Die Rache ist mein und andere Novellen [Reprint 2021 ed.]
 9783112437346, 9783112437339

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Die Rache ist mein und andere Novellen von

Prinz Emil von Gchönaich-Larolath. Mit einem Bilde des Dichters

und einer Einleitung von

Dr. Robert Reinhard.

Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.

Uebersetzungsrecht vorbehalten.

Emil von Schönaich - Carolath. „Viel lieber in Deutschland Schmach und Not, Ms in der Fremde weißes Brot. Und müßte ich zehnmal zu Grunde gehen, Und würde ich zehnmal auferstehen, Ich riefe vom Frischen alsogleich: Gott segne, Gott schütze das Deutsche Reich!"

In Prinz Emil von Schönaich-Carolath, der am 30. April 1908 feine klarer:, leuchtenden Augen für immer geschlossen hat, müssen wir nicht nur einen der feinsten Künstler, sondern auch einen der besten vaterländischen Dichter verehren. Sein rastloses Streben nach der Befreiung der Geister, nach Vertiefung der Bildung, nach der Überbrückung sozialer Gegensätze durch werktätige Nächstenliebe, also durch lebendiges deutsches Christentum wird die Werke dieses ritterlichen Prinzen in ihrer dauernden Bedeutung immer weiteren Kreisen erschließen. Der Dichter wurde am 8. April 1852 zu Breslau ge­ boren und zog nach glücklichen Kinderjahren mit seinen Eltern an den sonnigen Rhein. In Wiesbaden besuchte er das Realgymnasium, um später in Zürich als Hörer von Scherr und Kinkel "seine Studien zu vollenden. Im deutschftanzösischen Kriege wurde er 1871 Offizier im Weimarer Dragonerregiment, zog sich aber bald von der militärischen Laufbahn zurück und begab sich auf Reisen, die ihn nach Spanien und Tunis, nach Griechenland und Kleinasien führten. In Paalsgard am dänischen Belt und später als Schloßherr zu Haseldorf in Holstein ruhte er von. seinen Wanderfahrten aus. Im Jahre 1887 heiratete er

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Emil von Schönaich-Carolath.

Katharina van Knorring, mit der er, von blühenden Kin­ dern umgeben, bis zu seinem Tode in glücklichster Ehe lebte. Ein schlichter Eichensarg birgt die irdische Hülle des prunk­ los Begrabenen, der keine andere Sehnsucht hatte, als mit seinem Wirken und Schaffen volkstümlich zu werden. Der treuen Lebensgefährtin des jahrelang ans Kranken­ lager Gefesselten gatten einst die sehnsuchtsvollen Verse seines Gedichtes: Abschied. Nun ging der Sommer sacht zur Neige, Die Hügel starren reifbekränzt. Aus triefendem Edeltannengezweige Das weiße Schloß im Herbsttag glänzt. Ich möchte noch einmal langsam gehen An deiner Seite ttaumgewiegt, Wenn durch die dunklen Taxusalleen Das raschelnde, rote Herbstlaub fliegt.

Noch einmal, wenn fern des Gärtners Harte Den nassen Kiesweg sacht entlaubt, Möcht' pressen ich tief im rauschenden Parke An meine Brust dein blondes Haupt.

Dann wie ein Sturm, der schwül geschlagen Durch Erdenschönheit und Rosenflor, Will ich den Kranz aus Lenzestagen In letzten Liedern heimwärts tragen Zu Gott empor. Schon in feinem Erstlingswerke, den „Liedern an eine Verlorene" (1878) zeigt sich diese Tiefe der Emp­ findung, die sich in den „Dichtungen" (1883) und be­ sonders den „Gedichten" (1903) von männlicher Ent­ sagung und einem leidgeprüften Dulderstolze zu sittlicher Größe erhebt, indem der Spielmann fürstlicher Herkunft mit überquellender Herzensgüte die Sache der Enterbten

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verficht. — Die „Dichtungen" werden durch eine Reihe von kleineren Epen von vorzüglichern Werte eingeleitet. „Angelina", die Geschichte einer im Straßenstaube Unter­ gegangenen, klingt mit ihrem Erlösungsmotiv in einem ver­ söhnenden Akkord aus. In „Die Sphinx" wird in einer echt dramatisch gestalteten Handlung gezeigt, wie brutaler Sinnen­ rausch zum Verderben führt. „Fattbüme" ist für des Dich­ ters Fähigkeit, den verwirrenden Farbenglanz des Orients zu malen, bezeichnend. In „Don Juans Tod" schildert er die entsühnende Kraft keuscher Frauenliebe, die über das Gemeine ebenso siegt wie in „Judas in Gethsemane" die alles be­ freiende Gewalt der Menschen- und Gottesliebe. Bon den Liedern durchbebt noch viele, wie „Letzter Tag", die verhaltene Glut seiner frühen Lyrik, die Mehrzahl zeigt den Dichter in fortschreitender Abgeklärtheit und friedvoller Lebensauffassung. In den „Gedichten" gibt fich dann eine bewunderns­

werte Höhe der Weltanschauung kund. Irdische und himm­ lische Liebe wird in herrlichen Versen besungen. Gedichte wie „Sulamith", „Philemon und Baueis" schließen fich mit den Liederzyklen „Aus der Jugendzeit", „Westwärts", „Heimkehr" und besonders „Hans Habenichts" zu einem prächttgen Kranze zusammen. — In Hans Fahrinsland, dem Helden des letztgenannten Werkes, hat der Dichter fich selbst vorgeführt, indem er seine Erlebnisse und Reisen um einige Jahrhunderte in die tapfere Landsknechtszeit zurück­ versetzte, um freiet gestalten zu können. Manch wuchtiges Wort gegen die Übermacht des Goldes, gegen Gemüts­

feindliches und Menschenmörderisches der modernen Kultur findet sich in diesem noch viel zu wenig gewürdigten Epos. Bereits in seiner Ästen Novelle „Tauwafser" (1879) erwies der Dichter, daß man ein großes Leid verwunden haben muß, um sich für den Kampf ums Dasein zu stählen. Im Jahre 1884 erschienen die „Geschichten aus Moll".

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Jede dieser Erzählungen ist ein Stück versteinerter Herzens­ geschichte. Märchen, Legenden, Stimmungsbilder und rea­ listische Skizzen spiegeln die Not der Liebe und das Unfreie der menschlichen Zustände in farbenreichen Schilde­ rungen. Dieser Sammlung ist die Mehrzahl unserer No­ vellen entnommen. „Schön Lenchen" enthält die Legende vom steinernen Manne auf dem Turme des Straßburger Münsters, der um verlorener Liebe willen die Einsamkeit des Klosters aussuchte. „Die Rache ist mein" bringt ein fesselndes Bild aus dem rusfischen Offiziersleben, wogegen „Die Königin von Thule", „Sonnenuntergang" u. a. m. den zarten Duft der Volksmärchen atmen. Das warmfühlende Herz des Dichters kommt in der umfangreichen Erzählung „Bürgerlicher Tod" (1894) ganz besonders zur Geltung. Wie ergreifend wird darin im Gegensatz zur üblichen „Armeleutdichtung" der todkranke Kanzleischreiber Witthoff, der fich vergeblich mit seiner Fa­ milie über Wasser zu halten sucht, charakterisiert. Wie erschütternd wirken die Worte, die der Hilfsprediger an der Gruft des freiwillig aus dem Leben Geschiedenen von der Freudlofigkeit spricht, die über das deutsche Volk ge­ kommen sei und es unglücklicher mache als die soziale Not: „Es müßte ein tiefes Atemholen in Ewigkeitsluft über unser Volk kommen, eine starke Rückkehr zu Gott. Zur Zeit der Freiheitskriege, als es galt das Joch eines über­ mütigen verhaßten Eroberers abzuwerfen, da flammte eine ähnliche Bewegung durch alle Herzen... Das deutsche Volk muß stch wieder einigen in einer gewaltigen, an­ haltenden Aufwärtsbewegung zu Gott auf allen Gebieten und in allen Schichten." Ein Seitenstück zu dieser Erzählung, die mit heiligem Eifer gegen alle sportsmäßige Wohltätigkeit ankämpft, bildet die Geschichte „Adeliger Tod" (1894), die uns den Adel

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in ähnlicher Beleuchtung wie dort das Bürgertum zeigt und zur Besserung der Zustände auffordert. 9m 9ahre 1896 gab der Dichter einen Band neuer Novellen heraus, darunter „Der Freiherr", eine Seelen­ studie, die wenig ebenbürtige Gegenstücke besitzt, während „Regulus" da- teils liebliche, teils düstere Bild eines Frei­ heitsschwärmers aus dem badischen Aufstande des Jahres 1848 entwirft. „Der Heiland der Tiere" ist aber wohl die reifste Erzählung des Dichters, ein Hohes Lied der Tier­ liebe, die Carolath in der ganzen Tiefe erfaßt hat, wie er sie selbst besaß. — Dieses eigenartige Kunstwerk schließt mit der großartigen Schilderung eines Dorfbrandes mit folgenden Worten: „über die schuldbeladene Erde, sie er­

lösend vom Erbfluche des Reichtums, schreitet feierlich die jungfräulich sühnende Flamme und rettend, bewahrend ragt empor aus ihr der Friedhof, wie eine große starke Arche, in deren Schoß Menschen wie Tiere, Herren wie Knechte, sich umfassen zu neuem Bunde." Aus dem im Jahre 1902 erschienenen letzten Buche sei „Die Kiesgrube", als Muster einer deutschen Kriegs­ novelle hervorgehoben. Dieser auch in unser Bändchen auf­ genommenen Erzählung liegt eine Episode aus dem deutsch­ französischen Kriege zugrunde, die der Dichter zu ungemein dramatischer Wirkung ausgestaltet hat. Aber auch die an­ deren Geschichten wie „Lichtlein sind wir" und „Die Wildgänse" sind reife Gaben, ebenso die der billigen Volksausgabe feiner gesammelten Werke angereihte Skizze „Des Bettlers Weihnachtsgabe", die ein soziales und religiöses Motiv restlos erschließt. Während der letzten Jahre seines Lebens nahm der Dichter trotz langen Siechtums an allen Volksbildungs­ bestrebungen tätigen Anteil und widmete sich mit Feuer­ eifer umfassenden Reformideen, wie die im Jahre 1904

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verfaßte Schrift. „Gedanken eines Laien über Ge­

fangenenfürsorge" beweist. „Durch Gefängnis und Krankenräume, Trage silberne Lichterbäume, Zünde den ärmsten, verlorensten Mann Helle Hoffnungszeichen an."

Auch aus diesen Versen leuchtet hervor, wie die ernste­ sten Probleme der Gegenwart das Denken und Fühlen dieses echten Edelmannes im Innersten beschäftigten. Mögen die Werke des Dichters, deren Auslese der Prosa und Vers umschließende Band „Fern ragt ein Land" birgt, in die breiten Schichten des deutschen Volkes dringen, dem er, ein Sänger der Sehnsucht, seine ganze Kraft wid­ mete. Unvergeßlich sind einzelne feiner Gedichte, wie beson­ ders „O Deutschland", dessen Schlußverse als leuchtendes

Muster inniger Heimatliebe angeführt feien: O Deutschland! mir tat's gefallen In manchem fremden Land, Dir aber hat Gott vor allen Das beste Teil erkannt. Du lebst und schwärmst und dämmerst In tiefster Seelenruhe, Wenn du dein Eisen hämmerst, Erklingt ein Lied dazu. O laste dir niemals rauben Die alte Schwärmerei Für Frauen, Freiheit und Glauben — Bleib unentwegt dabei! Daß du vom Born der Sage Mögft schöpfen Frömmigkeit Und Kraft zu wuchtigem Schlage Nun und in Ewigkeit!

Dessau, 1915.

Dr. Robert Reinhard.

Die Rache ist mein. Das war ein unheimlicher, trüber Tag, der seine Nebel über die Trancheen deckte wie ein Leichentuch, während krachende Geschütze den Weg durch Kiesellehm zwangen und begeisterte Bataillone jubelnd über Berg­ kuppen kletterten, aus Schluchten tauchten, dann in dunklen, schlechtgesammelten Haufen vorliefen und unter dem schmetternden Feuer des Feindes nicht mehr zurück konnten, sondern liegen blieben, schwarze, zähe Massen, zusammengeballt, von Lehm und Blut triefend, über­ strömt vom klatschenden Platzregen. Bei sinkender Nacht, während Wolken immer dichter und schwerer über das Schlachtfeld' zogen, als wollten sie es abwaschen mit kalten Schauern, ging die Armee rückwärts. Betrunkene Regimenter, die nicht ins Feuer gekommen waren, versperrten die Felder und heulten Sieg, während verirrte feindliche Granaten Splitter in sie warfen, und surrende, vom Boden geschälte Gras­ schollen. Dann kam, meilenfern, eine öde Fläche, wo Kosakenpatrouillen durcheinander ritten, wo hinter rasch aufgeworfenen Schützengräben Bataillone lager­ ten. Später ein leichter Höbenzug, dahinter graue Zeltgassen, sich kreuzend, große Tannenbüschel als Weg­ weiser dazwischen. Eine Wagenburg stand mit zu­ sammengefahrenen Rädern, die Packpferde in dunklem

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Klumpen mit gesenkten Köpfen.

Eine schwere Batterie

in Eilmärschen herbeigezogen und im aufgeweichten Boden verlassen, reckte, halb versunken, ihre Wagen­ massen und die blanken, neuen Geschützrohre schräg über das Lager hin. In dieser Ausnahmestellung lagen Garde- und Linien­ brigaden, dezimierte, wie noch unbeschossene, hastig zu­ sammengezogen, das Gros für die morgige Operation

bildend. Die Soldaten, die, wo immer sie ein wenig Schutz fanden, zusammengedrängt lagen und schliefen, kannten nicht ihren neuen Führer; man wußte nur, daß ihn der Zar vor wenigen Tagen von' einer ent­

fernteren Stelle des Kriegsschauplatzes herbeigezogen

und in der Stunde der Gefahr mit einem hohen Kom­ mando betraut hatte. Im Zelte des Befehlshabers ging ein Kriegsrat zu

Ende. Von einer Anzahl Offizieren umgeben, zog der General die letzten Rotstiftstriche über einige halb durch­ weichte Feldkarten und erhob sich grüßend.

Als das

Zelt leer geworden, rückte er, ermüdet, den Sessel ans Feuer und zog einen Brief hervor, den er seit Tagen an der Brust bewahrt haben mochte. Der schmale Papier­ streif enthielt nur wenige Zeilen. „Soeben erfahre ich, daß Wassil in Ihre nächste Umgebung kommandiert ward. Wenn ich als Russin auch stolz sein muß, ihn vor dem Feinde und unter Ihrem Befehle zu wissen, so blutet doch das Herz der Mutter in namenlosem Bangen. Er ist mehr als mein

Sohn — er ist die Verkörperung meiner und Ihrer unermeßlichen Schuld — in seinem Glücke nur, in

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seinem Wohlergehen liegt das Symbol der Vergebung Gottes. Kehrt er heim aus diesem entsetzlichen Kriege, dann will ich an Vergebung glauben, dann wollen auch wir, entsühnt, uns wiedersehen. Wachen Sie über dem Heile, über dem Leben meines Kindes.

Raissa." „Ich will es", sprach der General leise und faltete den Brief. Ehe er ihn an der Brust barg, preßte er seine Lippen -auf das zerknitterte Papier, dann rief er seinen Adjutanten. „Ich lasse den Leutnant Trekuroff

zu mir bitten."

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General Graf Wassil Barinski hatte, selbst nach

russischen Begriffen, eine rasche und ganz außergewöhn­ liche Karriere gemacht. Er war überhaupt eine außer­ gewöhnliche Erscheinung; den Petersburger Kreisen, in denen man doch sonst seine Grade zu erobern pflegt, enffremdet, weil er das Lagerleben im Kaukasus und gegen die Turkmenen vorgezogen hatte. Man wußte

nur unbesttmmt, daß ein Schatten auf seinem Leben sei, etwas Unaufgeklärtes. Die Männer rieten auf eine Liebesgeschichte oder ein fatales Duell, die Frauen, der idealere Teil der Gesellschaft, settsamerweise auf Schulden. Einmal stieg das Gerücht auf, daß Wassil bei Hof in Ungnade gefallen sei, und dies reichte völlig

hin, um fortab alles, selbst menschliche Anteilnahme, von ihm fernzuhatten. Graf Wassil Barinski hatte allerdings einen Roman in seinem Leben. Früh verwaist, verlebte er die reiche

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Mußezeit,' deren er sich während seines Dienstes in der Chevaliergarde erfreute, gewöhnlich in Südrußland auf den unermeßlichen Besitzungen seines Vetters Trekuroff. Dieser ältere Vetter bewahrte auf einem seiner Schlöffer aus Familienpietät zwei alte Tanten nebst einer Cou­ sine, die er kaum kannte. Raissa war ein herbes, schönes Mädchen von siebzehn Jahren, eine kleine Despotin der Steppe, die sie im Sattel eines kleinen bissigen Kosakenpferdes tagelang durchstreifte. Wassil, auf der Schnepfenjagd verirrt, entdeckte sie eines Tages, als sie, an einem Zaune sitzend, die Finger schwarz von gepflückten Brombeeren, ihrem Pony aus einem Buche vorlas. Seit jener Begegnung veränderte Raissa sich merklich, zwängte ihr rebellisches Haar in Flechten und bemühte sich, zur unendlichen Genugtuung der Tanten, eine Dame zu werden. Wassil war seinerseits auffallend zerstreut, sogar finster, kam immer häufiger auf Besuch, und riß eines Wends, während der Herbst­ wind die Baumkronen im Parke durcheinanderschlug, seine Cousine an sich und küßte sie auf den Mund. Sie sprachen kein überflüssiges Wort, denn die Liebe erblüht schnell auf der Steppe und die Herzen dort sind fest und klar und so zuversichtlich auf heitere Tage, wie das lange Morgenrot der südöstlichen Sonne. Verwunderung und Jubel herrschten Tags darauf im geräumigen Heim des Vetters Trekuroff. Dieser durchlief die Zimmer seiner Jagdgäste und verbreitete die Kunde, daß Wassil, der Gardechevalier, die Wald­ cousine" heiraten werde. Dann erfolgte großes Gala­ diner, und gleich darauf reiste Wassil nach Paris, um.

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wie der Vetter sich ausdrückte, die Perlenzäume für seine junge Steppenbraut einzuhandeln. Nach drei Wochen schrieb Wassil aus Genua. Kein Brief später, nur plötzlich ein lakonisches Telegramm, das Postpferde nach der Station befahl. Als der Wagen durch die Schloßeinfahrt dröhnte, stand Raissa im Empfangszimmer, bräutlich schön, mit niedergeschla­ genen Augen. Er schritt rasch auf sie zu, als wolle er ihr zu Füßen fallen, dann besann er sich und hob, jäh entschlossen, die Stirn. „Ich will offen sein, wie's Ihrer würdig ist, Raissa. Geben Sie mir mein Wort zurück — ich liebe eine andere." Eine Ohnmacht griff sie an, aber ein Strom trotzi­ gen Blutes kam ihr zu Hilfe, und um ihren Stolz zu retten, fand sie blitzartig eine unerhörte Entgegnung. „Das trifft sich glücklich," sprach sie, indes ihre schlanke Gestalt sich schaudernd, aber vollendet vornehm empor­ reckte, — „denn Sie blieben lange aus und auch mein Herz ward Ihnen fremd.. Wassil grüßte tief und verschwand; sie schritt die Gartentreppe hinab und musterte die Beete, drauf Ane­ monen und erste Veilchen blühten. Unbefangen erschien sie bei Tische, um von der Sinnesänderung ihres Vetters achselzuckend und so gelassen zu plaudern, als habe der brutale, ungerechte Schlag, den sie erfahren, einer Frem­ den gegolten. Sie lachte fröhlich, ohne Bitterkeit, und nahm ihre lang vernachlässigten Ritte in die Steppe mit neuem Eifer auf. Die zurückgegangene Verlobung erregte weit über die Grenzen des Gouvernements hinaus maßloses Aufsehen.

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Am meisten wunderte sich der Vetter Trekuroff, dem

erst jetzt die volle, sieghafte Schönheit Raissas so recht

ins Auge fiel.

Da er ein guter, taktvoller Mann

war, der Skandale haßte und außerdem das Bedürfnis fühlte, die Stellung des unter seinem Dache so schwer gekränkten jungen Mädchens zu befestigen, bot er ihr

seine Hand an.

Raissa willigte unbedenklich ein und

schritt diamantensprühend zum Altare, lächelnd wie eine

Königin Nach wenigen Monaten kehrte Wassil unangemeldet zurück. Trekuroff, zuerst befremdet und verlegen, nahm diese Rückkehr für einen Beweis ungetrübter Freund­

schaft und war im Grunde darüber seelenvergnügt. Raissa erbleichte bis in die Lippen und reichte „dem

Jugendfreunde" unbefangen die Hand. Es war später Abend; der Salon, in der Nachlässigkeit langen Be­ wohntseins, mit den weichen Teppichen, dem Tische und der Auswahl durchwühlter Pariser Journale, lag im Schatten der rotseidenen Lampenschirme. Trekuroff, der stets taktvoll war, ging in das Nebenzimmer, um Zigaretten zu holen. Am Fußende des Sofas, drauf

sich Raissa zurückgelehnt, stand Wassil mit weißen Lippen und beichtete. „Das Wesen, dem ich alles geopfert, alles — be­ durfte des Mitleids. Sie hieß Vera Timofejewna und stammte aus einem Fürstenhause, älter als dasjenige

unserer Zaren.

Ihre Mutter lebte fern von Rußland

in übertünchtem Elend, vom Glanze ihres Namens zehrend, von Gläubigern verfolgt, von Hotel zu Hotel gejagt, über einen Kreis von Glücksrittern gebietend.

