Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. 9783666251542, 3525251548, 9783525251546

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Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.
 9783666251542, 3525251548, 9783525251546

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H Y P O M N E M A T A 58

HYPOMNEMATA U N T E R S U C H U N G E N ZUR A N T I K E UND ZU I H R E M N A C H L E B E N

Herausgegeben von Albrecht Dihle/Hartmut Erbse/Christian Habicht Hugh Lloyd-Jones/Günther Patzig/Bruno Snell

H E F T 58

V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T IN G Ö T T I N G E N

HELMUT HALFMANN

Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.

V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T IN G Ö T T I N G E N

CIP-Kurztitelaufnahme Halfmann,

der Deutschen

Bibliothek

Helmut:

Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. [zweiten] Jahrhunderts n.Chr. [nach Christus] / Helmut Halfmann. — Göttingen: Vandenhoeck Sc Ruprecht, 1979. (Hypomnemata; H. 58) ISBN 3-525-25154-8

Gedruckt mit Unterstützung der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts © Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1979. — Printed in Germany. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen

Vorwort Die vorliegende Arbeit ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Juni 1977 von der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg angenommen wurde. Der Dank für vielfältige Unterstützung gilt in erster Linie meinem Lehrer, Herrn Prof. Dr. Géza Alföldy (Heidelberg), der die Entstehung der Dissertation mit Rat und Tat gefördert hat. So durfte ich seine noch im Druck befindliche Arbeit über den Konsulat und Senatorenstand unter den Antoninen (jetzt erschienen Bonn 1977) einsehen, deren Ergebnisse vor allem im prosopographischen Teil eingearbeitet werden konnten. Ihm, wie auch besonders Herrn Prof. Dr. Christian Habicht (Princeton, USA), der die Dissertation als Korreferent betreute, verdanke ich noch zahlreiche nachträgliche Verbesserungsvorschläge für die Drucklegung. Herr Prof. Dr. Hans-Georg Pflaum (Paris) gab mir wertvolle mündliche Hinweise und Ratschläge. Das Manuskript haben freundlicherweise auch die Herren Prof. Dr. Fritz Gschnitzer (Heidelberg), Prof. Dr. Werner Eck (Saarbrücken) und Dr. H. Müller (Heidelberg) durchgesehen und mich noch zu einer Reihe von Verbesserungen angeregt. Bei der Suche nach Namenbelegen war mir Herr Bernard Holtheide (jetzt Kiel) behilflich, der mir Einblick in seine Namenkartei der Provinz Asia gewährte. Der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik, insbesondere ihrem Direktor Herrn Prof. Dr. Edmund Buchner, und der Universität Heidelberg danke ich für einen großzügigen Druckkostenzuschuß, den Herausgebern und Herrn Hellmut Ruprecht für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe HYPOMNEMATA. Heidelberg, Juli 1978

Helmut

Halfmann

5

Inhaltsübersicht Einleitung

9 A. HISTORISCHER T E I L

I. Die Integration der provinzialen Oberschicht des Ostens . . .

II.

16

a) Das nationale Vorurteil b) Das römische Bürgerrecht

16 23

Herkunft und Familie

28

III. Heimatzugehörigkeit als soziales Kriterium: Städte und Grundbesitz IV. V.

52

Die homines novi aus dem Osten: Quantitative Untersuchung

71

Der cursus honorum

82

a) Spezielle Beförderungsmerkmale b) Geographische Schwerpunkte Schlußbemerkung

.

82 88 97

B. PROSOPOGRAPHISCHER T E I L Die Senatoren aus dem griechischen Osten bis zum Ende des 2. Jahrhunderts (Nr. 1 - 1 5 0 )

100

Anhang: 1) Senatoren aus dem Osten, deren Datierung fraglich ist 2) Senatoren, deren Herkunft aus dem Osten fraglich ist

207 208

Literaturverzeichnis

214

Personenregister

218

Sachregister

230

7

Einleitung Die Beschäftigung mit den römischen Reichsbeamten und Offizieren unter dem Gesichtspunkt ihrer geographischen Herkunft wurde bereits von der auf Th. Mommsen folgenden Generation aufgenommen, als sich dank des inzwischen gut gesammelten inschriftlichen Materials die prosopographische Forschung auf eine ausreichende Quellenbasis stützen konnte. A. v. Domaszewski hat in seiner Rangordnung des römischen Heeres 1 den Zenturionen und der militia equestris entsprechende Kapitel gewidmet. H. Dessau hat in seiner Arbeit „Die Herkunft der Offiziere und Beamten des römischen Kaiserreiches" 2 an einigen Beobachtungen Domaszewskis Korrekturen angebracht, darüber hinaus aber wichtige Bemerkungen angeschlossen wie über die Bedeutung der Romanisation und die bevorzugte Verwendung von Griechen 3 in den Provinzen des Ostens. Nicht weit über Dessaus Erkenntnisse hinaus ging die Abhandlung von L. Hahn: Er behandelte zwar ausführlicher einzelne Personen und Familien, jedoch geriet er auf Grund des gewählten Zeitraumes „von Hadrian bis zur bleibenden Teilung des Reichs" in unglückliche Gegenüberstellungen völlig verschiedener Zeiten und politischer Verhältnisse. 4 Weitgehend unbrauchbar ist die Arbeit von G. Lully 5 , die abgesehen von vielen falschen origo-Bestimmungen und allzu knappem Kommentar zu den einzelnen Personen kaum historische Auswertungen enthielt. Einen wesentlichen Fortschritt bedeutete demgegenüber der Aufsatz von C. S. Walton 6 , der bis heute die einzige Spezialuntersuchung zum Thema Senatoren aus dem griechischen Osten geblieben ist. Walton versuchte, die bei Domaszewski und Hahn betonten

