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German Pages 63 Year 1873
Table of contents :
Front Cover
Vorwort
Prospect für die Sommersaison 1873
DIE
WASSERHEILANSTALT
KREUZEN
BEI GREIN AN DER DONAU
IN DER SOMMERSAISON 1872.
VON
Dr
F. KRISCHKE LEITENDEM ARZTE DER ANSTALT .
58073 - B.
WIEN 1873. WILHELM
BRAUMÜLLER - BUCHHÄNDLER. UNIVERSITÄTS K. K. HOF- UND
VORWORT.
Wie im
vergangenen
Jahre
finde
ich
mich
auch heuer veranlasst, meinen werthen P. T. Collegen zu berichten , welche Krankheitsformen in der Saison des Jahres 1872 in der von mir geleiteten Wasserheilanstalt zur Behandlung kamen und welches die Heilresultalte waren , die mit unseren
bescheidenen
Mitteln erzielt wurden. Niemand erwarte in den folgenden Blättern in gelehrten
Abhandlungen
niedergelegte
Resultate
streng wissenschaftlicher Untersuchungen, zu welchen dem Badearzte vor allem die nöthige Musse, auch das fügsame Material
und
die
wohl
nothwendigen
Apparate abgehen. Es sind einfach die Beobachtungen eines praktischen Arztes
niedergeschrieben zu dem
Zwecke den Einfluss der Wasserbehandlung und der damit
verbundenen Agentien
Krankheitsformen zu
auf die
beleuchten,
um
behandelten damit einen
A*
IV
Beitrag zu liefern einer Wassercur.
zur Klarstellung der Indication
Die wenigen Seiten,
dem eigentlichen
welche
Krankenberichte vorangehen, enthalten den von der Behörde
geforderten
über die
Bericht
Frequenz
der Anstalt im allgemeinen, über die Veränderungen in der Einrichtung etc. Sie geben zugleich ein Bild des
stätigen Wachsthums
der Anstalt und
ihrer
fortschreitenden Vervollkommnung. Ich übergebe das Schriftchen meinen Collegen mit der Bitte es einer
freundlichen Durchsicht
zu
würdigen. Vielleicht erwägen sie dann , wenn es sich darum handelt, verordnen, ob
ihren
Patienten
nicht für einen
Kreuzen der Ort sei, zu erzielen wäre .
eine oder
Badecur den
zu
anderen
wo das gewünschte Resultat
Kreuzen , im December 1872 .
Dr. F. Krischke .
INHALT.
Vorwort 1. Frequenz der Anstalt 2. Veränderungen 3. Krankenbericht 4. Erwähnenswerthe med . Beobachtungen 5. Prospect für die Sommersaison 1873
Seite III 1 3 5 9 41
1. Frequenz der Anstalt. Die Wasserheilanstalt Kreuzen war im Laufe der Sommersaison des Jahres 1872 von 296 Parteien mit 500 Personen besucht. Wie sich dieselben auf die verschiedenen Länder Oesterreichs und auf das Ausland vertheilen, wird aus der folgenden Tabelle ersichtlich.
Tabelle I. Name des Landes
Niederösterreich Oberrösterreich . Ungarn • Böhmen Mähren Salzburg Galizien . Preussen Baiern Sachsen . Würtemberg Summa
Davon
waren
Zahl der Parteien
Zahl der Personen
201 70 9 4 3 3
342 123 14 5 6
2 1 1 1 296
2 1 1 1 500
aus Oesterreich 291
Parteien
mit
495 Personen, dem Auslande angehörig, 5 Parteien mit 5 Personen .
Krischke, Curort Kreuzen.
1
2 Von den 500 Personen gehörten 238 dem männlichen, 262 dem weiblichen Geschlechte an. Die Dauer des Aufenthaltes war nur bei 36 der hier erwähnten kürzer als 7 Tage, die Uebrigen 464 verblieben länger als 6 Tage in der Anstalt. Kreuzen ist wegen der Schönheit seiner Lage von Touristen häufig besucht. Die Zahl der letzteren erreichte nach einer eher zu tief als zu hoch gegriffenen Schätzung während des Sommers 1872 die Höhe von 3000. Wie durch eine Reihe der letztverflossenen Jahre ist auch 1872 und zwar eine bedeutende Frequenzzunahme zu constatiren ,
an welcher in geringerem
Masse Oberösterreich, hauptsächlich aber Niederösterreich mit der Reichshauptstadt Wien participirt. Leichte Uebersicht über die Frequenzzunahme erhält man durch Beachtung der Tabelle II.
Frequenz im Jahre 1871
Frequenz im Jahre 1872
Zunahme im Jahre 1872
Name des Landes Parteien Personen Parteien Personen Parteien Personen
Niederösterreich . Oberösterreich
.
Andore Länder Oesterreichs . Auslan'd . • Summa
117
201
201
342
84
141
57
110
70
123
13
13
18
29
20
30
2
1
3 195
3 343
5 296
5 500
2 101
2 157
3 Die Gesammtzunahme
des
Besuches
um 101 Par-
teien mit 157 Personen in einem Jahre gibt das beredteste Zeugniss für das Aufblühen der Anstalt , die in ihrer gegenwärtigen Gestalt den besteingerichteten und meistbesuchten muss.
Oesterreichs, ja Europas
beigezählt
werden
1 **
2. Veränderungen. Trotzdem die Anstalt im Sommer 1872 bedeutend vergrössert durch den Ausbau des neuen Curhauses und durch Adaptirung von früher anderweitig verwendeten Räumen zu Wohnungen einer vermehrten Zahl von Curgästen Unterkunft bieten konnte, war sie nicht in der Lage, allen Ansprüchen in dieser Beziehung zu genügen . Wegen Wohnungsmangel musste eine Reihe von Heilung · suchenden theils auf spätere Zeit vertröstet, theils abgewiesen werden. Durch das sichtbare Aufblühen der Anstalt wurden mehrere Anwesende bewogen, sich in der Nähe der Anstalt Gründe anzukaufen, um auf denselben zur Unterbringung von Curgästeu Villen zu bauen . Während ich dieses schreibe, ist bereits der Schlussstein der nach dem Plane des Architecten Hofrath von Löhr gebauten Villa Felixberg gelegt. Rechts von der Strasse nach dem Orte Kreuzen, ungefähr 200 Schritte entfernt von der Anstalt, inmitten eines ebenfalls in der Anlage begriffenen kleinen Parkes, bildet sie in edlem Stile gebaut die sinnigste Zierde eines reizend schönen Plätzchens. In ihren 16 geräumigen Zimmern können 20 bis 30 Personen gleichzeitig untergebracht werden.
5 Vis -à- vis der Villa Felixberg, an der linken Seite der Kreuzener Strasse, auf Plätzen von gleicher landschaftlicher Schönheit, ist der Bau von 3 Villen projectirt, welcher im Frühjahre 1873 in Angriff genommen werden dürfte. Durch die Realisirung dieser Projecte wird die Wasserheilanstalt Kreuzen der kleinen Curortes .
Mittelpunkt eines lieblichen
In gleichem Masse, wie für die äussere Vergrösserung, wird auch für die Vermehrung und Verbesserung der Curmittel gesorgt. Die Einrichtung eines heilgymnastischen Institutes mit allen dazugehörigen Apparaten ist in Angriff genommen und schon in der Saison des Jahres 1873 wird die Anstalt in der Lage sein, auch bezüglich der Heilgymnastik, diesem bis nun in Oesterreich recht stiefmütterlich behandelten Zweige des Naturheilverfahrens, allen Ansprüchen zu genügen. Erwähnenswert erscheint mir ferner die neuerliche Anlage eines grossen Schwimmbasins, neben dem Wellen- und Sonnenbade, durch welches der Bäderschatz der Anstalt, bestehend aus im Walde an schönen , oft wahrhaft romantischen Plätzen gelegenen Douche-, Sturz- und Wellenbädern, neuerdings bereichert wird.
3. Krankenbericht. Uebersicht über die
Behandlung gekommenen
zur
ungeheilt
gebessert
weibliche
Tabelle III.
Name der Krankheit
geheilt
Summa
davon wurden
gestorben
männliche
Krankheitsformen und die erzielten Resultate gibt
entlassen
2
2
51
5
5 1
69
19
2
+
| 94 |
1
1 3
43
37
356
3
2422
| པ་
198 23
5 14 1 1 14 3 2 8 2 2
222 22
8
7735
151
311231
2
2975227
3
1451
4213 •
3 1 2 57
1354
244
Polypiosis . Oligaemie Reconvalescentia Chlorosis Rheumatism us Arthritis Intermittens Scrophulosis Hot Tuberculosis Congestio cerebri Emollitio cerebri Haemorrhagia cerebri Irritatio spinalis Tabes dorsualis Neurosis articularis Cephalea et hemicrania Ischias Neuralgia nervi trigemini Summa
34
16
gestorben
ungeheilt
gebessert
geheilt
Summa
weiblich
männlich Name der Krankheit
davon wurden
60 entlassen
37
125
4
1 1
2 4
1 1
2 1 1
1 1 1 1 2
2 1
209 91 209
11
1 1 120 | 89 209
11
1124L 2
2211R4
2
313521ELL
2
240
4
761
11
114
RRBIIR
1 4 1 4 12 3
16
1
1 4421195
21
12
2
7
34 1
1
2231
1
43
12
231
2 1 1 1 8
94 2 3 3 1 1 2 8 12 3 1 1 2 8 1 5 14 8 3 15 2
31211
57
17
docino Uebertrag • Neuralgia brachialis . Cardialgia . O Spasmus scriptorius . Chorea minor Vertigo . Epilepsia Hypochondria Hysteria Melancholia Mania .. Conjunctivitis lymph. Conjunctivitis catarrhal .. Catarrh. bronch. chron. Emphysema pulm. Vitium cordis . Catarrh. et dilat. ventriculi . Catarrh. intestinorum Haemorrhoidae Plethora abdominalis Pyelitis .. Catarrh. vesicae urin Mastitis .. Pruritus vulvae Dysmennorrhoea Menstruatio profusa Exsudatum retrouterinum. Blennorrh. urethrae chron. Syphilis Milliaria Herpes Acne vulgaris Psoriasis Prurigo . Summa
2 2 1 1
1 2 1
1 1 80 37 209
1
8 Von der Gesammtzahl der Behandelten erscheinen 43.6 %
demnach als geheilt
38.2 % als gebessert ungehe 17.7 % ilt • als als gestorben 0.5 %Wenn man berücksichtiget, dass eine bedeutende Anzahl der Behandelten an schweren und chronisch verlaufenden Krankheiten litten, muss man das erzielte Resultat als ein höchst günstiges bezeichnen. Im Vergleiche mit der Zahl der Behandelten vom Jahre 1871 ergibt sich für die letzte Saison gleichfalls ein bedeutender Zuwachs. Tabelle IV .
