Die Wiederherstellung des Benediktiner-Ordens durch König Ludwig I. von Bayern: I. Die Restaurationsarbeit in der Zeit Eduards von Schenk Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, Ergänzungsheft 7
 9783486762785

Table of contents :
Vorwort
Inhalts-Verzeichnis
Einleitung: Überblick über die Wiederherstellung des Benediktinerordens durch Ludwig 1
1. Kapitel Die Säkularisation. Kronprinz Ludwig
2. Kapitel Regierungsanfang Ludwigs I. Beginn der Restauration
3. Kapitel Eine Auseinandersetzung zwischen dem Minister und dem obersten Kirchen- und Schulrat
4. Kapitel Die Klosterrestauration und die kirchliche Behörde
5. Kapitel Die Restauration und die Exbenediktiner
6. Kapitel Die Schwierigkeiten bei der Gründung Mettens
7. Kapitel Die Eröffnung Mettens
8. Kapitel Mettens Kampf ums Dasein
9. Kapitel Sturm im Landtag. Neue Bedrohung Mettens
Anhang. Zusätze und Ergänzungen
Verzeichnis
Ortsregister
Personenregister
Sachregister
Druckfehler und Berichtigungen

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STUDIEN UND

MITTEILUNGEN ZUR GESCHICHTE DES

BENEDIKTINER-ORDENS UND SEINER ZWEIGE HERAUSGEGEBEN VON DER BAYERISCHEN BENEDIKTINERAKADEMIE ERGÄNZUNGSHEFT 7:

DIE WIEDERHERSTELLUNG DES BENEDIKTINER-ORDENS DURCH KÖNIG LUDWIG I. VON BAYERN I. DIE RESTAURATIONSARBEIT IN DER ZEIT EDUARDS VON SCHENK

MÜNCHEN 1931 KOMMISSIONSVERLAG R. OLDENBOURG

DIE WIEDERHERSTELLUNG DES BENEDIKTINER-ORDENS DURCH KÖNIG LUDWIG I. VON BAYERN i.

DIE RESTAURATIONSARBEIT IN DER ZEIT EDUARDS VON SCHENK

VON

DR. P. PLACIDUS SATTLER 0. S. B. AUS DER ABTEI SCHEYERN

MÜNCHEN 1931 KOMMISSIONSVERLAG R. OLDENBOURG

Imprimi potest Schyrae, die 1. Martii 1931 f Dr. Simon Landersdorfer O. S. B .

Imprimatur Monachii, die 17. m. Martii 1931 M. Dunstniair, vie. g e n .

Klosterdruciterei Sdieyern

Vorwort Vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1929 von der philosophischen Fakultät der Universität München als Dissertation zugelassen. T a g der mündlichen Prüfung: 29. Juli 1929. Referenten waren die Herren Professoren Dr. Karl Alexander von Müller und Dr. Heinrich Günther. Angeregt wurde die Arbeit von dem leider zu früh heimgegangenen Herrn Geheimrat, Professor Dr. Michael Doeberl. Wie der Titel besagt, soll vorliegender Band nur der erste Teil eines größeren Werkes sein. All seinen Lehrern, die das Unternehmen gefördert haben, all den kirchlichen und staatlichen Behörden, besonders auch den Klöstern sowie vielen Privaten, die soviel Entgegenkommen und Interesse bezeigten, nicht zuletzt seinein Abte ist der Verfasser zu dauerndem Danke verpflichtet. S c h e y e r n , den 4. Juli 1931. P. P l a c i d u s S a t t l e r 0 . S. B.

Inhalts-Verzeichnis: Seite Einleitung: Überblick über die Wiederherstellung des Benediktinerordens durch Ludwig 1 1. K a p i t e l : Die Säkularisation. Kronprinz Ludwig . 2. K a p i t e l : Regierungsanfang Ludwigs I. Beginn der Restauration 3. K a p i t e l : Eine Auseinandersetzung zwischen dem Minister und dem obersten Kirchen- und Schulrat 4. K a p i t e l : Die Klosterrestauration und die kirchliche Behörde 5. K a p i t e l : Die Restauration und die Exbenediktiner . 6. K a p i t e l : Die Schwierigkeiten bei der Gründung Mettens 7. K a p i t e l : Die Eröffnung Mettens 8. K a p i t e l : Mettens Kampf ums Dasein 9. K a p i t e l : Sturm im Landtag. Neue Bedrohung Mettens A n h a n g : Zusätze und Ergänzungen V e r z e i c h n i s : a) der Quellenfundorte und der dafür gebrauchten Abkürzungen; b) Literatur . . Ortsregister Personenregister Sachregister D r u c k f e h l e r und B e r i c h t i g u n g e n . . . .

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Einleitung

Überblick über die Wiederherstellung des Benediktinerordens durch Ludwig I. Es fehlt bei Ludwigs Klosterrestauration weder die Romantik Tioch die Tragik, die auch sonst das Leben des großen Monarchen durchwoben. Schenk, der romantische Dichter und Minister, war als erster berufen, die königliche Idee der Wiedereinführung des Benediktinerordens zu verwirklichen. Ist es aber nicht tragisch zu nennen, wenn nach jahrelangem, zum Teil großzügigem Bemühen erst ein einziges, lange kaum lebensfähiges Kloster ins Dasein tritt in der Gründung Mettens, 1830? In seiner Art war auch Wallerstein, Schenks Nachfolger als Minister, ein Romantiker. Ihm dünkte Schenks Metten zu klein und kleinlich, Mettens Mönchtum zu aszetisch. Es sollte etwas Größeres an seine Stelle treten, eine großstädtische Abtei als Trägerin moderner Bildung. Bischof Ignatius Riegg von Augsburg und der vom König zum Abt der künftigen Gründung ernannte Barnabas Huber, vor 1803 Mönch von Ottobeuren, nunmehr erst „Abbas nullius", zogen 1834 gleich romantischen Rittern aus, um im benachbarten „Morgenland" Österreich und in der Schweiz Mönche zu „entlehnen". Das Werk, wie immer schwierig, gelang. Gymnasium und Konvent von St. Stephan in Augsburg erhoben sich, mit all dem staatlicher Klosterfürsorge eigenen Zauber, aus dem Boden. Allmählich wurzelte die Gründung ein und gewann ihr eigenes, natürliches Wachstum. EinLieblingsplan des romantischen Königs war die Neubelebung des Schottenklosters St. Jakob in Regensburg. Es war das einzige noch von wirklichen Schotten besiedelte Benediktinerstift Deutschlands, hatte den Klostersturm von 1803 überdauert und fristete nun ein klägliches Dasein. Nimmer ließ es sich der König einreden, daß Schottenklöster in einem modernen Deutschland sich überlebt hätten. Kein Mißerfolg hielt ihn ab, für St. Jakobs neues Aufblühen sich einzusetzen und um national schottischen Nachwuchs für das Stift sich zu bemühen. Selbst nach seiner Thronentsagung blieb sein Interesse für das Stift rege — bis 1862 der letzte Schotte aus St. Jakob auszog und Bischof Senestrey von Regenst u r g sein Priesterseminar in die altersgrauen Mauern einführte. D e r Bischof war als Sieger in dem an der päpstlichen Kurie 1

ausgefochtenen Todeskampf des Stiftes hervorgegangen. Ein letzter Appell des 1848 vom Thron gestiegenen Königs an Bischof Senestrey verlor sich in den bischöflichen Akten. In Scheyern, dem alten Sc.hyrenschloß, der Stammburg der Wittelsbacher, gedachte der König eine Familiengruft zu gründen und Benediktinermönche zu Wächtern der bayerischen Königsgräber zu bestellen. Das Kloster wurde 1838 gegründet und reich dotiert. Zur Gruft kam es nicht. 1842 folgte Weltenburg. Die romantische Lage, das hohe Alter des früheren Stiftes, wirkten mitbestimmend bei -der G r ü n d u n g . Lang vorher hatte den König eine neue große Idee erfaßt. Augsburg dünkte ihm als Zentrum des alten ; nun erneuerten Ordens nicht groß genug. Und seine „Lieblinge", wie er die schwarzen Mönche nannte, sollten näher seiner Residenz sein. In München sollte ein Bund geschlossen werden zwischen Religion, Wissenschaft und Kunst. Ein Zentralkloster sollte hier erstehen, von dem eine neue Organisation benediktinischer Mönchs- und Kulturarbeit ausgehen sollte. Basilika und Stift von St. Bonifaz wuchsen langsam aus dem Boden, bis es plötzlich schien, als sollte die Revolution von 1848 und ihr Vorspiel den Säulenwald d e r Basilika wieder brechen. Fast schien dein großen Bauherrn der Fluß schöpferischer Ideen in der Zeiten Wirrnis zu erstarren, eine Zeitlang hätte er am liebsten die Hallen des monumentalen Gottesbaues veröden lassen. Doch fanden sich der königliche Schöpfer und seine Schöpfung wieder zusammen. Am 24. November 1850 erfolgte die Einweihung und Eröffnung der Stiftung. Freilich gegenüber den ursprünglichen Absichten blieb sie zunächst ein Torso. Die finanziellen Mittel des Stifters hatten sich mit dem Bau erschöpft. Die Einnahmen der Stadtpfarrei, die mit Sankt Bonifaz verbunden wurde, und die landwirtschaftlichen Erträgnisse von Andechs, das an das Stift in ähnlicher Weise angegliedert wurde wie Ottobeuren an St. Stephan, ersparten der Gründung nicht die schwersten wirtschaftlichen Sorgen. Die Großstadtseelsorge aber beanspruchte die wenigen Kräfte des jungen Stiftes derart, daß es nicht in der Lage war, das 1840 vorerst den Mettener Benediktinern anvertraute Albertinum und die damit verbundene Schule, das heutige Ludwigsgymnasium, zu übernehmen und weiterzuführen. Als der Benjamin endlich unter den Benediktinerstiftungen Ludwigs ist Schäftlarn zu nennen, das er noch zwei Jahre vor seinem Tod dem Orden schenkte, um diesem seinem „alten Liebling", diesem „echt teutschen Orden" 1 , wie er ihn nannte, nochmals seine treue Liebe zu bezeugen. — 1 „Ich schreibe „teutsch" wie ich eben gezeigt mit einem t beginnend, und so ist es aucn in meinen öffentlichen Aktenstücken zu halten, von Teutonen herleitend, wie denn auch Johannes Müller ebenso schrieb." Signat vom 18.12.1834. Kreidarchiv von München 1693.

1. Kapitel

Die Säkularisation.

Kronprinz L u d w i g

Uber ein halbes Jahrhundert waren die Zeichen kommenden Xlostersturms deutlich und immer bedrohlicher am Himmel gestanden. Im Namen der Wissenschaft, der Gesellschaft, der wirtschaftlichen und politischen Notwendigkeit sprach schließlich die Aufklärung das Todesurteil über die Klöster. D e r Reichsdeputationshauptschluß vom 15. F e b r u a r 1 8 0 3 warf neben den anderen geistlichen Besitzungen auch die Klöster zu der Entschädigungsmasse, •die die weltlichen deutschen Fürsten für verlorene linksrheinische Länder erhalten sollten. Eine 1 8 4 6 angefertigte Ubersicht 1 zählt •398 in Bayern aufgehobene Ordenshäuser auf, 3 1 5 Mannsklöster und 83 Frauenklöster, darunter 6 6 den Benediktinern, 11 den Benediktinerinnen gehörig. Nur an der Sehwelle weniger ging der Würgengel vorüber; eine größere Zahl von Häusern blieb den Konventualen bis zu ihrem Absterben zur Nutznießung überlassen. Umsonst hatte der Prälatenstand die äußersten Anstrengungen gemacht, dem drohenden Unheil zu wehren 2 . Umsonst schienen auch alle Bemühungen nach der Aufhebung, die Orden wieder zu erwecken. Abt Rupert Kornmann von Prifling 3 und P . Placidus Braun von St. Ulrich in Augsburg 4 waren mit andern die eifrigsten am W e r k . Wohl nahm sich Papst Pius V I I . , selbst einst Benediktiner, der Sache an. Aber er war machtlos, ein Gefangener •des Zwingherrn von Europa. Wohl suchte man auf dein Wiener Kongreß den Kaiser, die Fürsten und Staatsmänner für die Restauration der Orden zu gewinnen. Man berief sich darauf, daß mit der Wiedergewinnung des linken Rheinufers der Grund für die Einziehung des geistlichen Besitzes in Wegfall gekommen sei. Aber schließlich verwies der Kongreß die F r a g e der Kirchen- und Klosterrestauration an die Einzelregierungen. Immerhin mag es ein Erfolg jener rastlosen Bemühungen genannt werden, daß ins bayerische Konkordat vom J a h r e 1817 der allerdings bescheidene V I I . Artikel über die Klöster aufgenommen wurde 5 . E r lautet:

Ins aper majestas saa consider ins, quot utilitates ecclesia atqtie ijpse

1 GHM/ Antrag Abels, 23.1.1846. — - Scheglmanu, Säkularisation I, 129ff. — Hist.-pol. Blätter, Bd. 151, S. 85 fF. u. 182 f. i. — < OAA, Akten d. P. Placidus Braun; ferner Bisle, Leben und Wirken d. P. PI. Braun. Materialien aus GSM u. G S W . — 5 Konkordatsakten aus d. Minist, f. Unt. u. Kultus u. G S W . ; Sicherer, Staat und Kirche in Bayern, Anhang, S. 67, Anm. 17. 1* 9



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status a religionis ordinibus perceperint ac percipere in posterum possint, et ut promptam suarn erqa sanctam sedem voluntatem probet, aliqna monasticorum ordinum ntriusque sestus coenobia ad instituehdam praesertim in religione et litteris juventutem et in parochorum subsidium, inito cum sancta sede consilio cum convenienti dotationer instaurari curabit. Aber wieder verstrichen acht Jahre, bis endlich mit der T h r o n besteigung Ludwigs I. der Mann erschien, der das Siegel vom V I I . Artikel des Konkordates löste. Ludwig I. 1 hatte von der Natur einen ungemein reichen Geist ins Leben mitbekommen, der empfänglich war f ü r alles W a h r e , Gute und Schöne. Hochbedeutsam f ü r dessen Entwicklung wurde sein erster Erzieher, der fromme und gelehrte Priester S a m b u g a . Diesen ersten günstigen Einfluß verstärkte bald ein zweiter in der Persönlichkeit Sailers. Sailer, ein Geistesmann, ideal und abgeklärt, wie sie selten durch die Jahrhunderte gehen, wurde f ü r den königlichen Jüngling in seinen Landshuter Jahren eine wahre Offenbarung, ein religiöses Erlebnis. Im Umgang mit ihm lernte der Kronprinz begreifen, daß höchsten Seelenadel nur das Christentum verleiht. Durch ihn gewann er die feste Ueberzeugung von der Wahrheit des Ubernatürlichen, der er zeitlebens treu blieb trotz vorübergehender Stimmungen oder Verstimmungen. Nicht weniger mußten die politischen Geschehnisse der Werdejahre Ludwigs zur Stärkung seines religiösen Sinnes beitragen. Der aus dem Revolutionsland im Westen erstandene Zertreter Deutschlands machte nicht bloß des Kronprinzen nationalen Ingrimm aufflammen, sondern hieß ihn auch an eine höhere Weltgerechtigkeit appellieren. Und nach des Giganten Zerschmetterung mochten des Prinzen Gefühle sich decken mit denenJakobis, der schrieb: „Nie hat sich die Gewalt des Unsichtbaren über das Sichtbare, des Göttlichen über das Ungöttliche so mannigfaltig und durchgreifend geoffenbart als in der Befreiung Europas von der gallischen Zäsarenherrschaft." 2 Ein weiteres Band, das den Kronprinzen mit der Religion verknüpfte, war die Kunst. Sie schuf in dem schwärmerischen Kunstjünger und Kunstinäzen das Gefühl der E h r f u r c h t und des Staunens, jene Grundlage, auf der sich die Tempel der Gottes Verehrung in den Herzen erheben. Nach Ludwigs Ansicht kam der katholischen Kirche auch deshalb ein Vorrang vor anderen zu, weil gerade sie allezeit eine Hüterin und Förderin der Kunst war. W a s der Prinz an W e r k e n religiöser Kunst und an kirchlichem Gepränge in Italien sah, das erhob ihm das Herz. Das Herz 1 Heigel, Ludwig I.; Sepp, Ludwig Augustus; Ringseis, Erinnerungen; Ringseis,, ein Lebensbild; Spindler, Sambuga; Funk, Von der Aufklärung zur Romantik;. Freyberg, Hundert Jahre Edelmannleben I.; A. v. Müller, Probleme der neuesten bayerischen Geschichte. — s Heigel, Ludwig I., S. 70.



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zerriß es ihm aber, wenn er den Greuel der Verwüstung im eigenen Lande schaute, den die Säkularisation an so vielen heiligen Stätten der Kunst angerichtet hatte. Satt, übersatt hatte er die Zeit der Zerstörung, und es verlangte ihn, ein Wiederaufbauer, ein Restaurator zu werden. Endlich war es ein tiefes historisches Empfinden, das Ludwig antrieb zur Wiederherstellung des guten Alten, das einst und so lange gewesen. Romantisch schwärmerisch liebte er es sich hineinzuversenken in die Denkmäler und Einrichtungen der Vorzeit, auf denen die Weihe der Jahrhunderte lag. Darum gehörte auch seine besondere Vorliebe den alten Orden der Kirche, voran dem Benediktinerorden, der an der Wiege des deutschen Christentums gestanden. Ihn gedachte er vor allem wieder ins Leben zu rufen.

2. Kapitel

Regierungsanfang Ludwigs I. Beginn der Restauration Versuche, welche vor Ludwigs Regierungsantritt, allerdings vergeblich, unternommen wurden um die Wiedererrichtung von Klöstern in Bayern zu erreichen, sollen andernorts behandelt werden. Aber eine Note der Münchener Nuntiatur vom 9. Januar 1823 1 muß erwähnt werden. Das Gerücht von der Veräußerung des Kapuzinerzentralklosters in Burghansen hatte Anlaß gegeben, die bayerische Regierung an Artikel V I I des Konkordates zu gemahnen. Nun glaubten die Ministerien des Äußern und des Innern gegenüber etwaigen weiteren Forderungen von seiten der Kurie sich vorsehen zu müssen. Ein Reskript des Ministeriums des Innern vom 27. Dezember 1823 veranlaßte die Kreisregierungen zu einer Erhebung über die gegenwärtig noch fortbestehenden Klöster, die Zahl ihrer Mitglieder, ihr Vermögen, ihre Einkünfte, die vom Staat ihnen gewährten Nutznießungsrechte und Pensionen 1 . Im Antwortschreiben nennt die Regierung des Isarkreises 9 Klöster, durchwegs Frauenklöster, Hospize und Zentralklöster von Bettelorden. Besonders erwähnt seien hier: Frauenchiemsee, die Servitinnen in München, deren Dotation nach dem Absterben der (23) Nonnen vorläufig für den Schulfond bestimmt wurde; endlich die Salesianerinnen in Indersdorf, denen ein Erlaß vom 4. September 1821 den Fortbestand als Erziehungsinstitut, Aufnahme von Novizinnen und Ablegung von „beschränkten", das heißt einfachen Gelübden gewährte. Im Rezatkreis werden 4 Ordenshäuser aufgeführt. Unter den 7 Klöstern des Unterdonaukreises wird das in der obigen Note der Nuntiatur berührte Zentralkloster der Kapuziner in Burghausen genannt, das noch von 7 Priestern und 5 Laienbrüdern besiedelt ist; ferner Altötting mit 2 Kapuzinernkonventen und einem Englischen Institut, „das nicht als Kloster gerechnet wird". Unter den 23 Konventen des Oberdonaukreises finden wir Ottobeuren mit 4 Benediktinern. Die Regierung des Obermainkreises zählt 7 Konvente, die des Regenkreises 11, darunter das Benediktinerkloster der Schotten in Regensburg, dessen Vermögen auf 307462 fl. angegeben wird. 1

RKM/ Benedikt.-Ord. in genere I.



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Zusammenfassend gibt das Ministerium des Innern eine Gesamtübersicht des Bestandes, mit dem Bemerken, daß die Regierungsberi'chte sehr mangelhaft ausgefallen seien. Darnach zählten die Klöster 409 männliche, 478 weibliche, zusammen 887 Ordensleute; das Klostervermögen betrug insgesamt 1 1 0 5 2 7 1 Gulden 57 Kreuzer; die aus diesem Vermögen fließenden Renten bezifferten sich auf 68327 Gulden 24'/ 2 Kreuzer, die aus andern Kassen zugehenden, darunter auch die Rensionen, auf 8 3 1 1 9 fl. Erst vom 3. Dezember 1825 war diese Ubersicht des Ministeriums datiert. So war die Klosterfrage amtlich aufgeworfen und wie im Versuch ängstlicher Abwehr bis in die Regierungszeit Ludwigs I. hinein verfolgt worden. Ludwig seinerseits trat mit anderen Auffassungen und Bestrebungen an die Frage heran. Noch ins erste Jahr seiner Regierung fallen die ersten Schritte zur Restauration der Klöster 1 . Gelegentlich einer Zusammenkunft mit Österreichs Monarchen an Bayerns erster Wallfahrtsstätte, zu Altötting, kam die Sprache auf die Herzensangelegenheit des Bayernkönigs. Noch im gleichen Jahr errichtete König Ludwig im Ministerium des Innern eine eigene Sektion mit dem Titel „oberster Kirchen- und Schulrat" und bestellte am 31. Dez. 1825 Eduard v. Schenk zu dessen Vorstand 2 . Damit war Schenk auch Vertrauensmann des Königs in Sachen der Klosterrestauration geworden. Mit gleicher Wärme wie sein königlicher Herr nahm er sich der Klostergründungsfrage an. Doch bald sollte er sehen, welch zähe Gegnerschaft in diesen Dingen der Innenminister Armannsperg als Verfechter der bisherigen liberalen Regierungsprinzipien für ihn bedeutete. Als Ergebnis einer Sitzung des obersten Kirchen- und Schulrats vom 10. Januar 1826 erging eine Note Armannspergs an das Ministerium des Äußern. Sie war datiert vom 15. Januar 1825 3 und war die endliche Antwort auf die jenseitige Anfrage vom 16. März 1823. Sie wiederholt zunächst die uns schon bekannte Übersicht vom 3. Dezember 1825. Ferner wird bemerkt: 1. Die meisten Klöster sind säkularisiert, ihr Vermögen ist eingezogen oder vorläufig für andere Zwecke bestimmt. Vielfach ist den Konventualen gestattet, in ihren nunmehr dem Staat gehörigen Klöstern zu bleiben. Sie leben von ihren Pensionen, von Meßstipendien, weiblicher Handarbeit usw. 2. Die Mehrzahl der männlichen Ordensleute sind Mendikanten. Sie leisteten früher mit Erfolg und Auszeichnung, jetzt, soweit Kraft und Alter es gestatten, Aushilfe in der Seelsorge. Die Ordensfrauen beschäftigen sich vielfach mit dem Unterricht der weiblichen Jugend. 3. Die Klöster Regensburgs und einige andere des Regen-, 1 Heigel, Ludwig I., S. 89. — s Hist.-pol. Blätter 94, 578 f. — » RKM/Benedikt.Ord. in genere I.

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Unterdonau- und Rezatkreises besitzen und verwalten noch zum Teil ihr eigenes Vermögen und leben von dessen Renten. Jedoch müssen die Klöster von Regensburg dem Staat jährlich Rechenschaft von ihrer Verwaltung ablegen und 10 Prozent des jährlichen Einkommens an ihn abgeben. 4. Einigen dieser Klöster, wie den Salesianerinnen zu Indersdorf, den Nonnen von Hl. Kreuz und St. Klara in Regensburg, den Englischen Fräulein in Bamberg und Aschaffenbürg, den Ursulinnen und Diskalzeaten in Würz bürg ist die Neuaufnahme von Mitgliedern allerhöchst zugesichert. Rücksichtlich des Schottenklosters zu Regensburg ist die Entschließung noch vorbehalten, inzwischen aber die Verpflegung und musikalische Ausbildung von acht bayerischen Studierenden zur Pflicht gemacht. Der Schwerpunkt der Note liegt aber in ihrem zweiten Teil. Hier wird grundsätzlich Stellung genommen zum VII. Artikel des Konkordats. Es kann nach Ansicht des Ministers nicht die Rede sein von Errichtung neuer Klöster durch Dotation aus Staatsmitteln, sondern nur von Erhaltung der schon Bestehenden. Nur Klöster, die noch eigenes Vermögen besitzen und sich und ihren Nachwuchs davon ernähren können, kommen in Frage. Nur Klöster, welche den drei im Konkordat vorgesehenen Zwecken dienen, dem Unterricht, der Seelsorge und der Krankenpflege, werden berücksichtigt. Werden diese Zwecke in einzelnen Fällen durch andere, nicht klösterliche Anstalten besser erfüllt, so hindert nichts, solchen Instituten das Vermögen der nach und nach aussterbenden Klöster zu übergeben. Gegenüber Klöstern, die 1803 an mediatisierte Fürsten gefallen sind, hat der Staat keinerlei konkordatmäßige Verpflichtung. Dem römischen Hof ist keine Zusicherung betreffs der ferneren Erhaltung der noch bestehenden Klöster zu geben. Eine solche prinzipielle Zusage ist überhaupt zu vermeiden. Im einzelnen Bedarfsfall ist über die Bedingungen der Fortdauer mit der bischöflichen Behörde zu verhandeln. Alles in allem stellt die vorstehende Note eine sorgfältige, ängstliche Abwehr einer möglichen, ja schon drohenden Klosterrestauration dar. Keine neuen Klöster! Keine Dotation der alten! Die bestehenden sollten sich selbst ernähren und dabei dem Staat gute Dienste leisten. Bei ihrem Aussterben sollte ihr Vermögen für bessere Zwecke, z. B. für Priesterhäuser, verwendet werden dürfen. Damit nahm sich der Staat freilich eine doppelte Bürde ab: die Dotation von Klöstern und von Priesteranstalten. Begreiflich, daß er dabei eine prinzipielle Aussprache mit der Kurie scheute. Mit den Bischöfen mochte er eher fertig werden, von Fall zu Fall. In der Tat ist denn auch in Zukunft eine Fühlungnahme mit dem Hl. Stuhl in Klosterfragen unterlassen worden, wiederum allerdings mit Außerachtlassung einer Bestimmung des Konkordats: Maiestas sua aliqua monasteria . . .



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•inito cum Sancta Sede consilio cum convenienti dotatione instaurari 4, erwählt 1789, schrieb u. a. eine Chronik von Attel vermachte dem Freisinger Knabenseminar 8500 fl., wohl ebensoviel für Erbauung eines Pfarr- und Schulhauses in Eiselting und starb, vom Schlag- gerührt und erblindet am 28. V. 1831 in Wasserburg (Dietl, Denkmal der Erinnerung). — 3 Kanonikus Ignaz Egger, geb. 2. III. 1764, ein theologisch hochgebildeter, sittenreiner Ordensmann, wirkte im Stift als Professor, lebte nach dessen Aufhebung mit seinem Propst •in Oberammergau und starb am 9. II. 1841 (Scheglmann, Säkularisation 11L, S. 640). 3

— 34 — wie früher eine Konföderation bilden — jedoch ohne Exemtion — und ein gemeinsames Ordensnoviziat und Studienheim errichten 1 . Jede Abtei übernimmt eine lateinische Vorbereitungsklasse. Tüchtigen Kräften soll der Besuch der Universitäten ermöglicht werden, um so auch Hochschulprofessoren zu gewinnen. Zunächst aber soll nur mit einem Kloster der Anfang gemacht werden. Am 2. August 1826 2 schreibt Koadjutor Joh. Michael Sailer, Weihbischof von Regensburg, an Schenk: Das Gutachten desOrdinariats München habe ich mit Beifall gelesen. Ich werde ineine Gedanken ausführlich nachtragen, sobald Diepenbrock hier sein wird. Am 9. September 1826 reicht alsdann Sailer seine „Bemerkungen zum erzbischöflichen Gutachten" ein. Die beiden Hauptschwierigkeiten nennt er den Mangel an Fonds und an Leuten. Dotation mit Pfarreien ist keine wesentliche Hilfsquelle. Der Staat muß als erster das Seinige tun und die Hauptdotation von Gerechtigkeit wegen übernehmen. Dann läßt sich auch wohltätige Mithilfe von Seiten des gläubigen Volkes erwarten. Vor allem bedarf es dann tüchtiger, das Werk der Restauration leitender Männer. Bei dem vorgerückten Alter der noch lebenden würdigen Prälaten wird das eine schwierige Sache sein. Aber Ausländer zu berufen sollte man Bedenken tragen! Sie würden sich den bayerischen Verhältnissen und den Forderungen der Gegenwart schwer anbequemen. Den höchsten und heiligsten Zwecken des Staates und der Kirche müssen die künftigen Klöster dienen und dazu der Aufsicht der beiden höchsten Gewalten unter1 Als Frucht des Konstanzer Reformkonzils wurden fast in allen Ländern des Abendlandes Benediktinerkongregationen gebildet zum Zweck strengerer Regelbeobachtung. Die Glaubensneuerling und die Religionskriege brachten indes dem Ordenswesen im 16. und 17. Jahrhundert die schwersten Verluste, in manchen Ländern den Untergang. Die Verordnungen des Trienter Konzils hatten neue Kongre§ationsbildungen zur Folge. Die Bischöfe indes, welche eine wachsende Selbstänigkeit der Klöster und zunehmende Loslösung von ihrer Jurisdiktion befürchteten, setzten Widerstand entgegen oder schufen Gegengründungen, wie z. B. gegen die schwäbische eine Augsburger Kongregation, welch letztere natürlich dem Bischof völlig untergeordnet wurde. Insbesondere wußten die Bischöfe die Gründung einer großen deutschen Kongregation zu vereiteln, so daß an Stelle der erstrebten deutschen Union in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts acht Kongregationen erstanden: Die Bursfelder, die lothringische, die Straßburger, die Augsburger (beide letztere bischöfl iclie Gründungen), die schwäbische, die schweizerische, die österreichische und die Salzburger. Dazu trat 1684 die bayerische (Buttler, Benediktinisches Mönchtum, S. 370 ff.; Hilpisch, Geschichte des Benediktinischen Mönchtums,. S. 338 tf.). Nach P. Maurus Dietl (Biographie des P. Ägidius Jais, S. 36 f.) gehörten zur Bayerischen Benediktinerkougregation zur Zeit der Aufhebung 19 Klöster: Andechs, Attel, Benediktbeuern, St. Emmeram, Ensdorf, Frauenzell, Mallersdorf, Michelfeld, Oberaltaich, Prifling, Reichenbach, Rott a. Inn, Scheyern, Tegernsee, Thierhaupten, Weihenstephan, Weissenohe, Weltenburg und Wessobrunn. Das. gemeinsame Noviziat war zuletzt in Rott (früher in Scheyern, Weihenstephan). Das Studium commune f ü r Philosophie und Theologie war bald in dieser bald in jener Abtei der Kongregation. Seit 1698 befand sich mit geringen Unterbrechungen eine Sektion in Benediktbeuern bis zur Aufhebung des Studium commune im J a h r e 1769 (Lindner, Profeßbuch von Benediktbeuern IX). Nach P. Placidus Scharls T a g e buch (herausgegeben von P. Magnus Sattler) wurde Mitte des 18. Jahrhunderts d a s Theologiestudium von Oberaltaich nach Rott verlegt, wo auch Philosophie gelehrt wurde (S. 64). — 2 RKM/ Benedikt.-Ord. in genere I.

— 35 — stehen. Nicht mehr darf kleinlicher Selbstzweck in den Klöstern •obwalten. Behutsamkeit und Vorsicht ist bei der Neugründung der Klöster sehr angebracht. Langsam und sachte muß aus Rücksicht auf die öffentliche Meinung vorgegangen werden. Diese öffentliche Meinung ist noch gereizt vom unguten Beispiel der letzten Mönche. Zum Zweck einer sorglichen Auswahl, auch zur leichteren Lösung der Finanzfrage ist erst der Anfang mit nur einem Kloster empfehlenswert. Und zwar dürfte München dafür am geeignetsten sein. Das erste neue Kloster erstünde so unter den Augen und der persönlichen Aufsicht des Königs und gleichzeitig wäre den dringenden seelsorglichen Bedürfnissen der Großstadt abgeholfen. Durch diese Erstlingsgründung in München soll aber keineswegs der Versuch einer weiteren, kleineren Niederlassung, wo Umstände und Mittel es erlauben, ausgeschlossen werden. Sailers Memorandum ist ohne Zweifel ein hochbedeutsames Schriftstück. Man müßte es ganz lesen! Wem würde aber nicht vor allem das scharfe Urteil auffallen, das der gütige, milde Sailer über das alte Mönchtum fällt? Man mag in manchen Klöstern Mißbräuche, in manchen sogar einen gewissen Verfall der Zucht zugeben — in den meisten Prälatenklöstern war gerade im 18. Jahrhundert ein wohl merklicher Aufschwung wahrzunehmen. Wie •die Kunst, zumal die kirchliche Baukunst, im Benediktinertum Süddeutschlands eine Blütezeit erlebte, so die Wissenschaft. Einzelne gelehrte Mönche und Äbte taten sich hervor, waren literarisch tätig, hoben den Ruf ihrer Schulen und Anstalten, wurden Mitglieder •der 1759 gegründeten bayerischen Akademie der Wissenschaften, wurden als Professoren an die Universitäten und Lyzeen berufen, erstrebten eine eigene Benediktinerakademie 1 . Wenn gleichzeitig 1 Siehe Hilpisch, Geschichte des Benediktinischen Mönclitums, S. 352 f. Allen voran ging St. Emmeram in Regensburg, dessen Äbte Johanne» Kraus (1742—1762) und Frobenius Forster (1762—1791) der gelehrten Tätigkeit der Mauriner nacheiferten. Insbesondere der letztere wurde nicht bloß für sein Kloster der Schöpfer •eines goldenen Zeitalters, sondern gab vielen bayerischen Stiftern bedeutsame Anregung. P. Placidus Heinrich von St. Emmeram, selbst ein gelehrte]- Physiker und Astronom, schreibt in der Biographie des letzten Fürstabts seines Stiftes, Zolestin Steiglehner: „Von Regensburg aus verbreitete sich diese Studienreformation durch die übrigen Klöster von Bayern, wobei sich die Benediktinerabteien ganz vorzüglich Auszeichneten, da sie mit unserm Stift in näherer Verbindung standen. Bald traf man keine derselben ohne naturhistorische Sammlung und ohne physikalisches Kabinett an; Nieder-und Oberaltaich, Prifling, Benediktbeuern ti. dergl. taten sich hierin vor andern hervor. Wenn es den Prälaturen von Pfalzbayern im Jahre 1781 möglich war, alle höheren Lehranstalten in den Lyzeen mit tauglichen Professoren zu versehen, so dürfte wohl St. Emmeram einen großen Anteil gehabt haben und unter den Emmeramern vorzüglich Steiglehner" (a. a. O., S. 52). Bekanntlich wurde nach Aufhebung des Jesuitenordens in Bayern bezvv. seit Überweisung seiner Güter an eine bayerische Zunge des Malteserordens (1781) das Schulwesen in Bayern den Prälatenorden übertragen. Die Zuweisung dieser Aufgabe bedeutete eine neue, starke Anregung für die wissenschaftlich längst strebsamen Stifter. — Die Gründung einer Benediktinerakademie betreffend (vergl. den Brief des Abtes Rupert Kornmann von Prifling an Westenrieder vom 15. XII. 1806): „Es ist richtig, daß ich beim letzten Generalkapitel (der Bayer, lienediktinerkongregation) zu Tegernsee

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auch die Aufklärung durch dieselbe Pforte in viele Klöster einschlich, so hatte dies nicht eine derart demoralisierende W i r k u n g , wie die starken Ausdrücke des frommen Bischofs es vermuten lassen. Die starken Ausdrücke, die so das Mönchtum treffen, dürften eher von Diepenbroek stammen, der Sailers rechte Hand war und auf dessen Ankunft der Bischof, wie oben bemerkt, die Abfassung seines Memorandums verschob. Aus Diepenbroek» Feder aber flössen wiederholt und auch in späteren Jahren erstaunlich scharfe Worte gegen den Orden und die Klöster 1 . Es ist interessant, daß der ruhig abgeklärte Sailer gleichsam zur Ergänzung seiner eigenen Psyche sich so stark zu dem jugendlichen, oft von Temperament und Unmut fortgerissenen Manne hingezogen fühlte. Freilich war es eben Sailer, der des Jünglings trotzige Natur den veredelnden Geheimnissen der Religion erschlossen hatte, woraus ein dauerndes Verhältnis wie von Vater und Sohn sich herleitete. In seiner späteren Stellung im Domkapitel in Regensburg fühlte sich Diepenbroek als Sachwalter desSäkularklerus gegenüber einer bedrohlich erscheinenden Erstarkung der Orden, was ihn wiederum zur Kampfstellung zwang. Immerhin hat wohl auch Sailer etwas viel Rücksicht auf die Person des Monarchen wie auf die öffentliche Meinung in Klostersachen genommen. Es mochte sich ausnehmen wie eine Begünstigung des dem König ohnehin so nahe liegenden Staatskirchentums, wenn er bei dem Vorschlag einer Gründung in München dies künftige Kloster nicht bloß dem Schutz, sondern auch der Aufsicht des Monarchen förmlich unterstellte und wenn er überhaupt die Staatszwecke der Klöster so stark betonte. Daß ferner Sailer Benediktiner als Seelsorger in München empfahl, kann aus den Umständen wiederum als ein Zugeständnis an die öffentliche Meinung gedeutet werden. Wie schon erwähnt, wollte Ludwig für die Seelsorge Münchens Franziskaner. Schenk schlug statt ihrer in Rücksicht auf die Scheu der gebildeten Kreise vor der braunen Kutte Nerianer vor. Der König blieb bei den Franziskanern 8 . den Vorschlag zu einer gelehrten Benediktinerakademie machte. Mein Plan ging dahin: 1. Die Abteien in ein wissenschaftliches Commerze zu verbinden; 2. sie an die Akademie in München anzuschließen. Jede Abtei sollte einen Historiographen anstellen, die zugleich unter sich korrespondieren müßten. Die Lehrer der Physik und so weiter und die Ökonomen sollten in jedem Kloster ihre Bemerkungen über die Naturerscheinungen usw. oder die Landeskultur (wenigstens über eine Quadratmeile) ihres Bezirks machen. Ebenso die Lehrer der Klosterseminarien über die Erziehung und die Sitten ihres Bezirkes. Jede Klasse soll ihre Bemerkungee unter sich zirkulieren lassen, wornach sie mit dem Schlüsse eines jeden Jahres der Akademie zur Würdigung übersendet würden. Um aber auch den Geist der Tätigkeit zu befördern, so sollten jährlich gewisse Preisfragen für das beste Produkt aus den schönen Wissenschaften bestimmt werden." Der Plan fand bei dem Generalkapitel Beifall. Es wurden auch wirklich einige Preisaufgaben ausgeschrieben und beantwortet ; allein die Kriegsereignisse und die Zeit haben die gute Meinung zu Grab getragen (P. MaurusGandershofer, Erinnerungen an Westenrieder, S. 145 f.). — 1 ORR und K.A.Sch., Tagebuch von Abt Rupert Leiß. — 2 Im Spätsommer 1826 schreibt Ludwig an Schenk von Ingolstadt aus: „Vorläufig, daß ich wahrscheinlich dennoch Franziskaner nach München setzen, richtiger versetzen werde, u n d d a s a u s m e h r

— 37 — Nun empfiehlt Sailer Benediktiner. Bei seinen Beziehungen zu Schenk dürfte er von diesem beeinflußt gewesen sein! Aber auch Sailers Vorschlag drang nicht durch. München bekam seine Franziskaner. Daß Sailer in seinem Memorandum Metten nicht namentlich befürwortet, ist etwas auffallend. Stand er doch zu Pronath, der einen Teil der dortigen Klostergebäude zum Zwecke der Restauration angeboten hatte, in freundschaftlichstem Verhältnis. Die Halbheit des Angebotes, der Mangel weiterer Mittel mochte Sailer bedenklich erscheinen. Als hätte er die fast aussichtslose künftige Lage des Erstlingsklosters Metten geahnt, fordert er nachdrücklich, daß man auch bei kleineren Gründungen nicht ohne vorherige Sicherung- ausreichender Mittel zum Unterhalt vorgehe. Nur rein praktische Vorschläge macht der Erzbischof von Bamberg 1 . Er befürwortet ein weibliches, vier männliche Klöster in seiner Erzdiözese; zwei der letzteren sollen für Unterricht und Erziehung tätig sein und zwar werden dafür Bamberg und Ebrach in Vorschlag gebracht. Auch von Dompropst und Weihbischof Streber hatte Schenk ein Gutachten eingefordert. Nach dessen Ansicht 1 sollten die neuen Klöster Anstalten zur Erziehung von Priestern und zur Heranbildung von Lehrern übernehmen, desgleichen Heimstätten für Emeriten und Demeriten werden — also Invaliden- und Korrektionshäuser. Aus diesem Zweck sollten sie auch ihre Dotation schöpfen. Was an letzterer noch mangelt, ersetzen laut Gutachten die zugewiesenen Pfarreien, die Pensionen eintretender Exbenediktiner, anfallende Meßstipendien, Stolgebühren. Außerdem könnten den Ordenskleiikern Zuschüsse vom Staate gewährt werden, wie solche auch sonst zur Ausbildung junger, fähiger Leute bereitgestellt werden. Auch sollte der Staat den neuen Konventen alte Klostergebäude überlassen. F ü r die Klosterbibliotheken wären viele Dubletten und Tripletten aus den überfüllten Staatsbibliotheken verfügbar 2 . Auch Streber schlägt vor, es vorerst nur mit einem Kloster zu versuchen und empfiehlt dafür Tegernsee, das ohnehin von einigen Exreligiosen käuflich erworben d e n n e i n e m G r u n d e ; zu diesen gehört freylich n i c h t , daß Okkam Kaiser Ludwig den Bayer sogar gegen des Papstes Bannstrahl vertheidigt, aber ein schöner Gedanke ist es doch, nach einem Halbjahrtausend dankbar den Nachfolgern noch zu sein. Nim auf recht lange s c h e n k e Gott mir Schenk . . . . Ludwig" (Hist.pol. Blätter 94, 582). — i RKM/ Benedikt.-Ord. in genere I. — 2 Als einziges Beispiel für die „Füllung" der Staatsbibliotheken mit Schätzen aus den Klosterbüchereien sei angeführt, daß Tegernsee an 2500 Handschriften und 6000 Inkunabeln besaß, daß bei der Aufhebung aus demselben Stift 2508 Bände in die Staatsbibliothek nach München wanderten (ohne Manuskripte), 1434 Bände in die Universitäts-Bibliothek nach Landshut, 605 Bände in das churfürstliche Schulhaus nach München. Alle übrigen Bücher kamen ebenfalls nach München und wurden als Dubletten behandelt (Lindner, Obb. Archiv 50, S. 195/96, Anm. 3). Es mag hier mit Fug an ein Goethewort erinnert werden: Die geistlichen Gesellschaften wirkten und sammelten deshalb soviel, weil sie noch mehr als irgend ein Familienvater einer zahlreichen Nachkommenschaft gewiß waren (Patriotische Gedanken über Wiederherstellung einiger Abteien, S. 19, A.).

