Die Wörter des Jahres: Von Ausdrücken die in aller Munde waren oder sind
 9783847632399, 3847632396

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Die Wörter des Jahres
Was ist das Wort des Jahres eigentlich theoretisch?
Wörter des Jahres in Deutschland
Die Wörter des Jahres über den deutschen Grenzen hinaus
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A.D. Astinus

Die Wörter des Jahres Von Ausdrücken die in aller Munde waren oder sind

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Was ist das Wort des Jahres eigentlich theoretisch?

Wörter des Jahres in Deutschland

Die Wörter des Jahres über den deutschen Grenzen hinaus

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Was ist das Wort des Jahres eigentlich theoretisch? Mit Wort des Jahres wird ein Schlagwort bezeichnet, das für ein charakteristisches Ereignis oder eine bezeichnende Diskussion des abgelaufenen Jahres steht und aus diesem Grund besonders hervorgehoben wurde. Ausgewählt werden solche Wörter und Phrasen, die die öffentliche Diskussion des betreffenden Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen. Die Worthäufigkeit spielt für die Entscheidung keine Rolle. Auch ist mit der Auswahl keine Wertung oder Empfehlung verbunden. Im Rahmen der Wahl zum Wort des Jahres werden häufig auch weitere sprachliche Markanzen gekürt, etwa ein Satz des Jahres oder ein Jugendwort des Jahres.

Wörter des Jahres in Deutschland In Deutschland wurde erstmals 1971 und regelmäßig seit 1977 ein Wort des Jahres gewählt; bis 1999 galt diese Wahl gleichwohl für den gesamten deutschen Sprachraum. Seit 1991 wird zudem regelmäßig ein Unwort des Jahres gewählt, seit 2008 auch ein Jugendwort. Unregelmäßig wird zudem ein Satz des Jahres gekürt.

Die Wörter des Jahres

1971 – aufmüpfig

1977 – Szene

1978 - konspirative Wohnung Im Zusammenhang mit der Entführung Hanns Martin Schleyers durch die Rote Armee Fraktion.

1979 – Holocaust Etablierung des Begriffs nach der Ausstrahlung der Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss.

1980 – Rasterfahndung Einführung der Fahndungsmethode aufgrund der terroristischen Bedrohung der 1970er-Jahre.

1981 – Nulllösung Im Zusammenhang mit der Debatte um den NATO-Doppelbeschluss.

1982 - Ellenbogengesellschaft

1983 - Heißer Herbst Beschreibung der Proteste der Friedensbewegung gegen die Nachrüstung im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses.

1984 - Umweltauto

1985 – Glykol Infolge des Glykolwein-Skandals.

1986 – Tschernobyl Nach der Reaktorkatastrophe am 26. April.

1987 - AIDS, Kondom

1988 - Gesundheitsreform

1989 - Reisefreiheit Einführung derselben in der DDR.

1990 - Die neuen Bundesländer Aufgrund der Wiedervereinigung.

1991 - Besserwessi

1992 - Politikverdrossenheit

1993 - Sozialabbau

1994 – Superwahljahr Aufgrund der Bundestagswahl, der Europawahl, acht Landtagswahlen und zehn Kommunalwahlen

1995 - Multimedia

1996 - Sparpaket

1997 - Reformstau

1998 - Rot-Grün Erstmaliges Auftauchen dieser Koalition auf Bundesebene nach der Bundestagswahl 1998.

1999 - Millennium Aufgrund des kommenden Jahres 2000.

2000 - Schwarzgeldaffäre Aufdeckung der illegalen Spendenpraxis der CDU in den 1990er-Jahren unter dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl.

2001 - Der 11. September Aufgrund der Terroranschläge in New York City.

2002 - Teuro Gefühlte Preissteigerungen nach der Euro-Einführung.

2003 - Das alte Europa Aussage des US-amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld.

2004 - Hartz IV

2005 - Bundeskanzlerin Nach der Bundestagswahl 2005 wurde mit Angela Merkel erstmals eine Frau in das Amt des Bundeskanzlers gewählt.

2006 - Fanmeile Im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

2007 - Klimakatastrophe

2008 - Finanzkrise

2009 - Abwrackprämie

2010 - Wutbürger Aufkommen einer Protestkultur aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen.

2011 - Stresstest Durchführung zahlreicher derartiger Tests in verschiedenen Bereichen. (besonders bei Banken, Atomkraftwerke, Stuttgart 21)

Unwort des Jahres In Deutschland wird das Unwort des Jahres seit 1994 jährlich von der Jury der „Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres“ an der Universität Frankfurt am Main bestimmt. Hierzu kann aber jeder Vorschläge einreichen. Bis 1994 wurde das „Unwort des Jahres“ im Rahmen der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt. Nach einem Konflikt mit dem Vorstand der GfdS machte sich die Jury als „Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ selbständig. Die Jury besteht aus vier ständigen und zwei in jährlichem Wechsel kooptierten Mitgliedern. Sie wird von Horst Dieter Schlosser vertreten, der ihr seit 1991 angehört. An der Auswahl des „Unwortes“ 2012 nahm als nicht-ständiges Mitglieder Heiner Geißler teil. Da die Benennung der Wörter und Unwörter des Jahres „in erster Linie als Anregung zu mehr sprachkritischer Reflexion“ dient, stellt gerade die kritische öffentliche Diskussion einen Erfolgsfaktor der Juryarbeit dar.