Behandelt wurden im Jahre 1871
Behandelt wurden im Jahre 1872
männmänn- weiblich Summa lich lich 87
66
153
120
Zuwachs im Jahre 1872
weibmänn- weibSumma lich lich Summa lich 89
209
33
23
56
4. Erwähnenswerthe medicinische Beobachtungen.
A. Ernährungsstörungen. Es ist eine vorzugsweise
unter
den Laien ver-
breitete, häufig aber auch von Aerzten ausgesprochene Ansicht, eine Kaltwassercur eigne sich wohl für Patienten, die in ihrer Ernährung nicht gelitten haben, weniger aber für blutarme, geschwächte Individuen, denen die mit der Wasserbehandlung einhergehenden Wärmeentziehungen directen Schaden bringen. Die Erfahrungen der an Wasserheilanstalten beschäf-
tigten Aerzte zeigen, dass der Ernährungszustand durchaus keine Contraindication für eine Wasserbehandlung im allgemeinen abgibt, wohl aber von Einfluss ist auf die Wahl der Applicationsweise des Wassers. Diese ist eine derart verschiedene, dass sie die Erzielung der verschiedensten Ernährungsresultate fördert. Selbstverständlich ist es, dass während der Wassercur, sowie bei jeder
anderen rationellen ärztlichen Be-
handlung die zu verordnende Diät dem Zwecke entsprechend sein und streng dem Individuum angepasst werden
10 muss. Dem rationellen Hydrotherapeuten wird es schwerlich einfallen, chablonenmässig jedem Curgast ausschliesslich vegetabilische Kost aufzudrängen, ebensowenig wird ihm Fleischkost in allen Fällen angezeigt erscheinen, und wenn es in unserem Prospecte heisst : „ Die Diät ist eine einfache und reizlose ; Gewürze, Kaffee, Thee, geistige Getränke sind im allgemeinen nicht gestattet, so war der Anstaltsarzt eben häufig in der Lage, in Berücksichtigung des besonderen Falles von dieser allgemeinen Regel abgehen zu müssen. Nachdem ich in diesen Worten einerseits meinen Standpunkt characterisirt habe jenen gegenüber, welche den Badeärzten und speciell den Hydrotherapeuten den Vorwurf der Chablonenarbeit machen , andererseits mein Verfahren gerechtfertigt habe gegen den Vorwurf der Inconsequenz von Seite etwa noch vorhandener Hydrotherapeuten älteren Schlages, will ich daran gehen, meine Behandlungsweise der einzelnen Ernährungsstörungen näher zu besprechen und zu begründen. a) Bei
den
an
übermässiger Fettbildung Leidenden
musste ich ein Regime verordnen , welches den Fettverbrauch steigert. Da derlei Patienten selten einer kräftigen Muskulatur sich erfreuen, war die Verordnung einer vorzugsweise stickstoffhaltigen also muskelbildenden Kost angezeigt. Zur Erzielung der Fettabnahme wurden täglich wiederholte, länger dauernde, energische Abkühlungen mit darauffolgender möglichst ausgiebiger Bewegung ordinirt. Wenn ich meinen Patienten nach einem langen Morgenspaziergange eine Tasse Thee oder Kaffee, und nach dem Mittagessen einen
11 schwarzen
Kaffee gestattete ,
so geschah
dies
in
Berücksichtigung des bekannten Umstandes, dass diese Stoffe, während sie die Respiration bethätigen , die Umsetzung des Stickstoffes im Körper mindern . Mittags und Abends war Fleisch in verschiedenartiger Zubereitung verordnet. Wegen der bei solcher Diät bald sich einstellenden Neigung zu Constipationen musste ich ausserdem Mittags Blattgemüse gestatten und während des Morgenspazierganges ein bis zwei Glas Marienbader Kreuzbrunnen trinken lassen,
welchem
letzteren wegen seines Glauber-
salzgehaltes, und dessen den Fettumsatz steigernden Eigenschaften, jedenfalls ein Theil des Erfolges zuzuschreiben ist.
In den beiden
zur
Behandlung gekommenen
Fällen war die Gewichtsabnahme
eine bedeutende.
Tabelle V. Körpergewicht Körpergewicht bei der Aufnahme beim Abgange
1852 Wr. Pfd. 1682 Wr. Pfd. 205
""
181
Behandlungsdauer
Gewichtsverlust
5 Wochen
17 Wr. Pfd.
7
24 ""
99
""
Dass die Gewichtsabnahme rein auf Kosten des Fettes stattfand, dass während der Cur eine Vermehrung der Muskelsubstanz stattfand, konnte man schliessen aus der in gar keinem Verhältnisse zur Gewichtsabnahme stehenden Zunahme der Beweglichkeit. Während es den Patienten bei ihrer Aufnahme in die Anstalt kaum möglich war, eine Vier-
12 telstunde auf ebenem Wege herumzugehen, konnten sie nach mehrwöchentlicher Cur stundenlange mühelos Berg und Thal durchwandern. b) Reconvalescenten, Anaemische und Chlorotische pflegt man, die üble Wirkung der Wärmeentziehungen fürchtend, nicht in Wasserheilanstalten, sondern in Eisenbäder zu senden. Bei Besichtigung der betreffenden Rubriken in unserem Ziffern berichte dürfte es klar werden , dass die üblen Wirkungen der Abkühlungen wohl nur in der Fantasie von allzu Aengstlichen existiren, und dass die Resultate in Eisenbädern wohl kaum günstiger sein mögen, was eine Bestätigung unserer Ansicht zu sein scheint, dass auch dort die günstigen Resultate nicht so sehr auf Rechnung des Eisens als vielmehr des Wassers zu setzen sind . Uebrigens gesteht Brück *) , der bekannte Arzt Driburgs : „ In Fällen (und diese mögen eben nicht selten sein), wo Chlorotische kein Eisen, selbst den Brunnen wenigstens Anfangs nicht vertragen, wirken die Bäder allein mit dem günstigsten Erfolge, möge nun darin Eisen resorbirt werden, wie es Sukow in Cudowa, Frank in Pyrawarth, Frankl in Marienbad etc. annehmen, andere dagegen, wie Seegen, Heller , Kletzinsky, Lehmann, in Abrede stellen . Freilich meint Brück, diese günstige Wirkung des Driburger Wassers sei eine Folge des reichlichen Gehaltes an Kohlensäure, welche durch Nervenreflex von der Haut aus die inneren Organe zu erhöhter Thätigkeit anrege .
*) Balneologische Aphorismen, Osnabrück, Backhorst 1872.
13 Unsere Beobachtungen zeigen, dass durch die hydriatischen Proceduren derselbe Zweck erreicht wird, dass also der grössere oder geringere Gehalt des Wassers an freier Kohlensäure nicht die Bedeutung hat, die ihr von Brück vindicirt wird . Wir vermögen durch das Wasser 1. die Hautthätigkeit in beliebigem Grade anzuregen durch Verstärkung oder Abschwächung der verschiedenen thermischen und mechanischen Reize , die uns zu Gebote stehen, und 2. durch Nervenreflex von der Haut aus die Thätigkeit der inneren Organe beeinflussen.
verschiedenartig zu
Lange bekannt ist z. B. der Einfluss des kalten Wassers anf die Athmungsrhythmik (Vierordt, Physiologie des Menschen §. 248 : „ Man kennt eine grosse Anzahl entfernter Ursachen, welche die Frequenz und die Rhythmik der Athemzüge abändern können ... Ausserdem sind Refiexe auf die Athmungsrhythmik sehr häufig ; eine Menge von Reizen sensibler Nerven setzen reflectorische Einathmungen z. B. kaltes Wasser,) dass aber auch die Respirationsproducte durch das Wasser modificirt werden, darüber ist nach den Experimenten von Liebermeister, Senator, Zunz, Röhrig und Winternitz kein Zweifel Die Kohlensäureausscheidung, während und einige Zeit nach der erfolgten Abkühlung, ist unbestritten vermehrt, wenn auch darüber, ob entsprechend der vermehrten Kohlensäureausscheidung während des Bades auch die Wärmeproduction eine die Meinungen noch getheilt sind.
erhöhte ist,
14 Die Thatsache, dass der Harndrang während eines kalten Bades wiederholt und nach kurzen Pausen befriedigt werden muss, deutet darauf hin, dass das Wasser nicht allein auf die Blasenmusculatur anregend wirkt, sondern, dass während des Bades wahrscheinlich auch die Harnausscheidung eine vermehrte ist .
Wie günstig das kalte Wasser auf die gesammte Musculatur wirkt, sieht man aus der Leichtigkeit der Bewegung nach einem kalten Bade. Am auffallendst en ist der Einfluss des kalten Wassers auf die Thätigkeit der Verdauungsorgane . Wohl mag
durch
die wahrscheinlich gesteigerte
Oxidation während des Bades und einige Zeit nachher ein erhöhtes Bedürfniss nach Nahrung erzeugt werden, aber zu
diesem
steht die Zunahme der
Consumption in keinem Verhältnisse. Der Ueberschuss des Genos senen liefert das Materiale zur Vermehrung der Körpersubstanz, welche bei einzelnen Patienten in der That eine auffallende war.
Tabelle VII.
Körpergewicht Körpergewicht bei der Aufnahme bei Abgang Wr. Pfd . 113 Wr. Pfd. 971/2 29 "" 97 22 981/4 دو 29 22 102 92 22 29 "" 119 دو 29 ""
6 Wochen 3 "" 31/2 99 8 29 8
714 Wr. Pfd . 99 71/2 27 "9 "" 11 دو
7312
10534 90 95 91 107
Behandlungs- Gewichtszunahme dauer
15 Vermögen wir es nun durch das Wasser auf die genannten und andere Organe verschiedenartig einzuwirken, sind wir insbesondere in der Lage, die Verdauungsthätigkeit
anzuregen , so empfielt sich seine Anwendung vorzüglich bei in der Ernährung herabgekommenen Individuen , bei Anaemischen, Chlorotischen und Reconvalescenten .
c) Die 5 wegen ausgesprochener Chlorose behandelten Patientinnen standen im Alter zwischen dem 15. und 26. Lebensjahre. Sie gehörten durchwegs den besseren Ständen an Als vorwaltende Symptome erwähne ich : Unlust zu körperlicher und geistiger Thätigkeit und sofortige Ermüdung, sobald der Versuch einer Arbeit unternommen wurde, Appetitlosigkeit und Magendrücken mit sonstigen Verdauungsbeschwerden nach jeder Nahrungsaufnahme , dabei fortwährendes Frösteln und Klage über kalte Füsse. Bezüglich der Menses war das Verhalten ein verschiedenes. Amennorrhoe und profuse Menses , regelmässiger und unregelmässiger Eintritt , Dauer von 2 bis über 8 Tage war bei verschiedenen Individuen vorhanden. Unstreitig erscheint das Frösteln als Folge einer ungenügenden Wärmeproduction , die ihren Grund zunächst in mangelnder Bewegung entfernter jedoch in mangelhafter Nahrungsaufnahme im weiteren Sinne des Wortes haben mag.
