Die Prosareden des Jeremiabuches [Reprint 2018 ed.] 3110038676, 9783110038675

In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge

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Die Prosareden des Jeremiabuches [Reprint 2018 ed.]
 3110038676, 9783110038675

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Exegetische Überlegungen
II. Untersuchungen Zum Sprachgebrauch Der Prosareden
Schlußbemerkungen
Bibliographie
Bibelstellenregister

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Helga Weippert Die Prosareden des Jeremiabuches

Helga Weippert

Die Prosareden des Jeremiabuches

w DE

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1973

Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Georg Fohrer 132

© ISBN 3 11 003867 6 Library of Congress Catalog Card Number: 72—76045 1973 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung—J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp., Berlin 30 Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Übersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Printed in Germany Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co.

Meiner Mutter

Vorwort Im Sommer 1967 schlug mir Herr Professor Stoebe eine Untersuchung der Prosareden des Jeremiabuches vor. In zahlreichen Briefen und Gesprächen begleitete und unterstützte er die Arbeit auf ihrem langen Weg, bis sie im Wintersemester 1970/71 von der Theologischen Fakultät in Basel als Dissertation angenommen wurde. Eine weitere Förderung aus Basel erhielt die Arbeit in Form eines Druckkostenzuschusses aus dem Dissertationenfonds der Universität. Herr Professor Fohrer befürwortete die Aufnahme der Untersuchung in die Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, und mein Mann half schließlich bei der Herstellung des Druckmanuskriptes. Allen, ganz besonders aber Herrn Professor Stoebe, sei an dieser Stelle für ihre Hilfe herzlich gedankt. Tübingen, im Februar 1973

Inhaltsverzeichnis Vorwort

VII

Einleitung 1. Problemgeschichte 2. Methode

I. Exegetische Überlegungen 1. 2. 3. 4.

Jer Jer Jer Jer

7 1-15 181-12 211-7 348-22

II. Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

1 1 21

26 26 48 67 86

107

1. Formelhafte Wendungen in Jer 27 10.14-16 a) N31 N + 1 pV ( + W S ) b) n n a a n + x a j N / a b + v h w

107 110 Iis

2. Formelhafte Wendungen in Jer 3515 a) H b) SV + + nOJ H + ]t« c) Q H 3 » + DTOJ d) 31® + -|TTÖ + aö"1 H + "?•?»»

121 123 127 129 137

3. Formelhafte Wendungen in Jer 3417-20 a) Die Geschichte des Motivs 3 "in, 35H und 1 3 T b) Die Trias 3111, 357*1 und *13"T und ihr spezifischer Kontext

148 149 180

4. Formalhafte Wendungen in Jer 18 7-10 a) t w + p i + t n n + 1 3 N H + n j a + »na

191 193

b) nsn + naiu (mW)

B. Formelhafte Wendungen in Jer 32 29b-32 a) o n u s a-'nVii b) 0 » 3 H

203 209 215 222

Schlußbemerkungen

228

Bibliographie

236

Bibelstellenregister

248

Einleitung 1. PROBLEMGESCHICHTE

Unter formal-stilistischem Aspekt enthält das Jeremiabuch disparates Material, das man im ganzen in drei Gruppen einteilen kann: metrisch geformte Prophetenworte 1 , in Prosa gehaltene Reden und biographische Berichte über das Wirken Jeremias. Poetische Worte und Prosareden sind nach der heutigen Textgestalt dadurch miteinander verbunden, daß sie beide vorgeben, auf Jeremía selbst zurückzugehen. Die biographischen Berichte dagegen treten nicht mit dem Anspruch auf, von Jeremia zu stammen. Sie reden vom Propheten meist in der 3. Person Singular und setzen somit von vornherein einen nicht mit Jeremia identischen Verfasser voraus. Die Reden sind aber nicht nur mit den poetischen Worten, sondern auch mit den Fremdberichten verklammert. Beide sind in ähnlichem Prosastil gehalten und berühren sich zum Teil auch in der Terminologie2. Sie heben sich dadurch von den poetischen Worten ab, deren Formalkennzeichen metrische Form und gehobene Sprache sind. Mit dieser doppelten Relation der Prosareden 3 ist das wohl umstrittenste Problem der Forschung am Jeremiabuch gekennzeichnet: Die sogenannten »Konfessionen« (Jer 11 18-23 15 15-21 17 12-18 18 18-23 20 10-13) sind dabei eingeschlossen. 2 H. G. May, J B L 61 (1942), 139—155; F. Augustin, ZAW 67 (1955), 50—56; J. Muilenburg, Festschrift G. H. Davies, 1970, 237; E. W. Nicholson, Preaching to the Exiles, 1970, 36ff., identifizieren den bzw. die Verfasser der Reden mit dem bzw. denen der Berichte. H. G. May denkt dabei an einen Verfasser der nachexilischen Zeit, F. Augustin und J . Muilenburg führen beide Komplexe auf Baruch zurück, während E. W. Nicholson den Ursprung der Reden und Berichte in der Predigt und Unterweisung der Deuteronomisten in der exilischen Synagoge zu finden glaubt. 3 Nach dem Konsens von S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31—45; Rudolph X V I I ; J. Ph. Hyatt, VSH 1 (1951), 79—89, gehören zum Bestand des Redematerials, das sie mit einem deuteronomistischen Autor in Verbindung bringen, J e r 71—8 3 111-14 (17) 181-12 (Hyatt zählt nur die Verse 7-12) 21 l-io 22 1-5 2 5 l - l l a ( i 4 ) 34 8-22 351-19. In der deuteronomistischen Herkunftsbestimmung von 27 1-22 29 1-23 32 lf. 6-16 34 1-7 44 1-14 blieb Mowinckel allein. Mowinckel und H y a t t nehmen außerdem noch 3 6-13 (18) 32 l6(24)-44 45 1-5 hinzu. Jer 16 1-13 (18) 17 19-27 rechnen Rudolph und H y a t t zur Redequelle. H y a t t fetzt insgesamt den Umfang des Redestoffes am weitesten an. Uber Mowinckel und Rudolph hinaus nennt er noch 115f. 18f. 5 18f. 1

8 19b 13 11 1 4 l l f . 15 1-4 172b. 3a 19 2b-9. llb-13 22 8f. 241-10 264-6 3 3 i - 1 3 3628-31

37 it. 38 2 . 28 39 lf. 4-13 40 1-6 42 7-22. Der Verfasser der Redeabschnitte soll ferner 22 24-27 29 10-20 441-30 überarbeitet haben. W e i p p e r t , Prosareden

1

2

Einleitung

Kann man einfach dem den Texten immanenten Postulat folgen und Jeremia als den Verfasser der Reden betrachten, oder muß man sie in die Nähe der Fremdberichte rücken und einen für uns anonymen Verfasser für sie annehmen ? Diese Alternative wird dadurch kompliziert, daß die Autorschaft der Berichte über Jeremias Auftreten keineswegs als geklärt gelten kann. Traditionell werden die Berichte über Jeremia zwar Baruch zugeschrieben; doch hat neuerdings H. Graf Reventlow wieder auf die Problematik dieser Hypothese aufmerksam gemacht 4 , die in der Tat in den Texten des Jeremiabuches keine ausreichende Stütze hat 5 . Rückt man daher die Prosareden in die Nähe der biographischen Berichte, oder bestimmt sie in ihrem Verhältnis zu diesen Erzählungen, so ergeben sich daraus noch keine sicheren Schlüsse über die Herkunft und zeitliche Ansetzung der Prosareden. Auf einigermaßen sicherem Boden bewegt man sich bei der Betrachtung der poetisch geformten Worte. Es herrscht grundsätzlich Einmütigkeit darüber, daß in diesen Abschnitten verba ipsissima des Propheten vorliegen, und lediglich der Umfang des auf Jeremia zurückzuführenden Materials ist umstritten 6 . 4 5

6

H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 316—352. Schon G. Jacoby, T h S t K r 79 (1906), 26—28, bestreitet, daß aus J e r 36 und 45 Baruch als Verfasser der Fremdberichte zu erschließen sei; denn J e r 36 etwa schildere Details, bei denen Baruch keinesfalls Augenzeuge gewesen sein könne. Auch E . Nielsen, Oral Tradition, 1954, 65—75, stellt die Autorschaft Baruchs für Kapitel 36 in Frage. E r findet darin Anklänge an die deuteronomistische Erzählweise. Eine umfassende und ins Detail gehende, hauptsächlich literarkritische Untersuchung der Fremdberichte hat neuerdings G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971, vorgelegt. E r kommt zu dem Ergebnis, daß das in den Fremdberichten überlieferte Material von verschiedenen Händen stammen muß, und »daß von einer 'Baruchschrift' oder ähnlichem nicht mehr gesprochen werden kann« (op. cit. 147). Umstritten ist vor allem die Authentizität der Fremdvölkerorakel (Jer 46—51) und die Sammlung von Heilsworten in J e r 30f. N. Schmidt, Encyclopaedia Biblica, I I 1901, 2382f. s. v. Jeremiah (Book), nennt J . G. Eichhorn als den ersten Vertreter (1777) der These, daß die Fremdvölkerorakel nichtjeremianischen Ursprungs seien. Im Gefolge Eichhorns sind zu nennen: Duhm X X I ; N. Schmidt a . a . O . 2383; Giesebrecht X X I . 225f. (er leitet nur 46 2-12 47 1-6 49 7-11 vom Propheten her); S. Mowinckel, Komposition, 1914, 14; G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 396; Volz X L V I . 378—443, der im Verfasser der Orakel eine Art »Deuterojeremia« sieht (vgl. dazu auch Mowinckel op. cit. 14); (E. Sellin-)G. Fohrer, Einleitung, 1965 10 , 438. Für den weitgehend jeremianischen Charakter der Kapitel trat H. Bardtke, ZAW 53 (1935), 209—239, ein. — Im Gefolge von B . Stade und R . Smend halten folgende Autoren J e r 30f. für nichtjeremianisch: Duhm X X I ; N. Schmidt a . a . O . 2384; Mowinckel op. cit. 45—47; Hölscher op. cit. 395 und Anm. 7; H. Birkeland, Zum hebräischen Traditionswesen, 1938, 50; S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 215—220. Vgl. dagegen aber Volz X X X V I . — B . Stade, Geschichte des Volkes Israel, I 1887, 646. 676; Biblische Theologie des Alten Testaments, I 1905, 252; Hölscher op. cit. 396—399; E. Gerstenberger, J B L 82 (1963), 393—408; A. H. J . Günne-

Problemgeschichte

3

Eine Bestimmung der Beziehung zwischen poetischen Prophetenworten und in Prosa gehaltenen Reden kann daher bei der Lokalisierung des im Jeremiabuch tradierten Redestoffes am ehesten zu sicheren Ergebnissen führen. Während sich die bisher aufgezeigte Problematik ganz auf den Bereich dessen beschränkt, was uns durch die masoretische Tradition als fröT "ISO vorgegeben ist, hat die Beobachtung, daß die Prosareden des Jeremiabuches Ähnlichkeiten mit analogem Material aus dem deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich aufweisen, die Fragestellung erweitert und kompliziert. Daraus ergibt sich die Alternative, ob Jeremia — wenigstens in sprachlich-stilistischer Hinsicht — der deuteronomisch-deuteronomistischen Tradition einzuordnen ist und ob somit die in den Reden belegten Anklänge an diese Tradition jeremianischer Herkunft sein können, oder ob man gerade aus diesen Anklängen eine sekundäre Bearbeitung des Jeremiabuches in deuteronomisch-deuteronomistischen Kreisen ableiten muß. Auch diese Frage stellt sich jedoch nicht in der soeben vereinfachend skizzierten Form. Sie ist dadurch mit Schwierigkeiten belastet, daß die deuteronomisch-deuteronomistische Literatur bisher zeitlich nicht eindeutig eingeordnet werden konnte, daß die Verfasserfrage noch weit von einer Beantwortung entfernt ist und daß vor allem in letzter Zeit der Nachweis von protodeuteronomischen Schichten im Alten Testament den bisher angenommenen Bestand des deuteronomischdeuteronomistischen Materials immer mehr verringert7. Aus diesen offenstehenden Fragen ergibt sich eine gewisse Ratlosigkeit in der Abgrenzung deuteronomischer von protodeuteronomischen und deuteronomistischen Schichten8. Speziell für die Prosareden des Jeremiabuches folgert daraus eine Ungewißheit darüber, welche Bereiche der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur zur Zeit Jeremias als bekannt vorausgesetzt werden dürfen, welche eventuell zeitlich parallel zu den jeremianischen Verkündigungen entstanden und welche erst in nach jeremianischer Zeit anzusetzen sind. Der Versuch einer Einordnung der Prosareden des Jeremiabuches sieht sich also mit einer komplexen Fragestellung konfrontiert. Ein weg, ZThK 67 (1970), 395—416, sprechen die sogenannten »Konfessionen« Jeremia ab. Vgl. dagegen aber J . M. Berridge, Prophet, People, and the Word of Yahweh, 1970. 7 8

Vgl. H. Weippert, Biblica 53 (1972), 3 0 2 - 3 3 9 . Die Schwierigkeit, deuteronomistische Abschnitte sicher abgrenzen zu können, hat sich dadurch vergrößert, daß auch die bislang angenommene typische »deuteronomistische Sprache « sich immer mehr als Gemeingut der alttestamentlichen Tradition und z. T. auch als geprägte Sprache des altorientalischen Vertragswesens erweist; vgl. dazu z. B. W. L. Moran, StZ 170 (1961/62), 131; A. K. Fenz, Auf Jahwes Stimme hören, 1964, 69. 1»

4

Einleitung

derart vielschichtiges Problem hat notwendig eine längere Entwicklung durchlaufen, und seine Wurzeln reichen auch dementsprechend weit zurück. Ein erster Ansatzpunkt für das heutige Problem ergab sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als 1815 W. Gesenius auf sprachliche Berührungen zwischen dem Deuteronomium und dem Jeremiabuch aufmerksam machte9. Das von ihm angegebene Material war seinem Umfange nach zwar recht spärlich; doch war damit ein erster Anstoß zur Sammlung weiterer sprachlicher Parallelen zwischen beiden Büchern gegeben. Derartige Bemühungen erreichten im Jahre 1879 ihren bis heute unübertroffenen Höhepunkt, als J . W. Colenso nicht weniger als 200 Parallelen im Jeremiabuch und in der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur nachwies10. Allerdings sollten diese Sammlungen sprachstatistischen Materials vor allem dazu dienen, Alter und Herkunft des Deuteronomiums nachzuweisen11. Nur am Rande dieser Diskussion um das Deuteronomium ergaben sich auch einige Hinweise für den literarischen Charakter des Jeremiabuches12. Eine Auswertung des sprachstatistischen Materials für das Jeremiabuch erschien schon deshalb als irrelevant, weil man kaum mit größeren Ergänzungen oder Einschüben rechnete, sondern das Jeremiabuch als eine Komposition aus authentischen Worten Jeremias und von Baruch verfaßten Berichten verstand13. Eine zeitliche Einordnung der im Jeremiabuch überlieferten Worte und Erzählungen stand somit überhaupt nicht zur Diskussion. Von den drei Theorien, die aufgrund der sprachlichen Berührungen zwischen dem Deutero9 10

W. Gesenius, Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift, 1815, 32. J . W. Colenso, The Pentateuch and Book of Joshua Critically Examined, VII 1879, 149. Das von ihm zusammengestellte Material reduziert sich jedoch, da es einer kritischen Überprüfung nicht immer standhält. Ähnliche Sprachstatistiken hatten vor ihm zusammengestellt: C. F. Volney, Recherches Nouvelles sur l'Histoire Ancienne (1814), in: Oeuvres Complètes, 1837, 335f.; F. C. Movers, ZPhKTh 12 (1834), 107—109; P. v. Bohlen, Die Genesis historisch-kritisch erläutert, 1835, C L X V I I ; A. Kueper, Jeremias librorum sacrorum interpres atque vindex, 1837, 1—51; P. Kleinert, Das Deuteronomium und der Deuteronomiker, 1872, 185—192. 235; L. Zunz, ZDMG 27 (1873), 670—673.

11

Das zeigen z. B. die Einleitungen der für das 19. Jahrhundert repräsentativen Kommentare zum Jeremiabuch, die auf sprachliche Berührungen zwischen dem Jeremiabuch und dem Deuteronomium nicht eingehen. Vgl. etwa die Kommentare von F. Hitzig, K. H. Graf, C. F. Keil, C. v. Orelli, F. Giesebrecht, sowie H. Ewald, Die Profeten des Alten Bundes, I 1868 2 .

12

Vgl. dazu E . Reuss, Die Geschichte der Heiligen Schriften Alten Testaments, 1890 2 , 403, der Beispiele für die analoge Diktion im Jeremiabuch und im Deuteronomium anführt und dazu bemerkt: »Man dürfte sagen der Prophet predige über Texte des Deuteronomiums. « Vgl. Hitzig X l l l f . ; Ewald op. cit. 75f. ; Graf X L ; Keil 22; B. Neteler, Die Gliederung des Buches Jeremias, 1870, 7; Orelli 12—14.

13

Problemgeschichte

5

nomium und dem Jeremiabuch vorgetragen wurden, war dementsprechend nur eine für die Beurteilung der jeremianischen Texte von Bedeutung. Diese findet allerdings noch bis heute ihre Vertreter. Bereits W. Gesenius vermutete, daß die ähnliche Diktion im Deuteronomium und im Jeremiabuch darauf schließen lasse, daß ersteres von letzterem abhängig sei14. Diese Definition des Abhängigkeitsverhältnisses geht entweder bereits von einer Spätdatierung des Deuteronomiums aus oder führt notwendig zu seiner Ansetzung in exilischer oder nachexilischer Zeit. Die sich immer mehr durchsetzende Identifizierung eines »Urdeuteronomiums« mit dem der josianischen Reform zugrundeliegenden Gesetzeskorpus stand jedoch einer derartigen Erklärung der sprachlichen Berührungen im Deuteronomium und im Jeremiabuch entgegen15, und so fand sie nur wenig Anhänger, von denen vor allem R. H. Kennett und G. R. Berry zu nennen sind16. Zu heftigen Kontroversen führte ein zweiter Vorschlag, der die Gemeinsamkeiten des Deuteronomiums und des Jeremiabuches zumindest verwandtschaftlich und im Extremfall mit der Identität ihres Verfassers begründen wollte. Diese Theorie setzt voraus, daß es sich bei dem unter Josia aufgefundenen Gesetz um das Deuteronomium handelte und daß dieses quasi als pia fraus vom Oberpriester Hilkia und dessen Sohn Jeremia 17 verfaßt und als »zufälliger« Fund eines mosaischen Gesetzes bei Restaurationsarbeiten am Tempel untergeschoben worden sei. Diese Meinung findet sich zuerst bei P. v. Bohlen und — etwas vorsichtiger formuliert — auch bei C. F. Volney18. Am ausführlichsten vertrat J. W. Colenso diese Meinung 14

W. Gesenius, Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift, 1815, 32. Von den Kirchenvätern identifizierten schon Chrysostomus, Hieronymus, Athanasius und Prokop das Deuteronomium mit dem in der josianischen Reform zur Geltung kommenden Gesetz; vgl. die Angaben bei H. H. Rowley, From Moses to Qumran, 1963, 194. Im 19. Jahrhundert fand diese Theorie ihre wissenschaftliche Begründung durch W. M. L. de Wette, Dissertatio critica (1805), in: Opuscula Theologica, 1830, 149; Beiträge zur Einleitung in das Alte Testament, I 1806, 135—299. Gleichzeitig wurde die Abfassung des Deuteronomiums durch Mose als fiktiv erwiesen und seine Entstehung erst kurz vor der Auffindung durch Hilkia postuliert. Spätere Versuche, entweder den mosaischen Ursprung oder eine Spätdatierung in die exilisch-nachexilische Zeit zu beweisen, konnten sich nicht durchsetzen. Vgl. zur Diskussion O. Eißfeldt, Einleitung, 19643, 226—234. 18 R. H. Kennett, JThS 6 (1905), 182; 7 (1906), 499; G. R. Berry, JBL 38 (1919), 46; 59 (1940), 133—139. " Die Identifizierung des Oberpriesters Hilkia (II Reg 22 4-14 II Chr 34 9-22) mit Jeremias gleichnamigem Vater konnte sich nicht halten, da man zu Recht bezweifelt, daß ein amtierender Oberpriester seinen Wohnsitz außerhalb Jerusalems haben konnte. 18 P. v. Bohlen, Die Genesis historisch-kritisch erläutert, 1835, CLXIV—CLXVIII; Volney a. a. O. (Anm. 10) 335 f. 15

6

Einleitung

und erweiterte sie in dem Sinne, daß Jeremia nicht nur der Verfasser des Deuteronomiums, sondern zugleich auch der Herausgeber der Geschichtsbücher sei19. Wurde schon P. v. Bohlen aufs heftigste von F. C. Movers und J . L. König wegen der Unterstellung, daß der Oberpriester Hilkia und Jeremia einer solchen betrügerischen Handlung fähig sein sollten, attackiert 20 , so stieß vollends der Vorschlag von J . W. Colenso auf vollständige Ablehnung bei seinen Zeitgenossen21. Vor allem J . L. König hat in seiner Polemik gegen P. v. Bohlen den Grund für eine dritte Theorie gelegt, die in modifizierter Form bis heute Anhänger findet. Aufgrund ausführlicher Sprach- und Stiluntersuchungen am Deuteronomium und am Jeremiabuch fand er bestätigt, daß zahlreiche Gemeinsamkeiten in beiden Schriften vorliegen. Gleichzeitig wies er jedoch auch auf charakteristische Unterschiede zwischen beiden hin, die die Theorie von der Identität ihres Verfassers hinfällig machten. J . L. König folgerte schließlich aus den Gemeinsamkeiten und den Unterschieden in der Diktion, daß Jeremia die Sprache des Deuteronomiums voraussetze und kenne, sich aber dennoch individuell von ihr abhebe22. P. Kleinert und S. R. Driver sind im 19. Jahrhundert die konsequentesten Vertreter dieser von J . L. König zuerst formulierten These23. Eine Wende in der Diskussion zeichnete sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Erscheinen des Duhmschen Jeremiakommentars im Jahre 1901 ab 24 . Hatte man sich bisher damit begnügt, Deuteronomismen im Jeremiabuch festzustellen, und mit ihrer Hilfe versucht, vor allem das Deuteronomium zeitlich einzuordnen, so akzentuierte nun B. Duhm die Fragestellung neu, indem er die Partien des Jeremiasbuches ausfindig machte, in denen sich die Anklänge an die deuteronomische Sprache konzentrieren. Dabei kam er zu dem Ergebnis, daß diese Diktion in den Abschnitten dominiere, die sich schon durch ihre Prosaform deutlich von den nach B. Duhm echten metrischen Worten unterschieden; diese verrieten sich so als das Werk späterer Ergänzer. Zwar rechnete B. Duhm mit einer Mehrzahl von Ergänzern und betonte, daß die Zusätze nicht nur »von verschiedenen Schriftstellern«, sondern »auch aus verschiedenen Zeiten« stammen müßten; doch sprach er auch davon, »dass man 19

20

21 22 23

24

J . W. Colenso, The Pentateuch and Book of Joshua Critically Examined, VII 1879, 261 u. ö. F. C. Movers, ZPhKTh 15 (1835), 146—178; 17 (1836), 164—170; J . L. König, Alttestamentliche Studien, II 1839. Vgl. hierzu S. R. Driver, Deuteronomy, 1895, XCIV. König op. cit. 22—62. P. Kleinert, Das Deuteronomium und der Deuteronomiker, 1872, 192; S. R. Driver op. cit. X L I — X L V I I I ; Introduction, 1897 6 , 274—276. B. Duhm, Das Buch Jeremia, 1901.

Problemgeschichte

7

zu dem Schluss gedrängt wird, es möchten dieselben Hände am Buch Jeremia wie an den Geschichtsbüchern gearbeitet haben«25. Letzteres zeigt, daß B. Duhm in den Ergänzungen wenn auch nicht das Werk eines einzigen Redaktors, so doch wohl das einer Schule oder einheitlichen Tradition sah. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß B. Duhm in der Beobachtung, daß zwischen dem Jeremiabuch und den Geschichtsbüchern Überschneidungen sprachlicher Art bestehen, im Grunde sich mit den früheren Beobachtungen von J. W. Colenso trifft, daß er daraus aber eine Überarbeitung des Jeremiabuches in den Kreisen erschloß, die auch die Geschichtsbücher kommentiert haben sollen, während J. W. Colenso zu dem diametral entgegengesetzten Schluß kam, daß Jeremia der Verfasser der Geschichtsbücher sei26. Daß ähnlich gelagerte Beobachtungen an sprachstatistischem Material zu durchaus konträren Folgerungen führen können, wird später für die Überlegungen zur Methode einer Bestimmung der Prosareden von Bedeutung sein. Für die Problemgeschichte ist jedoch vor allem die Neuakzentuierung der Fragestellung durch B. Duhm relevant. Stand der Nachweis sprachlicher Berührungen zwischen dem Deuteronomium und dem Jeremiabuch bis 1900 hauptsächlich im Dienst der Forschung am Deuteronomium, so rückt er nach dem Erscheinen des Duhmschen Jeremiakommentars ins Zentrum der Diskussion um das Jeremiabuch. Das Jahr 1901 markiert somit einen entscheidenden Punkt in der Arbeit am Jeremiabuch 27 . Die seitdem nicht mehr aufgegebene Fragestellung lautet: Sind die im Jeremiabuch vorkommenden Deuteronomismen tatsächlich ein Hinweis auf spätere Ergänzungen in Prosaform, oder können sie jeremianischer Herkunft sein? Dabei standen die Bemerkungen B. Duhms zu den Prosareden des Jeremiabuches keineswegs im Mittelpunkt seiner Arbeit; ihm ging es vielmehr um die Wiederentdeckung des authentischen Jeremia 28 . Eine systematische Überprüfung des Redestoffes erfolgte, an25 27

28

26 Duhm X. Vgl. oben S. 5 f. und Anm. 19. Im Jahre 1901 erschienen auch die beiden Artikel »Jeremiah« und »Jeremiah (Book)« von N. Schmidt in Encyclopaedia Bíblica, II. 2366—2372. 2372—2395. Daß diese Artikel als ebenso bahnbrechend wie der Duhmsche Kommentar empfunden wurden, geht aus O. Kieser, ThStKr 78 (1905), 479—520, hervor. Hatte D u h m versucht, die Prosareden als sekundäre Zusätze zu entlarven und Jeremia — wie es H. Birkeland, Zum hebräischen Traditionswesen, 1938, 42, formuliert hat — »von dem Prosa-Rock des Thora-Lehrers befreit«, so machte N. Schmidt einen Vorstoß gegen die These, daß Baruch der Verfasser der Fremdberichte sei. Auch S. Mowinckel, Komposition, 1914, 30, teilte diese Meinung, distanzierte sich aber später v o n dieser Annahme; siehe Prophecy and Tradition, 1946, 61 und Anm. 55 f. Nach Duhm X V I entfallen etwa 280 Verse auf Jeremia, 220 Verse auf Baruch; 850 Verse sollen sekundäres Material enthalten.