2011 - Döner-Morde Der Ausdruck stehe prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde. Durch die Reduktion auf ein Imbissgericht würden die Opfer der Morde in höchstem Maße diskriminiert und ganze Bevölkerungsschichten aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt.

2010 - alternativlos Das Wort suggeriere sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art seien 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohten, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.

2009 - betriebsratsverseucht Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen störe zwar viele Unternehmen, Betriebsräte als Seuche zu bezeichnen, sei indes „ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen“. (bekannt wurde der Begriff durch seine Verwendung in der ARD. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Baumarktkette Bauhaus wird er von Abteilungsleitern der Baumarktkette gebraucht, wenn Mitarbeiter aus einer der drei Filialen mit einem Betriebsrat in eine ohne wechseln wollen)

2008 - notleidende Banken Der Begriff stelle das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise auf den Kopf. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten seien und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssten, würden die Banken, durch deren Finanzpolitik die Krise verursacht worden sei, zu Opfern stilisiert.

2007 - Herdprämie Abwertende Bezeichnung für Geld, das Eltern erhalten sollen, die ihre Kinder zuhause selbst auf- und erziehen und nicht in einer Kindertagesstätte betreuen lassen wollen – als negativer Gegensatz zur Berufstätigkeit statt alleiniger Kindererziehung.

2006 - freiwillige Ausreise Bezieht sich darauf, dass viele abgelehnte Asylbewerber vor einer drohenden Abschiebung „freiwillig“ in ihre Heimat zurückkehren. Tatsächlich hätten sie aber keine andere Wahl

2005 - Entlassungsproduktivität

Gewinne aus Produktionsleistungen eines Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für „überflüssig“ befundene Mitarbeiter entlassen wurden.

2004 - Humankapital degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen

2003 - Tätervolk grundsätzlich inakzeptabler Kollektivschuldvorwurf; als möglicher Vorwurf gegen Juden von Martin Hohmann gebraucht

2002 - Ich-AG Reduzierung von Individuen auf sprachliches Börsenniveau.

2001 - Gotteskrieger Selbst- und Fremdbezeichnung der Taliban und al-Qaida-Terroristen

2000 - national befreite Zone Zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird, damit sie ausländerfrei wird.

1999 - Kollateralschaden Verharmlosung der Tötung unschuldiger als Nebensächlichkeit; NATOoffizieller Terminus im Kosovo-Krieg.

1998 - sozialverträgliches Frühableben In einer öffentlichen Erklärung zynisch wirkende Ironisierung; Karsten Vilmar.

1997 - Wohlstandsmüll Umschreibung arbeitsunwilliger wie arbeitsunfähiger Menschen; Helmut Maucher, Nestlé.

1996 - Rentnerschwemme falsches, angstauslösendes Naturbild für einen sozialpolitischen Sachverhalt

1995 - Diätenanpassung Beschönigung der Diätenerhöhung im Bundestag

1994 – Peanuts abschätziger Bankerjargonismus; Hilmar Kopper

1993 - Überfremdung Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern

1992 - ethnische Säuberung

Propagandaformel im ehemaligen Jugoslawien

1991 - ausländerfrei fremdenfeindliche Parole in Hoyerswerda, siehe Ausschreitungen von Hoyerswerda

Weitere Kandidaten Neben den Unwörtern des Jahres veröffentlicht die Jury auch weitere Kandidaten für dieses Unwort oder zweit- und drittplatzierte Unwörter. 2011 Gutmensch Insbesondere in Internet-Foren werde der demokratisch geprägte Ausdruck abwertend gebraucht, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren. Obgleich schon seit über 20 Jahren in dieser Form gebraucht, sei er 2011 einflussreicher geworden und habe somit ein verstärktes Potential als Kampfbegriff entfaltet.

2011 Marktkonforme Demokratie Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel stammende Formulierung relativiere die Unvereinbarkeit der absoluten Norm Demokratie mit einer Konformität gegenüber jedweder Instanz. Auch wenn der Begriff gegenwärtig kritisch verwendet werde, stehe er für eine bedenkliche Entwicklung der politischen Kultur.

2010

Integrationsverweigerer Das vom ehemaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Umlauf gebrachte Wort unterstelle, viele Migranten verweigerten ihre Integration. In den Debatten um das Thema werde meist ausgeblendet, dass für eine solche Behauptung eine sichere Datenbasis fehle und der Staat für die Integration noch zu wenig tue.

2010 Geschwätz des Augenblicks Angelo Sodano, der Dekan des Kardinalskollegiums, hatte diese Formulierung in der Ostermesse des Papstes benutzt. Damit sei versucht worden, die massiven Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beiseitezuschieben.

2009 Flüchtlingsbekämpfung Bundeskanzlerin Angela Merkel benutzte auf einem Bürgerforum den Ausdruck um damit die Abwehr von Flüchtlingen an den Grenzen Europas zu bezeichnen. Die Jury sagte dazu: „Es ist zu hoffen, dass damit nicht tatsächlich militärische Aktionen gemeint sind. In jedem Fall ist die Gleichsetzung einer Menschengruppe mit einem negativen und deshalb zu bekämpfenden Sachverhalt ein dramatischer sprachlicher Fehlgriff.“

2009 Intelligente Wirksysteme Der Begriff sei laut der Jury verharmlosend, da damit „ausschließlich eine technologisch hochentwickelte Munitionsart“ gemeint ist.