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sei 1 . Ein besonderes Interesse gewährt Strebers Memorandum dadurch, daß es im wesentlichen die Neuauflage eines schon 1 8 1 2 von ihm dem Kronprinzen Ludwig überreichten Restaurationsplanes 2 ist. W i e Streber von Schenk, so war, wie schon erwähnt, von Armannsperg ein anderer Prälat zu einem Gutachten über die Klosterfrage aufgefordert worden, Patriarch P y r k e r 3 . E r schlägt die Gründung von drei bis vier Abteien mit j e 2 0 Mitgliedern vor. Sie ließen sich mit den noch lebenden Exbenediktinern leicht errichten. Hauptzweck des Ordens ist ihm, dem Literaten, höhere literarische Bildung und deren Übermittlung an die Jugend auf Universitäten und Lyzeen. Exponierte Klosterpfarreien lehnt er ab. Auf das Noviziat soll ein gemeinsames Studium an der „ Universität folgen. F ü r die Erlangung des nötigen Nachwuchses sollten die Klöster auch Gymnasien halten, entsprechend den alten Instituten der Sängerknaben 4 . Vor allein müssen Musik und Geschichte eifrige Pflege finden, muß viel auf reiche Bibliotheken und physikalische Kabinette verwendet werden. Zur leichteren Erreichung dieser wissenschaftlichen Zwecke sollte gegenüber der früheren strengen Klosterordnung mancherlei Erleichterung eintreten, insbesondere eine weitgehende Einschränkung des Chorgebets. Die jährlichen Ausgaben einer derartigen Abtei zu 2 0 Mitgliedern veranschlagt P y r k e r auf 2 0 0 0 0 fl. Pyrkers Vorschläge wurden von der Staatsregierung im allgemeinen als ungeeignet bezeichnet, doch findet sich auch von seinen Ausführungen mancher Niederschlag in ministeriellen Anträgen 5 . W i e schon mehrfach angedeutet worden, erstreckte sich die Staatsfürsorge für die neuen Klöster auch auf deren innere Reform. Auch hierfür sollten die Ordinariate geeignete Vorschläge unterbreiten. Ein Schema 6 mit 8 Fragen wurde zur Beantwortung vorgelegt. Diese bezogen sich zum größeren Teil auf die Verfassung der Mendikantenklöster, deren Beziehungen zu 1 Am 15. August 1805 kauften achtzehn seit der Aufhebung im Kloster wohnende Religiösen des Stiftes Tegernsee den Konventtrakt nebst davorliegendem Garten für 5000 fl. Auch der fälschlich großer Unterschlagungen bezichtigte und deshalb nach dein aufgehobenen Niederaltaich verbannte letzte Abt Gregor Rottenkolber begab sich dorthin zurück und führte ein hocherbauliches Leben, bis er am 13.11. 1810 starb — ein durch wirtschaftliches und soziales, geistiges und geistliches Schaffen seiner großen Vorfahren durchaus würdiger Prälat (a. a. O., S. 189 ff.). — 2 GHM/ X I I I 185. — 3 RKM/ Bened.-Ord. in genere 1. — 4 Wie viele gelehrte und bedeutende Männer verdankten den Singknabemnstituten der Klöster ihre Entwicklung! Eine anmutige Schilderung, wie Stimme und musikalische Kegabung den Ausschlag gaben für die Aufnahme ins Institut und damit oft für die ganze Zukunft, lesen wir in P . Placidus Scharls Tagebuch (P. M. Sattler, S. 2 f). Die Vorstellung von der Musik als Führerin der Musen mutet antik a n ; sinnvoll läßt sich aber auch von einem Dreibund sprechen, auf dem die genannte Einrichtung sowie zum guten Teil die Bildung unserer Vorfahren bis zur Zeit der Aufklärung gründete, nämlich auf der Vereinigung von Kunst (Musik), Religion (Altardienst) und Wissenschaft. — 5 Die vielen Pläne von Ktostergrilndungen im Zeitalter der Restauration sollen in einer eigenen Arbeit behandelt werden. — 6 OHA.

— 39 — den auswärtigen Obern, Aufstellung der Provinziale und Wahl der Obern, Abänderung des Ordenskleides, Eigentums- und Erwerbsfälligkeit der Klöster, Verwaltung der Renten und Gefälle, Strafgewalt der geistlichen Vorgesetzten, Beschränkung des Chorgebets und die Gelübde der Laienbrüder. Sehr radikale Änderungen fast in all den angeführten Punkten befürwortete die Regierung des Untermainkreises 1 , angeblich gestützt auf ein Gutachten des Ordinariats Würzburg' 2 . Die ganze Provinzialverfassung der Mendikantenorden sollte fallen und jedes ihrer Klöster gleich denen der Prälatenklöster selbständig und unabhängig werden. Die Wahl der Obern sollte auf drei Jahre und unter Anwesenheit eines landesherrlichen und bischöflichen Kommissärs geschehen. Vor und nach dem Noviziat findet eine staatliche P r ü f u n g statt. Ewige Gelübde werden den Laienbrüdern erst mit dem 45. Lebensjahr gestattet. So sehr die genannte Kreisregierung die Unabhängigkeit der Klöster von auswärtigen Obern betont, so sehr wahrt sie sich gleichzeitig selbst das Oberaufsichtsrecht, indem sie jährliche Rechenschaftsablage fordert. F ü r diese zum Teil sehr einschneidenden Veränderungen erschien der Regierung die päpstliche Genehmigung nicht erst erforderlich — denn Seine Majestät bestimmen, unter welchen Bedingungen die Klöster fortbestehen. Weniger weitgehend aber nicht einheitlich sind die von den Ordinariaten vorgeschlagenen 1 Reformen. Sie rütteln nicht an der Grund Verfassung der Mendikantenorden, empfehlen eine allgemeine oder eine den jeweiligen Verhältnissen entsprechende Beschränkung des Chorgebets. Das Ordinariat München-Preising befaßt sich u. a. mit der Frage des Studiums der jungen Ordensleute und rät vom Universitätsstudium aus mehrfachen Gründen ab. 1 ORA. — 2 Ähnliche Reform vorschlage machte bereits Weihbischof Zirkel von Würzburg in seinem Promemoria, das er 1806 an den Minister des Großherzogs von Toskana richtete (Ludwig, Weihbischof Zirkel, Bd. 1, S. 163). Manche der Anträge sind eine N e u a u f l a g e der die Klosterverfassung einengenden Verordnungen Josephs II. in Österreich sowie Max Josephs III. und Karl Theodors in Bayern. Landesherrliche und bischöfliche Kommissäre sind bei den Prälatenwahlen in bayerischen Benediktinerklöstern nachweisbar seit dem 15. Jahrhundert (siehe Walcher, Bayr. Abtswahlen, S. 20 ff.).

5. Kapitel

Die Restauration und die Exbenediktiner Eine Reihe wichtiger Vorfragen u n d Vorbedingungen f ü r das W e r k der Restauration war bisher von der Staatsregierung behandelt worden: Zweckbestimmung 1 der Klöster, W a h l der Orden, A n t r ä g e auf äußere u n d innere Reformen, Umschau nach geeigneten Gründungsorten, nach v e r f ü g b a r e n und beziehbaren Gebäuden, Suche nach einer ausreichenden Dotation. Die letztere F r a g e hatte sich bisher als die bedeutsamste und schwierigste zugleich erwiesen. Nicht weniger © o wesentlich und schwierigo sollte sich die Personalfrage erweisen. Schon im Oktober 1826 1 erging an die Kreisregierungen die A u f f o r d e r u n g , durch Vermittlung d e r Ordinariate von den noch lebenden Exbenediktinern die E r k l ä r u n g einzuholen, ob sie geneigt wären in ein von Seiner Majestät wieder herzustellendes Kloster zurückzukehren. D e r E r l a ß läßt sich vergleichen mit jenem, der nach den noch vorhandenen brauchbaren Klostergebäuden forschte. Abgebrochen, veräußert, f ü r andere Zwecke bestimmt, schadhaft und ruinös — so lautete häufig der über die fraglichen Bauten einlaufende Bericht — ein getreues Bild dafür, womit auch die meisten Exbenediktiner in ihrem Antwortschreiben sich oder ihre gegenwärtige Stellung oder Neigung kennzeichneten. Die Regierung des Isarkreises begründet das unbefriedigende Ergebnis der eingelaufenen Bescheide damit, daß die Benediktiner sich durcli das Gelübde der Stabilität n u r an ihr Profeßkloster gebunden fühlten, daß zudem die Verfassungen der einzelnen Klöster verschieden, die einen exemt, die andern unter einen Bischof gestellt seien und daß unter denselben z u w e n i g F ü h l u n g bestehe. Das Urteil über die „Individuen" habe man den Ordinariaten überlassen. E s befänden sich a b e r viele wissenschaftlich gebildete Männer darunter, u n d wenn ein Kloster einmal genügend begründet sei, werde sich noch mancher zum unbedingten Beitritt erklären. Sei einmal ein fester K e r n gebildet, würden J ü n g e r e sich anschließen. — Die Regierung des Unterdonaukreises schreibt: Bei Wiederherstellung des Benediktinerordens ist auf dessen noch lebende Mitglieder nicht zu rechnen. Die meisten sind alt u n d gebrechlich, haben sich an eigenen Haushalt gewöhnt, haben die Versorgung von Angehörigen übernommen oder stehen als Professoren, P f a r r e r in amtlichen Verhältnissen, 1

RKM/ Benedikt.-Ord. in genere I.

— 41 — worin sie für Seelsorge und Schule mehr als im Kloster leisten zu können glauben. — Auf eine Mahnung zur beschleunigten Berichterstattung äußert sich die Regierung des Regenkreises: . . . Wenn übrigens auch nicht zu verkennen ist, daß einerseits -ein Zeitverlauf von 24 Jahren, eine inzwischen angewöhnte Lebensweise und Beschäftigung usw. gar manches Gegengewicht zum Rücktritt in ein Kloster abgibt, so muß man sich doch billig wundern, daß dieser Rücktritt beinahe allgemein abgelehnt wird . . . Vom Obermainkreis wird gemeldet: Nur ein 75 jähriger, vom Schlag .gerührter, also für das klösterliche Leben untüchtiger Geistlicher des vormaligen Klosters Michelfeld hat sich unbedingt bereit erklärt1; ein zweiter, der jetzige Pfarrer von dort, will eintreten, wenn Michelfeld wieder hergestellt wird 4 . Die meisten sind gebrechlich, für die Seelsorge wenig, für die.Wissenschaft noch weniger in Betracht kommend. — Die Regierung des Untermainkreises nennt unter 37 noch lebenden Exbenediktinern 7, die in ihr eigenes Kloster zurückzukehren gewillt sind, „sämtliche über 50 Jahre alt, doch alle intellektuell und moralisch würdig. Nur Pfarrer P. Michael Weisenseel beschränkt den Wiedereintritt nicht auf sein Kloster Theres. Er will aber nicht zur Seelsorge und Pflege der Wissenschaft ins Kloster gehen, sondern um nach getaner Arbeit Ruhe für seine Seele zu linden. P. Alois Schäfer AUS dem Stift Münster-Schwarzach will erst den neuen Konvent kennen lernen. Als ausgezeichnet verdient genannt zu werden Pfarrer P. Franz Kraus. Von ihm liegt ein Plan bei zur Wiederherstellung der Abtei Neustadt, von der auch die Wallfahrt Maria Buchen zu übernehmen wäre. Doch dürfte — fügt die Regierung bei — von den Fürsten Löwenstein beider Linien eine Dotation nicht zu erreichen sein3. 1 P. Anton Ziegler, geb. 11. XI. 1751 in Amberg, Profeß seit 27. X U . 1772, Priester .seit 1. V I . 1776 (Scrieglmann, Geschichte der Säkularisation I I I , , S. 529), Pfarrer in Gunzendorf, seit 6 Jahren vom Schlag berührt, „will sich mit Vergnügen dem Orden wieder einverleiben lassen", lautet Bericht des Ordinariats Bamberg. — 3 Der ehemalige Subprior des Stifts, P. Johannes Ev. Thumser, geb. (in Arnberg) 8. X. 1765, Profeß seit 26. X. 178«, Priester seit 18. V I . 1791, seit 1808 Pfarrer des Orts (Scheglmann a. a. O.) „könnte seine Pfarrkinder, für die er schon so manches Opfer gebracht, nur äußerst hart verlassen". Er hatte z. B. den Filialen der Pfarrei aus eigenen Mitteln Glocken beschafft. Das Ordinariat stellt ihm ein gutes Zeugnis .aus, bemerkt aber, daß er an Hlutbrechen leide. Scheglmann (a. a. O., S. 530) findet, „daß unter den Michelfelder Exmönchen ein frühzeitiges Altern überhaupt oft vorkam, sei es daß die Gesuudheitsverhältnisse in der Abtei minder gute gewesen waren, sei es daß die geistlichen Sühne eines Abtes Maximilian (Prechtl) sich Uber das Schicksal der Säkularisation besonders grämten". Indem auch dieser prächtige Abt, ein Greis von 76 Jahren, sich für den Wiedereintritt in »einem Stift ausspricht, desgleichen ein vierter Michelfelder Konventual, P. Heinrich Bauer, derzeit Pfarrer ins Ensdorf, sich bereit erklärt, bei Erneuerung des Stiftes Ensdorf einzutreten, stellen die verhältnismäßig wenigen noch lebenden Michelfelder Benediktiner ihrem Klostergeist ein gutes Zeugnis aus. — 3 O.A.W.Vergl. die sehr merkwürdige Schrift von Gg. L i n k : Hundertjähriges Wiesen- und Leidensbuch (736 S.) einen Streit mit dem Haus Löwenstein um eine Pfarrwiese betreffend! S.77 wird erzählt: Der letzte Neustadter Abt Johann Weigand, gest. am 26.11.1818, besuchte wenige Jahre vor seinem Heimgange in die bessere W e l t sein ihm so lieb gewordenes Mutter-



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Das Ordinariat Augsburg gibt eine rein schematische Zusammenstellung der Exbenediktiner, die unbedingt oder bedingt für den Eintritt oder gegen denselben sich aussprechen. Es fügt bei i Von den 106 in der Diözese Augsburg lebenden Benediktinern, die 24 verschiedenen Klöstern des In- und Auslandes angehörten,, sind 45 gegen den Eintritt, 36 bedingt und 4 unbedingt für die Rückkehr ins Kloster. Die 4. Gruppe, 21 an der Zahl, bilden jene, welche wollen und zugleich nicht wollen. Man wird an di& Parabel von der Einladung zum großen Gastmahl erinnert. Jene4 in jedem Fall Bereitwilligen zählen 68, 74, 80 und 45 Jahre. Von ihnen kommen nach Ansicht des Ordinariats nur zwei in Betracht: Der 75jährige, aber noch gesunde Domkapitular P. Karl Nack 1 und P. Basil Miller 2 von Ottobeuren, „den wir wegen seiner wissenschaftlichen Bildung, ausgezeichneten Tätigkeit, seines frommen Lebenswandels und seiner guten Gesundheit zu den Tüchtigsten rechnen. Würde St. Ulrich wieder errichtet, so erhielte dieses in den Benediktinern P. Benedikt Abbt 3 und P. Placidus ldoster. Oftmals hatte er geseufzt: „O wäre ich nur einmal wieder in dem Kloster als ein einfacher Priester!" Es feierte zu Neustadt sein ehemaliger Mitbruder und Leidensgenosse P. Kilian (Staud, der Pfarrer, der besagten Streit um die Wiese anfing) sein Namensfest am Tage unserer hl. Landespatrone. „Hochwürden Gnaden," fragte der Neustadter Benediktiner bei dieser Festesfeier, „hätten Sie in Ihrem Leben auch geglaubt, daß Sie das Kiliansfest einmal in dein Neustadter H ü h n e r s t a l l mitfeiern würden?" Der Abt antwortete: „Ich habe viel geglaubt und mußt» alle Tage mehr glauben, das habe ich mir nicht träumen lassen; heute sehe ich es." — Der im obigen Text erwähnte P. Franz Kraus hatte sich übrigens schon am 29. IV. 1817 an den Hl. Stuhl gewandt um Wiederherstellung der Abtei Neustadt und er war am 2. VII. 1817 von Pius VII. einer sehr gnädigen Antwort gewürdigt worden. Nur in der Hoffnung auf Neustadts Wiederherstellung ließ ei sich 1830 vom Eintritt in Metten abhalten und noch 1837 verkündigte er in seiner Predigt bei Wiederherstellung der Abteikirche seine Hoffnung. Seine Hoffnung nahm er mit sich ins Grab am 29. XI. 1847. Um 1870 bot Fürst Löwenstein-Wertlieim-Rosenberg die beiden Klosterbesitzungen von Brembach und Neustadt dem Papste an. Längst waren die alten Mönche tot. Und eben war wieder eine mönchsfeindliche Zeit. Der Papst überließ das Vermögen der Klöster dem fürstlichen Hause als Geschenk (Link, Klosterbuch der Diözese Wiirzburg, Bd. 1, S. 199 ff. und das obengenannte Buch desselben Verfassers, S. 7 f.). — 1 P. Karl Nack von Neresheim machte 1769 sein Noviziat unter dem berüchtigten Aufklärer P. Benedikt M. Werkmeister, was naturgemäß nicht ganz ohne Einfluß auf ihn bleiben konnte. Werkmeister bewirkte 1786 dessen Berufung an die Hofkapelle Karl Eugens in Stuttgart. Doch paßte der stille Charakter des frommen Ordensmannes nicht zu dem rauschenden Hofleben und so kehrte er 1787 wieder in sein Kloster zurück. N achdem er viele eineinflußreiche Stellen im Stift bekleidet hatte, erfolgte dessen Aufhebung. Der neue Besitzer, Fürst Karl Anselm von T h u m und Taxis, verwandelte es in ein Lyzeum (Carolinum), in dem auch Nack mit andern dafür tauglichen Mitbrüdern zum Lehramt berufen wurde. Nach dessen Auflösung im J a h r e 1806 wurde er Pfarrer in Druisheim (1807), 1821 wurde er ins Domkapitel zu Augsburg berufen und starb dort am 8. VII 1828, hoch geachtet (Sägmüller, Die kirchliche Aufklärung am Hofe Karl Eugens, S. 131 ff.). — * P. Basil Miller, 1803 der Benjamin des Stifts Ottobeuren und doch dessen treuester Wächter, bis es 1834 an die Abtei St. Stephan kam. E r starb zu Mussenhausen bei Mindelheim am 2. VII. 1844 (Scheglmann III!, S. 648). — 8 P.Benedikt Abbt, geb. 3. XI. 1787, war Professor der Philosophie und Theologie in seinem Stift bis zur Aufhebung, 1804/10 und wiederum 1814/47 Pfarrer bei St. Ulrich und verdiente sich als Abgeordneter die Anerkennung des Monarchen sowie des Papstes Pius VII. Er hing so am Orden und an seinem Stift, daß er bis zu seinem Tode (1847) den Habit trug und die erfolgte Ernennung zum Domkapitular des Bistums Augsburg nicht annahm, um sich von seinem lieben St. Ulrich nicht trennen zu müssen (Lindner, Die Schriftsteller des Benediktinerordens II, 133). Vergl. Bergsträßer, Vor-

— 43 — B r a u n 1 physisch gesunde, sittlich gute und wissenschaftlich gebildete Männer. Sie führen wichtige Gründe für die Wiederherstellung von St. Ulrich an. Im übrigen gibt das Ordinariat noch der Hoffnung Ausdruck, daß es an tüchtigem Nachwuchs nicht fehlen werde, wenn einmal die neuen Klöster bekannt, die nötigen Mittel für den Unterhalt beschafft, und die geeigneten Änderungen in der Ordensverfassung getroffen wären. Das Ordinariat Eichstätt veranlaßte ebenfalls alle in der Diözese lebenden Exbenediktiner zu einer Erklärung mit Ausnahme des 73 jährigen, ganz gebrechlichen P . J o s e p h Raumer, einstigen Priors von Plankstetten. In der nicht stattlichen Liste von 8 Konventualen {darunter je 3 aus Plankstetten und Scheyern) wird insbesondere der 67jährige kgl. geistl. Rat, Dekan und Stadtpfarrer von Wemding, P . Gabriel Knogler 2 aus Scheyern, hervorgehoben. E r wird bezeichnet als Mitglied gelehrter Gesellschaften, vieljähriger öffentlicher Professor, als ein in aller Hinsicht vortrefflicher Mann. •Seine Erklärung, ein sorgsames Abwägen aller Gründe für und wider, ist eine der längsten von allen, wie sie einliefen; er kann •sich noch nicht entscheiden. Aus 77 Antwortschreihen bezeichnet das Ordinariat MünchenFreising 9 derart, daß sie einige Hoffnung erwecken. Darunter wird der Prälat Benedikt Werner von Weltenburg 8 genannt. E r beschichte der Zentruinspartei, S . 40 f. — 1 P . Placidus ISraun, geboren 11. I I . 1756, fand als Sängerknabe den W e g zum Studium, trat 1775 in St. Ulrich ein, und entwickelte als Bibliothekar und Archivar eine unübertroffene praktische und literarische Tätigkeit. Welcher Schlag mußte für solch einen Mann die Säkularisation und die Zertrümmerung einer Bibliothek sein, die er wie kein anderer sein nennen konnte! Die ihm geinachten ehrenvollen Anträge lehnte er ab. E r blieb bei St. Ulrich und bezog eine Wohnung nahe dem Stift. 1808 wurde er ordentliches auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Nach München zu eilen konnte er sich nicht entschließen. E r widmete sich nun der Erforschung er Geschichte des Bistums Augsburg. Dabei blieb er ein peinlich gewissenhafter Ordensinann, ein seeleneifriger| Priester. 1829 beging er still seine Sekundiz. Ein Leiden, das er mit seiner rastlosen Bibliotheksarbeit sich schon früh im Keim zugezogen, warf ihn aufs letzte Krankenlager. Kr starb am 23. X . 1829. In der Kukulle, dem Chorkleid des Ordens, wollte er begraben werden. Die Stiftskirche von St. Ulrich und die Armen Augsburgs beider Konfessionen wurden seine Erben (Lindner, a. a. O., S. 124 ff.). — * P . Gabriel Knogler, geb. 1. I. 1759 in Pfaffenhofen, erhielt den ersten Unterricht in Scheyern, machte 1777 Profeß, wurde zur Ausbildung nach Ingolstadt geschickt und 1783 geweiht. Erst Kooperator, wurde er 1784 Professor der 3. Grainmatikklasse in Freising, 1786 Professor der Physik und Mathematik in Amberg, wo er den Blitzableiter auf der Mariahilfbergkirche setzte. 1792 kam er als Moralprofessor nach Neuburg, 1794 als Professor für Mathematik S. Religionsfreund 1828, S. 371. — * BMR. — 5 RKM/ die Antworten der Exbenediktiner.

— 47 — H . B. Ordinariates vom 3. Dezember habe ich die Ehre gehorsamst zu erwidern, daß sowohl meine kränklichen Umstände, weswegen ich schon vor 24 Jahren meine Pfarrei zu Hettigebeuern in der ehemaligen Mainzer, nun Bruchsalischen Diözese auf ausdrückliche Anordnung meines Arztes verlassen mußte, als auch mein vorgerücktes Alter, indem ich mich in meinem 56. Lebensjahre befinde, mir es nicht gestatten, in den Klosterverband zurückzutreten, da hiezu tätige, keine invalide Mitglieder erfordert werden. In Betreff meines Konfraters Gregor Sibin, der an Gicht darniederliegt und kein Glied rühren, also durchaus nicht sich selbst schriftlich erklären kann, soll ich auf sein Verlangen Einem H. B. Qrdinariate berichten, daß er 73 Jahre alt und fast ununterbrochen an Gicht leide und wenigstens die Hälfte des Jahres im Krankenbette zubringen müsse und kein Glied bewegen könne, woraus das H. B. Ordinariat ersehen werde, daß er seines innigsten Wunsches ohnerachtet sich untauglich fühle, klösterlichen Verbindlichkeiten zu entsprechen. Aschaffenburg, den 9. Dezember 1826 1 . — P. Michael Niklas vom Stift Andechs, Pfarrer in Arnbach, entschuldigte die Verzögerung seiner Antwort mit deiL vielen sich sehr kreuzenden Berufsgeschäften. Oft war, schreibt er, in der Zwischenzeit der Rücktritt bei mir Gegenstand reifer Überlegung und immer fühlte ich am Ende mehr Geneigtheit und bin also ganz dazu entschlossen (s. S. 45). Aber er stellt noch seine Fragen nach dem Ort, den Lebensverhältnissen, der Verfassung. Für den Fall der Verwirklichung seines Wunsches, d. h. seines Eintritts, ersucht er, daß ihm der Abzug von der Pfarrei mit Ende des kanonischen Jahres bewilligt werde 2 . — P. Ulrich v. Tein, Pfarrer in Zehl, Dekanat Cham (gestorben 4. September 1852 in Untergünzburg) schreibt: Den Geist Benedikts, der mich vor 33 Jahren in die Andezensisc.he Zelle trieb, haben 22 Jahre des freien Wehens nicht verweht und ihn würde die Aufforderung zum Wiedereintritt in den Klosterverband von neuem mächtig angefacht haben, schiene sie mir nicht zu allgemein um ihr unbedingt folgen zu können. W a s ich an meiner Stätte des beschaulich-tätigen Lebens verloren habe, fühle nur ich. W a s hinter den Ausdrücken „Beförderung seelsorglicher und wissenschaftlicher Zwecke" gefunden wird, kann nur geahnt, nicht bestimmt werden. Daher rät natürliche Klugheit, vorerst zu prüfen, ehe ein Entschluß geäußert wird, der bis ans Grab und noch jenseits mit Reue martern könnte . . . — P. Magnus Brenneisen vom gleichen Stift gedenkt in seinen 1 Im Auftrag des Würzburger Ordinariates vom 20. November 1826 gab Pfarrer J. Faulhaber von Amorbach am 27. November 1826 Auskunft über 12 noch lebende Konventualen von Amorbach, die er mit Ausnahme eines einzigen günstig beurteilt. Die beiden Genannten nennt er sehr geschätzte Geistliche. Da 8 von den Kontentualen im Badischen, nur 4 in Bayern lebten, erging nur an letztere die Aufforderung, sich über den Wiedereintritt in den Orden zu erklären (OAW). — 2 Wo nicht weiteres bemerkt ist, liegen die Antworten der Exbenediktiner in der Registratur des Ministeriums für Unterricht und Kultus.

— 48 — ihm so lieben und teuren seelsorgerlichen Verhältnissen auf Pfarrei W a n g so lange zu verbleiben als ihm Gott durch seine Gnade geistige und physische Kräfte verleiht 1 . — Petrus (P. Innozenz) Reindl von Aspach, bei der Aufhebung Prior, betrachtet sich als unbrauchbares Glied eines Klosters, da er bei innner zunehmender Schwäche der Augen in Gefahr steht, sein Augenlicht gänzlich zu verlieren, wovon nur ein dunkler Schein mehr vorhanden 2 . — Abt Dominikus Weinberger von Attel 3 schreibt: „Ich bin ein Mann von 72 Jahren, gebrechlich, ein Invalide, und nicht mehr für den Dienst zur Seelsorge und wissenschaftlichen Zwecken, folglich zu einem aktiven Mitglied eines Klosterverbandes nicht mehr geeignet." Der Chronist der letzten Atteler Mönche, P. Maurus Dietl, gibt kurze Lebensskizzen von 18 Mitbrädern, die 1803 noch lebten; 1826 waren davon noch sechs am Leben, er selbst 1 E r starb erat 1860 als Kominorant in Kraiburg, als letzter der Andechser Benediktiner. 1803 zählte das Stift 28 Patres, 1826 lebten nachweislich noch 12 (nach Scheglmann). — 4 Er starb als Kominorant in P f a r r k i r c h e n 1833. Der letzte seines Stifts, Bernhard Senft, starb am 3.1.1851 in Neu Otting. Der Abt von Aspach, A m a n d Arnold, ein edler Mann, verlor ob dem Schlag von 1803 den Verstand u n d starb am 23. IV. 1834. 1803 lebten 20 Patres, 1826 noch 11 (Krick, Die ehemaligen Klöster des Bistums P a s s a u , S. 89 ff.). — 3 Vergl. die Chronik des Freisinger Schem a t i s m u s zum Korbiniansjubiläum in Freising 1824: „Die zur A b h a l t u n g infulierter Ä m t e r eingeladenen vormaligen Äbte von Attel, Dietramszell und W e l t e n b u r g h a t t e n hohen Alters und Kränklichkeit halber diese E i n l a d u n g ablehnen müssen." Der klösterliche Geist war in Attel bis zum Schluß vorzüglich. Nach Dietls Manuskript (Denkmal der Erinnerung) fand die Aufhebungskommission auch W i r t s c h a f t u n d Finanzen in bestem Stande. Abt Dominikus wußte sein Stift schuldenfrei zu e r h a l t e n , obwohl es vom 29. November 1800 bis zum folgenden April einen Schaden von 13000 fl. erlitt. E r selbst schilderte der kurfürstlichen GeneralL a n d e s d i r e k t i o n in Klostersachen mit folgendem: „Ich war vor 15 J a h r e n zum Abt gewählt, in einem Zeitpunkte, wo das Kloster in der äußersten A r m u t und Not sich befand. Kein Geld war da, kein Getreid; das Brot, das wir aßen, und der T r u n k , deu wir genossen, war nicht unser, war dem gütigen Creditor noch nicht bezahlt. Schulden über Schulden bei allen Ämtern und ohne alle Zahlungsmittel. Mit einer rastlosen und vielleicht beispiellosen persönlichen Anstrengung gab ich der traurigen L a g e den unerwartesten Umschwung. Ich f ü h r t e der erste in dieser Gegend den Kleebau und die S t a l l f ü t t e r u n g ein, hob die Brache auf, und bald h a t t e n wir eigenes Brot, womit alle Schulden getilgt worden. — Ich kultivierte eine P f ü t z e und wandelte sie in Feld- und Wiesgruud um, der allein 2—4000 fl. wert ist, und da man ehevor zu Attel H e u und H a b e r k a u f t e , so war ich jetzt durch viele K u l t u r in den Stand gesetzt, von beiden Artikeln etwas zu verkaufen. Nicht g e n u g ! Ich h a t t e eine schöne Kevenue f ü r meine mensa abbatialis, die zu meiner Disposition s t a n d ; ich gab sie aber der Klosterkasse und genoß keinen Heller davon. — Ich erhielt seit 1798 als Prälatensteuerer zum jährlichen Salarium über alle Ausgaben noch 249 11. Auch diese verwendete ich ganz allein für das Kloster, alles opferte ich f ü r das Wohl desselben. Es ist eine sichtliche Wahrheit, wenn ich sage: Alles, w a s Attel vom Wohlstande zeigt und hat, v e r d a n k t es meinen Anstrengungen; das bezeugen alle Kloster Individuen, das beweisen alle Rechnungen, das bestätigen die mannigfachen Verbesserungen in und außer dein Hause, in den Feldern, Wiesen, Teichen und Gräben. Leider daß ich darüber meine Gesundheit verlor, ich, der ich keine K r a n k h e i t kannte, bis ich Abt wurde." f f — Ich rettete zwar mein Kloster, gab ihm den alten Wohlstand zurück, brachte alles wieder in Ordnung, worüber die Commissionsakten des H e r r n v.Schieber sprechen; m a c h t e durch K u l t u r eines öden Grundes eine neue Besserting von 1000 fl. Allein, da eben das Stift a u f b l ü h t e , welkte meine Gesundheit zum zweiten Male dahin. Ich bin infirmus und bins durch Arbeiten f ü r das Kloster allein geworden. — Künftighin lebte er den W e r k e n der Gottseligkeit, der Wohltätigkeit und dem Wohl seiner zerstreuten Brüder (siehe S. 33, Aniu. 2).

— 49 — beschloß die Reihe am 19. August 1846. Er hatte 1826 geschrieben: „Ich bin 12 Jahre Pfarrer und Seelenhirt. Meine Schafe folgen mir, sie hören meine Stimme. Dies und meine immer kränkelnde Gesundheit ist die Ursache, warum ich mich nicht mehr entschließen kann sie zu verlassen . . . . U 1 Vom Stift St. Ulrich und Afra in Augsburg 2 bittet der 72jährige, •seit mehreren Jahren an beiden Augen erblindete P. Leonhard Neumayr wenigstens noch um ein Plätzchen, um dort seine Pension zu verzehren, wo er früher die meiste Zeit glücklich und zufrieden zugebracht 3 . — Tief bewegt schreibt P. Placidus Braun: Gott sei Lob und Preis, Seiner Majestät ehrfurchtsvoller Dank für die vorhabende Wiederherstellung des Benediktinerordens, jenes Ordens, dein Bayern sonderheitlich seine Kultur, die christliche Religion, •die Moralisierung der Menschen, die Bildung der Jugend, die Wissenschaften und Künste zu verdanken hat, jenes Ordens, dem ich vou Jugend an ergeben war, von dem mich nicht einmal die gewalttätige Trennung von meinem Stift hat scheiden können, mit dem ich bisher innige Verbindung unterhalten, aus Liebe dessen ich schon lang mein Vaterland würde verlassen haben, wenn nicht der zunehmende Priestermangel, vaterländische Literatur und einige Hoffnung, vielleicht mein Kloster wiederzusehen zurückgehalten hätten. Diese Anhänglichkeit an meinen hl. Orden macht mich nicht nur geneigt in einen klösterlichen Verband zu treten, .sondern regt mich an, wenn ich je als ein Mann von 71 Jahren noch etwas leisten soll können, keine Mühe, keine Arbeit und keine Last zu scheuen und meine noch wenigen Lebenstage zu opfern. Dabei erwarte ich aber Klöster, die a) hinlänglich fungiert, b) nach dem Geist und der Regel des hl. Benedikt wohl 1 P. Maurus Dietl war geb. am 6. IV. 1775 zu Bühel, studierte sieben J a h r e in Benediktbeuern, anfänglich mit geringem Erfolge. Am 17. IV. 1796 machte er Profeli in Attel. Der bekannte P. Ägidius Jais hielt ilim die Primizpredigt und blieb ihm allezeit mit besonderer Liebe zugetan. Riedering, Laferitig, Ohlstadt waren seine .Seelsorgerposten. Infolge teilweiser Taubheit zog er sich 1836 auf dringliche Einladung seines liebsten Freundes und einzigen noch lebenden Mitbruders P. Gerard Pentsberger (s. S. 45) nach Tölz zurück. Er war noch weiterhin schriftstellerisch tätig; so setzte er P. Ägidius Jais ein kleines biographisches Denkmal. Der Schule seines Heimatsortes vermachte er 1000 H., für das erzbischöfliche Knabenseminar zu Freising stiftete er einen Freiplatz (Dietl, Denkmal der Erinnerung). — 2 S t . U l r i c h in A u g s b u r g zählte 1803 25 Konventualen. In die Klostergebäude wurde ein Militärl a z a r e t t gelegt. Um 1806 raffte eine dort ausgebrochene Seuche mehrere Patres im Dienst der Seelsorge hinweg, manche in den besten Jahren. Auch Abt Gregor II. Scheffler fiel ihr zum Opfer. Er war am 23.1.1741 zu Augsburg von armen Eltern geboren. Wohltäter ermöglichten ihm das Studium. 1762 inachte er Profeß. Er wurde in der St. Ulrichspfarrei und in der Seelsorge verwendet, bis ihn am 5. II. 1795 seine MitbrUder zum Abt erwählten. Stetä und in allem war er ein gerader, aufrichtiger Charakter, einfach und sparsam. Sein Todestag ist der 14.1.1806 (Scheglmann III, S. 241 f.). 1826 lebten noch 12 Exkonventualen. Nur zwei sprachen sich unbedingt gegen den Eintritt aus, die Mehrzahl für die Rückkehr nach St. Ulrich (Lindner, Diözesanaichiv f. Schw. 1891, S. 59/60; Schröder, Die Aufhebung von St. Ulrich). — •8 P. Leonhard Neumayr, geb. zu Augsburg am 7. VI. 1754, studierte dortselbst bei den Jesuiten, machte Profeß am 19. V. 1776, lehrte Theologie im Stift, in Freising und i n Salzburg und starb in Augsburg am 8. VII. 1836 (Lindner, Schriftsteller II, 131).