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Mit sich schleifte sie ihre Tochter, ein halbes Kind, das sie behandelte wie ein noch unverwertbares Staatspapier. Ihre letzte Hoffnung — und Gott weiß, was für Hoff­ nungen sie hegte — lagen auf jenem Kinde, dessen Scheitel fromm und glatt gekämmt, dessen Herz vor der Zeit in der Schule der Mutter ein Abgrund von Egoismus, Berechnung und Schlechtigkeit geworden war. Wie gut verstand die kleine Vera, kaum halb­ reif die Blicke der Herren zu deuten, die ihre flache Brust, ihre mageren Arme auf kommende Fülle ab­ schätzten, während die Fürstin-Mutter zum Bankhalten aufmunterte und den Champagner verdächtig reichlich fließen ließ ... Der Zufall führte mich in jene Kreise, und die kleine Vera, die der seltene Anblick eines ehr­ lichen Gesichtes zu fesseln schien, begann von ihrem Leben zu plaudern und zu klagen. Sie erzählte, daß sie es herzlich satt habe, oftmals aus dem Schlafe ge­ rissen und in das Coupö eines Nachtzuges gepackt zu werden, der von Paris nach Neapel oder von London nach Wien die Mutter trüge, wenn die Wirte nicht mehr borgen wollten, oder die Polizei begänne unbe­ quem zu werden ... ,Wir leben nur in Gasthöfen, schlafen auf den roten Polstern der Eisenbahnwagen und kleiden uns aus unseren Koffern . . / Ein solches Dasein sei ihr unerträglich, sie sehne sich so sehr nach einem ruhigen, still-bescheidenem Orte, sie wolle so gern eine brave, dankbare kleine Frau werden — aber dieses Glück eben bliebe ihr wohl ewig versagt — Sie war unsagbar lieb und schön, und hatte, wäh­ rend sie dies alles leichthin erzählte, die Augen eines

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bekümmerten, mißhandelten Geschöpfes, das mit Füßen getreten wird und stumm ergeben leidet, ohne fich weh­ ren zu können.

Ja, sie hatte schöne, rätselhafte, gequälte Schlangen­ augen! Der lähmende Bann, den sie mir unabwälz­ bar auflegten, hatte nichts mit einer jäh auflodernden, sinnlichen Leidenschaft gemein. Wäre dem so gewesen, verböte mir ein Rest von Selbstachtung und Scham, vor Ihnen zu erscheinen. Ich fühlte nur Mitleid für jenes Kind, tiefes Mitleid. Aus dieser großmütigen Regung erwuchs eine Begierde, die in jedes Mannes

Brust schlummert, die verborgenste wohl, aber auch die verlockendste, törichteste, verderblichste — die Sucht, eine strauchelnde, vielleicht schon gefallene Frau retten, einem Wesen, das den sittlichen Halt verlor, die eigene starke

Seele zum Stützpunkt bieten zu wollen. Das ist kein Edelmut mehr, sondern Wahnsinn. Aus meinem Her­

zen stahl ich die Liebe zu Ihnen, der Reinen, und be­ mühte mich, sie in wildem Schöpferdrange dem Wesen einzuhauchen, das sich, wie die Lehmscholle aus einem Graben, meinem Fuße angeklebt! Ich kaufte sie der Fürstin-Mutter ab, trug sie aus den Kreisen hinaus, drin sie zu stieren vorgab, und begann mein Pyg­ malionswerk. Aber was fand ich? Ein launisches, wel­ kes Kind, ein verlogenes, kleinliches, jeder Erhebung unfähiges Herz, ein Häufchen früh ausgebrannten, trost­ losen Schuttes. Sie hatte sich offenbar schon mehr wie einmal ,retten lassen'. Nach kurzer Zeit entlief sie mir

und kehrte zu der problematischen Hotelexistenz zurück, für die sie eben geboren war.

In den Salons der

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Fürstin-Mutter heiße ich seitdem Pygmalion. Das Er­ wachen nach einer erlittenen Schmach ist schrecklich, besonders wenn sich mit ihr der Fluch der Lächerlich­ keit paart. Aber ich bin zu krank, als daß ein solcher Stachel mich noch schmerzen könnte. Für mich gibt es,

wie ich glaube, keine Rettung mehr; ich erkenne meine

Lage klug und klar, wie ein Arzt die Krankheit nennt, die ihn selbst ergriffen hat. .Der Schiffbruch meiner Jugend, meines Stolzes, meines Glaubens ließe sich

vielleicht überstehen, nicht aber kann ich das Bewußt­ sein tragen, Ihre Liebe verscherzt, verloren zu haben. Sehr glücklich würde ich sein, wenn Sie mir nach mei­ nem Bekenntnisse einen Rest von Achtung und später ein mildes Gedenken nicht versagen möchten. Jetzt will ich Ihren Gemahl bitten, mir eine kurze Zeit der

Ruhe und der Sammlung, deren ich sehr benötigt bin,

unter diesem Dache gestatten zu wollen. Gewähren auch Sie es, denn Sie tun damit lediglich ein Werk des Erbarmens." Er verneigte sich wie vor der Mutter Gottes von Kasan, Raissa lag im Diwan zurückgelehnt mit ge­

schlossenen Augen. Trekuroff kam wieder und hob, sich entschuldigend, den herabgesunkenen Schirm einer Lampe. Wassil führte, geblendet, die Hand zu den

Augen; sein Kopf war alt geworden in wenigen Wochen, das Haar lichter, die Züge krankhaft geschärft. Tre­ kuroff, wohl erzogen und stets korrekt, unterdrückte mit Mühe einen Ausruf der Teilnahme. Nur als der Tee vorüber war, nötigte er Raissa ans Klavier, um dem Gaste — Ironie war ihm fremd — etwas recht Auf-

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heiterndes zu spielen. Raissa begann eine wilde spa­ nische Tanzweise, und er stand bewundernd hinter ihrem Stuhle; sie spielte aber so heftig und schnell, daß er

eS versäumte, die Blätter umzuwenden. Wenn er dann seinen Irrtum erkannte, lachte er voll und kräftig, indessen er, eifrig umblätternd, RaissaS Haar streifte,

über dessen blauschwarze Fülle das Kerzenlicht weiße Strahlen wob. Sie endete den Vortrag mit einem hasügen, un­ sicheren Griffe. Wassil kam mit dankender Verbeugung

aus seiner Ecke hervor und verabschiedete sich. Er fühle sich krank und erhoffe Besserung durch Ruhe und Ein­ fluß der herben Steppenlust. Er wünsche sein gewohn­ tes Zimmer zu beziehen und bäte im voraus um Nach­

sicht mit der Zurückgezogenheit, die er sich fürs erste notgedrungen auferlegen müsse. Er verschwand und kam im Laufe der folgenden

Wochen nicht zum Vorschein; da das Schloß von Gästen selten leer wurde, fiel seine Abgeschlossenheit wenig auf. An einem Hochmittage traf er Raissa weit unten im

Parke. Sie saß im Sonnenscheine; der Sommerwind spielte mit ihrem weißen Gewände, hob von ihren Schultern das lose, tiefdunkle Haar und wehte es fester um ihr gesenktes, feines, strenges Profil. Sie waren ganz allein; durch die Gartensülle plätscherte hörbar ein Bach über Kiesel und Ellerstauden; verirrte Schwal­ ben schossen gewitterbange niedrig über die Baum­ kronen hin. ,Mas führte Sie hierher — zurück zu mir?" be­

gann sie mit ruhiger, goldklarer Stimme.

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„Erne Laune," entgegnete er müde und ernst, „besser gesagt, ein Wunsch. Vielleicht auch ein Verhängnis. Treibt doch jeden Verbrecher eine geheimnisvolle Macht

nach der Stätte zurück, wo er gesündigt. Ich durste mir die letzte Qual nicht ersparen: Sie elend zu sehen. Denn elend sind Sie an Trekuroffs Seite, — es mußte so kommen. Noch ein anderes zwang mich hierher: ich wollte nicht sterben mit diesen Lippen, die noch befleÄ sind von häßlichen, schmachvollen Küssen, keinen solchen

Nachgeschmack mit in das Grab nehmen, der allbarm­ herzigen Erde kein ganz vernichtetes, entweihtes Herz wiedergeben. Ich will entsühnt sein, Raissa ... ich will noch einmal hören, daß du mich geliebt hast und

jetzt noch liebst —" Den Kiesweg entlang flog ein stechend warmer Wind, die Kronen der Ulmen murrten auf; über die Steppe

zog rasch ein Gewitter heran. „Komm," sagte Raissa, ,/und höre meine Antwort." Sie nahm seinen Arm und tat, daran geschmiegt, lang­ sam einige Schritte. Durchs Blättergewirr peitschten Tropfen, der Park war dunkel geworden. Aus seiner Tiefe leuchtete die Eremitage auf, ein Gartenhaus, aus weißen Birkenstämmen gezimmert, altmodisch, mit ge­ blümten Tapeten und verschossenen Seidenpolstern. „Dich habe ich um Verzeihung zu bitten, dich allein," sprach sie, indem sie verklärt, glückselig zu ihm emporsah. „Ich nahm in einem bösen Augenblicke die Hand des andern — aus Groll und Stolz, einzig, um dich zu strafen, einzig, um dir zu zeigen, daß ich dich, sogar dich ver­ gessen könne! Aber fortgeliebt habe ich dich immer und 2*

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bin niemals irre geworden an dir, glaub' mir, nie­ mals! Und nun, du stolzer, Großmütiger, kenne ich dich ganz. Aus Großmut warfst du deine Liebe weg an eine schwächere, — welch Weib, welch echtes Weib vergäbe das nicht? Meinen Teil von Liebe doch be­ hielt ich für mich. Er ist groß genug für zwei, selbst für Stolze! Wollen wir teilen — Pygmalion? . .." Ein blauer Blitzstrahl zuckte durch die Scheiben und der Donner begrub den Südsturm in den Baum­ kronen, die braune, triefende Steppe lag dunstig im heißen Regen.

Und die Vögel sangen wieder, über dem aufatmen­ den Parke ging die Sonne zuckend, blutrot nieder. Den Weg hinab wandelten zwei hohe Gestalten, still und mit blassen Stirnen. So schritten dereinst wohl die ersten Menschen aus dem blühenden, traum­ haften Eden ins Leben hinaus. Noch einmal neigte sich der Mann, aufschluchzend, über die Hand der Frau, und sie malte das Kreuz über seine Stirn und sprach mit weiten, schuldumflorten Augen: ,Keb' wohl und laß uns büßen."

Vom Schlosse her kam Trekuroff, umbellt von sei­ nen braunen Hunden; er schwenkte von weitem fröh­ lich den breiten Gartenhut.-------Graf Wassil Barinski erbat bedingungslose Auf­ nahme in die Armee, wurde auf Probedienst nach Sibi­ rien und bald darauf nach dem Kaukasus geschickt. Dort ereitte ihn ein Brief Trekuroffs, der bat, er möge bei einem Sohne, den ihm Raissa gegeben, Patenstelle

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vertreten. Wassil sandte als Antwort einen Altarschmuck für die Kirche, in der Trekuroff und Raissa getraut worden. Dann wußte man nur, daß er in Westasten kämpfe; nach Jahren kam er als Oberst, notgedrungen, nach Petersburg, um das Sankt Georgs-Kommandeur­ kreuz entgegenzunehmen. Er sah niemals das Ziel seiner Sehnsucht wieder, das Schloß mit den weißen Giebeln, schimmernd herausgrüßend auS der braunen südrussischen Fläche. Und nach langjährigem Büßerkampfe erlebte er den Tag, an dem sein Vaterland, das große heilige Ruß­ land, durch inneren Verfall und äußeren Kriegsandrang auf seinen morschen Riesenpfeilern zu wanken begann. Nach verlorenen Schlachten, über gestürzte Größen hin­ weg rief ihn der Zar zur Rettung, stellte ihn an die Spitze von Tausenden und legte in die Hand, die nie gezittert hatte, seit sich Raissas schmale Finger zum letztenmal darin gebettet, den Feldherrnstab... Das war Graf Wassil Barinskis Roman; er zog noch einmal an ihm vorüber, rasch, wie über die Zelt­ wand das Flackerlicht der krachenden Scheite.

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„Leutnant Trekuroff," sprach eine feste, wohttönende Stimme. Das war wie ein Klang von Raissas Lippen, nur metallischer und tiefer, da waren auch Raissas dunkle Augen, nur daß sie aus einem gebräunten Jünglings­ gesichte strahlten, das voll jugendlicher Erregung und Begeisterung auf den gefeierten General blickte.

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„Gott zum Gruße," sprach Barinski und bot beide Hände dar. Er mußte alle Selbstbeherrschung auf­

bieten, um den jungen Mann nicht ans Herz zu pressen, allein die Blicke der beiden loderten zusammen in einer Regung von leidenschaftlicher Bewunderung auf der einen, stolzer Liebe auf der andern Seite.

„Und nun müssen Sie viel erzählen," begann der

General mit herzlichem Tone. „Zunächst aber sollen Sie mein Gast sein," fügte er hinzu, indem er Brot und einen Rest Kapwein auf den Tisch schob. Kesseres

kann ich Ihnen leider nicht bieten, aber selbst um dieses wenige und um das warme Feuer hier dürften uns die armen Kameraden in den Trancheen noch beneiden.

Das erste Glas, das wir zusammen trinken, soll Ihnen selbst gelten, Ihrem Heil und Ihrem Wohlergehen!... Doch nun nehmen Sie vorlieb und erzählen Sie von Ihren Eltern, Ihrer Jugend, Ihren Hoffnungen."

Er lehnte sich zurück und betrachtete milden, glück­ lichen Gesichts den jungen Offizier, der frisch und offen von seiner ftöhlichen Jugend zu plaudern begann, von allerhand kleinen Begebnissen aus dem Familienleben, die heiter an ihm vorübergezogen, für Barinski jedoch von süßschmerzlicher Bedeutung waren. Der Vater habe

in den letzten Jahren reges Interesse an großen land­ wirtschaftlichen Unternehmungen gewonnen, die den Wohlstand des Gouvernements sowie den Wert der Güter bedeutend zu heben begännen; die Mutter lebe eigentlich nur, um Gutes zu tun, die Hütten der Armen aufzurichten, anspruchslose Hospitäler zu erbauen, eine echte Mutter nicht nur für die ihrigen, sondern für

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alle, die trostbedürftig und leidend schienen. Sie sei noch immer schön wie eine Heilige und geliebt wie eine solche, nur fast allzu still, allzusehr sich opfernd für andere, wunschentsagend, goldspendend mit klugen Händen ... Und während der junge Offizier dies seltene Frauen­ leben schilderte, lag auf seiner hübschen, ehrlichen Stirn

aller Widerschein des Segens, den die Küsse einer sol­ chen Mutter gewiß nicht vergeblich darauf geprägt hatten. So stand er vor Barinskis entzückten Augen, begeistert plaudernd, kräftig und bescheiden, treuherzig, dabei formvollendet und selbstbewußt, das prächtige Gemüt gewiß noch heißer Jugendideale voll. Wassil begriff nun, daß Raiffas einziges Glück auf ihrem Sohne ruhe, den sie in bitterer Sorge und Herzens­ angst großgezogen, über dem fie gewacht, den sie weit heftiger und abgöttischer liebte, als Mutterliebe allein

es vermag. Offenbarte doch sein herrliches Gedeihen, daß jene Schuld, die ihm das Dasein gegeben, sich nicht rächen wolle an ihm nach dem Worte des finstern Bibel­ spruches, sondern daß sie hinweggebetet, fortgeweint, ge­ sühnt sei durch den Büßergang zweier Menschenherzen, die stolz geblieben selbst nach dem Sündenfalle, die sich mutvoll aufgerafst hatten, und deren Leben seitdem Entsagung, Kampf und Arbeit gewesen. Eine kleine Pause entstand; vor dem Zelte wechselten

die ablösenden Posten ihre Gewehrgriffe. „Erzählen Sie weiter," mahnte der General herz­ lich, „Sie ahnen nicht, wie sehr Ihre Worte mir wohl­

tun.

Noch eins," fügte er nach langem Kampfe hinzu,

mit bittender, fast schüchterner Stimme, „ich kannte

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Emil von Schönaich-Carolath.

Ihre Eltern von Jugend auf .. . wollen Sie mir er­ lauben, das heißt, wäre es Ihnen nicht störend, wenn ich als alter Freund — als zweiter Vater etwa — das trauliche ,Du' gebrauchte?... Oh, um so besser," sprach er ganz glücklich, als er sah, daß der junge Offizier vor Freude errötete, „es ist etwas Liebes um dieses Wörtchen, wenn man sein Leben hindurch engeres Glück entbehrt hat — ich nenne sonst keinen so. Aber nun weiter, weiter mit der Erzählung; werde ich doch nicht müde, Näheres von dem Streben, den Plänen und Hoffnungen meines lieben jungen Freundes zu hören." Wasfil Trekuroff beugte sich über die Hand des Generals. „Ich bin es," sprach er bewegt, „der danken muß für so viel Huld! Ihren Namen wußte ich auswendig, ehe ich lesen lernte — aus den Gebeten meiner Mutter. Und wie wird sie, meine gute Mutter, darauf stolz sein, daß ich Ihr Freund.geworden bin! Sie wird mich nun doppelt glücklich umarmen, falls ich heimkehre.. Ein Schatten flog unmerklich über seine Züge; der General jedoch ließ die klaren sinnenden Augen heiter auf ihm ruhen. „Du wirst heimkehren," sprach er mild, „deine Mutter in die Arme schließen und ihr im stillen einen Gruß von mir sagen, einen Herzensgruß. Außerdem" — er lächelte sonnig dabei — „würdest du ihr vielleicht das Georgskreuz mitbringen. . dergleichen schadet beim Empfange nie." „Oh, könnte ich das erringen," ries Wassil Trekuroff begeistert aus, „so wäre mir doch ein Wunsch, wenigstens

Die Rache ist mein.

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ein heimlicher, glühender Wunsch erfüllt! Freilich brächte ich's zuerst nicht meiner Mutter, dieses Kreuz, sondern.. „Nicht der Mutter zuerst?" unterbrach Barinski sehr verwundert. „Ach, ich verstehe," fügte er gutmütig, fast kindlich lächelnd hinzu, „ich ließ dich nicht ausreden — gewiß eine kleine Komtesse aus dem Gouvernement Saratoff — wie glücklich wird deine liebe Mutter wer­ den, wenn auch ein wenig eifersüchtig .. " Er kreuzte sinnend die Arme, als sähe er freundliche Bilder auf­ steigen, und dachte bei sich selbst: Ich werde ihn mit Depeschen zum Zaren schicken — gerade morgen dürfte an meiner Seite kein Platz für glücklich Liebende sein. „Sie täuschen sich über meine Absichten," sprach Trekuroff mühsam, „doch will ich Ihnen, mein Wohl­ täter, Vertrauen schenken. Die Frau, die ich liebe, gitt bei uns seit Jahren für eine Fremde. Ich begegnete ihr um Ostern in Italien; es war ein kurzes, seliges Zu­ sammentreffen. Ich folgte ihr und sah sie wieder, bange, süße Stunden lang, vor den unbekannten van DyR im Palazzo Catania zu Genua .. . mein Gott, was ist Ihnen, General . . . ermüdet Sie mein Geplauder oder wüßten Sie gar um meine Liebe, wäre jene Frau, deren Geist und Schönheit gefeiert sind in allen Zungen, die zu mir herabsteigen will, um mein treues Weib zu werden, Ihnen selbst bekannt? Oh, gäbe der Himmel, daß dem so wäre, daß ich an Ihnen einen Fürsprecher fände, zunächst bei meinen guten Eltern, die freilich mein Glück nicht hindern würden. .." Wassil Barinski starrte wortlos vor sich hin, mit weitgeöffneten Augen, indeffen er mit der Rechten unab-

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Emil von Schönaich-Carolath.

lässig über die Stirn strich, wie jemand, der von schwe­ rem, lähmendem Traume befallen ist.

hauptsächlich aber," vollendete Trekuroff, „einen

Vermittler dem Kreise meiner Verwandten gegenüber, unseren Adelskreisen überhaupt, die eine Fremde in

ihrer Mitte nun einmal nicht lieben ... und gerade sie hat leider herbe Lose erfahren, obschon sie edel, stolz und makellos ist wie keine ... sie lebte bisher aus Rußland verbannt, und stammt aus einem Fürsten­

hause, älter als dasjenige unserer Zaren. .

„Ah," stöhnte Barinski rauh und reckte sich jäh von: Schemel empor. „Edel — stolz — makellos, sagtest du? Barmherziger Gott, noch könnte ein Irrtum ob­

walten ... Ihr Bild! Du mußt es bei dir haben — leugne nicht, ich weiß es ... her mit dem Bilde, ich befehle es dir!" „Ihr Bild Es lag in einer flachen Goldkapsel; die fliegenden Finger des Generals schlossen sich darum mit so wil­ dem Griffe, daß die Hülle aufbarst.

War es ein Spuk?

Ihm entgegen zuckte ein fein­

geschnittenes, elegantes Gesicht, etwas müde vielleicht, etwas welk, aber mit dem alten sieghaften Zuge dämo­ nischer Urmacht, dem grausamen Lächeln der Ruffalka, der Teichnixe, die aus Torfmooren höhnt, und den Ge­ foppten mit ihren unabwendbaren Augen in die schwarze Lache hinabzieht... das knisternde sattrote Haar kräu­ selte sich um die schmale Stirn wie eui Streifen Lohe; wo es über der Bmst zusammenschlug, am Rande des

Die Rache ist mein.

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Bildes, stand in langen, feinen Schriftzügen der alte kühne Lockruf: „Je t’adore/ „Vera Timofejewna!" Der Name brach von den Lippen des Generals wie ein Entsetzungsgeschrei, voller Bitterkeit und Schmerz. Zugleich rollte die Kapsel, mit unsäglicher Verachtung fortgeschleudert, über den Boden hin. „Ganz recht — Vera Timofejewna," wiederholte der junge Offizier, indem er mit funkelnden Augen das Bild aufhob. „Zählen auch Sie bereits zu meinen Feinden? Schade um die Freundschaft, Graf Barinski, die Sie mir soeben angeboten — sie war wahrlich nicht von langer Dauer! Schade darum! Sie sind wohl eifer­ süchtig auf mich, nicht so, General?" Barinski antwortete nicht. Er fragte sich, weshalb die Pfade, die Gott uns anweist, denn gar so dunkel seien, und warum Ironie sein müsse in den schwersten Fügungen. Er gelobte sich, fest zu bleiben und seine Pflicht zu tun. Dann ließ er den Kopf auf die Brust sinken und dachte an Raissa. Trekuroff beobachtete ihn mit einem Angesichte, das eine jähe Veränderung erlitten hatte. Von den soeben noch offenen, frischen Zügen schien jeder Schimmer, jede Jugend hinweggelöscht. Über die Stirne flammte

eine unheilkündende Röte, während die Augen höhnisch sprühten und die wachsbleichen Lippen ein unverstecktes, böses Lächeln zeigten. ,Hch will Ihnen aufhelfen, General," sprach er heiser, „denn Sie sind alt und wissen nicht mehr mit Leidenschaften zu rechnen. Rücksichten schrecken Sie?

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Emil von Schönaich-Carolath.

Wie lächerlich!

Waren Sie selbst denn niemals jung?

Haben Sie selber nie an Liebe gelitten, an wahn­ sinniger, markverzehrender Liebe? Jetzt sind Sie frei­ lich ein Heiliger, besonnen und kühl bis an den Rest von Herz heran!

Aber damals, als noch Feuer in

Ihren Adern kochte, haben Sie stets fein säuberlich nach Rücksichten und Gewissen gefragt? Haben Sie vielleicht Entsagung geübt und Weißfische geangelt? Lassen Sie darum auch mich meinen eigenen Weg gehen und verschonen Sie mich vor allen Dingen mit Ihrer greisen Bevormundung."

