Die Tradition der deutschen Psalmenübersetzung: Untersuchungen zur Verwandtschaft und Übersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther 9783412318123, 9783412076672

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Die Tradition der deutschen Psalmenübersetzung: Untersuchungen zur Verwandtschaft und Übersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther
 9783412318123, 9783412076672

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MITTELDEUTSCHE FORSCHUNGEN HERAUSGEGEBEN V O N R E I N H O L D OLESCH, WALTER SCHLESINGER, L U D W I G E R I C H S C H M I T T

Band 46

DIE TRADITION DER DEUTSCHEN PSALMENÜBERSETZUNG

U n t e r s u c h u n g e n zur V e r w a n d t s c h a f t und Ü b e r s e t z u n g s t r a d i t i o n der P s a l m e n v e r d e u t s c h u n g zwischen Notker und L u t h e r

VON

KURT ERICH

SCHÖNDORF

® 1967

B Ü H L A U

V E R L A G

K Ö L N

G R A Z

Alle Rechte vorbehalten Copyright © 1967 by Bühlau Verlag, Köln Gesamtherstellung : Boss-Druck, Kleve Printed in Germany

INHALT

Vorwort

IX EINLEITUNG

Die Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters . . .

1

ERSTES KAPITEL Grundsätzliche Fragen der Übersetzungsliteratur I. Das Problem des Übersetzens II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen 1. Die interlinearen Übersetzungen und ihre Methode 2. Die Übergangsform in der Psalmenübersetzung 3. Formen freierer Psalmenübersetzungen 4. Die kommentierten Psalmenübersetzungen 5. Deutsche Psalmen in gereimter Form 6. Texte zur Veranschaulichung der verschiedenen Übersetzungsarten III. Verwandtschaft und Übersetzungstradition ZWEITES

13 13 15 15 18 20 25 28 29 33

KAPITEL

Verwandtschaftsgruppen innerhalb der Psalmenübersetzungen von den Anfängen bis hin zu Luther I. Die Gruppen 1-29 1. Notkers glossierte Psalmenübersetzung, die Abschriften und Umarbeitungen 2. Die Windberger Psalmen und verwandte Übersetzungen . . . 3. Die Millstätter Psalmeninterlinearversion 4. Die Altsächsischen Psalmenfragmente 5. Die Altniederfränkischen Psalmenfragmente, die Westfälischen und Mitteldeutschen Psalmengruppen 6. Die Trebnitzer Psalmen 7. Die Schlesisch-böhmische Psalmengruppe 8. Die kommentierte Psalmenübersetzung des Heinrich von Mügeln 9. Die Hohenfurter Psalmenübersetzung und ihre Zweige. . . . 10. Eine oberdeutsche Psalmengruppe nach dem Psalterium iuxta Hebraeos 11. Die Südniederländisch-niederrheinische Psalmengruppe . . . 12. Die Psalmenübersetzung des Verfassers der niederländischen Historienbibel von 1360

39 39 39 45 47 50 54 75 76 78 83 85 88 97

Inhalt

VI

13. Die Psalmellübersetzung Geert Grootes, seiner Schule, der Windesheimer Kongregation und der Brüder vom gemeinsamen Leben 14. Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung aus Kreisen der Mystik 15. Eine Psalmenübersetzung aus dem Deutschordensgebiet. . . 16. Der Psalter der Mentelbibel und ihrer Nachdrucke 17. Der Psalter der Wenzelbibel 18. Eine oberdeutsche Bibelübersetzung mit dem Psalter aus Predigerkreisen 19. Eine oberdeutsche Psalmenübersetzung verbreitet im Benediktinerorden 20. Eine oberdeutsche Psalmenübersetzung aus dem 15. Jahrhundert 21. Die Schwäbisch-alemannische Bibelübersetzung mit dem Psalter 22. Der Psalter der bei Diebold Lauber geschriebenen Historienbibel 23. Gebetbücher um den Druck „Ortulus animae" 24. Gebetbücher um den Uracher Druck „Die siben zyt von unser lieben frowen . . . " 25. Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung mit oberdeutschem Einfluß 26. Eine Psalmenübersetzung aus dem Lübecker Michaeliskonvent 27. Eine Psalmenübersetzung aus den Orden der Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben 28. Die Kölnisch-niederländische Psalmenübersetzung aus dem 16. Jahrhundert 29. Luthers Psalmenübersetzung II. Nichteingeordnete Handschriften und Drucke 1. Handschriften 2. Drucke

103 114 122 123 128 130 130 131 131 132 133 134 135 135 138 141 145 149 149 153

DRITTES KAPITEL Übersetzungstraditionen im Sprachgut der Psalmenübersetzungen von den Anfängen bis hin zu Luther 154 I. Im Bereich des Wortschatzes 157 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

arguere benedicere castigatio commodare despicere dolosus Juror gloria impius

157 159 163 163 164 165 167 170 172

Inhalt

VII

10. iudex 174 11. lacus 176 12. magnificare 177 13. maiestas 179 14. maledictio 180 15. mandatum 181 16. mirabilia 182 17. misereri 183 18. misericordia 185 19. pupilla oculi 187 20. salvator 188 21. salvum Jacere 189 22. servus 192 23. susceptor 193 24. templum 194 25. tentare 195 II. I m Bereich der syntaktischen Struktur 201 1. Zur Wiedergabe von Hebraismen 201 2. Zur Wiedergabe des Partizips 202 3. Zur Wiedergabe des Ablativus absolutus 208 4. Zur Wiedergabe des Gerundiums 210 5. Zur Ergänzung des V e r b u m substantivum 211 6. Z u m Satzbau (Parataxe, Hypotaxe, Parallelismus) 213 7. Zur Konjunktion 218 8. Zur Vergleichspartikel 223 9. Zum Pronominaladverb 224 10. Z u m Subjekt, Attribut und präpositionalen Ausdruck. . . . 226 11. Z u m Prädikat 228 I I I . I m Bereich des Ausdrucks u n d der formelhaften W e n d u n g . . . 2 3 1 I V . Traditionen zwischen den niederdeutschen Bibeldrucken u n d Luther 241 SCHLUSS Zusammenfassung und Hinweise zur Weiterarbeit Abkürzungen Quellen und Literatur Verzeichnis der im zweiten Kapitel benutzten Handschriften u n d Drucke Verzeichnis der im dritten Kapitel benutzten Handschriften und Drucke Verzeichnis der erörterten Psalmenstellen Karten

247 253 255 268 273 275 279

VORWORT Die vorliegende Arbeit stellt die überarbeitete und gekürzte Fassung meiner Dissertation dar, die im Jahre 1963 von der Philosophischen Fakultät der Philipps-Universität in Marburg angenommen wurde. Die Anregung, die Psalmenverdeutschung als einen wichtigen Teil der Bibelübersetzung wieder in das Blickfeld germanistischer Forschung zu führen, verdanke ich Herrn Prof. Dr. L. E. Schmitt (Marburg) und seinem Bestreben, bei der Frage nach der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache neben der historischen Dialektgeographie auch die geschriebene Uberlieferung aller Art mit in die Diskussion einzubeziehen. Dazu vergleiche man L. E. Schmitt, Untersuchungen zu Entstehung und Struktur der neuhochdeutschen Schriftsprache. Köln 1966 (Mitteldeutsche Forschungen. 36, I.) Einleitung. Anfangs war nur daran gedacht worden, ausgehend von Walthers Werk über „Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters" und unter Berücksichtigung der in den letzten fünfzig Jahren publizierten Teilergebnisse, den Versuch einer Neugliederung der Verwandtschaftsgruppen - eingeschränkt auf die deutschen Psalterien - zu unternehmen. Sehr bald erwies es sich jedoch als notwendig, grundsätzliche Fragen zur Verwandtschaft und Tradition der biblischen Übersetzungsliteratur aufzuwerfen und jene Traditionen, die teilweise durch mehrere Jahrhunderte zu verfolgen sind, anhand einer Auswahl von Textbeispielen zu verdeutlichen. Damit ergab sich die Gliederung der vorliegenden Arbeit, die ich eingedenk der Tatsache, daß auch die Bibelübersetzungen Denkmäler ihrer Zeit sind, mit einer Einleitung über die Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters versah. Im zweiten Kapitel mußte die Walthersche Ordnung der Verwandtschaftsgruppen in vielen Fällen verlassen und revidiert werden. Aber ich bin darauf bedacht gewesen, schon im Untertitel einer jeden Gruppe zu vermerken, welche Numerierung diese bei Walther erhalten hat. Ausgangspunkt der chronologischen Ordnung der Gruppen ist Notker. Von früheren Ubersetzungen habe ich nur die Altsächsischen und Altniederfränkischen Psalmenfragmente behandelt, weil sie auf Grund ihres Weiterwirkens in der jüngeren Überlieferung nicht aus den Augen gelassen werden konnten. Die Textbeispiele aus der Notkerschen Übersetzung, so z. B. in Gruppe 1, aber auch im dritten Hauptkapitel der Arbeit, enthalten oft die EkkehardGlosse, die von mir in eckige Klammern gesetzt worden ist. Sämtliche Handschriften und Drucke, die im Original oder in Ausgaben bei der Zusammenstellung des Materials im dritten Kapitel herangezogen wurden, haben in den bibliographischen Abschnitten des zweiten Kapitels das Zeichen + + erhalten. Dieselben Handschriften und Drucke sind noch

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Vorwort

einmal in einem Register, das auf Seite 273 f. abgedruckt ist, zusammengefaßt. Es hat ebenfalls die Aufgabe, Kapitel II und I I I miteinander zu verbinden. Die in diesem Verzeichnis gemachten Hinweise enthalten keine Seitenangaben, sondern geben nur Auskunft, in welcher Verwandtschaftsgruppe die einzelnen Versionen zu finden sind. Dagegen sind die beiden anderen Register mit Seitenverweisen versehen; in dem auf Seite 268ff. vorhandenen geben die arabischen Ziffern in der Normaltype nach den kursivgesetzten Zahlen der Handschriften- und Druckwerksignaturen, soweit solche überhaupt angegeben sind, die Seite an, wo die entsprechenden Übersetzungen im zweiten Kapitel behandelt worden sind, während im Register auf Seite 2 75 ff. die Seitenzahlen auf Grund deutlichen Abstands von den Psalmstellenangaben gut zu unterscheiden sind. Nachträglich erhielt ich Kenntnis von einer bibliographischen Veröffentlichung über Handschriften aus den Beständen der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek in Berlin, die jetzt teils in der Staatsbibliothek in Marburg, teils in der Universitäts-Bibliothek Tübingen aufbewahrt werden: P. Gehring und W. Gebhardt, Bibliographie. Signaturenverzeichnis abendländischer und Musikhandschriften der ehem. Preußischen Staatsbibliothek, in: Scriptorium. International Review of Manuscript Studies, X I I I , 1 (1959), S. 127ff. Mit Hilfe dieser Signaturenliste lassen sich die meisten Berliner Handschriften meiner Arbeit lokalisieren, wobei allerdings bedacht werden muß, daß sich Kodizes, die weder in Marburg noch in Tübingen lagern, in dem relativ kleinen, nach Berlin zurückgekehrten Bestand befinden können oder aber als verschollen angesehen werden müssen. Die Untersuchungen zu den „Übersetzungstraditionen im Sprachgut der Psalmenübersetzungen" ist das Kapitel der Arbeit, das am meisten von der Kürzung betroffen wurde. Im Unterkapitel über den Wortschatz wurden die lateinischen Lemmata auf fünfundzwanzig reduziert und die Ausführungen zum Fremd- und Lehnwortschatz ausgeschieden. Letztere hoffe ich in einem anderen Zusammenhang drucken zu können. Das vierte Unterkapitel, in dem die Übersetzungsleistungen der Verfasser der niederdeutschen Bibeln und Luthers gegenübergestellt werden, enthält leider nur die interessantesten Beispiele aus dem Bereich des Ausdrucks. Die Abschnitte über Wortschatz und Syntax wurden hier völlig weggelassen. Auch die Leistungen Luthers hoffe ich gesondert zusammenzufassen. Zu den methodischen Erörterungen, die auf Seite 154 ff. das dritte Kapitel einleiten, m u ß an dieser Stelle noch ergänzt werden, daß die Belege in Kapitel III, 2, 3 und 4 mit Hinweisen auf die entsprechenden Psalmstellen versehen wurden, während es mir beim Wortschatzvergleich (III, 1) nicht darauf ankam, jede einzelne Belegstelle zu vermerken, sondern nur die Frequenz der verschiedenen Interpretamente festzustellen, die sich ausgehend

Vorwort

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von den in der Vulgata-Konkordanz verzeichneten Stellen für ein lateinisches Wort ergeben. Bei außergewöhnlichen Abweichungen einzelner Psalmenübersetzungen von der allgemeinen Tradition habe ich allerdings auch in den Zusammenstellungen des Wortschatzmaterials die genaue Quellenangabe hinzugefügt. Daß diese Arbeit entstehen und zu Ende geführt werden konnte, verdanke ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. L. E. Schmitt, der auch für die Aufnahme der Abhandlung in die „Mitteldeutschen Forschungen" sorgte. Meinen Dank richte ich auch an die Herren Professoren Olesch und Schlesinger als Mitherausgeber. Dankend möchte ich das großzügige Entgegenkommen der Bibliotheken, besonders das der Universitäts-Bibliothek Marburg, der Staatsbibliothek in Marburg und der Herzog-AugustBibliothek Wolfenbüttel erwähnen. Für die Durchsicht des Manuskriptes und für manche wertvollen Hinweise bin ich einem anderen meiner Marburger Lehrer, Herrn Prof. Dr. L. Wolff, sehr verbunden. Herr Dr. H. Henne (Marburg) betreute freundlicherweise die Drucklegung, und Herr Scholz (Marburg) nahm sich der Skizzen an. Ihnen schulde ich verbindlichen Dank. Schließlich danke ich all denen herzlich, die in meiner Marburger Zeit eine unvergeßliche Institutsgemeinschaft bildeten und mir mit Rat und Hilfe beistanden. Meine Dankadresse wäre unvollständig, wenn ich an dieser Stelle nicht auch meiner Frau gedächte, die neben vielen Mühen mir nie ihre Hilfe beim Vergleich der Belegstellen und bei den mühseligen Korrekturen versagte. Göteborg, im Dezember 1966 K u r t Erich Schöndorf

EINLEITUNG

DIE BEDEUTUNG DER PSALMEN I M R E L I G I Ö S E N LEBEN DES MITTELALTERS

Eine Untersuchung über Form und Inhalt der deutschen Psalmenübersetzungen im Mittelalter kann nicht vollständig und sinnvoll sein, wenn dabei die Betrachtungsweise eingeengt, das Interesse nur auf die überlieferten Texte gerichtet und nicht der Versuch unternommen wird, die Vielzahl der Psalmenübersetzungen in einen größeren Zusammenhang einzuordnen und ihre Bedeutung im religiösen Leben des Mittelalters aufzuzeigen. Hierbei ergeben sich gewisse Schwierigkeiten auf Grund der zahlreichen Lücken in der Quellenüberlieferung, doch lassen sich einleitend einige Bemerkungen über die Funktion dieses wichtigen Bestandteils der Hl. Schrift anführen, die wir in den einzelnen Kapiteln des Hauptteils soweit wie möglich ergänzen werden. In dieser Betrachtung ist es nicht zu umgehen, eine gewisse Schematisierung walten zu lassen, zumal sich der in Frage kommende Zeitraum von den Anfängen der deutschen Literatur bis hin zur Reformation erstreckt, was aber dadurch aufgewogen wird, daß der Gebrauch der Psalmen durch die gottesdienstliche Ordnung der Kirche geregelt und somit einer grundsätzlichen Veränderung entzogen wurde. Diese Kontrolle der Kirche hat jedoch nicht bewirken können, daß die Verwendung der Psalmen nur auf den kirchlichen und klösterlichen Bereich beschränkt blieb, denn im 14. und 15. J h . setzten sich Bestrebungen gewisser Volksschichten durch, das Wort Gottes in der Volkssprache gerade auch im außerkirchlichen R a u m zur persönlichen Erbauung und als Anleitung zu einem gottgefälligen Lebenswandel zu benutzen, was in der Reformationszeit aufgegriffen und erweitert wurde. Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung werden wir nur die wichtigsten Verwendungsmöglichkeiten der Psalmen mit Hinweisen auf die einzelnen Übersetzungen aufzeigen, wobei die anderen Gebiete des Geistesund Kulturlebens, auf die die Psalmen wie die Bibel überhaupt Einfluß ausgeübt haben, außer Betracht bleiben müssen. D i e P s a l m e n i n d e r L i t u r g i e . Die Liturgie stellt die Handlung gottesdienstlicher Tätigkeit und der damit verbundenen, vielfältigen Anbetung Gottes erklärend dar und umfaßt nicht nur die Messe, sondern auch die Spendung der Sakramente, Weihen, Segnungen, Prozessionen, Exorzismen und das nicht überall durchgeführte Stundengebet. In der römischen, ambrosianischen und mozarabischen Form der Liturgie nahmen die Psalmen neben den formal gebundenen Gebeten (Hymnen, Sequenzen, Tropen und

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Einleitung

Orationen) und den Lektionen (Episteln und Evangelien) den wichtigsten Platz in der durch das Wort zum Ausdruck gebrachten Gottesverehrung ein. Die künstlerische Ausgestaltung des Psalmenvortrags ist im frühen und hohen Mittelalter innerhalb der Liturgie auf Ansätze aus der Frühzeit aufgebaut, unter verschiedenen Einflüssen weiterentwickelt worden und hat in der Verbindung von Wort und Ton eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung der Kirchenmusik abgegeben. Seit dem 4. J h . sind drei Hauptarten des Psalmengesanges angewandt und mit Abänderungen ins Mittelalter übernommen worden: 1. D i e S o l o p s a l m o d i e , die von einem Solisten gesungen und mit Refrain aller Anwesenden, später des liturgischen Chors, beantwortet wurde. Dieser „cantus responsorius" fand Anwendung in fast allen liturgischen Teilen, und Reste dieser Vortragsart sind im heutigen Gottesdienst der katholischen Kirche noch zu finden. In der Messe wurde zwischen den beiden Lesungen ein responsorialer Psalmengesang eingeschaltet, dem Alleluja ging ein Psalmvers voraus und ebenso enthielt das Offertorium ein Responsorium, während die responsoriale Psalmodie nach den Episteln und Evangelien im „officium divinum" im Laufe der Jahrhunderte fast ganz verlorenging, weil die Psalmen ja im antiphonalen Gesang genügend zur Geltung kamen. Die „officia parva" verschiedener Orden und das Totenoffizium, die im Anschluß an das tägliche Stundengebet oder vorher zusätzlich zelebriert wurden, bestanden zum größten Teil aus Psalmengesang, der an bestimmten Stellen responsorialen Charakter hatte, z. B. bei den Lektionen, usw. 2. Demgegenüber nahm d i e C h o r p s a l m o d i e mit dem Wechselgesang zwei in Oktaven singender Chöre (meistens Männer und Knaben), der „cantus antiphonus", einen breiteren Raum ein, was besonders deutlich in dem Chorgebet der Klostergemeinschaften zum Ausdruck kam, denn ihre Chöre waren überhaupt erst in der Lage, die dazu nötige Zeit aufzubringen und durch längere Schulung einen geordneten Verlauf zu garantieren. In der Messe wurde allmählich die antiphonale Psalmodie auf wenige Psalmverse eingeschränkt (so im Stufengebet und beim Introitus), sogar ganz aufgegeben (bei der Communio) oder in responsorialen Gesang umgewandelt (beim Offertorium). Dieselbe Tendenz ist im Stundengebet zu beobachten, was aber nicht dazu führte, daß der Grundsatz, sämtliche 150 Psalmen wöchentlich einmal im Rahmen des „officium divinum" zu beten, aufgegeben wurde. Für die einzelnen Tageszeiten schrieb man verschiedene Psalmen vor, deren Zahl dem Charakter des Kirchenjahres, des Tages oder Festes entsprechend herabgesetzt oder erhöht wurde. Beiden Arten des Psalmodierens war gemeinsam, daß der fortlaufende Text der Psalmen versweise unterbrochen wurde, die Gemeinde das Responsorium, das man den Psalmen oder anderen Stellen der Hl. Schrift entnahm, anstimmte, oder im zweiten Falle ein Refrain, die Antiphone, einsetzte, den der Chor auch am Anfang und Ende des Psalms vortrug.

Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters

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3. Weiterhin war d i e u n u n t e r b r o c h e n e P s a l m o d i e , der „cantus directaneus", verbreitet und kam vor allem in der Fastenzeit beim Tractus in der Messe zur Anwendung, womit man die Form dieses liturgischen Teils der Passion anpaßte und entsprechend vereinfachte. Auch im täglichen Stundengebet benutzte man den „cantus directaneus", so besonders bei den Laudes, dem Completoriüm und bei kleineren Gemeinschaften in den Tageshoren. Im Totenoffizium wurden Psalmen oft im ununterbrochenen Gesang nach der Allerheiligenlitanei gebetet und so diese Vortragsart dem Offizium der drei letzten Tage in der Karwoche nachgebildet. Innerhalb des Psalmengesangs im „officium divinum" ist noch auf eine Sonderheit aufmerksam zu machen, die darin bestand, daß bestimmte Psalmverse als Verbindungsglied zwischen Psalmodie und Lesung (das Versikel), besonders in der Matutin und in der darauffolgenden Aufforderung zum Gebet (das Invitatorium), verwandt wurden. Die feste Ordnung der Kirche hat nicht verhindern können, daß vor allem im Spätmittelalter das „officium divinum" zahlreiche Zusätze erhielt, indem man gewisse Nebenoffizien (Heiligenfeiern, Weihen, das kleine Offizium der seligen Jungfrau Maria, Totenoffizien usw.) einführte, das Stundengebet in Bußzeiten um die 15 Gradualpsalmen (Ps. 119-133) und 7 Bußpsalmen (Ps. 6, 31, 37, 50, 101, 129, 142) vermehrte und vor allem in monastischen Kreisen die „psalmi familiares" (nicht einheitlich festgelegt) bzw. die Gradualpsalmen zu Ehren der Stifter oder aus Dankbarkeit gegen andere Wohltäter betete 1 . Eine weitere Neuerung kam in der Ordnung und Anwendung des täglichen Hauptoffiziums zustande, als man im 11. J h . Priester einzusetzen begann, ohne sie an eine bestimmte Kirche oder Klöster zu binden. Auch diese Geistlichen waren wie alle anderen an die Verpflichtung auf Ableistung des Stundengebets gebunden, was zur Folge hatte, daß sie es in privater Andacht ausführten, womit die Loslösung von der liturgischen Form in der Kirche vollzogen wurde. Die Verlegung des Tagzeitengebets vom Gotteshaus in die private Sphäre erfuhr durch mystisches Gedankengut eine weitere Stärkung und griff schließlich im Spätmittelalter auf den weltlichen R a u m über 2 , aber man behielt auch die ursprüngliche Form der „horae canonicae" bei, vor allem in den klösterlichen Gemeinschaften. Diese Entwicklung hat deutliche Spuren in Form und Inhalt der liturgischen Bücher hinterlassen, bei denen das Psalterium neben dem Antiphonar, Hymnarium, Gradúale, Sacramentar, Evangeliar, Epistolar (im Stundengebet Lektionarium), dem Perikopenbuch (Plenar) die größte Bedeutung hatte. Das Missale, in dem man diese einzelnen Bücher speziell für die Messe zusammenfaßte, entstand zwar schon vereinzelt im 10. Jh., doch erreichte es erst im Vgl. auch L. E i s e n h o f e r , Handbuch der kath. Liturgik, Freiburg 1932f., Bd. 2, S. 555 f. 2 ) S. u.: Die Psalmen als Andachts- u. Erbauungslektüre, S. 9ff.

Einleitung

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13. J h . eine größere Verbreitung. Das Gegenstück zum Missale im täglichen Stundengebet war das Brevier, das vor dem 11. J h . eine Art Anweisungsbuch für den Ablauf des nicht immer ganz leichten „officium divinum" darstellte und dann auf Veranlassung der Kurie an einzelnen Stellen durch den Wortlaut aus den entsprechenden Büchern der Liturgie ergänzt wurde. Dabei konnte nicht immer der gesamte Text berücksichtigt werden, doch waren die Psalmen auf Grund ihrer Bedeutung meist vollzählig vorhanden. Zum überwiegenden Teil verfaßte man diese Bücher in lateinischer Sprache, deren Gebrauch j a auch offiziell in der Liturgie vorgeschrieben war; trotzdem entstanden schon vom 9. J h . an deutsche Interlinearversionen der Psalmen 3 , und diese Übersetzungen in die Volkssprache hielten mehr oder weniger stark das ganze Mittelalter hindurch an. Aus dieser Tatsache kann man nicht den Schluß ziehen, daß die Offizien oder gar die Messe in deutscher Sprache zelebriert wurden, zumal wir keine Primärquellen besitzen, die dies ausdrücklich erwähnen. Allenfalls wurde der Gemeinde erlaubt, einzelne Teile des Gottesdienstes, die der Priester lateinisch betete, wie z. B. das Glaubensbekenntnis, Taufgelöbnisse, gewisse Wendungen bei den Sakramenten, Gebete usw., auf Deutsch zu sprechen, um ein besseres Verständnis beim Volk zu erzielen. Die Entstehung der deutschen Psalmenübersetzungen vom 9.-13. J h . erklärt sich noch am besten so, daß sie von den Geistlichen, die nicht immer über die besten Lateinkenntnisse verfügten, als Hilfe beim Erlernen und Verstehen des lateinischen Psalmentextes benutzt wurden oder für die Laienbrüder gedacht waren, die nur die deutsche Sprache verstanden und an Hand dieser Übertragungen der lateinischen Liturgie folgen konnten. O b man in Missionsgebieten Zugeständnisse hinsichtlich des volkssprachlichen Gottesdienstes machte, läßt sich nicht nachweisen 4 . Erst mit dem Auftreten der Waldenser in Deutschland kam eine bedeutende Veränderung zustande, weil sie wie die Katharer zum ersten Mal die Forderung erhoben, die Liturgie, Predigt und Bibellektüre in der Volkssprache abzuhalten. Ähnliche Bestrebungen setzten sich bei den häretischen Bewegungen der Begarden und Beginen sowie der Schwestern und Brüder des freien Geistes durch, die ihre Wirksamkeit im 13./14. J h . entfalteten. Aber auch in kirchentreuen Gemeinschaften regte sich das Verlangen nach Andacht und Bibellesen in der Volkssprache, was in Kreisen der Inquisition verständlicherweise eine heftige Gegenreaktion hervorrief 5 . Der Aufbau der deutschen Psalmenübersetzungen entspricht im wesentlichen dem der lateinischen Psalterien, die die Psalmen in der Reihenfolge 3

) S. u.: Die interlineare Ubersetzungsmethode, S. 15ff. ) Sehr wahrscheinlich sind die Wiggertschen Psalmen (s. u. S. 150) mit der Bekehrung der Sorben in Verbindung zu bringen. 5 ) Als treffendes Beispiel für solche Erscheinungen verweisen wir auf die Angriffe gegen Brüder u. Schwestern vom gemeinsamen Leben wegen Benutzung biblischer Schriften in der Volkssprache. Vgl. Anm. 28, S. 21. 4

Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters

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1-150 nach der römischen Zählung geben und sehr oft die Cantica, das Glaubensbekenntnis und andere Zusätze enthalten. Diese Grundordnung ist sowohl bei den interlinearen (die Gruppen 2-5) als auch bei den freieren Übertragungen (die Gruppen 5-8, 11 ff.) eingehalten worden, und erst im Spätmittelalter fügte man solchen Psalterien, die noch den lateinischen Text oder zumindestens lateinische Eingangsverse hatten, alphabetische, nach den lateinischen Psalmenanfängen aufgestellte Register bei (die Gruppe 10), um so die Benutzung und das Auffinden der einzelnen Psalmen zu erleichtern. Mit dem Aufkommen des Breviers übernahm man den größten Teil des Psalteriums, nur standen die Psalmen nicht mehr zusammen, sondern in der Reihenfolge, in der man sie in den einzelnen Gottesdiensten der „horae canonicae" und Nebenoffizien benutzte, wobei das Breviarium Romanum nur richtungsweisend sein konnte, denn die einzelnen Orden und Diözesen gaben ihre Eigenheiten im Brevieraufbau und -umfang nicht auf, was sich teilweise bis in die Gegenwart gehalten hat. Erst im 15. J h . schrieb und druckte man Breviere in deutscher Sprache, angefangen von dem Deutschrömischen Brevier (gedruckt bei Gregorius de Gregoriis, 1518, Gruppe 10) bis zu den Gebetbüchern, die in verschiedenen Orden und Diözesen Verwendung fanden: ein ndl. Brevier aus dem 14. J h . „onser vrouwen ghetide na de ordenancie van rome" (Leningrad X X J L X I I I , Gruppe 11), Breviere der Brüder vom gemeinsamen Leben bzw. aus der Windesheimer Kongregation (Gruppe 13), die Gruppe um den Uracher Druck (Gruppe 24), ein oberdeutsches Gebetbuch aus dem 15. Jh., das im Dominikanerorden gebraucht wurde (Gruppe 25), und andere mehr. - Die Psalterien und Gebetbücher enthielten sehr oft in Zusätzen gewisse Psalmengruppen oder auch nur einzelne Psalmen, die in den Hören bzw. Nebenoffizien eine bestimmte Rolle spielten. So stehen in einem Psalterium in Wien (Wien 3079, Gruppe 20) die Psalmen, die bei Mette und Vesper gebetet wurden. Die Gradual- oder „Staffelpsalmen" kommen in einer Straßburger Handschrift 6 vor, und in vielen Brevieren findet man die Bußpsalmen am Schluß in einem besonderen Anhang: so in einem Gebetbuch des 15.Jhs. (Breslau I D 7, Gruppe 7), einem Brevier von 1422 (Berlin Ms. g. o. 50, Gruppe 16), einem Brevier aus dem 16. J h . (Berlin Ms. g. o. 497, Gruppe 11), usw. Im sogenannten Janota-Gebetbuch (Gruppe 11 u. 13) ist ein zusätzliches Totenoffizium, das in anderen Handschriften oft die Bezeichnung „vigilie van den doden" (Leningrad X X J L X I I I , Gruppe 11) trägt, den Bußpsalmen beigegeben. Die Übersetzungen der Bußpsalmen und der Psalmen im Totenoffizium gehören verschiedenen Familien an und sind ein interessantes Beispiel für die Entstehung solcher Gebetbücher.

") Straßburg, germ. 592, Bl. 161b, nach W. S t a m m l e r , Mittelalterl. Prosa in dt. Sprache, in: Aufriß, Bd. 2, 21960, Sp. 878.

Einleitung

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D i e V e r w e n d u n g d e r P s a l m e n im U n t e r r i c h t d e r K l o s t e r u n d H o c h s c h u l e n . Schon seit der Zeit Karls des Großen mit ihren entscheidenden Bemühungen um einen geregelten Schulunterricht in Klöstern, an Stifts-, Dom- und Parochialschulen spielte das Auswendiglernen der Psalmen neben der Schreibkunst, der Grammatik und dem Gesang eine große Rolle, weil die Schüler sehr oft als Ministranten und Chorknaben im Gottesdienst gebraucht wurden, viele von ihnen zur geistlichen Laufbahn bestimmt waren und so früh wie möglich die für die Liturgie wichtigsten Teile der Hl. Schrift kennenlernen sollten. Mit der Ausbreitung scholastischen Gedankenguts im Gebiet nördlich der Alpen übernahm man die römische Ausbildungsordnung der „Septem artes liberales", deren einzelne Stufen (Trivium und Quadrivium) mit Erfolg absolviert werden mußten, womit erst die Voraussetzungen für das rechte Verständnis und die gültige Auslegung kirchlicher Bücher erworben wurden. So standen die weltlichen Wissenschaften im Dienste der Theologie und konnten bei ihrem propädeutischen Charakter nicht zur vollen Entfaltung gelangen, was einer späteren Zeit vorbehalten blieb. In diesem Geiste arbeitete an der St. Galler Klosterschule Notker Labeo und schuf außer anderen Werken, die dem Trivium bzw. Quadrivium angehören, seine Psalmenübersetzung, die er, dem Gebrauch im Unterricht entsprechend, durch eine sorgfältige Kommentierung in lateinisch-deutscher Mischprosa auslegte. Notkers große Bildung und sein Drang zur Systematik ließen ihn zum klaren Vermittler der herkömmlichen, traditionellen Psalmenkommentare werden, die er in seinen Erklärungen kompendienartig zusammenzog und doch mit einem einheitlichen Charakter versah. Dabei ist zu berücksichtigen, daß seine Arbeit in erster Linie pädagogischen Zwecken dienen sollte. In letzter Zeit ist wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden 7 , daß Notkers größte Leistung darin bestehe, die Sprache des Vortrags und Unterrichts schriftlich festgehalten zu haben. In den folgenden Jahrhunderten büßten die Psalmen sicherlich nichts von ihrer Bedeutung im kirchlichen Leben und Unterricht ein, doch hat sich kein Zeugnis erhalten, das für die Weiterverwendung der ursprünglichen Psalmenexegese Notkers im Schulunterricht spräche. Vielmehr kehrte m a n zur herkömmlichen Methode zurück, in der das Latein wieder Hauptgrundlage klösterlicher Erziehungsarbeit wurde und die deutsche Sprache, wenn man sie überhaupt benutzte, in starke Abhängigkeit von der lateinischen geriet. In den Windberger Psalmen (Gruppe 2), die wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 12. Jhs. stammen, tritt uns eine Übersetzung mit den charakteristischen Merkmalen jener Zeit entgegen, nämlich das Deutsch der Übertragung eng an die lateinische Vorlage zu binden. Vieles spricht dafür, diese Arbeit auf Grund ihrer Übersetzungsart einer Klosterschule zuzuschreiben. 7

) Zuletzt von H. de Boor, Literaturgeschichte, München 1960, Bd. 1,S. 116.

Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters

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Als im 13. J h . die großen Städte neben Klöstern und Bischofssitzen zu wichtigen Kulturzentren wurden, begann auch im Erziehungswesen ein Wandel einzutreten, und es entwickelten sich sogenannte Stadtschulen als unmittelbare Vorläufer der Lateinschulen. Hier wirkten auch die Brüder vom gemeinsamen Leben, deren Gemeinschaft im 14. J h . unter Einfluß Geert Grootes gegründet wurde und die die Unterweisung des Volkes mit als Hauptaufgabe betrachteten. Teilweise traten die „Kugelherren" in bereits bestehende Stadtschulen ein oder gründeten selbst solche Ausbildungsstätten, in denen man neben Bücherabschreiben u. a. das Studium der Hl. Schrift sehr eingehend betrieb. Beim Bibelunterricht fanden sicherlich jene Handschriften und Drucke Verwendung, von deren Zahl und Verbreitung die in Gruppe 13 angeführten Übersetzungen eine Vorstellung vermitteln. In deutscher Sprache las man Stellen aus der Bibel vor und fügte anschließend kurze Erklärungen hinzu, etwa in der Weise, wie sie von Geert Groote in seiner kommentierten Psalmenübersetzung entwickelt worden war. Ebenso wie in den Klosterschulen war die Beschäftigung mit den biblischen Büchern Hauptgrundlage des Theologiestudiums an den Universitäten des Mittelalters, denen oft sogenannte Ordensschulen angegliedert waren. 1229 vereinigte man z. B. die Dominikanerschule in Paris mit der dortigen Universität, und so konnten Persönlichkeiten dieses Ordens wie Kardinal Hugo von St. Cher entscheidenden Einfluß auf die Gestaltung des Unterrichts an der Universität nehmen. Hugo von St. Cher schuf selbst eine Bibelkonkordanz und veranlaßte eine Bibelkorrektion (1236), die später immer wieder aufgegriffen wurde und deren Psalmenexegese zusammen mit anderen Erklärungen in der Kompilation „ I n psalmos catena" des Petrus von Herrenthals 1529 noch eine Übertragung ins Ndd. (vgl. die Greifswalder Catene, Gruppe 13) erfuhr. - Eine ebenso große Bedeutung hatte die Arbeit des Franziskaners Nikolaus von Lyra, der als Lehrer der Theologie an der Universität Straßburg wirkte und dessen nach hebräischen Vorlagen entstandene, lateinische „Postillae perpetuae in Vetus et Novum Testamentum" neben der im gesamten Mittelalter wirkenden „Glossa ordinaria" des Walafried von Strabo das wichtigste Werk der theologischen Wissenschaft war. Einige Jahrzehnte nach dem Tode des Straßburger Gelehrten (gest. 1349) übersetzte Heinrich von Mügeln die Psalmen und versah sie mit einem deutschen Kommentar im Anschluß an die „Postilla" des Nikolaus von Lyra. Die kommentierte Übersetzung des Heinrich von Mügeln, dessen Absicht 8 mit der des Nikolaus von Lyra nicht eindeutig übereinstimmte, der aber von der gelehrten und erbaulichen Exegese des Franziskaners viele Anregungen erhielt, erreichte eine große Verbreitung (vgl. Gruppe 8) ebenso wie die lateinische „Postilla" selbst, die mit und ohne Bibeltext seit der Entstehung des Druckverfahrens bei allen bekannten Druckern heraus8

) Vgl. hierzu: Die kommentierten Psalmenübersetzungen, S. 25ff.

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Einleitung

kam und immer wieder beim Bibelstudium an den Universitäten gebraucht wurde. D i e P s a l m e n in d e r P r e d i g t . Bei der Überprüfung verschiedener Publikationen und Übersetzungen einzelner Predigtniederschriften9 stellten wir fest, daß die Psalmen ebenso wie alle anderen Bücher der Hl. Schrift als Zitatenquelle und Belege für aufgestellte Behauptungen in der Predigt benutzt wurden, und zwar in der im Mittelalter üblichen Weise, daß der in den Inhalt passende Bibeltext öfters auf Latein, anschließend in deutscher Übersetzung angeführt und die Predigt über irgendein Thema mit einem Bibelzitat eröffnet und geschlossen wurde. Allerdings erreichte man in kaum einer Predigtform des Mittelalters eine klare Textanalyse, um die sich dann vor allem die Prediger der Reformation bemühten. Im Mittelalter kam man dieser Art der Bibelauslegung in der volkstümlichen Kanzelansprache, der Homilie, und in der außerhalb des Gottesdienstes stattfindenden Kollation, einer Schriftlesung, an die sich eine gemeinsame Besprechung und Erläuterung unter Leitung eines gelehrten Priesters anschloß, wohl noch am nächsten, doch erfuhr die Homilie, besonders seit dem 13. J h . , eine Aufschwellung durch allzu weit getriebene, allegorische Exegese und viele Exempla. Die Verkündigung in der Kollation mit der Neigung zur Erbauung blieb hauptsächlich auf klösterliche Gemeinschaften beschränkt, so vor allem auf die der Brüder vom gemeinsamen Leben. Schon seit der Mission vermittelte die mittelalterliche, in der Volkssprache gehaltene Predigt mit ihren zahlreichen Bibelzitaten den Zuhörern, unter denen sich im Zeitalter der Kreuzzüge und der großen Prediger aus den Bettelorden viele Menschen aus ärmeren und ungebildeten Volksschichten befanden, einen beschränkten Zugang zur Hl. Schrift, beschränkt deswegen, weil immer nur gewisse Stellen der Bibel herangezogen wurden und die breite Masse der Zuhörer sich lediglich auf das Gehörte verlassen mußte. Ob mit der häufigen Anwendung von Bibelzitaten in der Predigt die tatsächliche Verbreitung und tiefere Kenntnis der Hl. Schrift bei allen Volksschichten erreicht wurde, ist ernsthaft zu bezweifeln, denn die geistige Aneignung eines solchen Buches forderte mehr als nur den mündlichen Vortrag verschiedener Bibelstellen. Unter Berücksichtigung dieses Zustandes ist das Verlangen der Waldenser wie auch anderer häretischer und kirchlicher ') Speculum Ecclesiae, hrsg. v. G. Mellbourn, in: LGF. 12, 1944, S. 8, 9, 16, 18 etc. - Altdt. Predigten u. Gebete, ges. u. vorher, von W. Wackernagel, hrsg. v. M. Rieger, Basel 1876, S. 7ff. - Berthold von Regensburg, Predigten, hrsg. v. F. Pfeiffer u. J . Strobl, Wien 1862, Bd. 1, S. 51, 79, 370, etc. - Der sogenannte St. Georgener Prediger, hrsg. v. K. Rieder, in: DTdMA. X , Berlin 1908, S. 17ff. Meister Eckhart, Die dt. u. lat. Werke. Die dt. Werke, Predigten, hrsg. v.J. Quint, Stuttgart 1958, Bd. I, S. 530. - Die Predigten Taulers, hrsg. v. F. Vetter, in: DTdMA. X I , Berlin 1910, S. 60ff.

Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters

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Kreise nach dem Lesen des Bibelwortes in der Volkssprache durchaus zu verstehen, weil dieser Wunsch oft aus einer gewissen Not entstand, die die Kirche nicht immer verstehen wollte. Abschließend sei noch erwähnt, daß wenige der unten angeführten Handschriften direkt von Predigern benutzt wurden, die vielmehr ältere Sermonensammlungen als Vorbilder, Beispielsammlungen, Zitatenlexika und Vokabularien bei der Ausarbeitung ihrer Ansprachen angewandt haben dürften. W. Walther fand bei der Hs. Basel A. IV. 44 heraus 10 , daß der darin aufgenommene Psalter wie auch die Evangelien auf Grund ihrer Übersetzungsart (Erläuterungen, klarer Stil, usw.) und der Handschriftenprovenienz (eine verwandte Evangelienübersetzung war in Händen von Franziskanern) in Predigerkreisen, wahrscheinlich im Dominikanerorden, Verwendung fanden und vielleicht dort auch entstanden (vgl. Gruppe 18). Ebenso wurde die kommentierte Psalmenübersetzung des Geert Groote (Gruppe 13) nicht nur im täglichen Stundengebet und in der privaten Andacht, sondern auch beim Lesen und bei der Auslegung der Hl. Schrift, am Sonntag besonders für Laien, häufig benutzt 11 , zumal Groote selbst die Predigt als eine Hauptaufgabe seiner Reformbewegung ansah. D i e P s a l m e n als A n d a c h t s - u n d E r b a u u n g s l e k t ü r e . Mittelalterliche Gottesverehrung vollzog sich nicht nur im Rahmen der Liturgie und Predigt, die beide in erster Linie Formen kirchlichen Lebens in der Gemeinde waren, sondern auch im privaten Bereich eines einzelnen Klerikers oder Gemeindemitgliedes, wobei es nicht unbedingt darauf ankam, daß die Andacht im kirchlichen R a u m stattfand. Es liegt auf der Hand, daß bei diesen privaten Andachten und Erbauungsstunden der Psalter schon rein vom Gehalt her ein begehrtes Buch war und von der frühesten Zeit an eine bedeutende Rolle spielte. Besonders häufig benutzte man die Psalmen in Kreisen der Frauen. Nach einer Notiz Ekkeharts IV. 12 ließ sich Kaiserin Gisela, die Gemahlin Konrads II., eine Abschrift der kommentierten Psalmenübersetzung und der Jobübertragung Notkers anfertigen, als sie 1027 das Kloster St. Gallen besuchte. Diese und andere Tatsachen fanden ihren juristischen Niederschlag im Sachsenspiegel, wo in einem Paragraphen 1 3 ausgesagt wird, daß die Frauen neben anderen Dingen die Psalterien und gewisse Bücher, „de to Goddes denste höret", erhalten sollten. Mit der Weihe und Einsetzung von Klerikern in kleineren Gemeinden (etwa seit dem 11. Jh.), wo meistens Klostergemeinschaften oder ein Chor10

) W. W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil 3, Sp. 485ff. ) J . Busch, Chronicon Windeshemense, hrsg. v. K. Grube, in: Geschichtsquellen d. Provinz Sachsen 19, Halle 1886, S. 192. 12 ) Aus Ekkeharts IV. „Liber benedictionum", teils abgedr. bei J . K e l l e , Gesch. d. Dt. Lit., Berlin 1892, Bd. I, S. 394. 13 ) Aus I 24 § 3 des Sachsenspiegels, hrsg. v. K. A. Eckhardt, in: Germanenrechte, Bd. 14, Göttingen 1955, S. 43. u

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Einleitung

herrenstift fehlten, und ebenso durch das Ideengut der Mystik, die ein persönliches Verhältnis des Einzelnen zu Gott anstrebte, nahmen private Andacht und Erbauung in der Volkssprache immer mehr zu, was schließlich im 14. und 15. J h . gewisse Höhepunkte erreichte. Zum Beispiel war das Gebetbuch Geert Grootes das meistgelesene Buch in den Niederlanden und erlangte auch große Verbreitung in Deutschland. In Kreisen der Brüder wie auch der Schwestern vom gemeinsamen Leben und der Windesheimer Kongregation benutzte man dieses Buch und andere Schriften bei der täglichen Lektüre der Laienbrüder 14 und sicherlich auch in privaten Andachten einzelner Mitglieder, was übrigens nach den Satzungen des Deutschen Ritterordens auch in dieser Gemeinschaft üblich war 15 , auf die die Berlin-Danziger Psalmengruppe (Gruppe 15) und andere geistliche Werke zurückzuführen sind. Auch in anderen Orden dürften die Psalmenübersetzungen bei einzelnen Mitgliedern im persönlichen Gebrauch zur Anwendung gekommen sein, doch lassen sich keine eindeutigen Angaben für das 13. und frühe 14. J h . machen, weil in den Übersetzungen aus dieser Zeit nichts über genauere Verwendung und Besitzerverhältnisse ausgesagt wird und andere Quellen kaum Auskunft geben. Erst im Spätmittelalter setzte auch hier der Wandel ein. E. Zimmermann hat in seinem Aufsatz „Die deutsche Bibel im religiösen Leben des Spätmittelalters" 16 zahlreiche Beispiele für diese Entwicklung an H a n d von erhaltenen Bücherkatalogen und Schenkungsurkunden aus Klöstern der Niederlande und des übrigen deutschsprachigen Gebiets angeführt, woraus hervorgeht, daß nicht nur Klöster deutsche Bibeln und Teile der Hl. Schrift besaßen, sondern manche Übersetzungen privates Eigentum einzelner Schwestern waren und ihrem persönlichen Gebrauch dienten, was nicht so oft in Mönchsorden vorgekommen ist. Den im bibliographischen Teil angeführten Handschriften und Drucken sind entsprechende Vermerke über Besitzverhältnisse usw. beigegeben, auf die wir hier verweisen möchten. Zwischen 1365 und 1370 übersetzte Heinrich von Mügeln, der als gebildeter Laie an verschiedenen Fürstenhöfen des südostdeutschen Raumes tätig war, die Psalmen und fügte in deutscher Sprache den gelehrten Kommentar des Nikolaus von Lyra hinzu, nicht in erster Linie mit der Absicht, die Benutzung der Psalmen in der Volkssprache beim Klerus zu ermöglichen, obwohl gerade auch in Klöstern reger Gebrauch von dieser Übersetzung gemacht worden ist, sondern vielmehr mit dem Ziel, den Laien, die meistens die lateinische Sprache nicht beherrschten, den deutschen Text in die Hand zu geben, um bei ihnen ein besseres Verständnis der Psalmen und zugleich 14

) J . B u s c h , Chronicon Windeshemense, a.a.O., S. 192. ) K. H e l m u. W. Z i e s e m e r , Die Literatur d. Dt. Ritterordens, Gießen 1951, S. 28f. 15 ) In: BdK. VIII, Potsdam 1938, S. 57-72. 16

Bedeutung der Psalmen im religiösen Leben des Mittelalters

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eine innigere Andacht zu erreichen. Bei diesem Plan scheinen manche Gegenstimmen laut geworden zu sein, denn in der Vorrede zu seinem Werk weist Heinrich von Mügeln die Kritik seiner Feinde unter Berufung auf Empfehlungen zurück, die ihm von hochgelehrten Leuten gegeben wurden 17 . Bis in die Zeiten des Buchdrucks blieb dieses glossierte Psalmenwerk eins der beliebtesten Bücher des Spätmittelalters, das sowohl im Bürgerhaus als auch im Kloster benutzt wurde. Mit der Abfassung der ersten Bibelverdeutschungen im 14. J h . (Gruppe 16, 17, 18, 21, 11, 12) wurden auch die Psalmen in die meisten dieser Vollbibeln aufgenommen. Wie alle anderen kirchlichen Bücher fanden auch diese Bibeln beim Gottesdienst, in klösterlichen Kreisen und bei den Häretikern 18 Verwendung, doch ist ihr Gebrauch an Fürstenhöfen und in Bürgerhäusern fast noch stärker verbreitet gewesen19, was in diesen Fällen nicht immer bedeutete, daß der Besitzer einer solchen Handschrift oder Druckes in der Lage war, in ihnen selbständig zu lesen. Vielfach war der Besitz einer Bibel, für die man in der damaligen Zeit eine recht hohe Summe bezahlen mußte, nur eine Prestigefrage, oder sie gehörte zu den Ausstattungsgegenständen einer Privatkapelle bzw. zur Bibliothek eines Fürsten. An erster Stelle ist hier die Bibel aus der Bibliothek des Königs Wenzel zu nennen, für den dieses Werk in einer prachtvollen Ausstattung angefertigt wurde. Die sogenannte „Stratterbibel" (Gruppe 16) war im Besitz des Andreas von Kreig, des Erzkämmerers von Kärnten, und eine Bibel aus der Gruppe 17 (Gotha Ms. 10) gehörte einer bayerischen Adelsfamilie Hofer von Lohenstein. Martin Eberler, ein Bürger in Basel, ließ sich dort 1463-1464 eine Bibel (Gruppe 21) von einem Studenten Johann Lichtenstern anfertigen, und der Bürger Hans Sätteli in Memmingen bestellte eine Abschrift der Mentelbibel bei dem „tütscher schulmaister" Martinus Huber. Vor allem kamen solche Bibeln aus Städten wie Straßburg, Augsburg, Nürnberg, Köln und Lübeck, wo sich bekannte Druckereien befanden, deren Besitzer nicht nur Kirchen und Klöster mit Druckerzeugnissen belieferten, sondern auch in ihrem bürgerlichen Bekanntenkreis reichen Absatz erzielten. Zwar darf nicht in allen Fällen auf private Benutzung geschlossen werden, doch muß mit dieser Möglichkeit auf Grund der Zunahme der Bildung in weltlichen Kreisen gerechnet werden. Neben diesen rein biblischen Büchern entstand im Spätmittelalter eine volkssprachige Literatur zur Erbauung der frommen Gläubigen, deren Ausgangspunkt zwar die Hl. Schrift war, aber die darüber hinaus in der Dar17

) Vgl. unten Anm. 26, S. 20 f.; S. 25 ff. u. 78 ff. ) Der Cod. Teplensis war in Besitz der Waldenser, was aus Anmerkungen in der Hs. hervorgeht. Vgl. auch: G. E l l i n g e r , Die Waldenser u. die dt. Bibelübersetzung, in: ZfdPh. 20 (1888), S. lff. 1S ) Vgl. unten den bibliographischen Teil der Arbeit, S. 39 ff. 18

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Einleitung

stellungsweise des Stoffes von der der Bibel abwich und Heiligenviten, patristische Schriften und anderes mehr mit einbezog. Auch hier kamen die Psalmen teils in Gruppen, teils im vollen Umfang vor: so in den „Armenbibeln" (bibliae pauperum) 20 , die in Bildern die wichtigsten Tatsachen des Neuen Testaments mit Vorbildern aus dem Alten Testament, speziell aus den Propheten, deutlich macht und dazu kurze, erklärende Textstellen aus der Bibel enthält 21 , in den „Historienbibeln" 22 , die sehr oft den ganzen Psalter übernommen haben 22 und deren Absicht es ist, nach Vorbildern wie der „Historia scholastica" des Petrus Comestor 23 und Werken der Patristik eine historische Darstellung biblischer Ereignisse und zugleich eine Verdeutschung der Hl. Schrift zu liefern, und schließlich auch in einem Gebetund Andachtsbuch des 15./16. Jhs., dem „Hortulus animae", das reich ausgestattet u. a. die sieben Bußpsalmen einbezogen hat, in Anlehnung an die französischen „Livres d'heures" zuerst in lateinischer, ab 1501 in deutscher Sprache gedruckt und zu einem der meistbenutzten Erbauungsbücher jener Zeit wurde (vgl. Gruppe 23 und 14).

) Vgl. G. S c h m i d t , Die Armenbibeln des 14. Jhs., Graz u. Köln 1959. ) Psalmenworte kommen vor: in der Konstanzer Armenbibel (Konstanz, Rosengartenmuseum, Ms. 31) Ps. 50, 19; 68, 10; 68, 27. - Siehe G. S c h m i d t , a.a.O., S. 16f. und 64; in der Weimarer Bibl. paup. - Weimar, ehem. Großherzgl. Bibl. Cod. max. 4 - Ps. 50, 19 nur in Latein; 68, 10; 68, 27. - Siehe G. S c h m i d t , a.a.O., S. 39 u. 70f.; in der gedr. Armenbibel, bei Sporer 1471 in Nürnberg (hrsg. v. R. Ehwald, in: Gesellschaft der Bibliophilen, 1906) Ps. 68, 10; 68, 27. 22 ) H. V o l l m e r , Materialien zur Bibelgeschichte u. relig. Volkskde. d. MAs., 5 Bde., Berlin 1912ff. 23 ) Vgl. H. V o l l m e r , Materialien . . . , a.a.O., Bd. II, Teil 1 u. 2. 20

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ERSTES

KAPITEL

GRUNDSÄTZLICHE DER

FRAGEN

ÜBERSETZUNGSLITERATUR

I. D a s P r o b l e m des Ü b e r s e t z e n s Eine eindeutige, überzeitliche Definition des Begriffes „Übersetzung übersetzen" findet sich nicht, und man hat in den verschiedenen Zeitaltern immer etwas anderes darunter verstanden; angefangen von der wörtlichen Übersetzung - bei den Psalmen sind es die Interlinearversionen - führt der Weg über zahlreiche Zwischenformen bis hin zur freien Bearbeitung, die bei den Psalmen sogar in gereimter Form auftreten. Ob man nun in allen Fällen strenggenommen von einer Übersetzung sprechen kann, ist noch sehr die Frage. Von unserer heutigen Auffassung aus m u ß eine Übersetzung die deutliche Absicht erkennen lassen, ein vorliegendes Original von der ursprünglichen Sprache in eine andere zu übertragen, wobei in die Übersetzung keine neuen Gedanken, Stoffe oder Motive einfließen dürfen. Die einzige Veränderung tritt also nur in dem äußeren Gewand des Originals auf, dessen innerer Organismus auch in der Übersetzung wiederzufinden sein muß. Dabei hat der Übersetzer die größtmögliche Genauigkeit walten zu lassen, sich in die geistige Atmosphäre des Originals einzufühlen und strenge Zurückhaltung gegenüber der Abwandlung von Stoff und Gehalt zu üben. Schwierigkeiten treten dann auf, wenn einzelne Sprach- und Stilmittel des Literaturwerks, das übertragen werden soll, in der Sprache des Übersetzers nicht existieren. In wieweit es ihm gelingt, in seinen Neuprägungen oder in dem zum Ersatz angewandten Ausdrucksmöglichkeiten dem Original nahe zu kommen, hängt nicht allein von seinem Sprachvermögen, sondern auch von dem Wortschatz der Sprache ab. Besonders problematisch ist dies in der ahd. Zeit gewesen, wo bestimmte Ausdrücke in der deutschen Sprache noch nicht vorhanden waren oder einen anderen Charakter, trugen. Notker, der sich vor dieses Problem gestellt sah, hat in seiner Psalmenübersetzung verschiedene Wortneubildungen im Anschluß an lateinische Vorbilder geschaffen, was ihn über die Übersetzer aus der gleichen Zeit stellt 1 . Es konnten aber auch Veränderungen in Form und Gehalt der Vorlage vorgenommen

Näheres s. u. Gruppe 1, S. 39ff.

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Grundsätzliche Fragen der Ubersetzungsliteratur

werden, um die Aufnahme und das Verständnis der Übersetzung bei einem Publikum, für das sie bestimmt war, zu gewährleisten. Hier hat dann die Übertragung bewußt die Form der Bearbeitung angenommen, die aber nur dann als Übersetzung gewertet werden kann, wenn sie erkennen läßt, daß das Original von einer Sprache in die andere umgeformt werden sollte und der Übersetzer die Bindung an den formalen und gehaltlichen Charakter der fremden Vorlage zu wahren versuchte. Wir verweisen auf die weiter unten 2 angeführten Beispiele von Psalmenübersetzungen, bei denen dieser Vorsatz nicht mehr beachtet wurde. Andererseits gibt es auch manche Belege, die zeigen, daß diese Art der Übertragung möglich gewesen ist, was die Psalmenkommentierungen Notkers, Heinrichs von Mügeln und die Arbeiten aus der Schule des Geert Groote bestätigen, die der Übersetzung eines jeden Verses einen mehr oder weniger ausführlichen Kommentar folgen ließen oder denselben sinnvoll in die einzelnen Sätze einbauten. Damit wurde zwar eine klare Übersicht des Textes verhindert, aber nicht gegen die Grundsätze des Übersetzens verstoßen. In dieser Arbeit werden wir nicht so vorgehen, daß die Psalmenübersetzungen, die den oben angeführten Forderungen widersprechen, von der Behandlung ausgeschlossen werden, denn dies würde zu einer erheblichen Verminderung des Materials führen. Überhaupt ist es fraglich, ob man Grundsätze aus der Gegenwart für vergangene Epochen absolut verbindlich machen kann, ohne damit der Vergangenheit eine Mißdeutung angedeihen zu lassen. Die Ansichten über die Aufgaben von Übersetzungen wandelten sich, und die Einstellung zum Original war diesen Auffassungen unterworfen. Es darf auch nicht unberücksichtigt gelassen werden, daß die Übersetzungskunst im frühen Mittelalter mühsam erlernt sein wollte, sich allmählich eine gewisse Tradition in den Bildungsstätten entwickeln mußte und erst später beachtliche Höhepunkte auftreten konnten. M a n muß R. Leppla recht geben, wenn er zu diesem Problem äußert 3 : „Vom historischen Standpunkt aus erfüllt jede Übersetzung, die den Tendenzen ihrer Epoche entspricht und deren Sprach- und Stilmittel zur Reproduktion erschöpfend ausnutzt, die Forderung der Treue; absolut genommen kommt dieser Forderung keine Übersetzung nach, da es keine in der Bedeutung jedes Wortes und jeder Wortverbindung restlos übereinstimmenden Sprachen gibt, und jede, selbst die treuste Übersetzung aus einer Sprache in die andere eine notwendige Veränderung des Originals in bezug auf Bedeutung und Wirkung des sprachlichen Ausdrucks mit sich bringt." - Dies entbindet uns jedoch nicht davon, die Psalmenübersetzungen des Mittelalters auch unter dem Gesichtspunkt dieser überzeitlichen Grundsätze zu betrachten und zu bewerten. 2

) S. u. S. 28f. ) R. Lepplas Art. „Übersetzungsliteratur", in RL. Berlin 11928/29, 3. Bd., Sp. 398. 3

II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen

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II. D i e e i n z e l n e n Ü b e r s e t z u n g s a r t e n b e i d e n P s a l m e n Bei den in dieser Arbeit behandelten Psalmenübersetzungen haben sich in bezug auf die Übersetzungsart folgende Gruppen ergeben: die interlinearen Übersetzungen; eine Gruppe von Psalmenübersetzungen, die noch manche interlinearen Partien aufzeigen, aber doch schon mehr zur freieren Übersetzung hin tendieren, somit eine Übergangsform darstellen; eine Gruppe, bei der schon eine gewisse Perfektion in der freieren Übersetzungsart erreicht wurde; eine Gruppe, die der Übersetzung des Psalmentextes nach in die vorhergehende Gruppe gehört, aber dort nicht eingereiht wird, weil der übersetzte Psalmentext noch mit ausführlichen Erklärungen versehen ist; eine Gruppe, die den übersetzten Psalmentext in gereimter Form enthält und zur sogenannten Psalmendichtung gerechnet werden muß. 1. D i e i n t e r l i n e a r e n Ü b e r s e t z u n g e n u n d i h r e M e t h o d e Der Anfang der Psalmeninterlinearversionen steht im engsten Zusammenhang mit der Entwicklung der übrigen Werke interlinearer Übersetzungsart in ahd. Zeit und ist ohne die Vorarbeit, die in der Hochperiode der Glossationen geleistet wurde, nicht denkbar. Schon allein vom äußeren Erscheinungsbild her ist der Übergang von der Interlinearglosse zur Interlinearversion öfters fließend, wenn z. B. der fremdsprachige Text weitgehend mit Interpretamenten versehen ist, die für sich allein betrachtet syntaktisch und inhaltlich noch keinen Sinn geben. Die Glossen entstanden vor allem in Verbindung mit der großen Aufgabe, die deutsche Sprache auf die Ebene des Lateinischen zu heben, die lateinischen Schriften der Kirche und der von ihr abhängigen Wissenschaften in der einheimischen Sprache verständlicher zu machen und sie in den neuen Kulturbereich zu übernehmen. Diese Bestrebung war auf das engste mit der Kunst des Schreibens verbunden und somit fast nur auf die klösterlichen Kulturstätten der damaligen Zeit beschränkt. Die Geistlichen waren also die Träger dieser Bewegung, die teilweise auch Unterstützung von weltlicher Seite erfuhr, wenn man an die Kulturpolitik Karls des Großen denkt. Räumlich und zeitlich spannt sich der Bogen vom Freisinger Abrogans, den Hermeneumata aus Fulda, den Bibelglossaren von der Reichenau (Lukasglossen aus St. Paul und aus der Hs. Rd.) über die interlineare Übersetzung der Benediktinerregel von der Reichenau, der Rheinauer- und Reichenau-Murbacher Hymnare bis hin zu dem deutschen Taufgelöbnis aus dem Missionszentrum Mainz und dem St. Galler Vaterunser und Glaubensbekenntnis. Bei der Bedeutung der Psalmen im Raum der Kirche 4 ist es verständlich, daß auch ihre Verdeut4 ) S. o. Einleitung, Die Psalmen in der Liturgie, S. 1 ff. und Die Psalmen als Andachts- u. Erbauungslektüre, S. 9 ff.

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Grundsätzliche Fragen der Ubersetzungsliteratur

schungen einen breiten Raum in dieser Arbeit eingenommen haben, was bei der mangelhaften Überlieferung nicht übersehen werden darf. Hier sind folgende Übersetzungen anzuführen: die Altalemannischen Psalmenbruchstücke, wahrscheinlich von der Reichenau, aus dem 9. J h . 6 ; die Altsächsischen Psalmenfragmente, deren Handschrift aus dem 9. J h . stammt und die über verschiedene Zwischenstufen auf den Raum Mainz-Fulda zurückgehen 6 ; die Altndfrk. Psalmenfragmente, wahrscheinlich aus dem 9. J h . , die uns durch Auszüge von Humanisten aus einer verlorengegangenen Leidener Handschrift überliefert sind'; die Bruchstücke eines Rhfr. Psalteriums8, mit Cantica aus dem 10. Jh., das vermutlich auf einer älteren Vorlage des 9. Jhs. basiert. - Alle diese Interlinearversionen zeigen deutlich, daß sie im Dienste der sich ausbreitenden, kirchlichen Bildung des 9. Jhs. gestanden haben und auch in irgendeiner Weise mit dem besseren Verständnis gottesdienstlicher Handlungen in Verbindung gebracht werden müssen, worauf das Vorhandensein von Collekten und den Gebeten „Gloria patri" und „Requiem aeternam" in den As. Psfrgm. und Teilen der Cantica in dem Rhfr. Psalterium hindeuten. Die interlineare Übertragungsart hat in diesen Werken noch nicht das Niveau späterer Arbeiten erreicht, sondern ist hier noch allzu sehr mit den Anfangsschwierigkeiten belastet, indem man sich vom lateinischen Text noch nicht frei machte, diesen mißverstand und die Interpretamente mit zahlreichen Fehlern eintrug. In der Weiterentwicklung der deutschsprachigen Literatur sind auch die Psalmenübersetzungen mit einbezogen worden. In den Bruchstücken einer kommentierten As. Psalmenübersetzung9 aus dem Frauenstift Gernrode ist schon ein beachtlicher Leistungsstand erreicht, der zeigt, wie sich das Interpretament von seinem Lemma freigemacht hat und jedem Vers ein Kommentar beigegeben worden ist, der auf älteren Vorlagen beruhte. Nach der chronologischen Reihenfolge sollte jetzt eigentlich Notkers kommentierte Psalmenverdeutschung, der erste Höhepunkt in der Übersetzungsliteratur, angeschlossen werden, aber aus formalen Gesichtspunkten muß diese Übertragung weiter unten 10 eingestuft werden. Notkers Übersetzungsleistung hat in der mhd. Epoche nicht die Bedeutung gehabt, die man eigentlich von ihr hätte erwarten sollen. Zwar ist Notkerscher Einfluß in vielen Hss. des ausgehenden MAs. festzustellen11, doch wandten sich Kräfte - möglicherweise 6 ) E. v. S t e i n m e y e r , Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler, Berlin 1916, X X X V I I I , S. 293ff. 6 ) S. u. Gruppe 4. ') S. u. Gruppe 5, S. 57 f. 8 ) S t e i n m e y e r , a.a.O., X X X I X , S. 301 ff. 9 ) E. W a d s t e i n , Kl. as. Sprachdenkmäler, Norden-Leipzig 1899, Nr. II S. 4ff.; Th. F r i n g s , Germania Romana, in: Mitteidt. Studien, Heft 2, Halle 1932, S. 19 und 226. 10) Die kommentierten Psalmenübersetzungen, S. 25 ff. u ) Vgl. den Münchener Notker (14. Jh.) in Gruppe 1, S. 44f., aber auch in

II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen

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unter Einfluß der Reform - gegen diese freiere Übersetzungsart, was einen besonders deutlichen Niederschlag in den St. Pauler Psalmenbruchstücken aus dem 12. Jh. 1 2 hinterlassen hat. Zeitlich wenig später sind Arbeiten wie die Wbg. Pss., Trier Ms. 806, die Millstätter Pss. und kleinere Frgm. anzusetzen, in denen man ähnlich wie in dem St. Pauler Frgm. zur interlinearen Übersetzungsmethode, die allerdings in den einzelnen Hss. mehr oder weniger intensiv durchgeführt wurde, zurückkehrte und darauf verzichtete, Notkers Übersetzungstechnik zu übernehmen oder auch nur von ihr zu lernen. In allen Hss. ist dieselbe Tendenz zu beobachten: die Übersetzer waren bemüht, sich im dt. Text nicht allzu weit von der lat. Vorlage zu entfernen, obwohl sie ein in unseren Augen besseres Vorbild, nämlich Notkers Leistung, gekannt haben dürften. Es ist ein gewagtes Unterfangen, diese rückläufige Bewegung ausschließlich auf den Einfluß der cluniazensischhirsauischen Reform 13 zurückzuführen. Ist man bereit, eine gewisse Einwirkung zuzugestehen - bei den St. Pauler Bruchstücken und der Millstätter Arbeit liegt es nahe, solche Vermutungen anzustellen, sind doch beide in Klöstern entstanden, die sich den Reformideen Hirsaus geöffnet hatten 14 so darf diese keinesfalls überschätzt werden, denn es ist nicht so, daß in anderen Klöstern, die dem cluniazensisch-hirsauischen Gedankengut verschlossen blieben, bessere Übersetzungsleistungen geboten wurden. Die Übersetzungsliteratur jener Zeit ist, nur vom Formalen aus betrachtet, kein dankbares Objekt, von dem sich sichere Rückschlüsse auf das Wirken geistiger Strömungen anstellen lassen. Wie schon angedeutet, erreichen die Gruppen Trier Ms. 806 - Wbg. 16 und Millst. 16 übersetzungstechnisch unterschiedliche Ergebnisse: Wbg. bleibt an der interlinearen Übertragungsweise mit allen ihren Schwächen (z. B. Beibehaltung der konstruierten, wörtlichen Nachbildung lat. Lemmata im Dt., etc.) haften, Trier Ms. 806, das übrigens einen älteren Stand als Wbg. abgibt, geht nicht ganz so weit, während Millst. trotz der interlinearen Form ein höheres Niveau erreicht, weil Ansätze zu einem gewissen Sprachgefühl für die dt. Sprache vorhanden sind. Diese Hss. müssen auf irgendeine Weise im klösterlichen Leben Verwendung gefunden haben. Im Anschluß an die Pss. bringt die Millstätter Arbeit die Cantica, Hymnen und zahlreiche Perikopen, denen ein Kalendarium beigegeben ist, anderen Verwandtschaftsgruppen. Außerdem beachte man das Kapitel über die Übersetzungstraditionen. 12 ) Hs. X aus der Gruppe 1. 13 ) Gegen eine solche Verallgemeinerung wendet sich W. S c h r ö d e r in seinem Aufsatz „Der Geist von Cluny und die Anfänge des frühmhd. Schrifttums", in: PBB. 72 (1950), S. 321 ff., hier die Dichtung betreffend, was aber auch für die übrige Literatur zu beachten ist. " ) Vgl. bei H . J a k o b s , Die Hirsauer (Kölner Hist. Abh. Bd. 4), Köln-Graz 1961, S. 45 f. 16 16 ) Gruppe 2, S. 45 ff. ) Gruppe 3, S. 47 ff.

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Grundsätzliche Fragen der Ubersetzungsliteratur

woraus vielleicht geschlossen werden darf, daß man die Übersetzung zum besseren Verständnis der Liturgie benutzte. Die Wbg. Hs. wurde von mehreren Schreibern abgefaßt, und wenn man die Anweisungen im Text, wie einzelne Wörter im Dt. wiederzugeben sind, berücksichtigt, gewinnt die Vermutung, daß es sich hier um eine Gemeinschaftsarbeit einer Klosterschule handele, an Wahrscheinlichkeit. In den übrigen Hss., die meistens nur Frgm. enthalten, finden sich keine näheren Angaben. Wir verweisen auf die Ausführungen und Zusammenstellung im zweiten Kapitel des Hauptteils.

2. D i e Ü b e r g a n g s f o r m i n d e r P s a l m e n ü b e r s e t z u n g Der Übergang von der Interlinearversion zur freieren Übertragung ist bei den Psalmenübersetzungen genauso wie in jedem anderen Entwicklungsprozeß fließend und hat sich ganz allmählich vollzogen. So erreichte Notker in seiner kommentierten Psalmenübersetzung einen Höhepunkt, der lange vor dieser Übergangszeit lag, und andererseits entstanden manche Interlinearversionen, als man schon längst die Kunst der Übersetzung beherrschte. Wir verweisen auf eine ndd. Interlinearversion 17 , die wahrscheinlich um 1500 im Bistum Verden geschrieben wurde. Vergleicht man rein zahlenmäßig die überlieferten Handschriften aus der Zeit bis zum 13. J h . mit denen aus dem 14. Jh., so fällt zunächst das rasche Ansteigen der Psalmenübersetzungen auf, selbst wenn dabei berücksichtigt wird, daß viele Handschriften aus der ersten Periode verlorengegangen sind. Die Gründe für die Zunahme der Psalmenübertragungen müssen auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Das Lesen und Beten war nach wie vor einer der Hauptbestandteile der Liturgie, doch darüber hinaus trat im Klosterleben eine Veränderung ein, die den Zugang der großen Masse der Laienbrüder und Nonnen zu den Büchern der Hl. Schrift betraf und nicht zuletzt auf das neue Frömmigkeitsideal zurückzuführen ist, das von der mystischen Erbauung und den Wirkungen der großen Prediger jener Zeit starke Anregungen erhielt. Nun darf der damalige Bildungsstand der Konversen und weiblichen Klosterinsassen nicht überschätzt werden, denn verschiedene Zeugnisse wie die Äußerungen aus dem Nürnberger Klarissenkloster 18 , in denen man sich gegen lateinische Tischlesungen wandte, weil sie nicht verstanden wurden, oder die besondere Erwähnung, eine Nonne des St. Agathenklosters in Delft besäße Lateinkenntnisse 19 , lassen zumindestens hinsichtlich 17

) Weimar, Landesbibl. Ms. 35 vgl. Gruppe 14, S. 114. ) J . K i s t , Das Klarissenkloster in Nürnberg bis zum Beginn des 16. Jhs., Würzburger Diss. 1929, S. 23. 19 ) C. E. E b b i n g e - W u b b e n , Over middelnederlandsche vertalingen van het Oude Testament, s'-Gravenhage 1903, S. 138. 18

II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen

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der Verbreitung der lateinischen Sprache erkennen, daß hier keine einheitliche Regelung bestand. Ähnlich dürfte es beim Lesen deutscher Schriften gewesen sein, zumal die Gefahr des Mißverstehens noch hinzu kam. In der einzigen Äußerung, die Innozenz I I I . zu diesem Problem des Mittelalters abgab 20 , werden ähnliche Bedenken laut, wenn man sich in erster Linie gegen den Mißbrauch der Hl. Schrift auf Grund eigenmächtiger Benutzung und Auslegung wandte und die Ansicht vertrat, daß auch öfters kluge und gebildete Leute den Sinn der Bibel nicht erfassen könnten, was ebenfalls für ungebildete Laien gültig sei. - Auch die Vielzahl der Ordensgründungen, vor allem die der Dominikaner und Franziskaner, und das damit verbundene, zahlenmäßige Ansteigen der männlichen und weiblichen Klostergemeinschaften ließen eine erhöhte Nachfrage nach Ubersetzungen und Abschriften der Psalmen aufkommen. In dieser Notlage half man sich damit, daß man ältere Übersetzungen, deren Sprache lediglich modernisiert wurde, kopierte 21 , neue Übertragungen mit relativ großer Selbständigkeit anfertigte 22 oder auf der Grundlage älterer Vorlagen Arbeiten herstellte, in denen mehr oder weniger deutlich der Einfluß von Interlinearversionen festzustellen ist. Die Tatsache der Abhängigkeit von älteren Handschriften läßt sich nicht immer auf das Unvermögen der Bearbeiter zurückführen, sondern das Phänomen der Ehrfurcht vor den alten Kodizes dürfte dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. Als erstes Beispiel dieser Übersetzungsart dienen die Westfälischen Psalmen 23 aus der Mitte des 14. Jhs., die den Text der Psalmen ohne Überschriften, Vorreden und Auslegungen von Ps. 15, 9 an wiedergeben und nur einzelne lateinische Wörter an jeden Versanfang stellen. Diese Arbeit ist im Vergleich zu den Windberger Psalmen höher zu bewerten, denn sie zeigt keine sklavische Abhängigkeit von der lateinischen Wortstellung mehr, und Mißverständnisse des lateinischen Textes kommen in der Übersetzung kaum noch vor, doch sind auch bei ihr vereinzelt lateinische Konstruktionen und interlineare Partien festzustellen, die entweder aus älterer Zeit über Zwischenglieder in den Text gelangten 24 oder auf den Übersetzer selbst zurückzuführen sind. Ein gewisses Einfühlungsvermögen des Bearbeiters, der die Stimmung des biblischen Urtextes hätte nachempfinden und diese in der Übertragung zum Ausdruck bringen sollen, ist kaum vorhanden, so daß der Stil recht hölzern wirkt. - Ähnlich ist es bei einer

20 ) Decretal. V, tit. VII cap. XII Cum ex iniuncto. - Vgl. dazu H. G r u n d m a n n , Religiöse Bewegungen im Mittelalter, Berlin 1935, S. 97 ff. 21 ) S. u. die Hss. cgm. 12 u. 390 der Notkergruppe, S. 44 f. 22 ) S. u. die wenig veränderten Abschriften eines Originals, das nach dem Psalt. Hieronymi iuxta Hebraeos übersetzt wurde, in Gruppe 10, S. 85 ff. 23 ) S. u. Gruppe 5, S. 55 ff. 24 ) Es besteht Verwandtschaft zwischen den Westfäl. Pss. und den Altndfrk. Psfrgm., s. u. Gruppe 5, S. 60ff.

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Grundsätzliche Fragen der Ubersetzungsliteratur

zweiten Psalmenübersetzung, den Trebnitzer Psalmen 26 , die aus dem 14. J h . stammt und im Zisterzienserinnenkloster Trebnitz angefertigt wurde. Ihrer Form nach ist diese Übertragung zwar interlinear angelegt worden, doch stimmt der deutsche Text nicht mit dem lateinischen überein, und sehr oft steht das Interpretament über einem falschen Lemma. Die Übersetzungsart wechselt von der reinen Interlinearversion (im allgemeinen starke Bindung an den lateinischen Text, Übernahme der lateinischen Wortfolge und Nachbildung lateinischer Ausdrücke) zu recht guten Abschnitten, die allerdings öfters Sätze aufzeigen, in denen eine völlige Loslösung vom lateinischen Text vorgenommen wurde (mißlungene Umschreibung lateinischer Ausdrücke), was so zu erklären sein dürfte, daß die Bearbeiterin eine interlineare Vorlage zur Verfügung hatte, diese nach eigenem Vermögen und mit Hilfe anderer Übersetzungen zu ändern versuchte und das Ergebnis über einen nicht dazugehörigen lateinischen Text eintrug.

3. F o r m e n f r e i e r e r P s a l m e n ü b e r s e t z u n g e n Die Entwicklung, die im 14. J h . ein zahlenmäßiges Ansteigen der Psalmenübersetzungen mit sich brachte, hielt in der darauffolgenden Zeit unvermindert an und führte zu einer fast unübersehbaren Zahl von Psalmenund Bibelhandschriften, die dann seit Erfindung der Buchdruckerkunst häufig abgedruckt wurden. Damit wurde auch die Verbreitung der Bibel in den Kreisen möglich, die bisher aus finanziellen Gründen auf ihre Benutzung verzichtet hatten. Allerdings liegt der eigentliche Anlaß dieser Bewegung sehr viel tiefer und ist nur dann zu verstehen, wenn ein Blick auf das geistige und religiöse Leben des Spätmittelalters geworfen wird. Das Schisma und die damit verbundenen Streitigkeiten innerhalb der Kirche verursachten bei Klerus und Orden ein bewußtes Hinwenden zur Hl. Schrift, um hier die Autorität, die der Kurie verlorengegangen war, wiederzufinden. Die literarischen Interessen, die durch den Humanismus erneuert wurden und auch auf den geistlichen Bereich ausströmten - z. B. wurde die Bewegung der „devotio moderna" beeinflußt; Geert Groote besuchte Prag und erhielt dort zahlreiche Anregungen - , hatten nicht minder starke Wirkung. Von entscheidender Bedeutung war die neue Schicht des Spätmittelalters, das Bürgertum, die wirtschaftlich einen großen Aufschwung nahm und damit auch die Teilnahme am geistigen Leben beanspruchte 26 . Die Kirche konnte 25 )

S. u. Gruppe 6, S. 75 f. In der Vorrede zur Psalmenübersetzung in der Hs. Wien 2847 (vgl. Gruppe 8) finden wir eine Bemerkung, aus der wir wohl auf die Emanzipation gewisser Schichten hinsichtlich des Bekanntwerdens mit der Bibel in der Volkssprache schließen dürfen, auch wenn das nicht mit aller Deutlichkeit ausgesprochen wird. Nach A. B e r g e l e r , Das dt. Bibelwerk Heinrichs v. Mügeln, 26 )

II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen

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sich dieser E n t w i c k l u n g nicht g a n z verschließen u n d d u l d e t e grundsätzlich das Lesen der Bibel in der Volkssprache, doch sah sie d a r i n a u c h eine G e f a h r f ü r i h r Fortbestehen, d e n n sehr oft f ü h r t e eine berechtigte K r i t i k a n d e n kirchlichen Z u s t ä n d e n der d a m a l i g e n Zeit u n t e r B e r u f u n g auf die H l . Schrift zur Häresie. Offizielle Erlasse d e r K i r c h e zu diesem P r o b l e m sind k a u m v o r h a n d e n , a b e r ihr h e m m e n d e s Eingreifen ist i m m e r d o r t zu b e o b a c h t e n , wo m a n M i ß b r a u c h i m Sinne d e r kirchlichen Gesetze g l a u b t e feststellen zu k ö n n e n u n d es somit u m d e n A u t o r i t ä t s a n s p r u c h ging. Folgende Beispiele m ö g e n diese Auseinandersetzungen v e r d e u t l i c h e n : H e i n r i c h von Hesler, d e r eine gereimte Ü b e r s e t z u n g der Apokalypse anfertigte, e r w a r t e t e Z u r e c h t weisungen von kirchlicher Seite u n d w e h r t e sich dagegen 2 7 . H e f t i g e Angriffe w u r d e n gegen die B r ü d e r u n d Schwestern v o m g e m e i n s a m e n L e b e n wegen B e n u t z u n g deutscher Schriften bei d e r A n d a c h t g e f ü h r t , die in G u t a c h t e n angesehener Kleriker zurückgewiesen wurden 2 8 . K a r l I V . forderte in einem Edikt v o m 17. J u n i 1369, das in L u c c a erlassen w u r d e , die deutschen Inquisitoren auf, bei d e r S u c h e n a c h deutschen Schriften in Kreisen der K e t z e r mitzuhelfen 2 ". O f t m a l s t r a t e n Landesfürsten, Adelige u n d Bürger als F r e u n d e , G ö n n e r u n d Besitzer von Ü b e r s e t z u n g e n biblischer Bücher auf, u n d wohl aus diesen G r ü n d e n m u ß t e n die Übersetzer darauf b e d a c h t sein, d a ß b e i m G e b r a u c h d e r T e x t e die Verständlichkeit u n d richtige A n w e n d u n g g e w a h r t blieb. So versah m a n die P s a l m e n mit Ü b e r s c h r i f t e n , d e n s o g e n a n n t e n Tituli, die

S. A 5, Z. 1 - 4 : Nu sind wenig leüt latein gelert da von ist ob got wil vns hail geben / das man vns der latein zw deutsch, pring / vnd halt in ander czungen / das die layen da mit ze andacht pracht werden . . . - Daß sich Ubersetzer, auch wenn sie sich auf angesehene Gelehrte berufen konnten, Widerständen gegenübersahen, beweist eine andere Stelle aus derselben Vorrede, nach Bergeler, a . a . O . , S. A 2, Z. 2-10 . . . (Got) verleich mir di gnad daz ich dem tewfel vnd seiner neydem angesig / die mich an taugen stat oft habent angefachten vnd habent wider gepollen in maniger weizz dar vmb das ich die heilig geschrift nach g&tter vnd wolgelerter leut weissung etleich tayll ze teutsch pracht han vnd das hat ir neid vnd ir vppige hochfart gemach / der die werlt laider vol ist / . . . — I n diesem Zusammenhang ist es von untergeordneter Bedeutung, ob Heinrich v. Mügeln oder ein Abschreiber bzw. Bearbeiter Verfasser dieser erweiterten Vorrede ist. Vgl. hierzu weiter unten, S. 82. 27 ) Vgl. die Apokalypse Heinrichs v. Hesler, hrsg. v. K . Helm, i n : D T d M A . Bd. V I I I , Bln. 1907, S. 12, Vers 755ff. Vgl. die Gutachten des Kanonisten Arnold v. Dikningen u n d von Everhard Foec, Dekan von St. Salvador in Utrecht, abgedr. in: P. Fredericq, Corpus documentorum inquisit., 5 Bde., Gent 1889ff., Bd. 2, S. 174 u. 163f.; der Inquisitor Eylard Schoneveldt wandte sich 1394 gegen die Utrechter „Gerardinen", weil sie deutsche Schriften benutzten. Schoneveldts „acta inquisitionis" dienen d a n n später einem „Inquisitor Belgicus" gegen die Gutachten Arnolds v. Dikningen und des Everhard Foec zu weiteren Angriffen auf die Schwestern; abgedr. bei P. Fredericq, a . a . O . , Bd. 1, S. 251 f. u n d Bd. 2, S. 180ff. w ) Abgedr. bei P. Fredericq, a . a . O . , Bd. 1, S. 214ff.

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Grundsätzliche Fragen der Übersetzungsliteratur

entweder abgekürzt oder in Form einer längeren Ausführung eingetragen wurden. Gelegentlich wurde auch die „nutzperkait der psalm" beigegeben, um dem Leser die richtige Zweckbestimmung deutlich zu machen. Die Drucke der Mentelbibel enthalten außerdem noch gewisse Vorreden 30 zu jedem Buch der Hl. Schrift. Bei den Psalmen sind es in diesem Falle drei längere Ausführungen, die etwas über den Grund der Verdeutschung aussagen - gewissermaßen eine Rechtfertigung darstellen - und eine kleine Entstehungsgeschichte der Psalmen geben. Oft änderte man Überschriften, die vielleicht nicht immer dem Text der Vulgata entsprachen, nach neuen Vorbildern ab oder fügte sie erst später der Psalmenübersetzung bei, wenn sie nicht vorhanden waren. Der Abschreiber oder Drucker entnahm diese Tituli anderen Handschriften oder Drucken, die bei der eigentlichen Psalmenübersetzung keine Verwendung zu finden brauchten. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Ein Druck aus einer oberdt. Psalmengruppe 31 gibt zu Anfang ein Register der Psalmen, das nach den lateinischen Anfängen geordnet ist und die „nutzperkait" der Psalmen enthält 32 : Quare fremuerunt. psalmus 2. über die rauber oder dieb daz sy got beker.

Längere Ausführungen zu den einzelnen Psalmen fehlen in diesem Druck, während sie in späteren Exemplaren derselben Gruppe enthalten sind. Außerdem hatte man noch keine Tituli abgedruckt. 1499 erschien dann in Augsburg ein Neudruck 33 , der im Text nach den Drucken der Mentelbibel überarbeitet und auch mit den Tituli versehen worden war. Die „nutzperkait" aus dem Druck von 1494 war beibehalten worden und hatte ihren Platz in dem erwähnten Register, das außerdem die beigefügten Überschriften aufgenommen hatte 3 4 : Ps. 2 - Als David wider amalech und die haiden philisten fechten solt: macht er den psalm. - Den sprich über die rauber oder dieb daz sy got bekere.

Die „nutzperkait" kommt im gleichen Wortlaut in Handschriften der Mitteldeutschen Psalmengruppe (Gruppe 5), der Hohenfurter Psalmen (Gruppe 9), der Mügelnschen Übersetzung (Gruppe 8), einer ndd. Verdeutschung (Gruppe 14), der Schles.-böhmischen Psalmengruppe (Gruppe 7) 30 ) Siehe bei W. K u r r e l m e y e r , Die Erste Dt. Bibel, Bd. 7 (BiblLitV. CCLIV), Tübingen 1910, S. 238-243. 31 ) Ein lat.-dt. Psalterium, 4. 124 Fol., 1494 gedr. bei Erhart Ratdolt in Augsburg - Hain 13510 - , s. u. Gruppe 10, S. 86. 32 ) Entnommen dem Abdruck bei W. W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 602. 33 ) Ein lat.-dt. Psalterium, 4. 126 Fol., 1499 gedr. bei E. Ratdolt in Augsburg - Hain 13511 - , s. u. Gruppe 10, S. 86. 34 ) W. W a l t h e r , a.a.O., Teil III, Sp. 609.

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und des Diebold-Lauberschen Psalters (Gruppe 22) vor. Die älteste dieser Handschriften ist der Leipziger Psalter 36 aus dem J a h r e 1386, der von einem gewissen Henricus Vorster geschrieben wurde. Wahrscheinlich ist die „nutzperkait" im Rahmen der kirchlichen Erneuerungsbewegung jener Zeit auf Grund älterer Einflüsse aufgeschrieben worden und hat, wie die angeführten Beispiele zeigen, eine große Verbreitung gefunden. - Was die Tituli des Ratdoltschen Druckes von 1499 betrifft, so zeigt sich auch hier der Einfluß aus den Drucken der Ersten Deutschen Bibel, in denen die Überschriften und die lateinisch-deutschen Psalmenanfänge dem eigentlichen Übersetzungstext folgen 36 . Vermutlich hat der Drucker der Mentelbibel sie als Nachtrag seinem Werk beigefügt. Die deutschen Versanfänge der Psalmen im nachgestellten Register stimmen häufig nicht mit dem Wortlaut der Übersetzung selbst überein, was aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutet, daß sie aus einer anderen Bibel bzw. einem anderen Psalterium entnommen wurden. Ps. 15 beginnt im Text 3 7 : 0 herre mach mich behalten wann ich versach mich an dich: ich . . .

Demgegenüber lautet der deutsche Versanfang von Ps. 15 in der Überschrift 39 : Behalt mich herr &c

Diese Formulierung kehrt genauso in der Übersetzung der Wenzelbibel 38 wieder: BEhalte mich h're wenn ich hab gehoffet in dich . . .

Auch der Text der Tituli ist in beiden Übersetzungsgruppen derselbe: Ps. 2 Mentelbibel 40 Wenzelbibel 41 Disenpsalm machet david. do er vechten solt wider amalech. vnd wider die heyden philisten. vnd dises psalm vberschrift ist d'psalm david den lesenden in dem ewangelio.

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Disen psalm macht dauid do er vechten solte wider amalech vnd wider die beiden philisten, vnd ditz psalm uberschrifft ist psalm 9 dauid den lesenden zu de ewä°.

) Leipzig, Stadtbibl. Cod. II 61 aus der Gruppe 5, S. 61 f. ) W. K u r r e l m e y e r , a.a.O., S. 465ff. 37 ) W. K u r r e l m e y e r , a.a.O., S. 259. 38 ) W. K u r r e l m e y e r , a.a.O., S. 470. 39 ) Entnommen dem Abdruck bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil II, Sp. 223. Walther benutzte für seinen Textabdruck die Hs. Weimar Msc. fol. 5 aus dem Jahre 1458. 40 ) K u r r e l m e y e r , a.a.O., S. 470. 41 ) Entnommen dem Abdruck bei W a l t h e r , a.a.O., Teil I, Sp. 88. 36

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Grundsätzliche Fragen der Ubersetzungsliteratur

O b nun bei der Aufnahme der Tituli und deutsch-lateinischen Psalmenanfänge in die Mentelbibel eine Handschrift aus der Gruppe um die Wenzelbibel die Quelle abgegeben hat, oder ob beide auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, ist nicht mehr festzustellen. Alle Psalmenübersetzungen aus dieser Zeit zeigen hinsichtlich der Benutzung lateinischer Vorlagen dieselbe Tendenz, sich in erster Linie der Vulgata anzuschließen, die in vielen, nicht immer einheitlichen Handschriften verbreitet gewesen sein muß. Abweichungen von der Vulgata oder Übersetzungen nach anderen lateinischen Vorlagen änderte man in Abschriften und Neudrucken entsprechend um, was in Drucken einer oberdt. Psalmengruppe 42 ganz offensichtlich wird, denn die ursprüngliche Übersetzung wurde nach der ersten Arbeit des Hieronymus, dem Psalterium Hieronymi iuxta Hebraeos, angefertigt. Was die Gestaltung des deutschen Textes betrifft, so sind die Ergebnisse bei den einzelnen Übersetzungen recht unterschiedlich, zumal der poetische Gehalt der Psalmen den Übersetzern und Bearbeitern ganz andere Leistungen abverlangte, als dies bei den Geschichtsbüchern der Bibel der Fall war, denn ein historischer Bericht läßt sich leichter übersetzen als ein Gedicht. Luthers Können wurde in dieser Periode allerdings noch nicht erreicht, doch sind auch recht beachtliche Ansätze in einigen Übersetzungen zu verzeichnen, die nicht übersehen werden dürfen. In den Handschriften der Schwäbisch-alemannischen Bibel43 ist bereits die deutsche Wortstellung durchgeführt, und lateinische Wörter, die eine ähnliche Bedeutung haben, werden nicht mit demselben deutschen Ausdruck wiedergegeben, sondern man versucht die Unterschiede herauszuarbeiten, indem Adjektive oder Adverbien dem Substantiv beigefügt oder Synonyma gebraucht werden. Dieselben Bemühungen sind bei dem Übersetzer und den Bearbeitern der Wenzelbibel zu beobachten, die auch bestrebt sind, sich so weit wie möglich vom lateinischen Text frei zu machen und typisch lateinische Formen aufzulösen, was allerdings nicht in allen Fällen gelingt. Im Vergleich mit der Übersetzung der Ersten Deutschen Bibeldrucke ist der Stil in den Handschriften und Drucken der Gruppe um die Wenzelbibel viel flüssiger und der deutschen Sprache besser angepaßt, während die Mentelbibel gewisse Mängel im Satzbau aufweist und zahlreiche Fehler auf Grund mangelhafter Lateinkenntnisse des Übersetzers enthält, was teilweise in späteren Drucken verbessert wurde. Der eintönige Gesamteindruck konnte dabei nicht beseitigt werden. Die bis jetzt erwähnten, freieren Psalmenübersetzungen sind alle im mittel- oder oberdeutschen Räume entstanden, was aber nicht heißt, daß in Niederdeutschland diese Bestrebungen nicht stattgefunden haben. Die Modernisierungstendenzen in Sprache und Übersetzungstechnik lassen sich für die damalige Zeit nicht auf ein Gebiet beschränken, sondern sind «) S. u. Gruppe 10, S. 85 ff. «) S. u. Gruppe 21, S. 131 f.