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— 50 — geordnet und diszipliniert, c) von allem äußeren Einfluß auf i n n e r liche Verfassung, Aufnahme, Profession, W a h l der Obern, S t u d i u m und L e h r a r t vollkommen u n a b h ä n g i g sind, weil n u r so die neuen Individuen zum besten der Religion, der Erziehung und des Staates wieder wirksam und heilbringend sein können. Beim A u f l e b e n einiger Klöster wünsche ich nichts Sehnlicheres als daß mein vielfältiges Bestreben f ü r die Wiederherstellung des Klosters S. Ulrich, und A f r a durch S. Majestät bei gegenwärtig günstigem Z e i t p u n k t e huldvollst verwirklicht werde (s. S. 3). W e n n je ein Stift in d e r ganzen Monarchie A u f m e r k s a m k e i t verdient, ist es das von S a n k t Ulrich und A f r a . D e n n hier w a r d durch den M a r t y r e r t o d der hl. A f r a und anderer das Christentum gepflanzt, hier p r a n g t e zuerst die Kreuzesfahne, hier w a r d das Augsburgische Bistum gegründet, die erste Kathedrale gebaut und der bischöfliche Sitz, errichtet, hier ist die Ruhestätte so vieler heiliger Märtyrer u n d Bischöfe, hier blühten u n d wirkten bei 12 J a h r h u n d e r t e religiöse Institute, nämlich 400 die K a n o n i k e r und 800 die Benediktiner,, welch letztere ihre G r ü n d u n g und ihre E r h a l t u n g der Frömmigkeit, Freigebigkeit und dem mächtigen Schutz der Herzoge von Bayern sehr viel zu v e r d a n k e n hatten 1 . — P. Thosso Roth 2 ausaemselben Stift hat „mit wahrem V e r g n ü g e n " die A u f f o r d e r u n g gelesen, will aber, bevor er sich entscheidet, das ubi, qiiomodor quibus auxiliis abwarten. D a s Erlebte macht ihn bedenklich: die geschlagene W u n d e mit ihren Folgen ist vernarbt, aber nicht vergessen. E r schreibt: „Es sind am verflossenen 31. Okt. (1826) g e r a d e 20 J a h r e , als ich, der ietzte aus unserm ehemaligen Reichsstift, nachdem ich von der Regierung b e a u f t r a g t ward f ü r das ganze weitläufige G e b ä u d e und alles darin Enthaltene Sorge zu tragen, u n d zwar mit Verantwortlichkeit, durch das Kriegskommissariat plötzlich abends 5 U h r zur D a n k b a r k e i t auf die inhumanste Weise hinausgeschafft wurde. D a nun dieser verruchte D ä m o n der Zeit besonders gegen Mönche noch nicht dorthin, von wo er ausgegangen, verb a n n t worden ist, so will ich das weitere mit Weile abwarten." Vom Kloster Benediktbeuern 3 läßt sich P . W o l f g a n g Vitzthum folgendermaßen vernehmen: Ich bin, solange mein Stift B. bestanden 1 Zu S. 43, Anm. 1 finde hier noch ein Urteil Hormayrs seine Stelle: „Brauns starre Anhänglichkeit an das Kloster und die Kirche von St. Ulrich, und seine Unfähigkeit zu irgend einer bleibenden Freude, da St. Ulrich nicht mehr vollständig' herzustellen war, hatte etwas ungemein Rührendes und wahrhaft Großartiges. Sein Gedächtnis wird nicht vergessen in den Gemütern aller, die ihn kannten, und die einen Sinn und Herz haben für seinen gefühlvollen Ernst und für seinen festen, redlichen, gegen allen Tand dieses Lebens uneigennützigen Sinn" (Lindner, Schriftsteller II, 129). — 2 S. Schröder a. a. O., S. 114. P. Thosso Roth, geb.l. II. 1772 zu Nassenbeuren, Profeß 9. XII. 93, wird 1823/37 im Schematismus der Münchener Erzdiözese als Domvikar, später nur mehr als Exbenediktiner geführt. Er starb am 26. XII. 1843. — 8 Von der Abtei Michelsberg in B a m b e r g lebten nach Scheglmann 1803 21 Mönche, 1826 nur noch 4. Ihre Antworten sind zurzeit nicht aufzufinden. — Ebensowenig jene der B a n z e r Konventualen; 1803 zählte man 22 Patres, 1826 lebten mindestens noch fünf. In Banz herrschte reges wissenschaftliches Leisen. Lindner führt unter den



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l a t , stets der zufriedenste Benediktiner gewesen, so zwar, daß ich meine Zufriedenheit manchmal selbst vor meinen Seminaristen, -deren Vorstand und Regens ich mehrere Jahre gewesen bin, nicht bergen konnte; welch meine Äußerung vielleicht auch in vielen ihre Neigung zum klösterlichen Leben noch mehr entflammt haben mochte; denn es war wohl kaum ein Jahr, in welchem nicht einige aus meinem Seminar in verschiedene Klöster getreten sind. D a ich nun aber seit Aufhebung meines Stiftes schon sehr weit an Jahren vorgerückt bin und meine körperlichen Gebrechen indes •so zugenommen haben, daß mir eigene Pflege höchst notwendig ist, und ich ungeachtet dessen noch einen kleinen Wirkungskreis habe, so kann ich mich auf ein gemeinschaftliches Zusammensein oder klösterliches Leben unmöglich mehr verstehen. Denn dazu -sind gesunde, noch rüstige und recht geistige Ordensmänuer höchst notwendig 1 . — P. Joseph M. Wagner' 2 will wieder eintreten, wenn Benediktbeuern wieder hergestellt wird und seine Mitbrüder zurück-

letzten Benediktinern 15 als Schriftsteller auf. Besonders auch Mathematik' und die Naturwissenschaften blühten. Der Plan, durch Umschaffung des Klosters zu einer deutschen und lateinischen Vorbereitungsschule, durch Gründung einer Lehrerbildungsanstalt, durch gemeinnützige Unternehmungen der drohenden Säkularisation vorzubeugen, schlug fehl. Akte barbarischer Bilderstürmerei, Verschleuderung und Vernichtung von Büchern, Wert- und Sammlungsgegenständen sollten Banz nicht erspart bleiben. Die Naturaliensammlung von europäischem Ruf sowie das physikalische Kabinett kamen nach.Bamberg. Von dem nach München überwiesenen Münzkabinett sagte der üumismatiker Streber (s.S. 37): Bezüglich der modernen Münzen ist die Banzer Sammlung die wichtigste im Münchener Kabinett, so daß es oft scheint, als hätte der Sammler es darauf angelegt, die großen Lücken der hiesigeu Münzsammlung durch die seinige ausfüllen zu wollen (s. Lindner und Scheglmann a. a. O.; Favreau-Theodori, Kloster Banz, S. 64 ff.). — 1 P. Wolfgang Vitzthum von B e n e d i k t b e u e r n , geb.zu Illkofen am 17.XI. 1760, studierte in Mallersdorf, Kohr, St. Emmeram, machte in Benediktbeuern Profeß am 18. XI. 1781, war Professor u n d Regens am Konvikt, auch Chorregent. 1805/08 wirkte er als Lehrer am Gymna.siuni in Salzburg und erwarb den Doktorgrad. Ein Leberleiden zwang ihn zur Aufgabe des Lehrberufs. Wir finden ihn dann in der Seelsorge in Neumarkt (bei Salzburg), Salzburg, Jachenau und Benediktbeuern. Auch in München, wohin er 1818 zog, wirkte er noch als Prediger und Beichtvater wie als Präses der sog. größeren lateinischen Kongregation. Er starb am Typhus am 21.11.1327. Hohes Lob spendet ihm als Erzieher Bischof Wittmaun, wenn er schreibt: „Am 28. September 1798 nahm ich im Kloster Benediktbeuern Einkehr und erlebte dort angenehme Tage. Herr, ich danke dir, daß du mir endlich einen Mann gezeigt hast, durch den du die Herzen der jungen Leute an dich ziehst. Es ist P. Wolfgang Vitzthum, Seminarvorstand, ein Mann, zwar mager und bleich, aber voll Offenheit und Frische des Geistes." Und von den Beispielen heiligmäßigen Lebens unter der dortigen studierenden Jugend erbaut, rief er a u s : „Gepriesen sei Gott unser Herr, der sich •durch ein Wunder solche Gefäße schafft" (Lindner, Profeßbueli von Benediktbeuern, S. 110 ff.). — ,J P. Joseph M. Wagner, geb. am 23. IX. 1770 zu Thierhaupten, studierte in München, dann in Benediktbeuern, machte Profeß 23. X. 1791, war Präfekt und Professor am Konvikt, lehrte Rhetorik am Gymnasium in Ingolstadt, Mathematik in Salzburg (1803/1810), leitete 1811/13 für Utzschneider, der 1805 das Kloster Benediktbeuern gekauft hatte, die Ökonomie dortselbst und gab ihm auch höheren mathematischen Unterricht. 1817 übernahm er die Pfarrei Peißenberg; dann wurde er der erste Inspektor des Knabenseminars in Freising und opferte ihm alle seine Ersparnisse una physikalischen Instrumente, lehrte später am dortigen Lyzeum Mathematik und Physik und vergaß trotz aller Arbeit auch nicht auf die Seelsorge. E r starb am 30. X. 183-1. — Von den 35 Patres des Stifts vom J a h r 1803 erlebten 13 den Aufruf von 1826. Unter .den 12 vorliegenden Antworten lauten 7 bedingt für den Eintritt bezw. unentschieden, 5 dagegen. Benediktiner dortselbst war auch -der spätere Professor und Domkapitular Dr. Alois Buchner. Geb. am 20. IV. 1783,

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— 52 — kehren. Er schreibt weiter: Vom 12. Oktober 1794, meinem Primiztag, bis heute habe ich meine Zeit teils der Wissenschaft,, der höheren und niederen, und der Lehrtätigkeit im Seminar zu Benediktbeuern, am akademischen Gymnasium zu Ingolstadt, an der Universität Salzburg zugewendet, teils der Seelsorge und bin nun zur Seminarinspektion nach Freising berufen. Er fragt sich bezw. die oberhirtliche Stelle: Was soll ich tun? Gleichzeitig rührend und humorvoll klingt der lange lateinische Bericht des P. Maurus Schub aus Ensdorf: Bin 70 Jahre, Geiste» und Körperkraft ist gebrochen, das Gedächtnis schwindet, Gesicht und Gehörsinn sind geschwächt, Haare, Zähne, Körperwärme, alles geht dahin. Zum Gemeinschaftsleben und jeglicher Arbeit unbrauchbar, brauchte ich stete Dispensen und eigene Pflege. Ich würde der Kommunität zur Last und umgekehrt fiele mir Altem das rührige Leben der Jungen oft lästig. Noch leben 11 meiner Geschwister, an die ich gebunden bin und die mich eben ertragen müssen1. — trat er 1799 ins Kloster ein, machte das Noviziat in Rott, konnte aber nach dessen Vollendung nicht Profeß machen, weil er das erforderliche Alter von 21 J a h r e n noch nicht erreicht hatte. In der Wartezeit überraschte ihn die Säkularisation. I m Herzen aber blieb er Benediktiner, pflegte insbesondere Verkehr mit Fr. Joseph Fuchs von Tegernsee. Mit ihm war er in Landshut Sailerschiiler und nahm von letzterem das Ferment starken katholischen Geistes mit ins Leben. 1824/27 war Buchner Professor der Dogmatik in Würzburg. Indem das dortige Ordinariat den Aufruf von 1826 nur an die Exbenediktiner von Klöstern der Diözese ergehen ließ, erhielt Buchner keine Gelegenheit zur Äußerung. 1827/38 Universitätsprofessor in München, dann Domkapitular in Passau, starb er am 29. VIII. 1869 als der letzte aller Exbenediktiner, denn so dürfen wir ihn wohl nennen, obwohl die Zeitverhältnisse ihn nicht zur Profeß gelangen ließen (Lindner, Profeßbuch von Benediktbeuern). — Es erübrigt noch kurz zu bemerken, daß in dem sterbenden Benediktbeuern ein vorzüglicher religiös klösterlicher Geist herrschte, daß seinen Religiösen besonders ein starker Drang zu seelsorgerlicher Arbeit innewohnte, — wohl die Frucht des Wirkens von P. Ägidius Jais — und daß nach 1803 außer Alois Buchner noch zwei Konventualen an Universitäten, zwei weitere an Lyzeen wirkten. — Etwas auffallend ist, daß von 7 Stimmen aus D e g g i n g e n sich 6 entschieden gegen den Wiedereintritt aussprechen. Deggingen (bei Nördlingen) war bei der Aufhebung dem fürstl. H a u s Öttingen-Wallerstein zugesprochen worden. Im Wortlaut liegen obige Erklärungen nicht vor. — Desgleichen nicht jene der Exkonventualen aus Hl. Kreuz in D o n a u w ö r t h : 19 überlebten dieses sterbende Stift. 1826 erklärten sich von 9 noch Lebenden 4 in bedingter Weise für den Wiedereintritt in Hl. Kreuz, darunter der verdiente Abt Zölestin Königsdorfer (s. S. 33, Anm. 1). Auch Hl. Kreuz war an das oben genannte fürstliche Haus gefallen (Lindner, Mitteilungen des hist. Vereins für Donauwörth 1891, S. 31 ff.). — E 1 c h i n g e n zählte 1803 24 Mönche, die 8 Antworten von 1826 lauteten: 4 für den Eintritt (bedingt oder unbedingt) 4 dagegen. Ein Mönch, P. Roman Mittich, war 1803 zu den Schotten in Wien übergetreten und wirkte in der Seelsorge (f 1841). Des P. Petrus Martin Bemühungen um Elchingens Erneuerung wurden oben (S. 24) erwähnt. Unbedingt für den Wiedereintritt hatte sich P. Julian Edelmann ausgesprochen, ein wahrhaft edler Charakter, der, wie er selbst sagte, 3 K seine ganze Sorge weihte: der Kirche, den Kindern und den Kranken. Ein Fiißiibel zwang ihn 36 J a h r e lang am Stock zu gehen. Noch bei seiner Sekundiz, wo er ergreifend über das Nunc dimittis sprach, gab er seinem Wunsch nach Elchingens Wiedererstehung Ausdruck Das J a h r darauf starb er, am 18.1.1835 (Scheglmann III,, S. 328 ff.). — 1 P. Maurus Schub von E n s d o r f , geb. zu Schneeberg am 17. IX. 1756, Profeß 28. X. 1778, „eine schlanke Gestalt", versah bis 1812 die auf 40 Ortschaften verstreute Pfarrei Vilshofen und erschöpfte dabei K r a f t und Gesundheit. Dann zog er sich als Pensionär in sein liebes Ensdorf zurück, wo er am 29. IX. 1844 starb. Er hinterließ eine seit 50 Jahren von ihm selbst angelegte, sehr wertvolle Insektensammlung. Seinen Geschwistern und deren Kindern vermachte er 500 fl., wobei auf jedes 13 fl. 30 kr. fielen. Ein gesundes Ge-

— 53 — P. Stephan Göz, ebenfalls aus Ensdorf, schreibt: Zum Eintritt in ein fremdes Kloster unter Vorständen und Brüdern, deren Charakter mir völlig unbekaunt, kann ich mich vorläufig um so weniger entschließen, weil davon die ganze Lage meiner noch übrigen Lebenstage abhängt 1 . — P. Joseph Moritz aus dem gleichen Stift läßt sich vernehmen: Sollte mein Kloster im Regenkreis, das die Grabstätte des Stammvaters des glorreich regierenden königlichen Hauses bewahrt, wiederhergestellt werden, so halte ich es sogar für meine Pflicht wieder dahin zurückzukehren. — Wenn nicht, so bittet er sich die Wahl eines bereits wiederhergestellten und zweckmäßig eingerichteten Klosters aus 2 . P. Otmar Weiß aus Ettal schreibt: Nur mit Tränen in den Augen verließ ich die stille Zelle des geliebten Ettal wie Agar einst Abrahams Hütte. Mit unaussprechlicher Wonne, mehr als J a k o b bei der Rückkehr ins Vaterhaus, will ich wieder Ettals friedliche Schwelle küssen 3 . — Von P. Gallus Krinner, ebenfalls aus Ettal, lautet der Bericht: Der U. folgte ganz seinem Beruf, als er 1790 ins Kloster trat. Er widmete sich in diesem ganz der Seelsorge und den Wissenschaften und schmeichelte sich, in seinem selbst gewählten Stand glücklich zu leben. Allein sein Gesundheitszustand fing nach wenigen Jahren immer mehr zu wanken an und er litt so sehr zwischen den vier Mauern, daß er auf Anraten des klösterlichen und anderer Ärzte die päpstliche Dispens zum Austritt aus dem Kloster nachgesucht haben würde, wenn nicht gerade in dein nämlichen Moment die Aufhebung des Klosters eingetreten wäre und er dadurch seine Freiheit ohnehin wieder erlangt hätte. Mit dieser letzteren erhielt er auch bald seine Gesundheit wieder und er beschäftigt sich täglich noch mit seelsorgerlicher Aushilfe und mit dem Unterricht der Jugend in der lateinischen und deutschen Sprache soviel es seine Alterskräfte gestatten . . . Wegen Erhaltung seiner Gesundheit und da es ihm an dem Augenlicht zu gebrechen anfängt und sich öfters eine schlecht! Seine Papiere sind im Besitze des H. Schub, Eisenwarenhändlers in Viechtach, der sie dem Verfasser gütigst zur Verfügung stellte (Schfglmann III,, S. 375). — > P. Stephan Göz, geb zu Traunfeld am 10. XII. 1778, Profeß 22. XII. 1799, versah die Pfarrei Ensdorf, wurde 1811 durch die Regierung zum „Hüttenfaktor" von Leidersdorf ernannt und versah dies Amt im ehemaligen Klostergut mit Geschick bis 1844, schrieb eine Geschichte des Klosters Ensdorf von 1766 und 1795 und starb zu Rieden 1855 (Scheglmann III,, S. 379;. — 2 Siehe S. 45, Anm. 1. Man mag bei seiner und etwa auch seines Bruders Anselm gelehrsamer Tätigkeit an ein Nachklingen der großen wissenschaftlichen Bewegung denken, die sich an den Namen des Ensdorfer Abtes Anselm Desing knüpft (1699—1772), vergleichbar jener des Prälaten Frobenius Forster von St. Emmeram (s. Ildefons Stegmann, Anselm Desing). Ein schöner Zug in P. Moritz Antwort ist der Sinn für Pietät und die Liebe zum Herrscherhaus, die Anhänglichkeit an die Wittelsbacher Gruft in Ensdorf, während die Dynastie selbst 1803 hier wie anderswo völlig auf die Gräber der Ahnen vergaß. Die Antwort von P. Anselm Moritz lautet ähnlich wie die des Bruders. Noch 2 weitere Ensdorfer bekennen sich zum Stift; vom Halbbruder der genannten Moritz, P. Gregor Asmus, liegt eine Antwort nicht vor. Das war der Rest des 1803 18 Mitglieder zählenden Konvents. — 3 P. Otmar Weiß aus E t t a l , s. S. 44, Anm. 3.

— 54 — schmerzliche Arthritis seiner Glieder bemächtigt, kann er sich zum Eintritt nicht entschließen 1 . Bedenklich klingt, was P. Heinrich (Joseph) Baumann von Frauenzell schreibt: Da der Klostergeist des hl. Vaters Benedikt ziemlich verraucht ist, so ist weder Lust noch Wunsch, zumal in den 55er Jahren, zum Rücktritt 2 . Von P. Basil Sinner aus dein Stift St. Magnus in Füssen lief der Bescheid ein, er könne keine Erklärung abgeben, weil er unbrauchbar und im Zustand eines Kindes sei 3 . P. Gregor Frischeisen von Mallersdorf 4 erklärt: Obwohl er die seligsten Tage im Kloster durchlebt und sich nur mit bangem Herzen der Auflösung erinnern kann, wird er sich doch nie mehr zum Eintritt entschließen. Die Gründe sind: Gesundheit, Alter, Unkenntnis der Verhältnisse und der künftigen Mitbrüder. Wie sprechen sich Mettens 5 Konventualen aus? P. Roman Raith, der späterhin mit P. Ildefons Nebauer von Andechs das Stift wieder eröffnen sollte, war zunächst noch sehr unschlüssig. Er schreibt: Mit der Säkularisation ist meine Liebe zum Klosterleben nicht erloschen. Meine Absicht war immer, nach den Regeln des hl. Benedikt Gott zu dienen und nebst diesem die Seelsorge zu üben und mich in den Wissenschaften auszubilden. D a aber Wissenschaft und Seelsorge Hauptzweck werden soll und Regeln, Statuten, Chorgesang vermutlich eine Änderung erhalten werden, i P. Gallus Krinner aus Tölz, geb. am 11. IV. 1768, Profeß 23. X. 1791, gestorben in Miesbach 7.1. 1827. — Ettals Konvent zählte 1803 26 Patres, 1826 waren noch 10 nachweislich am Leben; von 9 vorliegenden Antworten waren 2 für Ettal, die übrigen lehnten ab. — Europäischen Ruf hatte einst Ettals allerdings kurzlebige Ritterakademie (1711—1744) genossen (Lindner, Album Ettalense, S. 287 ff.; Kaiuz, Die Ritterakademie zu Ettal). — 2 P. Heinrich Baumann von F r a u e n z e l l , geb. am 25. II. 1770, war erst auf verschiedenen Klosterpfarreien tätig, 1799—1803 Ökonom, dann Administrator bis zum Verkauf, 1809 Armeeprediger bei der 2. Division, er wurde 1810 Pfarrer zu Köstlarn, 1824 zu Beutelsbach (RKM). — Nach Scheglmann galt Frauenzell besonders in der letzten Zeit als eine Musterschule für Ökonomie und als eine Pflegstätte von Kunst und Wissenschaft, der die Mönche beseelende Geist war ehrfurchterweckend. 1803 waren ihrer 15, 1826 sprachen sich 2 bedingt für deu Wiedereintritt aus, 4 dagegen; darunter auch P a t e r Bernhard Pangerl, der am 27. III. 1863 als bischüfl. geistl. R a t in Ering starb, ein verehrungswürdiger Priester, der mit zu den letzten Exbenediktinern zählt (Scheglmann III,, S. 41211'.). — 8 Das Stift St. Magnus in F ü s s e n , das 1803 von der Fürstin Wilhelmine von öttingen-Wallerstein aufgehoben wurde, zählte damals 19 Konventualen. Von 6 erklärten 1826 sich 4 unbedingt gegen die Rückkehr, 2 dafür. P. Basil Sinner, geb. 1745, fürstlich Wallerstein'scher Oberbibliothekar, starb am 8. III. 1827 (Lindner, Stud. u. Mitt. 1906, S. 144/45). — Der Personalstand von F u l t e n b a c h betrug 1803 11 Mönche, 1826 war 1 Exkonventual in bedingter Weise für den Wiedereintritt, 1 dagegen. — Das gleiche Resultat bietet I r r s e e , das aber 1803 17 Mönche beherbergte; es liegen nur 2 Erklärungen vor. — Vom Reichsstift K e m p t e n , das 1803 12 Kapitulare besaß — die hochadelig sein und 16 Ahnen beschwören mußten — verlautbarte 1826 nichts (Scheglmann III,, S. 434 ff). — 4 P. Gregor Frischeisen aus Wasserburg, geb. am 30. IV. 1774, wirkte nach 1803 als Katechet in Deggendorf, später in seiner Heimat (Scheglmann III,, S. 473). Aus der Zahl von den einst etwa 15 Konventualen M a l l e r d o r f s traf der Aufruf noch 4 oder 5 am Leben, die 4 Antworten lehnen ab. — Von 4 Stimmen aus M e h r e r i n sind 3 ebenfalls ablehnend. — 5 M e t t e n 1803 : 25 Konventualen: 1826 : 6 Exkonventualen; 6 Antworten: 5 bedingt zusagend bezw. unentschieden, 1 ablehnend.

— 55 — so kann ich mich um so weniger zum Rücktritt entschließen, indem ich mich in Ansehung der höheren Wissenschaften nicht genug befähigt und gesund finde und in Ansehung der Seelsorge ohnehin auf einer Klosterpfarrei (in Oberwinkling) angestellt bin. — Ignoti nulla cupido, schreibt P. Maurus Gandershofer (s. S. 44, Anm. 5); d a s Kloster muß frei und unabhängig sein; für sich verlangt er eine Probezeit und die Möglichkeit des Rücktritts in den vorigen Pensionsgenuß. — Der 70jährige P. Johannes Ev. Elger 1 beteuert, daß er stets Benediktiner war und noch ist. Aber „Spiritus quidem promptus est, caro infirma". Ein in jungen Jahren durch eifrige Pflichterfüllung zugezogener Blutsturz, ein Bruchleiden, Podagra, ständige Schmerzen mit Ohnmachtsanfällen machen ihn nur mehr fürs Klosterkrankenziminer tauglich. — Gebrechlich nennt sich auch P. Gamelbert Holzhauser 2 , er fühlt sich an sein Benefizium in Irlbach (bei Straubing), das er titulo oneroso übernommen, gebunden und ist unbefriedigt ob der Unbestimmtheit der Klostergründungspläne. — Letzteres und sein zunehmendes Alter betont desgleichen P. Anselm Rixner 8 . Einem oberhirtlichen Befehl zum Rücktritt würde er jedoch gehorsamst folgen. — Die genannten Gegengründe lesen wir wiederum bei P. Michael Homayr 4 und er fügt insbesondere hinzu, daß er seine betagte, 79jährige, von allen Mitteln entblößte Mutter schon 20 Jahre hindurch ernähre. Es würde für sie ein trauriges Schicksal sein, wenn sie noch in ihren alten Tagen in fremde Hände geraten sollte. Kindliche Liebe und Dankbarkeit fordert es, sie, solange es sein kann, zu unterstützen und mit allem Nötigen zu versehen. Ergreifend ist das Antwortschreiben des Abtes Maximilian Prechtl von Michelfeld 5 : Innigst gerührt vernehme ich die frohe Kunde und mit wärmsten Ehrfurcht- und Dankgefühlen erkenne ich so eine allerhöchste Gnade, wodurch Seine Majestät ein ewiges Denkmal der landesväterlichen Gnade und Weisheit stiften. Obschon meine Alters- und Gesundheitsumstände mich dem Tode nahe gerückt haben und mir nun im 70. Lebensjahr keinen langen » P. Joh. Elger aus München, geb. am 28. VIII. 1756, Profeß 29. IX. 1777, war ein eifriger Naturforscher, als solcher auch schriftstellerisch tätig. Seine reiche Naturaliensammlung entging der Säkularisation nicht. Er starb in Deggendorf am 16. X. 1828 (Scheglmann Uli, S.490f.). — 2 P. Gamelbert Holzhauser, geb. zu Eggenfelde» am 16. IX. 1763, Profeß 15. V. 1796, wie sein Bruder P. Johannes Nep. vom gleichen Stift — von dem eine Erklärung, Rücktritt, betr. nicht zuha'nden ist, — ein ausgezeichneter Musiker, wie überhaupt die Musik sich in Metten besonderer Pflege erfreute. Er starb in Irlbach am 13. III. 1833 (Scheglmann III,, S. 495). — 8 P. Anselm Rixner, geb. zu Tegernsee am 3. VIII. 1766, studierte in Tegernsee und Freising, nach der Profeß (1787) in Ingolstadt, lehrte Philosophie in Freising, Theologie im eigenen Stift, nach 1803 abwechselnd in Amberg und Passau. 1834 ging er in den Ruhestand nach München, ward dort Mitglied der Akademie der Wissenschaften und starb ebenda am 10. II. 1838 (Lindner, Schriftsteller II, 37). — 4 Pater Michael Homayr, geb. 1779 in Neustift, war in der Seelsorge tätig in Michaelsbuch, Metten, Edenstetten, Oberwinkling und 1821/42 als Pfarrer inHemau; krankheitshalber mußte er wiederholt aussetzen. Er starb in Hemau am 17. V. 1845. Von ihm stammt ein Mettener Nekrologram (1616—1803). — 6 M i c h e l f e l d : Siehe g. 41, Anm. 1 u. 2.

— 56 — Wirkungskreis mehr hoffen lassen, erkläre ich doch, wenn mein ehemaliges Kloster wiederhergestellt und mit einer Dotation ausgestattet wird, welche zum Unterhalt einer religiösen Kommunität und zur Erreichuug des erwähnten Zweckes genügt, daß ich dann der erste sein will, welcher in mein liebes Kloster Michelfeld zurückkehrt. Wünschenswert wäre es mir, wenn ich dort sterben und meinen bedeutenden Büchervorrat nebst meinen anderen Ersparnissen vor dem Tod dahin bringen und dahin vermachen könnte. Allein in ein anderes Kloster außer Michelfeld will und kann ich bei meinen dermaligen Alters- und Gesundheitsverhältnissen nicht mehr gehen. Was mir meine volle Lokalkenntnis in Michelfeld doch noch wohltätig zu wirken hoffen läßt, findet nicht anderswo statt. P. Christoph Derleth 1 , Kaplaneiverweser zu Augsfeld, E x konventual von Münster-Schwarzach, ist folgender Ansicht: E r sei nach der Aufhebung ins geistliche Seminar als alumnus clericus aufgenommen, dann der Klerisei einverleibt worden, er habe in 23jähriger Seelsorge durch häufiges und beschwerliches Filialgehen seinen Körperbau fast gänzlich destruiert und sich verschiedene rheumatische Krankheiten zugezogen, habe eine stets kranke Schwester zu unterhalten und er laufe Gefahr, bei Rückkehr ins Kloster sich einen sehr unbeständigen und veränderlichen Menschen nennen lassen zu müssen. Wie unangenehm berührt von der auch an ihn ergangenen Einladung erklärt P. Benedikt Holland 2 : Ich wünsche an diesen neuzubelebenden Anstalten keinen Anteil zu nehmen und bringe hiermit zur Anzeige, daß ich schon 1806, vor meiner Berufung in den bayerischen Staatsdienst zur gesetzlichen Regulierung meiner Lebensverhältnisse die kirchliche Dispens durch Vermittlung des Vikariats Augsburg nachgesucht und von der päpstlichen Nuntiatur am 5. Juni 1807 unbedingt erhalten habe. P. Franz Kraus von Neustadt (s. S. 41, Anm. 3) würde sogleich nach Neustadt eilen; käme dieses Kloster nicht in Frage, so könnte er sich sehr schwer von seiner Pfarrei Pflochsbach und der Wallfahrtskirche Maria-Buchen trennen. Sollte es aber zur Bestellung des neuen Klosters an Subjekten mangeln, so sähe er den Ruf der geistlichen Behörde als Stimme Gottes an. — Pater Philipp Fegelein vom gleichen Stift schreibt: . . .Ich habe 83 1 / 2 Jahre durcligelebt, ineine fünf Sinne sind abgestumpft, die Seelenkräfte bereits entschwunden . . . Sollte aber das neue Institut einem 1 M ii ns t e r - S c h w a r z a c h : 6 Aufforderungen, 5 Ablehnungen, 1 bedingte Zusage. — 2 P. Benedikt Holland von N e r e s h e i m, geb. zu Mediingen am 16. X I I . 1775, Profeß 17. X I . 1793, Professor in Salzburg, am Carolinum in Neresheim (1803/06), Direktor de.s kgl. Erziehungsinstituts zu München, das später nach ihm Hollandeum benannt wurde (1810—1824), dann Oberstudienrat, gest. zu München am 18. VI. 1853 (Album Neresbeimense, Diözesanarchiv von Schwaben 1896, S. 10; S. Stubenvoll, Geschichte d. k. Erziehungsinst. z. Münch., S. 329 ff.; Holland, Lebenserinnerungen, S. 17. f. 24 . ..). Das schwäbische Stift findet als solches hier nicht seinen Platz.

— 57 — unbrauchbaren Mann den Eintritt gewähren, etwan um das Kostgeld (welches aber um fernere Bezahlung von Sr. Durchl. dem Pürsten Löwenstein ausgemittelt werden muß) dann werde ich mich als 84 jähriger Rekrut mit meiner ganzen Equipage einfinden um meine noch wenigen Lebensstunden in der Klosterstille zu beschließen . . -1 — K u r z faßt sich P . Exsuperius Däntl aus Niederaltaich 2 : „Bestimmt und deutlich sei hiermit ausgesprochen, daß ich bei meinen Pfarrkindern zu leben und zu sterben verlange." — Pater A m b r o s Rauch 3 betont, durch 23 Jahre des sitzenden Klosterlebens und der zu starken klösterlichen Nahrung ganz entwöhnt zu sein. Eine sehr würdige Antwort liegt vor von P . A m a n d Hoecker aus Oberaltaich 4 : Seit der Aufhebung dachte ich mit Dankbarkeit und mit Schmerz an mein Kloster und seine vortreffliche Verfassung zurück. Stets wünschte ich sein Erstehen und sammelte Bücher und Kunstgegenstände, weniger für mich als für -eine Kommunität. Keine größere Freude konnte mir werden als die Kunde, daß wieder Klöster entstehen für Z w e c k e der Wissenschaft und Seelsorge, welchen mein Stift mit seinen Pfarreien und Professuren von jeher entsprochen hat. Den Vertrag, den ich in meiner Profeß 1785 mit dem Kloster unter Garantie des Staats und der Kirche geschlossen, haben höhere Gewalten aufgelöst und zernichtet; ich bin darum nicht abgeneigt einen neuen Vertrag einzugehen. Freilich lebe ich nun mein 63. Jahr; wenn ich auch nicht zum abgelebten, nutzlosen Greis geworden bin, so hat manche heftige Gemütsbewegung mir viele K r a f t genommen. Fast lebenslang studiere ich fast alle Unterrichtsfächer und seit 1815 gebe ich mich auch mit Erziehung ab. So glaube ich noch hinlängliche K r a f t zu besitzen, die Arbeit eines Bibliothekars (der die Bibliothek selbst mitbringt) und die Leitung des Unterrichts und der Erziehung zum Besten einer Kommunität übernehmen zu können (s. S. 44, Anm. 1). — P . Cölestin L a n g möchte gern bejahend antworten. A b e r er fürchtet, weder in der Seelsorge dienen zu können, da er auch bis jetzt von Übernahme einer Kooperatur oder Pfarrei dispensiert war, noch im Lehramt zu 1 P. Philipp Fegelein, geb. zu Wtlrzburg 1743, trat in N e u s t a d t ein am 21. I I I . 1761, 1788—1810 war er Pfarrer in Setzbach, im hohen Alter übte er noch Seelsorge in Wtirzburg; er setzte sich selbst seinen Totenzettel auf, den sein Diener ausfüllte am 18. I X . 1829 (Link, Klosterbuch I, S. 194 f.). In bedingter Weise spricht sich noch ein Ivonventual für Neustadt aus, 2 weitere lehnen ab. — 2 P. Exsuperius Däntl, geb. am 17.11.1771 zu Tettenweis, Profeß 30. I X . 1792, 26 Jahre Pfarrer in Lalling, gest. am 30. I X . 1832. — 3 P. Ambros Rauch, geb. zu Loifling am 5. X . 1775, erhielt 1817 die Pfarrei Neuhausen, mußte sie aber wegen Übernahme durch Metten 1827 verlassen. Er starb als Pfarrer in Rinchnach. Von der so großen und berühmten Abtei N i e d e r a l t a i c h erlebten 43 Konventualen die Aufhebung, 22 den Aufruf von 1826, eigentlich lauten sämtliche vorhandene 11 Antworten auf nein (Aufzeichnung in Niederaltaich). — 4 O b e r a l t a i c h : 1803 bestand der Konvent aus 45 Mitgliedern; davon führt Lindner 15 uuter den Schriftstellern auf (seit 1750 nennt er deren 34 aus Oberaltaich). 1826 lebten (nach Scheglmann I I I , , S. 580 f.) noch etwa 15; bei dreien besteht bedingterWeise Geneigtheit, 4 können sich schwer -entschließen, 5 lehnen ab.

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entsprechen — bei seinem Alter, seinen veralteten Kenntnissen und seiner Engbrüstigkeit (s. S. 45 f.). — „Wenn die äußere und innere Klosterordnung erprobt ist, wenn bis dahin meine Schulden abbezahlt und meine beiden gichtischen Schwestern versorgt sind " — schreibt ein dritter Oberaltaicher1, während ein vierter2 über dieFolgen eines Beinbruchs bei einer Provisur klagt sowie darüber, daß er sich beim Orgelspielen Hände und Füße gefroren hat. P. Benedikt Wisneth 3 aus Prüfening ist im Staatsdienst alsStudiendirektor grau geworden. Er schreibt: Wie sollte mir zugemutet werden, in den so unbestimmten Verband zurückzutreten? Und was wollte ich in einem solchen Kloster tun? Täglich fünfbis sechsmal mit einigen alten, abgelebten, mir vielleicht unbekannten, mißvergnügten Männern in den Chor, ein- oder zweimal zu Tisch gehen, die übrige Zeit des Tages aber von allem menschlichen Umgang verbannt in einer Zelle hilf- und trostlos dem Grabe und meiner baldigen Auflösung entgegentrauern ? Ein solches Los will ich mir am Ende meiner Tage, nachdem ich meinem Vaterlande so lange gedient, königlich geistlicher Rat taxfrei geworden bin, ersparen . . . . Der Gute verabsäumt, noch 1 P. Roman Schmitzer, geb. zu Geisling ain 24. IV. 1777, Profeß 14. X. 1798, w a r Kooperator in Hunderdorf, dann in Bogrenberg; 1823 erhielt er das Schloßbenefizium in Rain, wobei er sich mit Erfolg gegen die staatliche Installation sträubte, gestorben um 1830. — 2 P. Petrus Simboeck, geb. zu Kraiburg am 19. VI. 1764, Profeß 29. III. 1787, Seelsorger in Loitzendorf, Haselbach und Aiterhofen, später Kommorant in Straubing. 1805 hatte er um Dispens von den Gelübden eingegeben „bei der zweifellosen Gewißheit, daß in Bayern nie wieder die Klöster emporkommen, wo man seinen votis gemäß leben könnte" (Scheglmann III,, S. 610 u. 603). — Das Stift O t t o b e u r e n war bei seiner Aufhebung 1802 von 46 Professen besetzt, i826 zählt man deren noch 18; 7 sprechen sich in bedingter Weise für den Wiedereintritt ins Stift, 7 unbedingt dagegen aus. P. Basil Miller stimmt unbedingt für die Rückehr in ein Kloster, P. Barnabas Huber mit Klausel dagegen. Die Zukunft entschied bei beiden in entgegengesetztem Sinn (s. S. 42, Anm. 2 u. S. 46). — Schwer trennten sich die Mönche vom herrlichen Stift, dem prachtvollen Gotteshaus. Die letzten Äbte hatten durch Neubau von Stift und Kirche, durch Hebung der Kirchenmusik sich als Freunde der Kunst gezeigt, desgleichen hatten sie das Schulwesen und die gelehrte Tätigkeit mächtig gefördert. Ob auch Stift und Schule sich auflösten, noch lange blieb eine Anzahl Mitbrüder beisammen, und selbst auf die Dorfbewohner suchte man die berühmt gewordenen Ohoralweisen zu vererben, um sie nicht mit den dahinscheidenden Religiösen ersterben zu lassen. 15 Ottobeurer Mönche starben nach der Aufhebung im eigenen Stift (Lindner Album Ottoburanum). Zu den letzten Novizen Ottobeurens zählte auch der bekannte Schriftsteller Ludwig Aurbacher, der am 19. VIII. 1801 eingekleidet wurde und dem Orden zeitlebens in Liebe zugetan blieb. — Aus der Abtei P l a n k s t e t t e n liegen 5 Stimmen vor, sämtliche verneinend; 1806 waren 13 Patres heimatlos geworden (s. Silberhorn, Aufhebung Plankstettens, Willibaldsblatt 1930). - 3 P. Benedikt Wisneth von P r i f 1 i n g , geb. zu Schalkensthan am 17. VII. 1766, Profeß 28. X. 1788, Professor zu Freising und Amberg, Schulroktor. Lindner (Schriftsteller I, 259/260) nennt ihn einen um aas Studienwesen sehr verdienten Mann. Er starb am 18. X. 1836. — Von den 36 Konvontualen zur Zeit der Aufhebung lebten 1826 etwa noch 7: 3 sprachen sich für Wiedereintritt in Prüfening, 3 dagegen aus. — Prifling, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts laut den Visitationsrezessen (KAM) ein trübes Bild des Verfalls bot, erlebte unter Abt Petrus Gerl (1756/81), Martin Pronath (1781/90) und vor allem Rupert Kornmann (1790/1803) einen erfreulichen Aufschwung (s. S. 35/36, Anm. 1). Des Fürstabtes Frobenius Forster Weissagung schien sich zu erfüllen, daß unter Abt Rupert ein

oldenes Zeitalter anbreche und zwar nicht nur für Prifling allein. Dann brach ie Katastrophe von 1803 herein (s. neben Scheglmann und Lindner, Anton Döberl,. Hist.-pol. Blätter, Bd. 151, S. 85 ff. u. 182 ff.).