Letztere Annahme scheint ein Widerspruch zu meiner früheren Angabe, dass sämmtliche Patientinnen
16 den besseren Ständen angehörten. Er klärt sich jedoch, wenn wir uns den Tisch eines sogenannten guten Hauses besehen und finden in welcher Weise entgegen den Gesetzen einer vernünftigen Ernährung in Fleischspeisen Luxus getrieben wird. Wir sehen da, wie oft beim ersten Symptom der Chlorose jedes Gemüse, Reis, Erdäpfel, ja selbst das Brot als blähend und gesundheitsschädlich, als darmbelästigend verbannt und dafür ausschliesslich Fleisch und zur Blutkörperchenfabrication Eisen verordnet wird.
chen
Welche Arbeitsfähigkeit wird da einem schwaweiblichen Verdauungsorgane zugemuthet,
wenn es den ganzen Bedarf an Nahrung für den Körper dem genossenen Fleische entnehmen soll , und, welche Quantitäten von Fleisch sind erforderlich, diesen Bedarf zu decken ! Wenn ich sage, der fast ausschliessliche Consum von Fleischspeisen sei in vielen Fällen Hauptursache des Entstehens und des Einwurzelns der Chlorose, so finde ich eine Bestätigung dieser Ansicht in der Thatsache, dass die Chlorose eben vorzugsweise eine Krankheit der Städterinnen ist, und auch am Lande das Auftreten dieser Krankheit an die besseren Kreise gebunden erscheint , an Familien, in welchen der gleiche Missbrauch in Fleischnahrung vorherrscht. Mein Bestreben bei Verordnung der Diät ging keineswegs dahin, die Fleischkost zu eliminiren, sondern nur sie auf das Maass des Bedarfes zu beschränken und ich fand, dass unsere im Prospecte
17 als
curgemäss
angegebene Diät
nicht
allein bei
Oligämischen und Reconvalescenten , sondern auch bei Chlorotischen sich als sehr zuträglich erwies. B. Rheumatismus. In 3 von den 8 zur Behandlung gekommenen Fällen war derselbe ein acuter, und zwar : einmal beider Sprung- und Kniegelenke, einmal sämmtlicher Gelenke der rechten oberen Extremität , einmal Rheumatismus der Nackenmusculatur. Alle 3 verliefen unter heftigem Fieber, jedoch ohne Affection des Herzens und des Herzbeutels , und wurden unter Anwendung von Einpackungen mit darauffolgenden Halbbädern und localen Douchen während der letzteren in wenigen Behandlungstagen geheilt. Unter den chronischen Rheumatismen war einer von besonderem Interesse . Eine 24 jährige Patientin war von einem Collegen mit der Diagnose „ beginnende Tabes “ zur Behandlung übersendet worden. Eine genauere Erhebung der Anamnese und die aufmerksame Untersuchung ergab jedoch, dass ein Rheumatismus im bänderigen Apparate der Wirbelsäule vorlag. Nach achtwöchentlicher Behandlung verliess die Patientin geheilt die Anstalt . Erst in den letzten Tagen wurde mir von dem Gatten der jungen Dame die Mittheilung, dass sie, bis auf einige kleine Mahnungen, die durch Anwendung von Einpackungen und Halbbädern alsbald wieder zum Schwinden gebracht wurden, gesund blieb.
C. Arthritis. Von den beiden Behandelten war der eine 39 , der andere 81 Jahre alt.
Krischke , Curort Kreuzen.
2
18 Wenn ich über unseren
Nestor hier einiges
er-
wähne, geschieht es aus dem Grunde, weil man aus diesem Falle ersehen kann , dass auch hohes Alter keine Contraindication ist, sercur.
gegen den Gebrauch einer Was-
Den ersten Gichtanfall hatte unser Patient vor mehr als 30 Jahren. Damals ging er um sich zu heilen nach Gräfenberg. Seitdem machte er sich zur Regel, jährlich 4 bis 6 Wochen eine Wassercur zu gebrauchen, und erscheint nun seit 18 Jahren regelmässig unter den ersten Curgästen in Kreuzen. Täglich um 41/2 Uhr Morgens kann man ihn nach gebrauchter Cur dem Walde zueilen sehen . An jeder Quelle nimmt er seinen Trunk, und wenn er dann nach zweistündiger Wanderung, um sein einfaches Frühmal zu nehmen, zur Anstalt zurückkehrt, glaubt man einen Mann von kaum 50 Jahren zu sehen . Sobald die letzten Spuren der im Winter sich zeitweilig einstellenden Gonagra geschwunden sind, geht unser Patient in's Hochgebirge, woselbst er den Sommer zubringt, um erst im Spätherbst wieder nach Wien zu kommen.
D. Scrophulosis. Das Alter der Erkrankten war in je 2 Fällen 5 und 7 Jahre ; 8, 19, 24 Jahre in je einem Falle . Die Krankheit characterisirte sich in Anschwellungen der Hals- und Nackendrüsen, chronischen Nasencatarrhen. In einem Falle war nach Vereiterung einer Drüse an der linken Seite des Halses, unter dem Processus mastoideus, ein Geschwür mit einem Hohlgange nach abwärts vorhanden, welches unter Anwendung von feuchten Bäuschen heilte.
19 Bei einem siebenjährigen Knaben traten seit 2 Jahren nach je 4 bis 6 Wochen an der Wange, am Kinne, am Halse oder auch an der Brust unter heftigem Fieber Herpeseruptionen auf. Welchen Einfluss die Wasserbehandlung auf dieses Uebel hatte, konnte wegen der Kürze der Zeit, während welcher der Patient in der Anstalt war, nicht constatirt werden. Ungeheilt
entlassen
welche nur 14 Tage
wurde
eine
24jährige
Frau,
in Behandlung stand, und bei wel-
cher neben den Erscheinungen von Scrophulose noch beiderseitige Blepharadenitis und ausserdem noch eine deutlich nachweisbare Infiltration beider vorhanden war.
Lungenspitzen
E. Tuberculosis pulmonum . Im vergangenen Jahre schon hatte ich Gelegenheit, zwei im Jahresberichte Seite
26
unter
Catarrh. pulm .
chron. angeführte Fälle von ausgesprochener Lungentuberculose zu beobachten. Die bei denselben erzielten günstigen Resultate bewogen mich von dem Usus meiner Vorgänger, Lungenkranke abzuweisen als ungeeignet zur Behandlung in der Anstalt, abzugehen , umsomehr da ich in der Lage der Anstalt, in ihrer Einrichtung, ihren Temperaturverhältnissen und in der Bodenbeschaffenheit ihrer Umgebung nichts fand, was sich als schädlich für Lungenkranke erweisen könnte. Im Gegentheile erscheint mir Kreuzen, auf einer Höhe von 1300′ über dem Meeresund 500' über dem Donauspiegel inmitten des Waldes gelegen, gegen Norden durch den höher hinansteigenden Kreuzenerberg geschützt , mit freier weiter Aussicht auf das Donauthal im Süden, mit seiner grossen Auswahl von
2*
20 staubfreien, mässig auf- und absteigenden, schattigen, zumeist durch Kiefer- und Tannenwälder führenden Spaziergängen, ein Ort, wo noch so mancher Lungenkranke Besserung, wenn nicht Heilung finden dürfte.
1 Die Verordnung von systematischen Wanderungen über Berg und Thal, welche den grössten Theil des Tages ausfüllten, erwiesen sich als in solchem Masse den Appetit und die Verdauung fördernd , dass die Aufmerksamkeit des Arztes sich nicht allein der Qualität, sondern auch der Quantität der von der Anstaltsrestauration gebotenen Speisen zuwenden musste. Wenn ich hier gestehe , dass ich manchem von meinen Lungenkranken Mittags und Abends ein Glas Bier gestattete oder sogar verordnete , so wird vielleicht hier und dort ein Collega Hydrotherapeut sein Anathem über mich aussprechen, wird mir aber glauben müssen , dass trotzdem meinen derart behandelten Patienten des Morgens ein oder zwei Quart kuhwarme Milch nicht minder gut gemundet und angeschlagen hat.
F. Congestio cerebri. Als Ursache der Erkrankung wurde in 5 Fällen angestrengte Arbeit im Comptoir und in Kanzleien, Nachtarbeit, in 2 Fällen (bei Militärs) geistige Anstrengung im Dienste, in 3 Fällen Excesse in Baccho angegeben. 3 Fällen konnte keine Ursache eruirt werden.
In
Die Intensität der Erkrankung war eine verschiedene. Während bei einzelnen bloss Kopfschmerzen und erhöhte Empfindlichkeit gegen äussere Eindrücke vorhanden waren , litten in anderen vorgeschritteneren Fällen die Patienten an Schwindel, Ohrensausen, Ameisenkriechen in den Ex-
21 tremitäten, Störungen in den Sinnesfunctionen, an Ideenflucht und Hallucinationen. Die Behandlung war dahin gerichtet,
durch Ablei-
tung gegen die unteren Extremitäten und Vermehrung der Hautcirculation eine Entlastung des Gehirnes zu erzielen. Durch kalte fliessende Fussbäder, Wadenbinden, kalte Abreibungen bis zur Dauer von 3 Minuten, in einzelnen Fällen durch kurze kräftige Douchen, wobei jedoch der Kopf niemals dem Anprall des Wassers ausgesetzt sein durfte, suchten wir unseren Zweck zu erreichen. Die
Diät
war dabei
unsere
einfache,
streng cur-
gemässe.
G. Haemorrhagia cerebri . Die Erhebung
der Anamnese
ergab in dem vor-
liegenden Falle, dass unser Patient im vergangenen Jahre wiederholt an Gallensteincoliken gelitten , ferner, dass er nun seit Monaten schon besonders während der Nacht an asthmatischen Anfällen leidet, welche seit einem vor mehreren Wochen stattgehabten Falle auf das Hinterhaupt an Heftigkeit und Dauer sehr zugenommen haben. Neigung zu Obstructionen ist seit Jahren vorhanden. Bei der Aufnahme am 7. August war der Status folgender : Körper gross, in den Extremitäten abgemagert, Hautfarbe gelblich, Sclerotica gelb. Die Respiration ist eine ungleichmässige. Nach 10 bis 15 rasch auf eineinander folgenden Athemzügen bleibt der Thorax in der Exspirationsstellung stehen .
Die Länge der Pause ist ver-
schieden zwischen 5 Secunden und 1/2 Minute, und scheint, wenn der Patient zu schlafen versucht, noch länger. den Lungen beiderseits
Catarrh.