Dem General blieb keine Marter erspart. Er mußte erleben, daß der Sohn, den er seit Jahren mit einer

durch die Trennung geschärften Liebe vergöttert hatte, ihm nun gegenüberstand wie ein feindliches, schädliches Wesen, daß dieser Sohn sich durch jede Äußerung, jede Gebärde losriß vom Vaterherzen, stoßweise, grausam, so daß jede einzelne Fiber schmerzte und blutete. Aber

er hatte gelernt, sich und andere zu beherrschen. „Jene Frau", sprach er gelassen, „wird ihren Fuß nicht in das Haus deiner Mutter setzen." „Hüten Sie sich vor Beleidigung," stammelte Trekuroff, seiner kaum noch mächtig. „Jeden zerschmettere ich, der sich zwischen mich und meinen Willen zu stellen wagt. Ich habe fremdes Blut in den Adern, Tiger­ blut, das mich verbrennt und erstickt . .. von meinen Eltern stammt es nicht. Gleichviel. Lassen Sie sich's gesagt sein, General, und wecken Sie nicht in mir dieses fremde Blut. Es könnte, bei Gott, uns beide gereuen!"

Die Rache ist mein.

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Barinski erbleichte unter dem neuen Schlage; dann

erhob er, einen Hoffnungsschimmer in den Augen, das Haupt. „Nur eine Frage noch," sprach er feierlich.

„Über­

lege dir deine Antwort, denn vor dem Throne des

Höchsten wirst du sie einst wiederholen müssen.

Wenn

du zur Wahl gezwungen wärest zwischen deiner Mutter und jener Frau — wenn eine von ihnen sterben müßte,

um der andern Platz zu lassen auf Erden. .." „So würde ich meine Mutter beklagen," sprach Trekuroff rasch, „über ihre Bahre aber die Frau zur Hoch­

zeit führen, die ich nun einmal liebe." Der General bedeckte das Gesicht mit den Händen. Er ist dein Sohn, dachte er bei sich, und ein Schluch­

zen stteg in seiner Kehle auf. „Höre mich an," begann er noch einmal. „Du weißt, was Ehre ist? Ein Fremdwort war es im Hause dei­ ner Eltern wenigstens nie. In ein solches Haus paßt nun eben nicht jeder und jede. Jene Frau aber, die du liebst, am allerwenigsten — denn sie ist eine

Ehrlose!" Trekuroff süeß einen Schrei aus wie ein Tier und

riß mit entstelltem Gesichte den Säbel aus der Scheide. „Ich lasse nicht von ihr!" keuchte er mit wutbrechen­ der Stimme. ,Hörst du? Niemals! Und mit dem Troste, Dämon, der du meine Liebe vernichten willst, magst du zur Hölle fahren, denn deine Stunde ist jetzt ge­

kommen: ich töte dich — du Verfluchter!" Barinski hob wild die Faust — nicht zur Abwehr — sondern schlug sie schwer vor die eigene Stirn.

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Emil von Schönaich-Carolath.

„Das ist die Schuld," sprach er laut, „die Schuld, die sich rächt! Die Stimme des Blutes ist erloschen — dich wenigstens, Raissa, will ich schützen vor deinem, vor meinem Sohne! Gott, furchtbarer Rächer, sieh mich an! Du sollst mich stark finden in der Buße und fest bis zum Ende." Die Zelttür gähnte weit offen. Einige Stabsoffi­ ziere, unvermutet eingetreten, standen wortlos da, wie angewurzelt vor Entsetzen. „Rebellion!" stammelte endlich ein alter Oberst. „Den Degen erhoben wider den General? Am Vorabend einer Schlacht? Darauf steht Tod! Hauptmann, rufen Sie die Wache —" ,Mer befiehlt in meiner Gegenwart?" rief Wassil Barinski mit Donnerstimme. „Bringen Sie wichtige Meldung? Nein? So entschuldigen Sie mich, meine Herren. Morgen, nach der Schlacht, werden Sie mich zu Aufklärungen bereit finden. Vorläufig bitte ich Sie, Ihr gerechtes Befremden für sich bewahren zu wollen." Die Offiziere entfernten sich; der Adjutant vom Dienste trat näher, ein Notizbuch in der Hand. „Geruhen der Herr General, den Leutnant Trekuroff zum Stabe zu kommandieren?" Noch einmal stieg vor Wassil Barinskis Augen mit voller Macht verblühtes Glück auf, noch einmal dachte er an Raissa, an alles, was er geliebt und ersehnt, an letzte Hoffnungen, die er mit eigener Hand hinab­ stoßen mußte ins Grab, — dann erhob er sein vor­ nehmes, todblasses Haupt.

Die Kiesgrube.

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„Zum Stabe nicht," befahl er ruhig, „zum ersten Bataillon der ersten Angriffsstaffel."

Als er allein geblieben, hüllte er sich in seinen Mantel, trat vor die Zelttür und sah dem Davon­ schreitenden nach. Der Mond blickte dunsüg durch vor­ überdampfende Wolken; es regnete nicht mehr. Die

Doppelposten, welche regungslos unter dem Gewehre standen, wunderten sich, daß dennoch über das Gesicht des Generals Tropfen rannen, unaufhaltsame, stür­

zende Tropfen. *

*

*

Der nächste Tag brachte einen durch gute Führung entschiedenen, aber schwer erkämpften Erfolg. Vom

ersten Bataillon der ersten Angriffsstaffel kam keiner wieder, auch nicht der Leutnant Trekuroff.

Die Kiesgrube. Es war ein Tag zwischen Loire und Jura. Fern hinter welligen Hügelketten schob sich das neugebildete französische Korps in Stellung, dessen Flanke deckten zwei Halbbrigaden, hier auf Vorposten lagerte, in leicht ansteigendem Gelände, ein Bataillon. Die Sonne schien warm auf die nassen, räderdurch­ furchten Felder, in den Hohlwegen sackte sich zusammen­

schmelzender Schnee mit braunen, krusügen Rändern. Drunten, am Kreuzpunkt der Straßen, lag ein Wirtshaus, dahinter in seichter Talmulde, das Dorf.

Die Kiesgrube.

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„Zum Stabe nicht," befahl er ruhig, „zum ersten Bataillon der ersten Angriffsstaffel."

Als er allein geblieben, hüllte er sich in seinen Mantel, trat vor die Zelttür und sah dem Davon­ schreitenden nach. Der Mond blickte dunsüg durch vor­ überdampfende Wolken; es regnete nicht mehr. Die

Doppelposten, welche regungslos unter dem Gewehre standen, wunderten sich, daß dennoch über das Gesicht des Generals Tropfen rannen, unaufhaltsame, stür­

zende Tropfen. *

*

*

Der nächste Tag brachte einen durch gute Führung entschiedenen, aber schwer erkämpften Erfolg. Vom

ersten Bataillon der ersten Angriffsstaffel kam keiner wieder, auch nicht der Leutnant Trekuroff.

Die Kiesgrube. Es war ein Tag zwischen Loire und Jura. Fern hinter welligen Hügelketten schob sich das neugebildete französische Korps in Stellung, dessen Flanke deckten zwei Halbbrigaden, hier auf Vorposten lagerte, in leicht ansteigendem Gelände, ein Bataillon. Die Sonne schien warm auf die nassen, räderdurch­ furchten Felder, in den Hohlwegen sackte sich zusammen­

schmelzender Schnee mit braunen, krusügen Rändern. Drunten, am Kreuzpunkt der Straßen, lag ein Wirtshaus, dahinter in seichter Talmulde, das Dorf.

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Vor der Kirche hatte man die Nußbäume gefällt, so daß sie als Verhau den Dorfeingang sperrten. Sonst bot das Gelände ein Bild des Friedens, nichts schien auf nahe Kriegsgefahr zu deuten, es gingen sogar Gerüchte, daß die Deutschen irgendwo, zwischen Belfort und der Lisaine, eine Niederlage er­ litten hätten. Vom Feinde sei nichts zu befürchten, und Ruhetage ständen in Aussicht.

Des freuten sich die Leute des dritten Bataillons, denn die meisten waren kriegsmüde, und ihre vernach­ lässigten Monturen, ihre lärmende, schlechte Haltung zeugten reichlich davon, daß der Feldzug bisher für sie aufreibend, unheilvoll gewesen war. Oben am Feldsaum lag eine Kiesgrube, die Abfall­ stätte des Dorfes. Dort scharten sich Mannschaften, Mobilgarden und Liniensoldaten im Durcheinander. Seitwärts, noch eben zwischen den zertrümmerten Rä­ dern hängend, stand ein gestrandeter verlassener Marke­ tenderkarren. Den hatten die Soldaten erbrochen und beraubt; weitumher lagen Sardinenbüchsen, Kisten­ deckel, fettige Papierreste. Ein halbgefülltes Fäßchen erfreute sich des regsten Zuspruchs, doch hatten sich des Schatzes ein paar energisch aussehende Kerle bemäch­ tigt, die. eine Art Schenkpolizei ausübten.

Jetzt war ein beliebtes, volkstümliches Spiel im Gange; mit verbundenen Augen kniete einer und gab seine Kehrseite preis, auf diese schlugen einzeln, in Reihenfolge die Kameraden, natürlich in derber Weise. Der Blinde hatte zu raten, von wem der Schlag

Die Kiesgrube.

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gekommen: nannte er den Täter, so mußte der die Stelle des Geschlagenen einnehmen. Jetzt fiel ein Hieb von besonderer, klatschender Wucht; der Getroffene sprang empor und rieb wutschnaubend seine krapproten Hosen. „Das war Betrug," schrie er, indessen die andern vor Wonne brüllten, „ihr habt nicht mit der Hand gehauen, sondern mit einem Riemen! Ja, mit deinem Leibriemen, du verdammter Hund," fügte er hinzu, einem hageren, grinsenden Infanteristen sofort an die Kehle springend. Andere suchten wegzureißen, zu vermitteln; im Um­ sehen entstand eine erbitterte Prügelei. Hundert Schritte davon schlenderte, im Kapuzmäntelchen und rotem goldverschnürten Käppi, ein Leutnant. Als er den Lärm vernahm, zog er eine Landkarte aus der Tasche und begab sich, eifriges Terrainstudium vor­ schützend, aus der Nähe der Streitenden. Auf einmal erhob sich unfern des gestürzter: Marke­ tenderkarrens hinter einem Schutthaufen ein schmutz­ bedecktes Tier. Es war ein großes, abgezehrtes Pferd, das infolge seiner schrecklichen Magerkeit noch größer als gewöhnlich erschien. Unter dem schäbigen Fell zeich­ neten sich die Rippen wie Tonnenreifen, am Vorder­ bein trug es eine große unförmige Geschwulst, die von Schlägen oder von vernarbendem Knochenschuß herrührte. Zutunlich und wohl halb verhungert schleppte es sich bis zu den Streitenden und begann die zerbrochenen Kisten nach etwas Stroh zu durchsuchen. Die Erscheinung war eine derart unvermutete, kläg­ lich-komische, daß sich der Zank legte und ein allge3

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Emil von Schönaich-Carolath.

meines Gelächter entstand. Die schlechtesten Witze wur­ den laut.

„Der sieht ja aus," hieß es, „als ob Mittfasten und Karfreitag zusammenfielen." „Das ist des Teufels Rosinante," schrie ein anderer, „die schickt uns Satan zum Spazierenreiten."

„Paßt mal auf," sprach ein kleiner, stämmiger Kerl, indem er den Leibgurt lockerte und die Mütze in den Nacken schob. Er nahm einen Anlauf und sprang von hinten auf das Tier, das gesenkten Kopfes dastand. „Hüh, Alter!" rief er, indem er die mageren Weichen mit den Hacken bearbeitete. „Linksgalopp, marsch!" Das alte Geschöpf, seines Zeichens offenbar ein ausgedientes Militärpferd, verstand zum Jubel der Anwesenden die Aufforderung und versuchte willig, trotz seines geschwollenen Beines, ein paar humpelnde Galoppschritte zu tun.

„Wir wollen mitreiten," riefen einige, als das Ge­ lächter sich gelegt hatte, „auf dem Kamel haben wir alle Platz." „Warte mal," sprach einer, „wir wollen Faschings­ umzug halten." Er holte aus dem Marketenderkarren eine schmutzige Frauenhaube mit flatternden Bändern und stülpte sie über die trübseligen, baumelnden Pferdeohren. Unter­ dessen hatten drei, vier andere den Rücken des Pferdes erklettert. „Brrr, Alter — hü, nun vorwärts!"

Die Kiesgrube.

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Aber das kranke Tier bewegte sich nicht, nur seine Beine zitterten unter der Last. Das Süllstehen erregte Hobnrufe und Zorn. „Spaßverderber, willst du oder willst du nicht?" Hiebe begannen zu hageln. Das Pferd tat eine letzte Anstrengung und stand abermals süll. Nun sprangen etliche erbittert hinzu, Fußtritte polterten zwischen die hageren Weichen. „Laßt doch das Tier in Frieden," bat ein kleiner Rekrut, der die Quälerei nicht mehr ansehen mochte. ,Mas ist gefällig, Monsieur Schnetz, Monsieur Pierre Schnitz?" höhnte ein langer Moblot. „Sollten Sie viel­ leicht in Ihrer Heimat zu den Ehrenmitgliedern des Tier­ schutzvereins zählen, hochgeehrter Monsieur Schnßtz?" Undalle wiederholten im Chor: „Monsieur Schneeets". Dem kleinen gehänselten Elsässer war vor Erregung das Weinen nahe. „Man quält doch Geschöpfe nicht ohne Grund zu Tode, das da hat sein Lebtag schwer gearbeitet — und dann hat das alte Tier ja doch auch schließlich einmal eine Mutter gehabt —" Der einfaltsvolle Einwand weckte eine brüllende Lachsalve. „Sollte man nicht meinen," rief der hagere Mablot, „daß ihr elsässisches Bauernpack mit euren Haustieren aus einem Troge freßt? Wenn du nicht mitmachen willst, so scher dich zum Teufel, dummer Rekrut. Geh in den Stall und trink Brüderschaft mit den Ochsen. Ihr andern vorwärts — hü, Schindmähre!" Aber die Mähre war nicht vom Fleck zu bringen. ,Holt einen Knüppel und schlagt vor die Schienbeine," riet einer, der früher Sandfuhrmann gewesen war. 3*

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Emil von Schönaich-Carolath. Gesagt, getan, doch die Kreatur rührte sich nicht;

aus dem schmierigen Fell brach dicker Schweiß, die

Augen wurden gläsern, trübe. „Was geht hier vor sich?" rief eine zornheisere Stimme. „Seid ihr französische Soldaten oder feiges Marodeurgesindel?" Vor den Überraschten stand ein ältlicher, untersetzter

Herr in bürgerlicher Kleidung.

Ihm folgte, säbellos,

das Reitstöckchen im Stiefel tragend, ein Verwaltungs­ offizier. Man merkte es ihm an, daß er trotz seiner Epauletten sich nur ungern in die Nähe der Soldaten

gewagt hatte. Das Erstaunen der anfangs Überraschten legte sich gar bald; den Offizier beachteten sie nicht, um so mehr widmeten sie dem alten Herrn ihren Spott. „Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?" rief einer, sich breitspurig auf seinen Knüttel stützend. „Guten Tag, Herr Bürgermeister," sprach ein an­

derer mit tiefer Verbeugung.

„Sie wollen uns wohl

wegen Störung der Sonntagsruhe belangen, und der Mehlsack dort hinter Ihnen soll das Protokoll auf­ nehmen, he?" „Sie tragen Offiziersabzeichen," herrschte der alte Herr seinem Begleiter zu, „und wissen nicht, sich Respekt zu verschaffen? Mein Gepäck blieb zurück, und ich habe Zivilkleider am Leibe, sagen also wenigstens Sie der Bande, woher wir kommen, und daß —" „Wäre gegenüber dieser Stimmung der Leute und in diesem Augenblick völlig unnütz," entgegnete der andere achselzuckend, leise.

Die Kiesgrube.

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Dann, als er bemerkte, daß immer mehr Soldaten sich scharten und die Kiesgrube füllten, ließ er seine Stimme anschwellen. „Das sind übrigens brave Troupiers und gute Kameraden," rief er im Brustton väter­ lichen Wohlwollens. „Nur manchmal etwas ausgelassen, im ganzen aber wirklich brave, gute Kinder. Sie wissen und fühlen es, der Stolz und die Hoffnung Frankreichs ruhen auf ihnen —" Ein johlendes Gelächter lohnte die Redewendung. „Wir verbitten uns dein Lob, du Speckmade. Halte den Mund und spare deine Mühe. Was habt ihr übrigens hier zu suchen? Macht, daß ihr fortkommt, und haltet uns nicht auf. Gleich geht der Schnellzug weiter. Einsteigen, meine Herrschaften, einsteigen!" Der lange schwarze Kerl hatte den Ruf getan, indem er sich gleichzeitig wieder dem ermatteten, keuchenden Pferde näherte. Doch auch der alte Herr trat dichter her­ an. „Wer die Hand noch einmal gegen dieses Geschöpf hebt," rief er, dem Moblot fest ins Gesicht sehend, „ist kein Soldat mehr, sondern ein Schuft und ein Feigling." „Feigling du selbst!" schrie der Hagere haßerfüllt. „Und weil dir an dem Tier gar so viel zu liegen scheint, so sollt ihr beide eure Bescherung kriegen. Da —" Er hatte rasch eine Zaunlatte erhoben, sprang auf das Tier zu und schlug es mit voller Wut zweimal über den Kopf. Es warf den Hals matt in die Höhe und blieb noch aufrecht stehen, auf zitternden Knien. Ein Auge lief ihm, ausgeschlagen, langsam über den hängenden Kopf; es starb noch immer nicht.

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Emil von Schönaich-Carolath.

Der alte Herr hatte sich aufgereckt, die Adern schwollen ihm in den Schläfen, in seiner Hand lag plötzlich ein schwerer Armeerevolver. Erst schien es, als wolle er dem Schurken, der den Schlag getan, einen Schuß ins Gesicht brennen; dann aber wandte er sich zu dem alten Pferde, streichelte es und jagte ihm kurzweg die Kugel durchs Gehirn. Es fiel zusammen und streckte fich. Jetzt waren es die Schreier, die mit offenen Mäu­

lern dastanden. Etliche drückten sich und rissen ehren­ halber ein paar erzwungene Witze; die schlimmsten jedoch, die für den enttäuschten, wutfahlen Mobil­ gardisten Partei genommen, rafften Zaunlatten auf und wollten dem Fremden zu Leibe. Da erschien, von den Offizieren abgesandt, ein alter, mit Denkmünzen bereihter Sergeant, ein Auvergnate. Unter gräßlichen Flüchen trieb er seine Leute ausein­ ander. Dann die Backen aufblasend, maß er den An­ gekommenen. „Verhaftet, folgen Sie mir zum Kom­ mandanten!" sprach er barsch. Aus den Straßengräben hinter den Scheuntoren reckten Mannschaften die Hälse empor, betrachteten neu­ gierig den Vorgang. Sie bildeten Reihe, die Hände in den Kapottaschen, die Zigarette im schlaffen Mund­ winkel. Etliche Spaßvögel tauschten in langgezogenen Diskanttönen ihre Bemerkungen. Plötzlich steckte einer die Finger in den Mund und tat einen gellenden Pfiff. Die Andeutung ward sofort begriffen. „Achtung, ein Spion! Ein verkleideter Preuße! Ja, wenn wir stets verraten werden, was hilft dann aller Mut? Armes Frankreich!"

Die Kiesgrube.

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Durch die dunkelnden Dorfgassen wälzte sich, fort­ wachsend, der häßliche Ruf: „Spion! Spion!" Der kleine Gefangenentransport erreichte den Gast­ hof. Über dem Treppengang machte der Sergeant halt und klopfte mehrfach.

Nach kurzem Harren öffnete sich

die Tür; eine dralle Schenkmagd, ein paar Teller nebst geleerten Flaschen tragend, floh kichernd aus dem Zim­ mer. Drinnen stand, vor einem halb abgedeckten Tisch und einer von vergossenem Rotwein fleckigen Feldkarte, der Kommandant. Er schnob den Unteroffizier an, bedeutete ihn, sich

nebst seinem Begleiter davonzuscheren; der alte Herr jedoch drängte den Sergeanten gegen die Tür, zog eine Brieftasche und erzwang sich, mit dem Fuß aufstampfend,

Gehör: „Bisher Kommandant der Marine-Infanterie zu Brest. Durch Befehl des Diktators einberusen und

mit folgendem Kommando betraut —" Ein Knittern von Papieren, das Umstürzen eines heftig zurückgeschobenen Stuhles, dann aufsteigende, kurze Auseinandersetzung, beherrscht durch eine zornige, scharf klingende Stimme, die jede Entgegnung zurückwies. Unten rassetten und hielten ein paar Gepäckwagen. Begleitung energisch zurückweisend, verließ der alte Herr das Gasthaus, nahm aus der Hand eines Train­

soldaten blaulibellierte Papiere, las sie beim Schein auf­ flammender Streichhölzer und bestieg eines der Gefährte. Dann verschwand der kleine Zug eilig, auf holperigen Wegen, mit schwankenden Laternen, in der Nacht.

Droben, gestiefelt über dem Bett liegend, schlief der Kommandant einen wüsten Schlaf. Bei den Feldwachen

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Emil von Schönaich-Carolath.

herrschte Getöse, Flammenstöße lohten winddurchfacht.

Auf dem brandroten Hintergrund hoben sich die Um­ risse tanzender, mimender Soldaten. Die Kiesgrube war verlassen, in ihr lag die riesen­ hafte, beulenbedeckte Gestalt des verendeten Pferdes.

Wohlig, wie glücklich, endlich rasten zu dürfen, streckte es die unförmlichen geschwollenen Beine.

Der Mond

war aufgegangen, bestrahlte die Ackerschollen, streifte jede Kuppe. Er kroch endlich langsam über das tote Tier und weckte in dessen glasigem Augenwinkel ein grünes, tückisches Leuchten.

Der Morgen dämmerte bleifarbig; der Schrei ver­ sprengter Hähne scholl von den Gehöften. Plötzlich ent­ stand links in den Feldern ein flackerndes, jäh ab­ reißendes Gewehrfeuer. Daß dort etwas nicht in Ord­ nung, könnte ein Laie wissen. Doch die Schläfer im Dorf denken nicht an Gefahr; der Feind ist noch weit,

sie haben Ruhetag.

Sie recken sich, schimpfen über fal­

schen Alarm. Doch schon ist das Dorf voller Feinde.

