Die Täufer und Zwingli. Eine Dokumentation 9783290108571

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Die Täufer und Zwingli. Eine Dokumentation
 9783290108571

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Mira Baumgartner

DIE TÄUFER UND ZWINGLI Eine Dokumentation

Theologischer VerlagZürich

Das Buch: Ohne Kenntnis über die von Zwingli ausgehende Reformation und die mit ihr aufs engste verbundenen Anfänge der Täuferbewegung lassen sich die heutigen Gegensätze zwischen Täufern und offizieller Kirche nicht verstehen. Doch stimmen die gängigen Vorstellungen von der damaligen Zeit? Waren die Täufer tatsächlich die gefährlichen Schwärmer und Staatsfeinde, welche von den Behörden nur mit Kerker und Hinrichtungen in Schranken gehalten werden konnten? Oder handelte es sich vielmehr um fromme und arbeitsame Leute, die einzig wegen beanspruchter Glaubensfreiheit und kirchlicher Unabhängigkeit verfolgt wurden? Und Zwingli selbst? Stimmt es, dass er seine eigenen früheren Überzeugungen aus politischer Notwendigkeit in den Auseinandersetzungen mit den Täufern opferte? Dieses Buch gibt keine fertigen Antworten auf solche und andere Fragen. Aber es versetzt den Leser in die Lage, sich anhand des hier erstmals umfassend zusammengetragenen und in heutiges Deutsch übersetzten Quellenmaterials ein eigenes Urteil zu bilden. Die einzelnen Kapitel - versehen mit kurzen Einführungen und den Zusammenhang herstellenden Erläuterungen - berücksichtigen gleichermassen beide Lager.

Die Autorin: Mira Baumgartner-Fischlin, geboren 1923. Gymnasium in Zug, Soziale Frauenschule in Genf. Verheiratet mit einem reformierten Pfarrer, seit 1946 verwitwet. 1970 Primarlehrerpatent, 1978 zürcherischer Religionslehrerausweis.

ISBN 3-290-10857-8

Baumgartner

Die Täufer und Zwingli

Mira Baumgartner

DIE TÄUFER UND ZWINGLI Eine Dokumentation

TVZ Theologischer Verlag Zürich

Die Abbildung auf der Umschlagvorderseite stellt dar einen Ausschnitt von Seite 369 in Johann Stumpfs Schweizer- und Reformationschronik, 8. Buch (Geschichte der Reformation von 1519 bis zum Ende der Berner Disputation 1528 ... ) Zentralbibliothek Zürich, Ms A2

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Baumgartner, Mira: Die Täufer und Zwingli: eine Dokumentation/ Theol. Verl., 1993 ISBN 3-290-10857-0

Mira Baumgartner. - Zürich:

© 1993 Theologischer Verlag Zürich Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der photographischen und audiovisuellen Wiedergabe bleiben vorbehalten.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

IX

Dank

XI

...........................................

Einleitung

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur Kleine Chronologie 1.

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XVII

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXI

Die Taufer in Bullingers Reformationsgeschichte und in Stumpfs Schweizerchronik Von Dr. Balthasar in Waldshut und dem Anfang des Bauernaufstandes (bis 1524, Bullinger) . . . . . . . . . . . . . Wie die Stadt Waldshut, die sich mit den Bauern verbunden hatte, von den Kommissaren des Herzogs von Österreich wieder eingenommen wurde ( 152 5, Stumpf) Wie Dr. Balthasar von Waldshut nach Zürich kam, der Wiedertaufe absagte und späLer in Wien verbrannt wurde (Winter 1525/26, Stumpf) . . . . . . . . . . . . . . . . . Über Thomas Münzer (1523-1525, Bullinger) . . . . . . . . . Vom Anfang der Wiedertäuferei, von den in Zürich aufgetretenen Täufern und von den Disputationen mit ihnen (bis Frühling 1525, Bullinger) . . . . . . . . . . . . . . . Vom Ursprung der Wiedertäufersekte (Stumpf) . . . . . . . . . Wie diese Sekte in Zürich sehr zunahm und darum eine Disputation mit den Taufern gehalten wurde (bis November 1525, Stumpf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anfrage der Herren von Zürich an die von Grüningen, ob sie die Wiedertäufer unterstützen wollten oder nicht (November-Dezember 1525, Stumpf) . . . . . . . . . . . . . . Wie einige der gefangenen Wiedertäufer aus dem Gefängnis ausbrachen (Frühling 1526, Bullinger) . . . . . Wie der Täufer Felix Manz in Zürich ertränkt wurde (5. Januar 1527, Bullinger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Jnhaltsverzeichnis

