Die Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757

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bei

Leuthen

am 5 ten December 1757.

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Heilmann , I. f. b. Lieutenant und Bátaillons - Adjutant.

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einem Plane.

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Die

Schlacht

bei

Leuthen

am 5ten December 1757.

Bearbeitet

von

Heilmann J. K f. b. Lieutenant und Bataillons =- Adjutant.

Durch Kriegskunst besteht ein Volk, durch sie der Fürsten Thron, durch sie der Fürsten Ruhm. Friedrich der Einzige.

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Mit

einem

Plane .

Berlin , 1849. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn.

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Seiner Majestät dem Könige

Friedrich

Wilhelm IV .

von

Preussen

Allerdurchlauchtigster ,

Großmächtigster König,

Allergnädigster König und Herr!

Eure Königliche Majeſtåt haben mir die Erlaubniß Allerhöchstdenselben

ertheilt ,

dürfen, zu dem ein geschichte Genie

ernstes

ein Werk widmen zu Studium der Kriegs-

und die Bewunderung ,

Allerhöchſtihres

großen

geben.

Möge

und

Ahnherrn

Tapferkeit des preußischen Heeres anlassung

welche ich dem

selbes

die Ver:

zolle , des

Ereignisses , welches ich darin beschreibe ,

der

großartigen nicht un-

würdig sein , und das lebende Geschlecht zu Thaten ermuthigen, welche würdig sind,

mit denen seiner

Vorfahren verglichen zu werden .

Unsere Zeit ver-

langt vor Allem Månner, denen das Vaterland kein abstrakter Begriff ist , und welche für einen großen Gedanken ihr Leben zu opfern bereit sind.

Solche

Månner zählte das preußische Heer zu allen Zeiten

und es ist der schönste Ruhm Allerhöchſtihres Hauses, daß alle Glieder desselben dem Heere in jeder Tugend des Kriegers voranleuchteten.

So allein waren

die großen Thaten der Befreiungskriege möglich und nur so allein kann Deutschland werden, berufen ist: ,, ein Bund edler

wozu es

Volksstämme unter

trefflichen Fürsten ! "

In tiefster Ehrfurcht geharret Euer Königlichen Majestät

allerunterthänigft gehorsamster Ingolstadt, d. 5. December 1848.

I. Heilmann, Lieutenant und Adjutant.

Vorwort .

Die Schlacht bei Leuthen , ausgezeichnet in der Anlage · und Ausführung , ist eine der glänzendſten Waffenthaten des preußischen Heeres und seines königlichen Feldherrn, welcher ― gleich groß im Kriege wie im Frieden mit vollem Rechte den Beinamen „ der Einzige “ führt. Diese Schlacht verdient das

reifliche Studium jedes

Offiziers , damit er durch die trefflichen Combinationen, welche den Sieg vorbereiteten und errangen , seine militärischen Kenntnisse erweitere und vermehre, und damit er an dem großen Beispiele von Muth und Standhaftigkeit , von Entſchloſſenheit und Ausdauer , welche die preußischen Krieger an jenem Tage bewiesen , ſich erhebe und stärke für die ernsten Pflichten seines Berufes. Ich habe zur Beschreibung dieser Schlacht die besten Quellen , als Clausewitz , Decker , Bårenhorst, Kausler, Tempelhof, Oeuvres de Frédéric Ausgabe 1847, Rezow, Henckel von Donnersmarck, Geschichte des siebenjährigen Krieges von Offizieren des königlich preußischen Genes ralstabes bearbeitet, die Geständnisse eines österreichischen

VIII

Veterans und andere benüßt und würde mich reichlich für meine Mühe belohnt fühlen, wenn mir eine Schilderung derselben, welche zugleich das Wissen bereichert und das Gemüth erhebt, gelungen wåre. Unsere preußischen Waffenbrüder aber, denen Deutſchland das Beste bei Erringung ſeiner Freiheit von fremdem Joche verdankt, ersuche ich , in meiner Arbeit einen Beweis zu erblicken , daß man im Süden unseres gemeinſamen Vaterlandes ihren wohlerworbenen Ruhm zu würdigen weiß , und daß weithin die größte Anzahl ihrer süddeutschen Kameraden das verbrecheriſche Treiben einer elenden Rotte verachtet, welche Haß zwischen den edelsten deutschen Stämmen ſåen will, um dann ihre vaterlandsverrätherischen Entwürfe desto ungestörter ausführen zu können.

Daß ihr dies nicht gelingen wird, dafür bürgt

der Geist der deutschen Heere , unter denen das preußische mit Recht eine der ersten Stellen behauptet.

Ingolstadt, den 5. December 1848.

Der Verfasser.

r Deler glänzende Sieg auf den Feldern von Reichardtswerben, wo , wie Bärenhorst sagt , Soubise und ' Hildburghausen vom Erdboden weggespült wurden , hatte den Feldzug in Sachsen auf das ruhmvollste beendiget , und dem großen Heldenkönige Friedrich II. von Preußen die Freiheit gegeben, seine Aufmerksamkeit nach Schlesien zu wenden, woselbst die Oesterreicher anfingen, bedeutende Fortschritte zu machen. Einer der vortrefflichsten Generale des preußischen Heeres, Herzog August Wilhelm von Bevern , hatte von dem großen Könige die schwierige Aufgabe erhalten, mit höchstens 36,000 Mann Schlesien gegen die große österreichische Armee von 80-90,000 Mann zu decken *). Seine Armee war in

*) Nachdem der große König beschloffen hatte, in Sachsen einzubrechen, ließ er den 24. Auguft gegen Abend den Herzog von Bevern rufen , um ihm das Commando der Armee zu übergeben. Was den Herzog anbeträfe, sagte der König, ſo gäbe er ihm volle Gewalt zu thun oder zu laffen , was er wolle, er könne ihm jedoch, im Fall der Feind gegen ihn anrücke, da er zu schwach demselben gegenüber sei , keinen bessern Rath geben, als sich nach Schlesien zu werfen , wo er sich zwischen den Festungen und mit den hier befindlichen Magazinen noch einige Zeit behaupten könne. Die Garnison von Baußen, aus 8 Bataillonen unter Befehl des Generals Rebentisch bestehend , folle die Lücke von 16 Bataillonen und 18 Schwa= drons, welche er mitnähme, einigermaßen wieder ausfüllen. Dieses Vorhaben des Königs war allerdings ein sehr gewagtes. Die feindliche Armee brauchte nach dem Abmarsche des Königs nur zwei Tage zu warten , sich dann mit ihren überlegenen Kräften gegen uns in Marsch segen , und wir 1

2

3 Corps getheilt.

Das eine unter dem Generallieutenant

von Leftwig stand zu Bernstädel, das zweite unter dem Herzoge von Bevern zu Altſchönau und das dritte unter dem Generallieutenant von Winterfeldt zu Radmeriz.

Schon

im Juli war der Croatenobrist Janus in Schlesien eingerückt, hatte Landshut und Striegau beseßt , und alle erdenklichen Anstalten getroffen, um den Preußen die Zufuhren aus Schlesien zu verhindern.

Er wurde jedoch durch den Gene-

ralmajor von Grumbkow gezwungen , sich bis zum Eintreffen der österreichischen Armee in Schlesien, Mitte September, im Gebirge aufzuhalten.

Den 31. Auguft brachen alle

3 Corps nach Görliß auf, um die Verbindung mit Schlesien zu erhalten. Die österreichische Armee unter den Befehlen des Prinzen Carl von Lothringen , Schwager der Kaiſerin Maria Theresia, verließ den 1. September ihr Lager bei Zittau und rückte den folgenden Tag in das neue Lager zwischen Bernstädel und Leube , und den 6. September noch näher bis Schönau.

An diesem Tage fiel Baußen in ihre

Hände, wodurch sie die Gemeinschaft mit den in Sachsen befindlichen detachirten leichten Truppen herstellten. Der Herzog von Bevern hielt durch das Corps des Generallieutenants von Winterfeldt , welches bei 10,000 Mann zählte, die Verbindung zwischen Sachsen und Schlesien offen. Dieses

waren für immer von einander getrennt. Der König fühlte auch recht wohl seine Lage, denn er sagte, indem er den Herzog verabschiedete : "I Wenn Sie eine Schlacht gewinnen , Lehwald die zweite und ich die dritte , so bin ich nichtsdestoweniger doch verloren . Ich übergebe Ihnen meine Armee , thun Sie , was Ihnen gut scheint. Militairischer Nachlaß des preußischen General - Lieutenants Viktor Amadäus Graf Hendel von Donnersmarck 2c. Erster Theil 2te Abtheilung p . 282, 283.

3 Corps hatte nämlich bei Moys (Mies) am rechten Ufer der Neiffe ein Lager bezogen , machte.

welches Front gegen Schlesien

Es bildete zwei Treffen ;

der rechte Flügel ftand

2000 Schritte hinter Hermsdorf, Moys war mit einem Grenadier - Bataillon befeßt. Der linke Flügel stand vor der Vorstadt von Görlig , war daher durch dieselbe gedeckt , und hatte Leopoldshayn schräg vor der Front.

Der Holzberg

(Täckelsberg), welcher im ausspringenden Winkel der Stellung lag , war mit 3 Bataillons , einem Husaren - Regiment und einigen Kanonen und Haubigen befeßt. Den 7. September griffen bei 20,000 Desterreicher unter dem General Nadafti diesen Berg an, verdrängten die Preußen nach der tapfersten Gegenwehr und tödteten ihnen den General von Winterfeldt , während er beschäftiget war ," Verstärkungen herbeizuDer Verlust war auf beiden Seiten bedeutend. Für die Preußen war er jedoch ungleich größer, da sie einen ihrer

führen.

tüchtigsten Generale verloren hatten. Durch diesen Sieg, welchen die Desterreicher nicht weiter verfolgten , ging für den Herzog von Bevern die Verbindung mit Sachsen verloren. Um den Desterreichern beim Einfalle in Schlesien zuvorzukommen , ging die preußische Armee bei Görlig über die Neiffe und bei Siegersdorf unweit Naumburg über den Queis und erreichte den 19. September Abends Liegnis. Das winterfeldtsche Corps

welches nunmehr der General

Fouquet befehligte , deckte den Marsch. Hier bezog die Armee ein festes Lager ; Liegnig lag hinter dem rechten Flügel und der linke erstreckte sich über Barschdorf hinaus. Die Desterreicher, welche der preußischen Armee mit ganzer Macht stets zur rechten Seite marschirt waren , bezogen auf den Höhen bei Klosterwahlstadt, eine halbe Stunde von der preußischen Stellung entfernt , gleichfalls ein Lager. Bei dem Dorfe Barschdorf, welches mit Reduten versehen und mit

4

mehreren Bataillonen beſeßt war, versuchten die Desterreicher den 26. September durchzubrechen und den Preußen in die linke Flanke zu kommen. Es entspann sich nun eine Kanonade, welche bezweckte, daß sich die Desterreicher, nachdem der größte Theil ihrer Geschüße demontirt war, zurückziehen mußten , und daß von beiden Seiten einige hundert Mann blieben. Nachdem der Herzog von Bevern durch seine Märsche zu Ende des Monats Oktober und zu Anfang des November die bereits verlorne Verbindung mit Oberschlesien wieder eröffnet hatte, bezog er hinter der Lohe, Breslau im Rücken, eine defensive Stellung, den rechten Flügel an Cosel, den linken an Klein - Mochber , und von da rückwärts einen Haken bildend , an die Vorstadt St. Nikolaus gelehnt. Die öfterreichische Armee war den Preußen immer auf dem Fuße gefolgt, und hatte ihnen gegenüber bei Liffa ein Lager bezogen, um die Belagerung von Schweidniß zu decken und die Preußen in ihrem verschanzten Lager vor Breslau zu beobachten. In diesen Stellungen blieben die beiden Heere bis zur Schlacht vor Breslau, den 22. November 1757. Den 12. November verließ der große König Leipzig mit 18 Bataillons , 28 Eskadrons und 62 Geschüßen , zusammen 14,000 Mann , um die Festung Schweidniß , welche seit drei Wochen belagert war , zu entseßen.

Der Prinz Heinrich

von Preußen , Bruder des großen Königs , blieb mit 3 Bataillons und 6 Eskadrons an der Saale zurück , um den Marschall Richelieu zu . beobachten . Feldmarschall Keith hatte den Auftrag , durch das Erzgebirge in Böhmen einzuEr vollführte diesen Befehl mit vielem Glücke, indem er in Böhmen starke Contributionen eintrieb , ein beträchtliches

fallen.

österreichisches Magazin in Leitmeriß wegnahm und die Elbbrücke daselbst abbrannte. Ohne einen Mann verloren zu haben , kehrte er den 5. Dezember nach Chemniß zurück.

5

Durch diese Diversion

wurde

der österreichische General

Marschall von Biberstein gezwungen, die Gegenden bei Baußen und Zittau zu verlassen, und der große König konnte seinen Marsch ungehindert nach der Lausiß fortseßen. Den 13. November marſchirte die Armee bis Eulenburg , den 14. bis Torgau, den 16. bis Mühlberg, den 17. bis Großenhayn. Aus legterem Orte wurde der österreichische General Haddick vertrieben und zum Rückzuge gegen Königsbrück genöthiget, welches die Armee den 18. erreichte.

General Had-

dick zog sich hierauf in die Oberlausiß zurück , vereinigte sich mit dem General Marschall , worauf sich beide über Löbau nach Gabel zurückzogen.

Den 20. rückte die Armee über die

schwarze Elster bis Camenz , den 21. über die Spree bis Baußen, den 22. bis Weißenberg , und am 23. bis Görlig. Durch diese Märsche wurden die Generale Marschall und Haddick zum Rückzuge nach Böhmen genöthiget.

In Gör-

lig erhielt der große König die unangenehme Nachricht von dem Falle der Festung Schweidnig.

Der österreichische Ge-

neral der Cavalerie Graf Nadasti hatte diese Festung seit dem 13. Oktober mit 30,000 Mann eingeschlossen.

In der

Nacht vom 26. auf den 27. Oktober wurde die erste Parallele, zwischen dem Bögendorfer Fort und der Ziegelei, eröffnet.

Den 31. begann das Bombardement aus 5 Batterien,

welche mit 26 Geſchüßen besetzt waren.

Den 6. November

war die zweite Parallele vollendet und die Stadt wurde aus 50 Kanonen und 10 Mörsern beschoffen. war die dritte Parallele vollendet.

Den 10. November

Der Commandant dieser

Festung, Philipp - Loth von Seevr , Generalmajor und Chef der Ingenieure, und der Generalmajor von Grumbtow kapitulirten den 13. November , und ergaben sich mit der Besaßung , welche aus 10 Bataillons und dem größten Theile des Husaren-Regimentes Werner bestand, zusammen bei 6000 Mann , zu Kriegsgefangenen.

Der Befiß dieser

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Festung machte die Oesterreicher zum Meister des Gebirges und aller nach Böhmen führenden Päffe. Ihre Unternehmungen in Schlesien waren immer nicht basirt , so lange fie Schweidniß noch nicht erobert hatten .

Was wäre aus ihnen.

geworden, wenn der König , von Roßbach her , vor der Eroberung dieser Festung , die sich freilich länger hätte halten. können , angekommen wäre ! Kein Mann von dieser Armee wäre davon gekommen *). Nach der Eroberung dieses überaus wichtigen Plaßes, vereinigte sich der General Graf Nadafti , den 19. November, bei Klettendorf mit der österreichischen Hauptmacht , um nun vereinigt die preußische Armee in ihrer verschanzten Stellung vor Breslau anzugreifen, und so mit einem Schlage die Provinz Schlesien dem Könige zu entreißen. Den 24. langte der König in Naumburg am Queis an. Hier erfuhr er den Sieg der Desterreicher über den Herzog von Bevern. Die Schlacht vor Breslau ist sehr merkwürdig dadurch, daß der Angriff eines verschanzten Lagers zu den sehr seltenen Vorkommenheiten des Krieges gehört , und daß die Desterreicher in vier getrennten Colonnen zum Angriffe vorrückten **).

Bevor der Sieg entschieden war, räumte die

bevernsche Armee das Schlachtfeld und zog sich bei Breslau an das rechte Ufer der Oder und von da bis Glogau.