8

Einleitung

geregt durch den Duhmschen Kommentar, erst im Jahre 1914 durch G. Hölscher und S. Mowinckel29. Beide suchen aufgrund sprachlicher Untersuchungen die Duhmsche Theorie zu erhärten, daß die Prosareden entgegen ihrem Anspruch, von Jeremia zu stammen, einer späteren Zeit zuzuweisen seien. Während sich G. Hölscher bei seiner Argumentation fast ausschließlich von sprachstatistischem Material leiten läßt, verweist S. Mowinckel nur auf insgesamt neun Beispiele für die formelhafte Diktion der Prosareden30. Darüber hinaus hat er jedoch zahlreiche weitere Gründe für die nichtjeremianische Herkunft des Redestoffes zusammengestellt und in der Theorie von einer selbständigen Redequelle systematisiert. S. Mowinckel geht davon aus, daß im Jeremiabuch eine gewisse Planlosigkeit in der Disposition herrsche, die darauf hinweise, »daß das Buch Jir. nicht ein Werk aus einem Gusse ist«31. Daraus erschließt er zunächst noch hypothetisch die Existenz »mehrerer schriftlicher Quellen«32, die erst später miteinander kombiniert worden seien. Eine Bestätigung dieser Theorie findet S. Mowinckel in den zahlreichen Parallelen größeren und kleineren Umfangs, deren Doppelüberlieferung sich nur erklären lasse, wenn ein und dasselbe Ereignis oder Wort in gesonderten Quellen mehrfach tradiert der Endredaktion vorlag. Diese Überlegungen führen ihn schließlich zu der Annahme von vier Quellen mit folgenden Eigenschaften: eine Quelle A enthält echte Jeremiaworte, die in der Regel in poetischer Form und Sprache gehalten sind, eine Quelle B bietet biographische Fremdberichte, die jedoch nicht von Baruch, sondern von einem späteren Verfasser stammen, in einer Quelle C sind Reden Jeremias überliefert, die sich aber durch gewisse Charakteristika deutlich als postjeremianische Erzeugnisse zu erkennen geben, eine letzte Quelle D umfaßt die Kapitel 30f., die in nachjeremianischer Zeit auf den Propheten zurückgeführt wurden und so Eingang ins Jeremiabuch fanden33. Von Interesse ist in unserem Zusammenhang vor allem S. Mowinckels Beschreibung der Quelle C. Charakteristisch für diese Quelle sollen ihre stereotypen Einleitungsformeln sein34, ihre Prosaform mit ihrem »recht kargen Wortschatz«35, ihre »auffällig große Ähnlichkeit 29 30

31 32 34

35

G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 379—405; S. Mowinckel, Komposition, 1914. Hölscher op. cit. 382 Anm. 2, nennt etwa 80 Beispiele; die neun Beispiele Mowinckels in Komposition 33. Mowinckel op. cit. 5. 3 3 Mowinckel ebd. 17 ff. Mowinckel ebd. 6. Mowinckel ebd. 31. H. Ewald, Die Profeten des Alten Bundes, II 1868 2 , 75f., schloß gerade aus den ähnlichen, über das ganze Jeremiabuch verteilten Überschriften auf die Einheitlichkeit des Buches und begründete damit seine Zurückführung auf den Propheten oder zumindest auf Baruch. Mowinckel op. cit. 33.

Problemgeschich te

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mit der 'deuteronomischen' Sprache der redaktionellen Partien von Dtn., Ri., und Kg.« 36 . Neben diesen sprachlich-stilistischen Merkmalen verweist S. Mowinckel auf die einheitüche Disposition der Reden und auf ihren Inhalt, der ebenfalls eine enge Beziehung zum »Deuteronomisten« beweise37. Der postjeremianische Charakter der im Jeremiabuch überlieferten Reden ist damit für S. Mowinckel erwiesen. Er datiert sie nicht vor 400 v. Chr., wobei er die Frage offen läßt, ob sie in Babylonien oder in Palästina entstanden seien38. Die Kompositionstheorie von G. Hölscher unterscheidet sich von der S. Mowinckels hauptsächlich dadurch, daß nach ihm für die Endredaktion des Buches lediglich eine Sammlung echter Jeremiaworte in metrischer Form und die von Baruch verfaßten Fremdberichte vorlagen. Die späteren Zusätze, die G. Hölscher ähnlich wie S. Mowinckel aufgrund ihrer sprachlichen Anklänge an deuteronomisch-deuteronomistische Traditionen und aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Prophetie Ezechiels in nachexilischer Zeit ansetzt, führt er auf mehrere Verfasser zurück. Den größten Anteil des Redestoffes weist er jedoch dem Redaktor des Jeremiabuches zu39. Die Arbeiten B. Duhms, G. Hölschers und vor allem S. Mowinckels gaben der Forschung am Jeremiabuch neue Impulse und bestimmen noch heute das Bild der Diskussion. Als konsequente Vertreter der Mowinckelschen Theorie lassen sich repräsentativ etwa J . Skinner, W. Rudolph, J . Ph. Hyatt, S. Herrmann, C. Rietzschel und W. Thiel nennen40. Parallel zu dieser Richtung entwickelte sich jedoch in Auseinandersetzung mit der Mowinckelschen Vierquellenhypothese auch die von J . L. König geprägte Anschauung, daß Jeremía unter Verwendung deuteronomischer Diktion seine Verkündigung formuliert habe. Diese Vorstellung ist mit den Namen W. Erbt, C. H. 38 37 38 39 40

Mowinckel ebd. 33 f. Mowinckel ebd. 34—39. Mowinckel ebd. 57. G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 382—386. J . Skinner, Prophecy and Religion, 1922, 1 0 2 . 1 0 7 ; W. Rudolph X I V — X X I I I ; ZAW 60 (1944), 85—106; J . Ph. Hyatt 789f.; VSH 1 (1951), 71—95; S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 139—241; C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, 19—24; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970. In diese Reihe kann man noch weitere Autoren stellen, die sich zwar in Einzelheiten von dei durch Duhm und Mowinckel vorgezeichneten Beurteilung der Prosareden unterscheiden, diese aber ebenfalls für nichtjeremianisch halten: F. Horst, ZAW 41 (1923), 94—153; H. G. May, J B L 61 (1942), 139—155; A. Bentzen, Introduction, 1948, 119f.; E. Auerbach, VTS 1 (1953), 1—10; J . Steinmann, 297—318; A. Jepsen, Die Quellen des Königsbuches, 1953,100; E . A. Leslie, 18 f.; E.Janssen, Juda in der Exilszeit, 1956, 21; S. Granild, StTh 16 (1962), 135—154; C. F. Whitley, VT 14 (1964), 477 bis 480.

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Einleitung

Cornill, E. Sellin, P. Volz, 0 . Eißfeldt und A. Weiser verknüpft41. Die Verteilung der Exegeten auf zwei konträre Linien erweckt den Eindruck, als existierten im Bereich der Jeremiaforschung zwei feindliche Lager, die sich beide lediglich in gegenseitiger Polemik berührten. Dieser notwendig aus dem skizzenhaften Charakter dieser Ausführungen sich ergebende Eindruck trifft freilich nicht in aller Schärfe zu. Neben vermittelnden Theorien, die versuchen, die beiden grundsätzlichen Möglichkeiten der Beurteilung der Prosareden zu kombinieren, zeigen sich in beiden Hauptrichtungen auch Tendenzen der gegenseitigen Annäherung. Als Vertreter einer Vermittlungstheorie lassen sich etwa J . Ph. Hyatt und H. Cazelles nennen. J . Ph. Hyatt hat im Jahre 1942 einen später von ihm weitgehend wieder aufgegebenen Vorschlag zur Kombination beider Theorien gemacht; nicht ganz zehn Jahre danach veröffentlichte H. Cazelles einen ähnlichen Entwurf42. Beide setzen eine parallel verlaufende sukzessive Entstehung sowohl des Deuteronomiums und der davon abhängigen Literatur wie auch des Jeremiabuches voraus. Diese Annahme ermöglicht es, zunächst mit einer Beeinflussung Jeremias durch das Deuteronomium, sodann mit einer Einwirkung jeremianischer Sprache und Stils auf spätere Schichten der deuteronomisch-deuteronomistischen Tradition zu rechnen. J . Ph. Hyatt erweitert diese Theorie außerdem, indem er auf diese vom Jeremiabuch beeinflußten deuteronomistischen Kreise noch redaktionelle Einschübe im Jeremiabuch zurückführt43. Daß jedoch der sicheren Abgrenzung eines derart komplizierten Verlaufs gegenseitiger Beeinflussung das nur in geringem Maße vorhandene Textmaterial entgegensteht, ist evident. Auch die Kombination zweier umstrittener, 41

W. Erbt, Jeremia und seine Zeit, 1902, 248, spricht von den Prosareden als »profetischen Predigten«; ähnlich C. H. Cornill X L V f . ; E. Sellin, Einleitung, 1910 1 , 82. In direkter Auseinandersetzung mit Mowinckel stehen P. Volz X L I I I Anm. 1; O. Eißfeldt, Einleitung, 1964 3 , 473—476; A. Weiser X X X V I I Anm. 1; Einleitung, 1963 5 , 188—193. Gegen Duhm und/oder Mowinckel richten sich ferner: O. Bötticher, Das Verhältnis des Deuteronomiums zu 2. Kön. 22. 23 und zur Prophetie Jeremia, 1906, 64—78; A. F. Puukko, Festschrift R. Kittel, 1913, 149; Th. H. Robinson, ZAW 42 (1924), 209—221; W. O. E. Oesterley—Th. H. Robinson, Introduction, 1949", 3 0 4 1 ; F. Nötscher, 23; G. Fohrer, ThZ 5 (1949), 406—411; J . W. Miller, Das Verhältnis Jeremias und Hesekiels, 1955; H. H. Rowley, From Moses to Qumran, 1963, 200—203; H. Wildberger, RGG3, III, 1959 587 s. v. Jeremiabuch; H. Graf Reventlow, Liturgie und prophetisches Ich bei Jeremia, 1963, 19—23; R. Davidson, VT 14 (1964), 407—416.

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J . Ph. Hyatt, J N E S 1 (1942), 156—173; H. Cazelles, RechSR 38 (1951), 5—36. Hyatt a. a. O. 172f., hält die an das Jeremiabuch erinnernden Wendungen in Dtn 28 für abhängig vom Jeremiabuch; weiter folgert er: »It may indeed be that the editor of the secondary portions of Deuteronomy, chapter 28, was also the editor of many of the Deuteronomic passages in the Book of Jeremiah.«

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Problemgeschichte

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im Grunde sich ausschließender Positionen ist an sich schon problematisch. W. Eichrodt hat — allerdings in anderem Zusammenhang — diese Methode der friedlichen Kombination zweier feindlicher Meinungen dadurch charakterisiert, daß man meist nur erreiche, »daß die für jede von beiden bestehenden Gegengründe um so wuchtiger auf die neue Verbindung fallen«44. Eine Lösung des Problems schien sich eher durch die sich langsam anbahnende Annäherung beider zuerst sich grundsätzlich ausschließender Positionen zu ergeben. Ausschlaggebend waren hierbei vor allem die Ergebnisse der »Skandinavischen Schule«, die den Prozeß der mündlichen Überlieferung von Prophetenworten betont in den Vordergrund stellten45. Diese von H. S. Nyberg begründete Interpretation der heute im Alten Testament vorliegenden Prophetenworte verzichtet auf die Eruierung authentischer Sprüche, sondern rechnet mit einer zunächst mündlichen Überlieferung, bei der Umformungen und Erweiterungen des ursprünglichen Wortlauts von vornherein impliziert sind. Der schriftlich fixierte Text steht somit bereits in einer gewissen Distanz zur tatsächlichen Prophetenverkündigung46. H. Birkeland übertrug diese traditionsgeschichtliche Methode auf Texte des Jeremiabuches und kam dabei zu dem Ergebnis, daß die Prosareden im Vergleich zu den metrischen Abschnitten einem längeren mündlichen Überlieferungsprozeß und, dadurch bedingt, einer stärkeren Umformung unterworfen gewesen seien47. Selbst S. Mowinckel revidierte daraufhin seine 1914 publizierten Theorien über die Komposition des Jeremiabuches und ersetzte die damals angenommenen Quellen durch verschiedene Traditionskreise. Speziell die Prosareden verstand er nun als Jeremiaworte in deuteronomisierter Form 48 . Ein jeremianischer Kern zumindest ist nach dieser Auffassung in den Prosareden enthalten, auch wenn er durch deuteronomistische Überarbeitung umgeformt oder überdeckt wurde. Als Motiv für die Deuteronomisierung genuiner Jeremiaworte führte man in der Folge an, daß deuteronomistische Kreise versucht hätten, Jeremia rückblickend als Vertreter ihrer eigenen Anschauungen zu bean44 45

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W. Eichrodt, NKZ 32 (1921), 47. Eine gute Übersicht über die Entstehung und Entwicklung der »Skandinavischen Schule« und ihrer traditionsgeschichtlichen Methode bietet E. Nielsen, Oral Tradition, 1954, 11—17. H. S. Nyberg, Studien zum Hoseabuche, 1935, besonders 6—16, bringt hauptsächlich drei neue Gesichtspunkte in die Diskussion ein: daß die Überlieferung im Orient — und somit auch in Israel — überwiegend eine mündliche sei, daß die schriftliche Fixierung des Alten Testaments wohl erst im Exil erfolgte und daß die Aufgabe der Textkritik darin bestehe, die ältesten schriftlichen Fixierungen zu eruieren. H. Birkeland, Zum hebräischen Traditionswesen, 1938, 41—52. S. Mowinckel, Prophecy and Tradition, 1946, 21—65.

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Einleitung

spruchen. Als Paradebeispiel für diese Art der Überarbeitung galt und gilt Jer 111-14. Dieser Abschnitt soll den Propheten quasi als Wanderprediger im Dienst der josianischen Reform auftreten lassen, wobei ihm sekundär Aussagen deuteronomischen Inhalts und Stils zugeschrieben würden 49 . Als Beweis dafür, daß den deuteronomistisch redigierten Reden tatsächlich jeremianische Worte zugrunde liegen sollen, führt man gern die Tempelrede von Jer 7 1-15 an, in der sich noch deutlich Jeremias eigene, von deuteronomistischen Grund- und Glaubenssätzen unterschiedene Haltung in bezug auf den Tempel trotz der deuteronomistischen Überarbeitung erkennen lasse 50 . Auch die Exegeten, die im Gegensatz zu S. Mowinckel grundsätzlich betonen, daß Jeremia seine Verkündigung in Prosaform habe vortragen können, beanspruchen nicht für den gesamten im Jeremiabuch überlieferten Redestoff Authentizität. Sie ziehen dabei vor allem in Betracht, daß Prosatexte in viel stärkerem Maße als metrisch geformte Worte der sekundären Überarbeitung und Erweiterung ausgesetzt seien. Schon im Jahre 1915 hat W. Caspari auf diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht; später schlössen sich P. Volz, J. Bright und A. Weiser dieser Meinung an 51 . J. Bright bezeichnet es deshalb als völlig verfehlt, innerhalb der Prosareden echtes und unechtes Gut voneinander scheiden zu wollen 52 . Diese Tendenz der Annäherung beider zu Beginn so entgegengesetzten Positionen kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es Berührungen lediglich in den Ergebnissen, nicht aber im Grundsätzlichen gibt. Das Problem, ob im Jeremiabuch Reden jeremianischen oder nichtj eremianischen Ursprungs überliefert sind, ist dadurch keineswegs geklärt. Daß diese Fragestellung latent immer vor49

Grundlegend für eine derartige Interpretation von Jer 111-14 war B. Duhm, 106—108. F. Horst, ZAW 41 (1923), 122f. 131f., nahm sogar an, daß die deuteronomistische Quelle — bei Horst mit dem Siglum B bezeichnet — bewußt Jeremias Berufung in die Regierungszeit Josias vorverlegt habe, um so den Propheten in eine — fiktive — Beziehung zum Deuteronomium setzen zu können, während der wirkliche Jeremia erst nach der Schlacht bei Megiddo als Prophet aufgetreten sei. Im Gefolge Duhms stehen J. Ph. H y a t t 789; J N E S 1 (1942), 168—170; VSH 1 (1951), 79f.; J. Steinmann 300; E. Janssen, Juda in der Exilszeit, 1956, 87f.; S. H. Blank, Jeremiah: Man and Prophet, 1961, 243.

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A. Bentzen, Introduction, II 1949, 119; J. Ph. Hyatt, V S H 1 (1951), 80; S. Granild, StTh 16 (1962), 136; W. Rudolph 51—54. Anders Horst a. a. O. 133—153, der in der Tempelrede keinen jeremianischen Kern, sondern nur zwei postjeremianische Quellen findet. W. Caspari, N K Z 26 (1915), 777—788. 842—863, besonders 781; P. Volz X L I I I ; J. Bright L X X I I ; J B L 70 (1951), 15—35; A. Weiser X X X V I I . J. Bright, J B L 70 (1951), 17; Interpretation 9 (1955), 270; Biblical Essays 1966: Proceedings of the 9 t h Meeting, »Die Ou-Testamentiese Werkgemeenskap in SuidAfrika«, 1967. 14.

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Problemgeschichte

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handen war und auch jetzt noch Bedeutung hat, zeigen etwa die neueren Arbeiten von S. Herrmann und C. Rietzschel, die beide wieder zu der Voraussetzung zurückkehren, daß Jeremia in seiner Verkündigung sich der metrischen Form bediente, und daß die Prosaform eines Abschnittes bereits ein Indiz für seine nichtjeremianische Herkunft sei63. Da vor allem C. Rietzschel für dieses Postulat neue Gründe vorbringt, ist eine ausführlichere kritische Betrachtung seiner Argumentation unumgänglich. C. Rietzschel reiht sich selbst ausdrücklich in die von B. Duhm ausgehende Tradition ein 54 . Auch bei der Beobachtung, daß die Prosareden nach einem bestimmten Schema aufgebaut sind, das ebenso den deuteronomistischen Reden in den Geschichtsbüchern zugrunde liegt, schließt er sich der von S. Mowinckel geprägten These an, daß die Prosareden des Jeremiabuches gerade durch diese Struktur ihre nichtjeremianische Herkunft verrieten 55 . Darüber hinaus bietet C. Rietzschel aber auch neue Argumente, weshalb Jeremia alt Verfasser der Prosareden nicht in Frage kommen könne, und es ist sein Verdienst, die Diskussionsbasis zur Frage nach der Herkunft der Prosareden erweitert zu haben. Unter Berufung auf E. Janssen und W. Rudolph führt C. Rietzschel an, daß die Prosareden stereotype Schemata aufweisen, die »auf einen bestimmten Predigttyp schließen lassen, dessen Sitz im Leben in der exilischen Synagoge zu suchen sei« 56 . Dabei läßt C. Rietzschel den Einwand, daß bereits vor Jeremia eine ähnliche Prosagattung im Deuteronomium ihren Niederschlag gefunden habe, nicht außer Betracht 5 7 ; doch hält er es für ausgeschlossen, daß Jeremia, vom Deuteronomium beeinflußt, diese Stilart seiner Verkündung dienstbar gemacht habe 58 . Eine Verbindungslinie zwischen dem Deuteronomium und Jeremia verbietet sich für C. Rietzschel von der Herkunft des Deuteronomiums her. Mit G. v. Rad setzt er den Ursprung des Deuteronomiums in levitischen Kreisen an 59 . Für C. Rietzschel gilt es daher als gesichert, daß die Landleviten in vorexilischer Zeit sich der Predigt als Verkündigungsmittel bedient haben. Daß levitische und prophetische Traditionen aber in der Person Jeremias zusammentreffen könnten, hält er für unmöglich. Die Landleviten haben nach C. Rietzschel — und hierin folgt er wiederum E. Janssen — bereits in vorexilischer Zeit in der 53

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S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 162—195; C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, 19—24. Rietzschel op. cit. 19: »Es ist unseres Erachtens das unbestreitbare Verdienst der literarkritischen Betrachtungsweise, an der nicht]eremianischen Herkunft der einschlägigen Prosareden allen Einwänden zum Trotz festgehalten zu haben.« Rietzschel ebd. 19f. beruft sich nur auf E. Janssen, Juda in der Exilszeit, 1956, 170f., und auf W. Rudolph 2 X V I I ; doch sind beide direkt von S. Mowinckel, Komposition 1914, 34f., abhängig. Rietzschel op. cit. 19. Rietzschel op. cit. 20. Vgl. auch A. Weiser X X X V I I Anm. 1, der auf vordeuteronomische liturgisch-predigtartige Stilformen in Dtn 32i-43 Ps 78 aufmerksam macht. Rietzschel op. cit. 21. Rietzschel ebd. 20, beruft sich auf G. v. Rad, Deuteronomium-Studien, 1948 2 , 47, der bei den Verfassern an ein »Levitentum, das offenbar schon lange dem eigentlich kultischen Raum entwachsen war«, denkt.

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Einleitung

Synagoge die Pflege und Überlieferung der alten Traditionen in gottesdienstlichem Rahmen betrieben. Damit sei aber die Stilform der Prosareden fest an einen bestimmten Sitz im Leben gebunden und nicht mehr frei verfügbar. Wollte man daher Jeremia zum Urheber der im Jeremiabuch überlieferten Prosareden machen, so bedinge dies notwendig die weitere Konsequenz, daß den Propheten seine Opposition gegen Tempel und Kult in die Synagoge getrieben habe. Daß dies aber wenig wahrscheinlich sei, gehe aus J e r 7 l ff. hervor, wo vorausgesetzt werde, daß Jeremia zumindest zu Beginn der Regierungszeit Jojakims noch im Tempel und nicht in der Synagoge auftrete 6 0 . Diese Überlegungen führen C. Rietzschel zu dem Schluß, daß Jeremia selbst auf keinen Fall als Verfasser der Prosareden in Betracht komme. Eine kritische Auseinandersetzung mit C. Rietzschels Argumentation muß notwendig bei der Frage nach der Gliederung der Prosareden einsetzen — einer Frage, die an die gesamte von S. Mowinckel ausgehende Tradition zu richten ist. Die damit verbundenen Probleme können allerdings nicht bereits in der Einleitung eine umfassende Antwort erhalten 6 1 ; doch soll an dieser Stelle wenigstens auf die Fragwürdigkeit hingewiesen werden, für die Prosareden des Jeremiabuches aufgrund ihrer Struktur bereits nichtjeremianische Herkunft zu postulieren. Der Hinweis darauf, daß die in den Geschichtsbüchern überlieferten Reden nach einer analogen Struktur aufgebaut seien, impliziert noch nicht, daß die »Predigt von Hause aus keine genuin prophetische Gattung darstellt« 62 . Das Problem zeigt sich deutlich bei der divergierenden Einordnung von J e r 25 l - l l durch C. Rietzschel und C. Westermann. C. Rietzschel findet in diesem Abschnitt eine Gliederung, die mit der der deuteronomistischen Reden übereinstimmt 63 . C. Westermann dagegen findet in demselben Abschnitt die übliche Struktur eines fremd eingeleiteten Unheilswortes. Nicht im Schema notiert C. Westermann eine Abweichung von der ursprünglichen Disposition der Gerichtsankündigungen gegen Israel, sondern in der inhaltlichen Zerdehnung der Gerichtsbegründung 64 . Eine Entscheidung für oder gegen einen der beiden Exegeten ist an dieser Stelle weder möglich noch nötig. E s genügt hier ein Hinweis auf die Problematik, für die Prosareden eine Gliederung sui generis anzunehmen, ohne damit zu rechnen, daß gerade der Aufbau der Reden eine Verbindung mit prophetischen Gattungen nahelegen könnte. In der Herleitung des Deuteronomiums ist C. Rietzschel von G. v. Rad abhängig. Neuerdings haben auch H. Strauß und A. H. J . Gunneweg betont, daß die im Deuteronomium zur Sprache kommenden Interessen der Leviten nicht anders erklärt werden könnten als mit existentiellen Interessen derer, die bei der Entstehung des Deuteronomiums beteiligt waren 65 . Selbst wenn man mögliche Bedenken gegen diese Herleitung des Deuteronomiums ausschaltet 66 , bleibt C. Rietzschels Folgerung unverständlich, daß Jeremia aus levitischen Kreisen die Stilform der Prosareden nicht habe übernehmen können, da ein Zusammentreffen prophetischer und levitischer Traditionen bei Jeremia nicht zu erwarten sei. Angesichts dieser Fragestellung ist doch in Betracht zu ziehen, daß Jeremia nach dem Zeugnis von J e r 1 1 und J e r 32 aus der Levitenstadt Anathoth 60 61 62 63 64 65

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Rietzschel op. cit. 21—23. Vgl. unten S. 100—106. Rietzschel op. cit. 20. Rietzschel ebd. 35. C. Westermann, Grundformen prophetischer Rede, 1964 2 , 149. H. Strauß, Untersuchungen zu den Überlieferungen der vorexilischen Leviten, Diss. theol. Bonn 1960, 142; A. H. J . Gunneweg, Leviten und Priester, 1965, 127f. Vgl. dazu zuletzt A. Cody, A History of Old Testament Priesthood, 1969,133 Anm. 21.

Problemgeschichte

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stammt 6 7 . Außerdem darf in diesem Zusammenhang nicht die am ehesten auf Jeremía zu beziehende Bezeichnung O'UrDTl^JB von J e r 1 1 einfach übergangen werden 68 . Schließt man grundsätzlich aus, daß Jeremia in seiner Verkündigung prophetische und levitische Traditionen habe verarbeiten können, so muß man sich der Frage stellen, ob Jeremia nicht eventuell aus einer levitischen Familie oder zumindest aus einer levitischen Umgebung stamme 69 . Dies hat C. Rietzschel aber unterlassen, und deshalb soll diese Frage hier kurz untersucht werden. Im Verzeichnis der Levitenstädte von Jos 211-42 (par. I Chr 6 39-66) erscheint Anathoth unter den Levitenstädten Benjamins (Jos 2118 par. I Chr 645). Das Alter der Liste und somit auch die zeitliche Ansetzung der darin beschriebenen Verhältnisse sind umstritten. Während J . Wellhausen die Historizität der in der Liste vorausgesetzten Verhältnisse in Frage stellt 70 , vertritt W. F. Albright die Meinung, daß Jos 21 die Verhältnisse der späten Regierungszeit Davids oder zumindest der Regierungszeit Salomos widerspiegle71. Die Prämisse, daß die Liste nur aus einer Zeit stammen könne, in der die in ihr genannten Orte dem israelitischen Staatsgefüge einverleibt waren, führte W. F. Albright zu dieser Datierung 72 . Demgegenüber hat M. Noth angeführt, daß Jos 21 ausdrücklich als Liste von Levitenstädten überliefert sei, »die es j a nicht mit politischen, sondern mit kultischen Beziehungen zu tun hat« 73 . Die Albrightsche Ausgangsposition ist damit hinfällig, und es steht nichts mehr im Wege, um mit A. Alt Jos 21 als Dokument zu verstehen, das am ehesten in die Zeit Josias weist 74 . Damit ist aber nicht ausgeschlossen, daß schon früher in den genannten Orten mit einem levitischen Bevölkerungsanteil zu rechnen ist; denn die Liste bedeutet sicherlich keine grundsätzliche Neuordnung der levitischen Siedlungsverhältnisse 75 . Für die Zeit Jeremias darf daher mit einer größeren Anzahl levitischer Einwohner Anathots gerechnet werden. Schon diese Beobachtung verbietet aber, mit C. Rietzschel von vornherein auszuschließen, daß Jeremia von levitischen Kreisen beeinflußt die Stilform der Prosareden übernehmen konnte.

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Vgl. dagegen E . Vogt, V D 42 (1964), 169—172. Th. J . Meek, E x p V I I I 25 (1923), 215f., erklärt D ^ n D i T j Ö als sekundäre Randnotiz, die erst nachträglich in den Text eingedrungen sei und sich eigentlich auf Anathoth beziehe. Ein Späterer habe ursprünglich zum Ausdruck bringen wollen, daß der Ort zu den Levitenstädten gehöre. Zu erinnern ist auch daran, daß L. M. v. Päkozdy, ZdZ 12 (1958), 374; H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 325—341, vermuten, daß Jeremia in J e r 7 1-15 priesterliche und prophetische Funktionen verbinde. J . Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels 6 , Neudruck 1927, 153—158. W. F. Albright, Festschrift L. Ginzberg, 1945, 49—73. Albright a. a. O. 56. M. Noth, Festschrift F . Nötscher, 1950, 166. A. Alt, KISchr, I I 1959 2 , 289—305. H. Strauß, Untersuchungen zu den Uberlieferungen der vorexilischen Leviten, Diss. theol. Bonn 1960, 132—153, stimmt Alt zu, hält es aber gut für möglich, daß die Liste in Jos 21 »bestimmte ältere Sachelemente und Begriffe vorexilischer, levitischer Siedlungsverhältnisse erhalten « habe, die nun »mehr beiläufig zum Vorschein kommen«. Alt a. a. O. 299 weist besonders für die Orte Gibeon, Geba, Anathoth und Almon nach, daß nach den alttestamentlichen Nachrichten dort ein größerer levitischer Bevölkerungsanteil saß.