VI

Wie die Täuferei in der Zürcher Herrschaft Grüningen gar sehr zunahm (Sommer 1527-August 1528, Bullinger) . Bern fällt den Richterspruch zwischen Zürich und Grüningen, und daraufhin werden in Zürich zwei Täufer ertränkt (August/September 1528) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein besonderes mit den Wiedertäufern gehaltenes Gespräch Oanuar 1528, Stumpf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Täuferische Auswirkungen in St. Gallen Anton Kürsiner (1525, Kessler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Margarete Hottinger von Zollikon (1525, Kessler) . . . . . . Etlicher Jungfrauen Vermessenheit (1525, Kessler) . . . . . . Vom grausamen Sterben und Zeugen der Wiedergetauften (1525, Kessler)................................ Die Brüder Thomas und Leonhard Schugger (8. Februar 1526, Vadian und Kessler) . . . . . . . . . . . . . 3. Zürcher Täuferurteile und -Mandate Das Urteil vom 7. März 1526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Mandat vom 7. März 1526 . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Bestätigung und Erweiterung des Mandats vom 7. März 1526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Todesurteil über Felix Manz (5. Januar 1527) . . . Das Urteil über Jörg Blaurock (5. Januar 1527).........

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4. Andere Urteile aus jener Zeit Klaus Hottinger und der Untervogt von Stammheim mit seinem Sohn (1524) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eberli Bolt (29. Mai 1525) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rudolf Rutsch Wiss (4. Nov. 1525?) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Krüsi (27. Juli 1525) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Schwyzer (8. Februar 1529) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Hügli (ro. Mai 1527) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jakob Kaiser (29. Mai 1529) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Balthasar Hubmaier Balthasar Hubmaier an den Rat von Zürich

26

57 58 59 59 60 60

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Inhaltsverzeichnis

VII

Sein Widerruf in Zürich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Schrift «Gespräch über Meister Ulrich Zwinglis Taufbüchlein» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirksamkeit in Nikolsburg und Ende . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Balthasar Hubmaier in der Zwingli-Korrespondenz

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75

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93

8. Konrad Grebel in seinen und in Zwinglis Briefen . . . . . .

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7. Zwingli im Hutterischen Geschichtsbuch

9. Zwinglis Buch von der Taufe rn. Schweizer Täuferschriften ............. Konrad Grebels U) Widerlegungsschrift Die Schleitheimer Artikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Eingabe der Grüninger Täufer an den Landtag . . . . . Die Rechenschaft Martin Weningers über die Frage der Absonderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.

Die Täufer in der Zwingli-Korrespondenz St. Gallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Graubünden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aargau, Zürcher Unterland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Appenzell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Basel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strassburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strassburg: Michael Sattler und die Gefangenen in Horb . Strassburg: Denk, Hätzer, Kauz, Cellarius; Zwinglis Elenchus; Hoffmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassendes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

12. Hans Hut, Hans Denk und Ludwig Hätzer Von Johannes Ilut, dem Wic'. Es ist sicher nö"tig,diesenseinenAusführungen reformatorische Texte und Taten entgegenzuhalten,z.B. die auf BetreibenZwinglis und seinerAmtsbrüder in Zürich ins Werk gesetzteBewahrungHubmaiersvor den österreichischen Haschern!32 Doch darf auch die Briefnotiz desfriedfertigen SchulmeistersJohannes Wirz in Brugg vomJuli I536 an einenFreund nicht verschwiegenwerden: «Mich packt der Ekel über den Aufenthalt hier, weil ich einfacher,geringerund armer Menscheinen rauhen und harten Pfarrer habe, dessenFamilie treulosist.» (Es handelte sich um Heinrich Linki, nach dem eingangsErwa"f.mten wahrscheinlichder Bruder Martins. Er u!flrdek11rzdara11fwiedernach Schaffha11sen berufen.33 ) Ähnlichkeit mit den Gedankenga·ngenund BeweisführungenMartin Weningers hat die 25 heutige Druckseitenumfassende,wahrscheinlichetwa I546 entstandene Schrift « Verantw()rtungeinigerTäufer zur Fragedes Kirchgangs».B11llingerhat sie seinemI560 herausgegebenen Buch «Der Wiedertau/erUrsprung, Fortgang, Sekten, Wesen», mit Erwiderungenversehen,als Anhang beigefügt.Das, um diesevon den Taufern wie ein Schatz und Kleinod unter der Hand verbreiteteSchrift zu veröffentlichenund zu widedegen.04

11.