Die

Preußen hatten 8000 Mann, 36 Geſchüße und 5 Fahnen, die Defterreicher 6000 Mann und 4 Geschüße verloren.

Den

24. November gerieth der Herzog von Bevern, während einer Rekognoszirung, in feindliche Gefangenschaft.

Man glaubte,

er habe seine Gefangenschaft veranlaßt , um der Verantwor-

*) Bülow. Geist des neuen Kriegssystems. **) Clausewiß. 10. 67.

S. 233.

7 tung gegen den König überhoben zu sein.

An dem nämlichen

Tage kapitulirte der Commandant von Breslau , Generallieutenant von Leftwiß , che von feindlicher Seite noch ein Schuß gefallen war.

Die 3390 Mann starke Besaßung er-

hielt freien Abzug mit Gewehr und Gepäcke , und folgte der Armee nach Glogau, über welche auf des Königs Befehl nunmehr der General Zieten den Befehl übernommen hatte. Bis auf 400 Mann, war von der Breslauer Besagung während des Marsches alles davon gelaufen , was sich leicht er= klären läßt.

Unter diesen Leuten , worunter sich sehr viele Schlesier von Geburt befanden , hatte sich die Meinung ver-

breitet, daß es nunmehr um den König von Preußen geschehen, und Schlesien wieder unter österreichische Botmäßigkeit gerathen sei. Mit dem Falle der Hauptstadt Breslau schien Schlesien wirklich für den großen König verloren zu sein. Die Defterreicher hatten eine Schlacht gewonnen , waren im Besiß der Festung Schweidnig , des provisorisch befestigten Liegniß und der Hauptstadt Schlesiens, sohin war alles Land von Landshut an über Schweidnih bis Breslau in ihrer Gewalt , zu deffen Vertheidigung ihnen eine sehr zahlreiche , mit allen Kriegsbedürfnissen vortrefflich ausgerüstete Armee zu Gebote stand.

Diese Vortheile , welche sie jedoch nicht zu benußen

verstanden, machten sie glauben, der König mit seiner kleinen Armee wage nicht, ihren Koloß anzugreifen.

Zum Spott,

womit man den geschlagenen Feind so gern belegt, gleichsam als wollte man sich für zuvor erlittene Niederlagen dadurch rächen, oder weil die Freude über einen Sieg, oder der Haß gegen den Feind gern in Uebermuth ausartet , nannte man jezt die preußische Armee nur die Wachtparade von Berlin, und man war von dem Vorurtheil einer entschiedenen Uebermacht so sehr eingenommen , daß man bereits den Entwurf, nach welchem die Winterquartiere in Schlesien genommen

werden sollten , durch einen Curier nach Wien abschickte *). Nach der Eroberung von Breslau hatte die österreichische Armee hinter der Lohe eine feste Stellung bezogen ; das Hauptquartier befand sich auf dem schweidnißer Anger bei Breslau . Den 26. November marschirte der König bis Deutmannsdorf, den 27. bis Lobendau und den 28. bis Parchwiß, woselbst einige Stunden zuvor 1100 Panduren und Husaren unter dem österreichischen Obersten Gersdorf eingetroffen waren. Der König überfiel mit den Truppen der Vorhut dieses Detaschement, und brachte denselben einen Verlust von 80 Todten und 150 Gefangenen bei. Die Armee, welche von den mühsamen Märschen sehr erschöpft war, genoß hier einige Tage der Erholung. Sie hatte eine Strecke von 41 deutschen Meilen mit Einrechnung von 3 Ruhetagen in 16 Tagen zurückgelegt, in einer Jahreszeit , wo alle Wege verdorben und die Defileen äußerst beschwerlich zu pasfiren waren. Das Corps verlor gegen 300 Ermüdete , die in feindliche Gefangenschaft fielen. Außer einem kleinen Brod - Transport , welchen der König den 19. November in Königsbrück aus Dresden an sich gezogen hatte, marſchirte die Armee ohne Maga= zine. Die Truppen kantonirten stets , und mußten von ihren Wirthen auf das Beste verpflegt werden.

Dieser Marsch

zeigt von der Größe des Genies des gekrönten Feldherrn und ist ein Meisterstück der Kriegskunst **).

von Leipzig · 3 Meilen • 31 3



333

*) Schmidt, Geschichte der Deutschen. **) a. Tableau der Märsche des Königs bis Parchwiß. 13. November Eulenburg = 14. Torgau 15. = Ruhetag 16, Mühlberg 17. Großenhayn 18. Königsbrück Latus 6 Tage

= = = 3 15 Meilen

9

Die bevernsche Armee , welche bei Glogau an das linke Oderufer gegangen war , vereinigte sich den 2. Dezember bei Parchwiz mit dem Könige.

Sie bestand aus 29½ Batail=

lons , 104 Eskadrons und 103 Geſchüßen , nämlich 58 Bataillonskanonen, 25 Geschüße der Reserve - Artillerie und 20 schweren 12 Pfändern, welche der König auf den Vorschlag des Generals Reßow in Glogau hatte mobil machen lassen, da. es seit den unglücklichen Schlachten bei Collin und Breslau an schwerem Geschüße mangelte. Sie sind nach dem Bonmot des großen Königs, daß sie nämlich in der Schlacht bei Leuthen tüchtig gebrummt hätten, unter dem Namen der Brummer bekannt geworden. 1980 Pfund schwer.

Sie waren 22 Kaliber lang und

Diese Armee war muthlos und gebeugt

durch die kürzlich erlittene Niederlage.

Der König nahm die

Offiziere bei dem point d'honneur , er erinnerte sie an ihre früheren Thaten , und suchte die traurigen Ideen zu vertreiben , deren Eindruck noch frisch war ; selbst der Wein wurde

2- = 3/1/ = 21/1/ = 3 3 = 4 4

=

16 Tage

151 Meilen

=

Transp. 6 Tage 19. November Ruhetag und zieht einen kleinen Brod-Transport aus Dresden an fich = 20. Camenz 21 . • Baußen 22. Weißenberg 23. Görlig = 24. Naumburg = 25. Ruhetag = Deutmannsdorf 26. = 27. Lobendau = 28. Parchwiz

41 Meilen.

b. Brief des Königs vom 1. Dezember aus Parchwiß an den Prinzen Heinrich : Je suis ici depuis le 28, à attendre les autres ; j'ai fait depuis le 12 , départ de Leipzig , quarantedeux milles d'Allemagne avec les troupes .

10 ein Mittel , die niedergeschlagenen Gemüther aufzuheitern. Der König sprach mit den Soldaten ; er ließ ihnen Lebensmittel unentgeldlich verabfolgen , kurz , er machte von allen Mitteln Gebrauch , welche die Einbildungskraft erzeugen konnte , und welche die Zeit gestattete , um bei den Truppen jenes Vertrauen wieder zu erwecken , ohne welches die Hoffnung zum Siege vergebens ist. Schon fingen die Gesichtszüge an, sich aufzuheitern ; und die, welche die Franzosen bei Roßbach geschlagen Muth zu .

hatten , redeten

ihren Waffenbrüdern

Etwas Ruhe gab dem Soldaten wieder Kraft,

und die Armee war bereit , bei der ersten sich ergebenden Gelegenheit, den Flecken vom 22. abzuwaschen *) Der König gab nun seinem Heere nachfolgende Schlachtordnung : Avantgarde. Manteufel Grenadiere Kalkreuth ..

• Haacke Wedel

Golze...

Prinz v. Bevern { Affeburg Latorf Wedel •

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"/ Heyden Bornstedt Musketiere

Igenpliz Meyerink

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1 Bataillon 1 "/ 1 "/ 1 "/ 1 1 "/ 2 "/ 2

10 Bataillons.

Zieten

Erstes Treffen. General der Infanterie Fürst Moriß von Anhalt - Dessau. • 3 Eskadr. Garde du Corps . Lentulus • 5 men "/ Gendar { 5 "/ Seidlig Kürassiere Schmettau Markgr. Friedrich Küraff. 5 18 Eskadr.

Tome IV. Histoire *) Oeuvres de Frédéric le Grand. de la guerre de sept ans. Tome I. p. 161. 162.

11 Uebertrag 18 Eskadr.

5

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5

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Bar. Schönaich { Schönaich Küraffiere Unruh Grenadiere

Ferdinand Prinz von Preußen

rechte Flanke . . 1 Bat. Kleist Grenadiere rechte Flanke . 1 "/

Kremzow Grena1 diere

Prinz Franz von

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Markgraf Carl . 2 2 " • Garde 1 • Rehow . 2 Kannacker • · 2 "/ · • Pannewiz

Braunschweig

Kahlden .

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• · Geist Münchow . . { Winterfeldt • · · 2 Forkade

Regow

Alt-Braunschweig 2 Burgsdorf Gre1 nadiere .

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Schenkendorf Gre= nadiere . • 1

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Düringshofen Grenadiere 1. Flanke 1

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Kurffel Grenadiere linke Flanke .. 1

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Bornstedt ..

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Stechow Drago= ner .

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Driesen

Stechow . . . {

Kyau Kürassiere { Driesen "

5 "

Bayreuth Dragoner

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24 Bat. 48 Eskadr.

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Zweites Treffen.

Markgraf Carl.

Zetteit

Normann Dragoner

5 Eskadr. 5 "/

{ Zetteit Dragoner Würtemberg Dragoner . Jung-Krockow Jung =- Krockow

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Dragoner ... Preußen Muske= 1 Bat. tiere ... Münchow Mus1 "/ fetiere = Jung - Braun-

Würtemberg Musketiere .

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Desterreich Gre= + 1 nadiere ..

Plög Grenadiere 1 Prinz Ferdinand Grenadiere . 1 Kahlden Grena1 diere . . .

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Oldenburg . Prinz Heinrich Musketiere . . . 1 Kalkstein Musketiere • · 2 KrockowKürassiere Krockow . . . { Karabiniers Bredow

Schönaich { Gesler

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schweig Musketiere Bülow

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11 Bat. 40 Eskadr.

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Reserve. Zieten Husaren • Werner "/

10 Eskadrons 10 "/

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Fußjäger

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Warnery Husaren

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Le Noble Freibataillon Angenelli Kalben

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Seidlig "/ Puttkammer ,,

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3 Bataill. 44 Eskadrons .

Rekapitulation.

Avantgarde 1stes Treffen 2tes "/ Reserve .

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10 Bataillons - Eskadrons 24 48 " 11 40 "/ "/ 44 31 "/ "/ 48½ Bataill. 132 Eskadrons.

21,000 Mann Infanterie. Cavalerie. 11,000 "/

7

32,000 Mann mit 167 Geschüßen. a) Bataillonskanonen 96 b) Reserve - Artillerie 63 Kanonen 8 Haubigen

159 Kanonen 8 Haubigen .

167 Geschüße.

14

Den 4. Dezember mit Tagesanbruch verließ die Armee Parchwiz und marschirte in folgender Ordnung bis Neumarkt : Avantgarde .

800 Freiwillige. 10 Bataillons 1 Grenadier - Bataillon Manteufel. 1 Haacke. "/ 1 Wedel. " "/

"/

Heyden.

1 Musketier - Bataillon Bornstedt. 1 Affeburg. " 2 "/ " Igenpliz. Meyerink. " "/

Alle Fourierschüßen . Bataillon Fußjäger.

3 Freibataillons. 1 Bataillon Le Noble. 1 Angenelli. 1 Kalben. "/ 34 Eskadrons Husaren. 10 Eskadrons Zieten. 3 Warnery . "/ 5 Czeculi . "!

6 10

Seidlig. 1/

Puttkammer.

15 Eskadrons Dragoner. 5 Eskadrons Zetteit. 5 Normann.

5

"/

Krockow.

10 Stück schwerer 12 Pfünder.

15

Hierauf folgte die Armee in vier Colonnen , flügelweise rechts abmarschirt :

Er ste

Colonne.

Cavalerie des rechten Flügels des 1ften und 2ten Treffens. 33 Eskadrons. 3 Eskadrons Garde du Corps . 5 Gendarmen. "/ 5 " Seidlig. cr

5 5

Markgraf Friedrich.

"

5

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5

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3 weite

Prinz Schönaich. Würtemberg. Alt - Krockow.

Colonne.

Rechter Flügel der Infanterie des 1ften und 2ten Treffens. 19 Bataillons , wovon die drei leßten die Nachhut bildeten und die Bagage deckten. 1 Bataillon Kremzow . 2 "/ Markgraf Carl. 2 Garde. " 1

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Rehow. Kannacker.

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Prinz von Preußen. Münchow.

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Desterreich

1

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1

Jung-Braunschweig. Würtemberg .

Nachhut.

Prinz Ferdinand

31 Geschüße der schweren Artillerie.

16

Dritte

Colonne.

Linker Flügel der Infanterie des 1ften und 2ten Treffens. 16 Bataillons.

2 Bataillons Geist. 2 "/ Winterfeldt. 2 " Forkade. 2 " Braunschweig. 1 "/ Burgsdorf. 1

"

Schenkendorf.

1

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Kurffel. Kahlden.

1

Düringshofen.

1

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2

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Prinz Heinrich. Kalkstein.

30 Geschüße der schweren Artillerie. Vierte Colonne. Cavalerie des linken Flügels des 1sten und 2ten Treffens.

40 Eskadrons. 5 Eskadrons Stechow. 5 "/ Kyau. 5 Driesen. "/ 10

"/

Bayreuth. Karabiniers.

5

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5

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Schönaich. Gesler.

5 10 10

Nach hut. 10 Eskadrons Werner Husaren . Der König , welcher mit den Husaren der Avantgarde vorangeeilt war, hatte unterwegs in Erfahrung gebracht, daß der Feind in Neumarkt seine Feldbäckerei unter dem Schuße

17

von 1000 Panduren, Bannalisten und Husaren etablirt habe, und daß die Armee des Prinzen Carl in kurzem daselbst erwartet werde.

Da er überdieß in Beſeßung von Kammen-

dorf dem Feinde zuvorkommen wollte, beschloß er den Angriff, ohne die Infanterie und das Geschüß abzuwarten.

Er ließ

einige Eskadrons absizen , welche das Stadtthor sprengten, während ein Regiment zu Pferde folgte und mit verhängtem Zügel in die Straßen stürzte, 100 Kroaten niederhieb und 600 zu Gefangenen machte ; überdieß fielen 80,000 Brødportionen in die Hände der Preußen. Der Prinz von Würtemberg , welcher die Anführung der Avantgarde übernommen hatte, führte dieselbe in ein Lager bei Kammendorf. Die Cavalerie und schwere Artillerie der Armee ging durch das Defile und lagerte jenseits , während die Infanterie dieffſeits Neumarkt blieb. Der Prinz Carl von Lothringen , welcher die Vereinigung der bevernschen Armee mit dem Könige verhindern wollte, verließ den 4. Dezember, also den zweiten Tag nach der schon geschehenen Vereinigung, seine feste Stellung hinter der Lohe , überschritt dieselbe und das schweidnißer Wasser und schmeichelte sich, den König wenigstens ganz aufzureiben. Die Bagage und einen großen Theil des schweren Geſchüßes, welches er zur Besiegung der Wachtparade von Berlin nicht für nöthig erachtete, schickte er über das schweidniger Waffer zurück. Auf die Nachricht , daß der König schon bis Neumarkt vorgerückt sei und die Vereinigung mit der bevernschen Armee bewirkt habe, verging dem Prinzen plöglich jeder Gedanke zum wohlbeschloßnen Angriffe und er ging zur Vertheidigung über, aber ohne die Vortheile derselben zu haben ; nur einer blieb ihm , daß er den Aufmarsch seiner Armee in Ruhe besorgen konnte, und nicht wie bei Mollwig und Hohenfriedberg oder wie die Reichsarmee bei Roßbach in der Entwickelung schon geschlagen wurde.

Dieser Vortheil war für 2

18

die damalige Zeit sehr wichtig gegen einen Feind, der in den Bewegungen eine entschiedene Ueberlegenheit hatte *).