II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen

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allgemein verbreitet gewesen, was die gelungene Übersetzung der Südniederländisch-niederrheinischen Psalmengruppe 44 beweist. Die in späterer Zeit entstandenen Kölner Bibel-Frühdrucke, die zu demselben Zweig gehören, zeigen zwar oberdeutschen Einfluß, der sich aber mehr in den Tituli der Psalmen und der Drucktechnik bemerkbar macht als im Text selbst. 4. D i e k o m m e n t i e r t e n

Psalmenübersetzungen

Alle Psalmenübersetzungen, die mit einer kürzeren oder längeren Kommentierung versehen worden sind, wurden allein zu dem Zwecke angefertigt, den nicht immer ganz einfachen Text verständlicher zu machen und den Benutzern die innere Aneignung der Psalmen zu erleichtern. Im Mittelalter entstanden die meisten dieser Kommentare nach Vorbildern aus der Zeit der Patristik und waren lateinisch geschrieben, weil sie in erster Linie vom gebildeten Klerus benutzt werden sollten. Erst im späten Mittelalter - Notkers früher Versuch ist hier eine Ausnahme - fertigte man deutsche Übersetzungen von diesen Erklärungen an, um ihren Gebrauch auch in den Kreisen, die die lateinische Sprache nicht beherrschten, zu ermöglichen. Der eigentliche Psalmentext enthält - was die Übertragungsmethode und den Stil betrifft - keine wesentlichen Neuerungen und ist mit der Art der freieren Übersetzungen zu vergleichen. Notkers kommentierte Psalmenübersetzung, deren Entstehung in erster Linie mit seiner Tätigkeit an der Klosterschule in St. Gallen in Verbindung gebracht werden muß, diente nicht als Anregung und Vorbild zur Weiterarbeit auf diesem Gebiet, sondern im 12. Jh. setzte wieder eine „rückläufige" Bewegung 45 ein, in der die lateinischen Auslegungen der Patristik 48 verstärkt zur Geltung kamen, was ja auch der allgemeinen Geisteshaltung entsprach. Die Arbeit „ I n psalmos catena" des Prämonstratensers Petrus von Herenthals, Priors des Stiftes Floreffe (gest. 1390), bietet in der herkömmlichen Art eine Kompilation der patristischen Kommentare (Augustinus, Gregorius, Cassiodorus, Jeronimus, u. a.), schließt außerdem Zitate aus dem Werk des Nikolaus von Lyra 47 , einer glossierten Bibel48 und der „Postilla" des Dominikaners Hugo von St. Cher 49 mit ein und gibt - allerdings nicht 44

) S.u. Gruppe 11, S. 88 ff. ) Vgl. oben S. 16-18. 46 ) Ein Verzeichnis dieser Arbeiten gibt H. R o s t , Die Bibel im Mittelalter, Augsburg 1939, S. 91 ff. " ) S. u. Anm. 51, S. 26. 48 ) Textus biblie cum glos. ordin., Basel 1506. 4 °) Hugo de S. Charo, Postillae in universa biblia iuxta quadruplicem sensum, literalem, allegoricum, moralem, anagogicum, 1. Ausg. Venedig u. Basel 1487; Biblia cum postillis Hugonis de Sancto Charo Basel: J . Amerbach für A. Koberger 1498-1502, Pars I - V I I (GW 4284). 45

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Grundsätzliche Fragen der Ubersetzungsliteratur

regelmäßig - Bemerkungen des Collectors ( = Petrus von Herenthals) wieder. Diese Sammelkommentare nannte m a n „Catenen", was auf Thomas von Aquin zurückgeht, der seine Evangelienauslegung mit der Überschrift „catena a u r e a " versah 50 . Wer das Werk des Petrus von Herenthals verdeutscht u n d die Übersetzung 1529 abgeschrieben hat, ist nicht bekannt, doch kann m a n aus der Verknüpfung dieses Kommentars mit einem Text, der auf die Psalmenübertragung des Geert Groote zurückgeht, vermuten, d a ß die Brüder vom gemeinsamen Leben oder die Windesheimer Kongregation a n dieser Arbeit im R a h m e n ihrer Tätigkeit in Niederdeutschland beteiligt waren. I m 14. J h . fanden die „Postillae perpetuae in Vetus et Novum Testament u m " des Franziskaners Nikolaus von Lyra 6 1 große Verbreitung, weil er bei seiner gründlichen Auslegung der Bibel außer den bekannten Erklärungen auch vor allem Urtexte in hebräischer Sprache und jüdische Ausleger heranzog. Sein Werk galt als ein Muster der Bibelerklärung u n d wurde selbst in der Zeit der Buchdruckerkunst mit und ohne Bibeltext in zahlreichen Exemplaren aufgelegt. Heinrich von Mügeln tat d a n n ein weiteres zum Bekanntwerden dieses Kommentars, indem er Lyras Psalmenerklärungen übersetzte u n d sie seiner Psalmenübertragung hinzufügte 6 2 . A. Bergeler hat in seiner Dissertation wichtige Gründe angeführt, die dafür sprechen, daß Mügelns kommentierte Psalmenübersetzung ein Teil seiner geplanten Bibelverdeutschung gewesen ist 63 . Die Psalmenexegese des Geert Groote und deren Ergänzung durch einen seiner Schüler, die in zahlreichen ndl. „Getijdenboeken" 6 4 und deutschen Gebetbüchern 5 6 überliefert sind, stammen aus der kirchlichen Erneuerungsbewegung der „devotio moderna", die von Groote ausging, sich seit dem letzten Viertel des 14. Jhs. in den Niederlanden durchsetzte u n d von den Brüdern des gemeinsamen Lebens bzw. der Windesheimer Kongregation nach Deutschland gebracht wurde. M a n vermutet, d a ß Groote zu dieser kommentierten Übersetzung der Psalmen durch das für ihn erlassene Predigtverbot des Bischofs von Utrecht (1383) veranlaßt wurde und sie als eine 6

») Nach H. R o s t , a.a.O., S. 102. ) Biblia cum postillis Nicolai de Lyra et . . ., Nürnberg: A. Koberger, 7. Mai 1485 (GW 4288) . 62 ) Man schol auch wizzen daz ain kochgelert maister haizzet prüder Nychlass von Leyr / Minner prüder orden diez bedeutnüzz des psalters ze sammen pracht hat wand er hebreisch wol chan. Also hat er jn nach der luden mainung leipleich ausgelegt vnd hat in auch nach der heiligen schrijt der er ain Maister ist geistleich bedeutt. Aus der Vorrede der Reiner Hs., abgedr. bei A. B e r g e l e r , Das dt. Bibelwerk H.s v. M., Diss. Berlin 1937, S. A 8, Z. 13-20. 63 ) A. B e r g e l e r , Das dt. Bibelwerk H.s v. M., a.a.O., passim. 64 ) Vgl. W. M o l l , Geert Groote's dietsche Vertalingen, in: Verhandl. d. Kgl. Akad. v. Wetensch. Afd. Letterk. XII, Amsterdam 1880. " ) S. u. Gruppe 13, S. 104ff. 61

II. Die einzelnen Übersetzungsarten bei den Psalmen

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schriftliche Fortsetzung seiner Predigtarbeit angesehen hat 66 . Entscheidend dürfte jedoch die allgemeine Geisteshaltung und Ziele dieser Reform gewesen sein, die eine verstärkte Hinwendung zum Gotteswort anstrebte, die Verwirklichung der Grundsätze der Hl. Schrift im täglichen Lebenswandel forderte und letzten Endes eine Wiederbelebung und Neugestaltung der Kirche und der klösterlichen Ordnung herbeiführen wollte. Bei allen kommentierten Psalmenübersetzungen ist die Gruppierung von Text und Exegese in etwa gleich, indem die entsprechende Auslegung den einzelnen Psalmenversen oder noch kleineren Abschnitten beigegeben ist und diese in einer längeren oder kürzeren Ausführung erklärt werden. Notker setzt vor die deutsche Psalmenübersetzung den lateinischen Text, läßt öfters die deutsche Übertragung weg und gibt dafür sofort die Erklärung, die manchmal in jener bekannten, deutsch-lateinischen Mischprosa abgefaßt ist. - Verschiedene Hss. der Mügeln-Gruppe, u. a. der älteste Kodex Rein 204, bieten bei den ersten 15 Psalmen und bei Ps. 73-76 den fortlaufenden, übersetzten Psalmentext, der in der nachfolgenden Auslegung noch einmal wiederholt wird, nur in kleinere Abschnitte aufgeteilt ist und nicht immer mit der vorausgehenden, fortlaufenden Übersetzung übereinstimmt. Die übrigen Psalmen haben nur den mit der Auslegung vermischten Psalmentext, was man damit erklärt hat, daß Abschreiber diese Art der Textanordnung wohl aus Gründen der Arbeitsersparnis eingeführt haben. Mügelns Arbeit selbst hat nach Ratcliffes jüngsten Überlegungen 67 wahrscheinlich bei allen 150 Psalmen zuerst den fortlaufenden, übersetzten Text und danach die Auslegung, die ebenfalls einen aufgeteilten Psalmentext enthielt, gehabt, wobei Mügeln es nicht für nötig erachtete, den Wortlaut des fortlaufenden Textes mit dem des Kommentartextes in Übereinstimmung zu bringen. Auch der lateinische Wortlaut der Psalmen ist meistens vermerkt und steht hier am Rande der Hss. - In der „Greifswalder Catene" nehmen die Auslegungen einen sehr viel größeren R a u m ein, als dies in der kurzen Psalmenkommentierung Grootes, der sie nur bei schwierigen Stellen im Text vornimmt, der Fall ist, denn Herenthals' Arbeit enthält j a die meisten patristischen und wenige hochmittelalterliche Kommentare, die allerdings nicht alle zugleich in der Erklärung jedes einzelnen Verses wiedergegeben werden. Auch die Reihenfolge, in der die einzelnen Scholien wiederkehren, ist keiner bestimmten Ordnung unterworfen, sondern dürfte mehr von der Auffassung des Collectors abhängig gewesen sein.

5
a vor rn, rd. Der Ubergang von o, o > a, eine westfälische Erscheinung, die sich in der jüngeren Abschrift durchzusetzen beginnt, tritt auch in Urkunden aus jenem R a u m auf u n d läßt Rooth 1 0 3 zu einer Ortsbestimmung für L 233 u m Soest kommen. Bei allem ist im Auge zu behalten, d a ß der westfälische R a u m , in dem beide Hss. der Westf. Pss. entstanden sind, starke kulturelle Bindungen zum Kölner R a u m hatte (seit 1180 bemühten sich die Kölner Erzbischöfe u m die ihnen verliehene Herzogsgewalt in Westfalen) u n d sich den von dort ausgehenden Strömungen nicht verschließen konnte, was seinen Niederschlag auch in der Sprache der literarischen Denkmäler jener Zeit hinterließ. (Wo. Aug. 58, 4 zeigt die ripuarische Schreibgewohnheit für germ. o (o, u, ü), Formen wie ig, dig, sig sind md. und L 233 hat vor allem häufigere Verschiebungen von k, p > ch, ph, eine Erscheinung, die sich nach Rooth 1 0 4 in der Volksmundart natürlich nicht durchzusetzen vermochte). Die Westf. Pss. zeigen wie viele andere m n d d . Denkmäler eine literarische Tradition im Wortschatz, deren Ausgangspunkt, wie Rooth in seinen Wortuntersuchungen der Ausgabe 105 gezeigt hat, auf hd.-md. Gebiet zu suchen ist. Dieses für den westfälischen R a u m fremde Sprachgut ist in Wo. Aug. 58, 4 noch besser zu erkennen als in der jüngeren Hs., in der viele Wörter, die dem Schreiber offenbar fremd waren, gegen m n d d . Ausdrücke ausgetauscht oder durch kleinere Änderungen verniederdeutscht worden sind. Beispiele für hd. Wortschatz in beiden Hss.: Ps. Ps. Ps. Ps. Ps.

32, 7; 77, 13: 118, 120, 122: 37, 2; 62, 85: 54, 14: 70, 20:

uter - buteric; calumniare - harmscaren; furor - heite mut; dux - lede; vivificare - lifhaftigen.

Beispiele für Wortveränderungen in L 233: Ps. Ps. Ps. Ps. Ps. Ps. 103

87: 21, 7: 77, 27: 30, 21: 18, 8: 21, 17:

medici - arceten > in L 233 arsten; opprobrium - edwiz > verwyt; arena - grint ) sant; conturbatio - bedrufgeit > bedruwecheyt; luttelen > luteken; argwilligen ) bozen usw.

) R o o t h , Studien, S. 38ff. ) R o o t h , Studien, S. 65. 105 ) R o o t h , Ausgabe, S. XXVIIIff. 101

64

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Der südliche Einfluß im Wortschatz findet eine zusätzliche Erklärung darin, d a ß Wo. Aug. 58, 4 auf eine md. Vorlage zurückgeht, die, wie weiter unten gezeigt werden wird, verwandtschaftliche Beziehungen zu noch älteren Psalmenübersetzungen gehabt haben muß. Rooth 1 0 6 und A. Lasch 1 0 ' sind zur folgenden Einteilung gelangt: L 233 ist eine relativ unselbständige, zwar gewisse Veränderungen bringende Abschrift von Wo. Aug. 58, 4, die sich ebenso eng an ein ndd. Zwischenglied (*B, hier X 2 ) anschließt. Erst über diese ndd. „Urhandschrift" kommt m a n zu der md. Vorlage (*A, hier X x ), die nach Rooth in mittelfrk.-rip. Fassung vorgelegen haben soll, während A. Lasch in der Dialektbestimmung mehr zum Moselfrk. tendiert. D i e S c h l e i z e r P s f r g m . , sehr unvollständig auf neun Pergamentblättern überliefert, bewahrte m a n in der Schleizer Gymnasialbibliothek auf, wo H . Schults sie in dem Einband eines Druckes von 1509 fand und zum ersten Mal veröffentlichte 108 . Leider standen die Bll. schon H . Kriedte 108 bei seiner näheren Untersuchung dieser Psalmenübersetzung nicht mehr zur Verfügung, u n d sie sind seither nicht wieder aufgetaucht. I m Gegensatz zu den übrigen Psalmenübersetzungen jener Zeit (Wbg., Trier, u. a.) sind die Schleizer Frgm. keine Interlinearversion, sondern eine relativ freie Übersetzung, die jeweils nur durch die lateinischen Psalmenanfänge unterbrochen wird. Die Grundlage des lateinischen Textes dürfte auch hier das Psalt. Gallicanum gewesen sein, doch sind Abweichungen festzustellen, die sich im Psalt. R o m a n u m wiederfinden. Einige Auslassungen u n d Versehen des Schreibers im deutschen Text lassen auf eine Abschrift schließen. I m übrigen zeigt die Übersetzung kaum Beeinflussung durch den lateinischen Text, denn lateinische Wortstellung u n d Konstruktionen sind aufgegeben, wo die deutsche Syntax es erforderlich machte, sinnvolle Ergänzungen von Pronomina vorgenommen u n d eine erstaunlich große Freiheit bei der Wiedergabe lateinischer Ausdrücke angewandt worden. Weitere Kennzeichen des deutschen Textes: Bestimmter u n d unbestimmter Artikel stehen beim Substantiv, lat. Partizipialkonstruktionen werden durch Nebensätze - meist durch Relativsätze - ersetzt, Futur und Optativ durch sulen umschrieben, das Verbum substantivum ist im Deutschen meistens vorhanden, etc. Die Sprache der Schleizer Frgm. ist kaum einer bestimmten M u n d a r t zuzuordnen, denn es sind verschiedene Elemente vorhanden, die sowohl in der einen wie in der anderen M u n d a r t vorkommen können, und zum anderen spiegelt das sprachliche Bild etwas von der Überlieferung der

106

) Siehe R o o t h , Ausgabe, S. XLIVff.; Ders., Studien . . ., a.a.O., S. 22f. ) A. L a s c h , Idg. Forsch. Anzeiger 40 (1922), S. 50; Dies., in: PBB. 47 (1923), S. 326; Dies., Die as. Psalmenfragmente, in: Ndd. Studien (BorchlingFestschrift), 1932, S. 256. 108 ) Siehe S. 55, Anm. 74. 107

5. Altfränk. Psalmenfragmente, Westf. und Mitteidt. Psalmengruppen

65

Übersetzung wider, deren Quelle bestimmt einmal, vielleicht sogar mehrmals umgeschrieben wurde, so daß schließlich eine Mischung der verschiedensten Formen auftreten konnte. H. Kriedte ging bei seiner sprachlichen Untersuchung 109 davon aus, daß Schleiz in das Nachleben der As. Psfrgm. gehöre, und folgerte, die Fragmente seien von einem rhfrk. Schreiber - vielleicht über Zwischenglieder - nach einer as. bzw. ndd. Vorlage, die unter Einfluß der As. Psfrgm. gestanden hätte, abgeschrieben worden. Nachdem aber A. Lasch in ihrer gründlichen Studie zu den As. Psfrgm. 110 die Abhängigkeit der Schleizer Frgm. von den As. Psfrgm. widerlegt hatte, rückte ihre Erklärung des sprachlichen Zustands in Schleiz mehr in den Vordergrund, daß diese Übersetzung auf einer mittelfrk.-moselfrk. Quelle beruhe, die dann verniederdeutscht, abermals ins Hd. (rhfrk.-hess.-ostfrk.) umgeschrieben worden sei und dann erneut ndd. Einfluß erfahren habe. Wie im einzelnen der genaue Vorgang der Textumformung von Schleiz gewesen ist, dürfte kaum zu rekonstruieren sein, zumal die Überlieferung auf wenige Bruchstücke beschränkt ist; doch erweisen E. Rooths Untersuchungen 111 zum Wortschatz in Schleiz, daß diese Frgm. mit den Andfrk. Psfrgm., die auf irgendeine Weise mit dem mittelfrk. (rip.) Gebiet in Verbindung gestanden haben müssen, verwandt sind. Somit würden die Verwandtschaftsverhältnisse A. Laschs Auffassung stützen, die altbewahrten Formen in Schleiz als moselfrk. (nach Rooths Meinung: mittelfrk.-rip.) Relikte aus der Entstehungszeit zu deuten, und den sprachlichen Zustand in Schleiz und den Andfrk. Psfrgm. besser erklären: Schleiz sei im südlichen Mittelfrk. (Moselfrk.) oder im Mittelfrk.-Rip. abgefaßt worden und habe dabei unter Einfluß der Andfrk. Psfrgm. oder deren eventuellen rip. Vorlage gestanden Der Ausgangspunkt dieser Tradition müsse wohl im R a u m Trier-Köln zu suchen sein, einmal mit der Wirkung bis ins Grenzgebiet des Rip.-Ndfrk. (Andfrk. Psfrgm.) und zum anderen mit einer südlichen Ausstrahlung, die sich in der Quelle von Schleiz (Moselfrk.) 112 ausgewirkt haben könnte. Hier sind auch die Forschungen H. Eggers 113 zu berücksichtigen, der Schleiz in einen größeren Zusammenhang einreiht und diese Übersetzung im Vergleich zu den Interlinearversionen des 12. und 13. Jhs. (Gruppe 2 u. 3) als freiere, vom lateinischen Text recht unabhängige Übersetzung charakterisiert, sie auf Grund ihrer engen Beziehung zu Dresden 287 und anderen verwandten Hss. als einen Nebenzweig mit in die Gruppe der Md. Pss. hineinnimmt und 109

) Dt. Bibelfragmente . . a . a . O . , S. 58ff. ) In: Ndd. Studien, Borchling-Festschrift, 1932, S. 299ff.; vgl. auch weiter oben Gruppe 4. ln ) Zu den Schleizer Psfrgm., a.a.O., S. 182. 112 ) Vgl. dazu den nachfolgenden Abschnitt über die Verwandtschaftsverhältnisse. na) Vgl. die umfangreiche Einleitung zu seiner Ausgabe „Zwei Psalter aus dem 14. Jh.", a.a.O. 110

66

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

ihr die Mittlerrolle zwischen d e n Andfrk. Psfrgm. u n d d e n M d . bzw. Westf. Pss. abspricht. Doch damit berühren wir schon Verwandtschaftsprobleme, die nachfolgend in ihrer schrittweisen Entwicklung dargestellt werden sollen. Auf die Verwandtschaftsverhältnisse, die sich von d e n Andfrk. Psfrgm. u n d den Westf. Pss. her ergeben, hat E. R o o t h z u m ersten M a l in seiner Ausgabe der Westf. Pss. 114 ausführlich hingewiesen, indem er Verwandtschaftsmerkmale zusammenstellte, die das Nachleben der Andfrk. Psfrgm. in d e n Westf. Pss. erweisen sollten. Solche Verwandtschaftsmerkmale ergeben sich n a c h Rooth aus: 1. Wort- u n d Übersetzungsübereinstimmungen (beiden Versionen entnommen) , die weder mundartlich noch chronologisch zu erklären sind, also auf verwandtschaftliche Beziehungen weisen; 2. abweichenden Lesarten vom zugrunde liegenden lateinischen T e x t (Psalt. Gallicanum), die in beiden Hss. vorhanden sind; 3. einer Textgegenüberstellung verschiedener Psalmenverse, die zusätzlich die Verwandtschaft anschaulich m a c h e n soll. I n seinen Studien 1 1 5 erweiterte d a n n R o o t h die bisherige Verwandtschaftsg r u p p e u n d zeigte, d a ß neben d e m Westf. Zweig auch Walthers 19. Psalter (in unserer Untersuchung werden sie als M d . Psalmen bezeichnet, vgl. oben Hs. N r . 5 ff.) von den Andfrk. Pss. beeinflußt worden ist. I n einem Vergleich zwischen zwei älteren Hss. der M d . Pss., Dresden Ms. 287 u n d Leipzig Ms. 23, u n d d e n Andfrk. Pss. w u r d e als wichtigstes Verwandtschaftskriterium das alte Sprachgut erachtet, das sowohl in der d e m Original der M d . Pss. a m nächsten stehenden Abschrift, Dresden Ms. 287, als auch in den Andfrk. u n d Westf. Pss. vorkommt u n d diese drei Uberlieferungen zusammenrücken läßt. — Der kurze Hinweis auf die mögliche Verwandtschaft zwischen Schleiz u n d den Westf. Pss. in Rooths erwähnter Ausgabe 1 1 6 fanden in H . Kriedtes Untersuchungen 1 1 7 keine Beachtung. Vielmehr w u r d e n hier die Schleizer Frgm. mit d e m Fortwirken der As. Psfrgm. (vgl. G r u p p e 4) in V e r b i n d u n g gebracht u n d ihre verwandtschaftlichen Beziehungen als erwiesen betrachtet, bis A. Lasch diese Theorie durch eine gründliche Studie zu den As. Psfrgm. 1 1 8 widerlegte, erneut die starke Verwandtschaft zwischen Schleiz u n d den Westf. Pss. hervorhob, vor allem auf die große Ähnlichkeit beider Übersetzungen in den Vorstufen hinwies u n d dabei von H . Vollmer "*) A.a.O., S. X L I V . 115 ) Studien . . . , a.a.O., S. 11 ff. u. 22f. 116 ) A.a.O., S. X L V I I I . 117 ) Dt. Bibelfragmente, a . a . O . , S. 60f. U8 ) Vgl. Anm. 57, S. 50 und die Ausführungen zu dieser Ps.-übersetzung, S. 51 ff.

5. Altfränk. Psalmenfragmente, Westf. und Mitteidt. Psalmengruppen

67

ergänzt wurde 119 , der vor allem auch eindeutig die Zusammengehörigkeit von Schleiz und den Md. Pss. herausstellte und dabei eine ältere Hs. der Md. Pss. aus dem 14. Jh., Hbg. 142, bekannt machte. - Ungeklärt war bis dahin die Frage, ob bei der Beeinflussung des Westf. und Md. Zweiges durch die Andfrk. Psfrgm. Schleiz als ein Glied mit in die Reihe verwandter Psalmenübersetzungen einbezogen werden könne, zumal A. Lasch den altertümlichen Formen der Schleizer Frgm., die zwar wortgeographische und zeitliche Zusammenklänge mit den Andfrk. Psfrgm. ergaben 120 , keine Beweiskraft als Verwandtschaftskriterien zubilligen wollte. In dem Beitrag Rooths zur Vollmer-Festschrift 121 wurden Belege (z. B. Lesarten aus Schleiz, den Westf. u. Md. Pss., die nur auf Mißverständnissen der andfrk. Tradition beruhen können; Wortbildungen, die in ihrer Entstehung auf die Andfrk. Psfrgm. zurückgehen und in Schleiz weiterleben; etc.) zusammengestellt, die es wahrscheinlich machen, daß Schleiz nicht ohne den Einfluß der Andfrk. Pss. zustande gekommen sein kann. Diese Auffassung wird noch durch die sprachlichen Verhältnisse in Schleiz gestützt, die in dieselbe Gegend oder zumindestens in ein Nachbargebiet der andfrk. Tradition weisen und somit auch eine räumliche Annäherung ermöglichen 122 . Eggers Beitrag zu diesem Problem gründet sich auf völlig anderen Voraussetzungen als die bisher üblichen, indem er nämlich den in den Hss. auftretenden Abweichungen von der Vulgata und dem älteren Wortschatz nur Reliktcharakter zubilligt und vielmehr Vulgatalesarten, die neben älteren lateinischen Varianten stehen sowie Anlehnungen des dt. Textes an die Vulgata gegenüber freieren Übersetzungspartien als Verwandtschaftskriterien gewertet wissen möchte. Dies hat zwar zu einer neuen Gliederung der ältesten Handschriftengruppe der Md. Pss. (s. u.) geführt, jedoch die bisherige Einteilung der großen Verwandtschaftsgruppe - Andfrk. Psfrgm., Westf. und Md. Pss. - bis auf wenige Änderungen im großen und ganzen belassen. Eggers konnte auf Grund seiner Belege, die Hs. Schleiz näher an die Md. Pss. rücken, die Andfrk. Psfrgm. als direkte Vorlage der Westf. und Md. Pss. ausschalten und auch auf andere Einflüsse in dieser Tradition (Notker, Trier Ms. 806) hinweisen. Auch er konstatiert verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den älteren Andfrk. Psfrgm. und den jüngeren Westf. und Md. Pss., bewertet sie aber so, daß er in diesen drei Übersetzungsgruppen verschiedene Entwicklungszweige glaubt feststellen zu können, die sich möglicherweise von einem Archetypus ableiten lassen.

119

) °) 121 ) 122 ) 12

Psalmenverdeutschung I, a.a.O., S. 22. Die As. Psfrgm., a.a.O., S. 257, Anm. 81. Zu den Schleizer Psalmenbruchstücken, a.a.O., S. 184ff. Vgl. oben S. 58f.

68

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

I m Anschluß an Rooths Versuch zur Aufstellung eines Stemmas 123 u n d unter Berücksichtigung der Änderungsvorschläge von Eggers 124 bietet sich heute folgendes Bild: Xt:

^Archetypus Andfrk.Psfrgm. Notker X2: B:

M d . (rip. bzw. moselfrk. oder rhfrk.) Vorlage der Westf. Pss., von der wir auch Y x ableiten können. Auf dieser Stufe scheint sich auch der Einfluß Notkers u n d von Trier 806 ausgewirkt zu haben. Ndd. Umsetzung Wo. 58, 4

Bx:

Leiden 233, eine Abschrift von Wo. 58, 4 Yj: Gemeinsame Vorlage von Schleiz u n d den M d . Pss. Y2: Ndd. Umarbeitung Ys: Umarbeitung mit hochdt. Einfluß A: Schleizer Psfrgm. Ci, 2 . . . : M d . Pss. Die zweite Gruppe, die für das Fortleben der älteren Andfrk. u n d Schleizer Psfrgm. zeugt, sind die M i t t e l d e u t s c h e n Pss., vertreten in 24 Hss., die teilweise schon von Walther 1 2 5 erwähnt u n d geordnet wurden, allerdings wesentliche Ergänzungen durch die Arbeiten Vollmers u n d seiner Mitarbeiter 126 erfuhren. Darüber hinaus dürften sich noch bei näherer Sichtung der Bestände in Bibliotheken und Archiven weitere Psalmenübersetzungen finden lassen, die zu diesem weitverbreiteten Zweig gehören, so d a ß Rooths Äußerung 1 2 7 , der sogenannte 19. Psalter ( = Walthers Bezeichnung - hier heißen sie die M d . Psalmen) stehe nunmehr als eine sehr gut untersuchte Gruppe deutscher Psalter da, verfrüht war, zumal ausführliche Untersuchungen, wie sie von der Lunder Schule erarbeitet worden sind, von 123

) Studien, a.a.O., S. 23. ) Ausgabe, a.a.O., S. CVIIff. 126) w . W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 625-630. 126) Yg[ h . V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, in: BdK. II, S. 22 u. passim; auch in: Psalmenverdeutschung II, in: BdK. III, passim; O. G r ü t e r , Ausgabe des Textes von Düsseldorf, in: BdK. VIII, S. 149-155; dazu auch H. V o l l m e r , Der Hamburger Psalter . . ., in: BdK. IX, S. l*-44*; auch W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: BdK. XI, S. 187ff., passim. 127 ) Zu den Schleizer Psalmenbruchstücken, in: BdK. XI, S. 183. 124

5. Altfränk. Psalmenfragmente, Westf. und Mitteidt. Psalmengruppen

69

jüngeren Hss. dieser Übersetzungsfamilie (vgl. oben Nr. 12-28) kaum angefertigt worden sind, was zur Folge hat, daß hier eine weniger gründliche Charakterisierung vorgenommen wird. Zwar enthalten viele Hss. nur Abschriften ohne wesentliche Veränderungen des dt. Textes, aber trotzdem ist die Aufstellung eines genauen Stemmas noch nicht möglich, was ja auch Rooth sieht. Die meisten Hss. stellen Psalterien dar, die die Psalmen in deutscher Übersetzung fast immer mit lateinischen Vers- oder auch Psalmenanfängen aufweisen und zusätzlich die Cantica enthalten (so Nr. 5, 9, 12, 13, 17-19, 22, 25-28; 6, 7, 10, 21; 22 sind Fragmente solcher Psalterien). Andere geben außerdem noch die Tituli (so Nr. 8, 14 u. 16), längere Vorreden zu den Pss., die in diesem Falle der Übersetzungsarbeit Heinrichs von Mügeln entlehnt sind (Nr. 21, 22), den lat. Prolog des Augustinus zu den Pss. (11), eine Totenvesper und andere Gebete der Tageszeiten (14), ein Kalendarium (15, 21), Perikopen u. a. (16, 24) oder gehören in ein Gebetbuch (20) bzw. in eine Historienbibel (23). In allen Fällen geht der deutsche Text vom Psalt. Gallicanum aus, der allerdings durch das häufige Kopieren und auf Grund von Entlehnungen aus anderen Übersetzungskreisen Varianten aufzeigt, deren Ursprung aber nur durch eine nähere Untersuchung geklärt werden kann. Von einigen Arbeiten kennen wir durch Angaben im Text den Namen des Schreibers, der möglicherweise zugleich die Übersetzung überarbeitete oder auch fremde Entlehnungen einfließen ließ: Hb. 12, 18, 19, 26, 27; Hs. 17 wurde von einem Franziskaner Caspar Hornung geschrieben, und Hs. 28 entstand in der Schreiberwerkstatt des Diebold Lauber. Über die Besitzverhältnisse ist folgendes bekannt geworden: Nr. 5 war Eigentum des Benediktinerklosters St. Peter in Erfurt, das Zisterzienserkloster Altencelle, das Hauskloster der Wettiner, besaß Nr. 11 und das Katharinenkloster zu Nürnberg (Dominikanerinnen) Nr. 15. Im 15. J h . gehörte Hs. 9 dem St. Michaeliskloster in Hildesheim, war aber auch in Laienhänden 128 . Mit größter Sicherheit läßt sich von Nr. 8 und 16 sagen, daß ihre Besitzer in Laienkreisen zu suchen sind, weil entsprechende Angaben in den Kodizes gemacht worden sind129. Alle gehören ihrer Entstehung nach ins 14. oder 15. J h . - genaue Jahreszahlen sind nicht in allen Hss. angegeben 130 und sprachlich gesehen läßt sich folgende Einteilung finden: Die erste Gruppe ist offensichtlich im md. R a u m entstanden, und bezeichnenderweise stehen sich die hierher gehörenden Hss. ziemlich nahe (5, 6, 8, 10-12, 24). Ihre Sprache gehört dem Md. an, während bei Nr. 7 und 9 ein Mischdialekt vorherrscht, der aus md. und ndd. Elementen besteht und wohl durch einen ndd. Schreiber, der nach einer md. Vorlage kopierte, zustande gekommen 128

) H e l l e n i u s , Ein Wegelebener Psalter . . . , a.a.O., S. 8ff. 12») v g i . W a l t h e r , Bibelübersetzung III, Sp. 625 und 627. ) Vgl. den bibliograph. Teil oben, S. 55 ff.

130

70

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

ist. Die Überlieferung strahlt aber auch nach Süden aus, was die obd. Züge in den Hss. 14, 22, 26-28 u n d die völlige Umformung ins O b d . in den Hss. 13, 15-20 beweist. Diese sprachlichen Kennzeichen werden in einzelnen Hss. durch beigefügte Kaiendarien (siehe oben) und sonstige Angaben, die Rückschlüsse auf die Heimat der Kodices erlauben, gestützt. Betrachten wir die Übersetzungstechnik und den Wert der Übersetzungsleistung, so kann von den hier erwähnten Hss. übereinstimmend gesagt werden, d a ß sie alle Abschriften bzw. Überarbeitungen sind, die sich mehr oder weniger stark ihrer Vorlage angeschlossen haben, teilweise überhaupt keine selbständigen Veränderungen zeigen (z. B. sind Nr. 17 u n d 18 identisch mit 16) oder aber Neuerungen bringen, die auf die Initiative des KopistenBearbeiters zurückgehen und durch erneute Heranziehung des lateinischen Textes (in Hs. 9, 11) oder durch Benutzung von Psalmenübersetzungen, die anderen Gruppen angehören, zustande gekommen sind (z. B. ist Ps. 64 der Hs. Nr. 14 beeinflußt von der Übersetzung Heinrichs von Mügeln 1 3 1 , oder Nr. 6 zeigt Ähnlichkeiten mit mehreren Familien 132 ). Allen Arbeiten ist jedoch gemeinsam, d a ß ihnen die typischen Merkmale interlinearer Übersetzungsmethode - starke Anlehnung an den lateinischen Text, was oft Wortstellung u n d Wortbildung beeinflußt, Ü b e r n a h m e lateinischer Konstruktionen ins Deutsche veranlaßt und selten einen eigenen, deutschen Stil zuläßt - auf das Ganze gesehen fehlen, es aber auch durchaus möglich ist, älteres Sprachgut oder einzelne interlineare Relikte, die durch die J a h r hunderte hindurch weitergegeben wurden, in bestimmten Wendungen der jüngeren Texte festzustellen. Z. B. übersetzt Düsseldorf C 115 Ps. 25, 8: Domine, dilexi decorem domus tuae, et locum habitationis gloriae tuae - Herre ich hatte lieb die czierde dines hüses vnd die stete der wonüge diner ere. Hbg. 142 und andere Hss. ähnlich: Herre ich minite dy zirte dines huses vnde de stat der wonüge din' ere. Düsseldorf gelingt in der ersten Hälfte des Verses eine Übersetzung, die durchaus a n Luther erinnert: Herr, ich hab lieb die stett deynes hauses, vnd den ort, da deyne ehre wonet. I m zweiten Versteil wird d a n n aber der doppelte Genitiv in Düsseldorf und in allen anderen Handschriften als ein Relikt aus früherer Zeit beibehalten, während Luther j a diese Konstruktion in einen Gliedsatz auflöst. Außerdem vergleiche m a n die Untersuchungen Rooths 133 zum Fortleben der Andfrk. Pss. in den Hss. Nr. 5 u n d 8, die altertümlichen Formen in Hs. 131

) Vgl. W. L ü d t k e , a.a.O., S. 207. ) Vgl. W. B r ü c k n e r , a.a.O., S. 27. 133 ) R o o t h , Studien, a.a.O., S. 13ff. 132

5. Altfränk. Psalmenfragmente, Westf. und Mitteidt. Psalmengruppen

71

Nr. 12 und Vollmers Bemerkungen 131 zur Hs. Nr. 7. Hier wäre dann auch noch auf Eggers Beispiele aus der älteren Hss.-gruppe der Md. Pss. hinzuweisen, die deuüich machen, daß die jüngeren Bearbeiter gegenüber der älteren Hs. Schleiz, vielleicht auch gegenüber der gemeinsamen Vorlage der Md. Pss., die in der Übersetzungsweise freier verfuhren, bewußt zur stärkeren Anlehnung des dt. Textes an die Vulgata zurückkehrten. Nur gingen diese Versuche nicht so weit, daß diese Ubersetzungen den älteren Interlinearversionen vergleichbar wären. In einigen Hss. finden sich dt. Wendungen, die als gelungen bezeichnet werden können, wohl aber nur Einzelleistungen des jeweiligen Bearbeiters darstellen und keine Verbreitung gefunden haben, weil man im Mittelalter eine Übersetzung sehr oft anders einschätzte, als wir es heute tun. Damals dürfte in erster Linie wichtig gewesen sein, daß der deutsche Text beim Verstehen des in lateinischer Sprache zelebrierten Offiziums, das meistens im Wortlaut von Ort zu Ort verschieden war, gebraucht werden konnte, sei es von Klerikern als Hilfsmittel bei der Vorbereitung gottesdienstlicher Handlungen, sei es in Kreisen der Männerund Nonnenklöster, wo man zwar die deutsche Sprache lesen konnte, jedoch wohl kaum Latein verstand. Letzteres dürfte auch für die Laien gegolten haben, die im Besitz von Hss. waren. Fragen des Übersetzungsstils spielten noch keine Rolle, wohl aber korrigierte man eingeschlichene Fehler der Vorlage oder man achtete darauf, in der deutschen Übersetzung nicht allzu weit vom lateinischen Grundtext abzuweichen. Als Beispiel für eine freiere Übersetzung sei auf Ps. 54, 24 in Hbg. 142 - Nr. 7 - und Trier Ms. 51 - Nr. 9 - hingewiesen 136 : Non dimidiabunt dies suos - Hbg. 142: vnde de valschen inlebin ir tage nicht half; Trier 51: vn de valscheti ne leuen ire tage nicht half. Die übrigen Hss. dieser Gruppe zeigen abweichende, weniger gute Lesarten und auch andere mittelalterliche Texte kennen diese Übersetzung nicht. Erst bei Luther findet man eine ähnliche Formulierung 136 : Die blutgierigen vnd falschen werden jr leben nicht zur helffte bringen. Abschließend stellen wir charakteristische Merkmale aus Ps. 37, 18-23 zweier Hss. (Nr. 24 - md., 14. J h . und Nr. 21 - obd., 15. Jh. 137 ) zusammen, die einmal den md.-obd. Unterschied verdeutlichen und zum anderen die

134

) V o l l m e r , Der Hamburger Psalter in scrinio 142, a.a.O., S. 39*ff. ) V o l l m e r , Der Hamburger P s a l t e r . . . , a.a.O., S. 36*; H e l l e n i u s , Ein Wegelebener Psalter vom Jahre 1345, a.a.O., S. 67*. 136 ) Zitiert nach der Ausgabe von 1545, in: Die Dt. Bibel, Bd. 10, 1. Hälfte, Weimar 1956. 137 ) Text bei V o l l m e r , Bruchstücke aus einem dt. P s a l t e r . . . , a.a.O., S. 171. 136

72

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

sprachlichen Veränderungen, die die jüngeren Hss. einführen, aufzeigen sollen. Mdal. Unterschiede: Nr. 24

Nr. 21

(md., 14. J h . ) 1) bin

(obd., 15. J h . ) pin

2)

mine

3)

iemer

alwegert

p im Anlaut im Süd- u. Mittelbair. u n d weiter nördlich in Hss. aus dem 15. J h . Nr. 24 ist hier noch nicht von der in der 2. Hälfte des 14. Jhs. ins M d . dringende Diphthongierung erfaßt. M d . iemer steht dem obd. alwegen gegenüber.

Zeitliche Unterschiede: 1)

vigende

feind

2)

lebent

leben

3)

dünt

thun

4)

güttete

guthait guttigkait

5)

enlasse mich nut

lass mich nit

vigende in Nr. 24 ist mit altem vtgandun (Mersebg. Zspr.) zu vergleichen ( j des Diphthonges ia als g). Stimmhaftes v ) stimmlosen Lenis f in Nr. 21. Nr. 24 hat in der 3. Pers. PI. Ind. Präs. noch -ent, obwohl sich -en schon im M d . sehr früh durchsetzte. Altes dünt (d im Anlaut) vgl. Otfried. Die m d . Monophthongierung hat sich im Gegensatz zu der jg. Hs. N r . 21 noch nicht durchgesetzt. Nr. 21 führt jg. Abstraktbildungen auf -hait, -kait gegenüber älterem güttete in N r . 24 ein. en in der Negation ist in Hs. Nr. 24 noch nicht geschwunden, obwohl diese Erscheinung schon im Ausgang des 13. Jhs. im O b d . einsetzt.

Für den Zweig der M d . Pss. fand Walther schon in seinem Werk eine grobe Einteilung 138 , indem er eine ältere (Hss. Nr. 5, 8, 11) u n d eine jüngere Gruppe (Hss. Nr. 12ff.) unterschied und dabei feststellte, daß die erste Gruppe auf G r u n d gemeinsamer Fehler und unverkennbarer Übereinstimmungen auf dieselbe Hs. - hier Y x - zurückgehen müsse. I m Laufe der J a h r e wurde Walthers Arbeit durch zahlreiche Beiträge ergänzt und erweitert

13S

) Bibelübersetzung III, Sp. 625ff.

5. Altfränk. Psalmenfragmente, Westf. und Mitteidt. Psalmengruppen

73

Rooths Untersuchungen 139 stellten die Md. Pss. in einen weiteren verwandtschaftlichen Zusammenhang, wobei es sich zeigte, daß die Hs. Dresden Ms. 287 „gewisse charakteristische Züge im Wortschatz der Originalhandschrift" aufbewahrt. Hinzu traten H. Vollmers verdienstvolle Bemühungen 110 um die mittelalterliche Bibel, in denen er den Md. Pss. sein besonderes Interesse widmete und neuentdeckte Hss. (Nr. 7 = Hbg. 142, Nr. 10 = Düsseldorf C 115, Nr. 24 = Ehrismann - Bruchstücke I) publizierte und einordnete. Ebenso brachten zwei Dissertationen 141 Textpublikationen zu den Md. Pss., und in der Einleitung zu der Ausgabe hat vor allem B. Hellenius eine Untersuchung 142 zu den Verwandtschaftsverhältnissen der älteren Gruppe (Hs. 5-10) angestellt, die zusammenfassend folgendes Bild ergibt: Die Hss. 7-10 (Nr. 11 folgt ihnen in ihrem ersten Teil und verbessert später selbständig nach dem lateinischen Text 143 ) heben sich gegenüber den Hss. 5 und 6 ab und sind untereinander allerdings durch mehrere Varianten getrennt, stellen also Abschriften mit verschiedenem Einfluß dar. Bresl. I. o. 100 ist eine freie, teilweise schlechte und moderne Abschrift einer Vorlage, die engere Beziehungen zu Hbg. 142 hat, von Dresden Ms. 287 aber schon etwas weiter abgerückt war. Dresden Ms. 287 geht mit Hbg. 142 auf den Archetypus - Y x - der Md. Pss. zurück und bewahrt dabei mehr altes Gu als Hbg., das größere Abweichungen gegenüber dem Archetypus besitzt. Eggers Ergebnisse unterscheiden sich von den früheren, bes. von denen, die B. Hellenius ermittelte, dadurch, daß er Schleiz als einen Zweig den Hs. Nr. 5-10 gegenüberstellt (s. o.) und dann diesen zweiten Zweig der Md. Pss. in Dresden 287, zu der sich Hbg., Breslau und Leipzig Ms. 23 gesellen, und in Trier 51 und Düsseldorf auflöst. Zusätzlich konnten auch bestimmte Zwischenverbindungen ausfindig gemacht werden, die jedoch in ihren Einzelheiten hier nicht dargelegt werden können. Wir verweisen auf Eggers Untersuchungen 144 , wo sich auch ein Stemma findet, das man mit dem Stammbaum von B. Hellenius 146 vergleichen möge. Eggers Konzeption ist insofern beweiskräftiger, als er die jüngere Entwicklung nicht isoliert von der älteren Tradition betrachtet und zugleich auch die Absichten der einzelnen Übersetzer-Bearbeiter in seine Überlegungen mit einbezieht. Die Verhältnisse in der jüngeren Gruppe der Md. Pss. (Hs. 12 ff.) sind demgegenüber noch nicht geklärt, weil bisher keine Hs. in ihrem vollen 13 °) Studien . . ., a. a. O., S. 11 ff. und Zu den Schleizer Psalmenbruchstücken, a.a.O., S. 182ff. 140 ) BdK. II, S. 22; BdK. VIII, S. 149 ff.; BdK. IX, S. 1 * ff.; BdK. X, S. 46* f. 141 ) W. B r ü c k n e r , Ein ostmitteldt. Psalterfragment, a.a.O.; B. H e l l e n i u s , Ein Wegelebener Psalter vom Jahre 1345, a.a.O. 142 ) A.a.O., S. 28ff. 143 ) Angabe bei W a l t h e r , Bibelübersetzung III, Sp. 626. 144 ) H. Eggers, Zwei Psalter . . a.a.O., S. CVI und passim. 146 ) B. H e l l e n i u s , Ein Wegelebener Psalter . . . . a . a . O . , S. 28-62, bes. S. 54.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Umfang sprachlich und auf die Verwandtschaftsbeziehungen hin untersucht worden ist, eine Aufgabe, deren Lösung nicht nur für diese Familie und darüber hinaus für die Psalmenübersetzung überhaupt von Bedeutung wäre, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Sprache spätmittelalterlicher Prosadenkmäler liefern würde. - Abschließend sollen einige Andeutungen zur Verwandtschaft dieser Hss. gemacht werden, die sich auf Walthers und Vollmers Arbeiten sowie auf einen Reisebericht von W. Lüdtke 146 stützen, und somit nur vorläufigen Charakter haben können. Die Stuttgarter Gruppe, vertreten durch die Hss. Nr. 16-18, zeigt enge Beziehungen zu Heidelbg. Salem V I I I , 24, Nürnbg. Hs. 34031 (Ps. 6 in der Totenvigilie ist verwandt) und zu der Innsbrucker Gruppe (Hss. Nr. 21-24), deren ältester Vertreter (Hs. 24) aus dem 14. J h . stammt 147 , wobei erst eine genauere Untersuchung die näheren Verwandtschaftsverhältnisse zu den übrigen Hss. aus derselben Zeit klären muß. Nr. 12 (Leipzig Hs. II. 61) zeigt mehrfach sehr altertümliche Lesarten, die wohl auf die ursprüngliche Version der Md. Pss. zurückgehen dürften, und hebt sich jedoch mit den Hss. 14 und 15 (Heidelberg Pal. 63 u. Nürnberg Cent. VI 97) durch besondere Überarbeitung von Hbg. 142 und anderen älteren Übersetzungen ab 148 . Heidelberg Pal. 63 unterliegt in Ps. 64 einem gänzlich anderen Einfluß (der Übersetzung Heinrichs v. Mügeln) und kehrt erst in Ps. 68 zur Gruppe der Md. Pss. zurück. Nach Walther 149 fügen wir dieser Gruppe noch die Hss. 13, 26-28 bei, unter denen vor allem München cgm. 741 (Nr. 13) und Maihingen III, D. 1 (Nr. 26) Übereinstimmungen zeigen sollen, allerdings auch erhebliche Unterschiede aufweisen, die durch Verlesungen der Abschreiber zustande gekommen sind. Bei allen Hss. der Md. Pss. ist zu berücksichtigen, daß sie Abschriften älterer Vorlagen sind und ihre Fassungen, in denen sie uns heute entgegentreten, oftmals mehrere Stufen voraussetzen, so daß meistens die ursprüngliche Version und die Zwischenglieder nur rekonstruiert werden können. Das häufige Kopieren hat die einzelnen Übersetzungen meistens verändert, was so erklärt werden muß, daß einmal der Archetypus nicht in einem bestimmten sprachlichen R a u m weitergegeben wurde (z. B. strahlen die Md. Pss. ins Ndd., wie auch ins Obd. aus) und zum anderen Modernisierungen im Laut- und Formenstand, im Wortschatz und in der Syntax vorgenommen wurden (die älteste Hs. der Md. Pss. wurde um 1356 geschrieben und die jüngste entstand Ende des 15. Jhs.). Hinzu kommt noch der Einfluß anderer, nichtverwandter Psalmenübersetzungen, die die Kopisten recht zahlreich zur Verfügung hatten und bei Unklarheiten in der Vorlage zu Rate zogen. 146

) ) 148 ) 14i )

U7

Neue Psalmentexte, a.a.O., S. 203ff. Vgl. V o l l m e r , Bruchst. aus einem dt. Psalter . . ., a.a.O., S. 170f. Vgl. W. L ü d t k e , a.a.O., S. 213f. W a l t h e r , Bibelübersetzung III., Sp. 627f.

6. Die Trebnitzer Psalmen

75

Außerdem sind auch die selbständigen Verbesserungsversuche gebildeter Abschreiber zu berücksichtigen, die oft eigenständige Übersetzungen einzelner Verse oder Psalmen nach dem lateinischen Text einfließen ließen. Nach einer gründlichen Kollation zusammengehörender Hss. werden sich jedoch immer Lesarten finden, die die Verwandtschaft erweisen und die Aufstellung eines Stemmas erlauben.

6. G r u p p e D i e T r e b n i t z e r P s a l m e n (Walthers 17. Psalter) Breslau, Univ.-Bibl. I. Qu. 237; Perg., 239 Bll.; lat.-dt. Pss. mit Cantica (Ps. 9, 13-Vers 16 des Canticum Habakuc); md.-schles., aus dem Zisterzienserinnenkloster Trebnitz, 14. Jh.150.++ Dieser Psalter stammt aus dem Zisterzienserinnenkloster Trebnitz in Schlesien, wo die Hs. auch höchstwahrscheinlich nach Diktat geschrieben worden ist. Schon Pietsch machte darauf aufmerksam, daß die Arbeit mit der schlesischen Frauenmystik in Verbindung gebracht werden muß, was aus Herkunft und Sprache der Übersetzung geschlossen werden darf. Vollmers Einordnung 151 der Hs. in die Schlesisch-böhmische Psalmen ( = Gruppe 7) schien verfrüht, worauf W. Lüdtke 162 im letzten Band der Veröffentlichungen des Dt. Bibel-Archivs hinweisen konnte. Auch hier bringt H . Eggers 153 einen neuen Ansatzpunkt, wenn es ihm als eine Möglichkeit erscheint, den Ursprung der Trebnitzer Arbeit in der Nähe von Hss. der M d . Pss. (Gruppe 5) anzusetzen.

150

) P. P i e t s c h (Hrsg.), Trebnitzer Psalmen, in: Schles. Denkmäler des dt. Schrifttums im MA. I, Breslau 1881. - Vgl. auch W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 575ff.; H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil II, S. 40ff. und Tabelle 11, S. 72 ff. 151 ) In: Psalmenverdeutschung II, S. 39 u. 40-45. 162 ) Neue Psalmentexte, in: Festschrift H. Vollmer - BdK. XI, 1941, S. 210. 163 ) In der Einleitung zu seiner Ausgabe „Zwei Psalter des 14. Jhs.", in: DTdMA., Bd. LIII, 1962, S. CVII.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

7. G r u p p e Die Schlesisch-böhmische Psalmengruppe (u. a. Walthers 4., 9. u n d 15. Psalter) 1. Breslau, Univ.-Bibl. I D. 26; Perg., 139 Bll.; Pss., f ü r einen Peter v. Patschkau angefertigt; md.-schles., 1340 154 .+ + 2. K r u m m a u (Südböhmen), Bibl. d. Minoritenklosters; Perg.-Pap., 124 Bll.; Pss. (1-2 lat. Anfangszeilen), Cantica u. a. liturg. Stücke; m d . mit obd. Einflüssen, 13 7 3165.++ 3. Olmütz, Studienbibl. 2, V, 10; Perg., 160 Bll.; lat.-dt. Pss.-Interlinearversion, Cantica u n d Überschriften; md. mit obd. Einflüssen, 14. Jh. 166 .++ 4. St. Florian, Stiftsbibl. I I I 206; 1931 übergegangen an die Jagellonische Bibl.; Perg., 292 Bll.; Prachths. mit lat.-poln.-dt. Pss. u. Cantica; dt. T e x t : md., mit M o n o g r a m m , , M " u n d dem W a p p e n der ungar. Anjous, in der 2. Hälfte des 14. Jhs. 15 '.++ 5. Wien, Nationalbibl. Ms. 2767; Perg., 2°, 157 Bll.; lat.-dt. Pss. mit Cantica; md., 14.Jh. 158 .++ 6. Breslau, Univ.-Bibl. I. D. 7; Gebetbuch, d a r i n die 7 Bußpss.; m d . , 15. Jh. 169 .++

164 ) W. N e h r i n g , Iter Florianense, Poznan 1871; Ders., Psalterii Florianensis partem Polonicam ad fidem codicis recensuit etc., Poznan 1883 (vgl. hier die Textabdrucke aus Breslau I D. 26). - H . R ü c k e r t , Entwurf einer system. Darstellung d. schles. Mdaa. im MA., hrsg. v. P. Pietsch, Paderborn 1878, Textabdrucke S. 16-19. - W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 572ff. - V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 97ff. 155 ) A. B e r n t , Ein neuer dt. Psalter vom J a h r e 1373, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen, X X X I X Jg., Prag 1901, S. 23ff. (Textabdruck einiger Pss.). 15e ) W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil II, Sp. 226ff. - A. B e r n t , a . a . O . , (Textabdruck einiger Pss.). 157 ) W. N e h r i n g , a . a . O . , 1871; Ders., a . a . O . , 1883. Vgl. auch Walther, Bibelübersetzung, Teil I I I , zwischen Sp. 616/617 eine farbige Reproduktion von Ps. 142, 11 f. u. Sp. 615, Anm. 1 (Literaturangaben). - A. B e r n t , a . a . O . ; L. B e r n a c k i , Geneza i historja Psalterza Florjanskiego, in: Rocznik Zakladu Narodowego Imienia Ossoliriskich I (1928), S. 1 ff. - St. K u b i c a , Die dt. Sprache des Florianer Psalters, Poznan 1929 (dt. Textproben). - H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 40ff. u. 72ff. - L. B e r n a c k i u. a. (Hrsg.), Psalterz Florianski, Lemberg 1939. (Diese Ausgabe ist nicht zugänglich). - W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: Festschrift H.Vollmer = BdK. X I , 1941, S. 199ff. u. 210ff. 158 ) A. B e r n t , a . a . O . - H . V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, Tabelle 20 im Anhang. 159 ) J . K l a p p e r , Schriften Johanns v. Neumarkt, in: Vom Mittelalter zur Reformation, Bd. 6, Teil IV, 1935, S. 308ff. (Textpublikation einiger Pss.). Vgl. auch W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, a . a . O . , S. 199f.

7. Die Schlesisch-böhmische Psalmengruppe

77

7. Olmütz, Studienbibl. 1, V I I , 5; Perg.-Pap., 4°, 214 Bll.; Pss. mit Cantica; obd.-md., 15. Jh.16°.++ 8. Stuttgart, Landesbibl. Ms. bibl. 21; 4°; Pss. mit Cantica u. Gebrauchsanweisungen; obd.-md., 15.Jh.160.++ 9. Stuttgart, Landesbibl. HB II 28; 4°; Pss. mit lat. Paulusbriefen; aus dem Benediktinerkloster Blaubeuren; obd., 15. Jh.161.++ Sprachlich gehören die meisten Hss. dieser Gruppe in den böhmischschlesischen Raum, wobei nicht sicher ist, in welchem Teil des Gebietes das Original der Übersetzung entstanden ist. Wenn wir mit A. Bernt 162 annehmen, daß die ursprüngliche Übersetzung eine Interlinearversion gewesen ist, deren Einfluß noch deutlich in den jg. Abschriften wahrgenommen werden kann (mehr in Olmütz 2 V 10, die bis Ps. 113, 7 eine Interlinearversion enthält; weniger in den übrigen Hss., die gegenüber dem interlinearen Original überarbeitet sind, aber noch einzelne interlineare Partien aufweisen), so muß der Archetypus vor 1340 angesetzt werden, denn in diesem J a h r wurde die Hs. Breslau I D. 26 bereits für einen Peter von Patschkau in schles. Mda. geschrieben. Mit dieser Arbeit gehen Florian III, 206, die berühmte Prachths. mit lat., poln. u. dt. Text 163 , und Wien 2767 enger zusammen, und alle drei Kodizes sind im 14. Jh., also recht früh im Vergleich zu den übrigen Hss. der Gruppe, entstanden. Andererseits sind Krummau und Olmütz 2 V 10 (beide zumindestens jünger als Breslau I D. 26) mit ihrem einheitlichen Sprachcharakter, der nach Böhmen weist, zu beachten, wobei noch die interlineare Version von Olmütz 2 V 10, die damit näher an das Original herangerückt werden darf, ins Gewicht fällt. Wie man sich die wechselseitigen Beziehungen der Hss. vorzustellen hat, ist beim gegenwärtigen Stand der Untersuchungen kaum näher auszuführen, zumal Vollmer auch noch andere Übersetzungskreise in die Entstehungsgeschichte dieser Gruppe einflechten möchte 164 . Ausgehend von dem Burdachschen Gesichtspunkt, im Hofe Karls IV. einen kulturgeschichtlichen Mittelpunkt, der die Ausgangsbasis für die Entwicklung zur nhd. Schriftsprache abgegeben habe, zu sehen, versuchte A. Bernt 166 Beziehungen zwischen der Literatur dieses Gebietes und der Zentrale in Prag herzustellen 160) W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 571 (Textproben aus Olmütz 1. VII. 5 u. Stuttgart Ms. 21). - H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, T. 25 im Anhang (aus Stuttgart Ms. 21). 161 ) H . V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 13 u. Tabelle 19. - E. Z i m m e r m a n n , Die dt. Bibel im religiösen Leben des Spätmittelalters, BdK. VIII, S. 61 u. 168. 162 ) A. B e r n t , Ein neuer Psalter vom Jahre 1373, a.a.O., S. 28ff. 163 ) W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 601 ff. 164 ) Psalmenverdeutschung, Teil II, S. 40-45. 166 ) Altdt. Findlinge, Brünn-München-Wien 1943, passim, bes. S. 23ff., 37 u. 42.

78

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

und J . Klapper 166 glaubte den Inhalt der Hs. Breslau I D 7 mit dem Kanzler J o h a n n von Neumarkt in Verbindung bringen zu können, während W. Lüdtke 167 darauf aufmerksam machte, daß es sich hier um eine modernisierte Überarbeitung des Textes von Florian III, 206 und Wien 2767 handele. Bis jetzt sind solche Zusammenhänge als recht naheliegend und in manchen Fällen als gerechtfertigt akzeptiert worden, doch muß die ganze Gruppe einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden, um ihren Ausgangspunkt zu lokalisieren und festzustellen, ob eine jg. Hs. dieser Gruppe mit der Tätigkeit Johanns von Neumarkt, der von 1364-1380 Bischof von Olmütz war, in Verbindung gebracht werden kann.

8. G r u p p e Die kommentierte Psalmenübersetzung d e s H e i n r i c h v o n M ü g e l n (Walthers 7. Psalter) a

)

1. Rein, Stiftsbibl. Cod. 204; Perg., 224 Bll.; dt. Kai., Vorrede zu den Pss., Überschriften, Psalmen, Erklärungen (nach Nikolaus von Lyra), Schlußrede; geschrieben von Johann von Hof aus dem Vogtland für einen Bürger Ludwig in Eger; obd., 1372168.++ b) 2. Berlin, Staatsbibl. cod. germ. 1320; 2°; Psalmen und Erklärungen (N. v. L.); obd., 1426. 3. Berlin, Staatsbibl. cod. germ. 43; Pap., 2°, 259 Bll.; Psalmen und Erklärungen (N. v. L.); geschrieben von einem Pleban Chr. Hornau in Ermprechtshofen, Besitzer war später ein Pleban Johannes Knor(?) in Bernheim, der ihn dem Kloster in Winsheim schenkte; 1435. 4. Donaueschingen, Fürstl. Bibl. Ms. 187; Pap., 2°, 302 Bll.; Psalmen und Erklärungen (N. v. L.); geschrieben durch Johannes Klingener, Schreiber der Neuenburger Diözese; 1455. 5. Wien, Nationalbibl. Ms. 2671; Perg., 332 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.) und Cantica; geschrieben von Gebhard Louchnower aus Konstanz; obd., 1456. 6. Berlin, Staatsbibl. cod. germ. 1310; Pap., 2°, 408 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); 1470. 16e ) Schriften Johanns v. Neumarkt, in: Vom Mittelalter zur Reformation, Bd. 6, Teil IV, Berlin 1935, S. XVI, XVIII, XXII, XLIIf. 167 ) Neue Psalmentexte, a.a.O., S. 199ff. 168 ) Ps. 6, 31, 37, 50, 101, 129, 142 mit Kommentar abgedruckt bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 23ff.; Ps. 1 u. 15, 1-7 ohne Kommentar, Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 571 ff.

8. Kommentierte Psalmenübersetzung des Heinrich von Mügeln

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7. Freiburg, Univ.-Bibl. 469; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.) und Vorrede; 15. J h . (?) 169 . 8. Basel, Univ. Bibl. A III 26; Pap., 288 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. V.L.); 15. J h . 9. Straßburg, Heinrich Knoblochtzer; gedrucktes Psalterium mit Erklärungen (N. v. L.); um 1477 (Hain 13508). 10. Speyer-Worms, Peter Drach; 2°, 317 Bll.; gedrucktes Psalterium mit Erklärungen (N. v. L.); 1504 (Berlin, Staatsbibl. Sign. 2854)170.++ c) 11. Wien, Schottenkloster 209; Pap., 2°, 307 Bll.; Psalmen u. Erklärungen (N. v. L.); obd., 1413. 12. Wien, Nationalbibl. Ms. 2847; 314 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); Vorrede; obd., 15. J h . 13. Berlin, Staatsbibl. cod. germ. 1145; Pap.; HB. u. a., ab Bl. 93 Pss., Erklärungen (N. v. L.); geschrieben von Thomas Hofstadl de Obernperg; obd., 1472. 14. Berlin, Staatsbibl. cod. germ. 1146; Pap., 341 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); obd., 15. Jh.171.++ 15. Schlägl, Stiftsbibl. Cpl. 65 (alte Sign.), 454 a 65 (neue Sign.); Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); 15. J h . ( ? ) . 16. Leipzig, Univ.-Bibl. cod. ms. 1502; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.), Vorrede; aus dem Kloster Mediingen; Peter Strempffel aus Ulm schenkte dem Kloster, wo seine Tochter Anna Nonne war, diese Hs.; obd., 1471172. 17. Graz, Univ. Bibl. cod. 194; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); obd., 1442 (?), vielleicht schon 14. J h .

169) F YV. R a t c l i f f e erwähnt zusätzlich in seinem Aufsatz „Die Psalmenübersetzung Heinrichs von Mügeln", in: ZfdPh. 84 (1965), S. 48, zwei Hss., die in der früher erschienenen Literatur nicht zu finden sind u. zur Mügeln-Gruppe gehören: Schaffhausen Stadtbibl. MSc. Gen. 25 und Solothurn Zentralbibl. S. I. 144. 17°) Ps. 67, 21-26 ohne Kommentar bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 579 abgedruckt. 171) Ps. 138 ohne Kommentar bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 99 ff. 172) W a l t h e r druckt die Vorrede, Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 594 ab allerdings nicht aus Leipzig UB. 1502, sondern aus Leipzig UB. 2015. Sehr wahrscheinlich sind beide Hss. identisch, denn der Cod. Ms. 2015 wird in der Leipziger UB. nicht geführt und der Cod. Ms. 1502 ist durch Kriegseinwirkungen vernichtet worden (nach Angabe der dortigen Hss.-abteilung). A. Berg e l e r , der in seiner Dissertation sämtliche Hss. zusammenstellte, kennt auch nur Cod. Ms. 1502. Möglicherweise hat Walther die Zahlen 2015-1502 vertauscht.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

d) 18. Klosterneuburg, Stiftsbibl. Cod. 11; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); 1427. 19. München, Staatsbibl. cgm. 3894; 259 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); obd., 1458. 20. Heidelberg, Univ.-Bibl. cod. pal. germ. 32; Pap., 280 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); 1470.++ e) 21. München, Staatsbibl. cgm. 526; 252 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); von einem Johannes aus Eger geschrieben; die Hs. wurde von einem Schüler Christophorus aus Landshut für einen Ritter von Degenberg gekauft; 1424. 22. München, Staatsbibl. cgm. 5064; 245 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); die Hs. gehörte „meiner lieben muter vrsula vonn freiberg"; obd., 1442. 23. München, Staatsbibl. cgm. 525; 175 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); die Hs. gehörte einem Hans Stüpff (1466?); obd., 1473 (?). 24. München, Staatsbibl. cgm. 527"; von Bl. 124-376 Psalmen, Erklärungen (N. v. L.), zusammengebunden mit cgm. 527 1 (unter Notkerschem Einfluß, vgl. Gruppe 1); obd., 15. Jh. 25. Stuttgart, Landesbibl. Bibl. 4° 17; Perg.-Pap.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); md., 15.Jh.173.++ f) Hss., die nicht gruppiert werden können: 26. Wien, Nationalbibl. 2783; Perg., 229 Bll.; Psalmen, Vorreden, Erklärungen (N. v. L.); obd., 14. J h . 27. Salzburg, Studienbibl. Nr. 47 (V, 1. B. 20 = alte Sign.); Perg., 2°, 269 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.), mit reichen Illustrationen u. Initialen; wahrscheinlich im Besitze des Königs Wenzel; obd., um 1400. 28. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. IV. 35; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); aus dem Nürnberger Klarissenkloster St. Katharinen; 1404. 29. Berlin, Staatsbibl. cod. germ. 655; Pap., 2°, 312 Bll.; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); die Hs. gehörte in die „Gemain Teutsch Liberey des Gotzhauss Inzighofen", Fstm. Hohenzollern (Dominikanerinnen); 1466. 30. München, Staatsbibl. cgm. 506; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.), obd., 1470. 31. Klosterneuburg, Stiftsbibl. Cod. 593; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); 15. J h . 32. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. IV. 6; Psalmen, Erklärungen (N. v. L.); aus dem Nürnberger Klarissenkloster St. Katharinen; 15. J h . 33. Roda, Archiv der ehem. Hzgl. Landesreg. u. Appellationsgerichtes 173) Ps. 67, 27-35 ohne Kom. bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 579ff.

8. Kommentierte Psalmenübersetzung des Heinrich von Mügeln

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Aktenstück Cl. X I . Ba. 34; Perg., 1 Doppelbl.; Frgm., Ps. 101, 27-102, 12; 106,2-27, Erklärungen (N. v. L . ) ; als Umschlag einer Klosterrechnung (1532) aus d e m dortigen Prämonstratenserstift; 15. Jh. 1 7 4 . 34. H a m b u r g , Staats- u. Univ.-Bibl. Ms. theol. 1010; Pap. u. Perg., 732 Seiten; a m Schluß unvollständig, Psalmen, Erklärungen (N. v. L . ) ; 15. Jh. 1 7 5 . + + 35. Innsbruck, Univ.-Bibl. = Umschlag für Ink. 188/2 D ; Perg.; Frgm. 1 ' 6 . 36. Ilfeld, Klosterschulbibl.; 248 Bll.; a m Anfang u n d E n d e nicht vollständig 1 7 7 . 37. Stuttgart, Landesbibl. H B V I 24; die Hs. stammt aus Weingarten. 38. Merseburg, Bücherei des Domkapitels Nr. 45. 39. Merseburg, Bücherei des Domkapitels Nr. 46. 40. Rostock, früher Privatbesitz von Prof. Walther. 41. R o m . Bibl. Vaticana, früher Lainz bei W i e n , Bibl. Rossiana 687. g) Übersetzungen, die mit Heinrichs Arbeit verwandt sind: 42. Stuttgart, Landesbibl. H B I I 29; a m Anfang etwas beschädigt; Psalmen; obd., 1430 178 . 43. W ü r z b u r g , Univ.-Bibl. M p . th. q. 67; Psalmen mit lückenhaften Gebrauchsanweisungen; 15.Jh. 1 7 9 . + + 44. St. Florian, Stiftsbibl. X I 68; u. a. ein Plenar, a b Bl. 216-249 Psalm e n f r a g m e n t (Ps. 1-86). 45. Straßburg, Landes- u. Univ.-Bibl. L G e r m . 593; Pap., Historienbibel mit d e n Psalmen, Cantica (am Anfang der Übersetzung Ähnlichkeiten mit cgm. 182, Cantica aus cgm. 182, siehe G r u p p e 9 ; auch verwandt mit der Mügelnschen Übersetzung; später Anlehnung a n die Mentelbibel, siehe G r u p p e 16); ndalem., E n d e des 15. J h s . Die Unterteilung der Hss. u n d Drucke wurde im wesentlichen d e m Vorschlag Bergelers 180 entnommen, dessen Plan, das Bibelwerk u n d somit auch die Psalmenübersetzung Heinrichs von Mügeln zu publizieren, nicht zur Ausführung kam. Erfreulicherweise h a t F. W . Ratcliffe 1 8 1 die schwierige u n d 174 ) Zum ersten Mal publiziert von E. H a s e , Bruchstück einer vorluth. dt. Ps.-übersetzung u. Erklärung aus dem Kloster Roda, in: Mitt. d. Geschichts- u. Alterthumsforschenden Gesellschaft d. Osterlandes, Bd. 7, Altenburg 1874, S. 27-36 (durch freundl. Hinweis von H. Wolf, Marburg). Die kommentierten Verse von Ps. 101 stimmen fast wörtlich mit dem Text aus Rein 204 überein. 175 ) Ps. 101 bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 72ff. 176 ) ZfdA. 35 (1891), S. 225-227. 177 ) Vgl. F r e y e r , Zs. f. d. ges. Theol. u. Kirche, 1873, S. 417ff. 17S ) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 13. 179 ) Ps. 138 bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 99. 18 °) Das deutsche Bibelwerk Heinrichs von Mügeln, Diss. Berlin 1937, S. 2-4. 181 ) R a t c l i f f e kündigt in einem Aufsatz „Die Psalmenübersetzung Heinrichs von Mügeln" in: ZfdPh. 84 (1965), S. 46ff. die Ausgabe der Mügelnschen Psalmenübersetzung an.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

mühsame Aufgabe auf sich genommen, eine Ausgabe der Mügelnschen Psalmenübersetzung vorzubereiten. Diese Ausgabe wird natürlich nicht auf allen Hss. und Drucken basieren können, sollte aber nach dem ersten der von Ratcliffe angeführten Gesichtspunkte ausgerichtet werden, „eine diplomatische Ausgabe von RC. 182 für die ganze Übersetzung mit Bezugnahme auf die drei für einen Stammbaum wichtigsten Handschriften" zu bieten, weil es ungemein interessanter ist, die Psalmenverdeutschung und den übersetzten Kommentar in der Form, die die Reiner Hs. bietet, studieren zu können. Ratcliffes Ordnung der Hss. innerhalb der Gruppe ist folgende: Hauptgruppe I a) Nr. 1, 27, 38; b) Nr. 26, 30, 18, 42; c) Nr. 41, 12, 13, 14, 11, 17, 31, 15, 16. Hauptgruppe II Nr. 8, 3, 6, 2, 4, 7; die zwei Hss. in Anm. 169, S. 79; 9, 37, 5, 10, 34. Hauptgruppe I I I Nr. 29, 20, 39, 23, 21, 24, 19, 22. Dank der Angaben in manchen Hss. kann man sich ein verhältnismäßig gutes, wenn auch unvollständiges Bild von der Verbreitung, den Besitzern und den Kreisen, die die Mügelnsche Übersetzung benutzt haben, machen. Daß die Art der Übersetzung und die Überlieferung dem Herausgeber besondere Probleme bei der Textkritik aufgeben, wird schon verständlich, wenn man bedenkt, daß die ursprüngliche Ordnung des Archetypus (zuerst der „schlichte Text" der Pss., dann der Kommentar mit einer zweiten Übersetzung der Pss.) beim Abschreiben nicht mehr eingehalten wurde, sondern mehr oder weniger große Veränderungen erfuhr. Überzeugend sind die Überlegungen Ratcliffes, die die Abfassung der Übersetzung durch Mügeln betreffen und darauf hinauslaufen, daß das Werk Anfang der sechziger Jahre des 14. Jhs. entstand. Verschiedene Hss. überliefern Vorreden zum Psalter, die uns jetzt in ihren drei Fassungen durch Ratcliffe zugänglich gemacht worden sind. Die älteste, im Umfang kürzeste Vorrede, die sich u. a. in der Reiner Hs. findet, ist mit größter Wahrscheinlichkeit Heinrich von Mügeln zuzuschreiben, während die beiden anderen, erweiterten Formen natürlich durch Schreiber zustande gekommen sein können. Wie dem auch sei, so bleiben diese Vorreden, besonders die „ketzerische" 183 , interessante Dokumente aus der Zeit, 182

) RC. = Rein 204, Hs. 1 in Gruppe 8. ) Mit diesem Zusatz versieht man in der Literatur die Vorrede in der Hs. Wien 2847, Hs. 12 in Gruppe 8. 183

9. Hohenfurter Psalmenübersetzung und ihre Zweige

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in der m a n die Aneignung der Bibel in der Volkssprache immer stärker forderte u n d auch vorantrieb.

9. G r u p p e Die Hohenfurter Psalmenübersetzung und ihre Zweige (u. a. Walthers 10., 11., 16. u n d 18. Psalter) a) Die G r u p p e u m H o h e n f u r t 27: 1. H o h e n f u r t , Stiftsbibl. N r . 27; Pap., 111 Bll.; Psalmen, Cantica, u. a . ; obd. (bair.), 2. H ä l f t e des 14. Jhs. 184 .++ 2. Wien, Nationalbibl. Ms. 2907; Pap., 2°, 178 Bll.; Psalmen, V a t e r unser, u. a . ; obd., 14. Jh. 1 8 5 . 3. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 4885; 4°, 101 Bll.; Psalmen, Cantica; obd., 15.Jh. 186 .++ 4. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 347; 4°, 103 Bll.; Psalmen, Cantica; Geschenk a n einen Prior des Benediktinerklosters Tegernsee; obd., 15. Jh.++ 5. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 130; Gebetbuch, enthält u. a. die 7 Bußpss.; obd., u m 1500. 6. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 630; Pap., 2°, 114 Bll.; lat.-dt. Pss., einzelne Cantica; obd., vor 1441 187 . ++ 7. Wien, Nationalbibl. Ms. 2843; Pap., 2°; u. a. von Bl. 44-117 lat.-dt. Psalmen, Cantica; übersetzt von Heinrich v. Hessen (Langenstein), geschrieben von Nikolaus Wybel, Pleban in M a u e r b a c h , Hs. k a m 1455 a n die Kartäuser in M a u e r b a c h (bei W i e n ) ; obd., 1441. 8. Olmütz, Studienbibl. 3 I I 8 ; 2°, 51 Bll.; Psalmen, Cantica, u. a. 9. Heidelberg, Univ.-Bibl. cod. pal. germ. 148; Perg., 176 Bll.; A r m e n bibel u. Psalmen, Cantica, Litanei. 10. Wien, Nationalbibl. Ms. 2940; Pap., 4°, 107 Bll.; Psalmen; obd., 15. J h . 11. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 401; 4°, 88 Bll.; Psalmen, Cantica; versehen mit d e m N a m e n H a n s Stüpff u n d seinem W a p p e n ; obd., 15. Jh.++ 12. Kopenhagen, Kgl. Bibl. Msc. 4° N. 8; Psalmen; 15. J h . 184 ) Bekannt gemacht im Aufsatz „Der Hohenfurter dt. Psalter des 14. J h s . " von A. B e r n t , in: Mittheilungen des Vereines f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen, 39. Jg., Prag 1901, S. 155-170. Außerdem sind Proben aus Ps. 1, 15, 67 u. 142 abgedruckt. 185) jsjach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 14. - Ders., Ein Reisebericht, in BdK. X, S. 20*. 186 ) Diese und viele der nachfolgenden Hss. sind bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 6-15 erwähnt. Textproben finden sich im Tabellenanhang desselben Bdes., in Teil II, S. 72 ff. oder in einem Reisebericht, BdK. X, S. 19* f. 187 ) Ps. 1; 15,1-7; 67,21-35 bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 571-586 publiziert.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen b) Die Gruppe um cgm. 440:

13. München, Staatsbibl. cgm. 717; Gebetbuch u. a. mit den 7 Bußpss. (Ps. 6, 50, 129 = wörtlich übersetzt, Ps. 31, 37, 101, 142 = paraphrasiert); vielleicht aus Augsburg, obd., 1348. 14. München, Staatsbibl. cgm. 440; Pap., 4°, 105 Bll.; Psalmen mit Uberschriften, Cantica, u. a. (Ps. 1-15 sind in einer anderen Weise übersetzt als Ps. 16 ff., die eine Abschrift der Hohenfurter Übersetzung darstellen); obd. 1390188.++ 15. München, Staatsbibl. cgm. 69; Perg., 4°, 141 Bll.; Psalmen mit Überschriften, Cantica; obd., um 1400. 16. München, Staatsbibl. cgm. 524; Pap., 2°, 65 Bll.; Psalmen mit Überschriften, Cantica; geschrieben von Nikolaus Wall; obd., 1409. 17. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. V I I 38; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; geschrieben von Michael Walther; gehörte St. Katharinen in Nürnberg; obd., 1422. 18. München, Staatsbibl. cgm. 87; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; obd., 1442. 19. München, Staatsbibl. cgm. 761; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; obd., 1457. 20. München, Staatsbibl. cgm. 136; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; obd., 1475. 21. München, Staatsbibl. cgm. 127; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; obd., 1476.++ 22. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. VI 43 p ; Gebetbuch: u. a. dt. Vigilie mit Pss., ab Bl. 164v die Bußpss. von anderer H a n d ; obd., 15. J h . + + 23. Graz, Univ.-Bibl. cod. 1225; Psalmen; 15. Jh. 189 . c) Die Gruppe um cgm. 182: 24. München, Staatsbibl. cgm. 182; Perg., 4°, 117 Bll.; Psalmen mit Überschriften, Cantica (die ersten Pss. sind selbständig in der Übersetzung, ab Ps. 101 stimmen sie mit der Hohenfurter Übersetzung überein); Schwester Barbara Streyssin bringt die Hs. mit zu den Benediktinerinnen in Altomünster; obd., am Ende des 14. Jhs. 190 . ++ 25. Graz, Univ.-Bibl. cod. 1631; Psalmen, geschrieben von einem Priester Konrad für die Benediktinerinnen in Altomünster; 1497191. 26. Göttingen, Univ.-Bibl. ms. th. 214; Perg., 8°, 270 Bll.; Psalmen mit Überschriften, Cantica (Anfang der Ps.-Übersetzung = cgm. 182, später Abweichungen); Anfang des 15. Jhs. 27. Straßburg, Landes- u. Univ.-Bibl. L Germ. 593; Pap.; Historienbibel mit den Psalmen, Cantica (am Anfang der Ps.-Übersetzung ähnlich mit 188

) ) 19 °) 191 ) 189

Ps. 1 u. 15 bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 571-586. Nach V o l l m e r , in: BdK. X, S. 34*, Anm. 2. Ps. 1; 15, 1-7; 67,21-35 bei W a l t h e r , a.a.O. Nach V o l l m e r , BdK. X, S. 34*, Anm. 2.

10. Eine oberdt. Psalmengruppe nach dem Psalterium iuxta Hebraeos

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cgm. 182, Cantica aus cgm. 182, verwandt mit der Mügelnschen Übersetzung, siehe auch Gruppe 8, später Anlehnung an die Mentelbibel, siehe auch Gruppe 16); ndalem., Ende des 15.Jhs. 28. Wien, Schottenkloster Nr. 141 ; Pap., Historienbibel mit den Psalmen (ab Bl. 375 rb ), Cantica; bair.-österr., um 1465. 29. Kolmar, Stadtbibl. Ms. 304; Pap., Historienbibel mit den Psalmen (ab Bl. 184r) ; ndalem.-elsäss. 15. J h . 30. Stuttgart, Landesbibl. Bibl. 13; 4°; Psalter mit Cantica; obd. mit md. Einschlag, 14.Jh.(?). Schon Walther 182 machte darauf aufmerksam, daß sein 11. Psalter (hier die Gruppe um cgm. 440) nur in den ersten 15 Pss. eine selbständige Übersetzungsversion darstelle und mit Ps. 16ff. der Übertragung des Heinrich von Hessen (hier die Gruppe um Hohenfurt 27) verpflichtet sei. Ob Vollmers Annahme 193 , Walthers 18. Psalter und damit auch dessen 16. Psalter (hier die Gruppe um cgm. 182) als einen Verwandtschaftszweig mit dieser Familie zu verbinden, nach einer eingehenden Untersuchung aufrecht erhalten werden kann, bleibt abzuwarten. Auch bei der Frage nach dem Übersetzer, den Walther in Heinrich v. Hessen, dem Heidelberger Rektor, gest. 1427, glaubte gefunden zu haben, bestehen verschiedene Ansichten, denn A. Bernt konnte gewichtige Gründe anführen 194 , die für Heinrich von Langenstein, den berühmten Scholastiker und Professor der Wiener Universität, als Verfasser dieser Psalmenübersetzung sprechen, was auch W. Stammler noch jüngst vertreten hat 196 . Endgültige Klarheit läßt sich hier nur erreichen, wenn das Verhältnis zwischen der Hs. Wien Ms. 2843, die den Übersetzer namentlich angibt, und der ältesten Hs., Hohenfurt 27, untersucht worden ist und dann auf Grund von Vergleichen der Psalmenübersetzung mit den übrigen Schriften des Wiener Theologen („Erkantnüß der Sünd", „Das Buch der göttlichen Weisheit", einer Vaterunser-Auslegung u. a.), die leider immer noch nicht herausgegeben worden sind, eine Bestätigung für die Verfasserschaft Heinrichs gefunden werden kann. 10. G r u p p e Eine oberdeutsche Psalmengruppe nach dem Psalterium iuxta H e b r a e o s (Walthers 8. Psalter) Handschriften : 1. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 494; Perg., 2°, 71 BIl. ; Psalmen mit 192

) Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 618-21, 623-25. ) Psalmenverdeutschung I, S. 93. 194 ) A. B e r n t , a.a.O., S. 159f. 196 ) S t a m m l e r , Mittelalterl. Prosa in dt. Sprache, in: Stammlers Aufriß, Bd. II, 21960, Sp. 928. 193

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Gebrauchsanweisungen u. Cantica, im Besitz des Prager Bürgers Peter Beyer; obd., vor 1386 geschrieben 1 9 6 . + + 2. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 341; Perg., 190 Bll.; Bl. l b - 1 3 2 : unvollendete Biblia P a u p e r u m , Prolog zu den bibl. Büchern, bibl. Bücher (siehe G r u p p e 17 Wenzelbibel), a b Bl. 133 die Psalmen mit Gebrauchsanweisungen u. Cantica; Besitzer: Familie Grabner, Dr. H a r t m a n n Schedel, N ü r n b e r g ; obd., 2. Hälfte des 14. Jhs. l97 .++ 3. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 420; 278 Bll.; Epistolar u. Psalmen mit den Gebrauchsanweisungen (Bl. 1 - 1 0 5 ) ; aus der Diözese Regensburg; obd., 1. Hälfte des 15. Jhs. 198 .++ 4. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 367; 290 Bll.; u. a. Psalmen mit den Gebrauchsanweisungen (Bl. 1 - 7 8 ) ; durch J o h a n n e s Schedel, vielleicht aus N ü r n b e r g (?), geschrieben; obd., 1459. 5. Wien, Nationalbibl. Ms. 12842; Psalmen; obd., 15. J h . Drucke: (6.) 1. Druck dieser Psalmen vielleicht vor 1477199. 7. Augsburg, Erhart R a t d o l t ; 4. 124 Fol., 2. Druck, Psalterium cum app a r a t u . . . , lat. Pss. mit dt. T e x t ; Register mit lat. Psalmenanfängen, Tituli u. Gebrauchsanweisungen; Cantica; obd., 1494 (Hain 13510, Brit. Mus. I A 6747), n a c h Walther noch 10 Exemplare vorhanden. 8. Augsburg, E r h a r t R a t d o l t ; 4. 126 Fol., 3. Druck, Psalterium c u m app a r a t u . . ., lat. Pss. mit dt. T e x t ; Register mit lat. Psalmenanfängen, Tituli u. Gebrauchsanweisungen; Cantica (verbessert nach der Vulgata u n d n a c h der Mentelbibel); obd., 1499.++ Drei Arten von Exemplaren: 8 a ) mit Drucker- u n d Ortsangabe, 8 nicht verbesserte Seiten; Exemplare vorhanden in: Freiburg i. B., Karlsruhe, Stadtbibl. N ü r n b e r g , Wernigerode. 8 b ) ohne Drucker- u n d Ortsangabe, 8 nicht verbesserte Seiten; Exemplare vorhanden i n : Berlin, Bamberg, Laibach, M ü n c h e n (Hain 13509). 8 c) mit Drucker- u n d Ortsangabe, alle Seiten verbessert; Exemplare vorh a n d e n i n : Augsburg, Berlin, Göttingen, Innsbruck, M ü n c h e n , Wernigerode, Wien, Wolfenbüttel (Hain 13511, Brit. Mus. I A. 6783).

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) Erwähnt bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 600. ') Ps. 1; 15, 1-7; 67, 21-35 abgedruckt bei W a l t h e r , a . a . O . , Sp. 571-586. - Außerdem ist diese Hs. sprachlich untersucht worden von R. Z i e h m . Die mhd. Übersetzung der Pss. in der Hs. cgm. 341, Diss. Greifswald 1911. 198 ) Erwähnt und eingeordnet von W a l t h e r , a . a . O . , Sp. 600-613. Dies gilt auch für alle nachfolgenden Hss. und Drucke. Außerdem sind sie bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, S. 6-15 aufgenommen. Ps. 6 u. 101, 1-8 aus cgm. 420, Ps. 101, 1-8 u. einzelne Verse aus anderen Pss. wurden in den Tabellen bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I u. II abgedruckt. 199 ) Nach W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 601, Anm. 1. 19

10. Eine oberdt. Psalmengruppe nach dem Psalterium iuxta Hebraeos

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9. Basel, Michel Furter, 130., Psalterium cum apparatu . . . , Lat. Psalter mit dem teutschen nutzbarlichen dabey getruckt, mit Register und Gebrauchsanweisungen; Tituli, Cantica; obd., 1502 (Brit. Mus. 1005. c. 10), nach Walther noch 9 Exemplare vorhanden. 10. Basel, Michel Furter, Psalterium . . ., (siehe Nr. 9.); obd., 1503, nach Walther noch 8 Exemplare vorhanden. 11. Basel, Michel Furter, Psalterium . . ., (siehe Nr. 9.); obd., 1503, nach Walther 1 Exemplar in Heidelberg. 12. Straßburg, Mathias Hüpfuff, 128., Psalterium cum apparatu . . . , Lat. Psalter mit dem Teütschen da bey getrucket . . . , Tituli; obd., 1506 (Brit. Mus. 3089. cc. 8.), nach Walther noch 14 Exemplare vorhanden. 13. Straßburg, Joannes Knoblouch, 126., Psalterium cum apparatu . . ., Lat. Psalter mit den teütschen dabey getruckt . . ., Tituli; obd., 1508 (Brit. Mus. 1220f. 9), nach Walther noch 21 Exemplare vorhanden. 14. Metz, Caspar Hochffeder, 126., Psalterium cum apparatu . . . , Lat. Psalter mit dem teutschen dar bey getruckt (mit Holzschnitt); obd., 1513 (Brit. Mus. 3365. ff. 30), nach Walther noch 13 Exemplare vorhanden. 15. Venedig, Gregorius de gregorijs; 644 Bll. ; Brevier nach der römischen Ordnung; auf Kosten und Verlegung des „Herrn Christoff von frangepan fürst und graff zu zeng vögel vnd madrusch" und seiner Frau Appolonia; Auflagenhöhe = 4000 ; korrigiert, quottiert und in diese Ordnung gebracht von dem Bruder Jacob Wyg, Barfüßer aus Kolmar, 1518. (Panzer, Annalen I., S. 411), je 1 Exemplar in der Studienbibl. Salzburg, Staatsbibl. München u. im Germ. National-Museum, Nürnberg. Wie aus den Abschriften (Hss. 1-5) noch zu erkennen ist, hat das Psalt. i. Hebr. dem Verfasser dieser Arbeit als Übersetzungsgrundlage gedient. Zwar war die ältere Version des Hieronymus im MA. nicht unbekannt und es lassen sich auch in anderen Psalmenübersetzungen manche Stellen ausfindig machen, die nur auf diese lat. Vorlage zurückgehen können, doch ist bis jetzt keine andere Verwandtschaftsgruppe bekannt geworden, die in dieser Deutlichkeit von dem im MA. häufig gebrauchten Psalt. Gallicanum (Vulg.) abweicht wie die ältesten Hss. dieser Familie. Alle Schreiber bzw. Bearbeiter, weniger bei den Hss., mehr bei den Drucken, haben versucht, diese auffallende Erscheinung zu beseitigen, indem sie die Übersetzung, oft sehr fehlerhaft, nach der Vulgata änderten. In den um 1477 einsetzenden Drucken, die mehrere Auflagen bei verschiedenen Druckern erfuhren, macht sich außerdem der Einfluß der Mentelbibel und der ihr nachfolgenden Bibelausgaben bemerkbar, eine Tatsache, die auch in diesem Fall den wechselseitigen Austausch zwischen den einzelnen Druckerwerkstätten bezeugt, wie wir es von Heinrich Quentell (Köln) und Anton Koberger (Nürnberg) kennen.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

11. G r u p p e Die Südniederländisch-niederrheinische (u. a. Walthers 36.-39. Zweig)

Psalmengruppe

Ndl. Hss. u. Drucke: a) Die ältere G r u p p e 1. Leningrad, Bibl. der Akademie der Wissenschaften X X J L X I I I (eine Photokopie in Leiden, Univ.-Bibl. B. P. L. 2412 a ); Bl. l r - 1 0 6 r : ein Psalter (Pss. u. C a n t i c a ) ; Bl. 107ff.: ein Brevier in 3 Teilen: Bl. 107 r -138 r „onser vrouwen ghetide n a de ordenancie van r o m e " , Bl. 139 r -142 v „ d e commendacie", Bl. 143 r -149 v „vigilie v a n den d o d e n " ; Bl. 273 v -274 v ein mystischer T r a k t a t , u. a . ; gebraucht in Bethleem, einem Kloster bei Löwen (?); westfläm., u m 1340/50200.++ 2. Brüssel, Bibl. Royale, Hs. 608; Psalmen; brabantisch, 2. H ä l f t e des 14. Jhs. 201 .++ 3. Brüssel, Bibl. Royale, Hs. 609; Psalmen mit einem myst. T r a k t a t ; b r a bantisch, 14. oder 15. Jh. 201 .++ b) J g . Hss. u. Drucke, die teilweise beeinflußt worden sind: 4. Brüssel, Bibl. Royale, Hs. 605; Psalmen; mndl., 1393202.++ 5. Brüssel, Bibl. Royale, Hs. 610; Psalmen; mndl., 1477 (siehe auch G r u p p e 12 u. 13)202.++ 6. Ashburnham-Place, Bibl., Appendix 37, 2 (jetziger Besitz u n b e k a n n t ) ; Perg., Psalmen; mndl., u m 1480 203 . 7. Gent, Univ. Bibl. (?); Psalmen aus der Bibl. der unbeschuhten K a r m e liter; mndl., u m 1480203. 8. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 331; Perg., 8°, 250 Bll.; Psalmen mit Cantica, von Suster K a t h a r i n a van der Molen geschrieben, stammt aus d e m Frauenkloster K a t h a r i n e n t a l bei Hasselt; mndl., 15. J h . (siehe a u c h G r u p p e 13)201.++ 200

) Einige Pss. abgedruckt bei: C. C. d e B r u i n , Bijdrage tot de Geschiedenis der Middelned. Psalmenvertalingen, in: Bündel Opstellen aangeboden aan C. G. N. de Vooys, Groningen 1940, S. 71-74; B. v. d. B e r g , Geert Grote's Psalmvertaling, in: Tschr. v. Nederld. Taal- en Letterkde., Deel 61 (1942), S. 290-312. 201 ) Textpublikationen bei : H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, A n h a n g l l a + b, I I I a, Nr. 59 und 60; Anhang I I I b, Nr. 6 (bzw. 7) und 7 (bzw. 8); Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 73ff., Tab.-Nr. 21 u. 22, S. lOOff., Tab.Nr. 21 u. 22, S. 140ff., Tab.-Nr. 20 u. 21. (Die erste Zahl bezieht sich auf Brüssel 608 und die zweite auf Brüssel 609.) 202 ) Pss. 1, 2, 4 u. 6 abgedruckt bei C. H. E b b i n g e - W u b b e n , Over middelnederl. vertalingen van het Oude Testament, 's-Gravenhage 1903, S. 190-194. 203) Vgl.: d e B r u i n , Bijdrage . . . , a . a . O . , S. 56 nach Anmerkungen in der „Bibliotheca Neerlandica Manuscripta". 2 4 ° ) Pss. 1, 2, 4 u. 6 abgedruckt bei E b b i n g e - W u b b e n , a . a . O . , S. 190-194.