2008 Rentnerdemokratie Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog malte damit ein Schreckenszenario, in dem „die Alten die Jungen ausplündern“ würden.

2008 Karlsruhe-Touristen Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt bezeichnete im Zusammenhang der Diskussion der BKA-Gesetzesnovelle damit Bürger, die aufgrund von Zweifeln an der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen vor das Bundesverfassungsgericht gehen. Dies wurde als ein bedenkliches Verständnis der Grundrechte gesehen.

2007 klimaneutral Kritisiert wird der Versuch, mit diesem Begriff für eine Ausweitung des Flugverkehrs oder eine Steigerung anderer CO2-haltiger Techniken zu werben, ohne dass dabei deutlich wird, wie diese Klimabelastungen „neutralisiert“ werden sollen.

2007 entarten Umschreibung für Entwicklung von moderner Kunst und Kultur ohne religiöse Bindung, begriffliche Nähe zum Begriff Entartete Kunst im Nationalsozialismus; Kardinal Joachim Meisner

2006 Konsumopfer Umschreibung von Models, die durch Abmagern einem Schönheitsideal der Konsumgesellschaft gerecht werden müssen.

2006 Neiddebatte Diffamierung der öffentlichen Diskussion um übertriebene Managergehälter

2005 Ehrenmord inakzeptable Berufung auf eine archaische „Familienehre“ zur Rechtfertigung der Ermordung eines meist weiblichen Familienmitglieds

2005 Bombenholocaust umstrittene, meist von Rechtsextremen genutzte Umschreibung der Luftangriffe auf Dresden, die Bezug auf den Holocaust nimmt

2005 Langlebigkeitsrisiko

unsensibler Fachterminus für das Versicherungsrisiko, das dadurch entsteht, dass Versicherte länger leben als kalkuliert, vgl. auch „Todesfallbonus“

2004 Begrüßungszentren sprachliche Verniedlichung von Auffanglagern für afrikanische Flüchtlinge; diese Wortbildung ist kongenial zu dem schon offiziellen Namen "Ausreisezentrum" für Abschiebehaftanstalten

2004 Luftverschmutzungsrechte nicht nur ökologisches Unding, das Wort trägt vielmehr auch dazu bei, „Treibhausgasemissionen“ für unbedenklich zu halten, weil ihr Handel rechtlich geregelt wird

2003 Angebotsoptimierung Beschönigung von Dienstleistungsminderungen, etwa Stilllegung von Bahnstrecken; ähnlich „Briefkastenoptimierung“

2003 Abweichler Diskriminierung von Bundestagsabgeordneten, die Gewissensentscheidung über Fraktions- bzw. Koalitionszwang stellten

2002 Ausreisezentrum Behördenterminus für Sammellager, aus denen abgewiesene Asylbewerber abgeschoben werden

2002 Zellhaufen sprachliche Verdinglichung von Biotechnikern für einen menschlichen Embryo

2001 Kreuzzug pseudoreligiöse Verbrämung kriegerischer Vergeltungsmaßnahmen; USPräsident George W. Bush

2001 Topterrorist verharmlosende und positivierende Benennung von Osama bin Laden

2001 therapeutisches Klonen zweifelhafte Wortzusammenstellung, um Manipulationen am menschlichen

Erbgut gegen Krankheiten bzw. für Therapien in nicht absehbarer Zeit zu rechtfertigen

2001 Gewinnwarnung von Aktionären verwendeter sachlich falscher Begriff, der vor geringeren Gewinnen als erwartet warnt

2000 überkapazitäre Mitarbeiter Reduzierung von zu entlassenden Arbeitnehmern auf rein betriebswirtschaftliche Größen

2000 Separatorenfleisch seriös klingende, bei BSE-Verdacht besonders unangemessene Bezeichnung von Schlachtabfällen

2000 „Dreck weg!“ CDU-Parole in Darmstadt, die sich auch gegen „missliebige“ Menschen richtete

2000

Belegschaftsaltlasten Abfallmetapher für Mitarbeiter, die ein Betrieb gern wieder loswerden möchte

2000 Humankapital als Bezeichnung von Kindern

2000 Moralkeule Fatale Koppelung von „Moral“ und einem Totschlaginstrument; Martin Walser

2000 Nachinformation Euphemismus der Hessen- CDU bezüglich des verspäteten Einräumens von weiteren Details in der CDU-Spendenaffäre, die zuvor vehement bestritten worden waren

1997 Organspende Pervertierung der Begriffe „Spende/spenden“ in der Transplantationsmedizin

1997

Blockadepolitik/-politiker diffamierende Unterstellung einer argumentationslosen Verweigerungshaltung

1997 neue Beelterung bürokratische Umschreibung neuer Erziehungsberechtigter, die an die Stelle der leiblichen Eltern treten sollen

1996 Flexibilisierung Bezeichnung für eine betriebswirtschaftliche Strategie, die den Wert aktiver individueller »Flexibilität« leugnet, diesen Begriff aber schönfärberisch ausbeutet

