Die religiösen Dichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts: Band 2 [Reprint 2016 ed.] 9783111717890, 9783111061078

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Die religiösen Dichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts: Band 2 [Reprint 2016 ed.]
 9783111717890, 9783111061078

Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Verzeichnis der Abkürzungen
Die Dichtungen in Ungleichzeiligen Langzeilenstrophen
IV. Die kleineren Dichtungen
22. Annolied
23. Rheinauer Paulus
24. Die Millstätter Sündenklage
25. Friedberger Christ
26. „Von Christi Geburt"
27. Baumgartenberger Johannes Baptista
28. Vom himmlischen Jerusalem
29.Die Gedichte „Vom Rechte“
30. Die Hochzeit
31. Die Jüngere Judith
32. Scoph von dem lône
33. Visio Sancti Pauli
34. Deutung der Meßgebräuche
35. Benediktbeurer Gebet zum Meßopfer
36. Die Klagenfurter Gebete
37. Adelbrechts Johannes Baptista
38. Trost in Verzweiflung
39. Esau und Jakob und „Von den zehn Geboten“
V. Die Dichtungen der Frau Ava
Einleitung
Die Dichtungen der Frau Ava
40. Johannes
41. Das Leben Jesu
42. Der Antichrist
43. Das Jüngste Gericht
VI. Die Werke des Pfaffen Lamprecht
Einleitung
44. Tobias
45. Alexander
VII. Des armen Hartmann „Rede vom Glauben“
46. Rede vom heiligen Glauben
Alphabetisches Verzeichnis der in beiden Bänden enthaltenen Dichtungen
Errata in Band I

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Die religiösen Dichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts

Die religiösen Dichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts Nach ihren Formen besprochen und herausgegeben von Friedrich Maurer

Band II

M A X NIEMEYER V E R L A G TÜBINGEN 1965

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1965 Satz und Druck: H. Laupp Jr Tübingen Einband: Heinr. Koch Tübingen

INHALT Vorwort

VII

Verzeichnis der Abkürzungen in den Apparaten

IX

DIE

DICHTUNGEN IN UNGLEICHZEILIGEN

LANG-

ZEILENSTROPHEN IV. Die kleineren Dichtungen 22. Annolied

1-626 1-367 3

23. Rheinauer Paulus

47

24. Millstätter Sündenklage

57

25. Fried berger Christ

103

26. Von Christi Geburt

124

27. Baumgartenberger Johannes Baptista

134

28. Vom himmlischen Jerusalem

140

29. und 30. Die Gedichte „Vom Rechte" und „Die Hochzeit"

153

29. Vom Rechte

156

30. Die Hochzeit

179

31. Die Jüngere Judith

225

32. Scoph von dem löne

260

33. Visio Sancti Pauli

279

34. Deutung der Meßgebräuche

290

35. Benediktbeurer Gebet zum Meßopfer

316

36. Die Klagenfurter Gebete

323

37. Adelbrechts Johannes Baptista

328

38. Trost in Verzweiflung

342

39. Esau und Jakob und „Von den zehn Geboten"

355

V. Die Dichtungen der Frau Ava

369-513

40. Johannes

382

41. Das Leben Jesu

398

42. Der Antichrist

492

43. Das Jüngste Gericht

498

VI

INHALT

VI. Die Werke des Pfaffen Lamprecht 44. Tobias 45. Alexander VII. (46.) Des armen Hartmann „Rede vom Glauben"

515-566 522 536 568-628

Alphabetisches Verzeichnis der in beiden Bänden enthaltenen Dichtungen 629

VORWORT Der vorliegende zweite Band bringt die Dichtungen in „ungleichzeiligen Langzeilenstrophen". Meine Auffassung dieser frühen Stücke wird hier in ihrer kompliziertesten Form erprobt. Nicht nur „Langzeilen" und „Strophen" werden angesetzt, sondern nun auch Strophen von ungleicher Zeilenzahl, zu denen ich die Parallelen in den ungleichzeiligen Laissenstrophen jener Zeit suche. Ich hoffe auf unvoreingenommene Prüfung der Gedichte in der hier vorgelegten Gestalt, und ich bitte, die Begründungen für meine dreifache These in dem einführenden Teil des ersten Bandes sowie in den Einleitungen zu den einzelnen Dichtungen zu lesen; ich erwähne hier nur noch einmal das Wichtigste. Daß die Gedanken noch in Langzeilen formuliert sind und daß noch nicht in fortlaufenden Reimpaaren gesprochen wird, ergibt die Prüfung des Satzbaues und seines Verhältnisses zur Zeile. Daß es sich um strophische Gebilde handelt, dafür geben gerade die ungleichzeiligen Stücke dieses zweiten Bandes einige entscheidende Belege: die Art wie das frühe Annolied in Gesätzen von Opitz überliefert ist; die Randzählung beim „Baumgartenberger Johannes" (s.S. 134 f. und Band I, S. 25); die Verwendungsart der Dreireime in der „Millstätter Sündenklage"; der Beginn mit neuer Zeile nach Strophenende im „Friedberger Christ", ganz abgesehen von der gedanklichen Rundung und Schlußgestaltung der Strophen in vielen Fällen. Noch einmal stelle ich fest, daß es weder in Frankreich noch in Deutschland Dichtungen in fortlaufenden Reimpaaren vor der Mitte des 12. Jahrhunderts gegeben hat und daß die neue Form sich erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und bei der neueren höfischen Dichtung durchsetzt. Die Gestalt unserer religiösen Dichtung steht in der alten Tradition, auch was die Vortragsart betrifft. Die fortlaufenden, unstrophischen neuen Reimpaare kommen mit den modernen Vorbildern aus dem Westen, nachdem sich schon die Langzeilentechnik gelockert hatte. Länger und fester bleibt offenbar auch die strophische Form, so daß Dichtungen in „Reimpaarstrophen" von einem gewissen Zeitpunkt an entstehen. Ein dritter Band kann diejenigen Stücke nachtragen, in denen ich keine Langzeilen mehr, wohl aber noch strophische Formen zu erkennen glaube. Er soll Priester Arnolds „Gedicht von der Siebenzahl", die „Vorauer Sündenklage", „Sündenklage aus Uppsala", „Linzer Antichrist", „Tundalus", Heinrichs „Litanei" und kleinere Legendenreste aus dem späten 12.Jahrhundert u.a. enthalten. Zur Begründung meiner Auffassung werden wiederum den Texten buchstaben- und zeilengetreue Abdrucke der Handschriften gegenübergestellt; sie sollen die unmittelbare Nachprüfung der Initialentechnik sowie anderer Hinweise der Handschriften auf die Formen ermöglichen; für die Vorauer Stücke ist wieder auf diese Abdrucke verzichtet, da die Faksimile-Ausgabe von 1958 zur Verfügung steht. Wieder habe ich auch bei Abschluß dieses Bandes für freundliche Hilfe zu

vin

VORWORT

danken: Fräulein Dr. Zutt für die gleiche wertvolle und gewissenhafte Unterstützung, die sie schon dem ersten Band gewährt hat; Herrn Dr. Besch für Hilfe bei dem sprachlichen Ausgleich im Text des Alexanderliedes; Frau Dorothea Bänsch und Frau Dr. Westerhausen, die hauptsächlich bei der Niederschrift mitgewirkt haben; wiederum vor allem Fräulein Dr. Zutt, ferner Frau Bänsch und Frau Eickhoff sowie Herrn Dr. Besch für die Mithilfe bei den schwierigen Korrekturen. Außer den bereits im Vorwort zum ersten Band genannten Bibliotheken habe ich den folgenden Stellen und ihren Leitern zu danken: der Hessischen Landes bibliothek Darmstadt für die Überlassung ihres Exemplares der Opitzschen Ausgabe des Annoliedes; dem Bischöflich Gurker Ordinariat für freundliche Auskunft bei der Suche nach dem Klagenfurter Gebeten; der Staatsbibliothek Berlin (Herrn Professor Dr. H. Lülfing) für Auskunft über den Verbleib der Berliner „Tobias"-Handschrift. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich noch einmal für Gewährung eines Stipendiums für eine Mitarbeiterin und für die Druckzuschüsse, die die Vollendung der Arbeit überhaupt erst ermöglicht haben. Ebenso gilt mein Dank dem Verlag Max Niemeyer und seinen Mitarbeitern, die auch diesen Band mit dem größten Entgegenkommen gefördert haben. Merzhausen, den 28. Juli 1965

F. M.

V E R Z E I C H N I S D E R ABKÜRZUNGEN die in Band I und I I in den Apparaten gebraucht werden de B . Ba. Bar. Bay. Beh. Ben. Bieb. Boe. Br. Brü. Bu. Buch. Bul. De. und Deg. Di. Do. Eh. Ehtr. Ett.

de Boor Bartsch Barack Bayer Behaghel Benecke Biebricher Boesch Braune Brüch Busch Buchholz Bulst

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Degering Diemer Docen

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Ehrismaim Ehrentraut Ettmüller

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Fr. Gi. Gigg. Gr. Grbg. H. Ha. Han. Häv. He. Ho. = K.Hof. Holm. Holtz. Hue. Hzl. It. J. Jel. Jgh.

Fritschi Giske Gigglberger Graff Grienberger

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Haupt Habermann Hanisch Hävemeier Henschel Hoffmann K . Hofmann Holmberg Holtzmann Huemer Heinzel

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Ittenbach Juni us Jellinek Jellinghaus

Ka. Ke. Ket. Ki. Kin. Kr. Kral. Krog. Ku. L. Lap. Lau. Lei. Ley. Lgth. Lie. Ma. Mar. M. B. Mei. Meis. Meli. Menh. Mi. Min. Mo. Moe. Mon. MSD Mü.

Karajan Kelle Kettner Kienast Kinzel Kraus Krallinger Krogmann Kuhn

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Lachmann Lappenberg Lauchert Leitzmann v. d. Leyen Langguth Lieberth

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Op. Oh. P. Pf. Pi. Pir. Pr. B. Bo. Bos.

Maß mann Martin Meyer - Benfey J. Meier Meisen Mellbourn Menhardt Mitter Minis Mone Moehl Monecke Müllenhoff- Scherer, Denkmäler Müllenhoff Opitz Ohly

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Paul Pfeiffer Piper Pirig Pretzel Boediger Both Bosenhagen

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VERZEICHNIS DER

Ru. Scham. Schd. Schdt. Sehe. Schm. Sehn. Schö. Sehr. Schrb. Schütz. Schw. Schwei. Schz. See. Si. Sim. St.

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ABKÜRZUNGEN

Kupp

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Schammberger Schade Schmidt Scherer Schmeller Schneider Schönbach Schröder Schröbler Schützeichel Schwickert Schweikle Schatz

Vb. Vg. Vo. Vul.

Seemüller Sievers Simrock Steinmeyer

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Tschirch Vomberg Vogt Vomberg Vulcanius

Wack. Wal. Wee. Wei. Weid. Wes. Wg. Wi. Wilh. Wilm. Wu.

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Wackernagel Wallner Weede Weigand Weidling Wesle Waag Will Wilhelm Wilmanns Wunderlich

Z.

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IV. DIE DICHTUNGEN IN UNGLEICHZEILIGEN LANGZEILENSTROPHEN

22. Annolied Als Grundlage des Textes muß der Abdruck von Martin Opitz (1639)dienen, und zwar stand mir das Exemplar der Hessischen Landesbibliothek in Darmstadt zur Verfügung. Als Ersatz kann die genaue Wiedergabe des Exemplars der Staatsbibliothek Berlin (Yg 666) gelten, die W. Bulst 1946 geliefert hat. Vor Opitz hatte bereits Vulcanius die Verse 19-74, das sind die Strophen 2, 3 und 4, abgedruckt2). C. v. Kraus hat vermutet3), daß beide alten Drucke auf die gleiche Handschrift zurückgehen. Ob sich das mit der verschiedenen Orthographie der beiden Drucke vereinigen läßt, ist die Frage. Eine Abschrift von Franciscus J u n i u s befindet sich in der Bibliotheca Bodleiana. Es folgten im 18. Jahrhundert die Abdrucke durch Schilter 4 ), Bodmer und Breitinger 5 ) und Hegewisch 6 ); im 19. Jahrhundert die Ausgaben von Goldmann (1816); Roth (1847); Bezzenberger (1848); Kehrein (1865) und schließlich die kritische Ausgabe von M. Roediger (1895)'). Zuletzt haben Bulst 8 ) und Meisen 9 ) im gleichen Jahr 1946 das Lied wieder abgedruckt. Das Annolied ist ein wertvolles und aufschlußreiches Zeugnis für die Beurteilung der strophischen Bauform und ihrer Besonderheiten in der Zeit um 1080. Auch seine Strophen sind von ungleicher Länge, und dieses Zeugnis, das sich offenbar auf die alte Strophenüberlieferung stützt10), ist wichtig für andere und spätere Dichtungen der Art und größeren Umfangs. Die neueren Herausgeber des Annolieds vermeiden z.T. den Terminus „Strophe"; K.Meisen spricht von „Abschnitten", W. Bulst von „Gesätzen"; M. Ittenbach 1 1 ) wechselt zwischen den Bezeichnungen „Strophen" und „strophischen Abschnitten"; aber er hält an der Vorstellung von „Strophen" fest, über ihre Existenz diskutiert er nicht. Für ihn geht es um den inneren Aufbau des ganzen Annolieds; „eine große innere und äußere Ordnung" glaubt er erweisen zu können. Für unsere Bemühung ist wichtig, daß sich dabei Strophe für Strophe, so wie sie *) Martinus Opitius, Incerti poetae Teutonici Rhythmus de Sancfco Annone. 1639. Bonaventura Vulcanius, De literis et lingua Getarum sive Gothorum. 1597. «) ZföGymn. 47 (1896) 227-31. *) Schilteri Thesaurus Antiquitatum Tevtonicarum... Bd. I (1726). ») Zürich 1745. •) Dt. Magazin Bd. 1 und 2. Hamburg 1791. ') Mon. Germ, hist.; Script, vern. lingua Tom. I, pass. II. 8 ) Das Annolied hg. von Martin Opitz 1639. Diplomat. Abdruck besorgt von Walther Bulst. Heidelberg 1946 (= Edit. Heidelbergenses 2). •) Das Annolied hg. von Karl Meisen. Bonn 1946. 10) Vgl. den Abdruck von Opitz: Man kann auch die Initialentechnik derjenigen Teile der Kaiserchronik heranziehen, die auf dem Annolied ruhen (vs. 179-520 Str. 11-30, entspr. Kehr. 287-660; ferner Kehr. 57f. = Anno 267f. = Str. 28). ") Dt. Dichtungen der sal. Kaiserzeit und verwandte Denkmäler (1937) (= Bonner Beitr. zur dt. Phil. H. 2) 86 ff. 2)

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ANNOLIED

überliefert sind, als Bausteine in diesem geordneten Aufbau erweisen; die durch Initialen markierten Abschnitte der Überlieferung sind gedanklich runde und in sich abgeschlossene Gebilde. Diese Strophen, das ist nun wichtig, sind genau von der Art, wie sie uns in anderen Dichtungen chronistischer oder erzählender Art der von uns betrachteten Zeit begegnen; sie waren, wie es scheint, auch genauso überliefert: die Initialen, an die sich Opitz bei seinem Abdruck offenbar gehalten hat, markierten die Einschnitte, so wie sie es in den uns erhaltenen Handschriften in der Regel tun (als Beispiel vgl. die Handschrift des „Memento mori"Bd. I Abb. 12). Es ist festzuhalten, daß Opitz die Verse nicht zeilenweise abgesetzt h a t ; offenbar waren auch in seiner Vorlage nur die Strophen, nicht die Zeilen abgesetzt, ebenso wie es etwa in der Vorauer Handschrift der Fall ist; infolgedessen ist auch ein Abdruck in ,,Reimpaar"-Strophen Interpretation der Herausgeber. Die 48 Strophen des Annolieds schwanken nach der Überlieferung bei Opitz in der Zeilenzahl zwischen 3 und 14 Langzeilen 12 ); das Nähere zeigt folgende Übersicht: Zahl der Strophen Zahl der Zeüen

1 14

7 13

2 12

6 11

2 10

6 9

8 8

8 7

7 6

1 5

1 3

Ganz ähnlich also, wie es sich etwa bei den Dichtungen der Ava ergibt, liegt die Grenze bei 3 und 14 Zeilen. Dabei sind die beiden Grenzwerte wieder selten; d.h. es könnte sehr wohl sein, daß die eine vierzehnzeilige Strophe durch eine vom Abschreiber vergessene Initiale in zwei Strophen zerlegt würde; und es könnte sehr wohl sein, daß die beiden nur je einmal erscheinenden Typen von 5 und 3 Zeilen, die unmittelbar hintereinander stehen (als Str. 12 und 13), durch Zusammenfassung zu einer Strophe, also durch Streichung der Initiale von Str. 13, verschwinden. Ich könnte mir denken, daß diese letzte Veränderung der Überlieferung sogar angebracht ist; die Einführung der Initiale in Str. 13 könnte der äußerlichen Tatsache zu verdanken sein, daß von den Str. 12 bis 14 und dann noch einmal Str. 16 jede einem der apokalyptischen Tiere des Danieltraums (Str. 11) gewidmet scheint. Es könnte der Schreiber auf diesen Gedanken gekommen sein, wenn auch der Dichter zunächst e i n e Strophe dem ersten und zweiten Tier, die folgende dem dritten, eine weitere dem vierten zudachte. Es könnte das um so mehr so gewesen sein, als dem dritten Tier sogar zwei Strophen galten, eine regelmäßige Abfolge von vier Strophen, die je eines der Tiere behandelten, also sowieso nicht geplant war. Nur der äußerliche Einsatz : Diz erist dier, daz ander dier, daz dritti dier m a g d e n Schreiber bewogen

haben, auch bei dem zweiten Tier schon nach drei Zeilen eine neue Initiale zu setzen. Als Strophe, d.h. Vortragseinheit von 8 Zeilen, können trotzdem die Sätze über beide Tiere vom Dichter gemeint gewesen sein. Anderseits ist es mir

la ) In Strophe 2 ist offensichtlich ein Überlieferungsfehler; sie hat bei Opitz 17 Zeilen, aber zu Zeile 7 fehlt die Reimzeile (man kann nicht an „Dreireim" denken I). Glücklicherweise ist gerade zu dieser Strophe die Parallelüberlieferung bei Vulcanius zur Verfügung: er fügt gleich drei weitere Zeilen nach 7 ein, von denen sich aber zwei als Zusatz erweisen.

ANNOLIED

5

weniger wahrscheinlich, daß die einzige vierzehnzeilige Strophe in zwei zu zerlegen wäre; von den vielfach bezeugten dreizehnzeiligen unterscheidet sie sich kaum. Allerdings ist diese Strophe nicht in der Weise in sich abgeschlossen wie viele andere. Die in ihr erzählte Geschichte, das Wunderzeichen, das hier berichtet wird, wird erst in der folgenden Strophe zu Ende gebracht; sie ist auch mit der vorhergehenden Strophe, wenn auch nicht ganz so eng, verbunden. Man könnte sich daher gut vorstellen, daß diese Arnold- Geschichte so wie hier über zwei (oder drei) sich auch über drei oder vier Strophen erstreckt. Doch sind diese Erörterungen nicht entscheidend. Wesentlich aber ist, daß auch in diesem Werk in sich geschlossene Strophengebilde von dem gleichen wechselnden Umfang erscheinen, wie es in anderen darlegenden und erzählenden Dichtungen dieser Zeit der Fall ist. Der L a n g z e i l e n - C h a r a k t e r ist noch ganz unbestreitbar. Brechungen spielen noch keine Rolle, wie es für die frühe Zeit zu erwarten ist. Auch die R e i m t e c h n i k ist noch auf früher Stufe. Es erscheinen noch Bindungen, die sehr „primitiv" sind, d.h. geringe Ansprüche an den Grad der Identität machen, so etwa 23, 1 werilte: sedele oder 48, 6 stirnin: widere oder 46, 3 truwin: tuvil; 43, 1 Arnolt: bischof u.a. Auch reine Endsilbenreime sind noch häufig; Assonanzen jedenfalls. Unter diesen Umständen fragt es sich, ob und wieweit man in die Überlieferung eingreifen darf und soll, um die Reime zu verbessern. Ich habe es in einer Reihe von Fällen getan, und zwar 1. wenn durch rein graphische Veränderung etymologisch identische Bindungen ausgleichbar waren; also 9, 2; 14, 3; 17, 6; 20, 3; 26, 2; 28, 8; 29, 5; 46, 2; 46, 9; 47, 11 u.ö. 2. habe ich die möglichen Infinitiv-Endungen, die besser reimen, hergestellt in 5, 7; 9, 1 (vgl. 18,8!); 41,8. 3. habe ich sint (: wit) 9, 5 zu sit geändert. 4. die zahlreichen Möglichkeiten genutzt, statt haven: man u. dgl. hdn: man, hät: gap usw. herzustellen, nämlich 3, 9; 4, 1; 18, 4; 20, 10; 34, 1; ähnlich ist 25, 5 nän (nahen) : man ausgeglichen; dagegen habe ich 21, 11 sprächin : havitin stehen lassen. 5. sind die mehrfachen Bindungen stuont : -uot durch Herstellung der alten Form stuot ausgeglichen, nämlich: 31, 6; 37, 1; 43, 3; 49, 9 und 11. 6. ist vorhte u. ä. zu vorte (: worte u. ä.) 35, 2; 29, 5 und 25, 7 geändert; 7. Nicht ausgeglichen habe ich 2, 1 aneginne : stimma und 2, 9 Adam : behaltin, weil doch noch eine Art Anklang da ist; ähnlich 13,2 und 16, 2 cläwin: gevän; 11,3; 17,7; 18,9; 19, 5; 21,1 und 13; 23,1; 25, 2; 40,11; 46,4. Dagegen habe ich 32, 2 zeichin: eigine (zu eigin) ausgeglichen; ebenso 22, 9 gesindin: Sicilia (zu Siciliin, vgl. 22, 11!); 12, 2 kuninge : Babilonia (zu Babilonie); 10, 1 Semiramis : stiphti si (zu stiftis); 8, 5 brunieon: stürm (zu brunigen : stürme, vgl. 20, 2); 9, 2 ritin (zu ridin): irbidin; 33, 1 Frankin : man (zu Frankan); 39, 8 bilide (zu bilede) : himile. Alle Abweichungen von Opitz sind im Apparat notiert. Bei den von Vulcanius

6

ANNOLIED

abgedruckten Strophen sind die Abweichungen v o n Opitz verzeichnet, außer wenn sie rein graphischer Art sind. Die Abschrift v o n Junius ist nur da berücksichtigt, wo er eine Textbesserung eingeführt hat. Die übrigen frühen Ausgaben sind nicht kollationiert ; die Angaben stützen sich auf Roediger. Mein T e x t ist nach den Prinzipien hergestellt, die ich für mitteldeutsche Denkmäler befolge ; vgl. oben Bd. I, S. 60 ! Opitz hat offensichtlich die û der Handschrift fälschlich als ü gedeutet; deshalb sind seine ü wie û behandelt, d . h . uo statt obdt. uo beibehalten oder u statt obdt. u geschrieben; in keinem Fall ist die ü-Schreibung im Apparat verzeichnet, ph wird als /, g als ch geschrieben, wo die Reiber gemeint sind ; unorganische h (ziht statt zît) sind gestrichen, alle drei mit Anführung im Apparat; ohne Anmerkung sind c > z; sch > sc; uv, vv, uu > w; cht > ht, e > ae, hc > ch ausgeglichen. Die mdt. Formen van, her, dir (statt der), un (statt in) sowie die i in Endsilben sind beibehalten.

W e i t e r e L i t e r a t u r : K. B a r t s c h , (über Wilmanns, Über das Annolied) Germania 33 (1888) 114; M. S. B a t t s , On the F o r m of t h e „Annolied". Monatshefte. A Journal Devoted t o t h e Study of Germanie Language and Literature. No. 4, Vol. L H . Wisconsin (1960) 179-182; G. B a u e r n f e i n d ( g e b . K o p f ) , Anno I I . , Erzbischof von Köln. Diss. phil. München (1929); O. B e h a g h e l , Zur Technik der mhd. Dichtung. Beitr. 30 (1905) 559f.; H. d e B o o r , Über Brechung im F r ü h m h d . Germanica. Festschr. f ü r E . Sievers (1925) 494, 498; O. O a r n u t h , Zum Annoliede. Germania 14 (1869) 74-81; G. E b e r h a r d t , Die Metrik des Annoliedes. Beitr. 34 (1909) 1-100; H . E g g e r s , Ein textkrit. Problem im Annolied. Festgruß f ü r H . P y ritz. E u p h . Sonderheft (1955) 9-13; K. F r i t s c h i , Das Annolied. Diss. phil. Zürich (1957); G. G i g g l b e r g e r , Untersuchungen über das Annolied. Diss. phil. Würzburg (1954); Th. v o n G r i e n b e r g e r , Ahd. Texterklärungen. Beitr. 48 (1924) 42-45; A. G r ü n e w a l d , Die lat. Einschiebsel in den d t . Gedichten von der Mitte des 11. bis gegen E n d e des 12. Jhs. Diss. phil. Göttingen (1908) 32; E . H e n s c h e l , „ A n n o " und Kaiserchronik. Beitr. 80 (Halle 1958) 470-479; J . G. H e r d e r , Andenken a n einige ältere d t . Dichter. I I . 2. Brief (1793); E. H o f f m a n n - K r a y e r , Gesch. des dt. Stils (1926) 21 f.; A. H o l t z m a n n , Der Dichter des Annoliedes. Germania 2 (1857) 1-48; M. I t t e n b a c h , Dt. Dichtungen der sal. Kaiserzeit (1937) ( = Bonner Beitr. zur d t . Phil. H . 2) 62-73; d e r s . , Aus der Frühzeit rheinischer Dichtung. Das Annolied. Dichtung u n d Volkstum 39 (1938) 17-28; E. K e t t n e r , Untersuchungen über das Annolied. ZfdPh. 9 (1878) 257-337 ; d e r s . , Zum Annolied. ZfdPh. 19 (1887) 321-338; P h . K o h l m a n n , Kl. Beitr. zu den Quellen des Annoliedes. Beitr. 35 (1909) 554-567; C. K r a u s , (über Das Annolied, hrsg. von M. Roediger) ZföG. 47 (1896) 226-236; H . K u h n , Gestalten u n d Lebenskräfte der f r ü h m h d . Dichtung. Dt. Vjschr. 27 (1953) 17-22; A. L e i t z m a n n , Zur Abfassungszeit des Annoliedes. Beitr. 36 (1910) 395-396; H . F. M a ß m a n n , Der keiser u n d kunige buoch, oder die sog. Kaiserchronik. 3. Teil (1854) ( = Bibl. der ges. d t . N a t . Lit. Bd. 4) 263-278; E. N e l l m a n n , F o r m e n der Reichsidee in der d t . Dichtung des 12. J h s . Diss. phil. Freiburg i. Br. (1958) 21-48; M. P f ü t z e , „ B u r g " u n d „ S t a d t " in der dt. Lit. des Mittelalters. (Die E n t w . im mittelfrk. Sprachgebiet vom Annolied bis zu Gottfr. Hagens Reimchronik, ca. 11-1300) Diss. phil. Leipzig (1955); O. P n i o w e r , (über Wilmanns, Über das Annolied) DLZ. (1887) Sp. 234f.; G. R o s e n h a g e n , (über Der Trierer Sylvester, hrsg. von C. K r a u s und Das Annolied, hrsg. von M. Roediger) ZfdPh. 30 (1898) 271-280; A. R o s s m a n n , Wort u n d Begriff der Wahrheit in der frühmhd. Lit. Diss. phil. Tübingen (1952) 138-139; K . R o t h , (zur Ausgabe von K. Roth). Kleine Beitr. Bd. 2 (1850) 207f.; H . R u p p , (über K . Fritschi, Das Annolied. 1957). Archiv f ü r das Stud. der neueren Sprachen 196 (1959) 77f.; W . S c h e r e r ,

ANNOLIED

7

Gesch. der dt. Dichtung im 11. u n d 12. J h . (1875) ( = Q . F . 12) 30f.; ders., Rolandslied, Kaiserchronik, Rother. ZfdA. 18 (1875) 302; A. S c h ö n b a c h , (über Das Annolied, hrsg. von M.Roediger) DLZ. (1897) 1614ff.; E. S c h r ö d e r , Reimstudien I I . Nachr. der königl. Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil. hist. Kl. (1918) 423; d e r s . , Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen (1892) 50f., 64f., 438; d e r s . , Zur Kritik des Annoliedes. ZfdA. 58 (1921) 92-95; d e r s . , B u n t e Lese I. ZfdA. 61 (1924) 38; F . S c h u l z e , (über P . Vogt, Das Königs- u n d Kaiserideal der d t . Dicht u n g des Mittelalters) AfdA. 34 (1910) 113; J . S e e m ü l l e r , (über Wilmanns, Beitr. zur Gesch. der älteren dt. Ldt. H . 2) ZföG. 38 (1887) 375-380; d e r s . , Zum Annolied. ZfdA. 42 (1898) 322-338; P . V o g t , (über Wilmanns, Beitr. zur Gesch. der älteren d t . Lit. H . 2) Litbl. (1887) Sp. 5 - 7 ; d e r s . , Das Königs- u n d Kaiserideal der d t . Dichtung des Mittelalters. (Marburger akad. Reden 19) (1908) 15; H . W e l z h o f e r , Untersuchungen über die dt. Kaiserchronik (1874) 22-31; K. W e s l e , F r ü h m h d . Reimstudien (1925) ( = Jenaer germ. Forschungen 9); W . W i l m a n n s , Über das Annolied (1886) ( = Beitr. zur Gesch. der älteren dt. Lit. H . 2); d e r s . , (über Das Annolied, hrsg. von M. Roediger) AfdA. 23 (1897) 346-357; P . Z a r n c k e , Z u m Annoliede. Berichte über die Verhandlungen der Königl. sächs. Ges. der Wiss. zu Leipzig. Phil. hist. Kl. Bd. 39 (1887) 283-305. - J e t z t weitere Literatur bei C. S o e t e m a n , Die geistliche Dichtung des 11. u n d 12. J a h r h u n d e r t s (1963) 51ff. Ü b e r s e t z u n g e n : R. B e n z , Das Lied von S. Anno (1924) ( = Drucke der Pforte N r . 1); A. S t e r n , Reclams Universalbibl. Kr. 1416 (1881); K . W o l f s k e h l und P . v o n d e r L e y e n , Älteste d t . Dichtungen "(1920) 142-155; 222-224.

RHYTHMVS DE S. ANNONE Coloniensi Archiepiscopo

(Opitz) Seite 1

I. W i r horten ie dikke fingen Von alten dingen, Wi inelle helide vuhten, W i Ii veite bürge brechen, Wi lieh liebin vuiniicefte ichieden, Wi riche Künige al zegien5 gen. Nu ilt eiht daz wir dencken Wi wir ielve sülin enden. Criit der vnier h6ro güt Wi manige ceichen her vns vure düt, Aller uffin Sigeberg havit gedan Durch den diurlichen man Den heiligen bilchof Annen Durch den 10 ünin willen, Dabi wir uns sülin bewarin Wante wir noch sülin varin Von diiime ellendin libe hin ein ewin Da wir imer sülin lin.

II.

5

I N der werilde aneginne, Dü liht war vnte Itimma, Dü diu vrone Godis hant Diu Ipehin werch geicuph io manigvalt, Dü deilti Got iini werch al in zuei, Diii werlt ilt daz 5 eine deil, Daz ander ift geiltin: Dü gemengite dei wiieGodis lift Von den zuein ein werch, daz der menniieh ilt, Der beide ilt corpus unte geiit, Dannin iit her na dim engele allermeiit. Alle geicaft iit an dem menniiehen, Soiz fagit io daz Evangelium. Wir sülin un cir dritte werilde celin, So wir daz die Crichen horin redin. Zden leiben erin ward geicaphin Adam, havit er lieh behaltin.

In Opitz' Ausgabe ist der gesamte deutsche Text (außer den Initialen) kursiv gedrückt, die lat. Überschrift, die tat. Anmerkungen und lat. Einschiebsel in Antiqua (letztere sind hier kursiv toiedergegeben).

I, 5 W i (!) 7 m a n a g e Op(itz) Anm. II, 1 ward Vxü(canius) 2 uroue Vul.

Vul. Vul.

2/3 sprechin Vul.

5 geistin( I) 6 dei Op. : der Vul. 11 Crichen (!) 12 Edem Vul.

godes Vul.

3 deiti Vul.

Vanden Vul.

4 god

0 in dem

i

DAS ANNOLIED

Wir horten ie dikke singen von alten dingen, wi snelle helide vuhten, wi si veste bürge brsechen, wi sich liebin winiscefte scieden, wi riche kunige al zegiengen. nu ist zit daz wir dencken wi wir selve sulin enden. Crist der unser hero guot wi manige zeichen her uns vure duot. als er uffin Sigeberg havit gedan durch den diurlichen man, den heiligen biscof Annen durch den sinin willen. dabi wir uns sulin bewarin, wante wir noch sulin varin von disime ellendin libe hin zin ewin, da wir imer sulin sin.

(Roediger)

In der werilde aneginne, duo liht ward unte stimma, duo diu vrone godis hant diu spehin werch gescuf so manigvalt, duo deilti got sini werch al in zwei, disi werlt ist daz eine deil, daz ander ist geistin: duo gemengite dei wise godis list von den zwein ein werch, daz der mennisc ist, der beide ist corpus unte geist, dannin ist her na dim engele allermeist, alle gescaft ist an dem menniscen, so iz sagit daz Evangelium, wir sulin u n zir dritte werilde zelin, so wir daz die Crichen horin redin. zden selben erin ward gescafin Adam, havit er sich behaltin.

1, 2 vahten : brächen. R(oediger) mit TJ(achmann); See(müller), dagegen Gigg(Iberger) 3 lieb in w. Sehr (öder); liebe und w. Gigg. richiu kunigriche Sehr. 4 eiht Op(itz) 5 manigiu R. 7 Winnen statt willen erwägt R. (Vorrede), Rosfenhagen), dagegen Fr (Uschi). 2, 1 ward Vul(canius), R. : war Op. aneginne : stimma Op., Vul.; aneginna : stimma J(unius), R.; aneginne : stimme Ros., Meisfenj 2 gescuph Op. nach 4 a : danmiri (dannini Wsuckfernagel), R.) lisit man, daz zuä werilte sin. / diu eine, da wir inne birin, / diu ander ist geistin. Vul., dem R. folgt, aber den 2. und 3. Vs. mit Sche(rer) (Exkurs zu MSD XX nach R.s Anm.) bezweifelt-, so auch Fr.; Krfaus) hält die Verse; „unmöglich in dieser Form ursprünglich" 7i(arncke) 5 dei Op. : der Vul., R., Meis. 7 alliu R. ist in dem Vul. mennischun R. mit J. Grimm, dagegen Gigg. 8 dritten Wack., R., dagegen Gigg. 9 Zden Op. : Edem Vul. : Ciden Kr., Gigg. : cen R. gescaphin Op. kein Großbuchstabe bei havit, aber Punkt nach Adam Op.; zden s. erin gescaphin / Ward Adam, h.e.s. beh. Saran nach Gigg. Adam : behalten Wack., R.; gescaphin : behaltin See.

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ANNOLIED

III. DU lieh Lucifer du ce ubile geveng, Vnt Adam diu Godis Wort ubirgieng, Dü balch iigis Got delti mer, Daz her andere fini werch lach rechte gen. Den Manen vnten 5 iunnen die gebin ire litt mit wunnen: Die iterrin bihaltent ire vart, Si geberent vroit vnte hizze io itarc: Daz fuir havit ufwert iinin zug; Dunnir unte wint irin vlug. Di wölken dragint den reginguz: Nidir wendint io wazzer irin vluz: Mit blümin cierint lieh diu lant: Mit loube dekkit lieh der walt: Daz wilt havit den iinin ganc: Scone iit der vügilianc. Ein iwelich ding diu e noch havit Di emi Got van erilt virgab, Ne were die 15 zuei geieephte, Di her geicuph die bezziite: Die virkerten lieh in diu doleheit, Dannin hubin lieh diu leiht.

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IV. CUnt iit wi der vient viripuh den man, Zi Icalke wolter un havin. So vürter cir hellin die vünf werlt alle, Vnze Got geiante iinin iun, Der irloite vns von den sünden: Ce opfere 5 wart her vür uns braht, Dem dode nam her iini maht, Ce hellin vur her ane iunden, Her herite Ii mit gewelde, Der tiuvel virlos den iinin gewalt, Wir würdin al in vrie gezalt: In der doufe würde wir Criitis man. Den io Heirrin sülin wir minnan.

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III, 1 Vnt Op. : vut Vul. 2 Godes Vul. 5 lieh Vul. 8 Die Vul. 10 irim Vul. blumm Vul. 13 diu Op. : din Vul. 15 Di (!) 16 virherten sie Vul. diu (!) dobeheit Vul. 17 hukin sie Vul. IV, 1 Cunt Op. : Vnt Vul. 2/3 helliu Vul. 3 vunf Vul. 4 ofere Vul. 5 vur Vul. de mi d. Vul. 7 duuel Vul. 8 wie wurden Vul. 9 wurde Vul. Christo Vul. sulin Vul.

ANNOLIED

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Du sich Lueifer du ze ubile gevieng, unt Adam diu godis wort ubirgieng, duo balch sich is got desti mer, daz her andere sini werch sach rehte gen: den manen unten sunnen die gebin ire liht mit wunnen, die sterrin bihaltent ire vart, si geberent vrost unte hizze so starc, daz fuir havit ufwert sinin zug, dunnir unte wint irin vlug. di wölken dragint den reginguz, nidir wendint wazzer irin vluz. mit bluomin zierint sich diu lant, mit loube dekkit sich der walt. daz wilt havit den sinin ganc, scone ist der vugilsanc. ein iwelich ding diu e noch hat di emi got van erist virgap, newaere die zwei gescefte, di her gescuf die bezziste: die virkerten sich in diu doleheit, dannin hubin sich diu leit. Cunt ist wi der vient virspun den man, zi scalke wolt er un han. so vuort er zir hellin die vunf werlt alle, unze got gesante sinin sun, der irloste uns von den sunden. ze opfere wart her vur uns braht, dem dode nam her sini maht. ze hellin vur her ane sunden, her herite si mit geweide. der tiuvel virlos den sinin gewalt, wir wurdin al in vrie gezalt. in der doufe wurde wir Cristis man: den heirrin sulin wir minnan.

