteres Selbst oder als das das Seyende selbst ist aufgeben, sich erkennen als gefallen, als Nicht-Ich geworden, als das nicht mehr lautere Freyheit ist (denn [weder] als das angezogne noch als das Anziehende ist es frey), nicht mehr das seyn kann und nicht seyn kann sondern das seyn konnte und nicht seyn konnte d. h. das zufällig seyende (ein größerer Unterschied läst sich nicht denken als den der bloße Unterschied der Zeiten hier macht); aber eben das will es nicht, es will an derselben Stelle bleiben, da es zuvor war, von seinem Ort nicht weichen, obwohl herausgezogen sich noch als Centrum behaupten; [zwar] als Angezognes sich nicht lassen und doch dabey [lautres Selbst] bleiben. / Durch den bloßen Zauber des Wollens ist die lautere Freyheit sich selbst E t w a s aus Nidits, Umschriebenes und Gefaßtes aus Unendlichem und Unfaßlichem geworden; in sofern ist die Freyheit selbst eingeschlossen in der Form, die Einheit mit in der Zweyheit; sie allein ist das Ansich [und die Kraft] von dem Anziehenden sowohl als dem Angezognen, es ist in sofern ihr eigenes Wollen, das sie einschließt und doch hat sie keine Freyheit gegen dasselbe. Es gilt auch hier, ich thue nicht das ich will, sondern das ich nicht will das thue ich*. Aber eben weil jene Form das nicht Gewollte, nicht Beabsichtete ist, ist sie [obwohl unvermögend] diese Form wieder aufzuheben und wieder von ihr auszugehen als die lautere Freyheit, obwohl also gefangen von ihr, doch frey gegen sie, als die sie nicht für ein Werk ihres eigentlichen Willens, sondern für eine bloß zufällige Folge, für etwas durch Schickung entstandenes ansieht und empfindet. Ebendarum aber weil frey gegen die Form, kann sie eben diese sidi selbst zum Gegensatz und dadurch zum Mittel machen sich zu dem zu steigern, das sie eigentlich seyn will. Denn sie selbst in ihrer Lauterkeit war als ein Nichts, und konnte darum auch für sich nidits zeugen, noch Anfang zu irgend Etwas seyn. Nun sie etwas sidi zugezogen, das sie als nicht-sidi-selbst empfindet, jetzt kann sie eben diesem sich entgegen setzen, und an

* Cf. 7. Römer 15, 19.

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diesem sich spannend zwar nicht unmittelbar wieder die lautre Freyheit, der völlig gleichgültige Wille werden, der Wille der nichts will, aber doch in einer zweyten Gestalt ihres Wesens eben jene verneinende anziehende Kraft, welche in der ersten das ganz freye Wesen unfrey, leidend und zum Seyn macht, ins Innere zurückdrängen, um nun vielmehr / mit eben diesem Wesen frey auszugehen und auszustrahlen. In dieser zweyten Gestalt, ist sie noch nicht wieder was sie zuerst und vor aller Selbstanziehung war. Denn dort, in [der] urersten Lauterkeit war überhaupt kein Gegensatz zwischen Können und Seyn; nicht daß das Können, als anziehende verzehrende Kraft das [Wesen] einschloß und innerlich setzte, noch daß umgekehrt das Wesen jene verneinende Potenz in sich zurückdrängte; denn der Wille, der nur in seinem äußerlich werden anziehend ist, konnte, da er schlechthin innerlich war, audi nicht ins Innre zurückgesetzt werden. Nun [ist aber audi diese zweyte Gestalt seines Wesens nicht die, die es eigentlich wollte; sie war nur Ubergang und Staffel zu höherer, die es nicht unmittelbar seyn konnte; nun es aber sich nehmendes und sich gebendes Wesen ist, kann es über] beyde sich setzen, als das weder sich nehmende noch sich gebende, als das völlig Gleichgültige, in dem Seyn und Können sich wieder wie im Anfang die Wage halten; so daß erst im dritten Glied, wie man auch in menschlichen Zeugungen wahrnehmen will die Natur des ersten Erzeugenden sich wieder in sich selbst herstellt Dieses ist eine nothwendige innre Steigerung, die darauf beruht, daß die lautere Freyheit, obwohl befangen in der Selbstanziehung, doch frey bleibt, und obwohl durch die Sucht nach sich selbst aus sich selber gesetzt doch bleiben will das sie zuvor war. Das Seyende selbst und das nichts außer sich erkennt glich dem stillen Nichts, das sie zuvor war. Etwas geworden, und unvermögend in das Nichts zurückzukehren, will sie doch nicht Etwas seyn, und strebt darum A l l e s zu seyn, auch so sich zu behaupten als das Eine und allem anderen den Ort des seyn Könnens zu verschließen. Sich selbst in sich selbst zu steigern ist das Wesen der Freyheit; an der Fähigkeit dazu wird das Lebendige, wie an der Unfähigkeit das Todte erkannt. Die lautere Freyheit will nicht Nichts, will nicht das Unfaßliche seyn das sie zuvor war, sie will faßlidi seyn, eine bestimmte Gestalt, und doch dabey ewige Freyheit bleiben. / Sie war uranfänglidi weder seyend noch nicht seyend, außer und über

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allem Seyn. Jetzt ist sie in der ersten Gestalt herabgesunken in das Seyn, und zwar verhält sie sich in diesem Seyn nicht als das seyende, sondern weil das Seyn gehemmt, innerlich und seiner Freyheit verlustig ist, vielmehr als das nicht seyende. N u n sie das nicht seyende ist, muß sie um sich selbst gleichzubleiben auch das seyende seyn, in der andern Gestalt, da nun vielmehr das Seyn oder Wesen äußerlich und offenbar, das Können oder der Gegensatz des Wesens innerlich bewältigt und verschlungen ist. Wenn aber das eine und das andre, so audi nothwendig die Einheit wieder, in welcher sie sich herstellt in jenes ursprüngliche Weder— Noch, da sie weder [auf die eine noch auf die andre Art seyend ist, weder objectiv (als das nicht seyende)] objectiv ist, noch subjectiv, als das im Gegensatz seyende. Obwohl sie nun so zu sagen keinen Augenblick das Erste seyn kann, ohne sofort das Zweyte und keinen Augenblick das Erste und Zweyte ohne sofort das Dritte zu seyn, so ist doch eben so klar, daß es das zweyte nur seyn kann, wenn das erste und das dritte nur, wenn das erste und das Zweyte, d. h. es ist klar, daß das Erste dem zweyten und dritten, das zweyte dem dritten, wenn nicht der Zeit, doch der Natur nach vorangeht.

Außer dem ist hier zu bemerken der zuerst eingeführte, und für die ganze Folge wichtige Begriff der [Steigerung und der sich daraus ergebende der] Potenzen, die wir auf folgende Weise bezeichnen. Der Urzustand des lautern Selbst war auszudrücken 25 durch Α = Α , da es schlechthin E s s e l b s t , und sich selbst gleich war. Dort war das, was sich jetzt darstellt, als eine das Seyn in sich ziehende, verzehrende Kraft, das Können oder der Wille, noch dem Seyn [oder A ] gleich, weil nicht wirkend. Herausgezogen und in Wirkung gebracht ist er der Gegensatz des Seyns und wird 3o = — A , = B. Der allgemeine Ausdruck der Selbstanziehung oder auch der ersten Gestalt ist also (A = B) statt Α = Α , wodurch ζην 4 gleich an/gedeutet wird, das Wesen oder Seyn [(A)] sey hier das Eingeschlossene Befangene, der Wille oder die Begierde aber (B) das Einschließende Umfangende. Aber dieses von der Sucht ergrif35 fene Wesen ist doch nur die eine Gestalt von sich selbst, und das eigentlich nicht Gewollte. Wir bezeichnen diese Gestalt, inwiefern sie nur die eine, nämlich die erste oder anfängliche ist durch a = b, wodurch wieder angedeutet wird, die nehmende, anziehende K r a f t (b) sey hier wirkend, das Wesen (a) aber leidend. In dieser Gestalt