1996 Outsourcing Imponierwort, das der Auslagerung von Arbeitsplätzen einen seriösen Anstrich zu geben versucht

1996 Umbau des Sozialstaats missbräuchliche Verwendung einer [Auf-]Baumetapher.

1996 Gesundheitsreform missbräuchliche Verwendung des positiv besetzten Begriffs „Reform“

1996 Sozialhygiene höchst problematische Anwendung von Hygienevorstellungen auf soziale Sachverhalte; vgl. „Rassenhygiene“, „ethnische Säuberungen“

1995 Altenplage Beleidigung der älteren Generation

1995 biologischer Abbau Zynismus für Ausscheiden aus dem Arbeitsleben

1995 sozialverträglicher Stellen-/Arbeitsplatzabbau schönfärberische Umschreibung für Entlassungen

1995 abfackeln (von Sachen und Menschen) jugendsprachliche zynische Gleichsetzung

1994 Besserverdienende Pseudodefinition für neue staatliche Einnahmequellen

1994 Dunkeldeutschland Ironismus für östliche Bundesländer*

1994 Buschzulage Gehaltszulage für sog. Aufbauhelfer in den östlichen Bundesländern*

1994 Freisetzungen für Entlassungen

1993

kollektiver Freizeitpark Unterstellung einer sozialpolitischen Wunschvorstellung; Helmut Kohl

1993 Sozialleichen Verstorbene, die aus völliger Verelendung stammen; Objekte für Auto-Crashtests

1993 schlanke Produktion/Lean Production (mit weiteren Varianten) Unternehmensstrategie mit Arbeitsplatzvernichtung

1993 Selektionsrest Für schwerstbehinderte Kinder, die nicht in „Normalklassen“ integriert werden können

1992 weiche Ziele militärsprachliche Umschreibung für ungepanzerte Ziele, oft aber auch für Menschen (fehl-)verwendet

1992

auf-/abklatschen tätliche und tödliche Angriffe auf Ausländer

1992 aufenthaltsbeendende Maßnahmen Abschiebungen im sog. Asylkompromiss; GG Art. 16a

1992 Beileidstourismus für Trauerkundgebungen anlässlich der Morde von Mölln

1991 durchrasste Gesellschaft Mischung der Deutschen mit Ausländern; aus einem Interview mit Edmund Stoiber, allerdings von diesem nur zitiert

1991 intelligente Waffensysteme aus der Golfkriegsberichterstattung

1991

Personalentsorgung für Entlassungen

1991 Warteschleife Phase sozialer Unsicherheit von Arbeitskräften in den östlichen Bundesländern

Börsenunworte des Jahres

2011 - Euro-Gipfel Bemängelt werden insbesondere die geringen Auswirkungen der Einzel-Gipfel als auch deren Vielzahl, konträr zu den Eigenschaften eines Berggipfels.

2010 - Euro-Rettungsschirm Richtiger wäre gewesen, von einer Notkreditlinie auf Zeit für bis über die Ohren verschuldete Staaten zu sprechen.

2009 - Bad Bank Es sei für das Publikum schwer nachvollziehbar, dass eine offenbar schlechte Bank eine weitere Bad Bank gründet und dies eine gute Lösung für Probleme der Finanzkrise sein soll. 2008 - Leerverkauf Ist irreführend, weil er befürchten lasse, dass Leerverkäufe ohne jeden „Inhalt“

vonstatten gehen könnten. Jeder Verkäufer aber müsse das Wertpapier, ggf. ein ausgeliehenes, im Depot haben, weil er am Kassamarkt binnen zweier Tage seiner Lieferverpflichtung gegenüber dem Käufer nachkommen müsse.

2007 - Subprime Subprime heißt übersetzt „unterhalb der Spitze“ und ist somit ein Euphemismus für risikobeladene Anlegerprodukte. Im Sommer 2007 kam es in Verbindung zum Immobilienmarkt zur Subprime-Krise.

2006 - Börsenguru „Erstens ist der Begriff an sich irreführend, da es an der Börse prinzipiell keine Gurus geben kann. Im ursprünglichen Wortsinn, begründet in der hinduistischen Lehre, wirken Gurus als allwissende Propheten, die zu mehr Erleuchtung führen sollen – das widerspricht dem Wesen der Börse.“

2005 - Heuschrecken Der Satz von SPD-Chef Franz Müntefering von „anonymen Finanzinvestoren, die wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen herfallen, sie abgrasen und weiterziehen“ prägt ein völlig falsches Bild dieser Investorengruppe.

2004 - Seitwärtsbewegung Das Wort sei völlig unsinnig. Denn eine „Seitwärtsbewegung“ an der Börse „findet immer dann statt, wenn sich gerade nichts bewegt“, gemeint ist also de facto Stagnation. Geprägt worden sei der Begriff von Charttechnikern, vermutlich um dem Stillstand noch etwas Dynamik abzugewinnen.

2003 - Bester Preis

2002 - Enronitis „Enronitis setzt Verfehlungen einiger weniger an der Börse mit einem seuchenartigen Krankheitsverlauf wie einer Epidemie gleich – eine glatte Fehlbesetzung. Entstanden ist der Begriff aus dem Bilanzfälschungsskandal des amerikanischen Energiehändlers Enron, der im Februar 2002 die Börsen überraschte. Als im Zuge verschärfter Kontrollen weitere Fälle bekannt wurden, kursierte bald darauf das Wort Enronitis als Synonym für den Vertrauensverlust der Anleger.“

2001 - Gewinnwarnung

Satz des Jahres 2001 - „Und das ist (auch) gut so!“ Der Berliner SPD-Vorsitzende Klaus Wowereit in Verbindung mit seinem Outing als Homosexueller.