11. Die Südniederländisch-niederrheinische Psalmengruppe

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9. Gent, Univ. Bibl. 1736; Psalmen; mndl., u m 1500 ( = Hs. Berlin Ms. germ. 331) 205 . 10. Celle, Oberlandesgerichtsbibl. Ms. 14; G e b e t b u c h ; mndl. (Pss. = Berlin Ms. germ. 331) 206 . 11. Celle, Oberlandesgerichtsbibl. Ms. 15; Gebetbuch; mndl. (Pss. = Berlin Ms. germ. 331) 206 . 12. Antwerpen, Adriaen van Berghen, D e n duytschen souter; 8°, 212 Bll.; mndl., 30. Aug. 1504 (siehe auch G r u p p e 13) 2 0 '. + + N d d . Hss. u n d Drucke : 13. Janota-Gebetbuch, (Verbleib der Hs. unbekannt), G e b e t b u c h : I. 7 Bußpss., I I . Pss. im Totenoffizium (siehe G r u p p e 13, Rostock Ms. theol. 38 I.) mit Kalendarium u. a . ; kölnisch, u m 14002O8.++ 14. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 516; Perg.-Pap., 2°, 349 Bll.; Historienbibel u n d a b Bl. 260 r a ein Psalter mit Cantica; m n d d . (rip.), im Kölner R a u m u m 1460 geschrieben 209 . 15. Linköping, Stiftsbibl. Ms. theol. 10; Perg.-Pap., 148 Bll.; Psalmen, aus d e m Kölner Kartäuserkloster St. B a r b a r a ; ndrh. (kölnisch), 15. Jh. 2 1 0 . + + 16. H a m b u r g , Staats- u. Univ.-Bibl. cod. theol. 2060; Psalmen; n d r h . (kölnisch), 15. Jh. 2 1 0 .+ + 17. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 451; 8°; Gebetbuch mit d e n 7 Bußpss., n d r h . (kölnisch), 15. Jh. 2 1 1 . 18. H a m b u r g , Staats- u. Univ.-Bibl. cod. theol. 2182 a (früher: Wernige-

205

) Nach einem Hinweis bei E b b i n g e - W u b b e n , a . a . O . , S. 189, dieser Gruppe zugeordnet. 206 ) Nach einem Hinweis bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 647 dieser Gruppe zugeordnet. 207) Wenige Textstellen abgedruckt bei: d e B r u i n , Bijdrage . . . , a . a . O . , S. 74; Ders., Die ältesten ndl. Übersetzungen von Luthers N. T., in: BdK. V I I (1937), S.4f. 20S ) E . J a n o t a (Hrsg.), Übersetzung von Psalmen, Hymnen u. Kirchengebeten aus dem 14. Jh., in: Jahresber. d. K. K. vollst. Gymnasiums in Krakau für das Schuljahr 1855, Wien o. J . - Pss. 6 u. 101 aus den Bußpss. abgedruckt bei H. Vollmer, Psalmenverdeutschung I, Anhang II a + b, I I I a Tab.-Nr. 62; Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 72ff., Tab.-Nr. 20. 209 ) Beschr. bei H . V o l l m e r , Materialien zur Bibelgesch. . . ., Bd. I, 2, Berlin 1916, S. 22f. u. 77ff. - Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 3, 60, 67 u. 265. - Erwähnt bei R. T. A h l d e n , Die Kölner Bibel-Frühdrucke, in: LGF. 5, 1937, S. 102ff. Auch bei K. B e c k e y , Uberblick über die ndd. Bibelübersetzung des MAs., in: BdK. X (1940), S. 486. 21 °) Textpubl. bei: H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, Anhang I I a + b, I I I a, Tab.-Nr. 74 u. 75; Anhang I I I b, Tab.-Nr. 8 (bzw. 9); Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 73ff., Tab.-Nr. 23 u. 24, S. lOOff., Tab.-Nr. 23 (bezieht sich auf Hbg. 2060), S. 141 ff., Tab.-Nr. 22 u. 23, S. 172ff., Tab.-Nr. 21 u. 22. 2n ) Erwähnt bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, im bibliogr. Teil.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

rode, Fürstl. Stolbergische Bibl. Zb. 14); 12°; G e b e t b u c h ; n d d . (ostfäl.). 15.Jh. 212 .++ 19. Greifswald, Univ.-Bibl. nd. Hs. 16; Gebetbuch; mfrk., 15. Jh. 2 1 3 . 20. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 497; 8°; Andachts- u n d Gebetbuch, Pss., Cantica u. die 7 Bußpss.; das K a l e n d a r i u m weist nach Köln, ndrh. (kölnisch), 16. Jh. 2 1 4 . 21. Köln, Heinrich Quentell, 2°, 542 Bll., Biblia, mit d e n Glossen zu den einzelnen Büchern nach den Postillen des Nicolaus v. L y r a ; m n d d . (ostwestfäl.), u m 1478 = K B U . ( G W 4307, Borchling-Claussen Nr. 26) 216 .++ 22. Köln, Heinrich Quentell; 2°, 544 Bll.; B i b l i a . . . , (wie bei 21); ndrh.-westfäl., u m 1478 = K B E . (GW 4308, Borchling-Claussen Nr. 27) 216 .++ 23. Lübeck, Steffen Arndes; 2 Bde., 2°, 492 Bll.; Biblia mit den Glossen nach den Postillen des Nicolaus v. L y r a ; nordndsächs., 19. 11. 1494 = LB. (GW 4309, Borchling-Claussen Nr. 241) 21 '.++ 24. Halberstadt, Lorenz Stüdes (?); 2 Bde., 2°, 562 Bll.; Biblia dudesch dat erste (resp. ander) deell (ohne Glosse); vielleicht mit Unterstützung des Halberstädter Bürgers Ludwig T r u t e b u l gedruckt; mndd.-ostfäl., vollendet a m 8. 7. 1522 = H a B (Borchling-Claussen Nr. 704) 21 '.++ Die älteste ndl. Psalmenübersetzung ist uns in der Hs. Leningrad X X J L X I I I überliefert, die sich mit jg. Hss. u n d Drucken zu einer V e r w a n d t schaftsgruppe zusammenschließt u n d in ihrem Nachwirken durch einige J a h r h u n d e r t e u n d über das ndl.-ndd. Gebiet zu verfolgen ist. Zwar erreicht diese Übersetzung nicht die Popularität der Grooteschen Version, ist aber auf G r u n d ihrer Auswirkungen auf die n d d . Bibeldrucke von nicht geringerer Bedeutung gewesen. Auf G r u n d der Vorarbeiten von de Vreese 218 konnte de Bruin in ver-

212 ) Textpubl. bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, Anhang I I a + b, I I I Tab.-Nr. 58; D e r s . , Psalmenverdeutschung II, S. 73ff., Tab.-Nr. 19. 213 ) Erwähnt bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, im bibliogr. Teil. 214 ) Siehe Anm. 208. 216 ) Ps. 15 bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 688f.; weitere Textpublikationen bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, Anhang I I a + b, I I I a, Tab.-Nr. 77 u. 76; Anhang I I I b, Tab.-Nr. 10 (bzw. 11) und 9 (bzw. 10); Ders., in: Psalmenverdeutschung II, S. 73ff. - Tab.-Nr. 26 u. 25, S. lOOff. Tab.-Nr. 25 u. 24, S. 141ff. - Tab.-Nr. 25 u. 24, S. 172ff. - Tab.-Nr. 24 u. 23; Ps. 37, 1-9 aus KBE bei W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: Festschrift f. H. Vollmer (BdK. XI), Potsdam 1941, S. 189. - G. I s i n g (Hrsg.). Die niederdeutschen Bibelfrühdrucke, Bd. I u. II, in: DTdMA., Bd. LIV, 1 u. 2, Berlin 1961 ff. Die Ausgabe ist bis zum 1. Buch von den Königen gediehen. 216 ) Siehe Anm. 215. 217 ) Textpublikationen bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, Anhang II a + b, I I I a, Tab.-Nr. 78 u. 79; Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 74ff. Tab.-Nr. 27 u. 28, S. lOOff. - Tab.-Nr. 26 u. 27, S. 141 ff. - Tab.-Nr. 26 u. 27, S. 172 ff. - Tab.-Nr. 25 u. 26. 215 ) Vgl. die Angaben in der „Bibliotheca Neerlandica Manuscripta"; auch

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schiedenen Beiträgen 219 eine K l ä r u n g in die zunächst undurchsichtig erscheinenden Anfänge dieser Übersetzungsgruppe bringen. M i t d e m Auffinden einer Photokopie der Leningrader Hs. u n d ersten Untersuchungen über Inhalt u n d Text bestätigten sich V e r m u t u n g e n de Vreeses, d a ß es sich hier u m eine Arbeit aus d e m frühen 14. J h . handele, deren Sprache in das westfläm. Gebiet weise. Bald konstatierte m a n durchgehende Textübereinstimmungen des Psalters u n d des Getijdenbuches der Leningrader Hs. mit den brabantischen Abschriften Brüssel 608 u. 609 (Hs. 2 u. 3), die schon f r ü h e r mit Psalmenübersetzungen u n d Gebetbüchern aus d e m Kölner R a u m (Hs. 13-20), den unmittelbaren Vorläufern der n d d . Bibeldrucke, in V e r b i n d u n g gebracht worden waren, wobei es zunächst hatte offenbleiben müssen, welcher G r u p p e Priorität zuerkannt werden sollte. D a m i t v e r b a n d sich die Frage, ob diese Psalmenübersetzung im Kölner Umkreis entstanden, von dort in das westliche Nachbargebiet gekommen sei u n d möglicherweise wieder nach Deutschland zurückgewirkt habe, oder ob sie in den Niederlanden angefertigt worden sei u n d über die brabantischen Zwischenglieder dt. Abschreiber zur Tätigkeit angeregt habe. Als sich herausstellte, d a ß die d e m Psalter folgenden Cantica u n d Epistelperikopen der Leningrader Hs. mit entsprechenden Stellen der Evangelienharmonie, die m a n heute mit größter Sicherheit auf Willem van Afflighem zurückführt 2 2 0 , übereinstimmten, war eine Parallele zum Entwicklungsverlauf der Psalmenübersetzung gefunden. I m Vergleich mit Leningrad X X J L X I I I sind die brabantischen u n d dt. Hss. wesentlich jünger u n d als Abschriften mit mehr oder weniger starken Veränderungen anzusehen. Die bis jetzt herausgegebenen Teile der fläm. Arbeit hinterlassen sprachlich einen sehr einheitlichen Charakter, weisen keine Germanismen auf, die m a n bei der Kopie einer dt. Vorlage erwarten dürfte, reichen aber doch nicht aus zu entscheiden, ob es sich bei der Hs. u m das Original dieser Übersetzung handelt. Zunächst folgen einige sprachliche u n d übersetzungstechnische Gegenüberstellungen aus Leningrad X X J L X I I I (L.), Brüssel (Br.) 608 u n d 609:

in dem Vortrag „Paradox over den grooten nood der Nederlandsche philologie", abgedr. in: Handelingen Maatschappij Ned. Lett. 1933, S. 32. 219 ) Bijdrage tot de geschiedenis der Middelnederlandse psalmvertalingen, a . a . O . , S. 56ff. Das mittelndl. Epistolarium in Leningrad X X J L X I I I und die verwandten Hss., in: H. Vollmer, Festschrift = BdK. X I (1941), S. 227ff. 220 ) Vgl. C. C. de B r u i n , Middelnederl. vertalingen van het Nieuwe Testament, Groningen 1935, S. 32-68 u. 146-232; - W. L ü d t k e , Evangelientexte, bes. aus Harmonien, in: Festschrift f. H. Vollmer = BdK. X I (1941), S. 320 und 321 ff. - J . v a n M i e r l o , De Letterkunde van de Middeleeuwen, in: Gesch. van de Letterkde. d. Nederlande, Bd. I, Brüssel 2 1949, S. 271 f.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

1. Fläm. ei für é (L.: heift zu Br. 608 u. 609: heeft)221. 2. t taucht bei der Flexion des Verbes aerbeiden in b r a b a n t . Texten auf (L.: ic arbeid.de, so auch Br. 609, aber Br. 608: ic aerbeite)222. 3. Die für das Fläm. typische Schreibung ou für gewöhnliches oe vor Gutturalen u n d Labialen (L.: bedrouft z u B r . 608: bedrueft, Br. 609: bedroeft)223. 4. Einfaches l im Brab. gegenüber doppeltem im Fläm. (L.: sullen zu Br. 608 u. 609: seien)™. 5. Fläm. hu zu brab. hoe. 6. Fläm. Suffix -like zu brab. -leke (L.: haestelike, Br. 608 u. 609: haesteleke)226. Ps. 6, 3 - Vulg.: miserere mihi, L.: ontferme mijns, Br. 609: ontfarme mijns, Br. 608: ontfarme di mijns; Ps. 6 , 6 - Vulg.: in inferno autem quis confitebitur tibi, L . : ne war inde helle uñe sal di bellen, Br. 608 u. 609: wie es dan in der hellen die dijns belie; Ps. 6. 9 - Vulg.: discedite a me omnes qui . . ., L . : gaet van mi alle die . . ., so a u c h Br. 609, Br. 608: gaet van mi ghi alle die . . . Bei den übersetzungstechnischen Unterschieden handelt es sich entweder u m grammatikalische Neuerungen (ontfermen wird reflexiv gebraucht, die verstärkte Anrede mit ghi) oder u m Verbesserungen, die nur durch abermaliges Heranziehen des lat. Textes zustande gekommen sein können. Der in Ps. 6,6 angeführte Satz wird in den jg. Hss. von d e n Einwirkungen der lat. Konstruktion befreit u n d in ein dt. Gefüge umgeformt. I m Wortschatz ergeben sich z u m größten Teil Übereinstimmungen, die besonders deutlich bei d e n Lehnwörtern w a h r n e h m b a r sind (corripere - corrigiere, oratio - orisoen, u. a.), während einzelne, altertümliche Wörter der Leningrader Hs. d u r c h jüngere ersetzt werden (z. B. Ps. 6, 3 - Vulg.: sana, L.: ganse mi, Br. 609: ghenise mi, Br. 608: tnake mi gesont). Ü b e r die Abhängigkeit der jg. dt. Hss. von der ndl. G r u p p e liegen bis jetzt n u r einzelne Hinweise 226 vor, die sich im wesentlichen auf die U n t e r suchungen Vollmers 227 stützen. T . R . Ahldén 2 2 8 hat n u r kurz das Verhältnis der dt. Hss. zu d e m Psalter der Drucke streifen können. Voraussetzung einer weitergehenden Untersuchung über die Beziehungen der dt. u n d ndl. Texte 221

) F r a n c k , Mndl. Grammatik, Leipzig 2 1910, § 74. ) F r a n c k , §93, Anm. 1. 223 ) F r a n c k , § 30. 221 ) F r a n c k , § 161. 225 ) C. G. N. de V o o y s , Geschiedenis van de Ned. Taal, 1952, S. 38. 226 ) C. C. d e B r u i n , Bijdrage tot de geschiedenis d. middelned. psalmvertalingen, a . a . O . , S. 59f. - Ders., Das mndl. Epistolarium in Leningrad . . ., in: Festschrift H. Vollmer = BdK. X I (1941), S. 235. 227 ) V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 33 u. 54, Psalmenverdeutschung II, S. 49-62. 228 ) Die Kölner Bibel-Frühdrucke, a . a . O . , S. 101 ff. 222

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w ä r e die vollständige Publikation dieser Texte, v o n d e n e n bis jetzt n u r wenige Pss. (vgl. d e n bibliogr. Teil oben) in i h r e m vollen W o r t l a u t zur V e r f ü g u n g stehen. Erfreulicherweise ist der A n f a n g zu diesen v o r b e r e i t e n d e n A r b e i t e n von G . Ising 229 g e m a c h t w o r d e n u n d in a b s e h b a r e r Zeit d ü r f t e n wohl die weiteren B ä n d e der n d d . Bibeldrucke, somit a u c h die Pss., e r w a r t e t w e r d e n . Auf G r u n d der in d e n Vollmerschen T a b e l l e n a b g e d r u c k t e n Pss. 6 ; 2 8 ; 29, 2 - 5 ; 101, 1 - 8 ; 1 1 4 u . 138 aus d e n H s s . Brüssel 608 u. 609, J a n o t a 2 3 0 , H b g . 2060 230 , L i n k ö p i n g u n d d e n D r u c k e n der KBB. w e r d e n nachfolgend einige K r i t e r i e n zusammengestellt, die ersten Aufschluß ü b e r die sich n u r g r o b a b z e i c h n e n d e n Beziehungen der G r u p p e n z u e i n a n d e r geben sollen. E i n genaues Ergebnis m u ß eine spätere U n t e r s u c h u n g liefern. 1. N e u e r u n g e n d e r j g . dt. Hss. u. D r u c k e g e g e n ü b e r Brüssel 608 u. 609, im Wortschatz : Ps. 6, 2 V u l g . : corripias, Br. 608 u. 609: corrigiere, J a n o t a : straiff, L i n k ö p i n g ff.: lester: Ps. 6, 5 V u l g . : salvum me fac, Br. 608 u. 609: make mi behouden, J a n o t a ff. : mach mich gesunt; V u l g misericordia, Br. 608 u. 609 : ontfarmecheit, J a n o t a ff. : barmherzicheit; etc. ; in d e r Übersetzungstechnik : Ps. 28, 5 V u l g . : cedros libani, Br. 608 u. 6 0 9 : die cederbome des berghes (van) lybani, Linköping ff.: die cederboyme van lybani; Ps. 1 1 4 , 4 V u l g : et nomen Domini invocavi, Br. 608 u. 609 : ende dien name des heren riep ic ane; Linköping ff. : inde ich reif an den name des herren; etc. 2. Ü b e r e i n s t i m m u n g e n d e r n d l . Hss. mit Linköping, im Wortschatz : Ps. 28, 1 u. 2 V u l g . : offerte, Br. 608, 609, L i n k ö p i n g : geft, K B B . : brenget; Ps. 28, 10 V u l g . : virtus, Psalt. i. H e b r f o r t i t u d o , Br. 608, 609, L i n k ö p i n g : doget, KBB. : crafft; Ps. 101,4 V u l g . : cremium, Br. 608, 609, L i n k ö p i n g : harst, H b g . 2060, K B B . : greue; Ps. 114, 1 V u l g . : dilexi, Br. 608, 609, L i n k ö p i n g : ic minde, KBB. : ich hadde lieff; etc. ; in d e r Syntax u n d Ü b e r s e t z u n g s t e c h n i k : Ps. 28, 6 V u l g . : vitulum Libani, Br. 608,609, L i n k ö p i n g : dat calf lybani, KBB. : dat kalff vp dem berge libani; Ps. 114, 3 Vulg. : circumdederunt me dolores mortis, Br. 608, 609, L i n k ö p i n g : mi ommevinghen die seerecheit der doot, K B B . : die droiffnis des doides vmbvynghen mich; etc. 229

) Die ndd. Bibelfrühdrucke, Bd. I, in: D T d M A . , Bd. LIV/1, Berlin 1961. ) Die Hss. J a n o t a u. Hbg. 2060 müssen bei der Gesamtwertung außer acht gelassen werden, weil nicht alle der oben genannten Pss. aus diesen Hss. zugänglich waren. 230

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

з. Übereinstimmungen zwischen Brüssel 608 und jg. dt. Arbeiten, auch zwischen Brüssel 609 u. jg. dt. Arbeiten, im Wortschatz: Ps. 6,3 Vulg.: sana me, Br. 608, Janota ff.: make migesont, Br. 609: ghenise mi; Ps. 6, 5 Vulg.: propter, Br. 608 u. J a n o t a : durch, Br. 609, Linköping ff.: omme, bzw. vmb ... wille; Ps. 28, 4 Vulg.: virtus, Psalt. i. Hebr.: fortitudo, Br. 608 и. Linköping: duget, Br. 609 u. KBB.: cracht, bzw. crafft, Ps. 28, 6 Vulg.: comminuet, Psalt. i. Hebr.: disperget, Br. 608, Linköping ff.: hi sal tewriuen, Br. 609: hi sal minderen; Vulg.: quemadmodum, Psalt. Rom.: tamquam, Psalt. i. Hebr.: quasi, Br. 608, Linköping ff.: alse, Br. 609: gheljc; Ps. 28, 8 Vulg.: commovebit, Br. 609, Linköping ff.: sal beroeren, Br. 608: sal bewegen; Ps. 28, 9 Vulg.: condensa, Br. 608, Linköping: die ron(t)heit, bzw. die runtheit, Br. 609: die donkerheit, KBB.: die verborgene dinge; Ps. 138, 3 Vulg.: cogitatio, Br. 609, Hbg. 2060 ff.: ghedachte, gedancken, ghedencke, gedanken, Br. 608: ghepeinse; Ps. 138, 9 Vulg.: in extremis maris, Psalt. Rom.: in postremo maris, Psalt. i. Hebr.: in novissimo maris, Br. 608, Hbg. 2060 ff.: in den enden der zee, bzw. ... des meers, Br. 609: in die vtersten der zee; in der Syntax, Ubersetzungstechnik und Bewahrung bestimmter Lesarten, die nicht auf die Vulgata zurückgehen: Ps. 6, 4 Vulg.: sed tu, Psalt. Rom. u. i. Hebr.: et tu, Br. 608, Linköping ff.: inde du, Br. 609, J a n o t a : maer du; Ps. 28, 3 Vulg.: Deus majestatis intonuit; Dominus super aquas multas, Br. 608: god der moghentheit die here donderde op vele watre, Linköping: god der geweldicheide dunrede . ..; wörtlich dagegen Br. 609: god der moghentheit donrede de here op vele watre, ähnlich in KBB.; Ps. 28, 7 Vulg.: vox Domini intercidentis, Br. 608, Linköping, KBU.: ... es onderscheidende, Br. 609: ... es ondersceden, KBE.: . . . is vnderstaende ind vnderscheyden; Ps. 28, 8 Vulg.: vox Domini concutientis, Br. 608, Linköping ff.: ... es slaende, Br. 609: wörtlich; Ps. 28, 10 Vulg.: Dominus diluvium inhabitare facit, Br. 608, Linköping ff.: die here sal maken die vloet in wonende, Br. 609: die here sal maken in wonende de vloet; Ps. 29, 2 Vulg.: nec delectasti inimicos meos super me, Psalt. i. Hebr.: et non . . ., Br. 608, Linköping ff.: ende mine viande en hebstu niet ouerblijt ouer mi, Br. 609: noch du en heues niet verblijt mine viande ouer mi; Ps. 29,3 Vulg.: Domine Deus meus, Br. 608, Linköping ff.: here mijn god, Br. 609: here; Ps. 29, 3 u. 4 Vulg.: sanasti, eduxisti, Br. 608, Linköping ff.: Imperfekt, Br. 609: Perfekt; Ps. 101,3 Vulg.: in quacunque die tribulor, inclina ..., Br. 608, Linköping ff.: . . . bedroeft werde, soe neighe . . ., Br. 609: . . . bedrueft si, neighe ...; Ps. 101,7 Vulg.: similis factus sum, Br. 609, Janota ff.: ic ben worden ghelijc, Br. 608: ic ben ghemaect gelijc; Ps. 101, 7 Vulg.: in domicilio, Br. 608, Janota ff.: in den huse der bedruefnessen, Br. 609: in den huyskene; Ps. 101, 8 Vulg.: sicut passer solitarius in tecto, Br. 609, Janota ff.: alse ene mussce die allene es in den dake, Br. 608: alse eene mussche in den dake, die allene es;

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Ps. 114, 3 V u l g . : pericula inferni, Br. 609, L i n k ö p i n g ff.: die anxenen der hellen, Br. 6 0 8 : die heische anxte; Ps. 1 1 4 , 4 V u l g . : libera animam meam, Br. 608, L i n k ö p i n g ff.: verlosse mine ziele, Br. 6 0 9 : verloese mi; Ps. 114, 7 V u l g . : quia Dominus benefecit tibi, Br. 609, L i n k ö p i n g ff.: want di here heeft di wel ghedaen, Br. 6 0 8 : want die here dede di wale; Ps. 138, 5 V u l g . : super me manurn tuam, Br. 609, H b g . 2060 ff.: op me dine rechte haut, Br. 6 0 8 : op dine hant (möglicherweise S c h r e i b fehler) ; dsb. V e r s , Br. 608, H b g . 2060 ff.: dine hant, Br. 6 0 9 : dine rechte hant; Ps. 138, 8 V u l g . : ades, Br. 608, H b g . 2 0 6 0 ff.: du best daer, Br. 6 0 9 : du best oec daer; Ps. 138, 12 V u l g . : obscwrabuntur, Br. 608, H b g . 2060 ff.: die demsternessen verdonkeren, Br. 6 0 9 : . . . werden verdonkert.

Die Belege aus Abschnitt 1, die noch beträchdich hätten vermehrt werden können, machen deutlich, daß die dt. Texte gegenüber den ndl. Fassungen Neuerungen einführen, die nicht nur mit dem Umsetzen des Textes aus dem Ndl. ins Dt. des benachbarten Kölner Raumes in Verbindung gebracht werden können, sondern als selbständige Änderungen der Bearbeiter anzusprechen sind. In einigen Fällen (siehe Abschnitt 2) bewahrt Linköping den älteren Stand der ndl. Versionen, während die KBB. durch neue Lesarten von der älteren Tradition abrücken. Abschnitt 3 gibt Auskunft darüber, wie Br. 608 und 609 in ihrem Verhältnis zu den dt. Arbeiten einzuschätzen sind, wobei berücksichtigt werden muß, daß Br. 609 sehr wahrscheinlichjünger als ihre Schwesterhs. ist. Innerhalb des Wortschatzes finden sich Übereinstimmungen zwischen einem bzw. allen dt. Texten und Br. 608, während Br. 609 Abweichungen bringt. Doch kann auch Br. 608 alleine stehen. Die Gemeinsamkeiten auf dem Gebiete der Syntax, Übersetzungstechnik und der von der Vulgata abweichenden Lesarten, die die eigentlichen Kriterien für den Grad der Verwandtschaft abgeben, lassen Br. 608 und die dt. Gruppe Linköping - KBB. zusammenrücken. Die Übereinstimmungen zwischen Br. 608 - Linköping - KBB. und Br. 609 - Linköping KBB. stehen im Verhältnis von 3 : 1 . O b aber Br. 608 als Vorlage für Linköping oder die KBB. angesehen werden darf, wage ich auf Grund dieser Ergebnisse nicht zu entscheiden, doch wird soviel deutlich, daß Br. 609 an vielen Stellen eigene Wege einschlägt. Andererseits sind die Belege, die Br. 609 in Ps. 6, 4 mit Janota und in Ps. 101, 7; 114, 3 mit mehreren dt. Arbeiten teilt (die in Ps. 101, 8; 114, 7; 138, 3 können auch unabhängig voneinander vorgenommen worden sein), zu berücksichtigen, was möglicherweise die Ansetzung eines Zwischengliedes zuließe, das dann von Br. 609 in geringerer, von Br. 608 in um so größerer Abhängigkeit gestanden hätte und in irgendeiner Weise auf Linköping und die Kölner Drucke Einfluß genommen haben dürfte. Will man die dt. Gebetbücher (Hs. 13, 17-19 s. o.) ebenfalls von diesem Zwischenglied ableiten, müßte es recht früh angesetzt werden, weil der Janota-Text schon in die erste Hälfte des 15. Jhs. gehört. Ließen sich durchgehende Gemeinsamkeiten zwischen den Pss. des Janota-

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Gebetbuches und Br. 609, wie sie oben verschiedentlich belegt worden sind, feststellen; wäre eine andere Erklärung der Entstehung möglich, zumal diese frühe Übersetzung sich auch am weitesten von Linköping und den Drucken entfernt, wenn dies nicht dem Wirken eines selbständigen Bearbeiters zugeschrieben werden soll. Beim gegenwärtigen Stand der Forschung darf abschließend folgender Entwicklungsverlauf umrissen werden: In der ersten Hälfte des 14. Jhs., vielleicht schon im 13. Jh., entstand in den südlichen Niederlanden eine Psalmenübersetzung, deren Verfasser unbekannt geblieben ist, von der wir aber wissen, daß sie in Kreisen der südndl. Mystik Aufnahme fand, was aus der ältesten Hs., Leningrad X X J L X I I I , hervorgeht, die neben der Psalmenübersetzung und anderen Stücken auch einen mystischen Traktat enthält. Möglicherweise fertigte man im Laufe des 14. Jhs. Überarbeitungen in brabant. Mda. (Brüssel 608 u. 609) an, die deutliche Veränderungen gegenüber dem Text der Leningrader Hs. aufweisen. In Brüssel 609 ist der Psalmenübertragung gleichfalls eine Betrachtung beigegeben, die mit der Mystik in Verbindung gebracht werden muß. Die unter Nr. 4—12 angeführten Hss. und Drucke lassen erkennen, daß diese Psalmenübersetzung des Südens in anderen Gebieten des ndl. Raums, sogar im nördl. Teil, bekannt wurde und einen gewissen Einfluß hinterließ, was bes. aus der Hs. Berlin Ms. g. 331 = Nr. 8 und dem Druck des Adriaen van Berghen von 1504 ersichtlich wird 231 . Die Kölner Bibel-Frühdrucke (um 1478 bei Heinrich Quentell gedruckt) sind auf Grund verschiedener Vorlagen (1. Einwirkungen der Zainer-Bibel auf die ersten Kapitel der Genesis, ebenso auf das N T . ; 2. die letzten Kapitel der Genesis bis zum 1. Buche der Könige zeigen verwandtschafdiche Beziehungen zu einer ripuar. Hs., Münster 183; 3. die historischen, poetischen und prophetischen Bücher enthalten häufige Parallelen zu der Delfter Bibel von 1477) entstanden. Da die Delfter Bibel keine Psalmenübersetzung enthält und der Psalmentext der KBB. dem Psalter Brüssel 608 recht nahe steht, kann als vierte Vorlage unsere südndl. Version angesetzt werden, die über Zwischenglieder in den Kölner R a u m gelangte und von dort aus mindestens in zwei Zweigen (1. in den Gebetbüchern Nr. 13, 17-19 unter denen das von Janota herausgegebene durch seine Entstehungszeit - um 1400 - auffällt, 2. in den Kölner Frühdrucken, die wiederum die Lübecker und Halberstädter Bibeln beeinflußten; Linköping, möglicherweise als Vorlage der KBB., und verwandte Hss. Nr. 14 u. 16 sollten dem zweiten Zweig zugeordnet werden) weitere Verbreitung fand. Aus Angaben in den Hss. und aus Spracheigenheiten der einzelnen Texte geht hervor, daß Köln wahrscheinlich als Ausgangspunkt der aus dem Ndl. ins dt. Gebiet übergreifenden Tradition anzusehen ist. So stammt Linköping aus dem Kölner Kartäuserkloster St. Barbara, die meisten Texte der Hss. 231

) C. C. de B r u i n , Bijdrage . . a . a . O . , S. 69-70.

12. Psalmenübersetzung in der niederländischen Historienbibel

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u n d a u c h des Druckes KBE. gehören sprachlich in den Kölner R a u m u n d schließlich sind hier die KBB. gedruckt, vielleicht auch schon redigiert worden. R . T . Ahlden 2 3 2 m a c h t auf Erläuterungen in den Drucken aufmerksam, die nicht auf Nikolaus von Lyra, sondern auf d e n gelehrten K o m m e n t a r des Dionysius Carthusiensis 233 zurückgehen. Die Schriften dieses ndl. Gelehrten, der in Köln studierte u n d später in d e m Kartäuserkloster Bethlehem M a r i a e in R o e r m o n d wirkte, h a b e n die Mystik im ausgehenden 15. J h . nachhaltig beeinflußt. I n diesen geistigen Austausch, der im ndl.rhein. Grenzgebiet schon sehr viel früher einsetzte, h a b e n wir das Übergreifen der südndl. Psalmenübersetzung auf das dt. Gebiet einzuordnen, wo sie in Klöstern Bearbeitungen u n d Abschriften erfuhr u n d schließlich mit Hilfe des Druckes sehr viel größere Wirkungen auslösen konnte.

12. G r u p p e Die P s a l m e n ü b e r s e t z u n g des Verfassers der H i s t o r i e n b i b e l v o n 1360 (Walthers 35. Zweig)

niederländischen

1. Brüssel, Bibl. Royale Hs. 836; Perg., 196 Bll.; ein Auszug aus den Pss., genannt ,,Jeronimus souter" u. a . ; flämisch-brabantisch, u m 1400 - Anfang des 15.Jhs. 234 .++ 2. Brüssel, Bibl. Royale 15615 ( = Hulthemsche Hs. 192); Gebetbuch mit den 7 Bußpss. u. a . ; flämisch-brabantisch, u m 1410 236 . ++ 3. Brüssel, Bibl. Royale Hs. 606; Perg., 143 Bll.; Psalter (Pss. mit Cantica); flämisch-brabantisch, 2. H ä l f t e des 15. Jhs. 2 3 6 . + + Psalmenübersetzungen, die teilweise beeinflußt worden sind 237 : 4. Wien, Nationalbibl. Ms. 2771-2772; Perg., 2°, 344 u. 264 Bll.; Historienbibel, Bd. 2 enthält auch die Pss. u n d Cantica, mit d e m W a p p e n des Prinzen von Savoyen; mndl. 14. J h . (?) 238 . 232

) Die Kölner Bibel-Frühdrucke, a . a . O . , S. 119. ) Vgl. B u c h b e r g e r , Bd. 3, 2 1959, S. 406f. 234 ) Vorrede und Auszüge aus Ps. 5, 6, 7, 12 und 16 bei C. H. E b b i n g e W u b b e n , Over Middelnederlandsche Vertalingen van het Oude Testament, 's-Gravenhage 1903, S. 195-197. 235 ) Textabdruck von Ps. 6 bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, Tabelle 61 und von Ps. 101 bei Dems., Psalmenverdeutschung II, S. 73ff., Tabelle 18. 236 ) Textabdruck von Ps. 1; 6; 7, 1-8 in dem Anhang von C. C. d e B r u i n , Bijdrage tot de Geschiedenis der Middelnederlandse Psalmvertalingen, in: Bündel Opstellen aangeb. aan C. G. N. de Vooys, Groningen 1940, S. 71-73. 237 ) Hss. 4-9 vgl. auch Gruppe 13, außerdem bei Hs. Nr. 9 auch Gruppe 11. 238 ) Beschrieben bei E b b i n g e - W u b b e n , a . a . O . , S. 13f. 233

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

5. Gent, Univ.-Bibl. 430; Pap., 2°, 250 Bll.; Historienbibel, a m Schluß die Psalmen; mndl., 1368 (?) 239 . 6. Den H a a g , Königl. Bibl. 128 C 2 (Y 398); Perg., 2°, 301 Bll.; Historienbibel mit d e n Psalmen, soll n a c h einer Notiz durch J a n Ruysbroeck (f 1381) im Kloster Groenendal bei Brüssel geschrieben worden sein; mndl., stammt aber aus d e m 15. Jh. 2 3 9 . 7. Den H a a g , Königl. Bibl. 78 D 38 (Y 401); Perg., 2°, 290 u. 297 Bll.; Historienbibel mit den Psalmen; mndl., 15. Jh. 240 .++ 8. Den H a a g , Königl. Bibl. 69 B 10; Historienbibel mit den Psalmen; mndl., 15. Jh. 241 .++ 9. Brüssel, Bibl. Royale Hs. 610; Psalter; mndl., 1477242.++ Die Sammlung u n d Untersuchung von 200 Psalterien 2 4 3 sowie die M i t einbeziehung von r u n d 2000 Getijdenbüchern 2 4 3 m ü ß t e n vorgenommen werden, wollte m a n ein klares Bild von den niederländischen Psalmenübersetzungen gewinnen, deren Bedeutung f ü r die geistliche Literatur, aber auch als Quelle f ü r sprachliche Untersuchungen jenes R a u m e s nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. V o n den bis jetzt auf G r u n d eingehender Forschung herausgearbeiteten Hauptgruppen 2 4 4 bilden die hier zusammengestellten Hss. die zweite Redaktion, die mit der Entstehung der sogenannten zweiten Historienbibel 2 4 5 in V e r b i n d u n g gebracht wird. I m Vergleich zu den beiden anderen Übersetzungsversionen (siehe G r u p p e 11 u n d 13) ist die Verbreitung dieses Psalmentextes sehr gering geblieben, wofür es eigentlich keine rechte Erklärung gibt. Die ersten drei Hss. sind ebenso wie die übrigen (Nr. 4-9) n u r Abschriften älterer Vorlagen - allerdings mit einem Unterschied, d a ß in d e m Psalmentext der Historienbibel lediglich die ersten Psalmen in der Version des Übersetzers der Bibel von 1360 abgefaßt sind, während a b Ps. 9 das Ü b e r setzungswerk Grootes benutzt worden ist. I n Brüssel 610 zeigen sich Einflüsse aller drei Übersetzungen des ndl. Raumes 2 4 6 . Auffallend ist, d a ß der vollständige Psalmentext, wie er in d e m Psalterium Brüssel 606 erhalten ist, in keiner Handschrift der sogenannten zweiten Historienbibel 2 4 7 , auf deren 239

) Beschrieben bei E b b i n g e - W u b b e n , a.a.O., S. 15 u. 19f. °) Beschrieben bei E b b i n g e - W u b b e n , a . a . O . , S. 22-24; Textabdruck von Ps. 6, 7, 109, 129 u. 1, 2, 4, 6 auf S. 176ff. und 191 ff. 241 ) Ps. 1; 6; 7, 1-8 abgedr. in dem Anhang bei d e B r u i n , a . a . O . , S. 71-73. 242 ) Ps. 1, 2, 4, 6 abgedr. bei E b b i n g e - W u b b e n , a.a.O., S. 190ff. 243 ) D e B r u i n , Bijdrage . . . , a . a . O . , S. 53 (nach W. de Vreese, De verspreiding onzer handschriften en oude boeken over den aardbodem, Bibliotheekleven X V I (1931). 244 ) D e B r u i n , Bijdrage . . . , a . a . O . , S. 55ff. 245 ) C. C. d e B r u i n , De Staatenbijbel en zijn voorgangers, Leiden 1937, 246 S. 51-60. ) Vgl. oben Gruppe 11, S. 88. 247 ) Hss. der 2. HB. von 1360 werden beschrieben bei E b b i n g e - W u b b e n , a . a . O . , S. 7ff. 24

12. Psalmenübersetzung in der niederländischen Historienbibel

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Verfasser j a diese zweite Redaktion der ndl. Psalmenübersetzungen zurückgehen soll, überliefert wird. D e Bruin h a t hierfür folgende Erklärung vorgeschlagen 2 4 8 : V r a n k e Callaert v a n Mecheln 2 4 9 , der U r h e b e r der zweiten Historienbibel, h a b e seine Übersetzungstätigkeit nicht mit d e m Ziel begonnen, von Anfang a n die Pss. in dieses Werk mit einzubeziehen, sondern er h a b e diesen poetischen Teil der Bibel erst d a n n in Angriff genommen, als er von Freunden zur Fortsetzung der Ü b e r t r a g u n g lateinischer Bibeltexte in die Muttersprache aufgefordert worden sei (nach 1362). Später habe m a n die HB. u n d Pss. kopiert ( = Nr. 4 - 8 dieser G r u p p e u n d Brüssel 108 250 ), wobei sich zunächst der oder die Abschreiber in Ps. 1 - 8 im wesentlichen a n die Version der Vorlagen, also an den Text von V r a n k e Callaert, gehalten hätten, d a n n aber a b Ps. 9 der meistverbreiteten Psalmenübersetzung der Niederlande (Grootes Arbeit) gefolgt seien. I n der Hs. Brüssel 108 oder bereits schon in deren Vorlage seien die Unterschiede im Psalmentext d a d u r c h beseitigt worden, d a ß auch die ersten acht Pss. a n die nordndl. Version Grootes angepaßt worden seien. Vieles scheint d e Bruins Lösungsversuch zu bestätigen, aber andererseits stimmt es doch bedenklich, d a ß bisher noch keine Hs. gefunden worden ist, die die zweite HB. u n d alle Pss. in der Redaktion von V r a n k e Callaert enthält. Möglicherweise h a b e n solche Fassungen ü b e r h a u p t nicht bestanden, u n d die Schreiber der Hss. 4 - 8 sind bei der Niederschrift von Ps. 1 - 8 einem Psalterium wie Brüssel 606 oder seiner Vorlage gefolgt. Hier müssen weitere Textuntersuchungen abgewartet werden, u m zu einer endgültigen K l ä r u n g gelangen zu können. W i e der Vergleich der bis jetzt publizierten Psalmenabschnitte aus den Hss. 1 - 3 lehrt, darf m a n diese j ü n g e r e n Abschriften auf eine Übersetzung zurückführen, was de Bruin als erster vorgeschlagen hat. Brüssel 606 enthält als einzige Hs. ein vollständiges Psalterium (die Pss. u n d Cantica), w ä h r e n d Brüssel 836 u n d 15615 lediglich Psalmenauszüge bieten, wobei es sich einmal u m die 7 Bußpss. handelt (Brüssel 15615) u n d z u m anderen u m den sogen a n n t e n „ J e r o n i m u s Psalter" (Brüssel 836), eine Zusammenstellung von wichtigen Versen einzelner Pss. mit einer einleitenden Vorrede, in der die Begründung f ü r diese F o r m der Psalterverkürzung gegeben wird. Dort 248

) D e B r u i n , Bijdrage, a . a . O . , S. 69-73. ) D e B r u i n war sich in seinem Werk „De Staatenbijbel . . . " , a . a . O . , S. 52 f. nicht im klaren, ob er in Vranke Callaert den Übersetzer der zweiten Historienbibel von 1360 sehen durfte. Dieser Name fand sich am Ende einer Traktatübersetzung „Der minne gaert", die ebenfalls dem Bibelübersetzer zugeschrieben wird. Mittlerweile scheinen alle Zweifel ausgeschaltet worden zu sein, wie nach einer Bemerkung bei C. G. N. d e V o o y s , Geschiedenis van de Nederlandse Taal, Antwerpen u. Groningen 1952, S. 37 zu urteilen ist. Über Vranke Callaert vgl.: J . v a n M i e r l o , in: Versi, en Mededeelingen, Kon. VI. Acad., April 1941. 26 °) Vgl. Hs. 43 in Gruppe 13. 249

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

heißt es 251 , dies sei notwendig geworden, damit Menschen, die aus irgendwelchen Gründen (bei Krankheit, im Krieg, für Seeleute auf dem Meer, etc.) keinen vollständigen Psalter beten könnten, wenigstens einige Verse sprächen. Die beste Vorstellung vom Original der Übersetzung vermitteln Brüssel 606 und 836, denn die 7 Bußpss. in Brüssel 15615 enthalten geringe Abweichungen in Wortschatz u n d Übersetzungstechnik, die vom Abschreiber in Anlehnung an jüngere Hss. in den Text des Vranke Callaert hineingebracht worden sind. Als Beispiele dienen: Ps. 6, 3: sana me, domine; Br. 606 u. 836: ganse mi, Heere; Br. 15615: maect mi ghesont, ebenso wie in Br. 608; et anima mea turbata est valde; Br. 606 u. 836: ende mine ziele es herde seere verstoort; Br. 15615: . . . es bedruvet sere, ebenso in Br. 608 u. 609 262 . Auf G r u n d von Bemerkungen in einigen Werken, die m a n ebenfalls Vranke Callaert zuschreibt, ist de Bruin 253 schon recht f r ü h dafür eingetreten, daß der Bibelübersetzer von 1360 nicht gut Mitglied des brabantischen Klosters Groenendael gewesen sein könne, zumal er öfters ausdrücklich von - hier in Flandern - gesprochen habe. Leider tragen die Pss.-hss. durch andere Angaben kaum etwas zur Lösung dieses Problems bei, u n d hinzu kommt noch, daß es sich u m keine Autographen handelt, von deren Dialekt m a n auf den Entstehungsort der Übersetzung bzw. die Heimat des Übersetzers schließen könnte. Allerdings weisen auch die sprachlichen Eigenheiten der Abschriften (Hs. 1-3) in den südndl. R a u m , nur ist es nicht möglich genau anzugeben, ob in der Sprache der Psalmenübersetzungen die flämischen Elemente den brabantischen gegenüber in der Mehrzahl sind. Könnte m a n ein flämisches Übergewicht feststellen, so spräche das noch nicht eindeutig für eine Quelle aus Flandern ( = flämisches Original der Callaertschen Übersetzung), denn die Abschreiber bedienten sich der Schriftsprache, die wir nach de Vooys 254 am besten als „Brüssels Diets" bezeichnen u n d die durch Ruysbroecks Stellung großen Einfluß gewann. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Sprache kein reines Brabantisch gewesen ist, sondern auch flämische Eigenheiten hinsichtlich des Lautstandes u n d des Wortschatzes aufgenommen hat. Folgende Erscheinungen sind gewöhnlicherweise als fläm. und brab. zu betrachten u n d kommen auch in der Sprache Ruysbroecks vor 2 6 5 :

261

) Vgl. den Abdruck der Vorrede bei E b b i n g e - W u b b e n , a.a.O., S. 195f. ) Entnommen den im bibliographischen Teil angeführten Textpublikationen. 253 ) Vgl. d e B r u i n , De Staatenbijbel . . a.a.O., S. 58. 254 ) C. G. N. de V o o y s , Geschiedenis van de Nederlandse taal, Antwerpen u. Groningen 6 1952, S. 37. 266 ) De V o o y s , a.a.O., S. 36ff. 252

12. Psalmenübersetzung in der niederländischen Historienbibel 1. 2. 3. 4. 5.

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Westgerm, ä u n d ö ) ou vor Id u n d It (behouden, veroudert); oe gegenüber nordndl. o in: moeten, doet - moten, dode; Hinzufügung von nichtetymologischem h (vergaderinghe, ghehoept); Suffixe -leec, -leke neben dem flämischen -lijc, -like (haestelec - haestelike); Brabantisches o neben flämischem u (op - up).

Beim Wortschatz sind verschiedene Gruppen zu unterscheiden: 1. Entlehnungen, die meistens im geistlich-gelehrten Bereich aus der lateinischen oder französischen Sprache übernommen worden sein dürften, vor allem in Flandern, Brabant und Limburg, den in der älteren Literatur führenden Grenzgebieten, benutzt wurden und erst später - wenn überhaupt in den nördlichen Bereich vordrangen: pensen - meditari (Ps. 1 , 2 ) ; pijnen - laborare (Ps. 6, 7); orisoen - oratio (Ps. 6, 10); libaert - leo (Ps. 7, 3) 256 ; termin -finis (Ps. 7, 7), etc. 257 . 2. Wörter, die im Süden gebraucht wurden und k a u m in der aus dem Norden stammenden Übersetzung Grootes zu finden sind: wet (nördl.: ewe) - lex (Ps. 1 , 2 ) ; vonnesse (gherichte) - itidicium (Ps. 1, 5); begripen (straffen) - arguere, bzw. corripere (Ps. 6, 2); gansen (gesont maken) sanare (Ps. 6, 3); netten (dorghieten) - rigare; ontfarmicheit (barmherticheit) misericordia, etc. 257 . 3. Wörter, die für die Übersetzungen Vranke Callaerts typisch sind und von ihm sehr häufig gebraucht werden 258 . Folgende Besonderheiten, die übersetzungstechnisch interessant sind, charakterisieren diese Bearbeitung der Pss. u n d sollen durch Belege veranschaulicht werden: 1. Sehr oft wird das Genitivattribut, das im Lateinischen dem Substantiv folgt, in der deutschen Übersetzung vor das zu bestimmende Nomen gestellt: in via peccatorum — in der sondaren wech (Ps. 1, 1), in consilio justorum - in der gerechtiger raet (Ps. 1, 5) 259 . 2. Beim Gebrauch der Zeiten ist festzustellen, d a ß der Übersetzer sich bemüht, größtmögliche Korrektheit walten zu lassen. Lat. Perfekt drückt er 256

) Der Gebrauch von libaert für leo ist flämisch nach J . V e r d a m , Middelnederlandsch Handwoordenboek, 's-Gravenhage 1956, S. 332. 257 ) Außer Verdams Middelndl. Handwoordenboek wurden benutzt: F r a n c k v a n W i j k , Etymologisch Woordenboek der Nederlandsche taal, 's-Gravenhage 2 1949 und eine Wortliste bei B. v a n d e n B e r g , Geert Grote 's Psalmvertaling, in: Tschr. v. Nederlandsche Taal- en Letterkunde 61 (1942), S. 264-279. 258 ) Siehe weiter unten die angeführten Beispiele, S. 102 f. 259 ) Die Beispiele stammen aus dem Text der Hs. Brüssel 606.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

nicht mit einfachem Imperfekt, sondern mit einer zusammengesetzten F o r m in der Vergangenheit aus, u n d beim Konjunktiv hilft er sich mit Modalverben. O f t geht er sogar noch einen Schritt weiter u n d verwendet Passiv, wenn ihm das aktive V e r b im Ndl. nicht ausreicht 2 6 0 : qui non abiit - die niet wech gegaen en es (Ps. 1 , 1 ) ; ossa mea aruerunt - . . . sijn verdroghet (Ps. 101, 4 ) ; erubescant, et conturbentur vehementer omnes inimici mei alle mine viande moeten hem scamen ende anxtelec werden verstoert; decidam merito ab inimicis meis inanis — so mochtic bi verdienten ter neder geworpen werden van minenydelen vianden (nicht wie in Leningrad X X J L X I I I : . . . sal ic vollen van . . . ) (Ps. 7, 5) 261 . 3. Die wortwörtliche Anlehnung a n die lateinische Vorlage ist auf ein M i n i m u m beschränkt, so d a ß lateinische Konstruktionen (wie z. B. das Part, coniunctum) aufgelöst u n d d u r c h d e m Deutschen gemäße Umschreibungen wiedergegeben werden: . . . ex omnibus persequentibus me — van hen allen die mi na volghen (Ps. 7, 2), si reddidi retribuentibus mihi mala - ochtic gegouden hebbe den ghenen die mi quaet weder doen (Ps. 7, 5 ) 262 . 4. Selbstverständlich h a t diese Übersetzung auch M ä n g e l aufzuweisen, die vor allem die Wortstellung betreffen. Wie die bisher angeführten Beispiele schon zeigen, ist eine geregelte Folge der Satzglieder nicht konsequent durchgeführt worden. Sehr oft wird z. B. das mehrteilige Prädikat nicht getrennt, obwohl m a n auch hier schon Personalformen a m E n d e der Nebensätze u n d Partizipien bzw. Infinitive a m E n d e der Hauptsätze finden k a n n (vgl. die bei Vollmer u n d d e Bruin publizierten Textstellen). 5. I m Vergleich zu der ersten ndl. Redaktion (vgl. G r u p p e 11, Hs. Leningrad X X J L X I I I ) , die a u c h in den südlichen Niederlanden entstanden ist, scheint V r a n k e Callaert m a n c h e Psalmenverse freier, aber auch besser übersetzt zu h a b e n : in inferno autem quis confitebitur tibi? - mer wie sal di belien in der hellen (Leningrad X X J L X I I I : ne war inde helle wie sal di belien) (Ps. 6, 6 ) ; vgl. a u c h Ps. 1, 3; 7, 3 263 .

26 °) Die Wiedergabe des lat. Aktivs (decidam) durch Passiv im Ndl. scheint mir mehr als nur ein äußerer Wechsel des Genus verbi zu sein. Vielleicht gehört dies mit zu den Erscheinungen, die die Geisteshaltung des Übersetzers zum Ausdruck bringen, neder geworpen werden ist sehr viel stärker als Valien und dürfte die gewünschte Wirkung bei den Lesern erzielt haben. 261 ) Ps. 101, 4 ist dem Text der Hs. Brüssel 15615 und Ps. 1, 1 und 7, 5 dem Text der Hs. Brüssel 606 entnommen. 262 ) Entnommen dem Text der Hs. Brüssel 606. 263 ) Entnommen dem Text der Hs. Brüssel 606.

12. Psalmenübersetzung in der niederländischen Historienbibel

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6. De Bruin hat eine Reihe von Wörtern u n d Wendungen aus den Psalmen zusammengestellt, die auch in anderen Übersetzungen Vranke Callaerts vorkommen und für ihn charakteristisch sind: venenum aspidum - der aspiden venijnt (Ps. 13, 3), auch im Prolog zu Jesus Sirach; vas figuli-een arden potmakers vat (Ps. 2, 9), auch in Jerem. 18, 6; reminiscere - herdinke (Ps. 24, 6); inclina - helde neder (Ps. 101,3); valde velociter - herde haestelec (Ps. 6, II) 2 6 4 . Mit der Feststellung der Ähnlichkeit im Wortschatz der Psalmenübersetzung und der Historienbibel war aber noch nicht der Beweis dafür erbracht, daß der Psalter als eine Übersetzungsleistung Vranke Callaerts angesehen werden durfte. Überzeugender dagegen haben sich die Untersuchungen de Bruins 266 hinsichtlich der besonderen Ausdrucksweise und des flüssigen Übersetzungsstils erwiesen, die ihre Parallele in der Bibel von 1360 haben. Schließlich sei noch auf die Übereinstimmung bestimmter, aus dem AT. entlehnter Cantica im Psalter der Hs. Brüssel 606 mit den entsprechenden Stellen in der Historienbibel hingewiesen (z. B. das Ganticum Ezechiel, das mit Jes. 38, 10 ff. übereinstimmt, u n d ähnlich ist es bei dem Canticum Habbacuc). Lediglich in einem seiner vielen Übersetzungswerke 266 nennt sich Vranke Callaert mit Namen, u n d es darf wohl angenommen werden, d a ß er sich durch seine Umgebung zur W a h r u n g der Anonymität gezwungen sah, zumal die deutlich formulierten Gründe, die ihn zu diesen Übertragungen veranlaßten, bei einem Teil der Parochialgeistlichen und Ordensmitglieder große Empörung hervorrufen mußten. I m Prolog 267 zur Historienbibel übte Vranke Callaert, der kein Haeretiker, wohl aber ein aufgeschlossener Ordensgeistlicher oder Laienbruder war, scharfe Kritik an den Zuständen seiner Zeit, ohne die Kirche davon auszunehmen. Er meint, die Geistlichkeit sei noch nicht einmal mehr in der Lage, den Menschen ein gutes Vorbild zu geben, und somit finde die Übertragung der Bibel in die Volkssprache ihre Berechtigung, damit wenigstens die Laien in der Hl. Schrift die Offenbarung lesen könnten. Auch aus anderen Äußerungen geht hervor, daß wir Vranke Callaert mit der Bewegung, die die Laienbibel forderte u n d in den Niederlanden ein gewaltiges Ausmaß annahm, in Verbindung zu bringen haben. Allerdings ist die Zahl der bis jetzt bekanntgewordenen Hss. recht gering, und, wie es scheint, h a t Callaerts Psalmenübersetzung auch keine Wirkung auf andere Redaktionen gehabt. Vielleicht wagte m a n nicht, die 264

) Nach de B r u i n , Bijdrage . . ., a.a.O., S. 61; weitere Beispiele finden sich dort. 265) Vgl_ dazu auch Middelnederlandse vertalingen van het N. T., Groningen 1935, S. 264. 266 ) Vgl. Anm. 249, S. 99. 267 ) Abgedruckt bei E b b i n g e - W u b b e n , a.a.O., S. 66-76.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Übersetzung eines solch streitbaren Mannes zu benutzen und abzuschreiben, denn seine Haltung hat sicherlich Reaktionen auf Seiten offizieller, kirchlicher Stellen hervorgerufen, wenn wir auch darüber keine Mitteilungen besitzen. Nach einer Notiz in der Hs. Haag 128 C 2 darf man schließen, daß die HB. mit beigefügtem Psalter in Ruysbroecks Kloster Groenendal bei Brüssel geschrieben worden ist. Also müssen dort ältere Hss. mit Callaertschem Text vorhanden gewesen sein, und es liegt nicht so fern, wenn de Bruin Vranke Callaert durch älteres, mystisches Gedankengut beeinflußt sehen möchte, das jedoch den Übersetzer nicht so sehr zur innerlichen Beschauung, als vielmehr zur Wirkung nach außen, besonders zur Seelsorge bei den Laien, angeregt hat.

13. G r u p p e Die P s a l m e n ü b e r s e t z u n g Geert Grootes, seiner Schule, der Windesheimer Kongregation und der Brüder vom gemeinsamen L e b e n (u. a. Walthers 31. Psalter) 1. Münster, Univ. Bibl. 419 (783); Perg., 303 Bll.; Getijdenboek mit 54 vollständigen Pss. u. einigen unvollst. Pss., 3 Schreiber; ostnordndl., vollendet im J a h r e 1398268.++ 2. Münster, Univ. Bibl. 421 (779); Perg., 267 Bll.; Getijdenboek, 2 Schreiber, mit einem Utrechter Kalendarium; ostnordndl., vollendet im Jahre 1410. 3. Leipzig Univ. Bibl. 1516; Perg., 320 Bll.; Getijdenboek, 2 Schreiber, mit einem Utrechter Kalendarium; ostnordndl., um 1400269. 4. Utrecht, Erzbischöfl. Museum 82; Perg., 176 Bll.; Getijdenboek, mit einem Utrechter Kalendarium; ostnordndl., um 1400 oder 1. Hälfte des 15. Jhs. 5. Riga, Stadtbibl. (jetziger Besitz unbekannt); Frgm. eines Gebetbuches mit Psalter; mndl., 14. Jh. 270 . 6. Gotha, ehem. Hzgl. Bibl. cod. membr. II 82; Gebetbuch; mndl., um 1400.++ 268

) N. v. W i j k (Hrsg.), Het Getijdenboek van Geert Grote, in: Leidsche Drukken en Herdrukken, Kl. Reeks, Leiden 1940. - Der Ausgabe liegt die Hs. Haag 133 E21 zugrunde, während abweichende Lesarten anderer Hss. im Apparat vermerkt sind. 2 «») Siehe Anm. 268. 27 °) Diese und folgende Hss. sind im bibliogr. Teil bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 6-15 angeführt. - Vgl. auch bei C. C. de B r u i n , Bijdrage tot de geschiedenis der middelnederl. psalmvertalingen, in: Bündel Opstellen aangeb. aan C. G. N. de Vooys, 1940, S. 48ff., 62ff. - Ebenso C. H. E b b i n g e W u b b e n , Over middelnederl. vertalingen van het Oude Testament, 's-Gravenhage 1903, S. 171 ff.

13. Die Psalmenübersetzung Geert Grootes

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7. Haag, Königl. Bibl. 133 E 21; Perg., 203 Bll.; Getijdenboek, mit einem Utrechter Kalendarium; ostnordndl., 1. Hälfte des 15. Jhs.271.++ 8. München, Staatsbibl. cgm. 106; Perg., 164 Bll.; Getijdenboek; ostnordndl. mit westl. Zügen, 1. Hälfte oder Mitte des 15. Jhs. 9. München, Staatsbibl. cgm. 185; Perg.-Pap., 217 Bll.; Getijdenboek; ostnordndl., 15. J h . 10. Münster, Univ. Bibl. 420 (778); Perg., 186 Bll.; Getijdenboek; ndl.ndd. Grenzdialekt, um 1460. 11. Utrecht, Erzbischöfl. Museum 19; Perg., 124 Bll.; Getijdenboek mit Miniaturen; holl., um 1465. 12. Brüssel, Königl. Bibl. 3040; Perg., 230 Bll.; Getijdenboek, mit einem südndl. Kalendarium, das später hinzugefügt worden ist; ostnordndl. mit holl. Zügen, 1. Hälfte des 15. Jhs. 13. Gotha, ehem. Hzgl. Bibl. cod. membr. II 83; Gebetbuch; mndl., 15. Jh.++ 14. Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. cod. ms. Cathar. 10; Gebetbuch; mndl., 15.Jh.++ 15. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 2; Perg., 8°; Psalter mit Cantica; mndl., 15. J h . 16. Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. in scrin. 211; Gebetbuch; mndl., 15.Jh.++ 17. Den Haag, Königl. Bibl. 133 E 20; die sieben Bußpss. mit Glosse (Herkunft der Glosse unbekannt); mndl. 18. Brüssel, Bibl. Royale Hs. 842 (alte Nr. 19551); Perg., 87 Bll.; Gebetbuch mit den sieben Bußpss.; fläm., 15. J h . 19. Charleroi, Altertumsmuseum; Gebetbuch; mndl., 15. J h . 20. Wolfenbüttel, Landesbibl. 88. 9. 2. Aug.; 12 mo ; Gebetbuch; mndl., 14.-15. J h . 21. Wolfenbüttel, Landesbibl. 57. 2. Aug.; 8™; Gebetbuch; mndl., 15.Jh. 22. Wolfenbüttel, Landesbibl. 62. 14. Aug.; 8 v o ; Gebetbuch; mndl., 15. J h . 23. Wolfenbüttel, Landesbibl. 65. 4. Aug.; 8 v o ; Gebetbuch; mndl., 15.Jh. 24. Wolfenbüttel, Landesbibl.67. 10. Aug.; 8™; Gebetbuch; mndl., 15.Jh. 25. Wolfenbüttel, Landesbibl. 81. 1. Aug.; 8 v o ; Gebetbuch; mndl., 15.Jh. 26. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 16; 12°; Gebetbuch;mndl., 14.-15.Jh. (?). 27. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 11; Perg., 8°; Gebetbuch mit reicher Ornamentik und Miniaturen, mit den sieben Bußpss.; mndl., 1435. 28. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 15; Perg., 12°; Gebetbuch mit den sieben Bußpss. und Glosse; mndl., 15. J h . 29. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 18; Perg., 12°; Gebetbuch mit reicher Ornamentik und Miniaturen, mit den sieben Bußpss.; mndl., 15. J h . 30. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 76; Pap., 2°, 120 Bll.; Bl. l - 6 1 a ein ndd. Psalter mit Cantica (siehe die Gruppe der Hss., die nicht einzuordnen sind); Bl. 62 a ff. ein Gebetbuch; mndl.; gestiftet von einem Philipp v. Horde dem St. Annen-Altar, 1474. 271

) Siehe Anm. 268.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

31. Wien, Nationalbibl. Ms. 2726; Gebetbuch; mndl., 15. J h . 32. Hülshoff b. Roxel (Westf.), Privatbibl.; mehrere Gebetbücher mit den Pss. in der Übersetzung Grootes; mndl., 15. J h . 33. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 42; Gebetbuch; mndd.-mndl., 15. J h . 34. Trier, Stadtbibl. 1981 (2); Gebetbuch; mndl., 15. J h . 35. München, Staatsbibl. cgm. 84; Perg., 375 Bll.; Gebetbuch mit kostbaren Miniaturen, Pss. in Grootes Ubersetzung, Offizien für Laienbreviere, Kalender der Diözese Utrecht, wahrscheinlich für die Herzogin Sibylla von Cleve; mndl.-ndrh., 1526 (?). 36. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 18; 4°; Gebetbuch; mndl., vor 1590. Gebetbücher mit Grootes Text in ndd. u. md. Mundarten: 37. Fulda, Landesbibl. Aa 132; Gebetbuch; ndd. (westfäl.), 15. Jh.272.++ 38. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 96; Gebetbuch; ndd., 15. J h . 39. Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. cod. theol. 2059; Gebetbuch; mfrk., 15. Jh.++ 40. München, Staatsbibl. cgm. 863; Gebetbuch; mfrk., 15. J h . 41. Köln; unbekannter Drucker, Gebetbuch; kölnisch, um 1485 (Borchling-Claussen Nr. 91). Die ergänzte Psalmenübersetzung Grootes teils mit Glosse: 42. Leiden, Univ.-Bibl. 46 B; lat.-ndl. Psalter mit Glosse; limburgisch, um 1420.++ 43. Brüssel, Bibl. Royale Hs. 108 (9018-9023); Perg., 2°, 126 Bll. u. 181 Bll.; Historienbibel, Bd. 2 enthält die Pss.; mndl., 1460273.++ 44. Leiden, Bibl. der Maatschappij van Nederl. Letterkunde Hs. 234; Pap., 2°, 280 Bll.; Historienbibel mit den Pss.; mndl. 1423. 45. Leiden, Bibl. der Maatschappij van Nederl. Letterkunde Hs. 235; enthält die Pss.; mndl., 15. J h . 46. Leiden, Bibl. der Maatschappij van Nederl. Letterkunde Hs. 241 (Fragment); enthält die Pss.; mndl. 47.-50. Den Haag, Königl. Bibl. 73 G 3 (L 21), 73 G 4 (L 22), 73 G 36, 73 G 37 (Nr. 40 und 41 der Welpschen Sammlung); alle Hss. enthalten die Pss., bzw. die Bußpss. 51.-57. Den Haag, Königl. Bibl. 73 F 26, 78 J 48 (X 6), 133 D 12, 133 D 27, 133 G 26, 133 G 28, 133 G 29; alle Hss. enthalten die Pss. 58.-59. Den Haag, Königl. Bibl. AA 193 (Th 242) und 133 D 26; beide sind mndl. Psalterien. 272

) Siehe Anm. 268. ) Ps. 1; 6; 7, 1-8 in dem Anhang zu C. C. de B r u i n s Aufsatz „Bijdrage tot de geschiedenis der middelned. psalmvertalingen", in: Bündel opstellen aangeb. aan G. G. N. de Vooys, 1940, S. 71-74. 273

13. Die Psalmenübersetzung Geert Grootes

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60.-62. Den Haag, Mus. Meermanno-Westreenianum Hs. 10, 13, 45; alle Hss. enthalten die Pss. 63. Darmstadt, ehem. Hofbibl. Hs. 1863 (jetziger Besitz unbekannt); enthält die Pss. 64. Groningen, Univ.-Bibl. Hs. 221; mndl. Psalter. 65. Utrecht, Bibl. der altkath. Kirche Mariahoek; enthält die Pss. 66. Haarlem, Bischöfl. Museum Hs. 17; ein mndl. Psalter mit einer ausführlichen Betrachtung. 67. Brüssel, Bibl. Royale Hs. 607; Pap., 337 Bll.; Psalter; flämisch, 16. J h . 68. Delft, Jacob Jacobszoen van der Meer; 8°; It is van dem loue der salmen; mndl., 12. 2. 1480 (Hain 13521). 69. Delft, Jacob Jacobszoen van der Meer; 8°; Inuitatorium: Laet ons aenbeden den here die ons ghemaect heeft etc. Hier eyndet die duytschen Souter etc.; mndl., 1487 (Hain 13522). 70. Zwolle, Peter van Os, 8°; Dits die duytsce psolter . . ., mit Tituli bzw. Erklärungen; mndl., 24. 3. 1491 (Hain 13523). 71. Delft, Heynrich Eckert van Homberch; 8°; Dit is die duytsche psolter . . . , mit Tituli bzw. Erklärungen; mndl., 1498 (Hain 13524). 72. Leiden, J a n Seversz; 8°, 212 Bll.; Den duytschen souter; mndl., um 1502 (Nijhoff-Kronenberg 359). 73. Antwerpen, Adriaen van Berghen; 8°, 212 Bll., Den duytschen souter; mndl., 30. Aug. 1504 (Nijhoff-Kronenberg 361).++ 74. Tantwerpen, Adriaen van Berghen; 8°; Dit is den duytschen s o u t e r . . . , mit Tituli bzw. Erklärungen; mndl., 1508 (Brit. Mus. 3089 a. 8.). Gebetbücher u. Psalterien mit der Übersetzung Grootes, öfters verbreitet durch die Windesheimer Kongregation und die Brüder vom gemeinsamen Leben: 75. Janota-Gebetbuch, (Verbleib der Hs. unbekannt), Gebetbuch, I.: 7 Bußpss., II.: Pss. im Totenoffizium mit Kalendarium u . a . ; kölnisch, Anfang des 15. Jhs. (Janota II. gehört in diese Gruppe).++ 76. Rostock, Univ.-Bibl. Ms. theol. 35; Pap., 279 Bll.; Psalter mit Cantica u. Hymnen; mndd., 2. Hälfte des 15. Jhs. 77. Rostock, Univ.-Bibl. Ms. theol. 38 kl.; 4°; Gebetbuch, I : Bußpss. mit Litanei Bl. 49 v, I I : Pss. im Totenoffizium u. a. Bl. 170; stammt wohl aus dem Lüchtenhof der Brüder vom gemeinsamen Leben in Hildesheim, dann benutzt in der Rostocker Niederlassung der Brüder; ostfäl., 1470. (Rostock I gehört in diese Gruppe; Rostock I I siehe Gruppe 27).++ 78. Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. Cod. theol. 1260 (früher Wernigerode, Fürstl. Bibl. Z b 30); Pap., 4°, 167 Bll.; Psalter mit Lobgesängen u. Hymnen; stammt aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; ostfäl., 15. Jh.++ 79. Wittenberg, Bibl. des Predigerseminars, o. Sign.; Psalter; ostfäl., letztes Viertel des 15. Jhs. 80. Wernigerode, Fürstl. Stolbergsche Bibl. Zb 13 (jetziger Besitz unbekannt); Perg., 213 Bll.; Psalter; ndl., 15. J h .

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

81. Wernigerode, Fürstl. Stolbergsche Bibl. Zb 31 (jetziger Besitz unbekannt); Perg.-Pap., 16°, 283 Bll.; Psalter; ndl., 15. J h . 82. Wolfenbüttel, Landesbibl. Heimst. 1171; Psalter, aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; mndd., 15. J h . 83. Wolfenbüttel, Landesbibl. Heimst. 1179; Psalter, aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; ostfäl., 15. J h . 84. Wolfenbüttel, Landesbibl. Heimst. 1227; Gebetbuch, aus der Windesheimer Kongregation; mndd., 15. J h . 85. Wolfenbüttel, Landesbibl. Novi 1025; Gebetbuch, aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; mndd., 1483. 86. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 38; Psalter, aus Kreisen der Schwestern vom gemeinsamen Leben (Michaeliskonvent in Lübeck); mndd., 15. J h . 87. Osnabrück, Domarchiv, o. Sign.; Gebetbuch, aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; mndd., 15. J h . 88. Trier, Stadtbibl. 823 (1696); Gebetbuch, aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; mfrk., 15. J h . 89. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 1171-73; 2°; 3bändiger lat.-ndl. Psalter mit Glosse, Psalmtext stammt aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; mndl., 15. J h . 90. Greifswald, Univ.-Bibl. Hs. 5; Psalmencatene des Petrus von Herenthals mit Bußpss., Psalmtext stammt aus Kreisen der Brüder vom gemeinsamen Leben; mndd., 1529. ++ 91. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 19; ein Brevier mit den 7 Bußpss.; mfrk., 1566. Hss., die nur teilweise von der Übersetzung Grootes beeinflußt worden sind: 92. Wien, Nationalbibl. Ms. 2771-2772; Perg., 2°, 344 u. 264 Bll.; Historienbibel, Bd. 2 enthält auch die Pss. u. Cantica, die Hs. zeigt das Wappen des Prinzen von Savoyen; mndl., 14. J h . (?). 93. Gent, Univ.-Bibl. 430; Pap., 2°, 250 Bll.; Historienbibel, am Schluß die Psalmen, mndl., 1368. 94. Den Haag, Königl. Bibl. 128 C 2 (Y 398); Perg., 2°, 301 Bll.; Historienbibel mit den Psalmen, soll nach einer Notiz von J a n Ruysbroeck 1381) im Kloster Groenendal bei Brüssel geschrieben worden sein; mndl., stammt aber aus dem 15. J h . 95. Den Haag, Königl. Bibl. 78 D 38 (Y 401); Perg., 2°, 290 u. 297 Bll.; Historienbibel mit den Psalmen; mndl., 15. J h . + + 96. Den Haag, Königl. Bibl. 69 B 10, Historienbibel mit den Psalmen.++ 97. Brüssel, Bibl. Royale, Hs. 610; Psalmen; mndl., 1477.++ 98. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 331; Perg., 8°, 250 Bll.; Psalmen mit Cantica, geschrieben von Suster Katharina van der Molen, aus dem Frauenkloster Katharinental bei Hasselt; mndl., 15. J h . + + 99. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 76; Perg., 8°; Getydenbuch mit Ornamentik und Miniaturen, Ps. 129 von Grootes Übersetzung beeinflußt; mfrk., 15. J h .

13. Die Psalmenübersetzung Geert Grootes

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Grootes Übersetzung ist die dritte der ndl. G r u p p e n , auf die hier näher eingegangen werden soll. W i e schon aus der Zusammenstellung der Hss. ersichtlich wird, h a b e n wir es mit einer Arbeit zu tun, die eine außerordentlich starke Verbreitung nicht n u r im ndl., sondern auch im n d d . R a u m gefunden hat, wobei es als sicher gelten darf, d a ß die im Vergleich mit anderen G r u p p e n als recht groß erscheinende Zahl der überlieferten Denkmäler u m ein Vielfaches vermehrt werden m u ß , u m zu einer richtigen Vorstellung über Ausmaß u n d Wirkung dieser Psalmenübersetzung zu kommen 2 7 4 . A u ß e r d e m ist es durchaus möglich, d a ß bis heute längst nicht alle Hss., die diese Version enthalten, bekannt geworden sind. Das Original der Arbeit hat sich nicht gefunden, u n d innerhalb der Abschriften, die diesem a m nächsten kommen, bestehen a u c h noch Unklarheiten, die es schwer machen, einer Hs. den V o r r a n g einzuräumen. Münster UB. 419 ist ein Gebetbuch, dessen Text drei Schreiber mit verschiedener Herkunft erkennen läßt 2 7 6 u n d das a m Schluß den Vermerk enthält, d a ß hier die Vigilie „ouergheset wt den latine in duusche van meister gheride den groten" 2 7 6 zu E n d e gehe u n d die Abschrift im J a h r e 1398 vollendet worden sei. Demgegenüber ist H a a g 133 E 21, die v. Wijk herausgegeben hat, sehr viel jünger, bringt aber den Vorteil mit, d a ß die Sprache der Hs. einen einheitlichen Charakter besitzt u n d ihren Merkmalen n a c h zu urteilen, in d e n R a u m Deventer weist. Dies stimmt mit den V e r m u t u n g e n Molls 277 überein, der die Entstehung der Grooteschen Ubersetzung ebenfalls in diese Gegend verlegt, weil Deventer in einem Vergleich in d e m K o m m e n t a r der Münsterschen Hs. herangezogen wird 278 . Die ältesten Hss. umfassen n u r 54 vollständige Pss. u n d Ausschnitte einiger Pss. in Übersetzung, die in einer bestimmten, für Groote charakteristischen Weise zusammengestellt sind: die verschiedenen Getijden mit Prologen versehen, die sieben Bußpss., die Litanei u n d die Vigilie. O f t findet sich mitten im Psalmentext oder im Anschluß a n diesen ein K o m m e n tar - die Glosse der in erster Linie erklärenden Charakter trägt u n d a u c h eine Auslegung enthalten kann 2 7 9 . Einige dieser Getijdenbücher werden mit 274 ) N. v. W i j k macht in der Einleitung seiner Ausgabe „Het Getijdenboek van Geert Grote", a.a.O., S. 2 Mitteilung von einer Angabe, die er von de Vreese, einem guten Kenner der Hss.-Verhältnisse im ndl. Raum, erfuhr und die die Zahl 800 enthielt. 275 ) N. v. W i j k , Het Getijdenboek . . ., a . a . O . , S. 8f. 276 ) W. M o l l , Gert Grote's Dietsche Vertalingen, Amsterdam 1880, S. 4. 277 ) A . a . O . , S. 63. 278 ) Dieser Vergleich kommt auch in der Hb. Leipzig UB. 1516 vor, allerdings nicht in Haag 133 E 21, die nur einen kurzen Auszug aus diesem Kommentar bringt, wohl eine selbständige Änderung des Abschreibers. 279 ) So z u Ps. 150 (Wijks A u s g a b e , S. 4 7 ) : Cymbalen dat sijn dinghe gheformt van clocspisen als cleyne schelliken die die ene an die ander gheslaghen suete clinkende gheluyt

gheuen. Leipzig UB. 1516, die älter als Haag 133 E 21 ist, befindet sich mit einem Zusatz, der in Haag 133 E 21 weggelassen wurde, näher am Original: Also slaen

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

einem Kalendarium aus der Diözese Utrecht eingeleitet. I n jener Zeit gehörte die Provinz Overijsels mit Deventer zu jenem geistlichen Verwaltungsbezirk. Auch der Text dieser ältesten Gruppe (Hs. 1—4, 7-12) zeigt gewisse Eigenheiten des Nord-ndl. (westgerm. ä u n d o > o vor Id und It, z. B. holden; offenes o wird a geschrieben, z. B. aver, baven, gade; u. a. mehr. Wortschatz: heilgheuer = nordndl. zu behoudre = südl. für salvator, silke: messe für stercus, strafen : begripen für arguere, want: bedi für etenim, etc. 280 ), doch stellt sie keine Sprache dar, die nur vom Dialekt bestimmt wäre, denn dafür steht sie zu sehr unter dem Einfluß der Tradition, die vom Süden u n d vor allem von Ruysbroeck ausgegangen ist. Allerdings haben sich bestimmte Kriterien, die die Übersetzung Grootes kennzeichnen u n d in den übrigen Arbeiten nicht in dem M a ß e vorhanden sind, ausfindig machen lassen. Damit wird zugleich auch das Problem berührt, inwieweit Groote ältere Übersetzungsversuche gekannt u n d bei seiner Übertragung benutzt hat. Mit der zuletzt erwähnten Frage hat sich de Bruin 281 im Anschluß an Molls Äußerungen 2 8 1 auseinandergesetzt und ist dafür eingetreten, d a ß Groote eine neue Psalmenübersetzung auf G r u n d seiner geistigen Selbständigkeit u n d der relativ großen Eigenständigkeit des Nordens gegenüber dem Süden geschaffen haben muß. Aus dem Prolog zu „Onser Vrouwen ghetide" 2 8 2 geht hervor, wie Groote seine Übersetzung verstanden haben möchte: Er habe die „ghetijde" Wort für Wort übersetzt und den Sinn in seiner Verständlichkeit, Ganzheit u n d Wahrheit erhalten. Seine Übersetzungstechnik exemplifiziert er an iubilieren, das er mit uolherttelike blijtscap hebben wiedergibt, während die Psalmenübersetzung Leningrad X X J L X I I I , eine ältere u n d aus Flandern stammende Arbeit, gerade dieses Lehnwort bevorzugt. Vergleicht m a n beide Texte miteinander, so ergeben sich mehrere solcher Abweichungen, die im wesentlichen auf Wortschatz und Ausdrucksweise beschränkt bleiben. Als Beispiele seien angeführt: Ps. 6 , 2 corripere - Groote 283 : berespen - Leningrad: corrigiere; Ps. 92, 1 decor - scoenheit : chierheit; Ps. 41, 2 fontes aquarum - borne : fonteine, etc. Ps. 6, 3 sana - maec mi gesont : ganse; Ps. 7, 17 dolor - drouighe seer : rauwe; Ps. 31, 7 exultatio - hoghe vroude : bliscap; Ps. 14, 4 glorificare - uerhoeghen claerlike : glorificeeren; Ps. 86, 3 gloriosa - hoghe verclaerde dinghe : glorieuse; Ps. 1, 1 impii - die van gode ghekiert sijn : ongenadige, etc. 284 die gheestelike lude mit woerden ende mit werken die ene an dander ende spreken ende werken scoen suete gheluyt wtwendich ende inwendich in endrachticheit. 280) Vgl. V. d. B e r g , Geert Grote's Psalmvertaling, a.a.O., S. 259f. u. die Wortlisten auf S. 290ff. 281 ) M o l l , a.a.O., S. 34-37; de B r u i n , a.a.O., S. 63ff. 282 ) W i j k s Ausgabe, S. 36. 283 ) Zitiert nach der Hs. Haag 133 E 21. M4 ) Weitere Angaben bei v. d. B e r g , a.a.O., S. 261 und S. 290ff.

13. Die Psalmenübersetzung Geert Grootes

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Syntaktisch treten nur kleinere Unterschiede auf: Ps. 7, 3 Vulg.: ne quando rapiat ut leo animam meam; Groote: op dat hi sulc stont als een lewe niet en gripe mine siele; Leningrad: dat niet sulc stont ne rove als ene lewe mine ziele. Ps. 18, 6 Vulg.: in soleposuit tabernaculum suum; et ipse tanquam sponsus procedens de thalamo suo; Groote: sijn tabernakel sette hi in die sonne, ende hi is voertghegaen als een brudegom wt sijnre slaepcamere; Leningrad: hi sette in in de zonne sijn tabernakel: ende hi als een brudegome vtgaende van sire camere. An H a n d dieser Kriterien ist es schwer zu entscheiden, ob ältere Übersetzungen von Groote benutzt worden sind. Sicherlich darf m a n annehmen, d a ß diese im Süden der Niederlande entstandenen Psalterien u n d Getijdenbücher nach dem Norden gebracht oder zumindestens Groote, der j a auch den südlichen Teil des Landes bereiste, bekannt geworden sind. Möglicherweise ist seine Übersetzung im Widerspruch zu diesen Arbeiten mit ihrem großen Fremdwortgebrauch entstanden, in dem er ein Hindernis für das richtige Erfassen des Textes sehen mußte. Grootes Getijdenbuch wurde nicht nur in seiner unmittelbaren Umgebung abgeschrieben (Hs. 1-12), sondern fand auch im benachbarten köln.-ndd. R a u m Verbreitung (Hs. 37-41). Darüber hinaus ergänzte m a n sehr bald die Psalmenübersetzung des Gebetbuches zu einem vollständigen Psalterium, das u. a. in der Hs. Leiden UB. 46 B überliefert ist, die nicht das Original, sondern eine limburg. Abschrift aus dem 15. J h . darstellt. Schon seit Moll 286 möchte man den Verfasser der vollständigen Psalmenübersetzung in Grootes Schüler Johannes Scutken sehen, der j a auch höchst wahrscheinlich das N T . in seine Muttersprache übertrug. De Bruin macht darauf aufmerksam, d a ß sehr oft das N T . u n d die vollständige Psalmenübersetzung in einer Hs. zu finden sind und somit auf eine H a n d zurückgeführt werden können. Leiden UB. 46 B bringt im Anschluß an den Psalmentext auch die Glosse, deren Herkunft noch nicht geklärt worden ist. Auf G r u n d einer sorgfältigen Textkritik hat Berg 286 nachgewiesen, d a ß die Psalmenübersetzung dieser Hs. in ihrem K e r n dem Grooteschen Original näher kommt als H a a g 133 E 21. Somit ist die Abhängigkeit der Hss. nur so zu erklären, daß beide auf eine gemeinsame Vorlage - möglicherweise noch über Zwischenglieder - zurückgehen. Bei einer Rekonstruktion des ursprünglichen Textes sollte m a n die Getijdenbücher, die zeitlich später entstanden sind, auch wenn sie Veränderungen der Abschreiber enthalten, nicht ganz außer acht lassen, denn bei der umfangreichen Vervielfältigung kann eine jg. Abschrift aus einer Quelle, die dem Original nahe kommt, geflossen sein u n d mehr altertümliche Partien als ältere Abschriften überliefern. Auch in jg. Hss. der Bibel von fflB 286

) M o l l , a.a.O., S. 40 u. 69-70. Auch bei de B r u i n , a.a.O., S. 68. ) A.a.O., S. 263-280.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

1360 (Hs. 92ff.), die den ersten Teil des Psalters in der Übersetzung des Vranke Callaert bringen, schließt sich der Text ab Ps. 9 der Version der ergänzten Grooteschen Übertragung an, was deutlich macht, daß diese Arbeit eine dominierende Stellung eingenommen hat. Die weitere Ausbreitung der Grooteschen Übersetzung sowohl in Form des Getijdenbuches wie des ergänzten Psalteriums muß auf das engste mit der Entwicklung der Gemeinschaften der „fratres vitae communis", einer lockeren Sammlung von Weltpriestern, Klerikern und Laien, und der Windesheimer Kongregation, einem Zusammenschluß von Klöstern, in Verbindung gebracht werden. Beide Organisationen sind auf das nachhaltigste vom Gedankengut Grootes, der „devotio moderna", beeinflußt und bei ihrem Ziel, die Frömmigkeit in der Welt zu verbreiten (Fraterherren) und durch Liturgie und Lektüre eigene Erbauung zu erreichen (Windesheimer Kongregation), ist den Übersetzungen eine bedeutende Rolle übertragen worden. Parallel den Neugründungen von Fraterhäusern und der Erweiterung der Kongregation im ndl. und ndd. R a u m läßt sich das Anwachsen der Hss., die Grootes Übersetzung enthalten, feststellen (vgl. Hs. 75ff.). Auch die Drucker jener Zeit erkennen das Geschäft und vervielfältigen - oft in mehreren Auflagen - diese Übersetzung (vgl. Druck 41, 68-74). In höheren, weltlichen Kreisen ist dieses Gebetbuch nicht unbekannt geblieben, denn wir dürfen mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, daß ein solches Exemplar in kostbarster Ausführung als Hochzeitsgeschenk für die Herzogin Sibylla von Cleve angefertigt worden ist (vgl. oben Hs. 35). Abschließend läßt sich über den zeitlichen Verlauf folgendes feststellen: Ein terminus ad quem für Grootes Übersetzung (54 vollständige und einige, nur teilweise übersetzte Pss. - also das Getijdenboek) ergibt sich leicht aus dessen Sterbetag, dem 20. Aug. 1384. Ein möglicher terminus a quo könnte sich aus dem J a h r seiner Bekehrung (1374) oder des für ihn erlassenen Predigtverbotes (1384) ableiten lassen. Die Ergänzung des Gebetbuches zu einem vollständigen Psalter müßte, will man sie Johannes Scutken zuschreiben, vor dessen Todesjahr (23. J a n . 1423) angesetzt werden. Vielleicht begann man mit dieser Arbeit schon einige Jahre nach Grootes Tod. Die Ausbreitung der Brüdergemeinschaften in Deutschland setzte mit der Gründung des Hauses in Münster (1401) durch Heinrich v. Ahaus ein, und aus jener Zeit sind auch die ersten, in mndd. Sprache geschriebenen Hss. überliefert, die bis weit ins 16. Jh. 287 immer wieder kopiert worden sind.

287 ) Greifswald UB. 5 ist 1529 im ndd. Raum entstanden. Hierzu vgl. man die Ausführungen auf S. 25f. - Das Brevier 19 der Stuttgarter Landesbibl., mfrk., vom Jahre 1566, muß mit dem Wirken der Fraterherren in Württemberg in Verbindung gebracht werden. Vgl. hierzu: O. M e y e r , Die Brüder des gemeinsamen Lebens in Württemberg, Diss. Tübingen 1913.

14. Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung aus Kreisen der Mystik 113 14. G r u p p e Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung aus Kreisen d e r M y s t i k (Walthers 27. und 28. Psalter) 1. Celle, Oberlandesgerichtsbibl. Ms. 18; Perg., 2°, 268 Bll.; lat.-dt. Psalter mit Vorreden und Cantica, wahrscheinlich einer klösterlichen Gemeinschaft geschenkt von einem Dieter Breyger; mndd., 14. Jh.288.++ 2. Berlin. Staatsbibl. Ms. germ. 558; 2°, 177 Bll.; lat.-dt. Psalter mit Vorreden und Cantica, u. a. (z. B. Litanei, Vigilie); mndd., 1396289. 3. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 62; Pap., 2°, 203 Bll.; lat.-dt. Psalter: Pss. mit „nutzperkait", Vorreden und Cantica, geschrieben von Johann Oesterreich, Capellanus in Droisten; mndd., 1473289. 4. Uppsala, Univ.-Bibl. Cod. C 495; Pap., 114 Bll.; Psalter: Pss. mit „nutzperkait" (Ps. 3, 3-17, 20; 34,26-39; 41-150), Cantica u . a . ; mndd. (nordnds.), 15. Jh. 290 . 5. Quedlinburg, Stifts- und Gymnasialbibl. 112; Psalmen mit Glosse; mndd., 1433291. 6. Wolfenbüttel, Landesbibl. 81. 10. Aug.; lat.-ndd. Psalter; mndd., 15. Jh. 291 . 7. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 7; lat.-ndd. Psalter mit Cantica, u. a., aus dem Klarissenkloster von St. Annen in Lübeck; mndd., 15. Jh. 292 . 8. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 18; Psalter: Vorrede, Pss., Cantica, Litanei u. a., aus dem Michaeliskonvent (Schwestern vom gemeinsamen Leben) in Lübeck, gebunden von Hinricus Coster; mndd., 15. Jh. 292 . 9. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 27; Psalter mit Cantica, u. a., aus dem Michaeliskonvent in Lübeck; mndd., 15. Jh. 292 . 10. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 28; Psalter mit Cantica, u. a., aus dem Michaeliskonvent in Lübeck; mndd., 15. Jh. 292 . 11.-18. Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 52, 62, 63, 71, 74++, 78, 87, 94; Gebetbücher mit den 7 Bußpss., die Beziehungen zu dieser Gruppe aufweisen; mndd., alle aus dem 15. J h . - außer Lübeck 94, das 1513 geschrieben wurde 293 . 19. Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. in Scrinio 157; Perg., 228 Bll.; Pss. 288)

Ps. 1 u. 15 publiziert bei W. W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 644. Keine Textpublikationen, nur bei W a l t h e r , a.a.O., Sp. 686 und bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 6f. dieser Gruppe zugeordnet. 29°) Ps. 41, 44, 59, 82, 86 publiziert von C. G r ö n l u n d , Eine mndd. Psalterhandschrift des 15. Jhs., in: Ndd. Mitteilungen Jg. 2 (1946), S. 98ff. 291) Keine Textpublikation, nur bei V o l l m e r , a.a.O., S. 12 und 15 dieser Gruppe zugeordnet. 292) Keine Textpublikation der Pss., nur bei V o l l m e r , a.a.O., S. 9 dieser Gruppe zugeordnet. 293) Keine Textpublikation von Lübeck 52, 62, 63, 78, 87, 94, nur bei V o l l mer, a.a.O., S. 10, dieser Gruppe zugeordnet; Ps. 6 von Lübeck 71 und 74 bei V o l l m e r , a.a.O., Tabelle 71 und 72. 289)

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

mit Vorrede, Inhaltsangaben u n d Kollekten, Cantica, gehörte der F r a u eines Meisters K a s p e r ; m n d d . , 15. Jh. 294 .++ 20. Weimar, Landesbibl. 35; Psalmen in lat.-mndd. Interlinearversion; der beigegebene Kalender weist auf das Bistum V e r d e n ; m n d d . , u m 1500295.++ 21. Lübeck, wahrscheinlich von Lucas Brandis gedruckt; 4. 264 Fol., Psalterium (Pss. mit Einleitung u n d Vorreden zu d e n Pss.); mndd., 1473/74; Exemplare i n : Kopenhagen, Den H a a g , H a m b u r g , Wolfenbüttel, Uppsala, Stockholm, Göttingen (dieses Exemplar w u r d e d e m Maria-MagdalenenKloster in Hildesheim von einem Bürger J o h a n n e s . . . geschenkt), Lübeck (dieses Exemplar wurde d e m Michaeliskonvent in Lübeck = Schwestern vom gemeinsamen Leben, auch Segeberg-Konvent genannt, 1484 von J a c o b Pruse geschenkt). - (Hain 13520, Borchling-Claussen Nr. 1)296.++ 22. Lübeck, aus der Mohnkopf-Druckerei, 4. 296 Fol.; Psalterium mit Auslegung u . a . ; m n d d . , 1493. Exemplare in: Kopenhagen, H a n n o v e r , Stuttgart, Wolfenbüttel. (Hain 13519, Borchling-Claussen N r . 227) 297 .++ 23. Lübeck, Georg Richolff d. Ältere; Gebetbuch mit Pss.; m n d d . , 1501. 1 Exempl. in H a m b u r g . (Borchling-Claussen Nr. 349)298.++ 24. Lübeck, Steffen Arndes; Gebetbuch mit Pss.; m n d d . , 1510. 1 Expl. in H a m b u r g . (Borchling-Claussen Nr. 469)299.++ 25. Leipzig, C o n r a d Kacheloffen; Ortulus anime to d u d e ; m n d d . , 1516. (Borchling-Claussen Nr. 580)3°°.++ I n seinem umfangreichen Werk 3 0 1 widmete Walther dieser Psalmenübersetzung aus Kreisen der niederdeutschen Mystik eine Studie, in der es i h m 294

) Ps. 1, 15 und teilweise 67 publiziert bei W. W a l t h e r , a.a.O., Sp. 643f. und 685; Ps. 6 bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , Tabelle 64; Ps. 101 und Teile anderer Pss. bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 72ff., Tabelle 30, S. 139ff. Tabelle 17, S. 170ff. Tabelle 18. 295 ) Ps. 6 publiziert bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , Tabelle 65; Ps. 101, 138 und Teile anderer Pss. bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, a . a . O . , S. 72ff., Tabelle 29, S. 97ff., Tabelle 19, S. 139ff., Tabelle 18, S. 170 ff., Tabelle 19. 296 ) Ps. 6 publiziert bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , Tabelle 80; Ps. 101, 138 und Teile anderer Pss. bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, a . a . O . , S. 72ff., Tabelle 31, S. 97ff., Tabelle 20, S. 139ff., Tabelle 19, S. 170ff., Tabelle 20. 297 ) Ps. 15 publiziert bei W. W a l t h e r , a . a . O . , Sp. 644. 298 ) Ps. 6 publiziert bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , Tabelle 81; Ps. 101 bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, a . a . O . , S. 72ff., Tabelle 32; Teile von Ps. 50 bei H . V o l l m e r , Die deutsche Bibel, in: LutherJahrbuch 1934, Jg. 16, S. 33, Tabelle 34. 2 ") Ps. 37, 1-9 publiziert bei W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: BdK. X I , S. 188 f. 30 °) Ps. 6 publiziert bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , Tabelle 82; Ps. 101 bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, a.a.O., S. 72ff., Tabelle 33. 301 ) Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 684ff.

14. Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung aus Kreisen der Mystik 115 vor allem darauf ankam, die religiöse Einstellung des Übersetzers zu charakterisieren. Walther hat deutlich herausgearbeitet, wie im Laufe der Zeit Abschreiber und Drucker typische Züge des mystischen Erbauungsbuches in der Übersetzung änderten und Ergänzungen vornahmen, die mehr den offiziellen Anordnungen der Kirche entsprachen. Außer Vollmer, der an verschiedenen Stellen302 auf Hss. dieses Zweiges eingegangen ist, hat C. Grönlund eine sprachlich-stilistische Untersuchung zu einer der hier angeführten Hss., Uppsala 495, veröffentlicht 303 , verbunden mit einer Teilpublikation verschiedener Pss., und damit gleichzeitig weitere Anregungen gegeben, die bis jetzt noch nicht genutzt worden sind 304 . Die 25 Hss. und Drucke, die wir zu dieser Gruppe rechnen, sind der Form nach zum überwiegenden Teil Psalterien, denen die handgeschriebenen und gedruckten Gebetbücher aus Lübeck (Lübeck 52, 62, 63, 71, 74, 78, 87, 94, die Lübecker Drucke von 1501 und 1510) und der „Ortulus anime to dude" aus Leipzig gegenüberstehen, die meistens nur eine bestimmte, der Ordnung des Stundengebetes entsprechende Auswahl von Pss. und fast immer die 7 Bußpss. enthalten. In den Psalterien finden sich durchgehend Ps. 1-150 in der richtigen Reihenfolge (Uppsala 495 hat nicht alle Pss., weil verschiedene Bll. der Hs. verlorengegangen sind), wobei der deutschen Übersetzung sehr oft der gesamte lateinische Text (Celle 18, Bln. 558 u. 62, Wo. 81. 10 Aug., Lübeck 7, Weimar 35) oder zumindestens lateinische Anfangsworte eines jeden Psalms (Uppsala 495, Lübeck 1473, Lübeck 1493) vorausgehen. Soviel man aus den bis jetzt publizierten lateinischen und deutschen Textstellen erkennen kann, lag der Übersetzung der Wortlaut des Psalt. Gallicanum zugrunde, und auch alle späteren Abschriften, die entweder gekürzt oder erweitert wurden, haben sehr selten Lesarten des Psalt. Romanum 306 . Der deutschen Übersetzung wurden Erklärungen und Auslegungen beigegeben, die meistens in den fortlaufenden Text eingeschoben worden sind, und so der Arbeit den Charakter einer Psalmenparaphrase verliehen haben. Am deutlichsten ist dies in Celle 18, Berlin 558 und 62 zu erkennen, während in jüngeren Hss. (z.B. Uppsala 495, Hbg. 157, Lübeck 1473 und 1493) Übersetzung und Paraphrase der Vorlagen durch Bearbeiter und Abschreiber nicht immer vollständig und auf gleiche Weise übernommen 3 2

° ) In BdK. Iff. ) Siehe Anm. 290, S. 113. 304 ) Im Rahmen eines Vortrages am Deutschen Seminar der Universität Göteborg konnte ich einen Schüler von Prof. T. Dahlberg für die Bearbeitung der Hs. Celle, Oberlandesgerichtsbibliothek Ms. 18 gewinnen. Möglicherweise wird auch die Publikation der Hs. vorbereitet. 306 ) Z. B. in Ps. 118, 103 schließt sich Uppsala 495 dem Psalt. Rom. an (super mel et Javum), Lübeck 1473 und Hamburg 157 folgen dem Psalt. Gall. (super mel). Vgl. dazu: C. G r ö n l u n d , a.a.O., S. 81f. und H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, a.a.O., S. 56. 303

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

wurden, was teilweise zu größeren Unterschieden führte. A u ß e r d e m findet sich eine Reihe von Psalterien u n d Gebetbüchern in dieser G r u p p e (die Hss. aus der Lübecker Stadtbibliothek, W e i m a r 35, Ortulus anime to dude, Lübeck 1501 u n d 1510), bei denen m a n auf Glossierung verzichtete u n d n u r der Psalmentext wiedergegeben wurde. Schon sehr f r ü h scheint die Arbeit mit einer Einleitung u n d Vorreden zu den einzelnen Pss. versehen worden zu sein (so in Celle 18, in den Berliner Hss., auch in H b g . 157), die auf die Bedeutung der Pss. hinweisen u n d Mitteilungen über ihre Verfasser u n d Geschichte, den I n h a l t u n d andere Erklärungen z u m besseren Verständnis enthalten. Diese Ausführungen sind bestimmt vom Gedankengut mystischer Theologie, die den Verfasser dieser Vorreden hier von der Christenheit als d e m wahren Glied Christi sprechen läßt, das die Psalmen gewählt habe, u m sich durch die im Gebet erfahrene, geistliche Lust u n d Süßigkeit in der Stimme der Dankbarkeit, d e m Wunsche n a c h G n a d e u n d dem Ruf der gepeinigten Seelen mit Gott zu vereinen 306 . I n den gedruckten Psalterien von 1473 u n d 1493 ersetzte m a n diese Einleitung durch eine andere, u n d die langen Vorreden aus den Hss. wurden gekürzt, was nicht zuletzt auf eine andere religiöse H a l t u n g hindeutet, die durch die nach den Pss. ergänzten Stücke besonders deutlich hervorgekehrt wird. Die Tituli bzw. Gebrauchsanweisungen (nutzperkait der psalm), die die Pss. in den Hss. Berlin 62 u n d Uppsala 495 einleiten, sind in ihrer Art anderen Anweisungen, z. B. in G r u p p e 9, durchaus ähnlich u n d lassen sich, wie schon A. Birlinger u n d H . Vollmer nachgewiesen haben 3 0 7 , mit naiver Volksfrömmigkeit oder a u c h mit der Bedeutung einzelner Pss. in der Liturgie in V e r b i n d u n g bringen. Die meisten der Psalterien besitzen im Anschluß an den eigentlichen Psalmentext die wichtigsten Cantica u n d andere liturgische Stücke wie Litaneien, Vigilien, Kollekten, Lektionen, „ d e T i d e van deme hilgen Geiste, de tiden van der hilgen Dreualdicheit, v a n vnser leuen vrouven" 3 0 8 u. a., also Bestandteile des vor allem in klösterlichen Gemeinschaften geübten Stundengebetes. So dürfen wir a u c h vermuten, d a ß diese Hss. u n d Drucke in erster Linie f ü r Klöster hergestellt u n d dort gebraucht worden sind, zumal einige Bemerkungen diese A n n a h m e bestätigen (Celle 18, Lübeck 7, 18, 27, 28, 2 Expl. des Druckes von 1473). Das Psalterium H b g . 157 scheint im Privatbesitz

306

) Nach dem Abdruck bei W a l t h e r , a . a . O . , Sp. 691. ) A. B i r l i n g e r , Eine alemannische und eine bairische Gebrauchsanweisung zu den Psalmen aus dem X I I . / X I I I . Jh., Alemannia 12 (1884), S. 82ff.; H. V o l l m e r , Volkstümlicher Gebrauch der Pss., in: BdK. I I I , S. lOff. 308 ) Es handelt sich hier um Sonderoffizien, die besonders im Druck von 1473 enthalten sind, der sich mit diesen Stücken und anderen Gebeten an die Mutter Gottes und an alle Heilige von den älteren Psalterien (Celle 18 und Berlin 558) abhebt. In den älteren Texten wendet man sich in den Gebeten und Vorreden direkt an Christus und verzichtet auf die Mittlerrolle der Mutter Gottes und der Heiligen. 307

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gewesen zu sein, denn diese Hs. enthält nur die Pss., Cantica u n d Kollekten, die in erster Linie das Interesse von Laien wecken mußten, während m a n hier auf die Aufnahme anderer Teile des Breviers verzichten konnte. Sämtliche Hss. u n d Drucke gehören dem ndd. Sprachraum an und, u m den Dialekt eines einzelnen Werkes näher bestimmen zu können, kommen wir nicht umhin, seine mundartlichen Eigenheiten herauszuarbeiten, was nicht heißt, d a ß ein Denkmal auch in dem ihm zugesprochenen Dialektgebiet entstanden ist, weil gewisse Unsicherheitsfaktoren durch Herkunft der Schreiber und Vorlagenbenutzung gegeben sind. I m großen und ganzen können die Hss. u n d Drucke, von denen bis jetzt Textpublikationen vorhanden sind, dem Nordniederdeutschen zugeschrieben werden, das sich nach A. Lasch 309 und W. Foerste 309 am besten mit dem deckt, was wir als den Normaltypus der mndd. Schriftsprache bezeichnen. Die bekannten, bei A. Lasch und W. Foerste zusammengestellten Kriterien (zerdehntes o > ä; a ) o vor Id, It; überwiegend nen, sülve, vrünt, bringen; die Akkusative im Pers. Pron.: mi, di uns,ju; im Ind. Präs. PI. die E n d u n g -en für -et; Wortbildungen auf -schop, -nisse, -inge; u. a. m.) lassen sich in fast allen Hss. und Drucken wiederfinden, die auch ihrer Provenienz nach zum überwiegenden Teil aus Lübeck, einem H a u p t o r t des Nordniederdeutschen, stammen. Die beiden Psalterien H b g . 157 u n d Weimar 35 zeigen in etwa dieselbe Sprachform, nur mit einer Ausnahme, d a ß hier die schriftsprachlichen mi-, rfi-Formen mundartliches mik und dik nicht ganz haben verdrängen können (Hbg. 157: Ps. 6, 3; 15,5 u. 7; 48, 13 u. 21; 62, 12; Weimar 35: Ps. 6, 2ff.; 17,45f.; 32, 2; 44, 6) 310 , was vielleicht erlaubt, sie im nordsächs. Gebiet mehr zum Ostfälischen hin zu lokalisieren. Der Kalender in Weimar 35 gehört in das Bistum Verden u n d bestätigt somit diese Annahme. Auch die älteste Hs. dieser Gruppe, Celle 18, weicht von der mndd. schriftsprachlichen Norm a b und läßt Zumindestens in dem ersten Teil der Hs. landschaftliche Besonderheiten erkennen: 1. op tritt neben regelmäßigem up, uppe auf 3 1 1 ; 2. in den ersten 15 Pss. heißt die 3. Pers., PL-Form des Poss. Pron. ore gegenüber ere312;

309

) A. L a s c h , Mittelniederdeutsche Grammatik, Halle 1914, S. 17; W. F o e r s t e , Geschichte der niederdeutschen Mundarten, in: Stammlers Aufriß 2 1957, Bd. I, Sp. 1766. 310 ) Vgl. hierzu K. B i s c h o f f , Elbostfäl. Studien, in: Mitteidt. Studien 14, Halle 1954, S. 101 ff. 311 ) A. L a s c h , a.a.O., § 149 u. 184. 312 ) Vgl. bei: H. T ü m p e l , Niederdeutsche Studien, Bielefeld und Leipzig 1898, S. 91 ff.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

3. sehr oft findet sich «-Schreibung, die nicht nur ü, sondern auch ostfäl. Diphthonge - z. B. in dusse (Ps. 15, 5) - ausdrücken 313 ; 4. wu 'wie' steht neben wo313. Walther 314 glaubte aus diesem Phänomen schließen zu dürfen, daß das Original, das vielleicht in nordalbingischer Sprachform geschrieben worden sei, einem Ostfalen als Vorlage für eine Abschrift (Celler Hs. Ms. 18) gedient habe, der Abschreiber zunächst die Kopie in seiner Mundart habe abfassen wollen, sich aber später mehr und mehr an das Original gehalten habe. Dieser Frage muß noch einmal nachgegangen werden, und das Problem kann erst dann seine Lösung finden, wenn alle Hss. in ihrem vollen Umfange einer gründlichen Prüfung unterzogen worden sind. Hinsichtlich der Zusammensetzung des Wortschatzes wollen wir nur auf eine Erscheinung hinweisen, daß nämlich bestimmte Wörter, die auf eine Landschaft beschränkt sind, auch meistens in solchen Werken vorkommen, die in dieser betreffenden Gegend entstanden oder von einem dort beheimateten Schreiber verfaßt worden sind. So wird im Lübecker Druck von 1473 de luto faecis mit ut deme höre des slikes (Ps. 39, 2) u n d in H b g . 157 latus m i t kule, petra m i t vlintsten

(Ps. 39, 4) wiedergegeben, also mit Bezeichnungen, die an sich nur im Küstengebiet bzw. in der Tiefebene zwischen Weser und Ostsee gebräuchlich und auch verständlich sind. Solche Beobachtungen stützen die bei den sprachlichen Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse. Die Übersetzungstechnik kann im allgemeinen in allen Hss. und Drucken als recht gut und gelungen bezeichnet werden, was allerdings für die Hs. Weimar 35 und den Leipziger Druck „Ortulus anime to dude" nicht zutrifft, weil beide, die erste mehr als der letzte, interlineare Partien enthalten. Weimar 35 scheint völlig in der Art der Interlinearübersetzung angelegt worden zu sein, doch finden sich aber auch Stellen, bei denen man die Loslösung von der lateinischen Wortfolge anstrebte, nur sind diese Selbständigkeiten in der Minderheit. Wortfolge und Stellung einzelner Satzteile: Ps. 6 , 4 : et anima mea turbata est valde, W e i m a r 3 5 : vnde de sele min bedrouet is

sere, Hbg. 157: ok is myn zele zere bedrouet; Ps. 6, 11: erubescant, et conturbentur vehementer omnes inimici mei: convertantur et erubescant valde velociter, W e i m a r 3 5 : Schemen vnde werden verstoret sere alle mine viende, werden bekeret vnde Schemen sik sere snelliken, O r t u l u s : se Scholen sick Schemen vnde sere bedrouet werden alle myne vyende, se moten bekeret werden vnde sick Schemen seer schneliken, L ü b e c k 1 4 7 3 : (Here,)

lat (de sundere) myne viende sik alle Schemen vnde bedrouen (mit hastem

gemote, umme ere sunde) lat se bekeren (van bosheyt,) dat se sick Schemen (er er

313 )

311 )

K. B i s c h o f f , a.a.O., S. 117ff. u. S. 121. W. W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 687.

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vndat) sere snelliken; Ps. 101, 4 : et ossa mea sicut cremium aruerunt, Weimar 35: vnde de knoken min alse greueken soreden, Lübecker Gebetbücher 1501 u. 1510: vnde mine knaken sint vordorret alze greuen. Wiedergabe des nominalen Prädikats: Ps. 138, 14: mirabilia opera tua . . ., Weimar 35: de wndere de werke dine, Lübeck 1473: dine werke sint wunderlik, . . . ; passim. -

...,

Übersetzung des Abi. instrumentalis: Ps. 138, 22: perfecto odio oderam illos et inimici facti sunt mihi, Weimar 35: vullenkomen dem hate ik hatede se, de vyende worden sint, Lübeck 1473: ik hatede se myt vullenkomen hate, se sint ok mine viende worden. — Wiedergabe des Part. Präs.: Ps. 7, 10: et diriges iustum scrutans corda et renes, deus, Weimar 35: vnde vorderest den rechten vnderuindende de herte vnde de neren, god, Hbg. 157: vnde den rechtuerdigen wultu loyden. wente du bekennest alle herte vnde des mynschen begheringhe, Lübeck 1473: du wult here den rechtuerdighen leyden in sinen weghen vnde dorch varen de grünt aller dancken vnde aller lifliken wollust. Wie sehr die Weimarer Hs. u n d der Leipziger Druck der lateinischen Vorlage hinsichtlich der Wortfolge verpflichtet sind, zeigt das Beispiel aus Ps. 6, 11. Weimar 35 übersetzt völlig unselbständig in der interlinearen Methode und verstößt damit in jeder Hinsicht gegen die Regeln der deutschen Wortfolge, während der Übersetzer des „Ortulus" keine grammatischen Fehler begeht, sich aber auch noch nicht entschließen kann, das Subjekt vorzuziehen, sondern ein zusätzliches Pers. Pron. einfügt. In Lübeck 1473 geht m a n dagegen noch einen Schritt weiter, formt das Subjekt myne viende zum Objekt u m und verfährt auch ansonsten recht großzügig, was die Genauigkeit der Übersetzung betrifft, die mit ihren Erklärungen und Erweiterungen nicht in erster Linie die lateinische Vorlage hat wiedergeben wollen, sondern vielmehr ein besseres Verständnis zu erreichen suchte. Auch allen anderen lateinischen Konstruktionen zeigt sich der Verfasser von Weimar 35 nicht gewachsen (vgl. z. B. die wörtliche Übersetzung des lateinischen Abi. instrum. u n d des Part. Präs.), was in den übrigen Versionen ohne Schwierigkeiten überwunden wird (z. B. die Auflösung des Part. Präs. in einem Nebensatz oder Hauptsatz; Wiedergabe des Abi. instrum. durch einen präpositionalen Ausdruck, etc.). Walther 3 1 5 u n d C. Grönlund 3 1 6 gaben Hinweise auf den Stil einzelner Hss. aus dieser Gruppe, die in Kreisen der niederdeutschen Mystik entstanden 315) w . W a l t h e r , a.a.O., S. 93ff.

Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 687ff.; C. G r ö n l u n d ,

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

ist und deren ursprünglichen Charakter die ältesten Hss. (Celle 18, Berlin 558 u. 62, Uppsala 495) a m besten bewahrt haben. Wenn auch eine Psalmenübersetzung die volle Entfaltung einer bestimmten Stilart nicht zuläßt, so sind doch gewisse Elemente in der Ausdrucksgestaltung unverkennbar mystischem Einfluß zuzuschreiben, der in jüngeren Abschriften und Drucken dieser Gruppe (Lübeck 71, 74, Hbg. 157, Weimar 35, die Lübecker Drucke von 1473 u. 1493, die gedruckten Lübecker Gebetbücher und der Ortulus) nur teilweise oder überhaupt nicht festzustellen ist. Diese in den Grundzügen von C. Grönlund näher bestimmte Manier, wobei besonders auf den innigen T o n und die Hervorhebung der Demut und des tugendsamen Lebens hingewiesen wird, fügt sich gut in W. Stammlers Skizze 316 von der norddeutschen Mystik, die erfüllt sei von einer starken Innerlichkeit, sich weniger organisierend, spekulativ oder himmelstürmend schöpferisch betätige, als vielmehr sich beschaulich in die gegebenen Formen versenke und die überlieferte Symbolik weiterbilde. Einige typische Erscheinungen aus der Celler Hs. mögen die Beispiele Grönlunds (C. G. untersuchte die Hs. Uppsala 495) ergänzen. 1. U m bestimmte Verse und Aussagen hervorzuheben und sie dem Leser besonders eindringlich zu machen, werden folgende Stilelemente verwandt: Alliteration: Ps. 1, 5: . . . in deme lesten strengen richte, to richtende; in deine rade der rechtuerdighen. Zweigliedrige Ausdrücke, die sich oft antithetisch gegenüberstehen: Ps. 1 , 2 : dach vnde nacht, in lücke vnde i Weddermöde; Ps. 1 , 4 : ane sünde vnde vulgnade; Ps. 1 , 6 : vnde dat leuent der bösen dat wert vor worpen vnde mot vor ghan. Parallelismus bzw. Reihung bei Satzteilen u n d Sätzen: Ps. 1 , 4 : . . . de wint des homodes werpet van dem ertrike der leuendighen, van dem antlate goddes; Ps. 15, 2 : ik sprak to deme heren, du bist myn got, du en behoüest mynes gudes nycht. Aus der einleitenden Vorrede zu den Pss. 317 : Wan men dusse salmen in deme kore singhet. So sint se eyn stempne der gantsen danknemicheit. Wan se ouer eyn sunder leset, so sint se eyn lut der begheringhe der gnade. Wan se auer werden ghe lesen ouer doden, so sint se ein lut der seien . . . 2. Ein- oder mehrgliedrige Epitheta. - Die Beiwörter treten nicht so sehr als Schmuck auf, sondern dienen vielmehr zur Charakterisierung einer be316

) W. S t a m m l e r , Studien zur Geschichte der Mystik in Norddeutschland, in: Kl. Sehr. z. Literaturgesch. d. MAs., 1953, S. 183. " ' ) Abgedruckt bei W a l t h e r , a.a.O., Sp. 687.

14. Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung aus Kreisen der Mystik

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stimmten Geisteshaltung des Übersetzers, was dazu geführt hat, daß sehr oft dieselben Epitheta wiederkehren: bösen gheste, bösen lüde, bösen bilde, bose wonheit, bose lust; titlike leuende, titlike wollust; ghude werke, dat gude leuende, ghuden herten; grote craft, grote leue; ewighe vraude, dat ewige erue; inwendighe antlate; dat leuendighe wort; dat bescouwende leuende; dat geistlike wedergheboren. 3. Metapher u n d verwandte Figuren. - Metaphorische Ausdrücke wollen bestimmte Begriffe veranschaulichen und auch eine lebendigere Vorstellung bewirken. Ähnlich sind die auf der Metapher beruhenden Figuren zu verstehen. Der Übergang von der Metapher zur Katachrese ist nicht immer genau festzulegen, denn oft werden mit voller Absicht zwei bildhafte Ausdrücke verschiedener Bereiche zusammengefügt, u m die genannte Wirkung zu erzielen. Ps. 79, 4 : wise uns din antlat, dynen sone; Ps. 1 , 4 : de wint des homodes; Ps. 1 , 3 : dy vrucht ghuder werke; sin wort dat en schal nycht vollen van der warheit. 4. Verwendung von Gleichnissen u n d Symbolen: Ps. 68, 9: de groten leue, de du to my hest also eyn brodegham to syner wolbegheliken brut. Ps. 79, 6: du spisest vns mit deme brode dynes leuendighen wordes. I m Augenblick wäre es verfrüht, wollte m a n die Hss. und Drucke dieser Gruppe in ein Verwandtschaftsschema einordnen, denn Textpublikationen u n d Vergleiche, die bis jetzt angestellt worden sind, reichen für endgültige Ergebnisse nicht aus. Allerdings kann eine grobe Einteilung im Anschluß a n die bisher erschienenen Untersuchungen versucht werden, u m zu zeigen, wie verschieden groß die Abhängigkeit zwischen den einzelnen Hss. u n d Drucken ist, welche von ihnen als direkte Abschriften bzw. Abdrucke zu gelten haben oder nur zum Teil beeinflußt worden sind. Die beiden, fast wörtlich übereinstimmenden Psalterien - Celle 18 u n d Bln. 558 - sind die ältesten Hss. dieses Zweiges und dürften als Abschriften dem Original recht n a h e kommen 318 , während Bln. 62 und Uppsala 495 eine jüngere Entwicklungsstufe 319 darstellen, auf der gewisse Änderungen (s. o. die Beschreibung dieser Hss.) vorgenommen wurden. Schließlich gehören auch noch die Psalterdrucke von 1473 u n d 1494 zum engeren Kreis, obwohl sehr oft zwischen den Drucken und diesen Hss. größere Differenzen auftreten, die sich wohl am besten dadurch erklären lassen, d a ß die Vorlagen mit der 3i8) w . W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 686f. 318 ) C. G r ö n l u n d , a.a.O., S. 81f.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

paraphrastisch ausgelegten Übersetzung von den Bearbeitern nicht immer auf die gleiche Weise genutzt und die Abschriften auch verschieden ergänzt wurden. Uppsala 495 scheint sowohl mit Bln. 62 als auch mit dem Lübecker Druck von 1473 enger verwandt zu sein, was C. Grönlund näher dargelegt hat 320 . Viele Übereinstimmungen in der Wortwahl in Hbg. 157, Weimar 35, den Lübecker Gebetbüchern von 1501 und 1510, dem Ortulus und den bisher besprochenen Texten sind wortgeographisch zu erklären 321 , zumal fast alle geschriebene und gedruckte Psalterien und Gebetbücher aus dem Raum zwischen Verden und Lübeck, also Gebiete, die benachbart sind und dem Nordnds. angehören, stammen. Die einzige Ausnahme macht hier der Ortulus, der zwar in Leipzig gedruckt wurde, doch wahrscheinlich durch den regen Austausch der Drucker untereinander in den Einfluß der Lübecker Gebetbücher von 1501 und 1510 gekommen sein muß, wofür auch zahlreiche, gemeinsame Lesarten sprechen (vgl. Ps. 6 und 101 in Vollmers Tabellen). Solche Gemeinsamkeiten, die über Zusammenklänge im Wortschatz hinausgehen und entstehungsgeschichtlich einzuschätzen sind, treten auf zwischen Uppsala 495, dem Lübecker Psalterdruck von 1473 und Hbg. 157 (in Ps. 8 , 6 ; 39,2 u. 8; 48, 13; 50, 4 u. 16f.; 62, 3; 67, 14 u. 31; 94, 1; 101, 4; 146-147, 8), dem Lübecker Psalterdruck von 1473 und den Lübecker Gebetbüchern von 1501 und 1510 (in Ps. 6, passim; 101, 2ff.), aber weniger oft zwischen Weimar 35 und den übrigen Übersetzungen, weil bei der Anwendung der interlinearen Übersetzungsmethode Einflüsse, die zweifelsohne vorhanden sind, verwischt worden sind. So scheint sich folgendes Bild abzuzeichnen: Bei der Entstehung von Hbg. 157 müssen Uppsala 495, der Lübecker Psalterdruck 322 von 1473 oder ihre Vorlagen einen gewissen Einfluß gehabt haben, während die Einwirkung auf die Lübecker Gebetbücher von 1501 und 1510 von Seiten der Psalterdrucke von 1473 und 1493 nicht so stark ist, wie man eigentlich hätte vermuten können. Weiter entfernt stehen der Ortulus und die Weimarer Interlinearversion, deren Beziehungen zu anderen Familien noch genauer untersucht werden müssen 323 . 15. G r u p p e Eine P s a l m e n ü b e r s e t z u n g aus dem D e u t s c h o r d e n s g e b i e t (Walthers 24. Psalter) 1. Leningrad, Staatsbücherei, F. v. I. 1; Perg., 2°, 127 Bll.; unvollständiger Psalter mit Cantica; hd., 14. J h . (?) 324 . 320

) ) ) 323 ) 324 ) 321 322

C. G r ö n l u n d , a.a.O., S. 81 u. 87ff. H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a.a.O., S. 52 u. 55. Vgl. auch H. V o l l m e r , a.a.O., S. 72. Z. B. zu jüngeren Hss. u. Drucken der Gruppen 11 u. 13. Erwähnt bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 633.

16. Psalter der Mentelbibel und ihrer Nachdrucke

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2. Danzig, Stadtbibl. Ms. 1090; Perg., 1 Doppelblatt; Frgm. eines Psalters (Ps. 64, 4-65, 1 u n d 68, 18-68, 34); ostmd., u m 1400 (?) 325 .++ 3. T ü b i n g e n , Univ.-Bibl.: Depot Berlin, ehem. Staatsbibl. Ms. germ. 249; Pap., 2°, 100 Bll.; Psalter mit Tituli u. Cantica; hd., 1455326.++ Diese Psalmenübersetzung reiht sich neben den Propheten des Claus Cranc u n d der Königsberger Apostelgeschichte in die Bibelliteratur aus Kreisen des Deutschen Ordens ein. Schon 1940 plante m a n diesen wichtigen Psalter herauszugeben, was wohl d u r c h den Kriegsverlauf verhindert wurde. So ist heute noch unklar, wo sich die Hs. Leningrad F. v. I. 1 befindet, die auf G r u n d des hohen Alters mit in eine Publikation einbezogen werden müßte. W i r können uns alle weiteren Erörterungen ersparen u n d verweisen auf die Ausgabe, die vom Verfasser vorbereitet wird.

16. G r u p p e Der Psalter der Mentelbibel und ihrer Nachdrucke (Walthers 1. Übersetzungszweig) 1. Wolfenbüttel, Landesbibl. 1. 6. 7. Aug.; Pap., 2°, 347 Bll.; unvollständiges A T . mit d e n Pss., keine Vorreden u n d Tituli; obd., 1. Hälfte des 15. Jhs. 3 2 7 . Die 14 Drucke: 2. Straßburg, J o h a n n Mentelin; 406 Bll.; Biblia deutsch: Brüder Ambrosius der hat vns pracht ein d e i n e gab . . ., Pss. mit Vorreden u n d Tituli; obd., vor d e m 27. J u n i 1466, ( G W 4295, Hain-Copinger 3130) = M 328 .++ 32 Exemplare: das Erlanger Expl. w u r d e 1473 von Petrus Wegel, A b t des Zisterzienserklosters Heilsbronn bei Ausbach angekauft; J o h a n n e s H a m m e r , Apotheker in Straßburg, u n d seine F r a u K a t h a r i n a stifteten das Stuttgarter Expl. d e m Kloster „sant M a r g r e t t e n u n d sant agnesen" in Straßb u r g ; auch das J o h a n n i t e r h a u s in Straßburg besaß ein Expl. der Mentelbibel. 325 ) Beschrieben bei: O. G ü n t h e r , Katalog der Hss. der Danziger Stadtbibliothek, Teil 3, 1909, S. 74f. - Mit anderen Texten verglichen durch: W . Z i e s e m e r , Studien zur mittelalterl. Bibelübersetzung, in: Schriften d. Königsbg. Gelehrten Gesellschaft, Geistesw. Klasse, Heft 5, 1928, S. 383 f. - Hrsg. von O. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: Festschrift H. Vollmer, BdK. XI, 1941, S. 220ff. 326 ) Ps. 1; 15, 1-7; 67, 21-35 bei W a l t h e r , a . a . O . , Sp. 571-586; Ps. 6 bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, Tabellenanhang. 32 ') Erwähnt bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I, Sp. 37 u. 143f. 328 ) Hrsg. von W. K u r r e l m e y e r , Die erste dt. Bibel, in: Bibl. d. Lit. Ver., Bd. 254, S. 238ff. - Der Text der Mentelbibel ist hier abgedruckt, während Abweichungen der 13 Nachdrucke im Anmerkungsapparat untergebracht sind.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

3. Straßburg, Heinrich Eggestein; 404 Bll.; Biblia deutsch: Bruder Ambrosius d' hat vns bracht ein deine gab . . ., Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., um 1470, (GW 4296, Hain-Copinger 3129) = E. 51 Exemplare: das zweite Stuttgarter Expl. wurde 1488 von einem Jörg von Sachsenheim seiner Schwester und dem Konvent von Lauffen geschenkt.++ 4. Augsburg, Jodocus Pflanzmann; 456 Bll.; Biblia deutsch: Hie hept sich an die vorred oder die epistel des heiligen priesters sant Jeronimi . . . Brüder Ambrosius d' hat vnns bracht ein kleine gäbe . . . , Pss. mit Vorreden; obd., um 1473, (GW 4297, Hain 3131) = P. 28 Exemplare: Teile einer solchen Bibel im Franziskanerkloster zu Oschatz.++ 5. Augsburg, Günther Zainer; 534 Bll.; Biblia deutsch: Hie vahet an das Register über die Bibeln des altten testaments . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., 1475/76, (GW 4298, Hain 3133) = Z. 69 Exemplare: 1 Expl. befand sich im Benediktinerkloster Elchingen bei Ulm, das vorher 1476 in Händen einer Magdalena Krafft aus Ulm war.++ 6. Nürnberg, Johann Sensenschmidt; 2 Teile, 256 u. 258 Bll.; Biblia deutsch: Hie vahet an das register über die bibeln des alten testaments . . ., Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., 1476/1478, (GW 4299, Hain 3132) = „Schweizerbibel" = A. 62 Exemplare. 7. Augsburg, Günther Zainer; 2 Teile, 321 u. 332 Bll.; Biblia deutsch: Hie hebet an das Register über die Bibel des ersten teyls . . ., Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., 1477, (GW 4300, Hain 3134) = Z c . 42 Exemplare: 1 Expl. war im Benediktinerstift Metten vorhanden; das Expl. in Michelstadt war im Besitz des Nikolaus Matz, Stiftsherr in Speyer. 8. Augsburg, Anton Sorg; 2 Teile, 331 u. 342 Bll.; Biblia deutsch: Hie vahet an das Register über die bibeln des alten Testaments . . ., Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., Freitag vor St. Johannes dem Täufer, 20. Juni 1477, (GW 4301, Hain-Copinger 3135) = S. 43 Exemplare. 9. Augsburg, Anton Sorg; 2 Teile, 331 u. 342 Bll.; Biblia deutsch: Das ist das Register über das buch der alten Ee mit vil andern büchern, Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., Montag vor Dreikönigstag, 3. J a n . 1480, (GW 4302, Hain-Copinger 3136) = Sa. 25 Exemplare. 10. Nürnberg, Anton Koberger; 586 Bll.; Biblia deutsch: Hie hebet an die Epistel des heyligen priesters sant Iheronimi . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., Montag nach Invocavit, 17. Febr. 1483, (GW 4303, Hain 3137) = K.++ 151 Exemplare. 11. Straßburg, Johann Grüninger; 2 Teile, 466 u. 456 Bll.; Biblia deutsch: Hie hebet an die Epistel des heyligen Priesters sannt Iheronimi . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., 2. Mai 1485, (GW 4304, Hain 3138) = G. 61 Exemplare.

16. Psalter der Mentelbibel und ihrer Nachdrucke

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12. Augsburg, Hans Schönsperger; 2 Teile, 398 u. 400 Bll.; Biblia deutsch: Hie hebt an die Epistel des heiligen . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., am St. Urbanstag 25. Mai 1487, (GW 4305, Hain 3139) = S b . 27 Exemplare. 13. Augsburg, Hans Schönsperger; 2 Teile, 502 u. 508 Bll.; Biblia deutsch: Das erst teyl der Bibel . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., am „afftermontag" vor Martini, 9. Nov. 1490, (GW 4306, Hain 3140) = S c . 42 Exemplare. 14. Augsburg, Hans Otmar; 2 Teile, 402 u. 401 Bll.; Biblia deutsch: Bibel erst tail . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., 1507, = O. 23 Exemplare."1"1" 15. Augsburg, Silvanus O t m a r ; 2 Teile, 400 u. 401 Bll.; Bibel teütsch: der erst teil . . . , Pss. mit Vorreden und Tituli; obd., 17. tag des Jenners, 1518. = O a . 10 Exemplare. ++ Abschriften und Abdrucke der 14 Bibeln: 16. Graz, Univ.-Bibl. Hs. IV 48; Pap., 656 Bll.; eine vollständige Bibel mit Initialen und reichen Miniaturen, geschrieben von Erasmus Stratter und verziert von Ulrich Schreier; gehörte dem Andreas von Kreig, Erzkämmerer von Kärnten; entstanden im Salzburger Domkapitel vielleicht auf Veranlassung des Erzbischofs Bernhard von Rohr, der der Schwager Andreas' von Kreig war; obd., 1469 (?), nach M 329 . 17. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 676-78; Pap., 2°, 3 Teile, 315 (290, 298) Bll.; eine vollständige Bibel, Pss. mit einigen Cantica und Tituli (am Schluß der Bibel); Bd. 1 u. 2 von Hans nauchpur jung, Bd. 3 von Steffanus may geschrieben; obd., 1470, nach M und cgm. 440 u. 524, vgl. Gruppe 9. 18. Augsburg, Günther Zainer; Gebetbuch: Hie endent sich die siben psalmen, vesper, vigilij vnd die seimeß in teutsch, mit andern andächtigen gebetten; obd., am St.-Gregorientag 1471, (Hain 7508), nach M. Exemplare vorhanden in: München, Germ. National-Museum Nürnberg. 19. München, Staatsbibl. cgm. 204 u. 205; Pap., 2 Teile, 403 u. 362 Bll., eine vollständige Bibel mit Bildern, Überschriften sind lat., nicht aus M. wie der übrige Text; obd., 1472. 20. Straßburg, Heinrich Eggestein (?); 99 Bll.; Psalter (David ein sun iesse waz in seinem kunigreich . . .), einige Exemplare mit Tituli, einige ohne Tituli; obd., 1473 (?), (Hain 13512), nach E. 6 Exemplare. 21. Wolfenbüttel, Landesbibl. I A. u. I B.; Pap., 2°, 2 Teile, 367 u. 362 Bll.; eine vollständige Bibel, Martin Huber, „tütscher schulmaister" zu Memmingen schrieb diese Bibel für den dortigen Bürger Hans Sätteli ab; obd., 1481, nach M u. Z ff. 329 ) Folgende Angaben sind bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I, passim oder Vollmer, Psalmenverdeutschung, Teil I u. II, passim, entnommen.

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22. Nürnberg, Stadtbibl. Solgersche Bibl. Msc. N 17; Pap., 2°, 569 Bll.; ein Teil des AT., das hier mit den Pss. schließt; geschrieben von Mayr Pflum; obd., am St.-Valentintag, 1483, nach Zc. 23. München, Staatsbibl. cgm. 82; Perg., Psalter mit Kalendarium, Vorrede u. a.; obd., 1484, nach Z, Zc, S, Sa. 24. Straßburg, Johann Grüninger (?); 286 Bll.; Teutsch Psalter (Tituli nicht mehr gesondert, im Register der Pss. nach lat. Anfängen geordnet, Cantica, u. a.); obd., 1489, (Hain 13513), nach G. 6 Exemplare. 25. Ulm, Conrad Dinckmut; 8°, 268 Bll.; Der Psalter zu Deutsch (Register, Pss., Tituli, Cantica) und 1 Holzschnitt; obd., 1492, (Hain 13517), nach G. 6 Exemplare: das Münchener Expl. wurde von Hans Leittner aus Schliersee dem Kloster Tegernsee geschenkt. 26. Augsburg, Anton Sorg; 8°, 268 Bll.; Der psalter zu teütsch (Register, Pss., Tituli, Cantica); obd., 1492 (Hain 13516), nach Nr. 24. 5 Exemplare. 27. Augsburg, Hans Schönsperger; 8°, 235 Bll.; Der Teütsch Psalter mit anderthalbhundert Psalmen, vnd mit iren Rubriken. Auch mit etlichen Psalmen die genennet werden Lobgesang . . . ; obd., 1498, (Hain 13518), nach G. 12 Exemplare. 28. Heidelberg, Univ.-Bibl. Pal. germ. 16-18; Pap., 3 Teile, 281 (301, 401) Bll.; nur das AT. mit bunten Zeichnungen; obd., 2. Hälfte des 15. Jhs., nach M. 29. Basel, Univ.-Bibl. A. N. II. 6 + 7; Pap., 2 Teile; eine vollständige Bibel; obd. (alem.), 15. Jh., nach M u. P. 30. Heidelberg, Univ.-Bibl. Pal. germ. 18; 2°; wahrscheinlich Psalter oder Gebetbuch; obd., 15. Jh., in der Hauptsache nach M. 31. Göttingen, Univ.-Bibl. cod. theol. 50; 12°, 199 Bll.; Psalter; obd., 16. Jh., nach K - O a . Hss. und Drucke, die teilweise beeinflußt worden sind: 32. Wien, Nationalbibl. Ms. 2730; Gebetbuch mit Miniaturen (Ps.-text von Zainer beeinflußt); obd., 15. J h . 33. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 70; 4°; Gebetbuch (Ps.-text von Zainer beeinflußt); obd. (elsäss.), 15.Jh.++ 34. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 1817; 4°; Psalter mit Cantica und „nutzperkait"; obd., 1506. 35. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 50; 8°; Gebet- und Andachtsbuch mit den 7 Bußpss. u . a . ; Kalender weist in die Diözese Straßburg; obd., 1422. 36. Urach, Konrad Fyner; Gebetbuch: Die siben zyt von unser lieben frowen . . . ; obd., zwischen 1480-1488, (Expl. der Berliner Staatsbibl.), vgl. auch Gruppe 24. 37.-38. Straßburg, Hans Grüninger; Gebetbuch: Ortulus animae; obd., 1501 und 1503, vgl. auch Gruppe 23.

16. Psalter der Mentelbibel und ihrer Nachdrucke

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39.-46. Drucke aus G r u p p e 10, vgl. die näheren Angaben S. 86 ff. Besonders hervorzuheben sind: a) Augsburg, E r h a r t Ratdolt, 4. 126 Fol.; 3. D r u c k ; Psalterium; 1499. b) Basel, Michel Furter, 130.; Psalterium; 1502, MöOS, 2 1503. c) Venedig, Gregorius de Gregorys; Brevier; 1518. Die Mentelbibel stellt einen Abdruck aus d e m J a h r e 1466 330 dar, der auf einer viel älteren Grundlage beruht. Der Urkodex dieser Übersetzung ist uns nicht erhalten geblieben, doch hat m a n auf G r u n d sprachlicher U n t e r suchungen 3 3 1 erschlossen, d a ß er im R ä u m e von N ü r n b e r g entstanden sein m u ß . Die Wolfenbütteler Hs. (s. o. N r . 1) ist wie der Tepler 3 3 2 u n d Freiberger Kodex eine Abschrift, die der ursprünglichen Ubersetzung n ä h e r steht als die Mentelbibel, die vom Archetypus durch ein oder mehrere Zwischenglieder getrennt ist. Übersetzungstechnisch n i m m t diese Version vor anderen Arbeiten des MAs. 3 3 3 keine hervorragende Stellung ein, sondern hat n u r deswegen eine gewisse Bedeutung erlangen können, weil der Abdruck Mentels Ausgangsbasis nicht n u r f ü r die 13 obd. Nachdrucke u n d verschiedene Sonderdrucke des Psalters, sondern auch f ü r handgeschriebene Bibelu n d Psalmenübersetzungen (Hss. u n d Drucke Nr. 16ff.) wurde. I m süddt. R a u m sind auch andere Verwandtschaftsgruppen beeinflußt worden (vgl. oben die Zusammenstellung). Die Sprache dieser Arbeiten ist im wesentlichen „das Gemeine Deutsch", das durch Gebrauch in literarischen Werken des Buchdruckes aus der Enge der im amtlichen Verkehr angewandten Kanzleisprache herausgenommen wurde. Trotz verschiedener Einflüsse aus a n d e r e n R ä u m e n (Zainer öffnete sich gewissen Einwirkungen der ostdt. Schriftsprache in Wortschatz u n d Syntax 3 3 4 , Koberger benutzte nicht n u r die Holzstöcke der KBB., sondern ließ sich a u c h hinsichtlich des Textes anregen 335 ) blieben die obd. Bibeldrucke der jeweiligen, landschaftlich gebun330

) W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I, passim. - Dazu vgl. man auch K. S c h o r b a c h , Der Straßburger Frühdrucker Johann Mentelin, in: Veröffentlichungen d. Gutenberg-Gesellschaft X X I I , Mainz 1932. - Zuletzt F. E i c h l e r , der im Gutenberg-Jb. 1935, S. 67 den Druck ins J a h r 1467 verlegen möchte. 331 ) Zuletzt E. G ö s s e l , Der Wortschatz der Ersten Dt.'Bibel, Diss. Gießen 1933. 322 ) K. L e i s e r i n g , Die Übersetzungstechnik des Codex Teplensis, Diss. Berlin 1908. 333 ) W a l t h e r , a . a . O . - Fr. T e u d e l o f f , Beiträge zur Übersetzungstechnik der ersten gedruckten dt. Bibel auf Grund der Pss., in: Germanistische Studien 21, Berlin 1922. - E. B r o d f ü h r e r , Untersuchungen zur vorlutherischen Bibelübersetzung, in: Hermaea XIV, Halle 1922. 334 ) K. v. B a h d e r , Zur Wortwahl in der frühnhd. Schriftsprache, Heidelberg 1915, S. 2. - W. Z i e s e m e r , Studien z. mittelalterl. Bibelübersetzung, in: Sehr. d. Königsberger Gelehrten Gesellsch., Geisteswiss. Kl., H. 5 (1928), S. 379f. 336 ) T. R. A h l d e n , Die Kölner Bibel-Frühdrucke, in: LGF. 5, Lund 1937, S. 123.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

denen Druckersprache (Straßburg, Augsburg, Nürnberg) verpflichtet und führten übersetzungstechnisch kaum Verbesserungen durch.

17. G r u p p e D e r P s a l t e r d e r W e n z e l b i b e l (Walthers 2. Zweig und 16. Psalter) 1. Wien, Nationalbibl. Ms. 2759-2764; Perg., 6 Bde., 240 (182, 144, 211, 206, 231) Bll.; Bibel mit vielen Miniaturen und Illustrationen, Bd. 5 enthält die Pss. mit Tituli; Martin Rotlöw, Bürger und Richter zu Prag, ließ dieses Werk anfertigen; entstand vielleicht mit Unterstützung König Wenzels und dürfte später im Besitz Friedrichs III. gewesen sein; obd., wahrscheinlich in Prag zwischen 1393-1406 geschrieben. 2. Maihingen, Fürstl. Bibl. III. D. 1.; Perg.-Pap., 2°, 471 Bll.; AT. bis Jesus Sirach mit Register, das auch das NT. umfaßt; Pss. mit Tituli und Vorreden; obd., 1437. 3. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. I I I 41-43; Perg.-Pap., 2 Bde., 258 (143, 355) Bll.; Frgm. einer Bibel (ohne 1. M o s e - 2 . Ghronika, Jesus Sirach Propheten) und eine deutsche Biblia Pauperum; Pss. mit Vorreden und der lat. Vorrede des Hieronymus zu seinem Psalterium iuxta hebraeos; geschrieben von einer Schwester Kunigunde Niclasin „de München" im Dominikanerinnenkloster St. Katharinen in Nürnberg; obd., 1437-1443. 4. Oxford, Bodleiana Nr. 969-970 (früher Nr. 27975-27976); vollständige Bibel mit einer Biblia Pauperum; geschrieben in Nürnberg von Heinrich K u n n für Ulrich Sensenschmid; obd., 1441-42. 5. Stuttgart, Landesbibl. H B II 7-8; vollständige Bibel, mit der Notiz: „Herr Mertein rotleb der do sasz zu präge vnd der do gepaut hat das collegium zu präge vnd die Biblihn hat man j m zu teutsch gemacht" (mit aus der Vorlage übernommen); Geschenk des Nürnberger Bürgers Heinrich Meichsner an seine Stieftochter Helena bei ihrem Eintritt in das dortige Kloster St. Klara (1468); obd., um 1450336.++ 6. Stuttgart, Landesbibl. H B II 10; vollständige Bibel, mit derselben Notiz wie bei Stuttgart H B II 7-8: . . . zw brage . . . Biblien . . . zw deutzsch; von demselben Schreiber; obd., beendet 1457. 7. Weimar, Landesbibl. Ms. 3-8; Pap., 2°, 6 Bde, 298 (246, 274, 287, 130, 321) Bll.; vollständige Bibel, Bd. 3: Pss. mit Vorreden u. Tituli; eine Notiz in Bd. 3 sagt, daß dieses Buch dem Dominikanerinnenkloster St. Magdalenen in Pforzheim gehöre, später verlegt nach Feldkirch; eine Notiz in Bd. 5 gibt an, daß ein Johannes Felix de Castelmur es in Feldkirch geschrieben habe; obd., Bd. 3 1458 beendet 3 3 '. + + 336 ) Ps. 6 abgedruckt bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, im Tabellen anhang. 337 ) Ps. 1; 15; 67, 10-36; 142 abgedruckt bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil II, Sp. 223-235.

17. Psalter der Wenzelbibel

129

8. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 502-503; Pap., 2 Bde., 222 u. 288 B1I.; ein unvollständiges A T . mit M i n i a t u r e n u n d Illustrationen; geschrieben von Georgius Rörer in Regensburg; obd., 1463. 9. Maihingen, Fürstl. Bibl. I. 3. D. fol. I I I u. I V ; Perg., 2 Bde., 388 u. 321 Bll.; A T . u. F r g m . des NTes. mit reichen Illustrationen von Berthold F u r t m e y r ; geschrieben von Georgius Rörer in Regensburg; die Hss. war im Besitz von Herzog Albrecht I V . von Bayern u n d seiner F r a u K u n i g u n d e von Österreich; obd., Bd. 1 u. 2 geschrieben 1468, Bd. 1 verziert 1470, Bd. 2 1472. 10. Gotha, ehem. Hzgl. Bibl. Ms. 10 (einst in Heidelberg, später in M ü n c h e n , d a n n n a c h G o t h a ) ; Perg., 388 Bll.; n u r A T . mit Illustrationen; gearbeitet für die bayerische Familie Hofer von Lohenstein; obd., u m 1470. 11. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 85; Psalter; obd., 1497338.++ 12. Nürnberg, Germ. National-Museum 1738; Gebetbuch (Ps.-text = Stuttgart H B I I 7), Litanei weist auf dominikanische Kreise; obd., 15. J h . Übersetzungen, die teilweise beeinflußt worden sind: 13. 14. vigilie 15.

Stuttgart, Landesbibl. Bibl. 13; 4°; Psalter, obd.-md., 14. Jh.++ Stuttgart, Landesbibl. Brev. 43; 4°; Gebetbuch (Ps. 6 in der Totenzeigt auch ndl. Einfluß); md., 15. J h . Stuttgart, Landesbibl. Brev. 86; 8°; G e b e t b u c h ; obd., 1515.

Die Wenzelbibel ist nicht so sehr als gutgelungene, mittelalterliche Ü b e r setzung, sondern vielmehr d u r c h die interessanten Initialen u n d Textillustrationen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Kunstwerken des Prager R a u m s aufweisen, bekannt geworden 3 3 9 . Ähnlich wie bei der Mentelbibel sind die überlieferten Arbeiten Abschriften einer älteren, nicht erhaltenen Übersetzung. Keiner der Drucker jener Zeit h a t eine Hs. dieser Familie als Vorlage benutzt, u n d damit ist wohl a u c h die Erklärung gegeben, w a r u m die G r u p p e u m die Mentelbibel gegenüber d e n Hss. u m die Wenzelbibel eine größere Verbreitung h a t erreichen können. Die sprachlichen Merkmale der ältesten Hss. weisen in den böhmischen Raum 3 4 0 , wo die ursprüngliche Übersetzung a u c h entstanden sein könnte u n d eine der Abschriften als Vorlage der Wenzelbibel diente, die von d e m Prager Bürger M a r t i n Rotlöw in Auftrag gegeben wurde.

33S ) Ps. 101 abgedruckt bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil II, S. 74ff. 339 ) J . v. S c h l o s s e r , Die Bilderhss. König Wenzels I., in: J b . d. Kunstsammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 14 (1893). - W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil II, passim. 34 °) F . J e l i n e k , Die Sprache der Wenzelbibel, Progr. Görz 1898/99. W a l t h e r , a.a.O.

130

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

18. G r u p p e Eine oberdeutsche Bibelübersetzung mit dem Psalter a u s P r e d i g e r k r e i s e n (Walthers 18. Zweig) 1. Basel, Univ.-Bibl. A. IV. 44; Pap., 310 BI1.; Martyrologium, Predigt, Evangelien und von Bl. 61-178 die Pss. mit Cantica; wohl aus dem Dominikanerkloster zu Basel; obd., um 1400 341 . ++ 2. Zürich, Stadtbibl. C 55. 713; Pap., 184 Bll.; Evangelien, Predigt und Vaterunser, keine Pss.; war in Händen von Franziskanern; obd., 14. J h . Schon aus den Angaben der beiden Hss. ist zu schließen, daß sie in kirchlichen Orden Benutzung fanden, und Walther 342 will in den vielen Erklärungen, die dem Text beigegeben wurden, die Tendenz gewisser Predigerkreise erkennen, den Inhalt durch Exegese verständlich zu machen. Vollmer 343 glaubt diese Psalmenübersetzung mit der 21. Gruppe, bes. mit Weimar Ms. 9, in Verbindung bringen zu können. 19. G r u p p e Eine oberdeutsche Psalmenübersetzung v e r b r e i t e t i m B e n e d i k t i n e r o r d e n (Walthers 22. Psalter) 1.-3. München, Staatsbibl. cgm. 1117a, b, c; drei lat.-deutsche Psalterien mit Cantica; obd., cgm. 1117b aus dem J a h r e 1403344, cgm. 1117a und 1117c aus dem 15.Jh.++ 4. Karlsruhe, Landesbibl. cod. St. Georgii 60; 2°, 167 Bll.; lat.-deutscher Psalter mit Cantica; im Besitz des Benediktinerklosters St. Georgen; vollendet von Andreas Ebstain im J a h r e 1422. 5. München, Staatsbibl. cgm. 528; 2°, Bl. 1-113; Psalter mit Cantica; war im Besitz des Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra in Augsburg; ab Bl. 48 wurde die Hs. von Thomas Gertzner, der damals Novize des Klosters und später Abt von Thierhaupten war, 1434 geschrieben. 6. München, Staatsbibl. cgm. 394; 4°, Bl. 1-130, Psalter mit Cantica, u. a.; aus dem Benediktinerkloster Tegernsee; obd., 1477. ++ 7. Wien, Nationalbibl. Ms. 2894; 2°, 110 Bll.; lat.-deutscher Psalter mit Cantica, Tituli und „Nutzbarkeit"; obd., 15. J h . Von drei der sieben Hss. dieser Psalmengruppe wissen wir mit Bestimmtheit, daß sie in Benediktinerklöstern Süddeutschlands gebraucht worden 341 ) Ps. 1; 15; 67,21-36; 142 publiziert bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 483 f. 342 ) W a l t h e r , a.a.O., Sp. 485-493. 343 ) V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, S. 92. 344 ) Ps. 1; 15,1-7; 67,21-35 publiziert bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 571-586.

20./21. Oberdeutsche und schwäbisch-alemannische Ubersetzungen

131

sind. Den Psalter cgm. 528 schrieb Thomas Gertzner in seiner Novizenzeit in St. Ulrich und Afra in Augsburg, und in ähnlicher Weise dürften auch die anderen Hss. entstanden sein, deren Text durch Geschlossenheit und Korrektheit auffällt 345 , was wir sicherlich auf die große Gelehrsamkeit dieses Ordens zurückführen können.

20. G r u p p e E i n e o b e r d e u t s c h e P s a l m e n ü b e r s e t z u n g a u s d e m 15. J h . (Walthers 23. Psalter) 1. Leningrad, Staatsbücherei Q.. v. I. 1; 4°, 119 Bll.; Psalter; 14. J h . (?). 2. München, Staatsbibl. cgm. 363; 4°, 144 Bll.; Psalter mit Cantica und Litanei; gehörte einem Frauenkloster in Fürstenfeld; obd., 1453346.++ 3. Wien, Nationalbibl. Ms. 3079; 2°, 281 Bll.; Psalter mit Cantica und Noten; geschrieben von Asmus Werbener von Deliczsch in Meissen; gehörte Kaiser Friedrich I I I . ; obd., 1477. 4. Graz, Univ.-Bibl. cod. 961; Psalter; obd., 2. Hälfte des 15. Jhs. 347 . Eine Hs., die teilweise beeinflußt worden ist: 5. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 147; Perg., 8°; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; obd., 15. Jh.348.++ Im Gegensatz zu der vorhergehenden Psalmenübersetzung möchte Walther 349 dieser Gruppe nur kompilatorischen Charakter zubilligen, was endgültig im Rahmen einer größeren Untersuchung der Psalmengruppen, die in diesem R a u m zur Wirkung kamen, gelöst werden müßte.

21. G r u p p e Die Schwäbisch-alemannische Bibelübersetzung mit dem Psalter (Walthers 12. Zweig) 1. Wien, Staatsbibl. Ms. 2769-2770; Perg., 2 Bde., 331 u. 263 Bll.; Bibel mit Illustrationen; für Martin Eberler in Basel von dem Studenten Johann Lichtenstern aus München in Basel geschrieben; obd., (alem.), 1463-64.

345

) W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 631 f. ) Ps. 1; 15,1-7; 67,21-36 publiziert bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 571-586. 347 ) Nach V o l l m e r , Ein Reisebericht, in: BdK. X, S. 34*, Anm. 2. 348 ) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, S. 13. 348 ) W a l t h e r , a.a.O., Sp. 632f. 346

132

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

2. Weimar, Landesbibl. Ms. 9-10; Pap. 2°. 2 Bde., 378 u. 241 Bll.; Frgm. einer 3-bändigen Bibel mit Illustrationen; Bd. 1 beginnt mit den Pss. mit Cantica; war im Besitze einer „Anna Hanerich Meisnerin"; obd. (schwäb.), um 1475350.++ 3. Heidelberg, Univ.-Bibl. cpg. 19-23; Pap., 5 Teile, 363 (246, 379, 327, 365) Bll.; eine vollständige Bibel mit Illustrationen; am Ende der Propheten steht, daß ein Probst Konrad von Nürnberg sie übersetzt habe (übernommen aus einer Vorlage; außerdem gehören die Propheten nicht zu diesem Übersetzungskreis); aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau; obd. (schwäb.), 15.Jh.++ Eine Charakterisierung dieser Übersetzung findet sich bei Walther 361 . Bemerkenswert ist, daß eine vollständige Bibelübersetzung in der Schreiberwerkstatt des Diebold Lauber in Hagenau entstand, woraus wir auf eine gewisse Verbreitung dieser Version schließen dürfen. Bis jetzt ist nichts Näheres über einen Übersetzer, Probst Konrad v. Nürnberg, der in Heidelberg cpg. 19-23 genannt wird, bekannt geworden.

22. G r u p p e Der Psalter der bei Diebold L a u b e r geschriebenen Historienbibel (teils Walthers 19. Psalter) 1. Bonn, Univ.-Bibl. Ms. 712; Pap.; Historienbibel und die Pss. mit der „nutzbarkeit"; aus der Werkstatt des Diebold Lauber; obd., 1. Hälfte des 15. Jhs. 352 . 2. München, Nationalmuseum 2502 (Saal 73); Pap.; Historienbibel und die Pss. (ab Seite 433); aus der Werkstatt des Diebold Lauber; obd., um 1436363. 3. Zürich, Stadtbibl. C. 5. 224; Pap.; Historienbibel, S. 223 r -301 rb die Pss. mit Cantica; aus der Werkstatt des Diebold Lauber; obd., 15. Jh. 354 . 4. Kopenhagen, Königl. Bibl., Thottsche Sammlung 123; Perg.-Pap., 2°; Historienbibel und die Pss.; aus der Werkstatt des Diebold Lauber; mfrk., 15. Jh. 361 . 5. Raudnitz, Fürstl. Lokowitzsche Schloßbibl. VI. E. a. 5; Pap.; Historienbibel, S. 351-474 b die Pss. mit Anhängen; ndalem., Mitte des 15. Jhs. 354 . 6. Würzburg, Univ.-Bibl. Ms. chart. 25; Pap., 2°; Historienbibel und hinter Merzd. Kap. C C C C L X I I I die Pss. mit der „Nutzbarkeit"; obd., 15. Jh.354.++ 350 ) Ps. 1; 15; 67, 10-36; 142 publiziert bei Teil III, Sp. 223-235. 361 ) A.a.O., Sp. 401-413. 352 ) Erwähnt u. beschrieben bei H. V o l l m e r , 353 ) Erwähnt u. beschrieben bei H. V o l l m e r , S64 ) Erwähnt u. beschrieben bei H. V o l l m e r ,

W a l t h e r , Bibelübersetzung, Materialien . . . , I, 1, S. 106. a.a.O., S. 211 f. a.a.O., S. 211 f.

23. Gebetbücher um den Druck „Ortulus animae"

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7. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 28; 8°; Psalter mit Cantica; obd. (alem.), 14. J h . (?) 356 . 8. München, Staatsbibl. cgm. 206; Pap., 2°; Historienbibel und von Bl. 157 r -215 r die Pss.; geschrieben in Augsburg von einem Jeronimus Müller; im Besitze von Gabriel Riedler, Zunftmeister der Augsburger Kaufleute; obd., 1457354. Eine Hs., die teilweise beeinflußt worden ist: 9. Würzburg, Univ.-Bibl. Ms. chart. 97; 4°; u. a. von Bl. 232 r -292 r die Pss. mit den Cantica; obd., 1403 (vgl. auch Gruppe 5) 355 . H . Vollmer 366 machte den Vorschlag, die Psalmenübersetzungen der hier angeführten Hss., die fast alle neben dem Psalter eine Historienbibel enthalten und in der Werkstatt des Diebold Lauber zu Hagenau geschrieben wurden, zum „Diebold Lauberschen Psalter" zusammenzufassen. Ob damit behauptet werden sollte, daß die Übersetzung selbst auch in der Schreibstätte entstanden sei, ist aus Vollmers Ausführungen nicht zu erkennen. Es dürfte sehr unwahrscheinlich sein, daß ein solch städtisches Geschäftsunternehmen eine Psalmenübersetzung selbständig anfertigte, wenn andere Arbeiten in genügend großer Zahl zur Verfügung standen, obwohl Lauber, der auch als Lehrer tätig war, eine gewisse Bildung besessen hat. Sollte die Datierung des Psalters Berlin Ms. g. o. 28 - 14. J h . - stimmen und eine durchgehende Übereinstimmung der Texte festzustellen sein, so könnte hier der Ausgangspunkt für die jg. Hss. zu suchen sein. Will man Lauber mehr als nur die Arbeit der Vervielfältigung zubilligen, so wäre allenfalls an eine kompilatorische Tätigkeit zu denken, die j a auf Grund der vielen Aufträge und der damit verbundenen Möglichkeiten, an zahlreiche Hss. heranzukommen, durchaus hätte vorgenommen werden können. Dafür sprechen auch Beziehungen dieser Psalmenübersetzung zu anderen Zweigen wie Gruppe 5 u. 21, die aber genauer untersucht werden müssen, um Endgültiges darüber auszusagen. 23. G r u p p e Gebetbücher um den Druck „Ortulus animae" I. Erfurt, Stadtbibl. Cod. Ampi. 39; 8°; Gebetbuch; obd., 15. Jh. 35 '.++ 2. Breslau, Staats- u. Univ.-Bibl. cod. ms. I, 8; 8°; Gebet- und Andachtsbuch; von Bl. 122 r -133 v die Bußpss.; ab Bl. 137r~v die Cantica; obd., 15. Jh. 368 . 355

) ) 3 ") 358 )

366

Erwähnt bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil II, S. 3 u. 9. Psalmenverdeutschung, Teil II, S. 40. Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, S. 7. Ders., Ein Reisebericht, in: BdK. X, S. 12*f.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

3. Straßburg, Hans Grüninger; Gebetbuch „Ortulus anime"; obd., Druck von 150 1 359.++ 4. Straßburg, Hans Grüninger; Gebetbuch „Ortulus anime"; obd., Druck von 1503. Über die Abhängigkeitsverhältnisse dieser Gebetbücher zu anderen Übersetzungsfamilien vergleiche man die Bemerkungen, die der nächsten Gruppe beigegeben sind. Beim „Ortulus animae" handelt es sich um Erbauungsbücher, die in ihrer Art den französischen „Livres d'heures" nachgebildet worden sind und im 15.-16. J h . eine große Rolle im religiösen Leben gespielt haben 360 .

24. G r u p p e Gebetbücher um den U r a c h e r Druck „ D i e siben zyt von unser lieben f r o w e n " 1. Urach, Konrad Fyner; Druck eines Gebetbuches „Die siben zyt von unser lieben frowen . . . " ; obd., zwischen 1480-1488, (Expl. in der Berliner Staatsbibl.) 361 .++ 2. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 28; 12°; Gebetbuch mit den 7Bußpss.; obd., 15. J h . 3. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 25; 4°; Gebetbuch mit den 7Bußpss.; obd., 15. J h . 4. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 48; 8°; Gebetbuch mit den 7Bußpss.; obd., 1490. 5. München, Staatsbibl. cgm. 80; Gebetbuch; obd., 15. Jh.++ Hss., die nahe stehen: 6. Stuttgart, Landesbibl. Brev. 36; 12°; Gebetbuch mit den 7 Bußpss., obd., 15. J h . 7. Stuttgart, Landesbibl. Bibl. 20; 4°; Psalter oder Gebetbuch; obd., 1432. 8. Wolfenbüttel, Landesbibl. 85. 7. Aug.; Gebetbuch; obd., 15. J h . In dem Psalmentext dieser Gebetbücher macht sich der Einfluß verschiedener Übersetzungskreise bemerkbar: a) Es lassen sich öfters Übereinstimmungen mit der vorhergehenden Gruppe, besonders mit dem Ortulus-Druck von 1501, feststellen. 369

) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, S. 12. ) Ein Schüler von Prof. T. Dahlberg, Göteborg untersucht die Verbreitung und den Text des „ortulus animae". 361 ) Textabdruck einzelner Pss. bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I u. II, passim. Außerdem macht Vollmer in seiner bibliogr. Einleitung (Teil I, S. 6-15) den Vorschlag dieser Gruppierung. 360

25./26. Niederdeutsche und Lübecker Psalmenübersetzungen

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b) Die 23. u. 24. Gruppe scheinen gemeinsam Texte der Mentel-Gruppe benutzt zu haben. c) Auch ergeben sich Gemeinsamkeiten zwischen Gruppe 24 und der Übersetzung Mügelns.

25. G r u p p e Eine niederdeutsche Psalmenübersetzung mit E i n f l u ß (Walthers 29. und 20. Psalter)

oberdeutschem

1. Hamburg, Staats- und Univ.-Bibl. in scrin. 162; Perg.; Psalter mit den Cantica u. a.; gehörte einer Anna Paulina von Selbach; ndd., 15. Jh.362.++ 2. Stuttgart, Landesbibl. HB I (Asc.) 105; 12° Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; obd., 15. Jh. 363 . 3. München, Staatsbibl. cgm. 852; Gebetbuch, aus dem Dominikanerorden; obd., 15. Jh. 363 . 4. Göttingen, Univ.-Bibl. Ms. theol. 215; Pap., 4°, 161 Bll.; Psalter mit den Lobgesängen und Tituli; gehörte zuerst Ewald von Bacharach und seiner Frau Eva von Segelen, später aber im Besitz ihrer Tochter Elsbeth in einem Bopparder Kloster; md., Anfang des 15. Jhs.364.++ Hbg. 162 und Göttingen 215 stimmen in den ersten Pss. überein, jedoch weichen sie später voneinander ab. Wo die ursprüngliche Übersetzung entstanden ist, ob im ndd. oder md. Gebiet, kann auf Grund der bisherigen Publikationen nicht entschieden werden. Vollmer stellt die beiden Gebetbücher (Stuttgart, HB I 105 u. cgm. 852) zu Hbg. 162.

26. G r u p p e Eine P s a l m e n ü b e r s e t z u n g aus dem L ü b e c k e r M i c h a e l i s k o n v e n t 1. Lübeck, Stadtbibl. Ms. theol. germ. 33; Pap., 270 Bll.; Psalter mit Miniaturen (ein ndd. Heiligenkalender, die Pss., Cantica, Glaubensbekenntnis, Gebete, Evangelienstellen) aus dem Michaeliskonvent in Lübeck (Schwestern vom gemeinsamen Leben); ndd., 15. Jh. 3 6 5 . 362 ) Ps. 1 u. 15, 1-7 publiziert bei W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 643-46. - Ps. 6; 101, 1-8 und andere Psalmenverse bei V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I u. II, passim. 363 ) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil I, S. 11 u. 14. 364 ) Ps. 1 u. 15, 1-7 publiziert bei W a l t h e r , a.a.O. 365 ) Lübeck Ms. 33, 35, 37 werden erwähnt von H. V o l l m e r , in: Psalmenverdeutschung I, S. 9 f. Abdruck von Ps. 6 aus Ms. 35 siehe Tabelle 66. Außerdem vgl. das Register in BdK. VIII, S. 166f.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

2. Lübeck, Stadtbibl. Ms. theol. germ. 35; Pap., 289 B1I.; Psalter (die Pss., Cantica u. Glaubensbekenntnis) aus dem Michaeliskonvent in Lübeck, gehörte ursprünglich der „suster leneke pagenkoppes"; ndd., 15. Jh. 365 .++ 3. Lübeck, Stadtbibl. Ms. theol. germ. 37; Pap., 307 Bll.; Psalter (die Pss., Cantica, Glaubensbekenntnis, Evangelienstellen, Gebete) aus dem Michaeliskonvent in Lübeck; ndd., 15. Jh. 365 . Zahlreiche Hss. der Lübecker Stadtbibliothek, die zum überwiegenden Teil dem Michaeliskonvent zu Lübeck gehörten, wurden schon weiter oben in Gruppe 13 und 14366 besprochen, während verschiedene Psalterien, die ebenfalls aus dem reichen Bestand der Bibliothek der Lübecker Schwestern vom gemeinsamen Leben stammen, nach Vollmer 367 dieselbe Psalmenübersetzung enthalten und erst hier als Gruppe 26 behandelt werden. Bei den regen Beziehungen der deutschen Niederlassungen der Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben zu den Niederlanden ist es verständlich, daß sich auch zwischen Lübecker Verdeutschungen und ndl. Literaturdenkmälern Berührungen ergeben haben, die jedoch nicht immer ganz eindeutig festzustellen sind, zumal des öfteren mehrere Übersetzungen als Vorlagen für eine neue Arbeit gedient haben dürften. Offensichtlich ist jedoch die Abhängigkeit der Lübecker Historienbibel (Ms. theol. germ. 8) von der 1. ndl. Historienbibel, eines Plenars (Ms. theol. germ. 5) von der Brüsseler Hs. 113 und der Psalmenübersetzungen in zwei ndd. Gebetbüchern (Ms. theol. germ. 42 u. 96) und einem Psalter (Ms. theol. germ. 38) von Grootes Übersetzung, was in gleicher Weise für die in Lübeck aufbewahrten theologischen Hss. gilt, die Traktate des J a n van Ruysbroeck und des Gerhard Zerbolt von Zütphen enthalten 368 . Von den drei, in dieser Gruppe angeführten Psalmenübersetzungen ist nicht bekannt, ob sie im Lübecker Schwesternhaus selbst angefertigt wurden, doch wissen wir durch Angaben in den Hss., daß sie zur Bibliothek des Michaeliskonventes gehörten und auch in dieser Gemeinschaft benutzt worden sind. Ms. theol. germ. 35 wird ausdrücklich als Privatexemplar der „suster leneke pagenkoppes" 369 bezeichnet, und aus einer Bemerkung im Vorwort zu einem Traktat- und Erbauungsbuch (Ms. theol. germ. 49), das ebenfalls im Besitz dieser Schwester war, dürfen wir schließen, daß diese Hss. aller Wahrscheinlichkeit nach in Lübeck entstanden sind. Die Angabe in Ms. 49370 lautet nämlich, daß Albertus, ihr Bruder, das Eigentumsrecht der Leneke Pagenkoppes bezeuge, Notar sei und dieses Buch geschrieben 366

) Siehe Seite 108 und 113 f. ) Vgl. Anm. 365. 368 ) Vgl. P. H a g e n , Die deutschen theol. Hss. der Lübeckischen Stadtbibliothek, Lübeck 1922, S. 8-10, 11. 369 ) P. H a g e n , a.a.O., S. 24 u. 37. 370 ) Siehe Anm. 369. 367

26. Eine Psalmenübersetzung aus dem Lübecker Michaeliskonvent

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habe. Außerdem lassen sich auch sprachliche Kriterien feststellen, die auf den nordalbingisch-ostelbischen R a u m hinweisen, in dem Lübeck j a einer der Hauptorte war. Der bei Vollmer mitgeteilte Text von Ms. 35 läßt folgende Merkmale erkennen: 1. Monophthongischer Charakter der e u n d o Laute, z . B . bette: beyne, dode : doide, bedrouet: bedroift, vorlose : verloese371. 2. o > a in offener Silbe, auer : otier. 3. i neben e für ei, de; Dat. Sg. von du = dy. 4. Dat. Sg. von du = dy : deck (ostfäl.). 5. Regelmäßig schal, u n d auch nement : nyeman. 6. Abschwächung: e für a, z. B. in wente : want. 7. Dat. des Inf. Subst. = suchtende : suchten. 8. Gebrauch der Langformen beim Poss. Pr., z. B. dynem : dyme. 9. leger gegenüber der Abstraktbildung legunge. I m großen u n d ganzen ist der Inhalt in allen drei Psalterien derselbe, und das gibt zu der Vermutung Anlaß, d a ß diese Schriften im gottesdienstlichen Leben des Klosters u n d auch zur privaten E r b a u u n g benutzt wurden. So folgen den Pss. die Cantica u n d das Athanasianische Glaubensbekenntnis, wobei es offen bleiben muß, ob der Text nur in der deutschen Übersetzung oder auch in lateinischer Sprache wiedergegeben worden ist. Ms. theol. germ. 33 enthält zusätzlich noch zwei Gebete Augustins und eine „Passio Christi", aus den vier Evangelien zusammengestellt, und demgegenüber befindet sich in Ms. theol. germ. 37 die Verheißung der Geburt Jesu (Luk. 1,26-38), der Prolog des Johannesevangeliums (Joh. 1, 1-14), ein Gebet an Christus und eine längere Anweisung zum Gebet, Stücke, die durchaus dem Geist des Ordens entsprachen. Die Übersetzung hat wenig Beziehungen zu Texten der Gruppen 13 und 14, zu denen zahlreiche Hss. aus Lübeck gehören. Dagegen ergibt sich eine fast wörtliche Übereinstimmung des Psalms 6 in Lübeck Ms. 35 und H a m burg 2182 a , einem Gebetbuch, das ebenfalls im 15. J h . angefertigt wurde u n d in der Südndl.-ndrh. Psalmengruppe 3 7 2 eingeordnet ist. Die Hamburger Übersetzung zeigt hinsichtlich des Dialektes ostfälische Kennzeichen, was zu Unterschieden im Laut- u n d Formenstand zwischen beiden Texten führt 3 7 3 , die allerdings ebenso gering sind wie die anderen Abweichungen des Psalteriums vom Gebetbuch: Ps. 6, 2 : in furore tuo - Lübeck Ms. 35: in dynem tornegen mode, Hbg. 2182 a : in dyme grymmen mode; Ps. 6, 2: neque - vnde : noch; Ps. 6, 6: autem : dan; Ps. 6, 7: per singulas noctes - alle nacht : alle sunderlinge nachte. 371 ) Die Beispiele, die zum Vergleich dienten, sind dem ostfäl. Gebetbuch 372 Hbg. 2182» entnommen. ) Vgl. Hs. 18 in Gruppe 11, S. 89 f. 373 ) S. o. die zusammengestellten, sprachlichen Unterschiede.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Auch die Art der Übersetzung ist in beiden Hss. dieselbe und kann als eine gute Durchschnittsleistung bezeichnet werden. Es zeigen sich keine Schwierigkeiten bei der Umsetzung lateinischer Konstruktionen ins Deutsche, die deutsche Wortfolge ist bis auf wenige Ausnahmen durchgeführt und bei der stilistischen Wiedergabe des poetischen Psalmentextes klebt der Übersetzer keineswegs an der lateinischen Vorlage, wagt aber auch keine allzu großen Selbständigkeiten, so daß die Übersetzung recht schulmäßig und nüchtern wirkt. Das Gebiet, in dem die Südndl.-ndrh. Psalmengruppe verbreitet war, erstreckte sich von Westflandern über Köln und das westndd. Gebiet bis hin nach Lübeck und Halberstadt (vgl. die Lübecker und Halberstädter Bibeln, gedruckt 1494 und 1522), womit zugleich deutlich wird, daß sich die Lübecker Psalterien rein räumlich in diesen Überlieferungsstrang eingliedern lassen. Die Lübecker Bibel selbst kann den Hss. nicht als Vorlage gedient haben, weil sie Änderungen im Wortschatz vorgenommen hat, die in Lübeck Ms. 35, den Kölner Bibeldrucken und den übrigen Hss. dieser Gruppe nicht zu finden sind. Also dürfte die Vorlage für die Lübecker Psalmenübersetzungen aus dem Michaeliskonvent noch am ehesten in einer Hs. der Gruppe 11 (Hbg. 2182 a scheidet aus, weil diese Hs. nur ein Gebetbuch enthält und Ms. 35 ein Psalter ist; beide gehen vielleicht auf eine gemeinsame Vorlage zurück) zu suchen sein, die auf Veranlassung der Lübecker Schwestern, möglicherweise der Leneke Pagenkoppes, deren literarisches Interesse bezeugt ist, in Lübecker Mda. abgeschrieben wurde. Vielleicht ist der Kopist von Ms. 35 mit dem Schreiber von Ms. 49, der j a Lenekes Bruder war, identisch. Über die Mohnkopfdruckerei in Lübeck oder über die vielen Niederlassungen des Ordens boten sich dem Schwesternhaus zahlreiche Möglichkeiten, an theologische Literatur, vor allem auch an Bibelübersetzungen jener Zeit heranzukommen. Sollte sich die Vermutung, daß auch die übrigen Pss. von Ms. 35 mit der Südndl.-ndrh. Übersetzung übereinstimmen, bestätigen, so können die drei Lübecker Psalterien (Ms. 33, 35, 37) in Gruppe 11 übernommen werden. 27. G r u p p e Eine P s a l m e n ü b e r s e t z u n g aus d e n O r d e n der B r ü d e r und Schwestern vom gemeinsamen Leben 1. Lübeck, Stadtbibl. Ms. theol. germ. 36; Pap. 235 Bll.; Psalter (die Pss., Cantica, Glaubensbekenntnis u. Gebete) aus dem Michaeliskonvent in Lübeck (Schwestern vom gemeinsamen Leben), gehörte ursprünglich einer Barbara Smedes; mndd., 14903,4.++ 374 ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 10, Tabelle 67; vgl. auch das Register in: BdK. VIII, S. 166.

27. Psalmenübersetzung aus den Orden

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2. Rostock, Univ.-Bibl. Ms. theol. 38 kl.; 4°; Gebetbuch, I : Bußpss. mit Litanei Bl. 49 v ; I I : Totenoffizium: Pss., Lektionen mit Responsorien Bl. 170; stammt vielleicht aus dem Lüchtenhof der Brüder vom gemeinsamen Leben in Hildesheim, später dann in der Rostocker Niederlassung der Brüder benutzt; ostfäl., 1470 (Rostock I vgl. Gruppe 13)375.++ Der Psalter Lübeck Ms. 36, eine der vielen Hss. aus dem Michaeliskonvent, konnte noch bei Vollmer 376 keinem Übersetzungszweig zugeordnet werden, und erst W. Lüdtke 377 fand im Totenoffizium eines Rostocker Gebetbuches (Rostock II) eine Psalmenübersetzung, die dem Lübecker Text recht nahe steht, aber mit den Bußpss. in Stück 1 derselben Hs. (Rostock I) keine Gemeinsamkeiten aufweist. Wir konnten schon wiederholt auf diese Erscheinung aufmerksam machen, daß Gebetbücher in ihren einzelnen Teilen verschiedene Texte bieten, die gar keine Beziehungen zueinander haben. Solche Unterschiede lassen sich leicht erklären, wenn man bedenkt, daß oft mehrere Schreiber am Abfassen dieser Gebetbücher (z. B. Rostock 38) beteiligt waren und dabei aus irgendwelchen Gründen die Vorlagen wechselten. Gerade die großen Buchbestände der Schreibstätten, besonders die der Brüder vom gemeinsamen Leben, haben die Entstehung solcher Übersetzungen gefördert, die manchmal auch nur kompilatorischen Charakter haben. Auch Lübeck Ms. 36 war Privateigentum einer Barbara Smedes im Michaeliskonvent und wurde von ihr für 2 l ü b i s c h e Nlark erworben, ohne daß wir wissen, wer vor ihr den Psalter besessen oder ihn angefertigt hat. Die Sprache weist nach Lübeck (im wesentlichen dieselben Kriterien, wie in Gruppe 26; vgl. dort S. 137), und auch im Inhalt und in der Übersetzungstechnik gibt es kaum Unterschiede zu den bereits besprochenen Psalterhss. aus Lübeck. Das Gebetbuch dieser Gruppe wurde zuletzt im Rostocker Konvent 378 der Brüder vom gemeinsamen Leben benutzt, ist dort aber nicht entstanden, sondern dürfte auf Grund der sprachlichen Merkmale (vgl. Gruppe 26, S. 137) in Ostfalen geschrieben worden sein. Aus den Namen der Heiligen und Väter, die in der Litanei angeführt sind, geht hervor, daß die Hs. auf Windesheimer Kreise oder auf die Brüder vom gemeinsamen Leben zurückgeht, und so hat Lüdtke 379 mit einer gewissen Berechtigung den Entstehungsort nach Hildesheim in den ehemaligen Lüchtenhof der Brüder verlegt. Insofern ist es verständlich, daß die Bußpss. (Rostock I) zu der Gruppe der Grootetexte gehört, für deren Verbreitung j a die Brüder in besonderer Weise gesorgt haben. 376 ) Beschrieben bei C. B o r c h l i n g , 2. Reisebericht, 1900, S. 173-176; W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: BdK. XI, S. 188ff., bes. 192. 3 ") Siehe Anm. 374. 377 ) Siehe Anm. 375. 378 379 ) Gegründet 1462 von Münster aus. ) Siehe Anm. 375.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Der Wortlaut von Ps. 6, 1-7 in Lübeck Ms. 36 ist bis auf zwei kleinere Abweichungen (Ps. 6, 3: knoken - betie; Ps. 6, 5: salich - sunt) in Rostock II derselbe und zeigt im Vergleich mit anderen Psalmenübersetzungen keine eindeutige Übereinstimmung. Vielmehr treten nach ein oder zwei Versen immer wieder Varianten auf, so daß der Eindruck entstehen kann, als ob der Text aus vielen Vorlagen zusammengestellt worden sei. Folgende Hss. haben mit Lübeck Ms. 36 und Rostock II nicht nur sehr oft denselben Wortschatz, sondern teilen auch mit ihnen Lesarten, die auf gegenseitige Beeinflussung hindeuten: Ps. 6, 2: Here, byschelt my nicht an dyme vnmode, noch en tuchteghe my nicht an dyme torne (Hannover, Wo. 1153, Lübeck 74, Weimar 35, Hbg. 152). Ps. 6, 3: Here, gnade my, wente ik byn seek (Leiden 233, teilweise auch Lübeck 34 u. Wo. 1153). Ps. 6, 3: make my sunt, wente alle myne bene (knoken) bedrouet synt. (Lübeck 35, Weimar 35, Hbg. 152, Lübeck 71). Ps. 6, 4: Unde myn sele is sere bedrouet, sunder du, here, wo langhe? Ps. 6, 5: Bekere dy, here, vnde loze myne sele (Leiden 233, Wo. 1153, Hannover). Ps. 6, 5: make my sunt (salich) dorch dyne barmherticheyt (Hannover, Hbg. 157, Lübeck 74 u. 34). Ps. 6, 6: Wente nyn man is an deme dode de dyner denke, auer we dy lauet in der helle? (Hannover, Lübeck 74 u. 71, teilweise auch Leiden 233). Ps. 6, 7: Ik arbeydede an myner suchtinghe, ik wyl waschen alle nachte myn bedde, ik wyt netten myn bedde mit den tränen (teilweise Leiden 233, Wo. 1153, Lübeck 34). Lübeck 34, ein im Michaeliskonvent geschriebener Psalter, Hannover, ein Gebetbuch aus dem Kloster Lüne, und Wo. 1153, ebenfalls ein ndd. Gebetbuch, gehören zu den Hss., die in ihren Psalmenübersetzungen individuelle Züge aufweisen, so daß sie keiner Familie zugeordnet werden konnten. Lübeck 71 u. 74, zwei ndd. Gebetbücher, Weimar 35 und Hbg. 152, zwei ndd. Psalterien, sind Repräsentanten des Übersetzungszweiges, der seinen Ausgangspunkt in Kreisen der ndd. Mystik genommen und eine beachtliche Verbreitung gefunden hat (vgl. oben Gruppe 14). Mit Leiden 233, einer Hs. der Westfälischen Pss., berühren wir eine Familie (vgl. oben Gruppe 5), die nicht nur im ndd. Sprachraum bekannt war und Einfluß auf die Psalmenübersetzungen ausübte, sondern zu der auch md. und obd. Abschriften gehören. Die hier aufgezeigten Beziehungen finden teils ihre Bestätigung durch den Abdruck von Ps. 37, 1-9 aus Rostock II und durch Textvergleiche auf Grund verschiedener Übersetzungen bei W. Lüdtke 380 , der auf das Zusammengehen zwischen Rostock II, Hbg. 157, dem Lübecker Psalter von 1473 (Hbg. u. Lübeck gehören zur Gruppe 14) und den Westfäl. Pss. in Ps. 37, Vers 2, 4, 6, 7 aufmerksam gemacht hat. Zwei Abweichungen zur Vulgata in Ps. 37, 3: sagittae tuae - syne schote und Ps. 37, 5: supergressae sunt 380

) W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, a.a.O., S. 188ff.

28. Kölnisch-niederländische Psalmenübersetzung

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syn ouer gedan - sind sehr wahrscheinlich Versehen, die beim Abschreiben des Rostocker Gebetbuches in die Übersetzung hineingeraten und dem Korrektor entgangen sind. Diese Varianten fehlen in den bis jetzt bekanntgewordenen Übersetzungen, die alle richtig mit der Vulgata lesen. Weitere Textpublikationen aus Lübeck Ms. 36, Rostock I I und den anderen Hss. müssen vorgenommen werden, u m die nur vorläufigen Ergebnisse zu stützen u n d noch zu erweitern.

28. G r u p p e Die K ö l n i s c h - n i e d e r l ä n d i s c h e P s a l m e n ü b e r s e t z u n g aus dem 16. J a h r h u n d e r t (Walthers 32. Psalter) 1. Köln, H e r m a n n Bungart; 4°, 240 Bll.; Psalter latijn vnd duytsch myt der glosen (Register der Pss.-anfänge, lat. Prefatio, mit Tituli bzw. Gebrauchsanweisungen, lat. und dt. Psalmentext. Erklärungen u n d die Cantica); kölnisch, 1509 (Borchling-Claussen Nr. 451 noch 6 Exemplare nachgewiesen; Walther dagegen 7 Exemplare in: Bamberg, Berlin, Bonn, Haag, M a r b u r g (ÜB.), Münster, Wernigerode) 381 .++ 2. Den Haag, Königl. Bibl. K 45 ( 7 3 H 2 6 ) ; Psalter mit Erklärungen; stammt aus dem St. Agneskloster in Maaseyck; mndl., u m 1510382. Dieser Kölner Druck vom J a h r e 1509 bildet mit der niederländischen Hs. H a a g K 45 die letzte und zugleich jüngste der Verwandtschaftsgruppen, die bei W . Walther 3 8 3 besonderes Interesse erregte, weil er in ihr die einzige, a m Ende des Mittelalters entstandene Arbeit sah und sie mit den vorhergehenden Leistungen verglich, was ihn zu einer günstigen Beurteilung dieser Übersetzung veranlaßte. Walther war der Meinung, daß der Urheber selbständig u n d ohne Kenntnis der älteren, von ihm bereits behandelten Übersetzungen gearbeitet habe, und meinte, die Übereinstimmungen bei den Tituli u n d Nutzbarkeiten mit älteren Vorbildern damit erklären zu können, daß diese Zusätze der glossierten Übersetzung erst später beigegeben worden seien. Walther hat für diese Vermutung keinen G r u n d angegeben. Einer bestimmten Gruppe lassen sich Druck und Hs. in der T a t nicht zuordnen, jedoch werden wir weiter unten nachweisen, daß sie sich hinsichtlich der Methode und des Stils nicht allzusehr von anderen Übersetzungen des Spätmittelalters unterscheiden. sai) W - W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 646 u. 701-703; W. L ü d t ke, Neue Psalmentexte, in: BdK. XI, S. 193ff. 382 ) C. H. E b b i n g e - W u b b e n , Over middelnederlandsche vertalingen van het Oude Testament, 's-Gravenhage 1903, S. 182-186; W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, a . a . O . 3ä3 ) W. W a l t h e r , Bibelübersetzung, a.a.O., Sp. 701.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Ähnlich wie in anderen Psalterdrucken jener Zeit ist beim Aufbau des Druckes von 1509 die herkömmliche Form beibehalten, indem auf eine Vignette, die dieselbe Darstellung wie die des 1508 bei Joannes Knoblouch in Straßburg gedruckten Psalters (vgl. Gruppe 10, Druck 13) enthält, ein Register der Psalmenanfänge, lateinische Gebete, eine lateinische Präfatio und schließlich eine Ermahnung zum Lesen der Psalmen folgen. Jedem Psalm gehen ein Titulus und meistens die Nutzbarkait sowie lateinische Zahlen- und Inhaltsangaben voraus. Die Tituli stimmen inhaltlich mit denen der Kölner Bibel des Heinrich Quentell (vgl. KBU.-Druck 21, Gruppe 11) und zugleich mit denen der obd. Bibeldrucken (Mentel und Zainer in Gruppe 16) überein, während die Nutzbarkait enge Beziehungen zu den in Hss. und Drucken der Gruppe 10 und in Würzburg Ms. ch. fol. 25 (Gruppe 22) vorhandenen Gebrauchsanweisungen aufweist. Der Text eines jeden Psalms, in einzelne Abschnitte zerlegt, wird sowohl in lateinischem Wortlaut, der im wesenüichen mit dem Psalt. Gallicanum übereinstimmt, wie auch in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Deutsche Glossen, von denen W. Walther 384 lediglich feststellte, daß sie im Geiste der Kommentare jener Zeit gehalten seien, ergänzen die Übersetzung durch eine mystischallegorische Auslegung und dürften unter Benutzung des ausführlichen Psalmenkommentars des Kartäusers Dionysius385 aus dem Dorfe Ryckel in Belgisch-Limburg entstanden sein386. Ab Bl. 222 ff. finden sich die Lobgesänge und zum Schluß die vollständige Druckadresse, die sogar des Druckers Wappen enthält: „Finit psalterium impressum per me Hermanum bungart de kerwich civem Coloniensem. Anno M. D. I X . " Die Hs. Haag K 45, die aus dem St. Agneskloster Maaseyck in BelgischLimburg stammt und nach de Vreese387 um 1510 entstanden sein dürfte, stellt, wie nach den bei Ebbinge Wubben und W. Lüdtke 388 publizierten Stellen zu urteilen ist, eine fast wörtliche Abschrift des Kölner Druckes von 1509 dar. Bei den damals engen Beziehungen zwischen den Klöstern und Orden des Köln-Limburgischen Raums kann man sich durchaus für die Annahme entscheiden, daß ein Druck als Vorlage für eine Hs. diente, zumal es nichts Außergewöhnliches war, daß die Auflagenhöhe eines beliebten 384

) Bibelübersetzung, a.a.O., Sp. 703. ) In Psalterium expositio, Lugduerni 1518. - Dionysius, der Kartäuser, schloß 1424 seine Studien in Köln mit dem „magister artium" ab und trat später in die Kartause Bethlehem Mariae in Rocomond ein. Eine große Wirkung ging von seiner Theologie aus, die auch nach seinem Tode (1471) ihre Bedeutung behielt. 386 ) W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, a.a.O., S. 197. 387 ) Zitiert von C. C. de B r u i n , Bijdrage tot de geschiedenis der middelned. psalmvertalingen, in: Bündel Opstellen . . . angeb. aan C. G. N. de Vooys, Groningen 1940, S. 68. 388 ) Siehe Anm. 381 und 382. 385

28. Kölnisch-niederländische Psalmenübersetzung

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Druckes nicht ausreichte und m a n sich handgeschriebene Kopien anfertigen ließ (vgl. G r u p p e 16). H a a g K 45 behält Wortschatz und Syntax des Kölner Druckes bei, formt allerdings den mfrk. Text aus Köln ins Ndl. u m . Wir stellen einige typische Lautmerkmale zusammen, die dies verdeutlichen mögen: 1. H a a g K 45 hat durchgehend die Kopula ende, die vornehmlich auf mndl. Sprachgebiet herrscht, während im Kölner Druck ind, inde u n d unde wechseln, unde reicht aus dem westfäl. R a u m bis nach Köln, das sich überh a u p t als ein Mischgebiet erweist 389 . 2. Der Kölner Druck hat wie die Haager Hs. für 'nicht' die Form niet, so d a ß sich Ahldens Feststellung 390 , Quellen mit ende hätten in der Regel niet, während solche mit unde - nicht besäßen, für jene Zeit nicht aufrecht erhalten läßt. 3. Beim Pers. Pr. weist die Haager Hs. die mndl. Formen: hi, hem, hem gegenüber mfrk. he, eme,yn im Druck auf 391 . 4. I m Druck konkurrieren in den Verbformen der 3. PL Ind. Prs. die Endungen -ent und -en. 5. Unverschobenes ndd. t ist in der Pronominalform dat vorhanden. Außerdem steht ndd. d in vader u n d v für b in seuen, he hefft, typische Merkmale fürs Mfrk. 392 6. H a a g K 45 zeigt unverschobenes l und k (tot, te, tijt, ondersaten; spreken, werliken),

d e r D r u c k j e d o c h cz, tz, Z u n d ch (czo, tzo, zijde,

sprechen,

wereltlichen).

vndersaissen;

Schon Walther betonte, d a ß der Ubersetzer hinsichtlich der Übersetzungsmethode keine Schwierigkeiten mit dem lateinischen Text gehabt, k a u m lateinische Konstruktionen in die Übersetzung übernommen habe, jedoch im Einzelausdruck noch oft unbeholfen verfahren sei. Die Grundregeln deutscher Wortstellung u n d Syntax sind im großen u n d ganzen eingehalten worden, allerdings besteht in der Behandlung zusammengesetzter Zeiten noch Unklarheit, denn oft kommt es vor, daß in demselben Psalmenvers Hilfsverb u n d Hauptverb zusammenstehen u n d etwas später auseinandergenommen werden. Als Beispiel dient: Ps. 6 , 1 0 : Der here hait erhoirt myn anbidden, der here hait myn gebet entfangen. 389 ) Vgl. T . R . A h l d e n , Die Kölner Bibelfrühdrucke, in: LGF. 5, Lund 1937, S. 128. 39 °) A h l d e n , a . a . O . , S. 128ff. 391 ) P a u l - S c h m i t t , Mhd. Grammatik, Halle 16 1953, § 147, Anm. 1 und 5; vgl. auch § 102. 392 ) P a u l - S c h m i t t , Mhd. Grammatik, a.a.O., § 92.

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Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Schwierigkeiten, ergeben sich ebenso bei der Verwendung deutscher Präpositionen, wenn z. B. in Ps. 6, 7: per singulas noctes mit tzo alre nacht oder der lat. Abi. instr. lacrymis rigabo mit ich wil netzen in tränen übersetzt werden. Im Gegensatz zu älteren Arbeiten werden hier zusammengesetzte Verben nicht überall getrennt, wie in Ps. 6, 5: Here vmbkere dich jnd vyßrucke myne sele. Abschließend läßt sich feststellen, daß der Kölner Druck und die Haager Hs. aller Wahrscheinlichkeit nach in die Tradition älterer Psalmenübersetzungen eingeordnet werden können, weil sich in den bis jetzt publizierten Textstellen (Ps. 6, 1-5, Teile von Ps. 64, 67, 124) kaum selbständige Lesarten finden lassen, sondern fast nur solche, die ihre Entsprechungen in anderen Übersetzungszweigen haben. Eine eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten Familie läßt sich zwar nicht vornehmen, doch steht die Übersetzung von 1509 den Gruppen 11 (Hs. 2, 3, 13, 15, 16, 18), 12 (Hs. 1), 13 (Hs. 2, 37, 78, 90), 14 (Hs. 1, 19) recht nahe. Diese Gemeinsamkeiten können nicht nur dialektgeographisch erklärt werden oder zeitlich bedingt sein, sondern lassen doch darauf schließen, daß der Urheber, der auch zeitgenössische Psalmenkommentare mit in seine Erklärungen hineinbrachte, nicht ganz selbständig und abseits von der Tradition der übrigen Psalmenübersetzungen gearbeitet hat. Verdeutlicht wird dies durch den Abdruck von Ps. 6, 2-5 aus dem Kölner Druck, zu dem wir die Lesarten aus dem Janota-Gebetbuch (Gruppe 11, Hs. 13), der Greifswalder Catene (Gruppe 13, Hs. 90), Lübeck 34 (vgl. S. 151), Fulda (Gruppe 13, Hs. 37) und Hamburg 1260 (Gruppe 13, Hs. 78) fügen. Der Kölner Druck 1509

Janota-Gebetbuch und andere

2. Here in dyme grymme en straiffe mich niet. Noch in dynem tzorne berispele mich niet. 3. Here erbarme dich mynre uvant ich kranck byn. heyle du mich want alle myne beynre sint verstört.

2. Here, in dime grimme mode en berispel mich niet, noch in dime zorne en straiff mich niet. 3. Here erbarme dich mynre. Greifswalder Catene: wanteyck kranck byn. Make my gesunt (Lübeck 34: hele my, here) wante alle myne gebeente synt vorsturet. Fulda:

4. Ind myne sele is sere bedruckt. Mer 4. Vnde myne sele is alto seer verdu, here, wye lange verlides du dat. stuert, mer du, here, uio langhe?

29. Luthers Psalmenübersetzung 5. Here vmbkere jnd vyßrucke myne sele, mach mich gesunt vmb dynre barmherticheit wille.

145

5. Kere dy vmme, Here, vnde trecke wt myne sele, make my ghesunt vmme dyne barmherticheit. H a m b u r g 1260:

6. Want in dem dode en is niemant der dyns here gedencke wie sal dir bekentnis doyn in der hellen.

Wente en is in deme dode nicht de dyner ghedencken schal vnde we schal in der helle dy bekennen?

29. G r u p p e Luthers

Psalmenübersetzung

Oktober 1512: 16. Aug. 1513 bis Weihnachten 1515:

Luther wurde Professor der Theologie an der Universität Wittenberg. Luther hielt die erste Vorlesung über das Buch der Psalmen 383 .

1513:

„Annotationes Quincuplici Fabri Stapulensis Psalterio manu adscriptae", Paris 1509, Neuauflagen 1513 und 1515. Luther benutzte diese Psalterzusammenstellung bei der Überarbeitung lat. liturgischer Psalterausgaben 394 .

1516/17:

Die Übersetzung der sieben Bußpsalmen mit Erklärungen war das erste, von Luther selbständig veröffentlichte Buch, das möglicherweise als Ersatz für die nicht gedruckte erste Psalmenvorlesung erschien. Die schon volkstümlich gehaltenen Erklärungen unterscheiden sich grundsätzlich von den allegorischen Auslegungen seiner Psalmenvorlesung 395 . ++

Herbst 1518:

Übertragung u n d Auslegung des 109. (110.) Psalmes 396 . Als Grundlage der Arbeiten über die Pss., die Luther

393 ) Vgl. H. S c h m i d t , Luther und das Buch der Psalmen, in: Sammlung gemeinverständlicher Vorträge und Schriften aus dem Gebiet der Theologie u. Religionsgeschichte, Bd. 167, Tübingen 1933, S. 6-10. - Verweise auf die WA. gibt K . A l a n d , Hilfsbuch zum Lutherstudium, Gütersloh 2 1957, S. 194, Nr. 593. 3M ) K . A l a n d , a.a.O., S. 201, Nr. 627. - H. V o l z , Luthers lat. Psalterrevision von 1529/37, in: WA. Bibel, Bd. 10, II, S. 164, Anm. 24. 3 5 » ) WA., Bd. 1, S. 158-220; Bd. 9, S. 768. - H. S c h m i d t , a.a.O., S. 26f. 398 ) WA., Bd. 1, S. 690-710; Bd. 9, S. 180-202.

146

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen bis 1518 u n t e r n a h m , sind die Übersetzungen von Hieronymus, Reuchlin u n d das Quincuplex Psalter i u m des J a k o b F a b e r Stapulensis anzusehen.

1518 (vielleicht erst 1519) bis 1521:

Die zweite Vorlesung über die Psalmen, bei der er schon hebräische Texte (nämlich die hebräische Psalterausgabe des Franziskaners K o n r a d Pellikan, gedr. von J o h a n n Froben in Basel, 1516) benutzte, begann möglicherweise erst im J a h r e 15 1 9 397 . Aus dieser Tätigkeit ergab sich auch die Grundlage für den lat. K o m m e n t a r z u m Psalter.

1521/22:

W ä h r e n d des Wartburgaufenthaltes übersetzte Luther die Pss. 67 (68), 118 (119), 36 (37) u. 10 n a c h d e m hebr. Urtext u n d versah sie mit Auslegungen."1""1" Sie bildeten d e n A n h a n g zu den Schriften „ V o n der Beicht, ob die der Papst M a c h t h a b e zu gebieten" u n d „Bulla coenae domini, das ist, die Bulla vom Abendfressen des allerheiligsten H e r r n , des Papstes" 3 8 8 .

J u l i 1522:

Betbüchlein, 2. Auflage, mit den Pss. 10, 11 (12), 19 (20), 24 (25), 50 (51), 66 (67), 78 (79), 102 (103). Ps. 10 stellt dieselbe Fassung d a r , die Luther der Schrift „Bulla coeni domini" beigegeben hat. A u c h bei diesen Psalmenübertragungen wurde der hebräische Urtext herangezogen. Die späteren Auflagen des Gebetbüchleins ü b e r n a h m e n diese Psalmen aus der jeweilig revidierten Ausgabe 399 .++

M i t t e Februar 1524: „Christlicher Trostbrief a n die Miltenberger" mit der Übersetzung des 120. Psalmes 400 . Herbst 1524:

397

Der 3. Teil des ATes., also auch der Psalter, w u r d e beendet (Urdruck). „Das Dritte teyl des allten Testaments", Wittenberg 1524 401 , mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Druckerei C r a n a c h u. Döring 402 , w u r d e

) H. V o l z , Hebr. Handpsalter Luthers, in: WA. Bibel, Bd. 10, II, S. 292ff. - H. S c h m i d t , a . a . O . , S. 23f. - K. A l a n d , a . a . O . , S. 194, Nr. 594. 398 ) WA., Bd. 8, S. 4-35, 186-204, 214-234, 709-720. 399 ) K. A l a n d , a . a . O . , S. 36, Nr. 80. - H. V o l z , Luthers Ubersetzung des ATes., in: WA. Bibel, Bd. 10, II, S. X X I V , Anm. 31. 4 °°) WA., Bd. 15, S. 74-76. 401 ) WA. Bibel, Bd. 2, S. 276-278, Nr. * 13. Der Psalter dieser Ausgabe ist auch abgedruckt in: WA. Bibel, Bd. 10, I, S. 106-589. 402 ) H. V o l z , Luthers Ubersetzung des ATes., in: WA. Bibel, Bd. 10,11, S. X X V f .

29. Luthers Psalmenübersetzung

147

mit Melanchthon und dem Hebraisten Matthäus Aurogallus 403 durchgesehen.++ 1524:

29. Sept. 1524:

1524:

Verschiedene Nachdrucke des 3. Teils des ATes. in Erfurt u. Süddeutschland 404 . „Der Psalter deutsch, Martinus Luther", Wittemberg 1524405, ebenso mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Presse Cranach u. Döring. Diese Sonderausgabe beruht auf dem 3. Teil des ATes. Verschiedene Nachdrucke des Psalters in Augsburg, Straßburg u. Nürnberg 406 .

Anfang 1525:

Eine Zweitausgabe des Psalters mit verschiedenen Änderungen Luthers, wahrscheinlich aus der Druckerei Cranach u. Döring in Wittenberg; von der Ausgabe ist kein Exemplar erhalten geblieben 407 .

1525:

„De Psalter düdesch. Martinus Luther, Wittemberch M. D. X X V " , gedr. bei Hans Lufft; diese ndd. Übertragung beruht auf dem Psalter von 1525.

1525:

Die Psalmentexte in der dt., von Butzer in Straßburg angefertigten Übertragung des lat. Psalmenkommentars von Johann Bugenhagen wurden zuerst Luthers Urdruck des 3. Teiles des ATes. und später dem Psalter von 1525 entnommen.

11. März 1525:

Beim Nachdruck des 3. Teiles des ATes. von 1524 in der Druckerei des Johann Knoblouch in Straßburg wurde auch der Psalter von 1525 herangezogen.

1525:

Eine neue Psalter- und Sonderausgabe des 3. Teiles des ATes., wahrscheinlich aus den Druckereien der Gebrüder Lotther. Beim Lottherschen Psalter von 1525 wurden die verlorengegangene Pss.-ausgabe von 1525 und ein von Luther korrigiertes Handexemplar, das auch nicht erhalten geblieben ist, benutzt.

403)

H. Volz, Luthers Übersetzung des ATes., a.a.O., S. XIX. H. Volz, Luthers Übersetzung des ATes., a.a.O., S. XXVIIf. 405) WA. Bibel, Bd. 2, S. 278, Nr. * 14. - Vgl. H. Volz, Luthers Übersetzung des ATes., a.a.O., S. XXIIIff. 406) Nach H. Volz, Luthers Übersetzung des ATes., a.a.O., S. XXVIIIf. 407) Die folgenden Ausgaben sind der schon öfters erwähnten Einleitung von H. Volz, Luthers Übersetzung des ATes., a.a.O., S. XLff. entnommen. Zur Textpublikation vgl. man die nebeneinander gedruckten Ausgaben in WA. Bibel, Bd. 10,1, S. 106 ff. 404)

148

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

Aug. 1528:

„New deudsch Psalter", bei Hans Lufft gedruckt, mit neuen Änderungen Luthers im Text, in den Randglossen und einer neuen Vorrede, die in späteren Ausgaben beibehalten wurde.+ +

Ende 1529:

„Psalterium Translationis ueteris, Correctum", gedr. bei H . Lufft 408 = Luthers 1. lat. Psalterrevision.

2. Mai bis 25. Sept. 1530:

Auf der Coburg diktierte Luther seinem Schüler Veit Dietrich eine lat. Auslegung der ersten 25 Pss. = der „Koburg-Psalter" 409 .

1529/30:

Dt. Auslegungen der Pss. 81 (82), 82 (83), 110 (111), 116 (117)—118 (119)»°.

6. April 1531:

„Der Deudsch Psalter D. Luthers zu Wittemberg", den er mit Hilfe seiner Freunde Melanchthon u. Cruciger sowie des Hebraisten Matthäus Aurogallus überarbeitete 411 . ++

1533, 1534, 1535, 1537/38:

1534:

Hans Lufft brachte in diesen Jahren je eine Ausgabe heraus, die kaum Änderungen zum Psalter von 1531 aufweisen. Die erste Gesamtbibel. Die Pss. beruhen auf dem Sonderdruck von 1533.