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Einleitung

Ob Jeremia selbst aus einer levitischen Familie stammt, muß allerdings fraglich bleiben, da nicht sicher ist, daß D ^ r i D i T f Ü in J e r 1 1 so gedeutet werden darf, als wäre Jeremias Familie unter den levitischen Bevölkerungsanteil von Anathoth zu zählen. Man kann aber immerhin vermuten, daß ]HD und "H*? zur Zeit Jeremias auswechselbare Begriffe darstellten 7 6 . Gegen eine Gleichsetzung der Begriffe in diesem speziellen Fall spricht zumindest nicht der Bericht von J e r 32, demzufolge Jeremia als Löser für Familienbesitz in Anathoth in Frage kommt 7 7 . Zwar widerspricht dies dem Postulat, daß Leviten von Grundbesitz ausgeschlossen sein sollen 7 8 ; doch finden sich im Alten Testament Hinweise, die es fraglich machen, ob dieses Postulat konsequent befolgt wurde. Zu erinnern ist hier zunächst an den Terminus 2HJD, der häufig im Zusammenhang mit Levitenstädten vorkommt 7 9 . H. Strauß vermutet, daß den Leviten Weidegebiet »als eine Art Leihgabe und Lehen innerhalb der Ortsgemeinschaft . . . gewohnheitsmäßig weil existenznotwendig« zur Verfügung gestanden habe 8 0 . E s hat aber wenig Wahrscheinlichkeit für sich, daß eine sich über Generationen erstreckende Nutzung bestimmter Weidegebiete nicht in fest umrissene Besitzverhältnisse übergeht 8 1 . Während nur vermutet werden kann, daß das Weiderecht sich als Besitzrecht konsolidierte, sprechen zwei Belege deutlich von priesterlichem Landbesitz. E s handelt sich hierbei um I Reg 2 26 und Am 7 17. I n I Reg 2 26 ist davon die Rede, daß Salomo den unter David amtierenden Priester E b j a t h a r , der für Adonia Partei ergriffen hatte, nach Anathoth verbannt. Wörtlich gebietet ihm der König: " p i © - b s ? n n j » , d. h. es wird vorausgesetzt, daß E b j a t h a r , obwohl er levitischer Herkunft ist 8 2 , über Grundbesitz in Anathoth verfügt. A. Alt versucht diese dem Ideal der levitischen Grundbesitzlosigkeit entgegenstehende Aussage dadurch abzuschwächen, daß E b j athar nicht in seiner Eigenschaft als Priester, sondern als königlicher B e a m t e r mit Landbesitz belehnt sei 83 . Gegen diese Interpretation ist zuerst einzuwenden, daß E b j a t h a r als königlicher Beamter j a gerade priester76

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So etwa A. H. J . Gunneweg, Leviten und Priester, 1965, 126—138, der im Deuteronomium eine Gleichsetzung von Leviten und Priestern findet. Vgl. dagegen aber auch G. E . Wright, V T 4 (1954), 325—330. G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 286f. und Anm. 7, folgert jedoch aus dieser E r zählung, daß Jeremia nicht aus einer levitischen Familie stammen könne. Vgl. z. B . Num 18 24 Dtn 10 9 J o s 14 3 18 7. Gunneweg op. cit. 17. 23. 29. 33 u. ö. weist immer wieder darauf hin, daß die Leviten zusätzlich noch als charakterisiert würden, also über keinen Grundbesitz verfügten. Vgl. auch A. Cody, A History of Old Testament Priesthood, 1969, 128 Anm. 8. Vgl. vor allem Lev 25 34, aber auch Num 35 2-5 J o s 14 4 21 2 . 8.13-40 I Chr 6 39-66. Strauß op. cit. 136; ähnlich schon G. Dalman, Arbeit und Sitte in Palästina, V I 1939, 8. 210. A. Alt, KISchr, I I 1959 2 , 297 Anm. 2, vermutet, daß die Institution des V H S aus der Bannmeile entstanden sei und ursprünglich die äußerste Grenze des Asylschutzes umschrieben habe.

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Darauf weist auch die Erklärung von Strauß op. cit. 138f., der es für möglich hält, daß die Nutzung bestimmter D ' ß n j S parallel zu der Ansiedlung von Leviten verlief. E b j a t h a r ist ein Sohn des Priesters Ahimelech von Nob (I Sam 22 20). Uber Ahitub (I S a m 22 9.11.20), Pinehas (I Sam 14 3) führt seine Genealogie zurück auf den Priester E l i von Silo (I Sam 1 3 14 3).

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A. Alt, KISchr, I I I 1959, 359 f.

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Problemgeschichte

liehe Funktionen, erfüllte. Die von A. Alt vorgeschlagene Trennung in Priester und königlicher Beamter erweist sich schon von dieser Beobachtung her als gekünstelt. Schließlich aber, und das dürfte das schwerwiegendste Argument sein, bleibt unverständlich, weshalb Ebjathar gerade anläßlich seiner Entlassung aus Staatsdiensten die mit seinem bisherigen Amt verbundenen Lehen ausdrücklich als Eigentum zugesichert bekommen soll. Eher ist doch anzunehmen, daß der nicht mehr amtierende Priester sich auf Befehl Salomos auf seinen Privatbesitz nach Anathoth zurückziehen muß. In Am 7 17 droht Arnos dem Priester Amazja von Bethel, daß sein Land mit der Meßschnur verteilt werde 84 . Der entsprechende Passus lautet: f ? n r \ V a n a ^ n r n s i . A. Alt hat zu Mi 2 4f. ausgeführt, daß das Vermessen von Land eine Neubestimmung der Eigentumsverhältnisse meint 95 . Wie schon für I Reg 2 26 nimmt aber A. Alt auch für Am 7 17 an, daß es sich nicht um Eigentum des Priesters, sondern des Königshauses handle 88 . Dieser Deutung widersprechen allerdings der Wortlaut des Passus sowie der engere Kontext. Das Suffix von bezieht sich eindeutig auf Amazja als Eigentümer. Auch ist Vers 17 in erster Linie gegen die Person des Amazja und dessen engere Familie gerichtet 87 . Vers 17 beginnt mit einer Gerichtsankündigung gegen die Frau, Söhne und Töchter des Priesters. Daran schließt sich die Ankündigung der Neuregelung des Besitzverhältnisses an. Erst darauf folgt die Gerichtsankündigung gegen Amazja selbst. Käme als Eigentümer der «IHIN, wie A. Alt meint, Jerobeam I I . in Betracht, so würde das Gerichtswort gegen Amazja und seine Familie durch einen plötzlichen Ausblick auf das Schicksal des Königshauses zertrennt. Gegen A. Alt muß daher angenommen werden, daß nicht nur Ebjathar, sondern auch Amazja über Landbesitz verfügte. Die Erwägungen zum Begriff ttHlD, zu I Reg 2 26 und Am 7 17 führen zu dem Schluß, daß das Postulat des Ausschlusses der Leviten vom Grundbesitz in der Praxis keine konsequente Verwirklichung fand. Die Erzählung von J e r 32 widerspricht deshalb nicht der Möglichkeit, daß Jeremia — wie J e r 1 1 immerhin nahelegt — aus einer levitischen Familie stammt. Gewiß reicht dies alles nicht aus, um Jeremia als Leviten zu bezeichnen. Ebenso gewiß ist aber auch C. Rietzschels vorschnellem Urteil, daß in 84

Im Falle des in Bethel zur Zeit Jerobeams I I . amtierenden Amazja muß allerdings fraglich bleiben, ob er zu den Leviten zu zählen ist. Nach I Reg 12 31 setzte Jerobeam I. in Dan und Bethel nichtlevitische Priester ein. M. Noth, Könige, 1968, 285f., rechnet den Vers zum vordeuteronomistischen Bestand des Berichts. Dennoch ist die Glaubwürdigkeit des Erzählten nicht über jeden Zweifel erhaben, da mit einer polemischen Formulierung des Verses aus judäischer Sicht zu rechnen ist. Aber selbst wenn die Historizität des in I Reg 12 31 Berichteten außer Zweifel steht, ist nicht sicher, daß sich eine nichtlevitische Priesterschaft bis auf die Zeit Jerobeams I I . behaupten konnte. Daß zumindest für das Heiligtum zu Dan mit einer levitischen Priesterschaft gerechnet werden kann, legt J d c 18 30 nahe. Die wohl ebenfalls aus der Sicht des Südreichs (wenn vielleicht auch erst in sehr später Zeit) erfolgte Änderung des gut bezeugten ilBfö* in iHMÖ weicht dem Anstoß aus, daß ein levitisches Geschlecht, dessen Stammbaum über Gersom auf Mose selbst zurückgeht, Priesterfunktionen in Dan ausübte.

85

A. Alt, KISchr, I I I 1959, 377f. Alt a. a. O. 359 f. Ihm schließt sich H. W. Wolff, Dodekapropheton 2 : Joel und Arnos, 1969, 364, an. Erst am Ende von Vers 17 weitet sich der Blick auf das Schicksal Israels. K. Marti, Das Dodekapropheton, 1904, 214, schlägt deshalb die Streichung dieses Passus vor.

86

87

Weippert,

Prosareden

2

18

Einleitung

Jeremia prophetische und levitische Tradition nicht zusammentreffen könnten, mit Vorsicht zu begegnen. Wenn C. Rietzschel schließlich die Gattung der Prosareden fest mit den Leviten verknüpft und ausschließt, daß diese von ihnen benutzte Gattung auch von anderen Personen zu anderen Zwecken als synagogal gebundener Verkündigung gebraucht werden könnte, so beruht dies auf zwei nicht akzeptablen Prämissen 88 . C. Rietzschel setzt bei dieser Argumentation zunächst voraus, daß bestimmte Traditionen fest mit ihrem Sitz im Leben verbunden sind. Diese Überlegung hat ihr unbestreitbares Recht bei der Bestimmung, wo bestimmte Traditionen ihren Ursprung haben und in welchen Kreisen sie vorzüglich überliefert werden 89 . Daß aber diese Traditionen unlöslich mit ihrem Sitz im Leben verknüpft bleiben müssen, ist ein fragwürdiges Postulat. Das Alte Testament bietet zahlreiche Beispiele für die Überwechslung von Traditionen aus ihrem ursprünglichen Sitz im Leben in andere Bereiche 90 . Für die Prosareden tritt noch verstärkend hinzu, daß es sich bei ihnen j a nicht um eine inhaltlich geprägte Tradition, sondern um eine formale Stilart handelt. Daß aber eine Stilart viel leichter als eine inhaltlich festgelegte Gattung sich von ihrem Sitz im Leben lösen kann, ist selbstverständlich. Insofern ist C. Rietzschels Meinung hinfällig, daß nur dann die Prosareden auf Jeremia selbst zurückgehen könnten, wenn er gleichzeitig in der Synagoge, wo nach C. Rietzschel der Sitz im Leben dieser Gattung sein soll, die ihm angemessene Wirkungsstätte sähe. Damit ist bereits die zweite Prämisse C. Rietzschels berührt. Es handelt sich dabei um die Behauptung, daß schon in vorexilischer Zeit die Institution der Synagoge existiert habe. Aufgrund der oben skizzierten Anschauung C. Rietzschels, daß eine Gattung einen festen Sitz im Leben nicht nur haben, sondern auch behalten müsse, ist er gezwungen, mit einer vorexilischen Synagoge zu rechnen, um eine kontinuierliche Pflege der Gattung der Prosareden durch levitische Kreise sicherzustellen. Zwar gibt C. Rietzschel zu, daß die Entstehung der Synagoge »für uns letztlich im dunkeln liegt« 91 ; er teilt aber dennoch die Überzeugung E. Janssens, daß die Synagoge im Exil nicht einfach als eine »neue Form des Gottesdienstes entstand «92. Weder durch archäologische Funde noch durch literarische Quellen ist die Existenz einer vorexilischen Synagoge bis jetzt nachweisbar. Mit K . Galling ist daher noch immer die Entstehung der Synagoge nicht vor dem Exil anzusetzen 93 ; alle Versuche einer früheren zeitlichen Ansetzung müssen hypothetisch bleiben. Daraus folgert zweierlei: Erstens läßt sich 88

Wenn man darüber hinaus nicht schon mit A. Cody, A History of Old Testament Priesthood, 1969, 187—190, eine levitische Predigttätigkeit, wie sie G. v. Rad, GSAT, 1958, 248—261, beschrieben hat, als unbewiesen zurückweisen will.

89

Vgl. dazu H.Gunkel — J.Begrich, Einleitung in die Psalmen, 1933,10—12; K . K o c h , Was ist Formgeschichte ?, 1967 2 , 41 u. ö. So schon H. Gunkel, Reden und Aufsätze, 1913, 35f.; ders. bei H. Schmidt, Die großen Propheten, 1923 2 , L V — L X X ; H. G u n k e l - J . Begrich op. cit. 29f.; Koch op. cit. 43—48. C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, 22. E . Janssen, Juda in der Exilszeit, 1956, 108 ff. K. Galling, ZDPV 72 (1956), 165: »Da die judäische Diaspora von 597/587 in Babylonien grundsätzlich an der Jahweverehrung ebenso wie an der Zionssehnsucht (Ps. 137) festhielt, weil man in der Fremde keinen Tempel besaß, so liegt es naturgemäß nahe, den Ursprung des Synagogeninstituts in diese Periode und in diesen Bereich zu setzen.« Vgl. auch K. Galling, RGG 3 , V I 1962, 557—559 s. v. Synagoge.

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91 92 93

19

Problemgeschichte

gegen C. Rietzschel gerade für die Zeit Jeremias keine Stätte angeben, an der die Gattung der Prosareden fest verhaftet wäre. Zweitens wird das Postulat hinfällig, daß Jeremia in der Synagoge habe auftreten müssen, um sich der Gattung der Prosareden überhaupt bedienen zu können. Die Ablehnung der von C. Rietzschel vorgebrachten Gründe gegen die Echtheit der Prosareden bedeutet keineswegs, daß damit für eine Beurteilung der Prosareden als authentischer Jeremiaverkündigung der Weg geebnet sei. Dieser Exkurs der Einleitung soll lediglich eine vorurteilslose Untersuchung des im Jeremiabuch tradierten Redestoffes sicherstellen. Dazu war eine Auseinandersetzung mit C. Rietzschels Prämissen unumgänglich 94 .

Nur eine spezielle Form der von B. Duhm und S. Mowinckel ausgehenden Beurteilung der Prosareden des Jeremiabuches fand auf den vorhergehenden Seiten Berücksichtigung und Kritik. Ganz allgemein ist darüber hinaus an die Vertreter dieser Theorie die Frage zu richten, wie sie die Kombination der postulierten Quellen oder des in verschiedenen Kreisen tradierten Materials erklären; sodann steht aber auch noch eine Antwort auf die Frage aus, welche Motive für die Tradierung bzw. Neuschaffung »jeremianischer« Reden in deuteronomistischen Kreisen maßgeblich waren. Die erste Frage drängt sich geradezu auf, da die zu Beginn dieser Einleitung herausgestellten drei Arten von Material innerhalb des Jeremiabuches nicht in deutlich voneinander abhebbaren Blöcken angeordnet sind. Metrische Sprüche, Prosareden und biographische Fremdberichte wechseln ohne ersichtliche Gründe miteinander ab95. Das bedeutet nicht, daß die Frage nach den Prinzipien, welche für die Anordnung und Reihenfolge der verschiedenen Texte bestimmend waren, keine Lösung finden könnte96; doch stehen alle Erklärungsversuche in einem unausgewogenen Verhältnis zu den literarkritisch erschlossenen drei Hauptquellen. Wie sich Quellen und Endredaktion zueinander verhalten, können die von 94

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98

Auf eine Darstellung der Folgerungen, die Rietzschel op. cit. 25ff. zieht, ist hier verzichtet. Eine informative Ubersicht über Rietzschels Theorie der »Überlieferungsblöcke« bietet in knapper Form W. L. Holladay, VT 18 (1968), 400—405. Schon F. Hitzig X I I — X V vermißte in der Zusammenstellung der einzelnen Abschnitte sachliche oder chronologische Prinzipien. Spuren beider hält er noch für nachweisbar; die Gliederung des gesamten Buches beschreibt er jedoch als »Unordnung«. P. P. Saydon, RivBib 5 (1957), 141—162, wird dem Sachverhalt am ehesten gerecht, wenn er die Existenz verschiedener kleinerer »rotoli« annimmt, auf denen Jeremia-Worte notiert waren. Zusätze verschiedener Art erfolgten bereits in diesem Stadium, bevor aus den Einzelrollen ein fortlaufender Text hergestellt wurde. Versuche in dieser Richtung unternahmen vor allem G. Jacoby, ThStKr 79 (1906), 1—30; M. Kessler, J N E S 27 (1968), 81—88. Jacoby a. a. O. 2f. trennt die Frage nach der Redaktion von der nach den verschiedenartigen Textmaterialien und beschränkt sich darauf, Nahtstellen und kurze redaktionelle Überleitungen aufzusuchen, um so die Motive des Redaktors ausfindig zu machen. 2*

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Einleitung

S. Mowinckel ausgehenden Exegeten nicht ausreichend erklären97. Auch die Frage, weshalb in deuteronomistischen Kreisen jeremianische Worte tradiert, erweitert und neu geschaffen wurden, findet in dem Hinweis darauf, daß eben in diesen Kreisen ein Interesse bestand, Jeremia als einen der ihren auszugeben, keine befriedigende Antwort. Träfe dies zu, so wäre doch auch zu erwarten, daß Jeremia innerhalb des deuteronomistischen Geschichtswerkes im Zusammenhang mit dem Bericht über die josianische Reform zumindest einer Erwähnung wert gewesen wäre. Daß dies nicht geschah, ist ein Indiz dafür, daß die Deuteronomisten, selbst wenn sie es gewollt hätten, nicht frei mit der Person des Propheten verfahren und ihn nicht ohne weiteres als einen Vertreter deuteronomischer Prinzipien beanspruchen konnten, wie sie es angeblich in Jer 111-14 getan haben sollen98. Auch die Exegeten, die, der Mowinckelschen Tradition diametral entgegengesetzt, annehmen, daß Jeremia in der Prosagattung eine seiner Verkündigung adäquate Form benutzt habe, können nicht alle sich aus diesem Postulat ergebenden Probleme lösen. Mit L. Rost ist zum Beispiel der Frage nachzugehen, weshalb gerade Jeremia, der ja nachhaltig von der Prophetie Hoseas beeinflußt ist, seine Verkündigung in Prosaform vortragen kann 99 . Die Fragestellung kann dahingehend erweitert und verallgemeinert werden, wie es denn überhaupt bei Jeremia zu diesem Novum innerhalb der prophetischen Tradition komme. Der Hinweis von A. Weiser auf eine vordeuteronomische liturgische Praxis ähnlicher Prosagattungen100 erklärt noch nicht, 97

Der im großen und ganzen den Konsens der meisten Kommentatoren widerspiegelnde Versuch von W. Rudolph X I X — X X I I , die redaktionelle Anordnung der Jeremia-Überlieferung in vier sachlich begründeten Hauptteilen zu erklären, ist — wie Rudolph selbst zugesteht — mit großen Schwierigkeiten verbunden. Schwierigkeiten bereitet vor allem die Annahme, daß der Endredaktion die drei postulierten Hauptquellen zur Verfügung gestanden hätten. Dabei neigen W. Rudolph X X und stärker noch J . Ph. Hyatt, VSH 1 (1951), 71—95; E . Nielsen, Oral Tradition, 1955, 78, dazu, im Verfasser der Quelle C zugleich den Endredaktor zu sehen. Der Komplex Jer 27—29 stellt diese Erklärung jedoch in Frage. Daß die drei Kapitel bereits vor ihrer Aufnahme ins Jeremiabuch eine Schrift für sich gebildet haben, erkennt auch Rudolph 172f. an. Das darin enthaltene Material verteilt er auf die Quellen A und B. Wenn man aber die Prinzipien anwendet, die überhaupt zur Behauptung der Quellen geführt haben, kann man sie mit S. Mowinckel, Komposition, 1914, 20. 40, und J . Ph. Hyatt, 1009—1023, nur auf die Quellen B und C verteilen. In diesem Fall drängt sich aber die Frage auf, wie der Endredaktor ( = Verfasser von C) eine Kombination von B und C vorfinden und in sein Werk aufnehmen konnte. Zu Rudolphs Behandlung der Kapitel 27—29 vgl. auch G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971, 58 Anm. 62.

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Vgl. dazu oben S. 12 und Anm. 49. S. Granild, StTh 16 (1962), 135—154, berührt diese Frage, kommt aber zu keiner plausiblen Antwort. 1 0 0 A. Weiser X X X V I I Anm. 1. L. Rost, Festschrift H. Meiser, 1951, 243 f.

99

Methode

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weshalb Jeremía die zunächst mit dem Kult verknüpfte Gattung im prophetischen Bereich neu aktualisiert. Auch für den Wechsel zwischen poetischer und in Prosa gehaltener Verkündigung muß ein plausibler Grund vorgebracht werden, wenn man beide auf den Propheten zurückführen möchte. Die zahlreichen Vorschläge zu diesem Problem101 führten bis jetzt noch nicht zu einem Konsens unter den Exegeten. 2. METHODE

Die ausführliche Darstellung der Problemgeschichte erhält ihre nachträgliche Begründung in dem Ziel, deutlich zu machen, wie wenig sinnvoll es erscheint, sich bei einer erneuten Untersuchung der Prosareden des Jeremiabuches der heute vorgegebenen Fragestellung zu unterwerfen. B. Duhms Jeremiakommentar brachte die Diskussion darüber in Gang, ob die im Jeremiabuch tradierten Reden dem Propheten zu- oder abzusprechen seien. Wenn siebzig Jahre später noch immer kein Konsens in dieser Frage erzielt und in nächster Zeit auch kaum zu erwarten ist, so stellt sich das Problem, ob überhaupt die Voraussetzungen einer derartigen Fragestellung sinnvoll sind. Als 101

Einige Exegeten finden gerade in den Reden das Material, das ursprünglich in der Urrolle enthalten gewesen sein soll; denn Intention und Wirkung der Rolle ließen sich gerade mit den Prosareden gut erklären. Vgl. dazu Th. H. Robinson, ZAW 42 (1924), 209—221; O. Eißfeldt, Einleitung, 19643, 471—476; J. W. Miller, Das Verhältnis Jeremias und Hesekiels, 1955, 28. 62—66. Ähnlich schon C. H. Cornill XLVI, der neben metrischen Sprüchen auch in Prosa gehaltene Stücke in der Urrolle vermutet, da sie ja »ins Gewissen zu reden« hatte. Vgl. ferner A. Aeschimann 24f., der zwar die Frage, ob das Prosamaterial Bestandteil der Urrolle oder ein exilisches bzw. nachexilisches Produkt sei, offenläßt, aber gute Gründe für die Zurückführung der Abschnitte auf Jeremia anführt. Für situationsbedingt halten die Anwendung der Prosagattung P. Volz XXXVIII; A. Weiser XXXVII. Während jedoch Volz vor allem an Situationen denkt, in denen sich der Prophet an einen kleinen Kreis oder an eine Einzelperson wendet, rechnet A. Weiser mit kultischen Situationen, bei denen man eine größere Ansammlung von Menschen erwarten muß. Für Weiser ist in diesem Zusammenhang die Übernahme der Prosagattung aus kultischem Gebrauch (vgl. Anm. 100) maßgeblich. W. Erbt, Jeremia und seine Zeit, 1902, 70 f. 248, führt das Aufkommen der Prosaform auf ein Zurücktreten des ekstatischen Moments und ein gleichzeitiges Anwachsen des persönlichen Engagements zurück. Diese Annahme harmonisiert mit den späteren Beobachtungen von A. Jepsen, Nabi, 1934,139—141, denenzufolge sich Jeremia weniger als Angehöriger der Prophetenzunft denn als »Sprecher Gottes« verstanden habe. H. Wildberger, Jahwewort und prophetische Rede bei Jeremia, 1942, 105, hält die Prosaform für die ursprüngliche Art der Jahweoffenbarung; die Metrisierung beruhe erst auf der stilistischen Arbeit des Propheten.

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Einleitung

grundsätzliche Prämisse bei der Bestimmung der Prosareden muß wohl die Annahme gelten, daß sie eine der deuteronomisch-deuteronomistischen Diktion ähnliche Sprache sprechen. Sowohl die von B. Duhm und S. Mowinckel beeinflußten Autoren als auch die Vertreter der Theorie, daß Jeremia selbst die Prosagattung gebraucht habe, sind sich in dieser Annahme einig. Ein Unterschied zwischen beiden Positionen besteht lediglich darin, daß man für die in den Reden vorkommenden Deuteronomismen entweder deuteronomistische Kreise oder den Propheten selbst verantwortlich macht. Dabei ziehen die einen eine Verbindungslinie zwischen dem Deuteronomium und den am Jeremiabuch tätigen Deuteronomisten, die andern zwischen dem Deuteronomium und Jeremia selbst. Die Annahme, daß die postulierten Gemeinsamkeiten zwischen der deuteronomischdeuteronomistischen und der jeremianischen Literatur überhaupt dazu ausreichen, eine wie auch immer geartete literarische Beziehung zwischen beiden herzustellen, wird dabei stillschweigend vorausgesetzt102. Bezeichnend für diesen Sachverhalt sind etwa die Einleitungen zu Kommentaren über das Jeremiabuch oder zu Arbeiten, die den Redestoff behandeln: sie setzen in der Regel voraus, daß mit dem Erscheinen des Duhmschen Jeremiakommentars im Jahre 1901 der Ansatzpunkt der von ihnen behandelten Fragestellung gegeben sei103. Nun soll hier keineswegs bestritten werden, daß dieser Kommentar tatsächlich einen bedeutenden Einschnitt in der Forschung am Jeremiabuch markiert. Doch darf darüber nicht vergessen werden, daß bereits der Duhmsche Kommentar und in direkter Abhängigkeit von ihm auch die spätere Jeremialiteratur mit Thesen belastet sind, die aus dem 19. Jahrhundert ungeprüft übernommen wurden. Der in der Eine Ausnahme macht W. L. Holladay, J B L 79 (1960), 351—367, der einen völlig neuen Versuch zum Verständnis des literarischen Charakters der Prosareden vorlegt. Bewußt versucht er damit, sich der oben im Text gekennzeichneten Fragestellung zu entziehen. Seine Methode besteht darin, daß er für in den Prosareden vorkommende Sprachformen ihre poetische Urform (prototype) in oder außerhalb des Jeremiabuches aufsucht und so das Vorbild und die Tradition der prosaischen Nachbildung (copy) aufzeigt. 103 vgl. etwa W. Rudolph X I V ; J . W. Miller, Das Verhältnis Jeremias und Hesekiels, 1955, 9f.; H. Graf Reventlow, Liturgie und prophetisches Ich bei Jeremia, 1963, 20; ZAW 81 (1969), 315f.; C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, 10f.; J . Bright, Biblical Essays 1966: Proceedings of the 9th Meeting, »Die Ou-Testamentiese Werkgemeenskap in Suid-Afrika«, 1967, 11 f. Nur scheinbare Ausnahmen sind J . Ph. Hyatt, 788; J N E S 1 (1942), 156f.; VSH 1 (1951), 75f.; J . Bright, J B L 70 (1951), 18 Anm. 12; H. H. Rowley, From Moses to Qumran, 1963, 208 Anm. 1. Diese Autoren zitieren zwar Vertreter der Sprachstatistik aus dem 19. Jahrhundert und distanzieren sich von deren Ergebnissen; doch stellen sie ihre Methode nicht in Frage. Anders W. L. Holladay, J B L 79 (1960), 351 Anm. 1; vgl. dazu oben S. 22 Anm. 102.

