Die Stadt im Westen: Wie Königsberg Kaliningrad wurde
 9783666363016, 9783525363010

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Die Stadt im Westen Wie Königsberg Kaliningrad wurde Mit einem Vorwort von Haug von Kuenheim Mit 30 Abbildungen

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-36301-0

Zugl.: Diss. »Am weitesten im Westen. Werden und Sein einer sowjetischen Stadt, Kaliningrad 1945–1971«, Univ. Düsseldorf, 2006 D 61 Umschlagabbildung: Schiffsschaukeln im Kaliningrader Kalinin-Park für Sport und Erholung, ehemals Luisenwahl (Aufnahme von ca. Juli 1960; GAKO f. R-68, o. 1, d. 183, l. 23) Karte vorn: Ausschnitt aus »Wegweiser durch Königsberg Pr.«, unveränderter Nachdruck einer Originalvorlage von 1931. © 1990 Verlag Gerhard Rautenberg, Leer. Karte hinten: Kaliningrad 1992. © 1997 Roskartografia, Moskau. © 2008 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany. Satz: Daniela Weiland, Göttingen Druck und Bindung: l Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständiges Papier.

Inhalt Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Was ist Kaliningrad? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kaliningrad werden – Europäische Nachkriegsordnung und sowjetischer Alltag Ostpreußische Provinz wird sowjetische oblast’ – Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR . . . . . . . . . . . . . . Bis auf Weiteres – Kaliningrads Schöpfung unter Vorbehalt . . . . . »Großzügigkeit ist auszumerzen« – Sperrgebiet Kaliningrad . . . . .

23 23 26

Im Norden liegt Lettland – Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad . . . . . . . . . . . . . . . Gewusst wo – Moskaus Interesse gegenüber der neuen Peripherie . . Schwerer Stand – Moskauer Maßnahmen und Kaliningrader Bringschuld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

33 33 37

Leben hart an der Grenze – Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad . . . . . . . . . »Obstbäume stehen direkt an der Straße« – Der weite Weg nach Kaliningrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . »Mit dem Finger am Abzug« – Alltag im jungen Kaliningrad . . . .

45 45 52

Namen, die noch keiner nennt – Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme . . . . . . . . Kampf um die Karten im Kopf – Umbenennung in der Praxis . . . »Prinzipielle Unterschiede« – Konflikt um neue Namen zwischen Zentrum und Peripherie . . . .

59 61 64

Gleichzeitigkeit der Epochen – Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR . . . . . . . . . . . . . . Von der Erstürmung 1945 bis zur Aussiedlung 1947/1948 . . . . . »Anlass zu einer feindseligen Kampagne« – Königsberger in der Sowjetunion nach 1948 . . . . . . . . . . . . . Inhalt

73 73 84 5

Kaliningrad sein – eine sowjetische Stadt in der Kommunikation vor Ort Die Erfindung der Vergangenheit – Kaliningrader Kanonisierungen der Stadtgeschichte . . . . . . . . . . . Vom Sowjetvolk zurückerobert – Kaliningrad als »urslawischer Boden« . . . . . . . . . . . . . . . . Von Bauernführern und Borodino: Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad . . . . . . . . . . . . .

91 93 101

Der Siebenjährige Krieg 105 – Der Vaterländische Krieg 109 – Der Erste Weltkrieg 115

Gedächtnisort 1945 – Kaliningrads Gründungsmythos . . . . . . .

119

Das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten und seine Repräsentation 126 – Baudenkmäler im Gedächtnisort 1945 131 – Heldengedenken im Gedächtnisort 1945 134 – Jenseits der Helden – Gedenken in der Praxis 137

Schwieriges Erbe – Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad . . . . . . . .

144

Rollback und Rückzug – Denkmalschutz versus Linie der Gebietsführung 151 – Koenigsberg populaire – das deutsche Erbe in der medialen Repräsentation Kaliningrads 153 – Kulturelle Praxis Denkmalschutz 158 – Dichter und Denker – Kant und Schiller werden Teil Kaliningrads 164

Gelebte Gegenwart – Kaliningrad als sowjetische Peripherie . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stalin als Standard – Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der unmittelbaren Nachkriegszeit . . . .

169 172

Vorstellungen vom Vorposten 173 – Gebiet von Generalissimus’ Gnaden 174 – Homo sovieticus kaliningradensis 177 – Auf immer und ewig untrennbar verbunden 179

Fortschrittsglaube und Zukunftssehnsucht – Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus . . . . . . . . . . . Utopia Kaliningrad: Variante I 183 – Veränderung als Wert an sich 184 – Utopia Kaliningrad: Variante II 186 – Vorher/Nachher 188 – Der fremde Blick 190 – Sowjetische Denkmäler und Skulpturen 192 – Sozialistisches Wirtschaftsgebiet Kaliningrad 196 – Kaliningrads Infrastruktur in der medialen Öffentlichkeit 198 – Samaja Zapadnaja – am weitesten im Westen 202 – Gebietsmuseum Kaliningrad 203 – Ikonografie und Fotografie 207 – Kaliningrad als Exkursions- und Reiseziel 211

6 Inhalt

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Auf Konfrontationskurs – Kaliningrad im Kalten Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Grenze 224 – Kampf der Ideologien 226 – Historisierungen 229 – Traditionen 232 – Zwischenbilanzen 233

Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

237

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

243

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Konkordanz der Ortsnamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . Gedruckte Quellen und sonstige Literatur

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337 337 339 340

Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

360

Orts- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

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Time past and time future What might have been and what has been Point to one end, which is always present. T. S. Eliot: Four Quartets 1, Burnt Norton

Vorwort Vorwort »Ihr Reisepartner für Königsberg« heißt es in der Anzeige eines Hamburger Reisebüros mit dem Angebot »Wir organisieren Ihre Reise nach Kaliningrad.« Königsberg – Kaliningrad, jene einst die Hauptstadt Ostpreußens, die weiterlebt in Marzipan und Klopsen, und diese Russlands westlichster Vorposten, auf der Suche nach ihrer Identität. Königsberg – Kaliningrad. Zwei Städte mit einer Geschichte? Oder eine Stadt mit zwei Geschichten? Als aus Königsberg 1945 eine russische Stadt wurde, waren es die Heimatvertriebenen, die die Erinnerung an die 700 Jahre alte Stadt am Pregel wach hielten, Kaliningrad interessiert sie nicht sonderlich. »Das alte Ostpreußen« war ihr Thema und ist es immer noch. Berichte, Dokumentationen und Filme von Flucht und Vertreibung bestimmen bis heute das Bild einer verloren gegangenen Heimat. Und schließlich erschien Kaliningrad ja auch als eine »verbotene Stadt«, Fremde hatten zu diesem Ort nur reglementierten Zugang. Erst mit der Wende öffnete sich das nördliche Ostpreußen vollkommen – und was für diese Arbeit zuvörderst wichtig war, es öffnete auch seine Archive. Es ist das große Verdienst dieser Arbeit und ihres jungen Autors, dass der Geschichte Königsbergs ein neues Kapitel hinzugefügt wurde. Mit großer Verve schildert Per Brodersen das Auf und Ab im Werden von Kaliningrad, einer Stadt, die ja nicht aus dem Nichts entstand, sondern aus den Ruinen Königsbergs. Der Ort bleibt derselbe, nur hatte er einen anderen Namen bekommen oder wie Karl Schlögel es formulierte: »Kaliningrad war die Fortsetzung der Stadt mit anderen Mitteln«. Was ist Kaliningrad? fragt Per Brodersen, eine Frage, die sich immer wieder Menschen gestellt haben –und bis heute stellen, – die mit dieser Stadt in Berührung kommen. Beispielsweise jene Königsberger, denen es nicht gelang, rechtzeitig zu flüchten, und die bis zu ihrer Vertreibung – von den Russen euphemistisch Evakuierung genannt – erlebten, wie ihre Heimatstadt sich vor ihren Augen verwandelte. Es fragten sich aber auch die Übersiedler aus den Weiten Russlands, die an einen Ort kamen, der so wenig Russisches an sich hatte; die für die Stadt Verantwortlichen suchten nach Antworten, und nicht zuletzt musste der Kreml wissen, welchen Stellenwert Kaliningrad, die nun westlichste Stadt der Sowjetunion für ihn besaß. Aber auch heutige Besucher fragen sich: Dieses Kaliningrad, was will es? Da protzt die frisch eingeweihte russisch-orthodoxe Kathedrale, nur die in Moskau ist winzig größer, hinter einer ebenfalls noch jungen Siegessäule. Da zeigt sich die Zarin Elisabeth, während des Siebenjährigen Krieges war sie für ein paar Jahre Herrscherin über Königsberg, vor den Toren der Stadt an Frischen Haff auf einem mächtigen Ross mit Blick gen Westen, als wolle sie sich imaginäVorwort

9

ren Eindringlingen entgegenwerfen. Da steht vor der Universität, die seinen Namen trägt, Immanuel Kant in Bronze. Und eben dieser Kant wurde, wie der Kaliningrader Essayist Alexander Popadin schreibt, zu einer »Art Nabelschnur, der beide Schicksalsteile verbindet« – Königsberg und Kaliningrad – wie auch der Dom, der seine alte Form wieder gefunden hat. Gegenwart und die Zukünfte Kaliningrads sind verwoben mit der Geschichte Königsbergs. Per Brodersen gelang es meisterhaft, dies herauszuarbeiten. Er wurde in den Archiven von Moskau und Kaliningrad fündig und kann uns nun zeigen, welche Mühe aufgewandt wurde, um die Geschichte Königsbergs umzudeuten, sie zu einer Ungeschichte zu machen, damit der alten Stadt am Pregel eine neue Identität übergestülpt werden konnte, die Kaliningrad heißt. Seiner Arbeit, und dies macht sie so lesenswert, liegt ein kulturhistorischer Ansatz zu Grunde, insofern geht sie über historische Darstellungen, die nach dem Rankeschen Prinzip beschreiben, was war, hinaus. Per Brodersen schildert das Werden Kaliningrads also nicht nur von der politischen und bautechnischen Seite her, sondern er richtet seinen Blick insbesondere auf die mentale Verfassung der neuen Bewohner Kaliningrads. Das schließlich macht seine Geschichte Kaliningrads geradezu spannend und aufregend. Wir erleben, welch geistige Klimmzüge unternommen wurden, um zu beweisen, warum die Stadt am Pregel eigentlich urslawischer Boden sei, und als diese schwachsinnige These sich nicht länger halten ließ, welch neue Deutungsmuster und Mythen herhalten mussten, um eine Kaliningrader Identität zu begründen. Es ist dieser besondere Blickwinkel, der uns die Augen öffnet auf eine Stadt, deren Nachkriegsgeschichte wir so völlig ausgeblendet haben. Die Kaliningrader selbst haben sich allerdings schon längst, jenseits aller obrigkeitlichen Vorgaben, mit der Geschichte ihrer Vorgängerstadt befasst, denn, wie Alexander Popadin schreibt: »Die alte Stadt wuchs in den Körper hinein, denn ihre Bauten wurden Fleisch und Blut der neuen Kindheit, sie wurden Teil der Denkweise der hier Geborenen. Im Augenwinkel, in den Poren, irgendwo im Hintergrund blieb die alte Stadt«. Haug von Kuenheim

10 Vorwort

Was ist Kaliningrad? Einführung »Die siebenhundertjährige Geschichte Königsbergs nahmen die Ausreisenden mit in ihr Vaterland. Was sie hinter sich ließen, war Kaliningrad.«1 Mit diesen Worten ließ der in Ostpreußen geborene Historiker Fritz Gause seine »Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen« von 1970 enden. Gause markierte mit diesem Blick auf die Hauptstadt Ostpreußens den Horizont einer ganzen Generation: Königsberg hatte 1948 aufgehört zu existieren und »was mit Kaliningrad geschieht, ist Sache der UdSSR.«2 Gause traf mit seiner These den Grundton der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft, in der ein entschlossenes »Deutschland dreigeteilt? Niemals!« als Konsens galt. Zu den damaligen »Tatsachen über Deutschland« gehörte der Anspruch auf das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 mit seinen Ostprovinzen Pommern, Schlesien und Ostpreußen, wie ihn das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung mit der Abbildung dieser Gebiete etwa 1958 auf einer Publikation auch visuell formulierte.3 In der DDR hingegen war die Erinnerung an Königsberg politisch unerwünscht und wurde offiziell missbilligt: Wer etwa in der Ost-Berliner Staatsbibliothek den Bildband »Von Memel bis Trakehnen in 144 Bildern« von 1955 mit Fotografien Ostpreußens betrachten wollte, brauchte dazu eine Sondergenehmigung – der Band war nur »für wissenschaftliche Benutzung« zugelassen.4 Das künstliche Nicht-Verhältnis der DDR zum Deutschen Osten ging sogar so weit, dass diejenigen, die Appetit auf Königsberger Klopse hatten, sich sprachlich auf »Kapernklöße« verlegen mussten. Auch dass Tilsiter Käse nicht erhältlich war, lag nicht an Versorgungsschwierigkeiten. In der DDR wurden Vertriebene verfolgt, wenn sie sich in größerem Umkreis als dem Familienverband trafen5 – »jede Diskussion solcher Fragen kam […] einem Sakrileg gleich.«6 Was der Sicht auf die östlichste deutsche Großstadt bis 1945 in beiden Teilen Deutschlands fehlte, war die Einsicht in die Kontinuität der Geschichte: Dass auf Königsberger Boden auch nach der Zäsur von 1945 Menschen lebten, fand kaum Aufmerksamkeit. Im Westen Deutschlands sahen sehr Viele nach dem territorialen Verlust keinen Anlass mehr, sich der Region und ihrer Geschichte zu widmen. Im Osten folgte man der sowjetischen Linie, möglichst wenig Aufhebens um Kaliningrad zu machen. Wenn Kaliningrad überhaupt zum Gegenstand medialer Aufmerksamkeit wurde, kamen Menschen darin nicht vor: »Über dem Norden der in zwei Teile zerschnittenen Provinz liegt der Mantel undurchdringlichen Schweigens. Der ›Oblast Kaliningrad‹ dient als Militärstützpunkt, ist hermetisch abgeschlossen und wirtschaftlich vernachlässigt. Bis 1949 wurde das Gebiet von Königsberg von den letzten Deutschen gesäubert. [… Im Süden ist] wenigstens nicht jene Totenruhe eingetreten wie im Oblast Kaliningrad.«7 Nur Was ist Kaliningrad?

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allzu gern schenkte man der sowjetischen Propaganda von einer »Faust an der Ostsee«8 Glauben, um den eigenen Verlust besonders laut beweinen zu können. Für nachfolgende bundesdeutsche Generationen wurden die politischen Sonntagsreden mit dem darin formulierten Anspruch auf Wiedervereinigung zu einem sinnentleerten Ritual, die Ostgebiete durch die gebetsmühlenartigen Wiederholungen im Erdkundeunterricht und die abstrusen übertriebenen Forderungen der Landsmannschaften erst recht abstrakt und fremd. Wir sahen die rot gepunkteten Linien im polnischen Territorium unseres Schulatlasses, doch wir hatten mit ihnen nichts zu tun. Uns war fremd, warum die Straßen der Neubauviertel unserer Stadt nach Königsberg, nach Schirwindt oder Breslau benannt waren. Im braun-beige gehaltenen »Traditionsraum« unserer Schule mit Bildern aus Ostpreußen an den Wänden wurden versäumte Klausuren geschrieben, aber keine Horizonte aufgezeigt. Ostpreußen im Exil, in unserer Stadt, blieb uns suspekt. Die organisierte Vertriebenengeneration war an der Konservierung ihrer Ansprüche interessiert, nicht an der Fortsetzung ihres Erbes – »›Heimat‹ wurde zu einem Dogma, welches nur selektive Formen der Erinnerung zuließ.«9 Indem sie der Diskontinuität zwischen Königsberg und Kaliningrad das Wort redete, setzte diese Generation unfreiwillig das Werk der Sowjetmacht nach 1945 ins Recht. Doch wer nach den lange Zeit unvorstellbaren Veränderungen im östlichen Teil Europas nach 1989 den Blick schweifen ließ, konnte auf Lebenswelten treffen, für die in der bisherigen Lesart kein Platz gewesen war und kaum hatte sein dürfen – »die Geschichte einer Entfremdung ist zu Ende gekommen.«10 Nach der Eroberung Ostpreußens und der Einnahme Königsbergs im Frühjahr 1945 fiel die Region an die Sowjetunion und wurde Ziel zahlreicher sowjetischer Siedler, die aus unterschiedlichen Teilen der UdSSR nach KönigsbergKaliningrad zogen. Dass die Geschichte des Ortes mit Namen »Königsberg« nicht mit Ende des Krieges abbrach, lag nicht allein daran, dass dessen physische Reste dort zurückblieben und sich in der vermeintlich neuen Stadt Kaliningrad wiederfanden. Zwischen der Erstürmung Königsbergs und der Vertreibung aus Kaliningrad lagen Jahre des Nebeneinanders deutscher und sowjetischer Bevölkerung, bisweilen gar eines Miteinanders alter und neuer Bewohner. Hier gab es keine tabula rasa, auf der eine Stadt jenseits von Zeit und Raum errichtet werden konnte und deren Gegenwart ohne historische Fesseln auskam. So tief und lang die Zäsur in der Geschichte der Region mit Krieg, Tod, Vertreibung und Neubesiedlung 1945 auch war: Der Ort blieb, nur hatte er einen anderen Namen erhalten – »Kaliningrad war die Fortsetzung der Stadt mit anderen Mitteln.«11 Das Alte war auch im Neuen präsent. Dies war das Problem der neuen Macht. Um diese Geschichte Kaliningrads zu verstehen, muss sie aus sich heraus erzählt werden – in einem »Rahmen, in dem gesellschaftliche Ereignisse, Verhaltensweisen, Institutionen oder Prozesse verständlich – nämlich dicht – beschreibbar sind«, wie es Clifford Geertz gesagt hat.12 Daher ist die Geschichte Kaliningrads die einer sowjetischen Stadt – und diese Feststellung ist mehr als ein Ausschluss territorialer Ansprüche seitens bestimmter, immer noch gern allzu 12 Einführung

ernst genommener Kreise. Nur unter dieser Prämisse können wir uns den Eigenarten von Stadt und Gebiet nach 1945 nähern. Wer immer nur Königsberg in Kaliningrad sucht, wird es zwar im Stadtkörper und in seinen Repräsentationen finden – doch die Nachwirkung der deutschen Stadt ohne sowjetische Folie kaum erkennen können. »Die Geschichte von Territorium ist durchgängig«13 – und so ist es nach Karl Schlögel die »Gegenwart des Vergangenen«, die zu dechiffrieren ist.14 Wer eine historische Arbeit über Kaliningrad schreiben will, muss den Gang ins Archiv antreten. Doch so sehr dabei auch bislang unbekanntes Material aus den Magazinen und Bibliotheken ans Tageslicht gefördert werden mag – entscheidend für einen Erkenntnisgewinn über Kaliningrad und das Land, in dem es bis 1991 lag, ist der Blickwinkel, von dem aus diese Dokumente betrachtet werden – »der Fortschritt der Geisteswissenschaften besteht […] in der Verfeinerung der Fragen und Methoden, nicht in der Vermehrung von Zeugnissen aus der Vergangenheit.«15 Und so liegt dieser Studie ein kulturhistorischer Ansatz zugrunde: Er wendet sich Sprechweisen, Repräsentationen und Praktiken zu, um die Verhältnisse zwischen symbolischen Formen und sozialer Welt näher zu begreifen und versteht symbolische Bedeutungen als individuelle Verhaltensweisen bzw. kollektive Rituale. Damit unterscheidet sich dieser Ansatz von einer Lesart solcher Texte und Bilder als unmittelbare Dokumente. Die Kernfrage lautet: Was ist Kaliningrad? Verschiedene Akteure haben diese Frage immer wieder gestellt, als sie mit Stadt und Region in Berührung kamen: Dazu zählten anfänglich die Deutschen, deren bislang vertraute Heimat schrittweise ein anderes Aussehen annahm und ihnen immer weniger Platz bot; nach einer Antwort suchten die sowjetischen Übersiedler, denen die Region alles andere als sowjetisch-russisch vorkam und die sie positiv wie negativ überraschte. Auf der Suche war auch die Sowjetmacht in Kaliningrad, die die Region den neuen Bewohnern näherbringen musste; das Zentrum Moskau musste sich ebenfalls mit dieser Frage auseinandersetzen. Der Versuch, ein Bewusstsein für soziale Zugehörigkeit zu schaffen, eine »kollektive Identität« im Sinne eines Eins-Seins mit einer Gruppe zu produzieren, findet sich gerade in den offiziellen Antworten auf die Frage nach Kaliningrads Wesen: Mit Texten und Bildern, Ritualen und Monumenten sollten gemeinsames Gedächtnis und gemeinsames Wissen produziert werden, denn »alles kann zum Zeichen werden, um Gemeinsamkeit zu kodieren.«16 Die Routinen, die Traditionen und Erinnerungen einer Gemeinschaft lassen sich als »Kern der kollektiven Identität« begreifen.17 Sie alle bilden »formative Texte«, die Antworten auf die Frage geben: »Wer sind wir?«18 Kaliningrad war schließlich nicht nur politisch und bautechnisch zu errichten, sondern auch mental zu erschließen. Es sollte »nicht primär als greifbare, klar markierte, physische Entität«, sondern in Form »diskursiver Topoj« und »emotionsbeladener Vision« zur Heimat werden.19 Wer war an diesen Vorgängen und den Diskursen darüber beteiligt und in welcher Weise? Welche Mechanismen griffen dabei? Welche Faktoren wurden Was ist Kaliningrad?

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wie kommuniziert – und welche nicht? Wie tragfähig, wie wirkungsmächtig waren diese Vorstellungen von Kaliningrad? Und wo trafen sie auf ihre Grenzen? Wo kollidierten unterschiedliche Vorstellungen von Kaliningrad miteinander? Welche Konflikte traten hier zu Tage? Und was bedeutete dies für die Herrschaftspraxis einer Partei in historischer Mission? Mit dem Blick darauf, wie Kaliningrader Identitäten zwischen 1945 und 1971 formuliert und artikuliert wurden, sollen Prozesse sozialer und kultureller Aneignung dieser Region untersucht werden: Wie geht ein schleichender Bevölkerungsaustausch vor sich? Womit wurde die Lücke gefüllt, die der Verlust der deutschen Bevölkerung hinterließ? Die Zäsur in der Geschichte der Region 1945 – nicht weniger als ihr Transfer vom Osten Preußens in den Westen der Sowjetunion – legt Kaliningrad als Fallstudie solcher Prozesse für die sowjetische Geschichte nahe. Weder im Kontext engerer Stadtgeschichte oder sowjetischer Regionen, noch in Zusammenhang mit der Nachkriegsgeschichte der UdSSR oder des Europas ethnischer Konflikte des 20. Jahrhunderts bietet die vorliegende Literatur ausreichende Antworten – dies zeigt ein Blick auf den Forschungsstand. Es fehlt eine Studie, die sich dem Phänomen sowjetischer Identitätspolitik, ihren Mechanismen und Rezeptionen gerade in und für Kaliningrad widmet. Es ist dabei kein Zufall, dass weitere, mit Blick auf Kaliningrad gestellte Fragen Anwendung in einem gesamtsowjetischen Kontext finden können: Wie gestaltete sich die wirtschaftliche und soziale Praxis der sowjetischen Nachkriegszeit an der Peripherie? Was sind Konstituenten sowjetischer Regionen? Wie wird eine Region gemacht und worin unterscheiden sich Zentrum und Peripherie in ihren Ansätzen? Welcher Natur sind Strategien regionaler Interessenvertretung und die Mechanismen von Entscheidungsfindung? Eine Studie zur Geschichte Kaliningrads wirft zudem Fragen nach dem Stellenwert von Wissenschaft in der Sowjetunion, der Wirkungsmacht von Geschichtsbildern und der Rolle von Geschichte als sowjetischem Diskursfeld, der kulturellen Praxis des Tauwetters und des darauf folgenden Jahrzehnts auf. Dieses Buch gliedert sich in zwei grundlegende Teile: Der erste Teil ist der politisch-administrativen Gründung Kaliningrads gewidmet. Hier wird zunächst die Gründung des Gebiets als sowjetische oblast’ gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Ostpreußen untersucht. Im Anschluss daran wird die Haltung Moskaus gegenüber seiner westlichsten Peripherie in der sowjetischen Nachkriegszeit thematisiert. Mit Neubesiedlung und Umbenennung sollen anschließend die besonders augenfälligen Momente der Integration Kaliningrads in die UdSSR beleuchtet werden, gefolgt von einer Untersuchung deutscher Präsenz in Kaliningrad nach 1945. Mit den teilweise zeitgleich ablaufenden Prozessen von administrativer Eingliederung, Umbenennung, Be- und Aussiedlung wurde Kaliningrad konstituiert – Kaliningrad wurde. Der zweite Teil widmet sich der mentalen Ausstattung Kaliningrads mit Mythen, Symbolen und Riten, die Bewohner und Alltag begleiteten. Vor allem die Identitätspolitik der Sowjetmacht mit ihren Kanonisierungen von Geschichte 14 Einführung

und Gegenwart des Gebietes unterlag zwar bemerkenswerten Schwankungen, umwob die Existenz Kaliningrads aber beständig auf Jahrzehnte – Kaliningrad war. Die Beschränkung des Untersuchungszeitraums auf die Jahre zwischen 1945 und 1971 ist dabei unterschiedlichen Phänomen geschuldet: Für alle offenbar wurde das Ende anationaler Vorstellungen von Kaliningrad mit der abschließenden Sprengung des Königsberger Schlosses 1969; tatsächlich war zu diesem Zeitpunkt ein fester Kanon von Vorstellungen für Kaliningrad entstanden, der kaum noch Freiraum für alternative Vorstellungen ließ. Nicht umsonst folgte auf dieses Phänomen bald die Zeit des zastoj, der Ära des Stillstands in der Sowjetunion vor perestrojka und glasnost’. Zudem wurde auch in Kaliningrad die neue politische Linie der Bundesregierung gegenüber dem östlichen Europa nach 1969 wahrgenommen. Auch wenn juristisch der Anspruch auf die ehemaligen Ostgebiete nicht aufgegeben wurde, erkannte die Bundesrepublik gegenüber der Sowjetunion die europäische Nachkriegsordnung an. Damit entfiel vorläufig ein Topos, über den Kaliningrad definiert wurde: die Gefahr des Revanchismus. Umso mehr galt es, die übrigen Topoj beizubehalten und zu bekräftigen. Für eine Periodisierung wertlos, doch arbeitstechnisch von wesentlicher Bedeutung ist zudem der Verweis auf die Praxis des Archivs: Wer als Zeithistoriker arbeitet, agiert oft am Rande der Materialzugänglichkeit. Die international übliche Aktensperrfrist von dreißig Jahren erlaubte zu Projektbeginn nur die Einsicht in Materialien bis Beginn der siebziger Jahre; eine Betrachtung über diesen Zeitraum hinaus (etwa anhand von Periodika oder Monografien) hätte eine materielle Schieflage verursacht und den Gang der Argumentation zwangsläufig verzerrt.

Die Forschung Es gehört zum Gegenstand dieser Untersuchung, dass die Geschichtsschreibung zu Kaliningrad großen Schwankungen unterlag. Bis 1990 wurde die Geschichte des Gebietes innerhalb der Sowjetunion nur von einigen wenigen Regionalhistorikern behandelt;20 die offiziell zur Forschung freigegebenen Themen beschränkten sich dabei auf einige Aspekte zur Besiedlung 1945 bis 1950 und auf die Entstehung sozialistischer Wirtschaft und Industrie mit den Schwerpunkten Landwirtschaft, Fischerei und Industrie21 – »noch galt uneingeschränkt das Postulat, die Geschichte der Region 1945 neu beginnen zu lassen und die Vorkriegsgeschichte Ostpreußens und Königsbergs auszuklammern.«22 Komplementär dazu blieben für lange Zeit die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den damaligen Ostgebieten und die erfolgte Annektierung dieser Gebiete durch Polen bzw. durch die Sowjetunion Gegenstand der Forschung in der jungen Bundesrepublik;23 zu einer solchen Ausrichtung trugen die damals frisch gegründeten Vertriebenenverbände ihren Teil bei. Dabei sind bemerkenswerte Kontinuitäten zu beobachten: Die Welle von Publikationen in den fünfWas ist Kaliningrad?

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ziger Jahren wurde vorrangig von Wissenschaftlern getragen, die schon vor 1945 in Königsberg tätig gewesen waren.24 Allerdings ging diese Beschäftigung in den sechziger und siebziger Jahren mit wenigen Ausnahmen beinahe vollkommen zurück; eine vermehrte Publikationstätigkeit zum Thema Königsberg in den achtziger Jahren erreichte nicht mehr dasselbe Ausmaß wie in der anfänglichen Nachkriegszeit.25 Die Ansätze dieser Zeit führten »in der Verknüpfung mit politischen Interessen konsequenterweise zur Übertragung des Revisionsanspruchs auf die Beschlüsse von Potsdam«.26 Oftmals wurde die selektive Wahrnehmung dieses Teils europäischer Geschichte besonders deutlich in publizierten Erinnerungen von Vertriebenen.27 Nicht nur die tatsächliche Form Kaliningrads blieb für lange Zeit unbestimmt, wenn Geografen Mühe hatten, mit Hilfe von Satellitenaufnahmen die Grenzen des Gebiets zu dokumentieren28 – auch an eine Untersuchung des Inhalts Kaliningrads war kaum zu denken. Als absoluter Pionier vermochte es allein Peter Wörster, ein (angesichts der wenigen und fragmentarischen Informationen über das Gebiet) verblüffend genaues Bild Kaliningrads weit vor dessen offizieller Öffnung zu zeichnen und auch später der Forschung den Weg zu weisen.29 Die Sowjetunion war entschlossen gewesen, »hinsichtlich Kaliningrads ihr Prinzip eines Informationsvakuums« durchzusetzen;30 daher war es außerordentlich schwierig, vor perestrojka und glasnost’ an Informationen über das Gebiet zu gelangen.31 Die Veränderungen in der UdSSR ab Mitte der achtziger Jahre zeichneten sich auch durch einen neuen erweiterten Geschichtsbegriff aus, als 1988 in den Reihen der Historiker größere Reformen in Gang kamen.32 Für die Kaliningrader Historiografie äußerte sich dies ab 1990 vor allem im Tabubruch einer Beschäftigung mit der deutschen Geschichte der Region;33 zudem wandte sich die regionale Geschichtsschreibung sozialgeschichtlichen Methoden zu und widmete sich sozialökonomischen Prozessen. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass in Kaliningrad zwischen 1988 und 1990 das erste oral history-Projekt in der Sowjetunion durchgeführt wurde; die Ergebnisse dieses Vorhabens unter der Leitung des Professors der Kaliningrader Universität, Jurij Kostjašov zur sowjetischen Besiedlung Kaliningrads nach 1945 sind nach langen politischen Querelen inzwischen auch in Kaliningrad erschienen.34 Mit den Veränderungen in der Sowjetunion traten »die Stadt, die Königsberg war, und das Land, das nördliches Ostpreußen hieß, wieder in den Horizont der Deutschen – ob sie wollen oder nicht«.35 Für die Historiker bot sich mit der Öffnung sowjetischer Archive die Möglichkeit, all die Vermutungen, die sich auf die spärlichen Informationen aus der UdSSR stützten, zu überprüfen.36 In der Bundesrepublik erfolgte nun eine wahre Flut von Publikationen zum früheren nördlichen Ostpreußen – wovon aber viele eine populistische Aura verströmten,37 einen bemerkenswert engen Horizont besaßen38 und sich noch nicht auf die veränderten Bedingungen in Kaliningrad einließen.39 Doch trotz fast uneingeschränkten Aktenzugangs ist die Forschungsliteratur zu Kaliningrad überschaubar geblieben: Erst allmählich »wird nach dem Ende 16 Einführung

Königsbergs auch einmal der Anfang Kaliningrads erzählt«.40 Wenn Kaliningrad eine Untersuchung wert war, dann vor allem als ehemals deutsche, aber nicht als sowjetische Stadt.41 Besonders der Alltag der deutschen Bevölkerung in der Region beschäftigte denn auch in den neunziger Jahren die Forschung,42 konnte sich bisweilen aber einem unangenehmen hard sell ihrer Thesen nicht entziehen; zudem fehlten bisweilen Berücksichtigung aktueller Forschungen und konsistente Fragestellung.43 Vor allem die jüngsten Veröffentlichungen zur Vertreibung der Deutschen aus Polen liefern tiefe Einblicke in ein Europa der ethnischen Säuberungen, in dem auch Königsberg-Kaliningrad seinen Platz hat.44 Nur langsam rückte die Neubesiedlung in den Fokus der Forschung und verbunden mit der Thematik von Wiederaufbau und architektonischem Erbe die Frage nach regionaler Identität: Hier ist an allererster Stelle die Monografie Bert Hoppes zu nennen, die die Suche nach Kaliningrader Identitäten vor allem anhand städtebaulicher Konzeptionen untersucht und exemplarisch die Diskussion um das Königsberger Schloss schildert; Hoppe konzentriert sich auf Kaliningrader Material und eine deutlich kunst- und architekturgeschichtliche Kontextualisierung der Kaliningrader Vorgänge, hat aber bereits mit einem solchen Ansatz Maßstäbe gesetzt und reichhaltige Impulse gegeben.45 Das Buch Gregor Thums über Breslau-Wrocław nach 1945 schließlich zeigt die verblüffenden Parallelen zu Königsberg-Kaliningrad.46 Neben der historischen Forschung ist die Frage nach Kaliningrader Identitäten vorrangig mit Blick auf die postsowjetische Situation Kaliningrads gestellt worden.47 Ohne Zweifel blieb die Zeit nach 1945 lange »ein weißer Fleck in der Forschung«, woran sich »auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Öffnung der jahrzehntelang gesperrten Region wenig geändert« hat.48 Die Zwischenbilanz ist durchwachsen. Eine Untersuchung Kaliningrads als sowjetische Region nach 1945 verspricht neue Einsichten in die Geschichte der UdSSR. Als Merle Fainsod in den fünfziger Jahren seine Studie über die Sowjetmacht in der russischen Provinz vorlegte,49 eröffnete er mit seinem Blick auf die sowjetische Peripherie der Forschung neue Perspektiven: Anhand 200.000 von der deutschen Wehrmacht 1941 erbeuteter und nach Kriegsende in die USA gelangter Aktenseiten aus dem Archiv des Gebietsparteikomitees Smolensk zwischen 1917 und 193850 zeigte er den Spielraum auf, der sich zwischen Zentrum und Peripherie in einer stets für monolithisch gehaltenen Sowjetunion auftat: »So wie Fainsod die Herrschaft der Partei in der Provinz schilderte, nämlich ineffektiv und nur mit Mühe in der Lage sich durchzusetzen, unterhöhlte sie eigentlich bereits die These von der totalen und allgegenwärtigen zentralen Kontrolle und Lenkung der Gesellschaft.«51 Seitdem haben sich Studien zur Sowjetunion jenseits der Metropolen Moskau und Leningrad immer wieder als fruchtbar erwiesen und der »Überbetonung der zentralen Perspektive« entgegengewirkt.52 Auch Helmut Altrichter widmete sich mit seiner Studie des russischen Dorfes im Gebiet Tver’ der sowjetischen Provinz.53 Doch erst mit der Öffnung sowWas ist Kaliningrad?

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jetischer Archive gerade an der Peripherie der UdSSR erhielt die Forschung zu den Rändern des Imperiums neue Impulse. Die jetzt erscheinenden Arbeiten – Monografien etwa zum Donbass, dem hohen Norden, dem Ural oder zu Azerbajdžan, Aufsätze zum Gebiet Kalinin und dem Schwarzerde-Gebiet – schienen vor 1991 undenkbar.54 Neben den konkreten Regionen in ihrer Singularität und deren Verhältnis zum Zentrum stand im Mittelpunkt des Interesses die Frage, inwiefern auf einer kleineren geografischen Ebene Geschichtskonzeptionen für Russland und die Sowjetunion zu untersuchen seien – flankiert von einer zunehmenden Zahl konzeptionstheoretischer Untersuchungen möglicherweise als spatial turn: »Russland ist groß.«55 Aber diese Untersuchungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass zur Forschung Russlands und der Sowjetunion nach wie vor deutliche Ungleichgewichte sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Hinsicht bestehen. Oktoberrevolution und Bürgerkrieg, Neue Ökonomische Politik und Großer Terror wurden zu den beherrschenden Topoj der Forschung zur Sowjetunion, der Stalinismus der dreißiger Jahre ausführlich beleuchtet. Wesentlich weniger wissen wir über den Spätstalinismus ab 1945, von der Zeit nach Stalins Tod ganz zu schweigen: Die (leider nicht immer umfassenden) Arbeiten zu den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen nach dem Krieg, zu Ideologie und Herrschaftspraxis, Mobilisierung und Migration, zur Rolle von Bauernschaft, Kriegsgefangenen und Repatrianten, zu Religionspolitik und Jugend zeigen die Aufgabenstellung für künftige Forschungen.56 Die Geschichtsschreibung über den Spätstalinismus und die Chruščëv-Ära steht angesichts offener Archive wieder am Anfang.57 Für die poststalinistische Zeit sind unsere Erkenntnisse noch geringer als für die unmittelbare Nachkriegszeit: Nur sehr wenige Arbeiten gehen bislang über den Tod Iosif Stalins 1953 als Zäsur in der sowjetischen Geschichte hinaus. Diese Monografien – über das soziale Gefüge und Mentalitäten, Ideologie und Widerstand – sind mit Ausnahme der Arbeit Douglas Weiners über sowjetische Naturschutzbewegungen als Form gesellschaftlicher Renitenz (post-)sowjetischer Provenienz; ähnliches gilt für bislang erschienene Aufsätze.58 Das Tauwetter steht der westlichen Historiografie erst noch bevor. Es kann daher kaum verwundern, dass nur ein Bruchteil historischer Arbeiten einen Fokus auf Region und Zeit nach 1945 kombiniert: Kees Boterbloem untersuchte mit Kalinin als erster den Spätstalinismus in der russischen Provinz und ermöglichte Einblicke in alltägliche Mechanismen am politischen Rand der Sowjetunion zwischen Moskau und Leningrad; Amir Weiner untersuchte die ideelle Nachwirkung des Zweiten Weltkrieges auf den Rückhalt der Sowjetmacht im ukrainischen Vinnica; Hiroyaki Kuromiya studierte die Steppe des DoneckBeckens als Raum zwischen individuellem Freiraum und staatlicher Repression; David Feest schließlich hat jüngst die Praxis zentralen Vorstellungstransfers im estnischen Dorf für das 1944 endgültig eroberte Baltikum erforscht.59 Weniger umfassend sind die bisherigen Untersuchungen für diesen Teil sowjetischer Geschichte über Sevastopol’ auf der Krim, Rostov am Don, Uzbekistan und Litauen als unruhiger Westgrenze der UdSSR.60 18 Einführung

Die Quellen Eine Arbeit über Kaliningrad muss angesichts des bisherigen Forschungsstandes noch immer vorrangig aus den Quellen schöpfen. Dabei kann nur in begrenztem Umfang auf bereits veröffentlichtes Material zurückgegriffen werden. Vor allem in der Reihe »Samaja Zapadnaja« sind seit 1980 verschiedene Dokumente zur Geschichte Kaliningrads veröffentlicht worden; auch neuere Schriftenreihen und Einzelpublikationen haben sich der Quellenedition verpflichtet.61 Es mag auch der Diktaturerfahrung geschuldet sein, Dokumente in großer Zahl unkommentiert und »objektiv« dem Leser nahe bringen zu wollen, doch ist ein Erkenntnisgewinn damit allein nicht gesichert. Der Horizont mehrerer Veröffentlichungen ist eng geblieben.62 Die konzentrierte Veröffentlichung von Dokumenten zentraler Archive war auch für die vorliegende Arbeit von Bedeutung: Materialien des Zentralkomitees und des Politbüros, zur Strafverfolgung Andersdenkender, zum Spätstalinismus und zum Tauwetter, auch zum Grenzschutz in der Nachkriegszeit konnten Verwendung finden, wenn auch nicht befriedigen.63 »Interpretationen vergangener Ereignisse, die das Leben des historischen Menschen in seiner kulturellen Gebundenheit zu verstehen suchen, sind nur noch an lokalen und zeitlich begrenzten Ausschnitten eines Geschehens demonstrierbar«64 – und so liegt es in der Natur der Fragestellung dieser Studie, sowohl die regionalen Kaliningrader als auch die zentralen Moskauer Archive aufzusuchen. Die Materialien an der Peripherie zeigen ganz besonders die »riesige Kluft zwischen den Ansprüchen des Zentrums […] und der Umsetzung in tatsächliche Politik und Verhalten solcher Pläne.«65 Für die Direktiven zentraler parteilicher Instanzen kamen vor allem die Bestände des Russischen Staatsarchivs für Sozial- und Politikgeschichte (Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Social’no-Političeskoij Istorii, RGASPI) und des Russischen Staatsarchives für Neueste Geschichte (Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Novejšej Istorii, RGANI) in Frage; ersteres verfügt über Materialien der VKP(b) bzw. KPdSU bis 1953, zweites für den Zeitraum danach bis 1991. Das Gros der Materialien im RGASPI ist frei zugänglich; im RGANI ist ein wesentlicher Teil der Dokumente noch nicht für die Forschung freigegeben, zudem besteht nur eingeschränkter Zugang zu den Findmitteln. In beiden Archiven standen die Materialien des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und ihrer Instanzen im Vordergrund.66 In mikroverfilmter Form ist ein Teil dieser Dokumente in der Bayerischen Staatsbibliothek in München verfügbar.67 Materialien zentraler staatlicher Instanzen bot das Staatsarchiv der Russischen Föderation (Gosudarstvennyj Archiv Rossijskoj Federacii, GARF), deren Zugang fast keinerlei Beschränkungen unterlagen; hier konnten Dokumente des Ministerrates der UdSSR, des Innenministeriums und seiner Abteilungen, der obersten Zensurbehörde Glavlit und des Bevollmächtigten für Angelegenheiten religiöser Kulte eingesehen werden.68 In der Forschung deutlich weniger BeachWas ist Kaliningrad?

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tung haben bislang die sehr ergiebigen Bestände einer Zweigstelle des GARF gefunden, in der Materialien der RSFSR und damit der Republiksebene auch für Kaliningrad lagern: Von großer Bedeutung waren hier Unterlagen des Ministerrates der RSFSR, des Außenministeriums der RSFSR, der Kommission für die Suche nach dem Bernsteinzimmer und anderer Kunstschätze sowie der zentralen Vereinigung sowjetischer Denkmalschützer, die es auf Unionsebene nicht gab.69 Zudem war es möglich, im Russischen Staatsarchiv für Wirtschaft (Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Ėkonomiki, RGAĖ) Materialien der für die Übersiedlung nach Kaliningrad zuständigen Stellen einzusehen.70 Das zentrale Archiv des KGB-Nachfolgedienstes FSB in Moskau erklärte auf Anfrage, es verfüge »in Bezug auf Informationen zum Thema […] über keine diesbezüglichen Dokumente«.71 Das Kaliningrader Gebietsarchiv (Gosudarstvennyj Archiv Kaliningradskoj oblasti, GAKO) hielt Dokumente der regionalen staatlichen Behörden bereit; alle Akten waren hier frei zugänglich. Eingesehen wurden vor allem Bestände der Kaliningrader Legislative und deren Exekutivorgane, von Verwaltungs-, Kulturund Medieninstanzen; Findmittel standen uneingeschränkt zur Verfügung.72 Das Archiv für die Akten des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, das so genannte Zentrum für Aufbewahrung und Erforschung von Dokumenten der Neuesten Geschichte des Gebiets Kaliningrad (Centr chranenija i izučenija dokumentov novejšej istorii Kaliningradskoj oblasti, CChIDNIKO) ermöglichte, Materialien dieser faktisch obersten Gebietsinstanz einzusehen; von größtem Interesse war hier der Bestand des Gebietsparteikomitees. Allerdings war hier ein bedeutender Teil der bestellten Akten dem Autor nicht zugänglich, der Zugang zu Findmitteln akzeptabel.73 Unumgänglich für die mediale Präsentation des Gebiets waren die Bestände der Kaliningrader Wissenschaftlichen Gebietsbibliothek (Kaliningradskaja Naučnaja oblastnaja biblioteka): Hier fanden sich nicht nur die erschöpfenden zeitgenössischen Publikationen der Abteilung für regionalkundliche Literatur, sondern auch die Jahrgänge der größten Tageszeitung des Gebiets, der Kaliningradskaja Pravda. Diese lässt sich auch als »Negativabdruck« von der Situation im Gebiet lesen, als Antwort regionaler Instanzen auf die Stimmung in der Bevölkerung.74 Zudem ließ sich regionalkundliche Literatur aus Kaliningrad in der Library of Congress in Washington, DC75 einsehen; hier war es auch möglich, den persönlichen Bestand des sowjetischen Historikers Dmitrij Volkogonov zu sichten, in dem sich zahlreiche Kopien nicht deklassifizierter Dokumente aus Moskauer Archiven befinden.76 Darüber hinaus war es möglich, auf die Originalbögen des erwähnten, von Professor Dr. Jurij Kostjašov geleiteten oral history-Projektes zur sowjetischen Besiedlung Kaliningrads zurückzugreifen: Die aufgezeichneten Gespräche mit den ersten sowjetischen Siedlern erweitern das Bild der Kaliningrader Nachkriegszeit um eine weitere Dimension von Wirkungsmacht und deren Praxis.77

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Kaliningrad werden – Europäische Nachkriegsordnung und sowjetischer Alltag

Ostpreußische Provinz wird sowjetische oblast’ – Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR Wer im Mai 1946 die frisch erschienene Karte neuer Postleitzahlen für die Besatzungszonen Deutschlands studierte, konnte staunen: Das Werk – auf der Rückseite eine Karte Kretas aus Wehrmachtsbeständen – stellte zwar den Großteil der deutschen Ostgebiete in gelber Farbe als »unter polnischer Verwaltung« stehend dar. Im äußersten Osten jedoch fand sich an Stelle eines Hinweises auf Königsberg und dessen Verwaltungsstatus nur mehr die Bezeichnung »UdSSR«, als Ausland elfenbeinfarben ebenso markiert wie die Niederlande, Frankreich, die Tschechoslowakei und Österreich.1 Nur allzu leicht konnte beim Betrachter der Eindruck entstehen, die Eingliederung dieses Territoriums sei seit langem vorbereitet gewesen und habe nur noch der endgültigen Niederlage des Deutschen Reiches bedurft, um zielgerichtet umgesetzt zu werden – dabei war der Weg von Königsberg nach Kaliningrad alles andere als geradlinig und eben.

Bis auf Weiteres – Kaliningrads Schöpfung unter Vorbehalt Die Zukunft der Region war keineswegs ausgemacht, als General Otto Lasch am 9. April 1945 in Königsberg kapitulierte und die Stadt der Roten Armee übergab.2 Zwar hatte Iosif Stalin schon 1943 einen sowjetischen Anspruch auf Königsberg und Umgebung samt vorgeblich eisfreiem Hafen formuliert,3 doch wurde erst auf der Alliierten-Konferenz von Potsdam im Sommer 1945 konkret über die Region gesprochen. Entsprechend markierte die im April 1945 in Königsberg aufgestellte große sowjetische Schautafel nicht nur die Distanz von 1.275 Kilometern zwischen Königsberg und Moskau, sondern zeigte auch, dass zwischen beiden Städten nach wie vor eine Staatsgrenze lag.4 Nicht umsonst sprach die Hauptverwaltung der Grenztruppen der UdSSR in ihrem Bericht »Über die Situation an der Staatsgrenze der Sowjetunion für das zweite Quartal 1945« von einer sowjetischen »Grenze zu Ostpreußen« im »Litauischen [Grenz-] Bezirk«:5 Königsberg lag nach wie vor im Ausland. Am 2. August 1945 einigten sich die Alliierten in Potsdam auf den Grenzverlauf zwischen dem nördlichen und südlichen Teil Ostpreußens: »Von einem Punkt an der östlichen Küste der Danziger Bucht in östlicher Richtung nördlich von Braunsberg–Goldap und von da zu dem Schnittpunkt der Grenzen Litauens, der Polnischen Republik und Ostpreußens« sollte die in Potsdam festgelegte Südgrenze sowjetischen Territoriums verlaufen.6 Das Protokoll hielt außerdem fest, man habe »grundsätzlich dem Vorschlag der Sowjetregierung hinsichtlich Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR

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Abb. 1: Eine im April 1945 im Zentrum Königsbergs aufgestellte Schautafel zeigte eine Grenzlinie zwischen Königsberg und Moskau.

der endgültigen Übergabe der Stadt Königsberg und des anliegenden Gebietes an die Sowjetunion gemäß der obigen Beschreibung zugestimmt, wobei der genaue Grenzverlauf einer sachverständigen Prüfung vorbehalten bleibt.«7 Am 16. August 1945 unterzeichneten die Sowjetunion und Polen einen gemeinsamen Grenzvertrag.8 Damit war zwar der äußere Rahmen, das Territorium der neuen sowjetischen Region abgesteckt worden, doch der provisorische Charakter blieb. Auch wenn die Propaganda bei vielen den Anschein erweckte, »die Unsrigen haben sich offensichtlich grundlegend und auf lange Zeit in diesem Teil Ostpreußens eingerichtet«, wie der Religionsphilosoph S. Volkov in seinem Tagebuch am 3. August 1945 notierte:9 Es existierte kein Fahrplan von Königsberg nach Kaliningrad. Wie schnell auch immer sich Verwaltungsstrukturen der neuen Staatsmacht in der Region etablierten: Sie trugen das Signum der Vorläufigkeit. So war zwar bereits während der Erstürmung der Stadt eine Kommandantur eingerichtet10 und Königsberg in acht Bezirke aufgeteilt worden.11 Doch nur innerhalb der Kommandantur als militärischer Behörde wurde am 10. Mai 1945 eine Zivilverwaltung eingerichtet, deren Aufgaben im Passwesen, in Handel und Industrie, im Kommunal- und Gesundheitswesen bestehen sollten.12 Auch die Gründung des Sondermilitärbezirks Königsberg am 9. Juli 194513 war kein Indiz für eine Zwangsläufigkeit sowjetischer Gebietszugehörigkeit. Vor allem belegte sie die Unsicherheit Moskaus im Umgang mit der Region. Das Zentrum zögerte, der Region den Status einer gewöhnlichen sowjetischen Verwaltungseinheit als oblast’ zu verleihen. Deren Eingliederung soll formell erst im Oktober 1945 geschehen sein,14 und noch im April 1946 lobte die Politabteilung des Litauischen Grenz24 Kaliningrad werden

bezirks mit Blick auf »die neue Staatsgrenze in Ostpreußen« die »gesunde Initiative bei der Errichtung von Verteidigungsanlagen«, welche offenbar noch nicht fertiggestellt worden waren.15 Im selben Monat wurde der Sondermilitärbezirk aufgelöst und die Region mit einer neu geschaffenen Gebietszivilverwaltung als Kënigsbergskaja oblast’ regulärer Bestandteil der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) und damit der Sowjetunion.16 Am 4. Juli 1946 erhielt sie als Gebiet Kaliningrad den neuen Namen Kaliningradskaja oblast’. Nun galt hier tatsächlich »Moskauer Ortszeit«, wie ein Übersiedler in seinen Erinnerungen notierte.17 Die Wahlen zum Obersten Sowjet der RSFSR im Februar 1947 fanden auch in Kaliningrad statt – dabei fehlte im Gebiet immer noch ein Parteikomitee. Selbst das Inventar war spärlich gesät: Drei Wochen gab die Gebietszivilverwaltung einer Baubrigade Zeit, um »450 Stück Wahlurnen entsprechend dem von der Zentralen Wahlkommission vorgegebenen Muster sowie 150 Stück kleinerer Abmessung herzustellen«18 – alles war neu. Erst im März 1947 erhielt Kaliningrad eine Gebietsparteizelle,19 deren Besetzung allerdings zweitklassig war: Im Dezember 1946 hatte sich das Organisationsbüro des Moskauer Zentralkomitees auf den Ersten Sekretär des Smolensker Gebietsparteikomitees, D. Popov als zukünftigen Gebietsparteichef Kaliningrads geeinigt.20 Doch Popov trat seine Tätigkeit nie an, so dass Kaliningrad vorerst ohne Parteichef auskommen musste. Popovs Posten übernahm kommissarisch zunächst die Nummer Zwei des Gebietsparteikomitees, Pëtr Ivanov, dem der Status des Ersten Parteisekretärs aber verwehrt blieb. Erst nachdem Ivanov im Juni 1947 Selbstmord beging, erhielt Kaliningrad mit Vladimir Ščerbakov auch nominell einen Gebietsparteichef.21 Es dauerte Jahre, bis Moskau verfügte, »zum Zwecke der Hilfeleistung gegenüber der Kaliningrader Parteiorganisation […] binnen Monatsfrist 452 leitende Partei-, Sowjet- und Komsomol-Funktionäre zur ständigen Arbeit im Gebiet Kaliningrad zusammenzustellen und zu entsenden«.22 Offenbar war es schwierig, ausreichend qualifizierte Parteimitglieder für eine Arbeit in Kaliningrad zu gewinnen. »Kofferlaune« – die Unlust, in Kaliningrad zu leben und zu arbeiten – war ein häufig anzutreffendes Phänomen, so dass das Gebietsparteikomitee im März 1948 feststellte, zahlreiche Reisen leitender Funktionäre »beschränken sich auf die Lösung nebensächlicher aktueller Fragen, während grundlegende Fragen der Arbeit nicht gelöst werden, was der Arbeit von Betrieben und Organisationen schadet«23 – ein Problem, dass Kaliningrad auf lange Zeit beschäftigen sollte.24 Mit der ersten Wahl zum Gebietssowjet im Dezember 1947 endete die Tätigkeit der Gebietszivilverwaltung; jetzt sollte das Gebiet Kaliningrad eine sowjetische oblast’ wie jede andere geworden sein.25 Es konnte keinerlei Rede davon sein, dass die »Sieger […] sofort ihr System mit allen ideologischen Facetten« einführten.26

Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR

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»Großzügigkeit ist auszumerzen« – Sperrgebiet Kaliningrad Was Kaliningrad von vielen anderen Regionen der Sowjetunion unterschied, war seine Grenzlage. An der westlichen Außengrenze der UdSSR gelegen, vermittelte Kaliningrad seinen Bewohnern beständig eine Ausnahmesituation, die mit Sondervorschriften und -regelungen den Alltag im Gebiet beeinflussten. Vor allem der Sonderstatus Kaliningrads als Sperrgebiet bis zur Mitte der fünfziger Jahre lief dem Alltag der Gebietsbewohner zuwider und ließ sie ein unfreiwilliges Bewusstsein für die Region und die hier verlaufende sowjetische Grenze entwickeln. Grenzregionen gehörten zu den ersten Gebieten, in denen Pässe an die Bevölkerung ausgegeben wurden:27 Schon als Sondermilitärbezirk waren in Königsberg-Kaliningrad Ein- und Ausreise reglementiert gewesen, und seit Dezember 1945 hatten sich alle angekommenen und ankommenden Sowjetbürger innerhalb von drei Tagen bei den Behörden in Kaliningrad zu melden.28 Um das Gebiet verlassen zu dürfen, war eine Abmeldung nötig, ohne die sich offiziell nicht einmal eine Zugfahrkarte erstehen ließ.29 Zum Missfallen der Gebietszivilverwaltung wurde diese Vorschrift jedoch nur »langsam«30 umgesetzt, so dass schließlich ein zentrales Melderegister eingeführt wurde. Nur so sei die »Durchführung dieser wichtigen Arbeit« zu gewährleisten, verfügte die Behörde im März 1946.31 Auch die ersten Pläne des sowjetischen Ministerrates von Juni 1946 sahen vor, »die gesamte Bevölkerung des Gebietes Königsberg erneut zu registrieren und mit der Ausgabe von Pässen an Bürger der UdSSR und befristeten Ausweisen an die deutsche Bevölkerung in russischer und deutscher Sprache am Wohnort zu melden«.32 Für erstere sollte dies in Anlehnung an das sowjetische Passsystem von 1940 geschehen.33 Schon jetzt wurde die Einreise ins Gebiet nur noch mit Passierschein der Miliz oder militärischer Dienststellen gestattet; wer ohne entsprechende Dokumente einreiste, sollte ausgewiesen werden.34 Noch verschärft wurden diese Vorschriften im Spätsommer 1946, als das gesamte Gebiet dem so genannten »Grenzgebiet« [sapretnuju pograničnuju zonu] der sowjetischen Westgrenze aus dem Jahre 193435 zugeschlagen und damit zur »verbotenen Zone« erklärt wurde.36 Nun galt hier auch juristisch das sowjetische Passsystem37, und im Gebiet durfte sich nur noch frei bewegen, wer bei den Behörden gemeldet war und zusätzlich zum hier ausgestellten Inlandspass einen Sichtvermerk der Miliz besaß.38 Fahrkarten für Schiff und Eisenbahn Richtung Kaliningrad sollten nur noch gegen Vorlage eines Passierscheines oder eines Wohnnachweises möglich sein,39 Überprüfungen der Passagiere in Bussen oblagen den Fahrern und Fahrkartenkontrolleuren.40 Wer sich bereits innerhalb der nun errichteten Grenzzone von zwei Kilometern Breite eingerichtet hatte, wurde wieder ausgesiedelt.41 Das Verbot von Brieftaubenhaltung oder von Luftschifffahrten ohne Genehmigung des Verteidigungsministeriums war noch erträglich; doch waren auch die Duldung von Personen ohne Einreisegenehmigung und jegliche Landschaftsaufnahmen in Bildern ohne Erlaubnis der Grenztruppen untersagt.42 26 Kaliningrad werden

Mit der Klassifizierung als »Grenzgebiet« war Kaliningrad für viele Sowjetbürger offiziell unerreichbar geworden: Es gehörte jetzt zur »Ersten Kategorie von Orten unter Sonderregime«,43 wohin vor allem wegen »konterrevolutionären Tätigkeiten und anderen Verbrechen« sowie wegen chuliganstvo (Rowdytum) Verurteilten, »Überläufern aus dem Ausland« und Staatenlosen der Weg verwehrt war.44 Unabhängig davon, ob jemand »nach zehn Jahren seine Strafe abgesessen« hatte – auch dann besaß er kein Recht, in einem Grenzgebiet zu wohnen« und musste mit Ausweisung aus Kaliningrad rechnen.45 Ehemals Verbannte,46 frühere Kriegsgefangene der Deutschen sowie in die UdSSR eingereiste Reemigranten durften ebenfalls nicht in Grenzgebieten leben.47 So wurden ab Herbst 1946 repatriierte, in Kaliningrad lebende Azeris, Armenier und Georgier in den Kaukasus, »in ihre Heimat« ausgesiedelt.48 Doch den strengen Vorschriften zum Trotz verlief die Überwachung des Gebietes ineffektiv: Ersten Kontrollen 1946 zufolge gab es »keinerlei Hindernis für die Bevölkerung Litauens bei der illegalen Einreise in das verbotene Grenzgebiet« – eine Situation, die ein Milizchef vor Ort sogar rechtfertigte, da in Tilsit »ansonsten die Stadt mit seiner großen Bevölkerung ohne Lebensmittel«49 bliebe. Hier hatten weniger als zehn Prozent der Einwohner einen Inlandspass erhalten und waren behördlich gemeldet.50 Im Oktober 1947 setzte der neue Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov den Minister für Staatssicherheit, Generaloberst Viktor Abakumov davon in Kenntnis, »dass Eisenbahnkassen bis vor kurzem ungehindert Fahrkarten ohne Genehmigung der Miliz und ohne jede Überprüfung von Dokumenten Zugreisender ausstellen« und »täglich eine beträchtliche Anzahl von Personen in das Gebiet mit dem Ziel der Wohnortnahme im Grenzgebiet« einreise; dies gelte auch für »viele Arbeiter und Angestellte im Dienste von Ministerien und Hauptkommandantur.«51 In der Praxis ließ sich das als hermetisch abgeriegelt deklarierte Sperrgebiet Kaliningrad nicht durchsetzen. Besonders scharf ging der Leiter der Gebietsverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit, Rudakov, vor dem Ersten Gebietsparteitag Anfang Dezember 1947 mit der Grenzschutzpraxis ins Gericht: So gebe es in Baltijsk »einen Markt, wo Fleisch verkauft wird, angeliefert von irgendeinem verdächtigem Typen aus Litauen. Dort werden Zwiebeln verkauft, angeliefert von irgendeinem verdächtigen Typen aus Lettland. Daran wäre nichts Besonderes in der einen oder anderen Sowjetrepublik. Aber wenn man bedenkt, wie diese Händler auf den Markt in die besondere Sperrzone ohne Genehmigung gelangt sind – heißt das, dass von ihnen niemand eine solche Genehmigung gefordert hat?«52 Tatsächlich lebte auch im März 1948 ein »bedeutender Teil der Stadtbevölkerung des Gebiets ohne polizeiliche Anmeldung. Die Bewegung der Bevölkerung kann nicht rechtzeitig und vollständig festgestellt werden«, musste sich das Gebietsparteikomitee die Ineffektivität der bisherigen Kontrollen eingestehen.53 Die Sowjetmacht besaß lediglich die »Illusion einer Kontrolle«:54 Eine »totale Abschottung des militärischen Sperrgebietes«55 war praktisch nicht möglich und daher nicht existent. Die Miliz hoffte auf Unterstützung durch die Bevölkerung und ließ im Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR

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Herbst 1948 ihre Mitarbeiter in der Provinz behaupten, dass »im Gebiet Kaliningrad eine Reinigung von kriminellen Elementen durchgeführt« werde.56 Gerade im Kurort Zelenogradsk mit seiner hohen Besucherfluktuation beschäftige sich »die Wohnungsverwaltung überhaupt nicht mit dem Passregime, viele Personen leben in Häusern ohne Anmeldung.«57 Hier und jetzt sei »unbedingt das allerstrengste Pass- und Grenzregime nötig«, bekundete ein Deputierter des Zelenogradsker Stadtsowjets: Es sei »an der Zeit, dieser Sache ein Ende zu setzen« auf dem Wege »allerstrengster Maßnahmen« – »Großzügigkeit ist auszumerzen«.58 Die totale Kontrolle blieb illusorisch: Entgegen allen Vorstellungen und Vorschriften war die Grenze Richtung Kaliningrad weiterhin weit offen. Selbst katholische Priester aus Litauen konnten im Frühling 1949 in das Gebiet einreisen, um dort Kinder zu taufen – und zwar nicht nur in grenznahe Gegenden, sondern fast ganz bis nach Kaliningrad.59 Sogar die Grenze nach Polen war Ende der vierziger Jahre noch durchlässig, wie sich eine Übersiedlerin erinnerte: »Der Vater erzählte, wie sie auf ein Gut gingen wegen Fensterrahmen. […] Auf dem Rückweg halten sie Grenzsoldaten an: ›Stehenbleiben! Hände hoch!‹ […] Im Dorf macht man sich schon Sorgen. Sie sind gegangen und weg. Später erzählen sie: ›Wir waren in Polen.‹«60 Vorschläge des Innenministeriums, das Grenzgebiet auf die südlichen, an Polen grenzenden Kreise zu konzentrieren, fanden in Moskau kein Echo.61 Noch 1954 erkundigten sich Kaliningrader Fabrikarbeiter in öffentlichen Fragestunden bei der Miliz, »wie lange ein Bürger ohne Anmeldung« im Gebiet wohnen dürfe und »welche Strafe auf die Verletzung des Passsystems« stehe.62 Für die Gebietsbewohner blieb der Sonderstatus fremd und unverständlich. Mitte der fünfziger Jahre endete die Klassifizierung des gesamten Gebiets Kaliningrad als Grenzgebiet: Zwar gab es weiterhin eine Pass- und Meldepflicht für alle Gebietsbewohner, doch galten von nun an nur noch bestimmte Teile der an Polen und die Ostsee grenzenden Kreise als Grenzgebiet63 – in das übrige Gebiet konnte man jetzt als Sowjetbürger frei einreisen.64 Zumindest innerhalb der Sowjetunion war Kaliningrad nun offen – so »wie zwischen einzelnen Bundesstaaten der USA: nach Tilsit, Königsberg kann man frei fahren, aber näher der Grenze Polens beginnt die verbotene Zone«, beschrieb Tomas Venclova seine Kaliningrader Beobachtungen.65 Den oftmals konstatierten »Status eines militärischen Sperrgebiets«66 besaß das Gebiet von nun an nicht einmal auf dem Papier. Einschränkungen durch das neue Grenzregime existierten jetzt hauptsächlich in den Badeorten des Gebietes, wo es durch die Reduzierung des Grenzgebietes auf Südgrenze und Küstenstreifen verboten war, »am Ufer des Meeres spazieren zu gehen und insbesondere sich vor dem Schlafengehen nach 22 Uhr mit Meerwasser abzukühlen. Aus diesem Grunde sperren die Grenztruppen den Küstensaum entlang des Wassers ab und verhaften alle Personen, die versuchen zu baden oder sich mit Meerwasser zu erfrischen. Ebenso ist im 80 Meter breiten Grenzküstenstreifen das Fotografieren verboten«, beschwerte sich im Sommer 1956 das Svetlogorsker Stadtparteikomitee bei der Gebietsparteiführung in Kali28 Kaliningrad werden

ningrad.67 Dort stieß man auf offene Ohren: »Gemeinheit« [bezobrazie] notierte ein Leser im Gebietsparteikomitee auf dem Brief der Svetlogorsker Genossen.68 Drei Wochen später war mit sofortiger Wirkung der Zugang zum Meer »für Erholungssuchende in Sanatorien und alle übrigen Bürger, die das Meer und den Strand nutzen wollen, an jedem beliebigen Ort« möglich geworden, der Strand samt Fotografiergebot erweitert und bis weit in die Nacht nutzbar.69 Das Tauwetter in der Sowjetunion nach Stalins Tod hatte in Kaliningrad ganz praktische Dimensionen. Die Probleme, die die Grenzlage des Gebietes mit sich brachte, waren auch nach der Revision des Gebietsstatus keinesfalls aus der Welt und die Sowjetmacht war weiterhin voll damit beschäftigt, auch im (nun wesentlich schmaler gewordenen) Grenzgebiet zu Polen und der Ostsee ihre Vorschriften durchzusetzen. Im Februar 1956 hatte Armeeoberst Mogilëvskich gegenüber der Gebietsführung kritisiert, dass »das Gebietsbüro für Autotransport, sowie die Bahnhöfe Kaliningrad [und] Černjachovsk für Busse, Last- und Personentaxis sowie Züge Fahrkarten ohne Nachweis von Dokumenten des Rechtes auf Einreise in das verbotene Grenzgebiet« verkauften: »In die Städte Mamonovo, Bagrationovsk, Železnodorožnyj und andere Ortschaften reist eine Unmenge von Leuten, die keine Genehmigung dazu besitzen. Eine solche Situation erschwert es, eine strenge Grenzkontrolle jener Leute durchzuführen, die in das verbotene Grenzgebiet einreisen und schafft willkommene Bedingungen für Agenturen bourgeoiser Geheimdienste, sich der Linie der Staatsgrenze zu nähern«, warnte der Offizier.70 Anspruch und Wirklichkeit des sowjetischen Grenzschutzes klafften weit auseinander: Es gebe keinerlei »Kontrolle der Fahrermannschaft des Leicht- und Schwertransports seitens Leitern von Fabriken, Betrieben und unterschiedlicher Organisationen des Gebietes […]. Mit Schwer- und Leichttransporten wird jeder mitgenommen, den man trifft, wenn man nur das Mitnehmen bezahlt bekommt«, monierte Mogilëvskich; in der Folge seien sogar »Wagen von Einheiten der Sowjetarmee festgesetzt worden, die auf der Strecke Kaliningrad–Mamonovo mit verschiedenen Verletzern des Grenzregimes als Passagiere pendelten.«71 Im plurale majestatis schlug Mogilëvskich vor, dass »wir die Bevölkerung des Grenzgebiets über die Wichtigkeit der Einhaltung von Einreiseregelungen in das verbotene Grenzgebiet aufklären.«72 Nur durch offensive Kommunikation schien dem sowjetischen Grenzschutz eine wirksame Kontrolle der Grenze möglich. Der gewünschte Effekt blieb indes aus, da Grenzlage und Gebietsalltag ständig miteinander kollidierten. Zwar schlug die Gebietsführung dem ZK in Moskau 1956 vor, die »noch nicht demarkierte sowjetisch-polnische Grenze« wegen ungünstiger Straßenverläufe zu verschieben;73 doch auch nach der Neuordnung des Grenzregimes in Kaliningrad und der Mahnung von Armeeoberst Mogilëvskich stellten Kolchozvorsitzende »ungehindert Personen ein, die ohne Passierscheine aus unterschiedlichen Gegenden der UdSSR eingereist sind [, wobei] die Eingestellten lange Zeit nicht gemeldet sind«, meldete Grenztruppenkommandeur Borec ein halbes Jahr später der Gebietsführung.74 Zudem entsandten die BeKaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR

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triebe oft »Kolchozarbeiter ohne Pässe und ohne Wissen der Grenzverwaltung zu landwirtschaftlichen Arbeiten in die [unmittelbar an der Grenze liegende] 800Meter-Zone, in dessen Folge Versuche seitens der Kolchozarbeiter festgestellt wurden, mit Einwohnern der Volksrepublik Polen ins Gespräch zu kommen«, entrüstete sich Borec.75 Oft hätten die Betriebe »eigenmächtig die Weidefläche für das Vieh in Richtung des Kontrollstreifens erweitert, was zum Übertreten der Grenze durch das Vieh führt und die Bewachung der Staatsgrenze bedeutend erschwert«.76 Borec forderte angesichts dieser Zustände entschiedene Maßnahmen, denn »das Befolgen eines strengen Grenzregimes ist nicht nur Angelegenheit der Grenztruppen, sie ist Sache jedes Leiters eines Organs, einer Einrichtung, Sache jeden Sowjetbürgers, weil es um die Unverletzbarkeit der sowjetischen Grenze, um die Sicherheit des Staates insgesamt geht.«77 Viele Gebietsbewohner aber fühlten sich durch die Grenzvorschriften eher behindert als geschützt und ignorierten nach Möglichkeit das Grenzregime. Wie Grenztruppenkommandeur Borec fürchtete offenbar auch die Gebietsparteiführung, dass im Zuge der Neuregelung des Gebietsstatus der Grenzschutz in Kaliningrad außer Kontrolle geraten könnte: Im Mai 1959 bat Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv Moskau darum, die früheren Regelungen für Kaliningrad wieder in Kraft zu setzen, da »nach dem Wegfall der Pass- und Regimebeschränkungen 1955« sich »der Zuzug einer beträchtlichen Anzahl von für ein Grenzgebiet unerwünschten Personen aus unterschiedlichen Regionen des Landes, [namentlich] von aus Strafanstalten entlassenen kriminellen Elementen verstärkt« habe: »In Verbindung mit Passbeschränkungen in der Litauischen SSR fahren dort entlassene litauische Nationalisten in unser Gebiet, um sich hier niederzulassen. Ihrerseits gibt es feindliche Tätigkeiten, Einschüchterung der örtlichen Bevölkerung und Versuche, die Staatsgrenze zu übertreten«, so Černyšëv.78 Die Bitte aus Kaliningrad stieß auf wenig Resonanz. Der Brief an das Zentralkomitee war Černyšëvs zweiter Versuch in diese Richtung, denn zuvor war bereits »die Bearbeitung dieser Frage dem Ministerrat der RSFSR übertragen worden, der unseren Vorschlag [aber] nicht unterstützte«, wie der Gebietsparteichef einräumen musste.79 Anhaltspunkte dafür, dass das Parteigremium der Bitte aus Kaliningrad entsprochen und gegen den Ministerrat optiert hatte, fanden sich nicht. Einmal mehr warf der Bericht Černyšëvs ein Schlaglicht darauf, wie sehr die Sowjetmacht in Kaliningrad darum kämpfen musste, eine sowjetische Zukunft der Region zu gewährleisten. Kaliningrad angesichts dieser Umstände eine »bedeutende Funktion für die Beherrschung des neuen sowjetischen Machtbereichs in Mitteleuropa«80 zuzuweisen, mochte Eindruck schinden, entsprach aber nicht der Praxis. Die Lage an der westlichen Außengrenze der Sowjetunion behinderte auch nach der Revision des Gebietsstatus 1955 die Entwicklung der Region, da sie den Bedürfnissen des Gebiets und seiner Bevölkerung »in marktwidriger Weise«81 zuwiderlief. Die aus der Grenzlage resultierende Pass- und Meldepflicht verlangte von Zuzüglern eine Abmeldung am alten Wohnort. Eine spätere Rückkehr aus Kaliningrad dorthin war angesichts der immer noch angespannten Wohnraum30 Kaliningrad werden

versorgung in den fünfziger Jahren praktisch verbaut. Viele Neuankömmlinge scheuten daher die Abmeldung, konnten aber auf das Entgegenkommen bedeutender Institutionen hoffen: Nachlässigkeit in der Anwendung der Meldepflicht äußerte sich 1959 vor allem darin, »dass in den höheren und mittleren Ausbildungsstätten, in technische und Bauberufsschulen Bürger ohne Pässe und Anmeldungen aufgenommen werden […], die aus Moskau, Leningrad, Riga und anderen Großstädten ohne Abmeldung kommen […]. Außer Auszubildenden und Studenten wird auch Lehr- und anderes Dienstpersonal ohne Anmeldung eingestellt«, kritisierte die Passabteilung der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Inneres den Pragmatismus vieler Betriebe und Einrichtungen.82 Allein im neu gegründeten Technischen Institut für Fischereiindustrie und -wirtschaft seien »von 500 überprüften Pässen 298 Pässe von Dozenten und Studenten in Kaliningrad nicht registriert« gewesen;83 540 Studenten hätten es »abgelehnt, sich überhaupt auszuweisen«, stellte die Meldebehörde fest.84 Niemand wollte seinen bisherigen Lebensmittelpunkt aufgeben und gegen Kaliningrad eintauschen: »Hauptsächlich lehnen es Studenten ab, sich anzumelden, die in Moskau, Leningrad, Riga und anderen Republikshauptstädten gemeldet sind […]«; es sei offensichtlich, »dass sie selbst sich nicht aus Moskau abmelden wollen und nicht als Beispiel für Studenten dienen, obwohl alle von ihnen in Kaliningrad gute Wohnungen erhalten haben.«85 Druck seitens der Administration schied als Mittel aus: Es war der Institutsdirektor selbst, der persönlich die Verwaltung für Inneres aufforderte, »35 Familien des Lehrkörpers, darunter auch das Familienoberhaupt befristet in Kaliningrad anzumelden, [da] für den entgegengesetzten Fall ein bedeutender Teil von ihnen die Bereitschaft ausgedrückt hat, aus Kaliningrad zurück nach Moskau zu fahren.«86 Nur indem die offiziellen Vorschriften umgangen würden, schien dem Direktor eine Zukunft seines Institutes sicher. Einmal mehr empfanden viele Bewohner die Zukunft Kaliningrads als unsicher, für die es sich nicht lohnte, Wohnung und Aufenthaltsgenehmigung in einer der großen Städte der Sowjetunion aufzugeben. Ein Teufelskreis drohte: Ohne sichere Zukunft mochten nur Wenige dauerhaft nach Kaliningrad kommen, Zustrom und Optimismus seiner neuen Bewohner waren aber wiederum Bedingung für das Wohlergehen des Gebietes. Die aus der Grenzlage Kaliningrads abgeleiteten Vorschriften gefährdeten jetzt ganz offensichtlich den mühevoll erarbeiteten Zuspruch des Gebietes innerhalb der Sowjetunion. Nicht nur Dozenten und Studenten, auch die immer zahlreicher anreisenden Touristen fühlten sich in Kaliningrad gegängelt: Es sei schließlich »im Sommer, wenn ein Massenandrang von Bürgern an das Meer […herrscht], praktisch nicht möglich, ein Grenzregime durchzusetzen« und durch die bisherigen Kontrollen seien »viele gerechtfertigte Beschwerden von Bürgern eingegangen«,87 wie Michail Efimenko, Leiter der Verwaltung für Inneres des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, 1960 in einem Schreiben an Gebietsparteichef Fëdor Markov ausführte. Selbst der 1955 reduzierte Grenzstatus sorge anhaltend für eine »überhaupt nicht normale Situation, die den Bürgern Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR

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die Möglichkeit nimmt, ungehindert die Küste zu nutzen«.88 Die administrativen Hürden liefen den Bemühungen Kaliningrads vollkommen zuwider, sich innerhalb der Sowjetunion als Urlaubsort zu etablieren. Efimenko wollte diesen Ruf Kaliningrads nicht riskieren und bat die Gebietsführung »um eine Empfehlung an den Ministerrat der UdSSR zur Genehmigung der Einreise von Sowjetbürgern in die Kurorte Svetlogorsk, Zelenogradsk und Pionersk ohne besondere Passierscheine«.89 Öffnung tat Not, um das Potenzial Kaliningrads nicht weiter einzuschränken. Es war daher auch ein Stück Normalisierung, als das Gebietsparteikomitee 1966 feststellte, in Kaliningrad habe »die Zahl von ausländischen Studenten bedeutend zugenommen« und betrage »63 Personen […]. Zurzeit studieren [in Kaliningrad] außer Studenten aus sozialistischen Ländern auch Bürger der Vereinten Arabischen Republik [Ägypten]«, vermerkte das Protokoll.90 Kaliningrad war für Ausländer nicht mehr gänzlich tabu.

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Im Norden liegt Lettland – Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad »Wenn auf den Kurilen die Sonne untergeht, geht sie in Kaliningrad gerade auf. Wenn sich die Nacht senkt über Kaliningrad, ist es hell auf den Kurilen. Diese Punkte liegen auf unterschiedlichen Seiten der Erdkugel. Aber sowohl hier als auch dort liegt sowjetischer Boden. Sowohl in Kaliningrad als auch auf den fernen Kurilen weht stolz die rote Flagge der Sowjets. Groß ist unser Land – auf der Welt gibt es kein ihm ebenbürtiges. […] Dieses Gebiet [Kaliningrad] ist ein sowjetischer Grenzposten auf dem weiteren Weg nach Minsk, Riga, Leningrad.«1

Kaliningrad als reiner Summand, nichts anderes als Appendix und Vorhof des Landes der Sowjets – dieser Blick auf die Landkarte der UdSSR war dem Zentrum einen Stalinpreis wert: Als 1947 Nikolaj Michajlovs Werk »Über der Karte der Heimat« erschien, avancierte es schnell zum »angesehensten Buch sowjetischer Populärwissenschaft« und erreichte wiederholt Auflagen in Höhe von je einer halben Million Exemplare.2 Dieses Verständnis sowjetischer Geografie verwies in seiner Totalität auch auf den Stellenwert der Peripherie Kaliningrad: Was für das Zentrum zählte, war Kaliningrads quantitativer Beitrag zur Sowjetunion – Fläche, Ausdehnung, Koordinaten. Für Kaliningrad hegte Moskau lediglich dann ein Interesse, wenn dies dem Erhalt und der Sicherung von Kaliningrads Beitrag für die Sowjetunion diente. Nach der Landnahme 1945 war dies nur noch wenig. Kaliningrad lag an der Außengrenze der UdSSR und bildete deren westlichsten Punkt – aber ein Ort, an dem Sowjetbürger lebten, war es in den Augen des Zentrums nicht. Auf Unregelmäßigkeiten und Probleme im Gebiet reagierte Moskau allenfalls auf Zuruf. Kaliningrad war ein ungeliebtes Kind. Viel Aufmerksamkeit brachte ihm Moskau nicht entgegen.

Gewusst wo – Moskaus Interesse gegenüber der neuen Peripherie Das Wissen des Zentrums über Kaliningrad hielt sich in Grenzen: Mit der Annektierung 1945 war Kaliningrad zu einem Aufmarschplatz für die sowjetische Armee geworden und hatte spätestens mit dem Abschluss der Eingliederung 1947 seinen Zweck erfüllt. Die Begehrlichkeiten der Militärführung hatten innerhalb eines Jahres nach der Annexion bemerkenswerten Umfang angenommen. Allein im April 1946 wurden »zum Zwecke der Bereitstellung für die Organisierung und den Dienst unumgänglicher Bedingungen der per Regierungsbeschluss neu organisierten Südlichen Ostseeflotte« drei Städte und dreizehn Dörfer im Gebiet Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad

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inklusive Treibstoffdepots, Minenlagern, Werkstätten, Lagern und Ziegeleien dem Militär zugeschlagen – über »weitere Orte, die das Kommando der Südlichen Ostseeflotte wünscht«, sollte zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.3 Mit anderen Details hielt sich das Zentrum indes nicht auf. Informationen über das Gebiet, die für dessen Zukunft von entscheidender Bedeutung sein konnten, mussten Kaliningrader Behörden erst noch zusammenstellen und an das Zentrum weiterleiten, damit Moskau überhaupt eine Vorstellung von seiner Neuerwerbung an der sowjetischen Westgrenze bekam.4 Die Planungen Moskaus für ein Kaliningrader Verkehrswegenetz standen unter keinem guten Stern, wies doch die im Februar 1947 dazu von der Hauptstraßenverwaltung beim Ministerrat der RSFSR erarbeitete Karte eine Gebietsgrenze mit der Lettischen Sowjetrepublik aus. In Moskau wusste offenbar niemand genau, wo Kaliningrad lag und dass es Litauen zum Nachbarn hatte, nicht Lettland.5 Auch das von Experten kartierte Nebeneinander von Tilsit und Sovetsk (an Stelle Ragnits) hatte es im Gebiet nie gegeben.6 Tatsächlich teilte Kaliningrad das Schicksal des Neuzugangs mit anderen Regionen, die ebenfalls im Zuge des Zweiten Weltkriegs an die Sowjetunion gefallen waren. Noch im Dezember 1948 bestand innerhalb der Führung der RSFSR deutlicher Informationsbedarf über den südlichen Teil Sachalins, die Kurilen, Petsamo und Kaliningrad, so dass Moskau Dossiers zu deren Demografie und Wirtschaft erstellen ließ.7 Dass dies durch das Außenministerium der RSFSR geschah, zeigte erneut die Ausnahmestellung dieser Regionen: Sie alle wurden weiterhin als fremd und als nicht dazugehörig empfunden und entsprechend behandelt – selbst das Inhaltsverzeichnis sprach statt von der sonst stets nach außen vertretenen »Kaliningradskaja oblast’« vom »rajon Kënigsberga«.8 Angesichts dieser Umstände war es reine Rhetorik gewesen, diese Regionen in den ersten Fünfjahresplan der RSFSR für 1946 bis 1950 aufzunehmen,9 war doch über sie kaum etwas bekannt. Moskau hatte anderes als »das neue Gebiet Kaliningrad seit den ersten Monaten seiner Existenz wachsam im Auge«.10 Mit der Annexion 1945 sank das Interesse Moskaus an Kaliningrad kontinuierlich: In den vom Innenministerium seit Kriegsende zusammengestellten Sondermappen mit als besonders wichtig eingestuften Dokumenten für Stalin, Molotov, Berija und Chruščëv11 fanden sich zunächst mit einiger Regelmäßigkeit mehrere Berichte über Vorfälle und Entwicklungen im Gebiet. Deren Zahl ging nun bis 1958 praktisch gegen Null: Nach der Erstürmung Königsbergs erhielt Iosif Stalin über seine Sondermappe 1945 acht Kaliningrad-spezifische Meldungen aus der Region, 1946 fünf, 1947 keine und 1948 vier; bis 1956 erhielt Molotov insgesamt sechs Kopien in seine Sonderakte – davon im Jahre 1945 eine, 1947 drei exklusive und eine auch an Stalin weiter gereichte Nachricht, sowie 1948 eine Nachricht.12 Berija erhielt 1946 dreimal, 1947 und 1949 zweimal Meldung aus Kaliningrad, Chruščëv 1955 und 1958 je einmal.13 Gemessen an den auf Jahrzehnte hinaus großen Problemen Kaliningrads war dies zu wenig der Zuwendung.14 So sich das Politbüro überhaupt mit Kaliningrad beschäftigte, widmete es sich bis 1950 vor allem Personal- und Verwaltungsfragen.15 Das Zen34 Kaliningrad werden

Abb. 2: Das in Moskau erstellte »Schema von Autotransportstraßen des Gebiets Kaliningrad« zeigte im Nordosten Lettland anstelle Litauens – im Februar 1947 abgezeichnet durch den Leiter der Abteilung für Straßen republiksweiter Bedeutung der Hauptstraßenverwaltung beim Ministerrat der RSFSR, Burjakov.

trum war vor allem mit dem eigenen Machterhalt beschäftigt und hatte für die Peripherie im äußersten Westen nur wenig Aufmerksamkeit übrig.16 Die Rat- und Ideenlosigkeit für Kaliningrad manifestierte sich in den ersten Jahren vor allem in der Demontage von Industrieanlagen und der Konfiszierung von Museumsbeständen. Bereits kurz nach der Erstürmung der Stadt unterrichtete der Stellvertretende Volkskommissar für Inneres, Vasilij Černyšov17, seinen Vorgesetzten Vjačeslav Molotov im Juni 1945, dass »sich nach Hinweisen aus der Hauptarchivverwaltung des NKVD der UdSSR in Ostpreußen […] Dokumente eines ostpreußischen Archives und in Königsberg die Bibliotheken der Rigaer und Königsberger Universität befinden«; diese enthielten »wertvolle Dokumente zur Geschichte der UdSSR«, darunter »wertvollste Handschriftensammlungen, bestehend aus dem persönlichen Schriftwechsel des deutschen Philosophen Immanuel Kant, revolutionärer Flugblätter von 1848 und 1918, sowie Urkunden auf Pergament aus dem 11. bis 15. Jahrhundert […]«.18 Zwei NKVDMitarbeiter sollten in der Folge nach Ostpreußen abkommandiert werden19 – in eine Region, die als Kriegsbeute betrachtet wurde und sich für kurzfristigen Gewinn plündern ließ. Eine Expedition der Moskauer Akademie der Wissenschaften der UdSSR traf im Dezember 1945 in Königsberg ein.20 Doch selbst hier stand sich die Sowjetmacht selbst im Weg: Die Planlosigkeit gegenüber der Region, das Chaos der Zuständigkeiten zwischen Zentrum und Peripherie bekam der Archäologe Aleksandr Brjusov zu spüren, als er als Gesandter Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad

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im Frühjahr 1946 in Königsberg, auch »im Schlosse [Šlosse] unter den Massen von Schutt«21 nach Museumsinventar suchte – »allerdings können wir entsprechend den Regelungen nicht mehr Lebensmittel als nur für einen Tag bekommen. […] Länger können wir in Königsberg nicht bleiben.22 […] Und so verläuft unsere Arbeit offensichtlich unnütz. Wir verpacken Dinge, aber ob sie heil bleiben – wenig wahrscheinlich. Die Stimmung ist bei allen gesunken. Unter solchen Bedingungen hat es keinen Sinn, länger in Ostpreußen zu bleiben«,23 notierte Brjusov in seinem Tagebuch vom Frühsommer 1946 – kurz bevor ihm mitgeteilt wurde, dass man der speziell aus Moskau angereisten und Monate lang in der Stadt tätigen Expertengruppe »Wagen für die Überführung der Sachen aus dem Schloss in das Archiv nicht bereitstellt. [Brjusovs Kollegin] Beljaeva und ich wollten zu General Pronin gehen, aber er empfängt nicht.«24 Immerhin ließ sich die Moskauer Führung regelmäßig über den Fortgang der Besiedlung des Gebietes mit Sowjetbürgern unterrichten: Im Sommer 1946 hatte der sowjetische Ministerrat drei Erlasse auf den Weg gebracht, mit denen »Maßnahmen zum wirtschaftlichen Aufbau des Königsberger Gebiets«25, »vorrangige Maßnahmen zur Besiedlung der Kreise und der Landwirtschaftsentwicklung im Gebiet Kaliningrad«26 und der »gebietsadministrative Ausbau des Gebiets Kaliningrad«27 beschlossen wurden. Verfügt worden war, »auf freiwilliger Grundlage in die Kreise des Gebietes Kaliningrad zwecks dauerhafter Wohnsitznahme in den Monaten August, September, Oktober 1946 12.000 Familien von Kolchozarbeitern anzusiedeln«.28 Das Bild, das die zuständigen Behörden vor Ort nach den Schauermeldungen von Mai 1946 über Kannibalismus in Kaliningrad29 an das Innenministerium lieferten, war durchwachsen. Nicht immer war »die Stimmung aller Übersiedler gut« und nicht alle dankten »der Partei und der Sowjetregierung für die erwiesene Ehre, sowjetisches Leben nach Kaliningrad zu tragen«.30 Für das Innenministerium aber waren negative Informationen keine Nachricht wert: Ungeachtet zahlreicher Berichte von untergeordneten Innenbehörden, wonach Neusiedler den Weg nach Kaliningrad nicht antreten wollten,31 verschwieg das Innenministerium seine Erkenntnisse der Moskauer Führung. So meldete Innenminister Sergej Kruglov im Oktober 1946 dem Ministerrat der UdSSR, die »Übersiedlung der Familien von Kolchozbauern an den neuen Wohnort im Gebiet Kaliningrad« werde »in Übereinstimmung mit den Bedingungen, wie sie der Beschluss des Ministerrates der UdSSR vorsieht, durchgeführt«32– obwohl er nur zwei Wochen zuvor persönlich auch von »negativer Haltung unter einzelnen Übersiedlern« im Gebiet Moskau unterrichtet worden war, die sich »weigerten überzusiedeln« in der Überzeugung, »bald gibt es von neuem Krieg und die Deutschen erschlagen all unsere Kinder.«33 Moskau nahm Kaliningrad und seine anstehenden Probleme entweder nicht ernst oder überhaupt nicht wahr. Statt sich der Probleme der Übersiedlung zu widmen, beschränkte sich das Innenministerium darauf, Berichte über Erfolge bei der Kriminalitätsbekämpfung wie etwa die Verhaftung einer Bande von Falschmünzern34 aus Kaliningrad an die Staatsführung weiterzuleiten. 36 Kaliningrad werden

Spätestens seit Anfang Mai 1947 wusste Moskau von der schlechten Stimmung in Kaliningrad; dort gebe es nach Meinung von Bewohnern »keinen verantwortlichen Herren« und es werde »mit der Zeit wieder an die Deutschen« fallen, berichtete der kommissarische Gebietsparteichef Pëtr Ivanov dem Moskauer Zentralkomitee.35 Noch immer wurde Kaliningrad als Kriegsbeute behandelt und die Demontage der wirtschaftlichen und kulturellen Infrastruktur betrieben; daran hatte sich seit der Einnahme der Stadt 1945 nichts geändert. Diese Politik verstörte die Gebietsführung – ebenso wie die Bevölkerung tief: »Wertgegenstände wurden verschleppt, Wohnraum und Produktionsstätten zerstört«, wandte sich Ivanov Ende des Monats schließlich in einem Brief an Iosif Stalin persönlich.36 »Stellvertreter verschiedener Ministerien und Dienststellen im Gebiet betrachteten Ostpreußen als besetztes Gebiet, demontierten Ausrüstung, transportierten wertvolle Materialien aus Betrieben ab […]«,37 während die Gebietsführung »der Bevölkerung und den Angehörigen der Sowjetarmee nicht erklärte, dass das Gebiet Kaliningrad ein sowjetisches Gebiet ist und dass alle Betriebe, Einrichtungen, materiellen Wertgegenstände als sozialistisches Eigentum, als Besitz des sowjetischen Staates gelten«, kritisierte Ivanov.38 Eine solche Politik sei alles andere als dazu geeignet, Vertrauen in eine sowjetische Zukunft des Gebietes herzustellen, und es sei »bei einem Teil der russischen Bevölkerung Misstrauen in die Dauerhaftigkeit seiner Anwesenheit auf dem neuen Territorium entstanden«39 – der Parteisekretär vermisste »eine klare Perspektive«.40 Konkret forderte Ivanov von Moskau eine Sonderkommission mit dem Ziel, »gemeinsam mit unserer Teilnahme einen Plan zur Wiedererrichtung und Entwicklung des Gebietes Kaliningrad und über Maßnahmen unverzüglicher Hilfe für seinen wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau zu erarbeiten und dem Ministerrat der UdSSR zur Begutachtung vorzulegen«.41

Schwerer Stand – Moskauer Maßnahmen und Kaliningrader Bringschuld Erst der Hilferuf Ivanovs veranlasste Moskau, sich näher mit »Fragen des Gebietes Kaliningrad« auseinanderzusetzen, die es bislang nur nach wiederholter Aufforderung zu beantworten bereit gewesen war. Am 9. Juni 1947 beschloss das Zentralkomitee der VKP(b), eine Kaliningrad-Kommission aus fünfzehn Mitgliedern42 einzurichten; dieses Gremium bestand vor allem aus Angehörigen des sowjetischen Ministerrates und sollte »in das Gebiet Kaliningrad reisen und nach Bekanntmachung mit der Angelegenheit vor Ort […] einen Entwurf zu Maßnahmen wirtschaftlicher Hilfe für das Gebiet Kaliningrad sowie eines konkreten Planes zur Nutzung einer Werft, der Zellulose-, Papier- und Bernsteinindustrie und des Verkehrs« erarbeiten.43 Wenigstens jetzt gab sich das Zentrum entschlossen: »Frist der Arbeit der Kommission – bis zum 1. Juli«, hieß es knapp im Protokoll.44 Die Reise nach Kaliningrad45 geriet zum Fiasko. Die Gäste aus der Hauptstadt hatten keinerlei Vorstellung von den Alltagsbedingungen in Kaliningrad Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad

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gehabt und waren von den Verhältnissen im Gebiet schockiert: Auf der Fahrt vom Kaliningrader Südbahnhof zum Hotel soll der Stellvertretende Ministerratsvorsitzende der UdSSR und Kommissionsleiter Aleksej Kosygin unentwegt aus dem Fenster gestarrt und sich schließlich an seine Begleiter gewandt haben: »Und hier können wirklich Menschen leben?«46 Doch auch angesichts der offenkundig schweren Lebensbedingungen in Kaliningrad sahen die Besucher aus dem Zentrum keinen Anlass zur Selbstkritik und machten stattdessen die Gebietsführung für die Zustände im Gebiet verantwortlich. An diesem Tag beging der kommissarisch eingesetzte Gebietsparteichef Pëtr Ivanov Selbstmord.47 Erst jetzt und nachdem »die Leiter des Gebiets von Gen. Stalin empfangen«48 worden waren, widmete sich Moskau dem Gebiet mit der gebotenen Aufmerksamkeit: Die Entwürfe für die auf den 25. Juni 1947 terminierte Sitzung von Kaliningrad-Kommission und Gebietsvertretern sahen tatsächlich die von Ivanov geforderten Punkte vor, daneben »Maßnahmen zur Entwicklung der Landwirtschaft«, der »Versorgungsverbesserung von Werktätigen des Gebietes Kaliningrad« und der »Übersiedlung von Kolchozbauern und anderer Bevölkerung in die Kolchoze und Sovchoze des Gebiets Kaliningrad in den Jahren 1947–1950«.49 Auch die Aussiedlung der noch im Gebiet lebenden deutschen Bevölkerung in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands (SBZ) sollte zur Sprache kommen.50 Im Ergebnis einigten sich beide Seiten vor allem auf Generalpläne für die Gebietsstädte Kaliningrad, Sovetsk und Černjachovsk. Dass die Kreisstädte Gusev und Nesterov darin mehrfach mit falschem Namen als »Gusevo« und »Nesterovsk« bezeichnet wurden, war symptomatisch und musste Zweifel an der Sorgfalt der Pläne Moskaus wecken.51 In einer ersten Zwischenbilanz berichtete der Nachfolger des toten Pëtr Ivanov, Kaliningrads neuer Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov im August 1947 nach Moskau, dass »in der Folge unbefriedigender Stellung politischer Arbeit unter den Kolchozmitgliedern […] ein Teil von ihnen nicht sesshaft wurde und eigenständig die Kolchoze verließ.«52 Der Selbstmord Ivanovs und der Wechsel an der Gebietsparteispitze hätten sich nicht positiv auf die Stimmung im Gebiet ausgewirkt, und es herrsche »bei einem bestimmten Teil der Kolchozmitglieder auch jetzt Rückkehrstimmung […]«, musste Ščerbakov dem Zentrum gestehen.53 Iosif Stalin sollte wenig später persönlich von den Problemen des neuen Gebietes erfahren, als die Gebietsführung warnte, es seien »eine administrative Gebietseinteilung nicht vollständig durchgeführt« und »selbst bis heute noch keine Dorfsowjets gebildet worden«.54 Nach den Erfahrungen der vorangangenen Monate hegte die Gebietsführung die Hoffnung, noch einmal das Ohr des Zentrums für die besonderen Probleme Kaliningrads gefunden zu haben. Doch solche Details Kaliningrader Lebenswirklichkeit interessierten Moskau kaum: Die Aufmerksamkeit des Zentrums galt eher gesamtsowjetischen Fragen wie der Instandsetzung des Bernsteintagebaus in Palmnicken-Jantarnyj für die sowjetische Industrie55 oder Grenzverletzungen durch Angehörige der kanadischen Militärmission beim Alliierten Kontrollrat in Deutschland, die »sich unterwegs angeblich verfuhren und auf 38 Kaliningrad werden

sowjetisches Territorium gerieten«.56 Pflichtschuldig veröffentlichte die Kaliningradskaja Pravda eine entsprechende Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS samt einem Lob der »Wachsamkeit sowjetischer Grenzschützer«, um der Bevölkerung etwas mehr Vertrauen in die Zuständigkeiten des Zentrums zu geben.57 Nun lieferten auch zentrale Institutionen zunehmend schlechte Nachrichten aus dem äußersten Westen und das negative Bild des Zentrums von Kaliningrad verfestigte sich zusehends. Ein halbes Jahr nach Moskaus Erlassen stand für das Ministerium für staatliche Kontrolle der RSFSR fest, »dass das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee sowie mehrere Ministerien und Dienststellen der RSFSR eine Reihe grundlegender Fragen der Erlasse des Ministerrates der RSFSR nicht erfüllt haben.«58 Eine Umsetzung werde über Monate verzögert, die Treibstoffversorgung sei im Gebiet auch jetzt »unbefriedigend« und die Errichtung von Wohnraum bliebe »besonders in der Stadt Kaliningrad deutlich hinter dem Zuwachs der Bevölkerung zurück«59 – womit die Erfolgsmeldungen über Planübererfüllungen im Rahmen der Neubesiedlungskampagnen einen äußerst schalen Beigeschmack erhielten.60 In Schulen gebe es weder Wasser oder Heizung, noch Licht oder Möbel; in Krankenhäusern fehle neben Medikamenten ebenfalls Inventar.61 In Kaliningrad ging es nur noch ums Durchhalten und Behalten: Läden konzentrierten sich auf die Einrichtung von Verkaufsbuden für Wein, Handwerksbetriebe auf die Reparatur von feuersicheren Geldschränken – gleichzeitig seien »nirgendwo ein Gaskocher, ein Kochtopf und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs zu erwerben«, kritisierte das Ministerium;62 viele Angestellte hätten sich als »Verschwender und als ungeeignet für ihre Arbeit erwiesen«.63 Es schien schlecht um Kaliningrad und sein Bild im Zentrum bestellt, zumal auch »die Wiederherstellung der Meliorationssysteme im Gebiet Kaliningrad nicht zufriedenstellend ausgeführt« werde, wie der Ministerrat der RSFSR Ende 1947 feststellte.64 Rhetorisch durchaus geschickt gestand Gebietsparteichef Ščerbakov im neuen Jahr Iosif Stalin, dass »das Tempo des [städtischen] Wiederaufbaus hinter dem gesamten Tempo der industriellen und kulturellen Entwicklung der Städte zurückbleibt und dem Bedarf der rasch wachsenden Bevölkerung nicht genügt«;65 mit absoluten Zahlen hielt sich der Gebietsparteichef vorsorglich zurück. Die schlechten Nachrichten aus und für Kaliningrad rissen derweil nicht ab: Schlechte Ernten und massenhaftes Viehsterben,66 Prügeleien unter Übersiedlern67 und schwache Propagandaarbeit68 waren nur einige der Hiobsbotschaften, die das Zentrum aus dem äußersten Westen erreichten. Von Leitern der Sovchoze würden Deutsche den Übersiedlern »in einer Reihe von Fällen eindeutig vorgezogen« und »zu Brigadieren ernannt«;69 wegen Trunkenheit bleibe teilweise die Ernte auf den Feldern,70 was auch an einer »sorglosen« Einstellung der Gebietsexekutive bei der Erfüllung der Moskauer Beschlüsse liege,71 kritisierte die Übersiedlungsverwaltung für die RSFSR: »All diese Mängel haben Abreisen von Übersiedlern zur Folge« – mit steigender Tendenz.72 Inzwischen hätten Hunderte von Familien Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad

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die Sovchoze verlassen – obwohl die schweren Lebensbedingungen für die Übersiedler dem entsprechenden Ministerium bekannt seien, wie sich schließlich der Ministerratsvorsitzende der RSFSR, Michail Rodionov bei seinem Vize-Amtskollegen für die UdSSR, Georgij Malenkov beschwerte.73 Länger konnte die Moskauer Führung ihre Haltung des laissez faire gegenüber Kaliningrad nicht durchhalten und es kam zum zweiten Krisentreffen in Sachen Kaliningrad innerhalb eines guten Jahres: Anfang September 1948 wurde Gebietsparteichef Ščerbakov vom Organisationsbüro des Zentralkomitees nach Moskau zitiert, um »über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b)« zu berichten.74 Schon mit diesem Vorgehen demonstrierte Moskau, wer die Deutungshoheit über die Misere Kaliningrads besaß und dass die Schuld an den Problemen des jüngsten sowjetischen Gebietes in Kaliningrad selbst liege, und das obwohl vom Zentrum die richtigen Ideen ausgegangen seien. Entsprechend kühl bewertete die Partei die bisherige Arbeit der Genossen in Kaliningrad: Die Kaliningrader Gebietsführung habe zwar »einige Erfolge« vorzuweisen, allerdings gehe »die Wiedererrichtung der Landwirtschaft, der Industrie und der Kommunalwirtschaft langsam voran« und die bisherigen Aufbaupläne würden »unbefriedigend umgesetzt«.75 Auch Moskauer Ministerien erfüllten die zentralen Beschlüsse vom Sommer 1947 »ungenügend«.76 Zu Selbstkritik sahen aber weder Staats- noch Parteiführung77 einen Anlass: Das Unbehagen galt den untergeordneten Dienststellen und Parteiorganisationen – ein Misstrauen, das neben Kaliningrad auch anderen Regionen der Sowjetunion entgegenschlug.78 Eine neue Kommission unter Malenkovs Vorsitz sollte nun einen weiteren Erlass für Kaliningrad erarbeiten, vor allem mit dem Ziel einer »ernsthaften Verbesserung der innerparteilichen und politischen Arbeit der Parteiorganisationen des Gebietes«.79 Knapp zwei Wochen später im Zentralkomitee eingebracht,80 bot aber auch dieser Erlass wenig Chancen, Moskaus Bild von Kaliningrad als Sorgenkind nachhaltig zum Besseren zu wenden. Vielmehr diente er dem Organisationsbüro des ZK nur als Vorlage, um im November 1948 gegenüber der Kaliningrader Führung radikale Kritik zu üben: Das Gebietsparteikomitee zeige »nicht die nötige Sorge für den Schutz und die Entwicklung der gesellschaftlichen Wirtschaft der Kolchoze«.81 Die Bedingungen Kaliningrads für eine sozialistische Wirtschaftsordnung seien nicht ausreichend, da der »Bau vieler Kolchoze und Sovchoze auf der Grundlage des früher bestehenden Einzelgehöft-Systems bei den Kolchozbauern Bestrebungen nach Privatbesitz auslöst und die wirtschaftlichorganisatorische Stärkung der landwirtschaftlichen Genossenschaften bremst«, so das Verdikt des Organisationsbüros.82 Großes Missfallen löste in Moskau aus, dass »einige Kolchozbauern, die sich auf Einzelhöfen niedergelassen haben, illegal Kolchozländereien besetzen und die Teilnahme an gesellschaftlicher Arbeit ablehnen.«83 Das Gebietsparteikomitee musste sich vorwerfen lassen, dass der »Kampf mit all diesen Erscheinungen […] schwach und unentschieden geführt« werde.84 Dieses Kaliningrad war weit entfernt davon, ein Gebiet wie jede andere sowjetische oblast’ zu sein. Nur dem 40 Kaliningrad werden

Selbstmord seines Vorgängers Ivanov hatte es Gebietsparteichef Ščerbakov zu verdanken, dass er seinen Posten behalten durfte und die Gebietsparteiführung nicht noch einmal ausgetauscht wurde – der Kaliningrader Bevölkerung war noch mehr Unsicherheit kaum zuzumuten. Nach dieser zweiten Aufforderung Moskaus an Kaliningrad, nunmehr endlich in leuchtenden Farben zu erblühen, änderte sich der negative Eindruck Moskaus von seiner jüngsten Peripherie wenig. Angesichts der Unzufriedenheit des Zentrums mit den landwirtschaftlichen Produktionsziffern der Regionen und den damit einhergehenden Vorladungen nach Moskau85 konnte dort der Eindruck entstehen, gerade Kaliningrad sei nichts anderes als ein »Klotz am Bein« der Sowjetunion und schade mehr als es nütze. Die Abrechnung des Zentrums mit der vermeintlich unfähigen Gebietsführung gerann in ihrer ritualisierten Form vollends zur Illusion eines starken, »von einem verbrauchenden zu einem produzierenden Gebiet«86 gewordenen Kaliningrad: Auch Ende 1949 würden Regierungsbeschlüsse für Kaliningrad verschleppt und »äußerst unbefriedigend« umgesetzt,87 Propagandaarbeit fehle unter den Übersiedlern vollkommen88 und über eintausend Familien hätten innerhalb eines Jahres das Gebiet verlassen, so die Meldungen an den Ministerrat der RSFSR.89 Für dessen Übersiedlungsverwaltung war dies allerdings kein Grund, die bisherige Arbeit zu hinterfragen: Schuld trage allein die Peripherie, denn »besonders schlecht organisiert ist die Begutachtung und Bearbeitung von Beschwerden von Übersiedlern im Apparat der Abteilung für Übersiedlungsfragen beim Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee«, erfuhren auf ihrer alljährlichen Republiksversammlung die versammelten Gebietsleiter aller Übersiedlungsabteilungen der RSFSR aus dem Munde ihres Vorgesetzten, M. Šalaev.90 Die Zentralbehörde hingegen habe eindeutige Erfolge vorzuweisen, denn »rechzeitig erfüllt wurde der Übersiedlungsplan im Kreis Chabarovsk, im Gebiet Groznyj und den Sovchozen des Gebiets Kaliningrad«; wenn auch »mit Verspätung gegenüber der von der Regierung festgelegten Frist« sei der Übersiedlungsplan für die Kolchozen Kaliningrads ebenfalls »erfüllt worden«, sparte Šalaev nicht mit Eigenlob.91 Dass Tausende von Übersiedlerfamilien Kaliningrad in den letzten Jahren wieder verlassen hatten, erwähnte der Behördenleiter in seinem 57 Seiten starken Vortrag indes mit keiner Silbe.92 Šalaev war es auch, der statt Gebietsparteichef Ščerbakov nun den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Aleksej Egorov nach Moskau zitiert sehen wollte93 – der es allerdings angesichts bisheriger Erfahrungen im Umgang mit dem Zentrum vorzog, in Kaliningrad zu bleiben und sich schriftlich zu den Vorwürfen zu äußern. Egorov genügte den Erwartungen des Zentrums, indem er Selbstkritik übte und »ernsthafte Mängel« in der eigenen Arbeit einräumte, die einen »negativen Einfluss auf die Niederlassung der Übersiedler gehabt« hätten.94 Noch an Silvester 1949 beschloss Moskau den beschleunigten Abschluss der Übersiedlungskampagne nach Kaliningrad für April 1950.95 Das Zentrum wollte abschließend Ruhe an der Westflanke, wo auch fünf Jahre nach Kriegsende in landwirtschaftlichen Betrieben »die Ernährung von Kindern schlecht, Spielzeug für Kinder nicht vorhanden« sei, wie ein Übersiedlungsbeamter aus Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad

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einem Kaliningrader Sovchoz berichtete: »In der Schule gibt es keine Kleiderhaken, die Schüler lernen angekleidet, es gibt rein gar keine Anschauungsmaterialien – soll heißen, man spürt die vollkommene Misswirtschaft.«96 Die Geduld des Zentrums gegenüber Kaliningrad ging allmählich zu Ende: Moskau hegte inzwischen sehr hohe Erwartungen an die Regionen, so dass es dessen Forderungen an die Gebietskomitees – und damit die Politik des Zentralkomitees, der Sowjetregierung und Stalins persönlich – waren, die wirtschaftliche Probleme verursachten.97 1951 wurde ein letztes Mal Gebietsparteichef Ščerbakov (zusammen mit seinem Kollegen Aleksej Egorov) vor das Organisationsbüro des Zentralkomitees geladen, um dort eine »Bilanz der Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitee der VKP(b)« zu ziehen.98 Gebraucht wurde Kaliningrads Gebietsparteichef anschließend nur noch, um mit der mittlerweile dritten Kaliningrad-Kommission99 die von ihm eingereichten »Vorschläge der Kaliningrader Gebiets[partei]- und [des] -exekutivkomitees zu Fragen der Landwirtschaft zu betrachten und innerhalb Wochenfrist einen Entwurf eines Erlasses des Ministerrates der UdSSR auszuarbeiten.«100 Moskau verschanzte sich hinter dem Argument eines »hohen technischen Ausrüstungsgrads der Landwirtschaft«,101 für den es gesorgt habe, und meinte sich damit von jeder Verantwortung für die Zukunft des Gebietes entbinden zu können. Waren Moskauer Ministerien nicht einmal die Nachbarrepubliken des Gebietes bekannt gewesen, warfen sie nun der bisherigen Gebietsführung vor, diese wisse »schlecht über die Zustände in den Landkreisen Bescheid«.102 Fast auf den Tag vier Jahre nach Amtsantritt wurde Ščerbakov seines Postens enthoben.103 Er erzeuge eine »Stimmung der Nervosität und der Unsicherheit in der Arbeit der Kader«, lautete der zentrale Vorwurf an den Gebietsparteichef.104 Ščerbakovs am gleichen Tag eingesetzter Nachfolger Vasilij Černyšëv aus den Reihen des weißrussischen Zentralkomitees hatte große Erwartungen zu erfüllen: Da das bisherige Gebietsparteikomitee »nicht mit der Erfüllung der ihnen gestellten Aufgaben zur Wiedererrichtung und Entwicklung der Gebietswirtschaft zurecht[kommt] und ernste Mängel und Fehler in der Leitung der Parteiorganisations- und politischen Breitenarbeit zulässt«,105 lag es an ihm, »Fehler und Unzulänglichkeiten in der Arbeit zu beseitigen, sich von falschen Führungsmethoden des wirtschaftlichen Gebietsaufbaus und der Parteiarbeit zu trennen, […] Kollegialität in der Arbeit des Gebietsparteikomitees wiederherzustellen, [… und] eine deutliche Stärkung von Partei- und Staatsdisziplin unter den Leitern der Partei-, Sowjet- und Wirtschaftskadern zu erreichen«.106 Der Forderungskatalog des Politbüros an Černyšëv umfasste sechs Seiten Typoskript.107 Der Hinweis darauf, dass »unter den Bedingungen eines Grenzgebiets mit einer aus verschiedenen Gegenden des Landes stammenden Bevölkerung eine breit angelegte politische Massenarbeit unter den Werktätigen besonders wichtige Bedeutung besitzt«,108 zeigte erneut Moskaus Prioritäten: Kaliningrad interessierte nur im Unionskontext. Ruhe war erste Bürgerpflicht – Moskau erwartete eine angemessene Honorierung seiner vorgeblichen Bemühungen um die westlichste Peripherie und eine ruhige Westflanke in Kaliningrad. 42 Kaliningrad werden

Dass dies unter einem neuen Gebietsparteichef nun eher geschehe, blieb Illusion: Allein die Nachrichten über immer neue Abreisen von Übersiedlern, gegen die »keine angebrachten Maßnahmen zu deren Beseitigung ergriffen und […] die daran Schuldigen nicht zur Verantwortung«109 gezogen würden, verhießen keinerlei Änderungen zum Positiven. Die Hauptgründe dafür, dass die teuer bezahlten Übersiedler Kaliningrad in Scharen den Rücken kehrten, waren deren »schlechte wirtschaftliche Grundausstattung und die unaufmerksame Einstellung gegenüber ihren Ansprüchen und Bedürfnissen«.110 Und so konnte Černyšëv auf dem 20. Parteitag in Moskau 1956 nur verhalten von Kaliningrader Erfolgen berichten, die darin bestanden, dass es »mehrere positive Ergebnisse auch in der Entwicklung der Landwirtschaft« gegeben habe und »die Produktion von Getreide, Fleisch, Milch und anderen Lebensmitteln gewachsen« sei – »dank der täglichen Hilfe und Sorge seitens des Zentralkomitees der Partei und der sowjetischen Regierung […]«.111 Gleichzeitig musste Moskau zur Kenntnis nehmen, wie mit der auf diesem Parteitag eingeleiteten Entstalinisierung in den sozialistischen Bruderstaaten die europäische Nachkriegsordnung in Frage gestellt wurde. So berichtete das sowjetische Konsulat in Frankfurt/Oder im März 1956 direkt nach Moskau, dass »innerhalb eines bedeutenden Teils der Bevölkerung in den Bezirken Cottbus und Frankfurt Meinungen große Verbreitung erhielten […], dass die Aussiedlung von Deutschen aus dem Territorium Schlesiens und die Grenzfestlegung entlang von Oder und Neiße ebenfalls eine brutalste Verzerrung Leninscher Prinzipien in der Nationalitätenfrage sei.«112 Kaliningrads sowjetische Zukunft schien im Zweifel weder von außen noch von innen sicher. Es war eine Ironie der Geschichte, dass der 1951 zeitgleich mit Ščerbakov wegen »geringer Kompetenz bei der Handhabung der Gebietswirtschaft«113 entlassene Parteichef des Gebietes Kalinin nun dem Kaliningrader Gebietsparteichef als Zweiter Sekretär zur Seite gestellt wurde;114 Nikolaj Konovalov beerbte 1961 sogar Gebietsparteichef Fëdor Markov nach dessen kurzem Intermezzo in Kaliningrad – und behielt diesen Posten bis 1984.115 Die personellen Umbesetzungen aber gingen an Kaliningrad vorbei: Noch 1964 erhielt das Zentralkomitee von Konovalov die unangenehme Nachricht aus Kaliningrad, dass auch fast zwanzig Jahre nach Kriegsende »die Wohnungs- und Kommunalwirtschaft der Städte im Gebiet – Kaliningrad, Sovetsk, Černjachovsk, Gusev und andere – bis heute nur teilweise wiederhergestellt« sei und »gegenwärtig allein in Kaliningrad 1.500 Familien von Werktätigen in abbruchreifen Häusern [avarijnych domach]« lebten.116 Selbst in hohen Militärkreisen herrschte Unsicherheit über die Zukunft des Gebiets, das nach wie vor als »Deutschland« begriffen wurde. Anfang Mai 1964 vertraute Vladimir Semënov, zu diesem Zeitpunkt stellvertretender sowjetischer Außenminister, seinem Tagebuch Details eines Gesprächs an, das die Militärs Malinovskij und Birjuzov mit Mitgliedern des sowjetischen Zentralkomitees während eines Empfangs führten und »das sich um Stalin und Deutschland drehte. Die Militärs kritisierten die Tatsache, dass im Gebiet Kaliningrad die Entwässerungssysteme zerstört waren. ›Ihr selbst habt sie so zerstört, dass sie seitMoskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad

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dem nicht wiederhergestellt sind‹, entgegnete Mikojan. – ›Nein, Stalin zerstörte sie bewusst. Er glaubte nicht, dass wir in Deutschland [sic] bleiben, und fürchtete, dass sich all das wieder gegen uns kehren wird.‹«117 Um zumindest die Bevölkerung in Sicherheit zu wiegen und deren Mühen wenigstens symbolisch zu honorieren, setzte Konovalov 1966 gegenüber Moskau die Verleihung des Lenin-Ordens an das Gebiet durch. Moskau entsandte mit Aleksandr Šelepin lediglich einen der neun Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR118 als Gratulant nach Kaliningrad – umso wichtiger war, dass die zentralen Zeitungen die Verleihung als »feierlichen Tag« propagierten.119 Erst mit dem 1968 verkündeten Generalplan für die Gebietshauptstadt ließ sich das Zentrum konkret auf Kaliningrad ein: Moskau wagte erst jetzt, zweistellige Millionenbeträge in die Zukunft Kaliningrads zu investieren.120 Doch das verlorene Vertrauen in eine sowjetische Zukunft ließ sich nicht plötzlich wiederherstellen. Gern hätte das Zentralkomitee von uneingeschränkter Zustimmung zum Moskauer Vertrag zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland 1970 aus Kaliningrad erfahren.121 Das Echo auf dessen Unterzeichnung am 12. August 1970 aber war zwiespältig: Nicht alle Anwesenden mochten dem Urteil des Erdölarbeiters Červjakov zustimmen, der auf einer Parteiversammlung »den zwischen der UdSSR und der BRD geschlossenen Vertrag sehr« begrüße und nun »besser und mehr daran arbeiten« wolle, »dass unsere Heimat noch stärker und mächtiger wird.«122 Nach den Erfahrungen der letzten 25 Jahre steckte der Bevölkerung die Skepsis in den Knochen, so dass auch das Gebietsparteikomitee einräumen musste, zu den »relativ repräsentativen Fragen« auf den extra anberaumten Parteiversammlungen habe auch die Erfahrung aus einem der dunkelsten Kapitel der deutsch-russischen Beziehungen eine Rolle gespielt: »Kann mit der Unterzeichnung dieses Vertrages nicht das gleiche passieren wie nach dem Nichtangriffspakt zwischen der UdSSR und Deutschland 1939?« hatten Parteigenossen skeptisch gefragt.123 Vertrauen in die Zukunft war die Ausnahme geblieben. Moskau wollte Beifall und Wohlwollen seiner westlichen Region, hatte aber lange Zeit versäumt, selbst einen Beitrag dafür zu leisten.

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Leben hart an der Grenze – Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

Sag doch, wie leben wir hier? Nimmt man das Vaterland an den Fußsohlen mit? Johannes Bobrowski, »Das Käuzchen«1

Das Gebietsradiokomitee hatte mit Kritik nicht gespart: »Offenbar geht die Instandsetzung von Häusern für Neusiedler ungenügend voran. All das kann man bloß mit der Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der Übersiedler, gegenüber der Stärkung der vor kurzem gegründeten Kolchoze erklären«, schallte es am 15. Mai 1950 durch den Äther direkt in die Kaliningrader Wohnzimmer.2 Die Zensur hatte versäumt, diese harsche Kritik an den Lebensbedingungen vieler neuer Gebietsbewohner dem Kaliningrader Radiohörer vorzuenthalten. Es war nicht im Sinne der Sowjetmacht, dass derlei »Nachrichten wirtschaftlichen Charakters«3 öffentlich wurden. Neben »Angaben zu militärischen Übungen« und zu »Tierinfektionskrankheiten und Viehsterblichkeit«, »absoluten Zahlen zu Industrieproduktion und -rohstoffen«, »Angaben zu Neubau und Verlauf bestehender Hochspannungsleitungen« sowie »Angaben zu paramilitärischer Feuerwehr in Betrieben« waren explizit auch »Zahlen zu Übersiedlung, zu deren Finanzierung, über die wirtschaftliche Bedingungen der Abreise sowie alle negativen Angaben zur Situation der Übersiedler am neuen Ort« in Presse und Rundfunk unerwünscht.4 Der Gebietsalltag war per se Gegenstand der Zensur als »Praxis kultureller Regulierung« in der gesamten Sowjetunion.5 Die Zensurvorschriften belegten vor allem eines: Unmut über das Leben in Kaliningrad war keine Einzelerscheinung, schafften es Äußerungen über das Dasein in Kaliningrad doch faktisch auf den index librorum prohibitorum der Gebietsverwaltung für Literatur, der faktischen Zensurbehörde.

»Obstbäume stehen direkt an der Straße« – Der weite Weg nach Kaliningrad Der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland im Mai 1945 machte die Sowjetunion freudetrunken. Der Wunsch nach Frieden hatte sich endlich erfüllt: Vier lange Jahre waren nötig gewesen, das Deutsche Reich und seine Verbündeten zu besiegen. Nach dieser übergroßen Anstrengung war die Bevölkerung zuversichtlich, ein neues Leben beginnen zu können, und glaubte, nach Ende des Krieges größere Freiheit zugestanden zu bekommen.6 Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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Doch die Nachkriegsrealität war kaum vielversprechend, mit Ende des Zweiten Weltkriegs die Sowjetunion nicht mehr wiederzuerkennen. Weite Teile Weißrusslands, der Ukraine und der Gebiete am Schwarzen Meer waren durch den Krieg verwüstet, Straßen, Brücken und Schienen zerstört, Gewerbe und Landwirtschaft lagen am Boden.7 Das Land hatte große Teile seiner grundlegenden landwirtschaftlichen und industriellen Regionen verloren.8 Mitte 1945 fehlte es im westlichen Teil der Sowjetunion an allem: Weder intakte Produktionsanlagen, Äcker, Nutz- und Zugtiere, noch Nahrungsmittel, Wohnungen und Geld waren ausreichend vorhanden.9 Fast jede Familie hatte durch den Krieg den Verlust eines Verwandten zu beklagen. Millionen entwurzelter Menschen waren auf der Suche nach einem Zuhause – demobilisierte Soldaten, Flüchtlinge, Evakuierte und Repatriierte.10 Die Sowjetunion kehrte aus dem Krieg nicht als siegreiche, sondern als besiegte Macht zurück.11 Ihr Sieg war ein Pyrrhussieg.12 Die Bedingungen, unter denen die ersten Übersiedler in Kaliningrad lebten und arbeiteten, stellten eine überaus harte Bewährungsprobe dar.13 Zahlreiche Veröffentlichungen zu diesem am besten erforschten Bereich der Geschichte Kaliningrads belegen dies.14 Als die ersten Züge mit Übersiedlern aus der Sowjetunion im August 1946 im Gebiet eintrafen, bot sich den Neuankömmlingen ein Bild der Verwüstung: »Der erste Eindruck von Stallupönen und dann Pillupönen war keiner der angenehmsten. Zerstörte Häuser, Steppengras, […] die Frauen weinten«, erinnerte sich 1961 ein Übersiedler aus dem Gebiet Kirov an die ersten Momente kurz nach der Ankunft am neuen Wohnort.15 Der Enthusiasmus des Sieges verging schnell.16 Die Besiedlung mit Sowjetbürgern markierte eine deutliche Zäsur in der Geschichte der Region: Es waren anfangs vor allem demobilisierte Soldaten, die sich unmittelbar nach Kriegsende im Gebiet niederließen.17 Auch ehemalige Gefangene und Zwangsarbeiter aus Deutschland oder aus den von den Deutschen besetzten Gebieten kehrten über das Gebiet heim in die Sowjetunion.18 Sie alle kamen in eine entleerte Region: Von den rund 1.250.000 Einwohnern des Jahres 1939 lebten Anfang September 1945 nach Bombardierung, Vertreibung und Krankheit nur noch zehn Prozent im Gebiet; Königsberg hatte mit rund 68.000 Einwohnern nur noch die Hälfte seiner Einwohner von 1939.19 Dass die Bevölkerungszahlen ab diesem Zeitpunkt wieder stiegen, erklärte sich durch die drei- bis viertausend Übersiedler, die jetzt Monat für Monat ins Gebiet zogen.20 Bereits zwischen April und Anfang August 1946 hatte sich die Zahl der gemeldeten Übersiedler von 41.000 auf 84.500 mehr als verdoppelt.21 Am 1. April 1946 galt noch die Feststellung der sowjetischen Gebietszivilverwaltung Königsbergs, wonach der »Anteil der russischen Bevölkerung […] hauptsächlich aus Industriearbeitern, die aufgrund von Anwerbung aus verschiedenen Gebieten unseres Landes gekommen sind, aus den Familien von Militärangehörigen und repatriierten Bürgern, die auf dem Wege zu ihrem vorherigen Wohnort sind und sich zur Zeit in Lagern für Repatriierte bis zur planmäßigen Weiterreise befinden oder zeitlich befristet zur Arbeit in Einrichtungen und Unternehmen eingesetzt werden«, bestehe.22 46 Kaliningrad werden

Doch schon im Sommer 1946 änderte sich die Zusammensetzung der anreisenden Übersiedler grundlegend. Der größte Teil der zukünftigen Kaliningrader kam jetzt im Rahmen einer vom Zentrum initiierten Kampagne, die das Gebiet Kaliningrad vorrangig mit Arbeitskräften für die Landwirtschaft versorgen sollte. Den offiziellen Startschuss dazu hatte der sowjetische Ministerrat im Juli 1946 gegeben: Der Erlass Nr. 1522 »Über sofortige Maßnahmen zur Besiedlung der Kreise und zur Entwicklung der Landwirtschaft im Gebiet Kaliningrad« hatte zum Inhalt, »auf freiwilliger Grundlage in die Kreise des Gebietes Kaliningrad zwecks dauerhafter Wohnsitznahme in den Monaten August, September, Oktober 1946 12.000 Familien von Kolchozarbeitern anzusiedeln.«23 Hauptsächlich zentralrussische Regionen sollten Übersiedler für Kaliningrad stellen, das Gros stammte im Rückblick vor allem aus der russischen Schwarzerde – aus Voronež, Kursk, Orël, Rjazan’ und Brjansk.24 Allein im Rahmen des Erlasses Nr. 1522 kamen bis Ende 1953 insgesamt 186.662 Übersiedler in 42.376 Familien nach Kaliningrad.25 Parallel zu dieser zentralen, auf die Landwirtschaft zielenden Maßnahme verfolgten Ministerien und Industriebetriebe eigene Aktionen, um Personal für die Arbeit in Kaliningrad zu gewinnen. Anwerber zogen durch die Sowjetunion, um geeignete Arbeitskräfte für unterschiedliche Industriezweige in Kaliningrad zu finden und zur Übersiedlung dorthin zu bewegen. Aber auch jetzt kamen noch immer Sowjetbürger auf vollkommen eigene Faust in das Gebiet; wie die für die Industrie angeworbenen Übersiedler zogen sie vorrangig in die Städte des Gebiets. Diese Übersiedler waren der Gebietszivilverwaltung ein Dorn im Auge, störten sie doch nach offizieller Auffassung eine »richtige und rationale Arbeitsverwendung von Arbeitskräften in Betrieben, im Verkehrswesen und in der Bauindustrie« – ihre Einstellung wurde noch im Mai 1946 unter Strafe gestellt, was allerdings viele Betriebsdirektoren im Gebiet angesichts der nach wie vor schmalen Personalversorgung ignorierten.26 Die neue Stadtbevölkerung stammte in erster Linie aus Litauen, den Metropolen Moskau und Leningrad samt deren Umgebung, dem Gebiet Smolensk und Lettland.27 Zentrale Kampagnen, Anwerbung und Übersiedlung waren Teil der großen innersowjetischen Völkerwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg. Der staatliche Wiederaufbau verlangte den Sowjetbürgern höchste Mobilität »mit Planungs-, Massen- und Befehlscharakter«28 ab. Doch wer die Praxis dieser Migrationsbewegungen pauschal »unter den Bedingungen eines totalitären Regimes«29 zu betrachten sucht, vergibt Erkenntnisgewinn. So verlockend die Metapher der sowjetischen »Flugsandgesellschaft«30 gerade mit Blick auf Migration erscheinen mag: Selbst wenn Kolchozversammlungen etwa im Gebiet Voronež überliefert sind, bei denen Kandidaten unter Drohungen für die Übersiedlung nominiert wurden und »einzelne Kolchozbauern bis in Ohnmachtsanfälle getrieben wurden«,31 so waren Übersiedler dennoch nicht vollkommen passiv und willenlos dem System ausgeliefert. Die Siedlungsbewegungen nach 1945 waren vor allem mittelbar politisch motiviert. Es war eine politische Entscheidung Moskaus gewesen, das lend lease Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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system und den Marshall-Plan nicht auf die Sowjetunion der Nachkriegszeit auszudehnen. Moskau war der Meinung, »dass die ›Dollaroffensive‹ auf seine Ordnung zielte und geeignet war, sie zu erschüttern.«32 Die Konsequenz waren die lang anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die die Bevölkerung der UdSSR zu ertragen hatte. Wanderungsbewegungen waren also durchaus politisch begründet, aber nicht direkt erzwungen. Wer nach Kaliningrad übersiedelte, war wirtschaftlich dazu gezwungen; politisch tat er dies freiwillig. Der Zug gen Westen war in erster Linie eine Einsicht in die wirtschaftliche Notwendigkeit. Die vorrangigen Herkunftsgebiete der Kaliningrader Neubürger gehörten zu jenen Regionen, die durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion besonders stark gelitten hatten. Die kaum vorstellbaren Zerstörungen dort ließen viele Sowjetbürger den Entschluss fassen, nach Westen zu ziehen und sich in Kaliningrad ein neues Leben aufzubauen. Die Entscheidung, die alte Heimat zu verlassen und sich an einem neuen, beinahe unbekannten Ort niederzulassen, wurde durch zahlreiche staatliche Vergünstigungen erleichtert: Vorgesehen waren etwa eine kostenlose Anreise mit Verpflegung, eine gestellte Unterkunft, Steuererleichterungen und verbilligte Lebensmittel.33 Für Familien, die ihren Ernährer verloren hatten und aus eigener Kraft keine neue Existenz aufbauen konnten, war die Zusage einer Wohnung oder gar eines Hauses das Argument schlechthin, nach Kaliningrad überzusiedeln.34 Im »Krieg um ein Stück Brot«35 mussten Kriegswitwen, oft mit mehreren Kindern, vergeblich auf die ihnen zustehenden Rationen oder auf außerordentliche Hilfe36 warten – und so waren schon allein die für die Reise in Aussicht gestellten Lebensmittelrationen Grund genug, in den äußersten Westen der Sowjetunion zu fahren.37 »Mutter entschied sich dafür, in das neue Gebiet zu fahren, weil es ihr selbst schlecht ging […], obwohl es für sie kompliziert und Furcht einflößend war, in eine neue Gegend zu fahren – umso mehr in eine frühere deutsche«, erinnerte sich eine Übersiedlerin.38 »Die Menschen lebten in Armut, deswegen hatten sie nichts zu verlieren. Und vom neuen Wohnort erhofften sie sich eine Verbesserung ihres Lebens«, beschrieb eine andere eine häufige Motivation für den Umzug.39 Auch deswegen war Kaliningrad nicht der einzig mögliche Bestimmungsort von Übersiedlern: Allein im Gebiet Voronež, das eine überdurchschnittlich große Zahl zukünftiger Kaliningrader stellte, wurden Arbeitskräfte für die Krim, für Groznyj im Kaukasus, für Archangel’sk im hohen Norden, für Saratov an der Wolga, für Čita an der Grenze zur Mongolei, für Chabarovsk und Sachalin im Fernen Osten angeworben und deren Umzug organisiert.40 Wer den Weg nach Kaliningrad antrat, hatte meist nur diffuse Vorstellungen vom neuen Gebiet an der Westgrenze der Sowjetunion. Es gebe »warmes Klima, viel Grün, die Obstbäume stehen direkt an der Straße«, erzählten ehemalige Rotarmisten den Umzugswilligen, so die Erinnerungen einer Übersiedlerin.41 Angesichts von Jahresrationen eines Drittels Seifenstück pro Familienmitglied42 waren dies paradiesische Zustände. Auch gingen in der Sowjetunion Gerüchte um, Königsberg sei eine reiche Stadt und im übertragenen Sinne eine »Goldgrube«.43 48 Kaliningrad werden

Abb. 3: Wie diese Fotografie von Beginn der fünfziger Jahre gab Werbematerial für den Umzug nach Kaliningrad die wirtschaftliche Situation der Kaliningrader auf weiten Strecken verzerrt wieder.