1535, 1536, 1538/39, 1540 und 1540/41 : Weitere Wittenberger Bibeldrucke, in denen der Pss.text im wesentlichen unverändert blieb. 1537:

„Psalterium Translationis ueteris", gedr. bei H. Lufft 412 = Luthers 2. lat. Psalterrevision.

1539/41 :

Die große Bibelrevision, die in Luthers Handexemplar von 1538 verzeichnet ist.

1541:

Medianbibel, deren Pss. die Änderungen der Revision von 1540 enthalten.

408

) Vgl. H. V o l z , Luthers lat. Psalterrevision von 1529 u. 1537, in: WA. Bibel, Bd. 10, II, S. 158ff. 40 ») WA., Bd. 31,1, S. 263-383. 410 ) WA., Bd. 31, I, S. 189-218, 29-33, 391-426, 223-257, 49-182, 2-29. Nach H. V o l z , Luthers Übersetzung des ATes., S. LXI. 411 ) WA. Bibel, Bd. 2, S 502 f., Nr. *37. Außerdem auch in WA. Bibel, Bd. 10,1, S. 107 ff. 412 ) H. V o l z , Luthers lat. Psalterrevision von 1529 u. 1537, a.a.O., S. 179ff.

Nichteingeordnete Handschriften und Drucke

149

1541:

Ebenso der Wittenberger Psalterdruck, den H. Lufft herausbrachte.

1542:

Der Quartpsalter, gedruckt bei Georg Rhau, Wittenberg. Die Pss. gehen hier zurück auf den Lufftschen Psalter von 1538/39, das Handexemplar Luthers von 1538, den Lufftschen Psalter von 1541 und den Pss.-text der Medianbibel.++

Frühjahr 1543:

Vollbibel, enthält den revidierten Text.

Ende 1543:

Vollbibel mit Verbesserungen von Fehlern.

1544:

Der letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Wittenberger Psalterdruck, der auf den Lufftschen Psalter von 1541 zurückgeht.

1545:

Medianbibel, die letzte, zu Luthers Lebzeiten erschienene Wittenberger Vollbibel, mit Korrekturen, die nicht von Luther stammen 413 . ++

Sommer 1546:

Vollbibel.

II. N i c h t e i n g e o r d n e t e H a n d s c h r i f t e n u n d D r u c k e 1. H a n d s c h r i f t e n 1. Dillingen, Lycealbibl. o. S.; Perg., 1 1 j 2 Bll.; Bruchstücke einer Psalmeninterlinearversion; alem., erstes Viertel des 9. Jhs. 414 . München, Staatsbibl. cgm. 5248, 1; Perg., 2 Bll.; siehe Dillingen.++ 2. Paris, Bibl. nat. o. S.; Perg., 2 Bll.; Bruchstücke eines rhfrk. Psalteriums, erhalten sind nur verschiedene lat.-dt. Cantica; rhfrk., 10./11. Jh. 416 . 3. Dessau, Landesbibl. o. S.; Perg., 2 Bll.; Bruchstücke eines as. Psalmenkommentars Ps. 4, 8-5, 10 (ohne lat. Text); wahrscheinlich aus dem Kloster Gernrode; as., 10. Jh. 4 1 6 . 413

) Die Pss. sind als letzte Fassung in der WA. Bibel, Bd. 10, I, S. 107ff. abgedruckt. 414 ) E. v. S t e i n m e y e r , Die kleinen ahd. Sprachdenkmäler, Berlin 1916, S. 293ff. - Textabdruck u. Literaturangabe auch in W. B r a u n e s , Ahd. Lesebuch, Tübingen 121952, S. 35 u. 141. 416 ) E. v. S t e i n m e y e r , Die kl. ahd. Sprachdenkmäler, Berlin 1916, Nr. XXXIX, S. 301 ff. - Vgl. auch B r a u n e - H e l m , Ahd. Lesebuch, 121952, S. 36f. und 141. 416 ) E. W a d s t e i n , Kl. as. Sprachdenkmäler, Norden-Leipzig 1899, Nr. II, S. 4ff. - Vgl. auch K. Beckey, Uberblick über die ndd. Bibelübersetzung des MAs., in: BdK. X, S. 468.

Nichteingeordnete Handschriften und Drucke

149

1541:

Ebenso der Wittenberger Psalterdruck, den H. Lufft herausbrachte.

1542:

Der Quartpsalter, gedruckt bei Georg Rhau, Wittenberg. Die Pss. gehen hier zurück auf den Lufftschen Psalter von 1538/39, das Handexemplar Luthers von 1538, den Lufftschen Psalter von 1541 und den Pss.-text der Medianbibel.++

Frühjahr 1543:

Vollbibel, enthält den revidierten Text.

Ende 1543:

Vollbibel mit Verbesserungen von Fehlern.

1544:

Der letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Wittenberger Psalterdruck, der auf den Lufftschen Psalter von 1541 zurückgeht.

1545:

Medianbibel, die letzte, zu Luthers Lebzeiten erschienene Wittenberger Vollbibel, mit Korrekturen, die nicht von Luther stammen 413 . ++

Sommer 1546:

Vollbibel.

II. N i c h t e i n g e o r d n e t e H a n d s c h r i f t e n u n d D r u c k e 1. H a n d s c h r i f t e n 1. Dillingen, Lycealbibl. o. S.; Perg., 1 1 j 2 Bll.; Bruchstücke einer Psalmeninterlinearversion; alem., erstes Viertel des 9. Jhs. 414 . München, Staatsbibl. cgm. 5248, 1; Perg., 2 Bll.; siehe Dillingen.++ 2. Paris, Bibl. nat. o. S.; Perg., 2 Bll.; Bruchstücke eines rhfrk. Psalteriums, erhalten sind nur verschiedene lat.-dt. Cantica; rhfrk., 10./11. Jh. 416 . 3. Dessau, Landesbibl. o. S.; Perg., 2 Bll.; Bruchstücke eines as. Psalmenkommentars Ps. 4, 8-5, 10 (ohne lat. Text); wahrscheinlich aus dem Kloster Gernrode; as., 10. Jh. 4 1 6 . 413

) Die Pss. sind als letzte Fassung in der WA. Bibel, Bd. 10, I, S. 107ff. abgedruckt. 414 ) E. v. S t e i n m e y e r , Die kleinen ahd. Sprachdenkmäler, Berlin 1916, S. 293ff. - Textabdruck u. Literaturangabe auch in W. B r a u n e s , Ahd. Lesebuch, Tübingen 121952, S. 35 u. 141. 416 ) E. v. S t e i n m e y e r , Die kl. ahd. Sprachdenkmäler, Berlin 1916, Nr. XXXIX, S. 301 ff. - Vgl. auch B r a u n e - H e l m , Ahd. Lesebuch, 121952, S. 36f. und 141. 416 ) E. W a d s t e i n , Kl. as. Sprachdenkmäler, Norden-Leipzig 1899, Nr. II, S. 4ff. - Vgl. auch K. Beckey, Uberblick über die ndd. Bibelübersetzung des MAs., in: BdK. X, S. 468.

150

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

4. Wien, Nationalbibl. Ms. 1609; 4°, Perg.; auf Bl. 69 den Psalm 138 (gereimt); bair., Ende des 10. Jhs. 4 1 7 . 5. Brieg, Bibl. d. staatl. Gymnasiums o. S.; Pergamentstreifen von 3 Doppelbll.; lat.-dt. Interlinearversion; obd.-bair., 11.-12. Jh. 4 1 8 . 6. Magdeburg, Stadtbibl. cod. X I I . 18. 1 (die sog. Wiggertschen Pss.); Perg., 2 Doppelbll. u. 2 Doppelstreifen; Frgm. einer lat.-dt. Interlinearversion mit sorb. Glossen; hd. mit ndd. Einflüssen, 12. Jh. 418 .++ 7. Schlierbach, Stiftsbibl. cod. ms. 6; Perg., 2 Doppelbll.; Frgm. einer lat.-dt. Interlinearversion mit H y m n e n , Antiphonen, u. a . ; obd., Ende des 12. Jhs. 4 1 8 . 8. Leipzig, Bibl. der Deutschen Gesellschaft; Perg., 8°, 1 Doppeibl. u. 1 Einzelbl.; Frgm. einer lat.-dt. Interlinearversion; thüring., 12. Jh. 418 .++ 9. Klagenfurt, Bischöfl. Bibl. cod. X X I X e 27; Pergamentstreifen; Frgm. einer gereimten Paraphrase der Pss.; obd., 13. Jh. 4 1 9 10. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 737; Perg.-Pap., 2°, 37 Bll.; Frgm. einer dichterischen Ü b e r t r a g u n g der Bußpss. u. a . ; md., 13. Jh. 4 2 0 . 11. Stuttgart, Landesbibl. Nr. 25; Perg.; Der 51. Psalm „Miserere mei deus" in dichterischer Ü b e r t r a g u n g ; obd., 13. Jh. 4 2 1 . 12. Wien, Nationalbibl. Ms. 2684; Perg., 4°, 186 Bll.; lat.-dt. Psalmenübersetzung mit Cantica u n d Litanei, aus d e m St. Dorotheenkloster bei Wien, einem Kloster der Raudnitzer R e f o r m ; obd., 1 4 . J h . (Walthers 13. Psalter) 422.++ 13. Wien, Nationalbibl. Ms. 2756; Perg., 12°, 203 Bll.; Pss. mit Cantica; ndd., 14. J h . (Walthers 14. Psalter) 422 .++ 14. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. I V . 39; Epistolar mit Pss., aus d e m St. Katharinenkloster in N ü r n b e r g ; md., 14. Jh. 4 2 3 . + + 15. Wolfenbüttel, Landesbibl. Heimst. 1329; Anfang des Joh.-Ev. u n d die 7 Bußpss.; n d d . u m 1400 424 . 16. N ü r n b e r g , Stadtbibl. Cent. V I . 43. k.; Pss.; obd., 1434425.++ 17. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 468; Gebetbuch; obd., 1448426.++ 18. Graz, Univ. Bibl. Ms. 1593; u. a. die Psalmen in Reimprosa mit 41J

) Textabdruck u. Literaturangabe in W. B r a u n e s , Ahd. Lesebuch, a. a. O., S. 119f. u. 163. 418 ) Textabdruck u. Literaturangabe bei H. K r i e d t e , Dt. Bibelfrgm. in Prosa d. 12. Jhs., Halle 1930, S. 41^14, 133-136 = Brieger Frgm.; S. 29-4-0, 124-132 = Wiggertsche Pss.; S. 48-51, 140-144 = Schlierbacher Frgm.; S. 54-56, 147-151 = Leipziger Frgm. 419 ) H. M e n h a r d t (Hrsg.) in: ZfdA. 67 (1930), S. 257ff. 42 °) H . V o l l m e r , Die dt. Bibeldichtung des Mittelalters, in: BdK. V I I I , S. 105. 421 ) Abgedruckt bei Ph. W a c k e r n a g e l , Das Dt. Kirchenlied . . . , Bd. II, Leipzig 1867, S. 44ff. 422 ) Vgl. W. W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 574ff. u. 622. 423 ) W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: BdK. XI, S 209. 424 ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, in: BdK. II, S. 15. 425 ) W. L ü d t k e , a.a.O., S. 202. 426 ) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 11 und passim.

Nichteingeordnete Handschriften und Drucke

151

Überschriften u n d glossierenden Zusätzen n a c h d e m Psalmenwerk des Nikolaus von L y r a ; geschrieben von einem Geistlichen Petrus, für die Dominikanerinnen zu M a h r e n b e r g ; bair.-österr., u m 1450. 427 . 19. Wolfenbüttel, Landesbibl. 17.4.Aug.; 4°; lat.-dt. Psalter; obd., 1454 428 . 20. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 67; Pap., 2°, 546 Bll.; Bl. 1-456 die Bibel, Bl. 457ff. eine Historienbibel des N T . u. a., (die Pss. mit Ü b e r schriften); obd., vor 1456 (Walthers 13. Zweig) 429.++ 21. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 76; Pap., 2°, 120 Bll.; Bl. l - 6 1 a ein Psalter mit Cantica, n d d . ; Bl. 62 äff. ein Gebetbuch, mndl. (siehe G r u p p e 13); gestiftet von einem Philipp von H o r d e d e m St.-Annen-Altar; 1474 (Walthers 26. Psalter) 429.++ 22. Nürnberg, Stadtbibl. Cent. V App. 34 1; Psalmen mit Cantica; obd., 1484430.++ 23. Lübeck, Stadtbibl. Ms. theol. germ. 34; Psalter; geschrieben im Michaeliskonvent (Schwestern vom gemeinsamen Leben) zu Lübeck; ndd., 1487431.++ 24. Berlin, Staatsbibl. Mss. Dieziana 17; 8°; Psalter; mfrk., 15. Jh. 4 3 2 . 25. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 1135; Pap., 4°, 114 Bll.; Psalm 90 u. 108 mit „ N u t z b a r k e i t " u. d e m Canticum Filiorum Israhel; die Hs. stammt aus d e m Kartäuserkloster Buxheim; schwäb., 15. Jh. 4 3 3 . 26. Heidelberg, Univ. Bibl. cod. pal. germ. 425; Pap., 4°, 126 Bll.; Psalter mit Cantica; obd., 15. J h . (Walthers 20. Psalter) 434.++ 27. Quedlinburg, Stifts- u. Gymnsasialbibl. Nr. 84; 2°, 472 Bll.; Psalter mit Cantica, Antiphonen, u. a . ; „ E y n bethe buch der heyligen syben gezciten noch d e m e chore der kerchen Sancti martini zcu Stalberg zedützst"; obd., 15. J h . (Walthers 12. Psalter) 435.++ 28. Wien, Nationalbibl. 2813; lat.-dt. Psalter; obd., 15. J h . (Walthers 21. Psalter) 436.++ 29. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 442; ein Gebetbuch; obd., 15. Jh. 437 .++ 30. Leipzig, Univ.-Bibl. Ms. 59; Psalter mit der Glosse des Nikolaus von L y r a ; md., 15. Jh. 4 3 8 . 427

) H. V o l l m e r , Ein Reisebericht, in: BdK. X, S. 34*ff. ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , S. 15. 429) w . W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil II., Sp. 224ff.; 413ff. und Teil III., Sp. 643, 682 ff. 43 °) W. L ü d t k e , a.a.O., S. 201. 431 ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , S. 9ff., auch Tabelle 68. 432 ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , S. 6. 433 ) H. V o l l m e r , Berliner Studien, in: BdK. V I I I , S. 127f. 434) w . W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil I I I , Sp. 573ff., 630 und 581ff., 621 f. 436 ) Siehe Anm. 434. 436) Ygi W a l t h e r , Bibelübersetzung, Teil III, Sp. 573ff. u. 630. Außerdem H. V o l l m e r , Ein Reisebericht, in: BdK. X, S. 19*. 437 ) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 11. 438 ) H . V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 8 f.; A. B e r g e l e r , Das dt. Bibelwerk Heinrichs v. Mügeln, Diss. Berlin 1937, S. 6ff.; H . V o l l m e r , Zu Heinrichs v. Mügelns dt. Bibelwerk, in: BdK. V I I I , S 159ff. 428

152

Verwandtschaftsgruppen in Psalmenübersetzungen

31. Wolfenbüttel, Landesbibl. Heimst. 885; Psalter mit Cantica; ndd., 15. Jh.439.++ 32. Köln, Stadtarchiv W fol. 87; Psalter mit Glosse; Geschenk eines Bürgers aus Deventer an die Augustinerinnen in der Gereonstraße in Köln; mndl. 15. J h . " 0 . 33. London, Brit. Mus. Arundal 294; Psalter; ndl., 15. Jh. 4 4 1 . 34. Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. Ms. theol. 2061; Gebetbuch; obd., 15. Jh.442.++ 35. München, Staatsbibl. cgm. 79; Gebetbuch; md., 15. Jh.443.++ 36. Wolfenbüttel, Extrav. 289. 3; Gebetbuch mit den 7Bußpss.; ndd., 15. Jh. 4 4 4 . 37. Wolfenbüttel, Heimst. 1153; Gebetbuch mit den 7Bußpss.; ndd., 15.Jh.444.++ 38.-39. Wolfenbüttel, Heimst. 1136-1137; zwei Gebetbücher; ndd., 15. Jh. 444 . 40. Wolfenbüttel, Heimst. 1228; Gebetbuch; aus der Diözese Paderborn; ndd., 15. Jh. 4 4 4 . 41. Wolfenbüttel, Heimst. 1254; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; ostfäl., 15. Jh.444.++ 42. Wolfenbüttel, Heimst. 1313; Pap., 177 Bll.; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; ndd., 15. Jh. 4 4 4 . 43. Hamburg-Altona, Bibl. des Christianeums; Perg.; Gebetbuch mit Kalender, Litanei, u. a.; die Hss. stammt aus dem Dominikanerkloster in Bremen; ndd., 15. Jh. 4 4 6 . 44. München, Staatsbibl. cgm. 135; Perg., 95 Bll.; Gebetbuch mit den 7 Bußpss. u. Ps. 50; ndl., 15. Jh. 4 4 6 . 45. Wolfenbüttel, Landesbibl. 59. 1. Aug.; Gebetbuch mit den 7 Bußpss.; ndl., 15. Jh. 4 4 '. 46. Würzburg, Univ.-Bibl. Ms. chart. 144; 4°; Bußpss. mit Glosse, teilweise auch paraphrasiert; aus dem Kartäuserkloster in Amsterdam; ndl., 15. Jh. 448 . 47. Dessau, Landesbibl. o. S.; Bußpss. (gereimt); mndd., 15. Jh. 449 . 439)

H . V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, a.a.O., S. 15 u. Tabelle 69. C. H. E b b i n g e - W u b b e n , Over middelnederlandsche vertalingen van het Oude Testament, 's-Gravenhage 1903, S. 186ff.; E . Z i m m e r m a n n , Die deutsche Bibel im religiösen Leben des Spätmittelalters, in: BdK. VIII, S. 66, Anm. 2. 441) C. H. E b b i n g e - W u b b e n , Over middelnederlandsche vertalingen . . . , a.a.O., S. 203; H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 20. 442 ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 8 u. II, S. 33ff. 443) Ders., Psalmenverdeutschung I, S. 10. 444) Ders., Psalmenverdeutschung I, S. 15 u. Tabelle 72 u. 73. 445 ) W. L ü d t k e , Neue Psalmentexte, in: BdK. XI, S. 187ff. 446) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung II, S. 268f. 447) Ders., Psalmenverdeutschung I, S. 15. 448) Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 9. 449) Ders., Die deutsche Bibeldichtung des Mittelalters, in: BdK. VIII, S. 106 und Ders., Psalmenverdeutschung II, S. 268f. 44°)

Nichtgeordnete Handschriften und Drucke

153

48. Quedlinburg, Stifts- u. Gymnasialbibl. N r . 75 b ; Pap., 12°, 70B11.; Gebetbuch mit den 7 Bußpss. (gereimt); m n d d . , 15. Jh. 4 6 0 . 49. Rostock, Univ.-Bibl. o. S.; Gebetbuch mit d e n 7 Bußpss. (gereimt), m n d d . , 15. Jh. 4 5 0 . 50. London, Brit. Mus. Curzon 245; Perg.; Bußpss. (gereimt) 460 . 51. M ü n c h e n , Staatsbibl. cgm. 97; Gebetbuch aus der Diözese Konstanz; obd., 1519461.++ 52. H a n n o v e r , Landesbibl. I 94; Gebetbuch aus d e m Kloster L ü n e ; ndd., 15. J h . 4 5 1 . + + 53. Brüssel, Bibl. Royale 611; Psalter; mndl., 16. Jh. 452 .++

2. D r u c k e 54. Delft, unbekannter Drucker; Psalter; mndl., 1480 453 . 55. Köln, Peter Quentell; lat.-dt. Psalter mit Glosse; aus d e m Kartäuserkloster in K ö l n ; hd. 15 3 5453.

460

) Siehe Anm. 449. ) Nach V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 8 u. 10. 452 ) Ders., Psalmenverdeutschung I, S. 7ff.; C. H. E b b i n g e - W u b b e n , Over middelnederlandsche vertalingen . . . , a . a . O . , S. 188. 453 ) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, S. 7 u. 9. 451

DRITTES

KAPITEL

ÜBERSETZUNGSTRADITIONEN IM SPRACHGUT DER

PSALMENÜBERSETZUNGEN

V O N D E N A N F Ä N G E N BIS H I N ZU L U T H E R

Hat man vom Thema der Arbeit her seine Aufmerksamkeit auf die Gesamtüberlieferung der Psalmenübersetzungen zwischen Notker und Luther zu richten, so müßte dies strenggenommen zu der Konsequenz führen, die ungemein große Anzahl von Hss. und Drucken, die wir im vorigen Kapitel unter anderen Gesichtspunkten geordnet und zusammengestellt haben, zum größten Teil in die Betrachtung mit einzubeziehen. Dies ist aber schlechterdings unmöglich, denn nur wenige Arbeiten sind in ihrem vollen Umfange publiziert worden und Reisen zu den Quellen, wie sie H. Vollmer regelmäßig durchführte, konnten nicht unternommen werden. Methodisch von einer Verwandtschaftsgruppe auszugehen, sie in die ältere, nahverwandte Tradition einzuordnen und in ihrem unmittelbaren Weiterwirken zu verfolgen, ist eine Möglichkeit, die H. Eggers jüngst erprobte und die auch in Zukunft bei anderen Familien wahrgenommen werden sollte. Dieser Weg ist aber nur dann einzuschlagen, wenn man auf Vorarbeiten, wie sie zur Gruppe 5 (vgl. oben) im reichen Maße geliefert wurden, aufbauen kann, was längst nicht bei allen Übersetzungsfamilien gegeben und im Grunde nicht nur eine Frage des guten Willens, sondern der zur Verfügung stehenden Zeit ist. Außerdem wird die Erlangung eines Gesamtüberblicks erst nach vielen Jahren möglich sein, wenn man bedenkt, daß die Untersuchungen zur Gruppe 5 sich nahezu über ein halbes Jahrhundert erstreckt haben. So erscheint es als gerechtfertigt, das Problem der Übersetzungstradition auch von den zur Verfügung stehenden Texten her anzugehen, obwohl heute die Ausgangsbasis noch nicht die Breite, die an sich wünschenswert wäre und von Vollmer in seiner Zitatenkartothek angestrebt wurde, besitzt. Dieser erste Abschnitt beginnt mit einer Auswahl lateinischer Wörter, die zentrale Begriffe des kirchlichen Raums darstellen, zumal solche Wörter auf Grund des konservativen Zugs der Bibelsprache bei der Beobachtung einer kontinuierlichen Tradition von Nutzen sein können. Ausgangspunkt ist stets die lateinische Bezeichnung, deren Wiedergaben in den dt. Texten beschränkt auf den heimischen Wortschatz 1 - , erfaßt werden, soweit diese *) Um das dritte Kapitel auf den geforderten Umfang zu reduzieren, mußten

I. Im Bereich des Wortschatzes

155

natürlich zugänglich sind. Dabei genügt es nicht immer, ein oder mehrere Psalmenstellen, an denen das entsprechende Wort vorkommt, sondern nötigenfalls sämtliche im Auge zu behalten, auch wenn sie wie bei benedicere einige Dutzend ausmachen. Mit Hilfe der Vulgata-Konkordanz 2 läßt sich dieser Arbeitsvorgang verhältnismäßig leicht ermöglichen. Im Anschluß an das Lemma folgen die verschiedenen Interpretamente mit dem Vermerk, in welchen Hss. und Drucken sie vorkommen, wobei jeweils die älteste Übersetzung hervorgehoben wird. Auf die Einführung von kürzeren Siglen für alle Hss. und Drucke mußte der unübersichtlichen Reihung wegen verzichtet werden. Am Schluß der Arbeit findet sich aber ein Anhang, in dem vor allem die Übersetzungen, die in diesem Kapitel recht anonym, oft nur durch eine Signatur gekennzeichnet, benutzt werden, mit der Angabe ihrer Gruppennummer erscheinen, was das Zurückgreifen auf die einzelnen, nicht allgemein bekannten Verwandtschaftsgruppen im zweiten Kapitel erleichtert. Systematische Zusammenfassungen schließen die Wortlisten ab, die beim heimischen Wortgut zunächst alphabetisch nach den Lemmata geordnet sind. Im folgenden Abschnitt ist es unser Anliegen zu prüfen, wie bestimmte, andersartige Konstruktionen der lateinischen Sprache in den dt. Übersetzungen wiedergegeben werden, und es wird darauf ankommen, die verschiedenen Versuche, angefangen von der wörtlichen Nachbildung über bestimmte Übergangsstadien bis hin zur freien Eindeutschung, nebeneinanderzustellen. Auch hier wird die älteste Hs. der jeweiligen Gruppe hervorgehoben. Wie jede Sprache fremde Elemente enthält, so finden sich auch solche im Latein der Vulgata. In der Hauptsache handelt es sich um Hebraismen, deren Übernahme bzw. Übertragung ins Dt. verfolgt wird (II, 1). Von größtem Interesse sind in diesem Zusammenhang die Übersetzungsmöglichkeiten der lateinischen Partizipialkonstruktionen, des Ablativ absolutus und des Gerundiums (11,2-4), doch geht es danach auch um syntaktische Fragen, die sich aus dem Bereich des lateinischen Verbs (Verbaladjektiva und -substantiva, Verbum substantivum = II, 5) ergeben. Manche dieser Beispiele werden von den dt. Wiedergaben her auch in den sich anschließenden Abschnitten (II, 6-11), die andere Probleme der Satzbildung und Funktionen verschiedener Satzteile behandeln, Erwähnung finden müssen. Darauf folgen bestimmte Ausdrücke und formelhafte Wendungen (Abschnitt III), die in ihrer gelungenen Form nicht erst bei Luther, sondern bereits in früher entstandenen Psalmenübersetzungen vorkommen. Schließlich fügen wir im Gegensatz zu den vorhergehenden Abschnitten, in denen es darum geht festzustellen, wie bestimmte Wörter, syntaktische u. a. die Ausführungen zum Fremd- und Lehnwort ausgeschieden werden. Dieser Abschnitt wird gesondert publiziert werden. 2 ) F. P. D u t r i p o n , Concordantiae BibliorumSacrorum Vulgatae Editionis, Parisiis MDCCC XL IV.

156

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Erscheinungen u n d Ausdrücke der lateinischen Vorlagen in den dt. Übersetzungen des Mittelalters bis hin zu Luther 3 wiedergegeben werden, ein viertes Unterkapitel ein, in d e m die Ausgangsbasis der Materialsammlung bewußt eingeengt worden ist u n d das mit der von G. Ising 4 erneut zur Diskussion gestellten Frage in Z u s a m m e n h a n g steht, inwieweit Luther unmittelbare Vorgänger hatte, die in ihrer Übersetzungsleistung mit der Lutherschen Bibel konkurrieren können. Die Forschung h a t hier die verschiedensten Ansätze unternommen, auf die wir hier nur hinweisen wollen 6 . Wir beschränken uns auf einen Vergleich der Psalmenübersetzungen aus den n d d . Bibeln 6 mit d e n verschiedenen Ausgaben Luthers, was bereits Ising mit Versen aus d e m Buche Genesis im R a h m e n seiner Beschäftigung mit der Ausgabe der n d d . Bibeln durchführte 7 , u n d fügen unseren Belegen die entsprechenden Stellen aus älteren Versionen zum Vergleich bei. Die Aufteilung des Stoffes in Wortschatz, syntaktische Erscheinungen u n d Ausdruck, die auch zunächst in diesem Z u s a m m e n h a n g vorgenommen wurde, fiel der Straffung des dritten Kapitels z u m Opfer, u n d es w u r d e n n u r die interessantesten Belege z u m treffenden Ausdruck beibehalten. Aber schon die wenigen Beispiele werden die erstaunlichen Übereinstimmungen zwischen Luther u n d den ndd. Bibeln in der Psalmenübersetzung deutlich machen können. Als Grundtext f ü r diese Vergleiche übersetzungstechnischer Einzelheiten genügen die Vulgata u n d die übrigen lateinischen Psalterfassungen, d e n n alle 3 ) Auch wenn Luther in den meisten Fällen sehr viel mehr griechische und hebräische Texte als Ubersetzungsgrundlage benutzte, mußte sein Psalter mit einbezogen werden. 4 ) G. I s i n g , Die ndd. Bibelfrühdrucke, in: PBB. - Halle, 79 (1957), S. 438ff. 6 ) W. K u r r e l m e y e r (Hrsg.), Die erste dt. Bibel, Bd. 1-9, in: Bibl. d. Lit. Ver., Bd. 234ff., 1904ff. Vgl. auch die im Anschluß an die Ausgabe entstandenen Arbeiten von E. B r o d f ü h r e r u. Fr. T e u d e l o f f . - P. P i e t s c h , Evangely und Epistel Teutsch. Die gedruckten hd. Perikopen (1473/1523), 1927. W. K ä m p f er, Studien zu den gedruckten mndd. Plenarien, in: Ndd. Studien Bd. 2, MünsterKöln 1954. - W. Z i e s e m e r (Hrsg.), Eine ostdeutsche Apostelgeschichte des 14. Jhs., in: Altdt. Textbibl. 24, Halle 1927. - Ders., Studien zur mittelalterl. Bibelübersetzung, in: Sehr. d. Königsberger Gelehrten Gesellschaft, Geisteswissensch. Klasse, H. 5, Halle 1928. Ders., Die Prophetenübersetzung des Claus Cranc, 1930. - Fr. M a u r e r , Studien zur mittelalterl. Bibelübersetzung vor Luther, in: Germ. Bibl., 2. Abt., Bd. 26, Heidelberg 1929. - Die von W. Ziesemer begonnenen Arbeiten über die Literatur des Dt. Ordens gedenken wir mit der Textpublikation einer Psalmenübersetzung aus diesem Gebiet und mit ihrer Auswertung fortzusetzen. e ) Isings Ausgabe, die alle vier ndd. Drucke berücksichtigt, stand für die Psalmen noch nicht zur Verfügung. So waren wir gezwungen, uns auf die erreichbaren Drucke KBE. (der Psalter ist hier ripuarisch) und LB. (vgl. die näheren Angaben auf S. 90) zu beschränken. 7 ) Die ndd. Bibelfrühdrucke, a. a. O., S. 443-454. Außerdem sei auf den Aufsatz „Zu den Tiernamen in den ältesten ndd. Bibeldrucken" desselben Verfassers hingewiesen, der im Ndd. Jahrbuch, Jg. 1960, Bd. 83, S. 41-58, erschien.

I. Im Bereich des Wortschatzes

157

bis heute bekannt gewordenen, vorlutherischen Arbeiten lassen sich auf diese Texte zurückführen, und wenn eine Übersetzungstradition bestanden hat, konnte sie nur von diesen Fassungen und ihren dt. Übersetzungen, die selbstverständlich in verschiedenster Weise Anwendung fanden (vgl. Einleitung), ausgehen. I. I m B e r e i c h d e s W o r t s c h a t z e s 1.

arguere

V u l g . : 5mal in den Pss.; N o t k e r : inchünnen (3mal), im Wiener und Münchener Notker (in Ps. 6, 2); N o t k e r : errefsen (inPs. 49, 8), Wbg. (refsen - 3mal, berefsen- Ps. 6, 2; 49,21), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (resphen - 2 mal, beresben - Ps. 49, 21, die anderen Textstellen fehlen), Wo. 146,2 (in Ps. 6, 2), Millst. (nur reffsen), Schleiz (berefsen in Ps. 6, 2, die anderen Textstellen fehlen), Dresden 287 (nur in Ps. 6, 2), Hbg. 142 (kennt nur dieses Wort, 1 Stelle fehlt im Text), Trier 51 (in Ps. 37, 2; 49, 21), so auch in Wo. 58, 4, Heinrich von Mügeln - Rein 204 - (in Ps. 6, 2; 37, 2), die Südndl.-ndrh. Gruppe - Brüssel 608 u. 609, Janota-Gebetbuch, Linköping, Hbg. 2060, Hbg. 2182 a , KBB. - (in Ps. 6, 2), Vranke Callaerts Übersetzung - Brüssel 15615, 836 u. 606, Lübeck 35, Mentel und Eggestein (nur in Ps. 49, 21), Nürnberg, Stadtbibl. Cent. V A p p . 3 4 1 (reffs, i n Ps. 6, 2 ) ;

außerdem ist zu beachten: V u l g . : corripias, in Ps. 6, 2 b u. 37, 2 b ; N o t k e r : errefsen, so auch im Wiener und Münchener Notker, Hbg. 142 (nur in Ps. 6, 2), Leipzig Stadtbibl. II, 61 (berespe, darüber: strafe in Ps. 6, 2), Leiden 233 (bereyspen in Ps. 6, 2), cgm. 420 (rebs in Ps. 6, 2), Mentel und Eggestein (in Ps. 6, 2; 37, 2), Grootes Übersetzung - Haag 133 E 21, Münster 419, Hbg. 10, Fulda Aa 132, Leiden UB. 46 B, Brüssel 108, Greifswald UB. 5, Hbg. Ms.theol. 1260, A. v. Berghens Druck, Antwerpen 1504, (Ps. 6, 2; 37, 2), Rostock Ms. theol. 38 II (in Ps. 37, 2), H. Bungarts Druck, Köln 1509 (in Ps. 6, 2); D r e s d e n 287: strafen (4mal), Breslau I. o. 100 (stroffen, bestroffen - in Ps. 4 9 , 8 u. 21, die anderen Textstellen fehlen), Treb. (4mal, Ps. 6, 2 nicht überliefert), die Schles.-böhm. Gruppe - Florian III, 206, Wien 2767, Breslau UB. I. D. 7, Stuttgart HB. 28 - (strafen in Ps. 6, 2), die Hohenfurter Pss. u. ihre Zweige - cgm. 130, cgm. 440, cgm. 182 — fstrafen in Ps. 6, 2), Heinrich v. Mügeln - Rein 204 - (straffen in einer Doppelglosse, nur in Ps. 6, 2), cgm. 341 (straffen - 5mal), auch in cgm. 420 (strauff - Ps. 6, 2), die Md. Pss. Leipzig Stadtbibl. II, 61, cgm. 741, Heidelberg cod. pal. germ. 63, Innsbruck 631 - (strafen in Ps. 6, 2), Heidelberg cod. pal. germ. 21 (Ps. 6, 2), cgm. 527 I (Ps. 6, 2) Mentel und Nachfolger (4mal, auch in Ps. 49, 21 ab Pflanzmann), Wenzelbibel - Stuttgart HB. II, 7 - Ps. 6, 2), Grootes Übersetzung -

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Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

H a a g 131 E 2 1 , M ü n s t e r 419, H b g . 10, F u l d a A a 132, L e i d e n U B . 46 B (bestraeuen), Brüssel 108, Greifswald U B . 5, H b g . Ms. theol. 1260, A. v. Berghens D r u c k , A n t w e r p e n 1504 - (straffen, in Ps. 6, 2 ; 37, 2), H b g . 157, W e i m a r 35, O r t u l u s a n i m e to d u d e , W o . H e i m s t . 885 u. 1254, L ü b e c k e r P e r g a m e n t d r u c k , LB., H a B . , L u t h e r (in Ps. 6, 2 u. 37, 2 a u c h schon a b 1517); W o . 58, 4 : bescelden in Ps. 49, 8, L e i d e n 233 (scheiden in Ps. 6, 2), S t u t t g a r t Ms. 35 (schelten in Ps. 6, 2), H a n n o v e r I 94 (bescheiden in Ps. 6, 2), L ü b e c k 36 u. 34 (byschelten, bescheiten in Ps. 6, 2), W o . H e i m s t . 1153 (bescheiden in Ps. 6, 2), L ü b e c k e r G e b e t b ü c h e r von 1501, 1510 (bescheldten in Ps. 6, 2 ) ; W o . 58,4: sculdigen - 93, 10, W i e n 2756 (beschuldigen - Ps. 6, 2 ) ; L e n i n g r a d X X J L X I I I : begripen (Ps. 6, 2 ; 37, 2), Brüssel 605 (begrijpen, in Ps. 6, 2 ) ; c g m . 4885: ruegen (Ps. 6, 2 ) ; B e r l i n M s . g. f. 249: beruffen (Ps. 6, 2). D i e F o r m e n a h d . refsen > m h d . refsen, respen, m n d d . rispen, m n d l . rispen, respen w e r d e n in d e n Pss. des 11.-15. J h s . g e b r a u c h t . Z u s a m m e n s e t z u n g e n m i t d e n Vorsilben be-, er- sind häufig. A u ß e r d e m m u ß in E r w ä g u n g gezogen w e r d e n , d a ß die Belege refsen 'corripere' in Ps. 6, 2 u. 37, 2, die hier auf G r u n d v o n Verwechslung gesetzt w o r d e n sind, d e r G r u p p e refsen 'arguere' zugerechnet w e r d e n k ö n n e n , d e n n in der lat. V o r l a g e stehen die in etwa dieselbe B e d e u t u n g t r a g e n d e n V e r b e n arguere - corripere i m selben Vers nebeneina n d e r . A u ß e r d e m h a t es sich gezeigt, d a ß arguere m e h r m i t refsen übersetzt u n d corripere d u r c h a n d e r e W ö r t e r wiedergegeben wird. I n verschiedenen U b e r s e t z u n g e n k o n n t e n mangels T e x t p u b l i k a t i o n e n n i c h t alle Stellen, w o arguere g e b r a u c h t wird, ü b e r p r ü f t w e r d e n . Soviel wird a b e r deutlich, d a ß strafen das ältere refsen i m m e r m e h r z u r ü c k d r ä n g t . Diese E n t w i c k l u n g wird in d e n M d . Pss. z u m ersten M a l g r e i f b a r : z. B. h a t D r e s d e n 287 refsen n u r i n P s . 6, 2, d a g e g e n ahzr 4:ma\ strafen. H b g . 142, das zur selben G r u p p e gehört, k e n n t allerdings n u r berespen. I n der ältesten Hs. der M ü g e l n s c h e n Ü b e r setzung - R e i n 204 - tritt straffen bereits in einer Doppelglosse auf. Ä h n l i c h v e r f ä h r t Leipzig S t a d t b i b l . I I 61, eine j g . Hs. der M d . Pss., d e r e n Schreiber das lebenskräftigere strafen ü b e r d e m älteren W o r t vermerkt. Bemerkenswert ist j e d o c h , d a ß refsen u n d a n d e r e F o r m e n in d e n obd. Bibeldrucken Mentels u n d Eggesteins, d e n K ö l n e r Bibeldrucken u n d a n d e r e n Hss. zu finden ist, ein weiterer Beweis d a f ü r , wie traditionell u n d unselbständig in dieser H i n sicht ein Teil d e r Übersetzungsliteratur w a r . I n n e r h a l b der ndl. G r u p p e fällt Leiden U B . 46 B auf, die bestraeuen statt straffen (so in H a a g 133 E 21) bringt. B. v a n d e n Berg 8 charakterisiert diese Erscheinung so, d a ß in L e i d e n U B . 46 B das allgemein südliche bzw. limburgische W o r t a n Stelle des i m 8 ) G. Grote's Psalmvertaling, in: Tschr. v. Ned. Taal- en Letterkde., 61-62 ( 1 9 4 2 ^ 3 ) , S. 264.

I. Im Bereich des Wortschatzes

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Norden des ndl. Raumes gebrauchte straffen eingesetzt wird. Einige Hss., die ausschließlich dem md.-ndd. Raum angehören, bringen vereinzelt scheiden, bescheiden u n d sculdigen, beschuldigen. D i e F o r m e n begripen, begrijpen

sind flämisch und kommen in Hss. vor, die in diesen Raum gehören. Brüssel 608 u. 609, die mit Leningrad X X J L X I I I verwandt, aber in Brabant entstanden sind, trennen sich hier von der älteren fläm. Hs. und benutzen straffen.

2.

benedicere

V u l g . : 68mal in den Pss.; a) A l t a l e m . P s f r g m . : gewihen (Ps. 113, 11, 12 u. 15; 123, 6; 128, 8) die Altndfrk. Psfrgm. (gewiien - 65, 8 u. 20; 66, 2 u. 8; 67, 20, 27 und 36; 71, 15, 17 I u. II, 18 u. 19), As. Psfrgm. (giuuihian - 28, 11; 33, 2; 111, 2); Wbg. (gewihen - in der Doppelglosse - 117, 26); b) N o t k e r : löbon (32mal), so auch im Wiener Notker (16mal, wobei zu berücksichtigen ist, daß Ps. 51-99 fehlen), in Trier Stadtbibl. Ms. 806 (25mal, bei Ps. 37, 17 fehlt der Text), Wbg. (loben - 17, 47; auch in den Doppelglossen 25, 12; 27, 6; 30, 22; 62, 5; 112, 2; 143, 1; auch in 48, 19(!)), Millst. (12mal), Wo. 146, 2 (15, 2), Dresden 287 (15mal, auch in 48, 19 (!)), Hbg. 142 (louen, loben - 4mal, auch 48, 19 (!)), Düsseldorf (25, 12), Breslau I. o. 100 (67, 36), Trier 51 (louen, loben - 13mal, auch 48, 19 (!)), Heidelberg UB. Salem V I I I , 24 (loben - 64, 12 (!)), Wo. 5 8 , 4 (louen - 22mal, auch 48, 19 (!)), Treb. (lobin - 71, 15), die Schles.-böhm. Gruppe - Olmütz 2 V 10 (15,7; 67,20 u. 36), Krummau (15,7), so auch Stuttgart Ms. 21; die Hohenfurter Zweige - Hohenfurt (15, 7; 67, 20, 27 u. 36), Berlin Ms. g. f. 630 (15, 7; 67, 27), cgm. 440 (15, 7); Wien 2756 (15, 7), so auch Heidelberg cpg. 425, cgm. 341 (36mal), Luther (37mal, auch in 48, 19 der Ausgabe von 1524 (!)); N o t k e r : löb tüon (15, 7; 102, 21), so auch im Wiener Notker; N o t k e r : ddnchon (102, 1 u. 3; 113, 18), so auch im Wiener Notker, Millst. (133, 1; 134, 19 u. 20); N o t k e r : ze guote ndmon (17, 47; 117, 26), so auch im Wiener Notker; A l t a l e m . P s f r g m . : uuola quedan (113, 18), Andrfk. Psfrgm. (quethan 61, 5; 62, 5; 64, 12), Wbg. (wole sprechen - 23mal, 2 mal in Doppelglossen, wole sagen - lOmal, 4mal in Doppelglossen), Wo. 146,2 (wolsprechen 134,19), Schleiz (15,7), Dresden287 (15,7; 61,5), Hbg. 142 (15,7), Leiden 233 (15,7), Treb. (5mal), Olmütz 2 V 10 (67,27), cgm. 1117b (15, 7; 67, 27), Göttingen Ms. theol. 215 (wail sprechen - 15, 7), Quedlinburg 84 und cgm. 363 (67, 27), cgm. 341 (61, 5); M i l l s t . : genaden (9mal), Wo. 58, 4 (44, 3 (!));

160

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : segenen (8mal), Millst. (19mal), Schleiz (27,6), Dresden 287 (21 mal), H b g . 142 (lOmal, fast die Hälfte des Textes fehlt), Breslau I. o. 100 (4mal, das meiste des Textes fehlt), Trier 51 (6mal), Wo. 58, 4 (13mal), die Schles.-böhm. Gruppe - Breslau D 26 (seinen - in 15, 7; 67, 27); die Hohenfurter Zweige - Stuttgart Ms. 21 und cgm. 182 (15, 7; 67, 27); Heinrich v. Mügeln - Rein 204 (15, 7), Stuttgart Ms. 17 (67, 27); Wien 2684 ( 1 5 , 7 ; 67,27), cgm. 341 (117,26), Wenzelbibel - Weimar fol. 3 - (gesegen - 4mal), Mentel und Nachfolger (43mal), Berlin Ms. g.f. 67 (gesegen - 4 mal) ; B e r l i n M s . g. f. 2 4 9 : jn mynen antzlitz besagen - 15, 7; W i e n 2 8 1 3 : singen - 67, 27; c g m . 3 6 3 : erhöhen - 15, 7; c g m . 3 4 1 : eren- 144, 10; L u t h e r : ewiglich bleiben - 71, 17 I ; c) N o t k e r : ségenòn (8mal), ségen geben (5mal), ségen tüon (2mal), ségen infahen (127,4); so auch im Wiener Notker (außer 127,4: segen ganten), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (segenen, gesegenen - 16mal), Wbg. (12mal, 7mal in Doppelglossen), Millst. (segen, gesegen - 23mal), Schleiz (segenen - 5, 13; 28, 11), Dresden 287 (segenen, gesegenen, geseinen - 19mal), Hbg. 142 (9mal), Breslau I. o. 100 (4mal), Nürnberg Cent. V I 97 u. Heidelberg UB. cpg. 63 (gesegen - 64, 12), Würzburg Ms. chart. 2 u. 97 (segen - 71, 17 II), Wo. 5 8 , 4 (segen, gesegen - 20mal), Leiden 233 (9, 24), Treb. (seynen - 14mal), Florian I I I . 206 (seynen - 64, 12), Heinrich v. Mügeln - Hbg. 1010 u. Würzburg 67 (segen - 71, 17 II), so auch Hbg. 162, Weimar 35 (seghenen — 71, 17 II), Würzburg 25 (segen - 71, 17 I I ) , Heidelberg UB. cpg. 32 (gesegnen 64, 12), cgm. 341 (17mal), Mentel u n d Nachfolger (nur - segen, gesegen), Ratdolt 1499 (71, 17 II), Luther (22mal); N o t k e r : ze guote gendmòn (111,2; 113, 15), so auch im Wiener Notker; N o t k e r : ze guote cheden (nur in 84, 2) ; N o t k e r : urdm-dihen (nur in 106, 38), so auch im Wiener Notker; N o t k e r : uuola cheden (nur in 108, 28), so auch im Wiener Notker, Wbg. (wole sprechen - 3 mal, 7 mal in Doppelglossen, wole sagen - 9, 24, 2 mal in Doppelglossen), Berlin Ms. g. f. 494 (64, 12); c g m . 3 4 1 : loben - (9, 24; 36, 22); L u t h e r 1 5 2 4 - 2 8 : wol gefallen haben, 1 5 3 1 ff.: gnedig gewest seyn; d) Ps. 48, 19 Notker (sälig keheizen), so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (gesegenen), Wbg. (wolesagen - loben), Millst. (gesegenen), Dresden 287 (loben), so auch Hbg. 142, Trier 51, Wo. 58, 4, Treb. (geseinen), cgm. 341 (selig sein), Mentel u n d Nachfolger (gesegenen), Luther 1524-28 (loben), Luther 1531 ff. (sich trösten). Bei den Belegen von benedicere ist zu beachten, in welchem Zusammenhang das Wort gebraucht wird, u n d zwar, ob es uone gote here ze uns gerihtit wirt9

I. Im Bereich des Wortschatzes

161

bzw. 'Menschen in Stellvertretung Gottes andere segnen', oder ob iz aue uon hin ze gote gerihtit wirt9, 'ihm also ehrfurchtsvoll Lob gesprochen wird'. Wohl erst Notker hat die Doppelbedeutung von benedicere genau beachtet und dem durch Variationen der Glossierungen in seiner dt. Übersetzung Rechnung getragen. Nach Überprüfung der Stellen hat sich ergeben, d a ß benedicere 43 mal in der Bedeutung 'Lob Gottes' benutzt wird, in Ps. 48, 19 weder der einen noch der anderen Gruppe zugerechnet werden kann (quia anima eius in vita ipsitis benedicitur) u n d sonst im Sinne von 'segnen' zu verstehen ist. a) Die ältesten Interlinearversionen scheinen ahd. gewthen, as. giwthian (got. weihan) in den meisten Fällen benutzt zu haben, ohne dabei auf den semantischen Gehalt von benedicere zu achten, gewthen drückt den Ablauf einer Kulthandlung, hier 'die Gottessegnung u n d -anbetung' des AT. betreffend, aus, wird d a n n aber spätestens in Notkers Übersetzung durch andere Wörter ersetzt. Wbg. belegt das ältere Wort noch in einer Doppelglosse, u n d bei Notker kommt es im zusätzlichen Kommentar zu Ps. 44, 8 pater uuiehta dih. und salbota dih vor. b) Die 43 Belege von benedicere 'das Verhältnis Mensch zu Gott, Lob Gottes' werden in der Notkerschen Übersetzung fast einheitlich mit lobon (32mal), lob tüon (2mal) (mhd. loben, mndd. louen) ausgedrückt. Ähnlich ist es im Wiener Notker, doch mit den Übersetzungen des 12. Jhs. wird schon ein Wandel sichtbar: Trier Ms. 806 hat zwar noch überwiegend loben (25mal), bringt dagegen auch segenen (8mal). I n Millst. ist das Verhältnis 12 : 19, wobei diese Hs. auch 8 m a l genäden benutzt. Für das 14. u. 15. J h . läßt sich Verbindliches nicht sagen, weil die meisten Texte in ihrem vollen U m f a n g noch nicht zugänglich gemacht worden sind. Allerdings ist zu erkennen, d a ß in bestimmten Übersetzungen (einige Hss. der M d . Pss. in Gruppe 5, die überarbeitete Abschriften älterer Vorlagen sind) segnen gegenüber loben in der Mehrheit ist und in den obd. Bibeldrucken Mentels u n d seiner Nachfolger (Mentel druckte j a eine sehr viel ältere Hs. ab) ausschließlich segnen gebraucht wird. Auffallend ist die unveränderte Ü b e r n a h m e dieses Wortes durch Zainer und spätere Drucker, die gerade innerhalb des Wortschatzes öfters zu Verbesserungen oder Neuerungen neigten. Andererseits setzt in einzelnen Arbeiten jener Zeit auch eine rückläufige Bewegung hinsichtlich des Gebrauches von segnen für benedicere ein: I n Wo. 5 8 , 4 , einer westfäl. Arbeit des 14. Jhs., verwandt mit den M d . Pss., stehen loben und segnen im Verhältnis 22 : 13, Ps. 15, 7 fehlt im Text u n d an den übrigen Stellen wird das Lehnwort benedigen benutzt. Trier 51, eine jg. Abschrift der •) Auf die Verschiedenheit in der Anwendung von benedicere und auf die Folgen für die Ubersetzung ins Dt. fühlte sich ein Ubersetzer, möglicherweise auch ein Redaktor, aber wohl kaum ein Schreiber der Wbg. Arbeit veranlaßt hinzuweisen. Vgl. die Grafische Ausgabe, a.a.O., S. 540.

162

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

M d . Pss., verfährt ähnlich, n u r d a ß hier benedien wesentlich zugenommen hat. Treb. (schles., 14. J h . ) meidet segnen für benedicere völlig u n d bevorzugt das Lehnwort 1 0 . Die Hs. cgm. 341 aus der obd. Psalmengruppe, die ursprünglich vom Psalt. iuxta H e b r . ausging, nähert sich hier Luther, der 3 7 m a l loben setzt (cgm. 341 - 36mal). Neben den wichtigsten Glossierungen für benedicere 'Gott ehren' tritt noch eine weitere auf, nämlich die Lehnübersetzung uuola quedan, die schon in den Altalem. Psfrgm. begegnet. I n d e n Andfrk. Psfrgm. wird n u r das einfache V e r b quethan (< got. qvipan) benutzt. Neben vereinzeltem, in Doppelglossen vorkommendem loben bringt W b g . die Weiterbildungen wole sprechen (25mal), voole sagen (14mal), die j a auch in oben erwähnter Übersetzungsanweisung für benedicere 'Gott loben' empfohlen wurden, allerdings d a n n auch verschiedentlich für benedicere 'die Menschen werden von Gott gesegnet' Anwendung finden (vgl. die Belege). I n den nachfolgenden Übersetzungen n i m m t die Lehnübersetzung gegenüber loben bzw. segnen u n d d e m Lehnwort benedeien immer mehr ab. c) I n n u r 24 Fällen wird benedicere im Sinne von 'Gott segnet, Gottes G n a d e empfangen, durch einen Priester im N a m e n Gottes gesegnet werden' benutzt. Wie bereits oben erwähnt wurde, k o m m t ahd. segandn, segonón, seginòn, segenòn (< lat. signare) für benedicere in den Resten der ältesten Psalmenübersetzungen nicht vor. Erst bei Notker ist eine Z u n a h m e des Verbes (8 mal) u n d ins Detail gehender Zusammensetzungen wie ségen gében, — tüon, — infahen festzustellen. Der Wiener Notker kennt auch segen garnen = segen amen. Die nachfolgenden Übersetzungen halten die Anwendung des Verbes neben d e m Lehnwort benedeien aufrecht - auch Wbg., das zwar 19 mal mit segenen (Doppelglossen eingerechnet) übersetzt, aber auch 13 mal wole sprechen, — sagen - teilweise wieder in Doppelglossen - verwendet, sich somit nicht völlig an die in der Hs. enthaltene Übersetzungsanweisung, die in diesem Z u s a m m e n h a n g segenen, di durch wole zechen vorschlägt, gehalten hat. Notkers Übersetzung ze guote génamòn, urdm-dihen kehren nur im Wiener Notker wieder. Was die Weiterentwicklung der Formen von ségenòn im M h d . betrifft, so finden sich neben segenen, ge- auch die verkürzten Formen segen, ge-, die Kontraktionen sènen, seinen (md.) u n d ndl.-mndd. seghenen. d) Z u m Schluß sei auf Ps. 48, 19 hingewiesen, wo benedicere weder der einen noch der anderen Bedeutungsgruppe zugeordnet werden kann. Wie die Belege zeigen, scheint auch Unklarheit bei den Übersetzern bestanden zu haben. Selbst Luther korrigiert die Übersetzungen von 1524—28 u n d ändert 1531 ff. loben zu sich trösten um.

10 ) Uber den Gebrauch von benedeien vgl. man meine Ausführungen, die in einem Aufsatz veröffentlicht werden.

163

I. Im Bereich des Wortschatzes 3.

castigatio

V u l g . : nur in Ps. 72, 14; A l t n d f r k . P s f r g m . : kestigata, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (kestunge), Wbg. (chestigunge),

Millst. (chestenunge),

W o . 58, 4 (castiginge),

der

Münchener

Notker (kestigung), Mentel und Nachfolger (kestigung) ; N o t k e r : hdrnscdra, W o . 146, 2 (harmschare : aerumna - Ps. 31, 4 ) ;

D r e s d e n 287 : pine, so auch in Breslau I. o. 100, Trier 51 ; T r e b . : geczuchtheit; c g m . 3 4 1 : bereht;

L u t h e r : straffe. Für ahd. harmscara (bei Notker), das sowohl in der Bedeutung von 'Strafe' wie auch 'Qual, Pein' benutzt 11 und in Wo. 146, 2 für aerumna 'Trübsal' gebraucht wird, steht in den Altndfrk. Psfrgm. und den Interlinearversionen des späten 12.Jhs. das mit dem Christentum übernommene castigatio (E. Rooth verlegt die Entlehnung und Umbildung mit Recht in das germanisch-romanische Grenzland im Nordwesten 12 ) und das weitergebildete chestigunge, chestunge, das bis in die obd. Bibeldrucke erhalten ist. Die Form castiginge in Wo. 58, 4 ist md. Die Hss. der Md. Pss. in Gruppe 5 bringen übereinstimmend pine, während Luther straffe setzt und Pein mehr im Sinne von 'Höllenpein, ewige Pein' benutzt, bereht in cgm. 341 ist eine Bildung zu berehten in der Bedeutung von 'vor Gericht ansprechen, verurteilen, hinrichten' 13 . Treb. hat wiederum eine Abstraktbildung auf -heit.

4.

commodare

V u l g . : in Ps. 36, 26 und 111,5; As. P s f r g m . : gifuorsamòn (nur in 111, 5), auch Wbg. (gefuorsamen - in der Doppelglosse 36, 26) ; D r e s d e n 2 8 7 : her ist gemachsam (2 mal), so auch Hbg. 142; T r i e r 51 : her ist gewarsam (36, 26); warsam (111, 5); Leipzig UB. MS. 23 (gewarsam - 36, 26) ;

N o t k e r : intlihen (2mal), so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (lihen - 111,5; 36,26 fehlt), Millst. (entlihen - 36,26), Mentel und Nachfolger (leichen - 2mal), cgm. 341 (leihen), Luther 1524ff. (leyhen 2 mal); u ) A. L i n d q v i s t , Zur Etymologie des ahd.-as. „harmscara", in: PBB. 35 (1909), S. 383 ff. 12 ) Zu den Schleizer Psalmenbruchstücken, in: Festschrift Vollmer, BdK. XI, S. 185 f. 13 ) L e x e r , Mhd. HWB., Bd. 1, S. 188.

164

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

T r e b . : lenen (36, 26), Luther 1521 (lehnen - 36, 26); W o . 58, 4: borgen (2mal), Treb. (uzborgen - 111, 5); M i l l s t . : beliben (111, 5). I n der Überlieferung erscheint commodare in zwei Traditionsreihen, worauf A. Lasch 14 bereits aufmerksam gemacht hat. Die As. Psfrgm. gehen in der Wiedergabe von commodus - gefuori in der Bedeutung 'passend, bequem' aus, und so läßt sich das Verb gifuorsamon erklären. I n der Form gifuorsamen kehrt d a n n das Wort in der Doppelglossierung von Ps. 36, 26 der Wbg. Arbeit wieder. I n den Hss. Dresden 287 u n d Hbg. 142 findet sich her ist gemachsam, das im Lexer 16 als Glossierung zu commodus (nach Diefenbachs glossarium latino-germanicum, Ffm. 1857) vermerkt ist. Die Variante her ist gewdrsam in Trier 51 u n d Leipzig UB. Ms. 23 dürfte eine selbständige Änderung der Schreiber bzw. Bearbeiter dieser Hss. darstellen, die dabei commodus möglicherweise als 'maßvoll, nachsichtig' verstanden haben 1 6 . - Daneben begegnen intlihen, lihen, leihen (got. leihjan, ahd. lihan, m h d . lihen, leihen, hier in der Bedeutung 'eine Sache zeitweilig überlassen') bei Notker u n d in anderen Hss. des MAs. bis hin zu Luther, der 1521 lehnen (< ahd. lehänon, mhd. lehenen, lehnen in der Bedeutung von 'zu Lehen geben, leihen') hat (ebenso Treb.), ab 1524 aber nur noch leyhen gebraucht. Als Synonym findet sich in ndd.-md. Hss. borgen, uzborgen. Das V e r b beliben in Ps. 111, 5 der Millstätter Hs. wird von Törnqvist 1 7 auf Grund einer Verwechslung von commodare mit commorari oder auch dadurch erklärt, daß beliben für belieben als Übersetzung von commodare in der ursprünglichen Bedeutung 'sich gefällig erweisen, einem zu gefallen sein' zu verstehen sei. Allerdings ist mhd. belieben nicht bezeugt, aber m a n möchte sich doch der letzten Deutung anschließen, zumal der Übersetzer der Millstätter Hs. recht sorgfältig arbeitete und durchaus zu Selbständigkeiten neigte.

5.

despicere

V u l g . : 11 mal in den Pss.; As. P s f r g m . : forsca(uu[a]ie) (111,8), Wbg. (uerschowen- 91, 12, uerscowen in den Doppelglossen 9, 22; 53, 9), Wo. 146, 2 (ferscawen - 21, 25, andere Stellen nicht publiziert), Dresden 287 (vorschouwen - 53, 9); N o t k e r : gesehen (111,8),/ersehen (7mal), irsehen (91, 12), ubersehen (53, 9), u

) Die as. Psalmenfragmente, in: Ndd. Studien, Festschrift C. Borchling, 1932, S. 251 f. 15 ) Mhd. HWB,, Bd. I, S. 833. 16 ) Nach B. H e l l e n i u s , Ein Wegelebener Psalter . . . , in: LGF. 16, S. 44*, Note b. " ) Cod. Pal. Vind. 2682, Bd. I, in: LGF. Bd. 3, S. 186.

I. Im Bereich des Wortschatzes

165

so auch im Wiener Notker (außer 117, 7), Millst. (ubersehen - 9, 22; 21, 25), Breslau I. o. 100 (sen - 53, 9), Luther (lust sehen - 4mal); T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : uirsmahen (7mal, die anderen Stellen nicht überliefert), Wbg. (uersmahen - 8mal, 2mal in Doppelglossen), Millst. (versmehen — 9mal), der Münchener Notker (meistens - versmehen), Schleiz (uersmahen - 9, 22, die anderen Stellen nicht überliefert), Dresden 287 (vorsmehen - 10mal), Hbg. 142 (vorsman - 7mal), so auch Trier 51 (11 mal), Breslau I. o. 100 (vorsmoen - 68, 34), Leipzig Stadtbibl. II. 61 (vorsmehen 68, 34), so auch Heidelberg cpg. 63, Stuttgart Ms. Bibl. 35 (verschmähen 68,34), Innsbruck 631 (versmechen - 68,34), Wo. 58, 4 (uersman - 7 mal, verscman - 3 m a l ) , L e i d e n 233 (versman - 9, 22), T r e b . (uorsmein, vorsmehen -

11 mal), Berlin Ms. g. f. 249 (versmehen - 68, 34), Haag 133 E 21 (versmaen 4mal), Heidelberg cpg. 21 (uersmahen - 68, 36), cgm. 341 (versmehen - 9mal), Mentel und Nachfolger (verschmechen - 11 mal), KBE. (versmeen), LB. (vorsmoen).

As. forscauwon in der Bedeutung 'über etwas hinwegsehen, es verachten', das von A. Lasch 18 dem Hd. zugeschrieben wird, weil es dem As. und Mndd. unbekannt sei, kehrt nicht nur als Einzelübersetzung und in Doppelglossen der Wbg. Arbeit, sondern auch in Wo. 146, 2, einer Interlinearversion des 13. Jhs., und in Dresden 287, einem der ältesten Vertreter der Md. Pss., wieder, die es als Rest älterer Vorlagen bewahrt haben dürften, zumal dieses Wort in der Psalmenüberlieferung wie überhaupt in der Literatur 19 nicht allzu häufig belegt ist. - Demgegenüber sind f ersehen in der Bedeutung von 'verachten, verschmähen' (bei Notker) und andere Zusammensetzungen (lust sehen - in der Bedeutung von 'seine Lust an einem sehen' bei Luther 20 ) geläufig. In Trier Ms. 806 setzt dann uirsmahen (mhd. versrntehen, mndd. vorsman) ein, das Wort, das am meisten als Übersetzung für despicere benutzt wird.

6.

dolosus

N o t k e r : trüge-lefsa (labia dolasa - in Ps. 11, 3; 30, 19), der Wiener Notker nur noch in 30, 19, Trier 51 (droghenhaftig - 4 mal, auch in 11, 3 u. 30, 19, drogenlik - in 16, 1), Wo. 58, 4 (drugenhagt - 5mal, drugelik - 3mal, 3 Text18

) Die as. Psalmenfragmente, a.a.O., S. 252. ») Vgl. bei L e x e r , Mhd. HWB., Bd. 5, S. 218: Dt. Predigten des 13. u. 14. Jhs., hrsg. v. H. Leyser, 1838; Heinrich u. Kunigunde vonEbernand v. Erfurt; drei alte dt. Übersetzungen der Benedictiner-regel, mitgeteilt v. V. Käferbäck, Graz 1868 (13. u. 14. Jh.); die dt. Historienbibel des MAs. hrsg. v. Merzdorf, Stuttgart 1870. 20 ) Vgl. dazu im Grimmschen WB., Bd. 6, Sp. 1324.

166

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

stellen nicht überliefert), Leiden 233 (drugenhagt - 2mal, drugelik - 11, 3, der Text ist nur bis Ps. 16 publiziert), Treb. (trugelich - 9mal, trogener 108, 2, 1 Textstelle fehlt), Groote - H a a g 133 E 21 - (droghenachtigh - 5, 7, bedriechlik - 5, 9, bedrieghende - 42, 1), Leiden UB. 46 B (droegenachtich - 5, 7; 42, 1, droegentlik - 5, 11), die obd. Bibeldrucke - Mentel und Nachfolger (nur - trieglich), Luther (trieger - nur in Ps. 54, 24 der Ausgabe von 1524); N o t k e r : ünchüstig (108,2; 119,2), der Wiener Notker (nur in 119,2), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (unchustech - 7mal, 5 Stellen fehlen), Wbg. (unchustich - 3mal, unchust - 5 1 , 6 , unschustfoll - 8mal), Millst. (honchnstich 8 mal, honkuftig - 11, 3), Schleiz (uncustich - 16, 1, andere Textstellen nicht überliefert), Dresden 287 (vnkostich - 5mal), Hbg. 142 (vnkusch (!) - genau dieselben Stellen wie in Dresden 287 - 5, 7; 11, 3 u. 4 ; 16, 1; 30, 19); D r e s d e n 2 8 7 : valsch (42, 1; 5 1 , 6 ; 108,2 u. 3; 119,2), so auch in Hbg. 142, soweit überliefert (3mal) und in Trier 51 (119,3 hier überliefert), Leipzig UB. Ms. 23 (valsch - in Ps. 108, 2), Florian I I I , 206 (valsch - in 4 2 , 1 ; 5 1 , 6 ; 119,2), cgm. 341 (valsch - 9mal), Leningrad X X J L X I I I (valscelik - 5, 11, valsc - 42, 1; 119, 2 u. 3), KBE. u n d LB. (valsch - in 16, 1; 30, 19; 51, 6), Luther (falsch - 5, 7 - ab 1528; 16, 1; 30, 19; 51, 6; 54, 24 ab 1531; 108,2; 119, 2 u. 3); W i e n e r N o t k e r : lös ( 1 1 , 3 u. 4; 108,2), Millst. (lös - in 108,2; 119,2 u. 3), Sonnenburger Psfrgm. (108, 2 u. 3); N o t k e r : üngetriuue (16, 1), undriuua (108, 3), cgm. 341 (ungetreu - 42, 1); Luther 1524-25 (vntruwe - 5, 7; 57, 24). Ahd. trüge- (bei Notker: trüge-lefsa) wird in den nachfolgenden Übersetzungen k a u m noch fortgeführt (der Wiener Notker hat dieses Wort nur noch l m a l ) , sondern begegnet erst wieder als droghenhaftig, drugenhagt, drugelik - westfäl.; droghenachtigh, droegentlik, bedriechlik, bedrieghende - ndl.; trugelich - m d . ; trieglich - obd. in Hss. und Drucken des 14. u. 15. Jhs. Luther h a t nur einmal dieses Wort in Form des Substantives trieger. Auffallend ist, d a ß trugelich in den Hss. der M d . Pss. in Gruppe 5 nicht vorkommt, dafür aber das schon seit Notker gebräuchliche ünchüstig bevorzugt wird, ein Einfluß der älteren Interlinearversionen (Wbg. u. a.), bei denen die Situation ähnlich ist. Wbg. benutzt mehr die Adjektivform mit der Endsilbe -foll, Millst. erreicht die Negation mit der Vorsilbe hon- (vgl. das Substantiv honkust21) u n d Hbg. 142 verwendet vnkusch, was an sich mhd. vnkiusche (< ahd. vnküske) entspricht. Das Lehnwort valsch wird in Dresden 287 (14. J h . ) und in nachfolgenden Psalmenübersetzungen bis hin zu Luther in Konkurrenz zu den anderen Wörtern benutzt. Mndl. lautet die Form valsc, valscelik < frz. falske22. Zeitlich u n d lokal begrenzt ist los im Sinne von 'verschlagen, frech' L e x e r , Mhd. HWB., Bd. 2, Sp. 1336; B e n e c k e , Mhd. WB., Bd. 1, S. 828. 22 ) Nach K l u g e - M i t z k a , Etymol. WB., S. 182.

I. Im Bereich des Wortschatzes

167

im Gegensatz zu Notkerschem üngetriuue, undriuua, das in späteren Ü b e r -

setzungen, auch bei Luther, zu finden ist.

7.

furor

N o t k e r : heizmüoti (in Ps. 2, 5; 6, 2 ; 36, 8 ; 37, 2; 87, 7; 123, 3), so auch im

Wiener Notker außer 87, 7, im Münchener Notker (in 2, 5; 6, 2), Wbg. (in 2, 5; 6, 8; 36, 8; 73, 1 und in der Doppelglosse in 6, 2 u. 89, 7), Wo. 146, 2 (heizmäte - in 6, 2 u. 8), Millst. (in 2, 5; 6, 2 ; 37, 2; 68, 25; 73, 1; 89, 7), Schleiz (keizer mote - in 6, 2), D r e s d e n 287 (heizer mute - i n 2, 5 ; 6, 2 ; 89, 7 ; 105, 40), H b g . 142 (heytzer mute - i n 2, 5), T r i e r 51 (heyzer mote - in 37, 2 ; 89, 7), W o . 58, 4 (heite mut - in 68, 25), L e i d e n 233 (heyter mude - i n

2, 5), Wien 2684 (heizmute - in 6, 2), Nürnberg Stadtbibl. Cent. V App. 34 1 (haisser müete - in 6, 2 u. 8) ; dazu beachte m a n jüngere A b ä n d e r u n g e n : im M ü n c h e n e r Notker (unmuot - in 36, 8 ; 37, 2 ; 89, 7), H b g . 142 (vnmote in 6, 2), so auch Trier 51 (auch noch grimmer mute in 2, 5), cgm. 390 (flüssiger muet - i n 6 , 2 ) , L e n i n g r a d X X J L X I I I (vergoedder moede - i n 6 , 2 , grammer moede - i n 37, 2), Brüssel 608, 609 u . 605 (alle - grammer moede - i n

6, 2), Linköping T 10, H b g . 2060 u. 2182% die n d d . Bibeln (grimmer moyde, a b K B U . - tornigher mode - in 6, 2), L e i d e n U B . 4 6 B (onmoede - 6, 8), H a n -

nover (unmode - in 6, 2 u. 8), Hbg. 157, Weimar 35, die Lübecker Gebetbücher von 1501 u. 1510 (hier auch 37, 2), der Lübecker Pergamentdruck (alle vnmode in 6, 2 ; die Lübecker Texte auch in 6, 8), Lübeck 35 (torneger mode), Lübeck 36, 34 u. 74 (alle - vnmode - in Ps. 6, 2) ;

außerdem ist zu berücksichtigen : P s a l t . R o m . : in ira ..., in furore . . ., in Ps. 6, 2 u. 37, 2 ; dagegen die V u l g . : in furore . .., in ira . ..;

im dt. Text wie das Psalt. Rom. : D r e s d e n 2 8 7 : zcorne .. ,,heismute (inPs. 37, 2), so auch H b g . 142 (zome.

..,

heitin mute), W o . 58, 4 (torne . . ., heiter müde), L e i d e n 2 3 3 (tome . . . , heyter

mode . . . , in 6, 2), Heinrich v. M ü g e l n - Rein 204 - (zorn . . ., vnmät . . ., in 6, 2 u. 37, 2), cgm. 440 (zorn . . ., vnmät . . ., in 6, 2), U r a c h e r Gebetb ü c h l e i n (zorn . . ., vngemute

...).

N o t k e r : àbólgi (in 68, 25 u. 87, 8) ; T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : dobeheit (in 57, 5; 68, 25; 73, 1 ; 87, 8; 89, 7;

123, 4, alle übrigen Stellen nicht überliefert oder fehlen), so auch in Wbg. (auch noch in 3 7 , 2 ; 57, 5; 89, 7 u. 105, 40 sind Doppelglossen), Millst. (tobheit - i n 36, 8 u . 57, 5), D r e s d e n 287 (tobeheit - i n 36, 8), H b g . 142 (douecheit - i n 36, 8, doueheit - in 57, 5), T r i e r 51 (tobecheit - i n 36, 8 u . 123, 3 ; tofnisse - in 57, 5), W o . 58, 4 (dofheit - in 36, 8 ; 57, 5 u . 123, 3), T r e b . (tobeheit - in 73, 1), c g m . 182 (in 6, 2 u . 8), c g m . 394 (tobung - in 6, 2

168

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

u. 8), Heidelberg cod. pal. germ. 21 (tobheit - in 6, 2 u. 8; 68, 25), Hbg. 162 (dobeheit - 6, 8), Mentel und Pflanzmann (nur tobheit); D r e s d e n 2 8 7 : grimm (in 68,25), so auch Hbg. 142, Breslau I. o. 100, Trier 51 (auch grimtzornich - in 105, 40), Leipzig Stadtbibl. II 61 (grymme 6, 2, grimmekeit - 6, 8), so auch in Heidelberg cod. pal. germ. 63 (grymkeit auch in 68, 25), Nürnberg Stadtbibl. VI 97 (grymmikeit — 6, 2 u. 8), Innsbruck 631 (grymmen - 6, 2, grymmigkait - 6, 8), Stuttgart Ms. 35 (grimmchait — 6, 2 u. 8), Treb. (grimheit - 7mal), die Schles.-böhm. Gruppe: Florian I I I , 206 (grimme - 6, 2), Breslau UB. I D 7 (grymme - 6, 2 u. 8); die Hohenfurter Pss. u. ihre Zweige - cgm. 4885 (grymme - 6, 2 u. 8); cgm. 341 (grim 9mal), so auch cgm. 420 (6, 2 u. 8), cgm. 527 I (grim - 6, 2), Wenzelbibel Stuttgart HB. II 7 (grymme - 6, 2), die obd. Bibeldrucke ab Zainer (grimme — 11 mal), Berlin Ms. g. f. 249 (grymme - in 6, 2 u. 8; 68, 25), Rostock Ms. theol. 38 I (grymmycheit - 37, 2), die dt. Texte der Südndl.-ndrh. Gruppe die ndd. mit eingeschlossen - (grimme, grimmichait - in 6,8), Psalter des H . Bungart, Köln 1509 (grymme, grymheit - 6, 2 u. 8), Ortulus anime to dude (grymmcheyt - 6, 2 u. 8), Luther (grym - 10 mal, grym - 6, 8 Bußpss. 1517); auch hier ist zu berücksichtigen: P s a l t . R o m . : in ira . . i n furore . . . , in Ps. 6, 2, dagegen die V u l g . : in furore ..., in ira . ..; im dt. Text wie das Psalt. Rom.: S t u t t g a r t Ms. 2 1 : zorn..., grymme..., ebenso cgm. 741; Nürnberg Stadtbibl. Cent. V I 43 k (zorn, darüber: grymme . .., grymme, darüber: czorn). M i l l s t . : zorne (in 123, 3), so auch der Münchener Notker, Dresden 287 (in 73,1; 123,3), Breslau I. o. 100 (73, 1), Trier 51 (73,1), Wo. 58, 4 (73, 1; 89, 7), die obd. Bibeln ab Zainer (105, 40); außerdem ist hier zu beachten: P s a l t . R o m . : ira, so auch der lat. Text Notkers, V u l g . : furor, so in Ps. 6, 8; 57,5; 87,8; im dt. Text wie das Psalt. Rom.: N o t k e r : zorn (6, 8; 57, 5), so auch im Wiener Notker (6, 8), Millst. (6, 8; 87,8), Schleiz (zorne - 6 , 8 ) , Dresden 287 (6,8; 5 7 , 5 ; 87,8), Hbg. 142 (6,8), Breslau I. o. 100 (87,8), Trier 51 (tzorne - 6 , 8 ; 87,8), cgm. 741 (6, 8), Wo. 58, 4 (torne - 87, 8), Leiden 233 (torne - 6, 8), Treb. (czorn 57, 5), Florian III, 206 (czorne - 6, 8), cgm. 390 u. 527, I (6, 8), cgm. 341 (57, 5), Heinrich v. Mügeln - Rein 204 - (6, 8), so auch Stuttgart HB. I I 28, Wenzelbibel - Stuttgart HB. II 7 - (6, 8), so auch Stuttgart Bibl. 13, Uracher Gebetbüchlein (6, 8), Brüssel 15615 (6, 8), auch Luther (zorn - in 6, 8 der Ausgaben 1524-28).

I. Im Bereich des Wortschatzes

169

L e n i n g r a d X X J L X I I I : gramscap (in 6 , 8 ; 123,3), Brüssel 608, 609 in 6, 8), so auch H a a g 69 B 10 u. 78 D 38 (6, 8); Brüssel 606 (6, 8); auch hier ist zu berücksichtigen: P s a l t . R o m . : in ira . . ., in furore . . ., dagegen die V u l g . : in furore ..., in ira ...; so in 6, 2 etc.; im ndl. Text wie das Psalt. R o m . : B r ü s s e l 8 3 6 : torne ..., gramscap ... (6,2), so auch in Brüssel 606 u. 15615; H a a g 1 3 3 E 2 1 : uerbolgenheit (in 2, 5; 6, 2 u. 8; 37, 2), Brüssel 108 (6, 2 u. 8), ebenso Münster 419, Hbg. 10, Fulda Aa 132, Leiden UB. 46 B, Greifswald UB. 5, H a a g 69 B 10 u. 78 D 38; W b g . : wuotih, wuot (in der Doppelglosse in 57, 5; 89, 7), Luther (wueten 57, 5). Ahd. heipnuoti, heizmuot, das schon in den Altalem. u. Altndfrk. Psfrgm. benutzt wird, ist auch bei Notker recht oft vorhanden. Allerdings nehmen die Belege - weniger im Wiener Notker, desto mehr aber im Münchener Notker, der j a schon ins 14. J h . gehört - ab, finden sich aber noch in den älteren Interlinearversionen (Trier Ms. 806 kennt heipnuot nicht, und in Wbg. konkurrieren andere Wörter wie tobeheit, wuot in Doppelglossen) und zeigen in den Hss. des 14. u. 15. Jhs. Formen wie heiler muot u. a. = md.obd., heyter mude — westfäl. Jüngere Abänderungen von heiz.muot beginnen in Hss. des 14. Jhs. breiten R a u m einzunehmen: unmuot (so im Wiener Notker, bei Heinrich v. Mügeln, in cgm. 440, einer Hs. der Gruppe der Hohenfurter Pss., im Uracher Gebetbüchlein, in Trier 51 u. Hbg. 142, Leiden UB. 46 B, einer ndl. Arbeit mit Grootes Übersetzung, und in verschiedenen ndd. Psalmenübersetzungen), grimmer mute, hässiger muete, vergoedder moede (flämisch 23 , kommt auch in Leningrad X X J L X I I I vor), grammer moed (ndl.), grimmer moyd (ndd. Hss. u. Drucke), auch torneger mode. I n Trier Ms. 806 setzt sich zum ersten M a l eine Alternativübersetzung dobeheit durch, die in verschiedenen Formen (tobheit - obd.-md., dobeheit mfrk. oder rhfrk., in Trier Ms. 806, Ende des 12. Jhs., douecheit, dofheit in Hss., die im md.-ndd. Grenzgebiet bzw. im N d d . entstanden sind, tobung in cgm. 394, obd., 147724) auftritt u n d sich bis in die obd. Bibeldrucke Pflanzmanns hält und bei Zainer und seinen Nachfolgern d a n n durch grimm ersetzt wird, grimm, grimheit, grimmicheit sind häufig bis hin zu Luther anzutreffen. I n Treb. wird fast ausschließlich die Abstraktbildung auf -heit benutzt, während die auf -keit in jg. Hss. der M d . Pss. in Gruppe 5 u n d in ndl. u. ndd. Versionen begegnen. Die Belege heizmuot, unmuot, grimm für furor lassen S3 21

) B. v. d. B e r g , Grote's Psalmvertaling, a.a.O., S. 299. ) L e x e r , Mhd. HWB., Bd. 4, Sp. 1455.

170

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

sich dadurch noch vermehren, daß m a n die entsprechenden Übersetzungen für ira berücksichtigt. In Ps. 6, 2 u. 37, 2 bringt die Vulgata furor im ersten u n d ira im zweiten Versteil, während das Psalt. R o m genau die umgekehrte Folge hat. Es gibt verschiedene Arbeiten, die sich an diesen Stellen dem Psalt. R o m . anschließen und ihre Übersetzungen heipnuot, unmuot, grimm für ira können als solche für furor gewertet werden. Zu diesem Schluß dürfen wir u m so eher kommen, weil der aufmerksame Schreiber der Hs. Nürnberg Cent. V I 43 k mit der zuerst vorgenommenen, möglicherweise übernommenen Reihenfolge zorn . . . grymme später - vielleicht bei einem Vergleich mit der Vulgata - nicht mehr einverstanden war und in grymme . . . zorn abänderte. Allerdings tritt auch zorn als Alternativübersetzung für furor neben den bereits erwähnten Möglichkeiten auf, nur müssen auch an drei Stellen (Ps. 6, 8; 57, 5; 87, 8) Abstriche gemacht werden, weil hier zwar die Vulgata furor hat, aber das Psalt. Rom. ira liest, und m a n annehmen darf, d a ß einige Psalmenübersetzungen sich nach dem Psalt. Rom. gerichtet haben. Luther ändert zorn der Ausgaben 1524-28 zu trawren in den Ausgaben 1531 ff. gramscap kommt in ndl. Hss., die in den verschiedensten Landschaften entstanden sind, vor, während sich uerbolgenheit auf den nord-ndl. R a u m und vor allem auf Hss., die Grootes Arbeit enthalten, beschränkt, d a n n allerdings auch mit der Verbreitung der Übersetzung Grootes ins Ndd. getragen wird und so noch in der Hs. Greifswald UB. 5 von 1529 zu finden ist. I n Luthers reichem Wortschatz begegnet wueten, das bereits als Adj. u. Substantiv für furor in W b g . belegt ist.

8.

gloria

V u l g . : 53mal in den Pss.; As. P s f r g m . : godliki (28,2 u. 9; 111, 3; die übrigen Stellen nicht überliefert), der Wiener Notker (güotlichi - nur dieses Wort, auch in 101, 17), Wbg. (guotliche - 11 mal, 10mal in Doppelglossen), Millst. (gotliche - 8, 6), Wo. 146, 2 (gutliche - 65, 2; die übrigen Stellen nicht zugänglich), Schleiz (guotlichheit - 16, 15), Dresden 287 (guetikeit - 28, 2, gute 8, 6); A n d f r k . P s f r g m . : guolikheide (3mal), guolihheide (2mal), guolicheide (5mal), Notker (güollichi, küollichi - meistens dieses Wort außer 9 6 , 6 u. 101, 17, wo das Fremdwort steht), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (güliche - 25mal, gulicheit, gulichet - 4mal, guli - in der Doppelglosse 65, 2), Frk. Psfrgm. aus Wien (,gütliche - 88, 17, der größte Teil des Textes fehlt), Wbg. (guolliche 95, 7), Schleiz (gülliheit - 28, 2 ) ; S c h l e i z : gufticheit (8, 6); M i l l s t . : ere (nur dieses Wort außer 8, 6; 28, 2; 95, 7), Wbg. (30mal, lOmal in Doppelglossen), die Wiggertschen Psfrgm. (111, 1, die übrigen Textstellen

I. Im Bereich des Wortschatzes

171

nicht überliefert), Schleiz (7, 6), Dresden 287 (40mal), Hbg. 142 (V - 21 mal, ein Teil des Textes fehlt), Düsseldorf C 115 (ere -6mal, die übrigen Textstellen fehlen), Breslau I. o. 100 (7mal, der größte Teil des Textes fehlt), Trier 51 (49mal), Wo. 58,4 (43mal), Leiden 233 (4mal), Treb. (43mal), Haag 133 E 21 (hoghe claereere- 101, 16 u. 17), Leiden UB. 46 B (ere- 18, 2), der Münchener Notker (ere - 111, 9, die anderen Stellen nicht zugänglich), c g m . 341 (ere - 38 m a l , ewige ere - 28, 2 lobleìch ere - 56, 6), W e n z e l b i b e l -

Weimar fol. 5 ff. - (löbleich ere - 67, 35), Pflanzmanns Ausgabe der obd. Bibeldrucke (ere - 5mal), die Schles.-böhm. Gruppe - Florian III, 206 (13mal), Breslau D 26 (67, 35) ; die Hohenfurter Zweige - cgm. 182 (67, 35) ; Heinrich v. Mügeln - Rein 204 - (101, 16 u. 17), Stuttgart Bibl. 17 (67, 35), Quedlinbg. 84 (ere - 67, 35), so auch Wien 2684, Wien 2756, Wien 2813, Berlin Ms. g. f. 249, Luther (ehre - 39mal, in 149, 9 erst ab 1531, ehrlich 2 mal); M i l l s t . : lob (95, 7), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (in der Doppelglosse 65, 2), Schleiz (verbal in 28, 9), Dresden 287 (verbal in 28, 9, lob - in 67, 35), Hbg. 142 (verbal in 28, 9 u. 67, 35, lof - in 28, 2), Breslau I. o. 100 (lop 67, 35), Trier 51 (lof- 28, 2 u. 9; 95, 7), Wo. 58, 4 (18, 2; 28, 9; 95, 7 u. 8), die Schles.-böhm. Gruppe - Krummau, Olmütz 2 V. 10 u. Stuttgart Bibl. 21 (67, 35), die Hohenfurter Zweige - Hohenfurt u. Berlin Ms. g. f. 630 (67, 35), c g m . 341 (lob - 28, 9, lobleich lob - 20, 6, lopstrich - 61, 8), c g m . 1117 b (loblichait - 67, 35) ;

M i l l s t . : rum (28, 2), cgm. 341 (lobleich rum. - 8, 6; 20, 6), Luther (rhum 7 0 , 8 ; 88, 18); T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 806 : frowede (107,2); S c h l e i z : tiurdi (29, 13), so auch Dresden 287 (außerdem noch 4mal); D r e s d e n 2 8 7 : herschaft (65, 2), so auch Hbg. 142 (außerdem noch 62, 3), Breslau I. o. 100 (62, 3); Wo. 5 8 , 4 : hoicheit (28,2); T r e b . : gnade (5mal); M e n t e l u n d E g g e s t e i n : wunnigliche (kennen nur dieses Wort), Basel A . I V . 4 4 (wünigunge - 67, 35) ; L u t h e r : herlickeit, herrligkeit (48, 17 u . 18), kraft (67, 35 - 1524-28), macht

(67, 35 - 1531 ff.) u. andere, freiere Übersetzungen. Bis ins 14. J h . halten sich, wenn auch vereinzelt, die ältesten Glossierungen für gloria mit entsprechenden Weiterbildungen : 1. A h d . guotlihhi, as. gòdliki > m h d . guotliche, gotliche, gütliche, d i e A b l e i t u n g guotlichheit, d a n e b e n a u c h guetikeit (< A d j . gütig < Subst. gute) u n d gute. Diese

Formen gehen auf adj. guotlih, guot in der Bedeutung 'vortrefflich, herrlich' zurück, hier dann auf 'die göttliche Herrlichkeit' bezogen. 2. A h d . guollichi, a n d f r k . guolikheide, guolihheide, guolicheide, m h d . guliche,

gulicheit, gulliheit. Assimilation von tl > II (also guotlihhi ) guollichi) liegt wohl

172

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

k a u m vor 25 u n d somit d ü r f t e n die Formen aus guollih < guol (got. gdljan) in der Bedeutung von 'ruhmvoll, auserwählt' zu erklären sein. Was d e n Gebrauch beider Termini in der ältesten Psalmenüberlieferung betrifft, so ist festzustellen, d a ß guotlihhi nur in as. u n d obd. Texten vorkommt - Wo. 146, 2 u n d Schleiz haben j e einen Beleg, weil sie als Abschriften älterer Übersetzungen oft altertümliches Wortgut bewahren - u n d guollicht bei Notker, in Trier 806, einer rhfrk. Ubersetzung, aber auch in d e n Altndfrk. Psfrgm. die Übersetzung für gloria ist. Die von Freudenthal 2 6 für die Mitte des 9. J h s . angesetzte Auseinandersetzung zwischen guotlihhi u n d guollicht zeichnet sich in d e n Psalmenverdeutschungen recht gut ab, während die von ihm erwähnte, frühe Verbreitung des ahd. tiurida f ü r gloria in der Psalmenüberlieferung n u r in Hss. der G r u p p e 5 aus d e m 12. u n d 14. J h . vereinzelt wiederkehrt. Gerade diese beiden Vertreter einer von den Anfängen bis ins 15. J h . reichenden Verwandtschaftstradition h a b e n schon öfters gezeigt, d a ß sie in vieler Hinsicht den älteren Quellen verpflichtet sind. M i t Millst. (obd., 12. J h . ) setzt d a n n der Gebrauch von ere für gloria im Sinne von 'Gottes Ehre' ein, das in den meisten mittelalterlichen Ü b e r setzungen u n d auch bei Luther benutzt wird. Öfters werden noch schmükkende Adjektive wie hogh ciaer, ewig, lobleich hinzugefügt. Steht gloria in Verbindung mit afferre, enarrare, dare, cantare (so in Ps. 18, 2 ; 28, 2 u. 9; 65, 2; 67, 35; 70, 8; 95, 7 u. 8), was als Aufforderung im Sinne von 'Gott die Ehre geben' zu verstehen ist, finden in verschiedenen Übersetzungen Synonyme A n w e n d u n g : loben, lob, rüm, aber auch herschaft, hoicheit, kraft, macht. Auch bei der Wiederholung von gloria im selben Psalmvers versucht m a n im Ausdruck zu variieren (vgl. cgm. 341 in Ps. 20, 6). Die obd. Bibeldrucke Mentels u n d Eggesteins stehen mit wunnigliche außerhalb der Tradition. J e d o c h findet sich eine andere Bildung von wunne in Basel A. I V . 44, einer obd. Hs. u m 1400. - Die V e r w e n d u n g des Lehnwortes wird gesondert behandelt 2 7 .

9.

impius

V u l g . : 18mal in den Pss. ; N o t k e r : übel (9mal), so auch im Wiener Notker, Millst. (16mal), Wo. 146, 2 (vbel - 1, 1, 4 u. 6), Schleiz (ubel - Ps. 11, 9), Dresden 287 (vbel 17mal), ebenso H b g . 142, Trier 51 (vbel - 14mal), Leiden 233 (ovel - 1, 5; 9, 6), die Hss. Berlin Ms. g. f. 630 u. cgm. 182 aus der G r u p p e der Hohen26

) Vgl. G r i m m s c h e s WB., Bd. 4, Sp. 1457. ) K. F. F r e u d e n t h a l , Gloria, temptatio, conversio. Studien zur ältesten dt. Kirchensprache, in: Göteborger Germ. Forschungen, Nr. 3, 1959, S. 55f. 27 ) Vgl. meine Ausführungen, die in einem Aufsatz veröffentlicht werden. 26

I. Im Bereich des Wortschatzes

173

furter Pss. u. ihrer Zweige (Berlin in 1,5, cgxn. in 1,4 u. 6), Wien 2684 (1, 1, 4, 5 u. 6), der Münchener Notker (übel - 25, 5; 50, 15); N o t k e r : arg (7mal), so auch im Wiener Notker, Treb. (nur in 25, 5); N o t k e r : küotelos (25, 5; 50, 15), Wbg. (unguot - 14mal), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (nur 50, 15, alle anderen Textstellen nicht überliefert), Millst. (10, 6; 16, 9), Schleiz (16, 13), Heinrich v. Mügeln - Rein 204 - (vngùt I,1, 4, 5 u. 6), die Hohenfurter Pss. u. ihre Zweige: Berlin Ms. g. f. 630 (vngutig - 1, 4), c g m . 440 (vngùt - 1, 1, 4, 5 u . 6), c g m . 341 (1, 4 u . 5 ; 10, 6 ;

I I , 9; 16, 13; 25, 9; 30, 18; 36, 35), Heidelberg cod. pal. germ. 425 (vngüt, vngùt - 1, 1, 4, 5 u. 6), so auch in cgm. 1117b, cgm. 363 (1, 4 u. 5), die obd. Bibeldrucke ab' Zainer (vngutig - 4mal), ab Koberger (vngut - bereits 12 mal); W o . 146, 2: vnmilt (1, 5), Schleiz (9, 23 u. 34), Stuttgart Ms. bibl. 13 (1, 1, 4, 5 u. 6), die obd. Bibeldrucke - Mentel bis Pflanzmann bzw. A. Sorg, 1480 (vnmilt - 15 mal, ab Pflanzmann auch in 9, 34; 10, 6), Weimar Ms. 9 (1, 1, 4, 5 u. 6), ebenso in Basel A. IV. 44; S c h l e i z : bose (16,9), Hbg. 142 (25,5), Düsseldorf C 1 1 5 (25,5 u. 9), Trier 51 (9, 23; 25, 5 u. 9; 36, 28), Wo. 58, 4 (25, 5; 50, 15), Leiden 233 (boze - 1 , 6 ; 10, 6), Treb. (12mal), die Schles.-böhm. Pss. - Breslau I. D. 26, Krummauer Hs., Olmütz 2 V 10 u. 1 V I I . 5 - (1, 1, 4, 5 u. 6), so auch Wien 2756, cgm. 363 (1, 1), die Hohenfurter Hs. (1, 1), cgm. 182 (1, 1 u. 5), Wenzelbibel - Weimar Ms. 3 - ( 1, 1,4, 5 u. 6), Berlin Ms. g. f. 249 (unmynsam bose - 1, 1, 4, 5 u . 6), Berlin M s . g. f. 67 (boshafftig - 1 , 1 ; bos - 1, 4, 5 u . 6),

Berlin Ms. g. f. 76 (bose - 1, 1, 4 u. 5), Hbg. 157 (1, 1 u. 4), Celle 18 (1, 1, 4, 5 u. 6) so auch Göttingen Ms. theol. 215, Hbg. 162, Leiden UB. 46 B; Brüssel 108 (hier nur in 1,4), so auch in Hbg. cod. theol. 1260, A. v. Berghen Druck, Antwerpen 1504; D r e s d e n 2 8 7 : unrecht (36, 38), so auch in Hbg. 142, Wo. 58, 4 (36, 28 u. 38), cgm. 341 (vngereht - 1 , 6 ) , Berlin Ms. g. f. 630 (1, 1) ; cgm. 341 : sünder (1, 1 ; 9, 6 u. 34; 36, 28), Berlin Ms. g. f. 630 (sunder - 1 , 6 ) , so auch cgm. 363, Berlin Ms. g. f. 76, Hbg. 157 (1, 5 u. 6), Luther (nur in 2 5 , 9 ; 50, 15); L e n i n g r a d X X J L X I I I : ongenadig (1, 1 u. 4), Brüssel 606 (ongenadighe ofte quade - 1, 4), so auch in Haag 69 B. 10 u. 78 D. 38 (aber auch: quader onghenadiger - in 1, 1 u . 5) ;

L e n i n g r a d X X J L X I I I : quad (1, 5 u. 6), Brüssel 606 (1, 1, 5 u. 6; auch in der Doppelglosse in 1,4), Haag 69 B. 10 u. 78 D. 38 (1,6; auch in der Doppelglosse in 1, 1, 4 u. 5); H a a g 133 E 21 : die van gode ghekirt sijn ( 1, 1, 4 u. 5), ähnlich in Brüssel 108, Hbg. cod. theol. 1260, in A. v. Berghens Druck, Antwerpen 1504; (in Ps. 1, 6 haben alle Hss. nur das Part, afgekeerd), Haag 133 E 21 (di niet en oefenen solen - i n 50, 15) ;

W o . 5 8 , 4: vuel (5mal), Leiden 233 (7mal);

174

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

M e n t e l u n d E g g e s t e i n : vngeng ( 9 , 3 4 ; 10,6; 50,15), abgeändert bei Pflanzmann zu vnmilt; L u t h e r : meistens - gottlos. Notkers Übersetzungen für impius sind übel (8mal) und arg (7 mal), die sich beide nur bis ins 13. bzw. 14. J h . halten. Zwar sind auch hier in jg. Übersetzungen nicht alle Stellen von impius durch das Fehlen von Textpublikationen nachzuweisen, jedoch wird deutlich, daß sich Wörter wie unguot, ungütig (bei Notker als küotelos 2mal vorhanden), vnmilt, unrecht und böse, bösshafftig durchsetzen, vnmilt läßt sich noch weiter zurückverfolgen (Wo. 146, 2 und Schleiz liegen zeitlich j a kaum auseinander), u n d zwar bis in die Altndfrk. Psfrgm.: 72, 6 ummilda für impietas, worauf E. Rooth bereits aufmerksam machte 28 . Wie die obige Zusammenstellung zeigt, haben auch andere Hss. u. Drucke dieses altertümliche Wort, das sich als Relikt älterer Vorlagen bis in jg. Zeit gehalten hat. I n späteren Ausgaben der obd. Bibeldrucke wird unmilt durch ungut ersetzt. Das in Schleiz für impius einsetzende böse findet sich immer mehr in obd., md., ndd. und mndl. Hss. des 14. u. 15. Jhs. Bei den ndl. Hss. handelt es sich vor allem u m jg. Kopien, die die Übersetzung Grootes enthalten und dessen Ausdruck durch das allgemein verständlichere boese ersetzen. Insofern ist die Bemerkung im Grimmschen Dt. WB., bose käme mndl. außer in „Partonopeus u n d Fergüt" nicht vor 29 , zu verbessern. In flämisch-brabantischen Hss. werden ongenadig u n d quad (im Middelned. HWB.: quaet) bevorzugt, u n d in H a a g 133 E 21 u n d anderen Hss. ist Grootes Verdeutschung die van gode ghekirt sijn, wenn sie nicht durch boese ersetzt ist, zu finden, vuel (vül) für impius beschränkt sich auf westfäl. Hss. und ungenge auf Mentels u n d Eggesteins Ausgaben der obd. Bibeldrucke. Ab Pflanzmann findet sich d a n n vnmilt. Neben gottlos (16 mal) benutzt Luther 2 mal sünder für impius, was bereits andere Übersetzungen vor ihm haben. Sonst kommt dieses Wort meistens für peccator vor.