Ulanen

preschen durch die Hauptgasse, stechen und schlagen auf alle ein, die halbbekleidet aus den Quartieren stürzen. Dann verschwinden sie spurlos wie toller Spuk, nur

am Dorfsaum, in den Häusern, hat sich eine starke Ab­ teilung eingenistet und knattert aus trefflicher Deckung ihre zähe Morgenreveille. Zum Straßenkampf ist's nicht

Zeit, die überfallenen Kompagnien hasten und fluten

dem entgegengesetzten Ausgang des Dorfes zu.

Die Kiesgrube. „Sammeln!" tönt das Kommando. Kiesgrube! Sammeln!"

41 „Hinein in die

In die Kiesgrube drängt sich die Menge, doch drinnen sieht es nicht schön aus. Zwischen den Über­

resten der gestrigen Feier, zwischen Sardinenbüchsen

und Flaschenscherben liegt das tote Pferd. Es erscheint,

steifknochig hingestreckt, manchem noch riesiger, als es bei Lebzeiten gewesen. Auf seine erstarrten Lefzen, aus denen die langen Zähne hervortreten, hat der Tod einen halb fürchterlichen, halb befriedigten Zug geprägt, als wolle es sagen: „Seht her, ihr andern.

Mein Teil an

Lebensnot habe ich überstanden. Ihr aber wißt nicht, was noch kommen kann. Ich habe Ruhe und bin gut

daran, besser vielleicht als ihr." Ist es die frühe Morgenstunde, ist es die Nähe des Feindes — manchen befällt würgendes Unbehagen. Fern im Vorlande werden kurze graue Linien sicht­

bar, die sich schußlos heranschieben, auftauchend und versinkend. „Die Kiesgrube halten!" schreien die Offiziere. Aus der Mulde fluten Schützenschwärme und hüllen sich sofort in ein heftiges, weitstreichendes Chassepot­

feuer. Gegenüber, auf morgenhellem Hügelzug bewegen

sich kleine dunkle Häuflein, durch Zwischenräume ge­ trennt. Von denen steigt plötzlich eine Trichterwolke auf. Herüber, doch hoch über die Stellung, viel zu hoch, kommt eine Granate. Im Waldsaum zwischen den schwarzen Fichtenzweigen verstirbt sie mit Prassel­ schlag, in kupferfarbiger Lohe.

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Emil von Schönaich-Carolath.

„Schlechtes Zeichen," urteilt der alte Sergeant, der neben seiner Flügelrotte liegt. „Die drüben sind uns näher am Leibe, als sie's wissen." ,Teufel, die saß!" Ein Kompagniechef, der abends vorher vergnügt dem Spionenfange zugesehen, fliegt vom Eisenschimmel, bleibt als hingespritzter Farbenfleck zwischen den Lehm­ schollen liegen. Aus der Schützenkette zurück rennt einer der ärgsten Schreier von gestern; er rennt wie irrsinnig, die zerschmetterte, baumelnde Kinnlade mit den Hän­ den stützend. Zwei andere Granaten folgen in sekundenscharfem Intervall; beide sind bösartige Treffer. Ein Halbzug taumelt, durch Luftdruck und Splitterschlag zersprengt, durcheinander; aufgestörte Schützenschwärme weichen trichterförmig nach rückwärts. • Die feindliche Batterie, von Gegenfeuer unbelästigt, nutzt ihren Vorteil aus. Jetzt feuert sie Schrapnells; hoch am Himmel, Gewitter­ wölkchen gleichend, platzen die Geschosse, senden den Bleihagel schräg niederwärts, das Gelände scherend, Deckungen durchschlagend, Bäume schrammend.

Immer rascher hüllen sich die deutschen Geschütze in Dampf, immer regelmäßiger, mit unheimlicher Sicher­ heit kommen die Treffer herüber. Das fällt den Ver­ teidigern auf die Nerven. Zu dumm, vor einer Batterie zu liegen, die sich eingegabelt hat, wie auf dem Übungs­

feld! Hastig, viel zu voreilig wird die Kiesgrube ge­ räumt. Im toten Winkel, hinter schußsicherem Höhen­ zug, sammelt sich das Bataillon. —

Die Kiesgrube.

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Es kam in rasch hergestellten Truppenverband, die Aufnahmebrigade ordnete sich zum Vormarsch. Ihre Front entlang ritt der Stab. Adjutanten, ein Signalflaggenträger, von Dragonern umgeben. Allen voran ein kleiner untersetzter Herr in goldstrotzendem Käppi. Als er vor das dritte Bataillon kommt, grüßt er nicht, sondern zügelt sein Pferd. „Gibt's unter euch einen anständigen Burschen, der Pierre Schuetz heißt?" Die Führer riefen die Frage weiter, der Name lief rückwärts durch die Kompagnien. Aus der Front hastete, hochbepackt, ein kleiner Re­ krut; er wußte nicht, ob er belobigt oder ob er vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollte. Mit angefaßtem Gewehr, im Innersten erzitternd, blieb er vor dem Be­ fehlshaber stehen. Der musterte ihn kurz, freundlich. „Hast du Eltern? Ja. Nun wohl. Du meldest dich beim Furier und fährst sofort mit den Brigadeakten nach Lyon. Wenn du dann später — vielleicht bald — nach Hause kommst, so bleib ein braver Mensch und grüße die Alten von deinem General." Er trieb sein Pferd senkrecht auf das Bataillon zu, wendete dann, und ritt langsam, dicht vor den Glie­ dern, die Front ab. Er tat es wortlos, doch während er vorbeiritt, wurde er von den Meuterern erkannt; manchem begannen die Knie zu schlottern, manche Hand löste sich schlaff vom Gewehrkolben. Als er vorbei war, ging ein Wispern durch die Reihen. Viele wandten sich mit Gesichtern, die käse­ bleich geworden waren, dem Nebenmann zu.

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Emil von Schönaich-Carolath. Doch schon hielt der Stab seitwärts auf einem Hügel.

Der General hob nicht einmal das Fernglas, ein ein­ ziger Blick zeigte ihm die drohende Gefahr.

Da war

ein schwerer Flankenstoß im Werke, ja noch Schlim­

meres. Südöstlich, meilenfern ballten sich kleineTraubenwölkchen, in der klaren Luft verfliegend. Kein Zweifel, dem aufmarschierenden, zusammengeschobenen Armee­ korps drohte Umfassung; auch am rechten Flügel hatte der Feind angepackt. Doch das war nicht eigene Sache, dort mochten andere sorgen; hier hieß es einsetzen, rücksichtslos. Schon wand sich links, durch Terrain­

wellen, eine zweite deutsche Batterie, auftauchend und verschwindend wie der Rücken einer kurzgegliederten

Schlange. Schräg vom Dorfsaum her fegte der Dampf feindlichen Gewehrfeuers. Im Vorgelände sprangen Schützenschwärme heran, sich gefährlich verstärkend. „Die Kiesgrube halten," entschied der General; „hier

müssen wir stehen oder fallen." Er atmete auf. Hinter ihm endlich kam hilfsbereite Artillerie, die Geschütze im Sturzacker schlenkernd und schleudernd, die Pferde in den Sielen keuchend.

Zwei

bange Minuten, dann brach Schnellfeuer los, auf­ wütend, den deutschen Angriff niederzwingend, die ge­ fährliche Lücke für kurze Zeit schließend. Und doch zu spät — wahrscheinlich zu spät. Den Rand des Bruches umklammern, im Steinschutt liegend,

die ersten dünnen Schwärme der feindlichen Schützen; die ringen nach Atem, keuchend hingestreckt, sich duckend

unter der Wucht des nahen, rasenden Geschützfeuers, dabei doch kaltäugig nach Schußfeld für die Klappen-

Die Kiesgrube. visiere spähend.

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Hinter ihnen, wie aus der Erde ge­

wachsen, aufgelöste Kompagnien, unter Hurra mit dem Bajonett anlaufend. „Die Kiesgrube!" schreit der General mit wetter­

leuchtenden, Unglück ahnenden Augen. „Die Kiesgrube

wieder nehmen, sonst geht, Gott schütze uns, das Ge­ fecht verloren." „Die Kiesgrube? Herr General," gibt der Adjutant barsch zurück, „dort holt uns alle der Teufel. Das wird ein Massengrab —" Ein Höfling war der brave Offizier niemals ge­

wesen. Jetzt scheidet er, durch den Kopf geschossen, mit tiefer, spitzer Hofmarschallverbeugung vom Pferde. Wie der General sich betroffen umsieht, gewahrt er

leere Sättel und angeschossene, wild bockende Gäule. „Ja so! Zündnadelfeuer auf vierhundert Meter? Dann

freilich —" Er wendet sich und reitet, um seinen Befehl selbst­ eigen zurückzutragen. Das dritte Bataillon, so viel weiß er, hat den Schlüssel der Stellung, die Kiesgrube, preisgegeben. Daß dieses, gerade dieses Bataillon die Kiesgrube wiedernehmen soll, ist nicht mehr als billig, ist ihm unumstößlicher Entschluß. Freilich glaubt er

nicht mehr an ein Gelingen.

Gleichviel; wie er über

den Sturzacker galoppiert und wie sein Säbel in der Scheide schüttert, gefällt er sich in dem Vorgefühl naher Vergeltung. Er weiß, daß jenes viehisch hingemarterte Pferd von gestern bald Gesellschaft bekommen, daß es

zugedeckt werden wird mit den Leibern seiner Peiniger. Dieses steht zweifellos fest. Im übrigen ist es, da

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Emil von Schönaich-Carolath.

Blut doch einmal fließen muß, durchaus logisch, daß

die Ungerechten zuerst an die Reihe kommen, früher als viele Gerechte, viele arme Teufel dort hinten.

Wer wie? Denkt der General daran, das Tier rächen zu wollen durch Menschenblut?

Im Grunde, nein.

Dennoch erfüllt es ihn mit Ge­

nugtuung, daß der Zufall zum Strafgericht gleichsam drängt. Die Freveltat erscheint ihm als schwerwiegend

und bedeutungsvoll: nicht als Einzelausbruch, als An­ stifterin zu schlimmeren Folgetaten, sondern als Offen­ barung des schlechten, ehrlosen Geistes, der von jener Truppe Besitz ergriffen hatte. Bekümmert, doch mit geschärften Blicken steht er, der warme Patriot, neben den glänzenden, bewunde­ rungswürdigen Eigenschaften seines Volkes auch dessen Erbfehler, die Ruhmsucht, die Grausamkeit, den Mangel

an Selbstzucht, den spöttelnden, nicht umzubringenden Lästertrieb, in jenen Schuldigen verkörpert. Er sieht alle schädlichen Stoffe, alle verderblichen Keime, das dürre, sieche Dekadententum in jenem zuchtlosen Hau­

fen dort drüben greifbar versammelt. Jene Beule aus­ zudrücken, die Menschheit vor der Fortzeugungskraft solchen Wschaums zu bewahren, würde eine nützliche, einwandsfreie Tat sein. Früher pflegte man Meuterer zu dezimieren; dieses Verfahren werden die Preußen entbehrlich machen. Übrigens dezimieren? Gute Nacht! Aus der Kies­

grube, dem Höllenschlund, kehrt keiner lebendig wieder. Wie sagte doch der erschossene Offizier soeben? „Ein Massengrab!"

Die Kiesgrube.

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Der General hat einen kurzen Weg zu durchmessen.

Während sein Pferd die Ackerfurchen überquert, fesselt ihn eine Wolkenbildung seltsamer Art, die man zu­ weilen bei Gewittern, bei Schiffbrüchen und Feld­ schlachten wahrnimmt. Über den willenlosen Scharen, die ein Herrscherwort in den Krieg, ein Befehlsruf in den Tod sendet, ballt sich ein sttlrmvoller Himmel mit finsteren Wolkensäumen. Aus denen zuckt erdenwärts, gleich einem Henkerschwert, ein breiter, fast gleißender

Strahl. Es ist die apokalyptische Verbildlichung des Gesetzes, daß ohne Blutvergießen es keine Vergebung der Lebensschuld, ohne Brandopfer keine Versöhnung,

keine Wiedergeburt gibt. Doch jener Strahl ändert fich plötzlich, wird glänzender, breiter. Aus nachtverschleiertem Grunde, auf hohem Stamm hebt sich ein Kreuz, wächst heran über die Wolkenschatten, streckt seine blei­ chen, leuchtenden Arme weit über Himmel und Erde. Dereinst, du heiliges Zeichen, kommt dein Siegestag. Es wird die Menschheit, irre geworden an ihren Götzen und an sich selbst, nach Versöhnung schreien. Es werden die Völker erkennen, daß nur ein friedlicher Wettkampf in Arbeit und Nächstenliebe ihrer würdig ist, daß es nur einen berechtigten, gottgewollten Krieg gibt: den Krieg gegen Selbstsucht und Sünde.

Via cnicis — via lucis! Noch leuchtet, verheißend, kein Regenbogen; am

Himmel ziehen wetterschwangere Schneewolken, dar­ über gleißt die stechende südfranzösische Wintersonne. Jetzt ist der Befehlshaber zur Stelle gekommen; einem meldenden Truppenführer nimmt er das Wort

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Emil von Schönaich-Carolath.

vom Munde, zeigt auf das dritte Bataillon.

„Wir

greifen an, Herr Oberst; Ihr Regiment folgt als Re­ serve. Jetzt an den Feind mit denen da! Und sollten die Herren nach rückwärts durchgehen, so lassen Sie

feuern — doch nicht zuerst auf die Preußen!" Er zieht den Säbel und setzt sein Pferd in kurzen Trab. „Das dritte Bataillon en avant! Zum Sturm

auf die Kiesgrube!"

Entlang den Lecken. P..., Februar 18 .. Freund! In mein Traumleben hinein fiel — wie der Stein in einem schlafenden Teich — dein letzter Brief. Sofort fesselte mich jene Kraststelle, wo du mir sagst: „Ich beglückwünsche dich, daß du wiederum zu dem Entschlüsse gekommen, die Ferienzeit auf dem Gute

deines Onkels zuzubringen.

Ich beglückwünsche dich,

weil ich annehmen muß, daß du nun endlich ernst machen, Cousine Annie bei der Hand nehmen, und sie bitten wirst, dir besagte kleine Hand gnädigst fürs Leben überlassen zu wollen. Nach erhaltener Erlaubnis wirst du gut tim, üiederzuknien und Verzeihung dafür zu erflehen, daß du bisher ein blinder, blöder Tor gewesen, der jahrelang dahingeschlendert ist, ohne das Geheim­ nis eines vollen, scheuen Frauenherzens sowie die

Wünsche der guten, alten Eltern im mindesten erraten zu haben, durch welche Traumduselei — Duselei ist

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Emil von Schönaich-Carolath.

vom Munde, zeigt auf das dritte Bataillon.

„Wir

greifen an, Herr Oberst; Ihr Regiment folgt als Re­ serve. Jetzt an den Feind mit denen da! Und sollten die Herren nach rückwärts durchgehen, so lassen Sie

feuern — doch nicht zuerst auf die Preußen!" Er zieht den Säbel und setzt sein Pferd in kurzen Trab. „Das dritte Bataillon en avant! Zum Sturm

auf die Kiesgrube!"

Entlang den Lecken. P..., Februar 18 .. Freund! In mein Traumleben hinein fiel — wie der Stein in einem schlafenden Teich — dein letzter Brief. Sofort fesselte mich jene Kraststelle, wo du mir sagst: „Ich beglückwünsche dich, daß du wiederum zu dem Entschlüsse gekommen, die Ferienzeit auf dem Gute

deines Onkels zuzubringen.

Ich beglückwünsche dich,

weil ich annehmen muß, daß du nun endlich ernst machen, Cousine Annie bei der Hand nehmen, und sie bitten wirst, dir besagte kleine Hand gnädigst fürs Leben überlassen zu wollen. Nach erhaltener Erlaubnis wirst du gut tim, üiederzuknien und Verzeihung dafür zu erflehen, daß du bisher ein blinder, blöder Tor gewesen, der jahrelang dahingeschlendert ist, ohne das Geheim­ nis eines vollen, scheuen Frauenherzens sowie die

Wünsche der guten, alten Eltern im mindesten erraten zu haben, durch welche Traumduselei — Duselei ist

Entlang den Hecken.

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stark, lieber Freund, — er allen und vornehmlich sich selbst auf unverantwortliche Weise im Wege gestanden. Danke ferner Gott, daß er das Frauenherz so geduldig

im Harren, Cousine Annie für mich viel zu reich er­ schuf, und dir noch gerade in der zwölften Stunde ein

Licht aufgehen ließ.

Merke dir, Querido: Das Leben

ist zum Wachen und nicht zum Schlafen geschaffen; zur Ruhe überhaupt wenig geeignet. Es verträumen

heißt soviel als es verlieren, und verträumtes Leben kehrt ebensowenig wieder als verscherztes Glück."

Als ich deine Zeilen gelesen, steckte ich nachdenklich die Partitur meiner Symphonie, darüber ich gerade gebrütet, in das Schubfach, wo sie gewöhnlich zu ruhen pflegt (seit drei Jahren bemühe ich mich nämlich erfolg­ los, den Schlußsatz besagter Symphonie aufzufinden); dann trat ich ans Fenster. Cousine Annie meine Frau! Wie konnte es zugehen, das sie's nicht schon längst war? Ich überflog im Geiste die Zeit, die ich in ihrer Nähe gelebt, verträumt, versungen — eine Fülle kleiner Begebenheiten, die mir unwichtig erschienen und halb

entfallen waren, gewannen plötzlich neue, tiefe, holde Bedeutung. Cousine Annie war ja eigentlich für mich erzogen worden .. . war ich denn betört gewesen, be­ täubt und blind, daß ich so lange hingehen konnte neben ihr, ohne niederzufallen und zu sagen: Annie, sei mein? Und die Jahre rannen, während ich's nicht tat, und sie scherzte und lachte und litt doch heimlich, und wurde

immer schöner und immer stiller . .. Oh, hab'Dank, Freund, für deine kaustische Mahnung und Dank dir, mein Gott, daß es noch nicht zu spät ist!

4

Emil von Schönaich-Carolath.

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Ich schlug die Vorhänge zurück in seligem, tiefem Sinnen.

Um die Dächer zwitscherten Schwalben, mit

schwachem Schrei

durchs Abendrot

schießend;

vom

Simeonsturm klang tief und leise das Ave. Als es ganz dunkel geworden war, setzte ich mich an den Flügel, um ausstürmen zu lassen, was in mir wogte. Es stürmte auch breit genug aus den Tasten, doch eine Weise kehrte immer und immer wieder. Es war eine

neue Melodie zu einem alten Liede, was da endet: „Es redet die trunkene Ferne Mir von künftigem, großem Glück."

Doch genug davon.

Reiseselig vertraute ich mich

am nächsten Morgen der Extrapost an, frischen und leichteren Herzens wie je. Ich freute mich über Dinge, die ich früher nie beachtet haben würde: über die dicken,

schweifwedelnden Pferde, über die vorlauten, streitsüchtigen Sperlinge im Posthofe, über die Gesichter vor­ nehmlich, die beim Rasseln des Wagens schlaftrunken und die verschiedenartigsten Sümmungen widerspie­ gelnd an den Fenstern erschienen. Den Straßenkindern warf ich Kupfermünzen zu, und tauschte Grüße mit den Frauen, die zu Markte zogen; selbst die schnur­

gerade, langweilige Chaussee, auf der wir langsam dahin­ rollten, vermochte nicht meinen unzerstörbaren Frohsinn herabzustimmen. Bald wurden die Pferde gewechselt, und plötzlich verließ der Wagen die Chaussee und bog mit sanftem Stoße in einen gutgehaltenen Landweg ein. Und dann ging's durch das wohlbekannte, liebe Gelände mit seinen Höhenzügen, darauf unabsehbar daS schwere, goldene Korn wogte.

Durch dieses zog

Entlang den Hecken.

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sich fernab eine bunte, gestreckte Linie; das waren Schnitter, die sich gegen die wogende Mauer bewegten, eine gelbe, staubdurchzitterte Leere hinter sich lassend.

Dann blitzte, bei einer Biegung, der See hervor aus dem Grunde, und drüber hob sich das Schlößchen mit seinen spitzen Dächern, glänzend herauslachend aus den Blättermassen und dem dunklen Wipfelgewirr des

Parkes.

Schon ging's auch die Steinmauern entlang,

vorüber an offenen Gittertoren ... in der Gartentiefe sah ich's aufleuchten, wie von einem weißen Kleide,

sah gleich darauf über dem Einfahrtstor ein vom Lau­

fen gerötetes Köpfchen lugen, das, als es den Insassen der Kutsche erkannt, fast erschrocken in der Ranken­

wildnis untertauchte ... dann bog der Wagen rasselnd in den füllen Schloßhof; ich schwenkte zum Schlage hinaus den breiten Kalabreser, am Erkerfenster erschien die Tante mit dem guten, ängstlichen Gesichte, sah mich, erhob die Hände und verschwand; aus ihrer Mittags­ ruhe geschreckt, bellten die Hofhunde und rissen wie toll

an ihren Ketten, und über alles hinweg blies der Postillon mit den schmetterndsten Klängen: „Wann ich tomm', wann ich komm', wann ich wiederum komm', Dann soll die Hochzeit sein —"

Das war mein Einzug in Schloß Friedeck.

Eine

halbe Minute später zerknitterteich auf unheilbare Weise das zierliche, gesteifte Häubchen der Tante, die ihr „liebes, liebes Kind" diesmal ganz besonders innig begrüßte, und ging alsdann in die Arme des Onkels über, der

sichtlich überrascht, sehr atemlos und mit einer zer­ stochenen, hochaufgeschwollenen Backe von seinen Bienen4*

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Emil von Schönaich-Carolath.

körben herbeigeeilt kam. Nach dem ersten Begrüßungs­

sturme deutete ich lachend auf meine Reisebekleidung sowie auf die Stutzuhr, deren Zeiger bedenklich der üblichen Tischzeit entgegenrückten, und eilte dem Pa­ villon zu, dessen unteres Stockwerk ich seit Jahren zu

beziehen gewohnt war. Diesen Pavillon trennten vom Hauptgebäude nur ein paar Kieswege und Blumenbeete. Ich konnte mich nicht enthalten, über eins der letzteren einen Freuden­

sprung zu wagen, auf die Gefahr hin, in eine Masse starkduftender, blauroter Levkojen zu fallen; dann blieb ich verwundert stehen. Die Gastzimmer, die über den meinen lagen, waren entschieden bewohnt; die Fenster

standen weit offen, aus einem derselben zog, gegen die Sonnenstäubchen anspielend, eine feine blaue Tabaks­ wolke. Eine schöne weißgelbe Bracke lief auf mich zu, blieb stehen, witterte, zog die Nase kraus und lief wedelnd

nach dem Hause zurück. „Ist Besuch gekommen?" frug ich den alten Joseph, der meine Sachen trug, halblaut und nicht zum angenehmsten überrascht. „Besuch gekommen, zu Befehl," meldete dieser. „Der

Herr Assessor sind schon seit einigen Tagen hier, wer­ den aber, wie ich gehört habe, bald wieder abreisen."

