Diokles von Karystos: Die griechische Medizin und die Schule des Aristoteles [2. Aufl. Unveränd. Nachdr. der Ausg. 1938. Reprint 2010]
 9783110821451, 9783110013344

Table of contents :
Das Problem der geschichtlichen Stellung und Zeit des Diokles
I. Aristotelisches in Sprache und Denken des Diokles
II. Ein vergessener ärztlicher Lehrbrief des Diokles an König
III. Theophrastea
IV. Diokles und die peripatetische Naturforschung
V. Diokles und die medizinische Schule des Peripatos
Der Peripatos und die Geschichte der griechischen Medizin im Lichte der neuen Ergebnisse

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WERNER JAEGER

DIOKLES VON KARYSTOS

DIOKLES VON KARYSTOS DIE GRIECHISCHE MEDIZIN UND DIE SCHULE DES ARISTOTELES

VON

WERNER JAEGER

ZWEITE AUFLAGE

1963

WALTER DE GRUYTER & CO · BERLIN VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG · J. GUTTENTAG VERLAGSBUCHHANDLUNG · GEORG REIMER · KARL J. TRÜBNER · VEIT & COMP.

Dieser Band ist ein unveränderter Nachdruck der im Jahre 1938 erschienenen 1. Aufkge.

Archiv Nr. 3339631

© 1963 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübnet — Veit & Comp. Berlin 30 · Printed in Germany Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Druck: Rotaprint AG, Berlin

Vorrede Dieses Buch nimmt ältere Studien von mir wieder auf, die fast ein Vierteljahrhundert zurückliegen. Seit meinen Anfangen hat mich das Problem der wechselseitigen Beziehungen zwischen griechischer Philosophie und Medizin gefesselt. In meinem Buch über Nemesios von Emesa gewann ich durch Analyse der Quellen dieses spätantik-christlichen anthropologischen Schriftstellers neues Material zur Rekonstruktion der verlorenen Bücher Galens »Über den wissenschaftlichen Beweis«. Gleichzeitig suchte ich in der Schrift »Das Pneuma im Lykeion« die Entwicklung der älteren peripatetischen Physiologie unter dem Einfluß der zeitgenössischen Medizin zu erfassen. Die zwölf Jahre, während deren ich als Vorsitzender die Arbeiten der Pr. Akademie der Wissenschaften am Corpus Medicorum Graecorum zu leiten hatte, führten mich erneut zu eingehender Beschäftigung mit der medizinischen Literatur des Altertums. Die vorliegende Schrift ist eine Fortsetzung meines »Aristoteles« und zugleich eine Vorarbeit zum zweiten Band meiner »Paideia«. Das enge Zusammenwirken der Medizin und Philosophie bei der »Formung des griechischen Menschen« des vierten und dritten Jahrhunderts v. Chr. ist bis heute nur zum geringen Teil erforscht. Die Feststellungen dieses Buches zwingen, das zur Zeit herrschende Bild der Geschichte der griechischen Medizin dieser Periode weitgehend umzugestalten und dasjenige der Philosophie des Aristoteles und seiner Schule um ein wichtiges und umfangreiches Kapitel zu erweitern. Der methodische Charakter meiner Arbeit ließ es zweckmäßig erscheinen, den Gang der Untersuchung samt den dabei unvermeidlichen Nebenwegen so vorzulegen, wie sie von mir geführt worden ist.

VI

Vorrede

Es mag auf den ersten Blick manchem befremdend erscheinen, daß hier der Persönlichkeit und Lehre eines griechischen Arztes und Naturforschers, dessen Werke uns nur aus Fragmenten bekannt sind, ein ganzes Buch gewidmet wird. Doch so lange wir die Erforschung des Altertums im Geiste geschichtlicher Betrachtungsweise betreiben, kommt der Rekonstruktion des Verlorenen neben der Interpretation des vollständig Erhaltenen ein wesentlicher Platz in unseren Bemühungen zu. Auch der Philologe muß auf seinem Felde ein Ausgräber sein, und er kann es mit geringem Aufwand an materiellen Mitteln. Aber nicht nur der geistige Rang des Diokles und seine geschichtliche Bedeutung für die Entwicklung der griechischen Wissenschaft, sondern auch der Umfang der erhaltenen Reste seiner Schriften rechtfertigt den Versuch, zu einem volleren Verständnis seiner Person und Leistung zu gelangen. Die Berichte über ihn und die zum Teil recht ausgedehnten Bruchstücke, die wir von ihm noch besitzen (zu denen ich durch meine Untersuchung nicht unerhebliches neues Material hinzuzugewinnen hoffe), füllen schon in Wellmanns Sammlung der Fragmente des Diokles über hundert Druckseiten. Das ist in unserer Lage keine Kleinigkeit, denn wir wollen nicht vergessen, daß wir am Ende eines Jahrhunderts kritischer Forschung von Hippokrates auch nicht eine einzige Druckseite vorzuweisen vermögen, die wir ihm persönlich mit einiger Sicherheit zuschreiben dürfen. So unschätzbar auch der Reichtum an medizinischen Werken von unbekannten Verfassern aller Richtungen sein mag, den uns das Corpus der unter Hippokrates' Namen auf uns gekommenen Schriften beschert, atmen wir doch auf, wenn wir zu dem ersten vollständiger bekannten griechischen Arzt gelangen, der für uns keine anonyme Größe ist, und das ist Diokles. Zum Schlüsse drängt es mich, der Universität Chicago, die mir durch meine Befreiung von aller Lehrtätigkeit für das ganze erste Jahr meiner hiesigen Wirksamkeit die Muße zur Abfassung des Buches gewährt hat, für diese großgesinnte Förderung meiner Arbeit meinen tiefen Dank auszusprechen. Chicago, September 1937

Werner Jaeger

Inhalt Seite

Das Problem der geschichtlichen Stellung und Zeit des Diokles I. Aristotelisches in Sprache und Denken des Diokles

i 16

ώσττερ—καθάπερ ι6 Dynamische Verbaladjektive auf -IKOS 20 Sprachliche Symptome des beginnenden Hellenismus 22 Spuren aristotelischen Gebrauchs 23 Das gro e Methodenfragment 25 Aristotelisches zur Sprache des Fragments 30 σνμβαίνειν εΤωθε 31 Diokles Autor des Heidelberger Medizinerpapyrus 33 όρχαΐ άναττόδΕίκτοι 37 Diokles' Di tlehre und aristotelische Ethik 45 Diokles und die aristotelische Teleologie 51 Diokles Sch ler des sp ten Aristoteles 55 Der »Archidamos« des Diokles 59 Der Adressat der Υγιεινά ist Pleistarchos, der Sohn des Antipatros .. 62 Die Υγιεινά sp ter als die Gr ndung von Antiocheia (300 v. Chr.) 67

II. Ein vergessener rztlicher Lehrbrief des Diokles an K nig Antigonos als echt erwiesen 70 Der Brief an Antigonos eine F lschung? Der Text des Dioklesbriefs Das Prooemium Erster Teil: Prophylaxe der inneren Krankheiten Zweiter Teil: Die Jahreszeiten Eine wichtige Ausnahme der Hiatusregel

71 75 79 86 103 in

VIII

Inhalt Seite

III. Theophrastea

115

Das älteste Zeugnis über Diokles und Theophrasts Schrift TTept 115

Exkurs I: Theophrast über ägyptische Königslisten und Hekataios von Abdera 123 Exkurs II: Theophrast und der älteste griechische Bericht über die Juden 134

IV. Diokles und die peripatetische Naturforschung Spuren der Theorie des Aristoteles von der Bewegung der Lebewesen Diokles als Naturforscher »Koisches Tiersystem« oder aristotelische Zoologie? Die medizinische Pflanzenkunde des Diokles bei Theophrast

V. Diokles und die medizinische Schule des Peripatos

154 155 164 167 181

186

Aristoteles und Diokles in dem medizingeschichtlichen Exzerpt des Vindicianus De semine 187 Diokles und die Medizin des Plato und Aristoteles 211 Die medizinische Wissenschaft in der Schule des Aristoteles 220

Der Peripatos und die Geschichte der griechischen Medizin im Lichte der neuen Ergebnisse 224

Das Problem der geschichtlichen Stellung und Zeit des Diokles Der Arzt Diokles von Karystos, dessen uns verlorene Werke im sp teren Altertum noch gelesen wurden und der von den Medizinschriftstellern der r mischen Kaiserzeit Galenos und Gelsus unter den H uptern der »dogmatischen Schule«, in einer Reihe mit Hippokrates, Praxagoras, Herophilos und Erasistratos aufgez hlt wird *), ist in den letzten Jahrzehnten wieder mehr in den Vordergrund der Forschung getreten. Wilamowitz druckte in seinem griechischen Lesebuch das gr te der Bruchst cke ab, die uns Oribasios, der Leibarzt des Kaisers Julian, in seinem gelehrten medizinischen Sammelwerk aus der di tetischen Hauptschrift des Diokles berliefert hat, und erl uterte es als hervorragendes Denkmal der hygienischen Kultur des klassischen Griechentums f r den 1

Vgl. A. Cornelius Celsus recensuit Fridericus Marx (Corpus Medicorum Latinorum Vol. I) Lipsiae MCMXV Prooemium 8 S. 18, 11 (Diokles frg. 4 W.): Huius autem (seil. Democriti), ut quidam crediderunt, disciptdus Hippocrates Cour, primus ex omnibus memoria dignus, a studio sapientiae disciplinam hone separavit, vir et arte et facundia insignis. Post quem Diocles Carystius, deinde Praxagoras et Chrysippus, turn Herophilus et Erasistratus sie artem hanc exercuerunt, ut etiam in dioersas curandi vias processerint. Celsus folgt in seiner Einleitung, einer medizinisch-doxographischen Quelle, der es um die διαδοχή der Schulen zu tun war. Unter den Vertretern der dogmatischen Schule wird Diokles wie viele andere nicht nochmals ausdr cklich aufgez hlt; da er aber zu ihnen gerechnet wurde, zeigt Galen VI455 K hn (Diokles frg. 112 W.): Διοκλής δε καίτοι δογματικοί ων κτλ. Celsus redet brigens nicht von medicina dogmatica, sondern von rationalis medicina, entsprechend PS. Galen Introd. c. 4 XIV 683 K. (Diokles frg. 3 W.): ττροέστησαν δε τη; μεν λογικής αίρέσεως Ιπποκράτης Κφος . . . μετά δε τοΟτον Διοκλής 6 Καρύστιο$, Πραξαγόρας Κφος, Ηρόφιλος Χαλκηδόνιος, Ερασίστρατος Κεϊος, Μνησίθεος Αθηναίος κτλ. Auch Galen nennt Diokles mehrfach neben Hippokrates, Praxagoras, Erasistratos u.a., vgl. Diokles frg. 5—i8W. l

J a e g e r , Diokles

2

Das Dioklesproblem

weiteren Kreis humanistisch gebildeter Leser 1). Auf diesem Wege hat wohl mancher, dem die rztliche Literatur der Griechen sonst ferner liegt, die fl chtige Bekanntschaft dieses soviel wir wissen ersten attisch schreibenden Arztes gemacht. Die Probe des stattlichen, fast neun Druckseiten langen Exzerptes gen gt, um den Eindruck eines bedeutenden schriftstellerischen K nnens zu vermitteln, das auch abgesehen von dem inhaltlichen Interesse die Beachtung jedes Freundes der attischen Literatur verdient. Galen nennt Diokles einen »Arzt und Rhetor« 2) und unterscheidet ihn damit treffend von den beiden Haupttypen der lteren medizinischen Schriftstellerei der Griechen, die uns in der hippokratischen Schriftensammlung entgegentreten: dem Aufzeichner rein fachwissenschaftlicher Gedankeng nge und dem zu Laien sprechenden latrosophisten im Stile des Verfassers Περί τέχνης. Diokles schreibt ein streng wissenschaftliches Buch in k nstlerischer Form. Er setzt also auch bei gebildeten Nichtmedizinern ein tieferes Interesse f r medizinische Fragen voraus. Das ist ein bedeutsames Symptom f r die Stellung der Medizin in der geistigen Kultur seiner Zeit oder wenigstens f r den Anspruch, den Diokles in dieser Hinsicht erhebt. Fast gleichzeitig mit dem Hinweis von Wilamowitz ver ffentlichte Max Wellmann, einer der gelehrtesten Kenner der griechischen Medizingeschichte, die die neuere Altertumswissenschaft besessen hat, sein in vieler Beziehung neue Wege weisendes Buch: Die Fragmente 3) der sikelischen rzte Akron, Philistion und des Diokles von Karystos (Berlin 1901). Die erhaltenen Reste der 1

) Griechisches Lesebuch von U. v. Wilamowitz-Moellendorff (Berlin 1902), I. Text, Zweiter Halbband S. 277 ff., dazu der Kommentarband. Der DioklesText von Wilamowitz, der an einigen Stellen nicht verst ndlich ist, ist durch die gro e kritische Ausgabe des Oribasios von Hans Raeder in 5 B nden (Corpus Medicorum Graecorum = CMG vol. VI 1,1 und folgende, Leipzig 1928 ff.) berholt. Auch die in den Handschriften des Oribasios berlieferte Form des diokleischen Textes ist jedoch nicht frei von Fehlern und bedarf hier wie in den brigen Exzerpten vielfach der Emendation. Der Kommentar von Wilamowitz r umt die gr bsten Hindernisse f r den Anf nger aus dem Wege, geht aber, wie unten zu zeigen sein wird, auf die sonstigen zahlreichen sprachlichen und literarischen Probleme des Textes nicht ein. a ) Galen XIX 530 (Diokles frg. 99 W.) Διοκλής 6έ ό Καρύστιος 18). Der Ysop wird in den Fragmenten nicht erw hnt, doch der Origanus (lat. origanum] oft. Bei der normalen Speisezubereitung dient er als Gew rz (frg. 138, 18), aber daneben wird er auch als Heilmittel verwendet, vor allem in der Schrift Πάθος αίττία Θεραπεία (vgl. frg. 48, 8 und 70, n). Im pharmazeutischen Gebrauch nennt Diokles ihn durchweg mit anderen Heilkr utern zusammen. Zum Verst ndnis der Form, in der er verabreicht wird, empfiehlt es sich etwas weiter auszuholen und nicht nur die Parallelen aus der Krankendi t heranzuziehen, sondern auch die Vorschriften des Diokles ber die Zubereitung der Speisen f r Gesunde genauer anzusehen. ber die Zubereitung der Speisen handelt ausf hrlicher frg. 138. Es ist ein l ngeres Exzerpt bei Oribasios unter der berschrift Περί σκευασία$ τροφών, εκ των Διοκλέου$. Sein Anfang lautet: »Die Speisen bed rfen vielfach einer besonderen Zubereitung und werden dadurch verbessert, da etwas ihnen zugesetzt oder aus ihnen ausgeschieden wird oder sie sonst irgendwie hergerichtet werden. Sowohl f r die Gesundheit wie f r den Genu ist die Reinigung der rohen N hrstoffe wesentlich. Man mu das Unbrauchbare aus ihnen ausscheiden und dasjenige, das auch unbek mmliche Eigenschaften hat, reinigen. Man reinigt es teils durch Kochen, teils durch W ssern, teils durch mehrmaliges Waschen. Was bitteren oder zusammenziehenden Geschmack hat, kocht man in Wasser, und was bei end scharf ist, in Essigwasser; was salzig schmeckt, w ssert man, und was unsauber ist, w scht man. Durch das Kochen und Braten nimmt das Feuer und das zu jedem Gericht passende Gew rz den blen Geruch und den faden bzw. schlechten Geschmack fort. Man setze zu diesem Zweck allen

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Lehrbrief des Diokles an Antigonos

Speisen Raute, K mmel, Koriander und die brigen gr nen Gew rze zu, nicht gerieben, sondern, wenn das pa t, den ausgequetschten Saft. Ferner Origanus, Saturei, Thymian, Salz, Essig, l, die alle ihre eigenen Kr fte (άρεταί) haben.« Das Wort, das sich in dieser Anweisung f r die Herrichtung der Speisen am ftesten wiederholt, ist der Begriff des άρμόττον (vgl. frg. 138,4. 10. 14. 17. 26. 30, vgl. auch πρέπων 34). Es ist der Leitstern der diokleischen Di tetik, nicht nur, wie wir fr her gezeigt haben, f r die gesunde Lebensweise im ganzen, wie z. B. die Bemessung von Ruhe und Anstrengung, sondern besonders auch f r die Anpassung der Nahrung an den K rper und seine Natur *). Aus diesem Gesichtspunkt sind nicht nur die allgemeinen Richtlinien des frg. 138 ττερί σκευασίας τροφών, sondern, wie sich jetzt zeigt, auch die Einzelvorschriften des Briefes f r die Krankenbehandlung zu verstehen. So wird z. B. auch in dem Brief auf das W ssern und Abkochen der Heilkr uter besonderer Wert gelegt, wie die zahlreichen W rter dieser Bedeutungsgruppe beweisen (vgl. άποβρέχειν S. 77, 21; 77, 24. Ιψημα 77, η. καθηψημένα 77, 4; 8; ίο. άνα^εΐν 769 9)· Sie finden ihre Parallele in der Ausdehnung der gleichen Wortgruppe in den Fragmenten. Von gleicher Wichtigkeit wie das W ssern und Abkochen ist f r den Brief das, was frg. 138, i das προστιθέναι, άφαιρεϊν und διατιθέναι nennt. Auch als Heilmittel sind die Krauter und S fte nicht in reiner Form zu genie en, sondern durchweg nur in passender Mischung mit anderen Substanzen, die ihre allzu einseitig ausgepr gten Geschm cke und Wirkungen kompensieren sollen. So wird in dem Rezept f r Kopferkrankungen S. 76, 8 Ysop und Origanus mit einer halben Kotyle irgendeines ges ten Dekokts gereicht. hnlich wird zur Abf hrung S. 77, 4 der Genu von Mangold (σεντλία), der mit einem honiggemischten Getr nk (μελίκρατον) abgekocht ist, empfohlen, ferner Zwiebel, Malve, Aivojcocrns, λόπταθα oder der Saft in viel Wasser gekochten Kohls oder das Wasser von gekochten Erebinthen oder Erbsen mit Honig und Salz. Auch S. 76, 12 wird μελίκρατον Θερμόν als mildernder Zusatz bei einer Senfkur verschrieben. Zu diesen Abf hrvorschriften bietet die beste Parallele das Dioklesexzerpt frg. 140, das Oribasios unter dem Lemma: λνπκά γαστρός erhalten hat. Es verschreibt ebenfalls ') Vgl. oben S. 48