DIE TÄUFER IN DER ZWINGLI-KORRESPONDENZ

Das Thema Täufertumist in Zwinglis eigenenBriefen nicht oft erwä"hnt.Die Stellen überHubmaierund Grebelwurdenhierschonfrüher angeführt;darüberhinaus gibt es nur nochwenige.Er hatte sichja in manchenseinerSchriftendamit befasst,so in den eigentlichengegendie Täufer gerichteten:« Von der Taufe, der Wiedertaufeund der Kindertaufe»vom Mai I525, «VomPredigtamt» vomJuni I525, in der «Antwort auf Balthasar H ubmaiersTaufbüchlein»vomNovemberI 5 2 5; dann aberauch in den allgemeingehaltenen:« Wer Ursachegebezu Aufruhr» vom DezemberI524 und im lateinischen,dem Kiinif!.von Frankreichgewidmeten«Kommentarüberdie wahre und falsche Religion» vom Mä"rzI525. In den Briefen seinerFreundejedochwird diesesThema immerwiederangeschnitten. Schliesslicherbatensie sich von ihm nocheine letzte Schrift darüber. Diese liess Zwingli Ende August I527 erscheinenund gab ihr den Titel: «In catabaptistarum strophaselenchus»(«Verzeichnisder wiedertäuferischen Rä"nke»)1, abgekürzt «Elenchus". Im folgondonJah1°tl'itt dann diosm'Gospnlchsgogonstand in don von und ,tn Zwingli erhaltengebliebenen Briefennur nochwenigin Erscheinungund verschwindet schliesslichganz daraus. Die damalige Korrespondenz unter Pfarrern und sonstigenGelehrtenwurdefast ausnahmsloslateinischgeführt. Hier sind nun die darin an Zwingli gerichtetenoder von ihm stammendenBemerkungenüber die Täufer auf deutschwiedergegeben.Es geschiehtdiesohnejeglicheKürzung. Hie und da wurde nochetwasmehrübersetzt,um das Umfeldzu verdeutlichen.Zudem sind der eigentlichenZwinglikorrespondenz auch einigeBrie/ausschnitteseinerFreundean andereAdressatenbeif!.efüf!.t.

1

St. Gallen 1

Zwingli an Joachim Vadian ZW 8 Nr. 371, Sch. Sch. VII 397 Zürich, 28. Mai 1525 Gnade und Friede vom Herrn! _ Ich habe meine Absicht bezüglich der Widmung dieses Buches 2 geändert: Es schien mir nämlich besser, es den Euren als der Familie May in Bern zuzueignen. So werde ich denn diesen das widmen, was zuerst den Euren zugedacht war. Ich schäme mich ein wenig des Abscheus, der aus diesem Buch spricht, doch ging es nicht anders. Jene haben so viele Lügen verbrei-

n. Die Täufer in der Zwingli-Korrespondenz

tet und so viele Listen und Ränke gebraucht, dass ich nicht weiss, was für eine Verwirrung sie schliesslich angerichtet hätten, wenn ich diese nicht aufgedeckt und mich ihnen nicht mit der Wahrheit entgegengestellt hätte. Hätten wir dieses dumme Geschwätz nicht an den Pranger gestellt, so hätten sie ständig versucht, es vor dem ungelehrten Volk auszubreiten. Ich habe dieses nun so unhaltbar gemacht, dass ihnen unsere Worte, d.h. die Wahrheit selbst, laut widersprechen, sollten sie es trotzdem noch tun. Erinnere wenn möglich den Rat in meinem Namen daran, dass ihm bei seinem Einsatz für die Lauterkeit des Evangeliums nie eine schwerere Gegnerschaft als die Wiedertäufer erwachsen wird, fallen sie doch in der beschriebenen Weise über alles her, wenn sie nicht rechtzeitig auf das Einhaltgebieten des Rates und der Kirche stossen. Bei uns ist ihr Lärm erträglicher geworden, aber mit so viel Mühe, wie das niemand für möglich gehalten hätte. Du hast mich heftig mit d-en Feinden des Evangeliums steiten sehen, doch waren alle früheren Kämpfe ein Spiel im Vergleich zu diesem: Hier wollte ich nämlich nicht scharf dreinfahren, um den Rat nicht gegen sie aufzubringen, trotzdem sie nun nicht besser von mir denken und auch laut reden, als von einem Vatermörder, Strassenräuber, Dieb, Totschläger, Taschenspieler, Giftmischer und was sich sonst an Verbrechern und Verbrechen ersinnen lässt. Wenn diese Ungeheuer mit ihrem Wortschwall kommen, müssen auch die Strafreden eines Demosthenes und Cicero verstummen. Aber die Wahrheit siegt immer! Sie hatten die Taufe nicht in dieser Weise erwogen. Als ich darum das ins Licht stellte, was Du hier siehst und was ich jetzt an einigen Stellen vielleicht ausführlicher als vorher dargelegt habe, waren sie über alles erstaunt, obwohl sie eine hinlängliche Probe davon schon früher, bei den privaten Zusammeukünüen, hätten bekommen können, wenn ihr Urteilsvermögen nicht durch die Leidenschaften getrübt gewesen wäre. Aber ausgerichtet habe ich nichts, wenn auch einige etwas nachgelassen haben, nicht in der Gesinnung, aber durch Änderung der Kampfart: Nachdem sie nämlich besiegt waren, haben sie sich auf Land hinaus begeben und dort Gleichartige gefunden. Wirke darum