Der

rechte Flügel der österreichischen Armee lehnte an Nipern, der linke an Gohlau, im Rücken befand sich das schweidnißer Waffer. Als der König erfuhr , daß der Prinz seine feste Stellung verlassen und das schweidniger Waſſer im Rücken seiner neuen Aufstellung habe, sagte er zu dem Generalmajor Prinz Franz von Braunschweig :

Der Fuchs ist aus seinem

Loche gekrochen, nun will ich auch seinen Uebermuth strafen." Anstatt sich in die alte feste Stellung hinter der Lohe zurückzuziehen, was vielleicht auch geschehen wäre , wenn man dem Prinzen von Lothringen Zeit hierzu gelaffen hätte , oder in eine kräftige Offensive überzugehen, wie er es anfangs wirklich im Plane zu haben schien , hatte er vorgezogen , seinem Heere eine jener ausgedehnten Stellungen zu geben , welche in den meisten Fällen den eigenen Untergang herbeiführen. Der große König freute sich, den Feind in einer Stelfung zu finden , die seine Unternehmungen erleichterte ; denn er war nun einmal genöthiget und entschlossen , die Oesterreicher überall anzugreifen, wo er sie fände, und wäre es auf dem Zobtenberge ** ) .

Dieser heroische Entschluß hat Schle-

siens Schicksal entschieden. Um die moralische Kraft seines kleinen Heeres zu heben, versammelte der große König sämmtliche Generale und Stabsoffiziere um sich, und hielt an sie jene ewig denkwürdige Rede,

*) Clausewiß. 10. p . 68. **) Le Roi se réjouit de trouver l'ennemi dans une telle position, qui facilitait son entreprise ; car il était obligé et déterminé d'attaquer les Autrichiens partout où il les trouverait, fût- ce même au Zobtenberg. Histoire de la guerre de sept ans I. 163.

19

welche so große Wirkung vollbrachte , und von welcher jeder preußische Offizier billig eine Abschrift besigen sollte. „ Ihnen , meine Herren , “ -so redete der König die Versammlung an - "/ ist es bekannt , daß es dem Prinzen Carl von Lothringen gelungen ist , Schweidniß zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein Theil von Schlesien , meine Hauptstadt und alle meine darin befindlich geweſenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch vorloren gegangen , und meine Widerwärtigkeiten würden aufs Höchste gestiegen sein , seßte ich nicht ein unbegränztes Vertrauen in Ihren Muth, Ihre Standhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben.

Ich erkenne diese dem Vaterlande und mir

geleisteten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens.

Es ist fast keiner unter Ihnen , der sich nicht durch

eine große, ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte , und ich schmeichle mir daher , Sie werden bei vorfallender Gelegenheit Nichts an dem mangeln lassen , was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fordern berechtigt ist.

Dieser Zeitpunkt

rückt heran ; ich würde glauben, Nichts gethan zu haben, ließe ich die Desterreicher in dem Besiz von Schlesien. Laffen Sie es sich also gesagt sein : ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Carl angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde , noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens ; Alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen , und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden suchen.

Ich muß diesen Schritt

wagen, oder es ist Alles verloren ; wir müssen den Feind schlagen, oder uns alle vor seinen Batterien begraben laffen. So denke ich werde ich handeln . Machen Sie diesen

20 meinen Entschluß allen Offizieren der Armee bekannt ; bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden ; und kündigen Sie ihm an , daß ich mich berechtigt halte , unbedingten Gehorsam von ihm zu fordern. Wenn Sie übrigens bedenken , daß Sie Preußen sind : so werden Sie gewiß sich dieses Vorzuges nicht unwürdig machen; ist aber Einer oder der Andere unter Ihnen , der fich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten , ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden *)" Diese Rede des Königs durchströmte die Adern der anwesenden Helden , fachte ein neues Feuer in ihnen an, sich durch ausgezeichnete Tapferkeit hervorzuthun , und Blut und Leben für ihren großen Monarchen aufzuopfern , der diesen Eindruck mit der innigsten Zufriedenheit bemerkte.

Eine hei-

lige Stille, die von Seiten seiner Zuhörer erfolgte, und eine gewiffe Begeisterung, die er in ihren Gesichtszügen wahrnahm, bürgte ihm für die völlige Ergebenheit seiner Armee.

Mit

einem freundlichen Lächeln fuhr er darauf fort : Schon im Voraus hielt ich mich überzeugt, daß keiner von Ihnen mich verlaffen würde ; ich rechne also ganz auf Ihre treue Hilfe und auf den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben , und Sie für Ihre mir geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ín's Lager , und wiederholen Ihren Regimentern , was Sie jest von mir gehört haben. “

*) Dieser besondere Zusaß war der Rath , den General Wobersnow dem Könige gab, als dieſer bekümmert ſchien , об auch seine Offiziere bereit sein würden , sich mit ihm in die bevorstehende augenscheinliche Gefahr willig zu stürzen ? Friedrich milderte indeß den Ausdruck , dem Wobersnow die ftärkste Energie, d . h . Ein H — t, der mir nicht folgt, zu geben vorschlug. Repow. 241.

21

So lange hatte Friedrich II. in dem Tone der Ueberzeugung geredet, um den Enthusiasmus seiner Zuhörer anzufachen ; jest aber , da er sich von der unwiderstehlichen Gewalt seiner Worte überzeugt hielt , sprach er wieder als König, und kündigte die Strafen an, die er über diejenigen verhängen wollte , die ihre Schuldigkeit verabsäumen würden. ,,Das Regiment Cavallerie " — fagte er

,, welches nicht

gleich, wenn es befohlen wird , sich unaufhaltſam in den Feind stürzt , lasse ich gleich nach der Schlacht absigen , und mache es zu einem Garniſon - Regimente.

Das Bataillon

Infanterie, das, es treffe worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel , und ich laffe ihm die Borten von der Montirung abschneiden. Nun leben Sie wohl, meine Herren ; in Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." So verstand der große König die feltene Kunft, zu einer und eben derselben Zeit Zutrauen zu erwecken und Gehorfam einzuprägen.

Seine Beredsamkeit und ein gewiffer ge=

meffener Ausdruck, den er auf seine Reden zu legen wußte, waren so hinreißend , daß - ich will es kühn behaupten auch der roheste, gefühlloseste Mensch, ja selbst derjenige, der mit ihm unzufrieden zu ſein gegründete Ursache haben mochte, enthuſiaſtiſch für ihn werden mußte , wenn er Friedrich so aus dem Herzen reden hörte. Die Begeisterung , die er der Versammlung einzuflößen gewußt hatte, ergoß sich bald über alle übrigen Offiziere und Soldaten der Armee. ter Jubel.

Im preußischen Lager ertönte ein lau-

Die alten Krieger, die so manche Schlacht unter

Friedrich II. gewonnen hatten , reichten sich wechselseitig die Hände, versprachen einander treulich beizustehen, und beschworen die jungen Leute, den Feind nicht zu scheuen , vielmehr seines Widerstandes ungeachtet ihm dreift unter die Augen zu treten.

Man bemerkte seitdem bei jedem ein gewiffes

22

inneres Gefühl von Festigkeit und Zuversicht ; gemeiniglich glückliche Vorboten eines nahen Sieges.

Mit Ungeduld er--

wartete das Heer den Befehl zum Aufbruch, und diese kleine Schaar

wiewohl auserlesene Soldatenging willig und

zufrieden ihrem Schicksal entgegen.

Was konnte nicht der

König mit solchen Truppen ausrichten, und was bewirkte nicht durch sie sein fruchtbares Genie ! *) Schlachtordnung **) der österreichischen Armee (D ). I.

Treffen.

Bat. Esk.

6

Erzherzog Leopold 6

Stampach , Löwenstein ,

6

6

6

Leopold Daun . Puebla . •

2 2 2 2 2

Aremberg

1

Alt-Wolfenbüttel

2

Joseph Esterhazi

2

Latus

6

Dragoner Würtemberg Dra-

Kürassiere . . Luchesi Kürassiere

Neiperg . Botta •

Treffen. | Bat. | Esk.

Benedikt Daun

Erzherzog Joseph Dragoner ...

Kaiser .

II.

15

6

goner Serbelloni Drago=

6

ner Anhalt-Zerbst Dra

6

goner

30

1

Carl v. Lothringen Waldeck

1

Wallis

1

Pallavicini

1

Kollowrath . + Durlach

2

Deutschmeister ..

1

Latus

8

1

24

*) Die Rede mit ihrer Wirkung 2c. hat Verfasser wörtlich aus eines Augenzeugen Schilderung entnommen. Es ist nämlich die Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des fiebenjährigen Krieges , welche Rezow zum Verfasser hat. Obiger Gegenstand findet sich Seite 240 mit 243 . **) Die Namen der Generale und ihre Verwendung konnte nicht ermittelt werden.

23 I

Treffen.

15

Keubl

Browne .

1

Bethlem ·

1

1

Harsch . Baden-Baden . +

2

2

+

1

Gaisrugg 6

Anspach Dragoner Giulay " Kalkreuth

8

6

"/

Erzherzog Ferdinand Dragoner

6

Darmstadt ,

6

24

1

2

Hildburghausen + Erzherzog Carl .

Transport • •

Würzburg .•

22

Molk . •

Treffe n. | Bat. | Esk.

30

Nikolaus Esterhazi | 2 1 Thierheun . +

II.

00

Transport

Bat. | Esk.

1

Ludwig Wolfenbüttel

2

Harrach

2

Odonel Kürassiere

6

Schmerzing " Birkenfeld 17

6

6

Kollowrath Dra6

goner ·

25

19

60

48

Reserve.

Bat. Est. Bat. Est. Transport

4 1

1

Haller . Andlau •

Sachsen- Gotha . Arberg . 4

1

Mercy •

1

1

Ligne

1

Latus

4

Los Rios + •

Königsegg

+

+

8

24

Corps des Generals der Cavalerie Graf Nadafi (E) . Bat. Est.

Bat. Est.

Transport 20

Bathiany Drago6

Leib - Regiment . Truchses +

6

Rödern .

Zweibrücken Küraffiere

2

Prinz Ludwig .

Leopold Palfi .

1

Haller

1

Würtembergische Grenadiere .

Maquire ..

1

Johann Palfi . Alt-Bathiany

1



1

Dragoner ... Sachsen =- Gotha

1

Dragoner .

Forgatsch Clerici • •

1



Spignas .

Luzani .. Jung -Modena

2

vaulegers . . .

• Minuzzi • • • = Jung -Preyfing •

2

Brühl Chevaule-

Prinz Clemens •

2

Kurfürst

1

2

2

2

20

6

Prinz Albert Che=

Morawigky ♦

Latus

3

-

Heinrich Daun

12 2 2

ner

4

4

gers .. Prinz Carl Che-

4

vaulegers

12

32

36

Recapitulation.

Erftes Treffen Zweites Reserve

"/

25 Bat. 19 " 8

Korps von Nadafti 32

"/

60 Est. 48 "/ 36

"/

Summa 84 Bat. 144 Eskadr. ohne die

25 Grenadier- und Karabinier -Com pagnien und ohne die leichten Truppen.

80-90,000 Mann mit beiläufig 210 Geschüßen, a) Bataillonskanonen 168 b) Schwere Kanonen

42

210 Geschüße . Der äußerste rechte Flügel , das Reservecorps des Herzogs von Ahremberg , stieß an Nipern. Vor der Front dieses Corps befand sich ein Gehölz, deffen westliche Lisiere mit Infanterie und einigen Bataillonskanonen beſeßt war. Zur linken dieses Corps stand die Cavalerie des rechten Flügels, Guckerwiz im Rücken.

Die Infanterie stand mit dem rech-

ten Flügel hinter Leuthen.

Frobelwig war mit 8 , Leuthen

Die Cavalerie des mit 7 Grenadier - Compagnien besetzt. Nach Decker's hinaus. linken Flügels stand über Leuthen Kalkül scheint die schwache österreichische Reserveartillerie in folgender Art vertheilt gewesen zu sein, wobei die Batterien der leichten Uebersicht wegen numerirt werden *). Batterie No. I. von 8 Geschüßen stand vor dem rechten Flügel der Infanterie hinter Frobelwig, die Zugänge zu dieſem Dorfe in der Richtung auf Heide vertheidigend. Batterie No. II . von 8 Geſchüßen zu demſelben Zwecke stand links neben Frobelwig. Batterie No. III . von 8 Geschüßen stand näher nach der Mitte auf der sanften Höhe zwischen Frobelwig und Leuthen. Auf dem übrigen Theil der ganzen Linie , auf einer Länge von beiläufig 5000 Schritt, stand keine einzige Kanone.

*) Was die Aufstellung und Verwendung der Artillerie in dieser Schlacht anbelangt, wird Verfaſſer jederzeit dem rühmlichst bekannten Werke: „ Die Schlachten und Hauptgefechte des fiebenjährigen Krieges 2c." des für die Militair - Literatur leider zu früh verstorbenen preußischen Generalmajors Carl v. Decker folgen.

26

Das Corps des Generals der Cavalerie Grafen Na dasti , welches zuvor das dritte Treffen gebildet hatte, schloß sich an die Cavalerie des linken Flügels an , und hatte hier, wie bei Breslau, sein eigenes Schlachtfeld, und bildete den äußersten linken Flügel der österreichischen Aufstellung. Die kaiserlichen Truppen bildeten den rechten Flügel dieses Corps, hierauf folgten die Würtemberger und in der äußersten linken Flanke die Bayern.

Es erstreckte sich von Leuthen an über Sagschüß , wo es hinter dem Dorfe einen ausspringenden Winkel bildete , zurück über das Vorwerk Kolin bis an den Gohlauer Mittelteich. Die Aufstellung dieser Hülfstruppen in der äußersten linken Flanke der Schlachtordnung wird vielfältig getadelt, indem diese Truppen nicht mit dem besten Willen für die österreichische Sache zu fechten geneigt gewe= sen wären. Der österreichische Veteran theilt zwar gleiche Meinung , fügt aber hinzu , daß wenn man an ihre Stelle österreichische Kerntruppen, nämlich einige Grenadier - Bataillone, gestellt hätte , so würden diese vielleicht einige Dußend Patronen mehr verschoffen haben, wären aber am Ende doch eben so wenig im Stande gewesen , einen Angriff abzuschla= gen , den der König auf dieser Seite mit der ganzen Infanterie seines rechten Flügels , und , wie ich glaube , unterstüt vom Corps der Reserve unternommen, und folglich den Vortheil hatte , binnen weit fürzerer Zeit eine ungleich größere Menge Leute ins Gefecht zu bringen , als die Desterreicher, welche selbst bei gleicher Güte der Truppen allemal entſcheidend ift *).

Die westliche Lisiere des Fichtenbusches (Kaul-

busch), welcher südöstlich von Sagschüß liegt, war mit einem Verhau versehen , der von diesem Orte bis auf einige hundert Schritte an den Fuchsberg reichte. Hinter diesem Verhau standen 3 würtembergische Grenadier - Bataillone mit

*) Geständnisse eines österreichischen Veterans. p . 431 , 432.

27

ihren 6 Bataillonskanonen.

Die Batterie No. IV. von 4

Kanonen stand auf einem dominirenden Hügel hinter Sagschüß, das Dorf auf einige hundert Schritte vor sich habend. Batterie No. V. von 14 Geſchüßen befand sich in der linken Flanke auf einem Hügel zwischen Sagschüß und Gohlau, doch scheint diese Batterie erst dann formirt worden zu sein , als dieser Flügel bedroht und Sagſchüß angegriffen wurde. Zwischen den beiden Treffen der Infanterie standen einzelne Eskadrons ; die Aufstellung war daher ohne taktischen Zuſammenhang . Meile.

Die Länge der Front betrug über eine deutsche

5 Cavalerie - Regimenter ,

3 fåchsische Dragoner- und

2 österreichische Husaren - Regimenter , unter dem sächsischen Generallieutenant von Nostiz , waren vom rechten Flügel vorgeschickt worden und standen drei viertel Meilen , ohne Soutien , als Vorhut , bei dem Dorfe Borna. Sie hatten den Auftrag ,

die preußische Vorhut anzugreifen , um die

Marschrichtung der Armee kennen zu lernen. Den 5. December in aller Früh brach die Armee in der nämlichen Ordnung , wie den vorigen Tag , von Neumarkt auf, und schlug den Weg nach Borna ein (A) .