2002 - „Es gibt nur ein’ Rudi Völler!“ Feiergesang auf Bundestrainer Rudi Völler nach dem Erreichen des Finales bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2002.

2003 - „Deutschland sucht den Superstar.“ Nach der ersten Staffel der Casting-Show.

2009 - „Das steht mir zu.“ Die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt im Zusammenhang mit übermäßiger privater Nutzung ihres Dienstwagens.

2010 - „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ Heiner Geißler im Zusammenhang mit der Schlichtung beim umstrittenen Immobilienprojekt Stuttgart 21.

Jugendwort des Jahres Das Jugendwort des Jahres wird seit 2008 jährlich von einer Jury unter Leitung des Langenscheidt-Verlags aus denjenigen Jugendwörtern ausgewählt, die in einer Internet-Abstimmung zu den fünfzehn Meistgewählten gehörten. Kooperationspartner der Wahl sind das Jugendmagazin SPIESSER und die Internet-Community MySpace. Dadurch soll die sich immer wieder wandelnde Jugendsprache dokumentiert werden.

2008 - Gammelfleischparty Party für Menschen über 30 Jahren, Ü30-Party.

2009 - hartzen Arbeitslos sein, „rumhängen“.

2010 - Niveaulimbo Ständiges Absinken des Niveaus, aus dem Ruder laufende Partys und sinnlose Gespräche unter Jugendlichen.

2011 - Swag Beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung.

Weitere Platzierungen 2008 Bildschirmbräune - (Zweiter) Blässe von Computerfreaks unterhopft sein - (Dritter) Lust auf Bier zu haben

2009 bam - (Zweiter) Variante von „cool“ Bankster - (Dritter) Kombination aus Banker und Gangster

2010 – Arschfax - (Zweiter) Unterhosenetikett, das hinten aus der Hose hängt 2010 – Egosurfen - (Dritter) Seinen eigenen Namen in Suchmaschinen im Internet eingeben

2011 - (epic) Fail - (Zweiter) Grober Fehler, Versagen 2011 – guttenbergen - (Dritter) Abschreiben

Die Wörter des Jahres über den deutschen Grenzen hinaus Wort des Jahres in Österreich Ein eigenes Wort des Jahres wird in Österreich seit 1999 gekürt. Die Trennung erfolgte, nachdem sich zeigte, dass bei der Wahl zum ursprünglich deutschsprachigen Wort und Unwort des Jahres immer mehr Wörter zur Auswahl standen, die von deutschen Politikern oder Medien geprägt wurden, zu Österreich dagegen keinen Bezug hatten. Die Forschungsstelle für Österreichisches Deutsch an der Karl-Franzens-Universität in Graz ermittelt seither das Wort und Unwort des Jahres, seit 2002 zusätzlich einen Spruch und seit 2006 einen Unspruch des Jahres. Seit 2010 wird weiterhin ein Jugendwort des Jahres gekürt. 1999 - Sondierungsgespräche Bislang nicht übliche Vorverhandlungen bei der Regierungsbildung nach einer Nationalratswahl

2000 - Sanktionen Als Folge der Regierungsbildung nach der Nationalratswahl

2001 - Nulldefizit

2002 - Teuro Preissteigerungen infolge der Euro-Umstellung

2003 - Hacklerregelung

2004 - Pensionsharmonisierung

2005 - Schweigekanzler Besonders in den Medien verwendeter Beiname des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel

2006 - Penthouse-Sozialismus Geprägt durch die BAWAG-Affäre

2007 - Bundestrojaner

2008 - Lebensmensch Stefan Petzner über das Verhältnis zum tödlich verunglückten Jörg Haider

2009 - Audimaxismus Entstand im Umfeld der Studierendenproteste in Österreich 2009 mit der Besetzung des Auditorium Maximum der Universität Wien.

2010 - Fremdschämen

2011 - Euro-Rettungsschirm

Unwort des Jahres in Österreich In Österreich wird das Unwort des Jahres seit 1999 werden auf Initiative von Rudolf Muhr von der Universität Graz im Zuge des Projekts Österreichisches Deutsch ermittelt. 2011 - Töchtersöhne Das Unwort des Jahres 2011 ist aus der Verkürzung der neu formulierten Zeile „Heimat bist du großer Töchter, Söhne“ der österreichischen Bundeshymne entstanden und stellt eine sprachlich sehr unglückliche Formulierung dar, da damit unbeabsichtigt die von Töchtern geborenen männlichen Enkel gemeint sein können. Die mangelhaft gestaltete Hymnezeile war Anlass dafür, dass von verschiedenen Seiten ein legitimes Anliegen der Frauen in Zweifel gezogen wurde. Es ist die mangelhafte sprachliche Form und die damit verbundenen Reaktionen, die den Ausdruck zu einem Unwort machen.