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also verhält sich das erste Seyende ganz als nicht Seyendes, nicht als ein überall nicht seyendes, sondern als ein solches, in dem die Kraft der Selbstheit äußerlich objectiv geworden; wir können sagen als ein Seyendes der tiefsten Ordnung. Es konnte aber auch dieses nicht Seyende nicht einen Augenblick seyn, ohne in dem seiben Thun (eodem actu) Seyendes, d. h. frey, ausquellendes Wesen zu seyn, das eben durch die Bewältigung, durch das innerlich— Setzen und in sich Zurückdrängen der verneinenden Kraft sich selbst zum Seyenden erhebt — zum Seyenden dessen was in der ersten Gestalt seyend war, also zum Seyenden des Seyenden d. h. zum Seyenden der zweyten Ordnung. Wir bezeichnen diese Gestalt durch a 2 , womit also schon ausgedrücket ist, die verneinende Kraft sey hier unsichtbar und innerlich, das Wesen aber offenbar und ausgehend. Endlich in der dritten Gestalt, da es die Einheit beyder ist, wird es sich als Seyendes der dritten Ordnung verhalten. Wir bezeichnen dieses durch a 3 . Also (A = B) ist zwar der allgemeine Ausdrude des in diesem Moment Existirenden, inwiefern es a 2 und a 3 nicht unmittelbar sondern nur mittelbar ist, allein es leuchtet ein, daß dieses Α = Β in der Wirklichkeit, und sofern es sich als das Seyende selbst behaupten will, sofort _ a3 . a 2 = ( a = b) l s t ·

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Die Schwierigkeit nun, die es hat, dieses zu verstehen, liegt in der Sache selbst. Denn erstens mußte hier, in der Darstellung aus einander gezogen werden, / was mit Einem Schlag (uno eodemque vi 1 actu) und wie im Blitz geschieht, so daß gleichsam kein Augenblick 25 gedacht werden kann, den jene lautere aber ins Seyn gelockte Freyheit nicht diese drey Gestalten wäre. Sodann muß als ein S e y n vorgestellt werden, was wie sich sogleich zeigen wird, nur ein ewiges Werden ist, ein ewig nur seyn Wollendes aber nie zu Stande kommendes. Denn wie aus unsrer Darstellung von selbst erhellt, 30 so kann das im gegenwärtigen Augenblick Seyende das zweyte (a 2 ) nicht so seyn, daß es dabey aufhörte das erste (a = b) zu seyn, und das dritte (a 3 ) nicht so, daß es aufhörte, das erste und zweyte zu seyn. Es kann das sich gebende und ausstrahlende Wesen seyn, n u r s o f e r n das sich nehmende; und das gleichgültige 35 nur so fern sowohl das sich nehmende als das sich gebende. Darum — und weil es das Seyende selbst, oder weil es schlechthin geistig und innerlich seyn will — nicht objectiv werden, nicht in's Offen-

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bare gehen, sondern, vielmehr sich aller Offenbarung, allem äußerlich Werden widersetzt — darum kann es nicht etwa das erste dem zweyten, und beyde dem dritten unterordnen, sondern es muß suchen, die drey daß wir so sagen in Einem Puncte, nicht außereinander (in extenso) sondern in einander (in intenso) zu seyn. Denn nur so fern es die drey wirklich in Einem Puncte seyn könnte, wäre es zugleich verwirklicht und in der Verwirklichung noch die lautere Freyheit, oder das Seyende selbst, d. h. es wäre die ganz und gar verwirklichte absolute Innerlichkeit und lautere Freyheit. Könnte es die drey wirklich in Eins, zum Ineinander seyn (ad inexistentiam) bringen, so wäre es die intensivste geistige Substanz, das wesentlichste, Mark und Knochen verzehrende Feuer — und alle Wesen und das Leben stünden still in dieser Verwirklichung und wäre nichts außer dem Ersten. Aber so nothwendig es, um als die ewige Freyheit zu seyn, die drey in Einem seyn muß, so unmöglich ist, daß diese drey in Einem Puncte seyn können. Auch ist kein andrer Ausweg. Es kann nidit etwa k e i n e s von allen seyn, dann / freylich war' es wieder in seiner Ubernatürlichkeit und was es vor allem Seyn war. Aber unmöglich! Denn es will sich nicht lassen, und überhaupt in dieser ganzen Bewegung ist kein Zurücknehmen des Geschehnen. Was geschehen, ist ewig geschehen, und was gesetzt ist, ewig gesetzt. Unfähig also zurückzugehen, in jene Stille da es als Nichts war, könnt' es das eine seyn und das andre lassen. Aber audi dieß ist unmöglich. Wollt' es ζ. B. das erste allein seyn, so sänke es sogleich unter sich selbst herab, und würde zum nicht Seyenden (bloß objectiv) Seyenden. Die beyden andern aber kann es ohne das erste nicht seyn, denn nur an diesem und dem Widerstand, den ihm diese Form seines Wesens entgegensetzt kann es sich zum Höheren steigern. [Und alle drey sind so unter einander verkettet, daß es ein jedes nur seyn kann, indem es die andern ist, vorausgesetzt daß es nicht sich selbst aufgeben wolle als Geistigkeit als das das Seyende selbst ist.] Also bliebe nur das dritte, daß sie sich in Einem vertrügen. Aber dieß eben ist ganz unmöglich. Das Wahre also ist, daß sie weder sich lassen, noch sich leiden können. Aus [diesem Widerspruch des gegenseitig bedingenden und des gegenseitig ausschließenden Verhältnisses] dieser Unmöglichkeit also, wenn das eine dann nicht die andern zu seyn und der gleichen Unmöglichkeit, wenn das eine dann die andern zu seyn — aus

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dieser doppelten mit sich selbst streitenden Unmöglichkeit (vorausgesetzt wie immer daß es nicht zurück könne und auch nicht vorwärts wolle, nämlich den Ort der Unbedingtheit und Lauterkeit verlassen an dem es ist) was kann entstehen, als der schrecklichste Umtrieb, eine drehende Bewegung, da jede Gestalt die andre vertreibt, eine die andre niederkämpft, verdrängt und schlägt und doch selber nicht bleiben kann ohne die andre, also ihnen alsbald wieder Platz macht; denn wegstoßen muß es sie, weil [wenn diese seyend sie selbst nur nicht seyend seyn kann, weil] wo es ist die andern nicht seyn mögen, so wenig im organischen Leib, Herz Hirn und Magen in einander seyn können, weil es nur im Gegensatz mit dem andern das ist was es ist, und muß ihm doch auch wieder Raum machen, weil wenn jene nicht wären, auch es selbst nicht seyn kann, zu Grunde gienge und damit zu jener inneren Verkettung eins des andern selbst zu seinem Leben bedarf; es muß also zurück stoßen was sie als zu ihrem eignen Daseyn / nöthig auch wieder anzieht, hassen was es liebt, fliehen, was es wenn es außer ihm waere aufs Begierigste suchen würde und hinwiederum herbeyziehen, was sie doch, inwiefern es mit ihm in Einem und dem selben seyn will, augenblicklich wieder verdrängen muß.

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Dieses also erst ist der wahre Begriff von jenem ersten Seyenden (Primum existens), das jedoch nicht sowohl ein Seyendes ist, als das nur trachtet zu seyn; denn nur ihre abgewendete Seite zeigt uns diese Substanz, aber nicht ihr Antlitz da sie stets an den Pforten der Wirklichkeit stehen bleibt, immer zitternd hereinzudringen, 2s aber unvermögend, sich je zu Stande d. h. zum Stehen zu bringen. Dieses ist das Unnahbare, dieß die Cherubim mit dem Blitz des sich immer wendenden (bewegenden) Schwerts (cum flamma circumguli se et rotanti gladii)* die den Zugang zu dem ersten Paradies wehren. Ein an sich unbeschreibliches Wesen, weil es 30 nirgends still hält, nur in der Bewegung da ist. Wo du in das Rad eingreifen willst, es zum Stehen zu bringen, wird es gestört. Denn es ist nichts als ein ewiges Werden ohne alles Seyn, das unaufhörlich sich selbst verzehrende und immer wieder gebärende Leben, [also eigentlich ein ewig Leben und ewig Sterben in Eins] ein ewig 35 aufflammendes, ewig versinkendes und aus seiner Asche wieder auflebendes Feuer, wovon wir vielleicht in der [so genannten] * Nicht verifizierbar;

nicht identisch mit 1. Mose 3, 24.