An

der Spiße der Avantgarde (B) marschirte, wie bei Roßbach, eine Batterie von 10 Stück schwerer 12 Pfünder.

Als die

Avantgarde dem Dorfe Borna näher gerückt war , entdeckte fie ein großes Treffen Cavalerie , deffen rechter Flügel sich gegen Nipern zog , und dessen linker , welcher weiter vorgerückt war, sich an ein Gehölz lehnte, welches der Armee des Königs zur rechten Seite lag.

Anfangs glaubte man, es ſei

ein Flügel der österreichischen Armee, deren Mitte man nicht sehen könne ; allein die , welche Erkundigung davon eingezogen hatten, versicherten, es sei ein Vortrab der österreichischen Armee.

Die Infanterie der Avantgarde, 10 Bataillone, be-

sezte das Gehölz, welches in der linken Flanke des Generals

28

Grafen Nostiz lag , während die 34 Eskadrons Husaren der Avantgarde , unter dem Schuße eines dichten Nebels, sich auf den feindlichen Vortrab losstürzten und denselben über Heide bis nach Frobelwig auf seine Hauptstellung warfen.

Da der

leştere Ort mit Infanterie besegt war, vallirten sich die Husaren wieder bei Borne (C) .

Die Preußen machten 11 Of-

fiziere und 800 Mann zu Gefangenen , und erbeuteten mehrere Standarten und die Bagage.

General Graf Nostiz ,

welcher von dem General Graf Luchesi, der den rechten Flügel befehligte, Verstärkungen verlangt hatte, dieselben aber nicht erhielt, suchte den Tod, welchen er auch mit 14 Säbelhieben bedeckt, nach einigen Tagen fand. Der österreichische Vortrab blieb vor der Hauptstellung ; sein rechter Flügel lehnte sich an das Gehölz bei Nipern, der linke an Frobelwiz.

Mit diesem Gefechte , welches über eine halbe Stunde

gedauert hatte , begann die ganze Reihe fehlerhafter Anordnungen , welche österreichischer Seits an diesem Tage getroffen wurden *).

Von einem Hügel bei dem Dorfe Heide unterschied man die österreichische Armee so deutlich , daß man sie Mann für Mann hätte zählen können ; ihr rechter Flügel, der, wie man wußte, bei Nipern stand, war durch das Gehölz von Nipern verdeckt.

Vom Mittelpunkt bis zum linken Flügel entging

nichts dem Auge des Beobachters.

Beim ersten Anblick die-

ser Truppen und nach Beschaffenheit des Terrains, urtheilte der große König, daß der Hauptschlag gegen den linken Flügel dieser Armee gerichtet werden müsse , welcher sich über einen mit Fichten bewachsenen Hügel ausbreitete, aber schlecht angelehnt war. Hatte man diesen Posten in seiner Gewalt, so genoß man den Vortheil des Terrains für den übrigen

*) Militairische Briefe eines Verstorbenen 2c. 1fte Abtheilung . 303.

4te Sammlung.

29 Theil der Schlacht , weil es sich von da fortwährend gegen Nipern senkt und abfällt.

Ließ man sich dagegen mit der

Mitte in ein Gefecht ein , so konnte der österreichische rechte Flügel durch das Gehölz von Nipern gehen, und den Angrei= fenden in die Flanke fallen , und man würde doch jedenfalls mit dem Angriffe dieses Hügels , der die ganze Ebene be= herrscht , haben enden müssen.

Auf solche Weise wäre die

härteste und schwierigste Arbeit für das Ende aufgespart wor den, wo die Truppen vom Kampfe angegriffen und ermattet, nicht mehr zu großen Anstrengungen brauchbar sind. Fing man aber mit der schwierigsten Unternehmung an, so benugte man die erste Hiße des Soldaten , und der Rest der Arbeit war leicht *).

In Folge dieser Gründe ordnete der große

König die Armee sogleich zum Angriffe des feindlichen linken Flügels. Der österreichische Feldherr lebte in der festen Ueberzeugung , der König werde , wenn er es wirklich wagen würde, die Offensive zu ergreifen, seinen rechten Flügel zum Angriffsobjekt wählen, und hatte diesen durch mehrere Bataillons aus dem zweiten Treffen und dem größten Theil der Cavalerie vom Corps des Generals Nadafti verstärkt.

General Graf

Luchesi, welcher, wie bekannt, diesen Flügel befehligte, und noch den vorigen Tag das preußische Heer spottweise die berliner Wachtparade genannt, und den Prinzen von Lothringen in seinen Beschlüssen wankend gemacht hatte, ver langte auf das dringendste noch weitere Verstärkungen, welche er auch durch das bei Nipern gestandene Reservecorps erhielt. Unterdessen hatten die preußischen Colonnen ihren Marsch fortgeseßt, waren bei Borna, welches zwischen der zweiten und dritten Colonne liegen blieb, vorbeigegangen, und hatten ihren Marsch nach Lobeting eingeschlagen .

Es war kein schö-

* ) Histoire de la guerre de sept ans. I. 164. Ausgabe 1847.

30

nerer Anblick.

Die Teten waren beständig in gleicher Höhe,

und in der zur Formirung nöthigen Entfernung voneinander, die Züge hielten ihre Distanzen so genau als wenn es zur Revue gegangen wäre. Daher konnte denn auch die Armee in der größten Geschwindigkeit aufmarschiren *) . Zwischen den beiden vorerwähnten Dörfern ließ der große König die Leten der Colonnen rechts abschwenken , wodurch der Flügelabmarsch in einen Treffenabmarsch (F) verwandelt wurde. Der Generalmajor von Wedel marſchirte mit 4 Bataillons, 2 Jßenpliz und 2 Meyerink , links neben der Tete des rechten Flügels der Infanterie, um den ersten Angriff auszufühDie übrigen 6 Bataillone der Avantgarde blieben

ren (H) .

an der Tete (G) , den Aufmarsch und die Flanke der Cavalerie gegen das Feuer aus dem Fichtenbusche bei Sagschüß zu decken. Die spezielle Vertheilung der Artillerie ist zwar, wie gewöhnlich , nicht bekannt , indessen meint Decker, daß man mit ziemlicher Sicherheit behaupten könne , daß sie in fünf Batterien getheilt war , was sich aus dem Gange des Gefechtes nachweisen läßt. Batterie No. I. aus 10 schweren 12 Pfündern bestehend, befand sich bei der Avantgarde.

Bat-

terie No. II. von 15 Kanonen und 2 Haubißen beim rechten Flügel der Infanterie. Zwei Batterien No. III . und IV. jede von 12 Kanonen und 2 Haubigen , beim Centrum des ersten Infanterietreffens , und die Batterie No. V. von 14 Kanonen und 2 Haubigen beim linken Flügel der Infanterie. Die Haubigen sind hier als gleichmäßig vertheilt angenommen, weil weder die Disposition noch die Relationen eine Gesammtwirkung dieser Geschüßgattung andeuten.

Da die

Infanterielinie 3800 Schritte lang war, so kam auf jegliche 900 Schritt eine große Batterie , folglich war durch diese Vertheilung ein Zuſammenwirken und gegenseitiges Unter=

*) Tempelhof.

Theil I.

p . 288.

31

flüßen vorbereitet, und mehr kann man von keiner primitiven Eintheilung der Artillerie verlangen.

Eine besondere Ge-

schüß - Reserve zu haben, war damals nicht üblich *) . Der große König cotovirte mit den Husaren diesen Marsch seiner Armee , auf einer Hügelreihe , die dem Feinde die Bewegungen, welche hinter diesen Hügeln vorgingen, verdeckte. Da er sich zwischen beiden Armeen befand , beobachtete er die der Oesterreicher und leitete den Marsch der feinigen.

Er schickte Offiziere ab , welche sein Vertrauen

genoffen , die einen , um die Bewegungen des feindlichen rechten Flügels , die anderen gegen Kanth, um den General Draskowiß , welcher daselbst lagerte , zu beobachten.

Zu

gleicher Zeit wurden Rekognoszirungen längst des schweidniger Waffers vorgenommen , um sich zu versichern , daß die Armee während des Treffens , in ihrem Rücken nichts zu be= fürchten habe. Das Projekt , welches der König auszuführen beabsich= tigte, war, seine ganze Armee in die linke Flanke der Oesterreicher zu werfen , mit seinem rechten den kräftigsten Stoß auszuführen , und seinen linken Flügel mit solcher Vorsicht dem Feinde zu refüsiren, daß man keine solche Fehler zu befürchten hätte , wie in der Schlacht bei Prag sich ergaben, und wodurch die bei Collin verloren ging .

Schon hatte sich

General von Wedel , der mit seinen 10 Bataillonen der Avantgarde den ersten Angriff ausführen sollte , an die Tete der Armee begeben ; schon hatten die Spigen der Colonnen das schweidnißer Wasser erreicht, ohne daß es der Feind bemerkt hatte.

Der Marschall Daun hielt die Bewegung der

Preußen für einen Rückzug , und sagte zu dem Prinzen von Lothringen : „ Diese Leute gehen , wir wollen sie nicht ftören" **). *) Decker. Schlachten 2c. des 7jährigen Krieges c. 122. 123. **) Histoire de la guerre de sept ans. 1. 164. 165.

32 Nach dem ersten Aufmarsche , welcher zwischen 12 und 1 Uhr Nachmittags stattfand, hatte die Armee folgende Aufstellung.

Die Cavalerie des rechten Flügels , 43 Eskadrons,

stand nordöstlich von Schriegwiß . garde , als : Manteufel ,

6 Bataillone der Avant-

Haacke , Wedel , Heyden,

Bornstedt und Asseburg , deckten die rechte Flanke dieser Cavalerie gegen das Feuer der Würtemberger aus dem Fichtenbusche.

Der rechte Flügel der Infanterie hatte Schrieg-

wig 5-600 Schritt im Rücken ;

der linke stand auf der

Höhe hinter Lobeting , das Dorf einige hundert Schritt vor sich habend.

Die Cavalerie des linken Flügels , 45 Eska-

drons , stand mit dem rechten Flügel einige hundert Schritte hinter dem westlichen Ende von Lobeting, der linke debordirte Radardorf.

Vor dem rechten Flügel stand General von

Wedel mit den Regimentern Jßenpliz und Meyerink. Hinter dem rechten Cavalerieflügel deckten die Husaren- Regimenter Zieten und Werner , 20 Eskadrons, und hinter dem linken Cavalerieflügel das Husaren - Regiment Puttkammer , 10 Eskadrons , die Flanken. in der schon erwähnten Eintheilung.

Die Artillerie blieb

Die Reserve , aus den

Husaren - Regimentern Warnery , Czeculi und Seidlik, 14 Eskadrons , bestehend , stand hinter der Mitte der Armee. Die Freibataillone Le Noble , Angenelli und Kalben und die Fußjäger waren in Borna zurückgeblieben , um den feindlichen rechten Flügel zu beobachten. Nachdem der General von Wedel durch Linksſchwenken der Züge seine Bataillone in Schlachtordnung , und die Batterie No. I., 10 Stück schwerer 12 Pfünder, auf den linken Flügel dieser Bataillone gestellt hatte , rückte er mit ſeinen beiden Regimentern gegen Sagſchüß vor (J), nahm dieſes Dorf und nöthigte die feindliche Batterie No. IV. zum Rückzuge.

Sie faßte hinter Gohlau wieder Stellung.

Die 6

übrigen Bataillone der Avantgarde , welche den ersten 4 als

33 zweites Echelon auf 300 Schritte gefolgt waren ( K ) , vertrieben die Würtemberger mit Zurücklaffung ihrer Geschüße aus dem Fichtenbusche. erblickte, rief er:

Als der König diese Hülfstruppen

Hier sind die Würtemberger, die werden

uns zuerst Plaß machen."

Die preußische Infanterie kam

bei dieser Attake mehreremale zum Schuß , und feuerte mit Pelotons , wie auf dem Ererzierplaße.

Die Desterreicher

und Bayern durch die fliehenden Würtemberger in Unordnung mit fortgeriffen , suchten sich unter dem Schuße der Batterie No. V. von 14 Geſchüßen, welche auf einem Hügel zwischen Sagschüß und Gohlau placirt worden war, zu ordnen. General Wedel , dem ein gutes Stück des großartigen Sieges bei Leuthen gebührt , ließ ihnen jedoch hiezu keine Zeit.

An der Spiße der schon einigemale erwähnten Regi=

menter Ißenpliz und Meyerink verfolgte er die Feinde und nahm ihnen die große Batterie weg ( L ) ; die schwere Artillerie der Avantgarde hatte diesen Bewegungen nicht folgen können , da das dortige Terrain mit Gräben durchschnitten ist. Es wird behauptet , daß diese große Batterie ihr Feuer deßhalb einstellen mußte , weil die Kanoniere todtgeschoffen waren und die Handlanger die Kanonen nicht zu bedienen verstanden ; Decker macht hiebei die Bemerkung, daß dies sehr mährchenhaft klingt , da eine Kanone im Grunde nichts weiter als ein großer Gewehrlauf ist, und deſſen Handhabung ein Mensch in weit kürzerer Zeit lernt, als die MaWäre der äußerste linke nipulation einer Bajonetflinte. Flügel nicht von Cavalerie entblößt gewesen , so hätte Nadasti dieselbe hinter dieser Höhe , auf welcher sich die große Batterie befand , bereit halten können , um sie auf die anrückende preußische Infanterie zu werfen. Da General Graf Nadasti die Niederlage seines äußersten linken Flügels ſah, und um nicht turnirt zu werden, riß er sich mit seinem Corps von der übrigen Schlachtordnung ab , und zog sich hinter 3

34

Gohlau zurück ( N ) .

Die noch zur rechten Zeit zurückgezo-

gene Batterie No. IV. von 4 Geſchüßen , leiftete ihm nun ersprießliche Dienste gegen die Angriffe der preußischen Cavalerie des rechten Flügels (M ).

Diese Cavalerie konnte

troß ihres Umgestüms nicht an den Feind kommen , wegen des mit Gräben , naffen Wiesen , Hecken 2c. durchſchnittenen Terrains.

Sie ließ sich jedoch keineswegs durch diese natür-

lichen Hindernisse aufhalten , überwand dieselben mit großer Ausdauer , formirte sich hinter Gohlau in 3 Treffen und schritt nun abermals zum Angriff,

wurde aber mit einem

Kartätschenhagel aus jenen 4 Geſchüßen überschüttet. Wäh= rend dieses Angriffes sticß sie überdieß wiederholt auf Gräben 2c., welche noch zudem mit feindlicher Infanterie beseßt waren, überſeßte dieselben in Eskadrons und vertrieb die Infanterie, konnte jedoch die erwünschte Wirkung nicht hervorbringen, da dié Attaken nur regimenterweise ausgeführt werden konnten.

Nach zweimaliger Ueberwindung der störend-

ften Hindernisse, formirte sich diese brave Cavalerie unter den Befehlen ihres ausgezeichneten Führers , Generallieutenant von Zieten , stürzte sich auf den Feind, wobei sie eine Menge niederhieb und über 2000 zu Gefangenen machte, und verfolgte ihn bis an den rathener Busch, vor welchem sie sich wieder rallirte. Durch dieses äußerst muthige Benehmen der Cavalerie des rechten Flügels , besonders der Huſaren von Zieten unter dem Obersten von Seelen , ward das Nadastische Corps gänzlich zerstreut , und für den übrigen Theil der Schlacht unbrauchbar gemacht. Zugleich endigt mit der Niederlage dieſes Corps der erste Hauptabſchnitt der Schlacht.

Hier hatten höchstens 8000 Mann über 26000

Mann den glänzendften Sieg erfochten. Den Würtembergernund Bayern , weil erstere mit Verlaffung ihres Geſchüßes zurückwichen , und lettere gar bald ihrem Beispiele gefolgt find , wurde dieses Unglück fast allgemein beigemessen.

Es

35 ist nicht ohne, daß diese Truppen keinen sonderlichen Wiberstand gethan hatten.