1 Die Rangordnung des römischen Heeres. Bonn. Jahrb. 117, 1908, l f f . ; 2. Aufl. besorgt von B. Dobson, Köln—Graz 1967. 2 Hermes 45, 1910, l f f . 3 Diese Bezeichnung der hier durchweg behandelten hellenisierten Oberschicht in der gesamten Osthälfte des Römischen Reiches ist im Gegensatz zum Begriff „Orientale" mit seinem pejorativen Sinngehalt gerechtfertigter. In diesem umfassenden Sinn bezeichnet „griechisch" also keine ethnische als vielmehr eine kulturelle Zugehörigkeit. 4 Römische Beamte griechischer und orientalischer Abstammung in der Kaiserzeit (Nürnberg 1926). 5 De senatorum Romanorum patria (Rom 1918). 6 Oriental Senators in the Service of Rome. JRS 19, 1929, 38ff.

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nationalen, im Volkstum begründeten Unterschiede bei der Aufnahme in den Senatorenstand in Beziehung zu setzen zur politischen und gesellschaftlichen Rolle des kaiserzeitlichen Senats (besonders 60f.). Bezüglich des Verhältnisses Kaiser—Senat haftete er allerdings noch an der Dyarchiethese Mommsens. Unabhängig davon maß er den Vorurteilen auf griechischer und römischer Seite einige Bedeutung bei und hob in diesem Zusammenhang die grundsätzliche Abneigung des alteingesessenen Senatorenstandes hervor, das Reservoir seines Nachwuchses geographisch zu erweitern. In jüngerer Zeit haben die Senatoren aus dem Osten nur am Rande anderer Spezialuntersuchungen Beachtung gefunden. C. Habicht nahm die Studie über die Laufbahn des pergamenischen Senators Claudius Charax (in unserer prosopographischen Übersicht Nr. 73) zum Anlaß, auf den Unterschied zwischen den Nachkommen eingewanderter Italiker und den wirklich einheimischen griechischen Provinzbewohnern unter den östlichen Senatoren hinzuweisen. 7 G. W. Bowersock hielt diesen Unterschied für weniger wichtig. 8 B. Levick griff wieder auf Waltons Argument des römischen Vorurteils gegenüber den Griechen als wenigstens zu Anfang wichtiges Kriterium für deren Zulassung zum Senatorenstand zurück. 9 R. Syme legte auf wichtige historische Ereignisse Wert, die gewissermaßen als Etappenpunkte das Aufsteigen von Griechen in den Senat und im Senat begünstigt haben: die Proklamation Vespasians im Osten, die Krisenzeit um das J a h r 90 unter Domitian und die Regierungszeit Trajans. 1 0 Die genannten Studien zu diesem Thema leiden in methodischer Hinsicht daran, daß nirgends die Senatoren aus dem Osten vollständig erfaßt, sondern nur die bekanntesten Beispiele herausgegriffen wurden, woraus sich in vielfacher Hinsicht irrige Schlüsse ergaben. 11 Andererseits konnte in den Verzeichnissen der Senatoren aus dem Osten bei B. Stech 1 2 oder P. Lambrechts 1 3 dem Thema nicht genügend Raum für ? Istanb. Mitt. 9 - 1 0 , 1 9 5 9 - 6 0 , 109ff. Augustus and the Greek World (Oxford 1965) 142. 9 Roman Colonies in Southern Asia Minor (Oxford 1967) 103ff. 10 The Greeks under Roman Rule. Proceed, of the Massach. Hist. Soc. 72, 1 9 5 7 - 6 0 , 3ff. 11 Siehe etwa J. Morris, Leges Annales under the Principate. Listy filologické 88, 1965, 30. Er schätzte Zahl und Bedeutung der Griechen im 2. Jahrhundert falsch ein. 12 Senatores Romani qui fuerint inde a Vespasiano usque ad Traiani exitum (Leipzig 1912). 13 La composition du sénat romain de l'accession au trône d'Hadrien à la mort de Commode (117—192). Antwerpen—Paris—'S-Gravenhage 1936. 8