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freywilligen Verbrennung organischer Körper einen fernen Blick und die eine Seite sehen, das wir als das in allen Dingen verborgene ahnden müssen, ob es gleich jetzt abgewendet ist, das ewige Treiben und Umherwerfen, (perpetuum mobile) in das die ewige 5 Freyheit eingeschlossen ist, nicht absichtlich sondern gegen ihren Willen durch die unversehene Folge des ersten sich selber Wollens, wie durch unbegriffenen Zauber; die ewig anfangende, ewig endende und wieder auf den Anfang zurückkehrende Zeit, die sich selbst immer wieder verschlingt und wieder erzeugt. Es ist wohl vi 4 io ein Anfang darinn, die erste Selbst/anziehung, nämlich Etwas das Anfang seyn könnte und doch nicht wirklicher Anfang ist. Wahrer Anfang ist nur der Punkt, auf den die Bewegung nicht wieder zurückkommt, so wie wahres Ende nur das, in dem sie ruht, aus dem sie nicht wieder in den Anfang zurückkehrt. is

Um sich die Bewegung mit völliger Bestimmtheit vorzustellen, muß sie als eine in der Richtung von außen nach innen gehende gedacht werden. Denn sie beruht darauf, daß der Wille, der weil wirkend, sich freygeben und auch äußerlich seyn sollte, doch innerlich bleiben will. Die an oder in sich ziehende Kraft wirkt von 20 2 δ ι° in der Richtung von 3., wo hier 3 das tiefste (nämlich im Innern, denn es muß alles innerlich gedacht werden, mithin das Innerlichste ist) unter stetem Widerstreben der ausbreitenden Potenz; in 3. wird diese kreisen, d. h. die anziehende macht ihr selbst Raum, weil sie nicht bleiben kann von 3. bis Ο wirkt die auf25 steigende [erhebende] Kraft bis θ , wo die Gleichgültigkeit (a 3 ) eintritt, und a = b nun ganz äußerlich — das tiefste im äußerlichen — ist, aber eben da, beginnt die anziehende Potenz auf's Neue zu wirken, indem ihr die Einheit (a 3 ) selbst wieder Raum machen muß, damit das Seyn nicht verloren gehe, und so beginnt die 30 Bewegung immer wieder von Neuem und kann sich selbst überlassen nicht aufhören. Diese [anschauliche] Darstellung, die mit Unterscheidung genommen seyn will, weil sie äußerlich und nothgedrungen als etwas Stillstehendes gibt, was ganz innerlich und eine sich unaufhörlich 35 verwandelnde Figur ist, kann indeß auch dazu dienen, zu zeigen, wie obgleich drey Mächte in dieser Bewegung wirksam sind, doch nur die eine Potenz (a = b) die herrschende, Richtung bestimmende, gleichsam tonangebende ist, woraus wieder klar wird,

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daß dieses Ganze, im Ganzen betrachtet sich doch wieder nur als / Α = Β verhält. Dieses möchte denn auch wohl der erste wißenschaftliche Begriff seyn jenes Rads der Geburt (τροχού γενίθεος)*, auf welches der schon erwähnte Apostel nur wie im Vorbeygehn als auf das Innerste alles Lebens deutet. Von dorther kam dieser Begriff auch in die theosophischen Systeme, denen aber zu einer wissenschaftlichen Construction desselben die nothwendigen Mittelbegriffe fehlten. Sie beziehen dieß Rad nur auf jenen ersten Cirkel, in den schon die bloße Selbstanziehung versetzt. Aber das große Rad der Geburt bestehet in einem Ringen der 3 Gestalten und läßt sich aus bloßem Neben und Gegen zweyer Kräfte, Attraction und Expansion nicht begreifen. Man kann indeß die Bewegung auch als abwechselnde Systole und Diastole vorstellen [als den ersten klopfenden Punct, das noch bloß liegende Herz.] Die erste in einer Einziehung des Wesens bestehende Potenz erneuert unaufhörlich die Spannung, durch das Eintreten der höheren sinkt sie allmälig in Erschlaffung zurück, die aber selbst wieder nur Übergang zu einer neuen Spannung wird Von einem höheren Standpunkt aber ist diese Bewegung auch anzusehen als vergebliches Ringen nach Selbsterkennen. Aus der Höhe, da es über alle Erkenntniß und weder Erkennendes noch Erkanntes war wurde das Uberwirkliche, im Selbstanblick verzaubert, durch die Lust herabgezogen, sich selbst zu haben und zu erkennen. Aber indem es sich selbst sucht, verliert es sich vielmehr, da eben das was das Innere, Erkennende seyn sollte selbst in das äußere und in die Blindheit versinkt. Es ist, wie gesagt, nicht ein zu- sondern ein vor sich selbst Kommen. Erkennendes und Erkanntes in Einem ist es weder rein dieses noch jenes, daß das Erkennende des Erkannten / nicht froh wird und es im Anziehen selbst entstellt und in ein bloß Spiegelhaftes verwandelt, ein hermaphroditisch mit sich selbst streitend Wesen (man denke an die einst auch im Deutschen nicht unbekannte Bedeutung von Können, die nur in Erkennen übrig ist), das sich nur als Erkanntes verhalten kann und darum in demselben Augenblick in einer andren Gestalt (a2) als Erkennendes und auch wieder als Einheit des Erkennenden * ό τροχός της γενέσεως, Jac. 3, 6.

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und Erkannten aufgeht, da es ihm, als das noch immer das schlechthin Eine seyn will, [gleich] unmöglich wird, alle, und eines zu seyn und aus dem Widerspruch eine wirbelhafte, gleichsam taumelnde, ihrer selbst ohnmächtige und besinnungslose Bewegung entsteht, da das Erkennende stets das Erkannte vor sich hertreibt in dem wenn das eine auf- das andre untergeht, eine Bewegung die wie kein unbedingtes Nichtseyn, so kein unbedingtes Nichterkennen, sondern ein Mittleres von Erkennen und Nicht Erkennen ist, nämlich ein vergebliches Ringen nach Selbsterkennen. Von dieser Natur also scheint das alte Wort geredet: Es sucht sich die Natur und findet sich nicht. (Quaerit se natura, non invenit)*. Wie man aber auch immer diese Bewegung vorstellen möge so gehört sie zu der Gattung der unwillkürlichen, die vor sich selbst kein Ende hat, weil sie sich immer selber wieder macht und so ist also das was an sich die ewige Freyheit war einer unwillkührlichen Bewegung anheimgefallen durch die unausweichliche Folge des ersten sich selber Wollens, dadurch erstes Beyspiel der ihrem tiefsten Grund nach hier sich aufschließenden Lehre, was sein Leben / sucht wird es verlieren, nämlich es wird aus dem freyen Zustand da es als Nichts war und an Nichts gebunden in den unfreyen gebundenen bloß wurzelhaften (potentiellen) Zustand herabsinken. Nothwendig ist, daß das an sich Unfaßliche wenn es dennoch s i c h fassen will in jenen Umtrieb gerathe. Aber muß es schlechterdings audi in demselben verharren? Undenkbar ist ewige Qual; doch wie mag es der Drangsal entkommen? / U b e r die 3 gezeigten

Potenzen

Α = Β Subject von allen nicht sofern Α = Β sondern nur sofern Α = Β seyn könnend. Übrigens muß man sagen Α = Β — Α 3 sind lauter g e w o r d n e Gestalten, nur + A° war als dieses schon und ist es audi jetzt noch, der einzige Unterschied ist, daß es a l s dieses seyend ist, eben dieß ist adventitio quorundam. So l a n g e Α = Β n i c h t Α = Β g e w o r d e n w a r n i c h t s a l s w e d e r - S u b - n o c h O b j e c t h e i t ; es war weder Α = Β noch Α 2 noch Α 3 als solches, alles war i n e i n e m * Friedrich Christoph Oetinger, Die Philosophie der Alten, wiederkommend der güldenen Zeit, 2 Bde., Frankfurt und Leipzig 1762, Bd. 2, p. 30.