Ein Theil repliirte sich in äußerster

Unordnung auf das vor Leuthen stehende Regiment, welches, in der Meinung, daß es Preußen wären, die mit der größten Wuth angelaufen kämen , sie mit einem guten Pelotonfeuer empfangen wollte ; zum Glücke hob sich durch das Geschrei Würtemberger! Bayern ! dieser Mißverstand , und man ließ die Flüchtigen durch die zu dem Ende zwischen den Diviſionen gemachte Intervalle ungehindert durchziehen *). Als der Prinz Carl von Lothringen die Niederlage seines äußersten linken Flügels erfahren hatte , ließ er seine Armee eine Achseschwenkung machen, um mit der preußischen Aufstellung die parallele Stellung zu gewinnen.

Der Dreh-

punkt lag hinter dem östlichen Ende von Leuthen. Auf der Höhe hinter dieſem Dorfe wurden 24 Geſchüße - (Batterien I. II. III.) aufgefahren ( 0 ). Der große König hatte während der Angriffe der Avantgarde die Armee immer rechts gezogen, so daß Lobeting am linken Flügel zu liegen kam.

Das erste Treffen aus 20 Ba= taillons bestehend , hatte von ihm den Befehl erhalten , en

échelon **) gegen den Feind anzurücken ( P ) ; die Bataillone

*) Geständnisse eines österreichischen Veterans . 431 . - bilden éc **) Bei dem sprossenförmigen Angriff - en échelon Bataillone , Regimenter , zuweilen ganze Brigaden , die Sproffen. Eine Colonne kann auf diese Art bataillon- , regimenter- oder brigadenweis auseinander gezogen werden ; auch eine Linie von Bataillonen kann, in Sprossen zerfallend, anrücken oder sich zurückziehen. Die Sproffe , der Echelon, ist eines der guten Instrumente, welche man in der Taktik brauchen mag. Die hauptsächlichsten Vortheile , welche diese Ordnung denjenigen gewährt , die sie anzuwenden wissen, find : a. In einer gewiffen Entfernung scheinet die Leiter eine ge= rade Linie, und macht Läuschung.

36

sollten einander auf 50 Schritte Abstand folgen, wodurch der rechte Flügel um 1000 Schritte weiter vorgerückt ſtand , als der linke.

Durch diese Einrichtung war es unmöglich , daß

der linke Flügel sich ohne Befehl in ein Gefecht einlassen konnte.

Bei Roßbach führte der große König das nämliche

Manöver aus, mit dem Unterschiede, daß dort der linke Flügel exponirt und der rechte refüfirt war.

Die 4 Batterien

nämlich

jede folgte der

hatten sich gleichfalls echelonirt ,

andern seitwärts und zugleich um 250 Schritte rückwärts

y"

1 b. Man kann, unter welchem Grade es sei, angreifen, nachdem man mehr oder weniger Abstand zwischen jeder Sprosse läffet. c. Man kann seine Stärke verlarven, wenn man die Sproffen zum Theil eine hinter die andere schiebt, verdeckt , und fie erst im Anrücken ausdehnt. d. Es ist leicht , den Feind durch den schrägen Marsch zu überflügeln , weil die Sproffen als so viel unabhängige Linien können betrachtet werden , die kürzer und beweg= licher find . e. Man kann, während des Angriffes der vorderften Sproffen, die folgenden durch Feuer oder Cavalerie einhüllen und fie abschicken, dem Feinde in die Flanke zu gehen. f. Die Sproffen können bequemlich zu verdoppelten Linien gemacht werden, um wiederholt zu attakiren. g. Sprossenweis stehend, läßt sich, wenn die nöthige Distanz beibehalten worden, rechts oder links dem Feinde dieselbe Schlachtordnung darbieten, sobald jede Sproffe auf ihrem Mittelpunkte schwenkt. h. Obgleich die sproffenförmige Stellung die Flanken vermehrt, so ist dieses dennoch kein Nachtheil , weil fie , die einen durch die andern , gedeckt und geschüßt werden. Ueberdem darf ja bei zu weitem Abftande jede Sproffe ihre Flanke nur durch einen Haken sichern. Auch kann die Cavalerie mitwirken und truppweise hinter jeder Sproffe halten. Mémoire sur l'armée prussienne fait en 1783, überseßt bei Bärenhorst , Betrachtungen über die Kriegskunft 2c. 2te Abthl. 376. 377. 378.

1

37 Diese Evolution wurde wie auf dem Ererzierplaße ausgeführt, und auch hier fand, wie bei Roßbach, ein Schrägmarsch während des Avanzirens statt , d. h. Alles marschirte mit Halbrechts , um den feindlichen linken Flügel zu gewinnen * ). Nachdem das Corps des Generals Grafen Nadafti aus dem Felde geschlagen war , standen die 6 Bataillone der Avantgarde , als ein isolirtes Echelon , dem Feinde in der linken Flanke ( S ) und im Rücken , und warfen alle einzelnen Bataillone , welche dem bedrängten linken Flügel zu Hülfe eilten, gegen das Centrum zurück.

Unter dem Schuße

einiger Eskadrons vom linken Flügel ( T ) sammelte sich die geworfene feindliche Infanterie , wobei erstere viel durch die schwere Artillerie des General Wedel , welcher , nachdem er sich mit derselben vereiniget hatte, an den rechten Flügel des 1. Infanterietreffens angeschlossen war , zu leiden hatte , aber sich darum desto kaltblütiger zeigte.

Die geschlagenen Trup-

pen des linken Flügels drängten sich bei Leuthen in dichten Massen zusammen. Der Kirchhof, welcher in der Mitte des Dorfes liegt , war stark , lezteres selbst jedoch nur schwach beseßt.

Dem Prinzen Carl gelang es endlich , den Knäuel

zu zertrümmern , und seine Infanterie hinter Leuthen in 2 Treffen aufzustellen ( Q ) .

Dieses geschah unter dem Schuße

jener 24 Geschüße , welche schon bei der Achseschwenkung des österreichischen Heeres auf einer kleinen Höhe hinter Leuthen etablirt worden waren.

Die Angaben, daß dieses Dorf von

allen Seiten mit Reduten, Wolfsgruben zc. umgeben geweſen sei, find falsch. Außer einem elenden Aufwurfe, welcher aber wegen bald darauf erfolgter Kanonade nicht zu Stande kam, ist weder vor, noch hinter diesem Dorfe nicht das Geringste, was einer Verschanzung ähnlich sehen könnte, angebracht worden, und die Zeit war in der That zu kurz, etwas anzubrin=

*) Decker.

Schlachten 2c.

126.

38 gen *).

Leuthen mit seinem stark beseßten Kirchhofe mußte Mit unerschrockenem Muthe

in der Front genommen werden.

rückte die Infanterie heran, eingedenk der Worte , welche ihr gekrönter Feldherr vor der Schlacht gesprochen hatte. Das zweite und dritte Bataillon Garde und das Bataillon Resow trafen gerade auf das Dorf. Es entspann sich nun eines der furchtbarsten Infanteriegefechte.

Ein Echelon nach dem

andern rückte heran , so daß selbst der linke Flügel, der nach des großen Königs bestimmten Befehlen refüfirt bleiben sollte, in das Gefecht kam ( R ).

Nach einem halbstündigen mörde-

rischen Kampfe gelang es endlich dem Hauptmann von Möllendorf, der sich an die Spitze seines Bataillons Garde gestellt hatte, den Feind aus dem Dorfe zu verdrängen. Die feindliche Infanterie faßte jedoch unter dem Schuße der groBen Batterie hinter dem Dorfe wieder festen Fuß, entschloffen jeden Angriff zurückzuweisen. Die brave preußische Infanterie war kaum aus dem Dorfe debuchirt, als sie von der hinter Leuthen aufgepflanzten Batterie mit einem Kartätschenhagel empfangen wurde , welcher auf 6 Bataillone vom_lin= ken Flügel des ersten Treffens , die dem Feuer am meisten ausgesezt waren , höchst ungünstig einwirkten. General von Rezow, der diesen Flügel befehligte, wandte alles an , um die Weichenden zum Stehen zu bringen, jedoch umsonst. In diesem kritischen Augenblicke befann sich sein erster Adjutant, der damalige Lieutenant von Regów , nicht lange.

Er eilte

nach dem zweiten Treffen , fand aber nur noch ein einziges Bataillon, weil alle übrigen schon zur Unterstüßung des an= greifenden rechten Flügels waren gezogen worden. Dieses führte er durch die sich ihm entgegen wälzende Fluth der Flüchtlinge, die staunend ihm Plaß machten, schloß es an die noch stehende Linie, und ließ es auf den Feind feuern. Die-

*) Geſtändnisse eines öfterreichischen Veteranen.

p . 429. 430 .

1

39

ser kaltblütige Entschluß ermannte die Regimenter wieder ; beschämt , den Ruhm ihrer sonst bewiesenen Tapferkeit durch ein nicht zu erklärendes Ungefähr befleckt zu haben , fammelten fie fich bei ihren Fahnen , und General von Rezow hatte die Freude , seinen ganzen Flügel wieder gerichtet zu haben *). Die Preußen hielten das Dorf befeßt und konnten nicht weiter vordringen , die Desterreicher troß aller Bemühungen nicht in den Wiederbefit deffelben gelangen.

Hinter

dem Dorfe stand die feindliche Infanterie in koloffalen Haufen, nach Tempelhof hundert Mann hoch , zusammengedrängt. Die preußische Batterie No. V. , welche auf dem linken Flügel des ersten Infanterietreffens stand , und bekanntlich 16 Geschüße zählte , richtete in dieser Masse ein furchtbares Blutbad an. Es war 4 Uhr Nachmittags , die Schlacht stand wie festgebannt auf diesem Punkte und immer. noch schwankte der Sieg. Noch eine Stunde Widerstand und die Dunkelheit machte dem Kampfe ein Ende , möchte aber den großen König nicht gehindert haben , die Feinde auch des Nachts anzugreifen. In diesem entscheidenden Momente bildete die schwere preußische Artillerie , aller Wahrscheinlichkeit nach, drei große Batterien. Die erste Batterie No. I. u. II. von 27 Geschüßen stand vor dem rechten Infanterieflügel ; ſie half mit den linken österreichischen Flügel zu zertrümmern. Die zweite Batterie No. III. und IV. von 28 Geschüßen befand sich vor der Mitte des ersten Infanterietreffens und scheint die große österreichische Batterie hinter Leuthen zu bekämpfen gesucht zu haben.

Die dritte Batterie No. V.

von 16 Geschüßen befand sich vor dem linken Flügel des ersten Infanterietreffens, und hatte, wie schon oben erwähnt, jene dichte Infanteriemaffe, welche hinter dem westlichen Ende von Leuthen stand, zur ergiebigen Zielscheibe.

*) Charakteristik des fiebenjährigen Krieges 2c.

250. 251 .

40

Während dieser Vorfälle hatte der große König sein Augenmerk auf die Cavalerie seines linken Flügels gerichtet, welche bisher keinen Theil an dem ruhmvollen Kampfe genommen hatte , und dem Generallieutenant von Driesen den Befehl ertheilt , sobald die feindliche Cavalerie des rechten Flügels, in Folge der Achseschwenkung, durch das Gehölz von Nipern in die Ebene gerückt ſei ( U ) , ſeine Stellung hinter Radardorf zu verlassen und vorzurücken. Die feindliche Cavalerie des rechten Flügels war unterdessen in die Zwischen Radardorf und Höhe von Leuthen vorgerückt. Leuthen liegen mehrere Höhen, welche dem General Luchesi die Aufstellung der preußischen Cavalerie des linken Flügels und das Vorrücken der preußischen Infanterie gegen Leuthen verbargen.

Leştere hatte Leuthen erreicht , als sie Luchesi

erblickte und glaubte, ihr linker Flügel sei entblößt, was auch scheinbar so war. Er feste feine Cavalerie gegen die vorrückende preußische Infanterie in Bewegung ( W ) . General von Driesen , welche über diese gefahrdrohende Unternehmung wachte, entwickelte in diesem Augenblicke die Eigenschaften eines vortrefflichen Cavaleriegenerals , indem er sich sogleich zum Angriff der auf die preußische Infanterie einftürmenden feindlichen Cavalerie entschloß, und so das Schicksal dieſes

merkwürdigen

Tages

entschied ,

durch Thaten,

welche nur von jenen Seidlißen's verdunkelt werden. fönnen. Er ging in 3 Treffen vor ( X ) , zog sich dabei immer links , schickte das tapfere Dragonerregiment Bayreuth in die rechte Flanke und das im 3. Treffen geftandene Husarenregiment Puttkammer in den Rücken jener Cavalerie (Z ) , während er sich selbst an der Spige der übrigen Eskadrons mit unwiderstehlichem Ungestüm auf dieDie feindliche Cavalerie durch ein so unhöf-

felbe warf.

liches Auftreten der preußischen Cavalerie überrascht , wollte mit Eskadrons links abschwenken, wurde aber zersprengt und

41

ergriff die schändlichste Flucht hinter ihrer Infanterie weg gegen Liffa.

General Graf Luchesi , welcher alle Mittel

anwandte , seine Cavalerie zum Stehen zu bringen, fand bei dieser Gelegenheit einen rühmlichen Tod . Die österreichische Infanterie in ihrer rechten Flanke entblößt , und mit einem Angriffe bedroht, wußte nichts befferes zu thun , als ihrer Cavalerie zu folgen.

Sie warf die Gewehre weg, ließ die

Geschüße im Stiche und eilte in regellofer Flucht dem schweidniger Waffer zu , wobei die verfolgende Cavalerie viele Gefangene machte.

Nur zwei Regimenter, Wallis

und Durlach, versuchten auf dem Windmühlenberge hinter Leuthen Widerstand zu leisten .

General Meier warf sich

an der Spiße des Dragonerregiments Bayreuth in ihren Rücken und nahm den größten Theil gefangen. In der größten Unordnung floh die österreichische Armee über das schweidniger Waffer.. General

Graf Nadafti

deckte diesen Rückzug nach Thunlichkeit , wobei ihm die gerettete Batterie No. IV. von 4 Kanonen gut zu statten kam. Die Uebergänge geschahen über die Brücken in Lissa und bei Rathen und über die Schiffbrücken bei Liffa , Stabelwiß, Goldschmieden und Hermannsdorf. Nach beendigter Schlacht nahm der große König seine legte Aufstellung zwischen Guckerwiß und Lissa . Als die Armee daselbst halt gemacht hatte , eilte er die Fronte herauf und fragte , ob noch Abtheilungen Luft hätten ihm bis Liffa zu folgen. Sogleich nahmen die Grenadier - Bataillons Manteufel und Wedel und das Musketier - Bataillon Bornstedt das Gewehr auf und folgten ihm .

Die ganze

Armee folgte dem Könige auf dem Fuße nach , ohne dazu einen

ausdrücklichen Befehl erhalten

zu haben.

Dieser

Marsch geschah mit einer Stille , die nur das Bewußtsein, diesen großen blutigen Tag überlebt zu haben, dem Nachdenkenden einflößen konnte ; plöglich aber unterbrach solche ein

42 Grenadier, indem er das bekannte Lied : ,, Nun danket alle Gott ic." anstimmte.

Wie aus einem tiefen Schlaf erwacht,

fühlte sich jest jeder zum Dank gegen die Vorsicht für seine Erhaltung fortgeriffen , und mehr als 25,000 Menschen sangen diesen Choral einstimmig und bis zu Ende. Die Dunkelheit der Nacht , die Stille derselben und das Grausende eines Schlachtfeldes , wo man fast bei jedem Schritt auf eine Leiche stieß, gaben dieſer Handlung eine Feierlichkeit, die sich besser empfinden ließ, als sie beschrieben werden kann ; felbft die auf der Wahlstatt liegenden Verwundeten, die bisher die Gegend mit ihren Wehklagen erfüllt hatten, vergaßen auf einige Minuten ihre Schmerzen , um Antheil an diesem allgemeinen Opfer der Dankbarkeit zu nehmen.

Eine er-

neuerte innere Festigkeit belebte jezt den durch so viele Anftrengungen erschlafften Krieger ; ein lauter Jubel ertönte aus aller Munde, und als gleich darauf das heftige Kanonenfeuer bei Liffa gehört ward , wollte es einer dem andern an Geschwindigkeit zuvorthun, feinem Könige beizustehen *) . Als der König in Liffa **) ankam , fand er alle Häuser mit Flüchtlingen und Versprengten beseßt.