— 59 — •weitere Verdienste seiner selbst anzuführen, z. B. daß mehrere «einer Rektoratsreden gedruckt wurden, eine sogar auf Befehl der Landesdirektion. Und kaum möchten wir es glauben, daß derselbe in dem gleichen Schreiben bekennt: W ä r e diese Aufforderung (zum Eintritt) zu der Zeit an mich ergangen, wo mein seliger A b t Rupert (Kornmann), dessen allzufrühen Tod ich betrauere, •noch lebte, und wäre das Kloster Prüfening unter ihm wieder hergestellt worden, mit Freude würde ich wieder in dasselbe unter .seinen Gehorsam zurückgekehrt sein. Dieser Teil des Schriftstücks läßt uns dem etwas eitlen und dabei vergrämten Schreiber wieder gerechter werden. Die große Glocke wehmutsvoller Totenklage über den würdigen Prälaten zittert über noch manch anderm Antwortschreiben der Prüfeninger Mönche. — P. Andreas Sebastian Dorfner aus Reichenbach 1 schreibt: Bei der Kunde hüpfte mir das Herz im Leib und ich rief voll lebhaftem Dankgefühl: Gebenedeit sei der Herr aber wenn es doch Reichenbach wäre! Dorfner war lange Zeit ernstlich gesonnen, in Metten einzutreten, die schwierigen Verhältnisse ließen es nicht dazu kommen. Noch auch lebte der greise Abt Marian Neumüller 2 vom gleichen Stift. E r schreibt: „ . . . . mit innigstem Dankgefühl habe ich die Kunde vernommen. Obwohl meine Leibes- und Geisteskräfte in meinem Alter von 75 x / 2 Jahren sehr geschwächt sind, bin ich allerdings gesinnt in mein Kloster R., wo ich die Profeß abgelegt, nach hergestelltem Lokal und zum vorgestreckten Zweck hinlänglicher Dotation zurückzutreten und zu leisten, was meine •schwachen Kräfte zu leisten fähig sind. Doch den Pflichten eines Vorstandes gewissenhaft nachzukommen und Genüge zu tun, bin ich nicht imstande und halte mich durchaus dazu für untauglich." Ein Prälat fürwahr von rührender Demut! Sehr eigenartige Bedingungen für seinen Wiedereintritt setzt P. Maximian Pailer von St. Emmeram in Regensburg 3 : 1. Standes1 R e i c h e n b a c h , Konvent 1803: 17Patres; 1826: 9; davon 4 ja (für Reichenbach), 5 nein. — P. Edmund Dorfner, geb. am 26. X. 1761 in Eschenbach, Profeß 27. XII. 1781, war Pfarrer in Iiischwang, 1814/30 Direktor der Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfsberge bei Amberg, dann Beichtvater im Frauenkloster zum Hl. Kreuz in Regensburg. Er starb am 5. IX. 1837 (Scheglmann III,, S. 725/26). — 2 Abt Marian, Sohn eines Müllers, geb. am 23. III. 1751, Profeß 30. III. 1773, erst Hauslehrer im Kloster, dann mit großem Geschick in schwierigen Kriegszeiten Ökonom, amll.XI. 1801 bei Uneinigkeit der Wähler durch Kompromiß vom Präses und den Skrutatoren zum Abt bestimmt. Nach der Aufhebung lebte er in Amberg, ein Mann gelehrt, hochverdient um Kirche und Staat, ganz einfach, gegen die Armen besonders mildtätig, fromm und liebenswürdig. Er starb am 27. IV. 1832 (Scheglmann III,, S. 722/23). — 8 S t . E m m e r a m in R e g e n s b u r g (s. S. 35, Anm. 1). Lrzkanzler Karl v. Dalberg, dem das Stift am 1. XII. 1802 zufiel, beließ dem Konvent das Klostergebäude, sagte sogar Novizenaufnahme zu, die Existenz der etwa 30 Religiösen (mit 500—650 fl. Pension) wurde aber immer kümmerlicher infolge von allerlei Bedrückungen und Lasten, besonders seit der Fürstabt (mit 10000 fl. Pension) seinen Haushalt von der übrigen Gemeinschaft trennte. Manche Konventualen schrieben darum ihm die Auflösung der Kommunität zu. 1812 wurde diese Auflösung besiegelt durch Überf a b e des Fürstentums Regensburg an Bayern und Verkauf der Stiftsgebäude an as fürstliche Haus Thuru und Taxis. Die Religiösen erhielten 14 Tage Räumungsirist. „So schlössen sich die stillen, friedlichen Pforten der hohen, ehrwürdigen



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gemäßen Lebensunterhalt, 2. keine andere Regel als die des Evangeliums oder wodurch überhaupt ein erbauliches gemeinsamem Leben bedingt sei, 3. kein Chorgebet, keine von der Weltpriesterschaft verschiedene Kleidung, 4. kein Gelübde der Stabilität, sondern stete Freiheit des Rücktritts sowie Befugnis der Kommunität,, ein Mitglied zu entfernen, 5. Vereinigung der Kommunitäten zu einer größeren Körperschaft, 6. Aufhebung aller Exemtion, 7. Gründung von Klöstern nur in größeren Städten, wo literarische Hilfsmittel zu Gebote stehen1. — P. Bernhard Stark2 schreibt: Nach der Säkularisation habe ich mir einen wissenschaftlichen Plan für meine ganze Lebenszeit entworfen und bisher aller widerwärtigen Einrichtungen ungeachtet standhaft verfolgt. Die Ausführung ist nun reif. Einige Arbeiten, die Früchte meines dreißigjährigen Forschens, werden dem Orden zur Ehre gereichen, wie sich die Gesellschaft der Altertümer zu Hessen Kassel schon 1800 bei Ubersendung des Aufnahmediplomes zum Ehrenmitglied gegen mich ausgedrückt hat. Überdies bin ich bemüßigt zur Vollendung noch anderer Schriften einige Materialien aus der Ferne zu holen. Diese Verhältnisse erlauben mir bei vorgerücktem Alter nicht mehr, eine seit 24 Jahren unterbrochene Lebensweise von neuem zu beginnen. Freudiger bekennt sich die Mehrzahl der übrigen Emmeramer zum Orden und zum Stift. So der gelehrte P. Emmeram Salomon 3 ; Emmerama, nachdem sie über ein Jahrtausend der Wissenschaft und Kunst, der frommen Betrachtung und Erbauung, der Wohltätigkeit, Humanität, Gastfreundschaft und Barmherzigkeit eine sichere Freistätte eröffnet und so mancher politische Sturm seit zehn Jahrhunderten vergebens ihre Grundfeste zu erschüttern versucht hatte" (Krämer in der Regensburger Zeitung, 28. VIII. 1819; bei Lindner, Schriftsteller I, 84 f.). 1826 lebten noch 16 Exreligiosen, 9 erklärten sich bedingt für Sankt Emmeram, 5 gegen den Eintritt. 11 von jenen 16 führt Lindner als Schriftsteller auf. — 1 P. Maximian Pailler, geb. am 30. XI. 1779, Profeß 5. XI. 1797, Grammatikund Religionslehrer, dann Rektoratsassessor in Regensburg, 1817/18 Professor in Amberg, nach seiner Rückkehr von Rom (1820) Lehrer und Erzieher im Schottenstift St. Jakob in Regensburg, 1825/47 Kustos der Kreis- und Stadtbibliothek, gestorben 28. VI. 1848 (Lindner, Schriftsteller I, 108). — 2 P. Bernhard Stark, geboren z u H ö c h s t ä d t am 12. VI. 1767, Profeß 15. XI. 1789. Die erwähnte Ehrung ward ihm zuteil für eine Abhandlung über den Auerochsenzahn (1799;. Er machte sich verdient durch erfolgreiche Ausgrabungen: 1804 bei Harting, 1807 bei Regensburg (römisches Bustum mit 300 Gräbern) im Deisenhofer Forst und bei Grünwald (1812). auf den Loigerfeldern (1815) und im Rosenegger Garten bei Salzburg. 1808 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu München, 181t Konservator des kgl. Antiquariums. Als er trotz seiner Verdienste 1825 letztere Stelle verlor, arbeitete er auf eigene Kosten weiter, reiste 1826 nach Österreich, leitete 1832 die Nachgrabungen auf dem „Schuster" bei Wilten, untersuchte 1833 die Meilensteine in Schloß Amras, 1836/37 jene von Zirl. In zahlreichen Schriftstellen veröffentlichte er die Resultate. In der Seelsorge war er nur vorübergehend beschäftigt. Wir verstehen, daß auch sein Klosteraufenthalt 1789/1803 nur eine vorübergehende Episode in seinem vielbeschäftigten Leben war, das am 6. XI. 1839 endete (Lindner, Schriftsteller I, 97 f.). — s p . Emmeram Salomon, geb. zu Wernberg am 18. VII. 1773. 1792 als Pfälzer das erstemal abgewiesen, erhielt er nach einem J a h r doch das Ordenskleid in Sankt Emmeram. Schon als Kleriker unterwies er ein J a h r lang die jüngeren Kleriker in der Philosophie, seit 1798 lehrte er im Kloster Theologie und von 1803 an am Lyzeum Dogmatik und Religionsphilosophie. 35 J a h r e versah er das Lehramt; er trug vor £ it Schärfe und Klarheit, W ä r m e und Begeisterung, war seinen Schülern Führer und väterlicher Freund; aber nicht bloß ihnen, allen gehörte sein seelsorgerliches Herz. Sailer schätzte ihn hoch. Doch Würden schlug der Bescheidene aus. Nach einem Jahrzehnt der Ruhe starb er verdienstreich am 14. IV. 1845 (Lindner I, 105 f.).



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er will zwar vor allem in s e i n Kloster zurückkehren. „Aber", so schreibt er, „meine Liebe für den Benediktinerorden beschränkt sich nicht auf dieses einzige Kloster." Inständig und demütig will er auch in einem andern Kloster um Aufnahme bitten; doch muß es nach dem Geist der hl. Regel gegründet sein und sich zu prüfen, verlangt er erst für sich eine Probezeit. P. Chuno Niggl aus Rott 1 konnte, wie sein Bericht lautet, seines mangelhaften musikalischen Gehörs wegen nur in einein Kloster Aufnahme linden, das mehrere Exposituren hatte. Deswegen und wegen schwacher Brust und Kränklichkeit wurde er zur Seelsorge in Tirol (wohl in St. Ulrich zu Pillersee im Landgericht Kitzbüchel) verwendet. Auch nach 1803 hatte er nur Landseelsorgerposten, „den Wissenschaften entrückt". Zum Rücktritt kann er sich nicht entschließen, weil das Chorgebet und eine sitzende Lebensweise seine Gesundheit bald zerstören würde und weil er in eine Kommunität nicht passe. — Er wußte kaum, daß er durch seine Besorgtheit sich noch 40 Lebensjahre erhalten konnte. P. Gabriel Knogler aus Scheyern 2 denkt mit Freude an das Kloster seiner eigenen Wahl, der zahllosen Wohltaten, der brüderlichen Liebe, der Leitung seines unvergleichlichen Abtes, der Auszeichnung seines Stiftes als Gruft der Wittelsbacher. Aber er verschweigt auch seine Bedenken nicht. Einer völlig unbekannten Zukunft will sich der einstige Universitätsprofessor nicht anvertrauen. Ebensowenig seine Mitbrüder P. Maurus Harter 3 , 1 R o t t , zuletzt Kommunnoviziat, mit herrlichem Gotteshaus, mit Sternwarte, meteorologischem Observatorium, physikalischem und Naturalienkabinett, reicher Bibliothek und musterhaftem Archiv, zählte um 1802 an die 34 Mönche. Die 7 Antworten lauten: nein. — P. Chuno Niggl, geb. zu Mauerkirchen am 10. XII. 1778, Profeß 15. XII. 1799, entwickelte 1813/40 eine reichgesegnete Tätigkeit als Pfarrer von Truchtlaching. Bis in sein hohes Alter blieb er von seltener Rüstigkeit. E r s t a r b in Ising bei Seebruck am 20. XI. 1866, wohl der letzte Exbenediktiner (außer Buchner, s. S. 51, Anm.2). — 2 S c h e y e r n zählte zurZeit der Aufhebung 26 Mönche. 4 Antworten lauteten ziemlich bestimmt ablehnend, 4 verschoben die Entscheidung und stellten Bedingungen. — P. Gabriel Knogler (s. S. 43, y n m . 2). — 8 P. Maurus Harter, geb. zu Aichach am 4. IV. 1777, machte Profeß 13. V. 1789. Rührend ist seine Erzählung, wie ihm die sterbende Mutter das Tüchlein vermachte, in das sie bei seiner Primiz ihre Freudentränen geweint. Noch kurz vor der Aufhebung sollte er die Scheyerer Klosterbibliothek mit etwa 6000 Bänden ordnen. Er konnte die Arbeit nur halb vollenden. Die Klosterbibliothekskommissäre Aretin und Hupfauer wiesen den 26 jährigen nach Landshut. Hier gab es im Dominikanerkloster 42000 Bände Klostersammelgut zu ordnen. Er schaffte rastlos, machte auch Bibliotheksreisen und erhielt für seine Verdienste den philosophischen Doktorgrad. 1826 vollzog er nach Überführung der Bibliothek nach München deren Wiederaufstellung im alten Jesuitenkolleg mit solchem Geschick, daß ihre Benutzung nach wenigen Wochen schon wieder möglich war. Doch wieder mußte sie wandern, in die neuen Universitätsräume. Wieder war er das ordnende Prinzip. Und noch 1848 war er derselbe Büchermonarch. Der Bescheidene strebte nicht nach Titeln. Mit der Bitte um eine Dublette begnügte er sich beim Abschied 1849. Wir verstehen, daß er am 4. XII. 1826 (s. oben) nach der kaum zur Ruhe gekommenen Bücher-Völkerwanderung schrieb: . . . . Meine Zurückhaltung betreffend Wiedereintritt kann mir auch deswegen nicht verargt werden, weil ich . . . . der Universitätsbibliothek bereits so notwendig geworden zu sein glaube, daß ich solange mich nicht von ihr trennen könnte, bis ein anderer sich wieder gebildet hätte, der meinen Platz zu behaupten imstande wäre. Auch 1838, bei Wiedererrichtung Scheyerns, fand er sich nicht in der Lage in sein Stift



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Universitätsbibliothekar, und P. Thaddäus Siber 1 , Universitätsprofessor in München. Letzterer erzählt in seiner Selbstbiographe (S. 32 f.) von dem Akt der Aufhebung, den er mitgemacht, von einem schauerlichen Totenmahl, das die Administration am Benecliktusfest als am Sterbetag des Stiftes gab. „Weinend wie ein Kind, das vom Sterbebett seiner Mutter weg heimat- und aussichtslos in die weite Welt hinausgestoßen wird, bestieg ich meinen Gaul und wankte auf einmal wieder Freising zu, wo ich nach der Willkür des sich selbst überlassenen Pferdes spät in der Nacht ankam." Und doch war es keine anima Benedictina, die da weinte und fassungslos rang. Es war ein Mann, der bei aller natürlichen Vortrefflichkeit und Begabung o O sich die Blüte der Innerlichkeit vom Lichte der Aufklärung hatte versengen lassen. Des Christentums und des Ordenslebens Mysterien durchwandelte er nach seiner eigenen Schilderung wie im Traum und so schrieb er über denselben Tag der Aufhebung: „Ich bedauerte im Grunde nicht den Untergang des Mönchtums, das sich überlebt hatte, aber ich fand es ungerecht — — — G e r a d e die Wissenschaftlichkeit der letzten Benediktiner hatte eben auch ihre Klippe. P. Nonnos Reinhard 2 bemerkt einleitend, daß sein Stift Seeon nicht mit der bayerischen Benediktinerkongregation in Verbindung stand und sich nie dem Erzbischof von Salzburg entzog, von dem es auch seine Statuten erhielt. Damit soll wohl auch künftig Seeons Anschluß an einen bayerischen Klosterverband abgelehnt werden. Mit der Aufstellung des Satzes: Wer den Zweck will, muß auch die Mittel wollen, beginnt dann Pater Nonnos dem Monarchen ernstlich die Bedürfnisse eines Klosters aufzuzählen: Verpflegung, Unterhalt der Gebäude, Bibliothek, physikalisches Kabinett, Apotheke, Meierei, Brauerei, Bäckerei, Holz, Vieh . . . das setzt voraus, daß Seeon mit dem alten Besitzund Untertanenverhältnis wiederhergestellt wird. In diesem Fall zurückzukehren. Aber er leistete bei der Wiederherstellung namhafte Beiträge und vermachte dem Stift insbesondere seine reiche Privatbibliothek. Der rastlose Gelehrte und fromme Priester starb am 12. VIII. 1852 am Schlag (Lindner, Schriftsteller I, 231 ff.). — 1 P . Thaddäus Siber, Dr. phil., geb. zu Schrobenhausen am 8. I X . 1774, ProfeÜ 3. I X . 1795, bildete sich zu Ingolstadt und Landshut in Physik und Mathematik, war 1801/03 Lyzealprofessor in Freising, 1803/10 in Passau, zuletzt auch Rektor dortselbst. Seit 1810 lehrte er in München, seit 1826 als Universitätsprofessor; 102 Semester hatte er den Lehrstuhl inne, zweimal wurde er zum Rektor magnificus gewählt, zwei weitere Male lehnte er ab. Außerdem war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München und der naturwissenschaftlich-medizinischen Gesellschaft zu Erlangen. 19 Mitgliedern des bayerischen Herrscherhauses erteilte er Privatunterricht. Religiös politisch liberal, war er ein Feind der „kirchlichen Partei", des Ultramontanismus, Jesuitismus, Pietismus, der Bettelorden, des System» Abel. Auch der Wiedergründung Scheyerns brachte er durchaus kein Interesse entgegen. E r starb am 30. III. 1854 (Siber, mein Lernen und Lehren, herausg. von Rottmanner, Obb. Archiv 65, S. 83/225). — 2 P. Nonnos Reinhard von S e e o n , geboren zu F u r t h am 4. X I I . 1779; später Chorregent bei St. Martin in Landshut, gestorben 15. IV. 1857. 1803 hatte er 27 Mitbrüder; gleich ihm baten 2 weitere Exkonventualen 1826 erst um nähere Aufschlüsse, 3 andere lehnten bestimmt a b (Scheglmann I U n S. 772 ff.).

— 63 — wird auch der Unterzeichnete sich wieder einfinden. Andernfalls „schmeichelt er sich mit der Hoffnung, mit keinem Zwang belegt zu werden". P. Maurus Magold von Tegernsee 1 glaubt wegen Alter und Gebrechlichkeit nicht eintreten zu können, er würde sich selbst zur Last, den Mitbrüdern ein Stein des Anstoßes sein. Er schließt: Nicht mit kaltem Blut, sondern mit innigst gerührtem Herzen schreibe ich diese für mich so demütigende Erklärung nieder. Der 71 jährige P. Michael Weisenseel von Kloster Theres 2 will eintreten, aber nicht wie das kgl. Reskript verlangt, um der Wissenschaft und der Seelsorge zu leben, sondern um im Alter Ruhe für seine Seele zu finden. P. Clarus Wagner von Vornbach 3 erwidert: W a s sich sagen ließe, ist der Feder und Tinte hart anzuvertrauen, indem sich der Klosteraufhebungsgeist mit dem Zeitgeist allzusehr liäsiert hat, wie selbes die Zeitungsblätter recht hell aufweisen. P. Cölestin Kremplsetzer schreibt: Am 10. November 1798 bin ich aus freiem, ungebundenem Willen und nach reifer Überlegung in St. Veit eingetreten und wurde, damals noch Diakon und auf der Universität Landshut studierend, durch die am 4. (?) Juni 1802 aus seinen inneren Unruhen hervorgegangene Auflösung des Klosters wieder zum Austritt genötigt . . . Inzwischen habe ich mich mit der Landseelsorge so befreundet und mir die Hochachtung 1 T e g e r n s e e (s. S. 38, Aura. 1): Das Stift zählte 1803 38 Profeßpriester. 7 von ihnen erlebten den Aufruf von 1826. 4 sprachen sich in bedingter Weise für die Rückkehr in das Stift aus. — P. Maurus Magold, Dr. theol. et phil. (Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften), geb. am 12. VII. 1761 als Schuhmacherssohn, wurde in Wessobrunn und in München gebildet. Am 14. X. 1781 machte er Profeß. Im Kloster erteilte er den Klerikern Unterricht in der Mathematik und Physik, war als Bibliothekar und in der Ökonomie beschäftigt. Nach weiterer Ausbildung zu München und Ingolstadt lehrte er seit 1792 Philosophie am Lyzeum in Amberg, seit 1798 Mathematik an der Universität Ingolstadt, seit 1800 in Landshut, 1803 erteilte er dem Kurprinzen Ludwig von Bayern Mathematikunterricht. 1809 wurde er Rektor magnificus. 1814 erhielt er die Stadtpfarrei St. Jodok mit Beibehaltung seiner Professur. Auch als Pfarrer machte er sich verdient. Nach Verlegung der Universität gab er noch Unterricht am Landshuter Lyzeum über Chronologie, bis dieses nach Freising übersiedelte. 1819 wurde er als Üniversitätsdeputierter in die 1. bayer. Ständeversammlung gewählt. Anläßlich seiner Sekundiz (1835) ehrte König Ludwig den einstigen L e iirer mit dem geheimen Rats-Titel. Als gewissenhafter Priester, Wohltäter der Armen starb P. Magold am 8. XII. 1837 (Linaner, Obb. Archiv 50, S. 216 ff.). - - 2 Kloster T h e r e s , in schöner Maingegend, bestand von 1043—1803. Nach Lindner (Schriftsteller I, 36 f.) machten die nordbayerischen Stifter im 18. Jahrhundert nicht den literarischen Aufschwung der südbayerischen mit, Banz ausgenommen. Personalmangel und Überbürdung mit Seelsorge waren die Hauptursache. Amorbach versah z. B. 12 Pfarreien. 1826 lebten noch 5 Mönche von Theres; 3 lehnten unbepingt ab. Konnte m«n auch einem Unterfranken zumuten, sich in seinen alten Tagen etwa noch in Altbayern heimisch zu machen, zumal ihm Bayern von der Klosterzeit her noch fast als „Ausland" gelten mochte ? — T h i e r h a u p t e n 1803: 13 Patres; 1826: 2; 1 ablehnende Antwort liegt vor (s. Debler, Gesch. des Klosters Thierhaupten). — 8 V o r n b a c h (Formbach) 1803: 29 Patres; Ende 1826: 10 ; 5 ablehnende Antworten. P. Clärus Wagner, geb. zu Kiin am 7.IX. 1762; starb als Kommorant in Vornbach am 15. VII. 1841. — Pater Kolumban Schachinger, geb. zu Vornbach am 10. IX. 1767, trat nach der Aufhebung in das Benediktinerkloster Altenburg über und starb dortselbst am 16. II. 1840 (Scheglmann III,, 840 ff.; Krick, 197 tf.).

— 64 — und Liebe meiner ganzen Gemeinde, der ehemaligen Klosterpfarei (ich darf dieses Bekenntnis vor meinem gnädigen Oberhirten niederlegen, weil es wahr ist), in einem solchen Grade erworben, daß ihr und mir jede Trennung schmerzlich fallen würde 1 . Eine Reihe von Bedingungen stellt P. Maurus Dehler von Weihenstephan 2 : Hinlänglichen Grundbesitz mit Wiesen, Feldern, Wäldern, Bräuhaus; freie Verwaltung, freie Wahl des Abtes und Priors, Beschlußfähigkeit des Kapitels über alle wichtigen Dinge, Freiheit bei Aufnahmen, Klausur, Bibliothek, physikalisches Kabinett, Konföderation mit andern Klöstern, Exemtion und Immunität. — Andere vermehren noch ihre Bedingungen: Untertanen* und Zehentgelder, das Präsentationsrecht auf jene Klosterpfarreien, die wirklich von Religiösen versehen wurden, Entschädigung für das Weingut zu Gumpoldskirchen (bei Wien). — Der nach einer Bemerkung des Ordinariats in hohem Grade gebrechliche P. Benno Ostermair hat sich der Verpflegung halber in Abhängigkeit von einer Familie begeben und dem kgl. II. Landgerichtsassessor Sebastian Maier (erst in Aichach, dann Burghausen) seine Pension auf so lange überlassen als er Assessor wäre. Er schließt mit dem Wunsche: möchte er (der Assessor) doch bald zum Landrichter befördert werden! — Erbaulich klingt, was P. Joseph Knaup 3 schreibt: Ich bin nicht nur nicht abgeneigt, 1 In St. V e i t war in den letzten Zeiten ein innerer Verfall eingetreten. Reformversuche von außen führten nicht zum Ziel. Der Konvent widerstrebte, der Abt war schwach. Um nicht schließlich doch eine durchgreifende Reform zwangsweise annehmen zu müssen, boten Abt und Konvent der Regierung die Aufhebung bezw. die Übergabe an das Damenstift St. Anna in München an. Am 5. VI. 1802 erfolgte die Verpflichtung des Klosterrichters auf das Damenstift, am 8. VI. die Kontraktschließuug zwischen Abt und Konvent einerseits, dem Damenstift anderseits. Einzig der Prior des Stifts protestierte. — P. Cülestin Kremplsetzer (geb. am 11. VI. 1779 in Vilsbiburg, Profeß 10. XI. 1798) erhielt den Normalsatz der übrigen Konventualen als Pension, nämlich 400 fl., „die er zwei J a h r e noch auf der Universität genießen könne, worauf er eine angemessene Stellung erhalten sollte". 1804 wurde er Pfarrvikar von St. Veit, 1815 Pfarrer dortselbst, späterhin Kammerer, Distriktsschulinspektor, geistl. Rat. E r s t a r b am 27. VII. 1835. 1802 übergaben 21 Konventualen das Stift, 1826 lebten ihrer noch 5; 4 lehnten den Rücktritt ab; sehr auffallenderweise sprach sich P. Vital Danzer für die Rückkehr nach St. Veit aus, gerade jener Pater, dessen sich der Abt als Unterhändlers bei der Regierung zwecks Auflösung bedient hatte (Kißlinger, St. Veit, in Deutingers Beiträgen XII, S. 172 ff). — 2 Von den einstmals 24 Konventualen W e i h o n s t e p h a n 8 erlebten 15 den Aufruf, davon lehnten 6 deutlich ab; bei manchen ist es schwer zu entscheiden, ob nicht die gestellten Bedingungen, weil durchaus unerfüllbar, die bestimmte Ablehnung verschleiern sollten. — P. Maurus Dehler, geb. in Donauwörth am 23. X. 1765, Profeß 11. X. 1789, war in Klosterzeiten Küchenmeister, Vikar, Kastner und Chorregent, dann in Freising als Seelsorger tätig und starb am 19. V. 1844. — Das Weingut in Gumpoldskirchen sollte infolge der unter Abt Innozenz (1761—1769) eingetretenen Verschuldung verkauft werden. — P a t e r Benno Ostermair, geb. in Vötting am 23. VIII. 1765, Profeß 15. X. 1786. Mit Assessor Maier ging er später nach Altötting. Hier bemühte er sich f ü r eine Benediktinerniederlassung. Erst -1839 wurde der Assessor Landrichter. Und der schon 1803 infolge eines Blutsturzes gebrechliche Pater starb als der letzte Mönch von Weihenstephan um 1854. — 3 P . J o s e p h Knaup von Degging, geb. am 6. I. 1778, Profeß 20. XI. 1800, Quieszent und Aushilfspriester in Moosen, Haidhausen, Indersdorf, Burgkircheh und an andern Orten, starb als Benetiziat in Inchenhofen am 22. VII. 1837. E r war auch Komponist (Gentner in Deutingers Beiträgen VI, S. 246 ff.).



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sondern mit aller Freude, je eher desto lieber wünsche ich in den Klosterverband zurückzutreten. Laetatus sinn in Ms, quae dicta sunt mihi: in dorn um Domini ibimus (Ps. 121). Aber man halte zu diesen überschwenglichen Worten die vom Ordinariat hinzugefügte Bemerkung: Seine Moral ist nicht tadelfrei. Von •einem Mitbruder erfahren wir die Erklärung: erat enirn bibnlns. E r pochte am ungestümsten an der Klosterpforte von Metten noch vor der Eröffnung. Der designierte Prior war geneigt, seine Bußfertigkeit ernst zu nehmen und ihn zuzulassen. Alle andern Kandidaten lehnten ihn ab. Und es war besser, daß er draußen blieb. — Des P. Nonnos Feil Bericht aus Amberg lautet, gekürzt 1 : In den 30 Jahren meiner Anstellung war ich erst (seit 1796) Professor -an den hiesigen lateinischen Schulen, dann (seit 1803) Inspektor -an den hiesigen Stadt- und Volksschulen, zugleich Inspektor und Professor am hiesigen Schullehrerseminar. 30 Dekrete von der Kreisregierung wie von der allerhöchsten Stelle zeugen von meiner treuen Pflichterfüllung. In eben diesem Dienst sind meine Ge-sundheitsverhältnisse recht sehr zerrüttet worden. Ich erlitt schwere Krankheiten, Anfälle von Bluthusten, Brust und Lunge sind äußerst geschwächt. Schon früher brauchte ich deshalb Fasten-dispens. 1824 wurde ich bei Verlegung des Schullehrerseminars nach Straubing in den Ruhestand versetzt mit Beibehaltung meines -Gehalts von 400 fl. und der Stadtschulinspektion. Gegenwärtig bedarf ich bei meinem Schwächezustand einer eigenen Hilfskraft. Einer Kommunität würde ich nur zur Last fallen. Aber ich bin bereit einem zu errichtenden Kloster mein ganzes Vermögen nach meinem Absterben zu hinterlassen. Dazu gehört eine nicht unbedeutende Bibliothek. Der Erlös aus meinen Möbeln und meine Barschaft soll verzinslich angelegt werden; die Zinsen soll, so lange «r lebt, mein Bruder beziehen, nach seinem Tod soll das ganze Kapital dem Kloster zufallen. Joseph Rom aus Weissenohe 2 schreibt: Wenn ich im Kloster 1 P. Nonnos Feil aus Donauwörth, geb. am 8. XII. 1769, Profeß 12. XII. 1790, .gestorbeil 23. II. 1829. Von seinem Vermächtnis wird später noch die Rede sein. — 2 W e i s s e n o h e war bereits 1554/1661 unterdrückt gewesen, 1802 reichten von 16 Ivonventualen 8 eine Supplik um Säkularisierung ein. Ihr Stiinnifiihrer, Pater Willibald Schrettinger, legte auch sofort nacli kurfürstlicher Bewilligung, am -22. IX. 1802 den Habit ab; die Gegenaktion um Rettung des Stifts konnte keinen Erfolg haben. Der März 1803 brachte auch hier das Ende. Daß Schrettinger und Rom 1826 den Rücktritt ablehnten, verwundert nicht; desgleichen lehnte ab P . O t t o Hauser, Pfarrer in Hohenwart, der nach Scheglmann (III,, 883) 1802 in der Gefolgschaft Schrettingers sich befunden zu haben scheint. Schrettinger versicherte 1826, daß er in einem klösterlichen Verband unmöglich für Mit- und Nachwelt so gemeinnützig wirken könne wie bei der kgl. Hof- und Zentralbibliothek, wo er gleichsam das Depot alles Wissens zu verwalten und nach Hedarf an alle Mitglieder der Kirche und des Staates auszuspenden habe. In der Tat machte er »ich durch Anfertigung «ines Zettelkataloges höchst verdient. Sein Tagebuch (3 fasc. •Schrettingeriana in der Staatsbibliothek) gibt interessante, allerdings einseitige Aufschlüsse über Oberpfälz. Klosterleben (1793—1803). Er starb am 12. IV. 1851. Auch die 4. der vorliegenden Antworten lehnt ab (Scheglmann, Lindner, Schriftsteller 1,211 tf.). 5

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Zufriedenheit gefunden hätte, so wäre ich nicht schon 1800 v o r der Aufhebung der Klöster aus demselben ausgetreten. Abt Benedikt Werner 1 hält sich zur Rückkehr in sein Stift Welten bürg'verpflichtet, wenn dies das Glück haben sollte wiederhergestellt zu werden. Nur mit ihm schloß er in der Profeßeinen ewigen Verband. Seine Wurzel besteht noch. Wenn siefrisch austreibt und das Kloster im alten Umfang, mit den; alten Verhältnissen wieder ersteht, will auch er den alten Verband erneuern, nicht aber auf einen neuen sich einlassen. Bedenken macht ihm aber ein Vertrag mit seiner Schwester und seinem SchAvager, die mit Aufgabe von Haus und Geschäft ihm zu seiner Pflege nach München gefolgt sind und mit Anspruch auf seine Pension haben. Der Prälat hofft aber sich nach weiterer Rücksprache näher erklären zu können. Wie bei so vielen andern Exbenediktinern ist auch bei dem 71jährigen P. Gregor Gimpel von Wessobrunn 2 das Antwortschreiben ein zum Mitleid rührender Krankheitsbericht: Gewaltige Abnahme der Körperkräfte, todesgefährliche geheime Leibeszustände, seit Jahren währende periodische Kopfschmerzen, diejede Woche eine besondere Kur nötig machen, Verlust des Ge1 Wie wenig Abt Werner von W e 11 e n b u r g der künftigen Klosterrestauration vertraute, zeigt sein Schreiben an das erzbischöfliche Ordinariat in München, womit er 1827 seine Bibliothek dein Freisinger Priesterseniinar vermachte. E r schreibt: Ich war anfangs gesinnt, mein Erspartes meinem ehemaligen Kloster Weltenburg darzubringen, weil ich vorzugsweise dessen Schuldner bin. Allein dessen Wiederherstellung ist zu ungewiß, als daß sie mit Grund gehofft werden kann. Indessen kam zu Freising ein neues Priesterseminar zustande, welches im verflossenen J a h r e eröffnet wurde. Diese Erscheinung bestimmte mich, meine Fruchtkörner auf diesem Boden auszustreuen, teils weil im allgemeinen auf einem solchen Institute die segensreichste, ausgedehnteste und dauerhafteste Fruchtbringung sich versprechen läßt, teils weil dem neuen Institut solche Samenkörner willkommener als einem andern, ähnlichen sein dürften (Benedikt Werner, Augsburg 1835, S. 59 ff.). 1805 war das Stift klein. „Nach verbotener Aufnahme mußte unsere Zahl auf 11 Priester zusammenschwinden", schreibt ein Mönch von damals. Außer dem Abt antworteten 1826 noch 3 weitere Konventualen, sie lehnten wegen Alter und Gesundheit ab. — '' Von W e s s o b r u n n berichtete die literarische Kommission unter Aretin am 14. Mai 1803: Die hiesige (Volks)SchuIe ist musterhaft e i n g e r i c h t e t . . . Die Bibliothek ist von großem Umfang und in den Hauptfächern sehr gut besetzt. Auch an Seltenheiten war in diesem von jeher durch gelehrte Bewonner ausgezeichneten Kloster ein großer Vorrat zu linden (Fugger, Wessobrunn, S. 109 f.). Es wird hierbei insbesondere an das vortrefflich ausgestattete physikalische Kabinett zu erinnern sein. Dazu besaß Wessobrunn eine meteorologische Station und zwar seit 1781. (In diesem J a h r wurden in Bayern 34 solche Stationen angelegt und 11 davon den Benediktinern anvertraut. Lindner, Schriftsteller I, 35). Das Seminar des Stifts gehörte wie das von Andechs und Prifling zu den berühmtesten; es war dies ein Säugerknabeninstitut und eine Vorbereitungsschule. B e n e d i k t i n e r g y m n a s i e n dagegen finden wir in Benediktbeuern, Niederaltaich, Tegernsee, Ottobeuren, St. Magnus m Füssen; dazu treten noch die von Benediktinern seit 1781 (s. S. 35, Anm. 1) und früher geleiteten weltlichen Gymnasien und Lvzeen in Freisjng (seit 1697), Amberg, Straubing (1781/95), Neuburg (1781/94), München (seit 1794). (Lindner a . a . O . , 28 ff.). — Di» Aufhebung überlebten 26 P a t r e s ; 13 erreichte der Aufruf von 1826; 8 lehnten ab,

3 waren für Wessobrunn, 2 unbedingt für den Eintritt. — P. Gregor Gimpel aus Moosburg, geb. am 16.1.1755, Profeß 28. X. 1777. 1795—1816 Superior zu Schwarzach im Pongau, gest. zn Freising am 18. X. 1831 (Lindner, Profeßbuch von Wessobrunn, ¡5. 59).

— 67 — dächtnisses. Aber — nun richtet sich der gebeugte Greis auf wenn ich die Wiederherstellung meines Klosters noch erleben könnte, wo ich vor 49 Jahren Profeß abgelegt und auf die stabilitas loci geschworen habe, ginge ich mit Freuden hinein, ob•schon ich nirgends mehr zu gebrauchen bin. P. Burghard Dotzel, Exkonventual von St. Stephan in Würzburg 1 , drückt den ehrfurchtsvollsten D a n k gegen Seine Majestät AUS für Wiederherstellung des uralten Benediktinerordens, der •der Kirche 46 Päpste gab, und von dem er sich mit wahrer Wehmut im Lenz seines Lebens durch den in Regensburg erfolgten politischen Nervenschlag der Säkularisation trennen mußte. Aber die durch Seelsorgsarbeit und erlittene Kränkungen zerrüttete Gesundheit gestattet ihm den Wiedereintritt nicht. Zwei 70jährige Greise vom Schottenstift in Würzburg 2 sind ebenfalls nicht in der Lage dem Ruf ins Kloster zu folgen — -der eine an Kopf und Armen gelähmt, der andere seit 20 Jahren ,,,podagra gravatm". Als Besonderheit mag erwähnt werden, daß beim Aufruf der Benediktiner sich auch ein Zisterzienser freiwillig meldete, Pater Innozenz S.heidel vom Stift Ebrach. E r erklärte: Aus bloßem Gewissensdrang sei er jede Stunde bereit, in eins der neu zu errichtenden Klöster zu treten. Das Ordinariat fügte im Bericht .an die Regierung bei: „P. Scheidel ist 60 Jahre alt, zwar schwächlich am Körper, aber von einem wahrhaft religiösen Eifer beseelt und mit den nötigen Kenntnissen ausgestattet." Noch möge hier eine ergötzliche Begebenheit aus der Zeit der Mönchsaushebungen seinen Platz finden: Der Sturm von 1803 trieb auch ein Novizlein aus dem Kloster in die Welt; dort richtete es sich häuslich ein, fand Weib und Kind und ein Geschäft. Da erschrak es 1826 sehr über die Gerüchte von Mönchsrekrutierungen. Doch ward dem Geängstigten auf Befragen an höchster Stelle der beruhigende Bescheid, daß das vermeinte Reskript .sein Familienglück nicht zu zerstören beabsichtige. 1 P. Burghard Dotzel von Eibelstadt, 1826 in Waldbüttelbrunn, E x k o n v e n t t i a l von S t . S t e p h a n i n W ü r z b u r g , k a n n mit seinem ablehnenden Bescheid und -seinen mißlichen Gestmdheits Verhältnissen schlechthin als Vertreter der 8 S a n k t Stephaner von Würzburg gelten. — 2 D a s S c h o t t e n s t i f t i n W ü r z b u. r g , um 1140 gegründet, erlebte 59 Äbte, darunter den berühmten Trithemius, erst Abt in .Spanheim, starb im 16. Jahrhundert vorübergehend aus, würde d u r c h Fürstbischof .Julius Echter von Mespelbrunn erneuert und leistete der englischen H e i m a t zur .Zeit der G l a u b e n s k ä m p f e wertvolle D i e n s t e . Der letzte Abt Placidus H a m i l t o n zog sich 1763 nach London zurück, seitdem h a t t e das v e r w a i s t e Stift keine wohlgeordneten Verhältnisse mehr. D i e A u f h e b u n g fand 8 Mönche vor. P. Placidus Geddes, .geb. am 2. V I I . 1755 zu Edinburg, ein wissenschaftlicher und tüchtiger Mann, richtete 1785 in W e i s s e n o h e eine Choraldruckerei ein. Er war' der letzte Prior und starb als letzter Schotte im F r a n k e n l a n d e am 11. II. 1839. — P . Johann B. Anderson, geb. am 11. XI. 1757 zu Gleebuchet, wurde nach Afrika verschlagen und mußte als S k l a v e den P f l u g ziehen, 1792 wurde er Priester. Er war ein frommer, sehr geacht e t e r Mann und starb in W ü r z b u r g am 6. III. 1828 (Link, Klosterbuch I, 40211).

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Das Resultat war also negativ. Der König war enttäuscht. Er konnte es nicht begreifen. Noch weniger wollte er es begreiflich finden, daß auch, nachdem die Gründung Mettens ausgesprochen, nur zwei sich zur Eröffnung fanden. Auch 1835, bei der Gründung St. Stephans, war neben dem vom König berufenen Abt Barnabas Huber nur noch P. Joseph M. Heis der einzige von der alten Garde (s. S. 46). Für das neue Scheyern fand sich 1838 gar keine lebende Verbindung mit dem alten. Der König fragte bald nach dessen Gründung den damaligen Rektor d e r Universität gelegentlich einer Audienz: „Ich habe erwartet, die früheren Benediktiner von Scheyern, deren es noch viele gibt, werden eintreten. Sie sind auch ein Benediktiner von Scheyern, Herr Rektor. Warum treten denn keine von diesen Herren ein?" — „Majestät," war die Antwort, „die ehemaligen Konventualen von Scheyern warten noch, bis das Stift wieder so hergestellt wird, wie sie es 1803 verlassen mußten." Was seine Person anbelangt, hätte Siber — nach dem, was wir oben gehört haben — wohl eine treffendere Antwort geben könneil. 1 Es sei gestattet gegenüber dem besprochenen Resultat der Nachfragen nach Benediktinern auf ein anderes Bild, kleineren Rahmens und wesentlich anderen Inhalts, hinzuweisen. Es war 1809. Im Kloster Marienburg lebten 10 Nonnen, denen nach der Säkularisation das Zusammenleben bis auf weiteres gestattet war. Nun sollten die Gebäude versteigert werden. Eine Anfrage erging, ob die Nonnen geneigt wären auszuziehen und ihre Pension draußen zu verzehren. Im oberbayerischen Kreisarchiv liegt die Urkunde: 7 Namensunterschriften und 3 Kreuzlein, letztere von den Analphabetinnen, bekunden den Entschluß der Frauen zu bleiben, außer ein allerhöchster Befehl nötige sie zum Wandern^ Eine Urkunde deutscher Frauentreue, könnte man sagen. Die Zusammenstellung beider Bilder ist hart: hier die 10 in ihrer Gesamtheit treuen Nonnen, dort an die 300 zur Rückkehr aufgerufenen Exreligiosen, von denen nur 11 die Einladung unbedingt annehmen, nur ein paar wirklich befolgen 2 . Doch fällt die psychologische Erklärung für den gewaltigen Kontrast nicht schwer. Im übrigen ist beizufügen, daß gerade bei restaurierten Frauenklöstern der Restbestand alter Nonnen einer lebenskräf1 .Scheglmann III,, S. 756. Eine andere Erzählung berichtet P. LaurentiusIlanser in seinem Büchlein „Scheyern einst und jetzt" (Bd. 1, S. 103): Zur Zeit als es sich um die Gründung Scheyerns handelte, schrie Ludwig I. in seiner temperamentvollen Art den P. Thaddäus auf offener Straße an: „Siber! Siber! Sieben von euch leben noch!" Ebenso temperamentvoll erwiderte dieser: „Majestät, als wir noch jung und kräftig waren, hat man uns hinausgeworfen, und jetzt, nachdem wir alt und abgerackert sind, möchte man uns wieder hineinwerfen!" Ähnlich drückte sich ein anderer Benediktiner aus: „Die Klöster sind nicht mehr was sie waren und auch ich bin nicht mehr was ich war." — 2 Vergl. die Konvente von St. Veit (S. 64, Anm. 1), Weissenohe (S. 65, Anm. 2) oder auch Plankstetten, wo Abt und Mönche die Säkularisation und Auflösung herzlieh und einmütig wünschten (Silberhorn,. Aufhebung Plankstettens).

— 69 — tigen Entwicklung der Neugriindung die größten Schwierigkeiten verursacht hat. Und Sailer dürfte auch hierin das Rechte getroffen haben, daß ein oder mehrere Konvente mit gealterten, in ihren Eigenartigkeiten eingewurzelten Mönchen ein Neuaufblühen des Benediktinerordens nicht eben sehr gefördert hätten 1 . 1 GHM/ ARO 21, IV. — Es sei noch bemerkt, daß von den einstigen Laienbrüdern der bayerischen Benediktinerklöster keine Erklärungen über Wiedereintritt eingefordert wurden. Es werden ihrer ohnedies nicht mehr viele gelebt haben, da die Klöster zur Zeit der Aufhebung nur je einen oder zwei, mitunter gar keinen Laienbruder hatten. Die äußeren Geschäfte und Arbeiten wurden meist von weltlichem Personal besorgt. — Die biographischen Notizen in den Anmerkungen dienen einerseits zur Beleuchtung der einzelnen Antworten, anderseits sollen sie das an sich überraschend geringe Gesamtresultat rechtfertigen, endlich mögen sie eine Apologie des benediktinischen Mönchtums gegen Ende des 18. Jahrhunderts darstellen. Abschließend sei das Urteil des protestantischen Geschichtsschreibers Treitschke über die Säkularisation hier angefügt: „Wenige unter den großen Staatsumwälzungen der neueren Geschichte erscheinen so häßlich, so gemein, so niedrig, wie diese Fürstenrevolution vom J a h r e 1803. Die Härte, ideenlose Selbstsucht triumphierte. Kein Schimmer eines kühnen Gedankens, kein F u n k e einer edlen Leidenschaft verklärte den ungeheuren Rechtsbruch" (bei Silberhorn, Aufhebung Plankstettens).