Prophylaxe der inneren Krankheiten

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λιν03ωστι$ mit Mangold oder Kohl gekocht. Wie nach der Vorschrift des Briefes S. 77, 6 f r den Fall, da die Magenbeschwerden weiter zunehmen, allen gekochten Speisen der ausgezogene Saft des Saflor (κνήκου χύλισμσ) zugesetzt werden soll, so wird unter den λυτικά des frg. 140 ganz besonders der Saflor als Mittel empfohlen, das auf vielerlei Weise zur διαχώρησι? f hrt: der Saft des ausgepre ten Saflor (άποχυλισθείσης [seil, κνήκου] ό χυλός προ δείπνου μέλιτι ή οΐνω γλυκεΐ κραθεί$) wird entweder mit Honig oder S wein als Getr nk genossen, oder eine Suppe wird mit ihm verr hrt, oder die Zukost wird in ihm gekocht. Zukost (δψα) sind eben, wie Υγιεινά frg. 141, S. 184, 4 ff. zeigt, die im Brief S. 77, 4 aufgez hlten σκόροδα έφθά und ihresgleichen. In dem Abschnitt ber Erkrankungen der Blase und Harnorgane werden Fenchel und Eppich wurzeln (μάραθον, σέλινον) mit wei em Wein durchtr nkt verordnet. Beide kommen auch in den Fragmenten als Heilpflanzen vor, ebenso wie die im vorhergehenden Abschnitt des Briefes genannten σευτλία, σκόροδα, μσλάχη, λάπαθα, λινόjcocrns, σίνηπι, κνήκο$, έρέβινθο$, όρόβια. Dagegen hat der Brief als Plus gegen ber den Fragmenten die Pflanzennamen δαϋκο$, σμύρνα, έλένιον (S. 77,22), wie auch umgekehrt begreiflicherweise in den Fragmenten manche Krauter genannt werden, die sich in dem Brief nicht finden. Man k nnte denken, die bereinstimmung des Briefes mit den Fragmenten in der Nennung dieser Pflanzenarten sei vielleicht zuf llig, da die Medizin zu allen Zeiten auf eine beschr nkte Zahl von Mitteln angewiesen sei und ihre Wiederkehr nichts f r die Identit t des Verfassers beweise. Das w re jedoch ein gro er Irrtum und hie e die Entwicklung auf diesem Felde der Forschung sehr untersch tzen. Die meisten dieser Heilpflanzen und K chenkr uter sind dem Diokles gegen ber den hippokratischen Schriften eigent mlich. Das ist nicht verwunderlich, da er ein besonders eingehendes Studium auf Botanik und vor allem auf die di tetische und pharmakologische Pflanzenkunde verwendet hat. Er hat nicht weniger als drei Werke ber dieses rztlich wichtige, zu seiner Zeit sich rasch erweiternde Gebiet verfa t: Περί λάχανων, 'Ρι^οτομικά und Περί θανάσιμων φαρμάκων. Wir d rfen nicht vergessen, da diese auf praktische Ziele gerichtete rztliche Pflanzenkunde einen wesentlichen Ansto zur Entstehung der botanischen Wissenschaft gegeben hat. Auf das Verh ltnis des Diokles zu den botanischen Werken des Theophrast

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Lehrbrief des Diokles an Antigonos

wie zur peripatetischen Naturwissenschaft im allgemeinen werden wir sp ter zur ckkommena). Eine eingehendere Untersuchung erfordert die in dem Brief an Antigonos an zwei Stellen (S. 76, 12 und 76,31) auftauchende Wertform σίνηπι »Senf«. Sie erregt Befremden in einem attischen Sprachdokument, denn schon Lobeck »Phrynichus« S. 288 hat festgestellt, da die guten Attiker nur vcnru gebrauchen. Der gro e Grammatiker aus Gottfried Hermanns Schule hat schon im Altertum Vorg nger gehabt. In dem an gelehrten Delikatessen reichen »Professorendiner«, den Δειπνοσοφισταί des kaiserzeitlichen Grammatikers Athenaios, findet sich auch ein Exkurs ber die verschiedenen Formen des griechischen Wortes f r »Senf«. Einer der philologischen Teilnehmer des Mahls, Ulpian, wirft (am Anfang des 9. Buchs) folgendes ζήτημα auf, das durch das Vor bertragen eines Napfes mit Zukost notd rftig motiviert wird: Wer hat statt vonru zuerst σίνοατυ gesagt? was nur eine etwas andere Form f r die unsterbliche philologische Frage ist: παρά τίνι κείται; Krates von Mallos, das Schulhaupt der pergamenischen Philologie, hatte in seinem Werk Περί της Αττικής λέξεως (richtiger διαλέκτου) einen Vers des Aristophanes (Ritter 631) in folgender Form zitiert: κδβλεττε σίνοπτυ καΐ τα πρόσωττ' άνέσττασε. Dazu hatte Seleukos, der zur Zeit des Tiberius schreibende bekannte Homerphilologe, in seinem von Athenaios mehrfach benutzten Werk Περί ελληνισμού bemerkt, der Vers laute richtig: καβλεψε vorru καΐ τα πρόσωττ' άνέσττασε, was schon durch die Gleichheit der Tempora best tigt wird, ουδείς δ* * Αττικών σίναττυ υφή. W re diese Verallgemeinerung richtig, so w re damit zugleich gesagt, da Diokles nicht der Verfasser des Briefs sein k nnte. Lassen wir Diokles jedoch zun chst ganz aus dem Spiel. Die Einzeltatsachen, die Seleukos feststellt, sind jedenfalls richtig. Noch Theophrast (Hist, plant. I 12, i und VII i, 2) kennt ausschlie lich die altattische Form VOTTU, und auch am Schlu des ber hmten grammatischen Exkurses Kapitel 21 der aristotelischen Poetik, dessen Verfasser seit langem umstritten ist, wird vchru unter denjenigen f nf Substantiven aufgez hlt, die auf u endigen. Das homerische Wunderkraut μώλυ ist nicht unter diesen f nf, offenbar weil hier nur von der lebendigen attischen Sprache die *) Vgl. unten S. 181 ff.

Prophylaxe der inneren Krankheiten

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Rede ist, zu der also vom; noch in der Zeit des Aristoteles und seiner ltesten Sch lergeneration geh rte. Als Belege f r die ionische Form σίνηττυ (oder σίνητπ, beide Formen werden gebraucht) f hrt Seleukos einen Vers (921) aus den Theriaka des hellenistischen Epikers Nikander von Kolophon an, und zwei Verse desselben Autors aus dessen Georgika (frg. 70, 16 und 84 Schneider). Wir haben also nebeneinander ionisch σίνηττν (σίνητπ), attisch νδπτν und die Koineform σίνοατυ (σίνατπ). Letztere ist die in der gesprochenen Sprache der Kaiserzeit gel ufige, wenn auch die gelehrten Attizisten bei Athenaios so tun, als ob f r sie nur das von ihnen wieder ausgegrabene vcnru existiere. Wie fr h die Koineform σίναττυ aufkam, zeigt die Tatsache, da Krates sie im .Jhrh. v. Chr. in vulg ren Handschriften des Aristophanes schon in den Text eingedrungen fand. Wenn unsere mittelalterlichen Handschriften und die Scholien an dieser Stelle bereinstimmend vcrnv lesen, so verdankt die Einheitlichkeit des Textes ihren Ursprung der durchgreifenden Kritik der alexandrinischen Grammatiker, zu deren letzten Epigonen Seleukos z hlt. Aber σίναττυ ist noch weiter hinauf zu verfolgen bis in die Zeit des Diokles. Es findet sich schon in dem Fragment einer attischen Kom die mit dem Titel Έγκαλυπτόμενος, das bei Athenaios (IX 403 e) unter dem sicher verderbten Autornamen Anthippos (Xanthippos cod. G) erhalten ist. Victorius wollte den Namen in Archippos, den Dichter der αρχαία ndern, doch der Inhalt der 49 Verse langen Dialogpartie pa t nur zur neueren Kom die. Kaibel x) charakterisiert ihn als »die wortreiche und ziemlich langweilige Rede eines K chenk nstlers«. Es ist aber mehr ein Kochphilosoph (vgl. v. 21), der ber die Theorien doziert, die er zurzeit f r sein Lehrbuch ausprobiert. Kaibel hat nicht erkannt, da seine lange Rede eine witzige Parodie der modernen rztlichen Di twissenschaft und ihrer bersteigerungen ist, die gut in die Zeit der νέα pa t. Schon Valckenaer emendierte den Namen Anthippos richtig in Anaxippos. Nach Suidas s. v. Anaxippos hat dieser „in der Zeit des Antigonos und Demetrios" gelebt, ist also ein Zeitgenosse des Diokles. Die Imitation rztlicher Theorien ist deutlich in der Art, wie nicht nur f r die verschiedenen Lebensalter, sondern auch f r verschiedene Berufsst nde und Gem tsverfassungen eine entsprechende Di t verschrieben wird. F r Liebende, x

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) Vgl. G. Kaibel, Art. »Archippos« in Pauly-Wissowa R. E. Bd. I 2098. J a e g e r , Diokles

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Lehrbrief des Diokles an Antigonos

f r Philosophen, Zolleinnehmer und Greise wird extra gekocht. Der junge Mann, der eine ερωμένη hat — man beachte den peripatetischen χαράκτη p — ist ου δειπνητικός, letzteres eine h bsche Parodie auf die Unzahl der neuen Adjektiva auf -ικός, die wir aus der Di tlehre des Diokles schon kennen *). Ein solcher braucht nur Fischnahrung mit feiner Sauce, im brigen πατρφαν ούσίαν κατεσθίει. Der Philosoph braucht Schinkenbeine und Haxen, denn er ist ein gefr iges Lebewesen εΙ$ ύπερβολήν, was nicht ganz dem Ideal der richtigen Mitte entspricht, die die υπερβολή meidet. Die Greise sind wieder anders zu behandeln. Ihr Gaumen ist viel tr ger als der der Jungen, ihnen setzt der philosophische Kochdi tetiker σίνοατυ vor und macht χυλοί, die sich ihrer δριμύτης anpassen, um ihre Physis anzuregen und die (innere) Luft mit Pneuma zu erf llen (την φύσιν ίνα διεγε{ρα$ ττνευματώ τον αέρα). Welche Di t ein jeder w nscht, sieht er ihm am Gesicht schon an. Es ist nat rlich nicht n tig, da hier gerade Diokles parodiert wird, denn andere rzte wie Mnesitheos von Athen folgten seiner Spur, wie die Fragmente lehren2). Aber Diokles' Buch war das ber hmteste dieser Art und das Vorbild der sp teren; aller Wahrscheinlichkeit nach erschien die Di tlehre des Mnesitheos erst wesentlich sp ter 3). Da ein Buch, dessen Ruhm ihn nicht schlafen l t, nicht die rztliche Mode als solche, dem Anaxippos bei seiner Parodie vorschwebt, ist klar, da sein Koch ja selbst damit besch ftigt ist, eine τέχνη zu schreiben. Er wetteifert darin mit seinem Meister, Sophon von Akarnanien, und mit Damoxenos von Rhodos, seinem anderen Vorg nger, die beide wieder an die τέχνη des Labdakos von Sizilien ankn pfen. Worin er sie alle berfl geln J

) Vgl. oben S. 20 ) Auch die Di tschrift des Mnesitheos wird in der neueren Kom die fter scherzhaft erw hnt. Ath. X 419 c teilt Verse aus den Σύντροφοι des Alexis (II 376 K.) mit: ώ$ ηδύ πδν το μέτριον οΟΘ' ύπερ-χέμων απέρχομαι νον ούτε κενοί, αλλ* ήδέως έχων έμσυτοΟ. Μνησίθεος yap φησι δείν φεύγειν απάντων τάς ύπερβολάς αεί. Ein anderes Komikerbruchst ck, das Mnesitheos als Autorit t in Sachen des Weingenusses nennt und einen komisch-pathetischen Satz von ihm anf hrt, vielleicht auch von Alexis stammend, bewahrt Ath. II 35 e — 36 a. VgL zuletzt H. Hohenstein, Der Arzt Mnesitheos aus Athen mit einer Sammlung der Fragmente (Berliner Dissertation 1935) S. 6 und 15. 3 ) Vgl. unten S. 226 2

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wird, das sind eben jene individuellen Di tk nste, die er von der neuesten Medizin gelernt hat. Da er in der Di tlehre, die er vor sich hatte, nicht die altattische Form ναττυ, sondern die vollere, mit σι anlautende fand, darf man aus ihrer Einf hrung in diesem Dialog mit Sicherheit schlie en. Sie hat die Athener zu jener Zeit, wie es scheint, noch belustigt, da sie ihnen fremd war. Nun aber wird die Frage akut: welche Form hat Diokles verwendet, das ionische σίνηττι, das wir an zwei Stellen des Briefs an Antigonos finden, oder σίνοπτυ, wie Anaxippos? Die Fragmente allein k nnen die Entscheidung bringen. Ihre Antwort scheint freilich auf den ersten Blick die zu sein, da beide Formen sich bei Diokles finden. In dem gro en Auszug des Oribasios aus den Υγιεινά (frg. 141 S. 184, 13) ist σίνηττι von allen Handschriften berliefert x). Dagegen findet sich in einem Referat des Athenaios (II 68 d) σίνοατυ. In Wirklichkeit ist es aber h chst unwahrscheinlich, da Diokles zwei verschiedene Formen benutzt hat, da Fragen der Benennung von Heilkr utern und Krankheiten f r ihn von wissenschaftlich prim rer Bedeutung sind, wie wir fr her an vielen Beispielen gezeigt haben 2). Drei Gr nde sprechen vielmehr daf r, da er als erster das ionische Wort σίνητπ wie eine Anzahl anderer ionischer Dialektformen in sein attisch geschriebenes Buch bernommen hat, wahrscheinlich aus einer literarischen Vorlage, i. Es ist an sich unwahrscheinlich, da die Koineform σίνοατυ, wenn sie urspr nglich im Dioklestexte stand, in der handschriftlichen berlieferung der hellenistischen Zeit in die ferner Kegende ionische Form σίνηττι zur ckverwandelt werden konnte. Da der umgekehrte Vorgang in der Zeit der Koine weit n her lag, beweist der schon von Seleukos beobachtete Parallelvorgang, das Eindringen des vulg ren σίνοπτυ an Stelle von altattisch vcrnrv im Aristophanestext. 2. σίνητπ steht bei Oribasios in einem w rtlichen Exzerpt aus Diokles, w hrend σίνοατν bei Athenaios nur in einer Wiedergabe diokleischer Lehre in indirekter Rede vorkommt. Es lag f r Athenaios dabei nahe, die ihm gel ufige Koineform f r das σίνητπ seiner Vorlage zu verwenden. Es ist also nicht einmal die Annahme n tig, da σίνοατν sich schon in seiner Vorlage in den Text eingeschlichen hatte. J

) Die Form σίνητπ ist jetzt durch Raeders kritische Ausgabe Bd. IV S. 145, 13 gesichert. 2 ) Vgl. oben S. 24 7*

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Lehrbrief des Diokles an Antigonos

3. Auch sp tere Fachschriftsteller wie der pneumatische Arzt Archigenes, der Botaniker Dioskurides, Artemidor u. a. halten an σίνηπι fest. Das erkl rt sich am besten durch direkte bernahme dieser damals nicht mehr gesprochenen ionischen Form aus lterer Fachliteratur. Theophrast schrieb ναπυ, wie wir sahen. Das war ein inzwischen ausgestorbenes Wort und daher nicht mehr zu brauchen, σίνοπτυ, die gebr uchliche Form der Koine, war in der lteren Fachliteratur unbekannt. So nahm man von Diokles die von ihm ins Artische rezipierte Form σίνητπ; denn er war auf dem Gebiet der Heilkr uterlehre die lteste und anerkannteste Autorit t x). F r ihn als Quelle spricht auch die Schreibung mit ι am Ende, die sich ebenfalls gerade bei jenen rzten und Fachbotanikern sp terer Zeit forterbt. Dagegen sind die der lebenden Sprache angeh renden Ableitungen σινοπτί^ω, σιναττίδιον, σινeScmvos, σιναπισμός s mtlich etwa seit der Zeit der mittleren Kom die von σίναττυ gebildet. So kann es nicht wundern, wenn der Komiker Anaxippos σίναπν schreibt, auch wenn er in seiner medizinischen Vorlage σίνηπι las. Das zweimalige Wiederkehren der ionischen Form σίνηπι in dem attisch geschriebenen Brief an Antigonos ist auf alle F lle ein sch ner Beweis f r die Richtigkeit der berlieferung, da Diokles sein Verfasser ist. Eine vergleichende Betrachtung des sonstigen rztlichen Wortschatzes im Briefe und in den Fragmenten zeigt neben einer gro en Anzahl allgemein gebrauchter W rter f r K rperteile wie κεφαλή, στήθος, θώραξ, κοιλία, ήπαρ, κύστίζ, σπλήν, βραχίων, ώμοπλάται, σκέλη, die in medizinischen Schriften aller Zeiten vorkommen mu ten, eine Reihe bemerkenswerter W rter. Dazu geh ren au er den oben behandelten Pflanzennamen vor allem die technischmedizinischen Bezeichnungen der Krankheiten, die W rter zur allgemeinen Bezeichnung des Krankseins, zur Bezeichnung gewisser gesundheitlicher und di tetischer Funktionen, Eigenschaften und Zust nde. Aber w hrend die Pflanzennamen in beiden Quellen sich als berwiegend identisch erwiesen haben, ist auf dem Gebiete der Krankheitsbezeichnungen zu sp ren, da wir hier nur ein sp rliches Vergleichsmaterial in unseren Fragmenten x

)

ber Diokles' Autorit t als Botaniker vgl. M. Wellmann, Das lteste Kr uterbuch der Griechen in: Festgabe f r Franz Susemihl, Zur Geschichte der griechischen Wissenschaft und Dichtung (Leipzig 1898) S. i und unten S. i8iff.