10

weitergehende Untersuchungen gewidmet werden. Eine Auswertung der vornehmlich von Stech und Lambrechts gelieferten Zahlen hat M. Hammond vorgenommen, der auch die vielen darin enthaltenen Unsicherheiten erkannt hat. 1 4 Dabei kam er zu dem wichtigen Ergebnis, daß das zahlenmäßige Ansteigen der Provinzialen im Senatorenstand eher „from deep-seated social and economic trends than from any deliberate imperial policy" resultierte. Methoden und Ergebnisse prosopographischer Forschung sind in jüngster Zeit kritisiert und in ihrer Bedeutung angezweifelt worden. W. den Boer hat ihr in einem kritischen Aufsatz vorgeworfen, ein falsches Bild der tatsächlichen Macht des Senatorenstandes zu zeichnen, da glänzende cursus honorum und erlauchte Familienbeziehungen in keinem Verhältnis zum Einfluß des Senates in der Politik stünden. 15 A. J . Graham warnte davor, die Prosopographie zur Erklärung politischer Entscheidungen heranzuziehen; hier könnten nur literarische Quellen weiterhelfen. 1 6 Den Boers Einwände beruhen auf einer falschen Vorstellung von der Rolle des kaiserzeitlichen Senates: Er war nicht Konkurrent sondern Stütze der kaiserlichen Macht, indem seine Mitglieder als Provinzstatthalter und Armeekommandeure die kaiserliche Autorität vertraten und daher unentbehrliche Teilhaber der Macht wurden. 17 Die Art und Weise dieser Mitwirkung, ihre Voraussetzungen und Regeln, kann die prosopographische Forschung — und nur sie — erhellen. Das Zustandekommen politischer Entscheidungen kann dagegen mit Hilfe der Prosopographie oft nur begrenzt erklärt werden; ein weitergehender Anspruch wird auch heute nicht erhoben. 18 Einer Untersuchung über die regionale Zusammensetzung des Senatorenstandes kommt deshalb besondere Bedeutung zu, weil sie den Integrationsprozeß der provinzialen Oberschicht in die römische Aristokratie zu erklären versucht, der eine der Ursachen für die Größe und Dauerhaftigkeit des Imperium Romanum war. Arbeiten dieser Art sind

Composition of the Senate A.D. 6 8 - 2 3 5 . J R S 47, 1957, 74ff. Die prosopographische Methode in der modernen Historiographie der hohen Kaiserzeit. Mnemosyne 22, 1969, 268ff. Siehe auch K. Christ, Römische Geschichte (Darmstadt 1973) 193f. 16 The Limitations of Prosopography in Roman Imperial History (with Special Reference to the Severan Period). ANRW II 1 (1974) 136ff. 1 7 G. Alföldy, Consuls and Consulars under the Antonines: Prosopography and History. Ancient Society 7, 1976, 264f. 18 Siehe z.B. H.-G. Pflaum, Les progrès des recherches prosopographiques. ANRW II 1 (1974) 135. Zur Bedeutung der Prosopographie in der griechischen Welt siehe C. Habicht, Chiron 2, 1972, 103f. 14

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11

zuletzt über die Senatoren aus Africa 19 , aus Spanien 20 und Dalmatien 21 erschienen. Ganz im Sinne von A. J . Graham können sie nicht dazu dienen, etwa auf Grund gemeinsamer ethnischer Zugehörigkeit sich bildende Gruppen oder Lobbies im Senatorenstand ausfindig zu machen, die einer gegen den übrigen Senat oder gar den Kaiser gerichteten eigenen politischen Linie gefolgt wären. Vielmehr sind für den eigentlichen Sinn solcher Untersuchungen, nämlich Erkenntnisse über die Gesellschaftsordnung der römischen Kaiserzeit beizusteuern, zwei methodische Schwerpunkte zu setzen: erstens die Klärung der Voraussetzungen, die Provinziale für die Aufnahme in den Senatorenstand mitbringen mußten, zweitens eine Erläuterung der senatorischen Ämterlaufbahn, die über ihre Stellung und ihren Rang innerhalb des Senatorenstandes Aufschluß gibt. Abgesehen davon, daß die bisher vorliegenden Arbeiten nicht mehr dem heutigen Stand der Forschung entsprechen, bietet sich der griechische Osten für eine solche Untersuchung deshalb an, weil ein relativ reiches, vor allem epigraphisches Quellenmaterial erhalten ist, das die Gefahr statistischer Einseitigkeit bei der Auswertung erheblich vermindert. 22 Methodisch schien es unbedingt notwendig, das prosopographische Quellenmaterial möglichst vollständig zusammenzustellen und ihm einen gebührenden Umfang einzuräumen, zumal es seit der Arbeit Waltons (Anm. 6) erheblich angewachsen ist. Es wurden nicht nur neue Senatoren bekannt, es konnten auch die Datierung schon bekannter präzisiert oder zusätzliche wichtige Einzelheiten zu Heimat, Laufbahn oder Verwandtschaft ermittelt werden. Ein Aspekt, den die bisherige Forschung bei der Behandlung östlicher Senatoren meist in den Vordergrund stellte, wird in der vorliegenden Untersuchung nur am Rande behandelt, nämlich die nationalen Unterschiede und Vorurteile zwischen Griechen und Römern, von beiden Seiten aus gesehen. Zum einen ist zu diesem Thema — unabhängig von einer Beschäftigung mit den Senatoren — schon erschöpfende Literatur vorhanden 23 , so daß man sich auf ein bloßes Repetieren beschränken 19