2010 - humane Abschiebung Der Umstand, dass eine Abschiebung von Menschen ins Ausland einen Akt staatlicher Gewaltausübung darstellt und damit nicht ‚human‘ sei, insbesondere, wenn sie Kinder beträfe, mache diesen Begriff widersprüchlich und damit sowohl aus sprachlicher wie auch aus sachlicher Sicht zum Unwort. Er verschleiere die zuletzt häufig erfolgte Abschiebung von gut integrierten Zuwandern, denen die Fremdengesetze entgegenstehen und gehe auf die Innenministerin zurück, die im Oktober 2010 angekündigt hat, dass sie veranlasst habe, Abschiebungen ‚humaner‘ gestalten zu wollen.

2009 - Analogkäse Hierbei handelt es sich aus sprachlicher, wie auch aus sachlicher Sicht um ein Unwort, da es für einen Etikettenschwindel steht. Das damit bezeichnete Produkt hat mit Käse nichts zu tun [...]. Sprachlich wird jedoch aufgrund der deutschen Wortbildungsregeln der Eindruck erweckt, dass es sich doch um „Käse“ handelt.

2008 - Gewinnwarnung Das Wort verschleiert den wahren Sachverhalt, da es nicht eine Warnung vor Gewinnen meint, sondern das Vermelden verminderter Gewinne oder von Verlusten. Es steht somit für die undurchsichtigen Vorgänge der Finanz- und Bankenwelt.

2007 - Komasaufen „Komasaufen“ ist Ausdruck der Skandalisierung einer negativen gesellschaftlichen und sozialen Entwicklung und trägt zur Stigmatisierung der Opfer bei.

2006 - Ätschpeck Beim Wort selbst handelt es sich um eine sprachliche Neubildung, die neben dem verspottenden „ätsch“ auch das unklare Element „peck“ enthält. Dieses erweckt Assoziationen zu so unterschiedlichen Begriffen wie „Speck“, „pecken“, „Packet“ und „Package“, was zusätzliche Irritationen erzeugt. Der Begriff steht für die zunehmende Aggressivität in der Werbung und in der Gesellschaft.

2005 - Negativzuwanderung Es ist ein Unwort, da es in mehrfacher Weise den gemeinten Inhalt verhüllt. Es drückt einerseits einen deutlichen Widerspruch in sich aus, da Zuwanderung eine Vermehrung der Bevölkerung bedeutet, die hier aber mit dem verneinenden Wortelement in ihr Gegenteil verkehrt wird. Das Wort Negativzuwanderung kann auf diese Weise verhüllend zum Ausdruck des Wunsches nach Abwanderung unerwünschter Personen in deren Heimatländer verwendet werden. Es ist darüber hinaus noch in anderer Hinsicht mehrdeutig, da damit

auch gemeint sein kann, dass es eine negativ zu bewertende Form von Zuwanderung gibt. Das Wort steht in einer langen Reihe von Neubildungen technisch-bürokratischer Herkunft, die alle mit dem Element “negativ“ gebildet werden (Negativkapital, Negativwachstum usw.).

2004 - Bubendummheiten Im Priesterseminar der Diözese St. Pölten wurden im Herbst 2003 von einem Priesteramtsanwärter kinderpornografische Fotos aus dem Internet geladen. In der Folge kursierten Gerüchte über homosexuelle Beziehungen im Priesterseminar, die später auch bestätigt wurden. Kurt Krenn, der Bischof der Diözese St. Pölten, bezeichnete die Vorgänge im Priesterseminar öffentlich als „Bubendummheiten“. Im weiteren Verlauf untersuchte ein Apostolischer Visitator die Vorgänge im Priesterseminar und Bischof Krenn trat am 29. September 2004 von seinem Amt zurück.

2003 - Besitzstandswahrer

2002 - der Rücktritt vom Rücktritt gemeint ist Jörg Haider

2001 - nichtaufenthaltsverfestigt

2000 - soziale Treffsicherheit

1999 - Schübling als Bezeichnung einer Person in Abschiebehaft

Spruch des Jahres aus Österreich 2002 - „Bin schon weg – bin schon wieder da!“ Nach mehreren Rücktrittsankündigungen Jörg Haiders

2003 - „Kinder statt Partys.“ Nach einem Ausspruch der damaligen Ministerin Elisabeth Gehrer

2004 - kein Spruch des Jahres gekürt

2005 - „Österreich ist frei!“ „Mythisierung des österreichischen Staatsvertrages

2006 - „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl“ Aus einem Werbeplakat für eigenverantwortliche Entfernung von Hundekot

2007 - „The world in Vorarlberg is too small“ Aus einem Bewerbungsschreiben des ehemaligen Vizekanzlers Hubert Gorbach

2008 - „Wir haben nur unsere Stärken trainiert, deswegen war das Training heute nach 15 Minuten abgeschlossen.“ Teamchef Josef Hickersberger bei einer Pressekonferenz während der EURO 2008

2009 - „Reiche Eltern für alle!“ Einer der Slogans während der Studierendenproteste

2010 - „Ich werde auf die Einhaltung des Defizits achten." Finanzminister Josef Pröll am 24. November 2010 in einer ORFNachrichtensendung

2011 „Shortly, without von delay“ Verkürzter Ausspruch von Finanzministerin Maria Fekter. Diese sagte nach einer EU-Krisensitzung zur Schuldenkrise am 13. Juli 2011 zu Journalisten: „Die Zeit, die wir uns gegeben haben, ist shortly. Und auf Ihre Frage, was das heißt, sage ich Ihnen: shortly, without von delay.“

Un-Spruch des Jahres Österreich 2006 - „Daham statt Islam“ Wahlkampf-Slogan der FPÖ

2007 - „Wir säubern Graz“ Aus einem Wahlkampf-Slogan des BZÖ

2008 - „Es reicht!“ Vizekanzler Wilhelm Molterer bei der Ankündigung der Neuwahlen

2009 - „Wer alt genug ist zum Stehlen, ist auch alt genug zum Sterben“

Originalzitat: „Wer alt genug zum Einbrechen ist, ist auch alt genug zum Sterben […]“. Aus einem Kommentar des Kolumnisten Michael Jeannée in der Kronen Zeitung, nachdem ein Polizist am 5. August 2009 einen 14-jährigen Einbrecher erschossen hatte.