Er bemächtigte sich

sogleich der Brücke , die er mit Kanonen besezte , mit dem Befehle, so lange zu feuern , als noch Pulver vorhanden sei.

*) Der Augenzeuge Rezow schildert dieſe Scene mit so viel Gefühl, daß Verfaſſer es für seine Pflicht hält, dieſelbe wört= lich wiederzugeben. Charakteriſtik 2c. 252. 253. **) Eine artige Anekdote möge hier Plaß finden. Als der König in Lissa angekommen , sein Hauptquartier in dem dortigen Schlosse nehmen wollte , fand er alle Zimmer mit verwundeten und geflüchteten Offizieren und Soldaten beſeßt. Mit dem freundlichsten Gefichte trat er mitten unter fie und wünschte ihnen einen guten Abend. Betroffen, den gekrönten Sieger so nahe zu erblicken, beeilten sich Alle das Schloß zu räumen.

43

Auf dem Wege nach Breslau , welchen der Feind eingeschlagen hatte , ließ der König die Häuser , welche dem schweid= nizer Waffer zunächst waren, mit Infanteriepelotons beſegen, welche die ganze Nacht durch nach dem jenseitigen Ufer feuern . mußten , um die Fliehenden im Schrecken zu erhalten , und um sie zu hindern , am jenseitigen Ufer Truppen zu postiren, die den Uebergang am nächsten Tage hätten streitig machen können.

Die Schlacht hatte um 1 Uhr Nachmittags begon-

nen ; es war 8 Uhr Abends als der König mit seiner Avantgarde in Liffa eintraf.

Wäre die Nacht nicht eingebrochen,

so würde diese Schlacht die entscheidendste in diesem Jahrhundert geworden sein.

Als die Generals und Stabsoffi-

ziere nach und nach angekommen waren , trat der König mit einer vergnügten Miene in das Zimmer, wo die Parole ausgegeben werden sollte.

Sie näherten sich sogleich, um Sr.

Majestät zu dem erfochtenen Siege Glück

zu wünschen.

Nach einer so gethanen Arbeit ist gut ruhen ! war die Antwort des Königs. Er dankte ihnen hierauf in den gnädigsten Ausdrücken für die aufs neue gegebenen Beweise ihres Muthes und Eifers , die sowohl den Ruhm ihres Namens als der Nation auf die späteste Nachwelt bringen würden ; befahl auch, der ganzen Armee bekannt zu machen, wie sehr er mit ihrem vorzüglich tapfern Betragen zufrieden sei *). Die Truppen hatten keine Zeit auszuruhen ; sie verlieBen Liffa noch in der Nacht , machten auf dem Marsche eine Menge Nachzügler zu Gefangenen , und erreichten gegen 10 Uhr Morgens die Ufer der Lohe. Bei Groß - Mochber stand eine starke österreichische Nachhut unter dem General Ser = belloni.

Deffenungeachtet gingen 10 Bataillone über die-

sen Fluß , und nöthigten den feindlichen General zum Rückzuge , welchen er auch Nachmittags 2 Uhr nach Breslau an-

*) Tempelhof 1. 291 .

44

trat.

General

Zieten verfolgte ihn mit allen Huſaren,

20 Eskadrons Dragoner und 16 Bataillons.

Hierauf schritt

dieser General zur Verfolgung der Armee des Marschalls Daun über Borau, Reichenbach, Kunzendorf bis Reichenau, wo er sich mit dem General Fouquet vereinigte, welcher von Glaz kam.

Diese beiden Generale trieben die Defter-

reicher über Rothenfieben, Langenseifersdorf, Bagendorf, Frei-

Belageru mit Stu

*) . Die Santen ilfie

terneba Die

burg, Landshut nach Böhmen. Der große König seinerseits begann den 7. die Umschließung der linken Seite von Breslau.

Das nöthige Be-

m ande Soft

Lagerungsgeschütz wurde aus den Festungen Brieg und Neiffe genommen , und die Laufgräben troß des gefrornen Bodens

Mann ve

eröffnet. Den 13. begann das Feuer aus zwei Batterien. Den 16. fiel eine Bombe in ein Pulvermagazin und sprengte

111B Sermande

das Taschenbastion und 800 Mann in die Luft. Den 19 . Abends 10 Uhr kapitulirte der Commandant von Breslau, Den 21. streckte

Vierde

die Besaßung das Gewehr und ergab sich kriegsgefangen.

Barbe , Friedri

Feldmarschalllieutenant von Sprecher.

Sie bestand aus 13 Generalen , 15,526 Mann Infanterie, 1032 Mann Cavalerie, 564 Artilleriſten und 488 Mann vom Train ; zusammen 17,623 Mann.

Außerdem fielen 37 preu-

Suste

ßische und 44 österreichische Geſchüße, zusammen '81 Geſchüße, 220 Proviantwagen mit 1024 Pferden, 111,569 Scheffel Ge-

zig 50

treide, 1,500 Schock Stroh und 144,000 Gulden KriegskaffenGelder in preußische Hände. Ein schöneres Weihnachts-

22030 Fimmt

geschenk konnte dem Könige nicht gegeben werden . Breslau's

todo

Fall ist ganz allein als eine moralische Wirkung des Sieges

ante

bei Leuthen zu betrachten , denn auf dem rechten Oderufer

mittel bered 31

standen vor Breslau nur 2 schwache Bataillone und 10 Schwadronen Kürassiere. ohne große

Mühe

General Sprecher hätte sich also

dort durchschlagen ,

das nahe Gehölz

gewinnen und die Oder entlang abziehen können.

Zudem

kam noch, daß wegen des eintretenden Frostes eine förmliche

18

45 Belagerung unmöglich gemacht wurde , und zur Wegnahme mit Sturm der Plaz zu fest , und die Beſagung zu stark war *) . Die Preußen sollen in der Schlacht bei Leuthen an Todten und Verwundeten nur 2660 Mann verloren haben, weil sie mit Ausnahme des ersten Angriffes , ein zu ihren Vergleicht günstiges Terrain benußten. man die beiden preußischen Berichte , Gaudy , Tempelhof

Unternehmungen

und andere mit einander , so stellt sich ein durchschnittlicher Die Truppen , welche Verlust von 6000 Mann heraus. Sagschüß und Leuthen stürmten , haben allein schon 4665 Mann verloren.

Unter den Todten befanden sich der Oberst

von Byla und der Major von Auerswald ; unter den Verwundeten die Generalmajors M. von Rohr und von Latorf, der Oberst von Zastrow , die Oberftlieutenants Julius Dietrich von Queis bei Münchow , von Diercke bei der Garde , die Majore von Arnim bei der Garde,

Georg Henning

von Gosen bei Kalkstein,

Friedrich Wilhelm von Thiele und Moriz Wilhelm von Langen bei Markgraf Carl , Wilhelm von Buske und Christoph Bogislaus von Ramel bei Forcade , Johann Friedrich von Asseburg und Ludwig von Gohr bei Münchow , Jakob von Pomiana und Joachim Christoph von der Albe bei Pannewig . Sämmtliche der Infanterie. Außer dem Generalmajor von Krodow, welcher verwundet in Gefangenschaft gerieth, konnte der Verlust an höheren Offizieren der Cavalerie nicht ermittelt werden.

Aus der beiliegenden Abgangsliste ist nä-

heres zu ersehen.

*) Militairische Briefe eines Verstorbenen 2c. 4te Sammlung. 1fte Abtheilung . 310. 311 .

46 Die Desterreicher verloren in Allem 27,000 Mann , 134 Geschüße, 54 Fahnen und 4000 Wagen.

Unter den Todten

befanden sich der General der Cavalerie Graf Luchesi, der Generallieutenant von Nostiz , die Generalmajors von Otterwolf und Prinz von Stollberg ,

die Obersten

Dimpft und Müfling , die Oberstlieutenants Schieck, L'Amor und Teufel , die Majore Kettenburg und St. Genois ; überhaupt sind mit Inbegriff der Generalität und Stabsoffiziers 52 Offiziere getödtet worden. Unter den Verwundeten befanden sich die Feldmarschalllieutenants Haller und Maquire , die Generalmajors Laszy , Lobkowiz und Preysac , die Obersten Lagelberg , Vogelsang , Altkirchen, Wiese , Vißthum , Hofmann , Thurn , Jgnon, Caraccioli , Hohenzollern , die Oberstlieutenants Löwen, Gräveniz , Lindesheim , Botta , Harrach , Rath, Frankendorf, Prinz Josias von SachsenCoburg , Faber , Barzipa , die Majors Brand , Formentini, Hagen , Terzy , Bleckem , Creus , Frölich , Feilitsch, 2 Weissenwolf, Hofmann ,

St. Julian.

Ueberhaupt waren mit Inbegriff der Generalität und Stabsoffiziere 330 Offiziere verwundet worden. In preußische Gefangenschaft geriethen 307 Offiziere , worunter der tödtlich verwundete General Graf von Nostiz , der Generalmajor Odonel , 7 Obersten, 9 Oberstlieutenants , 6 Majors, 67 Capitains und Rittmeister , 159 Lieutenants , 56 Fähnrichs und Cornets und 1 Proviantoffizier .

Von den Offizieren der bayerischen Regimenter : Churprinz, Leibregiment, Preifing, Herzog Clemens, Minuzzi und Morawizki ist einer geblieben und 48 verwundet worden. Unter letteren befanden sich die Obersten Gattermann bei Churprinz und Graf Rambaldi bei Herzog Clemens , die Oberstlieutenants Graf Leoni bei Herzog Clemens und Moro von Minuzzi bei Minuzzi , die Majore von

47

Mogue bei Minuzzi und Schober bei Morawizki.

Leg-

tere zwei geriethen überdieß in preußische Gefangenschaft. Der Verlust der Gemeinen steigt an Todten , Verwundeten und Gefangenen auf 581 Mann. Der Verlust der Würtemberger konnte nicht ermittelt werden , er muß jedoch groß gewesen sein, da allein 61 Offiziere in preußische Gefangenschaft geriethen , worunter sich die Obersten Bock und Gemmingen bei Prinz Ludwig, die Oberstlieutenants Kettenburg bei Leibregiment , Linkensdorf und George bei Truchses befanden . Die Generale Zieten Verfolgen 2500

Gefangene

und Fouquet machten beim und erbeuteten 3000 Wagen.

An Ausreißer verlor überdieß die österreichische Armee 6000 Mann.

Rechnet man alles dieses zusammen , so verloren die

Desterreicher binnen

zweier Wochen über 53,000 Mann.

Eine Armee , die sich bei dem Einmarsche in Schlesien auf mehr als 80,000 Mann belief, bestand nach der Ankunft in Böhmen nur noch aus 17,000 Mann wirklich streitbarer Soldaten *) . Liegniß und Schweidnig waren noch in den Händen der Desterreicher, daher ihre ferneren Unternehmungen noch baſirt. Die Idee, Liegniß zu beseßen und zu halten, um Friedrich den Großen damit zu beschäftigen , ist eine recht veraltete, felbst für jene Zeit schon etwas veraltete , und für die dringenden Umstände, in denen sich Friedrich der Große befand , doppelt kleinlich ** ) .

Der Fürst Moriz , welcher in

der Schlacht bei Leuthen mit der Infanterie Wunder der Tapferkeit verrichtete , und von dem großen Könige auf dem *) Geständnisse eines österreichischen Veterans . p . 44. Er gibt als Beleg an , die dem Marschall Daun bei Schweidniß übergebenen Tabellen über den effektiven Stand der damals en ordre de bataille befindlichen Truppen. **) Clausewig.

10. 68 .

48

Schlachtfelde zum Feldmarschall ernannt wurde, belagerte mit 19 Bataillons , 30 Eskadrons und 20 schweren Geſchüßen diesen Plaz .

Er hatte noch nicht die nöthigen Vorkehrungen

getroffen , als den 24. Dezember der Commandant , Oberst von Bülow , kapitulirte. Er erhielt mit seinen 3425 Mann freien Abzug nach Böhmen , mit dem Versprechen , ein Jahr Die Belagerung von nicht gegen Preußen zu dienen. Schweidnih

wurde

wegen zu

rauher Jahreszeit erst im

März des folgenden Jahres eröffnet.

Vom 1. Januar an

bis zum Beginne der förmlichen Belagerung, hielt der General Fouquet mit 16 Bataillons und 35 Eskadrons , diese wichtige Festung eingeschlossen. Die österreichische Armee hatte nach ihrer Ankunft in Böhmen , den 14. Dezember ,

längs der schlesischen Grenze

einen Cordon bezogen ; das Hauptquartier kam nach Königingräß .

General Marschall bezog

längs der sächsischen

Der General von Zieten zog einen Cordon

"wi "

über Greiffenberg , Hirschberg , Landshut , Liebau bis an die

a4

Grenze Quartiere ; ihm gegenüber befand sich der Feldmarschall Keith.

oberschlesische Grenze. segt.

Oberst Werner hielt Troppau be-

Der König bezog mit seinen Truppen in der Gegend

von Liegniß , Neumarkt , Jauer , Bolkenhayn und Löwenberg Winterquartiere ; das Hauptquartier kam nach Breslau.

49

Clausewitz *) über die

Schlacht bei

Leuthen mit ihren Folgen.

Die Schlacht bei Leuthen ist strategisch ganz im Charakter der heutigen Kriege.

Und stände der Feind auf dem

Zobtenberge , sagte Friedrich der Große , so werde ich ihn angreifen.

Ohne diefen Sieg war er ohne Rettung ver-

loren, es war also das Gefeß der schlichten Nothwendigkeit, was zu einem verzweiflungsvollen Entschluß führte, und eine höhere Weisheit gibt es in solchen Lagen nicht.

So dachte

er weder bei Collin, noch bei Zittau, noch bei Roßbach, weil es noch andere Auswege gab. Die Desterreicher in der Schlacht bei Leuthen lassen sich auf einer solchen Maßregel ertappen , die sich aber doch aus dem Geist der damaligen Operationen erklären läßt.

Sie was

gehen dem Könige entgegen , um ihn anzugreifen ; war bei ihrer Ueberlegenheit natürlicher, sie hatten ja die Hoffnung, ihn vielleicht noch unvereinigt mit der breslauischen Armee zu finden.

Wie sie hören , daß er ihnen schon so

*) Statt jeder Schulmeisterei gibt Verfasser die Critiken eines Clausewiß und Bärenhorft über die Schlacht bei Leuthen wieder. Außer diesen beiden Koriphäen haben Jomini , Napoleon , Lofsau 2. diese Schlacht kritisch beleuchtet. 4

50

nahe ist , verlieren sie den Muth dazu und gehen zur Vertheidigung über , aber ohne die Vortheile derselben zu haben ; nur einer bleibt ihnen , daß sie ihren Aufmarsch in Ruhe besorgen können, und nicht wie bei Molwiß und Hohenfriedberg oder wie die Reichsarmee bei Roßbach in der Entwickelung schon geschlagen werden.

Dieser Vortheil war

für die damalige Zeit sehr wichtig gegen einen Feind, der in den Bewegungen eine entschiedene Ueberlegenheit hatte. Obgleich die Schlacht von Leuthen fich als der eigentliche Wendepunkt und als der einzige Grund für die Räumung von Schlesien ausnimmt, welches man ihr auch um so lieber einräumt, als der Verlust von mehr als 20,000 Mann in und gleich nach der Schlacht ein unerhörter Erfolg war, so ist doch diese Ansicht nicht vollkommen richtig. Der Prinz Carl blieb immer noch an 40,000 Mann stark und konnte damit im schlesischen Gebirge sich halten , weil er nur etwa 15,000 Mann unter Ziethen gegen sich hatte.

Wirklich

blieb er bis Ende des Monats, also über drei Wochen, noch in Schlesien, und zog erst ab, als Breslau gefallen war und er einsah, daß er die Winterquartiere in Schlesien nicht nehmen konnte.