10.

iudex

V u l g . : 6 m a l in den Pss.; N o t k e r : rihtäre (7, 12; 140, 6; 148, 11; rihten - 67, 6), so auch im Wiener Notker (hier fehlt Ps. 51-99), der Münchener Notker (rihter - 49, 6), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (nur rithere), Wbg. (rihtare in 7, 12; 49, 6; 140, 6; 148, 11 u n d in der Doppelglosse von 74, 8), Millst. (nur - richtter), Dresden 287 (richter in 7, 12; 67, 6; 74, 8; 148, 11), auch in Trier 51, Hbg. 142 (148, 11 28

) Zu den Schleizer Psalmenbruchstücken, in: Festschrift Vollmer, BdK. XI, S. 184. 29 ) Bd. 2, Sp. 248.

I. Im Bereich des Wortschatzes

175

fehlt), Breslau I. o. 100 (in 67, 6; 74, 8; alle anderen Stellen fehlen), Wo. 58, 4 (richtete in 67, 6 ; 74, 8 ; 140, 6 ; 148, 11), L e i d e n 233 (rychtere i n 7, 12;

ab Ps. 17 nicht publiziert), Treb. (nur richter), cgm. 341 (nur rihter), die obd. Bibeldrucke - Pflanzmann (richter in 6 7 , 6 ; 140,6; 148,11), Zainer u. Nachfolger (nur in 49, 6), Leningrad X X J L X I I I (rechtre - 7, 12), Groote - Haag 133 E 21, Leiden UB. 46 B - (richter - 7, 12; 148, 11 ; die anderen Stellen sind nicht zugänglich), KBU. und LB. (richter in 4 9 , 6 ; 74, 8), Luther (nur richter); N o t k e r : irteilare (in 4 9 , 6 ; 74,8), der Wiener Notker (nur 4 9 , 6 ; 7 4 , 8 fehlt), Wbg. (urteilare - 67, 6, auch in der Doppelglosse von 74, 8), Schleiz (urteilare - 7, 12, die anderen Stellen fehlen), Dresden 287 (irteiler - 49, 6, urteilen - 140, 6), Wo. 58, 4 (ordeilere - 49, 6), die obd. Bibeldrucke - Mentel und Nachfolger außer Pflanzmann (vrteyler - 7, 12; 6 7 , 6 ; 7 4 , 8 ; 140,6; 148, 11), Mentel - Pflanzmann (vrteyler - 49, 6). Für iudex bestehen in der Übersetzungstradition zwei Möglichkeiten: 1. A h d . rihtäri > m h d . rihtare ( m d . richter),

d a s in d e n meisten Hss. u n d

Drucken außer in den obd. Bibeldrucken, in denen überwiegend vrteyler benutzt wird, vorkommt. 2. Daneben findet ahd. ur-, irteilare (bei Notker nur zweimal) > mhd. vrteyler, irteiler recht wenig Anwendung, geht aber in den Psalmenübersetzungen immer parallel zu richter und wird bei Mentel und Nachfolgern fast ausschließlich gebraucht. Auch das Verb indicare hat natürlich die beiden, bereits bei iudex erwähnten Übersetzungsmöglichkeiten - nur mit dem einen Unterschied, daß die meisten Übersetzungen vor Luther irteilen, urteilen bevorzugen und rihten, richten nicht so häufig gebrauchen, reht sprechen, - finden (bei Notker) und recht schaffen (bei Luther) sind nicht allzuhäufig, während Substantivierungen und Zusammensetzungen mit Adjektiven eher benutzt werden. Luther hat nur 1 mal verurteylen für iudicare, während er sonst meistens richten setzt. Treb. verhält sich im Gebrauch von richten und urteilen in etwa wie Luther ( 2 1 : 6 ) , ähnlich cgm. 341 (17 : 11), und in Trier 51 ist das Verhältnis ausgeglichen. Bemerkenswert ist jedoch, daß richten im Sinne von 'Recht sprechen' in Hss. des 14. u. 15. Jhs. immer mehr zunimmt. - Hss. der Md. Pss. in Gruppe 5 und die verwandte Version Wo. 58, 4 haben mit den Interlinearversionen des 12. Jhs. und Mentel zusammen eine gemeinsame Abweichung. Die Übersetzung irlose (Ps. 53, 3) in der Gruppe Millst.-Mentel ist darauf zurückzuführen, daß hier eine Lesart, die nach dem Psalt. Rom. entstand, erhalten geblieben ist.

176 11.

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung lacus

V u l g . : 7mal in den Pss.; As. P s f r g m . : grouun - 29, 4, die übrigen Stellen nicht überliefert, Notker (grüoba - 7, 16; 39, 3; 87, 7; helle-grüoba - 87, 5; 142, 7), der Wiener Notker (gruobe - nur in 7, 16; 39, 3; hellagruoba - 142, 7), der Münchener Notker (gruobe - 39, 3; hellegruob - 87, 7), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (grübe - 39, 3), Wbg. (gruobe - 7, 16), Millst. (grübe - 6mal außer 27, 1), Schleiz (gruoue 27, 1; alle übrigen Stellen fehlen), Dresden 287 (grübe - 7mal), Hbg. 142 (grove - 4mal, Ps. 87 u. 142 fehlen), Breslau I. o. 100 (grübe - 87, 5 u. 7; die übrigen Stellen fehlen), Trier 51 (grove - 7, 16; 142, 7), Würzbg. Ms. chart. 2 und 97 (grübe, grübe - 39, 3), Wo. 58, 4 (gruue - 6 mal außer 7, 16), dafür Leiden 233 (in 7, 16), Treb. (grübe - 6mal außer 7, 16), Florian I I I , 206 (grübe - 27, 1; 29, 4 ; die anderen Stellen nicht zugänglich), cgm. 341 (grub nur in 7, 16), die obd. Bibeldrucke Mentels-Pflanzmanns (grübe - nur in 87, 7), Leningrad X X J L X I I I (grouwe - 142, 7), der Lübecker Pergamentdruck und Weimar 35 (groue - 39, 3), Luther (grübe - 7, 6; 39, 3; 87, 7; 142, 7; in 27, 1 u. 29, 4 nur in den Ausgaben von 1524-28); N o t k e r : helle-grüoba (87, 5; 142, 7) der Wiener u. Münchener Notker (hellagruoba - 142, 7 bzw. 87, 5), Trier 51 (helle - 87, 5), Luther (helle - 87, 5; in 27, 1 u. 29, 4 auch in den Ausgaben ab 1531); N o t k e r : se (27, 1; 2 9 , 4 ) , so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (87, 5; 142, 7), Wbg. (se - 27, 1; 29, 4 ; 87, 5; 142, 7; sewe - 39, 3; 87, 7), cgm. 341 (se - 6 mal), Heinrich v. Mügeln - Berlin 1146, Würzbg. 6 7 (see, sehe - 3 9 , 3 ) , die obd. Bibeldrucke Mentels und seiner Nachfolger (see - 6 mal, ab Zainer auch in 87, 7), der Ratdoltsche Druck 1499 (see 39, 3), Würzbg. 25 (sewe - 39, 3); L e n i n g r a d X X J L X I I I : hol (7, 16); B r ü s s e l 608\ stride; B r ü s s e l 6 0 9 : strec (39, 3), so auch in Trier 51 an derselben Stelle (stricke); H a a g 133 E 2 1 : diepheit (7, 16); auch nederwater in 142, 7; so auch in Leiden UB. 46 B ; H b g . 1 5 7 : kule (39, 3), so auch in Linköping, Hbg. 2060, den ndd. Bibeldrucken, K B B . (auch in 29, 4 ) ; Hbg. 1260 - Grootes Übersetzung - (in 39, 3). Ahd. grüoba (as. grouun, mhd. gruobe, mndd. groue, mndl. groeve) ist eine gemeingerm. Ableitung zu graben und wird schon in den As. Psfrgm., bei Notker und in den Arbeiten, die stark von ihm beeinflußt sind, auch in Millst., als Übersetzung für lacus benutzt. Trier Ms. 806 u. Wbg. haben es nur jeweils lmal, während der Gebrauch in den Hss. des 14. u. 15.Jhs. wieder zunimmt. Die obd. Bibeldrucke bringen grübe auch nur in Ps. 87, 7, dagegen hat Luther eine starke Vorliebe für dieses Wort. Es zeichnet sich die Tendenz ab, daß grüoba in as.-ahd. Zeit gemeinhin als Übersetzung für lacus galt, danach im Md. sehr viel stärker fortlebte, im Obd. und Ndd.

I. Im Bereich des Wortschatzes

177

zurückgedrängt wurde, bis schließlich Luther dieses Wort wieder aufgriff. Daneben findet sich bei Notker die Zusammensetzung helle-grüoba, die sich bis in die Münchener Notkerhs. des 14. Jhs. hält. Mit Trier 51 setzt dann helle für 'lacus' ein, das auch 3 mal bei Luther begegnet, der dieses Wort sonst für 'infernum' setzt. - In Trier Ms. 806, Wbg. und den späteren obd. Übersetzungen tritt dann se, das auch bei Notker 2 mal benutzt wird, gegenüber gruobe sehr viel mehr in Erscheinung. In mndl. und mndd. Hss. findet man bestimmte Wörter, die sich nur auf die Küstenlandschaft beschränken. Leningrad, eine der ältesten Hss. aus dem mndl. Raum, ist noch der frühen Tradition verpflichtet: grouwe in 142, 7 und hol in der Bedeutung 'Tiefe, dat hol der hellen' 30 . Brüssel 608 u. 609, die zur selben Gruppe gehören, bringen in Ps. 39, 3 stride (zu strijt, strijd) in der Bedeutung 'elender Zustand, K u m m e r ' 3 1 b z w . strec (zu stric, stricke, strecke) in d e r B e d e u t u n g 'Strick,

Fessel' und auch 'von allem, was den Menschen in einen lästigen Zustand bringt' 31 . Interessanterweise wird stricke in Trier 51, einer Hs. der Md. Pss. in Gruppe 5, an derselben Psalmstelle (39, 3) wie in Brüssel 609 gebraucht. B. Hellenius 32 möchte dieses Wort als Übersetzung für laqueus einer lat. Vorlage erklären, kann aber keine Hs. angeben, die diesen Beleg bringt. Es ist natürlich möglich, daß diese Vorlage verlorengegangen ist oder laqueus mit lacus von Übersetzern bzw. Bearbeitern der beiden Hss. verwechselt worden ist. Schließlich könnte man doch in Erwägung ziehen, ob strec, stricke nicht in der oben angeführten, übertragenen Bedeutung benutzt wurde. - Mndl. Hss., die Grootes Version enthalten, bringen diepheit und nederwater und eine Gruppe ndd. Texte kennt küle33 (md. kaule3i). Folgende Übersetzungen, die nur jeweils in einer Hs. vorkommen, sollen zum Schluß angeführt werden: Trier Ms. 806 - lache (ahd. lahha < *leg - 'tröpfeln, sickern, langsam rinnen'; lacus ist nicht verwandt 35 ) in der Bedeutung von 'kleines stehendes Gewässer, kleiner See'; Millst. - tal; Trier 51 - hör (ahd. horo) in der Bedeutung von 'kotiger Boden, Kot, Schmutz'.

12.

magnificare

V u l g . : 19mal in den Pss.; A l t n d f r k . P s f r g m . : gemikilon (71, 17), As. Psfrgm. (mikil(l) (o)ian - 33,4), Notker (michellichön, gemichellichon - 13mal), so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (michelen, gemichelen - lOmal, ab Ps. 37, 17 über30

) ) 32 ) 33 ) 34 ) 36 ) 31

V e r d a m , Middelndl. Handwoordenboek, 1956, S. 254. V e r d a m , a.a.O., S. 584. Ein Wegelebener Psalter . . ., in LGF. 16, S. 48*, Anm. b. L e x e r , Mhd. HWB., Bd. 1, Sp. 1766. G r i m m , Dt. WB„ Bd. 5, Sp. 348. K l u g e - M i t z k a , Etymol. WB., S. 416.

178

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

liefert), Wbg. (michillichen - 12mal, 3mal in Doppelglossen), Dresden 287 (micheln - 4 m a l ) , so auch Wo. 58, 4 (3mal), Heinrich v. Mügeln - Berlin 1146 - (138, 14), Mentel u n d Eggestein (nur - zemichelichen, michelichen); N o t k e r : michellih sin (103, 24), Wbg. (michil machen - in der Doppelglosse 11, 5), Millst. (michil sin - 91, 6), Dresden 287 (michel seyn - 56, 11; 91, 6; 103, 24; machet dy mycheln heil - 17, 51), Hbg. 142 (michel machen - 17, 51), Trier 51 (michel sin - 103, 1 u. 24; michel machen - 17, 51), Wo. 58, 4 (michel sin - 56, 11; 91, 6), Mentel und Eggestein (michelich sein - 103, 24); T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : grozen (68, 31; 71, 17; 138, 14), Wbg. (grozlichen - in den Doppelglossen 3 3 , 4 ; 40, 10; 103, 1), Wo. 5 8 , 4 (groten 103, 24), Breslau UB. I. D. 26 u. Florian I I I , 206 (grosen, grossen - 68, 31; 138, 14), Heinrich v. Mügeln (grossen - Heidelberg cpg. 32, in 68, 31; Würzburg 67 in 71, 17; 138, 14; H b g . 1010 in 138, 14), Leipzig Stadtbibl. II, 61, Heidelberg cod. pal. germ. 63 und Stuttgart Bibl. 35 (grozen, grozzen, grussen 68,31), Heidelberg cod. pal. germ. 21 (grossen - 68,31), Würzburg 25 (grSßen - 138, 14) cgm. 341 (grözzen - 19, 6; 33, 4; 91, 6; 103, 1), die obd. Bibeldrucke a b Pflanzmann (grosseren - 19, 6; 39, 17; Pflanzmann: großen 8mal), Brüssel 608 u. 609 (groten, groeten - 71, 17; 138, 14; Br. 609 hat groet maken), H a a g 133 E 21 (groeten - 137,2), Hbg. 157 u n d Weimar 35 (groten - 71, 17), Hbg. 162 (ergroßen, großen - 71, 17; 138, 14); W b g . : groz machen (in der Doppelglosse 11,5), Millst. (grozelichen tun 40, 10; 125, 2 u. 3), Dresden 287 (grosliche tun - 125, 2 u. 3), Hbg. 142 (groz sin - 56, 11), Trier 51 (grozeliken tun - 125, 2 u. 3; 137, 2), Innsbruck 631 (groß machen - 68, 31), Würzburg Ms. chart. 2 (71,17), Berlin Ms. g. f. 249 (große erheben - 68,31), cgm. 341 (groz machen - 17,51; 137,2), die obd. Bibeldrucke ab Zainer, aber auch schon ab Pflanzmann (groß machen - 68, 31; 71, 17; großmachtigen - 13mal; großmachtigt sein - 103,24), H a a g 133 E 2 1 (grotelike doen - 125, 2 u. 3), Linköping, Hbg. 2060 u. die ndd. Bibeldrucke (grois machen, grot maken - 71, 17; grois werden, grot werden - 138, 14), Luther (groß sein - 56, 11; 91, 6; 103, 24; großes tun - 125, 2 u. 3); W b g . : loben (in den Doppelglossen 17,51; 34,27), Millst. (33,4; 3 4 , 2 7 ; 39, 17; 71, 17), so auch Dresden 287, Hbg. 142 (louen - 33, 4; 34, 27; 39, 17; 6 9 , 5 ) , so auch Trier 51 (dazu noch 71, 17), Würzburg 97 (71, 17), Wo. 5 8 , 4 (33,4; 3 4 , 2 7 ; 71,17), cgm. 341 (loben - 3 4 , 2 7 ; 39,17), Luther (hoch loben - 34, 27; 39, 17; 69, 5); M i l l s t . : eren (68, 31, dazu noch 3mal), Luther (hoch ehren - 68, 31); M i l l s t . : gehohet werden (19, 6; 56, 11; 138, 14), höh machen (17, 51), Wo. 5 8 , 4 (hogen - 17,51; 39, 17; 6 9 , 5 ; 103, 1; 138, 14), cgm. 341 (hohe machen 68, 31, erhöhen - 69, 5), H a a g 133 E 21 (grotelike verhoecht werden - 69, 5). Ahd. michellichön, ge- (as. mikilloian, andfrk. gemikilon, mhd. michillichen, michelichen, michelen) hält sich bis in die Eggestein-Ausgabe der obd. Bibeldrucke. Dabei fällt auf, d a ß Trier Ms. 806 (rhfrk., 12. J h . ) nur die F o r m

I. Im Bereich des Wortschatzes

179

micheln kennt, und Wbg. (obd., 12. Jh.) michillichen bevorzugt. Diese Trennung kann man bis ins 15. J h . verfolgen. Berlin 1146 mit Mügelns Übersetzung ist eine jüngere Abschrift (15. Jh.) und hat micheln, die obd. Bibeln dagegen michelichen. Formen wie michellih sin, michil machen sind schon seit Notker geläufig. Mit Trier Ms. 806 setzt dann auch der Wechsel zum Verb graben (in der md. Form grölen nicht zu verwechseln mit groz.en - 'gross, dick, schwanger werden') ein, das in den meisten Hss. u. Drucken des 14. u. 15. Jhs. zu finden ist. Auch gröblichen, grozegen kommt vor (in Wbg.) und ebenso d i e F o r m e n gröz.eliche tun, groz: machen, - sin, großmächtigen. D o c h ge-

rade magnißcare veranlaßte die Übersetzer des Mittelalters, auch andere Wörter zu benutzen, von denen sie eine bessere Wiedergabe der Bedeutung erhofften. So setzt in den Doppelglossen der Wbg. Interlinearversion loben ein, das bei Luther noch zu hoch loben gesteigert wird. Millst. und Luther bringen als einzige eren, hoch ehren. Daneben hat Millst., das übrigens zahlreiche Variationen für magnißcare in der Übersetzung bringt, gehohet werden und eröffnet hiermit eine Reihe, die in den verschiedensten Zusammensetzungen (höh machen, hogen = westfäl., erhöhen etc.) bis in d i e m n d l . Hss. des 15. J h s . z u

verfolgen ist. Zwei Hss. der Md. Pss. in Gruppe 5 (Dresden 287 u. Hbg. 142) und die verwandte westfäl. Übersetzung Wo. 58, 4 gehen in Ps. 19, 6 zus a m m e n , w e n n sie m d . geburn, ufgeburn ( m h d . gebürn) b z w . m n d d . opboren

im Sinne von 'heben, erheben' benutzen. Luther hat neben den bereits angeführten Wörtern sehr persönliche Wiedergaben wie großweit seyn, sehr herrlich seyn, herrlich -, wunderlich machen, u n d a u ß e r d e m sei auf die A u s f ü h r u n -

gen zur Benutzung von Fremdwörtern für magnißcare hingewiesen 36 .

13.

maiestas

V u l g . : 3mal in den Pss.; As. u. A l t n d f r k . P s f r g m . : maeginkraft, Notker (mdgenchrdft - 3mal), so auch im Wiener Notker (nur in 28, 3; Ps. 51-99 fehlen), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (mancrefte - 71, 19; 28, 3 fehlt), Wbg. (magenchraft - 3mal), so auch Millst. (nur 2mal), Schleiz (megincreft - 28, 3; 71, 19 fehlt), Hbg. 142 (mancreft nur 28, 3), Wo. 58, 4 (mancraft - 2mal), die obd. Bibeln von Mentel-Eggestein (magenkrafft - 3 mal), Brüssel 608 u. 609 (moghentheit - 28, 3; die anderen Stellen nicht zugänglich); M i l l s t . : heilich (71, 19); D r e s d e n 2 8 7 : gewalt (71, 19), so auch Breslau I. o. 100, Trier 51 (gewalt, wald- 3mal), Treb. (geweidig - 28, 3), Linköping - dt. Hs. der Südndl.-ndrh. Gruppe - (geweldicheide) ; se

) Vgl. hierzu meinen Aufsatz, der gesondert veröffentlicht wird.

180

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

D r e s d e n 2 8 7 : gotheit (71, 19), so auch Treb., hier haben: Breslau I. o. 100 (guthe), Wo. 58, 4 (grotheit -!-); L u t h e r : ehre (3mal). Hierzu vergleiche man auch noch die Traditionsreihe, die das Fremdwort bringt 37 . Für maiestas bringen die älteren Ubersetzungen durchweg maeginkraft, megencreft, magenchraft, mäncreft, das sich bis in die Eggestein-Ausgabe der obd. Bibeldrucke hält. Im As., Andfrk. und Md. sind Formen mit Ablaut zu finden, ndd.-md. Hss. des 12.-14. Jhs. haben Kontraktion (mäncraft) und im Mndl. ist die Form moghentheit verbreitet. - In Dresden 287 werden Übersetzungen für maiestas greifbar, die auch in anderen Hss. belegt sind: gewalt mit den verschiedensten Bildungen und gotheit. Das letzte Wort fällt auf und ist wohl kaum als Übersetzung für maiestas zu akzeptieren. So macht H. Eggers38 darauf aufmerksam, daß Dresden - dazu stellt sich Breslau mit guthe - dieses Wort möglicherweise aus einer ndd. Vorlage übernommen habe, wo an sich grotheit (vgl. Wo. 58, 4) benutzt worden sei, es aber auf Grund der Schreibung gotheit (r wird durch Hochstellung des folgenden Vokals ausgedrückt) mißverstanden habe. Eigenartig bei dieser Sache ist nur, daß Treb., das Dresden und Breslau doch ferner steht, dieselbe Form aufweist. Dies könnte dann so erklärt werden, daß bei Entstehung von Treb. dasselbe Mißverständnis auftrat, oder aber die Übersetzerin aus einer Vorlage schöpfte, die bereits den oben aufgezeigten Fehler begangen hatte. Luther benutzt in den Psalmenübersetzungen für maiestas nur ehre.

14.

maledictio

V u l g . : 4mal in den Pss.; N o t k e r : übelo sprechen (als Gerundium nur in 9, 28), auch im Wiener Notker, Wbg. (ubelspräche, - spreche - 13, 3 und in den Doppelglossen 9, 28; 108, 18), Treb. (die bose spräche - 2 mal in 108, 18); W b g . : ubelrede (in der Doppelglosse 9, 28); N o t k e r : flüoh (13, 3; 2mal in 108, 18), so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (fluch - 2mal in 108, 18, die anderen Stellen fehlen), Wbg. (fluoh - 108, 18; auch in der Doppelglosse 108, 18), Millst. (nur fluch), Schleiz (floch - 9, 28, die anderen Stellen fehlen), Dresden 287 (nur fluch), Hbg. 142 (vloch - 9, 28; 13, 3; die anderen Stellen fehlen), Trier 51 (nur vlok), Wo. 5 8 , 4 (uluk, ulük - 2 mal in 108, 18), Leiden 233 (vlok - 13, 3; in 9, 28 findet sich hier bytter, dagegen wird das anschließende amaritudo mit 37 )

Diese Ausführungen werden in einem Aufsatz veröffentlicht. M) Zwei Psalter aus dem 14. Jh. . . . , in: DTdMA., Bd. LIII, S. C l l f .

I. Im Bereich des Wortschatzes

181

vloken wiedergegeben. Es dürfte eine Verwechslung vorliegen.), Treb. (vorvluchtnisse - 13, 3), Mentel u n d Nachfolger (nur fluch), cgm. 341 (fluch 9, 28; 2 m a l in 108, 18), Luther (fluchen,fluch - 3mal, 13, 3 nicht übersetzt); T r e b . : bosheit (9, 28); W b g . : scelt (in der Doppelglosse 108, 18). Bei Notker, im Wiener Notker, in Wbg. u n d auch in Treb. wird vereinzelt der Versuch gemacht, maledictio wörtlich ins Dt. zu übertragen: ubelo sprechen - in Gerundiumform, ubelspräche, — spräche, die bose spräche, auch ubelrede, wohl im Anschluß an das Verb übelsprechen, das allerdings sehr viel mehr im Sinne von 'verleumden' vorkommt. Weit häufiger wird ahd. fluoh, mhd. fluoch, vluoch, mndd. vlòk, vloeck, vloik benutzt. Einmal ist in Treb. vorvluchtnisse belegt, das bei Lexer nicht verzeichnet ist. Außerdem tritt in Ps. 9, 28 derselben Hs. bosheit als Übersetzung für maledictio auf.

15.

mandatum

V u l g . : 43mal in den Pss.; N o t k e r : n u r gebot; 118,66 das Fremdwort, so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (nur - gebot), Wbg. (nur - inbot), Millst. (gebot), Dresden 287 (gebot), Breslau I. o. 100 (gebot — 77, 7; alle anderen Stellen nicht überliefert), Trier 51 (gebot, auch öfters - bod), Wo. 58, 4 (teils - bot, teils - gebot), Treb. (gebot), cgm. 341 (meistens - gebot, pot - 118, 131), die obd. Bibeldrucke ab Mentel (gebot, außer 110, 8 gezeug, das Pflanzmann aber in gebot ändert), KBE. (gebaidre), LB. (bade), Luther 1524ff. (gebott, gepott 27 mal); c g m . 3 4 1 : gehaiz (7mal), Luther 1521 (geheyss - 20mal) ; L u t h e r 1 52 1 : Satzung (16mal) ; L u t h e r 1 5 2 4 - 2 8 : was du befohlen hast (15mal, in 118, 15 auch in den späteren Ausgaben) ; L u t h e r 153 1 ff.: deine befehl (12mal); L u t h e r 1 5 3 l f f . : wort (118, 104); M e n t e l u n d E g g e s t e i n : gezeug (110,8), Luther 1521 ff. (Zeugnis - 118, 146). Ahd. gibot (hier gebot), mhd. gebot, mndd.gebot,bot,auchbade39,ndrb..gebaidre (hier ist das i nicht als Diphthong oder U m l a u t zu verstehen, sondern soll den vorhergehenden Vokal als Länge kennzeichnen 40 ) ist in der Bedeutung 39 ) Über den Verlust der Vorsilbe ge- vgl. A. L a s c h , Mndd. Grammatik, 1914, §221, VI. 40 ) Vgl. hierzu auch R. S c h ü t z e i c h e l , Mundart, Urkundensprache und Schriftsprache, in: Rh. Archiv 54 (1960), S. 52.

182

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

'göttliches Gebot, Anordnung, Auftrag' von Notker bis Luther zu verfolgen. Wbg. kennt als einzige Hs. inbot ( > ahd. inpiotan, as. anbiodan, got. anabiudan). cgm. 341 und Luther haben auch als eine andere Übersetzungsmöglichkeit für 'mandatum' gehaiz, geheyss in der Bedeutung von 'Aufforderung, Befehl'. Bei Luther kommt dieses Wort mit Satzung in der Bedeutung 'das, was verordnet, festgesetzt wird als Menschen- und Glaubenssatzung' zusammen in der Psalmenübersetzung von 1521 vor, wird dann 1524 und in den folgenden Ausgaben durch gebott und befehlen > Befehl, das noch nicht den heutigen, strengen Sinn hat, sondern nur ein 'anempfohlener Auftrag' ist, ersetzt. Luther macht in den Psalmen keinen Unterschied zwischen beiden, abwechselnd gebrauchten Wörtern. Auch gezeug (Mentel und Eggestein) und Zeugnis (Luther) treten einmal auf und zwar im Sinne von 'Gottes Gebot als Schriftzeugnis', gezeug wird schon in der Pflanzmann-Bibel durch gebot abgelöst. Luther behält Zeugnis für mandatum in allen Ausgaben bei 41 .

16.

mirabilia

V u l g . : 32mal in den Pss.; N o t k e r : uuünder (nur dieses Wort außer 118, 18, hier: uuünderlichiu mysteria), so auch im Wiener Notker (118, 18 - uunderlichiu getougena), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (wunder; 9, 2 u. 25, 7 fehlen), Wbg. (wuntar, 7mal die subst. Adjekt i v f o r m - d i e wunderliche),

M i l l s t . (wnder),

D r e s d e n 2 8 7 (wundir;

wunderliche

ding - 71, 18; 87, 11; 130, 1), Hbg. 142 (wunder- 7mal, die übrigen Stellen fehlen), Düsseldorf C 115 (25, 7; die übrigen Stellen fehlen), Breslau I. o. 100 (9mal, wunderliche dink - 71, 18; 87, 11; 88, 6; die übrigen Stellen fehlen), T r i e r 51 (wunder;

wunderlike

werk -

71, 18; 130, 1; wunderlicheit

-

39,6),

Wo. 58, 4 (wunder - 29mal; werc - 104, 2; 9, 2 u. 106, 21 fehlen), Leiden 233 (wnder - 9, 2, die anderen Stellen fehlen), Treb. (wundir - 27mal; wundirlichkeit - 2 5 , 7 ; 130, 1; wundirkeit 39, 6 ; 76, 15), F l o r i a n I I I , 2 0 6 (wundir - 2 5 , 7 ;

97, 1; die anderen Stellen nicht zungänglich), Haag 133 E 21 (wonderlike dinghe - 130, 1; die anderen Stellen nicht vorhanden), cgm. 341 (nur - wunder), die o b d . Bibeldrucke a b M e n t e l (wunder - 2 9 m a l ; wunderliche dinge 9 7 , 1 ; 1 0 4 , 5 ; wunderlich - 1 3 0 , 1 ) , K B E (wonder), L B (wunder), L u t h e r (wunder; 130, 1 adjektivisch).

Ahd. wuntar (Notker hat bereits die Erweichung des inlautenden -nt- zu -nd-) > mhd. wunder, as. wundar, wonder, mndl. wonder, hier also vor allem in der Bedeutung 'das Handeln und Wirken Gottes, was Erstaunen und Verwunderung hervorruft', wird einheitlich von Notker bis Luther gebraucht. 41 ) Zum Verhältnis gezeug zu zeugnis und ihren Bedeutungen vgl. man G r i m m , Dt. WB., Bd. 4, 1, 4, Sp. 6981 ff. und Bd. 15, Sp. 860ff.

I. Im Bereich des Wortschatzes

183

U m so vielfältiger sind die Formen und Zusammensetzungen, die in den einzelnen Hss. gebildet worden sind: Notker hat das Adjektiv mit einem Fremdwort uuunderlichiu mysteria, das im Wiener Notker mit uunderlichiu getougena (bei Williram tougani, töigene42) verdeutscht wird u n d in späteren Hss. auch als wunderliche, wunderlike dinghe oder wunderlike werk belegt ist. I n Wo. 58, 4 dürfte das Adjektiv in Ps. 104, 2 vergessen worden sein. Bemerkenswert sind auch die Abstraktbildungen auf -keit, -heit in Arbeiten aus dem md.-ndd. R a u m : wundirlicheit neben wundirlichkeit, auch wundirkeit, die bedeutungsmäßig alle auf derselben Ebene 'außerordentlich göttliches Wirken' liegen.

17.

misereri

V u l g . : 32mal in den Pss. As. P s f r g m . : ginäthan (111,5 u. 114,5, die anderen Stellen fehlen), die Altalem. Psfrgm. (kenäden), Notker (gnaden - 21 mal, gnäda haben - 6, 3; 26, 7; 40, 11; gnäda fdhen - 59, 3; gnäda skeinen - 76, 10), so auch im Wiener Notker (gnade haben - auch in 101, 15; Ps. 51-99 fehlen), der Münchener Notker (gnäda haben - 6, 3; genaden - 50, 3; auch in der Doppelglosse 114, 5), Wbg. (gnäden - nur noch 10mal, 6 m a l in Doppelglossen), Millst. (genaden 23mal, gentedich seyn - 102, 13) Brieger Psfrgm. (genaden - 50, 3; die anderen Stellen fehlen), Schleiz (6, 3; 29, 11), Dresden 287 (gnaden - 24mal, gnedig sein - 6mal), Hbg. 142 (15mal, gnadich sein - 3 6 , 2 6 ; die übrigen Stellen fehlen), Düsseldorf C 115 (nur in 25, 11; die meisten Stellen fehlen), Breslau I. o. 100 (58, 6; 76, 10; genedik sein - 59, 3; der meiste Text fehlt), Trier 51 (gnaden - 21 mal, genedich sein - 7mal), Stuttgart 35 (begnaden - 6, 3), so auch Innsbruck 631, Wo. 58, 4 (genaden - 25 mal, gnedich sein - 36, 26; 59, 3), Leiden 233 (genaden - 4, 2; 6, 3; 9, 14), Lübeck 36 u. 34 (gnaden - 6, 3), so auch Wo. Heimst. 1153, Luther (gnedig seyn - 20 mal, so auch ab 1531 in 76, 10; 118, 58 u . 132; 1521 hatte Luther auch öfters nur das Substantiv); N o t k e r : irbarmeda haben (24, 16; 25, 11), so auch im Wiener Notker, der Münchener Notker ( 4 , 2 ; 9, 14; 30, 10; 118, 132; genaden und erbarmen 1 1 4 , 5 ; die anderen Stellen nicht zugänglich), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (sih irbarmen - 22mal, die anderen Stellen fehlen), Wbg. (sih erbarmen 16mal, auch 6 m a l in Doppelglossen), Millst. (8mal), Wo. 146,2 (6,3), Dresden 287 (nur 36, 21; 50, 3), so auch Hbg. 142, Düsseldorf C 115 (24, 16), Breslau I. o. 100 (66, 2; 85, 3), Trier 51 (36, 21; 50, 3; 122, 2 u. 3), Treb. (nur - sih irbarmen; 4, 2 u. 6, 3 fehlen), Florian I I I , 206 (6, 3; 25, 11), Heinrich v. Mügeln - Rein 204 (6, 3; 5 0 , 3 ; 101,14 u. 15), cgm. 341 (sich erbarmen -

«) Im Glossar bei B r a u n e - H e l m , Ahd. Lesebuch, "1958, S. 240.

184

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

19mal), Mentel u n d Nachfolger (nur - erbarmen), Luther (sich erbarmen, erbärmlich gemacht haben - in 6, 3; 50, 3; 101, 15 nur 1517; in 101, 14 u. 102, 13 in allen Ausgaben ab 1517; in 108, 12 a b 1524; a u ß e r d e m vergleiche m a n die lange Reihe der Belege für erbarmen in Ps. 6, 3 4 3 ; T r e b . : barmherczig sin (36,26), Mentel u n d Nachfolger (barmhertzig sein 114,5), Luther (36,21 u. 26; 1 1 1 , 5 ; 1 1 4 , 5 ) ; L e n i n g r a d X X J L X I I I : ontfermen, ontfarmen ( 6 , 3 ; 101, 14 u. 15), so auch in H a a g 133 E 21 (lOmal), Leiden UB. 46 B, Brüssel 606, 108, 608, 609, 15615, H a a g 69 B 10 u. 78 D 38 (alle ontfarmen in 6, 3); H a a g 1 3 3 E 2 1 : ontbermen (101, 14 u. 15); N o t k e r : helfen (29, 11), so auch im Wiener Notker. Ahd. kenäden (Altalem. Psfrgm.), gnaden (bei Notker, der die Synkopierung des e meistens vollzogen hat), m h d . genäden (in Hss. des 12. J h s . wie Millst. Brieg, Schleiz, a u c h im M ü n c h e n e r Notker, der aus d e m 14. J h . stammt, hier in Doppelglossen neben erbarmen gebraucht), meistens jedoch gnaden, as. ginäthan, m n d d . gnaden, westfäl. jedoch genäden, sind die Ubersetzungen für misereri, die bei Notker, im Wiener Notker, in Millst., d e n Hss. der M d . Pss. in G r u p p e 5, Wo. 58, 4 u n d schließlich auch bei Luther, hier allerdings i n der F o r m gnedig seyn, a m meisten vorkommen. Die adjektivische Umschreib u n g hat bei Luther d e n Sieg über gnaden davongetragen, gencedich seyn findet sich auch schon in Millst. u n d anderen Übersetzungen, während Notker gnäda haben, - fdhen, - skeinen bildet. Auch der M ü n c h e n e r Notker kennt noch diese substantivischen Zusammensetzungen. Der Sinn ist an sich klar: Gott möge den Menschen ' G n a d e schenken, gnädig sein, sich erbarmen, helfen'. Naheliegend ist, d a ß diese Bedeutungen auch in den Bereich der Menschen übertragen werden: Sie mögen untereinander 'barmherzig sein, verzeihen'. Notker, der Wiener Notker u n d W b g . benutzen gnaden in diesem Sinne (Ps. 36, 21), doch findet sich aber auch sich erbarmen, bei Notker u n d seinen Nachfolgern die Zusammensetzung irbarmeda haben, das neben gnaden, gnädig sein ü b e r h a u p t einen breiten R a u m einnimmt. Diese Lehnübersetzung 4 4 ist schon vor Wulfila anzusetzen: got. (ga-)arman > *ab-armen > ahd. ir-b-armen, altlimb. ont-f-ermen > m h d . irbarmen, erbarmen, mndl. ontfermen, -farmen, ontbermen. Notker h a t n u r die Kombination zwischen Substantiv u n d Hilfsverb u n d erst die Interlinearversionen des 12. Jhs. bringen das Vollverb. Die adjektivische Umschreibung tritt noch später, in Hss. des 14. Jhs., auf. Die ursprüngliche Bedeutung von armbn, armen ' a r m sein' wurde in der Zeit der Mission von misericordia her erweitert u n d abgewandelt zu 'ein gerührtes H e r z zeigen, bemitleiden'. So stellt dieses W o r t eine starke Konkurrenz f ü r gnaden dar, u n d was deren Verhältnis in den Psalmenübersetzungen betrifft,

43

) H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, a . a . O . , Tabellenanhang. " ) Nach K l u g e - M i t z k a , Etymol. WB., S. 170 u. 52.

185

I. Im Bereich des Wortschatzes

ergibt sich eine Mehrheit für irbarmen in Trier Ms. 806, Wbg., Treb., den obd. Bibeldrucken. Auch der Münchener Notker (14. Jh.) bereitet irbarmen einen Zugang in Form von Doppelglossen. Nur im nordndl. Raum wird in mndl. Zeit ontbermen gebraucht 45 , was wohl auch in Grootes Übersetzung vorgekommen sein dürfte. Haag 133 E 21, eine jg. Abschrift mit der Version Grootes, hat noch vereinzeltes ontbermen neben in der Mehrzahl vorhandenem ontfarmen, -fermen. Jedoch werden diese Belege von ontbermen in Leiden UB. 46 B, einer Abschrift von Grootes Arbeit aus dem Limburgischen, durch das im Süden des Ndl. allgemein verbreitete ontfarmen, ontfermen ersetzt.

18.

misericordia

As. P s f r g m . : ginätha (32, 18), Notker (gnäda - meistens dieses Wort), so auch im Wiener Notker, der Münchener Notker (gnade - in 6, 5; 16, 17; auch in der Doppelglosse in 58, 18), Wbg. (gnade - in 30, 8 u. 22; 88, 29; 7 mal in Doppelglossen), Millst. (nur genade), Schleiz (genade - 6, 5), Dresden 287 (meistens gnade), ebenso in Hbg. 142, Trier 51, Düsseldorf C. 115 (24, 7 u. 10; 88, 25), Breslau I. o. 100 (68, 17), Leipzig Stadtbibl. II, 61 (gnade - 68, 14 u. 17), Wo. 58, 4 (meistens genade), Leiden 233 (in 5, 8; 6, 5), Wo. Heimst. 1153 (gnade - 6, 5), Luther (1524: 24, 6, 7 u. 10; ab 1531: 88, 2, 3, 15, 25, 29, 34 u. 50); N o t k e r : armeherzi (24, 6; 32, 5; 102, 5), so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl.

M s . 806

(nur

irbarmeherzede,

barmherzunge,

barmeherce),

Wbg.

(barmeherce - 8mal, 7mal in Doppelglossen), Dresden 287 (barmeherzcikeit 24, 6), so auch Hbg. 142, Düsseldorf C. 115 (24, 6; 88, 2, 3 u. 15), Breslau I . o. 100 (68, 14), T r i e r 51 (barmherticheit

- 6 , 5 ; 2 4 , 6 ; 5 0 , 3 ; barmunge

-

88, 3 u. 15), Stuttgart 35 (barmherczikeit - 6, 5), so auch Innsbruck 631 (6, 5; 68, 14; erbermd- 68, 17), Heidelberg cod. pal. germ. 63 (68, 14 u. 17), Heidelberg Salem V I I I , 24 (erbermde - 68, 14 u. 17), Wo. 58, 4 (barmhertigkeit - 24, 6 ; barmung - 88, 2, 3 u . 25), T r e b . (barmheite, barmherczikeit,

nur

diese Wörter), Heinrich v. Mügeln - Rein 204 - (parmhertzichait - 6, 5; 50, 3), Heidelberg cod. pal. germ. 21 (barmherczikeit - 68, 14 u. 17), ebenso Berlin Ms. g. f. 249, für 6, 5 die meisten bei Vollmer 46 angeführten Hss. u. Drucke, Mentel und Nachfolger (meistens erbermbd, vereinzelt barmhertzigkeit), Grootes Übersetzung - Haag 133 E 21 (barmherticheit - 11 mal), Leiden UB. 46 B (barmhertticheit - 9mal), Luther 1517 (barmhertzickeyt - 6, 5; 50, 3), so auch Luther 1524 (5, 8), 1524ff. (24, 7);

45

) Nach B. v. d. Berg, G. Grote's Psalmvertaling, in: Tschr. v. Nederl. Taalen Letter-Kde, Bd. 61-62 (1942-43), S. 264, 273 u. 302f. 46 ) Vgl. die Tabellen I—II in: Psalmenverdeutschung I, a.a.O.

186

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

L e n i n g r a d X X J L X I I I : nur ontfermicheit, Brüssel 608,609 u. 15615 (ontfarmhertecheit-6, 5 ) , H a a g l 3 3 E 21 (ontfarmicheit - 5 mal, onlfarmherticheit1 mal), Leiden UB. 46 B (ontefarmicheid - 1 mal, ontfarmherrtticheit - 4 mal); H b g . 142: gote (50, 3), Luther (ab 1524 meistens gute, auch in 50, 3). Ahd. ginäda, gnäda, knäda (so bei Notker), as. ginätha > mhd. genäde, gnade wird neben armeherzi (Notker, Wiener Notker, beim Verb kommt irbarmeda haben vor), ahd. armherzi(da) > frühmhd. irbarmeherzede, barmherce, barmherzunge > m h d . barmherzikeit, barmunge, barmheite (in Treb.) für misericordia gebraucht. I n Wbg. u n d im Münchener Notker stehen beide Übersetzungen in Doppelglossen nebeneinander. Wie im Grimmschen WB. 4 ' angedeutet wird, drängte gnade in der Bedeutung 'Gottes Erbarmen, versöhnende Güte' verbreitetes armherzi, irbarmida zurück. Notker, der Wiener Notker, Millst., die Hss. der M d . Pss. in Gruppe 5 u. a. haben meistens gnade. Demgegenüber bevorzugen Trier Ms. 806, Wbg., ältere Interlinearversionen des 12. Jhs., Treb. (14. Jh.) u n d die obd. Bibeldrucke barmherce, barmherzikeit u. abgeleitete Formen. Trier Ms. 806 u n d Wbg., verwandte Abschriften, gehen auf einen gemeinsamen Archetypus zurück, der möglicherweise von dem von Süden nach Norden vordringenden gnade nicht erfaßt wurde, was eine Parallele zu Tatian wäre, bei dem ebenfalls gnade fehlt 48 . Trier Ms. 806, das sehr viel mehr vom Archetypus bewahrt als Wbg., kennt gnade nicht (genau so beim Verb, s. o.), während in Wbg. zwar barmherce noch überwiegt, jedoch auch gnade in vielen Doppelglossen aufgenommen ist. Auch der Bearbeiter der Münchener Notkerhs. scheint in einem gewissen Zwiespalt gewesen zu sein, wenn er beide Übersetzungen nebeneinander stellte. Trier und die obd. Bibeldrucke öffnen sich dem wieder neu einsetzenden barmhertzicheit, barmheite, erbermbd. I n den mndl. Hss. wurde das Verhältnis ontfermen zu ontbermen bereits erläutert, was beim Substantiv eine weitere Bestätigung findet: H a a g 133 E 2 1 , eine nordndl. Abschrift von Grootes Übersetzung, hat überwiegend barmherticheit, Leiden UB. 46 B, eine limburgische Abschrift mit Neuerungen, verzeichnet eine A b n a h m e von barmhertticheit u n d Leningrad, eine fläm. Arbeit, kennt nur ontfermicheit. Außerdem ist hier auf die zusammengesetzte Form ontfarmhertecheit, die verschiedentlich belegt wird, aufmerksam zu machen. Luther, der sowohl gnade wie barmhertzickeyt kennt, bevorzugt gute.

" ) Bd. 4, I, 5, Sp. 513, B. 48 ) Vgl. hierzu W. B r a u n e , Althochdeutsch und Angelsächsisch, in: PBB. 43 (1918), S. 363 u. 373.

I. Im Bereich des Wortschatzes 19. pupilla

187

oculi

V u l g . : in Ps. 16,8; N o t k e r : dia séha des ougen, so auch im Wiener Notker, der Münchener Notker (das geseh des äugen), C l m . 22201 4 9 (seha ...), W b g . (die sehe des ougen), Millst. (das ges&ne des ovgen), W o . 1 4 6 , 2 (die sehen ...), Schleiz (sen des

ougen), die obd. Bibeldrucke - Mentel bis Pflanzmann - (die sehen des äugen); W i e n 2 7 2 3 , 2 7 3 2 , C l m . 1 8 1 4 0 , 1 9 4 4 0 , 14689 u. a. 49 : aphol, aphil des ougen, D r e s d e n 287 (onaphel des ougen), H b g . 142 (appel des ougin),

ebenso

Trier 51, Wo. 5 8 , 4 (oghappel), ebenso Leiden 233, Treb. (apil des ougin), cgm. 341 (augapfel), Zainer und Nachfolger (augapffel), Luther (augapffelym auge).

Obwohl ahd. ougaphel, aphil-, aphol des ougen belegt ist, übersetzt Notker d i e Psalmstelle custodi me ut pupillam oculi m i t . . . also dia séhun des óugen, also

im Sinne von 'Pupille, Augenstern'. Ahd. sèha wird zu mhd. sehe, daneben tritt auch verkürztes sen auf. Millst. hat als einzige Hs. ges&ne ( < ahd. gisiuni - 'Gesicht', got. siuns - 'Gestalt, Gesicht'). Wie so oft wird in einer der jg. Ausgaben der obd. Bibeln (hier bei Zainer) das Wort durch ein anderes ersetzt. Die Gründe für solche Änderungen sind recht verschieden. Offensichtlich hat hier das in Hss. des 14. und 15. Jhs. vorkommende augapfel, apil des ougen den längst nicht so anschaulich wirkenden Begriff die sehen des äugen verdrängt, onaphel in Dresden 287 dürfte als eine Verkürzung aus ougenaphel angesehen werden. Außerdem ist auffallend, daß das im Monseer Bibelglossar auftauchende aphol, das auch in das große Glosseninventar der Tegernseer Hs. Clm. 18140 und in jg. Hss. gleicher Art aufgenommen wurde, bei Notker und in Psalmenübersetzungen des 12. Jhs. nicht wiederkehrt. Notkers Selbständigkeit in der Übersetzungsarbeit ließ ihn sich wohl für sèha entscheiden, das als Einzelglosse in der Glossenhs. clm. 22201 (12. Jh.) und in Doppelglossen (aphol - seha) anderer, gleichaltriger und jg. Glossenhss. zu finden ist. Es darf wohl angenommen werden, daß die Übersetzer bzw. Bearbeiter der Wbg. und Millstätter Arbeiten Glossare mit der Übersetzung aphol für pupilla benutzten, aber trotzdem das durch Notkers Übersetzung verbreitete seha wählten, das, wie die Belege zeigen, erst sehr viel später in den dt. Psalmentexten durch ougapfel ersetzt wurde.

49 ) Nach S t e i n m e y e r - S i e v e r s , Die ahd. Glossen, Bd. I, S. 514, Z. 53ff.; clm. 22201 (12. Jh.) stammt aus Windberg, Wien 2723 (10. Jh.), die berühmte Monseer Glossenhs., Wien 2732 (10. Jh.), clm. 18140 (11. Jh.) und clm. 19440 (10.-11. Jh.) aus Tegernsee, clm. 14689 (11.-12. Jh.) aus St. Emmeram in Regensburg.

188 20.

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung salvator

V u l g . : in Ps. 24, 5 u. 61, 7; N o t k e r : haltäre (2mal), im Wiener Notker (24, 5; 61, 7 fehlt), Leningrad X X J LXIII (behoudre - 24, 5), Dresden 287 (behalder - 2mal), Hbg. 142 (behalder - 24, 5), Breslau I. o. 100 (behaldir60 - 61, 7; 24, 5 fehlt), Wo. 58, (behelder60 - 2mal), cgm. 341 (behaltet - 24, 5), Mentel und Nachfolger (behaltet - 2 mal); T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : heilant (61, 7; 24, 5 fehlt), Millst. (nur heilantj, Hbg. 142 (heilant - nur in 61, 7), so auch Trier 51; W b g . : heilere (2 mal), Treb. (heiler - 61, 7), Leipzig UB. Ms. 23 (24, 5); T r e b . : heiliger (24,5); H a a g 133 E 2 1 : heilgheuer (24,5); L u t h e r 1 5 2 2 - 2 8 : heyl; L u t h e r a b 1531 •. der mir h i l f f t (24, 5), h ü l f f e (61, 7); L e i d e n UB. 46 B: gesont maeker (24, 5); D ü s s e l d o r f C 11 5: losere (24, 5), so auch Trier 51, cgm. 341 (61, 7). Für salvator, das hier in den geistlichen Bereich übertragen und im Sinne von 'Gott als Erretter' zu verstehen ist, finden sich in den dt. Psalmenübersetzungen zwei Traditionen, die sich mehr oder weniger deutlich gegenüberstehen : 1. Ahd. haltäri (bei Notker haltäre) > mhd. haltere (in obd. Hss. behaltet; in md. Hss. behalder; t zu d nach l erweicht, hier nur in md. u. westfäl. Hss.; Wo. 58, 4, westfäl., hat die umgelautete Form), mndl. behoudre (-It, -Id > -ut, -ud51), im Sinne von 'Gott als Hirte, Hüter', dann im weiteren Sinne von 'Gott, der zu einem hält'; 2. Ableitungen von mhd. heilen < ahd. heilan, got. (ga)hailjan im Sinne von 'heilmachen, gesund machen', dann auf den Zustand der Menschen Gott gegenüber übertragen: a) die ahd., mhd. Lehnübersetzung heilant, hier also nicht auf Christus, sondern auf Gott bezogen; (so auch Luther in Ps. 50, 16 und 81,2, wo die Vulgata nicht mit salvator, sondern mit salus übersetzt); b) mhd. heiltere, heiler < ahd. heilari; c) md. heiliger, in dieser Bedeutung in den Mhd. WBB. nicht belegt; d) mndl. heilgheuer, bei B. v. d. Berg als nordndl. charakterisiert 62 ; e) das unpersönliche heyl in Luthers Ausgaben von 1524-28. Notker und mit ihm der Wiener Notker, Dresden 287, Wo. 58, 4, Leningrad (fläm.) und die obd. Bibeldrucke bevorzugen haltäre und verwandte Formen, während die Interlinearversionen des 12. Jhs., Treb., Haag 133 E 21 (nordndl.) und Luther (in seinen ersten Ausgaben) die zweite Übersetzung für salvator gebrauchen. Hbg. 142 gehört sowohl zur einen wie zur anderen 60) In beiden Hss. wurden offenbar behaldir und helfer vertauscht, zumal in Ps. 61, 7 salvator neben adjutor steht. 61 ) F r a n c k , Mndl. Grammatik, § 50. S2 ) G. Grote's Psalmvertaling, a.a.O., S. 307.

I. Im Bereich des Wortschatzes

189

Gruppe (behalder u. heilant). Leiden UB. 46 B, eine jg., limburgische Abschrift der nordndl. Groote-Übersetzung, befindet sich auch in einer Zwischenstellung - nämlich zwischen Leningrad u. Haag 133 E 21 —, schließt sich allerdings in der Wiedergabe von salvator weder der fläm. noch der nordndl. Hs. an, sondern übersetzt mit gesont maeker. Auch lästere wird in verschiedenen Arbeiten benutzt, und es ist bezeichnend, daß Düsseldorf und Trier 51, die sich auch sonst öfters durch selbständige Änderungen von den übrigen Hss. der Md. Pss. abheben, dazu gehören. Luther ändert 1531 zu helffen,

hülffe.

21. salvurn

facere

V u l g . : 41 mal in den Pss.; V u l g . : Dem salvos faciendi i n Ps. 67, 2 1 ;

P s a l t . i u x t a H e b r . : Deus salutis in Ps. 67, 21; A l t a l e m . P s f r g m . : kahaltan (107,7), Andfrk. Psfrgm. (behaldan - 5 4 , 9 ; 55, 8), Notker (halten, gehalten - 30mal), so auch im Wiener Notker (außer 11, 1; 16, 7; 17, 20 u. 21, 6), der Münchener Notker (meistens halten außer 17, 42 u. 70, 3), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (behalten - 16mal), Millst. (behalten - 25mal), Schleiz (behalten - 7, 3 u. 11; 17, 20; 30, 3; in 16, 7 Umlaut in der 2. Sg. Ind. und Erweichung t zu dj, Dresden 287 (halten, byhalten 39 mal mit 17 umgelauteten Formen ähnlich wie in Schleiz 16, 7 und 12 mal d nach l), so auch in Hbg. 142 (26mal mit 9 umgelauteten Formen und 2mal d nach l), Breslau I. o. 100 (lOmal mit 4 umgelauteten Formen und 4mal d nach l), Trier 51 (behalden - 16mal mit 2 umgelauteten Formen), Leipzig Stadtbibl. II, 61 (behalten - 68, 2 u. 36), so auch in Stuttgart Ms. 35 u. Innsbruck 631 (6, 5; 68, 2 u. 36), Heidelberg cpg. 63 u. Salem V I I I , 24 (68,2 u. 36), Wo. 58, 4 (behalden - 29 mal mit 13 umgelauteten Formen ähnlich wie in Schleiz), so auch in Leiden 233 (6mal mit 1 umgelauteten Form), Stuttgart Ms. 13 (6,5), Heidelberg cpg. 21 (68,2 u. 36), Weimar 9 (64, 21), cgm. 341 (behalten - nur in 7, 2), Zainer u. Nachfolger (behaltten 21, 6), so auch Berlin Ms. g. f. 70 (6, 5), Leningrad X X J L X I I I (behouden - 7, 2), Groote - Haag 133 E 21 (beholden - 4mal), Leiden UB. 46 B (beholden, behalden - 7,3; 137, 7), Brüssel 108 (behouden - 1, 2 u . 3 ) ;

A n d f r k . P s f r g m . : behaldan duan (7mal), Notker (gehaltenen tüon - 8mal), so auch im Wiener Notker (außer 11, 1; 17,20), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (behalten tun - 6mal), Millst. (behalten tun - 21, 9; 68, 36), Basel A. IV. 44 (behalten tun - 68,21), so auch in Heidelberg cpg. 21 (6,5), cgm. 1117b (behalten machen - 67, 21), M e n t e l u n d N a c h f o l g e r (behalten machen - 3 9 m a l ;

einige Stellen werden in späteren Ausgaben abgeändert), Leningrad X X J L X I I I (behouden maken - 6,5; 30, 3), so auch in Brüssel 608 u. 609 (6, 5), Brüssel 15615 u. 836 (6, 5), Brüssel 606 (6, 5; 7, 2 u. 3), Groote - Haag 133

190

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

E 21 (beholden maken - 30, 3; 137, 7), Haag 69 B 10 u. 78 D 38 (behouden maken - 6, 5; 7, 2 u. 3); d e r W i e n e r N o t k e r : heilen (11, 1; 16, 7), der Münchener Notker (hailen 17,42; 70,3), Wbg. (heilen - 4mal in Doppelglossen), Millst. (11,1), Schleiz (heilen - 6, 5), so auch Dresden 287 (auch noch helen, gehelen - in 17,28 bzw. 3,6), Trier 51 (beheyligen - 17,20), cgm. 741 (hailen - 6 , 5 ) , Heinrich v. Mügeln - Rein 204 - (hailen - 6, 5), so auch Wien 2756 (67, 21), die Schles.-böhm. Gruppe - Stuttgart Ms. 21 (6,5), die Hohenfurter Gruppe - cgm. 182 (6, 5), cgm. 363 (6, 5); Weimar 35 (6, 5); W b g . : heil tuon (23mal, auch lOmal in Doppelglossen), Millst. (heil tun 67, 21; heil machen - 16, 7; geheilige mih tv - 3,7), Wo. 146, 2 (geheile tun - 6, 5), Dresden 287 (heil machen - 108,26), cgm. 182 (hail tun - 67,21), Treb. (heil machen - 23mal, heilig machen - 3mal), die Schles.-böhm. Gruppe Florian III, 206 (hail machen - 105, 47), so auch in Breslau I. D 7 (6, 5), so auch in Krummau u. Stuttgart Ms. 21 (67, 21); die Hohenfurter Gruppe cgm. 4885 (hailsam machen - 6, 5), cgm. 440 (hailig machen), cgm. 130 (hayl machen - 6, 5); cgm. 341 (hail machen - 6, 5; heilig machen - 19, 10), cgm. 527 I (heilig machen - 6, 5), Heinrich v. Mügeln - Worms 1504 (heyl tkun - 67, 21), Heidelberg cpg. 32 (hail machen - 6 8 , 2 ) ; Wien 2684 (heil machen - 6 , 5 ; 67, 21), cgm. 394 (hayl machen - 6, 5), so auch cgm. 363 (67, 21), Stuttgart Brev. 147 (hailwertig machen - 6, 5), Wenzelbibel - Stuttgart HB. II. 7 (heile machen - 6,5), Weimar 5 (67,21); die obd. Bibeldrucke - Pflanzmann (heilsam machen - 5mal), ab Zainer (5mal); cgm. 79, 130 u. das Uracher Gebetbüchlein (6, 5), Hbg. 162 (6, 5), Berlin Ms. g. f. 67 (67, 21); c g m . 3 4 1 : gol des hails (67, 21), so auch Luther 1524ff.; B e r l i n Ms. g. f. 6 3 0 : ain hailwertiger got (67,21); H o h e n f u r t : ein heiliger (67,21); M i l l s t . : gesunt machen (7, 11), so auch Breslau I. o. 100 (71, 13; auch noch gesunt werden - 79,4 u. 20), Trier 51 (21 mal; sunt, gesunt werden - 2 1 , 6 ; 79, 4, 8 u. 20), Leipzig Stadtbibl. II 61 (6, 5), so auch Nürnberg Stadtbibl. Cent. VI 97, Wo. 58, 4 (gesunt don - 8mal), Leiden 233 (gesunt machen - 7, 3), Nürnberg Stadtbibl. Cent. V App. 34 1 (6,5; 68,2), Wien 2756 (6,5), Groote - Haag 133 E 21 (ghesont maken - 6, 5), Leiden UB. 46 B (3mal), u. a. 63 , alle dt. Hss. u. Drucke der Südndl.-ndrh. Gruppe und andere ndd. Hss., Ortulus 1501; L e n i n g r a d X X J L X I I I : salich maken (7,3; 137,7), Hbg. 142 (salich machen - 3, 7), Trier 51 (79, 3; 85, 16), Wo. 58, 4 (selig sin - 118, 117), Berlin Ms. g. f. 249 (6, 5; 67,21; 68,2 u. 36), Heidelberg cpg. 63 (6,5), Wien 2813 (67, 21), cgm. 442 u. 97 (salig-, selig machen - 6, 5), Wo. Heimst. 1254 (6, 5), die Lübecker Gebetbücher 1501 u. 1510 (6, 5), Ortulus anime to 63 ) Die Hss. Nr. 54-57 bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung I, in: BdK. II, Tabellenanhang.

I. Im Bereich des Wortschatzes

191

dude (6, 5), Luther 1517 bzw. 1521 (6, 5; 67, 21; 118, 94 u. 146); Breslau 1. o. 100 (selikmacher - 67, 2 1 ) ; W b g . : neren, crneren, generen ( 8 m a l in Doppelglossen), Schleiz (generen - 7, 2), c g m . 390 (neren - 6, 5 ) ;

d e r W i e n e r N o t k e r : losen, irlosen (17, 20; 21, 6), Millst. (Mosen - 7, 3), Treb. (7 mal, irlost machen - 85, 16) die Schles.-böhm. Gruppe - Florian III, 206 (irlosen - 7mal, lozen - 6, 5), Breslau D 26 (67, 21), Stuttgart HB. I I 28 (6, 5), so auch Wien 2767, Olmütz 2, V, 10 (loz machen - 67, 21); Nürnberg Cent. IV, 39 (erlosen - in der Doppelglosse 68, 2); N ü r n b e r g C e n t . V I 43 p. I I : helffen (in der Doppelglosse 6,5), Luther 1524ff. (31 mal, 2mal substantivisch). Schon in den Ausführungen zu salvator sind die wichtigsten Glossierungen, deren man sich im Bereich dieses Lemmas bediente, angeführt und erläutert worden. Beim Verb ändert sich hinsichtlich des Umfanges der Synonyme kaum etwas, allerdings sind Formenreichtum und Zusammensetzungen sehr viel größer als beim Substantiv: 1. A h d . haltan, kahaltan, a n d f r k . behaldan - N o t k e r h a t s c h o n halten, gehalten - ( < got. haldan), m h d . halten, behalten, gehalten ( h ä u f i g w e r d e n d i e

2. u. 3. Sg. umgelautet, z. B. du beheldes(t) und parallel geht recht oft die Erweichung -t- > -d- nach /, vor allem in md. Hss.), md., mndd. behalden, m n d l . behouden (It, lt>

ut, ud), beholden (ostmndl. 5 4 ), behalden; behaldan duan,

gehaltenen tüon, mndl. behalten tuon später dann abgelöst durch behalten machen, m n d l . behouden -,

beholden maken, sicherlich d e m lat. salvum facere

nachgebildet. 2. M h d . heilen, hailen (s. o. u n t e r salvator), m d . helen, gehelen ( n u r in Dres-

den, wohl Vokalverkürzung in der Stammsilbe parallel zu heilec > heiig); heil tüon, geheile tun w i r d i m 14. J h . z u heil-, heilig

hailsam-, hailvuertig machen.

Mit den ältesten Interlinearversionen beginnt die Übersetzungstradition für salvum facere in Form des einfachen Verbs haltan und von Zusammensetzungen mit den Vorsilben ka-, be-, aber auch mit Part. Perf. und den Verben tun, machen. Letztere Bildungen überwiegen in den Andfrk. Psfrgm., ebenso in mndl. Hss. und werden fast ausschließlich in den obd. Bibeldrucken Mentels und seiner Nachfolger angewendet. Notker hat meistens halten, gehalten, die auch bis in die Übersetzungen des 14. Jhs. - meistens in der Überzahl gebraucht - bewahrt werden. Jedoch setzt schon im Wiener Notker heilen ein, wo Notker noch halten verzeichnet. Die Substantivbildungen heilant, heilare für salvator ließen sich erst in den Interlinearversionen des 12. Jhs. feststellen. In Wbg. haben heilen, heil tuon, auch wenn die Doppelglossen nicht berücksichtigt werden, ein deutliches Übergewicht, was sich in Treb. wiederholt, während in den übrigen Übersetzungen, von denen wir 64

) Nach J . V e r d a m , Middelndl. HWB., 1956, S. 66f.

192

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

sämtliche Belegstellen kennen, diese Glossierungen in der Minderheit sind. Auf Ps. 67, 21 ist besonders hinzuweisen, denn die substantivierten Formen erklären sich nicht nur aus dem Gerundium der Vulgata, sondern auch teilweise aus dem Deus salutis des Psalt. iuxta Hebr., zu dem Luthers Vorlagen enge Beziehungen haben. Schon seit Millst. (12. Jh.) findet die Zusammensetzung gesunt machen (gesunt, got. swinps, westgerm. *sunda- in der Bedeutung 'stark' 55 ), mndd. präfixloses sunt-, aber auch gesunt-, mndl. ghesont- öfters Anwendung, besonders häufig in md., ndl. u. ndd. Hss., und parallel dazu geht saleg -, selig machen, selig sin (got. séls, ahd. sälig, sälic, sälich > mhd. salee, stelic, md. sälic, sélec, sélic, mndd. sälic, selich, mndl. sälich, sälech, hier in kirchl. Bedeutung 'das ewige Heil der Seele'), zeitlich vom 14. J h . bis in die ersten Psalmenausgaben Luthers, räumlich vom Ndl. (Flandern) bis ins Md. und Ndd. In Doppelglossen bringt Wbg. 8 Belege für transitives neren, erneren, generen im Sinne von 'am Leben erhalten, heilen, retten' (ein Kausativ zu genesen; got. nasjan > ahd. neren, nerian, mhd. nern, nerigen), und vereinzelt finden sich Formen dieses Verbes auch in jg. Hss. Sehr viel mehr Raum gewinnt losen, irlosen, irläst machen ( < ahd. irldsan < got. uslausjan - im Sinne von 'los-, frei machen') für 'salvum facere\ obwohl es sonst eigentlich mehr für 'liberare', 'redimere' gesetzt wird. Luthers meistgebrauchte Übersetzung für salvum facere ist helffen (vgl. auch salvator) und beachtenswert ist, daß das Verb in diesem Sinne bereits vor Luther in den Bußpss. der Hs. aus St. Katharinen in Nürnberg (15. Jh.) gebraucht wird.

22. servus V u l g . : 52mal in den Pss.; A n d f r k . P s f r g m . : seale (3mal), Notker (fast nur scalh), ebenso im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (scelke - 89, 16), Wbg. (26mal, 7mal in Doppelglossen), Millst. (salch - 45mal, schalch - 7mal); T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : knete (43mal), Wbg. (chneht- 18mal, 7mal in Doppelglossen), der Münchener Notker (kneht - 18,12; 34,27; 101,5; 104, 26), Dresden 287 (nur knecht), ebenso in Hbg. 142, Breslau I. o. 100, Trier 51, Leipzig Stadtbibl. II, 61 (68, 37), so auch Heidelberg cpg. 63, Stuttgart Ms. 35, Innsbruck 631, Wo. 58, 4 (nur knegt), Heidelberg cpg. 21 (68, 37), so auch Berlin Ms. g. f. 249, Treb. (nur knecht), Mentel und Nachfolger (nur knecht), Leningrad X X J L X I I I (18, 12 u. 14; 142, 2 u. 12), Haag 133 E 21 (9mal), Leiden UB. 46 B (18, 12 u. 14), KBE., LB., Luther; d e r M ü n c h e n e r N o t k e r : diener (115, 16; 133,2; 134, 1), Haag 133 E 21 (dienre - 142, 2 u. 12), ebenso Leiden UB. 46 B, Luther 1517 (142, 2 u. 12). 55

) K l u g e - M i t z k a , Etymol. WB., S. 253f.

I. Im Bereich des Wortschatzes

193

Got. skalks > a h d . scalh (schließende M u t a zur Spirans verschoben, n u r obd.), scalo m h d . schalh, schalc, schalk in der Bedeutung 'Knecht, Diener', aber auch 'der f r o m m e K n e c h t Gottes' wird nur noch in d e n Andfrk. Psfrgm., bei Notker, im Wiener Notker, in Millst., W b g . (hier in der Mehrzahl) u n d n u r 1 mal in Trier Ms. 806 gebraucht. Dies läßt den Schluß zu, d a ß scalh sich in obd. Hss. des 12. J h s . (Millst., Wbg.) länger hat halten können als in md. Hss. aus derselben Zeit (Trier Ms. 806 - n u r 1 mal, die j a in etwa gleichaltrig ist und öfters älteres G u t als Wbg. tradiert), die dagegen knèht (zurückgeführt auf westgerm. *knehta) bevorzugen. Dieses W o r t drängt scalc im Sinne von 'servus' auf Bedeutungen, die dem W o r t auch im N h d . noch innewohnen, zurück. Neben kneht wird im M ü n c h e n e r Notker auch diener, dienare ( < ahd. deo < got. pins) als 'Gottes Diener' bezeugt, das vereinzelt in mndl. u n d in Luthers Übersetzung von 1517 wiederkehrt.

23.

susceptor

V u l g . : 14mal in den Pss.; A n d f r k . P s f r g m . : antfengere (4mal, die übrigen Stellen fehlen), Notker (infangare - 8 m a l , 4 m a l verbal übersetzt), so auch im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (nur inphehere, enphehere, anphehere, außer 9 0 , 2 ) , W b g . (nur enphahter), Millst. (nur enphahar), Schleiz (entfan - Wiedergabe durch d a s V e r b i n 17, 3 ) , D r e s d e n 2 8 7 (inphaer,

vntphaer, enphaer; i n 3, 4 u . 5 8 , 10

Wiedergabe durch das Verb), so a u c h in H b g . 142, Breslau I. o. 100 (vntphaer - 4 m a l ) , T r i e r 51 (vntfaere - 3, 4 , vntfahere - 143, 2, sonst vntfangere,

in

58, 10 Wiedergabe durch das V e r b ) , Wo. 5 8 , 4 (entfengere, außer 41, 10), L e i d e n 2 3 3 (eyntfengere - 3, 4 ) , T r e b . (enphaher, inphoher, inphenger,

inphinger),

Florian I I I , 206 (enpfenger - 3, 4), H a a g 133 E 21 (ontfangher - 41, 10), die obd. Bibeln ab Mentel (meistens entphaher, entphacher), cgm. 341 (meistens mphaher);

c g m . 3 4 1 : beschirmer (45, 12), Luther 1521 (118, 114); L u t h e r : schütz ( 8 m a l ) , schild ( 2 m a l ) , a u c h fels,

hord, Zuversicht.

Andfrk. ant-fengere wird bei Notker zu in-fdngäre abgeschwächt u n d a u ß e r d e m tritt Assimilation des -t- bei dreifacher Konsonanz ein 56 , was die Interlinearversionen des 12. J h s . beibehalten. Ahd. int-, in- wird m h d . zu ent-, en-. Wie gewisse Hss. des 13. u. 14. Jhs. zeigen, halten sich aber auch Formen mit dreifacher Konsonanz u n d eine andere Möglichkeit ist, d a ß in unbetonter Vorsilbe ent- zu emp-, enpfangen, enphähen umgebildet wird. Die Vorsilben vnt- (md.), ont- (mndl.) erklären sich aus älterem ant-. Die Andfrk.

66

) B r a u n e - H e l m - M i t z k a , Ahd. Grammatik,

10

1961, § 73.

194

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Psfrgm. könnten möglicherweise antfangan gehabt haben 5 7 (afries. fangia) u n d dürften daraus antjengere abgeleitet haben, während Notker u n d auch der Wiener Notker den Konsonantismus des Praet. bzw. Part, in das Substantiv brachten (germ. *fanh-, *fang-> got., ahd., as. fähan, m h d . vähen). Die Interlinearversionen des 12. J h s . u n d spätere Übersetzungen gehen bei der Substantivableitung von in-, enphähen aus u n d erst in md., m n d d . u n d mndl. Hss. begegnen wieder Formen wie inphinger, vntfangere, entfengere, ontfangher, was auf den Einfluß von m n d d . vangen (afries. fangia, a n o r d . f a n g a ) u n d m n d l . vanghen (ein neugewonnenes Wort neben verbreitetem vaen) zurückzuführen sein dürfte. I n allen Fällen hat hier enphähar etc. die Bedeutung 'Beschützer, einer der einen a n d e r e n freundlich a u f n i m m t ' , was d a n n als eines der vielen, schmükkenden Substantive auf Gott übertragen wurde. Als Synonym k o m m t vereinzelt beschirmer vor, das sonst mehr f ü r 'protector' steht u n d auch Luther entscheidet sich mehr für andere Wörter, die durch Anschaulichkeit auffallen.

24.

templum

V u l g . : 13mal in den Pss.; A n d f r k . P s f r g m . : duorn (64, 5, auch in der Glosse zu 67, 30),Millst. (tum78, 1; 143, 12); As. P s f r g m . : bedehus (28,9), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (bethehus - 6 m a l , erst ab 37, 17 überliefert), Wo. 146, 2 (betehus - 143, 12, die anderen Stellen nicht zugänglich), Dresden 287 (bettehus — 5mal), H b g . 142 (betehus - 3mal), Trier 51 (bedehus - 4 m a l ) , so auch Wo. 58, 4 (3mal), Treb. (betehus - 11 mal), Stuttgart Ms. bibl. 17 - Heinrich v. Mügeln - (beth huße - 67, 30); N o t k e r : hus (11 mal), so auch im Wiener Notker (außer 17,7), Schleiz (3mal), Dresden 287 (5mal), H b g . 142 (6mal), Trier 51 (4mal, a u c h in 67, 30 neben templo), Wo. 58, 4 (5mal), Leiden 233 (2mal), Heidelberg ÜB. Salem V I I I , 24 (huß-64, 5), N ü r n b e r g Stadtbibl. Cent. V I , 97 (haus - 6 4 , 5 ) ; T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : godes hus (67, 30), Dresden 287 (gothus, goczhus - 3mal), H b g . 142 (gotis huse - 17, 7), so auch in Trier 51 u. W o . 58, 4; N o t k e r : chilicha (143, 12, auch in der E.-Glosse für ecclesia in 28, 9), der Wiener Notker (aecclesia — 28, 9 ; chiriche - 143, 12); d e r W i e n e r N o t k e r : sal (17, 7), Millst. (sal- 11 mal), Wbg. (nur sal); B r e s l a u I. D. 2 6 : wonüge (67, 30); L u t h e r : heßiger chor (27, 2), pallast (143, 12). Ahd. dorn, as. u. andfrk. duom > m h d . tuom, tum für templum, aus dem Lat. (domus ecclesiae 'Gemeindehaus mit W o h n u n g der Geistlichkeit', aber " ) F r a n c k - v a n W i j k , Etym. WB. . . . , 1949, S. 723.

I. I m Bereich des Wortschatzes

195

a u c h ecclesia de domo 'Gotteshaus') entlehnt 5 8 , k o m m t in d e n A n d f r k . Psfrgm. vor, w ä h r e n d in der Millstätter Hs. zwei Belege nachzuweisen sind. D a n e b e n setzt die V e r d e u t s c h u n g schon in d e n As. Psfrgm. m i t bedehüs ein, das sich vor allem in Hss. aus d e m n d d . - m d . R a u m feststellen läßt. N o t k e r bildet d e m gegenüber eine T r a d i t i o n mit einfachem hüs, u n d die Z u s a m m e n s e t z u n g godes hüs, die i m H e l i a n d vorkommt 5 9 , wird in d e n Psalmenübersetzungen z u m ersten M a l in T r i e r Ms. 806 (12. J h . , rhfrk.) belegt u n d ist in m d . - n d d . Hss. d e r späteren Zeit n e b e n bedehüs, hüs gebräuchlich. W i e schon aus der Aufstellung hervorgeht, bleibt hier der W i e n e r N o t k e r i m großen u n d g a n z e n von seiner Vorlage a b h ä n g i g , b r i n g t allerdings in Ps. 17, 7 eine Ä n d e r u n g , i n d e m er sal (< *salaz, saliz, got. saljan - , H e r b e r g e finden, bleiben') hier in der B e d e u t u n g 'Aufenthalt Gottes u n d der Heiligen' verwendet. N u r obd. Hss. (Millst. u. W b g . ) setzen dies fort. Notkers chilicha erklärt sich aus g e m e i n a h d . chirihha, w o i m Alem. Dissimilation des -r- zu -/- stattfindet 6 0 . D e r W i e n e r N o t k e r h a t n u r n o c h 1 m a l chiriche, ansonsten wird dieses alte, christliche L e h n w o r t f ü r templum in d e n P s a l m e n ü b e r s e t z u n g e n nicht fortg e f ü h r t . D a g e g e n setzt sich die E n t l e h n u n g tempel seit d e m 14. J h . i m m e r m e h r durch 6 1 , u n d so bleiben wonüge, heyliger chor, pallast, die in vorlutherischen Ü b e r s e t z u n g e n öfters f ü r 'atrium' gesetzt werden 6 2 , n u r A u s n a h m e n .

25.

tentare

V u l g . : 7 m a l in d e n Pss.; N o t k e r : chorön ( 5 m a l ) , so a u c h i m W i e n e r N o t k e r , T r i e r Stadtbibl. Ms. 806 (bechoren - 94, 9), so a u c h in W b g . (25, 2 ; 5 m a l in Doppelglossen), Dresden 287 (bekeren - 2 5 , 2 ) , so a u c h in Leipzig U B . M s . 23, H b g . 142 (bekoren), W o . 58, 4 (becoren), cgm. 341 (bekeren - 94, 9), H a a g 133 E 21 (becoerden 94, 9 ) ; N o t k e r : besüochen ( 2 m a l ) , d e r M ü n c h e n e r N o t k e r (versuochen - 36, 16; N o t k e r h a t hier chorön), T r i e r Stadtbibl. Ms. 806 (suhen, besuhen, fursuhen, uirsuohen), W b g . (uersuohen - 9 4 , 9 ; 5 m a l in Doppelglossen), Millst. (nur versuchen), Dresden 287 (besuchen - 3 m a l , vorsuchen - 3 m a l ) , H b g . 142 (besuchen - 3 4 , 1 6 ) , Düsseldorf C 1 1 5 (vorsuchen - 2 5 , 2 ) , Breslau I. o. 100 ( 3 m a l ) , T r i e r 51 ( n u r besochen, besoken), W o . 5 8 , 4 (besogen - 6 m a l ) , T r e b . 5S

) K l u g e - M i t z k a , Etymol. WB., S. 137. ) Vgl. E. G u t m a c h e r , Der ahd. Wortschatz des Tatian, . . . , in: PBB. 39 (1914), S. 242. 60 ) B r a u n e - H e l m - M i t z k a , Ahd. Grammatik, 10 1961, § 120. 61 ) Vgl. hierzu meine Ausführungen, die in einem Aufsatz veröffentlicht werden. 62 ) Vgl. W. L ü d t k e, Neue Psalmentexte, in: Festschrift H . Vollmer, BdK. X I , S. 210. 59

196

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

(nur vorsuchen), Florian I I I , 206 (vorsuchen - 2 5 , 2 ) , cgm. 341 (versuchen 3mal), Mentel u n d Nachfolger (nur versuchen), Luther (versuchen). Ahd. chórón, chorén, abgeleitet von kiosan, kiusan bei wechselnden Konsonantenpaaren 6 3 , im Sinne von 'prüfen' hält sich in den Interlinearversionen des 12. Jhs. als bechoren; so auch in Übersetzungen des 14. Jhs. und im Mndl. als becoerden. bekeren in Dresden 287, Leipzig UB. Ms. 23 und cgm. 341 m u ß als fehlerhafte Schreibung aus bechoren, bechören verstanden werden. Dieses Wort wird d a n n im M h d . durch versuohen, das bei Notker als besüochen (nur 2mal) u n d in den Interlinearversionen des 12. Jhs. meistens als versuchen, für-, uir-, aber auch als suhen, besuhen verzeichnet wird, abgelöst. Die Vorsilbe verleiht dem einfachen Verb frequentative Bedeutung 64 , und von hier aus ist d a n n auch der Gebrauch im Sinne von 'prüfen, untersuchen' erklärlich. Es ist noch auf die häufige Beibehaltung der Zusammensetzung besuchen, besochen, besoken in ndd. bzw. im ndd.-md. Grenzbereich entstandene Hss. hinzuweisen. In Dresden 287, die auch ndd. Einfluß aufweist, ansonsten aber dem hochdt. R a u m angehört, halten sich besuchen — vorsuchen die Waage.

Es ergibt sich folgende systematische O r d n u n g : 1. Wörter, die in den Psalmenübersetzungen von den Anfängen bis hin zu Luther beibehalten werden: armeherzi, irmbarmeherzede, barmherce, barmherzikeit und andere Formen als eine der durchgehenden Übersetzungen für 'misericordia'; besüochen, suhen, uirsuchen und andere Formen für 'tentare'; fluoh für 'maledictio'; gebot für 'mandaturri; gesehen und andere Formen für 'despicere'; gnäda, ginàdén und andere Formen als eine Übersetzungsmöglichkeit für 'misericordia, misereri'; grouun, schon mit den As. Psfrgm., hellegrüoba ab Notker für 'locus'; intlihen u n d andere Formen für 'commodare'; irbarmeda haben, sih erbarmen und andere Formen für 'misereri'; irteilen und andere Formen als zweite Übersetzung für 'iudicare', doch kommt es in dieser Bedeutung bei Luther nur noch sehr wenig zur Anwendung; lóbòn für 1benedicere' im Sinne von 'Gott wird von den Menschen geehrt'; rihtare, rihten für 'iudex, iudicare'; ségenón für 'benedicere' im Sinne von 'Gott segnet die Menschen' ; trüge für 'dolosus'; üngetriuue für 'dolosus; uuünder für 'mirabilia'. Die meisten der oben angeführten Wörter werden auf Grund ihrer Bedeutung sehr oft im kirchlichen Bereich gebraucht, aber darüber hinaus kommen auch Begriffe aus anderen Gebieten hinzu (z. B. grouun), die alle seit Notker,

63

) B r a u n e - H e l m - M i t z k a , Ahd. Grammatik, 10 1961, § 102. ) Vgl. im G r i m m s c h e n WB., Bd. 12, 1, Sp. 1830.

64

I. Im Bereich des Wortschatzes

197

einige schon seit den ersten Übersetzungsversuchen (neigen, grouun, ginätha, ginäthan) im Wortschatz der Psalmensprache Anwendung finden. Wörter wie besüochen zu versuchen,/ersehen zu lust sehen behalten zwar ihren Wortinhalt, erfahren allerdings in der äußeren Form eine Veränderung insofern, als die Grundwörter mit anderen Vorsilben bzw. Substantiven verbunden werden. 2. Wörter, die im Laufe der Zeit absterben oder in der Psalmensprache keinen Gebrauch mehr finden: antfengere, infdngäre u n d a n d e r e F o r m e n f ü r 'susceptor'; arg f ü r 'impius'; bedehüs f ü r 'templum'; behaldan duan u n d a n d e r e Z u s a m m e n s e t z u n g e n f ü r 'salvum facere'; ddnchon als ein S y n o n y m zu löbdn f ü r 'benedicere' i m S i n n e v o n ' G o t t

wird von den Menschen verehrt'; dobeheit und andere Formen für furor'; duom, tum für 'templum'; errefsen und andere Formen bzw. Zusammensetzungen f ü r 'arguere'; forscouwon, forscauwon,

uerschowen u n d a n d e r e F o r m e n f ü r 'de-

spicere'; gemikilon und andere Formen bzw. Zusammensetzungen für 'magnificare'; gewihen in der älteren Übersetzung für 'benedicere' im Sinne von 'Mensch zu Gott' und umgekehrt gebraucht; gifuorsamon für 'commodare'; gbdlikt, eine Ü b e r s e t z u n g f ü r 'gloria'; guolikheide, guollichi ebenfalls f ü r 'gloria'; haltäre f ü r 'salvator'; heizmüoti u n d a n d e r e Z u s a m m e n s e t z u n g e n m i t -muot f ü r 'furor'; hüs, godes hüs f ü r 'templum'; inchünnen f ü r 'arguere'; irteiler u n d a n d e r e

Formen für 'iudex'; kahaltan und andere Zusammensetzungen für 'salvum facere'; chörän u n d a n d e r e F o r m e n f ü r 'tentare'; kuotelos, unguot u n d a n d e r e F o r m e n f ü r 'impius'; maeginkraft f ü r 'maiestas'; michellih sin f ü r 'magnificare'; seha f ü r 'pupilla'; scalc f ü r 'servus'; übel f ü r 'impius'; übelrede, übelo spräche f ü r 'maledictio'; unchustig f ü r 'dolosus'; uuola quedan u n d a n d e r e Z u s a m m e n s e t z u n -

gen für 'benedicere' im Sinne von 'Gott loben'; uuola cheden und andere Zusammensetzungen für 'benedicere' im Sinne von 'Gott segnet die Menschen'. Es ergeben sich zeitlich recht große Unterschiede zwischen den einzelnen Epochen, in denen ein bestimmtes Wort in der Sprache der Psalmenübersetzungen aufgegeben wird. Als beschwerlich erweist sich die engere Eingrenzung eines solchen sprachlichen Vorganges, verursacht durch den manchmal schwer einschätzbaren Wert einer Quelle, die eine Abschrift einer älteren Übersetzung darstellen und somit Wortgut der vorausgegangenen Zeit auf Grund der Hochachtung, die man vor dem geschriebenen Wort empfindet, oder gewisser Unselbständigkeiten der Schreiber bzw. Bea r b e i t e r e n t h a l t e n k a n n (vgl. behaltten, behalten machen f ü r 'salvum facere behalter f ü r 'salvator' i n d e n o b d . B i b e l d r u c k e n = G r u p p e 16, uuola cheden

für 'benedicere' in Berlin Ms. g. f. 494 = Gruppe 10, u. a.). Teilweise hält sich ältester Wortschatz der As. Psfrgm. und anderer Interlinearversionen jener Zeit bis in jüngere Hss. des 14. Jhs., wobei sich folgende Gruppierungen ergeben: a) As. (teils auch Altalem., Altndfrk.) Psfrgm. - Wbg. bzw. Hss. der Md. Pss. in G r u p p e 5, z. B . : bedehüs, forscauwon, gewihen, gifuorsamon, godliki. - Diese

198

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Übereinstimmungen lassen sich teils auf die Verwandtschaft, die zwischen den As. Frgm. und Wbg. 6 5 bestehen - hier m u ß Wo. 146, 2, eine andere Hs. aus Gruppe 2, mit einbezogen werden, teils auf den gemeinsamen Sprachr a u m (Schleiz, Dresden 287 und in manchen Teilen auch die As. Frgm., die j a im mainzisch-fuldischen R a u m entstanden sind, gehören d e m H d . an) zurückführen. Notker bleibt in den meisten Fällen ausgeschlossen. b) Frühe Interlinearversionen - Notker - Hss. des 14./15.Jhs., z . B . : antfengere, behaldan duan, biscirmiri, gemikilon, guolikheide, kahaltan, maeginkraft, scalc (dieses Wort hält sich in der Bedeutung von 'servus' nur bis in die Interlinearversionen des 12. Jhs.), uuola quedan. - Hierbei handelt es sich u m Wörter, die im Laufe der Zeit eine Bedeutungsverengung oder -Veränderung erfahren u n d in den Übersetzungen des 15./16. Jhs. durch andere Bildungen ersetzt werden, oder u m solche, die durch anschaulichere Neuprägungen abgelöst werden. O f t sind die Wörter erst ab Notker belegt, was einmal mit Notkers sprachlicher Leistung 66 und zum anderen mit der lückenhaften Überlieferung aus der Zeit der Anfänge dt. Literatur in Zusammenhang gebracht werden m u ß . Auch hier kann der Wechsel vom älteren zum jüngeren Wortschatz in verschiedenen J a h r h u n d e r t e n stattfinden: a) so im 14.Jh. z . B . : arg; helden, ge-, neder-; inchunnen; übel; übelrede; tibelo spräche; unchustig; uuola cheden; b) so im 15. J h . (die ersten Ausgaben der obd. Bibeldrucke schließen sich der älteren Tradition an) z . B . : errefsen (bis Eggestein), micMlih sin (bis Eggestein), seha (bis Pflanzmann); c) so im 15. J h . z. B.: haltäre (Mentel ff.) 67 , heizmüoti u n d Weiterbildungen mit -muot (bis zu den Lübecker Gebetbüchern von 1501 und 1510 = Gruppe 14), hüs (Nürnberg Cent. V I , 97 = Gruppe 5), irteiler (Mentel ff.), chöron (Haag 133 E 21 - Gruppe 13), küotelos (Koberger ff.). 3. Wörter, die sich für zurückgedrängtes Wortgut in der Psalmensprache ausbreiten oder als Synonyme neben älteren Bildungen stehen u n d bis hin zu Luther zu verfolgen sind: aphol, aphil des ougen für 'pupilla oculi'; beschirmer für 'susceptor'; diener für 'servus'; ere für 'gloria'; eren für 'magnificare'; gehaiz für 'mandatum'; gezeug, Zeugnis f ü r 'mandatum'; gote, gute f ü r 'misericordia';

grimm f ü r 'Juror'; groz. machen

u n d andere Zusammensetzungen für 'magnificare'; helffen für 'salvum facere'; knete für 'servus'; loben für 'magnificare'; rüm für 'gloria'; sälich maken für 'salvum facere'; strafen für 'arguere'; sünder für 'impius'; wuotih, wuot für Juror'. 65

) Vgl. oben die Ausführungen zu Gruppe 2 und 4. ) Vgl. oben die Ausführungen zu Gruppe 1. 6? ) Die in Klammer vermerkte Übersetzung ist die letzte, in der das Wort belegt ist. 66

I. Im Bereich des Wortschatzes

199

Beim Überprüfen der Belegstellen lassen sich deutlich zwei Zeiträume feststellen, in denen der Beginn einer gewissen Umschichtung im Wortschatz der Psalmensprache einsetzt. Der erste Einschnitt fällt in die 2. Hälfte des 12.Jhs., wo sich innerhalb der allgemeinen Sprachentwicklung eine vielschichtige Gliederung zeigt, die durch das Streben nach einer gewissen überlandschaftlichen, höfischen Dichtersprache und durch die Ausbreitung bestimmter Mundarten als den beiden am weitesten auseinanderliegenden Erscheinungen gekennzeichnet wird. Die Psalmenübersetzungen gehören in die Sprachschicht, die im allgemeinen in Form der an Landschaften gebundenen Schreibidiome gekennzeichnet wird. Trier Ms. 806, Wbg. und Millst., md. bzw. obd. Interlinearversionen (vgl. Gruppe 2 u. 3), erweisen sich als Psalmenübersetzungen, in denen das Neuaufkommen folgender Wörter, die öfters bis zu Luther im Gebrauch z u n e h m e n , e r k e n n b a r w i r d : ere, eren, gros: machen, knete, loben, wuotih. V e r -

ständlicherweise verhalten sich die drei oben erwähnten Übersetzungen verschieden zu den einzelnen Wörtern, wenn z. B. jg. knete in Trier Ms. 806 gegenüber nur einem Beleg von älterem scalc überwiegt, in Wbg. das Verhältnis von knete zu scalc wie 9 : 13 ist und in Millst. überhaupt nur älteres salch, schalch gebraucht wird. Folgende Wörter, deren Traditionsanfang in einer der Interlinearversionen greifbar wird, lösen älteres Wortgut ab: ere, groz, machen, knete. Als Synonyme zu anderen Begriffen müssen angesehen werden: eren, loben, wuotih. Im ganzen handelt es sich um Wörter, die auch schon vorher in Gebrauch waren, aber auf Grund von Bedeutungsverengung (z. B. knete), der Übertragung vom weltlichen in den kirchlichen Bereich (z. B. ere, eren) oder gewisser Bedeutungsdifferenzierungen als Interpretamente für die lat. Lemmata möglich werden. Ähnliche Gesichtspunkte müssen bei den Wörtern, die in Leningrad X X J L X I I I (Gruppe 11), Dresden 287 u. Hbg. 142 (Gruppe 5), Treb. (Gruppe 6), cgm. 341 (Gruppe 10), Mentel ff. (Gruppe 16) u. Nürnberg Cent. VI 43 p (obd., 1432), Arbeiten des 14./15. Jhs., neu einsetzen, Beachtung finden. Folgende Wörter lösen älteres Wortgut ab: afihol des ougen, grimm,

helffen,

strafen b z w . d r i n g e n als S y n o n y m e e i n : beschirmer,

gehaiz,

gezeug, gote, salich machen. Als Neubelebung eines älteren Wortes darf vielleicht aphol des ougen, das zwar in frühen Glossenhss. belegt ist, aber erst im 14. J h . das im Ahd. u. Mhd. verbreitete seha ablöst, angesehen werden. beschirmer, diener, salich maken sind nur bis in Luthers frühe Psalmenübersetzungen (1517 u. 1521) zu verfolgen, während die Ausgaben ab 1524 diese Wörter verwerfen. Diese zweite Erweiterung des Wortschatzes gehört in die Epoche, die jene überlandschaftlichen Schreibsprachen als eine Tendenz zur Vereinheitlichung nach den vielen divergierenden Kräften der ausgehenden mhd. Zeit hervorbringt.

200

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

4. Wörter, für die das im vorhergehenden Abschnitt Angeführte gültig ist mit der Ausnahme, daß Luther sich außerhalb der Tradition befindet: böse für 'impius'; uirsmähen für 'despicere', gehöhet werden und andere Zusammensetzungen für 'magnificare'; gesunt machen für 'salvum facere'; großen und andere Formen für 'magnificare'; heilen, heil tuon für 'salvum facere'; lob für 'gloria'; segenen für 'benedicere'' im Sinne von 'Gott loben'; vnmilt für 'impius'. 5. Wörter, die keine durchgehende Tradition bilden, sondern nur in wenigen Ubersetzungen, deren verwandtschaftliche Beziehungen feststehen, belegt sind: ddnchdn für 'benedicere' im Sinne von 'Gott loben'; urdm-dthen für 'benedicere' im Sinne von 'Gott segnet die Menschen'; geburn, uf-, und andere Zusammensetzungen für 'magnificare1; her ist gemachsam für 'commodare'; genaden für 'benedicere'' im Sinne von 'Gott loben'; grotheit für 'maiestas'; ze guote ndmon, — gendmon für 'benedicere' in beiden Bedeutungen; her ist gewarsam für 'commodare'; gewalt für 'maiestas'; heilare für 'salvator'; heilant für 'salvator'; helfen für 'misereri'; herschaft für 'gloria'; hoicheit für 'gloria'; inchunmn für 'arguere'; lob tüon für 'benedicere' im Sinne von 'Gott loben'; losen, irlosen für 'salvum facere'; losere für 'salvator'; neren, erneren für 'salvum facere'; pine für 'castigatio'; vuunnigliche, wünigunge für 'gloria'. So treten besonders hervor: a) Notker, der Wiener und Münchener Notker, zu denen sich öfters die eine oder andere Interlinearversion des 12.Jhs. (Gruppe 2 u. 3) stellt. b) Hss. der Westfäl. und Md. Pss. (Gruppe 5) gruppieren sich untereinander oder zu den Interlinearversionen des 12. Jhs. c) Wo. 58, 4 u. Treb. (Gruppe 5 u. 6). d) Mentel ff., die Wenzelbibel und das Uracher Gebetbüchlein (Gruppe 16, 17 u. 24). e) Hss. der Schles.-böhm. und Hohenfurter Psalmengruppe (Gruppe 7 u. 9). Weitere Beziehungen sind dem oben angeführten Material zu entnehmen. 6. Wörter, bei denen zu beachten ist, daß sie landschaftsgebunden sind: a) obd. Wörter: los für 'dolosus', sal für 'templum', se für 'locus'; b) md. Wörter: lenen für 'commodare'; pine für 'castigatio'; c) md.-ndd. Wörter: bescelden für 'arguere'; borgen für 'commodare'; valsch für 'dolosus'; d) ndd. Wörter: vuel für 'impius'; küle für 'lacus'; e) ndl. Wörter: begripen für 'arguere'; diepheit für 'locus'; verbolgenheit für 'furor'; gesont maeker für 'salvator'; gramscap für furor'; heilgheuer für 'salvator'; nederwater für 'lacus'; ongenadig für 'impius'; ontbermen für 'misereri'; ontfermen für 'misereri'; ontfermicheit für 'misericordia'; quad für 'impius'.