2010 - „Es gilt die Unschuldsvermutung.“

2011 - „Wo woa mei Leistung?“ Walter Meischberger

Jugendwort des Jahres Österreich 2010 - Kabinenparty Titel eines erfolgreichen österreichischen Hip-Hop-Liedes

2011 - liken Über das Internetportal Facebook persönliche Vorlieben anzeigen.

Wort des Jahres in Liechtenstein Ein eigenes Wort des Jahres wird in Liechtenstein seit 2002 ermittelt. Zuvor war das Liechtensteiner Wort des Jahres gleichwohl das deutschsprachige Wort des Jahres, das seit 1977 regelmäßig gewählt wurde. Da dabei aber vermehrt Wörter und Ausdrücke mit starkem Deutschlandbezug gewählt wurden, entschied sich Liechtenstein als zweites Land des deutschen Sprachraums nach Österreich 1999 zur Wahl eines eigenen Worts des Jahres. Weiterhin werden auch regelmäßig ein Unwort und eine Satz des Jahres gekürt; in unregelmäßiger Folge auch weitere Ausdrücke. Von der Resonanz der Wahl ermutigt, veröffentlichten die Initiatoren Daniel Quaderer und Günther Meier 2003 ein Buch Wörter des Jahres von 1970–2003. Sie bildeten mit einigen Ostschweizern die Jury für ein Schweizer Wort des Jahres, das ab 2003 gekürt wurde.

Wort des Jahres 2002 - Dualismus

2003 - Souveränität

2004 - Lesesäcke

2005 - Koalitionsharakiri

2006 - Souveränität

2007 - Passivrauchen

2008 - Steueraffäre Liechtensteiner Steueraffäre

2009 - Mobilfunk-Steinzeit Zur Volksabstimmung über die Feldstärke des Mobilfunks.

2010 Industriezubringer Der Industriezubringer in Schaan löste hitzige Diskussionen aus.

Unwort des Jahres Lichtenstein 2002 - Verfassungsgegner

2003 - Theologischer Sondermüll

2004 - Papier-Liechtensteiner

2005 - Auberginenfürze

2006 - Kein Unwort des Jahres gewählt

2007 - Klimahandel

2008 - EU-Betrugsabkommen

2009 - Extreme Unterauslastung Bezug auf die Kurzarbeit

2010 - Lebendversuch 2010 sollte mit Hilfe von Schülern getestet werden, ob Liechtenstein fähig ist, 2011 die Kleinstaatenspiele durchführen zu können, das Wort wurde dabei vom Sportminister erwähnt.

Satz des Jahres Lichtenstein 2002 - «Ohne Fürst sind wir nichts»

2003 - «Liechtenstein ist wieder nach Wien, fast, heimgekehrt.»

2004 - «Goht's noch?» - (Geht es dir eigentlich noch gut?)

2005 - «Für das Leben»

2006 - «Hunde an die Leine»

2007 - «Ein Land, ein Bier» Eröffnung der ersten Liechtensteiner Brauerei seit 1917.

2008 - «Von einer Steueroase zu einer Oase der Stabilität» Aussage des Erbprinzen Alois.

2009 - «Liechtenstein ist weiss» Kommentar zur Streichung Liechtensteins von der «grauen» Liste der OECD.

2010 - «Ich unterschreibe genauso viel wie früher; nur sind es heute Löschungen

statt Gründungen.» Antwort eines Treuhänders, wie das Stiftungsgeschäft läuft.

Wort des Jahres in der Schweiz Ein eigenes Wort des Jahres wird in der Schweiz seit 2003 gekürt. Zuvor wurde für den gesamten deutschsprachigen Raum ein gemeinsames Wort des Jahres gekürt, nachdem dieses aber immer häufiger einen reinen Deutschlandbezug hatte, entschieden sich Österreich 1999 und die Schweiz 2003 zur Kürung eines eigenen Wort des Jahres. Daneben werden in der Schweiz auch ein Unwort und ein Satz des Jahres gekürt; unregelmäßig auch andere markante Ausdrücke. Neben der Wahl für die Deutschschweiz gibt es das Wort des Jahres ebenfalls für den rätoromanischen Sprachraum. 2003 - Konkordanz Konkordanzdemokratie als der Versuch, eine möglichst große Zahl von Akteuren (Parteien, Verbände, Minderheiten, gesellschaftliche Gruppen) in den politischen Prozess einzubeziehen und Entscheidungen durch Herbeiführung eines Konsenses zu treffen.

2004 - Meh Dräck (Mehr Dreck); von Castingshow-Jurymitglied Chris von Rohr geprägter Begriff, der damit mehr Echtheit von den Kandidaten forderte.