102

Methode

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vorausgegangenen Problemgeschichte versuchte Rückgriff hinter B. Duhm zurück hat die Funktion, die Entstehung und Entwicklung der noch heute für die Charakterisierung der Prosareden relevanten Prämissen aus der Deuteronomiumforschung aufzudecken und so einer kritischen Überprüfung zugänglich zu machen. Eine Kritik dieser Prämissen sieht sich mit einer Reihe von sprachstatistischen Aufstellungen konfrontiert, die einzelne Vokabeln und Formeln sowohl im Jeremiabuch als auch in der deuteronomischdeuteronomistischen Literatur erfassen104. Maßgeblich für etwaige Folgerungen aus diesem statistischen Material war und ist in der Regel das numerische Verhältnis, in dem Vokabeln und Formeln in beiden Überlieferungen vorkommen105. Das bedeutet aber nichts anderes, als daß man isolierte Sprachelemente ohne Berücksichtigung ihres Aussagegehaltes als Grundlage der Eruierung literarischer Abhängigkeitsverhältnisse beansprucht. Erste Ansätze zur Anwendung dieser Methode auf die Beziehungen zwischen dem Jeremiabuch und der vom Deuteronomium ausgehenden Literatur waren mit den Beobachtungen von W. Gesenius gegeben106. Die in der Folge einsetzende Ausweitung des zu untersuchenden Materials führte zu keiner Überprüfung oder Modifizierung, sondern allenfalls zu einer Strapazierung der Methode107. Lediglich am Rande wies man darauf hin, daß ein Ausdruck im Jeremiabuch abweichend von seiner im Deuteronomium üblichen Funktion eingesetzt sei, zog daraus jedoch keine weiterreichenden Schlüsse108. Auch die gelegentlich vorgebrachte Skepsis gegen die Beweisfähigkeit sprachstatistischen Materials für literarische Zusammenhänge ging nicht bis zu einer Revidierung der Methode 109 . Dabei hätte bereits die Verschiedenheit der Vorschläge zur 104

Vgl. oben S. 3—7. J. Bright, JBL 70 (1951), 18, ist für diese Auswertung sprachstatistischen Materials besonders typisch. Vgl. dazu die Kritik bei W. Rudolph XVII Anm. 2. 106 Vgl. oben S. 4. 107 Anders kann man die von J. W. Colenso, The Pentateuch and Book of Joshua Critically Examined, VII 1879, Appendix 149, zusammengestellten zweihundert Belege für sprachliche Gemeinsamkeiten in der jeremianischen und der deuteronomisch-deuteronomistischen Diktion nicht charakterisieren. los vgl. z.B. S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 187f., zur Phrase 3 1 ? *?33 105

1TD1 in Jer 32 41. Er notiert zwar, daß die Formel im deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich auf ein menschliches Tun, in Jer 32 41 aber auf ein Handeln Jahwes bezogen ist, zieht aber daraus nicht den naheliegenden Schluß, daß der Gebrauch der Wendung in Jer 32 41 keineswegs gradlinig aus dem Deuteronomium ableitbar sei, sondern schreibt die Stelle gerade aufgrund ihres Sprachgebrauchs einem deuteronomistischen Verfasser zu. 109 Wenn etwa P. Kleinert, Das Deuteronomium und der Deuteronomiker, 1872, 214, ein Mißtrauensvotum gegen Sprachstatistiken und ihre Brauchbarkeit vorbringt,

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Einleitung

Datierung des Deuteronomiums aufgrund sprachstatistischer Untersuchungen zu einer Besinnung auf Möglichkeiten und Grenzen, solches Material sinnvoll zu verwerten, führen müssen. Nun können isolierte Wörter zwar durchaus Gegenstand phonetischer und etymologischer Untersuchungen sein; als Grundlage für den Nachweis literarischer Beziehungen reichen sie aber auf keinen Fall aus. Der Kontext ist es, der die individuelle Bedeutung eines Wortes oder einer Formel bei einem bestimmten Verfasser gegenüber anderen möglichen Bedeutungen in anderen Kontexten abgrenzt und festlegt 110 . Begnügt man sich also lediglich mit der Feststellung und Zählung von Isoglossen verschiedener literarischer Komplexe einer oder mehrerer vergleichbarer sozialer Größen innerhalb derselben Periode, so gewinnt man daraus bestenfalls Hinweise auf gruppenspezifische Vokabeln und Formeln dieser Zeit. Individuelle Nuancierungen ergeben sich aus dem Kontext, aus dem die Sprach- und Denktradition eines Sprechers oder Autors abgelesen werden können111. Überträgt man diese Prinzipien auf den Bereich der jeremianischen und der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur, so ist klar, daß beide für die Sprache des ausgehenden 7. und des beginnenden 6. Jahrhunderts v. Chr. repräsentativ sind. Eine auf das rein numerische Vorkommen isolierter Sprachelemente beschränkte Untersuchung kann daher zu einem Überblick über das für diese Epoche typische Vokabular, auf keinen Fall aber zur Feststellung irgendwelcher literarischer Abhängigkeitsverhältnisse gelangen. Erst der Nachweis, welcher Zusammenhang für bestimmte Begriffe in beiden literarischen Bereichen typisch ist, ermöglicht Aussagen über bestehende oder auch nicht bestehende Tendenzen gegenseitiger Beeinflussung. Da ebenso wie im Deuteronomium und der von ihm abhängigen Literatur auch in den Prosareden des Jeremiabuches eine formelhaft geprägte Sprache vorliegt, ist die Eruierung von typischen Kontexten für einzelne Begriffe in diesem speziellen Fall besonders aussichtsreich. so führt das bei ihm schon deshalb zu keiner methodischen Neuorientierung, da er selbst wieder zu dem von ihm kritisierten Mittel greift (op. cit. 185—192). Ähnlich verhält sich auch J. Bright, J B L 70 (1951), 18. Auch die Mahnung H. Greßmanns, ZAW 42 (1924), 317, gegen die übliche Handhabung der Methode des Sprachbeweises blieb weitgehend unbeachtet. 110

111

Zur Diskussion über die Bedeutung des Kontexts in der Sprachwissenschaft allgemein vgl. S. Ulimann, Semantics, 1962, 48—53. 64—67. Anders ausgedrückt könnte man den Sachverhalt mit den von F. de Saussure, Cours de linguistique générale, 1949 3 , 25. 30. 36—39, geprägten Begriffen le langage und la parole auch folgendermaßen beschreiben: Die Sprachstatistik ermöglicht eine Bestandsaufnahme des langage, während die Berücksichtigung des Kontextes auf seine individuelle Anwendung als parole hinführt.

Methode

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Ein Beispiel kann die in dieser Arbeit versuchte Methode verdeutlichen. Betrachtet man das Verbum *iöp D im Jeremiabuch und in der deuteronomistischen Literatur, so ergibt sich bei Anwendung der bisher üblichen sprachstatistischen Methode, daß in beiden dieses Verbum im Vergleich zu anderen Schichten des Alten Testaments auffallend dominiert. Nach den bisherigen Prinzipien müßte das Ergebnis dahingehend ausgewertet werden, daß ein Zusammenhang zwischen beiden Überlieferungen besteht. Eine Stütze könnte dieses Resultat sogar noch dadurch erhalten, daß das Verbum in den meisten Fällen auf ein kultisches Handeln abzielt, das negativ beurteilt wird. Die in dieser Arbeit angewandte Methode kann jedoch mit Hilfe des für "lüp D typischen Wortfeldes zeigen, daß im deuteronomistischen Bereich damit illegitimer Jahwekult, im Jeremiabuch aber Götzendienst gemeint ist 112 . Damit fällt aber "ltsp D bereits für den Zweck aus, die in den Prosareden belegte Diktion in eine direkte Beziehung zu der deuteronomistischen Literatur zu zwingen. Die auffallende numerische Häufigkeit des Verbums in beiden Überlieferungen kann nur noch als Hinweis auf den Sprachgebrauch der theologischen Argumentation des Übergangs vom 7. zum 6. Jahrhundert v. Chr. dienen. Zwischen seiner speziellen Anwendung im Jeremiabuch und in der deuteronomistischen Literatur jedoch zeigt sich eine tiefe Kluft, an der sämtliche Hypothesen über irgendwelche Abhängigkeitsverhältnisse scheitern müssen. Dieses vereinzelt herausgegriffene Beispiel macht klar, daß die als gesichert angenommene sprachliche Beziehung zwischen dem Jeremiabuch und der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur einer erneuten Überprüfung bedarf. Der in dieser Arbeit eingeschlagene Weg führt demnach zurück hinter die Ausgangspositionen, die für die heutige Fragestellung richtungsweisend waren. Die Gliederung entspricht dieser Intention, möglichst bis zum Ursprung des Problems vorzudringen: exegetische Überlegungen setzen sich in einem ersten Teil mit den seit der Jahrhundertwende vorgetragenen Beurteilungen der Prosareden auseinander, sprachliche Untersuchungen behandeln in einem zweiten Teil die aus dem 19. Jahrhundert überkommenen Ergebnisse. Gang und Ziel dieser Arbeit ähneln somit in gewisser Weise dem Versuch, auf einem Weg, den man als Sackgasse erkannt hat, umzukehren, um so neue weiterführende Wege ausfindig zu machen. Ein derartiges Zurückgehen kann keine neuen Theorien über Entstehung und Komposition des Jeremiabuches zum Ergebnis haben. Dagegen können unbrauchbare Prämissen aus dem Weg geräumt werden, um so zu einem neuen Verständnis des im Jeremiabuch tradierten Redestoffes zu kommen. 112

Vgl. unten S. 218—222.

I. Exegetische Überlegungen Die exemplarische Behandlung v o n J e r 7 1-15 1 8 1-12 2 1 1 - 7 34 8-22 versucht, einige seit dem Duhmschen J e r e m i a k o m m e n t a r übliche V o r stellungen über die zeitliche Ansetzung des Redestoffes und über seinen Charakter zu revidieren. Hauptsächlich zur Widerlegung der häufig vorgeschlagenen Spätdatierung der Prosareden in exilische oder nachexilische Zeit dient die Untersuchung v o n J e r 7 1-15. Inhaltliche Probleme stehen bei der Behandlung v o n J e r 1 8 1-12 im Vordergrund. Dies ist notwendig, da neuerdings S. Herrmann den Nachweis versucht hat, daß dieser Abschnitt in seiner Gedankenführung deuteronomistisch sei 1 . Die Betrachtung v o n J e r 2 1 1 - 7 begegnet dem V o r urteil, daß der Stil der Prosareden monoton und weitschweifig sei 2 . Überlegungen zu J e r 3 4 8-22 schließlich beschäftigen sich m i t den Fragen zur Gliederung der Prosareden.

1. J E R 71-15 1 Das Wort, das von Jahwe an Jeremia erging: 2 Stelle dich in das Tor des Hauses Jahwes und verkündige dort dieses Wort und sprich: Höret das Wort Jahwes, ganz Juda, 1 2

S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 162—165. Bis zur Ausscheidung des Redestoffes aus der authentischen Jeremiaüberlieferung durch B. Duhm, Das Buch Jeremia, 1901, belegten die Ausleger in der Regel Jeremia selbst mit dem Vorwurf, daß sein stilistisches Vermögen weit hinter dem anderer Propheten zurückbleibe. Exemplarisch ist hierfür die Meinung des Hieronymus in seiner Praefatio in Jeremiam: »Jeremias propheta, cui hic prologus scribitur, sermone quidem apud Hebraeos Isaia et Osee et quibusdam aliis prophetis videtur esse rusticior, sed sensibus par est.« Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde dieses Urteil aufrechterhalten. Vgl. etwa K. H. Graf XXXII; H. Ewald, Die Profeten des Alten Bundes, II 18682, 69; E. Reuss, Die Geschichte der Heiligen Schriften Alten Testaments, 18902, 401 f. F. Giesebrecht XXII versucht bereits, Jeremia von diesem Verdikt zu befreien, und führt deshalb die stilistisch weniger kunstvollen Partien auf Baruch zurück. Seit B. Duhm XIXf. gibt man nur noch den Redeabschnitten hinsichtlich ihres Stils eine negative Zensur. Die sich gleichzeitig durchsetzende Annahme, daß die Reden nicht von Jeremia stammten, hat ihre Wurzeln sicher auch in dem Bedürfnis, in Jeremia nicht den Verfasser von stilistisch inferioren Texten sehen zu müssen. Vgl. etwa die Beurteilung der Prosareden bei S. Mowinckel, Komposition, 1914, 33; G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 382; H. Birkeland, Zum hebräischen Traditionswesen, 1938, 42; H. G. May, JBL 61 (1942), 142; E. A. Leslie 18; S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 189; W. Rudolph XVI. Andererseits können J. Ph. Hyatt, VSH 1 (1951), 77, und J. Bright LXVIIf. neben Monotonie und Weitschweifigkeit in den Prosareden auch positive stilistische Merkmale verzeichnen.

J e r 7 1-15

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die ihr durch diese Tore gekommen seid, um J a h w e anzubeten 3 . 3 So spricht J a h w e Zebaoth, der G o t t Israels: Bessert euren W a n d e l und eure T a t e n , dann will ich euch a n diesem Ort wohnen lassen 4 . 4 V e r l a ß t euch nicht auf die Lügenworte: Der Tempel J a h w e s , der Tempel Jahwes, der Tempel J a h w e s ist dies 5 ; 5 vielmehr bessert euren W a n d e l und eure T a t e n , schafft doch untereinander R e c h t , 6 bedrückt nicht Fremdling, Waise oder Witwe (

) 6 und lauft nicht fremden Göttern nach, euch selbst zum

Schaden. 7 D a n n will ich euch wohnen lassen an diesem Ort, im Lande, das ich euren V ä t e r n gegeben habe von Ewigkeit zu Ewigkeit. 8 Siehe, ihr verlaßt euch auf die Lügenworte, die keinen Nutzen haben. 9 W i e ? Stehlen, morden und ehebrechen 7 und

3

© bietet die Verse lf. in wesentlich kürzerer F o r m : ctKoOaotTE Aoyov xupiou, trciaa r) ' l o u S a i a . B . D u h m 74 hält den T e x t von © für ursprünglich. I h m folgen M. Schmidt, Prophet und Tempel, 1948, Anm. 2 7 5 ; J . W . Miller, D a s Verhältnis J e r e m i a s und Hesekiels, 1955, 36 Anm. 5 ; J . B r i g h t 55. C. H. Cornill 92 b e t r a c h t e t den gesamten T e x t b e s t a n d der Verse lf. als Übernahme aus 26 lb-2. Ähnlich argumentieren W . E r b t , J e r e m i a und seine Zeit, 1902, 2 4 8 ; A. Weiser 6 0 f . ; doch besteht kein zwingender Grund, von 3JJ abzuweichen, da @ sehr wohl gekürzt haben kann. Vgl. dazu P . Volz, Studien zum T e x t des Jeremias, 1920, 5 6 ; F . Nötscher 8 3 ; W . Rudolph 50.

4

An der masoretischen Vokalisation des Verbums DDDN) und i (DDilN

als G in den Versen 3 (7I33ÜX1

kann festgehalten werden, da sie auch für die Vorlage

von © wahrscheinlich angenommen werden d a r f : Kai kcttoikico vuSs. Ausschließen kann m a n allerdings nicht, daß © in der Vorlage

H las; doch wäre dies nur in

Vers 3 ohne Änderung des Konsonantenbestands möglich. Vgl. dazu auch die Übersetzung durch SRI

A in © . Zwar wollen A. B . Ehrlich, Randglossen, I V 1912, 2 6 0 ;

Volz op. cit. 5 6 ; S c h m i d t op. cit. Anm. 2 8 2 ; W . Rudolph 50; A. Aeschimann 77 m i t SB in OSJjlN H B Ü X ) * bzw.D?ljlN

ändern; doch ist eher m i t B . D u h m 7 5 ;

F . Nötscher 8 3 ; A. Weiser 59 an der L e s a r t von 9JI festzuhalten. Diese Entscheidung wird auch durch die Ausführungen von E . J e n n i , D a s hebräische Pi'el, 1968, 93, nicht hinfällig. Seine textkritische Änderung ergibt sich aus seinem Verständnis von J e r 7 1-15, nach dem »die Anwesenheit Gottes und n i c h t die L a n d g a b e das T h e m a « sei. D e m ist entgegenzuhalten, daß sich die Verse 7 b. 14 b sicher mit der Gabe des Landes beschäftigen. s

Das pluralische 71071 a m E n d e von Vers 4 erklärt man in der Regel damit, daß der Tempel ein K o m p l e x aus mehreren Gebäuden gewesen sei. Anders jedoch W . E r b t , J e r e m i a und seine Zeit, 1902, 2 4 8 ; E . F . Sutcliffe, V T 5 (1955), 3 1 3 f . Vgl. zur Stelle auch W . Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 184 Anm. 1.

6

I n Vers 6 weist der Wechsel zwischen den Negationen VÖ und b x darauf hin, daß der mit

negierte J u s s i v erst nachträglich aus 22 3 hier eindrang. C. v. Orelli 4 3

erklärt den Wechsel noch m i t rhetorischer Lebhaftigkeit. E i n e n Einfluß aus 22 3 n a h m schon C. H. Graf 1 1 4 an. Auch F . Giesebrecht 46 rechnet mit einem durch die Erinnerung an 22 3 verursachten lapsus calami für Später setzte sich die Streichung des durch

eingeleiteten Passus durch; vgl. B . D u h m 7 6 ; P . Volz

op. cit. 5 7 ; W . E r b t op. cit. 2 4 8 ; W . Rudolph 50. I n der Vorlage von © war der S a t z 1

allerdings schon Weiser folgtReihenfolge wohl deshalb dem W otio>x5a9ai r t l a u t vonund 2Ji. Die Verben 333, enthalten, I I S I und und ^NJ A. haben in 59 © die «poveOeiv, kA£ttteiv . Dies sowie die asyndetische Nebeneinandersetzung von 233 und 7IST in SR lassen vermuten, daß die ursprüngliche Reihenfolge in 3JI nicht gewahrt ist. Sicheres ist darüber aber nicht mehr ausfindig zu machen.

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Exegetische Überlegungen

falsch schwören und dem Baal räuchern und hinter fremden Göttern herlaufen, die ihr nicht kennt! 10 Und dann kommt ihr und stellt euch vor mich hin 8 in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, und sagt: Wir sind gerettet! um alle diese Greuel zu tun. 11 Ist denn dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, eine Räuberhöhle in euren Augen ? Ich bin doch nicht blind 9 ! — Spruch Jahwes. 12 Denn geht doch einmal zu meinem Ort in Silo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und seht, was ich ihm wegen der Bosheit meines Volkes Israel getan habe! 13 Nun aber, weil ihr alle diese Dinge getan habt — Spruch Jahwes 10 — und, obwohl ich unentwegt zu euch sprach 11 , nicht gehört habt, und, obwohl ich euch rief, nicht geantwortet habt, 14 verfahre ich mit diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, auf das ihr euer Vertrauen gesetzt habt, wie ich mit Silo verfahren bin, 15 und verstoße euch von meinem Angesicht, so wie ich alle eure Brüder, den ganzen Samen Israels, verstoßen habe 12 .

Jer 7 1-15 enthält eine nicht datierte Rede, die W. Rudolph aufgrund ihrer Breite und Formelhaftigkeit der exilischen Quelle C zuordnet13. In Jer 26 1-24 liegt der Bericht über eine Rede vor, die Jeremia zu Beginn der Regierungszeit Jojakims (609/608) vor dem Volk im Tempel gehalten haben soll. Die Rede selbst umfaßt in diesem Bericht nur fünf Verse (2-6), streng genommen nur die Verse 4aß-6. Der Schwerpunkt dieser Erzählung liegt auf der Wirkung der Rede und den daraus sich ergebenden Folgen für Jeremia. Kapitel 26 weist W. Rudolph der Baruchschrift zu, da dies aus »jene(r) gewisse(n) Umständlichkeit, die der Schreibweise Baruchs eignet« hervorgehe14. Die Rede von Jer 26 2-6 steht thematisch mit Jer 7 1-15 in einem derart engen Zusammenhang, daß es sich zweifellos um ein und die8

9

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12 13

14

zu m s + ''JsV vgl. akk. izuzzu + ina päni. Der Ausdruck meint wohl nicht in erster Linie eine räumliche Anwesenheit im Tempel, sondern eine aktive Teilnahme am Gottesdienst. T P X T HM DJ am Ende von Vers 11 ist mehrdeutig. P. Volz 92 bietet verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten: »Auch ich sehe, bin nicht blind (und strafe euch), ja, so habe ich es erfahren; ja, auch ich sehe es so an (wie ihr, nämlich, daß der Tempel nichts besseres ist und verdient als das Geschick einer Räuberhöhle).« m i T DXJ teilt Vers 13 in zwei parallele Teile, wie es auch in metrisch zu lesenden Prophetensprüchen üblich ist; vgl. R. Rendtorff, ZAW 66 (1954), 30 Anm. 3. In © fehlt das Äquivalent von 1 3 1 1 D38TI. Eine kürzere Vorlage nehmen W. Erbt, Jeremia und seine Zeit, 1902, 249; P. Volz, Studien zum Text des Jeremias, 1920, 57f.; F. Nötscher 85 an. Doch ist an 3)1 festzuhalten (so auch W. Rudolph 50; A. Weiser 59). Die Wendung gehört zu den Spracheigentümlichkeiten des Jeremiabuches. © hat den Wortlaut sehr wahrscheinlich gekürzt, da die Phrase für den Sinn entbehrt werden kann. Vgl. dazu unten S. 44 f. W. Rudolph 51—53 ist in diesem Urteil von S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31, abhängig. Ebenso J . Ph. Hyatt 867; VSH 1 (1951), 116; E . A. Leslie 116; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 173—198. — J . Skinner, Prophecy and Religion, 1922, 170, beurteilt die Verse 3-7 als »supplementary compositum by a Deuteronomic commentator «. W. Rudolph 169.

Jer 7 1-15

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selbe Rede handeln muß16. An zwei Punkten wird das besonders deutlich: 1. 7 2 bzw. 26 2 enthält den Auftrag, daß Jeremia im Tempel stehend (7 2: im Tor des Tempels; 2 6 a : im Vorhof des Tempels) allen Judäern, die kommen (7 2: durch diese Tore; 26 2: um im Haus Jahwes anzubeten) folgendes (7 2: dieses Wort; 26 2: alle Worte, die ich dir zu sagen befahl — nichts sollst du davon wegnehmen) sagen solle16. 2. In beiden Kapiteln ist der Höhepunkt der Rede erreicht mit der Gegenüberstellung von Jerusalem und Silo, das — wie n u n Jerusalem — ehemals Sitz eines Zentralheiligtums war 17 . So wie Silo zerstört wurde, so soll auch Jerusalem zerstört werden. I n Kapitel 26 genügt ein Vers (e), in Kapitel 7 kündigen die Verse 12. (13). 14. (15) das Gericht an.

W. Rudolph umschreibt den Zusammenhang zwischen beiden Reden so, daß Jer 7 1-15 »die in Kap. 26 zusammengefaßte Rede« enthalte; denn »Baruch faßt ihren Inhalt kurz zusammen«18. An diesem Punkt wird die Rudolphsche Quelleneinteilung fragwürdig. Nach W. Rudolphs Ausführungen handelt es sich bei der Quelle C um »eine Arbeit der exilischen Deuteronomiker«19. Die Baruchschrift, die W. Rudolph traditionell von dem Schreiber Jeremias, Baruch, herleitet, und zu deren Bestand er Kapitel 26 zählt, soll in Ägypten abgeschlossen worden sein20. Der in Jer 26 vorliegende Bericht kann jedoch schon früher, noch in Palästina, von Baruch aufgeschrieben worden sein. Notwendig ergibt sich hier die Frage: Wie ist es möglich, daß Baruch in Palästina oder in Ägypten eine im Exil von einem oder mehreren Deuteronomikern geschriebene Rede »zusammenfassen« kann ? Man könnte die Rudolphsche These dahingehend erklären, daß Jer 7 1-15 auf authentischen Jeremiaworten aufbaue, und daß diese 15

16

17

18 19 20

Darüber besteht unter den Exegeten ein weitgehender Konsens. Die Identifizierung wurde nach A. Condamin 92 erstmals von J. Alting (1687) vertreten. G. A. Smith 147 wendet dagegen ein, daß Jeremia auch zweimal dasselbe Thema behandelt haben könne. Ähnlich F. Hitzig 60; Th. Laetsch 93 f. Vorsichtig formuliert auch F. Nötscher 195, daß in Jer 26 »wahrscheinlich ein Bericht über die gleiche Begebenheit, von def 7 lff. erzählt wird«, vorliege. Die Ähnlichkeit ist natürlich dann irrelevant, wen man für 7 2 den Text von (5) vorzieht oder die Verse lf. als Übernahme aus Kapitel 26 versteht. Vgl. oben S. 27 Anm. 3. O. Eißfeldt, VTS 4 (1956), 138 f., bietet eine Übersicht über die Belege, aus denen auf die politische und kultische Bedeutung zurückgeschlossen werden kann. W. Rudolph 169. W. Rudolph XVII. W. Rudolph XVI nimmt an, daß Baruchs »Aufzeichnungen verhältnismäßig früh (nach 570) nach Palästina kamen«.

30

Exegetische Überlegungen

eine deuteronomistische Überarbeitung erfahren hätten 21 . Baruch hätte sich demnach nicht auf den Wortlaut von Jer 7 1-15, sondern auf die zugrundehegenden echten Jeremiaworte bezogen. Nach W. Rudolph ist der »echte« Jeremia ja auch noch in Jer 7 1-15 »zu spüren«, so zum Beispiel in Vers na 2 2 . Diese Erklärung vermag jedoch nicht zu befriedigen. Gerade vom »echten« Jeremia ist nämlich in der Rede von Jer 26 nichts mehr zu spüren23. Es verhält sich genau umgekehrt: Die Wendungen und Formulierungen, die innerhalb der Quelle C und so auch in Jer 7 1-15 geläufig sind, finden sich im Redestoff von Jer 26, während man originell formulierte Aussagen aus Jer 7 1-15 in Kapitel 26 vergeblich sucht. Dieser Sachverhalt ermöglicht zwei einander widersprechende Schlüsse: 1. J e r 26 2-6 enthält primäre Bericht über eine wurde und so jetzt in J e r bleibt die übliche auf das

nicht die Zusammenfassung von J e i 7 1-15, sondern ist der Rede, die später von einem exilischen Verfasser erweitert 7 1-15 vorliegt 24 . Gelingt es, diese These zu begründen, so Jeremiabuch angewandte Quelleneinteilung unerschüttert.