3, 2 sigis Got Op. „daz her andere zum vorhergehenden verse" Vul. nach R. anderiu siniu B. 3 der mane unter sunne R. gebin Op. : gebint Schd. ( = Schade), R., Kr. 4 bihalten und geberen Gigg. mit Si(evers) 5 den s.z. und den ir vi. Gigg. mit Si. 6 diu wazzer R., Kr. 9 diu Op. : din Vul. : die Wack., R. 9 hat R. : havit Op. diemi Wack., R., Kr. virgab Op. 10 zuä R., Kr., dagegen Vfümfanns), Gigg. gescephte Op. gescuph Op. „wol besten" R. Anm., Kr.: bezzisten Gigg. 11 die d. Wack., R. doleheit Op., Gigg. : dobeheit Vul., R. leiht Op. 4, 1 Cunt Op. : Vnt Vul. : Klint („sonst mit k, also wird wol die bunte initiale der vorläge gefehlt haben") R., Kr. h&n R. mit J. Grimm : havin Op. 2 helliu Vul. Z. 2 als ein Vers Vul. : kein Punkt nach hellin, kein Großbuchstabe bei die Op. alli R. Z. 3 als einen Vers Vul. Sünden Op. : sundun Ket(tner), R. : sündon Gigg. 4 de mi d. Vul. 6 wie w. Vul. 6/7 wir wurden alle in vrie gezalt / in der doufe [w. w.] Cristis gesindin: / d.h.s.w. minnin He(nschel) unter Verweis auf 22, 9; Milst. Ex. 138, 3; Kaiserchronik 1139; Eilhart (Eggers) 4501 7 Christo Vul.

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ANNOLIED

V. Y P hüf Criit iinis crucis vanin, Die zueilf bodin hiz her in diu lant varin: Vane himele gaf her un diu craft, Daz Ii ubirwunden diu heidinicapht. Rome ubirwant Petrus, Diu 5 Criechen der wiie Paulus, Seint Andreas in Patras, In India der güde Thomas, Matheus in Ethyopia, Symon unte Iudas in Periia, Seinte Iacobüs in Hierulalem, Nu is her dar in Galieia bitten; Iohannes dar in Epheio, Vili süze 10 konder predigin, Vz des grabi noch wehiit himilbrot, Daz dekkit manigirilahte noht; Andre mertirere manige, Soiz witin iit ci iagine, Mit heiligem irin blüde Irvüldin Chriitis gemüde, Mit arbeiden quamen ii cirin heirrin, 15 N u havit her Ii mit erin. VI. Die Troianifchen Vranken Si sülin is iemir Gode danken Daz her un io manigin heiligin havit geiant, Soiz dar in Köln iit gewant, Dadir reitit ein sülich menige Van Sen5 ti Mauriciin herige, Vnt eilf tuient megide Durch Criitis minnirslagene, Manige biichof alio herin Die dir ceichin haftig warin, Als iz mer ist vane Sent Annin; Des love wir Criit mit fange. VII. CE Kolne was her gewihet biichof, Des ial diu itat iemir loben Got, Daz in der iconiitir bürge, Di in Diutiichemi lande ie wurde, Rihtere was der vrumigirti man Der ie ci 5 Rini biquam: Ci diu daz diu Stat deiti heror diuhte Wandi ii ein io wiie herdum irluhte, Vnte diu iin dugint deiti pertir weri Daz her einir io herin itedi plegi. Köln iit der heriitin bürge ein, Sent Anno braht ir ere wole io heim.

V, 1 Vb Op. Anm. Die (!) VI, 8 vane (!) VII, 2/3 sconister Op. Anm.

3 die Vul. 4 Rihtere (!)

vberwanden Vul.

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Up huof Crist sinis crucis vanin, die zweilf bodin hiz her in diu lant varin. vane himele gaf her un diu craft, daz si ubirwunden diu heidinscaft. Rome ubirwant Petrus, diu Criechen der wise Paulus, Seint Andreas in Patras, in India der guode Thomas, 5 Matheus in Ethyopia, Symon unte Judas in Persia, Seinte Jacobus in Hierusalem, nu is her dar in Galicia bisten; Johannes dar in Epheso vili suoze kond er predigon. uz des grabi noch wehsit himilbrot, daz dekkit manigirslahte not. andre mertirsere manige, so iz witin ist zi sagine, 10 mit heiligem irin bluode irvuldin Christis gemuode. mit arbeiden quamen si zirin heirrin, nu havit her si mit erin. Die troianiscen Vranken si sulin is iemir gode danken daz her un so manigin heiligin havit gesant, so iz dar in Köln ist gewant. da dir restit ein sulich menige van Senti Mauriciin herige, unt eilf tusent megide durch Cristis minn irslagene, 5 manige biscof also herin die dir zeichinhaftig warin, als iz mser ist vane Sent Annin: des love wir Crist mit sänge. Ze Kolne was her gewihet biscof, des sal diu stat iemir loben got, daz in der sconistir bürge, di in diutiscemi lande ie wurde, rihtsere was der vrumigisti man der ie zi Rini biquam: zi diu daz diu stat desti heror diuhte wandi si ein so wise herdum irluhte, 5 unte diu sin dugint desti pertir wseri daz her einir so herin stedi plsegi. Köln ist der heristin bürge ein, Sent Anno braht ir ere wole heim.

5, 2 diu er. Op. : die er. Vul., B., Meis. diu Op., Vul. : die B., Meis. heidinscapht Op. 4 A. (starf) in B., Meis., Gigg. 6 Bos., Gigg. str. bisten 7 predigin Op., He. : predigen Ket. : predigön B. mit Schd. 8 noht Op. 10 Christis (Op.) ,,gehört sicher dem drucket an, weil die deutsche form nur hier mit e h " B . Anm.

6, 4 irslagine B. 6 sangi B. 7, 1 des sul wir i.l.g. Sehr., Gigg.

2 diu in B.

4 irliuhte B., See.

Z. 4/5 str.

Si., Sehr., Gigg., dagegen Eggers 5 pertir: „Getilgt ist natürlich ein h hinter r, das man aber nicht mit Kehrein wieder einsetzen darf" B . Anm.; perhtir Meis.

so

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100

no

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ANNOLIED

vni.

OB ir willit bekennin Der bürge aneginne, So virnemit vmbi die grimmin heidinIcapht Dannin den aldin burgin quam diu crapht. Ninus hiz der eriiti man Dedir ie 5 volcwigis bigan. Her iaminodi ichilt unti iper, Des lobis was her vili ger. Halipergin unti brunievn Dü gart er iic, ciih iturm Die helmi italin heirti, Du itifter heriverti. Diu liute warin vnz andiu Vii ungeleidigete. Ir io iwelich haviti fin lant, An din andirin fich niwiht ni want. Vngewenit warin Ii ci wige, Vili lieb was daz Nino.

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IX. Ninus leirti fini man Aribeiti lidin, I n gewefinin ritin, Daz fi vreifin gidoritin irbidin, Schiezin unti ichirmin : Her ni liz fi nigehirmin, Vnz er gewan ci liner hant 5 Elliu Afianilchi lant ; Da Itiphter eine bürg fint Einir dageweidi wiht, Driir dageweidi lank. Michil was der fin gewalt, Diu bürg nanter nah imo Ninive Dafint der mereviich Jonam uzipe.

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X. Sin wif diu hiz Semiramis, Diu alten Babilonie Itiphti Ii, Van cigelin den alten Die die gigandi branten, Dü Nimbrot der michilo Gieriht un dumplicho Daz fi widir Godis uor5 tin Einen turn worhtin Van erdin uf ce himele, Des dreif fi Got widere, Dü her mit finir gewalt Gedeilti fi io manigvalt I n zungin iibenzog, So iteit iz in der werlti noch. Von demi gezugi des itiphtis Worti diu Semiio ramis Die burchmura viereggehtich, Vieri milin lank unti ieicihg; Des turnis biltunt dannoch Vieri dufent lafterin hohe. I n der burch fint warin Diu Küninge vili mere Da havitin ir geiez inne Chaldei die grimmin, 15 Die heritin af der lanten, Vnzi fi Hierulalem virbranten.

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V i l i , I bikennin Op. Anm. 2 virnemit (!) IX, 7 Diu (!) X, 7/8 zungen Op. Anm. 9 deme gezuge Op. Anm.

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9

10

15

Ob ir willit bekeniiin der bürge aneginne, so virnemit umbi die grimmin heidinscaft, dann in den aldin burgin quam Ninus hiz der eristi man de dir ie volcwigis bigan. [diu craft, her saminodi seilt unti sper, des lobis was her vili ger, 5 halspergin unti brunigen duo gart er sich zi stürme, die helmi stalin heirti, du stift er heriverti. diu liute warin unz an diu vil ungeleidigete. ir iwelich haviti sin lant, an din andirin sich niwiht niwant, ungewenit warin si zi wige, vili lieb was daz Nino. Ninus leirti sini man aribeiti lidan, in gewaefinin ridin, daz si vreisin gidorstin irbidin, sciezin unti scirmin : her niliz si nigehirmin, unz er gewan zi siner hant elliu asianisci lant. 5 da stift er eine burg sit einir dageweidi wit, driir dageweidi lank : michil was der sin gewalt. diu bürg nant er nach imo Ninive da sint der merevise Jonam uzspe. Sin wif diu hiz Semiramis, diu alten Babilonie stiftis, van zigelin den alten die die gigandi branten, duo Nimbrot der michilo gerit un dumplicho daz si widir godis vorhtin einen turn worhtin 5 van erdin uf ze himele, des dreif si got widere, duo her mit sinir gewalt gedeilti si so manigvalt in zungin sibenzog, so steit iz in der werlti noch, von demi gezugi des stiftis worti diu Semiramis die burchmura viereggehtich, vieri milin lank unti seszich ; io des turnis bistunt dannoch vieri dusent lafterin hoch, in der burch sint warin diu kuninge vili maere da havitin ir gesez inne Chaldei die grimmin, die heritin afder lantén, unzi si Hierusalem virbranten. 8, 1 aneginni R. 2 heidinscapht Op. crapht Op. 3 der dir R., dagegen Gigg. 5 halspergi R. brunievn Op. : brunigen R. mit ~Ro(th); vgl. 20, 2! sie Op., veri, von J., R. ciih Op. : ci R. („in der ha. sig c h ci ?" R. Anm.) stürm Op., verb, von R. mit Schd. stürme : brunnen oder brünnen oder brunien Gigg. 6 stahelherte Sehr. heriveirti R. 7 ungeleidigetiu Ket., R. mit Schd.; ungeleidigotiu J. Grimm; di : ungeleidigeti oder du : ungeleidigetu Wilm., Gigg. 9, 1 lidin Op. : lidan J., Ket., R., Gigg. N. leirti ( = lérte die) slni / aribeiti lidin He. unter Verweis auf 23, 9 2 ritin Op.; rìtin : irbitin R., See. 3 ni gehirmin R. mit Schd. Asiànischiu R. 5 stiphter eine Op. sint Op., verb, von J.Grimm, R. wiht Op. 7 die b . R . sit Gigg. 10, 1 die a. R. stiphti si Op. ; Semiramis : stiphtis Sehr, unter Verweis auf 10, 8 ; Gigg. 3 Geriht un Op. 4 uortin Op. : vorhtin R., See. 7 sibenzoch R. ; (zuein u n d ) sibenzoch Sehr., Gigg. 8 geziugi R. 9 seseihg Op. : sescich R. 10 vieriu R. 11 sit Gigg. die R . mit SchiUer wàrin : mèri Kr. 12 grimmen R. 13 af der Op. : after R. mit Ro.

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140

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ieo

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ANNOLIED

XI. IN den cidin iz geicach Als der wiie Danihel geiprach, Dù her lini tróume iagiti Wi her gelili havite Viere winde dilir werilte In dem michilin meri vehtinde, Vnz uz dem 5 meri giengin Vreislichir dieri vieri. Viere winde biceichenint vier engele, Die plegint werilt allere ; Die dier vier Kiinincriche Die diu werilt ioldin al umbegrifen.

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XII. DIz eriiti dier was ein lewin, Si havite mennislichin iin, Diu beceichenit vns alle Kùninge Die der warin warin in Babilonia, Dere crapht unt ire wisheit Gidadun ire 5 riche vili breiht. XIII. DAz ander dier was ein beri wilde, her havide drivalde zeinde, Her cibrach al daz her anequam, Vnti citrat iz vndir finin clawin. Der bizeichinote driu Kùnicriche 5 Diu cifamine al bigondin grifin, Bi den cidin dù Cirus unti Darius Gewunnin Chaldeiichi hus : Die zwene riche Kùninge Si ciitortin Babilonie.

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XIV. DAs dritti dier was ein lebarte, Vier arin vederich her havite ; Der beceichinote den Criechiskin Alexanderin, Der mit vier herin viir aftir lantin, Vnz her dir werilt ein5 de Bi guldinin flulin bikante. I n India her die wuiti durchbrach, Mit zuein boumin her iich da geiprach, Mit zuein grifen Viir her in liuften. In eimo glaie liezer lich in den le. Dù wurfin iin vngetruwe man Dié Kettinnin io in daz meri vram, Si quadin; obi du wollis lihen wunter, So walz iémir in demo grunte; Du lach her vure lich vlizin manigin viic grozin, Half vile half man, Dad diuht un uili harte vreiiiam. XI, 4 mere Op. Anm. 5 vreislicher Op. Anm. XIV, 4 dir (I) 7 dar Op. Anm. 8 glaso Op. Anm. Op. Anm. 12 her (1)

9 Kettinnin (I) : kettinin

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In den zidin iz gescach als der wise Danihel gesprach, duo her sini troume sagiti wi her gesin havite viere winde disir werilte in dem michilin meri vehtinde, unz uz dem meri giengin vreislichir dieri vieri. 5 viere winde bizeichenint vier engele, die plegint werilt allere ; die dier vier kunincriche die diu werilt soldin al umbegrifen.

iso

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Diz eristi dier was ein lewin, si havite mennisclichin sin. diu bezeichenit uns alle kuninge die der warin in Babilonie, dere craft unt ire wisheit gidadun ire riche vili breit. Daz ander dier was ein beri wilde, her havide drivalde zeinde. her zibrach al daz her anequam, unti zitrat iz undir sinin clawin. der bizeichinote driu kunicriche diu zisamine al bigondin grifin, bi den zidin duo Cirus unti Darius gewunnin chaldeisci hus. 5 die zwene riche kuninge si zistortin Babilonie. Daz dritti dier was ein lebarte, vier arin vederich her havite ; der bezeichinote den criechiskin Alexanderin, der mit vier herin vuor aftir unz her dir werilt einde bi guldinin siulin bikande. [lantin, in India her die wuosti durchbrach, mit zwein boumin her sich da gesprach. 5 mit zwein grifen vuor her in lüften, in eimo glase liez er sich in den se. duo wurfin sin ungetruwe man die kettinnin in daz meri vram. si quadin : obi du wollis sihen wunter, so walz iemir in demo grünte ; du sach her vure sich vlizin manigin visc grozin, 10 half visc half man, dad diuht un vili harte vreissam.

11, 2 haviti R. 3 disir werilte vier winde He. unter Verweis auf Kaiserchronik 531 und Dan. 7,2 4 vieriu R. 5 „ursprünglich engila : allera ? " R. Anm. 6 diu R. Die diu Op. : diu die R., Meis. 12, 1 leuwin R. mennislichin Op. 2 warm zweimal Op., verb. von R. Babilonie J . , Ket., R. (unter Verweis auf 13, 5); Meis., Gigg. : Babilonia Op. 3 crapht Op. breiht Op. 13, 1 wilde / h.h. zeinde drivalde He. unter Verweis auf Mfr. Reimbibel A 437f., Wiener Gen. 191f., Kaiserchronik S455f. 2 clân ? Ket. ; clâwan R., Gigg. ; clâwin Ros. 3 biceichinit Sehr, unter Verweis auf 11, 5; 12, 2; 16, 4; 17, 5 grîfen R. 4 Chaldêischiu R. 5 riehen Gigg. 14, 1 DAs Op. vederach im Urtext R. Anm. „vielleicht" hâte R. Anrn., Gigg. 2 Alexandrin R. 3 unz er R., Gigg. bikante Op. 4 da Op. : dar Op. Anm., R., Gigg. 5 ein 1. R. (unter Verweis auf Kaiserchronik 542 zuo den 1.), Gigg. liuften Op. Z. 5 und 6 als je einen Vers R. mit Schd. ; See., dagegen Wilm., Sehr., Fr. 5/6 mit zwein grîfen (gehaften) / vûr her ze din lüften. / in eime glasevazze/ liez er sich in daz wazzer He. unter Verweis auf Rol. 5019, Wiener Gen. 125, Linzer Antichrist S69, der auch an in eime glasevazze / in den sê sich liezer, oder hiez er in den sê sich lâzen denkt. 6 kein Punkt nach glase, kein Großbuchstabe bei liezer Op. 10 diuht R. mit Op. : duiht Ket., Gigg.

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XV. Dü gedachti der liitige man, Wi her iich mohte generian: Der w&g vurt in in demo grünte, Durch daz glas lach her manige wunter, Vnz er mit einim bluote Daz 5 icarphe meri gruozte. Alii diu vlüt des bluotis inpfant Si warf den heirin aniz lant. So quam her widir in Iin riche, Wol intfingin un die Criechen. Manigis wunderis genihte iich derielbe man, Driu deil her der 10 werilte zume gewan. XIV. DAz Vierde dier ein ebir was Die cünin Romere meindi daz, Iz haviti ilirne clawin, Daz ne condi nieman gevan; Iiirni ceine vreiiam; W i fol diz iemir werdin 5 zam? Wole biceichinit vns daz waltiuin Daz did riche ci Rome ial vri iin: Der ebir ein horn trüg Mit ten her iini vianti nidirslüg; Her was io michil unti vorhtiam, Ci Rome wart diu werlt al gehoriam. XVII. CIn horn meintin ein Küninge, Di mit Römerin rittint ci iturme: Daz eilfti horn wus vnz an den himil, Die Iterin vuhtin imi widir: Iz hat ougin unti munt, Sü5 lieh ni wart uns 6 kunt; Manigi wort iz widir Gode Iprach, Daz her vieli ichiere gerach: Daz biceichinit uns den Antiehriit, Der noch in diele werlt künftig iit, Den Got mit iinir gewelti Cir hellin ial geiendin. io Der troüm allir Io irging, Son der engil vane himele giiehiet.

XV, 1 listegi Op. Anm. 4 einem Op. Antn. XIV (!) 8 vorteam Op. Anm. XVII, 10 irgieng Op. 11 himele (!)

bluote (1)

6 gruozte (!)

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Duo gedahti der listige man, wi her sich mohte generian. der wag vurt in in demo grünte, durch daz glas sach her manige wunter, unz er mit einim bluote daz scarfe meri gruozte. alsi diu vluot des bluotis inpfant, si warf den heirin aniz lant. 5 so quam her widir in sin riche, wol intfingin un die Criechen. manigis wunderis genite sich derselbe man, driu deil her der werilte zume [gewan. Daz Vierde dier ein ebir was: die cuonin Romaere meindi daz. iz haviti isirne clawin, daz necondi nieman gevan, isirni zeini vreisam: wi sol diz iemir werdin zam ? wole bizeichinit uns daz waltswin, daz did riche zi Rome sal vri sin. 5 der ebir zin horn truog mit ten her sini vianti nidirsluog. her was so michil unti vorhtsam, zi Rome wart diu werlt al gehorsam. Zin horn meintin zin kuninge, di mit Romserin rittin zi stürme. daz eilfti horn wus unz an den himil, die sterrin vuhtin imi widir. iz hat ougin unti munt, sulich niwart uns e kunt. manigi wort iz widir gode sprach, daz her vili sciere gerach. 5 daz bizeichinit uns den Antichrist, der noch in dise werlt künftig ist. den got mit sinir geweldi zir hellin sal gesendin. der troum allir so irgieng, son der engil vane himele gisciet.

15, 1 der listige dû ged&chte, / wî her sich generien mochte. He. unter Verweis auf Mfr. Reimbibel B 214, A 738 2 manigiu R. 3 scarphe Op. 6 genihte Op. 16 Die Strophe ist bei Op. versehentlich als Nr. X I V bezeichnet. 2 clân : gevân Ket. ; gevâhin B., Bos., Gigg. 4 wiltswîn He. 17, 1 rittint Op., verft. vonHo.,'R.,dagegenQigg. kunge : stürme Gigg. 2 Sterin Op., verb. von Bo., B. „vuhtin statt vâhtin gehört nur dem Schreiber an. Vgl. vs. 3" B. Anrn. „ursprünglich wol widir imi" B. Anm., He. 4 manigiu B. vieli Op. : vili J., B., dagegen Gigg. 5 diese Op. : dise J., B., dagegen Gigg. 6 gewelti Op. 6 irgieng J., B.

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XVIII. ROmere icrivin ciiamine In einir güldine tavelin Driuhunterit altheirrin, Di dir plegin zuht unt erin, Die dagis unti nahtis riedin Wi Ii ir erin bihildin: Den volgedin 5 die Herzogin al, Wanti ii ni woldin Küning havin. Dü iantin ii den edelin Celarem, Dannin noch hiude Küninge heizzint Keiiere. Si gavin imi manige fear in hant, Si hiezin un vehtin wider Diutiche lant, Da 10 aribeiti Celar daz iit war Mer dan ein ihar, So her die meinitreinge man niconde nie biduingan. Ci iungiit gewan hers al cigedinge, Daz ioltin ein erin brengin.

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XIX. VNdir bergin in gegin Suaben Hiz her vanin uf haben Deri vordirin wilin mit herin Dari cumin warin ubir meri, Mit mislichemo volke Si slugen iri gecelte Ane 5 dem berge Suedo, Dannin wurdin Ii geheizin Suabo. Ein liuht ciradi vollin gut Rediipen genug, Die lieh ditke des vure namin Daz Ii güde Rekkin werin, Woli vertig vnti wichaft; Doch bedwang Celar al iri craft.

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XX. Dü lieh Beirelant wider in virmaz, Die merin Reginsburch her ie biiaz, Da vanter inne heim unti brunigen, Manigin helit güdin, Die dere bürg huhdin. Wiliche 5 Knechti dir werin, Deiit in heidniiehin büchin meri. Da liiit man Noricus enfis, Daz diudit ein iuert Beierifch, Wanti Ii woldin wizzen Daz ingemimi baz nibizzin, Die man dikke durch den heim slug; Demo liute 10 was ie diz eilen gut. Dere geslehte dare quam wilin ere Von Armenie der herin, Da Noe uz der arkin ging, Dur diz olizui von der tuvin intfieng: Iri ceichin noch du archa

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XVIII, 1 einer güldene Op. Anm. 6 santin (!) biduingan (!) X I X , 2 vorderin Op. Anm. X X , 8 ingeini Op. Anm. 13 du (!)

11 meinstrenge Op. Anm.

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11/12

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Romaere scrivin zisamine in einir guidine tavelin driuhunterit altheirrin, di dir plegin zuht unt erin. die dagis unti nahtis riedin wi si ir erin bihildin. den volgedin die herzogin al, wanti si niwoldin kuning han. 5 duo santin si den edelin Cesarem, dannin noch hiude kuninge heizzint keisere. si gavin imi manige scar in hant, si hiezin un vehtin wider diutsce lant. da aribeiti Cesar daz ist war mer dan zin jar, so her die meinstreinge man niconde nie bidwingan. zi jungist gewan hers al zi gedinge, daz soltin zin erin brengin. Undir bergin ingegin Swaben hiz her vanin uf haben deri vordirin wilin mit herin dari cumin warin ubir meri, mit mislichemo volke si slugen iri gezelte ane dem berge Swebo, dannin wurdin si geheizin Swabo, 5 ein liut zi radi vollin gut redispaeh genuc. die sieh dikke des vure namin daz si guode rekkin waerin, woli vertig unti wichaft, doch bedwang Cesar al iri craft. Duo sich Beirelant wider in virmaz, die maerin Reginsburch her se bisaz, da vant er inne heim unti brunigen, manigin helit guodin, die dere bürg huodin. wiliche knehti dir waerin, deist in heidniscin buochin maeri. 5 da lisit man Noricus ensis, daz diudit ein swert beierisc. wanti si woldin wizzen daz ingeini baz nibizzin, die man dikke durch den heim sluc ; demo liute was ie diz eilen gut. dere geslehte dare quam wilin ere von Armenie der herin, da Noe uz der arkin ging, dur diz olizwi von der tuvin intfieng.

18, 1 guldinen R. tnti Wack., dagegen Gigg. tavilen R. 3 bihieldin J., R., See. 4 hän R. : havin Op. 6 Diutschiu R. 7 ein Op. : ein R. mit Wack. unter Verweis auf eigen statt eigen 23, 5 und die Quelle, Gesta Trevir. S. 146: per totum fere

decennium in pugnando frustra laboravit; Meis., Gigg. ihar Op.: iahr J . : jär R. mit Ro.; Meis. 8 meinstreingen Gigg. sö her die meinstrenge / niconde nie bidwingen He. unter Verweis auf 18, 9 9 bringen R., dagegen Gigg. 19, 2 heri J., R., dagegen Kr., Gigg. 4 Suedo Op. : Suevo R., Wilm., Gigg.; vgl. R.« Anm.; Suebo Meis. 5 liuht Op. Redispen Op.; redespaehe Holtzfmann) unter Verweis auf die Kaiserchronik; redispehe R. mit Wack.; redispeh Meis.

20, 1 sa, b. R. mit Wack.; Meis., Gigg.

2 kein Punkt nach inne, kein Großbuchstabe

bei heim Op. brunnen oder brünnen oder brunien Gigg. 3 huhdin Op. 6 ingemimi (!) Op.: ingeini Op. Anm.: nigeinniu Wack.: ingeiniu R. nibizzen R.

7 diu R. 8 ere: „Es sieht so aus, als sei es für den Reim zu herin erst geschaffen... wilin : herin würde genügen, aber in der Kaiserchronik 317f. heißt es Diu geslähte der Baiere / her körnen von Armenie. Damit beginnt ein neuer Absatz, und AL 308 ...macht ebenfalls den Eindruck eines scMußverses." R . Anm., dagegen Wilm.

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2so

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havit V f den bergin Ararat. Man iagit daz 15 dar in halvin noch iin Die dir Diutiichin Iprecchin, Ingegin India vili verro. Peiere vurin ie ciwige gerno : Den figin den Celar an un gewan Mit bluote multer in geltan. XXI. DEr Sahiin wankeli mut Dedimo leidis genug : Sor Ii wand al ubirwundin havin, So warin limi aver widiri. Die lifit man daz fi wilin werin al Des wunterlichin Ale5 xandris man, Der diu werlt in iarin zuelevin Irvur uns an did einti. Dü her ci Babilonie Iin einti genam, Dü cideiltin diz richi viere lini man, Di dir al dü woltin Küninge Iin ; Dandere vürin irre, Vuzir ein deil mit icifio menigin quamin nidir cir Eilbin, Da die Düringe dü iazin, Die fich wider un vermazin. Cin Düringin dü dir iiddi was Daz ii mihhili mezzir hiezin lahs, Der di rekkin manigis drügin, Damidi ii die Düringe slugin, 15 Mit untruwin ceiner iprachin Die ci vridin Ii gelobit ha vitin : Von den mezzerin alio wahiin Wurdin ii geheizzin Sahiin. Svie ii doch ire ding ane vingen Si müitin Römerin alle dienin. XXII. CEiar bigonde nahin Zu den iinin altin magin, Cen Franken din edilin ; Iri beidere vorderin Quamin von Troie der altin, Dü die Criechin diu burch civaltin, Dü ubir 5 diu heri beide Got iin urteil io iriceinte Daz die Troieri ium intrunnin, Die Criechin ni gitoritin heim vindin, Want in den cin iarin, Dü Ii cidere iazin warin, So gehietin heimi al iri wif, Si rieten an iri manni lif ; Des ward io irslagin der küning Agamemno, Irri vurin dandero, Yns Vlix geiindin Der Ciclops vraz in Sicilia, Das Vlixes mit ipiezin wol gerach, Dur slafinde imi Iin ouge uzitach. Das gesleh-

XX, 14 bergen Op. Anm. XXI, 9/10 scifmenigen Op. Anm.

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io iri zeichin noch du archa hat uf den bergin Ararat. man sagit daz dar in halvin noch sin die dir diutiscin sprechin, ingegin India vili verro : Peiere vurin ie zi wige gerno. den sigin den Cesar an un gewan mit bluote must er in geltan. 21

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Der Sahsin wankeli mut ded imo leidis genuc. sor si wand al ubirwundin havin, so warin simi aver widiri. die lisit man daz si wilin wserin al des wunterlichin Alexandris man, der diu werlt in jarin zwelevin irvur unz an did einti. 5 duo her zi Babilonie sin einti genam, duo zideiltin diz richi viere sini man, di dir al duo woltin kuninge sin, dandere vuorin irre, unz ir ein deil mit scifmenigin quamin nidir zir Eilbin, da die Duringe duo sazin, die sich wider un vermazin. zin Duringin duo dir siddi was daz si mihhili mezzir hiezin sahs. 10 der di rekkin manigis druogin, damidi si die Duringe slugin mit untruwin zeiner sprachin die zi vridin si gelobit havitin. von den mezzerin also wahsin wurdin si geheizzin Sahsin. swie si doch ire ding ane vingin si muostin Romaerin alle dienin. Cesar bigonde nahin zu den sinin altin magin, zen Franken din edilin: iri beidere vorderin quamin von Troie der altin, duo die Griechin diu burch zivaltin. duo ubir diu heri beide got sin urteil so irsceinte 5 daz die Troiari sum intrunnin, die Criechin nigitorstin heim vindin. want in den zin jarin, duo si zi dere sazin warin, so gehietin heimi al iri wif, si rieten an iri manni lif. des ward irslagin der kuning Agamemno, irri vurin dandero, unz Ulix gesindin der Ciclops vraz in Siciliin. 10 daz Ulixes mit spiezin wol gerach, dur slafinde imi sin ouge uzstach. 20, 10 hät R. mit J. Grimm : havit Op. 11 sprecchin Op. 13 gestän statt geltan He. 2 1 , 1 wankeliz R. unter Verweis auf Kaiserchronik 325; Gigg. 2 al ubirwundini / sö R. unter Verweis auf 8, 7; Gigg. 3 Wack. str. al unter Verweis auf Kaiserchronik 327 (wäran : man); auch He. str. al und reimt wären : mäge unter Verweis auf Kaiserchronik 5243f., 1388f., 15 384. 4 die w. R., Meis. uns Op., verb. von J., R. zuelvin : einti Gigg. 6 danderen Gigg. sin : irrt Ket., der auch unter Verweis auf Kaiserchronik 11, 13 an di dir woltin wesen kuninge, / dandere vürin irre denkt; so Gigg.; irri R., der gestörte Überlieferung erwägt. 7 Vuzir ein Op., verb. von R. unter Verweis auf Kaiserchronik 333 Eleben Gigg. mit Eberhard 9 Düringin Op. : Sahsin R. Anm., Ros., Meis. : Dutischin Sehr. 11 sprächen : bäten Gigg. 13 viengen See. 22, 1 altmägin Sehr. 2 vordirin R. 3 die b. R. mit Wack.; Meis. 4 beidiu R. 5 d.d.T. küm entrunnin Ros., Gigg. heim wendin R. (unter Verweis auf Scherz und Roth), See., Meis.; heim sinnin Sehr, unter Verweis auf 24, 1, Exodus 1319, Alex. V. 387, Summa Theol. 8,10, Kaiserchronik 11678, Bother 4799; so Gigg.; „ursprünglich" sindin Kr. 8 danderon R. mit J. Grimm: Gigg. 9 Vns Op. verb. von J., R. Vlix Op. : Ulixis J., R., Meis. Sicilia Op. : Siciliin J., R., vgl. vs. 11 10 Das Op., verb. von J., R. duor R. mit Wack. slaflndem Gigg.

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te deri Ciclopin Was dannoch in Siciliin, Alis lo h6 cim poume, An dem eindo hatten ii ein ouge. Nu havit ii Got van vns virtribin hinnan In daz gewelde hine half India. XXIII. TRoieri vurin in der werilte Widin irri afte"r iedele, Vns Elenus ein vir herit man Des Künin Ektoris witiwin genam, Mit ter da ci Criechin Biiiz iinir vianti riche. 5 Si worhtin dar eini Troie Di man lange iint mohte icowen. Antenor was gevarn dannin er, Dur irchos daz Troie lolti eigen, Der Itifted vns diu bürg Pitavium, bi demi wazzere Timavio. Eneas irvaht im Wialilant, Dar 10 diu sü mit trizig iungin vant, Da worhten ii diu bürg Albane, Dannin wart Iint geitiftit Roma. Franko gelaz mit den iini Vili verre nidir bi Rini, Da worhtin ii dü mit vrowedin eini lüzzele Troie, Den bach hizin ii 15 Sante Na demi wazzere in iri lante, Den Rin havitin Ii vure diz meri, Dannin wuhiin iint Vreinkiichi heri, Di wurden Ceiari al unterdan, Si warin imi idoch iorchiam.

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XXIV. Dü Ceiar dü widere ci Rome geian, Si ni woltin iin niht intfan, Si quadin daz her durch iini geile Haviti virlorin des heris ein michil deil, Daz her in vremidimo lante An 5 urlof lo lange havite. Mit zorne her dü widir wante Ci Diutiichimo lante, Da her hat irkunnit manigin helit vili gut. Her iante zu den Heirrin Die dar in riche warin, Her clagitin allin iini noht, Her bot un golt vili 10 rot, Her quad daz her ii wolti gern irgezzin Obir un ieht ci leide gedan hetti.

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XXII, 15 h6 so Op. Anm. XXIII, 9 Walilant Op. Anm. 14 Eine Op. Anm. XXIV, 2 sin niht (!) her (!)

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daz geslehte deri Ciclopin was dannoch in Siciliin, also ho cim poume, an dem eindo hatten si ein ouge. nu havit si got van uns virtribin hinnan in daz gewelde hine half India. 23

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Troiaeri vurin in der werilte widin irri after sedele, unz Elenus ein virherit man des kuonin Ektoris witiwin genam. mit ter da zi Criechin bisaz sinir vianti riche. si worhtin dar eini Troie di man lange sint mohte scowen. 5 Antenor was gevarn dannin er, dur irchos daz Troie solti eigen, der stifted uns diu bürg Pitavium, bi demi wazzere Timavio. Eneas irvaht im Wialilant, dar diu su mit trizig jungin vant. da worhten si diu bürg Albane, dannin wart sint gestiftit Roma. Franko gesaz mit den sini vili verre nidir bi Rini. 10 da worhtin si duo mit vrowedin eini luzzele Troie. den bach hizin si Sante na demi wazzere in iri lante. den Rin havitin si vure diz meri, dannin wuhsin sint vreinkisci heri, di wurden Cesari al unterdan, si warin imi idoch sorchsam. Duo Cesar duo widere zi Rome gesan, si niwoltin sin niht intfan, si quadin daz her durch sini geil haviti virlorin des heris ein michil deil, daz her in vremidimo lante an urlof so lange havite. mit zorne her duo widir wante zi diutiseimo lante, 5 da her hat irkunnit manigin helit vili gut. her sante zu den heirrin die dar in riche warin. her clagit in allin sini not, her bot un golt vili rot. her quad daz her si wolti gern irgezzin, obir un ieht zi leide gedan hetti. 22, 11 Das Op., verb. von Wack., R. 12 h6 so Op. Anm., R., Meis. cim poume Op. : tanpoume Holtz. unter Verweis auf Kaiserchronik 365; R., dagegen Wilm.; limpoume Ro.; cinipoume Wack., Bezzenberger; kienboum Wilm.; kimpoume Si., Meis., Gigg. 13 R. verweist zum Reim, hinnan : Indiä auf Kaiserchronik 359f. (hinnen : Indie); hinn&n : Indiän Sehr., was R. bedenklich scheint. 23, 1 sedile J., R. 2 Yns Op., verb. von J., R. 3 ter da Op. : ter her da R. mit Ro. (er nach Kaiserchronik 365); Meis., Gigg. Bisiz Op., verb. von J., Holtz., R.; bisas Meis. richi R. 5 er „urspünglich?" R . A n m . , der dannän : cigän erwägt unter Verweis auf 22, 13; Gigg. eigen Op. : eigen J., R., See., Meis. 6 stifte R., Gigg. die b. R. mit Wack., Meis. Patavium Gigg. 7 Wialilant Op. : Walilant Op. Anm.., R., Meis., Gigg. dar die R. mit Wack.; Meis. tr. (wizen ) j. Holtz. unter Verweis auf die Kaiserchronik; Gigg. 8 die b. R. mit Wack.; Meis. sit Gigg. Röme J., Ket., R., Gigg. 9 sin in R. mit Wack.; See., dagegen Gigg. nidene bl dem Rine Holtz. unter Verweis auf die Kaiserchronik 10 vroudin R. unter Verweis auf 23, 4 kein Punkt nach vrowedin, kein Großbuchstabe bei eini (I) Op. Troii R. 12 sit Gigg. Yreinkischiu R. 13 diu R. 24, 1 intfähan R. 2 sinin R. geile Op. : geil Ket., R. mit Schd.; Gigg. 3 R. verweist auf Kaiserchronik 460 wsere bestanden; „ursprünglich twalte?" R. Anm. hatte Gigg. 5 irkunnöt Ket., R. mit Wack.; Gigg., dagegen Ros. kein Punkt nach irkunnit, kein Großbuchstabe bei manigin Op. 7 noht Op. 8 hetti: „wol aus" hete R. Anm. er sprach, swaz er in ze leide haete getan / er wolde sies gern irgetzan Holtz. unter Verweis auf die Kaiserchronik; irgezzan : hatte Gigg.