6. Kapitel

Die Schwierigkeiten bei der Gründung Mettens Neben die Dotationsfrage trat demnach als nicht minder schwieriges Problem die Personalfrage. Am 11. April 1 8 2 7 1 übergab König Ludwig dem obersten Kirchen- und Schulrat ein zu allerhöchsten Händen eingereichtes Promemoria, worin die B e rufung von sechs ausländischen Benediktinern angeraten war. Außerdem könnte, so legte das Schriftstück dar, dem Staat und den Klöstern zugleich durch Errichtung von Knabenseminarien von seiten der Klöster geholfen werden. Der oberste Kirchenund Schulrat sprach sich am 17. April 1 8 2 7 1 darüber folgendermaßen aus: Die alten Benediktiner werden sich wohl leichter zum Wiedereintritt verstehen, wenn sie Sicherheit darüber erlangen, wo ein Kloster gegründet wird, mit welcher Dotation und Verfassung, und wer sich dort zusammenfindet. Darum ist die Wiederherstellung eines bestimmten Klosters aaszusprechen, und sind die Prälaten Königsdorfer von Hl. Kreuz in Donauwörth und Prechtl von Michelfeld einzuladen, die Organisierung der Neugrünrlung in die Hand zu nehmen. F ü r die weiteren Klostergründungen sind dann Benediktiner und Zisterzienser aus dem Ausland zu berufen, wie man solche nach Hormayrs Angaben aus den österreichischen Stiftern leicht bekommen könnte. — Dann wendet sich das Gutachten zur Dotationsfrage. E i n Mittel, auf das man bislang stille Hoffnung hegte, kommt nun kaum mehr in Betracht: Die Wiedergewinnung der einstigen bayerischen KLostergüter im österreichischen (s. S. 28, Anm. 1). Nun präsentiert der oberste Kirchen- und Schulrat ein neues Mittel: den Verkauf unrentabler Staatsgüter und Überlassung des Erlöses an die neuen Klöster. Aber auch dies wird nicht ausreichen. Und der Finanzminister hält dies Mittel für verfassungswidrig. So scheint denn auch Schenk bereit, nach der ihm von Armannsperg gebotenen Frucht vom verbotenen Baum der Kirchenstiftungen zu greifen. Allerdings „subsidiär" nur, meint er, und bis zur Ausmittlung anderer Fonds. Ob er unter „subsidiär" die Überlassung von Stiftungsgeldern in Forin von zurückzuzahlenden Vorschüssen versteht, sagt er nicht. Man kann darunter auch eine Aushilfe in F o r m einer zwangsmäßigen Schenkung verstehen. Weitere finanzielle Erleichterungen konnten den künftigen 1

RKM/ Benedikt.-Ord. in geliere I.

— 71 — Klöstern die Pensionen eintretender Exbenediktiner gewähren ferner die Überlassung von Pfarreien, die Verbindung mit Studienanstalten und endlich die Übernahme eines Teils der ersten Adaptierungs- und Einrichtungskosten auf etwaige Ersparnisse aus dem Kultusetat. Eine letzte Zuflucht sind dem mit seinem ganzen Geisteslicht nach verborgenen Groschen suchenden Restaurationsrat die zu erhoffenden frommen Schenkungen und Vermächtnisse. Fast gleichzeitig erstattete der oberste Kirchen- und Schulrat dem König Vortrag über die Möglichkeit der Wiederherstellung Mettens. Es ist hier der Ort, auf die Vorgeschichte dieses Vortrages zurückzukommen. Schon am 27. Dezember 1825 hatte der Gutsbesitzer von Offenberg, Freiherr v. Pronath, in einem Schreiben an Weihbischof Ignaz v. Streber die Bereitwilligkeit ausgesprochen, seinen seit 1803 erworbenen Klosterbesitz in Metten ganz oder teilweise gegen billige Entschädigung abzutreten 1 . Darunter waren inbegriffen Abteiflügel und Konventstock, Brauerei, Ökonomie, ein Sommerkeller, das Gebäude auf dem Himmelberg; ferner an Grundstücken: ein großer Hopfengarten, 4 größere und kleinere Obstgärten, 110 Tagwerk Felder, Wiesen und Wald. Als Kaufpreis nannte er 4 0 0 0 0 fl. 12 Konventualen könnten mit ihren Meßstipendien ihren Unterhalt finden. Ihnen könnten ferner überlassen werden: Pfarrei und Schule von Metten, die Pfarreien von Neuhausen und Edenstetten. Bischof Streber sollte dem König die Abtei Metten zur Wiedererrichtung in Vorschlag bringen. „Möchte ich die Freude noch erleben!" schloß Pronaths Schreiben. — In einer Nachschrift fühlte er sich veranlaßt, seine Preisforderungen zu begründen: Manche Teile des Besitzes erwarb er erst von dritter Hand und darum verhältnismäßig teuer. Seit 22 Jahren ließ er sich die gute Erhaltung der Gebäude viel kosten, so beschaffte er mehr als 100000 Dachziegel. Mietzins (nämlich jährlich je 15 fl.) erhielt er nur von zwei alten Religiösen, die aber schon vor mehreren Jahren starben. — In einem zweiten Schreiben vom 20. Januar 1826 begründete Pronath seine Forderung weiter 1 : E r hätte nun Gelegenheit, die Getreidespeicher zu verpachten und Austragspersonen in Miete zu nehmen. Die Regierung könnte durch Verkauf von Pfarrer- und Lehrerwohnung einen Vorteil gewinnen. Ihm selbst könne aber nicht, wie Bischof Streber offenbar im Antwortschreiben gemeint hatte, durch Verkauf von Wirtschaftsprodukten an die benachbarte neue Klostergemeinde ein Gewinn erwachsen, weil er auch Offenberg zu verkaufen und sich nach Regensburg zurückzuziehen gedenke. Als 1 ORM. In einem Schreiben an Schenk teilt Pronath (KAM: AS 24a) am 24. August 1830 mit, wie er den Klosterbesitz erworben: Schon 1803 kaufte er das Gut Himmelberg mit 34 Tagwerk, das er nach einem abgeschätzten Kapitalwert von 3900 fl. zu versteuern hatter. 1810 gewann er für 19100 fl. das Klosterbräuhaus mit Abteigebäude; 1815 kaufte er einen Wald von 4 Tagwerk; 1820 um 500 fl. den sogenannten Saalgarten; 1824 um 10098 fl. das große ökonomiegut.

— 72 — künftige Klosterpfarreien nannte er außer den oben erwähnten auch Michaelsbueh und Stephansposching. Er und seine Gemahlin wären zu noch größeren Opfern bereit, wenn sie keine Kinder hätten und noch in „verdienenden Jahren" wären. „Wir fragen," so wandte sich Pronath an den Bischof, „ob wir dem König das Anerbieten machen sollen oder ob Euer Gnaden sorgen, daß wir unter die Zahl der Klosterbesitzer gerechnet werden, die bereits solche Anerbietungen gemacht haben." Am 2. Juni 1826 schrieb Pronath an Streber 1 : Für den mir in der bewußten Angelegenheit wieder so gnädig gegebenen Fingerzeig meinen gehorsamsten Dank! Ungesäumt verfaßte ich nach hochdero Weisung die geeigneten Schriften und übersandte selbe an den Bischof (Sailer) von Germanicopolis, hochweicher mir aber einstweilen nur den Empfang attestierte, jedoch mit der mir so höchst erfreulichen Versicherung, daß hochderselbe gleich im eintretenden Monat Juni mich selbst besuchen und das weitere hierüber mit mir schlichten werde. Ich erwarte nun diesen hohen und mir so teuren Gast mit jedem Tag und ich werde Euer Bisch. Gnaden sogleich den weiteren Erfolg vernachrichtigen. Ich habe zwar wegen dieser Klostergeschichte bisher altissimum silentium gehalten. Aber ohngeachtet dessen verbreitete sich der Ruf davon schon beinahe im ganzen Unterdonaukreis. Man gibt in Deggendorf den Herrn v. Gullingstein von München als den eigentlichen Herold dieser Neuigkeit an, der solche einigen seiner Bekannten in einem so mysteriösen Ton überschrieben, daß selbe in Versuchung geraten zu glauben, er hätte diese Nachricht unmittelbar selbst aus dem allerhöchsten Kabinett geholt. Zum Glück weiß ich und nebst mir noch sehr viele andere, welchen Wert die Waren aus dieser boutique haben. Den 24. Mai machte ich Sr. Exzellenz dem Herrn Finanzminister von Eck (Armannsperg) meine untertänigste Aufwartung, hochweicher mich überaus gnädig empfing. Da aber derselbe von der Klostergeschichte gar kein Wort äußerte, so fand ich ebenfalls rätlich davon zu schweigen." • Die Hauptgedanken v. Pronaths Eingabe an den König vom 8. Juni 1826 (s. S. 20) sind folgende: Das erschöpfte Land 2 hat 1 ORM. — 2 In diesem Zusammenhang sei hillgewiesen auf ein etwas früheres, interessantes Schi eiben Pronaths au Streber, worin er zunächst seiner Freude über die Restaurierung der Tegernseer Klosterkirche durch Ludwig I. Ausdruck gibt. Er fährt dann fort: „Dieser gute Regent hätte nichts anderes gebraucht, als einen solch haushälterischen und fürs Land gut denkenden Minister zur Seite zu haben, wie ihn Heinrich IV. von Frankreich in jenem vortrefflichen Sully gehabt. Dann würde dem höchsten Thronerben der Regierungsantritt gewiß nicht so schwer und sauer gemacht worden sein. — Schon vor zwei Jahren, als ich bisch. Gn. in Ihrem Hause verehren durfte, äußerte ich meine Besorgnisse, daß die Umgebung des verstorbenen Königs beinahe ganz vorsätzlich und absichtlich darauf spekuliere, dem Thronerben jede Stufe des Thrones recht mit Dörnern zu durchflechten und ihn hierdurch außer Stand zu setzen, seinen Herzenswunsch, die Untertanen in ihren zu großen Abgaben zu erleichtern, auf viele Jahre realisieren zu können. Insgesamt dürfen wir täglich zu Gott flehen, daß er diesen frommen, gottesfürchtigen Regenten in Schutz nehme . . ( K A M / AS 24 a).

— 73 — hohes Vertrauen auf seinen neuen Monarchen. Frohe Hoffnung gewährt auch der allerhöchste Plan der Wiedererrichtung einiger Klöster zu dem Zweck, dem Sittenverfall zu wehren und religiöse Volksbildung zu fördern. 1810 kaufte der Antragsteller vom Klosterbesitz Metten das Brauhaus nebst einigen ökononiiegebäuden, 1815 das große Konventgebäude nebst einem kleinen Obstgarten 1 . Dieses Konventgebäude (ohne Ökonomie) stellt er mit größter Freude für ein künftiges Kloster zur Verfügung aus Dankbarkeit für die ihm von Seiner Majestät gewährte Pension, nachdem er wegen Alter und Krankheit nicht mehr den Pflichten -eines Landschaftsverordneten nachkommen kann. Wie oben (S. 20) gesagt, genehmigte Ludwig am 1. Juli 1826 den Antrag mittels folgenden gnädigen Reskripts: Lieber Herr Johann Baptist v. Pronath! Ihr Schreiben vom 8. Juni habe ich zu empfangen das Vergnügen gehabt. Es zeugt von Ihrem echt religiösen sowohl als rein patriotischen Sinn. Ich nehme einstweilen das Anerbieten der unentgeltlichen Abtretung des Konventgebäudes der aufgelösten Benediktinerabtei von Metten, welches Sie besitzen, an und werde -die Behandlung des Geschäftes meinem Ministerium übertragen. Empfangen Sie indes meinen Dank für solche Gesinnungen, die mir nicht anders als Freude machen können und die ich noch besonders anzuerkennen mir vorbehalte. Der ich Ihnen mit königlicher Gnade wohl beigetan bleibe. Ludwig. Seiner Freude über das huldvolle kgl. Schreiben gab Pronath in einem Brief an Weihbischof Streber vom 25. Juli 1826 Ausdruck 2 . „. . . . Ich werde diese allerhöchste Gnade so lange ich lebe als das kostbarste Dokument für mich und meine Familie ehren und anbei Gott innigst danken, daß er mich geleitet hat •dem Rat weiser Männer zu folgen, unter welchen ich vorzüglich Euer Bischöfl. Gnaden ehrfurchtsvollst nenne und für Hochdero gnädige Mitwirkung meinen gehorsamsten Dank abstatte. Ich betrachte mich zwar von nun an nicht mehr als Eigentümer dieses Konventgebäudes, doch werde ich stets besorgt sein es so lange in gutem Stand zu erhalten, bis der erwünschte Zeitpunkt zu seiner eigentlichen Bestimmung eintritt. In Deggendorf will man die zuverlässige Nachricht aus München erhalten haben, daß Seine Majestät das ehemalige Kloster Niederaltaich aus dem Grund am ersten wiederherzustellen entschlossen sein soll, weil dieses Kloster beträchtliche Besitzungen in Österreich hatte (s. S. 28, Anm. 1), die Seine Majestät der Kaiser alle wieder zurückzugeben verheißen hätte. Allein im Rückblick auf die Geschichte von alten 1 Diese Angaben decken sich nicht genau mit jenen vom 27. VIII. 1830 (siehe S. 71, Anm. 1). — » ORM.

— 74 — und neuen Zeiten fände ich vom Haus Österreich gar wenig B e i spiele von solchen liberalen Gesinnungen gegen Bayern. Mithin; muß ich diese Nachricht einstweilen nur als einen frommen Wunsch» ansehen. Mehr Wahrscheinlichkeit würde aber die Sache in. meinen Augen erhalten, wenn die bayerische Regierung sich erklärt hätte, diesem Kloster alle in Bayern gehabte Besitzungen auch wieder zurückgeben zu wollen, welches aber kaum geschehen sein wird. Auch schon in der Hinsicht muß diese Nachricht bezweifelt werden, weil in diesem Kloster eine unglaublich: große Zerstörung vor sich ging. Denn außer der Kirche zeigen sich nur mehr Rudera von dem, was ehemals gewesen ist, w o durch also der Wiederherstellung bedeutende Kosten erlaufen würden, die sich mit dem jetzigen Ersparungsprinzip kaum werden in Einklang bringen lassen." A m 17. August 1826 lesen wir in einem Brief Schenks an K ö n i g L u d w i g 1 : „. . . Ich werde auf 10—14 T a g e einen Ausflug nach Regensburg machen um dort die Studienanstalten und Klöster zu besuchen und in Sailers Gesellschaft die doppelte Donaufahrt nach Weltenburg und Metten, welche beide zu künftigen Abteien bestimmt sind, zu unternehmen. W e g e n Übernahme von Metten, ist die geeignete Entschließung an die Regierung des Unterdonaukreises ergangen." A m 26. August 18262 forderte die Regierung des Unterdonaukreises das Rentamt in Deggendorf auf zu einem „wohlüberlegten" Gutachten hinsichtlich der für ein Kloster in Frage kommenden 1 Spindler, L u d w i g I. und Schenk, S . l l . — - Es sei hier zunächst hingewiesen auf den Bericht des R e n t a m t s D e g g e n d o r f vom 6. I X . 1826 an die R e g i e r u n g des Unterdonaukreises in B e t r e f f N i e d e r a l t a i c h s : Der K o n v e n t s t o c k faßt 20 Patres, ist wohl in Stand, zur Z e i t von P f a r r e r und L e h r e r bewohnt. D i e sonstigen L o k a l i täten fehlen. Der noch vorhandene Kanzleistock, der dem in N . bestellten lientaint als Getreidespeicher g e d i e n t hat, müßte erst aptiert werden. I m übrigen hat der K o n v e n t s t o c k eine freie und a n g e n e h m e L a g e , das G e b ä u d e ist hell, trocken und gesund. D e r noch vorhandene K o n v e n t g a r t e n mit daranstoßender W i e s e (7 T a g w e r k und äV-2 T a g w e r k G e m e i n d e g r u n d ) sind d e m P f a r r e r eingeräumt. V e r f ü g b a r ist auch noch das schöne Klosterrichterhaus mit 2 G ä l t e n und 2 kleinen Grundplätzen — es w a r dem R e n t a m t z u g e w i e s e n worden. D i e K i r c h e ist eine der schönsten in Bavern, das K l o s t e r historisch von hohem Interesse. (Es f o l g t ein geschichtlicher Ü b e r b l i c k . ) — W i e gleichzeitig neben dem Restaurationsgedanken uocli der Säkularisationsgeist regierte, z e i g t eine Aktenkorrespondenz im F i n a n z ministerium ( A b g e l e g t e K l o s t e r a k t e n , 319, N i e d e r a l t a i c h ) : der zu R e g e n verstorbene A b t K i l i a n Gubitz hatte sein goldenes, mit blauen Steinen besetztes P e k t o r a l e mit goldener K e t t e der Mariä-Sieben-Schmerzenbruderschaft in Niederaltaich vermacht. D a j e d e m A b t eine K e t t e mit P e k t o r a l e zugestanden war, schien kein Grund zu e i n e r R e k l a m a t i o n g e g e b e n : da genannte Bruderschaft 1803 a u f g e l o s t worden wrar, w u r d e beantragt, den Erlös f ü r den U n t e r h a l t des Pfarrgottesdienstes zu v e r w e n d e n . A u s München e r f o l g t e aber am 12. V I I I . 1826 der von Zentner unterzeichnete Bescheid:.

„ D a einem P r ä l a t e n nur die B e i b e h a l t u n g eines silbernen und vergoldeten, aber keineswegs eines goldenen, mit Steinen besetzten P e k t o r a l e s gestattet ist, da überdies die Schenkung einer gesetzlichen F o r m entbehrt, endlich die Bruderschaft nicht mehr existiert, ist das P e k t o r a l e einzufordern." D a s H a u p t m i i n z a m t m e l d e t e am 20. X I I . 1826 die Einschmelzung von K e t t e und P e k t o r a l e , nachdem bei der V e r s t e i g e r u n g ihr W e r t unterboten worden. Dieser, 49 fl. 25 kr., wurde an die Zentralstaatskasse überwiesen. — W o b l i e b e n die S t e i n e ? Oder waren sie u n e c h t ? I m F a l l e der Echtheit w a r e n sie auf 110 fl. geschätzt, andernfalls auf 15 fl.

— 75 — •Gebäude in Metten, auch allenfalls hinsichtlich der Gebäude zu Niederaltaich. Kreisbaurat Pigenots baldiges Eintreffen zu Erkundungszwecken wurde angekündigt. Inzwischen war Pronath wieder in schwerer Sorge. Am .•25. August 1826 1 dankte er Streber für sein tröstliches, erfreuliches Schreiben: Seit drei Wochen beschäftige er, Pronath, schon .Zimmerleute im Konventstock zur Ausbesserung von Schäden. .Der Rentbeamte von Deggendorf und Bauinspektor Pigenot hätten alle Zimmer des Konventgebäudes untersucht und nur von künftiger Einrichtung eines Magazins gesprochen. Desgleichen wolle der Landrichter aus sicherer Quelle wissen, daß Metten nie mehr seine vorige Gestalt erlangen werde. Ähnliche Gerüchte höre man seit Tagen von verschiedenen Seiten. Intrigen überall! Als künftigen Pfarrer von Deggendorf nenne man schon den Herrn PfarreiHafner von Regen — der an dem Herrn Finanzminister eine mächtige Stütze finden werde. Auffallen muß, daß Bischof Streber trotz seiner ermunternden •Schreiben an Pronath in seinem Gutachten vom 20. August 1826 nicht Metten, sondern Tegernsee als Erstlingsgründung empfahl. Am 6. September 1826 ging der Bericht des Rentamts in Deggendorf an die Regierung ab 2 : Das Konventstockgebäude kann wie früher 16 Religiösen beherbergen, weil es in der Hauptsache erhalten ist. Die Wohnzellen, Bibliothek, Lokalität, die Kranken- und Speisezimmer, die Zimmer für die Dienstleute, Küche und Keller müsseil indes erst in gebrauchsmäßigen Stand gesetzt wer len. Der Konventstock liegt einerseits hinter dem .Abteigebäude, anderseits so von der Kirche eingeschlossen, daß 1 OliM. — 2 RKM. Iis folge liier der IJericlit des K r e i s b a u r a t s Pigenot, auf dun sich die A u s f ü h r u n g e n der Regierung g r ü n d e n : Im sog. Konventstock b e s t e h e n : a) z u e b e n e r E r d e : 1. d a s Winterrefektoriuni, 2. die g e r ä u m i g e K ü c h e u n d .Speise (welche sich aber nicht m e h r im K a u m des eigentlichen Konventstockes befinden, jedoch a u c h mit ihnen a b g e t r e t e n würden), 3. ein Viktualiengewölbe, 4. ein P f ö r t n e r s t ü b c h e n , 5. ein g e r ä u m i g e s Holzgewölbe in zwei Abteilungen, (1. ein E i n g a n g ins Kellergeschoß, in weichein sich drei g u t e K e l l e r von mittlerer Große befinden, 7. die Apotheke (aber ohne E i n r i c h t u n g an S c h r ä n k e n ) , 8. die kleine, gewölbte Offizin, 9.—11. sehr kleine, gewölbte Zimmer mit einem Fenster, heizbar, a b e r sehr feucht, 12. d a s s o g e n a n n t e G a r t e n z i m m e r , 13. der liibliotlieksaal, sehr g u t u n t e r h a l t e n und noch mit den B ü c h e r s c h r ä n k e n versehen. — b) ü b e r e i n e r S t i e g e : 1. das Somnierrefektorium, g u t erhalten, 2.—9. Zellen, wovon immer zwei d u r c h ein^n Ofen geheizt werden, 10. d a s Priorat, ein mittelgroßes Zimmer, mit einem E r k e r v e r s e h e n ; auch w u r d e die Zelle Nr. 9 zur W o h n u n g des Priors gezogen, 11. d a s Z i m m e r des Subpriors, 12. ein IJekreationszimmer von ziemlicher Größe mit vier F e n s t e r n , 13. ein mittelgroßes K r a n k e n z i m m e r , in welchem gegenw ä r t i g der Ofen fehlt, 14. die vormalige K r a n k e n k a p e l l e , a u s welcher die A l t ä r e gen o m m e n wurden, 15. ein kleines K r a n k e n z i m m e r , z w a r zum Heizen, aber mit keinem Ofen versehen, 16. d a s Seniorat, g e r ä u m i g , mit einem lirker, 17.—20. Zellen, je zwei m i t einem Ofen heizbar, 21. das s o g e n a n n t e F e s t a r i u m (soll heißen „Vestiarium", d. h. Kleiderraum), klein und unheizbar, 2 2 . - 2 5 . Zellen, wie oben, 20. der Kapitels a a l , von mittelmäßigem Kaum, gewölbt, aber u n h e i z b a r ; ü b r i g e n s sind noch die W a n d s c h r ä n k e und ein kleiner Altar erhalten, welch letzterer in die K r a n k e n k a p e l l e gesetzt werden k ö n n t e - Endlich befinden sich u n t e r dem Dach die ger ä u m i g e n Getreidespeicher, welche g e g e n w ä r t i g vom F i n a n z ä r a r g e p a c h t e t sind. — AVas den b a u 1 i c h e n ,Z u s t a n d des g a n z e n K o u v e n t s t o c k e s betrifft, so sind die

— 76 — er für sich weder Einfahrt noch Eingang hat. Diese sowie Pforteund Küche belinden sich beim Abteistock. Wenn auch nicht zu Pronaths Lebzeiten, so müßten doch später daraus Unzuträglichkeiten erwachsen. Außerdem steht, abgesehen von zwei kleinen Hofräunien kein Garten zur Verfügung. Weil endlich Wirtschaftsgebäude, Brauerei und Grundstücke Privatbesitz bleiben und nur noch ein hölzernes Pfarrhaus mit Garten von 1 Tagwerk als Staatsbesitz vorhanden ist, muß das neue Kloster auf einen Geldfond gegründet werden. Inzwischen hatte auch Schenk seine Donaureise ausgeführt und berichtete darüber am 15. September 1826 an den König: „ . . . Ich war vom 24. August bis 7. September in Regensburg und dessen Umgebungen. Jeden Tag brachte ich einige Stunden des Morgens und Abends in dem belehrenden, begeisternden Umgang mit unserm ehrwürdigen Sailer zu und machte überdies mit demselben eine dreitägige Exkursion nach Straubing. Gewohnt, nieine Erholungsreisen für die Zwecke meines amtlichen Wirkungskreises zu benutzen, habe ich auch in Regensburg bald nach meiner Ankunft die Schulen, Seminarien und Klöster besucht; das nämliche geschah in Straubing, von wo aus ich zugleich einen Ausflug nach Metten machte, und ich nehme mir diü Freiheit, Eurer Kgl. Majestät einige Bemerkungen hierüber alleruntertänigst um so mehr vorzulegen, da dieselben teilweise eine Erfüllung der mir allergnädigst erteilten Aufträge enthalten. Im Gegensatz zu Weltenburg — das keine der ersten, zu restaurierenden Abteien wird sein können — ist das Klostergebäude von Metten durch die Sorgfalt des wackeren Pronath 1 , dessen Frau, eine geborene Grälin v. Spreti Hauptmauern g u t , müssen aber an den Fassaden herabgeputzt werden. Die Dachungen sind ebenfalls gut, doch wurden die Kamine von den Zellen bis zur Firsthöhe wegen ihrer Baufälligkeit abgetragen; sie werden aber nach Äußerung des Pronath auf dessen Kosten wieder hergestellt. Die Rinnen müssen gänzlich neu überzogen werden sowie auch das Pflaster in sämtlichen Gängen neu gelegt werden muß. Die Fensterstöcke müssen sowohl in den gedachten Gängen als auch in den Zellen großenteils erneuert werden, sowie auch die meisten Öfen ganz ruinös sind und neu gesetzt werden müssen. Die Fußböden sind im ganzen schlecht. Zwar läßt Pronath gegenwärtig die meisten mittels Einlegung einzelner Bretter reparieren, doch würden sie immer ein Übelstand bleiben und es dürften daher selbe großenteils neu gelegt werden. — Der Bericht faßt dann die notwendigen Reparaturen zusammen und betont, daß vielfach auf die Reparatur bald die Neuherstellung folgen müsse. Der Konventstock könne immerhin in kurzer Zeit z u r Aufnahme von Klostergeistlichen instand gesetzt werden. Doch bleibe Pronaths Angebot unzulänglich wegen Mangels an Küche, freiem Zugang und größerem Garten. — Ein Vergleich mit den Möglichkeiten in Niederaltaich fällt indessen sehr zu dessen Ungunsten aus: Außer den Zellen fehlt es hier an allen übrigen Erfordernissen, z .B. Bibliothek, Refektorium, Küche, Speise und Ökonomie. — 1 Auch Pronaths Brüder waren Ordensleute gewesen wie Pronath in einem späteren Dankschreiben an den Papst bemerkt: praefatus ordo, cui et duo fratres mei olim adscripti fuerunt, unus abbas in Prüfening (Prifling, s. S. 58, Anm. 3), alter Prior in Tegernsee. Letzterer, geb. am 18. IX. 1745, Profeß 14. XI. 1762, war 1776/83 Professor am Lyzeum in Freising, 1784/87 Prior, dann Subprior; nach der Aufhebung lebte er einige Zeit bei seinem Bruder auf Schloß Offenberg und besorgte dessen Ökonomie Bald aber kehrte er wieder zu seinen in Kommunität lebenden Mitbrüdern nach Tegernsee zurück und starb dort am 12. VI. 1824. (Lindner, Obb. Archiv, Bd. 50, S. 180).

— 77 — und Schwester der vortrefflichen Oberin zu Indersdorf ist, in jeder Hinsicht sehr gut unterhalten worden. Auch leben noch mehrere Konventualen von Metten, welche wieder in das Kloster zurückzutreten wünschen. Mit der Restauration dieses Klosters dürfte der Anfang gemacht werden, schon aus dem Grunde, damit die Pietät des Mannes, welcher das Gebäude so uneigennützig seinem früheren Zwecke zurückgibt, geehrt und belohnt werde. — D e r wegen Ausmittelung der hiezu erforderlichen Fonds aus Pfarreien, Stiftungsüberschüssen und dergleichen abgeforderte Bericht der Kreisregierung ist indessen noch nicht erstattet, weil sich dieselbe darüber mit dem bischöflichen Ordinariat in Regensburg zu benehmen hat. Sailer hat jedoch die möglichste Beschleunigung dieser Angelegenheit zugesichert." 1 Am 16. September 1 8 2 6 schrieb Pronath an Weihbischof S t r e b e r 2 : Das gnädige Schreiben vom 6. ist für mich die erfreulichste Quelle gewesen, woraus ich wieder Mut und Stärke habe schöpfen können, die auch noch dadurch vermehrt worden sind, weil ich erst kürzlich das Glück g e h a b t , den Ministerialrat v. Schenk in Begleitung des Bischofs von Germänicopolis bei mir hier persönlich zu verehren, welch hohe Gäste sich von dem wahren Zustand meines Klosters und von dessen Brauchbarkeit selbst augenscheinlich haben überzeugen können. Seit kurzer Zeit erschienen auch in Metten mehrere hohe Personen, denen mein Bauverwalter das ganze Konventgebäude vorzeigen mußte. Unter diesen waren z. B . H. Staatsrat v. Kobel, Staatskassier von E r t l , Administrator Schönleitner von Schleißheim. Ob diese Herren die Brauchbarkeit dieses Gebäudes oder das Entgegengesetzte behaupten werden, weiß ich nicht. Auch der kgl. Baurat v. Pigenot von Passau untersuchte das Gebäude unter Beiziehung des Rentbeamten von Deggendorf erst vor einigen Tagen und forderte von mir die Erklärung ab, da fürs ganze Kloster nur eine einzige Küche vorhanden ist, ob ich auch diese zum Konventgebäude abtreten wolle und ob ich die beschädigten Kamine auf meine Kosten zu reparieren gedenke. Ich erklärte mich zu beidem willig. Ich glaube, daß sich die Kosten zur gänzlichen Herstellung und Einrichtung bei nicht vorhandenen Baufällen nicht so hoch belaufen können als vielleicht in der Folge angeziffert werden mag. D a s Rentamt Deggendorf wurde von der Kreisregierung aufgefordert, gutachtlich zu berichten, welche Renten von der Pfarrei Deggendorf 3 zum Behufe des neu zu errichtenden Instituts ausgemittelt werden könnten. D e r Herr Rentbeamte Bierdimpfel versicherte mich aber schon im voraus, daß keine Zersplitterung • Spindler, Ludwig I. und Schenk, S. 15. — 2 ORM. — 3 Die Kreisregierung war ihrerseits am 19. VIII.- 1826 durch das Ministerium befragt worden, ob die Stadtpfarrei Deggendorf dem künftigen Kloster Metten beigegeben und für wie viel Konventualen hierdurch die erforderliche Sustentation gewonnen werden könnte.



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der pfarrlichen Einkünfte aus dem Grunde stattfinde, weil das Patronatsrecht dem Magistrat Deggendorf zustehe, dem man es nicht nehmen könne und der außerdessen seine Beschwerde hierüber zur Ständeversammlung zu bringen sich schon vorläufig erklärt habe. Auch müsse diese P f a r r e i nach ihrer ursprünglichen Einrichtung jederzeit an einen Bürgerssohn von D e g g e n d o r f übertragen werden. S o n d e r b a r ! D i e vorletzten zwei P f a r r e r , Golling und Heinrich, sind doch eben keine Bürgerssöhne gewesen. Aus vorstehender rentamtischer Äußerung läßt sich schon beiläufig erraten, wie günstig der abgeforderte Gutachtensbericht eingerichtet werden wird. A b e r der liebe Gott wird den guten K ö n i g schon mit aller j e n e r erforderlichen Weisheit und S t ä r k e ausrüsten um seine frommen Pläne in Ausführung zu bringen. E i n Schreiben fast gleichen Inhalts übersandte der geängstigte Pronatli unter dem gleichen D a t u m an Bischof S a i l e r 1 . Dieser schickte es an S c h e n k mit dem B e m e r k e n : „Sie erhalten ein Schreiben unseres wackeren Pronath, woraus Sie sehen, welch neues Anerbieten derselbe gemacht hat und zugleich welches Sinnes diejenigen sind, durch deren H ä n d e die S a c h e g e h t . " 2 An die Regierung übersandte das R e g e n s b u r g e r Ordinariat am 19. September 1 8 2 6 ein Gutachten folgenden Inhalts 3 : D i e Gebäude des Klosters Metten sind noch in gutein Stand. Seine W i e d e r e r w e c k u n g unterliegt kaum einem Anstand. D i e früheren Klöster haben durch Unterricht in der Musik, in den Anfangsgründen der lateinischen S p r a c h e und in der Religion großen Nutzen gestiftet. So unterrichtete Kloster Aldersbach jährlich gegen 3 6 K n a b e n . D a die arm gewordene L a n d b e v ö l k e r u n g auch für begabte und fleißige Söhne wenig oder nichts aufwenden kann, wäre ein Knabenseniinar in Metten für den ganzen B e z i r k des sogenannten W a l d e s eine W o h l t a t . Dem Kloster könnten weiterhin die vier einstigen Klosterpfarreien Metten, Edenstetten, Michaelsbuch und Stcphansposching inkorporiert werden. Nur müßte vorgesorgt werden, daß nicht die P f a r r v i k a r e zu häufig und sozusagen ad nntum gewechselt würden. — D a ß die Stadtpfarrei Deggendorf inkorporiert werde, wird nicht zugegeben. D a s ehemalige Reichsstift Niedermünster hat seit den ältesten Zeiten Weltpriester auf diese Pfarrei präsentiert. F ü r eine Union mit Kloster Metten liegt gegenwärtig weder Notwendigkeit noch ein besonderer Nutzen vor. Auch der K i r c h e n r a t von T r i e n t hat eine solche Union ausdrücklich untersagt. Z u r Dotierung sollten dem Kloster seine einstigen Besitzungen, soweit sie noch unveräußert sind, zurückgegeben werden. W e n n auch aus dem letzten Abschnitt nicht mehr der Geist und die Stimme Sailers spricht, so lautet dieses Gutachten des Ordinariats doch wesentlich günstiger als jenes 1 , welches die 1 KKM. —

Hi.st.-pol. B l ä t t e r , IM. 151, S . 796. —

3

U R N (Metten 26/29).



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Regierung am 15. September 1826 dem Ministerium übermittelte. Darnach wurde die Wiedererrichtung Mettens unter den gegenwärtigen Verhältnissen für unausführbar erklärt; insbesondere könne eine klösterliche Anstalt auf dem L a n d e auch in ihrem ersten Anf a n g nicht ohne Ökonomie bestehen. — Nach Eintreffen des Ordinariatsschreibens ließ die Regierung einen zweiten, ausführlicheren Bericht abgehen. Neuerdings wurde die Unzulänglichkeit der Schenkung dargetan. Dem A n t r a g des Ordinariats auf Errichtung eines Knabenseminars pflichtete man mit der Einschränkung bei, daß nicht bloß künftige Priesteramtskandidaten, sondern überhaupt bedürftige Studierende aus der Umgebung aufgenommen würden. Die Anstalt müßte die vorgeschriebenen allgemeinen Lehrpläne zugrunde legen und der Aufsieht der Kreisregierung unterstehen. W i e das Ordinariat lehnte auch die Regierung eine Übertragung der Stadtpfarrei Deggendorf an das Kloster entschieden ab. Die Aufopferung einer Säkularpfarrei für eine klösterliche Anstalt würde die Unzufriedenheit der Weltgeistlichen in hohem G r a d e erregen und auch die Zustimmung der beteiligten Gemeinden nicht finden 1 . Die Überlassung der vier einst zu Metten gehörigen Klosterpfarreien könnte man billigen, aber es dürften nur geprüfte Kandidaten Pfarrer werden und sie bedürften jeweils der Bestätigung durch die Regierung. Im übrigen dürfte die Inkorporierung von Pfarreien dem Kloster nur als Last erscheinen, so lange nicht auch die dem Staatsgut einverleibten Pfarrgüter zurückgestellt werden könnten. Somit kam die Regierung letzten Endes zu dem Vorschlag, zur Dotation überhaupt keine Pfarreien zu verwenden. — Wie der prinzipielle Kampf um die Dotation von Klöstern mit Pfarreien zwischen dem obersten Kirchen- und Sclmlrat einerseits und dem Minister Armannsperg anderseits ausgefochten wurde, wurde oben (S. 25—31) berichtet. Deutinger fand den Ausweg, die Pfarreien sollten den Klöstern nicht mehr inkorporiert, sondern zur Nutznießung übertragen werden. Im obersten Kirchen- und Schulrat erstattete Dompropst Deutinger als Referent am 15. (?) April 1826 eingehendsten Bericht 2 . Es war nicht leicht, aus den entmutigenden Unterlagen dennoch einige Aussichtsmöglichkeiten zu gewinnen. Der Mangel an einem Garten, einer Ökonomie, eigenem Z u g a n g und eigener Küche erscheint unerträglich. In beiden letzteren P u n k t e n wird Pronath abhelfen. D e r Klostergarten ließe sich vielleicht, dem Vernehmen nach um 600 fl., erwerben. Das noch unveräußerte hölzerne Pfarrhaus mit 1 Der oberste Kirchen- und Schulrat fand der Bedenken gegen die Übertragung der Stadtpfarrei noch mehr: Stadtpfarreien sind insbesondere geeignete Mittel, verdiente geistliche Professoren, die beim Lehrfach nicht mehr auszuharren vermögen, auf eine angemessene Weise zu belohnen ohne den Studienfond mit Pensionen zu überbürden. Auch dürfte eine so große Pfarrei nicht excurrendo versehen werden; sie bedarf eines stabilen selbständigen Pfarrers. j f 4 . i Z . 1 9 — 2 H A — 19.



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1 T a g w e r k G a r t e n g r u n d könnte bei dereinstiger E r l e d i g u n g d e r Pfarrei f ü r ökonomische Zwecke überlassen werden. Einstweilen müßten bei einem Personalstand von 8 — 1 0 Konventualen jährlich 4 — 5 0 0 0 fl. ausfindig gemacht werden. Aber der Referent weiß, gleich der Regierung des Unterdonaukreises, keine zureichenden Fonds. D a s Staatsärar hat f ü r die laufende Finanzperiode keine Leistungen dieser Art übernommen. Vielleicht könnten E r ü b r i g u n g e n im E t a t des Ministeriums des I n n e r n f ü r Herstellung der Gebäude und ihre Einrichtung sowie zum Kauf des Klostergartens verwendet werden. Ohne weitere Dotation a b e r wäre das Kloster schon beim Entstehen der G e f a h r einer baldigen Auflösung ausgesetzt. Ein jährlicher Beitrag ließe sich aus den Rentenüberschüssen vermöglicher Kirchen schöpfen. Aber nach § 4 8 und 49 des zweiten Konstitutionsedikts sind diese Überschüsse zunächst f ü r andere Zwecke bestimmt. Viele Reklamationen wären die Folge. Auch die Pensionen eintretender Exkonventualen u n d die Zuweisung von einigen benachbarten Klosterpfarreien k ö n n t e dem Notstand nicht wesentlich abhelfen. — U m die W i e d e r besetzung Deggendorfs mit einem Weltpriester bittet der Referent mit A n f ü h r u n g der schon oben genannten Gründe. — Resigniert stellt Deutinger zusammenfassend den A n t r a g : E s möge die W i e d e r e r r i c h t u n g Mettens nicht eher geschehen, als bis eine entsprechende jährliche Einnahme d a f ü r gesichert sei. Aber, wohlbekannt mit dem unaufhaltsamen D r ä n g e n des Königs, fährt er f o r t : Sollten Majestät der obwaltenden Hindernisse ungeachtet schon jetzt eine bestimmte V e r f ü g u n g zu treffen g e r u h e n , so d ü r f t e dieselbe folgende P u n k t e und Klauseln in sich fassen müssen: Metten soll als Abtei mit vorerst 8 — 1 0 Konventualen zum Zwecke der Seelsorge und wissenschaftlichen Forschung geg r ü n d e t werden, und es soll dazu ein K n a b e n s e m i n a r unterhalten. P r o n a t h möge die angebotenen Baulichkeiten gut abschließen und . . . . M wo möglich auch eine geeignete Lokalität f ü r eine eigene Ökonomie überlassen. Aptierung, erste Einrichtung und E r w e r b eines Gartens übernimmt das Ä r a r . Die wirkliche Wiederherstellung a b e r setzt eine sichere, zureichende Dotation voraus. Die Regierung hat d a r u m im Benehmen mit dem bischöflichen Ordinariat von Regensburg nachzuforschen, ob nicht einige F o n d s f ü r Kultund Schulzwecke vorhanden seien und wie viel etwa der Kreisschulfond f ü r das zu errichtende Knabenseminar aufbringen könne. Indes soll auch schon vor Ausmittelung einer ständigen Dotation gestattet sein, daß sich einstige Mitglieder des Benediktinerordens zu einem Konvent zusammenschließen, einen Vorstand wählen, ihre Pensionen fortbeziehen. W o möglich sollen sie die P f a r reien Metten und Neuhausen versehen. Auch Novizen aufzunehmen ist ihnen gestattet, sobald sie letztere mit eigenen E r sparnissen oder infolge von Schenkungen unterhalten können.