Prophylaxe der inneren Krankheiten

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haben, da die Reste des pathologisch-therapeutischen Hauptwerkes des Diokles, der Schrift Πάθος αΙτία θεραπεία, wesentlich geringer an Umfang und Zahl sind als die seines noch in der Sp tantike ber hmten di tetischen Buches. Wir k nnen uns also nicht wundern, da in dem Brief, der haupts chlich therapeutischprophylaktischen Inhalt hat, eine Anzahl von Krankheitsnamen auftritt, die unsere Kenntnis der diokleischen Pathologie erheblich bereichern. Gemeinsam sind dem Brief und den Fragmenten die W rter f r folgende Krankheiten und Diathesen: όφθαλμία S. 76, 17 ~ Pap. Heidelberg.; συνάγχη 8.76,18 ~ frg. 61; χολώδης S. 76, 23 ~frg. 53; πνιγμοί S. 76, 25 ~frg. 141 S. 182, 18; πλευρϊτις S. 76, 33 ) Vgl. Diod. I 28,4 ») Diod. I 28, 3 *) Aristeasbrief 13. An dieser Tatsache ist nicht zu zweifeln, wenn auch der Bericht des Briefes im ganzen keinen historischen Charakter tragt. 5 ) Phot. cod. 244 (am Ende des Exzerpts über die Juden aus Diodors XL.

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Theophrastea

Als der j dische Verfasser des Aristeasbriefes, der die Entstehung der griechischen bersetzung des Alten Testaments unter Ptolemaios II Philadelphos in romanhafter Ausschm ckung schildert, die ltere griechische Literatur auf Erw hnungen der Juden durchsah, war Hekataios von Abdera der erste Schriftsteller, den er daf r anf hren konnte, so sehr er sich auch bem ht hat, fr here Autoren ausfindig zu machen1). Die lteren Anspielungen auf die j dische Nation, die sp ter der j dische Historiker Josephos bei Herodot und dem epischen Dichter Choirilos gefunden zu haben glaubte, sind in der Tat mehr als zweifelhafter Natur. Und auch was er sonst beibringt, beschr nkt sich auf eine blo e Erw hnung der Juden bei dem lteren Peripatetiker Klearchos von Soloi auf Cypern und eine nicht v llig zu sichernde Anspielung Theophrasts in den »Gesetzen« auf eine semitische Schwurformel, die er f r ph nikisch ausgibt, w hrend Josephos in ihr j disches Ritual erkennen will a). Hekataios von Abdera ist also der erste griechische Schriftsteller, der sich eingehend ber die Juden, ihren Ursprung als Volk und ihre Religion ge u ert hat. Wenn Diodor ihm noch in augusteischer Zeit die Angaben ber die Juden entnahm, die er f r seinen ethnographischen Exkurs ben tigte, so scheint er weder in dem Geschichtswerk des Poseidonios, das er als Quelle f r den Krieg des Antiochos VII Sidetes gegen die Juden benutzt hat, noch in irgendeiner anderen sp teren Quelle eine hnlich zusammenh ngende Darstellung des j dischen βίο; gefunden zu haben. Dennoch ist die Liste der Erw hnungen des Judentums in der lteren griechischen Literatur, die Josephos aufstellt, nicht vollst ndig. Wir erinnerten bereits fr her daran, da Jacob Bernays in der Schrift des Neuplatonikers Porphyries » ber Enthaltsamkeit« gr ere St cke aus einer verlorenen Schrift Theophrasts Περί εύσεβείας nachgewiesen hat, in denen unter anderem auf Buch) hroyei yap (seil. Διόδωρος)· Περί μεν των Ιουδαίων Εκαταίος 6 Μιλήσιος ταύτα Ιστόρηκεν. ι ) Aristeasbrief 31 διό πόρρω γεγόνασιν ο! τε ον/γραφείς καΐ ποιηταΐ καΐ το των Ιστορικών πλήθος της έπιμνήσεως των προειρημενων βιβλίων καΐ των κατ' αυτά ττεπολιτενμένων ανδρών, δια το άγνήν τίνα καΐ σεμνή ν εΤναι την ίν αύτοΤς θεωρίαν, ως φησιν Εκαταίος ό Αβδηρίτης. Nach diesem Bericht h tte schon Hekataios sich vergebens nach Erw hnungen der Juden in griechischer Literatur umgesehen. 2 ) Josephus c. Apion. I 166—182

Der älteste griechische Bericht über die Juden

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den Opferritus der jüdischen Religion näher eingegangen wird. In der für ihre Zeit sehr verdienstlichen, aber unvollständigen und der Erneuerung bedürftigen Sammlung von TheOdore Reinach, Textes d'auteurs grecs et romains relatifs au Judaisme (Paris 1895) S. 7—9, ist dieses Zeugnis Theophrasts ebenso wie das des Klearchos von Soloi dem des Hekataios zeitlich vorangestellt. Das Theophrastexzerpt des Porphyries erscheint dort faktisch als das früheste und darum denkwürdigste Zeugnis griechischer Wissenschaft von der Existenz und Eigenart des jüdischen Volkes, denn die Erwähnung des Toten Meeres in der Meteorologie des Aristoteles, die Reinach ihm voranstellt, nennt nur das Land Palästina und geht auf das Volk mit keinem Wort ein 1), und die dem Josephos entnommenen Stellen aus Herodot und Choirilos sind auch nach Reinachs Ansicht als historische Zeugnisse auszuscheiden. Auch Bernays, der Entdecker der Theophrastauszüge, nennt sie die erste unzweifelhafte Erwähnung des jüdischen Volkes innerhalb der griechischen Literatur2). Aber da wir im vorigen erwiesen haben, daß Theophrast in seinem Werke die Aigyptiaka des Hekataios schon benutzt hat und diese das erste griechische Buch waren, in dem sich genauere Angaben über die Juden fanden, so liegt die Annahme nahe, daß Theophrast seine Nachrichten über die religiösen Opfergebräuche der Juden in der Schrift gleichfalls dem Hekataios verdankt. Schon Bernays hat die Frage der Herkunft der theophrastischen Angaben aufgeworfen und erklärt die Mängel der Unvollständigkeit und des Mißverständnisses, die ihnen anhaften, mit der Annahme, daß sie auf mündlichen Berichten reisender Kaufleute und heimkehrender Krieger Alexanders oder auch der philosophischen Begleiter des Königs auf seinem Eroberungszuge beruhten3). Es muß von vornherein zweifelhaft erscheinen, ob Theophrast aus solchen stets vagen Erzählungen ein so eindeutiges und festes Bild von der Natur des jüdischen Volkes gewinnen konnte, wie seine Darstellung es enthält. Vermutlich hätte ein mündlicher Bericht mehr realistische Einzelzüge gegeben. Theophrast sieht die Religion der Juden als eine Art Philosophie an, durch die ihre Träger eine gewisse Sonderstellung unter den x

) Arist. Meteor. II 3, 3593 17 *) Vgl. Bernays a. O. S. 109 3 ) Bernays a. O. S. iioff.

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Theophrastea

Völkern Syriens einnehmen1). Diese Anschauung setzt eine literarische Quelle voraus, die eine bestimmte Vorstellung, um nicht zu sagen These, bezüglich der jüdischen Religion vertrat. Auch bei anderen ungefähr mit Theophrast gleichzeitigen Schriftstellern finden wir Spuren einer ähnlichen Deutung des jüdischen Monotheismus als einer Philosophie, die für die Griechen um so näher lag, als diese religiöse Idee bei ihnen selbst erst als das Ergebnis einer langen geistigen Entwicklung und philosophischen Spekulation in die Erscheinung getreten war. Die schon erwähnte Stelle des Klearchos von Soloi, die Josephos uns in der Schrift gegen den Antisemiten Apion 176 ff. erhalten hat, ist schon von Bernays mit Theophrasts Darstellung verglichen worden1). In Klearchs Dialog TTepl hatte »Aristoteles«, der offenbar die Hauptfigur des Gesprächs war, in der Rahmenerzählung von einem Juden berichtet, mit dem er angeblich bei seinem Aufenthalt in Kleinasien, also während der Zeit seiner Lehrtätigkeit in Assos nach Platos Tode, zusammengetroffen war. Dieser sei ein vollkommener Grieche gewesen, nicht nur seiner Sprache, sondern auch dem Geiste nach, und habe mit Aristoteles wie mit einigen anderen Mitgliedern der Schule ( ) diskutiert. Ob Aristoteles wirklich ein solches Erlebnis gehabt und seinen Schülern davon erzählt hat — Beispiele einer solchen mündlichen Schultradition über Personalien haben wir ja auch sonst im Peripatos — oder ob der Aristoteliker Klearchos die Szene aus eigenem Interesse künstlerisch fingiert hat, läßt sich nicht mehr sicher entscheiden, da wir nicht mehr zu erkennen vermögen, in welchem Zusammenhang die Erzählung stand. Klearchos läßt den Aristoteles über die Juden sagen: sie wohnten in Goelesyrien und seien Abkömmlinge der indischen Philosophen. Diese hießen bei den Indern Kalanoi, bei den Syrern aber Juden. Er nennt auch den »seltsamen« Namen ihrer Hauptstadt, Jerusalem. Bernays wies darauf hin, daß auch Theophrast die Juden als Abteilung der Syrer und zugleich den ganzen jüdischen Stamm als einen philosophischen bezeichne. Er schloß aus dieser Übereinstimmung Theophrasts mit Klearchos, daß sich »in peripatetischen Kreisen« offenbar die Ansicht festgesetzt habe, 1

) Theophrast bei Porph. De abstin. II 26 ) Bernays a. O. S. 111

2

Der lteste griechische Bericht ber die Juden

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die Juden seien die gelehrte und priesterliche Kaste der Syrer, wie die Brahmanen es bei den Indern sind 1). Gegen diese Auffassung des Tatbestandes ist einzuwenden, da Theophrast ja nicht sagt, die Juden seien die priesterliche Kaste der Syrer, und als solche h tten sie h here philosophische Bildung. Die Worte καίτοι Σύρων μεν Ιουδαίοι δια την εξ αρχή? θυσίαν £τι καΐ νυν, φησίν ό Θεόφραστο$, 3οθυτοοντε5 κτλ., oder wie immer man den verderbten Text herstellen mag 2), bezeugen nicht die politische und nationale Einheit der Juden und Syrer in dem Sinne, da die Syrer das Gesamtvolk, die Juden aber eine geistig und sozial hervorgehobene Klasse dieses Volkes sind. Sie besagen zun chst nur die geographische und allenfalls rassenm ige Zugeh rigkeit des j dischen Volkes zu dem gr eren Komplex Syrien. Aber auch die Bezeichnung der Juden als φιλόσοφοι το γένος vres beweist nicht, da Theophrast sie sozusagen als die Brahmanen der Syrer ansah. Die Parallele der Juden und Brahmanen oder genauer Kalanoi findet sich bei Theophrast berhaupt nicht ausgesprochen, und es ist nicht geJ

) Bernays a. O. S. 111 ) Zur Kritik des Textes der wichtigen Stelle vgl. Bernays a. O. S. 180—181. Das Fehlen einer kritischen Ausgabe sowohl der porphyrianischen Schrift Περί αποχής εμψύχων wie der Praeparatio Evangelica des Eusebios macht auch hier die endg ltige Entscheidung unm glich. Wichtigstes Komplement der Porphyrioshandschriften f r die Herstellung dieses Satzes ist das Zitat derselben Stelle bei Eusebios. Die Porphyrioshandschriften lesen nach Naucks Angabe: καίτοι Σύρων μεν Ιουδαίοι δια την εξ αρχής θυσίαν έτι καΐ νυν, τρν/ών, νάρκη, crris, βάτραχος, βούγλωττος, ψήττα, μν/s. Die Worte sind wahrscheinlich verst mmelt, wie schon Rondelet anmerkte. ber o u s το κήτος vgl. Arist. Hist. an. III 12,519*23. Zu beiden Stellen vgl. Val. Rose, Arist. Pseudepigraphus S. 295. *) Hin. Nat. hist. XI 62, 165 musculus marinus, qui ballaenam antecedit, mdlos habet (seil, denies), sed pro his saetis intus os hirsutum et linguam etiam et palatum. Es scheint mir evident, da Plinius oder seine Quelle die Beschreibung dieses musculus bereits aus unserer Stelle des Aristoteles ber den μυς (Hist. an. Ill 12, 519" 23) entnahm. Im brigen aber hat er es, wie seine Bezeichnung musculus

Diokles und Aristoteles De animalium motu

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Noch J rgen Bona Meyer nennt dieses Tier in seinem Buch »Aristoteles' Thierkunde« allen Ernstes »Mystiketos«. Erst die neueren Aristoteles-Ausgaben seit Bekker bieten nach den besseren Handschriften die sehr harmlose und einfache Aufl sung des R tsels, indem sie das unbekannte Sprachungeheuer in die W rter o μί/s το κήτο$ abteilen1), κήτη sind bei Aristoteles au er dem Delphin Robbe und Wal2); der μο$ dieser Stelle wird also durch den unterscheidenden Zusatz το κήτο$ als Wal erwiesen, da er Barten (saetes Plinius, τρίχε$ Aristoteles) statt der Z hne hat. Ein gestrandeter Wal w re kein schlechtes Beispiel f r die Unm glichkeit der Fortbewegung von Wassertieren auf dem Lande. Dennoch w re das einfache otov τοϊ$ μυσΐ τοΐ$ εν τη yijj ohne einen ausdr cklichen Zusatz, der die μύες als κήτη charakterisiert, auch hier unverst ndlich gewesen und h tte nur auf gew hnliche M use bezogen werden k nnen. Denn der μος το κήτο$, von dem die Tiergeschichte spricht, ist sonst in den zoologischen Schriften des Aristoteles unbekannt, und vielleicht verdankt er sein Dasein auch an jener Stelle der Tiergeschichte nur dem Eindringen einer nachtr glichen Randnotiz in den Text3). Woher dem Peripatos die Kunde von seiner Existenz gekommen ist, wissen wir nicht. Wahrscheinlich stammt die genaue Kenntnis der Wale, die bei Aristoteles zuerst in der griechischen Welt nachweisbar ist, und mit ihr auch die Nachricht ber diesen μν$ το κήτος von den Teilmarinus zeigt, mit dem μΟς θαλάσσιος konfundiert, den ich in dem Bericht des Nearchos ber seine Fahrt von Indien nach dem arabischen Meerbusen (Jacoby FGr Hist II B 686, 5) zum erstenmal finde. Diese μύες θαλάσσιοι sind aber Schaltiere, wie ihre Zusammenstellung mit δστρεια und σωλήνες beweist. Nearchos sagt ausdr cklich, da sie in kleinerer Form auch im Mittelmeer vorkommen. Sie sind offenbar identisch mit den μύες, die schon Epicharmos bei Ath. III 85 d neben vielen anderen »Konchylien« nennt. Dagegen mu der μυς το κήτος bei Aristoteles ein seltenes Tier sein. Es kommt sonst nirgends vor. *) J rgen Bona Meyer, Aristoteles' Thierkunde. Ein Beitrag zur Geschichte der Zoologie, Physiologie und alten Philosophie (Berlin 1855) S. 290. Noch in der heutigen Zoologie lebt die Unterabteilung der Bartenwale unter der aus den lteren Aristoteles-Ausgaben in die Klassifikation eingedrungenen barbarischen Bezeichnung Mysticete fort. Ich schlage vor, da ein Zoologenkongre diese Terminologie bald einmal reformiert. 2 ) Arist. Hist. an. III 20, 52i b 23 τα κήτη οίον δελφίς καΐ φώκη καΐ φάλαινα vgl. J. B. Meyer a. O. S. 289. 3 ) Jedenfalls kann sich die Notiz des folgenden Satzes ber das Abschneiden der Haare und ihr Wiederwachsen nicht gut auf die Barten (τρίχες) im Maule des Wals beziehen.

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Diokles und die peripatetische Naturforschung

nehmern des Alexanderzuges, die im indischen Ozean seine Bekanntschaft gemacht hatten1). Mit den μύες ist also leider nichts anzufangen, und die Stelle Περί 3φων κινήσεως c. 2 ist verderbt. Ihr Sinn mu etwa der des griechischen Sprichworts δελφίς εν χέρσφ sein, das denjenigen bezeichnet, der sich nicht in seinem richtigen Element bewegt. Wenn Aristoteles ein konkretes Beispiel h tte geben wollen, h tte er kein besseres finden k nnen als dies, und es ist kaum abzusehen, weshalb er statt dessen zu einem unverst ndlichen Tiernamen wie dem μος το κήτος seine Zuflucht nehmen sollte, mit welchem weder f r ihn selbst noch f r seine H rer eine anschauliche Vorstellung verbunden war. Es ist aber nicht einmal wahrscheinlich, da er *) Das Wort φάλαινα erscheint zwar schon bei Aristophanes Wesp. 35, der Kleon mit einem Unget m vergleicht, das sich aufpustet und quiekt wie ein Schwein. Aber es ist keineswegs sicher, da dieses Phantasiegebilde mit dem synonymen Walfisch irgend etwas zu tun hat, wie die Scholiasten z. T. annehmen, die dabei nat rlich von der sp teren Bedeutung des Wortes φάλαινα ausgehen. In das Mittelmeer verirren Wale sich u erst selten, und die Berichte von dort gestrandeten Walfischen, die die Geschichte der Zoologie kennt, sind nicht sehr zahlreich. Wenn Aristophanes mit φάλαινα ein phantastisches Unget m bezeichnen konnte, mu das Wort bei seinen H rern immerhin bestimmte Vorstellungen hervorgerufen haben, also schon f r irgendein Monstrum von mehr oder weniger bekannter Gestalt gebr uchlich gewesen sein. Erst Aristoteles gibt an einigen Stellen seiner zoologischen Schriften eine unverwechselbare Bey Schreibung der φάλαινα als Walfisch, und da das seither die Hauptbedeutung des Wortes ist, scheint es, da dies eine Wirkung der aristotelischen Zoologie gewesen ist. Wenn der Kuppler bei Plautus Rud. 545 nach dem Schiffbruch jammert: Ein Walfisch (ballaena) hat meinen Koffer verschluckt, so meint er im Gegensatz zu Aristophanes das von Aristoteles geschilderte Meerungeheuer. Da der Rudens die Nachbildung eines griechischen St ckes des Diphilos ist, so hat dieser Zeitgenosse des lteren Peripatos die dort frisch erworbene Kenntnis dieses sensationellen Tieres offenbar f r seine Groteske verwertet. In dem Expeditionsbericht des Nearchos wird dramatisch die Begegnung der Flotte mit Walfischen im indischen Ozean geschildert (FGrHist. II B S. 693, 29ff.). Allem Anschein nach war das das erste Mal, da Griechen dieses Tier kennen lernten, und es ist schwer vorstellbar, woher Aristoteles seine genaue Beschreibung des Walfischs haben k nnte, wenn nicht aus den Berichten der Gelehrten, die diese Fahrt mitmachten. Es ist bekannt, was die Botanik Theophrasts diesen Berichten verdankt, vgl. H. Bretzl, Botanische Forschungen des Alexanderzuges (Leipzig 1903). F r die Zoologie des Peripatos mu der Gewinn nicht weniger gro gewesen sein, auch wenn wir dies nicht mehr im einzelnen nachweisen k nnen. Die Expedition war im Fr hjahr 324 beendigt, die Berichte ber ihre Ergebnisse (nicht das Werk des Nearchos selbst) k nnen also sehr wohl noch von Aristoteles verwertet worden sein.