2005 - Aldisierung Definiert als «Die zunehmende Suche auch besser verdienender Konsumenten nach dem günstigsten Angebot in immer mehr Konsumbereichen».

2006 - Rauchverbot

Initiative zur Einführung eines Rauchverbotes.

2007 - Sterbetourismus Verstärktes Auftreten von Menschen, die in die Schweiz reisen, um dort Sterbehilfe zu erhalten; insbesondere bezogen auf den Verein Dignitas.

2008 - Rettungspaket Im Zuge der Finanzkrise ab 2007.

2009 - Minarettverbot Kontroverse um den Bau von Minaretten und anhängige Volksabstimmung.

2010 - Ausschaffung Eidgenössische Volksinitiative «für die Ausschaffung krimineller Ausländer (Ausschaffungsinitiative)». 2011 - Euro-Rabatt Im Zusammenhang mit dem günstigen Kurs des Franken gegenüber dem Euro.

Unwort des Jahres der Schweiz In der Schweiz wird ein Unwort des Jahres seit 2003 durch eine private Jury bestimmt 2010 - FIFA-Ethikkommission „Aufgrund der wiederholten Korruptionsbeschuldigungen rund um die FIFA und ihrer Funktionäre, beabsichtigt der Weltfussballverband nun mit einer

hausgemachten Kommission seine hausgemachten Probleme zu lösen. In diesem Zusammenhang den Begriff der Ethikkommission zu strapazieren, ist nach Ansicht der Jury ein glatter Widerspruch - ohne Wenn und Aber.“

2009 - Ventilklausel Die «Ventilklausel» umschreibt nüchtern-technologisch die Regulierung der Einund Rückwanderung von Personen aus dem EU-Raum in die Schweiz.

2008 - Europhorie «Europhorie» bezeichnet die angeblich in der Schweiz festzustellende Vorfreude auf die Fussball-Europameisterschaft 2008. Der laut Jury «sprachliche Missgriff» sei «Werbesprech in Reinkultur» und habe es trotz großer medialer Verbreitung nicht in die Umgangssprache geschafft. Die Schweiz lasse sich nicht «zwangseuphorisieren».

2007 - Klimakompensation «Klimakompensation» bezeichnet das fragwürdige Handeln zur vermeintlichen Begrenzung klimaschädigenden Verhaltens. Wer beispielsweise eine Flugreise bucht, kann mit dem Entrichten eines zusätzlichen Geldbetrages ein umweltfreundliches Projekt unterstützen. Die «Klimakompensation» präsentiert sich als Win-win-Situation und suggeriert einen Lösungsansatz, der in Wahrheit eine Mogelpackung ist. Der Konsument muss sein Verhalten nicht ändern und hat sein Gewissen erleichtert, die Wirtschaft erfährt zumindest keine Einbußen und die Politik erweckt nicht den Eindruck der Untätigkeit.

2006 - erweiterter Selbstmord «Erweiterter Selbstmord» ist laut Jury ein klarer sprachlicher Missgriff. Es verschleiere und verharmlose den Begriff des Mordes und sei ein Widerspruch in

sich, da ein Selbstmord per Definition nur eine Person treffen könne.

2005 - erlebnisorientierter Fan «Erlebnisorientierte Fans» seien laut einem Sprecher der Zürcher Polizei gewaltbereit oder gewalttätig, sie seien Chaoten, suchten die Konfrontation mit der Polizei, seien aber keine Hooligans, denn die gingen gegenseitig aufeinander los.

2004 - Ökoterror Formulierung des Zürcher Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber zum Rekurs des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) gegen das Einkaufszentrum im neuen Zürcher Stadion.

2003 - Scheininvalide Formulierung des Schweizer Bundesrats Christoph Blocher, die eine pauschale Diffamierung von allen Menschen mit einer Behinderung darstelle.

Satz des Jahres der Schweiz 2003 - «Wählt Blocher, er hat diese Strafe verdient.» Kolummnenkommentar im Tages-Anzeiger von Cabaretist Franz Hohler im Vorfeld der Bundesratswahlen 2003 im Bezug auf Politiker Christoph Blocher (SVP).

2004 - «Switzerland – zero points.» Nach der Einlage von Piero Esteriore beim Eurovision Song Contest 2004.

2005 - «Deutschland – wir kommen!» Erfolgreiche Qualifikation der Schweizer Fussballnationalmannschaft zu Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.

2006 - «Ich kann das!» Aussage von Doris Leuthard vor ihrer Wahl zur Bundesrätin.

2007 - «Das Rütli ist nur eine Wiese mit Kuhdreck.» Zitat von Ueli Maurer zur Diskussion über die Bundesfeier auf der Rütliwiese.

2008 «Wir müssen nicht nur das Zuckerbrot benutzen, sondern auch die Peitsche.» Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück zum Umgang mit der Schweiz als angebliches Steuerparadies.

2009 - «Ich bin nicht gut integriert in der Schweiz – ich bin Schweizer!»

2010 - «Die Schweiz ist eine frustrierende Alpendemokratie.» Protokolliert 2008 von Peter R. Coneway, US-Botschafter in Bern, in einer internen Depesche, welche 2010 von Wikileaks veröffentlicht worden ist.

2011 - «Das Leben ist kein Ponihof.»

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