Konkret waren etwa Fischarten der Ostsee, Wohnraum- und materielle Versorgung zentrale Fragen, die die Kaliningrader in spe besonders bewegten.44 Dass »wir ihnen auf diese Fragen keine ausreichenden Antworten geben konnten«, bedauerte etwa im Juni 1948 die Übersiedlungsabteilung des Gebiets Rostov und riet den Vorgesetzten in Moskau: »Es wäre nicht schlecht, wenn die Kaliningrader Gebietsvereinigung von Fischereikolchozen einen Brief zuvor umgezogener Fischereiarbeiter an ihre Landsleute organisierte, Fotografien einzelner Häuser machte, in denen die Übersiedler leben […].«45 Der Informationsbedarf der Übersiedler war groß und Kritik an der Informationspolitik der für die Übersiedlung zuständigen Stellen gab es »ständig«.46 Deutlich später als die Übersiedlung per Ministerratsbeschluss 1946 begann die mediale Begleitung dieses Prozesses: Erst im Juli 1948 – zwei Jahre nach Beginn des organisierten Zuzuges nach Kaliningrad – ordnete das Kaliningrader Gebietsparteikomitee die »Herausgabe einer Broschüre und eines Plakates über das Gebiet Kaliningrad an« – eine Vorgabe, die das beauftragte Redaktionsgremium laut Sitzungsprotokoll von Dezember 1948 auch im Winter immer noch »nicht erfüllt« hatte.47 Die schließlich entstandenen, vermeintlich authentischen Zeugnisse vom Leben im Gebiet Kaliningrad gaben die Wirklichkeit auf weiten Strecken verzerrt wieder: Fotografien eines vorgeblich durchschnittlichen Kaliningrader Wohnzimmers mit Stalin-Porträt an der Wand und Obst auf dem Tisch suggerierten Wohlstand und Sicherheit, Reihenhaussiedlungen aus deutscher Zeit wurden als Anreiz zur Anreise kodiert.48 Der Brief des Übersiedlers Michail Baskakov aus dem Kaliningrader Kolchoz »Pograničnik« an die Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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Einwohner seines früheren Dorfes Pasušino im Gebiet Jaroslavl’ schilderte im Dezember 1949 den Alltag in so leuchtenden Farben, dass ein Mitarbeiter der Übersiedlungsabteilung Einhalt gebieten musste, um zukünftige Übersiedler nicht zu enttäuschen – von Baskakovs »hervorragendem, aus Steinen gebautem Haus« blieb nach der Korrektur nur noch ein »gutes« steinernes Haus übrig.49 Vor allem galt es, mit dieser Werbekampagne verlorenen Boden wieder gutzumachen. Dass die Übersiedler in eine ihnen unbekannte Region zogen, mochte noch dem Ziel genügen, das Gebiet Kaliningrad mit Sowjetbürgern zu besiedeln. Gravierender waren jedoch die Fälle, in denen Übersiedlungswillige von einem Umzug absahen, da ihnen entmutigende Gerüchte über Kaliningrad zu Ohren gekommen waren, denen zufolge ein Umzug alles andere als angeraten schien. Die örtlichen Milizbehörden, die mit der Überwachung der Übersiedlung beauftragt waren, registrierten genau, unter welchen Umständen der Umzug der zukünftigen Kaliningrader vor sich ging, und mussten zahlreiche Fälle negativer Beeinflussung melden: »Wir kommen am neuen Ort an, dort bringen sie uns um«, begründeten 1946 laut Milizangaben zwölf Familien im Gebiet Kujbyšev ihre Entscheidung, »den eigenen Hausstand nicht dranzugeben und die Schwierigkeiten einer Übersiedlung nicht auf sich zu nehmen, sondern besser am [angestammten] Ort zu bleiben.«50 Diese Familien waren nicht die einzigen, die in Kaliningrad für sich keine Zukunft sahen. Dass Kaliningrad am weitesten im Westen und dicht am gerade besiegten Feind lag, gab vielfach Anlass zu beängstigenden Spekulationen: »Da ist die Grenze und sobald von neuem der Krieg beginnt, befinden wir uns mit unseren Familien in einem Gebiet inmitten der Kampfhandlungen«, begründeten 27 Familien in der ASSR Komi die Rücknahme ihres Entschlusses, nach Kaliningrad zu ziehen.51 Auch im Gebiet Moskau war die Angst vor einem neuen Krieg ein Argument, von der ursprünglich geplanten Reise nach Kaliningrad abzusehen: »Meine Frau hat sich geweigert überzusiedeln. Bald gibt es von neuem Krieg und die Deutschen erschlagen all unsere Kinder«, zitierte die Miliz Anfang Oktober 1946 den Kolchozbauern V. Kaslin in ihrem Bericht an das Zentrum.52 In den Dörfern des Gebietes Kalinin spielte die Angst vor der deutschen Bevölkerung Kaliningrads ebenfalls eine zentrale Rolle, denn der Miliz zufolge würden dort mit Blick »auf die schwierige internationale Lage« und »in Verbindung mit der durchzuführenden Aufklärungsarbeit unter der Bevölkerung Gerüchte verbreitet, dass die Bevölkerung vor Ort ein Hindernis für die Ansiedlung von Russen darstelle«, wie dem Innenministerium im November 1946 in einem Schreiben mitgeteilt wurde.53 Groß war im Gebiet Rjazan’ die Angst vor bewaffneten Banden, die nach Vorstellung vieler Übersiedlungskandidaten »alle angesiedelten Kolchozbauern vernichten«;54 aus dem Gebiet Orël berichtete die Miliz von »Gerüchten über einen bevorstehenden Krieg mit Amerika und das Vorkommen von Bandenphänomenen in den Übersiedlungsgebieten«, weswegen dort insgesamt sechzehn Familien die Übersiedlung verweigert« hätten.55 Die Maßgabe, das Gebiet mit quotierten Übersiedlern aus verschiedenen Regionen der UdSSR zu besiedeln, hatte von Anfang an einen Konstruktions50 Kaliningrad werden

fehler: Erwünscht waren für den Aufbau des Gebietes die »Besten der Besten«, die aber nur äußerst ungern aus ihren bisherigen Wohnorten entlassen wurden. Jetzt versuchten Vorgesetzte die Übersiedlung nach Kaliningrad zu verhindern oder wenigstens zu torpedieren, um die Kolchozbauern, die sie nicht entbehren konnten, in der eigenen Landwirtschaft zu halten. Ein großer Teil der Übersiedler ließ sich durch Gerüchte nicht von einem Umzug nach Kaliningrad abhalten; doch auch bei ihnen blieb die Erinnerung an die Warnungen aus der alten Heimat präsent und beeinflusste ihre Wahrnehmung von der neuen Heimat. »Bald wird es wieder Krieg geben. Wenn es Krieg gibt, müsst ihr euch als erstes evakuieren lassen. Es gibt dort nichts Gutes, ich war selbst im Gebiet Kaliningrad und habe gesehen, dass die eintreffenden Siedler monatelang auf den Bahnhöfen sitzen und man sie nicht unterbringt«, zitierte die Miliz 1946 die Warnung eines Kolchozbauern an Umzugswillige in der Autonomen Republik Čuvašien. Die zahlreichen Gerüchte über Kaliningrad drohten die Übersiedlung empfindlich zu stören und die Miliz versuchte, diesen ihr nicht genehmen Kaliningrad-Diskurs zu unterbinden. So hatte der ehemalige Rotarmist Karpov im Gebiet Novgorod Übersiedlungswilligen wenig Hoffnung auf einen positiven Beginn in neuer Umgebung gemacht und im August 1946 berichtet, »dass es im Gebiet Kaliningrad keine Gebäude gebe, man in Erdhütten werde leben müssen, das Gebiet ein Hungergebiet sei – es gebe keine Getreideernte, auf dem Territorium operieren Banden etc. Karpov wurde verhaftet und der Kreisverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit übergeben […]«, meldete die Miliz nach Moskau.56 Ähnlich entschlossen wollten die Behörden gegen einen Hilfsmaschinisten im Gebiet Velikie Luki vorgegangen sein, der »unter den übersiedelnden Kolchozbauern Gespräche feindlichen Inhalts zu führen begonnen« habe: »In das Gebiet Kaliningrad zu fahren ist gefährlich, dort bringen sie die Russen um und stehlen.«57 Als besonders subtil beschrieben die Sicherheitsorgane einen mehrerer »Fälle, in denen Kolchoz- und Sovchozvorsitzende die Kolchozbauern nicht ziehen ließen«, sie ihnen die Papiere abgenommen und rhetorisch gefragt hätten: »Wenn man sich selbst nicht bemitleidet, so muss man die Kinder bemitleiden. Ihr wisst, wohin ihr fahrt? Auf dem Territorium des Gebiets Kaliningrad gibt es Banden, die Diebstahl betreiben, und ihr wollt euch gemeinsam mit der Familie dort niederlassen?«58 Die Kolchozvorsitzenden malten die Zukunft besonders finster für Kaliningrad, wohin sie ihre besten Mitarbeiter entschwinden sahen. Der Leiter eines Kolchoz im Gebiet Jaroslavl’ habe den Übersiedlern prophezeit, man werde in Kaliningrad »in Erdhütten leben müssen, und außerdem kommt man gar nicht ganz dorthin, weil Banditen alle Züge entgleisen lassen«, wie die Miliz im September 1946 notierte; von einer weiteren Kolchozvorsitzenden wusste sie zu berichten, nach Kaliningrad »zu fahren ist gefährlich, dort bringen sie täglich fünf oder mehr Russen um, hacken Finger von der Hand ab.«59 Es ist nicht überliefert, wie viele der neuen Bewohner Kaliningrads sich an die warnenden, nicht ganz uneigennützigen Worte aus dem früheren Kolchoz nach der Ankunft im Gebiet noch erinnerten. Mit Sicherheit aber beeinflussten Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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die Warnungen aus der Heimat die Wahrnehmung des neuen Wohnorts. Denn wie finster die früheren Mitbewohner das Leben in Kaliningrad auch immer vorausgesagt hatten – leicht war der Neubeginn am weitesten im Westen der Sowjetunion keineswegs. Er prägte den Blick auf das eigene Dasein nachdrücklich und ließ die Propaganda 1951 lobend feststellen: »Kaliningrader? Ein zähes Volk!«60

»Mit dem Finger am Abzug« – Alltag im jungen Kaliningrad Ohne Zweifel hatten sich viele Instanzen bemüht, den Übersiedlern einen angenehmen Empfang zu bereiten. Auf ihrem Vorbereitungsplan von August 1946 hatten etwa die Behörden des Kreises Ragnit neben der Instandsetzung der zukünftigen Häuser der Neuankömmlinge, der Vorbereitung von Losungen, Plakaten und Porträts »für die Massenagitationsarbeit« auch ein Waschhaus mit Dampfbad, einen Friseur und eine ärztliche Versorgungsstelle vorgesehen. Es war eine Ironie der Geschichte, dass dieser Plan auf einem deutschsprachigen Sparkassenformular fixiert worden war: Angesichts der vertraglich eingegangenen Verpflichtungen der Neusiedler gegenüber dem sowjetischen Staat stand er zum Text mit den Rubriken »Mitgliederzahl«, »Kündigung« und »Zins- und Prov.Bedingungen« eine Palimpsest-Schicht tiefer durchaus in Beziehung.61 Doch nicht alle Übersiedler hatten das Glück, an ihrem neuen Wohnort mit offenen Armen empfangen zu werden. Scharf kritisierte die Kaliningradskaja Pravda im Juli 1947, dass »keine Wohnheime für die Ankommenden zur Verfügung gestellt worden waren, in dessen Folge die Arbeiter und Spezialisten in Erwartung der Kommandierung in die Fischindustriebetriebe einen Platz in Kellerräumen zerstörter Häuser, in unhygienischen Zuständen fanden« und »eine Versorgung mit Brot und anderen Lebensmitteln nicht organisiert worden« sei. – auch diese »Tatsachen gleichgültig-bürokratischer Einstellung« konnten kein Einzelfall sein, denn sogar das »Büro des Gebietskomitees der VKP(b) ergriff eine Reihe von Maßnahmen, zielend auf die Verbesserung der Arbeit aller Organisationen, die mit dem Empfang von ankommenden Arbeitern und Spezialisten aus anderen Gebieten unseres Landes zu tun haben«, schrieb die Gebietszeitung und offenbarte damit den dringenden Handlungsbedarf gegenüber den zukünftigen Mitbürgern.62 Der erste Eindruck von ihrem neuen Wohnort war für viele Übersiedler schockierend: »[…] die reine Hölle. Alles war zerstört, die Häuser beschädigt, auf den Schienen standen total verbogene Waggons, überall waren Drahtigel zur Panzerabwehr, Stahlbetonbefestigungen, weggeworfenes Werkzeug…«, erinnerte sich ein ehemaliger Rotarmist aus Alma-Ata an seine Ankunft im Gebiet.63 Königsberg sei »eine tote und unheimliche Stadt gewesen, besonders wenn das rostige Blech auf den Resten früherer Gebäude im Wind polterte. In den zerstörten Häuserresten konnte man hören, wie das Wasser aus den Leitungen sprudelte«, 52 Kaliningrad werden

beschrieb eine Übersiedlerin das Jahr 1945 in der Stadt.64 »Mein Gott, wann kommen wir denn endlich in die Stadt?« habe eine Übersiedlerin auf dem Weg nach Kaliningrad gefragt, worauf ihr Mann geantwortet habe: »Wir fahren bereits seit zehn Minuten durch die Stadt.«65 Ein Kaliningrader Deutscher notierte 1946 in seinem Tagebuch, es gebe unter der russischen Bevölkerung »immer wieder Unterhaltungen mit neu gekommenen Russen, die ihre Enttäuschung über die Dissonanz zwischen Moskauer Versprechungen und Kaliningrader Wirklichkeit nicht verhehlen.«66 Aber auch von den Zerstörungen abgesehen, war die Umgebung fremd für die jetzt im Gebiet eintreffende Bevölkerung: »Was für reiche Flora! Was für Kastanien!« erinnerte sich eine Übersiedlerin an die ersten Eindrücke von der Region.67 Die »Architektur der Häuser beeindruckte, besonders der Ausbau der Gemüsegärten, die Häuserdächer aus Ziegel«,68 aber auch asphaltierte Straßen: »Ungewohnt. Bei uns dort [i.e. im Gebiet Gor’kij] gibt es Schotterstraßen«, bemerkte eine andere Übersiedlerin.69 »Qualität« sei nach den Worten eines weiteren Übersiedlers »in allem spürbar gewesen, trotz der Zerstörungen.«70 Wie in vielen Regionen der Sowjetunion blühte in Kaliningrad unmittelbar nach dem Krieg die Spekulation. Der Schwarzhandel war wesentlicher Teil einer alles umfassenden Überlebensstrategie von Sowjetbürgern in dieser Zeit.71 In den Augen der Behörden jedoch war er ein Phänomen, das »den sowjetischen Handel untergräbt und die korrekte Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Industriewaren stört«, wie die die Kaliningrader Gebietsverwaltung im Oktober 1946 warnte und der Spekulation den Kampf ansagte.72 Die bislang ergriffenen Maßnahmen seien nicht ausreichend gewesen; Miliz, Staatsanwaltschaft und Gerichte würden die Gesetze keinesfalls ausreizen, kritisierte die Gebietsbehörde.73 Die Einsatzkräfte der Miliz waren mit der Situation vor allem in der Fläche vollkommen überfordert: »Kaum jemand besaß keine Waffe. Ich hatte ein ganzes Jahr lang eine Parabellum, dann tauschte ich sie gegen eine Walther, aber 1948 hat die Miliz sie eingesammelt«, erinnerte sich ein Übersiedler.74 Die Gebietszivilverwaltung sah sich gezwungen, auch die Gebietsbevölkerung für »Patrouillen zur Überwachung der öffentlichen Ordnung« heranzuziehen: Zur »Unterstützung der Milizorgane beim Kampf gegen Verbrechen und Verletzer der öffentlichen Ordnung in ländlichen Ortschaften« sollten diese Patrouillen »Ermittlung und Mitteilung an den Gruppenältesten aller neu im Ort Eingetroffenen« übernehmen; zudem bekamen sie die Aufgabe »zu ermitteln, ob die im Ort anreisenden und dort übernachtenden Personen eine entsprechende Genehmigung der Milizorgane, des Kolchozvorsitzenden oder des zur Anmeldung Bevollmächtigten besitzen«.75 Der Staat allein konnte die Sicherheit seiner Bürger nicht mehr garantieren und der Unmut der Bevölkerung wuchs: »In den Städten und Kolchozen des Gebietes wird randaliert und gestohlen, was Unzufriedenheit hervorruft, und gesagt wird: ›Die Miliz kümmert sich nicht um den Schutz der Bevölkerung. In das Gebiet sind viele Leute mit dem Ziel persönlicher Bereicherung gekommen und deswegen gibt es so oft Fälle von Diebstahl‹«, gab Gebietsparteisekretär Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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Ivanov die schlechte Stimmung im Gebiet an das Moskauer Zentralkomitee im Mai 1947 weiter.76 »Wir waren immer mit einer Waffe unterwegs. Die Pistole hielten wir mit dem Finger am Abzug«, schilderte ein Übersiedler seinen täglichen Arbeitsweg vor Sonnenaufgang.77 Die Zustände im Gebiet waren nicht einladender als anderenorts in der Sowjetunion:78 Die Straßen Kaliningrads waren nachts nicht beleuchtet79 und in schlechtem Zustand – »wir fuhren wie auf einem Waschbrett«, erinnerte sich ein Übersiedler.80 Die vier vorhandenen städtischen Waschhäuser arbeiteten »schlecht« und die bislang erfolgten Instandsetzungsarbeiten seien von »niedriger« Qualität, so das Fazit für Kaliningrad Ende 1947.81 Sechs Kolchozleiter wurden im Laufe dieses Jahres wegen Missbrauchs ihrer »dienstlichen Position zugunsten persönlicher Zwecke« aus der Partei ausgeschlossen:82 Kolchozpferde waren geschlachtet und verkauft, Geld für Lebensmittel veruntreut, Spekulation betrieben worden, lauteten die wenig ermutigenden Nachrichten aus Kaliningrad.83 Zuvor hatten sich Kolchozbauern beschweren müssen, dass die Felder mit dem Spaten umgegraben werden müssten, während ihre Vorgesetzten »sich Pferde von den Grenztruppen für Kolchozzwecke ausliehen, aber ihre eigenen Grundstücke pflügten.«84 Es kam vor, dass die Kolchozvorsitzenden auf Versammlungen als »Diebe« oder »Veruntreuer« bezeichnet wurden; sie hätten die Kolchozbauern »in den Sumpf geführt«, lautete das Verdikt.85 Noch ein halbes Jahr später seien »in vielen Sovchozen […] Übersiedler nicht untergebracht, die bereits 1947 eingetroffen sind. Wohnhäuser für sie sind nicht hergerichtet, nicht repariert und die Sovchozenleiter zeigen kein Interesse an der Unterbringung der Übersiedler«, berichtete der Ministerratsvorsitzende der RSFSR, Michail Rodionov seinem Vize-Amtskollegen der UdSSR, Georgij Malenkov, Mitte 1948: Mitunter würden die Neuankömmlinge »zu zwei bis drei Familien in einer Wohnung untergebracht, und teilweise […] ohne Fenster und Türen.«86 Nicht nur die Spekulation erschwerte die Versorgung der Bevölkerung: Durch schlechte Arbeitsorganisation seien die Löhne oftmals niedrig und deren Auszahlung verzögere sich »regelmäßig« um ein bis zwei Monate, kritisierte Rodionov.87 Die Zustände im Gebiet nahmen jetzt alarmierende Ausmaße an. Im besonders harten Winter 1946/47 war eine große Zahl Vieh erfroren, das jetzt in den Kolchozen fehlte.88 Schon früh hatte es teilweise an Saatgut gefehlt, so dass nun keine Ernte einzufahren sei, konstatierte die zentrale Übersiedlungsverwaltung in Moskau89 – möglicherweise war das Saatgut angesichts der schlechten Versorgungslage für die täglichen Mahlzeiten verwendet worden. Demgegenüber musste es fast schon als eine Verbesserung der Lebensbedingungen im Gebiet gelten, wenn im Herbst 1949 die niedrigen Löhne der Kolchozbauern Anlass zur Kritik gaben, während allein in »acht Kreisen des Gebietes 288 Familien in nicht instand gesetzten Häusern lebten, 366 Familien keine Wirtschaftsgebäude für das Vieh und zur Brennstofflagerung besaßen, so dass viele von ihnen gezwungen sind, das Vieh in den Wohnunterkünften zu halten«, wie die Übersiedlungsverwaltung ein gutes Jahr später die Verhältnisse im Gebiet beschrieb.90 54 Kaliningrad werden

Es musste für die Übersiedler über die Maßen demotivierend gewesen sein zu erleben, dass der eigene Betrieb »keine normalen Wohnbedingungen für die Übersiedler schafft, das Gehalt zwei bis drei Monate nicht gezahlt wird, aber die Verwaltung des Sovchoz sich grob gegenüber den Übersiedlern verhält«.91 Gleichzeitig sei immer noch »nicht für Wohnraum gesorgt, für die Übersiedler der Verkauf von Waren erster Bedarfsstufe nicht organisiert« und ein Übersiedlungsinspektor habe gar »der Abreise von Übersiedlern in die Hände gespielt, sich mit einigen von ihnen betrunken und deswegen waren keine Klagen gegen ihn auf Erfüllung seiner Pflichten erhoben worden«, berichtete die Übersiedlungsverwaltung der RSFSR auf ihrer Jahrestagung 1949.92 Kaliningrad diente hier wenigstens als schlechtes Beispiel. Noch 1950 brachte die angespannte Versorgungslage zahlreiche Fälle von Vorteilsnahme und Korruption hervor, so etwa in der Milchwirtschaft, denn »viele Arbeiter, vor allem Melkerinnen, beschweren sich über die geistlose Einstellung der Schuhversorgungsstelle ihnen gegenüber. Die im Sovchoz planmäßig eintreffenden Schuhe werden in erster Linie unter den Verwaltungsangestellten verteilt und die werktätigen Viehknechte und Melkerinnen tragen zerlumpte Schuhe«.93 Zudem sei »der hygienische Zustand der Siedlungen in den einzelnen Abteilungen nicht zufriedenstellend; Gerümpel und Dreck werden nicht entfernt und nicht abtransportiert«, notierte ein Moskauer Beamter seine Eindrücke.94 Die Not vieler Übersiedler in Kaliningrad machte sich stellvertretend Luft im Hilferuf von sechzehn Kolchozbauern einer Genossenschaft im Kreis Gur’evsk, die sich im April 1950 an die zuständigen Behörden wandten und daran appellierten, sich endlich »um die neuen Übersiedler zu kümmern und deren Leben nicht einfach dranzugeben [ne zabrasyvat’sja za bort žizni]. Wir haben jetzt nicht einmal etwas für Kartoffelsaat, für uns und das Vieh ganz zu schweigen«, so die schockierende Nachricht im Jahre Fünf nach Kriegsende.95 Dagegen wirkten die 324 Eingaben, die zum 1. Januar 1953 insgesamt an die Übersiedlungsabteilung des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees gerichtet wurden, fast wie Lappalien, betrafen sie doch in erster Linie die »Ausweisung aus dem Kolchoz bzw. Sovchoz in Verbindung mit Umzug an anderen Arbeitsort oder den Wunsch, aus dem Gebiet abzureisen«, die »Versorgung mit Wohnraum, Wohnungsreparatur und Herrichtung der Häuser« und die »Nichtzuweisung und Verzögerung von Krediten […]«.96 Das Bedürfnis der Übersiedler nach Sicherheit fand keine ausreichende Berücksichtigung, und 1954 musste sich die Gebietsinnenverwaltung unter dem Eindruck mehrerer Fragestunden mit Kaliningrader Fabrikarbeitern eingestehen: »Der Schutz der öffentlichen Ordnung wird in einzelnen Städten und Gegenden des Gebietes nicht in gebührendem Maße aufrechterhalten. Es wird noch eine bedeutende Zahl von rowdytumhaften Erscheinungen zugelassen.«97 Das Urteil über die bisherige Politik der Gebietsführung auf einer Kolchozversammlung zehn Jahre nach dem offiziellen Beginn der Übersiedlung gen Kaliningrad 1956 fiel vernichtend aus: »Im Sovchoz bleiben nur diejenigen, die nirgendwo anders hinfahren können«, wurde ein Teilnehmer der Kolchozversammlung zitiert.98 Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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Tatsächlich konnte es wenig verwundern, dass ein bedeutender Teil der Übersiedler ihrem neuen Wohnort wieder den Rücken kehrte. Insgesamt waren zwischen 1948 und 1953 mehr als eine halbe Million Übersiedler in das Gebiet gekommen, für die der Staat beträchtliche Mittel aufgewendet hatte und für deren Mut er sich rühmen konnte. Weniger ruhmreich waren aber die Zahlen der tatsächlich auf Dauer im Gebiet bleibenden neuen Kaliningrader: Mehr als die Hälfte aller Übersiedler verließ zwischen 1948 und 1953 das Gebiet wieder,99 über 90.000 Gebietsbewohner zogen in dieser Zeit vom Land in die Stadt und trugen zu einer sich dramatisch entwickelnden Landflucht bei.100 Was für Europa im Großen galt, galt für dieses neue sowjetische Gebiet im Kleinen: Kaliningrad blieb lange on the move.101 Die Landwirtschaft war in der Nachkriegszeit ein wenig attraktiver Berufszweig.102 Ihr Ruf litt unter den Bedingungen Kaliningrads, und sie wurde häufig zu Gunsten einer Perspektive in den Städten des Gebietes aufgegeben: »Von November 1946 bis einschließlich Mai 1947 verließen 230 Haushalte ihre Kolchoze, darunter 81, um in Sovchozen, Betrieben, Organisationen und Einrichtungen innerhalb des Gebiets zu arbeiten; 30 Haushalte verließen das Gebiet ganz, und von 119 Haushalten ist der Verbleib nicht bekannt«, deutete sich die zukünftige Entwicklung Kaliningrads in dieser frühen Einschätzung der Kaliningrader Gebietsparteiführung an.103 Die Landflucht erklärte sich aus mehreren Faktoren: Die immer wieder kritisierten Lebensbedingungen waren einer Zukunft in den Kolchozen des Gebietes wenig dienlich. Zudem waren viele Übersiedler aus Not und nur wegen der gewährten Vergünstigungen nach Kaliningrad gekommen; sie erfüllten aber nicht die beruflichen Anforderungen an eine Arbeit in der Landwirtschaft und versuchten anderenorts unterzukommen. Es war kein Einzelfall, dass »unter den angekommenen Übersiedlerfamilien bislang 31 Familien ausgemacht wurden, die noch nie in Kolchozen gearbeitet haben, darunter zwölf Arbeiterfamilien und neunzehn Familien von Angestellten. Einzelne Übersiedlerfamilien von Angestellten ersuchten noch am gleichen Tag ihrer Ankunft in ihrem Bestimmungsort um Entlassung aus dem Kolchoz, um in Betrieben zu arbeiten«, so eine Zwischenbilanz Anfang Juni 1947.104 Der Sonderstatus Kaliningrads als Sperrgebiet hatte maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen: Nur wegen der Grenzlage des Gebiets hatten alle Einwohner einen sowjetischen Inlandspass erhalten. Was nur Passinhabern möglich war, der überwiegenden Mehrheit der sowjetischen Landbevölkerung ohne Pass aber verwehrt blieb, war jedem Kaliningrader erlaubt – dem Sog der Städte nachzugeben.105 Begünstigt wurde die schwankende Stimmung in Kaliningrad zusätzlich dadurch, dass viele Familien aus Unsicherheit die Brücken in ihre Heimat hinter sich nicht abbrechen wollten; besonders hoch sei die Rückkehrrate nach Einschätzung von Ivanovs Nachfolger Vladimir Ščerbakov »bei jenen Familien, die noch nicht endgültig die Verbindung zu früheren Wohnorten gekappt haben, die dort Häuser, beackerte Kleingärten behielten.«106 Die »alarmierenden Fakten des Zuwachses eigenständiger Abreise von Übersiedlern« erklärte die zentrale Übersiedlungsabteilung dem Ministerrat der RSFSR auch 56 Kaliningrad werden

damit, dass »die Kolchozbauern nicht geschlossen für die schnellstmögliche Überwindung von Schwierigkeiten und der Errichtung vergesellschafteter Wirtschaft« seien.107 Dies lag zu einem guten Teil an Führungspersonal, das »nicht nur keinen Kampf gegen Abreise führte, sondern sie selbst förderte, indem man auf Übersiedlungsversammlungen […] verkündete, wer von den Übersiedlern nicht arbeiten wolle, könne zurückfahren. Deswegen sind nicht zufällig aus dem Kreis Polessk 99 Familien abgereist, darunter 87 aus Kolchozen«, so die Übersiedlungsverwaltung im Mai 1948.108 Dass Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov zwei Monate später für den Zeitraum von »1946 bis Mai 1948 28.469 Familien von landwirtschaftlichen Übersiedlern und Sovchozarbeitern« nach Moskau melden konnte, war denn auch nur die halbe Wahrheit über den Aufbau des Gebietes:109 »Viele unter den Übersiedlern wurden zur Arbeit in Sovchoze geschickt – städtische Bevölkerung, die nie in der Landwirtschaft gearbeitet hat. Besonders in dieser Hinsicht hat es viele Fehler bei der Auswahl von Übersiedlern in den Gebieten Kirov, Tambov, Gor’kij, Brjansk und Rjazan’ gegeben. In den Sovchozen des Gebietes Kaliningrad zählt mehr als die Hälfte aus diesen Gebieten zu städtischer Bevölkerung«, so Ščerbakov; zudem gebe es »auch Fälle von Entsendungen zusammengestellter Familien, die bei der Ankunft in den Sovchozen angeben, dass keinerlei Verwandtschaftsverhältnis untereinander besteht«, musste das Gebietsparteikomitee eingestehen.110 Immer noch verließen Übersiedler das Gebiet scharenweise – bis zum 1. Oktober 1949 waren 3.603 Familien aus ihrem Betrieb abgereist, Tendenz steigend.111 Um den Verlust an Übersiedlern auszugleichen, sollten im Herbst 1949 zusätzlich je hundert Familien aus den Gebieten Tambov und Orël nach Kaliningrad entsandt werden.112 Eine für 1951 geplante Werbungsaktion offenbarte dabei unfreiwillig, wie wenig selbst offizielle Stellen damit rechneten, dass sich die Übersiedler in Kaliningrad dauerhaft niederließen und zu Kaliningradern wurden – der Vorsitzende des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Aleksej Egorov, sprach als Werbemittel von »Einzel- und Gemeinschaftsbriefen der Kolchozbauern unseres Gebietes an ihre Landsleute.«113 Auch hatten Kolchozleitungen zuvor Übersiedlern schriftlich ihre Entlassung bestätigt »in Verbindung mit dem Umzug der Familie in die Heimat […]«.114 Landleute und Heimat – das bedeutete noch immer das Dorf vor der Übersiedlung, aber nicht Kaliningrad. Doch so lange nicht das Hauptproblem der Wirtschafts- und Wohnraumversorgung der Übersiedler gelöst war, lohnten sich weitere Anwerbungen kaum: Auch 1953 musste der eigens hierfür aus Moskau nach Kaliningrad abkommandierte Leiter der Übersiedlungsverwaltung für die Zentralregionen der UdSSR, A. Dergačev feststellen, »dass den Hauptgrund für die Abreisen der Übersiedler vom Ort der Ansiedlung die schlechte wirtschaftliche Grundausstattung und die unaufmerksame Einstellung gegenüber ihren Ansprüchen und Bedürfnissen bilden«.115 Nichts und niemand hielt die abreisewilligen Übersiedler im Kolchoz, die Politik hatte resigniert: »Einzelne Kreisexekutivkomitees gehen falsch mit der Abreise von Übersiedlern um, indem sie diese ohne besondere Begründung genehmigen. Derlei Handlungen der Kreisexekutivkomitees dienen nicht der Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad

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Stärkung der Übersiedler im Gebiet«, mahnte im April 1953 der Ministerrat in Moskau.116 Seit der Eingliederung in die Sowjetunion gab es immer wieder Unsicherheit unter der Bevölkerung über die Zukunft des Gebietes: »Wir dachten, dass wir hier befristet leben«, schilderte eine Übersiedlerin die von ihr gefühlte Zukunft des Gebietes117 – »möglicherweise hat sich dieses Gefühl in das Bewusstsein der Kaliningrader Bevölkerung eingegraben«, urteilte ein anderer Übersiedler.118 Mit Stalins Tod wuchsen die »Kofferlaunen« im Gebiet zusätzlich: »[…] 1953, da war ein großes Durcheinander. Ja, als Stalin starb, da ging es los. Da hieß es, es gibt Krieg, Krieg, Krieg. Das befürchteten sie damals. Damals sind wir [für fünf Monate; P. B.] in die Heimat zurückgefahren«, erinnerte sich eine Übersiedlerin an Panikreaktionen unter den Gebietsbewohnern.119 Selbst Parteifunktionäre kehrten dem Gebiet den Rücken – im ersten Halbjahr 1953 hatten 107 Kommunisten Kaliningrad verlassen.120 Das Vertrauen in Kaliningrad war begrenzt. Dass die Kaliningradskaja Pravda im Dezember 1970 doch noch die Geburt des 300.000. Kaliningraders feiern konnte, entsprang auch dem Wissen um die schwere Geburt Kaliningrads selbst.121

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Namen, die noch keiner nennt – Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme »Die Frage der Benennung der neuen Kreise und Siedlungen im Gebiet Kaliningrad ist sehr kompliziert.«1 Mit diesem Urteil hatte Akademiemitglied Vladimir Pičeta im Februar 1947 eine der tiefen Zäsuren in der Geschichte der Region treffend charakterisiert und sich quasi prophetisch zu den bevorstehenden Änderungen im Gebiet geäußert: Bis auch das letzte Dorf im Gebiet einen neuen Namen trug, sollten noch mehrere Jahre vergehen – weitaus länger als ursprünglich geplant. Als am 4. Juli 1946 Königsberg per Erlass in Kaliningrad umbenannt wurde, hatte die Gebietsführung zu zahlreichen Veranstaltungen aufgerufen:2 Mit der Umbenennung sei »jetzt und auf ewig den deutschen Imperialisten ein Ende« gesetzt worden, »von hier aus unserer großartigen geliebten Heimat zu drohen.«3 Damit sei »dieser faschistische Schlupfwinkel zu einer russischen Stadt geworden, die von russischer Bevölkerung und russischer Kultur bewohnt ist«, hieß es suggestiv in einer Rede vor Kaliningrader Waggonbaufabrikarbeitern.4 Deutsche waren nicht eingeladen.5 Dass Königsberg nach einem sowjetischen Staatsoberhaupt benannt wurde, spielte für das Zentrum nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger war der Umstand, dass Königsberg überhaupt umbenannt wurde. Angesichts der überaus schwierigen Versorgungslage nach dem Krieg ließen sich mit der Umbenennung auch ohne großen materiellen Aufwand Veränderungen zum Besseren und weitere Schritte in Richtung einer sowjetischen Zukunft suggerieren. Einmal mehr schien der Staat »darum bemüht, durch Umbenennungen eine Veränderung der Wirklichkeit vorzutäuschen.«6 Der bei den Gebietsbewohnern entstehende Eindruck eines Neuanfangs beseitigte zwar keine Ruinen, verhieß aber Veränderung – gerne ließen sich die Neusiedler darauf ein. Die Umbenennung war eine rein symbolische Handlung für Gebietsführung und Bevölkerung. Als Aneignungsstrategie der Gebietsbewohner bot sie Gelegenheit, Kaliningrad nach eigenen Vorstellungen zu formen und schließlich als Heimat zu begreifen. Der »Kampf um russische Kultur« (Jurij Kostjašov)7 war an erster Stelle ein Kampf gegen das Alte – »alles Alte hatte zu verschwinden. Folglich musste sich auch die Sprache der alten Welt von Grund auf erneuern.«8 Gerade die Ortsnamen sollten sich nach Meinung der Gebietsführung nahtlos in einen vermeintlich vom Zentrum vorgegebenen Symbolkanon einfügen. Moskau hatte aber nur indirekt die Grenzen dieses diskursiven Feldes abgesteckt, auf dem jetzt um die politische und kulturelle Topografie des neuen Gebietes gerungen wurde. Wegen der fehlenden Vorgaben aus Moskau hielten es die Behörden vor Ort für die sicherste Variante, sich eng an eine von ihnen für die Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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ideale Vorgabe gehaltene Generallinie zu halten. Die hier offiziell verordnete Identität als Kaliningrader sollte sich weder auf den Raum, noch auf dessen Geschichte samt ursprünglichen Bewohnern beziehen. Dadurch führte der Ruf nach neuen Ortsnamen oftmals zu einer verblüffend abstrakten oder künstlich wirkenden Benennung von Siedlungen: Das Bemühen der Peripherie, nicht explizit geäußerten Erwartungen des Zentrums zu erfüllen, hatte als Ergebnis vor allem eine erstaunliche Beliebigkeit von Ortsnamen und damit des Kaliningrader Symbolkanons zur Folge. Was Kaliningrad einzigartig machte, ging verloren. Festzuhalten ist jedenfalls, dass es »im Laufe der Geschichte und in anderen Ländern der Erde auch immer schon Ortsumtaufungen« gegeben hat – wenn auch »wohl niemals so kurzfristig, in so anhaltender Weise und in dieser Häufigkeit über einen so großen Raum verteilt wie in der Sowjetunion«.9 Die Muster, anhand derer im Gebiet umbenannt wurde, waren zuvor in anderen sowjetischen Regionen angewandt worden;10 auch die Motive ähnelten sich – nicht ohne Grund wurden etwa nach der Deportierung der Krimtataren von der Krim dort nicht nur tatarische Monumente zerstört, Bücher und Manuskripte verbrannt,11 sondern auch viele Orte umbenannt.12 Zudem war in Ostpreußen erst 1938 per Erlass des Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen eine »nicht sehr rühmliche«13 Umbenennungskampagne initiiert worden, in deren Verlauf mehr als die Hälfte aller 2.087 Ortsnamen mit litauischer Wurzel durch neue, »germanisierende« Bezeichnungen ersetzt wurden.14 Es ist bezeichnend für die westliche Betrachtung der Vorgänge nach 1945, dass zwar die Umbenennungen von sowjetischer Seite meist sehr kritisch beobachtet, diese aber kaum in ein Verhältnis zur Kampagne der Nationalsozialisten acht Jahre zuvor gestellt worden sind: Bemerkenswerte Kontinuitäten werden sichtbar, wenn etwa Herbert Kirrinnis russische Ortsnamen 1951 als »Wortungetüm« kritisierte15 – schließlich hatte er sich schon 1942 mit den Umbenennungen in Ostpreußen durch die Nationalsozialisten beschäftigt und »die fremden Ortsnamen auf deutschem Siedlungsboden« als »ein Teil der vielen in unserer Sprache immer noch vorhandenen Fremdwörter« bezeichnet, die »daher besonders nach dem Wiedererwachen des deutschen Volkes mit Recht nach ähnlichen Gesichtspunkten behandelt, also ausgemerzt oder in Lautung, Betonung, Schreibung oder Sinngehalt deutscher Sprache und deutschem Denken angepasst« werden müssten.16 Wer heute beklagt, »kein anderer Teil Deutschlands« sei »im Zweiten Weltkrieg und danach so geschunden und verunstaltet worden wie das von den Sowjets annektierte nördliche Ostpreußen«,17 tut gut daran, sich auch einmal das Treiben der Nationalsozialisten wenige Jahre zuvor zu vergegenwärtigen. Die Historizität vieler ostpreußischer Ortsnamen verschwand bereits 1938. Auch dies heißt »Sprache finden für zweierlei Untergang«.18 Die Vorlagen für die sowjetischen Umbenennungen nach 1945 basierten auf den deutschen Bezeichnungen vor 1938 und waren mit großer Wahrscheinlichkeit ein Produkt deutsch-sowjetischer Zusammenarbeit: Die sowjetische Seite verfügte während des Krieges nur über Karten, die die bis 1938 gültigen Ortsnamen enthielten.19 Darunter befand sich offenbar auch Kartenmaterial, das auf 60 Kaliningrad werden

deutschen Originalen zwischen 1911 und 1930 beruhte und 1939 vom Generalstab der Roten Armee wieder veröffentlicht worden war.20 Eine solche Karte gelangte schließlich als Kriegsbeute in die USA – nur die russischen Bezeichnungen in kyrillischen Buchstaben und brauner Farbe nebst entsprechender Legende stammten nicht aus dem Reichsamt für Landesaufnahme und der Messtischblattreihe »Preußische Landesaufnahme«.21 Und so galt auch hier: »Namensgeschichte ist immer auch Herrschaftsgeschichte.«22

Kampf um die Karten im Kopf – Umbenennung in der Praxis Bis Frühsommer 1946 hatte das Gebiet in den Vorstellungen Moskaus als ungeordnetes Territorium gegolten. Tiefer gehende administrative Ziselierungen, die Errichtung von Landkreisen und kreisfreien Städten hatten bislang auf keiner Agenda der Sowjetmacht gestanden. Im Zentrum war erst jetzt die Einsicht gewachsen, das Gebiet stärker handhabbar zu machen und dementsprechend administrativ neu zu ordnen. Dieses Vorhaben hatte Priorität vor der Vergabe neuer Ortsnamen: Per Erlass vom 7. April 1946 hatte der Ministerrat der UdSSR den »administrativen Aufbau der Stadt Königsberg und der zugehörigen Region« verfügt, sich dabei aber keineswegs am Namen der Stadt gestört.23 Auch als das Zentralkomitee der VKP(b) am 18. Juni 1946 in Moskau »Fragen des Gebietes Königsberg« behandelte, diskutierte es »über die gebietsadministrative Gliederung des Gebiets Königsberg und die Umbenennung der Stadt Königsberg« – im Vordergrund stand die Verwaltungseinteilung, eine Umbenennung war für das Zentrum zweitrangig.24 Aus diesem Grund war die Symbolik der Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad nichts weiter als ein Mitnahmeeffekt der anstehenden Verwaltungsneugliederung: Michail Kalinin als langjähriger Vorsitzender des Obersten Sowjets der UdSSR war zwar bereits zwei Wochen tot, doch selbst jetzt noch sprachen die Entwürfe des Ministerrates der RSFSR für eine Umbenennung Königsbergs aus dem Juni 1946 nur von dem Vorschlag »Baltijsk«, der »Ostseestadt«.25 Dass Kalinin am 4. Juli 1946 schließlich doch noch zum Namenspatron der vorgeblich neuen Stadt an der Ostsee wurde, war also keine sorgfältig vorbereitete Entscheidung oder gar zwingende Ehrung Kalinins – der Entschluss dazu war kurzfristig und spät gefallen.26 Davon unbesehen sah die Propaganda die Bringschuld nun bei den Gebietsbewohnern: »Indem wir diesen Namen angenommen haben, haben wir uns verpflichtet, zu leben und zu arbeiten wie M. I. Kalinin, an das Wohl des Volkes zu denken wie M. I. Kalinin, der Sache des Kommunismus zu dienen wie M. I. Kalinin.«27 Dem Primat einer Verwaltungsneugliederung folgend, beschränkte sich Moskaus Anteil an der Umbenennung von Orten im Gebiet darauf, lediglich den neuen Kreiszentren und kreisfreien Städten neue Namen zu verleihen – wobei auch dieses nur um der Verwaltungspraxis und nicht um der Propaganda Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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Willen geschah.28 Entsprechend beliebig wirkten die neuen Namen und deren Begründungen seitens Moskaus für das Gebiet:29 Domnovo etwa für Friedland als »alte slawische Bezeichnung«, Lugovsk für Heinrichswalde auf Grund der »großen Fläche von Überschwemmungswiesen«, Meždurečensk für Insterburg als »zwischen den Flüssen gelegen« oder Černjachovsk für Heiligenbeil nach dem in Ostpreußen gefallenen Helden der Sowjetunion.30 Von siebzehn Vorschlägen fanden sich nur ganze fünf in der endgültigen Fassung des Erlasses über die Verwaltungsaufteilung des Gebietes knapp drei Monate später wieder.31 Wie wenig zwingend die von Moskau ausgehenden Benennungen und ihre Begründungen waren, wurde besonders deutlich durch die Vertauschung von Namensvarianten: So schien der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung der Name »Baltijsk« zu attraktiv, als dass er nach der maßgeblichen Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad nicht mehr benutzt werden könne. Im November 1946 erhielt daher auf Initiative der Gebietsführung Pillau diesen Namen32 – dass die vormalige, zwingend anmutende Begründung für den Fall Königsberg als »große Hafenstadt am Ufer der Ostsee« für die Kleinstadt nur bedingt zutraf, schien kaum von Bedeutung.33 Inzwischen war auch für Insterburg der Name von General Černjachovskij als passend erachtet34 und Heiligenbeil nach einem anderen Helden der Sowjetunion in Mamonovo umbenannt worden.35 Die Beispiele waren zahlreich, die Benennungen beliebig. Was an neuen Bezeichnungen in den kommenden Monaten folgte, kam aus dem Gebiet selbst und wurde Moskau nur noch zur abschließenden Genehmigung vorgelegt. Dazu wurden bei den Kreiszivilverwaltungen des Gebietes eigens Kommissionen mit Vertretern der örtlichen Behörden, der Kommunalwirtschaft, der Intelligenz und anderen Vereinigungen geschaffen; deren Arbeitsergebnisse wurden von einem analogen Gremium auf Gebietsebene begutachtet und an Moskau weiter geleitet.36 Was keiner der Beteiligten wissen konnte: Auf Jahre hin sollte das Außenministerium der RSFSR federführend bleiben, wenn es in Moskau um neue Namen ging – Kaliningrad wurde auch in Moskau als etwas Fremdes empfunden und entsprechend behandelt.37 Was die Propaganda hingegen verhieß, stand auf einem anderen Blatt. Je kleiner die Orte waren, deren Namen geändert werden sollten, desto stärker wurde die Gebietsbevölkerung in diese Prozesse einbezogen. »Was denn, werden wir etwa mit deutschen Namen leben? Los, wir ändern die Namen«, erinnerte sich die Teilnehmerin einer Kolchozversammlung von 1946.38 Die Gebietsbehörden betrieben auch mit den Umbenennungen Identitätspolitik: Die neuen Namen symbolisierten Neuanfang und Fortschritt in Richtung einer sowjetischen Zukunft vor allem für die sowjetische Bevölkerung – nicht nur »für die 1946/47 noch immer zahlreiche deutsche Bevölkerung der sichtbarste Ausdruck der neuen Zugehörigkeit des Gebietes«.39 Indem die Bevölkerung an der Namensgebung beteiligt wurde, wurde politische Partizipation suggeriert – auch wenn die Absegnung neuer Namen an andere Stelle erfolgte. Die Neusiedler nahmen mit ihren eigenen Vorschlägen diesen Ball gerne auf. Die Benennung kam einer Inbesitznahme gleich und der neue Ortsname konnte als Brücke zwi62 Kaliningrad werden

schen altem und neuem Wohnort dienen.40 Einmal mehr galt: »Namen bezeichnen Besitzergreifungen, Aneignungen, sind jedenfalls Markierungen.«41 Bis Ende 1946 hatten Kaliningrader Stellen Listen mit Umbenennungsvorschlägen erstellt und mit der Bitte um Genehmigung nach Moskau übersandt. Diese Listen enthielten Erklärungen für die neu gewählten Namen und Anhaltspunkte für die unterschiedlichen Ansätze bei der Umbenennung.42 Dabei stachen verschiedene Varianten hervor. Der Ansatz einer »Memonysierung« lieferte Namen wie Novoural’sk, Jaroslavskoe oder Rževskoe;43 solche Namen verwiesen explizit auf die Herkunft der Siedler und waren besonders populär. Sie belegten, wie stark die Bindung der Übersiedler an ihren alten Wohnort geblieben war – zu Kaliningrad hatten sie keinen Bezug. So mochte die Propaganda Neusiedler aus dem Gebiet Moskau kurz nach deren Ankunft zwar mit den Worten zitieren, »bis heute haben wir uns als Moskauer begriffen – jetzt sind wir Kaliningrader. Wir sind nach Hause gekommen […]«.44 Doch dass es im Gebiet zukünftig ein »Neu-Moskau«, nämlich NovoMoskovskoe geben sollte, sprach eine andere Sprache.45 Auch ein Nadëždino,46 ein »Ort der Hoffnung«, war als Ortsname durchaus ambivalent besetzt und glich eher einem Pfeifen im Walde als einem Strotzen vor Zuversicht in die Zukunft; das Motiv dieser Umbenennung wurde auch offiziell mit »willkürlich« angegeben.47 Selbst wo zunächst ein sowjetischer Name wie »Komsomol’skij« vorgesehen war, setzte sich schließlich eine Reminiszenz an die alte Heimat durch – wie etwa Mordovskoe »auf Vorschlag der Übergesiedelten aus Mordovien«.48 Entgegen der Propaganda waren die Neuankömmlinge mental keineswegs im Gebiet angekommen. Zur Heimat musste das Gebiet erst noch werden. Die Gebietsführung wollte hier den Blick nach vorn, die Übersiedler aber schauten räumlich und zeitlich zurück. Die historisierende Variante der Umbenennungen bediente sich bei Persönlichkeiten der russischen Literatur und Geschichte wie etwa Puškin, Nekrasov oder Bagration vor.49 Zahlreich waren jedoch vor allem sowjetische Ortsnamen. – die neuen Gebietsbewohner waren sich durchaus der Erwartungen der Sowjetmacht bewusst und nutzten ihre Kenntnisse des speaking Bolshevik auch für die Umbenennungen. Die von ihnen vorgeschlagenen Namen, die sich wie Iličëvo und Uljanovo auf Lenin bezogen, wie Oktjabrskoe an die Revolution 1917 oder wie Gvardejskoe und Čapaevskoe an Krieg und Bürgerkrieg erinnern sollten,50 entsprangen nicht einfach vorauseilendem Gehorsam. Vielmehr war dieses Muster den Siedlern aus ihrer alten Heimat seit langem vertraut und versprach eine eindeutige Kodierung des Gebietes als sowjetisches Territorium. Gleichzeitig aber waren diese Ortsnamen vollkommen beliebig und untereinander austauschbar. Auch wenn Orte nur von wenigen Familien bewohnt wurden, konnten sie Bezeichnungen erhalten, deren Symbolcharakter in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Bedeutung der Siedlungen stand – was gerade mit Blick auf den begrenzten sowjetischen Zeichenvorrat zu einer Inflation dieser Symbole führen konnte. Kaliningrad sollte sowjetisch werden, indem sich seine Ortsnamen überall auf der sowjetischen Landkarte wiederfinden ließen. Zwar waren alle Regionen der UdSSR sowjetisch – Kaliningrad aber sollte am sowjetischsten sein. Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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Regionale Eigenheiten bildete hingegen jene Variante ab, in der die Siedler ihre unmittelbare Umgebung spiegelten: Am Haff gelegen, wurde aus Willkeim Salivnoe, aus Baletken auf Grund »vieler Obstgärten« der Name Sadovoe, oder wegen der Flusslage Allenaus schließlich Poreč’e.51 Von einem besonderen Weg der Umbenennung setzte die Kreiszivilverwaltung Sovetsk die Gebietsführung im Juni 1947 in Kenntnis: In drei Dorfkreisen stimmte bei 67 von insgesamt 70 Ortsnamen der Anfangsbuchstabe der neuen Bezeichnung mit dem der alten überein – ob dies auf Initiative der Siedler oder der Behörden geschah, ist nicht überliefert.52 Jede Umbenennungsvariante zeigte, wie sehr in Kaliningrad um Ankunft und ein Heimischwerden gerungen wurde. Vorerst musste Tradition in Kaliningrad importiert, Geschichte noch geschrieben werden. Mit den neuen Ortsnamen hatte Kaliningrad – dessen umbenannte Orte nur allzu oft Referenzen an Räume in Hunderten von Kilometern Entfernung oder an Zeiten in noch abzuwartender Zukunft waren – zwar noch keine Vergangenheit, aber doch wenigstens eine Gegenwart erhalten. »Die Dinge müssen Namen haben, die ihnen entsprechen«53 – wie schwer es war, dieses dem spanischen Eroberer Colón zugeschriebene Axiom in Kaliningrad praktisch umzusetzen, hatte auch das Zentrum nicht vorausgesehen.

»Prinzipielle Unterschiede« – Konflikt um neue Namen zwischen Zentrum und Peripherie Die Warnung, die der Ministerratsvorsitzende der RSFSR, Michail Rodionov kurz vor Jahresende 1946 erhielt, ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Die für das Gebiet Kaliningrad vorgeschlagenen Namen seien »willkürlich vergeben worden, haben keinen Bezug zu wirtschaftlichen, historischen oder geografischen Besonderheiten und viele von ihnen sind überhaupt nicht begründet«, mahnte ein Mitarbeiter Rodionovs.54 »Angesichts der besonderen Wichtigkeit eines Verwaltungsaufbaus des Gebietes Kaliningrad« sei es daher »unabdingbar, einen Instrukteur der Organisationsabteilung zur Berichtigung und Erarbeitung des Materials vor Ort in das Gebiet Kaliningrad abzukommandieren«, lautete die Empfehlung an den Ministerratsvorsitzenden.55 Was bislang in den Gremien des Zentralkomitees als nachrangig betrachtet worden war, löste jetzt zumindest im Ministerrat der RSFSR Aktionismus aus: Hier herrschte die Befürchtung, durch späte und willkürliche Umbenennungen den Aufbau des Gebiets zu verzögern. Da sich das Zentrum mit Investitionen und anderen Zuwendungen zurückhielt, sollte zumindest symbolisch ein eindeutiger Weg eingeschlagen werden. Moskau beanspruchte, das Gebiet russisch zu kodieren und russische Ortsnamen zu vergeben. Der Ministerrat der RSFSR forderte nicht nur auf dem Papier die Verfügungsgewalt über Kaliningrad ein, sondern auch im Alltag des Gebiets. Ungewollt erwiesen sich die Umbenennungen dabei als Prüfstein für den Umgang mit dem Erbe der Region. 64 Kaliningrad werden

Um eine Handlungsgrundlage in die Hände zu bekommen, folgte der Ministerrat der Empfehlung von Dezember 1946 und entsandte mit Vladimir Osipov einen Vertreter nach Kaliningrad, um vor Ort die Umbenennungen zu begleiten.56 Gleichzeitig bestätigte Akademiemitglied Vladimir Pičeta in einem Gutachten von Januar 1947 die Linie der Republiksführung einer Russifizierung und lieferte eine Handreichung für das weitere Vorgehen: Pičeta konstatierte eine »deutsche Herkunft […] aller bedeutenden Städte des Gebietes Kaliningrad« und deren »Rolle als Stützpunkte bei der Kolonisierung des Baltikums« – damit waren Referenzen an diese Epoche ausgeschlossen, denn »keinerlei Angaben führen zu der Annahme, dass die Bezeichnungen dieser Städte eine Verdrehung der litauischen (oder altprußischen) Bezeichnungen der Orte darstellt« oder »litauische oder altprußische Orte waren, die durch die Deutschen umbenannt wurden«.57 Die vom Ministerrat der RSFSR bevorzugte Umbenennung mit russischen Ortsnamen war damit die einzige Variante. Mit Zuversicht konnte die Republiksführung daher in eine auf zwei Tage angesetzte Sitzung von Vertretern verschiedener Institutionen Anfang Februar 1947 gehen, auf der die »Frage über die Umbenennung von Orten des Gebietes Kaliningrad« entschieden werden sollte.58 Neben zwei Abgesandten der Topografischen Verwaltung des Generalstabes des Ministeriums der Streitkräfte, Vladimir Osipov als Vertreter des Ministerrates der RSFSR und S. Šinderis als Leitender Konsultant der Ständigen Vertretung der Litauischen SSR in Moskau nahmen auch Akademiemitglied Vladimir Pičeta und der Leitende Wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Geografie der Akademie der Wissenschaften, A. Kuman an dem Treffen teil – Povilas Pakarklis, Ministerratsvorsitzender der Litauischen SSR, stieß am zweiten Sitzungstag hinzu.59 Es sollten zwei grundsätzlich verschiedene Ansichten über das weitere Vorgehen für Kaliningrad aufeinanderprallen. Schon am ersten Tag war »nach einem Meinungsaustausch deutlich« geworden, dass zahlreiche Vorschläge neuer Ortsnamen »ethnischen und geografischen Erfordernissen nicht entsprechen [und] altslawische, von den Deutschen verdrehte Bezeichnungen ignorieren […].«60 Doch das Vorhaben, binnen einer Woche »dem Ministerrat begründete Änderungen und Anmerkungen vor[zu]legen«,61 kam nicht zustande: Offenbar von seinem litauischen Kollegen über den grundsätzlichen Charakter anstehender Umbenennungen alarmiert, forderte Litauens Ministerratsvorsitzender Pakarklis am folgenden Tag »die Beibehaltung alter litauischer, von den Deutschen verdrehter Bezeichnungen« – ein Ansatz, dessen Grundlage Vladimir Pičeta in seinem Gutachten vom Vormonat explizit verneint hatte.62 Der litauische Regierungschef beließ es nicht bei diesem Vorstoß: In seinem Moskauer Plädoyer betonte Pakarklis, »dass die litauische Regierung nicht nur die Beibehaltung der alten litauischen Bezeichnungen von Ortschaften für zweckmäßig hielte, sondern auch die Eingliederung eines großen Teils des Gebietes Kaliningrad in die Litauische SSR in nächster Zukunft.«63 Mit einer solchen Maximalforderung war der Spielraum aller Sitzungsteilnehmer für weitere Verhandlungen auf ein Minimum geschrumpft, eine Vertagung unausweichlich geworden: »Angesichts des prinzipiellen Unterschiedes zwischen Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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den Vorschlägen der litauischen Regierung und dem Entwurf eines Erlasses des Obersten Sowjets der RSFSR über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad entsprechend den Vorschlägen der örtlichen Bevölkerung und gesellschaftlichen Organisationen« sollte nun eine »kompetente offizielle Kommission« eingesetzt werden, um innerhalb von zwei Wochen »den endgültigen Text des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR auszuarbeiten«; dieser Kommission gehörten alle gegenwärtigen Sitzungsteilnehmer an – nur die beiden litauischen Teilnehmer waren inzwischen durch zwei Mitglieder der Akademie der Wissenschaften ersetzt worden und die Litauische SSR nicht länger in diesem Gremium vertreten.64 Der Ministerrat der RSFSR wollte die eigene Linie neuer, russischer Ortsnamen auf keinen Fall preisgeben, da er durch die von Pakarklis’ geforderten Lithuanisierung ein billiges, aber wirkungsmächtiges Instrument für die Integration Kaliningrads in die Sowjetunion aus der Hand gegeben hätte. Man bewaffnete sich mit Fakten: Noch am Tage von Pakarklis’ Plädoyer erbat die Republiksführung vom Institut für Ethnografie der Akademie der Wissenschaften ein Gutachten für Umbenennungen im Gebiet Kaliningrad – ein halbes Jahr, nachdem mit den Umbenennungen begonnen wurde.65 Der Ministerrat konnte vorerst aufatmen: Das Institut bestätigte die bisherige Linie der Republiksführung und ließ den Leser im Ministerrat die zentralen Aussagen wie zur Selbstversicherung noch einmal dick mit Tintenstift unterstreichen.66 Zumindest die für das Institut gedachte Liste von 120 umzubenennenden Ortschaften enthalte keine Orte, »deren frühere Bezeichnungen mit irgendwelchen bedeutenden historischen Ereignissen verbunden« seien, so die drei Gutachter – damit trug die Entscheidung Früchte, dass Institutsdirektor Sergej Tolstov unter ihnen der Nachfolger eines der beiden kurz zuvor aus der Umbenennungskommission entfernten Litauer geworden war.67 Was die Frage von Umbenennungen im Allgemeinen betreffe, so sei das prinzipielle Vorgehen nach Meinung der Gutachter vollkommen gerechtfertigt: »Bei einer bedeutenden Veränderung der nationalen Zusammensetzung der Bevölkerung« würden »Neusiedler für gewöhnlich jene Siedlungen, an die sie ziehen«, umbenennen; ohne offizielle Umbenennungen würden sich »Vulgärbezeichnungen einbürgern, die von der neuen Bevölkerung vergeben und bekannter als frühere Bezeichnungen werden«, hoben die Gutachter hervor.68 »Da ein großer Teil der Bevölkerung des Gebiets Kaliningrad aus Russen besteht,« argumentierten die Ethnografen, sei es »zweckmäßig, bei der Umbenennung solche Bezeichnungen zu wählen, die in der russischen Sprache eine sinnvolle Bedeutung haben.«69 »Erhaltenswerten früheren Bezeichnungen« könne man »auch eine russische Übersetzung geben«, waren sich die Gutachter einig.70 Gleichzeitig fand die bisherige Umbenennungspraxis großes Lob: Kriegshelden und Herkunftsorte der Siedler als Namensreservoir zu nutzen, sei »eine sehr gelungene Methode der Namensgebung.«71 Nur in einem Punkt verweigerten die Gutachter dem Gremium die Gefolgschaft: Sie verneinten dezidiert die Existenz altslawischer Ortsnamen im Gebiet. 66 Kaliningrad werden

Was sich wie altslawische Bezeichnungen ausnehme, sei entweder »altprußisch oder altlitauisch«; im Süden des Gebietes käme sprachlich außerdem »relativ jung« polnischer Einfluss hinzu.72 Zwar lief diese Einschätzung der Abstammung regionaler Toponymie seitens des Instituts für Ethnografie dem Gutachten von Akademiemitglied Pičeta vom Vormonat diametral entgegen, doch die Schlussfolgerung war die gleiche: Neue, russische Ortsnamen, wie sie der Ministerrat der RSFSR bevorzugte, erschienen als einzig gangbarer Weg, ostpreußische Orte umzubenennen.73 A. Kuman vom Institut für Geografie der Akademie der Wissenschaften bestätigte ebenfalls am 14. Februar 1947 in einer nachträglichen schriftlichen Stellungnahme zu den Sitzungsergebnissen die bisherige Linie im Sinne des Ministerrates, hielt sich aber mit eindeutigen Aussagen zurück: Einige neue Bezeichnungen drückten »eine litauische oder vielleicht slawische Vergangenheit einiger Ortschaften aus (Talpakenskij, Kelladinskij, Žilinskij oder Domnovskij)«.74 Vor allem betonte der Geograf, dass es sich bei den nun umzubenennenden Ortschaften um »vergleichsweise unbedeutende Siedlungen« handele, was es neben »der Tendenziösität deutscher Forschung« erschwere, Materialien »zur Ermittlung der ursprünglichen Bezeichnung eines Ortes zu finden«; daher erscheine die vorherrschende Umbenennung von Ortschaften auf Wunsch der Siedler als »gerechtfertigt«.75 Der Leser im Ministerrat unterstrich diese Aussage mit Fettstift gleich dreifach.76 Zurückhaltend wies Kuman darauf hin, es gebe »allerdings einige Bezeichnungen […], die auch eine Bewahrung verdienten« – vorsichtshalber hatte er deren Attribut »deutsch« wieder aus dem Text gestrichen.77 Trotz einer »Verstümmelung durch deutsche Transkribierung« habe sich dort eine »litauische und vielleicht slawische Wurzel erhalten, die in richtiger nationaler Aussprache wieder hergestellt werden« könne.78 Diesen Ansatz einer »echten alten litauischen (oder slawischen) Bezeichnung« werde sein Kollege Pičeta verfolgen, gab Kuman zu bedenken.79 Kritisch stand Kuman den Vorschlägen »Nachimov« für Cranz80 und »Suvorovsk« für Ragnit gegenüber, die nach zwei zarischen Militärs benannt werden sollten – gerade letzteres eigne sich »kaum für die Verewigung eines großen russischen Feldherrn. Außerdem ist Suvorov in dieser Gegend nie gewesen«, rückte der Geograf die Maßstäbe zurecht.81 Dass zudem Rossitten auf der Kurischen Nehrung zu »Rybačij« (russ. Adjektiv zu »Fischer«) werden sollte, sei eindimensional: Mit Blick auf dieses »außerordentlich interessante Gebiet einer Dünenlandschaft«82 sei es wünschenswert, »in der neuen Bezeichnung eine Referenz an eine seltene Naturlandschaft« wiederzufinden – »und nicht nur an die Fischereiwirtschaft«, mahnte Kuman.83 Dass zudem Neukuhren zukünftig den Namen Čajkovskoe nach der großen Anzahl dort vorkommender Möwen tragen solle, ließe sich »auf viele andere Abschnitte der Meeresküste des Gebietes anwenden«.84 Eine solche Bezeichnung drücke »keinerlei charakteristischen Unterschied« zu anderen Ortschaften aus, so dass Kuman die Übersetzung Neukuhrens ins Russische, als »Novyj kurort«, vorschlug.85 Doch ließ es Kuman bei Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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diesen wenigen Einwänden bewenden und stärkte daher insgesamt dem Ministerrat den Rücken. Damit hatte keines der drei bislang erstellten Gutachten anstehende Umbenennungen mit litauischen Bezeichnungen als zwingend notwendig dargestellt. Der Ministerrat der RSFSR konnte sich rundweg in seiner Linie neuer, russischer Ortsnamen bestätigt sehen. Als besonders wertvoll musste aber nun eine Mitteilung wirken, die Moskau am 18. Februar 1947 erreichte: Per Telefon ließ der Leiter der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung, Vasilij Borisov, mitteilen, es lebten »keine Bürger litauischer Nationalität im Gebiet Kaliningrad« – eine Einschätzung, die von der Planbehörde Gosplan der RSFSR und dem Kaliningrad-Beauftragten Vladimir Osipov geteilt werde, vermerkte das Außenministerium der RSFSR.86 Nun musste sich der Ministerrat nicht länger auf akademische Expertisen verlassen, sondern konnte realpolitisch mit Zahlen argumentieren – wo keine Litauer lebten, schienen auch litauische Ortsnamen obsolet. Dass die Bedingungen in Kaliningrad kaum eine Grundlage für solch absolute Aussagen boten, hatte Borisov verschwiegen: Die schleppende Registrierung der deutschen und sowjetischen Bevölkerung, mangelhafte Kontrollen, schlechte Arbeitsdisziplin der Meldestellen bis hin zu Arbeitsverweigerung gehörten zum Verwaltungsalltag im Gebiet.87 Noch im Juni 1946 hatte Moskau die Neuregistrierung der gesamten Gebietsbevölkerung verfügen müssen.88 Erst die Volkszählung 1959 sollte die Nationalität der Gebietsbevölkerung erfassen. Was in den Augen des Ministerrates zählte, war die Form – und der war Genüge getan. Allerdings gaben sich die Gegner des Ministerrates der RSFSR angesichts der präsentierten Fakten ungeschlagen. Die Frist, den geplanten Erlass zu überarbeiten, war noch nicht abgelaufen und Povilas Pakarklis legte nach: »Viele Orte, die offiziell deutsche Bezeichnungen hatten,« seien »bereits vor Hitlers Machtantritt von der Bevölkerung mit den alten litauischen Ortsnamen bezeichnet worden«, argumentierte der litauische Ministerratsvorsitzende listig in seinen schriftlichen Anmerkungen zum geplanten Erlass; bewusst konstatierte er einen Gegensatz zwischen nationalsozialistischer Herrschaft und Ortsnamen litauischer Herkunft mit dem Verweis, dass »in einigen Kirchen dieser Gegenden sogar zu Zeiten des Hitler-Terrors für alte Leute Gebete und Predigten auf Litauisch gehalten« worden seien.89 Mit dem Sieg über den Nationalsozialismus seien auch dessen Folgen zu tilgen, erklärte Pakarklis zwischen den Zeilen und verwies darauf, »welchen Anteil die litauischen Bezeichnungen an der Zahl der Benennungen von Orten des jetzigen Gebiets Kaliningrad betragen« lasse sich »anschaulich bei einem Blick auf die Hitler-Karten vergegenwärtigen, auf denen jene litauischen Bezeichnungen eingetragen sind, die die Hitler-Schergen durch deutsche ersetzten«.90 Der litauische Ministerratsvorsitzende blieb strikt bei seiner »Meinung, dass man die litauischen Bezeichnungen des Gebietes Kaliningrad nicht durch neue ersetzen dürfe«, und implizierte damit, dass jedwede Änderung von Ortsnamen litauischen Ursprungs – sei es ins Deutsche, ins Russische oder auch ins Sowjetische – unrechtmäßig sei und die Pläne der Sowjetmacht denen der Nationalsozialisten ähnelten.91 Schließlich sei »die litauische Sprache die Sprache einer 68 Kaliningrad werden

Unionsrepublik«92 und »die ersten litauischen Bücher wurden auf dem Gebiet des jetzigen Gebietes Kaliningrad verfasst und verlegt. Viele Orte werden in litauischen Volksliedern erwähnt. Gewisse Bezeichnungen besitzen philologische Bedeutung für die Erforschung der Sprache der Preußisch-Litauer [prusskich litovcev]«, warf Pakarklis seinen gesamten wissenschaftlichen Nimbus in die Waagschale.93 Außerdem sei die litauische Namensvariante ökonomisch sinnvoll, denn schließlich scheine »es möglich, dass mit der Zeit, falls nicht das gesamte Gebiet Kaliningrad, so doch zumindest ein großer Teil davon der Litauischen SSR angegliedert« werde – indem er sich praktisch gab, versuchte der litauische Ministerratsvorsitzende vollendete Tatsachen für die Zukunft zu schaffen.94 Unter dem Strich blieb Pakarklis bei seiner kompromisslosen Haltung: »Die altlitauischen Bezeichnungen von Orten des Gebiets Kaliningrad« dürften »nur in jenem Sinne an die russische Sprache angepasst werden, als dass man an Stelle der litauischen Endungen ›aj‹,›is‹ die Endungen ›i‹, ›y‹ usw. stellt«– mit Blick auf die Position des Ministerrates der RSFSR einer Russifizierung musste Moskau ein Primat des Litauischen gegenüber dem Russischen als Affront begreifen. Der Konflikt zwischen dem Ministerrat der RSFSR und dem Ministerrat der Litauischen SSR war unausweichlich.95 Umso bemerkenswerter musste es erscheinen, dass Akademiemitglied Vladimir Pičeta in einem neuerlichen Gutachten noch am Stichtag Pakarklis zur Seite sprang: Zwar sei in dessen Vorstellungen »ein gewisser Nationalismus zu spüren, dennoch sind seine Schlussfolgerungen meines Erachtens gerechtfertigt«, versuchte Pičeta zwischen den Positionen der Ministerräte von RSFSR und Litauischer SSR zu vermitteln. Hatte er in seiner Expertise vom Vormonat noch eine deutsche Herkunft größerer Gebietsstädte betont und historischen Referenzen als Umbenennungsmotiv eine Absage erteilt, setzte er sich nun für Ortsnamen mit litauischem Vorzeichen ein. Um den eigenen Aussagen nicht zu widersprechen, befürwortete Pičeta grundsätzlich, »dass man in erster Linie auf die Meinung der Kolchozbauern Rücksicht nehmen muss, die in den neuen russischen Namen die Erinnerung an ihre früheren Wohnorte zu erhalten versuchen.«96 Doch nach dieser captatio benevolentiae bediente sich das Akademiemitglied einer ähnlichen Argumentation wie kurz zuvor Povilas Pakarklis. Statt Hitler brandmarkte er den Zaren, der »litauische Kultur verfolgte und den Druck von Büchern in litauischer Sprache mit lateinischen Buchstaben verbot« – sich jetzt gegen litauische Ortsnamen auszusprechen, hieße solches Unrecht zu wiederholen, so Pičeta zwischen den Zeilen.97 Geschickt argumentierte er, »eine vollkommene Auslöschung litauischer Toponymie« riefe zudem »unwillkommene Reaktionen der USA hervor, wo sich die Zahl von Litauern auf rund eine Million beläuft, die in der Mehrheit der Sowjetunion feindlich gegenüberstehen.«98 »Die deutschen Eroberer« hingegen hätten nach Pičetas Worten »die altlitauischen Bezeichnungen erhalten«, indem sie diesen »eine deutsche Endung gegeben haben«; auch Pičeta ginge nach eigenem Bekunden »auf diese Art vor, nur eben russifizierend« – der Leser im Ministerrat unterstrich diese Aussage gleich zweimal.99 Auf diese Weise gäbe es keinen Grund für »überflüssiges Gerede Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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über eine Russifizierung des Gebietes und eine Auslöschung von Spuren litauischer Siedlungen«, machte sich das Akademiemitglied die Mechanismen sowjetischer Entscheidungsfindungen zu Nutze.100 Das Gezerre um eine »richtige« Variante Kaliningrader Ortsnamen nahm schließlich ein jähes Ende. Inzwischen hatte die Führung der RSFSR ein eigenes Bewertungssystem für Kaliningrader Toponymik entwickelt und wischte Ende Februar 1947 abseits aller historisch orientierten Diskussionen jedwede akademischen Bedenken vom Tisch. A. Smirnov, seines Zeichens Stellvertretender Außenminister der RSFSR, drängte seinen Kollegen Aleksandr Vyšinskij, Stellvertretender Außenminister der UdSSR, mit ganz eigenen, jetzt ästhetischen und praktischen Maßstäben zu einer schnellen Entscheidung: Wie Smirnov ausführte, lag ihm nicht nur eine neue Bezeichnung für das deutsche Bladiau am Herzen, dessen Name Assoziationen an einen der wirkungsmächtigsten Ausdrücke der russischen Sprache weckte101 – zudem seien »extreme Schwierigkeiten bei der Aussprache einer Reihe von alten Bezeichnungen« zu befürchten.102 »Angesichts dessen, dass das Gebiet Kaliningrad Teil der RSFSR ist und mit russischen Kolchozbauern besiedelt wird, für die die vorgeschlagenen litauischen Ortsbezeichnungen ebenso schwer auszusprechen sind wie die deutschen,« sei es sowieso »zweckmäßig, dem Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR über die Umbenennung der Orte des Gebietes Kaliningrad zuzustimmen«, argumentierte Smirnov – und aus diesem Grunde sei es zwingend, die bisherige Linie des Ministerrates der RSFSR, russische Ortsnamen zu vergeben, nun endgültig durchzusetzen.103 Der Leiter der Verwaltung für Übersiedlungsfragen beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev schlug nur wenig später in dieselbe Kerbe und machte in einem Appell an seinen Vorgesetzten Michail Rodionov keinen Hehl aus seiner Präferenz für russische Ortsnamen: In Kenntnis der zahlreichen Probleme bei der Neubesiedlung des Gebietes argumentierte Šalaev mit den »großen Schwierigkeiten bei der Aneignung nichtrussischer Ortsnamen« seitens der neuen Gebietsbewohner.104 Die Vorschläge des litauischen Ministerrates, regionale Spezifika bei Umbenennungen zu berücksichtigen, kritisierte er umständlich als »jenseits ausreichender Berücksichtigung tatsächlicher Notwendigkeiten«; Pakarklis habe »nicht verstanden, dass auf Grund einer extremen Ungleichheit zwischen den bestehenden Namen und der jetzigen Struktur, den lebensweltlichen und nationalen Besonderheiten der sowjetischen Bevölkerung die Umbenennung von Ortschaften angezeigt sei.«105 Der Bitte hochrangiger Militärs vom März 1947, »zum Zwecke der Verewigung des Heldengedenkens […] einige Städte und Dörfer umzubenennen«, wurde ohne weiteres entsprochen – obwohl diese Umbenennungen wenig mit nationalen Eigenarten der Gebietsbevölkerung zu tun hatten oder auf deren Initiative zurückgingen.106 Solch flexibles Vorgehen zeigte einmal mehr das Streben der russischen Republiksführung, Kaliningrad tunlichst ohne Ausnahme als russisch zu kodieren. Ohne Zweifel war die Republiksführung fest entschlossen, den Orten im Gebiet Kaliningrad keinerlei Referenz an deren Ursprünge zu gewähren, so dass 70 Kaliningrad werden

auch russifizierte Ortsnamen litauischer Wurzel als unannehmbar galten. Dies verwundert umso mehr, da sich noch im März 1947 ein Moskauer Beamter die Mühe gemacht hatte, die bisherigen Ortsnamen als deutsch zu begreifen und ins Russische zu übersetzen. Diese Übersetzungen für den Ministerrat waren in ihrer Hilflosigkeit an unfreiwilliger Komik kaum zu überbieten: So hatte der Beamte etwa für das Seebad Rauschen den Namen Šum [russ. Lärm] vorgesehen, Wedereitischken mit Stolovoj [russ. Adjektiv zu Tisch] und Mehlkehmen mit Dojarka [russ. Melkerin] übersetzt.107 Eingang in den Erlass des Obersten Sowjets der RSFSR fanden weder diese Vorschläge noch andere Übersetzungen ostpreußischer Ortsnamen ins Russische. In Kaliningrad sollte es nicht einmal in verzerrter Form Platz für Kontinuität geben. Der Blick, den Moskau von außen auf das Gebiet hatte, vermittelte eine Eindeutigkeit, die es in Kaliningrad nicht gab. Eine sowjetische Zukunft (ob unter russischem Vorzeichen oder nicht) war unsicher. Selbst ein halbes Jahr nach der Kontroverse um das prinzipielle Vorgehen äußerten die Vertreter der Sowjetmacht vor Ort Zweifel an einer Namenspolitik nach dem tabula-rasa-Prinzip und baten um »prinzipielle Anweisungen«, inwiefern »litauische Namen erhalten bleiben, wenn sichergestellt ist, dass diese Bezeichnungen eindeutig litauischer Herkunft sind«.108 Angesichts solch grundsätzlicher Anfragen nach Moskau war mit einem plangemäßen Abschluss der Umbenennungen zu den Wahlen der lokalen Sowjetorgane im Dezember 1947109 nicht mehr zu rechnen – auch wenn das Gebietsexekutivkomitee Sonderschichten einlegte und noch an Silvester 1947 zumindest die Umbenennung »natürlicher Orte« wie Berge, Flüsse, Untiefen, Wäldern etc. beschloss.110 Die Umbenennungsbilanz für 1947 blieb weit hinter den Erwartungen zurück – von einer Durchsetzung der neuen Namen ganz zu schweigen. 1948 forderte ein aufgebrachter Leser der Kaliningradskaja Pravda eine Ortsnamenkonkordanz an den Verkaufsstellen für Eisenbahnfahrkarten, wo »bis heute die alten Ortsnamen benutzt werden […]. Die Fahrgäste geraten in vollkommene Verwirrung, wenn sie erfahren, dass es die Städte Sovetsk, Polessk oder Bol’šakovo nicht im Fahrplan gibt. […] Und nicht selten stellt sich den Passagieren die Frage, wohin man eigentlich fahren soll.«111 Die Ortsnamen von 1945 benutzten offizielle Stellen auch dann noch, wenn deren Umbenennung 1947 längst erfolgt war. Im Februar 1950 berichtete die Hauptabteilung der Grenztruppen der UdSSR dem Außenministerium von Grenzverletzungen in sowjetischen Gewässern »westlich von Kap Brjusterort«.112 Vereinzelte Gebietsbewohner berichteten von einer Benutzung alter Ortsnamen gar bis 1955 und erinnerten sich Jahrzehnte später eher an diese als an die neuen Bezeichnungen.113 Die neuen Bezeichnungen waren Namen, die noch keiner nannte.114 Erst im Juni 1950 – fast vier Jahre nach der ersten Umbenennung im Gebiet115 – nahm sich Moskau abschließend der Umbenennungen an. Das Organisationsbüro des Zentralkomitees beauftragte Aleksej Suslov, Politbüromitglied und Stellvertretender Ministerratsvorsitzender der UdSSR, die Frage der »Umbenennungen von Orten des Gebietes Kaliningrad« nunmehr »zu betrachten Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme

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und einen Vorschlag zur Vorlage im Politbüro ausarbeiten«.116 Drei Wochen später nahm das Organisationsbüro den ausgearbeiteten Entwurf an und legte ihn »zur Bestätigung« dem Politbüro vor;117 am 23. Juni 1950 fanden die Umbenennungen im Gebiet mit dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« inklusive 1.065 neuer Namen offiziell ihr Ende.118 Nur noch vereinzelt schienen frühere Ortsnamen auf,119 die Sowjetmacht pflegte ein selektives Interesse an den Ortsnamen von vor 1945.120 Dass aus dem ostpreußischen Müllersruh bei Insterburg im sowjetischen Eisenbahnatlas ein »Millerstuch« werden konnte121 und dort bis 1963 verzeichnet blieb,122 zeigte zwar noch eine besonders langlebige, skurile Form ostpreußischer Ortsnamen, doch die Überlieferung alter Namen und deren Aussprache war längst abgerissen, ihr Kontext nur noch schwer zu erkennen. Ab 1965 gab es »Millerstuch« auch im sowjetischen Fahrplan nicht mehr.123

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Gleichzeitigkeit der Epochen – Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR In seinem Bericht vom 30. November 1948 an die Moskauer Führung gab sich der sowjetische Innenminister Sergej Kruglov äußerst zufrieden: Die dem Innenministerium anvertraute Aufgabe der »Übersiedlung der deutschen Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands« sei nunmehr »vom Ministerium in der von der Regierung geforderten Frist erfüllt worden.«1 Seit Beginn der Aktion im Oktober 1947 seien »insgesamt 102.215 Deutsche ausgesiedelt« worden; besonderen Wert legte der Innenminister dabei auf die Feststellung, dass »seitens der überzusiedelnden Deutschen vor ihrer Ausreise aus dem Gebiet Kaliningrad den Stellvertretern der Verwaltung des Innenministeriums 284 Briefe mit Danksagungen an die Sowjetregierung für die erwiesene Sorge und die gut organisierte Übersiedlung übergeben worden sind.«2 Damit schien deutsches Leben im Gebiet endgültig ein Ende genommen zu haben, Kaliningrad fest in sowjetischer Hand. Doch so stringent wie Kruglov die Aussiedlung der Kaliningrader Deutschen in seinem Bericht beschrieb, war dieses Vorhaben keinesfalls verlaufen. Was sich retrospektiv wie eine stringente und konsequent verfolgte Aussiedlungspolitik Moskaus gegenüber seiner Peripherie Kaliningrad ausnahm, verlief alles andere als zielorientiert. Für Kaliningrad galt insgesamt, was für die deutsche Bevölkerung im Detail Gültigkeit besaß: Nach der Besitznahme sank das Interesse des Zentrums rapide. Dass Moskau zudem noch Jahre später mit dem Schicksal vieler Königsberger konfrontiert werden sollte, ahnte auch der Innenminister nicht.

Von der Erstürmung 1945 bis zur Aussiedlung 1947/1948 Der Umgang mit der deutschen Bevölkerung Kaliningrads war immer auch ein Indiz für die Zukunft des Gebiets. Es ging der sowjetischen Führung keineswegs darum, »die Deutschen so rasch wie möglich aus den okkupierten Gebieten zu vertreiben«3 – vielmehr überzeugt Jurij Kostjašovs »Eindruck, dass eine solche Aktion anfänglich überhaupt keinen Eingang in die Pläne der sowjetischen Führung gefunden hat«.4 Iosif Stalin hatte auf den Konferenzen von Jalta und Potsdam wiederholt davon gesprochen, es gebe in den von der Roten Armee besetzten Gebieten kaum noch deutsche Zivilisten, weil diese mit dem Rückzug der deutschen Armee Richtung Westen geflohen seien.5 Doch es scheint inzwischen wenig wahrscheinlich, dass »die sowjetischen Behörden von der Tatsache überrascht [waren], überhaupt noch in nennenswertem Umfang deutsche Zivilisten in dem Gebiet Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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vorzufinden«:6 Moskau war von Anfang darüber informiert gewesen, wie viele Deutsche es noch in Königsberg und Umgebung gab. Spätestens einen Monat vor der Erstürmung Königsbergs kannte Moskau Zusammensetzung und Umfang der deutschen Bevölkerung in der Stadt: Der für diesen Frontabschnitt Bevollmächtigte des Volkskommissariates für Inneres, Tkačenko, berichtete Ende Februar 1945 nach Moskau, dass »sich momentan in der Stadt rund eine Million [Zivilpersonen] örtlicher und evakuierter Bevölkerung befindet […], die aufgrund von Wohnungsmangel in Zelten, Hütten, Häuserruinen und Kellern leben. Lebensmittel reichen nicht. Pro Einwohner werden wöchentlich 300 Gramm Brot und 200 Gramm Fleisch bzw. Ersatz ausgegeben«, schrieb Tkačenko detailliert.7 Der Sieg war nah. Allerdings mussten diese Zahlen nach der Erstürmung mit ihren zahlreichen Opfern auf beiden Seiten präzisiert werden: Anfang Juni 1945 meldete der Stellvertretende Volkskommissar für Inneres, Arkadij Apollonov, nach Moskau, im sowjetischen Teil Ostpreußens befänden sich nunmehr 82.500 Personen, davon allein 47.219 in Königsberg; aus Insterburg, Tilsit, Gumbinnen, Stallupönen und Eydtkuhnen sei die Bevölkerung in andere Kreise umgesiedelt worden, die Einreise in diese Orte sei jetzt verboten.8 Doch auch jetzt schwankten die Zahlen und waren mit Vorsicht zu betrachten, da viele Deutsche eine Registrierung fürchteten und sie möglichst umgingen. Per 1. September hatten sich 129.614 Deutsche bei den Behörden registrieren lassen.9 Das Leiden der im Gebiet verbliebenen deutschen Bevölkerung, das auf die Eroberung der Region folgte, ist vielfach beschrieben worden:10 Tod durch Hunger, Krankheit oder Vergewaltigung gehörten zum furchtbaren Alltag im Gebiet – »der Frieden, der auf den ›heroischen Endkampf‹ folgte, war schrecklich.«11 Nach den ersten Tagen der Einnahme der Stadt mit Vergewaltigungen und Plünderungen wurden von der Roten Armee Kolonnen von bis zu 500 Deutschen zusammengestellt und diese auf tagelangen, so genannten »Propagandamärschen« durch die Umgebung getrieben.12 Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln war 1945 vollkommen unzureichend: Selbst offiziell bestand eine Tagesration nur aus 400 Gramm Brot (und auch dies lediglich für den arbeitenden Teil der Deutschen) – die Bevölkerung ernährte sich im Wesentlichen von dem, was sie in Kellern und Speisekammern zerstörter Häuser fand.13 Selbst tote Pferde wurden gegessen, und die Behörden verzeichneten gar zwölf Fälle von Kannibalismus.14 Stalin und Molotov persönlich erhielten 1946 Nachricht von in Königsberg verkauftem »Fleisch menschlicher Körper und der unbefriedigenden Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung auf dem Territorium Ostpreußens«.15 Die vollkommen mangelhafte Versorgung der Bevölkerung führte zu Ruhr, Tuberkulose und Typhus; zwischen September 1945 und Mai 1946 brachen zwei Typhusepidemien aus, 21.111 Menschen starben.16 Die nach Bombardierung und Erstürmung der Stadt äußerst beengten Wohnverhältnisse trugen zur Ausbreitung von Krankheiten bei. Ende November 1945 entfielen allein in einem Stadtteil Königsbergs auf eine Person im Durchschnitt zwei Quadratmeter Wohn74 Kaliningrad werden

fläche.17 Die Sterberate stieg teilweise noch einmal im Januar, Februar und März 1946.18 Zum 15. November 1946 lebten noch 90.991 Deutsche im Gebiet – innerhalb von vierzehneinhalb Monaten waren fast dreißig Prozent der örtlichen Bevölkerung gestorben.19 Offiziell wurde die deutsche Bevölkerung stigmatisiert, und der Geist der Zuschreibung von Lavrentij Berija, der Anfang Juni 1945 von der »Reinigung des Territoriums Ostpreußens von Agenten, Diversanten und anderen feindlichen Elementen«20 gesprochen hatte, war auf lange Zeit im Gebiet spürbar. Dass Deutsche »uns feindliche Elemente« seien, blieb allgemeiner Bestandteil der Hysterie sowjetischer Nachkriegszeit.21 Die Propaganda erklärte jedoch nicht, warum angesichts dieses angeblichen Gefahrenpotentials zumindest 1946 »die gesamte arbeitsfähige deutsche Bevölkerung […] in Industrie, Landwirtschaft, Kommunalverwaltung, Militäranlagen und anderen Wirtschaftsbereichen eingesetzt« wurde.22 Tatsächlich ließ der Mangel an Arbeitskräften in Verbindung mit der gerade erst angelaufenen Neubesiedlung des Gebietes mit Sowjetbürgern ein anderes Vorgehen gar nicht zu.23 Eine Aussiedlung der deutschen Bevölkerung kam unter diesen Umständen nicht in Frage, und auch später war sie nur eine Möglichkeit unter mehreren. Wie in den polnisch gewordenen Gebieten konnte man »nicht einfach alle Deutschen vertreiben und dabei hoffen, dass Industrie, Bergbau, Verkehrswesen und Fabriken nicht zum Stillstand kämen.«24 Immer öfter lebten Deutsche und Sowjetbürger unter einem Dach, arbeiteten für den gleichen Lohn und halfen gemeinsam bei den Aufräumarbeiten in der Stadt25 – »Seite an Seite«,26 wenn auch durch »die Umstände« gezwungen.27 »Sie riefen keine Hassgefühle hervor, wir kämpften gegen die Faschisten, nicht gegen eine friedliche Bevölkerung«, beschrieb ein Übersiedler sein erstes Zusammentreffen mit der deutschen Bevölkerung im Gebiet, den »Einwohnern Ostpreußens«.28 Auch die Kirche bot einen gemeinsamen Ort. Der Gebietsbevollmächtigte für religiöse Kulte, Glazkich, berichtete Ende September 1947 nach Moskau, dass »in der Stadt Kaliningrad russische Gläubige Kindstaufen bei den Katholiken vollziehen«.29 Die Einstellung der sowjetischen zur deutschen Bevölkerung veränderte sich allmählich zum Besseren.30 Der offizielle Umgang mit der deutschen Bevölkerung Kaliningrads blieb symptomatisch für die Behandlung des Gebietes: Für sie gab es keinerlei Plan, ihr Dasein war ungewiss und der Umgang mit ihnen ohne jede eindeutige Linie. Die Politik gegenüber diesen Bewohnern der Region war widersprüchlich und schwankte zwischen ideologischen und wirtschaftlichen Prämissen. Wie die Einrichtung einer Institution im Februar 1946 zeigte, die zunächst »Antifaschistischer Klub«, später »Deutscher Klub« genannt wurde,31 richtete sich auch die Gebietsführung darauf ein, auf längere Zeit mit der deutschen Bevölkerung im Gebiet zumindest nebeneinander zu leben. Die Zeitung Neue Zeit und das Rundfunkprogramm in deutscher Sprache wurden in diesen Räumen zusammengestellt32 – und zwar weit vor den ersten Plänen einer Aussiedlung, als es noch längst nicht galt, nur noch die »Ordnung innerhalb der arbeitenden deutschen Bevölkerung aufrecht«33 zu erhalten, und den Medien mehr als eine reine MobiKönigsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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lisierungsfunktion zukam.34 Den im »Klub« abgehaltenen politischen Schulungen und kulturellen Veranstaltungen,35 aber auch der medialen Versorgung standen die Deutschen allerdings eher ablehnend gegenüber;36 der »Klub« erfüllte nur unzureichend die Rolle eines Zentrums für die politische und kulturelle Arbeit der Sowjetmacht mit der deutschen Bevölkerung, der wenig nach Ablenkung war.37 Auch wenn es den »Deutschen Klub« und die Neue Zeit gab, blieben doch Zweifel am Integrationswillen der sowjetischen Behörden. Zwar hatten die Informationssperre und der Mangel an Alternativen die deutsche Bevölkerung dazu veranlasst, sich so gut wie möglich in den neuen Verhältnissen einzurichten. Doch ein großer Teil der Deutschen war entschlossen, bei nächster Gelegenheit das Gebiet Richtung Westen zu verlassen. Mittlerweile konnten immer mehr Sowjetbürger die Arbeit von Deutschen übernehmen, so dass der Verdrängungsdruck auf die deutsche Bevölkerung beständig zunahm38 – und wer keinen Arbeitsplatz mehr hatte, war auch von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten.39 1947 vereinzelt genehmigte Transporte führten zu einer Flut von Ausreiseanträgen. Die Bereitschaft der Deutschen zur Integration sank mit der wachsenden Aussicht auf Ausreise. Dies erkannte auch die Gebietsführung und fuhr in der Konsequenz ihr bisheriges Engagement für die deutsche Bevölkerung zurück. Der erste Impuls für vereinzelte Ausreisen, die schließlich in die Aussiedlung mündeten, war von außen gekommen: Anfang 1947 hatten sich in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) Verwandte von Königsbergern in neunzig Gesuchen an die Sowjetische Militäradministration gewandt, um eine Ausreise von insgesamt 215 Angehörigen aus Kaliningrad zu erwirken – eine Bitte, der Innenminister Sergej Kruglov entsprechen wollte und dies gegenüber dem Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Lavrentij Berija,40 wenig später auch gegenüber dem sowjetischen Außenminister, Vjačeslav Molotov,41 zum Ausdruck brachte. Hätte eine Aussiedlung der deutschen Bevölkerung in großem Maßstab tatsächlich bevorgestanden, hätte sich das Innenministerium keinesfalls mit diesen Einzelfällen beschäftigt – Pläne einer »für die Inbesitznahme folgerichtigen Aussiedlung fremder Staatsangehöriger«42 existierten nicht. Der jetzt betriebene Aufwand war nur damit zu erklären, dass die erbetene Ausreise von deutschen Kaliningradern den Charakter einer Einzelmaßnahme hatte. Auf Anweisung des Außenministeriums wurde die Kaliningrader Gebietsverwaltung für Inneres beauftragt, entsprechende »Deutsche zu benachrichtigen und ihnen in organisierter Weise Unterstützung bei der Ausreise aus dem Gebiet Kaliningrad zu leisten«.43 Dass die Behörden weder mit einer Vielzahl von Ausreisewünschen rechneten noch selbst entsprechende Pläne hegten, zeigte die Anordnung des Innenministers, dass »bei zukünftig eintreffenden analogen Eingaben von im Gebiet Kaliningrad lebenden Deutschen« diese »ebenfalls mit Papieren für die Fahrt in die SBZ« zu versehen und »in organisierter Weise auf den Weg« zu bringen seien – und zwar ausdrücklich »ohne vom Innenministerium weitere Anweisungen abzuwarten.«44 Die ersten Ausreisepapiere sahen dementsprechend »eine unge76 Kaliningrad werden

Abb. 4: Mit einem solchen Dokument sollten Königsberger Anfang 1947 entlang der Strecke »Kaliningrad – Polen – Küstrin« in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands ausreisen können.

hinderte Übersiedlung aus dem Gebiet Kaliningrad in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands« vor – deren Gültigkeitsdauer von »drei Monaten ab Ausstellungstag« verhieß keinerlei Eile, die deutsche Bevölkerung möglichst schnell auszusiedeln.45 Noch war in Kaliningrad Raum für Deutsche und nichts erweckte den Anschein, als sei eine Aussiedlung vorbereitet und stünde kurz bevor. Wann auch immer eine Aussiedlung erfolgen mochte – »folgerichtig«46 oder gar zwangsläufig war sie nicht. Dass es schwer scheint, »einen substantiellen Grund dafür zu finden, warum Iosif Stalin das Problem der Kaliningrader Deutschen für so lange Zeit nicht löste,«47 ist verständlich – es gab keinen. Moskau hatte die Deutschen Kaliningrads vergessen. Tatsächlich war eine Entscheidung für oder gegen eine Aussiedlung der deutschen Bevölkerung Kaliningrads noch nicht gefallen und hatte bislang auch nicht auf der politischen Agenda Moskaus gestanden. Erst zeitgleich mit der Ausreise einzelner Deutscher aus dem Gebiet stellte sich zunächst im Außenministerium Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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der RSFSR ein Problembewusstsein für die ungewisse Situation der deutschen Bevölkerung Kaliningrads ein. Ein Moskauer Beamter signalisierte Anfang Februar 1947 dem Stellvertretenden Außenminister, A. Smirnov, dringenden Handlungsbedarf, da »aus Gesprächen mit Mitarbeitern des Ministerrates der RSFSR die absolute Notwendigkeit einer unverzüglichen Entscheidung über eine Reihe von Fragen deutlich« werde, »die mit der juristischen Situation der deutschen Bevölkerung im Gebiet Kaliningrad und der Durchführung politischer Arbeit unter ihnen verbunden sind«.48 Der status quo sei schon aus außenpolitischen Gründen unbefriedigend, las Smirnov: »Die Deutschen sind davon überzeugt, dass das Gebiet von der UdSSR befristet besetzt ist oder dass Amerikaner oder Engländer sie im März 1947 organisiert aussiedeln.«49 Damit stand eine Entscheidung über die Zukunft der Deutschen Kaliningrads an – wie sie ausfiel, blieb vorerst offen. Fest mit einer sowjetischen Zukunft für die deutsche Bevölkerung rechnete der Gesandte des Bevollmächtigten für Angelegenheiten religiöser Kulte beim Ministerrat der UdSSR, Vračëv, als er seinem Moskauer Dienstherrn nach einem Aufenthalt in Kaliningrad im Februar 1947 versicherte, »dass die Lutheraner (und nach ihnen auch die Katholiken) des Gebiets Kaliningrad ohne Zweifel sich zu einer Vereinigung gegen den Papismus zusammenfinden […]. Die Stärkung unserer Positionen an der Grenze zu Polen wird ernstzunehmende politische Bedeutung haben«, gab sich Vračëv mit Blick auf zukünftige politische Allianzen optimistisch und verplante die deutsche Bevölkerung für die Arbeit seiner Behörde.50 Dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung für sich aber keinerlei Zukunft in Kaliningrad sah, dämmerte Moskau erst im März 1947. In einem Treffen mit dem deutschen Pastor Hugo Linck, der die zentrale Ansprechperson für alle Angelegenheiten der deutschen Bevölkerung gegenüber der Sowjetmacht geworden war, erfuhr Vračëv, dass praktisch alle Deutschen ausreisen wollten – »da sah er schweigend einige Minuten zum Fenster hin, brach dann das Gespräch ab […]«, berichtete Linck später in seinen Aufzeichnungen.51 Nach dem Treffen mit Linck schrieb Vračëv nach Moskau desillusioniert, »dass in nicht ferner Zukunft die Deutschen des Gebiets Kaliningrad sowieso alle nach Deutschland ausreisen werden«52 – was die Sowjetmacht als Illoyalität der deutschen Bevölkerung ihr gegenüber auffassen sollte. Von nun an wurden die Deutschen als reale Gefahr begriffen. Es war schließlich der Stellvertretende Außenminister der RSFSR, A. Smirnov, der einen Zusammenhang zwischen der Präsenz deutscher Bevölkerung und der Zukunft des sowjetischen Gebietes herstellte. Alarmiert durch die Berichte seines Ministeriums malte Smirnov im Frühjahr 1947 in einem Schreiben an seinen Amtskollegen der UdSSR, Vjačeslav Molotov, ein Bild der Unwägbarkeit Kaliningrads, wo »momentan mehr als 100.000 Personen deutscher Bevölkerung« lebten: »In einigen Orten übertrifft die Zahl der Deutschen die der übergesiedelten Sowjetbürger bedeutend«, warnte Smirnov.53 Seiner Meinung nach sei dieser Umstand »gefährlich, da die Anwesenheit einer bedeutenden Zahl von 78 Kaliningrad werden

Deutschen auf dem Territorium des Gebiets Kaliningrad unter den Sowjetbürgern eine Stimmung der Unsicherheit und unter den Deutschen den Eindruck einer befristeten Besetzung dieses Teils des Territoriums durch die Sowjetunion hervorruft.«54 Smirnov forderte Taten und setzte sich jetzt dafür ein, »eine Entscheidung über die Ausweisung der gesamten deutschen Bevölkerung vom Territorium des Gebiets Kaliningrad nach Deutschland herbeizuführen.«55 Dass der Außenminister einen Gegensatz von Präsenz deutscher Bevölkerung und der Integration des Gebietes in die Sowjetunion konstatierte, war nichts anderes als der Ruf nach ethnischer Säuberung.56 Kurz darauf erhielt Moskau auch den persönlich an Stalin adressierten Brief des kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichefs Ivanov, in dem dieser die Kaliningrader Deutschen als »hunderttausendfache Masse äußerst bösartiger Menschen« beschrieb, »zu allem bereit, um Wühltätigkeit nachzugehen, die Sicherheit zu schwächen, die wirtschaftliche Aneignung und Entwicklung des Gebietes aufzuhalten. Spionage, Diversion, Sabotage, Wühltätigkeit, Verbreitung antisowjetischer Proklamationen […] sind die Formen feindlicher Tätigkeit der Deutschen in Kaliningrad und dem Gebiet. […] Aus Mangel an sowjetischer Bevölkerung sind Deutsche zur Arbeit in allen Betrieben und Einrichtungen des Gebietes zugelassen worden«, legte Ivanov zwischen den Zeilen die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung überdeutlich nah.57 Sowohl Smirnov als auch Ivanov liefen mit ihrer Argumentation im Innenministerium offene Türen ein. Bereits im Februar 1947 hatte man den Leiter der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Inneres, Generalmajor Trofimov, um eine Stellungnahme zur Zukunft der deutschen Bevölkerung gebeten,58 die Ressortchef Kruglov fast unverändert Außenminister Molotov Ende Mai 1947 vorlegte – nur Details über Kannibalismus und Geschlechtskrankheiten ersparte er seinem Kabinettskollegen.59 Kruglov wies auf den deutlichen Anstieg von Ausreisegesuchen hin, die hauptsächlich »aus materiellen Gründen« gestellt würden; nur rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung ginge »gesellschaftlich nützlicher Arbeit nach« und erhielte Lebensmittel.60 Der überwiegende Teil der Deutschen hingegen befände sich »in ausgemergeltem Zustand«, unter ihnen sei »deutlich« ein Anstieg von Kriminalität zu verzeichnen, »hauptsächlich in Hinblick auf Lebensmitteldiebstahl«, so Kruglov.61 Dass durch die fortschreitende Besiedlung des Gebietes mit Sowjetbürgern es für die Deutschen zunehmend schwerer wurde, mit regulärer Arbeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, war für Kruglov ohne Belang; das Resümee des Innenministers ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: »Das dargelegte Vorhandensein deutscher Bevölkerung im Gebiet hat Einfluss auf einen wankelmütigen Teil sowohl der Zivilbevölkerung als auch der Wehrdienstleistenden, befördert eine Zunahme von unerwünschten Kontakten und wirkt sich negativ auf die Aneignung des neuen sowjetischen Gebietes aus«.62 Das Innenministerium halte es daher für »zweckmäßig, in organisierter Weise die im Gebiet Kaliningrad lebenden Deutschen in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands auszusiedeln [pereselit’].«63 Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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Das Misstrauen Moskaus war geweckt und Innenminister Kruglov wurde beauftragt, Details zur Aussiedlung auszuarbeiten: Seine Pläne von Juni 1947 sahen »die Umsiedlung aller Nichterwerbstätigen sowie aller Kranken, Invaliden, Menschen im Greisenalter und Kinder – insgesamt rund 48 Tausend Personen – im Jahre 1947 vor.«64 In der ersten Jahreshälfte 1948 sei dann »die Umsiedlung des erwerbstätigen Teils der deutschen Bevölkerung und ihrer Familien – insgesamt rund 59 Tausend Personen – […] vorzunehmen, damit die jeweiligen Ministerien und Behörden, in denen Deutsche beschäftigt sind, die Möglichkeit haben, sich auf ihre Vertretung durch Sowjetbürger vorzubereiten«, gab sich der Innenminister umsichtig.65 Erst jetzt gelangten die Aussiedlungspläne auf die politische Tagesordnung des Zentrums, und auf der Sitzung der KaliningradKommission Ende Juni 1947 sollte dezidiert auch eine »Übersiedlung der deutschen Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad der RSFSR in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands« behandelt werden.66 Als besonders pragmatisch tat sich an dieser Stelle Aleksej Kosygin als Stellvertretender Ministerratsvorsitzender der UdSSR hervor. Kosygin, seit der Leitung der Kaliningrad-Kommission 1947 mit den wirtschaftlichen Problemen des Gebietes wenigstens nominell vertraut, bemühte sich im Juli 1947 um eine volkswirtschaftlich effektive, menschlich aber zynische Variante der Aussiedlung deutscher Bevölkerung aus Kaliningrad: Zwar sollte auch seiner Meinung nach der nicht arbeitende Bevölkerungsteil noch im selben Jahr in die SBZ ausreisen, jedoch sei »die Umsiedlung der übrigen Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad […] zu erörtern, sobald der Ministerrat der RSFSR Vorschläge zu ihrer Unterbringung in den östlichen Regionen der Sowjetunion vorgelegt hat«.67 Ähnliche Überlegungen hatte es bereits 1942 im britischen Außenministerium gegeben mit der Begründung, dass »die Zukunft dieser Leute wahrscheinlich weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Anlass zu politischer Agitation geben wird, wenn sie in Sibirien verschwinden, als sich zu einer kompakten und unverdaulichen Masse in Deutschland zu formieren.«68 Eine solche Idee wurde allerdings niemals realisiert und Kaliningrads Deutschen blieb eine Aussiedlung Richtung Osten erspart. Allen konkreten Vorhaben zum Trotz mussten die direkten Moskauer Entscheidungsträger, für die Kaliningrad offenkundig keine Priorität hatte, erst zum Jagen getragen werden: Der Hinweis von Innenminister Kruglov, die Aussiedlung 1947 sei »in der Sommerzeit (von Juli bis einschließlich September) vorzunehmen«,69 hatte keinerlei Echo im Ministerrat gefunden. Nach zwei Monaten musste Kruglov seinen Kabinettskollegen Molotov Mitte September zusätzlich an eine entsprechende Anfrage im Ministerrat »auf Ihren Namen« von Ende Mai erinnern und ihn zu einer Entscheidung über die Zukunft der Deutschen Kaliningrads förmlich drängen – schließlich sei bis auf Weiteres »die Kaliningrader Gebietsverwaltung für Inneres angewiesen worden, die Erteilung von Ausreisegenehmigungen nicht durchzuführen.«70 Erst am 11. Oktober 1947 fasste der Ministerrat der UdSSR den Entschluss, noch »im Oktober 10.000, im November 20.000 Personen« auszusiedeln; dies 80 Kaliningrad werden

betreffe »in erster Linie die in der Stadt Baltijsk und in den Kreisen an der Ostseeküste lebenden Personen sowie nicht erwerbsfähige Familien aus anderen Kreisen, die keinerlei gesellschaftlich-nützliche Arbeit leisten, darüber hinaus Kinder, die sich in Kinderheimen befinden, und Deutsche im Greisenalter, die in Invalidenheimen untergebracht sind«.71 Was mit der arbeitsfähigen deutschen Bevölkerung geschehen sollte, sollte der Ministerrat der RSFSR noch bis zum 1. Januar 1948 entscheiden können72 – der Ministerrat der UdSSR schien nur wenig an einer schnellen Lösung der Situation interessiert. Am 22. Oktober 1947 verließ der erste Zug mit Deutschen Kaliningrad Richtung Westen – die Insassen hatten erst 24 Stunden vorher von der Aussiedlung erfahren.73 300 Kilogramm Gepäck pro Familie waren gestattet, Verpflegung erhielt man für fünfzehn Tage.74 Bis Ende November verließen insgesamt vierzehn Züge mit 30.283 Personen Kaliningrad; diesen folgten von März bis April 1948 zwölf, von August bis Oktober 1948 weitere 22 Züge – insgesamt reisten auf diesem Wege 97.284 Personen endgültig aus.75 Bei jedem Transport starben unterwegs pro Zug drei bis neun Menschen76 – eine »Evakuierung«, wie die Aussiedlung mit ėvakuacija bisweilen auch heute euphemistisch bezeichnet wird,77 sah anders aus. Es waren unterdessen zwei Königsbergerinnen, Erna Gorch und Gerda Kurschat, die im Zuge der Aussiedlung das sowjetische Innenministerium in deutliche Verlegenheit brachten. Der Ministerrat der UdSSR hatte für die deutsche Bevölkerung nur die Aussiedlung vorgesehen, die beiden Frauen stellten Ende November 1947 jedoch einen Antrag auf sowjetische Staatsbürgerschaft – und weitere Deutsche folgten ihrer Initiative.78 Von dieser Alternative zur Aussiedlung vollkommen überrascht, musste sich der Leiter der Hauptmilizverwaltung der UdSSR, Generalleutnant A. Leont’ev, an den Stellvertretenden Innenminister der UdSSR, Generaloberst Ivan Serov, wenden, »da es in der Frage der Staatsbürgerschaft der Bevölkerung des Gebiets Kaliningrad in Verbindung mit der Eingliederung des Gebietes in die UdSSR keinerlei Entscheidungen gibt.«79 Doch auch Leont’evs Vorgesetzter war ratlos: »Zunächst von Erklärungen absehen, wir geben sie später«, war das Einzige, was Serov dazu in blauer Tinte auf das Papier kritzelte.80 Über das weitere Schicksal dieser Deutschen ist nichts bekannt. Der Gebietsführung blieb nichts anderes übrig, als sich der Politik des Zentrums und der Idee des durch Selbstmord umgekommenen Gebietsparteisekretärs Ivanov zu fügen, wider besseren Wissens die deutsche Bevölkerung zu kriminalisieren und die Aussiedlungspläne damit gutzuheißen. Dass sich im März 1947 der Leiter der Gebietszivilverwaltung, Borisov, gegen die Ansicht des kommissarisch tätigen Gebietsparteichefs Ivanov gestellt und den Ministerrat der UdSSR davor gewarnt hatte, die deutsche Bevölkerung, die in einigen Industriezweigen einen Beschäftigungsanteil von über neunzig Prozent hatte, zu schnell auszusiedeln, war ohne Belang.81 Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov versuchte aus der kurzfristig beschlossenen Aussiedlung wenigstens einen kleinen Nutzen zu ziehen und benutzte auf Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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dem ersten Gebietsparteitag im Dezember 1947 die deutsche Bevölkerung als Sündenbock, »die in ihrer Mehrheit bösartig gegen uns ist und Wühltätigkeit durchführt«,82 um den sowjetischen Bevölkerungsteil zu mehr Geschlossenheit zu mobilisieren. »Die Deutsche Siehn organisierte die Entgleisungen des Zuges auf dem Streckenabschnitt Kaliningrad–Polessk, in deren Ergebnis sechzehn Güterwaggons mit Backwaren zerstört wurden. Beim Verhör wies Siehn darauf hin, sie bedaure, dass sich in den Waggons keine Russen befanden: ›Ich wollte, dass bei der Entgleisung rund fünfzig russische Personen umkommen‹«, malte der Gebietsparteichef in dunklen Farben und spätstalinistischer Sabotagehysterie das Bild der bösen Deutschen im Gebiet.83 Ščerbakov wollte diesen Moment nutzen, um die Disziplin auch in den eigenen Reihen zu erhöhen, da nach seinen Worten »sogar trotz solcher Fakten schädlicher Tätigkeit der Deutschen einzelne Kommunisten Deutsche ins Haus lassen, mit deutschen Frauen in wilder Ehe leben und ihnen genau dadurch Gelegenheit zu ihrer schädlichen Tätigkeit geben.«84 Dabei sparte er auch nicht mit Details: »Sovchozdirektor Medvedev, Abschnittsleiter Juročka und Parteisekretär Kaladze organisierten im Juli dieses Jahres mit deutschen Frauen ein Bankett und nannten es ›Russisch-Deutschen Feiertag‹«, empörte sich der Gebietsparteichef, »soffen die ganze Nacht, tanzten zu deutschen Foxtrots.«85 Als absoluten Tiefpunkt in Sachen Parteidisziplin schilderte Ščerbakov den Fall des Sovetsker Wohnungsverwaltungsleiters und Parteimitglieds Ėdel’čik mit »einer Deutschen als Haushälterin, der er die Kindererziehung anvertraut hat [und] in dessen Ergebnis seine Kinder die deutsche Sprache besser beherrschen als die russische. Genossen, wir müssen einen entschiedenen Kampf gegen Nachlässigkeit und Sorglosigkeit führen«, beschwor der Gebietsparteichef die Delegierten, um wenigstens propagandistischen Nutzen aus der Ausweisung der Deutschen zu ziehen.86 Auch dem Zentrum musste Ščerbakov Entschlossenheit demonstrieren, Kaliningrad zu einem zuverlässigen Gebiet der Sowjetunion zu machen. Bereits durch den Selbstmord seines Vorgängers Ivanov stand Ščerbakov als Kaliningrader Gebietsparteichef unter besonderem Druck: Der Tod Ivanovs hatte die Erwartungen an die Parteiarbeit im Gebiet erhöht – und im Zuge der Beschlussfindung für die Aussiedlung der Deutschen hatte die Gebietsparteiorganisation auch das Interesse der zentralen Kontrollinstanzen auf sich gezogen. Ščerbakovs Ausfälle gegen die deutsche Bevölkerung und seine schonungslose Kritik an Kaliningrader Kommunisten waren nichts anderes als eine Flucht nach vorn: Schon bald musste das Gebietsparteikomitee vor der Zentralen Parteikontrollkommission Rechenschaft über das erste Jahr seines Bestehens ablegen, und weder Zahlen noch Fakten konnten Moskau beruhigen. Dass von 101 wegen außerparteilicher Verfehlungen ausgeschlossenen Parteimitgliedern 84 Kommunisten erst zwischen 1941 und 1946 in die Partei aufgenommen worden waren, erklärte Parteisekretär Lebedev im März 1948 offiziell mit den »besonderen Bedingungen des Zustandes des Gebietes Kaliningrad: Anwesenheit einer großen Schicht deutscher Bevölkerung, bedeutende Menge von Beutegut, Nähe zur litauischen Grenze mit gegenüber dem Gebiet Kaliningrad 82 Kaliningrad werden

vergleichsweise niedrigen Lebensmittelpreisen auf den Märkten und dem schwachen Zustand in den Primärparteiorganisationen in der innerparteilichen und politischen Arbeit.«87 Daraus ergäben sich »amoralische Verfehlungen« wie »Streben nach persönlicher Bereicherung, das an kleinbürgerliche Ausartung grenzt«, Bestechlichkeit, Unterschlagung, Diebstahl, Spekulantentum, Trunksucht und Rowdytum – an erster Stelle »amoralischer Verfehlungen« nannte Lebedev jedoch »wilde Ehen mit deutschen Frauen«.88 Wegen Kontakten und gemeinsamer Lebensführung mit Deutschen seien 1947 neun Genossen aus der Partei ausgeschlossen worden; darüber hinaus erfuhr der Leser in Moskau, dass ein Kaliningrader Kommunist seiner deutschen Haushaltshilfe und Geliebten von entsprechenden Aktivitäten der Strafverfolgungsbehörden berichtet, ihr zu einem Pass mit anderem Namen und schließlich zur Flucht verholfen hatte.89 Weitere Parteimitglieder gingen mit deutschen Frauen ins Kino oder spazieren, »gestattete[n] Verwandten und Bekannten der Deutschen, gemeinsames Trinken in der eigenen Wohnung zu veranstalten und ausländische Radiosendungen zu hören.«90 Auch die Vergewaltigung einer Deutschen und den Diebstahl deutschen Besitzes musste Lebedev nach Moskau melden91 – die dicken Anstreichungen Moskaus mit Fettstift waren zahlreich.92 Dass Lebedev auch nach einem halben Jahr noch »eine bedeutende Anzahl von Fällen moralisch-politischen Verfalls, wilder Ehen, darunter auch mit Frauen aus der deutschen Bevölkerung« nach Moskau meldete,93 hatte vor allem einen Grund: Die Deutschen sollten zum Hauptverursacher der schwierigen Situation im Gebiet gemacht werden. Mit dieser Schuldzuweisung konnte Kaliningrad seine Unterstützung der Moskauer Pläne und Ergebenheit gegenüber dem Zentrum unterstreichen, auch wenn die wirtschaftlichen Folgen der Aussiedlung für das Gebiet noch nicht abzuschätzen waren. Die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung war ein neuer Impuls für die Integration Kaliningrads in die Sowjetunion und die Gebietsführung hatte etwas Zeit für ihre Arbeit gewonnen. Die Aussiedlung der Deutschen war zwangsläufig ein Versprechen Kaliningrads auf bessere Zeiten – der Weg dorthin war jetzt wieder länger geworden: »In den Sovchozen und Industriebetrieben macht sich der große Mangel an Arbeitskräften bemerkbar, der sich im laufenden Jahr durch die vollständige Ausweisung der deutschen Bevölkerung dramatisch verschärft hat«, berichtete Gebietsparteichef Ščerbakov 1948 dem Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Georgij Malenkov. Die Aussiedlung, die ursprünglich kaum jemand gefordert hatte, hatte Folgen, die noch lange spürbar blieben.94 Es war schließlich ein dürrer Aktenvermerk aus Moskau, der das Ende der offiziellen Gleichzeitigkeit von deutscher und sowjetischer Präsenz in Kaliningrad markierte: »Zum 1. November dieses Jahres die Ausgabe der Zeitung Neue Zeit in deutscher Sprache im Gebiet Kaliningrad einstellen«, lautete die Vorgabe vom 23. Oktober 194895 – der offiziell letzte Transport mit Deutschen hatte zwei Tage zuvor das Gebiet verlassen.96 Eine Epoche hatte die andere abgelöst.

Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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»Anlass zu einer feindseligen Kampagne« – Königsberger in der Sowjetunion nach 1948 Wieviel Arbeit auf sie zukommen sollte, ahnten die Mitglieder des Politbüros in Moskau nicht, als sie am 20. Januar 1951 zu ihrer regelmäßigen Sitzung zusammen kamen: Auf der Tagesordnung stand die Bitte der Regierung der DDR, »einen Aufschub der Übersiedlung von Deutschen, früheren Einwohnern des Gebiets Kaliningrad in der Zahl von 3.537 Personen in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik bis zum 5. April 1951« positiv zu beantworten, um deren Empfang in der DDR gründlicher vorbereiten zu können – ein Anliegen, dem das Politbüro entsprach.97 Unfreiwillig führte das Gremium den Bericht Innenminister Kruglovs von November 1948 ad absurdum, wonach die Aussiedlung aller Deutschen aus dem Gebiet abgeschlossen worden sei.98 Mit dieser noch anstehenden Ausreise von gebürtigen Königsbergern holte die deutsche Vergangenheit Kaliningrads die Sowjetmacht noch einmal ein. Allmählich setzte sich in Moskau die Erkenntnis durch, weitaus weniger gründlich die deutsche Bevölkerung aus Kaliningrad ausgesiedelt zu haben als geplant. Nicht berücksichtigt worden waren jene Königsberger, die in Arbeitsund Straflagern in verschiedenen Regionen der UdSSR Haftstrafen zu verbüßen hatten und sich damit nach wie vor in der Sowjetunion befanden. Diese Deutschen aus Kaliningrad mochten wieder in das Blickfeld des Zentrums geraten sein, nachdem der Oberste Sowjet der UdSSR 1952 verfügt hatte, Angehörige zwangsumgesiedelter Ethnien (neben Inguschen, Tschetschenen oder Krim-Tataren auch Deutsche vor allem aus dem Wolga-Gebiet) nach Verbüßung einer Freiheitsstrafe in Besserungs- und Arbeitslagern in die Verbannungsorte ihrer Angehörigen zu schicken.99 Wer hingegen als Deutscher aus Kaliningrad in ein solches Lager gekommen war, konnte per definitionem keinerlei Verwandte in der Verbannung besitzen – schließlich waren diese nach Deutschland ausgesiedelt worden. Zudem war jedem früheren Häftling die Einreise nach Kaliningrad gesetzlich verwehrt, da Kaliningrad Grenzgebiet war. Die wiederentdeckten Deutschen passten in keine der aufgestellten Kategorien und zogen jetzt die Aufmerksamkeit Moskaus auf sich. Dass zu dieser Zeit eine bundesdeutsch-sowjetische Kommission erstmals diskutierte, inwiefern Deutsche aus der UdSSR ausreisen könnten, verlieh dieser Angelegenheit zusätzliche Aktualität.100 Moskau, von der Effektivität seines bisherigen Handelns desillusioniert, drängte nun energisch auf eine abschließende Klärung des Status dieser letzten Deutschen aus Königsberg: In einem Rundschreiben an alle regionalen Verwaltungen des Inneren forderte das Ministerium für Staatssicherheit Ende 1952 eine genaue Aufstellung aller »vergessenen« Königsberger und Aufklärung darüber, wer von ihnen Ausreise oder Einbürgerung wolle.101 Die nun in Moskau eintreffenden Antworten kündeten zwar nur von 513 in der gesamten Sowjetunion gebliebenen Königsbergern,102 belegten aber vor allem, dass in Sachen Kaliningrad einmal mehr die eine Hand nicht wusste, was die andere tat. 84 Kaliningrad werden

Selbst aus Kaliningrad meldeten die vorgeblich mit der Materie vertrauten Stellen, es seien mehr als vier Jahre nach dem offiziellen Abschluss der Aussiedlung »auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad 78 Deutsche, frühere Einwohner des Gebietes Königsberg, ermittelt worden, darunter 20 Kinder« – da Moskau den status quo der Zweideutigkeit nicht länger hinnehmen wollte, war Milizoberst Zemisev als Verantwortlicher für diese Nachlässigkeit um Sorgfalt bemüht: »Auf Anfrage nannten 66 Personen den Wunsch, in die DDR auszureisen, darunter 17 Kinder. Zwölf Personen, darunter drei Kinder möchten die Staatsbürgerschaft der UdSSR annehmen. Die Abwicklung der Ausreise aus der UdSSR in die DDR und der Erwerb der Staatsbürgerschaft der UdSSR sind den Deutschen dargelegt worden. Es sind Maßnahmen zur Regelung dieser Angelegenheiten ergriffen worden«, versuchte sich Zemisev an einer Besänftigung des Zentrums.103 Im Juli 1953 waren schließlich »654 deutsche Bürger, frühere Einwohner des Gebietes Kaliningrad [sic] festgestellt worden; davon möchten aus der UdSSR 390 ausreisen, 94 die sowjetische Staatsbürgerschaft annehmen; 170 [haben] keinerlei Anträge gestellt«, hielt die Milizverwaltung des Innenministeriums in Moskau fest.104 Ganz pragmatisch, fast versöhnlich gab sich Milizoberst Kopnev im Juli 1953 in seiner abschließenden Betrachtung des Falles von »momentan 660 Personen Kaliningrader Deutscher […], die in 34 Republiken, Ländern und Gebieten leben und zur Zeit der Übersiedlung in Haft waren oder aus anderen Gründen der Ausreise in die DDR entgingen«; er hielte es »in Anbetracht dessen, das all diese Deutschen, früherer Einwohner des Gebiets Kaliningrad momentan ohne Papiere leben und deswegen große Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeit erleben, […] für zweckmäßig, ihnen befristete Ausweise für ein Jahr in russischer und deutscher Sprache auszustellen mit dem Recht am bisherigen Wohnort weiter zu wohnen, wo sie jetzt leben.«105 Doch Ruhe wollte nicht einkehren: Mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland 1955 rückten erneut ethnische Deutsche in den Fokus des Zentrums, unter denen sich auch dieses Mal wieder Königsberger fanden – von Anfang an »stand die Frage der in der Sowjetunion verbliebenen Deutschen auf der Tagesordnung der zwischenstaatlichen Verhandlungen«.106 Die Bundesrepublik sah sich mit ihrem Alleinvertretungsanspruch für alle Deutschen in der Pflicht, sich um eine Ausreise aller ausreisewilligen Deutschen in der Sowjetunion zu bemühen.107 Zwar berücksichtigte die Sowjetunion zuerst die DDR mit deutschstämmigen Ausreisewilligen, als sie 1955 rund fünfzig deutsche Spezialisten und zusätzlich mehrere einzelne Personen auf Bitten der DDR-Regierung ausreisen ließ;108 doch dachte auch Bundeskanzler Konrad Adenauer für seinen Moskau-Besuch im September 1955 nach eigenem Bekunden »in erster Linie an ein Gespräch über die Entlassung der Kriegsgefangenen und Verschleppten, deren Zahl sich auf 100.000 Menschen belief«109 – dies hatte die Bundesregierung in einem Notenwechsel mit dem Hinweis auf die »Frage der Freilassung derjenigen Deutschen, die sich gegenwärtig noch im Gebiet oder im Einflussbereich der Sowjetunion in Gewahrsam befinKönigsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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den oder sonst an der Ausreise aus diesem Bereich verhindert sind,« vorab angedeutet.110 Adenauer machte nach anfänglicher Beschränkung auf deutsche Kriegsgefangene auch Zivilpersonen zum Gegenstand der Verhandlung einer Rückkehr nach Deutschland,111 die Moskau schließlich zusagte, »wenn ihr Aufenthalt nachgewiesen würde.«112 Unfreiwillig sah sich Moskau nun ein weiteres Mal mit der deutschen Vergangenheit Kaliningrads konfrontiert. Da es »nur mündlich und vage«113 die Ausreise von 130.000 deutschen Zivilpersonen zusicherte, kamen auch ehemalige Königsberger hierfür in Betracht – auch wenn die Bundesregierung bei dieser Regelung »jene Russlanddeutschen im Sinn« hatte, »die vor allem während der deutschen Besetzung der Ukraine 1941 bis 1944 die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatten, die so genannten Administrativumsiedler.«114 Tatsächlich hatte Moskau Kenntnis davon nehmen müssen, dass zu »in der Sowjetunion lebenden Personen deutscher Nationalität« nicht nur »Deutsche aus der früheren Autonomen Republik der Deutschen, Povolž’e« und »Personen deutscher Nationalität, die aus der UdSSR gemäß den Übereinkünften von 1939 bis 1941 nach Deutschland ausreisten und in den ersten Nachkriegsjahren aus Deutschland in die UdSSR durch die sowjetischen Besatzungsmächte repatriiert wurden«, gehörten; als dritte Kategorie hatte sich Moskau die Existenz von »dort geborenen Einwohnern [urožency] der früheren Gebiete Königsberg und Memel« einzugestehen und damit auch die Ineffektivität seiner mit der Aussiedlung betrauten Innenbehörden.115 Um der guten diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Bundesrepublik willen musste Moskau die deutsche Vergangenheit eines sowjetischen Kaliningrads anerkennen: »Die Entscheidung der Frage über die Situation der Deutschen in der UdSSR würde der Regierung der BRD jedweden Grund für Spekulationen über bekannte Unzufriedenheit eines Teils der Deutschen in der UdSSR auf Grund seiner Situation und wegen ihrer Gesuche auf Ausreise aus der UdSSR entziehen«, gab sich Moskau pragmatisch.116 Es machte keinen Unterschied, mit welchem Teil Deutschlands die UdSSR die Frage von Repatriierungen behandelte: In den Verhandlungen mit der DDR wurde die Sowjetunion ebenfalls stets an Königsberg erinnert, auch wenn die Gespräche weniger kompliziert verliefen und deutlich schneller abgeschlossen werden konnten als die Gespräche mit der Bundesrepublik. Ein halbes Jahr vor dem bloßen Beginn der Detailklärungen mit der Bundesrepublik erklärten UdSSR und DDR Anfang Januar 1957, dass »sich die Seiten über die gegenseitige Hilfe bei der Lösung von Fragen im Zusammenhang mit der Veränderung der Staatsangehörigkeit und der ständigen Ausreise von Personen, die nahe Verwandte in der Deutschen Demokratischen Republik oder in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken haben […]« verständigt hätten.117 Dass damit noch längst nicht die eigentliche Abwicklung dieses Vorhabens geklärt war, verschwiegen sowohl Moskau als auch Ost-Berlin; erst einen Monat später lag ein Entwurf für einen Ministerratsbeschluss vor, der die »Ausreise aus der UdSSR in die DDR im Zeitraum 1957–1958« neben »den entsprechend dem sowjetisch-deutschen Abkommen 1939–1941 nach Deutschland Ausgereis86 Kaliningrad werden

ten und in die UdSSR Zurückgekehrten« auch »den Einwohnern [urožencam] des früheren Gebietes Königsberg und des früheren Kreises Klajpeda [sic]« vorsah.118 Die Vergangenheit Kaliningrads blieb auch unter sozialistischen Bruderländern präsent. Vor allem aber im Zuge der nun anstehenden Detailverhandlungen mit der Bundesrepublik musste Moskau anerkennen, wie viele Königsberger es mehr als ein Jahrzehnt nach dem offiziellen Ende Königsbergs in der Sowjetunion noch gab; die Konsultationen dauerten mit Unterbrechung vom 23. Juli 1957 bis April 1958.119 Die deutsche Seite hatte der Sowjetunion bisher regelmäßig Namenslisten Ausreisewilliger vorgelegt, die auf sowjetischer Seite genauestens durchgegangen, aber nur zu einem Drittel bewilligt wurden.120 Am 1. August 1957 erklärte Außenminister Andrej Gromyko in den Izvestija, es gebe in der UdSSR keine deutschen Bürger, entsprechende Spekulationen entbehrten jedweder Grundlage.121 Als besonders problematisch für die sowjetische Seite erwies sich nun die Position der Bundesregierung, die unter anderem die Anerkennung von geschätzten 20.000 »Altreichsdeutschen« vorsah, zu denen Ostpreußen, Memelländer und so genannte »Vertragsumsiedler« aus der Zeit zwischen 1939 und 1941 gezählt wurden122 – diese Frage empfand Moskau als »beleidigend«.123 Ganz offen sprach diesen Komplex der bundesdeutsche Sonderbotschafter Ralf Lahr auf der Verhandlungssitzung vom 16. August 1957 an, wo er konkret auch Deutsche aus Königsberg und Memel als Kandidaten für die Ausreise aus der UdSSR nannte.124 Mitte November 1957 übergab die bundesdeutsche Delegation eine Liste von vierzehn (!) »Einzelfällen«, auf der auch zwei Ostpreußen standen; insgesamt sieben Personen durften nach vierwöchiger Prüfung schließlich ausreisen.125 Es dauerte noch einmal zwei Monate, bis Moskau sich dazu durchgerungen hatte, die Ausreise von rund 1.000 gebürtigen Ostpreußen zu gestatten und damit deren Existenz anzuerkennen,126 bis im März 1958 schließlich die prinzipielle Zustimmung zur bundesdeutschen Position in der Frage der »Altreichsdeutschen« erfolgte.127 Allmählich setzte sich die Erkenntnis in der sowjetischen Führung durch, »dass eine Ablehnung der Ausreise in die BRD […] der Regierung der BRD einen Anlass zu einer feindseligen Kampagne gegen die sowjetischen Organe geben und den politischen Erfolg schmälern könnte, der im Ergebnis der Erfüllung der eigenen Verpflichtungen durch die sowjetische Seite erzielt worden ist«;128 im Falle von 27 Memeldeutschen verkündete daher das sowjetische Außenministerium Anfang 1959, »die Frage über die Ausreise aus der UdSSR in die BRD von Personen, die bis 1918 im früheren Memelgebiet lebten und einen Ausreiseantrag in die BRD gestellt haben, positiv zu entscheiden.«129 Zu den 7.371 »Personen, denen die Ausreise aus der UdSSR zum ständigen Wohnsitz in der DDR und der BRD gestattet wurde, gehören in der überwiegenden Mehrzahl die vor Ort geborenen und wohnhaft gewesenen Bewohner [urožency i korennye žitelej] der früheren Gebiete Königsberg und Memelgebiet, und ebenso Personen, die früher entsprechend den sowjetisch-deutschen Abkommen von 1939 bis 1941 Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR

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nach Deutschland ausgereist sind und nach Ende des Zweiten Weltkrieges in die UdSSR zurückgekehrt sind«, meldete Innenminister Nikolaj Dudorov Anfang Juni 1958 dem Moskauer Zentralkomitee;130 vier Monate später war diese Zahl auf 10.508 angewachsen.131 Noch im November 1959 wurden in Kaliningrad fünf Anträge auf Übersiedlung geprüft,132 und auch die »Liste von Personen, die nach Behauptung der Botschaft der BRD in Moskau ursprüngliche Bewohner [korennymi žiteljami] des früheren Memelgebietes sind und auf deren Ausreise aus der UdSSR in die BRD die Botschaft besteht« von Anfang 1960 listete noch neun Personen, die im Gebiet Kaliningrad wohnten.133 Insgesamt zogen zwischen 1955 und 1960 allein in die Bundesrepublik 15.050 Deutsche aus der Sowjetunion; 44 Prozent stammten aus Ostpreußen, 22 Prozent aus den baltischen Staaten.134 Doch selbst Mitte der sechziger Jahre sah sich die Kaliningradskaja Pravda noch genötigt, auf die Ausreise Deutscher aus Kaliningrad mit gehässigen Artikeln zu reagieren.135 Auch in Gestalt seiner Bewohner blieb Königsberg in Kaliningrad lange Zeit präsent.

88 Kaliningrad werden

Kaliningrad sein – eine sowjetische Stadt in der Kommunikation vor Ort

Die Erfindung der Vergangenheit – Kaliningrader Kanonisierungen der Stadtgeschichte

»My mother visited Kaliningrad, which resembled any anonymous Soviet city with standard building blocks and bad cuisine. (›They ate fish with a knife‹, said my mother – an indictment of bad manners and the loss of any kind of tradition.) Once my mother wandered around the city and found the ruins of an old church with rain drizzling on its stone floor covered with overgrown weeds and moss. There was one grave there – that of Immanuel Kant. My mother stood in awe for a few minutes, paying respects to the ›great German philosopher‹.« Svetlana Boym, The Future Of Nostalgia1

Königsberg hieß gerade drei Tage Kaliningrad, als sich Agitatorin A. Ivanovna vor einer Arbeiterversammlung in der Kaliningrader Waggonbaufabrik mächtig ins Zeug legte. Am 7. Juli 1946 beschwor die Rednerin ihre Zuhörerschaft, »dass wir jetzt in einer Stadt von allergewöhnlichstem russischem Geiste [samogo obyknovennogo russkogo duša] und russischer Benennung leben. Diese Stadt Kaliningrad wird auf ewig eine russische Stadt sein, da sie auf russischem Boden steht und stehen wird.«2 Es war ungewohnt, dass in der Amtszeit des für Kulturfragen zuständigen ZK-Mitglieds Andrej Ždanov, der ždanovščina mit ihrem großrussischen Pathos und patriotischen Eifer eine Propagandistin die Attribute »gewöhnlich« und »russisch« miteinander verband und von den Anwesenden ein Leben unter dieser Prämisse forderte.3 Tatsächlich war es schwer, Kaliningrad als Teil der Sowjetunion zu begreifen. Die Architektur, die Landschaft und nicht zuletzt die zu diesem Zeitpunkt hier noch lebende deutsche Bevölkerung waren ständige Erinnerung daran, dass diese Region anders als der Rest der UdSSR war. Unter diesen Umständen war es problematisch für die Propaganda, Großartigkeit und Überlegenheit als Synonym für das Russische zu benutzen, wie dies in der ždanovščina mit der zunehmenden Unschärfe der Termini »russisch« und »sowjetisch« üblich geworden war.4 Bevor dieses Attribut im übertragenen Sinne gebraucht werden konnte, bedurfte es zuerst der Verlässlichkeit seiner primären, wertfreien Bedeutung. Die Propaganda machte daher ein Zugeständnis an die Zukunft, in der es vorerst genügte, »allergewöhnlichsten russischen Geist« das Gebiet durchwehen zu lassen. Gewöhnlichkeit, Alltäglichkeit, Normalität: Nach nichts war die Sehnsucht der neuen Bevölkerung hier größer als nach einem Alltag wie in jeder anderen oblast’ der Sowjetunion auch – nach Sicherheit und der Gewissheit, nicht nur Teil der UdSSR zu sein, sondern auch zu bleiben.5 Die Partei in Kaliningrad stand angesichts der alltäglichen Probleme im Gebiet unter Legitimationszwang. Sie musste gegenüber der Gebietsbevölkerung Kaliningrader Kanonisierungen der Stadtgeschichte

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beweisen, dass sie in der Lage war, eine sowjetische Zukunft des Gebietes zu gewährleisten. Die Partei war auf mehr Rückhalt im Gebiet angewiesen. Um das Vertrauen der Bevölkerung nachhaltig zu gewinnen, entwickelte sie eine eigene Identitätspolitik: Die Partei begann sehr früh, Vorstellungen von der Region zu entwerfen, die den neuen Bewohnern aus ihrem bisherigen Leben vertraut waren und die das Gebiet als bekannt und nah erscheinen lassen sollten. Einmal mehr waren hier nicht eine »tatsächliche Kontinuität zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entscheidend, sondern der Versuch, die eigene Gegenwart in ein solches Kontinuitätsmuster einzureihen und damit zu begründen«6 – gerade »auf dem Umweg über die Vergangenheit, die selbst wieder in eine Projektion der Gegenwart ist,« konstruierte die Gebietsführung für Kaliningrad »eine kollektive Identität als Kontinuität.«7 Wie die Rede von Agitatorin Ivanova zeigte, galt es angesichts des für die Neusiedler ungewohnten Königsberger Phänotyps diesen Raum tatsächlich von Grund auf neu zu deuten, zu konnotieren und zu besetzen – die Umgebung war »neu zu formatieren«, wie es Bert Hoppe formuliert hat.8 Geschichte und Gedächtnisorte waren für die Identitätspolitik der Partei von zentraler Bedeutung – beide waren in Kaliningrad eine »Entlegitimisierung der gelebten Vergangenheit«9, wie sie anfänglich noch von Deutschen im Gebiet verkörpert wurde. Die Kanonisierung Kaliningrads war auf dem Weg.