J. Pelletier, Sénateurs d'Afrique proconsulaire d'Auguste à Gallien. Latomus 23, 1964, 511 ff. 20 R. Etienne, Les sénateurs espagnols sous Trajan et Hadrien, in: Les empereurs romains d'Espagne (Paris 1965) 55ff. 21 G. Alföldy, Senatoren in der römischen Provinz Dalmatien. Epigr. Stud. 5 (1968) 99ff. 22 Zu Problemen der statistischen Methode siehe W. Eck, Sozialstruktur des römischen Senatorenstandes der hohen Kaiserzeit und statistische Methode. Chiron 3, 1973, 375ff. 23 L. Hahn, Rom und Romanismus im griechisch-römischen Osten (Leipzig 1906). — R. Syme (siehe Anm. 10). — J. Palm, Rom, Römertum und Imperium in der

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müßte, zum anderen wird hier der Versuch gemacht, diesem Problemkreis seine tatsächliche, nämlich geringe Bedeutung zuzuweisen. Vielmehr soll gezeigt werden, daß in erster Linie „objektivere" Kriterien römischerseits für die Aufnahme in den Senat ausschlaggebend waren, sowohl was die Anzahl der neuen Senatoren als auch was den Zeitpunkt für ihren Eintritt in den Senat betrifft. Zu diesem Zweck werden die Familienverhältnisse beleuchtet und die Vorfahren und Verwandten im prosopographischen Teil relativ ausführlich behandelt. Es werden die Städte und Landschaften untersucht, aus denen die östlichen Senatoren stammten, und ihre Verbindungen untereinander, ferner ihre senatorische Ämterlaufbahn auf „ Q u a l i t ä t " und geographische Ausrichtung hin. Vorangeschickt werden einige Betrachtungen über die ersten Kontakte der Griechen mit dem römischen Staatsdienst, speziell unter den julisch-claudischen Kaisern, außerdem über die Rolle des römischen Bürgerrechtes im Zusammenhang mit dem von C. Habicht (siehe Anm. 7) betonten Unterschied zwischen den Senatoren, die Nachkommen eingewanderter Italiker waren, und denen, die aus einheimischen griechischen Familien stammten, zumal diese Frage einen wichtigen Aspekt zum Verständnis dieses Integrationsprozesses der Provinzialen in die römische Oberschicht beisteuert. Die Heimat eines Senators — oder auch anderer Personen — zu bestimmen, ist o f t ein recht schwieriges und mit Fragezeichen belastetes Unterfangen. Das methodische Problem einer Arbeit, bei der die geographische Herkunft das Auswahlkriterium aus der Gesamtheit der Senatoren darstellt, liegt darin, inwieweit man die Herkunft eines Senators als gesichert, wahrscheinlich oder nur möglich ansieht. Da m.E. ein Dilemma unvermeidlich wäre, wollte man in manchem Einzelfall die Grenze zwischen „ m ö g l i c h " und „wahrscheinlich" zu ziehen versuchen, sollte man zu einer klaren Entscheidung zwischen zwei Alternativen kommen: 1) Man erachtet die Kriterien, die in unserem Fall für die Herkunft aus dem griechischen Osten sprechen, als ausreichend und ist von der östlichen Herkunft überzeugt. In diesem Falle berücksichtigt man den Senator auch in der historischen Auswertung ohne Fragezeichen. griechischen Literatur der Kaiserzeit ( L u n d 1 9 5 9 ) . — A. H. M. J o n e s , T h e Greeks under the R o m a n Empire. D u m b a r t o n Oaks Papers 17, 1963, l f f . — A . N. Sherwin-White, Racial Prejudice in Imperial R o m e (Cambridge 1967). — C. P. J o n e s , Plutarch and R o m e ( O x f o r d 1971). — B. Forte, R o m e and the R o m a n s as the Greeks saw them ( R o m 1 9 7 2 ) ; siehe M. H. Crawford, J R S 65, 1 9 7 5 , 194. - H. Bengtson, Das Imperium R o m a n u m in griechischer Sicht, in: Ders., Kleine Schriften zur Alten Geschichte (München 1974) 5 4 9 f f . — N. K. Petrochilos, R o m a n Attitudes to the Greeks (Athen 1974). — A. Wardman, R o m e ' s Debt to Greece (London 1976) 13ff.