„So, der Assessor," sagte ich aufatmend und erfreut. Der Assessor, mußt du wissen, ist ein liebenswürdiger, talentvoller Mensch, dessen Ratschlägen der Onkel, der ja infolge seiner Gutmütigkeit ewige Scherereien und Prozesse hat, manches verdankt. Der Assessor soll eine brillante Zukunft haben, dennoch ist er die Harmlosig­ keit selbst. Über die Schüchternheit, Zerstreutheit und

Entlang den Hecken.

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Träumerei, die er oft an den Tag legt, habe ich früher zuweilen herzlich lachen müssen. Ich beschloß, ihn von meiner Anwesenheit sofort in Kenntnis zu setzen. Rasch waren zwei Handvoll der prächtigen Levkojen zusammengebunden, und gleich dar­ auf sauste der schwere Strauß mit großer Gewalt durch die windgeblähten Fenstervorhänge. Kaum hatte ich den Aufschlag vernommen, als auch bereits der Assessor zwischen besagten Vorhängen erschien, in wilder Hast, und mit einem Gesichte, das mir höchst erwartungs­ voll vorkam, bei meinem Anblicke jedoch sämtliche Phasen der verschiedenartigsten Gefühlsregungen durch­ lief, worauf es den Ausdruck ganz unendlicher Ver­ blüfftheit annahm, und zum Schluffe heiß errötete. Ich weiß nicht, wie mir der tolle Einfall kam, allein ich rief ihm laut lachend zu: „Cousine Annie hat's ge­ tan, Cousine Annie." „Annie .. . Annie. .antwortete das Echo; ein­ mal mitflatternd um die Zinnen, das zweitemal fern­ her, tief aus dem Parke. Der Assessor drückte die Hände, verlegen an die Brust und schickte einen Blick zum Himmel, in dem deutlich der Wunsch zu lesen war, daß meine frevelhafte Behauptung ohne fernere un­ nötige Wiederholung und besonders, ohne von drüben aus vernommen zu werden, verhallen möge. Eine Stunde später trat ich frisch und strahlend ins Gartenzimmer, woselbst man sich vor Tische zu ver­ sammeln pflegt. Tante und Onkel waren pünktlich zur Stelle, gleich darauf rauschte Annie herein, ging gerade auf mich zu und reichte mir mit herzlichem Blicke beide

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Emil von Schönaich-Carolath.

Hände. Sie trug ein weißes, schleppendes Kleid, an der Schulter einen Strauß von Heliotrop und Stechen­ blättern. Sie war schöner wie je, in ihrer Art zu reden lag etwas ungewöhnlich Weiches und Liebes. Während wir Gleichgültiges sprachen, lief der Onkel mit einer Unruhe auf und ab, die ich darauf hin zurückzuführen suchte, daß die übliche Tischzeit bereits um volle zehn Minuten überschritten war. Von dem unglücklichen Assessor war noch nichts zu sehen, offenbar hatte er wieder einmal die Zeit verpaßt. Endlich erschien er, vom alten Joseph herbeigehott und küßte, vermutlich um seine Verzeihung zu erflehen, der Tante und sogar Cousine Annie wortlos die Hand. Mich erfreute er durch einen äußerst heftigen Druck der Rechten, wobei er seltsamer­ weise abermals und anhaltend errötete. Dann ging's in den Eßsaal, auf dessen grauleinene Jalousien die Nachmittagssonne brannte. Ein mäch­ tiger Blumenkorb zierte die Tafel, in den tönernen Kühlern fror der leichte Landwein, einzelne geschliffene Karaffen voll dunklem Bordeaux warfen rote Lichter über die schimmernden Gedecke. Ich erhielt den lieben, gewohnten Platz an Annies Seite und fühlte mich glücklich und sicher wie nie zuvor. Fortgerissen von göttlichem Frohsinne sprach ich von hundert Dingen, pries meine berühmte, unfertige Symphonie, nach deren Ergehen man nicht unterließ, sich teilnamsvoll zu er­ kundigen und neckte den Assessor, der dem Feuerwerke gegenüber, das ich versprühte, ziemlich trübselig dasaß. Wenn Cousine Annie besonders hell auflachte, durch­ schauerte es mich, und ich schwieg ganz plötzlich, um

Entlang den Hecken.

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in einem Bilde zu schwelgen, das beseligend vor mir aufstieg. Ich sah einen ähnlichen, frohsinnumwalteten

Tisch, dran Onkel, Tante und Assessor als liebe Gäste, ein trauliches, reizendes Heim, und in ihm, als guten Geist, schön Annie zu mir auflächelnd, klug mit mir

plaudernd, schön Annie als mein Weib — und dann überbrauste mich eine Flut von Glück, ich schwor im Men, noch heute mit ihr zu reden, sie an mich zu reißen für immer, mit diesem so selig angebrochenen Tage ein seliges, neues Leben zu beginnen.

Ich schrak zusammen, denn ein gefüllter, eisiger Champagnerkelch hatte meine Hand gestreift. Während Joseph die perlende Flut vorsichtig in die Gläser goß,

folgte der Onkel diesem Vorgänge mit sichtbarer Span­ nung, indessen helle Tropfen auf seine Stirne traten,

Tante und Cousine in ihre Teller schauten und der Assessor seine geballte Serviette krampfhaft zermarterte. Sofort erkennend, daß der Onkel im Begriffe sei, eine Rede zu halten, und aus Erfahrung wissend, daß be­ sagte Rede in ihrer Mitte Schiffbruch erleiden würde, beschloß ich, ihm wie uns das bevorstehende Leid zu ersparen. Da ich ein neugekommener Gast war, be­ rechtigte mich eine weitere Erfahrung aus früheren

Jahren zur sicheren Annahme, daß der geplante, müh­ sam vorbereitete Toast mir gelten werde. Im kritischen Augenblicke schlug ich daher an mein Glas und brachte, Tante und Onkel für ihren lieben Empfang dankend,

den konfusesten, aber besten Trinkspruch, den ich je ge­ halten. Ich begann vom verlorenen Sohne zu reden, dem soeben in Gestalt des so überaus vortrefflichen

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Emil von Schönaich-Carolath.

Diners ein ganz besonders fettes Kalb geschlachtet wor­

den sei, verließ dann den launigen Ton und sagte in

überwallender Freude und Dankbarkeit alles, was mir das glückliche Herz auf die Lippen trieb. Was es ge­ wesen, erinnere ich mich nicht; nur weiß ich, daß Annies dunkle Augen, die zu Anfang fest auf meinen Zügen gelegen hatten, als fürchteten sie, Spott darauf lesen zu müssen, immer weicher wurden, daß der Onkel, nach­

dem er mich eine Weile gänzlich verblüfft angestarrt, kläglich mit den Lippen zu zucken begann, und daß, als ich geendet, die gute Tante, die überhaupt leicht gerührt war, mir quer über den Tisch und durch zwei Fruchtschalen hindurch die Hand reichte.

„Mein liebes, liebes, armes Kind," flüsterte sie sehr bewegt. Den Hals vom herabgestürzten eisigen Champagner

noch zugeschnürt, glaubte ich, diesen Ausspruch dahin berichtigen zu müssen, daß ich nicht arm sei, daß ich in meinem ganzen Leben niemals glücklicher gewesen, als

gerade heute, und daß mir gerade jetzt gar nichts, auch wirklich gar nichts fehle — worauf Onkel und Assessor sehr verlegen wurden, und die Tante noch einmal und noch gerührter sagte: „Gott gebe, daß dem so sei, mein

armes, liebes, liebes Kind..." Gleich darauf erhoben wir uns und schritten nach dem Gartenzimmer. Als der Kaffee serviert war, ver­ schwand unhörbar die Tante. ,Hast du dem Assessor schon deine Bienenkörbe ge­ zeigt, lieber Onkel," fragte ich, einer plötzlichen, etwas

boshaften Eingebung folgend.

Entlang den Hecken.

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„Nein, wahrhaftig noch nicht," erwiderte eifrig der

Gute, indem neues Leben in sein Gesicht kam. „Sehr, sehr gerne bin ich jedoch dazu bereit, denn es muß für jeden von Interesse sein, einen Blick ins Leben jener klugen, freundlichen Geschöpfe tun zu können. Kommen Sie, lieber Assessor, jetzt ist gerade die Stunde, wo nach

vollbrachtem Tagewerke jene gutmütigen Tierchen honig­ beladen ihrer Zelle zueilen." Der Assessor machte ein wenig erfreutes Gesicht, indem er die zerstochene Wange des Bienenfreundes scheu betrachtete. Ihn rettete aber nichts, und betrübt folgte er dem Onkel, der unterdessen ein Paar riesige Fausthandschuhe angezogen und einen breiten Stroh­ hut nebst einer ungeheuren Drahtmaske von der Wand

geholt hatte. „Drüben im Teiche hat man Seerosen gefunden," sagte Annie leise; „willst du mit mir gehen, Vetter, um zu sehen, ob sie blühen?" Als wir heraustraten, flog der Staub über die Kies­ wege, die Bäume des Parkes rauschten im Sommer­ winde; ich fühlte, daß mein Leben nun seiner Ent­ scheidung, seinem Wendepunkte, entgegengehe. Wir

schritten durch eine Allee mit dichten, niederhängenden Zweigen, einen Weg, der nach den Hecken führt; sie hatte leise meinen Arm genommen, ihr braunes Haar

hob sich im Winde und streifte zuweilen meine Schulter, ich aber ging neben ihr, die Füße mechanisch vom

Boden lösend, Schritt um Schritt, und rang nach Mut, die schlanke Gestalt zu umfassen und ihr ins Herz zu stammeln, was in dem meinen wogte und stürmte ...

58

Emil von Schönaich-Carolath.

ich ging schwer atmend an ihrer Seite, glückselig und doch unsagbar bange, wie in schwülem Traum. Und die Sekunden rannen, wir kamen den Hecken immer näher. „Jetzt muß es sein," spracht zwingend in mir — „mein Gott, verlasse mich nicht" — ich blieb stehen, nach Atem ringend ... „Annie," stammelte ich, „meine süße, liebe Annie .;." „Wie findest du den Assessor?" fiel sie mir tonlos ins Wort. „Sehr nett," sagte ich, tiefaufatmend — „ein guter, lieber Mensch, nur viel zu unbestimmt — ein unver­ besserlicher Träumer..." Ein Lächeln flog über ihre Züge, doch war es kein Lichtblick, weit eher ein Schatten. „Ich bin verlobt mit ihm," sprach sie, indessen ihre Hand in meinem Arme schwer wurde, „verlobt seit Stunden." Verlobt — ich stand reglos und sah über sie hin­ aus auf die Felder, tiefer im Traume wie je. Sie sagte noch einiges, das aber drang zu mir kaum hör­ bar, wie aus weiter Ferne. Ich wußte nicht sicher, ob's ihre Stimme war oder der Ruf eines Vogels, weit drüben im Korn. „Es ist nicht möglich," sagte ich, endlich erwachend, „denn ich liebe dich und habe dich geliebt seit meiner ersten Jugend, ich kann nicht von dir lassen, und du selbst mußt es fühlen, Annie!" „Ich weiß es und wußte es seit Jahren," sagte sie mit fester Stimme. ,Zch habe gehofft und geharrt, daß du mir's sagen würdest, ich hab' darauf gewartet, bis

Entlang den Hecken.

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daß ich alt geworden bin; sieh mich nicht so betroffen an — volle vierundzwanzig Jahre sind viel für eine Frau. Du aber scherztest und gingst vorüber, ohne zu beachten, daß die Eltern, die uns beide so lieb haben, immer ernster und müder wurden. Und das zwang mich, dir eine Frist zu stellen. Wer ein Glück ver­ säumt und verträumt, begeht eine Schuld, die sich nur dann nicht fürs Leben rächt, wenn dem Erwachten dieses Glück zerschlagen wird. Und das tat ich heute. Schilt mich nicht hart und grausam; es geschah zu deinem Besten, und es mußte so kommen." „Du willst mich strafen," sprach ich schüchtern. „Oh, glaube mir, daß ich tief und bitter bereue, was ich verschuldet. Vergib mir, Annie — du kannst nicht so grausam sein, ein Glück verloren zu nennen, das in deiner Hand ruht, das du mir wiedergeben kannst, sobald du's immer willst —" „Zu spät," sprach sie tiefernst, „und wenn ich's auch vermöchte, ich täte es doch nicht. Du bist nicht Mensch allein, du bist auch Künstler, vergiß das nie. Im Leben wie in der Kunst gingst du bisher träumend entlang den Hecken, statt einfach und frei hereinzutreten in den blühenden Garten. Du drohtest zu versinken in Unklarheit und Müßiggang — es mußte ein Sturm in dein Leben kommen, um dich aufzurütteln, dich end­ lich frei und wach zu machen. Diesen Sturm — ich bin's, die ihn dir sendet. Oh, zürne mir nicht; wenn dir einmal, vielleicht nach Jahren, ein großes Werk gelingt, wird dein Herz höher schlagen, als wenn du ein liebendes Weib, als wenn du mich im Arme hieltest.

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Emil von Schönaich-Carolath.

Drum gebe ich dir jetzt statt des Glücks, das du an meinem Herzen fändest, den Schmerz. Und ob ich auch

nur eine Frau bin, so ahnt es mir doch, daß Schmerz zuweilen besser und segenbringender sei als Liebe." „So hast du mich sehr, sehr lieb, Annie," brach's

bitter von meinen Lippen. „Ja," sagte sie einfach, „sehr lieb, und gerade des­ halb müssen wir scheiden." Ein schwüler Duft kam von den Gärten drüben, wir gingen auf schmalem Wege den Hecken entlang,

die sie umschlossen.

Es waren Ligusterhecken, die sich

weithin erstreckten, drauf schräg die Sonne fiel und

drüber Sommerfalter schwirrten. Sie schienen endlos, doch plötzlich teilten sie sich, ein Tor stand breit offen, und vor uns lag der Garten mit seinen Wegen und allen Beeten, darauf die Blumen samtweich und massig blühten. Sie hemmte leicht den Schritt, ich aber ging an der Pforte vorbei, und sie folgte mir, in meinem Arme dahingezogen, noch ein Stück Weges, weiter den

Hecken entlang.

Ein halbes Lächeln umsäumte flüchtig

ihren Mund, dann verflog es, und ihre Augen be­ gannen zu dunkeln, wie von verhaltenen Tränen. Uns entgegen kamen, weitab noch im Korne, zwei wohlbekannte Gestalten; die kleinere derselben trug einen riesenhaften Strohhut und gestikulierte hefüg, indessen die andere gesenkten Hauptes und ergebungsvoll folgte. „Was ist's, Annie?" fragte ich, aus meinen Ge­ danken geschreckt und vom Abendgewölke den Blick zu

ihren schwimmenden Augen wendend. Sie deutete leicht auf die Kommenden.

Entlang den Hecken.

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„Dem alter Fehler," sagte sie, ihre Stimme zu einem munteren Klange zwingend. „Soeben zogst du wieder

am Tor vorüber, zugleich dem Ende — einem vielleicht verfrühten Ende dieser Stunde — entgegen.

Oder

hattest du mich bereits vergessen und gingst wieder entlang den Hecken, träumend, auf der Jagd nach

Schmetterlingen und halbvollendeten Symphonien .. „Scherze nicht, Annie," sprach ich mühsam; „meine Symphonie ist beendet, früh, mit einem jähen Über­

gang nach Moll.

Doch verdamme mich nicht.

Siehe,

selbst an den Hecken blühen Blumen, spärlich und wild zwar, schmerzlich süß an Duft, wie unser letztes Zu­ sammensein ... aber es sind trotzdem Rosen, rote Rosen sogar, und die künden, wenn sie nicht Liebe bedeuten,

doch wenigstens Vergebung." Es waren zwei verspätete Rosen, die ich tief aus

dem Dornengeranke gerissen; ehe sie meine Lippen be­ rührt, lösten sich matt ihre Kelche, und die Blätter rannen niedergleitend über Annies weißes Kleid. „Ja," rief sie aus tiefstem Herzen, „ja, ich vergebe dir! Und da du Rosen fandest entlang den Hecken, wilde, frühverblätterte Rosen, so darfst du mich küssen, wie du

es oft ersehnt, so sollst du eine Sekunde des verträum­ ten Glückes leben, ehe es versinken muß für immer." Sie hatte die Arme um meinen Nacken geworfen und lag reglos an meiner Brust; indessen ihr tief­ braunes Haar mich umwehte, blühten ihre Lippen heiß und voll auf den meinen. „Und nun," sagte sie, „geh* hin und werde ein rechter Mensch, ein echter Künstler. Ich segne dich und will

62

Emil von Schönaich-Carolath.

zu Gott beten, daß er das Andenken an diese Stunde nie aus deinem Herzen löschen möge. Sie löste sich aus meinen Armen.

Leb wohl." An des Weges

Biegung erschien eine hohe Gestalt, es war ihr Ver­ lobter. An seiner Seite schaute sie eine Weile still übers wogende Korn, drin schon die Sichel klang, und schritt

dann langsam, auf seinen Arm gelehnt, hinein in den Garten. Die Vögel schwiegen, die Sonne warf im Todeskampfe noch einen letzten glutroten Schein über Schloß Friedeck ... So, Freund, war meiner Jugend Sonnenunter­ gang. Er war heftig genug, doch fühle ich's klar, daß

ich diese Jugend wohl verträumt, doch nicht verloren habe. Aus der Saat jener Träume soll mir Schmerz erstehen und Genesung, wie Annie es gewollt. An deiner Seite will ich das Werk beginnen: laß uns gemeinsam streiten, du vollendend, ich erstrebend.

Laß uns auf Reisen gehen, auf weite Reisen, denn ich will nichts von Einsamkeit wissen: man büßt eine Schuld nicht in der Klosterzelle ab, sondern auf hoher See, auf

den rollendsten Wogen des Lebens. Und beide, Kunst sowie Leben, sind tiefernst. Zu ihren Höhen führen Pfade, die wache Augen, festen Sinn erfordern, doch niemals, und winkte die Ferne auch noch so schön, sich verlieren dürfen im Abendrot — entlang den Hecken.

Schön-Lenchen.

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Schön-Lenchen. Ein Chronikblatt.

Ich stand einst auf der Plattform des Straßburger Münsters und ließ, an die mächtige Brüstung gelehnt, meine Blicke über die stolze, altertümliche Stadt streifen. Ich fühlte mich wie losgelöst von dem Leben unter mir, denn es drang zu meinem Ohr nur wie ein leises, verschwommenes Summen, eher dazu angetan, Träume­ reien zu wecken, als zu stören. Auch lagen schon Wend­ nebel über dem weiten Häusermeer, nur die Spitze des Turmes und die Plattform waren vom letzten Sonnen­ strahl glutrot übergossen. Es war Herbst — die letzten Schwalben zwitscher­ ten um die luftigen Zinnen; einzelne tiefblaue, rosig umsäumte Wölkchen schwammen am klaren Abend­ himmel, über dem fernen Wasgau standen schwere, schwarze Wolken. Ich freute mich der tiefen Sülle, die mich umgab und wandelte langsam über die steinernen Fliesen — da traf mein Auge auf ein seltsames Ge­ bild, an dem eS hasten blieb wie gebannt. In einer Nische stand die Gestalt eines Mönches, aus Stein ge­ formt, in wundervoller Plastik sich vom dunklen Hinter­ gründe abhebend. Auf dem starren Gebild lag der Sonne letzter Strahl und verlieh ihm einen Schein von Leben, während zuweilen kecke Schwalben mit blitz­ schnellem Flügelschlag das regungslose Haupt streiften.

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Emil von Schönaich-Carolath.

Der Blick des Mönches war auf die Stadt gerichtet; in den steinernen Zügen ruhte tiefe Traurigkeit, auf

den Lippen ein Zug von Ergebung, man ahnte aber, daß diese Augen einst in Verzweiflung geblickt und daß die Lippen einst einen Aufschrei getan haben mußten

vor und und lich

ungefügem Schmerze, ehe sie zu Stein wurden sich schlossen auf immerdar. Und wie ich wieder wieder jene Züge betrachten mußte, tauchten end­ dunkle Erinnerungen aus den Kindertagen auf,

und eine alte Geschichte, die ich vor langer Zeit ge­ hört, kam mir aufs neue in den Sinn — die Geschichte

vom steinernen Bildnis auf dem Münster zu Straßburg.

*

*

*

Zu Straßburg lebte vor langer Zeit ein Meister, der war Goldschmied seines Zeichens und weit und breit gepriesen ob seiner Kunst. Wohl hatte er in sei­

ner Werkstatt des Geschmeides und der edlen Steine viel, sein größter Schatz aber war sein einziges Töchter­ lein, Helene. Wenn man in deren lichtblau Auge ge­ schaut, so vermeinte man, die schönsten Saphire seien unrein und farblos, und gegen ihr reiches, blondes Haar erschien das lauterste Gold trübe. Ihre Stimme war hell wie das Tirilieren der Lerche, und wenn sie durch die finstere Werkstatt huschle, da war es, als ob

in ihrem Wesen etwas wie Sonnenschein läge, vor dem keine Traurigkeit bestehen könne. War auch ein braves, frommes Kind, das mit herzlicher Liebe an den Eltern hing und vornehmlich dem gestrengen, oft mürrischen

Meister alles tat, was ihm an den Augen abzusehen

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Schön-Lenchen.

war. Ins Freie kam Lenchen selten, denn ihre Eltern hielten nichts vom Lustwandeln und Hofieren auf Straße und Wall, deshalb verließ sie das graue, uralte Haus nur, um an Sonn- und Feiertagen zur Messe zu gehen, an der Brust und im Haar einen Strauß frischer Blu­ men, die Augen andächtig aufs Meßbuch gesenkt. Die Blumen kamen aus Lenchens Garten, der dicht hinter dem elterlichen Hause lag, durch hohe Ringmauern sorg­ sam verwehrt und umgrenzt. Das war Lenchens eigent­ liches Reich, da war sie unumschränkte Gebieterin und Königin über eine Welt von Blumen mannigfach von Art, seltsam von Duft und Farbenpracht. Liebte aber auch vornehmlich in diesem Garten zu weilen, und konnte oft Stund' um Stunde gar ernst und sinnig in der Laube von blumigen Kletterpflanzen sitzen, bis sie sodann, eine helle Weise singend, wie ein Falter durch die Blütenbeete gaukelte, also schnell und leicht, daß man vermeinte, das Gras dürfe sich nimmer beu­ gen, allwo es ihr Fuß berührt. Dermalen lebte zu Straßburg ein junger Geselle, mit Namen Reinhart. Selbiger war zwar hart und geschickt zu Turnier- und Ritterspiel, aber nicht also rein, denn er freute sich toller Streiche, verwegener Abenteuer, und galt für der Wildesten einen. Zweit­ geborenes Ritterkind, war er aus dem Thüringer Land gen Straßburg gefahren, allda die freien Künste zu lernen. Saß jedoch selten bei Foliant und Pergament, sondern strich lieber tut schwarzen Samtwams, den Raufdegen an der Seite, mit gleichen Genossen durch Wall und Gassen, bei Nacht singend und zechend, bei

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Emil von Schönaich-Carolath.