92 Kaliningrad sein

Vom Sowjetvolk zurückerobert – Kaliningrad als »urslawischer Boden« Ihren historischen Ursprung fand die offizielle Kanonisierung Kaliningrads 1941 in einem Luftschutzbunker in der Nähe der Moskauer Metrostation »Kirovskaja«. Wie der Vorsitzende der Kommunistischen Internationale, Georgij Dimitrov in seinem Tagebuch vom 8. September notierte, war die Stimmung trotz Fliegeralarms blendend: »Der chozjain [i. e. Iosif Stalin] machte die ganze Zeit hintergründige Scherze. – ›Wenn wir siegen, geben wir Ostpreußen dem Slawentum, dem es schließlich gehört, zurück. Wir werden es mit Slawen besiedeln.‹«10 Ostpreußen als »urslawisches Gebiet«, das mit der Annexion durch die Sowjetunion in den Schoß des Mutterlandes zurückkehren sollte – diese panslawistische Ursprungserzählung wurde zum Grundstein historisierender Identitätspolitik der Partei für Kaliningrad.11 Mit einer solchen Auslegung der Region ließen sich zweierlei Ziele verfolgen: Erstens schien es möglich, den territorialen Anspruch auf das nördliche Ostpreußen historisch zu begründen.12 Zweitens konnte auf diesem Wege der Bevölkerung eine Vertrautheit mit dem Gebiet nach der Annexion suggeriert werden, dessen propagierter Ursprung wie die Neusiedler »slawisch« sei. Dieses Motiv sollte von nun an in immer wiederkehrenden Abständen zu einem wesentlichen Legitimationsversuch für sowjetische Präsenz in Kaliningrad werden. Dabei beschränkte sich der Adressatenkreis dieser Auslegung nicht auf innersowjetische Rezipienten – bereits die erste halböffentliche Äußerung in diese Richtung war nach außen gerichtet. Iosif Stalin wiederholte gut zwei Jahre nach seinem Moskauer Bunker-Bonmot den historischen Anspruch der Sowjetunion auf einen Teil Ostpreußens am 1. Dezember 1943 auf der Konferenz der Alliierten in Teheran: »Die Russen besitzen keine eisfreien Häfen an der Ostsee. Deswegen benötigten die Russen die eisfreien Häfen Königsberg und Memel sowie einen entsprechenden Teil des Territoriums Ostpreußens. Umso mehr, als dass historisch gesehen dies ursprünglich slawische Ländereien [iskonno slavjanskie zemli] sind.«13 Die Beliebigkeit dieser Argumentation offenbarte sich auch in der Folgezeit bei zahlreichen Anlässen, so dass »offiziell ein Konglomerat von strukturpolitischen, strategischen und (verqueren) historischen Gründen für den sowjetischen Anspruch auf das nördliche Ostpreußen« herrschte14 – ein Umstand, der dem einmal eingeschlagenen Weg der Propaganda allerdings keinerlei Abbruch tat. Bereits eine der frühen augenfälligen Maßnahmen zur Aneignung des Gebietes wurde explizit mit »urslawischem« Gehalt aufgeladen: Anlässlich der Umbenennung von Stadt und Gebiet Königsberg in Kaliningrad gab eine Versammlung von Arbeitern der Verwaltung für Zellulose- und Papierindustrie 1946 zu Protokoll, man begrüße »die Zuweisung einer russischen Bezeichnung der wichtigsten Stadt des Gebietes, wo bereits in der Vorzeit [v drevnosti] Slawen Kaliningrad als »urslawischer Boden«

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Abb. 5: Teilnehmer der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Oktoberrevolution am 7. November 1947 in Kaliningrad.

lebten […]«.15 Von nun an wurde die Gebietsbevölkerung in regelmäßigen Abständen daran erinnert, dass Kaliningrad als Ergebnis der »Angliederung alten slawischen Bodens an die Sowjetunion« zu begreifen sei, der »vor vielen Jahren mit Gewalt von den Räubern des Deutschen Ordens besetzt« worden sei.16 Zum dreißigsten Jahrestag der Oktoberrevolution erinnerte die Kaliningradskaja Pravda daran, das Territorium Ostpreußens sei »urslawischer Boden, der sich für Jahrhunderte in Gefangenschaft befunden« habe und nun »seinen echten Herren zurückgegeben« worden sei.17 Auch Kaliningrads Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov vermerkte in seiner in Buchform herausgegebenen Rede vor dem Ersten Gebietsparteitag 1947, dass die »Sowjetarmee den Slawen deren ursprüngliche Ländereien zurückgegeben« habe.18 Und eine Anthologie zum fünften Jahrestag der Gebietsgründung griff weit zurück auf »die deutschen Ritter, gegen die der russische Fürst Aleksandr Nevskij kämpfte, [und die] eine künstliche Barriere zwischen den slawischen Völkern und der Ostsee errichteten, nachdem sie die slawischen Ländereien an sich gerissen hatten.«19 Die historische Interpretation schien unmissverständlich: »Das Sowjetvolk hat diesen Boden nicht erobert, sondern zurückerobert.«20 Es schien nur konsequent, dass Arbeiter des Gebietes äußerten, sie seien »alle in das neue Gebiet gefahren mit einem Gedanken, mit einem Ziel – slawischen Boden wiederzugebären, ihm neues Leben einzuhauchen […]«, so zumindest berichtete Ščerbakov im September 1947 dem Zentralkomitee in Moskau.21 Mit einem solchen Sendungsbewusstsein sollten sich alle Schwierigkeiten des Alltags meistern lassen: Gern zitierte die Propaganda aus angeblichen »Briefen« verschiedener Neusiedler in ihre alte Heimat und griff dabei auch auf das Motiv des »urslawischen Bodens« zurück. Die neuen Bewohner berichteten zwar, dass das 94 Kaliningrad sein

Leben in Kaliningrad »am Anfang ungewohnt war. […] Aber dann beschlossen wir: Wenn auch fremd, so gehörte diese Erde doch seit alters her den Slawen, war doch nur von den Deutschen geraubt und ist jetzt mit Kampf und Blut zurückgeholt worden. Dies ist unsere Erde, sind heimatliche Orte.«22 Kaliningrad wurde als vertrauter Ort apostrophiert, an den man nicht einfach zog – nach Kaliningrad kehrte man zurück. Doch die Propaganda stand mit ihrer Vorstellung von Kaliningrad als »urslawischem Boden« allein auf weiter Flur. Selbst im Spätstalinismus, als »praktisch die gesamte historische Zunft der russischen Geschichte auf eigene Art der Unterstützung des Konzepts des Sowjetpatriotismus diente«,23 wollte die Forschung einer solch gewagten These offenbar nicht zustimmen. Die beiden prominentesten Vorträge zur Geschichte Preußens und Königsbergs dieser Zeit gingen nur indirekt oder überhaupt nicht auf die These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads ein – obwohl Nikolaj Gracianskij in seinem Vortrag über Königsberg von 1945 und Arkadij Erusalimskij zu Preußen von 1947 ansonsten durchaus zeitgenössischen ideologischen Anforderungen genügten.24 Ablehnung kam auch aus der Akademie der Wissenschaften der UdSSR: Im Zusammenhang mit den Umbenennungen im Gebiet erklärte deren Mitglied, Ethnograf Vladimir Pičeta in einem Gutachten von Anfang 1947 in offenen Worten, dass »diese Region niemals slawisch gewesen ist. Prußen und Litauer als ursprüngliche Bevölkerung der Region zu verschiedenen Zeiten waren niemals Slawen.«25 Ein zeitgenössisches Standardwerk zur Frühgeschichte der Region verschloss sich ebenfalls gänzlich der These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads.26 In der Propaganda tauchte das Gebiet als »vor langer Zeit mit litauischen Stämme der Prußen besiedelt« nur einmal kurz auf – und dass offenbar auch nur aufgrund mangelnder Linientreue des Zensors in ethnografischen Fragen.27 Doch allen wissenschaftlichen Zweifeln zum Trotz wurde die These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads weiter verbreitet. Die Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau (VSChV) 1954 bot dafür ein ideales gesamtsowjetisches Forum. Wie jedes andere Gebiet der Sowjetunion war auch Kaliningrad aufgerufen, sich auf dieser ersten Landwirtschaftsausstellung nach dem Kriege, dem »Disneyland des Sozialismus« (Victoria Bonnell)28 in Moskau zu präsentieren. Dem Motiv des »urslawischen Bodens« kam eine zentrale Rolle zu. Mit den ersten Planungen für eine Ausstellungsteilnahme ab 1949 ergab sich für die Kaliningrader Gebietsführung die Gelegenheit, ihre historisierenden Thesen offensiv nach außen zu tragen. Das wichtigste Motiv dabei war das der Selbstversicherung propagandistischer Maximen. Wie die breite mediale Begleitung dieses Ereignisses in Kaliningrad belegte, ging es den Planern vor allem um die Möglichkeit, ihren Entwurf der Peripherie Kaliningrad vom Zentrum Moskau reflektieren zu lassen und damit eine Autorisierung ihrer Vorstellungen zu erreichen. Auch die These vom »urslawischen Boden« sollte mit der Autorität des Zentrums aufgeladen werden. In den verschiedenen Entwürfen für die Ausstellungssteilnahme fand sich diese These immer wieder. Dem Stellenwert als Ursprungserzählung und damit Kaliningrad als »urslawischer Boden«

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Grundstein eines sowjetischen Kaliningrads entsprechend befasste sich der Prolog eines Fotoalbums für die Ausstellung 1951 mit der Ethnografie der Region. Danach war »seit uralten Zeiten, bis zum dreizehnten Jahrhundert das Territorium des Gebietes mit slawischen Stämmen besiedelt«.29 Den Bogen zur Gegenwart schlug der Hinweis, dass »heute sowjetische Archäologen ein Bild vom Leben der alten Slawen rekonstruieren und Ausgrabungen an den Orten [früherer] Dörfer und stadtähnlichen Siedlungen durchführen«30 – tatsächlich war zu dieser Zeit bereits zweimal eine Expedition der Akademie der Wissenschaften in Kaliningrad aktiv gewesen. Dass dies möglich wurde, sei laut Bildtext der Roten Armee zu verdanken, die »der Heimat die urslawischen Ländereien zurückgegeben« habe31 – ein Rückgriff auf die These von Kaliningrads Gebietsparteichef aus dem Jahre 1947, die damit sogar bis in den Entwurf für eine vertonte Diaschau des Kaliningrad-Saales gelangte.32 Zweifelsohne erreichte die Darstellung des Gebietes als »urslawischer Boden« einen Höhepunkt mit den Plänen, die die angemessene Einrichtung eines Kaliningrad-Saales auf der Moskauer Ausstellung vorsahen. Die Entwürfe für diesen Saal sahen für die Raummitte eine Säule vor, die sowohl an eine Siegessäule als auch an einen Leuchtturm erinnern sollte, gekrönt von einem vergoldeten Segelkahn en miniature, auf dem »die alten Slawen im dritten und vierten Jahrhundert die Wasser der Ostsee durchpflügten«, wie es der Direktor des Kaliningrader Gebietsmuseums, Kovtun, ausdrückte.33 Ein Bulletin unterstrich, gerade diese Säule mit dem altslawischen Segelkahn auf der Spitze werde »architektonisch schön«.34 Angesichts dieser positiven Bekundungen war es erstaunlich, dass diese Entwürfe gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Details in den Schubladen der Kommission blieben. Auf der nach langer Unsicherheit schließlich 1954 eröffneten Allunionslandwirtschaftsausstellung fand sich bereits kein Hinweis mehr auf Slawen als ursprüngliche Bewohner Kaliningrads. Doch bis dahin feilte die Gebietsführung in Kaliningrad weiter am Ausbau ihrer These; mit der Wiederholung abstrakter Propaganda ethnografischen Zuschnitts gab sie sich nicht länger zufrieden. Nicht ohne Grund erschien im September 1947 ein Artikel zum 75. Jubiläum einer russischen Expedition nach Ostpreußen unter damaliger Leitung des Geografen Ju. Kuznecov. Dessen Erkenntnisse zu Altgläubigen in Ostpreußen interpretierte die Kaliningradskaja Pravda als Vorläufer wissenschaftlicher Beweise für eine slawische Besiedlung des Gebietes.35 Dabei wurden nicht nur die Altgläubigen zu »unseren Landsmännern« stilisiert; vor allem seien »anlässlich der Rückkehr des Gebietes zu seinen echten Herren diese Seiten der Geschichte dem russischen Herzen besonders teuer geworden«.36 Als ein Höhepunkt spätstalinistischer Geschichtspropaganda berichtete die Kaliningradskaja Pravda voller Stolz über die Ergebnisse einer archäologischen Expedition des Leningrader Institutes für Geschichte materieller Kultur von Sommer 1949 – bereits der zweiten nach einem ersten Besuch im Gebiet 1946.37 Die Expedition war von real wissenschaftlichem Interesse,38 doch war ihr Wert als Propagandafeldzug für Kaliningrad nicht zu unterschätzen. 96 Kaliningrad sein

In der Alltagspropaganda des Gebiets wurden die Ergebnisse Gurevičs grob vereinfacht und so zurechtgebogen, dass sie in die politische Argumentationslinie passten. Zumindest in der Gebietszeitung vermeldete Expeditionsleiterin Frida Gurevič, »die Überzeugung deutscher Archäologen, dass die Ureinwohner Ostpreußens unter den Einfluss deutscher Kultur gerieten und diese annahmen«, sei endlich widerlegt.39 Zudem sei nun bewiesen, dass »die frühzeitliche Bevölkerung des Gebietes Kaliningrad ihre eigene, selbständige Kultur besaß, die in vielem mit der slawischen verwandt« sei.40 Diese Erkenntnisse seien nichts weniger als ein »Schritt hin zu einer großen Sache – der Erstellung einer wahrhaften marxistisch-leninistischen Geschichte frühgeschichtlicher Perioden […] des Gebietes Kaliningrad.«41 Auch wenn Gurevič versuchte, einer Profanisierung dieses Themas möglichst wenig Vorschub zu leisten,42 konnte sie sich der Erwartungshaltung des offiziellen Kaliningrad nicht entziehen und hielt nach Abschluss der Ausgrabungsarbeiten eine öffentliche Vorlesung in der Gebietsbibliothek.43 Ihre Expedition war Anlass für eine ganze Vorlesungsreihe zur »Vergangenheit des Gebietes Kaliningrad« in Dorfklubs und auf Kreisseminaren von Kulturmitarbeitern.44 Hatte Gurevičs Artikel in der Kaliningradskaja Pravda allen Vereinfachungen zum Trotz nur die Ähnlichkeit der Funde zu einer wie auch immer gearteten slawischen Kultur betont, hielt sich deren Berichterstattung über die Arbeit des Gebietsmuseums 1950 mit diesen Funden in dieser Hinsicht kaum mehr zurück. Zwar wurde auch hier darauf verwiesen, dass »entdeckte Keramik in Form und Ornamenten der typischen slawischen Keramik sehr ähnlich« sei.45 Doch überbot sich der Zeitungsartikel vom Juli 1950 mit der Feststellung, »viele dieser Funde überführen die deutschen Wissenschaftler der Geschichtsfälschung, machen ihre lügenwissenschaftlichen Thesen zunichte, wonach nicht Slawen, sondern Goten die frühzeitliche Bevölkerung des Territoriums des Gebietes Kaliningrad darstellten«.46 Auf dem Papier wirkte die These überzeugend: Der Jahresbericht Kaliningrader Kulturinstitutionen vermerkte in diesem Zusammenhang, 1950 seien bereits 135 Vorträge mit dem Thema »Vergangenheit des Gebietes Kaliningrad« gehalten worden, 9.158 Zuhörer seien anwesend gewesen.47 Doch noch immer lagen Theorie und Praxis einer These vom slawisch besiedelten Ostpreußen weit auseinander. Die Gebietsführung hatte ein Interesse daran, derlei Vorstellungen der Gebietsbevölkerung auch materialisiert präsentieren zu können. Daher wurden nach der Expedition des Leningrader Institutes 1949 nach Kaliningrad die bisherigen Funde Schritt für Schritt zu einer Konstante des Kaliningrader Fundus geschützter Kulturdenkmäler. Dabei spielte der tatsächliche wissenschaftliche Wert der Funde keine Rolle. Im Vordergrund stand deren Potential, ein zentrales Element der spätstalinistischen Propaganda zur Geschichte Kaliningrads zu veranschaulichen. Der Jahresbericht über die Arbeit des Gebietsmuseums wies daher auch für 1951 archäologische Arbeiten aus, in deren Rahmen »eine Siedlung aus dem 2. bis 5. Jahrhundert einer den Slawen ähnlichen Kultur vollständig freigelegt worden« sei.48 Eine für 1952 geplante Ausstellung unter dem tautologischen Titel »Historische Vergangenheit des GeKaliningrad als »urslawischer Boden«

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bietes Kaliningrad« sollte explizit Ausgrabungsfunde präsentieren.49 Zudem seien vierzehn Exkursionen zu archäologischen Denkmälern mit insgesamt 394 Teilnehmern veranstaltet worden.50 Dass diese Funde slawischen Ursprungs seien, erwähnte der detaillierte Bericht der Kulturfunktionärin A. Bondareva bemerkenswerterweise mit keiner Silbe – auf die Schilderung der Detailfunde von Bernsteinstücken oder Erbsenschoten hatte sie durchaus Sorgfalt verwendet.51 Doch ohne das zentrale Element des »urslawischen Bodens« entfiel ein großer Teil der Motivation, Archäologie zu einem Teil Kaliningrader Identitätspolitik zu erheben. Dass der »urslawische Faktor« nun unter den Tisch fiel, stieß auf deutliche Missbilligung der Kaliningrader Kulturverwaltung: Deren Stellvertretender Leiter, M. Kazarin wies Museumsdirektor Kovtun in einem Erlass von März 1954 an, im Ausstellungsabschnitt »Geschichte unseres Gebietes« »die Geschichte jener Völker zu zeigen, die das Territorium unseres Gebietes besiedelt haben, den Kampf der slawisch-litauischen Stämme und besonders des russischen Volkes mit der deutschen Aggression«.52 Die These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads war zu wertvoll für die Propaganda in Kaliningrad, als dass sie sie einfach hätte fallen lassen können. Das galt auch, als nach Stalins Tod die Zweifel an dieser Auslegung wuchsen. Das Festhalten der Ideologen an dieser These war pragmatischer Natur: Kaliningrad konnte als 1945 gegründete Stadt nur mit wenig Vergangenheit aufwarten, so dass der Propaganda fast jedes Mittel recht war. Es gab kaum Alternativen. Nun zeigte sich zusehends, wie wenig akzeptiert die These vom »urslawischen Boden« in Kaliningrad war: Heftige Kritik musste sich Lektor V. Fëdorov gefallen lassen, als er 1954 auf einer Sitzung der Heimatkundesektion des Gebietslektionsbüros seinen Vortrag mit dem Titel »Die historische Vergangenheit des Gebietes Kaliningrad« von einem Fachpublikum diskutieren lassen musste. Gebietsmuseumsdirektor Ivan Kolganov plädierte für einen Titel der Vorlesung, der das Kind beim Namen nennen sollte: »Die Geschichte Ostpreußens und die Bildung des Gebietes Kaliningrad«.53 Auf das Argument des Museumsdirektors, »[a]uf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad lebten keine Slawen, sondern Prußen«,54 wusste Fëdorov sich nur damit zu rechtfertigen, er habe diesen Hinweis der Großen Sowjetenzyklopädie entnommen.55 Die Anwesenden einigten sich daher auf einen Kompromiss: Zwar sollte der Titel der Vorlesung mit »Die Geschichte des Gebietes Kaliningrad« beinahe unverändert bleiben, doch herrschte Konsens darüber, dass der Vortrag »korrigiert werden« müsse und »hier Prußen lebten, die Vorfahren der litauischen Nation«.56 Eine Broschüre der Propagandaabteilung des Gebietsparteikomitees wies zwar noch ein Jahr später darauf hin, dass »die Deutschen nicht die ursprünglichen Herren dieser Ländereien […] der slawisch-baltischen Völker« gewesen seien, doch war diese Publikation nicht mehr für die werktätigen Massen, sondern nur noch für den Dienstgebrauch vorgesehen.57 Insgesamt schien die Konjunktur des Kaliningrader Urslawentums seit Stalins Tod rückläufig: Eine Meldung über die Wiederaufnahme von Grabungsarbeiten (erneut unter der Leitung von Frida Gurevič) apostrophierte im gewohnten sprachlichen Duktus die »Kultur der 98 Kaliningrad sein

alten Prußen« als »in vielerlei Hinsicht durch die deutsche bürgerliche Archäologie zurechtgestutzt und falsifiziert« – doch der Terminus »slawisch« fiel nicht einmal mehr in Zusammensetzungen.58 Die Entslawisierung Kaliningrader Frühgeschichte entwickelte ungeahnte ikonoklastische Qualitäten. Selbst die Ergebnisse von Ermittlung und Inventarisierung archäologischer Funde bar jeder propagandistischer Einnordung wurden nun in Frage gestellt. Wie V. Zubkov, Kazarins Nachfolger auf dem Posten des Stellvertretenden Leiters der Gebietskulturverwaltung, dem Kulturministerium der RSFSR im Januar 1956 mitteilte, seien »die dreiundzwanzig erfassten Archäologiedenkmäler durch die archäologische Expedition mit der Vertreterin des Institutes für Geschichte materieller Kultur der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Genossin F. D. Gurevič zwischen 1949 und 1951 ermittelt« worden.59 Diese Funde seien »von keinerlei wissenschaftlichem Interesse, da diese gesamte Arbeit nur formal durchgeführt« worden sei.60 Der wachsende Widerwille gegen die These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads wandte sich gegen Archäologie als Teil Kaliningrader Identitätspolitik für Kaliningrad insgesamt. In Verkehrung aller bisherigen Annahmen wurde nun eine vorher als »urslawisch« begriffene Fundstätte nicht nur zu einem ominösen »Gemeinschaftsgrab von Wikingern« aus dem zehnten Jahrhundert erhoben, sondern ihr sogar ein (wie auch immer ausgestalteter) Status »internationalen Schutzes« zugesprochen.61 Ein Jahr später meldete das Gebietsexekutivkomitee nach Moskau, eine Kommission habe es für »unausweichlich gehalten«, unter anderem drei siedlungsähnliche archäologische Funde vom Denkmalschutz auszuschließen, »da diese ihre historische Bedeutung verloren« hätten; die These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads war jetzt auch in den Augen der Gebietsführung nicht länger haltbar.62 Dass die um ein erweitertes Geschichtsbild bemühten Denkmalschützer Kaliningrads auf ihrer Gründungsversammlung 1965 die Entdeckung der archäologischen Denkmäler ausdrücklich deutschen Archäologen zuschrieben (welche mitnichten eine slawische Vergangenheit nachgewiesen hatten), war der letzte Sargnagel für den »urslawischen Boden« Kaliningrads.63 Zwar blieben die ermittelten archäologischen Funde auch weiterhin Bestandteil des offiziellen Kaliningrader Kanons, doch war ihr Stern gesunken: 1967 wurden alle archäologischen Objekte in die Verantwortlichkeit lokaler, nachgeordneter Stellen übergeben.64 In der entsprechenden Liste des Gebietsexekutivkomitees fanden sich zwar noch alle dreiundzwanzig Fundorte wieder, aber einen Hinweis auf Urslawentum suchte man vergeblich.65 Nur einmal noch schien in Kaliningrad die These vom »urslawischen Boden« auf, als die Kaliningradskaja Pravda 1960 einen Artikel über das nur wenige Dutzend Kilometer südlich der sowjetischen Grenze liegende Olsztyn veröffentlichte. Der Autor konstatierte mit Blick auf das Jahr 1945 ein Pendant zur sowjetischen These, als »Polen seine ureigenen Ländereien zurückgegeben wurden.«66 Gerade dieser Boden, ein Drittel der Fläche der Volksrepublik, sei »dem Herzen jedes Polen teuer«.67 Gerade deswegen68 – und die politische Parallele zu KalininKaliningrad als »urslawischer Boden«

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grad war unübersehbar – sei es klar, dass Olsztyns »Einwohner […] gemeinsam mit dem gesamten Volk auf das Entschiedenste die revanchistischen Ansprüche der westdeutschen Militaristen verurteilen«.69 Die Gebietsführung in Kaliningrad hatte die »urslawische Vergangenheit« Kaliningrads als Bestandteil ihrer Identitätspolitik immer geringer dosiert. Doch bedeutete dies keineswegs das Ende historisierender Argumentationen, um die eigene Anwesenheit in der Region zu rechtfertigen. Auch weiterhin sollte die Führung in Kaliningrad in ihrer Identitätspolitik auf Geschichte setzen – auch wenn diese keine »urslawische« Komponente mehr hatte.70

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Von Bauernführern und Borodino: Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad »Königsberg ist eine Geschichte der Verbrechen Deutschlands. In ihrer Jahrhunderte langen Geschichte lebte die Stadt von Kämpfen und Raubzügen, ein anderes Leben war ihr nicht vergönnt. Stumm und finster sind die Paläste hier. In den stillen Hinterzimmern, Militärarchiven und Bibliotheken, hinter den dicken Mauern der Militärschulen und Auditorien wurden über Jahrzehnte Kriege und Raubzüge geplant.«1

Finsterer ließ sich die Hauptstadt Ostpreußens wohl kaum beschreiben. Nur acht Tage nach der Einnahme Königsbergs durch die Rote Armee ging diese sowjetische Schilderung der Stadt in Druck, in einer Auflage von 500.000 Exemplaren für die gesamte Sowjetunion.2 Doch dies war nur der Auftakt zur Propagierung eines Ostpreußenbildes, das sich an den ideologischen Leitlinien der sowjetischen Nachkriegszeit orientierte. Die Präsenz der Sowjetmacht auf ostpreußischem Boden sollte auch dadurch legitimiert werden, dass sie als vollendeter Paradigmenwechsel in der Geschichte der Region, als ideelle Rückkehr zu den historischen Wurzeln der Region erzählt wurde. Für die Synthese einer »historisch legitimierten Sowjetmacht in Ostpreußen« bedurfte es nicht nur der These des »urslawischen Bodens«, sondern auch einer dazu so kontrastierend wie möglich gehaltenen Antithese. Mit der Ursprungserzählung vom »urslawischen Boden« Kaliningrads hatte die Gebietsführung einen Fixpunkt übernommen, von dem aus sich die Geschichte der Region zielgerichtet erzählen ließ. Dieser offizielle mentale Topos Kaliningrads implizierte eine Diskontinuität der Geschichte des Gebietes: Zwischen »urslawischer Frühzeit« und Sowjetmacht in Kaliningrad lag ein Interregnum. Genau dazu gerann nun die siebenhundertjährige Geschichte der Region seit ihrer Inbesitznahme durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert – nur höchst vereinzelt durchsetzt mit Anknüpfungspunkten an die russische Geschichte. Vor dem in dunklen Farben gezeichneten Hintergrund der »Besetzung« der Region durch den Deutschen Orden und seiner Nachfahren konnten die leuchtenden Aspekte russischer Geschichte in Ostpreußen ganz besonders strahlend hervortreten: Die Besatzung Königsbergs im Siebenjährigen Krieg, der Kampf gegen Napoleon und der Vormarsch russischer Truppen in Ostpreußen bildeten das Dreigestirn sanktionierter Berührungspunkte zwischen Russland und der Region. Die Gebietsführung wagte sich dabei nicht über den Zeichenvorrat des Zentrums hinaus, sondern variierte lediglich dessen Ausformung. Den entscheidenden Impuls zur Semiotisierung seiner historischen Landschaft erhielt Ostpreußen von sowjetischer Seite mit dem Einmarsch der Roten Armee 1944.3 Dieser Raum, so die Propaganda, »trug die Keime von zwei Elementen des Preußentums tief in sich: die von Gewalt und Betrug.«4 Solche Charakteristika wurden zu Konstanten in der Interpretation historischer Vorgänger Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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von Stadt und Gebiet Kaliningrad. Dem Auditorium der Vorlesung von Nikolaj Gracianskij in Moskau erschlossen sie sich – kein halbes Jahr nach der Eroberung Königsbergs – »im 13. Jahrhundert als Stützpunkt für deutsche Raubüberfälle«.5 Hier seien »abenteuerlustige Ritter, die aus Deutschland und anderen Ländern Westeuropas gekommen waren, […] bei prunksüchtigen Banketten« verköstigt worden, wobei »jeder neue Gang unter Hörnerklängen angekündigt und in goldenen Pokalen französische und österreichische Weine kredenzt« worden sei.6 Die suggerierte Parallele zu einer Dekadenz des zeitgenössischen kapitalistischen Westens war überdeutlich.7 Aus diesen Rittern seien im 16. Jahrhundert Junker und damit die Träger des Preußentums geworden, »das alle dunklen Seiten der deutschen Geschichte in sich vereint: Gewalt, Betrug und unermessliche Eitelkeit«.8 Dieses Preußentum sei später unter Bismarck »die offizielle Ideologie des gesamten Deutschen Reiches« geworden. Damit ließ sich eine Brücke zur Gegenwart schlagen, da dessen »Imperialismus unter direktem Einfluss mittelalterlicher teutonischer Tradition« entstanden sei. Wie Gracianskij dozierte, habe Ostpreußen als »Aufmarschplatz gegen das benachbarte Russland gedient«, worin »besonders die Vorherrschaft des preußischen Junkertums und ihrer menschenverachtenden, gegen das Slawentum gerichtete Ideologie« deutlich werde. Es sei daher »die gesamte Vorgeschichte dieser Stadt«, die »die Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit der Beschlagnahmung Königsbergs aus den Händen der Deutschen diktiert« habe.9 Gracianskij versuchte auf diese Weise, die neuen Machtverhältnisse zu legitimieren – dies war bereits ein Teil der »Aneignung des fremden Territoriums«.10 Diese Art des ideologisch historisierenden Aufladens der sowjetischen Gegenwart aus dem Zentrum bot der Kaliningrader Gebietsführung viel Raum für ihre Identitätspolitik gegenüber der Bevölkerung. Die sowjetische Gegenwart konnte zukünftig vor einer pauschal negativ als »deutsch« apostrophierten Folie ablaufen; das Präsens konnte in das Bewusstsein der neuen Gebietsbewohner treten. Die als Interregnum erzählte Geschichte der Region vor 1945 wurde damit zu einer Art Kontrastmittel historischen Typs – wie in der Röntgenologie trat jetzt der Untersuchungsgegenstand durch kontrastierende Differenz besonders deutlich hervor und ermöglichte für die sowjetische Gegenwart einen eindeutigen Befund. Die Kontextualisierung eines sowjetischen Kaliningrads gerann schnell zu einer rituellen inscriptio, die zahlreiche Schilderungen der sowjetischen Gegenwart einleitete und alle Aspekte der Vorkriegsgeschichte als negativ zusammenfasste. Kaliningrader Ausführungen zum städtischen Generalplan 1947 kamen nicht ohne Erwähnung dessen aus, dass die Architektur Königsberg unmittelbar »ein Erbe jener Zeiten ist, als die deutschen Feudalherren Schlösser und Festungen bauten«;11 eine Reportage über Černjachovsk fragte rhetorisch, »wie viele blutige Überfälle auf die Rus’ von hier aus, durch die Tore dieser Stadt begangen« worden seien.12 Königsberg als »Räubernest der deutschen Imperialisten«, Ostpreußen als »place d’armes räuberischer Überfälle«13 – diese Zuschreibungen wurden zum festen Bestandteil seiner Kanonisierung und damit zur conditio sine qua non eines sowjetischen Kaliningrad. 102 Kaliningrad sein

Als in der Kaliningradskaja Pravda im November 1948 eine ganzseitige Charakteristik des Gebietes erschien, zählte die stigmatisierte Vorkriegsgeschichte ex negativo bereits zur Gebietsgeschichte: Ostpreußen galt hier als »Nest schwärzester Reaktion und mittelalterlichen Barbarentums«, wo die »teutonischen Ritter […] zu Großgrundbesitzern wurden, von denen die stumpfsinnigen und habsüchtigen Junker abstammten«.14 Seit jener Zeit waren es nun »diese Abkommen der Ritterhunde«, die »als Hauptstütze der deutschen Reaktion und des Militarismus« dienten, während »viele Jahre lang Ostpreußen vorgeschobener Aufmarschplatz für Überfälle auf unsere Heimat und uns benachbarte Staaten« gewesen sei.15 Es war die »gesamte Geschichte Ostpreußens«, die eine »ununterbrochene Kette blutiger Ereignisse« darstelle und in der »für sieben Jahrhunderte die Deutschen dieses Gebiet für ständige Bedrohungen und Überfälle« genutzt hätten.16 Königsberg als »Schlangennest preußischer Imperialisten« und »Bollwerk der Aggression deutschen Rittertums im Baltikum«17 sollte als »Zentrum der preußischen Soldateska«18 keine Zukunft mehr beschieden sein. »Das alte Königsberg ist eine tote Stadt«, konstatierte die Kaliningrader Propaganda.19 Der Stellenwert, den die Vorkriegsgeschichte in diesem Kontext hatte, erklärte sich mit der kurzen Zeit, die zwischen Einnahme des Gebietes und der Veröffentlichung der unterschiedlichen Materialien lag. Nur langsam erweiterte sich der Fundus an Zuschreibungen, die das Gebiet im Bewusstsein seiner Bewohner hervortreten ließen. Umso stärker zählte hier die Definitionsmacht über die Vorgeschichte Kaliningrads, und nicht ohne Grund avancierte ein Ausspruch des ZK-Sekretärs und Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Georgij Malenkov zur Losung des jungen Kaliningrad: »Im Westen gibt es kein Ostpreußen mehr!« An prominenter Stelle tauchte dieser Satz aus dem Zentrum in den Tageszeitungen der Peripherie auf,20 wurde zum programmatischen Titel eines Aufsatzes für eine Kaliningrad-Anthologie21 und fand sich als alles überwölbende Parole auch in Entwürfen für den Kaliningrad-Saal auf der Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau wieder.22 Damit definierte die Propaganda das Gebiet zu einem erheblichen Teil über Ostpreußen, das es nach offizieller Lesart aber überhaupt nicht mehr gab. Bisweilen führte die propagandistische Praxis zu merkwürdigen Resultaten, etwa bei der Schilderung einer Bahnfahrt von Moskau nach Kaliningrad, in der der Erzähler beim Überqueren der Gebietsgrenze ungelenk ausrief: »Da ist es, das frühere Ostpreußen!«23 Die Gebietsführung befand sich hier in einem Dilemma, das schon den Argumentationen Moskaus innegewohnt hatte: Einerseits brauchte sie die Vergangenheit als rein negative Ereigniskette, um die Errichtung der Sowjetmacht im Gebiet zu legitimieren und die bisherigen Errungenschaften vor seinen Bewohnern klar hervorheben zu können. Andererseits bedeutete dies stets auch einen Rekurs auf eine Geschichte, die es doch eigentlich nicht wert sein sollte, stets aufs Neue in das Bewusstsein der neuen Gebietsbewohner gehoben zu werden. Damit dieser Spagat im Umgang mit der Gebietsgeschichte gelingen konnte, musste die Gebietsführung einige Berührungspunkte zwischen russischer und ostpreußischer Geschichte im offiziellen Geschichtskanon Kaliningrads zulassen. Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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So suchte man positive russische Helden, die sich darstellen, abbilden und damit für die mentale Erschließung des Gebietes verwenden ließen. In der ždanovščina der späten vierziger Jahre bediente die Kaliningrader Propaganda die Symbiose russischer und sowjetischer Begrifflichkeiten, indem sie das sowjetische Gebiet Kaliningrad in der Geschichte Russlands verortete. Hier konnten die Pflöcke eines russisch zentrierten Sowjetpatriotismus in eine tabuisierte Epoche eingeschlagen und gleichzeitig ein historischer Determinismus hin zum Untergang Königsbergs erzählt werden – wenigstens so lange, bis der Fundus an positiven Kaliningrad-Zuschreibungen umfangreich genug geworden war. Ein solches Geschichtsverständnis spiegelte den »allgemeinen Russozentrismus der Nachkriegszeit wieder, bei dem nichtrussische Anteile an Geschichte und Kultur zu einem großen Teil verschwiegen wurden, während die russische Geschichte eine umso privilegiertere Position einnahm.«24 Allerdings musste dieser Ansatz stark selektiv gehalten sein, damit er sich in ein russozentrisches Geschichtsbild einfügen konnte. Nur so war gewährleistet, dass das Prisma, durch das ein Blick auf die Geschichte vor 1945 geworfen werden durfte, stets russisch geschliffen war. Anderenfalls lief die Gebietsführung Gefahr, ihres großen Antagonismus’ zwischen Ostpreußen und Russland schnell verlustig zu gehen. Die von ihr offiziell sanktionierten Berührungspunkte beschränkten sich entsprechend auf weniger als ein Dutzend Topoj; dennoch flossen Geschichte und Gegenwart auch an dieser Stelle »mit bemerkenswerter Kohärenz ineinander und versorgten die sowjetische Propaganda mit einem enorm beziehungsreichen Vokabular an Mythen, Metaphorik und Ikonografie, durch das sich die Bevölkerung angesprochen fühlte und die Legitimation des Staates verteidigen ließ«25 – nach Möglichkeit auch im Hinblick auf sowjetische Präsenz in Ostpreußen. Historiografisch sollte und wollte Kaliningrad offiziell ein Teil Russlands sein. Es war der Gebietsführung wichtiger, russische Helden hier so zu erzählen wie überall in Russland statt Region und Russland nachhaltig miteinander zu verknüpfen. Ihren künstlichen Charakter verlor die Kaliningrader Identitätspolitik dadurch nicht. Die Feststellung, man lebe in »einer Stadt, deren Kommandant noch der Vater des großen russischen Feldherrn Suvorov war«, begann den Reigen von Anknüpfungspunkten an die Geschichte der Region vor 1945.26 Die Gebietsführung verfolgte mit der Popularisierung ausgewählter Fragmente aus der Geschichte zweierlei: Zum einen ließ sich erneut an eine als prinzipiell propagierte Überlegenheit Russlands und der Sowjetunion gegenüber seinem Kriegsgegner im Westen erinnern. Zum Zweiten sollte in diesem Zusammenhang die Eingliederung Königsbergs zwar als etwas Heldenhaftes, aber nicht als etwas Ungewöhnliches, gar Temporäres erscheinen. Die Kaliningradskaja Pravda nahm dankbar eine Sentenz des Kommandantensohns und späteren Oberleutnants Aleksandr Suvorov auf und titelte im Januar 1948: »Die Russen haben die Preußen stets geschlagen«.27 Aus Anlass des nicht ganz runden 190. Jahrestages der »ersten Einnahme Königsbergs durch russische Soldaten« im Jahre 1758 hob die Gebietszeitung zu einer ersten und 104 Kaliningrad sein

erstaunlich lang gültigen Zusammenfassung von Berührungspunkten russischer und ostpreußischer Geschichte an. Die vier geschilderten Ereignisse sollten auch nach der ždanovščina auf lange Zeit feste Bestandteile der offiziellen Kanonisierung der Kaliningrader Vorgeschichte bilden. Königsberg war im Siebenjährigen Krieg vom russischen Zarenreich annektiert worden; als dessen Statthalter wurde General Vasilij Suvorov eingesetzt. In der Schlacht von Großjägersdorf 1757 sei die »Standhaftigkeit der Russen […] beispiellos« gewesen und der Name dieses Ortes sage »seit dieser Zeit jedem russischen Herzen viel«. Dass die Kaliningradskaja Pravda den Ortsnamen mit Groß-Egersdorf [Gross-Ėgersdorf ] falsch wiedergab, war angesichts des Nationalstolzes, dem sie Ausdruck gab, zweitrangig. Die Einnahme Königsbergs ein halbes Jahr später im Januar 1758 gehöre zu jenen Schlachten, die die »Preußen viel Blut gekostet« hätten. Auch im Zuge der »Heimleitung« napoleonischer Truppen durch die russische Armee habe die »Zitadelle der deutschen Soldateska erneut eine russische Verwaltung erhalten« und damit 1812/1813 »zum zweiten Mal russische Truppen gesehen«. Schließlich hätten im Ersten Weltkrieg »zum dritten Mal unsere Vorfahren die preußischen Grenzen« 1914 und 1915 überschritten. Doch »vor allem muss man sich des historischen Datums erinnern«, als 1944 »die Soldaten von General Galickij […] die Grenzen Deutschlands überschritten und nach Ostpreußen eindrangen«, und zwar zum »vierten Mal in der Geschichte der Rus’«.28 Damit habe sich »das Urteil der Geschichte vollendet« und sei durch die »Sowjetarmee und den größten Heerführer aller Zeiten und Völker, Generalissimus I. V. Stalin« ausgeführt worden, wie schon Kaliningrads Gebietsparteichef Ščerbakov auf dem Ersten Gebietsparteitag im Dezember 1947 betont hatte.29 Mit der Eroberung Königsbergs seien das »Urteil der Geschichte über den preußischen Militarismus umgesetzt« und »historische Rechtmäßigkeit wieder hergestellt« worden, schrieb die Kaliningradskaja Pravda 1948.30 Und anlässlich der Vorbereitungen zum Jahrestag der Oktoberrevolution verkündete die Gebietszeitung 1948, dass über den Städten und Dörfern des Gebietes das rote Banner »als Symbol der Größe und Macht des sozialistischen Staates« flattere, sei »ein Triumph historischer Wahrheit«.31 Damit schließe sich der Kreis der Geschichte: Hier wurde eine Kontinuität von den Anfängen russischer Staatlichkeit über die zarischen Truppen im Siebenjährigen Krieg und Ersten Weltkrieg bis zu den Soldaten der Roten Armee 1945 hergestellt und sich Königsberg für die sowjetische Geschichte als umkämpfte Stadt zu Eigen gemacht. Für die Propaganda war die Region altbekanntes Land. Bei den Übersiedlern aber musste sich diese Lesart der Geschichte erst noch durchsetzen. Der Siebenjährige Krieg Der Siebenjährige Krieg hielt mehrere Persönlichkeiten der russischen Geschichte für den Kanon Kaliningrads bereit: Als Erstes sollte die Kunde von Bauernführer Emel’jan Pugačëv die Einsicht fördern, Königsberg sei für Russland keine fremde Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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Stadt und die Gegenwart vollziehe sich auf vertrautem Boden. Stalinpreisträger Vjačeslav Šiškov hatte 1943–1944 dem Rebellen in einem historischen Roman gleichen Namens ein Denkmal gesetzt und dabei auch die russische Besatzung der Stadt im Siebenjährigen Krieg behandelt. Die Geschichte der Stadt als eine Chronik voll wechselnder Angriffe und Eroberungen – die Kaliningradskaja Pravda nahm die Steilvorlage für ein solches Geschichtsbild gerne auf und veröffentlichte im Mai 1950 aus Šiškovs umfangreichen Roman, »einem der besten Werke der sowjetischen Literatur«,32 einen Auszug auf zwei halben Seiten.33 Dabei hätte ein einziger Satz des Auszuges genügt, um die Kaliningrader Gegenwart mit historisch hergeleiteter Zuversicht aufzuladen: »Mit einem Wort, die Russen fühlten sich in Ostpreußen als uneingeschränkte Herren.«34 Mit Aleksandr Suvorov bediente sich die Propaganda schließlich einer Figur, an Hand derer sich die Vorkriegsgeschichte der Region noch kompatibler zur russisch-sowjetischen Gegenwart erzählen ließ. Der 150. Todestag des Oberleutnants 1950 bot Gelegenheit, die Person Suvorovs in Königsberg an Kaliningrad zu binden. Ob in Chlorbleichen von Zellulosefabriken, in Straßenbahndepots von Verkehrsbetrieben oder in Produktionsanlagen von Mühlenkombinaten – Suvorov wurde allerorten gefeiert und schien allgegenwärtig.35 Zwar wurde der Todestag in der gesamten Sowjetunion begangen,36 doch schien Kaliningrad hier ausnahmsweise einen historischen Standortvorteil gegenüber anderen Regionen der Sowjetunion zu haben: Wirkten Leben und Wirken des Militär anderenorts abstrakt, betrachtete sich Kaliningrad als Ort, dessen Existenz direkt an dessen Erbe geknüpft schien – schließlich waren es »die Nachfolger Suvorovs, die Erben seiner ruhmreichen Kampfestraditionen, die sowjetischen Soldaten«, welche »nach 182 Jahren […] erneut nach Ostpreußen eingedrungen« waren, belehrte die Kaliningradskaja Pravda ihre Leser.37 Seine »ersten Schritte auf dem Weg zu militärischem Ruhm« habe der Oberstleutnant »auf den Feldern Preußens, auf urslawischem Boden getan, die jetzt das Gebiet Kaliningrad bilden« – und schon sein Vater habe in der Funktion als Generalgouverneur Königsbergs die richtigen Prioritäten gesetzt, indem er »unbestechlich […] die Sorge um die Bedürfnisse der russischen Soldaten an erste Stelle gestellt« habe; seine Vorgänger, »von der Herkunft her Deutsche, kümmerten sich lieber um die Annehmlichkeiten der örtlichen Bevölkerung als um die Interessen der russischen Armee«, war sich die Kaliningradskaja Pravda sicher.38 Doch die angeführten Berührungspunkte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der einzige tatsächliche Kontakt Suvorovs mit Königsberg offenbar nur in Kurzbesuchen beim Vater bestanden hatte – auch wenn der Autor beteuerte, Suvorov habe »mit Interesse […] sich mit dem uralten Schloss, den Festungsanlagen Königsbergs vertraut gemacht«.39 Es galt, unbedingt eine besondere Beziehung zwischen dem landesweit gepriesenen russischen Militär und dem jungen sowjetischen Kaliningrad herzustellen – so dürftig dieses Kapital auch war, Kaliningrad musste damit wuchern. Aus Anlass des Jubiläums hatte sich der Stellvertretende Vorsitzende des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Viktor Krolevskij 1950 an das Zentrale 106 Kaliningrad sein

Militärarchiv in Leningrad gewandt und dort um Informationen nach möglichen Aufenthaltsorten Suvorovs in Königsberg gebeten; diese würden »für das junge entstehende Gebiet Kaliningrad riesige Bedeutung besitzen«.40 Die Antwort durch das Staatliche Historische Museum in Moskau (an das die Anfrage weitergeleitet worden war) spiegelte die allseitige Hilflosigkeit wieder, mit der nach Anknüpfungspunkten für die Gegenwart Kaliningrads gesucht wurde: Das Museum konnte das Königsberger Schloss nur als »relativ wahrscheinlichen Aufenthaltsort A. V. Suvorovs« nennen, wenn »der den Vater im Urlaub von der tatsächlichen Front besuchte«; in seiner Not flüchtete sich das Museum in einen sperrigen Vorschlag für eine Gedenktafel mit dem Text, »[h]ier lebte und beherrschte das von Russen eroberte Ostpreußen General V. I. Suvorov, den auch der Oberst A. V. Suvorov an diesem Ort besuchte«.41 Dass ein Vortrag unter dem Titel »Die Stadt Kaliningrad« möglicherweise aufgrund dieser dürftigen Faktenlage jenes Dreigestirn aus Pugačëv und den beiden Suvorovs nicht erwähnte, wurde noch 1951 zum Gegenstand deutlicher Kritik seitens des zuständigen Gebietslektionsbüros.42 Erst einige Jahre später wurde Aleksandr Suvorov in das Stadtbild Kaliningrads integriert. 1955 wurde dem »großen russischen Heerführer, dem Begründer der russischen Kriegskunst [und] Generalissimus« ein Denkmal unweit des Schlosses gesetzt. Die Büste aus Beton mit Bronzeüberzug fand noch im selben Jahr Eingang in die Liste der Kunstdenkmäler des Gebietes.43 Doch wie mehrere Denkmäler im Gebiet konnte sie sich nicht lange in diesen »Bedeutungshitlisten […] für den Wandel der politischen Einstellungen zur Geschichte des Gebietes«44 halten und tauchte um 1960 nur noch kurz in diesem Kontext auf.45 Sie kodierte die nichtrussische Vergangenheit der Stadt, die sie als vereinzeltes Einsprengsel russischer Geschichte im Stadtkörper ex negativo implizierte, als durchweg böse: 1967 war explizit die Suvorov-Büste im Rahmen einer Stadtführung als Ausgangspunkt für die Schilderung der »Aggressivität der Außenpolitik Preußens im 17. Jahrhundert« vorgesehen.46 Doch das Urteil des Gebietsexekutivkomitees von Dezember 1967, die Büste besäße »keine geschichtlich-architektonische und künstlerische Bedeutung«, so dass eine Restaurierung nicht in Frage käme, besiegelte deren Schicksal endgültig.47 Mochte ein Grund für diese Einstufung in der schlechten technischen Ausführung der Büste gelegen haben, die aus der Dringlichkeit und einer entsprechend hastigen Umsetzung Kaliningrader Identitätspolitik für die Bevölkerung resultierte – in jedem Falle verschwand Suvorov mit der Errichtung eines Schnellstraßenkreuzes Ende der sechziger Jahre aus dem Stadtbild auf lange Zeit.48 Wie die Kaliningradskaja Pravda in ihrem Artikel 1948 vorweggenommen hatte, bildete die Schlacht bei Großjägersdorf den dritten Baustein in der Propagierung des Siebenjährigen Krieges als Vorläufer der sowjetischen Gegenwart Kaliningrads. Auch wenn dieses Ereignis später nicht mehr im großrussischen Pathos der ždanovščina kommuniziert wurde, behielt die Schlacht von Großjägersdorf bemerkenswerterweise in der Tauwetter-Periode ihren Stellenwert für den Kanon Kaliningrads. Die Anknüpfungspunkte an die russische Geschichte waren für Kaliningrad zu selten und zu wertvoll, als dass diese nunmehr aus dem offiziDie Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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ellen Kanon gestrichen oder gar durch andere Topoj hätten ersetzt werden können. Dass hier »vor zweihundert Jahren russische Soldaten dem Tod ins Gesicht blickten und die Ehre ihres Heimatlandes verteidigten«,49 sei, wie die Kaliningradskaja Pravda im Mai 1958 attestierte, eine Interpretation, die »nicht nur von Erkenntnisinteresse« sei, sondern »besondere erzieherische Bedeutung« besitze.50 Im Falle der Schlacht von Großjägersdorf gelang die Materialisierung dieses Aspekts Kaliningrader Identitätspolitik ungewöhnlich schnell. Noch im März 1957 war in der Kaliningradskaja Pravda ein Artikel eines Autorenkollektivs erschienen, der sich ausführlich der Schlacht und ihrer Kanonisierung für Kaliningrad widmete. Detailliert schilderte der Bericht Umgebung und Zustand dieses Ortes, dessen Bedeutung sich ohne Hilfe kaum erschließe und deren 200. Jahrestag »wir, die Einwohner des Gebietes Kaliningrad, unserer Ansicht nach […] auf besondere Weise begehen« müssten.51 Kein Motiv war zu abstrakt oder gewollt, als dass es nicht zur Einordnung Kaliningrads in die großen Linien der russischen Geschichte herangezogen werden konnte: Als passend erachtete der Artikel ein Denkmal, »das sowohl von der Eisenbahn, als auch von der Straße aus gut sichtbar sei.« Diese Anforderung begründete er damit, dass »eine bedeutende Eisenbahnmagistrale Kaliningrad mit der Hauptstadt unserer Heimat verbindet«, von der aus bei Moskau das Denkmal für die Schlacht gegen Napoleon bei Borodino 1812 zu sehen sei. »Hier, am westlichen Ende dieser Magistrale, die auch den Ort der Schlacht von Großjägersdorf durchschneidet«, so die Verfasser, solle ein Denkmal errichtet werden, das »ebenfalls an den Mut des russischen Volkes, an dessen Ergebenheit gegenüber der Sache der Unabhängigkeit und Größe seiner Heimat« erinnern sollte. Die sympathisch detaillierte Schilderung der Anreise mit dem Autobus zum früheren Schlachtfeld im Artikel durfte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass dieser Aufruf keine Initiative von »ganz unten« war, die sich unter den Bedingungen des Tauwetters auch in Kaliningrad durchsetzen konnte. Vielmehr befasste sich Koinitiator V. Jakubovič semiprofessionell mit der Geschichte des Gebietes, davon seit 1947 besonders mit der Suche nach dem Bernsteinzimmer, und war hauptberuflich Leiter der technischen Abteilung der Kaliningrader Stadtplanungsbehörde Kaliningradgraždanproekt.52 Insofern traf dieser Aufruf zur Denkmalerrichtung die Gebietsführung nicht ganz unerwartet – dafür sprachen nicht nur die ungewöhnliche historische Begründung und das patriotische Pathos: Bemerkenswert war vor allem, dass von Aufruf bis zu vollständiger Umsetzung dieser Pläne gerade ein halbes Jahr verging. Von der Genehmigung bis zur Einweihung des unbestritten prominenteren Kalinin-Denkmals auf dem Kaliningrader Bahnhofsvorplatz waren dagegen insgesamt sieben Jahre notwendig.53 Das Denkmal am Ort der Schlacht, wo »russische Soldaten in ungleichem Kampfe fielen, aber keinen Schritt zurückwichen«,54 fand sich folgerichtig auf der Titelseite eines Bandes über Denkmäler im Gebiet bereits nach zwei Jahren als Ikone russischer Präsenz im Gebiet wieder;55 um die Verbreitung dieses Werks bemüht, veröffentlichte auch die Kaliningradskaja Pravda einen Hinweis auf diesen Denkmalsführer zum Preis von einem Rubel.56 Die Bedeutung dieses Denk108 Kaliningrad sein

mals für die Kaliningrader Identitätspolitik war nicht zu unterschätzen: Ein Leser der offiziellen Auflistung historischer Denkmäler im Gebiet um 1960 war sichtlich verwirrt ob der wenig schmeichelhaften Einordnung dieser Manifestierung russischer Präsenz im Gebiet unter »lokale Pflege« [na mestnuju ochranu] – offenbar erachtete dieser hier nur das Prädikat »gesamtstaatliche Pflege« dem Denkmal für angemessen und versah diesen Eintrag mit einem dicken Fragezeichen.57 Der Vaterländische Krieg Dass dem Krieg gegen Napoleon eine ganz besondere Rolle in der Politik der Kaliningrader Gebietsführung zugewiesen wurde, verwunderte nicht. Dieser als »Vaterländischer Krieg« apostrophierte Feldzug war der zentralen Propaganda zufolge Vorgänger des »Großen Vaterländischen Krieges«, wie Iosif Stalin den Krieg gegen Hitler-Deutschland »mit Bedacht«58 benannt hatte.59 Im Gebiet hatten mehrere Ereignisse dieses Feldzuges stattgefunden und konnten nun kanonisiert werden. »Gusseisernes, viereckiges Monument in einer Höhe von 4,1 Meter und mit Aufschriften in russischer und deutscher Sprache« – mit dieser Beschreibung von November 1949 wurde die erste Ikone des Krieges gegen Napoleon auf Gebietsboden fester Bestandteil des Kaliningrad-Kanons.60 Das Denkmal war zu Ehren des Heerführers Michail Bogdanovič Barclay de Tolly errichtet worden, der 1818 in der Nähe von Insterburg (dem nun sowjetischen Černjachovsk) gestorben war. Es sollte den Kristallisationspunkt für eine Erzählung des Vaterländischen Krieges gegen Napoleon auf Kaliningrader Boden bilden, deren Inhalt deutlichen Schwankungen unterliegen sollte. Von Anfang an hatte dieses Denkmal höchste Weihen erhalten und als »Kulturdenkmal von unionsweiter Bedeutung« Eingang in die Denkmalslisten der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung gefunden.61 Welche wichtige Rolle die Person de Tollys und dessen Denkmal in der Identitätspolitik der Gebietsführung spielte, wurde vor allem durch einen Umstand deutlich: Der Status landesweiten Schutzes wurde ihm trotz eines eklatanten Schönheitsfehlers zugebilligt: Das Denkmal war bereits 1823 errichtet worden, und zwar »von den Deutschen«.62 Eine solche Ehre wurde nur noch zwei anderen Denkmälern aus deutscher Zeit zuteil, denen für Kant und später Schiller.63 Nur der Aktenvermerk des zuständigen Oberinspektors für Denkmalschutz registrierte explizit die Errichtung dieses »gedächtnishistorischen Komplexes […] durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1818«;64 selbst ein durchaus offener Zeitungsartikel aus der Tauwetter-Periode über Denkmäler des Vaterländischen Krieges verschwieg den Ursprung des Denkmals.65 Damit vergab die Gebietsführung die Chance, ein Stück russischer Geschichte, das dezidiert an die Region gebunden war, für die mentale Aneignung dieses Raumes bestmöglich zu nutzen. Statt auf den Nexus zwischen Geschichte und Raum einzugehen, beschränkte sich Kaliningrads Propaganda in ihrer Auslegung der Persönlichkeit de Tollys wie bei allen Denkmälern zentrumsorientiert auf dessen Funktion als ausdrücklich Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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russischer Feldherr. Mit dem Blick durch ein nationales Prisma bewegte sie sich im Einklang einer denkbar einfachen Direktive des Spätstalinismus: »Russische Wissenschaft war immer die wissenschaftlichste, russische Kunst war immer dem Volk am nächsten und russische Soldaten waren immer die mutigsten gewesen.«66 Schon aus diesem Grunde waren bis 1957 alle Denkmäler der dargestellten Feldherren durch die Kulturverwaltung nicht als Geschichts-, sondern als Kunstdenkmäler klassifiziert und damit aus einem direkten Kräftefeld, dem sie umgebenden Raum der Region herausgelöst.67 Auch das ehemalige Stabquartier Napoleons von 1807 bei Bagrationovsk passte nicht in das nationale Raster: Obwohl es als Baudenkmal das einzige seiner Art im Gebiet darstellen sollte, blieb ihm Denkmalschutz versagt.68 Allein mit der Errichtung und Kodierung eines Denkmales war die identitätspolitische Arbeit nicht getan: Das Gebietsexekutivkomitee hielt schon bald seine Vertreter vor Ort an, »der Bevölkerung zu vermitteln, dass alle Denkmäler der Kultur, die wissenschaftliche, geschichtliche oder künstlerische Bedeutung besitzen, als unantastbare, dem Volke gehörige Errungenschaft gelten und unter dem Schutz des Staates stehen«; bis zum 1. Mai 1950 war dem Gebietsexekutivkomitee eine Liste mit Gedenkorten historischer Ereignisse vorzulegen.69 Die einzigen ermittelten Kulturdenkmäler von unionsweiter Bedeutung, die zu Ehren de Tollys und Kants, sollten sich auf dieser Liste sehr einsam ausnehmen.70 Die Verwaltung für Denkmalschutz in Moskau kritisierte mit deutlichen Worten, dass die »Propagierung von Denkmälern im Gebiet […] schwach organisiert« und »1950/1951 nicht ein einziges Buch zur Geschichte der hiesigen Region herausgegeben worden« sei. Oberinspektorin Aleksandra Popylova bemängelte, es sei »vom Heimatkundegebietsmuseum nicht eine einzige Ausstellung zu den Denkmälern des Gebietes erstellt worden«.71 Es erwies sich für die Kaliningrader Gebietsführung als äußerst schwierig, die Vorkriegsgeschichte ihrer Stadt genau so zu dosieren, dass die deutsche Vergangenheit für Kaliningrad möglichst wenig, die russische Vergangenheit der Region für Moskau dagegen besonders stark hervorgehoben wurde. Im Lichte schwächelnder Identitätspolitik muss denn auch der nachfolgende »kleine Denkmalsboom« (Bert Hoppe) im Gebiet betrachtet werden, der (neben einer Gedenktafel für den 1912/13 in Königsberg tätigen Zoologen Konstantin Skrjabin)72 seine Entsprechung für das Themenfeld des Vaterländischen Krieges mit der Errichtung eines Denkmals zu Ehren Bagrations 1954 und Michail Kutuzovs 1955 fand.73 Das Themenfeld des Vaterländischen Krieges erweiterte sich damit um zwei Persönlichkeiten, denen eine Verbundenheit mit der Region zugeschrieben werden konnte und die weitere russische Berührungspunkte mit der Geschichte der Region offenbarten. Bagration war vor allem durch seine Beteiligung am Feldzug gegen Napoleon 1812 berühmt geworden; auch war er an Kämpfen gegen dessen Truppen in Ostpreußen 1807 beteiligt gewesen, so dass mit einer Büste gleich zwei geschichtliche Ereignisse erzählt werden konnten. Obwohl verlustreich und verloren, bildete die Schlacht bei Preußisch-Eylau 1807 für Kaliningrads Propaganda den ersten Anknüpfungspunkt an das 19. Jahr110 Kaliningrad sein

hundert. Dieses Ereignis galt als Auftakt für den späteren Sieg Russlands über den französischen Kaiser 1812. »Zahlreiche Kränze« seien im Rahmen der feierlichen Einweihung im Mai 1954 am Fuße der Büste Bagrations in Bagrationovsk, dem früheren Preußisch-Eylau, niedergelegt worden, berichtete die Kaliningradskaja Pravda; um die Person Bagrations überhaupt bekannt zu machen, richtete ein Genosse einige Worte über diesen als »einen der heldenhaftesten russischen Heerführer« an das Publikum.74 In der Person Bagrations verschmolzen beide Feldzüge gegen Napoleon zu einem einzigen Kampf gegen den Franzosen, zu einem einzigen Vaterländischen Krieg, der schon 1807 begonnen habe: »Napoleon träumte von der Weltherrschaft [… und] entschied, über Russland herzufallen. Diese Idee gedachte er auch an den Mauern Preußisch-Eylaus zu verwirklichen, gepackt von dem Verlangen die russische Armee zu umzingeln und zu vernichten«, berichtete die Kaliningradskaja Pravda 1957 anlässlich des 150. Jahrestages der Schlacht von Preußisch-Eylau.75 Diese Auslegung erweiterte den Fundus an Kaliningrader mentalen Topoj noch einmal: Bereits zum 1. September 1955 hatte die Gebietsführung die Büsten de Tollys und Bagrations als einzige Denkmäler für den Vaterländischen Krieg kategorisiert,76 und binnen vier Wochen kam eine Büste Kutuzovs sowie ein Grab russischer Soldaten hinzu, die in der Schlacht bei Friedland gegen Napoleon 1807 den Tod gefunden hatten.77 Mit diesen Entwicklungen in Kaliningrad hielt das Zentrum nicht Schritt. In den Moskauer Vorschlagslisten zu registrierender Denkmäler stand einzig und allein die Büste de Tollys für den Vaterländischen Krieg78 – was das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee postwendend guthieß und bestätigte.79 Erst auf regionaler Ebene tauchte das Soldatengrab von 1807 wieder auf: Mit dem Erlass Nr. 423 des Gebietsexekutivkomitees wurde die Pflege dieses »Kunstdenkmals« den örtlichen Behörden übertragen – nicht ohne Grund nannte dieser Erlass explizit keinen Adressaten in Moskau.80 Zeitweiligen Eingang in den Kaliningrad-Kanon fand nun auch ein Grab russischer Soldaten in Domnovo, die im damaligen Domnau 1812 umgekommen waren.81 Zwei bemerkenswerte Zugänge gab es um 1960 mit einem Grab französischer Soldaten von 1813 (dessen Einstufung als »staatlich unterhalten« Zweifel bei einem Leser geweckt und zu einem dicken Fragezeichen in den Akten geführt hatte)82 und vor allem mit dem 1856 errichteten Obelisken zum Gedenken an die Schlacht bei Preußisch-Eylau als Ereignis der Befreiungskriege gegen Napoleon, der ebenfalls die höchste Einstufung als »staatlich unterhalten« erhielt.83 Wie selbstverständlich hatte die Kaliningradskaja Pravda in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass es »auf dem Territorium unseres Gebietes viele Denkmäler der russischen Armee« gebe und diese »bis zur heutigen Generation den unvergänglichen Ruhm militärischer Siege der russischen Truppen über fremdländische [inozemnymi] Armeen bewahrt und weitergetragen« hätten.84 Angesichts der ideologischen Gemengelage konnte der Artikel das Kind nicht beim Namen nennen. Dass das Denkmal neben russischen auch preußischen Truppen galt und dass es von deutscher Hand errichtet worden war, verschleierte der Autor mit der Bemerkung, das Denkmal sei »1853 [sic] zu Ehren des Sieges Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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russischer und verbündeter Truppen über die Armee Napoleons in Kämpfen bei Preußisch-Eylau errichtet« worden.85 Nach den bisher vorgegebenen Geschichtsbildern stand es vollkommen außer Frage, auf Allianzen mit dem stets als Erzfeind apostrophierten Preußen zu verweisen. Ungeachtet dieser Ungereimtheiten wurde auch dieses Denkmal unter »staatlichen Schutz« gestellt,86 genau wie 1955 die Büste de Tollys. Vervollständigt wurde das Erinnerungsfeld des Vaterländischen Krieges schließlich durch die Schlacht bei Friedland 1807, die ebenfalls als »historische Schlacht russischer Soldaten gegen napoleonische Armeen« Eingang in den KaliningradKanon fand.87 Im nunmehr sowjetischen Pravdinsk habe sich ein »bescheidenes Denkmal russischer Soldaten erhalten« und es sei ein »Obelisk aus Stein für den tapferen russischen General Mazovskij« errichtet worden.88 Auch das Gebäude, in dem der Stab Mazovskijs untergebracht gewesen war, sollte als solches kenntlich gemacht werden – es diente mittlerweile als städtisches Krankenhaus.89 Die Pflege aller Objekte wurde nur den örtlichen Stellen übertragen, auch wenn ursprünglich dem Mazovskij-Denkmal der Status »unter Republiksschutz« zugesprochen werden sollte.90 Dass dieses Denkmal für die Kaliningrader Identitätspolitik so wichtig war und die Gebietsführung nur ungern auf dieses Element verzichtete, war gerade an dieser Stelle pikant. Wer sich eingehender diesem Obelisken widmete, wurde einer Aufschrift gewahr, nach der das Denkmal 1868 gemeinsam von Russland und Preußen gestiftet worden war91 – ein Detail, das keiner Publizität bedurfte. Dass das »deutsche Volk in Dankbarkeit gegenüber den Befreiungssoldaten« das Grab der 1807 gefallenen russischen Soldaten errichtet und dieses »als heilig geschützt« habe, wurde nur unter Kaliningrader Denkmalschützern thematisiert.92 Mit dem Zuwachs um Mazovskij als für die Region historische Persönlichkeit hatte der Komplex des Vaterländischen Krieges seine größtmögliche Ausdehnung angenommen: Die Denkmalslisten um 1959/1960 bildeten mit den Orten Preußisch-Eylau, Friedland und Domnau sowie den vier Personen Bagration, de Tolly, Kutuzov und Mazovskij eine Synopse von sechs anerkannten Elementen des Gedenkens an den Vaterländischen Krieg.93 Gleichzeitig markierten sie einen Scheidepunkt: Die Praxis der qualitativen und quantitativen Ausformung dieses Teils des Kaliningrad-Kanons ließ von nun an den Fundus an Anknüpfungsmöglichkeiten von russischer und regionaler Geschichte wieder schwinden. Mit der Aufforderung des Ministerrats der RSFSR, den Bestand an Denkmälern zu überprüfen, war dieser Prozess in Kaliningrad 1959 eingeleitet worden: Staatlichen Unterhalt [ochrana gosudarstva] sollten nun nur noch jene Denkmäler genießen, die »wissenschaftlichen, künstlerischen oder historischen Wert« besäßen.94 Bei dieser Inventarisierung sei die bisherige Kategorisierung nach »Unterhaltung auf Republiks-« oder »auf lokaler Ebene« zu überprüfen und »unbedingt eine Liste jener Denkmäler zu erstellen, die einem Ausschluss [vom Denkmalschutz; P. B.] unterliegen, da sie ihre historische, künstlerische oder wissenschaftliche Bedeutung verloren haben«, so die Vorgabe aus Moskau. Zu den schützenswerten, vom Staat zu unterhaltenden Kulturdenkmälern zählten dabei »eher 112 Kaliningrad sein

wertvolle unter ihnen, die von Bedeutung für das gesamte Volk sind und die Geschichte des Staates und die Entwicklung der Nationalkultur des Volkes charakterisieren«.95 Die daraufhin vom Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee Ende September 1959 nach Moskau gesandten Listen umfassten noch den bisher gewachsenen Fundus an Topoj des Vaterländischen Krieges;96 schon ein Jahr später gab es nur noch die Kategorisierung nach unionsweiter oder lokaler Bedeutung. – von den ursprünglich drei republiksweit bedeutenden Denkmälern hatten das von de Tolly und das von Preußisch-Eylau eine Aufwertung in Richtung Union erfahren, während das Gedenken Mazovskijs nur noch lokalen Stellen anvertraut sein sollte.97 Doch der nominelle Schutz der Denkmäler durch den Staat half in der Praxis wenig: Nur kurz nach der Neuordnung geschützter Denkmäler musste das Gebietsexekutivkomitee im Oktober 1960 feststellen, dass das Denkmal de Tollys »vernachlässigt« sei und das Monument für die Schlacht von Preußisch-Eylau »sich in schlechtem Zustand befindet«98 – wohlgemerkt nur ein Jahr nach der groß angekündigten Sanierung desselben.99 Das Gremium kam zu dem Schluss, um die Propagierung von Denkmälern sei es »unbefriedigend bestellt, ungenügend wird ihr geistig-künstlerischer Gehalt aufgezeigt«.100 Allerdings war dies keine grundlegende Neuigkeit – dass ein Bedarf an mehr Informationen auch zu diesem Teil der Gebietsgeschichte bestand, war der Gebietsführung spätestens seit Dezember 1957 bekannt: »Großen Mangel in der Arbeit des Museums« konstatierte ein Bericht an das Gebietsexekutivkomitee, die historische Abteilung des Museums sei »bislang nicht eröffnet«, obwohl »die Schulen Angaben über die Geschichte unserer Territoriums im Mittelalter, in der Zeit des Siebenjährigen Krieges, über den Einmarsch der russischen Soldaten 1914, über die hiesigen Kriegshandlungen 1805–1807 […] und andere Angaben« benötigten.101 Dieser Mangel sollte spätestens mit dem 150. Jubiläum der Schlacht von Borodino gegen die Truppen Napoleons behoben werden, das noch einmal den Kaliningrader Rekurs auf die in diesem landesweiten Erinnerungsfeld positionierten Orte und Personen ermöglichte. Die Kaliningradskaja Pravda widmete sich dem Jahrestag dieses »bemerkenswerten Sieges der russischen Armee« detailliert und betonte die gemeinsame Verteidigungsleistung von »litauischen, lettischen, weißrussischen, ukrainischen und russischen Partisanen« gegen die napoleonischen Truppen.102 Hier wurde für die Kaliningrader ein Vorläufer des Konstrukts »Sowjetvolk« geschaffen, der gemeinsame Geschichte suggerieren sollte. Diese Abstrahierung passte sich in jenen ideologischen Paradigmenwechsel ein, der die Partei während der fünfziger und sechziger Jahre ein nicht-ethnisches, auf die gesamte Sowjetunion als Heimatland gepoltes Verständnis von Identität propagieren ließ und dabei auf Kategorien wie »Modernisierung«, »Fortschritt«, »Verstädterung« und vor allem »Optimismus« – kurz: eine »neue historische Gemeinschaft des Volkes« – zurückgriff.103 Nun war es nicht mehr das russische Volk, das für Heldentaten prädestiniert war: Jetzt war es einfach das Volk [narod], das »zu großen Heldentaten fähig« sei und »seine Freiheit und Unabhängigkeit verteidigt« habe.104 Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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Die Gebietszeitung rückte die Denkmäler dieses Themenfeldes auch visuell in das Bewusstsein der Bevölkerung. Den bildlichen Auftakt zum Jubiläum bildete eine Fotografie des Kutuzov-Denkmals in der Kaliningrader ulica Kutuzova mit dem Hinweis, es gebe »auf Kaliningrader Boden viele Gedächtnisorte, die mit den Heldentaten russischer Soldaten im Vaterländischen Krieg 1812 verbunden« seien; »von diesen ruhmreichen Seiten der Geschichte« erzählten »Denkmäler, die sorgfältig vom Volk geschützt« würden.105 Dass auf diese Weise eine Akzeptanz nur suggeriert und ein Verfangen der offiziellen Identitätspolitik lediglich vorgetäuscht wurde, war angesichts des sogar offiziell anerkannt schlechten Zustandes vieler Denkmäler im Gebiet nur allzu offensichtlich – die Beschäftigung mit Borodino als »Glaubensbekenntnis« (Andrej Sinjavskij) blieb in Kaliningrad von ganz besonderer Art.106 Nur einen Tag später folgte auf den Kutuzov-Artikel in der Kaliningradskaja Pravda ein Beitrag, der mit Blick auf das Jubiläum die beiden in den Augen der Gebietsführung bedeutendsten Denkmäler herausstellte: Illustriert mittels zweier Abbildungen der Denkmäler von Bagration und der Schlacht bei PreußischEylau widmete sich die Leiterin des Lehrstuhls für Geschichte am Kaliningrader Pädagogischen Institut, Ėnergija Kolganova, unter der Überschrift »Hier kämpften Helden« dieser Thematik im September 1962 mit bemerkenswerter Detailtreue. Kolganova beherrschte das speaking Bolshevik mit Kaliningrader Akzent meisterhaft,107 so dass es ihr gelang, neben angebrachten offiziösen Referenzen auch lebendige Verweise auf die Geschichte der Region unterzubringen. Als Erste erwähnte sie die »Vierte Koalition« im Kampf gegen Napoleon – auch wenn sie verschwieg, dass ihr neben Russland und Sachsen auch das ungeliebte Preußen angehörte.108 Das Gleiche galt für ihren (verblüffenderweise einen knappen Monat später unter identischer Überschrift erschienenen) Beitrag über die Schlacht bei Borodino: Ihre Schilderung der »Heimleitung« französischer Truppen gen Westen durch Kutuzov war gespickt mit zahlreichen bewusst wertneutralen Referenzen an die dezidiert als deutsch begriffene Vorkriegszeit.109 Ihr Verweis auf General Karl Emil Dohna als Angehöriger der russischen Armee 1812–1815 passte nicht in das offizielle Preußenbild der Sowjetmacht, zumal der nach ihm benannte Königsberger Festungsturm »Der Dohna« mit Sowjetflagge 1945 als Sinnbild des eroberten Ostpreußens galt.110 Umso dringender verwies sie am Ende auf den historischen Kontext, indem sich auch die Kaliningrader Bevölkerung bewegen sollte – als »Nachfahren der Helden von Borodino«, die »in einem der legitimsten Kriege überhaupt ihr Recht auf Freiheit erkämpft« hätten.111 Angesichts ihrer scheuklappenfreien Beschäftigung mit der Geschichte der Region wollte Kolganova allerdings die Form wahren und pufferte abschließend ihren Beitrag mit dem Nachsatz, dass explizit das »Sowjetvolk«, »das an der Spitze der gesamten fortschrittlichen Menschheit marschiert«, die Fähigkeit besitze, »allen heutigen Kriegen auf der Erde ein Ende zu setzen«.112 Der Vaterländische Krieg mit der Schlacht von Borodino erwies sich als universell instrumentalisierbar. Daher konnte in Kaliningrad auch zum fünfzigsten Jahrestag der Oktober114 Kaliningrad sein

revolution 1967 eine »gebietsweite Präsentation von Denkmälern der Geschichte und Kultur durchgeführt« werden, bei der ausdrücklich »besondere Aufmerksamkeit der Herrichtung […] von Soldatenfriedhöfen [und] den Gedächtnisorten des Ruhms der russischen Armee zu erweisen« sei.113 Heldenhaft und ausschließlich positiv besetzt, fand sich der Vaterländische Krieg schließlich 1970 in der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« wieder, die sich vor allem an jene Gebietsbewohner richtete, die aus verschiedenen Gründen das Gebietsmuseum nicht besuchten. In ihrem Brief an die Kaliningrader Gebietsliteraturverwaltung, der faktisch obersten Zensurbehörde im Gebiet, bat Museumsdirektorin M. Popova um Genehmigung der Ausstellung, die nur mit de Tolly, dem Denkmal von Preußisch-Eylau, von Kutuzov und Mazovskij keine Erinnerung an die sonst stets kanonisierten toten Soldaten des 19. Jahrhunderts vorsah114 – denn »Denkmäler von Geschichte und Kultur sind Zeugen unserer Vergangenheit und drücken den vom Volk gegangenen Weg aus«, so dass an dieser Stelle wenigstens der Vaterländische Krieg nicht von Toten sprechen sollte.115 Offensichtlich war lange um eine solch selektiv gehaltene Präsentation Kaliningrader Denkmäler gerungen worden: Zumindest die mit »1970« übermalte Jahreszahl »1969« auf dem Frontispiz des Ausstellungsalbums mochte hier einen Hinweis auf die anhaltenden Auseinandersetzungen liefern, in denen um Geschichtsbilder und damit um Kaliningrad schlechthin gekämpft wurde.116 Der Erste Weltkrieg Als im September 1959 die Schreibkraft in der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung den fertig getippten Erlass Nr. 215 aus der Schreibmaschine zog, war ein einziger Fehler ihrer Aufmerksamkeit entgangen: In der Direktive »Über den Stand des Schutzes historischer Kulturdenkmäler in der Stadt Kaliningrad und dem Kreis Nesterov« wurde Kritik am Zustand von Kriegsdenkmälern im Gebiet geübt, wonach sich gerade »im Kreis Nesterov historische Gedenkstätten in schlechtem Zustand« befänden – darunter verblüffenderweise eine Anlage »für russische Soldaten, die 1941 gefallen sind«.117 Zwar gab es in Nesterov tatsächlich ein Denkmal für Soldaten; allerdings hatten die dort Begrabenen den Tod bereits beim Vorstoß der zarischen Truppen nach Ostpreußen 1914 und nicht erst 1941 als dezidiert russische Soldaten der Roten Armee gefunden. Die Freudsche Fehlleistung der Schreibkraft, keinen Unterschied zwischen 1914 und 1941 zu erkennen, wies auf den engen Nexus zwischen dem Gedenken an die 1914 in Ostpreußen gefallenen russischen Soldaten des Zaren und dem an die Toten aus den Reihen der Roten Armee im »Großen Vaterländischen Krieg« 1941–1945. Beide Opfergruppen verschmolzen an dieser Stelle zu einem großen Ganzen, dessen Differenzierung kaum weiter nötig oder möglich schien. Innerhalb der Kaliningrader Identitätspolitik hatten sie einen festen Platz: Wenn es vorrangig um gefallene russische Soldaten ging, dann nur als Ausdruck einer weiteren, erneuten russischen Präsenz in Ostpreußen – denn 1914 »[überschritten] zum Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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dritten Male unsere Vorfahren die preußischen Grenzen«.118 Gern kolportierte die Propaganda auch, Rotarmisten hätten 1944 im Gästebuch des Jägerhofs von Hermann Göring in der Rominter Heide einen Eintrag von vier zarischen Soldaten aus dem Jahr 1915 entdeckt.119 Dass das Gebäude erst 1936 errichtet worden war, zählte wenig. Dass insgesamt »viele Zeugnisse jenes Vormarsches der russischen Armee erhalten«120 seien, war also eine deutliche Übertreibung – umso mehr musste das Gedenken an die toten Soldaten aus dieser Zeit in den Vordergrund treten. Zum wiederholten Male betonte die Propaganda, die russischen Soldaten hätten nur auf Grund des »verräterischen Handelns des Kommandierenden der Ersten Russischen Armee, des Deutschen Rennekampf« nicht ihr Ziel Königsberg erreicht121 – nur deswegen sei »Ostpreußen auch nach der Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg weiterhin Ausgangsbasis deutscher Aggression im Osten geblieben.«122 Indem diesen Soldaten exakt das gleiche Ziel wie der Roten Armee – die Eroberung Königsbergs – zugeschrieben wurde, fügten sie sich passgenau in das Bild eines ewigen Kampfes zwischen beiden Mächten. Schon deswegen nannte 1955 der Oberinspektor der Kaderverwaltung des Kulturministeriums der RSFSR, V. Zirov gegenüber dem Ministerrat der RSFSR jene »drei Friedhöfe von Soldaten und Offizieren aus dem Korpus von General Samsonov, die beim Vormarsch auf Preußen 1914 gefallen sind,« in einem Satz mit denen von »Kriegern der Sowjetarmee, die tapfer in der Zeit des großen Vaterländischen Krieges 1941–1945 gefallen sind.«123 1957 erging eine Anweisung des Gebietssowjets an die Kaliningrader Abteilung der Gesellschaft zur Verbreitung politischen und wissenschaftlichen Wissens Znanie, »Vorlesungen über herausragende Denkmäler der Kultur des Gebietes Kaliningrad« abzuhalten, worunter neben den Denkmälern für den »Großen Vaterländischen Krieg« explizit die »Denkmäler des russisch-militärischen Ruhms« begriffen wurden.124 Zu dieser Gruppe rechnete das Gebietsexekutivkomitee insbesondere zwei Denkmäler für russische und rumänische Soldaten bei Sovetsk, zwei Denkmäler für russische und deutsche Soldaten beim Dorf Družba und schließlich ein Gemeinschaftsgrab mit einzelnen Grabsteinen für russische Soldaten beim Sovchoz Jasnaja Poljana. – dass sie als Kunst- und nicht als Geschichtsdenkmäler kategorisiert worden waren, machte sie für etwaige zukünftige Kodierungen noch empfänglicher.125 Was in der Auflistung des Gebietssowjets fehlte, war ein großer Friedhof mit Gräbern russischer Soldaten in Gusev. Seine Genese passte nicht in das offiziell bis dato propagierte Geschichtsbild der Region. In einem Leserbrief vom September 1959 hatte sich ein Bürger aus Gusev an die Kaliningradskaja Pravda gewandt und vom Zustand dortiger Gräber aus dem Ersten Weltkrieg berichtet. So gebe es »in der Nähe der Mechanikerschule Nr. 5 auf dem deutschen Friedhof ungefähr fünfzig von Deutschen angelegte Gräber, wo russische Soldaten und Offiziere bestattet sind, die in den Kämpfen 1914–1916 gefallen sind. Außerdem gibt es ein Gemeinschaftsgrab von 509 Personen«, schrieb I. Atabegov und empörte sich, der Stadtsowjet habe »auf diesen Gräbern eine Müllhalde angelegt, 116 Kaliningrad sein

Abb. 6: Die 1959 umgeworfenen Grabsteine gefallener russischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg dokumentierte der Gusever Bürger I. Atabegov für seinen Leserbrief an die Kaliningradskaja Pravda mittels Fotoapparat.

die Mehrheit der Gräber haben sie umgegraben und zerstört.«126 Um sein Anliegen zu unterstreichen, hatte Hobbyfotograf Atabegov zwei Ablichtungen von Grabsteinen beigelegt: Die eine zeigte ganze Reihen geschändeter Gräber mit umgeworfenen Grabmalen, die zweite dokumentierte ein orthodoxes Kreuz mit Doppelbalken und die Inschrift in deutscher Sprache »Ein unbekannter russischer Krieger«.127 Die Gebietsverwaltung habe auf seine erste Eingabe nicht reagiert, so dass Atabegov auf der Rückseite seines Schreibens notiert hatte: »Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, das Notwendige diesen russischen Helden zu erweisen, die ihr Leben für ihre Heimat gaben.«128 Die Gebietsführung stand damit vor einem Dilemma: Indem sie die deutsche Vergangenheit der Region als negativ pauschalisierte, hatte sie sich auf ein starres Freund-Feind-Schema festgelegt. Gleichzeitig redete sie einer würdigen Ehrung gefallener russischer und später sowjetischer Soldaten das Wort. Atabegov hatte nichts anderes als diesen zentralen Baustein Kaliningrader Identitätspolitik für die Praxis eingefordert. Es war daher unmöglich, die Eingabe aus Gusev zu ignorieren – auch wenn der Gusever Stadtsowjet dies offenkundig zunächst versucht hatte. Als problematisch erwies sich der Hinweis Atabegovs auf den deutschen Ursprung des Gedenkens russischer Soldaten. Die Partei »wollte nicht die für die sowjetische Propaganda unangenehme Tatsache publik werden lassen, dass der ›ewige Feind‹ Deutschland sich mit den Toten seiner Feinde Anfang des 20. Jahrhunderts ehrfurchtsvoller verhielt als die Sowjets mit ihren eigenen.«129 Die offizielle Linie drohte, sich selbst ad absurdum zu führen. Dennoch versuchte der Gusever Stadtsowjet zu mauern: Ungeachtet des längst dokumentierten Zustandes der Soldatengräber meldete der Vorsitzende des städtischen Exekutivkomitees, S. Klopov, nach Kaliningrad, dass »gemeinsam mit einem Vertreter der Gebietskulturverwaltung eine Untersuchung des Friedhofs durchgeführt worden ist – es gelang nicht festzustellen, dass dort in der Zeit des Ersten Weltkrieges gefallene russische Soldaten begraben sind.«130 Erst eine Untersuchung der Angelegenheit durch den Stellvertretenden Leiter der Gebietskulturverwaltung und des Gebietsinspektors für Denkmalschutz gab Atabegov Recht: »Die im Brief des Urhebers erwähnten Fakten haben sich voll bestätigt.«131 Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad

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Die erhobenen Vorwürfe aus der Gebietshauptstadt wogen schwer: »Es ist schwierig sich vorzustellen, dass es in unserer modernen Gesellschaft Menschen gibt, die eine Entweihung, eine so spöttische, beleidigende Einstellung […] gegenüber dem Gedenken von Soldaten zulassen.«132 Die Gebietsführung bewegte sich mit ihrer selektiv gehaltenen Identitätspolitik auf einem schmalen Grad: Es war auch für offizielle Instanzen schwer nachzuvollziehen, anhand welcher Kriterien Kaliningrad und seine Geschichte kanonisiert wurden und welchen Schwankungen sie unterlagen. Auch die Sowjetmacht in Gusev war auf ihrer »Suche nach Eindeutigkeit« (Jörg Baberowski) gestrauchelt133 – selbst zwischen Kaliningrad und Gusev schien es unmöglich, die Konjunkturen der Geschichte zu synchronisieren. Dies gelang erst mit einer neuen Inventarisierungsrunde rund ein Jahr später: Nun fanden sich auch die Gusever Soldatengräber als historische Denkmäler in den Akten der Gebietskulturverwaltung.134 Gegen Ende der sechziger Jahre hatte dieses Element der kanonisierten Gebietsgeschichte seinen festen Platz in der These der »Rückeroberung Ostpreußens« zugewiesen bekommen: Zwar führten Kaliningrader Denkmalschützer in der Kategorie »Denkmäler der Eroberung und Verteidigung der Sowjetmacht« jetzt »in der Mehrzahl der Fälle Denkmäler des Großen Vaterländischen Krieges 1941–1945«;135 den übrigen Teil aber stellten die Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg, die allein für eine solche Kodierung in Frage kamen und als Manifestation von Niederlage und Verrat 1914/1915 auf den als endgültig zu begreifenden Sieg der Sowjetmacht 1945 verwiesen und damit das Ende der Operation Rückeroberung verkündeten. Immerhin war es so letzten Endes möglich, dass die Toten der zarischen Armee aus dem Ersten Weltkrieg (visualisiert durch eine Aufnahme eines Friedhofes bei Nesterov) neben den Gefallenen der Roten Armee auch in der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« 1970 erscheinen konnten – eine Ehre, die den Toten des 19. Jahrhunderts versagt blieb.136 Der Mythos von der Gründung Kaliningrads 1945 aber sollte auch diese Auslegung Kaliningrader Geschichte überstrahlen.

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Gedächtnisort 1945 – Kaliningrads Gründungsmythos »Von den Laffetten stürmten los die Läufe der Geschütze,/ abgejagt, die letzte Salve verfeuert./ Das Purpur des Tagesanbruchs begoss den Bahnhof mit Blut./ In einer geraden Linie aus/ bleiernen Punkten strich,/ schräg von unten nach oben,/ in aller Ruhe/ der Maschinengewehrschütze ein Wort aus: ›Königsberg‹./ Die Sonne mit hellem Lächeln begrüßend,/ stand dort der russische Soldat./ Stand dort und rauchte…/ In dieser Stunde war/ aus der Asche/ geboren Kaliningrad.«1

Kaliningrads Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov befand sich mitten in den Vorbereitungen zum 25. Jahrestag der Gebietsgründung, als er sich Ende 1970 in einem Schreiben an das Zentralkomitee in Moskau wandte und seine Vorstellungen zu diesem Anlass vortrug: »Die Gründung des Gebietes ist unmittelbar mit dem historischen Sieg des sowjetischen Volkes über das faschistische Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg verbunden. Die Liquidierung des gefährlichen Herdes des Militarismus und der Aggression in Ostpreußen besitzt auch heute wichtige internationale Bedeutung«.2 Mit dieser Darstellung hatte der Gebietsparteichef noch untertrieben: Ohne die Schlacht um Ostpreußen mit dessen Höhepunkt der Erstürmung Königsbergs war Kaliningrad längst undenkbar geworden – »Order ist ausgegeben, sich zu erinnern.«3 David Brandenberger hat für die sowjetische Nachkriegszeit einen propagandistischen Paradigmenwechsel von Lenins »Kommunismus gleich Sowjetmacht plus Elektrifizierung« hin zu der Stalin zugeschriebenen Formel »Sowjetmacht gleich Geschichte des russischen Volkes plus Mythos des Krieges« identifiziert.4 In Kaliningrad war keiner der Bestandteile dieser Gleichung von sich aus gegeben: Weder Sowjetmacht noch russische Geschichte und glorreicher Krieg galten hier als selbstverständlich. Den ersten Summanden der Gleichung hatte die Gebietsführung mühevoll mit dem Rückgriff auf »urslawischen Boden« und einigen Berührungspunkten zwischen russischer und regionaler Geschichte formuliert. Der zweite Summand in Gestalt des Kriegsmythos musste den kleinen Wert des ersten ausgleichen, um die Gleichung aufrecht zu erhalten und dem Selbstverständnis der Partei als führende Instanz gerecht zu werden. Der sowjetische Kriegsmythos wurde zur essentiellen Rechtfertigung der Sowjetmacht5 – der »Sakralisierung des Krieges« (Nina Tumarkin) diente der von der Sowjetmacht den Soldaten und deren individueller Erinnerung »gestohlene Sieg«.6 Er fand seine regionale Variante im Gedächtnisort 1945 mit dem Gründungsmythos Kaliningrads.7 So wie der »organisierte Kult um den »Großen Vaterländischen Krieg« ein effektives System politischer Symbole und Rituale war, das den Mythos der Partei und der Regierung zelebrierte«,8 wurde auch die Erstürmung Königsbergs zum alles überwölbenden Mythos überhöht. »Innerhalb des sowjetischen Systems konnte es kaum jemanden überraschen, dass offizielle Stellen die Initiative Kaliningrads Gründungsmythos

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ergriffen, den Kriegsmythos zu institutionalisieren und dessen Rituale zu entwerfen«9 – und so wurde die Erstürmung Königsbergs zum einzigen offiziell geförderten Nexus zwischen deutscher und sowjetischer Geschichte der Stadt. Auf den Mythos einer Stadtgründung durch deren Erstürmung konzentrierte sich das offizielle Geschichtsbild der Region und 1945 wurde zum zentralen Gedächtnisort Kaliningrads – zu einem jener Noraschen »Zwitterorte«, dessen »grundlegende Existenzberechtigung […] darin liegt, die Zeit anzuhalten, der Arbeit des Vergessens Einhalt zu gebieten, einen bestimmten Stand der Dinge festzuhalten, […] um das Höchstmaß an Sinn in einem Mindestmaß an Zeichen einzuschließen […].«10 In den Abendstunden des 9. April 1945 endete die Schlacht um Königsberg: General Otto Lasch, der Kommandant der »Festung Königsberg«, kapitulierte und übergab die ihm unterstellte Stadt an Marschall Aleksandr Vasil’evskij, der sich in Begleitung einiger weiterer Offiziere im Bunker auf dem Paradeplatz eingefunden hatte.11 Dies war der Ausgangspunkt für den Gründungsmythos Kaliningrads – für die Auslegung, das Gebiet sei dem Feinde »mit Blut abgetrotzt« und »dieser Boden auf ewig unser«, wie es die Kaliningradskaja Pravda 1948 formulierte.12 Hier habe man »gekämpft und gesehen, wie Freunde fielen« – daher sei die Erde Kaliningrads »besonders teuer«, zitierte die Propaganda aus einem vorgeblich an die Familie adressierten Brief des Soldaten Vasilij Leont’ev ganz im Sinne der offiziellen Wertschätzung der Region.13 Der Boden, auf dem sich demobilisierte Soldaten hier niederließen, sei »mit ihrem eigenen Blut getränkt«.14 Ob die Sowjetarmee Königsberg in einem »mächtigen Stoß […] umzingelte« oder »unsere Soldaten im Sturm die Festungsstadt Königsberg nahmen«15 – stets seien »die ersten Seiten der Geschichte der Errichtung eines neuen sowjetischen Gebiets am Ufer der Ostsee […] voll strahlender Beispiele von Mut und Tapferkeit« gewesen, »erkämpft von den tapferen Sowjetsoldaten«.16 Nicht nur die These vom »urslawischen Boden« Kaliningrads, auch die Eroberung als absoluten Ausgangspunkt der Erzählung Kaliningrads nahmen die Entwürfe für die Moskauer Allunionslandwirtschaftsausstellung von 1950 auf: Die ersten zehn (von insgesamt 250) Abbildungen für die Ausstellung im Zentrum der UdSSR waren dort unter der Rubrik »Kampfepisoden der Erstürmung Königsbergs aus dem Archiv des Zentralmuseums der Roten Armee« zu finden, gefolgt von einer Reproduktion des Erlasses Iosif Stalins »Über die Liquidierung der Königsberger Gruppierung der deutschen Truppen«.17 Erst nach dieser Eingangserzählung folgte je ein Bild zu »urslawischem Boden« und zur Gründung des Gebietes Kaliningrad.18 Etwa zeitgleich bot das Kaliningrader Gebietslektionsbüro im Rahmen seines Fortbildungsprogramms dem Interessierten drei Vorlesungen zur Geschichte der Gebietes: »Die Vergangenheit des Gebietes Kaliningrad«, »Die Vernichtung der ostpreußischen Gruppierung der deutsch-faschistischen Armee« und schließlich »Die Helden der sowjetischen Soldaten bei der Vernichtung der deutsch-faschistischen Armee in Ostpreußen«.19 Die Geschichte des Gebietes schrumpfte auf einen Jahrhunderte langen Kampf um die Region, der seinen Schlusspunkt in der Eroberung Königsbergs und der Errich120 Kaliningrad sein

tung Kaliningrads als sowjetische Stadt fand. Die Erstürmung wurde im Gedächtnisort 1945 zur conditio sine qua non Kaliningrads. Stets blieb in der Hierarchie des Kaliningrader Festtagskalenders die formelle Gebietsgründung von 1946 der Erstürmung samt Kapitulation Königsbergs 1945 untergeordnet. Schon deswegen erschienen die großen Panoramaansichten Kaliningrader Prospekte nicht am Jahrestag der Gebietsgründung, sondern anlässlich der sich jährenden Kapitulation des zur Festung erklärten Königsbergs.20 Treffend hatte das Organ der Agitpropabteilung des Gebietsparteikomitees, der Bloknot agitatora, bereits im März 1949 angemerkt, dass »das bedeutende Datum der Gründung unseres Gebietes beinahe mit dem anderen bedeutenden Datum – dem Tag der endgültigen Liquidierung der ostpreußischen Truppen der deutschfaschistischen Kriegshorden durch sowjetische Soldaten und die Eroberung der Stadt und Festung Königsberg – zusammenfällt. Indem wir das dreijährige Bestehen unseres Gebietes begehen, feiern wir auch den vierten Jahrestag des Sieges unserer teuren Sowjetarmee«21 – eine Aussage, die der Bloknot agitatora auch Jahre später wortgenau wiederholte.22 Der Mythos der Gründung Kaliningrads 1945 entwickelte sich zum zentralen Topos. Doch je weiter sich die Sowjetunion zeitlich sowohl von der Oktoberrevolution als auch vom Krieg entfernte, desto mehr schien sich der Kult um den Krieg zu verstärken.23 Beschleunigend wirkten die beginnende Entstalinisierung nach 1953 und die »Routinisierung grundlegender Elemente revolutionären Ethos«;24 die Kriegsgeschichte wurde gar zu einem »integralen Bestandteil der Entstalinisierung«.25 Vom schlichten Totengedenken der Nachkriegsjahre sollte diese Entwicklung in einen komplexen Memorialkult münden, der nicht nur Prozessionen, sondern auch mehrtägige Pilgerfahrten und die Insignien eines »Memorialtourismus erheischte – der Totenkult mit seinem Appell an Pietät, Familienbande, Dankbarkeit und Bewunderung ließ sich durchaus zur Manipulation der Nachkriegsgeneration einsetzen.«26 KPdSU-Generalsekretär Leonid Brežnev brachte es 1965 in seiner Rede zum zwanzigsten Jahrestag des Kriegsendes auf den Punkt: »Je weiter sich von uns die Jahre des Krieges in Richtung Geschichte entfernen, desto voller und heller erscheint die Großartigkeit der heldenhaften Heldentat des Sowjetvolkes, das in unvergleichbar hartem Kampf gegen den Faschismus unsere Heimat, die Errungenschaften des Sozialismus heldenhaft verteidigt hat.«27 Ein »neues, heroisiertes Bild und sogar eine komplette Mythologie des Vaterländischen Krieges« entstanden.28 In Kaliningrad wirkte ein zweites Moment katalytisch auf diesen Prozess: Schrittweise kristallisierte sich für die Gebietsführung heraus, wie schwer es war, Stadt und Gebiet eine Geschichte zu verleihen, die ohne deutsche Vergangenheit auskommen und sich auf eine sowjetische Periode beschränken musste. Der akzeptierte historische Spielraum ab 1945 musste möglichst effektiv genutzt werden. Glücklicherweise fügte sich der Kaliningrader Gedächtnisort 1945 passgenau in einen gesamtsowjetischen Kult um den Zweiten Weltkrieg ein. Wenigstens in dieser Hinsicht ließ sich unbefangen mit dem historischen Pfund wuchern, das Kaliningrad besaß. Kaliningrads Gründungsmythos

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Das Pathos, in dem die Erstürmung erzählt wurde, steigerte sich zusehends. 1954 seien »neun Jahre seit jenem denkwürdigen Datum vergangen, als die herausragenden Soldaten der Sowjetarmee die Stadt und Festung Königsberg im Sturm nahmen und das Banner des Sieges über der Hauptstadt Ostpreußens hissten. Die unsterblichen Heldentaten der Gardehelden, die ihr Leben im Namen des Sieges über die schwarzen Kräfte des Faschismus, im Namen des Wohles der zukünftigen Menschheit gaben, sind in die Geschichte der Heimat eingegangen«, schrieb die Kaliningradskaja Pravda – und fügte mit Blick auf das zeitgenössische Kaliningrad hinzu, dass »die besten Söhne des Vaterlandes nicht umsonst ihr Blut in den Schlachten des Großen Vaterländischen Krieges vergossen« hätten.29 Nun wurde die Eroberung zum »ruhmreichen Datum in der heldenhaften Chronik des Großen Vaterländischen Kriegs« und »am Ort des zu Staub gewordenen Königsbergs […] ist auf Ruinen und Asche die junge Stadt Kaliningrad errichtet worden«.30 Chroniken voller Details der Eroberung, der »gigantischen Schlacht mit dem Feind in Ostpreußen«31 sollten einen lebendigen Mythos unterstreichen.32 Zumindest in Kaliningrad »beginnt das Leben mit einer Heldentat«, wie ein Sammelband des Gebietskomsomol suggerierte.33 Die Konzentration auf den Mythos als alles überwölbende Auslegung Kaliningrads blieb hinter dem großen Ziel zurück: Allen Anstrengungen des offiziellen Kaliningrads zum Trotz, mit der Eroberung Königsbergs wenigstens an der großen Meistererzählung der Sowjetunion, dem »Großen Vaterländischen Krieg«, teilzuhaben, gelang es nicht, zu den ganz großen Ikonenstädten des Krieges aufzuschließen und die gleiche Anerkennung zu erfahren. Kaliningrad hatte die Rolle des erkalteten Kriegsschauplatzes angenommen und verlangte dafür Anerkennung. – wenn schon Stadt gewordener Katafalk, dann in aller Konsequenz. Vol’demar Baljazin, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gebietsmuseums, betonte 1958 in einem Zeitungsinterview, dass »die Teilnehmer der Schlacht um Königsberg Heldentaten vollbracht haben, die sie vollkommen zu Recht in eine Reihe mit den heldenhaften Verteidigern Brests und Stalingrads, mit den Helden der Schlacht von Kursk, auf der Krim und in der Ukraine stellen«.34 Vom Glanz dieser Heldentat sollte auch etwas Licht auf die jetzigen Bewohner Kaliningrads und ihren Alltag fallen. Baljazin mochte im Gespräch mit der Gebietszeitung neue Erkenntnisse über Kriegsereignisse ankündigen, die »unverdient in Vergessenheit geraten« seien;35 doch Kaliningrad blieb eine verhinderte Heldenstadt. Es genügte für diesen Status nicht, dass in der Propaganda die Teilnehmer der Erstürmung Königsbergs als erste Kaliningrader apostrophiert wurden;36 auch dass die Mehrzahl der Kaliningrader den Krieg erlebt und in Kaliningrad mit den Folgen des Krieges immer noch zu kämpfen hatte, war ohne Belang. – schließlich hatten sie den Krieg an einem anderen Ort als Kaliningrad erlebt. Auch wenn eigens das Zentralkomitee in Moskau von Munitionsexplosionen mit Todesopfern in Kaliningrad Kenntnis erhielt37 oder vor Ort immer wieder von heldenhaften Blindgängerräumungen berichtet wurde,38 blieb Kaliningrad die Belohnung mit dem Status »Heldenstadt« als sowjetischem Titel gorod-geroj versagt. Heldenstädte – wie etwa Sevastopol’39 – soll122 Kaliningrad sein

ten während des Krieges auf sowjetischem Boden erwachsen, nicht danach und nirgendwo anders. Dass die Sowjetmacht Kaliningrad diesen Titel versagte, belegte, wie wenig sie der stets propagierten These von der Rückkehr des Gebiets an seinen wahren Herren Glauben schenkte. Museumsmitarbeiter Baljazin war auch die umfangreiche Buchreihe zur Erstürmung Königsbergs zu verdanken: Über drei Jahrzehnte wurde das Werk »Šturm Kënigsberga« in regelmäßigen Abständen unter wechselnden Autorennamen aufgelegt.40 Gerade Baljazins Werk nahm den Leser mit der Abbildung einer unheilvollen Silhouette von Dom und Schloss mit dem Wort »Königsberg« in gotisierender Schrift schnell für den Mythos ein.41 Als Teil der »mobilisierenden Galaversion der Kriegsereignisse«42 ab den sechziger Jahren schraubte sich der Pathos, in dem die jüngste Geschichte der Stadt erzählt wurde, immer höher. Auch in Kaliningrad wuchs die zeitliche Entfernung zu den Ereignissen von 1945, wie die Kaliningradskaja Pravda offen zugab: »Immer weiter und weiter entfernen sich jene Tage, als an den Mauern Königsbergs, in seinen Straßen und auf seinen Plätzen Kämpfe wüteten, doch die ruhmreichen Heldentaten der Sowjetsoldaten werden nicht vergessen werden, ihre Kampfestaten niemals verblassen.«43 Dass »innerhalb von vier Tagen die preußische Feste vernichtet worden« sei, »wird auf ewige Zeiten Eingang in die Geschichte des Vaterlands nehmen«,44 hieß es 1960 anlässlich des fünfzehnten Jahrestages der Erstürmung. Auch wenn unmittelbar nach Kriegsende die Kaliningrader Stadtzivilverwaltung Moskau in einer Auskunft für den Ministerrat der RSFSR selbst mitgeteilt hatte, dass die Festungsanlagen »keine entscheidende Rolle für die Verteidigung des Gegners spielten und bei den ersten Luftangriffen zerstört wurden«,45 wurde Königsberg im Mythos nun zur »erstklassigen deutschen Festung«.46 1963 war bereits der bei der Erstürmung Königsbergs erworbene »Ruhm unsterblich« geworden, konstatierte ein Sammelband mit seinem Titel.47 Erzählungen von Teilnehmern der Erstürmung sollten den Gedächtnisort 1945 beleben und fanden jetzt regelmäßig einen Platz in der Kaliningradskaja Pravda.48 Die Menge an Literatur über den Krieg wuchs zusehends, »während ihr Mitteilungswert immer geringer wurde«:49 Das Kaliningrader Mythosmaterial hatte zum 20. Jahrestag 1965 so große Dimensionen angenommen, dass der 9. April bereits Wochen vor dem eigentlichen Jahrestag begangen werden konnte.50 Es war symptomatisch, dass 1966 eine Rezension der Ausgabe von »Šturm Kënigsberga« konstatieren musste, dass »im Buch ein Teil von früher veröffentlichten Materialien verwendet worden« sei.51 Neues ließ sich diesem Gedächtnisort nicht mehr hinzufügen, nur seine Präsenz war noch steigerungsfähig: Als sei die bisherige Mythisierung nicht raumgreifend genug gewesen, forderten 1970 Militärs in einem Schreiben an das ZK der KPdSU und den Ministerrat der UdSSR explizit »in Verbindung mit dem bevorstehenden 25. Jahrestag der Vernichtung der deutschfaschistischen Truppen in Ostpreußen, der Einnahme Königsbergs, des Hafens Pillau und der Meeresküste Ostpreußens« ein »militärisch-patriotisches Museumspanorama, in dem der Kern des grandiosen Sieges unserer Streitkräfte bei der Vernichtung der Hitlertruppen in diesem Gebiet zum Ausdruck kommt.«52 Kaliningrads Gründungsmythos

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Abb. 7: Anlässlich des 24. Jahrestags der Erstürmung Königsbergs erschien diese unbetitelte Grafik des Künstlers Ju. Sinčilin 1969 in der Kaliningradskaja Pravda.

Spätestens jetzt war der enge Nexus zwischen Eroberung Königsbergs und dem Aufbau Kaliningrads festgeschrieben. Indem die Gegenwart als heroische Fortsetzung der heldenhaften Vergangenheit erzählt wurde, war 1945 als Gründungsmythos unabdingbares Fundament Kaliningrader Daseins. Der in Königsberg gefallene Soldat, so ein Gedicht von 1958, »für Generationen und Jahrhunderte/ lebte weiter im blühenden Zweig eines Gartens/ und im Donnern der Kolchoztraktoren/ und in den morgendlichen Tönen Kaliningrads«.53 Kaum weniger pathetisch endete 1961 eine Rezension des Bandes »Heldenhaft hätten sie für das 124 Kaliningrad sein

Abb. 8: Die Bildunterschrift in der Kaliningradskaja Pravda 1967 war ausführlich: »Für die jungen Kaliningrader ist alles interessant, was mit der Geschichte ihrer Heimatregion zusammenhängt. Auf dem Bild: Die Schüler der Anfängerklassen des Kaliningrader Schulinternats Nr. 3 lauschen der Erzählung ihrer Lehrerin Zinaida Alekseevna Kubareva über die Erstürmung Königsbergs.«

Vaterland gekämpft« in der Kaliningradskaja Pravda: »Die Stadt ist jenem verpflichtet, der sein Leben für das Glück der Menschen auf diesem Boden gab.«54 Die Erstürmung Königsbergs sei »eine gute Schule für das Leben gewesen, die die Herzen von Tausenden und Abertausenden Kämpfern gestählt hat. Es ist eine Freude, dass sie ihren Platz auch in einer neuen Erstürmung gefunden haben, die all die neunzehn Jahre nicht aufgehört hat«, hieß es 1964 an gleicher Stelle.55 Und Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov schließlich attestierte den Gebietsbewohnern 1967, dass »der von so vielen Kämpfern der Sowjetarmee in der ostpreußischen Operation erwiesene Heldenmut seine würdige Fortsetzung in den Arbeitsheldentaten der Kaliningrader gefunden« habe.56 Diese Auslegung Kaliningrads gab eine Grafik in der Kaliningradskaja Pravda 1969 zum Aufbau des Gebietes gleich doppelt wieder: Sie begriff rauchende Ruinen Königsbergs als Ausgangspunkt für den Aufbau Kaliningrads und erschien zudem am 9. April.57 Einmal mehr wurde hier die Erstürmung Königsbergs zum »Knotenpunkt, um durch eine zentrale Gedächtnisspur die vielseitige Geschichte der Sowjetunion in eine einzige zusammenhängende Sequenz zu bringen und jenen Durchhaltewillen zu reaktivieren, der die Sowjetgesellschaft in den vergangenen […] Jahrzehnten ausgezeichnet hatte.«58 Die Schlussfolgerung sollte zwingend sein: Der »Sieg wurde zum Beginn neuen Lebens im jungen sowjetischen Gebiet.«59 »In einer Gegend, wo jeder Fußbreit Erde mit dem Blut der Kämpfer gegen den Faschismus getränkt ist«,60 sollte sich die Bevölkerung seiner offiziellen Zuschreibung als Fleisch gewordener Sieg bewusst werden. »Für die Kaliningrader Kaliningrads Gründungsmythos

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Kinder sind der Krieg und die kriegerischen Heldentaten alles andere als längst vergangene Geschichte«.61 1965 listete eine Kaliningrader Bibliografie für Schüler der sechsten bis achten Klasse nicht weniger als 35 Literaturempfehlungen über das Kriegsende auf.62 Auch eine Fotografie in der Kaliningradskaja Pravda, die andächtig lauschende Schüler zeigte, ließ keine andere Interpretation zu, las doch deren Lehrerin aus einem besonderen Buch vor: »Šturm Kënigsberga«.63 Die Mühen um den Gedächtnisort 1945 fanden ihre Anerkennung: Am 18. August 1970 wurde Gebietsmuseumsdirektorin M. Popova »für die große Arbeit bei Ausbau und Propagierung von Denkmälern soldatischen Ruhms im Gebiet Kaliningrad und für die Organisation der Arbeit zur patriotischen Erziehung der Jugend an Heldentraditionen des Sowjetvolkes […] mit einer Prämie in Höhe eines Monatsgehaltes« ausgezeichnet.64 Es bedurfte beständiger Arbeit, 1945 als Kaliningrader Gründungsmythos für die Gebietsbewohner präsent zu halten. Der Umgang mit den Denkmälern im Gebiet trug auf seine Weise dazu bei. Das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten und seine Repräsentation Der 30. September 1945 war ein besonderer Tag in Königsberg. Verwaschene Fotografien jenes Tages zeigen Kolonnen schwerer Fahrzeuge, die anlässlich der Einweihung des Denkmals für die 1.200 Gardesoldaten in der Stadt paradierten. Ein Orchester intonierte einen Trauermarsch, es regnete.65 Zur Eröffnung hatten sich zahlreiche ehemalige Frontsoldaten eingefunden. Nach der Eröffnungsrede General Kuz’ma Galickijs wurden die Armeebanner gesenkt und eine Trauerminute eingelegt.66 Die Artillerie schoss Salut.67 Mit der Eröffnung des Denkmals für die 1.200 Gardesoldaten hatte das Gedenken an die sowjetischen Opfer der Erstürmung Königsbergs seinen Platz im Zentrum der Stadt gefunden – sechs Monate zuvor war hier noch gekämpft worden. Damit war das Memorialensemble aus Park, Skulptur und Architektur das erste Denkmal überhaupt, in dem sowjetische Künstler das Thema des Zweiten Weltkrieges gestalteten.68 Es sollte sich in der Folgezeit als materielle Ausformung des Gedächtnisorts 1945 schlechthin erweisen. Hier wurde zuerst im Gebiet Gefallenen offiziell gedacht, hier fanden die ersten regionalen Gedenkveranstaltungen statt: »Die Eröffnung des Denkmals […] stellte den Beginn neuen, friedlichen Lebens Königsbergs dar, das seit 1946 Kaliningrad genannt wird.«69 Am 8. Mai 1945 war per Erlass die Errichtung eines Denkmals zur »Verewigung des Gedenkens an die in den Kämpfen um die Stadt Königsberg gegen die deutsch-faschistischen Besatzer gefallenen Soldaten und Offiziere« vorgesehen worden.70 Der Gardegeneral und spätere Leiter der Kaliningrader Übergangsverwaltung, Kuz’ma Galickij hatte die Bautrupps – zu denen auch deutsche Kriegsgefangene gehört haben sollen71 – angewiesen, »unverzüglich zur Arbeit […] zu schreiten« und ihm alle zwei Tage Bericht über den Fortgang der Baumaßnahmen zu erstatten.72 Galickij hatte als General die Elfte Gardearmee befehligt, und bei der Erstürmung hatten vor allem seine Untergebenen den Tod gefunden.73 Die Moskauer Architekten I. Mel’čakov und S. Nanuš’jan waren mit der künst126 Kaliningrad sein

Abb. 9: Parade in den Straßen Königsbergs anlässlich der Eröffnung des Denkmals für die 1.200 Gardesoldaten am 30. September 1945.

lerischen Gestaltung beauftragt worden, die (1946 hinzugefügten) Skulpturen entstanden unter der Leitung des Litauers Juozas Mikėnas.74 Sie »errichteten ein Denkmal, das – während es das Gedenken an die bei der Erstürmung gefallenen Helden rühmt – gleichzeitig ihren ergebenen Glauben an das Leben mitteilt, an den Sieg über den Feind, an das Erblühen und Wohlergehen unserer Großen Heimat«, schrieb die Fachzeitschrift Architektura SSSR kurz nach Einweihung.75 Eingeweiht wurde schließlich ein Komplex, in dessen Zentrum ein 26 Meter hoher Obelisk stand, in einem Halbkreis umgeben von einer 140 Meter langen Gedenkmauer und flankiert von zwei symbolischen Soldatengräbern.76 Große Granitplatten bedeckten dabei eine Fläche von 1.500 Quadratmetern.77 Entlang der Mauer wurden die Büsten von vier Helden der Sowjetunion postiert, am jeweils äußeren Ende des Komplexes fanden zur Straßenseite hin die Skulpturen je zweier Soldaten, B. Pundzius’ »Šturm« [Erstürmung] und Juozas Mikėnas’ »Pobeda« [Sieg] ihren Platz.78 Eine Ewige Flamme kam am 9. Mai 1960 dazu.79 Die Flanken des fünfseitigen, »Stärke und Unbesiegbarkeit der Sowjetmacht symbolisierenden«80 Obelisken wurden mit Losungen versehen, die bis in die Kaliningrader Gegenwart hinein reichen sollten und versprachen: »1.200 ruhmreiche Söhne des Vaterlandes werden auf ewig ein großartiges Beispiel für Generationen von Sowjetmenschen sein«.81 Zu dessen Fuß wurden quadratische Postamente eingelassen, auf denen insgesamt fünf Bronzekränze mit einem Durchmesser von zwei Metern angebracht waren – von Iosif Stalin,82 dem Militärrat der 11. Gardearmee, der Dritten Weißrussischen und der Baltischen Front sowie von Kameraden der Gefallenen der Elften Gardearmee.83 Gemeinsam mit der stilisierten Medaille »Für die Einnahme Königsbergs« standen sie für die Verankerung Kaliningrader Gegenwart im Gedächtnisort 1945.84 Die Medaille am Obelisken war der Dank an die sowjetische Stadt, die deutsche Stadt zu negieren. Kaliningrads Gründungsmythos

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Abb. 10: Detail des Denkmals für die 1.200 Gardesoldaten: die Skulptur »Pobeda« von Juozas Mikėnas auf einer Kaliningrad-Postkarte von 1965.

Konsequent wurde die Prominenz des Denkmals ausgebaut: Wenn das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten auf die Erstürmung Königsbergs verwies und damit auf den Ursprung Kaliningrads 1945, musste es in herausragender Weise für Kaliningrad selbst stehen. Auch in übertragenem Sinne sollte das Denkmal Einfluss nehmen auf die Struktur der Zeit – »either to change it or to avoid its influence.«85 Sowohl der Obelisk als auch die Skulptur »Pobeda« sollten von nun an als offizielles Symbol für Kaliningrad gelten und Schilderungen von Kampfhandlungen in Ostpreußen oder Artikel zum Jahrestag der Erstürmung wurden fortan mit dem Denkmal oder dessen Details illustriert. Das Monument als Bestandteil des Gedächtnisorts 1945 stand sowohl für diese Ereignisse als auch für die Erinnerung daran.86 Auch hier beschränkte sich das Denkmal nicht auf das Gedenken gefallener Soldaten: Wann immer der Stellenwert Kaliningrads für Land und Leute zur Sprache kam, wurde mit dem Denkmal auf den Nexus zwischen heldenhafter Erstürmung Königsbergs und gegenwärtiger Existenz Kaliningrads hingewiesen. Der Gedächtnisort 1945 wuchs. Schrittweise avancierte er in seiner Verkörperung durch das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten zu einem Alias für Kaliningrad – er war dessen Bedingung. Indem die Erstürmung als Grundlage Kaliningrader Existenz erzählt wurde, setzte hier ein autokatalytischer Prozess ein: Die Produkte dieses Prozesses beschleunigten wiederum den Prozess selbst und verhalfen ihm so zu beträchtlicher Dynamik. Je prominenter Gedächtnisort 1945 und Mythos in Gestalt des Denkmals wurden, desto wirkungsmächtiger erschienen sie – was wiederum beide stützte und den Nexus zwischen Vergangenheit und Gegenwart Kaliningrads betonte. Aufgrund der offiziellen Ablehnung des Königsberger Stadtkörpers mit seiner Silhouette als »böse Stadt« (Bert Hoppe) konnte so gut wie kein Bauwerk als Wahrzeichen der Stadt 128 Kaliningrad sein

dienen. In diese Lücke stießen Obelisk und Skulptur. Mit dem Obelisken als Ikone war sichergestellt, »die Sprache des Betrachters zu sprechen, Bilder, Symbole und Stile von Repräsentation zu benutzen, die das Volk verstand.«87 Nicht umsonst bestand das offizielle Ausstellungsstück des Gebietes Kaliningrads auf der Allunionsausstellung für Volkskultur in Moskau 1954 in einer Miniaturausgabe des gesamten Denkmalkomplexes – das Gebietsmuseum hatte es zuvor von einem Kaliningrader Hobbykünstler erworben.88 Und auch auf der Zeitungsseite, die die Redakteure der Kaliningradskaja Pravda mit ihren Kollegen von Sovetskij Sachalin 1955 austauschten, war die »Pobeda« zugegen.89 Kein Anlass wurde nun mehr ausgelassen, das Denkmal als Ikone Kaliningrads in das Bewusstsein seiner Bewohner zu heben. Der Bloknot agitatora, das Organ der Agitpropabteilung des Gebietsparteikomitees, trug die »Pobeda« auf jeder seiner Titelseiten,90 Artikel zu Jubiläen wie dem zweieinhalbjährigen Jahrestag der Gebietsgründung wurden stets mit dem Obelisken illustriert.91 In Darstellungen des Gebietes tauchte der Obelisk im Abschnitt über Annexion und Gebietsgründung auf, während er im Text nicht einmal erwähnt wurde.92 Ein literarischer Sammelband über Kaliningrad trug die Skulptur »Pobeda« auf dem Frontispiz.93 Und die allererste Darstellung des Gebietes in Buchform zeigte die Skulptur sogar gleich doppelt – eine entsprechende Abbildung fand sich sowohl auf Seite 1 als auch auf dem Einband über dem Buchtitel, der typografisch aus einer Trümmerlandschaft aufzusteigen schien.94 Selbst wenn die Publikation die Küste des Gebietes zum Thema hatte, fand das Denkmal Erwähnung – nach sonnigen Stränden und lauschigen Wäldern wurde es in Form einer Vignette als einziges Monument in der gesamten Publikation abgebildet.95 Als grundlegende Bedingung der Existenz Kaliningrads sollte der Gedächtnisort 1945 in Form des Obelisken allgegenwärtig und im Zentrum Kaliningrader Alltags angesiedelt sein. Omnipräsenz dieses Denkmals und Stellenwert des Jahres 1945 bedingten sich gegenseitig – eine Kalinin-Statue, wie sie der Name von Stadt und Gebiet als Ikone förmlich anbot, wurde hingegen erst vierzehn Jahre nach der Eroberung eingeweiht.96 Häufig wurden Sportveranstaltungen am Denkmal in Szene gesetzt – vor der Silhouette von Obelisk und Skulptur startende Staffelläufer fanden sich am nächsten Tag in der Kaliningradskaja Pravda wieder.97 Gezeichnete Stadtansichten kamen nicht ohne Denkmal aus, um das sich herum die Vorstellung eines idealen Kaliningrad mit rauchenden Schornsteinen und flanierenden Kleinfamilien gruppierte.98 Das Logo der Kaliningradskaja Pravda für ihre Regionalrubrik stellte Obelisk und Skulptur als historischen Ausgangspunkt einer modernen Stadtansicht Kaliningrads mit großen Ozeandampfern gegenüber.99 Der Obelisk als Verkörperung des Gedächtnisortes 1945 sollte Orientierung bieten. Nicht nur in der Berichterstattung über atlantische Fischfangflotten ließ er sich als Leuchtturm100 begreifen, der die Kunde von Kaliningrad bisweilen auch nach Neufundland und Afrika101 brachte: Auch das erste Handbuch zu Kaliningrad mit Straßenverzeichnis, wichtigen Adressen und Telefonnummern trug 1964 einen geprägten Obelisken auf dem Deckel.102 Kaliningrads Gründungsmythos

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Abb. 11: Das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten stilisierte die Kaliningradskaja Pravda 1958 zu einem Leuchtturm für die sowjetische Fischfangflotte.

Kein Anlass war zu gering, als dass nicht die Entstehung des Denkmals geschildert und damit erneut dem Gründungsmythos Kaliningrads zu Prominenz verholfen wurde.103 Ein Bildband widmete sich einzig dem Denkmal,104 wobei dessen Rezension in der Kaliningradskaja Pravda erneut Gelegenheit bot, eine Abbildung von Obelisk und Skulptur ins Blatt zu hieven;105 Gedichte trugen bisweilen als Titel die bloße Zahl »1.200«.106 Wegen des Stellenwerts des Obelisken wurden Kaliningrader Exkursionsleiter angewiesen, dass bei Führungen von Touristengruppen dorthin »der Abschnitt über die Helden in voller Kraft erklingen« müsse.107 Auch für diese Besucher war eine der ersten Anstecknadeln mit Kaliningrader Motiven überhaupt vorgesehen, die Ende der sechziger Jahre herausgegeben wurde: Als Motiv trugen 130 Kaliningrad sein

Abb. 12: 1955 ließ die Kaliningradskaja Pravda das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten ganz Kaliningrad überragen.

sie Obelisk und Skulptur, später gefolgt vom Motiv der Ewigen Flamme am Fuße des Obelisken.108 Auch wenn im Laufe der Jahre das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten längst nicht mehr als einziges Symbol Kaliningrads galt,109 bestand doch kein Zweifel: Das Denkmal gehörte dazu – egal, ob es allgegenwärtig und inflationär gehandelt wurde. Es galt als eine der Säulen, auf denen der Gedächtnisort 1945 mit Kaliningrads Gründungsmythos ruhte und war ein beherrschender Ort im Sinne Pierre Noras – »spektakulär und triumphal, eindrucksvoll und in der Regel aufgedrückt: von einer nationalen Autorität oder einer Körperschaft, jedenfalls immer von oben; so besitzen sie oft die Kälte oder Feierlichkeit der offiziellen Zeremonien. Dahin geht man nicht, man begibt sich dorthin.«110 Proportional zum Gedächtnisort 1945 mit dem Gründungsmythos Kaliningrads überragte der Obelisk alles. Nur er gab Kaliningrad Kontur. Baudenkmäler im Gedächtnisort 1945 Auf der Suche nach Anknüpfungspunkten an den Gedächtnisort 1945 war die Stadtlandschaft im Gegensatz zum Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten ungleich schwerer zu mobilisieren. Nur wenige Gebäude ließen sich produktiv für diese Auslegung einnehmen und in einem solchen Sinne kodieren. Entsprechend gering fiel der Anteil solcher Bauwerke am offiziellen Kaliningrad-Kanon aus: Nur fünf von ihnen konnten sich auf Dauer in den Denkmalschutzlisten der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung halten. Die für Kultur- und Bildungsarbeit zuständigen Stellen hatten sich im Jahresbericht für 1949 optimistisch gezeigt und Moskau mitgeteilt, es sei »eine Liste von ermittelten Gedenkorten erstellt worden, die einen Bezug zur Erstürmung Königsbergs durch die Sowjetarmee haben. 1950 werden hier Gedenktafeln angebracht.«111 Doch obwohl nur wenige Orte geeignet schienen, sollten noch einmal knapp zwei Jahre vergehen, bis Gebietsabteilungsleiter M. Kazarin dem Gebietskomitee für Denkmalschutz tatsächlich mitteilen konnte, es seien »zwei Gedenktafeln – am Ort der VereiniKaliningrads Gründungsmythos

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gung zweier Armeeteile, die die Umzingelung der Königsberger Garnison deutschfaschistischer Truppen vollendeten, und am Ort der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde der Königsberger Garnison – errichtet« worden.112 Als Einweihungsdatum war bewusst der siebte Jahrestag der Kapitulation gewählt worden: Die Tafeln waren eine Art Präsent zum Geburtstag Kaliningrads. Zur Feierstunde über dem Kapitulationsbunker hatte Stadtbezirksparteisekretär Korovkin »mehr als 2.000 Menschen« samt Blasorchester aufgeboten.113 Nach Korovkins Rede wurde unter den Klängen der Sowjethymne eine Granittafel enthüllt,114 eingefasst in ein drei Meter hohes mit Stuckatur verziertes Ziegelpostament.115 Auftritte von Veteranen und Komsomolzen beschlossen die Veranstaltung, »die Versammlung wird beendet. Das Blasorchester spielt [nochmals] die Hymne der Sowjetunion«, so Kazarins abschließender Bericht.116 Schon im folgenden Jahresarbeitsbericht seiner Behörde an Moskau konnte Kazarin bekanntgeben, eine dritte Gedenktafel sei bereits fertig und für das Dorf Cholmogorovka vorgesehen; hier, im deutschen Fuchsberg, hatte Marschall Vasil’evskij seinen Stabssitz gehabt, von wo aus er die Erstürmung Königsbergs leitete.117 Doch wie sich herausstellen sollte, war Cholmogorovka nicht Kaliningrad und der Gedächtnisort 1945 auf dem Lande deutlich schwerer zu implantieren als in der Stadt. Bereits am 12. März 1952 hatte das Gebietsexekutivkomitee eine Gedenktafel am früheren Stabssitz beschlossen.118 Innerhalb von sechs Wochen sollte das Gebäude durch den zuständigen Sovchoz Nr. 50 in Stand gesetzt werden – um das Vorhaben fristgerecht bis zum 25. April abschließen zu können, war im Beschluss nachträglich vermerkt worden, es handele sich als Frist um den 25. April desselben Jahres.119 Alles schien möglich und wenigstens zum Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse am 1. Mai sollte die Einweihung auf dem Lande stattfinden können. Die gesetzte Frist war bereits um einen Tag verstrichen, als der Vorsitzende des Exekutivkomitees des zuständigen Kreises Gur’evsk, V. Čunin, der Führung in Kaliningrad mitteilte, der ehemalige Stabssitz »befindet sich in äußerst vernachlässigtem Zustand und erfordert eine Grundinstandsetzung.«120 Hoffnungen auf eine schnelle Lösung dieser Frage zerstreute Čunin mit der Bemerkung, das Gebäude sei »in keinster Weise dazu geeignet, dass an seinen Wänden eine Gedenktafel [angebracht] wäre, die ein Ereignis großer patriotischer Wichtigkeit ausdrückt.«121 Vorerst begnügte man sich mit einer Teilinstandsetzung, bei der Wände neu gekalkt und Fensterrahmen repariert wurden.122 So ließ sich für einen Zwischenbericht 1952 in Sachen Cholmogorovka immerhin ein kleiner Fortschritt konstatieren.123 Doch resigniert musste Kazarin zwei Jahre später endgültig feststellen: »Die Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees vom 12. März 1952 wurde seitens der Vereinigung der Milchwirtschaftsbetriebe nicht erfüllt. […] Am Vordereingang des Gebäudes stehen kleine Bretterschuppen [… Man muss] das Gelände von Müll reinigen.«124 Damit war es selbst innerhalb von zwei Jahren nicht gelungen, den ehemaligen Stabssitz technisch für den Gedächtnisort 1945 herzurichten. Kazarin musste eingestehen: »Eine Gedenktafel ist bislang nicht angebracht worden.«125 Erst im Oktober 1955 tauchte Cholmogorovka zum ersten Mal in den Denkmalslisten 132 Kaliningrad sein

Abb. 13: Mit dem Hissen der sowjetischen Flagge über dem Dohna-Turm am 9. April 1945 galt Königsberg als endgültig erobert.

auf, drei Jahre nach offiziellem Beschluss und dessen Bekanntgabe.126 Diese Schwierigkeiten verschwieg die Gebietskulturverwaltung in ihrem Bericht an das Kulturministerium in Moskau 1956 – offenbar wollte Kaliningrad die Einzelheiten dieser schweren Geburt dem Zentrum nicht zumuten und vermeldete daher nur knapp »eine neue Gedenktafel im Dorf Cholmogorovka […]«.127 Wie dieses Beispiel zeigte, war es ungemein schwer, den Gedächtnisort 1945 ausreichend materialisiert zu unterfüttern. Auf der Suche nach Verkörperungen dieses Gedächtnisortes musste die Gebietsführung auf ein vollkommen ungeeignetes Gebäude zurückgreifen, das auf dem Lande lag und sich nur unter erschwerten Bedingungen für 1945 kodieren ließ. Doch selbst nach dem Entschluss der Gebietsführung, dieses Gebäude für ihre Identitätspolitik zu mobilisieren, traf das Vorhaben auf wenig Resonanz. Ein echtes Bedürfnis nach einem Gedächtnisort Cholmogorovka, wie ihn die Gebietsführung favorisierte, war nicht zu erkennen. Zu den offiziell anerkannten Denkmälern für den »Großen Vaterländischen Krieg« gehörten hingegen seit 1958 Dohna-Turm und das Fort Nr. 5.128 Mit dem Turm der Stadtbefestigung »Der Dohna« wurde vor allem das Hissen von Hammer und Sichel nach Einnahme der Stadt verbunden129 – das Gebäude war mit diesem Bild zur Ikone des Mythos von 1945 geworden und zu bei zahlreichen Anlässen immer wieder abgebildet worden.130 Das Fort Nr. 5 als Teil der Festungsanlagen Königsbergs wurde dagegen als Ort erzählt, an dem sich fünfzehn Soldaten den Titel »Held der Sowjetunion« verdient hatten, und bekam 1967 schließlich den Status unionsweiter Bedeutung.131 Es war paradox und symptomatisch zugleich, dass eine Auslegung Kaliningrads, die die deutsche Geschichte der Stadt negierte, nun dem Erhalt von Baudenkmälern aus der Zeit vor 1945 das Wort redete. Solange der Mythos ein Bauwerk deckte, durfte es aus dem Schatten der verbotenen Stadt Königsberg heraustreten und im Rahmen des Mythos von einem Teil Königsbergs zu einem Teil Kaliningrads avancieren. Dieser Schutz war beKaliningrads Gründungsmythos

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grenzt. Seit ihrer Kanonisierung Mitte der fünfziger Jahre hatten nur der Bunker, der Dohna-Turm und das Fort Nr. 5 bis 1970 den Konjunkturen der Geschichte trotzen können und ihren Platz in den offiziellen Denkmalslisten behalten – alle anderen hatten ihren Status in der Zwischenzeit eingebüßt.132 Bunker und Fort Nr. 5 fanden alsbald Aufnahme in eine Serie von Ansteckern, so dass sich jeder ihrer Besucher einer Visite sowjetisch kodierter Baudenkmäler aus deutscher Zeit rühmen konnte.133 Heldengedenken im Gedächtnisort 1945 Die Gebietsführung war um den Ausbau des Gedächtnisortes 1945 bemüht: War das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten dessen Kristallisationspunkt, so wurden in der Folgezeit immer mehr Denkmäler zu Ehren in Ostpreußen gefallener Rotarmisten errichtet und in den Kontext einer Gründung Kaliningrads 1945 gestellt. Ihre Kanonisierung in Form von Denkmalslisten folgte auf dem Fuße. Denkmalpflege war gerade hier Mythospflege. Innerhalb des ersten Nachkriegsjahrzehnts galt die Gefallenenehrung ausdrücklich auch den zahlreichen einfachen Soldaten, dann aber verengte sich der Fokus zunehmend auf in der Region gefallene »Helden der Sowjetunion«. Die Gebietsbehörden legten zwar weiterhin Soldatenfriedhöfe und Denkmäler für gewöhnliche Gefallene an, doch geschah dies eher aus Pietät denn um des Kaliningrader Geschichtsbildes Willen. So sie überhaupt noch Eingang gefunden hatten, verschwanden die Massengräber aus den Denkmalslisten schnell wieder. Der Gedächtnisort 1945 konzentrierte sich nicht mehr auf die Gesamtheit gefallener Soldaten, sondern nur noch auf einige wenige Einzelschicksale und ausgesuchte Momente der letzten Kriegsmonate in der Region. Erst mit der Monumentalisierung des Krieges in den sechziger Jahren gelangten auch die einfachen Gefallenen zurück in den offiziellen Kaliningrad-Kanon – auch wenn die Pläne für einen einzigen großen Soldatenfriedhof im Gebiet unweit des Denkmals für die 1.200 Gardesoldaten nie umgesetzt wurden. Bevor also E. Emel’janova, Sekretärin des Gebietsexekutivkomitees, im November 1949 ihre Unterschrift unter die Liste Kaliningrader Kulturdenkmäler setzte, stellte sie noch einmal die Prioritäten Kaliningrader Identitätspolitik heraus: War das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten auf die letzte Seite ihrer Auflistung gerutscht, ordnete sie dieses nun als »von unionsweiter Bedeutung« an erste Stelle, gefolgt von Denkmälern für drei in Ostpreußen gefallene Helden der Sowjetunion, Ivan Černjachovskij, Stepan Nesterov und Ženichov – Massengräber und Soldatenfriedhöfe wurden als »von republiksweiter Bedeutung« ins zweite Glied verwiesen.134 Die praktisch anonymen Gräber schienen viel weniger als personifizierende Büsten und Denkmäler dafür geeignet, eine Vorstellung vom Krieg in der Region und dem Gedächtnisort 1945 zu vermitteln. Gemeine Soldatengräber galten spätestens ab 1955 nicht mehr als schützenswert, seit sie nicht mehr in den offiziellen Denkmalslisten auftauchten.135 Den Platz gemeiner Soldaten nahm nun eine wachsende Zahl von offiziellen Helden der Sowjet134 Kaliningrad sein

Abb. 14: Kränze schmücken im April 1961 das Denkmal für den 1945 gefallenen Helden der Sowjetunion, Sergej Gusev, in der nach ihm benannten Kreisstadt Gusev.

union als geroi Sovetskogo Sojuza ein. Mit ihnen ließ sich ein Mythos plakativer erzählen als mit einfachen Gefallenen. Schon 1950 waren insgesamt sechzehn im Gebiet gefallen geroi ermittelt worden, die die Gebietsführung für sich und das offizielle Geschichtsbild Kaliningrads reklamierte.136 Von den zehn Denkmälern, die noch 1950 für schützenswert gehalten worden waren und für den Krieg standen, tauchten in der Aufstellung von 1955 nur noch vier auf – bis auf das Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten waren diese allesamt für Helden der Sowjetunion.137 Waren für zwei dieser Helden bereits kurz nach dem Krieg Denkmäler errichtet worden, so fiel der größte Teil der nachfolgenden Einweihungen in die erste Hälfte der fünfziger Jahre – es waren damit vor allem diese geroi Sovetskogo Sojuza, die den »Denkmalsboom« im Gebiet ausmachten.138 Dessen erste Welle stellten Denkmäler für die sechs bislang bekannten »Klassiker« dar, die bereits einige Zeit propagiert worden waren und teilweise als Namensgeber für Ortschaften gedient hatten – so etwa Ivan Černjachovskij, Stepan Gur’ev, Stepan Nesterov, Ivan Laduškin, Nikolaj Mamonov und Sergej Gusev.139 Mit der zweiten Welle drei Jahre später war in den Denkmalslisten noch einmal erheblicher Zuwachs zu verbuchen: Denkmäler für vierzehn weitere geroi fanden Eingang in den Kaliningrad-Kanon.140 Den Nachzüglern an Helden gereichte dies nicht zum Nachteil: Ob sie »im erbitterten Kampf« gefallen«141 waren, »den Tod der Helden starben«,142 den Kaliningrads Gründungsmythos

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»schweren und ruhmreichen Weg vom Gefreiten zum Generalmajor durchschritten«143 hatten, sich als »der sowjetischen Heimat ergebene Patrioten«144 erwiesen, »sie für unsere Stadt kämpften«145, »tapfer eine wichtige Anhöhe verteidigten«144 oder »die Heldentat eines kühnen Artilleristen«146 begangen hatten – von vornherein stand fest: »Das Gedenken an die Helden wird die Jahrhunderte überdauern«, wie die Kaliningradskaja Pravda bereits 1951 getitelt und damit auch von ihren Lesern gefordert hatte.146 Das Gedenken der Helden der Sowjetunion nahm im Dienste des Gedächtnisortes 1945 zunehmend formellen Charakter an und die wachsende Zahl von Helden und deren mystifizierte Biografie ließen kaum noch einen persönlichen Bezug zu den Gefallenen erkennen. Ändern konnten daran selbst jene Maßnahmen nichts, die das offizielle Geschichtsbild konkret flankieren sollten. So war 1957 vom Gebietsmuseum »ein Briefwechsel mit Verwandten von Helden der Sowjetunion, nach denen die Städte unseres Gebiets benannt worden sind – von Ivan Černjachovskij, Paleckij, Sergej Gusev, Nikolaj Mamonov und anderen – initiiert worden«, um auf diesem Wege den Mythos stärker an Personen rückzubinden.149 Man sei in Kontakt mit dem Museum der Sowjetarmee in Moskau und dem Museum Riga getreten, um »von dort Dokumente oder Gegenstände mit Bezug zur Geschichte unseres Gebietes zu bekommen. Mitarbeiter des Museums haben sich mit dem gleichen Ziel auf Dienstreise dorthin begeben […].«150 Sogar eine Art oral history-Projekt hatten die Museumsmitarbeiter ins Auge gefasst: »Die Sammlungsarbeit des Museums ist unzureichend, man muss schriftlich oder mit Tonband die Erzählungen der Teilnehmer der Erstürmung Königsbergs 1945 aufzeichnen, solange es sie noch in Kaliningrad gibt.«151 Doch trotz des hohen Aufwandes habe »all das nur sehr wenig Ergebnisse gebracht«, bilanzierte die Gebietskulturverwaltung;152 insgesamt sei »sehr wenig Material eingegangen, über einige Personen ist überhaupt nichts gefunden worden.«153 Dieser Materialmangel mochte auch der Grund dafür gewesen sein, dass die Kaliningrader Gebietskulturverwaltung die geplante Herausgabe eines Bandes über im Gebiet gefallene Helden der Sowjetunion 1958 um ein Jahr verschob.154 Diese Versuche, den Gedächtnisort 1945 stärker im Bewusstsein der Gebietsbevölkerung zu verankern, waren gescheitert. Dessen ungeachtet forderte im März 1963 die Militärwissenschaftliche Gesellschaft mehr Sorgfalt bei der Ehrung gefallener Helden. Ihr Vorsitzender, der Oberst im Ruhestand V. Smirnov, beklagte sich in einem an zahlreiche Stellen gerichteten Schreiben, es werde »in Kaliningrad noch längst nicht alles Machbare für die Errichtung einer Heldensage der sowjetischen Kämpfer und die Verewigung des leuchtenden Gedenkens der auf dem Schlachtfeld den Heldentod gestorbenen Kämpfer getan« – so fehlten die Namen von sieben Helden der Sowjetunion auf den Denkmälern von Soldatenfriedhöfen, der Verbleib von vierzehn weiteren Helden sei ungeklärt; Smirnov mahnte daher das Gebietsexekutivkomitee »mit dem Ziel der Herstellung historischer Wahrheit« vor allem, zwei weitere große Obelisken zu errichten sowie eine Ehrenwache am Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten aufzustellen.155 Über einfache Gefallene fiel seit langem kein Wort 136 Kaliningrad sein

mehr. Die ersten Denkmalslisten nach dem 20. Jahrestag der Gebietsgründung spiegelten die Ausweitung des Mythos deutlich wieder: Nun galten 22 Denkmäler für Helden der Sowjetunion als schützenswert – gewöhnlichen Soldaten wurde nur noch das Denkmal in Sovetsk als schützenswert zugestanden.156 Der Kaliningrader Kanon erstarrte zusehends und für neue Elemente war darin wenig Platz, wie Außenstehende feststellen mussten. Verzweifelt wandte sich Kuz’ma Igošev aus dem kasachischen Celinograd 1968 an die Redaktion der Moskauer Izvestija, um eine offizielle Würdigung in Ostpreußen begrabener sowjetischer Kriegsgefangener zu erreichen. Wie Igošev als ehemaliger Insasse »zum wiederholten Male« mitteilte, sei es »unbestritten, dass es in Stallupönen (Ebenrode), heute umbenannt in Nesterov, ein Konzentrationslager für russische Kriegsgefangene gab und dass dort in einem Grab allein von Juni 1941 bis Mai 1942 ungefähr 20.000 bis 25.000 Menschen begraben wurden […].«155 Allerdings werde diesen Opfern des Zweiten Weltkriegs nirgendwo gedacht, obwohl »unsere Losung lautet ›Nichts ist vergessen – keiner ist vergessen‹. Warum also ist es nicht möglich, ein Denkmal zu errichten oder zumindest dort für uns ein Treffen mit der örtlichen Bevölkerung und Schülern abzuhalten?« forderte Igošev eine konsequente Identitätspolitik der Kaliningrader Führung – nicht ohne noch einmal rhetorisch Salz in diese ideologische Wunde der Kaliningrader Sowjetmacht zu reiben: »Ist unser Staat wirklich so arm, dass er nicht irgendwie das Gedenken der verstorbenen Genossen verewigt?«158 Erst auf diesem Umweg über Moskau erreichte Igošev ein Einverständnis der Armee, auch den sowjetischen Opfern in Ostpreußen vor 1945 zu gedenken – allerdings vorbehaltlich der Entscheidung des Kreisparteikomitees. Selbst gegenüber den eigenen Opfern tat sich die Gebietsführung schwer, den Zeithorizont des Jahres 1945 zu überschreiten. Bis in die siebziger Jahre hinein änderten sich nur noch Details des Kanons – zwar nahm die Zahl der geehrten Helden nominell ab, deren Anteil aber blieb dominierend in der Identitätspolitik der Gebietsführung.159 Helden waren der Gebietsführung heilig, einfache Gefallene eher lästig. Nur Helden waren für den Mythos gut genug. Jenseits der Helden – Gedenken in der Praxis Die offiziellen Beteuerungen, das »Gedenken an die Helden« werde »Jahrhunderte überdauern«,160 bedeutete auch: Das Gedenken galt vor allem den Helden, nicht jedem Soldaten. Die Einzel- und Massengräber waren für die offizielle Identitätspolitik nur in der Summe interessant, als Relikte von Einzelschicksalen waren sie von nachrangigem Nutzen. Wenig Beachtung schenkte auch die Gebietsbevölkerung diesem Teil der Gebietsgeschichte in ihrer kanonisierten Form – zu sehr war noch die eigene Kriegserfahrung präsent, was die offizielle Politik aber ignorierte. Dies war nach Bert Hoppe ein »Punkt von entscheidender Bedeutung«, der »die Frage nach dem Erfolg oder Misserfolg des Versuches« berühre, »die Art der emotionalen Bindung an das neue Territorium zu bestimmen«.161 Kaliningrads Gründungsmythos

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Schon im Sommer 1948 erschienen in der Kaliningradskaja Pravda Leserbriefe, denen zufolge das Gedenken an die in Ostpreußen gefallenen Soldaten deutlich zu wünschen übrig ließe: Wie Leser A. Slabženinov über das Dorf Slavsk zu berichten wusste, befänden sich dort Soldatengräber »in beispiellosem Zustand. Gräber sind zugewuchert, einige sind dem Erdboden gleichgemacht. Das von uns 1945 errichtete Denkmal ist umgeworfen.«162 Slabženinov bat die örtlichen Behörden um Abhilfe und fragte: »Warum denn wird in Slavsk so geringschätzig mit dem Gedenken unserer Helden umgegangen?«163 Hier wurde die Diskrepanz zwischen offizieller Vorgabe und noch »nicht kodifizierter, noch allzu frischer unmittelbarer und persönlicher Massenerfahrung des Krieges« bis Anfang der fünfziger Jahre besonders deutlich.164 Tatsächlich schien das Gedenken Gefallener mit ritualisierten Handlungen und offiziösen Bekundungen zweitrangig für die Gebietsbewohner. Ein per Erlass verfügtes Geschichtsbewusstsein konnte daran wenig ändern, als im Februar 1950 das Gebietsexekutivkomitee die Behörden vor Ort verpflichtete, »der Bevölkerung zu vermitteln, dass alle Denkmäler der Kultur, die wissenschaftliche, geschichtliche oder künstlerische Bedeutung besitzen, als unantastbare, dem Volke gehörige Errungenschaft gelten und unter dem Schutz des Staates stehen«.165 Zu allem Übel waren es nun nicht mehr die Gebietsbehörden in Kaliningrad, sondern lokale Stellen, die sich auch um die Pflege der Gräber zu kümmern hatten.166 Das Gebietsexekutivkomitee hatte die Zuständigkeit für ein ehrendes Gedenken einfacher Soldaten an das flache Land abgetreten und sich damit auch der einfachen Gefallenen mit ihrem für Führung und Bevölkerung niedrigen Stellenwert entledigt. Der einzelne Soldat stand nicht im Mittelpunkt des offiziellen Gedenkens, so er nicht zum »Helden der Sowjetunion« geschlagen worden war. Nur um der Masse Willen und um sich dem Aufwand kleiner Soldatengräber zu entziehen, versuchte sich die Gebietsführung auch an einer teilweisen Zentralisierung des Gefallengedenkens, indem verstärkt Gefallene umgebettet und deren Gräber zusammengeführt wurden – die Gebietsverwaltung für Kommunalwirtschaft meldete dem Gebietsexekutivkomitee 1950 allein 2.211 Einzelgräber, deren Zusammenführung geplant war.167 Als erschwerend erwies sich aber, dass erst im Zuge der Umbettungen früher nicht erfasste Gräber entdeckt wurden und sich in der Mehrzahl der Fälle in den geöffneten Gräbern wesentlich mehr Körper als angenommen fanden.168 Der Elan ließ bald nach. Im Gegensatz zur Gebietsführung spielte für das Militär naturgemäß auch das Gedenken an einfache Soldaten eine besondere Rolle, und die zuständigen Offiziere pochten unmissverständlich auf diesen Aspekt Kaliningrader Geschichte. Gebietswehrkommissar Bechterev war über die Praxis Kaliningrader Soldatengedenkens bestens im Bilde: Gebietsparteichef Ščerbakov musste sich Anfang 1951 vorhalten lassen, dass »auf den Friedhöfen errichtete Denkmäler und Einfriedungen aus Holz von der Bevölkerung als Brennmaterial zweckentfremdet« würden, »Grabhügel durch Wasser zerstört, Gräber durch Sturm verwüstet« seien – »mehr als siebzig Einzel- und Massengräber« erforderten Bechterev zufolge »sofortige Herrichtung«, während »der Bau eines Denkmales nicht vollen138 Kaliningrad sein

det worden« sei; der Gebietswehrkommissar wies den Gebietsparteichef »zur Einleitung sofortiger Maßnahmen zur Herrichtung der Soldatenfriedhöfe und -gräber […]« an.169 Das Militär beobachtete diese Praxis genau und ließ es bei ihrer Intervention nicht bewenden – nur ein Jahr später machte es erneut auf Missstände aufmerksam. Die zuständigen Wehrkommissariate hätten sich »trotz einer seit Oktober 1950 geltenden Verpflichtung nicht mit der Einrichtung von Soldatenfriedhöfen und Kameradengrabstätten beschäftigt und bislang nicht die Umbettung einzelner Gräber beendet und ebenfalls keine genaue Aufstellung von Soldatenfriedhöfen, Kameradengräbern, Gräbern einzelner Soldaten und Kriegsdenkmäler auf dem Territorium des Gebietes durchgeführt«: Friedhöfe befänden sich »als Resultat mangelnder erforderlicher Aufmerksamkeit […] in Unordnung«, seien »mit Gestrüpp überwuchert, Denkmäler in einem untauglichen Zustand, Zäune um die Gräber und Friedhöfe herum zerstört«; zudem seien »in den Kreisen Nesterov, Železnodorožnyj, Primorsk und Bagrationovsk die Arbeiten zur Überführung von Überresten gefallener Soldaten aus Einzelgräbern in gemeinsame Soldatenfriedhöfe überhaupt nicht zu Ende gebracht worden« – um den eigenen Vorstellungen Nachdruck zu verleihen, forderte der Kommandierende der Elften Gardearmee, Gardegeneral Batov, die Kaliningrader Instanzen in Kapitalien auf, »die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten«.170 Eine Wunschliste von 55 in kürzester Zeit zu errichtenden Grabstelen [fundamental’nye pamjatniki] erhielt das Gebietsparteikomitee von Batov kurze Zeit später.171 Es war symptomatisch, dass 1952 die Gebietskulturverwaltung vorrangig anlässlich des Jahrestages der Erstürmung Königsbergs unzureichende Umbettungen kritisierte und die Stadt- und Kreiskomitees offenbar nur aus diesem Anlass zu einer Verbesserung dieser Zustände anhielt.172 Es sollte ein Bekenntnis zur Besserung sein, wenn die nun in kurzen Abständen abgefassten Zwischenbilanzen173 zu Umbettung und Grabpflege mit der Beteuerung begannen, diese Denkmäler besäßen »große historische Bedeutung […] für Erziehung zu Nationalstolz und Sowjetpatriotismus«.174 Voraussetzung sollten zusätzliche finanzielle Mittel bilden, die beim Ministerrat der UdSSR erbeten worden waren – offenbar auf Druck der Kaliningrader Militärs.175 Allerdings wurde von den beantragten knapp anderthalb Millionen Rubel nur ein Drittel bewilligt – zum Trost beschied Moskau Kaliningrad, es dürften für städtebauliche Maßnahmen vorgesehene Mittel umgewidmet und für Soldatengräber verwendet werden.176 Da damit aber die Toten im Gebiet mehr Zuwendung als die Lebenden erfuhren, waren dies schlechte Voraussetzungen für eine Akzeptanz offizieller Identitätspolitik unter der Bevölkerung. Mit der Gewährung zusätzlicher Mittel war die Gebietsführung von nun an mehreren Stellen gegenüber in der Pflicht: Nicht nur das Militär in Kaliningrad forderte ein ihren Vorstellungen angemessenes Gefallengedenken, sondern auch Moskau besaß ein Interesse an möglichst effektiver Nutzung der Mittel. Nach außen hin konnte die Kaliningrader Führung zunächst Gelassenheit demonstrieren. Der Leitende Inspektor der Kaderverwaltung des Kulturministeriums Kaliningrads Gründungsmythos

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der RSFSR, V. Zirov, beschrieb in seinem Bericht an den Ministerrat der RSFSR die Praxis Kaliningrader Gedächtniskultur in rosigen Farben: So seien »vom Gebietsexekutivkomitee 1953 und 1954 gemeinsam mit dem Kommando der im Gebiet Kaliningrad stationierten Armeeeinheiten Maßnahmen zum Ausbau der Soldatenfriedhöfe und der Gräber von Kämpfern der Sowjetarmee ergriffen worden. Im angegebenen Zeitraum wurden Umbettungen von Überresten aus 625 Gemeinschaftsgräbern und aus mehr als dreitausend Einzelgräbern in Gemeinschaftsgräber durchgeführt […].«177 Für besonders erwähnenswert hielt der Moskauer Ministerialbeamte, »die Erfüllung dieser Arbeit« werde vor allem »durch den Umstand begünstigt, […] dass dem Kreisexekutivkomitee eine unbegrenzte Zahl von Ziegelsteinen aus Ruinen, Eiseneinfriedungen und Granit- und Marmorplatten von Grabmälern aus eingeebneten deutschen Friedhöfen zur Verfügung stand.«178 Im Ergebnis sei »per 1. Juni 1955 in dreizehn von siebzehn Kreisen des Gebiet Kaliningrad die Arbeit am Ausbau der Soldatenfriedhöfe abgeschlossen. Auf allen Friedhöfen gibt es Denkmäler aus Granit, Marmor oder Zement, in der überwiegenden Mehrzahl Metalleinfriedungen, die bewachten Areale sind in einen angebrachten Zustand gebracht worden.«179 Dass es neben dieser Bilanz auch »41 nicht ausgebaute, in ziemlich vernachlässigtem Zustand befindliche Soldatenfriedhöfe und rund 150 Einzelgräber« gebe, schien akzeptabel.180 Allerdings hielt die Ruhe des Zentrums nicht lange an: 1956 untersuchte eine Kommission für Wehrüberprüfung des Ministeriums für Staatliche Kontrolle der UdSSR den Zustand von Soldatenfriedhöfen, -gemeinschafts- und -einzelgräbern im Gebiet und stellte fest, dass »viele Exekutivkomitees von Stadtund Kreissowjets keine Maßnahmen zur Instandsetzung von Gemeinschafts- und Einzelgräbern ergriffen« hätten.181 Wenn das Gebietsexekutivkomitee daraufhin per Erlass kritisierte, mehrere Vorsitzenden von Kreisexekutivkomitees würden »politische Bedeutung und Wichtigkeit für die Erziehung zu patriotischen Traditionen unter der Bevölkerung« der Gräber nicht ausreichend wertschätzen, waren dies angesichts der Gedenkpraxis im Gebiet kaum mehr als Krokodilstränen.182 Einzig effektiv wäre an dieser Stelle nur eine Rückübertragung der Zuständigkeit für Grabpflege an regionale Stellen gewesen – doch diese fand nicht statt. Auch das nun verhängte Schießverbot in Grabnähe hatte eher symbolischen Wert.183 Das Komitee war über diese Zustände seit langem im Bilde, reagierte aber nur auf Zuruf – und selbst in diesen Fällen mussten Beschwerdeführer schweres Geschütz auffahren, um sich Gehör zu verschaffen. Es sei »jedem Kaliningrader freudig ums Herz gewesen, als am 8. April von überall her Werktätige Kränze für die bei der Erstürmung Königsbergs den Tod der Tapferen gestorbenen Helden brachten und niederlegten […]. Ich war selbst an der Front und kann [nun aber] nicht schweigen«, hatte sich schon im April 1954 der Kaliningrader Bürger F. Nagornyj aufgebracht an das Gebietsexekutivkomitee gewandt.184 Seit neun Jahren seien im Gebiet »Gräber nicht gepflegt worden, Grabsteine umgefallen, Einfassungen verfault und ebenfalls umgefallen, das Vieh weidet auf den Gräbern.«185 140 Kaliningrad sein

Nagornyj stellte dem Exekutivkomitee die Gretchenfrage dieses Teils Kaliningrader Identitätspolitik: »Es stellt sich die Frage, warum denn in Russland alle Soldatengräber […] in Ordnung sind. Ist es etwa bei uns nicht möglich, dies zu gewährleisten? Diese Frage ist nicht nur bei mir aufgekommen, sondern bei uns allen, und deswegen bitte ich um Antwort«.186 Angesichts dieser schweren Vorwürfe musste die Gebietsführung handeln: Nagornyj hatte mit seinem Schreiben nämlich nicht nur auf die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit Kaliningrader Identitätspolitik hingewiesen – noch schwerer musste wirken, dass Nagornyj eine Dichotomie zwischen Kaliningrad und Russland festgestellt hatte und seiner Meinung nach im Gebiet anders gedacht werde als in den übrigen Teilen des Landes. Die Verantwortung wurde erneut den lokalen Behörden überlassen. Per Rundschreiben schlug die Gebietsführung den Vorsitzenden der Kreisexekutivkomitees noch im selben Monat »vor, die Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees vom 29. März 1953 zu erfüllen und schriftlich bis zum 1. Juni 1954 Bericht zu erstatten.«187 Die später beständig folgenden Entscheidungen identischen Inhaltes zeigten einmal mehr die Grenzen Kaliningrader Identitätspolitik auf.188 Den Praxistest bestand das Gedenken an einfache Gefallene nur im Stadtgebiet selbst, wo die Soldatenfriedhöfe »alle in der Verantwortung von Betrieben, Organisationen, Bildungseinrichtungen und Armeestützpunkten« stünden, »große Denkmäler aus Marmor, Granit, Stahlbeton aufgestellt« seien und »sich grundlegend in einem guten Zustand« befänden, so das Stadtparteikomitee an das Gebietsparteikomitee.189 Parteisekretärin A. Cvetkova berichtete 1960, es habe sich in Kaliningrad »die gute Tradition entwickelt, alljährlich auf dem Wege der Durchführung von Versammlungen Werktätiger und der Niederlegung von Kränzen bei Gemeinschafts- und Einzelgräbern das Andenken der gefallenen Soldaten zu ehren.«190 Dieser Idealzustand war angesichts der bisherigen Gedächtnispraxis anderenorts kaum zu erreichen, so dass ein Kurswechsel beim Gefallenengedenken ins Auge gefasst werden musste. Wenn Kaliningrad nicht zu den Soldaten kam, sollten die Soldaten nach Kaliningrad kommen: Die Gebietskulturverwaltung machte sich ab 1963 für eine Überführung der sterblichen Überreste aller im Gebiet gefallener Soldaten in eine gemeinsame Grabanlage stark, als Einweihungsdatum war das 20-jährige Gebietsjubiläum 1966 vorgesehen.191 Zwar wurde der Entwurf 1963 noch vom Gebietsexekutivkomitee mit der Bemerkung »nicht nötig« [ne nado] abgelehnt;192 doch auch später noch kamen verschiedene Institutionen auf diese Idee zurück. Mit Nachdruck forderte Anna Cygankova, Mitarbeiterin des Heimatkundemuseums, auf einer Sitzung des städtischen Touristenaktivs 1965, »Ordnung an den Gedenkstätten zu schaffen. Ein Teil der Gedenkstätten ist in einem Zustand, dass es peinlich ist, dorthin Exkursionen durchzuführen.«193 Nunmehr in der Funktion der Vorsitzenden des Kaliningrader Ablegers der frisch initiierten »Allrussischen Gesellschaft für Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« (VOOPIK) setzte sich Cygankova 1966 erneut für eine zentrale Lösung des Soldatengedenkens ein. Der Zustand selbst des Denkmals für die 1.200 GardesolKaliningrads Gründungsmythos

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daten mache eine neue Gedenkkonzeption erforderlich, da dort »Kacheln Risse zeigen, Inschriften verwaschen, Mauerputz bröckelt, gepflanztes Grün schimmelt. Der Teich neben dem Soldatengrab ist in 21 Jahren nicht ein einziges Mal gereinigt worden und hat sich in eine dreckigen Sumpf verwandelt«, so Cygankova.194 »Angesichts der Erfahrung in Vilnius, Leningrad, Kiew, L’vov und anderen Städten« sei es daher »zweckmäßig, in allernächster Zeit in Kaliningrad eine Umbettung von Soldatenüberresten in einen gesamten Soldatenfriedhof durchzuführen«.195 Die Gebietsführung fürchtete allerdings den Aufwand einer solchen Variante und verfügte 1966 lediglich »zum fünfzigsten Jahrestag der Sowjetmacht alle nicht ausgebauten Soldatenfriedhöfe und -gräber in angebrachte Ordnung zu bringen [und] teilweise nötige Umbettung von Überresten gefallener Kämpfer aus Gräbern und kleinen Friedhöfen durchzuführen, die weit von Wohnorten und Verkehrsmagistralen entfernt liegen.«196 Zwar schien sie mit genau dieser Begründung die jahrzehntelang hingenommene Gedenkpraxis faktisch anzuerkennen, doch war sie sich der begrenzten finanziellen Mittel bewusst, die für eine Gesamtanlage nötig waren. Allerdings kam die Einsicht zu spät: Mittlerweile war das Soldatengedenken auch in Kaliningrad selbst spürbar unpopulär geworden. Beschwerden über die mangelnde Instandhaltung von Soldatengräbern betrafen nun verstärkt auch die Gebietshauptstadt. 1967 konstatierte die Kaliningrader Denkmalschutzvereinigung VOOPIK, in Kaliningrad bestünde mittlerweile »eine große patriotische Maßnahme« nur noch in der »Niederlegung von Kränzen, nach der man sich selten der Denkmäler erinnert, während die niedergelegten Kränze zu Abfall werden« – »die Verewigung des Soldatengedenkens ist zu einer kurzlebigen Kampagne geworden«, lautete das Verdikt an das Stadtparteikomitee.197 Dass inzwischen die »Straße des 10. Aprils«, dem »Tag der Vollendung der Erstürmung von Stadt und Festung Königsberg«,198 in »Gagarin-Straße« zu Ehren des ersten sowjetischen Astronauten umbenannt worden war,199 war überdeutlicher Ausdruck einer nach vorn gerichteten, der Zukunft zugewandten Fortschrittssehnsucht in Kaliningrad. Der Blick zurück auf die offizielle, kurze Vergangenheit des Gebiet war immer weniger gefragt, auch wenn staatliche Stellen andere Vorstellungen favorisierten. Das Gebietsparteikomitee war sich des Problems bewusst und trat die Flucht nach vorn an: 1969 favorisierte auch Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov eine zentrale Gedenkstätte und erbat zu diesem Zwecke beim Militär »Kräfte und Mittel bei der Errichtung eines Memorialkomplexes auf dem Grab der 1.200 Gardesoldaten«.200 In seinem Schreiben an die Politische Hauptabteilung der Sowjetarmee und der Kriegsmarine im sowjetischen Verteidigungsministerium 1969 argumentierte Konovalov allerdings nicht mit den Problemen Kaliningrader Identitätspolitik; vielmehr beschrieb er die Soldatenfriedhöfe im Gebiet als »für die Kaliningrader heilige Orte, wo buchstäblich jede Woche frische Blumen und Kränze nicht nur durch Kollektive von Werktätigen, Soldaten der Armee und der Marine, von Studenten, Pionieren und Schülern niedergelegt werden, 142 Kaliningrad sein

sondern auch von einzelnen Bürgern.«201 Notgedrungen hatte sich Konovalov die Entschlossenheit der Kaliningrader VOOPIK zu eigen gemacht, die sich in ihren Meldungen stets kämpferisch gab: »Die Arbeit zur Verewigung des Gedenkens aller Gefallenen wird fortgesetzt.«202 Allen Bemühungen zum Trotz war der Gedächtnisort 1945 kein Selbstläufer geworden, die Erinnerungslandschaft Kaliningrads blieb durchbrochen.