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2) Man erachtet die östliche Herkunft als möglich, reiht den Senator also unter die fraglichen Fälle ein, die aber dann bei der Auswertung ganz unberücksichtigt bleiben. Es könnte sich zwar durchaus herausstellen, daß man sich in der einen oder anderen Herkunftsbestimmung geirrt hat, jedoch — und das erscheint uns wichtig — dürften sich zweifellos keine wesentlichen Änderungen der historischen Schlußfolgerungen ergeben. Gerade deshalb ist es in unserem Falle auch methodisch gerechtfertigt, eine auf dem heutigen Quellenbestand beruhende Entscheidung über die Herkunft, von deren Richtigkeit man überzeugt ist, in der historischen Auswertung ohne Fragezeichen zu berücksichtigen. Die Kriterien, die eine Herkunft aus dem Osten in dem Maße als sicher erscheinen lassen, daß der Senator in der prosopographischen Liste unter die sicheren Fälle und damit in die historische Auswertung einbezogen wird, sind freilich in Gewicht und Aussagekraft unterschiedlich; sie lassen sich im wesentlichen in zwei Gruppen teilen: erstens, die Herk u n f t ist direkt und ausdrücklich bezeugt; zweitens, die Herkunft läßt sich nur indirekt ermitteln durch Häufung mehrerer Kriterien, die für sich alleine noch nicht die notwendige Beweiskraft besäßen. Zur ersten Gruppe gehören eine oder mehrere Inschriften aus dem Heimatort, der seinen großen Mitbürger ehrt und sich durch den Zusatz r) TtaTßk o.ä. als Heimat ausdrücklich ausweist (z.B. Nr. 17, 55). Ferner kann der Senator selbst seine origo in einer Inschrift nennen (z.B. Nr. 130), und drittens kann eine entsprechend eindeutige Aussage in den literarischen Quellen vorliegen (z.B. Nr. 40, 68, 123). Von gleicher Beweiskraft ist die griechische oder die von einheimischem Namengut abgeleitete Nomenklatur (z.B. Nr. 14, 139—143), ohne daß jedoch in diesem Falle der genaue Heimatort von vornherein ermittelt werden könnte. Zur zweiten Gruppe gehört zunächst jede Erwähnung des Senators im griechischen Osten, sofern sie nicht mit einer offiziellen Funktion, z.B. als Statthalter, zusammenhängt. Hierzu zählen etwa die Aufzeichnung des cursus honorum, die Ehrung als patronus, «narr?«: o.ä. (z.B. Nr. 3—4, 8—9), Erwähnung als Grundbesitzer oder dominus von Sklaven (Nr. 11) oder als Freund anderer vornehmer Persönlichkeiten des Ostens (z.B. Nr. 38). Ein weiteres Kriterium ist die Namensgleichheit mit vornehmeren Personen, die aus dem Osten stammen, aber nicht als Senatoren bezeugt sind, wo aber auf verwandtschaftliche Beziehungen geschlossen werden kann (z.B. Nr. 15, 24, 99). Mit Vorsicht und einzig in Verbindung mit anderen Kriterien kann auch die Ämterlaufbahn in eine Indizienkette eingereiht werden, sofern sie insbesondere in den Senatspro14

vinzen überwiegend oder ausschließlich im griechischen Osten absolviert wird (z.B. Nr. 45, 60), vgl. S. 88ff. Die prosopographische Liste endet mit der Regierungszeit des Commodus. Es wurden noch solche Senatoren aufgenommen, die — soweit es sich annähernd feststellen läßt — den größten Teil ihrer prätorischen Laufbahn unter diesem Kaiser absolviert haben, also vermutlich noch unter Marcus Aurelius Aufnahme in den Senat gefunden hatten. Die untere Zeitgrenze wurde deshalb gewählt, weil anhand der ersten beiden Jahrhunderte die wesentlichen Ursachen und der Verlauf des Integrationsprozesses der Oberschicht des Ostens in die Spitze der römischen Gesellschaftsordnung hinreichend demonstriert werden können. Die außen- und innenpolitische Krise des 3. Jahrhunderts schuf einen Rahmen für gesellschaftliche Veränderungen, die bei einer Weiterbehandlung des Themas als methodische Ausgangsbasis neu zugrundegelegt werden müßten und daher eine gesonderte Abhandlung erforderten. Der Integrationsprozeß als solcher war zu Ende des 2. Jahrhunderts abgeschlossen; für das 3. Jahrhundert stellt sich im wesentlichen die Frage, ob und in welcher Hinsicht die Senatoren aus dem Osten von den veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen berührt wurden, wobei allerdings der gesamte Senatorenstand vergleichsweise stärker, als es in dieser Arbeit geschieht, berücksichtigt werden müßte.

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A. HISTORISCHER TEIL

I. Die Integration der provinzialen Oberschicht des Ostens Die Aufnahme von Provinzialen in den Senat bildete bereits den Höhepunkt des Integrationsprozesses in die römische Gesellschaft, sie ist also Endpunkt einer Entwicklung. Um sie in ihrer Bedeutung für die römische Gesellschaftsordnung erkennen zu können, ist es wichtig, Zwischenstufen dieser Entwicklung aufzuzeigen: In welcher Form manifestierten sich während des Integrationsprozesses die Rationalen' Vorbehalte Roms gegenüber den Griechen, inwieweit stellten sie wirkliche Hinderungsgründe für jenen Prozeß dar? In diesem Zusammenhang sollen zwei Aspekte beleuchtet werden. Einmal der Stellenwert des nationalen Vorurteils, jener schwer faßbare „gefühlsmäßige" Faktor, dem die Forschung bisher recht große Bedeutung beigemessen hat; die Stellung der Griechen am Hofe zur Zeit der julischclaudischen Dynastie soll hierzu den historischen Rahmen bilden, wobei zugleich die Frage aufgeworfen wird, inwieweit diese Griechen Wegbereiter der ersten Senatoren aus dem Osten waren. Zweitens soll ein rechtlicher Faktor beleuchtet werden, nämlich das römische Bürgerrecht als Voraussetzung zur Bekleidung öffentlicher Ämter und seine Bedeutung für den Peregrinen griechischer Herkunft.