2. J e r 26 2-6 enthält die Zusammenfassung des Wortlautes von J e r 7 1-15, hat also J e r 7 1-15 quasi als Vorlage benutzt 2 5 ; dann ist die schriftliche Fixierung dieses Abschnittes zeitlich vor der Abfassung des Berichtes von Kapitel 26 anzusetzen. Trifft dies zu, dann ist ganz allgemein die Priorität der Quelle C vor der Quelle B zu postulieren 26 . 21

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26

W. Rudoph 52 rechnet damit, daß »echte Worte Jer(emia)s hier durch eine fremde Individualität hindurchgegangen sind«. Vgl. auch W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 177—198, besonders 183. 196—198, ferner oben S. 12 Anm. 50. W. Rudolph 53. Auch R . Rendtorff, ZAW 66 (1954), 32, macht darauf aufmerksam, daß J e r 7 9-11 deutlich »jeremianische Züge« trage, für die aber eine Entsprechung in Kapitel 26 fehle. Diese Möglichkeit entspricht der von B. Duhm 75 vorgetragenen Theorie: »Die kurze Angabe Baruchs hat unseren Midraschisten angeregt, eine vollständige Rede über das Thema auszuarbeiten.« Den »Midraschisten« setzt Duhm 78 erst in nachexilischer Zeit an. J . Bright, Biblical Essays 1966: Proceedings of the 9th Meeting, »Die Ou-Testamentiese Werkgemeenskap in Suid-Afrika«, 1967,17, lehnt eine literarische Beziehung zwischen J e r 7 1-15 und 26 ab. Stattdessen rückt er die Quellen B und C eng zusammen, indem er beide auf Schüler Jeremias zurückführt, die — da sie demselben Kreis angehören — eine ähnliche Sprache gebrauchen. Ist schon die Hypothese eines um Jeremia gescharten Schülerkreises problematisch, da nichts im Jeremiabuch auf einen solchen hinweist — so auch J . Bright, Interpretation 9 (1955), 269 —, ist auch die Bestreitung eines literarischen Zusammenhangs zwischen beiden Kapiteln nicht akzeptabel. Das Problem löst sich auf, wenn man mit H. G. May, J B L 61 (1941), 139—155, »Baruchschrift« und Redequelle zusammenzieht und von nur einem Verfasser ableitet. Vgl. dazu auch F . Augustin, ZAW 67 (1955), 50—56. In diese Richtung

Jer 7

1-15

31

Um die erstgenannte Möglichkeit zu überprüfen, ist es nötig, die Intention von Kapitel 26 ausfindig zu machen. Die in Jer 26 nur kurz geschilderte Rede ist der Anlaß zu einem Geschehen, in dessen Verlauf der Prophet in Gefahr gerät. Offensichtlich will der Berichterstatter etwas über Jeremia erzählen. Verdeutlicht wird dieser Zweck der Erzählung vollends durch den nachfolgenden Bericht über den Propheten Uria. Ob es der Erzähler auf den Kontrast zwischen dem mutigen Jeremia und dem fliehenden Uria abgesehen hat, oder ob es ihm darum geht, zu zeigen, daß Jeremia tatsächlich in Lebensgefahr schwebte, kann dahingestellt bleiben27. Wichtiger ist, daß die Pointe des Berichtes nicht in der Rede, sondern in deren Folgen, dem Leiden Jeremias liegt28. Sodann ist es wichtig, sich den Inhalt der in Jer 26 geschilderten Rede vor Augen zu halten. Nach der Datumsangabe in Vers i folgt in den Versen 2f. der Auftrag an Jeremia, zum Volk zu sprechen. Über den Inhalt der Rede kann aus ihrer Einleitung nur entnommen werden, daß eine Gerichtsankündigung geplant ist (Vers 3b). Diese Gerichtsankündigung ist bedingt; ihre Einschränkung geht aus Vers 3a hervor: wenn nämlich jeder von seinem bösen Treiben ablassen sollte, dann wird sich auch Jahwe des Bösen, das er vorhatte, gereuen lassen. Vers 4act wiederholt noch einmal in knapper Form den Auftrag: rnöXI O j T V n ; erst danach setzt die eigentliche Rede ein. Ihr Wortlaut ist direkt mit der Beauftragung Jeremias durch Jahwe verknüpft; sie wird also nicht durch eine entsprechende Situationsangabe als Rede vor dem Volk eingeführt. Erst Vers 7 läßt den Rückschluß zu, daß die Rede tatsächlich öffentlich gehalten wurde. Die Rede von Kapitel 26 hat folgenden Wortlaut: 4 a ß.b So spricht Jahwe: Wenn ihr nicht auf mich hört, zu wandeln in meinem Gesetz, das ich euch vorgelegt habe, 5 zu hören auch die Worte meiner Knechte, der scheint neuerdings auch H. Graf Reventlow zu tendieren; vgl. ZAW 81 (1969), 315—352. E r kommt in einem Vergleich zwischen Jer 7 1-15 und der Rede in Kapitel 26 zu dem Schluß, daß dem Abschnitt aus Kapitel 7 die Priorität vor Kapitel 26 zusteht. Daraus leitet er die Hinfälligkeit der Theorie ab, daß Baruch der Verfasser der Fremdberichte sei. J . Ph. Hyatt 1005 umgeht die Fragestellung, da nach ihm 26 4-6 »a rewriting of the summary of the sermon« des »Deuteronomic editor« ist. Ähnlich auch W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 177. 454—456, der dem deuteronomistischen Redaktor in Kapitel 26 die Verse 3-5.13 zuschreibt. 27

28

G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971, 82—87, gibt einen Überblick über die Diskussion zu diesem Thema. Nach W. Rudolph X V I will Baruch »die Leiden und Verfolgungen, denen Jeremia durch seinen prophetischen Beruf ausgesetzt war«, schildern. Diese Charakteristik der Baruchschrift bestätigt sich an Kapitel 26, zu dem E. A. Leslie 116 bemerkt, daß die Rede »very limited« sei, »as his (seil. Baruch's) interest lay more in the public reception of Jeremiah's address and the reaction which it aroused«.

32

Exegetische Überlegungen

Propheten, die ich unermüdlich zu euch sandte29, (auf die) ihr aber nicht gehört habt, 6 so mache ich dieses Haus wie Silo, und diese30 Stadt mache ich zum Spott für alle Völker der Erde.

Formal gliedert sich diese Rede in eine Bedingung und ihre Folge. Es besteht ein Kausalzusammenhang zwischen den Versen 4aßb. 5 und Vers 6. Wird die in den ersten zwei Versen ausgesprochene Bedingung durch das Volk erfüllt, so zieht dies das in Vers 6 angekündigte Gericht nach sich. Auf den ersten Blick scheint dieser formale Kausalzusammenhang auch inhaltlich gewahrt zu sein: Auf die böse Tat folgt die Bestrafung. Bei genauerem Hinsehen fällt aber auf, daß der inhaltliche Zusammenhang zwischen der Bedingung und ihrer Folge nicht klar ist. In Vers 6 findet sich unvermittelt die Drohung, daß JaJiwe »dieses Haus wie Silo« machen könne. In den beiden vorhergehenden Versen war aber lediglich ganz allgemein von einem möglichen bösen Tun des Volkes die Rede. Eine Bestrafung erwartet man deshalb für das Volk. Ganz richtig kommt dies auch in Vers 6b zum Ausdruck, wo der Stadt — implizit also auch ihren Einwohnern — angedroht wird, daß sie »zum Spott für alle Völker der Erde« werde. Weshalb aber Jahwe seinen eigenen Tempel ebenso wie das frühere Heiligtum in Silo zerstören soll, bleibt im Kontext von Kapitel 26 unverständlich31. Eine Lösung der Frage bietet Jer 7 1-15 an. Dort ist deutlich ausgesprochen, weshalb das Gericht den Tempel treffen soll. Der Tempel als Wohnstätte Jahwes ist für das Volk zum gleichsam magischen Garanten des Heils geworden. Dieses falsche Verständnis wehrt die Rede ab. Eben weil der falsche Glaube sich am Tempel orientiert, ist er Gegenstand des göttlichen Gerichtswillens32. In Kapitel 7 kommt dieses Vertrauen auf den Tempel deutlich zum Ausdruck. Dreimal ist das Verbum nö3 benutzt (Verse 4. 8.14; im zuletzt genannten Vers ist das Verbum ausdrücklich auf das Haus Jahwes bezogen); in Vers 10 29 30 31

32

Das 1 vor D3E71 wird allgemein gestrichen. Zu nriKTH vgl. W. Rudolph 168. A. Weiser 230 bemerkt zu Recht: »Merkwürdigerweise fehlt die Erwähnung der abergläubischen Hoffnung auf die Unantastbarkeit des Tempels.« H. J. Stoebe (Brief vom 22. 7. 1968) gibt zu bedenken, ob nicht bereits die Aufforderung, das Drohwort im Tempel den dort Anwesenden zu verkündigen, impliziere, daß im Volk ein ungerechtfertigtes Vertrauen auf den Tempel bestehe. Die Möglichkeit ist nicht grundsätzlich auszuschließen; dennoch ist zu fragen, ob der Ort, an dem die Rede gehalten wird, eine solche Interpretation tragen kann. Vor allem ist ungewiß, ob die Hörer von Kapitel 26 daraus, daß Jeremia im Tempel zu ihnen spricht, entnehmen können, daß sie gerade durch ihr Vertrauen auf den Tempel den Zorn Jahwes herausfordern. Gegen A. C. Welch, Jeremiah: His Time and his Work, 1928, 137, der einfach eine Polemik gegen Tempel und Kult registriert.

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Jer 7 1-15

kommt die Volksmeinung kraß zum Ausdruck: Das Volk glaubt sich im Tempel gerettet (llb'Xl)33. Was in Jer 7 1-15 deutlich ausgesprochen wird, ist in Kapitel 26 stillschweigend vorausgesetzt. Wenn die Exegeten bisher die Rede von Jer 26 ohne Anstoß interpretierten, so hegt das wohl daran, daß sie Jer 7 1-15 und somit den Grund, weshalb das Gericht den Tempel treffen soll, vor Augen hatten. Aus Kapitel 26 jedoch kann man für die angedrohte Zerstörung des Tempels keine Begründung ableiten. Die Intention des Berichterstatters verlangt ja auch nicht eine vollkommene Wiedergabe der Rede Jeremias. Nur so läßt es sich erklären, daß er das logisch unentbehrliche Glied, weshalb der Tempel preisgegeben werden soll, ausläßt. Eine weitere Beobachtung kann hilfreich sein, aufzuzeigen, daß die Rede in den Versen 4aß.b-6 gekürzt ist. Nachdem Jeremia im Verlauf des an die Rede sich anknüpfenden Geschehens des Todes schuldig befunden wurde, rechtfertigt er sich in Vers 12 damit, auf Befehl Jahwes gehandelt zu haben. Der folgende Vers 13 bietet plötzlich ein Element, das kaum mit seiner Verteidigung, sondern viel besser mit der Rede in den Versen 4aß.b-6 in Verbindung zu setzen ist. Die Ermahnung zur Besserung des Wandels und der Taten und die Aufforderung zum Hören auf Jahwes Stimme fügt sich ausgezeichnet der Intention der Rede ein; denn ihr Zweck besteht laut Vers 3 darin, das Volk zur Umkehr zu bewegen. Auch die in Vers 3 angekündigte mögliche Sinnesänderung Jahwes wiederholt sich in Vers 13. Man versteht daher die Aussage von Vers 13 am besten, wenn man sie als einen Teil der Rede betrachtet, der jetzt aus irgendwelchen Gründen von ihr abgetrennt ist 34 . Daraus folgt, daß der Verfasser von Jer 26 die Rede nicht als geschlossene Einheit in seine Erzählung aufnahm. Um die Dynamik der Handlung nicht durch eine längere Rede gleich zu Beginn zu blockieren, kürzte er die Rede und fügte ein Redeelement später in den Ablauf des Geschehens ein. Er erzielte dadurch eine Lebendigkeit der Erzählung, eine gesteigerte Dramatik 36 . Die Beobachtungen weisen darauf hin, daß der Berichterstatter weniger an der Rede als am Geschehen interessiert ist. Ihre wortgetreue Wiedergabe ist von ihm nicht beabsichtigt. Er benützt die Rede für die Darstellung eines Ereignisses. Es ist daher kaum anzu33

G. A. Smith 147 möchte auf Grund von die Rede vor der Schlacht bei Megiddo ansetzen. Vgl. dagegen aber W. Rudolph 53.

34

G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971, 90, bemüht sich vergeblich um eine Einordnung von Vers 13 in den Gesamtzusammenhang von Jer 26, da er nicht erkennt, daß der Verfasser von Jer 26 sich auch mit Vers 13 an der Rede von Jer 7 1-15 (Verse 3. 5) orientiert.

35

So auch H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 347. W c i p p e r t , Prosareden

3

34

Exegetische Überlegungen

nehmen, daß er die »Originalfassung« der tatsächlich gehaltenen Rede überliefert hat. Es ist daher in einem zweiten Schritt zu fragen, ob eventuell der Abschnitt Jer 7 i~i5 näher am Wortlaut von Jeremias Tempelrede steht. Dabei ist als erstes zu beachten, daß die in Kapitel 7 gebotene Rede formal und sachlich einen in sich geschlossenen Zusammenhang bildet. Vers l enthält die Einleitung, die das folgende als Wort Jahwes legitimiert. Vers 2 berichtet über die Beauftragung Jeremias durch Jahwe. Erst mit Vers 3 setzt der Wortlaut der Rede ein, die Jeremia halten soll. Die Verse 3-7 bieten einen ermahnenden Teil, der in den Versen 3b und 7 jeweils durchbrochen ist: beide Stellen sprechen von einem Handeln Jahwes. Während die Ermahnung in den Versen 3 a und 5 positiv formuliert ist, liegt in den Versen 4 und 6 jeweils ein Prohibitiv vor. Die Verse 8-n schildern in abwertender Weise das gegenwärtige Verhalten des Volkes. Sachgemäß schließt sich in den Versen 12-15 die Gerichtsankündigung an. Vers 13 unterbricht das Gerichtswort mittels einer durch fSF nnsn eingeleiteten Begründung, die den Inhalt der Verse 8-11 rekapituliert. Die Verse i4f. enthalten das Urteil über den Tempel und das Volk 36 . Der formalen Einheitlichkeit der Rede entspricht ihre thematische Geschlossenheit. P. Volz hat zu Recht die Rede unter das Motiv der Frage nach dem rechten Schutz gestellt37. Das Volk glaubt sich durch die Anwesenheit Jahwes im Tempel gesichert. Dieses vor allem in den Versen 4. 8.10 zur Sprache kommende Motiv durchzieht die ganze Rede. Die Ermahnung zum sittlichen Handeln (Verse 3. 6) hat im erzählenden Teil ihre Entsprechung in den Versen 9.10b. Die Verbalreihe von Vers 9 ist sicher auf dem Hintergrund des Dekalogs zu verstehen 38 ; der Prophet wirft also dem Volk die Nichtbeachtung des Gesetzes vor. Das Gerichtswort trägt der doppelten Anklage Rech36

37 38

Wenn in diesem Abschnitt einzelne Gattungen der Prophetenrede nicht konsequent durchgeführt sind, so ist daraus nicht die Berechtigung zur Ausscheidung einzelner Teile der Rede abzuleiten. Ein »Zerbrechen« der Gattungen zur Zeit Jeremias erklärt den Sachverhalt besser. Vgl. C. Westermann, Grundformen prophetischer Rede, 1964 2 , 130. P. Volz 90. C. H. Cornill 94 hält eine Bezugnahme auf den Dekalog für überflüssig. C. H. Graf 115 verweist zur Stelle nur auf Hos 4 2. K. Groß, NKZ 42 (1928), 247f., erschließt aus der Art, wie Jeremia den Dekalog zitiert, eine Abhängigkeit von Hosea. Eine direkte Bezugnahme auf den Dekalog nehmen an: F. Giesebrecht 47; B. Duhm 76; P. Volz 91; A. Condamin 68 Anm. 9; E. J. Smith, CBQ 4 (1942), 197—209; H. J . Stoebe, WuD 1 (1952), 114; E. Hammershaimb, VTS 7 (1960), 98; S. H. Blank, Jeremiah: Man and Prophet, 1961, 14; J. Bright 56; A. Weiser 63; W. Rudolph 53; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 186.

Jer 7 1-15

35

nung: Das falsche Vertrauen auf den Tempel erhält seine Antwort durch die drohende Zerstörung des Tempels, das gesetzlose Handeln des Volkes führt zur Zerstörung der Stätte, die Jahwe seinem Volk gegeben hat. Im Vergleich mit der Rede von Kapitel 26 zeigt sich deutlich, daß Jer 7 1-15 die in sich geschlossenere und sachlich einheitlichere Rede bietet. Nun kann man allerdings fragen, ob es überhaupt zulässig ist, einen derartigen Maßstab an eine prophetische Verkündigung heranzutragen, oder ob es nicht gerade das Postulat einer späteren Zeit ist, formale und materiale Ausgewogenheit in einem Prophetenwort finden zu wollen. In diesem Falle wäre Jer 7 1-15 das Ergebnis eines späteren Versuches, die mangelnde Konsequenz der Rede von Jer 26 zu korrigieren. Daß dies jedoch nicht zutrifft, zeigt die folgende Gegenüberstellung beider Reden unter gleichzeitiger Berücksichtigung einiger Formulierungen, die für die Diktion der Quelle C typisch sein sollen. Grundlage für diesen Vergleich bildet die Rede aus Kapitel 26. Von der Korrespondenz zwischen Jer 26 2 und Jer 7 lf. war bereits die Rede 39 . Unter Abzug dieser Verse verbleiben innerhalb der Rede zusätzlich zu dem einleitenden Vers 3 und dem zur Rede gehörenden Vers 13 noch vier im Wortlaut übereinstimmende Formulierungen: 1. Jer 26 3 enthält eine Wendung, die sich in Jer 7 12 auf Silo bezogen findet: jer 26 3 DrrWsa sn ^ s a an1? nws?1? , Jer 712 Vn-W Ö5J TSI ,JSa iV VW» UTK 2. Jer 26 5 hat mit Jer 7 13 eine für das Jeremiabuch typische Konstruktion gemeinsam: jer 265 nnsa® nVim Mtrn DD^S nV® -oa« -IPN jer 713 nnsap xVi oswn Da1'?« l a n s i 3. Die sprachliche Berührung zwischen Jer 26 6 und Jer 7 14 könnte durch den Sachzwang zu erklären sein. Dieser Parallele kommt daher die geringste Beweiskraft zu: Jer 26 6 ¡1*71?D ilTH Iran TS Tinil Jer 7 15 l^B?1? TPWS UMO . . . ITS1? TTÜSJI 4. Jer 2613 hat gleich zwei wörtliche Entsprechungen in Jer 7 3.5: Jer 2613 OD-OTT Wim HUSTI Jer 7 3 nS'',7,757m ÖS-On OT^ jer

75

DD,,,7,757A

NXI

aa-ON

IIN

LA-'TRN A'TRN BN '•A

Überprüft man den Charakter der Gemeinsamkeiten beider Reden, so ergibt sich, daß sie, wenn überhaupt für eine Schicht der Jeremia39

Vgl. oben S. 29. 3*

36

Exegetische Überlegungen

Überlieferung, dann für die Quelle C typisch sind40. Auch nach Ausschluß der Parallelen verbleibt innerhalb der Rede von Kapitel 26 nur wenig Material, das nicht auch für die Diktion der C-Partien charakteristisch wäre. Die Rede aber deshalb zum Bestand der Quelle C zu ziehen41, geht schon deshalb nicht an, weil das zu Beginn von Vers 3 auftretende IS?»®1 'VlX deutlich den Verfasser der Fremdberichte erkennen läßt und somit ihn als Tradenten der Rede von Jer 26 ausweist42. Konsequenterweise fehlt diese Phrase auch in Jer 71-15; sie gehört demnach, wenn auch sachlich nichts Neues bietend, so doch zum sprachlichen Sondergut der Rede von Kapitel 26. Als weiteres Sondergut sind lediglich noch die blassen Aussagen in der ersten Hälfte von Vers 4 zu betrachten. Verbietet schon die Allgemeinheit der Wendungen, sie sprachlich einer bestimmten Jeremiaüberlieferung einzuordnen, so machen sie überdies deutlich, daß die Rede in Jer 26 nichts inhaltlich über Jer 7 1-15 Hinausgehendes zu bieten hat. Der restliche Bestand der Rede enthält aber ausschließlich Wendungen, die ebenso in den Texten der Quelle C gebräuchlich sind43. Mit J . Bright kann man aus diesem Sachverhalt nur die 40

11 42

43

Unentschieden bleibt die Einordnung von iW57 + (71)571 '•JB» + D3 ,1 ? , ?5?!3, das in Hos 1015 seine engste Parallele hat. Vgl. ferner die sprachlich nur entfernt verwandten Formulierungen in Jes 57 l J e r 42 17 44 3 51 64. Daß die Konstruktion mit DD® H eine für die Redequelle typische Sprachform ist, ist unten S. 123—127 nachgewiesen. Für die Bezugnahme auf Silo ist ein Traditionsnachweis innerhalb der Jeremiaüberlieferung nicht möglich, da sie nur an den beiden genannten Stellen vorkommt. Dagegen ist die Forderung nach Besserung des Wandels wieder ein Charakteristikum der Quelle C; vgl. unten S. 137—148. So J . Ph. Hyatt 1005. Vgl. die wörtliche Entsprechung in 36 3 und die analoge Wendung in 36 7. In beiden Fällen drückt ebenso wie in 26 3 eine eventuell zu erwartende Verhaltensänderung des Volkes aus, die eine Sinnesänderung Jahwes bewirken würde. Ein ähnlicher Gebrauch von liegt in Gen 18 24. 28. 29. 30. 31. 32 vor, wo die immerhin mögliche Anzahl von Gerechten unter den Einwohnern von Sodom das von Jahwe geplante Gericht verhindern könnte. Auch eine Verbindungslinie zu Am 5 15 läßt sich ziehen, wenn dort auch nicht die zu erwartende Verhaltensweise des Volkes, sondern die Jahwes durch -VlK eingeschränkt ist. Weshalb H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 341 f., aus dem 'VlX von J e r 26 3 folgert, daß der Berichterstatter in einer größeren Distanz zum Geschehen stehe, daß er nach dem Fall Jerusalems auf eine damals noch mögliche Wendung zum Guten zurückblicke, ist nicht verständlich. Gerade die Einnahme und Zerstörung Jerusalems ist der Beweis dafür, daß das Volk nicht bereit war, auf Jahwe zu hören. Der Gebrauch des Eventualis erklärt sich viel besser, wenn der Abschnitt vor 586 v. Chr. abgefaßt worden ist. Zu n s n n 1DTTÖ IP'X "Dun in Vers 3 und dem analogen Gebrauch dieser Wendung innerhalb von Reden, die man der Quelle C zuweist, vgl. unten S. 137—148. Zu n s n n - V N ' n a n n in Vers 3 vgl. E x 32 14 J e r 18 8 26 19 42 10 Joel 2 13 Jon 3 10 4 2 .

Zu n m a V TIM

" m i m nDVV in Vers 4 vgl. Ex 16 4 II Reg 10 31 Jer 32 23

44 10. 23 Ps 78 10 119 l Dan 9 10 Neh 10 30. Daß diese Phrase eine Zusammenfassung

J e r 7 1-15

37

Folgerung ziehen: »When B opens his mouth, he talks like C! «44. Da jedoch das 1 W "»VlX die Rede von Jer 26 als der Quelle der Fremdberichte zugehörig ausweist, und außerdem die vier aufgezeigten sprachlichen Berührungen dieser Rede mit Jer 7 1-15 verbürgen, daß der Berichterstatter bereits auf eine Vorlage zurückgriff, die angeblich schon den Stempel deuteronomistischer Redaktion trägt, kann daraus nur folgen, daß die Quelle B zeitlich nach der Quelle C anzusetzen ist. Dieses Ergebnis kann einerseits die These über Baruchs Verfasserschaft bezüglich der Fremdberichte hinfällig machen 45 ; es kann aber auch zu einer Aufgabe der Theorie über die Spätdatierung des Redestoffes führen. Um letzteres zu überprüfen, ist eine stilistischsprachliche und inhaltliche Untersuchung von Jer 7 1-15 notwendig. der Gebotsreihe von J e r 7 9 darstellt, vermuten zu R e c h t E . J . Smith, C B Q 4 (1942), 201; J . W . Miller, Das Verhältnis Jeremias und Hesekiels, 1955, 3 8 ; A. Weiser 231 Anm. 1; H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 343. Die Rede von J e r 26 verrät sich auch durch diese Kürzung als Zusammenfassung von 7 1-15. Zu ^ W l - * ? B BötP 1 ? D ' N S i n H3S7 von Vers 5 vgl. unten S. 129—137. Zu TiV?^? ]DN XlKtH T S J / T n i O p K T l ""11 V o ^ von Vers 6 vgl. unten S. 187—191. Beide Wendungen gehören zum Repertoire der Redequelle. D a ß schließlich mit DDTlVX 71*1 f r IBÖSn von Vers 13 eine Wendung vorliegt, die im Deuteronomium, aber auch beim Deuteronomisten und innerhalb der C zugeschriebenen Partien recht häufig ist, zeigt die Streuung der Belege im Alten Testament. Die folgenden Belegstellea für S73V + Vlj?3/ (stets auf Jahwe bezogen) sind A. K . Fenz, Auf Jahwes Stimme hören, 1964, 38f., entnommen: Gen 22 18 26 5 E x 5 2 15 26 19 5 Num 14 22 Dtn 4 30 8 20 9 23 13 5.19 15 5 2614.17 27 10 2 8 1 . 2 . 1 5 . 4 5 . 6 2 30 2 . 8 . 1 0 . 2 0 J o s 5 6 2 4 24 J d c 2 20 6 10 I Sam 12 14.15 15l.19.20.22 28 18 I Reg 20 36 I I Reg 18 12 J e r 3 l 3 . 2 5 723.28 9 12 1 1 4 . 7 1 8 l 0 22 21 2613 32 23 38 20 40 3 42 6.13. 21 43 4. 7 44 23 Zeph 3 2 Hag 112 Sach 6 15 Ps 8112 95 7 103 20 106 25 Dan 9 10.11.14. Gleichzeitig hat Fenz op. cit. 47. 69 gegen J . Muilenburg und H. Wildberger betont, daß die Wendung an sich kein Indiz für einen deuteronomischen oder deuteronomistischen Verfasser sei. 44

J . Bright, Biblical Essays 1 9 6 6 : Proceedings of the 9 t h Meeting, »Die Ou-Testamentiese Werkgemeenskap in Suid-Afrika«, 1967, 17.

46

H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 351, kommt für Kapitel 26 zu diesem Ergebnis, »da die Person Jeremias und ihr Schicksal keineswegs im Vordergrund stehen. Der Ton liegt eindeutig auf dem Inhalt seiner Botschaft.« Ähnlich auch C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, 98. Selbst wenn man zustimmen wollte, daß nicht Jeremia im Mittelpunkt des Berichts stehe, so ist doch zu bezweifeln, daß der Nachdruck auf der Rede liegt. Die oben S. 33 f. aufgezeigte Arbeitsweise des Berichterstatters spricht nicht dafür, daß sein Interesse an der Rede haftet. Diese Annahme stimmt mit Reventlows Beobachtungen (a. a. O. 325—352) zum Verhältnis von 7 1-15 zu 26 überein. E r versteht 7 1-15 als eine Kombination von Einzugsthora und prophetischer Verkündigung. Dieser Charakter der Rede sei jedoch in J e r 26 verlorengegangen. Der Verlust erklärt sich aber nicht nur — wie Reventlow annimmt — aus einer zeitlichen Distanz des Verfassers zum Berichteten, sondern kann ebenso gut in seinem begrenzten Interesse an der Rede begründet sein.

38

Exegetische Überlegungen

Aus inhaltlichen Gründen neigt man ja allgemein dazu, J e r 7 1-15 möglichst in die Nähe des Propheten zu rücken 4 6 ; einige Exegeten wollen diese Tendenz noch dadurch unterstreichen, daß sie das Stück auf eine rhythmische Urform zurückführen 47 . Im Hintergrund dieser Bemühungen steht die These, daß die Propheten ihre Verkündigung metrisch dargeboten hätten. Zuletzt hat sich wohl G. Fohrer um eine rhythmische Gestalt der Tempelrede bemüht. Nach seiner Konzeption besteht J e r 7 1-15 aus zwölf Strophen, die nicht auf den üblichen Lang-, sondern auf Kurzversen aufbauen sollen 48 . Zu Recht kritisiert S. Mowinckel diesen Versuch, wobei er zugibt, daß zwar »der Gedankenreim als rhetorisches Element hie und da hervortritt«, daß dies aber noch kein Indiz für eine »ursprünglich poetische Form« sei 49 . Streng genommen finden sich parallele Aussagen lediglich am Ende von Vers 13 und in Vers 14, wo rna und DlpH durch die jeweils nachfolgenden Relativsätze miteinander korrespondieren. In beiden Fällen ist jedoch der strenge Parallelismus nicht durchgehalten. In Vers 13 zerdehnt "Dil DDBn die erste Zeile, in Vers 14 beziehen sich auf rP3 zwei Relativsätze 5 0 . Daß in J e r 71-15 somit Prosastil vorliegt, ist kaum zu bezweifeln. Zweifel können sich jedoch gegen die Theorie erheben, nach der die Prosareden des Jeremiabuches sich vor allem durch Monotonie auszeichnen sollen61. Gewiß enthält gerade der Abschnitt J e r 7 1-15 zahlreiche Wiederholungen, doch zeigt ihre Anwendung, daß sie intensivierende Funktion haben. Das Vorurteil, daß die Reden mono46

Vgl. d a z u o b e n S. 1 2 A n m . 5 0 . Ausschlaggebend für diese T e n d e n z ist wohl n i c h t z u l e t z t V e r s 11, d e n m a n , d a er sich s p ä t e r i m N e u e n T e s t a m e n t in J e s u M u n d e findet ( M a t t h 2 1 1 3 M a r k 1 1 1 7 L u k 1 9 46), n i c h t a u s d e r a u t h e n t i s c h e n

Jeremia-

t r a d i t i o n ausschließen m ö c h t e . Vgl. e t w a C. H . Cornill 9 5 : » W e n n irgend e t w a s i m B u c h e J e r ( e m i a ) , so ist dieses W o r t e c h t . « 47

F. Giesebrecht 45; W. Nowack, Festschrift Th. Nöldeke, 1906, 666; P. Volz 88; Studien zum Text des Jeremias, 1920, 50; J. Muilenburg, Festschrift G. H. Davies, 1970, 232. Vgl. dagegen aber W. Rudolph 51 Anm. 2. H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 334f., hält die Prosaform in Jer 7 1-15 sogar für notwendig, da der Abschnitt zur Gattung der Tempeleinlaßthora gehöre, und diese eine prosaische Gattung sei.