Die
In
Herzdämpfung in
22 der Länge vergrössert, der Herzstoss zwischen der 6. und 7. Rippe nach aussen von der Papillarlinie in grösserem Umfange sicht- und fühlbar. Der 1. Ton über der Aorta gespalten, anstatt des 2. Tones hört man im 3. Intercostalraume ein Geräusch , das auch an der Herzspitze hörbar ist ; der 2. Pulmonalarterienton ist accentuirt. Die Lebergegend ist gegen Druck empfindlich, der Unterleib durch Gase ausgedehnt. Am After herrortretende Hämorrhoidalknoten , Puls schnellend , 68. Appetit gering, Geschmack pappig, Zunge gelblich belegt, Exhalation übelriechend , Harn dunkelbiergelb , Fäces nach genommenem Rheum gelb breiig. Die Diagnose lautete auf Insufficienz der Aortenklappen und der Mitralis ; chron. Catarrh des Magens und des Darmes ; Cholelithiasis. Ich verordnete, da mir der Patient sehr geschwächt erschien, für den Anfang nichts anderes , als eine Abwaschung des Körpers mit 20grädigem Wasser jeden 2 . Tag vorzunehmen, welche Procedur jedoch am 7. und 8. August wegen vorausgegangener schlafloser Nächte ausgelassen wurde. Am 9. August Morgens erste Abwaschung, worauf sich Patient derart wohl fühlte , dass ihm seine zur besseren Pflege anwesende Gattin entbehrlich schien und er sie nach Wien sendete . Am 10. August reichlicher Stuhlgang , worauf die Respirationsbeschwerden vermindert waren , und Nachts ziemlich ruhiger Schlaf folgte. Am
11. August um 7 Uhr
Morgens wurde die
zweite Abwaschung vorgenommen , nach welcher der Patient zum erstenmale einen kurzen Spaziergang unter-
23 nahm. Nach dem Frühstück, welches verordnungsgemäss aus einem Glase saurer Milch mit Weissbrot bestand, blieb P. im Salon und las die Zeitungen. Dabei fiel er plötzlich vom Sessel zur Erde. Sofort herbeigerufen fand ich P. bewusstlos, und constatirte den stattgehabten apoplectischen Insult. Obwohl das Bewusstsein noch während des Transportes in die Wohnung zurückkehrte, und
man daraus
schliessen könnte , die Gehirnläsion wäre keine zu bedeutende gewesen , war der Zustand unseres P. doch ein ganz hoffnungsloser. Vollständige linkseitige Lähmung war vorhanden. Die Athembeschwerden wurden bald nach dem Anfalle derart heftig , dass ich mich veranlasst sah, den als Curgast anwesenden Herrn Obersanitätsrath und Director des allgem. Krankenhauses in Wien Dr. J. Hoffmann zu einer Consultation zu bitten , wegen der Indication
für eine
etwa vorzunehmende Venesection.
Bei
derselben wurden wir einig in der Ansicht , dass der apoplectische Anfall wahrscheinlich veranlasst sei durch einen atheromatösen Process, und dass bei der augenscheinlichen Blutarmuth
des Patienten eine Venesection
den lethalen Ausgang nur beschleunigen könnte . Eisumschläge auf den Kopf, Wadenbinden, Application eines Salzwasserclysma. Erst gegen den Morgen des 12. August wurde die
Respiration etwas leichter und P. schlief sogar gegen 2 Stunden. Von da ab schien sich der Zustand etwas zu bessern, ja am 18. August konnten die Zehen des gelähmten Fusses ein wenig bewegt werden , und das Anschwellen der linken Wange beim Exspirium hatte vollkommen aufgehört. Stuhlentleerungen wurden während
24 dieser Zeit durch
salinische
Abführmittel
erzielt.
Die
Nahrung bestand in Suppe, Suppe mit Ei, Milch. In den letzten Tagen konnte auch ein Stückchen Beafsteak genossen werden . Es fiel auf, dass die Hautfarbe täglich saturirter gelb und der Harn immer dunkler wurde. Am 19. Abends 7 Uhr wurde mir gemeldet , dass
P. unruhig sei.
Als ich sofort zu ihm kam, klagte er
über heftige colikartige Schmerzen im rechten Hypochondrium, die ich als Gallensteincolik diagnostizirte . Respiration wieder verschlechtert . Kalte Umschläge auf die Lebergegend wurden nicht vertragen, leises Reiben und warme oft gewechselte Umschläge eher.
Um 10 Uhr
gab ich eine Morfininjection ,
worauf für 2 Stunden Erleichterung eintrat. Von da ab kehrten nach kurzen Pausen die Koliken mit immer vermehrter Heftigkeit wieder, wobei die Kräfte des Patienten zusehends abnahmen, bis er am 21. August 10 Uhr Abends verschied . H. Tabes dorsualis. In dem als gebessert angeführten Falle war seit Monaten Incontinenz des Harnes als belästigendes Symptom vorhanden. Die Besserung betraf die Hebung dieses Uebels, wobei ich mich überzeugte, dass die Incontinenz nicht etwa auf Grund einer fortschreitenden Blasenlähmung schwand. J. Neurosis articularis. In einem Falle war es ein Gelenksschmerz im linken Knie, zurückgeblieben nach einem vor Jahren statt-
25 gefundenen Sturz mit dem Pferde , wobei das Pferd auf eben dieses Knie zu liegen kam. Aeusserlich war an dem betreffenden Gelenke keine Veränderung sichtbar.
Dem
Gefühle war die Gegend über dem Gelenke kühler als an der andern Extremität. In dem andern Falle, bei einem 16jährigen Mädchen, waren beide Schultergelenke, mehr jedoch das rechte , Sitz des Leidens. Das Vorhandensein sonstiger hysterischer Erscheinungen sprach in diesem Falle für die hysterische Natur des Uebels . Heilung wurde in beiden Fällen durch locale Douchen erzielt. K. Ischias. Einmal war feuchte Wohnung als Ursache des Uebels angegeben, das andere Mal entstand es nach einem längeren Ritt in einer vom Regen durchnässten Kleidung. Heilung durch Einpackungen und darauffolgende abgekühlte Bäder und locale Douchen.
L. Neuralgia nervi trigemini. Beide Male war der rechte Supraorbitalast des Trigeminus Sitz des Uebels.
In einem Falle traten die Schmerzen regelmässig Morgens um 7 Uhr auf, steigerten sich bis um 11 Uhr zum Unerträglichen und liessen Nachmittags langsam nach . Heilung durch Chinin. Im
zweiten Falle war der Eintritt der Schmerz-
anfälle unregelmässig und es breitete sich der Schmerz in besonders heftigen Anfällen über die ganze rechte Gedie linke Supraorbitalsogar über sichtshälfte und gegend aus.
26 Bromkali, Chinin, Citr. Coffeini etc. waren während des bereits 2 Jahre dauernden Leidens erfolglos gebraucht worden. In diesem Falle schwand der Schmerz vollkommen nach einer vierwochentlichen Wassercur.
M. Neuralgia brachialis. Eine 16jährige angehende Claviervirtuosin wurde vor zwei Monaten, da sie eben für eine Production sich vorbereitete und noch mehr als gewöhnlich spielte, von heftigen Schmerzen in beiden Oberarmen befallen , die sich stark verschlimmerten, wenn sie zu spielen versuchte.
Bei der Aufnahme ist folgender Status vorhanden : Empfindlichkeit des 6. und 7. Halswirbels gegen Druck. Am rechten Arme sind schmerzhafte Stellen im sulcus bicipitalis internus und in der Medianlinie am vorderen oberen Drittel des Vorderarmes, entsprechend dem Verlaufe des nervus medianus.
Am linken
Arme dagegen
ist ein schmerzhafter Punct knapp unter der Insertionsstelle des M. deltoideus, von wo aus sich eine gewisse Empfindlichkeit längs des Verlaufes des Radialnerven verfolgen lässt. Auffallend erschien mir das unsymmetrische Auftreten des Nervenschmerzes an beiden oberen Extremitäten. Der Schmerz war in mässigem Grade immer vorhanden, steigerte sich bei Druck auf die angegebenen Stellen, und wurde sehr heftig nach grösseren Armbewegungen, besonders nach Clavierspielen ; er war stärker während der Nacht als bei Tage. Zeitweilig traten jedoch auch ohne bekannte nen ein.
Veranlassung heftige Exacerbatio-
In diesem Falle wurde das Clavierspielen untersagt , und ausserdem anempfohlen, die Arme möglichst ruhig zu
27 halten.
Das hydrotherapeutische Verfahren bestand , wie
bei Neuralgien überhaupt aus allgemeinen und localen Einwicklungen mit darauffolgender Abkühlung durch Halb-. bäder und locale Douchen. Die Schmerzen liessen nach, doch wurde während der 8wöchentlichen Behandlung eine vollkommene Heilung nicht erzielt. in Wien die Cur fort.
Die Patientin setzt
N. Spasmus scriptorius. Es ist bekannt, dass man nach heftiger Muskelanstrengung die Bewegungen nicht sofort in dem Masse beherrschen kann , wie es zur Vollführung von minutiösen Arbeiten nöthig ist. Schreiber, Zeichner, Holzschnitzer, vor Allem aber Augenoperateure leiden am meisten durch diese Unsicherheit der Hand nach Kraftanstrengungen .
Bei einem kräftigen muskulösen 20jährigen Comptoiristen trat jedesmal, wenn er sich zum Schreiben setzte, auch wenn die grösste körperliche und geistige Ruhe vorhergegangen war, ein derartiger Zustand ein, wie er sonst nur nach anstrengender Arbeit sich zu zeigen pflegt. Seine Schriftzüge, sonst kalligraphisch, wurden jetzt ganz verzerrt und unleserlich . Erst nach ein- bis zweistündigem Schreiben wurde unser Patient vollständig Herr seiner Handbewegungen . Die Ursache dieser merkwürdigen und zur gewöhnlichen Form des Schreiberkrampfes in mehrfacher Beziehung im Gegensatze stehenden temporären Coordinationsstörung der beim Schreiben thätigen Muskelgruppen glaubt Patient in einem vor 3 Jahren stattgehabten rechtseitigen Schlüsselbeinbruche zu sehen. Heilung wurde erzielt nach 7wöchentlicher Wasser-
28 behandlung , während welcher das Schreiben untersagt war. Ende December, also 4 Monate nach der Entlassung fand ich den Patienten in Wien und erhielt die Versicherung, dass keine Recidive eingetreten ist. Bei einer 19jährigen Patientin war seit Jahren bestehendes in den letzten Monaten zunehmendes Zittern in den Händen und Kraftlosigkeit vorhanden. Die Untersuchung ergab empfindliche Puncte im Nacken, in der Gegend des 5. Halswirbels, beiderseits in der Fossa infraclavicularis und im sulcus bicipitalis internus . sechswöchentliche Behandlung blieb erfolglos.