a) Das ,nationale' Vorurteil Die Einstellung der Römer zum Griechentum war gekennzeichnet von einer Zwiespältigkeit: auf der einen Seite Hochachtung vor den kulturellen und politischen Leistungen der klassischen Zeit, auf der anderen Seite Vorbehalte moralischer Art gegenüber dem zeitgenössischen Griechentum. Zum erstenmal manifestiert sich die geistige Auseinandersetzung mit dem Griechentum bei Cato Censorius. D. Kienast hat das vor allem durch Plutarch verzeichnete Catobild vom „Griechenhasser" zurecht16

gerückt 24 : Cato hat sich intensiv, mehr als viele seiner Zeitgenossen, mit der griechischen Literatur im Rahmen seiner eigenen literarischen Tätigkeit auseinandergesetzt und die Größe, aber auch die Gefahr griechischer Kultur und Lebensweise erkannt. Der rege geistige Austausch mit dem Griechentum nahm bis zum Ende der Republik stetig zu. Man vergleiche etwa, wie Plinius d. Ä. den Unterschied zwischen Cato Censorius und Cato Uticensis in ihrem Verhältnis zum Griechentum herausstellt (nat. hist. VII 113): Quanta morum commutatio! Ille Semper alioquin universos ex Italia pellendos censuit Graecos, at pronepos eius Uticensis Cato unum ex tribunatu militum philosophum, alterum ex Cypria legatione deportavit, eandemque linguam ex duobus Catonibus in illo abegisse, in hoc importasse memorabile est. Beispielhaft ist die Hochachtung des klassischen Erbes enthalten in einem Brief Ciceros an seinen Bruder Quintus (ad Q. fr. I 1) oder im Pliniusbrief an Valerius Maximus (ep. VIII 24). 25 Im Bewußtsein dieser Hochachtung mag es Cicero in der Flaccusrede gewagt haben, zwei „Klassen" von Griechen zu unterscheiden: Die Bewohner des eigentlichen Griechenland (vera atque integra Graecia) und die asiatischen Griechen (genus Asiaticum).26 Objektiv und unter Berücksichtigung der Prozeßlage war die Argumentation äußerst schwach, da sie die Unglaubwürdigkeit der Asiaten als Zeugen durch moralische Abqualifizierung zu erweisen suchte. Dieser Topos ist auch kein Gemeinplatz im Griechenbild der Römer gewesen. Die gemeinhin gültigen Vorurteile gegen die Griechen als sprachlich und kulturell einheitliche Bevölkerung des östlichen Mittelmeerraumes ziehen sich dagegen wie ein roter Faden durch die Literatur (Cicero, Ovid, Livius, Seneca, Iuvcnal, Tacitus, Plinius), wie levitas, iactantia, insolentia u.a. 27 Nun sind solche Vorurteile Ausfluß eines jeden Volksempfindens, man findet sie auf griechischer Seite gegenüber römischen Sitten genauso, wofür etwa Dion von Prusa 28 oder Lukian 2 9 die Zeugnisse liefern. Römischerseits wurde der Makel griechischen Volkstums fast ausnahmslos mit den unteren sozialen Bevölkerungsschichten in Verbindung gebracht. Iuvenal wetterte gegen die Rom überschwemmenden Massen von Ärzten, Seiltänzern, Magiern, Medizinmännern, Auguren (sat. III 24

Cato der Zensor (Heidelberg 1954); siehe jetzt auch A. E. Astin, Cato the Censor (Oxford 1978) 157ff. 25 F. Zucker, Plinius epist. VIII 24 — ein Denkmal antiker Humanität. Philologus 84, 1929, 209ff. Pro Flacco 61, 65. 27 Siehe etwa B. Hardinghaus, Tacitus und das Griechentum (Diss. Münster 1932). 2 » Siehe C. S. Walton (Anm. 6) 39f. 29 A. N. Sherwin-White, Racial Prejudice 63ff. 2 H a l f m a n n (Hyp. 58)

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76f.) 3 0 , weder von ihm noch von anderen Autoren besitzen wir dagegen ein negatives Zeugnis über die in den Senat aufsteigende Aristokratie des Ostens. Darin spiegeln sich die sozialen Unterschiede im griechischen Osten wider, die sich z.B. in Tarsos in Volksaufständen entluden — nicht so sehr gegen die römische Obrigkeit als gegen die einheimische Oberschicht, die ihren sozial tiefer stehenden Landsleuten wirtschaftlich unmittelbar zusetzen konnte. 31 Bekanntlich war diese Oberschicht der Hauptnutznießer der römischen Herrschaft. Ihr Verlangen war groß, über ihre lokal herausragende Stellung hinaus auch im Reich Ansehen zu gewinnen, indem sie in den Ritter- und Senatorenstand drängte; der klassische literarische Beleg findet sich bei Plutarch (de tranquill, animi 10): ä.XX C CTICM CO t-. 00 -H H M U t-t 1-4 »- »> M Ha U