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Die Vorschläge des obersten Kirchen- und Schulrats blieben nicht unwidersprochen. Minister Armannsperg gab seinen abweichenden Ansichten vorerst in Form schriftlicher Beifügungen 1 Ausdruck. Vor allem wandte er sich gegen die Veräußerung verfallender alter Klostergebäude zur Fundierung von Klöstern. Dieser Vorschlag stand allerdings nicht im letztbesprochenen Vortrag des obersten Kirchen- und Schulrats. Er muß aber in einer vorausgehenden Sitzung erörtert worden sein. Auf seine Abweisung durch Armannsperg nahm Schenk bereits in einem früher (S. 70) behandelten Schreiben an den König Bezug. D e r Finanzminister glaubte solche unrentable Staatsgüter nur zur Nutznießung und auf Widerruf überlassen zu dürfen. Gegen -eine Veräußerung führte er die Bestimmung des 3. Titels der Verfassungsurkunde an: „Sie kann nur geschehen, wenn gemäß •§ 7 der Kaufschilling wieder zu Neuerwerbungen oder zur Aushilfe der Schuldentilgungskasse verwendet wird. Die Verwendung zur Dotation eines Klosters entspricht weder dem einen noch dem andern Zweck." — Armannsperg sprach sich auch gegen die Überlassung des Mettener Pfarrhauses zur Benutzung für ökonomische Zwecke aus: Dem Kloster wäre damit ohnedies wenig .geholfen. Helfen sollte nach seiner Ansicht Pronath. Fürs erste sollte dieser vom Abteistock noch soviel hinzugeben, daß der Konvent abgeschlossen wäre. Bemerkenswert ist das Lob, das ihm hierbei der Minister spendet: „Er wird sich dazu leicht verstehen, da es dem frommen Mann offenbar wahrhaft ernst ist, die Restauration dieses Klosters zu erzwecken." — „Pronath möge aber auch jene Ökonoiniegebäude und Gründe, welche er erst vor wenigen Jahren vom Stadtschreiber von Deggendorf erkaufte, u m den dafür damals erlegten Kaufschilling überlassen, den Klostergarten noch vor der Restauration akquirieren und nach derselben dem Kloster auf Verlangen jederzeit gegen 5 Prozent Verzinsung oder Rückerstellung des dafür erlegten, in keinem Fall aber 1000 fl. übersteigenden Kaufschillings anlassen." — Eine weitere Notiz Armannspergs wandte sich andern Klosterprojekten zu. Seine Beifügungen waren eine Art Entwurf für •einen ministeriellen Antrag, der auch sogleich ausgearbeitet wurde. Der Staatniinister erkennt in seinem Antrag 2 wenigstens eine teilweise Dotationspflicht des Staates, wie bei den Seininarien, so auch bei den Klöstern an. Gegenüber seiner früheren Auffassung bedeutet das einen großen Fortschritt. Aber an Stelle des Vorschlags, unrentable Staatsgebäude zu verkaufen und damit Klöster zu dotieren, setzt er wiederum die Rentenüberschüsse katholischer -Stiftungen. Für Metten insbesondere sollen die Stiftungen des Unterdonaukreises, zumal solche ihm näher liegender örtlich1

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keiten einen Beitrag leisten. Dafür beanstandet der Minister diesmal nicht mehr die Verwendung von Ersparnissen im Kultusetat zur Instandsetzung und ersten Einrichtung der Klostergebäude. Die Regierung soll im Einvernehmen mit dem Ordinariat möglichst bald einen Kosten Voranschlag aufstellen. Für das zu errichtende Knabenseminar stellt er Stipendien in Aussicht aus den zunächst für Priesteramtskandidaten bestimmten Fonds. Die Pfarreien Metten, Neuhäusen, Edenstetten könnten füglich dem neuen Kloster überlassen werden, nicht aber Deggendorf 1 . D i e s e Pfarreien bedeuteten einen Ertrag von 2400 fl., die Pfarrer von Metten und Neuhausen waren ohnehin Benediktiner. Sie sollten zum Rücktritt ins Kloster oder aber, gleich dem Pfarrer von Edenstetten, zur Eingabe um Versetzung aufgefordert werden. Eine solche Einladung zum Wiedereintritt ins Kloster sollte das Ordinariat Regensburg neuerdings an dafür geeignet erscheinende Exkonventualen ergehen lassen. So k ö n n t e — heißt es im Antrag gegen Schluß — das Unternehmen in kurzer Zeit bewerkstelligt werden, sofern nicht Eure Majestät bei der Beschränktheit der Restaurationsmittel allenfalls vorziehen sollten, die Abteien 2 Fürstenfeld, Scheyern, Ottobeuren, Roggenburg, Ensdorf, Ebrach, Waldsassen, deren herrliche Gebäude in dem besten Stande sich befinden, oder ein Kloster in Burghausen für die Begründung einer Studienanstalt in dieser unglücklichen Stadt vor jenem zu Metten zu restaurieren, da die Wiederherstellung der dortigen Gebäude noch immer mehrere Tausende kosten wird und der Hindernisse daselbst noch mehr als bei den übrigen sind. Noch 1 Deggendorf stand auf der Liste künftiger Klosterpfarreien, war zur Zeit erledigt, sollte also nach einer kgl. Verfügung vom Herbst 1820 vorerst nicht wieder besetzt werden. Kin Reskript vom 26. VI. 1827 verlieh indes die Stadtpfarrei an Pfarrer Hafner von liegen mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß er sich bei Verleihung der Pfarrei Deggendorf an das Kloster Metten versetzen lasse. — s F ü r s t e n f e l d s herrliche Kirche sollte nach der Klosteraufhebung wegen angeblicher Haufälligkeit mit Kanonen zusammengeschossen werden und entging diesem Schicksal nur durch Verzug (Ringseis, Erinnerungen I, S. 48). Den Landrichter Heidulf, durch dessen Verschulden an Stift und Kirche wahrhaft gefrevelt wurde, stempelte das Volk zum „Heuteufel" (Fugger, Fürstenfeld, S. 145). Als Folge eines persönlichen Besuchs des Königs Max in Fürstenfeld erging am 19. VIII. 1816 das Reskript: „Wir haben beschlossen, daß die Prachtkirche zu Fürstenfeld zur erhabenen Erinnerung an unsere Ahnen und zu fortwährenden Gottesdiensten für unser H a u s besser als bisher geehrt und unterhalten und deshalb zu einer Landhofkirche erhöht . . . werden solle" (RKM/ Fürstenfeld, Landhofkirclie). 1818 wurde eine Invalidenanstalt im Klostergebäude errichtet. Am 21. VII. 1826 schlug Schenk deren Verlegung nach Landshut vor, um Fürstenfeld für eine Benediktinerabtei frei zu bekommen. Am 27. VII. lehnte dies Ludwig aus Mangel an Gebäuden in bezeichneter Stadt ab (s. S. 22). Nochmals wurde, laut Reskript vom 17. III. 1827 g e p l a n t , die Anstalt in das Maltesergebäude in Landshut zu verlegen (Spindler, Ludwig I. und Schenk, S. 6 und S. 3%). Und wieder tauchte 1829 Fürstenfeld nebst anderen Klosterprojekten auf. — R o g g e n b u r g betreifend, erklärte die Regierung des Oberdonaukreises am 6. XI. 1827, daß die dortigen Lokalitäten sich für ein Kloster nicht eignen, weil die Realitäten verkauft, die kleineren Ärarialgebäude Pfarr- und Beamtenwohnungen seien, die weiteren sehr beschränkten Räume nur mit einem A u f w a n d von 3—4000 fl. wohnlich gemacht werden könnten, auch die Errichtung einer Studienanstalt in solcher Einöde sich nicht eignen würde. — Dagegen verdiente nach demselben Regierungsbericht O t t o b e u r e n die vorzügliche Berücksichtigung, al»

— 83 — ein letztes, aussichtsreiches Projekt präsentiert der Minister und verheißt darüber baldigen gesonderten Antrag: Wessobrunn. Die schönen, gut erhaltenen Gebäude, mit Ökonomie und Bräuhaus, könnten um 18350 fl. in bar erworben, die Gelder dafür aus disponiblen Stiftungs (!)- oder Depositenfonds vorgeschossen werden; die Zinsen einer mit in Kauf zu nehmenden Schuld von 3 3 5 6 8 fl. ließen sich aus den Realitäten leicht herauswirtschafteil; die Tilg u n g des erwähnten Ankaufskapitals könnte allmählich durch Stiftungsgelder geschehen, insofern nicht fromme Vermächtnisse dazu hinreichen. Aber woher diese Rührigkeit Armannspergs in Klostergründungsplänen? Es ist bei ihm sicher nicht der romantische Ideenflug eines Ludwig oder Schenk. Man kann sich schwer des Eindrucks erwehren, daß diese neuen Projekte einfachhin Metten aus dem Gesichtsfeld schlagen sollen. Wieder kommt der Staatsmann nicht oder wenigstens nicht ganz ans Ziel. Die seinem Antrag am 21. April 1827 folgende königliche Entschließung widerspricht zunächst der ministeriellen Auffassung, als ob der Verkauf von unrentablem Staatsgut zum Zweck der Klösterrestauration verfassungswidrig wäre. Sie beruft sich auf § 7 des 3. Titels der Verfassungsurkunde, welche die Veräußerung von Staatsgut ausdrücklich unter der Bedingung gestattet, daß der Erlös zu Absichten, welche das Wohl des Landes bezwecken, verwendet wird. „Nun aber," so belehrt der König «einen Minister ernsthaft, „ist die Wiederherstellung einiger Klöster für Unterricht, Krankenpflege und Seelsorge nicht nur eine Maß-

vorzugsweise zur Wiederherherstellung geeignet. — Wie wenig treffend aber Armannsperg S c h e y e r n unter die Kiosterbauten rechnete, „deren herrliche Gebäude in dem besten Stande sich befinden", zeigt ein Ausspruch Ludwigs bei persönlicher Inausichtnahme des Stammschlosses seiner Väter: „Scheyern sieht aus wie mit Kanonen zusammengeschossen" (Hanser, Scheyern einst und jetzt, Bd. 1, S. 103). — Von E b r a c h wird noch später die Rede sein. — Li u r g h a u s e n durfte damals wohl mit Recht eine unglückliche Stadt genannt weiden. Die politischen Wirren und Kriegsnöten der Napoleonischen Zeit hatten ihm übel mitgespielt, auch wenn es vorübergehend Sitz der Regierung des Salzachkreises (1808/17) wurde und sich an dem Tage von Napoleons Einzug (28. April 1809) als „Mittelpunkt von Europa" fühlte. Zu den Kriegs- und Brandschäden traten wiederholte verheerende Überschwemmungen. Seine Klöster, das der Kapuziner und der Englischen Fräulein, waren als Zentralklöster zum Aussterben verurteilt worden. Nun schenkte der König 1826 dem Institut der Englischen Fräulein wieder das Leben, 1827 den Kapuzinern. Gerade der 15. April, ein auch für die Benediktinerrestauration wichtiger Tag, brachte die Verordnung für die Abhaltung eines Provinzkapitels der bayer. Kapuziner (Eberl, Gesch. d. bayr. Kap., S. 510). — Von Interesse ist hier auch eine Eingabe des P. Benno Ostermaier (s. S. 64), damals in Burghausen, au König Ludwig vom 4. V. 1827. „Möchten Eure Majestät," so bittet er, „erlauben, daß ich in hiesiges Kloster eintreten und das Ordenskleid tragen dürfe und daß dieses Kloster meinen Mitbriidern, den Ivonventualen des aufgelösten Klosters Weihenstephan, möchte übergeben und auch die Professoren für die hiesige Scudienanstalt bestimmt werden möchten; es werden alle dein allerhöchsten Rufe Bereitwilligkeit und Genugtuung leisten . . ." F ü r sich muß der Bittsteller wegen Blutbrechens und Brustleidens aktive Betätigung (außer im Beichtstuhl)' ablehnen . . . Ein allerhöchstes Signet vom 28. XII. 1828 verbeschied: „Einstweilen zu den Akten, da über die Errichtung eines Gymnasiums zu Burghausen zur Zeit noch kein definitiver Beschluß gefaßt werden kann" (RKM. — Job. Gg. Huber, Gesch. von Binghausen). 6*

— 84 — regel zum Besten des Landes, sondern eine im Konkordat begründete, verfassungsmäßige Verbindlichkeit des Staates." Wasnun folgt, muß ein Beweis für das hohe Rechtlichkeitsstreben de» Königs genannt werden. Der König fährt nämlich fort: „Da unser Staatsininister des Innern über die Auslegung und Anwendung jener Bestimmungen der Verfassungsurkunde auf den gegenwärtigen Fall mehrere Bedenken geäußert hat und wir jede, wenngleich nur scheinbare Verletzung der von uns beschworenen Verfassung vermieden wünschen, so wollen wir, daß einstweilen (ist doppelt unterstrichen) von dem Verkauf ehemaliger Klosterrealitäten zum Behufe der Dotierung der wiederherzustellenden Klöster Umgang genommen werde. Indessen ist es unser fester Wille, d a ß das Kloster Metten möglichst bald wieder hergestellt und hierdurch das Anerbieten des Herrn v. Pronath, welches wir bereitsangenommen haben, geehrt und zur teil weisen Erfüllung einer im Konkordat eingegangenen Verpflichtung benützt werde. Zum Behufe dieser Wiederherstellung sind daher die übrigen vom obersten Kirchen- und Schulrat in Antrag gebrachten Mittel in Anwendung zu bringen, worüber uns der entsprechende Reskriptsentwurf schleunigst vorzulegen ist." o o Der eingeforderte Reskriptsentwurf kommt zur Vorlage am 1 26. April 1827 . Er spricht die Gründung Mettens aus. Das Gründungsdekret ist allerdings nur provisorisch, so wie am Tage vorher, am 25. April 1827, die provisorische AViederherstellung des Schottenklosters beschlossen worden war. Kloster Metten soll aus 8 bis 10 Konventualen mit einem Prior bestehen. Dem Konkordat gemäß wird ihm die Verbindlichkeit zur Aushilfe in der Seelsorge und zum Betrieb wissenschaftlicher Forschungen auferlegt. Außerdem hat es ein Seminar zu unterhalten, in welchem fähige Knaben in der Musik und in den Anfangsgründen der lateinischen Sprache gegen mäßige Verpflegungskosten zu unterrichten und für die öffentlichen Schulen vorzubereiten sind. Pronath soll zu günstigeren Anerbietungen bewogen werden: Nicht bloß den sogenannten Konventstock, sondern auch den Abteistock soll er überlassen, den anderweitig veräußerten Klostergarten erwerben und an das Kloster für nicht mehr als 1000 fl. abgeben. Auf Verlangen soll er auch die Ökonomie um die seinerzeit beim Ankauf erlegte Summe an das Kloster abtreten, einstweilen a b e r dem Konvent entsprechende Vorteile aus dieser seiner Ökonomie gewähren. Die Instandsetzung und erste Einrichtung der Gebäude übernimmt das Ärar auf Erübrigungen im Kultusetat. Es werden dazu aber auch Rentenüberschüsse vermöglicher Kirchen und Stiftungen des Kreises herangezogen. Ferner werden dem. Kloster nach Tunlichkeit die Pfarreien Metten, Edenstetten und Neuhausen, jedoch ohne förmliche Inkorporation übertragen. Aus. 1

RKM/ Benedikt.-Ord. in genere I.

— 85 — dem Antrag werden auch weitere Verfügungen übernommen, wie die Aufforderung an das Ordinariat zur Herstellung eines Kostenvoränschlags, zur erneuten Einladung geeigneter Exbenediktiner, dann die Zusicherung des fortdauernden Genusses der Klosterpensionen für die Wiedereintretenden und endlich die Erlaubnis, Novizen aufzunehmen. Von Bedeutung ist noch der Schlußsatz des Reskripts: „Übrigens behalten wir uns vor, die Statuten im Benehmen mit dem Ordinariat einer Revision zu unterwerfen zum Behufe der Anpassung an die Bedürfnisse der Zeit und die vorgesetzten Zwecke." Allerdings eine sehr verfängliche Verfügung, schwerlich geeignet, Benediktiner, die den alten Ordensgeist noch bewahrt hatten, anzuziehen. Man denke an die bereits früher eingeholten, oft recht radikalen Reformvorschläge! Die Ehrwürdigkeit der Benediktinerregel beruht einerseits in der ihr zu Grunde liegenden Weisheit und Diskretion, anderseits auf ihrem hohen Alter und ihrer weltgeschichtlichen Fruchtbarkeit. Gerade Alter und weltweite Verbreitung machen im Wandel der J a h r hunderte gewisse Anpassungen und Veränderungen wenigstens in den äußeren Lebensformen und Betätigungen nötig. Solche Reformen können aber nur aus dem Schoß des Ordens selbst kommen, von Männern, die vom Geist des hl. Benediktas getragen und von diesem Geist trotz äußerer Modifikationen kein J o t a preiszugeben willens sind. Von außen zugetragene Reformen aber würden notwendig die A x t an die Wurzel des Baumes legen, der in den Jahrhunderten gründet und mit seinen Zweigen den Erdkreis beschattet. W a r so die Erhaltung des Ordens in seinem innern Wesen durch das Gründungsreskript in keiner Weise gewährleistet, so stand es mit der Sicherung der äußeren Existenz um nichts besser. Nur daß das Reskript verschleiert, was die vorangehenden Anträge doch offen zugestanden hatten: den Mangel einer ausreichenden, eigentlichen Dotation. Der Staatsminister brachte dann am 2. Mai 1 8 2 7 1 den von ihm schon angekündigten Antrag zur Vorlage, betreffend die Wiederherstellung von Wessobrunn. E s mag hier bemerkt werden, daß von allen Restaurationsprojekten in der Ära Ludwigs I., wenigstens soweit sie sich auf Errichtung eines bestimmten Benediktinerklosters beziehen, ein Antrag auf die Wiederherstellung Wessobrunns der erste gewesen war. Bischof Riegg von Augsburg hatte im F r ü h j a h r 1 8 2 6 für Wessobrunn das erste W o r t gesprochen, allerdings vergeblich. Nunmehr hatte der Minister in dem erwähnten Antrag vom 15. April 1827 Wessobrunn für eine Gründung warm empfohlen, obwohl sich der oberste Kirchenund Schulrat wohl mit Rücksicht auf Metten gegen das P r o j e k t äußerte. Inzwischen hatte der König laut Entschließung vom 1

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21. April 1827 1 der Gründung Mettens den Vorzug gegeben. D a s Projekt ging unter mit vielen anderen der damaligen Zeit. Metten sollte also die Erstlingsschöpfung Ludwigs werden. Das Restaurationsedikt war allerdings weder auf eine eigentliche Dotation noch auf einen schon vorhandenen Konvent gegründet. Körperschaft wie Haupt der neuen Klostergemeinde mußten erst gesucht werden. Bischof Sailer verfolgte die Sache unablässig. Er bat den greisen Abt von Michelfeld, Maximilian Prechtl, das Amt eines Vorstehers wenigstens auf zwei Jahre zu übernehmen. Desgleichen ersuchte er ihn um einen Voranschlag für die Bedürfnisse eines Konvents zu Metten. Der Prälat erklärte einen Personalstand von nur 8 bis 10 Religiösen für zu gering, um das zu leisten, was man von einem Benediktinerkloster erwarte. Der Aufwand lasäe sich nur an Ort und Stelle ermitteln. Immerhin dürfe man bei Besitz eigener Ökonomie jährlich einige 1000 fl. ansetzen. Die Vorstandschaft betreffend, sah er sich genötigt abzulehnen. Er sei gebrochen an Körper und Geist. In der Tat verursachte dem bereits durch die Anfrage von 1826 im Gewissen beunruhigten Greise die neue Aufforderung zum Rücktritt große Ängsten. Sein Gewissensführer mußte ihm die Absage förmlich abnötigen. 1827 erlitt er einen Schlagaiifall, von dem er sich allerdings erholte. Er starb am 12. Juni 1832 1 . — Auch der Priflinger Mönch Edmund Walberer 2 wurde vom Ordinariat Regensburg zu einem Gutachten über die finanziellen Erfordernisse 1 Sailers Schreiben, eine bedeutsame Ehrung Prechtls, möge liier inhaltlich folgen : Da» erste herzustellende Kloster, welches als Muster für die beabsichtigten übrigen erstehen soll, bedarf eines Mannes, der mit dem wahren Geist klösterlicher Institute und des Benediktinerordens besonders vertraut und die Bedürfnisse seiner Zeit durchschauend an die Spitze eines solchen Unternehmens treten, durch seine Persönlichkeit und Würde das öffentliche Vertrauen für die neue Anstalt gewinnen und den Klostergeistlichen, die er um sich sammelt, in jeder Hinsicht als Muster vorleuchten kann. Und dieser ist kein anderer als der ehrwürdige P r ä l a t von Michell'eld. Denn er, geliebt und geehrt von allen, die ihn kennen, im In- und Ausland als geistvoller Schriftsteller geschätzt, da.s Leben in einer geistlicheil Gemeinde und die Leituno; derselben aus vieljähriger Erfahrung kennend, ist mehr als irgend jemand imstande, den Grund zum neuen großen Werk zu legen und dasselbe seiner hohen Bestimmung mit Sicherheit eutgegenzuführen. —Am Schlüsse wird noch hinzugefügt: Man glaube sich der vollen Überzeugung hingeben zu dürfen, daß der P r ä l a t diesen Antrag der reichsten Erwägung vor Gott würdig erachte. — In den letzteii Jahren verlor Abt Prechtl das Gedächtnis, konnte keinen zusammenhängenden Brief mehr schreiben, das Brevier nicht mehr beten. Seiner Sekundiz, die er am 22. IX. 1831 feierte, folgte große Erschlaffung. Im Tod ging ihm Bischof Sailer voraus. Seine Bibliothek vermachte der Abt dem Klerikalseminar in Regensburg. Schriftstellerisch war er besonders für die Wiedervereinigung der Konfessionen tätig gewesen (Weigl Joli., Abt Max. Prechtl). — 2 P. Edmund Walberer war 1802 ein Teil der Wirtschaft seines Stifts anvertraut worden, nach der Aufhebung und nach dem Tod des andern Ökonomen wurde er neben der kurfürstlichen Kommission als Administrator über die gesamte Ökonomie aufgestellt. Nach seiner Ansicht leisteten die Benediktiner der letzten Zeiten in Wissenschaft soviel, wie man je erwarten oder fordern konnte. Sein eigenes Kloster Prifling stellte unter 3(5 Religiösen 15 Seelsorger, 6 Professoren. Verlangt man wieder gleiches, so lautet seine Ansicht, so muß man die alten Voraussetzungen wieder geben, Grund und Boden, Zins und Zelient, freie Verwaltung. Man gebe Metten wieder, was ihm gehörte, so wird es wieder schaffen wie in alten Tagen. Nur ein Ortskundiger kann wissen, was es braucht an Geld oder Liegenschaften (ORR).

— 87 — für die Gründung in Metten aufgefordert. Seine Ausführungen decken sich zum guten Teil mit jenen des Abtes von Michelfeld Am 1. Juni 1827 erstattete das Regensburger Ordinariat an die Regierung des Unterdonaukreises den eingeforderten Bericht 1 , worin es den jährlichen Aufwand eines 8 bis 10'Mann zählenden Konvents auf 9150 fl. festsetzte. Im einzelnen sind dabei in Anschlag gebracht: 250 fl. für Unterhalt der Gebäude, 900 fl. für Kirchenbedarf, 800 fl. für Dienerschaft, 850 fl. für Hausbedarf an Holz, Licht, Geräten, Wäsche usw. 200 fl. für Ausübung der echt Benediktinischen Gastfmmdschaft, 4400 fl. für den Unterhalt des Priors und von 10 Religiösen (a 400 fl.), 300 fl. für Bibliothek und physikalisches Kabinett, 1250 fl. als Pension für zusammen 10 Knabenseminaristen. Dabei schließt sich das Ordinariat der Ansicht von P. Walberer und von Abt Prechtl an, daß 10 Konventualen für ein tätiges Benediktinerkloster zu wenig seien. Es wird beigefügt, daß die drei Pfarrer von Metten, Neuhausen und Edenstetten, einstige Religiösen, aus Gesundheitsrücksichten zwar nicht zur Rückkehr ins Kloster bereit seien, sich aber eine Versetzung gefallen ließen 2 , endlich, daß von sämtlichen Exbenediktinern der Regensburger Diözese keiner sich bestimmt für den Eintritt in Metten ausgesprochen habe. Am 18. Juni 1827 berichtete die Regierung an das Ministerium 3 : 1. Pronath erachtet den Konventstock für geräumig genug: im Bedürfnisfall würde er den oberen Stock des Abteigebäudes gegen geringen Ersatz und mit Vorbehalt des Erdgeschosses anlassen; der ehemalige Konventgarten ist nur samt Gärtnerhaus um 2500 fl. und gegen Übernahme des jetzigen Besitzers in den Klosterdienst zu erwerben; Pronath ist bereit, die Ökonomie um 7500 fl. abzutreten, das Kloster darf bei Abnahme von Produkten aus Ökonomie und Bräuhaus auf Billigkeit rechnen. Darnach sind sogleich 10000 fl. nötig. Persönliche Bemühungen des Präsidiums um unentgeltliche Abtretung blieben bei Pronath ohne Erfolg 4 . 2. Die bauliche Her1 RRN. — 2 Der Pfarrer von Metten, P. Ignaz Hünig, geb. 13.1.1775 zu Osterhofen, Exkonventnal von Tegernsee, erklärte, Alter und lange Lebensgewohnheit hinderten ihn am Eintritt; das Schicksal, Metten verlassen zu müssen, falle ihm schwer, er bitte um eine gleichwertige Pfarrei; 1830 wurde er Pfarrer in Painten, später in Rotthalmünster; er starb als Pensionist in München am 20. V. 1848 (Scheglmann Iii!, S. 816). — Pfarrer Ambros Rauch von Neuhausen, Exbenediktiner von Niederaltaich (s. seine Erklärung vom Jahre 1826, S. 57) bat das Ordinariat um Aufklärung: Ob er für seine Pfarrei die Taxen bezahlen müsse, da er mit der bisherigen wegen ihrer gesunden, schönen L a g e und ihres Erträgnisses zufrieden gewesen wäre und er sie nicht freiwillig oder aus Bequemlichkeit oder turpis lucri gratia verlasse. Er starb in Rinchnach am 31. X. 1848 (Scheglmann III,, S. 560). — Pfarrer Gerard Crombach von Edenstetten, geb. zu Regensburg am 16. X. 1771, berichtet, daß er nicht ein Benediktiner, sondern ein Zisterzienser (von Aldersbach) sei. In dieser Hinsicht sei er gar nicht gesinnt, in das Klotter Metten einzutreten. Er erhielt die Pfarrei Neukirchen durch Reskript vom 30. X. 1827, das verfügte, die Pfarrei Edenstetten sei nicht wieder zu besetzen, sondern von einem Vikar zu versehen (RKM; Scheglmann III 2 , S. 25 f.). — 3 RKM/ Metten I. — 4 Nach Baurat Pigenots Angabe gehörten zum angebotenen Abteistock 6 Wohnzimmer, 1 Tafelzimmer, 1 Vorzimmer der Winterabtei, das Zimmer des Abtes, und 2 Kabinette, Kanzlei, Regi-

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Stellung und erste Einrichtung erfordern 8305 fl. 20 kr. 3. D a s bisch. Ordinariat berechnet den jährlichen Unterhalt auf 9150 Ü., setzt dabei aber die nötige Einrichtung schon voraus. 4. Eine Heranziehung der Rentenüberschüsse vermöglicher Kirchen und Stiftungen des Kreises müßte f ü r diesen äußerst empfindlich sein, und die Regierung bittet, diese f ü r eigene dringende Bedürfnisse zu erhalten . . . . Noch wird berichtet über die Erklärungen der P f a r r e r von Metten, Neuhausen, Edenstetten, sowie jene der Exbenediktiner der Regensburger Diözese. Nicht sehr freundlich war die Beurteilung, welche das Schriftstück der Regierung in München erfuhr. Das Ministeriuni ersuchte am 3. J u n i 1827 die Ministerialbausektion um Äußerung über die Kostenvoranschläge. Darauf erfolgte der Bescheid: „Zurück zur Kirchensektion mit der Bemerkung, daß sich keine Äußerung über den Bauaufwand ohne spezielle Nachweisung des Bedarfs und keine Äußerung über die Zweckmäßigkeit des Aufwandes ohne Situationsplan angeben lasse, daß der Anschlag f ü r die Hauseinrichtung viel zu gering und das Gebäude, das geschenkt werden solle, der Annahme nicht wert sei 1 . Von dieser Seite aus betrachtet schien die Sache am toten P u n k t angelangt zu sein. Aber die eigentlich treibenden K r ä f t e ermüdeten nicht. Bischof Sailer schrieb am 24. Juli an E d u a r d v. Schenk: „Pronath habe icli Eduards reifes Urteil mitgeteilt, und Metten bleibt ein großer Text für unsere Unterredungen." 2 Ebensowenig ließ sich König Ludwig durch solch trübe Aussichten in seinen Restaurationsplänen stören. Am 31. Juli 1827 schrieb er, aus Italien zurückgekehrt, von Brückenau aus an Schenk 3 : „ . . . . Wie steht's mit Metten und mit Alt-Üttings Kapuzinern und Priesterhaus? mit Münchens Englischen Fräulein und so von jedem männlichen und weiblichen Kloster wie Erziehungsanstalt im Ober-, Unter-, Donau-, Isar- und Regen-Kreise, deren Fortbestand oder Errichtung ich ausgesprochen, geben Sie mir Nachricht, namentlich, wie es mit der Novizenaufnahme geht. stratiir, Kassagewölbe. Ihm erschien auch dies Angebot weder genügend abgeschlossen noch überhaupt ausreichend. Er schlug vor, der Neugründung mit Paramenten aus vermöglicfien Kirchen, mit Büchern aus den alten Klosterbüchereien, mit physikalischen Instruinenten aus den Landshuter und Münchener Kabinetten aufzuhelfen (RRN). — Pronath seinerseits hatte die neuen Forderungen der Regierung für unbillig gefunden: es komme ihm vor, als mute man i h m die Dotation des Klosters auf Grund des Konkordates § VII zu. Sein Vorschlag einer Abtretung des Ganzen gegen jährliche Zahlung von 1000 fl. zu seinen Lebzeiten, gegen eine Abfindungssumme von 3000 fl. an seine Frau und Kinder bei seinein Tod, sowie gegen einige wirtschaftliche Reichnisse, fand Schenks Gutheißuiig nicht (KAM). — 1 RKM. Unter den vermögliehen Stiftungen des Kreises nennt die Regierung: Altö t t i n g — das aber gegenwärtig sich selbst zusammenhalten muß; dann Straubing und andere, die aber die Überschüsse selbst bedürfen. Zu bedenken ist, daß die Überschüsse nach dem Stand der Renten, wie sie fließen s o l l t e n , berechnet sind. Kirchen- und Pfarrhofbauten wurden bis jetzt davon bestritten. Besonders letztere sind, weil bislang vernachlässigt, dringlich. Auch für Schulhäuser ist diese Geldquelle sehr benötigt. — » Hist.-pol. Blätter, Bd. 151, S. 796. — 3 Spindler, L u d w i g I. und Schenk, S. 30.

— 89 — Schenk hat guten Willen, aber b ö s e r waltet bei vielen meiner Staatsdiener, wenigstens bei einigen, aber denken sie mich zu •ermüden, irren sie sehr, B e h a r r l i c h k e i t ist ein Teil meines Wahlspruchs; aber auch v e r s c h i e b e n machen ist arg genug, wache Schenk, daß solches nicht geschehe. D e r recht viel auf S i e haltende Ludwig. Inniges von mir dem ehrwürdigen Bischof Sailer." A m 9. August 1827 erwiderte Schenk 1 auf das königliche Schreiben von Barbing aus, wo er sich seit dem 4. d. M. als Gast bei Bischof Sailer befand. Er pries den guten Geist der Franziskaner in Regensburg und Ingolstadt, sowie die Weisheit Seiner Majestät, die gegen die ankämpfende Stimme einer falschen Aufklärung, selbst gegen den Antrag des Ministeriums 2 gerade diesen -Orden nach München berief, wo er die heilsamsten Früchte tragen wird. „ E s ist schon ein gutes Beispiel," schreibt er, „daß Mitglieder desselben, die längst Pfarrer oder Benefiziaten sind, wieder in die Stille und Armut des Klosters zurücktreten wollen und .sich viele edle, talentvolle Jünglinge als Novizen des Franziskaner-ordens melden. — Waltete doch ein gleicher Geist in den Jüngern -des hl. Benedikt! Allein Sailer hat es mit seiner Beredsamkeit und Autorität unter dem bayerischen Klerus noch nicht dahin bringen können, für M e t t e n , dessen Wiederherstellung ihm am Herzen liegt, die erforderliche Zahl von Konventualen zu sammeln und es wird wohl die Notwendigkeit eintreten, wenigstens e i n i g e Benediktiner aus dem Ausland dahin zu berufen. — Uber den Fortgang dieses sowie der übrigen, in dem allergnädigsten Schreiben benannten Institute werde ich Eurer kgl. Majestät gleich nach meiner Rückkehr nach München — wo ich am 14. d. M. wieder eintreffe — umfassenden, aktenmäßigen Bericht alleruntertänigst i Spindler, L u d w i g I. und Schenk, 8.32f. — 2 Und gegen Schenk? (s. S. 36). Am 15. September 1826 schrieb Schenk an König L u d w i g : „In Bezug auf ein in München zu errichtendes Kloster erlaube ich mir meine frühere ehrerbietigste Bemerkung zu wiederholen, daß in dieser Stadt — welche seit 25 Jahren des Anblicks von Mönchsgewanden, ja selbst von streng geistlichen Kleidungen ganz entwöhnt ist — die Einführung von Franziskanern großen, der Sache des Katholizismus vielleicht nachteiligen Anstoß erregen würde" (Spindler, Ludwig I, und Schenk, S. 1(1). Von der Intoleranz gegeu die braune Mönchskutte zeugt ein Brief des Philologen Jacobs, eines als sanft und liebenswürdig gerühmten Charakters, an Thiersch vom 15. X I . 1827 : . . . Wenn ich durch die Residenzstraße die ehrenwerte Universität in ihrem Kostüm mit dem Symbol der freien Lehre oder der Lehrfreiheit als Oriilamme vor sich herziehen sehe und auf der Schwabinger die sehr liochwiirdigen Franziskanerväter in ihrer braunen Kutte mit dem Strick hierarchischer Knechtschaft umgürtet; so wandelt mich eine unbeschreibliche Bangigkeit an und ich denke, daß da, wo man Unvereinbares vereinigen will, der innere Friede und die Harmonie 4er Gedanken nicht groß, die Klarheit der Ansichten nicht durchdringend sein kann (Thierschs Leben I., S. 34-1). Ein anderer Freundesbrief au Thiersch nennt das Mönchtum eine Pest, die wie die leibhaftige Pest aus Ägypten stamme. Und derselbe Thiersch erschrickt, aus dem Privatgemach des Königs zwei Kapuziner treten zu sehen (Spätherbst 1827). — Beifügend sei hier bemerkt, daß die Kapuzinerrestauration nicht so rasch vorwärts ging wie jene der Franziskaner, worüber König Ludwig vom Münchener Erzbischiif Aufklärung wünschte (P. Eberl, Gesell, d. bayr. Kap., •O rdensprov., S. 523).

— 90 — zu erstatten mich beeilen. Wohl hat die tiefe Weisheit Eurer Majestät durchschaut, daß bei manchen Staatsdienern in dieser Hinsicht ein b ö s e r Wille waltet; sowohl im Ministerium als bei den Kreisregierungen findet jeder Schritt, der zur Wiederherstellung der herrlichen, von den großen und frommen Vorfahren Eurer Majestät gegründeten religiösen Institute führt, zahllose Hindernisse; allein unter dem Schutze Glottes wird Allerhöchst Ihre Beharrlichkeit all diese Hemmungen brechen und meinem guten Willen, meiner durch nichts zu erschütternden Geduld, meinem durch kein Hindernis zu beugenden Mute, meiner unwandelbaren Treue und Anhänglichkeit darf mein großer König bis zum letzten Hauche meines Lebens vertrauen!" Aber wieder und wieder mußte Schenk den ungeduldig harrenden König vertrösten, wieder und wieder klagte Ludwig. „In allem, was das Klosterwesen betrifft, will es nicht voran oder doch gar langsam." So schrieb er am 12. September 1827 1 . Am 21. September 1827 übersandte Schenk an den König eine „summarische Ubersicht der von Sr. Majestät restaurierten Klöster" 2 mit der alleruntertänigsten Bemerkung, „daß wegen des g ä n z l i c h e n V o l l z u g s der Restauration dieser Institute fortwährend teils die erforderlichen Weisungen an die Kreisregierungen erlassen, teils die noch weiter notwendig gewordenen Kommunikationen mit dem Staatsministerium der Finanzen gepflogen werden". Schenk schließt: „Ich werde nicht verfehlen, Eurer Majestät über den Erfolg dieser Verhandlungen in Bezug auf die einzelnen Klöster jedesmal treugehorsamst offizielle An1 KAM/ Mise I, 3t. — 2 Zur Beleuchtung der Klosterrestaurationstätigkeit Konig Ludwigs I. gleich zu Heginn seiner Regierung folge hier die Übersicht: I. A b t e i e n : Siehe oben! II. Mendikantenklöster: 1. F r a n z i s k a n e r : a) in München (d. Kl. wird eben hergerichtet, kann im Oktober bezogen werden); b) in Ingolstadt (eins der beiden Konvente); c) in Tölz, ein Hospiz; d) in Dettelbach, Kreuzberg, Hammelburg, Miltenberg, Volkersberg, Engelsberg; 2. K a p u z i n e r : a) in Aschaifenburg ; b) Königshofen; c) Altötting (hat schon einige Ausländer (siehe S. 89, Anm. 2). Die W a h l eines Provinzials ist zwar bewilligt, aber noch nicht vollzogen. 3. A u g u s t i n e r : in Münnerstadt, seit J a h r e n ; nun ist demselben auch der Fond des Augustinerklosters in Würzburg zugeteilt worden; 4. K a r m e 1 i t e r : in Wiiizburg, seit Jahren. III. Frauenklöster: 1. S e r v i t i n n e n in München, für das Lehramt; 2. S a l e s i a n e r i n n e n i n Indersdorf (Ausländer!); 3. U r s u 1 i n n e n: a) in Landshut — werden sich vereinigen, Novizinnen aufnehmen, ein Pensionat errichten; b) Straubing, h a t schon Novizen; c) Würzburg, seit 1809, besitzt österreichische Kapitalien; die Verhandlungen führten noch zu keinem Resultat; 4. E n g l i s c h e F r ä u l e i n : in Aschaifenburg, Altötting, Burghausen, Augsburg, München (die Ausmittlung des Gebäudes ist erst im Gang), Mindelheim, Günzburg; 5. F r a n z i s k a n e r i n u e n : in Dillingen (Reskript v. 25. IV. 1827); 6. D o m i n i k a n e r i n n e n : in Ermendingen, Speyer; 7. B a r m h e r z i g e B r ü d e r : in München; eben sind Verhandlungen mit Erding im Gang. — Auf weiteren Recherchen beruht die Herstellung eines Klosters in Burghausen mit Gymnasium; von Franziskanerklöstern in Diett'urt, Neukirchen, Füssen, Lechfeld, Marienweiher; von Kapuzinerklöstern in Burghausen, Laufen, Traunstein, Dillingen, Türkheim, Iinmenstadt,Gößweinstein ; von Karmeliterklöstem in Regensburg und Straubing; von einein Kloster für Englische Fräulein in Bamberg; desgleichen von den Frauenklöstern St. Klara und Hl. Kreuz in Regensburg, St. Ursula in Augsburg, Gnadenthal in Ingolstadt, Elisabethinnenkloster in Straubing (RKM/ Benedikt.-Ord. in genere I. — Spindler, Ludwig I. und Schenk, S. 35).