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u n z u g ä n g l i c h e n G l a n z v e r b o r g e n , — wir sollen eigentlich gar nicht darüber oder bis dorthin hinausgehen. [Dieser unzugängliche Glanz kann zwar (A0)0 = A00 werden und denn gleich setzen was nachher das Seyn selbst aber das gesiegt hat über seyn können etc. — die über alles siegende Einheit 5 ist — aber es ist doch kein [eigentliches] S e y n sondern nur ein zufälliges auf dem bloßen Nicht-Seyn der andern beruhendes Seyn. — Es ist eigentlich also nur das Nichtseyn von diesen als gesonderten [darum auch vergänglich]. Da gehen die Gedanken aus und man kann davon nur reden im Verhältnis der geschehenden Offen- 10 barung Das wahre und aussprechbare ist nur das Seyn selbst aber das gesiegt hat über seyn können etc. — die über alles siegende Einheit Jenes nur gleichsam für den Augenblick — denn es kann ja noch Α = Β seyn.] Von den 3. großen Potenzen ist jede a n s i c h das Ganze, 15 doch nur die erste verstattet sich a 1 s Ganzes zu genügen, weil sie nichts vor sich hat, — und nur die letzte wieder, weil sie ganz außer dem Seyn bleibt, nicht zur Totalität hinzutritt E s i s t e i g e n t l i c h , wenn man will, n u r d a s 3 t e , a b e r a u c h n i c h t a l s 3 t e s — selbst das allerletzte vgl. 20 IV, 4. vgl. mit dem was V, 1. Q vom Kreise steht. — nicht a l s L_ auch darum weil noch vermischt mit dem das Gegentheil seyn könnenden. / Ü b e r die n o t h w e n d i g k e i t

d e r F o r m e n i n (A 0 ). 25V1141.

Auch in eine Form eingeschlossen muß sie doch frey bleiben — denn sie vernichtet ihre eigne innere Unendlichkeit wenn Eines alles seyn — eben weil erst Nichts Sie ist freylich das erstre (a2 etc.) nicht, wenn sie nicht a = b ist; aber a = b seyend ist sie nothwendig jenes, a = b etc. auch 30 A 2 A 3 und A° sind von A° nicht Ε d u c t e sondern alternative Glieder. Das ist die Natur der ewigen Freyheit, nicht durch die einzelne Form gefesselt zu werden, sich in sich selbst über die 1. Form zu erheben um in der letzten frey und dennoch gefaßt zu seyn 35 A b e r das ist doch nicht Steigerung, sondern die 3. Formen sind da, wenn die lste da ist. a s A° wenn man will i s t es,

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aber nicht so daß es nicht auch a = b seyn könnte. Dieß das Innerste Verborgenste. Es ist nicht a l s A° a s d. h. nicht + A0, a = b ist das g e w o r d e n e — vorher verborgene — a l s ein b e s o n d r e s wird a 3 erst abgeschlossen durch das w e r d e n von a = b, wie das Leben waere erst indem ein Körper sich zusammenzieht. Es war Ein Punct, aber erst indem der eine sich zum anziehenden ( = O) macht, erscheint der andre weil von ihm ausgeschlossen als | und als (·) Gleich wie man nicht wissen kann, was im Gemüth (Willen) des Menschen verborgen ist ebenso nicht was in der ewigen Freyheit. Alle wollen sich desselben als eines vorhandnen versichern was thut Kant, was Fichte. [Ein vorhandenes gibt es audi freylich aber was ist es nachher für eines? Ein ganz falsches.] Suche nach Wissenschaft die v o r h a n d e n , die nicht selbst erst zu werden hat, der nur sie sich anzunehmen brauchten, ja die sie besitzen würden, wenn nicht von Natur blind. Wie kommt es aber, daß sie doch noch gar nichts der Weise gefunden — wie ζ. B. in der Mathematik. Ferner, daß immer Philosophie. Also wohl objectiv — daß das wahre Wissen überhaupt nicht existirt — erst zu werden hat — ja vielleicht die Welt gar auch selbst nur eine Erzeugung dieses Wissens ist, wovon wir selbst ein Theil. Am E n d e d a d u r c h das Rechte daher (A 0 )' a l l e s — alles Subject war — obgleich + A° (das nicht freye) nicht — sondern nur wieder + A° als das freye und an nichts gebundne als A° = A1, A2, A3 erscheinen wolle

53 b) Textkritiscber Abkürzungen:

a. I. Rd. Η v. a.

Apparat

am linken Rand Handschrift verbessert aus

30ι am linken oberen Rand über der Bogenzählung I ohne Verweisungszeichen: Die Wissenschaft bedarf der Erzeugung weil der Gegenstand selbst sidti nie erzeugt. II 302 seiner — aufklärt,] a. I. Rd. daneben ohne Verweisungszeichen: Nun haben wir bisher schon gesehen daß dieses ist — allein (A 0 )' ist frey — und wäre dem so, so wäre kein Leben. Freyheit muß offenbar werden. Lesart unsicher II 302 vor bestimmt durchstrichen schärfer II 303-4 etwa — aber] a. I. Rd. daneben ohne Verweisungszeichen: Der Eine Punct der 3 distincte Puncte enthält, indem er sich zusammenzieht II 304 vor keineswegs durchstrichen diese noch II 30s-6 Wenn — Wahrheiten. — ] Zusatz a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F >' ein entsprechendes Zeichen im Text fehlt II 30c-8 Wer — Freyheit.] Zusatz a. I. Rd. ohne Verweisungszeichen II 309 vor geistiges durchstrichen höheres II nach ist durchstrichen allerdings II 30io -11 da — betrachtet,] a. I. Rd. daneben ohne Verweisungszeichen: (als ewige Freyheit gleich der höchsten Armuth und dem Reichthum) II 30io-n nach betrachtet durchstrichen wird, und II 30i2 nach aber durchstrichen weder ist dieses thun schon selbst die Wissenschaft dabey noch erzeugt es, als II 30i2-i3 was es — nämlich] Zusatz a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F II 30i3-i5 WO der — Wissens.] Zusatz a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F · Der größte Teil dieses Zusatzes ist durchstrichen II 30i3 nach wo durchstrichen bloß das Geistige selbst Gegenstand nämlich II 30i4 nach es bleibt durchstrichen im nur im bloßen Denken, obwohl dieses Denken objectiv wird. Denken selbst wird objectiv aber es geht nicht über dies Denken hinaus zum W i s s e n . Das wohl Denken aber nicht Wissen erzeugt — nicht Object ist bloß scheinbar weil der Gegenstand der Wissenschaft selbst nur Denken, nicht Wissen ist. d. h. nicht Wissen, sondern nur D e n k e n Erzeugende ist. Neben dem letzten Satz undurchstrichen: Daß der Gegenstand erzeugt doch nicht ins Wissen übergeht sondern im bloßen Denken stehen bleibt. II 30ιβ-ΐ7 d . h . — ist] Zusatz a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 30ie Erzeugen des Wissens v. a. Erzeugung von Wissenschaft II nach zwar durchstrichen von II 30i9 gedacht und] Zusatz a.l.Rd. mit Verweisungszeichen II 3Ο21-22 welchen — bedarf,] ursprüngliche Fassung des Satzes: welchen Sinn dieses

54

Fragment einer Abhandlung

Erzeugen hat, warum bedarf die Wissenschaft des Erzeugens? Verändert durch Streichungen, Verbesserungen im Text und Zusatz von woran liegt es, daß sowie bedarf a. I. Rd. II 3O23-30 warum — einfällt] a. I. Rd. daneben folgende Bemerkungen: Das Erste ist allerdings ü b e r Subject und Object aber als ein s e y η K ö n n e n Das 2te ist auch ü b e r Subject und Object aber bloß als ein reines seyn Müssen aber nicht Können. Es ist ein Wissen, das den Gegenstand selbst nicht voraussetzt, das also mit dem Gegenstand selbst sich erzeugt. Ein Wissen also das davon anfangt, daß kein Gegenstand — daher nicht einmal etwas zu wissen ist NB. das bleibt auch bey der jetzigen Ansicht daß 1. oder A° = Β erst bestimmt, was ist. Denn ist es — A° so ist das Absolute ist es Α = Β, so dieß nicht. Also dieses das Wissen bestimmende — ihm nachgehen, oder, w i r können nur in d e m Verhältnis w i s s e n , als es sich bestimmt NB. Es s o l l gar nidit wissend seyn gegen + Α und + A° sondern — es s e y n . Dieß ganze Verhältnis von w i s s e n entsteht erst indem es diese nicht ist. — Im Ersinken wo es zum Erkannten wird — e r f ä h r t es das andre. II 3029 vor ohne durchstrichen wobey II 3Ο35 nach Gegenstandes durchstrichen als solchen 312 vor freye durchstrichen selbststä (erg. zu selbstständige) II 314 vor an sich durchstrichen ursprünglich oder II 31e d. h. lauters Selbst,] a. I. Rd. vor absolutes Ich II 3112 nur] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 3113 nicht Ist,] Ist v. a. wäre II 3114 nach selbst, durchstrichen oder I c h II 3115 vor kann durchstrichen gibt es II 3lie nach sondern ein durchstrichenes Komma II 3119 vor ideellen, durchstrichen bloß II nach ideellen, durchstrichen nämlich wie Fichte d. h. zum II des] a. I. Rd. vor durchstrichen dieses II 3120 nach als solchem, durchstrichen als Object Nicht-Ich II 3I21-25 Seyn — objective.] neben diesen Zeilen a. I. Rd. ohne Verweisungszeichen: Wie A° alles ist? Indem es das sich seiner annehmen K ö n n e n d e ist, ist es ja eben das wirklich sich seiner n i c h t Annehmende — und also als das sich seiner annehmen Könnende das sich seiner nicht Annehmende d. h. das seyn Soll. II 3I21 vor muß durchstrichen so II nach Ich durchstrichen gleich dem das II 3123 vor Nicht-Ich durchstrichen bloßen II 3124 nach seyende, durchstrichen oder II 3129 nach als durchstrichen das II 3130 über gut durchstrichen gültig ist das II in wiefern es] es a. I. Rd. vor nicht II über das durchstrichen kein II ist übergeschrieben II 3131 ein Wissen] ein über durchstrichen ganz II nach Wissen durchstrichen und es ist ganz II das selbst übergeschrieben II 3132 nach Seyn durchstrichen Es ist weder II 3132-33 und ein — nicht] Zusatz a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 3133 weil es dieß nur übergeschrieben II