Dickies und Aristoteles De animalium motu

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berhaupt ein bestimmtes Beispiel verwendet hat, um seinen Gedanken auszudr cken, da auch das zweite parallele Glied der mit οίον beginnenden Erl uterung: ή τοϊ$ εν τη άμμω πορευομένοις allgemein formuliert ist. Danach ist zu fordern, da in οίον τοϊ$ μυσΐ τοΐ$ εν τη γη der Sinn steckt »wie die Schwimmtiere auf dem Lande«, otov τοϊς νέουσιν εν τη γη w rde das noch nicht bedeuten, da nicht alles, was schwimmen kann, auf dem Lande bewegungslos ist. Dies gilt nur f r die richtigen Schwimmtiere, also ist zu schreiben: οίον τοις νευστικοΐ$ (statt τοΐ$ μυσΙτοΐ$) εν τη γη ή τοΐ$ εν τη αμμω πορευομένοι$ ου πρόεισιν, ούδ' Ισται οοτε πορεία, εΐ Ι*ή ή Τη μένοι, οοτε πτησι$ ή νεϋσι$, εΐ μη ό αήρ ή ή θάλοατα αντερείδοι. Denn die νευστικά sind in der Mehrzahl schlechthin nicht πορευτικά *). Ein Beispiel f r das physikalische Gesetz, das in dem so wiederhergestellten Satze in Περί 3φων κινήσεω$ c. 2 zur Anwendung kommt, ist nach Aristoteles' unmittelbar folgender Erkl rung die Aporie: δια τί ποτέ το πλοϊον 2ξωΘεν μεν, αν τι$ ώθη τφ κοντφ τον ίστόν ή τι άλλο προσβάλλων μόριον, κινεί βαδίως, εάν δε εν αύτφ τι$ ων τφ πλοίω τοοτο πειράται πράττειν, ουκ αν κινήσειεν οοτ' αν 6 Trruos ούθ' ό Βορέα$ πνέων Ισωθεν εκ τοΟ πλοίου, εί τύχοι πνέων τον τρόπον τούτον δνπερ ο! γραφείς ποιοοσιν Ιξ αύτοο γαρ το πνεύμα άφιέντα γράφονσιν. Das Bild des gro en Kahns, der auf dem Flusse durch eine Stange vorw rts gesto en wird, mu dem Aristoteles ebenso vertraut gewesen sein wie es uns ist. Freilich gehen unsere Schiffer wohl meist nicht am Ufer, indem sie die Stange gegen den Mast oder Bord des Schiffes stemmen, sondern sie gehen am Bord des Schiffes entlang und sto en es mit einer Stange vom Ufer ab. Hier findet sich das gleiche Wort κοντό?, das Diokles verwendet. Aber w hrend er es als technischen Vergleich (καθάπερ τι$ κοντός) f r die Verwendung des Wanderstabes gebraucht, lehrt Aristoteles' Beschreibung der Bef rderung des Schiffes, an welche physikalische Funktion des 1

) Es gibt nat rlich auch νευστικά, die zugleich πορευτικά oder nur relativ νεν/στικώτερα ή ιτορευτικώτερα sind. Doch wenn von den νευστικά schlechthin die Rede ist, wird man ohne weiteres an die νευστικά μόνον denken, also die Fische. Vgl. Arist. Hist. an. I i,487 b 2i τττηνόν δε μόνον ουδέν εστίν, ώσπερ νευστικόν μόνον Ιχθύ$. Der Satz erkl rt auch, warum f r die Unm glichkeit •der Fortbewegung von Nichtlandtieren auf dem Trocknen nur die Schwimmtiere als Beispiel genommen sind und nicht auch die τττηνά. Diese haben eben au er den Fl geln auch F e. 11

J a c g e r , Diokles

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Diokles und die peripatetische

Nafurforschung

κοντό? Diokles gedacht hat. Aus seiner kurzen Erw hnung ist dies keineswegs ohne weiteres klar, und es ist nicht einmal sicher, da seine Worte bisher je richtig verstanden worden sind x). Hinter Diokles' Worten steht die aristotelische Theorie von der Bewegungsmechanik der organischen K rper, und schon Aristoteles hat f r sie die Analogie des κοντός aufgestellt. Seine Worte zeigen, da er diese Analogie selbst bereits einem anderen Bereich entnommen hat, denn er zitiert daf r ein άττορούμενον, das hier nur ein anderer Ausdruck f r πρόβλημα ist, in der blichen Form mit δια τί ποτέ, die wir aus den aristotelischen »Problemata« kennen. Wir sehen also den Vorgang der Anwendung einer auf anderem Gebiet gewonnenen Erkenntnis auf einen neuen Problembereich, wie er sich in der Arbeit der peripatetischen Forschung oft genug abgespielt haben wird, in drei deutlich unterscheidbaren Stufen vor uns: das allgemeine Problem der Mechanik des bewegten K rpers, seine Anwendung auf die Theorie der organischen Bewegung der Lebewesen, und die Anwendung dieser Einsicht auf die speziellen rztlichen Vorschriften f r gesundes Wandern. Es ist von vornherein nicht wahrscheinlich, da Diokles eine solche Einzelheit aus den naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles herausgepickt hat, ohne weiteren Gebrauch von ihnen zu machen. Es ist aber wohl berhaupt nicht gestattet, sich ihn blo als einsamen Leser dieser Rollen in der Bibliothek des Lykeion vorzustellen. Diokles mu die Wissenschaft des Aristoteles x

) Auch der Text des diokleischen Satzes (vgl. oben S. 155) ist offenbar gest rt. Nach dem vorangehenden καΐ ή βακτηρία δε χρήσιμος yiyvrrai παρά τα$ πορεία; kann man das folgende nur auf ή βακτηρία beziehen: εν μεν yap τοΤ; κατάντεσι προβαλλόμενο; (?) ΐσχει το σώμα προπετέ; γιγνόμενον καθάπερ τι; κοντό;, wie der Nominativ καθάπερ τις κοντό; beweist. Wenn προβαλλόμενο; Medium w re und den Gehenden bezeichnete, m te es hei en καθάπερ τινί κοντώ, und so schreibt in der Tat Paulus Aegineta statt des Nominativs καθάπερ τι; κοντό;, den er wie wir in seiner Vorlage Oribasios vorfand. Aber ίσχει pa t als Pr dikat besser zu dem Stock als zu dem Gehenden, also ist προβαλλόμενη statt προβαλλόμενο; zu schreiben. Der Abschreiber des Textes, dem Oribasios folgt, war wohl durch das χρήσιμο;, das mit ή βακτηρία verbunden ist, auf die falsche F hrte gelockt worden. In jedem Falle ist die nderung προβαλλόμενη leichter als die in τινί κοντφ. Den Subjektswechsel m ssen wir dann in Kauf nehmen, wenn im folgenden der Gehende wieder Subjekt ist: εν δε τοϊ; άνάντΕσιν έπερειδόμενο; jbijcov αν ποιήσειε . . ., 2τι δε ήττον αν σφάλλοιτό τι;, wo man τι; auch zu έπερειδόμενο; ohne weiteres erg nzt. Eine junge Handschrift des Oribasios liest βάσι; statt κοντό;. Das ist nat rlich die t richte Konjektur eines Schreibers, der κοντό; als Vergleich nicht verstand.

Diokles und Aristoteles De animalium motu

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im lebendigen Austausch mit ihren Vertretern kennengelernt haben, und die Einsichtnahme in die geschriebenen Vorlagen der peripatetischen Vorlesungen kann in diesem Austausch nur von sekundärer Bedeutung gewesen sein. Dies scheint mir charakteristisch für den im Schulverband des Peripatos selbst lebenden Diokles im Gegensatz zu der Art, wie die gleichzeitig in Athen aufkommenden neuen Philosophenschulen der Stoiker und Epikureer Aristoteles kennen und zitieren. Hier hat Ettore Bignone soeben in seinem über die Beziehungen Epikurs zu Aristoteles neues Licht verbreitenden Werk den Beweis geführt, daß Aristoteles dem Epikur nur so weit bekannt war, wie seine literarischen Werke, also vor allem die seiner früheren Zeit angehörenden Dialoge und exoterischen Schriften sein Denken spiegelten *). Es ist ein Schauspiel von größter Bedeutsamkeit, wenn wir sehen, wie hier die philosophische Öffentlichkeit sich mit diesem noch weit mehr platonisch erscheinenden Aristoteles dogmatisch auseinandersetzt, während der Forscher und Arzt Diokles angezogen wird von der Fülle der empirischen und methodischen Erkenntnisse, die er im unmittelbaren Austausch mit der peripatetischen Forschergemeinde fand. In dieser Duplizität der Wirkungen wird die Fruchtbarkeit der von mir früher in meinem »Aristoteles« aufgedeckten Entwicklung des Aristoteles von neuem sichtbar und erhält praktischen Wert dadurch, daß sie neue Phänomene erklären hilft, die bisher nicht historisch zu verstehen waren. Wie Bignone aus dem neuherangezogenen, hochwichtigen Zeugnis Philodems2) erschlossen hat, sah die Schule Epikurs in der Wendung des späteren Aristoteles und seiner Mitarbeiter zu immer breiterer empirischer Tatsachenforschung nichts als den elendesten Abfall von den echt philosophischen Anfangen seiner Frühzeit, in der er Werke wie den Protreptikos geschrieben hatte, und ein Versinken im Kultus der bloßen Gelehrsamkeit. Und so wird auch heute mancher zu urteilen geneigt sein, dem nur an der Logik und Metaphysik etwas liegt. Allein Diokles legt lebendiges Zeugnis ab für jenen späteren Aristoteles und für die Fruchtbarkeit eines Begriffs der Philosophie, der es diesem Gelehrten und Arzt wünschenswert machte, sich *) Ettore Bignone, L'Aristotele perduto e la formazione filosofica di Epicuro Vol. I. II (Firenze ohne Jahr). f ) Phüod. Rhet. ed. Sudhaus II 57 ff. 11*

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Diokles und die peripatetische Naturforschung

und sein Tun diesem h heren Ganzen mit Bewu tsein unterzuordnen und seine Wissenschaft als φιλοσοφία zu treiben (vgl.

Diokles als Naturforscher Die Entdeckung einer deutlichen Bezugnahme des Diokles in seiner di tetischen Schrift auf die Abhandlung des Aristoteles ber die Bewegung der Tiere wirft zum erstenmal ein helles Schlaglicht auf sein Verh ltnis zu der naturwissenschaftlichen Seite der aristotelischen Philosophie. Es kamen mehrere Momente zusammen, die diesen forschenden Arzt zur Besch ftigung mit naturwissenschaftlichen Fragen im gro en Stile f hrten. Sein durch Theophrast bezeugtes Interesse f r Mineralogie hing, wie wir zeigten, mit der therapeutischen Verwendung gewisser Mineralien zusammen. Auf botanischem Gebiet ist er mit mindestens zwei eigenen Werken literarisch hervorgetreten, die die Motive dieser Forschungen deutlich erkennen lassen. Die Τ^οτομικά waren, wie Titel und Fragmente beweisen, der pharmakologischen Pflanzenkunde gewidmet1). Wahrscheinlich befa te Diokles sich auch in der Schrift Περί θανασίμων φαρμάκων ζ. Τ. mit botanischen Fragen. Das eine der t>eiden erhaltenen Bruchst cke handelt vom Majoran (άμάρακον). Die Schrift Περί λάχανων 2) stand dagegen im Dienste der Di tlehre, wie wir schon daraus schlie en m ssen, da die Verwendung der K chenkr uter (λάχανα) auch in dem Hauptfragment der Di tschrift an Pleistarchos zweimal erw hnt ist 3). Die erhaltenen Reste der Schrift best tigen das und zeigen, da sowohl in der Schrift ber die Di t als auch in dem Buch ber die λάχανα zum Teil dieselben Fragen behandelt waren 4 ). Sein di tetisches Interesse mu te Diokles auch zur Zoologie hinf hren, doch, wie es scheint, hat er ber dieses Gebiet kein eigenes Buch geschrieben. Dagegen war die anatomische Kenntnis des Tierk rpers offenbar eine der wichtigsten Grundlagen seiner medizinischen Anschauungen, wie es f r eine Zeit nat rlich war, die *) ) *) *) irtpl a

Wellmann, Fragmente der sikelischen rzte S. 191 Wellmann a. O. 192 frg. 141 S. 181, 15 und 184,4 Vgl. frg. 153 μέμνηται Διοκλής iv τε τφ πρώτω των Υγιεινών καΐ εν τω λάχανων.

Dioklcs als Naturforscher

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noch keine menschlichen Leichen sezierte. Diokles war nach Galens Zeugnis der erste griechische Arzt, der ein Werk ber Anatomie geschrieben hat. Er steht damit als Archeget an der Spitze einer langen Reihe von rztlichen Schriftstellern. Dieses Werk mu im wesentlichen auf der Anatomie der K rper von Tieren aufgebaut gewesen sein. In dem einzigen w rtlich berlieferten Satz dieser Schrift kommt das deutlich zum Ausdruck1). Er zeigt, da ihr Inhalt aus zahlreichen Sektionen von Tierk rpern hervorgegangen ist. »Bei den Sektionen haben wir oft eine solche (angewachsene) Form der Geb rmutter bei Maultieren gesehen.« Diokles schlo daraus auf die Ursache der Sterilit t bei Frauen. In diesem Fall standen also die an tierischen K rpern vorgenommenen anatomischen Untersuchungen im Dienste der Gyn kologie, ber die Diokles ebenfalls ein besonderes Werk ver ffentlicht hat. Andere Bruchst cke best tigen das. Unter frg. 27 hat Wellmann mehrere Parallelberichte aus Galen, Soran und Erotian zusammengestellt. Sie bezeugen, da Diokles im Gegensatz zu der Ansicht der Berichterstatter die Existenz von Kotyledonen in der Geb rmutter angenommen hat, brustartiger Ausbuchtungen an den Seiten des Organs, an der Basis breit, an der Spitze zitzenf rmig, die von der Natur zweckm ig vorgesehen seien, damit der Embryo sich zeitig an die Saugt tigkeit gew hne, durch die er sp ter im S uglingsstadium seine Nahrung empfangt. Dieser Bericht, der am vollst ndigsten bei Soran vorliegt, ist auch insofern bedeutsam, als er die Geltung der Teleologie, die wir in der Di tlehre des Diokles fanden 2 ), auch f r dessen Auffassung vom Bau des K rpers der Lebewesen schlagend erweist. J

) frg. 29. Es ist zu bemerken, da die Worte εν ταΐς άνατομαΐς πολλάκις εωράκαμεν nicht auf den Titel eines Werkes gehen, sondern auf die Sektionen selbst. So hat auch Val. Rose die Zitate von άνατομαί bei Aristoteles nicht auf ein Buch, sondern auf die Sektionen selbst oder auf einen anatomischen Atlas beziehen wollen, vgl. Arist. fragmenta coll. Rose (Lips. 1886) 8.215, sicherlich mit Recht. Aber Galen II 282 spricht ausdr cklich von einer Schrift des Diokles ber Anatomie: Εμπροσθεν δε ου μόνον εγχειρήσεων ανατομικών αλλ' ουδέ συγγραμμάτων έδεΐτο τοιούτων, όποια Διοκλής μεν ων οίδα πρώτος Ιγραψεν, εφεξής δ* ούτω των αρχαίων Ιατρών έτεροί τίνες ουκ ολίγοι τε των νεωτέρων ων έμπροσθεν έμνημόνευσα. Wenn wir also auch keine sonstigen Zitate aus den άνατομαί besitzen, sondern nur Fragmente, die ihrem Inhalt nach dahin passen, werden wir wohl doch dem Galen glauben m ssen und mithin auch den obigen Satz ber die Sektionen auf diese »Anatomie«-Schrift zur ckfuhren. Er k nnte an sich auch aus den Γυναικεία stammen. ·) Vgl. oben S. 5iff.

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Diokles und die peripatetische Naturforschung

Es entsteht nun die Frage, wie sich die von Diokles vorgenommenen und ihre Veröffentlichung zu den verhalten, auf die sich Aristoteles in seinen zoologischen Werken beruft. Die Lehre von den Kotyledonen ist, wie Wellmann gezeigt hat, nicht dem Diokles allein eigentümlich, sondern schon vor ihm von Diogenes von Apollonia und einigen anderen, die offenbar von Diogenes abhängig sind, vertreten worden. Zu der Lehre des Diogenes von der Zweckmäßigkeit der Einrichtung der Lebewesen und ihres Körperbaus paßt auch die ideologische Begründung vortrefflich, die Soran für Diokles bezeugt. Bekanntlich hat auch Aristoteles sich für die Teleologie in seinen zoologischen Schriften mehrfach auf Diogenes gestützt *), doch in der vorliegenden Frage vertritt Aristoteles eine abweichende Ansicht. Er nimmt zwar ebenfalls das Vorhandensein der sogenannten »Kotyledonen« an, aber er bestreitet auf Grund seiner anatomischen Prüfung zahlreicher Tierarten, daß bei diesen ein Saugen des Embryo durch irgendwelche Zapfen oder Zitzen innerhalb der Gebärmutter stattfinde, und es sei nicht anzunehmen, daß es sich beim Menschen anders verhalte. Der Embryo sei ganz umschlossen von feinen umhüllenden Häuten ( $), die ihn von der Gebärmutter und der in ihr vorhandenen Feuchtigkeit schieden. Ein solches Saugen sei aber durch diese Hülle hindurch nicht möglich 2). Unter Wellmanns Voraussetzungen, wonach Diokles viele Jahrzehnte vor Aristoteles geschrieben hätte, kam dieser Polemik des Philosophen gegen die Saugwarzentheorie eine lediglich literarische Bedeutung zu. Das ist anders, wenn wir wissen, daß Diokles, der Zeitgenosse und Schüler des Aristoteles, die hier kritisierte Anschauung in seiner anatomischen Schrift eben damals vertrat. Die auffallende Ausführlichkeit, mit der Aristoteles auf die Kotyledonenlehre eingeht und sie teils annimmt, teils unter Hinweis auf seine eigenen Sektionen widerlegt, ist eher zu verstehen, wenn wir voraussetzen, daß diese Darlegungen dem befreundeten Mitforscher gelten, der ein genaueres Eingehen auf seine Ansicht erwarten konnte. Es ist kaum anzunehmen, daß Aristoteles die Lehre des hundert Jahre früheren Diogenes von Apollonia ohne einen solchen aktuellen Anlaß einer so umständlichen Berichtigung ge*) Vgl. W. Theiler, Zur Geschichte der ideologischen Naturbetrachtung bis auf Aristoteles S. 25 ff. und dazu meinen »Aristoteles« S. 75. 2 ) Arist. De gen. an. II 7, 745b 33—746a 28

Koisches Tiersystem oder aristotelische Zoologie?