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Schlußbemerkung Die Aufnahme von Provinzialen in den Senatorenstand hing von Voraussetzungen ab, die von langfristigen kulturellen und ökonomischen Prozessen in den Provinzen bestimmt waren, auf die die Kaiser durch eine gezielte Politik nur beschränkt Einfluß nehmen konnten. Bot eine Provinz die geeigneten Voraussetzungen (Urbanisation, Romanisation), um Landsleute in den Senat zu bringen, so griffen die Kaiser auf diese zurück, gleichgültig ob es sich um Gallier, Afrikaner, Spanier oder Griechen handelte. Deshalb verliert auch die Frage des nationalen Vorurteils und damit der Unterschied zwischen eingewanderten Italikern und griechischer Oberschicht unter dem Gesichtspunkt der Volks- und Kulturzugehörigkeit an Bedeutung: Nicht die Tatsache, daß es sich um Kandidaten aus der griechisch sprechenden Bevölkerung handelte, bestimmte in erster Linie den Zeitpunkt der Aufnahme in den Senat, sondern die in römischen Augen maßgebenden sozialen Kriterien. Innerhalb gewisser Regeln, die aristokratisches Standesdenken geschaffen hatte, wurden die Senatoren aus allen Teilen des Reiches in gleichem Maße gefördert. Die Diskussion über eine griechenfreundliche oder griechenfeindliche Politik eines Kaisers bleibt für unser Thema irrelevant, ja es muß die Frage gestellt werden, ob es eine „Politik" im Sinne konsequenter, aufeinander abgestimmter Maßnahmen gegen oder für die Griechen überhaupt gab. Wenn man Vespasian auf Grund der Philosophenausweisung aus Italien oder des Freiheitsentzuges bei einigen Griechenstädten eine griechenfeindliche Politik unterstellt 1 7 7 , so stimmt dies mit dem hier gewonnenen Befund von derart vielen Griechen, die ihm ihren Senatssitz verdankten, nicht überein. Wenn unter Domitian keine oder nur sehr wenige neue Senatoren aus dem Osten zu finden sind, so k o m m t darin nicht die griechenfeindliche Politik zum Ausdruck, sondern das angespannte Verhältnis zum Senat überhaupt, wodurch unter Trajan ein solches Nachholbedürfnis an neuen Senatoren entstand. Umgekehrt müßte man unter den Antoninen, als Rom wie nie zuvor vom griechischen Geisteswesen erfaßt wurde, die Kaiser selbst Philosophen waren, ein Anschwellen der Senatoren aus dem Osten vermuten; dies war aber nicht der Fall. 177 Siehe z.B. H. Bengtson, Griechische Geschichte 5 (München 1977) 535f.; M. Rostovtzeff, Social and Economic History 113. 7 H a l f m a n n (Hyp. 58)

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In diesem Zusammenhang sei noch eine kritische Bemerkung von W. den Boer zitiert 1 7 8 : , J e d o c h hat die prosopographische Forschung über die ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit das traditionelle Bild vom Kaisertum in keiner Hinsicht entscheidend verändert." Von vornherein hat die prosopographische Forschung ihre Rechtfertigung nicht darin gesucht, dieses Ziel in Konkurrenz zur literarischen Überlieferung zu erreichen. Wenn es ihr-dennoch in einigen Fällen gelungen ist, an traditionellen Herrscherbildern wenigstens Teilkorrekturen anzubringen, so ist dies das Ergebnis eines mühevollen Zusammensetzens von Mosaiksteinen, die in einer einzelnen Laufbahn oder Familienbeziehung bestehen. Wie sehr die nur auf literarische Überlieferung gestützte Forschung etwa bei der Beurteilung des Septimius Severus in die Irre ging, zeigt die Literaturübersicht bei G. Alföldy 1 7 9 , der durch eine prosopographische Analyse die Machtkämpfe der Jahre 193 bis 197 auf eine völlig neue historische Grundlage stellte. Claudius, „unter allen, die den Namen des Augustus geschändet haben, . . . die verächtlichste Gestalt" 1 8 0 , entpuppte sich als ein Kaiser von ausgezeichnetem personalpolitischem Weitblick. 1 8 1 Die in unserer Untersuchung ausgearbeiteten Zahlen über die Neuzugänge von aus dem Osten stammenden homines novi können für sich genommen keine entscheidenen Veränderungen eines Herrscherbildes herbeiführen; es bleibt aber wichtig genug, einen Teilaspekt kaiserlicher Regierungspraxis zu präzisieren oder gar richtigzustellen, der in einem anderen Zusammenhang größere Bedeutung erlangen könnte. Den Historiker interssieren nicht so sehr die persönlichen ad-hoc-Beweggründe die einen Kaiser veranlaßten, diesem oder jenem Griechen den latus clavus zu verleihen, sondern die aus der kaiserzeitlichen Gesellschaftsordnung resultierenden Grundbedingungen und Mechanismen des sozialen Aufstiegs, von denen diese persönliche Entscheidung abhing. 178 i19 180 181

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Mnemosyne 22, 1969, 2 7 7 . Septimius Severus und der Senat. Bonn. Jahrb. 168, 1968, 112ff. A. v. Domaszewski, Geschichte der römischen Kaiser II (Leipzig 1 9 0 9 ) 45. T. A. Dorey, Claudius und seine Ratgeber. Das Altertum 12, 1966, 144ff.