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Schwieriges Erbe – Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad »Die Benennung vieler Straßen […] hinterlässt einen merkwürdigen und unangenehmen Eindruck. Weber, Gluck, Haydn – mir sind diese Namen bekannt, aber ich kenne bedeutendere und meinem russischen Herzen liebere Komponisten […].«1

Das Erbe Königsbergs hatte es nicht leicht in Kaliningrad:2 Wie dieser Leserbrief aus dem Sommer 1949 an die Kaliningradskaja Pravda zeigte, trafen im Gebiet zwei Phänomene aufeinander. Bereits durch die Erfahrung des Krieges gegen das nationalsozialistische Deutschland war das deutsche Erbe der Region in den Augen Vieler diskreditiert und verdiente keinerlei Schonung. Unter den Bedingungen des Spätstalinismus erfuhr dieser Konflikt aber nun eine essentielle Potenzierung: Die Kaliningrader Praxis der ždanovščina konnte sich nicht darauf beschränken, die Relikte deutscher Präsenz als negativ zu kodieren. Dieses »riesige kulturelle Pogrom«, wie Richard Stites die Kampagne von ZK-Sekretär Andrej Ždanov mit nationalistischen Zügen genannt hat,3 ging mindestens einen Schritt weiter, indem allein »das Russische« als einzig positives Element für einen Kaliningrad-Kanon verstanden werden sollte.4 Explizit hatte das Moskauer Zentralkomitee die Gebietsführung 1948 aufgefordert, »in der politischen Arbeit unter der Bevölkerung besondere Aufmerksamkeit […] der Entlarvung von Kriecherei vor bürgerlicher Kultur« zu widmen.5 Zweifelsohne bezog sich diese Aufforderung vor allem auf Relikte eines deutschen Alltags im Gebiet, die offenbar von großer Anziehungskraft für die Bevölkerung waren und der offiziellen Lesart des Gebietes im Wege standen. Höchstens als Kontrast gegenüber einer besseren, sowjetischen Gegenwart sollte die deutsche Vergangenheit dienen. So hätten »die Deutschen eine heruntergekommene, ausgeplünderte Wirtschaft hinterlassen. Wir müssen alles auf sozialistischer Grundlage neu aufbauen«, ließ eine Kaliningrader Stadtparteizelle verkünden.6 Zudem müsse klar sein, so Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov in seiner Eröffnungsrede auf dem Ersten Gebietsparteitag Kaliningrads 1947, »dass wir nicht einfach die Industrie wieder in den Zustand versetzen, in dem sie sich unter den Deutschen befand, sondern sie als in Kultur und Produktionsweise wahrhaft sozialistische Industrie aufbauen, mit bolschewistischem Organisationsgrad.«7 Dass Hirse Wärme brauche und deswegen »die Deutschen sie hier niemals gesät haben«, war erst richtiger Ansporn für einen Kaliningrader Kolchozbauern: »Die Deutschen sind für uns kein Gesetz« und die Ernte »übertraf alle Erwartungen«, berichtete erwartungsgemäß die Kaliningradskaja Pravda 1947.8 Die Praxis sah allerdings häufig anders aus: Im Dezember 1945 hatte der Bevollmächtigte des Volkskommissariats des Inneren der UdSSR, Generalmajor Trofimov, ein Memorandum über »Verwaltungseinteilung und Wirtschaft Ostpreußens« zusammenstellen lassen, die ein Interesse an den ökonomischen Grundlagen der Region weit über Demontagemöglichkeiten hinaus erkennen ließen.9 Die 144 Kaliningrad sein

1947 von der regionalen Statistikverwaltung gesammelten Wirtschaftsdaten basierten ausdrücklich auf Unterlagen deutscher Herkunft;10 in seinem Schreiben an den Ministerrat der RSFSR zur zukünftigen Verwaltungsgliederung der Stadt hatte zudem der Leiter der Kaliningrader Stadtzivilverwaltung Kolosov nicht mit Lob dafür gespart, dass in Königsberg »Mülleimer an den Straßen aufgestellt waren, die täglich geleert und die Abfälle aufbereitet« worden seien.11 Die Kaliningrader Gebietsführung griff dezidiert auf deutsches Wissen zurück, um das Entwässerungssystem in der Region wieder instand zu setzen, denn »Material über das Hydrosystem Ostpreußens in der Stadt Kaliningrad ist am 30. August 1947 auf den Namen des Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Quittung Nr. 288341, abgesandt worden«, bekundete die Sowjetische Militäradministration in Deutschland.12 Auch das Außenministerium der RSFSR hatte deutliches Interesse an den wirtschaftlichen Grundlagen Ostpreußens, wie aus einem internen Memorandum zu den nach 1939 von der UdSSR neu erworbenen Gebieten hervorgeht, das 1948 detailliert Art und Anzahl von Industriebetrieben samt deren Beschäftigtenzahlen und Produktionsziffern im »rajon Kënigsberga« auflistete.13 Die deutsche Folie, vor der sich Kaliningrad entfaltete, erwies sich als universell instrumentalisierbar und eignete sich als Argumentationshilfe gegenüber sowjetischen Stellen, die angesichts vollmundiger propagandistischer Bekundungen die Messlatte für das eigene Tun recht hoch angelegt hatten. So wandte sich 1946 der Leiter der Kreiszivilverwaltung Sovetsk, Afanas’ev, an den Kommandierenden des Baltischen Militärbezirkes, Bagramjan, mit der herausfordernden Frage, ob es nicht gelinge, »normale Lebensbedingungen für die Werktätigen zu schaffen, ihr Leben zu schützen? Das Gebäude, in dem unter den Deutschen das Krankenhaus untergebracht war, ist jetzt von einer Armeeabteilung belegt. Das bedeutet praktisch, dass die Deutschen ihr Volk in einem hervorragenden Krankenhaus behandelten, ihre Kinder in einer hellen guten Schule unterrichteten, aber wir nehmen unsere Kranken in einer Art Hundehütte [v kanure] auf.«14 Später spielte selbst das Gebietsparteikomitee die deutsche Karte, wenn es ausgerechnet anlässlich des bevorstehenden zehnten Jahrestags der Gründung des sowjetischen Gebietes 1956 die Notwendigkeit einer Universität für Kaliningrad auch damit begründete, dass »in der Vergangenheit […] die Stadt Königsberg eine sehr alte Universitätsstadt gewesen« sei.15 Und dass das Gebiet ein Polygrafiekombinat benötige, schien 1958 unumgänglich: Schließlich habe es »in Königsberg 47 Typo- und Lithografiebetriebe gegeben«, argumentierte die Gebietsführung gegenüber dem Vorsitzenden des sowjetischen Ministerrates, Bulganin, persönlich.16 Doch in der offiziellen Lesart der Gebietsgeschichte war von Pragmatismus lange Zeit nichts zu spüren, das deutsche Erbe Kaliningrads wurde negiert. Die Meistererzählung der sowjetischen Stadt begann bei Null und wurde handverlesen erweitert. Ein Hausrecht für regionale Spezifika gab es darin nicht. Das auch nach 1945 noch überall wahrnehmbare Königsberg war zurückzudrängen – es reiche nicht aus, so Gebietsparteichef Ščerbakov 1947, »die Namen von Straßen, Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Plätzen und sogar Städten zu ändern, man muss das Aussehen ändern, Formen finden, die sozialistischen Inhalts würdig sind, und den unheilvollen Einfluss der deutschen Herrschaft liquidieren«.17 In der Kaliningradskaja Pravda wurden nicht nur »eindeutige Straßenbezeichnungen […] nach Art anderer sowjetischer Städte«, sondern auch die gleichzeitige Entfernung von »niemandem nötigen, nicht unsrigen Aufschriften« gefordert; schließlich sei »die Zeit der Kinderkrankheiten vorbei«.18 In der Praxis aber beschränkten sich Ikonoklasmen dieser Art auf wenige Fälle und verloren sich in der Fläche des Gebiets. Für die Gebietsbevölkerung gab es drängendere Probleme. Die Rationalisierung des Raumes hatte die Partei in Kaliningrad vor allem über Denkmäler verfolgt. Mit diesem Ansatz versuchte sie, historische Anknüpfungspunkte auch materiell zu schaffen und so eine eigene Kaliningrader Geschichte durchzusetzen. Sie wollte die Verbindung zwischen landesweiten Geschichtsbildern und deren Manifestation vor Ort herausstellen und errichtete den von der Zentrale sanktionierten historischen Persönlichkeiten im Gebiet virtuell und materiell Denkmäler. Die Partei war in Kaliningrad ganz besonders bestrebt, an den Meistererzählungen der Sowjetunion teilzuhaben. Dezidiert deutsche Referenzen in diesem Raum fanden – falls überhaupt – nur vorübergehend oder bar jeden regionalen Bezuges Eingang in den historischen Kanon Kaliningrads. Nur in wenigen Einzelfällen übernahm sie Denkmäler und historische Relevanzen aus deutscher Zeit, so sie einen russischen und zudem positiv konnotierten Bezug besaßen. Auch wenn die Bombardierungen im August 1944 und die Erstürmung der zur Festung erklärten Stadt im April 1945 große Teile Königsbergs zerstört hatten,19 waren insgesamt im Gebiet viele Bauwerke erhalten geblieben.20 Sie boten prinzipielle Anknüpfungspunkte an die Geschichte der Region, bildeten Brückenköpfe in die Vergangenheit. Angesichts der ideologischen Gemengelage im ersten Nachkriegsjahrzehnt gelangte jedoch kaum ein dezidiert deutsches Bauwerk in die offiziellen Denkmalslisten. Für die Tauwetter-Periode konnten sich einige Objekte in dieser Form des Kaliningrad-Kanons etablieren – Bert Hoppe hat für die Einstellung zu den deutschen Bau- und Kunstdenkmälern in Kaliningrad und dem umliegenden Gebiet zwischen 1945 bis 1970 dementsprechend eine »Wellenbewegung« konstatiert.21 Noch 1952 erschien ein Hinweis auf das Königsberger Erbe in einer offiziellen Ikonografie Kaliningrads als äußerst problematisch: Das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee wollte in der Präsentation des Gebietes auf der Moskauer Allunionslandwirtschaftssausstellung eindrücklich belegen, dass mit Kaliningrad »Ostpreußen auf ewig liquidiert« und »seine Festungen, Forts und Schlösser, die als Stützpunkte der deutschen Aggression gegen den Osten dienten, in Ruinen verwandelt worden« seien, so dass zur Illustration symbolträchtig eine Abbildung des Königsberger Schlosses gewählt worden war.22 Eigentlich bestätigten diese Zeugnisse einer anderen Kultur die nunmehr sowjetische Präsenz im Gebiet und konnte den Paradigmenwechsel in der Gebietsgeschichte belegen. Dennoch wurde dieser Rekurs auf die deutsche Vergangenheit wieder aus der geplanten 146 Kaliningrad sein

Präsentation gestrichen.23 Die Geschichte Königsbergs wirkte in den Augen der Ausstellungsmacher allzu augenfällig in die Gegenwart hinein, als dass sie bereits als historische Epoche oder gar Episode betrachtet werden konnte. 1955 hingegen fand zwar nicht das Schloss, so aber bereits das Denkmal für Walther von der Vogelweide24 Eingang in den Kanon des Gebietes, indem es auf die offiziellen Denkmalschutzlisten gesetzt wurde. Wenn auch an allerletzter Stelle der Liste von Kunstdenkmälern stehend, war die »Figur in ganzer Größe mit Verbeugung für den berühmten österreichischen Poeten, Minnesänger und Schöpfer vieler Lieder« vorerst für schützenswert erachtet worden – mit der anachronistischen Kodierung als Österreicher (und damit als »Nicht-Deutscher«) war es leichter, von der Vogelweide für Kaliningrad zu erhalten.25 Das Tauwetter aus dem Zentrum machte sich an der Peripherie im äußersten Westen der Sowjetunion bemerkbar und verhalf den Relikten deutscher Präsenz in der Region für das folgende Jahrzehnt zu bemerkenswertem Zuspruch auch innerhalb offizieller Kaliningrad-Kanonisierungen. Nach Stalins Tod erweiterte sich die historische Ikonografie Kaliningrads zumindest für einige Jahre um bislang ignorierte Bau- und Kunstdenkmäler aus deutscher Zeit. Schon im Mai 1954 war die Gebietskulturverwaltung davon in Kenntnis gesetzt worden, dass auf dem ehemaligen Königsberger Professorenfriedhof die Gräber mehrerer Akademiker entdeckt worden waren. Betont wurde, dies sei nur »mit Mühe« auf dem von »Faschisten« zerstörten Areal durchzuführen gewesen.26 Diese Formulierung war eine »goldene Brücke« gegenüber der Gebietsführung, indem sie die dort Beerdigten als Gegenpol zur bislang rein faschistisch kodierten deutschen Vergangenheit abbildete und eine offizielle Akzeptanz der dort beerdigten Königsberger als Kaliningrader erleichtern sollte. Mit Erfolg: Im Jahr darauf hatten vier prominente Königsberger Eingang nach Kaliningrad gefunden. Die Gräber des Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel, des Professors für Botanik an der Albertina und Gründer des Botanischen Gartens Robert Caspary, des Physikers und Mineralogen Franz Neumann und des Professors für Geschichte an der Albertina Julius Rupp wurden per 1. Oktober 1955 zu »Gedenkorten« [memorial’nye pamjatniki] erklärt.27 Anders als bei den Denkmälern für russische Feldherren fehlten in allen Kurzbeschreibungen der nun Geehrten Kodierungen, die eine Einbindung in den Kaliningrader Kanon hätten erleichtern können – alle vier Gelehrten wurden streng aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistungen innerhalb der zeitgenössischen Forschung kanonisiert.28 Der Versuch, Anknüpfungspunkte zwischen Personen und Kaliningrad zu konstruieren, wurde gar nicht erst unternommen; vielmehr standen diese Persönlichkeiten und ihr Schaffen für sich. Die Zäsur 1945 als offizielle Zeiten- und Gedächtniswende verlor hier für einige Zeit ihre Undurchlässigkeit und diese vier Königsberger wurden zu Kaliningradern per se. Dabei war eine solcher Umgang mit den Relikten deutscher Vergangenheit der Region keineswegs selbstverständlich: Kaliningrader Bürger wandten sich an Moskau, da über Jahre hinweg »das Königsschloss zum Zwecke der Gewinnung Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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von Ziegelsteinen zerstört wird, zumal letztere auch so in ausreichendem Maße vorhanden sind«.29 Immerhin hielt die Dialektik solcher Zuschriften einen kleinen Trost bereit: Dokumentiert wurde hier nicht nur die Zerstörung kulturellen Erbes der Region, sondern gleichzeitig auch das Bewusstsein dafür, dass damit Unrecht geschehe. Historische – und damit deutsche – Architektur stand in Kaliningrad hoch im Kurs, wie ein Bürger betonte: »Es ist schade, dass ein solches Denkmal nicht für unsere Nachfahren erhalten wird. […] Nicht nur ich bin solcher Meinung, sondern auch viele Kaliningrader, die die Geschichte bewahren wollen.«30 Geschichte wurde an dieser Stelle sehr viel stärker als die Politik ein akzeptiertes Feld für Diskussion innerhalb der sowjetischen Gesellschaft seit den fünfziger Jahren. Dabei waren die Teilnehmer dieses historical turn »nicht zwangsläufig darauf aus, bestehende ideologische Dogmen zu unterwandern oder deren Weltsicht zu revolutionieren«.31 Für die Bürger Kaliningrads ging es um ein Verstehen ihrer nächsten Umgebung. Auch das Gebietsexekutivkomitee konnte sich dem Tauwetter nicht entziehen: Von der Akzeptanz Königsberger Akademiker bis zur Einverleibung deutscher Denkmäler war es kein allzu großer Schritt. Zwar drängte Moskau auf eine Abstimmung des Kanons zwischen Zentrum und Peripherie, indem es Objektlisten mit dem eindrucksvollen Hinweis nach Kaliningrad sandte, diese seien »mit dem Marx-Engels-Lenin-Stalin-Institut beim ZK der KPdSU, mit den entsprechenden Abteilungen und Instituten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR abgestimmt und durch den methodisch-wissenschaftlichen Rat für den Schutz von Kulturdenkmälern beim Präsidium der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gebilligt«,32 wobei Kaliningrad deren Richtigkeit auch bestätigte;33 doch unabhängig von Moskaus Bitte um »Vorstellung entsprechender Schlussfolgerungen im Kulturministerium der RSFSR«34 beschloss das mit der Denkmalschutzpraxis im Gebiet unzufriedene Gebietsexekutivkomitee im Oktober 1957 einen Paukenschlag: Angesichts des Umstandes, dass »viele Bau-, Kunst-, Geschichts- und Archäologiedenkmäler sich in vernachlässigtem Zustand befinden«, wurden die Gebietskulturverwaltung und untergeordneten Exekutivkomitees verpflichtet, »strenge Kontrolle über den Erhalt von […] Denkmälern auszuüben und Maßnahmen zur Durchführung von unbedingten Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten an diesen zu ergreifen« – im Anhang zum Beschluss Nr. 423 waren als Baudenkmäler ausdrücklich die Börse, die Burg Balga, die Kirche Heiligenbeil und die Juditter Kirche aus deutscher Zeit genannt.35 Gerade hier musste der Stellenwert von Kirchengebäuden verblüffen. Im Zentrum wurde die Partei zu dieser Zeit des Umstandes gewahr, dass ihre ideologische Arbeit gegenüber religiösen Aktivitäten unter der Bevölkerung kraftlos war und deswegen eine härtere Gangart auf diesem Gebiet einzuschlagen war.36 Mit der sowjetischen Losung »Friede der Welt!« erhielt in Kaliningrad etwa die Evangelische Kreuzkirche auf der Lomse in den fünfziger Jahren eine Art Schutzschild, der sie zwar sowjetisch kodierte, aber mit der quasi-religiösen Inschrift auch Raum für ihre ursprüngliche Bestimmung ließ. Ganz konnte sich auch die Sowjetmacht der Aura des Gebäudes nicht entziehen. 148 Kaliningrad sein

Abb. 15: In den fünfziger Jahren erhielt die Evangelische Kreuzkirche auf der Lomse die Losung »Friede der Welt« auf dem Fassadenkreuz.

Abb. 16: 1964 war die Insterburger Lutherkirche aus dem 17. Jahrhundert in Černjachovsk zur Werkhalle geworden – inklusive Losung über dem Eingang »Ruhm der KPdSU!«. Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Doch konnte auch dieser Umstand nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Substanz kirchlicher Gebäude in der Region weiterhin in hohem Maße litt. Die sechziger Jahre sollten den »Höhepunkt der Kirchenzerstörungen« im Gebiet bringen.37 Die Zweckentfremdung von Kirchengebäuden als Fabrikhallen war zumindest ambivalent. Unentschlossen gegenüber den politischen Veränderungen versuchte das Gebietsparteikomitee den Spagat zwischen engem und erweitertem KaliningradBegriff, indem es den Zeithorizont 1945 überquerte, sich aber auf einen parteigeschichtlichen Aspekt Königsbergs beschränkte. Schon 1956 hatte das Gebietsparteikomitee ein Denkmal für Ernst Thälmann errichten lassen,38 der laut Kaliningradskaja Pravda »nicht gestorben« sei und im Bewusstsein Kaliningrads als sowjetischer Stadt weiter lebe.39 Auch dass 1957 bei Bauarbeiten ein Grundstein mit Flugblättern Königsberger Jungkommunisten gefunden wurde, ließ sich in internationalistischem Sinne instrumentalisieren.40 Vor allem aber fragte nun das Gebietsparteikomitee im Oktober 1957 beim Institut für MarxismusLeninismus in Moskau an, ob es am Turm des Königsberger Schlosses eine Gedenktafel anbringen dürfe – »im Gebäude, das sich neben diesem Turm befand, wurde am 12. Juli 1904 der Königsberger Prozess gegen deutsche Sozialdemokraten eröffnet, die die Leninsche Zeitung Iskra und andere marxistische Literatur nach Russland transportierten. Als Verteidiger trat im Prozess der Führer der deutschen Sozialdemokratie Karl Liebknecht auf«, sollte der Text lauten.41 Moskau aber hielt sich bedeckt und versuchte es mit einer Verzögerungstaktik. Erst müsse man »alle historischen Daten überprüfen«, erst »dann könne diese Frage im Büro des ZK der KPdSU behandelt werden […].«42 Zu einer Tafelenthüllung ist es nicht gekommen. Auch die Übersetzung des bemerkenswerten Beschlusses des Gebietsexekutivkomitees in die alltägliche Kaliningrader Praxis musste erst noch abgewartet werden, doch waren für den Umgang mit dem deutschen Erbe Präzedenzfälle geschaffen worden. Was daher der Ministerrat der RSFSR im November 1958 in Moskau an Denkmälern des Gebietes Kaliningrad bestätigte, war die Bereitschaft, dieses Erbe anzunehmen und sich dessen würdig zu erweisen: Allein der Anhang des Beschlusses umfasste zwanzig Denkmäler deutschen Ursprungs; die gesamte Akte mit Denkmalslisten aus dieser Zeit bestand aus über vierzig Seiten aufgeführter Kirchen, Schlössern und Festungsanlagen.43 Diese Auflistung von Denkmälern markierte den Scheitelpunkt einer Entwicklung in Kaliningrad, die offiziell das deutsche Erbe der Region akzeptierte und ihm eine gewisse Sonderrolle als regional geprägte Kultur zuwies. Wie Bert Hoppe nachgewiesen hat, stieg der Anteil deutscher Denkmäler zu Ungunsten der Ehrenmäler sowjetischer Kriegshelden »wie auf einer unsichtbaren Waage«.44 Das Schubert-Denkmal im Kalinin-Park, das Denkmal »Kämpfende Wisente« und eine Hirsch-Skulptur waren nun zusätzlich unter den gegen 1958 kanonisierten Kunstdenkmälern; als Baudenkmäler des Gebietes galten nun neben Börse, Dom, Festungsanlagen und Stadttoren vor allem die Kirchengebäude in Gur’evsk, Mamonovo und Pravdinsk sowie die Burgschlösser in Balga, Černjachovsk, 150 Kaliningrad sein

Gvardejsk und Neman.45 Auch wenn das Königsberger Schloss weiterhin außerhalb des Kanons blieb, musste angesichts der bisherigen Auslegungen des Gebietes besonders auffallen, dass gerade diese Bauwerke für schützenswert erachtet wurden. Die Kritik des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, M. Šumichin, am Zustand ausdrücklich »geschichtlich-architektonischer Denkmäler: Dom [und] Tor zum Fort Friedrichsburg […]« war Kritik an der Praxis Kaliningrader Kanonisierung, nicht an ihnen selbst.46 Auf die Frage, welche Denkmäler »helfen würden, die Vergangenheit unserer Region besser zu verstehen«, antwortete noch 1958 Museumsmitarbeiterin Anna Cygankova in einem Beitrag für die Kaliningradskaja Pravda, auch »die Gelehrten und Dozenten der Königsberger Universität« Bessel, Neumann und Caspary, »die einen großen Beitrag zur Weltkultur geleistet« hätten, seien »dem sowjetischen Volke teuer«.47 Doch schon bald verringerte sich der Anteil deutscher Bau- und Kunstdenkmäler am Gesamtanteil als schützenswert begriffener Objekte wieder deutlich – die Rückzugsgefechte von Befürwortern eines erweiterten Kaliningradbegriffes hielten indes lange an. Rollback und Rückzug – Denkmalschutz versus Linie der Gebietsführung Mit dem Voranschreiten der Baumaßnahmen im Zentrum der Stadt rückte Ende der fünfziger Jahre auch das Königsberger Schloss in das Interesse von Denkmalschützern: Aufgrund der negativen Kodierung dieses Bauwerks hatte es einige Jahre länger gedauert, bis eine Umwertung vorgenommen wurde.48 Durch diese Verzögerung geriet das Schloss mitten in die jetzt auflodernden Grabenkämpfe um das deutsche Erbe Kaliningrads. Bereits die offizielle Liste des Gebietsexekutivkomitees aller Denkmäler im Gebiet von September 1959 hatte an Umfang gegenüber den Jahren zuvor deutlich eingebüßt und ließ die Börse und vor allem alle bereits genannten Kirchengebäude vermissen – vom Dom einmal abgesehen.49 Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Ministerrat der RSFSR in seinem Schreiben von September 1959 an das Gebietsexekutivkomitee in seiner nun wieder härteren Gangart keinerlei Ausnahme für Denkmäler deutscher Provenienz vorsah: Mit der unionsweiten Verfügung, nur noch Denkmäler von »wissenschaftlichem, künstlerischem oder historischem Wert« staatlichen Schutz zu gewähren, standen auch alle entsprechenden Objekte im Gebiet Kaliningrad vor einer Überprüfung – und damit der gesamte historische Kanon Kaliningrads auf dem Prüfstand.50 In einer ersten Reaktion schlug das Gebietsexekutivkomitee dem Ministerrat in Moskau vor, unter anderem die erst kurz zuvor kanonisierten Baudenkmäler Löbenichtsche Kirche, die Kirche in Mamonovo und das Bessel-Grabmal vom Denkmalschutz auszuschließen mit der Begründung, diese hätten ihre »geschichtliche Bedeutung verloren«.51 Selbst der Sockel des verwaisten Kant-Denkmals sollte seinen Status einbüßen.52 Die Verfechter eines erweiterten Kaliningrad-Begriffs traten den Rückzug an. Im Oktober 1960 versuchte das Gebietsexekutivkomitee, weitere Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Denkmäler vor dem Ausschluss vom Denkmalschutz zu schützen,53 strich aber am selben Tag das Schubert-Denkmal im Kalinin-Park von der Liste schützenswerter historischer Denkmäler.54 Das Lavieren und Manövrieren zwischen den Fronten forderte Bauernopfer. Um die Denkmäler im Gebiet dem Zugriff ablehnender regionaler Kreise zu entziehen, wollte das Gebietsexekutivkomitee die Befehlsgewalt über sie in Moskau konzentrieren. Doch indem es den Abriss von Denkmälern nur mit Genehmigung Moskaus und nach Durchführung einer Expertise gestatten wollte,55 begab es sich gleichzeitig in Abhängigkeit des Zentrums. Dabei war bereits dieser Erlass ein Kompromiss gegenüber Verfechtern einer stärker zentrumsorientierten Linie, wenn hier ein großer Teil vormals geschützter Baudenkmäler deutschen Ursprungs schon nicht mehr in den Listen auftauchte. Der umfangreiche und originelle Fundus an Bau- und Kunstdenkmälern Kaliningrads schmolz zusehends zusammen. Dabei stand ein vorläufiger Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Regionalisten und Zentristen erst noch bevor. Die Befürworter eines Schlosserhalts begannen sich jetzt zu formieren, Chefstadtarchitekt Vladimir Chodakovskij sprach sich mehrmals öffentlich für die Bewahrung der ehemaligen Ordensburg aus.56 Im April 1963 wandte sich der frisch ernannte Stellvertretende Leiter der Gebietskulturverwaltung, V. Matveev, an den neuen Vorsitzenden des Gebietsexekutivkomitees, Jakov Prušinskij, mit der Bitte, vierzehn Baudenkmäler ausschließlich deutschen Ursprungs vom Denkmalsschutz auszuschließen, darunter Festungsanlagen des Litauer Wallrings aus dem 18. Jahrhundert, die Gebäude der Juditter Kirche und der Pfarrkirche Quednau aus dem 13. und 14. Jahrhundert sowie die Memelbrücke bei Sovetsk von 1905.57 Sein Anliegen begründete Matveev damit, dass diese Bauwerke »keinen architektonischen Wert besitzen, stark zerstört sind und hohe Ausgaben für die Wiedererrichtung erfordern.«58 Matveev setzte sich hier an die Spitze einer Bewegung, die einen Schlussstrich unter die Diskussion um das deutsche Erbe Kaliningrads ziehen wollte. Seine Argumentationslinie ließ keine Kompromisse zu: Matveev kodierte etwa die Festungsanlagen nicht allein als Gebäude, sondern negativ als »Bauwerk[e] mit unterirdischen Kasematten, gelegen auf der Verteidigungslinie der alten Stadt«59 – der Leser musste sich unweigerlich an die Schilderungen Königsbergs als »böse Stadt« (Bert Hoppe) der Propaganda 1945 erinnert fühlen. Allerdings stieß das Vorhaben des Stellvertretenden Leiters der Gebietskulturverwaltung auf entschiedenen Widerstand innerhalb der Gebietsführung: Die Abteilung für Bau- und Architekturangelegenheiten des Gebietsexekutivkomitees machte Verfahrensfehler geltend, um die vierzehn praktisch zu architektonischem Freiwild erklärten Bauwerke doch noch auf die Denkmalslisten zu reevakuieren. Dabei ließ es dessen Leiter, V. Iljuchin, nicht an deutlichen Worten fehlen: Die Vorschläge Matveevs seien »unbegründet, da sie nicht auf historischen Dokumenten und entsprechenden Schlussfolgerungen kompetenter Organe [und] des Museums beruhen«.60 Zunächst müsse eine »sorgfältige Inventarisierung der Denkmäler vorgenommen« werden;61 erst im Anschluss daran lasse 152 Kaliningrad sein

sich überhaupt die Frage nach deren Ausschluss vom Denkmalschutz diskutieren.62 Gleichzeitig konnte Chefarchitekt Chodakovskij auf einer eigens anberaumtem Konferenz von Architekten, Stadtplanern eine Resolution an die Adresse des Kaliningrader Stadtexekutivkomitee herbeiführen, vom Kulturministerium der RSFSR eine Expertise zum Erhalt des Schlosses erarbeiten zu lassen und einen Wettbewerb für die Stadtgestaltung unter Berücksichtigung des mittelalterlichen Baus zu veranstalten.63 Noch verfing die Strategie des Spiels auf Zeit. Koenigsberg populaire – das deutsche Erbe in der medialen Repräsentation Kaliningrads Die zahlreichen Postkarten, die zu Beginn der fünfziger Jahre auf den Märkten Kaliningrads angeboten wurden, erfreuten sich offenbar großen Zuspruchs unter der Bevölkerung. Sie waren so beliebt, dass sie in das Fadenkreuz der Zensur gerieten und als »ideologische Ausschussware« zur Beschlagnahme vorgesehen wurden. Auch wenn es die dafür zuständige Gebietsliteraturverwaltung nicht explizit erwähnte: Die Motive zeugten mit Sicherheit von der deutschen Stadt.64 Angesichts auch dieser scharfen Auseinandersetzung um Kaliningrads Geschichts- und Gegenwartsbilder musste die offizielle mediale Begleitung von Stadt und Gebiet verblüffen. Schon früh war deutsche Architektur in die Darstellung Kaliningrader Alltags eingesickert und offenbarte damit durchaus eine gewisse Popularität deutscher Relikte unter der Bevölkerung und die Tatsache, dass Königsberg nicht unbedingt »als realer Ort«, sondern höchstens »als eine feindliche Idee gesehen wurde.«65 In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre war noch eine eindeutige Kodierung von Gebäuden nötig, um »gute Architektur« von »schlechter« zu unterscheiden – etwa wenn die Gebietszeitung ein Gebäude mit Erkern und Türmen eindeutig aus der Zeit vor 1945 abbildete, dies ihren Lesern aber unbedingt als »Sanatorium des Allunionszentralrates der Gewerkschaften« vorstellte.66 Frühe Aufnahmen des Tors zum Fort Friedrichsburg im Stadtzentrum dokumentierten die Jahreszahl 1946 samt zweier roter Sowjetsterne an der Rückseite des Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert. Ein Baujahr, das in die sowjetische Zeit datierte, war der verlässlichste Schutzbrief für ein Gebäude. Häuserzeilen mit Ziegel gedeckten Satteldächern und Fenstern ohne russische fortočka, aber mit deutschem Fensterkreuz standen 1954 gänzlich untypisch sowjetisch für das »Kaliningrad heute«.67 Parallel zur offensten Fassung der Kaliningrader Denkmalschutzlisten Ende der fünfziger Jahre musste sich die Leserschaft der Kaliningradskaja Pravda wiederholt die Frage gefallen lassen, »ob Sie Ihre Stadt kennen?«: Zeigte der erste Beitrag in dieser Rubrik mit einem Wasserfall und dem Säulengang des Gebietstheaters noch zweideutige Stadtansichten,68 folgten schnell Ablichtungen des Brandenburger Tores, des Kant-Grabmals und des ziegelroten Postamts am Südbahnhof.69 Im Sommer 1958 fanden sich die Türme des Tors zum Fort Friedrichsburg und verschiedene Ziegeldächer neben Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Abb. 17: Zwei rote Sterne über den neogotischen Bögen und die Jahreszahl 1946 markieren das Fort Friedrichsburg im Kaliningrader Zentrum als Bauwerk aus sowjetischer Zeit (Aufnahmedatum unbekannt).70

Abbildungen eines mit Parkbänken bestandenen Boulevards.71 Wer diese Bauwerke Königsbergs nicht kenne, kenne auch nicht Kaliningrad, suggerierte die Kaliningradskaja Pravda ihren Lesern. Und so schien es eine Zeit lang, als gehöre Königsberg ganz selbstverständlich zu Kaliningrad: Nur so war es möglich, dass sich kurz zuvor das Gebietstheater auf dem Wege einer Anzeige in der Kaliningradskaja Pravda an die Gebietsbewohner wandte, um seinen Fundus an »allen möglichen Gegenständen von Bekleidung sowie Ehrenzeichen und Ausrüstungsgegenstände deutscher Militärausstattung« aufzufüllen72 – bei der Bevölkerung standen Relikte der deutschen Vergangenheit offenbar hoch im Kurs und waren bei ihr käuflich zu erwerben. Noch 1969 hatte ein Mitglied der Moskauer Kommission zur Suche des Bernsteinzimmers und anderer Kunstschätze aufmerksam registriert, dass auf dem Kaliningrader Markt Gegenstände aus deutscher Zeit verkauft würden, er aber zu seinem Bedauern feststellen musste: »Museumsbestände gab es gar nicht.«73 Auch die Karikatur des »findigen Meeresmalers«, der hoch über der Stadt auf dem neuen Sendemast des Gebietsrundfunks thronte und so von Kaliningrad aus das Meer malen konnte, verwies 1962 auf die deutsche Erbe der Stadt und zeigte gänzlich ungezwungen die Luisenkirche als Teil der Stadtsilhouette74 – ebenso wie schon die Ansicht der »zentralen Magistrale der Stadt« mit dem Glockenturm im Hintergrund 1960.75 Gänzlich unbeeinflusst vom Streit um den Kanon Kaliningrads blieb aber auch die Bebilderung des Alltags im Gebiet nicht. Nicht nur um das Schloss selbst, auch um seine Repräsentation im Stadtbild war Mitte der sechziger Jahre 154 Kaliningrad sein

Abb. 18: Die Luisenkirche bildete 1962 in der Kaliningradskaja Pravda einen Teil der Kaliningrader Stadtsilhouette unterhalb eines »findigen Meeresmalers« [nachodčivyj marinist].

ein offener Streit ausgebrochen. Mit der Fertigstellung des Leninskij Prospektes als Kaliningrader Hauptstraße schlechthin sollten auch die inzwischen errichteten und verkehrstechnisch angebundenen Stadtteile in den Kanon Kaliningrads als sozialistische Stadt und damit in das Bewusstsein der Bevölkerung gehoben werden. Dass sich genau in dessen Mitte das Königsberger Schloss befand, bereitete der Gebietsführung einiges Kopfzerbrechen. Die Feiertagsausgabe der Kaliningradskaja Pravda anlässlich des 20. Jahrestages der Erstürmung der Stadt 1965 brachte entsprechend ein Panoramabild der neuen Prachtstraße – wobei der Fotograf diese in einem Winkel ablichtete, dass der markante Schlossturm hinter einer Häuserzeile verschwand und niemand ein Schloss am Horizont vermutete.76 Doch schon vier Monate später tauchte genau an dieser Stelle das ungeliebte Bauwerk wieder auf: Zum »Gesicht der heimatlichen Stadt« gehörte auf einmal wieder das Schloss77 – bis es abermals vom virtuellen Horizont der Stadt verschwand, als zum 90. Geburtstag von Michail Kalinin 1965 ein auf dem Bahnhofsvorplatz aufgenommenes Panoramabild dessen Denkmal samt einer Straßenflucht Richtung Schloss zeigte und eine Häuserzeile den Blick nach Norden verdeckte.78 Nur noch einmal trat das Königsberger Schloss am Kaliningrader Leninskij Prospekt in Erscheinung – dafür an umso prominenterer Stelle: Ausgerechnet zum 20. Jahrestag der Gebietsgründung 1966 und als Illustration eines linientreuen Beitrages über ein mustergültig sowjetisches Kaliningrad in der populären Zeitschrift Ogonëk fand das Königsberger Schloss Verbreitung in der gesamten Sowjetunion.79 Zu diesem Zeitpunkt schlugen die Wellen der Auseinandersetzung um die Zukunft des Schlosses am höchsten. Die ersten Sprengungsarbeiten waren schon Ende 1965 durchgeführt worden, im Sommer 1966 wurde in Kaliningrad eine Kommission für den Abriss eingesetzt.80 Doch bis es soweit war, mussten noch im Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Abb. 19: 1966 verbreitete die Zeitschrift Ogonëk in der gesamten Sowjetunion ein Kaliningrad-Panorama samt Schlossruine.

offiziellen Festband zur Verleihung des Lenin-Ordens an das Gebiet Kaliningrad Laternen am Leninskij Prospekt das Schloss notdürftig verdecken.81 Unterdessen wurde ein Stadtführer durch Kaliningrad, der auf dem Titelbild neben dem Obelisken auch den Schlossturm trug, 1967 kurz nach Veröffentlichung wieder eingezogen.82 Erst die vollkommene Zerstörung des Schlosses Ende der sechziger Jahre beendete den Kampf der Bilder: Von nun an blieb auch der Leninskij Prospekt der Kaliningradskaja Pravda schlosslos.83 Die Angst, dass nach dem Schloss auch der Dom den Dogmen der Gebietsführung zum Opfer fallen könnte, ließ nun auch diesen in ganz besonderem Zusammenhang in Erscheinung treten. In Einklang mit dem Gedanken des Rektors der Kaliningrader Universität, dass für eine Rettung des Domes »nicht der Wert des Domes an sich zählte, sondern sein nachweisbarer Wert für die sowjetische Bevölkerung«,84 hievte die Redaktion eines Sammelbandes über die Kaliningrader Komsomolzen 1968 eine außergewöhnliche Vignette in die bevorstehende Ausgabe – flankiert von Hochseeschiffen und Elektromasten, suggerierte die Darstellung des Doms vor aufgehender Sonne in Holzschnittoptik eine zwingende Selbstverständlichkeit für den Kaliningrader Parteinachwuchs.85 Dass das abgebildete Komsomolzenpärchen Assoziationen an Ėl Lisickijs Katalogentwurf für die »Russische Ausstellung« im Zürcher Kunstgewerbemuseum 1929 weckte, war auch in internationalistischem Sinne durchaus vertretbar.86 Als im Juni 1964 sportbegeisterte Einwohner Zelenogradsks in einem Leserbrief an die Zeitschrift Sovetskij sport den Abriss eines örtlichen Sportplatzes mit dem Zusatz bemängelten, er sei »bis 1946 ein geschlossener deutscher Tennisplatz« gewesen, verschloss sich das zuständige Stadtexekutivkomitee einer solchen Argumentation.87 Erst auf Nachfrage aus Kaliningrad erklärte das Zelenogradsker Stadtexekutivkomitee schließlich, es habe »sich mit den Sportlern getroffen und übergab in Abänderung des Generalplanes den früheren Tennisplatz dem Stadt156 Kaliningrad sein

Abb. 20: Dass die Ruine des Königsberger Doms 1968 grafisch Eingang in einen Sammelband über den kommunistischen Jugendverband fand, blieb seltene Ausnahme eines Miteinanders der Epochen der Stadt.

sowjet für Sport« – allerdings nur mit der zerknirscht unbestimmten Begründung, »dass ein Teil des Geländes irgendwann [kogda-to] ein Tennisplatz war«.88 Die Zeit war nicht reif, das deutsche Erbe dezidiert zum Vorbild zu erheben. Allerdings hatte die Gebietsführung den Ansatz, Relikte aus deutscher Zeit sowjetisch zu kodieren und sie damit für eigene Zwecke nutzbar zu machen, des Öfteren praktiziert: Gerne wollte sich die Sowjetmacht etwa mit den Badeorten der Kaliningrader Küste schmücken, konnte aber deren deutsche Architektur nicht unkommentiert lassen. Der augenfälligen Exotik der Seebäder im Gebiet setzte sie eine Kodierung entgegen, die die Fürsorge von Partei und Staat für ihre Bürger betonte – offenbar mit allen Mitteln, auch deutscher Architektur und Infrastruktur. Die Abbildung des »Sanatorium des Allunionszentralrates der Gewerkschaften« in der Kaliningradskaja Pravda 1951 war nur der Auftakt zu dieser Umwertung deutscher Bäderarchitektur, die in den sechziger Jahren ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte: Dasselbe Gebäude tauchte jetzt wieder als Erholungsheim in der Gebietszeitung auf, dieses Mal sogar mit dem Zusatz »in Zelenogradsk (früheres Granz [sic])«, wo inzwischen – und damit im Unterschied zur Zeit vor 1945 – verdiente Sowjetbürger »gemeinsam mit Hunderten von anderen Sowjetmenschen im ›Soči des Nordens‹ Urlaub machen, wie unsere Leute liebevoll diesen hervorragenden Kurort nennen« – auch wenn die beiden Bilder einerseits von gedrängtem sommerlichen Strandleben, andererseits von in Pelzmäntel gehüllten Kurgästen im Erscheinungsmonat Dezember 1961 in merkwürdigem Kontrast zueinander standen.89 Die öffentliche Aufforderung des Direktors der Gewerkschaftskurorte im Gebiet, K. Semënov, »Herzlich willkommen bei uns zur Kur, Genossen Kaliningrader!« illustrierte die Kaliningradskaja Pravda 1964 mit dem Foto eines Ziegel gedeckten Hauses mit Satteldach und Fachwerk im Dachfirst.90 Im Juni 1965 beschrieb die Gebietszeitung Svetlogorsk samt »einer solchen Schönheit ringsum – Grün, blauer Himmel, saubere heilsame Luft« – das Foto des Sanatoriums aus deutscher Zeit mit glücklichen Kurgästen daneben komplettierte die positive Schilderung des Seebades 1965.91 Und die Fotorubrik »Die Städte unseres Gebietes entlang« zeigte »als eigenwillige Schönheit Svetlogorsks« stellvertretend für das Seebad den Wasserturm und das Warmbad,92 die Otto Walter Kukuck 1907/1908 in Rauschen erbaut hatte.93 Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Abb. 21: 1967 verbreiteten Briefmarken die Kunde von deutscher Bäderarchitektur in Kaliningrad überall in der UdSSR.

Seinen Höhepunkt erreichte die sowjetische Kodierung der Kaliningrader Ostseeküste jedoch in einer »Repräsentation des Raumes gegenüber der Welt und dem Land selbst«94 – als Briefmarke: In einer gemeinsamen Auflage von sieben Millionen Stück erschienen im November 1967 in der von N. Kalita entworfenen Serie »Kurorte des Baltikums« Zelenogradsk im Nennwert von 12, Svetlogorsk im Nennwert von 16 Kopeken.95 Beide Marken zeigten dieselbe deutsche Bäderarchitektur wie in den Jahren zuvor die Kaliningradskja Pravda. Es war die Kodierung deutscher Bäderarchitektur als steinerne Fürsorge für alle Sowjetmenschen, die diese landesweite Repräsentation des Gebietes ermöglichte – eine climax »topografischer kultureller Mythologie.«96 Kulturelle Praxis Denkmalschutz Auch die Gründung des Kaliningrader Ablegers der Denkmalschutzvereinigung VOOPIK Ende 1965 zeigte,97 dass es in Kaliningrad ein deutliches Potential an Unterstützern eines historisch bewussten Umgangs mit dem Raum der Region gab. Entsprechende Aktivitäten hatten in den sechziger Jahren solche Ausmaße angenommen, dass das Kulturministerium der RSFSR sich 1968 genötigt sah, in einem Schreiben an eine solche Gruppe mit Nachdruck auf das staatliche Ausgrabungsmonopol hinzuweisen.98 Auch wenn die Gründung dieser Organisation als Zentralisierung der Aktivitäten von historisch Interessierten und damit durchaus problematisch erscheint,99 bot dieser Anlass den Anwesenden doch die Gelegenheit, in Kaliningrad noch einmal für ein erweitertes Geschichtsbild zu werben und Unterstützung in dieser Angelegenheit zu gewinnen. Den Kampf um das Schloss hatten sie verloren, weitere Niederlagen wollten sie nicht mehr hinnehmen. Die neuen zentralen Codes nach Chruščëv – »Heimat«, »Natur«, »Volk«100 – boten Vokabular, dass sich auch im Sinne der Denkmalschützer instrumentalisieren ließ; ihre Sprechweisen zeigten, auf welch schmalem Grad sich die Denkmalschützer bewegten: Gerade auf ihrer ersten Sitzung bedienten sich die Gründungsmitglieder ausführlich der in der Propaganda kommunizierten Sprache, um ihre eigenen Interessen vorzubringen und durchzusetzen, ohne in den Verdacht der Diversion geraten zu wollen. Die Sitzung vom 25. Dezember 1965 158 Kaliningrad sein

wurde einmal mehr zu einem Konversationskurs in speaking Bolshevik mit Kaliningrader Akzent.101 Gerade angesichts einer zunehmenden offiziellen Ablehnung des deutschen Erbes schien es vielen Teilnehmern dringend nötig, mit der Teilnahme an solch einem auch sprachlichen Ritual zu demonstrieren, wie sehr man glaube – denn direktes, offen als konkurrierend zu begreifendes Handeln wurde wieder seltener.102 Die Redner auf der Konferenz standen noch ganz unter dem Eindruck des begonnenen Schlossabrisses und bedienten sich ausgiebig eines entsprechenden Vokabulars. Die captatio benevolentiae an die Adresse parteinaher Sitzungsteilnehmer in Form eines Aufrufs aus der Zeit der Oktoberrevolution beschwor die Parallele zur Kaliningrader Gegenwart förmlich herauf: »Bürger! Die alten Herren sind fort, zurück blieb ein gewaltiges Erbe. […] Bürger, schützt dieses Erbe, […] schützt Denkmäler, Gebäude, alte Dinge, all das ist eure Geschichte, euer Stolz.«103 Der Leiter der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov, schlug geschickt den Bogen von den der russischen Geschichte gewidmeten Denkmälern über deren teilweise Errichtung noch zu deutscher Zeit hin zu allgemeinen schützenswerten Objekten jener Epoche: Indem er hervorhob, dass »über das Heldentum des russischen Volkes auch die Denkmäler erzählen, die noch vor dem Großen Vaterländischen Krieg durch das deutsche Volk errichtet wurden«,104 nahm Gluškov jenen Argumentationen die Spitze, die die früheren Bewohner pauschal zu »preußischen Militaristen« erklärt hatten.105 In einem Atemzug mit Kant würdigte er Bessel, Neumann, Caspary und Rupp als »herausragende deutsche Gelehrte«;106 die »im 13. und 14. Jahrhundert errichteten alten Kirchen [kirchi] [und] Schlösser« unter anderem in Kaliningrad, Pravdinsk und Bagrationovsk nannte er als »klassisches Beispiel nordöstlicher Gotik«107 – und damit Objekte, die vor einiger Zeit unter der Federführung seines Stellvertreters Matveev ausdrücklich vom Denkmalschutz ausgenommen werden sollten.108 Gluškov ging noch weiter, indem er ankündigte, es sei »eine ganze Reihe von in architektonischer Hinsicht interessanten Gebäuden und Ruinen im Gebiet ermittelt« worden, die »nach einer eingehenden Untersuchung in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen werden können«.109 Erst mit dem Hinweis, dass zukünftig überhaupt »öfter festliche Massenveranstaltungen an Denkmälern zu organisieren« seien, fügte sich Gluškov wieder ins Glied.110 Mit Blick auf ein Denkmal für gefallene Sowjetsoldaten mit deutscher Inschrift forderte auch ein Gründungsmitglied aus Sovetsk einen differenzierten Umgang mit Relikten der deutschen Vergangenheit: Nach langen Nachforschungen habe sich dort herausgestellt, dass »unsere Feinde zu Ehren der tapferen Sowjetkrieger diesen Obelisken errichteten«.111 Damit stand nicht nur die Frage, sondern zugleich die Antwort im Raum, inwiefern eine pauschalisierte Bewertung der Geschichte vor 1945 überhaupt praktikabel war. Die Denkmalschützer forderten den geltenden Kanon nicht nur heraus – sie zogen ihn sogar in Zweifel. Der Wert der Denkmäler von Geschichte und Kultur »der vorsowjetischen [dosovetskogo] Zeit«, wie sie Museumsmitarbeiterin Anna Cygankova behutsam nannte,112 werde nicht erkannt: Es sei offensichtlich, dass »die Genossen der BauDeutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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betriebe auf die Ruinen aus dem 13. bis 17. Jahrhundert wie auf ordinäre Schutthaufen [ordinarnye razvalki] herabblicken«.113 Auch diese Denkmäler seien als Teil der Sowjetunion und der eigenen Kultur zu begreifen – es gebe »von ihnen bei uns im Land sehr wenige«.114 Cygankova kritisierte das nationale Raster, nach denen Denkmalschutz im Gebiet praktiziert werde: Im Gebiet »befinden sich die Denkmäler der russischen Geschichte in einer glücklichen Lage«; doch sei beispielsweise der Professorenfriedhof mit den Gräbern Bessels, Casparys und Neumanns »vernachlässigt« und gegenüber Fachbesuchern sei es ihr peinlich gewesen, diese Gräber zu zeigen – und zwar »als Exkursionsleiterin und Kaliningraderin«.115 Um ihre Forderungen zu unterstreichen, wechselte zum Abschluss auch Cygankova ins Bolshevik mit Kaliningrader Akzent: Alle Anwesenden seien »im Geiste des Internationalismus, im Geiste der Achtung gegenüber den Völkern der Welt, deren Kultur und Geschichte« erzogen worden; daher müssten auch »die Denkmäler des deutschen Volkes propagiert werden, auf dass jeder Kaliningrader von ihnen wisse und ihnen mit Achtung begegne.«116 »Ohne Vergangenheit keine Zukunft« – mit diesem Vorschlag von 1966 als Losung für den Denkmalschutz in der UdSSR lief man zumindest bei der VOOPIK in Kaliningrad offene Türen ein.117 Doch trotz dieser viel versprechenden Vereinigung Kaliningrader Denkmalschützer gelang es nicht, die Praxis des Denkmalschutzes samt der Wahrnehmung deutscher Objekte durch das offizielle Kaliningrad substantiell zu verbessern. Der VOOPIK-Bericht des Folgejahres sparte nicht mit Kritik an dieser Politik und bemerkte, dass »die Denkmäler deutscher Kultur und Architektur [zwar] mit sehr wenigen Ausnahmen formell unter dem Schutz des Staates stehen. Allerdings wurden an keinem von diesen Denkmälern Restaurierungs- bzw. Konservierungsarbeiten durchgeführt, obwohl viele von ihnen historisch-kulturellen Wert darstellen.«118 Demnach verfielen in der Folge unter anderem das Schloss Labiau, die Reste des Ordensschlosses Balga, der Dom sowie die Kirchengebäude von Quednau und Juditten.119 Gravierenden Vorwürfen seitens der Denkmalschützer musste sich die Gebietskulturverwaltung ausgesetzt sehen: Diese übe »ungenügend Kontrolle über die Verbesserung von Zustand, Schutz und Pflege von Denkmälern der Geschichte und Kultur aus.«120 Doch ihre Möglichkeiten waren eng begrenzt. Gerade angesichts der ersten Sprengungen am Schloss in Kaliningrad konnte der für die gesamte RSFSR zuständige Stellvertretende Vorsitzende der VOOPIK, V. Ivanov, den Ministerrat der RSFSR lediglich warnen, in Kaliningrad kein Exempel im Umgang mit Denkmälern zu statuieren, denn »die Existenz von Denkmälern verschiedener Völker ist bei den Territorien benachbarter Länder kein Einzelfall, [und] einen Präzedenzfall ihres Abrisses zu schaffen, liegt meines Erachtens nicht in den Interessen unserer sowjetischen Propaganda.«121 Dieses Thema sei mit dem Denkmalschutz der DDR und der Litauischen SSR besprochen worden, versuchte Ivanov den Ministerrat der RSFSR in eine Richtung zu drängen.122 Doch diese Überlegungen blieben folgenlos und Ivanov sah sich ge160 Kaliningrad sein

nötigt, an anderer Stelle und quasi durch die Hintertür für einen Erhalt Kaliningrads als Königsberg zu wirken. Der Brief, den G. Miščenko in seiner Eigenschaft als hoher Baufunktionär im Mai 1967 von Ivanov erhielt, schien vollkommen losgelöst von einer Diskussion um den Umgang mit dem deutschen Erbe Kaliningrads und hatte vorgeblich keinerlei Verbindung zum äußersten Westen der Sowjetunion; in Ivanovs Schreiben empfahl die Architektur-Sektion der VOOPIK zahlreiche Städte der RSFSR für einen historisch orientierten Generalplan, wie er zuvor beim Wiederaufbau von Suzdal’ umgesetzt worden war.123 Diese als »Liste altrussischer Städte«124 bezeichnete Aufstellung »mit der Aufgabe einer Erhaltung ihres historischen Charakters«125 umfasste insgesamt siebzig Orte, darunter Vologda, Kaluga, Kostroma, Zagorsk, Novgorod, Pskov, Jaroslavl’ und Irkutsk.126 Nur wer diese Liste aufmerksam studierte, konnte schließlich an drittletzter Stelle einen Eintrag »Kaliningrad« mit der Nummer 68 bemerken – eine Art odd man’s out für sowjetische Stadtplaner: Die späte Auflistung deckte sich nicht mit der weitestgehend alphabetisch gehaltenen Abfolge der übrigen Städte. Ivanov hatte Kaliningrad unter jene russischen Städte gehievt, deren historisch orientierter Wiederaufbau außer Zweifel stand – und zwar erst, nachdem diese Liste längst erstellt worden war. Ivanovs Vorgehen zeigte, wie mühsam es war, Königsberg in Kaliningrad zu erhalten. Um das noch erhaltene architektonische deutsche Erbe der Region zu sichern, musste es erst umdefiniert, von jedwedem unerwünschten historischen Kontext abgekoppelt werden und die Stadt eine Metamorphose von der deutschen Ordensgründung zur altrussischen Siedlung nach dem Muster der Städte des Goldenen Rings durchlaufen. Doch Ivanovs Pläne waren zum Scheitern verurteilt: Bald sollte sich die Sprengung des Schlosses vollenden und auch sonst konnte von einer erfolgreichen Wahrung des historischen Erbes im äußersten Westen der UdSSR keine Rede mehr sein127 – »in kurzer Zeit wurde das Schloss zerstört. Als sie es sprengten, flogen die Fensterscheiben aus den umliegenden Häusern. Die Deutschen bauten solide, für Jahrhunderte«, erinnerte sich ein Kaliningrader an den Abriss des Schlosses.128 Dass nun auch einer der wenigen bislang erschienenen Stadtführer durch Kaliningrad von der Zensur kurz nach Erscheinen wieder eingezogen wurde, passte in das Klima dieser Zeit. Die Autoren hatten mit Blick auf den DohnaTurm und die darauf gehisste Sowjetflagge von 1945 nicht nur auf die Portraits von Scharnhorst und Gneisenau als »fortschrittliche militärische Führer« und »Teilnehmer des Befreiungskampfes gegen Napoleon« verwiesen; 129 auch hatten sie auf Russisch den Text auf Julius Rupps Gedenkstein in ganzer Länge wiedergegeben: »Wer nach der Wahrheit, die er bekennt, nicht lebt, ist der gefährlichste Feind der Wahrheit selbst.«130 Vor allem aber hatten beide ein Plädoyer für das deutsche Erbe der Stadt formuliert, das den Vorstellungen der Gebietsführung diametral entgegenstand und deren Deutungshoheit in Frage stellte: »Von der siebenhundertjährigen Geschichte Königsbergs sind nur wenige Denkmäler materieller Kultur geblieben. Sie sind zu einem untrennbaren Gemeingut der neuen Stadt geworden.«131 Die Gebietsführung wollte in der aufgeladenen Atmosphäre Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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des Schlossabrisses diesen Affront nicht hinnehmen und ließ den Stadtführer einstampfen. Mit der Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees vom 21. Dezember 1967 zum Denkmalschutz im Gebiet erreichten die Schockwellen der laufenden Schlosssprengung auch die bislang erfolgreich verteidigten Denkmallisten des deutschen Erbes Kaliningrads. Jetzt war auch dieses Gremium auf eine härtere Linie eingeschwenkt, und es war bezeichnend, dass erst bei einer späteren Korrektur der Beschlussvorlage deren Titel »Über Denkmäler der Geschichte und der Kultur des Gebietes Kaliningrad« das Wort »Schutz« [ochrane] eingefügt wurde132 – bei dieser Entscheidung ging es zwar um Denkmäler, aber in erster Linie längst nicht mehr um deren Schutz. Die noch 1963 von V. Iljuchin eingeforderten notwendigen Expertisen vor jedem geplanten Ausschluss vom Denkmalschutz machte die Neufassung nun nicht mehr erforderlich – auch wenn deren Erfordernis erst spät aus der Beschlussvorlage gestrichen worden war.133 Die Anlagen für diese Entscheidung des gewendeten Gebietsexekutivkomitees gaben den nun gültigen Kanon Kaliningrader Geschichte und den Platz des deutschen Erbes wieder:134 Von allen gegen Ende der fünfziger Jahre zu geschützten Baudenkmälern erklärten Objekten aus deutscher Zeit blieben einzig und allein Wrangel- und Dohna-Turm übrig135 – der Wert des letzteren bestand nun offiziell nur noch für den Gründungsmythos Kaliningrads, da hier in den Morgenstunden des 10. Aprils 1945 nach erfolgreicher Erstürmung Königsberg die Flagge der Sowjetunion gehisst worden war und dieses Bild festen Eingang in die Ikonografie Kaliningrads gefunden hatte. Sollten ursprünglich noch Dom und Luisenkirche als staatlich geschützt gelten, waren diese Baudenkmäler letzten Endes doch mit schneller Hand ausgestrichen worden.136 Was Bessel anbelangte, so schien sich das Gebietsexekutivkomitee unsicher: Erst eingetragen, dann gestrichen und schließlich doch nachgetragen verblieb sein Grab unter Denkmalschutz.137 Mit Ausnahme des Friedländer und des Brandenburger Tores wurden zudem alle Stadttore ausgestrichen – besondere Sorgfalt verwand ein Leser darauf, aus dem Terminus »Wallbefestigungen Königsbergs des 14. bis 19. Jahrhunderts« das Unwort »Königsbergs« zu streichen.138 Alle übrigen Kirchengebäude und Schlösser fanden sich jetzt in der Kategorie »ohne historisch-architektonische und künstlerische Bedeutung« wieder; als bestünde Rechtfertigungsbedarf, waren in letzter handschriftlicher Redaktion überall die Worte »Kirche« [kircha] und »Schloss« [zamok] durch das Wort »Ruinen« [ruiny] ersetzt worden.139 Es war einfacher, Ruinen den Schutzstatus zu entziehen als Schlössern und Kirchen, selbst wenn man wenig zu deren Erhalt beigetragen hatte. Kaum anders erging es dem Gedenkstein für Julius Rupp, der ebenfalls explizit »keiner Restaurierung unterliegen« sollte.140 Länger fest stand hingegen das Schicksal der Gräber von Neumann und Caspary sowie des Denkmals für Walther von der Vogelweide – hier musste keine ordnende Hand nachträglich eingreifen.141 Nun war selbst das Kulturministerium in Moskau von der Dynamik der Ereignisse in Kaliningrad überrascht und ordnete an, »eine Fahrt von ange162 Kaliningrad sein

sehenen und hochqualifizierten Spezialisten dorthin zu organisieren, die mit der Einschätzung von historisch-künstlerischer und architektonischer Bedeutung von Denkmälern Vorschläge zum Kern der Frage erarbeiten.«142 Doch es war inzwischen zu spät, noch eine grundlegende Wende in der Kaliningrader Identitätspolitik zu erreichen. Das offizielle Kaliningrad hatte jetzt gegen die Annahme des deutschen Erbes votiert und dieses auch in der Praxis ausgeschlagen. Zwar wurden auch jetzt noch Besucher aus allen Teilen der Sowjetunion bei Exkursionen um den Dom geführt; doch galt dieser nun als »Architekturdenkmal des 14. Jahrhunderts, dessen Funktion als Kriegsfestung« in den Mittelpunkt der Führungen auf der Dominsel zu stellen war.143 Der Exkursionsleiter war mit Verweis auf »Reste der Ecktürme mit Schießscharten« angehalten, »die Aufmerksamkeit […] auf den Nachweis zu legen, dass der Dom anfangs als eine Festung errichtet wurde.«144 Zudem »muss der Exkursionsleiter die Gruppe zum Kant-Grab führen, indem er den Dom von Norden her umläuft«.145 Auf diese Weise sollte das an der Südseite des Domes gelegene Denkmal für Julius Rupp samt provokanter Inschrift dem auswärtigen Besucher verborgen bleiben. Hier manifestierte sich das gesamte offizielle Geschichtsbild Kaliningrads in Reinstform: Komplizierten Fragen nach Zeit und Raum war auszuweichen. Die Rückzugsgefechte von Befürwortern eines erweiterten Kaliningrad-Begriffes fanden langsam ein Ende. 1967 war es dem Leiter der Gebietskulturverwaltung noch gelungen, den ostpreußischen Wirkungsort des Begründers der litauischen Nationalliteratur Kristijonas Donelaitis, die Kirche Tollmingkehmen in Čistye Prudy, in die »zusätzlichen Listen von Denkmälern gesamtstaatlicher Bedeutung« aufnehmen zu lassen.146 Doch Denkmalschützer trauten der Gebietsführung nach der Schlosssprengung nun auch zu, »den Dom ab[zu]reißen. Und für das Grab von Bessel ist wenig Geld nötig, um es in Ordnung zu bringen«, brachte der Kaliningrader Architekt E. Popov 1968 die Situation auf den Punkt.147 Der Gebietsführung war es gelungen, die deutsche Vergangenheit als etwas rein Feindliches zu apostrophieren, so dass in der Gegenwart Kaliningrads für sie kein Platz blieb. Die Denkmäler aus deutscher Zeit würden von »Behörden als revanchistisch, faschistisch angesehen«, wandte sich der bedeutende Mediävist Dmitrij Lichačëv als Mitglied des Zentralrates der Akademie der Wissenschaften an die VOOPIK in Moskau;148 in Kaliningrad herrsche im Gebietsexekutivkomitee inzwischen die Meinung, »wir brauchen Denkmäler, aber nicht derartige!«149 Wer einen anderen Standpunkt vertrete, müsse sich massiven Anfeindungen ausgesetzt sehen, schrieb Lichačëv: Örtliche Denkmalschützer würden aufgrund ihres Engagements »überall [po vsem linijam] verfolgt und zu Antipatrioten erklärt« – dafür verbürge er sich.150 Wie in seinen Werken hielt Lichačëv auch hier »der Geschichte des petrinischen Russlands, die letztendlich zur Revolution Lenins und ihrer Überbietung durch Stalin führte«, eine andere Geschichte entgegen.151 Unter keinen Umständen wollte die Partei die Definitionshoheit über Kaliningrad verlieren. Welch große Wirkungsmacht dem offiziell wieder als feindlich propagierten deutschen Erbe die Gebietsführung zusprach, belegte einmal mehr Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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ihr Griff zu Repression. Königsberg galt wieder als »böse Stadt«: »Hier gab es nur zwei Farben: Entweder dunkelgrau oder ziegelfarben«, kodierte die Kaliningradskaja Pravda 1969 die Reste der alten Stadt pauschal negativ und eines Erhalts nicht würdig.152 Wer 1970 den Entwurf der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« zu Gesicht bekam, stieß im Manuskript erneut auf das populäre Zitat zum Denkmalschutz von 1917. Der Aufruf an die »Bürger, rührt nicht an einem einzigen Stein, schützt Denkmäler, Gebäude, alte Dinge, Dokumente – das alles ist Eure Geschichte, euer Stolz!« verlieh nach den harten Auseinandersetzungen um die Auslegung der Geschichte Kaliningrads einer solchen Präsentation jetzt einen bitteren Beigeschmack.153 Dichter und Denker – Kant und Schiller werden Teil Kaliningrads Dass auch ein anderer Umgang mit dem deutschen Erbe Kaliningrads möglich war, zeigten die Denkmäler für Immanuel Kant und Friedrich Schiller, die aus deutscher Zeit stammten. In keiner der offiziellen Denkmalslisten zwischen 1949 und 1971 war ihre Präsenz je in Frage gestellt. Die Verehrung beider Persönlichkeiten begründete sich nicht aus ihrer besonderen Verbindung zur Region. Vielmehr hatte erst ihre Entkoppelung von der deutschen Geschichte, aus der sie stammten, eine Verehrung zu Sowjetzeiten ermöglicht. Kant und Schiller sollten als Bestandteile einer Weltkultur begriffen werden und in Kaliningrad Verehrung finden wie in allen anderen Teilen der Welt auch. Von Kant, der Königsberg nie verlassen hatte, musste stark abstrahiert werden, damit er nicht als Königsberger begriffen werden konnte. Bei Schiller war dies kaum nötig, da sich der Dichter nie in Königsberg aufgehalten hatte. Die Aneignung des Philosophen für Kaliningrad begann paradox: Solange Kant nicht als Vorläufer von Marx und Engels verstanden wurde, konnte sorglos auf dessen Vita in Königsberg verwiesen werden. Kant als »entschiedener Feind von Revolution und Demokratie«154 war im Sinne der Propaganda ein typischer Königsberger, dessen Heimatort sich als »Räubernest der deutschen Imperialisten«155 apostrophieren ließ. Nur in solch einem negativ gehaltenen Kontext war es möglich, dass das Zentrum den Rekurs auf die Geburtsstadt des Philosophen als Ort der Genese seines Werkes stärker förderte, als es die Peripherie Kaliningrad unternahm. Kant war der Großen Sowjetenzyklopädie von 1953 zufolge »in der Familie eines Handwerkers [remeslennika]156 in Königsberg (dem heutigen Kaliningrad) geboren worden, wo er sich auch sein ganzes Leben lang ununterbrochen aufhielt«157 – die Verachtung war subtil gehalten, die Enzyklopädie in der Auflage von 1936 wesentlich positiver gewesen.158 So wie die Akzeptanz Kants durch das Zentrum als positiv für die marxistische Philosophie wuchs, nahm dessen Charakterisierung als Königsberger ab. Auch jetzt war es dem Zentrum unmöglich, in Königsberg etwas Positives zu sehen. In der Kleinen Sowjetenzyklopädie von 1959, die den Philosophen bereits positiv als »Gründer des 164 Kaliningrad sein

deutschen klassischen Idealismus« sah, fehlte der Nexus zwischen Königsberg und Kaliningrad159 – »dabei hätten bei einer positiven Herausstellung Kants in Kaliningrad nicht einmal Zugeständnisse an die vehement abgelehnte ›kolonialistischimperialistische‹ ostpreußische Tradition gemacht werden müssen.«160 Kant blieb für Moskau vorerst in Königsberg – nach Kaliningrad ließ es ihn noch nicht. In Kaliningrad selbst herrschten gegenüber dem Philosophen weniger Vorbehalte: Die ersten Versuche an der Peripherie Ende der vierziger Jahre, das Grabmal und damit den Philosophen selbst für Kaliningrad einzunehmen, waren angesichts der rein negativen Kodierung Kants im Spätstalinismus bemerkenswert. Zwar sparten diese Ansätze den Bürger Kant quasi vollständig aus, doch war dies zumindest ein Ansatzpunkt, von dem aus sich später das Kantsche Erbe in landesweitem Maßstab propagieren ließ. Der Schutz des Grabmales wurde bereits 1947 in einem (faktisch anonymisierten) Leserbrief an die Redaktion der Moskauer Izvestija angeregt,161 worauf am 17. April 1947 auf der Sitzung des Büros des städtischen Parteikomitees Kaliningrads der erste offizielle Beschluss mit Bezug auf deutsche Denkmäler der Region verabschiedet wurde: dergestalt, dass »das Grab Kants von den Trümmern zerstörter Nachbargebäude befreit und in ein angemessenes Aussehen versetzt wird.«162 Zudem wurde die Abteilung für Agitation und Propaganda des städtischen Parteikomitees verpflichtet, »einen Text im Sinne der Klassiker zu erarbeiten.«163 Doch bereits hier ergaben sich erste Schwierigkeiten, da die regionale Auslegung von Person und Werk Kants sich deutlich von der des Zentrums unterschied. Der Vorschlag des Stadtparteikomitees einer Gedenktafel mit dem Text »Immanuel Kant (1724–1804), bedeutender bürgerlicher Philosoph des Idealismus. Er wurde geboren, lebte ohne Unterbrechung und starb in Königsberg« verschwand in der Schublade.164 Schließlich war hier nicht nur die positive Kodierung des Philosophen und seines Werkes als problematisch erachtet worden; eine solche Inschrift musste zwangsläufig auch die Frage aufwerfen, wie ein Königsberger, der seine Stadt nie verlassen hatte, nun plötzlich seine letzte Ruhestätte in Kaliningrad gefunden haben konnte. Dieser Text zog zu deutlich eine Linie vom Kantschem Wirkungsort Königsberg zu dessen Begräbnisort Kaliningrad und sah beide Orte in einer Kontinuität. Daher konnte sich Kaliningrad erst 1954 mit einsetzendem Tauwetter zum Schutze des Kanterbes bekennen: Durchaus geschichtsbewusst gab die Gebietskulturverwaltung am Vortag des 130. Geburtstages des Philosophen eine Gedenktafel mit dem Text »Grab von Kant – wird vom Staat geschützt« in Auftrag165 – und wie es sich für einen Toten gehörte, war das Kaliningrader Bestattungsbüro dafür zuständig.166 Kant und sein Grabmal wurden zu einem festen mentalen Topos Kaliningrads. Zu dem 1958 in der Kaliningradskaja Pravda veröffentlichten Gedichtzyklus »Meine Stadt« gehörte wie selbstverständlich auch ein Abschnitt mit dem Titel »Das Grab Kants«.167 In der dem 42. Jahrestag der Oktoberrevolution gewidmeten Gebietskunstausstellung von 1959 hing auch ein Aquarell mit dem Titel »Das Kant-Grab«.168 Und die erste Kaliningrad-Monografie, die laut Kaliningradskaja Pravda »allgemeine, systematisierte Angaben über Kaliningrad, über Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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seine Geschichte […]« liefern sollte,169 verwies auf das Kant-Grab als Königsberger Ensemble. Dabei verlieh diese nicht nur ihrer Faszination für die sechshundert Jahre alten Mauern des Domes mit einem ungewohnten Ausrufezeichen Nachdruck; gleichzeitig konnte die darin geäußerte Kritik an der Praxis des regionalen Denkmalschutzes kaum größer sein, wenn das Büchlein konstatierte, dass »die Sowjetmenschen das Gedenken I. Kants ehren. Sein Grab wird vom Staat geschützt. Nahe den Kolonnaden sind die Blumenrabatten zertreten.«170 Kant gehörte zur Stadt – wie auch immer sie hieß. In Kaliningrad gab es mindestens zwei Gradmesser für die Akzeptanz Kants: die offiziellen Denkmalslisten, in denen das Grabmal stets Berücksichtigung fand sowie eine kritische Haltung verschiedener Interessensgruppen zum praktischen Denkmalschutz in Kaliningrad. Es gab Grund zu entrüsteter Zustimmung, als ein Fremdenführer auf einer Dienstbesprechung 1968 dazu aufrief, man müsse »sich engagierter gegenüber der Erhaltung von Geschichtsdenkmälern erweisen, Inschriften erneuern«, die »sich jetzt in einem furchtbaren Zustand, in Schmutz, Müll, Zigarettenkippen« befänden; schlimmer aber noch sei: »Am Kant-Grab stürzt die Decke ein«,171 wie der Fremdenführer das Stilmittel der climax einsetzte. Auch Mediävist Lichačëv hatte in seinem Schreiben an die Moskauer Zentrale der VOOPIK das Kant-Grab in das Zentrum seines Ringens für einen anderen Umgang mit deutschen Denkmälern im Gebiet gestellt, dessen Zustand in exemplarischer Weise »große Beunruhigung« hervorrufe.172 Kant als moralische Instanz war mit seinem Grabmal auch zur Instanz eines Umgangs mit dem deutschen Erbe der Region geworden. Verlief dieser Diskurs um Kant, Königsberg und Kaliningrad hauptsächlich gebietsintern, herrschte nach außen hin (vor allem in Richtung Zentrum) die Trennung zwischen Persönlichkeit Kants und dessen Kontext vor. Dieser reservierte Umgang mit Kant visualisierte sich besonders deutlich in zeitgenössischen Fotografien des Grabmales. Wenn das Kant-Grab überhaupt einen Platz in der Ikonografie Kaliningrads zugewiesen bekam,173 traten die Fotografen so nah an die Grabstätte heran, dass der Dom, der das alte Königsberg verkörperte, nicht zu sehen war.174 Die Verdrängung der auch in der Großen Sowjetenzyklopädie von 1936 erwähnten Tatsache, Kant habe Königsberg sein ganzes Leben nicht verlassen, fand ihr fotografisches Pendant in der Ausblendung des Domes.175 Mit dem propagierten Nachweis des »Erbe«-Charakters des Marxismus-Leninismus ab Ende der sechziger Jahre rückte die Losung der »Einverleibung des Erbes« in den Vordergrund ideologisch-philosophischer Interpretationen seitens des Zentrums.176 Auch mit diesem Schlagwort versuchte sich Moskau in intellektueller Koexistenz und Demonstration von philosophischer Weltweite177 – Kant bot hier einen interessanten Anknüpfungspunkt.178 So es in der Sowjetunion überhaupt einer Rechtfertigung bedurft hätte, die Philosophie Kants als eine »eigene Klassik« auszugeben, dann wurde dies nach Vladimir Papernyj die Inkorporation von Kants Geburtsort Königsberg in die Sowjetunion 1945179 – und damit der vorläufige Höhepunkt einer Kant-Kanonisierung für Kaliningrad, die nun auch das Zentrum befürwortete. Kant galt nun schlicht als Philosoph 166 Kaliningrad sein

von Weltrang und als Weltbürger, der zufällig in Kaliningrad seine letzte Ruhestätte gefunden hatte – eine Linie, auf die sich das offizielle Kaliningrad auch intern zunehmend zurückzog und die Kant von seiner deutschen Abstammung abstrahierte. Mit dem vom Zentrum offiziell sanktionierten Kant-Gedenken war der Bestand dieses Teils deutschen Erbes vorläufig gesichert, und es ermöglichte auch eine individuelle Auslegung dieses Teils Kaliningrads – auch wenn Kant darin nicht explizit als Königsberger in Erscheinung trat. Denis Kozlov hat unlängst für die Sowjetunion des Tauwetters auf das Problem für die Bevölkerung hingewiesen, »gangbare Wege einer Versöhnung zwischen neu entdeckten historischen Idealen und dem Alltag der Gegenwart« zu finden:180 Kant machte dies in Kaliningrad möglich. Und so passte es in das große Bild dieser Annäherung, wenn nun erscheinende Veröffentlichungen das Kant-Grab mitsamt dem Dom als Ensemble und damit dem architektonischen und geschichtlichen Kontext abbildeten181 – »der tote Philosoph, der gegen den Wahn nichts ausrichten konnte,« rettete auch auf diese Weise die Domruine.182 Schiller in Form seines von Friedrich Gaul 1910 geschaffenen Denkmals auf dem Theaterplatz183 rückte hingegen kaum in das Gesichtsfeld des Zentrums. Der Dichter war identitätspolitisch leichter zu handhaben als Kant und als rebellischer Vertreter des »Sturm und Drang« gegen eine alte Ordnung durchaus tragbar. Schiller war nie in Königsberg gewesen, so dass sein Denkmal nur eine Referenz an Person und Werk, nicht aber an dessen Wirkungsraum war. Die Große Sowjetenzyklopädie von 1953 feierte Schiller als »Sänger der Freiheit und der Menschenliebe«, dessen »Werk nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in allen Ländern der Erde als unsterblich anerkannt« sei.184 Anlässlich des 150. Todestags des Dichters erschien auch in Kaliningrad jener Schiller-Artikel, der zentral in Moskau für verschiedene Tageszeitungen verfasst worden war;185 Kaliningrader Gedenkveranstaltungen gipfelten in Kranzniederlegungen der Gebietskulturverwaltung am Fuße des Denkmals und in Reden zum Werk Schillers.186 Diese Resonanz schien Schiller im Rahmen einer allgemeinen Dichterverehrung, als eine Art »Kollege Puškins« entgegenzuschlagen: Immer wieder wurde das Denkmal des Dichters in unterschiedlichsten Zusammenhängen abgebildet und erhielt einen dazugehörigen Mythos. Die Kaliningradskaja Pravda löste den Unterschied zwischen Denkmal und dargestellter Person auf, als sie unter der Überschrift »Das Denkmal« über die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag Schillers 1959 berichtete und von der Rettung des Denkmals 1945 schrieb: »[…D]amit nicht irgendjemand im Schlachtenstaub Schiller mit jemandem der faschistischen Würdenträgern [vel’možej] verwechselte, nahm ein Soldat Kreide und schrieb in russischen Buchstaben auf den Sockel: ›Schiller – Denkmal der Weltkultur‹!«187 Dieser Akt war damit nicht einfach die Rettung des Denkmals, sondern die Rettung des Denkmals für Kaliningrad. Einen dennoch erfolgten Einschuss nahm die Bevölkerung mit Humor: »Wer in Kaliningrad nicht trinkt, ist Schiller – bei ihm fließt alles aus dem Hals.«188 Wie sehr die Figur Schillers zum Bestandteil von Kaliningrads Ikonografie geworden war, zeigte eine Karikatur in der Kaliningradskaja Pravda von 1957, Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad

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Abb. 22: 1957 verließ Schiller in der Kaliningradskaja Pravda sein Postament, um an einem Kaliningrader Festival teilzunehmen.

auf der junge Komsomolzen Schiller von seinem Sockel holen und ihn untergehakt zu einem Festival mitnehmen; am leeren Sockel stand jetzt: »Zum Festival gegangen«.189 Dass Kaliningrad der bessere Ort für das Denkmal eines weltberühmten Dichters sei und dieser angemessener als in Königsberg geehrt werde, war zwischen den Zeilen eines Rekurses auf die deutsche Herkunft des Denkmals 1959 zu lesen: Auf dem Sockel stünde inzwischen »etwas höher als die deutsche Inschrift auf russisch ›Schiller‹«, und das »aber bereits in goldenen Buchstaben.«190 Und auch vor technischen Schwierigkeiten machte das Schillersche Element der Kaliningrader Ikonografie nicht halt: Um den Dichter in die erste Publikation über das Gebiet zu hieven, war das Schiller-Denkmal (wenn auch ungeschickt) in eine Abbildung des Theaterplatzes montiert worden.191 Ein zeitgenössisches Gedicht verklärte Schiller mit Denkmal schließlich zu einer zentralen Konstituente Kaliningrads: »Hier ist die Hauptstadt des Gebietes der Fischer, […] wo Schiller aus Bronze aufragt, bekunde ich allen Freunden ein Wiedersehen!«192

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Gelebte Gegenwart – Kaliningrad als sowjetische Peripherie Das Gefühl, auf Vorposten zu stehen, ist eine Quelle der Kraft. Walther Franz, Geschichte der Stadt Königsberg (1934)1

Als im Juli 1950 der Arbeiter des Kaliningrader Kreissovchoz Nr. 2, Vasilij Koršunov seinen Namen unter den so genannten »Stockholmer Appell« gegen atomare Aufrüstung setzte, beließ er es nicht bei seiner bloßen Unterschrift, sondern schrieb: »Der geliebte Stalin ist mit uns. Das bedeutet Frieden für uns, für freie Menschen, dauerhaft und unzerstörbar. Hierher sind wir von Stalin geschickt worden und wir versichern ihm, indem wir diesen Aufruf unterzeichnen, dass unser neues Gebiet Kaliningrad wie eine uneinnehmbare Festung im äußersten Westen Wache für den Frieden und die Sicherheit unserer sowjetischen Heimat hält.«2 In seiner Erklärung hatte der sovchoznik alle Kernelemente des offiziellen Kaliningrader Selbstverständnisses der unmittelbaren Nachkriegszeit untergebracht: ein Sendungsbewusstsein im Namen Stalins und eine Vorstellung vom Gebiet als Festung und Wachtposten, gepaart mit der geografischen Lage am westlichsten Rand der Sowjetunion. Das Gebietsparteikomitee hatte die Kunde von solchen Äußerungen nach Moskau weitergeleitet, um das Zentrum vom Erfolg der bisherigen Bemühungen um eine Eingliederung des Gebietes in die Sowjetunion zu überzeugen – inklusive einer Einwurzelung dieser Vorstellungen im Bewusstsein der Gebietsbevölkerung. Idealtypisch konnte es von Empörung über das so genannte »Ärzte-Komplott« gegen Iosif Stalin 1953 berichten3 – »tief erschüttert durch die feindlichen Tätigkeiten dieser infamen Hunde, die mit ihren dreckigen Pfoten einen Anschlag auf das Leben unser treuen Führer von Partei und Regierung verübten, auf jene, die mir teuer sind, meinen Söhnen und allen Sowjetmenschen« und dass Kaliningrader Bürger »für diese infamen Hunde die schwerste aller Strafen – die des Erschießens« gefordert hatten.4 Ob »durchschaute Bande von Spionen von Mördern, die sich für Dollars an die angloamerikanischen Kriegshetzer verkauft haben« oder »in der Maske von ärztlichen Professoren« – die Gebietsbevölkerung wusste, was von ihr erwartet wurde und sprach spätstalinistisches Bolshevik.5 Die Eingliederung der Region in die Sowjetunion war Ergebnis des Zweiten Weltkriegs. Auch dieser Prozess fiel in die Zeit der ždanovščina, die Hochkultur und Gesellschaft in der UdSSR auf bestimmte Linien und Elemente verpflichten und auf zentrumsnahe Positionen festlegen sollte. Kaliningrads Aufgabe sollte Kaliningrad als sowjetische Peripherie

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fortan darin bestehen, einen Bestandteil der Sowjetunion zu bilden, als Teil dieses Unionskollektivs zu wirken und als solcher auch in Erscheinung zu treten. Noch herrschte in Kaliningrad die Vorstellung von einer feindlichen Vergangenheit der Region, der kein Blick zurück zu gelten habe und der nur durch Aufbauleistung und Flucht in eine strahlende Zukunft zu entgehen sei. Unter diesen Bedingungen konnte Kaliningrad nur in geringem Maße eine eigene Spezifik entwickeln, die es einzigartig unter den Regionen der Sowjetunion machte. Wenn es von nun an eine herausragende, eigene Position einnehmen sollte, war das nur innerhalb eines sowjetischen Bezugsrahmens möglich: als neues Mitglied der Sowjetfamilie, das sich der neuen Zugehörigkeit erst als würdig erweisen musste, daher unter Profilierungszwang stand und dessen Position nur als primus inter pares möglich war – Kaliningrad war zum sozialistischen Musterland bestimmt, zu einem »Beispiel für das gesamte demokratische Europa.«6 Zwar ließ die Propaganda Kaliningrad wenig Raum für regionale Spezifika, doch lieferte sie zugleich auch das Vokabular, mit dem sich halbwegs ein eigener Zug des Lebens in der Region zur inneren Mobilisierung der Gebietsbevölkerung formulieren ließ. Nur eine zentrumsorientierte Linie konnte die ausgewogene Versorgung mit Anknüpfungspunkten gegenüber Kaliningradern unterschiedlichster Herkunft gewährleisten – indem sie auf niemanden speziell einging, dadurch aber auch niemanden ausschloss. Vor allem der Rekurs auf die reine Lehre der ždanovščina bis in die fünfzgier Jahre hinein entsprang damit der Notwendigkeit, zumindest den kleinsten gemeinsamen Nenner an Identifikation mit dem neuen Gebiet unter der Gebietsbevölkerung zu schaffen, die aus verschiedenen Regionen der Sowjetunion stammte. Sie bot eine Grundversorgung an Identifikation und erwies sich gerade unter Kaliningrader Bedingungen als Identitätsbeschaffungsmaßnahme. Gleichzeitig stellte Kaliningrad, das offiziell keine Vorkriegsgeschichte besaß, unter den ideologischen Ausgangsbedingungen der Nachkriegszeit die ideale Matrix für eine sowjetische Standardkultur in Reinstform dar. Trümmer und Asche sollten ein ideales Fundament für eine sozialistische Stadt und das Leben darin bilden, die die Irrwege und Fehler der Vergangenheit abgestreift hatten und sich idealtypisch realisieren ließen. Füllte die Identitätspolitik der Kaliningrader Gebietsführung das historische Vakuum jenseits des Horizonts von 1945 mit nur vereinzelten Rückgriffen auf die russische Geschichte vorsowjetischer Zeit und noch selteneren Einsprengseln deutscher Geschichte, galt es die Kaliningrader Gegenwart mit sowjetischem Sinn aufzuladen. Dabei wurde der Ausnahmestellung Kaliningrads als neuer oblast’ mit dessen siebenhundertjähriger fremder Vergangenheit mittels eines Standardprogramms begegnet, dass sich auf jede Region der Sowjetunion hätte beziehen lassen. Dezidiert sollte die Gegenwart in einem gesamtsowjetischen Kontext verankert sein – nicht zuletzt, um Befürchtungen der Neusiedler über eine Rückkehr des Gebietes an Deutschland zu zerstreuen. Die dringende Notwendigkeit für die Gebietsbewohner, ihren Alltag zu meistern und erträgliche Lebensbedingungen für sich zu schaffen, wurde offiziell mit Pathos und als altruistisch zum Wohle der gesamten Sowjetunion kodiert. Der Alltag in Kalinin170 Kaliningrad sein

grad erforderte einen Rekurs auf den Aufbau des Gebiets und eine Fokussierung auf seine Funktion als Teil der Sowjetunion. Innerhalb des ersten Nachkriegsjahrzehnts fanden die Zerstörungen des Krieges eine Antwort nicht nur im Aufbaupathos der Propaganda, sondern vor allem in der Schaffung eines idealisierten Gebietsbewohners, des Kaliningraders. Seine Erziehung verlief über den Umweg der zentrumsgearteten Propaganda mit einem Wertekanon jenseits regionaler Spezifika. Hinzu kam – auch dies typisch für die ždanovščina – ein nationales, russisches Moment, indem Kaliningrad dezidiert der russischen Teilrepublik der UdSSR zugeschlagen worden war und mit dem Rückgriff auf »urslawischen Boden« lange als »russische Erde« erzählt wurde. Derlei Rhetorik war die Umsetzung territorialer Ausdehnung der Sowjetunion mit anderen Mitteln. Kaliningrad war die dritte Dimension des Spätstalinismus. In den fünfziger Jahren wichen die utopischen Vorstellungen für Kaliningrad zunächst einer gemäßigteren Lesart von Gegenwart und Zukunft des Gebietes. Nun stand kein überaus ideologisiertes Bild von Gebiet und Stadt mehr im Vordergrund; vielmehr überwogen jetzt moderat gewandte Vorstellungen im Geiste einer »Technik als Kultur der Zukunft« (Klaus Gestwa), die auch für Kaliningrad positive Veränderungen in Form konkreten Wiederaufbaus bringen mochten. Eine Radikalisierung erhielten diese Vorstellungen erst wieder im Rahmen der programmatischen Erklärung des Aufbaus des Kommunismus in der UdSSR zu Beginn der sechziger Jahre. Gleichzeitig wurde nun die Angst vor einer Revision der europäischen Grenzen und damit eine unsichere Zukunft des Gebietes offensiv propagiert: Mit dieser Kaliningrader Spielart des Kalten Krieges fand auch die Vorstellung vom »sowjetischen Vorposten an der Ostsee«, wie sie unter Stalin prominent geworden war, wieder verstärkt Widerhall. Ideologischer und politischer rollback der Sowjetunion der sechziger Jahre verschonten Kaliningrad in keinerlei Weise. Das Tauwetter war kurz.

Kaliningrad als sowjetische Peripherie

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Stalin als Standard – Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der unmittelbaren Nachkriegszeit

Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der Nachkriegszeit

Der Direktor des Kaliningrader Gebietshauses für Volksschaffen stand auf der sicheren Seite, als er Anfang Februar 1947 an seine Kollegen auf Kreisebene die ersten Empfehlungen für das zukünftige Repertoire von Laienkunstkollektiven sandte: Eine dem Zentrum, der Kultura Dva näher stehende Zusammenstellung von Gedichten als »Russland« von Chamid Alimdžan, »Lied über Stalin« von P. Arskij, »Der russische Mensch« von S. Vasil’ev, »Unser Moskau« von V. Gusev und »Das großartige Gesetz Stalins« von Džambul unter den zehn ersten Positionen ließ sich kaum denken.1 Bedient wurde das russozentrische Themenfeld zudem mit »Mein Land« von A. Prišelec, »Russischer Tanz« und »Heimat« von A. Surkov; Sowjetpatriotismus fand seinen Widerhall bei »Das Wort Genosse Stalins« von Michail Isakovskij, »Ein Wort über das Vaterland« und »Mit uns ist Lenin« von Jakub Kolas.2 Russische Klassiker mit Aleksandr Puškin klar im Vorteil ergänzten neben dem Sozrealismus Nikolaj Ostrovskijs und Aleksandr Fadeevs das Spektrum von Direktor Celoval’nikovs Empfehlungen.3 Für Chöre hatte Celoval’nikov neben drei Liedern mit dem Titel »Lied über Stalin« vor allem »Russischer Geist« und die Sowjethymne als fünf von insgesamt 36 Werken vorgesehen.4 Allerdings war Celoval’nikov in seinem Bestreben, dem Zentrum mit möglichst zahlreichen solcher Aufstellungen entgegenzukommen, über das Ziel hinausgeschossen. Das Komitee für Angelegenheiten der Kunst beim Ministerrat der RSFSR kritisierte, die Zusammenstellung einer so großen Zahl von Empfehlungen könne »sich als unzweckmäßig erweisen«; es sei »unumgänglich, die von der Abteilung für künstlerisches Laienschaffen des Komitees für Angelegenheiten der Kunst beim Ministerrat der UdSSR, des Krupskaja-Allunionshauses für Volksschaffen und von uns empfohlenen Listen zu benutzen«.5 Hatte Celoval’nikov also eifrig versucht, eine Zentrumslinie als Teil Kaliningrader Identitätspolitik für die Gebietsbevölkerung zu propagieren, reagierte das Zentrum auf diesen Einsatz nun eher ratlos und pfiff ihn auf Standardmaß zurück. »Insgesamt«, so das Komitee aber zuversichtlich, »verdient der Arbeitsplan für 1947 des Kaliningrader Hauses für Volksschaffen unbestreitbar eine positive Bewertung.«6 Wenn auch mit Einschränkungen, so begrüßte das Zentrum derartige Bemühungen Kaliningrads, Moskau entgegenzuarbeiten. Das Zentrum an der Peripherie zu propagieren, kam beiden Seiten entgegen: Zum Einen war das Zentrum auf die Weise auch in Kaliningrad präsent, zum Zweiten konnte sich die Peripherie mit dem Rekurs auf Moskau zumindest vorläufig eine Atempause bei der Konstruktion Kaliningrader Identitäten verschaffen. Der auch in Kaliningrad erklärte »Kampf gegen fingierte Gleichgültigkeit in politischen Angelegenheiten, gegen Kriecherei vor bürgerlicher verrotteter Kultur und Abgeschmackt172 Kaliningrad sein

heit« entsprach vollkommen der Zentrumslinie der ždanovščina und konnte kaum einen passenderen Ort als das ehemalige Königsberg finden.7 Moskau ließ sich auch in Kaliningrad gerne feiern, wenn es seitenlange Empfehlungen zu Liedern und Literatur über die Hauptstadt anlässlich des 800. Stadtjubiläums versandte.8 Und nicht umsonst schmückte der Spasskij-Turm des Moskauer Kreml’ den Saal für die Versammlungen ausgerechnet der »jungen Heimatforscher« Kaliningrads.9 So war der Blick Kaliningrads nach Moskau für lange Zeit gen Osten und damit in Richtung der ursprünglichen Heimat der neuen Gebietsbewohner gerichtet. Wer sich am weitesten im Westen befand, für den gab es nur noch Osten. Kaliningrad lag am Westpol. Vorstellungen vom Vorposten Den Rekurs auf das Zentrum implizierten die spätstalinistischen Vorstellungen Kaliningrads als ein Vorposten der UdSSR und dessen einzigartiger Lage am äußersten westlichen Rand des Landes. Diese Zuschreibungen erhielten nur Sinn, wenn sie im Zusammenhang sowjetischer Zugehörigkeit kommuniziert wurden – sonst verloren sie ihre willkommene Suggestivität. Zum Gelöbnis vorbildlicher Arbeit für Kaliningrad gehörte nicht nur die Versicherung von Fleiß, sondern ebenso die räumliche Verortung zukünftiger Aufbauleistung in einem Unionskontext: »Wir, die ersten Sowjetbürger der Stadt Kaliningrad am westlichsten Vorposten der UdSSR werden mit beharrlicher Arbeit die Verteidigung der Sowjetunion stärken«,10 gelobten Arbeiter der regionalen Papier- und Zelluloseindustrie 1946. Arbeit hieß hier die »Stärkung der Verteidigungsfähigkeit unseres Gebietes als Vorposten an den westlichen Grenzen unserer Heimat«,11 »ein neues blühendes Gebiet der Sowjetunion mit hoch entwickelter sozialistischer Industrie, sozialistischer Landwirtschaft und sowjetischer sozialistischer Kultur aufzubauen – einen mächtigen Vorposten an den westlichen Grenzen unseres Landes.«12 Egal, ob »Vorposten von Frieden und Sicherheit«13 oder »mächtige Festung«14 – »wir leben im äußersten Westen, aber bauen gemeinsam mit Moskauern, Sibiriern, Sachalinern das allergroßartigste Gebäude des Kommunismus«, verkündete die Kaliningradskaja Pravda 1951.15 Kaliningrad als »westlichste Stadt des Sowjetlandes«16 wurde immer nur als ein Teil des Ganzen begriffen. Die Menschen aus Kaliningrad und die aus Vladivostok grüßen [den Jahrestag der Oktoberrevolution] mit derselben Freude,« schrieb Ogonëk 1947.17 Die Hymne auf den Hügel mit dem westlichsten Grenzpfahl der Sowjetunion an der Kaliningrader Küste 1948 musste schon aus dialektischen Gründen den Hinweis auf die Weite des Landes enthalten, innerhalb dessen Kaliningrad sich als »am weitesten im Westen« konfigurieren ließ: »Und jeden, der hier herauf steigt, ergreift das unbeschreibliche Gefühl von Stolz auf die Größe der Heimat, auf die Endlosigkeit ihres Raumes – von den weit entfernten Kurilen bis zu diesem Hügel.«18 Dass als Hinweis auf die territorialen Zugewinne der Sowjetunion in Ost und West »das großartige und unbesiegbare Banner Lenins und Stalins stolz von den Kurilen bis Kaliningrad, von Petsamo Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der Nachkriegszeit

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bis zur Karpato-Ukraine weht«19 war auch eine regionale Form der »Propagierung der neuen geopolitischen Rolle der Sowjetunion in der Welt«.20 Die neue Landkarte war die Frucht des Sieges21 – die in Kaliningrad allerdings bitter schmeckte. Gebiet von Generalissimus’ Gnaden So abstrakt wie die Vorstellung von der riesigen Heimat, vom sowjetischen »Sechstel der Erde« mit Kaliningrad als Neuzugang war, so sehr versuchte die Führung in Kaliningrad zu dieser Zeit, eine besondere Beziehung zum Staatschef zu kommunizieren. Der Kostenvoranschlag für das Gebietssportfest im Juli 1947 bewegte sich mit einem »Portrait Stalins, Größe 5 × 6 m auf Leinwand, Kosten: 8.000 Rubel« innerhalb des Standardrahmens für Requisiten sowjetischer Festkultur;22 auch die Hochrufe der Delegierten des Ersten Gebietsparteitages auf den Staatschef in Abwesenheit, »Es lebe Genosse Stalin!« und »Dem Genossen Stalin ›Hurra‹!«,23 waren von landesweiter Natur und Ausprägung. Der Personenkult um Iosif Stalin fand in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre seinen absoluten Höhepunkt in der gesamten Sowjetunion und für Kaliningrad ergaben sich aus dieser Konstellation zahlreiche Anknüpfungspunkte. Dabei wurde von der Gebietsführung nicht einfach der Stalinkult in Standardausprägung übernommen, sondern für das Gebiet vielmehr um eine regionale Variante erweitert. Die gesamte Existenz der oblast’ wurde dem »Vater aller Völker« zugeschrieben und verdankt. Regional bedeutete hier: zentraler als alle anderen Regionen im gesamtsowjetischen Wertekanon verharrend. Wirtschaftliche Fragen24 erhielten allerdings erst durch den Besuch einer Regierungskommission unter Vorsitz des Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Aleksej Kosygin,25 den zeitgleichen Selbstmord des kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichefs, Pëtr Ivanov,26 und die Ernennung Vladimir Ščerbakovs zu dessen Nachfolger im Juni 194727 die notwendige Aufmerksamkeit.28 Die Propaganda formulierte feinsinnig, Stalin habe »speziell begonnen, sich dafür zu interessieren, wie die Kaliningrader auf neuem Boden sich eingerichtet haben und leben«.29 Die Bevölkerung blieb indes skeptisch: »Kosygin hat sich selbst überzeugt, dass Kaliningrad Hilfe braucht, aber offensichtlich fürchtet er sich, diese zu leisten, weil mit der Zeit Kaliningrad wieder an die Deutschen fällt«, zitierte ein Bericht an das Moskauer Zentralkomitee einen Arbeiter der Kaliningrader Druckerei.30 Mit seiner Ernennung ad hoc zum Gebietsparteichef mochte bei Ščerbakov auch eine gewisse verpflichtende Dankbarkeit gegenüber dem Zentrum einhergegangen sein, denn unter ihm wurde nun die Propagierung eines »Stalin-Plans« initiiert und damit dem Zentrum explizit die entscheidende Rolle beim Wiederaufbau des Gebietes zugewiesen. Von nun an wurde eine Kohärenz der Moskauer Beschlüsse zu Kaliningrad kommuniziert und als opus magnum des Staatschefs für die sowjetische Nachkriegszeit erzählt,31 als »Zeichen großen Vertrauens der Heimat, der Partei, des Genossen Stalin, als Ausdruck väterlicher Umsorgung 174 Kaliningrad sein

Abb. 23: Anlässlich des 1. Mai zieht eine Parade samt Stalin-Portrait und dem Umzugswagen »Stalins Fünfjahresplan« über den Platz des Sieges, Kaliningrad 1947.

seitens des Genossen Stalin für das Erblühen neuer sowjetischer Erde«32 – und zwar »persönlich«.33 Dies sei »Ausdruck der Weisheit unseres Führers und Lehrers, des großen STALIN [, …] Initiator aller Entscheidungen von Partei und Regierung über das Gebiet Kaliningrad.«34 Es sei »in Moskau und in Leningrad über Kaliningrad nachgedacht« worden, vor allem aber vom »allergrößten Architekten unserer Zeit – Genosse Stalin. Die Kaliningrader spürten mit jedem Schritt seine väterliche Sorge [und] Aufmerksamkeit. Er wärmte uns ununterbrochen mit der Wärme seines Stalinschen Herzens.«35 Genau dies habe »den Kaliningradern neue Kräfte verliehen und sie zu selbstloser Arbeit beseelt.«36 Nach drei Monaten im Amt konnte Ščerbakov dem Zentralkomitee mitteilen, die »Arbeiter, ingenieurtechnischen Mitarbeiter, Angestellten, Kolchozbauern und -bäuerinnen, Arbeiter von Maschinen- und Traktorenparks und Landwirtschaftsspezialisten«37 des Gebietes seien der Überzeugung, die im Zuge des Kommissionsbesuches 1947 getroffenen Entscheidungen seien »ein neuer glänzender Beweis für die Aufmerksamkeit und die Sorge von Partei und Regierung, Ihrer persönlichen Sorge, lieber Genosse Stalin, um die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des jungen sowjetischen Gebietes, ein Beweis väterlicher Sorge um unsere unverzichtbaren Bedürfnisse. Es gibt keine Worte, um all die Tiefe unserer reinherzigen Ergebenheit und grenzenloser Dankbarkeit Ihnen, unserem Führer, Vater und Lehrer, auszudrücken.«38 Angesichts dieses Engagements würde das Gebiet nicht zurückstehen wollen und »vor Ihnen, Genosse Stalin, schwören, die kämpferische Aufgabe von Partei und Regierung zu erfüllen, den Stalin-Plan des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aufbaus des neuen Gebiets mit Leben zu erfüllen«.39 Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der Nachkriegszeit

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Diese Verpflichtung eines ganzen Landstriches durch die regionale Parteiführung ließ sich von nun an stets mobilisieren, um die Erinnerung an die persönliche Beziehung zwischen Gebiet und Generalissimus wach zu halten und zu mahnen, »den Schwur, die Aufgabe von Partei und Regierung, das Stalin-Programm […] in die Tat umzusetzen, einzuhalten.«40 Diese Verpflichtung wurde dadurch doppelt konstruiert, dass es nicht genügen sollte, Produktionsraten zu steigern, sondern vor allem den Staatschef zufrieden zu stellen: »Wir werden so für das Wohl unserer geliebten Heimat arbeiten, auf dass der große Führer und Lehrer, der liebe Stalin sage, dass Kaliningrader ehrenvoll ihr Wort erfüllen können!«41 Als warte der Staatschef auf Nachrichten allein aus Kaliningrad, konnte der regionale Bloknot agitatora 1949 erneut einen Brief nach Moskau veröffentlichen: Die Gebietsführung sei »erfreut Ihnen, lieber Genosse Stalin, mitzuteilen, dass die Kolchoze und Sovchoze fristgerecht den staatlichen Plan zur Getreideernte erfüllt haben.«42 Im September 1950 schließlich hatte das Politbüro Gelegenheit, einen Brief von Arbeitern der Kaliningrader Fischindustrie zu diskutieren.43 Es war diese Verknüpfung von staatlicher Fürsorge und Gebietsexistenz, die den neuen Gebietsbewohnern ein spezifisch regionales Bewusstsein vermitteln sollte – in einer Region zu leben, die genauso wie die übrige Sowjetunion sei. Doch ob »Stalin-Programm« oder »Stalin-Plan« – keine Kommunikation eines Konzeptes des Staatschefs persönlich konnte vollends darüber hinwegtäuschen, wie sehr das Gebiet in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit seinen Problemen allein gelassen wurde. Die Gebietsführung mochte dem Zentrum mit Entwürfen von Kaliningrader Eigenbildern zuarbeiten, doch kam ihr niemand entgegen. Das »Stalin-Programm des wirtschaftlichen und kulturellen Aufbaus des Gebietes Kaliningrad« war lediglich imaginiert und eine mutige Form von Selbsttäuschung – es war nichts anderes als das sprichwörtliche Pfeifen im Walde. Nicht umsonst gewann jener Vierzeiler einen Kaliningrader Gedichtwettbewerb 1950, der es »als großen Traum« begriff, »das Leben wundervoll zu gestalten,/ in unser junges Gebiet/ Stalin zu Gast zu rufen« – und damit des Staatschefs tatsächliche Sorge um das Gebiet zu beweisen.44 Wunschdenken hatte Konjunktur in Kaliningrad. Stalin sollte niemals nach Kaliningrad kommen. Die Fiktion der Peripherie eines Kreml’-Konzeptes für Kaliningrad blieb ungebrochen. Nur vereinzelt ließ sich erkennen, wie hausgemacht ein dem Zentrum zugeschriebenes »Stalin-Programm« tatsächlich war: Es traf den Kern dieses Konstruktes, als die Delegierten des Ersten Gebietsparteitags 1947 in ihrem Abschlusskommuniqué formulierten, dass sich »die Entscheidungen des Ministerrates der UdSSR […] für uns als Stalin-Programm des Kampfes für sozialistische Industrie, Landwirtschaft und Kultur dargestellt« hätten.45 Konstatierte die Kaliningradskaja Pravda 1948 noch einen »einheitlichen Plan der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung«, gestand sie doch zu, »das Volk« habe »ihn StalinPlan des Aufbaus des Gebietes Kaliningrad genannt.«46 Der Bloknot agitatora bemerkte zumindest offensiv, die »großen und verantwortungsvollen Aufgaben, die unserem Gebiet gestellt sind, nennen die Kaliningrader mit Stolz Stalin-Pro176 Kaliningrad sein

gramm.«47 Nicht umsonst hatte die Gebietsführung 1948 ihr Schreiben an Stalin zum Stand des Wiederaufbaus im Gebiet nicht nur an den Staatschef selbst, sondern in identischem Wortlaut auch an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, Michail Rodionov gesandt.48 In ihrer Wirkungsmächtigkeit war die Vorstellung persönlicher Sorge seitens Stalins allerdings nicht zu unterschätzen – auch wenn sie vor allem in kontraproduktiver Ausformung zu Tage treten sollte. Die als eng kommunizierte Beziehung zwischen Gebiet und Generalissimus und die starke Personifizierung dieses Verhältnisses implizierte unfreiwillig die Verknüpfung zwischen dem Schicksal des Gebietes und dem persönlichen Wohlergehen Stalins. Die bisherige Auslegung Kaliningrads ließ den Schluss zu, das Gebiet sei »Stalins persönliche Beute«.49 Der Tod Stalins im März 1953 führte auch deswegen zu Panik unter der Gebietsbevölkerung und Neusiedler verließen teilweise das Gebiet aus Angst vor einer Rückgabe an Deutschland.50 Die Führung in Kaliningrad änderte nun die Sprachregelung: Ein Jahr nach Stalins Ableben hatte der Bloknot agitatora das Attribut »Stalin« unter den Tisch fallen lassen und sprach nur noch vom »Plan des wirtschaftlichen und kulturellen Aufbaus des Gebiets«;51 Vasilij Černyšëv, Gebietsparteichef seit 1951, erwähnte in der Eröffnungsrede des Vierten Gebietsparteitags 1954 diesen Terminus mit keiner Silbe mehr.52 Das »Stalin-Programm« war wie Gebietsparteichef Ščerbakov als dessen Urheber aus Kaliningrad abberufen worden.53 Homo sovieticus kaliningradensis Bereits der Plan eines Wiederaufbaus des Gebietes implizierte, dass das Leben im Kaliningrad der Nachkriegszeit noch keineswegs in jenen geordneten Bahnen verlief, die sowohl Bevölkerung als auch Gebietsführung vorschwebten. Bislang hatte es vor allem Absichtserklärungen der Partei zu Verbesserungen gegeben, während der Bevölkerung die größte Arbeit noch bevorstand. Die spätstalinistische Propaganda beließ es nicht beim Konstrukt eines Stalin-Plans, sondern fügte diesem dem Zentrum zugeschriebenen Element eine Figur hinzu, die dem Gebiet selbst entstammen sollte: den Idealtypus des Gebietsbewohners, den Kaliningrader. Mit dieser Identifikationsfigur wurde versucht, angesichts der Lebensumstände im Gebiet aus der Not der Bevölkerung eine Tugend zu machen und ihren schwierigen Alltag produktiv und positiv zu kodieren. Bereits durch den »Schwur vor Stalin« war die Gebietsbevölkerung sich selbst gegenüber als arbeitsam und gewissenhaft imaginiert worden. Dass »Kaliningrader ehrenvoll ihr Wort erfüllen können«, war dem Bloknot agitatora 1949 zufolge bereits eine ersehnte Zuschreibung für die Gebietsbevölkerung.54 Der Kaliningrader jedoch habe erst unter den Nachkriegsbedingungen Kaliningrads entstehen können. Der harte Alltag Kaliningrads habe ihn geschmiedet. Attribute wie der gemeinsame Erfahrungsschatz im Rahmen der Übersiedlung55 oder auch die Herkunft aus unterschiedlichen Regionen der Sowjetunion56 konstituierten den Prototypen von Gebietsbewohner: »Sie schaffen alles, können alles!«57 Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der Nachkriegszeit

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Zum 5. Jahrestag der Gebietsgründung 1951 widmete sich ein Sammelband ausgiebig dieser Spezies und beschrieb die Kaliningrader als »Menschen großen Pflichtbewusstseins, die ihre grenzenlose Ergebenheit gegenüber der bolschewistischen Partei, gegenüber der Heimat eint, [Menschen,] die den riesigen Erfahrungsreichtum des Sowjetlandes verkörpern [und] jede Tat, jeden Schritt ihrerseits mit den Interessen des Staates, des Volkes verbinden.«58 Für jeden einzelnen von ihnen sei kennzeichnend, dass er »ehrlich und selbstlos der Heimat dient, sich ihres Vertrauens durch Arbeit und sein gesamtes Leben würdig erweist.«59 Die Kaliningradskaja Pravda konstatierte anlässlich des Jubiläums: »Besonders Härte, Zähigkeit im Erreichen von Zielen zeichnet jene aus, die auf Ruf des eigenen Herzens kamen, um ein neues junges Gebiet zu bauen, um sich hier dauerhaft niederlassen, um Kaliningrader zu werden […] aus Überzeugung.«60 Es war der Gebietszeitung zufolge nur eine Frage der Rationalität, sich im Gebiet heimisch zu fühlen – was innerhalb von Minuten vor sich gehen konnte: »Bis heute haben wir uns als Moskauer begriffen, jetzt sind wir Kaliningrader. Wir sind nach Hause gekommen […]«, zitierte die Kaliningradskaja Pravda eine Neusiedlerin 1947.61 Doch die Propaganda setzte nicht nur auf die ideologische, sondern auch auf die biologische Erneuerung der Gebietsbevölkerung: Das Bild einer Gruppe glücklich lächelnder junger Menschen in Jackett und Mantel vor dem Hintergrund des Denkmals für die gefallenen 1.200 Gardesoldaten illustrierte solch einen intendierten Paradigmenwechsel – eine neue Generation von Gebietsbewohnern, die den Krieg buchstäblich hinter sich gelassen hatte und frohen Mutes in die Zukunft blickte.62 Sie waren der »Neue Mensch«63 Kaliningrader Typs, der homo sovieticus kaliningradensis.64 Auch dieser Generation sollte der Krieg präsent bleiben, aber den Raum, den sie nun bewohnte, als Heimat statt als Schlachtenort begreifen und sich damit dezidiert von der vorangegangenen Generation absetzen: »Ja, dieser Boden, von dem du flohst, / Ist meiner! Hier bin ich Herr der Felder!« hieß es dazu im Gedicht »Brief an den Vater«.65 Nicht umsonst konstatierte 1947 Gebietsparteichef Ščerbakov »20.000 Eingeborene des Gebietes Kaliningrad«.66 Die Attribute des Kaliningraders erklärten sich vor allem durch eines: Er war Russe. So wie die Zugehörigkeit des Gebietes zur russischen Teilrepublik der UdSSR herausgehoben wurde,67 musste sich die Nationalität seiner Bewohner auf deren Dasein auswirken. Als Russen sollten sie sich in den russischen Regionen der RSFSR national zu Hause fühlen und ihre nationalen Interessen mit sowjetischen Interessen identifizieren.68 Daher sei das bisher Erreichte »mit den Händen bemerkenswerter russischer Menschen aufgebaut worden, die auf den neuen Boden die besten Traditionen des fleißigen russischen Volkes mitgebracht haben – eines Heldenvolkes, eines Siegervolkes: Liebe zur Heimat, patriotischer Stolz auf deren Ruhmestaten, Standhaftigkeit und Mut, Ausdauer beim Erreichen gesteckter Ziele, die Fähigkeit, sich nicht vor Schwierigkeiten zu fürchten, sondern sie mit beharrlicher Arbeit zu überwinden«, so Ščerbakov69 – er selbst war Ukrainer.70 Dass er beim Entwurf des Briefes der Gebietsbewohner an Iosif Stalin 1947 die Errichtung »russischer Städte, russischer Dörfer, russischer Schu178 Kaliningrad sein

len« betont hatte, war in Moskau offenbar auf Wohlgefallen gestoßen und vom Leser dort mit spitzer Feder hervorgehoben worden.71 Es waren »russische Menschen, die aus verschiedenen Gebieten des Landes hierher kamen«, betonte die Kaliningradskaja Pravda 1948;72 hier ließe sich »am russischen Menschen Meisterschaft, Verstand und Wissbegier lernen«, riet die Zeitung kurz darauf.73 Dass in Kaliningrad »alles neu zu bauen« sei, stellte keinerlei Problem dar; denn – so ein Aufruf, vermehrt ins Gebiet zu ziehen – »wir, die russischen Menschen, sind es nicht gewohnt, vor Schwierigkeiten davonzulaufen«.74 Als Russen konnten sich die Kaliningrader auch angesprochen fühlen, wenn die Kaliningradskaja Pravda 1948 von lobenden Worten auf den Straßen Europas berichtete: »›Ein großartiges Beispiel geben uns die Russen‹… Solche Worte hörte ich auf den Straßen Prags und im Waggon der Wiener Metro, in der Ölgewinnung Constanţas und auf den Boulevards Budapests.«75 Es war daher der russische Ofen, der als »erstes und wahres Anzeichen dessen galt, dass sich die Übersiedler auf dem neuen Boden dauerhaft, auf immer, wie echte Herren niederließen.«76 Die Gebietsführung kodierte auf diesem Wege den Alltag in Kaliningrad als Manifestation und Stärkung der Gebietszugehörigkeit zur Sowjetunion – eine Strategie, die auch für die kommenden Jahrzehnte gelten sollte. Auf immer und ewig untrennbar verbunden Wie die teilweise panikartigen Reaktionen der Gebietsbevölkerung auf Stalins Tod zeigten, bestand von Anfang an großer Bedarf an der Zusicherung einer sowjetischen Zukunft Kaliningrads. In der bevorzugten Form einer Selbstvergewisserung konstatierte die Kaliningradskaja Pravda schon 1947, nunmehr sei das Gebiet »dir heimatlich und nah geworden […]«.77 Die Neusiedler seien mit ihrer Ankunft im Gebiet »nach Hause gekommen, aber nicht als Gäste […].«78 Auf monatlichen Arbeitseinsätzen wie in der Kreis- und Grenzstadt Bagrationovsk, den subbotniki, wurden Gebietsbewohner daran erinnert, auch sie seien »hier keine Gäste […]. Diese Stadt ist jetzt für ewige Jahrhunderte unser.«79 Das Gebiet sei »ein untrennbarer Bestandteil des Landes«80 und die Entwicklung der Landwirtschaft ein Zeichen dafür, dass »die Kolchozbauern sich fest und auf ewig auf dem neuen Boden eingerichtet haben«.81 Die Zuschreibungen dauerhafter Verhältnisse im Gebiet fanden in den vierziger Jahren genauso Verwendung82 wie die Veröffentlichung – mehr oder minder aus Eigeninitiative – verfasster Briefe, in denen für den Umzug nach Kaliningrad gedankt und geworben wurde.83 Dass eben jene Briefe im Gebiet selbst erschienen, wo niemand mehr für einen Umzug nach Kaliningrad geworben werden musste, versicherte die Kaliningrader einer lebenswerten und beständigen Umgebung. Auch die Mitteilung 1951, schon bald würden »auf den Leinwänden des Landes die Sowjetmenschen einen Film sehen, der von den Errungenschaften und arbeitsreichen Werktagen der Kaliningrader berichtet«, hatte eher Identifikations- als Informationswert.84 Als offen begriff schließlich der imaginäre Adressat und Leser des 1948 in der Kaliningradskaja Pravda veröffentlichten »Briefes an einen Freund« die rhetoKaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der Nachkriegszeit

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rische Frage, ob der Alltag in Kaliningrad »etwa nicht Beweis dessen ist, das friedliches Leben lange und beständig sich an den hiesigen Orten nieder gelassen hat […]?«85 Dabei hatten sich tatsächlich noch längst nicht alle Briefeschreiber mental in Kaliningrad niedergelassen: Einer von ihnen sprach die Adressaten seines Schreiben mit »Liebe Landsleute« [dorogie zemljaki] an.86 Der stets als friedlich apostrophierte Kaliningrader Alltag ließ die ständig wiederholten Beteuerungen ewiger sowjetischer Gebietszugehörigkeit zu reinen Durchhalteparolen gerinnen. Enthusiasmus war auch in Kaliningrad kein »eingerasteter Automatismus und Dauerphänomen, sondern als momentanes Gefühl [zu] verstehen, das ständiger Reaktualisierung unterworfen war und sich verbrauchen konnte«.87 Nur leicht umschrieben fand sich die Beteuerung einer sowjetischen Zukunft Kaliningrads auch für die Zeit nach Stalins Tod wieder, wenn die Abteilung für Propaganda und Agitation des Gebietsparteikomitees 1958 den »wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau« als »integralen, untrennbaren Teil des gesamten Aufschwungs im Lande« begriff.88 Kaliningrad sei »für Hunderttausende Heimat- und Lieblingsstadt geworden«, wo »gemeinsam mit dem gesamten Sowjetvolk« neuen Parteitagsthesen gelauscht werde.89 Die Versicherung des sowjetischen Parteichefs Nikita Chruščëv von 1956, das Gebiet werde »auf ewig sozialistisch bleiben«,90 war der Höhepunkt offizieller Ermutigungen für Kaliningrad und wurde nicht nur hier aufgegriffen: Eine Einladung an Studierende und Lehrkräfte der Fischereiwirtschaft nach Kaliningrad konnte 1958 genau so wenig ohne dieses Zitat auskommen91 wie die erste Monografie über Kaliningrad 195992 und ein Stadtführer weitere zwei Jahre später93 – stets »auf ewig erinnerten sich die Kaliningrader an die Worte des Ersten Sekretärs«.94 Um den Leser der ersten Kaliningrad-Monografie auch nach vollendeter Lektüre mit Zuversicht erfüllt zu wissen, bildete das Chruščëv-Zitat den allerletzten Satz des gesamten Bandes.95 Aus der Grußadresse von Arbeitern an Zentralkomitee und Ministerrat in Moskau anlässlich des 15. Gründungstages des Gebietes 1961 war erst in der Schlussredaktion Chruščëv als Adressat gestrichen worden – ebenso die Referenz an dessen Ausspruch von 1956, wonach »sich die Kaliningrader mit Dankbarkeit an Ihre Worte erinnern, Nikita Sergeevič, die sie während Ihres Aufenthaltes in unserem Gebiet gesprochen hatten: ›Es leben die Sowjetmenschen, die diese Region urbar gemacht haben, die unser sowjetischer Boden ist und auf ewig bleiben wird.‹«96 Kaliningrad musste sich zwingen, mutig in die Zukunft zu blicken. Eine visuelle Variation fand die Referenz an den Parteichef in mehreren Abbildungen vom Besuch Chruščëvs 1956 auch Jahre nach dessen Visite im Gebiet.97 Dass ein sowjetischer Staatschef eine sowjetische Stadt besuchte, begriff Kaliningrad als Garantie für eine sowjetische Zukunft. Selbst 1966 musste die Verleihung des Lenin-Ordens an das Gebiet noch als Versicherung dessen herhalten, »dass das Gebiet Kaliningrad wie jedes andere beliebige Gebiet ein untrennbarer Bestandteil unseres Landes« und »allen Sowjetmenschen so nah und teuer« sei, wie das Moskauer Politbüromitglied Aleksandr Šelepin auf dem Festakt im Kaliningrader Theater verkündete.98 Vor allem 180 Kaliningrad sein

Abb. 24: Parteichef Nikita Chruščëv 1956 vor dem Kaliningrader Südbahnhof (Fotograf unbekannt).

diese Botschaft sollte »auf immer nicht nur im Gedächtnis derer bleiben, die hier auf der Festveranstaltung anwesend sind, sondern auch aller Kaliningrader, die die Übertragung aus diesem Saale hören und sehen«, betonte Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov angesichts der medialen Aufmerksamkeit programmatisch.99 Zwar lebe die Stadt »ein erwachsenes Leben voller Kraft«, sei »im Feuer des Vaterländischen Krieges geboren und ein untrennbarer Bestandteil des großartigen Sowjetlandes geworden«, aber sie bedurfte dessen beständiger Erwähnung.100 Die Unsicherheit blieb lang.

Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der Nachkriegszeit

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Fortschrittsglaube und Zukunftssehnsucht – Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus Wie die Versuche der Gebietsführung zeigten, eine konkrete Politik Moskaus zum Wohle des Gebietes zu suggerieren, war in Kaliningrad vor allem eines deutlich geworden: Hier stand die Zeit. Zu langsam schritt der Aufbau des Gebietes voran, Progress war nur ein Name für Kolchoze. Gerade nach dem Tode Stalins sollte die stets postulierte Einheitsfront der Kaliningrader bröckeln. Den Beteuerungen der Gebietsführung zum Trotz formierten sich Zweifel an einem idealisierten Kaliningrad, dessen alltägliche Praxis sich deutlich von seiner Idee unterschied. Die Bevölkerung bekundete verstärkt ihren Unmut und wandte sich in Kommentaren auf Wahlzetteln zur Abstimmung über den Obersten Sowjet der UdSSR 1954 auch an den Gebietsparteisekretär persönlich: »Genosse Černysëv, beschleunigen Sie den Ausbau unserer Stadt und des Gebietes. Anweisung der Wähler: die Stadt fertig bauen«, hieß es kurz und knapp in den handschriftlichen Zusätzen.1 Spekulation, unbeaufsichtigte Kinder und unterbesetzte Milizposten am Stadtrand, aber auch mangelhafte Straßenbeleuchtung, fehlende Ausstattung von Kinderspielplätzen und der sehnliche Wunsch nach einer Eisbahn beschäftigten die Bevölkerung und ließen ein gänzlich anderes Bild Kaliningrads hinter dem offiziellen aufscheinen.2 Das Primat des Militärischen, wie es gerade in der Rhetorik vom »Vorposten der Sowjetunion« für die Erzählung Kaliningrads auftrat, war nicht mehr unangefochten und jetzt wurde hinterfragt, »warum […] der Armee gestattet« werde, »auf großen Plätzen Übungen durchzuführen«.3 Andere Gebietsbewohner waren in ihrer Kritik an den Kaliningrader Lebensumständen weniger zurückhaltend und wurden wegen »Propaganda oder Agitation, die zu Sturz, Unterhöhlung oder Schwächung der Sowjetherrschaft oder zu Begehung einzelner gegenrevolutionärer Verbrechen auffordern,«4 strafrechtlich belangt: Dazu zählte den Unterlagen der sowjetischen Staatsanwaltschaft und des Obersten Gerichts der UdSSR zufolge etwa im März 1957 Kritik auf einer Werksversammlung am Niveau der eigenen Lebensbedingungen und der Politik der KPdSU5 oder im Juli 1958 die Aussage, dass »›man in den kapitalistischen Ländern besser lebt, dass sich die Neulandkampagne nicht auszahlt, viele Fabriken sind nicht rentabel, in den Obersten Sowjet der UdSSR müssen intelligente Leute gewählt werden, nicht Arbeiter und Bauern«.6 Anfang der sechziger Jahre verzeichneten Behörden unter anderem »antisowjetische Parolen« eines Gebietseinwohners in den Toiletten des Kreml’ und eines Moskauer Hotels7 oder die Ablehnung der sowjetischen Staatsbürgerschaft durch einen Kaliningrader mit der Begründung, er wolle »nicht in einem Land leben und arbeiten, wo eine Partei – oder genauer gesagt, eine Zusammenrottung, die sich Partei nennt – an der Macht ist, die aus Spießgesellen des Menschengeschlechts besteht«8 – um nur einige Beispiele zu nennen.9 182 Kaliningrad sein

Umso wichtiger war es für die Gebietsführung, die Bevölkerung auch über die Zäsur 1953 hinaus mit konkreten Vorstellungen von ihrer zukünftigen Umgebung zu versorgen und die bislang geleistete Arbeit deutlicher heraus zu stellen. An dieser Stelle erwies sich ein Technikkult als geeignet, »ein verdichtetes Bezugsfeld von symbolischen, metaphorischen und allegorischen Logiken10 für Kaliningrad zu schaffen, die den Spätstalinismus in das Tauwetter hinein überdauerte. Durch die Verknüpfung gesellschaftlicher Entwicklungsstufen mit technischindustriellen Entwicklungen bestand Moskau in seiner Lesart des Marxismus auf das Paradigma, Erfolge in Wissenschaft und Technik garantierten sozialen Fortschritt und die Lösung bestehender gesellschaftlicher Widersprüche.11 Die Technisierung des Fortschrittsgedankens, wie sie bereits in Lenins griffiger Formel »Kommunismus gleich Sowjetmacht plus Elektrifizierung« von 1920 zum Ausdruck kam, fand zahlreiche Anhänger und wurde zum Stoff für Träume von der kommunistischen Utopie.12 Ihren Höhepunkt fand diese (übrigens weltweit zu beobachtende) Technikgläubigkeit dabei eindeutig in den fünfziger Jahren.13 Dabei verlor der durch den Stalinismus geprägte Technikstil auch nach dem Tode Stalins 1953 keineswegs an Wirkungskraft und der Hang zur Gigantomanie erwies sich in bestimmten Aspekten von langer Dauer, so dass auch Kaliningrad eine jener »betonierten Formen« bildete, in denen der Fortschritt zum Fest werden und die kommunistische Mustergesellschaft zuerst Gestalt annehmen sollte.14 In Kaliningrad gingen Zukunftsvision und Alltagsleben von Anfang an eine Symbiose der Zukunftssehnsucht ein. Neben der Kodierung jedweder Alltagshandlung als fester Schritt in Richtung Zukunft waren dies Vorstellungen von Kaliningrad als oblast’ des Idealen. Der Fortschrittsglaube in Kaliningrad war pragmatischer Natur. Das Begriffspaar Vorher/Nachher wurde zum festen Bestandteil mentaler Wasserstandsanzeigen Kaliningrads. In Relation zu einem Trümmerfeld und einer geächteten Vergangenheit ließ sich Fortschritt besonders gut verzeichnen. Die »Beruhigung und Konsolidierung einer von Hypermobilisation und Krieg erschöpften Gesellschaft, nichts anderes als die Verwandlung von Abermillionen entwurzelter Migranten und Immigranten in Sesshafte, in Stadtbewohner, nichts anderes als die Demobilisierung einer Gesellschaft nach Jahrzehnten ekstatischer Turbulenzen und Mobilität«15 – all das stand Kaliningrad bevor. Utopia Kaliningrad: Variante I Schon am Neujahrstag 1948 hatte die Kaliningradskaja Pravda ihre Leser zu einer Traumreise eingeladen: Unter der Überschrift »Reise ins Morgen« ging die imaginäre Reise in ein Gebiet Kaliningrad des bevorstehenden Jahrzehnts, wo vom Zugfenster aus »keine Ruinen zu sehen« seien und es sich im Bahnhof von Černjachovsk gut frühstücken ließ.16 Auf dem Spaziergang durch »unsere morgige Stadt« erblicke das Auge »schöne, mehrstöckige Gebäude«, ein Zentralhotel, ein Pressehaus, die Gebietsbibliothek und das Theater.17 »Überall« sei »die neue Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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sowjetische Stadt« zu sehen.18 Zwar sei all dies »noch ein Traum«, so der Artikel; doch seien auch Magnitogorsk, Vorkuta und Komsomol’sk-na-Amure »ein Traum für uns gewesen«.19 In der Sowjetunion würden Träume wahr und Kaliningrad »wächst vor unseren Augen nicht täglich, sondern stündlich […].«20 Anders beschrieb eine Übersiedlerin den Blick vom Turm der Kirche Zur Heiligen Familie: »Überall lauter Schutt. Es schien damals, dass es hundert Jahre brauchte, um alles wieder aufzubauen.«21 Angesichts solch offizieller Zukunftsvisionen war »alles Erreichte – erst der Anfang«.22 Nicht umsonst fand jetzt eine TASS-Meldung Eingang in die Kaliningradskaja Pravda, die sich ausgiebig »den neuen sowjetischen Städten« widmete.23 Architekt Dmitrij Tjan hatte zuvor verheißen, dass »eine ganze Kohorte von Spezialisten das sowjetische Kaliningrad bauen« werde, das als »Zierde« des neuen Gebietes dienen werde.24 Überhaupt würden im Gebiet Städte nicht wieder errichtet, sondern »neu geboren«; die Neugeborenen seien »Ureinwohner«.25 In Kaliningrad werde nun zur Zukunft »das, wovon die Sowjetmenschen gestern träumten, das, wonach sie heute streben.«26 Der »Blick in die Zukunft« sollte versichern: »Wir sehen deutlich Perspektiven […].«27 »Der Morgen Kaliningrads«, wie ihn eine Kaliningrader Künstlerin mit bewaldeten Alleen, Fahrradfahrern, spielenden Kindern und einem Erfrischungsstand entworfen hatte, sollte möglichst bald heraufziehen.28 Und um den Erwartungen der Gebietsbevölkerung gerecht zu werden, titelte die Kaliningradskaja Pravda 1954 über der Veröffentlichung erster Entwürfe für ein neues Stadtzentrum »Die allernächste Zukunft«29 – die so oft beschworene leuchtende Zukunft sollte lieber heute als morgen beginnen. Veränderung als Wert an sich »Du gehst die grünen Straßen der Stadt entlang und nimmst heute mit Freude war, was es gestern noch nicht gab. Mit jedem Tag verändert sich das Gesicht Kaliningrads, der Anblick des Gebietes, das dir heimatlich, nah geworden ist«, schrieb 1947 die Kaliningradskaja Pravda suggestiv.30 Die Kreisstadt Bagrationovsk habe sich gar innerhalb von drei Monaten so sehr verändert, dass man »die Stadt nicht wieder erkennt. […] Die Arbeit, die Sorge der Einwohner um ihre Stadt hat sie verändert«, trieb es die Zeitung einen Monat später auf die Spitze.31 Mit diesem Appell an die Gebietsbevölkerung, Fortschritte doch anzuerkennen und selbst einen Teil dazu beizutragen, versuchte die Gebietsführung den Blick nach vorne. Der Aufbau des Gebietes schien unaufhaltsam; regelmäßig wurde konstatiert, dass »mit jedem Jahr Städte und Dörfer unseres Gebietes wachsen und schöner werden«,32 »von Jahr zu Jahr das Gebiet sein Aussehen verändert«.33 Sie kodierte das Offensichtliche dezidiert als Fortschritt und benannte es auch so. Veränderung wurde zum Selbstzweck. Gerade mit den wachsenden technischen Möglichkeiten bot sich für die Kaliningradskaja Pravda die Gelegenheit, Veränderung vermehrt zu visualisieren und die Berichterstattung von der mentalen Front Kaliningrads mit zahlreichen 184 Kaliningrad sein

Abbildungen zu untermalen. Als Bilder, die jetzt in der Tagespresse erschienen, waren diese keine »Abbildung der Wirklichkeit«, sondern in ihrer Gesamtheit »eine […] Repräsentation gesellschaftlicher Vorgänge«34 – »sie arbeitet mit punktuellen Erhellungen, vielfachen selektiven Erhebungen und aussagekräftigen Stichproben. Ein netzhautintensives, stark fernsehartiges Erlebnis«:35 Lächelnde Städter vor einer Häuserzeile befanden sich in einem »heimatlichen Kaliningrad«.36 Mit der wiederkehrenden Bildrubrik »Kaliningrad heute« führte die Kaliningradskaja Pravda eine Art Chronik des Wiederaufbaus. Beim Leser stellte sich der Eindruck ein, der Stand der Stadt müsse angesichts der tief greifenden Veränderungen ringsum laufend dokumentiert werden. Winterlich vermummte Passanten vor dem Zentralkaufhaus37 oder auf der ulica Karla Marksa38 und der Blick auf mehr oder minder belebte Straßenzüge39 sollten den Blick freigeben auf die neue Stadt. Wo Leben fehlte, wurde mit Zeichentusche nachgeholfen und notfalls auch ein Kind samt Tretroller in das Bild montiert.40 Was die Realität noch nicht bieten konnte, übernahm ab 1964 das für diese Rubrik verwandte Logo: Block um Block gewachsene Beständigkeit mit Kränen im Hintergrund und dem suggestiven Schriftzug »Kaliningrad heute«.41 Kränen wurde als Symbol für Veränderung offenbar so viel Wirkungsmächtigkeit zugesprochen, dass ein Kran bisweilen ohne Not in ein Gebietspanorama der Kaliningradskaja Pravda hineinmontiert wurde.42 Bis 1970 waren Kräne zum offenbar natürlichen Bestandteil Kaliningrads geworden, wenn ein solcher sich fast typografisch in die Titelzeile des Artikels »Meine Stadt« einfügte und damit nicht nur einen Teil der Grafik, sondern offenbar der Stadt bilden sollte.43 Doch auch wenn vereinzelt Reparaturarbeiten an Straßenbahnschienen44 oder Errichtung von Mehrfamilienhäusern45 zur Illustration des Fortschritts herhielten, waren die Motive für den Wiederaufbau im Gebiet begrenzt: Die Kaliningradskaja Pravda bildete daher immer wieder denselben Straßenzug entlang des Stalingradskij Prospekt ab – allein zwischen 1958 und 1963 elfmal.46 Dass zwei Fotografien sich darunter glichen wie ein Ei dem anderen,47 musste den Fortschrittsgedanken ad absurdum führen. Die Propaganda formulierte zwar 1958, »die Kaliningrader« wüssten, »dass in den bevorstehenden Jahren gemeinsam mit dem ganzen Land der industrielle, wohnungsbauliche und kulturelle Aufbau unserer Stadt sich in großer Geschwindigkeit fortsetzen wird«48 und sie »ihre Stadt lieben, Sorge für die Entwicklungsperspektiven ihrer Industrie, des Transportwesens und der Kommunalwirtschaft tragen und die Umsetzung der großen, auf die Zukunft ausgerichteten Pläne vor allem von den Anstrengungen der Werktätigen selbst abhängen werden.«49 Doch schienen diese wenig überzeugt. Offenbar fühlten sich Gebietsbewohner seit längerem zu wenig im Alltag des Gebiets berücksichtigt. So fand 1956 ein Leserbrief aus Gusev an die Moskauer Pravda sogar den Weg bis ins Zentralkomitee der KPdSU, der mit Blick auf die »Überwindung des Personenkultes und dessen Folgen« und mit Blick auf Kaliningrad anlässlich der Entstalinisierungskampagne den Wunsch unterstrich, »dass die Leiter [und] verantwortlichen Mitarbeiter unserer Einrichtungen [und Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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unserer] Betriebe die Wichtigkeit dieses historischen Dokumentes gut studiert und begriffen haben [und] engere Beziehungen zu den Massen aufbauen.«50 Das Versprechen, Kaliningrad zu einem festen Bestandteil der Sowjetunion, zu einem gewöhnlichen Heimatort zu machen, löste die Sowjetmacht in den Augen Vieler nicht ein: Warum »Moskau und Leningrad Vorrang bei der Versorgung« hätten, war für viele eine Frage von großem Interesse,51 und selbst Kaliningrader Parteimitglieder, die für Auslandsreisen ausgewählt worden waren, machten im sozialistischen Ausland aus ihrer Ablehnung Kaliningrads keinen Hehl, wenn sie 1960, »als sie sich mit dem Leben und Alltag in der DDR bekannt machten«, zwischen Ost-Berlin und Kaliningrad die Parallele zogen, »dass sie uns dort betrogen haben, und hier betrügen sie auch.«52 Die Propaganda holte umso weiter aus, um die Bevölkerung neu für den Aufbau des Gebietes zu motivieren, indem sie »die Teilnahme am Auf- und Ausbau der eigenen Stadt, des eigenen Dorfes, der eigenen Straße und des eigenen Hauses« als »patriotische Pflicht eines jeden Sowjetmenschen« begriff – »denn Patriotismus, Liebe zur Heimat beginnt mit der Liebe zur eigenen Stadt.«53 Dreizehn Jahre nach den allerersten Neusiedlern musste die Kaliningradskaja Pravda immer noch Appelle ausgeben, als habe sich kaum etwas zum Besseren verändert: »Lasst uns Patrioten unserer Stadt sein und keinerlei Mühe und Kräfte scheuen, um sie noch besser und schöner zu machen.«54 »Das haben wir selbst geschafft« wurde zur plakativen Durchhalteparole dieser Zeit,55 denn »wir, alteingesessene Kaliningrader können zu Recht stolz auf die Tat unserer Hände sein – auf eine hervorragende Stadt, auferstanden aus Asche und Ruinen.«56 Fast schien es, als gerännen Veränderungen auch zwanzig Jahre nach Kriegsende zum Selbstzweck, wenn in großen Lettern dieses Wort dem Leser der Kaliningradskaja Pravda noch 1966 entgegensprang.57 Utopia Kaliningrad: Variante II Gleichzeitig erlebten zu Beginn der sechziger Jahre die utopoiden Vorstellungen von Kaliningrads Zukunft eine Renaissance ihrer Blütezeit unter Stalin. Dies musste wenig verwundern, hatte sich doch auch Chruščëv »mit Enthusiasmus« aus den Fortschrittsthesen Andrej Ždanovs von 1947 für ein neues Parteiprogramm bedient.58 Auf dem 21. Parteitag der KPdSU Anfang 1959 in Moskau wurde der beginnende Aufbau des Kommunismus erklärt, auf dem 22. Parteitag im Oktober 1961 schließlich »die Errichtung der kommunistischen Gesellschaft […] als unmittelbare praktische Aufgabe für das Sowjetvolk«.59 Dieses »neue Leben« erforderte auch einen »neuen Typus von Architektur«.60 In dem Maße, in dem die Fortschrittsmeldungen in all ihrer Plakativität am Kaliningrader Alltag zerschellten und die Durchhalteparolen einen weinerlichen Grundton annehmen mussten, trieben jetzt die Schilderungen Kaliningrads Blüten, die die Stadt als zukünftige Inkarnation des Kommunismus darstellten. Der offiziell verordnete Optimismus wurde grenzenlos, der Blick in die Zukunft zum Programm. Hatten Fotografien den Jetzt-Zustand markiert und als offizielle 186 Kaliningrad sein

Chronik der laufenden Ereignisse den Aufbau Kaliningrads dokumentieren wollen, fanden sich nun zunehmend Zeichnungen und Entwürfe der zukünftigen Kaliningrader Silhouette in der Gebietszeitung wieder. Auch wenn sich die Zukunft nicht ablichten ließ, sollte sie wieder zum Greifen nahe sein – so konkret wie möglich. Nun wichen die Planziffern des heutigen und morgigen Kaliningrad von 195861 den Visionen einer Wirklichkeit, die die Bevölkerung stärker ansprachen, als dies etwa Fischfangquoten vermochten. Die erste Monografie über Kaliningrad forderte 1959 die Leser auf, »in die Zukunft [zu] schauen« und umriss die Wunschwelten für das zukünftige Aussehen des Gebietes: ein Haus der Sowjets, breite Magistralen, ein Pregel in steinernem Flussbett, wo »schneeweiße Straßenbahnen, Schnellboote und Ruderboote fahren werden.«62 Planungsskizzen zeigten mehrstöckige Wohnhäuser entlang breiten und mit Bäumen bestandenen Boulevards bis zum Horizont, an dem Zyrruswolken zogen.63 Vollkommen futuristische Entwürfe für das Stadtzentrum mit Hochhäusern und Schnellstraßen folgten schon 1961.64 Der Kaliningrader Chefarchitekt Vladimir Chodakovskij wünschte sich 1962 für Kaliningrad großzügige Wohnhäuser an breiten Freitreppen,65 1963 eine Skyline mit weitläufigen Straßen und Hochhausensembles.66 Auswärtigen Gästen gegenüber wollte sich Kaliningrad als Stadt schlanker Wohnblocks und strenger Linien präsentieren, wie eine entsprechende Rubriksvignette der Kaliningradskaja Pravda nahe legte.67 Utopisch umwölkt gaben sich 1965 Planungsvarianten für die Bebauung des Stadtzentrums,68 den zukünftigen Bahnhofsvorplatz sollten Glas und Beton unter einem kubistisch anmutenden Himmel aus demselben Jahr zieren.69 Einer ganzen Zeitungsseite ließen sich 1967 alle Details eines geplanten Wiederaufbaus der Stadt entnehmen, illustriert durch Abbildungen geradliniger Hochhäuser und Magistralen – bereits der Anblick dieser Entwürfe sollte zu einer neuen Sicht auf die jetzige Stadt verhelfen, wie der Artikel mit seiner Titelzeile »Der neue Anblick Kaliningrads« vorgab.70 Schulen 1968 sollten leicht und transparent im Südteil der Stadt entstehen.71 Und für das »Morgen unserer Stadt« brachte die Kaliningradskaja Pravda Abbildungen neuester Modelle von Großbauten wie des Hauses der Sowjets passend zu Silvester desselben Jahres.72 Nur einmal schienen der Utopie Grenzen gesetzt: Voller Enthusiasmus brachte die Kaliningradskaja Pravda 1964 in großer Aufmachung die Nachricht von einem geplanten Sportkomplex für Kaliningrad, »eines der größten in der Russischen Föderation« nach dem Vorbild der großen Moskauer Stadionanlage lužniki.73 Ein beeindruckender Entwurf des Projektes in invertiertem Schwarzweiß zeigte eine riesige Halle mit Wandmosaik, vor der einzelne Passanten den Pregel entlang flanierten.74 Doch mit diesem Blick in die Zukunft schien eine unsichtbare Grenze überschritten worden zu sein: Die Gebietsparteiführung brandmarkte den Beitrag wenig später als »schweren Fehler« und warf der Zeitung vor, dass »die Mitarbeiter der Redaktion keinerlei Vorstellung vom Charakter der Angelegenheit besessen, die tatsächliche Situation verzerrt und auf diese Weise die Gesellschaft des Gebietes in Verwirrung geführt« hätten.75 Statt eines Neubaus Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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sei die Herrichtung eines alten Flugzeughangars besprochen worden, erklärte die Gebietsführung und versuchte auf diese Weise, konkrete Erwartungen an Kaliningrad und dessen Zukunft zu dämpfen.76 Es war der Alltag in Kaliningrad, aus dem sich hier einmal mehr die Sehnsucht nach Veränderung speiste. Gerade mit Blick auf die utopoiden Vorstellungen für Kaliningrad musste aber vorerst das Wort Andrej Sinjavskijs gelten: »Die Sprache läuft der Wirklichkeit davon.«77 Sagen durften dies wenige. Vorher/Nachher Der visualisierte Vorgriff auf die zukünftige Stadt barg aber auch Probleme: Das vorgestellte Kaliningrad war bislang nirgends in der Stadt zu finden und bedurfte einer Rückbindung an Gegenwart und Alltag der Gebietsbewohner. Daher flankierte nunmehr ein offensiver Vergleich zwischen Vorher und Nachher die ehrgeizigen Pläne für ein zukünftiges Kaliningrad. Dass der Wiederaufbau der Stadt längst begonnen hatte und ein beträchtlicher Teil des Weges in eine bessere Zukunft bereits zurückgelegt worden war, war dezidierte Aussage der Propaganda. Die Rückblende auf einen früheren und unbedingt ehemaligen Zustand der Stadt ermöglichte nun eine Zwischenbilanz auf dem Weg Kaliningrads Richtung Zukunft. Der Blick zurück sollte den Horizont des Kommenden eröffnen. »Leere Fensterhöhlen, ausgeglühte Häuserreste, Berge von Schutt und verbogenem Stahl, ein Geruch von Pulver und Rauch«78 – so malte die Kaliningradskaja Pravda die unmittelbare Nachkriegszeit in düsteren Farben. Kaum ein Leser konnte sich der Suggestionskraft einer solchen Retrospektive entziehen, zumal viele von ihnen die Stadt in diesem Zustand kennen gelernt hatten. Aus einem solchen Szenario sollte der Weg in die Zukunft führen, denn »dort, wo Lücken klafften, blühen Gärten, stehen Plätze im Grün, dort, wo Ruinen standen, wuchsen Häuser, Betriebe, Schulen empor. Sie wachsen auch heute – wir gründen, wir bauen, wir schreiten voran.«79 Die Wahrnehmung bisheriger Aufbauleistung konnte sich nur vor der Folie totaler Zerstörung entfalten. Sei es »vor rund zwei Jahren vor lauter Ruinen und Baulücken noch schwierig gewesen, ein unversehrtes Haus auszumachen«, sei nun »ein ganzes Städtchen an der ulica Žitomirskaja emporgewachsen«, hieß es im Herbst 1960 in der Gebietszeitung.80 Ohne Umschweife hieß es wenig später an gleicher Stelle: »Um wertschätzen zu können, was wir heute besitzen, muss man sich jener Jahre erinnern, die mittlerweile Geschichte geworden sind.«81 Leben in Kaliningrad war relativ. Von den Hinterlassenschaften des Krieges allein seien »bis heute die Erinnerungen an skelettartige Ruinen, an Gerippe zerstörter Häuser erhalten« – »als die Folgen des Kriegs noch frisch waren, die tiefen Wunden der Stadt noch nicht verheilt, noch nicht vernarbt waren«, berichtete eine Mitarbeiterin der Stadtwerke im gleichen Jahr und gab damit zu verstehen, inzwischen sei die Stadt genesen und »unser Kaliningrad wird noch schöner und besser werden.«82 Es sei die Zeit zwischen den vorangegangenen Wahlen zum Obersten Sowjet der RSFSR und den jetzigen Wahlen 1963 gewesen, nachdem »noch Ruinenriesen und mit 188 Kaliningrad sein

Gestrüpp zugewachsene Baulücken zu sehen waren – dort erstrecken sich nun Prospekte und Straßen, dehnen sich Blumenrabatten, Grünanlagen und Plätze,« konstatierte die Kaliningradskaja Pravda zu Beginn des Wahljahres.83 Auch auf dem Dorf schienen die Veränderungen seit Kriegsende spürbar und die Bilanz positiv, wenn ein Zeitungsartikel 1965 zwei Berichte aus den Jahren 1947 und 1965 einander gegenüberstellte: »Das Leben der Menschen hat sich geändert, es ist reicher, interessanter geworden«, hieß es über das Dorf Slavinsk – »ein gewöhnliches Dorf, derer es viele in unserem Gebiet gibt«.84 Der Blick für und in die Zukunft ließ sich gerade zum Jahreswechsel schärfen, wenn unter den besten Wünschen für die Stadt noch einmal das Bild einer »toten Stadt« beschworen wurde, in der »mehr als neunzig Prozent von Industrie-, Wohn- und Verwaltungsgebäuden zu Ruinen geworden« seien.85 Nun aber würden »Gebäude für neue Fabriken und Schulen errichtet, an der Stelle gestriger Ruinen und Lücken wachsen neue Kleinwohnviertel«, entließ die Kaliningradskaja Pravda den Leser ins neue Jahr.86 Dabei bot sich das Stilmittel des Vergleiches bei der Erzählung Kaliningrads vor allem in einer visuellen Variante an: Der direkte Abgleich verschiedener Straßenzüge, aufgenommen im Abstand mehrerer Jahre, schien der ideale Gradmesser des Fortschritts. Das Medium der Fotografie suggerierte eine objektive Betrachtung des Wiederaufbaus, die keinerlei Zweifel an dessen Erfolg aufkommen ließ. Schon die erste Monografie zur Stadt stellte Fotografien von Ruinen und Neubauten an identischem Ort einander offensiv gegenüber.87 Die ulica Narvskaja, in der Kaliningradskaja Pravda 1960 laut Bildunterschrift »vor und nach dem Wiederaufbau [vosstanovlenija]« abgebildet,88 sollte bewusst nicht mehr wiederzuerkennen sein: Zeigte nicht das eine Bild unweigerlich Königsberg, das andere Kaliningrad?89 Vom Baufortschritt am Leninskij Prospekt sei sogar »das Objektiv des Fotoapparates beeindruckt« gewesen, beteuerte der Fotograf 1963.90 1965 gipfelte der Baufortschritt in der Entwicklung des unteren Lenin-Propekts: »Wo sich früher Baukräne zur Schau stellten, leuchten abends Reklamen in Neon«.91 Anlässlich der Verleihung des Lenin-Ordens an das Gebiet 1966 erschien in der populären Moskauer Wochenzeitschrift Ogonëk eine Bildreportage über das Gebiet, die in einer Fotografie beide Epochen Kaliningrads unterbrachte – selbstverständlich waren abgebildete Ruinen laut Bildtext »die letzten Ruinen Kaliningrads«.92 Dutzende von sowjetischem Kriegsfilmen waren in Kaliningrad gedreht worden, das mit seiner Trümmerlandschaft die perfekte Kulisse für Schlachtinszenierungen lieferte93 – durchaus zum Verdruss der Kaliningrader, die ihre Stadt auch als Wohnort begriffen sehen wollten und die Propaganda mit kalkulierter Häme die Suche anreisender Regisseure nach einem passenden Drehort schilderte: »Ja, wo, wo sind die Ruinen? Sie waren doch sonst immer hier!«94 Und als sei in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre die so oft propagierte mitzudenkenden Folie der zerstörten Stadt vom Betrachter verinnerlicht worden, genügte nunmehr nur noch die Abbildung des Ist-Zustands der Stadt: Um das Foto der Grünanlage neben dem Hotel Moskva 1967 in all seinen Dimensionen begreifen zu können, genügte als Bildunterschrift nunmehr die Suggestivität eines Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Abb. 25: Aus Zukunftssehnsucht geboren – »Die letzten Ruinen Kaliningrads« in einer Fotoreportage über Kaliningrad in der Zeitschrift Ogonëk 1966.

Halbsatzes: »Dort, wo die Ruinen standen…«95 In dieser Konstellation entbehrten Ruinen jedweder Funktion eines »ironischen memento mori, das lächerlichen vom Menschen geschaffenen Artefakten die Maske entriss«.96 Ihre Manifestation als »Sieg der Natur über die Geschichte« galt es umzukehren.97 Der fremde Blick Die Impertinenz des Vergleichs als Stilmittel war ein Hinweis auf den Drang der Propaganda, Fortschritt in Kaliningrad anschaulich zu machen. Deren Bestreben, Veränderung zu visualisieren, unterstrich das Bemühen der Propaganda um das Vertrauen der Gebietsbevölkerung in eine sowjetische Zukunft der Region. Dabei schienen selbst diese Beispiele für einen zielgerichteten Aufbau des Gebietes – ob als Wachstum, Utopie oder als Vergleich zwischen einem Vorher und einem Nachher kodiert – nicht wirkungsmächtig genug, um dem geschriebenen Wort den Rang abzulaufen. Zeitgleich mit der verstärkten Abbildung von Baustellen, Straßenzügen und Verkehrsmagistralen Kaliningrads griff die Kaliningradskaja Pravda zum Stilmittel des externen Beobachters. Zu sehr schienen die Kaliningrader innerhalb ihrer Welt gefangen, als dass sie überhaupt noch Fortschritt und Zukunftsträchtigkeit zur Kenntnis nehmen konnten. Dabei war dies lediglich die Konsequenz aus einer Berichterstattung, die alltäglich Erfolge und Fortschritt meldete und in deren kommunizierter Allgegenwärtigkeit ihrer Einzigartigkeit beraubte. 190 Kaliningrad sein

Konfrontiert mit dem Standpunkt eines Außenstehenden oder eines frisch nach Kaliningrad Heimgekehrten sollte sich dem Leser die Erfolgsgeschichte des Aufbaus Kaliningrads erschließen.98 Als »Freund« sprach ein weit gereister Kaliningrader 1960 seine Stadt an, die ihm zeigen solle, »was sie mit dir in den Jahren unserer Trennung vollbracht haben. Du hast dich sehr verändert«, war eine Aussage, die ein einheimischer Kaliningrader offenbar nicht mehr zu treffen vermochte.99 Auch anderer auswärtiger Besuch sollte bestätigen: »Ja, dies ist doch eine andere Stadt, eine vollkommen neue Stadt!« Dass den Einheimischen eine solche Feststellung schwer falle, erklärte sich dessen Gastgeberin mit dem starken Eindruck, den sie über Jahrzehnte von der Stadt im Kopf behalten hatte und noch immer den baulichen Fortschritt zu überwölben schien: »Ich erinnere mich zu gut [sliškom chorošo] des finsteren Eindrucks, der mir seit der ersten Begegnung mit Kaliningrad vor fünfzehn Jahren in Erinnerung geblieben ist.«100 Auch ein Offizier, der aus dienstlichen Gründen 1957 die Stadt für vier Jahre hatte verlassen müssen, erinnerte sich programmatisch, »wie Kaliningrad zu jener Zeit war. Und jetzt bin ich wieder hier. Was ich gesehen habe, hat mich sehr erfreut. Vollkommen anders ist unserer Stadt geworden« berichtete Offizier V. Zuev 1961.101 Nur »mit großer Mühe« habe er die Magistralen der Stadt wieder erkannt, berichtete die Kaliningradskaja Pravda.102 Vor allem »derjenige, der seit langem nicht in unserer Stadt gewesen ist, lässt sich leicht davon überzeugen, welche verblüffenden Veränderungen hier vor sich gegangen sind«, maßregelte 1963 ein Zeitungsartikel die ihrer Stadt gegenüber vorgeblich ignoranten Kaliningrader.103 Diese seien zu beneiden, schrieb ein Leningrader Bürger an die Kaliningradskaja Pravda mit der bemerkenswerten Begründung: »Die Stadt ist wie eine Stadt. Als gäbe es sie schon Hunderte von Jahren in ihrem reichen grünen Gewand.«104 Von ihrer Arbeit mit Touristen berichtete 1967 eine Mitarbeitern des städtischen Exkursionsbüros, dass ein Teilnehmer der Erstürmung Königsbergs dort, »wo er 1945 oft gewesen war, dieses Gebäude nicht selbstständig wiederfindet – so sehr hat sich die Stadt verändert«.105 Ein anderer Veteran habe der Exkursionsführerin attestiert: »Nein, die Stadt ist nicht wiederzuerkennen. Sie ist solch eine Schönheit geworden. Dabei war hier eine Brandstätte, gab es Ruinen, Ödnis…«104 Die Schilderung eines Soldaten aus Kujbyšev ebenfalls von 1967 spitzte diese Beobachtungen noch weiter zu: Schon 1954 habe er über die Veränderungen in der Stadt seit seinem Dienst in Kaliningrad 1946 gestaunt; aber »was ich im Juli dieses Jahres gesehen habe, überstieg alle Erwartungen«.107 Kaliningrad sei »unmöglich wiederzuerkennen gewesen, weil es so gewachsen und schöner geworden ist«, versicherte der Besucher.108 Schließlich berichtete ein ehemaliger Kaliningrader, der 1969 auf Urlaub in der Stadt war, er habe sich angesichts der Veränderungen »einfach gefreut für unsere Stadt, für die, die in ihr leben.«109 Seine Eindrücke hätten ihn überzeugt, dass die Zukunft Kaliningrads »grandios und wunderbar« werde – »oder«, so der Offizier rhetorisch, »erschien mir all das nur so?« Dem Leser ließ er keine Wahl und antwortete: »Aber nein, die Veränderungen geschehen vor der Nase.«110 Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Sowjetische Denkmäler und Skulpturen Eine Konkretisierung erfuhren die bislang offiziell kommunizierten Elemente Kaliningrader Daseins sowjetischer Zugehörigkeit, Dauerhaftigkeit und Umsorgung mit der Errichtung von Denkmälern sowjetischer Prägung. Dass Kaliningrad auf ewig sowjetisch und das besondere Augenmerk des Staates besitze, war bislang hauptsächlich verbal und verschriftlicht kommuniziert worden – eine visuelle Variante fehlte. Mit dezidiert sowjetisch kodierten Denkmälern schuf die Gebietsführung ein zusätzliches Moment, Kaliningrad als Teil der Sowjetunion zu erzählen. Hatte sie mittels der Erzählung vom »urslawischen Boden« und Denkmälern für historische Ereignisse und Personen versucht, den Raum Kaliningrads als vertraut zu kodieren, galt es an dieser Stelle, einen Paradigmenwechsel in der Gebietsgeschichte und in dessen Ikonografie zu unterstreichen. Gerade sowjetische Denkmäler sollten als Pflöcke eines sowjetischen Kaliningrad gelten, die ein Abdriften ins Ungewisse verhinderten. Technisch flankierten sie den Wiederaufbau der Stadt, ideell den Aufbau Kaliningrads. Für den Kanon Kaliningrads waren sie unabdingbar. Die konsequente Fortführung des Stalin-Kultes in Kaliningrad war die Errichtung eines Denkmals für den Staatschef. Auch mit dieser Maßnahme ließ sich die Existenz Kaliningrads als fester Bestandteil der Sowjetunion kommunizieren: Zum Einen wurde Stalin wie in anderen Teilen der Sowjetunion gehuldigt, so dass sich das Gebiet in dieser Hinsicht vollkommen in die Masse der übrigen sowjetischen Regionen einfügte. Zum Zweiten war dies eine Remineszenz an das so genannte »Stalin-Programm« und das suggerierte »persönliche Verhältnis« zwischen Gebiet und Stalin. Nach langer Planungsphase erhielt Kaliningrad sein Stalin-Denkmal im April 1953 – kurz nach dem Tod des Staatschefs.111 Die Kaliningradskaja Pravda war sich des doppelten Bezuges zwischen Gebiet und Denkmal bewusst: »Mit dem Namen Stalins ist auch die Entstehung unseres Gebietes Kaliningrad verbunden. ›Stalin-Programm‹ haben die Kaliningrader das Programm des wirtschaftlichen und kulturellen Aufbaus ihrer Region genannt. Bei jedem Schritt fühlten wir die väterliche Sorge von Iosif Vissarionovič.«112 Die Formulierung im Präteritum war bereits eine behutsame Distanzierung von dieser Auslegung des Gebietes, wie sie die Gebietsführung seit 1953 langsam verfolgte. Nicht einmal jetzt erfuhr Kaliningrad besondere Aufmerksamkeit seitens des Zentrums. Die als einzigartig ausgegebene Beziehung zwischen Gebiet und Stalin wurde konterkariert durch einen billigen Zweitabguss zu Ehren des toten Staatschefs. Das Denkmal in Kaliningrad ging auf das Stalin-Monument von Evgenij Vučetič am Wolga-Don-Kanal aus dem Jahre 1952 zurück und habe als Kopie »in verkleinertem Maßstab« nach Kaliningrad gefunden, kritisierte die Abteilung für Wissenschaft und Kultur beim ZK der KPdSU gegenüber ZK-Sekretär Nikita Chruščëv;113 viele Bildhauer betrieben »auf der Jagd nach Gewinn ›Massenproduktion‹ [tiražirovaniem]«,114 was »der eigentlichen Idee der Denkmalspropaganda Schaden zufügt«, warnte die Abteilung den Parteisekretär einen Monat nach der Einweihung des Denkmals in Kaliningrad.115 192 Kaliningrad sein

Noch bis September 1955 zählte die Gebietskulturverwaltung das Denkmal zu den Kunstdenkmälern des Gebietes.116 Doch bereits im Oktober prangte in den Denkmalslisten der Behörde ein handschriftliches Njet neben der Denkmalsbeschreibung117 – es taute früh in Kaliningrad. Im Frühling 1956 mehrten sich Stimmen in der gesamten Sowjetunion, die eine positives Gedenken Stalins kritisierten;118 das Kaliningrader Gebietsparteikomitee sah sich mit zahlreichen Fragen konfrontiert, wer »den Vorschlag zur Errichtung eines Denkmales für Stalin in der Stadt Kaliningrad eingebracht«119 habe und was »mit dem Monument Stalins bei uns auf dem Platz des Sieges geschehen […]«120 werde. Genosse Mišenin, Mitglied der Parteiorganisation des Kirov-Kolchoz, dachte auf der Parteiversammlung des Kreises Bagrationovsk in Alternativen: »Warum ist in der Stadt Kaliningrad Stalin und nicht Kalinin ein Denkmal errichtet worden, oder dem Oberst, unter dessen Leitung Kaliningrad [sic] befreit wurde?«121 Doch auch die Forderungen der Parteizelle des Hotels »Moskva«122 oder des Genossen Zaika, seines Zeichens Parteizellensekretär des Bahnhofes Zapadnyj Novyj,123 nach einem Tausch von Stalin- gegen Kalinin-Denkmal bedurften viel Geduld: Erst im Sommer 1958 beschloss das Gebietsparteikomitee, »das Denkmal für I. V. Stalin vom Platz des Sieges [zu] entfernen« – um »den Wünschen von gesellschaftlichen Organisationen und Werktätigen entgegen[zu]kommen«, wie es hieß.124 Dabei wurde allerdings weder das Stalin-Denkmal aus Kaliningrad entfernt noch ein Kalinin-Denkmal eingeweiht; stattdessen beschloss die Gebietsparteiführung, das Stalin-Denkmal an anderer zentraler Stelle, »auf einem Platz zwischen der ulica Žitomirskaja und der ulica Teatral’naja auf[zu]stellen« und nun »ein zur Aufstellung in der Siedlung Otradnoe der Stadt Svetlogorsk aus Bronze hergestellte Denkmal […] Lenins in Kaliningrad auf dem Platz des Sieges auf[zu]stellen«.125 Damit folgte der Kopie von Stalins Monument am WolgaDon-Kanal eine Verlegenheitslösung für Lenin aus einem Dorf an der Ostsee.126 Erst Anfang 1962 wurde das Denkmal für Iosif Stalin endgültig aus dem Kanon gestrichen127 und heimlich demontiert. Der Sockel aber blieb.128 Anlässlich der Einweihung des städtischen Lenin-Denkmals 1958 beteuerte die Kaliningradskaja Pravda, es sei »mit dem Namen des großen Führers der Arbeiterklasse alles Beste, alles Vollbrachte und Überwundene in unserem Lande in den letzten vierzig Jahren verbunden«129 – dass durch die Konjunkturen der Geschichte das flache Land deutlich früher als das Gebietszentrum ein Lenin-Denkmal erhalten hatte, fand keine Erwähnung.130 Dabei war die Aufstellung des offenbar eilig für Kaliningrad herangeschafften Lenin-Denkmals nur ein Notbehelf gewesen. Gleichzeitig gingen Gerüchte um, die Lenin-Statue sei aus den Königsberger Denkmälern für Bismarck und Wilhelm I. gegossen worden.131 Erste Ansichten des Stadtzentrums mit dem neuen Denkmal wirkten unfreiwillig komisch, wenn sie unter dem Titel »Kaliningrad wird aufgebaut« auch auf den noch zu konsolidierenden Denkmalskanon Kaliningrads hinwiesen.132 Als die Gebietsführung die Verteilung von Denkmälern über die Stadt plante, sah niemand die spätere Notwendigkeit einer »Rochade« (Bert Hoppe)133 Kaliningrader Denkmäler voraus. Schon 1948 war fest mit einem Denkmal für Kalinin Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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gerechnet worden,134 zumal der Name von Stadt und Gebiet dies unbedingt nahelegte. Da sich aber das Gebietsparteikomitee in seinem grundsätzlichen Beschluss von 1951 auf den Bahnhofsvorplatz als Aufstellungsort festgelegt hatte,135 konnte Kalinin nicht an Stalins Stelle treten: Die Grundsteinlegung war am 7. April 1951 unter »einem Sturm von Ovationen« nur einen Steinwurf vom Südbahnhof entfernt erfolgt.136 Damit konnte Kalinin seinen Platz auch innerhalb einer »bescheidenen Triumphstraße«137 gemeinsam mit Kutuzov und Stalin Richtung Zentrum nicht mehr ändern. Also musste Lenin für Kalinin den Platz Stalins einnehmen. Die Grundsteinlegung 1951 war vor allem eine rituell durchsetzte Absichtserklärung des Gebietsparteikomitees vor den Gebietsbewohnern, dem Namenspatron von Stadt und Gebiet ein Denkmal zu errichten und ihn als Identifikationsfigur erscheinen zu lassen. Denn erst acht Monate später ersuchte die Gebietsparteiführung Nikolaj Bulganin als Stellvertretenden Ministerpräsidenten der UdSSR, »Projektierung und Bau eines Denkmales für M. I. Kalinin in Kaliningrad 1952 zu genehmigen«; die »Werktätigen Kaliningrads« hätten »in Ihren Anweisungen an die Abgeordneten der Gebiets-, Kreis- und Stadtsowjets darum gebeten […].«138 Doch das Zentrum ließ sich mit einer Entscheidung Zeit. Erst im April 1953 sah sich das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee in der Lage, »die architektonisch-planerische Aufgabenstellung zur Projektierung« zu bestätigen und »das Komitee für Angelegenheiten der Kunst beim Ministerrat der UdSSR zu bitten, die Erstellung des Projektes in Übereinstimmung mit der vorliegenden architektonisch-planerischen Aufgabenstellung sicherzustellen.«139 Erst jetzt wurde ein Wettbewerb für das Denkmal ausgeschrieben – und die Resonanz darauf schien verhalten. In einem Interview mit der Kaliningradskaja Pravda musste im Juni 1954 der zuständige Beamte im Kulturministerium der UdSSR eine Verlängerung der Wettbewerbsfrist einräumen;140 die bisherigen Entwürfe müssten »stärker den hohen Anforderungen der Errichtung eines Monumentaldenkmals für M. I. Kalinin in einer jungen sowjetischen Stadt, die seinen ruhmreichen Namen trägt, entsprechen«.141 Als Trost veröffentlichte die Kaliningradskaja Pravda die Abbildung einer kleinen Kalinin-Statue im weniger prominent gelegenen Stadtbezirk Baltijskij, »aufgestellt hinter dem Kino ›Rodina‹.«142 Forderungen, »den Bahnhofsvorplatz wohlgeordnet auszubauen«, wurde mit dem Hinweis auf den laufenden Wettbewerb beim Kulturministerium in Moskau entgegnet.143 Dass in dieser Angelegenheit kein Fortschritt zu verzeichnen war, offenbarte sich schmerzlich im Rahmen der Entstalinisierung. Während Stalin seiner Weihen entkleidet wurde, richtete sich die Aufmerksamkeit bei der Suche nach einer alternativen Identifikationsfigur wieder verstärkt auf Kalinin – und auf den leeren Bahnhofsvorplatz: Dort sei »vor vier bis fünf Jahren ein Stein mit der Aufschrift ›Hier wird ein Denkmal für M. I. Kalinin errichtet‹ aufgestellt. Es ist viel Zeit vergangen und es gibt immer noch kein Denkmal? Wird es errichtet werden und wann?« legte das einfache Parteimitglied Vasil’čenko auf einer Versammlung im April 1956 den Finger in die Wunde der Gebietsführung.144 Es hatte offensichtlich solch deutlicher Signale bedurft, um den Reigen um das Kalinin-Denkmal wieder in Gang zu setzen: Im Oktober 1956 beschloss das 194 Kaliningrad sein

Gebietsexekutivkomitee, keine weiteren Verzögerungen zuzulassen und alle Vorschläge des Kulturministeriums für ein Kalinin-Denkmal zu übernehmen – die Bitte an das Ministerium in Moskau, »die Arbeit zur Umsetzung des Denkmals M. I. Kalinins für die Stadt Kaliningrad zu beschleunigen, so dass es im dritten Quartal 1957 möglich wäre, zu dessen Errichtung zu schreiten«, war auch eine feine Spitze gegen das Zentrum und seine Entscheidungsprozesse.145 Die Parteiführung beantragte in Moskau postwendend eine halbe Million Rubel aus dem Republiksbudget nicht ohne den Zusatz, dass »[d]ie Herstellung der Bronzeskulptur zum Ende des zweiten Quartals 1957 beendet sein« müsse.146 Jetzt konnte die Kaliningradskaja Pravda voller Zuversicht ein Modell des Denkmals abbilden und 1956 verkünden: »So wird das Denkmal für M. I. Kalinin aussehen«.147 In großer Ausführlichkeit berichtete Reporter A. Arkad’ev nun von den wiederholten Reisen Moskauer Künstler aus Moskau nach Kaliningrad, mit denen dem Gebiet und seiner zukünftigen Ikone Rechnung getragen werden sollte.148 Der letzte Satz in Arkad’evs Artikel aus dem Munde von Bildhauer B. Edunov war dabei der wichtigste: »Wir planen, innerhalb des kommenden Jahres die Arbeit am Denkmal M. I. Kalinins in der Stadt abzuschließen, die seinen Namen trägt.«149 Die Nachricht vom Denkmal am Ende des Tunnels war Balsam auf die Wunden der Gebietsführung. Dabei war die Freude über den bevorstehenden Abschluss der Arbeiten verständlich, jedoch immer noch verfrüht. Dass auch 1958 kein Kalinin vom Bahnhofvorplatz grüßte, fand sein deutliches Echo in den Leserzuschriften an die Kaliningradskaja Pravda: »Wann wird das Denkmal für M. I. Kalinin in Kaliningrad errichtet? […] Man hört nichts«, wandte sich etwa Hausfrau T. Golubeva an die Redaktion, welche womöglich selbst die Ungeduld der Bevölkerung in Sachen Kalinin-Denkmal inszenierte.150 Auch die Kaliningrader Stadtführung musste ein gutes Jahr später feststellen: »Die Errichtung des Denkmals für M. I. Kalinin in Kaliningrad hat sich verzögert.«151 In ihrem Schreiben vom Mai 1959 an die Gebietsführung kritisierte sie, dass »das Kulturministerium der RSFSR und die Gebietsabteilung für Kultur der Errichtung des Denkmals für M. I. Kalinin nicht genügend Aufmerksamkeit« widmeten, wodurch »Zeit verloren ging und das Denkmal 1959 nicht errichtet werden« könne.152 Es sei angeraten, »die Frage nach einer Beschleunigung der Errichtung eines Denkmals für M. I. Kalinin in Kaliningrad zu begutachten«.153 Erst jetzt kam abschließende Bewegung in die Denkmalarbeiten – offenbar so unverhofft, dass Gebietsparteichef Fëdor Markov sich Ende 1959 per Telegramm mit der Bitte an das ZK der KPdSU in Moskau wenden musste, »die Einweihung des Denkmals am 5. Dezember in Verbindung mit dem Tag der Verfassung der UdSSR zu gestatten«.154 Markov wollte sicher gehen: Fast neun Jahre nach Grundsteinlegung und zwei Tage vor Eröffnung sollte nichts mehr dazwischenkommen. Erst als unter den Klängen der Sowjethymne und Hurrarufen ein Leintuch das Kalinin-Denkmal an diesem frostigen Dezembertag 1959 freigab, war das Gezerre um das Denkmal des Namensgebers von Stadt und Gebiet beendet.155 Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Sozialistisches Wirtschaftsgebiet Kaliningrad Weil die Gebietsführung die vorsowjetische Geschichte der Region praktisch ausblendete, musste sie sich auf die Gegenwart als Quelle für Präsentationen Kaliningrads konzentrieren. Die Erzählung vom Aufbau einer sozialistischen Infrastruktur in Kaliningrad diente angesichts der wenigen, offiziell sanktionierten Anknüpfungspunkte an die Geschichte vor 1945 als Geschichtssurrogat. Gleichzeitig war sie Vehikel für die zentrale Botschaft an die Bewohner des Gebietes – dass Kaliningrad fester Bestandteil der Sowjetunion sei. Geboren war diese Erzählung Kaliningrads wiederum aus jenem technisch kodierten Fortschrittsglauben, der Ende der fünfziger Jahre seinen Höhepunkt erreichte. Gerade angesichts der Schwierigkeiten des Wiederaufbaus von Stadt und Gebiet konnte eine »gepflegte Kultur technologischer Superlative […] als Instrument trotzig-polemischer Selbstbehauptung, als trügerisches Ablenkungsmanöver und Projektionsfläche realitätsblinder Träumerei« verstanden werden.156 Der Ansatz der Gebietsführung, Kaliningrad als vorderste Front beim Aufbau des Kommunismus darzustellen, war einmal mehr eine Form politischer Ersatzlegitimation.157 Auch hier wurde der Glaube an wissenschaftlich-technische Allmachtsvisionen zu einem rituellen Bestandteil einer Selbstbeschwörung und Selbsttäuschung der Eliten, um Loyalität in einem Parteistaat – und damit nicht zuletzt in einem sowjetischen Kaliningrad – zu stiften.158 Unbestritten wirkte hier der Nachkrieg als »mächtiger Impuls des Aufbaus nach der Zerstörung«.159 Dass der Stellenwert der »Technik als Kultur der Zukunft« (Klaus Gestwa) aber auch über die Zäsur 1953 hinaus erhalten blieb, scheint mit deren Kodierung als »neuer Kult« nach dem Kult um Stalin plausibel: Wissenschaft passte in das Raster, das eine sich nun schrittweise vom Glauben an die Unfehlbarkeit von Partei und Regierung befreiende Gesellschaft fieberhaft suchte.160 Nun erschien die Wissenschaft als jener Weg, auf dem die sowjetische Gesellschaft der Utopie entgegenschritt – dabei dieses Mal gegründet auf einem vermeintlich sicheren, »objektiven« Wissen, das der Stalinkult letztendlich nicht hatte garantieren können.161 Die Helden waren jetzt Physiker von Beruf,162 die lang ersehnte leuchtende Zukunft wurde jetzt in Tonnen, Hektar, Hektolitern und Stückzahlen gemessen – und Kaliningrad bildete keine Ausnahme.163 Wo Kaliningrad nur begrenzt mit Geschichte und revolutionärer Geschichte glänzen konnte, bemühte es auch seine Infrastruktur, um dazuzugehören. Wie die Erzählung Kaliningrads als wachsender sozialistischer Stadtkörper mit Utopien und Fantasmen stand auch die konkrete Präsentation von Stadt und Gebiet im Zeichen gesteigerter Technikbegeisterung in der Sowjetunion. »Unser Gebiet hat etwas zu präsentieren in Moskau«, lautete das Diktum, mit dem Kaliningrad der Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau zu Beginn der fünfziger Jahre offiziell entgegensah.164 Wie ein Erlass des Ministerrates der UdSSR von Anfang 1952 ausführte, sollten Sinn und Zweck dieser Leistungsschau vor allem darin bestehen, »Neuerungen und Erfahrungen im Bereich der sowjetischen Landwirtschaft stärker zu propagieren und sie in die tägliche Praxis umzusetzen«.165 196 Kaliningrad sein

In den zahlreichen Entwürfen der zuständigen Kommission entstand früh ein Bild Kaliningrads, das sich (neben »urslawischem Boden«) über seine Infrastruktur und Funktion für das gesamte Lande definierte – und nicht nur als vorgeblich landwirtschaftlich erfolgreiches Gebiet der Sowjetunion. Neben einer historisierenden Darstellung der Gebietsgründung166 drängte die Präsentation allgemein sozialistischer Infrastruktur den agrarwirtschaftlichen Aspekt der Ausstellung in den Hintergrund.167 Schon im ersten Entwurf für die Ausstellung in Moskau hatten 1949 auch Abbildungen des Stalingradskij Prospekt als Kaliningrader Hauptstraße, eines Zellulosekombinates mitsamt Arbeitersiedlung, von auslieferungsbereiten Gütertransportwaggons der städtischen Waggonfabrik und eines Krankenhauses Eingang gefunden – dominiert von Aufnahmen des Gebäudes von Partei- und Exekutivkomitee.168 Eine Aufnahme des Seebades Svetlogorsk sollte für ein sowjetisches Sanatorium stehen und die Kleinstadt Znamensk durch seine Margarinefabrik glänzen.169 Ein Jahr darauf war Kaliningrads Infrastruktur als Aufbauleistung der Gebietsbevölkerung in den Mittelpunkt gerückt. Die »Entwicklung sozialistischer Wirtschaft und Kultur« war 1950 programmatisch zur Losung »Die Werktätigen des Gebietes Kaliningrad setzen den Stalin-Plan für den Aufbau des neuen Gebietes erfolgreich in die Tat um« geworden.170 Deswegen wurde nun vor allem die Kaliningrader Produktion von Baukränen in den Rang eines Motivs für Moskau erhoben171, und sowjetisches Leben sollte gerade durch eine Aufnahme der »Kolchozsiedlung ›Fortschritt‹, Kreis Nesterov, nachts bei elektrischer Beleuchtung« anschaulich werden.172 Damit war gleichzeitig die Verortung Kaliningrads als eine von vielen Regionen der Sowjetunion auf dem Weg in eine leuchtende Zukunft in den Vordergrund getreten. Nicht umsonst lokalisierte eine Abbildung gegen Ende des Bilderreigens den Urheber solcher Aufbauleistungen und suggerierte gleichzeitig eine gelungene Inkorporation des Gebietes bar jedes Fremdheitsgefühles seiner Bewohner als grand finale des Fotoalbums: »Die Arbeiter des Kaliningrader Dorfes leben in einem Atemzug mit dem gesamten Land. Eine Vielzahl von Funksendern verbreitet in den Dörfern die Stimme des lieben Moskaus.«173 Dass ein solcher Kaliningrader Idealzustand nicht von ungefähr kam, war als Intention dieses Absatzes eindeutig: Kaliningrad sei Teil des Ganzen und das Zentrum an der Peripherie präsent – ermöglicht durch die Segnungen der Technik. Es war daher ein Geben und Nehmen zwischen Zentrum und Peripherie, in dem sich die Inkorporation Kaliningrads in die Sowjetunion ausdrücken sollte – formuliert im Vokabular wirtschaftlich-technischen Austausches. Zellulose, Papier, Holz, selbst entladende Güterwaggons und Baukräne, aber auch Garn, Alkohol, Fisch, Öl, Margarine, Hefe, Seife und Bernstein – mit der Übernahme einer Abbildung aus der Kaliningradskaja Pravda unter der Losung »Aus Kaliningrad – für das Land« machten die Ausstellungsplaner 1952 diese Variante des sowjetischen Do ut des besonders anschaulich.174 Ostentativ fragte dieses Kaliningrad nicht danach, was das Land ihm geben könne, sondern danach, was es selbst dem Land geben könne. Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Abb. 26: »Aus Kaliningrad – für das Land« – Kaliningrader Warenvielfalt in der Kaliningradskaja Pravda 1950.

»Gewachsen und gestärkt ist die umfangreiche sozialistische Industrie« war die These der Ausstellungsmacher, die sie mit Statistiken und Zuwachsraten der Baukran-, Papier- und Lebensmittelindustrie untermauern wollten.175 Und auch »Kultur und materielles Wohlergehen der Werktätigen des Gebietes sind im Wachstum begriffen«, hieß es in den Entwürfen von 1952, um Kaliningrads Verankerung im sowjetischen Staatsverband zu veranschaulichen – die Statistiken, die mit »einem Gebietstheater, 54 Kinos, 267 Kulturhäusern und Dorfklubs, sowie 310 Bibliotheken« aufwarteten, ließen kaum eine andere Wahl.176 Kaliningrads Infrastruktur in der medialen Öffentlichkeit Das von Kaliningrad für Moskau entworfene Idealbild übernahm die Kaliningradskaja Pravda in der Folgezeit in einer Vielzahl von Beiträgen, die das Bild eines vollkommen in der Sowjetunion aufgegangenen Kaliningrads präsentierten und dessen Infrastruktur Beleg für eine sowjetische Zukunft sei. Als Auftakt hatte die Zeitung im Januar 1954 erst einmal den Kaliningrad-Artikel der gerade neu erschienen Großen Sowjetenzyklopädie abgedruckt.177 Eine solche Marschrichtung hatte Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv mit seiner eigenen Vorstellung von Kaliningrad vorgegeben: In seiner Rede auf dem Vierten Gebietsparteitag 1954 begnügte er sich demonstrativ nicht damit, die »Werktätigen des Gebietes Kaliningrad […] entfesselten den sozialistischen Wettbewerb auf noch breiterer Front« – sie mussten dies nach den Worten Černyšëvs »wie auch das gesamte sowjetischen Volk« tun und postulierte auf diese Weise die Verbindung zwischen Gebiet und Union.178 In dieses Bild passte 1954 der Beitrag über den winterlichen Kaliningrader Hafen mit dem Hinweis, dass »immer öfter« Schiffe aus Leningrad, Tallinn, Riga und Archangel’sk hier festmachten, von denen »die einen im Atlantik und in den Ländern Südamerikas, die anderen Fahrten in die 198 Kaliningrad sein

Häfen Rumäniens und Bulgariens absolviert« hätten: »Denn mit jedem Jahr erweitert die Sowjetunion den internationalen Handel, was den Interessen einer Friedenssicherung in der ganzen Welt dient.«179 So rettete Kaliningrad im Verbund der Sowjetunion die gesamte Welt, wenn »wohin auch immer [ein Dampfer] aufbricht, Seeleute mit einem warmen Wort an die Kaliningrader Hafenarbeiter […] denken.«180 Auch durch das Hauptpostamt war Kaliningrad mit der Sowjetunion verbunden, woher 1954 »Briefe, Zeitungen, Päckchen und Pakete« kamen und wohin Post »Richtung Kaukasus, Donbass usw.« versandt wurde: »Nach Vladivostok, Ašchabad, Murom, Krasnodar, Ulan-Udė und in andere Städte unseres Landes werden Briefe und Paketsendungen mit dem Stempel ›Kaliningrad‹ verschickt« – mit Hilfe einer »Stempelmaschine, die die Briefmarken entwertet und den Stempel der Kaliningrader Post aufdrückt.«181 Hier wie auch im zentralen Fernsprechamt lasse sich »ein Telefongespräch mit einer beliebigen Stadt der Sowjetunion bestellen«– »untrennbare Verbindungen vernetzen unsere Stadt mit dem ganzen Land. Kaliningrad spricht mit Moskau und mit Vladivostok, Baku und Archangel’sk, mit Omsk und Ašchabad…«182 Gerade – und damit nicht nur – »heute, am Tag der Volkswahlen, haben die Telefonisten eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe. Sie müssen für ununterbrochenen Kontakt zwischen Kaliningrad und der Hauptstadt unserer Heimat sorgen, mit den Völkern und Dörfern unseres Landes«,183 schrieb die Kaliningradskaja Pravda 1955. Im Gebietstelegraf »wachsen von Jahr zu Jahr die Telegrafenverbindungen mit ausländischen Staaten – […] Peking und Prag, Ulan-Bator und Warschau, Helsinki und Sofia, Bukarest und Dal’nyj, Łódź und New York, Hamburg und Tirana, Belgrad und Rotterdam, London und Constanţa, Duisburg und Kiel, Poznań und Antwerpen und viele andere.« Hier »summen die Telegrafenleitungen, die von Kaliningrad aus nach Ost und West, nach Nord und Süd verlaufen. Sie verbinden unsere Stadt zuverlässig mit den entlegensten Ecken sowjetischer Erde und vielen ausländischen Städten,« betonte die Kaliningradskaja Pravda 1957 noch einmal die Bindung des Gebietes an die Sowjetunion mit technischen Mitteln.184 Hier erfüllten Postamt, Telefonstelle und Telegraf nicht einfach ihre natürliche Aufgabe, sondern wurden zum Symbol der Einheit von Gebiet und Union erhoben. Gleiches galt für Verkehrsanbindungen des Gebietes: Die »Tore unserer Stadt« waren wiederholt Thema in der Gebietszeitung, wo über den Hafen, den Flughafen, das Straßennetz und den Bahnhof berichtet wurde. Beleg für die Integration in die Sowjetunion schienen 1963 vor allem »moderne, mehrstöckige Schiffe mit den Heimathäfen Riga, Leningrad, Tallinn, Murmansk, Odessa usw.« am Kaliningrader Kai und die Flugverbindungen Richtung Klajpeda, Liepaja, Odessa, Minsk und Leningrad – kurz: »Kaliningrad ist durch unsichtbare Luftbrücken mit vielen Städten der Sowjetunion verbunden.«185 Zu Lande verstumme nicht »vom frühen Morgen bis in die späte Nacht das Rauschen der Autos, die in ununterbrochenem Strom die asphaltierten Straßen entlang fahren und unterschiedlichste Waren transportieren. Über Autotrassen ist Kaliningrad mit Minsk, Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Vilnius, Riga, Tallinn, Kaunas, Brest, Klajpeda, Liepaja und vielen anderen Städten unserer Heimat verbunden«, beschrieb die Kaliningradskaja Pravda das Gebiet als festen Bestandteil des sowjetischen Verkehrswegenetzes.186 Per Eisenbahn kamen schließlich »die Fischer Murmans und die Bergarbeiter Vorkutas, die Zellulosearbeiter Kareliens und die Maschinenbauer Leningrads« nach Kaliningrad.187 Noch 1967 war die selbstverständliche Funktion von Verkehrsknotenpunkten der Gebietszeitung einen Beitrag wert, der konstatierte, es kämen »dort täglich Tausende von Menschen, unterschiedlichste Waren aus allen Ecken des Landes und dem Ausland an«, und der dies als Maßstab für die Integration Kaliningrads in die Sowjetunion kodierte.188 »Der Flug von Mineral’nye Vody nach Kaliningrad verlief normal«, zitierte die Kaliningradskaja Pravda den Piloten am Flughafen und suggerierte das Gleiche für die Eingliederung des Gebietes in die UdSSR.189 Dass Kaliningrad zudem 1949 auf einer Briefmarke mit dem Motiv des sowjetischen Luftverkehrswegenetzes in der linken oberen Ecke auftauchte, war der Zeitung auch noch 1969 eine Erwähnung wert.190 Zum 12. bzw. 14. Jahrestag der Erstürmung Königsbergs schienen solchen verkehrstechnischen und philatelistischen Schlaglichter angemessen. Hatte dieser Blick auf das Gebiet mit seiner Infrastruktur darauf verweisen wollen, wie stark die Bande zwischen Gebiet und der übrigen Sowjetunion seien, fand die Vorstellung von Kaliningrad als produzierendes und damit unabdingbarer Teil der UdSSR Eingang in den Kanon der Gebietsdarstellung. Mit seiner Produktion schien Kaliningrad unentbehrlich für die übrige Sowjetunion und die Kaliningradskaja Pravda konnte zumindest an dieser Stelle einen Ansatz von Regionalbewusstsein nach außen tragen – auch wenn sich dieser im Rahmen zeitloser, sowjetischer Werte bewegte. Der Leser der Kaliningradskaja Pravda erfuhr 1954 in einem Artikel mit der Überschrift »Aus Kaliningrad – für das Land«, wie in Kaliningrad angelandeter Fisch nach Vorošilovgrad, Mogilëv, Uzbekistan und Tatarstan transportiert werde, Mehl und Zellulose hingegen nach Tallinn, Smolensk, Vyšnij Voločëk oder Vladimir auf den Weg gebracht würden – »innerhalb eines Tages transportierten Züge aus Kaliningrad in allen Ecken des Landes, auf die Krim, in den Kaukasus, in den Ural, nach Kalinin, Jaroslavl’ und Riga« Kaliningrader Produktion.191 Unter dem gleichen Titel versicherte die Kaliningradskaja Pravda 1956, wie sehr »Kübelkipper und selbstentladende Waggons, Zellulose und Ethanol, Baukräne und Maschinen für die Fischindustrie, Fischkonserven und andere Erzeugnisse Kaliningrader Betriebe in allen Ecken unserer unermesslichen Heimat weithin bekannt« seien.192 In den Variationen »Hergestellt in Kaliningrad«, »Marke Kaliningrad« oder auch »Hergestellt von Kaliningradern« entwickelte die Propaganda eine offiziell sanktionierte, ökonomische Variante Kaliningrader Regionalbewusstseins, die sowohl nach innen als auch nach außen positive Effekte versprach. Da der Weg zu einer historischen Variante solcher Identitätspolitik größtenteils versperrt war, musste Tradition mit wirtschaftlichen Codes simuliert und die Herstellung verschiedener Industriegüter als »traditionelle Produktion von Betrieben Kalinin200 Kaliningrad sein

grads und des Gebietes« begriffen werden.193 Offiziell lebte Kaliningrad vor allem in der Gegenwart. Kräne aus Kaliningrader Produktion fanden sich 1953 auf der Titelseite der Kaliningradskaja Pravda mit einem Beitrag zum Bau des Kulturpalasts in Warschau wieder.194 Weil in Indien »der mit Hilfe der Sowjetunion umzusetzende Bau des berühmten metallurgischen Kombinates von Bhilai nachts mit dem Licht aus in Gusev hergestellten Scheinwerfern erleuchtet wird«, übernahm die Kaliningradskaja Pravda 1957 einen Artikel der Kollegen vom Kaliningradskij Komsomolec; die abgedruckte Karte mit Bestimmungsorten Kaliningrader Produktion zeigte nun nicht mehr nur die Sowjetunion wie 1950, sondern den gesamten eurasischen Kontinent. Die »Marke Kaliningrad« fände sich zudem »als Bernstein in den Juweliergeschäften nicht nur Moskaus, Leningrads, Minsk und Kiews, sondern auch in jenen der DDR, Polens und anderer fremder Staaten.«195 Es war jetzt »unsere Marke«, die »als zusätzliches Bestätigung dessen dient, dass die Sowjetunion nicht in Worten, sondern in Taten die friedliche wirtschaftliche Zusammenarbeit mit allen Ländern erweitern will.«196 Genau »an dieser wichtigen Sache haben auch die Kaliningrader ihren Anteil. Und wir sind stolz darauf, dass auf den akkurat verpackten Kisten aus dieser Produktion die lakonische, aber stolze Aufschrift steht: ›Hergestellt in der UdSSR. Kaliningrad‹«,197 schrieb die Gebietszeitung 1961. Sympathischster Beleg dafür, dass in Kaliningrad sowjetische Güter hergestellt wurden, war das Lächeln jener Arbeiterin, die tagtäglich aufs Neue hier hergestellte Waggons das Wort »UdSSR« pinselte.198 Kaliningrad schien in den Aktivitäten der UdSSR weltweit präsent – es musste dazugehören. Daher ließ sich ein solcher Kaliningrad-Begriff der sowjetischen Moderne kaum prägnanter auf den Punkt bringen, als es der Kaliningradskaja Pravda im Oktober 1961 gelungen war: »Das weltgrößte Vorkommen von Bernstein – das ist Kaliningrad. Mehrtonnige Selbstentlader-Waggons – das ist Kaliningrad. Unser Kaliningrad – das sind hochwertige Zellulose und Papier erster Güte, auf denen die besten Ausgaben gedruckt werden […]. Milch, Fleisch und Getreide, Fahrlader und Verkaufsautomaten – das ist unser Kaliningrad.«199 Mit dem Rückgriff auf eine derart ökonomisch gewandte Identitätspolitik ließ sich die bisherige Lesart Kaliningrader Anbindung wirkungsvoll umdrehen. Nun erschien nicht mehr das Gebiet als die Seite, die um eine Anbindung an die übrige Sowjetunion bemüht war. Vielmehr galt nun die übrige UdSSR als angewiesen auf die Produktion Kaliningrads. Hier ging es nicht mehr um Kaliningrads Potential per se, sondern um dessen Nutzung. Dieses Bild Kaliningrads zeigte das Gebiet als unabkömmlich und unentbehrlich – man werde einfach gebraucht.

Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Samaja Zapadnaja – am weitesten im Westen Die Erzählung Kaliningrads als vollwertiger Bestandteil der Sowjetunion kulminierte in dessen Auslegung als Samaja Zapadnaja, dem »am weitesten im Westen gelegenen Gebiet« der Sowjetunion. Dieser Terminus, der sich aus diversen Zuschreibungen gegen Ende der fünfziger Jahre entwickelt hatte und zum Synonym für das Gebiet Kaliningrad wurde, vereinte zwei grundlegende Zuschreibungen für ein sowjetisches Dasein Kaliningrads: »Westen« und »Gebiet«. Das geografische Moment war bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu einem Kennzeichen Kaliningrads geworden und in diversen Varianten öffentlich als Zuschreibung für das Gebiet benutzt worden – sei es als »Im äußersten Westen des Landes« und »Westlicher Vorposten unserer Heimat« 1948, »Im äußersten Westen« 1951 und 1955, als »Im äußersten Westen unserer Heimat« 1958, erneut als »Im äußersten Westen des Landes« oder »Im äußersten Westen der Heimat« 1961.200 Die Rubrik für Regionalnachrichten der Kaliningradskaja Pravda schließlich hieß nur für kurze Zeit »Auf Kaliningrader Boden«, bis sie im September 1961 in »Im äußersten Westen der Heimat« umbenannt wurde – wobei deren Illustrierungen mit Obelisk und Hafenanlagen identisch blieben.201 »Westlichster Hafen Russlands/ du liegst an der Ostsee«, hieß es zudem wenig poetisch in den Zeilen eines Heimatdichters 1962.202 Die administrative Bezeichnung oblast’ [Gebiet] als sowjetische Verwaltungseinheit brauchte länger für ihre Kanonisierung: Sie fand erst ein gutes Jahrzehnt später ihren Platz unter den verschiedenen Kaliningrad-Zuschreibungen. Mit der Synthese der geografischen und administrativen Momente zum Terminus Samaja Zapadnaja als »programmatisches Markenzeichen« (Eckhard Matthes) erfuhr die Auslegung Kaliningrads als vollwertiger Bestandteil der Sowjetunion deutlichen Auftrieb. Mit ihr konnte auch sprachlich der administrative Status der Region als sowjetische Verwaltungseinheit betont werden. Außerdem bestimmte dieser Terminus die Perspektive, aus der Kaliningrad betrachtet werden wollte: Die Zuschreibung als Samaja Zapadnaja, als »am weitesten im Westen« gelegen, intendierte eine Sichtweise von Osten aus; der Bezugspunkt war die sowjetische Hauptstadt, die Definitionshoheit über das Gebiet oblag im Zweifelsfalle der Sowjetunion. Daher schien Samaja Zapadnaja auch als dezidierter Antagonismus zum Begriff Ostpreußen: Königsberg mochte östlich von Berlin gelegen haben, Kaliningrad aber lag nun als Samaja Zapadnaja bereits per definitionem westlich von Moskau. Da Sprecher und geografische Lage zu Sowjetzeiten nicht variieren konnten, also praktisch nichts westlicher als Kaliningrad war, stimmten Himmelsrichtung und geopolitische Einheit auf sowjetischen mental maps in seltener Eintracht überein.203 Entsprechend großen Widerhall fand das Kaliningrad-Synonym in der Folgezeit204 und die griffige Formel von Kaliningrad als westlichstem Gebiet der Sowjetunion ging einher mit jener sowjetisch-technizistischen Ikonografie, die sich verstärkt in den fünfziger Jahren herausgebildet hatte: Lenin-Denkmal, Fischdampfer, Eisenbahnwaggons, Baukräne, Papierfabriken, weidende Kühe, 202 Kaliningrad sein

Abb. 27: Wegweiser in West-Berlin, Aufnahme aus den fünfziger Jahren.

Koksproduktion und der Strand des Seebades Svetlogorsk.205 Das Potential, das diese Definition Kaliningrads hatte, war der Gebietsführung keineswegs entgangen: Sie machte sich diese Argumentation dezidiert zu eigen, als 1961 die Kaliningradskaja Pravda über einen »Wegweiser an der Ecke Mehringdamm/Yorkstraße« in West-Berlin mit der Aufschrift »Königsberg 590 Kilometer« schrieb: »Vergesst Königsberg, meine Herren! Nehmt eure Verkehrsschilder ab! Denkt daran: Es gibt Kaliningrad. Und man muss nicht dessen Entfernung von Berlin messen, [sondern] von Moskau«.206 Dieser Rekurs auf die deutsche Vergangenheit der Region markierte den Beginn einer bewussten Instrumentalisierung von Revanchismusängsten in Kaliningrad ab den sechziger Jahren. Gebietsmuseum Kaliningrad Während die Entwürfe der Allunionslandwirtschaftsausstellung mit der Kaliningrader Tagespresse sich mit Beginn der fünfziger Jahre auf das geschriebene Wort verlegt hatten und das in sich geschlossene Bild Kaliningrads verbalisierten, war es in anderen Bereichen deutlich schwieriger, Kaliningrad als sozialistisches Musterland begreifbar zu machen. So kohärent sich die Definition Kaliningrads über seine sozialistische Infrastruktur gab, hakte doch deren materialisierte und damit praktische Ausformung. So verfolgte auch das Kaliningrader Gebietsmuseum in seiner Ausstellungsarbeit schon früh eine technizistische Linie, deren Praxis sich aber komplizierter als erwartet gestaltete. Die technischen Voraussetzungen KaliKaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Abb. 28: Kaliningrader bei einer Führung durch das Gebietsmuseum gegen Ende der vierziger Jahre.

ningrader Museumsarbeit gestatteten nicht, die Zentrumslinie genauestens zu befolgen oder gar zu übererfüllen. Fotografien dieser Zeit mit vereinzelten Besuchergruppen in halbleeren Räumen vor Stalinbüste und Schautafeln mit Statistiken spiegelten keinen lebendigen Kaliningrad-Begriff wieder.207 Schon in seinem Jahresbericht über die Arbeit Kaliningrader Kultureinrichtungen 1949 hatte sich Referatsleiter A. Trofimov gegenüber dem Kulturministerium der RSFSR verärgert gegeben: Die Ausstellungsarbeit des Gebietsmuseums habe sich als deutlich erschwert erwiesen, so Trofimov, weil »Betriebe nicht für die Ausgaben von Ausstellungsentwürfen und ebenso wenig für die Abgabe von Produktionsmustern an das Museum aufkamen.«208 Damit schien ein wesentlicher Teil der Ausstellungskonzeption nicht realisierbar und eine Behebung dieses Problems nicht in Sicht – weder durch eine Neukonzeption, noch durch eine verbesserte Versorgung mit Exponaten. Erst indem die Gebietsführung 1950 eine Ausstellung für einen vergangenen Gebietsparteitag zur Verfügung stellte, erhielt das Museum »eine große Zahl von Ausstellungsstücken, die Industrie und Landwirtschaft des Gebietes charakterisieren« – »eine große Hilfe«, wie M. Kazarin als Leiter der Kaliningrader Gebietsabteilung für kulturelle und aufklärerische Arbeit formulierte.209 Unter solchen Prämissen war an Alternativen zu den technizistischen Auslegungen der Führung Kaliningrads nicht zu denken. So umfasste denn auch 1951 die Abteilung »Sowjetische Periode« neunzehn Themen zur Entwicklung von Industrie, Kultur, Landwirtschaft und Viehhaltung des Gebietes.210 »Natur« und »Großer Vaterländischer Krieg« kamen mit insgesamt vierzehn Themen kaum dagegen an.211 Kazarin berichtete mit Freude seinem Dienstherrn in Moskau, dass »die zahlreichen Äußerungen von Besuchern von Stolz auf das einzige Museum des Gebietes zeugen, das Aufbau und Umwandlung unseres Gebietes ausdrückt«.212 204 Kaliningrad sein

Moskau jedoch gab sich von diesen Meldungen unbeeindruckt und wollte es nicht bei den inzwischen verbuchten Erfolgen in der Museumsarbeit belassen. Mit harschen Worten kritisierte 1954 der Stellvertretende Ministerratsvorsitzende der RSFSR, A. Safronov, dass »[i]n einer Reihe von Museen die Darstellung der sowjetischen Wirklichkeit verzerrt« werde. In einigen Gebieten stünde es besonders schlimm: »In den Museen der Gebiete Amur, Vladimir, Ivanovo, Kaliningrad, Kalinin, Murmansk, Rjazan’, Rostov und Tomsk […] ist eine Ausstellung zur sowjetischen Periode überhaupt nicht organisiert«, bemängelte der Stellvertretende Ministerratsvorsitzende.213 Safronov stellte klar, worin die thematischen Prämissen zentrumsorientierter Museumsarbeit lagen: »Die Ausstellungen der Abteilungen der sowjetischen Periode eröffnen nicht die Vorzüge des sozialistischen Wirtschaftssystems, des Erblühens von Wirtschaft und Kultur der Region, spiegeln nicht die Erfolge der Spitzenarbeiter der Industrie, der Landwirtschaft und die Errungenschaften der sowjetischen Wissenschaft wieder«, bestand Safronov auf Vorgaben Moskaus.214 Den Druck gab M. Kazarin als verantwortlicher Kulturfunktionär in Kaliningrad unverzüglich nach unten weiter: Als sei er nie mit dessen Arbeit zufrieden gewesen, forderte er nun von Museumsdirektor Kovtun wie zum ersten Mal einen technizistischen Drall in der Darstellung sowjetischer Gegenwart: »Die Ausstellung des Museums gibt keine vollständige Vorstellung von den Errungenschaften des Gebiets wieder, zeigt nicht die Besonderheiten seiner Wirtschaft und Kultur auf, Material zur Umgestaltung der Abteilung der sowjetischen Periode wird langsam aufbereitet. Im Lichte der Entscheidungen des SeptemberPlenums des ZK der KPdSU sind viele Materialien der wesentlichen Ausstellung veraltet und entsprechen nicht der Wirklichkeit des heutigen Tages«, so Kazarin.215 Hier sei unverzüglich »mit der Präsentation der Errungenschaften von Kolchozen, Sovchozen und Maschinen- und Traktorenparks [MTS] bei der Steigerung der Erträge von Getreide, Gemüse und Kartoffeln, in der Entwicklung der Produktivität der Viehhaltung und der Anwendung neuartiger Arbeitsmethoden« zu beginnen.216 Selbst das erkennbare Bemühen des Museums, Kaliningrad auf dem Wege der technizistischen Inkarnation sowjetischer Moderne zu erzählen, missfiel dem Kulturfunktionär: »Die Ausstellung des Museums [mit dem Titel] ›Neue Baustelle‹ drückt nicht die Geschichte des Gebietes Kaliningrad aus.«217 Pflichtschuldig teilte denn auch der neue Museumsdirektor Ivan Kolganov in seinem Jahresbericht für 1954 seinem Dienstherren mit, die neu überarbeitete Ausstellung sei auch »den Aufgaben des fünften Fünfjahrplans der Entwicklung der UdSSR 1951–1955 gewidmet sowie der Darstellung jener Errungenschaften, die im Bericht von Gen. A. N. Bulganin auf dem Juli-Plenum des ZK der KPdSU genannt worden sind«.218 Indem vom Gebietsmuseum beinahe tagespolitische Aktualität gefordert wurde, beschränkte sich das Haus auf eine statische Präsentation: »›Der sozialistische Aufbau des Gebietes Kaliningrad‹ wird […] mit Hilfe von Karten des Gebietes, Reproduktionen von Dokumenten zur Bildung der zivilen sowjetischen Verwaltung, von Fotoplakaten, die vom Aufbau sozialistiKaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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scher Industrie, Landwirtschaft und dem Aufbau sozialistischer Kultur des Gebietes erzählen [und] mit Hilfe von Texten veranschaulicht«, umriss Kolganov den Schwerpunkt der Ausstellung.219 Die Historisierung der Zukunft, die Schilderung des Aufbaus Kaliningrads seit 1945 musste per definitionem Kaliningrads Infrastruktur zum Thema haben und ihr Begeisterung entgegenbringen. Dass »ein weiteres umfangreiches Thema dieses Unterabschnittes die monografische Darstellung einzelner Industriebetriebe des Gebietes« sei, unterstrich nur den Stellenwert von Technik innerhalb des Kaliningrad-Kanons.220 Nach der scharfen Kritik aus Moskau erklärte die Kaliningradskaja Pravda ihrer Leserschaft die Überarbeitung der Ausstellung im Februar 1955 mit der Zielsetzung, »unser Gebiet vollkommener zu zeigen, seine Natur, die Tier- und Pflanzenwelt, die Entwicklung aller Zweige von Volkswirtschaft und Kultur«.221 Das aber vor allem letzteres im Mittelpunkt des Besucherinteresses stehen sollte, stand angesichts der Lobpreisung der neuen Exponate außer Zweifel. Die Besucher sollten nicht nur »die Möglichkeit haben, sich mit der Zellulose-, Papier-, Maschinenbau- und anderen Industrieformen des Gebietes […] vertraut zu machen«; »großer Raum« werde in der überarbeiteten Gebietsausstellung auch der »Präsentation von Fischfang- und Fisch verarbeitender Industrie zuteil«.222 Als handle es sich um ein gänzlich anderes Themenfeld, gebe es zur Abwechslung »viel Neues auch in der Abteilung für Volkswirtschaft geben«, versprach der Beitrag: »In Moskau und Leningrad sind für diese Abteilung des Kaliningrader Museums Modelle landwirtschaftlicher Maschinen bestellt worden.«223 Doch so sehr die Tagespresse auch für die neue Konzeption der Ausstellung geworben hatte – das Wohlwollen Moskaus fand sie nicht. In einem Schreiben des Kulturministeriums der RSFSR kritisierte die Leiterin der Museenverwaltung, V. Ignat’eva, es sei in Kaliningrad »unklar, was das Museum in der Ausstellung der Abteilung der sowjetischen Periode zu verbessern gedenkt«224 und hielt daher eine Überarbeitung für »unausweichlich«.225 Ganz oben auf Ignat’evas Wunschliste stand vor allem erneut technizistische Tagespolitik dergestalt »in der allernächsten Zeit in der Ausstellung die Aufgaben darzustellen, die durch den Sechsten Fünfjahresplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft vorgegeben sind«; zudem sei »eine Ausstellung zu organisieren, die die Direktiven des 20. Parteitages der KPdSU propagiert«, lauteten die Direktiven des Kulturministeriums.226 Doch diese detaillierten Forderungen gingen nach wie vor an den Bedürfnissen der Kaliningrader vorbei: Auch jetzt noch begriffen Museumsbesucher »das Fehlen einer Abteilung der Geschichte des Gebietes Kaliningrad, die unvollständige Abteilung über Industrie« dezidiert »als Mangel«, wie die Gebietskulturverwaltung 1957 zur Kenntnis nehmen musste.227 Das Museum hatte lange Zeit die nötigen Materialien zur Hand gehabt – erst bei einer Bestandsinventur Ende 1956 fehlten »1 Karte des Gebietes Kaliningrad, 1 Sammelband über Königsberg, 1 Buch ›Die Provinzen Ost- und Westpreußens‹, 2 Bücher ›Neunzig Wanderrouten zu den schönsten Orten Ostpreußens‹, 1 Geografisches Wörterbuch des preußischen Staates, 1 Karte der Stadt Königsberg auf sechs Blättern, 1 Karte der Festungen Ostpreußens«.228 Die Zeit lief. 206 Kaliningrad sein

Ikonografie und Fotografie Offenbarte sich Kaliningrad den Besuchern der Allunionslandwirtschaftsausstellung, des Gebietsmuseums oder dem Leser der Kaliningradskaja Pravda als sowjetische oblast’ par excellence, war diese Darstellung nicht ständig durchzuhalten. Um das Bild Kaliningrads abzurunden und um Nuancen zu erweitern, hatte es parallel zu den mutmaßlich geschlossenen Darstellungen Kaliningrads stets auch offiziell sanktionierte Versuche für neue Formen Kaliningrader Kanonisierungen gegeben. Das Gebietsparteikomitee hatte geplant, das erste Jahrzehnt von Kaliningrads Existenz für 1956 gebührend zu würdigen: Neben einer Parade von Truppenteilen der Kaliningrader Garnison, Arbeiterversammlungen, Auftritten von Laienspielkollektiven, einer Spezialausgabe der Kaliningradskaja Pravda und natürlich einer Kranzniederlegung waren auch die Herausgabe eines Sammelbandes »Kaliningrad« plus einer Broschüre »Das Gebiet Kaliningrad« mitsamt einer Ausstellung im Gebietsmuseum vorgesehen – »unter dem Zeichen weitestgehender Verschmelzung der Werktätigen und ihrer Mobilisierung zur ertragreichen Erfüllung der Aufgaben, die vom Zentralkomitee der KPdSU und der sowjetischen Regierung gestellt wurden.«229 In diesem Rahmen hatte das Gebietsmuseum die Organisation der Ausstellung »Unsere Region« übernommen und einen Wettbewerb für die besten Fotografien zu diesem Thema ausgeschrieben. Die Resonanz aber war enttäuschend: Offenbar entsprach das Echo nicht den gehegten Erwartungen und die Organisatoren ließen mitteilen, man habe »den Einsendeschluss für die besten Fotografien für die Ausstellung ›Unsere Region‹, die zum zehnten Jahrestag unseres Gebiets organisiert wird, verlängert.«230 Es schien unmöglich, innerhalb eines festgesetzten Zeitraums ausreichend Darstellungen und damit Reflexionen über das Gebiet zu erhalten. Das Museum blieb mit der Frage allein, ob dies mangelndem Interesse oder fehlenden Vorstellungen vom Gebiet geschuldet war. Eine Wiederholung dieser Vorstellungs- und Sprachlosigkeit wollte die Gebietsführung nicht zulassen und nahm sich angesichts des bevorstehenden 15. Jahrestages der Gebietsgründung 1961 dieses Themas selbst an: Als sich das Gebietsparteikomitee am 21. August 1960 von Sergej Volkov als Vorsitzendem des Kaliningrader Fotografenverbandes über die Vorbereitungen einer Kaliningrader Fotoausstellung ins Bild setzen ließ, schien dieser die Wunschvorstellungen der Partei bereits zu kennen, wenn nach seiner Schilderung »alle bedeutenden Ereignisse im heutigen Leben des Gebietes […] ihren Ausdruck auf den Tafeln der Ausstellung finden« müssten und es »natürlich, als allererstes Thema, mit dem auch die Ausstellung eröffnet werden muss, das Thema ›Fünfzehn Jahre sowjetisches Kaliningrad‹ geben« werde.231 Hier entsprachen die Visualisierungen Kaliningrads der gängigen Darstellung jener Zeit angesichts der vorgesehenen Bildunterschriften »Königsberg ist gefallen«, »Treffen der Werktätigen des neugeborenen Gebiets«, »Brauchbares wird wiedererrichtet, Neues wird gebaut, Ruinen werden abgetragen«, »Es rauchen die Schornsteine zahlreicher Fabriken« Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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und »Eine Vielzahl von Schiffen: Kaliningrader Schiffer durchziehen die Meere und Ozeane fern den Ufern unserer Heimat«.232 Die Wechselausstellungen, deren Themen nach Volkovs Darstellung »das Leben selbst bestimmt«, sollten das technikgeladene Bild Kaliningrads umso mehr bedienen: »Das Gebiet Kaliningrad wird aufgebaut«, »Die Zukunft wird heute gemacht«, »Dort, wo die Maschine den Menschen ersetzt hat« und programmatisch »Immer höher und höher – über die Jugend, die Technik und Wissenschaft begreift« waren laut Volkov nur eine Auswahl aus einer »unerschöpflichen Vielzahl möglicher Themen«.233 Die visuellen Varianten dessen, was Kaliningrad sein sollte, konnten angesichts solch optimistischer Auskünfte eines Fachmannes das Gebietsparteikomitee in Sicherheit wiegen. Der Mangel an einem erweiterten KaliningradBegriff wurde indes an anderer Stelle sichtbar, wo die Verbalfront bröckelte. Nur ein halbes Jahr, nachdem Volkov das Spektrum potentieller Kaliningrad-Bilder ausgebreitet hatte, musste die Gebietskulturverwaltung verfügen, aus dem Veröffentlichungsplan werde der Band »›An der Westgrenze‹ und ein Sammelband Kaliningrader Schriftsteller gestrichen«.234 Stattdessen empfahl sie, »die Werke, die für den Sammelband Kaliningrader Schriftsteller vorgesehen waren, als Einzelausgaben zu veröffentlichen.«235 Nur indem Sammelbände aufgebrochen wurden, ließ sich ein fruchtbarer und anschlussfähiger Kaliningrad-Begriff herstellen. Einen neuen Anlauf in Sachen Fotowettbewerb nahmen erst 1966 die Kaliningradskaja Pravda und die Kaliningrader Abteilung des sowjetischen Journalistenverbandes, indem sie unter dem Motto »Kaliningrader Erde« die Gebietsbevölkerung dazu aufrief, »in der Sprache der Fotokunst von den Menschen und Ereignissen Kaliningrader Erde [zu] erzählen«.236 Aus Anlass des bevorstehenden 50. Jahrestages der Oktoberrevolution sollten sich auch die Kaliningrader vergegenwärtigen, welche »ihrer militärischen und arbeitsamen Heldentaten bemerkenswerte Früchte gebracht haben – auf vom Krieg verwüsteten Boden, wo durch Aggression irgendwann das Nest des preußischen Militarismus wuchs, erstarkte und erblühte das jüngste Gebiet der Russischen Föderation: ein friedlicher Vorposten am westlichen Rand unseres Landes.«237 Binnen eines Jahres durfte jeder Gebietsbewohner eine unbegrenzte Zahl von Motiven einreichen und auf den ersten Preis in Höhe von fünfzig Rubeln hoffen.238 Allerdings blieb auch dieses Mal die Resonanz verhalten: Zwar veröffentlichte die Kaliningradskaja Pravda bereits wenige Tage nach der Ausschreibung in kurzen Abständen Fotografien aus Reihen der Teilnehmer, doch verebbte die Bilderflut schnell – nach je rund drei Motiven im Dezember, Januar und Februar blieb nur noch eines für den März.239 Erst im November fand sich wieder ein Motiv mit dem Logo des Wettbewerbs – und zwar, als die Kaliningradskaja Pravda verkündete, dass »auf Bitten der Leser« der Einsendeschluss des Wettbewerbes um ein halbes Jahr bis Anfang Mai 1968 verlängert worden sei.240 Mit dem 50. Jahrestag der Revolution ließ sich kaum mehr argumentieren. Aber selbst jetzt gingen noch einmal sechs Monate ins Land, bis endlich zwei Jahre nach der ersten Ausschreibung die Sieger im November 1968 feststanden: 208 Kaliningrad sein

Die schlichte Ablichtung mehrerer Schiffe im Kaliningrader Hafenbecken unter dem Titel »Schiffe fahren aufs Meer hinaus« von Profifotograf N. Čemeris war davon bereits als eines der ersten Motive im Januar 1967241 und zudem im offiziellen Kaliningrader Sammelband anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution im Juli 1967 veröffentlicht worden.242 Die Verlängerung des Einsendeschlusses hatte sich damit als vollkommen nutzlos erwiesen. Somit war es zum wiederholten Male nicht gelungen, die Bevölkerung bei der Imaginierung ihrer nächsten Umgebung heranzuziehen. Und ein Blick auf die teilweise veröffentlichten Arbeiten ließ auf alles andere als einen erweiterten Kanon schließen: ein Traktorist am Steuer, zwei Jungen am Hafenbecken als »zukünftige Kapitäne«, ein Mädchen auf dem elterlichen Schoß mit »Mutters Orden«, der Obelisk für die 1.200 gefallenen Gardesoldaten, Strand und Bernsteinkette als »Schatz der Bernsteinküste« oder eine Kiefernküste als »Wind von der Ostsee« kamen dem Alltag der Gebietsbewohner kaum entgegen und entsprachen allen bisherigen Imaginierungen Kaliningrads.243 Wie sehr es beim Wettbewerb vor allem um die Festschreibung und nicht um die Erweiterung dieser Bilder ging, zeigte eine Veröffentlichung kurz nach Wettbewerbsbeginn besonders überzeugend: Die idyllische Ablichtung einer Festungsanlage am Oberteich im Grünen trug nicht nur die Bildunterschrift »Auf ewig schweigen die Schießscharten des schrecklichen Forts«, sondern wurde kombiniert mit dem Motiv »Lehre der Geschichte«, das einen rostigen Stacheldrahtverhau mit altem Wehrmachtshelm darstellte.244 Wenn Motive aus der vorsowjetischen Zeit als Teil der »Kaliningrader Erde« gelten sollten, mussten diese eindeutig kodiert sein – eine positive Konnotierung sollte ausgeschlossen sein. Dass ein maritimes Motiv siegreich aus den offiziell dreihundert Einsendungen des Wettbewerbs hervorgegangen war,245 stellte den vorläufigen Höhepunkt einer Imaginierung Kaliningrads als Hafenstadt dar. Im Einklang mit den technizistisch gewandten Bildern Kaliningrads als fester Bestandteil einer kommunistisch werdenden Stadt der Sowjetunion hatte diese Kategorie steten Aufwind erfahren und war das gegenwartsgeerdete Pendant zum Gründungsmythos geworden. An Präsenz standen dessen Ikonen denen des Mythos in nichts nach. Es war symptomatisch, dass der erste Sammelband von Texten über Kaliningrad aus dem Jahre 1951 den Obelisken auf dem Einband trug, dessen Folgenummer von 1957 jedoch eine Hafenanlage zierte.246 Auch das erste Handbuch zu Kaliningrad von 1964 hatte den Obelisken auf der Umschlagseite, während auf die zweite Auflage Wellenlinien geprägt waren, die ein Meer oder Möwen assoziieren ließen.247 Der Meeresvogel etablierte sich als Symbol Kaliningrader Küstenlage par excellence: Er war im Logo der Radio- und Fernsehnachrichten zu finden, schwebte bildlich über Industrieanlagen als Erkennungszeichen des Kaliningrader Volkswirtschaftssowjets, stand für Kaliningrad bei Regionalbegegnungen mit dem polnischen Olsztyn, war Teil des Emblems Kaliningrader Jugendfußballturniere und fand sich schließlich auch im Logo für Regionalnachrichten der Kaliningradskaja Pravda wieder.248 Einen heraldischen Höhepunkt fand die Möwe in der Ausgestaltung von Straßenlaternen des Kaliningrader Satellitenstädtchens Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Abb. 29: Die Möwe als Kaliningrads Wappentier in der Kaliningradskaja Pravda 1960–1970.

Svetlyj, deren beidseitige Arme eine stilisierte Möwe »mit silbernen Flügeln« darstellen sollten.249 In ihrer Neutralität und wertfreien Konnotation als Küstenbewohner eignete sich die Möwe hervorragend als Symbol Kaliningrads, das sich niemandem verschloss. Kaliningrad war als sowjetische Küstenstadt konfiguriert, so dass die Möwe Hammer und Sichel weitgehend ersetzen konnte. In ihrem Gegenwartsbezug war sie auch Ausdruck des offiziell ersehnten Endes der Geschichte – auf dass die Stadt im Übergang ihre endgültige Form als Kaliningrad fände. Die Möwe trat als Ikone an die Stelle des ostpreußischen Elches als Symbolfigur250 des »Landes der dunklen Wälder/ Und kristallnen Seen«, wo »die Meere rauschen/ Den Choral der Zeit«; während noch im Ostpreußenlied »Elche stehn und lauschen/ In die Ewigkeit«, zog für Kaliningrad jetzt der Meeresvogel seine Kreise.251 Dass der Kaliningrader Fotoklub sich dieser Ikonografie nicht ausreichend verschrieb, stieß 1970 auf deutliches Missfallen: Die Ausstellung anlässlich dessen zehnjährigen Bestehens drücke »im Ganzen gesehen relativ schwach die Spezifik gerade unseres mit dem Lenin-Orden ausgezeichneten Gebiets Kaliningrad aus«, kritisierte die Kaliningradskaja Pravda kurz vor Jahresende.252 Dabei sei diese ganz eindeutig: »ein riesiger Hafen, eine Fischfangflotte, Fabriken und Zellulose- und Papierkombinate, AtlantNIRO253 und Vogelkundler, ein Bernsteinkombinat und… – wirst du sie alle aufzählen?« fragte die Zeitung rhetorisch.254 »Beobachtungsfähigkeit [und] ideologische Ausrichtung der Fotokunst [zu] entwickeln, mehr Aufmerksamkeit dem arbeitenden Menschen unseres Gebietes zukommen zu lassen – darin besteht jetzt die Hauptaufgabe«, pochte der Beitrag auf die Einhaltung des offiziellen Kanon Kaliningrads.255 Für Alternativen war wenig Platz. 210 Kaliningrad sein

Kaliningrad als Exkursions- und Reiseziel »Seine Region zu lieben, seine Reichtümer, seine Besonderheiten, seine Geschichte zu kennen – auf diesen allerbesten Empfindungen gegenüber den heimatlichen Orten gründet sich auch echter Patriotismus.« Michail Kalinin256

In den sechziger Jahren wurde Kaliningrad verstärkt zum Reiseziel von Touristen aus allen Teilen der Sowjetunion. Angesichts der auswärtigen Gäste stand immer noch die Frage im Raum, was Kaliningrad sein sollte und was davon zu zeigen war. Erste Erfahrungen hatten die zuständigen Behörden bereits bei der Ausarbeitung von Exkursionen hauptsächlich für Gebietsbewohner sammeln können. Angesichts der zahlreichen Touristen von außerhalb erhielten diese Präsentationen von Stadt und Gebiet neue Impulse. Tourismus innerhalb der Sowjetunion war nicht nur ein »Ritual der Selbstvergewisserung« des Staates allgemein, wie Anne Gorsuch es für Tourismus im Spätstalinismus formuliert hat257 – zumal der Zustand Kaliningrads auch in den sechziger Jahren nur begrenzt Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen konnte. Hier gewann die Frage, welche Ansichten Kaliningrads wie vorzuzeigen waren, ganz praktische Dimensionen.258 Als was sollten sich die, die bereist wurden, gegenüber denen, die reisten, präsentieren?259 Dass Kaliningrad überhaupt zu einem Touristenziel werden konnte, war die Abkehr von jener Maxime, wonach »zwischen 1947 und 1953 Sowjetbürger angehalten waren, sich nach innen zu orientieren und gefährliche Grenzgänge sowohl im wörtlichen als auch im gedanklichen Sinne zu vermeiden«260 – und scheint angesichts des Stellenwertes von Bewegungskontrolle und Sicherung von Grenzgebieten für die Sowjetmacht allemal eine Untersuchung wert.261 Einmal mehr lassen sich am Beispiel Kaliningrads Desiderata historischer Funktion und Bedeutung von Tourismus in der UdSSR herausstellen.262 In der Chruščëv-Ära galt nicht mehr nur das Zentrum als Reiseziel,263 sondern auch die Peripherie war zum touristischen Ziel geworden.264 Dies fügte sich in den Versuch der Sowjetmacht, die Systemüberlegenheit auf dem Gebiet der sozialen Errungenschaften zu beweisen.265 Durch Tourismus ließen sich gerade die eher »exotisch« wirkenden Teile der UdSSR in das sowjetische System einbinden;266 dabei vermittelte sich den Reisenden der Eindruck einer Tausende Kilometer langen »einzigen sowjetischen Atmosphäre«.267 Auch die Bereisten mochten Stolz empfinden, sowjetisches Reiseziel geworden zu sein und »dazuzugehören«. Für sie eignete sich das »Ritual der Selbstvergewisserung« Tourismus als Teil Kaliningrader Identitätspolitik in gleichem Maße wie für Staat und Auswärtige insgesamt.268 Tourismus zu Wasser, zu Lande und in der Luft war jedoch vor allem Mobilität gewordene Technikbegeisterung, wenn ab dieser Zeit Abertausende von Bürgern in Flugzeugen, Zügen und Schiffen die Sowjetunion aus Neugier bereisten – allein für 1961 nannten offizielle Stellen die Zahlen von unionsweit zehn Millionen Teilnehmern an Reisen und Exkursionen269 und der sowjetische SozialKaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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tourismus entwickelte sich nun zu einem echten Massenphänomen.270 Dieser Akzent auf Modernität fand sich entsprechend in der Planung der Reiserouten und Auswahl von Sehenswürdigkeiten wieder. Wenn ein zentrales Dilemma für sowjetische Tourismusfunktionäre darin bestand, dass ein großer Teil des historischen Erbes der Sowjetunion und zu viele Großbauten auf die Zarenherrschaft oder die Kirche verwiesen,271 dann schien Kaliningrad mit seinem Außenbild der modernen, auf einer Trümmerlandschaft errichteten neuen sozialistischen Stadt auch aus offizieller Sicht eine Reise wert. Dieses Bemühen um ein makelloses Bild Kaliningrads nach außen ging sogar so weit, dass selbst ein ehemaliger Redakteur der Kaliningradskaja Pravda einen Beitrag über das Gebiet aus Pjatigorsk nach Kaliningrad zur Kontrolle durch das Gebietsexekutivkomitee sandte – der Artikel schilderte detailliert die Vorkriegsgeschichte der Stadt, erwähnte deutsche Straßennamen und erschien dem Redakteur insgesamt »irgendwie dubios«, so dass bei ihm »als altem Kaliningrader Zweifel aufgekommen« seien.272 Bereits in der Mitte der fünfziger Jahre kamen »Werktätige […] zu uns auf Urlaub und Erholung«273, und schon 1960 ließ sich in den großen Seebäder des Gebietes, Svetlogorsk und Zelenogradsk, »ein Massenandrang von Bürgern an das Meer – nicht nur von Bürgern unseres Gebietes, sondern auch aus anderen Gebieten« feststellen.274 Ab 1966 gehörte Kaliningrad zur Allunionstouristikroute275 und die offiziellen Zahlen auswärtiger Besucher schnellten in die Höhe. Bezifferte der Kaliningrader Gebietssowjet für Tourismus und Exkursionen die Besucherzahl für 1964 offiziell auf 15.000, waren 1966 bereits 61.700 und 1969 nun 138.365 Touristen in Kaliningrad gewesen.276 »Unsere Devise in diesem Jahr lautet Massentourismus«, brachte es dessen Vorsitzender, Vasilij Belogov, in einem Gespräch mit der Kaliningradskaja Pravda 1966 auf den Punkt.277 Gäste kamen nun etwa aus Moskau, Leningrad und dem Ural,278 aus Baškirien, der Ukraine und allen drei Kaukasusrepubliken,279 aus dem Baltikum und Weißrussland,280 aber auch aus Tatarstan und Uzbekistan281 und sogar aus Chabarovsk und Kamčatka.282 Regelmäßig fanden sich unter ihnen Teilnehmer des Kampfes um Ostpreußen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges.283 Angesichts des schleppenden Wiederaufbaus und einer als unsicher empfundenen Zukunft sollten die jetzt anreisenden Touristengruppen als Beleg dafür gelten, dass Stadt und Gebiet etwas vorzuweisen hatten. Wer aus Sibirien oder Zentralasien nach Kaliningrad reiste, schien an Kaliningrad zu glauben. Briefe »aus allen Ecken der Sowjetunion« hätten nur ein Ziel zum Inhalt: »Wir möchten Ihre Stadt sehen, helfen Sie.«284 Die Tagespresse veröffentlichte 1966 als Beitrag zur Stärkung Kaliningrader Heimatstolzes das Dankesschreiben eines weißrussischen Kaliningrad-Besuchers, dem »die wunderschöne Natur, die bemerkenswerten Menschen und die grandiosen Bauten sehr gefallen« hätten – programmatisch unterschrieben »mit kommunistischem Gruße«.285 »Alle Autokennzeichen kommen als Gäste zu uns« bemerkte die Kaliningradskaja Pravda 1967 und bildete wie zum Beweis eine Reisegruppe aus Leningrad samt Nummernschildern aus Leningrad, Moskau, Ivanovo, dem Gebiet Gor’kij, aus Litauen und von der Krim ab.286 Die Fotografie einer winterlich vermummten Touristengruppe aus 212 Kaliningrad sein

Char’kov illustrierte schließlich, dass sich mit Blick auf auswärtige Besucher »sogar in der Winterzeit ihr Zulauf nicht ändert« und Kaliningrad in der Gunst der Touristen den »ersten Platz an Popularität« einnehme: Gegenüber »solch angesehenen Tourismuszentren wie Riga, Vilnius und Tallinn« sei es »zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten geworden«, verkündete die Kaliningradskaja Pravda 1970.287 Die Zeit der Provisorien und des Aufbaus sollte zu Ende gegangen sein – und die Kaliningrader sollten dies spätestens durch die Worte auswärtiger Gäste begreifen: »Drei Wochen […] hinterließen einen angenehmen Eindruck […]. Täglich spürten wir Sorge und Aufmerksamkeit. Man möchte noch einmal zu Ihnen in den Urlaub kommen«, zitierte im gleichen Jahr die Kaliningradskaja Pravda Einträge aus dem Gästebuch eines Campingplatzes in Svetlogorsk.288 Beiträge dieser Art waren alles andere als zweckfrei. Sie waren eine Fortsetzung des »fremden Blickes« auf Stadt und Gebiet, den die Presse für den Wiederaufbau der Infrastruktur verfocht. Die Touristen sollten nun als Zeugen dafür auftreten, wie lebenswert und mustergültig das Leben in Kaliningrad geworden war. Wenn Kaliningrad zum begehrten Urlaubsziel aufgestiegen war, musste es sich erst recht als Heimatort eignen. Wie auch bei anderen neu erworbenen oder weit abgelegenen Regionen half einmal mehr Tourismus, Kaliningrad als sowjetisch zu kodieren.289 Offensiv propagierte die Presse diesen Nexus zwischen Exkursion und Existenz mit der Feststellung, dass die Stadt »bereits große Beliebtheit zu erringen wusste. Davon überzeugen sich vor allem Touristen. […] Ja, wir Kaliningrader haben etwas, auf das wir stolz sein können, das wir Gästen präsentieren können«, verkündete Exkursionsführerin E. Zelenova im Herbst 1970 in der Kaliningradskaja Pravda.290 Allerdings hatte eine bedeutende Zahl von Bewohnern Kaliningrad offenbar noch nicht zu ihrer Heimat auserkoren und die Exkursionsführerin musste mahnen, »dass unser Zuhause nicht nur die Wohnfläche ist, die von vier Wänden begrenzt wird. Die ganze Stadt ist unser Zuhause. Sie ist unsere Freude und unser Stolz, unsere Ehre. Und daran muss man täglich und stündlich denken«, schloss Zelenova ihr Plädoyer für Kaliningrad als Heimat.291 Doch so sehr Kaliningrad Tourismus für sich zu instrumentalisieren suchte, so wenig war es auf den jetzigen Ansturm von Besuchern vorbereitet: Stadtführungen, wie sie vom Gebietslektionsbüro veranstaltet wurden, waren bislang nur auf Bestellung durch Einrichtungen, Betriebe und Organisationen zu bekommen – und »ohne vorherige schriftliche Anmeldung werden Exkursionen mit Exkursionsführern nicht durchgeführt«, so dass sich der Zuhörerkreis fast automatisch auf die Gebietsbevölkerung beschränkt hatte.292 Die Führungspraxis gestaltete sich schwierig: »Die Busse für die Exkursionen sind dreckig, schrecklich, sie müssten längst abgemeldet sein, die Abgase dringen direkt ins Innere, man bekommt Kopfschmerzen, es regnet direkt aus Rissen des Busdaches auf die Touristen, der Motor übertönt alles, ein Megafon hilft nichts, die Stimme schwindet«, beklagte Exkursionsführer Viktor Strokin auf einer Versammlung des Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus 1968 seine Arbeitsbedingungen.293 Als Herausforderung für die Gebietsführung erwies sich auch, dass bislang immer nur die Erstürmung Königsbergs als Existenzgrundlage Kaliningrads ErKaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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innerungswert besessen hatte. Indem Kaliningrad jetzt zum Reiseziel wurde, galt es auch die Erinnerung an das gegenwärtige Kaliningrad und an dessen Besuch wach zu halten – der Ruf nach Kaliningrad-Souvenirs wurde laut. Damit war der mittlerweile entwickelte Kaliningrad-Kanon mit dessen Ikonografie zumindest neu abzuklopfen, wenn nicht gar zu überarbeiten. Auch hier stellte sich die grundsätzliche Frage, was in und von Kaliningrad einem interessierten Publikum zu zeigen war. Der Bedarf an solchen Kaliningrad-Bildern auch im engeren Sinne war der Gebietsparteiführung nicht entgangen: »Mit dem Ziel der Berücksichtigung der steigenden Anfragen seitens der Bevölkerung« nach »Bildbänden, Postkarten, Leporellos und anderen Arten von Kunstfotografie, in denen die Erfolge in der Entwicklung der Volkswirtschaft und der Kultur des Gebietes, dessen Natur, Kurorte und Sehenswürdigkeiten gezeigt werden könnten«, bat das Gebietsparteikomitee 1964 das Staatliche Komitee für Pressewesen beim Ministerrat der RSFSR in Moskau um zusätzliche Kontingente an Hochglanzpapier – wobei der Zusatz »zur Befriedigung unserer Bedürfnisse« aus der Feder von Parteisekretär M. Kudikin ein Schlaglicht darauf warf, dass hier die Partei vor allem an einer Weiterverbreitung ihres eigenen Begriffs von Kaliningrad interessiert war.294 Diese Argumentation zeitigte schnell Ergebnisse – schon nach zwei Wochen gab es positiven Bescheid aus Moskau.295 Dass aber offenbar die materielle Grundlage für die bisherigen Kaliningrad-Bilder und damit einer Region fehlte, die offiziell ihre Papierindustrie wie eine Monstranz vor sich hertrug, ließ wenig Spielraum für neue Entwürfe und deren Umsetzung. Reiseführer wurden indes eingestampft.296 Die Umsetzung solcher Kaliningrad-Visualisierungen hakte entsprechend: Wie der Vorsitzender der Tourismussektion des größten Schiffbaubetriebes im Gebiet, S. Aleškov, 1965 auf einer Sitzung des Kaliningrader Stadttouristenaktivs kritisierte, gebe es auch jetzt »keinerlei Ausgaben örtlicher Presse über Tourismus. Man muss einen Reiseführer zu unserer Bernstein-Region herausgeben.«297 Und Museumsmitarbeiterin Anna Cygankova musste betonen, es sei nach wie vor »wünschenswert, die Herausgabe von Ansichtspostkarten Kaliningrads zu erwirken«.298 Tatsächlich erhielt 1965 die Volodarskij-Druckerei in Leningrad den Auftrag, Sets bestehend aus sechzehn Postkarten mit Kaliningrader Ansichten herzustellen – in der bemerkenswerten Auflage von 50.000 Stück, nachkoloriert und samt Umschlag mit Inhaltsverzeichnis.299 Doch die Bildauswahl des ahnungslosen, von allen Kaliningradern Symbolkämpfen unbeleckten Leningrader Redakteurs besaß einen Schönheitsfehler: Zwischen den unverfänglichen Motiven von Lenin- und Kalininstatue, Obelisk und Siegesplatz fand sich auch die Postkarte »Haus der Gewerkschaften«, die unverblümt auch die Ruine des Königsberger Schlosses präsentierte – glückliche Kaliningrader Pärchen im Vordergrund inklusive. Die Postkartensets zum Stückpreis von 48 Kopeken kannte niemand in Kaliningrad. Und so musste auch noch kurz vor Ankunft des ersten Reisezuges der Allunionstouristikroute mit Touristen aus Baškirien im Februar 1966 Vasilij Belogov als Vorsitzender des Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus und Exkursionen fragen, »ob es nicht bereits jetzt an der Zeit sei, über die Herstellung 214 Kaliningrad sein

Abb. 30: Von allen Kaliningradern Symbolkämpfen unbeleckt erschien 1965 in Leningrad diese Postkarte samt Ruine des Königsberger Schlosses in einem Set von insgesamt sechzehn Motiven – von denen in Kaliningrad niemand erfuhr.

von Kaliningradern Souvenirs nachzudenken, die bei auswärtigen Touristen eine positive Erinnerung an unsere Stadt auf lange Zeit hinterlassen würden.«300 Erst 1967 kam ein Wettbewerb zustande, der dem Mangel an Souveniren auf verschlungenen Wegen begegnen konnte. Anlässlich des bevorstehenden 50. Jahrestages der Oktoberrevolution verkündete die Gebietskulturverwaltung einen »gebietsweiten Wettbewerb zu Souvenirartikeln und Erinnerungsstücken, die Leben und Werk V. I. Lenins, die Geschichte der Eroberung und der Verteidigung der Sowjetmacht [und] die Errungenschaften von Arbeitern des Gebiets Kaliningrad in Industrie, Wissenschaft und Kultur ausdrücken«.301 150 Rubel winkten demjenigen, der die Ikonografie Kaliningrads fruchtbar zu erweitern vermochte.302 Zwei Jahre später sah sich die Kaliningrader Denkmalschutzvereinigung VOOPIK zu einem Wettbewerb für einen Anstecker genötigt, der »die Heldentaten von Arbeit und Kampf der Stadt Kaliningrad, des großen Meereshafens, des Fisch verarbeitenden und industriellen Zentrums des Landes zum Ausdruck bringt«.303 Damit war auch hier ein historisch orientierter Blick auf das Gebiet bereits durch den Titel des Wettbewerbs ausgeschlossen – dass zudem der Erste Preis nur noch mit siebzig Rubeln dotiert war, war wenig hilfreich.304 So verwunderte es wenig, dass die ersten, gegen Ende der sechziger Jahre in Kaliningrad erschienenen Anstecker einzig und allein einen Gegenwartsbegriff von Kaliningrad transportierten und die Geschichte von Stadt und Gebiet auch hier erst 1945 beginnen ließen. Wenig anders verhielt es sich mit den lang ersehnten Bildbänden über Kaliningrad. Schon das 1968 in einer Auflage von 40.000 Stück erschienene Leporello »Kaliningrad« mit zwölf verschiedenen Stadtansichten verharrte in der bisher vertretenen Bildauswahl. Ausgehend vom Denkmal für die 1.200 Gardesoldaten Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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mit Obelisk und Statue, zeigte es verschiedene Straßenzüge vorrangig nordwestlich des Stadtzentrums.305 Auf den Bildern waren Hafen und Fischerkulturhaus durch Bäume zu großen Teilen verdeckt.306 Die Gebietsbibliothek im Gebäude des ursprünglichen deutschen Staatsarchivs Königsberg war nur ausschnittsweise abgelichtet:307 Statt der charakteristischen Glasfassade von Architekt Robert Liebenthal wurde hier im Vordergrund ein Gebäudeflügel abgebildet, der in keiner Weise in Beziehung zur Bibliothek stand.308 Auch ein »Theatercafé« ließ sich trotz entsprechender Betitelung beim besten Willen nirgendwo erkennen.309 Den künstlichen Charakter des Leporellos zum Preis von 45 Kopeken verstärkte noch das Bemühen des Fotografen, Kaliningrad als besonders belebt wiederzugeben: Auf vier von zwölf Fotografien war ein und derselbe PKW zu sehen.310 Die Ausgabe »Kaliningrad. Ein Album« von 1971 im rucksackgeeigneten Format von 17 mal 22 Zentimetern brachte neben Kant-Grab und Schillerdenkmal immerhin eine Innenansicht des Wendeltreppenhauses der Gebietsbibliothek in BauhausModerne – was im Text selbst unerwähnt blieb.311 Vorherrschend blieb eine Auswahl, die das Gebiet als sowjetisch markierte und damit in der Tradition spätstalinistischer Ikonografie stand. Sie war universell und unabhängig vom eigentlichen Ort.312 Weniger althergebracht war die Kritik an der Ausstattung solcher KaliningradSouvenirs: Der zuständige Kaliningrader Verlag sei nur dazu »fähig, nachlässig herausgegebene Heftchen mit eher lakonischem Text vorzuschlagen«, bemängelten der Präsidiumsvorsitzende der Kaliningrader Abteilung der Geografischen Gesellschaft der UdSSR, D. Berenbejm, und der Leiter des Lehrstuhls für Geografie an der Kaliningrader Universität, Professor A. Borisov, in einem Beitrag für die Kaliningradskaja Pravda Anfang 1970.313 Zudem seien die inzwischen hergestellten Kaliningrad-Souvenirs schwer erhältlich: »Die Mehrheit der Touristen würde mit Freude eine Bernsteinfigur, einen Anstecker, ein Medaillon als Andenken mitnehmen, was sie an Kaliningrad [und] an seine Gedächtnisorte erinnert. Aber findest du sie etwa?« fragten die Autoren rhetorisch.314 Die paradoxe Situation, im größten Bernsteinabbaugebiet der Welt kein geeignetes Andenken aus fossilem Harz zu finden, stieß auf deutliche Resonanz. Das Angebot an entsprechenden Erzeugnissen des Handels sei »eng. Dabei würde man sich wünschen, dass man in der Heimat des Sonnensteins die unterschiedlichsten Souvenirs aus Bernstein frei erwerben könnte«, verlautbarte eine Leserin in einem Brief an die Kaliningradskaja Pravda.315 Zudem würden in Kaliningrad von »Farbpostkarten nur zwei Sorten (Gebietstheater und Platz des Sieges) und zwar nicht in bester Qualität verkauft« – obwohl es »bei uns viele schöne Orte und Gebäude gibt, die man wünschenswerterweise auf Postkarten abbilden könnte«.316 Der Umgang mit Kaliningrad und seinen Symbolen erwies sich als weit weniger zwanglos als dies der Gebietsführung vorschwebte. Die Restriktionen gegenüber den Kanonisierungen Kaliningrads trafen den regionalkundlich Interessierten noch an anderer Stelle. Berenbejm und Borisov hatten neben den inhaltlichen und materiellen Defiziten von Kaliningrad-Souvenirs auch den Mangel an Literatur über das Gebiet beklagt, zumal »man denken 216 Kaliningrad sein

könnte, dass eine der Aufgaben des hiesigen Verlages in der Herausgabe von regionalkundlicher Literatur« bestehe.317 Berenbejm – selbst Autor eines Bandes über Fauna und Flora des Gebietes318 – lobte, »dass in den vergangenen Jahren der Kaliningrader Buchverlag solch interessanten Bücher zur Regionalkunde herausgegeben« habe; doch sei all dies »seit langem nicht mehr im Angebot« und »selbst in den Plänen des Verlages für das nächste Jahr eine Zunahme von regionalkundlicher Literatur nicht zu erkennen« – der Geograf nannte explizit den Titel des von der Zensur gleich nach Erscheinen wieder eingezogenen Bandes »Bereisen Sie das Gebiet Kaliningrad«.319 Die Verlagsankündigung des Titels »Das Gebiet Kaliningrad. Geschichte, Wirtschaft, Kultur« für 1969 in Berenbejms Buch blieb folgenlos.320 Diese Kritik an der Kanonisierungspraxis Kaliningrads, pointiert überschrieben mit dem Titel »Kennen wir unsere Region?«, war der vorläufige Höhepunkt in der Auseinandersetzung um die jetzt immer dringender gebrauchte regionalkundliche Literatur. Zuletzt waren 1952 vom Gebietsvorlesungsbüro ein Reiseführer zu Kaliningrad zusammengestellt321 und ein für 1962 vorgesehener Sammelband mit dem Titel »Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Gebietes Kaliningrad« als »aus dem Themenplan ausgeschlossene, nicht fertiggestellte und nicht aktuelle Ausgaben« zu den Akten gelegt worden.322 Dieser Mangel hatte auch durch die Herausgabe eines kleinen Bandes zur regionalkundlichen Abteilung im Gebietsmuseum 1966 kaum beseitigt werden können, auch wenn dieser nach Meinung der Kaliningradskaja Pravda »gut ausgestattet« sei.323 Ivan Krivošein, Leitender Instruktor des Gebietssowjets für Tourismus, hatte 1967 bemängeln müssen, dass sich »die Herausgabe eines notwendigen und nützlichen Handbuches – ›Reiseführer des Touristen durch das Gebiet‹ – verzögert«; diese Frage »vom toten Punkt fortzubewegen« bedeute »Tausenden neuen Liebhabern von Wanderwegen zu helfen […]«.324 Und das Protokoll des Plenums des Gebietssowjets für Tourismus hielt 1968 fest, es sei »ein großer Mangel, dass es bislang keinen Reiseführer gibt und ein Bildband mit drei Rubeln teuer ist.«325 Die Gebietsführung aber war entschlossen, ihren Anspruch auf Deutungshoheit über das Gebiet durchsetzen – mit Erfolg. Die Beschäftigung mit der Region blieb in höchstem Maße reglementiert, aller Kritik an dieser Praxis zum Trotz. Dass weder in der Theorie, noch in der Praxis die bisherigen Kaliningradensia die Erwartungen der Interessenten erfüllten, war für die Gebietsführung ohne Belang. In die Lücke einer handfesten Beschäftigung mit der Region stießen nolens volens Exkursionen durch Stadt und Gebiet: Die vom Gebietsexkursionsbüro organisierten Führungen waren für Kaliningrad-Interessierte die einzige Gelegenheit, vermeintlich mehr über Geschichte und Gegenwart der Region zu erfahren. Dem Augenschein nach herrschten auch hier die bisher kommunizierten Topoj Kaliningrads vor, wenn 1966 mehr als 400 Touristen aus Baku nicht nur die »historischen Schlachtplätze auf dem Gebiet des früheren Ostpreußens«, sondern auch ein Film »Die Erstürmung Königsbergs« und ein Vortrag »über das massenhafte Heldentum sowjetischer Soldaten während der Einnahme der deutKaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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schen Festung« präsentiert wurden.326 Ihren festen Platz fand diese Lesart der Gebietsgeschichte 1967 in den Führungen »Entlang den historischen Orten Kaliningrads« und »Die Erstürmung Königsbergs«; die Gegenwart sollte sich in den Exkursionen »Kaliningrad – Stadt der Fischer«, »Das grüne Kleid unserer Stadt«, »Kaliningrad – das westliche Meerestor unseres Landes« wiederfinden.327 Das Gebietsexkursionsbüro stellte zudem Exkursionen in jene Gebietsstädte in Aussicht, »die die Namen von Helden tragen, sowie an Orte des Kriegsruhm der russischen Armee«; zudem werde eine Führung unter dem Titel »Das sozialistische Kaliningrad« angeboten werden.328 Der Fokus auf das Moderne sollte auch in Kaliningrad einen Weg aus dem Dilemma bieten, wonach sich nur wenige Sehenswürdigkeiten mit der Sowjetmacht in Verbindung bringen ließen329 – und hier war die historische Konkurrenz zu einem solchen Geschichtssurrogat immer noch groß. Das Exkursionsprogramm stand unter ständiger Beobachtung: Die Kaliningrader Denkmalschutzvereinigung VOOPIK hatte kritisiert, es gebe mit Blick auf die »Arbeit des Exkursionsbüros zur Propagierung von Denkmälern […] eine Reihe von Mängeln«, da »das Exkursionsbüro ungenügend neue Strecken und deren Thematik erarbeitet, sich unzureichend mit der Ausbildung von Exkursionsführern beschäftigt. Die unzureichende Ausbildung der Exkursionsführer wirkt sich auf die Qualität der Führungen aus. Die Exkursionsführer benutzen teilweise veraltete, nicht überprüfte Angaben, erzählen Gerüchte nach, wodurch sie der ideologischen Arbeit Schaden zufügen«, vermerkte das Protokoll einer Sitzung der Kaliningrader Denkmalschützer 1967.330 Die Organisation trat für einen erweiterten Kaliningrad-Begriff ein und forderte Gleiches von den Exkursionsführern. Mit der massiven Einmischung der Denkmalschützer lief das Gebietsexkursionsbüro Gefahr, seine bisherigen Kompetenzen und damit einen bedeutenden Teil Kaliningrader Deutungshoheit an die VOOPIK zu verlieren. Hier half einzig und allein die Flucht nach vorn: Ende 1967 bestätigte die Leiterin des Gebietsexkursionsbüro, Nina Nesvetova, zwei neu erarbeitete Führungen, die an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig und das Gebiet als mustergültig erscheinen lassen sollten: »Kaliningrad–Kaunas« und »Entlang historischen Orten Kaliningrads«.331 Erklärter Zweck der Exkursion Richtung Kaunas war vor allem, »Touristen mit der Natur der Region, seiner Geschichte, seinen Städten bekanntzumachen« und »die Ergebnisse der riesigen Aufbauarbeit zur Verwirklichung der Entscheidungen des 23. Parteitages der KPdSU zu zeigen«.332 Wer sich für die Exkursion Richtung Kaunas entschieden hatte, erlebte das Gebiet in Kurzform: Im Bus innerhalb von 25 Minuten erzählt, beschränkte sich die geraffte Darstellung der Region auf die »Geschichte der Bildung des Gebietes Kaliningrad, die Charakteristik seiner Fläche und der Bevölkerung des Gebietes, seiner Grenzen und die kulturell-wirtschaftliche Gestalt von Stadt und Gebiet«.333 Für die Kreisstadt Gvardejsk, wo »nach 1945 das Industriewachstum begann« und »ein Fleischkombinat, zwei Sägewerke und eine Großmühle errichtet« worden waren, mussten drei Minuten auf dem zentralen Platz genügen.334 218 Kaliningrad sein

Černjachovsk sollte der Exkursionsführer am Bahnhof vor der Büste seines Namensgebers, General Ivan Černjachovskij präsentieren: Im Februar 1945 als »Instenburg« [sic] erobert, seien hier »ungefähr zwanzig Industriebetriebe tätig«, es gebe »drei Kinos« und »einige Kulturhäuser«;335 geplant sei unter anderem eine »Grundsanierung der Wasserversorgung« und »die Stadt intensiv zu begrünen«.336 Hier war auch dezidiert eine sanitarnaja ostanovka vorgesehen.337 Erst in Gusev sollte sich erstmals auf dieser Exkursion das historische Material mit den »Ereignissen des Ersten Weltkrieges auf dem Gebiet Ostpreußens, den Kämpfen um Gumbinnen, dem Heldentum russischer Soldaten, dem Vaterländischen Krieg und Material zu S. I. Gusev« als Namensgeber der Stadt auf die Zeit vor 1945 erstrecken.338 Die Stadt sei stellvertretend »für die anderen Städte des Gebietes« und »durch Arbeit der Sowjetmenschen, den Willen von Partei und Regierung von neuem errichtet« worden.339 Bevor der Bus das Gebiet Richtung Litauen verließ, erhielten die Teilnehmer noch zehn Minuten lang Informationen zu Nesterov – mehr als die Heldentat des namensgebenden Soldaten und der örtliche Eisenbahnknotenpunkt kam nicht zur Sprache.340 Mehr Raum nahm Geschichte innerhalb der zweiten Exkursion ein: Zweck der Führung »Entlang historischen Orten der Stadt Kaliningrad« sollte darin bestehen, »die Exkursanten mit der Geschichte Königsbergs als Zitadelle des preußischen Militarismus und Faschismus, mit dem ruhmlosen Fall der Festungsstadt als Ergebnis der heldenhaften Erstürmung durch sowjetische Soldaten im April 1945 bekannt« zu machen und schließlich »die arbeitsame Heldentat der Sowjetmenschen zu zeigen, die auf den Ruinen einer zerstörten Stadt eine neue sozialistische Stadt gebaut haben«.341 Am Kalinin-Denkmal beginnend, sollte der Exkursionsführer die Touristen an Börse als »charakteristischer Einrichtung der kapitalistischen Gesellschaft« vorbei zum Dom als »Kriegsfestung« führen und mit Blick auf den Zustand der Stadt den »Kampf der Kaliningrader Bauarbeiter für die Erfüllung der Direktiven des 23. Parteitages und des Programms der KPdSU unterstreichen«.342 Immer wieder verschloss sich die Anleitung für den Exkursionsführer einer Darstellung von Kontinuitäten, stellte das Alte und Neue in Frontstellung einander gegenüber und hob damit den Paradigmenwechsel in der Gebietsgeschichte 1945 hervor. Auf den Dom folgte als Thema Kant, dem die Rolle der Albertina im Nationalsozialismus gegenübergestellt wurde, gefolgt von den Planungen für eine Bebauung der Dominsel.343 An den Besuch des Kapitulationsbunkers schloss sich der Blick auf die benachbarte Universität an – mit dem Hinweis auf die »Bedeutung der Stadt als großes Zentrum für die Kaderausbildung«.344 Die Handreichung legte zudem großen Wert darauf, dass während des Besuchs der Festungsanlagen mit Wrangel- und Dohna-Turm der Gruppenführer »noch einmal die Heldentat von Soldaten der Sowjetarmee unterstreicht, die innerhalb von drei Tagen die Festungsstadt eingekesselt haben.«345 Der Blick in Richtung eines nahe gelegenen Maschinenwerks sollte Kaliningrads Bedeutung als »Industriestadt des Landes« verdeutlichen und beim Besuch eines Neubauviertels war zu »unterstreichen, dass der riesige Aufschwung im Wohnungsbau eine allgegenwärtige Erscheinung« sei.346 Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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Am längsten verweilte die Gruppe am Obelisken für die 1.200 Gardesoldaten – der Gruppe sei mit einer halben Stunde ausreichend »Zeit zu geben für die Besichtigung des Denkmals«.347 Von hier aus eröffnete sich auch der Blick auf den Hafen, so dass Kaliningrad nun auch als »Stadt der Fischer« erzählt werden konnte; außerdem sollte der Hinweis auf die regionale Papierindustrie mit ihren »Produkten und besten Leuten« nicht fehlen – die Handreichung vermerkte außerdem knapp: »das Gleiche über die Waggonbaufabrik.«348 Mit dem Besuch des Fischereikulturhauses endete die Exkursion – die Teilnehmer sollten Kaliningrad nun »als westliches Meerestor des Landes, als großes industrielles und kulturelles Zentrum« begriffen haben.349 Beide Entwürfe für Exkursionen durch Stadt und Gebiet hatten in ihrer Stringenz absolute Eindeutigkeit suggeriert und in den Augen des Gebietsexkursionsbüros für eine geschlossene Gebietspräsentation gesorgt. Doch die Führungspraxis hielt sich nicht an die Planvorgaben. Schon die bisherigen Entwürfe hätten »nicht immer den Anforderungen des heutigen Tages […] entsprochen – sehr viel Zeit wurde der Zeit Ostpreußens zugemessen und eine unbedeutende Zeit auf die Schilderung der Errungenschaften der Sowjetmenschen bei der Wiedergeburt der Stadt Kaliningrad und des Gebietes, dem Wachsen der Volkswirtschaft verwandt«, gab sich Nina Nesvetova im März 1968 auf dem Plenum des Gebietssowjets für Tourismus selbstkritisch.350 Selbst jetzt sei ein Standard in den Führungen nicht gewährleistet: »Einige Reiseleiter bedienen sich einzelner Episoden von Kampfhandlungen russischer Soldaten auf dem Territorium Ostpreußens, wobei sie ganze Epochen aus der Erzählung auslassen und bei den Teilnehmern kein ganzheitlicher Eindruck von unserer Region entsteht«, kritisierte die Leiterin des Gebietsexkursionsbüros die alternativen Erzählungen Kaliningrads ihrer Mitarbeiter.351 Besonders hart ging 1969 die Kaliningradskaja Pravda mit der Führungspraxis ins Gericht: Gesprochen werde häufig »über zweitrangige Dinge, so dass man Zeit auf die Aufzählung von Fakten und Ereignissen verwendet, die keine Aufmerksamkeit verdienen«.352 Statt Besucher in den Kapitulationsbunker zu führen, »erzählte man ihnen lang und verdreht von der Geschichte, den Baustilen des Doms [und] des Schlosses, von dem doch nur die Erinnerung geblieben ist. Wofür«, fragte sich der Autor, »muss man Gäste so lange um die Festung ›Der Dohna‹ herumführen ohne daran zu erinnern, dass auf dieser Festung am 10. April 1945 die rote Flagge des Sieges gehisst wurde […]?«353 Hier wurde die Schere zwischen offizieller Bedeutung und den Bedeutungen, die sich die Reisenden gemeinsam mit einem unorthodoxen Exkursionsführer selbst suchten, überdeutlich:354 Zwar folgten die Exkursionen grob den vorgegebenen Strecken, die Interpretation des Gezeigten deckte sich aber nicht mit den offiziellen Vorgaben – die Formatierung der Gegenwart geriet in Gefahr, der Blick auf Stadt und Gebiet büßte an Eindeutigkeit ein. Organisierter sowjetischer Tourismus hatte auch hier nicht zum Ziel, den Reisenden »neue Eindrücke« zu verschaffen, sondern offizielle Vorstellungen zu vermitteln.355 Von nun an mussten sich Gruppenführungen auf Überprüfungen einstellen – die Exkursionsführer wurden »regelmäßig« und »vor Ort mit anschließen220 Kaliningrad sein

der Diskussion der gehörten Exkursion« kontrolliert.356 Der Erfolg blieb aus: Die inhaltliche Ausgestaltung der Führungen entspreche immer »noch nicht den Anforderungen des heutigen Tages«, kritisierte das Präsidium des Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus und Exkursionen 1970. Es machte keinen Hehl aus seiner Präferenz für Exkursionen durch Stadt und Gebiet, deren Hauptaufgabe in der Propagierung »der weltgeschichtliche Bedeutung der Großen Oktoberrevolution, der Größe der Leninschen Ideen, der Beschlüsse von Partei und Regierung, der Erfolge und Errungenschaften in der Entwicklung der Volkswirtschaft« bestand und die Exkursionsführer dazu anhielt, »bei den Werktätigen moralische Qualitäten, das Gefühl von Patriotismus und Liebe zur sozialistischen Heimat zu wecken«.357 Betont kollegial schlug das Präsidium vor, nunmehr »mit den Aufgaben des kommunistischen Aufbaus verbundene Exkursionen« und »Führungen in Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe« durchzuführen und »militärgeschichtliche Führungen des Großen Vaterländischen Krieges und mit dem Leben V. I. Lenins verbundene Exkursionen zu propagieren.«358 Exkursion bedeutete hier tatsächlich: »Beschreiten der ausgetretenen Pfade, Nachvollzug der Geschichte, die keine Überraschungen mehr bereithält.«359 Der Pfiff zurück auf die Generallinie ließ keinen Raum für die Region. Jetzt entworfene Exkursionen wie »Entlang den Ruhmesorten der russischen Armee« über den Kampf gegen Napoleon sollten »besondere Beachtung den heldenhaften Biografien der Schlachtteilnehmer, dem Massenheldenmut und der beispiellosen Unerschrockenheit der russischen Soldaten« widmen und dies »mit den im Januar-Februar 1945 vollbrachten Heldentaten der sowjetischen Truppen verbinden«.360 Schülerexkursionen wie »Meine Heimatstadt« hatten zwar zum Ziel, »die Exkursionsteilnehmer mit der Geschichte unserer Stadt bekanntzumachen«, doch sollte Kaliningrad nun dezidiert »als großer Meereshandels- und -fischereihafen« präsentiert werden.361 Die dreiminütige Zusammenfassung der zwei Stunden langen Exkursion lautete: »Kaliningrad ist ordensdekoriert, eine Fischerstadt, das westliche Meerestor des Landes.«362 Der Kanon erstarrte. Daher gingen diese Vorstellungen von Kaliningrad auch an den Erwartungen vieler Touristen vorbei. Ab den sechziger Jahren besaß das Baltikum innerhalb der UdSSR den Nimbus des »Tors zur Welt der Gotik, des Jazz, der Straßencafés – des Tors nach Europa. Sibirier erkundigten sich, welche Währung in Tallinn gelte«, wie sich das Image des Westens der Sowjetunion kaum besser beschreiben ließ.363 Ein Teil dieses Glanzes fiel auch auf Kaliningrad – oder war es Königsberg? Zu den »am häufigsten von Touristen besuchten Orten« der vorgeblich rein sowjetischen Stadt zählte ohne Zweifel die Festungsanlage »Der Dohna«, die als Ziegelbau deutschen Ursprungs alles andere als eindeutig sowjetisch kodiert war und Fragen zur Zeit vor 1945 weckte.364 Es sei vor allem die »Exotik unserer Region«, die »die Menschen anzieht«, hatten auch Berenbejm und Borisov in ihrem Beitrag 1970 folgerichtig argumentiert.365 All dies war eine immer noch präsente vorsowjetische Geschichte, aber eben nicht die sozialistische Musterstadt, wie sie die sowjetische patriotische Erziehung als »exotischen Raum mit sowjetischer Bedeutung« vorsah.366 Dass innersowjetischer Tourismus Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus

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ein Weg war, Sowjetbürger an die Vorteile des Lebens in einem sozialistischen System zu erinnern und gleichzeitig Vergleiche zu einem schnelleren Wirtschaftswachstum im Westen zu unterbinden,367 konnte in Kaliningrad angesichts dessen ambivalentem Stadtbild daher nur ansatzweise gelten. Kanon und offiziell vorgesehene Führungen blieben gerade angesichts fremdartiger Attraktionen vor Ort für Reisende und Bereiste hohl. Die Bilanz, die der Vorsitzende des Gebietssowjets für Exkursionen und Tourismus, Vasilij Belogov, für das Gebietsparteikomitee Ende 1970 zog, überbot sich wider besseren Wissens an Optimismus: »In der letzten Zeit ist das Interesse der Völker der UdSSR an den Errungenschaften der Werktätigen unseres Gebietes beim Aufbau des Kommunismus deutlich gestiegen«; nun kämen »die Menschen in unser Gebiet in Sonderzügen, in Flugzeugen, in Bussen und eigenen Autos, fahren per Schiff« – allein aus dem Grund, »die von Sowjetmenschen umgestaltete Region anzuschauen […].«368 Ob diese Kaliningrad oder auch Königsberg sehen wollten, ließ er offen – »eine mitunter penetrante pädagogische Attitüde. Nicht was war, oder wie es hätte sein können, sondern: So ist es gewesen.«369

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Auf Konfrontationskurs – Kaliningrad im Kalten Krieg Je weiter Anspruch und Wirklichkeit in Kaliningrad auseinanderklafften, desto stärker geriet die Gebietsführung unter Zugzwang. Weder utopische Vorstellungen von Kaliningrads Wachstum noch die Schilderungen sozialistischer Infrastruktur als Beleg für eine gelungene Integration in die Sowjetunion erwiesen sich als ausreichend wirkungsmächtig, um der Bevölkerung Vertrauen in eine sowjetische Zukunft einzuflößen. Selbst mit den verschiedenen Varianten des Blickes Auswärtiger auf die Stadt ließ sich wenig Optimismus mobilisieren. Die Moskauer Tageszeitung Izvestija musste 1965 nicht nur dem Eindruck entgegenwirken, im Gebiet sei »die Kommunalwirtschaft schlecht entwickelt«; vielmehr musste sie sich der Frage eines ratlosen und unterversorgten Lesers aus Neman stellen, ob diese »nicht eine Folge […] der Unverbundenheit des Gebietes von der [Unions-] Republik, ihrer Entfernung von ihr« sei: »Ist es normal, wenn ein Gebiet von seiner Republik durch eine andere Republik abgeschnitten ist [?] Gibt es noch in unserem Land vergleichbare Verhältnisse zwischen Gebiet und Republik [?] Es entsteht der Eindruck, dass die Lebensmittelversorgung in der Nachbarrepublik [Litauen] wesentlich besser ist – man muss nur über die Memel fahren«, berichtete Leser Glušenko nach Moskau und gab wirtschaftlicher Versorgung gegenüber nationaler Zugehörigkeit klar den Vorzug: »Könnte beispielsweise das Gebiet Kaliningrad der Litauischen SSR als autonom angegliedert werden?«1 Entgegen den Beteuerungen der Gebietsführung, Kaliningrad als Bestandteil der RSFSR sei ein Gebiet der Sowjetunion wie jedes andere auch, fühlten sich Gebietsbewohner vergessen: So sei 1965 in Sovetsk »seit einigen Jahren […] nur das litauische Republiksfernsehprogramm« zu empfangen, deren Mitarbeiter »es nicht für notwendig« hielten, »Rücksicht auf russische Zuschauer zu nehmen«, beschwerte sich der Sovetsker Fernsehzuschauer Stanislav Korkuš ebenfalls bei der Redaktion der Izvestija in Moskau: »Zu Beginn der Sendungen können sie nicht auf Russisch grüßen, obwohl sie die Zuschauer auf Litauisch begrüßen. Vor ein paar Jahren machten sie Sendungen von neuesten Nachrichten gleichzeitig auf Litauisch als auch auf Russisch. Jeden Sonntag gab es die Sendung ›Nachrichten der Woche auf Russisch‹, jetzt gibt es sie nicht mehr«, beklagte sich Korkuš. Viele Bürger fühlten sich von der allgemeinen Informationsversorgung abgeschnitten, denn »Fernsehnachrichten aus Moskau sehen und hören wir nur dann, wenn das litauische Fernsehen für das Moskauer Fernsehen sendet«, kritisierte der Sovetsker Bürger und beschwor die Moskauer Zeitungsredaktion: »Die Fernsehzuschauer Sovetsks möchten gute Sendungen hören und sehen, und zwar hauptsächlich in russischer Sprache.«2 Die Vernachlässigung Kaliningrads hatte nur einen Vorteil: Nebenbei schuf sie auch ein Bewusstsein für Kaliningrad.3 Angesichts des mangelnden Engagements für Kaliningrad ging die Gebietsführung mit ihrer Identitätspolitik jetzt noch einen Schritt weiter: Zur prüfenKaliningrad im Kalten Krieg