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XXV. Dü ii virnamin iinin wille Si iaminotin lieh dar alle : Vzir Gallia unti Germania Quamin imi icarin manige,Mit ichinintin helmen, Mit veitin hallpergin. Si brahtin 5 manigin iconin Ichiltrant, Als ein vlut vurin iin daz lant : Dü ci Rome her bigondi nahin Dü irvohtini dar manig man, Wanti fi lagin Ìchinin So breite icarin lini, Vanin ingegin burhtin, Des libis Ii alle vorhtin. Cato unti to Pompeius rumiti Romiichi hus, Alder Senatus mit iorgen vluhin ii diuruz : Her vur un nàh iaginta Witini slahinta, Vnz in Egypti lant ; So michil ward der herebrant. XXVI. WEr móhte gecelin al die menige Die Celari iltin in geginne Van Oitrit allinthalbin, Alii der ine vellit uffin alvin, Mit icarin unti mit volkin, Alii der hagil ve5 rit van den wolkin. Mit minnerigem herige Genanter an die menige, Dü ward diz heriiti volcwig Alio diz büch quit, Daz in diiim merigarten Ie geurumit wurde. XXVII. OY wi di wifini clungin, Da di marin ciiamine iprungin, Herehorn duzzin, Becche blütis vluzzin, Derde diruntini diuniti, Di helli in gegine gliunte, Da di heriitin 5 in der werilte Sühtin iich mit iuertin. Dü gelach dir manig breiti icari Mit blüte birunnin gari, Da mohte man iin douwen Durch helme virhouwin Des richin Pompeiis man Da Ceiar den iige nam.

X X V , 7 irvohtini (I) : irvorthini Op. Anm. X X V I I , 3 diunite Op. Anm.

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Duo si virnamin sinin wille, si saminotin sich dar alle : uzir Gallia unti Germania quamin imi scarin manige, mit scinintin helmen, mit vestin halspergin. si brahtin manigin sconin sciltrant, als ein vlut vurin sin daz lant. 5 duo zi Rome her bigondi nan duo irvohtim dar manig man, wanti si sagin scinin so breite scarin sini, vanin ingegin burtin, des libis si alle vortin. Cato unti Pompeius rumiti romisci hus, al der Senatus mit sorgen vluhin si diruz. 10 her vur un nah jaginta witini slahinta, un?: in Egypti lant : so michil ward der herebrant.

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Wer mohte gezelin al die menige die Cesari iltin ingeginne van ostrit allinthalvin, alsi der sne vellit uffin alvin, mit scarin unti mit volkin, alsi der hagil verit van den wolkin. mit minnerigem herige genant er an die menige. 5 duo ward diz hertisti volcwic also diz buoch quit, daz in disim merigarten ie gevrumit wurde.

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Oy wi di wifini clungin, da di marin zisamine sprungin ! herehorn duzzin, beche bluotis vluzzin, derde diruntini diunite, di helli ingegine gliunte, da di heristin in der werilte suohtin sich mit swertin. 5 duo gelach dir manig breiti scari mit bluote birunnin gari. da mohte man sin douwen durch helme virhouwin des richin Pompejis man, da Cesar den sige nam.

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25, 2 Germanie : manige Ket. maniga R. mit Wack. 3 halspergen R. 5 n&n : man Ket.: nahin Op.; nahan J., R., Gigg. irvohtini (I) Op.: Irvorthini Op. Anm. : irvorthim R. mit Bezzeriberger; Gigg. 7 a „korrupt" Holtz.; vgl. H.sAnm. burtin : vortin Ket.; burhtin : vorhtin Op. ingegin ni burthin R., Gigg. 8 Römischiu R.

Z. 8 und 9 keine Punkte und Großbuchstaben in den Zäsuren Op.

9 dirüz

J., R. : diuruz Op. 26, 1 ingegine R. mit Bezzeriberger; Meis. 2 allinthalbin Op. albin R., See. 4 minnerimo Sehr, unter Verweis auf 33, 2; Gigg. 5 heristi Op. : hertiste Holtz. unter Verweis auf Kaiserchronik 499; hertisti R. mit Wack.; Meis., Gigg. 27, 1 diu w. R .

sarringe statt wifini Holtz. unter Verweis auf die

Kaiserchronik

diu m. R. marih R. mit Wack.; Meis.,Gigg. 2 Becche Op. diunite Op. Anm.: diuniti Op. diu h. R. gliunte Op. : glumiti Camuth, Schd.; gliumiti R., See., Gigg. 4 suerten R. 5 breitiu R. 6 virhouwen R. 7 Cesar dä R. mit

Wack. unter Verweis auf Kaiserchronik

509; Meis.

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XXVIII. Dü vrouwite lieh der iunge man Daz her die riche al gewan : Her vur dü mit geweite Ci Rome lui Io her wolte. Romere dü lin infiengin Einin nuwin iidde aneviengin, 5 Si begondin igizin den Heirrin, Daz vundin limi cerin, Wanter eini dü habite allin gewalt Der é gideilit was in manigvalt : Den lidde hiz er dü cerin Diutiichi liute lerin ; Ci Rome deddir uf daz icazhus, Manig cieri io nam her dan uz, Her gébite iinin holdin Mit pellin ioch mit gölte : Sidir warin Diutichi man Ci Rome lif unti wertiam.

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XXIX. Dü Celar lin einti genam Vnte der lin neve güt diu richi gewan, Auguitus der mere man Owisburg ift na imi geheizan, Diu itifte ein fin ItiÉFun Druius genanter, Dü 5 ward geiant heirro Agrippa Daz her diu lant birehta, Daz her eini burg worhte, Ci diu daz in dad liuht vorte, Die burg hiz her Colonia, Da warin iint herrin maniga ; Avir na ielbe demo namin finin Ut li geheizin Agrippina. XXX. CI dere burg vili dikki quamin Di Waltpodin vane Rome, Di dir oug er dar in lantin veite burge havitin, Wurmiz unti Spiri Dieii worhtin al die wili Dü Celar dar 5 in lante was Vnter die Vrankin unter iaz Dü worhter da bi Rine Sedilhove line : Meginza was du ein Kaitel Iz gemerhte manig helit inel, Da ilt nu dere Küninge wichtum, Dis Pabis lenit itul. Mezze itifte ein Celans man io Mezius geheizan, Triere was ein burg alt, Si cierti Romere gewalt, Dannin man unter dir erdin Den win Tanti verri Mit Iteinin rinnin Den herrin al ci minnin Die ci Koiné warin iedilhaft ; Vili michil was diu iri craft.

XXVIII, 4 Einen Op. Anm.

X X I X , 6 ward (!) 7 dat 1. Op. Anm. X X X , 4 Spira Op. Anm.

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Duo vrouwite sich der junge man daz her die riche al gewan. her vur duo mit gewelte zi Rome swi so her wolte. Romaere duo sin infiengin, einin nuwin sidde aneviengin. si begondin igizin den heirrin, daz vundin simi zerin. 5 want er eini duo habite allin gewalt, der e gideilit was in manigvalt. den sidde hiz er duo zerin diutisei liuti lerin. zi Rome ded ir uf daz scazhus, manig zieri nam her dan uz. her gebite sinin holdin mit pellin joch mit golde. sidir warin diutsci man zi Rome lif unti wertsam. Duo Cesar sin einti genam unte der sin neve guot diu richi gewan, Augustus der maere man - Owisburg ist na imi geheizan, diu stifte ein sin stifsun Drusus genanter -, duo ward gesant heirro Agrippa daz her diu lant birehta, 5 daz her eini bürg worte, zi diu daz in dad liut vorte. die bürg hiz her Colonia, da warin sint herrin maniga; avir na selbe demo namin sinin ist si geheizin Agrippina. Zi dere bürg vili dikki quamin di waltpodin vane Rome, di dir ouch er dar in lantin veste bürge havitin, Wurmiz unti Spiri die si worhtin al die wili duo Cesar dar in lante was unt er die Vrankin unter saz. 5 duo worht er da bi Rine sedilhove sine. Meginza was du ein kastei, iz gemerhte manig helit snel. da ist nu dere kuninge wichtum, dis Pabis senitstul. Mezze stifte ein Cesaris man Mezius geheizan. Triere was ein bürg alt, si zierte Romaere gewalt. 10 dannin man unter dir erdin den win santi verri mit steinin

rinnin

verb. von J . , B .

kein Punkt nach stiffun. Op.

8 gölte Op. : stiffun Op.,

genanter Drusus J . , Ket.; stifson

hör : ginandSr Schd. (Cresc. S. 21); genant was er Drüsus B.; Dr. genanter h din heiligiz bilde M. 163 v die < >em zuo den dinen < d)az si verlorn niene (sin. des bit ich dich trehtin) eine durch die leben I(c)h uil armer iundaere. ia furhte .. . 6 ... > ío iere. ich íorge alio harte, zeden di 9

2o

> (p)hen Worten, dei ínident ío divitra

11

> (de) ich herre fware. ü uarent > Itein. iane mach lieh uniir iun12 > nimmir da uor bewarn, den 12 > wellent taren. Dir fint .. . 6 . . . i>(nch)unde. alle merei gründe, dei 9 25 ) (i)och die iewe. die búhele ioch 10

156r

die lewer. ulivhe an daz merei ort. da uindet mich daz din wort, oder indaz apgrü de. wie ichiere ez mich da uindet. Der walt deheinen böm hat. dune wizzeit wol wa 5 er itat. loch daz uinitir tan. danemach iich dehein man. nindir inne uerbergen. div holir inder erde, ioch die uelt iteine. die weilt du trohtin eine, ulivhe ich indi(r dar) in. da uindet mich daz wort din. D(ir lint) 13 ío herre inchunde. die berge. h ( >(e) 15 Daz halt du alio geíchaffen < >(ma) 18 chen. daz ez öf niht enitat< 16 halt, öf diner hende. unz an< 12 urteil iol ergan. ubir wip und ( 15 allez iol uerbrinnen. da biit du (ein)< 8 7 den guten mit mit minnen. den u< ... grimme. ío biit du rehtir rihtae(r da) (h) din heiligiz bilede. die >(e)m zu den dinen. >(az) Ii uerlorn nine ) (e)ine. durch die leben ) (b)eüzze. die ureilliche > (it)e habent. dei bitte ) chnaben. die du dne

14 widi(r Pi.

15 uil (I)

16 nach uergip ein m?

R . Fußnote, Pi. 19 H< K a . : Ich (das rote I auf schwarzem i) R . : Beste einer roten Initiale, danach schwarz ich Kollation 20 nach din ein über die zeile gehender buchstab R . Fußnote 21 uil K a . : wil R . 24 du< K a . , R . : di< Pi. 25 uil< K a . : m e ( R . : u(il Pi., Kollation.

163v: 1 heiligiz (I) tion

7dne(l)

6 )die habent Ka. : )ite habent (vor i ein e ?) R. : ite Kolla-

MILLSTÄTTER S Ü N D E N K L A G E

64

97

Herre vater) ewich, nu wis mir ge m i r h e l f u n d e iit. u n d e

19

> I(e)It d i n e n Ichaich, m i t diner

16

> n l e l b e i t r o t t e , u n d e d u Ii e r l o i

14

) ( m ) i n e iele. d a z ü n i n e b r i n n e

12

20

> elem. behütelt durch

20

) (den) grimmen, inder lewen

15

> (ht) getorlten geruren. der > ( w a ) r t gegeben, daz inze > bewarteit du

22

164r

dinen

> alt. daz die lewen

22

uon im uluhen. in imugen. daz m a

lere.

min

16

18

25

Ii

> (d)ine degene. mit dine

23

15

Ana

> inai . ia lagent u n i d i v

20

10

SÜNDENKLAGE

Davit (: quit); 4, 2 diede > diete (: genieten); sollte auch 8, 4 ohsen > ossen (: gewisse) hergestellt werden? eren > erun (: regum) 8, 10; alleluja > allelujen (: ruen) 2, 5 habe ich hergestellt. Unter den Ansprüchen bleiben lüt: not 2, 1; were : höhe 7, 4.

W e i t e r e L i t e r a t u r : M. H. J e l l i n e k , ZfdA. 43 (1899) 392; J . M e i e r , Zur Sprach- und Lit. Gesch. der Rheinlande. Beitr. 16 (1892) 96; M. R o e d i g e r , (über 0. Kraus, Dt. Gedichte des 12. Jhs.) AfdA. 24 (1898) 61; R. S t r o p p e l , Liturgie und geistl. Dichtung zw. 1050 und 1300 (1927) ( = Dt. Forschungen 17) 178; A. S c h ö n b a c h , Altdt. Funde aus Innsbruck. ZfdA. 33 (1889) 356-373; A. W a l l n e r , Zur Mariensequenz aus St. Lambrecht. Beitr. 43 (1918) S. 178 A. 1.

126

VON CHRISTI GEBURT

lr

iunden Ii inculden. Dad ii nit iwolden eeren iren rehten fcheiffere. Del quam ii I gro ze not. d 8 col manier den 5 dot. Ali wir id wale wizzen. dad Ii Hangen bizzen. I n d 8 igein 8 genai. d 8 van in gibiz zen waf. Biz moyiei d 8 vrone bode. hiz mahchen na godel 10 gebode. Einen erennen flan gen. d 8 wart vil ho gehangen. Gröz wund 8 da geichah. io wer den Dangen ane fach. So wie Io er gebizzen (waf). van ßnre 15 geiihte er g phlac (: gap) aus. Verse mit übermäßig vielen S e n k u n g e n erscheinen öfter, z.B. 9, 3 und 4 (9, 3 k a n n m a n vielleicht kürzen, wie ich es getan habe); man braucht daher auch 11, 2 nicht wegen des Umfangs einen Dreireim anzusetzen, zumal auch die übrigen „Dreireime" des Lieds sehr problematisch sind. Weitere L i t e r a t u r : K. S c h i f f m a n n , Zur Kenntnis der altdt. Lit. ZfdPh. 35 (1903) 88f.; P. Th. Aq. S c h w i c k e r t , Die Reimkunst des frühmhd. Gedichts Vom himmlischen Jerusalem verglichen mit den übrigen Gedichten des österr. Sprachgebiets von ca. 1130-1160. Diss. phil. Köln (1926) 50-52; R. S t r o p p e l , Liturgie und geistl. Dichtung zw. 1050 und 1300 (1927) ( = Dt. Forschungen H. 17) 148; G. Vomberg, Drei Bruchstücke einer poet. dt. Bearbeitung des Lebens Johannes des Täufers aus dem 12. Jh. Dies. phil. Marburg (1875); H. Wunderlich, (über Kraus, Dt. Gedichte des 11. und 12. Jhs.) ZfdPh. 18 (1896) 257f.

136

BAUMGARTENBERGER JOHANNES BAPTISTA

VII

Die toten hiez er uf Itan. die miieliuht hier er ab gan! die da lagen ander uergihte. wie drate er Ii uf rhite! dem blinden er daz lihet gap. neheiner m bediute (: Mute); ebenso 4, 1 dute > diute (: wite). Ich habe auch die nt: nd-Reime ausgeglichen 6, 8; 10, 3; 22, 7. In 3, 1 habe ich Evangelista > Evangeliste (: brüste); 13, 7 retotit > retöte (: genöte); 7, 2 puen > powen (: scowen); 26, 13 getruen > getruwen (: buwen); 19, 5 trahtin > trehtin (: rektin); 20, 2 mit Pretzel zwä > zwo (: so) geändert ; dagegen habe ich darauf verzichtet, in buoze (: nieze) 15, 6 den Umlaut herzustellen. 3, 6 ist sicher stan > sten (: Jerusalem) zu schreiben wie 1, 2; 11, 5; 12, 8 u.ö.

W e i t e r e L i t e r a t u r : H. d e B o o r , Über Brechung im Frühmhd. Germanica. Festschr. f ü r E. Sievers (1925) 500f.; ders., Frühmhd. Studien (1926) 168, Anm. 6; M. P. B u t t e l l , Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Diss. phil. Washington (1948) ( = The Catholic University of America Studies in German. Vol. X X I ) 146-150; W. E h r e n t r a u t , Zu dem mhd. Gedichte ,Vom himmlischen Jerusalem'. Diss. phil. Leipzig (1913); C. K r a u s , Dt. Gedichte des 12. Jhs. (1894) V I I I , Anm. 1; ders., (über Waag, Kl. dt. Gedichte des 11. und 12. Jhs.) AfdA. 17 (1891) 23f. und 33; H . M e n h a r d t , Zur Herkunft der Vorauer Hs. Beitr. 78 (Tübingen 1956) 446-448; F . O h l y , Zum »Himmlischen Jerusalem' v. 61 ff. ZfdA. 90 (1960) 36-40; ders., Zum Text des Himmlischen Jerusalem. ZfdA. 86 (1955/56) 210-215; E . P e t e r s , Quellen und Charakter der Paradiesesvorstellungen in der dt. Dichtimg vom 9. bis 12. J h . (1915) ( = Germ. Abhandlungen 48) 87-101; TT. P r e t z e l , Frühgesch. des dt. Reims (1941) ( = Palaestra 220) 141-143; M. R o e d i g e r , Das Annolied. MGH (Dt. Chroniken Bd. 1, Abt. 1) (1895); W. S c h e r e r , Geistl. Poeten der dt. Kaiserzeit (1875) ( = Q. F . 7) 21 und 89f.; ders., Gesch. der dt. Dichtung im 11. u n d 12. J h . (1875) ( = Q.F. 12) 68; E . S c h r ö d e r , Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen (1892) 92, Anm. 1; ders., Die dt. Marienlegende vom Bischof Bonus. Nachr. der Königl. Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil, hist. Kl. (1924) 7; ders., Reimstudien II. Nachr. der Königl. Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil. hist. Kl. (1918) 423; ders., (über Kraus, Vom rechte und Die Hochzeit) AfdA. 17 (1891) 294; ders., (über Waag, Kl. dt. Gedichte des 11. und 12. Jhs.) DLZ. (1890) 1054-1056; T h . A. S c h w i c k e r t , Die Reimkunst des frühmhd. Gedichts ,Vom himmlischen Jerusalem' vergl. mit den übrigen Gedichten des österr. Sprachgebiets von ca. 1130-1160. Diss. phil. Köln (1925) 11-23; A . W a a g , Die Zusammensetzimg der Vorauer Hs. Beitr. 11 (1886) 146-153; F . W i l h e l m , Denkmäler dt. Prosa des 11. und 12. Jhs. (1916) ( = Münchner Texte H . 8) 45.

VOM HIMMLISCHEN JERUSALEM

Nu sule wir beginnen mit tiefen gesinnen V. 133 vb ein rede diuten jouch besten von dere himeliscen Jerusalem. diu gezimberet ist den reinen uz den lemtigen steinen, die Johannes sah, der gotes t r u t nider stigen sam eine brut 5 von den himelen zuo der erde, gezieret was si werde. der die himele habet besezzen, die erde umbemezzen, die regenes trophen gezelet, zuo sinme dieneste erwelet die engele darinne, in sines namen minne, so beginne wir dises liedes, vile harte vorhte ich mir des, 10 daz eteliche scelten, von den himelen rede wir selten.

1

2

3

Ze diuten ist uns spähe, waz Johannes sähe. Domicius habet in versant in ein ellentez lant in eine iselen, diu heizet Pathmos, da leid er arbeite groz. eines suntages vruo der gotes engel chom ime zuo. 5 er huob in uf scone, die selben burch vrone hiez er in scouwen: der rede scul wir zouwen. menigiu wunder er da sach, die er ze niemenne redete noch nesprach.

Difemerj 361

(Waag) 10

20

so Di. 362

Daz was Johannes Evangeliste, der über die gotes brüste vile suoze linete, unze er inslief, sin gesinne waren tief. Pathmos in der insula ein buoch screib er da, geheizen Apocalipsis, in den himelen was er wis. 5 got verlech ime den sin, die burch screib er darin, den namen sah er dar obe sten der himeliscen Jerusalem mit guldinen buochstaben an der porte wol ergraben.

1, 2 eine Di(emer), Ehtr. ( = Ehrentraut), ein Di. Anm. 3 gezimberet (!) V. lebentigen Ehtr. 4 buth V., verb. von Di. (bruth) 5 zö V. 6 habe V., verb. von Di. be|sezen V. 7 zö Y. erwelth Y. gezelt : erweit Ehtr. 9 dices V., verb. von Di. uörhte V. 10 nach rede ist n rad. V. In der Millstätter Hs. (Bl. 167v) heißen die Beste der ersten Strophe (erg. nach Menhardt, Beitr. 78 (Tübingen) 447): (No (Nv Di.) sule wir be)ginin. (ginin ganz schwach Hs., von Ka(rajan) nicht erkannt) mit tiephen den( . . . ein rede dut)en (en von Ka. nicht erkannt) ioch besten, uon der {himeliscen ierusalem. di)v (vielleicht u Hs.) ist gezimberet (den reinen, uz den lem)tigen steinen, die (iohannes sah der gottes) trat, (trut ganz schwach Hs.; Ka. las e.) nidir (nider Di.) stigen (sam eine bruth . . . ) . 2, 1 spähe: a auf Rasur von h V. sp®he Di. Anm. 3 Ehtr. str. diu 4 urö V. zov V. 6 scouwen : zouwen Ehtr., Wg. (= Waag), Schw(ickert) 7 manegiu Ehtr. 3, 1 euuan-| gelista V. 2 gesiune Ehtr. 3 pathmos: m auf Retsur von os V. eine b. Ehtr. screber V., verb. von Di. 5 verlih V., verb. von Di. burech V., verb. von Di. scre|ber V., verb. von Di. 6 stan V., verb. von Ehtr.; Wg. verweist zu dem. Reim auf 1, 2 und 12, 8. 7 guldin V., verb. von Ehtr.

40

144 4

5

VOM HIMMLISCHEN J E R U S A L E M

Daz puoch saget uns ze diute von der hohe unte von der wite unte von der lenge unte von der breite allez so gereite. diu burch ist gewerchet ze unteriste X I I legge, an der gruntveste aller steine beste. 5 da gent in X I I porte, an iegelichem orte der selben porte doch tri, apostolorum nomina et agni.

50

oo

Die selben X I I porte alle sint si lutere christallen. V. 134 ra an der osteren porte stant doch dri: got bezeichenet uns dapi, sweleche von chindes peine sint luter unde reine. den werdent die porte ensperret, dannen uns der sunne erscinet unde errinnet. 5 in sunderen porten stant doch dri, bezeichenet ist uns dapi Di. 363 70 sweleche in al tugente sint ze gote hugente. den werdent die porte ufgetan, dannan wir die wirmen unte den sumer han.

6

Hin norderet stant porte doch dri, bezeichenet ist uns dapi, swenne der mennisce wirt alt, aller sin lip ist im ehalt. ze den chreften ime gebristet alliu sin tugente erliscet. daz alter in begrifet, diu jugent dannan slifet. 5 wil er danoch gote dienen, er mach sich verwaenen, ime werden die porten ufgetan, dannen wir den winter unde den vrost han. hine westeret stant porte doch dri, bezeichenet ist uns dapi, swer sine sunde spart an den ende, daz er nemach leben mere, riwent si in danoch sere, 10 ime werdent die porte ensperret, dannen uns des liehtes unte des tages [zerinnet.

4, 1 winte (I) V., verb. von Di. 2 Ehtr. str. das erste unte gerete (!) V., verb. von Di. 3 gewerchet V., gewurchet Di. Anm. gew. {vieregge) erg. Hch. Löbner, (Diss. Berlin 1887), Wg.: keine Lücke V.; Diu bure ist vieregge: / zunterist z.l. Ehtr. 5, 1 Ehtr. str. X I I und si 4 vgl. den Reim von 6, 101 Lei(tzmann) (nach Wg.) vermutet statt ensperret entw. ensprenget, entrennet oder entwenget, was Pr. nicht für •überzeugend hält. 5 In mit Initiale V. porte Ehtr. 6 aller Ehtr. jugente statt tugente O h ( l y ) tugende : hugende Ehtr. 7 usgetan (I) V., verb. von Di. warmen Di. Fußnote; die werme Di. Anm.; vgl. „Vom Himmelreich" 5, 141 haben V., verb. von Wg. 6, 1 keine Initiale V. doch porte Ehtr. 2 leip V., verb. von Di. 3 erlischent V., verb. von Wg. nach Sehr(öder)s Hinweis 4 befrifet (!) V., verb. von Di. (bekrifet) iugent : g am n korr. V. 5 dinen : verwaenen Wg. 6 werdent Ehtr. porte Ehtr. haben V., verb. von Wg. 7 Hine: mit Großbuchstabe V. doch porte Ehtr. doc Y. 8 ente V. : ende Ehtr.

so

90

VOM HIMMLISCHEN J E R U S A L E M

7

145

Swie wir so mennisclichen chomen in gotes riche, wir sculen iedoch samet powen (unde di vronen burch scowen.) die saligen hevent sich vile vruo unde wament sich wole zuo, vile manige leider spate, die bedürfen arzate. 5 zir hineverte ir wege die sint herte unde magen iedoch vil wol genesen, hart belanget siu da ze wesen in deine helle wize, e man die porte enslieze.

Nu bir wir gevorderet sunderet unde norderet osteret unde westeret: ja scol iedoch gephlasteret diu selbe burch mit uns sin, der winchelstain ist min trehtin, der die zwa wente besliuzet an dem ente. 5 diu wunder diu sint manecslaht: da nist vinster noch diu naht, diu maninne noch der sunne nescinet dar inne, noch der tagesterne da ist diu lucerne. der himelchunic aine, daz edele gestaine, liuhtet sam iz prinne: di straze dar inne 10 die sint durchsoten golt, diu buric nehein mein dolt.

100

8

9

10

An der buric mure raine ligint X I I staine vor den anderen aller herist, die nenne wir iu aller erist. der aine heizet Jaspis unde lit zaller unterist an der gruntfeste unte habet uf daz geruste. 5 zware sagen ich iu daz, der ist gruone sam ain gras, der tiuvel dannen fliuhet, den selben stain er sciuhet, swa er lit oder stat ode in der mennisci hat in siner geweite, beworht mit golde an der hente. Nu vernemet, lieben liute, sin varwe ist ime gruone:

no Di. 364

120

130 V. 134 rb

waz der stein bediute. der tiuvel ist so chuone

7, 1 P ( a u l ) vermutet misselichen; mennichliche Oh. 2 iz doch Oh. puen V. erg. nach Di. Anm. : keine Lücke V.; (des muge wir gote getrüen), oder wenn 2 a unverändert bleibt (die burch . . . ) mit Reimwort (ruowen)? Oh.; „reimlos" Wg. 3 urö V. 6 zuo ir Ehtr. 6 mugen Ehtr. 8, 4 zuwa V. wende : ende Bhtr. 5 Diu mit Großbuchstabe V. 6 Diu mit Großbuchstabe V. 7 laist (oder Iaist) V., verb. von Di. 8 Der mit Großbuchstabe V. hiemel V. 9 (daz) 1. Bhtr. luhtet dar V. perinne V., verb. von H(aupt) 10 Die mit Großbuchstabe V. Diu mit Großbuchstabe V. meli Y.; meil? Di. Fußnote, Pi., Ehtr., Oh.; mein Kr(aus) unter Verweis auf Servatius 316f., Wg., dagegen Peters, Ehtr., Oh. dolet V. 9, 2 Die mit Großbuchstabe V. eriste V., verb. von Wg. 3 Der mit Großbuchstabe V. 4 gerunt|feste V. geriuste V., Schw., gerüste Ehtr., Wg. 5 Der mit Großbuchstabe V. gerune V. 6 Der mit Großbuchstabe V. 7 Swa mit Großbuchstabe V. od V., ode, oder Di. Anm. 10, 1 beduthe V. 2 Sin mit Großbuchstabe V. varve: zweites v auf Rasur von o, e V. griu|ne V., grüne Di. grüene : küene Ehtr.; gruone : chuone Wg., Schw.

140

146

VOM HIMMLISCHEN J E R U S A L E M

alsam der lewo wilde; ja vert er ruhelende, wie er uns muge verswelechen, so sule wir uns gote bevelechen 5 mit teme gelouben vile vaste: so lige wir zunteriste an der gruntfestin unte bezeichenen den Jaspin. er fliuheb sam man in brenne, gruone bir wir denne. swer so gelouben niene hat, der ist dürre unde tot. der tiuvel in niene midet, wante er den gelouben nidet. 11

12

150

Di. 365 ieo

So ist der ander stain sus geheizen Saphyrus. nach teme himele ist er vare: swenne unsich unser muot treit dare, des enist zwivel nechain, so bezaichene wir den selben stain, da diu burch ist mitte gezieret, also uns daz buoch leret, 5 der himeliscen Jerusalem, diu von ewen unte zewen niemer scol zergen.

So ist der III. stain sus gehaizen Calcedonius. der ist tunchel in deme hus unte scinet so man treit uz. wirt er von der sunnen warm, pistrichet in vinger oder arm, so hevet er ufwerde den halm von der erde. 5 er enlat sich niht ergraben, man muoz in unbeworiht haben, geruoret in diu file, er zevert in ainer wile also chleine so daz glas, er ist herte unte was. von diu so mag er wole sten in der himeliscen Jerusalem.

13 Der selbe stain pizeichinot, swer sin herze unte sin muot unte alle sine liste ze gote cheret faste. er hilt sich siner guote, fliuhet ubermuote. 10, 3 rühelen.de Ehtr. : ruhelente V. 4 So mit Großbuchstäbe V. uer suelehen: beuelehen V. 5 Mit mit Großbuchstabe V. globen V., verb. von Wg. wuir (I) V., verb. von Di. 6 gerunfc feste V. bezechenen V. Nach Z. 6 nehmen H., Ehtr. und Schw. Ausfall eines oder mehrerer Verse an; Jaspin „reimlos" Wg., der davor Dreireim anzunehmen scheint. 7 Er mit Großbuchstabe V. berune: u aus 1 korr. ? V. : brenne? Di. Anm., Schw. : berenne Kr. unter Verweis auf 8, 9, Wg. gerune V. 8 Swer mit Großbuchstabe V. gelo-|ben V. th-|ot V. 9 Der mit Großbuchstabe V. geloben V. 11, 1 Saphyrus geheizen V., Umstellung nach Di. 2 Hah (mit Großbuchstäbe) (1) V., verb. von Di. Suwenne mit Großbuchstäbe V. uns|sihi V., verb. von Di. (unsihc) 3 Des mit Großbuchstabe V. 4 geceiret V., verb. von Wg. (geziret) gezieret: eret (!) Pr. als Ehtr. 5 diu nimer scol | zergen. uon hewen unte zewen. V.; ewen Di. Anm.; diu (da) n.s.z. Ehtr.; Schw. str. von e.u.z. 12, 1 ister V. 2 haus V., verb. von Di. somin tret V., so man Di. Fußnote, man ir Di. Anm.; so man in treit Ehtr.; so min treit Wg. 3 Pistrichit mit Großbuchstäbe V. 4 So mit Großbuchstäbe V. 4 huf werde V. : üfwert Di. Anm. halem V. herde Y. 5 Eren (mit Großbuchstabej lath V. Man mit Großbuchstabe V. umbe|worithV.; „vermutlich" ungeworht H.; unbeworiht Ehtr.; vgl. 25, 1 6 Geruret mit Großbuchstabe V. hin diu pilie V., verb. von Di. 7 Also mit Großbuchstabe V. cheleine V. gelas V. 13, 1 pizechinot Y. fuiuuer (!) V., verb. von Di. sinen Ehtr. 3 fluet V., verb. von Ehtr.

170

iso

190

VOM HIMMLISCHEN J E R U S A L E M

der ist tunchel inme hus, swen er aver chumet uz, so scinent sine guote, swie starche er sich pehuote. diu werlt sihit algemeine, ob er ehiusce ist unt reine, er dolet, daz man in retote, e man des genote, daz er wantele sin sinne: so bezaichenet got den sunnen, von dem er da wirt warmer, uf hevet er den armen, den suntigen von der erde, sam der stain tuot di halme . So ist der IUI. stain sus gehaizen Smaragdus. in der werelte ist nieht so gruone, er beneme ime sine scone. ein lant haizit Cythia, der staine vindet men da also vile so der grieze, torste man si niezin. da sint inne grife, vor froste unt vor rifen unt vor den starchen gruen, so lit iz unerbuen. di vogele unreine werent daz gesteine. swer iz da wil gewinnen, werdent si sin innen, er muoz sin chiesen den tot, daz tuont ti vogele ane not. si bedürfen sin ze niehte in der vinstere noch in deme liehte unt enpunnens iedoch den liuten, daz will ich hernach diuten. so sint einiu liute dabi, haizent Arimaspi, di wizzen ire tougen: niwan eines ougen habent si vorne an dem ende, daz ist ir urchende. diu liute sint so chuone, si nement di staine gruone den vogelen mit gewalte, si sint wert, daz man si wol gehalte.

147 Di. 366 V. 134 va 200

210

220

230

Di. 367 240

13, 4 Der mit Großbuchstabe V. in dem Ehtr. Suwenner mit Großbuchstabe V. 5 gueteV. Suui mit Großbuchstabe V. puhuete (!) V., verb. von Di., dagegen Kr.; behüete Ehtr. 6 DiumitGroßbuchstabeV. über V., verb. von Di. 7 Er mit Großbuchstabe Y. iure thotit V. : in tcete Ehtr. einandes genot te Y. : iemandes g. Di. : e man in des g. Di. Anm.; gencete Ehtr., der genothe las. „reiner Reim" Pr. 8 Daz mit Großbuchstabe V. So mit Großbuchstabe V. be caihenet V. 9 Von vielleicht mit Großbuchstabe V. 10 suntign (!) V. t h u t V. keine Lücke V.; erg. von Lei. nach Wg. unter Verweis auf 12, 4; so auch Pr.

14, 2 In mit Großbuchstabe V. neihit V. : nieht, newiht Di. Anm. grüne V.: geruone Schw. 3 Ein mit Großbuchstabe V. me V., verb. von H. 4 gereize V. : grieze H. und Müller bei Di. : gerize Wg. torste: o aus r korr. V. niezen Ehtr., Schw. 6 gerife Y. rifen: r aus f korr. V. 6 geruen V. : gerunen? Di. Fußnote : grifen H., Müller bei Di. : grüwen Ehtr., Wg. Solit mit Großbuchstabe V.

7 Di mit Großbuchstabe V.

8 Suuer mit Großbuchstabe V.

9 cheisen

V. : kiesen Di. Anm. thot V. 10 Siben (mit Großbuchstabe) dürfen V., verb. von Di. demmeV., verb. von Di. nihteV. 11 unte|punnens V. :undeenbunnen iz Di. Anm. : unt enpunnens Pi., Ehtr., Wg. 12 So mit Großbuchstabe V. Di. las etnii und korr. dies zu einu; einu(!) Y. : eine Ehtr. 13 Di mit Großbuchstabe V. wizen V. thogen V., verb. von Ehtr. ni uiuar V.: niwan Ehtr. eines: erstes e aus r korr. V. 14 ande V. : an d'e Di.: andere Pi. : an dem Ehtr. : an deme Wg. Daz mit Großbuchstabe Y. ende : urchünde Ehtr. 15 gerune V.

16 Den mit Großbuchstabe V.

148 15

VOM HIMMLISCHEN

JERUSALEM

Den vil gruonen stainen ebenmaze wir di ainen, mugen si wole sunderen, di des gelouben sint vor den anderen, nu bezeichenet daz lant calt, di der untriwe habent manecvalt unte lebent ane minne ; die grife dar inne s di bezeichenent di tivele di da varent unte den gelouben biwarent, daz niemen den nieze, swie luzel er si buoze. diu liute mit ainem ougen, diu bezaichenent ane lougen, di der ainen got pechennent : den gelouben si gewinnent vor dem tivele mit gewalte, als ich iz iu e von den stainen zalte.

Des nist zwivel nehain, Sardonix haizet der V. stain. varwe (hat) er doch tri, daz gediute sage wir iu derbi. er ist untene swarz so daz glas, ze wäre sagen ich iu daz, mitten wiz so der sne, rot ist er obene. 5 nu bezaichint diu varwe rot, swer lidit marter unte not durch diu gotes minne, diu wize darinne, dem luter ist sin herze, deumuot diu swerze. (diu swerze ouch den tivel) pezeichenet ane zwivel. vil gerne er verratet den man, want er den eristen gewan 10 mit tem selben striche: da mite vellet er unsich laider also diche.

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V. 134 vb 270

Di. 368

Nu ist der VI. stain sus gehaizen Sardius. der ist so rot so daz pluot unt bezaichenet di martersere guot, di mit ir tode di ewigen genade habent erworven umbe got, liten huoch unte spot

15, 1 gerannen staine V., verb. von Di. (grüenen st.) steinen : reinen Ehtr. 2 (wir)m. Ehtr. 3 Nubet (mit Großbuchstabe) zechenet V. unterue Y . statt 3 b nur untriuwe manecvalt Ehtr. 4 gerife V. 5 Di mit Großbuchstabe V. bezechenent V. daz sint die t. oder nur die t. Ehtr. 6 Swi mit Großbuchstabe V. nieze : büeze E h t r . ; nioze (nieze) : buoze Schw. 7 a : Diu mit Großbuchstahe V. 7 b : Diu mit Großbuchstabe V. 8 der = dar, vgl. 26, 8 goth V. 9 ichz Ehtr. eu V. zalete V. 16, 1 zuiu-|el (!) V. 2 ( h a t ) erg. von Di. Anm. : keine Lücke V.; auch er steht als Nachtrag am Rand. teri V. hiu V. 3 suwarz V. gelas V. sageneich (!) V. eu V. 4 enmitten Ehtr. sene V. roth Y . hobene V. 5 Nube 11 zaihent (!) mit Großbuchstabe V. uareue Y . Suver mit Großbuchstabe V. 6 die g.m. Wg. 7 lutter V. den mût diu suwerze Kr., Wg. ; dem mûth tu fu werce V. ; der mûth ufwerce Di. ; dem mûth tu suwerce Pi. ; diemuot diu swerze Ehtr. und Ohly (mündlich) unter Verweis auf die Apokalypsenkommentare 8 erg. von Kr. : keine Lücke V. : „allenfalls" (daz er swarz ist sô daz glas, ze wäre sagen ich eu daz. unsern uiant den tiuuel.) p.a.z. Di. Anm. : (diu swerze den tiuvel) / bez. a.z. Ehtr. 9 uir (!) V., verb. von Di. uerrattet V. dem V., verb. von Di. 10 stricche V. unsech V. : unsich Di., Wg. : uns Ehtr. (vgl. 17,9). 17, 1 ister V. 2 ist r. Ehtr. roth V. pelut V., verb. von Di. 4 ha|be habent (!) V., verb. von Di. erliten Ehtr.