Eine
Im 3. Falle , bei einem Hauptmann a. D. stellte sich nach wenigen Strichen beim Schreiben Streckkrampf in den Fingern ein, so dass Patient selbst wenige Zeilen nur dann mühsam schreiben konnte, wenn er mit seiner linken Hand die Finger der rechten herabdrückte. Auch hier blieb die Behandlung erfolglos .
O. Chorea minor.
Ein 12jähriger Gymnasiast wurde nach 5wöchentlicher Behandlung geheilt entlassen .
P. Hypochondria. Zwei von den unter der genannten Diagnose geführten Patienten litten an Syphilidophobie , der eine wegen zeitweilig auftretendem Herpes praeputialis, den er für einen syphilitischen Ausschlag hielt, der andere, weil er vor Jahren einmal ein ulcus molle besessen. In einem Falle war eine Prostatahypertrophie als Krankheitsursache anzusehen . Bei 4 Patienten waren Verdauungsstörungen
29 vorhanden. Einer derselben gebrauchte mit günstigem Erfolge eine vegetabilische Diätcur. Q. Hysteria. Das Alter der Behandelten war 24, 33 , 34, 35. 36 , 37, 42, 44, 50, 53 Jahre. 7 von den Patientinen litten an mehr weniger häufig auftretenden verschiedenen Krampfformen, und bei 3 derselben hatte ich neuerdings Gelegenheit das häufige auch im vorjährigen Saisonberichte in mehreren Krankengeschichten demonstrirte Zusammentreffen der Krämpfe, sowie sonstiger hysterischer Erscheinungen mit dem Eintritt der Menses zu beobachten . Gleichzeitig und vielleicht als ursächliche Momente waren vorhanden : Chronischer Infarct in 3 Fällen ; Retroflexio uteri 2 Mal, einmal mit Senkung ; chronische Pyelitis 1 Mal. In einem Falle deutete eine merkwürdige Gefühlsanomalie auf einen Degenerationsprocess im Rückenmarke. Die Patientin behauptete aus Sand zusammengeballte Knödel unter ihrer Haut zu haben, welche von verschiedener Grösse, über der Kreuz- und Ledengegend sich hauptsächlich anhäuften .
R. Vitium cordis. Von den 5 Behandelten litten an Insufficienz der Bicuspidalis 2, Insufficienz der Aortenklappen 1 , Insufficienz der Aortenklappen und der Bicuspidalis 2. Erwähnenswerthe Complicationen waren 1 Mal Asthma und 1 Mal Albuminurie.
Was die Indication einer Wassercur bei organischen Herzleiden anbelangt, sind die Ansichten der Aerzte sehr
30 getheilt. Nach meinem Dafürhalten werden Herzkranke, wenn das Leiden noch nicht zu weit vorgeschritten ist, unter einer rationellen Wasserbehandlung in der Regel eine Erleichterung finden, und zwar schon aus dem Grunde, weil die in Wasserheilanstalten übliche und reizlose Diät solchen Patienten entspricht. Das Fehlen jeder Gelegenheit zu Excessen, die ruhige und gleichmässige Lebensweise wird ihnen besonders zuträglich sein. In der Wahl der hydriatischen Proceduren wird sich der Arzt bei Herzkranken einer besonderen Vorsicht befleissen müssen.
Einwicklungen, besonders solche von
längerer Dauer, werden, weil sie leicht Congestionen zum Gehirne hervorrufen, zu vermeiden sein, ebenso allgemeine Douchen, welche die Herzthätigkeit beschleunigen. Dagegen fand ich eine kühle Brause auf die Herzgegend applicirt stets von calmirender Wirkung auf heftige Herzpalpitationen. Eine Verlangsamung des Pulses wurde in der Regel erzielt durch Halbbäder von mittlerer Temperatur ( 18-14º R.)
S. Catarrhus ventriculi chronicus. Als Folgezustand länger dauernden Magencatarrhs war bei 5 Patienten Magenerweiterung nachweisbar, bei welchen die im Saisonberichte vom vorigen Jahre ausführlicher beschriebene methodische Durst- und Trinkcur sich erfolgreich bewies . Erschwertes Schlingen und heftige Schmerzen in der oberen Magengegend sofort nach dem Essen erregten in einem Falle den Verdacht auf Carcinom der Cardia.
31
T. Catarrhus intestinorum chronicus ; Plethora abdominalis ; Nodi haemorrhoidales. In der Mehrzahl waren es Individuen gewohnt, den Freuden eines guten Tisches zu huldigen, bei denen sich im Laufe von Jahren die genannten Krankheiten entwickelt hatten. Nur 5 der Patienten waren in Folge länger dauernder Durchfälle in der
Ernährung herab-
gekommen. Das häufige Vorkommen der genannten Krankheitsformen bei dem wohlhabenden Theile unserer Stadtbewohner leitet uns zu der Ansicht, dass der moderne, sogenannte gute Tisch hauptsächlich als Entstehungsursache anzusehen ist. In dem Bestreben dem Körper nur solche · Nahrung zuzuführen, die er möglichst vollständig verdaut und resorbirt,
scheint man nicht zu beachten,
dass der
Verdauungscanal nicht allein Aufnahmsorgan ist, sondern gleichzeitig die Ausführung von nicht mehr resorptionsfähigen Theilen der Secrete seiner Drüsen und drüsigen Nachbarorgane besorgt und zugleich, und das betone ich hier besonders, die Bestimmung hat unverdauliche Bestandtheile des Genossenen mit einer gewissen Raschheit durchzuführen.
Nun ist es aber eine Eigenthümlichkeit nicht der Speiseröhre allein, sondern des ganzen Verdauungscanals, vermöge deren die Fortbewegung der Contenta bei einer entsprechenden Füllung mit Leichtigkeit vorsichgeht, bei mangelhafter Füllung hingegen Stockungen eintreten . Nur bei der Speiseröhre und dem Mastdarme ist diese Eigenthümlichkeit auffallend , doch haftet sie unzweifelhaft auch an den dazwischenliegenden Partien des Ernährungscanals .
32 Eine fast vollständig verdauliche und resorbirbare Nahrung wird für die unteren Darmpartien die zu ihrer ordentlichen Function nöthige Füllung nicht mehr bieten. Die geringen Contenta werden unverhältnismässig lang im Darme zurückbleiben und der Fäulnis anheimfallen. Dabei werden sich Gase entwickeln, welche die Gedärme ausdehnen und neben anderen Beschwerden auch Circulationshemmnisse bedingen.
Verursacht durch letztere er-
folgt endlich eine lebhaftere Transsudation in das Lumen des Darmes, wodurch eine entsprechende Füllung und eine diarrhöische Entleerung erzielt wird . Oeftere Wiederholung dieses Vorganges ist unstreitig in vielen Fällen Ursache des Entstehens der in der Ueberschrift dieses Capitels genannten chronischen Krankheiten. Wäre es möglich eine Nährweise zu finden, bei welcher alles Genossene wirklich in den Körper aufgenommen würde, bei welcher also
die Thätigkeit der un-
teren Darmpartien überflüssig würde, was wäre die Folge ? Wie jedes Organ, das absichtlich oder zufällig längere Zeit ausser Thätigkeit gesetzt ist, atrophirt und functionsunfähig wird, so würde es auch der Darm ; und nach einer längere Zeit fortgesetzten derartigen Diät würde ein geringes Abgehen von derselben bedeutende Beschwerden verursachen. Die Milch enthält alle zum Aufbau und zur Erhaltung des Körpers nöthigen Bestandtheile in annähernd entsprechendem Verhältnisse. So zuträglich auch gute Milch ausschliesslich für den kindlichen Organismus ist, beim Erwachsenen findet man mit ihr kein Auslangen . Bei den Versuchen, die ich selbst mit reiner Milchkost anstellte, war die erste Folge dieser Diät häufig eine an-
33 haltende Constipation mit belästigenden Blähungen. Zur Beseitigung derselben war ich genöthigt salinische Mittel zu verordnen. mehrtägiger
In
einigen Fällen beobachtete
Constipation
den
Eintritt von
ich nach
Diarrhoeen,
welche durch Reisschleim, Brodsuppen etc. gestillt werden mussten. In keinem Falle konnte ich einen Patienten bewegen, länger als 10 Tage bei Milch allein zu bleiben. In der med . Presse 1870 berichtet Dr. Winternitz über 78 von ihm mit Milchdiät behandelte Fälle . Auch er erwähnt wiederholt seiner Massnahmen gegen die in der ersten Zeit eingetretenen Constipationen und wenn er an späterer Stelle sagt, dass diese bald regelmässigen Entleerungen Platz machen, so beachtete er wohl nicht, wie fleissig gerade von seinen, auf Milchdiät gesetzten Patienten der Obstmarkt unter dem Thore seiner Anstalt in Kaltenleutgeben frequentirt wird . Aehnliches wie bei ausschliesslicher Milchdiät erfuhr ich in der
vorjährigen und heurigen Saison auch bei
jenen Patienten, welche wegen übergrosser Fettbildung auf reine Fleischkost gesetzt wurden. Blattgemüse und salinische Mittel mussten zur Erzielung von regelmässigen Entleerungen mit in Anwendung gezogen werden . Meine Ueberzeugung ist darum : Eine Nahrung, von welcher keine oder zu wenig Residua dem Darme zur Ausführung übrig bleiben, ist im Allgemeinen nicht zuträglich. Aus der Einrichtung des Darmes, aus dem Mächtigerwerden seiner Muscularis, je mehr er sich seinem unteren Ende nähert, lässt sich schon schliessen, dass die Natur in ihm ein passendes Organ geschaffen hat, nicht blos zur Hinausschaffung der unter normalen Verhältnissen Krischke, Curort Kreuzen.