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w rdigt h tte. Ob Diokles seine Anatomie schon vor der Herstellung der uns vorliegenden endg ltigen Fassung von Περί 3φων γενέσεω$ ver ffentlicht hatte, Aristoteles sich also auf jene Schrift bezieht, oder ob er Diokles' Stellung zu dieser Frage aus m ndlicher Er rterung kennt und kritisiert, dieser aber bei der Niederschrift des anatomischen Werkes dann doch bei seiner Meinung geblieben ist, la t sich nicht mehr entscheiden. Wir haben damit zu rechnen, da in den Schriften des Aristoteles weit mehr von solchen Auseinandersetzungen mit Diokles steckt, ab wir nachweisen k nnen. Da es sich dabei nicht nur um Kritik, sondern ebensosehr oder vielleicht sogar berwiegend um Gleichheit der Ansichten gehandelt haben mag, wird durch eine Nachricht wie die, da Aristoteles und Diokles im Gegensatz zu den meisten rzten des Altertums Achtmonatskinder in manchen F llen f r lebensf hig gehalten h tten *), wahrscheinlich gemacht.

»Koisches Tiersystem« oder aristotelische Zoologie? Doch damit haben wir den Bereich des Anatomischen bereits verlassen. Wir wenden uns jetzt einer anderen Gruppe zoologischer Tatsachen zu, die gleichfalls mit den rztlichen Interessen des Diokles, aber nicht mit der Anatomie, sondern mit der Di tlehre in Zusammenhang steht. Wir wissen aus den Resten der reichen Literatur dieses Gebietes, welches damals besonders in Mode war, da Diokles nicht der einzige gewesen ist, der sich eingehend mit dem N hrwert der verschiedenen Arten des Tierfleisches und ihrer besonderen Wirkung auf den menschlichen Organismus besch ftigt hat. In der hippokratischen Schrift Περί διαίτη$, die in ihrem zweiten Buche eine vollst ndige Systematik aller Arten menschlicher Nahrung gibt, der pflanzlichen wie der tierischen Stoffe, finden wir eine erstaunlich umfassende Kenntnis des Tier- und Pflanzenreichs. Allgernein setzt man diese Schrift noch vor Diokles2). Jahrhundertelang galt es als feststehende Tatsache, da Aristoteles der Sch pfer der Zoologie als selbst ndiger Wissenschaft ge») Vgl. oben S. 12 ') Vgl. C. Fredrich, Hippokratische Untersuchungen S. 171, ferner die Parallelstellen aus Περί διαίτης zu Diokles' Fragmenten in Wellmanns Fragmentsammlung, die auf dieser Auffassung beruhen.

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Diokles und die peripatetische Naturforsehung

wesen sei. Buffon, Guvier und Alexander v. Humboldt haben daran ebensowenig gezweifelt wie das spätere Altertum, dessen zoologische Kenntnis ganz auf Aristoteles beruhte, oder die Scholastiker des Mittelalters, die wie Albertus Magnus das Studium der Tierwelt an Hand dieses Führers wieder aufnahmen. Erst im Anfang des ao.Jhrh. ist der Versuch gemacht worden, in das Dunkel der Vorgeschichte der aristotelischen Zoologie einzudringen. Es war ein Schweizer Naturforscher, der Basler Zoologe Rudolf Burckhardt, der in seinem Aufsatz »Das koische Tiersystem, eine Vorstufe der zoologischen Systematik des Aristoteles« als erster die medizinische Literatur der Griechen zum Beweise dafür heranzog, daß es schon vor Aristoteles eine wissenschaftlichtheoretische Beschäftigung mit der Tierwelt bei den Griechen gegeben habe und daß man damals sogar schon zur Ausbildung einer systematischen Ordnung des gesamten Tierreichs vorgeschritten sei *). Er stützt sich dafür wesentlich auf das zweite Buch der Schrift und die in ihm befolgte Anordnung der verschiedenen Arten menschlicher Nahrungsmittel. Diese schien ihm in ihrem die Tiere betreffenden Teile nicht auf einer bloß für diätetische Zwecke gemachten Einteilung zu beruhen, sondern eine tiefere theoretische Einsicht in die Wesensunterschiede der Hauptgattungen des Tierreichs und eine auffallend reiche Kenntnis der einzelnen Tierarten vorauszusetzen. Burckhardt glaubte daher schließen zu müssen, daß uns in diesem Werk bereits die Frucht umfassender zoologischer Studien vorliege, die in der Ärzteschule von Kos im Zusammenhang mit der medizinischen Anatomie und Diätwissenschaft betrieben worden seien. Aristoteles sei nicht der erste Systematiker der Tierwelt; er sei vielmehr in seiner Zoologie, sowohl was die Kenntnis der Einzelheiten betrifft wie hinsichtlich der systematischen Ordnung, vielfach von seinen ärztlichen Vorgängern abhängig. Ist diese Ansicht zutreffend, so kompliziert sich unsere Frage, woher Diokles die in seiner Diätschrift hervortretende Kenntnis der Zoologie erworben hat, nicht unwesentlich. Wir haben dann außer seinem Verhältnis zu den zoologischen Werken des Aristoteles den Einfluß zu bestimmen, den möglicherweise die voraristotelische Zoologie auf seine Anschauungen geübt hat. Burckhardt hatte als l

) Vgl. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel Bd. XV (1904) S. 377 ff.

Koisches Tiersystem oder aristotelische Zoologie!

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Vertreter voraristotelischer Zoologie zun chst nur den Verfasser Περί διαίτης ber cksichtigt. Neuerdings hat aber Adolf Palm, ein Sch ler Johannes Mewaldts, in seiner T binger philologischen Dissertation das von Burckhardt aufgeworfene Problem, nachdem es drei ig Jahre geruht hatte, wieder aufgenommen *) und es in einen gr eren Zusammenhang hineinzustellen versucht, indem er au er der Schrift Περί διαίτη$ auch das zoologische Material bei Diokles und dem Platosch ler Speusippos heranzog. Er glaubte bei diesen Autoren eine stetige Fortentwicklung der zoologischen Erkenntnis nachweisen zu k nnen. Dabei beh lt er Burckhardts Ergebnis, da wir in Περί διαίτης ein altes medizinisches System des Tierreichs vor uns h tten, mit gewissen Modifikationen bei und macht diese Schrift zeitlich und sachlich zum Ausgangspunkt seiner Entwicklungsreihe. Diokles, den er nach dem Vorgange Fredrichs und Wellmanns ins erste Drittel des 4. Jhrh. setzt, hat dieses lteste System entscheidend fortgebildet. Mit Speusippos kommt ein neuer Antrieb in diese Forschungen hinein, der zwar in Methode und Zielsetzung andersartig, aber ebenfalls wesentlich empirisch gerichtet ist. Aristoteles ist der Vollender; er hat aber seinen Vorg ngern, besonders Diokles, sehr viel zu verdanken 2 ). W re dieses Bild der Entwicklung der griechischen Zoologie richtig, so w rde es einen gro en Fortschritt ber unsere bisherige Kenntnis hinaus bedeuten. Es w rde Burckhardts Aufstellungen fortf hren und erg nzen und in ihrem wesentlichen Teile best tigen. Aber schon die eine Tatsache, da Diokles, der in dieser Konstruktion ein so wichtiges Glied ist, in Wirklichkeit nicht an den Anfang, sondern an das Ende des 4. und an den Anfang des 3. Jhrh. geh rt, legt von vornherein die umgekehrte Deutung des von Palm nachgewiesenen, besonders engen Verh ltnisses zwischen der Zoologie des Diokles und Aristoteles nahe 3 ). Es kommt eben alles darauf an, mit welchen historischen Voraussetzungen man an die Deutung der Tatsachen herangeht und wie weit diese beweisbar sind. Eine zweite ebenfalls unbewiesene Voraussetzung 1

) Adolf Palm, Studien zur hippokratischen Schrift Περί διαίτης. Phil. Dissertation, T bingen 1933. l ) Vgl. den ganzen ersten Teil der Arbeit S. i—40, zusammenfassend S. 38 ff., ber Diokles im besonderen S. 14 ff. 3 ) Vgl. A. Palm ber die Zeit des Diokles a. O. S. 14 Anm. 55

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Diokles und die peripatetische Naturforschung

in dem Aufbau des Palmschen Entwicklungsbildes ist der Zeitansatz und die Bewertung der Schrift Περί διαίτης, die der vermeintliche Ausgangspunkt der ganzen Entwicklung war. Palm legt auch hier wie bez glich der Zeit des Diokles die von Fredrich in seinen »Hippokratischen Untersuchungen« gewonnenen Ergebnisse ungepr ft zugrunde. Dieser bestimmte die Abfassungszeit der Schrift TTepl διαίτης durch zwei feste Punkte: er glaubte zeigen zu k nnen, da ihr Verfasser einerseits die hippokratische Schrift Περί διαίτης υγιεινής bereits benutzt, anderseits aber von dem Autor der Schrift Περί άρχαίης Ιητρικής bek mpft wird *). Περί διαίτης m te also in der Zeit zwischen den Abfassungsdaten dieser beiden hippokratischen Werke entstanden sein. Die Schrift Περί άρχαίης Ιητρικής gilt mit Recht als eines der hervorragendsten Werke unserer hippokratischen Sammlung. Ihre absolute Datierung ist leider nicht m glich, sie wird aber ihrem »herodoteisch« naiven Stil nach kaum wesentlich ber das Jahr 400 hinabger ckt werden d rfen, wenn sie nicht — wie ich glaube — sogar einige Zeit lter ist. Der Verfasser Περί διαίτης, den man hinter dem in Περί άρχαίης Ιητρικής kritisierten philosophierenden Medizinertypus la Empedokles sucht, w rde danach ziemlich weit in das 5.Jhrh. hinaufr cken. Nat rlich sieht Palm in ihm nicht einen Vertreter der koischen Medizin und fuhrt daher sein Tiersystem nicht mit Burckhardt auf die Schule des Hippokrates zur ck. Die neuere Forschung ist sich dar ber einig, da der philosophierende Verfasser Περί διαίτης alles andere als ein Spiegel echt hippokratischen Geistes ist. Palm glaubt auch nicht, da der Autor selbst der Urheber der in seiner Schrift befolgten zoologischen Systematik sei, sondern f hrt diese auf eine von ihm benutzte Quelle zur ck. Dadurch w rde jedoch der Ursprung dieses Systems nur noch weiter in das 5. Jhrh. hinauf verschoben werden. Wir m ssen hier darauf verzichten, eine v llig neue Analyse dieses umfangreichen di tetischen Werkes zu geben. Eine solche m te nicht nur, wie man es bisher gemacht hat, nach seinen Quellen suchen, sondern auch dem Verfasser und seiner individuellen Eigenart gerecht werden. Es sei nur daran erinnert, da dieser selbst sich nicht als einen Anfang, sondern umgekehrt als das Ende einer langen Reihe von Schriftstellern ber Di t be') Fredrich a. O. S. 169 und 171

K lsches Tiersystem oder aristotelische Zoologie?

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zeichnet1). Schon daher kann sein Buch keineswegs zu den ltesten St cken des hippokratischen Corpus geh ren, wie es nach der herrschenden Chronologie der Fall sein m te. Er sagt im Prooemium seines Werkes ausdr cklich, er werde sich nicht scheuen, all das Gute und Richtige weiterzugeben, das bei den lteren Autoren zu finden sei, selbst auf die Gefahr hin, da man ihm daraufhin jedes eigene Verdienst absprechen werde. Da wir die ltere Di tliteratur bis auf ziemlich geringe Reste nicht mehr besitzen, ist es uns nicht m glich, seine Selbstcharakteristik an Hand seiner Quellen nachzupr fen. Uns will aber scheinen, als sei gerade dieser ans Kompilatorische grenzende Vollst ndigkeits- und Zusammenfassungstrieb, der sonst nicht gerade f r das klassischhippokratische Zeitalter der Medizin charakteristisch ist, ein deutliches Symptom daf r, da er in eine sp tere Zeit herabzur cken ista). Mit dieser seiner mehr abschlie enden und rekapitulierenden Stellung in der Entwicklung seines Fachs h ngt nun aber auch die Vorliebe f r systematische Darstellungsweise zusammen, die ihn als einen Aristoteles im kleinen und als Vorstufe des wirklichen Aristoteles erscheinen lie . Dieser Tatsache hat er es auch zu verdanken, da er f r die sp tere antike Medizin der Repr sentant der lteren Di twissenschaft schlechthin geworden ist, trotz seines anerkannt unhippokratischen Charakters. Nach unserer sonstigen Kenntnis der griechischen Geistesentwicklung w rde sein schon etwas u erlicher, schematisierender Systemtrieb, sein rhetorischer Stil und sein Jungheraklitismus weit besser in die Zeit seit dem 4. Jhrh. als in das letzte Drittel des 5. Jhrh. passen. Es ist ferner auch nicht sehr wahrscheinlich, wenn man seinen Versuch einer Systematik der menschlichen Nahrungsmittel so einfach aus den Quellen herleitet, die er benutzt hat. Vielmehr ist gerade sie seine allereigenste geistige Form, wenn er berhaupt eine solche hat. Es w re doch beraus merkw rdig, wenn er nicht nur f r die Tiere, sondern ebenso f r die verschiedenen Arten pflanzlicher Nahrungsstoffe und f r die mannigfachen Formen der Leibes bungen ausschlie lich solche Quellenschriften zu1

) Περί διαίτης Ι ι (VI 466 Littre) νυν δε πολλοί μεν ήδη ξυνέ/ραψαν . . . έλεΥχειν μεν οϋν τα μη ορθώς είρημένα ου παρεσκεύασμαι* ττροσομολογέειν δε τοϊσι καλώς έγνωσμένοισι διανενόημαι. 2 ) Ich mu die n here Untersuchung dieser Schrift einer anderen Gelegenheit vorbehalten.

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Diokles und die peripatetische Naturforschung

sammengesucht h tte, f r die zuf llig die gleiche Systematisierungsfreudigkeit charakteristisch gewesen w re. Auf keinen Fall darf man die systematische Darstellung der Tiere herausl sen und von jenen anderen verwandten Erscheinungen in seinem Werke isolieren, sondern mu dieses zun chst einmal als ein Ganzes betrachten, das in allen seinen Teilen, so verschiedenartig sie auch sein m gen, doch auch gewisse durchgehende gemeinsame Z ge aufweist. Hinsichtlich der Zeit der Schrift sind wir v llig frei, das mu einmal nachdr cklich ausgesprochen werden. Ihre angebliche Bek mpfung in Περί άρχαίης Ιητρικής1), die einzige feste Zeitgrenze nach unten, wenn Diokles als solche jetzt fortfallt, ist ein reines Phantom, denn diese Kritik der philosophierenden rzte trifft berhaupt nicht ein bestimmtes Individuum, sondern einen ganzen Typus, der zu allen Zeiten in der griechischen Medizin verbreitet war. Unter diesen Umst nden ist die vorl ufig undatierte Schrift Περί διαίτης als Ausgangspunkt einer Entwicklungsgeschichte der antiken Zoologie v llig ungeeignet. Wir werden gut daran tun, uns hier darauf zu beschr nken, den Verfasser dieses Werkes und die drei oben genannten zoologischen Schriftsteller des 4. Jhrh., von welchen wir eine mehr oder weniger deutliche Vorstellung haben, Speusippos, Diokles und Aristoteles, zun chst nur als Typen miteinander zu vergleichen. Wenn es nicht m glich ist, mit einem Sprung bis zu den ltesten Anfangen der Tierkunde vorzudringen, ehe die in Frage kommenden Quellen einigerma en lokalisiert und zeitlich bestimmt werden k nnen, so ist es darum doch nicht ausgeschlossen, uns auf dem schwierigen Gel nde vorsichtig vorw rtszutasten. Auszugehen ist von dem Bekannten und fest Datierten, also von Aristoteles. Wir fragen jetzt, wie sich die oben genannten Schriften Περί διαίτης, Diokles' Di tschrift und Speusipps "Ομοια hinsichtlich ihres Verh ltnisses zu der Zoologie des Aristoteles unterscheiden. Die Antwort wird nat rlich erschwert durch die Tatsache, da wir es sowohl im Fall des Diokles wie bei Speusippos nur mit Fragmenten ihrer Werke zu tun haben und da wir bei Diokles wie bei dem Verfasser Περί διαίτης voraussetzen m ssen, da der di tetische Gesichtspunkt, unter dem sie an die Tierwelt herangehen, ihre Verwertung etwaiger Quellen beeinflu t haben mu . Trotzdem lassen *) Sie wird behauptet von C. Fredrich a. O. S. 169

Koisches Tiersystem oder aristotelische Zoologie?