Tage die welschen Söldner höhnend, die gut gehaßt

waren von jedermann.

Jene aber mieden ihn, denn

sie fürchteten seine gute Klinge und wagten auch nicht, ihm ein Leids zu tun, denn er war aus hohem, für-

nehmem Hause und hatte der Anhänger und Freunde viel. So begab es sich, daß der Ostertag heranrückte, der mit kirchlicher Feier und allerhand Festlichkeit begangen

wurde. Der Reinhart und seine Genossen hatten die Nacht im Stadtkeller mit Zechen und Lärmen verbracht, im Morgengrauen waren sie ins Freie gezogen und kehrten nun zu neuer Lust zur Stadt zurück. Wie sie zum Münster kamen, wogte der Strom der Frommen andächttg zur Messe, die Frühlingssonne schien hell und die Glocken riefen ernst und feierlich.

Da ward dem

Reinhart gar wundersam zumute, denn er fühlte, daß seine Brust leer war, und mußte früherer Tage gedenken — es war schon lange her — wo auch er an der Seite einer hohen schönen Frau, die er Mutter nannte, zur Kirche gegangen war, halb trotzig, daß man ihn vom Spiele rief, halb kindlich andächtig. So stahl er sich denn hinweg aus der lusügen Schar und schritt lang­

sam, fast zögernd, durch das dunkle Portal, in einem entlegenen Betstühle Platz findend. Mächtiger Orgel­ klang brauste, Weihrauchwolken fluteten nieder, und durch den Nebel fiel ein breiter Streifen Sonnenlicht, warm und goldig. Als aber die Orgel nun leiser und leiser wurde und der Gesang verhallte, da fühlte Rein­

hart, wie seine Augen feucht wurden, denn es war ihm, als ob ihn ein mächtiges süßes Sehnen aufwärts trüge, so daß er das Haupt neigte und lange betete. Als

Schön-Lenchen.

er sich wieder aufrichtete, vermeinte er, es sei ihm nie so leicht und glücklich ums Herz gewesen, und verblieb

daher unbeweglich, den Worten des Priesters andächtig

lauschend. Nach und nach wanderten seine Augen auch über die ihm fremdartige Umgebung und blieben end­ lich auf einer Stelle des Chores hasten, als vermöch­

ten sie nimmer sich davon loszulösen. Dort saß aber an der Mutter Seite schön Lenchen, des Goldschmieds Töchterlein, die Hände gefaltet, das süße Gesicht andachtsvoll nach oben gerichtet. Die Kirche

war ganz dunkel, nur durch das Bogenfenster fiel ein

schmaler Streifen Sonnenlicht gerade auf Lenchens Züge, so daß sie erschien wie ein lichtes Bild auf dunk­ lem Grunde. Es ging die Messe zu Ende, der Rein­ hart aber schaute unverwandt und wie abwesend hin­ über, die Hände nicht mehr gefaltet, sondern auf das schlagende Herz gedrückt. Merkte auch kaum, daß die

Orgel aufs neue erbrauste und die Scharen der Beter langsam aus dem Portale strömten; erst als Lenchen entschwunden war, seufzte er tief und ließ sich willen­ los hinausdrängen in den lachenden Frühlingstag. Als er auf den Stufen- stand, sah er seine Genossen, die paarweise durch die Straßen zu Reigenlust zogen, ihr lautes Singen tönte deutlich herüber. Reinhart zog nicht mit ihnen, ihn überkam ein Ekel vor dem lärmen­

den Treiben. Seit diesem Tage ward der Reinhart stiller und

stiller, sah auch oft so glückselig aus, daß ihn die Ge­ fährten fragten, was ihm denn so Großes widerfahren sei. Im Men murrten sie jedoch, da er sich viel von 5*

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Emil von Schönaich-Carolath.

ihnen zurückzog, und ihre Gelage dadurch an Fröhlich­

keit einbüßten. Befragten sie ihn aber, oder begegne­ ten sie ihm mit Spott, so flammten seine Augen in

furchtbarem Jähzorn, und zwischen seine Brauen lagerte sich eine tiefe Falte, fest und wie eingegraben. Die kannten sie wohl und hüteten sich, ihn fürder zu reizen; im füllen aber sagten sie, er „philosophier, oder „er will Pfaff werden"; nur der Älteste unter ihnen, aus

Sachsenland gebürüg, ein wunderlicher Geselle, den die Liebe zum guten Wein von Jahr zu Jahr festhielt, und der sich auch von Jahr zu Jahr rüsten wollte, auf daß er selber dozieren könne, schüttelte das mäch­

tige Haupt und murmelte leise vor sich hin: „Er hält's

mit der Reue." Inzwischen war Pfingsten gekommen und die Ge­ nössen rüsteten sich zu lustiger Fahrt nach der Feste Rappoltstein und dem Wasgau, auf dessen Höhen unweit Colmar ein gar wundertätiger Wallfahrtsort gelegen ist, den man „Unsere liebe Frau zu den drei Ähren" nennt. Weite rauschende Wälder umschließen

das Kirchlein, hart an ihm steht eine Herberge, in der der Wunderquell eines fürtrefflichen Weines fließt. Das Schönste sedoch ist die Aussicht, denn das entzückte Auge kann frei dahinschweifen über das lachende Elsaß und den großen Rheinstrom vom blauen Schwarzwalde bis zu den weißen Firnen des Helvetierlandes. Dahin zogen die Genossen, wer aber hartnäckig ausschlug, sie zu begleiten, das war der Reinhart. So gingen sie denn allein des Weges. Jenem ward aber, als sei

ihm ein Stein vom Herzen genommen, und sein Antlitz

Schön-Lenchen.

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wurde noch fröhlicher, sein Gang noch stolzer und freier. Studierte auch eifrig seit jener Zeit und beschrieb vor­

nehmlich viel lose Blätter, die er dann zu einem Heft

gestaltete, das er mit Goldfäden aus seinem Wehrgehenk verschloß; des weiteren suchte er den Umgang gelehrter und gereister Männer, bei denen er nach und nach gern gesehen und ausgenommen ward.

Dabei

vergaß er keineswegs ritterlicher Kunst, und verstand namentlich sein Roß zu tummeln, daß des Staunens kein Ende war, wo man ihn sah. Eines Sonntags geschah es, daß ein schweres Wetter

über Straßburg zog, so gewaltig, daß die.ältesten Leute sich eines gleichen nicht zu erinnern vermochten. Erst

als die Glocken zur Abendmesse riefen, verhallte der

Donner, ein später gelber Sonnenstrahl fiel schräg auf Giebel und Dächer, indessen ein kühler Windhauch be­

schwichtigend durch die feuchten Gassen strich.

Nur

wenige kamen an jenem Abend zur Andacht, denn die . Sorge um Hab und Leben hätte die meisten der allen Gewohnheit untreu werden lassen; unter den wenigen aber war Lenchen, die am Arme einer Freun­ din, da die Mutter vor Schreck schier krank lag, dem

Gotteshause zuschritt. Als die Messe beendet war, begann es ftüh zu dunkeln; die Straßen waren menschenleer. Lenchen

und ihre Freundin hatten kaum des Münsters Stufen verlassen, als fie sich, von mehreren reichgekleideten wel­ schen Edelleuten angehalten sahen, die unter lautem

Gelächter und bösen Reden ihnen den Weg zu sperren suchten. Einer von ihnen, vornehmer als die andern,

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Emil von Schönaich-Carolath.

suchte den Arm um Lenchen zu schlingen und das halb ohnmächtige Mädchen fortzuziehen — wer aber plötz­

lich, wie aus dem Boden gewachsen, den Gesellen gegen­ überstand, das war der Reinhart. Einen Augenblick blieb er regungslos, nach Atem ringend, dann lief er sie mit dem Schwert so wütend an, daß sie ihre Beute

eilends ließen und von dannen wichen. Wohl hatte jener, den Reinhart sich erlesen, schwere Hiebwundendavongetragen; seine Gefährten.aber deckten ihn gut und schoben ihn in ein Haus, daS schwere Tor ver­

riegelnd.

Reinhart kehrte daher zu den Jungfrauen

zurück und nahm gesenkten Auges die Dankesworte des errötenden Lenchens hin. Er durste sie auch geleiten bis an die Ecke, von der man drüben am Markt das altertümliche Haus des Meister Goldschmied sehen konnte. An diesen: Abend strich Reinhart durch die Straßen, die Brust voll zum Zerspringen, das Haar im Gewitter­ wind flatternd, denn beim Abschied hatte schön Lenchens

weiße Hand leise in der seinen geruht, und als später­

hin der Mond bleich und nebelhaft durch die Wolken brach, stand vor dem Hause des Meister Goldschmied ein törichter, glückseliger Träumer und blickte zu dem Giebelfenster empor und küßte eine blaßblaue Schleife tausendfach — die hatte ihm schön Lenchen beim Ab­

schied gegeben. Am andern Tage, kurz vor der Mittagszeit, trat Reinhart in die Werkstatt deS Meister Goldschmied.

Das war ein luftiges, helles Gelaß mit hohen ver­ gitterten Fenstern, an den Wänden viel wundersam Gerät und Werkzeug. Vor jedem Fenster saß einer der

Schön-Lencherr.

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Gesellen, feilend und hämmernd, so in die Arbeit ver­

tieft, daß keiner den Kopf nach dem Eintretenden um­ wandte.

In einem ausspringenden Erker, allwo das

Tageslicht am hellsten, stand der Meister, emsig und mit kunstvoller Hand einer schweren Armspange die letzte Ziselierung gebend. Als Reinhart eintrat, legte er Griffel und Spange nieder, lüstete das Käpplein und frug nach dem Begehr des Junkers, ihn mit forschendem Blick musternd, denn er hatte hohe Herren

noch nie von nahem gesehen, wohl aber viel Böses von ihnen gehört und geredet. Jener aber verneigte sich höfisch und sprach: „Meister, Ihr sollt mir eine güldene Kette schmieden, -aran eine Kapsel mit edlen Steinen, weil ich drin etwas recht Liebes bergen will; vergönnt mir, daß ich selbige bei Euch aussuche nach

Gefallen." Der Meister wies ihm allerhand Edelgestein und ward immer mehr verwundert ob der Sanftheit und der Bescheidenheit des Reinhart, dem er noch immer zurückhaltend und vorsichtig Auskunft gab. Als

sie nun so im besten Reden waren, öffnete sich plötzlich die Tür und herein trat Lenchen, auf einer tönernen Platte dem Vater den Frühtrunk bringend, dazu einen Blumenstrauß. Sie war gar einfach und reizend ge­ kleidet, das blonde Haar zurückgehalten von einer ein­ zigen taufrischen Rose. Als Lenchen den Reinhart sah, blieb sie stehen, aber die Gläser in ihrer Hand klirrten und klangen aneinander — sie stellte dieselben auf den

Tisch und machte sich in der Werkstatt zu schaffen. Des Reinharts Augen ruhten auf ihr, während der Meister das Feuer und den Schliff eines seltenen Steines pries,

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Emil von Schönaich-Carolath.

und es wollte ihm erscheinen, daß sie viel sorglicher hantierte und viel länger verweilte, als es wohl Not gewesen wäre. Auch schien ihm ihr Blick, als ihre Augen beim Hinausgehen einen Augenblick in die seinen

tauchten, gar wunderbar und warm. Der Meister aber äußerte später beinr Mittagsmahl zu Frau und Tochter: Der Junker Reinhart sei ein gar liebenswürdiger und

feiner Mensch, nur sei es schade, daß sein Ruf gar so

übel —. Die adelige Sippe tue eben selten gut, das sei ein altbekanntes Ding. Seit diesem Tage kam Reinhart öfters in die Werk­ statt des Meisters, der Vollendung seiner Kette harrend,

die gar zierlich und prächtig wurde. Er bezahlte sie pünktlich mit vollwichtigen Lilientalern, später brachte er dem Meister ein altes, silbernes Trinkgeschirr zur

Erneuerung, das hatte sich von Vater auf Sohn ver­ erbt und war so prächtig ziseliert, daß jener des Stau­ nens kein Ende fand. Als Reinhart nun einmal um die Nachmittagsstunde wieder zur Werkstatt kam, war selbige geschlossen und Lenchen ließ ihm durch die alte Magd sagen, der Meister und die Frau Mutter seien über Land gegangen, kämen erst spät abends wieder; doch als er das Haus verlassen wollte, da fiel in

den dunklen Gang helles Sonnenlicht, und in dem Garten an der blühenden, schattigen Laube stand schön Lenchen, das blumengeschmückte Köpfchen auf die Brust gesenkt, einen überwachsenden Zweig zerknickend und verblätternd ... sie verblieb auch so, als der Reinhart

sie mit bebender Stimme anredete, sie entzog ihm selbst ihre Hand nicht, als er. sie mit.brennenden Lippen

Schön-Lenchen.

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streifte — sie plauderten von allerlei Dingen, ernsthaft

und heiter, zuletzt in der schattigen Laube, wo die blütenschweren Ranken im Winde schaukelten und duf­

teten, recht wie zwei glückliche, sorgenlose Kinder. Seit jenem Tage aber betrat Reinhart nicht mehr die Tor­

fahrt zur Werkstatt, sondern harrte, bis hinter wildem Wein und üppigen Schlingpflanzen ein verborgen Pfört-

lein geöffnet -wurde, und eine weiche, warme Hand die seine umschloß und ihn zur Laube zog. Durch den Garten ging der Abendwind, der Mond tauchte hinter den Giebeln des alten, grauen Hauses empor, und die

dunklen Bäume rauschten und flüsterten von einem Märchen, das ewig alt und ewig neu ist und das da handelt von zwei jungen Herzen, die sich gefunden

haben, und sich Mcht lassen können, und sich lieben müssen mit tausend Schmerzen, von ganzer Seele und auf immerdar. Ist ein Traum noch so schön, ihm muß ein Er­ wachen folgen. Für Reinhart kam es zuerst, uner­

bittlich und grausam. Ein Lehnsmann des Vaters brachte arge Mär — der Ritter sei beim Jagen auf den Tod gestürzt und verlange nach dem Sohne, es. gelte zu retten ohne Verzug. Da kamen böse Stun­

den für Reinhart und Lenchen. Reinhart mußte sich rüsten zur Fahrt nach dem Thüringer Land, und Len­ chen ging blaß und mit verweinten Augen umher.

Dann kam der Abschied, schwer und tränenvoll. Als aber Reinhart gewappnet und bewehrt auf seinem licht­

braunen Roß an der Werkstatt vorbeiritt, und der Meister, der von dem Unglück gehört, teilnehmend die

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Emil von Schönäich-Carolath.

Hand herüberbot, ward ihm bei allem Weh doch sonnig im Herzen, denn auf seinem trüben Wege leuchtete ein echt goldener Stern, das war der Schwur, den schön Lenchen getan, daß sie in Treuen seiner gedenken und

die Seine bleiben wolle in Not und Tod, im Leben und im Sterben. Der Meister Goldschmied sprach aber tags darauf: „Der Junker dauert mich schier, denn er schien schwer

Leid zu tragen um seinen Vater. Brav von ihm, denn du sollst Vater und Mutter ehren, spricht der Herr,

und wer dessen vergißt, dem wird es auf Erden nicht wohlergehen. Der Junker ist überhaupt nicht so schlimm

von Wesen, aber adelig Blut tut nun einmal nicht gut, kennt keine Arbeit, keine Frömmigkeit, keinen Frieden, und der Herr hat's gezeichnet." Zu der Mutter sagte er nach einigen Tagen: Ren­ chen gefällt mir nicht mehr — sie geht herum wie ein Schatten und ist nicht mehr fröhlich wie sonst. Nun, sie ist am Ende im Alter, wo eine Puppe oder ein

paar Blumen nicht mehr die Glückseligkeit ausmachen können und wo das Herz etwas Besseres verlangt.

Meinst du nicht auch, Mutter?" Zur Zeit, da er diese Worte sprach, stand der Rein­ hart unter den dunklen Tannen des Schwarzwaldes und schaute zurück in das lachende, weite Rheintal.

Die Abendsonne sank hinter dem dunklen Wasgau, der Münster von Straßburg ragte wie eine feine Nadel aus der Ebene. Da ward ein Sturm in Reinharts Brust, weil seine Augen die Erdenstätte sahen, die ihm

so teuer.

Er lehnte das Haupt an den Stamm einer

Schön-Lenchen

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Tanne und stand lange stumm und unbeweglich. Im grünen Geäst des Baumes zwitscherten Vögel, die hatten ihr Nest gebaut — als die der Reinhart sah, kam tiefer Friede in seine Seele, und er gedachte schön Lenchens letzter Worte und breitete die Arme aus und sandte mit dem letzten Sonnenstrahle ein Grüßen hin­ über an die, die er liebte mit tausend Schmerzen, von ganzer Seele und auf immerdar, und die ihm ge­ schworen hatte, treu zu bleiben in Not und Tod, im Leben und im Sterben.

*

*

*

Etwa drei Monate später zogen zwei Reiter den Weg, der vom Rhein gen Straßburg führt. Der eine von ihnen ritt ein lichtbraunes Roß und war als Ritter gewappnet, trug im Schild ein fürnehm Wappen, als Helmzier eine blaßblaue Schleife; der andere mochte ein Knappe sein, er war männlich bewehrt, wie es damals auf weiten Reisen üblich war. Es war Herbst; der Hochwald stand im bunten Kleide, und einzelne welke Blätter fielen vom Winde. Es dämmerte schon, als die Reiter das Tor erreicht hatten. Dort stieg der eine vom Rosse und gab es dem Knappen, entledigte sich auch der Rüstung, als sei sie ihm zu schwer, dann schritt er durch die' Straßen, so eilig, daß ihm die Leute schier verwundert nach­ sahen. Aus einer Quergasse scholl Singen und fröh­ liches Gelächter — da stand der Wanderer füll und drückte sich an ein Haus, als fürchtete er gesehen

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Emil von Schönaich-Carolath.

zu werden. Weil er aber sah, daß die luftige Schar dennoch an ihm vorüber mußte, gab er es auf und trat frei hinaus wie einer, der unliebsamem Begegnen die Stirn bieten will. Die Fröhlichen zogen an ihm vorüber, und schon wollte er erleichtert die Straße

überschreiten, als plötzlich einer der letzteren sich um­ wandte, von dessen Lippen es tönte: „Bei Gottes Rock, das ist ja der Reinhart!" und dessen Hand die seine

ergriff und warm schüttelte. Nicht sobald war der Ruf erklungen, als Reinhart auch umringt war; Ausrufe, Fragen ertönten, sie bestürmten ihn schier, und ehe er

sich weigern konnte, zogen sie ihn in eine Herberge,

die nahe lag und ihres guten Weines halber weit­ aus bekannt war. Reinhart mußte ihnen folgen, er konnte es nicht hindern, weil sie gar so herzlich taten. So saß er denn bald am eichenen Tisch im wohl­ bekannten Saal, vor sich den Becher mit rotem Wein, um sich herum die Genossen, die vergessen zu haben schienen, daß er ihnen längst entfremdet und sie seit­ her gemieden. Da ging es an ein Fragen, daß es

kein Ende zu haben schien, und die Becher leerten sich und wurden gefüllt und flogen hin und her. Dem Reinhart aber dünkte es, als sei die Lust eine künst­ liche, und der Boden brannte unter seinen Füßen. Stand daher bald auf und entschuldigte sich, er sei müde von der Reise und habe noch einen dringenden

Gang zu tun. Befremdlich war es ihm, daß auf seine Rede etliche der Genossen den Saal verließen, die übrigen aber still wurden und schier befangen in ihre Becher starrten. Unter diesen war einer, den hatte'

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Schön-Lenchen.

der Reinhart einst lieb gehabt vor allen, der zog ihn auf den Stuhl zurück, schlang den Arm um seinen Nacken und sprach: „Reinhart, wir wissen wohin du

gehen willst — wir bitten dich aber herzlich, den Gang

zu unterlassen — morgen, wenn du ruhiger bist, sollst du hören warum .. Ein anderer aber, der schon berauscht.war, hob den Becher und sprach: „Trink, Reinhart, der Wein heilt

alle Sorgen" — dann hub er an laut zu singen: „Dein Lieben war kein Edelstein, Kein echter Stahl, kein gutes Gold, Des kaust man in der Gassen ein, So viel man immer nur gewollt..."

Reinhart stieß das Glas zurück und sah den Sprecher

mit großen, verwunderten Augen an; er fand keine Worte zur Gegenfrage. „Reinhart," fragte jener, >,du wolltest zu Meister

Goldschmieds Töchterlein, ist's nicht so?"

Ein Nebel legte sich vor Reinharts Augen.

„Und

wenn dem so wäre?" sagte er tonlos. Jener schlang fester den Arm um ihn. „Das geht nicht, armer Freund," sagte er, „du kannst es nimmer

tun — in sechs Wochen heiratet schön Lenchen den reichen Kaufherrn aus Basel — die Sache ist im

reinen, nichts daran zu ändern ... du weißt, die Eltern... Deine Abwesenheit ... ein schwaches, füg­

sames Kind..." Reinhart hörte ihn nicht mehr, er war totenblaß, und die Hand, die er auf den Tisch gelegt hatte, zitterte so, daß die Gläser klirrten.

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Emil von Schönaich-Carolath.

,Höre, du," sagte er, „wenn du gelogen hast, töte ich dich." Dann sprang er auf und stürzte zur Tür, er tau­ melte aber und stieß an die Stühle und Tische, so da standen; keiner wagte ihm zu folgen. Als er an der Tür war, hob der Berauschte den Kopf vom Tische und starrte ihn mit gläsernen Augen an. „Bruder, Herzbruder, trink" — lallte er, „der Wein heilt alle Sorge..." Die Nachtlust schlug Reinhart ins Gesicht, er eilte durch die Gassen wie ein gehetztes Wild, er verlief sich, kehrte wieder um und wankte dann auf dem rich­ tigen Wege weiter. Zuweilen war ihm, als schösse all sein Blut nach Herz und Haupt — er mußte stehen­ bleiben und an einer Ecke auf einem Mauerstein ruhen, dann riß es ihn wieder auf und trieb ihn vorwärts. Der Mond war aufgegangen, aber der Wind jagte dunkle Wolken darüber, so daß nur zeitweilig eine Helle durchbrach; jwenn das war, sah Reinhart den eigenen Schatten schwarz und schier schauerlich vor­ überfliegen. Die Giebel des Hauses vom Meister Gold­ schmied waren silbern übergossen, die meisten Fenster erleuchtet ... vor der Tür standen etliche Gesellen, die scherzten mit den Mägden, so vom Brunnen zurück­ kehrten. Reinhart achtete ihrer nicht — er bog in das Quergäßchen ein, das an der Gartenmauer entlang führte, er tastete an der geheimen Pforte und fand sie verschlossen, dann ward er plötzlich ruhig, denn er hörte im Garten sprechen und erkannte schön Lenchens Stimme.