48

G. Fohrer, ThZ 5 (1949), 401—417.

49

S. Mowinckel, ZAW 65 (1953), 184; vgl. dazu aber auch die Erwiderung G. Fohrers, ZAW 66 (1954), 199—236.

50

Wenn Fohrer, ThZ 5, 404 Anm. 11, ODtPH streicht, um so eine rhythmische Gestalt des Verses zu gewinnen, trägt er damit fremde Kriterien an den Text heran. Vgl. oben S. 28 Anm. 11.

51

Vgl. o b e n S. 2 6 A n m . 2. S. Mowinckel, K o m p o s i t i o n ,

1 9 1 4 , 64, s c h r ä n k t sein a b -

w e r t e n d e s U r t e i l ü b e r d e n Stil der P r o s a r e d e n a u c h i m H i n b l i c k auf J e r 7 1-15 wohl k a u m e i n ; die B e m e r k u n g , d a ß sich d e r A u t o r »hier n i c h t in d e n üblichen Allgemeins ä t z e n bewege«, zielt a m e h e s t e n auf d e n I n h a l t .

Jer 7 1-15

39

ton und weitschweifig seien, verkennt zumindest im vorliegenden Abschnitt die gezielte Handhabung der Wiederholungen52. Zunächst fällt das dreimalige mir Vdti in Vers 4 auf. Da es sich dabei um ein Zitat handelt, wie aus "lptsn hervorgeht, muß für den Verfasser von Jer 7 1-15 in diesem speziellen Fall eine Abhängigkeit von der Situation in Betracht gezogen werden. Diese Wiederholung geht nicht zu Lasten des Autors63. Doch gibt es weitere Wiederholungen, die vom Verfasser selbst stammen. Zweimal (Verse 3. 5) ergeht an die Zuhörer die Ermahnung, Wandel und Tun zu bessern64. Dreimal kommt das Nomen "ip® vor (Verse 4.8.9). Im Zusammenhang damit findet sich in den Versen 4 und 8 das Verbum ntsa; Objekt ist dabei ")p®n nXT. Ein drittes Mal ist nt53 in Vers 14 belegt, wo als Objekt des Vertrauens — wie auch schon Vers 4 nahelegt — der Tempel genannt ist. Als Apposition zu rra kommt dreimal in den Versen 10.11.12 die Wendung vbv mpj HPK vor 65 . Ebenfalls dreimal belegt ist das Verbum ptt, das in den Versen 3 und 7 Jahwes Willen, das Volk an diesem Ort wohnen zu lassen, zum Ausdruck bringt. In Vers 12 dagegen ist vom Wohnenlassen des Namens Jahwes die Rede. Alle Wiederholungen verraten die Tendenz, bestimmte Sachverhalte den Zuhörern eindringlich vor Augen zu stellen, lpt2? und nt53 kommt die Funktion zu, die im Volk sich breitmachende falsche Sicherheit zu erschüttern. Daß das Volk für sein Schutzbedürfnis den 52 53

54

55

Vgl. unten S. 1201 Auch der für Jeremia ungewöhnliche Gebrauch von für den Tempel (so nur noch in 24 l ; denn in 50 28 ist n » p J sekundär aus 5111 eingedrungen, und die Authentizität von 5111 wiederum unterliegt Bedenken) anstelle von (mTT') IV3 spricht für den Zitatcharakter der Worte. Daß ein Zitat vorliegt, wird auch allgemein angenommen. Fraglich ist lediglich, wer hier zitiert wird. P. Volz, Studien zum Text des Jeremias, 1920, 56, denkt an das Geschrei der Volksmenge. L. M. v. Pakozdy, ZdZ 12 (1958), 373, spricht von einem »bekannten rhythmisch-ekstatischen Chorspruch«. H. W. Wolff, GSAT, 1964, 80, hält Vers 4 für ein Zitat von Priesterworten. H. Graf Reventlow, ZAW 81 (1969), 329. 337, spricht einerseits vom Ruf der Pilger, die zum Tempel kommen, andererseits von Propheten, die den Pilgern diese Worte zurufen. Für letzteres verweist er auf den Ausdruck Tp2?fl der öfter im Jeremiabuch Prophetenworte charakterisiert. Diese Interpretation ist aus diesem Grund auch vorzuziehen. Der Ruf hat Strukturparallelen in dem dreimaligen m p von Jes 6 3 und dem dreimaligen f l N von Jer 22 29. Zu Parallelen in der akkadischen Beschwörungsserie Maqlü vgl. J . Herrmann, ZAW 62 (1950), 321 f. B. Duhm 76 wertet die zweite Ermahnung in Vers 5 b als störende Wiederholung. Genau umgekehrt hält H. Graf Reventlow a. a. O. 336 die Bedingungsform von Vers 5 für ein typisches Merkmal der Tempeleinlaßthora, die nach ihm in Jer 7 1-15 vorliegt; Vers 3 sei demgegenüber erst die prophetische Umformung der Ermahnung in einen Imperativ. Früher erwog schon v. Päkozdy a. a. O. 374 die Möglichkeit, daß Vers 5 formal eine priesterliche Zulassungsthora darstelle. Vgl. Jer 7 30 3 2 34 34 15 2 5 29.

40

Exegetische Überlegungen

Tempel beansprucht, wird durch die Phrase rVy "W mpJ ICK abgewehrt. Nicht das Volk kann über den Tempel verfügen; dieses Recht steht nur Jahwe zu, der der Eigentümer des Tempels ist86. Die zweimalige Zusage, das Volk an diesem Ort wohnen zu lassen, schließt jeweils an die Forderung nach Besserung der Taten an und zeigt, worin der wahre Schutz des Volkes liegt. Mit dem dritten Beleg für pK? in Vers 12 wird ein weiteres Stilmittel, nämlich das der Ironie, in die Tempelrede eingeführt. Die Wendung DP TUDttf "HPK nimmt Bezug auf die vom Deuteronomium geprägte Theologie, daß Jahwe sich einen Ort erwählt habe, um dort seinen Namen wohnen zu lassen 57 . Die Anwesenheit des Namens Jahwes ist nach dieser Vorstellung die Garantie für seinen Heilswillen68. Jeremia überträgt diese Aussage auf Silo, einen Ort, der früher Sitz eines Jahwe-Heiligtums war und der dennoch zerstört wurde59. Vers 12 ironisiert und verunsichert zugleich das Vertrauen auf den Ort, an dem Jahwe seinen Namen wohnen läßt, durch die Verknüpfung der Phrase DP ">ÜV TUDtP "IPX mit dem jetzt zerstörten Heiligtum von Silo60. Neben die beiden Stilmittel der Intensivierung durch Wiederholung und der Ironisierung treten zwei weitere, die in dem dialogischen Charakter der Rede begründet sind. Es handelt sich dabei um die Aufnahme von Zitaten in den Versen 4 und 10 und um die rhetorischen Fragen in den Versen 9 und 11. Ebenso wie das mrp hOTl von Vers 4 bringt auch das ttVxj von Vers 10 die falsche Sicherheit, in der 56

Vgl. dazu K. Galling, ThLZ 81 (1956), 65—70.

67

D t n 12 5. 11.

68

G. v. Rad, Deuteronomium-Studien, 1948 2 , 26, bemerkt: »Nicht Jahwe selbst ist am

21

14 23. 24 16

2.

6. 11 26

2.

Kultort gegenwärtig, sondern nur der Name als Garant seines Heilswillens.« Vgl. ferner M. Schmidt, Prophet und Tempel, 1948, 93; O. Grether, N a m e und Wort Gottes im Alten Testament, 1934, 32. 59

60

Daß die Zerstörung Silos entgegen den Angaben Theodorets nicht erst durch die Assyrer, sondern bereits durch die Philister erfolgt sei, glaubte H. Kjrcr, JPOS 10 (1930), 105. 109, aus den Ausgrabungen auf der Hirbet Se-lün folgern zu dürfen. Diese chronologische Interpretation des Ausgrabungsbefunds ist inzwischen aber überholt; vgl. M.-L. Buhl—S. Holm-Nielsen—P. J. Riis, The Danish Excavations at Tall Sailün, Palestine, in 1926, 1929, 1932, and 1963, 1969, 62. Die Nachgrabungen im Jahre 1963 ergaben, daß Silo auch in der Eisen-II-Zeit existierte und im Zuge der Unternehmungen der assyrischen Könige Salmanassar V. und Sargon II. gegen das Nordreich zerstört wurde. Darauf wird man die Aussagen des Textes zu beziehen haben. Dieser Meinung ist wohl auch M. Schmidt op. cit. 104, wenn er anführt, daß Jeremia dem ungerechtfertigten Vertrauen auf den Tempel mit »deuteronomisch geschliffenen Waffen« begegne.

Jer 7 1-15

41

das Volk sich wähnt, zum Ausdruck61. Jer 7 1-15 handelt also nicht einfach ein bestimmtes Thema aus der Sicht eines Späteren ab, sondern orientiert sich immer wieder an den Zuhörern. Die Form der Frage verdeutlicht die eindringliche Zuwendung des Sprechers zu den Hörern. In beiden Fällen führt die Fragepartikel besonders schwere Vorwürfe ein: Vers 9 setzt sich mit Verstößen gegen Jahwes Gebote auseinander; Vers n bringt das Bild von der Räuberhöhle. Keines der angewandten Stilmittel läßt den Verdacht zu, daß die Rede von Jer 7 1-15 ein späteres, Jeremia nur fiktiv zugeschriebenes Erzeugnis sei. Der direkte Bezug auf die Zuhörer durch Zitate und Fragen, die Eindringlichkeit der Formulierungen durch Wiederholung und Ironisierung machen viel eher wahrscheinlich, daß der Wortlaut von Jer 7 1-15 sich eng mit einer tatsächlich gehaltenen Rede berührt. Die Prosaform ist deshalb schwerlich das Ergebnis späterer Überarbeitung, sondern entspricht der ursprünglichen Redeform. Auch aus der Diktion von Jer 7 1-15 ergeben sich nur spärlich Hinweise, aus denen man eine nachjeremianische Abfassungszeit für die Rede erschließen müßte. Die Ausführungen können kurz gehalten werden, da einiges aus der Phraseologie des Abschnittes im II. Teil ausführlich behandelt ist. Die Ergebnisse zu einigen Wendungen müssen deshalb hier thetisch vorweggenommen werden. Typisch für die Diktion des Jeremiabuches ist die Konstruktion aB1 H + " ¡ n + V?Vü in den Versen 3 und 562. Ebenso verhält es sich mit der Zusammenstellung von ntsa mit "ipETl 1~iai in den Versen i und 8 63 . Auch die Apposition rV» ">»» inp: HPK zu rra ist im Jeremiabuch durchaus üblich64. Ihr Vorkommen in den Versen 10. n . 14 entspricht Jeremias Hochschätzung des Tempels als Jahwes Eigentum 65 . Schließlich liegt auch in Vers 13 in der Konstruktion mit Da® H ein sprachliches Merkmal für die jeremianische Herkunft des Abschnittes vor 66 . Bedenken können sich allenfalls gegen die Phrase "|Vn -+- DnnN DTlVN nnx in den Versen 6 und 10 erheben. Die Wendung gehört auch zum deuterono61

H. W. Wolff, GSAT, 1964, 66f. und Anm. 70, macht darauf aufmerksam, daß das Verbum zur Tempelsprache gehört und die »volkstümliche Vorstellung vom Heiligtum als Asyl« zum Ausdruck bringt. Er verweist a. a. O. 66 Anm. 70 darauf, daß das Verbum 33mal im Psalter vorkomme, »davon 19mal der Imperativ, die Bitte um Rettung«. Wenn man das mit den Beobachtungen Reventlows (ZAW 81 [1969], 315—352) zur gattungsgeschichtlichen Einordnung von Jer 7 1-15 zusammennimmt, ergibt sich für die stilistisch-sprachliche Form der Tempelrede eine deutliche Affinität zum kultisch-liturgischen Bereich.

«2 Vgl. Vgl. 6 4 Vgl. 6 5 Vgl. 6 6 Vgl. 63

unten S. 144—148. unten S. 115—118. oben S. 39 Anm. 55. unten S. 46—48. unten S. 123—127.

42

Exegetische Überlegungen

misch-deuteronomistischen Formelschatz; dennoch kann sie nicht einfach als Indiz für die redigierende Hand eines deuteronomistischen Verfassers gelten67. Mit der Reihe niaVsi BW U in Vers 6 nimmt die Rede ein aus der Tradition vorgegebenes, fest geprägtes Element auf. Das Gesetz stellt diese gesellschaftlich inferiore Gruppe dem Schutz des Volkes anheim68, so wie auch Jahwe selbst für ihr Recht eintritt 69 . Innerhalb der prophetischen Verkündigung findet sich die Einschärfung des Gebotes schon bei Jesaja 7 0 . Ob der Verfasser von Jer 7 1-15 mit der Übernahme der Reihe in prophetischer Tradition steht oder ob er sich direkt auf das Gesetz bezieht, ist kaum zu entscheiden71. Der Bezug auf den Dekalog in Vers 9 macht aber letzteres wahrscheinlich. Die Parallelisierung von BDtP» und ptpy in den Versen n. erinnert an Jer 2112 22 372. Die Formel über die Gabe des Landes in Vers 14 gehört ebenfalls zum geprägten Formelgut des Alten Testaments. Hinweise auf den Verfasser von Jer 7 1-15 ergeben sich aus dem Gebrauch dieser in breiten Schichten des Alten Testaments vorkommenden Formel nicht. Besondere Beachtung muß dem Nomen navin in Vers 10 zukommen, da P. Humbert die Verwendung der Vokabel im Jeremiabuch als einfache Verlängerung ihres Gebrauchs im Deuteronomium charakterisiert hat. Alle Vorkommen des Nomens im Jeremiabuch schreibt er einem vom Deuteronomium beeinflußten Verfasser zu, da er keinen spezifisch jeremianischen Gebrauch ausfindig machen kann: Wie im Deuteronomium, so beziehe sich auch im Jeremiabuch fusnn auf kanaanäischen Synkretismus73. Gerade Jer 710 macht aber diese Definition fraglich. An dieser Stelle ist das Nomen im Plural mit dem Demonstrativpronomen n*7N aufgeführt, d. h. masin spielt auf ganz bestimmte Vergehen an. Damit können aber nur die in Vers 9 ge67

Vgl. unten S. 215—222.

68

E x 2 2 2 i f . D t n 1 0 1 8 1 4 2 8 f . 1 6 l i . 14 2 4 1 7 . 1 9 - 2 1 2 6 i 2 f . 2 7 19.

69

Dtn 1018 P s 68 6 (ohne *ll) 146 9.

70

Jes 117 nennt neben D W und n j a V N noch f i n n , das inhaltlich I S nahesteht. Vgl. dazu E . Hammershaimb, V T S 7 (1960), 80, ferner J e r 22 3 E z 22 7 Sach 7 10 Mal 3 5. Mit dem Verbum

verbunden und wohl von J e r 7 6 abhängig noch in E z 22 7

(j?t£W bezieht sich dort auf 11) Sach 7 10 Mal 3 5. 71

Vgl. auch die bei Hammershaimb a. a. O. 79f. angeführten ugaritischen Parallelen (CTA 16 V I 33f. 45-47 17 V 7f. 19 I 23-25), in denen ytm (hebr. DirP) und almnt (hebr. nJttVS) dem Schutz des Königs unterstellt sind. CTA 16 V I 34 spricht ferner von der Gruppe der qsr npS, der »am Leben Kurzen« (vgl. dazu M. Weippert, Z D P V 8 5 [1969], 44f.), also sozial Deklassierten, die vielleicht den

vergleichbar sind

(allerdings ist auch der Terminus gr im Ugaritischen belegt). 72

K. Groß, N K Z 42 (1931), 254, verweist in diesem Zusammenhang noch auf J e r 2 34 5 27f. 6 6f. 2112 22 3 2310.

73

P. Humbert, Z A W 72 (1960), 226f.

Jer 7

1-15

43

nannten Verstöße gegen Jahwes Gebot gemeint sein. iDSTin beschränkt sich hier keineswegs auf Idolatrie. Auch in Jer 615 (8 12) meint JUSTin kaum Götzendienst, sondern Gewinnsucht und Lügenhaftigkeit. Die übrigen Belege für naSDTl im Jeremiabuch (2 7 16 18 32 35 44 4. 22) beziehen sich in der Tat auf Idolatrie, entsprechen damit aber nicht einem speziell deuteronomischen, sondern allgemein üblichen Sprachgebrauch, nach dem das Nomen »Sammelwort für alle kultisch verunreinigenden Sünden, zu denen natürlich die Vergehung auf den Bergen Israels in besonderem Maße gehört«74, ist. In sprachlicher Hinsicht hebt sich das Jeremiabuch im Gebrauch von nasnn sowohl vom Deuteronomium als auch vom Deuteronomisten ab. Die für das Deuteronomium typische Wendung fnrp XUSin hat im Jeremiabuch keine Entsprechung76. Der Deuteronomist gebraucht das Nomen — bis auf II Reg 23 13 — im Plural und verbindet es mit dem Genitiv D^sn. Lediglich in I I Reg 23 13 sind die D'U durch ,13 p»S7 ersetzt. An allen Stellen folgt der stereotype Relativsatz HPK l?lOP'>,>n,JDan,l«T®'''Vin76. Auch diese Verwendung des Nomens kommt im Jeremiabuch nicht vor. Eine Abhängigkeit der Tempelrede von der deuteronomischen Literatur könnte sich j edoch von der Wendung DV "W TilD® "WX in Vers 12 her nahelegen. Die sprachliche Formuüerung dieses Relativsatzes setzt auf jeden Fall eine Vertrautheit mit dem deuteronomischen Theologumenon vom Wohnen des Namens Jahwes im Tempel voraus77. Dennoch darf der Verfasser von Jer 71-15 nicht aufgrund dieses Zitates einer deuteronomischen Tradition eingeordnet werden, da er sich ja gerade mit dieser Zitierung gegen eine vom Deuteronomium ausgehende Glaubensrichtung wendet. Die Stelle verrät somit lediglich die Kenntnis eines deuteronomischen Glaubenssatzes78, von dem sich der Redner jedoch distanziert. Es verbleiben noch zwei Formulierungen innerhalb der Tempelrede, die auf eine späte schriftliche Fixierung des Textes hinweisen könnten, da für sie Parallelen nur in späteren Schichten des Alten Testaments vor Hegen. Zur Debatte stehen hierbei die parallel gebrauchten Verben Nif und 773» in Vers 13 sowie "[Vi? H in Vers 15. Die Kombination von mp, zu dem Jahwe das Subjekt ist, mit negiertem 74 75

76

77 78

W. Zimmerli, Ezechiel, 1969, 154. Dtn 7 25 12 31 17 1 18 12 22 5 23 19 25 16 27 15. Der analoge Sprachgebrauch im Proverbienbuch kann in diesem Zusammenhang außer Betracht bleiben. Nach Humbert a. a. O. 226 handelt es sich dabei um die Stellen I Reg 14 24 II Reg 16 3 212 2 3 1 3 . Vgl. oben S. 40. G. Fohrer, ThZ 5 (1949), 411, erinnert daran, daß, »wenn gewisse Redewendungen Jeremias ans Deuteronomium erinnern, . . . dies nicht auffallend, sondern zu erwarten« ist.

44

Exegetische Überlegungen

TU», zu dem das Volk das Subjekt ist, kommt nur in Jer 7 13 35 17 Jes 50 2 65 12 66 4 vor 79 . Die weitgehende Übereinstimmung in der Formulierung der Belege läßt literarische Abhängigkeit vermuten: Jer

7 13

jer 3517 Jes 50 2 jes 6512 Jes 66 4

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Allen Belegen ist gemeinsam, daß auf ein positives Handeln Jahwes (13T D, X13 Jes 50 2 und Xlp) die zu erwartende Reaktion des Volkes ausbleibt und deshalb negiert aufgeführt ist (5?73ü, BPX Jes 50 2 und 713»), Einheitlich kommt die Konstruktion innerhalb von Gerichtsbegründungen vor, die durch JSP eingeleitet sind80. Die Belege im Jeremiabuch unterscheiden sich von denen im Jesajabuch hauptsächlich dadurch, daß sie das Begriffspaar 131 D: 5JH© vorziehen, und daß nach den Verben 13T D und X")p> jeweils die Adressaten genannt sind. Für die Priorität der Wendung im Jeremiabuch spricht ihre Verknüpfung mit DDE? H in Jer 7 1381. Die Wendung ^D Vsa D3DN TiDVüni von Vers 15 hat ihre engsten Parallelen in II Reg 13 23 17 20 24 20 (Jer 52 3) Ps 5113 II Chr 7 20. Alle genannten Belege bieten eine Zusammenstellung von "jVs? H mit dem Nomen nis. Die Vorkommen innerhalb der historischen Texte sind spät anzusetzen, und allenfalls die Formulierung in Ps 5113 könnte Jeremia zeitlich nahe stehen82. Dennoch waren es nicht sprachliche, sondern sachliche Gründe, die einige Exegeten zur Streichung von Vers 15 veranlaßten. Ausschlaggebend war dafür die Annahme, daß ein Hinweis auf das Exil im Rahmen der Tempelrede wenig wahr79

80 81

82

In Jer 7 27 findet sich eine analoge Sprachform, wobei jedoch Jeremia das Subjekt der Verba dicendi ist. Nur Jes 50 2 weicht durch ein einleitendes SVTÖ von den übrigen Belegen ab. Vgl. unten S. 123—127. Für eine Abhängigkeit der Jeremia-Belege von dem Vorkommen der Sprachfiguren bei Deutero- und Tritojesaja entscheidet sich W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 190. H. J . Kraus, Psalmen, 1961 2 , 384, und A. Weiser, Die Psalmen, 1959 5 , 271, schließen diese Möglichkeit nicht aus. Zu Recht betonen sie, daß man weder aus der Zurückführung des Psalms auf David (Verse lf.) noch aus dem nachexilischen Zusatz (Verse 20f.) Kriterien für die Datierung gewinnen kann. Der ursprüngliche Psalm (Verse 3-19) zeigt Anklänge an Jer 24 7 31 33 32 29 Ez 36 25-27 in den Versen 12-14 und an Jes 1 n Hos 6 6 Am 5 12 in den Versen ist. Diese Berührungen machen doch fraglich, ob man mit der zeitlichen Ansetzung des Psalms bis in die Zeit Jeremias heruntergehen darf.

Jer 7

1-15

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scheinlich sei83. Dagegen ist einzuwenden, daß H nicht grundsätzlich als terminus technicus für die Exilierung verstanden werden darf. "J^P H kann zur Bezeichnung der Exilierung verwendet werden. So ist das Verbum etwa in Dtn 29 27 gebraucht. Es regiert an dieser Stelle aber die auf ein Ziel hinweisende Präposition Vx; das Ziel selbst ist mit mnN f i x angegeben84. In Jer 7 15 und den anderen erwähnten Stellen folgt auf das Verbum jedoch die Präposition die auf den Punkt bzw. die Person zurückverweist, von der eine Trennung vollzogen wird. Die Wendung tendiert an diesen Stellen nicht auf ein bestimmtes Ziel; vielmehr steht die Trennung von etwas oder von jemandem im Vordergrund. Deutlich zeigt dies Ps 5113, wo der Beter bittet, nicht aus Jahwes Nähe, nicht aus dem Bereich seiner heiligenden rm verstoßen zu werden85. Die Formulierung von Ps 5113 steht wohl Jer 7 15 am nächsten. Für Psalm 51 darf man annehmen, daß sich der Beter im Tempel befindet — die in Vers 9 erwähnten Reinigungsriten sprechen dafür. Auch Jer 7 1-15 setzt eine Situation im Tempelbezirk voraus. Außerdem läßt sich für einzelne Elemente des Abschnitts eine Verankerung in der liturgischen Tradition nachweisen86. Für H + 7UD darf man daher an beiden Stellen eine theologische Interpretation für angemessen halten. Das zweite mittels •WK3 eingeführte "fiw H in Jer 7 15, das auf das Schicksal des Nordreichs anspielt, meint wohl ebenfalls nicht ausschließlich die Tatsache der erfolgten Exilierung, sondern deren Begründung. Diese Annahme hat darin eine Stütze, daß auch auf das zweite "]Vtt> H keine Ortsangabe folgt 87 . Im Vergleich mit den zu Beginn erwähnten Wendungen, die sich ganz im Bereich der auch sonst im Jeremiabuch gebräuchlichen Diktion bewegen, scheinen die zuletzt genannten zwei Formulierungen, die als Sprachgebrauch der nachjeremianischen Zeit erklärt werden 83 So etwa B. Duhm 78; P. Volz 88; G. Fohrer, ThZ 5 (1949), 404; W. Rudolph 54. Auch C. H. Cornill 96 versteht den Vers als Hinweis auf die drohende Exilierung, doch vermag er »keinen Grund abzusehen, weshalb Jer(emia) damals nicht so gesprochen haben sollte«; denn die Drohung erfolge in bildlichen, nicht in direkten Ausdrücken. Auch A. Weiser 64 hält gegen W. Rudolph ausdrücklich an Vers 15 fest. 84

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Vgl. auch Jer 22 28, wo "J 1 ?» H pass. mit seiner Fortführung I S T X1? HPK f l N H b v deutlich auf das Exil anspielt. H. J . Stoebe, Gott sei mir Sünder gnädig: Eine Auslegung des 51. Psalms, 1958, 84, versteht die Verstoßung von Jahwes Angesicht als Tod. Vgl. auch H. J . Kraus, Psalmen, 1961 2 , 389; A. Weiser, Die Psalmen, 1959 5 , 275. Vgl. dazu L. M. v. Päkozdys Interpretation von Vers 5 (ZdZ 12 [1958], 374) und H. Graf Reventlows gattungsgeschichtliche Einordnung von Jer 7 1-15 (ZAW 81 [1969], 315—352). Zu l l ^ S J in Vers 10 vgl. H. W. Wolff, GSAT, 1964, 66f., und oben S. 41 Anm. 61. In konsequenter gedanklicher Weiterentwicklung kann die Wendung dann Deportation meinen; vgl. II Reg 17 20.

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Exegetische Überlegungen

könnten, keine ausreichende Basis dafür zu bieten, den ganzen Abschnitt Jer 7 1-15 auf Grund sprachlicher Merkmale vom Propheten abzurücken. Daß die in der Tempelrede zum Ausdruck kommenden Gedanken auf Jeremia selbst zurückgehen, zweifeln auch die Exegeten nicht an, die ihre schriftliche Fixierung erst in exilischer oder nachexilischer Zeit postulieren88. Die Erörterung, inwiefern sich die Aussagen des Abschnittes mit allgemein Jeremia zugeschriebenen Partien vereinbaren lassen, kann deshalb kurz ausfallen. Die Rede behandelt hauptsächlich zwei Themen: Es geht einmal um den Tempel, auf den das Volk alles Vertrauen setzt, von dem es sich wirksamen Schutz verspricht; sodann geht es um den von Jeremia aufgezeigten Weg menschlichen Verhaltens, durch den das drohende Gericht, das j a nur bedingt ist (Verse 5-7), noch abgewendet werden kann. Sowohl dem Volk als auch Jeremia geht es um die Frage, wo Schutz zu finden ist. Dabei können sich beide trotz ihrer diametral entgegengesetzten Antworten auf diese Frage auf die Tradition berufen. Schon unter Hiskia sah sich der Prophet Micha mit einer ähnlichen Volksmeinung konfrontiert (Mi 3 11b), nach der die Anwesenheit Jahwes alles Unglück abwehren könne 89 . Daß Jeremia in der Bekämpfung dieses Verständnisses in einer langen Kette prophetischer Tradition steht, zeigen Belege wie Jes 110-17 Hos 6 6 Am 5 21-25 Mi 3 i i f . 6 6-8 90 . Aber nicht nur zu anderen Propheten lassen sich Beziehungen von Jeremias Polemik gegen eine falsche Hochschätzung des Tempels nachweisen. Die Jer 7 1-15 zur Sprache kommenden Gedanken harmonisieren durchaus mit anderen Äußerungen Jeremias zu diesem Thema. Auch W. Rudolph macht auf diese Beziehungen aufmerksam. 88

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B. Duhm 75 bescheinigt dem Abschnitt einen »großen Grundgedanken . . . , den nicht leicht ein späterer Bearbeiter geschaffen hätte«. Auch S. Mowinckel, Komposition, 1914, 64, bestätigt der Rede, daß sie »inhaltlich auf der Höhe der prophetischen Verkündigung steht«. Vgl. ferner J . Skinner, Prophecy and Religion, 1922, 170; E . A. Leslie 113; J . Ph. Hyatt 868; W. Rudolph 53. Die Wurzeln dieses Verständnisses liegen sicher in der Tradition des Jahwekrieges (siehe zum Jahwekrieg S. 83 Anm. 86). In der Zionstradition fanden sie eine zusätzliche Stütze. Am engsten ist die Beziehung zu Jes 110-17 Mi 3 llf. Vgl. dazu auch S. H. Blank, Jeremiah: Man and Prophet, 1961, 22 f. Während die oben im Text genannten anderen Stellen speziell gegen Opferpraktiken polemisieren und statt dessen Forderungen ethischer Art erheben, bekämpft Jes 112 die Frömmigkeit, die sich ausschließlich am Tempel orientiert. Daß Mi 3 llf. eine ganz ähnliche Situation wie die Tempelrede voraussetzt, empfanden nach dem Zeugnis des Berichterstatters von Jer 26 auch schon die anwesenden Ältesten. Jer 26 I8f. bezieht sich zwar nur auf Mi 3 12, das von Micha angekündigte Gericht gegen Jerusalem und den Tempel; doch darf man aus dem Zitat schließen, daß den Anwesenden auch Mi 3 11 bekannt war.