Textkritischer Apparat

55

3134 nicht v. a. noch II weil es dieß nur übergeschrieben II 3135—32i3 seyn — wissen] Zusatz a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F ; der ursprüngliche, von Schelling im fortlaufenden Text gestrichene Absatz lautet: sondern es ist Subject, das sich als Object, Object das sich als Subject verhält. Es ist in sich ein unendliches K ö n n e n (Können ist auch noch in späteren Begriffen mit Wissen gleichbedeutend), aber das 3 Können das dem Seyn nicht entgegensteht nicht als Können wirkt, ist selber als Seyn; es ist also S e y n / das ganz Können ist und Können, das ganz Seyn. Seyn und Können (potentia et actus) in Eins ist der Begriff vor höchste 5 Lebendigkeit. Es ist nicht an dem, 6 daß Seyn f ü r sich7 gleich Leben ist und Leben gleich Seyn. Leben ist Seyn, das 8 ein unendliches Können ist, und gleichwie wir in allem Lebendigen ja in jedem Theil eines solchen, auf eine freylich jetzt nicht zu begreifende Weise, ein Können sehen® das auch ganz Seyn ist und ein Seyn das ganz Können und Vermögen, so noch mehr kann das Urlebendige weder ein unvermögend bricht am Ende der Seite ab II 3135 nach könnte, durchstrichen jenes 32i Wir brauchen nachträglich eingefügt II 324 nach von allem durchstrichen und an nichts II 32s nach denn durchstrichen sonst II 32io ein v. a. das II 32i3-i4 läßt. — Verhältniß] a. I. Rd. daneben: Nicht e n t . . . ,Sohn höher', voll Licht Bedeutung f ü r den rest zuweisen Lesart sehr unsicher II 32i5 vor Wir durchstrichen Nat (erg. zu Natürlich,) II nach sehen: durchstrichen daß Es und ein durchstrichenes Komma II jenes — ist] a. I. Rd. vor der Zeile II 32ig ihm — nachgehen] v. a. daß (durchstrichen) wir ihm nachgehen müssen Ii 32ie nach k a n n durchstrichen Es m u ß sich selbst II 32i9-2o unmittelbar] a.l.Rd. mit Verweisungszeichen f~ II 3220 nach Gewalt, durchstrichen sondern !l nach nur durchstrichen gegen II seyn — ihm] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen ψ II 3221 nach Gewußtes durchstrichen seyn könnte Ii dieß übergeschrieben II 32s3 nach daß es durchstrichen doch II 3228 vor bleibt durchstrichenes unleserliches Wort II 32go unerklimmbaren Anhöhe] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen II nach unersteiglichen durchstrichen und unerklimmbaren II 3232 Nicht-Ich über durchstrichen Object II 3 233 - 34 vielmehr] a.l.Rd. mit Verweisungszei-

3 das über durchstrichen weil dieses * vor Seyn, durchstrichen ganz 5 vor höchste ? von höchster ff 6 ' an dem über durchstrichen wahr 7 nach sich durchstrichen Leb (erg. zu LebenJ s nach das durchstrichen mit 9 vor sehen a. I. Rd. durchstrichen oder Vermögen

56

Fragment einer Abhandlung

eben Γ II 3234 aus ihrer Innerlichkeit übergeschrieben II 3235 nach wirkend durchstrichen wird II dadurch über durchstrichen sidi II wird v. a. macht II 3 235 - 37 Wie — Erklärung.] a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F ; der restliche ursprüngliche Text von I 4 ist durchstrichen, ebenso der Beginn von II 1: Es ist an sich ein unendliches Können." Inwiefern eben11 dieses Können 12 nicht wirkend ist, nicht dem Seyn entgegen steht, ist es13 selbst als Seyn; 14 aber das Können h a t eben darum das Seyn nicht, weil es das Seyn15 selbst ist. Oder wie wir auch sagen können: Es ist in sich ein unendliches Wissen; (denn1® Wissen und Können sind selbst in spätem Begriffen noch gleichbedeutend). Aber dieses Wissen, sofern es keinem Seyn entgegensteht, ist auch17 kein Wissen, sondern selbst Seyn,18 oder dieses Wissende, das19 nicht wissend sondern das Wissende selbst ist, ist auch / das Seyende selbst; aber es ist eben dieses nur sofern es sich nicht a 1 s solches weiß, nur im Nichtwissen, in der gänzlichen Selbstunannehmlichkeit. Auf I 4 a.l. Rd. neben dem durchstrichenen Text noch der folgende Zusatz: aber dieses Können h a t das Seyn nicht Eben so im Wissen hier ist also gleichsam die bloße Stelle, wo 20 es der Lockung zugänglich ist,21 indem 22 es seiner selbst inne wird. Dieß geschieht durch die Nemesis. II 3239 nach Ich ist. durchstrichen und von dem wir sagten es sey, nicht sowohl seyend sondern, das Seyende selbst. An sich nämlich ist es II Als dieses nun ist es] a. I. Rd. neben dem durchstrichenen Text 33i nach Können; durchstrichen aber das Können, das II nach wie durchstrichen wir II sich ebenfalls] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II nach sagen durchstrichen können II 332 über Aber durchstrichen als II 332-5 Können — seyend,] a. I. Rd. daneben folgende Bemerkung: Dieß kann zur früheren Erläuterung dienen. In Bezug auf die Selbstanziehung 10

11 12 13 14 15 16 17 18 39 10 21 22

nach Können, durchstrichen aber dieses (Können ist audi in späteren Begriffen noch gleichbedeutend mit Wissen), eben Inwiefern eben übergeschrieben ηαά\ Können durchstrichen das es übergeschrieben nach Seyn; durchstrichen es ist daher als ein Seyn, aber das einem Können Seyn v. a. Können denn übergeschrieben nach auch durchstrichen selbst nach Seyn, durchstrichen Aber eben darum ist nach das durchstrichen das Wissen nach w o durchstrichen das Schicksal nach ist, durchstrichen doch wie dieß zugehe? nach indem durchstrichen ihm