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VOM H I M M L I S C H E N

JERUSALEM

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5 unte nid unte haz, vil wole gestaten si daz. so lit taz alliche here oben an der brustwere der himeliscen bürge, si habent ir sorge geworfen zerucke, di sint unser brücke, si sulen unsich laiten uz tisen arbaiten 10 ze der himelisken Jerusalem, übe wir wellen begen di gewonehait di si habeten, di wile daz si lebeten. Der VII. stain ist sus gehaizen Crisolitus. sin varwe ist ime ainvalt unte scinet also daz golt. daz ist wunder maiste: von ime varent ganaiste also von dem brinnenten viure, der stain ist edele unte tiure. 5 so bezaichenet diu varwe so daz golt, sweme got ferlihet ten gewalt, daz er ist guoter liste unde sinen ebencristen stiuret unt leret, zuo dem bezzerem cheret mit tem selbem gaiste: daz sint ti ganaisten, di von deme staine springent. di damit ringent 10 unte rehte wellent leben, den wirt diu haimuot gegeben der himeliscen Jerusalem, daz si da ze vorderiste scolen sten.

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19

So ist der VIII. stain sus gehaizen Perillus. der ist so luter so der brunne, so derin scinet der sunne. der staine ist luzel inme lant, ich waiz, er wärmet ti hant, swer in mit gedwange drinne hat lange. 5 der bezeichenet di rehten, di erliuhtet min trehtin mit tem sinen gaiste, daz lieht ist allermaiste. sweihe dannen gahent unte sich zuo zime vahent, di werdent danne raine, also diu hant wärmet von dem staine.

310

Di. 369 320

330 V. 135 ra

17, 5 bestatten Ehtr. 6 allihe V. : heilige Ehtr. unter Verweis auf Vor. Gen. 59, 1, so auch Wg. Anm., Lei. haere V., verb. von Di. berustwere V. 7 burege : so]rege V.; bürge : sorge Schw., Pr. 8 cerucge V. berucge V. 9 tiefen Ehtr. 10 himelisgen V. 11 gev[vonehait (!) V. habent V., verb. von H. 18, 1 aber sus Ehtr. 3 maist : genaneist V., verb. von Ehtr. (geneiste) 5 Cobe (mit Initiale) zaichenet V., kleines s? am Rand uarewe V. ferliet V., verb. von Ehtr. 7 zem Ehtr. beszerem V. 8 selben Ehtr. nach gaiste ist n rad. V. 9 demme (!) V., verb. von Di. rigent V., verb. von Di. 10 der (!) V., verb. von Di. 19, 2 ist lüter Ehtr. liuter V. berunne V. 3 in dem Ehtr. lante V., verb. von Ehtr. 4 suwer V. Ehtr. stellt Z. 4 vor Z. 3 und tauscht 3a und 3b. 5 mit V., verb. von Di. trahten (!) V.; trahtin las Di. und korr. dies zu trehtin, dagegen Wg. (Beitr. 11) 6 lith V., verb. von Di. 7 Suuelhe mit Großbuchstabe V. danne Ehtr. gaheut V., verb. von Di. cu ce cime V.; zuo zime Ehtr. : zuoze ime Wg. nach Lei.« Vorschlag.

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VOII HIMMLISCHEN JERUSALEM

Der V i l l i , stain ist sus gehaizen Topazius. varwe habet er doch zwo, daz puoch saget uns so. diu eine ist haiter unte mare nach dem himele gevare, diu ander luter so daz golt, di chunege sint ime holt 5 unte minnent in mere den ander zwene. so scone nist niht ze sehene, den liuten ze jehene al des in der werelt ist: ja habet der waltunte Crist sine burch damit gezinnet, er ist wole wert, daz man in minnet. Nu sul wir werden inain, waz pezaichenet der stain also mare? ainen offenen suntare. den riwent sine sculde, unte er gotes hulde mit noten gewinnet, also daz viur brinnet 5 uz tem chofer daz golt: so wirt ime got vil holt unt minnet in mere den ander bezzere. nach dem himele ist er gevare, swen in sin muot treit dare alsam e ze den sunten, e in di riwe ervunten.

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Di. 370

Der X. stain ist sus gehaizen Crisophirus. purpruner varwe ist er begarwe. da stant ane tophen, sam di golt trophen dar^ne sin gemalot: der selbe stain bezaichenot, 6 swer dize ellente leben umbe daz ewige hat gegeben unte hi lidet martire unte not, ze aller jungest den tot chiuset an dem ende: daz sint di stainwende, di uf habent di baichen under allen mines trahtines scalchen.

20, 1 aber sus Ehtr. 2 zuwa : zwö Pr. 3 märe Pi. : mare Ehtr., Wg. märe : geware Schw. 4 luu|ter V. 5 zu uuene V., zeuuene Di. Fußnote 6 So mit Großbuchstabe V. nist nih V., verb. von Di. ist niht Ehtr. sehne : iehne V. 21, 1 bezeichene Ehtr. 2 (den liuten) alsö Ehtr., dem sich Pr. anschließt; (haiter unte) märe Wg. nach Lei.s Vorschlag unter Verweis auf 20, 3; in seinen Anm. zieht er Ehtr.s Vorschlag vor. offen Ehtr. 3 unz statt unte Ehtr. 5 kupfer Ehtr. 6 dan Ehtr. bescere V., verb. von Sehr, und Lei. 7 vare Ehtr. 8 6 ein V.; 6 in Di. Anm. : £ ein suntare Di. Fußnote : 6e in Pi. 22, 1 aber sus Ehtr. 2 purpuriner Ehtr. : purpur-prüner Lei. nach Wg. erbe gae|rue V., verb. von Di. (getrue Fußnote, begarwe Anm.) 3 Stent Y. 4 gemaloth V. 6 unte str. Ehtr. und Jährt fort: hie 1. marter unde n./ (und) zaller j.d.t. t h o t V . 7 sint: i aus 1 korr. V. wente V. 8 terahtines V.

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380

VOM H I M M L I S C H E N J E R U S A L E M

So ist der XI. stain sus gehaizen Jacingtus. der wandelet sine varwe so diche nach dem himele. ist er truobe oder gra, danach varwet er sich sa. damite zaichenet er die, di sich ferwandelent hie 5 in aller slahte vraisen vil diche nach ten waisen. den armen ist er milte, den guoten gehente, den ubelen gedultic, den riehen ainvaltec. swie so diu werld tuot, darnach cherent si ir muot. si nechoment niht ze der winsteren, wir magen si wol ze den vensteren 10 an di burch scaffen, nu ist ir leben gaistelich unt offen.

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390

Di. 371 V. 135 rb 400

24

Der XII. stain der ist ave sus gehaizen Ametistus. der ist rot so daz pluot unte lohet, so daz fiwer tuot. der bezaichenet di martirare, di gotes arzepoten waren, behalten in der minne - daz ist der louch darinne 5 di in allen ir noten pittent got den guoten, daz er ir vianten vergebe, di in vertailent daz leben. des nist zwivel nehain: zoberist lit der selbe stain an mines trahtines purge unte besliuzet daz gewelbe der himeliscen Jerusalem, zoberest mag er wole sten. io sin chraft nelat in niht wichen, nehain tugent mac si erreichen, di ir viante minnent, gewisse si hohe brinnent starche under ir brüsten < )

23, 3 Ist mit Großbuchstabe V. 4 bezeichenet Ehtr. 5 selahte V. ueraisen V. : vreisen Ehtr., Schw. : aller slahte wlse? Ehtr. 75 waisen V. : wlsen Kr. Ehtr., Wg.; nahte weizen Schw.; Pr. folgt V. 6 armen: n aus r korr. V. milde : gehende Pr. 7 a : Den mit Großbuchstabe V. 7 b : Den mit Großbuchstabe V. 8 du we|rd V., verb. von Di. 9 Si mit Initiale V. Ehtr. str. nu gaistelich (1) V., verb. von Di. 24, 1 aber sus Ehtr. Amestitus V., verb. von Di. 2 locheet V. : louchet Di. : lohet H. Ehtr. stellt Z. 7, 8 b und 8a vor Z.3; er behält sie aber auch in der Reihenfolge der Hs. nach Z. 6 bei; S. 86, Anm. 2 zieht er eine Umstellung 7 - 9 b - 9 a - 8 vor. 3 arhe poten V. : arzepoten Di. : arnepoten Di. Anm., Wg. : gote sär zepoten Pi. : die (der) gotes arnepoten Ehtr. 5 al ir Ehtr. Pittent mit Großbuchstabe V. 8 beseluzet V. 9 Der mit Großbuchstabe V. himelichen V., verb. von Di. 10 cheraft V. w|ihen V. : wichen Di. Anm. errechen V. : erreichen H., Ehtr., Schw. 11 Di mit Großbuchstabe V. Gv wisse (mit Großbuchstabe) V., verb. von Di., dagegen Kr. Der Reimvers auf Ha, fehlt, keine Lücke V.; „reimlos" Wg.

410

420

152 25

V O M HIMMLISCHEN J E R U S A L E M

Nu scule wir di burch mezzen, diu stat unbeslozzen, offen in alle zite di hohe joch di wite unte di lenge dabi ganz al geliht si. bezaichenet ist uns dabi deruur sten wente doch tri, 5 zeware sagen ich iu daz, fides, spes, Caritas, der geloube joch diu minne, der zuoversiht darinne richsenet mit gewalte, dannen choment uns ander tugente manicfalte.

430 Di. 372

26

440

Nu habent ir alle wol vernomen, wie ir in di burch sculet chomen unt wie irs ouch muget verwerchen, woltent ir daz merchen. swa man aine guote rede tuot (... daz ist) dem tumben ummare. 450 der haizet ime singen von werltlichen dingen 5 unt von der degenhaite, daz endunchet in arbaite. wir haben noch zwaiere wege gewalt, also uns der apostolus vore zalt. der eine ist brait unt wit, offen stat er en allen zit. er trait iuch in di helle, ime volge der der welle; 4«o der ander enge unt smal, er wiset iuch inne den sal 10 der sorge unt al des iu hie ze laide gescach; son darf iuch daz ungemach V. 135 va niemer geriuwen, daz ir hie habet en triuwen erliten durch di gotes e. so ist ave den vile we, di de helle muozen buwen; des scule wir gote getruwen, 470 der unsich erloste dannen: nu sit ir dem tiuvele verboten te verbannen. AMEN.

25, 1 maizen V., verb. von H . u m b e selozzen V. : unbeslozzen E h t r . ; non claudentur Apoc. 21, 25 2 cit V., zite Ehtr., Wg., Schw. 3 Ga|ntz mit Großbuchstabe V. al geliht si V . ; „vielleicht" algelich ist si H . , so E h t r . ; gelichet W g . nach Lei.s Vorschlag 4 der uur steun w. V . ; vier steinwente Di. Anm., so Ehtr., der doch str.; der (tiursten t u g e n t e ) doch K r . , Wg. 7 richsenet (1) V. E h t r . str. ander ma]nicfalte (1) Y . 26, 2 uerweirchen V. : verwürken Di. Anm. : verwerken E h t r . : verwerchen Wg. : verwirken (: merken) Schw. 3 S u u a m a n (mit Großbuchstabe) ai|ne güte rede tut. d e m tumben u m m a | r e V . ; nach 3 a : ( d a z dunchet d e m wisen g u o t ) , nach 3 b (ze horenne vil s w a r e ) Sehr, nach K r . und W g . ; so auch E h t r . (den w. ohne vil), Wg., Schw. den t. E h t r . 4 diggen (1) V., verb. von Di. 6 Wir mit Großbuchstabe V. zuwaigere V. : zweiger Di. Anm. 7 in alle z. Ehtr., dagegen Lei. nach Wg. 8 uns in E h t r . 9 semal Y . hiueh V., verb. von Di. : uns E h t r . nach Z. 9 Punkt K r . nach Z. 9 : (der himelisken burege : / da ergetzet uns g o t ) der sorge / u. E h t r . 10 u n s hi E h t r . hiueh V., verb. von Di. : uns E h t r . 11 hei V., verb. von Di. 12di(!)Y. gotes he V., verb. von Di. aber E h t r . 13 die die E h t r . des in|scule V., verb. von K r . getruen V. : getruwen E h t r . 14 N u mit Großbuchstabe V.

29. und 30. Die Gedichte „Vom Rechte 44 und „Die Hochzeit" Die beiden Stücke sind in der Überlieferung, den Ausgaben und der Erörterung so eng verbunden, daß zunächst einiges über sie gemeinsam gesagt werden kann. Beide sind hintereinander in der Millstätter Sammelhandschrift überliefert, die heute in Klagenfurt l i e g t . D i e erste Veröffentlichung stammt von Th. G. v o n Karajan 2 ), ein treuer Abdruck (mit Ergänzungen). Später hat Waag 3 ) die Stücke in seiner Ausgabe wiedergegeben; eine weitere, aber in der Behandlung des Überlieferten sehr radikale Ausgabe des „Rechts" ist die von A. Hanisch 4 ); er gestaltet diese Dichtung nach schallanalytischen Gesichtspunkten. Ähnlich verhält es sich mit der Spezialuntersuchung von Heinrich Löbner 6 ) über „Die Hochzeit"; er versucht, den Gedanken seines Lehrers S cherer folgend, gleichfalls recht energisch zugreifend, das „echte" Gedicht zu rekonstruieren. Wilhelm Scherer hatte als erster bei seiner Betrachtung der beiden Dichtungen größere Interpolationen für die „Hochzeit" angenommen6) und damit die folgende Arbeit bestimmt. Auch die erste eingehende Untersuchung, die wir Carl v o n Kraus 7 ) verdanken, steht unter diesem Einfluß. Kraus hat Dialekt, Stil und Reimkunst der beiden Gedichte verglichen und kommt zu dem Ergebnis, daß sie näher zusammengehören; daß Teile des Gedichts von der „Hochzeit" mit dem Gedicht „Vom Rechte" „die größte inhaltliche und formelle Ähnlichkeit aufweisen, während andere gar nichts mit demselben gemein haben"; und er zieht die Folgerung, daß die „Hochzeit" so, wie sie vor uns liegt, eine Bearbeitung durch den Dichter des „Rechts" darstellt; ja daß der weitaus größte Teil dieser Dichtung vom Dichter des „Rechts" stammt, während nur ein kleiner Kern des alten Gedichts unverändert geblieben sei. Aus dieser These hat sich im Lauf der Jahrzehnte die Diskussion entfaltet, ob die beiden Stücke dem gleichen oder zwei verschiedenen Autoren gehören. Krausens reiche „Anmerkungen" und seine Erörterungen über das „Verhältnis der beiden Gedichte zur Theologie" sind bis zu dem neuesten Aufsatz von I. S c h r ö b l e r „Das mittelhochdeutsche Gedicht vom Recht"8) die wertvoll-

Vgl. Menhardt, Hss.-Verzeichnisse österr. Bibliotheken, Kärnten Band I (1927) 211; eine eingehende Beschreibung auch bei Kraus, s. Anm. 6. •) Deutsche Sprachdenkmale des 12. Jhs. (1846) 1-44. >) Kl. dt. Gedichte des 11. und 12. Jhs. '(1890), scharf kritisiert von Kraus, AfdA. 17 (1891) 20f.; »(1916). *) Zum Gedicht vom „Recht". Diss. phil. Leipzig (1909) 16-25. e ) Die Hochzeit. Diss. phil. Berlin (1887). •) Geistl. Poeten der dt. Kaiserzeit. H. 2 (1875) ( = Q. F. 7) 7f. ') Sitz. Ber. der phil. hist. Kl. der kaiserl. Akad. der Wiss. Bd. 123 Wien (1891) Abb. 4. «) Beitr. 80 (Tübingen 1958) 219-252.

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DIB GEDICHTE „VOM R E C H T E " UND „ D I E

HOCHZEIT"

sten Beiträge auch zur Kommentierung geblieben; die inhaltvolle Rezension Edward Schröders ist gleichfalls in dieser Reihe zu nennen.9) Was nun die F o r m der Verse und den Aufbau der Gedichte betrifft, so habe ich seinerzeit gerade „Recht" und „Hochzeit" als die frühesten Dichtungen in fortlaufenden Reimpaaren angesprochen.10) Es waren damals die ersten Überlegungen, die ich zum Fortleben der alten Langzeilen anstellte, und ich stand unter dem Eindruck des von H. de B o o r mit Recht betonten Kriteriums der Reimbrechung und der Brechungssysteme; ich hatte mich auch noch nicht eindringend genug mit der Herstellung der Texte beschäftigt und daher noch nicht meine eigene Interpunktions-Interpretation gewonnen. Schon damals stellte sich aber das Problem, ob vor der Einwirkung der neuen westlichen Form, vor den „laufenden (ungegliederten) Achtsilberreihen mit paarweiser Bindung der Reime", d.h. vor 1150, in deutschen Dichtungen die fortlaufenden Reimpaare denkbar sind. Ich hatte damals zunächst die Entscheidung offengelassen, ob die Dichter der geistlichen Gedichte, die „die ersten Reimpaardichtungen sind" ... „die Form (vom Westen) entlehnt oder selbständig entwickelt haben"; hatte mich dann zu einem Kompromiß durchgerungen und mir vorgestellt, daß sich „die neue Form des Sprechens in fortlaufenden Reimpaaren organisch herausbilden konnte"; ich hatte hinzugefügt: „Welche Rolle dabei den neuen romanischen Formen zukommt, bleibt noch unklar." Nach eindringender Beschäftigung mit den Texten vereinfacht sich das Problem; es scheint mir jetzt möglich und das Wahrscheinliche, daß auch „Recht" und „Hochzeit"; daß die Dichtung der Geistlichen vor Veldeke noch die alte Form der Langzeilen und Langzeilenstrophen festhält. Gewiß bleibt de Boors Feststellung bestehen: wir haben insofern eine „neue Form" im „Recht", als Brechungen und „Systembildung" in gewissem Umfang erscheinen; aber, de Boor sagt es selbst, eine „volle Überwindung" der alten Art liegt nicht vor. „Bindung als metrisches Prinzip ist nicht vergessen und beansprucht immer noch den größeren Teil aller Reimpaare für sich." 11 ) D.h. auch im „Recht" (und ebenso in der „Hochzeit", die nach de Boor S. 497 mit ihm „in eine Gruppe ... gehört") überwiegt das Sprechen in Langzeilen. Wir betrachten die beiden Gedichte in dieser Hinsicht nun gesondert.

») (über O. v. Kraus, „Vom Rechte" und „Die Hochzeit") AfdA. 17 (1891) 287-301. 10 ) Über Langzeilen und Langzeilenstrophen in der älteren dt. Dichtung. Beitr. zur Sprachwiss. und Volkskunde. Festschr. für E. Ochs (1951) 47 und besonders: Langzeilenstrophen und fortlaufende Reimpaare. DU. 11 H. 2 (1959) 23. 11 ) Dies und die vorausgehenden Anführungen aus de Boors Aufsatz „Über Brechung im Frühmittelhochdeutschen" in: Germanica. Festschr. für E. Sievers (1925) 495.

D I B GEDICHTE „ V O M R E C H T E " UND „ D I E HOCHZEIT"

155

W e i t e r e L i t e r a t u r zu „Vom Rechte" und „Die Hochzeit": W. G r i m m , Zur Gesch. des Reims. Kleinere Schriften Bd. 4, 165; M. H. J e l l i n e k , (über C. v. Kraus, ,Vom Rechte' und ,Die Hochzeit') ZföG. 44 (1893) 372f.; K . K o c h e n d ö r f f e r , (über C. von Kraus, ,Vom Rechte' und ,Die Hochzeit') DLZ. 13 (1892) Sp. 1241-1243; C. v. K r a u s , (über Waag, Kl. dt. Gedichte des 11. und 12. J h s . H889) AfdA. 17 (1891) 24f.; A. L e i t z m a n n , Zu Recht und Hochzeit. Beitr. 47 (1923) 137-142; H. L ö b n e r , (über C. v.Kraus, ,Vom Rechte' und ,Die Hochzeit') ZfdPh. 25 (1893) 560-563; P. P i p e r , Die geistl. Dichtung des Mittelalters. II (o.J.) ( = Dt. Nat. Lit. Bd. 3) 86-87; U. P r e t z e l , Frühgesch. des dt. Reims (1941) ( = Palaestra 220) 133-136; H. R o b l , Reimwörterbuch und Reimwortverzeichnisse zu den Gedichten ,Vom Rechte' und ,Die Hochzeit'. Diss. phil. Wien (1949); A. R o s s m a n n , Wort und Begriff der Wahrheit in der frühmhd. Lit. Diss. phil. Tübingen (1952) 106-107; W. S c h e r e r , Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. (1875) ( = Q.F. 12) 51 f.; B. S c h r ö d e r , Reimstudien I I . Nachr. der Königl. Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil. hist. Kl. (1918) 423; P. T h . A. S c h w i c k e r t , Die Reimkunst des frühmhd. Gedichts vom himmlischen Jerusalem vergl. mit den übrigen Gedichten des österr. Sprachgebiets von ca. 1130-1160. Diss. phil. Köln (1926) 33-35; R. S t r o p p e l , Liturgie und geistl. Dichtung zw. 1050 und 1300 (1927) ( = Dt. Forschungen H. 17) 206; F . V o g t , (über C. v. Kraus, ,Vom Rechte' und ,Die Hochzeit') Litbl. (1892) Sp. 145-147; ders., Zum Kürenberger. Beitr. 45 (1921) 460 Anm.

29. „Vom Rechte" Die L a n g z e i l e n kommen noch deutlich als die dem Dichter eigentümliche Form zum Vorschein, wenn man sich von Waags Interpunktion löst. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind die Sätze und Gedanken noch in Langzeilen formuliert, vielfach noch in einer oder zwei, auch in drei; mehrfach umfaßt ein Satz sogar vier oder fünf Zeilen, ohne daß aber in der Mitte dieser Zeilen ein schwerer Gedankeneinschnitt liegt. Führung eines Gedankens bis in die Mitte einer Langzeile und Neubeginn des nächsten an dieser Stelle ist noch ganz selten, etwa in Strophe 18,5 oder 19,11 oder 21,7 und 21,9. Häufiger kommt es vor, daß eine halbe Zeile einen Satz füllt und dann mit der folgenden Hälfte und weiteren Langzeilen doch wieder das Langzeilensprechen erreicht; das gilt z.B. für die öfter wiederkehrende Halbzeile „Sd cheren abir an daz rehtl" Der „Typus 1 + 3" oder „3 -f- 1" (oder auch 1 + 5 usw.) ist im Grund noch kein ,.Brechungssystem". Wenn de Boor z.B. in den Zeilen 86-95 Waags (es ist der Schluß meiner Strophe 5) ein „fünfpaariges Brechungssystem mit zwei scharf aufgespaltenen Paaren, 87/8 und 92/3" sieht, so zeigt meine Interpunktion, daß man da auch anders interpretieren kann. Was die s t r o p h i s c h e G l i e d e r u n g des Gedichts „Vom Rechte" angeht, so ergeben sich 30 Strophen; dabei habe ich die Initialen der Handschrift maßgebend sein lassen bis auf die folgenden geringen Ausnahmen: Die Initialen, die die Handschrift in meiner Strophe 2 zu Beginn der Zeilen 3 und 4 setzt, habe ich beseitigt; es können nicht gut aus vier Zeilen drei Strophen werden. Die Initiale in Waags vs. 195 (meine Strophe 10, 3) ziehe ich um zwei Zeilen vor. Schließlich habe ich die überlangen Strophen, die mit Waags vs. 33 (siebzehn Zeilen), 123 (neunzehnzeilig) und 435 (zweiundzwanzigzeilig) beginnen, in je zwei Strophen (3 und 4; 7 und 8; 24 und 25) zerlegt; wie mir scheint, auch in sinnvoll gerundete Gebilde. Man wird zugeben, daß es bei der Niederschrift geschehen konnte, daß eine Initiale um zwei Zeilen verschoben; drei andere vergessen und daß am Anfang einige Initialen zuviel gesetzt wurden. Wie sehr die auf diese Weise gewonnene Strophengliederung auch gedanklich bestätigt wird, dafür gibt ein Vergleich mit der Interpretation von Ingeborg S c h r ö b l e r einen wertvollen Anhalt. Diese Interpretation, die tief in die Gedankenführung eindringt und nur von daher zu gliedern sucht, deckt sich an sämtlichen Einschnitten mit meinen Strophenanfängen. Gewiß ist das an denjenigen Stellen nicht merkwürdig, die den Neueinsatz durch die Repetitionen oder Rückwendungen deutlich markieren, also bei den mehrfachen „Nieman ist so hire" usw. oder „Sä cMren abir an daz reht"; es gilt aber auch an Stellen, wo sich Schröbler g e g e n die Absatzbildung Waags bei ihrer Gliederung entscheidet (und damit zu Initialeneinschnitten der Handschrift zurückkehrt, die Waag unbeachtet ließ); und es gilt sogar an den drei Stellen, wo ich Initialenanfänge ergänzt habe (bei Strophe 4. 8 u. 25 = d.i. vs. 54. 137 u. 450). Ich

„VOM HECHTE"

157

glaube, man darf es danach für erwiesen halten, daß die Initialen der Handschrift mehr sind als äußerer Schmuck. Zur Reimtechnik Da Mre : -dre 1,1 (zwdre) 11,2. 12,1 und öfter reimt; da außerdem auch -cere auf ere reimt (2,6; 14,1), ist kein Anlaß, die verschiedene Schreibung der Wörter auf -äre, -cere (1,2. 19,13. 23,2) auszugleichen. Vielleicht soll man doch die chomen > quemen (: nemen) 7,3. 8,12. 9,9. 13,5 ausgleichen, wie es Pretzel tut, obwohl umgekehrt 12,5 und 30,12 chomen : vernomen (partiz.) und 22,6 chone: gewone gebunden wird (wo Pretzel dann sogar konsequent quene herstellt). Nicht mitgemacht habe ich aber die zwangsweise Besserung der Bindung 6,13 murin : behuotin (> türin); nicht 10,9 abgrunde > abgründe (: eilende)-, nicht 17,9 erge : ubile zu ergin : ubilin verändert, wie es Wesle vorschlägt ; ebenso nicht vuore > vüere 26,3 (:wcere) geändert, wie Kunisch will. Dagegen habe ich ausgeglichen: haben > hdn (: getan) 2,4; 30,2; nihte > niehte (: liehte) 10,5 und 30,11; gemahelen > -in (: sin) 21,5; laie > laige (: aige) 22,1, vgl. 23,8 und 29,1. Schließlich wird man auch das Nebeneinander von gevarn und gevaren, geborn und geboren ausgleichen, wobei es offen ist, nach welcher Seite es geschehen soll, da im „Recht" beweisende Reime fehlen, wie er in der „Hochzeit" (geborn : zorn) steht. Ich gleiche mit Pretzel nach gevaren, geboren usw. aus, das in 5,10. 9,5. 12. 18,3. 23,7. 24,3 und 25,5 steht; 25,8 und 30,3 ist in der Handschrift -rn : -ren geschrieben; 16,2. 18,9. 22,5. 25,15. 26,1. 27,6 schreibt die Handschrift -rn. Dagegen lasse ich vert : burt 18,5 stehen, da die Situation nicht die gleiche ist wie bei -rn > -ren. Ü b e r l a n g e Verse erscheinen 3,5. 6,12. 14,3. 17,7. 20,1. 2.3; man braucht deshalb 2,2. 7,5. 24,3 nicht unbedingt als D r e i r e i m e zu werten.

W e i t e r e L i t e r a t u r : O. B r e n n e r , Erdisen. ZfdPh. 27(1895)386-389; Gr. E h r i s m a n n , Zum Seifrid Helbling. Germania 33 (1888) 372; A. H a n i s c h , Zum Gedicht vom ,Recht'. Diss. phil. Leipzig (1909); H. H a u p t und E. S c h r ö d e r , Artisen und arthave. ZfdPh. 28 (1896) 421-423; E. S c h r ö d e r , (zu ZfdPh. 28, 1896, 423) ZfdPh. 29 (1897) 223; S t o s c h , Noch einmal mhd. gelouben. ZfdA. 34 (1890) 77f.

158

„VOM: R E C H T E "

135 v

5

io

15

20

25 136r

Nieman iit £o here. io daz reht zware. wan got itt zeware. ein rehtir rihtaere. uon div hiez er den iinen chneht. uil itarche min nen daz reht. daz er nach im uienge. unde iin reht begienge. wan mit im nemach nie man geitan. ernewelle daz reht han. wan er Icheidet die unrehten. uon iin ielbei chnehte. Der reht iint uil manigiv. unde belliezzet alliv iamet driv. unde begiengen wir div. wir mohten immir genüch haben, unde mohten mit allen eren leben. Ein reht daz Iint die (trewe.) da wir mit fchulen böwen. Ein andir reht daz iit alio getan, daz wir daz (wir) uni leiben wellen haben, daz iolten wir ein andir geben, wolden wir chriftenlichen leben. Wir iolten iin gewaere. daz waere michil ere. der div driv reht behabet, diewi (e) daz er nv lebet, unz an iinen tot. dem e an daz reht hiez do werden einen chneht. 5 er worhte in uzzir niehte, er worhte in zeinem erlichem liehte, daz er vor im waere unde im lieht bsere. do greif er an die ubirmuot, daz was ze niht guot. der herre behielt daz reht, do verstiez er den chneht in ein eilende hin in daz apgrunde. 10 von diu so nesol dehein vrouwe gestatten ir diwe daz si sie vor lazze gan, swie scone ir varwe si getan, noch der herre sinem chnehte, daz chom von dem rehte, daz der allir herist chneht geviel an daz unreht.

190

10

200

138r

Ka. 8

11

Wil der herre unde der chneht bede minnen daz reht, so sagent diu buoch zware, si werdent ebenhere. wil diu vrouwe und diu diwe minnen die triuwe, so sagent diu buoch zware, si werdent ebenhere. 5 swie wol der man si geborn, wil er unrehte varn, vert er unrehte, er hat daz reht der chnehte. ist diu vrouwe ungetriwe, si hat daz reht der diuwe. die scalche und die d^iuwe), minnent si die triwe, ir armuot sint nie so groz, die werdent der heristen genoz. 10 swer da minnet daz reht, ez si herre odir chneht, der muoz ie hin für gan, der andir hindir im gestan.

12

Nieman ist so here so daz reht zware. des megen wir uns wol enstan, swa wir rehte sculen gan. swie harte sich der muoet der daz isen gluoet unde ez danne hin treit, einem an die hant leit, 5 ist er rehte dar chomen daz han wir diche wol vernomen daz viur in niene brennet, wie wol in got erchennet! wie verre er da gelobet stat, der daz reht da begat! 9, 13 an den s. Han. Str. 10 „interpoliert" Han. 10, 1 keine Initiale M. (aber siehe Z. 3!) 3 Div mit Initiale M. die gehöhten eine d. Wg. mit Kr. 3/4 vgl. Wg.8 Anm. Z. 4 fehlerhaft überliefert Schrb. 5 nihte M. inerlichem (1) M. 9 eilende : apgründe Han. 11 Z. 3-11 „interpoliert" Han. 5 geboren : varen Pr. 8 unde M. 10 minnent M., verb. von Ka. 12 Z. 2 „interpoliert" Han. 2 des (I) M. Z. 5 „interpoliert" Han. Han. tauscht Z. 6 und 7

210

220

230

240

250

166

„VOM R E C H T E "

138y die in an habent gelogen. Iwie ez dar nach geuare io iit ir iegelichem gare, ein iíen alio heiz, daz ir neheiner weiz. reht an die hant. daz brennet all ein brant. hei 5 wie ez dem glût. der in unichuldigen muet, der in de! bedwinget. an daz reht bringet, uon div iint die lugen aere, got uil unmaere. Swa div lugeindem dorfe gat. dazze dem urumen ñ beitat. wil er minnen daz reht. er heizzet ío Cwigen finen chneht. er heizzet [wigen finiv chint. unde alle die undir im iint. er heizzet brüste (: listen); 8, 4 und 43, 4 erfüllen > erfüllen (: willen) scheinen mir nicht nötig; desgleichen das nch > nc 33, 4. 6. Dagegen macht Pretzel wie ich 29, 4 die Bindung ungenauer, indem er statt warte der Handschrift worte einsetzt (: iwarte): der Reim Worten : iwarten steht so 51, 5 auch in der Handschrift.

DIB HOCHZEIT

181

7. Der Reim 77, 4 ch&re: engele, den Pretzel für gestört hält, scheint mir als „gestützte" Endsilbenbindung denkbar.

W e i t e r e L i t e r a t u r : K . B a r t s c h , Zu Karajans Sprachdenkmalendes 12. Jhs. Germania 7 (1862) 278; S. B e y s c h l a g , Die Wiener Genesis. Sitz. Ber. der phil. hist. Kl. der Akad. der Wiss. Bd. 220, 3. Abh. Wien (1942) 98-104; J . D i e m e r , Genesis und Exodus nach der Millstätter Hs. (1862); A. C. D u n s t a n , Sources and Text of the Middle High German Poem ,Die Hochzeit'. Modern Language Review 20 (1925) 310-316 und 21 (1926) 178-186; A. G r ü n e w a l d , Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten von der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jhs. Diss. phil. Göttingen (1908) 26; M. H a u p t , Ährenlese. ZfdA. 15 (1872) 264; A. L e i t z m a n n , Bemerkungen zur Millstätter Hs. AfdA. 34 (1910) 122-125; H . L ö b n e r , Die Hochzeit. Dt. Gedicht des 12. Jbs. Diss. phil. Berlin (1887); M. R o e d i g e r , Conjecturen zur Hochzeit. ZfdA. 36 (1892) 254-266; O. S c h a d e , Ahd. Lesebuch (1862); A. S c h i r o k a u e r , Studien zur mhd. Reimgrammatik. Beitr. 47 (1923) 46f.; K . W e s l e , Frühmhd. Reimstudien (1925) ( = Jenaer Germ. Forschungen 9) 78.

182

D I E HOCHZEIT

142 r

Nv mugent ir hören Zeilen, uon einem heren Ipelle. umbe einen chunich riehen, umbe manich ichone zeichen, da michil iin an Itat. ge lach in got der ez begat. Swer div zeichene 5 wil began. der loi gûten liit haben, alio der imit uil gût. die wiere in daz golt tût. daz in iigele er furleit. all erz gelernt hat. deiz uil her liehen itat. unde niht zergat. Die urowen zieret daz golt. uon div m holt. D h t < . . . >ol t u t . m i t werchen ioch m i t Worten.

1 4 9 r : 15 nach dur (1) ein Loch Rest. 149 v : 12 lset?

17 nach a l l Best eines Buchstaben

m a ( ( ! ) : von a

D I E HOCHZEIT

unz er daz guot geniuzzet

207

unde den lip verslizzet,

daz er durch got niene git, biz er bi dem bettebret gelit. 5 so sendet er vil harte nach dem ewarte, daz er in gelihte, unze er getuo sine bihte. so der ewart dar chumet, unde er sin gechose vernimet, so hevet er sin gechose, sin chraft diu si bose,

630

er teile sin guot dur(ch) die michelen not 10 ie deme unde deme, ob in daz ende (niht) geneme. so hat er dannoch den muot, alsû daz div bröt an ir haete. daz bezeichent 8 2o ) ê mûzzen werden wizzer danne dser inê. 10 >z goteirich mugen chomen. daz han .. . 7 >(h)e wol uernomen. der da uellet öf die ... 7 >(e)rge. daz iit ein michil iorge. den der .. ..)nindir beulivget. wand uni daz bûch 25 > livget. Nv han wir alle erchennot.

151 r umbe daz leben unde umbe den tot. nu mugen wir wol mit eren. an die gotei mutir cheren. Daz div bröt da fur inder ua(re.) unde Ii löhte ubir alle die Ichare. all ein liehtir( 9 )da(z) 5 Ii Ii leiten Io gerne, daz bezeichent die heilige ma get. all uni daz bûch hat gelaget. daz Ii uon eine edelen chunne wart geborn. unde uz allen wi ben wart erchoren. unde öch liv liehte ichein.

150 v : 4 nach uel ein Loch, das auch in die Schrift von Zeile 3 und 5 übergreift 5 waht: aus walt? korr. 15 über lip ein Loch 16 )n (1) 20 )e (!) deutliche Reste. 151 r : 4 nach liehtir ein Loch, das auch in die Schrift von Zeile 3 und 6 übergreift 5 die (!)

DIE HOCHZEIT

55

Ein urliuge d(d)en tot. daz obiz ii ezzen began. Ii befalcte (ez dem ma)n. da zebrachen Ii daz gebot, daz in (getan) -irdt; wib: Up 15,2.

W e i t e r e L i t e r a t u r : F. B r i e t z m a n n , Die böse Frau in der dt. Lit. des Mittelalters (1912) ( = Palaestra 42) 143f.; A. G r ü n e w a l d , Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten von der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jhs. Diss. phil. Göttingen (1908) 26; E . P e t e r s , Quellen und Charakter der Paradiesesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. (1915) ( = Germ. Abh. H. 48) 78, 147-153.

SCOPH VON D E M LÖNE

266

2r ( = IIa)

5

10

15

20

2v ( = IIb)

Suer io die zuht treit. daz er wol uernimit. daz men imo feit. Vndir danne in guo kerit. daz er dei be ziitin gihorit. Under daz boiiite niet (: riet); 14, 4 niht > niet (: diet). An Ungenauigkeiten bleiben einige Bindungen mit überschüssigem -n und -t (8, 5).

W e i t e r e L i t e r a t u r : A. L e i t z m a n n , Lexikalische Probleme in der frühmhd. geistl. Dichtung. Abh. der Berliner Akad. der Wiss. (1941) 44f.; P. P i p e r , Die geistl. Dichtung des Mittelalters. I I (o. J.) ( = Dt. Nat. Lit. Bd. 3) 126-127; W . Scher e r , Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. (1875) ( = Q.F. 12) 102-106.