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sich gewisse Schlu folgerungen mit gro er Evidenz ziehen, gerade was das Verh ltnis des Diokles zu Aristoteles betrifft. Nehmen wir den Verfasser Περί διαίτης und Diokles f r sich getrennt und ohne sie beide mit Aristoteles zu vergleichen, so m chte es scheinen, als w ren sie nur zwei individuell verschiedene Benutzer lteren medizinischen Erbgutes an zoologischen Kenntnissen, das bei ihnen nur unterschiedlich geordnet und bei Diokles wesentlich vermehrt vorliege. Das war die Meinung, zu der Palm gelangte, indem er von dem Verfasser Περί διαίτης ausging. Palm rekonstruiert f r Diokles aus den Fragmenten folgende Obergruppen des Tierreichs: μαλάκια Weichtiere (frg. 132), κογχύλια Schaltiere (frg. 133), wozu nach der gro en Zahl der aufgef hrten Einzelarten noch die Fische (Ιχθύες) und die Weichschaltiere (μαλακόστρακα) zu erg nzen sind. Dieselben Gruppen finden wir auch in Περί διαίτης, wie Palm ausf hrt l ). Mit dieser Schrift stimmt Diokles auch insofern berein, als er f r die Schaltiere noch die Bezeichnung κογχύλια verwendet, w hrend Aristoteles sie οστρακόδερμα nennt. Die Existenz einer lteren d. h. voraristotelischen Einteilung der Tiere in Gattungen und Arten in medizinischer Literatur ist aus dem Zusammentreffen der beiden Di tschriftsteller also wohl sicher zu folgern. Diokles zeigt auch im einzelnen in der Bewertung der Wassertiere f r die Ern hrung des Menschen hnlichkeiten mit dem Verfasser Περί διαίτης und z hlt unter den V geln άλεκτορίδες, πέρδικες, ττεριστεραί und φάτται in gleicher Weise, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge wie dieser auf. Περί διαίτης f gt au erdem die Turteltaube τρύγων hinzu, die Diokles wohl darum wegl t, weil sie in dem Artbegriff der ττεριστεραί schon enthalten ist 2 ). Aber das Verh ltnis des Diokles zu Περί διαίτης erscheint in g nzlich ver ndertem Lichte, sobald wir Aristoteles' zoologische Schriften mit zum Vergleich heranziehen. Schon Palms Ausf hrungen machen das hinreichend deutlich. Diokles z hlt sechzehn verschiedene Arten von Fischen auf. Zun chst die Meerfische. Die zusammenfassende Bezeichnung θαλάττιοι fehlt in den Fragmenten, mu aber als Gegensatz zu den ττετραΐοι, die er erw hnt, auch bei ihm vorgekommen sein. Von Meerfischen also kennt er σκορπίος, κόκκυξ, ψήττα, σαργός, τραχουρος, τρίγλη (frg. 135)· J

) Palm a. O. S. i6ff. ») Palm a. O. S. 16 A. 65

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Dioklei und die peripatttische

Nalurforschung

Als ττετραϊοι z hlt er daneben auf: κόσσυφος, κίχλη, πέρκη, κωβιός, φυκίς, άλφηστικος (frg. 135). Au er dieser Reihe werden in anderen Zitaten (frg. 135) noch einzeln genannt χάννα (als verwandt mit ττέρκη und φυκίς), ήπατος und λεσβίας, sowie σκάρος (frg. 87) und θύννος (frg. 136). Palm hat selbst an Hand des von Wellmann angef hrten Parallelenmaterials gezeigt, da sich diese sechzehn Fischarten s mtlich mit alleiniger Ausnahme des τραχοΟρος bei Aristoteles finden, w hrend man in Περί διαίτης nur die H lfte von ihnen belegen kann1). Solange man Diokles in die ersten Jahrzehnte des 4. Jhrh. setzte, mu te man mit Palm diese Tatsachen so deuten, da Diokles das ltere Tiersystem, das der Verfasser Περί διαίτης vertritt, wesentlich erweitert und Aristoteles diese Kenntnis ihm zu verdanken habe. Nachdem aber erwiesen ist, da Diokles von Aristoteles in weitestem Ma e abh ngig ist, kann kein Zweifel mehr obwalten, da er die Erweiterung der zoologischen Kenntnisse, die sich in seiner Aufz hlung der Fischarten verr t, dem Aristoteles verdankt. Wir k nnen in dieser Weise fortfahren und die Beobachtungen Palms Schritt f r Schritt dankbar benutzen, indem wir lediglich die Schlu folgerung umkehren, die er daraus gezogen hat. Er zeigt weiter, da der Verfasser Περί διαίτης von den elf Arten der ττετραϊοι Ιχθύες, die Diokles kennt, vier nennt, wenn man Wellmanns Konjektur annimmt, der den unbekannten έλεφιτίς in Περί διαίτης II 48 (VI 548 Littre) durch Diokles' ebenfalls nicht viel bekannteren άλφηστικός ersetzen bzw. statt dessen die Form άλφηστής in den Text setzen will 2). Die Richtigkeit der Wellmannschen Identifikation dieser beiden Fischarten sei dahingestellt; wir k nnen sie weder beweisen noch widerlegen. Auf alle F lle folgt aus ihr nicht, da die Wortform έλεφιτίς als solche nicht existiert hat. Die Nicht bereinstimmung des Diokles in der Wortform macht es aber unm glich, die Fischart άλφηστικός bei ihm aus Περί διαίτης oder auch aus einer gemeinsamen Quelle herzuleiten. Es bleiben also nur drei von den elf πετραϊοι des Diokles ihm mit dem »voraristotelischen Tiersystem« in Περί διαίτης gemeinsam. Bei Aristoteles dagegen finden sich s mtliche elf Arten des Diokles. Schon Palm hebt ferner zwei bereinstimmungen zwischen Diokles und Aristoteles als auffallend her*) Palm a. O. S. 17 ») Palm a. O. S. 17 A. 67

Koisches Tiersystem oder aristotelische Zoologie?

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vor. »Er (d. h. Aristoteles) nennt als πετραϊοι (Hist. an. VIII599** 8} κίχλαι, κόττυφοι, πέρκαι wie Diokles; die zwei n chsten in dessen Reihenfolge, κωβιοί, φυκίδες nennt ebenfalls Aristoteles (Hist. an. VIII 591b 13) zusammen und bringt sie, wenn er auch den einen zu den ττρόσγειοι, den anderen zu den θαλάττιοι rechnet, mit den πετραϊοι in Zusammenhang: οΤον φυκίς καΐ κωβιός καΐ oi πετραϊοι) Sext. Emp. adv. math. I 258, Diog. V 53 2 ) PS. Arist. De spiritu 48 i a 28

Die Medizin in der Schule des Aristoteles

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erwächst ein Bündnis der Philosophie und Medizin, scheinbar in vollem Gegensatz zu dem Wege, den der originelle hippokratische Verfasser der Programmschrift »Über die alte Heilkunst« hundert Jahre früher seinem »Fach« gewiesen hatte. Er hatte davor gewarnt, die Medizin, die eine selbständige, auf langer Erfahrung beruhende Kunst sei, auf zweifelhafte philosophische Hypothesen zu gründen, als ob sie erst durch die Zurückführung auf ein bestimmtes physikalisches Prinzip zum Rang einer wahren erhoben werden müsse. Dabei wies er gerade auf Empedokles als Typus hin, dem viele Ärzte seiner Zeit nachahmten l). Und nun war es eben die von Empedokles ausgegangene ärztliche Schule, die sich von neuem in die Abhängigkeit von einem philosophischen System begab. Ist es nicht, als sei jener gesunde hippokratische Empirismus spurlos an ihr vorbeigegangen? Jedenfalls war also jene grundsätzliche Lösung der Medizin von dem philosophischen Denken keine unwiderrufliche Tatsache, wie die Medizinhistoriker es sich gern vorstellen. Auch die Philosophie wandelt sich und wird auf einer neuen Stufe ihrer Entwicklung von neuem fruchtbar für die Medizin. Der eine wichtige Anstoß, den sie dem ärztlichen Denken gibt, ist logisch-methodischer Art. Der andere kommt aus dem neuen biologischen Denken, das Aristoteles verkörpert. Es steht und fällt mit der Betrachtung der Natur der Lebewesen als zwecktätigen organischen Lebens. Die moderne Medizin dürfte heute eher als im 19. Jhrh. bereit und fähig sein, die Bedeutung dieses Gesichtspunktes für das ärztliche Tun und Denken zu würdigen. Es ist bezeichnend für die vollkommene Abblendung dieses Teils der Wirklichkeit, die unsere früher einseitig kausalmechanisch gerichtete Naturwissenschaft und Medizin aus methodischer Konsequenz vorgenommen hat, daß man die ideologische Einstellung des Diokles bisher überhaupt nicht bemerkt hat. Man sah wohl seine Übereinstimmung mit Aristoteles in allerlei Einzelheiten, aber man sah nicht die Durchdringung seiner ganzen Naturbetrachtung und ärztlichen Handlungsweise mit der biologischen und ideologischen Grundnote des aristotelischen Geistes. Aus ihr entspringt das neue Bündnis der Philosophie und der Medizin. Diokles war weit davon entfernt zu glauben, daß er damit den Boden der Erfahrung verließe, auf den Hippokrates die Medizin *) Hipp. De vet. med. c. 20

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Diokles und die peripatetische Medizi

gestellt hatte, und den Weg der Spekulation beträte. Niemand hat stärker als er die Notwendigkeit betont, sich an die Erfahrung zu halten *). Er fand, daß nicht seine Teleologie diese Grenze überschreite, sondern umgekehrt diejenige Art der kausalen Forschung, die glaubt für alles in der Natur eine Ursache angeben zu müssen, auch wo wir dazu gar nicht imstande sind. Der Peripatos und die Geschichte der griechischen Medizin im Lichte der neuen Ergebnisse Überblicken wir die Veränderungen im Bilde der griechischen Medizingeschichte des 4. und 3. Jhrh., die sich aus unserer Untersuchung ergeben, so kommen diese einer tiefgreifenden Umwälzung gleich. Die Herabdatierung des Diokles um ein Dreiviertel-Jahrhundert, aus der Zeit nach dem Ende des peloponnesischen Krieges in den Beginn der hellenistischen Periode, und seine Zuweisung zur Schule des Aristoteles sind an sich von einschneidender Wirkung. Die neue Durchdringung von Philosophie und Medizin nach der vorangehenden Abkehr des 5. Jhrh. läßt eine Gegenbewegung erkennen, deren Kurve von Empedokles über Plato und Aristoteles verläuft und in Diokles gipfelt. Die bisher übliche Zurechnung des Diokles zur sizilischen Ärzteschule erweist sich als nur sehr bedingt richtig. Wir finden in der Schule des Aristoteles vereint mit dem Einfluß der sizilischen Ärzteschule eine große Bewunderung des Hippokrates und eine enge Beziehung zu den Kreisen und der Lehre der medizinischen Schule von Knidos. Der synthetische Zug in der Medizin des Diokles, den wir einleitend als Problem formulierten, ist der peripatetischen Synthese jener verschiedenen Richtungen zu verdanken. In ihr vollendet sich, was Plato begonnen hatte. Wie in allen Bereichen der Erkenntnis, ist es auch in der Medizin das eigentümliche Bestreben der aristotelischen Wissenschaft, den positiven Gesamtertrag der geschichtlichen Entwicklung als Ernte einzubringen. Sie ist geschichtlich bewußt, nicht in dem modernen Sinne einer objektiven Erforschung alles dessen was gewesen ist, sondern im Sinne der Erhaltung und Verbindung aller in der Entwicklung hervorgetretenen wesentlichen Momente der Wahrheit. *) Vgl. Diokles frg. 112

Der Peripatos und die griechische Medizin

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Es ist in neuerer Zeit von medizingeschichtlicher Seite die Behauptung aufgestellt worden, Aristoteles habe mit dem Fortschritt der Medizin seiner Zeit nicht Schritt gehalten, sondern sei Zeit seines Lebens stehen geblieben bei gewissen Anschauungen, die sich früh durch zufallige Bekanntschaft bei ihm festgesetzt hätten. Wir dürfen annehmen, daß Fredrich, der diese These formuliert hat ), damit die Anschauung von Wilamowitz wiedergab, über die er in seinen Hippokratischen Untersuchungen mehrfach Mitteilungen macht. Wenn sie richtig wäre, müßten wir den Namen des Aristoteles aus der Geschichte der griechischen Medizin streichen. Die Wahrheit ist jedoch, daß er in der medizinischen Wissenschaft seiner Zeit eine geschichtlich hochbedeutsame Rolle gespielt hat. Er hat geradezu ein neues Zentrum für sie geschaffen, das maßgebenden Einfluß auf die Entwicklung der Medizin ausgeübt hat und neben dem die älteren Schulen zurücktraten. Die größten Namen der griechischen Medizin des 4. und ß.Jhrh. v. Chr. sind Diokles von Karystos, Praxagoras von Kos, Erasistratos von Keos und Herophilos von Ghalkedon. Von diesen sind die beiden bedeutendsten Köpfe, Diokles und Erasistratos, in der Schule des Aristoteles ausgebildet worden. Herophilos ist ohne sie nicht denkbar. Praxagoras aber ist von Diokles notorisch in so hohem Grade beeinflußt, daß er als sein Schüler erscheint2). Diese Tatsache erhält jetzt eine neue, geschichtlich symbolische Bedeutung. Das Verhältnis des Praxagoras, des Hauptes der koischen Schule, zu Diokles wird gleichsam zur Verkörperung der Herrschaft des Peripatos über die griechische Medizin. Die peripatetische Wissenschaft ergreift geistig Besitz von der Schule des Hippokrates. Auch die Lebenszeit des Praxagoras wird durch die Herabdatierung des Diokles jetzt genauer begrenzt. Die Überlieferung setzt ihn nach Diokles, aber vor Erasistratos und Herophilos. Das muß richtig sein. Da Diokles nicht lange nach dem Beginn des 3. Jhrh. gestorben ist und Erasistratos und Herophilos *) C. Fredrich, Hippokrat. Untersuchungen S. 79: »Aristoteles hat auf diesem Gebiete nicht weitergearbeitet und die technisch-medizinische Literatur nicht verfolgt. Als er dann später auf diese Dinge zurückkam und die Tiergeschichte schrieb, glaubte er ... mit seinen Jugenderinnerungen auskommen zu können.« *) Wellmann a. O. S. 11 nennt ihn Diokles' »Schüler und Nachtreter«. Er gibt im Laufe seines Buches eine große Zahl von Beispielen der Übereinstimmung zwischen den Lehren beider, doch ist eine neue Untersuchung erwünscht. 16

J a e g e r , Diokles

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Diokles und die peripatetische Medizin

mehr gegen die Mitte des 3.Jhrh. bl hten, mu die ακμή des Praxagoras etwa um das Jahr 300 oder wenig sp ter fallen 1). Ebenso r ckt Mnesitheos von Athen, der nach Diokles, aber nicht viel sp ter geboren war und damals auf der H he des Wirkens stand, nun wesentlich herab2). Wenn die bei sp teren Schriftstellern erhaltenen Reste der Lehre des Praxagoras, Erasistratos und Herophilos kritisch gesammelt vorliegen werden, mu die Geschichte der griechischen Medizin in der Periode ihres gr ten wissenschaftlichen Fortschritts von neuem geschrieben werden. Auch f r ein wirkliches Verst ndnis der medizinischen Anschauungen der peripatetischen Schule nach Aristoteles schafft unser Ergebnis erst die Voraussetzungen, und vieles l st sich ohne Schwierigkeit, was bisher unerkl rbar war. Merkw rdig mu te die Tatsache erscheinen, da Theophrast, vor allem aber Straton, der zweite Nachfolger des Aristoteles in der Schulleitung und gro e Physiker, vielfach an Diokles ankn pfen. Dies ist schon von Well*) Die Reihenfolge Διοκλήξ καΐ Πραξαγόρα; ist in den zahlreichen Berichten der medizinischen Doxographen wie bei Galen und anderen rzten vorwiegend. Celsus prooem. 2 sagt ausdr cklich, griechischer Doxographie folgend, in seinem Abri der Geschichte der lteren Medizin: post quern (seil. Hippocratem) Diodes Catystius, deinde Praxagoras et Chrysippus, turn Herophilus et Erasistratus. So z hlt auch Plin. N. h. XXVI 10 auf: Hippocrates... Diodes Carystius, qui secundus aetate famaque extitit, item Praxagoras et Chrysippus, offenbar beide von dem aetate secundus Diodes abger ckt wie bei Celsus, aus dem dies aber nicht gesch pft sein kann, da es sich bei Plinius um die botanischen Interessen der alten rzte handelt. Es liegt hier also feste Tradition vor. *) Das Verh ltnis des Mnesitheos zu Diokles entsprach offenbar dem des Praxagoras zu Diokles. Vgl. neuerdings H. Hohenstein, Der Arzt Mnesitheos aus Athen (Berliner Diss. 1935). Wenn Mnesitheos in seinen Fragmenten den Hiat meidet, folgt er dem Vorbild des Diokles. Ein Weihrelief athenischer rzte an Asklepios und die eleusinischen Gottheiten (U. K hler, Athen. Mitteil. II 243), das unter anderen den Namen Μνησίβεο? Μνησιθέου tr gt, wird von den Arch ologen und Epigraphikern in die erste H lfte des 4. Jhrh. gesetzt. Galen XVII B 608 setzt Mnesitheos μετ' αυτόν (seil. Διοκλέα), und die Fragmente geben ihm Recht. Wenn also die Arch ologen nicht irren, was Hohenstein ohne Eingehen auf ihre stilgeschichtlichen Gr nde annimmt, l t das Relief uns in die Familiengeschichte attischer Asklepiadengeschlechter einen erw nschten Einblick tun. Denn in diesem Fall mu es von dem Vater des Mnesitheos stammen, der wie Gro vater und Enkel Mnesitheos hie . Dieuches vollends, der als Vater der Weihenden Epeuches und Diakritos auf dem Relief genannt wird, kann nicht der literarisch bekannte Arzt Dieuches sein, sondern ist dessen Gro vater. Die Namenfolge Mnesitheos, Sohn des Mnesitheos, l t sich auch in sp terer Zeit erneut nachweisen. Sie war in der Familie also blich.