Textkritischer A p p a r a t

57

bedarf es deßen nicht — denn da sucht es als die Freyheit (sich selbst) als23 Seyn zu haben." II 33s nach nicht durchstrichen sowohl II Seyende v. a. seyende II 33e nach will; durchstrichen Als dieses also, das II 337 Wollen v. a. Wollende II 33s nach freylich durchstrichen gegen das II der Gegensatz des] a. I. Rd. mit Verweisungszeidoen F II 33a nach selbst nicht durchstrichen als II 33io-2i dieß ist — selbst.] a.l.Rd. daneben: Der Hergang ist: a. Durch die Nemesis sieht es sich selbst wird seiner selbst inne. b. Es wird von Begierde entzündet gegen sich selbst. c. Was ist denn diese Begierde, die in ihm oder die es selbst und die doch auch nicht es selbst ist — diese Zweyheit* — Responsio an sich Eines — nur durch einen bösen Zauber getrennt — Es ist auch25 k e i n e s mehr das ganze 26 oder Rechte so wie es zur That kommt, s. IV, 2. tot. * Im W e r d e n s e l b s t e n t s t e h t die 2 h e i t, die an sich n i c h t s ist, sie ist e t w a s b l o ß S p i e g e l h a f t e s 2 7 s. IV, 2 £ = = (Einheit von Wille und Seyn, jeder Wille auch ein Seyn s. IV. 3 &) 28 Die von Schelling angegebenen Verweisungszeichen finden sich auf den angegebenen Seiten a. I. Rd. wieder II 33i3 viel] a. I. Rd. vor späteren II 3322 nach erhellt durchstrichen also II nach jenes durchstrichen lautre Selbst Ich II 3322-23 absolute — Wissen] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F || 3323 gleichsam das] das v. a. die II nach lautre durchstrichen Macht II Wesen] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 3321 nach sofern durchstrichen es sich nie das Können II 3325 nach macht, durchstrichen nur im gänzlichen Lassen, wie nur sofern es sich nicht als solches wissen will, 29 in der völligen II 3 325 - 26 es nicht — will] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F || 3 326 - 27 im — Gelassenheit] a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F || 3 327 nach der durchstrichen völligen II 3333-34 müssen annehmen v. a. nehmen an II 3 338 wollen] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F 343 jenem Uber durchstrichen dem II 346 nach sofern durchstrichen also II 347-8 und also — möglichen)] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F || 23 24 25 26 27 28 29

als v. a. zum haben v. a. machen nach audi durchstrichenes unleserliches nach ganze durchstrichen so wie Spiegelhaftes in Η nicht unterstrichen Schlußklammer fehlt in Η wissen will v. a. weiß

Wort

58

Fragment einer Abhandlung

34γ also übergeschrieben II 34e Schlußklammer fehlt in Η II 3 4 u - i 2 dem Seyn — ist.] daneben a. I. Rd. unten: Überlegung verdient es doch noch, ob nicht die (unwillkührliche) Sucht (da Reichthum = Armuth) die erste Veranlassung ist? Wenigstens könnte diese einen Ansatzpunct f ü r das Gesetz geben. II 34i3 die Nemesis] die übergeschrieben II 34u vor Redekunst durchstrichen Rhetorik II 34ie vor Blinden durchstrichen Zu (erg. zu Zufälligen ?) II 34i9 die Zweyheit] nach die durchstrichen der II 3420 nach Pythagoreer durchstrichen gleich II 342? nach dulden, durchstrichen und hebt zuförderst II 343η nach So durchstrichen ist es II nach Gesetz, durchstrichen welches, ins II audi gegen jenes] a. I. Rd. vor der Zeile II 34so-3i nach Überschwengliche durchstrichen das sich selbst nicht kennt II 3431 weiß über durchstrichen kennt. Es II 34ss kennt v. a. weiß II 3434 nach erfüllt durchstrichen sich II nach denkt, durchstrichen H ä t t e das Gesetz nicht gesprochen: die Seele II 3435 aber übergeschrieben II 34ne nach dadurch durchstrichen seiner 353 nach gelüsten, der restliche Text von II 3 durchstrichen: Denn eben damit zeigt ihm das Gesetz die Freyheit als Etwas, das gehabt werden könne und erregt die Meynung, daß sie auch gehabt, noch eben dieselbe [Freyheit] 3 9 seyn werde, die sie doch nur 3 i in der Nichtangezogenheit, d. h. eben in der Freyheit war. 3 2 D a doch diese Freyheit nichts anderes ist als eben es selbst, und es selbst nicht bricht ab, Seitenende II 354 es übergeschrieben II nach überheben, durchstrichen sie sich II 354-5 sich die Freyheit] a. I. Rd. vor der Zeile, nach Freyheit durchstrichen sich II 355 diese v. a. die il nach diese durchstrichen Freyheit II 35o nach ist, durchstrichen und erwekt auf diese Art 3 3 die Imagination II es v. a. sie II nach es durchstrichen zeigt ihm II erwekt ihm] a. I. Rd. vor der Zeile II 35? nach welches durchstrichen denn II nach Wille durchstrichen entzündet wird !! 35t-8 angezogen] a. I. Rd. vor der Zeile II 35s nach und durchstrichen zwischen II nach kann, durchstrichen indem 34 zwischen ihm und jenem Bilde die Lust sich erzeugt, als das eigentlich herausziehende des Willens. I! diese über durchstrichen jene I! nach diese durchstrichen unendliche II 35io auch übergeschrieben II 35n d . h . v.a. oder II 35i3-25 Es — andre.] Zusätze a. I. Rd. für folgenden durchstrichenen Text:

30 Freyheit] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F 31 nach nur durchstrichen im nicht 32 nach war. durchstrichen Ein 33 über diese Art durchstrichen soldie Weise 34 über indem durchstrichen da

Textkritischer Apparat

59

Indem 35 jene Freyheit 55 ihm 37 wie im Bild einer unvorstellbaren 38 Tiefe und unendlichen Möglichkeit vorschwebt, meynt es, eben diese Freyheit sich zum S e y η 3 9 machen zu können, die ihm das S e y η zwar ist, aber nur 4 " im gänzlichen Lassen, in der Nichtanziehung; 41 und die Lust spiegelt ihm vor, wie es mit dieser (sich ihrer bemächtigend) ganz auf sich selber stehen, sich selber Mittelpunct seyn könne und mit dieser Freyheit die jetzt nichts, aber wenn der Wille sich zu ihr geselle allmächtig seyn werde, über alles herrschen, als eignes, einziges, alles andre ausschließendes, und [auch] 42 nichts außer sich duldendes* 3 Wesen. II 35i5 nach annimmt, ebenfalls a. I. Rd. (Nur Variatio ex odioü) Schlechtes. II, 4. ganz unten. II 3521 nach wird durchstrichen d i c k II 3524 und schon] Lesart sehr unsicher II Lockspeise v. a. Lockende II 3526 indeß übergeschrieben II 3529 aber v.a. nun II 3 536 - 37 in dem ersten] nach in durchstrichen bey jenem 36i nach lautere durchstrichen und an nichts gebundene II 36i -2 an nichts gebunden] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 36s feind] a. I. Rd. vor der Zeile II nach bewährt, durchstrichen es II 364 eben jenes Selbst] a. I. Rd. vor der Zeile II ihm] a. I. Rd. vor der Zeile II 364-5 nach Unbewußtseyn, durchstrichen wie die ganze II 36s und die] a. I. Rd. vor der Zeile II nach nimmt, durchstrichen daß es sich nun selbst a 1 s Freyheit erblickt. N u n II 36s-6 und die — anzuziehen.] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 36s nach und durchstrichen ihm II 36g nach zeigt, durchstrichen die II nach sich durchstrichen selbst anzuziehen II 36γ nach indem durchstrichen das Bild II nach die durchstrichen hohe und unendliche II nach vorstellt, durchstrichen als II 36s nach Möglichkeit, durchstrichen und eben diese Freyheit II nach wie es durchstrichen mit ihr II 368-9 ihrer sich v. a. sich ihrer II 36i2 alles v. a. von allem II 36i3 erzeuget sich] nach sich durchstrichen zuerst, II 36i4 nach Lust, durchstrichen die ihn mehr und mehr an sich zieht und zuletzt durch eine Art von Verzauberung II 36is-i7 durch die — was] a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F II 36i7 lautere übergeschrieben II 3620 dieses über durchstrichen 35

· vor Indem durchstrichen Eben jene 3« nach Freyheit durchs trieben sich 37 nach ihm durchstrichen vorstellt, als das 38 unvorstellbaren v. a. unendlichen 39 nach S e y n Verweisungszeichen F und a. I. Rd. durchstrichen und das 40 nach nur durchstrichen wenn es sie 41 nach Nichtanziehung; durchstrichen mit dieser 42 auch] a. I. Rd. mit Verweisungszeicben F 43 vor duldendes durchstrichen leidendes

Fragment einer Abhandlung

60 jenes [| 3626 nach

M e h r durchstrichen

als dieses II nach

strichen

jener ewige II 3627 W i l l e übergeschrieben

strichen

Freyheit Ii vor

durchstrichen vor

durch-

Wille

durch-

wollen II nach

nehmen,

sich sich selbst zum V o r w u r f zu machen II als:] a. I. Rd.

der Zeile

Im S i c h

nehmen, durchstrichen

lautere

II nach

II 3629 nach

sich durchstrichen

nicht nähme. W i r wissen II

nicht wollen] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen

* II 3630 nicht

Wollen v. a. Nichtwollen 37s unleidlich v. a. unerträglich II leidlich] a. I. Rd.