3
34 nicht copiösen Darmsecrete, sondern zur Hinausschaffung eines Mehreren , des vom Genossenen unverdaut oder unverdaulich zurückgebliebenen . Von den Hausthieren ist es bekannt, dass sie instinctmässig unverdauliche Gegenstände verzehren, und dass sie,
wenn ihnen deren im Futter nicht zur Genüge
geboten werden, die Holzbestandtheile ihrer Stallung angreifen. Rationelle Landwirthe mengen ihren Rindern Sägespäne unter das Futter, besonders wenn dieses ein stark ei weisshaltiges ist, z. B. Galle, Schlempe etc., um eine entsprechende Darmfüllung zu erzielen . Auch das Stroh wird den Pferden und Rindern nicht so sehr wegen seines geringen Gehaltes an Kohlenhydraten gegeben , sondern weil es die gewünschte nothwendige Darmfüllung erzeugt. Keinen anderen Zweck mögen die Mengen von Sand im Magen und Darme des Geflügels haben, die gewiss jeder Hausfrau schon aufgefallen sind. Mit möglichster Gründlichkeit ist sowohl auf theoretischem Wege durch Analysen der Exspirations- und Perspirationsproducte und der verschiedenen Secrete, als auch durch zahlreiche Ernährungsexperimente berechnet worden,
wie viel Eiweisskörper, Fette, Kohlenhydrate, Salze und Wasser der Organismus des Menschen bedarf
zur Aufrechterhaltung seiner Bilanz, und in welchem Mischungsverhältnisse die genannten Stoffe in der Nahrung vorhanden sein müssen, wenn die Ernährung nicht geschädigt werden soll ; dagegen habe ich nicht gefunden, dass man eine gleiche Aufmerksamkeit auch darauf verwendet hatte die Qualität und Quantität der Emballage
35 zu bestimmen, welche für die ordentliche Function der Verdauungsorgane gewiss eine hohe Bedeutung hat. Ungehörige Mengen und Eigenschaften der Embal-
lage sind gewiss häufig die Ursache von Verdauungsstörungen . Wie ich bereits früher angedeutet habe, ist bei der Mehrzahl der in Kreuzen an chronischem Darmcatarrh die Plethora und Haemorrhoiden Behandelten als Krankheitsursache eine unrationelle Nährweise anzusehen, bei welcher wegen der fast vollständigen Verdaulichkeit und Resorptionsfähigkeit des Genossenen die Thätigkeit der unteren Darmpartien zwar unabsichtlich aber consequent vernachlässigt wurde . Wenn ich mich über eine häufige Entstehungsursache der genannten Krankheiten hier etwas weitläufiger ausgesprochen habe, so geschah dies nur zur Begründung der zumeist verordneten und vom besten Erfolge begleiteten Heilmethode. Es handelte sich vor allem darum, die habituellen Constipationen zu heben und regelmässige Entleerungen zu erzielen Viele der Behandelten hatten durch Jahre hindurch zu diesem Zwecke den ganzen gebräuchlichen Arzneimittelschatz durchgekostet, vom Rheum bis zu den Coloquinthen, vom Marienbader Kreuzbrunnen bis zum Ofner Hunyadi etc. , ohne einen anderen als augenblicklichen Nutzen. Selbstverständlich war dabei stets dringend gerathen in der Diät alles das zu vermeiden, was Blähungen erzeugt und zu dem Darme nichts zuzuführen , was ihn reizen könnte. Merkwürdig bleibt bei der usuellen Behandlung des chronischen Darmcatarrhes jedenfalls der Umstand, dass man keinen Anstand nimmt die stärksten chemischen 3*
36 Reizmittel in Anwendung zu ziehen , während man geneigt ist dem unschädlichen mechanischen Reize, der in einer rationellen einfachen Diät liegt, die übelsten Folgen zuzuschreiben, Die Verordnung einer ordentlichen sogenannten Hausmannskost
erwies
sich
fast durchgehends
als heilsam.
Einzelne der Patienten waren ganz entsetzt,
als ihnen
zugemuthet wurde , Mittags eine ausgiebige Quantität Gemüse ja selbst böhmische Erbsen und Linsen neben dem Fleische zu verzehren. Doch sie beruhigten sich als die gefürchtete üble Wirkung nicht eintrat. Von entschieden günstiger Wirkung auf die Erzielung regelmässiger Entleerungen war jedoch die Verordnung des Schrotbrotes. Trotzdem Jedermann sich leicht von dem grossen
therapeutischen Werthe dieses Nahrungsmittels , das gegenwärtig wohl in allen Wasserheilanstalten eingebürgert ist, sich überzeugen könnte, findet man doch und zwar hauptsächlich in ärztlichen Kreisen ein fast unbesiegbar scheinendes Vorurtheil gegen dasselbe, so dass es nicht überflüssig erscheint für den Werth desselben wiederholt einzutreten und die hauptsächlichsten Einwendungen gegen den Gebrauch desselben zu widerlegen. Ob der Eiweissgehalt des Schrotbrotes gegenüber dem des Weissbrotes ein vermehrter ist, hat für uns keine Bedeutung, weshalb es auch gleichgültig erscheint, ob die Entdeckung des Dr. Schenk *) , nach welcher die Kleberzellen des Weizenkornes eigentlich gar keinen Kleber
*) Anat. physiol. Untersuchungen Klebers im Weizenkorne. Braumüller 1872.
Ueber Vertheilung des
37 enthalten , sich bestätigt oder nicht. Die Vorzüge des Schrotbrotes sind einerseits der vermehrte Salzgehalt des• selben, andererseits und darauf legen wir das Hauptgewicht, die Beimengung von unverdaulichem Zellgewebe. Sehr zutreffend, und ganz meiner Ansicht conform sagt Winternitz *) ,, Dieser unverdaulichen Beimengung kann nun wohl kein chemischer, wohl aber ein sehr grosser mechanischer Nutzen bei der Brotverdauung zukommen. Zunächst scheinen durch die Beimengung der Kleie die löslichen und nahrhaften Bestandtheile des Mehles in ein günstigeres Verhältnis für das Verdautwerden gebracht zu werden. Das Gefüge des von den Zellstoffteilchen auseinander gehaltenen Teiges ist ein lockeres, das Brot zerbröckelt viel leichter, die einzelnen Partikeln desselben werden der Einwirkung der Verdauungsstätte zugänglicher. - Es mögen diese kleinen spitzigen Holztheilchen ferner analog wirken, wie die von verschiedenen Thieren abIhre sichtlich geschluckten unverdaulichen Substanzen . Contractwirkung bedingt einen Reiz, dessen Folge eine Beförderung und Bethätigung der Circulation, der Secretion und der Muskelaction der Verdauungsorgane, des Magenund Darmtractes und der grossen drüsigen Unterleibsorgane sein wird. Welche Bedeutung aber schon dem einen der genannten Factoren, der Bethätigung der Muskelaction des Magen- und Darmtractes zukömmt, wie damit alle auf mangelhafter, träger und unvollkommener peristaltischer Bewegung beruhenden Unterleibsstörungen und ihre Zahl ist Legion, wie damit Circulationsstörungen, die differentesten Nervenstimmungen, fehlerhafte Absonderuugs- und
*) Ueber mettorische Milch und Diätkuren 1870 .
38
Aufsaugungsvorgänge,
Schleimanhäufungen
und
andere
Störungen des Verdauungsgeschäftes beseitigt werden können, wird uns begreiflich, wenn man an den mächtigen Einfluss methodischer Gymnastik auf die innersten Vorgänge und Processe erinnert." Der mechanische theile der
Reiz, welchen die HolzbestandKleie auf die Darmwandungen ausüben, auf
den wir so grossen Wert legen, wird gerade von den Gegnern des Schrotbrotes ,
welche demselben vermöge
seines grösseren Salzgehaltes und, nach der Entdeckung Schenks vielleicht fälschlich, wegen vermehrten Eiweissgehaltes höheren Nährwerth gegenüber dem Weissbrote zugestehen, als dessen grosser Fehler angesehen. Das Kleienbrot, hörte ich jüngst Prof. Seegen behaupten, eignet sich vorzüglich für die kräftigen Verdauungsorgane eines Recruten oder eines Gebirgsbewohners ; bei den verweichlichten Verdauungsorganen des Städters aber erzeugt der mechanische Reiz vermehrte Schleimabsonderung, Darmcatarrh u. s. w. in Folge deren das Genossene unverdaut den Darm passirt.
Wäre dies wirklich der Fall, wären die Verdauungsverweichlicht um ein zugestan-
organe der Städter zu
denermassen für eine gesunde und kräftige Generation ganz zuträgliches Nahrungsmittel zu vertragen , sollte man dann nicht eher darnach streben, durch eine zweckmässige Aenderung des Ernährungsmodus die Verdauungsorgane des Städters auf die Höhe deren, des Landbewohners zu bringen, und wäre dieses eine Factum nicht schon hinreichend zum Beweise, dass der moderne sogenannte gute Tisch eingentlich ein sehr schlechter ist ? Doch so weit ist es in der That nicht gekommen.
39 Während meiner längeren Thätigkeit an verschiedenen Wasserheilanstalten, und während der beiden Jahre, als mir die ärztliche Leitung der Kreuzener Anstalt obliegt, hatte ich es vorzugsweise mit Städtern zu thun und in Kreuzen speciell bestand der Besuch zu zwei Dritteln aus Wienern, und bei diesen habe ich erfahren, dass Kinder, zarte Mädchen, Scrophulöse und Chlorotische, Reconvalescenten u. s. w. mit Vorliebe und mit entschiedenem Nutzen für ihre Gesundheit des Schrotbrotes sich bedienten. Thatsächlich ist die peristaltische Bewegung nach Genuss von Schrotbrod eine lebhaftere, aber in dem Umstande, dass das Genossene mit einer gewissen Raschheit den Darm passirt, kann ich keinen Nachtheil finden. Diarrhoeen nach dem Genusse von Schrotbrod und durch dasselbe bedingt, habe ich bis nun nicht beobachtet. Man behauptet, das Schrotbrod werde ungenügend ausgelaugt , weil man in den Excrementen nach Schrotbrodgenuss grössere Mengen von Stickstoff findet. dieses wirklich der Fall sein ,
Sollte
so stünde der Verlust an
Nährmaterial wahrhaftig in keinem Verhältnisse zu den Vortheilen, die durch die Beförderung der Darmthätigkeit erzielt werden. Uebrigens sind nach Schenk die Kleberzellen wohl stickstoffhaltig, aber keine Eiweiskörper und unverdaulich. Demnach liesse sich der vermehrte Stickstoffgehalt der Excremente auch bei vollkommener Auslaugung des Schrottbrotes erklären . Ein weiterer Vorwurf ist der, dass man sagt , das
Schrotbrot
erzeuge Blähungen.
Letztere sind wohl nur
dann lästig, wenn sie nicht abgehen.