— 91 — zeige zu erstatten." Die Ubersicht selbst führt als restaurierte Benediktinerklöster St. J a k o b zu den Schotten in Regensburg sowie Metten auf und bemerkt zu letzterem: Die wirkliche Reviviszierung desselben beruht auf der Ausfindigmachung eines Vorstandes und einiger Konventualen . . ., dann auf der Erfüllung der dem Herrn v. Pronath gesetzten Bedingungen und Herstellung der Gebäude. Inzwischen hatte sich doch ein Benediktiner gefunden, der •sich zum Eintritt in Metten bereit erklärte. Es war P. Ildefons Nebauer, geboren zu Prenberg am 27. Januar 1768, seit 29. Juni 1788 Profeß von Andechs, zuletzt Stadtpfarrer bei St. Peter in Straubing. Bereits am 16. April 1827 hatte er Pronath seine Neigung zum Rücktritt mitgeteilt, Pronath hatte Bischof Sailer davon benachrichtigt. Dieser, am 23. September durch Nebauer selbst von seinem Entschluß unterrichtet, gab dessen Schreiben 1 an die allerhöchste Stelle weiter. Daraufhin fand am 20. Oktober 1827 wieder Sitzung des obersten Kirchen- und Schulrates statt und am 5. November erging ein Antrag des Ministeriums an Seine Majestät 2 : Pfarrer Nebauer dürfte aufzufordern sein, seinen Entschluß durch den Eintritt in das Kloster Metten zu erfüllen. Ihm soll es überlassen bleiben, geeignete Ordensmitbrüder zum gleichen Schritt zu bewegen. Zum Gartenankauf, für Reparaturen und erste Einrichtung sollen 8—10000 fl. aus Kirchengeldern bestimmt werden. Dazu kommen die Klosterpensionen der Eintretenden, ferner bis zur Ausmittelung einer vollen Dotation ein Jahresbeitrag für die Novizen, von je 200 fl. Von Pfarrer Nebauer wird erwartet, daß er für die Wiederbegründung und zweckmäßige Einrichtung des Klostervereins geeignete Vorschläge unterbreitet. Der oberste Kirchen- und Schulrat schien vorerst der Ansicht gewesen zu sein, daß die Ergebnisse seiner Beratung bezüglich Mettens keiner neuen kgl. Bestätigung bedürften, sondern daß darin das Reskript vom 26. April 1827 fortwirke, das bereits die Gründung dieses Klosters aussprach. Indes bemerkte Minister 1 RKM/ Metten I 4 . — Anbei folge Nebauers Schreiben au Bischof Sailer im Auszug: Betreff meiner selbst, der ich beinahe vor 40 Jahren mich zum Orden des hl. Benedikt im Kloster Andechs feierlich bekannt habe, fühle ich mich gedrungen, wiewohl ich bisher über diesen Punkt noch nicht zur Rede gestellt worden bin, meinen Wunsch zu entdeken zum unbedingten Eintritt in ein allenfalls recht -und regelmäßig wieder zu errichtendes Benediktinerkloster, indem ich glaube mit Gottes Gnade so meinen Gelübden pünktlich Genüge zu tun. Sollte jedoch •durch die göttliche Vorsehung der einst so berühmte Wallfahrtsort und die von den Landesfürsten selbst hochgeachtete und mächtigst geschützte Hofkapelle, Albrechts III. Grabstätte, zu Andechs wieder einer religiösen Korporation von Benediktinerreligiosen noch bei meinen Lebzeiten übergeben werden, so behielte ich milden Rücktritt dahin vor. Vielleicht zieht Andechs — dieser Benjamin der bayerischen Benediktinerklöster, bekanntlich war es das jüngste in Bayern, einst wunderbar vom Himmel gesegnet, zu dessen Erbauung selbst auch Papst Nikolaus V. 3000 fl. -beitrug, — nocn in der Folge die besondere Huld Sr. Majestät auf sich. — 2 RKM.Benedikt.-Ord. in genere I und Metteu I.

— 92 — Armannsperg zum Vortragsentwurf: „Ehe dieser folgenschwere Schritt geschieht., ist hierzu die Ermächtigung Sr. Majestät mittels Antrags nachzusuchen und hierin auch näher, als im Vortrag geschehen ist, anzugeben, auf welche Art der jährliche Zuschuß für die Knabenseminare von 2 0 0 fl. pro Kopf ausgemittelt und mit Sicherheit erwartet werden kann." Ob der Minister wirklich das Noviziat, auf die sich die 2 0 0 fl. bezogen, mit einem Knabenseminar verwechselte? — So erfolgte denn der oben besprochene Antrag und erhielt den Zusatz: „Der Beitrag von 2 0 0 fl. ist einstweilen gleichfalls (wie jener für erste Instandsetzung und Einrichtung der Gebäude) aus Kirchengeldern der sämtlichen Kreise diesseits des Rheins zu schöpfen, für welche Metten vorläufig dasZentralkonvent und Noviziat der Benediktiner werden soll." — D a ß nunmehr nicht nur die Stiftungsüberschüsse des Unterdonaukreises, welche auf 1 7 3 0 0 0 fl. berechnet wurden, herangezogen werden sollten, sondern sämtliche rechtsrheinische Kreise beizutragen hatten, ist auf die Vorstellung der Regierung des Unterdonaukreises zurückzuführen, welche dringend um möglichste Schonung ihrer ohnehin schwer belasteten Stiftungsgelder bat (s. S. 88). — Sehr bemerkenswert ist, wie der Antrag alle Belastung vom Staatsärar gleichsam stillschweigend abschob. Von Erübrigungen aus dem Kultusetat des Staatsbudgets ist nicht mehr die Rede, auch nicht mehr von Zuschüssen aus dem Fonds der Kreisregierungen. Die Kirchenstiftungen sollten tragen, was im Konkordat der Staat auf sich genommen hatte. — Der König signierte am 6. November mit hier unerwarteter K ü r z e : „genehmigt," sei es daß die Umständlichkeit des Ministers oder die endlosen Schwierigkeiten mit der Gründung Mettens ihn ärgerlich stimmten. Am 17. November 1 8 2 7 1 erging das dem ministeriellen Antrag entsprechende Reskript an die Regierung mit der Mahnung, die Angelegenheit auf alle Weise zu fördern. Die Regierung sollte durch Bischof Sailer den Pfarrer Nebauer von den allerhöchsten Entschließungen vom 26. April 1827 in Kenntnis setzen. Insbesondere sollte sie ihm zu wissen machen, daß das Kloster Andechs, dem er einst angehört hatte, und in das er zu allernächst zurückzukehren wünschte, zur Wiederherstellung nicht in Antrag gebracht werden könne. E r möge, sich aber bemühen, drei Konventualen dieses Klosters, Pfarrer Schöfmann in Walleshausen, Pfarrer Niklas in Arnbach und Pfarrer v. Tein in Zell 2 , dann drei Konventualen von Metten selbst, Pfarrer Raith in 1 RKM/ Metten I. — 2 P. Maurus Schöfinann aus Benediktbeuern, geb. am 5. I X . 177-2, Profeß von Andechs seit 13. X . 1793, gest. 1853 in Landsberg. — Pater Michael Niklas (s. S. 45, Anm. 3 und S. 47). — P. Ulrich v. Tein (s. S. 47). — Pater Roman Raith, geb. zu Wörth a. D. 1778, zu St. Emmeram und Straubing gebildet, Profeß von Metten seit 28. X. 1800, war Chorregent und Inspektor des Klosterseminars, nach der Aufhebung Kooperator zu Posching und Edenstetten, dann Pfarrer zu Oberwinkling. Bezüglich seiner und seiner Mettener Mitbrüder, x. S. 54f.

— 93 — Obenvinkling, Pfarrer Homayr in Hemau und Benefiziat Gandershofer in Freising und einige andere zum Eintritt nicht abgeneigte Benediktiner für Metten zu gewinnen. Bisehof Sailer entledigte sich alsbald seines Auftrags. Im Antwortschreiben an seinen Bischof vom 10. Dezember 1827 1 preist Nebauer die göttliche Vorsehung für die Wiederherstellung des Ordens und erklärt sich zum Eintritt in Metten bereit, „da an jedem Orte demselben Herrn gedient, für denselben König gekämpft wird." Eine so große Gnade auszuschlagen, eine solche Einladung zu verschmähen wäre nach seinem Urteil ein Verstoß wider Gottes heilige Fügungen, wider die besten Gesinnungen der geistlichen und weltlichen Obergewalt, eine Vergessenheit der erhabensten Beispiele der ersten und vorzüglichstenOrdensmitglieder. So bittet er denn, seiner Unwürdigkeit bewußt, um den Segen des Bischofs, damit dessen freundliche Mahnung: „Ccmfiäe in Domino!" stets wirksam sein möge. Bischof Sailer übersandte Nebauers unbedingte Zusage am 1. Januar 1828 an die Regierung mit einem Begleitschreiben. „Nebauers Erklärung," heißt es hier, „ist in einem so schönen Geist abgefaßt, daß ich glaubte, sie dürfte sich im Original selbst zur Vorlage an Seine Majestät eignen und von allerhöchst demselben nicht ohne Freude gelesen werden. Ich wollte sie anfangs bis zum Einlauf des Berichtes über den zweiten Punkt,, nämlich die Erklärung der übrigen aufgeforderten Benediktiner, zurückhalten. Da sich dieser aber aus leicht begreiflichen Ursachen noch verzögern dürfte, indem es doch ein reiflich zu beratender Entschluß ist, wenn bejahrte Männer aus schon geordneten und eingewöhnten Lebensverhältnissen in neue, erst zu ordnende übertreten sollen, so sende ich einstweilen dieses Schreiben voraus, damit die kgl. Regierung sich und die allerhöchste Stelle von meiner und des Pfarrers Nebauer Bereitwilligkeit überzeugen und von dem bisherigen Erfolg dieser Angelegenheit unterrichten können." 1 In der Tat äußerte sich König Ludwig über die Nachricht in einem Signat vom 19. Januar sehr erfreut: „Es ist mir sehr angenehm dieses zu erfahren und wünsche l e b h a f t dieser Abtei w i r k l i c h e r f o l g t e Wiederherstellung zu vernehmen." 1 Diese allerhöchste, dringliche Willensmeinung übermittelte das Ministerium am 26. Januar 1828 an die Regierung mit der Weisung, den Gegenstand auf das tätigste zu betreiben. Die hierbei bekundete Nachdrücklichkeit ersparte aber dein Ministerium nicht einen weiteren Vorwurf, ausgesprochen in einem Signat vom 3. März 1828, in Sachen der Barmherzigen Schwestern: „Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterdrücken, daß, was ich in Betreff geistlicher Anstalten anordne, mit einer auffallenden Langsamkeit vollzogen wird." i RKM/ Metton T.

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94 —

Eine neue Weisung erging darauf am 16. April 1828 an die Regierung: „Die Befolgung des am 26. Januar erteilten Auftrags wird binnen 14 Tagen u n f e h l b a r erwartet." Die Regierung verwies auf Bischof Sailer, an den sie schon am 2. Februar und jetzt wiederholt eine angemessene Aufforderung gerichtet habe. Sailer mußte indes noch um 8 bis 10 Tage Frist bitten, bis ihm endlich am 25. April Nebauers Bericht und Gutachten zukam 1 . Es mag gleich hier bemerkt werden: So trefflich Nebauers persönlicher Charakter, sein religiöser und monastischer Eifer, so gediegen seine allgemeine wie theologische Bildung war, zu einem Ordensrestaurator war er nicht geschaffen. Dazu fehlte ihm die notwendige Findigkeit, der Weitblick, vor allem die alles umklammernde Energie, die niminer locker lassende Zähigkeit, die jeden Augenblick nutzende Entschließungskraft. Demütige Duldsamkeit und gläubiges Vertrauen allein reichen, selbst wenn sie heroisch sind, für einen Restaurator und Organisator nicht aus. Ein klar schauender, zielsicherer und entschlossener Mann hätte das Kloster über manche Klippe des Gründungsstadiunis erfolgreicher hinüber geführt. Freilich darf nicht geleugnet werden, die Lage war außerordentlich schwierig. Nebauer sollte betagte Mitbrüder, die sich in feste und ihnen zusagende äußere Lebensverhältnisse eingewöhnt hatten, zur Wiederaufnahme des Klosterlebens zusammenrufen und konnte ihnen nicht die Gewähr bieten, daß sie dabei auch wirklich ausreichend zu leben hätten. Er konnte ihnen nicht versichern, daß sie nicht eines Tages die gemeinsame Not wieder auseinander treiben könnte. Nebauer wie seine Mitbrüder waren, menschlich gedacht, Männer, die ihre alten Tage zur Ruhe zu bringen das Bedürfnis hatten, Männer, die daran waren, abzubauen, abzusterben. Ohne ein neues, keiinkräftiges Lebensprinzip gab es kein wirkliches Wiederaufleben. W e r gab aber die Gewähr, daß dieses lebenskräftige Element kam? Wer konnte hoffen, daß nicht schon vorher wieder diese Kolonie von Altmännern in Tod oder Auflösung verfiel? Und war nicht der gesamte Benediktinerorden, ja das Ordenswesen überhaupt, vergleichbar jenem schottischen Benediktinerkloster St. J a k o b in Regensburg, das seit Jahrhunderten dort bestand und sogar die Säkularisation überlebt hatte, das aber dem eigenen Absterben zu verfallen schien? Mit ein paar Mönchen fristete das dortige Kloster noch ein paar Jahrzehnte seine Existenz. Alle Bemühungen um Auffrischung des Schottenstiftes, um Zufuhr neuen, jungen Blutes aus der schottischen Heimaterde waren vergeblich. Im Jahre 1862 ward es dem Bischof von Regensburg übergeben. Uber den Schottengräbern wandeln heute die Alumnen des bischöflichen Klerikalseminars. Das Kloster der einstigen Schotteninissionäre hatte sich überlebt. i RIOl/ Metten I.

— 95 — Es gab für dieses im 19. Jahrhundert keine Mission mehr. Waren nicht viele, war es nicht die ganze moderne Zeit, die da behauptete, die Orden überhaupt hätten keine Mission mehr? Gehörte nicht für die einst ausgesteupten Mönche selbst ein großer Glaube dazu, noch an eine kommende Mission der Orden zu glauben? In seinem Bericht an Bischof Sailer teilt Nebauer am 25. April 1828 1 mit, daß mehrere der Eingeladenen nur in ihr eigenes Kloster zurückkehren, 4 nur unter der Bedingung einer ausreichenden Dotation, 3, darunter der Berichterstatter mit eingeschlossen, unbedingt in Metten eintreten wollen2. Im übrigen muß auch Nebauer bekennen: So sehr er sich der göttlichen Vorsehung und der allerhöchsten Gnade überlassen will, bleibt für die Errichtung eines Klosters als eines dauernden Instituts die Dotation eine notwendige Voraussetzung. Nicht so sehr aber eine Dotation in Geld erscheint wünschenswert als vielmehr in Realitäten wie Bräuhaus, Ökonomie, Mühle, Garten usw. Außerdem wäre natürlich freie Erwerbsmöglichkeit, freie Verwaltung zu fordern. Nicht einmal auf die budgetmäßige Position einer staatlichen Rente für das Kloster möchte Nebauer vertrauen. Denn so wäre das Stift von den leicht wechselnden Stimmungen einer Landschaftsvertretung und allerlei Umständen und Zufälligkeiten abhängig. Noch mehr lehnt Nebauer die Heranziehung von Kirchenstiftungen zu unfreiwilligen Beiträgen ab. Eine Grundvoraussetzung für ein gedeihliches Wiederaufleben der Klöster 1 RRN/ Kloster Metten. — 2 Der Andechser Exkonventual P. U l r i c h v. T e i 11 (s. S. 47) lehnt ab: Er muß seinen Bruder unterstützen, glaubt als Weltpriester mehr zu leisten; in dem Gedanken des Zusammentritts von Benediktinern aus verschiedenen Klöstern findet er etwas Widerliches; er spricht sich ferner aus gegen die Gründung eines bloßen Priorats statt einer Abtei, gegen eine Revision der Statuten durch Nichtbenediktiner, gegen den Mangel einer Dotation. Nebauer glaubt seine starken Ausdrücke mit seinem Temperament entschuldigen zu müssen. — P. B e n e d i k t H u b e r , Exkonventual und Pfarrer von Frauenzell (nach Scheglmann III,, S. 416), ein mustergültiger Ordensmann, muß, von Gicht gelähmt, durch fremde H a n d absagen lassen (gest. 10. XII. 1829). — Kurz beruft sich P. A in a n d R a u c h auf seine Erklärung von 1826, nach der er schon damals „keine Lust verspürte" zum Eintritt. Er war geb. am 7. VI. 1776 zu Andechs, Profeß von Benediktbeuern seit 17. IX. 1797, resignierte 1839 auf die Pfarrei Haunerstorf und starb zu L a n d a u 11. XII. 1846 (Lindner, Profeßbuch, S. 122). — Hohes Alter, Gebrechlichkeit, unterstützungsbedürftige Geschwister halten P. V e r e m n n d D o 1 d , den letzten Subprior von Andechs, nunmehr Wallfahrtspriester von Grafrath, zurück. Er starb am 14.11.1837. — P . M a u r u s S c Ii öf m a n n (s. S. 92, Aiim. 2) erklärt seine früher geäußerte Bereitwilligkeit habe sich uu'r auf sein Stift Andechs bezogen. — Pater M i c h a e 1 N i k 1 a s vom gleichen Stift (s. S. 47) ist, wie früher, zum Eintritt bereit, f ü h r t aber auch viele Bedenklichkeiten und Hindernisse an: Erziehungspflicliten gegen eine verwaiste kleine Base und einen ihm von geistl. R a t Salat mutwillig angehängten Prozeß. Er verwirft die Heranziehung von Kirchenstiftungsgeldern zur Dotation, die Statutenrevision durch Fremde und hat verschiedene Zweifel betreffs der Novizengelder. — P. M i c h a e l H o m a y r (s. S. 54) von Metten bleibt bei seinen früheren Forderungen: Bräuhaus, Ökonomie, Mühle, Pfisterei scheinen ihm unentbehrlich. Die bloß widerrufliche Übertragung von Pfarreien, Mangel^ an Dotation, die Versorgung seiner 81jährigen Mutter stehen seinem Rücktritt im Weg. Aber einem ausdrücklichen Wvinsch des Königs würde er, selbst Krankheit und Tod nicht sparend, Folge leisten. — P. M a u r u s G a n d e r s h o f e r von Metten (s. S. 55) fordert Realdotation in Gründen oder Zehenten; so soll für die Pfarreien

— 96 — ist ihm endlich die Aufstellung von Ordensstatuten nach dem Geist des heiligen Benediktus und seiner Regel. Das gemeinsame Chorgebet muß unter allen Umständen erhalten werden. Modifikationen mögen nur hinsichtlich der Frage eintreten, ob die einzelnen Teile desselben wie bisher gesungen oder bloß rezitiert werden. Als Hauptaufgabe des Benediktinerordens muß die wissenschaftliche Betätigung gewahrt bleiben. Die Ordensgelübde müssen ewige und feierliche sein. Nur über das Alter, in dem diese Gelübde abgelegt werden sollen, möge der geistlichen und weltlichen Obrigkeit ein Übereinkommen anheim gegeben werden. Dem Sinn der Regel und der Geschichte des Ordens entsprechend sollen wirkliche Benediktinerabteien, nicht einfache Priorate gegründet werden. Nebauer legte seinen Ausführungen die Anregungen und Wünsche der von ihm zum Eintritt aufgeforderten Exbenediktiner zu Grunde. Vor allem aber waren ihm richtunggebend die Ansichten des P. Emmeram Salomon von St. Emmeram (s. S. 60), der vom Ordinariat um ein Gutachten ersucht worden war 1 . Indem dieser eine Dotation in Realitäten, Ökonomie und Bräuhaus forderte, schrieb er: „Bier und Brot, diese zwei Hauptbedürfnisse, muß das Kloster allen seinen Angehörigen und auch den Armen selbst geben und nicht anderswoher erst kaufen oder holen." Einet, daß Nebauer mit 2 oder 4 Religiösen den Anfang mache Metten, Neuhausen, Edenstetten — von welch letzterem der Pfarrsitz wieder nach Berg zurückzuverlegen ist - - eine Liegenschaft von 60 Tagwerk gewährt werden. Die Dotation muß die höheren Zwecke einen Benediktinerklosters berücksichtigen, deshalb mehr als 8—10 Konventualen voraussetzen. Freie Verwaltung ist ein weiteres Erfordernis. Vor allem sollen angehende Theologen aufgenommen werden. Aber ihr Unterhalt müßte, bei nur 200 H. Zuschuß, bald der Pension der Älteren zur Last fallen. Nicht zu vergessen ist endlich eine Apotheke. — Auch P. R o m a n Ii a i t h (s. S. 54 f.) von Metten macht seinen Rücktritt von einer Dotation abhängig. Er berichtet, daß er durch den Pfarrer von Neuhausen bei Pronath habe anfragen lassen, ob er nicht manches von seiner Ökonomie als Geschenk oder käuflich abzutreten gedenke. Die Antwort habe ausweichend gelautet und man gewinne den Eindruck, daß er die Ökonomie als Ganzes verkaufen wolle. Etwas später (5. II. 1828) meldet er, Pronath wolle den Konventstock und 2 kleine Gärten schenken, aber auch sonst noch vieles zum Besten der Religiösen tun. Raith wünscht möglichst wenig Änderung der hl. Regel, so auch die Beibehaltung des Ohorgesangs. Der Schullehrer von Lohe stelle die seinerzeit von ihm angekauften Choralbücher zur Verfügung. — Aus den gleichen Gründen wie P. Michael Homayr von Metten lehnt P. Gerard Pentsberger von Attel (s. 8. 45). ab. — P. Joseph Knaup von Weihenstephan (s. S. 64) ist wieder unter den Bewerbern, desgleichen sein Mitbruder Pater Benno Ostermayer (s. S. 64 und S. 83). Dieser hat bereits erzählen hören, daß am 21.111.(28) Metten mit 12 Kapitularen eröffnet werden solle. Er fragt, wo mau sich zum Einzug sammle. Später dringt er darauf, daß man nicht erst auf eine Zahl von 6—8 warten möge, sondern schon mit 2 oder 3 Mönchen Metten eröffne. Es sei ja auch das Institut der Englischen Fräulein in Burghausen durch ein einziges, mit 5 Laienschwestern noch übriges Mitglied wieder emporgekommen. Man nehme nur absolvierte Theologen als Novizen auf, sie könuten schon als Novizen Unterricht in Latein und Musik geben. Wenn der Orden die sämtlichen Studienanstalteu übernehme, müßte die Dotation aus dem Studienfond geschöpft werden. Von den Statuten müsse nur das Wesentliche beibehalten werden, besonders die Armut; die Austrittsmöglichkeit müsse man erleichtern, die Tüchtigeren blieben trotzdem. — 1 OK Ii.

— 97 — -und dann mit Sorgfalt weitere Benediktiner und Novizen auswähle. Mehr als e i n e Pfarrei dürfte die Neugründung vorerst nicht übernehmen können. In dem Begleitschreiben, mit dem Nebauer seinen Bericht an Bischof Sailer übersandte 1 , bemerkte er: „Die Erreichung des vorgestreckten Ziels übersteigt die menschlichen Kräfte. Sicut voluntas in caelo, sie fiatl Ich hatte bisher nicht Zeit, Metten in Augenschein zu nehmen. Es dürfte künftige Woche geschehen. Gestern war wieder Frau v. Pronath bei mir und drückte mir ihren und ihres Gemahls Wunsch aus, mich nach Offenberg zu begeben und mehreres zu besprechen . . . Daß Nebauer die Besichtigung Mettens so verzögerte, muß man doch auffallend und schwer begreiflich finden. Sailer, der seinerseits in der Verzögerung von Nebauers Bericht keine Saumseligkeit oder Nachlässigkeit fand, übermachte denselben am 20. Mai 1828 der Kreisregierung mit der für Nebauer sehr ehrenvollen Bemerkung: „Ich kann nicht umhin, sowohl die Pünktlichkeit und Treue sowie die Wahrheitsliebe und Freimütigkeit des Berichterstatters anzuerkennen als auch mit seinen angehängten Bemerkungen übereinzustimmen. Nur das eine erlaube ich mir noch beizufügen: Nebauer war zu edel, die Rolle eines Falschwerbers zu spielen, indem er weiter nichts als die allerhöchste Entschließung und die Zusage des Ministeriums in ihrer wahren Gestalt darstellte. Und die Eingeladenen waren auch zu aufrichtig und freimütig, um Gesinnungen zu heucheln, die sie nicht hatten. Selbst daß die meisten eine Dotation verlangten, kann ihnen umsoweniger verargt werden, je tiefer sie seit der Säkularisation in ihrer bisherigen Lebensweise und Berufsarbeit eingewurzelt und je weiter sie in ihren Jahren vorgerückt sind und in dein Kreis ihrer Vorsicht und Klugheit keinen Grund finden konnten, ihre gesicherte Existenz außer dem Kloster mit dem Lose einer prekären Existenz zu vertauschen." 2 Nebauers und Sailers Schriftstücke fanden mit eiuem Begleitschreiben der Kreisregierung den Weg ins Kabinett. Darauf erfolgte ein allerhöchstes Signat, so recht ein charakteristisches Bild selbstherrlicher Sprachmeisterei, mit der Ludwig täglich den Giganten, der sich Akteneinlauf nannte, niederzwang 3 : „Bischof Sailer ist zu schreiben (von mir eigenhändig unterzeichnend), daß ich auf ihn vertraue, daß auch ohne formelle Ausstattung, die vielleicht in der Folge stattfinden wird, was dermalen nicht tunlichst ist, durch sein Bemühen doch endlich ja einmal nach Metten Benediktiner kommen, die zurücktreten wollend wenn ihnen der Lebensunterhalt gesichert ist, nicht auf jetzt vorzunehmender ' ORR. — ^ REN/ Kloster Metten. —

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— 98 — Dotation bestehen. D a ß Metten ungesäumt Benediktiner bekomme,, dürfte sehr wichtig sein." • Welch gefällige allerhöchste Billets aus solcher Urform entstehen konnten, zeigt das am 31. Mai an Sailer abgesendete Schreiben 1 . E s lautet: „Mein lieber Herr Bischof v. Sailer! Aus einem mir vorgelegten Bericht der Regierung des Unterdonaukreises habe ich mit Bedauern ersehen, welche Schwierigkeiten sich meinem Vorhaben, eine Benediktinerabtei in Metten wiederherzustellen, dadurch entgegenstellen, daß erst nach Begründung einer Dotation Mitglieder in dieselbe eintreten wollen. Hätten die ersten B e gründer des Benediktinerordeus ebenso gedacht, so würden die Säkularisatoren in unserem Jahrhundert sehr bald abgetan gewesen sein. Ich hoffe, es werden die Umstände erlauben eine hinreichende Dotation des Klosters Metten herzustellen, allein das ist in dem Augenblicke nicht möglich und würde jedenfalls wohl die äußere Existenz des Ordens begründen, nicht aber jenen Geist des religiösen und wissenschaftlichen W i r k e n s erwerben, welcher den Orden so vorteilhaft auszeichnete und den ich bezwecke. Gerade das Zusammentreten einer Gesellschaft von Benediktinern u n t e r mißlichen Verhältnissen wird eine Bürgschaft für den echt religiösen Sinn dieser Männer und ihr Vertrauen auf die Vorsehung" und mich als ihr W e r k z e u g sein. Sie, mein lieber Herr Bischof, können hierüber wohl keiner anderen Meinung sein und auf I h r e Bemühungen vertraue ich, daß es doch noch gelingen wird, recht bald in Metten wieder einen Orden aufleben zu lassen, dem die Kirche und die Wissenschaft so viel verdanken. Bischof Sailer, den ein gleiches wohltätiges W i r k e n so hoch auszeichnet, ist esvor allein wert, daß er zu seinen Verdiensten auch dieses hinzufüge. Ich erwarte hierüber recht bald gute Nachrichten von meinem ehrwürdigen Bischof Sailer, den Gott noch recht lange erhalten wolle seinem wohlgewogenen König L u d w i g ! " — W i e das nun ganz anders klang, das Lied aus der Kanzlei! Darf es sich aber überhaupt noch König Ludwigs Weise nennen? Am 6. J u n i 1 8 2 8 berief Bischof Sailer den Pfarrer Nebauer zu sich nach Barbing und forderte ihn auf, Mettens Klosterkandidaten das allerhöchste Schreiben zur reiflichen Überlegung mitzuteilen. Am 2 2 . J u n i entledigte sich Nebauer des Auftrags. „Ich füge bei," so schloß er jeden der Briefe an seine Mitbrüder,, „daß ich obige Äußerungen wiederholt für einen W i n k der göttlichen Vorsehung halte, daß wir nicht säumen sollen, von der angebotenen Gnade Gebrauch zu machen. W i r haben schon mehrerePrüfungen bestanden und gelernt, das Äußere um des Inneren willen zu verschmähen. D a sich unser Ende naht, dürften w i r unsern Nachkommen ein kräftiges Beispiel hinterlassen und den

— 99 — Vorwurf abweisen, als ob u n s zeitliche Besorgnisse den Mut o-enomraen oder geschwächt hätten . . . . Ich bin entschlossen, obschon •der Mindeste, und empfehle mich in sacerdotalem memoriam . . . ." Am zuversichtlichsten antwortet P. Joseph Knaup von WeihenStephan 1 . Wie 1826 ruft er aus: „Laetatus sum in his . . Nicht der Kommodidät wegen will er kommen, sondern um ein bußfertiges Leben zu führen. — P. Michael Niklas von Andechs erklärt 1 , das Kabinettschreiben habe ihn in tiefe Trauer versetzt. Denn da «eine Pension vom geistl. Rat Salat beschlagnahmt sei (s. S. 95, Anm. 2), müßte es ihn lebenslänglich beunruhigen, im Kloster von Kirchenstiftungsgeldern zu leben . . . . Und wird es nicht vom dotationslosen Kloster bezw. seinem Stifter einst heißen: Coepit aedificare et non potuit cmisummare . . . ? — P. Roman Raith 1 will wenigstens soviel gesichert wissen, daß man das Nötige zum Leben habe, gemäß dem Spruche Pauli (1 Ti. 6, 8): „Haben wir Nahrung und Kleider, so laßt uns damit zufrieden sein!" Einige Ökonomie und Dienerschaft dürften unumgänglich sein. Er bricht ab: „Ach, was schreibe ich so vieles, da ich zum Pläneentwerfen mich ganz unfähig finde! Was ich denke, ist in Kürze dieses: Zu was sich Euer Hochwürden entschließen, das ist auch mein unbedingter Entschluß." — Die treffendste Antwort auf das Kabinettsehreiben ist jene desP. Maurus Gandershofer 1 : „ . . . Wenn man in früheren Zeiten schon für nötig fand, dein geringsten Landpfarrer soviel Grund einzuräumen, um hinsichtlich der ersten Lebensbedürfnisse wenigstens unabhängig zu sein, wie soll diese Notwendigkeit bei einer gleichfalls auf dem Lande lebenden, großen, geistlichen Gemeinde weniger stattfinden? Eben die ersten Klöster wurden mit liegenden Gütern dotiert, wie die Urkunden derselben in den Monuinenta Boica nachweisen, fast alle beginnen mit einem codex traditionum, das ist mit einein Verzeichnis derjenigen Güter und Rechte, welche man den Mönchen bei ihrer ersten Ansiedlung einräumte. Von Metten namentlich wissen wir, -daß dessen erster Begründer Karl dasselbe kaiserlich dotierte. Abgesehen indes von diesem wollen wir einräumen, daß die ursprüngliche Dotierung der vormaligen Klöster im allgemeinen unbeträchtlich gewesen. Waren aber damals Zeit und Verhältnisse auch wie heute? Die ersten Ansiedler der Klöster waren bis auf einen oder zwei, welche Priester waren, sämtlich Leute, deren Beruf ausschließlich auf Gebet und Handarbeit sich beschränkte W a s verlangt man aber heute von einem Kloster?" Und Pater Gandershofer sieht sich für seine Person vorerst nicht in der Lage, seinen Eintritt zu erklären. Er fügt aber, tröstend, bei: Quod differtur, non aufertur, und die Zeit wird auch hier die erhabenen Wünsche Seiner Majestät mit Erfolg krönen. Betreff Knaups äußert er: Auch wenn er sich von seiner Trinklust zur Bußfertigkeit • ORR.

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bekehrt hat, steht dem Eintritt der Verlust seiner Pension inr W e g . — Ein stets interessanter, aber, wie es scheint, von seinen Mitbrüdern nicht ernst genommener Berichterstatter ist P . Benno Ostermair 1 : Am 18. J u n i h a b e ihm Bischof Riccabona von Passau gelegentlich einer Visitationsreise erklärt, mit Metten sei es vorbei. Auf seine Bitten habe er ihm aber versprochen, sich beim K ö n i g f ü r eine B e n e d i k t i n e r g r ü n d u n g im Jesuitengebäude zu B u r g h a u s e n zu verwenden (s. S. 83). Die Herstellung koste halb soviel wie in Metten. Eine Kirche mit eigenen E i n k ü n f t e n , mit reichen P a r a m e n t e n und Geräten, sowie ein Garten sei vorhanden, desgleichen ein Seminarstiftungsfond von ü b e r 6 0 0 0 0 fl. Auch h a b e der König schon beim Regierungsantritt den B ü r g e r n versprochen, ein Kloster und eine Studienanstalt dort zu errichten. K o m m e Metten nun doch in F r a g e , so solle man dort eine Pflanzschule f ü r den Orden, ein Kommunnoviziat, g r ü n d e n ; in Burghausen aber ein Professoreninstitut, wo junge Benediktiner zuerst als Professoren angestellt und g e p r ü f t und dann an andere Studienanstalten geschickt werden könnten. Datm schlägt Ostermair vor, eintretende P f a r r e r sollten erst resignieren u n d sich wieder in den Besitz ihrer Klosterpension setzen, damit sie, falls ihnen das Klosterleben nicht entspreche, beim Wiederaustritt ihre Pension zu verzehren hätten und nicht als Mißvergnügte im Kloster bleiben müßten. E r f ü r seine Person kehre unbedingt ins Kloster z u r ü c k und k ü m m e r e sich um die Dotation nicht, gemäß dem Psalmvers: Non vidi iustum derdictum (Ps. 26). — Nicht eine volle Dotation, aber eine kleine Ökonomie setzt P. E d m u n d D o r f n e r von Reichenbach 1 als Bedingung. Gutes Bier, gesundes Brot, Milch erscheinen ihm die H a u p t b e d ü r f n i s s e einer Kommunität. Hierin abhängig zu sein von F r e m d e n wäre ein großes Übel, zumal auf dem L a n d , wo keine K o n k u r r e n z besteht. Dringendst m a h n t er Nebauer, mit noch einem Mitbruder nach Metten zu gehen u n d mit P r o n a t h betreffs Überlassung von Bräuhaus, G a r t e n und Gründen zu verhandeln. Vor allem ist auf guten Abschluß der Gebäude und eine förmliche Klosterklausur zu dringen. E r selbst hat seinerzeit nach der A u f h e b u n g von Reichenbach üble E r f a h r u n g e n g e m a c h t : D e r zum Stift gehörigePropsteihof Iiischwang wurde v e r k a u f t , blieb aber mit dem Pfarrhof in eine Umfassungsm a u e r eingeschlossen. Steter Streit w a r die Folge. Kein Plätzchen zur fiolzablage usw. wollte man ihm, dem P f a r r e r , lassen, nicht einmal nachts d u r f t e das Tor geschlossen werden. Sollte P r o n a t h zu wenig bieten oder zu viel verlangen, so sollte m a n bei der Regierung den A n t r a g auf eine G r ü n d u n g im Karmeliterkloster zu Straubing stellen. P . E d m u n d D o r f n e r (s. S. 59)legt seinem Schreiben ein Gutachten der Ä b t e von Michelfeld und Reichenbach bei. Auch sie halten es f ü r notwendig, gleich, i ORR.



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zu Anfang alle Erfordernisse und Bedürfnisse eines Benediktinerklosters ins Auge zu fassen. Die Einrichtung muß also derart sein, daß gebildete Jünglinge sich gern diesem Institut widmen, wo sie sich unter der sanften Leitung der Religion ohne Sorgen mit Frohsinn zu Seelsorgern und Lehrern bilden können. Andernfalls würden, was Bischof Sailer selbst am besten einsehe, wenig taugliche Subjekte einzutreten Lust haben. Der Bericht lautet dann weiter: Unser für Errichtung neuer Klöster bestens gesinnter allergnädigster König ist, wie wir, sterblich. Seine herrlichsten Absichten könnten daher, wo das gegenwärtige Ministerium für Errichtung einiger Klöster gar nicht gut gestimmt ist, ohne zureichende Dotation leicht wieder vereitelt und der entstandene Klosterverband, wenn der Tod die pensionierten Benediktiner wegnimmt, wieder aufgelöst werden. Abschließend folgt der Satz: Also urteilt der Prälat von Reichenbach wie auch besonders der von Michelfeld (s. S. 59 und 86). Wie sehr die Behauptung von der unfreundlichen Stimmung des Ministersgegen Metten, überhaupt gegen die Klöster, zutraf, haben wir wiederholt gesehen. So schreibt auch Dorfner in seinem früheren Brief vom 29. Mai 1828, daß Armannsperg nach einer Mitteilung Sailers gar nicht gut auf Metten zu sprechen sei. Sailer selbst hatte mehrmals Anlaß über ihn zu klagen. So schrieb Sailer am 15. Januar 1828 1 an Schenk mit Beziehung auf das Schottenkloster, das ja gleichzeitig mit Metten und ebenfalls kaum lebensfähig restauriert wurde: „Ich fürchte, daß auch hier wieder die Finanz, die so gern allen Unternehmungen des Königs ein Bein unterschlägt, große Schwierigkeiten in den W e g legen wird. Indes wird mir hierdurch wieder ein neuer, gewiß zu benutzender Anlaß, dem König ein wiederholtes freimütiges Wort hierüber zu sagen sowie über die Notwendigkeit, die Sektion des Kults und des Unterrichts aus solchem Joch zu emanizipieren." — 14 Tage darauf schreibt Sailer 2 wirklich dem König: „Was man bisher in der Sache (des Schottenklosters) getan, ist, aufrichtig gesagt, nur halb getan. Halbe Maßregeln taugen überall nichts und am wenigsten vermögen sie das durch so viele Erfahrungen der letzten Zeit tief und schmerzlich erschütterte Vertrauen zu gewähren." 1

Hist.-pol. Blätter, Bd. 151, S. 797. — 2 RKM/ S. Jakob (Schotten) in Regensburg.

7. Kapitel

Die Eröffnung Mettens Um dieselbe Zeit bereitete sich wirklich die Befreiung der Sektion des Kults und Unterrichts aus dem J o c h e vor. Am 9. J a n u a r 1828 hatte Schenk Audienz. Darauf sollte er Gutachten erstatten über diejenigen Gegenstände, die dem Ministerium des Innern abgenommen werden könnten, ferner einen Reskriptsentwurf vorlegen über die Geschäftsbehandlung in Gegenständen des obersten Kirchen- und Schulrats 1 . Schenk fürchtete aber von einer nur teilweisen Änderung der Verhältnisse eine vermehrte Abneigung des Ministers gegen die Sektion, die ihm j a doch unterworfen bliebe. E r befürwortete eine Trennung der Ministerien der Finanzen und des Innern. „Indessen muß ich," so schreibt er, „auf die von Eurer Majestät gestern allergnädigst an mich gerichtete F r a g e bekennen, daß ich unter allen höheren Staatsbeamten keinen zu nennen weiß, dem das Portefeuille des Innern mit vollkommener Zuversicht anvertraut werden könnte." 2 Am 13. J a n u a r fragt Ludwig in einem Postscriptum: „Hält Schenk für rätlicher, bis nicht gänzliche Trennung des Schul- und Kirchenwesens erfolge, den gegenwärtigen Geschäftsgang zu lassen?" Schenk bejahte, wieder mit der Begründung: es könnte, ohne eigentliche Abhilfe, nur eine unangenehme Spannung zwischen dem Ministeriuni und der Sektion hervorgerufen werden 3 . Am 2 9 . August 1 8 2 8 wurde Schenk zum kgl. Staatsrat im wirklichen Dienst, am 3 0 . August zum Minister des Innern ernannt. Graf Armannsperg blieb Minister der Finanzen und wurde an Stelle Zentners Außenminister. 1 Spindler, Ludwig I. und Schenk, S. 357 ff. — 2 E s folge hier Schenks Bewertung der etwaigen Ministerkandidaten: Staatsrat v. S t il r 111 e r ist ein trefflicher Geschäftsmann, in Sachen der Kirche und des Unterrichts aber sind seine Grundsätze den von Eurer Majestät angenommenen ganz entgegengesetzt; Kunst und höhere Wissenschaft sind ihm fremd. Weit mehr vielseitige Bildung hat Präsident v. M i e g bei gleicher Tätigkeit und Geschäftsgewandtheit, allein er achtet zu wenig die Rechte der Kirche und ihre Institutionen. Noch mehr ist dieses bei dem Präsidenten v. W i d d e r und Freiherr v. W e i d e n der F a l l ; ebenso bei S t i c h a n e r . Von dem Grafen v. D r e c h s e l kann ohnehin nicht die Rede sein; den Präsidenten v. Z u R h e i n kenne ich zu wenig, um mir in dieser Hinsicht ein Urteil über ihn zu erlauben. Graf v. T h ü r h e i m und Freiherr v. Z e n t n e r würden sieh zwar, wenn ihnen das Ministerium des Innern wieder anvertraut werden sollte, den Ansichten Eurer Majestät aus Politik, mit äußerer Verleugnung ihrer früheren Grundsätze ganz fügen, aber sie nicht aus Überzeugung teilen, daher nie kräftig und aufrichtig für dieselben wirken. — Ein für die Richtung des Königs, des künftigen Innenministers und der Spitzen der damaligen Beamtenschaft charakteristisches Schreiben! — 3 Spindler, a. a. O., S. 41.