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den Instanz wurde nun der Feind. Die ständige Beteuerung sowjetischer Gebietszugehörigkeit »auf ewig« hatte zwar stets einen Rückgriff auf die deutsche Vergangenheit der Region impliziert; doch die frühere Gebietszugehörigkeit war in der Regel nicht beim Namen genannt worden. In der UdSSR lag Kaliningrad als westlichstes Gebiet der Sowjetunion der geografischen Front des Kalten Krieges am nächsten – und die Gebietsführung zögerte nicht, diesen Umstand für sich zu instrumentalisieren. Es war der Griff zum Äußersten. Grenze Tatsächlich war die Außengrenze Kaliningrads seit langem unruhig. Beginnend mit Berichten über zwölf »bewaffnete Zusammenstöße an der Grenze mit Ostpreußen« im zweiten Quartal 1945,4 häuften sich ab Mitte der fünfziger Jahre die Meldungen an das ZK der KPdSU in Moskau über Grenzzwischenfälle, in denen vom Abwurf von »Flugblättern und Heftchen in den Sprachen der Völker der UdSSR und der Bevölkerung der Volksdemokratien« an der sowjetischen Westgrenze berichtet wurde.5 Diese »Aktivierung ausländischer bürgerlich-nationalistischer Organisationen« ginge nach einhelliger Meinung des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin, und dem Chef der Grenztruppen des Innenministeriums der UdSSR, Pavel’ Zyrjanov, »von Westdeutschland und Schweden« aus.6 Allein zwischen Anfang 1955 und Mitte 1956 seien entlang dieses Abschnittes über 8.000 Flugblätter entdeckt worden.7 Neben wechselnden Gebieten der Ukrainischen und Weißrussischen SSR8 war Kaliningrad regelmäßiger Fundort von »Luftballons […mit] Zettelchen antidemokratischen Inhalts in deutscher Sprache«9 – die gegebenenfalls »von unseren Schützen über dem Territorium […] des Gebietes Kaliningrad abgeschossen worden waren«10 und »den örtlichen Organen des KGB übergeben«11 wurden. Noch 1962 berichtete Innenminister Vladimir Semičastnyj von »vereinzelten Fällen der Verbreitung antisowjetischer Flugblätter« neben Moskau, Leningrad, Rostov, Tallinn, Serpuchov, Pskov, Vologda, Ivanovo auch im Gebiet Kaliningrad, »in denen dazu aufgerufen wurde, nicht für die Kandidaten für den Obersten Sowjet der UdSSR zu stimmen.«12 Erst 1966 kehrte Ruhe ein und »die Gesamtzahl von verbreiteten Dokumenten verringerte sich«.13 Gegenüber der Bevölkerung wurde die Sicherung der Grenze beständig wiederholt – die Grenzlage »verpflichtet alle Werktätigen unseres Gebietes, täglich aufmerksam zu sein und nicht zu vergessen, dass die Kapitalisten unentwegt versuchen, Spione, Diversanten, professionelle Mörder usw. in unser Land zu schicken«;14 1957 verpflichtete das Gebietsparteikomitees ihre Kreisorganisationen »die politische und organisationsrelevante Arbeit unter der Bevölkerung zu verstärken« und »in allen Brigaden, Kolchozen und Sovchozen Vollversammlungen der Werktätigen mit Vorträgen über die internationale Lage durchzuführen, in denen über die innere und äußere Lage der UdSSR gesprochen wird.«15 Vor allem aber richtete hier die Abteilung für Propaganda und Agitation des Gebietsparteikomitees ihre »besondere Aufmerksamkeit auf den gemeinsamen Auftritt leiten224 Kaliningrad sein

der Arbeiter mit Vorträgen über die internationale Lage in den [Außen-] Grenzregionen und den an Litauen grenzenden [Regionen]« des Gebietes.16 Dabei sprachen die Reaktionen der Bevölkerung eher für eine Hysterisierung denn für eine Beruhigung der Lage, wenn sich etwa Zuhörer eines Vortrages über Grenzschutz Ende 1957 nach »Fällen von Verhaftungen feindlicher Elemente«17 oder danach erkundigten, ob »Spione über dem Gebiet Kaliningrad abgeworfen« worden seien.18 Vorträge solcher Art waren vor allem eine Reaktion auf die anhaltende Landflucht aus dem Gebiet. 1956 musste die Gebietsführung erkennen, welches Ausmaß die Abreisestimmung durch »das Fehlen notwendiger politischer, auf die Massen zielende Arbeit unter den Arbeitern, provokative Gerüchte, die von unterschiedlichen Personen (hauptsächlich von Litauern) verbreitet werden [und] schlechte materielle Bedingungen« im Gebiet angenommen hatten und dazu führten, »dass viele Arbeiter die Sovchoze verließen […]«.19 Indem »unter den Bedingungen einer Zuspitzung der internationalen Spannungen feindliche Elemente und Panikstifter unter der Bevölkerung alle möglichen provozierenden Gerüchte verbreiten und nationalistische Elemente aus Litauen sogar versuchen, die verbliebene Bevölkerung zu verschrecken, und alles tun, um Unsicherheit unter den Kolchozbauern, Sovchozarbeitern und MTSArbeitern an deren Wohnort hervorzurufen«, hatten allein in den ersten beiden Monaten 1957 insgesamt 767 Personen die Region verlassen.20 Ein DominoEffekt war die Folge: »Der unbegründete Wegzug dieser Größenordnung von Menschen aus dem Gebiet ruft eine schädliche Stimmung unter einigen Teilen der Bevölkerung hervor«, musste das Gebietsparteikomitee 1957 feststellen und auf Berichte verweisen, denen zufolge »unter anderem in den Kreisen Krasnoznamensk, Slavsk und Bagrationovsk zur Zeit einige Kolchozfamilien und MTSArbeiter sowie von Sovchozen ebenfalls planen, in die Zentralregionen des Landes abzureisen.«21 Umso dringender sollten Beiträge wie »Stille an der Staatsgrenze« oder »Grenze und Gesetz« in der Kaliningradskaja Pravda die Bevölkerung an die besondere Lage des Gebietes am äußersten Rand der Sowjetunion erinnern22 – dem Hinweis auf »Hitlerschergen« oder darauf, dass »amerikanische Politiker immer wieder ihre Entschlossenheit bekunden, gegen unser Land eine Politik der Spionage und Diversion zu verfolgen«, wurden die verlässlichen sowjetischen Grenztruppen gegenübergestellt.23 Dies ließ sich durchaus als Rückgriff auf den »Stalinschen Mythos der Großen Familie« mit ihrem besonderen Augenmerk auf den Grenztruppen in den dreißiger Jahren begreifen24 – auch damit wurde Kaliningrad beständig als Teil der Familie erzählt. Doch während hier noch die Sicherheit der sowjetischen Staatsgrenze betont wurde, rückte zunehmend deren und damit Kaliningrads Bedrohung an vorderster Front in den Vordergrund. Es war die deutsche Vergangenheit Kaliningrads, die hier dem Kalten Krieg eine besondere Dimension verlieh. Den Frontverlauf zeichnete die Tagespresse nach, indem sie eine Schilderung friedlichen Alltags im Kaliningrader Hafen mit Absätzen über die Wiederbewaffnung der BundesKaliningrad im Kalten Krieg

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republik kontrastierte – gesetzt in Großbuchstaben.25 Man gab sich kämpferisch, auf dass die Bevölkerung zusammenrücke: Das Gebiet sei »ein Vorposten des Friedens. Aber auch wenn wir für den Frieden kämpfen, halten wir unser Pulver trocken«, verkündete die Kaliningradskaja Pravda 1960.26 Indem Kaliningrad bedroht schien, sollte es sich als schützenswert, als lieb gewonnen erweisen. Kampf der Ideologien Schritt für Schritt errichtete die Gebietsführung die Kulisse eines vom revanchistischen Westen tödlich bedrohten Gebietes, vor der sich Ge- und Entschlossenheit zum heroischen Widerstand besonders eindrücklich demonstrieren ließen. Das kleine Kaliningrad musste sich nach offizieller Darstellung an allen Fronten bedrängt fühlen. Als Abwerbungsversuche der bundesdeutschen Botschaft in Moskau beschrieb die Tagespresse seitenlang die Irrwege einer jungen Deutschstämmigen namens Irma Kretschmann aus einem Dorf bei Kaliningrad, die »weder Sorge noch Aufmerksamkeit der älteren Genossen gegenüber ihrem Schicksal schätzte [und] die Fabrik verließ. […] Sie geht in die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und kommt heraus mit einer regelmäßigen Zuwendung«, schilderte die Zeitung enttäuscht moralisierend das Verhalten Kretschmanns als Landesverrat, als Erosion Kaliningrads von innen heraus auf Betreiben der Bundesrepublik.27 Der deutschstämmige Kolchozfischer Heinrich Detzkeit hingegen habe der Versuchung widerstanden, nach Westen auszureisen: »Von Zeit zu Zeit lesen die Eltern Detzkeits auf jenem Stück deutschen Bodens, wo sich revanchistischer Taumel verbreitet, einen Brief aus dem kleinen Fischerdorf Golovkino. Ihnen schreibt Heinrich […], dass er glücklich lebt, sehr zufrieden mit der Arbeit, mit der Familie ist. Und mit der Heimat, die nichts ersetzen kann«, belehrte die Kaliningradskaja Pravda 1965 ihre Leserschaft über die Integrationsfähigkeit der Sowjetmacht auch gegenüber den Verlockungen des aggressiven Westens.28 Von außen sah sich das offizielle Kaliningrad durch den Äther bedroht: Als am weitesten im Westen gelegenes Gebiet befand sich Kaliningrad in Reichweite westlicher Funksender. Schon Ende der fünfziger Jahre hatte das ZK der KPdSU die regionalen Parteichefs auf die Aktivitäten »feindlicher Radiopropaganda in den Sprachen der Völker der UdSSR« aufmerksam gemacht.29 So konnte Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov auf dem 11. Kaliningrader Gebietsparteitag in markigen Worten von »mehr als 100 feindlichen Radiostationen des Westens« berichten, »die in die Sowjetunion senden« und »ihr ideologisches Gift vor allem auf unser Gebiet Kaliningrad niedergehen lassen«.30 General Ch. Ambarjan wertete dies am gleichen Ort als eine Spielart dessen, dass »westdeutsche Faschisten […] ihre dreckigen Hände auch nach unserem Gebiet Kaliningrad aus[strecken]«.31 Auch das westliche Pressewesen schien sich gegen Kaliningrad gewandt zu haben, wenn einige bundesdeutsche Publikationen vereinzelt und in unregelmäßigen Abständen über das Gebiet berichteten. Die Gebietsführung verfolgte sorgfältig Publikationen der Vertriebenenverbände wie Heimatbrücke und Ostpreußenblatt, die, ins Russische übersetzt, offenbar über die Botschaft der UdSSR 226 Kaliningrad sein

in der Bundesrepublik ihren Weg nach Kaliningrad fanden. Ob Informationsbrocken über militärische Verbände und einen Auftritt des Gebietsparteichefs,32 Bemerkungen über den baulichen Zustand der Stadt und das sowjetische Interesse an Königsberg33 oder zu Kaliningrads Infrastruktur und Passregime:34 Die zahlreichen Details solcher Artikel konnten bei sowjetischen Lesern durchaus den Eindruck erwecken, Kaliningrad werde höchst genau beobachtet – ein Umstand, der perfekt in das Bild eines bedrohten Gebietes passte und der den Gebietsparteichef in einem Beitrag für die Literaturnaja Gazeta 1967 auch die Kieler Nachrichten und das Hamburger Abendblatt samt deren Aussagen über »eine tote Stadt« und »eine nackte Landschaft mit Ruinen« zitieren ließ.35 Ausführlich brachte die Presse 1967 einen Artikel des Toronto Daily Star, der der Bundesrepublik Deutschland mit Blick auf den Grundriss ihres Pavillons von Frei Otto für die Weltausstellung in Montréal großdeutsche Ambitionen unterstellte – auch wenn die Kaliningradskaja Pravda darauf verzichtete, auch Ostpreußen auf der erklärenden Karte von »Hitlerdeutschland« abzubilden und damit eine Gefährdung Kaliningrads allzu sehr zu konkretisieren.36 Die Gebietsführung hatte sich weder mit dem Beitrag aus Toronto noch dem eigenen Beitrag in der unionsweit erscheinenden Literaturnaja Gazeta zufrieden gegeben. Letzterer diente vielmehr als Vorwand, den Artikel auch direkt in Kaliningrad abdrucken zu können – angeblich mit dem Ziel »einer Antwort an die Verleumder in der BRD«.37 Tatsächlich ließ die Tatsache eines gemeinsamen Kommentars von Literaturnaja Gazeta und Kaliningradskaja Pravda auf ein seit langem vorbereitetes Vorhaben Kaliningrader Ursprungs schließen.38 Die Gebietspresse legte noch nach und publizierte unter der Schlagzeile »Genug gelogen, die Herren aus der BRD!« zwei Wochen später ganzseitig vermeintliche Reaktionen der Bevölkerung, da die »westdeutschen Zeitungen noch nicht den zivilen Mut aufgebracht haben, sich für ihre boshaften Anspielungen zu entschuldigen und ihren Lesern die Wahrheit über Kaliningrad zu erzählen.«39 Die Leserbriefe, die »die Meinung aller Kaliningrader gegenüber der unverschämten Lüge über Kaliningrad« ausdrücken sollten, strotzten vor Produktionsziffern und Planerfüllungsdaten.40 Deren Stoßrichtung war eindeutig gen Westen gerichtet – allerdings nicht an das Ausland und in Richtung der »Aufmerksamkeit westlicher Führer«,41 sondern in erster Linie an das Gebiet Kaliningrad selbst. Diese Argumentation der angeblichen Kaliningrader Kollektivantwort hatte nach außen hin keinerlei praktischen Wert – die Kaliningradskaja Pravda war im Ausland nicht zu beziehen, und die Entrüstung konnte ihren Adressaten nicht erreichen.42 Um so mehr war dieser offiziell artikulierte Zorn nur der drastische Versuch, die Bevölkerung stärker für eine sowjetische Zukunft zu mobilisieren und enger um die Sowjetmacht zu scharen. Die Gebietsführung machte ihrerseits keinen Hehl aus der Verknüpfung von äußerer Bedrohung und innerer Mobilisierung Kaliningrads. Anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution nannte Nikolaj Konovalov 1967 »die Freundschaft […] der Werktätigen aller Länder der sozialistischen Gemeinschaft« als »Voraussetzung dafür, dass die gierigen Bestrebungen der westdeutschen RevanKaliningrad im Kalten Krieg

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chisten, die Landkarte Europas völlig zu verändern, zum Scheitern verurteilt sind«43 – die eingefügte Illustration eines Soldaten vor sowjetischem Grenzpfahl mit entschlossenem Gesichtsausdruck und Kalaschnikow im Anschlag neben einer Fotografie polnischer Delegationsmitglieder aus dem benachbarten Olsztyn unterstrich anschaulich: »Aber für Feinde ist unsere Grenze dicht«.44 Doch die bislang geleistete Arbeit in der »Entlarvung bürgerlicher Ideologie und Propaganda, der ideologischen Stählung der Kommunisten, der politischen Erziehung aller Werktätigen« entsprach nach Feststellung des Gebietsparteikomitees 1968 »noch nicht den aktuellen Anforderungen und den Besonderheiten unseres an der Staatsgrenze gelegenen Gebietes, das Gegenstand aggressiver Bestrebungen des westdeutschen Revanchismus ist.«45 Die Gebietsführung war entschlossen, die Gunst der Stunde für sich zu nutzen und ihren Einfluss im Gebiet zu stärken. Nur um der Macht Willen waren die Äußerungen jener drei bundesdeutschen Regionalzeitungen zur Ehrverletzung eines jeden Gebietsbewohners stilisiert worden, von denen ohne das Bemühen der Gebietsführung nicht ein einziger Kaliningrader erfahren hätte. Welches Potential eine solche Strategie hatte, hatte die Gebietsführung schon früh begriffen und wirkungsvoll einzusetzen versucht. Sogar gegenüber dem Zentrum Moskau hatte sie mit einer Bedrohung von außen argumentiert, als 1965 Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov mit Blick auf zusätzliche Finanzhilfen darauf hinwies, »dass das Gebiet ständig die Aufmerksamkeit der westdeutschen Revanchisten auf sich zieht. Presse und Radio veröffentlichen und senden systematisch antisowjetische Schmähmaterialien über das Gebiet und versuchen, die Erfolge der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Gebietes zu verneinen oder zu mindern.«46 Es habe »mehr als einmal Drohungen an die Adresse von Sowjetmenschen gegeben, früher in [Form von] aus der Luft abgeworfenen Flugblättern, jetzt in revanchistischen Sammelbänden und Zeitungen«, so der Gebietsparteichef; daher sei es »zweckmäßig, den zwanzigsten Jahrestag der Gebietsgründung ausführlich zu begehen« als »eine ganz eigene Antwort auf die revanchistischen Erscheinungen, die von rechten Kreisen der BRD aufgewärmt wurden.«47 Die Berichterstattung bundesdeutscher Medien über Kaliningrad bot dem Gebietsparteichef 1968 schließlich die willkommene Gelegenheit, aus Moskau mehr Unterstützung für Kaliningrad zu fordern: In der Stadt seien »bis heute in bedeutendem Maße die Folgen des Krieges nicht beseitigt«, was »Anlass zu unvorteilhaften Vergleichen« biete, so Konovalov in einem Schreiben an das Politbüro;48 es sei »nicht zu vergessen, dass Presse und Radio der Bundesrepublik Deutschland die Entwicklung des Gebietes Kaliningrad und seines Zentrums ständig verfolgen und deswegen die vorhandenen Mängel beim Bau und Ausbau Kaliningrads von ihnen als Anlass für antisowjetische Hetze genutzt werden [und] sie staatlichen Interessen Schaden zufügen.«49 Noch schwerere Geschütze sollten 1969 ehemalige Offiziere auffahren, um ein neues Kriegsdenkmal in Kaliningrad errichten zu lassen – das Argument, dass »die westdeutschen und Westberliner Nachkommen der Teutonen, die Hitlerschergen von einer Revanche, von einer Revision der Grenzen an Oder und Neiße, von einer Rückkehr Ost228 Kaliningrad sein

preußens träumen«, schien ihnen zur Verewigung des eigenen militärischen Ruhmes durchaus angebracht.50 Um den Anschein zu erwecken, dass der Druck von außen aufrecht erhalten wurde, brachte die Kaliningrader Presse noch Anfang 1969 einen Nachdruck aus Sovetskaja Rossija, wo Konovalov erneut bundesdeutsche Medien der »ideologischen Diversion« beschuldigte.51 Ohne Not druckte die Kaliningradskaja Pravda schließlich kurz vor dem Tag des Sieges im Mai 1969 erneut einen Artikel dieser Zeitung und erzählte ihren Lesern die »Wahrheit des Bernsteinlandes«, wonach »die westdeutsche Propaganda, die Kaliningrad seit langem zum Gegenstand ihrer revanchistischen Anspielungen erwählt hat, keine Gelegenheit verstreichen« ließ, »um alles in diesen Jahren [seit 1945; P. B.] Erreichte in Zweifel zu ziehen«.52 Entsprechend hatte der Ton in der Grenzberichterstattung angezogen: »Hier beginnt die Heimat«, dozierte Oberstleutnant Bragin 1970 pathetisch und stellte die bisherige Erzählung der Grenze auf den Kopf: »Die Grenze kennt keine Ruhe.«53 Nicht ohne Grund durften nun fünf Kaliningrader Kommunisten ihre Erfahrungen im mentalen Grenzschutz am Rande des Südkaukasus weitergeben.54 Der Wunsch nach Selbstvergewisserung, der aus den Zeilen eines Kaliningrads in Gefahr sprach, war groß. In Kaliningrad kümmerte es nun den Mond, wenn ihn der Hund anbellte. Historisierungen Die Verteidigung Kaliningrader Errungenschaften gegen einen äußeren Feind baute auf einem festen Zeichenvorrat auf. Dass Kaliningrad nicht nur etwas zu zeigen, sondern auch zu verteidigen hatte, war die Botschaft der offiziell gegen Revanchismus und Revisionismus geführten Schaukämpfe. Nach innen wurde diese Sedimentierung der Gegenwart zu einer historischen Grundlage seit Mitte der sechziger Jahre eifrig vorangetrieben. Indem sich die Gebietsführung der Historisierung Kaliningrads verschrieb, schloss sie ab mit konkurrierenden Auffassungen darüber, was Kaliningrad sein sollte. Kaliningrad war geworden und der Weg in die zeitlose sowjetische Gegenwart zu Ende gegangen. Dabei war der erste Versuch einer geschichtlichen Kanonisierung Kaliningrads gründlich gescheitert: Im August 1960 hatte die Gebietsführung beschlossen, einen Dokumentensammelband anlässlich des fünfzehnjährigen Bestehens des Gebiets herauszugeben. »Der Vollständigkeit halber« sei dabei »die Übernahme von Parteidokumenten wünschenswert« – wenig bescheiden begründete das Gebietsparteikomitee dies mit der Möglichkeit, »anschaulich die leitende und organisierende Rolle des ZK der KPdSU und der Gebietsparteiorganisation bei der sozialistischen Entwicklung des neuen Gebiets Kaliningrad zu zeigen.«55 Doch das Zentrum entzog sich dem Eigenlob: Zwar sei im Institut für MarxismusLeninismus »die Zweckmäßigkeit der Ausgabe eines Sammelbandes ›Gründung und Entwicklung des Gebiets Kaliningrad‹ ziemlich ausführlich diskutiert« worden, das Kaliningrader Vorhaben jedoch letztendlich als »kaum zweckmäßig« Kaliningrad im Kalten Krieg

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bewertet worden, lautete die Antwort aus Moskau; »in der Abteilung für Propaganda und Agitation des ZK der KPdSU war man mit uns einer Meinung« und man müsse auf diese Frage »wenig später zurückzukommen«, wurde die Gebietsführung Ende 1960 auf unbestimmte Zeit vertröstet.56 Die Zeit schien noch nicht reif für eine Beschäftigung mit der Rolle der Partei in Kaliningrad. Mit dem Veto aus Moskau war der Rückgriff auf vom Zentrum abhängige Ressourcen versperrt und die Gebietsführung versuchte sich an einem Geschichtsbild, dessen Quellen in der Region zu finden waren: »Wo seid ihr heute, erste Kaliningrader?« wandte sich die Kaliningradskaja Pravda 1962 in der neu geschaffenen Rubrik »Zeit – Ereignisse – Menschen« suchend an ihre Leserschaft mit dem Versprechen, schon bald »genauer von den Menschen zu erzählen, die auf Ruf der Partei das Leben auf dieser vom Krieg verbrannten Erde wiedererstehen ließen.«57 Hier erschien auch der Rückblick auf die ersten Wahlen im Gebiet sechzehn Jahre zuvor, als zwar noch »Städte des Gebietes noch in Ruinen« gelegen hätten, aber Kaliningrad auch »schon begann zu leben und aus der Asche aufzuerstehen«.58 Eines sollte von vornherein unbestritten sein:. Wer nach Kaliningrad gekommen war, hätte dies »weder auf der Jagd nach dem schnellen Rubel, noch um der Gewinne Willen« getan – »alle hatten es schwer in jener Zeit des Aufbaus der durch den Krieg zerstörten Wirtschaft«, gab die Tagespresse 1961 die Lesart der jüngsten Geschichte vor.59 Doch erst zum 20. Gebietsjubiläum 1966 entspann sich ein historisierender Reigen der Existenz Kaliningrads. Passend zum Jahresbeginn war ein Jubiläumskalender im Taschenformat erschienen, der eine Reihe von aus diesem Anlass veröffentlichten Publikationen einläutete. Zwar sei er der Form nach »gewöhnlich«, doch besitze er »eine besondere Eigenschaft: aus dem ›Kaliningrader Kalender‹ kann man erfahren, wann sowjetische Soldaten die Festung Königsberg einnahmen, wann der erste Gebietsparteitag und die ersten Wahlen zum Gebietssowjet der Arbeiterdeputierten stattfanden, das Datum der ersten Fischfangexpedition, der Eröffnung des Technischen und des Pädagogischen Institutes und viele andere interessante Ereignisse«.60 Es war der Auftakt des Kaliningraders constructing a Soviet time (Malte Rolf ).61 Zwar seien zwanzig Jahre als Zeitraum »unermesslich klein für die Geschichte«, doch seien »dies von Sowjetmenschen durchlebten Jahre gewesen, von denen jeder Tag voller Erbauung war«, rechtfertigte ein Aufruf für eine Veteranen-Anthologie das erstarkende Engagement der Gebietsführung.62 Tatsächlich besaß die offizielle Rückschau auf die seit der Gebietsgründung vergangenen zwei Jahrzehnte einen unverkennbar bilanzierenden Ton, wenn sich »in dieser Zeit mit den Händen von Sowjetmenschen das Bild des durch den Krieg zerstörten Territoriums verändert hat, auf dem moderne Industrie, große sozialistische Landwirtschaft, Einrichtungen von Wissenschaft [und] Kultur, ein Netz von Heilstätten und Sanatorien entstanden sind.«63 All dies sei Grund genug, dass »die Werktätigen des Gebietes vertrauensvoll in die Zukunft blicken« könnten64 – worin schließlich das alleinige Ziel dieser offiziellen Historisierung Kaliningrads bestand. Der offizielle Kaliningrader Jubiläumsband zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution führte daher die Chronik »Jahr für Jahr« vom Ein230 Kaliningrad sein

marsch der Roten Armee im April 1945 bis zur Verleihung des Lenin-Ordens an das Gebiet genau 22 Jahre später – inklusive Straßenbahneröffnung, Ärztekongressen, erster Landung einer Tupolev TU-104 oder dem Klassenaufstieg der Kaliningrader Fußballmannschaft.65 Jetzt erhielt auch das Gebietsmuseum eine Abteilung »Geschichte der sowjetischen Periode« Kaliningrads.66 Die enge Verbindung zwischen Historisierung und Identifikation unter Federführung der Gebietsführung unterstrich die 1970 initiierte »Kollektiv-Chronik ›Die Straße gehört zu mir, die Häuser gehören zu mir‹«, deren Name Programm war und einmal mehr identitätsstiftend wirken sollte. Nicht ohne Grund sollte auch der Aufruf von Stadtführerin E. Zelenova 1970, Kaliningrad als Heimatstadt zu begreifen, in dieser Rubrik erscheinen.67 »Alteingesessene und Neuzugezogene« waren aufgerufen, »an der Erstellung einer kollektiven Chronik über Straßen unserer Städte und Dörfer, über Häuser, über Menschen, mit denen wir beieinander wohnen«, mitzuwirken.68 Die Kaliningradskaja Pravda hielt mit der Intention dieser Chronik nicht hinterm Berg, wenn diese helfen solle, »Geschichte neu zu erschaffen [vossozdat’] [und] von der Gegenwart zu erzählen.«69 Damit wagte die Gebietsführung den Blick auch auf die eigene Tätigkeit seit 1945. Indem sie die Initiative zu dieser offiziellen »Geschichtsschreibung von unten« ergriffen hatte, besaß sie auch jetzt die Deutungshoheit über Anfänge und Gegenwart Kaliningrads. Im Mittelpunkt stand daher die Waggonbaufabrik, die »einigen Tausend Familien Arbeit gibt und ihnen materiellen Wohlstand und Wohlergehen bringt«70 oder die Geschichte eines Soldatendenkmals in Gusev, »ein Geschenk der Liebe der Gusever für die gefallenen Helden«.71 Es galt, die bisherige Erzählung Kaliningrads auch den jüngeren Gebietsbewohnern nahe zu bringen und eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen – als ein einigendes Moment stand hier metaphorisch die Waggonbaufabrik, die »auch die Schicksale jener Menschen [entscheidet], die vor zwanzig Jahren in das Arbeiterkollektiv einflossen und derer, die morgen entscheiden werden, mit wem sie ihr weiteres Leben teilen werden«.72 Dabei blieb es bei den bislang erschlossenen Feldern der Gebietslesart – lediglich Pathos und Manieriertheit dieser Proklamationen erwiesen sich als steigerungsfähig: »Straßen, Straßen! Wer bewohnt Euch? Wer wohnt in diesem Hause, wer in jenem?«73 Es ging hier um nicht weniger als die Wahrung des offiziellen Verständnisses Kaliningrads als aus der Asche geborenes, für immer sowjetisches Gebiet. Die Angst um den Verlust dieses offiziellen Konsens sprach aus den einleitenden Zeilen eines 1970 in Kaliningrad in dem Bestreben erschienenen Kalinin-Sammelbandes, »den Kaliningradern [zu] helfen, sich das leuchtende Vorbild eines bemerkenswerten bolschewistischen Revolutionärs, eines herausragenden Partei- und Staatsmannes vollkommener vorzustellen und sich mit den grundlegenden Etappen seines Lebens und seiner Tätigkeit näher vertraut zu machen.«74 Selbst Kalinin als Namensgeber von Stadt und Gebiet musste den Bewohnern aufs Neue nahe gebracht werden. In Kaliningrad »wird schon jetzt die zweite Generation alteingesessener [korennych] Kaliningrader geboren, die Kinder jener, die 1945 auf die Welt kamen«, hieß es bereits 1965 zum Tag der Verfassung75, aber spätestens die NachKaliningrad im Kalten Krieg

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richt von der Geburt des 300.000. Kaliningraders 197076 musste sich für die Gebietsführung als ambivalent erweisen: Zwar schien eine kritische Masse erreicht, die eine endgültige Einwurzelung der Bevölkerung im Gebiet bezeugte und nun tatsächlich hier geborene Kaliningrader hervorbrachte; doch musste sich spätestens jetzt die Frage stellen, wie die bisherige Auslegung Kaliningrads auch jüngeren Generationen zu vermitteln sei. Mythos und Machtanspruch bedurften einer Auffrischung. Traditionen Seit Mitte der sechziger Jahre konnten die Kaliningrader aus der Propaganda verstärkt erfahren, welche Traditionen sich im Gebiet entwickelt hätten und welchen sie als Einwohner nach Einschätzung der Tagespresse nachgingen – propagandistisch war dies ein Rückgriff auf den homo sovieticus kaliningradensis des Spätstalinismus. Angesichts des Stellenwerts von Gründungsmythos und Sowjetstolz für das offizielle Selbstverständnis des Gebietes bildete Tradition als offizielles Konstrukt die letzte Säule dieser Auslegung Kaliningrads: »Gedächtnis, Stolz, Traditionen« stellten den Dreiklang Kaliningrader Identitätspolitik dar – wer so argumentierte, konnte sich des Wohlwollens der Sowjetmacht sicher sein.77 Der Hinweis auf Traditionen implizierte eine Vielfalt von Schlüssen, die den Vorstellungen der Gebietsführung einer Aneignung Kaliningrads sehr nahe kamen. Nunmehr schienen die jetzt konstatierten Kaliningrader Traditionen nicht mehr (wie noch ein Jahrzehnt zuvor) ökonomisch, sondern historisch begründet – wer Traditionen besaß, hatte auch etwas zu tradieren. Damit ließen sich die bisherigen Lesarten Kaliningrader Daseins als angestammt, gewachsen und objektiv an jüngere Generationen als Gemeingut weitergeben. Und nicht zuletzt war diese Kaliningrader Konstatierung von Traditionen eine Variation eines offiziellen Schlussstriches: Was zu Tradition geronnen war, ließ sich kaum noch hinterfragen und den Kanon Kaliningrads als vervollkommnet und endgültig erscheinen – ein Kunstgriff, der nach innen und außen Geschlossenheit des Konstruktes Kaliningrad vermittelte. In Kaliningrad war Geschichte gemacht worden, von deren Früchten sich nun kosten ließ. War der bisherige Traditionsbegriff Kaliningrad ökonomisch gewandt gewesen oder seltsam abstrakt für ein und dieselbe Generation von Gebietsbewohnern verwandt worden, musste er nun konkret auf die neugeborenen Kaliningrader angewandt werden: Zwar hatte die Kaliningradskaja Pravda 1961 längst »unsere, eigene, Kaliningrader Traditionen« proklamiert; doch waren deren »würdige Bewahrer« hier noch »die Besten der Besten, die Würdigsten der Würdigen, den die Kaliningrader Kommunisten als Delegierte auf einen Parteitag entsenden. Und die Mitglieder der Kollektive kommunistischer Arbeit. Und der zigtausendfache Trupp von Spitzenarbeitern der Industrie in allen Volkswirtschaftszweigen des Gebietes. Rationalisatoren. Erfinder«, schilderte die Zeitung das Heer fortschrittlichster Traditionalisten.78 Die Jugend rückte als Adressat erst später in das Blickfeld der Gebietsführung, und zwar mit der Erkenntnis, dass nunmehr »einen 232 Kaliningrad sein

bedeutenden Teil der Bevölkerung die Jugend, die in den Nachkriegsjahren geboren wurde«, stelle.79 Nun wurden die Immatrikulationsfeiern Kaliningrader Studenten 1967, die typischerweise am Denkmal für die 1.200 gefallenen Gardesoldaten abliefen, zur Stunde der »Geburt neuer Tradition«80 – und schon 1970 verliefen sie »nach guter Tradition« und waren zu einem »traditionellen Ritual« geworden, urteilte die Kaliningradskaja Pravda.81 Der Nachwuchs schien eingebunden. Allerdings unterschieden sich die Veranstaltungen in ihrem Ablauf kaum von anderen Anlässen, die die jüngeren Gebietsbewohner an den Obelisken als Symbol des Ursprungs Kaliningrads zitierten: Hier, »an diesen dem Volksherzen teuren Gräbern leisten junge Pioniere ihren feierlichen Eid, am Obelisken zu Ehren der 1.200 Gardesoldaten führen die Kaliningrader ihre Söhne feierlich in die Streitkräfte, hier leisten die jungen Soldaten der Gardegarnisonen ihren Eid«, hatten Kulturministerium der RSFSR und Kaliningrader Denkmalschutzvereinigung VOOPIK noch 1968 festgestellt und mit dieser Beobachtung eine Regelmäßigkeit solcher Anlässe konstatiert.82 Doch was hier mit Blick auf Immatrikulation, Heldengedenken, Fahnenappell und Vereidigung als wiederkehrende Handlung von Kaliningradern begriffen wurde, war ein gesamtsowjetisches Ritual, wie es überall in der UdSSR zu beobachten war: Kaliningrad unterschied sich in dieser Hinsicht weder von Moskau noch von Irkutsk oder Vladivostok. Der Umfang solch »traditioneller« Handlungen sollte nur den Grad der Integration von Gebiet und Bevölkerung in die Sowjetunion insgesamt unterstreichen. So schnell hier Traditionen wuchsen und sogar deren Geburt zu beobachten war, so wenig spezifisch war ihr Kaliningrader Gehalt. Wenn schon Geschichte und Gegenwart reglementiert und deren feste Lesarten vorgegeben wurden, sollten auch Bräuche und Feiertage nicht zurückstehen: Die Gebietsführung war sich einig, dass das »Begehen neuer Bürgerrituale und Feiertage [novych graždanskich obrjadov i prazdnikov] der Stärkung von Kadern junger Arbeiter in Sovchozen und Kolchozen« diene, wie Moskau auf Anfrage erfuhr.83 Sie sei überzeugt, dass »der Jugend Romantik und gute Laune eigen« seien, weswegen »die Kulturarbeiter, das Komsomolaktiv, Partei- und Gewerkschaftsorgane des Gebietes danach streben, dass Jungen und Mädchen schon ab dem ersten Tag eines neuen Lebens sich als Nachfolger und Träger der Tradition der Arbeiterklasse und der Kolchozbauernschaft fühlen.«84 Tradition war nur eine Chiffre für einen vollendeten Kanon. Zwischenbilanzen »Nicht zufällig ging damals ein Witz um: ›Drohen die Deutschen: So, wir werden uns Königsberg zurückholen. Darauf wir zur Antwort: Passt auf, keine Eile, sonst machen wir aus eurem Berlin das Gleiche, was wir aus Königsberg gemacht haben.‹«85 Alevtina Celoval’nikova, im März 1990

Es hätte auf dem 13. Kaliningrader Gebietsparteitag Anfang 1971 besonders fröhlich zugehen können: Der Auftritt einer Gruppe von Komsomolzen mit roten Kaliningrad im Kalten Krieg

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Halstüchern attestierte dem »Genossen Partei« in Versform, es habe »der Siege viele« gegeben, »gewährleistet durch Eure hervorragende Arbeit im Sturmtempo«.86 Angesichts dieser Leistung würden auch die übrigen »Landsleute Kaliningrads keine Mühen scheuen, um in der Russischen Föderation unter den Ersten zu sein«, versicherten die Pioniere den Delegierten.87 Allerdings bestand kaum Grund zur Selbstbeweihräucherung: Zwar konnte das Gebietsparteikomitee in diesem Jahr ein Vierteljahrhundert Kaliningrad feiern, doch musste es sich auch die Rückschläge in der Durchsetzung ihrer Vorstellungen von Stadt und Gebiet vergegenwärtigen. Noch kein Jahr war vergangen, seit ein Protestschreiben eines Kaliningrader Bürgers die Gebietsführung in beträchtliche Aufregung versetzt hatte. Gleich elf Genossen hatte Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov 1970 in Kopie ein sieben eng mit Schreibmaschine beschriebenen Seiten langes Schreiben zukommen lassen und verfügt, »notwendige Maßnahmen hinsichtlich der aufgeworfenen Fragen zu erarbeiten« und diese innerhalb eines Monats »im Gebietsexekutiv-, Stadtpartei-, und Stadtexekutivkomitee zu begutachten«; zudem waren »zu einzelnen Fragen operative Maßnahmen zu ergreifen« und »über die Ergebnisse dem Gebietskomitee der KPdSU Bericht zu erstatten.«88 Konovalov trat die Flucht nach vorn an und gab seinen Untergebenen zu verstehen, dass »viele Fragen im Brief vollkommen gerechtfertigt« seien.89 Der Aktionismus des Gebietsparteichefs war nachvollziehbar: Ein gemeiner Bürger, der Kaliningrader V. Kuprijanov, hatte als Urheber des Briefes die Alltagsbedingungen im Gebiet für seine Bewohner auf das Schärfste kritisiert und verbal eine Breitseite gegen die Gebietsführung abgefeuert. Es war nicht das erste Mal, dass in Kaliningrad ökologische Fragen zum Gegenstand mehr oder minder öffentlicher Diskussion wurden: Schon 1968 war etwa in der Kaliningradskaja Pravda ein ungewöhnlich scharfer Artikel erschienen, der vor allem die Flagschiffe der Kaliningrader Wirtschaft, Zellulosekombinat und Wirtschaftsflotte, für die Verschmutzung von Kaliningrads zentraler Wasserstraße, dem Pregel, verantwortlich machte.90 Tatsächlich galten zu dieser Zeit Umweltfragen als »einer der wenigen Bereiche relativ freier Meinungsäußerung in der Sowjetunion«, wie Douglas Weiner gezeigt hat91 – und Kuprijanov sollte diesen Bereich lückenlos nutzen.92 Ausgangspunkt war ein durchaus kritischer, gar selbstkritischer Artikel des obersten Stadtmediziners über ökologische Missstände im Gebiet,93 der aber immer noch auf die entschiedene Ablehnung von Kuprijanov traf. Die Reaktion des Amtsmediziners sei ein »leerer und formaler nichtssagender Wisch eines inkompetenten und kraftlosen Menschen« und angesichts der Situation im Gebiet wäre es »kein Fehler und keine Übertreibung, dass die Stadt Kaliningrad das einzige Gebietszentrum in der Sowjetunion ist, wo Schmutz, Ruß und Unordnung so tief in alle Aspekte des Lebens und der Aktivität der Stadt eingedrungen, ein untrennbarer Bestandteil von ihr geworden und organisch mit ihr verwachsen sind.«94 Schon in seiner ersten Invektive wandte sich Kuprijanov gegen das offizielle, so stolz als mustergültig dargestellte sozialistische Kaliningrad, das offenbar eher 234 Kaliningrad sein

den Plan denn die Bewohner als Bezugsrahmen begriff: Sarkastisch riet er dem Leser, einmal »beim Haus der Gewerkschaften« zu verweilen, »das sich so um und für das Wohl und die Gesundheit des Volkes sorgt, wo das Präsidium der Gebietsgewerkschaft arbeitet und oft Sitzungen veranstaltet […] – dort sehen Sie einige Dutzend rauchender Schornsteine, die das gesamte Leben der Stadt verschmutzen und die Menschen ihrer Gesundheit berauben.«95 Einige rauchten »für den gesamten Kuzbass, rund um die Uhr ohne Unterbrechung«, kritisierte Kuprijanov, um erneut das offizielle und idealisierte Bild Kaliningrads als wohlgeplante und begrünte Stadt zu erschüttern: Es sei »bei einer solchen Verschmutzung der Luft und des gesamten Lebens der Menschen doppelt beschämend, dass dieses Chaos in einer Stadt vor sich geht, über das so viele herzliche, warme und sogar poetische Worte gesagt und geschrieben wurden wie ›Gartenstadt‹, ›Parkstadt‹, ›Stadt des Grüns und der Blumen‹.« Der Autor nahm kein Blatt vor den Mund, wer für diese Zustände die volle Verantwortung trage: »Schändlich gegenüber der Verschmutzung der Luft mit Staub und Ruß, gegenüber dem Schmutz auf Straßen und Bürgersteigen, in den Geschäften und auf öffentlichen Plätzen ist diese absolute Gleichgültigkeit seitens des Stadtsowjets mit seinen vier Vorsitzenden und vielen Abteilungen mit Leitern und Stellvertretern und Bezirksexekutivkomitee, seitens des Stadtkomitees der KPdSU und der Gebietsorganisationen, die eine solche Vernachlässigung aller Aufgaben in der Kommunalwirtschaft zuließen.«96 Erholungsorte wie der Kalinin-Park würden »über die Maßen berieselt […] mit Salz und Ruß«97 und »in dieser Brutstätte von Bier- und Weingestank sehen und hören Kinder im Schul- und Vorschulalter oftmals Unflätigkeiten und das Klirren von Getränkeflaschen.«98 Bewusst zog Kuprijanov eine Parallele zu den offiziell veröffentlichten Äußerungen Fremder, die die Veränderungen in Kaliningrad auch den Einheimischen hatten begreifbar machen sollen: »Der in der Stadt neu Angekommene muss sich wie in einer anderen Welt vorkommen, mit anderen Gesetzen und Sitten, ihn ergreift und erschüttert das ringsum unendliche Bild furchtbarer Vernachlässigung der Straßen […].«99 Es sei »furchtbarer und unendlicher Schmutz«, der das Gefühl vermittle, »dass du dich nicht in einer Stadt mit einer Bevölkerung von 250.000 Menschen befindest, sondern auf dem Gelände einer riesigen Müllhalde«,100 legte der Autor nach: Vereiste und verdreckte Haltestellen gäbe es entlang des Prospekt Pobedy, des Prospekt Mira und des Leninskij Prospekt – »von anderen Magistralen der Stadt gibt es nichts [anderes] zu sagen – diese Magistralen sind das Gesicht der Stadt«, lautete das Verdikt Kuprijanovs über das moderne Kaliningrad.101 »All das«, holte der Autor noch einmal aus, »erklärt sich durch grobe Nachlässigkeit vieler Amtspersonen im Dienst und durch deren absolute Straflosigkeit für Untätigkeit und Verantwortungslosigkeit im Amt«; Gebietsparteikomitee und Gebietsexekutivkomitee warf er »Nichtkontakt mit dem konkreten Leben der Stadt, Nichtwissen um die ›Kleinigkeiten‹« vor, was »keine geringe Rolle bei der Vernachlässigung der gesamten Kommunalwirtschaft« spiele.102 Kuprijanov warf sich auf die Ikone des städtischen Wiederaufbaus und der Kaliningrad im Kalten Krieg

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Normalisierung urbanen Lebens im Gebiet, denn seines Erachtens nach habe sich »nur deswegen in den 25 Jahre des Bestehens der Stadt hier eine donnernde, klirrende, schadhafte und langsame Straßenbahn erhalten«, die »mit ihrem Höllenlärm und Rasseln, den Mängeln der ganzjährig zu reparierenden Gleise nicht wenigen Leuten Nerven, Blut und Gesundheit gekostet« habe. Kaliningrad und sein Mythos schienen alt geworden zu sein und hatten nichts neues Identitätsstiftendes hervorgebracht. Die Prioritäten seien falsch gesetzt, kritisierte Kuprijanov und nahm weitere Aushängeschilder Kaliningrads ins Visier: Zwar würden das Haus der Räte, die Autoüberführung über den Pregel, das Haus der Kommunikation und der Zirkus als wichtig für die Entwicklung der Stadt gepriesen; doch sei kaum anzunehmen, »dass durch den Bau dieser Objekte die Stadtbewohner schneller und komfortabler zur Arbeit kommen«, bemängelte er den sowjetischen Technikkult in dessen Kaliningrader Variante.103 Suggestiv und vielsagend schloss der Autor sein Pamphlet: »Vielleicht«, so Kuprijanov zum Abschluss, »gibt es deswegen in unserer Stadt nicht wenige Günstlinge als Einwohner, die sich unschmeichelhaft über viele Seiten des Lebens hier äußern und sagen: ›Man muss schleunigst aus diesem feuchten und dreckigen Loch verschwinden.‹«104 Was in dem Brief eines gewöhnlichen Kaliningrader Bürgers zu Tage trat, war nichts anderes als die vollkommene Ablehnung Kaliningrads als sozialistische Stadt: Mit seiner nur vordergründig auf Kommunalwirtschaft zielenden Kritik an der Praxis Kaliningrads hatte er nicht nur die offizielle Lesart des Gebietes hinterfragt; vielmehr hatte Kuprijanov mit seinem Brief die Rechtmäßigkeit der Sowjetmacht in Kaliningrad in Frage gestellt – indem sie nicht für angemessene Lebensverhältnisse im Gebiet habe sorgen können, hatte deren Identitätspolitik ihn auch nicht für sie einnehmen können und damit den eigenen Machtanspruch verwirkt. Dass dieser Konflikt so offen formuliert wurde, untergrub nur zusätzlich die Autorität der Sowjetmacht im Gebiet. Kaliningrad war geworden – sein Inhalt blieb an vielen Fronten umkämpft.

236 Kaliningrad sein

Epilog Epilog

»Im Rückblick kann ich sagen, dass wir an einer Lücke, präziser an einem durch Leere Angst einflößenden Punkt damit begannen, und dass wir wohl eher intuitiv denn bewusst um die Wiederherstellung des Effekts einer Kontinuität der Kultur bemüht waren, um die Wiedererrichtung ihrer Formen und Tropen, um das Ausfüllen ihrer wenigen ganz gebliebenen und oft vollkommen kompromittierten Formen mit unserem eigenen, neuen oder uns als solchem erscheinenden, modernen Inhalt.« Iosif Brodskij, Vortrag anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 19871

»Am 31. Mai 1972 ratifizierte das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR den Vertrag zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik Deutschland. Kurz zuvor war der Vertrag durch den Bundestag der BRD ratifiziert worden. Dadurch wurde eine der grundlegenden Fragen der europäischen Sicherheit gelöst – die Frage über die bestehenden Grenzen in Europa. Dies ist ein Sieg der Vernunft und der friedliebenden Kräfte, ein Sieg der Außenpolitik der UdSSR.«2 In ihrer Einschätzung des Vertrages zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland von 1970 sah Anna Cygankova, Museumsmitarbeiterin und Vorsitzende der Kaliningrader Denkmalschutzvereinigung VOOPIK einen Schlussstrich unter Kaliningrads jüngste Vergangenheit gesetzt. Mit der Erklärung beider Seiten, »dass sie keine Gebietsansprüche gegen irgendjemand haben und solche in Zukunft auch nicht erheben werden«, hatten beide Staaten eine neue Basis für das zukünftige Verhältnis zueinander geschaffen.3 Dass diese Aussage in Kaliningrad so sehr in den Mittelpunkt gerückt wurde, offenbarte tatsächlich den »grundlegenden« Charakter des Vertrages für die Region am weitesten im Westen der Sowjetunion: Ein gutes Vierteljahrhundert sowjetischer Präsenz in der Region hatte nicht die Überzeugungskraft geleistet, die nun auf einmal der Ratifizierung des Vertrages zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik zugemessen wurde. Dass Kaliningrad jetzt aufatmen könne, war auch ein indirektes Eingeständnis dessen, dass die offiziellen, Jahrzehnte anhaltenden und variierenden Versuche Kaliningrader Identitätspolitik zur »Herstellung von Selbstverständlichkeit« (Hans Blumenberg) kaum gegriffen hatten und praktisch gescheitert waren. Seit der Annexion 1945 war ein gutes Vierteljahrhundert vergangen. Die Region war der Sowjetunion zugeschlagen, eine sowjetische Verwaltungs- und Verkehrsinfrastruktur geschaffen, allen Orten im Gebiet neue Namen verliehen, Sowjetbürger angesiedelt und die verbliebene deutsche Bevölkerung ausgesiedelt worden. Kaliningrad – wie Königsberg nun hieß – wurde mit einer Geschichte und mit einer Gegenwart ausgestattet, die es begleiten sollten. Seine Bewohner Epilog

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sollten diese am weitesten im Westen gelegene Region der Sowjetunion bevölkern und hier ein Zuhause gefunden haben. Diese Maßnahmen suggerierten in ihrer Gesamtheit einen Plan nach festem Ablauf, der für eine enge Integration Kaliningrads stehen sollte – ein Plan, der allerdings niemals existierte. Moskau wusste wenig über seinen territorialen Zuwachs an der Westgrenze und zeigte kaum Interesse an dessen Dasein: Für das Zentrum war die Integration Kaliningrads spätestens mit der Etablierung politisch-administrativer Strukturen gegen Ende der vierziger Jahre abgeschlossen, das Wissen um die neue Region lücken- und fehlerhaft. Von nun an sollte Kaliningrad vor allem ein zuverlässiges Gebiet an der Westgrenze der Sowjetunion bilden, das aber keinerlei Schwierigkeiten bereiten sollte – egal, ob Moskau zu Investitionen bereit war oder nicht. Der vom Zentrum oktroyierte Sonderstatus für Kaliningrad, der erst Mitte der fünfziger Jahre entschärft wurde, stand den Interessen der Gebietsbevölkerung und deren Alltag entgegen. Doch das Zentrum wollte mit den Schwierigkeiten seiner neuen westlichen Peripherie nicht behelligt werden: Trotz der immensen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Landwirtschaft und dem Wiederaufbau reagierte Moskau unwillig und nur auf Zuruf. Die Bringschuld lag bei Kaliningrad. Die Vernachlässigung Kaliningrads durch das Zentrum, wie sie in den Problemen des Wiederaufbaus zu Tage trat, ließ die Gebietsbevölkerung an einer sowjetischen Zukunft der Region zweifeln: Teilweise war ihr Bild von der Region schon von Pessimismus im Heimatdorf geprägt gewesen, wo versucht worden war, die Neusiedler zu halten und mit bedrohlichen Schilderungen von einer Reise nach Kaliningrad abzubringen. Die Erfahrung, in eine stark zerstörte Stadt auf kürzlich noch feindlichem Boden zu ziehen, verlangte Durchhaltewillen in höchstem Maße. Viele Siedler waren enttäuscht von all den Bedingungen, unter denen sie leben sollten und kehrten Kaliningrad den Rücken – mental und oftmals real. Kaliningrad blieb lange Teil eines Europas on the move. Wie gering Kaliningrads Bedeutung nach der Landnahme 1945 für das Zentrum war, zeigte sich deutlich im Umgang mit der noch verbliebenen deutschen Bevölkerung. Das Leiden und Sterben der Deutschen in Königsberg-Kaliningrad war zwar von Moskau praktisch sanktioniert und retrospektiv Teil eines schleichenden Bevölkerungsaustausches gewesen; doch erst Jahre nach Eroberung des Gebietes kam die Frage nach der Zukunft der überlebenden Deutschen auf. Aber selbst dann bedurfte es beständiger Nachfragen der Sicherheitsorgane, von der politischen Führung auch eine abschließende Entscheidung zu erhalten. Diese wiederum fiel so plötzlich, dass die Gebietsführung zwar Nachteile für die Entwicklung des Gebiets befürchten, die Entscheidung Moskaus aber unterstützen musste. Der Entschlossenheit offizieller Sprachregelungen zum Trotz erfolgte die Aussiedlung der Deutschen allerdings so lückenhaft, dass auch noch in den späten fünfziger Jahren Moskau die Vergangenheit Kaliningrads zur Kenntnis nehmen musste. Auch in Gestalt dieser noch in der UdSSR lebenden Königsberger ließ die Vergangenheit Kaliningrad keine Ruhe. 238 Epilog

Angesichts der mangelnden Unterstützung aus Moskau musste die Gebietsführung eine eigene Politik entwickeln, um Normalität für Kaliningrad zu begründen und es auf Dauer zu einer sowjetischen Stadt zu machen – die praktische Eingliederung Kaliningrads in die Sowjetunion bot zu wenig Suggestivität, der schrittweise Bevölkerungsaustausch zu schwache Impulse. Schon in den Umbenennungen der Ortschaften zeigte sich das Vorgehen der Gebietsführung, Moskau ideologisch entgegenzuarbeiten. Wegen der fehlenden Vorgaben aus Moskau hielt es das offizielle Kaliningrad für die sicherste Variante, sich eng an eine von ihnen für die ideale Vorgabe gehaltene Generallinie zu halten – auch wenn die Bevölkerung versuchte, der Umgebung tatsächlich entsprechende Namen zu vergeben. Das Bemühen der Peripherie, nicht explizit geäußerte Erwartungen des Zentrums genauestens zu erfüllen, hatte als Ergebnis vor allem eine erstaunliche Beliebigkeit des Kaliningrader Symbolkanons zur Folge – ein Vorgehen, das auf Kritik wissenschaftlicher und politischer Kreise stieß und ein Schlaglicht auf zukünftige Konfliktlinien in der Kanonisierung des Gebiets warf. Die Sowjetmacht begann, Lebens- und Vorstellungswelten der Gebietsbevölkerung medial beständig zu begleiten und mit Mythos und Moderne aufzuladen. Repräsentiert wurden sie durch Presse, durch Ausstellungen und Museen, durch regionalkundliche Literatur und Tourismus. Dem Werden Kaliningrads folgte dessen offizielles Sein. Mit ihm wurde die Lücke gefüllt, die der Verlust der deutschen Bevölkerung hinterließ. Um das Gebiet, das auf die Übersiedler mit seiner Landschaft, der Architektur und teilweise seiner Bevölkerung fremd und ungewohnt wirkte, vertraut erscheinen zu lassen, entwickelten sich zwei historische Hauptstränge Kaliningrader Identitätspolitik: Als »urslawischer Boden«, der über Jahrhunderte lang besetzt gewesen sei und nun in den Schoß Russlands zurückgekehrt sei, wurde Kaliningrad vor allem im Spätstalinismus erzählt. Die Besiedlung vornehmlich mit Russen war daher eine Art Heimkehr nach Kaliningrad, die 700-jährige Existenz Königsberg gerann zu einem Interregnum. Das Erbe der Stadt vor 1945 negierte die Sowjetmacht in Kaliningrad: Die Eroberung der Stadt war die Stunde Null Kaliningrads. Vor diesem Ereignis gab es offiziell nichts, was eine Überlieferung wert gewesen wäre. Nur in einigen wenigen Punkten versuchte die Gebietsführung, auf historische Argumentationen zurückzugreifen, die Kaliningrad ebenfalls als vertrauten Ort suggerierten: Die Besatzung Königsbergs im Siebenjährigen Krieg, der Kampf gegen Napoleon und der Vormarsch russischer Truppen gen Ostpreußen im Ersten Weltkrieg bildeten das Dreigestirn sanktionierter Berührungspunkte zwischen Russland und der Region. Von überragender Bedeutung war mit dem Mythos von der Gründung der Stadt der Gedächtnisort 1945. Geboren sei Kaliningrad in der vollendeten Erstürmung Königsbergs, das nunmehr aufgehört habe zu existieren. Auf diesen Topos konzentrierte sich das offizielle Geschichtsbild der Region – und indem landesweit in den sechziger Jahren der Kult um den »Großen Vaterländischen Krieg« wuchs, erhielt Kaliningrad mit seinem Gedächtnisort 1945 praktisch auch ein eigenes Kapitel in dieser sowjetischen Meistererzählung. Seine Epilog

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Manifestierung erhielt dieser Teil Kaliningrader Identitätspolitik in den zahlreichen Denkmälern für die gefallenen Teilnehmer des Kriegs. Doch der Umgang mit ihnen verwies auch auf den mangelnden Rückhalt des Gedächtnisorts 1945 in der Gebietsbevölkerung. Ihr Blick war von Zukunftssehnsucht geprägt, zumal Teile Kaliningrads noch immer in Trümmern lagen. Umso mehr wurde auch die sowjetische Gegenwart Kaliningrads zum Gegenstand der Identitätspolitik von Kaliningrads Gebietsführung: Da die Geschichte in ihrer offiziell eingeschränkten Lesart der Bevölkerung nicht genug Möglichkeiten einer Identifizierung bot, wurden Integration und Stellenwert Kaliningrads für die Sowjetunion in zahlreichen Variationen erzählt. Im Spätstalinismus war dies insbesondere die Legende von Stalin als persönlichem Gewährsmann, der für die Zukunft Kaliningrads einstehe. Kaliningrad galt als westlichster Vorposten der Sowjetunion, bevölkert vom homo sovieticus kaliningradensis. Nach Stalins Tod verlegte sich die Gebietsführung vor allem auf eine Identitätspolitik, die auf wirtschaftlichen Kriterien aufbaute. Kaliningrad wurde hier zur Inkarnation sowjetischer Moderne – stets durchsetzt mit Insignien der Sowjetmacht. Mit fortschreitendem Kalten Krieg setzte die Gebietsführung auch auf einen äußeren Feind, um Unterstützung für ihre Vorstellungen von Kaliningrad zu erhalten. Gleichzeitig wurden Historisierungen von Kaliningrads Gegenwart ab 1945 vorangetrieben und Traditionen konstatiert. Nach einem knappen Jahrzehnt der Öffnung sah die Gebietsführung mit Ende des Tauwetters keinen Anlass mehr, den nun entstandenen Kanon zu hinterfragen. Dabei war die Identitätspolitik des offiziellen Kaliningrads keineswegs unumstritten gewesen: Entgegen den offiziellen Vorstellungen waren viele Gebietsbewohner unzufrieden mit den Bedingungen, die ihnen wahlweise das von Stalin protegierte Gebiet, der westlichste Vorposten an der Ostsee oder die Inkarnation sowjetischer Moderne in Form von Kaliningrad bot. Für sie blieb die Politik der Gebietsführung hohl, deren Wirkungsmacht begrenzt und damit nicht ausreichend tragfähig. Die Resonanz auf Kampagnen, das offizielle Bild Kaliningrads weiter zu tragen, war schwach. Wesentlich größer war die Neugier auf die verbotene Vergangenheit, auf die »Exotik unserer Region«, wie sie auch auswärtige Gäste für Kaliningrad empfanden. Auch angesichts dieser empfundenen »Gegengeschichte« wiederholte die Propaganda beständig ihre Ideen von Kaliningrad, auf dass sie möglichst bald auf fruchtbaren Boden fielen. Dass die Sowjetmacht auch jetzt vor Repressionen nicht zurückschreckte, zeigte einmal mehr, dass Geschichte nach Stalin das sowjetische Diskursfeld par excellence geworden war. Der Kampf um die Deutungshoheit war für die Gebietsführung von existenzieller Bedeutung. In der Auseinandersetzung um die Lesarten Kaliningrads fanden sich am weitesten im Westen alle Konjunkturen der sowjetischen Nachkriegsgeschichte wieder: Der Hybris des Spätstalinismus folgte mit dem Tode Stalins eine Öffnung des ideologischen Visiers, die bis zu Beginn der sechziger Jahre anhielt. Unter dem Druck konservativer Kräfte und dem Klima des Kalten Krieges schwand der Raum für unorthodoxes Denken wieder. 240 Epilog

Vor allem Entstalinisierung und Tauwetter unter Nikita Chruščëv hatten die Rahmenbedingungen für ein erweitertes Bild Kaliningrads gebildet, das sich von bisherigen Lesarten der Gebietsgeschichte deutlich absetzte. Auch hier blieb die Gebietsführung auf dem Kurs des Zentrums, versuchte teilweise sogar, sich noch offener als Moskau zu gerieren. Damit boten sich in Presse, Museum und Regionalkunde Alternativen zum offiziellen Kanon an: Kristallisationspunkt war vor allem das deutsche Erbe der Region. Dessen Anteil an Kaliningrads Kanon schwankte besonders deutlich in Abhängigkeit vom politischen Klima in der Sowjetunion. Fanden nach Stalins Tod viele Denkmäler den Schutz offizieller Stellen, wurde das Königsberger Schloss in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre gesprengt. Die Gebietsführung war entschlossen, sich die ihr fast entglittene Deutungshoheit über das Gebiet nicht abnehmen zu lassen. Der Kanon war erstarrt. Bis der Kaliningrader Vladimir Chrappa seinen »Brief an die Metropole« verfassen konnte, sollten noch Jahrzehnte vergehen: »Wir haben die russische Sprache angenommen und sind stolz darauf. Wir sprechen, schreiben und denken russisch. Aber wir können keine uns aufgezwungenen Traditionen oder von irgendjemandem erdachte Geschichte annehmen. Es gibt nur eine Geschichte, wie es auch nur eine Heimat gibt. Wir haben eine Heimat. Sie ist hier bei diesem rauen Bernsteinmeer, in dieser unglücklichen, ausgeplünderten Stadt, untrennbar verbunden mit ihrem Geschick, ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft. Gebt uns unsere Geschichte zurück. Man braucht ihr nicht die Arme abzudrehen oder ihr Gesicht zu entstellen. Gebt sie uns so, wie sie ist. Wir werden selbst herausfinden, was an ihr richtig und was falsch ist. Wir werden selbst entscheiden, worauf wir stolz sein können und wessen wir uns schämen müssen.«4

Erst damit hatte ein »langes, langes Schweigen«5 sein Ende gefunden.

Epilog

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Dank Dank Wer sich für eine Dissertation entscheidet, ahnt kaum, welche Begegnungen ihm mit Menschen und Institutionen bevorstehen. So sehr soziale Kontakte beim Schreiben im stillen Kämmerlein mit verhängten Fenstern und minimiertem Freigang leiden, so sehr profitieren sie in der Vorbereitung und Recherche für ein solches Projekt von Austausch und Erlebnis. Dass sich die erste Begegnung mit Kaliningrad – eine Seminarexkursion an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder unter Leitung von Professor Dr. Karl Schlögel per weißem Großraum-Renault des AStA im Juli 1996 – zu einem Dissertationsprojekt auswachsen würde, ließ sich damals noch nicht ahnen. Sicher ist in jedem Falle, dass ohne die Vielzahl von Begegnungen, Gesprächen und Unterstützung von Anfang an diese Arbeit in der heutigen Form niemals vorliegen könnte. An erster Stelle möchte ich meinem Doktorvater, Professor Dr. Dietmar Neutatz danken: Er hat diese Arbeit von Anfang an betreut und sie sicher durch alle Irrungen und Wirrungen der deutschen Hochschullandschaft geleitet. Dem Projekt ließ er stets den nötigen Freiraum, war aber bei Problemen immer nur ein Telefonat entfernt. Dr. Bert Hoppe stand stets für eine Kontroverse zur Verfügung, Dr. Peter Wörster und lange Zeit Dr. Eckhard Matthes ließen mich großzügig an ihrem reichen Erfahrungsschatz teilhaben. Professor Dr. Jurij Kostjašov gewährte mir nicht nur Einblick in die Materialien seines oral history-Projektes zur Nachkriegsgeschichte Kaliningrads, sondern war eine Art Gewährsmann dieser Arbeit in Kaliningrad. Diese Arbeit hat in einem ganz besonderen Maße institutionelle Unterstützung erfahren: Anfangs finanziert durch das Immanuel-Kant-Stipendium der Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, wurde sie gefördert durch das Gerd-Bucerius-Stipendium im Rahmen des Doktorandenprogramms »Deutschland und seine östlichen Nachbarn« der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Kurzfristig und unbürokratisch ermöglichte dieses Programm zudem Arbeitsaufenthalte in Moskau und Berkeley, die von zentraler Bedeutung für die Positionierung dieser Arbeit waren. Ein Doktorandenstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes erlaubte mir einen mehrmonatigen Archivaufenthalt in Kaliningrad, in dem ich mich sorgenfrei auf die Dokumentensuche konzentrieren konnte. Als Short Term Scholar des Kennan Institutes im Woodrow Wilson International Centre for Scholars in Washington, DC durfte ich nicht nur die hauseigene Bibliothek genießen, sondern vor allem die Bestände der Library of Congress sichten. Dank

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Die Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V. ermöglichte mir mehrmals die Teilnahme an den Jahrestagungen der nordamerikanischen Osteuropaforscher und hat damit wertvolle Einsichten und Reflexionen über Kaliningrad als Forschungsgegenstand gestattet. Dass mich zudem das Promotionskolleg Ost-West an der Ruhr-Universität Bochum zu seinen Turnus eingeladen hat, sorgte für Abwechslung und Austausch in höchstem Maße, wofür ich dem gesamten Team in Bochum danke. Die viele Zeit, die ich in russischen Archiven verbracht habe, wäre mir nie in so guter Erinnerung geblieben ohne die motivierenden Mitarbeiter des Kaliningrader Gebietsarchivs (GAKO), deren Direktorin Alla Fëdorova und Abteilungsleiter Anatolij Bachtin einen riesigen Anteil an dieser Arbeit haben – dies gilt nicht minder für Inna Krivoruckaja und Varvara Egorova. Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen des ehemaligen Parteiarchivs in Kaliningrad (CChIDNIKO) und der Gebietsbibliothek, wo ich in der Regionalkundeabteilung und dem Zeitungsarchiv eine Atmosphäre vorfand, an die ich mit Freude zurückdenke. In bester Erinnerung ist mir die Arbeit im Russischen Staatsarchiv (GARF) mit Nina Abdulaeva und dem Wirtschaftsarchiv (RGAĖ) mit Ekaterina Bugrecova geblieben, ebenso Tee und Nusskuchen hinter dem Ausgabefenster. Es war für mich eine besondere Ehre, das Vertrauen von Lidija Kiselëva und Dina Nachotovič genießen zu dürfen. Mein Dank gilt (mit zwei bebrillten Ausnahmen) auch den Angestellten der ehemaligen Parteiarchive in Moskau, RGASPI und RGANI. Es waren zahlreiche Begegnungen in Russland, die mir viele Einsichten in Geschichte und Gegenwart Russlands vermittelt haben: Tag und Nacht waren dies meine Kaliningrader Gastgeber Galina Pantelejmonovna, Nadežda Konstantinovna, Zinaida Borisovna und Vjačeslav Michajlovič und in Moskau Sonja und Feliks samt dem Personal des ehemaligen Hotel Lux, das mich vor Moskauer Techno-Nächten bewahrte. Ned Chalker in Washington bedeutete mir früh, in einem Haushalt von democrats Obdach gefunden zu haben. In Berlin und später in Paris hat Dr. Gábor Rittersporn mir ungeahnte Horizonte eröffnet; Dr. Harold Leich war von nicht gekannter Hilfsbereitschaft in Washington; und für ihre Zeit und Hilfsbereitschaft danke ich Dr. Ingmar Ahl, Professor Dr. Helmut Altrichter, Adam »AppleScript« Bell, Alain Blum, Kees Boterbloem, Professor Dr. Ivan Čečët, Eleonory Gilburd, Anne Gorsuch, Professor Dr. Jörg Baberowski, Professor Dr. Detlef Brandes, Sabine Dullin, John Farrell, Murray Feshbach, Silke Flegel, PD Dr. Klaus Gestwa, Professor Dr. Valerij Gal’cov, Catherine Gousseff, Dr. Anne Hartmann, Jochen Hellbeck, Dr. Frank Hoffmann, Paul Holtom, Professor Dr. Armin Jähne, Birgit Kahl, Gijs Kessler, Professor Dr. Paul Klussmann, Katharina Kock, Denis Kozlov, Dr. Viktor Krieger, Haug von Kuenheim, Dr. Andreas Lavaty, Dr. Freddy Litten, Professor Dr. Alf Lüdtke, Ulrich Lubda, Oleg Maksimov, Professor Dr. Vitalij Maslov, Dr. Wolfgang Mössinger, Natalie Moine, Johanna Moritz, Professor Dr. Alvydas Nikžentaitis, Professor Dr. Hubert Orłowski, Karen Petrone, Karl Qualls, Christine Rönnberg, Blair Ruble, Galina Rylkova, Galina Samarina, Dr. Manfred Sapper, Dr. Frithjof Benjamin Schenk, Professor Dr. Karl Schlögel, Professor Dr. 244 Dank

Günter Schödl, Professor Dr. Martin Schulze Wessel, Felicitas Schwäbe, Olga Sezneva, David Shearer, Dr. Nikolaj Skryl, Dr. Aleksandr Sologubov, Dr. Cornelius Sommer, Dr. Heinz-Rudi Spiegel, Darius Staliunas, Paul Stronski, Mathias Stuhr, Dr. Gregor Thum, Tomas Venclova, Inna und Dmitrij Vyšemirskij, Torsten »Gogo« Wagner, Ted Weeks, Dr. Martin Wessel, Gisela Westhoff, Dr. Dietmar Wulff und Sergej Žuravlëv. Dass ich alleine für Mängel dieser Arbeit einstehe, ist selbstverständlich. Für eine produktive Arbeitsatmosphäre sorgten auf lange Zeit das Team der Kartenabteilung und des naturwissenschaftlichen Lesesaals der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden, kurzweilig die Mannschaft der Bayerischen Staatsbibliothek. Dass mir Dr. Martina Winkler und Alexandra Oberländer Asyl in 205 gewährten, war ein Segen selten gewordener Großzügigkeit. Für Akzente der besonderen Art in Ost und West sorgten Matthias Braun, Johannes Kirsten, Jan Musekamp, Noël Rademacher und Natalia Stüdemann. Launisch mussten mich bisweilen auch Antje, Broder und Lena Brodersen ertragen, denen ich Besserung gelobe. Den allergrößten Anteil an dieser Arbeit aber haben meine beiden Damen Jana und Hannah, die so oft und lange haben zurückstehen müssen – stets haben sie mir den Rücken freigehalten und mich daran erinnert, dass es spannende Dinge auch jenseits sowjetischer Regionen gibt (unser Neuzugang Bela ist inzwischen gleicher Meinung). Ich bin wieder da. Bonn, im Februar 2008

Per Brodersen

Dank

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Anmerkungen Anmerkungen

Was ist Kaliningrad? 1 Gause: Geschichte (Vol. 3), S. 177. 2 Gause: Königsberg, S. 234. 3 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Tatsachen, vordere Umschlagseite. 4 Vgl. dazu den Eintrag mit Bleistift auf Seite 1 des dortigen Exemplars von Brock, Memel. 5 Ther: Vertriebene, S. 324. 6 Mehnert: Vertriebene, S. 141. 7 Esebeck: Ostpreußen, S. 23. 8 Schlögel: Königsberg, S. 69. 9 Kossert: Im Fremden, S. 149. 10 Schlögel: Namen, S. 263. 11 Schlögel: Königsberg, S. 74. 12 Geertz: Beschreibung, S. 21. 13 Popadin: Kaliningradec, S. 107. 14 Schlögel: Sprache, S. 294. 15 Baberowski: Arbeit, S. 40. 16 Assmann: Gedächtnis, S. 139. 17 Giesen: Identität, S. 42. 18 Assmann: Gedächtnis, S. 142. 19 Bassin: Raum/Nation, S. 380. 20 Gal’cov: Besonderheiten, S. 29. 21 Kolganov/Kolganova: Samaja Zapadnaja, Kolganova: Zaselenie, N. N.: Kaliningradskaja Oblast’ v cifrach, Gorbunova: Literatura, Kolganova: Obrazovanie, Pospelov: Vlijanie, Farutin (Hg.): Stanovlenie, Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), Birkovskij (Hg.): Istorija kraja, N. N.: Iz istorii, Gordeev: Voennye sovchozy, Birkovskij/Suvorov: Programma, Klemeševa: Dejatel’nost’, Kolganova (Hg.): Samaja Zapadnaja, Birkovskij (Hg.): Istorija našego kraja, Kaliningrad 1990. 22 Matthes: Verbotene Erinnerung, S. 1376. 23 Zu den bereits genannten Veröffentlichungen zählen in diesem Zusammenhang beispielsweise auch Schieder (Hg.): Dokumentation, Rothfels: 700 Jahre Königsberg, Schieder: Vertreibung und Tautorat: Königsberg; das von Schieder geleitete Dokumentationsprojekt untersucht Beer: Spannungsfeld, des Weiteren Matthes: Problema, S. 195–206. 24 Hackmann: Königsberg, S. 476 f. 25 Ebd., S. 476 f. 26 Ebd., S. 476 f. 27 Beispielsweise besonders drastisch Kalusche: Sowjetstern; dagegen jenseits von Ressentiments Dönhoff: Namen und Wieck: Zeugnis. Für weitere Erinnerungen auch nach 1990 siehe Deichelmann: Ich sah, Drews: Meine Flucht, Ewert/Pollmann u. a.: Frauen, Falk: Ich blieb, Finke: Uhr, Hielscher: Ostpreußin, Jauer: Dawai, Kreutz: Sterben, Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch, Linck: Im Feuer geprüft, Linck: Königsberg, Mattull: Erlebte Anmerkungen

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Geschichte, Reinoß: Letzte Tage, Rohde-Fischer: Weite Wege, Rosin: Weg zurück, SchulzSemrau: Suche, Schulz-Semrau: Träume, Schwarz: Abschied, Zimmer: Und ob ich schon wanderte. Buchhofer: Königsberger Gebiet, S. 82 f. Wörster: Ostpreußen (1978), Wörster: Ostpreußen (1979), Wörster: Ostpreußen (1980), Wörster: Stadtentwicklung, Glinski/Wörster: Königsberg, Wörster: Archive, Wörster: Besiedlung, Wörster: Königsberg (Kaliningrad) nach 1945, Wörster: Veröffentlichungen, Glinski/Wërster: Kënigsberg. Gal’cova: Geschichte, S. 496. Wörster: Veröffentlichungen, S. 567. Davies: Perestrojka, S. 201. Hier sind an Untersuchungen vor allem zu nennen Gal’cov: Besonderheiten, Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, Kretinin: Pod Rossijskoj Koronoj, Kretinin: Prusskie maršruty, Kulakov: Istorija Kënigsberga, Nikžentaitis: Historische Tradition, Strokin: Pamjatniki, Suvorov: Drevnjaja istorija und Volkov/Maksimov: Prežnye nazvanija. Kostjašov: Vostočnaja Prussija (2003); zuvor in Deutschland als Matthes (Hg.): Als Russe, in Polen als Kostjaszow: Przesiedlency und in Sankt Petersburg als Kostjašov: Vostočnaja Prussija (2002). Eckhard Matthes hat die Umstände der Buchausgabe dokumentiert (Matthes (Hg.): Als Russe, S. 409–416, außerdem detailliert Matthes: Verbotene Erinnerung, S. 1352 ff.; einen Einblick in das Projekt bot 1996 Jarcev: Bericht. Mitte der neunziger Jahre finanzierte die Volkswagen-Stiftung ein ähnliches Projekt in Polen; s. den Projektbericht von Eßer: Orientierung. Schlögel: Königsberg, S. 69 Hier seien chronologisch etwa erwähnt Stremme: Bodenkarte, Rocke: Gräfe und Unzer, Kirrinis: Russische Ortsnamen, Esebeck: Ostpreußen, Kosack: Ostpreußen, Meckelein: Ortsumbenennungen, Neumann: Ostpreußen, Schulz: Ostgebiete, Dieter Steiner: Kaliningrad ist nicht Königsberg, Stern Nr. 29/1969, S. 26–36 u. 138 f., Brakas (Hg.): Lithuania Minor, Pėteraitis: Mažosios Lietuvos, N. N.: Eine russische Provinzstadt, einst Königsberg, Der Spiegel Nr. 50/1977, S. 158–159, J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. (Hg.): Informationsdienst (Vol. IV) (sowie die fortlaufenden Ausgaben), Rostowzew: Im Lande, Malter/Staffa: Kant in Königsberg, Zipplies: Ortsnamenänderungen, Sieber: Entwicklung, Buchhofer: Königsberger Gebiet und Neuschäffer: Gebiet. So fehlen etwa bei Beckherrn/Dubatov: Königsberg-Papiere sämtliche Primärquellennachweise, obwohl die Autoren gemeinsam Archivrecherchen durchgeführt haben; reißerisch auch Scharloff: Königsberg. Hier seien nur zwei Beispiele erwähnt: Neuschäffer: Gebiet lässt bei der Darstellung der Geschichte der Region vom Ordensstaat bis zum Ende der achtziger Jahre die Periode des Zweiten Weltkrieges vollkommen außer Acht; dreihundert Jahre Regionalgeschichte finden Platz auf 156 Seiten bei Kotzsch: Königsberg. Nutzlos etwa seien auch noch 1994 »Äußerungen aus der Sowjetunion stammender Königsberger Studenten […, die] sich schämten, dass ihre Eltern die Deutschen verjagt hätten« – so Reihenherausgeber Wilfried Schlau im Vorwort von Mast: Ostpreußen, S. 10; anachronistisch auch Barran: Nördliches Ostpreußen. Bert Hoppe: Hering satt. Endlich wird nach dem Ende Königsbergs auch einmal der Anfang Kaliningrads erzählt, Magazin der Berliner Zeitung v. 19. und 20. Oktober 2000, S. M8. Siehe dazu etwa Päsler: Suche. Erhellend Arbušauskaitė: Zivilbevölkerung, Arbušauskaitė: Karaliaučiaus-Kaliningrado srities, Fisch/Klemeševa: Schicksal, Kibelka: Wolfskinder, Kostjašov: Vyselenie, Kostjašov: Russen und Luschnat: Lage der Deutschen; außerdem mit Bezug auf das von Theodor

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Schieder geleitete Projekt und in Anlehnung an das komplementäre Projekt Jurij Kostjašovs Matthes: Sud’by. Besonders laut Frobarth: Königsberger Gebiet und nur wenig leiser Fisch, Königsberg 1945; ohne Berücksichtigung aktueller Forschung Kibelka: Schicksalsjahre und jenseits jedweder historischer Kenntnis Krickus: Kaliningrad question. Nitschke: Vertreibung und Thum: Breslau, ebenso Urban: Verlust. Zur Neubesiedlung siehe Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, Teile 1 u. 2, Gal’cova: Neusiedler, Kostjašov: Zaselenie, Kostjašov: Formirovanie, Kostjašov: Sekretnye dokumenty, Kostjašov: O ėstetstvennom dviženii, Kostjašov: O nacional’noj strukture, Kostjašov: Na kolchoznom sobranii, Kostjašov: Nur wenige, Matthes (Hg.): Als Russe, Proščina: Problemy, Rega: Neubesiedlung, Šenderjuk: Social’nyj portret, Wörster: Besiedlung. Zu den Themen Wiederaufbau und architektonisches Erbe siehe vor allem Hoppe: Auf den Trümmern und daneben Bachtin: Situation, Bachtin/Doliesen: Vergessene Kultur, EngelBraunschmidt: Im Schatten, Klemeševa: O sud’be, Klemeševa: Religioznaja obstanovka, Köster: Königsberg und Tichonova: Iz dokumentov. Siehe außerdem die Impulse, die auf Hoppe zurückgehen, bei Matthes: Verbotene Erinnerung und Matthes: Regionales Bewusstsein; ebenfalls fruchtbar Galtsov: Problems, Kostjašov: Izgnanie und Nikžentaitis: Verloren. Entstanden in Kenntnis der vorliegenden Arbeit Matthes: Späte Opfer. Thum: Breslau. Major: Königsberg – Kaliningrad, Popadin: Kaliningradec und Sezneva: Dual History. Hoppe: Geschichte, S. 411. Fainsod: Smolensk. Ebd., S. 3 ff. Neutatz: Stalinismus, S. 276. Katzer: Festung, S. 290. Altrichter: Bauern. Zum Donbass siehe Friedgut: Life (Vol. 1), Friedgut: Life (Vol. 2), Kuromiya: Freedom and Terror; zum hohen Norden siehe Slezkine: Arctic mirrors; zum Ural Kotkin: Magnetic Mountain, Harris: Urals, Narskij: Žisn’; zu Azerbajdzan Baberowski: Feind; zum Gebiet Kalinin Boterbloem: Aspekte; zum Schwarzerde-Gebiet Rolf: Constructing. Der 2001 erschienene Sammelband von Donald Raleigh vereinigt Arbeiten unter anderem zu Jaroslavl’, Kasachstan, Saratov, Smolensk, Tambov, zur Ukraine, Uzbekistan und dem westlichen Sibirien (Raleigh (Hg.): Provincial landscapes). Für das Interesse an der dritten Dimension siehe etwa Bassin: Imperial visions, Remnov: Regional’nye parametry, Bassin: Raum/Nation, Schenk: Mental Maps, Schlögel: Im Raume und Dobrenko/Naiman (Hg.): Landscape; Zitat aus Smith: Introduction, S. 7. Brandenberger: Bolshevism, Danilov/Pyžikov: Roždenie, Duskin: Stalinist Reconstruction, Filtzer: Soviet workers, Poljan: Ne po svoej vole, Poljan: Žertvy, Vasil’evna: Cerkov’, Zagorul’ko/Sidorov et al. (Hg.): Voennoplennye, Zubkova: Mir mnenii sovetskogo čeloveka, Zubkova: Poslevoennoe sovetskoe obščestvo, Zubkova: Russia After the War; in Aufsatzform Channon: Stalin, Chaustov: Razvitie, Chlevnjuk: Stalin, Edele: Men, Fürst: Prisoners, Gestwa: Herrschaft, Gestwa: Technik, Pohl: Ethnic Cleansing, Serova: Sovet, Zemskov: K voprosu, Zemskov: Zaklučënnye, Zima: Poslevoennoe obščestvo. Baberowski: Arbeit, S. 53. Aksjutin: Chruščëvskaja »ottepel’«, Brudny: Reinventing Russia, Chumachenko: Church, Kozlov: Massovye besporjadki, Vajl’/Genis: 60-e, Zubkova: Russia After the War; in Aufsatzform Danilov: Proekt, Kozlov: Turn, Pyžikov: Poisk, Zemskov: Massovoe osvoboždenie, Zubkova: Reformy Chruščëva; die besagte Ausnahme bildet Weiner: Little corner. Boterbloem: Life, Feest: Zwangskollektivierung (vgl. dazu auch Feest: Terror), Kuromiya: Freedom and Terror, Weiner: Making Sense of War. Anmerkungen

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60 Anušauskas: Composition, Jones: People, Qualls: Negotiations, Qualls: Imagining Sevastopol, Tomoff: Uzbek Music 61 Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), Kolganova (Hg.): Samaja Zapadnaja, Farutin (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 3, Teil 1), Farutin (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 3, Teil 2), Klemeševa (Hg.): Samaja zapadnaja (Vol. 3, Teil 3); als neuere Schriftenreihe Kaliningradskie archivy, Kaliningrad 1998 ff.; als Einzelpublikationen Frobarth: Königsberger Gebiet (der unnötigerweise auch bereits zu sowjetischer Zeit veröffentlichtes Material zum Abdruck bringt), Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, Maslov (Hg.): V načale und Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary. 62 272 Dokumente auf 396 Seiten für den Zeitraum zwischen 1945 und 1947 vereint Maslov (Hg.): V načale. 63 Adibekov/Anderson et al. (Hg.): Politbjuro, Afanas’eva/Afiani et al. (Hg.): Ideologičeskie komissii, Vodop’janova/Afiani (Hg.): Apparat CK KPSS, Afiani (Hg.): Doklad, Kozlov/ Mironenko (Hg.): 58.10, Nadžafov/Belousova (Hg.): Stalin i kosmopolitizm, Solov’ëv/ Čugunov (Hg.): Pograničnye vojska. 64 Baberowski: Arbeit, S. 56. 65 Holquist: Revolution, S. 82. 66 Für eine Übersicht der Bestände des RGASPI siehe Amiantov/Anderson et al. (Hg.): Putevoditel’ und Ju. Amiantov/K. Anderson et al. (Hg.): Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Social’no-Političeskoj Istorii. Kratkij spravočnik / spravočno-informacionnye materialy k dokumental’nym i muzejnym fondam RGASPI (Vol. 3), Moskva 2004; für die des RGANI Afiani: Archiv und Afiani: Otdel’ kul’tury. 67 Litten: Mikroverfilmte Archivalien. 68 An Findmitteln und Bestandsverzeichnissen für das GARF sind erschienen Mironenko/ Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 2, Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 3, Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 5 und Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 6. Für den Bestand des Sekretariats des sowjetischen Innenministeriums im GARF siehe Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Stalina, Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Molotova, Odincov: Organizacii, Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (1996), Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (2000); schwach dagegen Kersebom: Sondermappe Stalin. 69 Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 2. 70 Für eine Übersicht der Bestände des RGAĖ siehe Prasolova/Sokolov Putevoditel’ (1994) und Prasolova/Sokolov Putevoditel’ (1996). 71 Schreiben der Botschaft der Russischen Föderation, Berlin an den Autor v. 23. Mai 2002. 72 Egorova: Putevoditel’, zuvor N. N.: Fondy: Spravočnik und N. N.: Fondy: Dopolnenie; s. außerdem die Charakterisierungen Kaliningrader Archive bei Fëdorova: Staatsarchiv und Wörster: Archive. 73 Erst seit 2004 existiert ein Archivführer, erstellt von Makar’eva: Centr. 74 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 16 ff. 75 Research for this book was conducted at the Library of Congress and was facilitated by the staff of the European Reading Room. 76 Bestandsverzeichnis unter http://www.loc.gov/rr/mss/text/volkogon.html (per 31. Januar 2008). 77 Diese Materialien sind inzwischen vollständig im Bestand des Kaliningrader Gebietsarchivs (Fond Nr. 1191, »Kollekcija dokumentov pervych žitelej Kaliningradskoj oblasti s 1945 goda po 1952 god«) und in Kopie im Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth zu finden.

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Kaliningrad werden – Europäische Nachkriegsordnung und sowjetischer Alltag Ostpreußische Provinz wird sowjetische oblast’ – Kaliningrad als westlichster Punkt der UdSSR 1 2 3 4 5

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Ludwig: Post-Leitgebiete. Gause: Geschichte (Vol. 3), S. 169. Gromyko/Sevost’janov (Hg.): Tegeranskaja konferencija, S. 167. Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 444. Iz spravki Glavnogo upravlenija pograničnych vojsk SSSR ob obstanovke na gosudarstvennoj granice SSSR za II kavartal 1945 g., in: Solov’ëv/Čugunov (Hg.): Pograničnye vojska, S. 666. Soobščenie o Berlinskoj konferencii trëch deržav, in: Gromyko/Sevost’janov (Hg.): Berlinskaja konferencija, S. 481–500, hier S. 491. Ebd., S. 492. Vgl. insgesamt Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, S. 119 ff. Traba: Normalität, S. 70. Volkov: Vozle monastyrskich sten, S. 435. Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 440. Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 392; außerdem Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 449. Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 392. Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 449 f. Ohne Beleg Neumann: Ostpreußen, S. 95 f. Iz tezisov doklada politotdela pograničnych vojsk Litovskogo okruga o politiko-moral’nom sostojanii pograničnych vojsk, Aprel’ 1946 g., in: Solov’ëv/Čugunov (Hg.): Pograničnye vojska, S. 223. Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 486 f. Die mögliche Eingliederung zumindest eines Teils des Gebietes in die Litauische SSR thematisiert wirr Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 191–200; deutlich vorsichtiger dagegen Nikžentaitis: Historische Tradition. GAKO Depositum, d. 2, l. 38–52, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Jurij Fedenev (geb. 1927) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 5. April 1990, hier l. 41. GAKO f. R-298, o. 1, d. 11, l. 75, Erlass Nr. 627 der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über die Herstellung von Wahlurnen« v. 24. Dezember 1946. Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 487. RGASPI f. 17, o. 116, d. 287, l. 9–30, Sitzungsprotokoll des Organisationsbüros des ZK der VKP(b) »Über den Ersten Sekretär des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b)« v. 14. Dezember 1946, hier l. 30. Vgl. dazu Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 11. RGASPI f. 17, o. 116, d. 313, l. 16–21, Sitzungsprotokoll des Organisationsbüros des CK der VKP(b) »Fragen des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b)« v. 26. Juni 1947, hier l. 18. CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 12, l. 57, Sitzungsprotokoll des Büros des Gebietsparteikomitees »Über die Abreise leitender Funktionäre aus dem Gebiet« v. 17. März 1948. Außerdem für Parteifunktionäre Hoppe: Auf den Trümmern, S. 84 f., für Neusiedler Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 2. Teil, S. 32 f. Birkovskij (Hg.): Istorija kraja, S. 52 ff. So zumindest Kibelka: Brücke, S. 173. Shearer: Elements, S. 852, Anm. 12. GAKO f. R-332, o. 1, d. 1, l. 5, Erlass Nr. 14 des Militärrates des Sondermilitärbezirkes Anmerkungen

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»Über die Verantwortung hier lebender und anreisender Bürger auf dem Territorium des Sondermilitärbezirkes im Falle nicht rechtzeitiger polizeilicher Anmeldung und des Verlusts des Anmeldungsnachweises« v. 8. Dezember 1945. Ebd. GAKO f. R-332, o. 1, d. 2, l. 86–87, Erlass Nr. 59 der Königsberger Gebietszivilverwaltung »Über die Arbeit der Passstellen der Stadtteile Königsbergs« v. 11. März 1946, hier l. 86. GAKO f. R-332, o. 1, d. 2, l. 91, Erlass Nr. 61 der Königsberger Gebietszivilverwaltung »Über die Organisierung eines zentralen Melderegisters« v. März 1946. GAKO f. R-298, o. 1, d. 9a, l. 1–9, Erlass Nr. 1298 des Ministerrates der UdSSR »Über Maßnahmen zum wirtschaftlichen Aufbau des Gebietes Königsberg« v. 21. Juni 1946, hier l. 1. GAKO f. R-298, o. 1, d. 13, l. 15–16, Erlass Nr. 258 der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über Nachweis und Neuanmeldung der Bevölkerung in Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 12. Juli 1946, hier l. 15 (eine von mehreren Kreiszivilverwaltungsleitern abgezeichnete Rohfassung findet sich unter GAKO f. R-298, o. 1, d. 4, l. 9–11); für eine lokale Version s. außerdem GAKO f. R-265, o. 2, d. 2, l. 21, Erlass Nr. 9 der Ragniter Kreiszivilverwaltung »Über die Dokumentierung und Zählung der Bevölkerung der Stadt Ragnit« v. 17. Juli 1946. Die »Neue Verordnung über Pässe« von 1940 sah u. a. vor, dass Grenzgebiete zur so genannten »Ersten Kategorie von Orten unter Sonderregime« gehörten, in denen an die gesamte Bevölkerung Inlandspässe ausgegeben werden sollten (vgl. dazu Zapiska L. I. Berija i A. Ja. Vyšinskogo v. M. Molotovu ot 31 avgusta 1940 g., in: N. N.: Izmenenija, S. 112 f. Zur Genese des sowjetischen Inlandspasssystems s. Kessler: Passport system; ebenso Buckley: Myth, S. 901 ff. GAKO f. R-298, o. 1, d. 13, l. 15–16, Erlass Nr. 258 der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über Nachweis und Neuanmeldung der Bevölkerung in Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 12. Juli 1946, hier l. 16. Martin: Affirmative Action Empire, S. 329 f. GAKO f. R-265, o. 1, d. 1, l. 2–3 (+ ob.), Erlass Nr. 131ss des Leiters der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung, Vasilij Borisov »Über die verbotene Grenzzone auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad« v. 5. September 1946, hier l. 2 u. 2 ob. Ebd., hier l. 2. Ebd., hier l. 2 ob. Ebd., hier l. 3. Ebd., hier l. 3 ob. Ebd., hier l. 2. Ebd., hier l. 3 ob.; vgl. dazu auch Buckley: Myth, S. 902. Vgl. dazu GARF f. R-9401, o. 2, d. 203, l. 48–49 [»Osobaja papka Molotova«], Schreiben des Leiters der Hauptmilizverwaltung der UdSSR, Generalleutnant A. Leont’ev an den Stellvertretenden Innenminister der UdSSR, Generaloberst Ivan Serov zu Kategorien geschlossener Städte in der Sowjetunion v. 21. Januar 1948, hier l. 48. Zapiska L. I. Berija i A. Ja. Vyšinskogo V. M. Molotovu ot 31 avgusta 1940 g., in: »Izmenenija pasportnoj sistemy nosjat principial’no važnyj charakter«. Kak sozdavalas’ i razvivalas’ pasportnaja sistema v strane, in: Istočnik/Staraja Ploščad’. Vestnik Archiva Prezidenta Rossijskoj Federacii, H. 6, Vol. 4 (1997), S. 101–121, hier S. 112 f.; außerdem N. N. (Hg.): Sobranie. RGASPI f. 17, o. 88, d. 921, l. 1–4, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Mitarbeiter der zentralen Verwaltung zur Überprüfung von Parteiorganisationen, Gen. Pozdnjak »Über Empfang und Einrichtung landwirtschaftlicher Übersiedler und Arbeiter von Sovchozen des Gebiets Kaliningrad« v. 5. Juli 1948, hier l. 3.

252 Anmerkungen

46 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1440, l. 71–79, Aktennotiz des Leiters der Passabteilung der Milizhauptverwaltung der Miliz, Kommissar Poduzov zu Zuzugsbeschränkungen in Sperrgebieten v. März 1953, hier l. 71. 47 Ebd., hier l. 76. 48 GAKO f. R-265, o. 1, d. 1, l. 16, Erlass Nr. 214s der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über die Rückkehr repatriierter georgischer, armenischer und aserbeidschanischer Sowjetbürger in ihre Heimat« v. 20. November 1946. 49 Soobščenie vremenno ispolnjajuščego objazannosti načal’nika pograničnych vojsk MVD Litovskogo okruga Golovkina načal’niku Upravleniju po graždanskim delam Kaliningradskoj oblasti V. A. Borisovu i načal’niku Upravlenija MVD po Kaliningradskoj oblasti B. P. Trofimovu o rezul’tatach proverki dokumentov u lic, sledujuščich v Kaliningradskuju oblast’ ot 10-ogo nojabrja 1946 g., in: Maslov (Hg.): V načale, S. 169–170, hier S. 169. 50 Ebd., S. 169. 51 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 62, l. 42, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Innenminister der UdSSR, Generaloberst Abakumov zu nicht sanktionierten Einreisen in das Gebiet Kaliningrad v. Oktober 1947. 52 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 1, l. 228–236, Rede des Leiters der Kaliningrader Gebietsverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit Rudakov auf dem 1. Ersten Kaliningrader Gebietsparteitag v. 2. Dezember 1947, hier l. 232. 53 CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 12, l. 91, Sitzungsprotokoll des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über den Stand der Bevölkerungszahlen im Gebiet Kaliningrad« v. 27. März 1948. 54 Buckley: Myth, S. 910. 55 Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 180. 56 GAKO f. R-2, o. 1, d. 2, l. 15–18, Sitzungsprotokoll Nr. 5 des Zelenogradsker Stadtsowjets der Arbeiterdeputierten »Über die Unterstützung des Pass- und Grenzregimes (Vortrag des Leiters der Zelenogradsker Kreisverwaltung des Innenministeriums, Gen. Evelinskij)« v. 23. Oktober 1948, hier l. 15. 57 Ebd., hier l. 16. 58 Ebd., hier l. 17. 59 GAKO f. R-246, o. 1, d. 7, l. 123 (+ ob.), Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietssowjets der Arbeiterdeputierten, P. Ševerdal’kin an den Bevollmächtigten für Angelegenheiten der Russisch-Orthodoxen Kirche für die Litauische SSR v. 23. März 1949, hier l. 123. Für die Rolle der litauischen Priesterschaft im Gebiet Kaliningrad vgl. Brodersen: Christus, S. 577 ff. 60 GAKO Depositum, d. 4, l. 34–48, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Zinaida Open’ko (geb. 1928) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 20. Mai 1990, hier 43 f. 61 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1440, l. 90–96, Aktennotiz des Leiters der Grenztruppen des Innenministeriums der UdSSR, P. Zyrjanov, »Über das Regime im verbotenen Grenzgebiet, im Küstenstreifen und dem zwei Kilometer breiten Grenzbereich« v. März 1953, hier l. 91. 62 GARF f. R-9415, o. 3, d. 460, l. 30–39, Schreiben des Leiters der Milizverwaltung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Zemisev und des Stellvertretenden Leiters der Milizverwaltung für die Politische Abteilung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Belevič »Über die geleistete Arbeit zur Erfüllung der Anordnung Nr. 143s des Innenministeriums der UdSSR vom 10. Mai 1954« zu Fragen von Fabrikarbeitern bei Vorträgen und Gesprächen über Verbrechensbekämpfung in Kaliningrad v. 8. Oktober 1954, hier l. 32. Anmerkungen

253

63 GAKO f. R-297, o. 8, d. 651, l. 197–202, Erlass Nr. 147 des Kaliningrader Gebietssowjets der Arbeiterdeputierten »Über das Regime im verbotenen Grenzgebiet, im verbotenen Grenzküstenstreifen auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad« v. 21. März 1956, hier l. 197 f. 64 Für eine Zusammenstellung von Städten mit besonderem Passregime 1939 und 1956 s. Tabelle 1 »Size, Rank and Administrative Function in 1959 for Cities Covered in the 1939 or 1956 Regulations Affecting In-Migration« bei Buckley: Myth, S. 906; konsequenterweise fehlt Kaliningrad in dieser Auflistung. 65 Tomas Venclova: Dabartinė padėtis Mažojoj Lietuvoj, in: Aidai. Mėnesinis kulturos žurnalas, H. 4 (1978), S. 172–173, zitiert nach: J. G. Herder – Bibliothek Siegerland e. V. (Hg.): Informationsdienst (Vol. IV). 66 V. Frobarth verwechselt innere und äußere Einreisebestimmungen für Kaliningrad und konstatiert einen solchen Status für die Zeit bis 1991 (Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 186). 67 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 48, l. 15, Schreiben des Sekretärs des Svetlogorsker Stadtparteikomitees, K. Šurolov an den Kaliningrader Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv mit der Bitte um Aufhebung von grenzbedingten Zugangsbeschränkungen für den Strand von Svetlogorsk v. 22. Juni 1956. 68 Ebd. 69 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 48, l. 16, Schreiben des Leiters der Abteilung für Verwaltungs- und Handelsfinanzorganisationen des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, M. Romašin an den Kaliningrader Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv zum geänderten Grenzregime in Svetlogorsk v. 26. Juni 1956. 70 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 48, l. 1–3, Schreiben des amtierenden Kommandeurs des Truppenteils Nr. 2297, Oberst Mogilëvskich an den Kaliningrader Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv zu unkontrollierten Einreisen in das Grenzgebiet v. 4. Februar 1956, hier l. 1. 71 Ebd., hier l. 1. 72 Ebd., hier l. 2. 73 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 48, l. 10–11, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs, Vasilij Černyšëv und des Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Zachar Slajkovskij an das ZK in Moskau und den Ministerrat der UdSSR mit Vorschlägen zu Änderungen der Grenze mit Polen v. 31. Mai 1956, hier l. 1. 74 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 48, l. 22–23, Schreiben des Leiters der 95. Grenzschutzeinheit, Oberstleutnant Borec an den Kaliningrader Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv zu Verletzungen des Grenzregimes im Gebiet Kaliningrad v. 22. August 1956, hier l. 22. 75 Ebd., hier l. 22. 76 Ebd., hier l. 22. 77 Ebd., hier l. 23. 78 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 73, l. 26, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vasilij Černyšëv an das Büro des ZK der KPdSU der RSFSR mit der Bitte um Wiedererrichtung des Passregimes für das Gebiet Kaliningrad v. 17. Mai 1957. 79 Ebd. 80 So auch hier Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 61. 81 Buckley, Myth, S. 896. 82 CChIDNIKO f. 1, o. 30, d. 86, l. 167–169, Aktennotiz des Leiters der Passabteilung der Verwaltung für Inneres des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, M. Berëzko »Über Fälle von Verletzungen des Passregimes in den Ausbildungsstätten Kaliningrads« v. 19. Dezember 1959, hier l. 167. 83 Ebd., hier l. 167.

254 Anmerkungen

84 85 86 87

Ebd., hier l. 168. Ebd., hier l. 169. Ebd., hier l. 169 (Hervorhebung P. B.). CChIDNIKO f. 1, o. 32, d. 90, l. 34–35, Schreiben des Leiters der Verwaltung für Innere Angelegenheiten des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, M. Efimenko, an Gebietsparteichef Fëdor Markov mit der Bitte um Aufhebung von Einreisebeschränkungen für die Küsten- (und damit Grenz-)städte Pionersk, Svetlogorsk und Zelenogradsk v. 12. Januar 1960, hier l. 34. 88 Ebd., hier l. 34. 89 Ebd., hier l. 35. 90 CChIDNIKO f. 1, o. 45, d. 8, l. 50–51, Sitzungsprotokoll Nr. 68 des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeit mit ausländischen Bürgern, die im Technischen Institut für Fischereiindustrie und -wirtschaft studieren« v. 22. Februar 1966, hier l. 50.

Im Norden liegt Lettland – Moskaus Blick auf Königsberg-Kaliningrad 1 Michajlov: Nad kartoj rodiny, S. 10 u. 17. 2 Dobrenko: Art, S. 189 (Zitat) u. 190. 3 GAKO f. R-332, o. 1, d. 1, l. 31, Erlass der Übergangszivilverwaltung beim Militärrat des Sondermilitärbezirks »Über die Zuteilung von Orten auf der Samlandhalbinsel zur Einrichtung von Einheiten, Einrichtungen, Unternehmen und Lagerhallen der Südlichen Ostseeflotte« v. 24. April 1946. 4 So etwa GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 160–172, Schreibens des Leiters der Kaliningrader Stadtzivilverwaltung Kolosov an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, »Gen. Radionov [sic]« zu einer administrativen Neueinteilung Kaliningrads mit einer Charakteristik von Stadt und Gebiet v. 16. Januar 1947. 5 GARF f. A-259, o. 6, d. 4592, l. 7, »Schema von Autotransportstraßen des Gebiets Kaliningrad« der Abteilung für Republikstraßen der Hauptstraßenverwaltung beim Ministerrat der RSFSR v. ca. Februar 1947. 6 Ebd. 7 GARF f. A-612, o. 1, d. 2, l. 1–98, »Auskunft über jene Territorien, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges entsprechend internationalen Verträgen und Abkommen an die UdSSR (RSFSR) gefallen sind« durch das Außenministerium der RSFSR v. Dezember 1948; der Abschnitt »Vostočnaja Prussija« [sic] findet sich unter l. 37–50. 8 Ebd., hier zwei Seiten vor l. 1. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass komplementär dazu in der Bundesrepublik Deutschland nach Auflösung des Bundesministeriums für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte 1969 ein wesentlicher Teil der mit den ehemaligen deutschen Ostgebieten zusammenhängenden Fragen in die Zuständigkeit des Ministeriums des Innern fiel (vgl. dazu das Bundesvertriebenenfördergesetz [BVFG] von 1953); als ein jüngeres Beispiel erschien 1995 ein umfangreiches Ortsnamenverzeichnis für diese Gebiete im Auftrage des Ministeriums des Innern: Wegener (Hg.): Ortschaftsverzeichnis. 9 Zakon o pjatiletnem plane vosstanovlenija i razvitija narodnogo chozjajstva SSSR na 1946–1950 gg., in: Černenko/Smirtjukov (Hg.): Rešenija, S. 246–293, hier l. 293. 10 Pavlovskij: Zemlja, S. 38. 11 Für eine kurze Charakterisierung dieses Aktenbestands Kersebom: Sondermappe Stalin, S. 365 f. Anmerkungen

255

12 Zu Stalin s. Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Stalina; zu Molotov s. Kozlov/ Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Molotova. 13 Zu Berija Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (1996) bzw. Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (2000); zu Chruščëv s. Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Chruščëva. 14 Eine idealtypische Provinzstadt wie etwa das zwischen Moskau und Leningrad gelegene Kalinin fand dagegen in der unmittelbaren Nachkriegszeit keinerlei Eingang in Stalins und Molotovs Sondermappen, dafür aber in die von Berija 1946 einmal, 1947 dreimal, 1948 einmal, 1949 zweimal, 1950 einmal und 1952 zweimal. Chruščëv fand 1955, 1956 und 1957 je zweimal, 1958 und 1959 je einmal Material aus Kalinin in seiner Sondermappe (Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Stalina, Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Molotova, Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (1996), S. 111, 162, 239, 260, 418, 576 u. 589, Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (2000), S. 25, 404 u. 495, sowie Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Chruščëva, S. 95, 101, 136, 175, 205, 229, 290 u. 311. 15 S. RGASPI f. 17, o. 3, d. 1061, l. 18, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über den gebietsadministrativen Ausbau des Gebiets Kaliningrad« (Anlage zum Sitzungsprotokoll des Politbüros der VKP(b) Nr. 54 v. 5. September 1946) v. 5. September 1946, RGASPI f. 17, o. 3, d. 1065, l. 37, Sitzungsprotokoll Nr. 58 des Politbüros des ZK der VKP(b) zu »Fragen des Gebietes Kaliningrad« v. 9. Juni 1947 und RGASPI f. 17, o. 3, d. 1066, l. 89–98, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über den gebietsadministrativen Ausbau des Gebiets Kaliningrad« (Anlage zu Punkt 62 des Sitzungsprotokoll des Politbüros Nr. 59 v. 21. Juli 1947) v. 21. Juli 1947; außerdem Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 444, 479, 483. 16 Für eine detaillierte Beschreibung der Machtkämpfe innerhalb der sowjetischen Führung nach Ende des Zweiten Weltkrieges s. Žukov: Bor’ba. 17 Dieser ist nicht mit dem späteren Kaliningrader Gebietsparteichef fast gleichen Namens, Vasilij Černyšëv zu verwechseln; vgl. dazu die Biografien beider bei Kokurin/Petrov (Hg.): Lubjanka, S. 297 bzw. bei Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 40–42. 18 GARF f. R-9401, o. 2, d. 103, l. 263 (+ ob.) [»Osobaja papka Molotova«], Schreiben des Stellvertretenden Volkskommissars für Inneres der UdSSR, Vasilij Černyšov an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der UdSSR, Vjačeslav Molotov über die mögliche Bergung von ostpreußischen Archiv- und Bibliotheksbeständen v. 21. Juni 1945, hier l. 263. 19 Ebd., hier l. 263 f. 20 Martens, Restaurierungsprojekt, S. 604. 21 GARF f. A-659, o. 1, d. 2, l. 123–137, Tagebuch einer Dienstreise des Leitenden Mitarbeiters des Moskauer Institutes für die Geschichte materieller Kultur bei der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Archäologe Aleksandr Brjusov zu Ausgrabungsarbeiten in Königsberg zwischen dem 26. Mai und 13. August 1946 v. 26. Mai 1946 – 13. August 1946, hier l. 132 (Eintrag v. 1. Juni 1946). V. Kulakov nennt fälschlicherweise 1945 und 1949 als Aufenthalte Brjusovs in Königsberg-Kaliningrad (Kulakov: Istorija Kënigsberga, S. 131). 22 GARF f. A-659, o. 1, d. 2, l. 123–137, Tagebuch einer Dienstreise des Leitenden Mitarbeiters des Moskauer Institutes für die Geschichte materieller Kultur bei der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Archäologe Aleksandr Brjusov zu Ausgrabungsarbeiten in Königsberg zwischen dem 26. Mai und 13. August 1946, hier l. 132 (Eintrag v. 1. Juni 1946). 23 Ebd., hier l. 126 (Eintrag v. 8. Juli 1946). 24 Ebd., hier l. 122 (Eintrag o. D., jedoch nicht früher als 13. Juli 1946).

256 Anmerkungen

25 GAKO f. R-298, o. 1, d. 9a, l. 1–9, Erlass Nr. 1298 des Ministerrates der UdSSR »Über Maßnahmen zum wirtschaftlichen Aufbau des Gebietes Königsberg« v. 21. Juni 1946. 26 Iz postanovlenii Soveta Ministrov SSSR »O pervoočerednych meroprijatijach po zaseleniju rajonov i razvitiju sel’skogo chozjajstva v Kaliningradskoj oblasti«, in: Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), S. 30–35, hier S. 30. Für die Besiedlung des Gebietes mit Sowjetbürgern vgl. Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, insbes. S. 132 ff., Kostjašov: Formirovanie, Kostjašov: Nur wenige, Kostjašov: Zaselenie, Pospelov: Vlijanie, Rega: Neubesiedlung und Wörster: Besiedlung. 27 Vgl. dazu RGASPI f. 17, o. 116, d. 271, l. 1–11, Sitzungsprotokoll Nr. 271 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b) zu »Fragen des administrativen Aufbaus und Aneignung des Gebietes Kaliningrad« v. 26. Juli 1946, sowie RGASPI f. 17, o. 3, d. 1061, l. 18, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über den gebietsadministrativen Ausbau des Gebiets Kaliningrad« (Anlage zum Sitzungsprotokoll des Politbüros der VKP(b) Nr. 54 v. 5. September 1946) v. 5. September 1946; für beide Sitzungen außerdem Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 444 u. 483. 28 Iz postanovlenii Soveta Ministrov SSSR »O pervoočerednych meroprijatijach po zaseleniju rajonov i razvitiju sel’skogo chozjajstva v Kaliningradskoj oblasti«, in: Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), S. 30–35, hier S. 30. 29 S. S. 74 u. 79. 30 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 159–162, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Moskau, Generalleutnant Žuravlëv an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Moskau nach Kaliningrad v. 7. September 1946, hier l. 161. 31 So etwa GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 42–43 (+ ob.), Schreiben des Innenministers der Tschuwaschischen ASSR, Belolipeckij an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov zum Stand der Übersiedlung aus der Tschuwaschischen ASSR nach Kaliningrad v. 4. November 1946; für zahlreiche Beispiele solcher Berichte s. S. 50 u. Kostjašov: Sekretnye dokumenty. 32 GARF f. R-9401, o. 2, d. 139, l. 194–197 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Iosif Stalin, dessen Stellvertreter Lavrentij Berija und den Ratsvorsitzenden des Obersten Sowjets der UdSSR, Andrej Ždanov »Über den Stand der Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der UdSSR zur freiwilligen Übersiedlung von 12.000 Kolchozbauern in das Gebiet Kaliningrad« v. 14. Oktober 1946, hier l. 194. 33 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 157–158, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Moskau, Generalleutnant Žuravlëv an Innenminister Sergej Kruglov zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Moskau nach Kaliningrad v. 1. Oktober 1946, hier l. 158. 34 GARF f. R-9401, o. 2, d. 168, l. 465–466 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR Iosif Stalin, und dessen Stellvertreter Lavrentij Berija, Vjačeslav Molotov und Nikolaj Voznesenskij »Über das Auftreten von im Umlauf befindlichem Falschgeld und Verhaftungen von Falschmünzern in der Stadt und im Gebiet Moskau, im Kreis Krasnodar, in den Gebieten Rostov, Kursk, Velikie Luki, Smolensk und Kaliningrad« v. 12. März 1947, hier l. 465. 35 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 58, l. 3–4, Schreiben des kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichefs Pëtr Ivanov an das ZK der VKP(b) zur politischen Stimmung im Gebiet Kaliningrad v. 9. Mai 1947, hier l. 3. Anmerkungen

257

36 Pis’mo vtorogo sekretarja Kaliningradskogo obkoma VKP(b) P. A. Ivanova Sekretarju Central’nogo Komiteta VKP(b) I. V. Stalinu, in: Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 13–22, hier S. 13. 37 Ebd., hier S. 13. 38 Ebd., hier S. 14. 39 Ebd., hier S. 15. 40 Ebd., hier S. 21. 41 Ebd., hier S. 22. 42 Neben dem Kommissionsvorsitzenden, dem Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Aleksej Kosygin waren unter anderem auch der Ministerratsvorsitzende der RSFSR, Michail Rodionov, der Stellvertretende Minister für Landwirtschaft der UdSSR, Aleksej Kozlov, der Innenminister der UdSSR, Sergej Kruglov, der Minister für Schiffbauindustrie der UdSSR, Aleksej Goregljad, der Minister für Fischindustrie der westlichen Regionen der UdSSR, Aleksandr Iškov, der Minister für Papier- und Zelluloseindustrie der UdSSR, Sergej Komarov, der Minister für Sovchozen der UdSSR, Nikolaj Skvorcov, der Mitarbeiter der Personalverwaltung des ZK der VKP(b), Larionov und die Vorsitzenden der parteilichen und staatlichen Kaliningrader Gebietsführung, Pëtr Ivanov und Vasilij Borisov Mitglieder der Kommission (RGASPI f. 17, o. 3, d. 1065, l. 37, Sitzungsprotokoll Nr. 58 des Politbüros des ZK der VKP(b) zu »Fragen des Gebietes Kaliningrad« v. 9. Juni 1947; für die einzelnen Funktionen der Kommisionsmitglieder vgl. Ivkin: Vlast’, S. 270, 325, 351, 357, 362, 370 u. 526). 43 RGASPI f. 17, o. 3, d. 1065, l. 37, Sitzungsprotokoll Nr. 58 des Politbüros des ZK der VKP(b) zu »Fragen des Gebietes Kaliningrad« v. 9. Juni 1947. 44 Ebd. 45 Vgl. dazu auch Matthes (Hg.): Als Russe, S. 196 ff. 46 Pavlovskij: Zemlja, S. 51. 47 Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 11; Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 224. 48 So ein erklärender handschriftlicher Zusatz des Archivleiters des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, D. Pimenov von frühestens 1960 auf CChIDNIKO f. 3928, o. 9, d. 1, l. 24, Schreiben des Zweiten Gebietsparteisekretärs, Nikolaj Konovalov an das ZK der KPdSU zur Veröffentlichung eines Dokumentensammelbandes anlässlich des 15. Jahrestages der Gründung des Gebiets Kaliningrad v. vor 8. August 1960. 49 GARF f. R-5446, o. 59, d. 38, l. 156, Entwürfe von Beschlüssen des Ministerrates der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad v. 24. Juni 1947. 50 Ebd. 51 GARF f. A-259, o. 6, d. 4761, l. 14–34, Beschluss Nr. 461 des Ministerrates der RSFSR »Über Maßnahmen zur Errichtung der Wirtschaft von Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 27. Juni 1947, hier l. 15 u. 23 (das entsprechende Exemplar des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees findet sich unter GAKO f. R-297, o. 7, d. 2, l. 1–21). 52 RGASPI f. 17, o. 88, d. 848, l. 1–3, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Mitarbeiter der zentralen Moskauer Verwaltung zur Überprüfung von Parteiorganisationen, Pegov über die wirtschaftliche Situation von Kolchozen und Kolchozniki im Gebiet Kaliningrad v. 16. August 1947, hier l. 1. 53 Ebd., hier l. 1. 54 GAKO f. R-297, o. 7, d. 1. l. 107–137, Schreiben der Kaliningrader Gebietsführung an Iosif Stalin über bisherige Arbeit zur administrativen Einteilung des Gebietes Kaliningrad v. ca. August 1947, hier l. 107. 55 GARF f. R-9401, o. 2, d. 171, l. 465–468 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR Iosif Stalin und dessen Stellvertreter Lavrentij Berija, Nikolaj Voznesenskij und

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Andrej Kosygin »Über den Fortgang der Instandsetzung des Bernsteinkombinats im Dorf Jantarnyj (ehemaliges Palmnicken) des Gebiets Kaliningrad« v. 23. Dezember 1947 und GARF f. R-9401, o. 2, d. 200, l. 296–303 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR Iosif Stalin und dessen Stellvertreter Lavrentij Berija, Nikolaj Voznesenskij und Andrej Kosygin »Über den Abschluss der Instandsetzung des Bernsteinkombinats im Dorf Jantarnyj (ehemaliges Palmnicken) des Gebiets Kaliningrad« v. 30. Juni 1948; vgl. dazu Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Stalina, S. 243 u. 261. GARF f. R-9401, o. 2, d. 174, l. 128 [»Osobaja papka Molotova«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Ivan Serov an Außenminister Vjačeslav Molotov, den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden und Innenminister der UdSSR, Lavrentij Berija und den Stellvertretenden Außenminister Jakov Malik zur Festnahme zweier Mitglieder der kanadischen Militärmission v. 13. November 1947. Narušenie Sovetskoj granicy sotrudnikam kanadskoj voennoj missii, Kaliningradskaja Pravda v. 22. November 1947, S. 4. GARF f. A-259, o. 6, d. 5590, l. 57–60, Schreiben des Ministers für staatliche Kontrolle der RSFSR, N. Vasil’ev an den Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, Michail Rodionov »Über Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der RSFSR (Nr. 461, 559 und 603) zur Wiedererrichtung der Wirtschaft von Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 18. Dezember 1947, hier l. 57. Ebd., hier l. 57. So etwa neben dem oben zitierten GARF f. R-9401, o. 2, d. 139, l. 194–197 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Iosif Stalin, dessen Stellvertreter Lavrentij Berija und den Ratsvorsitzenden des Obersten Sowjets der UdSSR, Andrej Ždanov »Über den Stand der Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der UdSSR zur freiwilligen Übersiedlung von 12 000 Kolchozbauern in das Gebiet Kaliningrad« v. 14. Oktober 1946 auch GARF f. A-259, o. 6, d. 4087, l. 19, Mitteilung des Leiters der Übersiedlungsverwaltung beim Ministerrat der RSFSR, L. Dmitriev an das Mitglied des Ministerrates der RSFSR, A. Gricenko »Über den Stand von Auswahl und Übersiedlung von Kolchozbauern in das Gebiet Kaliningrad per 20. Juni 1947« v. 21. Juni 1947. GARF f. A-259, o. 6, d. 5590, l. 57–60, Schreiben des Ministers für staatliche Kontrolle der RSFSR, N. Vasil’ev an den Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, Michail Rodionov »Über Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der RSFSR (Nr. 461, 559 und 603) zur Wiedererrichtung der Wirtschaft von Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 18. Dezember 1947, hier l. 58. Ebd., hier l. 58. Ebd., hier l. 58. GARF f. A-259, o. 6, d. 3997, l. 18–21, Erlass Nr. 954 des Ministerrates der RSFSR »Über den Stand der Arbeiten zur Wiederherstellung der Meliorationssysteme im Gebiet Kaliningrad« v. 21. Dezember 1947, hier l. 18. CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 55, l. 54–61, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an Iosif Stalin zum Stand des Wiederaufbaus Kaliningrads v. 1948, hier l. 54. GARF f. A-259, o. 6, d. 5052, l. 19–30, Bericht des Leiters der Übersiedlungsverwaltung beim Ministerrat der RSFSR, L. Dmitriev an den Ministerrat der RSFSR »Über die Erfüllung des Beschlusses der Regierung zur wirtschaftlichen Einrichtung von Übersiedlern im Gebiet Kaliningrad« v. 11. Mai 1948, hier l. 25. Ebd., hier l. 26. Ebd., hier l. 27. Anmerkungen

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Ebd., hier l. 26. Ebd., hier l. 27. Ebd., hier l. 26. Ebd., hier l. 27. GARF f. A-259, o. 6, d. 4090, l. 26–27, Schreiben des Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, Michail Rodionov an den Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Georgij Malenkov über unbefriedigenden Empfang von Neusiedlern in Kaliningrader Sovchozen v. ca. Juli 1948, hier l. 27. RGASPI f. 17, o. 116, d. 375, l. 2–3, Sitzungsprotokoll Nr. 375 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b) »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b)« v. 6. September 1948, hier l. 2. Ebd., hier l. 2. Ebd., hier l. 2. Sitzungsleiter Georgij Malenkov war zwischen Juli 1948 und März 1953 sowohl Stellvertretender Ministerratsvorsitzender der UdSSR als auch Sekretär des Zentralkomitees der VKP(b) (Ivkin: Vlast’, S. 403). Kees Boterbloem konstatiert in seiner Regionalstudie zum Gebiet Kalinin zwischen Moskau und Leningrad eine ähnliche Situation (Boterbloem: Life, S. 95 ff.). RGASPI f. 17, o. 116, d. 375, l. 2–3, Sitzungsprotokoll Nr. 375 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b) »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b)« v. 6. September 1948, hier l. 3. RGASPI f. 17, o. 116, d. 377, l. 2, Sitzungsprotokoll Nr. 377 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 1 »Entwurf eines Beschlusses des ZK der VKP(b) zu einem bilanzierenden Vortrag über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b)« v. 17. September 1948. RGASPI f. 17, o. 116, d. 378, l. 1–21, Sitzungsprotokoll Nr. 378 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 7 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees [der VKP(b)]« v. 20. November 1948, hier l. 8. Ebd., hier l. 8 f. Ebd., hier l. 9. Ebd., hier l. 9. So musste sich ebenfalls im Oktober 1948 auch das Kalininer Gebietsparteikomitee vor dem Organisationsbüro unter Malenkovs Vorsitz rechtfertigen (Boterbloem: Life, S. 95). So etwa RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 24–27, Schreiben des Übersiedlers Michail Baskakov aus dem Kaliningrader Kolchoz »Pograničnik« an die Einwohner seines früheren Dorfes Pasušino im Gebiet Jaroslavl’ mit teilweisen Änderungen eines Übersiedlungsbeamten v. 8. Dezember 1949, hier l. 27 und RGASPI f. 17, o. 116, d. 378, l. 1–21, Sitzungsprotokoll Nr. 378 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 7 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees [der VKP(b)]« v. 20. November 1948, hier l. 10. GARF f. A-259, o. 6, d. 6503, l. 55–62, Bericht des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev an das Mitglied des Ministerrates der RSFSR, M. Bessonov »Über die wirtschaftliche Einrichtung und den Stand der Vorbereitung zu Empfang, Unterbringung und Einrichtung von Übersiedlern 1950 im Gebiet Kaliningrad« v. 1. November 1949, hier l. 55. Ebd., hier l. 62. Ebd., hier l. 55. RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 401, l. 1–57, Vortrag des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev auf der Republiksversammlung aller Gebietsleiter von Übersiedlungsabteilungen der RSFSR v. 18. November 1949, hier l. 29.

260 Anmerkungen

91 Ebd., hier l. 4. 92 Ebd., hier l. 1–57. 93 GARF f. A-259, o. 6, d. 6503, l. 55–62, Bericht des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev an das Mitglied des Ministerrates der RSFSR, M. Bessonov »Über die wirtschaftliche Einrichtung und den Stand der Vorbereitung zu Empfang, Unterbringung und Einrichtung von Übersiedlern 1950 im Gebiet Kaliningrad« v. 1. November 1949, hier l. 62. 94 GARF f. A-259, o. 6, d. 6503, l. 40–48, Schreiben des Kaliningrader Gebietsexekutivkomiteevorsitzenden, Aleksej Egorov an den Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, B. Černousov »Bilanz des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees über die wirtschaftliche Einrichtung und Vorbereitung zum Empfang von Übersiedlern 1950« v. 7. Dezember 1949, hier l. 44. 95 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 383, l. 174–176, Erlass der Übersiedlungsverwaltung beim Ministerrat der RSFSR »Über Maßnahmen zur Planerfüllung der Übersiedlung für das Jahr 1950« v. 31. Dezember 1949, hier l. 175. 96 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 168–170, Schreiben des Leiter des Sektors für Empfang und wirtschaftliche Unterbringung von Übersiedlern der Verwaltung für Ubersiedlung beim Ministerrat der RSFSR, Gnatjuk an die Verwaltung für Ubersiedlung beim Ministerrat der RSFSR »Über Untersuchungsergebnisse der wirtschaftlichen Unterbringung von 1947 bis 1949 angereisten Übersiedlern im Sovchoz Nr. 18 des Kaliningrader [Landwirtschaftsgroßbetriebs] Molživsovchoztrest und vorbereitende Maßnahmen im Sovchoz zum Empfang von Übersiedlern 1950« v. 18. Februar 1950, hier l. 170. 97 Boterbloem: Life, S. 100. 98 RGASPI f. 17, o. 116, d. 591, l. 2, Sitzungsprotokoll Nr. 570 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 1 »Fragen des Kaliningrader Gebietskomitees [der VKP(b)]« v. 13. Juni 1951. 99 Neben dem Kommissionsvorsitzenden, dem Stellvertretenden Minister für Landwirtschaft der UdSSR, Aleksej Kozlov, waren unter anderem auch der Landwirtschaftsminister der UdSSR, Ivan Benediktov, und der Minister für Sovchozen der UdSSR, Nikolaj Skvorcov Mitglieder der Kommission (RGASPI f. 17, o. 116, d. 591, l. 2, Sitzungsprotokoll Nr. 570 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 1 »Fragen des Kaliningrader Gebietskomitees [der VKP(b)]« v. 13. Juni 1951; für die einzelnen Funktionen der Kommisionsmitglieder vgl. Ivkin, Vlast’, S. 220, 351 u. 526). 100 RGASPI f. 17, o. 116, d. 591, l. 2, Sitzungsprotokoll Nr. 570 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 1 »Fragen des Kaliningrader Gebietskomitees [der VKP(b)]« v. 13. Juni 1951. 101 RGASPI f. 17, o. 116, d. 594, l. 41–53, Beschluss des Zentralkomitees der VKP(b) »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b) (bestätigt durch das Sekretariat des ZK der VKP(b) am 23. Juni 1951)«, Anlage zum Sitzungsprotokoll Nr. 572 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt 1 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietsparteikomitees« v. 23. Juni 1951, hier l. 41. 102 Ebd., hier l. 45. 103 RGASPI f. 17, o. 116, d. 594, l. 2, Sitzungsprotokoll Nr. 572 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt 1 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietsparteikomitees« v. 23. Juni 1951. 104 RGASPI f. 17, o. 116, d. 594, l. 41–53, Beschluss des Zentralkomitees der VKP(b) »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees der VKP(b) (bestätigt durch das Sekretariat des ZK der VKP(b) am 23. Juni 1951)«, Anlage zum Sitzungsprotokoll Nr. 572 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt 1 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietsparteikomitees« v. 23. Juni 1951, hier l. 47. Anmerkungen

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Ebd., hier l. 41. Ebd., hier l. 48. Ebd., hier l. 48–53. Ebd., hier l. 47. GARF f. A-259, o. 7, d. 2902, l. 50–54, Schreiben des Stellvertretenden Leiter der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, S. Titov an das Mitglied des Ministerrats der RSFSR, V. Maslov »Über unbefriedigende wirtschaftliche Ausstattung und Vorbereitung zum Empfang von Übersiedlern im Gebiet Kaliningrad« v. 12. März 1953, hier l. 52. RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 708, l. 2–25, Aktennotiz des Leiters der Übersiedlungsverwaltung für die Zentralregionen der UdSSR, A. Dergačev »Über die Dienstreise in das Gebiet Kaliningrad« v. 17. März 1953, hier l. 9. Rede Cernyšëvs über das Gebiet Kaliningrad vor dem 20. Parteitag der KPdSU, Pravda v. 24. Februar 1956, S. 7–8, hier S. 7. Iz spravki konsul’stva SSSR vo Frankfurte-na-Odere »Otkliki naselenija okrugov Frankfurte-na-Odere i Kottbus na itogi XX s’’ezda KPSS«, in: Afiani (Hg.): Doklad S. 650–653, hier S. 652. Boterbloem: Life, S. 98. Ebd., S. 99. Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 77. CChIDNIKO f. 1, o. 49, d. 33, l. 3–5, Schreiben von Gebietsparteisekretär Nikolaj Konovalov an das ZK der KPdSU »Über einige Fragen der Entwicklung des Gebietes Kaliningrad« v. 10. Juli 1964, hier l. 4. Chavkin: Vladimir S. Semenov, S. 227. Vgl. dazu Ivkin: Vlast’, S. 26. Za doblestnyj trud. Orden Lenina – na znameni Kaliningradskoj oblasti, Pravda v. 14. Mai 1966, S. 3; Toržestva na beregach Baltiki, Izvestija v. 14. Mai 1966, S. 3. Razvitie Kaliningrada, Izvestija v. 30. November 1968, S. 2; zur städtebaulichen Entwicklung Kaliningrads s. ausführlich Hoppe: Auf den Trümmern, S. 58 ff. Zum Vertrag und dessen Genese siehe etwa Bender: Ostpolitik, S. 171 ff. u. 237–239. CChIDNIKO f. 1, o. 54, d. 29, l. 115–118, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs V. Loginov an das ZK der KPdSU »Über die Durchführung von Kommunistenversammlungen im Gebiet Kaliningrads zur Bekanntmachung mit dem Brief des ZK der KPdSU ›Über den Vertrag zwischen UdSSR und BRD‹« v. 16. September 1970, hier l. 116. Ebd., hier l. 118.

Leben hart an der Grenze – Erfahrungen als sowjetischer Übersiedler in Kaliningrad 1 In: Bobrowski: Erzählungen, S. 102–103, hier S. 103. 2 GAKO f. R-232, o. 6s, d. 7, l. 49, Textauszug mit Bemerkungen zu einer Sendung des Gebietsradiokomitees über Missstände bei der Unterbringung von Übersiedlern v. Juli 1950. 3 Vgl. dazu »Verzeichnis von Nachrichten, die ein Staatsgeheimnis darstellen und deren Verbreitung bestraft wird«, Verordnung des Ministerrates der UdSSR v. 8. Juni 1947, in: Altrichter (Hg.): Sowjetunion, S. 209–210, hier S. 210. 4 GAKO f. R-232, o. 6s, d. 6, l. 28–29, Rundschreiben »An alle Zensoren des Gebiets Kaliningrad« zu Gegenständen der Zensur v. 31. Oktober 1950, hier l. 28.