Schön-Lenchen.

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Es war nur ein Zufall, daß sie im Garten weilte. Ihr Verlobter, der reiche Seidenhändler, wollte just zum Zunstfest und hatte sie gar sittsam gebeten, ihm noch ein Sträußlein zu pflücken, auf daß er für den Abend ein Gedenken von ihr habe. Sie hatte es geipeigert, denn ihr schauerte stets in dem Garten, der so viel vom Reinhart sprach, aber der Vater hatte befehlend mit den Augen gewinkt, und da gab es keine Widerrede. So hatte sie einige Blumen gebro­ chen, müde und lässig einen Strauß daraus formend, während der Verlobte neben ihr stand und just sagte, daß ihre Augen schöner seien als die Sterne und ihr Mund lieblicher und frischer als die Knospe der Granat­ blüte ... Ein Schatten fiel über den mondhellen Garten, an der Ringmauer schwebte der Reinhart, im dunklen Mantel, den Stoßdegen im Arm. Er stand plötzlich auf dem Kieswege wie eine Erscheinung, unbeweglich und starr. Der Kaufherr war regungslos vor Schreck, ein Hilferuf erstarb ihm auf den Lippen. Schön Lenchen war auf die Knie gesunken, das Antlitz in den Händen, totenbleich. „So ist es denn wahr," sagte Reinhart mit ton­ loser Sümme ... „noch kann ich's nicht fassen und tragen ... . Zittere nicht, Krämer," fügte er hochauf­ gerichtet hinzu, „meine Klinge nimmt nur ritterlich Blut, du hast nichts zu fürchten;" dann schwieg er, wie um Kraft zu gewinnen. „Ihr dürft nicht falsch denken ob meines Erscheinens," sagte er dann, „Eure Braut ist rein wie der Schnee, sie trifft kein Vorwurf — das

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Emil von Schönaich-Carolath.

bei meinem Ritterwort. Ich bitte Euch aber," fuhr er fort, und seine Stimme wurde weich, „ich bitte Euch, Ihr wollet mir eine Gunst erweisen — erlaubt, daß ich ungestört sprechen möge mit Eurer Braut, Ihr sollt gern allhier verharren und wachen, daß ihr kein Leids geschehe.' Eine letzte Bitte, Lenchen, die allerletzte ... folge mir noch einmal zur Laube, die all mein Glück beschattet hat, dann will ich gern gehen, will von dir lassen auf immerdar." Sie schritt vor ihm her, wankenden Ganges, schier wie ein wandelndes Bildnis ... Was jene beiden Menschenherzen in den kurzen Augenblicken einander gesagt, wie sie gekämpft haben und gerungen in unendlicher Qual, das weiß nur der, der alles Weh erschauen kann, was hienieden in der Menschenbrust wogt und stürmt. Schluchzen, wahn­ sinnige, wilde Worte, leidenschaftliche, süße Liebes­ namen, tiefe, lautlose Stille. Dann traten sie heraus, schön. Leuchens Gesicht ver­ stört, doch kalt, der Reinhart mit irren Augen und keuchender Brust. Sie schritten zu jener Pforte, deren Schwelle so oft Reinharts Fuß berührt — sie öffnete sich leicht von innen — da auf einmal stürzte Reinhart zu Lenchens Füßen und schrie laut auf vor Schmerz und bedeckte ihre kalte Hand mit Küssen... ,Helene, ich kann dich nicht lassen — Helene, zum letztenmal — geh mit mir." Sie stand einen Augenblick regungslos, die Augen dunkel und tränenleer. Ihre Stimme brach, als sie sagte: „Die Eltern wollten's so. Reinhart, fahr wohl"

Schön-Lenchen.

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Die dunkle Gestalt riß sich vom Boden und ver­ schwand durch die Pforte; Lenchen breitete die Arme auS, dann griff sie nach der Brust und glitt besinnungs­ los in die Arme ihres Verlobten. An jenem Abend ging der Kaufherr nicht zum Zunft­ fest, gleichwie er es beabsichtigt, denn seine Braut lag in heftigem Fieber, und die herbeigerufenen Ärzte stan­ den ratloS; gleichwohl wurde es besser mit ihr einige Tage darauf, und sie wurde freundlicher gegen ihren Verlobten, herzlicher gegen die Eltern.

Der Reinhart aber war hinausgerannt vor die Tore, bis8 in den Wald, da hatte er sich niedergeworfen ins feuchte, hohe Gras. Und e3 war Sturmnacht. Große unendliche Harmonie! Furchtbare Stimme der Empörung! Ewiges Lied vom Werden und Ver­ gehen! Todeslieder — Hochzeitsklänge — das Alte geht, das Morsche bricht, jetzt kommt der Tod — dann brau­ sen andere Stürme, Frühlingsstürme, und dann kommt Auferstehung. Vernichtetes, verzweifelndes Menschenherz, glaubst du daran, glaubst du nicht daran oder bist du zu schwach zum Glauben und stürbest du gern übermüdet im Herzen der Natur, in Kampf und Wettertoben? Und der Sturm schwieg. Durchs zerrissene Gewölk blickten ewige Sterne. Unterwerfung, Friede in der empörten Natur — keine Unterwerfung im zerschlage­ nen Menschenherzen, trotzig, irrend, bis zum Tode. Landsknechte zogen auf der Straße gen Frankreich,

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Emil von Schönaich-Carol ath.

sie sangen im Chor, der Wind trug den Endreim ihrer Weise hin zum Walde.

Er lautete:

Kurzer Friede, Langer Streit; Hohe Liebe, Tiefes Leid, Bolle Becher, Lippen rot, Wildes Leben, Früher Tod.

Reinharts Augen leuchteten auf. Wildes Leben, früher Tod! sprach er mit zuckenden Lippen — dann lachte er auf und ging nach der Her­ berge zu den Genossen.

Sechs Wochen später war der Herbst ganz ge­ kommen — Regentage, kalter Nebel, rauhe Winde.

Kurz nach dem Tage Allerseelen strömte zum Münster festliches Getriebe; Weihrauchwolken wallten, Orgel­ klänge brausten durch sein mächtiges Schiff, und an dem Altar kniete schön Lenchen und reichte dem Kauf­ herrn von Basel die Hand, um die Seine zu werden vor Gott und den Menschen, für Zeit und Ewigkeit.

Die Gäste meinten zwar, die Braut habe unter ihrem

kostbaren Spitzenschleier gar blaß und traurig ausgeschaut und daS „Ja" habe ihr kaum von den Lippen gewollt, aber der Bräuttgam schritt dafür um so stolzer

und festlicher einher, sprach auch das bindende Wort so laut und erbaulich, daß es weit durch die Kirche

Schön-Lenchen.

scholl. War im übrigen eine gar fürnehme Hochzeit und deS Jubels kein Ende bis tief in die Nacht. Andern Tags bezog das junge Paar ein neues Haus, das der

Kaufherr gebaut und schier fürstlich eingerichtet hatte, denn er war nach Straßburg gezogen, um daselbst zu

-verbleiben und sein Geschäft fortzuführen. Der Neinhart war bei der Hochzeit nicht erschienen,

obschon eS manche geglaubt und etliche gefürchtet hatten. Er war wieder der alte geworden, nur schier wilder und toller wie früher. Da verbreitete sich kurz nach der Hochzeit das Gerücht, daß er einen welschen Edel­ mann, der ihn bei einem Gelage mit des Goldschmieds schönem Töchterlein gehöhnt, im Zweikampf erstochen habe und deswegen vom Rate aus Stadt und Land gewiesen war. Er blieb verschollen und ward bald

vergessen. «



* *

*

Wohl zwei Jahre mochten vergangen sein, da kamen

über die Stadt schwere Kriegsnot und Sorgen man­ cherlei. Wurde auch der Münster kaum leer von From­

men, denn je größer das Unglück, desto größer die Frömmigkeit. Daselbst predigte zuweilen ein Mönch, der durch Kraft und Begeisterung es verstand, in jener Zeit dergestalt auf Gott hinzuweisen, daß wohl kaum ein Herz arm an Frieden von ihm ging; pflegte auch

im Beichtstuhl die Beladenen gar wundersam zu trösten, so daß des Zuspruchs zu ihm kein Ende war. So begab fich's eines Abends, daß er durch daS Gitter eine schlanke Frauengestalt herantreten sah, die -gar

6*

84

Emil von Schönaich-Carolath.

prächtig gekleidet und von zwei Dienerinnen geleitet war. Jene knieten entfernt nieder, sie aber näherte sich dem Beichtstuhl, beugte die Knie und begann zu schluchzen, als solle ihr das Herz brechen; konnte auch kaum Worte finden, als der Mönch sie sanft ansprach und ermahnte, ihr Herz dem zu erschließen, der da er­ sieht das Verborgene in seiner tiefsten Tiefe und der keine Schuld kennt, die so groß wäre, daß sie nicht Vergebung finden könne. „Ehrwürdiger Herr," murnrelte die Bittende, „mich drückt schwere Schuld. Ich bin die Gattin eines rei­ chen angesehenen Mannes, ich bin Mutter, und die Leute nennen mich glücklich. Ehe ich aber die Hand jenes Mannes nahm, liebte ich einen andern und schwur, die Seine zu werden, schwur, ihm treu zu bleiben in alle Ewigkeit. Er liebte mich so tief, — mir zuliebe hatte er seinen Sinn geändert, der gar wist und trotzig war. Er ging fort auf kurze Zeit. Da wiesen mir die Eltern, nicht wissend meiner Liebe, den reichen Mann zum Gemahl, den ich kaum kannte und nicht lieben konnte. Ich wagte nicht die Eltern zu erzürnen, ich war zu schwach, ihnen die Wahrheit zu gestehen ... mich verblendete endlich der Reichtum und künftiger Glanz, ich gab nach und brach im Herzen meinen Schwur ... Da trat der andere vor mich hin, bleich, ein Bild der Verzweiflung, ich aber stieß ihn von mir und hieß ihn gehen und ward des reichen Mannes Frau..." Sie barg das Haupt in die Hände und weinte bitterlich.

Schön-Lenchen.

85

„Seit jener Zeit, ehrwürdiger Herr, flieht mich die

Ruhe!

Ich muß meinen Gemahl achten, denn er ist

gütig, und ich fühle mich seiner doch unwert — selbst das Mutterglück ist mir zum Fluche! Oh, gäbe es eine

Buße, schwer genug, meine Schuld zu sühnen, wie gern wollte ich alles, alles tun, um wieder frei zu werden, um wieder einmal reinen Herzens zu Gott beten zu können." „Meine Tochter," sprach der Mönch langsam und ernst, „deine Reue ist tief und die rechte Reue. Du darfst frei zu Gott beten, denn er ist ein Gott der Liebe und

er Verzeiht dir." Die Tränen der Bittenden flössen stärker.

„Dank,

Dank, ehrwürdiger Herr, aber noch eins ist es, was schwer auf mir lastet: wird mir Gott je vergeben kön­ nen, daß ich den, der mich so geliebt, hinausstieß in Verzweiflung und Elend? Er wurde gut, und das um meinetwillen — da raubte ich ihm den letzten Halt,

nahm ihm den letzten Glauben, und er sank hinab und ward wieder, was er einst gewesen... Oh, ehrwür­ diger Vater, wenn Gott mir verziehen hätte, so hätte er die tausend Gebete, die ich für sein Heil gesprochen, die tausend, tausend Tränen, die ich um ihn geweint,

erhört und ihn gerettet!" „Ich habe viel erfahren," sprach der Mönch, und seine Stimme zitterte leise — „so auch weiß ich, daß

ein Herz, das einmal rein geliebt, nie ganz verloren gehen kann. Wohl bäumt eS sich auf vor kaum er­

tragbarem Weh, und lästert, wenn es sich verraten

sah, selbst Gott in schwachen Stunden, allein sein guter Engel läßt nicht von ihm und zieht eS langsam

86

Emil von Schönaich-Carolath.

empor zu Gott, und nach dem Kampf kommt sicher der Friede.. Die bleiche Gestatt hob die Augen mit unaussprech­ lichem Dankesblick zum Himmel.

„Gerettet!" flüsterte sie . . . „er wäre gerettet?" Sie betete einen Augenblick stumm — dann neigte sie noch einmal das Haupt zum Gitter. „Ich gehe, ehrwürdiger Herr," sagte sie, „und danke Euch inbrünstig für den Trost, bett Ihr mir gespendet; ich gehe von hier mit stillem, besserm Geiste! Eins

freilich fehtt mir, sonst könnte ich wohl noch glücklich werden: das ist seine Vergebung. Die werde ich aber nimmer finden, und das soll die herbste Sühne bleiben

für meine so große, schwere Schuld!".. . Ein unvergleichlicher Schimmer flog über die Züge

des Mönches — er schlug die Kutte zurück, daß sein

bleiches Gesicht ganz frei ward. „Zieh hin, Helene," sprach er, „dir ist vergeben." *

*

*

Vergilbte Chronik berichtet, daß der Mönch Rein­

hart, ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit und frommen Sinn, Abt geworden in einem Kloster, so auf hohem

Berge am Ufer des Bodensees stand. Lebte allda zurück­ gezogen, aber hochgeliebt und geehrt von jedermann. Vornehmlich war es die Schriftkunde, der er in strenger

Tättgkett oblag; manches Werk hat er deutsch gewendet, manches selbst verfaßt und niedergeschrieben.

Nicht

immer waren es ernste gelehrte Dinge — zuweilen brach ein Lied aus seines Herzens Tiefe, das haben

Schön-Lenchen.

87

dann fahrende Schüler und irrendes Volk fortgesungen bis auf den heutigen Tag. Später trieb ihn die Sehn­ sucht hinweg aus seinem Kloster gen Straßburg, da wurde er dem: am Abend seines Lebens Kardinal und ein hohes Licht der Kirche. Nach seinem Tode stellte man, wie er es gewollt, sein Bild in Stein geformt auf dem Münsterturm auf, damit er schauen möge für alle Zeit hinab auf jene Stadt, wo Schön-Lenchen ge­ wohnt, die er so sehr geliebt. Das ist die Geschichte vom steinernen Bildnis auf dem Münster zu Straßburg.

Ende.

Die Rache istmein und andere Novellen. Inhalt.

Seite

Einleitung........................................................................... 3 Die Rache ist mein............................................................9 Die Kiesgrube.................................................................... 31

Entlang den Hecken..........................................................48

Schön-Lenchen (Ein Chronikblatt)................................. 63

G. 3. Göschen'sche Verlagshandlung G. m. b. L. in Berlin W. 10 und Leipzig In unserm Verlage erschienen:

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Pf. Bötticher, Allotria....................... 60 —, Neue Allotria. (Jllustr.)... 60 —, Weiteres Heiteres.....................60 —, Leichte Ware.......................... 60 —, Humoristisches Allerlei. Zus. geb. tn 2 Bänden........................ |e 120 Bourget, Der Luxus der Andern 80 Boy-Ld, Aus Tantalus Geschlecht 120 Boyesen, Faust-Kommentar . . 80 Brachvogel,Friedem.Bach.2Sde.je 100 Brant, Narrenschiss.........................80 Bremer, Die Nachbarn............. 120 —, Friedrich, Musiklexikon. . . 175 Lrendicke, Bilder aus der Ge- • schichte der Leibesübungen . 80 Brentano, Heitere Geschichten. Sb. 1—5 zus. in 1 Sand .... 150 Bret Harte, Gabriel Conroy. . 150 —, Kalifornische Erzählungen. 2 Bände ................................... je 120 —, Geschichte einer Mille ... 80 —, Thankful Blossom............. 60 Briesen, Gemütsmenschen. 1. u. 2. Band zus. in 1 Sand............. 80 Vrillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks................................. 120 vrinckman, Kasper-Ohm un ick 80 Brücke, Säugetierorganismus. 175 Brngsch, Aus dem Morgenlande 80 Brümmer, Lexikon deutsch. Dich­ ter bis Ende des 18. Jahrh. 150 —, Lexikon verdeutschen Dichter des 19. Jahrh. S Bde.... je 150 Bruno, Von der Ursache, dem Prinzip ilnd dem Einen. . . 80 Buchanan, Der Deserteur. . . 120 Bücher der Naturwissenschaft. Hrsg. v. Prof. Dr. S. Günther: Bd. I. (vstwald,Naturphilosophie 80 „ 2/3. Günther, Geschichte der Naturwissenschaften ... 150 „ 4.Bugge,Strahlungserschein. 80 „ 5. Geigel, Licht und Farbe 100 „ 6. Messerschmitt, Sterneil­ himmel ................................100 „ 7. Lampert, Abstammungs­ lehre...................................... 100 „ 8. Speter, Chem.Grundstoffe 80 „ 9. ii. 14. Adami, Elektrizität 150 „ io. Geigel, Wärme...................100

Pf. Bd.ll. Bugge,Chemie u.Technik 100 „ 12. Alt, Klima..................... 80 „ 13. Messerschmitt, Physik der Gestirne. ...................100 „ 14. s. Bd. 9. „ 15. Lampert, Vom Keim zum Leben...................................100 „ 16. wieleitner, Schnee und Eis der Erde................... 100 „ 17. Speter,Chem.Verwandtsch. 80 „ 18/19. Hempelnlann,Wirbeltierkörper............................ 150 „ 20. pahde, Meereskunde . . 100 „ 21. Leiser, Welt der Kolloide 80 „ 22/23. Brücke, Säugetierorg. 175 „ 24. Halbfaß,Süßwass. d.Erde 100 Buddhas Leben und wirken . 100 Bugge, Chemie und Technik. . 100 —, Strahlungserscheinungen (Radioaktivität) .................... 80 Bülows Reden. 4 Bde............ je 100 vulwer, Eugen Aram............. 150 —, Nacht und Morgen............ 150 —, Pelham....................................150 —, Nienzi...................................... 150 —, Die letzte»! Tage v.Pompeji 150 Bürger, Gedichte......................... 100 —, Münchhausens Abenteuer. 60 Burnett, Lord Fauntleroy... 80 Burns' Lieder und Balladen . 60 Busch, Gedichte........................... 60 Busse, Der dankb. Heilige u.a Nov. 60 Byron, Briefe. —, Gefang.v.Chillon.— Mazeppa 60 —, Der Gjaur.......................... 60 —, Der Korsar.......................... 60 —, Manfred................................ 60 -, Ritter Harold....................... 80 (£dlberott, Das Leben eittTraum 60

Lamoes, Die Lusiaden............. 100 Carlyle, Über Helden, Helden­ verehrung und das Heldentümliche tn der Geschichte. . 100 Carmen Sylva, Aus dem Leben 60 Cäsar, Der Bürgerkrieg .... 30 — Der Gallische Krieg .... 100 Cervantes, Don Quijote. 2 Bde. 250 Chamiffo, Gedichte ................... 120 Peter Schlemihl..................... 60

100

Ps.

Chateaubriand, Sltala. — Rens. — Der letzte Abencerrage. . 80 Cherbuliez, Reich geworden . . 100 Lhiavacci, Wiener Bilder ... 80 Lholmondeley, Diana................... 120 Lhop, Richard Wagners Ton­ dramen. Komplett in 2 Bänden 300 —, Beethovens Symphonien . 100 Cicero, Gespräche in Tuskulum 100 Claudius' Ausgewählte Werke 150 Cölestin, Forsthausgeschichten . 80 Collins, Ohne Namen............. 150 Looper, Der letzte Mohikan. . 100 —, Dex Spion............................. 100 Cornelius, Peter, Gedichte... 60 Cremer, Holländische Novellen. 150 Hüdraka, VasantassnL............. 80

Dadone, Wie ich z. mein. Frau kam 80

Pf.

Dickens, Londoner Skizzen. . . 120 —, Martin Chuzzlewit. 2Leinbde. 225 —, Nikolas Nickelby. 2 Leinenbde. 225 — Oliver Twist.......................... 120 —, Die Pickwickier. 2 Lnbde. . . 200 —, Zwei Städte.......................... 120 —, Die Silvester-Glocken. ... 60 —, Der Verwünschte................ 60 —, Der Weihnachtsabend ... 60 —, WethnachtsgeschichteniniDd. 150 Diers, Frau Elsbeth................ 80 Dittrich,Taqes-Chronikv 1870/71 80 Dokumente zur Geschichte des Krieges 19(4/(5. s Bande . .je 60 Dombrowski,GrüneBrüche.2 Bde.j« 60 Donnelly, Cäsars Denksänle. . 100 Dostojewskij, Erzählungen... 60 —, Memoiren aus einem TotenhauS........................................... 100 —, Schuld und Sühne............. 150 Doyle, Onkel Bernae ..................80 Droste-Hülshoff, Gedichte. ... 120 Dufresne, Damespiel.................. 80 —, Schachaufgaben, s Zeile je 80 —, Schachmeisterpartien. i. Teil (2.-4. Teil f. Mtescö)................ 80 —, Schachspiel............................. 150 Dumas, Die drei Musketiere . 175 —, Zwanzig Jahre später. 2 Bde. 250

Damm, Arthur Schopenhauer. 100 Dante, Göttliche Komödie ... 150 —, DaS Nene Leben......................60 Darwin, Die Abstammung des Menschen. 2 Bde................... je 150 —, Entstehung der Arten ... 175 Daudet,A., Briefe a. mein.Mühle 80 —, Fromont jnn. & Risler feit. 100 —, Jack...........................................175 —, Künstler-Ehen....................... 60 —, Tartarin aus Tarascon. . 60 Eberhard, Hänchen und die —, €., Die Frau des Botschafters 120 Küchlein.................................... 60 Daumer, Hafis.......................... 80 Lckermann, Gespräche in. Goethe 175 David, Der Bettelvogt u. a. Erz. 60 —, Ein Poet u. a. Erzählungen 60 Eckstein, Der Besuch int Karzer 60 Davids, Der Buddhismus ... 80 . Edda. Deutsch von Wolzogen... 120 Defoe, Robinson Crusoe .... 100 v. Eichendorfs, Gedichte .... 100 —, Aus d. Leben e. Taugenichts 60 Denison, So'n Mann wie mein Mann...................................... 80 —, Marmorbild. — Schloß Dürande................................. 60 Descartes, Methode des richtigen Vernunftgebrauchs................. 60 Ekkehard von 5t. Gallen, Das Waltharilied............................. 60 Dessauer, Götzendienst................... 100 Eliot, Adam Bede.......................175 Detmold,Randzeichnungen.—An­ leitung zur Kunstkennerschaft 60 —, Die Mühle am Floß. . . . 175 Deutscher Minnesang................ 80 —, SilaS Marner.................... 80 Dickens, Copperfield. 2 8etnenbbe. 225 Emerson, EssayS............................80 —, Dombey & Sohn. 2 Bde. je 150 —, Repräsentanten des Men­ schengeschlechts.......................... 80 —, Harte Zeiten.......................... 100 —, Heimchen am Herde .... 60 Enking, Heine Stölting u. a. Erz. 60 —, Der Kampf des Lebens . . 60 Eötvös, Der Dorfnotar .... 150 —, Klein Dorrit. 2 Leinenbände. 250 Epiktets Handbüchlein d. Moral 60

Pf. LrckmanN'Lhatrian,FreundFritz 80 —, Geschichte eines Anno 1813 Konskribierten .................... 80 —, Waterloo.............................. 80 —, Geschichte e. Anno 1813 KonskriLierten ».Waterloo in i Sb, 120 Ernst, Vom Strande des Lebens 60 Ellar, Vendetta.......................... 80 Eulenspiegel.................................. 80 Euler, Algebra............................. 120 Ewald, Bilder aus dem Tierund Pflanzenleben................. 60 —, Streiflichter.......................... 60 Eyth, Berufs tragik........................ 80 Felder, Liebeszeichen.................