B. PROSOPOGRAPHISCHER TEIL Bei der Gestaltung des prosopographischen Teiles erwies sich die chronologische Anordnung am zweckmäßigsten, da sie die Entwicklung bezüglich Herkunft, Laufbahn und Anzahl der Senatoren am besten veranschaulicht. Zudem eignet sich dieses methodische Verfahren deshalb, weil fast alle Senatoren recht genau datierbar sind. Zum schnellen Auffinden bestimmter Personen ist ein alphabetisches Register angefügt. Die Vorfahren einer senatorischen Familie werden im Anschluß an das erste senatorische Familienmitglied unter der laufenden Nummer a, b, c, d usw. geführt. Hier mußte in einigen wenigen Fällen — speziell bei den orientalischen Königshäusern — eine Beschränkung auf zwei bis drei Generationen erfolgen, die die Stellung der Familie innerhalb der römischen Gesellschaft hinreichend beleuchten. Auf die entfernteren Vorfahren wird entweder in Kapitel II kurz eingegangen, oder es wird in diesem Teil diesbezügliche Literatur genannt. Der prosopographische Teil wurde auf die in der vorliegenden Untersuchung im Vordergrund stehenden Fragen ausgerichtet. Man findet also hier keine Neuauflage der Prosopographia Imperii Romani (PIR). Es wird in der Regel auf die vollständige Erfassung aller antiken Zeugnisse für eine Person Wert gelegt, wodurch sich naturgemäß häufige Wiederholungen mit der PIR ergeben, die aber des konsequenten methodischen Vorgehens wegen unvermeidlich sind. In ganz wenigen Fällen mußten Einschränkungen vorgenommen werden, da die Auswertung aller literarischen Zeugnisse einen enormen Umfang angenommen hätte, der sich für unser Thema nicht hätte rechtfertigen lassen; auch hier wird auf entsprechende Literatur verwiesen. Nicht alle Zeugnisse werden erneut ausführlich besprochen, sofern sich nicht wesentlich neue Erkenntnisse gegenüber der PIR gewinnen lassen. Die betreffenden PIR-Artikel, die über Einzelfragen, die heute als geklärt gelten und denen nicht mehr nachgegangen wird, Aufschluß geben, werden zusammen mit wichtigster und möglichst neuer Literatur am Schluß jeder Nummer angegeben. In dem Bemühen, weitgehende Vollständigkeit der Zeugnisse zu erreichen, zugleich aber den Umfang des prosopographischen Teiles in Grenzen zu halten, wurden abgesehen von den schon erwähnten Einschränkungen noch zwei Vereinfachungen vorgenommen: Für die Konsuldaten werden nicht sämtliche inschriftlichen Belege zitiert (so PIR), sondern es wird auf A. Degrassis I fasti consolari dell' Impero Romano (Rom 1952) verwiesen, sofern sich seit ihrem Erscheinen keine Änderungen ergeben haben; dies gilt genauso für die Arvalakten, für die A. Pasoli, Acta fratrum Arvalium (Bologna 1950), zitiert wird. Die in eckigen Klammern gesetzten Zahlen verweisen auf die am Anfang jeder Nummer oder auch im Text zitierten Inschriften. Für einen ganzen cursus honorum sind sie unter demselben angeführt.

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1.

Q. POMPEIVS MACER

Mytilene

AJA 11, 1907, 180 = ILS 9349 (Roma) [1] CIL VI 33912 = ILS 7391 (Roma) [2] praetor, 15 n.Chr. [1]; Tac., ann. I 72 Selbstmord im Jahre 33 (Tac., ann. VI 18). Seine Schwester Pompeia Macrina, Gattin des C. Iulius Argolicus aus Sparta, wurde im gleichen J a h r e verbannt (Tac. a.a.O.). Sein sumptuarius Carpimus in [2]. la.

Cn. Pompeius Macer Inschr. Priene 247 (Priene) [1] Münzen: Coli. Wadd. 1928, siehe M. Grant, From Imperium to Auctoritas (1946) 388f. Verwalter der öffentlichen Bibliotheken in Rom Suet., Iul. 56: cui ordinandas bibliothecas delegaverat; siehe H.-G. Pflaum, Carrières I 11 f. procurator prov. Asiae, um 5 n.Chr. (?) vnapx TTJÇ 'Aataç èitirpoirov naréOTr\oé Trore Kaioap à Seßaarôç. Münzen. Siehe Magie, Roman Rule II 1348 Anm. 62; Bowersock, J R S 51, 1961, 116f. Anm. 42; ders., Augustus and the Greek World 38f. Zum Datum siehe Pflaum, Carrières III 957. Vater von Nr. 1, Sohn von Nr. l b , siehe R. Syme, Tacitus II 748f. (fälschlich Tac., ann. VI 18); im J a h r e 33 beging er Selbstmord (Tac. a.a.O.). Freund des Ovid (Pont. II 10; J . Schwartz, Rev. phil. 77, 1951, 182ff.) und des Tiberius (Strabo XIII 2 , 3 : . . . Kai uvv èv TOÏ V cn

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