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

201

II. I m B e r e i c h d e r s y n t a k t i s c h e n S t r u k t u r 1. Z u r W i e d e r g a b e von H e b r a i s m e n Ps. 5, 3 V u l g . : intende voci orationis meae; wörtlich - N o t k e r : dencke ze minero beteslimmo; so auch im Wiener Notker, in Millst., Wbg., Leiden 233, Haag 133 E 21, Florian III, 206, bei Mentel und Nachfolgern, auch bei Luther 1528 (hab acht auff die stym meines schreyens); freier - D r e s d e n 2 8 7 : gedenke an myn gebet; auch in Hbg. 142, Trier 51, Luther 1524, 1531 ff. (hab acht auff meyn schreyen, vernim mein schreien). Luther geht in der Ausgabe von 1531 wieder zur Form zurück, die er bereits 1524 hatte. Ps. 27, 2 V u l g . : vocem deprecationis meae; N o t k e r : in cruce so ih chede; so im Wiener Notker; wörtlich - M i l l s t . : stimme gebetes mines; Wbg. (die stimme dige - bete - miner), Trier 51 (de stemne mines gebetes), Wo. 58, 4 (mines gebedes stemme), Treb. (die stimme des gebetis min), Mentel und Nachfolger (die stymm meiner flehunge), Luther 1524ff. (die stym meyns flehens); freier - D r e s d e n 2 8 7 : min gebet; so auch Hbg. 142. Ps. 67, 3 V u l g . : afacie ignis; freier - N o t k e r : fore demo fiure; ebenso Millst., Wo. 5 8 , 4 (van dem wre), Luther 1521 (für dem ferner), Luther 1524ff. (vom feuer); wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 806 : uon deme antluze des fuieres; Wbg., Dresden 287, Breslau I. o. 100, Hbg. 142, Trier 51, Treb., Mentel und Nachfolger. Ps. 82, 14 V u l g . : antefaciem venti; freier - N o t k e r : fore demo uuinde; so in Millst., Wo. 58, 4, Luther 1524ff.; wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : uor deme antluze des windes; so in Wbg., Treb., Dresden 287 (vor des windes antlicze), so auch Breslau I. o. 100, Trier 51, bei Mentel und Nachfolgern. Auffallende Übereinstimmung läßt sich in der Gruppierung einmal zu Ps. 5, 3; 27, 2 und zum anderen zu Ps. 67, 3; 82, 14 feststellen. Die freiere Ubersetzungsweise von vocem orationis meae, vocem deprecationis meae ist vor allem in Hss. der Mitteldeutschen Psalteriengruppe in Gruppe 5 (im ersten

202

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Falle Dresden 287, Hbg. 142, Trier 51, dazu noch Luther in der Ausgabe 1524 u. 1531 ff., allerdings mit Änderungen im Wortschatz; im zweiten Falle beschränkt auf Dresden 287 und Hbg. 142) festzustellen, während die übrigen Arbeiten die schon in der Vulgata beibehaltenen Hebraismen auch ins Dt. übertragen. Außerdem sei auf die dt. Wiedergabe von deprecatio aufmerksam gemacht, die in Ps. 27, 2 in der älteren Tradition durch gebet und bei den obd. Bibelausgaben Mentels und seiner Nachfolger sowie bei Luther durchflehunge,flehenerfolgt. Frei und dem dt. Stil angepaßt werden die Ausd r ü c k e a facie ignis, ante faciem venti b e i N o t k e r , i n M i l l s t . , W o . 58, 4 u n d b e i

Luther wiedergegeben. Dresden 287 und verwandte Hss., die im ersten Falle Übersetzungsfreiheiten wagten, halten sich hier genau an die Vorlage. 2. Z u r W i e d e r g a b e d e s P a r t i z i p s Ps. 3, 8 V u l g . : omnes adversantes

mihi;

wörtlich übersetzt - W b g . : alle widerwartende mir;

mit einem Gliedsatz übersetzen - N o t k e r : alle, die mir be ünrehte uuidere uuären; so auch der Wiener Notker, Mentel und Nachfolger, Leningrad X X J L X I I I , Druck des Adrian v. Bergen, Antwerpen 1504; mit einem Adjektiv - M i l l s t . : alle die widerwärtige mir; mit einem Substantiv - D r e s d e n 2 8 7 : alle mine wedirsachen; so auch H b g . 142, Trier 51 (wedersaten), Leiden 233, Florian I I I , 206, cgm. 341 (mein veinde), L u t h e r 1524ff. (alle meyne feynde).

Auffallend ist hier die Übereinstimmung in der Wortwahl zwischen cgm. 341 und Luther, zum anderen zwischen Dresden 287 u n d Florian I I I , 206. Ps. 7, 2 V u l g . : salvum me fac ex omnibuspersequentibus

me;

mit einem Substantiv übersetzen - N o t k e r : halt mihföne minenflenden; so a u c h i m W i e n e r N o t k e r , in T r i e r 51 (mache mir gesunt von alle minen vervolgeren), b e i L u t h e r 1524ff. (hilff mir von allen meynen Verfolgern);

mit einem Gliedsatz - M i l l s t . : behalte mih uor allen die da tshtent min; Schleiz (genere mich uor allen den, de mich ahten),

so a u c h D r e s d e n 2 8 7 , ä h n l i c h i n

Trier 51, Leiden 233, bei Mentel und Nachfolgern, in Leningrad X X J L X I I I , Brüssel 606, - 108, H a a g 69 B 10, - 133 E 21, den ndd. Bibeln; w ö r t l i c h ü b e r s e t z t - W b g . : heil mih tuo uon allen den ahtenten - uarenten mih.

Außerdem sei noch auf die unterschiedliche Stellung des finiten Verbs im Gliedsatz hingewiesen. Millst., ein Vertreter der interlinearen Übersetzungsmethode, durchaus fortschrittlich in mancher Hinsicht, läßt das Verb in der

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

203

Mitte des Satzes stehen und schließt das Objekt an. Mit Schleiz setzt die Endstellung des finiten Verbes ein. Ps. 118, 150 V u l g . : appropinquaverunt

persequentes me iniquitati:

a lege autem tua longe facti

sunt;

mit einem Substantiv übersetzen - N o t k e r : demo unrehte nähton sih mine persecutores. Aber Jone dinero eo ferreton sie; so a u c h i m W i e n e r N o t k e r ( . . . mina ahtare . . . ) , so a u c h i n Millst. ( . . . uon e abe diner uerre worden sint), b e i L u t h e r 1521 (Meyne gesetze),

Verfolger nahen sich tzur missethat vnd haben sich gefernet von deynem

L u t h e r 1524 (Meyne

ferne von deynem gesetze), zu,

Verfolger nahen sich er zu mutwilliglich,

L u t h e r 1531 ff. (Meine

boshafftigen

Vnd sind

Verfolger wollen mir

...);

die Wiedergabe der Partizipform erfolgt durch einen Gliedsatz - D r e s d e n 287:

mir neheten, die mich iageten, mit vnrechte; si sint aber verre getan von diner e;

ähnlich in Trier 51 u n d bei Mentel u n d Nachfolgern, T r e b . ( C z u neigeten sich di mich hazzen mit bosheit: von der e din verre geton sint

si);

wörtliche Übersetzung - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : zunahinde die hetinde mich deme unrethe uon ewe aber diner ferre gemat sint si; W b g . , L e i p z i g e r P s f r g m . ,

Wo. 58, 4. I n den meisten Übersetzungen versucht m a n die W e n d u n g longe facti sunt wörtlich ins Deutsche zu übertragen, nur Luther und Notker, allenfalls noch Millst., machen hier eine Ausnahme.

Ps. 141, 7 V u l g . : Libera me a persequentibus

me;

m i t e i n e m S u b s t a n t i v ü b e r s e t z e n - N o t k e r : lose mihfone minen ähtären; a u c h

im Wiener Notker, in Millst., cgm. 341 (von dem ehter), bei Luther 1524ff. (errette mich von meynen Verfolgern); m i t e i n e m G l i e d s a t z - D r e s d e n 2 8 7 : erlose mich von den, di mich iageten; so

auch Trier 51, Mentel und Nachfolger; w ö r t l i c h ü b e r s e t z e n - W b g . : erlose mih uone ahtenten - iagenten - mih; e b e n s o

Trier Stadtbibl. Ms. 806, Treb., Wo. 58, 4. Ps. 33, 8 V u l g . : inmittet Angelus Domini in circuitu timentium

eum;

mit einem Relativsatz übersetzen - N o t k e r : Gotes sun der angelus magni consilii [chundare michilis rätis]m 68

heizet ingetüot. alümbedie.

die in furhtent;

ähn-

) Im Notkerschen Text wird die Ekkehard-Glosse in eckiger Klammer wiedergegeben.

204

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

lieh im Wiener Notker, Dresden 287 (got sendet sin engil al vmme di in vorchten), ebenso in Hbg. 142, Wo. 58, 4, Treb., Trier 51 (goddes engel wert gesand vmme de de ene vorchten), Mentel (der engel des herrn sant in der vmbhalbung der die in vorchtten), ähnlich in den anderen Ausgaben der obd. Bibel, Luther 1524ff. (der engel des HERRN lagert sich vmb die her so yhn furchten); wörtlich - W b g . : ansentit engel des herren in der umbeuerte dere furhtenten in; Millst. (da sentet . . .). Notker löst bereits die Partizipialform in einen Relativsatz auf, während sich Wbg. und Millst. an die lat. Vorlage halten. Ab Dresden 287 ist dann die Linie recht einheitlich. Außerdem sei auf die freieren Übersetzungen der Stelle inmittet Angelus Domini in Trier 51, die in keinem der zugänglichen Texte wiederkehrt, und in Dresden 287, Hbg. 142, Wo. 58, 4 und Treb., die sich hier zusammenschließen, hingewiesen. Ps. 68, 10 V u l g . : et opprobria exprobantium tibi; wörtliche Übersetzung - N o t k e r : vnde iteuuiza dero dir tieuutzonton; so auch Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Millst.; folgende Übersetzungen behalten die flektierte Partizipform bei oder greifen zu einem Substantiv, verzichten aber meistens auf die Wiedergabe von tibi D r e s d e n 2 8 7 : das edewis der vorwissenden; ähnlich in Leipzig Stadtbibl. II, 61, Heidelberg Salem V I I I , 24 (und dy itwyß der scheltenden), Pal. Germ. 63 (vnd der schand der sin (!) weizzenden), Stuttgart Bibl. 35 (vnd die itwais der vngewissen), Innsbruck 631 (vnd die vngewissen der vngewissenhait), Breslau I. o. 100 (vnd daz laster vnd dy smoheit), Wo. 58, 4 (de lasier der lasterenden), genau so in Florian I I I , 206, Hbg. 142 (di itewiz der itewizere), cgm. 341 (vnd die smachred deiner nachreder); mit einem Relativsatz übersetzen T r i e r 51 : vnd de scande der de dich scanden; Berlin Ms. Germ. Fol. 249 (vnd die laster der die dir schentlich vorwißen), Heidelberg Pal. Germ. 21 (oder die Scheltwort der die dich scheltent), Mentel und Eggestein (vnd dieytwitzen der die dirytwitztten), Pflanzmann (vnd die verspottunge der die dein spottent), Zainer und Nachfolger (vnd daz laßter der die dir laßter zu zogen), Luther 1524ff. (vnd die schmach dere die dich schmehen). In der zweiten Handschriftengruppe ist es beachtenswert, daß Wo. 58,4 und Florian I I I , 206 Übereinstimmungen im Wortschatz aufweisen, obwohl die eine im westfäl. und die andere im schles. Raum entstanden ist. In allen Versionen, die einen Relativsatz haben, ist die Endstellung des Verbes einheitlich.

I I . I m Bereich der syntaktischen Struktur

205

Ps. 104, 3 V u l g . : laetetur cor quaerentium Dominum; m i t einem Relativsatz übersetzen - N o t k e r : fr& si dero herza die Got suochent; so i m W i e n e r N o t k e r , Millst., cgm. 341, M e n t e l u n d Nachfolger, Dresden 287, T r i e r 51, L u t h e r 1524ff.; wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : gefrouwet werde daz herce der suchende unsern herren; so in W b g . , T r e b . , W o . 58, 4.

Ps. 1 1 8 , 6 3 V u l g . : particeps ego sum omnium timentìum te, et custodientium mandata tua; m i t e i n e m Relativsatz übersetzen — N o t k e r : ke-teilo bin ih allero die dih furhtent unde behuotent diniu gebot; ebenso i m W i e n e r N o t k e r ; Millst. löst das erste P a r t i z i p in einen Relativsatz auf, verzichtet allerdings b e i m zweiten dasselbe zu t u n (teilhaftich ich bin aller der die da förhtent dich und behaltenten gebot diniv); wie N o t k e r so a u c h W o . 58, 4 ( . . . ande de hudet dine bot), M e n t e l u n d Nachfolger (wie W o . 58, 4), Dresden 287 ( . .. vnd der di din gebot behutent), so a u c h T r i e r 51, L u t h e r a b 1521 (1521: . . . vnd hallten DEJNE Satzung, 1524: . . . vnd hallten was du befohlen hast, 1531 ff. : . . . vnd deinen befelh halten) ; wörtlich übersetzen - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : deilhaft ich bin aller furtinde dich unde hutendede gebot diniv; so a u c h W b g . , T r e b . N e b e n d e r Auflösung des Partizips in einen Relativsatz interessiert a n diesem Beispiel die Wortstellung i m zweiten Gliedsatz. L u t h e r geht in seiner Ü b e r s e t z u n g von 1521 mit W o . 58, 4 u n d M e n t e l z u s a m m e n , i n d e m er n i c h t das finite V e r b , sondern das Akkusativobjekt a n das E n d e des Gliedsatzes setzt. 1524 löst er das O b j e k t in einen weiteren Gliedsatz auf, was er 1531 wieder rückgängig m a c h t . W i e in D r e s d e n 287 u n d T r i e r 51 ist das O b j e k t n u n in die Satzmitte gerückt. Ps. 28, 5 V u l g . : vox Domini confringentis cedros; N o t k e r : sin stimma diu ist stimma despréchenten die cedros; so a u c h i m W i e n e r Notker, W b g . (diu stimme des herren zesamenebrechentis die cederboume) ; T r e b . : die stimme vnsis herren ist czubrechende di beume; Brüssel 608 u. 609 (di stemme des heren es brekende die cederbome), so a u c h Linköping, KBB. ; M e n t e l u n d N a c h f o l g e r : die stymm des herren ist zerbrechen die ceder; M i l l s t . : stimme gotes zebrichet die cederbovme; Schleiz (godisstimme zebricchit de cederboume), so a u c h D r e s d e n 287, H b g . 142, T r i e r 51, Leipzig U B . Ms. 23, W o . 58, 4, L u t h e r 1524ff. (die stym des HERRN zubricht die cedern).

206

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung Ps. 28, 7

V u l g . : vox Domini intercidentisflammamignis, P s a l t . i u x t a H e b r . : . . . diuidens flammas ignis; N o t k e r : sin stimma ist des skeidenten dazfiur; so auch im Wiener Notker, Wbg. (diu stimme des herren intercidentis den louch desfiures), Millst. (stimme gotes leskentiv den lovch des fiures); T r e b . : unsis herren stimme ist vndirsnitende di vlamme des iuris; Brüssel 608 (die stemme des heren es onderscheidende die vlamme des viers), so auch in Linköping, KBE. ( . . . is vnderstaende ind vnderscheyden die vlamme des vuyrs), KBU. (. . . is nederslande deflammedes vures), ab Zainer {.(... ist teylend dieflammdesfewers) ; M e n t e l - P f l a n z m a n n : . . . ist vnderzekomen die flamm des fewers; S c h l e i z : godes stimme div scheidet di lohin des fivres; so auch Dresden 287, Hbg. 142 ( . . . vndirscheidet de flammen des vuris), so auch Trier 51, Wo. 58, 4 ( . . . de sceidet de lognen des ¡¿res), Luther 1524ff. (die stym des HERRNzuhewet die flammen des feurs); Ps. 28, 8 V u l g . : vox Domini concutientis desertum, P s a l t . R o m . : . . . concutientis solitudinem, P s a l t . i u x t a H e b r . : . . . parturire faciens desertum cades; N o t k e r : sin stimma ist des irscüttenten daz einote; so auch im Wiener Notker, Wbg. (diu stimme des herren zesamenescutentes. die wuostej, Millst. (stimme gotes zeschuttentiv die liste); T r e b . : die stimme vnsis herrin czu bewegene ist daz einote; Brüssel 608 u. 609 (. .. es slaende die wustine), so auch in Linköping, KBB.; M e n t e l und Nachfolger: . . . ist zesamen zeschlahen die wust; S c h l e i z : godes stimme, die de wostine zescuddit; so auch Dresden 287, Hbg. 142 (gotis stimme irstorit de wostinunge), Trier 51 (goddes stemme tosleit de wostenunge), Wo. 58, 4: ( . . . de de wostunge scuddet), Luther 1524ff. (die stym des HERRN erreget die wüsten Kodes); Ps. 28, 9 V u l g . : vox Domini praeparantis cervos, P s a l t . i u x t a H e b r . : . . . obstetricans cervis; N o t k e r : sin stimma ist des. der sih dero hirzo geuuarnot; so auch im Wiener Notker, Millst. (stimme gotes bereitet die hirze), Schleiz (godis stimme, di da gereiteget de hirze), so auch Dresden 287, Hbg. 142, Trier 51, Wo. 58, 4, Luther 1524ff. (die stym des HERRN erreget die hinden); Wbg.: diu stimme des herren garewentis die hirzze; B r ü s s e l 6 0 8 : die stemme des heren es beredende die herten; so auch Brüssel 609, Linköping, KBE., Zainer und Nachfolger (. . . ist vorbereyttent die hirssen); M e n t e l - P f l a n z m a n n : ... ist vorzebereyten die hirssen; KBU. ( . . . is bereden de herten).

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

207

Ps. 64, 7 V u l g . : praeparans montes in virtute tua, accinctus potentia;

a) Übersetzung des Part. Praes. : N o t k e r : gdreuuende; Wbg. (uore garwenter), ähnlich in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Treb., Florian III, 206; der wörtlichen Übersetzung steht die Wiedergabe durch die flektierte Form des Verbs gegenüber - M i l l s t . : du bereitest die berge ..., so in Wo. 58, 4, Dresden 287 (dv machtes dy berge), Hbg. 142, Trier 51, Haag 133 E 21, cgm. 341, bei Heinrich v. Mügeln (Heidelberg Pal. Germ. 32), Mentel und Nachfolger, Berlin Ms. germ. fol. 249 (den du bereytist .. .), Luther 1524ff. (der die berge zu

richtet);

b) Übersetzung des Part. Perf. : wörtlich übersetzen — N o t k e r : vrrtbe — fangenér mit dinero maiestate; Trier Stadtbibl. Ms. 806 (umbegurtet mit der geweite), Wbg. (Abi. als Dat. mißvers t a n d e n - umbegegurtter dem guaite), Millst. (gegarter mit gewalte), Treb. (gegurt mit mechtikeit), F l o r i a n I I I , 206 (gegurt mit der sterke), W o . 58, 4 (gegort

mit gewalt), Haag 133 E 21, Mentel und Nachfolger, Luther 1524 (vmbgurttet mit

gewallt);

die Ergänzung des Verbum subst. nehmen vor - D r e s d e n 2 8 7 : da bist gegurt mit der gewalt; ebenso in Hbg. 142, Trier 51, bei Heinrich v. Mügeln (Heidelberg Pal. Germ. 32), in Berlin Ms. germ. fol. 249 (den du bist mit macht geschurcz), bei L u t h e r 1531 ff. (vnd [der] gerüstet ist mit

macht).

Vergleicht man die Gruppierung der einzelnen Versionen in beiden Fällen, so wird deutlich, daß bei der Wiedergabe des Part. Perf. die Gruppe der wörtlichen Übersetzungen größer ist. Es treten hinzu: Millst., Wo. 58,4, Haag 133 E 21, Mentel und Nachfolger, auch Luther in der Ausgabe von 1524. Luther ändert allerdings in der Ausgabe von 1531 ab. Ps. 106, 5 V u l g . : esurientes et sitientes;

mit Adjektiven übersetzen - N o t k e r : hüngerge unde dürstege; so in Millst., Dresden 287, Trier 51, Treb., cgm. 341, Luther 1524ff.; mit Verben - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 806 : hungerte und durstete; Wo. 58, 4, Mentel und Nachfolger; w ö r t l i c h - W b g . : hungerente unde durstente: F l o r i a n I I I , 206.

Partizipformen kommen in den hier angeführten Beispielen 16 mal vor, wobei zu beachten ist, daß in Ps. 3, 8; 7, 2; 118, 150 und 141, 7 die freieste Übersetzung mit einem Substantiv und in Ps. 33, 8; 68, 10; 104, 3 u. 118,63 mit einem Relativsatz erreicht wird. Wbg. bringt in allen Fällen

208

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

wörtliche Übersetzungen, ähnlich Trier Stadtbibl. Ms. 806 (7 Stellen fehlen im Text, 1 mal - in Ps. 106, 5 - freie Ubersetzung), dagegen hat Millst., das ebenfalls zu den älteren Interlinearversionen zu rechnen ist, nur 5 mal enge Anlehnung ans Lateinische. Notker geht auf Grund seiner sehr selbständigen u n d freien Übersetzungsweise an 10 Stellen mit den freieren Arbeiten. Bei den jüngeren Psalmentexten ist die Tendenz zur wörtlichen Übersetzung verständlicherweise nicht so groß wie bei den älteren Interlinearversionen. Treb., an vielen Stellen der interlinearen Übersetzungsmethode verpflichtet, übersetzt das Partizip 9 m a l wörtlich (2 Textstellen fehlen in der Hs., 4 m a l frei), öfters auch die Hs. Florian I I I , 206, die zur Schles.-böhmischen Gruppe gehört, und im Gesamtvergleich allerdings eine nebengeordnete Rolle spielen muß, weil nur ein Teil des Textes zugänglich war, u n d schließlich Wo. 58, 4, die in die Nähe der M d . Pss. in Gruppe 5 gehört u n d nur 4 m a l die Partizipform im dt. Text aufweist. H a a g 133 E 21, die obd. Bibeln und die Luther-Ausgabe von 1524 übersetzen das Part. Perf. in Ps. 64, 7 wörtlich. In Ps. 3, 8; 7, 2; 118, 150; 141, 7 geben Luther (4mal), Notker bzw. der Wiener Notker (3mal), Millst., Trier 51 und cgm. 341 (je 2mal), Dresden 287, Hbg. 142, Leiden 233, Florian I I I , 206 (je 1 mal) die Partizipform durch ein Substantiv wieder. Beachtenswert ist auch die Übereinstimm u n g im Wortschatz zwischen Luther und cgm. 341 (Ps. 3, 8), aber auch zwischen Luther und Trier 51 (Ps. 7, 2). Die übrigen Arbeiten setzen dagegen meistens einen Gliedsatz. In Ps. 33, 8; 68, 10; 104, 3; 118, 63 bevorzugt ebenfalls die überwiegende Mehrheit der Übersetzungen einen Relativsatz an Stelle der lateinischen Partizipform. Wörtlich übersetzen: W b g . (5mal), Trier Stadtbibl. Ms. 806 (4mal), Millst. (3mal), Treb. (2mal), Notker u n d Wo. 58, 4 (je l m a l ) . In Ps. 106, 5 findet sich eine Tradition, die das lat. Partizip im Dt. durch Adjektive wiedergibt. In Ps. 28, 5; 7, 8 u. 9 wird von den freieren Übersetzungen die entsprechende, finite Verbform benutzt. Hin und wieder fällt auf, daß einige Hss. der M d . Pss. in Gruppe 5 die Herausstellung des Subjektes vornehmen (Ps. 28, 7, 8 u. 9), einmal (Ps. 28, 5) aber auch darauf verzichten u n d sich damit als recht modern erweisen.

3. Z u r W i e d e r g a b e d e s A b l a t i v a b s o l u t u s Ps. 103, 28 V u l g . : dante te Ulis, colligent: aperiente te manum tuam, omnia implebuntur bonitate; a) die Übersetzung des Ablativus absolutus betreffend: freie Wiedergabe - N o t k e r : so du in gibest, so nement sie. so du christum, der din manus [hant] ist, keöffonost. so uuirdet din possessio [bisez] irfullet alles küotes;

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

209

genau so im Wiener Notker, ähnlich in Millst., cgm. 341, bei Mentel u n d Nachfolgern, Wo. 58, 4, Dresden 287 (als dv is in gebes, so sament si es; als dv dine haut vftust, so werden si alle vol gutes), Leipzig UB. Ms. 23, Trier 51 (also du ezzen gebest . . .), Luther 1524ff.; wördich übersetzen - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : gebende dir in inphatent sie ufdunte abir dir hant dine elliv solen werden irfullet mit gude; so auch in Wbg., Treb.; b) Aufbau der Satzgefüge in den deutschen Übersetzungen: D e m Ablativus absol. entspricht in diesem Falle ein Gliedsatz, der temporalen bzw. konditionalen Charakter trägt. Der nachfolgende Hauptsatz, stark akzentuiert, kann mit so eingeleitet werden. Luther verzichtet noch in der Ausgabe von 1524 auf die Einleitung des Nebensatzes durch eine Konjunktion u n d führt erst 1531 eine deutlichere Unterordnung im konditionalen Verhältnis ein. N o t k e r : vgl. oben; T r i e r 5 1 : also du ezzen gebest so samnen se: also du dine hant ufdost so werden se alle irvult mit gute; L u t h e r 1 5 3 1 : wenn dujnen gibst, so samlen sie, wenn du deine hand auff thust, so werden sie mit gut gesettigt; vgl. dazu die Luthersche Übersetzung von 1524: du gibstyhnen, so samlen sie, du thust deyne hand a u f f , so werden sie mit gut gesettigt. Ps. 103, 29 V u l g . : avertente autem tefaciem, turbabuntur; N o t k e r : aber dir föne in sehentemo uuerdent sie getrüobet; so auch im Wiener Notker; wördich übersetzen - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : abecherente deme aber dir antluze getrubet sie werden; so in Wbg., T r e b . ; in einen Gliedsatz lösen auf - M i l l s t . : so du uercherest aue din antluce so trurent si; cgm. 341 (aber verpirgest du dein antlücz, sie werden betrübt), Mentel u n d Nachfolger (wann so ..., sy . ..), Wo. 58, 4 (so . . ., so), so auch Dresden 287; Trier 51, Luther 1524ff. (verbirgestu deyn angesicht, so erschrecken sie). Diese lat. Konstruktion wird von den meisten Übersetzern richtig verstanden und durch einen Gliedsatz im Dt. wiedergegeben. Ausnahmen machen die frühen Interlinearversionen Trier Stadtbibl. Ms. 806 und Wbg., ebenso Treb. Millst. wird auch hier dem Dt. gerecht.

210

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

4. Z u r W i e d e r g a b e des G e r u n d i u m s Ps. 39, 14 V u l g . : Domine, ad adiuvandum me respice; wörtlich übersetzen - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : herre ze helfene mir scouwe du; so Wbg., Wo. 58, 4, Dresden 287, Trier 51 ; mit S u b s t a n t i v - N o t k e r : Trühtensih mir zehelfo; so auch der Wiener Notker, cgm. 341, Mentel, Hbg. 142; mit erweitertem Infinitiv - M i l l s t . : herre ze helfen mir sihe; so auch Treb., Luther 1524ff. (eyle HERR mir zu helffen), Millst. und Treb. unterscheiden sich von der Übersetzung Luthers dadurch, daß sie sich in der Wortstellung an die lat. Vorlage halten ; mit Gliedsatz - Z a i n e r ff. : o herr schaw das du mir helfest. Ps. 77, 24 Vulg. : et pluit Ulis manna ad manducandum; wörtlich ü b e r s e t z e n - N o t k e r : vnderégenota in manna ze ezenne; so auch in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Treb., Wo. 58, 4, Dresden 287, Trier 51 ; erweiterten Infinitiv haben - M i l l s t . : und regenot in himelbrot ze ezzen; so auch cgm. 341, Mentel und Nachfolger, Luther 1524 (vnd lies auff sie regenen zu essen), 1531 ff. geändert: vnd lies Man auff sie regenen). Ps. 91, 3 V u l g . : ad annuntiandum mane misericordiam tuam; wörtlich übersetzen - N o t k e r : ze sdgenne dine gnäda; Trier Stadtbibl. Frk. Psfrgm. aus Wien, Wo. 58, 4; mit einem Gliedsatz - D r e s d e n 2 8 7 : das man dine gnade künde des ebenso in Trier 51 ; mit erweitertem Infinitiv - M i l l s t . : ze chunden fru die genade din; Wbg., cgm. 341, Mentel und Nachfolger, Treb. (czu botschaffen . ..), 1524ff. (zu verkündigen frue deine guete).

Ms. 806, morgens; so auch Luther

Ps. 141, 8 V u l g . : educ de custodia animam meam ad confitendum nomini tuo; mit einem Gliedsatz übersetzen - N o t k e r : pring mih fone héllo daz dih lóboen mine fideles; ebenso im Wiener Notker, in Dresden 287 (leite mine sele vs von der hüte, das si dime namen iehe), bei Luther 1524ff. (füre meyne seele aus dem kercker das ich dancke deynem namen); mit erweitertem Infinitiv - M i l l s t . : uz füre uon der hüte sele mine ze begehen namen dinem; so auch in Treb., bei Mentel und Nachfolgern;

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

211

wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 806: leide uz uon der hüte sele mine zu beiehinne namen dime; auch in Wbg., Wo. 58, 4 ( . . . to louene dinen namen), Trier 51 ( . . . tzo ihende dime namen). Das Gerundium wird von folgenden Ubersetzungen wörtlich wiedergegeben: Trier Stadtbibl. Ms. 806 (4mal), ebenso Wbg., Wo. 58, 4, Trier 51 (3mal), Dresden 287 (2mal), auch Notker (2mal), Treb. (lmal). Andere Übersetzungsmöglichkeiten sind der Infinitiv mit ze, zu, die Auflösung in einen Gliedsatz oder die Wiedergabe durch ein Substantiv (vgl. Ps. 39, 14). 5. Zur E r g ä n z u n g des V e r b u m s u b s t a n t i v u m Ps. 44, 3 V u l g . : speciosus forma prae filiis hominum, Psalt. i u x t a Hebr.: decore pulchrior es filiis hominum; a) die Wiedergabe des Prädikats betreffend: wörtlich - Notker: scone fore allen menniscon; Wbg. (schoeneuoller an dem bilide uore den chinden der liute), Trier Stadtbibl. Ms. 806, Millst., Treb. (schone mit den antlicze vor den sunen der leute), Weimar 35 (de schone schippnisse vor den kinderen der lute), Ratdoltscher Druck von 1499 (schöner gestalte vor den sünen der menschen); das Verb, subst. in der 3. Pers. Sg., das in der Vulgata fehlt, ergänzen Dresden 287: er ist schone geschaffen obir alle kinde; so auch Hbg. 142, ähnlich in Breslau I. o. 100, Würzburg Sem. 2 (er ist geschaffenn schon vor allen kinden der lewte), Würzburg 97 (er ist schon geschaffen . . .), Würzburg 25 ( . . . vor allen kinden der menschen), Wo. 58, 4 (he is scone forme vor den kinden der lüde), Hbg. 162 (er ist schone von formen von den sonen der menschen); das Verb, subst. in der 2. Pers. Sg. - wie im Psalt. i. Hebr. - ergänzen T r i e r 51: du bist scone an diner scepnisse vor alle kindere der lüte; Heinrich v. Mügeln - Berlin Ms. g. 1145 - (dw pist schön an der gestalt für der menschen sün), Würzburg 67 (du bist die schönste forme vor der menschen süne), Groote - Hbg. 1260 — (do bist scone van formen vor alle[n] kinderen der mynschen), ähnlich in den dt. Hss. der Südndl.-ndrh. Gruppe (Linköping, Hbg. 2060, die ndd. Bibeln), Hbg. 157 (here, du bist ghans schone in staltnisse vor allen mynschen kinderen), Lübecker Pergamentdruck (du bist herlik in schone bauen alle kindere der lüde), Mentel und Nachfolger (du bist schons bilds vor den sunen der leut), ab Koberger ( . . . der menschen), Luther 1524ff. (du bist der schonest vnter menschen kindern); b) die Wiedergabe von speciosus forma betreffend: frei - Notker: scone fore allen menniscon; Dresden 287: er ist schone geschaffen . . . , ähnlich in Hbg. 142, Breslau I. o. 100, Würzburg Sem. 2, Würzburg 97, Würzburg 25; L u t h e r 1524: du bist der schonest . . .;

212

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

c) die Wiedergabe von prae filiis hominum betreffend : N o t k e r : fóre allen ménniscòn; Dresden 287 (obir alle kinde), so auch Hbg. 142, ähnlich in Breslau I. o. 100, Trier 51, Würzburg Sem. 2, Würzburg 97, Würzburg 25, Groote - Hbg. 1260 - , die dt. Hss. der Südndl.-ndrh. Gruppe, Hbg. 157, der Lübecker Pergamentdruck. Ps. 65, 20 V u l g . : benedictus Deus; N o t k e r : kelóbot si der Gót; ebenso Millst., Trier Stadtbibl. Ms. 806, Treb., Wo. 58, 4, Dresden 287, Breslau I. o. 100, Hbg. 142, Trier 51, cgm. 341, Mentel und Nachfolger sowie Luther; als einzige der Interlinearversionen verzichtet W b g . auf die Einfügung des Verbum subst. : der wolegesagte got. Ps. 67, 5 V u l g . : Dominus nomen illi, P s a l t . R o m . (auch der lat. Text Notkers): Dominus nomen est illi; das Verb, subst. haben - N o t k e r : Hérro ist sin namo; Wbg. (herro ist name ime), Wo. 58, 4 (got ist sin name), Dresden 287, Breslau I. o. 100, Hbg. 142, Trier 51, Treb., bei Mentel und Nachfolgern, Luther 1521 (Herr ist seyn name), Luther 1524ff. (Er heysst herre); ohne Verb, subst. - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : herre name deme; so auch Millst.; das Pron. an Stelle eines Dativobjektes wird mit einem Poss. Pron. wiedergegeben - Notker, Millst., Wo. 58, 4, Dresden 287, Breslau I. o. 100, Hbg. 142, Trier 51, Treb., bei Mentel und Nachfolgern, Luther 1521 ; wörtliche Übersetzung — Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg. Ps. 67,21 V u l g . : et Domini, Domini exitus mortis, P s a l t . R o m . : et Domini exitus mortis, (so auch Notker im lat. Text), P s a l t i u x t a H e b r . : et Domini Dei mortis egressus; wörtlich nach dem Psalt. Rom. - N o t k e r : vnde diu hinafart trühtenes tódes; cgm. 341 (und des herren todes auzzganck), Krummau (des herren czo avsgange des todes), Stuttgart Ms. 21 (des hern auß ganck des todes), Wien 2813 (der vz gang dez todez dez herez), Basel A. IV. 44 (vnd dez heren dez todes vz ganges); frei nach dem Psalt. Rom. - B e r l i n Ms. g. f. 6 3 0 : vnd des herrh ist des tods aufgankch; Berlin Ms. g. f. 249 ( . . . sind di ußgenge des todes), Mentel und Nachfolger (vnd des herren ist der ausgang des todes), Wenzelbibel - Weimar fol. 5 ff. - (vnd deß herren ist ausfart deß dodes), Berlin Ms. g. f. 67 (vnd der außgang des tods ist des hern);

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

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wörtlich nach der Vulgata - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : unde des herren des herren uzganc des todes; ähnlich in Millst., Treb., Olmütz 2, V , 10, Breslau D. 26 (vnd gotis gotis vsgang des todis), cgm. 1117 b (vnd dez herren dez herren dez auzgankc dez todes), Weimar fol. 9 f. (vnd des herren des todes vßganges herren); frei nach der Vulgata - W b g . : unde herren des herren s. sint die uzuerte des todes; Trier 51 (und de herren sin herren der utvart des todes), Hohenfurt (vnd des Km des h'rn ist des todes aus fort), cgm. 363 (vnd des herren herren sind dy ausgehg des tödes); D r e s d e n 2 8 7 : vnd andere heren di sint di vs vart des todes; ähnlich in Breslau I. o. 100, Hbg. 142. L u t h e r 1 524ff.: vnd eyn HERR HErre dem tod zu entlaufen. Die Psalmenübersetzungen teilen sich zunächst in eine Gruppe, die nach dem Psalt. Rom. übersetzte, und in eine andere, die sich nach der Vulg. richtete. Innerhalb dieser Gruppen kann m a n zwischen Hss., die sich wörtlich an den lat. Text halten, u n d solchen, die etwas freier übersetzen, unterscheiden. Die Freiheit vom lat. Text besteht darin, d a ß m a n das Verb, subst. ergänzt, die Wortstellung ändert (Berlin Ms. g. f. 67), die Vereinfachung des doppelten domini vornimmt (Dresden 287 u. a.) oder eine Infinitivkonstruktion vorzieht (so Luther). Ps. 134, 15 V u l g . : simulacra gentium argentum et aurum, ofiera manuum hominum, N o t k e r s l a t . T e x t : idola . ..; N o t k e r : Vuaz sint aber idola gentium? Vuaz sint iro Gota? Gold und silber menniscon hdntuuerh; ähnlich im Wiener Notker; W b g . : dei abegoter dere diete sint silber unde golt, sint dei werh hante dere liute; Dresden 287 (der dite abgote sint silber vnd golt, di werk der lute hande), so auch in Trier 51, bei Mentel u n d Nachfolgern (die abgotter der heiden das golde vnd das silber: seint die werck der hend der menschen), Luther 1524ff. (der heyden gStzen sind sylber vnd gold der menschen hende werck); T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : div abgot der diete silber unde golt werch der hende der menniscen; ähnlich in Millst., Wo. 58, 4. Hier bietet sich in etwa dasselbe Bild wie bei der Wiedergabe des Abi. abs. 6. Z u m S a t z b a u (Parataxe, Hypotaxe, Parallelismus) Ps. 25, 8 V u l g . : Domine, dilexi decorem domus tuae, et locum habitationis gloriae tuae; N o t k e r : Ih minnota to truhten. dia zierda dines hüses. Vnde minnota ih dia stat. dar

214

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

din güollichi büet; so im Wiener Notker, bei Luther 1524ff. (HERR ich hab lieb die stett deyns hauses, vnd den ort, da deyne ehre wonet); M i 11 s t.: herre ich minnete gezierde huses dines und stat wonunge der eren din; Trier 51 (Herre ich minnete de tzirode dines huses; vnd de stede der wonunge diner eren). Die beiden Genitivattribute zu locum werden in Notkers u n d Luthers Übersetzung mit einem Gliedsatz, der an das vorhergehende Nominalglied durch ein Relativadverb angeschlossen wird, wiedergegeben, während sich die übrigen Ubersetzungen wie Millst. u n d Trier 51 an die lateinische Vorlage halten: so Wbg., Treb., Wo. 58, 4, Dresden 287, Hbg. 142, Düsseldorf C 115, Mentel u n d Nachfolger. Ps. 36, 4 V u l g . : Delectare in Domino: et dabit tibi petitiones cordis tui; N o t k e r : Habe an Göte lustsami. unde er gibet dir des din herza gerot; so auch im Wiener Notker, bei Luther 1524ff. (hab deyne lust am HERRN, Der wird dyr geben was dein hertze wundscht); W o. 5 8, 4 : Vrowe di an gode: he giuet di dines herten bede. Auch hier gehen Notker und Luther im Gebrauch eines Gliedsatzes an Stelle des Dativ- u n d Akkusativobjektes zusammen. Wo. 58, 4 steht als Beispiel der übrigen Versionen (Wbg., Millst., Treb., H b g . 142, Trier 51). Ps. 36, 34 V u l g . : exspecta Dominum, et custodi viam eius, et exaltabit te, ut hereditate capias terram; das zweite et wird mit Konjunktionen wie danne, so übersetzt N o t k e r : pit . . . unde hüote . . ., danne erhöhet er dih so. daz du in erbe infdhest. . .; ebenso im Wiener Notker, Wo. 58, 4 ( . . . , so erhot he di dat tu ...), Luther 1521 ff. (harre a u f f . . . , so wird er dich erhöhen das du . . .); das zweite et wird mit der Konjunktion und übersetzt - M i l l s t . : bite des herren und behalte wech sinen und er irhohet dich daz du ze erbe geuahest die erde; ähnlich in Wbg., Treb., mit Änderungen der vom Lat. her bestimmten Wortstellung in Dresden 287 (beite gotis vnd behüte sinen weg, vnd her erhebit dich, daz du mit erbe dy erdin gevazzis), so auch in Hbg. 142, Trier 51, bei Mentel und Nachfolgern. Ps. 48, 13 V u l g . : et homo, cum in honore esset, non intellexit, A m b r o s i u s , E n a r r a t i o n e s i n p s a l m o s : et fehlt, P s a l t . i u x t a H e b r . : « / homo in honore non commorabitur; N o t k e r : vnde mennisco neuuissa, daz er in eron uuas; so auch im Wiener u. Münchener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (unde der mensche, do er in der eren was, nwit in uerstunt er), so auch in Wbg., Millst. (der mennisk do er mit

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

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eren was do uerstunt er iz niht), ähnlich in d e n Brieger Pss.-frgm., in Treb., den

dt. Hss. u. Drucken der Südndl.-ndrh. Gruppe - Linköping, Hbg. 2060, die n d d . Bibeln - (der mynsche, doy hie was in der eren, in verstoynt hie es neit), d e r L ü b e c k e r P e r g a m e n t d r u c k (de minsche, do he in eren was, do vorstunt des nicht), W e i m a r 35 (de minsche, also an der ere were, nicht verstunt), H b g . 162 (vnd der mensche, da er in eren waz, da verstunt er nit); P h y s i o l o g u s 6 9 : do menniske in eren was, done chund er daz uernemen; D r e s d e n 287 (do der mensche in den eren was, da vornam hes nicht), so a u c h Breslau I . o.

100, Hbg. 142, Trier 51, Leipzig UB. Ms. 23, Wo. 58, 4, Würzburg 97, Sem. 2 u. 25, Heinrich v. M ü g e l n - Berlin Ms. g. 1146 - (so der mensch in eren was, do verstüend er sein nicht), W ü r z b u r g 67 (do der menschtyn eren was, do verstunt er ez nicht), G r o o t e - H b g . 1260 — (do de mynsche in den eren was, en vorstunt he dat nicht), H b g . 157 (do der mynsche in woluart vnde in eren was, do wolde he des nicht bekennen), M e n t e l u n d N a c h f o l g e r (vnd do der mensche was in eren, er vernam sein nit, a b Z a i n e r : . . . verstund), d e r R a t d o l t s c h e D r u c k v o n 1499 (und do der mensche was in eren, er verstünds nit); L u t h e r 1 5 2 4 f f . : aber der mensch bleybt nichtynn solcher wirde.

Der Gruppe Notker - Hbg. 162, die sich genau an den lat. Text hält, stehen Übersetzungen gegenüber, denen die Loslösung von der lat. Wortfolge gemeinsam ist: homo, Subj. des Hauptsatzes, wird in den Nebensatz genommen und im Hauptsatz durch ein Pronomen ausgedrückt; der Nebensatz ist im Lat. Zwischen-, im Dt. aber Vordersatz. Ps. 49, 12 V u l g . : meus est enim orbis terrae, et plenitudo eius;

N o t k e r : diu werlt ist min unde al daz darinne ist; so auch im Wiener Notker;

die Auflösung des zweiten Substantivs in einen Gliedsatz und die Hinzuf ü g u n g des Pronominaladverbs darin hat auch Luther a b 1524ff. (denn der erdboden ist meyn vnd alles was drynnen ist); T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : min ist aber der umberinc der erden unde die uulle

ire; so a u c h in W b g . , Millst., Dresden 287 (wan di werlt ist min vnd ir vulle),

Hbg. 142, Breslau I. o. 100, Trier 51, Wo. 58, 4, Treb., bei Mentel und Nachfolgern. Ps. 64, 3 V u l g . : exaudi orationem meam: ad te omnis caro veniet; N o t k e r : kehdre min gebet, ze dir chumet dllero slahto menisco; so i n Millst., T r i e r

Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Wo. 58, 4, Dresden 287, Hbg. 142, Trier 51, 69 ) Entnommen aus: H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil II, in: BdK. III, S. 178.

216

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Treb., bei Heinrich v. Mügeln (Heidelbg. Pal. 32), Mentel und Nachfolgern, in Haag 133 E 21 und den meisten anderen Hss.; B e r l i n Ms. g e r m . fol. 4 9 4 : Herre erhöre mein gebet bis alles fleisch kome czu dir; D a n z i g Ms. 1 9 1 0 : Herre erhöre myn gebet dan alle fleysch sal zu dir komen; ebenso in Berlin Ms. germ. fol. 249; L u t h e r 1524: Weyl du gebet erhörest, kompt allesfleyschfür dich; abgeändert 1531 ff. (Du erhörest gebet, Darumb kompt allesfleyschzu dir). Ps. 64, 14 V u l g . : clamabunt etenim hymnum dicent; so auch der lat. Text Notkers, P s a l t . R o m . : etenim clamabunt et hymnum dicent, P s a l t . i u x t a H e b r . : coaequabuntur et canent; N o t k e r : sie rüofent. Lobesdng singent sie Gote; ähnlich noch Mentel - Pflanzmarin (wann sy rüffent das lob sagent); M i l l s t . : si rüfent unt lob si sprechent; ähnlich in Treb., Wo. 58, 4, Trier 51, Heidelberg UB. cod. pal. germ. 63, Heidelberg UB. Salem V I I I , 24, Heinrich v. Mügeln (Hs. Heidelberg UB. cod. pal. germ. 32), Nürnberg Stadtbibl. Cent. VI, 97, Haag 133 E 21, Danzig Ms. 1910, Berlin Ms. g. f. 249, Zainer und Nachfolger, Luther 1524ff. (das sie iauchtzen vnd singen); T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : si sulen rufen unde gewisse daz lob solen si sprechen; Dresden 287 (si rufent gewisse und singent lob), ähnlich in Breslau I. o. 100, Hbg. 142; W b g . : sie ruoffent, unde zeware lobesanch sprechent si; Florian III, 206 (sy schrigen vnde werlich den gesank sprechen sy). Notker und die obd. Bibeldrucke Mentels, Eggesteins und Pflanzmanns bevorzugen asyndetische Reihung, während alle anderen Übersetzungen die beiden Satzglieder durch und verbinden. Manche übersetzen etenim doppelt: unde gewisse (Trier Stadtbibl. Ms. 806ff.), unde zeware, vnde werlich (Wbg. u. Florian III, 206). Ps. 67, 3 V u l g . : sicut deficit fumus, deficiant: sicut fluit cera a facie ignis, sie pereant peccatores a facie Dei; Haupt- und Gliedsatz - N o t k e r : Also rüg ..., so zegdngen. ... Also uuahs ..., so zegdngen ...; Luther 1524 (Wie der rauch . .., so vertreybe ..., wie das wachs ..., so müssen ...). Keine der zugänglichen Übersetzungen zeigt die strenge Parallelität im Aufbau der beiden Satzgefüge wie Notker und Luther (1521 u. 1524), der allerdings 1531 davon abweicht. M i l l s t . : also da zeget der roveh zergen si. also da flüzet das wach[s] uon demfiver

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

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also zeuaren die suntare uor antluce gotes; ähnlich auch Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Dresden 287 (si zeugen, als der rouch zeuget; als daz wachs flusset von deme antlicze des fures, so vorwerden di sundere vor gotis antiieze), ähnlich in Hbg. 142, Breslau I. o. 100, Trier 51, Wo. 58, 4 (se tugan alse de roic: alse ...), Treb., bei Mentel und Nachfolgern. Ps. 67, 24 V u l g . : ut intingaturpes tuus in sanguine: lingua canum tuorum ex inimicis, ab ipso, P s a l t . R o m . : dorne intinguatur ..., P s a l t . i u x t a H e b r . : ut calcet . .. inimicis a temetipso; wörtlich - N o t k e r : daz dîn fûoz in sanguine martyrii [in demo bluote martiro] getünchot uuérde sdment in. Dînero hûndo zûnga unérdent. die êr dîne fîenda uuâren. Dîne predicatores uuerdent sie. Vuannan chümet in daz? Vuannân âne fâne îmo. demo selben; ähnlich auch in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Millst., in der Schles.böhm. Gruppe - Olmütz 2, V, 10, Krummau, Breslau D. 26, Stuttgart Ms. 21 - , in Treb., Wien 2813, cgm. 1117 , cgm. 363, bei Mentel und Nachfolgern, in der Wenzelbibel - Weimar fol. 3ff. - , Weimar fol. 9f., Basel A. IV. 44; etwas freier - H o h e n f u r t : daz dein fuez geduncht werde in daz pluet die czvnge der deinen hvnde von deinen veinden chvmt von ihm; so auch in Berlin Ms. g. f. 630 ; c g m . 182: daz dein fuez werd gestossen in daz plut vnd dein hunt zung von den veinten; Wien 2684 (daz din fùz genetzet werde i dem blute, vnd diner hunde zunge von den veinden vor im), Wien 2756 (daz din fuz werde besufet in deme blute: vnde do zeunge der hunde von deine vyenden von ome selben); D r e s d e n 2 8 7 : daz din vuz geneezit werde in deme blute, vnd di zeunge diner hunde von diner viende blute; so auch in Breslau I. o. 100, Hbg. 142, Trier 51, Leipzig UB. Ms. 23, Wo. 58, 4; L u t h e r 1521: darumb wirstu deynen fuß beferben yn blutt. Darauß kumpt die zunge deyner hund auß den feynden; B e r l i n Ms. g. f. 2 4 9 : off daz din fuße genetzet werden indem blute die zunge diner hunde sal lapfen daz blut din' fiende daz von yme vergoßen wirt; L u t h e r 1524: das dein fus ynn der feinde blut geferbet werde, vnd es deyn hunde lecken, 1531 ff. (darumb wird dein fus ynn der feinde blut gef erbet werden, vnd deine hunde Werdens lecken). Die wörtliche Übersetzung (Notker-Basel A. IV. 44) wird stufenweise verbessert: entweder ergänzt man wie in Hohenfurt und Berlin 630 das Verb im zweiten Glied oder nimmt wie in cgm. 182 - Wo. 58, 4 syndetische Reihung vor. Berlin 249 und Luther stimmen in der Wahl des ergänzten Verbes im zweiten Glied überein. Was den Satzbau der hier gebrachten Beipiele betrifft, so läßt sich übereinstimmend feststellen, daß nur wenige Ubersetzungen vom vorgegebenen lat. Text abweichen und auf einen dt. Satzbau bedacht sind. In Ps. 36, 34

218

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

besteht der Hauptsatz aus drei Gliedern, die durch et verbunden sind. Nur bei Notker bzw. im Wiener Notker, Wo. 58, 4 und bei Luther wird das et mit so übersetzt, und der Inhalt des dritten Gliedes als eine Folge aus dem Vorhergehenden verstanden. Eine deutliche Tendenz zur Hypotaxe ergibt sich bei Notker und Luther (Ps. 25, 8; 36, 4; 49, 12), während alle anderen Übersetzungen den lat. Wortlaut beibehalten. Ähnlich ist die Gruppierung in Ps. 67, 3, wo die schon vom Lat. vorgegebene Parallelität wiederum nur bei Notker und Luther wiederkehrt. In Ps. 64, 3 hat die Vulgata zwei Sätze ohne direkte Verknüpfung nebeneinandergestellt. Ebenso verhalten sich die meisten dt. Übersetzungen. Die logische Abhängigkeit der lat. Sätze voneinander veranlaßt Übersetzer bzw. Abschreiber des 14. Jhs. (z. B. Berlin 494, verwandt mit cgm. 341, geschrieben 1386, und Danzig 1910, auch Berlin 249, Psalterien aus dem Dt.-Ordensgebiet), sie durch ein Satzgefüge im Dt. wiederzugeben. Ähnlich verfährt Luther in seiner Ausgabe von 1524, deutlicher noch in der von 1531.

7. Z u r K o n j u n k t i o n Ps. 6, 6 V u l g . : quoniam non est in morte, qui memor sit tui: in inferno autem quis confitebitur tibi? P s a l t . i u x t a H e b r . : .. . in inferno quis .. .; wörtlich - N o t k e r : uuer ist aber in hello . .., ebenso im Münchener Notker, der Wiener Notker (uuer ist in hello ...), Wbg. (in der helle aue wer begihit . . .), ähnlich in Millst., Wo. 146, 2, Leiden 233 (in de helle we ...), Dresden 287 (in der helle aber . ..), so auch in Hbg. 142, Trier 51, Wien 2767 (Schles.böhm. Gruppe), Wien 2684, cgm. 394, cgm. 363, Stuttgart Bibl. 13 (Hohenfurter Pss. u. Zweige), cgm. 97, cgm. 442 (aber wer peichtigt dir . . . ) , so auch Innsbruck 631, cgm. 468 (wer gedencht dein), Berlin Ms. g. f. 249 (aber wer ist in der helle), Leningrad X X J L X I I I (ne war in de helle . ..), Brüssel 608 (wie es dan in der hellen ...), so auch in Brüssel 609, Linköping, Hbg. 2060 (wer is in der hellen . ..), so auch in den ndd. Bibeln; Brüssel 15615 (ochte wie sal dijns belien in der hellen . ..), Brüssel 606 (mer . ..), Luther 1517 (aber in der helle wer wirt . . .), Luther 1524ff. (wer will dyrynn der hellen .. .); S c h l e i z : und in der helle wer bekennet . . ., Heinrich v. Mügeln - Rein 204 (und wer vergicht dir in der hell . . .), Stuttgart HB. II 28 (unde in der helle . . .), cgm. 440 - zu den Hohenfurter Pss. gehörig - (vnd werpeihtigt dir in der helle), so auch im Uracher Gebetbüchlein, cgm. 79 (vnd in der hellen . . . ) , Grootes Übersetzung - Haag 1 3 3 E 2 1 - f e n d e wie sal in der hellen dijnre belien), so auch Hbg. 10, Brüssel 108, Fulda Aa 132, Greifswald UB. 5, Hbg. 1260; ähnlich auch in Haag 69 BIO u. 78 D 38, Hbg. 157, Wo. Helmstedt 1153, im Lübecker Pergamentdruck (vnde di bichten in der helle ...);

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur c g m . 4 2 0 : oder fwjer

219

uergicht dich in der hell, c g m . 4885 - zu d e n H o h e n f u r t e r

Pss. gehörig - (oder in der helle ...), so auch in cgm. 390 u. 527 I, cgm 741 (eine jg. Hs. der Md. Pss. in Gruppe 5), Wenzelbibel - Stuttgart HB. II 7 (oder wer peichtiget dir . . .), M e n t e l - P f l a n z m a n n (oder wer begicht dir .

..),

Zainer u. Nachfolger (und wer wird dir veriehen . . •), zu Zainer gehört auch Berlin Ms. g. f. 70. In der Vulgata stehen beide Satzgefüge in einem adversativen Verhältnis, während das Psalt. i. Hebr. überhaupt auf eine Satzverknüpfung verzichtet. Dies hat auch eine entsprechende Gruppierung bei den dt. Übersetzungen hinterlassen: 1. Notker, Wbg., Millst., u. a. bis hin zu Luther 1517, die sich nach der Vulgata richten; 2. Leiden 233, cgm. 468, Leningrad X X J L X I I I und verwandte dt. Hss. und Drucke, die vom Psalt. i. Hebr. beeinflußt worden sind. In Luthers Übersetzung von 1524ff. werden beide Sätze ohne konjunktionale Bindung nebeneinander gestellt, was auf die hebr.-griech. Vorlagen zurückzuführen sein dürfte. Mit Schleiz wird dann zum ersten Mal eine Übersetzung greifbar, die sich von den lat. Texten löst und beide Satzgefüge kopulativ verbindet. Die anderen Hss. der Md. Psalmen in Gruppe 5 sind alle jünger als diese und übersetzen wörtlich nach der Vulgata. Es sind also Abänderungen, die erst später vorgenommen worden sind. Auch die Vertreter der Hohenfurter Pss. und ihrer Zweige teilen sich bei der Wiedergabe dieser Stelle, zumal diese Familie keine geschlossene Gruppe bildet, sondern in drei Zweige zerfällt. Ein klareres Bild ergibt sich bei den ndl. Gruppen: Die Südndl.-ndrh. Gruppe und die Psalmen des Vranke Callaert van Mecheln gehen mit der Vulgata, während Grootes Übersetzung die freiere Übertragung aufweist. Haag 69 B 10 u. 78 D 38 gehören an sich zur Gruppe, die von der Callaertschen Übersetzung ausgehen, haben aber an verschiedenen Stellen - so auch hier - den Grooteschen Text. Die Hs. cgm. 420 aus der Gruppe, die nach dem Psalt. iuxta Hebr. übersetzt, bringt beide Satzgefüge in ein mehr disjunktives Verhältnis. Es ist schwer festzustellen, von welcher Version diese Satzverknüpfung ausgegangen ist. Zeitlich liegen diese Arbeiten, die oder haben, alle im 15. Jh., beruhen aber auf Vorlagen, die älter sind und ins 14. J h . gehören. Ps. 50, 9 V u l g . : asperges me hyssopo, et mundabor; N o t k e r : so besprengest du mih mitysopo unde danne uuirdo ih kereinet; W i e n e r

Notker (so besprenget er mih Trier

...);

S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : du solt besprengen mich mit demo ysopo unde ih

wirde gereinet; so auch Wbg., Treb., H a a g 133 E 21, Mentel und Nachfolger;

220

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

M i l l s t . : besprenge mich mitysop so wirde ich rein; Dresden 287 (dv besprenges mich met derysopen, so werde ich gereiniget), Hbg. 142, Trier 51, Wo. 58, 4, Luther 1517 (besprenge du mich mit hyssopen, so werd ich reyn). L u t h e r 1524 ff.: entsundige mich mit Isopen das ich reyn werde. Ps. 65, 20 V u l g . : qui non amovit orationem meam, et misericordiam stiam a me; der Gebrauch der nebenordnenden Konjunktion noch nach vorausgehendem, verneintem Satzteil für lat. e i - N o t k e r : . . . der mina fleha föne mir nescied noh stna gnäda; Luther 1524ff. (der meyn gebet nicht abgewendet hat, noch seyne guete von myr). Keine der zugänglichen Ubersetzungen zwischen Notker und Luther hat noch, sondern alle folgen dem lat. Text und verbinden die Satzglieder durch und. Ps. 36, 33 V u l g . : Dominus autem non derelinquet eum in manibus eins: nec damnabit eum, cumjudicabitur illi; N o t k e r : aber Got neläzet in imo under hende, noch er ferbrdset in. so imo irtlilet uuirdet; so im Wiener Notker, Wbg.; M i l l s t . : herre abe nieht uerlazet in in henten sin noh uerdamnet in so er uertailet wirt; T r e b . : abir vnsir herre nicht inlest in in den hendin sin noch nicht insal he vortumin in, alse he deme wirt geurteilt; W o . 58, 4: Got ne letet en nicht an sirten handen: noch ne verdomet en als he eme gedeilet wert; D r e s d e n 2 8 7 : aber got inleset in nicht in sinen henden, noch er in urteilt in nicht, so er in ze teile wert; so auch in Hbg. 142, Trier 51; M e n t e l : wann der herr lest in nit in sein hend: noch verdampf in so er in urteilt; ab Zainer ff. folgende Abänderung (aber der herr wirt in nit lassen in seinen henden: noch verdampt in so er im wirt geurteylet); L u t h e r 1 5 2 1 : Gott aber vorlessit yhn niht ynn seyner hend, vnd verdampt yhn nicht, ob er verurteylet wird; ab 1524 (aber der HERR lesst yhn nicht ynn seynen henden, vnd verdampt yhn nicht, wenn er verurteylet wird). Was die Koordination der beiden Hauptsätze betrifft, so ist die Linie ab Notker recht einheitlich. Eine Art Gegenüberstellung wird meistens durch aber-, noch- erreicht, nur Luther hat aber-, vnd-. Der anschließende Gliedsatz wird in den meisten Übersetzungen vor Luther als ein Temporalsatz verstanden (eingeleitet mit so, alse, als), während bei Luther der Nebensatz mehr konditionalen Charakter erhält (1521 ob, 1524 wenn). Dresden 287 und verwandte Hss. übertragen den Gliedsatz in einer recht freien Weise, ähnlich,

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

221

nur dem dt. Stil besser angepaßt, verfahren Millst. und Luther, und wörtliche Übersetzung findet sich in Notker, Wiener Notker, Wbg., Treb., Zainer und Nachfolger. Mentels Versuch ändert Zainer ab. Wo. 58, 4 muß mit der Gruppe Dresden 287 oder deren Archetypus in Zusammenhang stehen, worauf H. Eggers jüngst hingewiesen hat 70 . Ps. 36, 34 V u l g . : exspecta Dominum, et custodi viam eius, et exaltabit te, ut hereditate capias terram: cumperierintpeccatores, videbis; a) das erste Satzgefüge exspecta ... terram; das zweite et wird hier mit Konjunktionen wie danne, so übersetzt: Notker . . . undehüote ..., ddnne erhöhet er dik so. daz du in erbe infahest . ..; ebenso der Wiener Notker, Wo. 58, 4 (..., so erhot he di dat tu . . . ) , Luther 1521 ff. (harre a u f f . . . , so wird er dich erhöhen das du . . .); das zweite et wird mit der nebenordnenden Konjunktion und übersetzt M i l l s t . : bite des herren und behalte wech sinen und er irhohet dich daz du .. .; so in Treb., Dresden 287, Hbg. 142, Trier 51, bei Mentel und Nachfolgern; b) das zweite Satzgefüge cum ..., videbis: N o t k e r : so die sundigen ferloren uuerdent. so gesihest du iz; so in Millst., Wo. 58, 4, Dresden 287, Hbg. 142; W b g . : so uerlorn werdent die suntere du gesikes; auch bei Mentel und Nachfolgern ; T r e b . : also vorterbin di sunder, so saltu sehin; T r i e r 5 1 : so de sundegen vorwerden dat sust du; L u t h e r 1521 : wenn die gottlosen werden auß gerottet, ßo wirstu sehen; (Luther 1524: wenn ... aus gerottet werden, wirstu. sehen; völlig geändert 1531 ff.: du wirsts sehen, das die Gottlosen ausgerottet werden). Beachtenswert ist, daß die neutrale Reihung der einzelnen Hauptsätze im Beispiel a durch und nicht erst bei Luther, sondern schon in einzelnen, vorlutherischen Übersetzungen vermieden wird, und statt dessen die Glieder in ein temporales bzw. kausales Verhältnis gebracht werden. Im zweiten Satzgefüge wird der Gliedsatz vorangestellt, und der nachfolgende Hauptsatz mit so eingeleitet, was auch noch in Luthers Übersetzung von 1521 beibehalten, allerdings dann in der Ausgabe von 1524 aufgegeben ist. Überhaupt ist bei diesem Beispiel auf Luthers ständige Überarbeitungen der einzelnen Ausgaben, hier die Syntax betreffend, aufmerksam zu machen. ">) Zwei Psalter aus dem 14. Jh., DTdMA., Bd. LIII, Berlin 1962, S. LXII.

222

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung Ps. 27, 2

V u l g . : exaudi, Domine, vocem deprecationis meae, dum oro ad te; N o t k e r : kehöre mih in cruce so ih chede; so im Wiener Notker, Millst. (erhöre herre stimme gebetes mines so ih bete ze dir), Dresden 287 (herre, erhöre min gebet, so ich zcu dir bette), so auch Hbg. 142, Trier 51 (herre höre de stemne mines gebetes so ich to dir bete), Mentel und Nachfolger (o herre erhöre die stymm meiner flehunge so ich bet zu dir); W b g . : erhöre, herro, die stimme dige - bete - miner, suenne ih bete ze dir; Luther 1524ff. (höre die stym meynsflehens,wenn ich zu dyr schreye); W o . 5 8 , 4 : gehöre, here, mines gebedes stemme als ic bede tu di; Treb. (irhore, herre, die stimme des gebetis min, als ich bete czu dir). Die Wiedergabe des zeitlichen dum erfolgt durch so, als, suenne bzw. wenn, und außerdem sei auf Dresden 287 und Hbg. 142 hingewiesen, die bei der Übersetzung des vocem deprecationis etwas freier verfahren: erhöre min gebet. Ps. 29, 10 V u l g . : quae utilitas in sanguine meo, dum descendo in corruptionem? N o t k e r : uudra-züo toug danne effusio sanguinis mei [üz-kuz minis plüotis]. übe ih chomen sol in putrefactionem [in füli]; ähnlich im Wiener Notker; M i l l s t . : welch nutz ist . . ., so ih .. .; so in Wbg., Schleiz, Dresden 287, Hbg. 142, Trier 51, bei Mentel und Nachfolgern; Wo. 58, 4 : welic nut is ..., als ic ...; auch in Treb.; c g m . 341 : . . . , wen ich sink ...; Luther 1524ff. (was ist nutz an meynem blut, wenn ichynns verderben fare). Auch hier werden für die Wiedergabe des dum nur so, als, wen, wenn verwandt. Deutlicher als im vorigen Beispiel zeichnet sich eine Gruppierung ab: Millst. bis hin zu Mentel, die md. Hss. um Schleiz mit eingeschlossen; Wo. 58, 4 geht wieder mit Treb. zusammen, während das jüngere wenn bei Luther und in cgm. 341 zu finden ist. Ps. 30, 23 V u l g . : dum clamarem ad te; N o t k e r : do ih ze dir hdreta; so im Wiener Notker, Millst., Wbg., Wo. 58, 4, Dresden 287 (da ich zcu dir rief), Hbg. 142 (do ich zu dir ref), Trier 51, Treb., cgm. 341, Mentel und Nachfolger, Luther 1524ff. (da ich zu dir schrey). Die Wiedergabe des dum mit Konjunktiv ist im Gegensatz zu dem rein zeitlichen dum recht einheitlich.

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

223

Ps. 68, 4 V u l g . : defecerunt oculi mei, dum spero in Deum meum; M i l l s t . : uergiengen ovgen min so ich dinge an got minen; so auch in W b g . , Wo. 5 8 , 4 , Dresden 287, Breslau I. o. 100, H b g . 142, Trier 51, bei Mentel u n d Nachfolgern; T r e b . : cranc wurdin di ougin min, also ich hoffe an minen got; L e i p z i g S t a d t b i b l . 11, 61 : mine ougen sint zcugangen. dy wyle ich getruwe in minen got; so in Heidelberg Pal. Germ. 63 u. Salem V I I I , 24, Innsbruck 631; B e r l i n M s . g e r m . f o l . 2 4 9 : myn äugen vergangen do ich . . so in Nürnberg Stadtbibl. Cent. I V 39; L u t h e r 1 5 2 4 : meyne äugen sind alle worden, für harren auf meynen Gott; abgeändert 1531 ff. (das gesicht vergehet mir, das ich so lange mus harren auff meinen Gott. Die Wiedergabe der Konjunktion dum erfolgt in den meisten älteren Übersetzungen und in einem Teil der jüngeren Arbeiten, die von der älteren Tradition stark beeinflußt sind, mit so: Millst., Wbg., Dresden 287 und verwandte Hss., auch Mentel und Nachfolger, ebenso Wo. 58, 4, das aber auch als kennt und hier mit Treb. übereinstimmt. Jüngere Arbeiten variieren zu dy wyle: Leipzig Stadtbibl. II. 61 u. a., do: Berlin Ms. germ. fol. 249 u. a., wenn: cgm. 341, Luther, der aber auch völlig frei übersetzt, wie Ps. 68, 4 zeigt. 8. Z u r V e r g l e i c h s p a r t i k e l Ps. 36, 16 V u l g . : melius est modicum justo, super ...; N o t k e r : pezera ist luzzel demo rehten danne ...; so auch im Wiener Notker, Dresden 287 (bessir ist deme rechten manne luczel den ...), Hbg. 142, Trier 51, Luther 1524ff. (es ist besser das wenige des gerechten, denn . . .); M i l l s t . : bezer ist ein wenich dem rehtem über . . .; ähnlich in Wbg., Wo. 58, 4, Treb., bei Mentel und Nachfolgern. Ps. 39, 13 V u l g . : multiplicatae sunt super capillos capitis mei; N o t k e r : mdnegeren sint siu danne diu här . ..; Luther 1524ff. (er ist mehr worden denn har . . ., ab 1531: ir ist mehr denn har ...); T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : gemannicueltiget sint über die lokke ...; ähnlich in Wbg., Dresden 287 (si sint gemannigvaldet ober die locke ...), Hbg. 142, Trier 51, Wo. 58, 4, Treb., Mentel und Nachfolger.

224

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung Ps. 50, 9

V u l g . : lavabis me, et super nivem dealbabor; N o t k e r : danne uudscest dä mih. unde danne uuirdo ih uuizero snéuue; so auch im Wiener Notker; T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : du Salt wahssen mich unde über den srte wirde ich gewizeget; so in Wbg., Millst., Mentel und Nachfolger. D r e s d e n 2 8 7 : dv twes mich, vnd ich werde wisser wan der sne; Hbg. 142 ( . . . den ...), Trier 51, Wo. 58, 4, Treb., cgm. 341 ( . . . dann . ..), Luther 1521 (wasche du mich alßo werde ich weysser dann der schnee); L u t h e r 1 5 2 4 ff.: wassche mich das ich schnee weys werde. Der Gebrauch der Vergleichspartikel danne, denn setzt schon bei Notker ein, während Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Millst., Mentel und Nachfolger wörtlich aus dem Lateinischen (super - über) übersetzen. Dresden 287 und verwandte Hss., Wo. 58, 4 und Treb. schließen sich bald den wörtlichen Übersetzungen, bald Notker - Luther an. Ps. 68, 32 V u l g . : estplacebit Deo super vitulum novellum; N o t k e r : . . . kérnòr. danne iüngez rint; Dresden 287 (. .. bas dan ein kalp), Hbg. 142 (bas wen eyn junk kalp), Leipzig Stadtbibl. 11,61 (baz danne eyn nuwe kalp), so auch Heidelberg UB. cod. pal. germ. 63, Stuttgart Bibl. 35, Innsbruck 631, Heidelberg UB. cod. pal. germ. 21 (. . . bas gevallen denn ein junges kelbelin), Luther 1524ff. (. .. bas gefallen denn eyn farr); wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : . . . über den stir nuwen; ähnlich in Wbg., Millst. ( . . . über ein chalp iungez), Wo. 58, 4 (. .. ouer ein calf), Trier 51 ( . . . über daz kalf), Treb. (. .. uf ein iunc kalp), Berlin Ms. g. f. 249 (. .. über eyme nuwen kalbe beheglich), bei Mentel und Nachfolgern (... vber das new kalp). Bezeichnend ist, daß die wördiche Übersetzung der älteren Interlinearversionen (Trier 806, Wbg. und Millst.) über Trier 51, Wo. 58, 4, Treb. und Berlin 249, die an sich sonst mehr der jüngeren, freieren Übersetzungsmethode folgen, bis hin zu den obd. Bibeldrucken reicht. Notker gehört zur Gruppe der freieren Übersetzungen. Außerdem sei noch auf dieselbe Wortwahl, die in Heidelberg UB. 21 und bei Luther festzustellen ist, hingewiesen. 9. Z u m P r o n o m i n a l a d v e r b Ps. 8, 8 V u l g . : oves et boves universas: insuper et pecora campi", N o t k e r : scäf unde rinder. dara-zuo alliu diufého desfeldes; so im Wiener Notker,

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

225

i n H a a g 133 E 21 ( . . . ende daer to alle .. .), b e i L u t h e r 1524ff. (schaff ochsen all zumal, dazu auch die wilden

vnd

thier);

D r e s d e n 2 8 7 : di schaf vnd di rindere vnd allez daz vie des waldes; so a u c h i n H b g . 142 (...des

Veldes);

W b g . : scäf unde rinder, alle dare ubere iouh dei uihe desfeldes;

(. .. vnd dar bouen ...),

Millst., Leiden 233

so auch Trier 51, Mentel und Nachfolger (. . . vnd

hierüber . . . ) .

In der Wiedergabe von insuper gehen Notker (auch der Wiener Notker), Haag 133 E 2 1 und Luther zusammen, Dresden 287 und Hbg. 142 heben sich dadurch ab, daß sie es unberücksichtigt lassen, während die übrigen Übersetzungen, Wbg. u. a., zu wörtlich formulieren. Ps. 30, 23 V u l g . : ideo; N o t k e r : fone dero (Kom.: diemuoti); so im Wiener Notker, Wbg. (vone diu), Hbg. 142 (von dem); D r e s d e n 2 8 7 : da von; M i l l s t . : darumbe; Treb. (dorumme), Wo. 5 8 , 4 (dar umbe), Trier 51 (dar vmme), Mentel und Nachfolger (dorumb), Luther 1524ff. (darumb). Ps. 49, 12 V u l g . : mens est enim orbis terrae, etplenitudo

eins;

die Auflösung des zweiten Substantivs in einen Gliedsatz und die Hinzufügung des Pronominaladverbs: N o t k e r : diu werlt ist min unde al daz darinne ist; so a u c h i m W i e n e r N o t k e r , b e i L u t h e r 1524ff. (denn der erdboden ist meyn vnd alles was drynnen

ist);

w ö r ü i c h - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : min ist aber der umberinc der erden unde

die uulle ire; so auch Wbg., Millst., Dresden 287, Hbg. 142, Breslau I. o. 100, Trier 51, Wo. 58, 4, Treb., Mentel und Nachfolger. Die Übereinstimmung zwischen Notker und Luther ist wohl aus ihrer freieren Übersetzungsweise und ihrem guten dt. Sprachgefühl zu erklären. Ps. 145, 6 Vulg.:

. . . omnia, quae in eis sunt;

N o t k e r : und al daz dar-inne ist; ebenso im Wiener Notker, in Trier 51, H a a g 133 E 21 (ende alle die daer inne sijn), drynnen

b e i L u t h e r 1524ff. (vnd alles was

ist);

auf zusammengesetztes Pronominaladverb bzw. auf dessen Kurzform (siehe Luther!) verzichten und übersetzen wörtlich:

226

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

M i l l s t . : und allez daz in in ist; Wbg., Dresden 287, Treb. (xmde alle dinc di in en sint), so auch Wo. 58, 4; M e n t e l und Nachfolger: vnde alle ding die do seint in in. 10. Z u m S u b j e k t , A t t r i b u t u n d p r ä p o s i t i o n a l e n A u s d r u c k Ps. 1 , 4 V u l g . : Non sie impii, non sie; sed tamquam . . .; N o t k e r : So uuola negedihent aber die argen. So negedihent sie. Nube sie ...; so im Wiener Notker, Wbg. (die unguote), Millst. (die übelen), so auch Wo. 146, 2, Leiden 233 (dey vuelen), Hbg. 142 (de ovelin), Heinrich v. Mügeln Rein 204 - (die vnguten), so auch cgm. 341, die Schles.-böhm. Psaltergruppe (Krummau, Breslau UB. I D 26, Olmütz 1, V I I , 5, alle haben di posen), der Hohenfurter Psalter u. seine Zweige (Berlin Ms. g. f. 630 - den vngutigen, Stuttgart Ms. bibl. 13 - die vnmilten, cgm. 182 - die vbeln), cgm. 1117b (die vngutigen), Berlin Ms. g. f. 249 (die vnmynsan bösen), Hbg. 157 (mit den bösen), so auch Hbg. 162, Celle Msc. 18, Haag 133 E 21 (dei van gode ghekiert sijn), Leiden UB. 46 B (die bösen), Luther 1524 (Aber so wirds den gottlosen nicht gehen, sondern . ..); Luther 1531 ff. (Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern ...); L e n i n g r a d X X J L X I I I : ghi ongenadige; so auch Brüssel 606, Haag 69 B 10 u. 78 D 38 (ghi ongenadige), Brüssel 108 (gi bose), Hbg. cod. theol. 1260 (gy bösen), Adrian van Berghens Druck von 1504 (ghi bose), Dresden 287 (ir ubeln), so auch Trier 51, cgm. 440 (ir vnguten), Mentel und Nachfolger (o ir vnmilten), ab Koberger (o ir vngutigen). Ps. 138, 24 V u l g . : via iniquitatis, P s a l t . i u x t a H e b r . : via idoli; N o t k e r : unrehtfad; Dresden 287 (kein unrecht wec), so auch Trier 51, Würzburg 25 (ein vnrecht wege), Luther 1524f. (eyn müheseliger weg), ab 1531 übersetzt Luther frei (ob ich auff bösem wege bin); alle anderen Übersetzungen bringen die Stelle wörtlich, wie z. B. W b g . : wech des unrehtes. Aus dem Genitivattribut im Lat. wird ein Adj. Attr. im dt. Text der Gruppe von Notker-Luther, wobei noch auf die weitergehenden Übersetzungsfreiheiten in Dresden 287 (auch Trier 51) und in Luthers Ausgabe von 1531 ff. aufmerksam zu machen ist. Ps. 33, 8 V u l g . : in circuitu timentium eum; N o t k e r : al ümbe die. die in furhtent; so im Wiener Notker, Millst. (alumbe der

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

227

fürhtenten in), Dresden 287, Hbg. 142, Treb., Wo. 58, 4 (vmbe de en enfortet), Trier 51, Luther 1524ff. (vmb die her soyhn furchten); W b g . : in der umbeuerte dere fürhtenten in; Mentel (in der vmbhalbung der die in vörchtten), Zainer u n d Nachfolger (in der vmbschwayf der die .. .). Millst. reiht sich hier in die Gruppe der Übersetzungen, die den lat. präpositionalen Ausdruck mit einer Präposition wiedergeben, ein, während Mentel u n d Nachfolger, die die Partizipialform in einen Gliedsatz auflösen, bei der Übersetzung von in circuitu wörtlich verfahren. Ps. 49, 3 V u l g . : in conspectu eins; N o t k e r : fore imo; so im Wiener Notker, bei Luther 1524ff. (furyhm her); wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : in bescouwede siner; Wbg. (in gesihte siner), Millst. (ze der ansihte sin), Wo. 58, 4 (in siner gesigte), so auch in Dresden 287, Hbg. 142, Trier 51 (in siner angesichte), Treb. (an der anschouunge sin), Mentel (in seiner besehend), ab Pflanzmann (in seinem angesicht). Ps. 49, 3 V u l g . : in circuitu eius; N o t k e r : umbe in; so auch im Wiener Notker, in Wo. 58, 4, Treb., Trier 51, bei Luther 1524ff. (vmb yhn her), in Millst. (allumbe sin), Dresden 287 (al umbe ine), so auch Hbg. 142; wörtlich - T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : in deme umbechere sime; Wbg. (in umbeverte siner), Mentel bis Pflanzmann (in seiner bescheud), ab Zainer (in seinem vmbkrais). Ps. 67, 5 V u l g . : in conspectu eius; ( M a n vergleiche die Übersetzungen im vorhergehenden Beispiel.) Ps. 67, 5 V u l g . : afacie eius; M i l l s t . : uor im; bei Luther ausgelassen; m a n vgl. dafür Ps. 67, 3, wo Luther 1524 a facie Dei ebenfalls mit für Gott übersetzt; T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : uon dem antluze sime; so auch Wbg., Wo. 58, 4 (van sinen antlitte), Dresden 287, Breslau I. o. 100, Hbg. 142, Trier 51, Treb., Mentel u n d Nachfolger, Luther 1521 (für gotis angesicht - Ps. 67, 3). Ps. 75, 12 V u l g . : in circuitu eius; N o t k e r : umbe in, Millst. (alumbe sin), Wo. 58, 4 (vmbe en), Hbg. 142, Trier 51, Luther 1524ff. (vmbyhn her); T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : in deme umbecreise sineme; Wbg. (in umbeuerte

228

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

siner), Dresden 287 (in sime vmmegange), Breslau I. o. 100, Treb. (bi dem vmmegange sin), Mentel (in seiner vmbhalbung), ab Pflanzmann (in seinem vmbgreyß)''1. 11. Z u m P r ä d i k a t Ps. 6, 11 V u l g . : convertantur et erubescant valde velociter, P s a l t . R o m . : avertantur retrorsum et erubescant valde velociter, P s a l t . i u x t a H e b r . : reuertantur et confundantur subito; N o t k e r : alle minafienda pecheren sih unde scdmeen sih särßlo sliemo; ähnlich im Wiener und Münchener Notker, Trier 51 (se bekeren sich vnd scämen sich herde snelleken), cgm. 468 (sie bekeren sic(h) balde in eygener schäme (!)), das Uracher Gebetbüchlein (in gähe bekere sich vnnd schäme sich in grosser eyle); M i l l s t . : wider cheren si und schämen sih harte snelle; Wo. 146, 2 (widerkere(n) erscheinen sich vil snellichen), cgm. 4885 - zu den Zweigen um die Hohenfurter Pss. gehörig - (keren wider vnd schämen sich snelle); W b g . : werden becheret unde erschamen sih harte slunige), Leiden 233 (sey werden bekart vnd scamen sych harde scnellike), Heinrich v. Mügeln - Rein 204 (werdend bechert vnd erfürichten sich gar snellichleich, im Kommentar bleibt vnd erfürichten . . . weg), Leningrad X X J LXIII (si werden gekert haestelike ende scamen hem sere snellike), so auch in Brüssel 608 u. 609, Stuttgart HB. II. 28 (si werden bekeret vnde werden sich erschamen gar schnellecklich), cgm. 394 (sy werden gar schnei bekert vnd schamrot (!)), cgm. 363 (pechert vnd geschämpt werden sy gar snell), Stuttgart Bibl. 13 - zu den Zweigen um die Hohenfurter Pss. gehörig - (si werdent bekert vnde werdent sich Schemen gar schnelliglich), Stuttgart Bibl. 35 (. . . vnd schament sich schnelleclich), ähnlich in Innsbruck 631, Hbg. 162, Wenzelbibel - Stuttgart HB. II. 7 - (bekart sie werden vnd schämen sich gar endleichen), Mentel und Nachfolger (sy werdent bekert vnd Schemen sich hart schnelliglich), so auch in cgm. 130 und Weimar 35, ähnlich im Ortulus 1501, Hannover (. .. unde Schemen sik drade), Luther 1517 (das sie widerkeert wurden und seer schnei zu schänden wurden); S c h l e i z : se muozen sich scamen unde bekeren sich harte snelliche; Dresden 287, Hbg. 142, cgm. 97 (sy müssent sich schämen vnd betrübt werden vast schnellenklich), Brüssel 15615 (si moeten werden bekeert ende herde haestelec scamen), ebenso Brüssel 606, Haag 69 B. 10 u. 78 D. 38 (wie Groote!), Grootes Übersetzung (Haag 133 E 21 - sie moten omghekeert werden ende schämen hem seer snellike, so auch Hbg. 10, Brüssel 108, Fulda Aa 132, Greifswald UB. Hs. 5, Hbg. 1260), auch in Hbg. 2182 a und im Ortulus animae to dude, bei Luther 1524 ([es müssen sich all meyne feynde ...] sich umbkeren und sich Schemen plötzlich), 1528ff. ( . . . sich zurück keren, vnd zu schänden werden plötzlich); 71

) Hierzu vgl. man auch das Beispiel Ps. 138, 24, S. 226.

II. Im Bereich der syntaktischen Struktur

229

B e r l i n M s . g e r m . f o l . 2 4 9 : sie sollen bekert werden vnd geschont werden vnd sollen sich Schemen alzu snellichen; J a n o t a - G e b e t b u c h - O f f i z i u m s p s s . werden bekeert ind schament sich seer snellichen),

H b g . 157 (se schollen

(solent smlliken

vmmekeret werden vnde vorhonet), L i n k ö p i n g (si solen werdin bekerit inde schament

sich sere snellichin), so auch in Hbg. 2060, die ndd. Bibeln. Die Varianten in den lat. Texten machen sich im wesentlichen nur beim letzten Verb (Vulg. u. Psalt. Rom. - erubescant valde velociter, Psalt. i. Hebr. confundantur subito)

b e m e r k b a r , i n d e m erbuscere m i t erröten, sich schämen u n d

confundí m i t geschändet, betrübt werden (so i n c g m . 4 2 0 , ä h n l i c h i n c g m . 4 4 0 ,

—442, -97, auch in Berlin Ms. germ. fol. 249 neben der Vulgata-Lesart, Luther in den Ausgaben von 1517 und 1528ff.) wiedergegeben wird. Zur Klärung, warum in oben genannten Übersetzungen die Lesart des Psalt. i. Hebr. zu finden ist, kann folgendes beitragen: cgm. 420 gehört zur Gruppe, deren Archetypus nach dem Psalt. i. Hebr. übersetzte. Sehr wahrscheinlich sind die beiden obd. Gebetbücher cgm. 97, 442 und der Psalter cgm. 440, der zu einem Zweig um die Hohenfurter Psalmenübersetzung gehört, auf irgendeine Weise von der obd. Gruppe nach dem Psalt. i. Hebr. oder von einer verlorengegangenen Übersetzung beeinflußt worden, denn in keiner älteren Übersetzung findet sich diese Variante nach dem Psalt. i. Hebr., und daß diese drei Hss. selbständig nach dem Psalt. i. Hebr. änderten, ist theoretisch möglich, aber nach dem Textbefund zu urteilen kaum anzunehmen. Interessant ist, daß die Hs. Berlin Ms. g. f. 249 aus dem Deutsch-Ordensgebiet die beiden lat. Varianten auch in der Übersetzung bringt. An Abhängigkeit von der obd. Pss.-gruppe nach dem Psalt. i. Hebr. ist kaum zu denken, sondern vielmehr an Einwirkung verlorengegangener Hss. oder an Ergänzungen des Übersetzers bzw. der Abschreiber nach dem Psalt. i. Hebr. Luther bringt schon in seinen Bußpss. von 1517 die Lesart des Psalt. i. Hebr., obwohl sonst dieser ersten Psalmenübersetzung Luthers die Vulgata zugrunde liegt. In der Ausgabe von 1524 hat er sich schämen, greift aber schon 1528 auf den Ausdruck von 1517 zurück. Was die Übersetzungstechnik betrifft, so geht es hier um die Wiedergabe von corwertantur, das entweder reflexiv, intransitiv oder passivisch verstanden wird, und darum, wie der lat. Konjunktiv im Dt. am besten ausgedrückt wird. Hinsichtlich des Modus ergibt sich eine deutliche Gruppierung: 1. Notker bis zum Uracher Gebetbüchlein und Wbg. bis zum Gebetbuch Hannover übersetzen mit Konj. Präs., wobei zu beachten ist, daß vor allem obd. Texte die Endung -ent haben, die aus dem Ind. Präs. in den Konj. eingedrungen ist. 2. Schleiz bis Luther 1524ff. und Berlin Ms. germ. fol. 249 bis zu den ndd. Bibeln benutzen die Modalverben muozen, sollen, die abgeschwächt den hortativen Charakter der Form zum Ausdruck bringen. Bezeichnend ist, daß die obd. Texte sich an den Konj. halten mit Aus-

230

Übersetzungstradition, bei Psalmenübersetzung

n ä h m e von cgm. 97, einem Gebetbuch, das allerdings verhältnismäßig j u n g ist (1519), w ä h r e n d md., ndl. u. n d d . Übersetzungen die Umschreibung bevorzugen. Das reflexive V e r b wird von Notker, in den Übersetzungen, die von ihm abhängig sind, in den M d . Pss. der G r u p p e 5, in einigen obd. Gebetbüchern u n d bei Luther 1524ff. gebraucht. Millst., Wo. 146, 2 u n d cgm. 4885, einer Hs. aus den Zweigen u m die Hohenfurter Pss. (Stuttgart Bibl. 13 aus derselben G r u p p e liest anders) kennen das intransitive V e r b , während in den meisten Übersetzungen a b W b g . bis zu Luthers Bußpss. von 1517 die passive F o r m vorherrscht. Ps. 1 5 , 4 V u l g . : memor ero; P s a l t . i u x t a H e b r . : adsumam; N o t k e r : irhugo; Dresden 287 (denke), H b g . 142, Trier 51, Leiden 233, Heinrich v. Mügeln - R e i n 204 - (wird gedenchen), cgm. 341 (gedenck ich), Breslau D. 26, K r u m m a u u. Stuttgart Ms. bibl. 21 - zur Schles.-böhm. Pss.-gruppe gehörig (denke - gedenck), cgm. 182 - zu den Zweigen u m die Hohenfurter Pss. gehörig - (ich gedench), so auch in Wien 2684 u. 2756, Heidelberg Pal. germ. 425, Mentel u n d Nachfolger (ich wirde gedencken), so auch in W e i m a r fol. 9f., Celle 18 u. Lübeck 1493, Psalter aus der Mohnkopfdruckerei, beide zur selben G r u p p e gehörig (ik wil denken, ick werde dencken), Göttingen Ms. th. 215 u. H b g . 162 (ich gedencken, sal gedencken), ebenso Groote (Hbg. 1260); wörtlich - W b g . : gehuctich wirde; Millst. (gehuge wirde), Wo. 146, 2 (gehuget wirde), Treb. (gedechtlich sal ich sin), cgm. 440 - zu den Zweigen der H o h e n furter Pss. gehörig - (gehüg wirt), cgm. 1117 b (wird gedächtig), cgm. 363 (gedächtig wurd ich haben), Wenzelbibel - W e i m a r fol. 3ff. (wirdgedechtig), Berlin Ms. g. f. 76 (ich sal gedechtich wesen), H b g . 157 (ik wil dechtich wesen); H o h e n f u r t : ir nam nicht chvmt in meinen mvnt; ebenso Berlin Ms. g. f. 630, ähnlich Luther 1524ff. (yhren namenynn meynem munde füren). Zur Erklärung der Lesarten in H o h e n f u r t , Berlin Ms. g. f. 630 u n d bei L u t h e r sei noch der letzte Teil desselben Verses verglichen: Ps. 15, 4 V u l g . : per labia mea; P s a l t . i u x t a H e b r . : in labiis meis; die meisten Übersetzungen h a b e n durch die lefse min, durch myne Uppen oder ähnliche W e n d u n g e n ; c g m . 3 4 1 : ir namen gedenck ich niht in meinem mvnde; H o h e n f u r t u n d Berlin Ms. g. f. 630 (siehe oben), W i e n 2756 wie cgm. 341, Heidelberg P. g. 425 ( . . . mit meinem mund), ebenso in Celle 18, Luther 1524ff. (ynn meynem munde).

III. Im Bereich des Ausdrucks und der formelhaften Wendung

231

Außer der Wiedergabe des Verbes ist die auffallende Übersetzung in Hohenfurt und Berlin 630 zu betrachten, die ihre Erklärung darin findet, daß sie auf das Psalt. i. Hebr. zurückgeführt werden muß. Bei Luther dürfte der Grund in der Ähnlichkeit seiner griech.-hebr. Vorlagen mit dem Psalt. i. Hebr. liegen. Die Pss.-gruppe, deren Archetypus nach dem Psalt. i. Hebr. entstand, wird hier durch cgm. 341 vertreten, der sich, was die Übersetzung des Verbes betrifft, der Lesart der Vulgata anschließt, dann aber mit in meinem mvnde zum Psalt. i. Hebr. zurückkehrt. Wie die Belege zeigen, kommt diese freiere Übersetzung für per labia mea, in labiis meis auch vereinzelt in anderen Hss. vor. Ps. 68, 18 V u l g . : ne avertas, P s a l t . i u x t a H e b r . : ne abscondas; N o t k e r : necherest du; so auch in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Wo. 58, 4 (du ne keres), Zainer und Nachfolger (du nit abkerest); M i l l s t . : niht chere; bereits in den Andfrk. Ps.-Frgm., auch in Dresden 287 (en kere nicht), so auch in Hbg. 142, Trier 51, Leipzig Stadtbibl. II, 61, Heidelberg UB. cod. pal. germ. 63, Heidelberg Salem V I I I , 24, Innsbruck 631, Treb. (nicht invorkere), Berlin Ms. g. f. 249 (enwende nicht), Heidelberg UB. cod. pal. germ. 21 (nüt kere vmb), Mentel - Pflanzmann (abker nit), Luther 1524ff. (verberge nicht)™.

I I I . I m B e r e i c h des A u s d r u c k s u n d d e r f o r m e l h a f t e n Wendung Ps. 1, 3 V u l g . : quodfructum suum dabit in tempore suo; N o t k e r : der zttigo sinen uuüocher gibet; so im Wiener Notker, in Wbg. (. . . in zite sinem), Millst., bei Mentel und Nachfolgern, in Wo. 146, 2; H e i n r i c h v o n M ü g e l n (Rein 204) : der sein frucht gibt ze seiner zeit; so in cgm. 341 ( . . . zu rechter zeit), Wien 2684, Stuttgart Ms. bibl. 13, Heidelberg Pal. germ. 425 (daz sein frucht pringt zù sein' rechten zeit -!-), cgm. 1117b, Hbg. 157, bei Luther 1524ff. (der seine frucht bringt zu seyner zeyt).

72

) Weitere Beispiele zur Stellung des finiten Verbs am Ende des Gliedsatzes in Ps. 7, 2 (S. 202); 68, 10 (S. 204); 118,63 (S. 205) und in der Mitte des Gliedsatzes in Ps. 7, 2 (S. 202); 118, 63 (S. 205); 64, 7 (S. 207).

232

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung Ps. 1, 4

V u l g . : non sie impii, non sie: sed tamquam pulvis; N o t k e r : so uuola negedihent aber die argen. So negedihent sie. Nube sie zefarent also daz stuppe dero erdo; so auch der Wiener Notker; W b g . : niht so die unguote, niht so, halt also der molte; ähnlich in Millst. (nieht so die übelen nieht so wan also der stovb), mit Änderungen im Wortschatz auch bei Heinrich von Mügeln (Rein 204), in Florian III, 206, Breslau D 26, Hbg. 162, Trier 51, Haag 133 E 21, bei Mentel und Nachfolgern; B e r l i n fol. 6 3 0 : NJcht so geschiecht den vngutigen. nicht also, sunder als de' staub; cgm. 440 (Niht ir vngüten ew geschiht nit alzo ir werdent verworffen als der staub), ähnlich in Stuttgart Ms. bibl. 13, Heidelberg Pal. germ. 425, cgm. 363, Berlin fol. 249, Berlin fol. 67; c g m . 341 : die vnguten sint niht also, sunder die sint als ein stäup; cgm. 182 (also werdent nicht die vbeln. sunder als ein staub), Hbg. 157 (alter so ne is id nicht mit den bösen men de syn so dat Stoff), Celle 18 (men also en bestan de bösen nycht, men se werden also ein stof), Luther 1524ff. (aber so wirds den gotlosen nicht gehen, sondern wie der sprew), (1531: .. .so sind die Gottlosen nicht ...). Ps. 6, 5 V u l g . : salvum me fac propter misericordiam tuam; P s a l t . i u x t a H e b r . salva me ...; N o t k e r : halt mih umbe dina gndda; so auch im Wiener und Münchener Notker, in Millst. (behalte mich durch die genade din), Leiden 233, Hbg. 142, Stuttgart 13 (du mich behalten durch din herbermde), Stuttgart Fol. 35, Innsbruck UB. 631, bei Mentel und Nachfolgern (mach mich behalten vmb dein erbermd), in Berlin 70 (Zainer), Leningrad X X J L X I I I (mac mi behouden dor dine ontfermicheit), Brüssel 608 u. 609, Brüssel 15615; W b g . : heil mih tuo durh die barmherce dine; so auch Wo. 146, 2, Schleiz (heil mich dur dine genade), Heinrich von Mügeln (Rein 204) (. .. durich deinparmhertzichait), cgm. 420 (mach mich hail ...), Wien 2684, Stuttg. 21, cgm. 182, 741, 394 u. 363, Hbg. 162, cgm. 79 u. 130, Uracher Gebetbüchlein, Weimar 35; B e r l i n Ms. g e r m . fol. 2 4 9 (Ordenslit.): mach mich selig durch diner barmhertzikeyt willen; cgm. 442 u. 97 (2 obd. Gebetbücher), Erfurter Gebetbuch 39, Hbg. 157, Luther 1517 (mach mich selig umb deiner barmhertzikeyt willen), Luther ändert 1524 ab (hilff myr umb deyner barmhertzikeyt willen), so auch B r ü s s e l 611 (helpt mij .. .); G r o o t e (Brüssel 108): maec mi gesont om dine barmherticheit; so auch in den dt. Hss. nach Grootes Version und in den ndd. Bibeln 73 . 73 ) Hierzu vgl. man H . V o l l m e r , BdK. III, S. 55.