Hätte Breslau sich den Winter hindurch halten

können , so würde der Prinz Carl seine Winterquartiere höchst wahrscheinlich in Schlesien genommen haben , und der Vortheil, den der König von der Schlacht hatte , würde nur darin bestanden haben , gleichfalls seine Winterquartiere in Schlesien nehmen zu können.

Daß der König einen so gro-

Ben Sieg nicht zur unmittelbaren Vertreibung der Desterreicher benußen konnte , lag in seiner Schwäche ; er mußte doch etwas vor Liegniß und Breslau laffen und dann blieb ihm in der That wenig übrig ; ein Folgen der Desterreicher mit stärkerer Macht und folglich mit mehr Nachdruck, wie Ziethen anwenden konnte, würde sie freilich verhindert haben, mit einem Bogen die Gegend von Schweidnig und Landshut

51

wieder zu erreichen, aber es blieb ihnen der Weg nach OberSchlesien. Von der andern Seite war mit Breslau keine Zeit zu verlieren , wenn der heranrückende Winter nicht die Belagerung unmöglich machen sollte. Der Besit von Breslau war aber eine große Hauptsache wegen Herstellung der Armee , die ja bis 30,000 Mann herunter geschwunden war. Welche Maffe von Geſchüß fand er nicht allein in Breslau !

52

Bärenhorst *) über die Schlacht bei Leuthen.

Friedrich behielt ungefähr vierzehntausend Mann zu freiem Gebrauche : mit diesen wanderte er nach Schlesien, wo ein vortrefflicher General , mit aller möglichen Kunstwissenschaft , einen schlechten Feldzug machte , und zuleßt geschlagen ward. Die Ueberbleibsel dieſer Hauptabtheilung des preußischen Heeres kamen Friedrichen unweit Breslau_entgegen ;

ihnen folgte unmittelbar

Macht nach,

die ganze österreichische

unter Anführern , die zwei vom Himmel be:

scheerte Siege aufgebläht hatten , der erste Anblick der preußischen Kolonnenspißen aber so völlig entblähte , daß nichts, als die allerjämmerlichste Schlaffheit übrig blieb. Friedrich im Gegentheil war vom Drange einer äußersten Lage gestärkt; sein Muth und seine Besonnenheit theilten sich der ganzen Armee mit.

Er manövrirte , wie er vordem zur

Uebung, auf diesem, einem seiner Manövrirpläge, schon mehreremale gethan hatte.

Der österreichischen hohen Generali-

tät verging plöglich jeder Gedanke zum wohlbeschloßnen Angriffe ; sorgfältig bereitete sich ihr Heer in einer unermeßlichen Weite, gleich einem Stellgarn aus , nicht anders , als

*) Betrachtungen über die Kriegskunft. I.

214 mit 218.

53 käme es bloß darauf an, Felder und Saaten gegen Wild zu Ein angstvolles Ziehen von einem Flügel zum schüßen. andern , das von jeder Finte , jeder Scheinandeutung des Feindes sich lenken ließ und ihre Truppen bestürzt machte, war alle Bewegung , die der Schrecken zugab. Mit einem Worte , nie haben Befehlshaber die Niederlage ihrer UnterNur erst bei der zweiten gebenen wirksamer vorbereitet. Stellung und in dem Dorfe Leuthen geschah ein namhafter Widerstand . Kann nun ein Kontrast wohl größer sein als der, welchen unerforschliche Macht gegenseitig darstellte! Hier, die höhere Kriegskunft in ihrem volleften Glanze , dort , in ihrer tiefsten Verdunkelung .

Die Folgen waren unerhört.

Unstreitig gebührt Friedrichen der höchste Ruhm , den je ein Heerführer erreicht hat : die Wiſſenſchaft gehet nicht weiter , als er sie bei seinem Anmarsch, bei seinem Aufmarsch und bei seiner Schlacht bewies ; und doch war der Sieg bloß durch das Unerwartete des Anrückens schon entschieden ; er lag ganz allein in dem Entschlufſe dazu , und dem mittelmäBigsten Helden wäre er , beim Zusammentreffen ähnlicher Umstände , eben so bereitwillig entgegen geflogen. Es war bei Leuthen nicht der oberflächliche Zufall, welcher die Parthei von zweien auszeichnet , die zuerst vor den Kugeln der andern fliehen soll , sondern der tiefer liegende , welcher veranlaßte , daß dieser Feldherr , mehr oder weniger vom Schwindel befallen wird, als jener. Der Schwager Theresiens , dem die Wissenschaften keineswegs fehlten , hatte mit einemmale alle Fassung verloren , und mit ihm jeder seiner Assistenten , unter denen sonder Zweifel auch Sachver ständige waren.

Beilagen.

I.

Bericht von der Schlacht bei Leuthen.

Wien.

Nachdem der König von Preussen legthero mit einem beträchtlichen Corps seiner Völker aus Sachsen durch die Laufig in Schlesien ein , und bis Parchwig vorgerücket , daselbst die unter dem Prinzen von Bevern ehedem gestandenen Regimenter an sich gezogen, andurch auf 40,000 Mann verstärket, nicht minder mit einer zahlreichen Artillerie, davon ein groffer Theil aus Glogau hergeholet worden, sich versehen, hiernächst viele Faschinen, Schanzkörbe und Würste durch den Landmann verfertiget und nach solchen Anstalten sich an dem rechten Ufer des Kaßbaches gefeßet hatte : so war hieraus die Folge ganz leicht zu ziehen , daß er suchen würde , weiter vorzudringen, anfängl. von Neumark und Lgniß sich zu bemeistern, sodann entweder der Kaiserl. Königl. Armee, welche sich damals in dem eroberten Preuß. Lager bei Breslau befand, eine Schlacht zu liefern ,

oder derselben die Zufuhr aus

Böhmen abzuschneiden , und sich in den Gegenden von Stri-

58

gau, oder an den böhmischen Gränzen zur postiren. In solcher Betrachtung entschloffen

des Herrn

Herzogs

Carl

von

Lothringen K. H. und des Hrn. Feldmarschals Grafen von Daun Excellenz nach einmüthiger Meinung der Generalität ohne Verzug aufzubrechen , bis über das Schweidnig Waſſer zu marschiren , Ligniß sicher zu stellen , und überhaupt dahin zu trachten, den feindlichen Absichten Hindernisse in den Weg zu legen.

Man verstärkte die Besagung von Ligniß und

sezte zu Neumark eine Tete von Bannalisten , Husaren und commandirter Reuterey, welche durch die Sächs. leichten Reuter unterstüßet ward.

Die Armee selbst wurde den 3. Decemb.

mit allen Nothwendigkeiten auf 4 Tage versehen , und auf alle Fälle in Bereitschaft gefeßet , brach sodenn den 4. aus dem Lager auf, und paßirte die Loh und die Schweidnig, um die neue Stellung einzunehmen. Die Armee defilirte eben, als die Raports einliefen, daß der König von Preussen den 4. früh um 5 Uhr mit seiner Armee von Parchwig ab, und nach Neumark marschirt wäre , auch unsere daselbst geftandene Tete zurück zu weichen genöthigt.

Man ließ dahero

fämtl. Bagage hinter dem Schweidniß Waſſer zurück. Die Colonnen beschleunigten ihren Marsch, stelten sich in Schlachtordnung in 2 Treffen, der General der Reuterey, Graf Na = dasti formirte mit seinen unterhabenden Völkern ein 3tes Treffen, welches bestimt war , die linke Flanke der Armee zu versichern, und das Corps der Reserve blieb zur Unterstüßung des rechten Flügels beftimt.

Die Armee hatte auf dem rech-

ten Flügel das Dorf Nypern , auf der linken den Ort Leuthen, und im Mittelpuncte Frobelwig . Diese Derter wurden mit Mannschaft und Geschüß bestens beseßt , zu Frobelwig 8 Grenadiercompagnien nebft vielen Pickets , zu Leuthen 7Grenadiercompagnien nebst Pikets , und zu Nypern ebenfalls Pickets eingelegt, fämtl. Grenadiercompagnien, nebst den Pi-

59 kets vom Corps de Reserve aber auf dem rechten Flügel der Reuterey an der Spiße eines daran stoffenden Waldes postiret. Zu einer Bedeckung des linken Flügels befand sich der Generalmajor von Lusinzki mit 2 Husaren Regimentern, und einiger Graniß Mannschaft, auch zu deffen Unterftügung der Kön. Pohln . Churfächf. Generallieut. Graf von Nostih mit den Sächs. leichten Reutern , gegen den rechten Flügel aber der Generallieutenant von Morocz mit 2 Husaren Regimentern und einer Anzahl Gräußern. Inzwischen und da diesseits diese Anstalten gemacht wurden : hatte auch der Feind seine Armee völlig über Neumark herwärts gezogen , seinen rechten Flügel zu Krietsch und den linken zu Bischdorf angelehnt , seine Vorposten aber bis Born gefeßt. In dieser Stellung blieben beide Armeen die Nacht hindurch beim Gewehr , den 5. Dec. aber noch vor Tage, hatte sich der Kais. Königl. General der Reuterey, Graf Nadafti , mit dem rechten Flügel seiner Völker , so vorher als ein drittes Treffen gestanden , zu Folge der geschehenen Verabredung , an die Reuterey des linken Flügels der Armee an= geschlossen , und von da die Flanke bis zu einer seitwärts liegenden Anhöhe , welche mit Geſchüß bespickt worden , formirt, v. dieser Anhöhe auch einen Hacken gemacht, und seine Mannschaft so gestellt, daß die Kais. Völker zunächst an die Armee , sodann die Würtembergische weiter in die Flanke und endlich die Baierischen in die Spiße des Hackens zu stehen kamen.

Nach Anbruch des Tages fing der Feind an,

verschiedene Bewegungen zu machen , sich bald links bald rechts zu ziehen, und fuhr solcher Gestalt bis gegen Mittag fort, wo inmittelst er immer den rechten Flügel der Kaiserl. Königl. Armee mit dem ersten Angriffe am meisten zu bedrohen schienen , weshalb auch der General der Reuterey, Graf Luchese , veranlaffet worden, zu wiederhohlten mahlen

60

eine mehrere Unterstüßung zu verlangen.

Befagtermaſſen

war das Corps de Reserve zu dieser Unterstüßung bestimt, gleichwohl aber ward deffen Abschickung eine Zeit verschoben, um das feindliche Vorhaben etwas sicherer abzunehmen.

Da

aber der Graf Luchesi sein Verlangen beständig wiederholte, die Preuß. hinter den Anhöhen geschehenen Bewegungen auch nicht so verläßlich wahrgenommen werden konnten und es schon gegen Mittag war, so wurde ihm solches endlich verabfolget, wie denn des Hrn. Feldmarschalls Grafen Daun Erc. sich selbst auf diesen Flügel begeben haben, um nöthigen Falls in eigener Person daselbst Rath zu schaffen.

Allein kaum

war das Corps de Reserve dahin marschirt,: so ließ sich die feindliche Reuterey bereits etwas

näher gegen den linken

Flügel blicken, und gab dadurch zu erkennen, daß es auf den Kais. Königl. linken Flügel und auf deffen Flanke abgesehen war.

Ihro Königl. Hoheit und

des Hrn. Feldmarschalls

Grafen Daun Exc . befahlen demnach, dem General der Reuterey Fürsten Esterhasi ,

mit den Feldmarschallieute-

nants , Grafen Maqnire und v. Anger mit dem ihnen zugetheilten Fusvolke und Reuterey , und endlich dem gesam= ten zweiten Treffen zu Unterstüßung der Flanke anzurücken. Gegen 1. Uhr Nachmittags hatte der Feind sich der Flanke genähert, das kleine Feuer fing gegen die Würtembergl. Völker an, und da es heftig war,: so wichen solche mit Verlasfung ihrer Stücke zurück , dadurch denn auch die Churbaierl. Völker, welche den Hacken formirt , in Unordnung geriethen, die gewichenen Hülfsvölker brachten sofort andere Kais. Königl. Regimenter ebenfalls auffer Ordnung, und hinderten, daß jene, so zu Unterstüßung ausgerückt waren, nicht ordentlich operiren konnten.

Man trachtete mit vieler Mühe, fie

wieder herzustellen, es war aber alles vergebens, und konnten solche nicht mehr zu Stande gebracht werden. Während die-

61

sen Vorfällen hatte der Feind auch das Dorf Leuthen, und den linken Flügel der Armee selbst angegriffen , und seine meiste Macht dahin angewendet , gleichwohl wurde deffen Mannschaft zu Fuß und Roß durch unser Fußvolk und Neuterey zu drei verschiedenen Malen mit vielem Verlust zurück getrieben , mithin demselben der Sieg geraume Zeit streitig und kostbar gemacht. Nachdem aber preuß. Seits in die Defnung der linken Flanke u. folgl. auch im Rücken immer weiter eingedrungen und beobachtet ward , daß solchergestalt nimmer auszulangen war ; so sahe man sich endlich genöthigt, aus der Gegend von Leuthen bis an das Schweidnißerwaffer und an die Loh sich zurück zu ziehen.

Solches geschahe in

beständigem Feuer und guter Ordnung, und auf solche Weise ward die Schlacht , welche von 1. bis 5. Uhr gedauret geendigt , und dem Feinde die Wahlstadt überlassen.

Es mus

hiebei, wiewohl die Schlacht nicht gewonnen , der Kais. Königl. Generalität , den sämtl. Stabs und Oberofficiers und den Unterofficiers und Gemeinen überhaupt das wahre Lob beigelegt werden , daß ein jeder seine Obliegenheit , insoweit es nur immer die Umstände zugelassen , in voller Maas erfüllt habe. Unter unsern Todten sind der General der Reuterey , Graf Luchese und die Generalmajors Fürst von Stolberg und Otterwolf von Niederstraten.

Der Ge-

neralmajor Graf Odonel ist verwundet und in die Preusfische, der Preuß. Generalmajor von Krockow aber ist in unsere Kriegsgefangenschaft gefallen.

Bei dieser Schlacht

haben des Hrn. Herzogs Carl von Lothringen K. H. und Hrn. Feldmarschalls Grafen Daun Exc. aller Orten, wo es am nöthigften gewesen , sich gegenwärtig befunden , um dero Befehle zu ertheilen , die Mannschaft herzustellen und mit dero Beispiel den Muth der Soldaten zu erhalten.

Des

Feldmarschalls Daun Exc. haben eine starke Contusion da-

62

bey bekommen, wovon jedoch der Schmerz dero gewöhnlichen Eifer für den Dienst Ihro Kais. Königl. Maj. nicht im ge= ringsten gehindert. Der beiden Kön. Pohln. und Churſachſiſ. Xaver und Carl Kön . Hoheiten haben bei diesen wie bei andern vorhergehenden Vorfällen ihre Tapferkeit vor dem Feinde aufs neue an den Tag gelegt.

II.

Bericht von der Schlacht bei Leuthen. Berlin.

Nach der Schlacht bei Rosbach wendete der König hauptsächlich sein Augenmerk nach Schlesien, um den dortigen Progreffen der Desterreicher sich mit Nachdruck zu wiederseßen. Dem zufolge brachen Se. Majestät am 12. Nov. mit 33. Eskadrons u. 19. Bataillons von Leipzig auf, und marschirten am 13. bis Eulenburg, am 14. bis Torgau , am 16. bis Mühlberg , am 17. passirten sie die Rederflus bey Groffenhain, wo der Defterreichische General von Haddick mit 2000. Panduren gestanden , sich aber schon früh bis gegen Königsbrück gezogen hatte. Er lies hinter dem Rederflus 500. Husaren zur Observation stehen, welche aber auf dieser Postirung von den unsrigen fast überrumpelt und mit Verlust einiger Todten und 40. Gefangenen sich zurück zu ziehen genöthigt wurden. Den 18. ging der König über die Polsniß, und marschirte bis Königsbrück, wo die Panduren unter dem General von Haddick abermals eingeholt und gezwungen wurden, sich zu dem in der Oberlausiz befindlichen Corps des Generals von Marschal zu ziehen , welches leßtere , ohne

64

den geringsten Widerstand zu thun , sich zur rechten Seite nach Loebau zog, und uns wärend dem ganzen Marſche nicht weiter zu Gesichte kam. Den 20. rückte der König über die schwarze Elster bis Camenz und am 21. über die Spree bis Baußen, von da sich das Marschal'sche Corps nach Böhmen zog. Am 22. ging der König über die alte Spree bis Maltig , und am 23. bis Görlig , da denn auch das Haddicksche Corps sich nach Böhmen zog.