346

TROST IN

VERZWEIFLUNG

lr

io verlorn! dî habent daz bôler teil erc< S wer iihi ze rehte chan verstan! der mag ü ( ten trost han ! S wer ii ze rehte wil merchen. < den mach, iî wol gesterchen. Daz er an gotei di ( 5 deheinen zwîvel darf han ! vnd frôlich vnz dar g' < So er den lîp gar beginnet entletzen! vnd inl< Gy*r mit niht wil ergetzen. Vnd er im vaite< wider Itat! vnd in frfanchlîchen angat! Vnd in v< hfngern vnd frielen lat! vnd er dei mer den gn( 10 hat. Seht io nimt er eît ein vnd glvt! v f r rich( herren g f t . So dvnchet in daz im ü baz< denne zaller der wirttchaft da er îe gefaz( der in f den benkhen Hafen lat! vnd im verl< dî riehen betwât. iwer den lip allul hat. D< 15 frcH vil lihtez dinch iinen m H ! ein chlein< nimt er v v t g f t . Vnd tvfc im denne div arm< michel baz ! denne div riche wnne da er e. < S f i nimt div natvre vil lihtez v f r g f t . der c( niht bezzerz tvt. S^i Iflt ir iveh der erêre. < 20 rede veritan! vnd i^lt Ii ze michelm lîebe han< Wan Iwî riche der meniche e wai! îdoch io< in twingen animi uoluptaf. Alio iprichet
enzunde ( : zungen) ; 139, 3 sante > sande ( : lande) ; 8, 1 magit > maget ( : gesaget) ; 63, 4 David> Davit (: genadich); ähnlich 65, 2; 70, 4; 71, 6; 193, 7 magde : hete > magede : habede ; 7, 2 oiem > adem ( : namen) ; 139, 1 2»ie > zwie ( : wibe) ; ferner wiÄi > niet 26, 2 ( : ¿¿ei) ; 63, 1 ( : tief) ; 124, 2 und 151, 5 ( : Ziep) ; 189, 5 ( : sw'ei) ; 68, 1 niht > wieÄi (: KeAi) ; ebenso 96, 4; 114, 2; 119, 2; 122, 3; 221, 8; ferner 26, 1 psalmista > psalmiste (: Christe); 31, 3 prophetissa > prophetisse (: gewisse) ; ähnlich 88, 4; 173, 2 nahtegese> nahteise (: freise); 191, 7 hersceft> herscefte ( : chrefie) ; 128, 4 craige > crage ( : wäre) ; 153, 4 und 163, 1 geheiz > gehiez ( : Ziez) ; ferner: 36, 3 gebette> gebetete ( : getagete) ; 43, 2 hete> habete (: gebildete) ; 69,5 Zerie : becherte ( geneizte ( : reizte) ; 166, 7 verstoln> verstohlen ( : verholne) ; 167, 3 marchet> marcht ( : wart) ; 207, 2 trume > ir«ra ( : verbum) ; 213, 3 tilgende > tugent ( : chumet) ; 59, 2 stainin : gemaine ( < gemain) ; 76, 1 Christe > Christ (: ¿»¿si); 141, 5 frumen > /ram (: mm); 184, 5 salich > saliger ( : sahen) ; 80, 5 sundarin > sundare ( : wäre) ; 130, 4 wäre > varwe (: garwe). Ausgeglichen sind in unbetonten Silben die Schwankungen zwischen -ew : -i» u.a. 25, 3; 145,4; 152,3 ; 167, 2 ; 173,1 ; die ai : ei 44,1 ; 47, 4; 129, 4; 169, 2; die h : cä (saA : spracÄ u.a.) 38, 3; 50, 1; 65, 7; 87, 6; 101, 9; 138, 4; 161, 2; 175, 3; vor allem auch die zahlreichen chomen u.a. zu quâmen u.a. (: nâmen) 20, 5; 23, 3; 65, 3; 72, 5; 78, 3; 92,1; 93, 2; 99, 1 ; 102, 4; 117, 4; 159, 1; 160, 5; 169, 3; 181, 4; 190, 2; 193, 5; 201, 2; schließlich hete> hâte ( : täten) 145, 4; vore> vure ( : ture) 181, 5. Auf die Ausgleichung der zahlreichen Bindungen are : œre habe ich verzichtet; nur 51, 5 und 87, 7 wcere : genäde und ähnlich 117, 4; 101, 2 gesahest~> gescehest : wœrest; 166, 8 habe ich ausgeglichen. Auf die Änderung strouten > streweten ( : legeten) 109, 2 verzichte ich. Von den mehrfachen Bindungen gotesun : -en ist nur 154, 2 Marien > Mariun ausgeglichen; ähnlich 200, 4 tusent > tusunt (: stunt). Größere Eingriffe sind im Reim an folgenden Stellen vorgenommen worden : „Leben Jesu" 32,1 ; 35,4; 67, 2; 69, 3; 71, 5; 75, 5; 88, 4; 102,4; 104,2; 107, 3; 166, 1; 168, 7; 176, 3; 194, 1; „Jüngstes Gericht" 3, 1. Beider Ausgleichung der h a n d s c h r i f t l i c h e n O r t h o g r a p h i e wurde nach den auch sonst in dieser Ausgabe angewandten Grundsätzen verfahren (vgl. Bd. 1, S. 59f. !). Hinzuzufügen ist für den Ava-Text das Folgende : auf die Herstellung des uo ist bei der Verbform stunt verzichtet ; iû, eu, eû für in werden grundsätzlich als iu wiedergegeben, p- statt b- ist in b- ausgeglichen. Die nur in der jüngeren Handschrift G. erhaltenen Teile, d.i. der „Johannes" und das in V. fehlende Blatt mit den Strophen 38, 2 bis 62, 3 wurden in maßvoller Form an die Lautform von V. angeglichen. 14 ) Dabei wurde besonders das Folgende verändert : 1. Die Verneinung „dehein" wurde durch „nehein" ersetzt, das in diesen Fällen immer in V. steht. ") Dr. W. Besch hat mich dabei unterstützt.

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D I E D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

2. Die Negationspartikel en- wurde als ne (wie in V.) geschrieben. 3. „die" zit wurde durch „der" zit ersetzt, das immer in V. steht. 4. Zusammenziehungen wurden aufgelöst. 5. Synkopierte e wurden wieder eingesetzt; also z.B. sagt (3. Pers. Sg.) > saget; weinte > weinete; gesagt > gesaget; magt > maget; andern anderen verändert. Ebenso wurde apokopiertes e wieder eingefügt, also z.B. sag > sage; solt > solte verändert; gote, eineme, sineme, deine, ime, alse wiederhergestellt; dagegen ist „von" beibehalten. 6. Id, rd wurden als lt, rt (im In- und Auslaut); nd als nt (im Auslaut); tz als z geschrieben. 7. eu wird entsprechend den Schreibungen von V. geändert in iu bzw. ou. 8. u, das mit u wechselt, wurde in uo aufgelöst, da V. den Umlaut nicht bezeichnet. 9. w, w, w wurden sinnvoll aufgelöst wuo, vm, wo. Bei den Teilen, für die V. u n d 6 . vorhanden sind, wurde im kritischen Apparat alles, was den Sinn ändern kann, verzeichnet: 1. Unterschiede in Wortwahl und Wortstellung, 2. beim Substantiv, Pronomen und Adjektiv Unterschiede in Casus und Numerus, 3. beim Verb Unterschiede der Tempora, starke oder schwache Verbformen. Nicht verzeichnet wurden: 1. orthographische Unterschiede, 2. Unterschiede dehein - nehein, en und ne (s. o.), 3. Verschiedene Lautformen (chom : quam, git : gibet, er iz : erz), 4. beim Adjektiv und Possessivpronomen Unterschiede zwischen flektierter und unflektierter Form und starker und schwacher Flexion. Was die Initialen und Großbuchstaben betrifft, so folgt die Stropheneinteilung den Initialen in V. Es wird für V. nur verzeichnet, wo keine Initiale oder nur ein Großbuchstabe am Strophenanfang steht; ferner wo Initialen im Innern einer Strophe stehen. Für G. dagegen wurde notiert, wenn fette Initialen am Strophenanfang stehen. Bei den Teilen, für die nur G. vorliegt, wurde notiert, ob G. am Strophenanfang Initiale hat oder nicht. Durchgestrichene Wörter, doppelte Schreibung eines Wortes in den Handschriften werden in den Anmerkungen verzeichnet; für G. mußte ich mich dabei auf Piper stützen (HofFmann verzeichnet das nicht), es steht in diesen Fällen nach der Anmerkung ,,(P.)". Fehlende oder zusätzliche Reimpunkte in V. werden nur notiert, wo es wegen der Einteilung der Verse wichtig sein könnte. Für den buchstabengetreuen Abdruck der Handschrift G. gilt das Folgende: Da die Handschrift verloren ist, mußte ich mich auf die Ausgaben von HofFmann (Fundgrubenl, 127ff.) ( = Ho.) und Piper (ZfdPh. 19,1887) ( = Pi.) stützen; es ist auch der frühe Teildruck von Will (Altorf 1763ff.) ( = Wi.) kollationiert, der aber nichts Wesentliches zur Textkritik beigetragen hat (vgl. unten). I n der Anordnung der Zeilen folge ich Hoffmann (bei Pi. stehen die Lesarten von G. im Apparat zu V.), dagegen wird die Orthographie von Piper übernommen; er scheint der Schreibung der Handschrift genauer zu folgen: er behält Kürzel und Akzente bei, die bei Ho. fehlen, und macht genaue Angaben über die Handschrift, was Rasuren, Korrekturen u.a. betrifft.

D I E D I C H T U N G E N D E B F R A U AVA

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I m Apparat werden verzeichnet: durchgestrichene Wörter der Hs. (nach Pi.); Bilder der Hs. (nach Ho. und Pi.); Fehler der Hs. (de [!] G.); Unterschiede in der Lesart zwischen Hoffmann und Piper; Korrekturen Hoffmanns (wenn ein Buchstabe eingefügt ist und Änderungen Hoffmanns sowie Wills und Pipers; doppelt geschriebene Wörter der Hs. stehen im Text. Es werden nicht verzeichnet: übergeschriebene Wörter oder Silben (nach Pi.); Rasuren und korrigierte Buchstaben der Hs. (nach Pi.); Reimpunkte der Hs.; Unterschiede bei Großbuchstaben am Anfang einer Zeile bei Will oder Hoffmann; Unterschiede bei Zusammen- und Getrenntschreibung, bei Akzenten, bei der Bezeichnung von Kürzeln (dB - d s ) und in der Beibehaltung oder Auflösung von Kürzeln (d' - der); Unterschiede zwischen s - i , i - j , u - v , s e il, w - wo - wuo usw. Obgleich sich Will um Genauigkeit bemüht hat, fiel der Setzer immer wieder in die moderne Orthographie zurück. Es ist daher von solchen Abweichungen nur verzeichnet, was von Wert für die Textkritik ist (also die Fälle, wo sich Hoffmann und Piper widersprechen oder Will eine bessere Lesart zu geben scheint). Nicht berücksichtigt ist es, wenn Will eindeutig die schlechtere Lesart hat oder in die moderne Orthographie zurückfällt (z.B. ei st. i, ch st. h, ie st. iv). 1 8 ) W e i t e r e L i t e r a t u r : G . B a e s e c k e , (über H . de Boor, Frühmhd. Studien) Litbl. (1927) Sp. 91 f.; A . B a y e r , Der Reim von Stammsilbe auf Endsilbe im Frühmhd. und seine Bedeutung f ü r die sprachl. und lit. Chronologie. Diss. phil. Tübingen (1934) 66-81; H. d e B o o r , Über Brechung im Frühmhd. Germanica, Festschr. für E. Sievers (1925) 495; M. P. B u t t e i l , Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Diss. phil. Washington (1948) ( = The Catholic University of America Studies in German, Vol. X X I ) ; J . D i e m e r , Dt. Gedichte des 11. und 12. Jhs. (1849) X I V - X X X V I , X L I V ; M. D o m i t r o v i c , Die Sprache in den Gedichten der Frau Ava. Diss. phil. Graz (1950); A. G r ü n e w a l d , Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten von der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jhs. Diss. phil. Göttingen (1908) 12-14, 67f.; M. H a u p t , Ährenlese (48). ZfdA. 15 (1872) 265; E. H e n s c h e l , Zu Ava .Leben Jesu' 341f. Beitr. 78 (Halle 1956) 479-484; H u h n , Die epithetische Apperzeption in den Gedichten der Ava. Diss. phil. Frankfurt (1921); E. K l i b a n s k y , Gerichtsszene und Prozeßform in erzählenden dt. Dichtungen des 12.-14. Jhs. (1925) ( = Germ. Studien H. 40) 30; A. L a n g g u t h , Untersuchungen über die Gedichte der Ava (1880); R. L e i c h e r , Die Totenklage in der dt. Epik von der ältesten Zeit bis zur Nibelungenklage (1927) ( = Germ. Abh. H . 58) 41 f.; H. M e n h a r d t , Zur Herkunft der Vorauer Hs. Beitr. 78 (Tübingen 1956) 429ff.; A. M ü n s c h e r , Die Bücher Mosis der Vorauer Hs. Diss. phil. Marburg (1908) 147f.; E. P e t e r s , Quellen und Charakter der Paradiesesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. J h . (1915) ( = Germ. Abh. H. 48) 78-87; P . P i p e r , Die geistl. Dichtung des Mittelalters (o. J.) ( = Dt. Nat. Lit. Bd. 3) 223-238; K . R e u s c h e l , Untersuchungen zu den dt. Weltgerichtsdichtungen des 11. bis 15. Jhs. Diss. phil. Leipzig (1895) 6-10; M. R o e d i g e r , (über W. Scherer, Geistl. Poeten der dt. Kaiserzeit) AfdA. 1 (1876) 66-71; H. R o s e n f e l d , I n : Neue Deutsche Biographie I, Sp. 464f.; A. R o s s m a n n , Wort und Begriff der Wahrheit in der frühmhd. Lit. Diss. phil. Tübingen (1952) 60-65; W. S c h e r e r , Geistl. Poeten der dt. Kaiserzeit H . 2 (1875) ( = Q. F . 7) 64-77; ders., Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. J h . (1875) ( = Q. 16

) Vgl. die Beschreibung des Frühdrucks bei Menhardt, Ein früher Teildruck der Görlitzer Ava-Hs. (G). Beitr. 81 (Tübingen 1959), S. l l l f f .

380

D I E D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

F. 12) 57; E . S c h r ö d e r , Reimstudien I I . Nachr. der Königl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, phil. hist. Kl. (1918) 423; ders. F r a u Ava u n d die Osterfeier. ZfdA. 50 (1908) 312f.; ders., Ava und Bettina. AfdA. 42 (1923) 90f.; ders., Aus der Gelehrsamkeit der F r a u Ava. ZfdA. 66 (1929) 171f.; E . S t e i n m e y e r , (über A. Langguth, Untersuchungen über die Gedichte der Ava). DLZ. 9 (1880) Sp. 296 f.; R. S t r o p p e l , Liturgie u n d geistl. Dichtung zwischen 1050 u n d 1300 (1927) ( = D t . Forschungen H. 17) 175; A . W a a g , Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. Beitr. 11 (1886) 129-135; K . W e s l e , F r ü h m h d . Reimstudien (1925) ( = Jenaer germ. Forschungen 9) 23 Anm. 1, 60, 71 Anm. 1, 87; ders., (über H . d e B o o r , F r ü h m h d . Studien) AfdA. 45 (1926) 92f.; L . W o l f f , (über H. d e B o o r , F r ü h m h d . Studien) ZfdPh. 51 (1926) 349-351.

DIE DICHTUNGEN DER FRAU AVA

382

DIE DICHTUNGEN DER PEAU

AVA

Görlitzer Handschriß Nv iule wir mit linne. Sagen von den digen. Wie di zit aneviech. Daz die e zergiench. 5 Daz gelchach in t s ra pmiffionis. daz riche was do herodis. In der zit geichach. Micheles Wunders gemach. In galilea was ein gut man. 10

15

20

25

30

Zacharias w a s iin

Ii was von Aarones geflaehte. In ir alter Ii gewan. den aller grozziiten man. 35 Der was zeware. gotes vorlöfsere. Er was ein h s hôrn des himeles. vn ein vœnen del ewige chunigef. Irb

nam.

Bi der burch ze Nazareht. Sin wip hiez Elizabeth. Iz warn iriv tovgen. Rain vor gotes ovgen. Den levten warn Ii minnelam. div tvgnt in von gote quam. Wir lagen iv von rehte. von ir beider geslsehte. Er was zf einem ewart erchorn. von grozzen vorderen geborn. Zv ihrl'm in daz templum. da tolt er got dienen nach frum. Dienen [in wochen. er het fin gebet gefprochen. An der ahtoden stete Cot gewert in iiner gebet. Div Itat hi e z im abyas. alio iaget vns lucai. Div vrowe div was tugnthaft. In ir ivngede vnberhaft. Wir iagn iz vil rehte.

5

io

15

20

IN der iselben zite do iamten lieh div liute Do gie der vil gut man. In daz gotes hûs dan. AI ein beilozzen. got hêt fin niht v8gezzen. Er betet vmbe di livte. mit micheler g f t e . Do lach der altherre. einen engel hère. Zeiwenthalbë fin itan. er iprach zedem heiligen man. Niht enfvrht du dir. zewar ich lag iz dir. Du lolt einen ivne gewinne, des lieh manige mendent. Wînes trinchet er niht. Vn vö div trunchenhait geichiht. Zewar lag ich dir daz. fin tugnt ilt als helyas. Dv Toit des gewis fin. Johannes ilt der name fin.

lra: 5 gelchach nicht deutlich durch spätere Korr.Wi(ll) 16 tvgent Hofjjfmann) 17 ir von Wi. 22 Wi. las fumm (Anm. „sehr verblichen") und vermutete fram 26 Cot (!) G. gebete Ho., P i ( p e r ) 29 tugenthaft Ho. 31 Tagen Ho. 38 vanen Wi., Ho. Irb: 1 Iselben Wi., Pi., ieelben Ho. 5 Alain Wi., Ho. 13 enfurhte Pi. 20 tugent Ho.

40. JOHANNES 1

2

3

Nu sule wir mit sinnen sagen von den dingen, wie die zit aneviench daz di alte e zergiench. daz gescach in terra promissionis, daz riche was do Herodis. in deme zite gescach micheles Wunders gemach. 5 in Galilea was ein guot man, Zacharias was sin nam bi der bureh ze Nazareth, sin wip hiez Elizabeth, iz waren iriu tougen rain vor gotes ougen. den liuten waren si minnesam, diu tugent in von gote quam, wir sagen iu von rehte von ir beider geslahte.

G. 1 ra

10

20

Er was zuo eineme ewart erchorn von grozzen vorderen geborn. zuo Jherusalem in daz templum da solte er gote dienen nach f r u m sine wochen an der ahtoden stete, got gewerte in siner bete, diu stat hiez im Abyas, also saget uns Lucas. 5 diu vrowe diu was tugenthaft, in ir jungede unberhaft. wir sagen iz vil rehte, si was von Aarones geslahte. in ir alter si gewan den aller grozzisten man, der was ze wäre gotes vorloufare. er was ein herhorn des himeles unde ein vaner des ewigen chuniges.

I n deme selben zite do sameten sich diu liute, do gie der vil guot man in daz gotes hus al eine beslozzen. er betete umbe di liute mit micheler guote. do sah der altherre einen engel here 5 zesewenthalben sin stan, er sprach ze deme heiligen m a n : „niht nefurhte du dir, ze wäre ich sage iz dir, du solt einen sune gewinnen, des sich manige mendent. wines trinchet er niht unde von diu trunchenhait geseiht, ze wäre sage ich dir daz, sin tugent ist alse Helyas. 10 du solt des gewis sin: Johannes ist der name sin."

30

G. l r b

1, 1 N fette Initiale G. alte fehlt G., erg. von Sche(rer) 4 in der zit G. 6 Nazareht G. 2, 1 keine fette Initiale G. 3 so Ki (enast): Dienen sîn wochen. er het sin gebet gesprochen. An der G. gebet G.: gebete Ho(jjrnann), P i ( p e r ) 9 vaner Sehe. : vsenen G. (nach Pi. ; nach Ho. vanen). 3 , 1 1 fette Initiale G. 2 In daz gotes hùs dan . AI ein beslozzen. got hêt sîn niht vergezzen. G. 6 enfvrht G.

40

50

eo

384 1 rb 26

80

35

40

D I E D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

Der hsre im furhten began. er iprach ich. bin ein ait man. Mîn wîp ist vnberhaft. vil lange ane mannes wineichaf. Wie mag ich. gelovben. div grozzen gotes tovgen. Der engel Iprach den Itunden. dîn zunge iî gebunden. Ez lî dir lieb oder lait, ich lage dir dlv warhait. Ê iz allez fî ergan. du ne moht der rede niht gewalt han. Danne gie her zacharias. daz livt allez da vôr was. Do lolt der herre bredigen. do maht er niht gereden. Des nam da aile beivnder. div lûte michel wunder.

Da in dem lande was ein magt. daz iit uns dicche geiagt. Div was von iipper triwe. Chunne dirre frowen. 5 Si was geborn von yeiie Itamme. fît wart ii gotis amme. In Magetlicher reine, daz enwart nie wip deheine. Darnach wart zeware. 10 an dem iehiten manode. Der eDgel gelant, gabriel der wîgant.

1 va

1 rb :33 iz allein Wi. Iva: 7 Magetlicher (I) G.

In di burch ze Nazareth, all iz hie geichriben ftet. 15 Zv der chuniginne. div het h •s dar inné. Vn öch cheiierlîch chunne. ii iit aller wîbe wunne. Do der engel in gie. 20 alio er iz an gevie. Er ipach aue grâ plena. gegruzzet wis du Maria Got wil wonen mit dir. geiegent tîitv von mîr. 25 In aUen ziten. vnder andern wîben Wunder nam daz magedîn. waz div rede mohte iîn. Ivb Div rede dûhte ß ane wane. £o harte iaeltfsene. Di ir der engel brahte. vil itille Ii gedahte. s Mit iolher diemvte. do erchom div gute. Do der engel daz geiach. lus er ir zf Iprach. Ninen furhtu dir. îo geiegent lîltu von mir. Ze allen ziten. vor allen wîben. Haftu ain beivnder. vor got genade fvnden.

nach Z. 26 ein Bild: Verkündigung O.

JOHANNES

4

5

385

Der herre ime furhten began, er sprach: „ich bin ein alt man. min wip ist unberhaft, vil lange ane mannes winescaft, wie mag ich gelouben diu grozzen gotes tougen?" der engel sprach zuo den stunden: ,,din zunge si gebunden, 5 ez si dir lieb oder lait, ich sage dir diu warhait. e iz allez si ergan, du nemaht der rede niht gewalt han." danne gie her Zacharias, daz liut allez da vor was. do solte der herre bredigen, do mähte er niht redenen. des nam da alle besunder diu liute michel wunder. Da in deme lande was ein maget, daz ist uns diche gesaget, diu was von sipper triwe, chunne dirre frowen. si was geborn von Yesse stamme, sit wart si gotis amme in magetlicher reine: daz newart nie wip neheine.

70

G. va so

6 Darnach wart ze wäre an deme sehsten manode der engel gesant, Gabriel der wigant, in di burch ze Nazareth, alse iz hie gescriben stet, zuo der chuniginne, si ist aller wibe wunne. 5 do der engel in gie, also er iz an gevie. er sprach: ,,ave gratia plena, gegruozzet wis du, Maria! got wil mit dir wonen, gesegenot sistu under anderen wiben." 7 Wunder nam daz magedin, waz diu rede mohte sin. diu rede duhte si harte seltsane, di ir der engel brahte. si gedahte mit diemuote, do erchom diu guote. do der engel daz gesach, sus er ir zuo sprach: 5 „niene enfurhte du dir, gesegenot sistu von mir! vor allen wiben hastu ain besunder vor gote genade funden."

90

100

G. Ivb 110

4, 1 D fette Initiale G. 2 wineschaf G., verb. von Ho. 6 ne moht G. 8 gereden G. ; bredigôn : redinôn K i . 6, 1 D fette Initiale G. 6, 1 keine fette Initiale G. 4 Zv der chuniginne . div het h f s dar inne . Vn öch cheiserlîch chunne . si ist G. 7 Got wil wonen mit d i r . gesegent sîstv von m i r . In allen ziten . vnder andern wîben . G ; vgl. K i . ZfdA. 74, 281 7, 1 W fette Initiale G. 2/3 dùhte sî ane wane . so harte sœltsœne . Di ir der e. brahte . vil stille si gedahte . Mit solher d i e m f t e . do G. 3 d i e m f t e : gute G. 5 niene enfurhte du dir K i . : nienen furhtu dir G. gesegent G. 0 Ze allen ziten. vor allen wîben. H a s t u G.

120

386 1 vb

D I B D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

is Do iprach der angl's. vber dich, chumt ipc ics. Er beichatwet dln wamben. du bait ein cbint enpbangen. Ecce scipies 3 paries fibum. 20 er wir geheizzen der gotis iun. Jeius genendet. elliv wBlt iicb lin mendet. Er wir zeware. ein gewalticb heilare. 25 Im git ze eren. den dauidis ledern. In iacobes hvs. da r i b f e D t inne ibeius. In eternum 7 ultra. so daz gelöbe mir Maria.

Wie mach daz lin Ip a ch div magt. daz du mir halt vor gesagt. Daz ich chint gewinne. Mannes ich niht erchenne. 35 Von div hat mich michel wunde, iol ich w 8 den muter dar vnder. Do iprach der angl's. daz wurchet Ipc Ics. Ich han dir mer zeiagene. 40 Elizabet dln gelegene 2ra Von alten dingen. daz ii Iol chint gewinnen. Daz iit der fehlte manod. daz iz gotes gebot. 5 Von der maht du wizzen dabi. daz got niht vnmuglich Ii.

Do ip a ch lande Marie an got bin ich zwivels vrie. Ich gelovbe finen gewalt. 10 vber iunge vn vbB alt. Si lp a ch. ecce ancilla dni. nach dinen warten gelcheh mir. Div frowe hüb lieh dannen. in ein ander burch gegangen. 15 In ein hüs da inne was. daz w i p Zacharias.

Do wonten di guten. di reiniiten m f t e r Vntze got wolde 20 daz elizabet gebern iolde. Do Ii daz chindelin gewan. des frevt lieh vil manich man. Frivnde un mage. di iamten lieh dar zeware. 25 Si nanden in Z a c h a r i a s , vil I c h i r iz ver wandelt was. Sin mut 8 hiez biten des. Ii hiezzen in Johes Da ward ein ftrit vmb d e n nam 30 von den di dar warn chom Si ip a chen der nam iseltlen iit in dem geilsehte niem io geheizzen iit. D o w i n c h t e Zacharias.

wand iz im wol chunt was. 35 Der h 8 re nih er want. er nam ein tauel in di hant. Er ichreib den nam des chindes. er heizzet Johanne!.

Ivb: 20 wir (!) G. 23 wir (!) G. 25 glt Ho. 35 wunderWi., Ho., Pi. 2ra: 4 daz ist Pi. Anm. 5 Von derWi., Ho., Pi., Von dev Sehr (öder) nach Ki(enast) 29 n a - Pi. Anm. 35 nih (!) G., nihi Ho., Pi. 38 vor heizzet ist sp und der Anfang eines r durchgestrichen G.

JOHANNES

8

9

10

11

387

„Uber dich chumet spiritus sanctus, er bescatewet dine wamben. ecce concipies et paries filinm, er wirt geheizzen der gotis sun, Jesus genennet, elliu werlt sich sin mendet. er wirt ze wäre ein gewaltich heilare, 5 ime git got ze eren den Davidis sedem, in Jacobes hus da richesent inne Jhesus in eternum et ultra, daz geloube mir, Maria!" „Wie mach daz sin", sprach diu maget, „daz du mir hast vor gesaget, daz ich chint gewinne? mannes ich niht erchenne. von diu hat mich miehel wunder, sol ich werden muoter." do sprach der angelus: „daz wurchet spiritus sanctus. 5 ich han dir mer ze sagene: Elizabet din gelegene von alten dingen daz si sol chint gewinnen. daz ist der sehste manot, daz ist gotes gebot. von diu mäht du wizzen dabi, daz got niht unmugelich si."

iso

uo

G. 2ra iso

Do sprach Sante Marie: „an gote bin ich zwiveles vrie. ich geloube sinen gewalt über junge unde über alt." si sprach: „ecce ancilla domini, nach dinen warten gescehe mir!" diu frowe huob sich dannen, in ein ander burch gegangen, 5 in ein hus da inne was daz wip Zacharias, da woneten di guoten, di reinisten muoter, unze got wolde, daz Elizabet gebern solde. Do si daz chindelin gewan, des froute sich vil manich man. friunde unde mage di sameten sich dar ze wäre. [si nanden in Zacharias, vil sciere iz verwandelot was:] sin muoter hiez biten des, si hiezzen in Johannes. 5 da wart ein strit umbe den namen von den, di dar quamen. si sprachen: „der name ist seltsaen, in deme geslahte ist niemen so geheizzen." do winchte Zacharias, want iz ime wol chunt was. der herre niht erwant, er nam ein tavel in di hant. er screib den namen des chindes: er heizzet Johannes.

8, 1 "Do (mit Jetter Initiale) sprach derangl's: „vber dich chumt spc scs . Erb. d. wamben . du hast ein chint enphangen. G. 2 er wir g. G. 3 genendet G. 4 Er wir G. 5 git ze G.: git (got) ze Ho., Ki. 9, 1 W fette Initiale G. 3 wunde G., verb. von Ho. muter dar vnder G. 7 manod G. daz iz g.G., verb. von Pi. : daz iz g. (wüle) gebot Ki. 8 Von der lasen Ho. und Pi.; nach Schi(öder)s Kollation (Ki.) steht in G. dev. 10, 1 D fette Initiale G. 1 Beimglättung durch Überarbeiter Lgth. (= Langguth) 6 do G. 11, 1 D fette Initiale G. 3 schir iz verwandelt G. 5 dar quamen vermutet Ki. : warn chomen G. 6 der nam sseltsen ist . i.d.g.n. so geheizzen ist G.; seltsäne: sin genanne Ki.; 6 b nieman dem gewäre Sehr.

ieo

170

iso

388 2ra

DIB DICHTUNGEN DER FRAU

got wonte dar inne. Er az vnchudiges maz. so ia hat bezaichenunge daz. Hewlchricchen vn rörhonich. darz^ iterchet in d8 heilige chrisl Lützel was daz flilch an iine libe. daz liez er durch di gotis liebe.

Do daz chint wart befniten. all iz was do bi d e n iiten. An den iaelben itunden. Sin zunge ward enbunden. Do iprach Zacharias. des heiligen geiites er vol was. 5 Er wilfaget allus. den ialme benedictus. Ze mettin linget man daz loblanch. Nu läge wir fin gote danch.

40 2rb

Nv wuhs daz chint daz ist war. vntz iz chom vür ahte iar. Do hüb er lieh indie wüfte. got nam er ze trötte. Daz was ein michel wunder an einem lungern chinde. 15 Niewan daz in erlevhtet hete d s gotel ichin. daz iz wol mohte fin Vil iunch waz im der 11p. idoch hub er den ftrit. Mit iinem fliliche. 20 daz chom von dem heilige geilte. Man liit von liner wsete. daz er niht gewandes haete. Wan ^z olwente har geflöhten, dar z f iterchet in min trahtin. 25 Man liit von Johanne, dem heiligem manne. Er hätte finer iinne. 10

2rb: 17 waz (1) Gr., korr. von Pi. (was) 33 flilch (!) G.

AVA

35 Man liit von Johanne, dem heiligem manne. Zv im chom der gotis iun. gegan. mit im er chofen began. Daz er töfen gienge. 40 vn di rivisere enphienge. 2va Er iprach io dv töfeit in dem wazz io neioltv des niht vBgezzen. Ob iwem dv iehelt div tovben. daz ioltu mir gelovben. 5 Daz iit der allermaiite. der da töfet in dem heilige geilte Wir leien von Johanne, dem heiligem manne. Er gie in der wite. io di menige er tröite. Er Iprach iwer mit der riwe. beiuht gotes triwe. Dem nahent wserliche. div himelilchen riche.

19 fliliche (!) G.

31vn(!)G.

roe h.Wi.

JOHANNES

12

Do daz chint wart besniten, alse iz was do bi den siten, an den selben stunden sin zunge wart enbunden. do sprach Zacharias, er was vol des heiligen geistes, er wissagete alsus den salme „benedictus". 5 ze mettin singet man daz lobesanch, nu sage wir sin gote danch.

389 G. 2rb 190

13 Nu wuohs daz chint, daz ist war, unz iz chom vur ahte jar. do huob er sich in die wuoste, got nam er ze tröste. daz was ein michel wunder an eineme jungen chinde, niewan daz in erliuhte der gotes sein, daz iz wol mohte sin. 5 vil junch was ime der lip, iedoch huob er den strit mit sineme fieisce: daz chom von deme heiligen geiste. man liset von siner waete, daz er niht gewandes haete wan uz olwenten har geflöhten, dar zuo sterchete in min trahten.

200

210

14 Man liset von Johanne, deme heiligen manne, er huotte siner sinne, got wonete dar inne. er az unchundigez maz, ja hat bezaichenunge daz: hewscrichen unde rorhonich, darzuo sterchete in der heilige Christ. 5 luzel was daz fleisc an sineme libe, daz liez er durch di gotis liebe. 15 Man liset von Johanne, deme heiligen manne: zuo ime chom der gotisun, mit ime began er choson, daz er toufen gienge unde di riuwessere enphienge. er sprach: „so du toufest in deme wazzer, so nesoltu des niht vergezzen, 5 ob sweme du sehest diu tuben, daz soltu mir gelouben, daz ist der allermeiste, der da toufet in deme heiligen geiste."

220

G. 2va 230

16 Wir lesen von Johanne, deme heiligen manne: er gie in der wuoste, di menige er tröste. er sprach: „swer mit der riwe besuochet gotes triwe, dem nahent waerliche diu himeliscen riche."

12, 1 keine fette Initiale G. 3 des heiligen g. er vol was G. 13, 1 N fette Initiale G. Ki. gestaltet aus Str. 13 und 14 sechs vierzeilige (Kurzversel) Strophen in der Reihenfolge: 13, 1-4; 13, 7 + 8; 14, 3 + 4; 13, 5 + 6; 14, 2 + 5; Z. 14, 1 scheidet er als Einschub aus. 4 erlevhtet hete G. 14, 1 keine fette Initiale G. 3 (man liset) er Ki. vnchudiges G., verb. von Ki. 15, 1 M fette Initiale G. 2 zuo zim quam der g . . . . chôsôn Ki. unter Verweis auf L. J. 32, 1 : Zv im chom der gotis sun . gegan . mit im er chosen began. G. 3 rivsaere G. 16, 1 W fette Initiale G.

240

390

2va

2vb

DIE

DICHTTJS

15 Jeruialemsere. di horten div gvten. maere. Von Johanne. dem heiHgem manne. Si landen dar zwene man. 20 iacerdotem vn leuitan. Daz ii erfvren die maere. oberz chriit wsere. Oder her helyas. oder ieremias. 25 Oder deheiner der wilfagen. wa für ful wir in habn.

DBB FRAU

AVA

5 Der di mag v 8 geben. der iit gehaizze daz ewig leben. Des erchennet ir niht. öch bin des wirdig niht. Daz ich an iinem geichucbe. 10 zer lole daz gerieme.

Des antwrt in ieia. Johes baptilta. Ich lag iv daz war iit. 30 ich en bin iz niht chrift. Ich en bin iz niht helyas. Noch ovch ieremias. N v v 8 nemt. iz mit linne. ich binz ein rvffende itimme. 85 Inder wite der riwe. vn chvnd gotes triwe.

Zwene furiten do waren, die bi den felben iaren. Des riches pflagen. all man noch höret lagen. 15 Div buch nennent ii ivs. herodes vn philippus. Der was einer vergiht. er het ein ichönez wip. Bi der gewan er ein tohter. 20 div im niht lieber fin mohte. Di zöh er mit eren. er hiez ii vil wol leren. Wunders alio vil. daz chunichlich iaitipil. 25 Si fp a nch all ein ipilwip. vil gevüge waz ir lip.

Do frageten ti den guten man. war vmbe er waer töfen gegä. Des antwrt iefa. 40 Johannes baptifta. Ich tovfe in dem wazzer. ich wil mich nihtes v s mezzen. Swie Ii varen durch di vnde. ich v 8 gib niht di iunde.

Vnlanch zites ergiench. daz philippus v 8 ichiet. Herodes was ein vbel man. 30 ich wain in luiten began. Sines brvder wibes minne. daz waren vniinne. Daz was div herodia. div gehanchte im ieia.

2va: 26 haben Ho.

35 witeWi., Ho., Sehr., wfte Pi.

2vb: 26 waz (!) G., verb, von Pi. (was)

JOHANNES

391

17 Jerusalemaere di horten diu guoten maere [von Johanne, deme heiligen manne.] si sanden dar zwene man, sacerdotem unde levitan, daz si daz erfuoren, ob er iz Christ wsere 5 oder her Helyas oder Jeremias oder deheiner der wissagen: „wa für sul wir in haben?"

25u

18 Des antwurte in iesa Johannes baptista: „ich sage iu daz war ist, ich nebin iz niht Christ, ich nebin iz niht Helyas noch ouch Jeremias. nu vernemet iz mit sinne: ich bin iz ein ruoffende stimme 5 in der wuoste der riwe unde chunde gotes triwe." 19

20

21

Do frageten si den guoten man, warumbe er gienge toufen. des antwurte iesa Johannes baptista: „ich toufe in deme wazzer, ich wil mich nihtes vermezzen. swie si varen durch di unde, ich vergibe niht di sunde. 5 der di mag vergeben, der ist gehaizzen daz ewig leben, des erchennet ir niht, ouch bin ich des niht wirdich, daz ich an sineme gescuohe zerlose daz gerieme."