Der Peripatos und die griechische Medizin

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mann beobachtet worden *), für uns bietet es kein Rätsel mehr. Straton muß zu Diokles im Verhältnis des Schülers zum Meister gestanden haben. Ein Problem für sich bildet die Medizin in den »Problemata«, die ein reichhaltiges Material für diese sonst bisher ziemlich lückenhaft bekannte Periode der Medizingeschichte enthalten. Sie erfordert eine eigene Untersuchung; doch es ist auf den ersten Blick klar, daß alle diese im Peripatos diskutierten Vorschläge zur Lösung von Einzelproblemen in lebendiger Beziehung zu der Medizin des Diokles, der ärztlichen Autorität der Schule, stehen. Zwar schon aus Mangel an Vergleichsstoff in den Fragmenten des Diokles wird es für uns unmöglich sein, diese verborgenen Fäden alle aufzudecken. Aber wo wir solches Material besitzen, erkennen wir sogleich den Zusammenhang mit seiner Lehre. So lebt die Frage, ob man die Reibungen des Körpers trocken oder mit öl machen solle, die Diokles in dem »Archidamos« behandelt hatte, in den »Problemata« weiter 2) und findet dieselbe Antwort zu ungunsten der Trockenreibungen ( ). Wellmann hatte den Heidelberger Mediziner-Papyrus (vgl. S. 34) schon darum nicht für diokleisch gehalten, weil er in seiner Sprache vielfach an die Form der aristotelischen »Problemata« erinnere3). Soweit dieser Eindruck richtig ist, ist er jetzt leicht zu erklären. Sicher hat Diokles an mündlichen Erörterungen solcher Art, wie wir sie in den erhaltenen »Problemata« lesen, im Peripatos oft genug teilgenommen 4). Die Pneumatheorie wie die Porenlehre des Diokles wird in dieser Schrift durchweg vorausgesetzt und bildet die Grundlage einer Reihe von neuen Erklärungsversuchen spezieller Erscheinungen. In ein neues Licht rückt vor allem Erasistratos. Seine Lehre erscheint als Produkt der Verschmelzung von Gedanken der Medizin des Diokles und der Physik des Straton. Der ebenfalls aus der medizinischen Erörterung des Peripatos entsprungenen Schrift wurde bereits oben gedacht (S. 222). Die Medizingeschichte des Menon steht, wie jetzt ebenfalls deutlich wird, unmittelbar unter dem Eindruck des diokleischen Systems. Auf sie wird sogleich zurückzukommen sein, da *) Wellmann a. O. S. 41—42 2 ) Arist. Probl. 37, 5, g66b i 3 ) Gerhard a. O. S. 81 *) Problemform haben auch Diokles frg. 127 und 173, aber sie kann an beiden Stellen von Aetius, dem Vermittler der Nachricht, herrühren. 15·

228

Diokles und die peripatetische Medizin

diese Erkenntnis fiir das Verständnis der Perspektive, in der dieses Werk die Entwicklung der älteren Medizin betrachtet, von erheblicher Tragweite ist und insbesondere ihr Licht auf die vielerörterte Frage wirft, wie Menons Darstellung des Hippokrates zu erklären ist. Endlich ist die Tatsache, daß Diokles nun als überragende Erscheinung am Anfang des 3. Jhrh. steht, von entscheidender Wichtigkeit für die stoische Philosophie, in der die Lehre vom Pneuma im Mittelpunkt steht. Die Materialisierung des Seelischen zum Pneuma, das hier mit der Wärme gleichgesetzt wird, und die Beseelung des Physischen, die zugleich darin Hegt, erscheint als ein relativ kleiner Schritt, wenn man dabei die rapide Entwicklung der Schule des Aristoteles bis zu dem Naturalismus der dritten Generation als Parallele im Auge behält. Aus dem Platzwechsel des Diokles in der Geschichte der Medizin des 4. Jhrh. ergeben sich auch für das hippokratische Schriftencorpus rückwirkend bedeutende Konsequenzen. Für die Datierung hippokratischer Schriften, die bisher noch vor das erste Viertel des 4. Jhrh. gesetzt werden mußten, weil sie von Diokles benutzt und mehr oder weniger wörtlich zitiert werden, gewinnen wir nun einen wesentlich größeren Spielraum nach unten. Für die Schrift ist das bereits oben kurz ausgeführt worden. Ihr Verhältnis zu Diokles und ihre Stellung in der geistes- und medizingeschichtlichen Entwicklung bedarf jetzt erneut der Untersuchung, die ich an anderer Stelle führen werde. Für andere Schriften gilt Ähnliches. Manches sogenannte hippokratische Werk wird jetzt tiefer herabrücken, so z. B. die Schrift , die schon Wellmann mit Recht mit der sizilischen Schule in Beziehung gebracht hat. Aber was lehrt Diokles für die hippokratische Frage im ganzen? Es ist hier im Schlußwort nicht der Ort, in eine eingehende Erörterung dieses großen Problems einzutreten. Meine Bemerkungen können sich daher nur auf Andeutungen beschränken. Über den Wert des Diokles als Zeugen für die Existenz der hippokratischen Schriften und für die Entstehung einer Sammlung von der Art des uns erhaltenen hippokratischen Corpus haben die Ansichten im Lauf der letzten beiden Generationen außerordentlich geschwankt. Wellmann glaubte bewiesen zu haben, daß Diokles bereits eine größere Anzahl von Schriften unseres hippokratischen Corpus gekannt habe, und schloß aus dieser Tatsache entsprechend

Der Peripatos und die griechische Medizin

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seinem frühen Ansatz des Diokles auf das Vorhandensein einer hippokratischen Sammlung im Buchhandel schon in der ersten Hälfte des 4. Jhrh. v. Chr.1). Er stützte sich dafür vor allem auf das vindicianische Exzerpt, das in den über Diokles berichtenden Kapiteln mehrere Schriften des Hippokrates mit Titelangabe und Bandzahl zitiert. Diese Zitierform erkannte bereits Wellmann richtig als spät 2). Wir brauchen mit ihr allerdings nicht, wie man allgemein glaubt, in die Zeit Sorans herabzugehen, in der sie durchaus üblich gewesen sein muß. So spät sind in der Edition der Klassikertexte keine entscheidenden Neuerungen mehr eingeführt worden. Für das 2. Jhrh. n. Chr. ist weniger das Bedürfnis nach erschöpfenden Gesamtausgaben charakteristisch als die Herstellung ärmlicher Auswahlen, selbst für die meistgelesenen großen Dichter. Für Plato und Demosthenes sind uns Gesamtausgaben, deren Bände durchgezählt werden, schon aus viel früherer Zeit bekannt. Varro zitiert den »Phaidon« in der Form Plato in quarto, d. h. im vierten Band der ersten Tetralogie 8). Diese Zähl- und Zitierweise geht also mindestens bis auf die Zeit der Schaffung der Tetralogienordnung in dem Corpus unserer platonischen Schriften zurück. Für Demosthenes hat der Fund des Didymoskommentars zu den philippischen Reden uns eine nach Bänden einer Gesamtausgabe geordnete Zählung kennen gelehrt4). Ich bezweifle nicht, daß sie schon von den Alexandrinern herrührt. Im Hippokrates wird sie ebenfalls nicht wesentlich später sein 5). Der Zufall der Überlieferung beweist hier gar nichts. Varros Beispiel, das in der Geschichte der antiken Platozitate eine absolute Ausnahme bildet, zeigt klar, daß Schlüsse ex silentio, etwa aus Galens Hippokrateszitaten, unzulässig sind. Es genügt also zu wissen: die Art, wie Hippokrates bei Vindician zitiert wird, ist später als Diokles. Wellmann gab die Zitierform preis, um die Zitate selbst für Diokles zu retten. Wir haben oben in ausführlicher Analyse (S. 203 ff.) dargetan, daß das unmöglich ist und auch die Zitate nicht auf ihn !) Wellmann a. O. S. 51 ff. ») Wellmann a. O. S. 7 3 ) Vgl. Varro De lingua Lat. VII 37 S. 104, 6 Goetz-Schoell. ') Didymi de Demosth. comm. ed. Diels-Schubart S. 36 ed. min. ') Die Existenz einer nach durchgezählten Rollen angelegten Gesamtausgabe hat für das Altertum Wilamowitz bei Fredrich a. O. S. 12 A. i bestritten. Dagegen mit Recht schon Wellmann a. O. 8.

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Dickies und die peripatetische Medizin

zurückgehen, sondern von Soran hinzugefügt sind. Aus ihnen ist also nichts für das Bekanntsein hippokratischer Schriften im 4. Jhrh. zu schließen. Überhaupt fällt durch die neue Datierung des Diokles dieser sehr frühe Zeuge fort, der bisher den unmittelbaren Anschluß der Uberlieferungsgeschichte an die Zeit des Hippokrates herzustellen schien. Auch ohne diese Kenntnis zu besitzen, haben neuere Arbeiten über die Entstehungsgeschichte des hippokratischen Corpus Wellmanns Ansichten über Diokles' Zeugenwert bestritten x). Aber eine gründliche Neubehandlung dieser Frage wäre dringend erwünscht gewesen, denn mit einer Handbewegung läßt sie sich keineswegs aus der Welt schaffen. Wenn man jetzt so weit geht, Diokles aus der Geschichte der Nachwirkung des- Hippokrates überhaupt auszuschalten und zwischen die Lebenszeit des Hippokrates und das Ende des 3. Jhrh. ein Vakuum zu legen, so heißt das das Kind mit dem Bade ausschütten und ist mit den Tatsachen der Überlieferung unvereinbar. Gewiß, die Hippokrateszitate des angeblichen Diokles bei Vindician sind unbrauchbar. Aber Wellmann hat außerdem gezeigt, daß in den Fragmenten des Diokles vielfach Stellen aus Schriften unseres hippokratischen Corpus wörtlich wiedergegeben sind 2). Ein Irrtum ist nicht möglich, und 1

) L. Edelstein, und die Sammlung der hippokratischen Schriften 5. 123 . . »Die angeblichen Zeugnisse über Hippokrates bei Diokles usw., die erhalten sein sollen, scheiden in dieser Betrachtung schon deshalb aus, weil sie nur einzelne Lehren geben, aus denen man nichts für seine Bedeutung im allgemeinen schließen kann. Wenn wirklich die Athener Diokles, den sectator Hippocratis, einen »jüngeren Hippokrates« genannt haben ..., so folgt daraus nur, wie sehr er sich an ihn angeschlossen und als sein Schüler ausgezeichnet haben muß.« S. 139 Anm. i spricht Edelstein nur von »dem Diokleszitat» im Singular. Ihm stimmt zu H. Diller, Gnomon 1933 S. 77 Anm. i. Auch er spricht von den angeblichen Zitaten bei Diokles. Offenbar denken beide an die ausdrücklichen Zitate hippokratischer Schriften in dem über Diokles handelnden bzw. angeblich aus ihm geschöpften Abschnitt bei Vindician. Ich kann allerdings Edelstein nicht zugeben, daß diese Zitate für die Stellung des Hippokrates zur Zeit ihrer Entstehung auch dann nichts beweisen würden, wenn sie echt diokleisch wären. So wie der Bericht des Soranos sie anführt, bedeuten sie zweifellos den Appell an die höchste Autorität. Aber so hat eben erst spätere Zeit sich auf Hippokrates berufen. a ) Wellmann a. O. S. 55—64. Die hier angeführten Fälle der Benutzung von Schriften unseres Corpus Hippocraticum sind zwar nicht alle von gleicher Beweiskraft, doch es sind ein paar außerordentlich schlagende Beispiele darunter, und das ist ausreichend zum Beweis der Wellmannschen These. Ebenso sprechen

Der Peripatos und die griechische Medizin

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die Tatsache kann an sich nicht befremden angesichts des Beispiels der Benutzung früherer Literatur durch Isokrates, Aristoteles und Theophrast und in den hippokratischen Schriften selbst, die sich gegenseitig ausschreiben. Die Wissenschaft hat zu allen Zeiten ererbtes Gut in großer Menge ohne Namensnennung mit sich geschleppt, und zumal in einer praktischen wie der Medizin kann es uns nicht wundern, wenn man die Priorität der Autoren nicht so wichtig nimmt wie die sachliche Richtigkeit einer Vorschrift. In der Schrift $ wird grundsätzlich ausgesprochen, daß in einer so alten Wissenschaft mit reicher Literatur unmöglich alles neu sein kann, wenn eine vollständige Darstellung des Stoffs gegeben werden solll). Dasselbe gilt für Diokles' Verhältnis zu seinen Vorgängern. Er hat offenbar eine ganze Anzahl unserer hippokratischen Schriften gekannt, wie die Übereinstimmungen beweisen. Gegen diese Tatsachen Skepsis vorzuschützen, nur um die These von der Nichtexistenz unserer hippokratischen Schriften außerhalb der koischen Schule im 4. Jhrh. aufrechtzuhalten, würde leere Ausflucht sein. Diese Schriften waren zweifellos zum guten Teil bereits vorhanden, das beweist Diokles unwiderleglich. Unter welchem Namen sie im einzelnen gingen, und wie weit ihre Verbreitung reichte, medizinische Autoren der späteren Antike öfter von Polemik des Diokles gegen hippokratische Anschauungen, doch das können wir nicht mehr kontrollieren. Wenn wir mehr von Diokles hätten, würden wir sicherlich weit mehr Beziehungen bemerken als jetzt. In der von Edelstein im letzten Kapitel seines Buches entworfenen Skizze einer Geschichte der Hippokratesschätzung und der Wirkung der hippokratischen Schriften im Altertum wird nicht genug unterschieden (vgl. oben S. 230 A. i) zwischen dieser von uns nachweisbaren Hippokratesbenutzung in den echten Fragmenten des Diokles und jenen Hippokrateszitaten des vermeintlichen Diokles bei Vindician. Edelstein hat natürlich Recht damit, daß die Art der Hippokratesschätzung im Zeitalter des Plato und Aristoteles verschieden ist von dem Götzendienst, den der medizinische Klassizismus späterer Jahrhunderte mit ihm getrieben hat. Aber die radikalen Schlußfolgerungen Edelsteins für die Zeit des 4. und 3. Jhrh. v. Chr., während deren Hippokrates und unsere sogenannten hippokratischen Schriften nach seiner Theorie in der Versenkung verschwunden zu sein scheinen, kann ich ebenso wenig für richtig halten wie seine abschwächende Interpretation der berühmten Stellen des Plato und Aristoteles über die Bedeutung des Hippokrates als Arzt und Methodiker. Ich stelle mir eine Geschichte der Hippokratik im Frühhellenismus wesentlich anders vor, doch die Zeit, sie in Angriff zu nehmen, ist noch nicht gekommen. !) Hipp. De victu I c. i (VI 466 L.)

232

Diokles und die peripatetizche Medizin

wissen wir nicht. Spätestens Plato hat Schriften von »Hippokrates« gelesen. Vieles in unserer hippokratischen Sammlung kann natürlich nicht im Buchhandel gewesen sein, in dem nach dem Zeugnis Xenophons damals medizinische Schriften bereits in erheblicher Menge existierten1). Wahrscheinlich war nur ein Teil der Werke unseres hippokratischen Corpus literarisch zugänglich, aber auf besonderen Wegen konnte der einzelne, wenn er daran interessiert war, gewiß mehr erlangen. Es ist uns auf anderen Gebieten viel davon überliefert, auf welchem Wege und durch welche Mittelsmänner sich dieser oder jener die , d. h. die schriftlich niedergelegte, aber nicht veröffentlichte Lehre eines berühmten Meisters verschafft habe a ). Die ziemlich ausgedehnte Vertrautheit mit »hippokratischen« Schriften, die wir bei Diokles finden, fordert allerdings eine besondere Erklärung. Doch diese Kenntnis kann bei dem Schüler des Peripatos in der Zeit Theophrasts nicht mehr so merkwürdig scheinen wie bei einem Diokles, der am Anfang des 4. Jhrh. lebte. Er hatte die Bücherschätze der peripatetischen Schule zu seiner Verfügung, die erste wirkliche »Bibliothek«, die die abendländische Welt gesehen hat, das Vorbild der alexandrinischen und pergamenischen. Aristoteles — dessen dürfen wir versichert sein — hat Hippokrates nicht so hoch gepriesen, ohne irgendwelche Schriften von ihm, wirkliche oder vermeintliche, gelesen zu haben. Den Beweis haben wir, wenn es dessen bedürfte, in den von Poschenrieder erkannten Berührungen zahlreicher aristotelischer Stellen medizinischen Inhalts mit hippokratischen Schriften 8). Dazu kommen die »Problemata«, die den Stand der Hippokrateskenntnis der peripatetischen Schule im 3. Jhrh. während der ersten Generationen nach Aristoteles spiegeln. In ihnen wird besonders häufig auf Schriften unseres ») Xen. Mem. IV a, 10 ) Es genügt> auf die reiche Überlieferung der antiken Demosthenesbiographien über diesen Punkt zu verweisen (vgl. Fr. Blass, Geschichte der attischen Beredsamkeit Bd. III i S. i6ff.). Es ist für unseren Zweck gleichgültig, ob diese Nachrichten im einzelnen zutreffen oder auf Vermutung beruhen. Sie bezeugen auf alle Fälle, daß die Generation des Demosthenes und die nächstfolgende, in denen diese Nachrichten entstanden sind, mit dieser Form der Verbreitung hypomnematischen Schrifttums als mit einer allbekannten Tatsache rechnete. a ) Franz Poschenrieder, Die naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles in ihrem Verhältnis zu den Büchern der hippokratischen Sammlung (Programm Bamberg 1887). 2

Der Peripatos und die griechische Medizin

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hippokratischen Corpus Bezug genommen, besonders in der Art der Formulierung der Probleme, die vielfach wörtlich an hippokratische Äußerungen anknüpft. Ich selbst habe in meiner Erstlingsarbeit auf diesem Gebiet mehr aus allgemeinen Gründen diesen Tatsachen den Glauben versagt1). Aber meine skeptische Haltung war in Wahrheit nur mangelndes philologisches Urteil. Ich nehme gerne die Gelegenheit wahr, meine allzu kurze Stellungnahme in diesem Punkte, der mir vor fünfundzwanzig Jahren von untergeordneter Bedeutung zu sein schien, als das zu kennzeichnen, was sie war: eine jugendliche Übereilung. Praxagoras' große Abhängigkeit von Diokles hat uns gezeigt (S. 225), daß die peripatetische Schule mit den Verwaltern des hippokratischen Geisteserbes in lebhaftem Austausch stand. Diese enge Beziehung der Schulen wirkt sich bei Erasistratos eine Generation später bereits in der Weise aus, daß er einen Teil seiner ärztlichen Ausbildung in Kos erhält und dann von dort nach Athen geht, um sein Studium im Peripatos unter Metrodoros zu beendigen. Die Entlehnungen des Diokles aus einer größeren Zahl hippokratischer Schriften sprechen dafür, daß schon unter Aristoteles im Peripatos die Möglichkeit bestand, sie zu lesen, und daß sie nicht nur einzeln vorhanden waren, sondern als Schriftengruppe zusammen existierten. Das war natürlich keine 'Ausgabe* des Hippokrates, sondern Material, das man sich aus Kos zu Studienzwecken beschafft hatte. Wieweit die Leute in Kos selbst authentische Auskunft über das Alter und die Herkunft dieser Schriften geben konnten, ist unsicher. Aristoteles zitiert die Schrift $ , deren Lehre auch Diokles nahe steht, als ein Werk des Polybos, des Schwiegersohns des Hippokrates2). Darin steckt augenscheinlich koische Schul- und Familientradition. Schwerlich war die Schrift allgemein unter diesem Namen bekannt oder überhaupt literarisch im Umlauf. Wie hätte man sonst im späteren Altertum so hemmungslos immer neue Hypothesen über ihren Verfasser in die Welt setzen können8)! Es muß vielmehr hier ein direkter mündlicher Zusammenhang zwischen den beiden medizinischen Schulen von Kos und Athen bestehen. Nach Vindicians Bericht über Diokles' Widerlegung der Hypothese, daß der menschliche Same J