37i3-i5 d . h . — nichte] a.l.Rd. jenes durchstrichen

vor

mit Verweisungszeichen

über II 3 725 auch sonst] a. I. Rd.

der

Zeile !!

* II 3 722 nach

mit

Verweisungs-

zeichen F II 3731 nach werden, durchstrichenes unleserliches Wort II 3736 nach ist es durchstrichen nun II 3737 seinen Willen] a. I. Rd. vor der Zeile II 3 738 - 39 denn es übergeschrieben

113739 nach Soll durchstrichen

und doch

ist

384 nur das — sieht] Zusatz a. I. Rd. ohne Verweisungszeichen II 38ö nach Freyheit durchstrichen seines Wesens II nach welche durchstrichen inwiefern sie ohne den Willen Ii 38c nach

kann, durchstrichen

ihm da-

gegen, dem Willen, selbst zum sich ebendadurch II 38s als b l o ß ] als durchstrichen

nach

die B l o ß h e i t und A r m u t h selbst II 3 8s-9 bloß und a r m ]

a. I. Rd. vor der Zeile II 38io nach Begierde durchstrichen eben II 38n nach nur durchstrichen das II nach weil durchstrichen er II 38i2 und ihn — kann.] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F || 38i3 also über durchstrichen

nun II 38i4 nach findet durchstrichen

a. I. Rd. mit Verweisungszeichen

es sich auch II sich — auch]

II nach sich das durchstrichen

ursprüngliche II 38i4-i5 nach E r f o l g e durchstrichen durchstrichen nach

lautere II 3 8 n lautere über

bleiben, durchstrichen

audi das

sich II 38is über

durchstrichen

Es will seyn was es w a r , und doch

g l e i c h ] " dabey sich selbst haben. A b e r es kann sich II 38is nach durchstrichen

sich II 38i9 nach selbst durchstrichen

ewige

ewige II 38i7-i8 [zudenkt

zu II Es v. a. Sie II 3820

nach ist durchstrichen die II unter in durchstrichen bey II 3821 nach Einfache, durchstrichen

als das ganz K ö n n e n und II 3823 D i e über

durch-

strichen Jene II 3824 in's Wirken] Lesart unsicher II 3825 nach sich durchstrichen jetzt Ii nach die durchstrichen es II 3827 sie v. a. es II nach war durchstrichen wird II nach die durchstrichen in die der eben II nach in durchstrichen

der Nichtangezogenheit

3 827 - 28 diesem —

Anziehung]

3 8 28 - 29 nach Angezognen durchstrichen 44

allein Freyheit

a. I. Rd.

mit

seyn konnte II

Verweisungszeichen

F ||

Eingeschloßnen II 3829 nach aber

zugleich] a. I. Rd. durchstrichen mit Verweisungszeichen F

Textkritisdier Apparat

61

durchstrichen gleichsam II eingeschlossen und gleichsam] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen Γ I! 3 830 nach comprimirt durchstrichen und gehemmt I! nach Nicht-Freyheit. durchstrichen Jene K r a f t der lautern Selbstheit, II 3831-32 Um — K r a f t , ] a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F II 38si nach so durchstrichen wird II 3 832 in der] der über durchstrichen seiner II 3832-33 nach Innerlichkeit durchstrichen und Unwirksamkeit II nach ist, durchstrichen wird, aus dieser herausgezogen II 3833-34 wird — wirkend wird] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F || 3834 nach Seyenden: durchstrichen Es wäre II 3835 nach dem das durchstrichen mit II 3835-30 wir — weil es] nachträglich eingefügt, teils a. I. Rd., teils zwischen den Zeilen II 383C nur weil es] weil es übergeschrieben Ii 3837 nach wir durchstrichen sch (erg. zu schon ?) il eines über durchstrichen etwas II nach das durchstrichen nicht im Ii nach eigentlich durchstrichen en Sinn II seyend v. a. Seyend II 3838 nach und durchstrichen das eben in dem II eben] a. I. Rd. vor der Zeile II als solches übergeschrieben II 3839—393 Gestalten — Was frey] neben diesen Zeilen a. I. Rd. folgender Zusatz: Es ist der geistigste und der lauterste Wille, das allergeistigste, die höchste abstraction, weil in der Abziehung (Gegensatz von allem Seyn — nicht in Indifferenz mit ihm wie in A° 394 und sich mittheilt] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen Γ II 3922 nach suchen, durchstrichen gleichsam II 3928 wird eben — an der] daneben a.l.Rd.: das erste spannende des Bogens I! 3 930 - 32 jeder — insofern] daneben a. I. Rd.: Das Anziehende war was das Angezogene übrigens nichts Wesenhaftes bloßer Geist Eine Begierde ist auch nichts. Sophisten II 3932vor a n s i c h durchstrichen wirklich II 3934 zunächst] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II 3935 nach Wie durchstrichen kann II 3936 w i r k l i c h e r Weise] a. I. Rd. mit Verweisungszeicben Γ II 3936—40i Wir — (Es Selbst)] Zusatz a. I. Rd. ohne Verweisungszeicben 40i nun:] Kein Doppelpunkt in Η II 402 nach ist es durchstrichen a II 403 n i c h t a Seyn] zwischen den Worten gestrichene Verbindungsstriche II 40s darum dieses — alles das] daneben a. I. Rd.: als Wille (wollendes) war es vorher nichts — wird erst etwas indem es Wesen anzieht II 40io nach nun durchstrichen allem — II 40i2 nach oder durchstrichen das nichts als II der übergeschrieben II nach Wille durchstrichen ist II 40i3 selbst] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F II nicht sofern] nach nicht durchstrichen ein Wille, der II nicht sofern er] sofern er übergeschrieben II er nicht] nicht v. a. nichts II nach sondern durchstrichen der II sofern er] a. I. Rd. vor der Zeile II nach w i l l durchstrichen und das II 40i3-i4 w i l l . — allem] daneben a. I. Rd.: So also war audi jenes nun im Willen

Fragment einer Abhandlung

62

gezweyte erst Eines, ganz voll von sich selbst II 40ie nach eben durchstrichen deshalb II 40n nach Denn durchstrichen gemein II 40n-i9 der

Wille — völlig] daneben a. I. Rd.: So ist auch jenes erste A° ganz voll von sich selbst — nichts leer in ihm II 40is das Seyn] nach Seyn durchstrichen aus II 4021 kein Wille,] nach Wille durchstrichen ist II 4024 nach

Unterschied; durchstrichen denn und eben das, was an sich das Seyn selbst II 40so vor nicht durchstrichen seyn II 4028 nach da durchstrichen ander (erg. zu andererseits ?) II 4029 nach wird, durchstrichen was unabhä (erg. zu unabhängig^) II 4038 nach diesem, durchstrichen wird ja

dieses 413 nach So wie durchstrichen es II 41s nach heraus durchstrichen u n d II 41e macht über durchstrichen w a r II nach N i c h t ü b e r h e b e n durchstrichen der il 41- nach also durchstrichen eben II 41e nach Seyn durch-

strichen das es will II 41g nach anzieht, es durchstrichen mit ihm II 41io-n oder — anzieht] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F || 4110 wie gestrichen und wieder

eingesetzt

II 4112-13 W o r t — w e n n m a n ] daneben

a.l.Rd.