60

Ferry, Der Waldläufer. 2 Bde. 225 Feth, Gedichte............................. 60 Feuchtersleben, Diätetik d. Seele 60 Feuerbach, Wesen d.Christentums 150 Feuerwehrliederb. (Tascheneinbd.) 40 Fichte, Bestimmung d. Menschen 80 —, Reden an die deutsche Nation 80 Fielding, Tom Jones. 2 Bde. . 225 Fischart, Die Flohhatz............. 60 Flaubert, Madame Bovary ... 150 — Salambo................................. 120 Zleming,AusgeivählteDichtungen 80 Flygare-Earlen, Rose von Tistelö 150 Fofanow, Gedichte....................... 60 Forster, Ansichten vom Nieder­ rhein. 8 Teile. Zus. geb. ... 175 Fouquö, Undine........................... 60 France, Prof. Bonnards Schuld 80 Franklins Leben........................... 80 Französische Lyrik......................... 150 Fraungruber, Ausseer G'schichten 80 Freldanks Bescheidenheit .... 80 Freiligrath, Gedichte................ 80 Frenzel, Das Abenteuer .... 60 —, Die Berliner Märztage und andere Erinnerungen . . 60 —, Der Hausfreund................. 60 —, Die Uhr.............................. 60 Freund, Rätselschatz....................... 150 Fried, Lexikon deutscher Zitate 100 -, Lexikon fremdfprachl. Zitate 100 Friedrichs des Großen ausge­ wählte Briefe.......................... 120 Fritze Indische Sprüche .... 60

_ Pf. Oaedertz, Fritz Reuter-Biogr. 80 Galtet, Kapitän Satan............. 120 Gaudy, Schneidergesell.............. 60 —> Venezianische Novellen... 100 Geibel, Gedichte............................ 100 Geigel, Licht und Farbe.... 100 —, Die Wärme............................. 100 Geiger, 21., Der Blitz. — Die Trommel................................... 80 —, L Chamiffo-Biographie. . 60 Geiser, Gedichte........................... 60 Gellert- Fabeln u. Erzählungen 80 —, Oden uiib Lieder................ 60 Gensichen, Zu den Sternen! » . 80 George, Fortschritt imb Armut 150 Gerhard, Die Stangenjäger u. andere Erzählungen............. 60 Gerhardts geistliche Lieder. . . 100 Gerstacker, Unter dem Äquator 150 —, Flußpiraten des Mississippi 150 —, Der Kunstreiter................ 120 —, Die Regulatoren in Arkansas 150 Gerstmann, Der Mühlhofbauer 60 Gesetze: s. unter Retchsgefetze, Preußische, Österreichische und Schweizerische Gesetze. Gilnr, Gedichte........................... Girschner, Musikal.Aphorismen Glenn, Ausgewählte Werke . . Glümer, Schröder-Devrient . . Gobineau, Asiatische Novellen. —, Reisefrüchte.......................... 80 —, Die Renaissance....................150 —, Das Siebengestirn............. 120 —, Die Tänzerin von Schemacha 60 Gogol, Phantasien u. Geschichten 120 Goldsmith, Der Landprediger von Wakefield.......................... 80 Gorjkij, Erzählungen ................... 175 Goethe, Egmont........................ 60 —, Faust. 2 Teile in 1 Band... 80 - Gedichte. Zn Leinen. 2 Bde. je 150 —, Götz von Berlichingen... 60 —, Hermann und Dorothea. . 60 —, Iphigenie auf TauriS... 60 —, Dramatische Meisterwerke. (Götz von Berlichingen. Egmont. Iphigenie ans TauriS. Tasso) ..100 —, Reineke Fuchs.................. 60 —, Torquato Tasso............... 60 —, WertherS Leiden............... 60

Goethe, Briefe an Frau Char­ lotte von Stein......................... 175 Goethe u. Zelter, Briefwechsel. 8 Bände.................................... je 150 Goethe-Schillers Lernen .... 80 Goethes Mutter, Briefe... . 100 Gottfried v. Straßburg, Tristan und Isolde.................................175 Gotthelf, Uli der Knecht.... 100 —, Uli der Pächter....................120 Gottschall, H.,Schachaufg. 2 Teile je 80 —,R., Deutsche Lyrik d.lS.Jahrhdts. bis zur modernen Ära 150 —, Grqbbe-Biographie............. 60 —, Lenau-Biographie............. 60 —, Schiller-Biographie............. 80 —, Die Nose vom Kaukasus . 60 Grabein, Der tolle Hans ... 80 —, Wildwasser............................. 60 Gracians Handorakel................. 80 Greinz, Lust. Tiroler Geschichten 60 Grillparzer, Gedichte................. 80 Grimm, Brüder, 50 Märchen. (Mit 12 Bildenr)....................... 80 —, Sämtl. Märchen. i. u. 2. Dd. 175 —, — 8. Bd. . . 150 —, M., Aus der Kinderstube . 60 Grimmelshausen, Der aben­ teuerliche SimplizissimuS . . 150 Groller, Detektiv Dagoberts Ta­ ten und Abenteuer. 2 Bände je 100 —, Vom kleinen Rudi............. 60 Grosse, Novellen deS Architekten 60 Grossi, Marco Visconti . . . . 120 Grün, Anastasius, Gedichte . . 80 - -, Spaziergänge e.Wteuer Poeten 60 Gruppe, G. F., Gedichte .... 80 Gudrun. Deutsch von Junghans. 80 Gundlach, Französische Lyrik . 150 —, 1000 Schnadahüpfln .... 80 Gunkel, Ohne Heim................ 80 Günther, Ioh. Chr., Gedichte. 80 —, Siegn»., Geschichte der Natur­ wissenschaften .............................150 Gussew und Spiro, Gespräche mit Graf Leo Tolstoi .... 60 Gutzkow, AuSgewählte Novellen 80 —, Der Köntgsleutnaut .... 60 —, Urbild des Tartüffc .... 60 —, Uriel Acosta............................60 —, Zopf und Schwert............. 60

Haarhaus, Goethe-Biographie 100

habberton. Allerhand Leute . . 80 —, Frau Marburgs Zwillinge 60 —, Andrer Leute Kinder. ... 100 —, Helenes Kinderchen............. 80 —, HelenesKinderchen u. Andrer Leute Kinder in 1 Band .... 150 Hackländer, Augenblick d. Glücks 100 —, Handel und Wandel.... 100 —, Soldatenleben im Frieden 80 Haeckel, Natur und Mensch . . 80 haek, Phantasie- u. Lebensbilder 60 Hagedorn, Poetische Werke. . . 100 Hagen, Nortka...............................80 Halbfaß, Süßwasser der Erde . 100 Hals oder peinliche Gerichts­ ordnung ................... 60 Hamm, Wilhelm, Gedichte . . 60 Hammer, Schau um dich. ... 60 Hansjakob, Der Theodor ... 60 Hartmann, Krieg um den Wald 80 Hartmann u. Aue, Gregorius. 60 —, Der arme Heinrich..............60 Hauff, Die Bettlerin..................... 60 —, Lichtenstein............................. 100 —, Der Mann int Monde... 80 —, Märchen.................................... 100 —, Memoiren des Satan . . . 100 —, Phantasien........................... 60 Haug, Sinngedichte ................. 60 Haushofer, Der Floßmeister. —Scharka.................................... 60 häusser, Freiheitskriege. 1. Band 120 —, — 2. Band 175 —, Völkerschlacht b.Letpzig 1813 60 Hebbel, Gedichte............................. 120 —, Die Nibelungen................. 80 Hebel, Allemannische Gedichte. 60 —, Schatzkästlein............................ 80 Hegel, Philosophie der Geschichte 150 heiberg. Die Andere. — Einmal im Himmel.............................. 80 Hein, Adalbert Stifter............. 60 Heine, Atta Troll.—Deutschland 60 —, Buch der Lieder.................... 80 —, Neue Gedichte ...... 60 —, Die Harzreise........................ 60 —, Romanzero............................. 80 Heliand........................................ 80 Helmer, Prinz Nosa-Stramin, 60

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Psfjcmpelmann, Der Wirbeltier­ körper. 1. u. 2. Teil auf. in 1 Bd. 160 Verbart. Allgemeine Pädagogik 80 —, Pädagogische Vorlesungen . 80 Herder, Der Cid....................... 60 —, Schnlreden .......................... 80 —, Stimmen der Völker .... 100 Hermannsthal, Ghafelen. ... 60 Herodotos Geschichten. 2 Bände 200 Herold, Zenab........................... 80 Herrig, Gesaimn. Aufsätze über Schopenhauer.......................... 60 Hertz, König RenLS Tochter . . 60 Hertzka, Reise nach Freiland. . 80 Herwegh, Gedichte e. Lebendigen 80 Herzog, Komödien deS Lebens 80 Hesekiel, Das Buch vom Fürsten Bismarck. 2 Bände...................... 200 Heyden, Das Wort der Frau . 60 Heyse, Paul, Zwei Gefangene. 60 —, König Saul........................... 60 Hilfsbuch, engl.'franz.-deutsches 150 Hille,Ausd.Heiligtumd.Schönh. 60 Hiob, Das Buch.............................100 Hippel, über die Ehe................. 80

Hitopadesa................................. 1OO Hocking.JmKampfem.d.Schicksal 100 Hoefer, Erzählgn. e.alt.Tambours 60 Hoffmann, Elixiere des Teufels 100 —, Kater Murr............................. 120 —, Klein Zaches....................... 60 —, Kreisleriana.......................... 80 Hoffmann v. Fallersleben, Aus­ gewählte Gedichte............. SO —, Kinderlieder.......................... 60 Hölderlin, Gedichte.................... 60 Hollaender, Der Pflegesohn und zwei andere Novellen .... 60 Holtei, Der letzte Komödiant. . 175 Schlesische Gedichte .... 120 —, Die Vagabunden. 2 Bänd? . 240 Hölty, Gedichte........................... 60 Holzamer, Der Held u. a. Nov. 60 Homer, Werke, von Voß ObDffec)....................................... 150 —. Ilias....................................... 100 —, Odyssee................................... 100 Hopfen, Der BöSwtrt............. 60 —, Mein Onkel Don Juan ... 120 Horaz Werke. Don Voß............. 80 Hufeland, Makrobiotik............. 120

Pf. Hugo, Victor, Notre-Dame . . 175 Humboldt, A.v., Ansicht. d.Natur 100 —, w.v., Briefe an eine Freundin 150 Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand . . 80 Hunt, Leigh, Liebesmär von Rimini. Deutsch v. Meerheimb 60 Hutten, Gesprächbüchlein.... 80 Jacobsen, NielS Lyhne.... 80 —, Sechs Novellen.................... 60 Iahn, Deutsches Volkstum. . . 80 —, Kleine Schriften................ 80 - u. Liselen, Deutsche Turnkunst 80 IapanischeNovellen ».Gedichte 60 Ibsen, Brand............................. 80 —, Gedichte................................ 60 - Gesammelte Werke. 4 Lbd. jc 150 Iden-Zeller, 12000 Kilometer durch Sibirien....................... 60 Jean Paul, Flegeljahre .... 120 - , HesperuS. 2 Seincnbbc...............200 —, Immergrün rc........................... 60 —, Der Jubelsenior................. 80 —, Dr. Katzenberger................ 80 —. Der Komet............................. 120 - , Leoana ................................... 100 - , Quintus Fixlein................. 80 —, SiebenkäS................................ 120 —, Titan. 2 Leinrnbändk............. 225 Jensen, H., Schatten d. Schlacht­ feldes .......................................... 80 - , wilh., Erbin von Helmstede 100 —, Hunnenblut.......................... 60 Jerome, Die müßigen Gedanken eines Müßigen....................... 80 Ierrold, Frau KaudelS Gardi­ nenpredigten .......................... 80 Jesaja, Buch vo n Propheten . 100 Ifflands Briefwechsel............. 100 Immermann, Die Epigonen. . 150 —, Münchhausen...................... 175 —, Der Oberhof..........................100 —, Tristan u. Isolde................... 100 —, Tulifäntchen.......................... 60 Joels Kochbuch............................ 120 Iökai, Dame mit den Meeraugen 100 —, Schwarze Diamanten. ... 150 —, Ein Goldmensch......................150 Ein ungarischer Nabob . . 150 —, Gold. Zeit in Siebenbürgen 100

Pf. )ofat, Die Täblabirös..............120 —, Traurige Lage...................... 100 —, Die unsichtb. ©ättgciin. — Das Faustpfand................ 60 —, Zoltän Karpäthi...................ISO Irving, Alhambra..........................100 —. Skizzenbuch............................ 120 I ugenderinnerun gen eines alten Mannes...................................... ISO Iugendliederbuch (Tascheneinband) 40 Iunggesellenbrevier.................... 60 Iung-Stillings Lebensgeschichte 150 Kallbafa, Sakuntala............. 60

Kant, Grundlegung zur Meta­ physik der Sitten................ 60 —, Zum ewigen Frieden.... 60 - Kritik der Urteilskraft... 120 —, Kritik der prakt. Vernunft 80 —, Kritik der reinen Vernunft 150 —, Von der Macht des Gemüts 60 —, Allgemeine Naturgeschichte re. 80 —, Prolegomena.......................... 80 —, Die Religion...................... 80 —, Streit der Fakultäten... 60 —, Träume eines Geistersehers 60 Kartenspiele. 8 Bände............... je 60 Kellen, Bienenbuch................... 60 Keller, Helen, Auswahl .... 60 Kennan, Russische Gefängnisse 60 —, Sibirien, s leite....................... 150 —, Zeltleben in Sibirien . . . 100 Kerner, Gedichte....................... 80 —, Die Seherin von Prevorst. 150 Kies gen, Kleist-Biographie. . . 60 Kinkel, Otto der Schütz .... 60 Kleist, L. Lbr. v., Werke ... 60 Alepp, Lehrbuch d. Photographie 80 Klopstock, Messias......................... 120 —, Oden und Epigramme . . . 100 Knigge, Umgang mit Menschen 100 Kobell, Gedichte in oberbayrischer Mundart................................. 80 —, Gedichte in pfälz. Mundart 60 Köhler, Zr., f. Taschenwörterbücher. —, Fremdwörterbuch................... 100 —, Br., Trachtenknnde. 2 »de. 400 Kolzow, Gedichte ........ 60 Kommersbuch (Tascheneinband) . 40 Kommers» u. Studentenlieder» buch in 1 Band....................... 60

Pf. Konrad, DaS Rolandslied . . .120 Kopisch, Gedichte......................... 100 Koran, Der.................................... 150 Körner, Leier und Schwert . . 60 — Zriny.................................... 60 Korolenko, Der blinde Musiker 60 —, Sibirische Novellen............. 80 Kortüm, Die Jobsiade............. 100 Kosegarten, Jueunde............. ... 60 Kriegslieder (Tascheneinband)... 40 Kröger, Wohnung des Glücks 60 Krummacher, Parabeln............. 100 Kugler, Geschichte Friedrichs d. Großen......................................... 160 Kühns, Unter Napoleons Joch 100 Kürnberger, Der Amerikamüde 150 Lafontaines Fabeln................... 100 Lagerlöf, Gösta Berling .... 120 —, Eine Guisgeschichte .... 80 Lamartine, Dichtungen............. 60 —, Graziella.............................. 60 tambeck, Engl.-franz.-deu tscheS Hilfsbuch...................................... 150 Lampert, Abstammungslehre. . 100 —, Vom Keim zum Leben ... 100 Lamprecht, Porträtgalerie aus der Deutschen Geschichte... 80 Land, Ja — die Liebe............. 60 Lange, Geschichte des Materia­ lismus. 2 Bde.........................je 175 Lavater, Worte des HerzenS.. 60 Le Braz, Sirenenblut............. 80 Leffler, Sonja Kovalevsky... 80 Lehmann, Fludyer in Cambridge 80 LeibnizMeinerephilos.Schristen 100 —, Die Theodizee. 2 Bde. . . . 225 Leiser, Die Welt der Kolloide . 80 Leitner, Gedichte..........................100 Lenau, Die Albigenser ..... 60 —, Faust....................................... 60 —, Gedichte................................... 100 —, Savonarola.......................... 60 Lenk, Gesch. d.Buren (1652-1809) 160 Lennig, Etwas -um Lachen . . 60 Lenz, Militärische Humoresken 120 Lermontow, Gedichte................ 60 —, Ein Held unsrer Zeit ... 80 Lesage, Gil BlaS......................... 176 —, Der hinkende Teufel.... 80

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Lessing, Dramat. Meisterwerke. (Nathan btt Weist. Emilia Gar lvtti. Minna von Barnhelm) . .

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—. Emilia Galotti................... 60 —, Laokoon................................ 80 —, Minna von Barnhelm... 60 —, Nathan der Weise............. 60 Leuthold, Gedichte...................... 100 Lichtenberg, AuSgew. Schriften 120 Lichtstrahlen aus dem Talmud 60 Lie, Die Familie auf Gtlje . . 80 —, Ein Mahlstrom.................... 80 —, Der Dreimaster „Zukunft" 80 Liebesbrevier................................ 60 Liebmann, Christliche Symbolik 80 Lingg, Byzantinische Novellen. 60 Linguet, Die Bastille...................150 Livius, Röm. Geschichte. 4 Bde. je 150 Locke, Über den menschlichen Verstand, s Bde........................ je 150 tohengrin. Deutsch v. Jnnghans 80 Lombroso, Genie und Irrsinn 120 —, Handbuch der Graphologie 150 —, Studien üb. Genie u. Entart. 100 —, p Kodak.............................. 80 Longfellow, Evangeline .... 60 —, Gedichte................................ 60 —, Hiawatha............................. 80 —, Miles Standish.................... 60 Loti, Die Jslandfischer............. 80 Lucrez, Von der Natur der Dinge 100 Ludwig, Die Heiterethei.... 10p —, Zwischen Himmel und Erde 80 Ludwig I. von Bayern, Gedichte 80 Luther,Sendbriefv. Dolmetschen 60 —, Tischreden................................ 120 Lux, Kunst im eigenen Heim . 60 Lyrik, Deutsche, des 19. Jahrh. bis zur modernen Ara . . 150 —. Moderne Deutsche ..... 150

IM acchiavellt, Buch vom Fürsten 80 Mackay, Letzte Pflicht................. 80 Madach, Tragödie des Menschen 80 Mahlmann, Gedichte................ 60 Maikow, Gedichte....................... 60 Manzoni, Die Verlobten. 2 Bde. 200 Marc Aurels Selbstbetrachtungen 80 Margueritte, Weltkinder .... 100 Mark Twain, Ausgew. Skizzen 175

PfMarryar, Japher..........................120 —, Peter Simpel......................... 150 Martials Gedichte......................... 60 Mathestus, Luthers Leben. . . 120 Matthisson, Gedichte.................. 60 Maupassant, Novellen ..... 150 Meerheimb, Psychodram. 2 Bde. je 60 Mehring, Deutsche Verslehre . 100 —, Ungebundenes in geb. Form 60 Meißner, Aus b. Papieren eines PolizetkommissärS...................... ISO Mendelssohn, Phädon............. 60 Mendheim, Uhland-Biographie 60 Merbach, Bismarck........................ 60 Merker, Wieland-Biographie . 60 Messerschmitt, Physik d. Gestirne 100 —, Sternenhimmel...................... 100 Meyer, Auf der Sternwarte. . 60 Michelet, Die Frau.......................100 —, Die Liebe................................ 100 Mickiewicz, Balladen................ 60 Mieses, Schachmeisterpartien. rett 2 4 (Teil 1 s. Dusrtönk) . .je

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Mignet, Geschichte der franzö­ sischen Revolution................... 150 Mikszath, Der wundertätige Regenschirm................................ 80 Mill, über Freiheit................... 80 Milow, Stephan, Drei Novellen 60 Milton, DaS verlorene Paradies 80 Minnesang, Deutscher................ 80 Möbius, Das Nervensystem. . 60 Molo, Totes Sein.................... 60 Moltke, Die beiden Freunde. . 60 Montesquieu, Persische Briefe ISO Moore, Irische Melodien. ... 60 —, Lalla Nukh.......................... 80 Moreto, Donna Diana............. 60 Mörike, Gedichte....................... 80 —, Mozart auf d. Reise t»ach Prag 60 Moritz, Anton Reiser................... 120 —, Götterlehre............................. 120 Mosen, Bilder im Moose ... 100 Möser, Patriotische Phantasien 80 Müage, Afraja. 2 Bde...................... 220 —, Der Vogt von Sylt .... 100 Muellenbach, Waldmann und Zampa und andere Novellen 60 Müller, Turt, Hexenaberglaube 80 —, wilh., Gedichte.......................120

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Pf. Müllner, Drainatische Werke. . 150 Murger, Zigeunerleben............. 125 Murner, Narrenbeschwürung . 100 MusSos, Hera und Leander. . 60 Mutterherz, Das....................... 60 Myttus, Die Türken vor Wien 80 Nadler, Fröhlich Palz, Gott er-

haltsl....................................... 80 Nadson, Gedichte....................... 60 Namenbuch................................ 80 Nathusius, Elisabeth................... 150 —, Tagebuch eines armen Fräu­ leins .......................................... 60 Nekrassow, Gedichte................. 60 —, Wer lebt glücklich in Ruß­ land? ..........................................100 Nepos' Biographien..................... 80 Nettelbecks Lebensbeschreibung. 150 Neumann, H. K, Nur Jehan. 60 —,