260

G. 2 vb 2 70

Zwene fursten do waren, die des riches phlagen, diu buoch nennent si sus: Herodes unde Philippus. der was einer gehit, er hete ein sconez wip, bi der gewan er ein tohter, diu ime niht lieber sin mohte. 5 di zoh er mit eren, er hiez si vil wol leren Wunders also vil, daz chunichlich saitspil. si spranch alse ein spilwip, vil gevuoge was ir lip. Unlanch zites ergiench, daz Philippus versciet. Herodes was ein ubel man, ich waene in lusten began sines bruoder wibes minne, daz waren unsinne. daz was diu Herodia, diu gehanchte ime iesa.

17, 1 IfeUe Initiale G. Z. 2 „wohl interpoliert" Ki. 4 daz si daz ervuoren, ob (wie 23, 7) Ki. : Daz si erffaen die masre, ob erz G. 18, 1 T) fette Initiale G. 4 binz G. 19, 1 D fette Initiale G. gùten man. w. er wœr töfen gegä. G. 2 antwrt G. 6 öch bin des wirdig niht. G. 20, 1 Z fette Initiale G. waren . die bî den selben iaren . Des riches pflagen . als m a n noch höret sagen. G. 3 einer gehît Ki. : eine vergibt G. 6 Ki. schlägt vor: (kuns t e ) Wunders also vil ( u n d ) daz ch. s. 21, 1 Y fette Initiale G.

280

290

300

392 2vb

3ra

D I E D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

35 Johannes der gewaere. der here tovfaere. Div h y r a t er irrete. mit fraite er ii werte. Ef iprach z$ herode. 40 iz gezivhet zv dem tode. Zeware des wart vf mich. iine wirt dir nimmer müdich. Daz was der frowen vngemach. daz er d a wider iht iprach. 5 Von ir rate daz ergie. daz man den heiigen vie. Man fürt in dannen alio f r a m . zv herode in ein inhilam. I n eines charchaeres nöte. 10 da brahten Ii in zv dem tode. Do Johannes lerte. got. an die bredige iich nierfl cherte. Ali er wart gevangen. do chom got gegangen. 15 Vn lerte alle geliche. arme u n riche. Inden bürgen vn inder \frite. vil manigen er da tröite. Do Johannes daz vernam. 20 daz got faelbe leren began. Indem iaelben lande, zwen iunger er dar lande. Daz ii daz erfvren. ob erz der chunftig waere. 25 Oder ob ii inden ziten. eines anderen iolden biten.

3ra: 6 heiigen (!) G.

Des antwrt in der hailant. Ivch h a t Johannes h 8 gelant. Nu iehet alumbe. 30 div zaichen vn div wunder. Dihaltzen werdent gende. di töten eritende. Di tovpen gehörent. di armen werdent geler et. 85 Di blinden geiehende di menige iit worden dehente. Nu läget Johanne, dem itaetigem manne Daz di vil iselig iint. 40 di an mir niht gewiriert iint. 3rb

Do chert er lieh zedem anderen. Vnd iprach von Johanne. Wen iuht ir in der wite. der evch io wol tröite. 5 Mit finer heiligen lere, ern iit niht ein röre. Der iich nah den vnden neiget, vn von dem winden weibet. Er iit ein itaetiger man. io er hat finem itrite wol getan. Er lebt vil harte, mit lutzelem zarte. Vn was vil itaete. mit Icherphim gewsete. 15 Swer di linden wat hat. in der chunige hofe er gat. Des en tet Johannes niht. von div iit er got lieb. Irn muget vnder wibe chinden. 20 deheinen grozzern man vinden.

JOHANNES

22 Johannes der gewsere, der here toufaere, diu hirat er irrete, mit fräste er si werte, er sprach zuo Herode: ,,iz geziuhet zuo deme tode, ze wäre des wart uf mich, si newirt dir nimmer muodich." 5 daz was der frowen ungemach, daz er da widere iht sprach. von ir rate daz ergie, daz man den heiligen vie. man fuorte in dannen zuo Herode gevangen. in eines charchaeres node do brahten si in ze deme tode. 23

24

25

393

G. 3ra 310

Do Johannes got lerte, an di bredige sich niemen cherte. alse er wart gevangen, do chom got gegangen unde lerte alle geliche arme unde riche. in den bürgen unde in der wuoste vil manigen er da tröste. 5 do Johannes daz vernam, daz got selbe leren began in deme selben lande, zwen junger er dar sande, daz si daz erfuoren, ob er iz der chunftig wsere, oder ob si in den ziten eines anderen solten biten.

320

330

Des antwurte in der hailant: „iuch hat Johannes hergesant. nu sehet alumbe diu zaichen unde diu wunder, di halzen werden gende, di toten erstende. di toupen gehorent, di armen werdent geleret, 5 di blinden gesehende, di menige ist worden diehende. nu saget Johanne, deme stetigen manne, daz di vil sselig sint, di an mir niht gewirsert sint."

Do cherte er sich ze deme anderen und sprach von Johanne: „wen suochet ir in der wuoste, der iuch so wol tröste mit siner heiligen lere, er ist niht ein rore, der sich nach den unden neiget unde von den winden weibet. 5 er ist ein staetiger man, er hat sineme strite wol getan, er lebete vil harte mit luzeleme zarte unde was vil stsete mit scerphim gewaete. swer di linden wat hat, in der chunige hofe er gat. des netet Johannes niet, von diu ist er gote liep. 10 ir nemuget under wibe chinden neheinen grozzeren man vinden."

340

G. 3rb 350

22, 1 J fette Initiale G. hyrat G. 2 mit rafste Ki. 7 dannen also fram. z.h. in ein insulam. G. 8 note G. zv G. 23, 1 D fette Initiale G. J.lerte. got. an G. ; Ho. und Pi. behalten die Wortstellung bei und trennen den Beim nach lerte. 7 erz G. 24, 1 D fette Initiale G. 5 dehente G. : iehente Lgth. : diehente Ki. 7 vgl. Math. 11, 6. 25, 1 D f e t t e Initiale G. 3 ern G. 4 von dem w. G. 9 niht : lieb G. 10 Irn m. G.

3«o

394

3rb

25

so

35

40 3va

D I B D I C H T U N G E N D B B F R A U AVA

Do inden ziten gelach. herodis geburde tach. Do für der wütrich tyrann'. índie itat herodis fus. Zv der wirtlchefte. die begiench er mit chrefte. Mit Ipil und mit lange, mit phelle wol bevangen. In ííner gebürt zite. daz maere chom vil wite. Do der chunich ze tiliche geíaz. da Ichain vil manich golt vaz. Do wart div tohter fvrgeladet. vil wol ipilt div maget. Si begunde wol fingen, ínsellichlichen ípríngen. Mit herphín vñ mit gigen. mit orgenen vñ mit l£ren. In cbunichlichem gaerwe. vor aller der menige. Do Ip a ch der chunich herodes. fraiíe fines libes. Wol geuellet mir din ipil. v 8 nim waz ich dir lagen wil.

3va: 6 Iwas (!) G.

14 hupte (!) G.

5 Nu bit mich mines riches. iwas dir fin geliche. Ez Ii lait oder lieb. daz wil ich dir vs£agen niht. Do iprach di tohter itille. Müter waz iit din wille. 10 Des antwurt ieia. div valätlne herodia. Dv bite niht anders Wan daz hupte Johannes. 15 Daz foltu biten abflahen. in diien ial tragen. Vor der menige vf diien tilch. vn wizze daz iz min wille iit. Danne gie di maget Itan. fvr den fraillichen man. Si Iprach chunich ich bite dich, des loltv geweren mich. Daz en iit niht anders, wan daz hovpt Johannes. 25 Daz haiz du im abiiahen, her für dich tragen. Setzen vf diien tilch. wizze daz mir daz lieb iit. 20

18 wizzenWi.

24 hoypt Ho.

JOHANNES

395

26

Do in den ziten gelach Herodis geburde tach. do fuor der wuoterich in die burch Herodis zuo der wirtscefte, die begiench er mit chrefte, mit spil und mit sänge, mit phelle wol bevangen. 5 [in siner geburt zite, - daz msere chom vil wite - ] do der chunich ze tisce gesaz, da scain vil manich goltvaz, do wart diu tohter furgeladet, vil wol spilete diu maget. si begunde wol singen, snellichlichen springen mit herphin unde mit gigen, mit orgenen unde mit lyren 10 in chunichlichem gerwe vor aller der menige.

27

28

Do sprach der chunich Herodes, enfraise sines libes: „wol gevellet mir din spil, vernim waz ich dir sagen wil. nu bit mich halbes mines riches, swaz dir sin geliche, ez si lait oder liep, daz wil ich dir versagen niet." 5 do sprach di tohter stille: „muoter, waz ist din wille?" des antwurte iesa diu valantinne Herodia: „du bite niht anderes wan daz houbet Johannes. daz soltu biten absiahen, in disen sal tragen vor der menige uf disen tisc unde wizze daz iz min wille ist."

370

380

G. 3va 390

Danne gie di maget stan für den fraislichen man. si sprach: „chunich, ich bite dich, des soltu gewern mich, daz ne ist niht anderes wan daz houbet Johannes. daz haiz du ime absiahen, her für dich tragen, 5 sezen uf disen tisc, wizze daz mir daz lieb ist."

26, 1 D fette Initiale G. 2 so Ki.; wütrich tyrann* : herodis sus G. burch Sehr., Ki. : stat G. Z. 5 hält Ki. für Interpolation 7 spilt G. 27, 1 D fette Initiale G. (en )fraise Ki. unter Verweis auf Erec 6096/7 : fraise G. 3 halbes erg. von Ki. 4 lieb : niht G. 5 stille vielleicht Zusatz von G.? 6 antwürt G. 28, 1 D fette Initiale G. 2 geweren G.

400

410

396

D I E D I C H T U N G E N D B B F R A U AVA

3va

Der chunich trörichliche ip°ch. so ze der frowen ivs vn iach. Mir ift innechlichen lait. daz ich hevt iwur dilen ait Idoch wil ich erfüllen, allen dinen willen. 85 Do hiez er zwen fine man. dem charchsere gan. Daz ii dem herren üugen daz hübet ab. vn iz dar trugen. Für alle di menige. 40 dem wibe ze gebene.

3vb

5

10

15

ao

3vb: 2 nahent (!) G.

Do Johes v^itund daz im dB tot nahent! vf hüb er fin hende zegot. Er was uil innechlichen frö. got enphalh er ßn iele do. Si zuhten den herren für di tur. do wart fln heiligez lebn fvr. Daz hfbet ii im abnamen. dem chunige Ii iz gaben. Do gab erz de wiriiitem wibe mit dem aller heiligiitem libe. Der ane chriit ie geborn wart vn durch gotes reht erflagen wart. Des mendent indem himele. di engelifchen menige Sich frevt öch div heilige chriitenhait. ün lob iit wert vn brait. In himel vn in erde, ia iit d 8 gotes werde. An alle rede zeware. vns ein helfsere.

6 leben Ho.

9 de (I) G., verb. von Ho. (dem)

JOHANNES

29

30

397

Der chunich sprach trurichlichen sus ze der frowen: „mir ist innechlichen lait, daz ich swuor disen ait. iedoch wil ich erfüllen allen dinen willen." do hiez er zwene sine man zuo deme charchsere gan, 5 daz si deme herren absluogen daz houbit unde iz dar truogen für alle di menige deme wibe ze gebene.

Do Johannes verstunt, daz imenahete der tot, u f h u o b e r s i n e h e n d e z e g o t . er was vil innechlichen fro, got enphalh er sine sele do. si zuhten den herren für di tur, do wart sin heiligez leben für: daz houbet si ime abnamen, deme chunige si iz gaben. 5 do gab erz deme wirsisten wibe mit deme aller heiligisten libe, der ane Christ ie wart geboren unde durch gotes reht erslagen. des mendent in deme himele di engeliscen menige. sich frout ouch diu heilige christenhait, sin lob ist wit unde brait. in himele unde in erde ja ist der gotes werde 10 ane alle rede ze wäre uns ein helfare.

420

G. 3vb 430

29, 1 D Jette Initiale G. D. ch. trôrichlichë sp»ch. ze der fr. svs vn iach. G. 2 ich hevt swûr G. 4 zwên G. 5 herren slûgen. daz hùbet ab. vn G. 30, 1 D fette Initiale G. daz im d 8 tôt. nahent vf hûb G. 3 fûr di tûr : lebn fvr G. 6 gebom wart : erslagen wart G. 8 wit Ki. : wêrt G. 10 An G.

440

398

DIB DICHTUNGEN DER FRAU

AVA

Görlitzer Handschrift, 3vb

Do got hie en erden. geborn wolde wBden. Do hiez er vor iagen. ainen Jonen wîiiagen. 25 Elyas der gut v i ander ppheten. daz er fînen willen hete. Daz in ein maget gebsere. daz iz darnach geichsehe. Wan div maget vngebôrn. 30 vil manige werlde het verlôrn. Daz danne wider tan würde. mit der magetlîchen geburde Si was aller maget bereite, von div daz ii aller êrite. 35 Dar an vol wonte daz ii gehaizzen hête. Daz ii gotes maget waere. vii allez manchüne vsbaere. Ze aller werlde Wunne. 40 Ii was rein vzzen vn inne

3vb: 29 nach Wan ist waere durchgestrichen G.

4ra: 5 magede Ho.

15 magede Ho.

Gabriel der angelus. der er ichein in dem h f l . Do hêt got einen alten. vil reinen behalten. 5 Zehelfe der magde. ir notdurft zegebene. Ir gemahelen Ii in hiez. dar umb er niht enliez. Er dinet ir mit triwen. 10 all von reht iîner frowen.

4ra

Do wart der engel gelant. ze galilee indaz lant. Div burch hiez Nazareth. der gemahel hiez Joieph. 15 Ze der magede reine. do ii iaz aleine. Si bat vmb daz hail der werlde. do chom ir dei ü da gêrte. Der heilig ipc. lös 20 den enphiench di wambe ius. Er befchatewet ir den lîchnam. do wart ii iwanger ane man.

41. DAS LEBEN JESU 1

Do got hie in erde geborn wolte werden, V. 115va, G. 3 v b Di(emer) 229 do hiez er iz vor sagen Ysaiam den wissagen und ander propheten, daz er is willen hete, daz in ein magit gebare, daz iz deste gelouplicher wäre, 5 swenne iz darnach gescahe, daz man in mennisc gesahe; 10 wan diu magit ungeborne tet vil manic werlde verlorne, daz daz widertan wurte mit der magitlichen geburte.

2

Si was aller magede herist von diu daz si allererist dar an vol wonete daz si geheizen habete, daz si gotes maget wäre und allez manchunde verbare zaller werlde wunnen, si was reine uzen unde innen. 5 Gabriel der angelus der er seein in dem hus.

3

4

Do hete got einen alten vil reinen gehalten, ze helfe der magede, ir noturft ze gebenne. ir gemahelen sin hiez, darumbe er niene liez, er nedienet ir mit triwen also mit rehte siner frouwen.

20

G. 4ra

Di. 230

Do wart der engel gesant ze Galyle in daz lant, (diu burch hiez Nazaret, der gemahele hiez Joseph) ze der magde reine, do si in dem gademe saz eine. si bette umbe daz heil der Werlte, do chom ir des si gerte. 5 der heilige spiritus sanetus der bephiench ir die wambe. er bescatewet ir den lichnamen, do wart si swanger ane man.

1, 1 D fette Initiale auch Gr. Dö V. en erden G. wolt V. 2 er er iz (!) V., iz fehlt G. 2 b ainen sinen wissagen. G. 3 Elyas der gut ufi ander ppheten G. er sinen willen G. 4b fehlt G. 5 swenne V. : daz G. : swanne Ki. darnach gesahe V., verb. von Di (emer) mennis V. mennische gesahe od. mennisge sähe Di. Anm. 5b fehlt G. 6b so Ki. : uil man werde | uerlorne! V. : vil manige w'lde het verlörn. G. vngebörn : verlörn G., Pi. 7 Daz danne w. G. : daz der w. Ki. wurte : geburte Ki.: wrde V. 2, 1 hereste G. 3 unde V. manchüne G., Di., Pi. 4 zallen V.: Ze aller G.: zaller Di. werlt V. wunne G. si reine üzen und innen Ki. Z. 5 str. Ki. 3, 1 behalten G. 2 magde V., G. not|urfte V. zegebinne Y. 3 sin in V.: si in Di. niht enliez G. 4 Er dinet G. als von reht G. 4, 1 D fette Initiale auch G. in dar 1. V. Z. 1 und 2 str. Ki. 2 diu durch V. 3 zuo der magede Ki. do si saz aleine. G. 4 bat G. si da g. G. 5 heilige ädern Ki. der enphiench V. : den enphiench di wambe sus G.; vgl. 8, 4 6 den fehlt V.

30

40

400

D I B D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

4ra

Dane was hyrat. noch manlich rat. 25 Noch werltlich geluit. noch dehafn hochchult. Di maget wart vil wol geeret. Ir chevich gemeret Ir magetüm behalten. 80 mit genaden manichvalten. Do der da geherbaergte. der Ii hete gebildete. Alio geiitllch lo Ii enphie. io wizzet daz div gebürd ergie. 85 Jdoch betrübt Ii daz. daz Ii in ein da lach. Do iprach ianetus gabriel. niht en furht du dir. Iz iit dir wol ergangen. 40 du halt ein chint enphangen. 4rb Da von wsehlet ein man. der wirt geheizzen gotel iun. Ieiui genennet. des elliv waerld sich mendet. 5 Div maget gelöbt im daz. de gotis iun ia mit ir was.

4rb: 6 de (I) G., verb, von Ho. (der)

Do div maget daz veritund daz er chom von got. Vnd der heilige atem. io eniwebt ir lichnamen. Von den fuzzen vntz an d e n wirvel. do gehirte der himel zu d e r erde. Des wart da zeltet ichin. ii Ip a ch din wort müzze war an mir fin. is Danne hüb iich div maget daz iit öch e gelaget I n di burch ze iuda. Indaz haz hüs. zacharia. Da vant Ii innen. 20 ein wip mit iinnen. Der wambe was bevangen. mit dem gutem Johanne Do Ii ir Itimme v'nam ieia Ii wiliagen began 25 Si Iprach von wiv chumet mir. daz du chumeit her zv mir. Müter mines herren. min chint wil dich eren. Daz mendet lieh in mir. so iz hat lieh gecheret hintze dir. Zv ein and 8 Ii giengen. mit chulle Ii lieh geviengen.

18 daz haz hüs (!) G.

nach Z. 32 ein Bild:

Maria bei Elisabeth, „hie haltent lieh vni s vrowe vn land eliabet" G.

DAS IiBBEN JESU 5

6

7

8

9

Da newas hirat noch manlich rat noch werltlich gelust noch nehein honchust. diu magit wart vil wol geret, ir chiuske gemeret, ir magtuom gehalten mit gnaden manichvalten. 5 do der da geherbergote der si gebildote, also geistlichen si in enphie, so wizzet daz diu geburte ergie. Iedoch getruopte si daz daz si eine da saz. do sprach Sancte Gabriel: ,,niht furhte du dir, iz ist dir wol ergangen, du hast ein chint enphangen. danne wahset ein man, der wirt geheizen gotesun, 5 Jesus wirt er genennet, des elliu werlt mendet." diu magit geloupte ime daz, der gotesun sa mit ir was. Do diu magit des verstunt daz iz chome vone got, und der hailige adem entswebete ir den lichnamen von den vuozen unze an den wirbel, do gihite der himel zuo der erde. daz wart da ze stete sein, do er sprach daz wort sin.

401

so

V. 115vb

so G. 4rb

70 Di. 231

Danne huop sich diu maget, daz ist uns ouch e gesaget, in di burch Juda in daz hus Zacharya. da vant si inne ein wip mit liehteme sinne, der wambe was bevangen mit dem guoten Johanne. 5 do ir stimme si vernam, iesa si wissagen began. Si sprach: „von welcher gewurhte chumet mir, daz du chome zuo mir? muoter mines herren, min chint wil dich eren. daz mendet sich inne mir, iz hat sich gecheret hin ze dir." do chuste si diu frowe Sancta Maria.

5, 2 werdich gel V. dehain hochchust G. 4 magetuom Ki. behalten G. 5 gher-[bergote V. hête gebildete G. 6 Also geistlich so si enphie. G. Z. 6 str. Ei., ebenso Str. 6; er schließt bei seiner Rekonstruktion an 5,5 die Verse 7,1/f. an. 6, 1 betrübt G. si in ein da sach G. 2 sprach iz s. V. ; iz str. Pi. sanetus G. n. en furht G. 4 Da von w. G. gotsun (!) V. 5 wirt er fehlt G. genent V., verb. von Pi. weit V. wœrld sich m. G. 0 gelöbt G. der fehlt V. dotes sun samt ir V. : gotes sun sa mit ir Pi. 7, 1 D fette Initiale auch G. maget daz v. G. daz er ch. G. chome Ki. : chom V., G. dô (sich) d.m.d. verstont, daz (mite) er(e) wonen quâm(e) g. Hefnschel) 2 atem V., G. enswebt ir lîchnamen. G. 3 gehirte G. 4 Des G. zeste V. er fehlt V. do fehlt G. si sp»ch din wôrt mûzze war an mir sin. G. do spr. daz wort (muezze war an mir) sin. Di. Z. 4 str. Ki. 8, 1 keine Initiale V., aber fette Initiale G. magit V. uns fehlt G. 2 ze iuda G., Di. 3 mit sinnen G. 5 Do si ir stimme v s nam G. 9 , 1 weh-|leher V. von wiv ch. G. chumest hêr zv m. G. 3 ine V., verb. von Di. 4 chust V. : chuste Pi. nach frowe fehlt Reimpunkt V. Zv ein and» si giengen. mit chusse si sich geviengen. G.

so

90

402

4 va

D I B D I C H T U N G E N D B B F R A U AVA

Si Ìprach got fìner dirne gedaht. Vn ianch magnificat. Vii michel manduiige was da. vnier frowe belaib ieia. 6 Eines manodes zit. des frevten lieh div heiligen wip.

io

15

so

25

Do di heiligen tovgen. ergangen waren an unierr vrowé. Joieph iz chunt worde getan, des erchom der heilige man. Er wolde tögenlichen. der' frowen geiwichen. Der engel Im zv iprach. in dem flaffè da er lach. Er lagt im zeware. daz daz chint von dem heiige geilt wsere. Do ez got wolde. vn daz chint wBden Ioide. Joieph der gute div maget danne fürte. Indi burch ze bethlehem. da dev geburde ioide ergèn. Daz hèten di wiliagen. gechundet vor manigen tagen. Do was von allen enden. michel w®lde dar gelendet

Der luden ein vil michel chraft. Ii iolden w 8 den zinihaft. Ze den römiichen riehen. 30 da moht nieffi de and 8 n entwichen. Joieph begunde w s ben. vmbe di h s bergen Do enliez in niemen in. got gab im den lin. 35 Daz er den eiel zv einer chrippe traib. div here maget da belaib. Do funden Ii ein rint. do wart geboren daz chint. Mit den tvchen vmb hebet. 40 in di chrippe geleget. 4vb Do entwaich d 8 eiel un daz rint. damit erten ii daz frone chint. Der da lag an dem lüfte der wielt aller himeliich 8 chrefte. 5 Den bevie der maget wambe der iit noch umbevangen. In himel vn in erden. daz er gebot daz müft w s den. Do erschein ein engel alio her. 10 an dem velde ze betlehem. Er läget den hirten. di da wachten vber ir herte. Daz da geborne waere der waerlde hailaere

4va: 8 uniereWi. 16 heilige Wi. 31 Joieph: mit InitialeWi. 37 nach rint noch d und Anfang eines o G. 4vb: nach, Z. 2 ein Bild: Geburt Qt. nach Z. 14 ein Bild: Verkündigung der Hirten. Erklärung abgeschnitten. G.

DAS LEBEN JESU

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13

Si sprach : „got hat siner diuwe gedaht" unde sanch Magnificat. si sagete unde sanch gote gnade unde danch. vii michel mandunge was da, danach wonete si da eines manodes zit, des frouten sich diu heiligen wip.

403 G. 4 va 100

Do diu heiligen tougen, diu da ergan was über unser frowen, Josebe rehte chunt wart getan, des erchom sich der hailige man. er wolt tougelichen der frouwen geswichen. der engel ime zuo sprach in dem slafe, da er lach. Di. 232 5 er saget ime ze wäre, daz daz chint von dem hailigen geiste enphangen wsere. Do iz got wolde unde iz werden solde, Josep der guote die magit er dannin vuorte in die burch ze Bethlehem, da diu geburt solt ergen. daz heten die wissagen gechundet vor manegem tage. V. 116ra 5 do was von allen enden michel werlt da gesendet, der Juden ein vii michel craft, si scolten werden zinshaft ze den romisken riehen, da nemohte niemen dem anderen entwichen. Do Josep begunde werven umbe di herberge, do neliez in niemen in : got gab im den gesin daz er den esel zeiner chrippe treip, diu here magit da beleip. da vunden si ein rint, da wart geborn daz frone chint, 5 mit den tuochen umbe hebet, in die chrippe geleget, do entweich der esel unde daz rint, si erten iesa daz frone chint.

no

120

130

G. 4 v b

14 Der da lach an dem gemeinen lüfte, der hat in siner hant alle himeliske 140 den bifie der magde wambe, der ist noch unbevangen [chrefte ; in himele unde in erde : daz er gebot daz muose werden. do erseein ein engel also her an dem velde ze Betlehem. Di. 233 5 er sagete den hirten, die da waeheten über ir chorter, daz da geborn wäre der werlt hailare. 150

10, 1 keine Initiale V., G. hat fehlt G. dirne G. 2 saget V. got V. Z. 2 fehlt G. 3 b vnser frowe belaib iesa. G. 4 freöten V. heiigen V. 1 1 , 1 D fette Initiale auch G. l b diu da, fehlt G. ergangen waren an u. v. G. 2 Joseph iz ch. worde g. G. sich fehlt G. 5 enphangen fehlt G. 12, 1 D fette Initiale auch G. solte V. vn daz chint w. s. G. 2 er fehlt G. 4 manigen tagen G. 6 weit V. dar V. 7 riehen V. da moht G. 13, 1 Do fehU G. 2 den sin G. 4 daz chint G. 5 töchen V. 6 entwech V. damit 6rten si d. G. 14, 1 D fette Initiale auch G. gemeinen erg. von Ki. der wielt aller hfmelisch" ch. G. 2 ist fehlt V. umbe uangen V., G. 3 erden G. 5 saget V., G. ir hörte G.

404 4vb 5ra

DIB DICHTUNGEN D E R FRAU

15 Dar nach bi einer wile. do Iahen Ii ichlnen. Der engel ein vil michel chraft. Ii wrde da dienithaft. Mit michelen eren. vniern lieben herren. 5 Do lanch daz her himlilch. Gla in excelfis. Die hirte niht erwunden. dei morgens Ii in funden. Waere vnier hertze gut. io To mohte wier lehen diem^t. Andern eriten tage. all ir v 8 nomen habet. Da ward ze Rome gebrievet daz chint vmb einen phenninch. 15 Durch gotlich geüsehte. do ne cherter nie von himlilchem E r vns werde gelendet. geflaehte e wart er gechundet. In octauianis ziten. 20 von haideniichen lvten. Daz was ein herlich dinch. Si Iahen zeröme einen rfnch.

AVA

Gên vmbe die lunne. fur ein hûs flôz ein brunne. 25 Daz bezaichent daz. daz er ein warez lîht was. Vn di obrilt genade. an anegenge vn an ende zewar. Do daz chint geborn wart, ein Itern da gelehen wartt. Der braht ein vnchundez liht. do ne zwîvelten niht. In der leiben zîte. di heidenilche l f t e . 35 Sich htben drîe chunige. her zf iherulaleme. Jennen oltert vêrre. di wîite der leibe Itêrne. Vz ir lelbes lande. 40 da bi Ii daz erchanden. örb Daz der chunich hailant. chom was in vnier lant. so

Do îlten di herren. zv iherulalem chêren. 5 Si begunden vragen. di wîien di da waren.

6ra: 16 himliichen Wi. 17 ê'er vns w. g. Ho. i m 25 nach daz Anfang eines d G. 28 zeware Ho. Do keine Initiale Wi., Pi., mit Initiale Ho.

DAS LEBEN JESU

15 Dar nach, pi einer wile do sahen si seinen der engel ein vil michel craft, si wurden da dienesthaft mit michelen eren unserem herren. do sanch daz her himelisk: „Gloria in excelsis."

405 G. 5ra

16

Die hirte niene erwunden, des morgenes si in vunden. waere unser herze guot, so mähten wir sehen diemuot. an dem ersten tage, alse ich vernomen habe, do wart gebrievet daz chint ze Rome umbe einen phenninch. 5 durch gotliche geslahte so negechert er nie von menesclicheme rehte.

ieo

17

E er uns wurde gesendet, er wart e gurchundet in Octavianes ziten vor heidiniscen liuten. iz was ein herlich dinch: si sahen ze Rome einen rinch gen umbe den sunnen, uz einem hus floz ein olebrunne. 5 daz bezeichenot daz, daz er ein warez lieht was unde diu oberesten gnade an anegenge unde an ende ze wäre.

170

18 Do daz chint geborn wart, ein sterne iesa gesehen wart, der brahte ein unchundez lieht: do nezwiveloten nieht in dem selben zite die heidenisken liute. sich huoben dri chunege her ze Jerosolima 5 ennen ostert verre, di wiste der selbe sterne uz ir lande: dabi si daz erchanden, daz der chunich hailant chomen was in unser lant. 19 Do ilten die herren si begunden vragen

iso V. 116rb Di. 234 iso G. 5rb

ze Jerusalem cheren. die wisen, di da waren,

15, 2 wrde G. 3 michelen. G., Pi.: michel V. vnsern lieben herren. G. 4 daz er himeliske V. 16, 1 niht e. G. erwunten V. 2 dieumüt V. 3 als ir v s nomen habet. G. 4 Da ward ze Rome gebrievet. daz chint vmb einen phenninch G. ein phennich Y. 5 b do ne cherter nie von himlischem geslaehte G. meneslicheme V. 17 Str. 17 „vielleicht unecht" Sehe.; Z. 3—6 „echt" Lgth. 1 Er vns werde G. ©wart er gechundet. G. 2 von h. 1. G. 3 iz V.: Daz G. einen r. G.: ein r. V. 4 die s. G. für ein h. fl. e. brunne. G. 5 beheichenot V., bezaichent G. 6 angenge V. 18, 1 D fette Initiale auch G. stern da g. G. 2 niht V. 3 der s. G. 4 S Großbuchstabe V., keine fette Initiale G. 5 Jennen G. 6 ir selbes L G . 7 chuni: danach ein c rad. und Lücke für einen Buchstaben V. : chunich G. 19, 1 D fette Initiale auch G. zeierusalen V.

406

D I E DICHTUNGEN D E R F R A U AVA

5rb

Ob daz chint maere. da gebôrne wäre. Chunich der luden liht IO was allir tognit. Do f f r daz maere vber al. daz iz nieman en hal. Daz got geborn was. di vbelen betrübte daz. I5 Do frailcht ez herodes. er was Ivnder des ewige todes. Do hiez er im gewinnen. di di bucch chunden. Der ull vngehiwre. 20 er belwr Ii vil tiwre. Daz Ii in iagten. wie Ii geleien hatten. Nach wane wenne chrilt chôme. daz er daz vsnaeme. 25 Si iprachen alle gemein. er chumt zv vnlerm heile. Ez fp'chet div Ichrift ieia. ze bethlehem iuda. Datze dauidis hûs. 30 da vert daz chint vtz. Der iirahel rihtet. Vn der werlde aller phlihtet.

85

40 5 va

5

io

Gotwaiz chunich hère. nune wizze wir mere. Ob er noch geborn lî. des frage du di chunig drî. Die öfteren gelte. di iagent uns von chriite. Do hiez er balde Ipringen. di drî chunige im bringen. Er bat Ii lagen maere. ob chriit gebom waere. Den ir Iterne. den iaehe er gêrne Wa er an vienge. Io er vf gienge. Ob £in geverte waere h s lîch. oder anderen itemen gelich. Do der vngùte. ez allez Îamt erfûre. Do hiez er ü dannen gên. Suchen daz chint ze bethlehem.

Do Ii vrlöp genam. vn vf den wech quam. 15 Do erichein in ein lihter Iterne. den Iahen Ii allo gêrne. Do giench er en rihte. zv ir aller gelihte. Vber di heiligen Itat. so da daz chint ane lach.

5rb: 10 alliv tegnit Wi., allir tegnit Ho. 16 fvnder (oder fvnfer) Wi., fvnder Ho., Pi., verb. von Ho. (ivn des) 18 bûcchWi., Pi., bûrch Ho. 25 gemeine Ho.

DAS LEBEN

JESU

407 200

übe daz kint mare da geborn waere, chunich der Judene, liehtvaz der tugende. 5 do fuor daz maere über al daz niemen nehal, daz got geborn was. die ubelen getruopte daz. 20

21

22

23

Do fraist iz Herodes, er was sun des ewigen todes. do hiez er im gewinnen die diu buoch chunden. der vil ungehiure, er beswuor si vil tiure, daz si im sageten, wie si gelesen habeten 5 nach ir wanen, wanne Crist quame.

210

Si sprachen alle gemaine: „er chumet ze unserme haile, iz chwit diu scriptura: „„von Betlehem Juda da ze Davides hus, da vert daz chint uz, der Israel rihtet, der werlt er aller phliget" ". 5 got weiz, herre, nu newizzen wir niht mere. ob er noch geborn si, des frage du di chunige dri, di osteren geste, di sagen uns von Criste." Do hiez er ilen gengen die chunige gewinnen. er bat si sagen maere, obe Crist geborn waere. den ir Sternen den saehe er gerne, wa er an vienge, daz er uf gienge, 5 übe sin geverte waere erlich anderem stirne gelich.

220

230

G. 5va

Di. 235 240

Do der unguote iz allez ersindote, do hiez er si danne gen suochen da ze Betlehem. do si hurloup namen unde si ze wege quamen, do erscein in ein liehter sterne, den sahen si gerne. 5 do gieng er siner rihte zer aller gesihte über die hailigen stat, da daz kint anelach. 19, 4 statt dessen in G. : Ch. der luden liht was allir tognit. ; Chunich der iudischeit, / liehtvaz aller tougenheit Ho. Anm. liethuaz V. tûgende V. 5 hal V.; daz iz nieman en hal. G. 6 getrôpte V., betrübte G. 20, 1 keine Initiale V., G. svnder des e. t. G. 3 besvtr V. 4 si in sagten G. 6 Nach wane wenne christ chôme, daz er daz Vnaeme. G. 21, 1 zunserme V. 2 chut V. Ez sp'chet div schrift iesa. G. z e b . G. 3 Datze G. : daz V. 4 Vn der w. G. philiget Y., phlihtet G. 5 Gotwaiz chunich hère, n. new. wir mere. G. 22, 1 er balde springen G. di dri chunige im bringen. G. 3 ssehe G. : sah V. 4 wä Ki. so er vf g. G. 5 h 8 lîch G. erlich waere Ki. oder anderen sternen g. G. 23, 1 keine Initiale V., G. ersindote V. : ez a. samt erfûre. G. 2 dane V. Suchen daz chint z.b. G. bedehem V.,verb. von Di. 3 genam. vn vf den wech quam. G. 4 si also g. G. 5 giench er en rihte G. zv ir G. Die Z. 23, 6 und 24, 1 sind von Ki. zusammengezogen zu: über dâ daz chint ane was, / dâ gestuont daz lieht vaz.

250

408 5 va

25

so

35

40 5vb

DIE DICHTUNGEN DER FRAU

Da div müter ane iaz. da geltund daz lieht vaz. Da zugen fi ab ir gewant. vn giengen in daz hûs enlamt. Da funde ii inne. div muter mit ir chinde. Si geitunden ir bî. ii vielien nider alle drî. Vil wol fi gebaten, darnach Ii gaben. Golt ze aller erite. wan er iit chunich aller hérite. Wiröch vil wol gezimt. iwa man got daz oppher gît. Daz gaben Ii im vmbe daz. daz er warer got was. Do gaben fi im zeleite. aller röch beite. Di röten mirren vmbe daz. daz er warer menlch was.

Uns het der pialmiite. gefaget von chrifte. Daz er di fündigen diet. liez vnd8 wegen niht. 5 Drîe chunig hêren. iolden chriit êren

5va : nach Z. 40 ein Bild: Hlg. drei Könige G. 5vb: 9 vonWi. 15 chomen. ( a l s ) e. Ho.

AVA

Si brähten gäbe maere. tiwre vn fwaere. Daz golt van arabia. 10 daz was ergangen ieia. Do ii do gebaten. ein naht Ii fich da enhabten. Ein fchoner engel in erichein er zaigt in eine andern wech hin 15 Daz fi niht chomen. e. [haim zedem vngetriwen chunige. Der mit iinen litten, ilahen wolde chriiten. Der iich gezeichent hat 20 an des tievels ftat. Der alle di wirret. vil flizzechhchen irret. Die hin zegot gent finen dineit begent. 25 Lieb mfn herren des iult ir got flegen. Daz wir den vsmiden. fo wir heim ilen. 6ra So mug wir mit gelunde. chomen haim ze lande. Zedem frönen gadiie. fz dirre werlde freiie.

DAS L E B E N J E S U

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Da daz chint ane was, da gestunt daz liehtvaz. do zugen si abe ir gewant, si giengen in daz hus samt, da vunden si inne die muoter mit dem chinde. si gestunten ir bi, si vielen nider alle dri. Vile wole si gebeteten, danach si ime gebeten golt zaller erist, wände er ist chunieh herist. wirouch vil wol gezimet, swa man got opfer gibet. daz gaben si im umbe daz, daz er warer got was. 5 do gaben si im zeleste aller rouch beste, di roten mirren umbe daz daz er warer mennisce was. Uns hete der psalmiste gesaget von Criste, daz er die sundigen diet nelieze under wegen niet. dri chunige here die scolten Crist eren. si brahten gebe msere, tiure unde swaere, 5 daz golt von Arabya, daz was ergangen iesa. Do si do gebeteten, eine naht si sich enthabeten, ein sconer engel in erscein, er zeiget in einen anderen wech hine heim, daz si niene chomen hine widere ze dem ungetriuwen chunege, der mit sinem liste wolde slahen Cristen, s der sich gezechinet hat an des tieveles getat, der alle die wirret unde vil vlizechüchen irret di der ze guote gent unde sin dienest bestent. Lieben mine herren, des scult ir got flegen, daz wir den vermiden, so wir heim ilen. so megen wir mit gesunde chomen heim ze lande hin ze paradyse uzer dirre freise.

260

V. 116va 270

G. 5vb

280

Di. 236 290

300 G. 6ra

24, l a fehlt V. keine fette Initiale G. Da diu muoter ane saz G. 2 vn giengen G. en samt G. 3 rftne V. ir chinde G. 25, 1 keine Initiale, vielleicht Großbuchstabe V., vorher Lücke gebet|ten V.: gebaten G. darnach si gaben. G. 2 got V., verb. von Di. aller hêrste G. 3 opfper V. : daz oppher G. 4 si got umbe V. 4/6 von warer bis daz er fehlt V. 6 wœre m. was Y., verb. von Di. 28, 1 keine Initiale, vielleicht Großbuchstabe V., fette Initiale G. p salmista G. 2 ne fehlt G. nîht V. 3 die fehlt G. erist eren V. 27, 1 D fette Initiale auch G. gebetten Y. : gebaten G. sich da enh. G. 2 ceiget V. 3 si niht chomen. ê. G.; chomen (als) ê Ho. 4 sînen listen G. slahen wolde ch. G. 5 t. stat G. 6 unde fehlt G. 7 Die hin zegotg. G. unde fehlt G. begent. G. 28, 1 keine Initiale V., G. Lieb min h. G. 4 Zedern frönen padise. dirre werlde f. G.

410 6ra

DIB DICHTUNGEN DER FRAU

5 Do Ii d o e r f u n d e n d e r i v d e n lvterunge. V n Ii d a b e t a g t e n , a l l in d i v . e. lagte. Viertzich t a g . v n n a h t . 10 i o i e p h ir m i t t ' w e n phlach. E r f ü r t ii v o n bethehem. indi b u r c h ze ierulalem. D o ilten Ii zede t e m p l o cheren d a f a n d e n Ii einen wiien herren. 15 S y m e o n d e n alten. d e m h e t g o t den lön behalten. D a z er in niht v o n der w s l d e nseme e er d e n g o t e s lun gelsehe. D i v f r o w e g a b d a z chindelin. 20 d e m h 8 r e n a n d e n a r m e iin D o e r d e n g o t e s lun enphie d a z alter i m vonden ögen gie. D o g e l a h er h a i t f l i c h e n . d e s l o p t er g o t d e n riehen. 25 Si hiez in t r a g e n ichone. z v d e m alter frone. D a z er d a m i t tsete. a l l iz div. e. hsete. D o b r a h t e n Ii m i t linne. 30 d a z opher z f d e m chinde.

AVA

Zwo t ^ b e n v f d e n gotis tilch. S y m e o n lanch N ü c d i m i t t i s . 6rb

Mit im w o n t e ein wîp. d i v h e t behalten îren lîp. Mit micheln êren zeware. vier v n ahtzich iare. 5 S i hiez a n n e pphetiiie. d i v chundet in v n s gewilie. Si was tohter phanuel v n w a s g e b o r n v o n t r i b u alier. S y m e o n v n ioieph. io michel wunder Ii hete. S y m e o n ez n i e m e n hal. er Iprach dirre i i t ein val. V n oveh ein VTÎtende in iirahel m a n i g e r menige. 15 E r iprach z v der m a g d e hère, d a z d u r c h ir iêle. E i n Iwêrt iolde g ê n . d a m u g t ir g o t i l m a r t i r a n v s I t ê n . D a z H iz allez gehörte. 20 d a n n e n Ii chêrte. Indi burch ze n a z a r e t h all iz hie gelchriben Itêt.

6ra: 11 betlehem Ho. 20 dem h. Wi., Pi., den h. Ho. nach Z. 32 ein Bild: bringung im Tempel G. 6 r b : 9 Symeon statt Maria gesetzt i Wi. Anm. 19 Da[z] Ho.

Dar-

DAS LEBEN J E S U

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Do si du erfulden der Juden luterunge unde si da getageten, als iz diu e habete, vierzech tage unde naht, Josep ire mit triuwen phlach. do fuort er si vone Bethlehem in die burch ze Jerusalem. 5 do ilten si ze dem templo cheren, da vunden si einen wisen herren. Symeon der alte, deme hete got den Ion behalten, daz er in niht von der werlt enname, e er den gotes sun gesahe. diu frouwe gap daz chindelin dem herren an den arm sin. do er den gotes sun enphie, alter im von den ougen gie. 5 do gesah er heiterlichen, des lobet er got den riehen, si hiez in tragen scone ze dem altere frone, daz er ime täte alse iz diu e hate. do brahten si mit sinne daz opfer zuo dem chinde, zwa tuben uf den gotes tisk, Symeon sanc: „Nunc dimittis". Mit in wonete ein wip, diu habete gehalten ir lip mit michelen eren viere unde ahzech jare. daz was Anna prophetisse, diu chunte in uns gewisse. si was tohter Phanuel unde was geborn de tribu Asser.

310

320

330 Di. 237 G. 6rb

340

32 Joseph unde Mariun die hete michel wunderon. Symeon iz nieman nehal, er sprach: „diz ist ein urstende unde ein val." er sprach ze der magde here, daz durch ir sele V. 116vb ein swert scolte gen: da mugt ir die gotes martyr ane versten. 5 do siz allez gehörte, dannin si cherten 350 in die burch ze Nazaret, alse iz hie gescriben stet.

29, 1 keine Initiale V., aber fette Initiale G. befunden Y.: erfunden G.: erfulden Hübner nach Ki. : dö si d6 erwunden Ki. 2 getagenten V., verb. von Di. : betagten G. als in div. e. sagte. G. 4 Er fürt si G. 30, 1 keine Initiale, aber Großbuchstabe V. den alten G. 2 w. nseme G. 3 arme V., G. 4 daz alter G. 5 gesach V. lobter V. 7 Daz er da mit taete. G. 9 tiske V. 31, 1 it: davor Lücke für Initiale V. Mit im w. G. d. het behalten Iren 1. G. 2 eren zeware G. ha-1zech V. 3 Si hiez a. p. G. prophetissa G. chundet G. 4 thohter V. von tribu G. 32, 1 keine Initiale, aber Großbuchstabe V. so Ki. : Joseph unde Symeon die heten V. : Symeon vn ioseph. michel wunder si hete. G. : Joseph unde Maria Will : J. u. S. / die michel(li)chten under on He. 2 neimen V., verb. von Di. niemen hal G. dize Y. dirre ist ein val. Vn oveh ein vrstende in israhel maniger menige. G., Lgth. 4 mait ir V. die fehlt G. 5 Daz si iz G. dannin (!) V. chörte G.

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D I E D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

6rb

Do was vil niwes geborn. der vil lange was erchorn. 25 Daz er ein Iterne waere. der vor dem lunne vf gienge E r was ein haitt e lihtez vaz. in der wlte lert er daz. Swer io mit triwen. 30 iin ivnde wolde beriwen. Daz dem werliche. nahet daz himelriche.

35

40 6 va

5

io

Vn mit ünne errechen. iz moht uns wol an d 8 e gelovben fterchen. Do daz chint in daz lant chom. dehain aptgot beitund davon. Da dienten ü im zeware. sibenthalb iare.

15 Herodes v 8 ichiet. der heilige engel daz geriet. 6vb Daz ü den gotes werden. fürten wider vf yiraheliich erden. Danne vber zway iar. Do geitund iz vnlange herodes wart gevangen. do für div maget daz ift war. 5 Zv einer tult ze ierulalem. I n Bomilchen landen. Ii bat daz chint mit ir gen. zway iar lag er inden banden. Do er danne gebrait. Do iz allez was ergangen, do hüben Ii lieh dannen. wie lutzel der chinde genas. Do v s gazzen Ii liwes. Die inner zwayn iaren io des heiligen chindes. da geboren waren Do Ii waren vnder wegen, E r hiez Ii elliu flahen. vn ir h s ren wolden phlegen def muiten div armev wip chlagc. Do v 8 miiten Ii des chindes. Daz vnder für Joleph der gute, vil harte erchomen Ii des. mit engeliicher hüte 15 Do ilten Ii wider gen. Si hüben lieh eines nahtes gan. indi burch ze ierulalem. beidev lampt tögenlichen dan. Vn fürten daz chint in egipten lant. wolde wir iz merchen zehant.

6va: 2 armen Wi., armev (!) Ho., Pi. nach Z. 2 ein Bild: Kindermord G. nach Z. 14 ein Bild: Flucht nach Ägypten. G. 15 Herodes: mit Initiale Wi., Ho., keine Initiale (aber Großbuchst.) Pi.

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DAS L E B E N J E S U

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Do was vile niwens vor im geborn, der vil lange was erchorn, daz er ein sterne wäre, der vor dem sunnen uf gienge. er was ein haiter liehtvaz, in der wuoste lert er daz, swer so mit tri wen sine sunde wolte riwen, 5 daz dem warliche nahte daz gotes riche. Do stunt iz unlange, e Herodes wart gevangen. in den romisken landen zwei jar lag er in panden. do er en dannen prast, wie luzel der chinde genas, diu in zwein jaren da geborn waren. 5 er hiez si elliu erslahen, daz muosen diu armen wip chlagen.

»so

G. 6va

370 Di. 238

35 Daz undervuor Joseph der guote mit der engelisken huote. si huoben sich beidiu eines nahtes ensamt und fuorten daz chint in Egipten[lant. wolten wir iz merchen, iz mähte unsich in dem heiügen gelouben sterchen. do daz chint in daz lant reit, nehein apgot ganze nebeleip. 380 5 da dinoten si im ze wäre sibentehalp jare, unze Herodes versciet: der heilige engel daz geriet, daz si den gotes werden fuorten widere in die israhelisken erde. G. 6vb 36

37

Dannen über driu jar do vuor diu mait, daz ist war, zeiner tult hinz Jerusalem, si bat daz chint mit ir gen. do si gebetete, vil wol si getagete. do iz allez was ergangen, do huop si sich dannen. 5 do vergazen si lewes des oberisten chuniges. Do si chomen under wegen unde ir herren wolten phlegen, do vermisten si des chindes, vil harte erchomen si des. do ilten si widere gen in die burch ze Jerusalem.

33, 1 D fette Initiale auch G. vil niwes g. G. 2 er fehlt V. üf V. 3 haitt» lihtez vaz G. 4 beriwen G. 5 daz fehlt V. Daz dem werliche. nahet daz himelriche. G. 34, 1 D fette Initiale auch G. gestund G. e fehlt G. heRode V. 2 den fehlt G. inden b. G. 3 Do er danne gebrast. G. 4 Die inner z. i. G. 5 slahen G. des m. d. armev w. ch. G. 35, 1 mit engelischer h. G. 2 beidiu fehlt G. ensamet V. nahtes gan. beidev sampt tögenlichen dan. G. unde V. egipt-1 lant V. 3 merchen zehant. Yfi mit sinne errechen. iz moht uns wol an d 8 e gelovben sterchen. G.; gelouben fehlt V., erg. von Ki. 4 reit Ki. : chom V., G. : chom in daz lant? Wes(le) dehain aptgot bestund davon G.; da ne bestunt Pi., Wes. 6 unze fehlt G. 7 wider vf ysrahelisch erden G. 36, 1 zway iar G. 2 tult ze i. G. Z. 3 f e h l t G. ge|betteV. 4 hüben G. 5 obris-| ten V. des heiligen chindes G. 37, 1 si waren u. w. G. 3 burh he i. V., verb. von Di.

390

400

414

D I B D I C H T U N G E N D B B F R A U AVA

6vb

Do giengen Ii indaz templum. da fanden Ii den gotis Ivn. Sin gebserde div was gotlich. 20 lin vrage div was willich. Do H ir liebez chint er lach vil erchomechlichen Ii do Iprach. Sage liebez chint mir. waz halt du begangen an mir. 25 Din vater vn ich. drie tag habe wir geiuhet dich. Wie iule wir daz verften. daz du mit vns niht woldelt gen.

7ra

Sin antwurte div was gotlich war vmbe iücheftu mich. Ich iol billich phlegen. iwaz mir min vater hat gegeben. 5 Do iacli er offenbare. an den himelilchen vater zeware. Zwelf iar was er alt. do offent lieh lin gewalt. Si baten in mit in gen. 10 ü en liezzen in da niht beiten. Si fürten in mit gvte. zv der rehten haimute. Indi burch zenazareht ez en wart. e. noch leit. 15 Nie dehein man. liner müter logehoriam. Von danne vber ahtzehen iar. daz iit alzoges war.

20

Do was lin alter gezalt. zwelf tage und drizzech iar alt. Do für er zvdem iordane. getöft ward er ane wane. Von lande Johanne, dem heiligen manne.

25 Ali er in daz wazzer gie. ein itimme lieh her nider lie. Ze des töfers gehörde. von der oberiiten hohe. 7rb Div itimme iprach zed e m ivne. im waer wol glichet an im. Er hiez uns daz vil rehte hörn, waz vns iin gut Wolde leren. 5 Do het vns got der g f t e . gerefiet inder linflute. Daz er des riwe hete. daz er den menichen ie gebildete. Daz ward vns vergolden. 10 von iinem gewalte. Wan er des riwe het enphangen do er in daz wazzer was gegange. Waiichen vnier lunde. des wart Johannes vrehunde. 15 Do lach er ob im iweben. daz en iul wir niht vber heben. Den heiligen geilt all ein toben, wir luln iz Johann! gelöben. Wand er daz herhörn was. 20

daz lagt vns Zacharias.

6vb: nachZ. 28 ein Bild: der 12 j. Jesus im Tempel. G. 7ra: 2 fftchftu Wi., Ho., fAcheftu Pi. 14 feit (!) Gr., verb. von Pi. (fit) ein Bild: Taufe Jesu. Erklärung abgeschnitten. G. 7rb: 3 hören Ho.

nach Z. 24

DAS LEBEN JESU

38

39

40

Do giengen si in daz templum, da vunden si den gotesun. sine gebserde diu was gotlich, sine vrage diu was wislich. do si ir liebez chint ersach, vil erchomechlichen si do sprach: „sage, liebez chint, mir, waz hast du begangen an mir? 5 din vater unde ich drie tage habe wir gesuochet dich, wie sule wir daz versten, daz du mit uns niht woltest gen?" Sin antwurte diu was gotlich: „warumbe suochestu mich! ich sol billich phlegen, swaz mir min vater hat gegeben." do jach er offenbare an den himeliscen vater ze wäre. zwelf jar was er alt, do offente sich sin gewalt.

410

G. 7ra 420

Si baten in mit in gen, si neliezzen in da niht besten, si fuorten in mit guote zuo der rehten haimuote in di burch ze Nazareht, ez newart e noch sit nie nehein man siner muoter so gehorsam.

41

Von danne über ahtzehen jar, daz ist alzoges war, do was sin alter gezalt zwelf tage und drizzech jar alt. do fuor er zuo deme Jordane, getoufet wart er dare von Sante Johanne, deme heiligen manne.

42

Als er in daz wazzer gie, eine stimme sich her nider lie ze des toufers gehorde von der oberisten hohe. diu stimme sprach ze deme sune, ime waere wol gelichet an ime. er hiez uns daz vil rehte hören, waz uns sin guote wolte leren.

43

415

430

440 G. 7rb

Do hete uns got der guote gerefset in der sinfluote, daz er des riwe habete daz er den menscen ie gebildete. daz wart uns vergolten von sineme gewalte. wan er des riwe hete enphangen, do er in daz wazzer was gegangen, 5 wascen unser sunde, des wart Johannes urchunde. do sah er ob ime sweben, - daz nesul wir niht uberheben den heiligen geist alse ein tuben, wir suln iz Johanni gelouben, want er daz herhorn was, daz saget uns Zacharias.

38 Nach Z. 1 fehlt ein Blatt in V. ; V. setzt wieder ein mit 62, 4. 39, 1 keine fette Initiale G. 40, 1 keine fette Initiale G. 3 seît G., verb. von Pi. 41, 1 keine fette Initiale G. 3 g. w. er ane wane G. : duo chom er zuo Jordane, / getoufet wart er dâre. Ki. (nach Ezzo 201/2 Waag) Z. 4 str. Ki. 42, 1 keine fette Initiale G. 43, 1 keine fette Initiale G. 2 hete G.

450

460

416

7rb

25

30

35

40 7va

5

10

D I E D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

Do wart er gelaittet. iela in arbeite. Von dem heiligen geilte daz gelchach durch vns allermeilte. In die wite zeinem berge da er bechört wolde w'klen. Daz tet iin gut vmbe daz. daz er vns gelöbet deite baz. Do vaftet er alle. viertzich tage volle. Daz er entranch noch az. vil vserich was iin dB lathanas. Wand er gemerchet habte. daz er lieh von allen Iund s e enthabte. Der tivel alio freiiiam. in die wite er engegen im q®m. Er Iprach nu heiz difen Itain ob du welleit got iin. Werden ze brüte der tievel want ob er in des genote. Daz er im oveh mer volgete. an dem im wol behagete. Do antworte im do got. di heiligen Ichrift er im do böt. Ez enwirt öch niht alein genote. gefürt mit dem brote. Der lip noch div iele Sunder lie frevt div gotes lere. Div von gotes müde get. vil laelich iit der fi verftet.

Do dem tievel do miiiegie. Anders er iz anevie. Er fürt den gotes werden, vf ein wintp 8 gen. 15 Er iprach. val hin nider von mir. niene wirret iz dir. Di engel her gahent. fchone Ii dich enphahent. J a iprichet der pialmilte. 20 von dir ihü xpriite. Daz din fvzze noch din bein. niht en ierig der itain. Des antwrte im der gut. mit degenlichem müt. 25 Dv iolt dinen herren. niht gar zeverre. Mit cheinen dingen bechorn. des wirdeltv liht v816rn. 7vb

Dar nach fürt er in ichöne. vf einen berch hohen. Er zeigt im algeliche. di irdiiiehen riche. 5 Val nider vn bete mich an. ditz wirdet dir als vndertan.

Des antwrt im der g^te. mit micheler demfte. Nu tvbehalten dinen rat. 10 vn val zerukke iatanat. Du iolt anbiten den rainen. got herren alteriainen. Do liez er in da. di engel dienten im ia. 15 Da wart d 8 t i w e l geichendet, da mit Ii div rede v s endet.

7rb: 34 üundere Wi., Pi., fundew Ho. 36 engegen Wi., Pi., ingegen Ho. 39 brüte (!) G., verb. von Pi. (brote). 7va: nach Z. 10 ein Bild: Versuchung in der Wüste. G. 17 nach gahent ist fchone durchgestrichen G. gute Ho. 24 mute Ho. 7vb: vor Z. 1 ein Bild: Versuchung. G. nach Z. 6 ein Bild: Versuchung. G.

417

DAS LEBEN J E S U

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Do wart er geleittet iesa in arbeite von deme heiligen geiste, daz gescah durch uns allermeiste, in die wuoste zeinem berge, da er bechort wolte werden. daz tete sine guote umbe daz, daz er uns geloubet deste baz. Do vastete er alle vierzich tage volle, daz er netranch noch az: vil vserich was sin der Sathanas. want er gemerchet habete, daz er sich von allen sunden enthabete. der tievel also freissam in die wuoste er engegen ime quam. 6 er sprach: ,,nu heiz disen stain, ob du wellest got sin, werden ze brote." der tievel want ob er in des genote, daz er ime ouch mer volgete an deme ime wol behagete. Do antwurte ime do got, di heiligen scrift er ime do bot: ,,ez newirt ouch niht al ein genote gefuort mit deme brote der lip noch diu sele, sunder sie frout diu gotes lere, diu von gotes munde get, vil sselich ist der si verstet." Do deme tievel do missegie, anders er iz anevie. er fuort den gotes werden uf ein wintpergen. er sprach: „val hin nider von mir, niene wirret iz dir. di engel her gahent, scone si dich enphahent. 5 ja sprichet der psalmiste von dir, Jesu Criste, daz dine fuozze noch din bein niht neserige der stein." des antwurte ime der guote mit degenlicheme muote: „du solt dinen herren niht gar ze verre mit cheinen dingen bechorn, des wirdestu lihte verlorn." Darnach fuorte er in scone uf einen berch hohen. er zeigete ime algeliche di irdiscen riche: „val nider unde bete mich an, diz wirdet dir als undertan." des antwurte ime der guote mit micheler demuote: 5 „nu t u behalten dinen rat unde val zerukke, Satanat. du solt anbiten den rainen got herren altersainen." do liez er in da, di engel dieneten ime sa. da wart der tievel gescendet, da mit si diu rede verendet.

44, 45, 46, 47, 48,

1 1 1 1 1

D fette Initiale G. uns gelîchte deste baz Ki. keine fette Initiale G. keine fette Initiale G. D fette Initiale G. 6 en serig G. 7 gilt : mût G. D fette Initiale G.

9 liht G.

470

480 G. 7va

490

500

510 G. 7vb

520

418 8ra

DIE DICHTUNGEN DER FRAU AVA

Nv geb vns got die rinne, daz wir ffrr bringen. Von vnlerm h8ren chrilte. wie er nach der töfe itifte. 5 Ein ander chriltenhait. di wühs iit. vn ilt nu berait. Zv zim chom alerite andreas der herfte. Johannes itabat. 10 den gotes iun er Iten fach. Er ipach. ecce agnus dsi. zv iinen ivngern zwein. Daz er daz lamp waere. daz der wserlde iunde naeme. 15 Beide giegen Ii im nach, der gotes Iun vmbe lach. Er fraget was Ii iuhten. ii Xprachen iin wonöge ober! geruhte. Er hiez Ii nah im gen. 20 er liez ii iz iehen vn vsIten. Daz was div zehent hora. do chom der gut andrea. An dem anderem tage, alt ich vsnomen hab. 25 Do chom der gut petrus. den braht andreas fus. Do er z f . got gie. wie wol er in enphie. Er ipach. du biit ivn iohanna 30 do offent iich iefa.

Daz er ein töbe waere. vn er Ivn der obriiten genade. Do gie vnier hailant. ze galilee indaz lant. 35 Da vand er einer gut man. geheizzen philippus ian. Der braht von betiaida. einen waren ilrahelita. Nv iprichet ein gramaticus. 40 iz waere bartholomeus. 8rb Aller zvgot gie. vil wol er in enphie. Er Iprach daz er an valich were vn an gutem gelouben faehe 5 Do gie er vf bi dem mere. do merte lieh Iin here. Do vand er zebedeum. vn iin zwene ivn. Jacobum vn Johannen. 10 zwen gub manne. Si volgeten oveh chrilte. der ein wart ewangelilte. Dar nach chom thomas. der lit ein zwivlaere was. 15 Der braht den andere iacobü. er was chriites mümen iun. Symon braht iudam. ielbe ladet er Matheü ewang'liitam. Er machet mit chrefte. 20 grozze wirtichefte.

8ra: 17 was (I) G. 24 habe Ho. 32 er (I) G., verb. von Ho. (ein), verb. von Pi. (der) 35 einer (!) G., verb. von Ho., Pi. (einen) 8rb: 1 zv got got gie Wi. 9 Johannen Wi., Pi., Johannem Ho.

DAS LEBEN

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JESU

Nu gebe uns got die sinne, daz wir für bringen von unserem herren Christe, wie er nach der toufe stifte ein ander christenhait, di wuohs sit und ist nu brait. zuo zim chom alerste Andreas der herste. 5 Johannes stabat, den gotes sun er sten sah, er sprach: „ecce agnus dei" zuo sinen jungern zwein, daz er daz lamp wsere, daz der werlte sunde naeme.

50

419 G. 8ra 530

540

Beide giengen si ime nach, der gotes sun umbe sach. er fragete, waz si suohten; si sprachen, sin wonunge, ob ers geruohte. er hiez si nach ime gen, er liez si iz sehen und versten. daz was diu zehent hora, do chom der guot Andrea.

51

An deme anderen tage, alse ich vernomen habe, do chom der guote Petrus, den brahte Andreas, do er zuo got gie, wie wol er in enphie ! er sprach: „du bist sun Johanna" : do offent sich iesa, 5 daz er ein tube ware und der sun der obristen genade.

550

52

Do gie unser hailant ze Galilee in daz lant. da vant er einen guot man, Philippus geheizzen; der brahte von Betsaida einen waren Israhelita. nu sprichet ein gramaticus, iz wsere Bartholomeus. 5 alse er zuo got gie, vil wol er in enphie. er sprach, daz er ane valsc wsere und an guotem gelouben saehe.

seo

53

Do gie er uf bi deme mere, do merete sich sin here, do vant er Zebedeum unde sin zwene sun, Jacobum unde Johannem, zwen guotmanne. si volgeten ouch Christe, der ein wart ewangeliste.

54

Darnach chom Thomas, der sit ein zwivelsere was. der brahte den anderen Jacobum, er was Christes muomen sun. Symon brahte Judam, selbe ladete er Matheum ewangelistam. er machete mit chrefte grozze wirtscefte.

G. 8rb 570

49, 1 N fette Initiale G. 3 berait G. 50, 1 keine fette Initiale G. 51, 1 keine fette Initiale G. hab G. 2 andreas sus G. Auch Ki. streicht sus 5 der (sun) Pi. : er G. : ein Ho. 52, 1 keine fette Initiale G. 2 einer G. 2 b so Ki. : geheizzen philippus san G. 4 vgl. Sehr. ZfdA. 66, 171 6 an v. G. 6b Ki. ergänzt in. 53, 1 keine fette Initiale G. 3 guot manne G. : vgl. Ki. zur Stelle. 54, 1 keine fette Initiale G.

580

420

DIE DICHTUNGEN DBB FRAU

8rb

Da iah man zeware. vil manigen ivndare Daz niden di gliiienaere. vn di icribaere. 25 Si Iprachen daz iz chriit wsere. ein frevnt der Ivndsere. Der da chom zelelte. der was niht der belte. Der was der ermiite man. 30 von dem ich ie v 8 nam. Daz was Judas Icariotis. ir ivlt den iin gewis. Er fach div gotis gvte. er moht Iin gemute. 35 Zf im niht cheren. er heizet iinen herren. In im hüb iich michel nit. iinen ichepph® verriet er iit.

Do waren di zwelf herren. 40 di mit got waren 8va Jungern di iinen. daz heilige ingeiinde. Dar zf erweiten waren, zwen vn iibentzich herren. 5 Die man an manigen enden, iolde fürlenden. Ze chaitellen vnd zeburgen. fwa ir durf wrde.

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15

20

25

so

35

AVA

Swa got bredigen wolde. daz ii daz chunden iolden. Vber ein iar nach iiner tovfe. da ward er ze einer brovtlöfte. Geladen vn die ivnger. iin. di heten lutzelen win. Do iprach div güte. des hailandes müter. Vil lieber ivne min. hie iit v s zert der win. Ze dirre wirtichefte. nu erzaige din gotlich chrefte. Do iprach der wandelt vrie. zt lande Marien. Wip höre her zv mir. was gehört daz zfmir oder zvdir. Hernach chumt div zit. wildu merchen gut wip. Daz ich vil wol erzaige dir waz ich han von dir. Do hiez ii di dineitman. ir ivn weien vndertan. Da itvnden iehi chruge itainein. di fvlten Ii algemain. Siguzzen dar in wazzer. gotes gewalt veiter. Wan ez ward der belte win. der dehainer mohte iin.

8rb: 32 den (!) Gr., verb. von Ho., Pi. (des) 36 heizet Ho. 8va: 3 erwelten (!) G. 8 durf (!) G. 24 was (!) G. 31 itainein (!) G.

DAS L E B E N J E S U

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5 da sah man ze wäre vil manigen sundare. daz niden di glissensere unde di scribsere. si sprachen, daz iz Christ waere ein frinnt der sundaere. 55

56

57

590

Der da chom zeleste, der was niht der beste, der was der ermiste man, von deine ich ie vernam. daz was Judas Scariotis, ir sult des sin gewis. er sah diu gotis guote, er mohte sin gemuote 5 zuo ime niht cheren, er hazete sinen herren. in ime huob sich michel nit: sinen scepher verriet er sit. Do waren di zwelf herren, di mit gote waren, jungern di sinen, daz heilige ingesinde. dar zuo erweite waren zwen unde sibenzich herren, die man an manigen enden solte fursenden 5 ze chastellen und ze bürgen, swa ir dürft wurde, swa got bredigen wolte, daz si daz chunden solten.

eoo

G. 8 va

Uber ein jar nach siner toufe da wart er ze einer brutloufte geladen unde die junger sin: di heten luzelen win. do sprach diu guote, des hailandes muoter: „vil lieber sun min, hie ist verzert der win 6 ze dirre wirtscefte: nu erzaige din gotlich chrefte."

58

Do sprach der wandels vrie zuo Sante Maxien: „wip, höre her zuo mir, waz gehört daz zuo mir oder zuo dir? hernach chumet diu zit, wiltu merchen, guot wip, daz ich vil wol erzaige dir, waz ich han von dir."

59

Do hiez si di dienestman ir sune wesen undertan. da stunden sehs chruge stainin, di fulten si al gemaine, si guzzen dar in wazzer: gotes gewalt vestete er, wan ez wart der beste win, der nehainer mohte sin.

55, 1 keine fette Initiale G. 3 suit den sîn G. 5 er heizet G. : er heizet (in) sinen Ho. : er hazet Ki. 56, 1 D fette Initiale G. 3 erweiten G. 5 durf G. 57, 1 keine fette Initiale G. 4 svne G. 58, 1 keine fette Initiale G. „Reimglättung durch Überarbeiter" Lgth. ; zum Verständnis der Stelle vgl. Ki. ZfdA. 74, 298. 59, 1 keine fette Initiale G. 2 stainein G. gemain G. 3 vester G. : vestete er Ki.

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DIB DICHTUNGEN DBB FRAU

An dem ahtoden tage all wir iz v s nome haben. Do gienge er auf einen berch hohen. 40 da erzeigte er iin ichone. 8vb Gotlich mit linen drin lungeren di er von den and s n wold beiundere. Daz ain was petrus. daz ander Johannes vn Jacobus. 5 Si iahen da vil michel wunne. iin antlutze wart liehter danne di iunne. Sin gewsete wizzer dann der Ine. des en iahen ii niht e. Vnder dev mit in was. 10 Moyies vn helyas. Si hörten hie nidene. ein itimme von himele. Vil willechlichen zf dem ivn. er hiez daz wir vsnaemen in. 15 Peter bat den gotes ivn da. daz er warhte driv tab 8 nacl'a. Dar nam der gotes iun. zv im iine ivnger. Er Ip a ch wir luln varen ze ierulalem. 20 daiz allez iol er gen. Daz vns die wiliagen. chunten in ir tagen. Da git man des menichen ivn. den heiden vn den dieten. 8va

AVA

25 Vil ier ii in villent. Si marterent in mit grimme. Nach manichvaltiger nöt. io lidet er den töt. Dar nach an dem drittem tage. 30 io eritet er von dem grab. Div rede was in zetief. ii v 8 itunden iich ir niht. Jdoch dahten ii dar z^. do nahten ii in iericho. 35 Bi dem wege iaz ein blint man. vil lüte er rüfen began. Er iprach iheiu dauidis chint. Mache mich geiehnde ich bin blint. Di da für füren. 40 di hiezzen in hören. 9ra Sumlich geitünden. vil harte Ii im dröten. Si baten in iwigen. iin rufen moht niem erliden. 5 So ii in iweigeten iemer. io rief er ie lüter vn mer. Fili dauit nu iich. erbarme dich vber mich. Do er zf im quam. io vil wol er in v s nam. Er hiez daz er im iagete. wei er gebeten habete.

8va: 39 an zu auf verb. G., auf Wi., Ho., an Pi. 8vb: 1 drieWi. 9 Vnder des verb. Wi. 30 grabe Ho. durchgestrichen G. 9ra: 9 z^Wi., Ho., £ Pi.

37 nach dauidis ist ivn.

DAS L E B E N J E S U

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An dem ahtoden tage, als wir iz vernomen haben, do gierig er an einen berch hohen, da erzeigete er sin scone gotlich, mit sinen drin jüngeren, di er von den andern wolte besunderen. daz ain was Petrus, daz ander Johannes unde Jacobus. 5 si sahen da vil michel wunne, sin antluze wart liehter danne di sunne, sin gewsete wizzer danne der sne, des nesahen si niht e.

G. 8vb 650

Under diu mit in was Moyses unde Helyas. si horten hie nidene ein stimme von himele vil willechlichen zuo deme sun, er hiez daz wir vernsemen in. Peter bat den gotes sun da, daz er warhte driu tabernacula. Dar nam der gotesun zuo ime sine junger, er sprach: „wir suln varn ze Jerusalem, da iz allez sol ergen, daz uns die wissagen chunten in ir tagen. da git man der magede sun den haiden unde den Juden. V. 117ra 5 vil sere si in villent, si marterent in vil grimme, nach maniger not so lidet er den tot. dar nach an dem triten tage so erstet er von deme grabe."

6«o

Di. 23 9 670

Diu rede was in ze tief, si neverstunten ir niet, iedoch dahten si derzuo, du nahten si Jericho. bi dem wege saz ein plinter man, vil lute er ruofen began, er sprach: „fili Davit, nu wis du mir genadich." Die da vur fuoren, die hiezen in hören. sumiliche in stouten, vil harte si im drouten. si baten in swigen, si sprachen, sin ruofen mähte niemen erliden.

eso

G. 9ra ego

Do si in sweigten iemere, so ruoft er lutere : „fili Davit, erbarme dich über minen lip!" do er zuo ime quam, vil wol er in vernam. er hiez daz er ime sagete, wes er gebeten habete.

60, 1 keine feite Initiale G. In der ahtoden wochen oder Dannen über acht wochen Bury 2 gienge G. auf einen Ho. : an P. 01, 1 keine fette Initiale G. 62, 1 keine fette Initiale G. sun : iungerun Bay. 4 Mit git beginnt V. wieder des menschen svn G. d.h. vn den dieten. G. 5 uiltent V., verb. von Di. in mit g. G. 6 manichvaltiger n. G. 63, 1 si v"stunden sich i.n. G. niht V. 2 si in i. G. 3 lûte V. 4 da|uid V. Er sprach ihesu dauidis chint. Mache mich gesehnde ich bin blint. G. 64, 1 uur fören V. 2 Sumlîch gestünden. G. instnovten V., verb. von Di. unier Verweis auf 98,1 3 si sprachen fehlt G. 65, 1 SoG. swegtenV. sorieferielûtervnmêr. G. 2 P. dauit nu sich. G. dauid V. min lip V. vber mich G. 3 im chôme Y. 4 ime (!) V.

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D I B D I C H T U N G E N D B B F R A U AVA

Der blint ip a ch h s re ich vlehe. daz ich zehant geiehe ib Daz lobt vnier trehtin. daz er des ichatzes niht enbat in. E r ip a ch din gelovb ernert dich, nu ginch hin vn iihe. Hinnen für mere. 20 an libe. vn an iele.

9ra

Daz ich iv läge daz iit war ein burch heizzet famaria. Dar chom vnier herre. zv einem brunne here. 25 Di iunger giengen in di burch. Si würfen im notdürft. Do chom ein wip gegangen, vn wold Ichepphen des brunen. E r bat ii im dei brunne fchenchen. 30 Ii mohten Iin niht gedenchen. Nach vil manigem wörte. all ich iagen horte. Do lagt er ir daz erz was. de chumftig meiiyas.

85 Do chomen iin iunger. iie nam des grozzes wunder. Was er lo genote. mit dem wibe chölte. Niht langer Ii da iaz. 40 Ii liez da nider daz brunnevas. Orb

Vil drat Ii danne lief, heya wie Ii rief. Nu iömet evch niht. vni ift chomen ein michel li e ht. 5 Vor der burch iit ein man. der lagt mir waz ich han getan. Durch Iin güte tet er daz. daz er daz tet funder laz. Erlert mich ichöne. 10 von iexte vntz hintz nöne. Nv wizzet daz iz war iit. er iit der uil heilige chriit. Si iag in reh daz er was. der chunftig meiiyas.

9 r a : 28 brunnen Ho. 29 brunnen Ho. 34 de (!) G., verb. von Ho. (der) 40 brunnevas (1) G. 9rb: vor Z. 1 ein Bild: Jesus und die Samariterin am Brunnen 13 lag (!) G., verb. von Ho. (lagt) reh (!) G., verb. von Ho. (reht)

DAS L E B E N J E S U

5 do sprach der plint bi dem wege: „herre, daz ich gesehe!" unser herre lobte daz, daz er des scazes niene bat. er sprach: „din geloube ernert dich, nu gench her naher unde gesich hinnen vur mere an dem libe unde an der sele!" 66

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68

425 700 Di. 240

Daz ich iu sage daz ist war, ein burch hiez Samaria, dar chom er muoder gegangen, er saz über einen brunnen. die boten giengen in die burch, si würfen des in was dürft, do chom ein wip gegangen, si wolt scephen den brunnen. 5 si nemoht es niht gedenchen, er bat si ime des brunnen gescenchen. nach vil manegen Worten, als ich sagen horte, du saget er ir daz er was der chunftige Messias. Do chomen sine jüngere, si begunden sich wunderen, waz er so genote mit dem wibe chosote. niht langer si da nesaz, si lie da ligen daz brunnevaz. vil drate si danne lief, hei wie lute si rief: „Nu nesumet iuch langer nieht! iu ist chomen ein lieht. vor der burch ist ein man, der sagete mir allez daz ich han getan, durch sine guote tet er daz, daz er daz tet sunder laz. er lerte mich vil scone von sexte unze none. 5 nu wizzet daz iz war ist, ez ist der heilige Christ." si sagete rehte daz er was der chunftige Messias.

710

720

G. 9rb 730

V. 117rb

65, 5 Der blint sp'ch h"re ich vlehe . daz ich zehant gesehe G. 6 Daz lobt vnser trehtin. G. schatzes niht enbat in G. 7 gelovb ernSrt G. : g. hat ern. V. g. hin v n sihe G. gesich V. 8 uür V. an libe. vn an sele. G. r 66, 1 D fette Initiale auch G. heizzet G. 2 statt dessen in G.: Dar chom vnse herre. zv einem brunne höre. G. 3 Di iunger G. Si würfen irn notdurft. G 4 vn w. s. des br. G. seephen V. 5 Er bat si im des brunne schenchen. si mohten sin niht gedenchen. G. 6 manigem wörte G. 7 nach 68, 6 hergestellt von Ki.: ir daz. daz er was chunf-|tige m . V.; daz erz was. de chumftig messyas. G. 67, 1 sin iunger G. sie nam des grozzes wunder G. 2 chösöte Ki.: geredet [ hete V.: chöste G. 3 Niht: Initiale V. da saz G. si liez da nider d. b. G. 4 heya wie si G. 68, 1 keine Initiale V., G. Nu sömet evch niht. G. nih langer! iu (I) ist ch. V.: vns ist ch. ein michel 1. G. 2 saget Y. sagt mir waz ich G. 3 b fehlt V.; Ki. setzt hier eine Lücke in der Überlieferung an. 4 Erlert mich schöne. G. vntz hintz n. G. 5 er ist der uil h.ch. G. 6 Si sag in reh G.

740

426

D I E DICHTUNGEN D E R F R A U AVA

9rb

15 Do Ii daz wip vsnamen. Ii begunden dar gahen. Si enphiengen in mit minne. ii begunden an in gedingen. Daz er durch fin gùte. 20 ein lutzel da gedaehte. Da was der heilig chrilt. reht zwayer tage fritt. Vii wol er Ii lèrte. di itat er alle becherte. 25 Do wol vnier. vnler herre. z f der heidenilchen diet chèren Do chom er zwein burgon. di hiezzen tyrus vn iydon. 9 va Danne ein wip lief. vii l'H Ii im nach rief. Si ipach fili dauit. wis mir genedich. 5 Min tohter iit beheftet, mit micheler vnchrefte. Vnier herre ez über hórt. fin iunger in nóten. Daz er vmbe isehe. io vn des wibes rede vBnseme.

9rb: 25 wol (!) G., verb. von Ho. (wolt) 9va: 14 voi (!) G., verb. von Ho. (volc)

15

20

25

30

35

E r ip a ch ich bin niht geiendet. zedenhaideniichen enden. Sunder bin ich chom durch daz. durch daz vol daz vB16rn was. Innen div daz wip f t r gie. ze ffzzen Ii im viel. Si Ipach h s re erbarme, dich ub8 mich arme. E r Ipach del iit niht not daz man daz heilige bröt. Neme von den chinden. vn werf iz den hunden. Del antwrte im daz wip lar. herre du halt war. Iedoch chomet zehelfe. di bröiem den wselfen. Die von de! hsren tiiche choment. di hungerigen hund iz nement. TA Jinen fvzzen ii lieh bot. ü chlagt im warnende lin not. Do Iprach der heilig chrilt. owe wip wie gröz din glovb iit. Ali du welleit Io geichehe dir. getroitet var du von mir. In allem dinem lere. gewerre dir nimmer mere.

vnier. [vnier] Ho.

DAS L E B E N

69

70

71

72

JESU

Do si daz wip vernamen, si ilten dare gahen. sie enphiengen in mit eren, si begunden in vlegen, daz er durch sine guote ein luzel da getwalte. da was der heilige Criste rehte zweir tage friste. 5 vil wol er si lerte, die burch er al becherte. Do wolte unser herre ze der heidenscefte cheren. do chom er ze zwein bürgen, der hiez einiu Tyri unde Sydon. dannen uz lief ein wip, vil lute si ime nach rief: „fili Davit, nu wis mir genadich! 5 min tohter ist beheftet mit micheler uncrefte."

427

Di. 241

750

G. 9 va 760

Unser herre iz uberhorte, die zwelf poten in noten, daz er umbe sähe unde des wibes pete vername. er sprach: „ich nebin niht gesendet ze den haidenisken enden, sunder ich chom umbe daz daz daz israheliske liut da verlorn was!" 5 innen diu daz wip vur in gie, an dem wege si vur in viel. si sprach: „fili Davit, erbarme dich über mich vil armez wip!" E r sprach: „Daz nist niwiht guot, daz man daz prot neme den chinden unde werfe iz den hunden." des antwurte im daz wip sa: „herre, du hast vil war; iedoch chomen ze helfe die broseme den weifen, 5 die von des herren tiske quement, die hungerigen hunde si nement." ze sinen vuozen si sich pot, si chlagete im weinunde ir not. do sprach der heilige Crist: „owi wip, michel din geloube ist. also du wellest so gescehe dir, getröstet var du vone mir in allem dinem sere, daz newerre dir niemer mere!"

770

780

Di. 242

69, 1 si begunden dar g. G. 2 sie e. (!) V. mit minne G. beg. an in gedingen G. : phelegen V. : phlegen Pi. : vlehen Ki. 3 getwalte Ki. (nach 107, 1) : getaete V. : gedrehte G. : gertite Schröder (nach Ki.) 4 zeweir V. 5 di stat er alle b. G. becheret V. 70, 1 D fette Initiale auch G. Do wol vnser. vnser herre. zf der heidenischen diet ch. G. 2 ze fehlt V. heiz V. di hiezzen tyrus vn s. G. burgun (-on): Sydon Bayfer) 3 Danne ein wip lief. G. lief : riefWes., Bay.; Ki. folgt V. gegen Wes. 4 Si spach f. d. G. dauid V. nu fehlt G. 71, 1 keine Initiale V., G. hört G. zewelf V. sin iunger in n. G. 2 pete V. : rede G. 3 ich bin niht G. 4 Sunder bin ich chom durch daz. durch daz vol (I) daz v'lörn was. G. 4b durch daz isra-¡heliske l°ut daz da uerlorn was. V. 5 uür in lief V.: fvr gieze fvzzen si im viel. G. gie : viel Wes. uür V. 6 s. sp. hsre erbarme, dich ubB mich arme. G. dauid V. 72, 1 Er sprach fehlt V.; Daz Initiale V. E. sp. des ist niht nöt G. niuht V. daz heilige bröt G. 2 neim V. Neme von d. ch. G. 3 vil fehlt G. 5 hund iz n. G. 6 chlagt im w. sin n. G. 7 o. w. wie gröz din glovb G. 8 Als G. 9 sere. gewerre dir G.

790

428 9va

40 9vb

5

10

15

D I B D I C H T U N G E N D E R F R A U AVA

Div buch iagnt vns alius. ein burch hiez celari9. Da chom er müder gegangen. mit anderen linen iungeren. Er bat daz Ii im lagten. all Ii iz vernom hatten. Vn des niht enliezzen. wen di levt des meniche chint hii Nv fprechent iumlich l t t e . du Bit Johannes bedf te. Sumllch haizzet dich helyam. ettlich ieremiam. Oder ettllchen der wiiiagen. da für wellent Ii dich haben. Do fpraeh aber alius. vnier herre ieius. Nu iult ir mir lagen. wa für wellet ir mich haben. Des antwrt im petrus. der was ein platus. Vil wol waiz ich werdu biit. du biit der heilig chriit.

9va: 37 iagent Ho. 9vb: 18 heiligeWi.

19 lebentigen Ho.

20

25

3o

35

40

Des lebntigen gotis ivn. der vn£ von himel chom. Do Ip a ch der heilige chriit iymon vil faelig du biit. Ez hat dir niht geoffenot. weder din fleich noch din blüt. Sunder min vat 8 der da iit. 7 qui habitat incelis. Noch der helle porte geltent vor dinen wörten. Ich enphilhe dir zedinen ßirnen. zerlöien vn zerbinden Inder erde vn indem himele. da enii dir niht widere. Ich gib dir di flvzzel des himeles. vil gewaltich iiitv iin alles. Ich wil •W dich Itiften. di chriitenheit berihten. Dv biit der aller beite. geleit an die grünt veite. Ein itain wirdeitu genennet. vil maniger fich din noch mendet.

24 fleich (!) G., verb. von Ho. (fleiich).

DAS LEBEN JESU 73

74

Die buoch sagent uns sus: ein burch hiez Zesarius, dar chom er gegangen mit anderen sinen jüngeren. er bat si daz si im sageten, alse si vernomen habeten, waz die liute redeten umbe den sun des mennisken.

G. 9 vb

„Nu sprechent sumiliche sus, du sist Johannes. so sprechent sumiliche daz, du sist Elyas. so sprechent sumliche daz, du sist Jeremias oder etlicher der wissagen, da vur wellent si dich haben."

75

Des antwurte in alsus unser herre Jesus: ,,nu sult ir mir sagen vur waz ir mich weit haben." des antwurte ime Petrus, der was ein prelatus: „vil wol weiz ich, wer du bist, du bist der heilige Crist, 5 des lebentigen gotes sun, der uns von himele chom."

76

Do sprach der heilige Crist: „vil salich, Simeon, du bist. iz nehat dir niht eroffenot neweder fleisk noch pluot, sunder min vater, der da ist, qui habitat in celis. noch die helleporten di negestent niht vor dinen Worten. 5 ich bevilhe dir an dem sinne ze losene unde ze bindene."

77

429

8oo

V. 117va sio

8-jo

Er sprach: ,,in der erde unde in dem himele des nesi dir niht widere. ich gibe dir die sluzele des himeles, vil gewaltich sis du is alles. Di. 243 830 ich wil uf dich stiften die Christenheit rihten. du bist der allerbeste, geleit an die gruntfeste, 5 ein stein wirstu genennet, vil maniger din noch mendet."

73, 1 D fette Initiale auch G. Dei V. alsus G. 2 er müder g. Gr. 3 bat daz G. si iz v. G. uenomen V. 4 Vn des niht enliezzen. wen di levt des mensche chint hiezze. G. 74, 1 sumlich lvte. d.s.J. bedvte. G. 2/3 Sumlich haizzet dich helyam. ettlich ieremiam. G. 4 ettlichen G. uiir V. 7 5 , 1 Do sprach aber a. G. 2 uür V. wa für wellet ir mich haben. G. 4 ieh (I) V. 5 uns chom uon himele V.: vns von himel chom G.; Umstellung auch Di., Pi. 76, 1 criste (I) V. symon vil sselig du bist. G. 2 E z h a t G . geoffenot G. weder din f. noch din b. G. 3 7 ( = et) qui G. 4 der helle porte G. dine fehlt G. niht fehlt G. Ki. stellt Z. 4 hinter 77, 2 6 beuilehe V. Ich enphilhe dir zedinen sinnen. G. d i r a n ( I ) Y . zerlösen G. ze bindene fehlt V. zerbinden G. 77, 1 Er bis unde fehlt V. Er sprach fehlt G. da ensi d. G. 2 himiles (I) Y. sist V. sistv sin a. G. 3 er sprach ich w. V. üf V. berihten G. 6 genenet V. sich din G.

430

DIE DICHTUNGEN DER F R A U A V A

10 ra

Do er in daz hus q a m. vn er ezzen began. In dem lelben mufhfis. chom da zehus. 5 Ein iuntigez wip. aliiz an der rede quit. Si braht ir ialben. ii gie chriites halben. Si gie hinder im z^. 10 nider chniet Ii do. Si weinte uii fvzze. ii bot fich zegotis fuzzen. Mit traeheren ii liv badete. mit der ialben falbete. is Mit dem har lis wiiichete vil liblich ii iiv chuite.

Des dinites ninder gedahte. Symon der in dar brahte. Er gedaht in linem mvte. 20 wsere dirre gute.

Ein rehter gphete. all ich gedaht hete. Er erchande wol daz wip. ir iit iundich der lip. 25 Er iprach daz ii zeware ein iundaerinne wsere. Do ip a ch chriit ze dem manne hore her iymon danne. Du iold ein vrteil mselden. zwèn man lolden gelden. Der ein iold beiunder. 5 pheiminge fünfhundert. Der and8 iolt niwan fumftzich. iymon wie duncht dich. Do liez er in di ichulde. daz Ii im wseren holde, io Durch grozz minne. di iaelben phenninge. Nu zaige dinen wiit^m. vn läge mir iymon. Wederre den herren. is iolte minnen verrer.

lOrb

10ra: nachZ. 16 ein Bild: Sünderin, Jesus die Füße waschend, bei Simon. Erklärung abgeschnitten. G. lOrb: 10 grozze Ho.

431

DAS LEBEN JESU

78 Do ladet in ein siech man, er hiez in bitten, daz er durch sine guote in von der miselsuhte nerte. do er in daz hus quam unde er ezzen began, in dem selben muose chom dar ze huse 5 ein suntigez wip, alse iz an der rede chwit. 79

G. lOra 840

Si brahte ir salbe, si gie Christes halbe. si gie hinder im zuo, nider chnite si duo. si weinote vil suoze an die gotes vuoze. mit trahenen si si badete, mit der salben salbete. 5 mit ir vahse si sie wiskte, vil lieblichen si si chuste.

850

80 Ich weiz ins der bedahte, der in dar brahte. er dahte in sinem muote: wäre dirre guote ein rehter prophete, alse ich gedaht hete, er rechante daz wip, ir was vil suntich der lip. 5 er sprach daz si wäre ein gemeiniu sundare.

seo

81 Do sprach Christ ze dem manne vone sinen gedanchen: „hör, here Symeon, du solt ein urteile tuon. nu waren zwene arme man die solten scaz gelten, der eine besundert der solt vif hundert, 5 der ander dar engegene sibinstunt zehene. do verliez er in die sculde, daz si ime waren holde, durch vil michel minne die selben phenninge. nu sage du mir, Simeon, zeige dinen wistuom, weder den herren solte minnen mere."

78, 1 wohl man : bittan Bay. Di. i m ,

Z. 1 und 2 fehlen G.

dem mit Blick auf Marc.

14, 3 zu folgen ist

G. lOrb 870

Di. 244 sso

2 michel suhte V. : miselsuhte 3 D o Initiale

V.

4a mus-

hûs G. 5 chut V. 79, 1 keine Initiale V., G. 2 chi-|nite V., chniet G. 3b si bôt sich zegotis fûzzen. G. 4b fehlt V. salben ht geändert. Was den „Alexander" betrifft, so wurde zuerst von D i e m e r der alte Vorauer Text veröffentlicht.3) Danach hat wieder H.E. Müller einen Abdruck gegeben, der sich auf Diemer stützt. Vorher hatte K. Kinzel 4 ) die Vorauer zusammen mit der Straß burger Fassung kritisch herausgegeben; ich selbst habe früher versucht, einen „lesbaren Text" nach der Handschrift V. herzustellen.5) Mein Text bemüht sich im Zusammenhang des vorliegenden Bandes, der alten Form des Lieds nahe zu kommen, d.h. die Frage nach der Strophenform und dem Langzeilencharakter zu stellen. Lamprechts liet scheint mir noch der beispielhafte Vertreter der umfangreicheren Erzähldichtung in Langzeilenstrophen ungleicher Länge, also von laissenartigem Charakter, zu sein. Der Gang der Diktion bewegt sich in ausgesprochenen Langzeilen; nur selten ist am Ende der Langzeile kein Satz- oder Satzteilschluß. Die Initialen der Vorauer Handschrift markieren regelmäßig den Beginn der Strophen, die in der Regel zwischen drei und neun, in der zweiten Hälfte auch mehrfach zehn Zeilen umfassen. Überhaupt neigt die zweite Hälfte zu längeren Strophen: während bis vs. 400 Vier- und Dreizeiler die häufigsten sind, kommt später nur noch einmal ein Dreier, dreimal der Vierer vor. Bis vs. 800 stehen davon noch zwei Vierer. Fünfzeiler erscheinen bis vs. 800 neunmal, später nur noch dreimal. Bei den Sechszeilern bleibt es ungefähr gleich, und die Sieben- und Achtzeiler sind in der zweiten Hälfte häufiger als in der ersten; dagegen gibt es wieder neun Neunzeiler in der ersten, nur vier in der zweiten Hälfte, in der aber sechs Zehnx

) Neue Funde aus dem 12. Jahrhundert. Beitr. 41 (1916) 513 ff. ) Die Werke des Pfaffen Lamprecht nach der ältesten Überlieferung ( = Münchner Texte 12) 1923. 8 ) Dt. Ged. des 11. und 12. Jhs. (1849) 183ff. 4 ) 1884 ( = Germanist. Handbibliothek 6); vgl. auch Pipers Abdruck, Spielmannsdichtung II (o.J. = Dt. Nat. lit, Bd. 2, 2) 110 ff. •) Dt. Literatur in Entwicklungsreihen, Reihe „Geistl. Dichtung des Mittelalters" Bd. 6 (1940) 21-46. 2

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D I E W E R K E D E S P F A F F E N LAMPRECHT

zeiler stehen (nur einer in der ersten Hälfte). Strophen von elf und zwölf Zeilen kommen je einmal in der ersten, je zweimal in der zweiten Hälfte vor. Dreizehnzeiler, die man nicht durch einen Eingriff zerteilen möchte, stehen 485 ff. und 703ff. Dagegen scheinen mir die Dreizehnzeiler 115ff. und 323ff. schon von ihrem Inhalt her zerlegbar oder sogar zu zerlegen : mit Daz ich von ime sage daz ist war vs. 125 und mit unt also si zesamene chomen vs. 337 setzt der Vortrag neu ein. Aus dem gleichen Grund scheinen mir andere längere Initialenabschnitte in mehrere Vortragsstrophen zu zerlegen: der Vierzehner 919ff. bei 933 in zwei Siebener; âne der wunderliche Alexander 932 ist ein guter Strophenschluß. Zwei Fünfzehner 507ff. (zu teilen bei 537 in 10 + 5 Zeilen: Unt aiser do wider reit ein guter Neueinsatz) und 1129ff. (zu teilen bei 1148 in 10 + 5 Zeilen: Darios was ein chunich rieh ist ein guter Schluß, Unde also der brief fur in chorn ein guter Neueinsatz) ; ein Sechzehner 1339ff. (zu teilen bei 1361 in 11 + 5 Zeilen; Nu vernement, waz Alexander sprach guter Neueinsatz); ein Siebzehner 559 ff. (zu teilen bei 569 in 5 + 12 Zeilen : Er sprach: „herre . . . " ein guter Neueinsatz); drei Achtzehner: 1303ff. (zu teilen bei 1321 Man saget von dem stürm, der uf Wolfenwerde geschach in 9 + 9) ; 1461 ff. (zu teilen bei 1483 in 11 + 7 Zeilen: Also man sînen willen vernam) und 1497ff. (zu teilen bei 1517 in 10 + 8 Zeilen: Da Alexander durch das wal brach) mit lauter guten Neueinsätzen; schließlich noch ein Zwanzig- und ein Dreiundzwanzig-Zeiler : 953 ff. (zu teilen bei 969) und 1415ff. (zu teilen bei 1429 Nu vnl ich, iu chunden über al und wohl auch bei 1449 Von Persien wurden ime gesant in 7 + 10 + 6 Zeilen). Bedenkt man, daß diese zehn oder zwölf überlangen Abschnitte und ihre Aufteilung, d.h. also die Annahme von zehn oder zwölf vergessenen Initialen auf im ganzen einhundertundzehn Strophen kommen ; daß ferner die meisten dieser vergessenen Initialen auf den Schlußteil (nach vs. 933) fallen; daß schließlich eine Reihe von Stellen, an denen auf diese Weise Initialen eingefügt werden, ihrer Art nach geradezu ausdrückliche Neueinsätze sind, so wird man den vorgetragenen Vorschlag nicht für unmöglich erachten. Einmal scheint übrigens auch eine Initiale zuviel zu stehen : bei vs. 397 werden zwei Zeilen von den eng dazugehörigen folgenden sieben getrennt; ich zähle diesen Abschnitt unter den Neunzeilern mit. 6 ) Es ist nicht unbedingt notwendig, alle diese Unterteilungen vorzunehmen ; ein klar zum Vortrag in Langzeilenstrophen gegliedertes Erzähllied liegt uns jedenfalls hier noch vor. Die nachdrückliche Wirkung der nach Art der alten Laissenstrophen repetierenden, drei bis zehn Zeilen zum Vortragsabschnitt gestaltenden Erzähl- und Vortragsweise wird uns besonders bewußt, wenn wir noch einmal auf die Langzeilen schauen. Ihr Charakter, die Einheit von Langzeile und Satzaussage, ist beim Alexanderlied noch einmal besonders evident. Besonders häufig ist hier noch Langzeile = Satz = Aussage = Gedanke ; und ebenso wirkungsvoll kommt die Langzeile zur Geltung, wenn sich in bestimmten e

) Von der Abschnittstechnik der Ausgabe von Müller weiche ich ohne Bemerkung auch da ab, wo der Großbuchstabe eines am Zeilenanfang stehenden Eigennamens einen Neubeginn anzusetzen erlaubt (vs. 81. 537. 545. 681. 893. 1239. 1247 und 1461).

DIE W E R K E DES PFAFFEN

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Fällen, direkten oder indirekten Reden, abhängigen Sätzen, in Vergleichen, Aufzählungen usw. mehrere solcher Zeilen zum Gedanken zusammenschließen, von denen jede aber wieder einen Satzteil darstellt (Beispiel: 55ff.). Selten sind Ansätze zu Brechungen einfachster Art; 221 f. oder 226f. oder 666f., 867f., 1172f. und 1275f. sind einmal der Satz und der Vers nicht identisch; Str. 85,4; 91,7; 112,5 oder 113,4 kommt so etwas wie ein Enjambement vor. Was die Umsetzung der Verse des „Vorauer Alexanders" in die der Straßburger Dichtung betrifft, so darf man diesem Vorgang nunmehr eine tiefere Bedeutung geben, als man es bisher tat. Es geht hier nicht nur darum, bessere Verse zu bauen; nicht nur um die Glättung des Reims und des Rhythmus und um die Herstellung gleichmäßig langer Verse, d.h. die Ausscheidung überlanger Verse durch neu eingeführte Reime. Vielmehr strebt der frühhöfische „Straßburger Alexander" danach, die neue Form der Erzählung in fortlaufenden Versen (Reimpaaren) an die Stelle des alten blockhaften Erzählens in Strophen aus Langzeilen zu setzen. Diese Beobachtung führt uns notwendig sogleich in die Diskussion über die z e i t l i c h e Einordnung L a m p r e c h t s und sein Verhältnis zu Veldeke. Was zunächst die absolute Datierung betrifft, so scheint mir nach S i t t e s Buch7) die Ansetzung des „Vorauer Alexander" auf die Zeit um 1150 gesichert; auch de B o o r denkt an diesen Zeitpunkt.8) Nachdem die Datierung des Rolandslieds vor diese Zeit nicht mehr zwingend, für mich ganz unwahrscheinlich ist,9) fällt jeder Anlaß, für Lamprecht weiter zurück zu gehen, endgültig weg. Noch wichtiger ist das Verhältnis der Straßburger Bearbeitung zu Veldeke. Es ist seit langem umstritten, ob diesem oder dem „Straßburger Alexander" die Priorität gehört. Seit den eindrucksvollen Ausführungen Jan van Dams 1 0 ) pflegte man den „Straßburger Alexander" vor Veldekes „Eneit" anzusetzen; die unbestreitbaren Beziehungen zwischen den beiden erklärte man dann so, daß Veldeke an einer großen Zahl von Stellen vom „Alexander" Formeln und Formulierungen übernommen habe. Wie verträgt sich das mit unserer These ? Wenn der Dichter des „Straßburger Alexander" der Frühere und der Gebende in zahlreichen Parallelen ist; wenn er bereits in die neue Form der forteilenden Erzählverse umsetzt: wie kann dann noch Veldeke der Ruhm er inpfete daz erste rts (in meiner Deutung) zukommen? Da ist wesentlich, daß es schon früher durchaus auch Vertreter der gegenteiligen Ansicht gab. So hat sich besonders J u n g b l u t h 1 1 ) für die Priorität von Veldeke eingesetzt, und ebenso hat J . van Mierlo neuerdings sehr nachdrücklich die gleiche Meinung vertreten.12) Es trifft sich besonders glücklich, daß gerade in diesem Augenblick ein neuer energischer Versuch unternommen wird, Veldeke die Priorität auch in jenen zahlreichen Parallelen zuzusprechen, die ihn ') E . Sitte, Die Datierung von Lamprechts Alexander. 1940. ) Gesch. der dt. Lit. I. «(i960) 233. •) s. meine Einleitung zur Ausgabe „Alexanderlied" und „Rolandslied" in Reclams „Dt. Literatur in Entwicklungsreihen" (1940) 7; zuletzt ITr. Neumann. 10 ) Vorgeschichte. " ) Untersuchungen zu Heinrich von Veldeke. 1937. 12 ) Verslagen en Mededelingen van de Köning. Vlaamse Academie (1950) 660-698. 8

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DIE WERKE DES PFAFFEN

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mit dem „Straßburger Alexander" verbinden. Cola Minis 13 ) hat in seiner Amsterdamer Antrittsrede vertreten und wahrscheinlich gemacht, daß auch der „Straßburger Alexander" aus Veldeke seine Anregungen hat; daß Veldeke der Gebende war, auch in jenen Parallelen. Trifft das zu, dann verschwindet die erwähnte Schwierigkeit; der Dichter des „Straßburger Alexander" hat nicht nur in zahlreichen Einzelheiten von Veldeke gelernt. Er hat vor allem auch die neue Art und Form des Erzählens von Veldeke übernommen und das alte Vorauer Alexandergedicht danach in die moderne Form zu bringen sich bemüht. In der sprachlichen Form habe ich das Alexanderlied an den „Tobias" angenähert, und zwar in folgender Weise: 1. Alle Fortisierungen im Anlaut wurden beseitigt (püch > buch etc.), 2. pf im Anlaut > p (pfaffe > paffe, phlegen > plegen etc.), 3. b intervokalisch und nach Liquid > v (leben > leveri), b im Auslaut nach Vokal > / (lib, lip > lif) verändert. 4. Auslautendes g nach Vokal und Liquid (oft auch c geschrieben) wird mit ch wiedergegeben (manig > manich). 5. Verschobenes k im Anlaut und nach Konsonant (geschrieben ch) wird in k, (c) zurückverwandelt (chunig > kunig; merchen > merken). 6. Einzelwörter sind in den folgenden Fällen ausgeglichen: gen, sten > gän, stän (wie schon in der Ausgabe des Alexanderlieds von 1940). über: Im Tobias nur over, im Alex, nur über; Ausgleich erfolgt nach over. nach: Im Tobias steht na (4 X), nach (1 X); im Alex, überwiegend nach, daneben erscheint na, einige Male sogar im Reim, etwa 98, 6 da: na; ich schreibe na. als : Im Tobias steht meist alse, einmal also; im Alex, meist also, gelegentlich alse, als. Da im Alex, also gelegentlich im Reim auf unverdächtiges o erscheint (45, 10), lasse ich also neben alse stehen.

ls)

Cola Minis, Er inpfete daz erste ris. Groningen (1963) 8f. und l l f f .

DIB WERKE DES PFAFFEN

LAMPRECHT

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W e i t e r e L i t e r a t u r zum Tobias: J . v a n D a m , Die sprachl. Gestalt der Stargarder Eilhart- und Lamprecht-Hs. Neophilologus 8 (1922) 20 ff. ; ders., ZurVorgesch. des höfischen Epos (1923) ( = Rhein. Beitr. und Hilfsbücher zur german. Philologie und Volkskunde V I I I ) 16; C. Minis, Pfaffen Lamprechts Tobias und Alexander. Neophilologus 38,4 (1954)252—254; A. R o s s m a n n , Wort und Begriff der Wahrheit in der frühmhd. Lit. Diss. phil. Tübingen (1952) 80-82; E . S c h r ö d e r , Reimstudien II. Nachr. der Göttinger Ges. der Wiss. Phil. hist. Kl. 1918, 425 Anm. 2; A. W a l l n e r , Pfaffendichtung. II. Lamprechts Tobias und Alexander. Beitr. 43 (1918) 199-208. W e i t e r e L i t e r a t u r zum Alexanderlied (sofern sie nicht verzeichnet ist in: G. Ehrismann, Gesch. der dt. Literatur II, 1, im Verfasserlex. Bd. I I I u. V und bei de Boor): K. B a r t s c h , Alberic von Besanzon. Germ. 2 (1857) 449-464 und Germ. Studien 1,2; H. de B o o r , (über: E. Sitte, Die Datierung von Lamprechts Alexander) ZfdPh. 68 (1943/44) 178-181; G. C o r d e s , Zur Sprache Eilharts von Oberg (1939); H. E g g e r s , (über: D.Teusink, Das Verhältnis zw. Veldekes Eneide und Alex. Lied) Euph. 45 (1950) 499-502; G. E h r i s m a n n , Duzen und Ihrzen im MA. ZfdWortforschg. 2 (1902) 118-159; T h . F r i n g s , Stuzel. Vorauer Alexander 1034. 1043. 1111. Beitr. 52 (1928) 438-444; ders., (über: E.Sitte, Zur Datierung von Lamprechts Alex.) Archiv 181 (1942) 56f.; E. G i e r a c h , (über: van Dam, Zur Vorgesch. des höf. Epos) AfdA. 48 (1929) 111-113; K . H. H a l b a c h , (über: L.Denecke, Ritterdichter und Heidengötter) AfdA. 50 (1931) 147f.; A. H ü b n e r , Alexander der Große in der dt. Dichtung des Mittelalters. Die Antike 9 (1933) 32-48; L. K i r c h e n b a u e r , Raumvorstellungen in der frühmhd. Epik. Diss. phil. Heidelberg (1932); H. M e n h a r d t , Zur Herkunft der Vorauer Hs. Beitr. 78 (Tübingen 1956) 426-428; H. N a u m a n n , (über: L.Denecke, Ritterdichter und Heidengötter) DLZ 52 (1931) Sp. 1410f. ; F . P f i s t e r , Studien zum Alexanderroman. Würzburger Jahrbücher für die Altertumswiss. 1 (1946) 31-39; A. R o c h a t , Über die Quelle des dt. Alexanderliedes. Germ. 1 (1856) 273-290; A. R o s s m a n n , Wort und Begriff der Wahrheit in der frühmhd. Lit. Diss. phil. Tübingen (1952) 192-200; G. S c h m i d , Christi. Gehalt und germ. Ethos in der vorhöf. Geistlichendichtung. Diss. phil. Erlangen (1938) ( = Erlanger Arbeiten zur dt. Lit. 9) 5-18; N. S c h n e i d e r , Erziehergestalten im höf. Epos. Diss. phil. Bonn (1935) 7 - 1 7 ; E . S c h r ö d e r , Die dt. Alexanderdichtungen des 12.Jhs. Nachr. der Göttinger Ges. der Wiss. Phil. hist. Kl. 1928, 45-92; ders., Reimstudien II. Nachr. der Göttinger Ges. der Wiss. Phil. hist. Kl. 1918, 425f.; ders., ,Lückenbüsser\ ZfdA. 60 (1923) 284; ders., Regina Austri. ZfdA. 67 (1930) 154; ders., Aus der Reimpraxis frühmhd. Dichter. ZfdA. 75 (1938) 205-211; W. S c h r ö d e r , Zum Vanitas-Gedanken im dt. Alexanderlied. ZfdA. 91 (1961/62) 38-55; I. S c h w e n d e n w e i n , Das Historische in der vorhöf.-spielmännischen Geistlichendichtung. Diss. phil. Wien (1955); L. S p a c h , Le moine Lamprecht et son poëme d'Alexandre le Grand. Extrait du Bulletin de la Société littéraire de Strasbourg. T. I I I (1867) 217ff.; D. T e u s i n k , Das Verhältnis zw. Veldekes Eneide und dem Alexanderlied (Amsterdam 1946); C. Wesle, (über: de Boor, Frühmhd. Studien) AfdA. 45 (1926) 90-93; W. W i l m a n n s , Der Straßburger Alexander und Eilharts Tristrant. ZfdA. 27 (1883) 294-298; W i s b e y , (überG.Cary, The médiéval Alexander) AfdA. 70 (1957/58) 116-122. Ü b e r s e t z u n g : R . E. O t t m a n n , Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht (o.J.).

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D I E W E B E E DES P F A P F E N L A M P R E C H T

3v

er tobie

e vns geven.' daz w s hie fo rechte geleven. Daz w 8 n.' in d 8 vordeBn Ichare. Dar i£t Itedeliche lelich t. Dei biddit d s paffe läbrecht.' al ne iit er nith die.' die ßch z f deme rechte willet gezien. 5 hen.' daz rvret manege gfde fachen. So we z er lieh wesliche begat. Vn hauet h s dan d8 Ie ie £o minnet er diz bvoch. Iz leret ine vile ar na van. Daz er ieon8 hevede plegen.' vnde en. Iz wilet öch den bofen.' wie er iich mach 10 ie hevet des gewalt.' d 8 manegen wnd8 hat ge chte.' daz ich ittezvene dar mide berichte. Iz z er vch albetalle vnzit. Van vnrechteme ge bi.' i teftamto (winne.' nv höret wie ich des begine. echte.' dat quit von deme äldeme gedichte. 15 iungen man. Dar vbe ich doch des began. D s zet ime thobyas. Vn läget dat h s den lif gewn e. V n dütet öch me8.' von welekeme lade daz er we8.

Die Hs. ist heute verschollen; Abschrift nach H.E.Müller, Die Werke des Pfaffen LamprecM nach der ältesten Überlieferung (= Münchner Texte 12) 1923, 61ff.; De(gering)s abweichende Lesarten sind im Apparat verzeichnet. Da die früheren Herausgeber die Zeilenenden von Bl. 4 r und v nicht durchgängig bezeichnen, mußte der Text in Versen abgesetzt wiedergegeben werden. 3 v : 3 nich De. 0 werliche De. 7 buoch De. 17 daz von anderer Hand übergeschrieben

44. TOBIAS 1

en. iz wiset ouch den bösen, wie er sich mach zet ime Thobyas 5 und saget dat her den lif gewune und dutet ouch mere, von welekeme lande daz er waere.

Die Hs. ist heute verschollen; ich mußte mich auf die Abdrucke von Deg(ering), Beiträge 41 und H.E.Mül(ler), Münchner Texte 12 stützen. Am Anfang der Langzeilen standen jeweils Großbuchstaben. — Die Ergänzungen nach Deg., wenn nicht anders vermerkt. Über Str. 1: er Tobie. Hs. 1, 2 erg. Deg. unter Verweis auf Pass. 116. 35 3 selicheit Wal(lner) 4 nich Deg. : nith Mül. 4 erg. Deg. unter Verweis auf Genesis D. 144, 11 2, 2 so wer in sulichem leben stat, daz Wal. werliche Deg. : we s liche Mül. : wertliche Wal. 3 se (den grozen ruoch Deg. : se(len ruoch Wal. 4 (tagende san / vnde wiset ine d)ar Deg.; Reimwort han Wal. ne var nach wän Wal. 7a Wal. gegen Deg. s. Erg. 9 (geue got, daz ist min bit / da)z Deg., dagegen Wal. 3, 2 (wes ich uch hie ber)echte Deg. 5 dütet Hs. 6 daz „unnötig" Wal.

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DIB W E R K E DES PFAFFEN

3v 20

25

30

35

4r

LAMPRECHT

ion.' die itichdede neptalym vn zabulon. Ze e 8 .' dar vor ein künig mit Time heB. Salmanaiar egede do al daz lant. Vn vieng die er wolde I gan. Da was ialmanalar gelezzen.' ein künig e den ii grozen arbeit.' alieman den gevange eden ane ein kalf.' dat zeniewene ne half, ge.' ü muiten dinien vn dragen. Beide itei veitedeme die lät. Thobyai wai d s gevan ichein. So wie lo er iz ane gev^.' er ne Vn alio man iine genoze dvang.' ezzeliche inen vleiich azen.' Ii ne doriten iz niet la n afgoden gaf.' dat zv orn e niet ne draf. n.' vn ne Woldes niet gemeine iin. Dvrch ne andiz die e v 8 bocht. Vn er wai noch dan ein Ii nv iint. Van den heiligen manne thobi. nach men iammB hören. Van einen iirahelilchß ien kan. H 8 wai gerecht vn ein gut man.' vn iez en hezzen iwinen vleiich.' h 8 ne hattes al 8 van iz ginc zv iin8 zwe 8 .' h 8 vochtede dot flan alio ne wive getan. Dar nach t.' die alle in godes riche Iint. Wan in liuet h daz die e vorboth. Nv nehaue man des nehe nen wan Thobias lichte hette io getan der in Io vBre hette getriven de! liues hette h 8 er v8.1egen

3v: 21 vor gan ein Abstrich 25 z)v vestedeme De. 26 io ubergeschrieben vor gevie (Jcorr. aus geve De.) ein Wort durchgestrichen (vnt De. : eher vm Müller) 28 vor inen Rest eines Buchstaben 29 orn übergeschrieben über eren 30 durch De. 31 vor andiz Rest eines Buchstaben (wohl w) 33 mach De. 35 vor iez Rest eines h 36 wan De. iz oder ez? her föchte den dot nich sere De. 37 irslan also man sime w. De. t fehlt De. 38 liuer De. 39 nehö oder nehei? unter Z. 39 auf dem. Rand: 1 dichke alio gefchit. menigen Iteit Tin dum e dat h s wol gecleidet ei. vn wenet iin ach Da .. e d die cleid 8 Iint cleid s . d s man if man. 2 hinter ach ein Buchstabe (t?) 3 hinter d Loch im Pergament. 4r: 3 v s .iegen: der fehlende Buchstabe unleserlich : vercriegen De.

TOBIAS

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Naa)son, die stichdede Neptalym und Zabulón, ze( )ere, dar vor ein kuning mit sime here. Salmanasar (was her genant, her vorher )egede do al daz lant, und vieng die er wolde i gan. da was Salmanasar gesezzen, ein kuning eden si grozen arbeit, alse man den gevangeeden ane ein kalf, dat ze niewene nehalf. pla)ge, si musten dinsen und dragen beide stei(ne und mortersant, mit muren z)u veste deme die lant. Thobyas was der gevan seein. so wie so er iz ane gevie, er ne< unde also man sine genoze dwang, ezzeliche< daz si sw>inen vleisc azen, si nedorsten iz niet lan afgoden gaf, dat zu orn e niet nedraf. )n und newoldes niet gemeine sin. durch ne< >an diz die e verbocht. und er was noch dan ein si nu sint. Van den heiligen manne Thobi(as >mach men jammer hören van einen israheliscejen kan. her was gereht und ein gut man, und ( )hiez en ezzen swinen vleisc, her nehattes al< w)an iz ginc zu siner zwere, her vohte den dot