262 Anmerkungen

5 Plamper: Abolishing, S. 527; für eine Geschichte der Zensur in der Sowjetunion siehe Gorjaeva: Političeskaja cenzura, für Schlüsseldokumente dieses Komplexes Gorjaeva (Hg.): Istorija sowie Bljum (Hg.): Cenzura. 6 Zubkova: Poslevoennoe sovetskoe obščestvo, S. 46 ff. 7 Hildermeier: Geschichte, S. 688. 8 Filtzer: Soviet workers, S. 7. 9 Hildermeier: Geschichte, S. 688. 10 Vgl. dazu Zubkova: Poslevoennoe sovetskoe obščestvo, S. 37 ff. 11 Filtzer: Soviet workers, S. 13. 12 Katzer: Festung, S. 282. 13 Zu den Bedingungen in den jungen polnischen Gebieten vgl. Urban: Verlust, S. 154 ff. 14 Siehe dazu ausführlich die Kapitel zu Forschung und Quellen. 15 GAKO f. R-20, o. 1, d. 5, l. 32 (+ ob.), Erinnerungen des Leitenden Bibliothekars und Stellv. Parteisekretär des Kolchoz »Nevskij« im Kreis Nesterov, Aleksej Turunov aus dem Gebiet Kirov auf die Fragen der Kaliningrader Heimatkundlerin Ėnergija Kolganova v. 1961, hier l. 32. 16 Vgl. dazu Filtzer: Standard of Living, S. 1013. 17 Kostjašov: Zaselenie, S. 82 f. 18 Vgl. dazu Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 393. 19 Spravka ob administrativnom delenii i ėkonomike Vostočnoj Prussii, Dekabr’ 1945, in: Tichonova: Iz dokumentov, S. 79–89, hier S. 80 f.; vgl. dazu Kostjašov: Vyselenie, S. 186. 20 Kostjašov: Zaselenie, S. 82. 21 Ebd., S. 82. 22 GAKO f. R-181, o. 1, d. 10, l. 1–139, »Wirtschaftsdaten des Gebietes Kaliningrad, zusammengestellt auf Grundlage deutscher Archive durch die Zentrale Statistikverwaltung sowie Wirtschaftsdaten des Gebietes per 1. Januar 1947« v. 1947, hier l. 22. 23 Iz postanovlenija Soveta Ministrov SSSR »O pervoočerednych merorprijatijach po zaseleniju rajonov i razvitiju sel’skogo chozjajstva v Kaliningradskoj oblasti [ot] 9 ijulja 1946 g., in: Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), S. 30–35, hier S. 30; vgl. dazu auch Kostjašov: Zaselenie, S. 82. 24 Matthes (Hg.): Als Russe, S. 499. 25 Ebd., S. 388. 26 GAKO f. R-332, o. 1, d. 2, l. 236, Erlass Nr. 160 der Königsberger Zivilverwaltung »Über die Ordnung der Durchführung organisierter Auswahl und Anwerbung von Arbeitskräften für Industrie, Transport und Bauwesen in den Städten und Kreisen des Königsberger Gebiets« v. 21. Mai 1946. 27 Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, S. 143. 28 Poljan: Ne po svoej vole, S. 12. 29 Ebd., S. 49. 30 Lewin: Making, S. 221. 31 Kostjašov: Nur wenige, S. 561. 32 Hildermeier: Geschichte, S. 738. 33 Vgl. dazu Iz postanovlenija Soveta Ministrov SSSR »O pervoočerednych meroprijatijach po zaseleniju rajonov i razvitiju sel’skogo chozjajstva v Kaliningradskoj oblasti [ot] 9 ijulja 1946 g., in: Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), S. 30–35, hier S. 31 ff. 34 Kostjašov: Zaselenie, S. 87. 35 Zima: Poslevoennoe obščestvo, S. 51. 36 Katzer: Festung, S. 286; vgl. dazu Zima: Poslevoennoe obščestvo, S. 56. 37 Kostjašov: Zaselenie, S. 87. Anmerkungen

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38 GAKO Depositum, d. 2, l. 22–28, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Ekaterina Kovalëva (geb. 1929) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 19. Februar 1990, hier l. 23. 39 GAKO Depositum, d. 1, l. 68–81, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Agnija Busel’ (geb. 1928) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 25. März 1990, hier l. 69. 40 Kostjašov: Nur wenige, S. 558. 41 GAKO Depositum, d. 1, l. 68–81, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Agnija Busel’ (geb. 1928) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 25. März 1990, hier l. 69. 42 Filtzer: Soviet workers, S. 43. 43 Kostjašov: Zaselenie, S. 87. 44 Siehe dazu GARF f. A-259, o. 6, d. 5047, l. 10–11, Schreiben des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Exekutivkomitee des Gebietes Rostov, P. Plastun an den Leiter der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, L. Dmitriev »Über Ergebnisse der Auswahl und Entsendung von Kolchozfischern in das Gebiet Kaliningrad« v. 16. Juni 1948, hier l. 10. 45 Ebd., hier l. 11. 46 Kostjašov: Nur wenige, S. 560. 47 CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 23, l. 124, Sitzungsprotokoll des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über die Herausgabe einer Broschüre und eines Plakates über das Gebiet Kaliningrad« v. 25. Dezember 1948. 48 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 708, l. 73–74, Werbematerial für die Übersiedlung nach Kaliningrad, Beginn der fünfziger Jahre. 49 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 24–27, Schreiben des Übersiedlers Michail Baskakov aus dem Kaliningrader Kolchoz »Pograničnik« an die Einwohner seines früheren Dorfes Pasušino im Gebiet Jaroslavl’ mit teilweisen Änderungen eines Übersiedlungsbeamten v. 8. Dezember 1949, hier l. 27. 50 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 139–141, Schreiben des Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Kujbyšev, Generalmajor Petrov an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Kujbyšev nach Kaliningrad v. 11. September 1946, hier l. 140. 51 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 35–36, Schreiben des Innenministers der ASSR Mari, Kommissar der Miliz Dritten Ranges Tenjakšev, an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov »Über den Stand der Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der UdSSR Nr. 1522 vom 9. Juli 1946« v. 11. September 1946, hier l. 36. 52 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 157–158, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Moskau, Generalleutnant Žuravlëv an Innenminister Sergej Kruglov zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Moskau nach Kaliningrad v. 1. Oktober 1946, hier l. 158. 53 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 102–106, Schreiben des Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Kalinin, Pavlov an den Stellvertretenden Innenminister der UdSSR, Vasilij Rjasnoj »Über den Stand der Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der UdSSR Nr. 1522 vom 9. Juli 1946« v. 10. November 1946, hier l. 103. 54 GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 194–197, Schreiben des Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Rjazan’, Oberst Ryžikov an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsprojekte des Innenministeriums der UdSSR, Opal’cev »Zu Ergebnissen der Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der UdSSR über die freiwillige Übersied-

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lung von Kolchozfamilien aus dem Gebiet Rjazan’ in das Gebiet Kaliningrad« v. 11. November 1946, hier l. 197. GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 174–175, Schreiben des Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Orël, Oberst Ivanov an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsprojekte des Innenministeriums der UdSSR, Opal’cev zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Orël nach Kaliningrad v. 4. November 1946, hier l. 175. GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 163 (+ ob.), Schreiben des Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Novgorod, Kommissar der Miliz Dritten Ranges Nazarov an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Novgorod nach Kaliningrad v. 5. November 1946, hier l. 163 ob. GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 54–56, Schreiben des Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Velikie Luki, Oberst Losev an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov »Über die durchgeführte Arbeit der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Velikie Luki zur Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates Nr. 1522 vom 9. Juli 1946« v. 8. Oktober 1946, hier l. 56. GARF f. R-9479, o. 1, d. 304, l. 117–118, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Verwaltung des Innenministeriums des Gebietes Kostroma, Volkov an den Leiter der Abteilung für Sondersiedlungsfragen des Innenministeriums der UdSSR, M. Kuznecov zum Stand der Übersiedlung aus dem Gebiet Kostroma nach Kaliningrad v. 21. September 1946, hier l. 117. Kostjašov: Sekretnye dokumenty, S. 65. Nikita Zaprivodin: Kaliningradcy, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1951, S. 2. GAKO f. R-265, o. 2, d. 6, l. 26, Plan zur Durchführung von Vorbereitungen zum Empfang und Einrichtung von Kolchoz-Übersiedlern im Kreis Ragnit v. 22. August 1946. O faktach ravnodušno-bjurokratičeskogo otnosenija, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Juli 1947, S. 3. Matthes (Hg.): Als Russe, S. 61. GAKO Depositum, d. 1, l. 29–34, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Valentina Capenko (geb. 1927) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 26. Januar 1990, hier l. 31. GAKO Depositum, d. 5, l. 30–37, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Manefa Ševčenko (geb. 1917) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 1989, hier l. 31. Deichelmann: Ich sah, S. 125 (Tagebucheintrag v. 23. Oktober 1946). GAKO Depositum, d. 1, l. 59–67, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Marija Tokareva (geb. 1917) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 3. März 1990, hier l. 62. GAKO Depositum, d. 2, l. 53–61, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Viktor Butko (geb. 1944) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 26. März 1990, hier l. 58. GAKO Depositum, d. 4, l. 49–59, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Marija Ryžuchina (geb. 1932) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 10. März 1990, hier l. 54. GAKO Depositum, d. 2, l. 3–11, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Aleksandr Melngal’v (geb. 1930) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 27. November 1988 und 27. Dezember 1988, hier l. 11. Anmerkungen

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71 Vgl. dazu Jones: People, S. 237; für eine Geschichte des Marktes in der Sowjetunion nach der NĖP siehe auch Hessler, Postwar Perestroika. 72 GAKO f. R-265, o. 1, d. 1, l. 7–8, Erlass Nr. 176s der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über die Verstärkung des Kampfes gegen Spekulation« v. 15. Oktober 1946, hier l. 7. 73 Ebd., hier l. 7. 74 GAKO Depositum, d. 2, l. 3–11, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Aleksandr Melngal’v (geb. 1930) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 27. November 1988 und 27. Dezember 1988, hier l. 9. 75 GAKO f. R-298, o. 1, d. 26, l. 32, Erlass Nr. 766–108 der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über die Zusammenstellung von Patrouillen zur Überwachung öffentlicher Ordnung zur Unterstützung der Milizorgane« v. 27. März 1947. 76 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 58, l. 3–4, Schreiben des kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichefs Pëtr Ivanov an das ZK der VKP(b) zur politischen Stimmung im Gebiet Kaliningrad v. 9. Mai 1947, hier l. 4. 77 GAKO Depositum, d. 1, l. 3–14, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Jakov Pičkurenko (geb. 1904) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 20. März 1990, hier l. 12. 78 Vgl. dazu etwa die Beschreibung der Lebensbedingungen von Industriearbeitern im Gebiet Kalinin bei Boterbloem: Life, S. 175; Donald Filtzer widmet sich u. a. den Nachkriegsbedingungen Saratovs (Filtzer: Soviet workers, S. 45 ff.). 79 GARF f. A-259, o. 6, d. 5590, l. 57–60, Schreiben des Ministers für staatliche Kontrolle der RSFSR, N. Vasil’ev an den Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, Michail Rodionov »Über Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der RSFSR (Nr. 461, 559 und 603) zur Wiedererrichtung der Wirtschaft von Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 18. Dezember 1947, hier l. 57. 80 GAKO Depositum, d. 2, l. 33–37, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Pëtr Guljaev (geb. 1914) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 17. Dezember 1989, hier l. 34. 81 GARF f. A-259, o. 6, d. 5590, l. 57–60, Schreiben des Ministers für staatliche Kontrolle der RSFSR, N. Vasil’ev an den Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, Michail Rodionov »Über Erfüllung des Beschlusses des Ministerrates der RSFSR (Nr. 461, 559 und 603) zur Wiedererrichtung der Wirtschaft von Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 18. Dezember 1947, hier l. 57. 82 RGANI f. 6, o. 6, d. 893, l. 2–7, Bericht des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs und Sekretärs der Gebietsparteikontrollkommission, N. Lebedev an die Kommission für Parteikontrolle beim ZK der VKP(b) »Über die Durchsicht der Personalakten von Kommunisten durch das Kaliningrader Gebietskomitee der VKP(b) für 1947« v. 15. März 1948, hier l. 5. 83 Ebd., hier l. 6. 84 Kostjašov: Na kolchoznom sobranii, S. 136. 85 Ebd., S. 136. 86 GARF f. A-259, o. 6, d. 4090, l. 26–27, Schreiben des Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, Michail Rodionov an den Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Georgij Malenkov über unbefriedigenden Empfang von Neusiedlern in Kaliningrader Sovchozen v. ca. Juli 1948, hier l. 26. 87 Ebd., hier l. 26 f. 88 Siehe GARF f. A-259, o. 6, d. 5052, l. 19–30, Bericht des Leiters der Übersiedlungsverwaltung beim Ministerrat der RSFSR, L. Dmitriev an den Ministerrat der RSFSR »Über

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die Erfüllung des Beschlusses der Regierung zur wirtschaftlichen Einrichtung von Übersiedlern im Gebiet Kaliningrad« v. 11. Mai 1948, hier l. 25. Siehe ebd., hier l. 25. GARF f. A-259, o. 6, d. 6503, l. 55–62, Bericht des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev an das Mitglied des Ministerrates der RSFSR, M. Bessonov »Über die wirtschaftliche Einrichtung und den Stand der Vorbereitung zu Empfang, Unterbringung und Einrichtung von Übersiedlern 1950 im Gebiet Kaliningrad« v. 1. November 1949, hier l. 55. RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 401, l. 1–57, Vortrag des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev auf der Republiksversammlung aller Gebietsleiter von Übersiedlungsabteilungen der RSFSR v. 18. November 1949, hier l. 29. Ebd., hier l. 29 f. RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 168–170, Schreiben des Leiter des Sektors für Empfang und wirtschaftliche Unterbringung von Übersiedlern der Verwaltung für Übersiedlung beim Ministerrat der RSFSR, Gnatjuk an die Verwaltung für Übersiedlung beim Ministerrat der RSFSR »Über Untersuchungsergebnisse der wirtschaftlichen Unterbringung von 1947 bis 1949 angereisten Übersiedlern im Sovchoz Nr. 18 des Kaliningrader [Landwirtschaftsgroßbetriebs] Molživsovchoztrest und vorbereitende Maßnahmen im Sovchoz zum Empfang von Übersiedlern 1950« v. 18. Februar 1950, hier l. 170. Ebd., hier l. 170. RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 78–79, Eingabe von sechzehn Mitgliedern des StalinKolchoz, Kaširskij sel’sovet, Gur’evskij rajon v. 10. April 1950, hier l. 79. RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 708, l. 111–112, »Auskunft an die Übersiedlungsabteilung beim Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee über Anzahl und Art eingegangener Beschwerden und Gesuche per 1. Januar 1953« v. 16. Februar 1953. GARF f. R-9415, o. 3, d. 460, l. 30–39, Schreiben des Leiters der Milizverwaltung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Zemisev und des Stellvertretenden Leiters der Milizverwaltung für die Politische Abteilung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Belevič »Über die geleistete Arbeit zur Erfüllung der Anordnung Nr. 143s des Innenministeriums der UdSSR vom 10. Mai 1954« zu Fragen von Fabrikarbeitern bei Vorträgen und Gesprächen über Verbrechensbekämpfung in Kaliningrad v. 8. Oktober 1954, hier l. 39. CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 92, l. 1–4, Auskunft des Instrukteurs des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, A. Kuzmin an das Gebietsparteikomitee »Über Auftritte mit politischen Vorträgen im November und Dezember [1955]« v. 1956, hier l. 3. Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, S. 142; vgl. dazu auch Kostjašov: Zaselenie, S. 86. Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, S. 136. Vgl. dazu Schlögel: Planet, S. 93. Kees Boterbloem demonstriert dies am Beispiel des Gebiets Kalinin (Boterbloem: Life, S. 232 ff.). CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 83, l. 19, Schreiben des kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichefs Pëtr Ivanov an den Leiter der Kaliningrader Gebietsabteilung für kulturelle Angelegenheiten, A. Kuznecov »Über Landwirtschaftsübersiedler, die die landwirtschaftlichen Betriebe des Gebietes verlassen« v. 22. Mai 1947. CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 83, l. 21, Schreiben des Leiters der Kaliningrader Gebietsabteilung für Übersiedlungsfragen, Terechov an den kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichef Pëtr Ivanov über ungeeignete Arbeitskräfte unter neu angereisten Übersiedlerfamilien v. 6. Juni 1947. Vgl. dazu Gal’cova: Neusiedler, S. 109. Anmerkungen

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106 RGASPI f. 17, o. 88, d. 848, l. 1–3, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Mitarbeiter der zentralen Moskauer Verwaltung zur Überprüfung von Parteiorganisationen, Pegov über die wirtschaftliche Situation von Kolchozen und Kolchozniki im Gebiet Kaliningrad v. 16. August 1947, hier l. 2; vgl. dazu auch Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, S. 137. 107 GARF f. A-259, o. 6, d. 5052, l. 19–30, Bericht des Leiters der Übersiedlungsverwaltung beim Ministerrat der RSFSR, L. Dmitriev an den Ministerrat der RSFSR »Über die Erfüllung des Beschlusses der Regierung zur wirtschaftlichen Einrichtung von Übersiedlern im Gebiet Kaliningrad« v. 11. Mai 1948, hier l. 27. 108 Ebd., hier l. 27. 109 RGASPI f. 17, o. 88, d. 921, l. 1–4, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Mitarbeiter der zentralen Verwaltung zur Überprüfung von Parteiorganisationen, Gen. Pozdnjak »Über Empfang und Einrichtung landwirtschaftlicher Übersiedler und Arbeiter von Sovchozen des Gebiets Kaliningrad« v. 5. Juli 1948, hier l. 1. 110 Ebd., hier l. 3. 111 GARF f. A-259, o. 6, d. 6503, l. 55–62, Bericht des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev an das Mitglied des Ministerrates der RSFSR, M. Bessonov »Über die wirtschaftliche Einrichtung und den Stand der Vorbereitung zu Empfang, Unterbringung und Einrichtung von Übersiedlern 1950 im Gebiet Kaliningrad« v. 1. November 1949, hier l. 59. 112 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 383, l. 5, Erlass Nr. 28 der Übersiedlungsverwaltung beim Ministerrat der RSFSR zur weiteren Entsendung von Familien nach Kaliningrad v. 5. September 1949. 113 GARF f. A-259, o. 6, d. 6503, l. 3–4, Schreiben des Kaliningrader Gebietsexekutivkomiteevorsitzenden, Aleksej Egorov an den Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, B. Černousov zur Umsetzung von Erlassen zur Besiedlung des Gebiets Kaliningrad v. 27. Februar 1951, hier l. 3 (Hervorhebung P. B). 114 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 23, Bestätigung der Leitung des Stalin-Kolchoz im Kreis Primorsk für den Kolchozbauern Nikolaj Borisov über ordnungsgemäße Entlassung v. ca. Dezember 1949 (Hervorhebung in Kursive P. B). 115 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 708, l. 2–25, Aktennotiz des Leiters der Übersiedlungsverwaltung für die Zentralregionen der UdSSR, A. Dergačev »Über die Dienstreise in das Gebiet Kaliningrad« v. 17. März 1953, hier l. 9. 116 GARF f. A-259, o. 7, d. 2902, l. 39–42, Beschluss Nr. 412 des Ministerrates der RSFSR »Über Unzulänglichkeiten in der wirtschaftlichen Ausstattung von Übersiedlern im Gebiet Kaliningrad« v. 20. April 1953, hier l. 40. 117 GAKO Depositum, d. 1, l. 39–47, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Matrena Bukreeva (geb. 1907) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 15. Januar 1990, hier l. 45. 118 GAKO Depositum, d. 2, l. 3–11, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Aleksandr Melngal’v (geb. 1930) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 27. November 1988 und 27. Dezember 1988, hier l. 11. 119 Matthes (Hg.): Als Russe, S. 377. 120 CChIDNIKO f. 1, o. 13, d. 20, l. 205–210, Sitzungsprotokoll Nr. 32 des Büros des Gebietsparteikomitees »Über die Bestätigung statistischer Angaben zur Zusammensetzung und Mobilität von Kommunisten in der Gebietsparteiorganisation für das zweite Quartal und das erste Halbjahr 1953« v. 17. Juli 1953, hier l. 205. 121 V. Nefedov: Nas – 300 000! Kaliningradskaja Pravda v. 10. Dezember 1970, S. 1 u. 4.

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Namen, die noch keiner nennt – Sowjetische Umbenennungen als symbolische Landnahme 1 GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 40 (+ ob.), Stellungnahme von Akademiemitglied Vladimir Pičeta zur Umbenennung von Ortsnamen im Gebiet Kaliningrad v. 20. Februar 1947, hier l. 40. 2 S. dazu etwa CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 3, Rede der Agitatorin A. Ivanova auf einer Versammlung von Waggonbaufabrikarbeitern anlässlich der Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad v. 7. Juli 1946, CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 4, Rede eines Agitators auf einer Versammlung von Waggonbaufabrikarbeiter anlässlich der Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad v. 2. Juli 1946; und CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 7, Resolution einer Versammlung von Arbeitern der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Zellulose- und Papierindustrie v. 2. Juli 1946; vgl. dazu auch Proščina: O mitingach und Kostjašov: Izgnanie, S. 62–63. 3 CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 4, Rede eines Agitators auf einer Versammlung von Waggonbaufabrikarbeiter anlässlich der Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad v. 2. Juli 1946. 4 Ebd. 5 Politdonesenie No. 1 ot 2.7.1946 g., bei Proščina: O mitingach, S. 107. 6 Sinjavskij: Traum, S. 278. 7 Vgl. dazu Kostjašov: Izgnanie, S. 62. 8 Sinjavskij: Traum, S. 274. Für diesen Aspekt polnischer Nachkriegszeit vgl. Naimark: Fires, S. 133 ff. und Thum: Breslau, S. 338 ff. 9 Meckelein: Ortsumbenennungen, S. 4. 10 Für eine kritische Auseinandersetzung mit Umbenennungen zu sowjetischer Zeit vgl. Volkov (Hg.): Čërnaja kniga. 11 Naimark: Fires, S. 104. 12 Vgl. Meckelein: Ortsumbenennungen, S. 3. 13 Zipplies: Ortsnamenänderungen, S. 1. 14 Pėteraitis: Mažosios Lietuvos, S. 301. 15 Kirrinis: Russische Ortsnamen, S. 323. 16 Kirrinis: Ortsnamenänderungen, S. 265. 17 So etwa Wilfried Schlau in seinem Vorwort als Reihenherausgeber des Buches von Mast: Ostpreußen, S. 9. 18 Schlögel: Sprache. 19 Wörster: Ostpreußen (1980), S. 2. 20 Raboče-Krestjanskaja Krasnaja Armija. General’nyj štab/Reichsamt für Landesaufnahme: Topografičeskaja karta Vostočnoj Prussii 1:25 000, Moskva [?] 1939. 21 Vgl. neben dem Original in der Kartenabteilung der Library of Congress in Washington, DC auch deren Katalogeintrag G6523.O5 s25 .S6 unter http://catalog.loc.gov (per 31. August 2007). 22 Schlögel: Im Raume, S. 227. 23 Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 285. 24 RGASPI f. 17, o. 116, d. 267, l. 14–29, Sitzungsprotokoll Nr. 267 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b) zur Überarbeitung eines Entwurfes der administrativen Aufteilung des Gebietes Königsberg v. 18. Juni 1946, hier l. 14. 25 GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 104–109, »Bezeichnung der Kreise des Gebietes Baltijsk (früher Königsberg)« v. ca. Juni 1946, hier l. 104 u. 109. 26 Vgl. dazu den Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR »O pereimenovanii g. Anmerkungen

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Kënigsberga v Kaliningrad i Kënigsbergskoj oblasti v Kaliningradskuju«, in: Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), S. 17. Für ein Faksimile dieses Erlasses s. Matthes (Hg.): Als Russe, S. 177. Vydajuščijsja dejatel’ kommunističeskoj partii i Sovetskogo gosudartstva (K 3-ej godovščine so dnja smerti M. I. Kalinina), Bloknot agitatora v. 1949 (Mai), S. 1–10, hier S. 9. V. Frobarth konstatiert für diesen Vorgang zwischen August und September Sitzungen verschiedener Gremien des ZK der VKP(B) in Moskau und gibt eine offenbar dort entworfene Vorschlagsliste wieder, verzichtet allerdings auf jedwede Quellen- und Signaturangabe (Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 247 ff.). Die im Folgenden genannten deutschen Ortsnamen richten sich nach den bis zur Umbenennung durch die Nationalsozialisten 1938 gültigen Bezeichnungen. GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 104–109, »Bezeichnung der Kreise des Gebietes Baltijsk (früher Königsberg)« v. ca. Juni 1946, hier l. 105, 107 u. 109. RGASPI f. 17, o. 3, d. 1061, l. 18, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über den gebietsadministrativen Ausbau des Gebiets Kaliningrad« (Anlage zum Sitzungsprotokoll des Politbüros der VKP(b) Nr. 54 v. 5. September 1946) v. 5. September 1946; vgl. dazu auch Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 444. RGASPI f. 17, o. 116, d. 283, l. 88–106, Sitzungsprotokoll des Organisationsbüros des CK der VKP(b) »Über die Frage der Kaliningrader Gebietsverwaltung für zivile Angelegenheiten« v. 22. November 1946, hier l. 104. Für ein Faksimile des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR »Über die Umbenennung der Stadt Pillau des Kreises Primorsk im Gebiet Kaliningrad« v. 27. November 1946 s. Matthes (Hg.): Als Russe, S. 178. GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 104–109, »Bezeichnung der Kreise des Gebietes Baltijsk (früher Königsberg)« v. ca. Juni 1946, hier l. 109. So beispielsweise RGASPI f. 17, o. 3, d. 1061, l. 18, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über den gebietsadministrativen Ausbau des Gebiets Kaliningrad« (Anlage zum Sitzungsprotokoll des Politbüros der VKP(b) Nr. 54 v. 5. September 1946) v. 5. September 1946. Volkov/Maksimov: Prežnye nazvanija, S. 32. Gubin: Toponimija, S. 90. So befindet sich eine wesentliche Zahl von Materialien zu den Umbenennungen in Kaliningrad nach 1945 in den Beständen des 1944 gegründeten Außenministeriums der RSFSR (s. S. 34); für eine Charakterisierung des Aktenbestandes vgl. Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 2, S. 421. Matthes (Hg.): Als Russe, S. 176. Wörster: Ostpreußen (1978), S. 10 f. Todorov: Eroberung, S. 38. Schlögel: Im Raume, S. 225. Vgl. dazu Wörster: Ostpreußen (1978), S. 10 ff., sowie Wörster: Ostpreußen (1980), S. 2 f. Zu Novoural’sk: bis 1938 Uszpiaunehlen, bis 1946 Fohlental (Volkov/Maksimov: Prežnye nazvanija, S. 37; Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 588); zu Jaroslavskoe s. GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 62–73, »Auskunft zur Umbenennung von Orten und der Bildung von Dorfsowjets des Gebietes Kaliningrad« v. März oder April 1947 (nach Vermerk auf Aktendeckel), hier l. 65; nach 1945 erhielten sowohl Schönwalde (i. e. im Samland) als auch Schlakalken diesen Namen (Volkov/Maksimov: Prežnye nazvanija, S. 61; Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 687; Wegener (Hg.): Ortschaftsverzeichnis, S. 529 f.); zu Rževskoe s. GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 62–73, »Auskunft zur Umbenennung von

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Orten und der Bildung von Dorfsowjets des Gebietes Kaliningrad« v. März oder April 1947 (nach Vermerk auf Aktendeckel), hier l. 72; nach 1945 erhielten sowohl Adlig Neuendorf als auch Linkunen samt Palinkunen (ab 1938 Neulinkunen) diesen Namen (Volkov/ Maksimov: Prežnye nazvanija, S. 47; Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 12 u. 547). Oni priechali domoj, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Juni 1947, S. 4. GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 62–73, »Auskunft zur Umbenennung von Orten und der Bildung von Dorfsowjets des Gebietes Kaliningrad« v. März oder April 1947 (nach Vermerk auf Aktendeckel), hier l. 67; nach 1945 erhielten sowohl Poplitten und Louisenhof als auch Alt Kainen diesen Namen, (Volkov/Maksimov: Prežnye nazvanija, S. 37; Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 609, 466 f. u. 22). Nach 1945 erhielten sowohl Lampasch und Gerstenen als auch Twergaiten (ab 1939 Powunden) diesen Namen (Volkov/Maksimov: Prežnye nazvanija, S. 34 f.; Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 435, 201 u. 795 f.). GAKO f. R-297, o. 1, d. 31, l. 45–48, »Auflistung von Siedlungen im Kreis Bagrationovsk per 10. Oktober 1947« (Anlage zur Entscheidung Nr. 68 des Kreisexekutivkomitees Bagrationovsk und des Kreiskomitees der VKP(b) vom 2. Oktober 1947) v. nach 10. Oktober 1947, hier l. 45. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 107, »Vorschläge neuer Bezeichnungen für zu bildende Dorfsowjets des Kreises Polessk des Gebietes Kaliningrad« v. 1947. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 41–52, »Auskunft über Umbenennungen von Orten und Bildung von Dorfsowjets des Gebiets Kaliningrad« v. März 1947, hier l. 41 u. 46; zu Puškin etwa Puškino (u. a. vormals Göritten) (Wegener (Hg.): Ortschaftsverzeichnis, S. 142) und Puškinskoe (vormals bis 1938 Wessolowen, danach Wesselau) (Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 835); zu Nekrasov etwa Nekrasovka (vormals Nordenthal) (Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 556) und Nekrasovo (u. a. für Karpowen bis 1938, danach Karpauen) (Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 328); zu Bagration etwa Bagrationovo (vormals bis 1938 Wiekischken, danach Wiecken), Bagrationovsk (vormals Preußisch Eylau) und Bagrationovskoe (vormals Langendorf ) (Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 838, 615 f. u. 436). GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 41–52, »Auskunft über Umbenennungen von Orten und Bildung von Dorfsowjets des Gebiets Kaliningrad« v. März 1947; Iličevo war vormals Görken (Barran, Nördliches Ostpreußen, S. 42), Uljanovo Kraupischken, ab 1938 Breitenstein (ebd., S. 27), Oktjabrskoe beispielsweise bis 1946 Moritten (Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 509), Gvardejskoe Mühlhausen (ebd., S. 519) und Čapaevskoe Tusseinen (ebd., S. 795). GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 41–52, »Auskunft über Umbenennungen von Orten und Bildung von Dorfsowjets des Gebiets Kaliningrad« v. März 1947, hier l. 44, 46 u. 48. GAKO f. R-298, o. 1, d. 20, l. 62–64, Listen neuer Ortsnamen der Dorfzivilverwaltungen Ikutovka (vormals Jurgaitschen, ab 1938 Königskirch), Novo-Artemovsk (vormals Neu Argeningken, ab 1938 Argenbrück) und Kraupilovka (vormals Kraupischken, ab 1938 Breitenstein [Ostpr.]) des Kreises Sovetsk (vormals Tilsit) v. ca. Juni 1947; vgl. Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 431, 42 u. 92. Todorov: Eroberung, S. 39. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 152, Schreiben eines gewissen Zamjatin an den Vorsitzenden des Ministerrats, Michail Rodionov über den Verlauf von Verwaltungsaufbau und Umbenennungen im Gebiet Kaliningrad v. Dezember 1946. Ebd. GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 7, Schreiben des Assistenten des Leiters der Politabteilung des Außenministeriums der RSFSR, A. Lebedev, »Auskunft zum Entwurf eines Erlasses Anmerkungen

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des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR über die Umbenennungen von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 18. Februar 1947. GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 4–6, Schreiben von Akademiemitglied Vladimir Pičeta an den Ministerrat der RSFSR »Auskunft über den Ursprung einiger Städte des Gebiets Kaliningrad« v. 13. Januar 1947, hier l. 4. GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 2–3, Bericht des Assistenten des Leiters der Politabteilung des Außenministeriums der RSFSR, A. Lebedev an den Stellvertretenden Außenminister der RSFSR, A. Smirnov über eine Sitzung vom 5.–6. Februar 1947 »zur Frage über die Umbenennung von Orten des Gebietes Kaliningrad« v. 13. Februar 1947, hier l. 2. Ob dieser Osipov mit einem späteren Mitarbeiter der Kaliningradskaja Pravda identisch ist, liess sich nicht ermitteln (s. dazu etwa V. Osipov: Takim budet Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 11. März 1959, S. 2 und V. Matveev/V. Osipov: Zavtra našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 20. April 1961, S. 3). GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 2–3, Bericht des Assistenten des Leiters der Politabteilung des Außenministeriums der RSFSR, A. Lebedev an den Stellvertretenden Außenminister der RSFSR, A. Smirnov über eine Sitzung vom 5.–6. Februar 1947 »zur Frage über die Umbenennung von Orten des Gebietes Kaliningrad« v. 13. Februar 1947, hier l. 2. Ebd., hier l. 2. Ebd., hier l. 2. Ebd., hier l. 3; GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 4–6, Schreiben von Akademiemitglied Vladimir Pičeta an den Ministerrat der RSFSR »Auskunft über den Ursprung einiger Städte des Gebiets Kaliningrad« v. 13. Januar 1947, hier l. 4. GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 2–3, Bericht des Assistenten des Leiters der Politabteilung des Außenministeriums der RSFSR, A. Lebedev an den Stellvertretenden Außenminister der RSFSR, A. Smirnov über eine Sitzung vom 5.–6. Februar 1947 »zur Frage über die Umbenennung von Orten des Gebietes Kaliningrad« v. 13. Februar 1947, hier l. 3. Ebd., hier l. 3. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 62, Schreiben des Verwaltungsleiters für Angelegenheiten des Ministerrates der RSFSR, I. Padežnov an den Direktor des Institutes für Ethnografie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Sergej Tolstov mit der Bitte um eine Stellungnahme zu Umbenennungen im Gebiet Kaliningrad v. 6. Februar 1947. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 63–65, Gutachten des Direktors des Institutes für Ethnografie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Sergej Tolstov, des wissenschaftlichen Sekretärs Vladimir Čičerov und des Leiters des Sektors für ethnische Statistik und Kartografie, Pavel Kušner im Namen des Institutes für Ethnografie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zu Umbenennungen im Gebiet Kaliningrad v. 13. Februar 1947, hier l. 63 u. 64. Ebd., hier l. 63. Ebd., hier l. 63. Ebd., hier l. 63. Ebd., hier l. 63. Ebd., hier l. 63. Ebd., hier l. 63. Der Hinweis auf prußische bzw. altlitauische Wurzeln in den Ortsnamen des Gebietes dürfte explizit auf Gutachter Pavel Kušner zurückzuführen sein; bezeichnenderweise dankt er im Vorwort zu seiner Monografie über die ethnische Zusammensetzung des südöstlichen Baltikums explizit Povilas Pakarklis für »Konsultationen zu Problemen der Lithuanistik« (Kušner: Ėtničeskie territorii, S. 4). Für die Rolle Kušners in der sowjetischen Historiografie Königsbergs s. Suvorov: Drevnjaja istorija, S. 119 ff. u. Kulakov: Istorija Kënigsberga, S. 129.

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74 GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 34–39, Schreiben des Leitenden Wissenschaftlichen Mitarbeiters des Instituts für Geografie der Akademie der Wissenschaftens der UdSSR, A. Kuman an den Ministerrat der UdSSR mit einer Stellungnahme zu den Ergebnissen einer Sitzung vom 5.–6. Februar 1947 »zur Frage über die Umbenennung von Orten des Gebietes Kaliningrad«, »Schlussfolgerung über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 14. Februar 1947, hier l. 35. 75 Ebd., hier l. 35. 76 Vgl. ebd., hier l. 35. 77 Ebd., hier l. 36. 78 Ebd., hier l. 36. 79 Ebd., hier l. 36. 80 Ebd., hier l. 36. 81 Ebd., hier l. 37. 82 Ebd., hier l. 38. 83 Ebd., hier l. 39. 84 Ebd., hier l. 39. 85 Ebd., hier l. 39. 86 GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 7, Schreiben des Assistenten des Leiters der Politabteilung des Außenministeriums der RSFSR, A. Lebedev, »Auskunft zum Entwurf eines Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR über die Umbenennungen von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 18. Februar 1947. 87 GAKO f. R-332, o. 1, d. 2, l. 86–87, Erlass Nr. 59 der Königsberger Gebietszivilverwaltung »Über die Arbeit der Passstellen der Stadtteile Königsbergs« v. 11. März 1946, hier l. 86. 88 GAKO f. R-298, o. 1, d. 9a, l. 1–9, Erlass Nr. 1298 des Ministerrates der UdSSR »Über Maßnahmen zum wirtschaftlichen Aufbau des Gebietes Königsberg« v. 21. Juni 1946, hier l. 1; GAKO f. R-298, o. 1, d. 13, l. 15–16, Erlass Nr. 258 der Kaliningrader Gebietszivilverwaltung »Über Nachweis und Neuanmeldung der Bevölkerung in Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 12. Juli 1946; GAKO f. R-265, o. 2, d. 2, l. 21, Erlass Nr. 9 der Ragniter Kreiszivilverwaltung »Über die Dokumentierung und Zählung der Bevölkerung der Stadt Ragnit« v. 17. Juli 1946. 89 GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 10–13, Schreiben des Ministerratsvorsitzenden der Litauischen SSR, Povilas Pakarklis an den Ministerrat der RSFSR »Anmerkungen zum Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR zur Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. Februar 1947, hier l. 11. 90 Ebd., hier l. 11. 91 Ebd., hier l. 11. 92 Ebd., hier l. 11. 93 Ebd., hier l. 12. 94 Ebd., hier l. 12. Diese Linie deckt sich mit den Ambitionen anderer Mitglieder der litauischen Republiksführung, darunter der von KP-Chef Antanas Sniečkus (Nikžentaitis: Historische Tradition, S. 231 ff.). 95 GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 10–13, Schreiben des Ministerratsvorsitzenden der Litauischen SSR, Povilas Pakarklis an den Ministerrat der RSFSR »Anmerkungen zum Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR zur Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. Februar 1947, hier l. 12. 96 GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 40 (+ ob.), Stellungnahme von Akademiemitglied Vladimir Pičeta zur Umbenennung von Ortsnamen im Gebiet Kaliningrad v. 20. Februar 1947, hier l. 40. 97 Ebd., hier l. 40. Anmerkungen

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Ebd., hier l. 40. Ebd., hier l. 40. Ebd., hier l. 40 ob. In seiner Primärbedeutung heißt das russische bljad’ übersetzt bereits »Prostituierte«, »Hure«; für eine weitergehende Betrachtung dieses Wortfeldes vgl. Devkin: Tabuwortschatz, S. 43–44. GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 8–9, Schreiben des Stellvertretenden Außenministers der RSFSR, A. Smirnov an den Stellvertretenden Außenminister der UdSSR, Aleksandr Vyšinskij zu Umbenennungen im Gebiet Kaliningrad v. Februar 1947, hier l. 7. Ebd., hier l. 7. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 29–30, Schreiben des Leiters der Übersiedlungsabteilung beim Ministerrat der RSFSR, M. Šalaev an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, Michail Rodionov zu Ortsumbennungen und administrativer Einteilungen des Gebietes Kaliningrad v. März 1947, hier l. 29. Ebd., hier l. 30. GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 3, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Politischen Hauptverwaltung der Streitkräfte der UdSSR, S. Šatilov an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, M. Rodionov mit der Bitte um Ortsumbenennungen nach gefallenen Helden der Sowjetunion v. 18. März 1947. GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 53–61, Kopie eines Entwurfs für einen Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR mit Übersetzungen ostpreußischer Ortsnamen ins Russische und handschriftlichem Zusatz »Übersetzung von Ortsbezeichnungen aus dem Deutschen durch Büro [nicht lesbar]« v. ca, März 1947, hier l. 53, 56 u. 57. GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 1, Schreiben des Mitarbeiters des Außenministerium der RSFSR, A. Šubnikov, an den Stellvertretenden Außenminister der RSFSR, A. Smirnov zu Umbenennungen und der Zukunft der deutschen Bevölkerung im Gebiet Kaliningrad v. 1. Februar 1947. Vgl. dazu Gubin: Toponimija, S. 90. GAKO f. R-297, o. 1, d. 23, l. 121–164, Beschluss Nr. 560 des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees zur Umbenennung von »natürlichen Objekten« des Gebietes Kaliningrad v. 31. Dezember 1947. N. Poduškin: Uporjadočit’ grafik dviženija poezdov, Kaliningradskaja Pravda v. 9. Juli 1948, S. 3. Iz soobščenija Glavnogo upravlenija pograničnych vojsk SSSR v MID o zaderžanii narušitelej granicy v sovetskich territorial’nych vodach ot 24 fevralja 1950 g., in: Solov’ëv/ Čugunov (Hg.): Pograničnye vojska, S. 245. GAKO Depositum, d. 4, l. 68–75, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Anatolij Jarcev (geb. 1936) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 23. Dezember 1988, hier l. 71. Vgl. dazu Wörster: Ostpreußen (1980), S. 3 Es kann daher keinerlei Rede davon sein, der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 21. Juli 1947 bilde »in der Reihe mehrerer Projekte für den Bereich der Umbenennungen von Ortsnamen [sic] den Abschluss, da die in diesem Erlass aufgeführten Neubenennungen aller größeren Gemeinden bis in die Gegenwart gültig sind« (Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 253). RGASPI f. 17, o. 116, d. 514, l. 1–75, Sitzungsprotokoll Nr. 508 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 313 »Über Umbenennungen von Orten des Gebietes Kaliningrad« v. 2. Juni 1950, hier l. 68. Darüber hinaus beschloss das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee 1959 »in Abänderung der Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees vom 31. 12. 1947 Nr. 560 […] die kosa Nereja in Kurskaja kosa [i. e.

274 Anmerkungen

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Kurische Nehrung; P. B.] umzubenennen« (GAKO f. R-297, o. 8, d. 1053, l. 81, Beschluss Nr. 413 des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees zur Umbenennung der Kurischen Nehrung von »kosa Nereja« in »Kurskaja kosa« v. 31. Juli 1959). RGASPI f. 17, o. 116, d. 518, l. 1–58, Sitzungsprotokoll Nr. 512 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 159 »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 23. Juni 1950, hier l. 36; auf diese Sitzung nimmt auch das Sitzungsprotokoll Nr. 75 des Politbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 218 »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 23. Juni 1950 Bezug (Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 676). RGASPI f. 17, o. 3, d. 1082, l. 205–240, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« als Anlage zum Sitzungsprotokoll Nr. 75 des Politbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 218 »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 23. Juni 1950. Vgl. dazu Wörster: Ostpreußen (1980), S. 3. So befindet sich eine deutsch-russische Ortsnamenkonkordanz aus dem Ministerium für Kultur der RSFSR in der »Dokumentensammlung über die Suche des Bernsteinzimmers und anderer im Großen Vaterländischen Krieg entwendeten Kunstschätzen auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad (1941–1945)« im GARF (GARF f. A-659, o. 2, d. 57, l. 1–88, »Alphabetische Liste mit Bezeichnungen von Orten des früheren Ostpreußen mit Angabe ihrer geänderten Benennung nach Eingliederung in die UdSSR« v. ca. Ende der sechziger Jahre); für diesen Bestand insgesamt siehe Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 2, S. 574 f. Vgl. Lange: Ortsregister Ostpreußen, S. 520. Baudina: Atlas, S. 6. Damit blieben vereinzelt deutsche Bezeichnungen anders als bisher angenommen weit über den Beginn der fünfziger Jahre hinaus in einschlägigen sowjetischen Publikationen präsent (vgl. dazu die Einschätzung bei Wörster: Ostpreußen (1980), S. 9) – und dass, obwohl der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« von 1950 explizit vorsah, »Eisenbahnstationen, die sich in Ortschaften des Gebiets Kaliningrad befinden, Bezeichnungen in Übereinstimmung mit den im Erlass aufgeführten Ortsnamen zuzuweisen« (RGASPI f. 17, o. 3, d. 1082, l. 205–240, Entwurf des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« als Anlage zum Sitzungsprotokoll Nr. 75 des Politbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 218 »Über die Umbenennung von Orten des Gebiets Kaliningrad« v. 23. Juni 1950, hier l. 240). Vgl. dazu Beloglazova: Železnye dorogi, S. 10.

Gleichzeitigkeit der Epochen – Königsberger in Kaliningrad und der UdSSR 1 GARF f. R-9401, o. 2, d. 201, l. 239–240 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Iosif Stalin, Außenminister Vjačeslav Molotov und den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Lavrentij Berija über den Abschluss der Aussiedlung deutscher Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad v. 30. November 1948, hier l. 239. 2 Ebd., hier l. 240. 3 Boockmann: Ostpreußen, S. 425. 4 Kostjašov: Vyselenie, S. 187. 5 Vgl. dazu Zeidler: Kriegsende, S. 65. Anmerkungen

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6 So die Vermutung bei Hoppe: Auf den Trümmern, S. 29, Anm. 50. 7 GARF f. R-9401, o. 2, d. 93, l. 4–5 [»Osobaja papka Stalina«], Bericht des Bevollmächtigten des NKVD der UdSSR für die Erste Baltische Front, Tkačenko an den Innenminister der UdSSR, Lavrentij Berija »Über die Lage in Königsberg« v. 22. Februar 1945, hier l. 4. 8 GARF f. R-9401, o. 2, d. 96, l. 254–261 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Volkskommissars für Inneres der UdSSR, Lavrentij Berija an das Staatliche Komitee für Verteidigung, namentlich Iosif Stalin, den Rat der Volkskommissare, namentlich Vjačeslav Molotov, und das Zentralkomitee der VKP(b), namentlich Georgij Malenkov mit einem Bericht des Stellvertretenden Volkskommissars für Innere Angelegenheiten der UdSSR, Arkadij Apollonov »Aus Königsberg« v. 7. Juni 1945, hier l. 256. 9 Matthes (Hg.): Als Russe, S. 312, Kostjašov: Vyselenie, S. 186; andere Schätzungen gehen von rund 10 000 zusätzlichen Deutschen aus (so etwa Fisch/Klemeševa, Schicksal, S. 394 f.). 10 So etwa in den Erlebnisberichten von Deichelmann: Ich sah, Drews: Meine Flucht, Falk: Ich blieb, Finke: Uhr, Jauer: Dawai, Kalusche: Sowjetstern, Kreutz: Sterben, Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch, Linck: Im Feuer geprüft, Rohde-Fischer: Weite Wege und Wieck: Zeugnis; s. außerdem Arbušauskaitė: Karaliaučiaus-Kaliningrado srities, Fisch/ Klemeševa: Schicksal, Gause: Geschichte (Vol. 3), Kibelka: Schicksalsjahre, Kostjašov: Russen, Luschnat: Lage der Deutschen, Mehnert (Hg.): Landschaften der Erinnerung. 11 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 23. 12 Zu Vergewaltigung und Plünderung s. Luschnat: Lage der Deutschen, S. 30 ff., zu den Propagandamärschen ebd., S. 35 f. 13 Ebd., S. 72. 14 Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 459 f. 15 Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Stalina, S. 169. 16 Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 396; s. auch Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 466 f. 17 Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 396. 18 Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 468. 19 Kostjašov: Vyselenie, S. 187. 20 GARF f. R-9401, o. 2, d. 96, l. 254–261 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Volkskommissars für Inneres der UdSSR, Lavrentij Berija an das Staatliche Komitee für Verteidigung, namentlich Iosif Stalin, den Rat der Volkskommissare, namentlich Vjačeslav Molotov, und das Zentralkomitee der VKP(b), namentlich Georgij Malenkov mit einem Bericht des Stellvertretenden Volkskommissars für Innere Angelegenheiten der UdSSR, Arkadij Apollonov »Aus Königsberg« v. 7. Juni 1945, hier l. 254. 21 So etwa unter GAKO f. R-293, o. 11, d. 14, l. 10–13, Erlass Nr. 3 des Direktors des Werkes Nr. 820, Lavrov mit einem Aufruf zu verstärkter Wachsamkeit und Schutz von Staatsgeheimnissen v. 5. August 1947, hier l. 10. 22 GAKO f. R-181, o. 1, d. 10, l. 1–139, »Wirtschaftsdaten des Gebietes Kaliningrad, zusammengestellt auf Grundlage deutscher Archive durch die Zentrale Statistikverwaltung sowie Wirtschaftsdaten des Gebietes per 1. Januar 1947« v. 1947, hier l. 75. 23 Für die Personalstrategien sowjetischer Betriebe in Kaliningrad siehe Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 2. Teil, S. 12 ff. 24 Naimark: Flammender Hass, S. 166. 25 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 34. 26 Gordeev: Kaliningradskaja oblast’, S. 173. 27 Kostjašov: Russen, S. 169. 28 GAKO Depositum, d. 1, l. 15–21, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Pëtr Ščevčenko (geb. 1921) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 14. März 1990, hier l. 19.

276 Anmerkungen

29 GAKO f. R-246, o. 1, d. 3, l. 47–51, Bericht des Kaliningrader Gebietsbevollmächtigten des Sowjets für religiöse Kulte beim Ministerrat der UdSSR, A. Glazkich an den Vorsitzenden des Sowjets für religiöse Kulte beim Ministerrat der UdSSR, Poljanskij v. 30. September 1947, hier l. 49. Für die Rolle der Religiosität bei der Aneignung der Region vgl. Brodersen: Christus, S. 581 f. Leider schildert Luschnat das Gemeindeleben im Gebiet nur in einem national-konfessionellen Raster (Luschnat, Lage der Deutschen, S. 145 ff.); unzureichend auch, »mit der Aussiedlung der letzten hier beheimateten Deutschen 1948 erstarb das gesamte religiöse Leben im Lande« und »nirgends unternahmen die neuen Bürger des Landes in den folgenden 37 Jahren einen Versuch, eines der Kirchengebäude zu reaktivieren und darin eine gottesdienstliche Gemeinde zu versammeln« (so Henkys: Kirchen, S. 131 u. 133). 30 Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 468. 31 Luschnat: Lage der Deutschen, S. 167. 32 Ebd., S. 168. 33 So die Einschätzung bei Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 138. 34 Vgl. dazu Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 468. 35 Vgl. dazu Kostjašov: Russen, S. 171. 36 Luschnat: Lage der Deutschen, S. 167 u. 177 f. 37 Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 469. 38 Zur Verdrängung der Deutschen aus dem größten Kaliningrader Industriebetrieb, dem Werk Nr. 820 als ehemalige Schichau-Werft siehe Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 2. Teil, S. 28 ff. 39 Vgl. dazu Hoppe: Auf den Trümmern, S. 31 f. 40 GARF f. R-9401, o. 2, d. 175, l. 209 [»Osobaja papka Berii«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Lavrentij Berija zur möglichen Ausreise deutscher Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad in die Sowjetischen Besatzungszone zu deren Verwandtschaft v. 28. Januar 1947; der Eintrag im offiziellen Archivkatalog, wonach es in diesem Dokument um »die Möglichkeit, den Mitgliedern von Familien, die in der SBZ Deutschlands leben, den Umzug zu Deutschen zu gestatten, die im Gebiet Kaliningrad leben« gehe, ist falsch (Kozlov/Mironenko (Hg.): »Osobaja papka« Berii (1996), S. 151). 41 GARF f. R-9401, o. 2, d. 172, l. 44 [»Osobaja papka Molotova«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Außenminister der UdSSR, Vjačeslav Molotov zur möglichen vereinzelten Ausreise deutscher Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad in die Sowjetischen Besatzungszone zu deren Verwandtschaft v. 31. Januar 1947. 42 Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 163. 43 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 209, Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Generaloberst Ivan Serov an den Leiter der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Inneres, Generalmajor Trofimov über die Durchführung vereinzelter Ausreisen Deutscher aus dem Gebiet Kaliningrad v. 14. Februar 1947. 44 Ebd. 45 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 212, Muster des Ausreisedokumentes in die SBZ entlang der Strecke »Kaliningrad – Polen – Küstrin« für die deutsche Bevölkerung des Gebiets Kaliningrads v. ca. Februar 1947. 46 Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 163. 47 Arbušauskaitė: Karaliaučiaus-Kaliningrado srities, S. 122. 48 GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 1, Schreiben des Mitarbeiters des Außenministerium der RSFSR, A. Šubnikov, an den Stellvertretenden Außenminister der RSFSR, A. Smirnov zu Umbenennungen und der Zukunft der deutschen Bevölkerung im Gebiet Kaliningrad v. 1. Februar 1947. Anmerkungen

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49 Ebd. 50 GARF f. R-6991, o. 3, d. 698, l. 2–7, Bericht des Mitarbeiters des Sowjets für Angelegenheiten religiöser Kulte beim Ministerrat der UdSSR, Vračëv an den Leiter des Sowjets für Angelegenheiten religiöser Kulte beim Ministerrat der UdSSR, Sadovskij über eine Dienstreise nach Kaliningrad v. 12. Februar 1947, hier l. 6. 51 Linck: Im Feuer geprüft, S. 37. 52 GARF f. R-6991, o. 3, d. 698, l. 11–15, Bericht des Mitarbeiters des Sowjets für Angelegenheiten religiöser Kulte beim Ministerrat der UdSSR, Vračëv an den Leiter des Sowjets für Angelegenheiten religiöser Kulte beim Ministerrat der UdSSR, Sadovskij über eine Dienstreise nach Kaliningrad v. ca. 30. März 1947, hier l. 15. 53 GARF f. A-612, o. 1, d. 1, l. 26, Schreiben des Stellvertretenden Außenministers der RSFSR, A. Smirnov an den Außenminister der UdSSR, Vjačeslav Molotov zur Zukunft der deutschen Bevölkerung im Gebiet Kaliningrad v. Frühjahr 1947 (Dokument eingeheftet zwischen Dokumenten von Februar 1947 und 28. Mai 1947). 54 Ebd. 55 Ebd. 56 Vgl. dazu die Definition bei Naimark: Flammender Hass, S. 11 f. 57 Pis’mo vtorogo sekretarja Kaliningradskogo obkoma VKP(b) P. A. Ivanova Sekretarju Central’nogo Komiteta VKP(b) I. V. Stalinu, in: Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 13–22, hier S. 14. 58 Schreiben des Leiters der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Inneres, Generalmajor Trofimov, an den Innenminister der UdSSR, Sergej Kruglov zur bisherigen Aussiedlung von Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad v. 15. April 1947, in: Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 143–144, hier S. 143. 59 GARF f. R-9401, o. 2, d. 172, l. 303–304 [»Osobaja papka Molotova«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Vjačeslav Molotov mit der Empfehlung einer Aussiedlung der gesamten deutschen Bevölkerung des Gebiets Kaliningrads v. 30. Mai 1947. 60 Ebd., hier l. 303. 61 Ebd., hier l. 304. 62 Ebd., hier l. 304. 63 Ebd., hier l. 304. 64 Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Andrej Kosygin bezüglich der Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad v. 17. Juni 1947, in: Eisfeld/Herdt (Hg.): Deportation, S. 469–470, hier S. 470. 65 Ebd., S. 470. 66 GARF f. R-5446, o. 59, d. 38, l. 156, Entwürfe von Beschlüssen des Ministerrates der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad v. 24. Juni 1947. 67 Schreiben des Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Andrej Kosygin an den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden und Außenminister der UdSSR, Vjačeslav Molotov bezüglich der Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad v. 19. Juli 1947, in: Eisfeld/Herdt (Hg.): Deportation, S. 470–471, hier S. 471. 68 Brandes, Vertreibung, S. 895. 69 Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Andrej Kosygin bezüglich der Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad v. 17. Juni 1947, in: Eisfeld/Herdt (Hg.): Deportation, S. 469–470, hier S. 470. 70 GARF f. R-9401, o. 2, d. 173, l. 189 [»Osobaja papka Molotova«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Außenminister der UdSSR, Vjačeslav

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Molotov zur Frage der Fortsetzung weiterer vereinzelter Ausreise deutscher Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad in die Sowjetischen Besatzungszone zu deren Verwandtschaft v. 18. September 1947. Verordnung des Ministerrates der UdSSR vom 11. Oktober 1947 über die Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad der RSFSR in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, in: Eisfeld/Herdt (Hg.): Deportation, S. 471–473, hier S. 472. Vgl. dazu Kostjašov: Vyselenie, S. 187. Verordnung des Ministerrates der UdSSR vom 11. Oktober 1947 über die Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad der RSFSR in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, in: Eisfeld/Herdt (Hg.): Deportation, S. 473. Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 473. Ebd., S. 473. Ebd., S. 473; Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 399. Fisch/Klemeševa: Schicksal, S. 399. So etwa in einer Publikation zum 50. Gebietsjubiläum im Jahre 1996 bei Pavlovskij: Zemlja, S. 11. GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 226, Schreiben des Leiters der Hauptmilizverwaltung der UdSSR, Generalleutnant A. Leont’ev an den Stellvertretenden Innenminister der UdSSR, Generaloberst Ivan Serov zu Anträgen von Königsbergern auf Gewährung der sowjetischen Staatsbürgerschaft v. 28. November 1947. Ebd. Ebd. Siehe dazu Kostjašov: Vyselenie, S. 187. CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 1, l. 1–84, Rede von Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov auf dem Ersten Kaliningrader Gebietsparteitag v. 2. Dezember 1947, hier l. 33. Ebd., hier l. 33. Ebd., hier l. 34. Ebd., hier l. 34. Ebd., hier l. 34. RGANI f. 6, o. 6, d. 893, l. 2–7, Bericht des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs und Sekretärs der Gebietsparteikontrollkommission, N. Lebedev an die Kommission für Parteikontrolle beim ZK der VKP(b) »Über die Durchsicht der Personalakten von Kommunisten durch das Kaliningrader Gebietskomitee der VKP(b) für 1947« v. 15. März 1948, hier l. 4. Ebd., hier l. 4. Ebd., hier l. 4. Ebd., hier l. 5. Ebd., hier l. 5. Ebd., hier l. 4 ff. RGANI f. 6, o. 6, d. 893, l. 9–12, Bericht des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs und Sekretärs der Gebietsparteikontrollkommission, N. Lebedev an die Kommission für Parteikontrolle beim ZK der VKP(b) »Über die Durchsicht der Personalakten von Kommunisten durch das Kaliningrader Gebietskomitee der VKP(b) für das erste Halbjahr 1948« v. 26. Juli 1948, hier l. 11. CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 55, l. 86–87 (Anlage l. 88–119), Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Georgij Malenkov zur wirtschaftlichen Situation im Gebiet Kaliningrad v. 1948, hier l. 86. GARF f. R-9425, o. 2, d. 112, l. 147, Erlass Nr. 1008 des Bevollmächtigten zum Schutz von Militär- und Staatsgeheimnissen in der Presse beim Ministerrat der UdSSR, K. Omel’čenko zur Einstellung der Neuen Zeit v. 23. Oktober 1948. Anmerkungen

279

96 Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 473. 97 RGASPI f. 17, o. 3, d. 1087, l. 13, Sitzungsprotokoll Nr. 80 des Politbüros des ZK der VKP(b) »Über die Übersiedlung von Deutschen, ehemaligen Einwohnern des Gebiets Kaliningrad, in die Deutsche Demokratische Republik« v. 20. Januar 1951; vgl. dazu Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 745. 98 GARF f. R-9401, o. 2, d. 201, l. 239–240 [»Osobaja papka Stalina«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an den Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Iosif Stalin, Außenminister Vjačeslav Molotov und den Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der UdSSR, Lavrentij Berija über den Abschluss der Aussiedlung deutscher Bevölkerung aus dem Gebiet Kaliningrad v. 30. November 1948, hier l. 239. 99 Ukaz Prezidiuma Verchovnogo Soveta SSSR »O napravlenii na specposelenii otbyvšich nakazanija osuždennych, členy ich semej, kotorych nachodjatsja na specposelenii« [v. 11. März 1952], in: Auman/Čebotareva (Hg.): Istorija, S. 176–177, hier S. 176 f. 100 S. dazu Ilarionova: Posle repressij, S. 364. 101 S. dazu GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 237, Schreiben des Leiters der Milizverwaltung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Zemisev an den Leiter der Hauptmilizverwaltung der UdSSR, Generalleutnant A. Leont’ev zu im Gebiet Kaliningread verbliebenen Deutschen v. 29. Januar 1953. 102 S. dazu GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 231 ff., Angaben regionaler Innenverwaltungen über vor Ort lebende Deutsche aus dem Gebiet Kaliningrad an die Hauptmilizverwaltung des Innenministeriums der UdSSR v. vor 10. Januar 1953. 103 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 237, Schreiben des Leiters der Milizverwaltung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Zemisev an den Leiter der Hauptmilizverwaltung der UdSSR, Generalleutnant A. Leont’ev zu im Gebiet Kaliningread verbliebenen Deutschen v. 29. Januar 1953. 104 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 290, Aktennotiz des Stellvertretenden Leiters der Passabteilung der Milizverwaltung des Innenministeriums der UdSSR, Oberst der Miliz Tulockij zur Zahl von in der UdSSR lebenden Königsbergern per 10. Juni 1953 v. 3. Juli 1953. 105 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 359–360, Aktennotiz des Abteilungsleiters für VisaundRegistrierungsfragen der Hauptmilizverwaltung des Innenministeriums der UdSSR, Milizoberst Kopnev zum Umgang mit in der UdSSR lebenden Königsbergern v. 29. Juli 1953, hier l. 359 f. 106 Klötzel: Die Rußlanddeutschen, S. 167. 107 Vgl. dazu Pinkus/Fleischhauer: Die Deutschen, S. 356 f. 108 Ilarionova: Posle repressij, S. 361. 109 Konrad Adenauer: Erinnerungen 1953–1955 (Vol. 1), Stuttgart 1966, S. 492, zitiert nach Pinkus/Fleischhauer: Die Deutschen, S. 355. 110 Klötzel: Die Rußlanddeutschen, S. 141 f. 111 Eisfeld: Russlanddeutsche, S. 132. 112 Pinkus/Fleischhauer: Die Deutschen, S. 356. 113 Hilkes/Stricker: Jahre, S. 231. 114 Ebd., S. 231. 115 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 371–378, Aktennotiz der Hauptmilizverwaltung des Innenministeriums der UdSSR »Über in der Sowjetunion lebende Personen deutscher Nationalität« v. 11. September 1956. 116 Ebd., hier l. 375. 117 Gemeinsame Erklärung der Regierungsdelegationen der Deutschen Demokratischen Republik und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken [v. 7. Januar 1957], in: Krüger (Hg.): Dokumente, S. 660–673, hier S. 670.

280 Anmerkungen

118 GARF f. R-9401, o. 2, d. 490, l. 354–355, Entwurf eines Beschlusses des Ministerrates der UdSSR an das ZK der KPdSU »Über die Abwicklung der Ausreise aus der UdSSR zum ständigen Aufenthalt in der DDR von Personen deutscher Nationalität, die früher die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen« v. 16. Februar 1957, hier l. 354. 119 Eisfeld: Russlanddeutsche, S. 133. 120 Ilarionova: Reabilitacija, S. 240. 121 Eisfeld: Russlanddeutsche, S. 133. 122 Klötzel: Die Rußlanddeutschen, S. 170. 123 Ilarionova: Reabilitacija, S. 242. 124 Ebd., hier l. 245 f. 125 Ebd., hier l. 248. 126 Ebd., hier l. 249. 127 Klötzel: Die Rußlanddeutschen, S. 171; damit gestaltete sich deren Anerkennung schwieriger als bei Hilke und Stricker geschildert (Hilkes/Stricker, Jahre, S. 233). 128 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1472, l. 66–67, Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an den Innenminister der Litauischen SSR, A. Gajljavičius zur Genehmigung der Ausreise früherer Memellandbewohner v. 11. Januar 1959, hier l. 66 f. 129 Ebd., hier l. 67 f. 130 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1472, l. 57–60 (ein identisches Exemplar findet sich unter GARF f. R-9401, o. 2, d. 506, l. 29–32), Schreiben des Innenministers der UdSSR, Nikolaj Dudorov an das ZK der KPdSU zu Ausreisezahlen von Deutschen v. 5. Juni 1959, hier l. 57 f. 131 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1473, l. 303, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Passabteilung der Milizverwaltung des Innenministeriums der UdSSR, Oberst der Miliz Tulockij, an den Leiter der Dritten Europäischen Abteilung des Außenministeriums der UdSSR, I. Il’ičev zu Ausreisezahlen Deutschstämmiger aus der UdSSR v. 30. November 1959. 132 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1473, l. 265–266, Aktennotiz des Stellvertretenden Leiter der Passabteilung der Milizverwaltung des Innenministeriums der RSFSR, Oberst der Miliz Zajcev zum Erlass des Innenministeriums der UdSSR Nr. 028–1958 zu Ausreiseanträgen in der RSFSR v. 17. November 1959, hier l. 266. 133 GARF f. R-9415, o. 3, d. 1472, l. 68–70, Aktennotiz des Leiters der Passabteilung der Hauptmilizverwaltung des Innenministeriums der UdSSR, Novikov, »Liste von Personen, die nach Behauptung der Botschaft der BRD in Moskau ursprüngliche Bewohner [korennymi žiteljami] des früheren Memelgebietes sind und auf deren Ausreise aus der UdSSR in die BRD die Botschaft besteht« v. 16. Januar 1960. 134 Klötzel: Die Rußlanddeutschen, S. 181 f. 135 Ja. Levit/M. Markišev: Na podačkach posol’stva, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Juli 1963, S. 3 und Z. Maksimov: Rodina Genricha Deckajta, Kaliningradskaja Pravda v. 6. August 1965, S. 3.

Anmerkungen

281

Kaliningrad sein – eine sowjetische Stadt in der Kommunikation vor Ort Die Erfindung der Vergangenheit – Kaliningrader Kanonisierungen der Stadtgeschichte 1 Boym: Future, S. 175. 2 CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 3, Rede der Agitatorin A. Ivanova auf einer Versammlung von Waggonbaufabrikarbeitern anlässlich der Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad v. 7. Juli 1946. 3 Zur »Repolonisierung« als »Reslawisierung« der jungen polnischen Gebiete nach 1945 vgl. Nitschke: Vertreibung, S. 148 ff. 4 Vgl. dazu Brandenberger: Bolshevism, S. 192. 5 Für eine Studie der ždanovščina an der nichtrussischen Peripherie der Sowjetunion vgl. Tomoff: Uzbek Music. 6 Giesen: Identität, S. 42. 7 Ebd., S. 42 f. 8 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 113. 9 Nora: Geschichte, S. 14.

Vom Sowjetvolk zurückerobert – Kaliningrad als »urslawischer Boden« 10 Beyerlein (Hg.): Dimitroff, S. 424. 11 Zum geschichtspolitischen Instrumentalisierungspotential des Faches Archäologie in der Sowjetunion vgl. Klejn: Phänomen, insbes. S. 24 ff. 12 Für das Phänomen der »Ursprünglichkeit« vgl. ebd., S. 143 f. 13 Zapis’ četvërtogo zasedanija glav pravitel’stv 1 dekabrja 1943 goda, in: Gromyko/ Sevost’janov (Hg.): Tegeranskaja konferencija, S. 152–167, hier S. 167. 14 Schulze Wessel: Rußlands Blick, S. 343. 15 CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 7, Resolution einer Versammlung von Arbeitern der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Zellulose- und Papierindustrie v. 2. Juli 1946. 16 Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. 17 D. Tjan: Sovetskij gorod Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 7. November 1947, S. 2; eine beinahe wortwörtliche Wiederholung findet sich in Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1948, S. 2. 18 Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 3 f. 19 N. N.: Na Zapade, S. 3. Für den Nevskij-Kult in der Sowjetunion s. Schenk: Nevskij, insbes. S. 374 ff. 20 N. N.: Na Zapade S. 5. 21 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 81, l. 56–66, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Leiter der Abteilung für Agitation und Propaganda beim ZK der VKP(b), Michail Suslov mit einer Adresse von Werktätigen des Gebietes Kaliningrad an Iosif Stalin v. 22. September 1947, hier l. 57 f. 22 God na novoj zemle, Kaliningradskaja Pravda v. 25. September 1947, S. 3. 23 Danilov/Pyžikov: Roždenie, S. 173. 24 »[…] in Brandenburg, das ebenfalls auf urslawischem Boden jenseits der Elbe entstand« – Gracianskij: Kënigsberg, S. 5 (für eine Charakterisierung seines Werkes vgl. Ivanov: Gracianskij); Erusalimskij: Likvidacija; vgl. dazu auch Schulze Wessel: Rußlands Blick, S. 374 ff.

282 Anmerkungen

25 GARF f. A-259, o. 6, d. 4950, l. 40 (+ ob.), Stellungnahme von Akademiemitglied Vladimir Pičeta zur Umbenennung von Ortsnamen im Gebiet Kaliningrad v. 20. Februar 1947, hier l. 40 ob. Für eine Würdigung der wissenschaftlichen Arbeit Pičetas vgl. Schulze Wessel: Rußlands Blick, S. 361 ff. 26 Kušner: Ėtničeskie territorii, S. 161 u. 268. Interessanterweise erlebte dieses Werk des Moskauer Ethnografen Kušner, der an dieser Stelle große »prußisch-litauische« Siedlungsgebiete auf dem Territorium des Gebiets Kaliningrad konstatiert, in Litauen nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991 eine Neuauflage (Kušner: Ėtničeskoe prošloe). 27 Naša Kaliningradskaja oblast’ – U karty, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Februar 1950, S. 3. 28 Bonnell: Iconography, S. 251. 29 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 244–249, »Bildunterschriften für ein Fotoalbum auf der VSChV 1951« v. 20. Oktober 1950, hier l. 244. 30 Ebd., hier l. 244. 31 Ebd., hier l. 244. 32 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 235–243, »Skript für eine Tonbildschau über das Gebiet Kaliningrad auf der VSChV« v. 1952, hier l. 235. 33 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 85–88, »Protokoll Nr. 1 der Sitzung beim Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee zur Besprechung des Ausstellungsentwurfes architektonischkünstlerischer Ausfertigung des Saales des Gebiets Kaliningrad auf der Unionslandwirtschaftsausstellung« v. 1951, hier l. 86. 34 GAKO f. R-297, o. 8, d. 111, l. 13–18, Bulletin »Wie wird der Saal des Gebiets Kaliningrad auf der Allunionslandwirtschaftsausstellung aussehen?« v. 27. September 1951, hier l. 14. 35 Sergej Markov: Issledovanie o russkich poselenijach v Vostočnoj Prussii, Kaliningradskaja Pravda v. 27. September 1947, S. 4. 36 Ebd. 37 Suvorov: Drevnjaja istorija, S. 117. 38 Vgl. dazu ebd., S. 116. 39 F. Gurevič: O čëm govorjat archeologičeskie paskopki, Kaliningradskaja Pravda v. 5. August 1949, S. 4. 40 Ebd. 41 Ebd. 42 Kostjašov: Izgnanie, S. 29. 43 GARF f. A-534, o. 1, d. 448, l. 1–86, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1949« v. 20. März 1950, hier l. 71. 44 Ebd., hier l. 72. 45 Paskopki drevnego gorodišča, Kaliningradskaja Pravda v. 26. Juli 1950, S. 3. 46 Ebd. 47 GARF f. A-534, o. 1, d. 522, l. 1–60, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1950« v. 13. April 1951, hier l. 52. 48 GARF f. A-534, o. 1, d. 600, l. 1–78, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1951« v. 26. April 1952, hier l. 63. 49 Ebd., hier l. 64 f. 50 Ebd., hier l. 64. 51 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 17–21, Memorandum der Stellvertetenden Leiterin der Kaliningrader Gebietsabteilung für Kultur- und Bildungseinrichtungen, A. Bondareva, »Über die durchgeführte Arbeit zur Herrichtung und Erfassung historischer und archäologischer Denkmäler für das Gebiet Kaliningrad per 20. Oktober 1952« v. Oktober 1952, hier l. 18 ff. Anmerkungen

283

52 GAKO f. R-68, o. 1, d. 18, l. 199–201, Erlass Nr. 138 der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietsmuseums« v. 17. März 1954, hier l. 200. 53 GAKO f. R-414, o. 1, d. 37, l. 91–93, Sitzungsprotokoll Nr. 2 der Sektion Heimatkunde des Gebietslektionsbüros v. 5. April 1954, hier l. 91. 54 Ebd., hier l. 91. 55 Ebd., hier l. 92. 56 Ebd., hier l. 93. 57 N. N.: Kaliningradskaja oblast’, S. 3. 58 Archeologičeskie nachodki u sela Logvino, Kaliningradskaja Pravda v. 18. September 1956, S. 4. 59 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 18–19, Schreiben an den Leiter der Museumsverwaltung des Kulturministeriums der RSFSR, A. Chanukov zur Anzahl von Denkmälern im Gebiet Kaliningrad v. 11. Januar 1956, hier l. 19. 60 Ebd., hier l. 19. 61 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 9, »Geografische Koordinaten von Denkmälern, die internationalem Schutz unterliegen« v. ca. 1958. 62 GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 9, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, P. Nikitin an den Ministerrat der RSFSR zum Ausschluss von Denkmälern des Gebiets Kaliningrad vom Denkmalschutz v. 2. Oktober 1959. 63 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1, l. 7–26, Rede des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov, auf der Gründungssitzung der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur »Über Ziele und Aufgaben der freiwilligen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« v. 25. Dezember 1965, hier l. 16; s. S. 158 ff. 64 GAKO f. R-615, o. 1, d. 3, l. 1–16, Entwurf für einen Erlass des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees »Über den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. ca. November 1967, hier l. 13 f. 65 Ebd., hier l. 13 f. 66 L. Romanovič: Molodost’ drevnej pol’skoj zemli, Kaliningradskaja Pravda v. 2. März 1960, S. 2. 67 Ebd. 68 Zu polnischer Identitätspolitik im Kontext Breslaus/Wrocławs vgl. Thum: Breslau, S. 304 ff. Für die nationalsozialistische Archäologie und deren Instrumentalisierungen vgl. Halle, Externsteine. 69 L. Romanovič: Molodost’ drevnej pol’skoj zemli, Kaliningradskaja Pravda v. 2. März 1960, S. 2. 70 Es ist bezeichnend, dass die These vom urslawischen Bodens Kaliningrads stets in Zeiten politischer Unsicherheit Konjunktur erfährt; vgl. dazu im Kontext der Auflösung der UdSSR die Thesen des Direktors des Institutes für russische Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften, Andrej Sacharov in der Regierungszeitung Rossijskaja Gazeta, dokumentiert als Sacharov: Rjurik. Vgl. dazu Čekin, Rjurikgrad und zusammenfassend Weichsel: Wessen Erde.

284 Anmerkungen

Von Bauernführern und Borodino: Die Geschichte Königsbergs für Kaliningrad 1 Erstmals im April 1945 veröffentlicht, erschien die Schilderung u. a. als Veličko: Padenie (1959), S. 59. 2 Hier handelte es sich um eine als Monografie erschienene Sammlung der fünf Artikel Veličkos aus der Moskauer Pravda, die dort alle zwischen dem 11. und 16. April 1945 veröffentlicht worden waren (Veličko: Padenie (1945)). 3 Vgl. dazu Schulze Wessel: Rußlands Blick, S. 374. 4 V. Poršnev: Zavoevatel’nye avantjury v istorii Germanii i gitlerovščiny, Bol’ševik Nr. 14/1943, S. 37–54 (nach Schulze Wessel: Rußlands Blick, S. 354 f.). 5 Gracianskij: Kënigsberg, S. 3. 6 Ebd., S. 4. 7 Für die Reduktion der Ordensgeschichte im Kontext der polnischen Nachkriegszeit vgl. Faraldo: Teutonic Knights. 8 Hier und die folgenden Zitate dieses Absatzes in Gracianskij: Kënigsberg, S. 5, 10–11 u. 17. 9 Für das Deutschenbild in der Sowjetunion des Zweiten Weltkrieges vgl. etwa Pisiotis: Images. 10 Schulze Wessel: Rußlands Blick, S. 376. 11 D. Tjan: Sovetskij gorod Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 7. November 1947, S. 2. 12 N. Žmylev: Reportaž: Černjachovsk, Kaliningradskaja Pravda v. 9. Oktober 1947, S. 4. 13 Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. 14 Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1948, S. 2. 15 N. N.: Na Zapade, S. 3 f. 16 N. N.: Kaliningradskaja oblast’, S. 3. 17 Rier: Kënigsberg; für eine Auseinandersetzung mit diesem Werk s. Kulakov: Istorija Kënigsberga, S. 129 ff. 18 Naša Kaliningradskaja oblast’ – U karty, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Februar 1950, S. 3. 19 N. N.: Na Zapade, S. 14. 20 So beispielsweise Na krajnem Zapade, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Januar 1951, S. 3. 21 N. N.: Na Zapade; vgl. dazu N. N.: Kaliningradskaja oblast’, S. 3. 22 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 5–6, »Thematischer Ausstellungsplan der Stellwand Nr. 1 des Gebiets Kaliningrad für die VSChV« v. 10. Juli 1952, hier l. 5. 23 N. N.: Na Zapade, S. 3. 24 Brandenberger: Bolshevism, S. 196. 25 Ebd., S. 196. 26 CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 7, Resolution einer Versammlung von Arbeitern der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Zellulose- und Papierindustrie v. 2. Juli 1946. 27 Hier und die folgenden Zitate dieses Absatzes in Russkie prusskich vsegda bivali, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Januar 1948, S. 4. 28 Ebd. 29 Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 3. 30 Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. 31 Ebd. 32 Vjačeslav Šiškov: Žizn’ v Kënigsberge. Otryvok iz romana »Emel’jan Pugačëv«, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Mai 1950, S. 2–3, hier S. 2. 33 Ebd., hier S. 2. 34 Ebd., hier S. 2. Anmerkungen

285

35 Vgl. dazu etwa Besedy i doklady, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3, Besedy i doklady, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3, Lekcija o velikom polkovodce, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3, V školach Kaliningrada, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3 und Suvorovskie dni v Černjachovske, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3. 36 V stolice Azerbajdžana, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3. 37 B. Grigor’ev: Suvorov v Kënigsberge, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1950, S. 3. 38 Ebd. 39 Ebd. 40 GAKO f. R-297, o. 7, d. 264, l. 1, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Viktor Krolevskij an den Leiter des Zentralen Militärarchives Leningrad zu Aufenthalten Suvorovs und Kutuzovs in Königsberg v. 16. Mai 1950. 41 GAKO f. R-297, o. 7, d. 264, l. 2, Schreiben des Leitenden Mitarbeiters des Staatlichen Historischen Museums in Moskau, V. Afanas’ev an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Viktor Krolevskij zu Aufenthaltsorten der Militärs Suvorov und Kutuzov in Königsberg v. 3. Juni 1950. Von einer entsprechenden Gedenktafel wurde nichts bekannt. 42 GAKO f. R-414, o. 1, d. 16, l. 96–98, Rezension eines am 25. April 1951 im Lesesaal der Gebietsbibliothek gehaltenen Vortrages von V. Šarapov »Die Stadt Kaliningrad« v. 8. Mai 1951, hier l. 97. 43 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 7. 44 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 125. 45 Siehe für 1959 GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 31–35, »Liste historischer, archäologischer, architektonischer und künstlerischer Denkmäler, die unter dem Schutz von lokalen Organen stehen« v. 30. September 1959, hier l. 34; für 1960 GAKO f. R-68, o. 2, d. 8, l. 1–9, »Liste von historischen Denkmälern der Stadt Kaliningrad« v. 21. Oktober 1960, hier l. 4. 46 GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 55–63, »Methodisches Konzept einer thematischen Busexkursion zum Thema ›Zu historischen Orten Kaliningrads‹« v. 16. Dezember 1967, hier l. 60. 47 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 45–46, Anlage Nr. 3 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Gebäude und Bauwerke, die keine architekturgeschichtliche und künstlerische Bedeutung besitzen und dem Wiederaufbau nicht unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 45. 48 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 120; für eine Abbildung der Büste an diesem Standort vgl. Polno vrat’, gospoda iz FRG! Kaliningradskaja Pravda v. 26. Mai 1967, S. 3. Später besann sich die Sowjetmacht wieder auf das identitätspolitische Potential Suvorovs und errichtete dem Heerführer eine neue Büste. Weit weniger prominent lag sie nun am südlichen Stadtrand, da hier »jene Straße aus Pommern entlangführte, auf der er als junger Hauptmann 1761 nach Königsberg fuhr« (Kolganova/Strokin: Stranicy, S. 43). 49 Baljazin: Bitva, S. 193. 50 Rezension des Sammelbandes »Pod znamenami Rodiny«, Kaliningradskaja Pravda v. 18. Mai 1958, S. 2. 51 Hier und die folgenden Zitate dieses Absatzes A. Maksimov/P. Šikunov u. a.: Bitva pri Gross-Egersdorfe, Kaliningradskaja Pravda v. 24. März 1957, S. 2. 52 GARF f. A-659, o. 1, d. 2, l. 89–92, Aktennotiz des Leiters der Kommission zur Suche des Bernsteinzimmers und anderer Kunstschätze, E. Šemjakin, »Vorschläge zur Entsendung geophysischer Untersuchungen bei der Suche nach versteckten Exponaten in Kaliningrad« v. 2. September 1967, hier l. 89.

286 Anmerkungen

53 Vgl. dazu RGANI f. 5, o. 30, d. 289, l. 177, Telegramm des Kaliningrader Gebietsparteikomitees an das Büro des ZK der KPdSU für die RSFSR mit der Bitte um Genehmigung der Einweihung des Kalinin-Denkmals auf dem Kaliningrader Bahnhofsvorplatz v. 3. Dezember 1959. 54 Baljazin: Pamjatniki slavy, S. 13. 55 Ebd., vordere Umschlagseite. 56 Izdano v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 12. August 1959, S. 4. Über eine Verbreitung des siebzig Seiten starken Bandes außerhalb der Gebietsgrenzen wurde nichts bekannt. 57 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 31–45, »Liste historischer Denkmäler des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1960, hier l. 42. 58 Hildermeier: Geschichte, S. 658 f. 59 Vgl. dazu Tumarkin: The living and the dead, S. 61 f. 60 GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 1–4, »Liste von im Gebiet Kaliningrad ermittelten Kulturdenkmälern unions- und republiksweiter Bedeutung« v. ca. November 1947, hier l. 2. 61 Ebd., hier l. 2. 62 Ebd., hier l. 2, sowie GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 41–42, »Liste von im Gebiet Kaliningrad ermittelten Kulturdenkmälern von Unionsbedeutung« v. ca. 1950, hier l. 41. 63 GAKO f. R-615, o. 1, d. 43, l. 1–15, »Liste von Denkmälern der Geschichte und der Kultur des Gebietes Kaliningrad, die unter staatlichem Schutze stehen« v. 1971, hier l. 2 u. 6. 64 GAKO f. R-68, o. 2, d. 30, l. 22–27, Charakteristik des Denkmals für Barclay de Tolly v. 28. November 1961, hier l. 22. 65 Ėnergija Kolganova: Zdes’ sražalis’ geroi, Kaliningradskaja Pravda v. 19. September 1962, S. 4. 66 Slezkine: Arctic mirrors, S. 304. 67 Vgl. dazu GAKO f. R-68, o. 2, d. 5, l. 1–4, Schreiben an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit einer Liste von Denkmälern des Gebietes Kaliningrad per 1. September 1955 v. 13. September 1955, GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955 sowie GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 14–22, Beschluss Nr. 423 des Gebietsexekutivkomitees »Über die Organisation der Angelegenheit von Schutz und Restaurierung von Kulturdenkmälern im Gebiet Kaliningrad« v. 2. Oktober 1957. 68 GARF f. A-534, o. 1, d. 522, l. 1–60, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1950« v. 13. April 1951, hier l. 51. 69 GAKO f. R-289, o. 8, d. 18, l. 1–6, Beschluss Nr. 196 des Gebietsexekutivkomitees »Über Bestandsaufnahme, Erfassung und Schutz historischer und archäologischer Denkmäler, von Denkmälern der Kunst und Architektur« v. 24. Februar 1950, hier l. 1 u. 2. 70 Vgl. dazu ebd., hier l. 6. 71 GAKO f. R-289, o. 8, d. 24, l. 1–10, Schreiben der Oberinspektorin der Verwaltung für Denkmalschutz des Komitees für Angelegenheiten von Kultur- und Bildungseinrichtungen beim Ministerrat der RSFSR, Aleksandra Kopylova, »Bericht über die Kontrolle der Arbeit zum Schutz von historischen und archäologischen Denkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. 24. September 1951, hier l. 5 u. 7. 72 GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 42, Schreiben des Leiters der Kaliningrader Wissenschaftlichen Sanitärversuchsanstalt an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, K. Marcev mit der Bitte um Anbringung einer Gedenktafel für Konstantin Skrjabin an der ruine des Zoologischen Museums v. 13. Dezember 1956. 73 Vgl. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 119, Anm. 24. Anmerkungen

287

74 S. Vasil’ev: Pamjatnik velikomu russkomu polkovodcu, Kaliningradskaja Pravda v. 12. Mai 1954, S. 4. 75 A. Marčenko: Zdes’ sražalsja Bagration, Kaliningradskaja Pravda v. 6. Februar 1957, S. 4. 76 GAKO f. R-68, o. 2, d. 5, l. 1–4, Schreiben an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit einer Liste von Denkmälern des Gebietes Kaliningrad per 1. September 1955 v. 13. September 1955, hier l. 2. 77 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 12. 78 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 6, Schreiben des Kulturministeriums der RSFSR an die Kaliningrader Gebietskulturverwaltung zu von Moskau anerkannten Denkmälern v. 13. Januar 1956. 79 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 7–9, Schreiben des Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit Bestätigung von Denkmalslisten v. 8. Februar 1956. 80 GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 14–22, Beschluss Nr. 423 des Gebietsexekutivkomitees »Über die Organisation der Angelegenheit von Schutz und Restaurierung von Kulturdenkmälern im Gebiet Kaliningrad« v. 2. Oktober 1957, hier l. 16 u. 22. 81 Ebd., hier l. 22. Es ist anzunehmen, dass der historischen Bedeutung des Ortes wegen der Ortsname im Rahmen der Umbenennung 1946/47 nur russifiziert und ausnahmsweise nicht gänzlich geändert wurde (s. S. 59 ff.). 82 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 31–45, »Liste historischer Denkmäler des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1960, l. 34. 83 Ebd., hier l. 31. 84 G. Debedžian: Restavracija pamjatnika russkogo oružija, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Juli 1959, S. 4. 85 Ebd. 86 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 31–45, »Liste historischer Denkmäler des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1960, hier l. 45. 87 A. Marčenko: Zdes’ sražalsja Bagration, Kaliningradskaja Pravda v. 6. Februar 1957, S. 4. 88 Ebd.; bezeichnenderweise spricht der Text am Denkmal selbst von »Maevskij«. 89 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 31–45, »Liste historischer Denkmäler des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1960, hier l. 39. 90 Ebd., hier l. 39. 91 Für eine detaillierte Abbildung s. Strokin: Pamjatniki, S. 36. 92 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1, l. 7–26, Rede des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov, auf der Gründungssitzung der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur »Über Ziele und Aufgaben der freiwilligen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« v. 25. Dezember 1965, hier l. 13 f. 93 Vgl. dazu GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 29–30, »Liste historischer, archäologischer, architektonischer und künstlerischer Denkmäler, die unter dem Schutz von Republiksorganen stehen« v. 30. September 1959 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 31–35, »Liste historischer, archäologischer, architektonischer und künstlerischer Denkmäler, die unter dem Schutz von lokalen Organen stehen« v. 30. September 1959. 94 GAKO f. R-297, o. 8, d. 602. l. 7–8, Schreiben des Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, M. Jakovlev an den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij zur Erfassung schützenswerter Denkmäler im Gebiet Kaliningrad v. 2. September 1959, hier l. 7.

288 Anmerkungen

95 Ebd., hier l. 7. 96 Vgl. dazu GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 29–30, »Liste historischer, archäologischer, architektonischer und künstlerischer Denkmäler, die unter dem Schutz von Republiksorganen stehen« v. 30. September 1959 und GARF f. R-6991, o. 4, d. 340, l. 1a (+ ob.), «Einmalige Erfassung einer religiösen Vereinigung« (Stand zum 1. Januar 1962) v. vor 1. Januar 1962. 97 GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 36–46, Erlass Nr. 645 des Gebietsexekutivkomitees »Über die weitere Verbesserung der Angelegenheit des Schutzes von Kulturdenkmälern im Gebiet [Kaliningrad]« v. 21. Oktober 1960, hier l. 42. 98 Ebd., hier l. 37. 99 Vgl. dazu G. Debedžian: Restavracija pamjatnika russkogo oružija, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Juli 1959, S. 4. 100 GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 36–46, Erlass Nr. 645 des Gebietsexekutivkomitees »Über die weitere Verbesserung der Angelegenheit des Schutzes von Kulturdenkmälern im Gebiet [Kaliningrad]« v. 21. Oktober 1960, hier l. 37. 101 GAKO f. R-68, o. 1, d. 106, l. 4–8, Auskunft an den Leiter der Kulturabteilung des Kaliningrader Gebetsexekutivkomitees, Mokrecov zur Arbeit des Kaliningrader Heimatkundemuseums v. 17. Dezember 1957, hier l. 7. 102 Ju. Tarasov: Rossii vernye syny, Kaliningradskaja Pravda v. 7. September 1962, S. 3. 103 Brandenberger: Bolshevism, S. 243 f. 104 Ju. Tarasov: Rossii vernye syny, Kaliningradskaja Pravda v. 7. September 1962, S. 3. 105 Na Kaliningradskoj zemlje…, Kaliningradskaja Pravda v. 18. September 1962, S. 4. 106 Vgl. dazu Sinjavskij: Traum, S. 356. 107 Zum Speaking Bolshevik der dreißiger Jahre Kotkin: Magnetic Mountain, S. 220. 108 Ėnergija Kolganova: Zdes’ sražalis’ geroi, Kaliningradskaja Pravda v. 19. September 1962, S. 4. 109 Ėnergija Kolganova: Zdes’ sražalis’ geroi, Kaliningradskaja Pravda v. 14. Oktober 1962, S. 4. 110 Ebd. 111 Ebd. 112 Ebd. 113 GAKO f. R-68, o. 1, d. 322, l. 8–10, Erlass Nr. 4 des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung zur Präsentation von Denkmälern der Geschichte und der Kultur aus Anlass des 50. Jahrestages der Sowjetmacht v. 17. Januar 1967, hier l. 8; vgl. dazu den offiziellen Abschlussbericht dieser Präsentation an den Zentralrat der Allrussischen Gesellschaft zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur (VOOPIK) nach Moskau unter GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 12–23, »Auskunft über Ergebnisse der Allrussischen Präsentation von Denkmälern der Eroberung und Verteidigung der Sowjetmacht im Gebiet Kaliningrad« v. 1967. 114 GAKO f. R-615, o. 1, d. 32, l. 2–10, Schreiben der Gebietsmuseumsdirektorin M. Popova an die Gebietsliteraturverwaltung mit der Bitte um Genehmigung der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. 4. August 1970, hier l. 4. 115 Ebd., hier l. 7. 116 Ebd., Deckblatt. 117 GAKO f. R-68, o. 1, d. 151, l. 144–146, Erlass Nr. 215 der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über den Stand des Schutzes historischer Kulturdenkmäler in der Stadt Kaliningrad und dem Kreis Nesterov« v. 7. September 1959, hier l. 145. 118 Russkie prusskich vsegda bivali, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Januar 1948, S. 4. 119 Ebd. Anmerkungen

289

120 Ebd. 121 Ebd. und beinahe wörtlich wiederholt in Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1948, S. 2, sowie in N. N.: Na Zapade, S. 4. 122 Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1948, S. 2 und N. N.: Na Zapade, S. 4. 123 GARF f. A-259, o. 7, d. 6064, l. 38–41, Schreiben der Kaderverwaltung des Kulturministeriums der RSFSR an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, V. Ivanov zum Zustand von Soldatenfriedhöfen im Gebiet Kaliningrad v. Juni 1955, hier l. 38. 124 GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 14–22, Beschluss Nr. 423 des Gebietsexekutivkomitees »Über die Organisation der Angelegenheit von Schutz und Restaurierung von Kulturdenkmälern im Gebiet Kaliningrad« v. 2. Oktober 1957, hier l. 15. 125 Ebd., hier l. 22. 126 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1128, l. 2 (+ ob.), Leserbrief an die Kaliningradskaja Pravda zum Zustand von Gräbern russischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg v. 21. September 1959. 127 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1128, l. 14 u. 16, Fotografien von Grabsteinen russischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg auf einem Gusever Friedhof v. ca. September 1959. 128 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1128, l. 2 (+ ob.), Leserbrief an die Kaliningradskaja Pravda zum Zustand von Gräbern russischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg v. 21. September 1959ß hier Rückseite. 129 Wenn auch in stark vereinfachenden Dichotomien argumentierend, vgl. für das Memelland Purvinas: Vernichtung, S. 54 f. 130 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1128, l. 6, Schreiben an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, P. Nikitin zu russischen Soldatengräbern aus dem Ersten Weltkrieg v. 26. November 1959. 131 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1128, l. 9–11, Auskunft an das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee zum Zustand eines Friedhofs in Gusev v. 18. Dezember 1959, hier l. 10. 132 Ebd., hier l. 10. 133 Vgl. dazu Baberowski: Suche, S. 482. 134 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 31–45, »Liste historischer Denkmäler des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1960, hier l. 33. 135 GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 12–23, »Auskunft über Ergebnisse der Allrussischen Präsentation von Denkmälern der Eroberung und Verteidigung der Sowjetmacht im Gebiet Kaliningrad« v. 1967, hier l. 23 (Hervorhebung P. B.). 136 GAKO f. R-68, o. 1, d. 353, l. 19, Erlass des Kulturministers der RSFSR »Über die Auszeichnung von M. I. Popova aus dem zentralen Fond des Kulturministeriums der RSFSR zur Anspornung der Mitarbeitern von Kultur- und Bildungseinrichtungen« v. 14. August 1970, hier l. 7.

Gedächtnisort 1945 – Kaliningrads Gründungsmythos 1 Linearübersetzung P. B., Original siehe Fëdor Kuznecov: Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 26. März 1961, S. 3. 2 CChIDNIKO f. 1, o. 54, d. 29, l. 149–151, Schreiben an das ZK der KPdSU »Über den 25. Jahrestag der Gründung des Gebietes Kaliningrad« v. 4. Dezember 1970, hier l. 149. 3 Nora: Geschichte, S. 26.

290 Anmerkungen

4 Brandenberger: Bolshevism, S. 194. 5 Ebd., S. 198. 6 Filtzer: Soviet workers, S. 1; vgl. dazu Zubkova: Poslevoennoe sovetskoe obščestvo, S. 37. 7 Vgl. dazu Tumarkin: The living and the dead, S. 61 ff. 8 Tumarkin: War of Remembrance, S. 197. 9 Weiner: Making Sense of War, S. 338. 10 Nora: Geschichte, S. 33. 11 Gause: Geschichte (Vol. 3), S. 168 f. 12 I. Severov: Otvoevannaja krov’ju, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Februar 1948, S. 3. 13 D. Severov: Tri pis’ma, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1948, S. 3. 14 Geroj šturma Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 12. Januar 1949, S. 3. Allerdings bemängelte die Kaliningrader Gebietsliteraturverwaltung als faktische Zensurbehörde die Erwähnung von Demobilisierten im Gebiet als Hinweis auf Militär (GAKO f. R-232, o. 6s, d. 5, l. 7 u. 8, Textauszug mit Bemerkungen zu einem Artikel einer Sonderausgabe der Kaliningradskaja Pravda über demobilisierte Rotarmisten v. Februar 1949; für eine entsprechende Verortung im Kontext der Sowjetisierung des Gebietes vgl. Brodersen: Enttäuschte Hoffnungen, 1. Teil, S. 132). 15 Naša Kaliningradskaja oblast’ – U karty, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Februar 1950, S. 3. 16 N. N.: Na Zapade, S. 5. 17 GAKO f. R-297, o. 7, d. 167, l. 55–63, Plan für Fotoarbeiten zur Präsentation des Gebiets Kaliningrad auf der Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau 1951 v. 1950, hier l. 55. 18 Ebd., hier l. 55. Für eine näherer Untersuchung des historischen Aspektes der Kaliningrader Präsentation in Moskau s. Broderzen: Obraz. 19 GAKO f. R-289, o. 8, d. 24, l. 1–10, Schreiben der Oberinspektorin der Verwaltung für Denkmalschutz des Komitees für Angelegenheiten von Kultur- und Bildungseinrichtungen beim Ministerrat der RSFSR, Aleksandra Kopylova, »Bericht über die Kontrolle der Arbeit zum Schutz von historischen und archäologischen Denkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. 24. September 1951, hier l. 5–6. 20 So bei Boris Štern: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1965, S. 1. 21 K trëchletiju Kaliningradskoj oblasti, Bloknot agitatora Nr. 6/1949, S. 1–11, hier S. 1. 22 Šestiletie našej oblasti, Bloknot agitatora Nr. 6/1952, S. 17–32, hier S. 18. 23 Weiner: Making Sense of War, S. 380. 24 Ebd., S. 380. 25 Bonwetsch: Krieg, S. 168. 26 Kämpfer: Massengrab, S. 334 f. 27 Velikaja pobeda Sovetskogo naroda. Doklad tovarišča L. I. Brežneva, Pravda v. 9. Mai 1965, S. 1–4, hier S. 1. 28 Dubin: Goldene Zeiten, S. 228. 29 Kaliningradcy čtut pamjat’ geroev šturma Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 10. April 1954, S. 1. 30 Vozloženie venkov u pamjatnikov gerojam šturma Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 10. April 1955, S. 1. 31 M. Šumilov: Bessmertny ich imena, Kaliningradskaja Pravda v. 23. Februar 1957, S. 2. 32 So beispielsweise I. Solomatin: Desjat’ let nazad (iz frontovoj tetradi), Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1955, S. 1 und M. Šumilov: Bessmertny ich imena, Kaliningradskaja Pravda v. 23. Februar 1957, S. 2. Anmerkungen

291

33 Dar’jalov (Hg.): Žizn’. 34 Geroi šturma Kënigsberga. Novye materialy kraevedčeskogo muzeja, Kaliningradskaja Pravda v. 25. März 1958, S. 1. 35 Ebd. 36 S. noch einmal Fëdor Kuznecov: Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 26. März 1961, S. 3. 37 Vgl. dazu GARF f. R-9401, o. 2, d. 466, l. 369 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU über einen Unfall mit Blindgängern im Gebiet Kaliningrad v. 1. November 1955. 38 Vgl. dazu allein für 1958 M. Porođin: Sledy vojny. Ėto bylo v Mamonovo, Kaliningradskaja Pravda v. 24. Mai 1958, S. 3, P. Petljakov/N. Romankov: Podvig, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Oktober 1958, S. 3 und Dar’jalov, Vzryva. 39 Sevastopol’ war eine »echte« Heldenstadt: Angesichts der Probleme beim Wiederaufbau Kaliningrads dürfte man neidvoll auf die Hafenstadt auf der Krim geblickt haben, von der aus Iosif Stalin 1948 höchstpersönlich einen Wiederaufbauplan angewiesen hatte. Dass die Stadt einen »bedrückenden Eindruck macht« und »ohne Einmischung Moskaus […] noch lange in Ruinen liegt, was als deutlicher Beweis unserer Unorganisiertheit erscheint, die man als unsere Kraftlosigkeit werten wird«, war dem Generalissismus nicht entgangen: »Es ist schwer zu verstehen, warum wir uns in die Angelegenheit des Wiederaufbaus Ašchabads [nach dem starken Erdbeben dort 1948; P. B.], aber nicht in die der Wiedererrichtung einer erstklassigen Meeresfestung einmischen. Muss man etwa erst ein Erdbeben in Sevastopol’ abwarten, um sich endlich ernsthaft mit dessen Wiederaufbau zu beschäftigen?« kabelte Stalin nach Moskau (APRF f. 45, o. 1, d. 109, l. 106 [via Library of Congress, Dmitrii Antonovich Volkogonov Papers, Box 23, reel 16], Telegramm Iosif Stalins Nr. 66452 an das ZK der VKP(b) und »an Genosse Malenkov für die Freunde« v. 11. Oktober 1948). Zum Wiederaufbau Sevastopol’s nach dem Zweiten Weltkrieg vgl. Qualls: Negotiations, S. 280 ff. 40 Kivolja/Medvedev (Hg.): Šturm Kënigsberga, Baljazin, Šturm Kënigsberga, N. N.: Šturm Kënigsberga, Kaliningrad 1966, Medvedev/Petrikin, Šturm Kënigsberga (1973) und Medvedev, Šturm Kënigsberga (1985). Die Bibliografie von Gorbunova, Šturm Kënigsberga umfasste 120 Seiten – bezeichnenderweise war sie kostenlos erhältlich. 41 Baljazin: Šturm Kënigsberga. 42 Gudkov: Fesseln, S. 62. 43 S. Grin’kov: U sten kreposti, Kaliningradskaja Pravda v. 6. April 1960, S. 3. 44 Učastniki boev v gostjach u kaliningradcev, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1960, S. 3. 45 GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 181–182, Anlage Nr. 5 »Geschichte des Aufstiegs der Stadt Königsberg« eines Schreibens des Leiters der Kaliningrader Stadtzivilverwaltung Kolosov an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, »Gen. Radionov [sic]« v. 16. Januar 1947, hier l. 182. 46 Kaliningradcy čtjat pamjat’ geroev šturma Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 10. April 1960, S. 3. 47 Petrikin: Slava. 48 So etwa A. Bruskin: Zdes’ stojali batarei, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1964, S. 4, V. Tonin: Gosti nađego goroda: Kak ėto bylo, Kaliningradskaja Pravda v. 29. April 1964, S. 4 und Kaliningradcy čtjat pamjat’ geroev šturma Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 10. April 1960, S. 3. 49 Bonwetsch: Krieg, S. 168. 50 A. Beloborodov: … i krepost’ pala, Kaliningradskaja Pravda v. 26. März 1965, S. 4. 51 Izdano v Kaliningrade: Šturm Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 5. August 1966, S. 3.

292 Anmerkungen

52 CChIDNIKO f. 1, o. 52, d. 55, l. 5–10, Schreiben hochrangiger Veteranen zur Errichtung eines Denkmales anlässlich des 25. Jahrestages der Erstürmung Königsbergs v. 9. Mai 1969, hier l. 6–7. 53 Anatolij Dar’jalov: Žisn’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. August 1958, S. 2. 54 V. Novikov: Imenami geroev… Kaliningradskaja Pravda v. 11. Februar 1961, S. 3. 55 A. Bruskin: Zdes’ stojali batarei, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1964, S. 4. 56 Konovalov: Samaja zapadnaja, S. 4. 57 Ju. Sinčilin: Ohne Titel, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1969, S. 3. 58 Gestwa: Technik, S. 49. 59 Anatolij Petrikin: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Ot pervych ulic, pervych obeliskov… Kaliningradskaja Pravda v. 12. September 1970, S. 3. 60 Podvig otcov ne zabyt, Kaliningradskaja Pravda v. 5. Februar 1967, S. 3. 61 Ebd. 62 Lipčanskaja/Kuželeva: Zemlja kaliningradskaja, S. 15–22. 63 V. Barykov: Junym kaliningradcam interesno znat’ vsë… Kaliningradskaja Pravda v. 5. April 1967, S. 4. 64 GAKO f. R-68, o. 1, d. 353, l. 19, Erlass des Kulturministers der RSFSR »Über die Auszeichnung von M. I. Popova aus dem zentralen Fond des Kulturministeriums der RSFSR zur Anspornung der Mitarbeitern von Kultur- und Bildungseinrichtungen« v. 14. August 1970. 65 Vgl. dazu Budrys: Pergales, S. 5. 66 Strokin: Rodina, S. 49. 67 Ebd., S. 49. 68 Kämpfer: Massengrab, S. 332. 69 Budrys: Pergales, S. 5. 70 Ebd., S. 4. 71 GAKO Depositum, d. 1, l. 3–14, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Jakov Pičkurenko (geb. 1904) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 20. März 1990, hier l. 12. 72 Zitiert nach Budrys: Pergales, S. 4. 73 Vgl. dazu ebd., S. 5. 74 Kolganova/Strokin: Stranicy, S. 64. 75 N. N.: Monument, S. 1 f. 76 Strokin: Rodina, S. 30. 77 N. N.: Monument, S. 2. 78 Strokin: Rodina, S. 31. 79 T. Borisov: Ogon’ večnoj slavy, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Mai 1960, S. 1, Kolganova/ Strokin: Stranicy, S. 71. 80 N. N.: Monument, S. 2 81 Vgl. dazu die Abbildung in Strokin: Rodina, S. 34. 82 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 235–243, »Skript für eine Tonbildschau über das Gebiet Kaliningrad auf der VSChV« v. 1952, hier l. 235. Im Zuge der Entstalinisierung wurde der im Namen Stalins niedergelegte Kranz den »Matrosen der Baltischen Rotbannerflotte« als Spendern zugeschrieben (vgl. dazu Strokin: Rodina, S. 31). 83 N. N.: Monument, S. 4. 84 Gerade im Vergleich zu Stalingrad und dem dortigen Denkmal ist erstaunlich, wie viele Merkmale das Denkmal in Kaliningrad bereits seinem berühmteren Analogon an der Wolga voraushatte: In Stalingrad wurde ein Obelisk samt Medaille 1947 eingeweiht, die Ewige Flamme 1963 entzündet und eine Ehrenwache (s. S. 136) 1966 eingerichtet (Arnold: Stalingrad, S. 224 ff.). Anmerkungen

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85 Yampolsky: In the Shadow, S. 95. 86 Vgl. dazu als einige wenige Beispiele I. Solomatin: Desjat’ let nazad (iz frontovoj tetradi), Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1955, S. 1, Učastniki boev v gostjach u kaliningradcev, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1960, S. 3, V. Novikov: Imenami geroev… Kaliningradskaja Pravda v. 11. Februar 1961, S. 3, Čelovek u večnogo ognja, Kaliningradskaja Pravda v. 15. April 1966, S. 4, Viktor Strokin: Šturmovye dni i noči, Kaliningradskaja Pravda v. 13. Januar 1970, S. 3 und A. Tarasov: Venki i cvety k pamjatnikam geroev, Kaliningradskaja Pravda v. 10. April 1970, S. 3. 87 Bonnell: Iconography, S. 7. 88 A. Čirin: Model’ pamjatnika vojnam-gerojam šturma Kënigsberga, Kaliningradskaja Pravda v. 11. April 1954, S. 1. 89 Na krajnem Zapade, Kaliningradskaja Pravda v. 22. Februar 1955, S. 2. 90 Vgl. dazu beispielsweise die Titelseite des Bloknot agitatora Nr. 20 v. Oktober 1954. 91 Vgl. dazu Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. 92 Kolganov/Kolganova: Samaja Zapadnaja, S. 5. 93 Vgl. dazu die Anzeige für die Neuerscheinung des Sammelbandes »Kaliningrad. Literaturno-chudožestvennyj i obščestvenno-političeskij sbornik«, Kaliningradskaja Pravda v. 15. Oktober 1955, S. 4. 94 Butovskaja: Kaliningrad; vgl. dazu die Abbildung des Einbandes bei Valentin Erašov: Rasskaz o našem gorode, Kaliningradskaja Pravda v. 19. April 1959, S. 3. 95 Drigo: Vzmor’e, S. 30. 96 Vgl. dazu RGANI f. 5, o. 30, d. 289, l. 177, Telegramm des Kaliningrader Gebietsparteikomitees an das Büro des ZK der KPdSU für die RSFSR mit der Bitte um Genehmigung der Einweihung des Kalinin-Denkmals auf dem Kaliningrader Bahnhofsvorplatz v. 3. Dezember 1959. 97 Otkrytie letnego sportivnogo sezona, Kaliningradskaja Pravda v. 22. April 1952, S. 4. 98 Vgl. dazu etwa die Amateurzeichnungen bei Ju. Apanasovič: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Juli 1955, S. 3 oder M. Pjaskovskij: Ohne Titel, Kaliningradskaja Pravda v. 23. Februar 1958, S. 2; letztere fand sich ebenfalls im Vorsatz des Kaliningrad-Sammelbandes von Polovinkin (Hg.): Pod znamenami Rodiny. 99 So bei Na zemle kaliningradskoj, Kaliningradskaja Pravda v. 5. Februar 1961, S. 1 und Na krajnem Zapade Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 17. September 1961, S. 1. 100 Vody Atlantiki bogaty… Kaliningradskaja Pravda v. 9. Juli 1955, S. 2. 101 Slava Kaliningradskim rybakam, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Juni 1958, S. 1. 102 Černjaeva/Kurčenko: Kaliningrad (1964). 103 V. Dolmatov/A. Prochorov: Istorija bronzovogo soldata, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Juni 1965, S. 4. 104 Budrys: Pergales. 105 Al’girdas Griškenas: Pamjati geroev, Kaliningradskaja Pravda v. 19. September 1965, S. 3. 106 Jurij Černov: 1200, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Mai 1970, S. 4. 107 GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 55–63, »Methodisches Konzept einer thematischen Busexkursion zum Thema ›Zu historischen Orten Kaliningrads‹« v. 16. Dezember 1967, hier l. 62. 108 Archiv des Autors. 109 N. Petuchov: Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja«–Pamjatnik vojnam-gvardejcam, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Januar 1967, S. 3. 110 Nora: Geschichte, S. 39. 111 GARF f. A-534, o. 1, d. 448, l. 1–86, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1949« v. 20. März 1950, hier l. 71.

294 Anmerkungen

112 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 4–5, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Kaliningrader Gebietsabteilung für Erziehung und Aufklärung an den Leiter der Kaliningrader »Verwaltung für Denkmalschutz des Komitees« [sic], Čerepanov zur Enthüllung zweier Gedenktafeln v. ca. 13. April 1952, hier l. 4. 113 Ebd., hier l. 5. 114 Ebd., hier l. 5. 115 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 11, Merkblatt zur Gedenktafel über dem Kapitulationsbunker v. 1952. 116 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 4–5, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Kaliningrader Gebietsabteilung für Erziehung und Aufklärung an den Leiter der Kaliningrader »Verwaltung für Denkmalschutz des Komitees« [sic], Čerepanov zur Enthüllung zweier Gedenktafeln v. ca. 13. April 1952, hier l. 5. 117 GARF f. A-534, o. 1, d. 667, l. 1–68, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1952« v. 21. April 1953, hier l. 48. 118 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 2, Beschluss Nr. 207 des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees »Über die Anbringung einer Gedenktafel in der Siedlung Cholmogorovka des Dorfsowjets Kutuzovo, Kreis Gur’evsk« v. 12. März 1952. 119 Ebd. 120 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 14, Schreiben an den Leiter der Kaliningrader Gebietsabteilung für Kultur- und Bildungsarbeit, M. Kazarin zum Zustand des ehemaligen Stabssitzes der Dritten Weißrussischen Front in Cholmogorovka v. 26. April 1952. 121 Ebd. 122 GAKO f. R-68, o. 2, d. 3, l. 2, Schreiben an den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij zu nicht erfolgten Instandsetzungsarbeiten des ehemaligen Stabssitzes der Dritten Weißrussischen Front in Cholmogorovka v. Januar 1954. 123 GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 17–21, Memorandum der Stellvertetenden Leiterin der Kaliningrader Gebietsabteilung für Kultur- und Bildungseinrichtungen, A. Bondareva, »Über die durchgeführte Arbeit zur Herrichtung und Erfassung historischer und archäologischer Denkmäler für das Gebiet Kaliningrad per 20. Oktober 1952« v. Oktober 1952, hier l. 18. 124 GAKO f. R-68, o. 2, d. 3, l. 2, Schreiben an den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij zu nicht erfolgten Instandsetzungsarbeiten des ehemaligen Stabssitzes der Dritten Weißrussischen Front in Cholmogorovka v. Januar 1954. 125 Ebd. 126 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 12. 127 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 18–19, Schreiben an den Leiter der Museumsverwaltung des Kulturministeriums der RSFSR, A. Chanukov zur Anzahl von Denkmälern im Gebiet Kaliningrad v. 11. Januar 1956, hier l. 19. 128 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958, hier l. 17. 129 Bert Hoppe sieht darin »gewissermaßen das Königsberger Gegenstück zum Berliner Reichstag« (Hoppe: Auf den Trümmern, S. 112). 130 Vgl. dazu beispielsweise die Abbildung bei Butovskaja: Kaliningrad, S. 15, Petrikin: Slava, S. 1, Kolganov/Kolganova: Putevoditel’, S. 31 und Medvedev/Petrikin: Šturm Kënigsberga (1973), S. 33. 131 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1913, l. 19–21, Schreiben des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov an den Leiter der Staatlichen Inspektion für DenkAnmerkungen

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malschutz des Ministeriums für Kultur der RSFSR, I. Makoveckij zu zusätzlichem Denkmalschutz einiger Denkmäler staatlicher Bedeutung v. 17. März 1967, hier l. 19 f. GAKO f. R-615, o. 1, d. 32, l. 2–10, Schreiben der Gebietsmuseumsdirektorin M. Popova an die Gebietsliteraturverwaltung mit der Bitte um Genehmigung der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. 4. August 1970, hier l. 8. Archiv des Autors. GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 1–4, »Liste von im Gebiet Kaliningrad ermittelten Kulturdenkmälern unions- und republiksweiter Bedeutung« v. ca. November 1949. Vgl. dazu GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 52, »Liste von Helden der Sowjetunion, die im Großen Vaterländischen Krieg 1941 – 1945 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad ums Leben kamen« v. 1950. Vgl. dazu GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 1–4, »Liste von im Gebiet Kaliningrad ermittelten Kulturdenkmälern unions- und republiksweiter Bedeutung« v. ca. November 1947, GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 39–40, »Liste von im Gebiet Kaliningrad ermittelten Kulturdenkmälern von Republiksbedeutung« v. ca. 1950 und GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 41–42, »Liste von im Gebiet Kaliningrad ermittelten Kulturdenkmälern von Unionsbedeutung« v. ca. 1950. Vgl. dazu GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 7–8. GAKO f. R-68, o. 2, d. 5, l. 1–4, Schreiben an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit einer Liste von Denkmälern des Gebietes Kaliningrad per 1. September 1955 v. 13. September 1955, GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958. V. Andreev: Ivan Laduškin, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Januar 1953, S. 4. A. Ėventov: Pamjat’ geroev bessmertna, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Oktober 1956, S. 1. V. Andreev: Dva brata, Kaliningradskaja Pravda v. 23. Februar 1957, S. 2. M. Konstantinov: V gorode Mamonovo, Kaliningradskaja Pravda v. 19. Februar 1958, S. 4. Anatolij Petrikin: Oni sražalis’ za naš gorod, Kaliningradskaja Pravda v. 3. August 1962, S. 3. Sergej Drigo: Romanovo vstrečaet gostej, Kaliningradskaja Pravda v. 7. August 1966, S. 4. A. Grigor’ev: Pamjati geroev, Kaliningradskaja Pravda v. 12. November 1967, S. 4. Pamjat’ o gerojach pereživët veka, Kaliningradskaja Pravda v. 3. November 1951, S. 1. GAKO f. R-68, o. 1, d. 106, l. 4–8, Auskunft an den Leiter der Kulturabteilung des Kaliningrader Gebetsexekutivkomitees, Mokrecov zur Arbeit des Kaliningrader Heimatkundemuseums v. 17. Dezember 1957, hier l. 4. Ebd., hier l. 4. Ebd., hier l. 7. Ebd., hier l. 5. Ebd., hier l. 4. GAKO f. R-68, o. 1, d. 120, l. 157–158, Erlass Nr. 196 der Kaliningrader Gebiets-

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kulturverwaltung zu Änderungen am Publikationsplan des Kaliningrader Buchverlages v. 17. Juli 1958, hier l. 157. GAKO f. R-297, o. 8, d. 1469, l. 22–32, Schreiben an das Kaliningrader Gebiets- und Stadtexekutivkomitee zu Maßnahmen der Soldatengrab- und -denkmalpflege v. 4. März 1963, hier l. 23–25, 28–29 u. 31. GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 38–39, Anlage Nr. 1 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die staatlicher Registrierung unterliegen« v. Dezember 1967 und GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 40–44, Anlage Nr. 2 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die einer Registrierung durch die lokalen Sowjets unterliegen« v. Dezember 1967. GAKO f. R-297, o. 9, d. 81, l. 3, Schreiben des Celinograders Kuz’ma Igošev an die Redaktion der Izvestija zur Errichtung eines Denkmals auf dem Gelände des ehemaligen KZs Ebenrode v. 16. Juni 1968. Ebd. GAKO f. R-615, o. 1, d. 32, l. 2–10, Schreiben der Gebietsmuseumsdirektorin M. Popova an die Gebietsliteraturverwaltung mit der Bitte um Genehmigung der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. 4. August 1970, hier l. 10. Pamjat’ o gerojach pereživët veka, Kaliningradskaja Pravda v. 3. November 1951, S. 1. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 117. A. Slabženinov: Ob ėtom zabyvat’ nel’zja, Kaliningradskaja Pravda v. 6. Juli 1948, S. 3. Ebd. Vgl. Gudkov: Fesseln, S. 62. GAKO f. R-289, o. 8, d. 18, l. 1–6, Beschluss Nr. 196 des Gebietsexekutivkomitees »Über Bestandsaufnahme, Erfassung und Schutz historischer und archäologischer Denkmäler, von Denkmälern der Kunst und Architektur« v. 24. Februar 1950. Ebd. GAKO f. R-297, o. 7, d. 263, l. 35–37, Schreiben der Stellvertretenden Leiterin der Kaliningrader Gebietsabteilung für Kommunalwirtschaft, N. Timofeeva, an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Viktor Krolevskij über die Planerfüllung zur Herrichtung der Gräber von Soldaten der Sowjetarmee nach Gebietsstädten per 15. Oktober 1950 v. 21. Oktober 1950, hier l. 36. Vgl. dazu CChIDNIKO f. 1, o. 11, d. 100, l. 18–21, »Über Vorhandensein, Zustand und Gang der Herrichtung von Soldatenfriedhöfen auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad per 20. Juni 1952« v. 20. Juni 1952, hier l. 20. CChIDNIKO f. 1, o. 8, d. 76, l. 1–2, Schreiben des Kaliningrader Gebietswehrkommissars Bechterev an den Kaliningrader Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov zum Zustand von Soldatengräbern im Gebiet Kaliningrad v. 13. Januar 1951, hier l. 1 f. CChIDNIKO f. 1, o. 11, d. 100, l. 2–3, Schreiben des Kommandierenden der Elften Gardearmee, Gardegeneral Batov an die Vorsitzenden von Gebietspartei- und -exekutivkomitee, V. Černysëv und Z. Slajkovskij zum Zustand von Soldatengräbern im Gebiet Kaliningrad v. 7. Mai 1952, hier l. 2 f. CChIDNIKO f. 1, o. 11, d. 100, l. 7–16, »Maßnahmen zur Herrichtung von Friedhöfen für im Großen Vaterländischen Krieg auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad gefallene Soldaten für den Zeitraum von Mai bis Juni 1952« v. 24. Mai 1952. GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 3, Schreiben des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, M. Šumichin, an die Vorsitzenden der Stadt- und Kreisexekutivkomitees des Gebietes Kaliningrad und den Leiter der Kaliningrader Gebietsabteilung für KulturAnmerkungen

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und Bildungsarbeit, M. Kazarin, zur mangelhaften Herrichtung von Soldatenfriedhöfen im Gebiet Kaliningrad v. 10. April 1952. So etwa CChIDNIKO f. 1, o. 11, d. 100, l. 25, Schreiben an das Büro des Gebietsparteikomitees »Über den Stand der Erfüllung des Beschlusses des Büros des Gebietsparteikomitees vom 30. August 1952 zur Umbettung von Überresten Gefallener der Sowjetarmee im Vaterländischen [sic] Krieg« v. September 1952, GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 17–21, Memorandum der Stellvertetenden Leiterin der Kaliningrader Gebietsabteilung für Kultur- und Bildungseinrichtungen, A. Bondareva, »Über die durchgeführte Arbeit zur Herrichtung und Erfassung historischer und archäologischer Denkmäler für das Gebiet Kaliningrad per 20. Oktober 1952« v. Oktober 1952 und GARF f. A-534, o. 1, d. 667, l. 1–68, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1952« v. 21. April 1953. GAKO f. R-289, o. 8, d. 27, l. 17–21, Memorandum der Stellvertetenden Leiterin der Kaliningrader Gebietsabteilung für Kultur- und Bildungseinrichtungen, A. Bondareva, »Über die durchgeführte Arbeit zur Herrichtung und Erfassung historischer und archäologischer Denkmäler für das Gebiet Kaliningrad per 20. Oktober 1952« v. Oktober 1952, hier l. 17. CChIDNIKO f. 1, o. 11, d. 100, l. 30, »Mitteilung zu Ergebnissen der Durchsicht von Fragen seitens des Kommandierenden der Streitkräfte des Baltischen Militärbezirkes, Gen. Bagramjan und der Wehrkommissare Gen. Pikalev, Kuznecov und Volkov« v. ca. Februar 1953. CChIDNIKO f. 1, o. 11, d. 100, l. 31, Schreiben von Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv an den Kommandierenden der Streitkräfte des Baltischen Militärbezirkes, I. Bagramjan zur Finanzierung der Grabpflege gefallener Soldaten im Gebiet Kalininingrad v. 25. Februar 1953. GARF f. A-259, o. 7, d. 6064, l. 38–41, Schreiben der Kaderverwaltung des Kulturministeriums der RSFSR an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, V. Ivanov zum Zustand von Soldatenfriedhöfen im Gebiet Kaliningrad v. Juni 1955, hier l. 38. Ebd., hier l. 38 f. Ebd., hier l. 40. Ebd., hier l. 40. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 4–6, Beschluss Nr. 336 des Gebietsexekutivkomitees »Über den unbefriedigenden Zustand von Friedhöfen und Einzelgräbern von Soldaten der Sowjetarmee, die in den Kämpfen gegen das faschistische Deutschland gefallen sind« v. 18. Juli 1956, hier l. 4. Ebd., hier l. 4. Ebd., hier l. 5. GAKO f. R-68, o. 2, d. 3, l. 4, Schreiben des Kaliningrader Veteranen F. Nagornyj an den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij zum schlechten Zustand von Soldatengräbern im Gebiet Kaliningrad [Abschrift] v. 13. April 1954. Ebd. Ebd. GAKO f. R-68, o. 2, d. 3, l. 6, Rundschreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Gebietsexekutivkomitees, K. Marcev an Vorsitzende der Stadt- und Kreisexekutivkomitees zur ungenügenden Herrichtung von Soldatengräbern im Gebiet Kaliningrad v. April 1954. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 1–3, Beschluss Nr. 102 des Gebietsexekutivkomitees »Über die Herrichtung von Gemeinschaftsgräbern sowjetischer Soldaten, die in der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges 1941–45 gefallen sind« v. 22. Februar 1956, GAKO f.

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R-68, o. 2, d. 6, l. 4–6, Beschluss Nr. 336 des Gebietsexekutivkomitees »Über den unbefriedigenden Zustand von Friedhöfen und Einzelgräbern von Soldaten der Sowjetarmee, die in den Kämpfen gegen das faschistische Deutschland gefallen sind« v. 18. Juli 1956 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 49–50, Entwurf für eine Entscheidung des Kaliningrader Gebietssowjets der Arbeiterdeputierten »Über Maßnahmen zur Verewigung des Gedenkens von Soldaten, die in den Kämpfen um die Stadt Kaliningrad und das Territorium des Gebietes gefallen sind« v. ca. Mai 1963; RGASPI f. 17, o. 102, d. 331, l. 87–89, Sitzungsprotokoll Nr. 10 des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über weitestreichende Maßnahmen zur Verewigung des Andenkens sowjetischer Krieger, die in den Kämpfen bei der Vernichtung der ostpreußischen Gruppierungen der deutsch-faschistischen Truppen und bei der Erstürmung der Festung Königsberg 1945 gefallen sind, und [über] die Verbesserung der Instandhaltung von Denkmälern des kämpferischen Ruhmes« v. 22. Juli 1966. CChIDNIKO f. 1, o. 32, d. 134, l. 94–95, Auskunft der Sekretärin des Kaliningrader Stadtparteikomitees, Z. Cvetkova an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über den Zustand von Soldatenfriedhöfen in der Stadt Kaliningrad« v. Dezember 1967, hier l. 94. Ebd., hier l. 94. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 49–50, Entwurf für eine Entscheidung des Kaliningrader Gebietssowjets der Arbeiterdeputierten »Über Maßnahmen zur Verewigung des Gedenkens von Soldaten, die in den Kämpfen um die Stadt Kaliningrad und das Territorium des Gebietes gefallen sind« v. ca. Mai 1963, hier l. 49. So als handschriftlicher Zusatz ebd., hier l. 49; vgl. dazu auch das beim Gebietsexekutivkomitee verbliebene Exemplar unter GAKO f. R-297, o. 8, d. 1469, l. 18–19. GAKO f. R-153, o. 1, d. 3, l. 1–5, Protokoll Nr. 1 der Sitzung des Kaliningrader Stadttouristenaktivs zu Publikationen über Kaliningrad v. 24. März 1965, hier l. 2. GAKO f. R-615, o. 1, d. 4, l. 19–20, Schreiben an das Kaliningrader Stadtexekutivkomitee zur Überführung von Soldatengräbern in einen einzigen Friedhof und Spendensammlung zu dessen Finanzierung v. ca. Mai 1966, hier l. 19. Ebd., hier l. 20. RGASPI f. 17, o. 102, d. 331, l. 87–89, Sitzungsprotokoll Nr. 10 des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über weitestreichende Maßnahmen zur Verewigung des Andenkens sowjetischer Krieger, die in den Kämpfen bei der Vernichtung der ostpreußischen Gruppierungen der deutsch-faschistischen Truppen und bei der Erstürmung der Festung Königsberg 1945 gefallen sind, und [über] die Verbesserung der Instandhaltung von Denkmälern des kämpferischen Ruhmes« v. 22. Juli 1966, hier l. 88 f. GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 1–11, Auskunft der Kaliningrader Allrussischen Gesellschaft für Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur an das Kaliningrader Stadtparteikomitee »Über den Zustand von Denkmälern von Kultur und Geschichte« v. September 1967, hier l. 1. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 49–50, Entwurf für eine Entscheidung des Kaliningrader Gebietssowjets der Arbeiterdeputierten »Über Maßnahmen zur Verewigung des Gedenkens von Soldaten, die in den Kämpfen um die Stadt Kaliningrad und das Territorium des Gebietes gefallen sind« v. ca. Mai 1963, hier l. 18. GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 1–11, Auskunft der Kaliningrader Allrussischen Gesellschaft für Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur an das Kaliningrader Stadtparteikomitee »Über den Zustand von Denkmälern von Kultur und Geschichte« v. September 1967, hier l. 2. CChIDNIKO f. 1, o. 52, d. 55, l. 1–3, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Nikolaj Konovalov an die Politische Hauptabteilung der Sowjetarmee und der Kriegsmarine des Verteidungsministeriums der UdSSR v. 1. Oktober 1969, hier l. 2. Anmerkungen

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201 Ebd., hier l. 1. 202 GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 12–23, »Auskunft über Ergebnisse der Allrussischen Präsentation von Denkmälern der Eroberung und Verteidigung der Sowjetmacht im Gebiet Kaliningrad« v. 1967, hier l. 23.

Schwieriges Erbe – Deutsche Vergangenheit im sowjetischen Kaliningrad 1 V. Murin: Uporjadočit’ nazvanija ulic, Kaliningradskaja Pravda v. 24. Juni 1949, S. 3. 2 Für einen Überblick der ähnlich gelagerten Situation in Polen vgl. Zbigniew Mazur: Kulturerbe, sowie speziell im Kontext Breslaus/Wrocławs Thum: Breslau, S. 367 ff. 3 Stites: Russian popular culture, S. 116. 4 Für die Verortung von Russozentrismus im Spätstalinimus vgl. zusammenfassend Brandenberger: Bolshevism, S. 238 f. 5 RGASPI f. 17, o. 116, d. 378, l. 1–21, Sitzungsprotokoll Nr. 378 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt Nr. 7 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietskomitees [der VKP(b)]« v. 20. November 1948, hier l. 12. 6 Repin (Hg.): Naš rajon, S. 5. 7 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 1, l. 1–84, Rede von Gebietsparteichef Vladimir Ščerbakov auf dem Ersten Kaliningrader Gebietsparteitag v. 2. Dezember 1947, hier l. 46 f. 8 A. Brusnicyn: Proso na Kaliningradskoj zemle, Kaliningradskaja Pravda v. 12. November 1947, S. 4. 9 Veröffentlicht bei Tichonova: Iz dokumentov. 10 GAKO f. R-181, o. 1, d. 10, l. 1–139, »Wirtschaftsdaten des Gebietes Kaliningrad, zusammengestellt auf Grundlage deutscher Archive durch die Zentrale Statistikverwaltung sowie Wirtschaftsdaten des Gebietes per 1. Januar 1947« v. 1947. 11 GARF f. A-259, o. 6, d. 4949, l. 160–172, Schreibens des Leiters der Kaliningrader Stadtzivilverwaltung Kolosov an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, »Gen. Radionov [sic]« zu einer administrativen Neueinteilung Kaliningrads mit einer Charakteristik von Stadt und Gebiet v. 16. Januar 1947, hier l. 166. 12 GARF f. A-259, o. 6, d. 3997, l. 61, Telegramm vom Stellvertretenden Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland für Angelegenheiten der Zivilverwaltung, A. Kabanov an das Mitglied des Ministerrates der RSFSR, A. Gricenko über Berliner Bestände zum ostpreußischen Meliorationssystem v. 9. September 1948. 13 GARF f. A-612, o. 1, d. 2, l. 1–98, »Auskunft über jene Territorien, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges entsprechend internationalen Verträgen und Abkommen an die UdSSR (RSFSR) gefallen sind« durch das Außenministerium der RSFSR v. Dezember 1948, Abschnitt »Vostonaja Prussija« S. 37–50, hier l. 38 (vgl. dazu auch das Inhaltsverzeicnis der Akte auf den beiden Seiten vor l. 1). 14 GAKO f. R-265, o. 2, d. 6, l. 2, Schreiben des Leiters der Kreiszivilverwaltung Ragnit, Afanas’ev an den Kommandierenden des Baltischen Militärbezirkes, A. Bagramjan zur Organisation eines Krankenhauses in Ragnit (später Neman) v. 2. November 1946. 15 CChIDNIKO f. 1, o. 18, d. 55, l. 62, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteikomitees an das ZK der KPdSU in Verbindung mit dem zehnten Jahrestag des Gebietes v. 28. Dezember 1955. 16 CChIDNIKO f. 1, o. 18, d. 55, l. 58, Schreiben der Vorsitzenden von Kaliningrader Gebietspartei- und -exekutivkomitee, V. Černyšëv und Z. Slajkovskij an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, N. Bulganin mit der Bitte um Errichtung eines Polygrafie-Kombinates v. November 1956.

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17 Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 24. 18 P. Kozlov: Gde navesti spravku, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Januar 1948, S. 3. 19 Vgl. Wörster: Königsberg (Kaliningrad) nach 1945, S. 285 f. Vgl. dazu auch die Anmerkungen zum Zustand des Kaliningrader Stadtzentrums im ersten Nachkriegsjahrzehnt unter GARF f. A-659, o. 1, d. 2, l. 23–28, Bericht der Direktorin des Kaliningrader Gebietsmuseums, M. Popova über mögliche Fundorte des Bernsteinzimmers in Kaliningrad an die Verwaltung der Museen des Kulturministeriums der RSFSR v. ca. Oktober 1971, hier l. 25. 20 Vgl. dazu Köster, Königsberg, S. 6, sowie Wörster: Königsberg (Kaliningrad) nach 1945, S. 286. 21 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 123. 22 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 235–243, »Skript für eine Tonbildschau über das Gebiet Kaliningrad auf der VSChV« v. 1952, hier l. 235. 23 Ebd., hier l. 235. 24 Vgl. dazu Kurzabriss und Abbildung bei Mühlpfordt, Königsberger Skulpturen, S. 76. 25 GAKO f. R-68, o. 2, d. 5, l. 1–4, Schreiben an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit einer Liste von Denkmälern des Gebietes Kaliningrad per 1. September 1955 v. 13. September 1955, hier l. 4. 26 GAKO f. R-68, o. 2, d. 3, l. 11, Schreiben des Gebietsmuseumsdirektors, Kovtun an den Leiter der Gebietskulturverwaltung, M. Šumichin zur Herrichtung des Professorenfriedhofes und des Observatoriums v. Mai 1954; wie Kovtun mitteilte, war die Büste Bessels auf dem Grabmal allerdings nicht vorhanden (l. 10). 27 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 10–12. Für eine kurze Charakterisierung Bessels (1784–1846) vgl. Gause: Geschichte (Vol. 2), S. 348 f.; zur Person Casparys (1818–1887) ebd., S. 461, zum Grabstein Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen, S. 257; zu Neumann (1798–1895) Gause: Geschichte (Vol. 2), S. 457 f.; zu Rupp (1818–1877) ebd., S. 500 ff. 28 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 10–12. 29 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 44, Schreiben des Kaliningrader Bürgers Prochorechin an die Verwaltung für Denkmalschutz beim Ministerrat der UdSSR zum Umgang mit dem Königsberger Schloss v. 5. September 1956. Für eine sorgfältige Darstellung der Diskussion um den Umgang mit dem Schloss vgl. unbedingt Hoppe: Auf den Trümmern, S. 127–147. 30 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 44, Schreiben des Kaliningrader Bürgers Prochorechin an die Verwaltung für Denkmalschutz beim Ministerrat der UdSSR zum Umgang mit dem Königsberger Schloss v. 5. September 1956. 31 Kozlov: Turn, S. 599. 32 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 6, Schreiben des Kulturministeriums der RSFSR an die Kaliningrader Gebietskulturverwaltung zu von Moskau anerkannten Denkmälern v. 13. Januar 1956. 33 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 7–9, Schreiben des Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit Bestätigung von Denkmalslisten v. 8. Februar 1956. 34 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 6, Schreiben des Kulturministeriums der RSFSR an die Kaliningrader Gebietskulturverwaltung zu von Moskau anerkannten Denkmälern v. 13. Januar 1956. Anmerkungen

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35 GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 14–22, Beschluss Nr. 423 des Gebietsexekutivkomitees »Über die Organisation der Angelegenheit von Schutz und Restaurierung von Kulturdenkmälern im Gebiet Kaliningrad« v. 2. Oktober 1957, hier l. 22. 36 Chumachenko: Church, S. 141 ff. 37 Bachtin/Doliesen: Vergessene Kultur, S. 26. 38 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 119, Anm. 24. 39 M. Meržanov: Tel’man nikogda ne umiral, Kaliningradskaja Pravda v. 18. August 1967, S. 3. 40 Iz poslednej počty – »Živye stranicy borby za svobodu molodych nemeckich kommunistov«, Kaliningradskaja Pravda v. 26. April 1957, S. 4. 41 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 58, l. 57–59, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs Viktor Krolevskij an den Mitarbeiter des Moskauer Instituts für MarxismusLeninismus, G. Običkin zur Anbringung einer Gedenktafel für deutsche Sozialdemokraten am Königsberger Schloss v. 8. Oktober 1957, hier l. 59. 42 So ein handschriftlicher Zusatz ebd., hier l. 57. 43 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958. 44 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 126. 45 Für das Schubert-Denkmal, die »Kämpfenden Wisente« und die Hirsch-Skulptur s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 8 (vgl. dazu Kurzabrisse und Abbildungen bei Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen, S. 77 f. u. 146. Für die Börse s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 (vgl. dazu Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung bei Köster: Königsberg, S. 112 f.). Für den Dom s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958, hier l. 1, GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 sowie handschriftlich hinzugefügt GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 17–18, Liste von Denkmälern der Stadt Kaliningrad v. ca. 1958, hier l. 17; vgl. dazu auch Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung bei Köster: Königsberg, S. 48–56. Für die Festungsanlagen s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958, hier l. 1 f., GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 f., sowie GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 17–18, Liste von Denkmälern der Stadt Kaliningrad v. ca. 1958, hier l. 17; vgl. dazu Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung bei Köster: Königsberg, S. 18–47. Für die Stadttore s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958, hier l. 1 f., GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 sowie GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 17–18, Liste von Denkmälern der Stadt Kaliningrad v. ca. 1958, hier l. 17; vgl. dazu Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung bei Köster: Königsberg, S. 32–42.

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Für die Kirchengebäude in Gur’evsk s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 13–14, »Liste von Baudenkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1958, hier l. 13; vgl. dazu Baubeschreibung und baugeschichtlichen Abriss bei Bachtin/Doliesen: Vergessene Kultur, S. 161; in Mamonovo GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 8 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 13–14, »Liste von Baudenkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1958, hier l. 13. Hier muss es sich um das Gebäude der Evangelischen Kirche handeln, da die zweite Kirche im Ort nach dem Kriege abgerissen wurde; vgl. dazu Baubeschreibungen und baugeschichtliche Abrisse bei Bachtin/Doliesen: Vergessene Kultur, S. 100 u. 101; in Pravdinsk GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 13–14, »Liste von Baudenkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1958, hier l. 13; vgl. dazu Baubeschreibung und baugeschichtlichen Abriss bei Bachtin/ Doliesen: Vergessene Kultur, S. 38. Für das Burgschloss in Balga s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 13–14, »Liste von Baudenkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1958 hier l. 13; für die Burgschlösser in Černjachovsk und in Gvardejsk s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 1–2, »Liste historischer Denkmäler unter staatlichem Schutz, bestätigt durch Beschluss des Ministerrates der RSFSR vom 20. November 1958 unter der Nummer 1292 für das Gebiet Kaliningrad« v. 20. November 1958, hier l. 2, GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 7 sowie GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 13–14, »Liste von Baudenkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1958, hier l. 13; für das Burgschloss in Neman s. GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 7–8, Listen von Denkmälern, die dem Schutz des Staates bzw. dem örtlicher Behörden unterliegen v. ca. 1958, hier l. 8 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 4a, l. 13–14, »Liste von Baudenkmälern des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1958, hier l. 14. GAKO f. R-68, o. 1, d. 151, l. 144–146, Erlass Nr. 215 der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über den Stand des Schutzes historischer Kulturdenkmäler in der Stadt Kaliningrad und dem Kreis Nesterov« v. 7. September 1959, hier l. 145. A. Cygankova: Istoričeskie pamjatniki našej oblasti, Kaliningradskaja Pravda v. 6. September 1958, S. 3. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 129. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 29–30, »Liste historischer, archäologischer, architektonischer und künstlerischer Denkmäler, die unter dem Schutz von Republiksorganen stehen« v. 30. September 1959 und GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 31–35, »Liste historischer, archäologischer, architektonischer und künstlerischer Denkmäler, die unter dem Schutz von lokalen Organen stehen« v. 30. September 1959. GAKO f. R-297, o. 8, d. 602. l. 7–8, Schreiben des Stellvertretenden Ministerratsvorsitzenden der RSFSR, M. Jakovlev an den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, Z. Slajkovskij zur Erfassung schützenswerter Denkmäler im Gebiet Kaliningrad v. 2. September 1959, hier l. 7. GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 9, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, P. Nikitin an den Ministerrat der RSFSR zum Ausschluss von Denkmälern des Gebiets Kaliningrad vom Denkmalschutz v. 2. Oktober 1959. Ebd.; in Gegensatz dazu steht die Feststellung B. Hoppes, der Sockel sei bereits 1956 für eine Büste Ernst Thälmanns verwandt worden; zur Möglichkeit einer solchen UmkodieAnmerkungen

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rung internationalistischen Typs s. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 119, Anm. 24; ohne Jahresangabe dazu auch Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen, S. 130 f. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 36–46, Erlass Nr. 645 des Gebietsexekutivkomitees »Über die weitere Verbesserung der Angelegenheit des Schutzes von Kulturdenkmälern im Gebiet [Kaliningrad]« v. 21. Oktober 1960. GAKO f. R-68, o. 2, d. 8, l. 1–9, »Liste von historischen Denkmälern der Stadt Kaliningrad« v. 21. Oktober 1960, hier l. 5. GAKO f. R-68, o. 2, d. 6, l. 36–46, Erlass Nr. 645 des Gebietsexekutivkomitees »Über die weitere Verbesserung der Angelegenheit des Schutzes von Kulturdenkmälern im Gebiet [Kaliningrad]« v. 21. Oktober 1960, hier l. 38. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 131 ff. GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 18–20, Schreiben der Gebietskulturverwaltung an das Gebietsexekutivkomitee zum Ausschluss mehrerer Denkmäler vom Denkmalschutz v. 1. April 1963, hier l. 19 u. 20. Ebd., hier l. 18. Ebd., hier l. 19. GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 21–22, Schreiben an das Gebietsexekutivkomitees zur Revision des Ausschlusses einiger Denkmäler vom Denkmalschutz im Gebiet Kaliningrad v. 7. Mai 1963, hier l. 21. Ebd., hier l. 21. Ebd., hier l. 22. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 136. GAKO f. R-232, o. 6c, d. 6, l. 15, Rundschreiben des Leiters der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Literatur- und Verlagsangelegenheiten, F. Ternovoj »An alle Zensoren des Gebietes Kaliningrad« zum Vorgehen gegen nicht sanktionierte Bildpostkarten v. Juli 1950. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 49. A. Solov’ëv: Zdravnicy našej oblasti: Zelenogradskij sanatorij VCSPS, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Juli 1951, S. 3. S. Jakubovič: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 19. Juni 1954, S. 3. N. Čemeris: Znaete li vy svoj gorod? Kaliningradskaja Pravda v. 30. Juni 1957, S. 3. Vladimir Krjundal’: Znaete li vy svoj gorod? Kaliningradskaja Pravda v. 4. August 1957, S. 4. Für eine genaue Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung siehe Köster: Königsberg, S. 42. N. Čemeris: Znaete li vy svoj gorod? Kaliningradskaja Pravda v. 22. Juni 1958, S. 4. Obldramteatr kupit…, Kaliningradskaja Pravda v. 23. April 1957, S. 4. GARF f. A-659, o. 1, d. 2, l. 40–69, Stenogramm einer Besprechung beim Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, V. Striganov zur »Frage der Genehmigung des Arbeitsplanes der geophysischen Abteilung des Ministeriums für Geologie der RSFSR« v. 15. April 1969, hier l. 46. Nachodživyj marinist, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Dezember 1962, S. 3. Ėto sdelali my sami: Central’naja magistral’ goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 2. September 1960, S. 2. Boris Štern: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1965, S. 1. N. Petuchov: Lico rodnogo goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 20. August 1965, S. 3. Segodnja – 90 let so dnja roždenija M. I. Kalinina: Ljubov’ narodnaja, Kaliningradskaja Pravda v. 19. November 1965, S. 1. Anatolij Dar’jalov: Priznanie v ljubvi, Ogonëk Nr. 35/1966, S. 16 ff. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 144, Anm. 104.

304 Anmerkungen

81 Ščëkin: Prodolženie, zwischen S. 96 u. 97. 82 Matthes: Verbotene Erinnerung, S. 1362 ff.; bei dem Reiseführer handelte es sich um Kolganov/Kolganova: Putevoditel’. 83 V. Razumovskij: Kaliningrad segodnja. Leninskij Prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Oktober 1970, S. 2. 84 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 144. 85 Vorob’ev (Hg.): Zemli, S. 2. 86 Diesen Hinweis verdankt der Verfasser Dr. Galina Rylkova, University of Florida at Gainsville. 87 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1657, l. 55, Schreiben an die Redaktion von Sovetskij sport zum Abriss eines Sportplatzes in Zelenogradsk v. 23. Juni 1964. 88 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1657, l. 59, Schreiben des Vorsitzenden des Zelenogradsker Stadtexekutivkomitees, B. Vinogradov an das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee zum Abriss eines Sportplatzes in Zelenogradsk v. 31. Juli 1964. 89 F. Ivanov/Z. Burnovskij: Vot on… Kaliningradskaja Pravda v. 19. Dezember 1961, S. 4. 90 K. Semënov: Zdravnicy Baltiki, Kaliningradskaja Pravda v. 12. Januar 1964, S. 4. 91 V. Znamenskij: Priesžajte v »Severnye Soči«, Kaliningradskaja Pravda v. 6. Juni 1965, S. 4. 92 V. Makeenko: Po gorodam oblasti: Svetlogorsk, Kaliningradskaja Pravda v. 21. August 1965, S. 4. 93 Vgl. dazu Normann: Ostpreußen, S. 154. 94 Dobrenko: Art, S. 163. 95 Pevzner (Hg.): Katalog, S. 225. 96 Dobrenko: Art. 97 Die zentrale »Allrussische Gesellschaft zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« [Vserossijskoe obščestvo ochrany pamjatnikov istorii i kul’tury; VOOPIK] wurde in Übereinstimmung mit einem Erlass des Ministerrates der RSFSR vom 23. Juli 1965 errichtet; der eigentliche Gründungskongress fand im Juni 1966 statt (Mironenko/Barkovec (Hg.): Putevoditel’. Tom 2, S. 543). Formell für Kaliningrad wurde die Einrichtung einer entsprechenden Gebietsabteilung am 29. Oktober 1965 durch das Gebietsexekutivkomitee verfügt (Klemeševa: O sud’be, S. 181). 98 Vgl. dazu den Briefwechsel zwischen einer Gruppe von ėntuziasty und staatlichen Stellen unter GARF f. A-659, o. 1, d. 129, l. 153–154, Schreiben der Kaliningrader Laienarchäologen I. Cedrik und A. Bolotin an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Aleksej Kosygin zu privat initiierten Ausgrabungsarbeiten v. 18. November 1968 sowie GARF f. A-659, o. 1, d. 129, l. 171, Schreiben des Stellvertretenden Ministers für Kultur der RSFSR, V. Striganov an den Sprecher einer Gruppe von Laienarchäologen v. 4. Dezember 1968. 99 So verortet Y. Brudny auch die Gründung dieser Organisation in einem Kontext zunehmenden russischen Nationalismus in der Sowjetunion ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre (Brudny: Reinventing Russia, S. 67 ff.). 100 Vajl’/Genis: 60-e, S. 237. 101 Vgl. Hellbeck: Speaking out, S. 73 ff. 102 Vgl. dazu Kotkin: Magnetic Mountain, S. 220. 103 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1, l. 7–26, Rede des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov, auf der Gründungssitzung der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur »Über Ziele und Aufgaben der freiwilligen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« v. 25. Dezember 1965, hier l. 7. 104 Ebd., hier l. 13. Anmerkungen

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105 So beispielsweise N. N.: Kaliningradskaja oblast’, S. 3. 106 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1, l. 7–26, Rede des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov, auf der Gründungssitzung der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur »Über Ziele und Aufgaben der freiwilligen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« v. 25. Dezember 1965, hier l. 14. 107 Ebd., hier l. 15 f. 108 GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 9, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, P. Nikitin an den Ministerrat der RSFSR zum Ausschluss von Denkmälern des Gebiets Kaliningrad vom Denkmalschutz v. 2. Oktober 1959 sowie GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 18–20, Schreiben der Gebietskulturverwaltung an das Gebietsexekutivkomitee zum Ausschluss mehrerer Denkmäler vom Denkmalschutz v. 1. April 1963. 109 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1, l. 7–26, Rede des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov, auf der Gründungssitzung der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur »Über Ziele und Aufgaben der freiwilligen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur« v. 25. Dezember 1965, hier l. 16. 110 Ebd., hier l. 23. 111 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1. l. 33–44, Protokoll der Gründungssitzung der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur v. 25. Dezember 1965, hier l. 38. 112 Ebd., hier l. 41. 113 Ebd., hier l. 43. 114 Ebd., hier l. 43 (Hervorhebung P. B.). 115 Ebd., hier l. 44. 116 Ebd., hier l. 45. 117 GARF f. A-639, o. 1, d. 17, l. 13, Vorschläge für Losungen des Zentralrates der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur v. 3. Januar 1966. 118 GAKO f. R-615, o. 1, d. 4, l. 33–38, »Auskunft über Schutz, Zustand und Verwendung von Denkmälern der Geschichte und der Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. ca. 1966, hier l. 37 f. 119 Ebd., hier l. 38. 120 Ebd., hier l. 38. 121 GARF f. A-639, o. 1, d. 16, l. 1–2, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden der Allrussischen Gesellschaft zum Schutze von Denkmälern der Geschichte und Kultur, V. Ivanov an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, V. Kočemasov zum Erhalt des Königsberger Schlosses v. 30. Dezember 1966, hier l. 1. 122 Ebd., hier l. 1. 123 GARF f. A-639, o. 1, d. 17, l. 62–65, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden der Allrussischen Gesellschaft zum Schutze von Denkmälern der Geschichte und Kultur, V. Ivanov an den Stellvertretenden Leiter der Verwaltung für Planung und Städtebau des Staatlichen Komitees für Zivilbauwesen und Architektur beim Ministerium für Bauwesen der UdSSR, G. Miščenko mit einer Auflistung von für einen historisch orientierten Generalplan vorgesehenen Städten v. 11. Mai 1967, hier l. 62. 124 Ebd., hier l. 62. 125 Ebd., hier l. 63. 126 Ebd., hier l. 63–65. 127 Vgl. dazu Hoppe: Auf den Trümmern, S. 144.