) Das Pneuma im Lykeion a. O. S. 58 A. i ) Arist. Hist. an. III 3, 5ia b i2 3 ) Gal. comm. in Hipp. De natura hominis ed. Mewaldt (CMG V 9, i S. 7 ff.). a

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Diokles und die p trip al t iis ehe Medizin

Schaum des Blutes sei, hat Diokles die Viers ftelehre des Polybos gekannt und sich zu eigen gemacht1), wenn er auch gewi die vier S fte nicht den vier Elementen gleichgesetzt hat. Gleichviel, ob er diese Ansicht schon bei der sizilischen Schule gefunden hat 2), gen gt sein Interesse f r sie, um ein gleiches f r die aristotelische Schule zu erkl ren. Die gegenw rtige Richtung der peripatetischen Medizin war naturgem bestimmend f r den Grad des Interesses, das man den einzelnen koischen Schriften entgegenbrachte. Wir k nnen uns also nicht wundern, da man im Lykeion diese Werke mit den Augen des pneumatischen Physiologen und Pathologen las, sagen wir es rund heraus: mit den Augen des Diokles und seiner Schule. Ebenso begreiflich ist es, da man meist nur 'Vorahnungen* der im Peripatos f r wahr gehaltenen Lehre bei den lteren Hippokratikern feststellen konnte. So hat Aristoteles selbst in den Lehren der vorsokratischen Physiker die »stammelnden« ersten Andeutungen der Philosophie gefunden, die ihm als Wahrheit feststand3). Da es in der Medizingeschichte, die Menon auf seine Anregung schrieb, nicht anders liegt, hat der Londoner Papyrus uns enth llt. Hippokrates erscheint bei Menon als pneumatischer Arzt. Es kann hier abgesehen werden von der Frage, ob der Verfasser sich f r seine Auffassung speziell auf die pseudohippokratische Schrift Περί φυσών gest tzt hat, wie H. Diels und viele nach ihm angenommen haben, oder auf irgendein anderes erhaltenes oder verlorenes Werk*). Jedenfalls entsprach das, was Menon als Hippo*) Vgl. oben S. 193 und 208 z ) Wellmann a. O. S. 75 wollte die Viers ftelehre in der Schrift TTepl φύσιος ανθρώπου, die dem Galen als Inbegriff des echten Hippokrates gilt, geradezu auf die sizilische Schule zur ckf hren. Dabei schwebte ihm wohl aber nur ein allgemeines Bild schematisierender Denkweise als f r Empedokles' und Philistions Qualit tenlehre charakteristisch vor. Best tigung glaubte er f r diesen Zusammenhang zu finden in dem Zeugnis Galens I 487, der die Schrift des Philolaos von Kroton als die erste nennt, die die Viers ftelehre vertreten habe. Darauf ist aber nicht zu bauen, denn die Schrift des Philolaos war zweifellos ein Produkt der nachtr glichen literarischen Fiktion wie das meiste, was sp tere Zeiten als pythagoreisch zitieren. Vgl. Erich Frank, Plato und die sogenannten Pythagoreer (Halle 1923) S. 263 ff. 3 ) Vgl. Arist. Metaph. A 4, 985* 12; A 7, 988» 22; A 10, 993* 15. *) Vgl. H. Diels, Hermes Bd. XXVIII S. 407 ff., besonders S. 425ff., zur neueren Kritik der Gleichsetzung des Menonischen Berichts ber die Lehre des Hippokrates mit der Schrift Περί φυσών vgl. L. Edelstein a. O. S. 141. Edelstein S. 142

Der Peripatos und die griechische Medizin

235

krates ansah, schon um die Wende der christlichen Zeitrechnung nicht mehr der Vorstellung, die man sich vom Wesen der hippokratischen Medizin machte. Der in der Kaiserzeit lebende Exzerptor der menonischen Ιατρικά stellt daher dem Urteil des Aristoteles-Menon ber die Lehre des Hippokrates sein eigenes Hippokratesbild entgegen, das wie dasjenige des Galenos auf die Viers ftelehre der Schrift Περί 215 Hiatvermeidung 14, i6ff., 61, 102, »2, in 11 1 Hierosolyma (Hierousaleme) 145,146, 5» I46» 147 147 Hippokrates i, sff., 188, 191, 198 Hippokratische Frage 3 ff., i68ff, i68ff., 228 ff. Hippokratische Schriften (vgl. Stellenregister) Hipponikos 120 Lyngurium Holokautoma, jüdisches Lysimachos 143 8 Laurion

> 198

239

L

116 66, 80 120 ff. M

Magna Moralia Makedonien Manetho

57 62 ff. 130

240

Verzeichnis der Namen und Sachen

Mannigfaltigkeit der Bedeutungen 24, 27 Maßbegriff 49 Materie, Begriff der 27 Mathematik, angewandte 82 Mathematische Axiome 28, 42 — Methode 41, 58 Maus 167 ff. Medizin und Philosophie 7; Synthese mehrerer Schulen 5; Kausalforschung 37ff.; — als zielende Kunst 39, 48, 86; eine 45, 46; Akribie 86; spekulative — 170; medizinische Fakultät des Peripatos i86ff., 22off. Megara 183 Megasthenes 141 ff. Menander 73 Menon 5, 188, 221 Menschenopfer 143 ff. Meteorologie 85 Methode (vgl. Klassifikation und Mathematik) Methodenproblem in der Medizin 25ff. — m der Ethik 56 ff. Metrodoros, Arzt 221 Mineralogie 114 Mnesitheos, Arzt 6g, 98, 226 Monotheismus 147 Moses, Gesetzgeber 144, Bücher —' 144, 146 Mystiketos 158 N Naturauffassung (vgl. Physis und Teleologie) Nikomachos von Stagira, Arzt 219 Nikomachos, Sohn des Aristoteles 56, 59> 69 , jüdische 149 —, ägyptische 149 Nonnproblem in der Diätetik 50 O Obelisk des Ammon R£ 125 ff. Opferkult 137 ff., 149 (s. Tierkult, Menschenopfer)

Oribasios i Osymandyas, Grabmal des 132 Paideia: Begriff der — bei Aristoteles 41; — der mosaischen Gesetzgebung 151—153 Palästina 137, 146 Parodie ärztlicher Diätschriften 97

Partikelgebrauch i6ff. Paulus von Aigina 70 Peripatos 79, 85, u 8, 124, 140, 154, 160, 220ff., 224ff. Perspiration 61 Pflanzengeographie 68, 124 Pflanzenkost 142 Pflanzennamen 95 Philodemos über Aristoteles' Entwicklung 163 Philippoe von Epeiros, Arzt 81 Philippos von Opus 108 Philistion 7ff., 21 iff. Philon von Byzanz 82 Physik der animalischen Bewegung 156 Physiognomika 88 Physis, 5iff., individuelle — 84 Plato 7ff., i7ff., 20, 87, isoff., 148, 2ii, 229 Platobild der älteren und mittleren Akademie 133 Plautus 160 Pleistarcheia 66 Pleistarchos 14, 62 ff. Plinius d. A. 116, 158, 182 ff. Pneumalehre 3, 33, 61, 202ff., 2i6ff. Polybos, Arzt 233 Pompejus 135 Porenlehre 61 Porphyrios 136 ff. Poseidonios 136 Prämisse 45 Praxagoras i, 69, 225, 233 Praxibulos, Archontat des 120 Prognostik 85 Prophylaxe 86 ff. Ptolemaios I. 79, 129 ff. Ptolemaios II. Philadelphos 136

Verzeichnis der Namen und Sachen Qualitätsbegriff

Rassenmischung Rassenproblem in Ägypten Reibungen Reinach, Thiodore

27

64 144 32 137

Salamis auf Cypern 79 Samen, Lehre vom 187 Sandragupta, indischer König 142 Schaltiere 173 Schiff, Fortbewegung durch Abstoßen 161 Schriftgelehrte, jüdische 144 ff. 214 Seele 165 Sektion von Tieren Seleukos Njkator 67, 79. 140 Seleukos, Philologe 96 Sizüische Ärzteschule 2 Smaragd 124 Solon 48 Sophokles, Gesetz des 66 190 ff., 204 Soranos, Arzt Spazierstock 155 Speisebereitung 39. 48, 93 Speusippos uff., 169 ff., 178 ff. Staatsutopie, griechische 133, 151 Stoa 228 Stratokies 74 S traten 221 227 Syennesis von Cypern 214 Symmetrie S« Syrer 138 ffTakt ( «) Teleologie Themison von Cypern

1

J a e g e r , Diokles

47 52 ff., 165 62

241

Theodoras Priscianus 187 Theokratie 151 Theologie, philosophische, der Griechen 147 ff. Theophrastos 12, 14, 22, 66, 73, 83, 96, ii4ff. passim, 154, 181, 221 Thukydides 120 ff. Tiere, Bewegung der 156 ff. Tierfleisch, Nährwert 167 ff. Tierkult, ägyptischer 149 Timokrates, Epikureer 74 Trockenreibungen 60, 227

U Übungen, körperliche Umgangssprache

32 88

Verbalkomposita mit mehreren Präpositionen 22 Versteinerungen 115 Viersäftelehre 208, 234 Vindicianus 3, 187 Vögel 173 W Wahnsinn, Erklärung des Walfisch Wassertiere Weichtiere Wellmann, Max Wirkungen, ähnliche Witterungszeichen

Xenophon

187 159 160 161 173 passim 26 ff. 85 ff.

18, 120

Zeller, Eduard 156 Zinnobergewinnung 120 Zoologie 156ff., 167 ff. passim

Verzeichnis griechischer W rter und Begriffe αγνοούμενα 45 αΤθεσθαι 115 αϊσθησις 39» 47 αΙτία 37 αΐτιολογεϊν 22 αίτιον 22, 37» 3** άκακώτερον ι ίο άκρατεστερον πίνειν 102, ιοδ άκροΓτοττοτεΙν ΙΟ2, ιοδ ακρίβεια 86 άλγηδών 8g άλεκτορίς 173 αλλοεθνείς 144 αλλόφυλοι 144 άλφηστικός 174 άμβλυωπεΐν 8g άμβλυώσσειν 8g άμεσος 4s όμετρία 5° αμύγδαλα 68 άναγαργαρφιν gs άναγκά3εσθαι 54 άναγκαΐον 55 άνάγνωσις 56 άναγραφαί 126 ff. άνα^εΤν 94 αναιμα 3φα 207 άνακογχυλιά^εσθαι 23 άναπόδεικτος 42 ανατομικός 165 αξίωμα 42 απάνθρωπος 14g άττόβρεγμα 23, ιο2

άττοβρέχειν αττοδέχεσθαι άττορρευματφιν άποσννεργείν άττοφλεγματί3ειν άποχυλίχειν αρετή όρκος αρμόδιος άρμόττειν 47> 48,

g4 4°> 57 103 23 go, gs gs 2Ο, g4 175 48 49, 5, 83, 84 37, 42, 43 88 23, 102 23 ι ίο 203 215

«ipXai όχτκαλώνιον αφέψημα άφίδρωσις αφροδίσια αφρός αψυχον Β

βακτηρία 162 βασιλείς των Αίγνηττίων 162 ff. βέλτιον 53 βίος των Ιουδαίων 136 βούλησις 55 βραχμδνες 141 βρέφος 2ΐ 5 γνώριμος γογγύλη

43 67

δαϋκος

95

δεικνύναι δεπτνηστικός δείπνο ν δερμάτιον δήλον δτι διαγωγή διαιρείσθαι διακλύςεσθαι διανάτταυσις διανίτττειν διαχώρησις διότι, το διττός δύναμις δυσεντερία δύσροια

44 g8 gι 87 3^ 51 87 23, gs 23 22 gs 43,8ι 24 20,26,51 25 217

έγκαθί^εσθαι 23 εθισμός 44 είσττνοή, έκττνοή 27 εΐωθέναι 31, 33ff·, 8g εκδοσις 56 ελαφρά θεραπεία go έλένιον 88 έλεφίτίς 174 εμετός gι ίμπειρος 81 ένδεχόμενον 14, 23 ενέργεια 51 ένεργεΐν ΙΟ2 ένεργέστερος ιο2 έξαιθριά^ειν 22 23 85

243

Verzeichnis griechischer W rter und Begriffe εξονειριασμός 23 επαγωγή 45 επανόρθωση &3 έπείσακτον πνεύμα 2ΐ6 έπιγίγνεσθαι 8g έπιδέχεσθαι 4° έπιπίνειν 22 έπιταράττειν 22 έππυγχάνειν 86 έπιχρίειν 23 ϊργον 52 έρέβινθος 68, 95 εύθετεΐν 22 εύθυβολεΐν 22 εύθυωρία 22,8g εοπνοος 217 εύτακτος ιο6 ευώδης ΙΟ2, naff, ίψημα ΙΟ2

23 3ωοΘυτεΤν

139

3φον Απ νουν

2ΐ6

Η ήγεμ '^4 Θερμασία 35 θερμημερίαι 22 θερμό? 38 θερμότης 26 θρίδαξ 67 θυννος 174 1 θυσίαι 39^· θωραξ 86 Ι

Ιχώρ καθάπερ κάθεφθον

log i6fF., 35 ΙΟ2

καθηψη μένος ΙΟ2 κάλανοι 140 κάραβος ι75 καρκίνος 175 καταδαρθεΐν 22 κατακορεννύναι 23 καταπότιον 87 Korrappous 108 κατατ\/γχάνειν 86 κέγχρο$ 23 κενταΰριον 88 κεράννυσθαι 109 κεφαλή 86 κήρυξ 175 κή-ros isgffκίνηση 24 κιννάβαρι 123 κίρνασθαι s. κεράννυσθαι κίχλη 174 κνηκο? 95 κόγχη 175 κογχύλιο ν 88, 173 ff· κοιλία 86 κοινά 42 κολοκύνθη 67 KOVTOS i55ff-> i6iff. κόσσυφος 174 κούρα 9° κριθή 23 κτένε? 175 KUp IOV

2 ΙΟ

κύο-ns κωβιό?

86 174

λάπαθα 94 λάχανον 95» ^4 λειεντερία 25 λεσβία; 174 λίαν 49 λιθοΰσθαι 115 λιμναία 179 λιν02ωστΐ5 94> 95 λόγο$ 22, 4° Xuyyoupiov 116 λυτικά γαστρόξ 94

Μ μαλάκια 173 μαλακόστρακα 173^· μάλλον καΐ ήττον 28 μελαγχολικοί 24 μελίκρατον 94 μίλινοξ 23 μέτριος 5° μισόξενος 149 μουσικός 79 U S 157» 175 μυς θαλάσσιος ι §9 μΟς το κήτος 159 Ν v rnv νευστικά

ι6ι

ξηροτριβίαι

227

Ο όθόνιον οΙκεΤος οΐνάριον ολοκαύτωμα δλυρα ομαλός όμμάτιον δμοιος όμολογεΤσθαι οξυδερκής όπώδης ορμή, όρμασθαι όρόβιον δς δήποτε οσμή οστρακόδερμα δτπ,τό ούλον

87 84, 9° &7 144 23 49 88 27 43 22 iog 55 55 87 3° 26 173 43» 8ι 89

Π πάντη, πάντως usw. 3° παραδέχεσθαι 4° παρακολουθείν 85 παρενοχλείν 23

244

Verzeichnis griechischer W rter und Begriffe

πέρδιξ 173 περιέχει ν 147 περιπλάττειν 23 περιστερά 173 περίττωμα 203 πέρκη 174 Περσικά 68 πετραΤος 174 πήγανον 67 πνευμστονν g8 πόθεν καΐ πώς 83 ποιότης 27 πόροι 2ΐ6 πορφύρα 175 ποτάμια 179 πραγματεία 24 πρδξις 84 πρέπει» 48 προαιρεΤσθαι 54, 55 προδιαναπαύειν 23 προπερπτατεϊν 23 προπίνειν 22 προσήκον 5° προσημαίνειν 8g προσκαθη'σθαι 23 προσπιέ^ιν 23 προσφέρεσθαι ιοδ προφαγεΐν ΙΟ2 πρόφαση ΙΟ2 προφή"ται των Αίγυπτίων 129

πτίων πτερύγιον πυρέηον πυρός πυρρά χολή

6ΐ3οτομικά

σαργό*

129 87 87 23 2θ8

95,

173

σέλινον 95 σευτλία 94» 95 σημείον 85 σικυός 67 σκάρος 174 σκαφίον 87 σκευασία τροφών 93 σκόροδον 95 σκορπίος 173 σμάραγδος ιι6, I24ffσμικρός 35 σμικρότης 35 σμύρνα 95 στόμιον 87 στοχά3εσθαι 39> 46> 47» 86 σνγκαταλαμβάνειν 23 ονμβαίνειν 3^ 33» 79 συμμετρία 5° σύμμετρον 5° σύμφυτο ν πνεύμα 215 συνδιαδιδόναι 23 συνεκπυροΟν 23 συνθηρεύειν 22 συνουσίαj£iv ι ίο συσκεπά3ειν 103 συσκοτό^ειν 23 συρμαϊσμός 92 σωματιον 86

τεινεσμός τελματιαΐα τέλος τέχνη τεχνίτης τίφη τραχοορος τρίγλη τρίχες (Barten) τριχωμάηον τροπαί τρύγων

25 179 52 45. 98 44 23 173 173 159 88 103 173

υγρασία Ολη υμένες ύπάρχειν υπέρ ύπολαμβάνειν ύπόληψις

35 27 166 35 27

Φ φάλαινα 16ο φαρμακεία gι φάρμακον go φαρμακώδης go φάττα 173 φέρον, φερόμενον 24 φιλοσοφία 81 φιλόσοφος 139 φλέγμα 93 φλεγματώδης log φυκίς 174 φύσιν, κατά und παρά 35, 5ΐ, 53 φύσις 52 φυσώδης 24

χειμερινός

103 ff. 175 log 40 26

χολή χρεία χυλός

ψηττα ψυχικόν πνεύμα

173 215

ω ώσπερ

i6ff.

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