Gerade aber nach
Schrotbrotgenuss ist die Darmthätigkeit eine derart erhöhte, dass die Blähungen unbedingt Abgang fordern. Die
40 Mehrzahl der Patienten rühmt gerade desshalb das Schrotbrot, weil nach dem Genusse desselben von freien Stücken das erfolgte , wozu sie sonst bedeutender Anstrengung bedurften. Das Schrotbrot erleichtert den Abgang von Blähungen, erzeugt sie aber nicht im höheren Masse als andere Nahrungsmittel . Der Vorwurf beruht also auf einer Verwechslung. Man beschuldigt das Schrotbrot, dass es das erzeuge, dessen Hinausbeförderung , wenn es schon vorhanden ist, nur beschleunigt und erleichtert wird. In der Wirkung auf den erschlafften trägen Darm dem Schrotbrote nahestehend sind gewisse Fruchtarten, z. B. die Erdbeeren, welche in Kreuzen vom Monate Mai bis Ende August massenhaft gedeihen , ausserdem Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren u. s. w. An Stelle der Kleie treten hier die zahlreichen kleinen oft spitzigen Kerne, welche gleichfalls mechanisch reizend , den Darm zu erhöhter Thätigkeit anregen. Mit Vorliebe ordinirte ich die genannten Früchte wegen ihres geringen Gehaltes an nährenden Stoffen bei gleichzeitig vorhandener Neigung zur Fettleibigkeit. Wesentlich gefördert wurde die Wirksamkeit der diätetischen Verordnungen durch die gleichzeitige hydriatische Behandlung. Eine detaillirte Angabe der letzteren, die je nach der Constitution der Patienten eine sehr verschiedene war, unterlasse ich hier, und will nur hinweisen auf die mächtige Förderung der Darmbewegung durch Strahldouchen auf den Unterleib, sowie der Thätigkeit des Mastdarmes durch aufsteigende Douchen.
5.
Prospect der Anstalt für die SommerSaison des Jahres 1873 .
I. Die Aufnahme. Die Krankheitsformen, welche durch eine rationelle Anwendungsweise des Wassers mit gutem Erfolge behandelt werden, sind mannigfach. w Vorzugsweise aber eignen sich für Wasserbehandlung : a) Allgemeine und Blutkrankheiten als : Fettsucht, Blutfülle, Blutleere, Bleichsucht, acuter und chronischer Rheumatismus, Gicht, Typhus, Cholera , fieber etc.
Wechsel-
b) Krankheiten des Nervensystems sowohl centraler als peripherer Natur : Congestionszustände des Hirnes, des Rückenmarks und deren Häute acuten und chronischen Verlaufes ; Tabes dorsualis ; Migraine, Ischias andere Neuralgien ; Paralysen Anaesthesien, locale Spasmen, Chorea, Hypochondrie, Hysterie und Melancholie. und
c) Krankheiten der Verdauungsorgane und der adnexen Organe ; Catarrhe des Magens und des Darmes, chronisches Magengeschwür, Magenkrampf, Krankheiten
42 der Leber und der Milz, Haemorrhoidalzustände etc. und die dadurch bedingten Verdauungs- Störungen verschiedener Art.
d) Krankheiten der Harn- und Geschlechts - Organe : Catarrhalische Zustände in den Harnwegen , Lähmung der Blasenmuskulatur, Impotenz, Pollutionen. Günstige Resultate sind bekannt bei Frauenkrankheiten ; habituellen Congestionen, krankhaften Absonderungen, Schleim- und Blutflüssen, bei Exsudaten und Neigung zu Frühgeburten. Vortreffliche Resultate werden erzielt in venerischen Krankheiten , besonders bei Syphilisformeu, die mit Jod und Quecksilber wurden.
erfolglos
behandelt
e) Hautkrankheiten : Eczem, Psoriasis, Prurigo und acute unter Fiebererscheinungen verlaufende Exantheme etc. etc. Patienten, welche an den genannten oder an Uebeln ähnlicher Art leiden, werden in der Anstalt aufgenommen. Ueber die Aufnahme und Zuweisung der Wohnung entscheidet der Arzt allein . - Curbedürftige wollen sich daher behufs Aufnahme an ihn wenden. Durch seinen Eintritt in die Anstalt unterwirft sich Jedermann der allgemeinen Hausordnung. Wiederholte Ueberschreitungen derselben haben das Ersuchen, die An-stalt zu verlassen, zur Folge .
II. Die Curmethode
ist im allgemeinen die in Wasser - Heilanstalten übliche. Die Temperatur des angewendeten Wassers variirt nach
43 Krankheitsform und Körperconstitution des Curgebrauchenden von 24º R. bis 80 R. Die Cur wird, je nachdem die Krankheit es erfordert ein-, zwei- oder dreimal des Tages genommen, u . zwar : Die Morgencur zwischen 4
und 7 Uhr,
die Vormittagscur zwischen 10½ und 11 Uhr, die Nachmittagscur zwischen 4 und 6 Uhr. Nach jeder Cur ist ein Spaziergang ständigen Körpererwärmung erforderlich.
bis zur vollNur solchen
Kranken, welche nicht gehen können, ist es gestattet, sich nach der Cur im Bette zu erwärmen.
Die Zeit und die Art der Cur wird vom Arzte genau vorgeschrieben. Es ist nicht gestattet, dieselbe ohne sein Vorwissen abzuändern oder zu unterlassen.
Aerztliche Consilien können, jedoch nur mit Einwilligung und in Gegenwart des Anstaltsarztes stattfinden . Zum Curgebrauche oder sonst zufällig anwesende P. T. Herren Aerzte werden freundlichst gebeten, sich ärztlicher Rathschläge an die Patienten zu enthalten. Der Anstaltsarzt verpflichtet sich, den P. T. Ordinariis über den Zustand der ihm zur Cur anvertrauten Patienten auf Wunsch Bericht zu erstatten, dagegen beansprucht er, dass sie sich mit ihm direct mündlich oder schriftlich ins Einvernehmen setzen ,
wo sie es für wün-
schenswerth halten, auf die Curverordnung einen Einfluss zu nehmen .
Es wird kein Anstand genommen, zur Unterstützung und Beschleunigung der Cur in geeigneten Fällen ein Mineralwasser oder Medicament zu verordnen. Auch com-
44 binirt der Arzt,
wo es zweckmässig ist ,
die Wasser-
behandlung mit der electrotherapeutischen . kunft.
Der Arzt ordinirt jedem Curgaste nach seiner AnAusserdem ertheilt er ärztlichen Rath : Während
der Morgencur in den Badelocalitäten. Von 8 bis 11 Uhr Vormittags in dem Ordinationszimmer. Schwerere Patienten besucht er, so oft er es für nothwendig erachtet , oder so wird, auf ihrem Zimmer.
oft er dazu aufgefordert
Jeder P. T. Curgast kann in dringenden Fällen zu jeder Zeit seinen ärztlichen Rath beanspruchen.
III.
Die Beköstigung
für die P. T. Curgäste und Restaurateur der Anstalt.
ihre Begleitung liefert der
Ohne Einwilligung des Arztes ist kein Curgast berechtigt, seine Beköstigung anderswo zu nehmen. Die Diät ist eine einfache und reizlose . Gewürze,
Caffee, Thee, geistige Getränke sind im allgemeinen nicht gestattet. Reifes Obst ist in allen Gattungen erlaubt. Es wird strenge darauf gesehen, dass die gebotenen Nahrungsmittel von der besten Qualität sind, doch wolle man an eine curgemässe Kost nicht jene Anforderungen stellen, zu denen man sonst in einer öffentlichen Restauration berechtigt ist. Zum Mittagessen wird das Zeichen
um 122 Uhr
mit der Glocke gegeben. Man speist im Salon an gemeinschaftlicher Curtafel, wo, wenn kein anderes wechselseitiges Uebereinkommen stattfindet , die Plätze nach der Anciennität einzunehmen sind. Je 6 Personen vis-à- vis
45 bilden eine Abtheilung bei Tische
und bestimmen unter
sich die Reihenfolge beim Herausnehmen der Speisen. Das Speisen ausser der gemeinschaftlichen Curtafel und zu aussergewöhnlichen Zeit kann nur ausnahmsweise und gegen Bezahlung von 10 kr. per Couvert über Table-
d'hote-Gebühr gestattet werden. Geschieht das abgesonderte Speisen auf ärztliche Anordnung , so wird der gewöhnliche Preis berechnet. Vorübergehendes und nicht angemeldetes Wegbleiben vom Tische berechtigt nicht zu Abzügen vom Table - d'hotePreise. Das Frühstück und Abendessen kann im Freien oder im Salon auf beliebigem Platze genommen werden. Das Mitnehmen von Hunden in den Speisesalon und das Benützen des Tafelservices zum Füttern derselben ist nicht gestattet .
IV. Die Beschliesserin ist die Vertreterin des abwesenden Eigenthümers, dessen Rechte und Pflichten sie wahrnimmt. Die Curgäste wollen sich daher zunächst an sie mit ihren Wünschen und Anforderungen, welche die Verwaltung angehen, wenden. Sie hat die Aufsicht über die Einrichtung, Ordnung
und Reinlichkeit der Wohnzimmer und der zum allgemeinen Gebrauche bestimmten Räume, der Anlagen und Spaziergänge, die Ueberwachung aller im Dienste der Verwaltung und der Restauration stehenden Leute und die Besorgung von Aufträgen der Curgäste
und die Er-
haltung der Hausordnung . Die Beschliesserin schliesst am Ende jeder Woche
46 die Rechnung der Curgäste ab, welche denselben zur gefälligen sogleichen Regulirung jeden Samstag zugestellt wird . Bei Familien ist die Beschliesserin ermächtigt , die Preise für die Benützung der Bäder per Person zu ermässigen.
V. An
Wohnung.
die P. T. Curgäste werden die Zimmer per
Woche vermiethet, jedoch so, dass der Miethpreis vom Eintrittstage bis zum nächsten Sonntag tagweise berechnet wird . Geschieht die Abreise im Laufe der Woche , SO wird für die letzte Woche der volle Betrag in die Rechnung gesetzt. Jeder, der in der Anstalt ein Zimmer einnimmt, ist, auch wenn er nicht die Cur gebraucht, zur Zahlung der Bädertaxe verpflichtet . In der Anstalt sind laut nachfolgenden Tarifes Zimmer von 3 fl. bis 14 fl. zur Verfügung. Alle Zimmer sind mit Einschluss eines Bettes berechnet. Für jedes in ein Zimmer gestelltes volles Bett extra wird 1 fl. per Woche berechnet. Auf sichere Aufnahme kann während des Sommers nur nach vorhergegangener Anmeldung gerechnet werden. Es wird ersucht, die beabsichtigte Abreise eine Woche vorher dem Arzte anzuzeigen, damit er über das Zimmer anderweitig verfügen kann.
VI. Die Wärter und Wärterinnen versehen den Bade- und Krankendienst. Arzte den Curgästen zugetheilt.
Sie werden vom
Da jeder Wärter meh-
47 rere Kranke zu bedienen hat und die Dauer mancher Badeformen nach Minuten für den Kranken angemessen ist, so dürfen die Badediener während der Badezeit durch andere Aufträge nicht in ihrem Dienste gestört werden . Nur mit Bewilligung des Arztes kann der zugetheilte Wärter mit einem andern vertauscht werden. Ueber den nothwendigen Wechsel des Wärters beim Wechsel der Wohnung entscheidet der Arzt.
Auf den Ruf des
Zimmertelegrafs oder der Glocke muss der Wärter sogleich erscheinen, und die in seinen Dienst einschlagenden Aufträge besorgen , die nicht dienstlichen den betreffenden Personen überbringen.