306 Anmerkungen

128 GAKO Depositum, d. 2, l. 38–52, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Jurij Fedenev (geb. 1927) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 5. April 1990, hier l. 41. 129 Kolganov/Kolganova: Putevoditel’, S. 32. 130 Ebd., S. 41. 131 Ebd., S. 35 f. 132 GAKO f. R-615, o. 1, d. 3, l. 1–16, Entwurf für einen Erlass des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees »Über den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. ca. November 1967, hier l. 1. 133 Ebd., hier l. 2. 134 Trotz widersprüchlicher Datierung ist davon auszugehen, dass die unspezifisch auf Dezember 1967 datierten Varianten (unter GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 38 ff.) später als die auf den 21. Dezember 1967 datierten Versionen im Anhang an eine Beschlussvorlage mit Datum von November 1967 (unter GAKO f. R-615, o. 1, d. 3, l. 1 ff.) erstellt und damit maßgeblich wurden. So findet sich beispielsweise in der frühen Variante eine Ortsangabenkorrektur, die in die spätere Variante einfließt; dass erstere als Vorlage für die spätere Varianten diente, lässt sich anhand von Übereinstimmungen kleiner Unstimmigkeiten (beispielsweise »Denkmal für Walther Vogelweide«, l. 15 bzw. l. 45) belegen. 135 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 40–44, Anlage Nr. 2 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die einer Registrierung durch die lokalen Sowjets unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 43 sowie GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 38–39, Anlage Nr. 1 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die staatlicher Registrierung unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 38; für Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung von Wrangel- und Dohna-Turm s. Köster: Königsberg, S. 44 u. 45. 136 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 38–39, Anlage Nr. 1 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die staatlicher Registrierung unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 38. 137 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 40–44, Anlage Nr. 2 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die einer Registrierung durch die lokalen Sowjets unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 43. 138 Ebd., hier l. 43. 139 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 45–46, Anlage Nr. 3 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Gebäude und Bauwerke, die keine architekturgeschichtliche und künstlerische Bedeutung besitzen und dem Wiederaufbau nicht unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 45 f. 140 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 40–44, Anlage Nr. 2 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Denkmäler der Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad, die einer Registrierung durch die lokalen Sowjets unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 43. 141 GAKO f. R-615, o. 1, d. 1a, l. 45–46, Anlage Nr. 3 zu einer Entscheidung des Gebietsexekutivkomitees für Dezember 1967 »Gebäude und Bauwerke, die keine architekturgeschichtliche und künstlerische Bedeutung besitzen und dem Wiederaufbau nicht unterliegen« v. Dezember 1967, hier l. 45. 142 GARF f. A-639, o. 1, d. 187, l. 20, Schreiben des Stellvertretenden Ministers für Kultur der RSFSR, V. Striganov an den Stellvertretenden Vorsitzenden der Allrussischen Gesellschaft zum Schutze von Denkmälern der Geschichte und Kultur, V. Ivanov über den Anmerkungen

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Ausschluss von Denkmälern vom Denkmalschutz durch das Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee v. 7. Februar 1968. GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 55–63, »Methodisches Konzept einer thematischen Busexkursion zum Thema ›Zu historischen Orten Kaliningrads‹« v. 16. Dezember 1967, hier l. 59. Ebd., hier l. 59. Ebd., hier l. 59. GAKO f. R-297, o. 8, d. 1913, l. 19–21, Schreiben des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung, V. Gluškov an den Leiter der Staatlichen Inspektion für Denkmalschutz des Ministeriums für Kultur der RSFSR, I. Makoveckij zu zusätzlichem Denkmalschutz einiger Denkmäler staatlicher Bedeutung v. 17. März 1967, hier l. 21. GAKO f. R-615, o. 1, d. 9, l. 1–75, Materialien der 2. Konferenz der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur v. 14. Mai 1968, hier l. 33. GARF f. A-639, o. 1, d. 111, l. 160 (+ ob.), Schreiben an den Stellvertretenden Vorsitzenden der Allrussischen Gesellschaft zum Schutze von Denkmälern der Geschichte und Kultur, V. Ivanov zum Umgang mit Denkmälern in Kaliningrad v. 1. Oktober 1968, hier l. 160. Ebd., hier l. 160 ob. Ebd., hier l. 160 ob. Smirnov: Garten, S. 19. Lichačëvs Engagement erscheint angesichts seiner Erfahrungen mit dem Regime der dreißiger Jahre, das ihn für vier Jahre in die Straflager auf den Solovki im Weißen Meer verbannte, besonders erwähnenswert; dass er in den siebziger und noch in den achtziger Jahren selbst solchen von ihm erwähnten Repressalien ausgesetzt sein würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen (vgl. dazu Smirnov: Garten, S. 12 ff.). A. Podol’skij: Pravda jantarnogo kraja, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Mai 1969, S. 2. GAKO f. R-615, o. 1, d. 32, l. 2–10, Schreiben der Gebietsmuseumsdirektorin M. Popova an die Gebietsliteraturverwaltung mit der Bitte um Genehmigung der Wanderausstellung »Denkmäler von Geschichte und Kultur des Gebietes Kaliningrad« v. 4. August 1970, hier l. 10. N. N.: Kant, Immanuil, in: BSĖ (1953, Vol. 20), S. 24. Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. Dieser Begriff war im zeitgenössischen Russisch als Gegenstück zum »produktiven Arbeiter« zusätzlich negativ konnotiert. N. N.: Kant, Immanuil, in: BSĖ (1953, Vol. 20), S. 21. N. N.: Kant, Immanuil, in: BSĖ (1936, Vol. 31). N. N.: Kant, Immanuil, in: MSĖ (1959, Vol. 4), S. 478. Malter/Staffa: Kant in Königsberg, S. 51. Kostjašov: Izgnanie, S. 51. Ebd., S. 49 f. Ebd., S. 50. Ebd., S. 50. Vgl. dazu etwa die Abbildung in Vstreča s Kaliningradom, Kaliningradskaja Pravda v. 5. Januar 1958, S. 3. GAKO f. R-68, o. 2, d. 3, l. 7, Schreiben des Stellvertretenden Leiters der Gebietskulturverwaltung, V. Godovani, an den Leiter des Gebietsbestattungsbüros, V. Svjatcev zur Herrichtung des Kant-Grabes v. 21. April 1954. Anatolij Dar’jalov: Moj gorod, Kaliningradskaja Pravda v. 17. August 1958, S. 2. Simonov (Hg.): Vystavka, S. 20.

308 Anmerkungen

169 Valentin Erašov: Rasskaz o našem gorode, Kaliningradskaja Pravda v. 19. April 1959, S. 3. 170 Butovskaja: Kaliningrad, S. 10. 171 GAKO f. R-153, o. 1, d. 26, l. 27–32, Protokoll des Plenums des Gebietssowjets für Tourismus zur Durchführung von Stadtexkursionen v. 14. März 1968, hier l. 27. 172 GARF f. A-639, o. 1, d. 111, l. 160 (+ ob.), Schreiben an den Stellvertretenden Vorsitzenden der Allrussischen Gesellschaft zum Schutze von Denkmälern der Geschichte und Kultur, V. Ivanov zum Umgang mit Denkmälern in Kaliningrad v. 1. Oktober 1968, hier l. 160. 173 So zeigten zwei Leporelli mit Stadtansichten Kaliningrads, die vornehmlich für Touristen und andere Besucher des Gebietes aufgelegt worden waren, weder Kant-Grab noch irgendeinen anderen Verweis auf die Geschichte der Region vor 1945 (Belov: Kaliningrad bzw. Grešnov/Mokrousov: Kaliningrad). 174 Vgl. als Beispiele die Abbildungen in Butovskaja: Kaliningrad, S. 9, Kolganov/Kolganova: Putevoditel’, S. 39, Ščëkin: Prodolženie, zwischen S. 128 u. 129, Otvet klevetnikam iz FRG, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Mai 1967, S. 3 und L. Leonidov: S gidom v segodnja i zavtra, Kaliningradskaja Pravda v. 13. November 1969, S. 4. 175 Hoppe: Auf den Trümmern, S.125. 176 Malter/Staffa: Kant in Königsberg, S. 56. 177 Ebd., S. 53. 178 Ebd., S. 56. 179 Paperny: Architecture, S. 24. 180 Kozlov: Turn, S. 599. 181 So beispielsweise der abgebildete Besuch des Kant-Grabes durch eine Schülergruppe in Gladilin (Hg.): Jantarnyj bereg, o. Sz. 182 Schlögel: Königsberg, S. 77. 183 Vgl. dazu Kurzabriss und Abbildung (noch ohne Namenszusatz in Kyrillica) bei Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen, S. 38. 184 N. N.: Šiller, Iogann Fridrich, in: BSĖ (1957, Vol. 48), S. 38. 185 V. Žirmunskij: Fridrich Šiller. K 150-letiju so dnja smerti, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Mai 1955, S. 4. 186 Pamjati velikogo pisatelja, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Mai 1955, S. 4, V. Dmitriev: Pamjatnik, Kaliningradskaja Pravda v. 10. November 1959, S. 4. 187 V. Dmitriev: Pamjatnik, Kaliningradskaja Pravda v. 10. November 1959, S. 4, geringfügig variiert bei Esli smotret’ ne skvoz’ mutnye stekla… Kaliningradskaja Pravda v. 11. Mai 1967, S. 3. Ebenfalls findet sich dieser Hinweis bei Rostowzew: Im Lande, S. 138, wobei interessanterweise dieser Hinweis in der englischsprachigen Ausgabe von 1970 (Rostovtsev: Land of Amber) fehlt und damit die Schillersche Inkarnation von »Weltkultur« als teilbar erscheinen lässt. 188 GAKO Depositum, d. 2, l. 62–69, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Alevtina Celoval’nikova (geb. 1922) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 23. März 1990, hier l. 68. 189 V. Bočkarëv: Vmeste so vsemi (ušël na festival’), Kaliningradskaja Pravda v. 18. Mai 1957, S. 4. 190 V. Dmitriev: Pamjatnik, Kaliningradskaja Pravda v. 10. November 1959, S. 4. 191 Butovskaja: Kaliningrad, S. 35. 192 Mark Kabakov: Glavnaja ulica, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Mai 1962, S. 4.

Anmerkungen

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Gelebte Gegenwart – Kaliningrad als sowjetische Peripherie 1 Franz: Geschichte, S. 225. 2 CChIDNIKO f. 1, o. 6, d. 61, l. 15–17, Schreiben des Leiters der Abteilung für Propaganda und Agitation des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, Bulgakov an die Abteilung für Partei-, Gewerkschafts- und Komsomolorgane (Sektor Information) des ZK der VKP(b) v. 21. Juli 1950, hier l. 15. 3 »Arest gruppy vračej-vreditelej«. Soobščenie gazety »Pravda« 13 janvarja 1953 g., in: Nadžafov/Belousova (Hg.): Stalin i kosmopolitizm, S. 651–654. 4 CChIDNIKO f. 1, o. 13, d. 79, l. 5–8, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs N. Stepanov an den Stellvertretenden Leiter der Abteilung für Partei-, Gewerkschaftsund Komsomolorgane des ZK der KPdSU, E. Gromov »Über Aussagen und Stimmungen von Werktätigen des Gebietes Kaliningrad in Verbindung mit der Veröffentlichung der Mitteilung von TASS über die Verhaftung einer Gruppe von Ärzten und Schädlingen« v. 20. Januar 1953, hier l. 6. 5 Ebd., hier l. 7. 6 Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 5.

Stalin als Standard – Kaliningrad als ideologisiertes Konstrukt der unmittelbaren Nachkriegszeit 1 GAKO f. R-72, o. 1, d. 5, l. 1–4 (+ z. T. Rückseiten), Rundschreiben des Direktors des Kaliningrader Gebietshauses für Volksschaffen, Celoval’nikov an alle Direktoren von Kreishäusern für Volksschaffen mit Empfehlungen von Gedichten und Romanauszügen sowjetischer und russischer Schriftsteller v. 1. Februar 1947, hier l. 1; zur Genese dieser Textkorpora vgl. Stites: Russian popular culture, S. 64 ff. 2 GAKO f. R-72, o. 1, d. 5, l. 1–4 (+ z. T. Rückseiten), Rundschreiben des Direktors des Kaliningrader Gebietshauses für Volksschaffen, Celoval’nikov an alle Direktoren von Kreishäusern für Volksschaffen mit Empfehlungen von Gedichten und Romanauszügen sowjetischer und russischer Schriftsteller v. 1. Februar 1947, hier l. 1. 3 Ebd., hier l. 1 ob. ff. 4 GAKO f. R-72, o. 1, d. 5, l. 5 (+ ob.), Rundschreiben des Direktors des Kaliningrader Gebietshauses für Volksschaffen, Celoval’nikov an alle Direktoren von Kreishäusern für Volksschaffen mit Empfehlungen von Liedern sowjetischer Komponisten v. ca. Februar 1947, hier l. 5. 5 GAKO f. R-72, o. 1, d. 2, l. 6 (+ ob.), Schreiben des Leiters der Abteilung für künstlerische Betätigung des Komitees für Angelegenheiten der Kunst neim Ministerrrat der RSFSR, Krinickij an den Direktor des Kaliningrader Gebietshauses für Volksschaffen, Gen. Celoval’nikov v. 25. Februar 1947, hier l. 6. 6 Ebd., hier l. 6 ob. 7 GAKO f. R-72, o. 1, d. 5, l. 23, Methodisches Instruktionsschreiben »Organisation der Arbeit eines Singekreises« an die Direktoren und künstlerischen Leiter von Kreiskulturhäusern und Gewerkschaftsklubs v. ca. 1950, hier l. 23. 8 GAKO f. R-72, o. 1, d. 5, l. 43, »Lieder sowjetischer Komponisten über Moskau«, zusammengestellt durch den Mitarbeiter des Krupskaja-Allunionshauses für Volksschaffen, P. Polujanov v. 1947, GAKO f. R-72, o. 1, d. 5, l. 47, »Aufstellung von Literatur sowjetischer Komponisten über Moskau, empfohlen zur Aufführung auf dem 800. Gründungstag Moskaus gewidmeten Jubiläumsabenden«, zusammengestellt durch den Mitarbeiter des Krupskaja-Allunionshauses für Volksschaffen, P. Polujanov v. 1947.

310 Anmerkungen

9 A. Ditlov: Junye kraevedy, Kaliningradskaja Pravda v. 16. April 1950, S. 3. 10 CChIDNIKO f. 121, o. 1, d. 10, l. 7, Resolution einer Versammlung von Arbeitern der Kaliningrader Gebietsverwaltung für Zellulose- und Papierindustrie v. 2. Juli 1946. 11 N. N.: Postanovlenie, S. 14. 12 Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. 13 N. N.: Na Zapade, S. 5. 14 GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 235–243, »Skript für eine Tonbildschau über das Gebiet Kaliningrad auf der VSChV« v. 1952, hier l. 243. 15 Na krajnem Zapade, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Januar 1951, S. 3. 16 D. Tjan: Sovetskij gorod Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 7. November 1947, S. 2. 17 S. Gerasimov: Na beregu Tichogo Okeana, Ogonëk Nr. 43/1947, S. 24, zitiert nach Gorsuch: No Place, S. 776. 18 Il’ja Žernakov: Na krajnem Zapade strany, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1948, S. 3. 19 Otčët o rabote bjuro Kaliningradskogo obkoma VKP(b). Doklad sekretarja obkoma VKP(b) tovarišča Ščerbakova V. V. na pervoj oblastnoj partijnoj konferencii 2 dekabrja 1947 goda, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1947, S. 1–4, hier S. 1. 20 Danilov/Pyžikov: Roždenie, S. 146. 21 Vajl’/Genis: 60-e, S. 88. 22 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 9, l. 70, Anlage Nr. 3 zum Programm des Kaliningrader Gebietssportfestes am 2. Juli 1947 seitens des Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietskomitees für Angelegenheiten der Körperkultur und des Sports, Danilevič v. Juni 1947. 23 So in der Zusammenfassung bei Otčët o rabote bjuro Kaliningradskogo obkoma VKP(b). Doklad sekretarja obkoma VKP(b) tovarišča Ščerbakova V. V. na pervoj oblastnoj partijnoj konferencii 2 dekabrja 1947 goda, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1947, S. 1–4, hier S. 1. 24 GARF f. R-5446, o. 59, d. 38, l. 156, Entwürfe von Beschlüssen des Ministerrates der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad v. 24. Juni 1947. Für die auf den 25. Juni 1947, 14 Uhr anberaumte Sitzung (l. 155) waren Entwürfe von Hilfsmaßnahmen für die Schiffbau-, Zellulose- und Fischindustrie, das Bernsteinkombinat, das Eisenbahnwesen und die Landwirtschaft, die Neubesiedlung mit landwirtschaftlichen Arbeitskräften, die Aussiedlung der noch im Gebiet lebenden Deutschen und die Energie- und Lebensmittelversorgung des Gebietes Kaliningrad erstellt worden (s. S. 37 f.). 25 RGASPI f. 17, o. 3, d. 1065, l. 37, Sitzungsprotokoll Nr. 58 des Politbüros des ZK der VKP(b) zu »Fragen des Gebietes Kaliningrad« v. 9. Juni 1947. 26 Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 11. 27 CChIDNIKO f. 3928, o. 9, d. 1, l. 23, Memorandum des Leiters des Archives des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, Pimenov »Über die Gründung der Parteiorgane des Gebietes Kaliningrad« v. September 1959; Sitzungsprotokoll Nr. 58 des Politbüros des ZK der VKP(b), Punkt 203 »O Ščerbakove V. V.« v. 21. Juni 1947, nach: Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 480. 28 GARF f. A-259, o. 6, d. 4761, l. 14–34, Beschluss Nr. 461 des Ministerrates der RSFSR »Über Maßnahmen zur Errichtung der Wirtschaft von Stadt und Gebiet Kaliningrad« v. 27. Juni 1947 (das entsprechende Exemplar des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees findet sich unter GAKO f. R-297, o. 7, d. 2, l. 9–10). 29 N. N.: Na Zapade, S. 8. 30 CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 58, l. 3–4, Schreiben des kommissarisch tätigen Kaliningrader Gebietsparteichefs Pëtr Ivanov an das ZK der VKP(b) zur politischen Stimmung im Gebiet Kaliningrad v. 9. Mai 1947, hier l. 3. 31 Dass eine solche Argumentation bis in die Gegenwart fruchtet, zeigt unter Hinweis auf einen vorgeblichen Anteil Stalins an der »Wiedergeburt« des Gebiets und auf eine Zeile Anmerkungen

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im Fünfjahrplan der »UdSSR« [sic; muss heißen »RSFSR«; P. B.] »auf der Suche nach Wahrheit« Pavlovskij: Zemlja, S. 56 f. Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. So in Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1948, S. 2, Repin (Hg.): Naš rajon, S. 5 und N. N.: Na Zapade, S. 5. Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 5 u. 28. N. N.: Na Zapade, S. 6. Ebd., S. 7. CChIDNIKO f. 1, o. 1, d. 81, l. 56–66, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an den Leiter der Abteilung für Agitation und Propaganda beim ZK der VKP(b), Michail Suslov mit einer Adresse von Werktätigen des Gebietes Kaliningrad an Iosif Stalin v. 22. September 1947, hier l. 66. Ebd., hier l. 61. Ebd., hier l. 66. K trëchletiju Kaliningradskoj oblasti, Bloknot agitatora Nr. 6/1949, S. 1–11, hier S. 3. Ebd., hier S. 11. Predsedatelju Soveta Ministrov SSSR, Tovarišču Stalinu Iosifu Vissarionoviču, Bloknot agitatora Nr. 17/1949, S. 1. Sitzungsprotokoll Nr. 78 des Politbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt 52 »Pis’mo rabotnikov rybnoj promyšlennosti i kolchoznikov ryboloveckich kolchozov Kaliningradskoj oblasti« v. 26. September 1950, nach: Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 705. Kaliningradskaja Pravda v. 13. Januar 1950, S. 4 (zitiert nach Matthes (Hg.): Als Russe, S. 279). N. N.: Postanovlenie, S. 2 (Hervorhebung P. B.). Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. S čest’ju vypolnim obeščanie, dannoe velikomu Stalinu, Bloknot agitatora Nr. 7/1949, S. 1–4, S. 4 (Hervorhebung P. B.). CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 55, l. 54–61, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteichefs Vladimir Ščerbakov an Iosif Stalin zum Stand des Wiederaufbaus Kaliningrads v. 1948; das Schreiben an Rodionov findet sich unter CChIDNIKO f. 1, o. 2, d. 55, l. 1 ff. Hoppe: Auf den Trümmern, S. 85. Ebd., S. 85; Matthes (Hg.): Als Russe, S. 377. Vosem’ let Kaliningradskoj oblasti, Bloknot agitatora Nr. 3/1954, S. 18–27, S. 21. Otčët o rabote bjuro obkoma KPSS. VKP(b). Doklad sekretarja obkoma KPSS tov. Černyšëva V. E. na IV Kaliningradskoj oblastnoj partijnoj konferencii 12 fevralja 1954 g., Kaliningradskaja Pravda v. 13. Februar 1954, S. 2–5. Vgl. dazu RGASPI f. 17, o. 116, d. 594, l. 2, Sitzungsprotokoll Nr. 572 des Organisationsbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt 1 »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietsparteikomitees« v. 23. Juni 1951, hier l. 2. Das Politbüro bestätigte die Entlassung Ščerbakovs sechs Tage später (Sitzungsprotokoll Nr. 58 des Politbüros des ZK der VKP(b), Tagesordnungspunkt 203 »O pervom sekretare Kaliningradskogo obkoma VKP(b)« v. 29. Juni 1951, nach: Adibekov/Anderson u. a. (Hg.): Politbjuro, S. 793). K trëchletiju Kaliningradskoj oblasti, Bloknot agitatora Nr. 6/1949, S. 1–11, S. 11. Nikita Zaprivodin: Kaliningradcy, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1951, S. 2. »Früher lebte er weit entfernt […]« etwa bei Il’ja Žernakov: Kaliningradec, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Februar 1948, S. 3 oder »Tagiler und Moskauer, Leningrader und Kiewer […]« bei M. Markišev: O tech, kto zdes’. Pis’mo drugu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1948, S. 3. Nikita Zaprivodin: Kaliningradcy, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1951, S. 2.

312 Anmerkungen

58 N. N.: Na Zapade, S. 8; auch diese Publikation zielte offenbar an erster Stelle auf eine Leserschaft im Gebiet und war höchstens sekundär für einen externen Kreis vorgesehen, wie eine Anzeige des regionalen Buchvertriebs in der Kaliningradskaja Pravda für den Nachfolgeband belegt (Anzeige für die Neuerscheinung des Sammelbandes »Kaliningrad. Literaturno-chudožestvennyj i obščestvenno-političeskij sbornik«, Kaliningradskaja Pravda v. 15. Oktober 1955, S. 4). 59 N. N.: Na Zapade, S. 8. 60 Nikita Zaprivodin: Kaliningradcy, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1951, S. 2. 61 Oni priechali domoj, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Juni 1947, S. 4. 62 Il’ja Žernakov: Pis’mo otcu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1951, S. 2. 63 Für eine Analyse der Ikone des »Neuen Menschen« in der Nachkriegszeit vgl. Bonnell: Iconography, S. 249. 64 Zum Begriff des »Neuen Menschen« im Kontext des revolutionären Russland vgl. Hellbeck (Hg.): Tagebuch, S. 26 ff. 65 Il’ja Žernakov: Pis’mo otcu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1951, S. 2. 66 Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 4. 67 So beispielsweise mit deren dezidierter Ausschreibung bei Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1. 68 Martin: Affirmative Action Empire, S. 461. 69 Ščerbakov: Stalinskaja Programma, S. 4. 70 Ščeglova (Hg.): Pervye sekretary, S. 23; Frobarth: Königsberger Gebiet, S. 225. 71 Vgl. dazu die ansonst spärlichen Anstreichungen im Brieftext unter GARF f. A-534, o. 1, d. 846, l. 1–20, Jahresbilanz der Kaliningrader Gebietsbibliothek für 1947 an das Komitee für Angelegenheiten von Kultur- und Bildungseinrichtungen beim Ministerrat der RSFSR v. ca. März 1948, hier l. 1. 72 I. Severov: Otvoevannaja krov’ju, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Februar 1948, S. 3. 73 M. Markišev: O tech, kto zdes’. Pis’mo drugu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1948, S. 3. 74 D. Severov: Tri pis’ma, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1948, S. 3. 75 M. Markišev: O tech, kto zdes’. Pis’mo drugu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1948, S. 3. 76 N. N.: Na Zapade, S. 6. 77 A. Lichačëv: Ėtogo ne bylo včera, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1947, S. 4. 78 Oni priechali domoj, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Juni 1947, S. 4. 79 A. Grigor’ev: Gorod menjaet oblik, Kaliningradskaja Pravda v. 13. Juni 1947, S. 4. 80 A. Andreev: Putešestvie v savtra, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Januar 1948, S. 1. 81 A. Ivanova: Ustroilis’ navsegda, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Februar 1948, S. 3. 82 Für ein besonders plakatives Beispiel vgl. die Sonderseite Ėta zemlja navečno naša, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Februar 1948, S. 3. 83 Etwa Anna Solov’ëva: Spasibo sa dobryj sovet, Kaliningradskaja Pravda v. 5. November 1947, S. 3, Priesžajte k nam, dorogie zemljaki, Kaliningradskaja Pravda v. 25. März 1947, S. 3, S. 3 und D. Severov: Tri pis’ma, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1948, S. 3; für weitere Beispiele vgl. Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), S. 45 ff. 84 Novyj fil’m o kaliningradcach, Kaliningradskaja Pravda v. 23. Juni 1951, S. 4. 85 M. Markišev: O tech, kto zdes’. Pis’mo drugu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1948, S. 3. 86 RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 492, l. 24–27, Schreiben des Übersiedlers Michail Baskakov aus dem Kaliningrader Kolchoz »Pograničnik« an die Einwohner seines früheren Dorfes Pasušino im Gebiet Jaroslavl’ mit teilweisen Änderungen eines Übersiedlungsbeamten v. 8. Dezember 1949, hier l. 26. Anmerkungen

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Gestwa: Technik, S. 58. Kudikin: Vysokimi tempami, S. 3. Ebd., S. 4. Ebd., S. 7. Ždëm vas v Kaliningrade, dorogie tovarišči, Kaliningradskaja Pravda v. 26. Juni 1958, S. 1. Butovskaja: Kaliningrad, S. 59. Kolganov/Kolganova: Putešestvujte, S. 13. Butovskaja: Kaliningrad, S. 59. Ebd., S. 59. CChIDNIKO f. 1, o. 36, d. 38, l. 48–51, »Adresse der Werktätigen Kaliningrads an das ZK der KPdSU und den Ministerrat der UdSSR anläßlich des 15. Gründungstages des Gebietes Kaliningrad« v. 11. April 1961, hier l. 51. So bei V. Savranskij: Prebyvanie N. A. Bulganina i N. S. Chruščëva v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1956, S. 3; eine deutlich retuschierte Reproduktion dieser Fotografie mit zusätzlich auf der Tribüne versammelten Personen findet sich bei Butovskaja, Kaliningrad, S. 28; ebenfalls in diesem Kontext dürfte das Bild vom zweiten Besuchs des Staatschefs 1960 betrachtet werden, das kurz vor Chruščëvs Absetzung 1964 erschien (F. Ivanov: N. S. Chruščëv vo vremja prebyvanija v Kaliningrade. Sentjabr’ 1960 goda, Kaliningradskaja Pravda v. 17. April 1964, S. 2). Za doblestnyj trud. Orden Lenina – na znameni Kaliningradskoj oblasti, Pravda v. 14. Mai 1966, S. 3, ebenso Toržestva na beregach Baltiki, Izvestija v. 14. Mai 1966, S. 3. Ganze Absätze dieser Rede zitiert Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov ohne Quellenangabe noch in Nikolaj Konovalov: Molodoj kraj Sovetskoj Rossii, Literaturnaja Gazeta v. 9. Mai 1967, S. 13. CChIDNIKO f. 1, o. 45, d. 32, l. 2–15, Rede von Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov anlässlich der Verleihung des Lenin-Ordens an das Gebiet Kaliningrad v. 13. Mai 1966, hier l. 7. Levit/Smech (Hg.): Kaliningrad, S. 8.

Fortschrittsglaube und Zukunftssehnsucht – Kaliningrad auf dem Weg zum Kommunismus 1 CChIDNIKO f. 1, o. 15, d. 61, l. 180–181, Memorandum des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Auf die Wahlzettel bei der Abstimmung geschriebene Wünsche und Bitten der Wähler an die Deputierten des Obersten Sowjets der UdSSR« v. 1954, hier l. 181. 2 GARF f. R-9415, o. 3, d. 460, l. 30–39, Schreiben des Leiters der Milizverwaltung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Zemisev und des Stellvertretenden Leiters der Milizverwaltung für die Politische Abteilung der Verwaltung des Innenministeriums der UdSSR für das Gebiet Kaliningrad, Milizoberst Belevič »Über die geleistete Arbeit zur Erfüllung der Anordnung Nr. 143s des Innenministeriums der UdSSR vom 10. Mai 1954« zu Fragen von Fabrikarbeitern bei Vorträgen und Gesprächen über Verbrechensbekämpfung in Kaliningrad v. 8. Oktober 1954, hier l. 32. 3 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 72, l. 65, Frage von Parteimitglied Koršunov auf der Versammlung des Aktivs der Černjachovsker Parteiorganisation v. 17. März 1956. 4 »Konterrevolutionäre Verbrechen« nach Art. 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR vom 22. November 1926 (in der am 1. Januar 1952 gültigen Fassung), in: Altrichter (Hg.): Sowjetunion, S. 215–220, S. 219.

314 Anmerkungen

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

Kozlov/Mironenko (Hg.): 58.10, S. 284. Ebd., S. 457. Ebd., S. 587 f. Ebd., S. 655. Ebd., S. 50 f., 215, 276, 284, 367, 433, 457, 465, 482, 500, 524, 587 f., 655, 658 u. 677. Gestwa: Technik, S. 70. Ebd., S. 40. Ebd., S. 40 f. Ebd., S. 41. Ebd., S. 40 ff. Schlögel: Landschaft, S. 306. A. Andreev: Putešestvie v savtra, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Januar 1948, S. 1. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. GAKO Depositum, d. 2, l. 62–69, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Alevtina Celoval’nikova (geb. 1922) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 23. März 1990, hier l. 67. Michail Kirillov: Ėto tol’ko načalo, Kaliningradskaja Pravda v. 25. September 1947, S. 3. Novye sovetskie goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 22. November 1947, S. 4. D. Tjan: Sovetskij gorod Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 7. November 1947, S. 2. N. Žmylev: Reportaž: Černjachovsk, Kaliningradskaja Pravda v. 9. Oktober 1947, S. 4. M. Markišev: O tech, kto zdes’. Pis’mo drugu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1948, S. 3. Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1948, S. 2. A. Klimentovskaja: Utro Kaliningrada, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Oktober 1949, S. 3. Bližajščee buduščee, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Februar 1954, S. 2. A. Lichačëv: Ėtogo ne bylo včera, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1947, S. 4. A. Grigor’ev: Gorod menjaet oblik, Kaliningradskaja Pravda v. 13. Juni 1947, S. 4. Kudikin: Vysokimi tempami, S. 17 und Butovskaja: Kaliningrad, S. 6. Kolganov/Kolganova: Samaja Zapadnaja, S. 61. Gugerli/Orland: Einführung, S. 9. Nora: Geschichte, S. 29. S. Jakubovič: S každym dnëm… Kaliningradskaja Pravda v. 9. Mai 1954, S. 1. N. Čemeris: Kaliningrad segodnja. U central’nogo univermaga, Kaliningradskaja Pravda v. 19. Februar 1955, S. 4. F. Ivanov: Kaliningrad segodnja. Vid na ulicu Karla Marksa, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Januar 1958, S. 2. Ju. Apanasovič: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Juli 1955, S. 3, F. Ivanov/N. Čemeris: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1957, S. 1, A. Tiguncov: Kaliningrad segodnja. Stalingradskij prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Oktober 1960, S. 4, Boris Štern: Kaliningrad segodnja. Leninskij prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 30. August 1964, S. 3, N. Petuchov: Kaliningrad segodnja. Vid na Leninskij prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 30. September 1966, S. 4, Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 14. Oktober 1970, S. 2, V. Razumovskij: Kaliningrad segodnja. Leninskij Prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Oktober 1970, S. 2. Anmerkungen

315

40 F. Ivanov: Kaliningrad segodnja. V skvere Leningradskogo rajona, Kaliningradskaja Pravda v. 4. April 1960, S. 1. 41 Vgl. Vignette zur Rubrik »Kaliningrad heute«, Kaliningradskaja Pravda v. 1. August 1964, S. 4. 42 Vgl. dazu die Abbildung bei Pis’ma trudjaščichsja: redakcija otčitivaetsja, Kaliningradskaja Pravda v. 19. Januar 1961, S. 3. 43 Moj gorod, Kaliningradskaja Pravda v. 8. März 1970, S. 3. 44 Kudikin: Vysokimi tempami, S. 16. 45 Ebd., S. 18. 46 Vgl. dazu F. Ivanov: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 17. August 1958, S. 2, V. Ivanov: Kakim my chotim videt’ Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 14. April 1959, S. 3, V. Kirjaev: Blagoustrojstvo goroda – naše obščee delo, Kaliningradskaja Pravda v. 5. April 1960, S. 3, A. Ėventov: Vstreča s drugom, Kaliningradskaja Pravda v. 24. Juli 1960, S. 1–2, S. 1, F. Ivanov/V. Voronin: Kak uže soobščalos’… Kaliningradskaja Pravda v. 16. August 1960, S. 4, Ėto sdelali my sami: Central’naja magistral’ goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 2. September 1960, S. 2, A. Tiguncov: Kaliningrad segodnja. Stalingradskij prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Oktober 1960, S. 4, Z. Slajkovskij: Rascvetaet oblast’ na krajnem Zapade strany, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Oktober 1960, S. 2, M. Rodionova: Na Stalingradskom Prospekte, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Februar 1961, S. 3, God ot goda… Kaliningradskaja Pravda v. 15. Februar 1963, S. 2. 47 Vgl. dazu die Abbildungen F. Ivanov: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 20. Juli 1959, S. 3 und Z. Slajkovskij: Rascvetaet oblast’ na krajnem Zapade strany, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Oktober 1960, S. 2. 48 Kudikin: Vysokimi tempami, S. 6. 49 Ebd., S. 22. 50 RGANI f. 5, o. 30, d. 140, l. 85–103, Auszug aus Leserbriefen an die Pravda zum Beschluss des ZK der KPdSU »Über die Überwindung des Personenkultes und dessen Folgen« v. 22. August 1956, hier l. 85. 51 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 72, l. 110–124, Anhang zum Bericht an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über die Durchführung von Partei- und Arbeiterversammlungen zu Materialien des 20. Parteitages der KPdSU« v. 3. April 1956, hier l. 124; während der Informant in seinem Bericht sonst jeden Fragesteller benannte, fehlte eine solche Nennung bei dieser Frage. 52 CChIDNIKO f. 1, o. 32, d. 124, l. 95–97, Mitteilung an das Sekretariat des Gebietskomitees der KPdSU »Über Mängel in der Arbeit von Gewerkschaftsorganen bei der Auswahl von Touristengruppen, die ins Ausland entsandt werden« v. 25. August 1960, hier l. 95. 53 Ljubit’ i blagoustraivat’ svoj gorod, Kaliningradskaja Pravda v. 27. April 1958, S. 1. 54 Ebd. 55 So etwa Ėto sdelali my sami: Central’naja magistral’ goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 2. September 1960, S. 2, M. Rodionova: Ėto sdelali my sami: Odna iz mnogich – ulica Narvskaja, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1960, S. 3, K. Paškovskij: Ėto sdelali my sami: Tam, gde dobyvajut solnečnyj kamen’, Kaliningradskaja Pravda v. 19. Januar 1961, S. 4 und M. Rodionova: Ėto sdelali my sami: Na Stalingradskom Prospekte, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Februar 1961, S. 3. 56 E. Ragoza: Gorod menjaet lico, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1961, S. 3. 57 Ja. Zarachovič: Peremeny, Kaliningradskaja Pravda v. 12. Juni 1966, S. 3. 58 Pyžikov: Poisk, S. 251. 59 Aksjutin: Chruščëvskaja »ottepel’«, S. 329 f.; A. Pyžikov ortet eine solche Programmatik bereits auf dem berühmten 20. Parteitag 1956 (Pyžikov: Poisk, S. 251).

316 Anmerkungen

60 Bittner: Avantgarde, S. 563. 61 So etwa Zachar Slajkovskij: Segodnja i zavtra Kaliningradskoj oblasti, Kaliningradskaja Pravda v. 30. Mai 1958, S. 2. 62 Butovskaja: Kaliningrad, S. 54. 63 V. Osipov: Takim budet Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 11. März 1959, S. 2. 64 V. Matveev/V. Osipov: Zavtra našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 20. April 1961, S. 3. 65 V. Chodakovskij: Čtoby chorošel rodnoj gorod, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Juli 1962, S. 3. 66 V. Chodakovskij: Segodnja i zavtra našego goroda: Leninskij Prospekt, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1963, S. 3. 67 Gosti našego goroda rasskazyvajut: Vengerskie dizel’-poezda v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 4. Dezember 1964, S. 4. 68 V. Charlamov: Naš gorod. Kakim on budet? Kaliningradskaja Pravda v. 5. September 1965, S. 3. 69 V. Charlamov/E. Popov: Pafos sozidanija, Kaliningradskaja Pravda v. 6. November 1965, S. 3. 70 Ju. Pokrovskij: Novyj oblik Kaliningrada, Kaliningradskaja Pravda v. 23. März 1967, S. 3. 71 Ju. Pokrovskij/V. Šmyrov: Novyj rajon Kaliningrada, Kaliningradskaja Pravda v. 24. März 1968, S. 2. 72 Zavtra našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Dezember 1968, S. 2. 73 Kaliningradskie lužniki, Kaliningradskaja Pravda v. 30. November 1964, S. 4. 74 Ebd. 75 CChIDNIKO f. 1, o. 42, d. 12, l. 112, Sitzungsprotokoll Nr. 36 des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über die unverantwortliche Einstellung von Redaktionsmitarbeitern der Kaliningradskaja Pravda bei Vorbereitung und Veröffentlichung von Materialien in der Zeitung« v. 18. Dezember 1964. 76 Ebd. 77 Sinjavskij: Traum, S. 274. 78 Ėto sdelali my sami: Central’naja magistral’ goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 2. September 1960, S. 2. 79 Ebd. 80 F. Ivanov: Den’ oto dnja… Kaliningradskaja Pravda v. 11. November 1960, S. 3. 81 M. Rodionova: Ėto sdelali my sami: Odna iz mnogich – ulica Narvskaja, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1960, S. 3. 82 E. Ragoza: Gorod menjaet lico, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1961, S. 3. 83 God ot goda… Kaliningradskaja Pravda v. 15. Februar 1963, S. 2. 84 Naš kraj, zemlja Kaliningradskaja: Est’ takoe selo, Slavinsk, Kaliningradskaja Pravda v. 30. September 1965, S. 3. 85 Rasti, strojsja, Kaliningrad! Kaliningradskaja Pravda v. 28. Dezember 1968, S. 1. 86 Ebd. 87 Butovskaja: Kaliningrad, S. 19. 88 M. Rodionova: Ėto sdelali my sami: Odna iz mnogich – ulica Narvskaja, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1960, S. 3. 89 Vgl. dazu auch eine Bilderzeile mit dem Turm der Luisenkirche im Hintergrund bei M. Rodionova: Ėto sdelali my sami: Na Stalingradskom Prospekte, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Februar 1961, S. 3. 90 Boris Štern: Dva snimka, Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1963, S. 1. 91 N. Petuchov: Lico rodnogo goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 20. August 1965, S. 3. 92 Anatolij Dar’jalov: Priznanie v ljubvi, Ogonëk Nr. 35/1966, S. 16 ff. Anmerkungen

317

93 Ausgiebig hat Bert Hoppe die Filmografie Kaliningrads untersucht (Hoppe: Auf den Trümmern, S. 49 f.). 94 Anatolij Dar’jalov: Priznanie v ljubvi, Ogonëk Nr. 35/1966, S. 16 ff., S. 16. 95 N. Petuchov: Kaliningrad segodnja, Kaliningradskaja Pravda v. 30. August 1967, S. 2. 96 Yampolsky: In the Shadow, S. 95. 97 Vgl. ebd., S. 95. 98 Vgl. dazu auch Hoppe: Auf den Trümmern, S. 108 ff. 99 A. Ėventov: Vstreča s drugom, Kaliningradskaja Pravda v. 24. Juli 1960, S. 1–2, S. 1. 100 M. Rodionova: Ėto sdelali my sami: Odna iz mnogich – ulica Narvskaja, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1960, S. 3. 101 V. Zuev: Ja snova kaliningradec, Kaliningradskaja Pravda v. 31. März 1961, S. 3. 102 Ebd. 103 God ot goda… Kaliningradskaja Pravda v. 15. Februar 1963, S. 2. 104 I. Kostykov: Čerez 13 let, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Oktober 1963, S. 3. 105 M. Čaukina: Kaliningrad glazami gostej, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Juni 1967, S. 4. 106 Ebd. 107 N. Čebotarev: Glazami našich gostej: Novoe lico goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 2. September 1967, S. 2. 108 Ebd. 109 A. Dunaevskij: Ljublju tebja, moj gorod! Kaliningradskaja Pravda v. 30. Januar 1969, S. 3. 110 Ebd. 111 Für eine Abbildung des Denkmals im Stadtzentrum vgl. N. Čemeris: Kaliningrad. Ploščad’ pobedy, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1955, S. 3. 112 Otkrytie v Kaliningrade pamjatnika-monumenta I. V. Stalinu, Kaliningradskaja Pravda v. 10. April 1953 (zitiert nach Hoppe: Auf den Trümmern, S. 120). 113 Zapiska otdela nauki i kul’tury CK KPSS o nedostatkach v sooruženii pamjatnikov i monumentov obščestvennym i političeskim dejateljam ot 26 maja 1953 goda, in: Vodop’janova/ Afiani (Hg.): Apparat CK KPSS, S. 97–98, S. 98. 114 Ebd., S. 97 f. 115 Ebd., S. 98. 116 GAKO f. R-68, o. 2, d. 5, l. 1–4, Schreiben an den Stellvertretenden Kulturminister der RSFSR, I. Kondakov mit einer Liste von Denkmälern des Gebietes Kaliningrad per 1. September 1955 v. 13. September 1955, hier l. 2. 117 GAKO f. R-68, o. 2, d. 4, l. 1–12, »Liste historischer Denkmäler, die sich per 1. Oktober 1955 auf dem Territorium des Gebietes Kaliningrad befinden« v. Oktober 1955, hier l. 7. 118 Für die ambivalenten Reaktionen von Parteimitgliedern und Nicht-Kommunisten überall in der UdSSR vgl. Aksjutin: Chruščëvskaja »ottepel’«, S. 172 ff. 119 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 72, l. 110–124, Anhang zum Bericht an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über die Durchführung von Partei- und Arbeiterversammlungen zu Materialien des 20. Parteitages der KPdSU« v. 3. April 1956, hier l. 112. 120 Ebd., hier l. 115. 121 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 72, l. 75, Bericht an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über die Durchführung von Partei- und Arbeiterversammlungen zu Materialien des 20. Parteitages der KPdSU« v. 23. März 1956. 122 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 72, l. 100–109, Bericht an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über die Durchführung von Partei- und Arbeiterversammlungen zu Materialien des 20. Parteitages der KPdSU« v. 3. April 1956, hier l. 106. 123 Ebd., hier l. 104.

318 Anmerkungen

124 CChIDNIKO f. 1, o. 26, d. 17, l. 134–135, Sitzungsprotokoll des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees Nr. 35 »Über die Aufstellung des Denkmals für V. I. Lenin« v. 16. August 1958, hier l. 134. 125 Ebd., hier l. 134. 126 Eine ähnliche Konstellation schien für Sovetsk möglich, wo Anfang der siebziger Jahre das städtische Lenin-Denkmal mit »Bildhauer unbekannt, Denkmal wurde in Riga hergestellt« charakterisiert wurde (GAKO f. R-615, o. 1, d. 43, l. 1–15, »Liste von Denkmälern der Geschichte und der Kultur des Gebietes Kaliningrad, die unter staatlichem Schutze stehen« v. 1971, hier l. 10). 127 GAKO f. R-68, o. 2, d. 16, l. 55, Verfügung Nr. 45-r des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees über den Ausschluss des Stalin-Denkmals aus der Liste geschützter Kunstdenkmäler v. 23. Januar 1962. 128 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 122. 129 Otkrytie pamjatnika V. I. Leninu v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 5. November 1958, S. 1. 130 Vgl. dazu E. Evgen’ev: Otkrytie pamjatnika V. I. Leninu v Železnodorožnom, Kaliningradskaja Pravda v. 4. Mai 1958, S. 3. Sovetsk hatte spätestens seit März 1958 ein Lenindenkmal (vgl. dazu die Abbildung bei Sovetsk na kanune vyborov, Kaliningradskaja Pravda v. 11. März 1958, S. 3). 131 So GAKO Depositum, d. 2, l. 12–17, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Ivan Lysenko (geb. 1908) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 8. Januar 1990, hier l. 14. 132 Ė. Grigo: Kaliningrad stroitsja, Kaliningradskaja Pravda v. 1. März 1960, S. 3. 133 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 121. 134 Von einem Denkmal Kalinins als »weithin sichtbarer Leuchtturm« spricht A. Andreev: Putešestvie v savtra, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Januar 1948, S. 1. 135 CChIDNIKO f. 1, o. 9, d. 8, l. 108, Sitzungsprotokoll Nr. 63 des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über ein Denkmal für M. I. Kalinin« v. 2. April 1951. 136 Zakladka pamjatnika M. I. Kalininu, Kaliningradskaja Pravda v. 8. April 1951, S. 1. 137 Hoppe: Auf den Trümmern, S. 121. 138 CChIDNIKO f. 1, o. 8, d. 92, l. 58, Schreiben der Vorsitzenden von Kaliningrader Gebietspartei- und -exekutivkomitee, V. Černyšëv und A. Egorov, an den Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, N. Bulganin zur Genehmigung eines Denkmals für Kalinin in Kaliningrad v. 12. November 1951. 139 GAKO f. R-297, o. 8, d. 294, l. 26, Beschluss Nr. 301 des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees »Über die Bestätigung der architektonisch-planerischen Aufgabenstellung zur Projektierung eines Denkmals für M. I. Kalinin in der Stadt Kaliningrad« v. 1. April 1953. 140 Konkurs na proekt pamjatnika M. I. Kalininu, Kaliningradskaja Pravda v. 13. Juni 1954, S. 1. 141 Ebd. 142 B. Čertov: Skul’ptura M. I. Kalinina… Kaliningradskaja Pravda v. 3. Juli 1954, S. 2. 143 Po materialam »Kaliningradskoj Pravdy« – »Blagoustroit’ privokzal’nuju ploščad’«, Kaliningradskaja Pravda v. 14. September 1954, S. 3. 144 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 72, l. 110–124, Anhang zum Bericht an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über die Durchführung von Partei- und Arbeiterversammlungen zu Materialien des 20. Parteitages der KPdSU« v. 3. April 1956, hier l. 113. 145 GAKO f. R-297, o. 8, d. 657, l. 162–163, Beschluss Nr. 472 des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees »Über die Annahme eines Entwurfes für ein Denkmal M. I. Kalinins in Kaliningrad« v. 19. Oktober 1956, hier l. 162. 146 GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 33, Schreiben des Kaliningrader Gebietsparteisekretärs Anmerkungen

319

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N. Stepanov an den Vorsitzenden des Ministerrates der RSFSR, M. Jasnov, zur Finanzierung des Kalinin-Denkmals in Kaliningrad v. 26. Oktober 1956. A. Arkad’ev: Takim budet pamjatnik M. I. Kalininu, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Oktober 1956, S. 3. Ebd. Ebd. Kogda budet sooružën pamjatnik M. I. Kalininu v Kaliningrade? Kaliningradskaja Pravda v. 12. Juli 1958, S. 3. GAKO f. R-297, o. 8, d. 602, l. 34, Schreiben der Sekretäre der Kaliningrader Stadtpartei- und -exekutivkomitees, M. Kudikin und N. Korovkin, an die Sekretäre der Kaliningrader Gebietspartei- und -exekutivkomitees, Nikolaj Konovalov und Zachar Slajkovskij zum Stand der Arbeiten am Kalinin-Denkmal v. 18. Mai 1959. Ebd. Ebd. RGANI f. 5, o. 30, d. 289, l. 177, Telegramm des Kaliningrader Gebietsparteikomitees an das Büro des ZK der KPdSU für die RSFSR mit der Bitte um Genehmigung der Einweihung des Kalinin-Denkmals auf dem Kaliningrader Bahnhofsvorplatz v. 3. Dezember 1959. V. Znamenskij: Otkrytie pamjatnika M. I. Kalininu v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 12. August 1959, S. 1. Gestwa: Herrschaft, S. 192. Vgl. dazu ebd., S. 192 f. Ebd., S. 193. Vajl’/Genis: 60-e, S. 13. Ebd., S. 100. Ebd., S. 100. Ebd., S. 101. Ebd., S. 278. GAKO f. R-297, o. 8, d. 111, l. 1–8, Pressetext »Beispielhaft bereiten wir uns auf die Allunionslandwirtschaftsausstellung 1953 vor« v. 12. September 1952, hier l. 7. Vgl. dazu den Beschluss des Ministerrates der UdSSR »Über die Allunionslandwirtschaftsausstellung« v. 25. Februar 1952, in: Černenko/Smirtjukov (Hg.): Rešenija, S. 682–687, S. 682. Für den historischen Aspekt dieser Kaliningrader Präsentation in Moskau s. Broderzen: Obraz. Für eine ausführliche Behandlung der Ausstellung als Kanonisierung Kaliningrads in nuce s. Brodersen: Atem. GAKO f. R-297, o. 7, d. 167, l. 46–47, Plan für Fotoarbeiten zur Präsentation des Gebiets Kaliningrad auf der Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau 1950 v. 1949, hier l. 46. Ebd., hier l. 46. GAKO f. R-297, o. 7, d. 167, l. 55–63, Plan für Fotoarbeiten zur Präsentation des Gebiets Kaliningrad auf der Allunionslandwirtschaftsausstellung in Moskau 1951 v. 1950, hier l. 55–56. Ebd., hier l. 56. Ebd., hier l. 57. GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 244–249, »Bildunterschriften für ein Fotoalbum auf der VSChV 1951« v. 20. Oktober 1950, hier l. 249. GAKO f. R-297, o. 8, d. 240, l. 5–6, »Thematischer Ausstellungsplan der Stellwand Nr. 1 des Gebiets Kaliningrad für die VSChV« v. 10. Juli 1952, hier l. 5.

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Ebd., hier l. 6. Ebd., hier l. 6. Kaliningrad i Kaliningradskaja oblast’, Kaliningradskaja Pravda v. 6. Januar 1954, S. 2–3. Otčët o rabote bjuro obkoma KPSS. VKP(b). Doklad sekretarja obkoma KPSS tov. Černyšëva V. E. na IV Kaliningradskoj oblastnoj partijnoj konferencii 12 fevralja 1954 g., Kaliningradskaja Pravda v. 13. Februar 1954, S. 2–5, S. 2. V. Vajnberg: Zima v Kaliningradskom portu, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Februar 1954, S. 3. Ebd. T. Chomjakova: Kaliningradskaja počta, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Mai 1954, S. 3. Ebd. Vas vyzivaet Kaliningrad… Kaliningradskaja Pravda v. 27. Februar 1955, S. 4. E. Zalesskij: Telegrafistki Kaliningrada, Kaliningradskaja Pravda v. 8. März 1957, S. 4. V. Sukač: Vorota našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 22. September 1963, S. 4. Ebd. Ebd. V. Smolenskij: »Vorota« našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 9. April 1967, S. 4. Ebd. L. Gurvic: Samaja zapadnaja v markach, Kaliningradskaja Pravda v. 11. April 1969, S. 4; für eine zeitgenösssischen Katalogeintrag s. Mil’kin/Zesin (Hg.): Katalog, S. 310 f. Odin den’ našej oblasti: Kaliningrad – strane, Kaliningradskaja Pravda v. 18. Juni 1954, S. 1. Kaliningrad – strane, Kaliningradskaja Pravda v. 7. November 1956, S. 1. Na krajnem Zapade: Sdelano v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 22. Februar 1955, S. 2. L. Fëdorov: Kaliningradskie krany v Varšave, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Januar 1953, S. 1. Na krajnem Zapade našej Rodiny: Kaliningradskaja marka, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Februar 1958, S. 2. Naša marka, Kaliningradskaja Pravda v. 14. September 1957, S. 4. K. Kovolevskij: »Sdelano v SSSR. Kaliningrad«, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Januar 1961, S. 3. Bechlichajlov: Izgotovleno v SSSR … Kaliningradskaja Pravda v. 19. Oktober 1963, S. 2. V. Novikov: Samaja Zapadnaja, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Oktober 1961, S. 2–3. Chronologisch: Il’ja Žernakov: Na krajnem Zapade strany, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Mai 1948, S. 3 und Zapadnyj forpost našej Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 2. November 1948, S. 1; Na krajnem Zapade, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Januar 1951, S. 3; Na krajnem Zapade: Sdelano v Kaliningrade, Kaliningradskaja Pravda v. 22. Februar 1955, S. 2; Na krajnem Zapade našej Rodiny: Kaliningradskaja marka, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Februar 1958, S. 2; Z. Slajkovskij: Rascvetaet oblast’ na krajnem Zapade strany, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Oktober 1960, S. 2, I. Sergeev: Na samoj Zapade strany, Bloknot agitatora Nr. 5/1961, S. 16–18, Na krajnem Zapade Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 17. September 1961, S. 1. Vgl. dazu als jeweiliges Beispiel Na krajnem Zapade Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 17. September 1961, S. 1; Na zemle kaliningradskoj, Kaliningradskaja Pravda v. 5. Februar 1961, S. 1. Für ein spätes Beispiel siehe das Kapitel »Na krajnem Zapade« bei Metel’skij: Jantarnyj bereg, S. 187–201. Nikita Suslovič: Na raznych širotach, Kaliningradskaja Pravda v. 15. April 1962, S. 4. Anmerkungen

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203 Vgl. dazu Schenk: Mental Maps, S. 497. 204 Vgl. dazu allein die Titel Kolganov/Kolganova: Samaja Zapadnaja, Den’ samoj zapadnoj, Kaliningradskaja Pravda v. 28. September 1960, S. 1, F. Ivanov: Samaja zapadnaja v Sovetskom Sojuze Kaliningradskaja oblast’… Kaliningradskaja Pravda v. 28. September 1960, S. 1, V. Novikov: Samaja Zapadnaja, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Oktober 1961, S. 2–3, Konovalov: Samaja zapadnaja und L. Gurvic: Samaja zapadnaja v markach, Kaliningradskaja Pravda v. 11. April 1969, S. 4. Die Attraktivität dieses Begriffes belegt zudem eindrucksvoll die programmatische Benennung des offiziellen Dokumentensammelbandes »Samaja Zapadnaja« zum Gebiet, der 1980 zum ersten Mal erschien und bis heute in regelmäßigen Abständen unter diesem Namen in Kaliningrad herausgegeben wird (z. B. Isupov (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 1), Kolganova (Hg.): Samaja Zapadnaja, Farutin (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 3, Teil 1), Farutin (Hg.): Samaja Zapadnaja (Vol. 3, Teil 2) und Klemeševa (Hg.): Samaja zapadnaja (Vol. 3, Teil 3)). Vgl. dazu auch Matthes: Verbotene Erinnerung, S. 1357, Anm. 31. 205 Vgl. dazu etwa F. Ivanov: Samaja zapadnaja v Sovetskom Sojuze Kaliningradskaja oblast’… Kaliningradskaja Pravda v. 28. September 1960, S. 1. 206 Valentin Erašov: Ot Kaliningrada do Moskvy – 1300 kilometrov, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1961, S. 3. 207 GARF f. A-534, o. 1, d. 448, l. 163, »Der Wissenschaftliche Mitarbeiter des Gebietsheimatkundemuseums Gen. Safonov vor der Schautafel der Ausstellung über den sozialistischen Aufbau des Gebiets« aus der Fotoserie »Im Gebietmuseum für Heimatkunde« v. ca. 1949. 208 GARF f. A-534, o. 1, d. 448, l. 1–86, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1949« v. 20. März 1950, hier l. 67. 209 GARF f. A-534, o. 1, d. 522, l. 1–60, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1950« v. 13. April 1951, hier l. 47. 210 GARF f. A-534, o. 1, d. 600, l. 1–78, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1951« v. 26. April 1952, hier l. 62. 211 Ebd., hier l. 62. 212 Ebd., hier l. 63. 213 GARF f. A-259, o. 7, d. 4398, l. 53–57, Erlass des Ministerrates der RSFSR »Über ernste Unzulänglichkeiten in der Arbeit von Regionalkunde- und Gedächtnismuseen des Ministeriums für Kultur der RSFSR und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Tätigkeit« v. Januar 1954, hier l. 53. 214 Ebd., hier l. 53. 215 GAKO f. R-68, o. 1, d. 18, l. 199–201, Erlass Nr. 138 der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über die Arbeit des Kaliningrader Gebietsmuseums« v. 17. März 1954, hier l. 199. 216 Ebd., hier l. 200. 217 Ebd., hier l. 199. 218 GAKO f. R-68, o. 1, d. 49, l. 1–20, Jahresbericht des Kaliningrader Gebietsmuseums für 1954 v. 1. Januar 1955, hier l. 8. 219 Ebd., hier l. 8. 220 Ebd., hier l. 8. 221 Novoe v kraevedčeskom muzee, Kaliningradskaja Pravda v. 1. Februar 1955, S. 4. 222 Ebd. 223 Ebd. 224 GAKO f. R-68, o. 2, d. 9, l. 10–11, Schreiben der Stellvertretenden Leiterin der Museenverwaltung beim Kulturministerium der RSFSR, V. Ignat’eva, an den Leiter der Kali-

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ningrader Kulturverwaltung, M. Šumichin zur Arbeit des Kaliningrader Gebietsmuseums v. 23. Februar 1956, hier l. 10. Ebd., hier l. 11. Ebd., hier l. 11. GAKO f. R-68, o. 1, d. 106, l. 1–3, Auskunft der Mitarbeiterin des Kaliningrader Gebietsmuseums, Bulgakova an die Kalininigrader Gebietskulturverwaltung »Über die Überprüfung der Breitenarbeit im Gebietsmuseum« v. 1957, hier l. 2. GAKO f. R-68, o. 1, d. 74, l. 109–110, Erlass Nr. 420 der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über die Abschreibung musealer Hilfsmittelbestände« v. 30. Dezember 1956, hier l. 110. CChIDNIKO f. 1, o. 18, d. 55, l. 60–61, Entwurf für die Durchführung der Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag der Gründung des Gebietes Kaliningrad v. 28. Dezember 1955, hier l. 61. Kaliningradskij kraevedčeskij muzej, Kaliningradskaja Pravda v. 9. Februar 1956, S. 4. CChIDNIKO f. 1, o. 32, d. 107, l. 37–61, Schreiben des Vorsitzenden des Kaliningrader Fotografenverbandes, Sergej Volkov, an den Vorsitzenden des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, Fëdor Markov, »Über die Einrichtung eines Fotoklubs und einer ständigen Fotoausstellung in Kaliningrad« v. 21. August 1960, hier l. 45. Ebd., hier l. 52–53. Ebd., hier l. 46–47. GAKO f. R-68, o. 1, d. 197, l. 53, Erlass Nr. 57 der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung zu Änderungen am Publikationsplan des Kaliningrader Buchverlages v. 28. März 1961. Ebd. Navstreču 50-letiju Velikogo Oktjabrja – Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja«, Kaliningradskaja Pravda v. 26. November 1966, S. 4. Ebd. Ebd. A. Tiguncov: »Zemlja Kaliningradskaja« – Mechanizator, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1966, S. 1; V. Kolevatov: »Zemlja Kaliningradskaja« – Buduščie kapitany, Kaliningradskaja Pravda v. 5. Dezember 1966, S. 4; V. Putilin: »Zemlja Kaliningradskaja« – Navsegda zamolkli bojnicy groznogo forta… Kaliningradskaja Pravda v. 7. Dezember 1966, S. 4; Ju. Studenikin: »Zemlja Kaliningradskaja« – Urok istorii, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Dezember 1966, S. 4; P. Loktionov »Zemlja Kaliningradskaja« – Maminy nagrady, Kaliningradskaja Pravda v. 13. Januar 1967, S. 3; A. Zajcev: »Zemlja Kaliningradskaja« – Veter s Baltiki, Kaliningradskaja Pravda v. 15. Januar 1967, S. 3; S. Sobolev: »Zemlja Kaliningradskaja« – Mečta o more, Kaliningradskaja Pravda v. 19. Januar 1967, S. 4; V. Makeenko: Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja« – Sokrovišča jantarnogo berega, Kaliningradskaja Pravda v. 4. Februar 1967, S. 4; V. Fomin: »Zemlja Kaliningradskaja« – V more, Kaliningradskaja Pravda v. 25. Februar 1967, S. 4; N. Čemeris Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja« – Uchodjat v more korabli… Kaliningradskaja Pravda v. 27. März 1967, S. 4. O. Maksimov: Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja« – Moj zemljak, Kaliningradskaja Pravda v. 26. November 1967, S. 3. Pobediteli fotokonkursa »Zemlja Kaliningradskaja«, Kaliningradskaja Pravda v. 22. November 1968, S. 4 und N. Čemeris: Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja« – Uchodjat v more korabli… Kaliningradskaja Pravda v. 27. März 1967, S. 4. N. N.: Vsegda oživlenno. A. Tiguncov: »Zemlja Kaliningradskaja« – Mechanizator, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Dezember 1966, S. 1; V. Kolevatov: »Zemlja Kaliningradskaja« – Buduščie kapitany, Anmerkungen

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Kaliningradskaja Pravda v. 5. Dezember 1966, S. 4; P. Loktionov: »Zemlja Kaliningradskaja« – Maminy nagrady, Kaliningradskaja Pravda v. 13. Januar 1967, S. 3; N. Petuchov: Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja« – Pamjatnik vojnam-gvardejcam, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Januar 1967, S. 3; V. Makeenko: Fotokonkurs »Zemlja Kaliningradskaja« – Sokrovišča jantarnogo berega, Kaliningradskaja Pravda v. 4. Februar 1967, S. 4; A. Zajcev: »Zemlja Kaliningradskaja« – Veter s Baltiki, Kaliningradskaja Pravda v. 15. Januar 1967, S. 3. V. Putilin: »Zemlja Kaliningradskaja« – Navsegda zamolkli bojnicy groznogo forta… Kaliningradskaja Pravda v. 7. Dezember 1966, S. 4 und Ju. Studenikin: »Zemlja Kaliningradskaja« – Urok istorii, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Dezember 1966, S. 4. Pobediteli fotokonkursa »Zemlja Kaliningradskaja«, Kaliningradskaja Pravda v. 22. November 1968, S. 4. Vgl. dazu N. N.: Kaliningrad und die Anzeige für den neuen Sammelband samt Abbildung bei Vyšël iz pečati… Kaliningradskaja Pravda v. 17. November 1957, S. 4; ein Faksimile findet sich auch bei Glinski/Wërster: Kënigsberg, S. 135. Černjaeva/Kurčenko: Kaliningrad (1964); Černjaeva/Kurčenko: Kaliningrad (1968). Als Logo der Radio- und Fernsehnachrichten beispielsweise Govorit Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 25. August 1960, S. 4 und Govorit i pokazyvaet Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 16. Oktober 1960, S. 4; als Erkennungszeichen des Kaliningrader Volkswirtschaftssowjets Navstreču XXII s’’ezdu KPSS. Kaliningrad – Murmansk: Itogi sorevnovanija promyšlennosti Kaliningradskogo i Murmanskogo ėkonomičeskich rajonov za četyre mesjaca, Kaliningradskaja Pravda v. 12. Mai 1961, S. 1; als Maskottchen für Begegnungen zwischen Kaliningrad und Olsztyn Kaliningrad – Olsztyn, Kaliningradskaja Pravda v. 10. August 1966, S. 4; als Teil des Emblems Kaliningrader Jugendfußballturniere Juniory 1967 – Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 7. September 1967, S. 4; als Logo der eigenen Regionalnachrichten beispielsweise Po našej oblasti, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Januar 1970, S. 4. Agafonov/Egorov: Svetlyj, S. 7. Vgl. aber vor allem die Farbfotografie des zentralen Prospektes auf der vorderen Umschlagseite mit einer fast am Horizont endenden Allee dieser Laternen. Den Hinweis auf den Svetlyj-Anteil an der Gebietsikonografie verdankt der Verfasser Herrn Prof. Dr. Ivan Čečët (Sankt Petersburg). Im Kontext Schlesiens untersucht dieses Phänomen etwa Sauermann: Erinnern, hier S. 96 ff. Erich Hannighofer (Text)/Herbert Brust (Melodie): »Das Ostpreußenlied« v. 1930. V. Černosvitov: Ob’’ektiv smotrit v mir. O vystavke Kaliningradskogo fotokluba, Kaliningradskaja Pravda v. 25. Dezember 1970, S. 4. AtlantNIRO = Atlantičeskij naučno-issledovatel’skij institut rybnogo chozjajstva i okeanografii – russ. »Atlantisches Wissenschafts- und Forschungsinstitut für Fischereiwirtschaft und Ozeanografie«. V. Černosvitov: Ob’’ektiv smotrit v mir. O vystavke Kaliningradskogo fotokluba, Kaliningradskaja Pravda v. 25. Dezember 1970, S. 4. Ebd. Michail Kalinin, Präsidiumsvorsitzender des Obersten Sowjets der UdSSR 1938–1946 und Namensgeber Kaliningrads, zitiert nach Korotkich/Popov: Dorogami, S. 5. Gorsuch: No Place, S. 785. Diese Frage schien sogar die sowjetische Führung bis weit in die achtziger Jahre beschäftigt zu haben. So bezeichnete der außenpolitische Berater Michail Gorbačëvs, Georgij Arbatov, Kaliningrad 1987 als »einfach noch nicht vorzeigbar« (Ohlaf Ihlau: Einmal Kaliningrad bitte! Neun Stunden in einer verbotenen Stadt, Süddeutsche Zeitung v. 24./25. Oktober 1987, zitiert nach Hoppe: Auf den Trümmern, S. 104, Anm. 120.

324 Anmerkungen

259 So behandelt Anne Gorsuch in ihrer Studie den Tourismus in der sowjetischen Nachkriegszeit vor allem mit Blick auf die Reisenden selbst – das Reiseziel mit seinen Bewohnern als Untersuchungsgegenstand bleibt hingegen ausgespart (vgl. dazu Gorsuch: No Place, besonders S. 762 u. 778). 260 Ebd., S. 760. 261 Ebd., S. 771. 262 Formuliert bei Baranowski/Fourlough: Introduction, S. 20. 263 So vgl. etwa für die Figurierung Moskaus als Reiseziel für Kaliningrader Reisegruppen im Rahmen der Allunionslandwirtschaftsausstellung 1954 Brodersen: Atem. 264 Gorsuch: No Place, S. 775. 265 Vgl. dazu Noack: Touristen, S. 26. 266 Für den imperialen Aspekt von Tourismus vgl. die Studie von Steward: Tourism. 267 Gorsuch: No Place, S. 776. 268 Vgl. dazu noch einmal ebd., S. 785. 269 Ebd., S. 769, Anm. 49. 270 Noack, Touristen, S. 24. 271 So Gorsuch: No Place, S. 773. 272 GARF f. A-659, o. 1, d. 126, l. 7–9, Schreiben des Stellvertretenden Verantwortlichen Redaktionssekretärs der Pjatigorsker Kurortzeitung Kavkazskaja zdravnica, E. Zalesskij an den Sekretär des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, V. Bogdančikov mit Druckfahnen eines Artikels über die Suche nach dem Bensteinzimmer v. 20. März 1967, hier l. 7. Für die Kaliningradskaja Pravda hatte Zalesskij u. a. den Beitrag Telegrafistki Kaliningrada, Kaliningradskaja Pravda v. 8. März 1957, S. 4 verfasst, der die Bande zwischen Kaliningrad und dem Rest der Sowjetunion schilderte (s. S. 199). 273 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 48, l. 15, Schreiben des Sekretärs des Svetlogorsker Stadtparteikomitees, K. Šurolov an den Kaliningrader Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv mit der Bitte um Aufhebung von grenzbedingten Zugangsbeschränkungen für den Strand von Svetlogorsk v. 22. Juni 1956. 274 CChIDNIKO f. 1, o. 32, d. 90, l. 34–35, Schreiben des Leiters der Verwaltung für Innere Angelegenheiten des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, M. Efimenko, an Gebietsparteichef Fëdor Markov mit der Bitte um Aufhebung von Einreisebeschränkungen für die Küsten- (und damit Grenz-) städte Pionersk, Svetlogorsk und Zelenogradsk v. 12. Januar 1960, hier l. 34. 275 I. Marinin: Gosti našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Juli 1966, S. 4 und Ždut turistov dorogi… Kaliningradskaja Pravda v. 14. Januar 1966, S. 4. 276 GAKO f. R-153, o. 1, d. 50, l. 11–12, Auskunft des Vorsitzendes des Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus und Exkursionen, Vasilij Belogov an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über den Empfang von nach Kaliningrad reisenden Touristen und Exkursionsteilnehmern durch den Gebietssowjet für Tourismus und Exkursionen« v. 18. November 1970, hier l. 12. 277 Ždut turistov dorogi… Kaliningradskaja Pravda v. 14. Januar 1966, S. 4. 278 Ebd. 279 I. Marinin: Gosti našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Juli 1966, S. 4. 280 L. Načinkin: Po turistskim maršrutam, Kaliningradskaja Pravda v. 17. September 1969, S. 4. 281 N. Fedov: Kaliningrad prinimaet turistov, Kaliningradskaja Pravda v. 11. April 1970, S. 4. 282 I. Žavoronkov: Privetlivyj bereg, Kaliningradskaja Pravda v. 10. September 1970, S. 4. 283 I. Marinin: Gosti našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Juli 1966, S. 4, N. Čebotarev: Glazami našich gostej: Novoe lico goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 2. September 1967, S. 2, GAKO f. R-153, o. 1, d. 50, l. 11–12, Auskunft des Vorsitzendes des Anmerkungen

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Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus und Exkursionen, Vasilij Belogov an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über den Empfang von nach Kaliningrad reisenden Touristen und Exkursionsteilnehmern durch den Gebietssowjet für Tourismus und Exkursionen« v. 18. November 1970, hier l. 11. V Kaliningrad na ėkskursiju, Kaliningradskaja Pravda v. 20. November 1963, S. 3. A. Zajcev: »Mne očen’ ponravilsja vaš kraj«, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Oktober 1966, S. 3. Vse znaki »v gosti edut« k nam… Kaliningradskaja Pravda v. 28. August 1967, S. 4. N. Fedov: Kaliningrad prinimaet turistov, Kaliningradskaja Pravda v. 11. April 1970, S. 4. Ebd. Vgl. dazu Gorsuch: No Place, S. 777. E. Zelenova: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Gorod, gde my živëm, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Oktober 1970, S. 3. Ebd. Kaliningradskoe oblastnoe lekcionnoe bjuro upravlenija kul’tury oblispolkoma prinimaet zajavki… Kaliningradskaja Pravda v. 4. August 1954, S. 4. GAKO f. R-153, o. 1, d. 26, l. 27–32, Protokoll des Plenums des Gebietssowjets für Tourismus zur Durchführung von Stadtexkursionen v. 14. März 1968, hier l. 27 f. CChIDNIKO f. 1, o. 42, d. 40, l. 67, Schreiben an den Vorsitzenden des Staatlichen Komitees für Pressewesen beim Ministerrat der RSFSR, B. Stukalin zur Zuteilung von Papier für Kaliningrad-Memorabilia v. 14. Juli 1964. CChIDNIKO f. 1, o. 42, d. 40, l. 69, Schreiben des Stellvertretenden Vorsitzenden des Staatlichen Komitees für Pressewesen beim Ministerrat der RSFSR, V. Grudinin an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee zur Zuteilung von Papier für Kaliningrad-Memorabilia v. 28. Juli 1964. So wurden neu herausgegebene Reiseführer für Stadt und Gebiet (Kolganov/Kolganova: Putešestvujte und Kolganov/Kolganova: Putevoditel’) kurz nach Erscheinen jeweils von der Zensur wieder eingezogen (dazu detailliert Matthes: Verbotene Erinnerung, S. 1362 ff.); ironischerweise hat sich ausgerechnet wegen des offiziellen Bücheraustausches zwischen der Lenin-Bibliothek in Moskau und der Library of Congress in Washington, DC ein Exemplar von 1967 als Mikrofilm in den USA erhalten. GAKO f. R-153, o. 1, d. 3, l. 1–5, Protokoll Nr. 1 der Sitzung des Kaliningrader Stadttouristenaktivs zu Publikationen über Kaliningrad v. 24. März 1965, hier l. 1. Ebd., hier l. 2. Bosin: Kaliningrad. Ždut turistov dorogi… Kaliningradskaja Pravda v. 14. Januar 1966, S. 4. GAKO f. R-68, o. 1, d. 322, l. 1–3, Erlass Nr. 1 des Leiters der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über die Durchführung eines gebietsweiten Wettbewerbs zu Souvenirartikeln und Erinnerungsstücken, die Leben und Werk V. I. Lenins, die Geschichte der Eroberung und der Verteidigung der Sowjetmacht, die Errungenschaften der Arbeiter des Gebiets Kaliningrad in Industrie, Wissenschaft und Kultur ausdrücken« v. 3. Januar 1967, hier l. 1. Ebd., hier l. 2. GAKO f. R-615, o. 1, d. 17, l. 2–3, Sitzungsprotokoll des Präsidiums des Gebietssowjets der Gesellschaft für Denkmalschutz zur Ausschreibung eines Wettbewerbs eines Kaliningrad-Ansteckers v. 24. Januar 1969, hier l. 3. Ebd., hier l. 3. Belov: Kaliningrad. Ebd., Bilder Nr. Acht (»Rybnyj port«) und Zehn (»Dvorec kul’tury rybakov«).

326 Anmerkungen

307 Ebd., Bild Nr. Fünf (»Oblastnaja biblioteka«). 308 Vgl. dazu Baubeschreibung und architekturkritische Würdigung des Gebäudes bei Köster: Königsberg, S. 138–139. 309 Belov: Kaliningrad, Bild Nr. Sechs (»Kafe ›Teatral’noe‹«). 310 Im einzelnen waren dies die Bilder Nr. Zwei (»Prospekt Mira«), Nr. Drei (»Ulica Tetral’naja«), Nr. Vier (»Kinoteatr ›Rossija‹«) und Nr. Zwölf (»Ulica M. Gor’kogo«). 311 Kaspiev/Ščerbakov u. a.: Kaliningrad. Al’bom, S. 30. 312 Vgl. dazu Gorsuch: No Place, S. 777. 313 D. Berenbejm/A. Borisov: Znaem li my naš kraj? Kaliningradskaja Pravda v. 7. Februar 1970, S. 3. 314 Ebd. 315 V. Kosnyreva: Suveniry – vizitnye kartočki goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 12. September 1970, S. 3. 316 Ebd. 317 D. Berenbejm/A. Borisov: Znaem li my naš kraj? Kaliningradskaja Pravda v. 7. Februar 1970, S. 3. 318 Berenbejm: Kaliningradskaja oblast’. 319 D. Berenbejm/A. Borisov: Znaem li my naš kraj? Kaliningradskaja Pravda v. 7. Februar 1970, S. 3; hier handelt es sich um Kolganov/Kolganova: Putešestvujte (zur Charakteristik dieses Titels vgl. ausführlich Matthes: Verbotene Erinnerung, S. 1359 ff.). 320 Berenbejm: Kaliningradskaja oblast’, S. 208. 321 GARF f. A-534, o. 1, d. 667, l. 1–68, »Bilanz der Arbeit von [Kaliningrader Gebiets-] Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Jahr 1952« v. 21. April 1953, hier l. 49. 322 GAKO f. R-68, o. 1, d. 218, l. 24–25, Erlass Nr. 83a der Kaliningrader Gebietskulturverwaltung »Über zusätzliche Änderungen im Themenplan des Gebietsbuchverlages« v. 14. Juli 1962, hier l. 24. 323 Izdano v Kaliningrade – putevoditel’ po muzeju, Kaliningradskaja Pravda v. 18. Oktober 1966, S. 4. 324 Sto putej, sto dorog, Kaliningradskaja Pravda v. 13. August 1967, S. 3. 325 GAKO f. R-153, o. 1, d. 26, l. 27–32, Protokoll des Plenums des Gebietssowjets für Tourismus zur Durchführung von Stadtexkursionen v. 14. März 1968, hier l. 27. 326 I. Marinin: Gosti našego goroda, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Juli 1966, S. 4. 327 Sto putej, sto dorog, Kaliningradskaja Pravda v. 13. August 1967, S. 3. 328 Ebd. 329 Vgl. dazu Gorsuch: No Place, S. 773. 330 GAKO f. R-615, o. 1, d. 2, l. 5–7, Beschluss des Präsidiums des Gebietssowjets der Allrussischen Gesellschaft zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur über die Arbeit des Gebietsexkursionsbüros zur Propagierung und Popularisierung von Denkmälern v. 1. Februar 1967, hier l. 5. 331 GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 24–28, »Methodisches Konzept einer thematischer Busexkursion zum Thema ›Kaliningrad – Kaunas‹« v. 15. Dezember 1967 und GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 55–63, »Methodisches Konzept einer thematischen Busexkursion zum Thema ›Zu historischen Orten Kaliningrads‹« v. 16. Dezember 1967. 332 GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 24–28, »Methodisches Konzept einer thematischer Busexkursion zum Thema ›Kaliningrad – Kaunas‹« v. 15. Dezember 1967, hier l. 24. 333 Ebd., hier l. 25. 334 Ebd., hier l. 25. 335 Ebd., hier l. 25. 336 Ebd., hier l. 26. 337 Ebd., hier l. 25. Anmerkungen

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338 339 340 341

342 343 344 345 346 347 348 349 350

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Ebd., hier l. 26. Ebd., hier l. 26. Ebd., hier l. 27. GARF f. A-639, o. 1, d. 167, l. 55–63, »Methodisches Konzept einer thematischen Busexkursion zum Thema ›Zu historischen Orten Kaliningrads‹« v. 16. Dezember 1967, hier l. 55. Ebd., hier l. 58 f.; zur Darstellung von Baudenkmälern aus deutscher Zeit s. auch S. 144 ff. Ebd., hier l. 59 f. Ebd., hier l. 60. Ebd., hier l. 61. Ebd., hier l. 61. Ebd., hier l. 62. Ebd., hier l. 62. Ebd., hier l. 55. GAKO f. R-153, o. 1, d. 26, l. 34–45, Vortrag der Leiterin des Kaliningrader Gebietsexkursionsbüros, Nina Nesvetova auf dem Plenum des Gebietssowjets für Tourismus über Stadtführungen durch Kaliningrad v. 14. März 1968, hier l. 40. Ebd., hier l. 40. A. Zdorov: Dva časa c ėkskursiej po gorodu. Zametki o rabote ėkskursionnogo bjuro, Kaliningradskaja Pravda v. 15. Februar 1969, S. 2. Ebd. Vgl. dazu Gorsuch: No Place, S. 762. Ebd., S. 784. GAKO f. R-153, o. 1, d. 45, l. 196–198, Beschluss des Präsidiums des Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus und Exkursionen »Über die Arbeit des Kaliningrader Büros für Reisen und Führungen zur Verbesserung des geistigen Niveaus von Exkursionen« v. 5. Mai 1970, hier l. 196. Ebd., hier l. 197. Ebd., hier l. 197. Schlögel: Moskau, S. 147. GAKO f. R-153, o. 1, d. 45, l. 128–136, »Methodisches Konzept einer Busexkursion zum Thema ›Entlang den Ruhmesorten der russischen Armee‹« v. 13. Mai 1970, hier l. 129. GAKO f. R-153, o. 1, d. 45, l. 141–144, »Methodisches Konzept einer Schülerexkursion per Schiff zum Thema ›Meine Heimatstadt‹« v. 13. August 1970, hier l. 142. Ebd., hier l. 144. Vajl’/Genis: 60-e, S. 283. E. Zelenova: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Gorod, gde my živëm, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Oktober 1970, S. 3. D. Berenbejm/A. Borisov: Znaem li my naš kraj? Kaliningradskaja Pravda v. 7. Februar 1970, S. 3. Gorsuch: No Place, hier S. 761. Ebd., S. 779. GAKO f. R-153, o. 1, d. 50, l. 11–12, Auskunft des Vorsitzendes des Kaliningrader Gebietssowjets für Tourismus und Exkursionen, Vasilij Belogov an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über den Empfang von nach Kaliningrad reisenden Touristen und Exkursionsteilnehmern durch den Gebietssowjet für Tourismus und Exkursionen« v. 18. November 1970, hier l. 11. Schlögel: Moskau, S. 147.

328 Anmerkungen

Auf Konfrontationskurs – Kaliningrad im Kalten Krieg 1 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1781, l. 117 (+ ob.), Schreiben des Nemaner Bürgers Gennadij Glušenko an die Redaktion der Izvestija zur wirtschaftlichen Versorgung im Gebiet Kaliningrad v. 11. Juli 1965. 2 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1782, l. 69, Schreiben des Sovetsker Bürgers Stanislav Korkuš an die Redaktion der Izvestija zur Ausrichtung des regionalen Fernsehprogramms v. 1. April 1965. 3 Vgl. dazu im Kontext Sevastopol’s in der unmittelbaren Nachkriegszeit Qualls: Negotiations, S. 279. 4 Iz spravki glavnogo upravlenija pograničnych vojsk SSSR ob obstanovke na gosudarstvennoj granice SSSR za II kvartal 1945 g., in: Solov’ëv/Čugunov (Hg.): Pograničnye vojska, S. 666. 5 GARF f. R-9401, o. 2, d. 465, l. 216–228 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin und des Leiters der Grenztruppen des Innenministeriums der UdSSR, Pavel’ Zyrjanov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle im ersten Halbjahr 1955 v. 14. Juli 1955, hier l. 216 f. 6 Ebd., hier l. 216 f. 7 Vgl. dazu GARF f. R-9401, o. 2, d. 466, l. 372–380 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 1. November 1955, hier l. 380; GARF f. R-9401, o. 2, d. 464, l. 477–480 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 26. Mai 1955, hier l. 480; GARF f. R-9401, o. 2, d. 465, l. 216–228 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin und des Leiters der Grenztruppen des Innenministeriums der UdSSR, Pavel’ Zyrjanov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle im ersten Halbjahr 1955 v. 14. Juli 1955, hier l. 216 f.; GARF f. R-9401, o. 2, d. 478, l. 344–347 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Molotov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. bis 31. Januar 1956« v. 1. Februar 1956, hier l. 347; GARF f. R-9401, o. 2, d. 480, l. 236–240 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Nikolaj Dudorov an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Šepilov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. Mai bis 1. Juni 1956« v. 2. Juni 1956, hier l. 237. 8 Vgl. dazu GARF f. R-9401, o. 2, d. 466, l. 372–380 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 1. November 1955, hier l. 380; GARF f. R-9401, o. 2, d. 464, l. 477–480 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 26. Mai 1955, hier l. 480; GARF f. R-9401, o. 2, d. 478, l. 344–347 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Molotov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. bis 31. Januar 1956« v. 1. Februar 1956 hier l. 347; GARF f. R-9401, o. 2, d. 480, l. 236–240 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Nikolaj Dudorov an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Šepilov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. Mai bis 1. Juni 1956« v. 2. Juni 1956, hier l. 237. Anmerkungen

329

9 GARF f. R-9401, o. 2, d. 466, l. 300–305 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 12. Oktober 1955, hier l. 302; vgl. dazu auch GARF f. R-9401, o. 2, d. 466, l. 372–380 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 1. November 1955, hier l. 380; GARF f. R-9401, o. 2, d. 464, l. 477–480 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 26. Mai 1955, hier l. 480; GARF f. R-9401, o. 2, d. 478, l. 344–347 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Molotov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. bis 31. Januar 1956« v. 1. Februar 1956, hier l. 347; GARF f. R-9401, o. 2, d. 480, l. 236–240 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Nikolaj Dudorov an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Šepilov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. Mai bis 1. Juni 1956« v. 2. Juni 1956, hier l. 237. 10 GARF f. R-9401, o. 2, d. 478, l. 344–347 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Stellvertretenden Innenministers der UdSSR, Semën Perevërtkin an das ZK der KPdSU, Ministerrat und Außenministerium der UdSSR [»Molotov«] »Über Ereignisse an der Staatsgrenze der UdSSR im Zeitraum vom 20. bis 31. Januar 1956« v. 1. Februar 1956, hier l. 347. 11 GARF f. R-9401, o. 2, d. 466, l. 300–305 [»Osobaja papka Chruščëva«], Schreiben des Innenministers der UdSSR, Sergej Kruglov an das ZK der KPdSU über Grenzzwischenfälle v. 12. Oktober 1955, hier l. 302. 12 RGANI f. 5, o. 30, d. 378, l. 35–36, Schreiben des Vorsitzenden des Komitees für Staatssicherheit [KGB], Vladimir Semičastnyj an das ZK der KPdSU zur Lage im Land am Vorabend und am Tag der Wahlen zum Obersten Sowjet der UdSSR v. 19. März 1962, hier l. 35. 13 RGANI f. 89, p. 6, dok. 30, l. 2–8, Schreiben des Vorsitzenden des Komitees für Staatssicherheit [KGB], Vladimir Semičastnyj an das ZK der KPdSU über Ausmaß und Verbreitung antisowjetischer Propaganda v. 24. Februar 1966, hier l. 2. 14 N. N.: Kaliningradskaja oblast’, S. 22. 15 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 58, l. 11–13, Schreiben von Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv an alle Ersten Sekretäre der Kreiskomitees der KPdSU zur Landflucht in und aus dem Gebiet Kaliningrad v. 19. März 1957, hier l. 12. 16 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 107, l. 1–3, Auskunft an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee »Über Auftritte leitender [Agitationsmit-]Arbeiter mit politischen Vorträgen vor der Bevölkerung im Januar/Februar 1957« v. 1957, hier l. 1. 17 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 106, l. 16, Mitteilung an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee über Reaktionen von Zuhörern der Kaliningrader Trikotagenfabrik, des Papierund Zellulosekombinates Nr. 1 und des Gebietskrankenhauses auf den Vortrag »40 Jahre Wache des Sowjetstaates« des Oberstleutnant der sowjetischen Grenztruppen Juganov v. 30. Dezember 1957. 18 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 106, l. 12 (+ ob.), Mitteilung an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee über Reaktionen von Zuhörern des Gebietsinfektionskrankenhauses auf den Vortrag »40 Jahre Wache des Sowjetstaates« des Oberstleutnants der sowjetischen Grenztruppen Juganov v. 28. Dezember 1957, hier l. 12. 19 CChIDNIKO f. 1, o. 19, d. 92, l. 1–4, Auskunft des Instrukteurs des Kaliningrader Gebietsparteikomitees, A. Kuzmin an das Gebietsparteikomitee »Über Auftritte mit politischen Vorträgen im November und Dezember [1955]« v. 1956, hier l. 3.

330 Anmerkungen

20 CChIDNIKO f. 1, o. 22, d. 58, l. 11–13, Schreiben von Gebietsparteichef Vasilij Černyšëv an alle Ersten Sekretäre der Kreiskomitees der KPdSU zur Landflucht in und aus dem Gebiet Kaliningrad v. 19. März 1957, hier l. 11. 21 Ebd. 22 So etwa Anatolij Dar’jalov: Tiščina na granice, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Mai 1960, S. 3 und Ju. Sokolov: Granica i zakon, Kaliningradskaja Pravda v. 8. Januar 1968, S. 4. 23 Anatolij Dar’jalov: Tiščina na granice, Kaliningradskaja Pravda v. 28. Mai 1960, S. 3. 24 Clark: Novel, S. 114 ff.; unter Bezug auf Clark Chandler, Institutions, S. 77 f. 25 Anatolij Dar’jalov: Korabli i ljudi. Reportaž iz Kaliningradskogo morskogo torgovogo porta, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Juli 1960, S. 3. 26 Valentin Erašov: Ot Kaliningrada do Moskvy – 1300 kilometrov, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1961, S. 3. 27 Ja. Levit/M. Markišev: Na podačkach posol’stva, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Juli 1963, S. 3; M. Markišev hatte bereits in der späten Stalinzeit für die Kaliningradskaja Pravda gearbeitet und dort im Geiste der ždanovščina gewirkt (vgl. dazu M. Markišev: O tech, kto zdes’. Pis’mo drugu, Kaliningradskaja Pravda v. 7. April 1948, S. 3). 28 Z. Maksimov: Rodina Genricha Deckajta, Kaliningradskaja Pravda v. 6. August 1965, S. 3. 29 Postanovlenie Komissii CK KPSS »O borbe s vraždebnoj radiopropagandoj«. 16 janvarja 1959 g., in: Afanas’eva/Afiani u. a. (Hg.): Ideologičeskie komissii, S. 136–138, hier S. 136. 30 RGASPI f. 17, o. 102, d. 326, l. 6–69, »Bilanz der Arbeit des Gebietskomitees der KPdSU« (Rede auf dem 11. Kaliningrader Gebietsparteitag) v. 24. Februar 1966, hier l. 56. 31 RGASPI f. 17, o. 102, d. 326, l. 163–167, Rede des Kommandierenden der 11. Gardearmee, General Ch. Ambarjan auf dem 11. Kaliningrader Gebietsparteitag v. 25. Februar 1966, hier l. 163. 32 CChIDNIKO f. 3928, o. 9, d. 2, Übersetzungen von in der Bundesrepublik erschienenen Zeitungsartikeln über das Gebiet Kaliningrad aus Heimatbrücke und Ostpreußenblatt v. vor März 1963, hier l. 1 (russische Übersetzung aus Heimatbrücke Nr. 15 v. 5. August 1961). 33 Ebd., hier l. 6 (russische Übersetzung von »Heute im nördlichen Ostpreußen (I)«, Ostpreußenblatt Nr. 10 v. 9. März 1963, S. 10). 34 Ebd., hier l. 9–11 (russische Übersetzung von »Heute im nördlichen Ostpreußen (II)«, Ostpreußenblatt Nr. 12 v. 23. März 1963, S. 10). 35 Nikolaj Konovalov: Molodoj kraj Sovetskoj Rossii, Literaturnaja Gazeta v. 9. Mai 1967, S. 13. 36 Kanada. Na snimke sprava… Kaliningradskaja Pravda v. 3. März 1967, S. 4. 37 Otvet klevetnikam iz FRG, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Mai 1967, S. 3. 38 Esli smotret’ ne skvoz’ mutnye stekla… Kaliningradskaja Pravda v. 11. Mai 1967, S. 3. 39 Polno vrat’, gospoda iz FRG! Kaliningradskaja Pravda v. 26. Mai 1967, S. 3. 40 Ebd. 41 So die Einschätzung bei Hoppe: Auf den Trümmern, S. 105. Allerdings erklärt dies nicht die Frage, warum dann eine Veröffentlichung in der im Ausland nicht erhältlichen Kaliningradskaja Pravda erfolgte (zur eingeschränkten Praxis der Fernleihe von KaliningradPublikationen seitens westlicher Bibliotheken vgl. Wörster: Veröffentlichungen, S. 567). 42 Vgl. dazu Wörster: Veröffentlichungen, S. 567. 43 Konovalov: Samaja zapadnaja, S. 15. 44 Ščëkin: Prodolženie, vor S. 129. 45 CChIDNIKO f. 1, o. 49, d. 11, l. 5–8, Sitzungsprotokoll Nr. 11 des Büros des Kaliningrader Gebietsparteikomitees »Über die Arbeit von Parteiorganisationen des Gebietes Anmerkungen

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56

57 58 59 60 61 62 63 64 65

zur Verstärkung des Kampfes mit dem Einfluss bürgerlicher Ideologie im Lichte der Entscheidungen der April- und Juni-Plena (1968) des ZK der KPdSU« v. 19. September 1968, hier l. 5. CChIDNIKO f. 1, o. 43, d. 33, l. 88–92, Schreiben von Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov an das Präsidium des ZK der KPdSU »Über das zwanzigste Jubiläum des Gebietes Kaliningrad« v. 20. Dezember 1965, hier l. 91. Ebd., hier l. 91. CChIDNIKO f. 1, o. 49, d. 33, l. 58–60, Schreiben von Gebietsparteisekretär Nikolaj Konovalov an das Politbüro des ZK der KPdSU zur Beseitigung von Kriegsfolgen in Kaliningrad v. 9. April 1968, hier l. 59 u. 60. Ein identischer, allerdings undatierter Brief an den Ministerrat der UdSSR findet sich unter CChIDNIKO f. 1, o. 49, d. 33, l. 72–74. Ebd., hier l. 60. CChIDNIKO f. 1, o. 52, d. 55, l. 5–10, Schreiben hochrangiger Veteranen zur Errichtung eines Denkmales anlässlich des 25. Jahrestages der Erstürmung Königsbergs v. 9. Mai 1969, hier l. 7. Nikolaj Konovalov: Sovetskij forpost na Baltike, Kaliningradskaja Pravda v. 3. Januar 1969, S. 2. A. Podol’skij: Pravda jantarnogo kraja, Kaliningradskaja Pravda v. 7. Mai 1969, S. 2. Ė. Bragin: Budny Zapadnoj granicy: Zdes’ načinaetsja Rodina, Kaliningradskaja Pravda v. 4. September 1970, S. 4. Auszug aus dem Protokoll Nr. 96 der Sitzung des Sekretariates des ZK der KPdSU »Über die Auswahl von Kommunisten für die politische Arbeit in den Grenztruppen des Komitees für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR« v. 6. Mai 1970, in: Bukovskij (Hg.): Sovetskij archiv, sobran Vladimirom Bukovskim, http://psi.ece.jhu.edu/~kaplan/ IRUSS/BUK/GBARC/pdfs/ideolog/ct96-70.pdf (per 31. Januar 2008) CChIDNIKO f. 3928, o. 9, d. 1, l. 24, Schreiben des Zweiten Gebietsparteisekretärs, Nikolaj Konovalov an das ZK der KPdSU zur Herausgabe eines Dokumentensammelbandes anlässlich des 15. Jahrestages der Gründung des Gebiets Kaliningrad v. vor 8. August 1960. CChIDNIKO f. 1, o. 36, d. 38, l. 11, Schreiben des Mitarbeiters des Moskauer Institutes für Marxismus-Leninismus, N. Matkovskij an Gebietsparteichef Fëdor Markov zur geplanten Ausgabe eines Sammelbandes »Gründung und Entwicklung des Gebietes Kaliningrad« v. 28. Dezember 1960. V. Novikov: Vremja, sobytija, ljudi: Gde vy sejčas’, pervye Kaliningradcy? Kaliningradskaja Pravda v. 4. Februar 1962, S. 4. Anatolij Petrikin: Vremja, sobytija, ljudi: Ėto bylo 16 let nazad, Kaliningradskaja Pravda v. 10. Februar 1962, S. 4. V. Novikov: Samaja Zapadnaja, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Oktober 1961, S. 2–3, hier S. 3. Izdano v Kaliningrade: Pervoe jubilejnoe, Kaliningradskaja Pravda v. 4. Januar 1966, S. 4. Rolf: Constructing. Oni byli pervymi. Sozdadim knigu o veteranach Kaliningradskoj oblasti, Kaliningradskaja Pravda v. 27. Februar 1966, S. 1. Otdel propagandy i agitacii Kaliningradskogo obkoma KPSS, Dvadcatiletie, S. 15 f. Ebd., S. 16. Ščëkin: Prodolženie, S. 22–24, 36–37, 46–49, 68–70, 78–79, 92–93, 97, 104–105, 120–123, 134–136, 146–148, 154–156, 170–172, 178–179, 182–185, 196–199, 208– 211, 234–237.

332 Anmerkungen

66 A. Nikanorov: Kraj rybackij, zemlja jantarnaja. K otkrytiju novoj ėkspozicii oblastnogo kraevedčeskogo muzeja, Kaliningradskaja Pravda v. 22. Februar 1967, S. 4. 67 E. Zelenova: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Gorod, gde my živëm, Kaliningradskaja Pravda v. 31. Oktober 1970, S. 3. 68 Anatolij Petrikin: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Ot pervych ulic, pervych obeliskov… Kaliningradskaja Pravda v. 12. September 1970, S. 3. 69 Ebd. 70 V. Znamenskij: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Gody i sud’by, Kaliningradskaja Pravda v. 14. November 1970, S. 3. 71 I. Baevskij: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Kamennyj soldat, Kaliningradskaja Pravda v. 26. Dezember 1970, S. 3. 72 V. Znamenskij: Kollektivnaja letopis’ »Ulica – moja, doma – moi«: Gody i sud’by, Kaliningradskaja Pravda v. 14. November 1970, S. 3. 73 Ebd. 74 Goričev: Kalinin, S. 5. 75 Valentin Erašov: Ja, graždanin… Kaliningradskaja Pravda v. 5. Dezember 1965, S. 2. 76 V. Nefedov: Nas – 300 000! Kaliningradskaja Pravda v. 10. Dezember 1970, S. 1 u. 4. 77 Siehe dazu den mit dieser Losung argumentierenden Beitrag für die Erhaltung von Schloss und Dom seitens Valentin Erašov: Pamjat’. Gordost’. Tradicii, Kaliningradskaja Pravda v. 8. August 1965, S. 2 u. 3, hier S. 2. 78 V. Novikov: Samaja Zapadnaja, Kaliningradskaja Pravda v. 17. Oktober 1961, S. 2–3, hier S. 3. 79 A. Tarasov: Vospityvat’ patriotov Rodiny, Kaliningradskaja Pravda v. 21. Februar 1967, S. 4. 80 V. Šanin: Roždenie novoj tradicii, Kaliningradskaja Pravda v. 23. Oktober 1968, S. 4. 81 A. Viktorov: Prinimaj, sem’ja studenčeskaja! Kaliningradskaja Pravda v. 27. Oktober 1970, S. 4. 82 GAKO f. R-615, o. 1, d. 13, l. 1–10, Memorandum der Oberinspektorin der Staatlichen Inspektion zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur des Kulturministeriums der RSFSR, N. Agaleckaja, und der Vorsitzenden der Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur, Anna Cygankova, »Über den Zustand historisch-revolutionärer Denkmäler des Gebietes Kaliningrad und über den Stand deren Vorbereitung zum 50. Jahrestag der Sowjetmacht« v. 1968, hier l. 7. 83 GAKO f. R-297, o. 8, d. 1913, l. 43–45, Schreiben des Sekretärs des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees, T. Dmitrenko an die juristische Kommission beim Ministerrat der RSFSR zu Brauchtum im Gebiet Kaliningrad v. 7. Juli 1966, hier l. 45. 84 Ebd., hier l. 45. 85 GAKO Depositum, d. 2, l. 62–69, Gespräch Kaliningrader Historiker mit Alevtina Celoval’nikova (geb. 1922) im Rahmen eines oral history-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Jurij Kostjašov (Staatliche Universität Kaliningrad) v. 23. März 1990, hier l. 64. 86 RGASPI f. 17, o. 139, d. 370, l. 253–255, Pioniergruß auf dem 13. Kaliningrader Gebietsparteitag v. 20. Februar 1971, hier l. 253. 87 Ebd., hier l. 254. 88 GAKO f. R-297, o. 9, d. 286, l. 13–20, Schreiben des Kaliningrader Bürgers V. Kuprijanov an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee zum Artikel E. Čërnyjs in der Kaliningradskaja Pravda v. 14. Februar 1970 »Počemu temneet sneg« (Abschrift mit Bemerkungen von Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov) mit Datum v. 26. Februar 1970, hier l. 13. 89 Ebd., hier l. 13. Anmerkungen

333

90 N. Naumov: Rodnoj prirode – ruku družby: Pregolja dolžna byt’ čistoj! Kaliningradskaja Pravda v. 4. Juli 1968, S. 4. 91 Weiner: Little corner, S. 375. 92 Für das wachsende Umweltbewusstsein in der Sowjetunion und dessen polititsche Implikationen in den sechziger Jahren siehe auch die Dokumente Nr. 104–111 bei Ponomareva (Hg.): Ėkologija i vlast’, S. 218–231. 93 E. Čërnyj: Počemu temneet sneg, Kaliningradskaja Pravda v. 14. Februar 1970, S. 4. 94 GAKO f. R-297, o. 9, d. 286, l. 13–20, Schreiben des Kaliningrader Bürgers V. Kuprijanov an das Kaliningrader Gebietsparteikomitee zum Artikel E. Čërnyjs in der Kaliningradskaja Pravda v. 14. Februar 1970 »Počemu temneet sneg« (Abschrift mit Bemerkungen von Gebietsparteichef Nikolaj Konovalov) mit Datum v. 26. Februar 1970, hier l. 13. 95 Ebd., hier l. 13 f. 96 Ebd., hier l. 14. 97 Ebd., hier l. 14 f. 98 Ebd., hier l. 15. 99 Ebd., hier l. 16. 100 Ebd., hier l. 16. 101 Ebd., hier l. 16 f. 102 Ebd., hier l. 17. 103 Ebd., hier l. 18. 104 Ebd., hier l. 18.

Epilog 1 Übersetzung P. B.; Original siehe Vortrag Iosif Brodskijs anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur am 8. Dezember 1987 in Stockholm, in: Brodskij: Lekcija, S. 459 f. 2 Cygankova: Biografija, S. 164. 3 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 12. August 1970, in: Gasteiger: Europa, S. 279–280, hier S. 280. 4 Chrappa: Wir, S. 101. 5 Michajlov/Gluščenkova: Posle molčanija, S. 18.

334 Anmerkungen

Konkordanz der Ortsnamen Konkordanz der Ortsnamen russisch – deutsch (1938/1945) Bagrationovo Bagrationovsk Bagrationovskoe Baltijsk Bol’šakovo Branevo

Wiekischken/Wiecken Preußisch-Eylau Langendorf Pillau Groß Skaisgirren/Kreuzingen Braunsberg

Čapaevskoe Černjachovsk Černyševskoe Cholmogorovka Čistye Prudy

Tusseinen Insterburg Eydtkuhnen Fuchsberg Tollmingkehmen

Domnovo Družba

Domnau Allenburg

Golovkino Gvardejsk Gvardejskoe

Nemonien Tapiau Mühlhausen

Ikutovka Iličёvo

Jurgaitschen/Königskirch Görken

Jantarnyj Jaroslavskoe Jasnaja Poljana

Palmnicken Schönwalde (Samland) sowie Schlakalken Trakehnen

Kaliningrad Kalinino Klajpeda Krasnoznamensk Kraupilovka

Königsberg Mehlkehmen Memel Lasdehnen/Haselberg Kraupischken/Breitenstein

Majak Mamonovo Millerstuch

(Kap) Brüsterort Heiligenbeil Müllersruh (b. Insterburg)

Nekrasovka Nekrasovo Neman Nesterov

Nordenthal Karpowen/Karpauen Ragnit Stallupönen/Ebenrode Konkordanz der Ortsnamen

335

Novo-Artemovsk Novo-Moskovskoe Novoural’sk

Neu Argeningken/Argenbrück Poplitten, Louisenhof sowie Alt Kainen Uszpiaunehlen/Fohlental

Olsztyn Oktjabrskoe Otradnoe

Allenstein Moritten Georgenswalde

Pionerskij Polessk Poreč’e Pravdinsk Primorsk Puškino Puškinskoe

Neukuhren Labiau Allenau Friedland Fischhausen Göritten Wessolowen/Wesselau

Rybačij Rževskoe

Rossitten Adlig Neuendorf sowie Linkunen

Sadovoe Salivnoe Slavsk Sovetsk Svetlogorsk Svetlyj

Baletken Willkeim Heinrichswalde Tilsit Rauschen Zimmerbude

Timofeevo

Wedereitischken

Zalivnoe Zelenogradsk Železnodorožnyj Znamensk

Willkeim Cranz Gerdauen Wehlau

336 Konkordanz der Ortsnamen

Quellen- und Literaturverzeichnis

Ungedruckte Quellen Gosudarstvennyj Archiv Kaliningradskoj oblasti (GAKO) [Gebietsarchiv Kaliningrad] f. 0 f. R-2 f. R-20 f. R-68 f. R-72

f. R-153 f. R-181 f. R-232

f. R-246

f. R-265 f. R-289 f. R-293 f. R-297 f. R-298 f. R-332

f. R-414 f. R-615

Fotokatalog Zelenogradskij gorodskoj Sovet deputatov trudjaščichsja i ego ispolnitel’nyj komitet [Zelenogradsker Stadtsowjet der Arbeiterdeputierten und sein Exekutivkomitee] Kolganova Ė. M. i Kolganov I. P. [Nachlass Ė. u. I. Kolganovs] Upravlenie kultury Kaliningradskogo oblispolkoma [Kulturverwaltung des Kaliningrader Gebietsexektutivkomitees] Kaliningradskij oblastnoj naučno-metodičeskij centr narodnogo tvorčestva i naučnoprosvetitel’nyj raboty [Kaliningrader Gebietszentrum für wissenschaftliche Methodik der Volkskunst und der wissenschaftlich-weiterbildenden Arbeit] Kaliningradskij oblastnoj sovet po turizmu i ėkskursijam [Kaliningrader Gebietssowjet für Tourismus und Exkursionen] Kaliningradskoe oblastnoe upravlenie statistiki [Kaliningrader Gebietsverwaltung für Statistik] Upravlenie po ochrane gosudarstvennych tajn v pečati pri Kaliningradskom Oblispolkome [Verwaltung zum Schutz von Staatsgeheimnissen in der Presse beim Kaliningrader Gebietsexekutivkomitee] Konsul’tant po svjazjam s religioznymi ob’’edinenijami administracii Kaliningradskoj oblasti [Berater für Kontakte mit religiösen Vereinigungen der Verwaltung des Gebiets Kaliningrad] Upravlenie po graždanskim delam Sovetskogo rajona [Verwaltung für Zivilangelegenheiten des Kreises Sovetsk] Otdel kul’turno-prosvetitel’noj raboty Kaliningradskogo oblispolkoma [Abteilung für Kultur- und Weiterbildungsarbeit des Kaliningrader Gebietsexekutivkomitees] Pribaltiskij sudostroitel’nyj zavod »Jantar’« [Ostsee-Schiffswerft »Jantar’«] Kaliningradskij oblastnoj Sovet narodnych deputatov i ego ispolnitel’nyj komitet [Kaliningrader Gebietssowjet der Arbeiterdeputierten und sein Exekutivkomitee] Upravlenie po graždanskim delam Kaliningradskoj oblasti [Verwaltung für Zivilangelegenheiten des Gebiets Kaliningrad] Vremennoe Upravlenie po graždanskim delam pri Voennom sovete Osobogo Voennogo okruga [Übergangsverwaltung für Zivilangelegenheiten beim Militärsowjet des Sondermilitärbezirks] Kaliningradskoe oblastnoe lekcionnoe bjuro [Kaliningrader Gebietsvorlesungsbüro] Kaliningradskoe oblastnoe otdelenie Vserossijskogo obščestva ochrany pamjatnikov istorii i kul’tury [Kaliningrader Gebietsabteilung der Allrussischen Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur]

Ungedruckte Quellen

337

Centr chranenija i izučenija dokumentov Novejšej Istorii Kaliningradskoj oblasti (CChIDNIKO) [Zentrum für Aufbewahrung und Erforschung von Dokumenten der Neuesten Geschichte des Gebiets Kaliningrad] f. 1

f. 121 f. 3928

Kaliningradskij oblastnoj komitet (Obkom) KP RSFSR (1946–1991 gg.) [Kaliningrader Gebietskomitee der Kommunistischen Partei der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik 1946–1991] Politotdel’ oblastnogo upravlenija po graždanskim delam (1946–1947 gg.) [Politabteilung der Gebietsverwaltung für Zivilangelegenheiten 1946–1947] Partijnyj archiv Kaliningradskogo obkoma KP RSFSR (1949–1991 gg.) [Parteiarchiv des Kaliningrader Gebietskomitees der Kommunistischen Partei der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik 1949–1991]

Gosudarstvennyj Archiv Rossijskoj Federacii (GARF) [Staatsarchiv der Russischen Föderation, Moskau] f. A-259 f. A-534

f. A-612

f. A-639

f. A-659

f. R-5446 f. R-6991 f. R-9401

f. R-9415

f. R-9425

f. R-9479

Sovet Ministrov RSFSR (Sovmin RSFSR). 1917–1991 [Ministerrat der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik 1917–1991] Komitet po delam kul’turno-prosvetitel’nych učreždenij pri Sovete Ministrov RSFSR. 1945–1953 [Komitee für Angelegenheiten von Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen beim Ministerrat der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik 1945–1953] Ministerstvo Inostrannych Del RSFSR (MID RSFSR). 1944–1991 [Minsterium für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik 1944–1991] Vserossijskoe obščestvo ochrany pamjatnikov istorii i kul’tury (VOOPIK). 1966–. [Allrussische Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und der Kultur ab 1966] Kollekcija dokumentov po rozysku na territorii Kaliningradskoj oblasti jantarnoj komnaty i drugich muzejnych cennostej, pochiščennych v gody Velikoj Otečestvennoj Vojny (1941–1945) [Sammlung von Dokumenten zur Suche des Bernsteinzimmers und anderer in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges (1941–1945) verschleppten Kunstschätze auf dem Territorium des Gebiets Kaliningrad] Sovet Narodnych Komissarov SSSR – Sovet Ministrov SSSR. 1923–1991 [Sowjet der Volkskommissare der UdSSR – Ministerrat der UdSSR 1923–1991] Sovet po delam religij pri Sovete Ministrov SSSR. 1943–1991 [Sowjet für Angelegenheiten der Religion beim Ministerrat der UdSSR 1943–1991] Narodnyj Komissariat Vnutrennych Del SSSR (NKVD SSSR) – Ministerstvo Vnutrennych Del SSSR (MVD SSSR). 1934–1960 [Volkskommissariat für Innerere Angelegenheiten der UdSSR 1934–1960] Glavnoe Upravlenie Milicii (GUM) Ministerstva Vnutrennych Del SSSR. 1931– 1960 [Hauptmilizverwaltung des Ministeriums für Innerer Angelegenheiten der UdSSR] Glavnoe Upravlenie po ochrane gosudarstvennych tajn v pečati pri Sovete Ministrov SSSR (Glavlit). 1922–1991 [Hauptverwaltung zum Schutz von Staatsgeheimnissen in der Presse beim Ministerrat der UdSSR 1922–1991] 4-j specotdel Ministerstva Vnutrennych Del SSSR. 1931–1959 [Vierte Sonderabteilung des Ministeriums für Innerere Angelegenheiten der UdSSR 1931–1959]

338 Quellen- und Literaturverzeichnis

Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Ėkonomiki (RGAĖ) [Russisches Staatsarchiv für Wirtschaft, Moskau] f. 5675 Glavnoe pereselenčeskoe upravlenie pri Sovete Ministrov SSSR [Hauptüber-siedlungsverwaltung beim Minsterrat der UdSSR]

Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Social’no-Političeskoj Istorii (RGASPI) [Russisches Staatsarchiv für Sozial- und Politikgeschichte, Moskau] f. 17

Central’nyj Komitet KPSS (CK KPSS) (1898, 1903–1991) [Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der UdSSR 1898–1991]

Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Novejšej Istorii (RGANI) [Russisches Staatsarchiv für Neueste Geschichte, Moskau] f. 5 f. 6 f. 89

Apparat CK KPSS [Apparat des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR] Komitet partijnogo kontrolja pri CK KPSS [Komitee für Parteikontrolle des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR] Kollekcija rassekrečennych dokumentov [Sammlung freigegebener Dokumente]

Library of Congress, Washington, DC Dmitrii Antonovich Volkogonov Papers

Periodika Bloknot agitatora Izvestija Kaliningradskaja Pravda Literaturnaja Gazeta Ogonëk Pravda

Periodika

339

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358 Quellen- und Literaturverzeichnis

Bildnachweis

Abb. 1: aus Isupov (Hg.): Vostočnaja Prussija, S. 444; Abb. 2: GARF f. A-259, o. 6, d. 4592, l. 7, »Schema von Autotransportstraßen des Gebiets Kaliningrad« der Abteilung für Straßen republiksweiter Bedeutung der Hauptstraßenverwaltung beim Ministerrat der RSFSR v. ca. Februar 1947; Abb. 3: RGAĖ f. 5675, o. 1, d. 708, l. 73; Abb. 4: GARF f. R-9415, o. 3, d. 1395, l. 212; Abb. 5: GAKO 0–5345; Abb. 6: GAKO f. R-297, o. 8, d. 1128, l. 14, Fotografien I. Atabegovs von Grabsteinen russischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg auf einem Gusever Friedhof, ca. September 1959; Abb. 7: Kaliningradskaja Pravda vom 9. April 1969, S. 3; Abb. 8: Kaliningradskaja Pravda v. 5. April 1967, S. 4; Abb. 9: GAKO f. 0–5331; Abb. 10: Bosin: Kaliningrad, Postkarte Nr. 3; Abb. 11: Kaliningradskaja Pravda v. 1. Juni 1958, S. 1; Abb. 12: Kaliningradskaja Pravda v. 9. Juli 1955, S. 2; Abb. 13: aus Medvedev/ Petrikin: Šturm Kënigsberga (1973), S. 33; Abb. 14: GAKO 0–620; Abb. 15: GAKO f. R-68, o. 2, d. 22, l. 28, ca. 1961; Abb. 16: GAKO f. R-68, o. 2, d. 45, l. 19, Aufnahme des Kaliningrader Denkmalschützers B. Al’tšuller v. 1964; Abb. 17: GAKO f. R-615, o. 2, d. 2, ohne Listangabe, Fotografie aus Beständen der Kaliningrader Gesellschaft zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur, Aufnahmedatum unbekannt; Abb. 18: Kaliningradskaja Pravda v. 8. Dezember 1962, S. 3; Abb. 19: Ogonëk Nr. 35, August 1966, zwischen S. 16 u. 17; Abb. 20: aus Vorob’ev (Hg.), Zemli, S. 2; Abb. 21: aus Pevzner (Hg.): Katalog, S. 225; Abb. 22: Kaliningradskaja Pravda v. 18. Mai 1957, S. 4; Abb. 23: GAKO 0–5336; Abb. 24: Fotograf unbekannt; Abb. 25: aus Anatolij Dar’jalov: Priznanie v ljubvi, Ogonëk Nr. 35/1966, S. 16 ff.; Abb. 26: Kaliningradskaja Pravda v. 8. Dezember 1950, S. 3; Abb. 27: aus Schlögel: Im Raume, S. 247; Abb. 28: GARF f. A-534, o. 1, d. 448, l. 163; Abb. 29: Govorit Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 25. August 1960, S. 4 (links oben), Kaliningrad – Olsztyn, Kaliningradskaja Pravda v. 10. August 1966, S. 4 (rechts oben), Juniory 1967 – Kaliningrad, Kaliningradskaja Pravda v. 7. September 1967, S. 4 (links unten) und Po našej oblasti, Kaliningradskaja Pravda v. 11. Januar 1970, S. 4 (rechts unten); Abb. 30: Bosin: Kaliningrad, Postkarte Nr. 14.

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Personenregister

Abakumov, Viktor 27 Adenauer, Konrad 85 f. Afanas’ev 145 Aleškov, S. 214 Alimdžan, Chamid 172 Ambarjan, Ch. 226 Apollonov, Arkadij 74 Arkad’ev, A. 195 Arskij, P. 172 Atabegov, I. 116 f.

Cvetkova, A. 141 Cygankova, Anna 141, 151, 159 f., 214, 237

Bagramjan 145 Bagration 63, 110 ff. Baljazin, Vol’demar 122 f. Baskakov, Michail 49 f. Bechterev 138 Beljaeva 36 Belogov, Vasilij 212, 214, 222 Berija, Lavrentij 34, 75 f. Bessel, Friedrich Wilhelm 147, 151, 159 f., 162 f. Birjuzov 43 Bismarck, Otto von 102, 193 Bondareva, A. 98 Borec 29 f. Borisov, Vasilij 68, 81, 216, 221 Bragin 229 Brežnev, Leonid 121 Brjusov, Aleksandr 35 f. Bulganin, Nikolaj 145, 194, 205 Burjakov 35

Ėdel’čik 82 Edunov, B. 195 Efimenko, Michail 31 f. Egorov, Aleksej 41 f., 57 Emel’janova, E. 134 Erusalimskij, Arkadij 95

Caspary, Robert 147, 151, 159 f., 162 Celoval’nikov 172 Cernjachovskij, Ivan 62, 134 ff., 219 Černyšëv, Vasilij 30, 42 f., 177, 198 Černyšov, Vasilij 35 Červjakov 44 Chodakovskij, Vladimir 152 f., 187 Chruščëv, Nikita 18, 34, 158, 180 f., 186, 192, 211, 241 Colón 64 Čunin, V. 132

360 Personenregister

Dergačev, A. 57 Detzkeit, Heinrich 226 Dimitrov, Georgij 93 Dohna, Karl Emil 114 Donelaitis, Kristijonas 163 Dudorov, Nikolaj 88 Džambul 172

Fadeev, Aleksandr 172 Fëdorov, V. 98 Friedrich Wilhelm III. 109 Galickij, Kuz’ma 105, 126 Gaul, Friedrich 167 Glazkich 75 Glušenko 223 Gluškov, V. 159 Gneisenau, August Neidhardt von 161 Gorch, Erna 81 Göring, Hermann 116 Gracianskij, Nikolaj 95, 102 Gromyko, Andrej 87 Gur’ev, Stepan 135 Gurevič, Frida 97 ff. Gusev, Sergej 135 f., 219 Gusev, V. 172 Ignat’eva, I. 206 Igošev, Kuz’ma 137 Iljuchin, V. 152, 162 Isakovskij, Michail 172 Ivanov, Pëtr 25, 37 f., 41, 54, 56, 79, 81 f., 174

Ivanov, V. 160 f. Ivanovna, A. 91 f. Jakubovič, V. 108 Juročka 82 Kaladze 82 Kalinin, Michail 61, 155, 193 f., 231 Kalita, N. 158 Kant, Immanuel 35, 91, 109 ff., 151, 153, 155, 159, 163 ff., 216, 219 Karpov 51 Kaslin, V. 50 Kazarin, M. 98 f., 131 f., 204 f. Klopov, S. 117 Kolas, Jakub 172 Kolganov, Ivan 98, 205 f. Kolganova, Ėnergija 114 Kolosov 145 Konovalov, Nikolaj 43 f., 119, 125, 142 f., 181, 226 ff., 234 Korkuš, Stanislav 223 Korovkin 132 Koršunov, Vasilij 169 Kosygin, Aleksej 38, 80, 174 Kovtun 96, 98, 205 Kretschmann, Irma 226 Krivošein, Ivan 217 Krolevskij, Viktor 106 Kruglov, Sergej 36, 73, 76, 79 f., 84 Kubareva, Zinaida 125 Kuckuck, Otto Walter 157 Kudikin, M. 214 Kuman, A. 65, 67 Kuprijanov, V. 234 ff. Kurschat, Gerda 81 Kutuzov, Michail 110 ff., 114 f., 194 Kuznecov, Ju. 96 Laduškin, Ivan 135 Lahr, Ralf 87 Lasch, Otto 23, 120 Lebedev 82 f. Leont’ev, A. 81 Leont’ev, Vasilij 120 Lichačëv, Dmitrij 163, 166 Liebenthal, Robert 216 Liebknecht, Karl 150 Linck, Hugo 78 Lisickij, Ėl 156

Malenkov, Georgij 40, 54, 83, 103 Malinovskij 43 Mamonov, Nikolaj 135 f. Markov, Fëdor 31, 43, 195 Matveev, V. 152 Mazovskij 112 ff. Medvedev 82 Mel’čakov, I. 126 Michail Barclay de Tolly 109 ff. Michajlov, Nikolaj 33 Mikėnas, Juozas 127 f. Mikojan, Anastas 44 Miščenko, G. 161 Mišenin 193 Mogilëvskich 29 Molotov, Vjačeslav 34 f., 74, 76, 78 ff. Nagornyj, F. 140 f. Nanuš’jan, S. 126 Napoleon 101, 105, 108 ff., 161, 221, 239 Nekrasov, Nikolaj 63 Nesterov, Stepan 134 Nesvetova, Nina 218, 220 Neumann, Franz 147, 151, 159 f., 162 Nevskij, Aleksandr 94 Osipov, Vladimir 65, 68 Ostrovskij, Nikolaj 172 Otto, Frei 227 Pakarklis, Povilas 65 f., 68 ff. Paleckij 136 Perevërtkin, Semën 224 Pičeta, Vladimir 59, 65, 67, 69, 95 Popov, D. 25 Popov, E. 163 Popova, M. 115, 126 Popylova, Aleksandra 110 Prišelec, A. 172 Pronin 36 Prušinskij, Jakov 152 Pugačëv, Emel’jan 105, 107 Pundzius, B. 127 Puškin, Aleksandr 63, 167, 172 Rennekampf 116 Rjazan’ 47, 50, 57, 205 Rodionov, Michail 40, 54, 64, 70, 177 Rudakov 27 Rupp, Julius 147, 159, 161 ff. Personenregister

361

Safronov, A. 205 Šalaev, M. 41, 70 Samsonov 116 Ščerbakov, Vladimir 25, 27, 38 ff., 56 f., 81 ff., 94, 105, 138, 144 f., 174 ff. Scharnhorst, Gerhard von 161 Schiller, Friedrich 109, 164, 167 f., 216 Schubert, Franz 150, 152 Šelepin, Aleksandr 44, 180 Semënov, K. 157 Semënov, Vladimir 43 Semičastnyj, Vladimir 224 Serov, Ivan 81 Siehn 82 Šinderis, S. 65 Šiškov, Vjačeslav 106 Skrjabin, Konstantin 110 Slabženinov, A. 138 Smirnov, A. 70, 78 f. Smirnov, V. 136 Stalin, Iosif 18, 23, 29, 34, 37 ff., 42 ff., 49, 58, 73 f., 77, 79, 93, 95 ff., 105, 109, 119 f., 127, 147, 163, 169 ff., 182 f., 186, 192 ff., 196 f., 204, 240 f. Strokin, Viktor 213 Šumichin 151 Surkov, A. 172 Suslov, Aleksej 71 Suvorov, Aleksandr 67, 104 ff. Suvorov, Vasilij 104 ff.

362 Personenregister

Thälmann, Ernst 150 Tjan, Dmitrij 184 Tkačenko 74 Tolstov, Sergej 66 Trofimov (Generalmajor) 79 Trofimov, A. 204 Vasil’čenko 194 Vasil’ev, S. 172 Vasil’evskij, Aleksandr 120, 132 Venclova, Tomas 28 Vogelweide, Walther von der 147, 162 Volkov, S. (Religionsphilosoph) 24 Volkov, Sergej 207 f. Vračëv 78 Vučetič, Evgenij 192 Vyšinskij, Aleksandr 70 Vyšnij Voločëk 200 Wilhelm I. 193 Zaika 193 Ždanov, Andrej 99, 144, 186 Zelenova, E. 213, 231 Zemisev 85 Ženichov 134 Zirov, V. 116, 140 Zubkov, V. 99 Zuev, V. 191 Zyrjanov, Pavel’ 224

Orts- und Sachregister

Afrika 129 Ägypten, Vereinte Arabische Republik 32 Allenau 64 Allrussische Gesellschaft für Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur (VOOPIK) 141 ff., 158, 160 f., 163, 166, 215, 218, 233, 237 Alma-Ata 52 Altgläubige 96 Amur 184, 205 Archangel’sk 48, 198 f. Armenier 27 Ärzte-Komplott 169 Ašchabad 199 Atabegov, I. 116 f. Azeris 27

Bundesrepublik Deutschland 15 f., 85 ff., 226 ff., 237

Bagrationovsk 29, 110 f., 139, 179, 193, 225 Baku 199, 217 Baletken 64 Balga 148, 150, 160 Baltijsk 27, 61 f., 81, 194 Baltikum 18, 65, 88, 103, 158, 212, 221 Baškirien 212, 214 Belgrad 199 Berlin 11, 86, 186, 202 f., 228, 233 Bernsteinzimmer 20, 108, 154 Besiedlung 12, 14 f., 17, 20, 36, 39, 46 f., 50, 70, 75, 79, 93, 95 f., 98, 239 Bhilai 201 Bladiau 70 Bol’šakovo 71 Borodino 108, 113 f. Börse 148, 150 f., 219 Brandenburger Tor 153 Braunsberg 23 Brest 122, 200 Brjansk 47, 57 Budapest 179 Bukarest 199 Bulgarien 199

Dal’nyj 199 Danziger Bucht 23 DDR 11, 84 ff., 160, 186, 201 Demontagen 35, 37, 144 Deutscher Orden 94, 101, 152, 160 f., 209, 221 Deutsches Reich 11, 23, 45, 102 Dohna-Turm 114, 133 f., 161 f., 219 ff. Dom 10, 123, 151, 156 f., 160, 162 f., 166 f., 219 f., 225 Domnau 111 f. Domnovo 62, 111 Donbass 18, 199 Doneck 18 Družba 116 Duisburg 199

Čapaevskoe 63 Celinograd 137 Černjachovsk 29, 38, 43, 62, 102, 109, 149 f., 183, 219 Chabarovsk 41, 48, 212 Char’kov 213 Cholmogorovka 132 f. Čistye Prudy 163 Čita 48 Constanţa 179, 199 Cottbus 43 Cranz 67, 157 Čuvašien 51

Ebenrode 297 Entstalinisierung 43, 121, 185, 194 Estland 18 Ethnografie 66 f., 95 f. Eydtkuhnen 74 Ferner Osten 48 Fort Friedrichsburg 151, 153 f. Fort Nr. 5 133 f. Orts- und Sachregister

363

Frankfurt/Oder 43 Friedland 61, 111 f. Fuchsberg 132 Gebietstheater 153 f., 180, 183, 198, 216 Gedächtnisort 114, 119, 121, 123, 126 ff., 131 ff., 136, 143, 216, 239 f. Georgier 27 Gesellschaft 11 f., 17 f., 40, 47, 79, 125, 148, 169, 183, 185 ff., 196 Goldap 23 Golovkino 226 Gor’kij 53, 57, 212 Goten 97 Grenzgebiet 26 ff., 42, 84, 211 Großer Vaterländischer Krieg 109, 115 ff., 122, 133, 159, 204, 219, 221 Großjägersdorf 105, 107 f. Groznyj 41, 48 Gründungsmythos 118 ff., 162, 167, 209, 225, 232, 236, 239 Gumbinnen 74, 219 Gur’evsk 55, 132, 150 Gusev 38, 43, 116 ff., 135, 185, 201, 219, 231 Gvardejsk 151, 218 Gvardejskoe 63 Hamburg 199, 227 Heiligenbeil 62 Heinrichswalde 62 Heldenstadt 122 Helsinki 199 Hoher Norden 18 homo sovieticus kaliningradensis 177 f., 232, 240 Identität 13 f., 17, 60, 92, 113, 172, 231, 236 Identitätspolitik 14, 62, 92, 99 f., 102, 108 ff., 114 f., 134, 137, 139, 141 f., 170, 172, 200 f., 211, 223, 232, 236 f., 239 f. Ideologie 18, 25, 75, 95, 98, 101 f., 111, 113, 137, 146, 148, 153, 166, 170 ff., 210, 218, 226, 228 f., 239 f. Iličëvo 63 Inguschen 84 Insterburg 62, 72, 74, 109, 149, 219 Irkutsk 133, 161

364 Orts- und Sachregister

Ivanovo 205, 212, 224 Jantarnyj 38 Jaroslavl’ 50 f., 161, 200 Jasnaja Poljana 116 Juditten 160 Kalinin 18, 43 Kaliningradgraždanproekt 108 Kalter Krieg 171, 223 ff., 240 Kaluga 161 Kamčatka 212 Kannibalismus 36, 79 Kanonisierung 14, 91, 93, 102, 105, 108, 115, 118, 134, 137, 147, 151, 166, 207, 216 f., 229, 239 Kant-Grab 153, 163, 165 ff., 216 Kap Brjusterort 71 Karelien 200 Karpato-Ukraine 174 Kaukasus 27, 48, 199 f., 212, 229 Kaunas 200, 218 Kënigsberg 25, 34, 145 Kiel 199, 227 Kiev 142, 201 Kirche Zur Heiligen Familie 184 Kirov 46, 57 Klajpeda 87, 199 f. Komi 50 Komsomol’sk-na-Amure 184 Kostroma 161 Krasnodar 199 Krasnoznamensk 225 Krim 18, 48, 60, 122, 200, 212 Krim-Tataren 60, 84 Kujbyšev 50, 191 Kultura Dva 172 Kurilen 33 f., 173 Kursk 47, 122 L’vov 142 Labiau 160 Landflucht 56, 225 Leningrad 18, 31, 22, 47, 96 f., 107, 142, 175, 186, 191, 198 ff., 206, 212, 214 f., 224 Liepaja 199 f. Litauen 18, 23 f., 27 f., 30, 34 f., 47, 65 ff., 82, 160, 212, 219, 223, 225 Löbenicht 151

Łódź 199 Lomse 148 f. London 199 Luisenkirche 154 f., 162 Magnitogorsk 184 Mamonovo 29, 62, 150 f. Marxismus 150, 166, 183, 229 Mehlkehmen 71 Meistererzählung 145 f., 239 Meldewesen 26 ff., 46, 68 Memel 11, 86 ff., 93, 223 Memelbrücke 152 Migration 18, 45 ff. Millerstuch 72 Mineral’nye Vody 200 Minsk 33, 199, 201 Mogilëv 200 Mongolei 48 Montréal 227 Mordovien 63 Moskau (Gebiet) 36, 50, 63 Müllersruh 72 Murman 200 Murmansk 199, 205 Murom 199 Neiße 43, 228 Neman 151, 223 Nesterov 38, 115, 118, 137, 197, 219 Neufundland 129 Neukuhren 67 New York 199 Novgorod 51, 161 Novo-Moskovskoe 63 Novoural’sk 63 Oder 43, 228 Odessa 199 Oktjabrskoe 63 Oktoberrevolution 18, 94, 105, 115, 159, 163, 165, 173, 208 f., 215, 221, 227, 230 Olsztyn 99 f., 209, 228 Omsk 199, 205 Orël 47, 50, 57 Ost-Berlin 11, 86, 186 Ostpreußen 9, 11 f., 14 ff., 23 ff., 35 ff., 60, 62, 67, 72, 74 f., 87 f., 93 ff., 101 ff., 110, 114, 119 ff., 128, 134, 137 f.,

145 f., 163, 165, 202, 206, 210, 212, 217, 219 f., 227, 239 Ostsee 12, 28 f., 33 f., 49, 61 f., 93 f., 96, 120, 171, 193, 202, 209, 240 Otradnoe 193 Palmnicken 38 Pasušino 50 Peking 199 Petsamo 34, 173 Pillau 62, 123 Pillupönen 46 Pionersk 32 Pjatigorsk 212 Polen 15, 17, 24, 28 ff., 47, 77 f., 99, 201 Polessk 57, 71, 82 Politbüro 19, 34, 42, 71 f., 84, 180 Pommern 11 Poreč’e 64 Potsdam 16, 23, 73 Povol’že 86 Poznań 199 Prag 179, 199 Pravdinsk 112, 150, 159 Preußen 14, 95, 106 f., 112, 114 Preußisch-Eylau 110 ff. Primorsk 139 Prußen 95, 98 f. Pskov 161, 224 Quednau 152, 160 Ragnit 34, 52, 67 Rauschen 71, 157 Riga 31, 33, 35, 136, 198 ff., 213 Rjazan’ 47, 50, 57, 205 Rominter Heide 116 Rossitten 67 Rostov 18, 49, 205, 224 Rotterdam 199 RSFSR 20, 25, 34, 70, 80, 160 f., 178 Rumänien 199 Rundfunk 45, 83, 154, 226, 228 Russozentrismus 104, 172 Rybačij 67 Rževskoe 63 Sachalin 34, 48, 129, 173 Sadovoe 64 Saratov 48 Orts- und Sachregister

365

Schlesien 11, 43 Schloss, Königsberger 15, 17, 36, 106 f., 123, 146 f., 150 ff., 158 ff., 214 f., 220, 241 Schwarzerdegebiet 18, 47 Schwarzes Meer 46 Schweden 224 Serpuchov 224 Sevastopol’ 18, 122 Sibirien 80, 173, 212, 221 Siebenjähriger Krieg 101, 105 ff., 113, 239 Slavsk 138, 225 Slawen 62, 65 ff., 93 ff., 106, 119 f., 171, 192, 197, 239 Smolensk 17, 25, 47, 200 Soči 157 Sofia 199 Sovetsk 34, 38, 43, 64, 71, 82, 116, 137, 145, 152, 159, 223 Sowjetpatriotismus 95, 104, 139, 172 Sowjetvolk 93 ff., 113 f., 121, 126, 180, 186 Spätstalinismus 18 f., 82, 95 ff., 110, 144, 165, 169, 171, 173, 177, 183, 211, 232, 239 f. speaking Bolshevik 63, 114, 159 f., 169 Sperrgebiet 26 ff., 56 Stalingrad 122 Stallupönen 46, 74, 137 Stockholmer Appell 169 Südamerika 198 Südbahnhof 38, 153, 181, 194 Suzdal’ 161 Svetlogorsk 28 f., 32, 157, 193, 197, 203, 212 f. Svetlyj 210 Tallinn 198 ff., 213, 221, 224 Tambov 57 Tatarstan 200, 212 Tauwetter 14, 18 f., 107 ff., 146 ff., 165, 167, 171, 183, 240 f. Technikkult 171, 183, 196 f., 206, 208, 211, 236 Teheran 93 Tilsit 11, 27 f., 34, 74 Tirana 199 Tollmingkehmen 163 Tomsk 205

366 Orts- und Sachregister

Toronto 227 Tourismus 31, 121, 130, 141, 191, 211 ff., 239 Tschetschenen 84 Tver’ 17 Ukraine 18, 46, 86, 113, 122, 212, 224 Ulan-Bator 199 Ulan-Udė 199 Umbenennungen 14, 59 ff., 95, 137, 142 Unmut unter der Bevölkerung 45, 53, 182 Ural 18, 200, 212 Ursprungserzählung 93, 95, 233 USA 17, 28, 61, 69 Uzbekistan 18, 200, 212 Vaterländischer Krieg 109 ff. Velikie Luki 51 Vierte Koalition 114 Vilnius 142, 200, 213 Vinnica 18 Vladimir 200, 205 Vladivostok 199, 233 Vologda 161, 224 Vorkuta 184, 200 Voronež 47 f. Vorošilovgrad 200 Vyšnij Voločëk 200 Warschau 199, 201 Wedereitischken 71 Weißrussland 42, 113, 212, 224 Weltkrieg, Erster 105, 115 ff., 219, 239 Weltkrieg, Zweiter 18, 34, 46 f., 88, 121, 126, 137, 169, 212 West-Berlin 203 Wien 179 Willkeim 64 Wirtschaft 14 f., 18, 34, 36 f., 40 ff., 57, 62, 64, 75, 80, 83, 138, 144 f., 174 ff., 185, 196 ff., 200, 205, 222 f., 234 ff., 240 Wissenschaft 13, 14, 64 ff., 95 ff., 110 ff., 147, 163, 183, 192, 196, 205, 208, 239 Wolga 48, 84, 192 f. Wrangel-Turm 162, 219 Zagorsk 161

ždanovščina 91, 104 ff., 144, 169 ff. Zelenogradsk 28, 32, 156 ff., 212 Železnodorožnyj 29, 139 Zensur 19, 45, 115, 153, 161, 217 Zentralasien 212

Zentralkomitee 19, 25, 37, 40 ff., 54, 61, 64, 71, 88, 94, 119, 122, 174 f., 185, 207 Znamensk 197 Zukunftssehnsucht 182 f., 188, 190, 240

Orts- und Sachregister

367

Ein kulturwissenschaftlicher Blick auf russische Geschichte und Gegenwart aktuelle Themen der osteuropabezogenen Kulturgeschichtsforschung: Welche Funktion haben russische Räume für die Bildung einer kollektiven Identität? Welche Rolle spielte das Duell vom 18. bis zum 20. Jahrhundert? Wie wohnte es sich in den zwanziger Jahren in Leningrad? Welche Rollen hielt die frühe Sowjetunion für Frauen bereit? Und auf welche Weise gelingt es Wladimir Putin, sich medial omnipräsent zu inszenieren? Beiträger

Bianka Pietrow-Ennker (Hg.)

Kultur in der Geschichte Russlands Räume, Medien, Identitäten, Lebenswelten 2007. 392 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-525-36293-8 Ein kulturwissenschaftlicher Blick auf die russische und sowjetische Geschichte, der menschliche Sinnhorizonte konsequent in den Vordergrund stellt, ist immer noch die Ausnahme in der Beschäftigung mit osteuropäischer Geschichte. Die Beiträge dieses Bandes konzentrieren sich genau darauf und behandeln

Jörg Baberowski (Berlin), Jana Bürgers (Konstanz), Elisabeth Cheauré (Freiburg), Susi K. Frank (Konstanz), Lutz Häfner (Bielefeld), Guido Hausmann (Köln), Tom Jürgens (Konstanz), Rainer Lindner (Konstanz), Eva Maeder (Zürich), Birgit Menzel (Mainz), Jurij Murašov (Konstanz), Antonia Napp (Freiburg), Riccardo Nicolosi (Konstanz), Julia Obertreis (Berlin), Bianka PietrowEnnker (Konstanz), Oliver Reisner (Berlin), Rosalinde Sartorti (Berlin), Carmen Scheide (Basel), Ingrid Schierle (Tübingen), Elisabeth Vogel (Freiburg) und Dmitri Zakharine (Konstanz).