— 103 — Wohl selten standen sich ein König und sein Minister so nahe. Ihr gesamter Briefwechsel mit Gefühlsäußerungen bis zur Uberschwenglichkeit bezeugt es. Kein Wunder, daß insbesondere Schenks erster Brief nach seiner Ernennung von solchen Gefühlen überströmte 1 . Das Schreiben fand vollen Widerklang bei König Ludwig. Aus Berchtesgaden schrieb er am 14. September 1828 zurück: Bereits hatte ich vor, Ihnen zu schreiben, als ich Ihren Brief vom 9. bekam, diesen, Ihre mir so werten Gesinnungen von neuem ausdrückenden. Bleibe Schenk der alte, der Minister ändere ihn lijcht. Ein religiöser Geist, ein von Kunst und Wissenschaft durchdrungener lebe in dem Ministerium des Innern, in allem übrigen herrsche der bisherige fortwährend, sollten jedoch Ungerechtigkeiten vorgefallen sein, so erwarte Anträge zu deren Beseitigung. Auch nicht wähnen können soll die Opposition des letzten Landtages, daß sie mich zum Ministerwechsel gebracht, daß die Grundsätze der Staatsregierung nach ihrem Sinne sich geändert . . . . Eduard v. Schenk berate mit Gott und sei selbständig, gebe keiner kongregationischen Einflüsterung Gehör, fern sei aller Jesuitismus . . . (s. S . 17, Anm. 1 ) . . . Sonderbar, ich meinte, Grandauers Stelle wäre schon lange wieder besetzt im Studienrate; die des Vorstandes soll es nicht werden; da Eduard v. Schenk Minister des Innern, bedarf es keinen. Metten, St. J a k o b in Regensburg, an beiden liegt mir viel, was wäre beförderlich? . . . . D a ß Ihr Herz immer für mich schlage, wünsche ich sehr, der ich auf Anhänglichkeit an mich viel halte, was bei Staatsdienern in unsern Tagen seltener Fall ist, wie anders war es vor alters! Wenn ich frage, W a h r h e i t , u n v e r m i s c h t e , verlange ich streng; mir werde geglaubt, daß man besser dabei fahre, um vieles besser; sollte es gleich geschehen, daß im ersten Augenblick ich ungehalten würde. Schenks sehr gewogener Ludwig 8 . 1 Das Schreiben beginnt: „Eine Woche ist verflossen, seit Eure Königl. Majestät mein geringes Verdienst, meine unerschütterliche Treue und Anhänglichkeit an Allerhöchst Ihre Person auf eine so glänzende, so liberschwängliche und überraschende Weise zu belohnen, mir den höchsten Beweis Ihres Vertrauens und Ihrer Huld zu geben geruhten, — und noch kann ich nicht die Worte finden, die dem Gefühl entsprächen, welches seit dieser Zeit meine ganze Seele erfüllt. Ich habe so oft als Dichter die Empfindungen der höchsten Freude, des heißesten Dankes zu schildern und fremden Lippen Worte zu leihen versucht — und jetzt, wo ich mein eigenes Herz reden lassen soll, verläßt mich die Gewalt der Sprache. So, mit wortlosem Dank, stand ich schon am Morgen des 1. Septembers vor Eurer Majestät. Doch Allerhöchstdieselben bedürfen auch dieser Worte nicht; ich bin überzeugt, daß mein heißgeliebter König mein Innerstes durchschaut und den glühenden Dank meines Herzens sieht, — auch ohne Schrift und Itede! Groß und gewichtsvoll ist das Amt, zu welchem die Gnade Eurer Majestät mich berufen; ich müßte in dem Gewichte dieses Gefühles verzagen, wenn mich nicht der Hinblick auf die Reinheit meines Willens und die Begeisterung für den Ruhm Eurer Majestät sowie für das Wohl des geliebten Vaterlandes aufrecht erhielte und mir Mut und.Vertrauen einflößte!" — Aber nun von der höchsten Höhe der Empfindung steigt der neue Minister nieder zur Besprechung von Staatsgeschäften, um dann zum Schluß seines Schreibens, als Rezensent königlicher Gedichte sieh wieder zu erheben; er gesteht: - I c h stehe ebenso bewundernd, ebenso durchglüht von liebender Begeisterung vor dem D i c h t e r , wie vor dem" K ö n i g e " (Spindler, a . a . O . , S. 58 f.). — 2 Ebenda, S. 59.

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Innig, herzlich — kräftig, herb: so wogen die Gefühle gegeneinander. Die Schlagwörter Jesuitismus, Kongregation schrecken den König. Letzterer Name war aufgekommen für einen zu geselligen Abenden sich zwanglos vereinigenden Freundeskreis. Ringseis, Görres, Cornelius, Franz v. Baader, v. Overkamp, Freiherr v. Aretin, Seyfried, Döllinger der Jüngere, Graf Karl von Seinsheim, Kleinschrod, v. Koch-Sternfeld, Schlotthauer u. a. gehörten ihm an 1 . Weckung katholischen Geistes im Volke, Pflege einer katholischen Philosophie und Geschichtsauffassung unter den Gebildeten, Läuterung der katholischen Theologie von den auch hier eingedrungenen Ideen der Aufklärung waren die Hauptziefe der Vereinigung. Der Verbreitung ihrer Ideen diente damals die Zeitschrift Eos. Mit ihrem wachsenden Einfluß und Ansehen wuchs auch die sich dagegen bildende Opposition. Und Männer wie Hormayr waren an der Arbeit, Ludwigs Argwohn gegen die „geheime Gesellschaft mit ihren staatsgefährlichen Tendenzen und von Frankreich inspirierten Intrigen" zu erregen und wach zu halten 2 . War nun Schenks Berufung ins Ministerium ohne Zweifel ein Zugeständnis von Seiten des Königs an die katholische, 1 Ringseis, Erinnerungen, Bd. 3, S. 58. Ursprünglich bezeichnete der Name Kongregation eine von Jesuiten geleitete Vereinigung in Frankreich, die der Vertiefung deä geistlichen Lebens diente. Auf Grund von Denuntationsschriften Montlosiers, welche den König auf ihre angeblich die Monarchie bedrohenden Unitriebe, den von ihr geförderten Ultramontanisnms und die klerikale Herrschsucht aufmerksam machte, setzte eine s t a r k e Jesuitenhetze ein. Die Folge waren schließlich die berühmten Juniordonuanzen Karls X. bezw. seines Kabinetts Martignac (1828/29), die ein Lehrverbot für alle gesetzlich nicht „erlaubten" Kongregationen, damit f ü r die bisher nur „geduldeten" Jesuiten aussprachen. Es entstand nun die Kongregation von St. Pierre, die die Jesuiten ersetzen sollte. Sie besaß mehrere Häuser, an die Spitze des wichtigsten trat Lamennais, der einen Kreis von Jüngern um sich sammelte. Er wurde Führer der franzosischen katholischen Bewegung, ja ihr Diktator, dessen Einfluß selbst die Autorität der Bischöfe zu überragen schien. Er war ein Gegner des ancien regime und des Gallikanismus, aber auch des Kestaurationskönigtums, das ihm den Katholizismus nur zum Schein und aus zu selbstsüchtigen Zwecken zu begünstigen schien; überhaupt glaubte er an den Untergang der gegenwärtigen Gesellschaft. Ein Ultra war er bis zu dem Grade, daß er dem Papst selbst Eingriffsrecht gegen das Königtum zugestand. 15s war eine merkwürdige Verquickuug von politischem Liberalismus und religiösem Ultraismus, die sich hierin zeigte (s. Gurian, Französ. Katholizismus, 3.—5. Kap.). — 2 Der junge Lasaulx, damals noch Studierender an der Universität, ließ sich (Januar 1830) vom Zorn über die Niedertracht des Verleumders zu maßlos scharfer Erwiderung und zu brieflicher Verunglimpfung des Zensors hinreißen, was ihm eine einmonatliche Gefängnisstrafe eintrug (Stölzle, Lasaulx, 18 ff.). — Von der gereizten Stimmung liberaler Kreise gegen die „Kongregation" zeugt auch ein Brief Gärtners an W a g n e r von linde Oktober 1828: . . . . „Es herrscht eine Art Windstille, die manchmal von einem jesuitischen Scirocco unterbrochen wird. Diese Rasse nimmt ungeheuer überhand, Schelling, Görres, Döllinger, Baader, Ringseis usw. an der Spitze; unter den Auspizien des neuen Herrn Ministers Schenk werden nächstens die Masken abgeworfen. Ihre geheime Gesellschaft, zu der Cornelius und Eberhard auch gehören, vermehrt sich wie der Sand am Meer . . . . " J a , nach Gärtner soll selbst Thiersch, obwohl protestantischer Opponent, mit all diesen unter einer Decke sein und auch Klenze, wenn er auch den Aufgeklärten mache, in puncto des Glaubens mit der ganzen Klerisei eines bilden (\V. W. St. Künstlerbriefe, Würzburg, kunstgeschichtl. Museum d. Univ. (Wagnerstiftung], fasc. II, Bl. Nr. 27/32). Thiersch, dem doch Kirchentum und Klerus unleidlich war, mußte sich selbst als des Jesutismus verdächtigt sehen. Man sieht, welch epidemienhafte, wahllose Expansiouskraft Schlagwörter haben.

— 105 — insbesondere Sailersche Richtung, so sollte der neue Minister doch nicht ohne deutliche Verwarnung ins Amt treten. Verhaßt ist dem König alles, was ihm als Parteigetriebe erscheint. Er fürchtet -das Werden einer politischen, einer Rechte fordernden Partei. Und jedes Fordern geht an ein Stück Königtum. Er mochte es -ahnen, was kam. — Unerträglich war ihm der Gedanke, daß etwa gar aus dem katholischen Lager der Freiheitsdrang käme. Wohl wußte er, daß hier noch vieles geknechtet am Boden lag. E r wollte ihm aufhelfen, aber nur an des Staates Arm sollte die Kirche stehen und gehen. Auch ein Schenk hätte nicht wagen dürfen, für „Freiheiten" einer katholischen „Partei" aufzutreten. In der Tat hat er auch der Kirche keine Fessel der Staatsomnipotenz gelockert, trotz eifrigster Restaurationsarbeit. E r trat ganz in dessen Ideen und Wünsche ein, er stritt und fiel schließlich als Vorkämpfer für die Erstarkung der königlichen Gewalt. In Sachen der Klöster war Schenk, wie gesagt, eifrigst tätig. E r war dabei von den gleichen romantischen Gefühlen geleitet wie sein König. Als Leiter des obersten Schul- und Kirchenrates hatte er dabei manchen Strauß ausgefochten mit dem weniger restaurationslustigen Minister Armannsperg. Dieser Antagonismus kam nun in Wegfall. Nun war es eiue Lust, zu restaurieren — wenn nur nicht dem neuen Minister die alten Schwierigkeiten: Dotations- und Personalfrage in gleicher Weise getrotzt hätten. „Metten, St. Jakob, an beiden liegt mir viel. W a s wäre förderlich?" So hatte der König über seine größten Herzensanliegen in dem ersten Handschreiben an den neuen Minister sich ausgedrückt. Schenk empfand das Bedürfnis, zu Beginn seiner Amtstätigkeit sich allererst mit Bischof Sailer zu besprechen und kam deshalb En;le September 1828 nach Barbing, wo der König •dem von ihm über alles verehrten Bischof ein Landgut geschenkt und auch eingerichtet hatte 1 . Klemens Brentano, der eben auch 1 Der König benachrichtigte noch am 31. August 1828 Bischof Sailer selbst von •den politischen N e u i g k e i t e n : . . . . Unsern Eduard v. Schenk habe ich erhoben zum Staatsrat, zum Minister des Innern. Ich weiß, daß es Sie freut, darum schreibe ich es Ihnen. Solche Gesinnungen wie die seinigen brauche ich an der Spitze der Staatsgeschäfte, und ich wollte das Talent in der ganzen Kraft seiner Jahre am rechten Platz haben. — Benutzen Sie Barbing noch viele Jahre, dies wünsche ich von Herzen. Mir war es ein Genuß, Ihnen diesen Aufenthalt angenehm zu machen; es ist ein kleiner Beweis jener großen Wertschätzung und des besonderen königlichen Wohlwollens, mit welchem ich Ihnen wohl beigetan bin. Ludwig. — P . S . Nur Ihre so wichtige Gesundheit geschont (Stölzle, Hochland, Bd.8, S. 156). •— Voll innigster Herzlichkeit ist auch Sailers Gliickvvunsehbrief an Schenk vom 10. September 1828: Lieber Freund! So nenne ich selbst den Staatsminister, wenn ach ihn unter einem Hut mit meinem Eduard sehe, und meines Eduards Herz unter dem Ministerrocke schlagen fühle, und ich darf ihn nicht anders nennen, wenn ich ihm die große, die innige Freude über seine Erhebung nur mit den Worten •andeuten kann: „Freund, sieh in mein Herz!" — Unablässig bete ich zu Gott, daß er den neuen Minister, lind durch ihn den König, das Vaterland, die Kirche — s e g n e und ihm die Kraft und Weisheit verleihe, die ein so ungeheuer wichtiges Amt •erfordert. Ja, er wird sie Ihnen verleihen, denn er will Sie ja zum Segen für viele •machen . . . . (Hist.-pol. B.lätter, Bd. 158, S. 753).



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dort zu Gaste war, schildert die schönen T a g e . Die Besprechungen betrafen sehr häufig die Klosterfrage. Nun mochte man harren der Dinge, die d a kommen würdenDoch stille bleibt es rings umher. P. Placidus Braun von S a n k t Ulrich klagt dem Bischof Thomas Gregor Ziegler 1 von Linz,, einstigem Benediktiner von Wiblingen, am 28. Dezember 1 8 2 8 : „Mit dein Errichten einiger Klöster will es in unserm Königreich nicht vorangehen. Es fehlt an Fonds und niemand hilft. I n A u g s b u r g hat man zwei Frauenklöster 2 wieder erstehen lassen,, aber niemand will Beiträge liefern zu ihrer E r n ä h r u n g . Metten sollte erstehen. A b e r ohne hinlängliche Gebäude, ohne F o n d . Von Ottobeuren ist alles still. D e r Plan mit St. Stephan wird ebenso zunichte werden. Nolite conßdere in principibiis!ti Etwa» später schreibt Placidus B r a u n : „Der König scheint Klöster zu wollen, die Liberalen wollen keine und werden dem Entstehen derselben feierlich widersprechen." Auf wiederholte A u f f o r d e r u n g hatte inzwischen P f a r r e r N e b a u e r am 18. Dezember 1828 das Ergebnis seiner U m f r a g e bei den E x b c n e d i k t i n e r n an die Regierung u n d gleichzeitig an Bischof Sailer 3 berichtet. Am 24. Dezember schrieb letzterer d a r ü b e r an den König 4 : Endlich k a n n der . . Unterfertigte das Resultat . . . im beigeschlossenen Bericht des trefflichen S t a d t p f a r r e r s N e b a u e r mit der Bitte zu F ü ß e n legen, daß E u r e Majestät nun geruhen wollen, die definitive Herstellung jenes Klosters allergnädigst auszusprechen und die Realisierung der den W i e d e r e i n t r e t e n d e n gegebenen Zusicherungen huldvollst anzubefehlen. D a ß die Zahl der zum Rücktritt Bereitwilligen nicht ansehnlicher ausgefallen^ glaubt der . . Unterzeichnete deshalb nicht als ein Hindernis bedauern zu müssen, weil bei einer kleinen Zahl, die aber doch zum Versehen der notwendigen Ä m t e r und Verrichtungen vorläufig hinreichend ist, die brüderliche Eintracht u n d gesetzmäßige O r d n u n g und U n t e r o r d n u n g leichter als in einem zahlreicheren 1 Es verdient hier erwähnt zu werden, was Schenk bezüglich der zwei Augsburger Frauenklöster am 19. September 1828 an König Ludwig schreibt: Daß dieRestauration von Maria Stern und St. Ursula alle Katholiken Augsburgs mit Freud» erfülle und auch von den Protestanten sehr gebilligt werde — daß Fürst Wallerstein selbst in den beiden Klöstern das allerhöchste Reskript vorgelesen habe und daß die guten Nonnen dasselbe mit Tränen des Dankes benetzt und die Unterschrift Eurer Majestät beinahe weggeküßt hätten (Spindler, Ludwig I. und Schenk, 8. 69). — 2 OAL/ Zieglerbriefe. — 3 In seinem Schreiben an den Bischof spricht Nebauer von einem Kaufangebot Pronaths. Es ist dasselbe Angebot, das er schon im Sommer 1827 gemacht hatte (s. S. 87 u. 88, Anm. 4). Am 4. August 1828 schätzte er das Ganze auf 50000 fl.; dem Kloster wolle er es aber für 40000 fl. überlassen. Das Bräuhaus rentiere sich zu jährlich 15—1600 fl. Er setzte fast doppelt soviel Bier ab als das benachbarte Bräuhaus von Eck (Armannspergs Besitz!), obschon dies 15 Wirte, er selbst nur 3 habe. Den Bauhof habe seinerzeit Bürgermeister Reger von Deggendorf um 10985 fl. gekauft, durch notwendige Ergänzung des Inventars sei er ihm aber auf 12000 gekommen; ähnlich habe er selbst nach dem Ankauf fast alles erneuern müssen, seit 4 Jahren habe er 2500 fl. darangesetzt. Der Bauhof sei jetzt 10—11000 fl. wert, er wolle ihn aber um 8000 fl. an das Kloster abgeben (s. S. 71, Anm. 1 u. S. 73). — * RKM/ Metten I.

— 107 — Verein größtenteils bejahrter und der klösterlichen Disziplin seit vielen Jahren entwöhnter Individuen aufrecht erhalten werden ma«und weil ohnehin das rechte Gedeihen des neuen Klosters vornehmlich erst von einer zweiten Generation, d. h. von dein in •demselben zu bildenden Nachwuchs der Novizen zu erwarten •sein dürfte. Uber den im Bericht des Pfarrers Nebauer erwähnten Plan zur Errichtung einer Benediktinerabtei in der Stadt Straubing 1 , •der allerdings vieles für sich hat, der jedoch die Wiederherstellung von Metten nicht hindern darf, werde ich nach vorhergegangener noch reiflicherer Beratung ein andermal untertänigsten Vortrag .abzustatten mir erlauben . . . Einen neuen Entwurf für eine Gründung in Straubing übersandte Nebauer am 18. Januar 1829 an Bischof Sailer 2 . In Metten könnte mit mehr Ruhe und Stille ein bescheidener Anfang 1 Am 15. September 1826 hatte bereits die Regierung des Uuterdonaukreises in einem Bericht an das Ministerium bemerkt: „Am leichtesten (gegenüber den Schwierigkeiten in Metten) wäre noch eine Klostergründung in Straubing". — Am 5. März 1S27 empfahl ein Referat im Ausschuß der Gemeindebevollmächtigten von Straubing die Einführung von Benediktinern: Das Klostergebäude der beschuhten Karmeliter steht noch ganz in seiner massiven, ansprechenden und ausgedehnten Weitschweifigkeit. . . Alle Utensilien, Küchengeschirr und Hausgerätschaften linden -sich noch vor. Das Dasein einer schön geordneten Bibliothek und eines kleinen {)hvsikalischen Kabinetts erleichtern die Gründung. Die große, schöne, hohe und lelle Kirche mit ihren 7 Altären und ihrer schönen Orgel, der majestätische Turm, -dessen großartige Tunnkuppel erst vor ein paar Jahren ganz neu mit weißem, blinkendem Blech gedeckt wurde, mit seinen gut harmonierenden 6 Glocken, welcher "Turin der Stadt in der Ferne ein imponierendes Aussehen gewährt, die schönen Kirchenornate und Paramente — wozu noch jene der unbeschuhten Karmeliterkirche in der Altstadt treten könnten — alles ist wie geschaffen für ein Kloster. Hiar ruhen in Silber die beiden herzoglichen Stifter Albert 1. und Ernst d. J. in einem unübertroffenen marmornen Kunstgrab, auch birgt die Kirche wahrscheinlich die Überreste der unglücklichen Agnes Bernauer, desgleichen die Nothafte und andere Adelsgeschlechter. Dazu findet sich an Kirche und Kloster kaum eine reparaturbedürftige Stelle. In besseren Zeiten würde es an Meßstipendien und frommen Schenkungen für das neue Kloster nicht fehlen. Im besonderen könnten seinem Unterhalt dienen: a) die Erträgnisse der Kirche mit der Skapulier-, Armenseelen- und Bäckerknechts-Bruderschaft, b) der Pachtvertrag des Klosterbräuhauses, -c) die Besoldung der Professoren aus dem Studieufond bei Übernahme des Gymnasiums; die mit Defizit beladenen Stiftungen, die bisher 3000 ti. beitrugen, müßten aber vorerst geschont werden,, d) Zahlungen aus dein hierher fundierten Seminarfond, der von Neuburg wieder nach Straubing zu überweisen wäre, e) Beiträge aus Kirchen- und Stiftungsüberschüssen, f) Erträgnisse aus den gestifteten Wochenund Jahresmessen der Klosterkirche, g) durch Übertragung organisierter Klosterpfarreien : Alburg.Ai terhofen, Geltolting, Oberaltaich, Michaelsbuch, Stephansposchiiig, Hunderdorf, Neukirchen bei Haggn, Haselbach, Mitterfels, Oberwinkling. — Das Referat wurde im Ausschuß einstimmig genehmigt. Darauf folgte eine Eingabe •des Stadtinagistrats an den König. l)er oberste Kirchen- und Schtdrat forderte «in Gutachten der Regierung ein. Diese bemerkte, es bedürfte vor allem der Stand des Stiftungswesens in Straubing einer besonderen Untersuchung, bevor man eine Unternehmung auch nur teilweise darauf gründe; eine solche Untersuchung könne aber erst im folgenden J a h r geschehen (Archiv von St. Stephan III, 33). — Nebauer berechnete den Personalstand eines Straubinger Benediktinerklosters auf:

2 Pfarrer, 4 Kooperatoren, 1 Prediger, 7 Professoren, 1 Prior, 1 Subprior, 1 Sakri.staii und 1 Pförtner, zusammen 18 Individuen. Den Unterhalt dachte er sich also: Gehalt für den Pfarrer in der Stadt 900 fl., für 3 Kooperatoren zusammen 900 fl., für 1 Prediger 700 fl., für den Pfarrer in der Altstadt 900 fl., für den Kooperator 300 fl., Stolgefälle 600 fl., Nebengefälle 400 fl., Meßstipendien 1400 fl., Rektorsgehalt 800 fl., Professorengehälter 6 x 5 0 0 flr zusammen 9900 fl., dazu der Ertrag des Bräuhauses. — RKM/Metten I.



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gemacht werden, Straubing biete leichtere Subsistenz, stelle aber weit höhere Anforderungen, vielleicht würde es auch mehr Exbenediktiner, überhaupt Exreligiosen und ebenso Weltpriester anziehen. Er selbst ziehe Metten vor. Sailer berichtet am 24. Januar an Schenk 1 . Er spricht von seinem und des Ministers bisherigem Plan, gleichzeitig zwei Klöster zu gründen, eine Abtei in Straubing und eine davon abhängige Propstei in Metten. Angesichts aller Schwierigkeiten empfiehlt er aber Nebauers Vorschlag. „So sollte man glauben," schreibt er, „daß es wirklich besser sei, vorläufig nur mit der Begründung eines einzigen Klosters, sei es nun in Metten oder in Straubingzu beginnen und die junge Ordenspflanze in sich selbst erstarken zu lassen, bis sie genugsam Kräfte erlangt habe, sich durch organische Lebenstriebe aus sich selbst zu vervielfältigen. Ich stelle , dies jedoch gänzlich Ihrer hohen Einsicht anheim und gewärtige Ihre Winke darüber, was ich und Pfarrer Nebauer zur Förderung der Sache tun können und sollen. Soviel ist mir gewiß, daß, sobald nur einmal ein Kloster ins Leben tritt, es an brauchbaren Kandidaten selbst aus der Säkulargeistlichkeit nicht fehlen wird, die den Eintritt wünschen werden. Eher möchte es alsdann an den nötigen Subsistenzmitteln mangeln, zumal wenn dem Orden nicht die freie Administration und das Recht, neue Besitzungenzu erwerben, gestattet würde, was doch notwendig" gestattet werden sollte, wenn die Institute eine feste, selbständige Begründung erhalten und ihnen der Entwicklungskeim nicht ausgebrochen werden soll . . . ." 2 Rührend aber sind wieder des Königs Klagen über den ewigen Verzug. So schreibt er am 26. Januar 1829 an Schenk: „Wann wird endlich Metten von Benediktinern bezogen? Daß solches doch recht bald geschehe, dies liegt mir sehr nah und schon jetzo d e n M o n a t m i t S i c h e r h e i t zu wissen." 3 Und vor seiner Abreise nach Italien vertraut er, am 8. Februar, dem Minister die Durchsicht eines Probedruckes königlicher Distichen, mit dem Wunsche, ihn zu verbessern, und sollten etwa hie und da Versfüße fehlen, selbe hinzuzufügen, oder wären deren zu viele, abzuschneiden. Und nach der Sorge des Dichters kommt jene des Restaurators: „Metten! Metten! Daß mir die freudige Kunde werde, es ist bezogen." So schließt das kurze Schreiben 3 . Am 10. März aber schreibt der König aus Rom: „In Rom fand i c h mich wieder, bin der alte, richtiger, bin wieder jung geworden, keine 42 Jahre, 21 habe ich, wenn ich nur meine heitere Lebendigkeit betrachte, in Rom l e b e i c h . " Auf der an sein Kabinett 1 KKM/ Metten I. — 2 Die Notwendigkeit freier Verwaltung und des Rechts,. Güter zu erwerben, hatte Nebauer im Sehreiben an Sailer stark betont; man sieht,, wie auch der Bischof dem Minister gegenüber gerade diese Forderung sehr dringlich macht. — 3 Spindler, Ludwig I. und Schenk, S. 76.

— 109 — stoßenden Terrasse, die eine der schönsten Aussichten Roms hat denkt er oft „an seinen treuen Schenk, an ihn, der Herz und Kopf vereint." Hier denkt er auch an Metten: „Wann werde ich hören, die Abtei Metten hat begonnen?" Dies ist sein letztes Wort im Brief an den Minister 1 . Am gleichen Tag aber, den 10. März 1829, stellte Schenk alleruntertänigsten Antrag 2 . Von den 6 Benediktinern, die ursprünglich ihre Bereitwilligkeit zum Wiedereintritt ausgesprochen, ist nur auf Nebauer und Raith unter allen Umständen zu rechnen. Die übrigen verlangen vorerst eine Dotation der Neugründung, drei sind nicht mehr im Besitz ihrer einstigen Klosterpension, Ostermair scheidet wegen Kränklichkeit, Knaup als Gewohnheitstrinker aus. Die Erkundigungen, die man auf Anregung des Münchener Ordinariates von österreichischen Klöstern eingezogen hatte, ergeben ein ähnliches Resultat: Von Admont wären einige Konventualen bereit, zur Restaurierung des Benediktinerordens mitzuhelfen, wenn erst eine gesicherte Existenz ausgesprochen wäre. In gleicher Weise wird der Eintritt des 52 jährigen Weltpriesters Wampach aus Rees in Aussicht gestellt — die Grundvoraussetzung zu allem lautet: Dotation! — Nun wird aber der Minister kühn: Ohne Dotation, meint er, ließe sich immerhin Kloster Metten zunächst für 2—3 Exreligiosen eröffnen. Allerdings auch ihnen müßten 10000 fl. Reparatur- und Einrichtungsgelder zugewiesen werden. Sollte aber der König wenigstens eine teilweise Dotation sogleich aussprechen, so wären dafür mindestens weitere 40000 fl. nötig, die bei 4 Prozent Verzinsung eine jährliche Rente von 1600 fl. abgäben. Als Quellen für die Dotationssumme werden bezeichnet: 1. Ersparnisse im Kultusetat. Für das Etatjahr 1825/26 sind solche Ersparnisse nachgewiesen. Aber solche Erübrigungen pflegen nur für nachträgliche Posten des betreffenden Rechnungsjahres verwendet zu werden; außerdem ist schwer zu bestimmen, inwieweit diese Ersparnisse sich bloß auf augenblicklich billigeren Stand der Naturalien gründen, die einen wesentlichen Teil der Gehälter ausmachen. Ersparnisse für 1826/28 sind noch nicht festgestellt. In zweiter Linie schlägt Schenk neuerdings vor, unrentable Staatsrealitäten im Weite von 50000 fl. zu verkaufen. Wie schon berichtet, hatte seinerzeit Arniannsperg einem gleichlautenden Vorschlag des obersten Kirchenund Schulrates widersprochen. Der König hatte Armannspergs Bedenken respektiert, da er auch den Schein von Ungerechtigkeit vermeiden wollte. Er blieb auch unter dem neuen Minister, der des vorigen Bedenken nicht teilte, dem einmal gesprochenen Worte treu und sah von dieser Dotationsquelle ab. An dritter Stelle führt Schenk die schon oft an die W a n d gemalten Stiftungsüberschüsse auf. Freilich äußert er ernste Bedenken gegen das > Spindler, a. a. O., .S. 79. —

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RKM/ Kloster Metten I.



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Mittel, stellt darob Klagen und Reklamationen in Aussicht, empfiehlt bei seiner Anwendung Umsicht und Mäßigung und bringt schließlich 6000 fl. Zuschüsse aus den Stiftungen des Unterdonaukreises, 4000 aus dem Regen- und Isarkreis in Vorschlag. Die 10000 fl. sollten sogleich angewiesen werden. Nebauer und Raith können ihre Pensionen beziehen, der „Prior" (!) mit Alterszulage (400 bezw. 450 fl.). Den Antrag, S t r a u b i n g betreffend, lehnt Schenk ab: „Da es der erklärte Wille Eurer Majestät ist, daß vorerst Metten ins Leben trete." Er hofft, daß letzteres bis Pfingsten oder bis Anfang Juli eröffnet werden könne. — Unter den Antrag setzte Ludwig sein Signat zu Rom am 27. März 1829: „Kann mit Sicherheit ein Uberschuß vom Kultusfond, von 1827/28 bis 1831/32 einschließlich angenommen werden, so ist das Benediktinerkloster Metten mit einer Ausstattung (Dotation), im entgegengesetzten Falle ohne solche und nur mit den befraglichen 10Ö00 fl. zu eröffnen, heuer an Pfingsteiu (mir am liebsten), spätestens im Juli. Das Wichtigste, daß es ins Leben eingetreten, Stiftungen wird es bekommen, wie dieses denn auch der Fall bei dem (Freisingischen) seminario puerorum.al Damit war durch allerhöchste Willensmeinung die Gründung Mettens neuerdings ausgesprochen. Der Vollzug oblag zunächst den Regierungsorganen. Am 10. April 1829 2 erfolgten ministerielle Weisungen: 1. Nebauer ist aufzufordern, nicht bloß seinen Rücktritt ins Kloster einzuleiten, sondern zum gleichen Schritt auch geeignete und geneigte Mitbrüder, die sich im Besitz der Klosterpension befinden, zu veranlassen. 2. Nebauer hat v. Pronath zur Instandsetzung der Gebäude und Wohnräume aufzufordern. 3. Hierzu und zum Ankauf des Gartens werden 10000 fl. bewilligt. 4. Diese Summe soll aus den Rentenüberschüssen vermöglicher Kirchen- und Kultstiftungen in der Eigenschaft eines unverzinslichen Vorschusses erhoben werden und zwar sind zweidrittel davon sofort flüssig zu machen. 5. Wenn sich im Laufe dieser Finanzperiode Erübrigungen im Kultusbudget ergeben, wird nach Möglichkeit eine Dotation des Klosters hergestellt werden. Also eine allerhöchste Aufforderung zum Eintritt ins Kloster, die an Dringlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ! Anderseits beschränkte die Verfügung die Möglichkeit des Wiedereintritts auf solche Konventualen, die noch im Besitz ihrer Klosterpension sich befanden. Eine erste Mitgift sind 10000 fl. Stiftungsgelder. Aber man beachte: nicht mehr zu einer förmlichen Abgabe werden die Stiftungen genötigt, sondern zu einem unverzinslichen Darlehen. Schenk scheut sich also, einfachhin nach Kirchengut die 1 Am 21. III. 1829 hatte Schenk dem König mitgeteilt, daß Westenrieder (gestorben 15. III. 1829) zuletzt noch so manche Stiftung, unter andenn das Seininarium puerorum in Freising mit 6000 fl., reich bedacht hat. — 2 RKM/ Kloster Metten I.

— 111 — H a n d auszustrecken. A b e r sofort ist klar, daß die finanzielle L a g e des neuen Klosters damit erheblich verschlechtert wird. Dasselbe tritt mit einer Erbschuld von 1 0 0 0 0 fl. ins L e b e n . Die F r a g e , wann es diese Erbschuld wird abtragen können, ist von A n f a n g an mehr als problematisch. Die Stiftungen lassen sich begreiflich nur höchst ungern zu einem solchen Darlehen nötigen. Die prophezeiten Reklamationen blieben nicht aus. Metten und später nach seinem Beispiel St. Stephan in A u g s b u r g drängten n a t u r g e m ä ß auf Abschreibung, die Stiftungen auf Abzahlung der Gelder. N u r schwer und sehr spät wurde die Abschreibung scTiließlich doch größtenteils erreicht 1 . Zu der besprochenen negativen Dotation des neuen Klosters Metten trat d a n n noch die Vertröstung auf eine kommende, wirkliche Dotation. Ein gutes Vorzeichen f ü r die k ü n f t i g e G r ü n d u n g schien die Z u w e n d u n g einer Erbschaft. 2 D e r E x b e n e d i k t i n e r Nonnos Feil setzte zum substituierten E r b e n seines Vermögens sowie zum alleinigen Besitzer seiner Bibliothek ein Kloster ein, das zu seelsorglichen und wissenschaftlichen Zwecken g e g r ü n d e t würde. D a s 1 Anbei folge der „Reparationsentwurf der Isarkreisregierung zur Konkurrenz für dieWiederherstellungMettens":derBruttoertragam Schlußl826/27und dieKonkurrenzquote stehen nebeneinander, in Gulden ausgedrückt: I. kgl. Administration: M alteserkirche in Landshut: 1100(5,30). II. Magistrate der Hauptstadt: 40200(205) und der Stadt Landshut: 11600(60). III. Landgerichte: Berchtesgaden 3000 (16), Bruck 6800 (35), Dachau 9700 (49,30) Ebersberg 9100 (46,30) Erding 30200 (155) Freising 6900 (35) Landsberg 20400 (101) Laufen 8800 (45) Miesbach 9200 (47) Moosburg 7000 (36) Mühldorf 22600 (116) München 18100 (92,30) Pfaffenhofen 14500 (74,30) Reichenhal'l 6600 (33,30) Rosenheim 20 600 (105) Schongau 7400 (38) Starnberg 5100 (26) Tegernsee 700 (3,30) Tittmoning 13800 (70,30) Tölz 6000 (31,30) Traunstein 14800 (75,30) Trostberg 13800 (70,30) Vilsbiburg 20000 (102,30) Wasserburg 16200 (82,30) Weilheim 5600 (28,30) Werdenfels 3600 (18,30) Wolfratshausen 5600 (28,30). IV. Das Herrschaftsgericht in Hohenaschau dürftewegzulassen seinwegen Konkurrenz der Kircheu in Oberigling und Paunzhausen. V. Bruderschaften: Priester Brsch. St. Peter 8700 (44) u. 1. Frau 3500 (18) gute Tod Brsch. 1800 (9) Deutsche Kongreg. 2100 (11) Josephsbr. 200 (1) Dritt. Orden 200 (1) latein. Kongr. 700 (3,30) Landshut: Grab Christi Br. 1300 (6,30) Nepomuk Br. 100 (0,30) Korpus Christi B. 500 (2,30) Skapulier B. 100 (0,30) Allerseelen B. 200 (I) Rosenkranz B. 200 (1) Allerseelen St. Nik. 100 (0,30). VI. Kollegiat Tittmoning: 4700 (25). In summa: 391000 «.Überschüsse, 2000 fl. Konkurrenzbeiträge. — In ähnlicher Weise trafen die Stiftungen des. Regenkreises 2000 fl. Der Unterdonaukreis hatte 6000 fl. beizutragen. Eine Verteilung auf die Landgerichte war in folgenderWeise vorgesehen: Burghausen 1000 fl., Eggenfelden 500, Pfarrkirchen 700, Griesbach 800, Deggendorf 700, Landau 800, Straubing 500, Kapelleildirektion Altötting 1000. Die hl. Kapelle wurde von der Regierung um sofortigen Vorschuß von 4000 fl. angegangen, damit bis zum Einlaufen der übrigen Gelder Pfarrer Nebauer nicht in Verlegenheit komme. Da dieser Bitte sogleich entsprochen wurde und auch die beiden erst erwähnten Kreise ihre Beträge alsbald abgaben, wurde verfügt, daß die beabsichtigte Erhebung im Unterdonaultreis einstweilen unterblieb (RRN). — 2 S. S. 65. Der reine Aktivstand des Feilschen Vermögens betrug 6074 fl. 39 kr.; die Bibliothek wurde auf 86 fl. 27 kr. geschätzt, tatsächlich aber war ihr Wert höher. Sie sollte sofort dem Kloster zufallen, während das Kapital dem Bruder des Erblassers, dein Landgerichtsschreiber zu Donauwörth, Johann Feil, zu seinen Lebzeiten zinsen und erst nach dessen Tod an das Kloster übergehen sollte. Johann Feil beantragte, daß das Vermögen von der Staatsschuldenkasse und zwar in Rücksicht seiner künftigen Bestimmung ausnahmsweise zu 5 Prozent übernommen würde. Die Regierung des Unterdonaukreises unterstützte den Antrag „zur Erleichterung der Dotation des Klosters". Finanzminister Armannsperg wies das Ersuchen ab (RKM/ Metten I).



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Ministerium brachte nach dem Tod des Erblassers sogleich Kloster Metten d a f ü r in Vorschlag. U n d L u d w i g signierte am 14. Mai 1829: „Mit F r e u d e genehmigt u n d mit L o b in den öffentlichen Blättern b e k a n n t zu machen." U m dieselbe Zeit geriet das biedere Deggendorf ob den sich stets mehr verdichtenden Klostergründungsgerüchten neuerdings in nicht geringen Schrecken 1 . Die königs- und kirchentreuen Bürger wurden bei Seiner Majestät wie beim Ordinariat vorstellig. Sie wollen die allerhöchsten Klostergründungspläne nicht bekritteln. Aber sie fürchten, das neue Kloster werde das städtische Gewerbe schädigen. H a t bisher die Stadt die Leute vom L a n d angezogen, so wird es jetzt umgekehrt sein: von den hohen Kirchenfesten in Metten angezogen, werden die Leute nun dort ihr Geld verzehren. In der Angliederung der Pfarx'ei an das Kloster k a n n die Stadt weder ein Glück noch einen R u h m finden. Ein V i k a r i a t oder eine Filiale des Klosters zu werden, bedeutet eine H e r a b w ü r d i g u n g der bisherigen Stadtpfarrei. Die Selbständigkeit der P f a r i f o n d s wird gefährdet. Die Arinenunterstützung wird darunter leiden. Alle E r ü b r i g u n g , allen Uberfluß wird das Kloster an sich ziehen. Bei V a k a t u r der Pfarrei bezog bisher die Stadtp f a r r k i r c h e die Interkalargefälle, die im letzt eingetretenen F a l l 1600 fl. betrugen. Sie werden der Kirche k ü n f t i g verloren gehen. Eine k ü n f t i g e Säkularisation wird Kloster- und Pfarrfonids inkammerieren und die säkularisierte Klosterpfarrei wird von allen politischen Zufällen abhängig sein. Trotz aller einstigen Kulturverdienste der alten Klöster ist es beim heutigen Stand der Schulund Bildungsanstalten nicht nötig, diese unter die Vormundschaft eines Klosters zu stellen. Der Weltpriester als P f a r r e r und Schulinspektor arbeitet auf Lebenszeit und darum mit aller Lebensk r a f t , er freut sich der künftigen F r u c h t ; dieser Antrieb fehlt dem Mönch, dessen Stellung stets vom Willen oder der W i l l k ü r des Obern abhängt. Selbst der weltliche Hilfspriester schafft freudig in Aussicht auf Beförderung, der Klosterkooperator k e n n t diesen Sporn nicht. Alle Seelsorge, bis zu den gestifteten Messen, stünde unter dem Gesichtspunkt der Klosterinteressen; die Mönche wüßten die frommen Vermächtnisse vom Beichtstuhl und vom K r a n k e n b e t t e aus k ü n f t i g alle in ihr Stift abzuleiten. Die Stadtgemeinde glaubt ein Recht zu haben, gegen die Vereinigung zu protestieren und auf E r h a l t u n g der Selbständigkeit von P f a r r e i und P f a r r f o n d s zu bestehen. — D a s Ordinariat beruhigte die erregten Geister mit der E r k l ä r u n g : D e r Stadtmagistrat k a n n versichert sein, daß wir auch f ü r die Z u k u n f t die Rechte d e r S ä k u l a r p f a r r e i bei jeder Gelegenheit nach K r ä f t e n in Schutz nehmen werden. i RUN, s. S. 79.

— 113 — Unter den oben geschilderten Verhältnissen, da Personal- und Dotationsfrage schon bei e i n e m Kloster fast unüberwindliche Schwierigkeiten bereiteten, mag es befremdlich erscheinen,, daß Jaut Reskript vom 26. Juni 1829 die Isarkreisregierung und das Münchener Ordinariat untersuchen sollten, mit welchen Kosten «ich Kloster Fürstenfeldbruck herstellen lasse und welche Dotation