NB. II 41iö Niemandem v. a. Niemand II Erfahrung v. a. Erfahrungen II 41ic-i7 vor verdeutlichet durchstrichen be II 4120 vor Genuß durchstrichen wahren II 4127 nach und durchstrichen zwischen 42i vor Die durchstrichen Nachdem wir auf diese Art II nach lautere durchstrichen K r a f t der II 423-4 begehrt — Sitz] daneben a.l.Rd.: sed revocare gradum II 424 vor Sitz durchstrichen O r t II Sitz ursprünglich eingeklammert,

Klammern

gestrichen

II 42e das — a u f g e b e n ]

da-

neben a. I. Rd.: εκταθην || 42s nach denn durchstrichen sowohl II weder] a. I. Rd. vor der Zeile II 42io-n sondern — last] daneben a. I. Rd.: Geht

der Wille bloß auf das Setzen von a2, a 1 oder bloß auf das in Eins setzen wollen? II 42i2 nach als den durchstrichen bloß II bloße übergeschrieben II 42i5 nach behaupten; durchstrichen Sich II zwar] a. I. Rd. vor der Zeile II 42io nach dabey durchstrichen Subject II lautres Selbst] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen

F || bleiben.] der restliche Text von IV 4 ist

strichen und nur schwer zu entziffern:

45

durch-

Indem es nun 45 [die Form, in

Nach Indem es nun ist der weitere fortlaufende Text durch Streichungen und Überschreibungen verdorben und kaum ηοώ zu rekonstruieren: wohl fühlt (darüber durchstrichen auch selbst spürtJ , daß es doch (darüber durchstrichen die Folge ?) dieses sich selbst (darüber durchstrichen in dem dasj anziehende und von sich angezogene nicht [in dem ursprünglichen] (durchstrichen a.l.Rd. mit Verweisungszeichen F) bleiben zu können Der oben angegebene Text von die Form — so wird a. I. Rd., durch einen Strich in den fortlaufenden Text eingefügt

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Textkritischer A p p a r a t

die es durch die Selbstanziehung 46 eingeschlossen ist, nicht lassen47 und doch auch48 mit ihr nicht bleiben kann, so wird] und doch auch nicht zurückkehren will 49 in die uranfängliche Lauterkeit, 5 " und 51 auf keinen Fall sich selbst52 lassen: 53 so54 entstehet folgendes: 53 [Es kann] 5 " die57 Form 58 in die es eingeschlossen ist, weder leiden noch aufgeben, in der ersten Beziehung wird sie ihm selbst zum Gegensatz, in der andern aber bricht ab, Seitenende II 42i9 nach geworden; durchstrichen aber II 4220 nach selbst durchstrichen mit II 4221 und die K r a f t ] a. I. Rd. vor der Zeile II 4220 ist sie] ist über durchstrichen kann . nach sie durchstrichen zwiar II obwohl unvermögend] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen Γ Ii nach Form durchstrichen nicht 1 42s7 aufzuheben v. a. aufheben Ii 42*8 nach Freyheit, durchstrichen doch in ihr II 4229 für beidemal über durchstrichen als II nach ihres durchstrichen Willens II 4230 f ü r über durchstrichen als II nach entstandenes durchstrichen empfindet II 4233 nach sich durchstrichen selbst II 4237 nach und durchstrichen in 432 nach gleichgültige durchstrichen Wille erreichen II 434 jene v. a. jenen II nach K r a f t , durchstrichen ins Innre zurückdrängen, II nach ersten durchstrichen sich zum II 437 nach Gestalt, durchstrichen wo II 43a nach in durchstrichen jener II der] a. I. Rd. vor der Zeile II 43n K r a f t das] nach das durchstrichen Seyn II Wesen] a. I. Rd. vor der Zeile II 43i3 nach denn durchstrichen dort war überhaupt keine der Äußerlichkeit II nach Wille durchstrichen die lau (erg. zu lautere) II 43ic nach N u n durchstrichen kann es aber dieses zweyte, nämlich ausgehendes, sich gebendes Wesen nicht so seyn, daß es dabey aufhörte das erste, sich nehmendes zu seyn, denn nur5® dieses*" gibt ihm die K r a f t sich zu jenem zu steigern, II 43ig-io ist — über] a.l.Rd. mit Verweisungszeichen Γ II 43io nach beyde durchstrichen aufgehen !! 43i0-20 sich setzen überge46

Selbstanziehung über zwei durchstrichenen unleserlichen lassen unter durchstrichen leiden 48 nach audi durchstrichen nicht 4S will über durchstrichen kann 50 nach Lauterkeit, durchstrichen weil es doch sich 51 und übergeschrieben 52 selbst übergeschrieben 53 nach lassen durchstrichen will μ nach so durchstrichen bleibt ihm nur Eines übrig: es 55 nach folgendes: durchstrichen die Form Jene 56 Es k a n n ] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen F 57 die übergeschrieben 58 nach Form durchstrichen seines 59 nach nur durchstrichen in eo dieses v. a. diesem 47

Worten

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Fragment einer Abhandlung

schrieben Ii 4321 nach Gleichgültige, durchstrichen das Ii 4322 nach halten; durchstrichen um !! 4325 innre übergeschrieben !i 4327 nach und durchstrichen daß !l nach selbst durchstrichen doch !! 4332 nach auch so durchstrichen alles an II 4 334 - 39 selbst in — und über] daneben a. I. Rd. von V 2 unten und V 3 oben folgender Zusatz: Das Setzen von a2 ist unwillkürlich so wie sie a = b ist, gleichwie im Θ wenn (O) gesetzt ist nothwendig (I) und (·) gesetzt ist. D e n n " A° w a r nicht bloß O, nicht bloß d e r (•), der = Ο ist, sondern a n s i c h ganzer Punct = Θ = (Ο) + (I) + (·) A° — (A°) 1 — w i l l sich nidit zum Kreis zur Totale machen. NB. Nachher ist (A 0 ) 2 audi wieder der g a n z e absolute Punct / aber der doch nur als (I) seyn kann als a = b ist es nur eine Form von sich selbst II 4337 nach seyn durchstrichen in II 4338 nach Gestalt durchstrichen eingeschlo (erg. zu eingeschlossen) 442-3 und zwar — gehemmt,] daneben a. I. Rd.: X s. V. 4 (da noch Φ verbessern) auf V 4 findet sich dieses Zeichen wieder II 443 seiner über durchstrichen aller !! 44n-i2 auf die — seyende)] a.L.Rd. mit Verweisungszeichen Γ II 44i2 vor als durchstrichen nicht Ii objectiv ist,] nach objectiv durchstrichen seyend (nicht seyend) II 4422 Begriff über durchstrichen Unterschied I! 4422-23 Steigerung — ergebende der] a. I. Rd. vor der Zeile 1.1 4426 nach war. durchstrichen Der Wille II 4428 oder A] a. I. Rd. vor der Zeile II 4431 nach (Α = B) durchstrichen wodurch zu (erg. zu zugleich) II 4432 (A)] a. I. Rd. mit Verweisungszeichen \ 455 nach Seyende nicht durchstrichen seyn II 457 das eben] nach das durchstrichen nun vielmehr II 45i2 nach ist, durchstrichen das II 45ie zwar übergeschrieben II 45n nach Existirenden, durchstrichen allein es leuchtet sofort ein, II 45ig nach leuchtet durchstrichen sofort II 4 525 - 29 so daß — Werden] daneben a. I. Rd. folgender Zusatz: Wenn es A° blieb, so war es nicht = Α = Β Aber dieß erschöpft den Inhalt nicht. Denn sofern es A° war, war es ebensowohl das sich Wollen als das sich nicht Wollen Könnende und Einheit beyder. A° Aequivalent dieser 3. Α = Β nicht. Also i m Α = Β i s t sie nicht mehr — aber ebendarinn müsten sie seyn . . . nach dem Gedankenstrich Lesart unsicher II 4526 jene v. a. jenes II 4527 vor S e y n durchstrichen wirkliches II 4531 nach Seyende das durchstrichen erste (a = b) II 4534 - 38 zu seyn. — objectiv] daneben a. I. Rd. folgende durchstrichene Bemerkung: NB. Das Eigentliche ist, daß der W i l l e , der w i r k e n d , nicht äußerlich sondern innerlich seyn will. Sind vielleicht a 2 und a 3 der eigne bessere Wille des Ersten, 61

nach Denn durchstrichen das

Textkritisdier Apparat

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das a = b immer wieder ausschließt, in dem es sich immer wieder an die innere Stelle setzt, und die es immer wieder setzt, weil es doch nicht bleiben kann? — Es ist doch alles ganz innerlich Ab 4538 werden, ist VI 1 a. I. Rd. eng mit sehr schwer leserlichen, kaum zu koordinierenden Zusätzen beschrieben, die a. I. Rd. der folgenden Seite (VI 2) fortgesetzt werden und die Ränder beider Seiten vollständig ausfüllen (sie erstrecken sich also neben dem fortlaufenden Text bis A7\a). Die vielfach ineinander verschränkten Bemerkungen werden im Folgenden geschlossen aufgezeichnet, um den Überblick über ihre Anordnung zu erleichtern; dabei muß auf die Angabe ihres jeweiligen räumlichen Verhältnisses zum fortlaufenden Text verzichtet werden. Die Zusätze sind zum Teil von fremder Hand rot unterstrichen. Oder (das beste wohl) aus der Unfaßlichkeit [allerdings die innre eine und ewige Freyheit denn wenn eine Form audi die andre = (·)] :