Jer 7 1-15

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Zu der von ihm als echt anerkannten Stelle Jer 1115 bemerkt er: »V. 15 polemisiert ähnlich wie die Tempelrede 7 iff. gegen die Meinung, daß eifrige Opfer vor dem kommenden Unheil schützen können.« 91 Doch muß die Verbindung zwischen der Tempelrede und Jer 1115 noch enger gezogen werden. Der Tempel heißt in Jer 1115 w a , »mein Haus«. Jahwe distanziert sich also nicht vom Tempel, sondern beansprucht ihn als sein Eigentum. Auch Jer 23 11 weist in diese Richtung, wenn gegen Propheten und Priester der Vorwurf ergeht, daß sie Frevel treiben, und daß dies sogar in Jahwes eigenem Tempel geschieht: DXiän TNXn TPaa DJ. Auch hier kommt Jahwes prägnanter Besitzanspruch auf den Tempel zum Ausdruck. In der Tempelrede ist dieser Sachverhalt in die Formel rP3 + V^s "'S» xnpi HPK gekleidet (Verse 10. 11. 14)92. Die Ablehnung der Volksfrömmigkeit, die den Tempel für ihre Zwecke beansprucht, ist also nicht einfach mit einer Kritik am Tempel oder Tempelkult gleichzusetzen. Gerade Jeremia wahrt und verteidigt den Besitzanspruch Jahwes auf sein Eigentum 93 . Die Tempelrede wendet sich demnach nicht gegen eine Hochschätzung des Tempels, wie sie etwa aus dem Deuteronomium ableitbar ist, sondern gegen die Volksfrömmigkeit, die sich auf ein falsch verstandenes Deuteronomium beruft. Der Tempel ist für das Volk nicht mehr ein Weg zu Jahwe, sondern Ziel der Frömmigkeit. Auf 91

W. Rudolph 81. Wenn in Jes 112 der Vorwurf ergeht "HXT1 DB1, so ist auch dies als Anmaßung des Volkes gegen Jahwes Tempel zu verstehen. 93 Ganz verfehlt sind daher die Bemühungen J. Ph. Hyatts 870 und W. Rudolphs 53, einen Grund ausfindig zu machen, weshalb der Deuteronomist eine Rede über die Zerstörung des Tempels tradiere, obwohl dies ja der deuteronomisch-deuteronomistischen Hochschätzung des Tempels zuwiderlaufe. J Ph. H y a t t a. a. O versucht dies damit zu erklären, »that the Deuteronomic editor wrote about 550 B. C. . . . , when some of the predictions of this chapter had been fulfilled. The fact helps t o explain why he was willing to have Jeremiah express ideas which run counter to ideas usually held by Deuteronomists.« Vgl. auch Hyatt, J N E S 1 (1942), 162; A. C Welch, Jeremiah: His Time and his Work, 1928, 137. Auf derselben Ebene bewegt sich aber auch die Polemik A. Weisers 61 gegen die Rudolphsche Zuweisung von Jer] 7 1-15 zur deuteronomistischen Quelle C. Beide Parteien übersehen, daß im vorliegenden Text nicht der Tempel an sich, sondern nur sein Mißbrauch angegriffen wird. Der dreimalige Hinweis darauf, daß Jahwes Name über dem Tempel ausgerufen sei, daß er also Jahwe gehöre, entspricht durchaus der deuteronomischdeuteronomistischen Wertschätzung des Tempels. Schon G A. Smith 150 hat das erkannt: »In this address there is nothing t h a t contradicts Deuteronomy. The sacredness with which the Book has invested the One Sanctuary is acknowledged. But the people have no moral sense of t h a t sacredness.« Ähnlich auch M. Schmidt, Prophet und Tempel, 1948, 97 f. 99. 101. 105. Als verfehlt muß man daher auch die Einteilung von J Bright, J B L 70 (1951), 29, bewerten, daß nämlich das Deuteronomium »cultic«, Jeremia aber »totally anti-cultic« sei. 92

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Exegetische Überlegungen

diese Weise wird der Tempel zum Hindernis zwischen Jahwe und seinem Volk. Der Tempel gewinnt so den Charakter eines Fetischs und Amuletts94. Die Beschränkung der Frömmigkeit auf den Tempelkult führt außerdem zu einer Geringschätzung der Gebote Jahwes. Der Prophet greift deshalb zurück auf die aus der Tradition bekannte Forderung, die sozial Schwachen zu schützen (Vers 6), und auf die Gebote des Dekalogs (Vers 9). Zweimal klingt das für Jeremia zentrale Problem der Idolatrie an (Verse 6.9) 96 . Und selbst wenn man in Vers 15 "(V® H nicht kultisch deuten , sondern darin eine Anspielung auf die drohende Exilierung sehen möchte, so fügt sich auch das der jeremianischen Verkündigung ein96. Rekapituliert man die Ergebnisse der Überlegungen zu Jer 7 1-15, so ist vor allem an den Vergleich zwischen der Tempelrede in Kapitel 7 und 26 zu erinnern. Die Gegenüberstellung beider Texte zwang zu einer Revidierung der Theorie über die Spätansetzung des Redestoffes der Quelle C. Sie machte — wenigstens im Falle von Jer 71-15 — die Priorität des Redestoffes vor den Fremdberichten wahrscheinlich. Anders ausgedrückt: Es legt sich nahe, die Reden in die Nähe Jeremias zu rücken. Weder stilistisch-sprachliche noch inhaltliche Gründe widersprechen dieser Annahme; denn die Behandlung von Jer 7 1-15 führte zu keinerlei Ergebnissen, die der Autorschaft Jeremias entgegenstünden. Dieses Ergebnis ist an einem weiteren Abschnitt aus dem Redestoff des Jeremiabuches zu überprüfen. 2. J E R 181-12 1 Das Wort, das von Jahwe an Jeremia erging97: 2 Steh auf, geh hinab in das Haus des Töpfers; denn dort werde ich dich mein Wort hören lassen. 3 Da ging ich hinab, und siehe98, er arbeitete an der Töpferscheibe, i Mißriet in der Hand des Töpfers das Gefäß, das er aus Ton machte99, so verfertigte er daraus wieder ein anderes Gefäß, 94

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So W. Eichrodt, ThT 7 (1950/51), 17—19. Er umschreibt diese Art von Religion als »to forget the holy God and to place the sacred object instead of him at the center«. Vgl. auch M. Schmidt op. cit. 103f. Vgl. dazu H. J. Stoebe, WuD 4 (1955), 126; A. Weiser X X X V . Vgl. etwa Jer 6 n 1315-19. Die von H. Wildberger, Jahwewort und prophetische Rede bei Jeremia, 1942, 25, vorgenommene Änderung in »Und das Wort Jahwes erging an mich (folgendermaßen) « ist eine Strapazierung des Analogieschlusses und ohne textkritische Grundlage. Ihm folgt jedoch J. W. Miller, Das Verhältnis Jeremias und Hesekiels, 1955, 54. Gegen Q kann 151171 beibehalten werden, auch wenn die Form sonst nicht belegt ist. Sie ist durchaus korrekt gebildet. Anders A. B. Ehrlich, Randglossen, IV 1912, 288. Gegen F. Giesebrecht 1051; P. Volz 193; W. Rudolph 120 ist an der gut bezeugten Lesart von SDt festzuhalten, da sie einen inhaltlich plausiblen Sinn ergibt; vgl.

J e r 181-12

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wie es dem Töpfer recht schien 100 , es zu machen. 5 Da erging an mich das Wort Jahwes: 6 Kann ich mit euch nicht verfahren wie dieser Töpfer, Haus Israel ? — Spruch J a h wes101. Siehe, wie Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel. 7 Bald verkündige ich über ein Volk und Königreich 102 , auszureißen und niederzureißen und zu vernichten. 8 Kehrt aber dieses Volk sich ab von seiner Bosheit, ( ) l o s so lasse C. Brockelmann, Hebräische Syntax, 1956, § 106 c. Für die Lesart von Wl entscheiden sich auch C. H. Cornill 223; A. Weiser 151. 100 p volz 193; Studien zum Text des Jeremias, 1920, 156; W. Rudolph 120 wollen entsprechend zu M l M l auch liHEST] punktieren. 101

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R. Rendtorff, ZAW 66 (1954), 35, verweist zur Stelle auf J e r 22 16 2 3 28, wo sich N und n V w i T •>3B?v und von " | - n und VVsa (Vers 11) sowie die zwei- bzw. dreigliedrige Verbalreihe (Verse 7. 9) gelten. Zwei weitere, bereits aus der Besprechung von Jer 7 1-15 bekannte Stilformen sind auch in Jer 18 1-12 belegt. Vers 6 ist in die Form einer rhetorischen Frage gekleidet; Vers 12 ist durch 11ÖN1 als Zitat gekennzeichnet. Dennoch ist fraglich, ob die Stilmittel wie in Jer 71-15 eine tatsächliche Bezugnahme des Verfassers auf seinen Zuhörerkreis widerspiegeln, oder ob sie nur fiktiv der Rede einen dialogischen Charakter verleihen sollen. Nichts in Jer 18 1-12 weist direkt auf ein Auditorium hin. Die Anrede V k i w r P 3 am Ende von Vers 6 scheint Zuhörer vorauszusetzen; die Aufforderung nnsn aVn-r raffr-bin rmrr-WN-Vx zu Beginn von Vers 11 widerspricht jedoch dieser Annahme133. Die rhetorische Frage und die Aufnahme

183

bums, die a m ehesten m i t »planen, sinnen« wiedergegeben werden müssen (Einteilung nach G. Lisowsky, Konkordanz, 1958, 536f.). Abgesehen von zwei Belegen (II S a m 1414 J e r 29 11) ist das Verbum an diesen Stellen entweder durch sein Objekt (flSn Gen 6020 J e r 18 8 26 3 36 3 48 2 Mi 2 3 N a h l n Sach 7 10 817 Ps 30 4 418 140 3; M a m a J e r 1119 I 8 1 1 1 8 49 30 5 0 45 Ez 38 10 E s t h 8 3 925 Dan 1125; Ez 112 Mi 2 1 P s 36 5; 7IÖT¡9 P s l 0 2 2112; r i B I » P s 35 20; 71171 P s 5 2 4; 713107171 P r o v 16 30) und durch die E i n f ü h r u n g einer Person oder Personengruppe mittels der Präposition im feindlichen Sinne (Gen 50 20 I I Sam 1413 Jer 1119 18 11.18 48 2 49 30 Mi 2 3 N a h 1 1 1 E s t h 8 3 9 24. 25 Dan 11 25; daneben aber auch Jer 50 45 u n d Ps 41 8) oder durch den engeren K o n t e x t (I Sam 18 25 I I Sam 1 4 1 3 Jes 10 7 Jer 23 27 Ps 140 5 H i 6 26 T h r 2 8 E s t h 9 24 Neh 6 2. 6) auf ein Handeln im negativen Sinne festgelegt. Man könnte geneigt sein, ITO m i t © zu streichen, um so alle Hinweise auf eventuelle Zuhörer auszuscheiden.

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Exegetische Überlegungen

eines Zitats versteht man daher am besten als Merkmal der Dramatisierung einer Jahwerede 134 . Die Betrachtung des sprachlichen Materials in Jer 18 1 - 1 2 muß hauptsächlich die Ausführungen S. Herrmanns berücksichtigen, da er sich darum bemüht, terminologische Übereinstimmung zwischen dem Abschnitt und den deuteronomistischen Partien des Alten Testaments nachzuweisen. Herrmann setzt mit seinen Überlegungen zu Jer 18 1 - 1 2 bei dem zweimaligen 5?n . . . » n in den Versen 7 und 9 ein. Die Doppelsträngigkeit der Gedankenführung hält er zwar durchaus für vereinbar mit dem vorausgehenden Bericht über Jeremias Besuch beim Töpfer; doch werde dem Ganzen damit der »Charakter grundsätzlicher, geradezu programmatischer Überlegungen« aufgedrückt 135 . Unter vorläufigem Ausschluß des inhaltlichen Problems sei hier nur zum Terminologischen bemerkt, daß sich gegen die Konstruktion mit s?n . . . s?Ji keine Bedenken erheben können. Sie kommt ausschließlich an der vorliegenden Stelle vor. 5?n allein ist im Jeremiabuch nur noch in 4 20 belegt. Im deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich kommt die Vokabel nicht vor136. Auch die Verbalreihe S ? n i , •pru und 13K H in Vers 7 und das damit korrespondierende Begriffspaar n a und S7Ö1 in Vers 9, die nach Herrmann nur in deuteronomistisch geprägten Kontexten vorkommen sollen137, haben in der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur keine Parallelen 138 . Dafür, daß sie in Jer 18 7 - 1 2 in einem »deuteronomistischen« Kontext vorkämen, verweist Herrmann auf den Gebrauch des Verbums , , 3 1 ® und auf die Ausdrücke V l p O SJHtr und i m x 3 ö n , 7 1 3 9 ; doch sind diese Kriterien wenig stichhaltig. Das Verbum 3W kommt in den Versen 8 und 11 vor. In Vers 8 schließt sich daran p -(- nsn an. Diese auf das Jeremiabuch beschränkte Fortführung von 3W kann keinesfalls ein Indiz für einen deuteronomistischen Verfasser sein. Auch für die Konstruktion 3HP + ]a + "I"n 134

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Vers 12 ist aus zwei Gründen als fingiertes Zitat zu verstehen. Die Einleitung durch das Perfectum consecutivum 11ÖS1 beweist den futurischen Charakter des Zitats. Der Prophet bezieht sich nicht auf eine Aussage des Volkes, sondern sieht eine solche voraus. Auch der Schuld- und gleichzeitige Urteilsspruch ist im Munde des Volkes unwahrscheinlich. Vgl. hierzu H. W. Wolff, GSAT, 1964, 68—75. S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 162. Vgl. dagegen aber J. M. Berridge, Prophet, People, and the Word of Yahweh, 1970, 57—61, der hauptsächlich sprachliche Argumente gegen Herrmann ins Feld führt. Außerhalb des Jeremiabuches kommt S i l 19mal vor: Ex 33 5 Num 16 21 17 10 Jes 2620 27 3 479 547.8 Ez 26ie 32 10 Ps 6 1 1 30e 7319 Hi 7 i s 20s 2113 3420 Thr 4 6 Esr 9 s. S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 165. Vgl. unten S. 191—202. S. Herrmann op. cit. 164.

Jer 18 1-12

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+ flSHil ist eine Beziehung zu deuteronomistischer Diktion äußerst unwahrscheinlich140. Diese Annahme findet ihre Bestätigung in dem mittels atr H eingeleiteten Nachsatz, der zu den Charakteristika des im Jeremiabuch belegten Sprachgebrauchs gehört141. Lediglich der Ausdruck Vlpa 577312? führt auf einen zunächst für das Deuteronomium, dann aber auch für den Deuteronomisten typischen Sprachgebrauch; doch ist die Phrase weder auf diesen Literaturbereich beschränkt, noch können sämtliche Vorkommen im Jeremiabuch — vgl. etwa Jer 22 21 — einem deuteronomistischen Verfasser zugeschrieben werden142. Unverständlich ist schließlich auch die Bestimmung von ^DTl1? imx am Ende von Vers 10 als deuteronomistische Spracheigentümlichkeit. Das Verbum atr ist für den deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich in der Phrase aB" jsa1? typisch143. In der zur Diskussion stehenden Stelle handelt es sich jedoch um att"1 H, von dem zwei Objekte abhängig sind: das vorangestellte "WX, das iUlöH vertritt, und das nachgestellte imx. Die Konstruktion von atr H mit einem Objekt der Sache und der Person kommt nur noch in Num 10 32 und I Sam 2 32 vor. Für beide Belege kommt deuteronomistische Herkunft nicht in Betracht 144 . Auch für die einundzwanzig Vorkommen von atr H, zu denen Jahwe grammatikalisch oder inhaltlich Subjekt ist 146 , kommt nur bei Jos 24 20 ein deuteronomistischer Verfasser in Frage 146 . Will man die Variation bei der das Objekt einleitenden Präposition und der Möglichkeit, das Verbum direkt mit einem Akkusativobjekt zu verbinden, nicht als Ausdruck verschiedener Aussagen bewerten147, so darf gefolgert werden, daß die Verbindung von 3Ö1 H mit einem personalen und sachlichen Objekt einfach sinngemäße Ausdrucksweise für »jemanden Gutes tun« oder »etwas für jemand gut machen« ist. Da eine solche Aussage ja in Jer 18 10 beabsichtigt ist, wird es sich bei der Verwendung und Fortführung des Verbums um eine dafür notwendige Formulierung handeln. Hinsichtlich des personalen Objektes ist atr H in Jer 18 10 originell gebraucht. Das grammatikalisch nur "»il aufnehmende UT)X, das aber wohl auch naVfca mitvertritt, bezeugt eine Ausweitung von Jahwes Heilswillen über sein 140 141 142 143

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Vgl. unten S. 137—144. Vgl. unten S. 144—148. Vgl. oben S. 37 Anm. 43. C. Steuernagel, Das Deuteronomium, 1923 2 , 43, verweist auf Dtn 5 26 1013 19 13 21 9 I Reg 4 40 5 16. 30 6 3. 18. 24 12 25. 28 22 7. Nach M. Noth, Überlieferungsgeschichte des Pentateuchs, i960 2 , 34; Überlieferungsgeschichtliche Studien, 1957 2 , 60f. 106. Gen 32 10.13 E x 120 Num 10 32 Dtn 816 28 63 30 5 Jos 24 20 Jdc 17 13 I Sam 2 32 25 31 I Reg 147 Jer 1810 32 40. 41 Ez 3611 Zeph 112 Sach 815 Ps 5120 119 68 125 i. Nach M. Noth, Josua, 1953 2 , 136. So anscheinend GesB 17 298.

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Exegetische Überlegungen

eigenes Volk hinaus auf andere Völker148. An allen übrigen Stellen bezieht sich 1 H mit Jahwe als Subjekt auf dessen eigenes Volk 149 oder auf bestimmte Einzelpersonen150. Der Gebrauch von 3D1 H in Jer 1810 ist demnach unter inhaltlichem Aspekt originell, unter sprachlichem Aspekt ohne Beziehimg zur Verwendung von atr im deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich. In Vers 12 erinnert PNU an Jer 225, und auch die Wendung nm® snma 1 ? steht in Beziehung zu anderen Texten des Jeremiabuches151. Das eine Vorkommen des Ausdrucks im Deuteronomium (Dtn 29 18) erlaubt nicht, sein Auftreten im Jeremiabuch mit einem deuteronomistischen Verfasser in Verbindung zu bringen162. In sprachlicher Hinsicht läßt sich somit für Jer 18 1-12 keine Verbindung zur deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur herstellen. Die Diktion des Abschnittes ordnet sich am ehesten, wenn sie nicht überhaupt originell ist, dem Gros der Jeremiaüberlieferung ein. Nun beschränkt sich S. Herrmann in seiner Argumentation keineswegs auf die sprachliche Gestalt des Abschnittes, sondern bewertet die Gedankenführung als mindestens ebenso relevant für die Einordnung von Jer 18 7-12. In diesem Zusammenhang spricht er von »programmatischer Überlegung« und von »Alternativen«163. Beides scheint ihm im Munde eines Propheten verdächtig, da damit »ein Theoretisieren innerhalb verschiedener Möglichkeiten«, nicht eine »klare prophetische Entscheidung, sondern ein Reflektieren, ein Abwägen« zum Ausdruck komme164. »Diese denkerischen Voraussetzungen« setzt Herrmann in Beziehung zur deuteronomistischen Schule und leitet deshalb Jer 18 7-12 und formal ähnliche Abschnitte des Jeremiabuches von ihr ab, da sich für den Deuteronomisten die Anwendung dieses Stilmittels »an der Systematisierung der Geschichte Israels in ähnlicher Weise bewährt« habe 166 . 148

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154 156

Ob Jahwes Volk dabei unter ••u und n s V a a mitzurechnen ist, ist nicht sicher. Erst in Vers 11 setzt mit W1X71 die spezielle Anweundung des Vorausgehenden auf Jahwes Volk ein. Vgl. aber auch A. Cody, VT 14 (1964), 1—6, besonders l f . Num 10 32 Dtn 816 28 63 30 5 Jos 24 20 I Sam 2 32 Jer 32 40. 41 Ez 3611 ( ? ) Sach 815 Ps 125 4. Gen 32 10.13 E x 1 20 Jdc 17 13 I Sam 25 31. I Reg 1 47 Ps 5120 haben ein Objekt der Sache. In Zeph 112 Ps 119 68 ist das Verbum absolut gebraucht. Jer 317 7 24 9 13 11 8 1310 1612 2317. Vgl. ferner Ps 8113. So G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 383 Anm. 2 zu 382; H. G. May, J B L 61 (1942), 154. S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 162. Vgl. dagegen aber J . M. Berridge, Prophet, People, and the Word of Yahweh, 1970, 203—207, der an Hand von Jer 42 (9.) 10-12 Herrmanns Zuordnung der Alternativform zum deuteronomistischen Bereich in Frage stellt. Herrmann op. cit. 163. Herrmann ebd. 164f.

Jer 18 1-12

61

Gegen diese Klassifizierung des Textes müssen zwei grundsätzliche Einwände erhoben werden. Dabei geht es zunächst um den Verdacht Herrmanns, daß die Alternativform für die prophetische Verkündigung atypisch sei, und daß ihr die »klare prophetische E n t scheidung« fehle. Gewiß ist der Alternativspruch in der prophetischen Literatur nicht häufig; doch konzentriert er sich gerade auffällig im Jeremiabuch und hat darüber hinaus in Jes 1 i9f. zumindest einen greifbaren Vorgänger und in Ez 2 5. 7 3 n seine Nachläufer. Der Unterschied zwischen den Alternativsprüchen im Jesajabuch und bei Ezechiel ist beachtlich. I n Jes 119f. fordert der Prophet »eine klare und unmißverständliche Entscheidung« 166 . Er stellt das Volk vor die echte Alternative, die durch Gutestun-Heil und Bösestun-Unheil polarisiert ist 167 . Anders verhält es sich an den drei genannten Ezechielstellen. Zwar steht auch hier das Volk vor der Entscheidung des Hörens oder Nicht-Hörens; doch ist die Wahl des Volkes für das Folgende völlig irrelevant. Die Einfügung nan "HD rP3 "O (nur in Ez 2 5.7) verrät die Alternativform als reine Fiktion; denn die Entscheidung der Zuhörer steht ja von vornherein fest. I m Jeremiabuch begegnet der Alternativspruch in Jer 13 15-17 17 5 - 8 21 8f. (vgl. 38 2) 38 i 7 f . 1 6 8 . Die sachliche Nähe zu Jes 1 i9f. ist unverkennbar: in allen Fällen handelt es sich um echte Alternativen. Das trifft auch auf Jer 13 15-17 zu, wo in Vers 17 ein Mitgefühl des Propheten mit dem Volk für den Fall laut wird, daß es die zum Unheil führende Alternative ergreift. Deutlich wird an dieser Stelle ein Pessimismus des Propheten, der, nicht unberechtigt, annimmt, daß das Volk den zum Heil führenden Weg nicht einschlagen wird. Dieser 154

G. Fohrer, ZAW 74 (1962), 263. 157 Vgl. dazu vor allem H. Wildberger, Jesaja I, 1965, 53f., der betont, daß in diesen Versen eine »echte Alternative« vorliegt. 158 Die Authentizität der genannten Stellen steht entweder außer Zweifel oder ist in ihrer Zuverlässigkeit nicht dadurch beeinträchtigt, daß sie durch die Hand des Biographen auf uns kamen. Auch in den Abschnitten, deren Herkunft von Jeremia von B. Duhm und S. Mowinckel und den von ihnen abhängigen Autoren in Frage gestellt wird, finden sich Sprüche und Reden in Alternativform: 7 3 - 1 5 12 I 6 f . 17 2 4 - 2 7 22 it. 26 3 - 6 27 I 2 f . 42 1 0 - 1 7 . Auch 1 0 1 - 1 6 ist eventuell hier einzuordnen. Die Götzen und Jahwe werden zu dem Zweck vergleichend nebeneinandergestellt, daß die Zuhörer sich für Jahwe entscheiden. Keine Alternativform liegt hingegen — gegen S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 163 — in 24 5-10 vor, da ja die Angesprochenen nicht vor der Wahl stehen, sich auf die Seite der Exilierten ( = gute Feigen) oder der noch im Lande verbliebenen ( = schlechte Feigen) zu schlagen. Der Abschnitt behandelt lediglich in polarer Gegenüberstellung das Schicksal beider Gruppen. Da der Abschnitt aber auf keinerlei Entscheidung abzielt und von einer solchen auch nirgends spricht, fehlt ihm gerade das wichtigste Spezifikum des Alternativspruches. Hier liegt nicht einmal wie in Ez 2 5. 7 3 11 eine fiktive Alternative vor, sondern die antithetische Behandlung eines Themas.

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Exegetische Überlegungen

Gebrauch der Alternativform weist bereits auf den im Ezechielbuch belegten hin, bei dem man einen prägnanten Entscheidungscharakter vermißt. Die im Jeremiabuch überlieferten Alternativsprüche lassen sich somit im Sinne einer geschichtlichen Entwicklung dieser Stilform im prophetischen Bereich einordnen: Für Jesaja ist der Gebrauch der echten Alternative bezeugt, die mit einer in jede der beiden aufgezeigten Richtungen möglichen Entscheidung des Volkes rechnet; auch im Jeremiabuch handelt es sich um echte Alternativsprüche, wenn auch die Meinung, daß die Entscheidung des Volkes in eine ganz bestimmte Richtung gehen werde, Raum gewinnt; im Ezechielbuch schließlich ist die Alternativform nur noch fiktiv gebraucht, da die Entscheidung für nur eine Möglichkeit außer Zweifel steht. Läßt sich somit der Gebrauch des Alternativspruches im Jeremiabuch in die uns bekannte prophetische Tradition formal und sachlich eingliedern, so verlangt doch die auffällige Häufung dieses Denkmodells im Jeremiabuch eine Erklärung. Eine Antwort ermöglichen die Stellen Jer 2 35-37 4 lob 5 12-19 6 14 (8 11) 8 15 14 15 21 i3f. 23 17-20 37 9. Diese neun kurzen Abschnitte sind dadurch miteinander verklammert, daß jeweils ein Zitat die Volksmeinung, manchmal auch spezieller die Meinung von Propheten, zum Ausdruck bringt. Typisch ist, daß alle diese Zitate eine starke Heilsgewißheit beinhalten 169 . Daran schließt sich jeweils eine von Jeremia verkündete Gerichtsansage an, die den Hoffnungen des Volkes genau entgegengesetzt ist 160 . Beides zusammen ergibt antithetische Sprüche, deren beide Pole dialogisch aufgeteilt sind. Den realen Hintergrund der Szenen zu bezweifeln, besteht kein Grund161. Für die Genesis des Denkens in der Alternativform sind die Stellen sehr aufschlußreich; denn sie zeigen, daß sich für Jeremia dieses Denkschema nicht aus einem Theoretisieren oder Reflektieren, sondern jeweils aktuell aus Konfliktsituationen ergab. Auch Jer 20 8f. ist in diesem Zusammenhang von Interesse. Der den Konfessionen verwandte Passus Jer 20 7 - 9 1 6 2 handelt in der Form eines Selbstberichtes von der Ausweglosigkeit Jeremias, nicht gleichzeitig den Wünschen des Volkes und Jahwes gerecht werden zu können: Verkündigt er ein an ihn ergangenes Jahwewort, so trägt es ihm 159

Jer 2 35 5 I2f. 614a (8 na) 1415a 2 1 1 3 23 17 37 9a. Eine Sonderstellung nehmen 4 lob und 8 15 ein. In 4i0b ist die Heilszusage Jahwe in den Mund gelegt. Vers 9 nennt jedoch die Priester und Propheten, und daraus darf man eventuell entnehmen, daß es sich in Vers 10 um die Verkündigung von Jahweworten durch falsche Propheten handelt (vgl. dazu Jer 1415). In Jer 8 1 5 sind Heil und Unheil in zwei Sätzen polarisiert.