Psalmenverdeutschung, Teil 2, in:

III. Im Bereich des Ausdrucks und der formelhaften Wendung

233

Ps. 6, 6 V u l g . : quoniam non est in morte qui memor sit tui; P s a l t . i u x t a H e b r . : quoniam non est in morte recordatio tui; N o t k e r : Vuanda din negeuuänet neheiner in tbde; so auch im Wiener und Münchener Notker; die nächsten Übersetzungen teilen mit Notker die Aufhebung des Relativsatzes und bringen das deutlichere nieman: S c h l e i z : wende din ne gedenket in ... no dode nieman; so auch Hbg. 142, cgm. 420, cgm. 442, cgm. 527 I, Urach, Hbg. 157, Luther 1524ff. - noch einen Schritt weiter gehend - (dennynn dem tode gedenckt man deyn nicht); der Relativsatz wird beibehalten: H e i n r i c h v o n M ü g e l n (Rein 204): wand an dem tode ist nyemd, der dein gedenche; so auch in cgm. 390, cgm. 4885, Wien 2756, cgm. 182, cgm. 741, Berlin fol. 249, Trier 51, Stuttgart HB. II 7, Stuttg. fol. 35, cgm. 79, cgm. 130, die ndl. Übersetzungen außer Grootes Arbeit, die ndd. Bibeln und verwandte Hss., Luther 1517 (dan in dem tode ist niemant, der dein gedenckt); wörtlich, was Wortstellung und Wiedergabe des Pronomens betrifft, übersetzen : W b g . : wände nihne ist in dem tode, der gehuctich si din; so auch Millst., Wo. 146, 2, Wien 2767, Wien 2684, cgm. 394, cgm. 363, Hbg. 162, cgm. 97, Mentel und Nachfolger, Grootes Übersetzung (Brüssel 108, Haag 133 E 21 u. a.), Weimar fol. 35, Ortulus animae to dude. Ps. 6, 7 V u l g . : per singulas noctes; P s a l t . i u x t a H e b r . : tota nocte; N o t k e r : nahtelich; so auch im Wiener Notker, Münchener Notker (alle nacht), cgm. 330 u. 527 I, Schleiz (al ... nahtilich), Leiden 233, Hbg. 142, Heinrich von Mügeln (Rein 204), Wien 2767, Berlin Ms. germ. fol. 249, Uracher Gebetbüchlein, u . a . , Luther 1517 (alle nechte), abgeändert 1524 (die gantze nacht); W b g . : durh sunterliche naht (schon in Ags. Interl. Arundel und Cambridge purh sindrige nihte —), Leningrad X X J L X I I I , Brüssel 608 u. 609, Brüssel 15615, bis in die ndd. Bibeln; M i l l s t . : igeliches nahtes; auch in der Doppelglosse von Wbg. (!), Wo. 146, 2, Mentel und Nachfolger, Ortulos 1501. Ps. 6, 9 V u l g . : omnes, qui operamini iniquitatem; N o t k e r : alle ubeltätige; cgm. 130 (alle vbeltetter), Luther 1524ff. (alle vbelthetter);

234

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Als Beispiele, wie andere Übersetzungen zwischen Notker und Luther 1524 diesen Relativsatz wiedergeben, seien noch andere Versionen angeführt: W b g . : alle ir der wurchit die unrehticheit; Heinrich von Mügeln (Rein 204) (alle, die di vnrechtichait würchenl), Geert Groote (Hbg. 10) (alle . .. die boesheit werken), LB. (alle de gy don boßheit), Luther 1517 (alle die yr do wircket das nit recht ist). Die überwiegende Mehrheit 74 der Übersetzungen behält den bereits in der lateinischen Vorlage vorhandenen Relativsatz bei. In seiner Übersetzung der Bußpsalmen von 1517 macht auch Luther keine Ausnahme, sondern geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er das Akk. Obj. iniquitatem ebenfalls in einen Relativsatz auflöst. Erst in der Ausgabe von 1524 führt Luther den substantivischen Ausdruck ein, der in der Notkerschen Übersetzung in Ps. 27, 3 für denselben lateinischen Text cum operantibus iniquitatem und in Ps. 33, 17 für super facientes mala steht. Im letzteren Falle hat Luther einen Gliedsatz vber die so böses thun. Die übrigen Übersetzungen haben entweder einen Relativsatz oder versuchen gar die lateinische Partizipialkonstruktion nachzuahmen. Nur H b g . 142 liest in Ps. 33, 17 ouer de ouelin. Ps. 15, 11 V u l g . : Notas mihifecisti vias vitae; N o t k e r : Mir täte du chunt die uuega des libes; Wiener Notker: wie Notker, Wbg. (Chunde mir has du getan wege des libes), Millst. (chunt du mir täte die voege des lebens), Treb. (bekant machtis du mir dy wege des libes), Wo. 58, 4 (Du makedes mi becant de wege des liues), ähnlich in Hbg. 142, Trier 51 und bei Mentel, Luther 1524ff. (Du wirst mir kund thun den weg zum leben). Ps. 18, 5 V u l g . : infines orbis terrae; N o t k e r : in ende dero uuerlte; so auch im Wiener Notker, in Treb., Trier 51, den ndd. Bibeln, bei Luther 1524ff. (an der wellt ende); andere Traditionen sind: M i l l s t . : unde in ente des umberinges; Wbg. (unde an dei ente des ringes der erde), Mentel (in die enden des vmbrings der erde), P - O a (vmbkreys); c g m . 341 : kraiss; Wo. 5 8 , 4 und H b g . 142 : ande in de ende der erden; H a a g 133 E 2 1 : in den eynden van eertriken. Bei der Überprüfung der anderen Psalmenstellen, die wie Ps. 18, 5 orbis terrae bzw. nur orbis haben, ergibt sich folgendes Bild: Notker und mit ihm 74

) Diese Feststellung stützt sich auf die über 80 Belege, die V o l l m e r in seinen Tabellen abgedruckt hat. Siehe Psalmenverdeutschung, Teil 1, in: BdK. II, Anhang.

III. Im Bereich des Ausdrucks und der formelhaften Wendung

235

der Wiener Notker benutzen fast nur uuerlt; 2 mal lesen sie erdering (Ps. 2 3 , 1 ; 88, 12). Wbg. u n d Trier bleiben bei umberinch, ring der erde. Millst. kennt nicht nur umberinch der erden (3mal), sondern auch werelt (3mal) u n d alle die erde, die erde. In Treb. und Hbg. 142 überwiegt werlde, während sich vmberinc, ring der erde und werlt in Wo. 58, 4, Trier 51 die Waage halten. Die Hs. cgm. 341 hat alle die werlt 3 mal, kraiss 2 mal u n d der erde-, der werlt rinc 2 mal. Mentel liest konstant vmbring der erde, das meistens ab Pflanzmann 1473 in vmbkreyß der erde abgewandelt wird. Auch bei den Niederländern kennt m a n die bereits genannten Ausdrücke: Leningrad X X J L X I I I , der älteste Vertreter und im Süden entstanden, hat ommerinc, was auch in Leiden UB. 46 B, hier auf einen Limburgischen Abschreiber zurückgehend, vorkommt. Die Übersetzung in Leiden UB. 46 B (Grootes Arbeit) weist ins Nordniederländische und kennt somit auch ombegrijp für orbis terrae. H a a g 133 E 21, das Getijdenboek Grootes, bringt drei Synonyme: eertriken (siehe oben), die werelt al ommetrent, ombegrijp. Luther schließlich hat in der Ausgabe von 1524 eine größere Vorliebe für erdboden als für wellt, während er sich a b 1531 mehr für den letzten Ausdruck entscheidet (vgl. z. B. Ps. 89, 2; 92, 1). Ps. 18, 6 V u l g . : et ipse tamquam sponsus procedens de thalamo suo; N o t k e r : Vnde er selbo gieng uz. also brütegomo üzer sinero brütechdmero; so auch im Wiener Notker ; H a a g 133 E 21 (ende hi is voertghegaen als een brudegom wt sijnre slaepcamere); Luther 1524ff. (Vnd die selb gehet eraus wie eyn breutgam aus seyner kamer); W b g . : unde er selbo also der gemahele furegeente uon bette sinem; Treb. (vnde he is als eyn brutegum vz gende von dem bette sin); Trier 51 (vnd her gingk her vore also en brudegam von sinem brutbedde). Abweichungen im Wortschatz u n d in der Übersetzungstechnik lassen Wbg., Treb., Trier 51, Millst., Mentel und andere Übersetzungen von der Linie Notker-nld. G r u p p e n - L u t h e r abrücken. Ps. 20, 7 V u l g . : in benedictionem in saeculum saeculi; N o t k e r : in iuuigen segen; so auch im Wiener Notker; Luther 1524ff. (zum segen setzen ewiglich); in der Wiedergabe des saeculum saeculi teilt sich die übrige Überlieferung in zwei G r u p p e n : a) W b g . : in den segenen in die werlt der Werlte; so auch in Millst., Treb., Mentel; b) W o . 5 8 , 4: eine segenunge imer ande imer; so auch in Hbg. 142, Trier 51.

236

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Als mögliche Zwischenglieder in der Linie Notker-Luther lassen sich die ndl. Übersetzungen einstufen, die in diesem Falle durch H a a g l 3 3 E 2 1 vertreten werden. Ps. 20 kommt in diesem Getijdenboek nicht vor, dafür aber Ps. 18, 10 mit dem gleichen lateinischen Text, der mit ewelike übersetzt wird. Ps. 21, 19 V u l g . : et super vestem meam miserunt sortem; N o t k e r : vmbe mina tunicam [hémide] uuürfen sie lòz; so auch im Wiener Notker (umbe mitten roc . ..); Wbg. (unde über gewtete mine ...); Wo. 58, 4 (ande ouer min cleit ...); Hbg. 142, die ndd. Bibeln, Luther (.. . vmb meyn gewand); demgegenüber: M i l l s t . : uf gewant minez liezen si ir loz; M e n t e l und Nachfolger: und auf mein gewande legten ( Z - O a : Hessen) sy das loß; T r e b . : vnde uf daz cleyt myn santen si das los; so auch in Trier 51. M a n beachte ferner die Übereinstimmung in der Übersetzung der Präposition super zwischen Notker und Luther. Ps. 39, 13 V u l g . : quoniam circumdederunt me mala, quorum non est numerus; N o t k e r : uuanda mih an dien liden behdlbot hdbent ünzdlahaftiu übel; so auch im Wiener Notker; T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : wände umbehabeden mich div ubele, der da nith ist dicheine zale; Wbg., Millst., Treb., Wo. 58, 4, Hbg. 142, Trier 51, Mentel und Nachfolger, Luther 1524; c g m . 341 : wan mich umbgeben die bösen an zale; Luther 1531 (denn es hat mich vmbgeben leiden on zal). Ps. 46, 2 V u l g . : omnesgentes,plaudite manibus; jubilate Deo in voce exsultationis; a) für den ersten Teil des Verses ergeben sich folgende Traditionen 75 : P s a l m z i t a t a u s d e m a h d . I s i d o r - F r g m . (Mondsee-Wien, 8./9.Jh.): hantslagot allo deotun; so bei Notker, im Wiener und Münchener Notker, Wbg., Trier Stadtbibl. Ms. 806 (alle diete hantslahet mit den hanten, - Wortstellung! - ) , Wo. 58, 4 (alle lüde ...), Weimar 35, auch bei Heinrich von Mügeln; H b g . 162: alle lüde cloppente myt henden; so auch bei Luther 1523/24 (alle volcker klappen mit den henden); Luther verändert dann in der Ausgabe von 76 ) Die Belege stammen aus den Tabellen bei H. V o l l m e r , Psalmenverdeutschung, Teil 2, in: BdK. III, S. 148ff.

III. Im Bereich des Ausdrucks und der formelhaften Wendung

237

1524ff. (frolocket mit henden alle völcker), was bereits bei M e n t e l u n d Nachfolgern (alle leut frolocket mit den henden) u n d im Ratdoltschen Druck von 1499 (verbessert nach Mentel) vorhanden ist. b) I m zweiten Teil des Verses interessiert besonders die Wiedergabe des in voce exsultationis: N o t k e r : liudont Gote infrolichero stimmo; so auch im Wiener und Münchener Notker, in Wo. 58, 4, H b g . 142, Würzburg 97, Würzburg Sem. 2, Würzburg 25, auch bei Luther 1523/24ff. (vnd iauchzet Got mit frölichem schall); T r i e r S t a d t b i b l . M s . 8 0 6 : lobesangent gote in der stimme der urowe(n)den; ähnlich in Wbg., Millst., Treb., den Hss. u m die ndd. Bibeln (iubiliert ...), bei Heinrich von Mügeln, Mentel u n d Nachfolgern, im Ratdoltschen Druck von 1499. Ps. 64, 6 V u l g . : Deus salutaris noster; N o t k e r : Vnser haltäre; auch Mentel und Nachfolger (o gott vnser behaltet); Leningrad X X J L X I I I (. . . behoudre); M i l l s t . : gotheilant unser; so auch in Wbg., Trier Stadtbibl. Ms. 806, Hbg. 142 (got vnse heilant - Wortstellung! - ) , Trier 51; H a a g 1 3 3 E 2 1 : godonse salichgheuer; in Leiden UB. 46 B ( . . . heylgeuer); W o . 5 8 , 4 : here vnse heil; so auch in Danzig Ms. 1910, Berlin Ms. germ. fol. 249 (god . . . ) , bei Luther 1524H. Ps. 94, 1 bringt salutaris auch als Beifügung zu deus u n d die Belege zeigen in etwa dieselben Traditionen wie oben, n u r d a ß Millst. u n d Trier 51 sich zur Gruppe, die das unpersönliche heil bringen, gesellen. Es sei noch angemerkt, d a ß hier Luther Gott, unser Heiland für deus salutaris noster setzt, obwohl er meistens diese W e n d u n g in der Übersetzung des Neuen Testamentes beinutzt. L u t h e r 1 5 2 4 : Gott vnsers heyls; a b 1 5 3 1 : Gott vnser Heiland. In Ps. 16, 7; 50, 16; 105, 21 findet sich derselbe Ausdruck, allerdings für andere Lemmata. M a n vgl. auch das Beispiel Ps. 114 u. 115 (116), 13, S. 239. Ps. 68, 9 V u l g . : Extraneusfactus sum fratribus meis, etperegrinusfiliis matris meae; N o t k e r : Fremede bin ih uuorten unde gast minero müoter chinden; so auch in Millst., Trier Stadtbibl. Ms. 806 u n d Wbg., allerdings mit interlinearer Wortstellung, z. B. Millst. (fremde worden bin ich bruderen minen und ellenter kinden muter minen); es schließen sich a n : Treb., Wo. 58, 4, Breslau I. o. 100 (Jch byn gevremdit mynen bruderen vnde elende myrnr mutir kynder); Hbg. 142, Trier 51, Leipzig Stadtbibl. 61, Heidelberg UB. pal. 63, Heidelberg UB. Salem V I I I , 24, Innsbruck UB. Ms. 631, Danzig Ms. 1910, Berlin germ. fol. 249, die ndd. Bibeln, auch Luther 1524ff. (Jch byn fremd worden meynen brudern, vnd vnbekand meyner mutter kindern).

238

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

Im zweiten Teil des Verses entfernen sich folgende Übersetzungen von dieser Tradition: T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : ein belgerin sunen muter miner; ebenso Treb. H e i n r i c h v o n M ü g e l n (Heidelberg UB. Pal. 32): Ich pin ain vz.lend.iger mensch worden meinen prüdern. ich bin ain bylgrin wurden der sun meiner muter; F l o r i a n I I I 2 0 6 : Ein vsendir wordin bin ich minen brudern .. .; M e n t e l u n d N a c h f o l g e r : Ich bin gemachet ein auswendiger meinen brudern: vnd ein ellendiger den sünen meiner mutter. Ps. 89, 4 V u l g . : tamquam dies hesterna, quae praeteriit; N o t k e r : samo-so der gesterigo tag. der ferudren ist; so auch in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Millst., Wbg. (..., der da uergangen ist), bei Mentel und Nachfolgern, in Treb.; c g m . 3 4 1 : als der tac, der gestern vergangen ist; so auch in Trier 51, Leipzig 23, bei Luther 1524ff. Ps. 91, 14 V u l g . : in atriis domus Dei nostriflorebunt; N o t k e r : plüont ddr an dero inuerte des hüses unseres Götes; Trier Stadtbibl. Ms. 806 (in den frithouen . . .), so auch in den Frk. Psfrgm. aus Wien, Wbg. (in den hauen . ..), so auch in Millst., Treb. (in den pallasten des husis ...), Trier 51 (de bloyen in deme vrithoue vnses herren goddes huses), Wo. 58, 4 (he bloiet in dm hauen unses heren), Mentel und Nachfolger (sy blüent in den hofen dez hauses vnsers gotz); c g m . 3 4 1 : werdent grünent in dem vorhaus des herren; Luther 1524ff. (werden ynn den vorh&ffen vnsers Gottes grünen). Ps. 103, 11 V u l g . : exspectabunt onagri in siti sua; (Var.: . . . sitim suam); P s a l t . i u x t a H e b r . : reficiant onagri sitim suam (Var.: reficiat onager .. .); N o t k e r : Iudei bitent in iro durste; so im Wiener Notker, Trier Stadtbibl. Ms. 806 (beiden solen die esele wilde in durste sine), so in Wbg., Millst. ( . . . so siv dürstet), Treb. (beiten sullin die walt esele in dem durste ir), so Wo. 58, 4, Mentel und Nachfolger (die wilden esel . ..); T r i e r 51: dar botten de wilden dier iren dorst; c g m . 3 4 1 : und die walt esel erleschen iren durst; Luther 1524 (und die waldesel...), Luther 1528 (und die wilde thier ...), Luther 1531 ff. (vnd das wild ...).

III. Im Bereich des Ausdrucks und der formelhaften Wendung

239

Ps. 109, 7 V u l g . : de torrente in via bibet; N o t k e r : dero chlingun getrang er an demo uuége; so im Wiener Notker; T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : uon deme wazere in dem wege sol er trinchen; so in Millst., Treb., Leipzig 23, cgm. 341 ( . . . von den fliczzenden wazzern), Luther 1517 (er wird trincken in seiner wegfart von deme wasserstrome) ; W b g . : vone dem bah an dem wege trinchet er; Mentel und Nachfolger, Dresden 287, Wo. 58, 4, Haag 133 E 21, Luther 1524ff. (er wird trincken vom bach auff dem wege); T r i e r 5 1 : van dem riaere in deme wege trinket her. Ps. 112,2 V u l g . : sit nomen Domini benedictum, ex hoc nunc, et usque in saeculum; N o t k e r : kelóbot si trühtenes nomo, föne nü unz in lu.ua; Wiener Notker, Haag 133 E 21 (die name des heren si ghebenedijt van nv hent in ewicheit), die ndd. Bibeln, Luther 1524ff. (gelobt sey seyn name, von nu an bisynn ewickeyt); bei M e n t e l und Nachfolgern etwas abweichend: der nam des herrn sei gesegent: von disem nu vnd vntz ewiglich; Wo. 58,4: Godes name si gesegenet nu ande imer; T r i e r 5 1 : Goddes name sigebenediget: van nu hinnet vord biz iumber; sehr wörtlich in M i l l s t . : sie der name gotes gesegent uon nu unze in die werelt; Trier Stadtbibl., Wbg., Treb. Ps. 114 u. 115 (116), 13 V u l g . : calicem salutaris; N o t k e r : trincho den calicem. den er trang; Wiener Notker (trinche den chelih den er tranc); T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : das drinken des heilandes; ebenso Wbg. (den chelich ...); M e n t e l u n d N a c h f o l g e r : denkeich des behalters; As. P s f r g m . : kelik heli; Millst. (den kelic des heiles); ebenso in Treb., Wo. 58, 4, Trier 51 (den tranc ...); auch bei Luther 1524 (den kilch des heyls). In der A u s g a b e v o n 1531 hat Luther in den heilsamen kelch geändert, während man in den Text der heutigen, revidierten Lutherbibel 76 den von Luther 1524 verworfenen Ausdruck wieder aufgenommen hat.

76) Die Bibel nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers, neu durchgesehen nach dem vom Dt. Ev. Kirchenausschuß genehmigten Text, Stuttgart 1951.

240

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung Ps. 117,22

V u l g . : lapidem, quem reprobaverunt aedificantes: hic factus est in caput anguli; Notker: der stein den iudei zimberonde ferchuren, der uuard ze höubete des uuincheles. daz chit ze houbetsteine; so auch im Wiener Notker; M i l l s t . : den stein die da uerwrfen die murare der worden ist in daz hovbet des ekkes; zwischen Notker und Millst. steht T r i e r S t a d t b i b l . Ms. 8 0 6 : den stein den si da uirwrfen cimbernten dirre gedan ist in daz houbet des winkeles; so auch Wbg., Treb., Wo. 58, 4, Trier 51, Mentel und Nachfolger; c g m . 3 4 1 : der stein, den die paur verwerffen, der ist worden zu einem eckstein; Luther 1524ff. (Der steyn, den die bawleut verwurffen, Ist zum ecksteyn worden). Ps. 118, 98 V u l g . : super inimicos meosprudentem me fecisti mandato tuo, quia

...;

a) prudentem me fecisti versucht man schon ab Notker etwas freier zu übersetzen : so N o t k e r : du täte mihfrüoteren; Wiener Notker (du täte mih uuiseren), ähnlich Wbg., Trier Stadtbibl. Ms. 806 (wise mich methej, Millst. (wis hast du mich gemachet), Treb. (machtis du mich kluc), Wo. 58, 4 (dedes tu mi wis), Trier 51 (du hast mich wis gemaket), so auch in den ndd. Bibeln, Luther ab 1521 ff. (du hast mich weyße macht); hier machen M e n t e l u n d N a c h f o l g e r eine Ausnahme: du hast mich gemacht ein witzigen; erst Zainer versucht etwas abzuändern (fürsichtig gemacht). b) Was den Ablativ betrifft, so wird er entweder mit einem präpositionalen Objekt (mit oder durch) wiedergegeben oder als Dativ mißverstanden: N o t k e r : mit dinemo geböte; so auch der Wiener Notker, Wbg., Treb., Wo. 58, 4, Trier 51, die ndd. Bibeln, Luther 1524ff. (mit deynem gepott). L u t h e r hat 1521 noch: durch DEINE geheyß; M i l l s t . : geböte dinem; so auch Trier Stadtbibl. Ms. 806, Mentel und Nachfolger. c) super inimicos meos wird meistens wörtlich übersetzt: M i l l s t . : über uiande min; auch in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Wo. 58, 4 (ouer alle mine viande), Trier 51, Mentel, die ndd. Bibeln (bouen!), auch Luther 1521. d) Notker und Luther zeigen erneut ihre Fähigkeit eine fremde Konstruktion meisterhaft ins Deutsche umzusetzen, indem sie den lat. Hauptsatz super ... tuo in ein Satzgefüge umwandeln:

IV. Traditionen zwischen den ndt. Bibeldrucken und Luther

241

N o t k e r : du täte mih früoteren mit dinemo geböte danne minefienda sin; Luther ab 1524ff. (du hast mich mit deynem gepott weyser gemacht, denn meyne feynde sind). Ps. 118, 176 V u l g . : erravi, sicut ovis, quae periit; N o t k e r : ih kieng irre also ferloren scäf; auch im Wiener Notker, die ndd. Bibeln; bisher finden sich keine anderen Übersetzungen, in denen der Relativsatz durch ein Attribut ersetzt wird; Luther 1521 ff. (ich hab geyrret wie eyn verlorn s c h a f f ) ; M i l l s t . : ich irrete als daz schaf daz ueruert; so auch in Trier Stadtbibl. Ms. 806, Wbg., Wo. 58, 4, Trier 51, Treb., bei Mentel und seinen Nachfolgern. Ps. 140, 2 V u l g . : elevatio manuum mearum sacrificium vespertinum; N o t k e r : vf-heui mtnero hando. si dir äbentöpfer; so auch im Wiener Notker, Trier 51 (so ich mine hande vfbore dat is en auentoffer), auch bei Mentel und Nachfolgern, Luther 1524ff. (meyn auffheben der hende sey eyn abent o p f f e r ) ; demgegenüber die interlineare Ubersetzungsweise: M i l l s t . : erhabunge hente miner Opfer ze abunde; ähnlich in Trier Stadtbibl. Ms. 806 und Wbg.; eine Zwischenstellung nehmen ein: Wo. 58, 4: miner hande uphiuinge dat auentlic o f f er; Treb. (ufhebunge der hende min opper dez obendis). Ps. 144, 2 V u l g . : per singulos dies benedicam tibi; N o t k e r : tageliches lobon ih dih; auch im Wiener Notker, Wo. 58, 4, bei Luther 1524ff. (ich will dich teglich loben); M i l l s t . : über alle tage segene ich dich; Wbg. (durh iegliche tage wolespriche ih dir), Treb. (durch sundirliche tage sal ich benedien dich), Mentel u. Nachfolger (ich gesegen dich durch ein ieglichen tag), Trier 51 (alle tage . . .). IV. T r a d i t i o n e n z w i s c h e n d e n n i e d e r d e u t s c h e n B i b e l d r u c k e n und Luther Schließlich seien einige Wendungen angeführt, die in dieser Form nur in KBE., LB. und bei Luther vorkommen und als Ergänzungen zu den Ausführungen, die Wortschatz, Grammatik und Übersetzungstechnik betreffen, betrachtet werden können. Um die Möglichkeit des Vergleichs zu schaffen,

242

Ubersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

drucken wir auch die entsprechenden Stellen aus den obd. Bibeln ab und bringen in Anmerkungen Hinweise auf die übrige älteren Versionen, wenn sie sich wesentlich von Mentel und seinen Nachfolgern unterscheiden. Ps. 10, 5 V u l g . : Dominus in coelo sedes eius; Mentel: der herr im hymel sein gesesse; Z a i n e r - O a : der herr im hymel vnd sein Stull; a b K o b e r g e r : der herr im hymel vnd ist sein stül; KBE.: des heren sitzen is in dem hemel; LB.: des heren sittent is in dem hemmet; L u t h e r : des Herrn stuel istym hymel. Die meisten Übersetzungen wie Treb., Leiden 233, Trier Ms. 51 und Notker, die in der Übersetzung dieser Stelle viel besser sind als Mentel und seine Nachfolger, lassen dominus unübersetzt oder mißverstehen es. Ps. 36, 18 V u l g . : et hereditas eorum in aeternum erit; Mentel: vnd ir erb wirt ewiglich; KBE.: ind ire erue sal ewentlichen bliuen; LB.: vnd er erue scal ewichliken bliuen; L u t h e r : vndyhr erbe wird ewiglich bleyben. Ps. 39, 12 V u l g . : Semper; Mentel: zu allen zeyten; K B E . : alle wege; LB.: alle weghe; L u t h e r : allweg. Alle früheren Übersetzungen lesen wie die Drucke um die erste deutsche Bibel oder haben meistens das schon seit Notker gebräuchliche to bzw. iumber, immer. Ps. 40, 14 V u l g . : et usque in saeculum; Mentel: von der werlt vnd in die werlt; K B E . : van ewicheit ind in ewicheit; LB.: van ewicheyt to ewicheyt; L u t h e r : von nu an bisynn ewicheyt.

IV. Traditionen zwischen den ndt. Bibeldrucken und Luther

243

Deutlicher wird die Linie in den Übersetzungen zum selben lateinischen Text in: Ps. 112,2 Mentel: von disem nu vnd vntz ewiglich; KBE.: van nu bys ewentlichen; LB.: van nu bet ewichliken; L u t h e r : von nu an bisynn ewickeyt. Ps. 102, 17 V u l g . : et usque in aeternum; Mentel: von den ewigen; KBE.: van ewicheyde in ewicheit; LB.: van ewicheit in ewicheit; L u t h e r : von ewigkeyt zu ewigkeyt. Ps. 57, 5 V u l g . : sicut aspidis surdae, et obturantis aures suas; Mentel: als des tauben aspidis vnd des der do hertent sein oren; K B E . : as die doyue slange die da stoppetyre oren; LB.: also de doue slanghe de daer stoppet ere oren; L u t h e r : wie die taube otter die yhr ohr zu stopfft. Alle Übersetzungen vor Mentel bringen diese Stelle zu wörtlich wie in der ersten deutschen Bibel, oder sie lassen sie in der lateinischen Konstruktion stehen. Lediglich Wo. 58, 4 nähert sich den ndd. Bibeln und Luther. Ps. 67, 26 V u l g . : praevenerunt principes conjuncti psallentibus, in medio juvencularum tympanistriarum; M e n t e l : sy furkamen die kunig zesamen gefuget den singenden: in mitzt der iungen bauckenden; KBE.: die vursten quarrten vur zo samen singende in den myddele der speiender ind singender ionffrawen; LB.: de vorsten quemen voer to samen in deme middele der speiender vnd singhender iuncfrouwen; L u t h e r in der Auslegung von 1 5 2 1 : die fursten sind die foddersten mit den Spielleuten, mitten unter den Jungfrewlin; ab 1 5 2 4 - 1 5 2 8 hat L u t h e r : die senger gehen vor, dar nach die spiel leutte, vnter den megden die do paucken.

244

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung Ps. 76, 3

V u l g . : manibus meis nocte contra eum; M e n t e l : mit meinen henden in der nacht; KBE.: myt mynen vs ghereckden henden in der nacht ... intgain; LB.: mit mitten vthgereckeden henden. in der nacht teghen ene; L u t h e r : meyne hand ist des nachts aus gereckt. Öfters zeigt es sich, daß diese Übereinstimmungen zwischen den ndd. Bibeln und Luther erst in der LB. einsetzen, und KBE. in die ältere Überlieferung gehört oder eigene Wege geht. Ps. 13, 3 V u l g . : omnes declinaverunt; Mentel: all neygten sy sich; KBE.: sy nygeden em al samen; LB.: se afweken altosamende; L u t h e r : aber sie waren ausgewichen. Ps. 15, 1 V u l g . : conserva me; Mentel: mach mich behalten; ab Z a i n e r : behalte mich; KBE.: behalt mich; LB.: bewar mi; L u t h e r : beware mich. Derselbe Ausdruck findet sich in Trier Ms. 51 allerdings nur an der oben angegebenen Psalmstelle, während sich in Ps. 36, 28 und 40, 3, die ebenfalls conservare im Grundtext haben, noch die Tradition behalten, beholden, behouden findet. Nach dem Vollmerschen Glossar77 wird nicht nur conservare, sondern auch salvum facere, salvare und eripere mit diesem Wort wiedergegeben. Das Abweichen von dieser Tradition in LB. dürfte mit den schon an anderer Stelle festgestellten Bestrebungen, eine gewisse Armut im Ausdruck der älteren Übersetzungen zu beseitigen und für die lateinischen Synonyme auch mehrere deutsche Ausdrücke zu finden, zu erklären sein. Ps. 13, 7 V u l g . : exsultabit Jacob et laetabitur Israel; Mentel: iacob erfrewt sich vnd israhel wirt erfreut; KBE.: so sal ich erheuen iacob ind sal sich ervreuwen israhel; ") Vollmer, Psalmenverdeutschung, Teil 2, in: BdK. III, S. 273.

IV. Traditionen zwischen den ndt. Bibeldrucken und Luther

245

LB.: so scal vrolik sin iacob vnd scal sik vrouwen israhel; L u t h e r : so wird Jacob frolich seyn vnd Israel sich frewen. Alle anderen Übersetzungen verstehen latabitur als eine Passiv-Form oder verzichten ganz auf die Wiedergabe eines dieser Synonyme. N u r T r e b n i t z erreicht mit der Lesart vro sal sin das volg vnde vrouwen sal sich das israhelische wolg das Niveau von LB. u n d Luther.

Ps. 34, 15 V u l g . : et convenerunt; M e n t e l : vnd kamen züsamen; KBE.: sij quaemen zo samen; L B . : se quemen tohope; L u t h e r : vnd kamen zu hauff. Ps. 77, 50 V u l g . : viam fecit semitae irae suae; M e n t e l : er macht den weg dem steige seins zorns; K B E . : he machte eynen wech dem stege sins zomes; L B . : he makede sineme tome enen wech; L u t h e r : da er seynem zorn eynen weg machet. Verschiedene Hss. der Gruppe 5 (Wo. 58, 4, Trier Ms. 51, Breslau I. o. 100) verzichten ebenfalls auf eine zu wörtliche Übersetzung der Stelle. Ps. 80, 17 V u l g . : et de petra, melle saturavit eos; P s a l t . i. H e b r . : de petra mellis .. .; M e n t e l : vnd satte sy von dem stain des honigs; KBE.: ind van deme steyne des honiges machde he sij satt; LB.: vnd van dem honighe vt deme stene makede he se sad; L u t h e r : vnd mit honig aus dem feisen settigen. Mentel und KBE. übersetzen diesen Vers wie die meisten Vorgänger nach dem Psalt. i. Hebr., u n d es ist bezeichnend, d a ß LB. in diesem Falle mit Luther übereinstimmt. Gewisse Ausdrücke in Luthers Übersetzung lassen sich weder durch Zurückgreifen auf den hebräischen Text, noch durch eine selbständige u n d schöpferische Übersetzungstätigkeit erklären, wenn sie bereits in der Glosse von LB., die auf den Psalmenkommentar des Nikolaus von Lyra zurück-

246

Übersetzungstradition bei Psalmenübersetzung

geht, vorhanden sind. Luther kannte ebenfalls die Bibelkommentare des Nikolaus von Lyra u n d h a t sie wohl a u c h in späterer Zeit benutzt 7 8 . Ps. 132, 1 V u l g . : ecce, quam bonutn et quam jucundum habitare fratres in unum; M e n t e l : sechst wie gute vnd wie frölich: ist den brudern zeentwelen in ein (P.: nemptwar . . . zewonen); KBE.: sich we guet in we lustich: is id dye brodere tzo woynen in eyn; LB.: su wo gud vnde wo lustich is yd. de brodere to warten yn een (vormiddelst endracht der leue vnder ener ee); L u t h e r 1524—28: sjhe, wie feyn und wie lieblich ists, das brüder miteynander Worten;

L u t h e r 1 5 3 1 : sjhe, wie fein vnd lieblich ists, das brüder eintrechtig ander wonen.

bey ein-

Ps. 103, 3 V u l g . : quiponis nubem ascertsum tuum; Mentel: du setzt das wolcken dein auf gang; K B E . : du die da setzes die woulken zo dyme vpganghe; L B . : du settest de wölken to dinem vpghanghe (so een waghen de wölke ghad); L u t h e r : du machst die wolcken dyr zum wagen.

dunket vns dat

Ps. 78, 1 V u l g . : posuerunt Jerusalem inpomorum custodiam; Mentel: vnd satzten iherusalem in die hüte der öpffel; KBE.: sij satten iherusalem in de hoide der eppele; L B . : se setten iherusalem in de bewaringhe der appelle (in enen hupen der L u t h e r : (die haben) vnd aus Jerusalem steynhauffen gemacht.

7S

) Nach W. W a l t h e r , Luthers Deutsche Bibel, Berlin 1917, S. 68.

stene);

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ZUSAMMENFASSUNG UND HINWEISE ZUR

WEITERARBEIT

In den vorhergehenden Kapiteln ist versucht worden, die breite Fülle der Psalmenübersetzungen unter drei Gesichtspunkten zu erfassen, und dieser abschließende Teil bringt eine Zusammenfassung und eine in groben Umrißlinien gezeichnete Einordnung in größere Zusammenhänge, verbunden mit einzelnen Hinweisen auf noch nicht behandelte Forschungsprobleme. Mit Beginn der Übersetzungsarbeit im dt. R a u m stellen wir erste Versuche des Klerus fest, die Psalmen zu verdeutschen, und die aus jener Zeit auf uns gekommenen Arbeiten - u. a. die Altalem., Andfrk. und As. Fragmente - sind in ihrer Sprache noch ganz den lat. Vorlagen verpflichtet. Zeitlich gehören sie ins 9. Jh., und als Entstehungsorte dürfen die Kulturzentren des frühen MAs., die auch im Zusammenhang mit der übrigen Entwicklung bekannt geworden sind, angesehen werden. Es sind dies das Bodenseegebiet, die Räume Aachen-Maastricht-Lüttich und Mainz-Fulda. Ins Rhfrk. weisen Frgm. eines Psalteriums aus dem 10. Jh., und in Freising wurde die gereimte Paraphrase des 138. Psalms geschrieben, womit wir aber bereits die Grenze zur Bibeldichtung hin überschreiten. Über den interlinearen Versuchen der Frühzeit steht die aus dem Kloster Gernrode stammende, kommentierte Psalmenübersetzung (um 900), deren Übersetzungstechnik in vielem an die der Isidorübersetzung erinnert. Zusammenhänge zwischen den Interlinearversionen des 9. Jhs. und Übersetzungen des 12. Jhs. (As. Frgm. zu Wbg., Gruppe 4 u. 2; Andfrk. Frgm. zu Schleiz, Westfäl. u. Md. Pss. = Gruppe 5 bzw. zu Trier Ms. 806, Gruppe 2) beweisen, daß die ersten Übersetzungsversionen über nicht erhaltene Zwischenglieder (Abschriften und Bearbeitungen) weiterwirken, j a darüber hinaus in ein ganzes Netz von nicht rekonstruierbaren Seitenverbindungen gehören. Auch die bedeutendste Leistung auf dem Gebiet der Psalmenverdeutschung in der ausgehenden ahd. Zeit, Notkers kommentierte Übersetzung, als Arbeit eines Lehrers im Rahmen seiner Tätigkeit an einer Klosterschule entstanden, scheint nicht ganz frei von Beeinflussung durch die frühen Interlinearversionen zu sein - es zeigen sich Verbindungen zu den Altalem. Frgm. - , steht aber auf Grund der großen Selbständigkeit gegenüber dem lat. Wortlaut, gewisser Neuerungen in der Sprache (neue Wortprägungen, Bedeutungsdifferenzierung im Wortschatz, flüssiger Stil, wenn auch Latinismen und eine lat.-dt. Mischprosa im Kommentar beibehalten werden) und einer

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Zusammenfassung

freien, doch nicht von den Grundsätzen der Kirche abweichenden Kommentierung des dt. Textes außerhalb der Reihe jener Versuche, die lediglich eine Wort-für-Wort-Übersetzung zustande bringen. Keine der nachfolgenden Psalmenarbeiten knüpft an Notkers Werk an, um es verbessernd fortzuführen, sondern es läßt sich lediglich die Tendenz zur Kürzung des Kommentars und Beseitigung lat. Wendungen beobachten, die man mehr oder weniger geschickt in verschiedenen Landschaften verdeutscht (die St. Pauler Bruchstücke, der Wiener und Münchener Notker), was mit bestimmten, von Reformklöstern ausgehenden Bemühungen, aus Notkers gelehrter Schularbeit eine schlichte Ubersetzung zu schaffen, in Verbindung gebracht wird. Inwieweit Notker auf die nächste Schicht von Psalmenübersetzungen, die aus dem 12. J h . stammen (Gruppe 2, 3 u. 5), gewirkt hat, muß einer eingehenden Untersuchung vorbehalten bleiben, doch kann angemerkt werden, daß bestimmte Übereinstimmungen in einzelnen Übersetzungstraditionen auf einen deutlichen, wenn auch geringen Einfluß Notkers schließen lassen. Während die übrige dt. Prosa und Dichtung des 12. Jhs. sich immer mehr dem Einfluß lat. Werke entzieht, ist bei den Psalmenübersetzungen dieser Zeit der Text der Vulgata bestimmend für die Gestaltung des dt. Wortlauts außer bei den Schleizer Pss. (Gruppe 5) und dem Archetypus der Md. Pss. (Gruppe 5), die sich von den übrigen Interlinearversionen durch Wortstellung, Vermeidung von lat. Konstruktionen u. a. deutlich abheben. Für den Archetypus der Md. Pss. wird dies aus jg. Bearbeitungen geschlossen. Räumlich und sprachlich verteilen sich die Arbeiten in das bairische, rhfrk. und ostfrk.-thüring. Gebiet, wobei das Wiggertsche Psfrgm. (vgl. S. 150) besonders hervorgehoben werden muß, weil wir in ihm ein Denkmal erblicken, das auf irgendeine Weise mit der Sorbenmission jener Zeit in Verbindung gebracht werden kann. Viele dieser Hss. weisen verwandtschaftliche Bindungen untereinander auf, was zu der Frage führte, ob nicht die Tendenz zu einer überlandschaftlichen Schreibsprache in diesen Texten feststellbar sei. Dies mußte jedoch verneint werden, denn jede Übersetzung wird in erster Linie auf das stärkste von ihrem Schreiber bzw. Bearbeiter und dessen Dialekt geprägt, wobei allenfalls zugestanden werden kann, daß ein Teil des Wortschatzes diesen Arbeiten gemeinsam ist, was aber die landschaftlichen Verschiedenheiten bei weitem nicht aufwiegt. — In jene Zeit fällt ein weiterer Höhepunkt mittelalterlicher Glossenarbeit in Form von Sammlungen, in die älteres Gut aufgenommen wird. Bei eingehender Untersuchung der gleichaltrigen Psalmenübersetzungen sollte das Material glossatorischer Sammelhss., wie sie uns z. B. aus Windberg erhalten sind, mit berücksichtigt werden, denn es ist naheliegend anzunehmen, daß die Schreiber der Wbg. Psalmenhs. die im Kloster vorhandenen Glossenkodizes gekannt und benutzt haben. - Einige Hss. wie Schleiz (Gruppe 5), Sonnenburg (Gruppe 3) und Wo. 146, 2 (Gruppe 2) gehören höchstwahrscheinlich erst

Hinweise zur Weiterarbeit

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ins 13. Jh., was allerdings nicht verhindert, daß in der Kette der Psalmenüberlieierung eine deutliche Lücke konstatiert werden muß, wenn man sie nicht durch gereimte Paraphrasen und dichterische Übertragungen der Pss. (vgl. die Hss. 9-11 auf S. 150) schließen will. Zur Erklärung dieses Phänomens reicht der oft bemühte Hinweis auf die lückenhafte Uberlieferung mittelalterlichen Schrifttums nicht aus. Wir haben die Gründe für das Fehlen von Psalmenübersetzungen in jener Zeit - auch andere Bibelteile sind in Übersetzungen kaum nachzuweisen - doch wohl in den Tatsachen zu suchen, daß die weltliche Dichtung in dieser Epoche ihren ersten Höhepunkt erreicht, dabei nicht nur die Bibeldichtung, sondern auch die Bibelübersetzung zurückdrängt, und zum anderen der Bereich der Kirche von der großen Erneuerungsbewegung der Bettelorden und von der Wirkung der Predigt bestimmt wird. Erst im 14. J h . setzen die Psalmenübersetzungen in einem breiten Strom ein, nachdem man mit anderen Bibelteilen den Anfang gemacht hat. Es ist nicht genau zu bestimmen, welcher Sprachraum den zeitlichen Vorrang und den bedeutendsten Anteil an der Übersetzungsliteratur besitzt. Im md./ndd. Gebiet sind Bearbeiter in Klöstern tätig, die auf der alten Übersetzungstradition des 12./13. Jhs. aufbauen und den Text der allzu freien Vorlagen an die Vulgata angleichen (vgl. Gruppe 5: Die Westfäl. u. Md. Pss.). Auffallend ist die Produktivität der Randgebiete. In den südlichen Niederlanden entsteht in der ersten Hälfte des 14. Jhs. eine Übersetzung in Kreisen der Mystik (Gruppe 11), die im Laufe der Zeit über Brabant in den Kölner R a u m wirkt, wo sie Gebetbücher, den Psalter der ndd. Bibeldrucke und andere Übersetzungen (Gruppe 26) beeinflußt. Auch Grootes „Getijdenboek" (Gruppe 13), das nach dem Tod des Schöpfers der „devotio m o d e m a " (1384) zu einem vollständigen Psalterium mit Kommentar ergänzt wird, nimmt Anfang des 15. Jhs. mit der Ausbreitung der Brüder vom gemeinsamen Leben und der Windesheimer Kongregation seinen Weg nach Deutschland (vgl. Gruppe 13 u. 28). Aus dem Nordndd. ist uns eine Psalmenübersetzung in zahlreichen Hss. und Drucken (Gruppe 14) überliefert, die in ihren Anfängen die typischen Züge des mystischen Erbauungsbuches aufweisen. Der dt. Osten bringt drei Übersetzungen hervor, die in Kreisen des Deutschen Ordens (Gruppe 15), der schlesischen Frauenmystik (Gruppe 6) und weltlich-klösterlichen Kreisen des böhmisch-schlesischen Raums (Gruppe 7) entstehen. Alle Versionen haben gewisse Verbindungen mit gleichaltrigen Übersetzungen des Altlandes, die aber noch näher untersucht werden müssen. Aus dem Südosten des dt. Sprachgebietes sind uns die Namen von Übersetzern wie Heinrich von Langenstein, der als Scholastiker und Gelehrter in Wien wirkte, und Heinrich von Mügeln, der ein Vertreter jener Schicht gebildeter Laien aus der Zeit des Frühhumanismus war, bekannt (Gruppe 8 u. 9). Hinzu kommt die Übersetzung aus dem Räume Nürnberg-Prag, die in ihrer ursprünglichen Form als einzige nach

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Zusammenfassung

dem Psalterium iuxta Hebraeos übertragen (Gruppe 10) und in ihren jüngeren Überarbeitungen von dem Psalter der obd. Bibeldrucke (Gruppe 16) beeinflußt wird. In den benachbarten böhmischen Raum weist die Wenzelbibel (Gruppe 17), während sich eine sehr korrekte obd. Übersetzung (Gruppe 19) auf süddt. Benediktinerklöster beschränkt. Im Südwesten, einem Zentrum dt. Übersetzungsarbeit in ahd. Zeit, finden wir im Vergleich zu den übrigen Landschaften, die an der sprachlichen Entwicklung beteiligt sind, nur eine Arbeit (Gruppe 18), die auf Predigerkreise zurückgeht. Erst ein halbes Jahrhundert später gewinnt dieses Gebiet wieder an Bedeutung nicht so sehr durch seine schöpferische, als vielmehr durch seine reproduktive Leistung (vgl. die Drucke aus den Gruppen 10, 16, 23 u. 24 und die Hss., die aus Diebold Laubers Schreibstube stammen: Gruppe 22 und je eine Hs. aus Gruppe 5 u. 21). Wie bereits für die ndl. Arbeiten angedeutet worden ist und wie die beigegebene Skizze verdeutlicht, werden die Übersetzungen in der nachfolgenden Zeit immer wieder abgeschrieben, teilweise auch überarbeitet und bilden dabei Überlieferungszweige, die oft einen weiten Weg zurücklegen. So vermitteln mystische Kreise die südndl. Psalmenübersetzung in den Kölner Raum, wo sie nach mehreren Abschriften in das geschäftliche Interesse der Buchdrucker gerät, 1522 in der Halberstädter Bibel zum letzten Mal abgedruckt und schließlich durch Luthers Übersetzungen verdrängt wird. Grootes „Getijdenboek" verbreitet sich außer in Niederdeutschland, wo 1529 die Psalmencatene des Petrus v. Herenthals abgeschrieben und mit dem Text Grootes versehen wird, auch in Schwaben, wo die Brüder vom gemeinsamen Leben tätig sind. Anfang des lö.Jhs. werden verwandte Drucke der ndd. Pss. aus Kreisen der Mystik in Lübeck und Leipzig angefertigt, während die letzte Hs. der Md. Pss. 1490 im Obd. abgeschrieben wird. Die ostdt. Gruppen erfahren keine große Verbreitung. Dagegen strahlt die Mügelnsche Übersetzung, getragen durch Laien und Kleriker, ins Md. und westwärts bis an den Rhein aus, wo 1504 das letzte Psalterium dieser Gruppe gedruckt wird. Ähnlich ist es bei den Hohenfurter Zweigen (Gruppe 9). Die obd. Gruppe nach dem Psalterium iuxta Hebraeos und die Vorlage der Mentelbibel kommen ebenfalls in das Druckgeschäft des obd. Raums und werden bis zum J a h r e 1518 in verschiedenen Auflagen herausgebracht. Ähnlich lange, auf den obd. R a u m beschränkt, hält sich der Einfluß der Wenzelbibel. Die Erbauungsbücher aus der Gruppe 23 werden bis 1503 abgedruckt. Die meisten Texte dieser Verwandtschaftsgruppen sind noch nicht publiziert und bedürfen einer genaueren Einordnung in größere Zusammenhänge. Somit kommen wir zeitlich an die ersten Versuche Lutherscher Psalmenübertragung heran, die 1517 mit dem Druck der sieben Bußpsalmen und einer beigegebenen volkstümlichen Auslegung eröffnet wird und im Herbst 1524 mit dem Erscheinen des dritten Teiles des Alten Testamentes, das den

Hinweise zur Weiterarbeit

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ganzen Psalter enthält, ihren ersten Höhepunkt erreicht. Luthers Bemühen ist im Vergleich mit seinen Vorgängern darauf gerichtet, sich nicht mehr nur mit lateinischen Texten zu begnügen, sondern auch über griechische und hebräische Vorlagen möglichst nahe an den Ursprung der Pss. heranzukommen. Zum andern will er in seiner Übersetzung von seinen Lesern verstanden werden, was bedeutet, die Sprache der Bibel in eine dem Deutschen gemäße Form zu bringen, sie also auch von den Latinismen, die bei den Vorgängern noch im reichen Maße auftauchen und sehr oft deren Übersetzungen bestimmen, frei zu halten und in ihr einen Ausdrucksgrad zu erreichen, der seinem inneren Anliegen, jeden Menschen zum Worte Gottes hinzuführen, gerecht wird. Daß sich diese Ausdrucksweise von Überarbeitung zu Überarbeitung ändert, kann schon die Lektüre einer synoptischen Ausgabe der Pss. vermitteln und außerdem in den oben angeführten Beispielen studiert werden. Bei diesen Bemühungen, dem ursprünglichen Sinn gerecht zu werden und den besten deutschen Ausdruck zu finden, gerät Luther öfters in den Zwiespalt, der für jeden Übersetzer gegeben ist, wovon die Sitzungsprotokolle reichlich Zeugnis ablegen. Wie die im dritten Kapitel angeführten Beispiele deutlich machen, haben wir Luthers Psalterübersetzung in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, denn trotz seiner vielen Neuansätze kann sich Luther nicht seiner Umgebung und der vorhandenen Tradition entziehen. Das gilt nicht nur für den Laut- und Formenstand, sondern auch für den Wortschatz, für die Befreiung von der lateinischen Konstruktion und für manchen Ausdruck. Hier liefert das oben zusammengetragene Material aus den Übersetzungen, die Luther unmittelbar vorausgehen und verständlicherweise nicht immer alle gleichmäßig übereinstimmen, die beste Anschauung. Oft geht Luther nur in seinen frühen Versuchen mit der älteren Tradition zusammen, während er ab 1524 - manchmal auch erst in den späteren Ausgaben - die frühere Übersetzung verwirft oder die Neuerung auf Grund der Vorlagenerweiterung durch griechische und hebräische Texte einführt. Gewisse Übereinstimmungen im Wortschatz und im Bereich bestimmter Wendungen zwischen Luther und der Übersetzung nach dem Psalterium iuxta Hebraeos müssen wohl auf beider Abweichen von der Vulgata zurückgeführt werden, was noch einer genaueren Untersuchung bedarf. Was die Übereinstimmungen in syntaktischen Erscheinungen betrifft, so ergeben sich solche ansatzweise zwischen allen Übersetzungen des 15. Jhs. und Luther, treten aber besonders deutlich zwischen diesem und den ndd. Bibel-Frühdrucken hervor. Ähnlich verhält es sich im Bereich des Wortschatzes und hier vor allem bei verschiedenen Bedeutungsdifferenzierungen. Alliteration, zweigliedrige Ausdrücke, Parallelismus, ein- oder mehrgliedrige Epitheta, Metapher, Verwendung von Gleichnissen und Symbolen, die in Luthers Psalmenverdeutschung Anwendung finden und ihr eine ganz bestimmte Eigenart verleihen, lassen sich besonders häufig in jener ndd. Psalmenübersetzung aus

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Zusammenfassung

Kreisen der Mystik finden. Hier sollten eingehendere Untersuchungen angestellt werden, denn stilistisch baut Luther ebenfalls auf einer Tradition auf. Außerdem wäre einmal der Frage nachzugehen, ob und welche Zusammenhänge sich zwischen der Psalmenübertragung des Heinrich von Mügeln und des von ihm verdeutschten Psalmenkommentars (nach Nikolaus von Lyra) ergeben, was allerdings die Publikation dieser Werke voraussetzt. Dieselbe Erklärung zu den Psalmen ist auch in die gedruckte Kölner (KBU.) und Lübecker Bibel aufgenommen. Letztere hat Wendungen und Vergleiche in ihrer Glosse, die auffallenderweise dann auch bei Luther zu finden sind. Wir wissen, daß Luther den Kommentar Lyras gekannt, möglicherweise auch benutzt hat. Damit müßte dann auch geprüft werden, welchen Einfluß andere Kommentare jener Zeit ausgeübt haben. Die Ausgabe der Psalmenübersetzung Heinrichs von Mügeln könnte Vergleiche mit Luthers Text ermöglichen, was Aufschluß über eine gewisse volkstümliche Ausdrucksweise, derer sich beide bedienen, geben würde. Indem wir noch einmal jene einzelnen Erscheinungen sprachlicher und stilistischer Art, die sich vor der Zeit Luthers getrennt entwickeln und im Grunde dann mehr oder weniger stark bei ihm zusammenfließen, überblickt haben, darf festgestellt werden, daß Luthers Arbeit - so verstanden - in eine Tradition, die oft über das 14. J h . hinausweist, einzuordnen ist, daß damit aber nichts über sein schöpferisches Nachvollziehen beim Übersetzen dieser religiösen Lieder ausgesagt ist. In dieser Hinsicht ist Luther sehr wohl der große Gestalter unserer Psalmengesänge geblieben.

ABKÜRZUNGEN I. afries. afrz. ahd. alem. andfrk., 1 altndfrk. j anord. as. bair. dt. elsäss. fläm. frk. frz. got. griech. hd. hebr. holl. ital.

lat. md. mfrk. mhd. mlat. mndd. mndl. ndd. ndl. ndrh. nds. obd. ostfäl. poln. prov. rhfrk. rip. schles. schwäb.

altfriesisch altfranzösisch althochdeutsch alemannisch altniederfränkisch altnordisch altsächsisch bairisch deutsch elsässisch flämisch fränkisch französisch gotisch griechisch hochdeutsch hebräisch holländisch italienisch

lateinisch mitteldeutsch mittelfränkisch mittelhochdeutsch mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch niederdeutsch niederländisch niederrheinisch niedersächsisch oberdeutsch ostfälisch polnisch provenzalisch rheinfränkisch ripuarisch schlesisch schwäbisch

II. Altes Testament Bibliothek Blatt, Blätter Berlin Borchling-Claussen, Niederdeutsche Bibliographie Brevier Brev. cgm. codex germanicus Monacensis clm. codex latinus Monacensis cod. Codex Copinger Copinger, Incunabula biblica.. . cpg., cod. codex palatinus germanipal. cus germ. E.-Glosse die Ekkehard-Glosse Exemplar Expl. Frgm. Fragment (e) Gesamtkatalog der WieGW. gendrucke H. Hieronymus AT. Bibl. Bl., Bll. Bln. BorchlingClaussen

Hain

Hain, Repertorium bibliographicum... Hain-Co- Copinger, Supplement to pinger Hain's Repertorium bibliographicum. . . HB. Historienbibel Hbg. Hamburg Hs. (s.) Handschrift (en) HWB. Handwörterbuch Ink. Inkunabel Jerem. Jeremias Jes. Jesaja jünger jgJh. Jahrhundert Joh. Johannes Kai. Kalendarium kgl. königlich L 233 Leiden 233 Luk. Lukas Lv. Leviticus MA. Mittelalter Mda.(a.) Mundart (en) mdal. mundartlich

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Abkürzungen

Md.Pss.

die Mitteldeutschen Psalmen Ms. Manuskript NT. Neues Testament Millst. Millstatt Pap. Papier Perg. Pergament Ps.(s.) Psalm(en) Psalt. Psalterium Psalt. Gali. Psalterium Gallicanum Psalt. Psalterium iuxta i. Hebr. Hebraeos Psalt. Rom. Psalterium Romanum

Rez. Rezension Tab. Tabelle Treb., Trebnitz Trebn. Univ. -Bibl. Universitätsbibliothek Vulg. Vulgata WB..WBB. Wörterbuch, Wörterbücher Wbg. Windberg Wf. Pss., die Westfälischen Westf. Pss. Psalmen Wo. Wolfenbüttel III.

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QUELLEN UND

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Behaghel, O., Deutsche Syntax, 4 Bde., Heidelberg 1923ff. Benecke, C. F., Müller, W., Zarncke, F., Mittelhochdeutsches Wörterbuch, mit Benutzung des Nachlasses von C. F. Benecke, ausgearbeitet von W . M ü l ler u n d F. Zarncke, 2 Bde., Leipzig 1854-1866. Braune, W., Althochdeutsche G r a m m a t i k . Fortgeführt von K . H e l m . 8. Auflage bearbeitet von W . Mitzka, Halle 1955; 10. Auflage bearbeitet von W . Mitzka, T ü b i n g e n 1961. Dal, I., K u r z e deutsche Syntax, T ü b i n g e n 1952. Deutscher Sprachatlas, auf G r u n d des von G. Wenker begründeten Sprachatlas des Deutschen Reiches u n d mit Einschluß von Luxemburg, bearbeitet von F. Wrede, W. Mitzka u n d B. M a r t i n , M a r b u r g 1926 ff. Deutscher Wortatlas, herausgegeben von W . Mitzka u n d L. E. Schmitt, Bd. 1 ff., Gießen 1951 ff. Deutsches Wörterbuch, begründet von J . und W . G r i m m , herausgegeben von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 16 Bde., Leipzig 1854ff. Dietz, Ph., W ö r t e r b u c h zu Dr. M a r t i n Luthers deutschen Schriften, Bd. 1 - 2 , 1 ; Leipzig 1868-1872. Franck, J . , Mittelniederländische G r a m m a t i k , mit Lesestücken u n d Glossar, Leipzig 2 1910. Franck, J . , en Wijk, N . van, Etymologisch woordenboek d e r Nederlandsche taal, 's-Gravenhage 2 1949. Götze, A., Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 6 1960. Graff, E. G., Althochdeutscher Sprachschatz oder W ö r t e r b u c h der althochdeutschen Sprache, 6 Bde., Berlin 1834-1842; Index, ausgearbeitet von H . F. Massmann, Bd. 7, Berlin 1846. Karg-Gasterstädt, E., und Frings, T h . , Althochdeutsches Wörterbuch. Auf G r u n d der von E. von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im A u f t r a g der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearbeitet u n d herausgegeben, Lfg. 1 ff., Berlin 1952 ff. Kluge, F., Etymologisches W ö r t e r b u c h der deutschen Sprache, 18. Auflage bearbeitet von W a l t h e r Mitzka, Berlin 1960. Lasch, A., Mittelniederdeutsche G r a m m a t i k , Halle 1914. Lasch, A., Borchling, C., Cordes, G., Mittelniederdeutsches H a n d w ö r t e r b u c h , begonnen von A. Lasch u n d G. Borchling, fortgeführt von G. Cordes, Bd. 1, Bd. 2 Lfg., Neumünster 1928ff. Lexer, M., Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Stuttgart 2 7 1954. — . — Mittelhochdeutsches H a n d w ö r t e r b u c h , Bd. 1-3, Leipzig 1872-1878. Moser, V., Frühneuhochdeutsche Grammatik, Bd. I und I I I , Heidelberg 1929 u n d 1951. Oudemans, A. C., Bijdrage tot de Middel- en Oudnederlandsch Woordenboek, 7 Bde., Leipzig-Arnhem-Brussel 1869ff. Paul, H., Deutsche Grammatik, Bd. 1-5, Halle 1916-1920. —.—

Mittelhochdeutsche G r a m m a t i k . Fortgeführt von E. Gierach. 16. Auflage unveränderter Nachdruck der 15. Auflage bearbeitet von L. E. Schmitt.

Quellen und Literatur

267

Die Satzlehre von O. Behaghel, Halle (Saale) 1953; 18. Auflage bearbeitet von W. Mitzka, Tübingen 1960. Paul, H., und Stolte, H., Kurze deutsche Grammatik. Auf Grund der fünfbändigen deutschen Grammatik von H. Paul eingerichtet von H. Stolte, Tübingen 3 1962. Schiller, K., und Lübben, A., Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 6 Bde., Bremen 1875-1881. Trübners Deutsches Wörterbuch. Begründet von A. Götze, herausgegeben von W. Mitzka, E. Brodführer und A. Schirmer, 8 Bde., Berlin 1939ff. Verdam, J . , Middelnederlandsch Handwoordenboek, 's-Gravenhage 1956. Verwijs, E., en Verdam, J . , Middelnederlandsch Woordenboek, 11 Bde., 's-Gravenhage 1885 ff. Vries, M. de,en Winkel, L. A. te, Woordenboek der Nederlandsche Taal, 16Bde., 's-Gravenhage en Leiden 1882 ff.

VERZEICHNIS BENUTZTEN

DER IM ZWEITEN

HANDSCHRIFTEN

UND

KAPITEL DRUCKE

Dieses Register bezieht sich nur auf das zweite Kapitel der Arbeit. Wird eine Handschrift oder ein Druck in mehreren Verwandtschaftsgruppen behandelt, so ist das vermerkt. Ansonsten haben wir nur die erste Seite in der entsprechenden Gruppe angegeben. Bei den Drucken war der Druckort und dann erst der Druckername für die Aufstellung maßgebend. In Klammern sind hier die Stellen aus dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke und aus anderen bibliographischen Werken, in denen die hier erwähnten Drucke vorkommen, hinzugefügt worden. I. Handschriften Aschaffenburg, Stiftsbibl., Pergamentbl. (Notker) 40 Ashburnham-Place, Bibl., Appendix 37,2 88 Basel, Univ.-Bibl. A III 26 79; A IV 44 130; A.N. II 6+ 7 126; Pergamentdoppelbl. (Notker) 39; 2 Pergamentdoppelbll. (Notker) 39 Berlin, Staatsbibl. ms. germ. fol. 2 105; 43 78; 62 113; 67 151; 76 105, 151; 249 123; 494 85; 516 89; 558 113; 630 83; 655 80 ; 676-678 125; 737 150; 1145 79; 1146 79; 11711173 108; 1310 78; 1320 78; ms. germ, quart. 18 106; 70 126; 1135 151; 1817 126; ms. germ. okt. 28 133; 50 126; 331 88, 108; 451 89; 497 90; ms. Dieziana 17 151; C 90 54 Bonn, Univ.-Bibl. ms. 712 132 Breslau, Staats- u. Univ.-Bibl. I. 8 133; I.D. 7 76; I. D. 26 76; I. o. 100 55; /. Qu. 237 75 Brieg, Gymnasialbibl., 3 Pergamentbll. 45, 150 Brüssel, Bibl. Royale, Hs. 108 106; 605 88; 606 97; 607 107; 608 88; 609 88 ; 610 88, 98, 108; 611 153; 836 97; 842 105; 3040 105; 15615 97 Celle, Oberlandesgerichtsbibl. ms. 14 89; 15 89; 18 113 Charleroi, Altertumsmuseum, Gebetbuch, 15. J h . 105

Danzig, Stadtbibl. ms. 1090 123 Darmstadt, ehem. Hofbibl. Hs. 1863 107 Dessau, Landesbibl., 2 Pergamentbll. eines as. Ps.-kommentars 149;mndd. Bußpss. 152 Dillingen, Lycealbibl., l J / 2 Pergamentbll., 9. J h . 149 Donaueschingen, Fürstl. Fürstenberg. Bibl. ms. 179 57; 187 78 Dresden, Landesbibl. ms. M 287 55 Düsseldorf, Landes- u. Staatsbibl. C115 55 Ehrismann-Doppelbl., md., 14. J h . 57 Erfurt, Stadtbibl. cod. Ampi. 39 133 Freiburg, Univ.-Bibl. 469 79 Fulda, Landesbibl. Aa 132 106 Gent, Univ.-Bibl. 430 98, 108; 1736 89; mndl. Pss. aus der Bibl. der unbeschuhten Karmeliter 88 Göttingen, Univ.-Bibl. ms. theol. 50 126; 214 84; 215 135 Gotha, ehem. Hzgl. Bibl. cod. membr. II 82 104; membr. II 83 105; ms. 10 129 Graz, Univ.-Bibl. cod. 194 79; 961 131; 1225 84; 1593 150; 1631 84; Hs. IV 48 125 Greifswald, Univ.-Bibl. Hs. 5 108; nd. 16 90 Groningen, Univ.-Bibl. Hs. 221 107 Den Haag, Königl. Bibl. AA 193 106; K 45 (73 H 26) 141 ; 69 B 10 98,

Im zweiten Kapitel benutzte Handschriften und Drucke 108 \73F26 106 -,73G3 106 \73G4 106; 73 G 36 106; 73 G 37 106; 78 D 38 98, 108; 78 J 48 106; 128 C 2 98, 108; 133 D 12 106; 133 D 26 106; 133 D 27 106; 133 E 20 105; 133 E 21 105; 133 G 26 106; 133 G 28 106; 133 G 29 106; Mus. Meermanno-Westreenianum Hss. 10, 13 u. 45 107 Haarlem, Bischöfl. Museum Hs. 17 107 Hamburg, Staats- u. Univ.-Bibl. in scrin. 142 55; 157 113; 162 135; 211 105; ms. Cathar. 10 105; ms. theol. 1010 81; 1260 107; 2059 106; 2060 89; 2061 152; 2182a 89 Hamburg-Altona, Bibl. d. Christianeums, ndd. Gebetbuch, 15. J h . 152 Hannover, Landesbibl. 194 153 Heidelberg, Univ.-Bibl. cod. pal. germ. 16-18 126; 19-23 132 ; 32 80; 63 56; 148 83; 425 151; Salem VIII24 56 Hohenfurt, Stiftsbibl. Nr. 27 83 Hülshoff, Privatbibl., mehrere mndl. Gebetbücher 106 Ilfeld, Klosterschulbibl., Psalter (Heinrich v. Mügeln) 81 Innsbruck, Statthalterei-Archiv, Pergamentdoppelbl., 12./13. J h . 47; Univ.-Bibl. Ink. 188/2 81; ms. 631 56 Janota-Gebetbuch 89, 107 Karlsruhe, Landesbibl. St. Georgii 60 130; St. Peter 35 57 Klagenfurt, Bischöfl. Bibl. cod. XXIX e 27 150 Klosterneuburg, Stiftsbibl. cod. 11 80; 593 80 Köln, Stadtarchiv W fol. 87 152 Kolmar, Stadtbibl. ms. 304 85 Kopenhagen, Königl. Bibl. msc. 4° N. 8 83; Rostgaards Abschrift (Notker) 39; Thottsche Sammlung 123 132 Krummau, Bibl. d. Minoritenklosters, Psalter von 1373 76 Leeuwarden, Provinzialbibl., Hs. der Waterschen Büchersammlung 54 Leiden, Bibl. d. Maatsch. v. Nederl. Letterkunde Hs. 233 55; 234 106; 235 106; 241 106; Univ.-Bibl. Nr. 46 B 106; 53 54; B.P.L. 2412a 88

269

Leipzig, Bibl. d. Dt. Gesellschaft, 1 Doppelbl. u. 1 Einzelbl., Perg., 12. J h . 150; Stadtbibl. Hs. II, 61 56; Univ.-Bibl. ms. 22 55; 23 55; 59 151; 1502 79; 1516 104 Leningrad, Bibl. d. Akademie d. Wiss. XX JLXIII88; Staatsbücherei F. v. I. 1 122; (¿.v.l. 1 131 Linköping, Stiftsbibl. ms. theol. 10 89 London, Brit. Museum Arundal 294 152; Curzon 245 153 Lublin, im Privatbesitz von L. Zalewski, 2 Pergamentdoppelbll. (As. Psfrgm.) 50 Lübeck, Stadtbibl. ms. theol. germ. 7 113; 18 113; 27 113; 28 113; 33 135; 34 151; 35 136; 36 138; 37 136; 38 108; 42 106; 52 113; 113; 71 113; 74 113; 78 113; 87 113; 94 113; 96 106 Lundwall - Doppelbl. (Notker) 40 Magdeburg, Stadtbibl. cod. XII. 181 (die Wiggertschen Pss.) 150 Maihingen, Fürstl. Bibl. I. 3. D.fol. III u. IV 129; III.D. 1 f o l . 128; III. D. 1 quart. 57; das Wallersteiner Blatt (Notker) 40; 1V2 Doppelbl. aus dem Kloster Maihingen (Notker) 40 Merseburg, Bücherei des Domkapitels Nr. 45 81; 46 81 München, Nationalmuseum 2502 132; Staatsbibl. cgm. 12 40; 17 45 ; 69 84; 79 152; 80 134; 82 126; 84 106; 85 129; 87 84; 97 153; 106 105; 127 84; 130 83; cgm. 135 152; 136 84; 182 84; 185 105; 188 39; 204 u. 205 125; 206 133; 341 86; 347 83; 363 131; 367 86; 390 40; 394 130; 401 83; 420 86; 440 84; 442 151; 468 150; 502 u. 503 129; 506 80; 524 84; 525 80; 526 80; 527 40, 80; 528 130; 717 84; 741 56; 761 84; 852 135; 863 106; 1117a-c 130; 3894 80; 4885 83; 5064 80; 5248 149; Univ.-Bibl. ms. 4° 91 39 Münster, Univ.-Bibl. 419 104; 420 105; 421 104 Nürnberg, Germ. Nat.-Museum Hs. 1738 129; 3403156;Stadtbibl.Cent. III. 41-43 128; Cent. IV. 6 80;

270

Im zweiten Kapitel benutzte Handschriften und Drucke

Cent. IV. 35 80; Cent. IV. 39 150; Cent. V App. 34 1 46, 151; Cent. VI. k 150; Cent. VI. 43p 84; Cent. VI. 97 56; Cent. VII. 38 84; Solgersche Bibl. msc. N 17 126 Olmütz, Studienbibl. 1, VII, 5 77; 2, V, 10 76; 3, II, 8 83 Osnabrück, Domarchiv, mndd. Gebetbuch (Groote) 108 Oxford, Bodleiana Nr. 969-970 128 Paris, Bibl. nat., 2 Pergamentbll. eines rhfrk. Psalteriums 149 Quedlinburg, Stifts- u. Gymnasialbibl. Nr. 75b 153; 84 151; 112 113 Raudnitz, ehem. Fürstl. Lokowitzsche Schloßbibl. VI. E. a. 5 132 Rein, Stiftsbibl. cod. 204 78 Riga, Stadtbibl., Frgm. eines mndl. Gebetbuches (Groote) 104 Roda, Archiv d. ehem. Hzgl. Landesreg. u. Appellationsger., Aktenstück Cl. XI. Ba. 34 80 Rom, Bibl. Vaticana, Bibl. Rossiana 687 81 Rostock, Univ.-Bibl. ms. theol. 35 107; 38 107, 139; mndd. Gebetbuch (gereimt) 153; früher Privatbesitz von Prof. Walther 81 Salzburg, Studienbibl. Nr. 47 80 Sankt Florian, Stiftsbibl. III 206 76; XI 68 81 Sankt Gallen, Stiftsbibl. cod. 21 39 Sankt Paul, Stiftsbibl., Bruchstücke auf drei Bll. (Notker) 40 Solothurn, Zentralbibl. S. I. 144 79 Schaffhausen, Stadtbibl. MSc. Gen. 25 79 Schlägl, Stiftsbibl. Cpl. 65 (alte Sign.), 454a 65 (neue Sign.) 79 Schleiz, Gymnasialbibl., 9 Pergamentbll., 12. J h . 55 Schlierbach, Stiftsbibl. cod. ms. 6 150 Straßburg, Landes- u. Univ.-Bibl. L. 513 57; L. Germ. 593 81, 84 Stuttgart, Landesbibl. Brev. 11 105; 15 105; 16 105; 18 105; 19 108; 25 134; 28 134; 36 134; 43 129;

48 134; 76 108; 86 129; 147 131; HB. I (Asc.) 105 135; II 7-8 128; II 10 128; II 28 77; II 29 81; VI 24 81; ms. bibl. 11 56; 13 85, 129; 17 80; 18 56; 20 134; 21 77; 25 150; 35 56 Trier, Dombibl. ms. 51 55; Stadtbibl. ms. 806/4 45; 823 108; 1981 (2) 106 Tübingen, Univ.-Bibl.: Dep. Berlin, ehem. Staatsbibl. ms. germ. fol. 249 123 Uppsala, Univ.-Bibl. cod. C 495 113 Utrecht, Bibl. d. altkath. Kirche Mariahoek, Pss.-hs. (Groote) 107; Erzbischöfl. Museum 19 105; 82 104 Weimar, Landesbibl. ms. 3-8 128; 9-10 132; 35 114 Wernigerode, ehem. Fürstl. Stolbergsche Bibl. Zb 13 107; 31 108 Wien, Nationalbibl. Cod. Pal. Vind. 2682 47; ms. 1609 150 ; 2671 78; 2681 40 ; 2684 150 ; 2726 106 ; 2730 126; 2756 150; 2759-2764 128; 2767 76; 2769-2770 131; 2771-2772 97, 108; 2783 80; 2813 151; 2843 83; 2847 79; 2894 130; 2907 83; 2940 83; 3079 131; 12842 86; Schottenkloster Nr. 141 85; 209 79; Staatsarchiv cod. 1060 (Suppl.) 45 Wittenberg, Bibl. d. Predigerseminars, ostfäl. Psalter (Groote) 107 Wolfenbüttel, Landesbibl. I A u. I B 125; Aug. 1. 6. 7 123; 17. 4 151; 57. 2 105; 58. 4 55; 59. 1 152; 62. 14 105; 65. 4 105 ; 67. 10 105; 81. 1 105; 81. 10 113; 85. 7 134 ; 88. 9.2 105; Extrav. 146. 2 45; 289. 3 152; Heimst. 885 152; 1136-1137 152; 1153 152; 1179 108; 1227 108; 1228 152; 1254 152; 1313 152; 1329 150; Novi 1025 108 Würzburg, Bibl. d. Bischöfl. KlerikalSeminars ms. chart. 2 57; Univ.Bibl. Mp. th. q. 67 81; ms. chart. 25 132; 144 152; ms. chart. q. 97 57, 133 Zürich, Stadtbibl. C. 5. 224 132; C. 55. 713 130

Im zweiten Kapitel benutzte Handschriften und Drucke

271

II. Drucke Antwerpen, Adriaen van Berghen, souter, 30. Aug. 1504 (Nijhoff-Kronenberg 361) 89, 107; souter, 1508 (Brit. Mus. 3089 a. 8) 107 Augsburg, Hans Otmar, Biblia, 1507; Silvanus Otmar, Biblia, 1518 125 Augsburg, Jodocus Pflanzmann, Biblia, um 1473 (GW 4297, Hain 3131) 124 Augsburg, Erhart Ratdolt, Psalter, 1494 (Hain 13510) 86; Psalter, 1499 (Hain 13509 bzw. 13511) 86, 127 Augsburg, Anton Sorg, Biblia, 20. Juni 1477 (GW 4301, Hain-Copinger 3135); Biblia, 3. Januar 1480 (GW 4302, Hain-Copinger 3136) 124; Psalter, 1492 (Hain 13516) 126 Augsburg, Hans Schönsperger, Biblia, 25. Mai 1487 (GW 4305, Hain 3139) Biblia, 9. November 1490 (GW 4306, Hain 3140) 125; Psalter, 1498 (Hain 13518) 126 Augsburg, Günther Zainer, Biblia, 1475/76 (GW 4298, Hain 3133); Biblia, 1477 (GW 4300, Hain 3134); 124; Gebetbuch, 1471 (Hain 7508) 125 Basel, Michel Furter, Psalter, 1502 (Brit. Mus. 1005 c. 10), 1503 noch 2 Ausgaben 87, 127 Delft, Heynrich Eckert van Homberch, psolter, 1498 (Hain 13524) 107 Delft, Jacob Jacobszoen van der Meer, salmen, 12. Februar 1480 (Hain 13521); souter, 1487 (Hain 13522) 107 Delft, unbekannter Drucker, Psalter, 1480 153 Halberstadt, Lorenz Stüdes (?), Biblia, 8. Juli 1522 (Borchling-Claussen 704) 90 Köln, Hermann Bungart, Psalter, 1509 (Borchling-Claussen 451) 141 Köln, Heinrich Quentell, Biblia [KBU. u. KBE.], um 1478 (GW 4307 u. 4308, Borchling-Claussen 26 u. 27) 90; Peter Quentell, Psalter mit Glosse, 1535 153

Köln, unbekannter Drucker, Gebetbuch, um 1485 (Borchling-Claussen 91) 106 Leiden, J a n Seversz, souter, um 1502 (Nijhoff-Kronenberg 539) 107 Leipzig, Conrad Kacheloffen, Ortulus, 1516 (Borchling-Claussen 580) 114 Lübeck, Steffen Arndes, Biblia, ^ . N o vember 1494 (GW 4309, BorchlingClaussen 241) 90; Gebetbuch, 1510 (Borchling-Claussen 469) 114 Lübeck, Lucas Brandis (?), Psalter, 1473/74 (Hain 13520, BorchlingClaussen 1) 114 Lübeck, Mohnkopf-Druckerei, Psalter, 1493 (Hain 13519, BorchlingClaussen 227) 114 Lübeck, Georg Richolff d. Altere, Gebetbuch, 1501 (Borchling-Claussen 349) 114 Metz, Casper Hochffeder, Psalter, 1513 (Brit. Mus. 3365/f. 30) 87 Nürnberg, Anton Koberger, Biblia, 17. Februar 1483 {GW 4303, Hain 3137) 124 Nürnberg, Johann Sensenschmidt, Biblia, 1476/78 (GW 4299, Hain 3132 124 Speyer-Worms, Peter Drach, Psalter, 1504 (Berlin, Staatsbibl. Sign. 2854) 79 Straßburg, Heinrich Eggestein, Biblia, um 1470 (GW 4296, Hain-Copinger 3129) 124; Psalter, 1473 (?) (Hain 13512) 125 Straßburg, Hans Grüninger, Ortulus animae, 1501 u. 1503 126, 134; Johann Grüninger, Biblia, 2. Mai 1485 (GW4304, Hain 3138) 124; Psalter, 1489 (Hain 13513) 125 Straßburg, Mathias Hüpfuff, Psalter, 1506 (Brit. Mus. 3089cc. 8) 87 Straßburg, Heinrich Knoblochtzer, Psalter, um 1477 (Hain 13508) 79 Straßburg, Joannes Knoblouch, Psalter, 1508 (Brit. Mus. 1220J. 9) 87 Straßburg, Johann Mentelin, Biblia, vor dem 27. Juni 1466 (GW 4295, Hain-Copinger 3130) 123

272

I m zweiten K a p i t e l benutzte Handschriften u n d Drucke

U l m , Conrad Dinckmut, Psalter, 1492 (Hain 13517) 126 U r a c h , K o n r a d Fyner, Die siben zyt, zwischen 1480-1488 (Expl. der Westdt. Bibl. aus den Beständen der Berliner Staatsbibl.) 126, 134

Venedig, Gregorius de gregorijs, Brevier, 1518 (Panzer, Annalen I, S. 411) 87, 127 Zwolle, Peter van Os, psolter, 24. M ä r z 1491 (Hain 13523) 107

VERZEICHNIS BENUTZTEN

DER IM DRITTEN

HANDSCHRIFTEN

UND

KAPITEL DRUCKE

Dieses Verzeichnis enthält die Handschriften und Drucke, die im Original oder in bereits vorgenommenen Publikationen bei den Textbeispielen im dritten Kapitel benutzt worden sind, und hier mit Hinweisen auf die entsprechenden Verwandtschaftsgruppen im zweiten Kapitel versehen worden sind.

Altalem. Psfrgm. = nicht eingeordnet Altndfrk. Psfrgm. = Gruppe 5 As. Psfrgm. = 4 A. v. Berghens Druck, Antwerpen 1504 = 11 u. 13 Basel A. IV. 44 = 18 Berlin Ms. germ. fol. 67 = nicht eingeordnet Berlin Ms. germ. fol. 70 = 16 Berlin Ms. germ. fol. 76 = nicht eingeordnet Berlin Ms. germ. fol. 249 = 15 Berlin 331 = 11 u. 13 Berlin Ms. germ. fol. 494 = 10 Berlin Ms. germ. fol. 630 = 9 Berlin 1145 u. 1146 = 8 Bibeldrucke, Die obd. = 16 Bibeln des Hans u. Silvanus Otmar (O, Oa) = 16 Bibeln, Die ndd. = 11 Breslau UB. I. D. 7 = 7 Breslau I D 26 bzw. - D 26 = 7 Breslau I. o. 100 = 5 Brieger Psfrgm. = 2 Brüssel 108 = 13 Brüssel 605 = 11 Brüssel 606, 836 u. 15615 = 12 Brüssel 608 u. 609 = 11 Brüssel 610 = 11, 12 u. 13 Brüssel 611 = nicht eingeordnet Celle 18 = 14 cgm. 79 = nicht eingeordnet cgm. 80 = 24 cgm. 85 = 17 cgm. 97 = nicht eingeordnet cgm. 127, 130, 182, 347,401,440 = 9 cgm. 341 = 10

cgm. 363 = 20 cgm. 390 = 1 cgm. 394 = 19 cgm. 420 = 10 cgm. 442 = nicht eingeordnet cgm. 468 = nicht eingeordnet cgm. 527 I = 1 cgm. 741 = 5 cgm. 1117 * u. b u . c = 19 cgm. 4885 = 9 Danzig Ms. 1910 = 15 Dresden 287 = 5 Düsseldorf C 115 = 5 Eggestein = 1 6 Erfurter Gebetbuch 39 = 23 Florian I I I , 206 = 7 Frk. Psfrgm. aus Wien = 2 Fulda Aa 132 = 13 Göttingen Ms. theol. 215 = 25 Gotha 82 u. 83 = 13 Greifswald UB. 5 = 13 Haag 69 B 10 u. - 78D 38 = 12 u. 13 Haag 133 E 21 = 13 Haag Y 401 = Haag 78 D 38 = 12 u. 13 Hannover I 94 = nicht eingeordnet HaB. = 11 H. Bungarts Druck, Köln 1509 = 28 Hbg. 10 = 13 Hbg. 142 = 5 Hbg. 157 = 14 Hbg. 162 = 25 Hbg. 211 = 13 Hbg. 1010 = 8 Hbg. 2059 = 13 Hbg. 2060 = 11 Hbg. 2061 = nicht eingeordnet

274

Im dritten Kapitel benutzte Handschriften und Drucke

Hbg. 2182» = 11 Hbg. Ms. theol. 1260 = 13 Heidelberg UB. cod. pal. germ. 21 = 21

Heidelberg UB. cod. pal. germ. 32 = 8 Heidelberg UB. cod. pal. germ. 63 = 5 Heidelberg UB. cod. pal. germ. 425 = nicht eingeordnet Heidelberg UB. Salem V I I I , 24 = 5 Hohenfurt = 9 Innsbruck 631 = 5 Janota-Gebetbuch-Bußpss. = 11 Janota-Gebetbuch-Offiziumpss. = 13 KBB. = 11 KBE. = 11 KBU. = 11 Koberger = 16 Krummau = 7 LB. = 11 Leiden UB. 46 B = 13 Leiden 233 = 5 LeipzigerPsfrgm. = nicht eingeordnet Leipzig Stadtbibl. II, 61 = 5 Leipzig UB. Ms. 23 = 5 Leningrad X X J L X I I I = 11 Linköping = 1 1 Lübeck 34 = nicht eingeordnet Lübeck 35 = 26 Lübeck 36 = 27 Lübeck 74 = 14 Lübeck 1493 = 14 Lübecker Gebetbücher von 1501 u. 1510 = 14 Lübecker Pergamentdruck = Nr. 21 in 14 Luther = 29 Mentel = 16 Millst. = 3 Münster 419 = 13 Notker = 1 Notker, Der Wiener und der Münchner = 1 Nürnberg Germ. Nat. Mus. 34031 = 5 Nürnberg Cent. IV, 39 = nicht eingeordnet Nürnberg, Stadtbibl. Cent V App. 341 = nicht eingeordnet Nürnberg Stadtbibl. Cent V I 43 k = nicht eingeordnet

Nürnberg Cent V I 43 p = 9 Nürnberg Cent. VI 97 = 5 Oa. = 16 Olmütz 2 V 10 u. - 1 V I I 5 = 7 Ortulus 1501 = 23 Ortulus anime to dude = 14 P. = 16 Pflanzmann (P) = 16 Quedlinburg 84 = nicht eingeordnet Ratdolt 1499 = 10 Rein 204 = 8 Rostock Ms. theol. 3 8 , 1 = 13 Rostock Ms. theol. 38, II = 27 Sonnenburger Psfrgm. = 3 Schleiz = 5 Stuttgart Bibl. 13 = 9 u. 17 Stuttgart Brev. 147 = 20 Stuttgart HB. II, 7 = 17 Stuttgart HB. 28 = 7 Stuttgart Ms. 17 = 8 Stuttgart Ms. 21 = 7 Stuttgart Ms. Bibl. 35 = 5 Treb. = 6 Trier 51 = 5 Trier Stadtbibl. Ms. 806 = 2 Uracher Gebetbüchlein = 24 Wbg. = 2 Weimar 35 = 14 Weimar fol. 3 u. 5 = 17 Weimar Ms. 9 = 21 Wien 2684 = nicht eingeordnet Wien 2756 = nicht eingeordnet Wien 2767 = 7 Wien 2813 = nicht eingeordnet Wiggertsche Psfrgm. = nicht eingeordnet Wo. 58,4 = 5 Wo. 146,2 = 2 Wo. Heimst. 885 u. 1254 = nicht eingeordnet Wo. Heimst. 1153 = nicht eingeordnet Worms 1504 = 8 Würzburg 25 = 22 Würzburg 67 = 8 Würzburg 97 = 5 Würzburg Sem. 2 bzw. - Ms. chart. 2 = 5 Z. = 16 Zainer = 1 6

VERZEICHNIS DER ERÖRTERTEN

PSALMSTELLEN

In dieses Register sind alle in der Arbeit behandelten Psalmstellen aufgenommen worden. 1, 1 2 3 4 5 2

6

2 5 9 11 3, 4 6 7 8 4, 2 5, 3 7 8 9 11 13 6, 2

2-5 3 4 5 6 7

101, 102, 110, 172, 173 101, 120 121,231 120, 121, 172, 173, 226,232 101, 120, 172, 173 120, 172, 173 22, 23 43 167, 169 103 43 193 190 190 202 183 201 166 185 166 166 160 93, 101, 110, 137, 140, 157, 158, 167, 168, 169 144 92, 94, 100, 101, 110. 140, 183, 184 94, 118, 140 93, 94, 140, 185, 186, 189, 190, 191,232 92, 102, 137, 140,218,219, 233 101, 137, 140, 233

8 9 10 11

167, 168, 169 92, 233, 234 101 103, 118, 228, 229 102, 189, 190, 7, 2 191,202 3 101, 111, 189, 190, 191 5 102 6 171 7 43, 101 10 119 11 189, 190 174, 175 12 16 176 17 110 8, 4 43 6 170 8 224, 225 9, 2 182 6 172 11 42 14 183 53, 164, 165 22 23 173 24 160 28 180, 181 34 173, 174 37 43 Diaps. V. 7 42 10, 5 242 6 173, 174 7 43 11, 1 189, 190 3-4 165, 166 5 178 9 43, 172, 173 13, 3 103, 180, 181 7 244, 245 9 244 14, 4 110

15

1 2 4 7 11 16, I 7 8 9 13 15 17 17, 3 7 20 28 40 42 47 51 18, 2 5 6 8 12 14 19, 6 20, 6 7 21, 6 7 9 17 19 25 26 24, 5 6 7 10 16

23 244 120 230 159, 160 234 165, 166 189, 190 187 173 173 170 185 193 194 189, 190, 191 190 61 189, 190 159 178 170, 171 234 111, 235 63 192 192 178 171 235 189, 190, 191 63 189 63 43, 236 164, 165 61 188 103, 185 185 185 183

276

Verzeichnis der erörterten Psalmstellen

22 25, 2 5 7 8 9 11 12 26, 7 27, 1 2 6 28, 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 29, 2 3 4 10 11 13 30, 2 3 10 18 19 21 22 23 31, 4 7 9 32, 5 7 18 26 33, 2 4 8 11 34,15

48 195, 196 173 182 70,213,214 173 183 159 183 176 201, 222 159, 160 93 52, 93, 170, 171,205 94, 179, 180 94 53, 93, 205 93, 94 94, 206 94, 206 94, 170, 171, 194, 206 93,94 159, 160 94 94 94, 176 222 183, 184 171 185 189, 190 183, 185 173 165, 166 63 159, 185 222, 225 163 110 48 185 63 185 163, 164 159 177, 178 203, 204, 226, 227 42 245

16 26 27 35, 9 36, 1 4 8 16 18 21 22 26 28 33 34 35 36 38 37, 2

195 43 178, 192 43 43 214 167 195, 223 242 183, 184 160 183, 184 173 220 214,221 173 53 173 63, 157, 158, 167, 168, 169 17 159, 177 176 39, 3 6 182 12 242 13 223, 236 14 210 178 17 40,10 178 11 183 14 242 41, 2 110 10 193 166 42, 1 44, 3 159, 211, 212 193 45,12 236, 237 46, 2 48,13 214,215 17-18 171 19 159 49, 3 227 6 174, 175 157, 158 8 215, 225 12 157 21 183, 184, 185, 50, 3 186 9 219, 220, 224 15 173, 174 51, 6 48, 166 61 53, 4 9 164, 165 54, 9 189

14 24 55, 8 56, 6 11 57, 5 58, 6 10 18 59, 3 61, 5 7 8 62, 3 5 85 64, 3 5 6 7 10 12 14 21 65, 2 8 20 66, 2 8 67, 3 5 6 7 19 20 21 24 26 27 30 35 36 68, 2 4 9 10 14 17 18 21

63 71, 166 189 170, 171 178 167, 168, 169, 243 183 193 185 183 159 188 171 171 159 63 215, 216 194 237 207 48 159, 160 216 189 170, 171 159 159, 212, 220 159, 183 159 201,216 212, 227 174, 175 61 43 159 189, 190, 191, 212 217 243 159, 160 194 170, 171 159 189, 190, 191 223 121, 237, 238 204 185 185 231 189

Verzeichnis der erörterten Psalmstellen 167, 178 224 165 165, 189, 190 192 178 189, 190 171 63 190 159, 160 177, 178 182 179, 180 43 163 168 174, 175 227 244 183 182 48 181 63 210 63 245 194, 246 190 121, 190 121 190 190 245 201 160 183 61 190, 191 110 176 43 167, 176 167, 168 182 185 182 185 170, 171 185 co

25 31 32 34 36 37 69, 5 70, 3 8 20 71,13 15--19 17 18 19 72, 6 14 73, 1 74, 8 75,12 76, 3 10 15 18 77, 7 13 24 27 50 78, 1 79, 3 4 6 8 20 80,17 82,14 84, 2 85, 3 10 16 86, 3 87, 5 6 7 8 11 88, 2--3 6 15 17- 18 25

29 34 50 89, 4 7 90, 2 91, 3 6 8 11 12 14 92, 1 93,10 94, 9 95, 7-8 96, 6 97, 1 100, 3 101, 2-6 3 4 5 7 8 14 15 16-17 102, 1 3 5 13 17 21 103, 1 3 11 18 24 28 29 104, 2 3 5 26 105,11 40 47 106, 5 21 38 107, 2

185 185 185 43, 238 167, 168, 169 193 210 178 43 53 164 238 110 158 195 170, 171 176 182 48 30-33 94, 103 93, 102, 119 192 44, 94 94 61, 183, 184 183, 184 170, 171 159 159 185 183, 184 243 159 178 246 238 44 178 42, 208, 209 42, 61, 209 182 205 182 192 49 167, 168 190 207 182 160 171

7 108, 2 3 7 10 12 18 26 28 109, 7 110, 8 111, 1 2 3 5

277

189 166 50, 166 50 50 184 180, 181 190 160 239 181 170 159, 160 170 53, 163, 164, 183, 184 7 53 8 164 9 170, 171 112, 2 159, 239, 243 113, Alleluja6 50 11 159 159 12 15 159, 160 18 159 114, 1 93 3 93, 95 3-4 53 4 93, 95 5 183, 184 7 95 114 u. 115,13 239 115,16 192 19 52 117, 7 165 240 22 26 159, 160 118,15 181 18 182 58 183 63 205 66 181 94 191 98 240, 241 104 181 114 193 117 190 120 63 63 122 131 181 183 132

278 146 150 176 119, 2-3 120, 2 122, 2-3 123, 3 ^ 6 124, 3 125, 2-3 127, 4 128, 6 130, 1 132, 1 133, 1 2

Verzeichnis der erörterten Psalmstellen 181, 191 203 241 166 42 183 167, 168, 169 159 48 178 160 159 182 246 159 192

134, 1 15 19-20 137, 2 7 138, 3 5 9 11 12 14 22 24 140, 2 6 141, 7

192 213 159 178 189, 190 94 95 94 48 95 119, 178 119 226 241 174, 175 203

8 142, 2 7 12 143, 1 2 12 144, 1 2 10 21 145, 6 146, 2 148,11 149, 9

210,211 192 176 192 159 193 194 43 43, 241 160 43 225 164 174, 175 171

As. Psfrgm.

Leiden 233 Altenielle Andfrk. •JLfErfurtStreter m -M, i

• Freiberg

' Jnnsbruck 637

5diieizI?)

SfKatharinen

Krummau. • Maihingen

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SfF/o

Baser StOaiiei

Einsiedein Sonnenburg

Mills

I t/ened/g

©

Verbreifungsgebiete der Gruppen 7-10 7 Notkers Übersetzung

im

2. Die Gruppe um Windberg

Miwvwyww _o

3 Die MillstätterJnterlinearversion

ol 4 Die As. Psalmen fragmente

o

- - - -—m— S. Die A/tndfrk. Psalmen fragmente und die Westfälisch Mitteldeutschen PsalmengrUjp.® ii

ii

6. Die Trebnitzer Psalmen „—h- 7. DieSchlesisch-böhmische Psalmengruppe 8. Die Übersetzung Heinrichs von Mügeln

n

o



* 9. Die Hohenfurter Übersetzung und ihre Zweige

a. 10. Eine oberdeutsche Psalmen gruppe nach dem Psalt. iuxta Hebraeos

Eingetragen sind die Entstehungsorte, Klöster und Städte, wo Nss. und Drucke gebraucht wurden. Übersetzungen,bei denen tvirnuraus der Sprache undanderen Angabenauf das Entstehungsgebiet schließen kennen, haben wir durch einen Bogen gekennzeichnet. Gestrichelte Linien C———~) bedeuten Einfluß, den bestimmte Übersetzungen ausgeübt haben. Gepunktete Linien (••••»•) und Bögen ( . ' " ' J drücken einen Verlaufaus, der aus der Textgeschichte und anderen Angaben erschlossen ist. Bei Drucken sind nur die 0ruckorte eingetragen.

90

Maßstab HO

150

200 Kl.

Greifswald Lübecky

Meiden

Deventer

Hildesheii,

Münster.

' 'ftetbertäi

Wittenberg

Antwerpen Maaseyt Hassett leningrad\c XXJLXIII

Erfurt Freiberg

\Nürnberg

Hagenau

Straßbui

irzheim

StutnjarflSrev. 79 'Augsburg

Memmm^en'Basei

Salzburg

(D Verbreitungsgebiete der Gruppen 11,13-1?, 21,27 - 29 77. Die Südniederländisdi-niederrheinische Psalmengruppe .

73. Die Psalmen Übersetzung Geert Grootes

.

.

u

n

%. Eine niederdeutsche Psalmen übersetzung aus Kreisen dMystik

M

»

IS. Eine Psalmen Übersetzung aus dem Deutschordensgebiet

*

* — I b . Der Psalter der obd. Bibel drucke Oientei und Nachfolger)

iiiinmiiiiiiiii

17. Oer Psalter

der

Wenzelbibel

18. Eine Psalmenübersetzung

ä — i — i

aus

Predigerkreisen *

79. Eine oberdeutsche Psalmenübersetzung, verbreitet im Benediktinerorden

: = — = = » 27. Eine schwäbisch

-alemannische

Bibelübersetzung mit dem Psalter

-i—i

—a

i—»—i« 27 Eine Psaimenübersetiung aus dem Orden der Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben a a— 28. Die Kö/nisch-niederiändische Psalmenübersetzung aus dem frühen 16. Jahrhundert . 29. Luthers

Psaimenübersetiung

Eingetragen sind die Entstehungsorte, Klöster und Städte, wo Hss. und Drucke gebraucht wurden. Übersetzungen, bei denen wir nur aus der Sprache undanderen Angabenauf das Entstehungsgebiet schließen können, haben wir durch einen Bogen gekennzeichnet. Gestrichelte Linien C— — —) bedeuten Einfluß, den bestimmte Übersetzungen ausgeübt haben. Gepunktete Linien ( . . . . .•) und Bogen (;"••) drücken einen Verlauf aus, der aus der Textgeschichte und anderen Angaben erschlossen ist. Bei Drucken sind nur die Druckorte eingetragen.

Maßstab 100

200 Kl. =J