Am 24. ging der

König über den Queis und rückte bis Naumburg am Queis, mithin in Schlesien ein.

Den 26. marschirte die Armee bis

Deutmannsdorf, den 27. bis Lobethau und den 28. bis Parchwig , wo wir Abends um 6 Uhr ankamen und daselbst den Desterreichischen Obristen von Gersdorf mit 1100. Mann, so theils aus Cüiraßiers und Dragonern, theils Jägern , Husaren und Panduren bestanden , antrafen , welcher erst vor einigen Stunden

angelangt war.

Se. Majestät

überrumpelten dieselben mit den Vortruppen , welche ganz unvermuthet in das Städtchen, wo eben Jahrmarkt war, einfielen , 80. Mann niederhieben , 150. gefangen nahmen, und den Rest zerstreuten.

Die Armee ging über den Kazbach,

und man ließ sich zu Parchwiz , wegen der gethanen starken Märsche einige Tage ausruhen. Den 1. Decemb. stieffen die bisher bei Breslau gestandenen Husaren zu des Königs Armee , welches auch am 2. v. der Armee des Herzogs von Bevern, die bei Glogau über die Oder gegange war , geschahe.

Am 4. ward der Marsch bis Neumark fortgefeßet.

Daselbst trafen wir ein Corps von etlich 1000. Panduren und Husaren, welche die Stadtthore verschlossen hielten , und wegen unserer unvermutheten Ankunft sich auf der Seite nach Breslau heraus zu ziehen suchten , an, wärend der Zeit ein Theil unserer Dragoner und Husaren , sich um die Stadt herumzog, ein anderer aber die verschloffenen Thore öfnete, mit Gewalt eindrang , alles , was sich darin verborgen hielt,

65 heraus trieb, und unserer auf der andern Seite schon festge= feßten Reuterey in die Hände jagte. Hier ging es an ein erbärmliches Mezeln, die feindlichen Husaren kamen noch mit einem Theil Panduren , so sich an ihre Pferde. hielten , mit der Flucht davon.

300. wurden niedergehauen , 7. Officiers

u. 600. größtentheils Panduren und Husaren gefangen genommen , auch nebst der ganzen Feldbeckerei und einem kleinen Magazin 2 Stücke erbeutet , welche die gefangene Panduren in die Stadt schleppen mußten. Hier erfuhr man, daß der Prinz Carl mit seiner Armee von Breslau abmarſchirt, und bis Liffa vorgerückt war , so daß er den rechten Flügel bei dem Dorfe Nypèrn und den linken bei dem Dorfe Golau postirt, und das Schweidnißer Wasser im Rücken hatte. Se. Majestät fanden dahero für gut , derselben entgegen zu gehen , und lieffen die Armee den 5. früh um 5. Uhr aufMit Anbruch des Tages erblickte man auf einer Anhöhe eine halbe Meile von Neumark bei dem Dorfe Borne

brechen.

ein starkes Corps feindlicher Reuterey , welches man in der Dämerung für die ganze Armee hielt.

Bei Annäherung der

Vortruppen aber fand sich, daß es 2. Regimenter Husaren, und die Sächsische leichten Reuter waren , welche der Sächfische Generallieutenant Graf von Nostis commandirte. Unsere Vortruppen griffen sie an, trieben sie bis an das feindliche Lager, und machten 500. Kriegsgefangene , darunter 6. Officiers waren. Wir marſchirten inzwischen bei einer feuchten und diken Luft noch beinahe 1. Meile mit der Armee fort, und erblickten bald Nachmittage die ganze feindliche Armee in voller Schlachtordnung bei dem Dorfe Leuthen, welches sie im Rücken hatte. Die sämtl. Anhöhen in ihrer Linie waren mit vielem Geschüß beseßt , an dem linken Flügel war außer einer stark mit Geſchüß beſeßten Anhöhe ein starkes Verhack gemacht , und an dem rechten Flügel besonders starke Batterieen errichtet.

Der König beschlos , sobald 5

66

unsere Armeen die Höhen erreichet , den linken Flügel anzugreifen. Wir marſchirten rechts auf, wodurch unser rechter Flügel an den Schweidnißer Bach zu stehen kam . Man fieng den Angriff mit einem Gehölze an , welches mit Fusvolk beseßt war , daraus wir aber den Feind gar bald vertrieben.

Da derselbe sahe, daß wir ihn überflügelt und ihm

in die Flanken gekommen waren : so mußte er seine Stellung ändern. Er hatte seinen Rückenhalt verloren und mußte also nothwendig die erste beste Posten nehmen , um zu verhindern, daß wir nicht seine ganze Armee von einem Flügel bis zum andern bestreichen konnten. Er beseßte alſo eine hinter gedachtem Gehölze befindliche Höhe mit einigen Brigaden Fusvolk, welche von unserm rechten Flügel angegriffen und nach einem hartnäckigen Gefechte erstiegen wurden. Der Feind formirte eine neue Linie bei dem Dorfe Leuthen , und vertheidigte sich dort mit groffer Lapferkeit , allein er ward doch endlich auch hier forcirt.

Hierauf grif unsere Reuterey

von dem rechten Flügel die feindliche an , und schlug selbige in die Flucht.

Sie ward durch ein entsegliches Kartätschen-

feuer zurückgetrieben , allein sie seßte sich gleich wieder , grif das feindliche Fusvolk an, und machte viele Gefangene. Während diesen verschiedenen Angriffen langte der Desterreichische rechte Flügel an, unsere Reuterey vom linken Flügel grif die feindliche an , und warf selbige über den Haufen.

Hirauf

grif unser Dragoner Regiment Bayreuth das Desterreich. Fusvolk, so auf einer Anhöhe stand ; im Rücken an, wärend daß solches von unserm Fusvolke von vorne geschahe. Corps wurde

Dieses

ebenfalls in die Flucht geschlagen , und Se.

Königl. Majestät verfolgte es bis Liſſa.

Die Schlacht fing

um 1. Uhr an, und endigte sich um 4. Uhr ; hätten wir noch eine Stunde Tag gehabt : so würde die Niederlage des Feindes noch viel gröffer gewesen sein.

Fürst Moriß von . An-

halt commandirte unter Anführung Sr. Majeft. den rechten,

67

und der Generalmajor v. Reßow den linken Flügel. Unser Verlust besteht in 500. Todten und 2300. Verwundeten. An Generals haben wir niemand verlohren , als den Generalmajor von Krockow , der bei dem Angrif unserer Reuterey vom rechten Flügel, da felbige durch das Kartätschenfeuer von den Batterien anfänglich zurückgetrieben ward , verwundet, und von dem Feinde gefangen genommen worden. Die feindliche Armee , welche niemals so hartnäckig und mit so viel Contenance als diesesmal gefochten, ist ihrer eigenen Aussage uach 80000. und die unserige kaum 36000. Mann stark gewesen.

Das Terrain , worauf sich die feindliche Armee befand,

war diesesmal eine Ebene , die nur an einigen Orten kleine Anhöhen hatte, welche dem Feinde zu Batterien dienen mußten.

Sonst waren auf dem Terrain viele kleine Gebüsche,

deren sich der Feind alle wohl zu Nuze gemacht , hinter dem feindlichen linken Flügel aber war ein ziemlicher Wald, darin Verhacke gemacht , und sonst alles vorgekehrt war , um uns zu verhindern, daß wir nicht in die Flanken kommen konnten, wie denn auch zum Ueberflus der General Nadasdy sich mit dem Corps de Reserve auf dem linken Flügel befand, und wohl nichts weniger zur Absicht hatte , als uns in die Flanke zu fallen.

S. Majestät hatten aus diesem Grunde

4. Bataill. hinter die Reuterey an unfern rechten Flügel gestellt , welche kluge Anstalt denn auch in der Folge ihre gute Würkung hatte.

Denn da der General Nadasti gleich zu

Anfang des Treffens auf unsere Reuterey beim rechten Flügel losging und davon einige Regimenter zum Weichen nöthigte : so feuerten unsere 4. Bataillons mit so guter Würkung auf die Oesterreicher , daß dieselben sich in voller Unordnung zurück ziehen mußten ,

und dadurch wurde unsere

Flanke auf einmal vom Feinde gereinigt , und unser rechter Flügel konte sodann mit Nachdruck auf den feindlichen linken Flügel agiren, der denn auch bald zum zurückziehen genöthigt

68 ward.

Unser rechter Flügel von dem Fußvolke avancirte

also in der schönsten Ordnung fort, ungeachtet ihm von allen Seiten durch das entsezliche Canonenfeuer , dergleichen man nie erhört hat , sondern auch durch das heftige Musketenfeur unübersteigliche Hindernisse in den Weg geleget wurden. Unser Geschüz aber, davon wir ebenfalls eine nicht geringe Menge hatten, that nicht weniger gute Dienste , und unterstügte unsere avancirende Infanterie so wohl, daß die feindlichen Canonen nach und nach verstummeten und stehen bleiben mußten. Ob zwar der Feind sich das ganze Treffen hindurch sehr hartnäckig bezeigte und nichts anders , als mit der größten Gewalt zum Weichen genöthigt werden fonte : so schien doch derselbe seine Kräfte bei dem Dorfe Leuthen zu verstärken , welches von allen Seiten mit Reduten und Verschanzungen' umgeben war. Das Gefechte in diesem Dorf währete allein eine gute Stunde , wärend der Zeit unsere tapfern Bataill. einen Angrif über den andern wagten, und nach einer so heftigen Gegenwehr endlich doch Meister davon Das 2. und 3. Bataill. Garde haben sich beson-

wurden.

ders distinguirt.

Die Eroberung dieses Dorfs entschied das Denn , sobald dieses verlassen, ergrif sowohl

ganze Treffen. die feindliche Infanterie als Cavalerie in größter Eilfertigkeit die Flucht, und fodenn war an keinen sonderl. Widerstand , mehr zu gedenken. Unsere Reuterey und besonders unsere tapfere Husaren machten sich diese Gelegenheit zu

Nuge, eilten dem flüchtigen Feinde bis in die sinkende Nacht beherzt nach, hieben viele nieder , und brachten etlich 1000. Gefangene ein. Se. Majestät verfolgten indeffen den Feind noch denselben Tag bis Liffa, und ließen daselbst dero Armee unterm Gewehr die Nacht campiren. Unfre Infanterie hat dabei Wunder gethan. Man glaubte zwar anfanglich nicht, daß der linke Flügel zum Agiren kommen würde , weil der rechte so stark avancirte, allein die entsezlich lange feindliche

69

linie, die kein Auge übersehen konnte , und die den Verluft auf dem österr. linken Flügel immer mit frischen Völkern erfeßte, brachte es endlich dahin, daß gegen 4. Uhr das Treffen allgemein wurde , und sogar unser kleines Hintertreffen vorrücken mußte. Die Reuterey konnte wegen der vielen Graben und Verhacke anfänglich nicht wohl agiren , zuleßt aber fand sie Gelegenheit, sich ebenfalls hervorzuthun , wozu der brave Generallieut. v. Zieten, der fie en chef commandirte , die besten Anstalten machte.

Den 6. verfolgten

wir den Feind bis Breslau , den 7. schlos man die Stadt ein, und wurden alle Anstalten zur Belagerung derselben ge= macht. Eben diesen Tag ward der Generallieut. von Zieten mit einem starken Corps Fusvolk und Reuterey zur Verfolgung des Feindes abgesendet, welcher viel Geſchüz, über 3000. Bagage und Munitionswägen erbeutet , und eine erstaunende Anzahl Kriegsgefangene gemacht.

In der Schlacht

find 291. Officiers von uns zu Kriegsgefangenen gemacht worden , unter

denen sich der

Generallieut.

Graf von

Nostit , der Generalmajor Graf Odonel , der Obriste Graf von Broune und andere Officiers von Distinction befunden.

Ueberhaupt haben wir in der Schlacht und bei

dem Verfolgen bis zum 12. Dec. 21500. Kriegsgefangene, 116 Stücke , 51. Fahnen und Standarten und 4000. Wägen mit Equipage und Munition bekommen.

3

V +

III.

Abgangs - Listen von der Schlacht bei Leuthen den 5. Dec. 1757 .

Zimmerleu te .

Unterofficiers .

. Gemeine 20

6 11 49 10 25 7 71 24 4 33 7 23 2 52 17 77 | 16 | 11 | 1716 | 9 | 13 | 2 -1343

27

19 142 64 79 1 50 19 393 1 146 49 1 604 1 2

. Spielleute

. Gemeine 60 13

1

intailas

187585

3 23 28

Todt u . vermißt.

12 11111--2--

││││ | | | | | ∞ | | | ∞

11 1-2 || | | | | | | + 28134

11142-

141451

Gr.-Bat. Kahlden = Kleist Heyden = Plög = Düringshofen Manteuffel . = Burgsdorf = 1 Wedel 3 6 Kremzow . 5 Unruh = Haacke = Destereich = Schenkendorf. 2te und 3te Bat. Garde . 16 Bataillon Reßow 4 3 Regim. Kalkstein = 19 Markgraf Carl . Latus | 65 |

Oberofficiers .

Zimmerleute .

Blessir t.

Spielleute .

. Oberofficiers

Unteroffic iers .

Infanterie.

1.

=

=

=

Zimmerle ute . .tl.❀ G&emeine ❀.Õlgence ****

Unterofficiers .

13

= = =

15111

3 1 1

101

311

|| || | | 3113242

021131

Transport 65 77 16 11 1716 9 41 1 Regim. Prinz v . Preußen 1 3 = 221 1 8 5 Alt - Braunschweig = 10 23 345 Meierinck . = Forcade . 1 237 1 6 14 -= 1 4 Winterfeldt .. 51 1 = Prinz Ferdinand 2 1 41 219 17 18 3 3 Münchow . - ― Prinz Heinrich 811 1 254 Kannacker . 323 1 107 Jung-Braunschw. - 13 2 2 Bornstädt . = Affeburg 75 1 1fte Bat. Alt- Würtemberg 10 9 411 2216 2 Regiment Jßenplig = 1 223 10 16 Geift . = 16 24 653 2 Pannewit Bataillon Kurffel . 4 6 54 Summa [ 167/247 | 36 | 20 | 4466 | 19 |

Spielleut e .

Todt u. vermißt.

-

33

2 - 343 - 40 26 73 24. 22 5 102

1 43

1

11101

Gemeine .

Oberofficiers .

Zimmerleute .

Unterofficiers .

Blessirt. Spielleute .

. Oberofficiers

71

8

2 43

-4

3 1926

72

2 - 17

Todte .

Spiell eute .

Gemeine .

. Blessirte

Unterofficiere .

Oberofficiere .

. Gemeine

. Spielleute

|||

15

1031

- 21 11 40 17 5 29 5 - 60 1

112

866 2 5

10 28 20 53 8 19

111

123

121

10 14 6

Pferde.

--- --

--

- 114 4

21 -

Vermißt.

1--

Unterofficiere .

. Oberofficiere

-

14 ―



11

311

12 13 2

19 -

- -

37

I 11 -

- --

T

3 622 16 | — [ 143] - 7 - | 109 | - | 3 | 1 | 45 | 80 | 390

T

2- |

| ||

- -

313

15 -

227

11

61

3 4

4

113

1111 321

1

Todtgeschoffen.

. Gemeine

.Spielleute

Blesfirt.

Garde du ― Corps . Gensdarmes Carabiniers Geßler Prinz Friedrich . Klau Pr. Schön2 aich 1 Seidlig . Driesen Krockow Cü-| 2 raffiers. Bar. Schön• 1 aich Summa | 16|

Cavallerie.

111

Oberoffici ere .

Regiment.

Unteroffic iere .

2.

14 AF 87

Druckfehler. S. 27 u. 29 1. Borne ft. Borna. S. 28 3. 5 v. o . I. rallirten ft. vallirten .

Druck von E. S. Mittler und Sohn in Berlin , Spandauer - Str. 52.

Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn.