Die relative Datierung der Tragödien Senecas [1 ed.] 3110225743, 9783110225747

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Die relative Datierung der Tragödien Senecas [1 ed.]
 3110225743, 9783110225747

Table of contents :
Die relative Datierung der Tragödien Senecas (2009)
......Page 1
Beiträge zur Altertumskunde - Band 271
......Page 3
ISBN: 9783110225747......Page 5
Vorwort......Page 6
--> Inhalt......Page 7
Einleitung......Page 8
1.1 Herc. 274 früher als Oed 749f.......Page 19
1.2 Herc. 465-476 früher als Oed. 403-441......Page 20
1.3 Herc. 465-476 und Oed. 403-441 früher als Phaed. 753-760......Page 26
1.4 Herc. 697-700 früher als Oed. 49-51......Page 28
1.5 Herc. 775-777 früher als Oed 166-170......Page 29
1.6 Die Unterweltsschilderungen im Hercules und im Oedipus......Page 31
1.8 Herc. 465-471 früher als Phaed 317-329......Page 34
1.9 Herc. 483f. und 920-924 früher als Phaed. 707-709......Page 38
1.10 Herc. 1100-1114 früher als Phaed. 1211f.......Page 39
1.11 Herc. 1334-1340 früher als Phaed. 1217-1219......Page 40
1.13 Herc. 572-575 früher als Med. 229......Page 42
1.14 Herc. 610 früher als Med. 9......Page 43
1.15 Herc. 1026-1028 und Tro. 41-43......Page 44
1.16 Herc. 215-248 und 527-568 ftüher als Ag. 812-866......Page 45
1.17 Herc. 84-121 früher als Thy. 258-278......Page 49
2.1 Oed. 427f. früher als Phaed. 58f. und Med. 373f.......Page 50
2.2 Oed. 445-448 früher als Phaed 334-336......Page 54
2.3 Oed. 755-758 früher als Phaed. 233-235......Page 57
2.4 Oed. 1015-1018 früher als Phaed. 929-932......Page 59
2.5 Oed. 258-260 früher als Med. 20-25......Page 60
2.6 Oed. 503-508 früher als Med. 401-407......Page 62
2.7 Oed 868-870 früher als Tro. 519-521......Page 63
2.9 Oed. 35f. früher als Thy. 46-52......Page 64
2.10 Oed. 37-43 früher als Thy. 97-119......Page 65
2.11 Oed. 530-548 früher als Thy. 641-683......Page 66
2.12 Oed. 609-618 früher als Phoen. 12-26......Page 67
2.13 Oed. 935-970 früher als Phoen. 166-181......Page 69
2.14 Oed. 1001 früher als Phoen. 9f.......Page 71
3.2 Phaed. 530f. früher als Med. 331......Page 74
3.3 Phaed. 743-752 früher als Med. 95-101......Page 77
3.4 Phaed. 1159 früher als Med. 4......Page 81
3.5 Drei Wörter aus Ov. met. 7,240-268 in der Phaedra und der Medea......Page 82
3.6 Phaed. 85 früher als Tro. 819......Page 83
3.7 Phaed 646-660 früher als Tro. 461-468 und 644-648......Page 84
3.8 Phaed. 1168-1174 früher als Tro. 1104-1117......Page 89
3.9 Phaed. 1023 früher als Ag. 566......Page 90
3.10 Phaed. 1134-1137 früher als Ag. 92-96......Page 92
3.11 Phaed. 666-671 früher als Thy. 517-522......Page 93
3.12 Phaed. 666-671, Thy. 517-522 und Tro. 691-704......Page 95
4.1 Med. 382-386 früher als Tro. 673-677......Page 97
4.2 Med. 457 früher als Tro. 819......Page 98
4.3 Med. 20f. früher als Ag. 991-993......Page 99
4.4 Med. 876, Tro. 438 und Ag. 74......Page 101
4.5 Med 42-45 früher als Thy. 1047-1050......Page 102
4.6 Med. 269f. früher als Phoen. 149......Page 103
4.7 Med. 431f. früher als Phoen. 34f.......Page 104
5.1 Tro. 182-189 und 210-243 früher als Ag. 208-218......Page 105
5.2 Tro. 195 früher als Ag. 640......Page 107
5.3 Tro. 204-206 früher als Ag. 920f.......Page 108
5.4 Tro. 690f. früher als Thy. 1050f.......Page 109
5.5 Tro. 871-875 früher als Phoen. 595-597......Page 110
6.1 Ag. 5-11 früher als Thy. 641-665......Page 111
6.2 Ag. 53-56 früher als Thy. 105-121......Page 112
6.3 Ag. 310-321 (310-325) früher als Thy. 122-132......Page 113
6.4 Ag. 310-321 (310-325) und Thy. 122-132 früher als Phoen. 124-131......Page 116
6.5 Ag. 382-385 (400-405) früher als Thy. 599-603......Page 117
6.6 Ag. 472f. früher als Thy. 993f.......Page 118
6.7 Ag. 875-880 früher als Thy. 909-916......Page 120
7.1 Thy. 245 früher als Phoen. 44......Page 122
7.2 Thy. 290-294 früher als Phoen. 313-319......Page 123
7.3 Thy. 607-612 früher als Phoen. 103-105......Page 125
7.4 Thy. 623-625 früher als Phoen. 420-426......Page 127
Apocolocyntosis - Nachspiel oder Zwischenspiel......Page 129
Rückblick......Page 132
Literaturverzeichnis......Page 135
Stellenverzeichnis......Page 139

Citation preview

Joachim Dingel Die relative Datierung der Tragödien Senecas

Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ludwig Koenen, Clemens Zintzen

Band 271

Die relative Datierung der Tragödien Senecas

von

Joachim Dinge!

das

§ Gedruckt auf säurefreiem Papier, die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfiillt.

ISBN 978-3-11-022574-7 ISSN 1616-0452

Biblit1fP!füthe ,trjortttaliD" dtr DeNtsd,." Die

DeutlIChe

NtdiOll4lhiblitltlJ.1t.

Nationalbibliothek vendchnct diese Publikation in der

DeutlIChen

Nationalbibliogra6c; dc:tailliertc bibliograS.che Daten sind im Internet

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http://dnb.d-nb.dc

abrufbar.

Vorwort Von der EntstehWlgsgeschichte der Tragödien Senccas ist wenig be­ kannt , das wenige zumeist über Umwege geftmdcn. Einen Umweg, der bisher wenig begangen wurde, habe auch ich genommen: Ich habe 'Parallelen' miteinan der verglichen Wld herauszufinden versucht, welche älter, welche jünger sind. Wenn ich zuversichtlich bin. dass !rotz dieser methodischen Ein förmigkeit die Lektüre nicht langwei­ len wird, so vertraue ich dabei auf Scncca, der. auch wo er Oedanken wiederholt oder Motive variiert, immer wieder zu überraschen ver­ mag, und sei es nur durch eine Kleinigkeit. Für Hinweise Kritik, Er­ mutigoog danke ich CarlI08chim Classcn, Claudia K1odt, Wilt Adcn Schrödcr Ernst-Richard Schwinge Wld Oustav Adolf Seeck. Der Her­ ausgeberin Wld den Herausgebern der Beiträge zur Altertumskunde, besonders Dorothee Oall, danke ich dafür, dass sie mein Buch in diese Reihe aufgenommen haben. ,

,

Hamburg, im Sept ember 2009

Joachim Dingel

Inhalt

Einleitung Hereu/es Oedipus

1 12 .43 67 90 98 104 115 122 125 128 132

.......................................................................................

.....................................................•.................................

.......................................................................................

Phaedra

........................................................................................

Medea 7roades

........................................................••...........•.....................

........................................................................................

Agamemoon

...............................................................................

Thye.'res und Phoenissae

...........................••...............................

Apoco1ocynto.fis

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Rückblick Literaturverzeicbnis Stellenverzeicbnis

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Einlei1nng Wann Seneca seine Tragödien gedichtet hat, ist nicht bezeugt. Im­ merhin gibt es Fixpunkte für ihre absolute und ihre relative Datie­ rung: (1) Als Sencca bald nach Kaiser Claudius' Tod (13. Oktober 54) und Vergöttlichung die Apoeolocy"to.• I. verfasste,' hatte er höchst wahrscheinlich schon den lfereule. geschrieben,' sehr wahr­ scheinlich auch die Troades; denn die paratragodischen Elemente der Satire verweisen auf diese Stücke. (2) Hierzu passt eine Mitteilung Quintilians (8,3.31): Num memilli iuvell;. admodum inter Pompo­ lIium ae SCllceam etiam prae!atlonlbus esse traetatum all 'gradus e/iminat' in tragoedia die; oportui .•.•et. Aus prae!at;onlbus ergibt sich, dass auch Sencca eine prae!atio vorgetragen hat und dass dies vor der Rezitation einer eigenen Tragödie geschehen ist. Die Rezita­ tion muss um das Jahr 50 staUgefunden haben. Dass Seneca zu dieser Zeit Tragödien auch v e r f a s s t bat, ist eine naheliegende Annah­ me.] (3) Die Rezeption der Stücke im Epos Lucans - und zwar schon im I. Buch - führt auf die frühen 60er Jahre als Terminus ante quem für das gesamte dramatische indet man die Satire mit den Saturnalien jenes Jahres; vgl. z. B. Eden, S. 12; Lund, S. 19. Die cOlUet1'IJlio _ auf das Leichenbegängnis gefolgt (TBC. ann. 13,2,3; Suel. Nero 9). Der H.rcules}ia'e... wird hier meistens nur als Hert'U/e.• (wie im Etruscus) bezeichnet, abgekürzt Ren:. Zur Datienmg des Gesprächs vgl. Cichorius, S. 426-429; zu den Schluss­ folgerungen aus Quintiliaos Zeugnis besonders noch Zwierlein, Prolego­ mena, S. 244f. Übrigens kommt der Ausdruck gradru .limi","" in Sone­ cos Tngödien nicht vor. Vgl. Zwierlein, Prolegomena, S. 246-24& (Pho.ni••" . ); Ambühl, S. 262, Anm. 6 (O.dipu .•); S. 277f. (Pho,"i!S".). Dass wahncheinlich auch Pelron die Pbo,"i.. a. kannte, zeigt Courtney, A Companion to Petronius, S. 130 und 216f.

Einleilung

2

ann. 14,S2,3: Nach Burrus' Tod wagten sich die Neider Senecas her­ vor und schwirzten iho bei Nero an; oblclebant etlam eloquentlae laudem IIni slbi aMetrcere el carmillß crebriu.r factilUre. pastquam Neronl amor eorum ven'rsel.'

Wu mit carmina gemeint ist, hleibt fraglich. Auf welche Zeit die Vorwürfe sich beziehen, kann man nicht genau sagen: Neros künstlerische Neigungen zeigten sich schon in seiner frühen Jugend, und ob du Präsens factltare die erzählte Ge­ genwart (du Jahr 62) einschlieBt - rhetorisch vielleicht, aber fak­ tisch? -, lässt sich kaum entscheiden. (S) Wenn feststünde, dus du Gedicht Antb. LaI. 409 Riese (40S Sbackleton Bailey) Corduba. salve coma. el tristes indue wlm• ... - von Scncca stammt oder von einem 'Fälscher', der Senecas Leben besser kannte als wir, dann hätten wir ein Zeugnis dafiir, dass Seneca schon vor seinem Exil Poesie im hohen Stil verfasst bat oder auf Korsika bald zu verfusen anfing, denn der im Gedicht sprechende Mann nimmt für sich in Anspruch, ein vale.r zu sein (V. 3).· In die­ sem Zusammenhang kann man es auffällig finden, dass sowohl im Agamemnon als auch in der Consolalio ud Helviam die Worte PI",­ eide relieta begegnen, wobei in der Tragödie korrekt die Landschaft in MittelgriechenIand gemeint ist, in der Trostscbrift aber irrtümlich Phokaia: 7 Ag. 918 Phaelde reliela Straphlus Elea inclutus / palma revertor; "elv. 7,8 Phoc:ide relieta Graii qui nune Mas.ilIam ineo­ lunl prlu.r in hoc inslila eon.rederunl .. . Die Formulierung in Ad Hel­ viam klingt auch wegen Grali poetisch." Sollte Phocide reliela für den Agamemnon formuliert und dann in der Trostschrift 'zitiert' sein? Notwendig ist diese Annahme sicherlich nicht. Es könnte sich bei Phocide reliela z. B. um eine schon ältere dichterische Prägung -

6 7

Skeptische Anslysen bei Abe\, S. 703f., und Zwierlein, Prolegomena, S . 24Sf. In den neuen Kommentaren werden zu diesem Epignmm (Nr. 18 bei Din­ gel, Nr. 12 bei Breitenbacb) divergierende Ansichten vertreten. Dieser Irrtwn hat Tradition, wird aber vielleicht zu Senecas Zeit nicht mehr als Irrtwn angesehen. Gellius zitiert in 10,16,4 ohne Kritik Iulius Hyginus: Nam '1"1 ah Harpalo, In'l"l', regls Cyrl praefecto ex terra Phoclde fUgall ...ml, allt Veliam, parlim Ma.rsiliam condiderunl. Vgl. Favez zu Holv. 7,8. 'Obrigens ist Phokaia von Siodlern aus Phokis gegriindet worden. Vgl. DingeI zu Sen. epigr. 2,lf. (S. lOS).

Einleitung

handeln, die dann wegen ihrer Herkunft aus der Poesie das bevorzugt poetische Won GraU nach sich gezogen bitte.' Auch sonst ist man auf Indizien unterschiedlicher Beweiskraft angewiesen. Was die a b s o l u t e Chronologie betrifft, so herrscht beute große Skepsis, und kaum jemand hofft noch, in den Tragödien Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse zu entdecken, die eine Datierung aufs Jahr erlaubten. Selbst wo man glauben mag, die ge­ schichtliche Parallele mit Händen zu greifen - wie beim Selbstmord locastas im Oedipu.< bleibt doch die Frage offen, ob die poetische Fiktion das historische Geschehen antizipiert oder darauf 'antwor­ tet' .'0 Ober die Geschichte der Forschung - die natürlich weitergeht und noch immer bemerkenswerte Indizien aufspürt -" informien man sich jetzt am besten in dem Beitrag von Ermanno Malaspina.'2 Auch um die r e I a t iv e Datierung hat man sich lange ohne großen Erfolg bemüht. Die meiste Arbeit hat man darauf verwandt, Ent­ wicklungen in der Verskunst Senecas aufzuspüren. Zwei Elemente sind hier für eine Statistik besonders geeignet: Synalöphe im Trime­ ter und Auflösung der Längen im Trimeter. OltO Zwierlein kommt im Chronologie-Kapitel seiner ..Prolegomena" zu folgendem Resul­ tat: . Nur wenn beide Kriterien zu einer ungelihr gleichen Reihen­ folge der Stücke führten, könnte man sie als verlässliche Indikatoren -,

.

9 Wer in Anth. Lat. 236 ein Gedicht Senecas sieht, mag Phoeid. reliettl Graii als Reminiszenz an das erste Distichon dieses Epigramms edcImm (Conictl, PhoctJico telllU harnttllll colono, I ConictJ, quae Graio nomine

Cyrno.. eras).

10 Tocasta tötet sich nach den Worten (Oee!. 103S(): Hune, dextrtl, hunc pet. I uterwtl CIlJHlcem, qui virum et gntJlm Mit. Agrippina soll ihrem Mönler den Unterleib entgegengestteckt und gesagt haben (Tac. an n 14,8,S): V.... trem feri; ähnlich Dio 62,I3,S; [Sen.] Oet. 36&-372. Vg!. Courtney, A Companion to Petronius, S. 21Sf. Unter den Arbeiten, die den historischen Mord und den dramatisierten Selbstmord zueinander in Be­ ziehung setzen, ist die von l.etevre hervorzuheben. Seine Datierung des OediplU in die Jahre 62-6S steht im Gegensat2 zu Fitcbs Frühdatierung; vg\. Lefevre, S. 1260 (ausdrücklich gegen Fitch, Sense-Pauses, S. 307). 11 Aus jüngerer Zeit ist besonders Nisbets These zu nennen, da.. der Thy •• t •• im Jahr 62 entstanden sei. Vg!. dazu Coffey, Generic Tmpropriety, S. 82f. (zustimmend). Diese Datierung ließe sich gut mit Fitchs Ergebnissen (s. u.) vereinbaren. 12 Vgl. Malaspina, S. 292-296 (sein Punkt 3.S ,,Allusioni storiche e da!&­ zione: alClDli dubbi"). .

4

Einleitung

eincr verstechnischen Entwicklung des Autors gelten lassen. Dies ist jedoch nicht der Fall." 1l Einem dritten Kriterium kommt nach Zwierlein größere Bedeutung zu: der Inversion von Partikeln." Vcrr allem dicse ist es. die ihn die .. Vcrmutung" äußern lässt, ..dass Hf, Thy, Tro und Ag mchr an den Anfang. Med und Oed mehr an das Ende der Reihe zu rücken sind." Bei Zwierlein ist eine Untersuchung noch nicht bcrücksichtigt, deren Publikation nach Meinung vieler Fachgcnossen einen wescntli­ chen Fortschritt. ja den ..Durchbruch" markiert: John G. Fitchs Auf­ satz "Sensc-Pauses and Relative Dating in Seneca. Sophocles and Shakespeare" von 1981.15 Die Wirkung dieses Aufsatzes hält bis heute an. Mit ..sense-pauscs" sind dic gedanklichen Einschnitte in­ nerhalb dcs Verses und am Versende gemeint - in Fitchs Untersu­ chung nur des jambischen Trimeters und des B lankve rses -. die in moderncn Ausgaben durch starke Interpunktion angezeigt werden. 16 Dass diese Einschnitte ein Kriterium sein können. fand Fitch eini­ germaßen bei Sophokles bestätigt, deutlich bei Shakespeare. Wie pro­ blematisch es ist. sich bci antiken Textcn an der modemen Inter­ punktion zu orientieren - ohne die antike Pcriodengliederung auch nur zu erwähnen -. braucht hier nicht ausgeführt zu werden; was zählt, ist der Erfolg. mUs er sich cinstcUt. Fitch setzte die innerhalb der Verse vorkommenden ..scnse-pauscs" zur Gesamtzahl der ..sensc­ pauses" ins Verhältnis und kam fiir Sencca zu folgenden prozentualen Anteilen:17 Agamemnoll 32.4. Phaedra 34.4. Oedlpus 36.8. Medea 47,2, Troades 47.6. Ilercules 49.0. 'Thye.Yles 54.5. Phoellissae 57,2.

Danach wäre der Agamemnon das früheste Stück, die PhoenL.sae wären das späteste," vorausgesetzt, dass die Zunahme der gedankli-

13 Prolegomena, S. 233-248. hier S. 234. Bei den Auflösungen stützt ... sich auf W. (L.) Strzelecki. De Senecae trimetro iambico quaestiones selOCble. Krakilw 1938 (polska Akad. Um.. Rozprawy Wydz. Fil. 65.5). Vgl. auch Fitch, Sense.Pa...... S. 297. 14 Prolegomena, S. 231-233 IDId S. 236-238; das folgende Zitat stammt von S. 238. 15 Vgl. Coffey. Generic Impropriety. S. 82: "The metricaJ evidence, rightly refened to as .Fitch·s Breakthrough' [ . . . r 16 Fitchs GnmdIage war die Edition von G. C. Giardina (Bologna 1966). 17 Nach Fitch. S....Pauses, ... S. 29t. 18 Dass die wngekehrte Reihenfolge nicht in Betracht kommt, braucht kawn gesagt zu werden .

Einleitung

ehen Einschnitte innerhalb der Verse ohne gröBere 'Störungen' ver­ läuft. Mit Fitchs These kann man sieb eigentlich nur um den Preis ei­ ner groBen 'Materialschlacht' auseinandersetzen, und dies mit unge­ wissem Ausgang. Es ist verständlich, dass niemand diese Schlacht hat schlagen mögen. Einen gewissen Ersatz bietet die Arbeit von Ales­ sandra Tugnoli, die eine Statistik über die Zunahme der Enjambe­ ments in den Trimetern aufgestellt hat. Denn es liegt auf der Hand, dass zwischen Enjambement und ..sense-pauses" ein Zusammenhang besteht. Tugnolis Ergebnis lautet (beziffert ist anscheinend der An­ teil an der Gesamtzahl der Trimeter):" Oedlpu.. 12,4, Agamemnon 14,2, Phaedra 1 6,8, Medea 17,6, Tro ade.. 1 7,8, Hereu/es 26,3, Thye. •te. • 29,4, Phoenlssae 33,8. Wie man sieht, cl'!lchcinen hier le­ diglich die ersten drei Stücke in anderer Reihenfolge: Oedipu.., Aga­ memnon, Phaedra (Tugnoli) stall Agamemnon, Phaedra, Oedlpus (Fitch). Diese weitgehende Übereinstimmung beruht, wie schon ge­ sagt, aufder Verwandtsebaft der Kriterien; die Richtigkeit der Chro­ nologie wird dadurch nicht bestätigt. Doch hat Pitch selbst einen Hilfsbeweis (ich nenne ihn Fitch 11) durchgefiihrt, um sein Ergebnis (Fitch I) zu stützen. Das Kriterium ist in diesem Fall die Kürzung des -0 in bestimmten Wortformen, eine sprachliche Erscheinung, die von Dichtem seit der augusteischen Zeit als metrische Lizenz genutzt wird.20 Fitchs zweite Statistik sollte die erste lediglich tendenziell bestätigen. Denn die mit Hilfe der ,,sense-pauses" ermittelte Reihenfolge sah Fitch als bewiesen an; der Blick auf das -0 sollte nur zeigen. ob das erreichte Ergebnis sich im groBen und ganzen bewährte (was nach Pitch der Pali war): .. My gencral conclusion is, then, that both quantitatively and qualitatively Scneca's use of shortcned final 0 strongly suggcsts that the pause­ test is colTecl in identifying Thy. and Phoen. as Seneca's last plays; this in turn tenda to confll"lll the general validity of the pausc-test as a dating criterion for Seneca."21 Eine partielle Übereinstimmung

19 Vgl. Tugnoli, S. 54. 20 Grundlegend R. Hartenberger, Oe 0 finali apud poetas Latinos ab Ennio usque ad Iuvenalem, Diss. Bonn 1 9 1 1 . Vgl. auI!erdem M. Leumann, Lateinische Laut- Wld Formenlehre, München 1 977 (HdbA ß.2. 1 ), S. 1 10; Platnauer, S. 5(}-53; Austin zu Verg. Aen. 2,735; Trinkle, S. 1 47- 1 49. 21 Fitch, Sense-Pauses, S. 305.

6

Einleitung

zwischen Fitch I und Fitch II soll also die generelle Richtigkeit von Fitch I bestätigen, während die generelle Richtigkeit von Fitch II vernachlässigt wird. Dies haben die Fachgenossen nicht akzeptiert: Sie haben Fitch II genauso ernst genommen wie Fitch I, haben Fitch II sogar gröBere Bedeutung beigemessen. Coffey und Mayer z. B. urteilen in ihrem Phaedra-Kommentar über die "sense-pauses": "This criterion, though interesting, is in itself inconclusive. Far more compelling is the argument based on the collection of data wbereby final -0 [ • • • ] sbows a pattern of development [ . . . ]'012 Im Sinn der zitierten Gelehrten betracbte ich Fitehs zweite Statistik etwas genauer. Fitch berücksichtigt darin ein wort nur dann , wenn die Quantität des -0 auszwnachen ist; er schließt also die Formen aus, deren -0 im 2. Anceps oder am Versende oder in Synalöphe steht. Dies scheint selbstverständlieb zu sein, ist aber nicht unproblematisch. Denn die Belege mit erkennbarer Quantität sind meistens in der Minderzahl, am deutlichsten in den Troades ( 1 6 von SI, = 3 1 ,4 %).1> Dann blei­ ben nicht viele Belege übrig, die man statistiscb verwenden kann. Es ist aber die Frage, wieviele es für eine verlässliche Statistik mindes­ tens sein müssen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass für die beiden Stücke, deren Stellung nach Fitch am klarsten ist - nämlich am Ende der Reihe -, auch die meisten eindeutigen Belege vorliegen: für den Thyesle. 40 (von insgesamt 63, = 63,S %), %. fiir die Phoeni....ae 46 (von insgesamt 8S, = S4,1 %).15 Bei den anderen geht die Zahl n icht über 30 hinaus (von 71, = 42,3 % [Hercules]). Wenn man sich auf die I. Person Singular der Verbformen beschränkt, in der Hoffnung

22 C ofl'ey - Mayer, S. 4. Vg!. oben Anm. 1 5 . 23 Gedh lt i n ZwierJeins Ausgab. (16 = 6 [l ang] + 10 [geJciir7.ID; bei Fitch, Sense-Pauses, S. 303, sind es 20, nämlich 8 (lang) + 12 (gokiilzt). Die

Zahl der a us g e s o n de r t e n Belege goht aus Fit.ho Aufstollungon nicht herv or. Es kommt hier mehr auf die absoluten Zahlen an als auf die Prozentsitze. Wenn es in einer Tragödie nur einen einzigen Beleg gibe und dieser eindeutig wiire, käme man auf 1 00 % - und hliIte damit nichts gewonnen. 24 Fitch, Sense-Pauses, S. 303, hat 46 Beleg. gezählt (sechs mehr mit kurzem -0); diese Zahl ist aufjeden Fall zu hoch. 2S Fitch, Sense-Pauses, S. 303, hat 47 Beleg. gezählt (einen mehr mit langem-o).

Einleilung

auf ein deutlicheres Ergebnis,'· hat man es mit noch erheblich weni­ ger Belegen zu tun. Auch einzelne Wörter bat Fitch ausgeschlossen:" die alten von Jambenkürzung betroffenen Formen duo, ego, modo, nescioquis I nescioquid sowie die beiden Adverbien retro und wlra, "whose final 0 is reguJarly long in Sen. Trag. and remains long in Statius and Mar­ tial." Der Ausschluss der ersten Gruppe leuchtet ein, der von retro und ullra nicht IDlbedingt. Was deren "regelmäßig langes - 0 " betriffl, so ist dieses nur bei der Minderzahl der Belege festzustellen. In den Trimetern kommt relro 29mBI vor; 1 7mal ist die Quantität des -0 undeutlich. Für ultra finden sich in den Trimetern 9 Belege, davon 7 mit einem -0 undeutlicher Länge.'· Das eigentliche Problem bei re­ Iro und ullro ist deshalb weniger die Quantität des -0 als die relativ groBe Zahl der Belege, besonders bei relro. Wenn von diesen auch die meisten wegen der undeutlichen Länge des -0 auszusondern wären, so blieben doch genügend übrig, um die Reihenfolge der Tragödien m verändern (s. u.). Fitch gelangt zu den folgenden Zahlen (ich beziffere, anders als er, auch den prozentualen Anteil der Formen mit gekürztem _0:" Medea 8 (von 20, = 40,0 %), Phaedra 1 1 (von 23, = 47,8 %), Agamemnon 13 (von 26, = 50,0 %), Oedlpus 8 (von 15, = 53,3 %), llercules 1 6 (von 30, = 53,3 %), Troades 12 (von 20, = 60,0 %), Thye.,'e.. 36 (von 46, = 78,3 %), PhoenL.sae 42 (von 47, = 89,4 %). Das wichtigste Ergebnis ist, dass Thyestes und PhoenL.sae wieder das Ende der Reihe bilden, sehr deutlich getrennt von den anderen SlÜ­ cken. Vor ihnen stehen wieder Troade.. und Hercules, allerdings in umgekehrter Reihenfolge, und der llero'Ules mit dem Oedlpus gleich­ auf. Agamemnon und Phaedra finden sich wieder unter den ersten drei Stücken, allerdings auch sie in umgekehrter Reihenfolge, und auf den Plätzen drei und zwei statt eins und zwei. Die Met/eu hingegen ist an den Anfang gerückt und nun von den Troades weit entfernt.

26 Für die Bevorzugung dieser Formon plädiert Nisbet, S. 300. 27 Fitch, Sense-Pauses, S. 303, Anm. 2 1 . 2 8 I n lyrischen PasSBgen erscheint r.lro zweimal, i n beiden Fällen mit erkonnbar langem -0 (Hore. 1 82; Tm. 724). ul/ro findet sich don zweimal; im einen Fall ist das -0 lang (Herc. 1 8S), im anderen ist seine Quantität undeutlich (Mod. 8S6). 29 Vgl. Fitch, Sense-Pause., S. 303.

Einleitung

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Wenn man, anders als Fitcb, retro und ultro berückllichtigt, verändert sich du 'Mittelfeld' der Reihenfolge: Der Agamem"o" rückt von der dritten an die fünfte Stelle.]· Fiir die Diskrepanzen zwischen Fiteh I und Fitch 11 bieten sich im wesentlichen drei Erklärungen an: (I) Die Entwicklungen verlaufen diskontinuierlich. (2) Das Material reicht fiir eine verlässliche Stati­ stik nicht aus. (3) Der ganze Ansatz ist verfehlt; die Übereinstim­ mungen beruhen auf Zufall. Erklärung (3) möchte ich mir nicht 2U eigen machen, zwnal ich im wichtigsten Punkt zu demselben Ergeb­ nis gekommen bin wie Fiteh: dass Thyesle.. und Phoe";.... ae die letz­ ten Slücke sind, die Seneca geschrieben hat. Erklärung (I) kann in keinem Fall ausgeschlossen werden." Erklärung (2) trim wahr­ scheinlich fiir Fitch 11 im Ganzen zu, doch könnte du Material aus.. reichen, die beiden letzten Positionen zu bestimmen. Damit aber bleiben die ersten sechs Positionen von Fitch lohne Bestätigung. Jedenfalls sehe ich in Fitchs Zahlen, soweit sie die Stücke vor dem Thyes/es betreffen, kein Gegenindiz zu der von mir aufgestellten Rei­ henfolge. Fitch hat noch ein weiteres "piece of corroborative evidence" herangezogen,32 nämlicb die ..complex polymetric and polyschem­ atic patterns" in Agamem"o", Phaedra, Oedipus und Medea, den ersten vier Tragödien seiner Reihe." Fiir deren Datierung im Ver­ hiltnis zueinander ist damit freilich nichts gewonnen, und dass sie an

30 Zu den Belegen tür langes -" etbal1en zusätzlich wegen retro: Herr:ule.. 3 (55. 280. 941), Troades 2 (503. 11 51), Plroen;ssae I (192), Pllaedra I (93), OediplI.• 2 (576. 870). Thyesres 3 (4 1 9. 459. 776). wegen IIlrr,,: Hercu/e.• I (961). 17rye••/es I (704). Die Reibe .ieht deshalb so aus: Metka (8 \'Oll 20. = 40.0 %J, Pllaedra (11 von 24. = 45.8 %), Oedipu.. (8 \'Oll 17. = 47.1 %) und Hercules (16 von 34. = 47.1 %). AgammmOlJ (13 von 26. = 50.0 %). Troades (12 von 22. = 54.4 %). 17Iyesres (36 v on 50. = 72 %). Pllatmissae (42 von 48. = 87.5 %). 31 Man braucht die Diskontinuität nicht erklären zu können, wo sie zu abep­ tieJen. Wenn man aber nach Erldirungen sucht. mag man (a uch ) an die un­ tencbiedlichen Pritexte denken und an Senecas wechselnde Lektüre über­

haupt

32 Vg!. Fitch, Sen....Pau.e•• S. 30S! 33 Genauer ges.gt: der drei Stili:ke von "Group I" und des enten (Metka) v on "Group 2"; vg\. Fitc:h. 8enS&-Pauses. S. 292 und 303.

Einleitung

den Anfang der Entwicklung gehören, geht aus ihnen selbst nicht hervor. " Bei der Frage nach der relativen Datierung hat man auch die Rei­ henfolge bedacht, in der die Tragödien überliefert sind.15 L�on Hemnann bat einst in der Onlmmg der Handschriftenklasse A (Her­ cu/es foren.., ThyeSle.., Thebal. = Phoeniss ae, Hippa/y'lI.' = Phaedra, Oedipus, Traas = Traades, Medea, Agamemnon) seine auf andere Weise gewonnene Chronologie bestätigt gesehen. '· Vor einigen Jah­ ren bat Christoph Schuber!, an Arbeiten von Petcr Lebrecht Schmidt und Ernst aünther Schmidt anknüpfend, die Reihenfolge im Etruscus (Hereule.., Troade.., Phoenissoe, Medea, Phaedra, Oedipus, Aga­ memnan, Thyestes) auf Seneca selbst zuruckgefiihrt ." Er fasst näml­ ich die Tragödien als einen "Dramenzyklus" auf, der geprägt sei durch "die zunehmende Degencration der Machthaber und derer, die nach Macht streben, die sukzessive Steigerung ihrer Verbrechen von tragischer Verblendung zu sadistischer Bestialität" USW. Auch diese These hat, soweit ich sehe, niebt viel Beifall gefunden. Eine andere Methode, die bisher nur sporadisch angewandt wurde, hat in einigen Fällen chronologische Schlüsse ermöglicht oder nahe­ gelegt: der Vergleich sprachlich-motivischer Parallelen, die sich in zwei (oder mehr) Tragödien finden.'" Man kann z. B. zeigen, dass Pbaed. 1 1 59 Me me, profondi saeve domina/ar fren früher formu-

34 Wegen der polymetrischen Chorlieder hat schon Leo, S. 133, den Agamemllon und den 0edIpw fiIr die ältesten Tragödien Seneca. gehalten. Er meinte, dass nur ein Jugendlicher, der kaum die Schule hinter sich ge­

3S 36 37 38

lassen h.h., :ru .olchen Erfindungen imstande gew••en .ei; "ilaqlle Senecam adulesc.ntulum et O.dipwn .t Agamemnonem scripsisse contendo." Leo glaubte auch, ein metrische. Indiz dafiIr ZIl haben, dass .... Agamem"oll vor dem Oedipu.. g••chrieben sei (ibicL): "ita autem .entio, Agamemnonem inter Senecae tragoedias .am •••• quam primam sc ripsit, Oedipwn secundam; qua factum .st etiam ut m. laxiorem adhuc Jeferat anapaestmum condendorwn artem." Wieder I•••• ich Hereules Oetaeu.. und Oclav/a b.iseite. Vgl. Hemnann, S. 128. Vgl. SchuberI, S. 174-212 (das Zitat [s. u.] stammt von S. 183); Zwierlein, Prolegomena, S. 9, Anm. S. Wie es .cheint, gibt •• in keiner Senecatragödie absichtlich. Zitate aus einer der anderen (und wenn es si. gäb., käme es hier nicht dsrauf an). leb benutze deshalb gewöhnlich die B.griff PanIl.1e und Reminiszenz, beide im weitesten Sinn und ohne wesentlichen Unterschi.d.

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liert ist als Med. 4 et Iu, profundi sueve dominator maris. Nach die>­ Methode verfahre ich in den hier vorgelegten Untersuchungen.]' Dabei braucht die Stelle, die sich dann als die wahrscheinlich spätere erweisl, nicht besonders auffällig oder erldärungsbedürftig zu sein, vielmehr kommt es darauf an, dass sie i m V e r g l e i c h zu ihrer Parallele als die spätere verstanden werden sollte. (Deswegen gehe ich bei meinen Vergleichen auch stets von der Fonnulierung aus, die ich für die frühere halte.) Die Kriterien, nach denen ich die Priorität bestimme, benenne ich in meinen Interpretationen. Im Grunde ist es nur ein Kriterium: die je größere oder geringere 'Erwartbarkeit', die sich aufflichert in ein je unterschiedliches Maß an 'Logik', 'Kohä­ renz', 'Wahrscheinlichkeit' oder ähnliches. Wo ich diese Begriffe verwende, iJlt nie ein ästhetisches Urteil impliziert. Das Spitere ist nicht co ipso schlechter, es iJlt oft genauso schön, nicht selten sogar schöner .4. Docb hat dies hier keine Bedeutung; es geht allein um ein Früher oder Später, das sich analytisch begründen lässt. Dabei bin ich mir bewusst, dass andere Betrachter(innen) von Fall zu Fall zum gegenteiligen ErgebniJI gelangen könnten: Die Geschichte der Forschung kennt manchen gelehrten Streit, in dessen Folge ein vermutetes zeitliches Verhältnis umgekehrt wurde oder, schlimmer, alle venneintliche Evidenz auf der Strecke blieb. Gewöhnlich ging (geht) es dabei um Texte verschiedener Autoren, und insofern stand (steht) mehr auf dem Spiel als hier, z. B. bei der Frage, ob der Dich­ ter der Ciri. Vergil zitiert oder von Vergil zitiert wird. In diesem Fall konnte die Aporie freilich aufgelöst werden, da Umfang und Eigenart der Zitate es zuließen, das Kriterium der inhaltlichen Plausibilität hintanzustellen und im wesentlichen mit s t i I i s t i s c h e n Merkma­ len zu argumentieren; auf diese Weise hat Dorothee Gall die Priorität der Clri.• nachgewiesen. Eine solche Ebene lässt sich, wo Seneca mit Seneca verglichen wird, nicht erreichen (zumindest habe ich sie nicht erreicht). Doch ist das in h ai t Ii e h e Kriterium nicht prinzipiell ser

39 Vgl. Zwierlein, Prolegomena, S. 239: "Mit der gleichen Methode, die

freilich äußerst umsichtig anmwenden ist, darf man hoffen, auch bei anderen Stücken weitere Anhaltspunkte für die ",Iotive Chronologie m ge­

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winnen.44

Die. ist im Grunde selbstventiindlich, wenn ein Dichter auf eigene Texte zurückgreift. Das. es prinzipiell auch für Variationen oder Zitate fremder Formulierungen gilt, wird manchmal vergessen, mmal wenn der 'imi­ tiene' oder zitiene Autor einer der Großen ist; vgl. Oall , S. 44-46.

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unbrauchbar, und es gewinnt an 'Oberzeugungskraft, wenn die Indizien sich mehren. Dann sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine SteI­ le vom Autor in späterer Zeit geändert ist. Darum habe ich mich nicht darauf bescluänkt, nur die für meine Reihung entscheidenden Indizien vorzubringen - also lediglich die Priorität des llercu/es vor dem Oedipu.< zu begründen, des Oedlpu.• vor der Phaedra, der Phae­ dra vor der Metka U$W. -, sondern habe alles angeführt, was mir auf­ gefallen ist (zweifellos nur ein Teil dessen, was mir hätte auffallen können). Die Zahl der Parallelen, die etwas über die Priorität der einen oder der anderen Stelle verraten, reicht aus, um eine vollständige relative Chronologie aufzustellen. Funde meiner Vorgänger(innen) brauche ich hier in der Einleitung nur zu erwähnen; sie sind an ihrem Ort nachgewiesen. Die von ihnen notierten Indizien sprechen z. B. für die Priorität des Oedlpu.. vor den Phoeni.•sae (Leo), des llercu/es vor dem Oedip.... (Herrmann), des Ilercu/es vor der Medea (Biller­ beck), des Ilercule.. vor dem Thyesles (Zwierlein), der Medea vor dem Agamemnon (Tanant), der Troade.• vor dem Agamemnoll (Fantham).

Hereu/es Senecas erste Tragödie t.t Herc. 274 früher als Oed 749f. Amphilryon empört sich darüber, dass im einst von Hercules regier­ ten Theben der Usurpator Lycus die Macht ausübt (274): tenetque Theba .• aul He r c u I e a s Lycu•. Diese Pointe leuchtet logisch und rhetorisch unmittelbar ein. Anders die Formulierung Oed 749f. Sie gehön zum 'Kommentar' des Chors über den Kampf der Sparten; der Chor spricht den Wunsch aus, jener Kampf möge der einzige thebanische Bürgerkrieg und Bruderkrieg bleiben (748-750): hac Iransieril clvile ne/os,! illa 11 erc u lea e normt Th eba e / proelia fra/rum, ,.damit soll das unter Bürgem verübte Verbrechen vorüber sein, Hercules' Theben soll nur jene Bruderkimpfe kennen". Dass die Worte auf den zukünftigen Bruderkrieg zwischen Eteocles und Polynices anspielen, liegt auf der Hand Dabei ist die Bezeichnung Thebens als ..zu Hereules gehörig" anachronistisch, denn nach der üblichen Mythenchronologie wurde Hereules erst nach dem Bruder­ krieg Herrscher von Theben,' was der Chor nicht ahnen kann. Die Worte sind also ..ein prophetischer Gestus des Chores'" - oder ein mythologischer Lapsus Senecas. Jedenfalls fügt sich der Ausdruck ..Theben des Hercules" im Monolog Amphitryons zwanglos in den Zusammenhang, während er sich im Oedipus-Chorlied vergleichs­ weise sonderbar ausnimmt.] Der Autor wollte dort offenbar eine ähnliche Antithese wie im Hercule.. formulieren ('Welche Schande für das ruhmreiche Theben! '); die Schande war im Oedipu.. neu, das ruhmreiche Theben blieb dasselbe. Anzunehmen, dass der Ausdruck

I

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Vorausgesetzt _h in Sen. Ren:. 387-389. Töchlerle Z11 749f. Doch warum sollte sich der Chor hier prophetisch gerieren? In diesem Sinn schon Remnann, S. 108.

SeDec:a. erlle Tragildie

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in Oed. 749f. ursprünglich, in Hen:. 274 sekundär sei, halte ich für kawn möglich.

1 .2 Herc. 46�76 früher als Oed. 403-44 1 Im Hercule.. streiten Lycus UDd Amphitrynn über die Tapferkeit des Titelhelden: LY. Fo nem vocemus cuius ex umeris leo, 465 don wn puelJae factus, et clava excidit fuJsit'lue J!i&IlIm v e s t e .sidm!iIlltus? Fortem vocemus cuius horrentes co m le maduere nardo, IIDde qui notas m a n u s 470 ad non virilem tympani movit sonum, m i t r a femcem barbara fro n t e m premens? AM. Non erubescit Bacchus e ffu s o s tener s p a rs i s s e c r i n e s nec rna n u m o l l i l e v e m v i b ra r e t h y r s u m , c wn parwnfo nigradu 475 .IlIIl!decorum s y r m a barbaricotrahit: post mulla virtus opera Jaxari solet.· Lycus zieht also die Männlichkeit des Helden in Zweifel lDId begrün­ det dies damit, dass Hcn:uJes 1DId die lydische Königin Omphale (de­ ren Name und Status nicht genannt werden) einmal ihre Rollen ge­ tauscht haben.' Die Liebe der beiden - ein seit dem Hellenismus tra­ ditionelles Motiv - wird nur eben angedeutet (donum puellae fac­ ",.); es geht wn die Verweichlichung des Helden. Lycus nennt zuerst das ,,sidenisehe Kleid", durch das Hereules "bunt gegIänzt" habe. Ge­ meint ist ein Purpurgewand; für die Herstellung des kostbaren Farb­ stoffs war Sidon berühmt. Ein ..sidenisches" Kleidungsstück Ompha-

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Sperrungen und Unterstreichungen - hier und sonst - im Hinblick auf die folgenden Vergleiche. Ge s p e r r t : identische Wörter {l.A9nmata), gelegentlich auch Endungen; Jml!!rs!ricivm· Synonyme und andere in­ hsIt1ich vergleichbare Wörter, auch kontrastierende. Für den peinlichen Kon trast (hier und in Phaed. 317-329; vg!. 1.8) war Ovids 9. Heroinenbrief der wichtigste Prätext Senecas. HercuJes ist dort aber mit den Augen der eifersüchtigen Deianira gesehen, die sein HeIden­ tum nic ht in Frage stellt

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les erscheint auch bei Propen, Ovid und Statius.· Anstößiger ist das nächste Detail (das !IOIISt in diesem Zusammenhang nicht auftaucht): Hcreules habe sein heldisch ungepflegtes Haar mit Salböl parfümiert. Das Schlimmste kommt zum Schluss: Hercules habe seine "durch ruhmvolle Taten bekannten Hände zum unmännlichen Klang des Tympanon bewegt'" - was ihn mit dem verrufenen Kybele-Kult in Verbindung bringt - und habe dabei die orientalische Mitra getragen. Wie sehr man sich über diese Kopfbedeckung erregen konnte, weiß jeder Leser der Aenei•. • Amphitryon widerspricht dem Tyrannen, übergehl dabei aber ei­ nige Delails und hiUt sich auch nichl an die Reihenfolge der Vor­ würfe. Das groBe Beisp iel , das den Helden entlastet, ist Bacchus. Der mAdchenhaft schöne (teller) Gott isl durch sein langes Haupthaar 6

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Vgl. Prop. 4,9,47 (palla); Ov. epist. 9,101 (amiclU.• [Sg.]); Slat. Theb. 10,648 (amiclU.• [PI.]). In Ov. filst. 2,319 ist die IUllica, die Hen:uIes bekommt, mit gätulischem Pwpur gefärbt (vg!. Hor. epist. 2,2,181); in Sen. Phaed. 329 stammt der Pwpur aus Tyros. Der genaue Sinn der Worte ist tmklar. Fitch erlclärt sie so: ftThat is, he busied his hands with spinning to the ""companiment of Ibe tympanum. This int"lJll'e tation of the generaI phrase malllL. moven [ .. . ] is assured by the fiu:t !hat almost a11 the vene passages listed on 46S-76 mention H. 's hands in describing how he spun Ibe wool." Dagegen hat Billerbeck eingewandt, dass von der Wollarbeit hier nirgends die Rede sei. Sie nimmt die von Fitch abgelehnte Deutung auf, nach der HercuIes das Tympanon geschlagen habe. Doch hat Fitch Recht, wenn er feststellt: ..The Latin could not mean!hat heplayedlbe tambourine [ . ..], despite the fiu:t that he does so ot Slat. 1'heh. 10.649." Ich halte es für mö glich, die von Fitch angebotene Alternative - ftOtherwise one might take malllL' movi. to mean he danced" - mit Billerbecks Interpretation zu verbinden: Zwar bedeuten die Worte, dass Hercu Ies �e Hände zu m Klang des Tympanon bewegte", doch schlieBt dies nicht aus, dass er die Hände zu dem Klang bewegte, den sie selbst erzeugten - ziemlich gesucht, aber viel­ leicht nicht zu gesucht für die Dichtersprache dieser Zeit. Übrigens könnte HercuI es dazu auch noch getanzt haben. An die Verwendung des Tympa­ nons bei dionys isc hen Riten ist hier oft'enbor nicht gedacht; vg!. Fitch zu Herc.469-471.

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Vgl. Verg. Aen. 4,216f. (don auch das Salböl): Maeollia menllUlf mitra cnnemque madenlem I . Aehaicum in Thy. 1 23 fällt aus dem Rahmen.· DieSe!! Attribut verdankt sich wohl auch dem Streben nach Variation, denn kurz mvor heißt es ja (Thy . 1 1 9): /imentque veterem nobile.' Argi sitim. Während nobiles h ier lediglich schmückenden Charakter hat, ist es in Ag. 808 rhetorisch hervorgehoben und inhaltlich pointiert verwendet: Argos nobilibu., nobile civibus; das spricht für die Priorität dieser Stelle. ' Ähnliches gilt für Thy. 1 27f. Sarma/icus ... boreas. Das Substan­ tiv, das achtmal in Senecas Tragödien vorkommt ! hat dort fünfmal ein Attribut. Wenn man von vicinus in Oed. 473 absieht, beziehen sich diese Attribute auf die Herkunft des Windes (Tro. 395 are/OI), sei n e Kälte (Phaed. 936 gelidi), seine Heftigkeit (Pbaed. 1 1 30 in­ sani). Sarmaticu., passt zwar inhaltlich in diese Reibe als Quasi-Syn­ onym für are/ous, wirkt aber gesucht, umso mehr, als schon are/ou.' eine Neuerung Senecas ist.·

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Von geminum (Ag. 729) ist hi ... abzusehen. Vgl . Tarrant z. St. Scnc"e anilis expuDm leli moram?; Val. MIX. 9,3,8 .pirillml ou­ ore ac millu mixtum evtJ11Iuil. In diesem Sinn schon Hcnmann, S. 1 1 1 : ,,13 I'Cpitbetc dc spiritwn ,ini­ mieum' scrnble moin. naturelle el moin. h curouse, dans I. bow:hc d'!Edipc parlanl dc lui-meme, quc dan.. eelle du satelle. d'Atn!e parIanI dc Thycste."

Thye.,Ie.!J und P/wl!nlllsae

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eine bestimmte Weise zu Tode gebracht wird und infolgedessen sei­ nen "feindl ichen Atem { Geist ausspuckt". ' In Phoen. 44f. hingegen ist Adressat der eigene animw. Der animus steht für die Person, und ob diese ihren animw oder sich selbst zum Sterben auffordert, macht praktisch keinen Unterschied. Doch in poetischer (oder rhetori­ scher) Hinsicht ist es ungewöhnlich - jedenfalls nicht naheliegend -, dass einem animu.s ein spiritu.s innewohnt, den er ,,ausspucken" kann. - Zur Priorität von Thy. 1 22- 1 3 2 vor Phoen. 1 24-1 3 1 vgl. oben 6.4.

7.2 Thy. 290-294 früher als Phoen. 3 1 3-3 1 9 Atreus entwickelt i m Gespräch mit dem Diener seinen Racheplan; auf des Dieners Frage, wo Thyestes zu packen sei, antwonet Atreus, dass Thyestes hoffe, an seiner Stelle zu herrschen und in dieser Hoffnung sich den größten Schrecknissen aussetzen werde: hac spc subibit gurgitis tumidi minas dubimnquc Libycac Syrtis intrabit frctum, hac spe minanti fulmcn occurret lovi, hac spc, quod esse maximum rctur malwn, fndn:m vidcbit. SAT. Quis fidcm pacis dabit?

29 1 292 290 293

Diese Tollkühnheit hat ein - phantastischeres - Gegenstück in den Phoenissae. · Oedipus bekräftigt in einer langen Auseinandersetzung mit seiner Tochter immer wieder seinen Wunsch zu sterben, zuletzt nach Antigones Hinweis, er könne den drohenden Bruderkrieg ab­ wenden, was Oedipus für unmöglich erklärt (295-307). Da sinkt ihm Antigone weinend zu Füßen und bewirkt ohne Worte den Um­ schwung. Oedipus unterwirft sich der pietas seiner Tochter, und um zu zeigen, welche Macht Antigone über ihn hat, imaginien er über­ menschliche Anstrengungen, die er, sollte sie es befehlen, auf sich nehmen werde: hic

Oedipus Acgaca tnmsnabit ftcta iubcnte tc, flammasquc quas Siculo vomit dc montc tollus igncos volvens globos cxcipiet orc """UC s"",enti olferet, 3 4

3 I5

ÄImlich Ocd. 1 027 monre er ruiftlStum spin""" ft!1TO mge. TIIIT1IIIt hat dies zu Thy. 290-293 angcmClkl.

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Seneca. letzte Tragödien

quac sacva furto ncmoris Hcrculoo furit; iubente te pracbebit alitibus iccur, iubcntc tc vel vivct.

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Was Atreus seinem Bruder zutraut, zeugt von dessen 'Mut zum Ri­ siko', während in den Beispielen, die Oedipus nennt, das Leiden do­ miniert. Motivisch sind sich die beiden Reihen dennoch ähnlich: Es beginnt mit der Bezwingung des Meeres (Thy. 29 1 ; Phoen. 3 1 3 ), im Thyes/es noch 'realistisch' - wie auch das folgende Beispiel -, in den Phoenis .•ae schon jenseits des Möglichen. Dann wird der Westen zum Schauplatz, im einen Fall sind es die Syrien (Thy. 292), im an­ deren ist es der feuerspeiende "sizilische Berg" (phoen. 3 1 4-3 1 6),' der zugleich mit dem Blitz Jupiters (Thy. 290) zu tun hat. Atreus belässt es dabei, aber Oedipus wandert in Gedanken als neuer Hercules noch weiter nach Westen und danach zum (nicht benannten) Kau­ kasus." Die Reihen sind durch Anaphern gegliedert (hac spe bzw. ;u.ben/e te, je dreimal) und werden von Pointen abgeschlossen: Die größte Mühe kostet im einen Fall das Wiedersehen mit dem Bruder, im anderen das Weiterleben. Ein wichtiger Unterschied liegt darin, dass Atreus über einen an­ deren spricht, Oedipus über sich selbst, Atreus dabei über die Hoff­ nung des anderen, Oedipus über seinen eigenen Gehorsam. Dabei wirkt Atreus glaubwürdiger als Oedipus: Atreus spricht voller Hass und Verachtung: die Beispiele, die er wählt, auch das phantastische in V. 290, sind dem angemessen. Im Fall des Oedipus hingegen diskredi­ tiert die Unwahrscheinlichkeit den Sprecher selbst und passt nicht recht zur Intimität von Vater und Tochter. Spricht all dies schon für die Priorität des Thye.tte.., so gibt es für diese Annahme doch noch ein weitaus stärkeres Indiz. In Thy. 294 folgt auf Atreus' Pointe fra/rem videbi/ eine Frage des Dieners, die auf ein neues Hindernis hinweist, und in der Fortsetzung des GeWie nah Sizilien und die Syrien auch litcnlrisch beieinander liegen, :tJCigt der Anfang von Anth. Lat. 440 Riese (Nr. 48 bei Dingei, Nr. 33 bei Brci­ Icnbaeh): Ante rote.. Siculo di.'CUTTent oequ.ort! siccoe / el derit LibycLf

putri.. ho_o vadi.•.

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Der Kontext spricht entschieden dafiir, dass in Phocn. 3 1 8 Promcthcus und mit ihm Hcreules; vgl. Sen. Hcre. 1 207f. - gemeint ist (so Frank), nicht Tityos, was Hirschbcrg vmzieht mit Hinweis auf den Plural o/itibu.s. Doch der lässt sich als ,.rhctorischCl" Plural aufTasscn ; vgl. Hoftnann -

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Thye.rlu und Phoenis.oe

spräcbs geht es um diesen Einwand und weitere. In den PhoenLuae jedoch endet die Rede des Ocdipus mit dem Halbvers iubente te vel vivet; danach erscheint unvermittelt ein Bote, der Oedipus nach dem bedtängten Theben führen möchte. Es wäre sonderbar, wenn Seneca den planvoll fortschreitenden Dialog im Thyeste.. mit Blick auf die unvollendete Rede in den Phoenissae gestaltet hätte. Leicht erklärt sich aber der Halbvers Phoen. 3 1 9 als Rct1ex der ersten Hälfte des Verses Thy. 294, dessen zweite Hälfte einen neuen Gedanken ein­ fiihrt und darum nicht auf Anhieb abzuwandeln war.

7.3 Thy. 607-6 1 2 ftilher als Phoen. 1 03-\OS

Zweimal hat Seneca in seinen Tragödien den Ausdtuck vitae necisque potestaa aufgegriffen und dabei abgewandelt, indem er potestas durch ius ersetzte. Bevor die beiden Stellen hier zitiert werden, ist feslZU­ halten, fiir welche Machthaber diese Formel verwendet wird und W89 vitae neciaque darin bedeutet. Über die vitoe necL.que pote.