Eine Entschuldigung für verspä-
tetes Erscheinen liegt nur in unaufschiebbarer Dienst- Beschäftigung bei anderen Kranken. Sonntags und an hohen Feiertagen sind die Badewärter nur zur Dienstleistung bei dem ersten Bade Morgens und nur dann auch tagsüber verpflichtet, wenn der Arzt den ununterbrochenen Gebrauch der Bäder für nothwendig hält. Das Waschen der Wäsche in den Badewannen ist der Badebedienung strengstens untersagt , und kann auch der Dienerschaft der Curgäste nicht gestattet werden..
VII. Allgemeine Bestimmungen. Die Zeitungen werden von der Beschliesserin nach Ankunft der Briefposten in dem Salon aufgelegt. Im Interesse Aller wird dringend gebeten , sie im Verlaufe des Tages nicht zu entfernen . Die des Abends von der Beschliesserin gesammelten Zeitungen stehen von da an zum Lesen in den Zimmern den Curgästen zur Verfügung.
48 In dem Salon für Nichtraucher kann das Rauchen nicht gestattet werden. Die Curhäuser werden Abends 10 Uhr geschlossen . Um die Ruhe in den Häusern nicht zu stören , müssen
daher die später Erscheinenden sich die Hausthür öffnen lassen , und sich möglichst geräuschlos in ihre Zimmer
begeben. Wer die nächtliche Ruhe rücksichtslos und wiederholt trotz dringender Ermahnungen stört, hätte die Aufforderung, die Anstalt zu verlassen, im Interesse der Kranken zu gewärtigen .
Geräuschvolle Vergnügungen der Curgäste , gesellschaftliche Spiele, Concerte , Bälle müssen mit Rücksicht auf die nicht Theilnehmenden in der Regel Abends 10 Uhr beendet werden. Ausnahmsweise ist deren Verlängerung bis Mitternacht mit Vorwissen des Arztes gestattet. Hazardspiele sind strengstens untersagt. Die zum allgemeinen Gebrauche bestimmten Räume
der Anstalt dürfen nur mit Bewilligung des Arztes zu besonderem Zwecke benützt werden. Die Benützung derselben von einem Theile der Gesellschaft mit förmlicher und erklärter Ausschliessung des andern Theiles kann im Interesse Aller nicht gestattet sein . Jeder Curgast haftet für die Beschädigungen seines Zimmers und dessen Möbel. Es wird desshalb um deren Anzeige gebeten, falls sie nachweislich von einem andern verursacht worden sind. Vorstellungen von Künstlern können nur willigung des
Arztes gegeben
werden ,
mit Be-
dessen Beur-
theilung es obliegt , ob dieselben entweder im allgemeinen oder für einzelne Kranke nachtheilig sein können.
49 Dem Dienstpersonale ist Aufmerksamkeit und Höflichkeit strenge anbefohlen , aber auch eine anständige Behandlung zugesichert . Klagen gegen dieselben wolle man bei dem Arzte oder bei der Badeverwaltung anbringen .
VIII. Tarif für die Wasser - Heilanstalt Kreuzen.
Eintritt für die Curdauer 3 fl. Preise pro Woche fl . kr.
111
Im Curhause. Ebenerdig.
10
Im Hofwirthshause . Ebenerdig .
Zimmer Nro . 30 .
9
• I. Stock.
Krischke, Curort Kreuzeu.
007
Zimmer Nro . 34 und 36 je . 10 99 37 39 . 99 "2
10
11
456
I. Stock. Zimmer Nro. 11 , 12, 13, 15, 16, 21 , 25 und 26 je . "" 14 und 24 je " "" 17, 20, 27 und 28 je . "9
760
Zimmer Nro. 1 und 2, Doppelzimmer . وو6, 7 und 8 je . . . " وو9 und 10 Doppelzimmer ""
50
Preise pro Woche fl. kr.
Dachzimmer. Zimmer Nro. 47 "9 99 48 . Im Schlösschen zur schönen Aussicht. Zimmer Nro. 49 und 50 Doppelzimmer
10
Im neuen Curhause.
Ebenerdig.
11
649546
I. Stock. Zimmer Nro. 70 "" 29 71, 72, 73, 74, 75 und 76 je 99 77, 79, 81 je • 99 99 78 . 99 99 80, 82, 83, 84, 85 und 87 je 86 .
26187660
Zimmer Nro. 51 und 52 je 53, 54, 55 und 56 je "9 19 57 und 58 je "" دو59 "" 60 "" 22 65 und 67 je "" • 99 68 99 99 66 und 69 je 99
14
14
||1 |
7 7 10
צצצצס
II. Stock. Zimmer Nro. 40 99 99 41 99 n 42 99 "9 43 45 und 46 Doppelzimmer "9 "
51.
Preise pro Woche
f.
|
kr,
II. Stock und Dachzimmer.
034
Zimmer Nro . 88. . 89 und 90 je 99 99 "" 91 und 92 jo
10
II. Stock und Dachzimmer.
11 1 171
345783 69
Zimmer Nr. 93 . 99 99 84 . 95 und 96 je "" "" 97 und 101 je 98 und 99 je "" 103 "2 دو100, 102 , 104, 105 , 107, 108, 109, "" 110 je 106 ""
Im Schusterhause. I. Stock.
4*
111
976
Zimmer Nr. 111 "" "" 112 21 "" 113
52
Preise pro Woche fl. kr.
Wochentarif für Curgäste. ―
99
ärztliches Honorar
2
""
Bädertaxe mit Badebedienung
4
""
Kost : Frühstück, Mittag- und Abendessen curgemäss nach beigeschlossenem Tarif . Kinder halben Preis
9
Mittagskost für Dienerschaft per 1 Person und Woche .
3
99
50
50
Erhaltung der Wege, Quellen und Zeitungen Zimmerbedienung, grosses Zimmer kleines ""
영영 영영
Für ein Zimmer laut Tarif •
-
50 30
53
Restaurations - Tarif
pr. Woche à f . 9. (Curgemäss ) .
Zum Frühstück :
Süsse oder saure Milch. Schwarz- oder Weissbrod mit Butter . Zum Diner :
Eine kräftige Suppe. Dreimal garnirtes Rostboeuf, (gedünstetes Rindfleisch). Viermal Rindfleisch mit Gemüse. Dreimal Mehlspeisen. Viermal diverse Braten . An Sonn- und Feiertagen nebst Rindfleisch und Braten auch Mehlspeisen. Täglich zum Schlusse Compot. Zum Souper : Süsse oder saure Milch mit Butterbrod , oder cine Milchspeise, oder Kartoffel mit Butter.
54
kr.
f.
Besondere Gegenstände.
"" 7"
14 1
12 50 6 25
30 50 20 50 50 50 30 12 20 22
"" 99 99 99
3
30 25 80 60 18
99 99 99 99 99
ein vollständiges Bett extra per Woche eine Federtuchent per Woche ein Badeleintuch per Woche zum Kaufe 99 99 Badekotzen per Woche . zum Kaufe . 99 99 eine Leibbinde per Woche zum Kaufe . 99 ein Handtuch extra per Woche 99 Paar Bade-Pantoffeln zum Kaufe eine Badehaube zum Kaufe eine Chiffonniere, Sopha oder spanische Wand extra per Woche Benützung eines Rollsessels per Woche nicht Curgäste ein einzelnes kaltes Bad 12 Bäder im Abonnement eine einzelne Cur . Schwitzkastenbad einen Trinkbecher zum Kaufe Milli-Kerzen per 1 Stück Billard per Stunde
1838
Für "" 91 99 99 "
55
Fahr-Preise. Ein viersitziger Wagen von der ElisabethWestbahn-Station Amstetten bis zum Curorte Kreuzen fl . 6—7 - kr. Ein viersitziger Wagen von der DampfschiffStation Grein nach dem Curorte Kreuzen .
fl. 2 50 kr.
Fahrgelegenheiten nach allen Richtungen sind in der Anstalt, im Markte Kreuzen, in Grein und Amstetten jederzeit zu haben . (Preis-Tarif mässig. )
Telegrafen-Station in der Anstalt selbst. Briefpost täglich drei Mal.
IX . Man fährt nach Bad Kreuzen von Wien aus. a) Mit der Kaiserin Elisabeth-Westbahn über Amstetten.
1. Mit dem Schnellzuge um
9
Uhr Früh
Ankunft in Amstetten 99 121/4 3 99 Kreuzen "" 99 2. Mit dem Courierzuge Nr. 1 42 Ankunft in Amstetten um 712 99 Kreuzen 99 99 91/2
99 99
99 99
Mittags Nachmittags
99 Abends
99 99 3. Mit dem Courierzuge Nr. 2 534 22 99 Ankunft in Amstetten um 83/4 99 99 99 99 Kreuzen 99 114 99 99 4. Mit dem Personenzuge 99 7 99 Früh Ankunft in Amstetten 99 111/2 99 Vormittags 99 99 Kreuzen 99 212 99 Nachmittags
56 Sämmtliche im Sommer 1873 wegen der Weltausstellung ausserdem verkehrenden Personen- und Eilzüge haben in Amstetten eine Haltstelle .
b) Mit den Dampfschiffen über Grein . 1. Mit dem Personenschiffe um 6½ Uhr Früh Ankunft in Grein 99 Abends 99 8 Kreuzen 9 99 99 "9 99 99 2 2. Mit dem Eilschiffe um 99 Nachm. , 12 Ankunft in Grein 99 Nachts, 99 1 99 99 99 Kreuzen 99 "9
Von Linz aus.
a) Mit der Kaiserin Elisabeth-Westbahn über Amstetten . Uhr Mittags 1. Mit dem Personenzuge um 12 1 1 / t ten 2 99 Ankunf in Amstet 99 99 n Kreuze 31/2 Nachmittags 99 99 99 " 4 99 99 2. Mit dem Schnellzuge 5 n Ankunft in Amstette 99 99 Abends. n 8 Kreuze 99 99 99 ""
b) Mit dem Dampfschiffe über Grein. 1. Mit dem Personenschiffe um Ankunft in Grein 99 Kreuzen 99 2. Mit dem Eilschiffe Ankunft in Grein 99
99 Kreuzen
99
7 9
99
10
Uhr Morgens 99 99
99 99
99
99
99
99
99
99
99
99 99
57 Von Amstetten nach Kreuzen verkehrt täglich Nachmittags ein Postomnibus. Zwischen Grein und Kreuzen ist täglich dreimaliger
Stellwagen- Verkehr. Ausserdem ist tägliche Postomnibusverbindung zwischen Linz und Kreuzen.
Eduard von Nagel,
Dr. F. Krischke ,
Eigenthümer der Anstalt in Linz.
leitender Badearzt , bis 15. April : Wien, Türkenstrasse Nr. 9.
Druck von Hirschfeld in Wien.