160

Jer 236f. 410b 5 u-19 614b (811b) 1415b 2114 23i8-20 37 9b. Vgl. z. B. nur Jer 28. Nach H. J. Stoebe, ThZ 20 (1964), 392 Anm. 27.

161 162

Jer 181-12

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nur Spott von Seiten der Zuhörer ein; unterdrückt er dagegen ein derartiges Wort, so wird es in seinem Herzen wie »brennendes Feuer«. Der Konflikt ist an dieser Stelle das auslösende Moment für ein Denken in Alternativen. Dabei handelt es sich ganz speziell um den Konflikt, in den der Prophet durch seine Verpflichtung gegenüber Jahwe einerseits und durch das Mitgefühl mit seinem Volk, zu dem er ja selbst auch gehört, andererseits gerät163. Auf diesem Hintergrund sind die Verkündigungen Jeremias in der Alternativform zu verstehen. Sein Amt als »Mund Jahwes«164, das ihn in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zur Unheilsverkündigung zwingt, steht seinen eigenen Wünschen und Hoffnungen für sein Volk und für sich selbst entgegen165. Aus dieser Situation des Propheten erklärt sich auch seine Scheu gegenüber der unbedingten Unheilsverkündigung. Statt dessen weist er immer wieder neben der Unheilsbotschaft auch auf den Weg hin, dessen Befolgung das Unheil noch abwenden könnte. Die Alternativform legt sich ihm so ganz von selbst nahe und bedarf keiner Ableitung aus Literaturbereichen, die eine ähnliche Stilform gebrauchen. Wenn S. Herrmann daran Anstoß nimmt, daß Alternativsprüche eine »klare prophetische Entscheidung« vermissen lassen, so übersieht er dabei, daß eine solche überhaupt nicht zur Diskussion steht. Es geht in keinem Fall um die Entscheidung des Propheten, sondern immer um die der Zuhörer166. Daß der Prophet sicher schon im voraus für sich selbst eine Entscheidung getroffen hat, folgt aus dem TunErgehen-Zusammenhang dieser Sprüche, der es verbietet, anzunehmen, daß der Prophet eine andere Entscheidung wählen könnte — und eine solche auch vom Volk erhofft — als die, die zum Heil führt. Der zweite Einwand erhebt sich gegen die von S. Herrmann hergestellte Beziehung zwischen der Alternativform im Jeremiabuch und in der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur. Daß vor allem im Deuteronomium die Alternative, häufig in der Polarisierung von Segen und Fluch, recht zahlreich ist, bleibt unbestritten 167 ; doch Stoebe a. a. O. 407 hat deutlich gemacht, worin Jeremias Mitgefühl mit seinem Volke begründet ist, nämlich in seinem »Wissen um die Gemeinsamkeit mit seinem Volk, in dessen Anschauungen und Erwartungen, in denen er selbst groß geworden ist und die er seiner menschlichen Existenz nach teilt«. Vgl. zu diesem Thema auch H. J . Stoebe, WuD 4 (1955), 116—134. 164 Ygj v o r a n e m j e r 15 19, aber auch 1 9 5 14 1516. 165 Ygi j e r 1 6 121-6. Aufschlußreich ist auch Jer 28 6, wonach sich Jeremia nur zu gerne der Heilsweissagung Hananjas anschließen würde. Zur Auslegung vgl. H. J . Stoebe, ThZ 20 (1964), 406. 163

168 167

Vgl. G. Fohrer, ZAW 74 (1962), 263; H. Wildberger, Jesaja I, 1965, 53 zu Jes 119f. Nach dem Segen-Fluch-Schema sind Dtn 1126-28 28 1-68 3015-20 konzipiert. Ohne ausdrückliche Nennung dieser Begriffe, aber inhaltlich auf derselben Ebene die Alternativen in Dtn 8 18-20 1113-17 Jos 23 6-16 I Sam 12 24f.

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Exegetische Überlegungen

ist nicht zu vergessen, daß ähnliche Denkstrukturen auch im Bereich der Weisheit ihren Niederschlag gefunden haben. Im Proverbienbuch ist die Mehrzahl des Spruchgutes in der Form des antithetischen Parallelismus gehalten168. Dabei handelt es sich meist um »Maximen und Paränesen . . . , in denen stets eine Lehre über das Verhalten des Menschen, wie es sein soll bzw. nicht sein soll, und über die Lebenswirklichkeit, die sich aus diesem Verhalten ergibt, enthalten ist« 169 . Gegen eine Verbindung dieses Materials aus der israelitischen Weisheitsliteratur mit der deuteronomisch-deuteronomistischen Konzeption von Segen und Fluch und ihrem Inkrafttreten je nach dem Verhalten der Menschen könnte man einwenden, daß die Proverbien immerhin auch solche Sprüche enthalten, die nach ihrem Wortlaut auf eine fast automatisch wirkende Kausalität zwischen Tun und Ergehen schließen lassen, während nach der deuteronomisch-deuteronomistischen Konzeption Segen und Fluch immer schon vorgegeben sind, und die entsprechende Verhaltensweise erst nachträglich auf das eine oder das andere abzielt. Nun entbehren aber auch die Proverbien keineswegs einer ähnlichen Grundlage, wie H. Gese im Vergleich mit Beispielen aus der ägyptischen Weisheitslehre überzeugend nachgewiesen hat. Er zeigt, daß dem Tun-Ergehen-Zusammenhang immer schon ein die Welt bestimmendes Ordnungsprinzip über- und vorgeordnet ist 170 . Ebenso wie nach der deuteronomisch-deuteronomistischen Konzeption Segen und Fluch vorgegeben sind und quasi als Leitmotive für das Verhalten des Volkes fungieren, so ist auch aus der Weisheitsliteratur ein Ordnungsprinzip abzuleiten, das erst den Ablauf von Tun und Ergehen in eine bestimmte Korrespondenz setzt. Segen und Fluch sind nur eine polare sprachliche Definition dieses Ordnungsprinzips171. Für eine Unterscheidung der Alternativform in der alttestamentlichen Weisheitsliteratur und im deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich lassen sich zwei Kriterien anführen. Der Weisheitsspruch ist das Ergebnis, das aus der Beobachtung mehrerer ähnlicher Fälle gewonnen ist, und wendet sich in der Regel an eine Einzelperson. Die 168 169

171

Diese Stilform dominiert in Prov 10—15. H. Gese, Lehre und Wirklichkeit in der alten Weisheit, 1958, 33. Gese op. cit. 29—45. Die polare sprachliche Fixierung des Ordnungsprinzips entspricht der Tendenz, es möglichst umfassend zu beschreiben, da seine Wirkung, nach der auf eine Handlung ein positives, auf eine andere Handlung ein negatives Resultat folgen kann, zwei diametral entgegengesetzte Möglichkeiten beinhaltet. Daß es sich nur um eine mögliche sprachliche Fixierung handelt, zeigt eben Jer 18 7. 9, wo die Verbalreihen Segen und Fluch vertreten. Vgl. ferner den analogen Gebrauch von HSItS und 71571 in Dtn 3015 Jos 2315 I Reg 22 s. 18 (II Chr 18 7.17) Jer 18 8-10 2110 29 11 (Bl1?® statt m i t ? ) 32 42 39 16 44 27 Am 9 4 Thr 3 38.

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Jer 18 1-12

deuteronomisch-deuteronomistische Konzeption von Segen und Fluch ist ganz auf die Zukunft ausgerichtet und wendet sich an eine Mehrzahl von Hörern. Die prophetische Praxis der Alternativform muß daher notwendig eine größere Nähe zum deuteronomisch-deuteronomistischen Alternativschema aufweisen, da auch sie zukunftsbetont und auf eine größere Zuhörerschaft ausgerichtet ist. Daß Abweichungen von dieser Generalisierung möglich sind, beweist das Jeremiabuch, wo auch die Anwendung des prophetischen Alternativspruches auf Einzelne vorkommt 172 . Man kann aber keinesfalls mit S. Herrmann den prophetischen Gebrauch des Alternativschemas in eine ausschließliche Beziehung zur deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur zwingen, sondern muß statt dessen damit rechnen, daß das Denken in Alternativen, bei dem zwei mögliche Verhaltensweisen und die sich daraus ergebenden Folgen reflektiert werden, allgemein menschlich ist und dementsprechend in verschiedenen Bereichen aus verschiedenen Anlässen entstehen kann 173 . Nach diesen eher allgemein gehaltenen Ausführungen ist jedoch wieder zum Ausgangspunkt, J e r 18 7-12, zurückzukehren und zu fragen, wie sich speziell in diesem Stück der Alternativcharakter bemerkbar macht. Dabei fällt auf, daß die Verbalreihen in den Versen 7 und 9 nicht bedingt sind. Sie korrespondieren auf diese Weise sowohl den Größen Segen und Fluch als auch dem im Bereich der Weisheit vorgestellten Ordnungsprinzip. Auch darin entsprechen die Verbalreihen beiden Literaturgattungen, daß den Verben die Funktion von Leitmotiven zukommt. Sie legitimieren und begründen die Folgen, die sich aus den in den Versen 8 und 10 geschilderten Verhaltensformen des jeweiligen Volkes ergeben. Befremden kann nach alledem nur noch die recht allgemein gehaltene Formulierung, nach der sich der Passus 7-10 mit den nicht näher definierten Größen 'II und ro'röö beschäftigt. Erst mit Vers 11 erfolgt eine paränetische Zuwendung zu den Judäern und Jerusalemern. Der Verdacht, daß die Verse 7-10 eine geschichtstheoretische Überlegung darbieten, die in keiner Beziehung zu den prophetischen Bemühungen Jeremias steht, kann dabei aufkommen; doch ergibt er sich nicht zwangsläufig. Gerade die allgemeine Ausrichtung auf 172

Jer 21 st. (38 2) werden Einzelne zum Überlaufen aufgefordert. Die Alternativen in Jer 27 I2f. 3817f. wenden sich an den König Zedekia.

173

Zu erinnern ist etwa an die Vorstellung von den »zwei Wegen«, wie sie in Ps 1 zur Sprache kommt. Dem Denken in der Alternativform begegnet man ferner auch im priesterlich-kultischen Bereich. Die Unterscheidung von »rein« und »unrein« steht hier in enger Beziehung zu den polaren Begriffen »Segen« und »Fluch«. Vgl. dazu G. v. Rad, Theologie, I 1962 4 , 285—293.

Weippert, Prosarcdcn

5

66

Exegetische Überlegungen

eine zunächst nicht eindeutig beschriebene Größe versteht sich gut als captatio benevolentiae, bei der die Zuhörer unter vorläufiger Absehung von ihrer eigenen Person die Wahl für eine der aufgestellten Verhaltensweisen ergreifen können. Sie haben so die Möglichkeit, im Bereich des Theoretischen, unbeeinflußt von ihren eigenen Interessen, die richtige Wahl zu treffen 174 . Ein solches Vorgehen macht es wahrscheinlich, daß die Zuhörer auch dann noch an ihrer Entscheidung festhalten werden, wenn die Anwendung des zunächst theoretisch Abgehandelten auf sie selbst erfolgt. Auch das methodische Fortschreiten von einem zunächst theoretisch postulierten Geschehen zu seiner direkten Anwendung auf die Zuhörer ist nicht ohne Parallelen in der prophetischen Literatur. Es genügt in diesem Zusammenhang ein Hinweis auf II Sam 12 ib-15 Jes 5 1-7 Hag 2 10-14178. An den drei genannten Stellen wird jeweils ein zwar denkbares, aber doch fiktiv konstruiertes Geschehen vorgetragen, um das Urteil der Zuhörer in einer bestimmten Sache herauszufordern. In einem zweiten Gang erst erfolgt ihre Einbeziehung in die zuvor theoretisch abgehandelte Thematik. Welche Absicht diese Methode verfolgt, zeigt besonders eindrücklich II Sam 12 ib-15: Nathan appelliert an David als obersten Richter und trägt ihm den Fall eines armen Mannes vor, der von einem reichen Mann bestohlen wurde (Verse ib-4). David, dem der fiktive Charakter des Falles verborgen ist, ergreift spontan Partei für den Betrogenen und möchte dessen Rechte wahren (Verse 5f.). Nach dieser Stellungnahme des Königs kann Nathan darauf hoffen, daß David auch dann noch an einer Bestrafung des reichen Mannes festhält, wenn er ihn im folgenden (Vers 7) mit David selbst identifiziert. Genau diese Intention liegt auch in Jer 18 7-12 vor. Die Verse 7-10 sollen eine unvoreingenommene Parteinahme für dasjenige Volk provozieren, dessen Tun Jahwes Heilswillen ermöglicht. Bei der speziellen Anwendung auf die Zuhörer selbst kann der Prophet hoffen, daß sie auch dann noch an dieser Entscheidung — ebenso wie David in II Sam 12 ib-15 — festhalten. Rückblickend können die Beobachtungen zu Jer 18 1-12 nur als Hinweise darauf gewertet werden, daß der Abschnitt einen Bestand174

175

Wenn B. Duhm 154 sich durch die Erwähnung der »Völker und Königreiche« an Märchenmotive erinnert fühlte, so traf er damit den Kern der Sache. Wenn er allerdings meint, der Verfasser hätte doch besser ein Beispiel aus der wirklichen Geschichte herausgreifen sollen, so verkennt er Tendenz und Funktion der Verse 7-10. Als captatio benevolentiae und zur Herbeiführung eines Urteils, das von den eigenen Interessen der Zuhörer unberührt bleibt, eignet sich am besten ein solcher Stoff, der in keinerlei direkter Beziehung zu ihnen steht. W. Schottroff, ZAW 82 (1970), 68—74, nennt weitere Beispiele für diese prophetische Erzählform.

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J e r 211-7

teil der authentischen Jeremiaüberlieferung darstellt176. Seine Nähe zu prophetischen Symbolhandlungen und der Gebrauch des Wortspieles legen seine prophetische Herkunft nahe. Eine Zuordnung der Verse zum deuteronomisch-deuteronomistischen Literaturbereich auf Grund sprachlicher Indizien erwies sich als nicht stichhaltig. Der Alternativcharakter der Verse 7-10 ließ sich gut aus der Situation Jeremias erklären. Auch die leicht irreführende Ausrichtung dieser Verse auf ,U und nsVöö zeigte Verbindungen zu ähnlichen Beispielerzählungen in der prophetischen Tradition. Bedenken gegen die Authentizität des Abschnittes könnten sich nur noch wegen seiner Prosaform erheben. Daß die Prosaform jedoch kein Kriterium ist, einen Text aus dem prophetischen Bereich zu verweisen und der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur einzuordnen, ist das hauptsächliche Thema der folgenden Betrachtung von Jer 211-7. 3. J E R 211-7 1 Das Wort, das von Jahwe an Jeremia erging, als der König Zedekia Pashur, den Sohn des Malchia, und Zephanja, den Sohn des Maaseja, den Priester, mit folgendem (Auftrag) zu ihm sandte: 2 Befrage doch Jahwe für uns; denn Nebukadnezar, der König von Babel, kämpft gegen u i l ; vielleicht handelt Jahwe an uns 177 gemäß all seinen Wundertaten, so daß er von uns abzieht. 3 Da antwortete ihnen Jeremia: So sollt ihr zu Zedekia sagen: 4 So spricht Jahwe, der Gott Israels: Siehe, die Waffen, die in euren Händen sind, mit denen ihr den König von Babel und die Chaldäer, die euch belagern, bekämpft, wende ich von außerhalb der Mauer und sammle sie mitten in dieser Stadt 1 7 8 . 5 Ich selbst werde mit euch kämpfen mit ausgestreckter Hand und starkem Arm, mit Zorn und Grimm und großer Wut. 6 Die Bewohner dieser Stadt — Mensch und Vieh — werde ich schlagen; an einer großen Pest werden sie sterben 179 . 176

177 178

179

Ob die Rede öffentlich vorgetragen wurde oder nicht — vgl. dazu oben S. 57 f. und Anm. 133f. — , muß unentschieden bleiben. Die paränetische Ausrichtung des Beispielabschnittes (Verse 7-10) macht einen öffentlichen Vortrag wahrscheinlich. Lies statt UXTIX. © hat den schwierigen Vers 4 stark gekürzt. J . Bright 215 folgt ®. Nach dieser Lesart bleibt nur der folgende Text stehen: »So spricht Jahwe: Siehe, ich wende die Waffen, mit denen ihr gegen die Chaldäer, die euch belagern, kämpft, von außerhalb der Mauer hinein in diese Stadt.« Das in seiner Beziehung umstrittene OHIK TISCHT erhält somit bei © keine Deutung. Fraglich ist, ob sich DA1H auf die Chaldäer oder die Waffen bezieht. Für ersteres entscheiden sich A. B. Ehrlich, Randglossen, I V 1912, 296; P. Volz 216; Studien zum T e x t des Jeremias, 1920, 174; F . Nötscher 73; für letzteres B . Duhm 169; C. v. Orelli 92; F . Giesebrecht 117f.; A. Weiser 176. 178; A. Aeschimann 134; W. Rudolph 134.

© verbindet VlT) 1 3 1 3 mit dem vorhergehenden und muß deshalb Kai diroöavoOvTai (=inö|l) übersetzen. P. Volz 216; Studien zum Text des Jeremias, 1920,174, folgt ©, doch erheben sich keine Bedenken gegen 2JI; vgl. etwa die Übersetzung bei W. Rudolph 134. 5*

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Exegetische Überlegungen

7 Danach — Spruch Jahwes — gebe ich Zedekia, den König von Juda, seine Diener und das Volk, das von der Pest, dem Schwert und dem Hunger in dieser Stadt übrig blieb 180 , in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babel, in die Gewalt ihrer Feinde und in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie schlagen mit der Schärfe des Schwertes, ohne Mitleid, Schonung und Erbarmen 1 8 1 .

Die Diskussion um Jer 211-7 ist maßgeblich durch H. Ewald beeinflußt, der den Abschnitt in die Nähe von Jer 37 rückte, wobei er Kapitel 37 als Fortsetzung von Jer 211-7 auffaßte182. Dieser im folgenden mehrfach in modifizierter Form wieder aufgenommene Kombinationsversuch wurde vor allem von F. Giesebrecht mit guten Gründen als nicht stichhaltig zurückgewiesen183. Dennoch steht etwa W. Rudolph noch immer in der Ewaldschen Tradition, erweitert jedoch dessen Theorie dahingehend, daß Jer 211-7 eine Kombination von Jer 34 2-7 und 37 3-10 darstelle und den Fall Jerusalems bereits voraussetze. Diese Annahme führt W. Rudolph neben anderem dazu, den in Jer 211-7 überlieferten Jahwespruch Jeremia abzusprechen. Statt dessen schreibt er ihn einem deuteronomistischen Verfasser zu, der sich an den beiden genannten Berichten Baruchs orientiert habe184. Eine Gegenüberstellung von Jer 34 2-7 und Jer 211-7 macht aber klar, daß zwischen beiden Texten keine derartigen Beziehungen be180

181

182 183

181

Das 1 vor O'HNinn wird allgemein mit @ gestrichen; damit fällt auch die Nota accusativi DX. Nur C. F. Keil 243 erklärt das 1 als 1 explicativum und kann es so beibehalten. & bietet Kai KcrraKoyouaiv aÜTOUS f ü r den Singular DDiTI. B. Duhm 170; C. H. Cornill 244; F. Giesebrecht 118 folgen ©. Die griechische Ubersetzung ist aber als nachträglicher Harmonisierungsversuch zu verstehen, der das vorhergehende pluralische Subjekt weiterführen möchte. Für die dreigliedrige Verbalreihe — © h a t allerdings nur zwei Verben! — f ü h r t sie Jahwe als Subjekt ein. Hier kann sich der Einfluß von Jer 13 14 bemerkbar machen, der dazu anregt, das aus den Versen 4-7 a bekannte Subjekt wieder aufzunehmen. H. Ewald, Die Profeten des Alten Bundes, I I 18682, 193. 298. Vor allem B. Stade, ZAW 12 (1892), 276—308, griff den Ewaldschen Vorschlag auf und verarbeitete Jer 211-7 und 37 zu einem einzigen Bericht. Vgl. aber auch B. Duhm 168; W. Erbt, Jeremia und seine Zeit, 1902, 43f.; S. Mowinckel, Komposition, 1914, 14; J. Skinner, Prophecy and Religion, 1922, 259; J. Ph. H y a t t 977; W. Rudolph 135. Gegen die Ausführungen von B. Stade a. a. O. 276—308 vgl. vor allem F. Giesebrecht 116f., mit dessen Argumentation sich der in dieser Arbeit vertretene Lösungsvorschlag des Problems ständig berührt. Zu nennen sind ferner C. H. Cornill 242; G. A. Smith 267f.; P. Volz 217; F. Nötscher 162; A. Condamin 178; E. A. Leslie 229—235; J. Bright 217; A. Weiser 177 Anm. 1. W. Rudolph 135. W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 381—384, bestimmt 211-7 als literarische Entlehnung aus 37 3-7. Anders S. Mowinckel, Komposition, 1914, 14, der einerseits 21 l - l l (10 ?) und 37 3-38 (23?) und andererseits 341-7 und 3414-23 als Parallelberichte betrachtet. Diese sich von Rudolphs Anschauung unterscheidende Parallelisierung der Texte ist dadurch bedingt, daß Mowinckel 34 2-7 nicht der Quelle B, sondern der Quelle C zuweist.

Jer 211-7

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stehen, die den Schluß auf ein literarisches Abhängigkeitsverhältnis im Sinne W. Rudolphs rechtfertigen könnten. Folgt man der Zeitangabe von Jer 34 7186, so führt die Angabe, daß von den Städten Judas sich nur noch Lachis und Aseka gegen die babylonische Übermacht verteidigen und halten konnten, vermutlich in das Jahr 588 v. Chr.186. In dieser Situation erhält Jeremia von Jahwe den Auftrag, Zedekia den Untergang Jerusalems anzukündigen. Vers 2a enthält den Befehl an Jeremia; in Vers 2b leitet die Formel mrp 1öS HD direkt zu dem Verkündigungsinhalt über. Der restliche Bestand von Vers 2 bietet eine Ankündigung des Falles Jerusalems: Jahwe wird die Stadt in die Gewalt Nebukadnezars geben, dieser wird Feuer an sie legen. Nur in diesem kurzen Passus steht das Schicksal Jerusalems im Blickfeld. Die Verse 3-5 beschäftigen sich ausschließlich mit der Gefangennahme Zedekias durch Nebukadnezar und der sich anschließenden Deportierung nach Babylon. Das den Vers 4 eröffnende *]N verdeutlicht das folgende als Einschränkung des in Vers 3 Angekündigten 187 . Der König erhält die Zusicherung, daß er nicht durch das Schwert, also keines gewaltsamen Todes sterben werde. Vers 5 drückt die in Vers 4 negativ formulierte Zusage noch einmal positiv so aus, daß der König in Frieden sterben werde, und daß anläßlich seines Todes die für einen judäischen König üblichen Trauerriten stattfinden werden. Vers 6 bietet die Notiz, daß Jeremia diese Botschaft dem König vorgetragen habe. Vers 7 beschließt den Abschnitt mit der schon oben erwähnten Situationsbeschreibung. Bereits aus der knappen Inhaltsangabe geht hervor, daß Zedekia im Mittelpunkt der Verkündigung steht, und daß der kurz angekündigte Untergang Jerusalems nur den Hintergrund für das Schicksal Zedekias abgibt. Jer 211-7 ist in seiner Thematik jedoch ganz von der bevorstehenden Niederlage Jerusalems bestimmt. Zedekia selbst wird nur ganz am Rande (Vers 7) zusammen mit seinem Hofstaat und den noch lebenden Untertanen erwähnt. Im Zentrum der Verkündigung von 211-7 stehen Jerusalem und seine Bewohner, zu denen eben auch der König gehört. Zedekia teilt lediglich das Schicksal seines Volkes. Interessant ist vor allem, daß nach dem Wortlaut von 211-7, speziell von Vers 7, nur angenommen werden kann, daß der Verfasser damit rechnet, daß auch Zedekia bei der Einnahme der Stadt eines 185

186

187

Mit W. Rudolph 220 ist die Situationsbeschreibung von Vers 7 der von Vers i b vorzuziehen. Zur Bestimmung des zeitlichen Hintergrunds vgl. z. B. H. Torczyner, Lachish I: The Lachish Letters, 1938, 204 und Brief IV, besonders Z. loff. bei Torczyner op. cit. 79; ferner M. Noth, Geschichte Israels, 1966«, 258. Die im Anfang von Vers 4 enthaltene Aufforderung zum Gehorsam (S?DB>) ist am ehesten als Bedingung für die Einschränkung des in Vers 3 Verkündigten anzusehen.

70

Exegetische Überlegungen

gewaltsamen Todes sterben werde. Dem König wird keine Ausnahmebehandlung durch Nebukadnezar und sein Heer in Aussicht gestellt; vielmehr soll er das Schicksal seines Volkes bis zum Ende teilen: das bedeutet aber nichts anderes als den gewaltsamen Tod durch das Schwert, »ohne Mitleid, Schonung und Erbarmen« (Vers 7b). Jer 21 7 steht damit in grundsätzlichem Widerspruch zu der in 34 4f. dem König zugesicherten schonenden Behandlung durch Nebukadnezar 188 . 3in "'S1? QD!T) von Jer 21 7 steht unvereinbar neben der Zusage man X1? m a n m ^ B D 3 - i n a von Jer 34 4b. 5 a. II Reg 25 4-7 (vgl. Jer 39 4-7) kann als teilweise Erfüllung der Verkündigung von Jer 34 3-5 betrachtet werden 189 ; Jer 21 7 erhält dagegen durch diesen Bericht keine Bestätigung, sondern wird als so nicht eingetroffene Gerichtsandrohung erwiesen. Wenn man deshalb überhaupt dazu bereit ist, einen der beiden Sprüche als vaticina ex eventu zu beurteilen, so könnte die Wahl nur auf Jer 34 2-7, in keinem Fall aber auf 211-7 fallen. Die Vorordnung von Jer 34 2-7 als eine Art Vorlage vor Jer 211-7 wird durch diese Beobachtung hinfällig. Auch die Berührungen zwischen Jer 37 3-10 und 211-7 reichen nicht aus, um eine literarische Abhängigkeit zwischen beiden Texten zu postulieren. Gewiß sind die Gemeinsamkeiten zwischen den zwei Berichten auffälliger als zwischen Jer 34 2-7 und 211-7; aber auch hier ergeben sich erhebliche Differenzen zunächst in der Datierung und davon abhängig zwangsläufig auch in der situationsbezogenen Verkündigung. Gemeinsam ist beiden Berichten, daß ein konkreter Anlaß Zedekia zur Entsendung zweier Boten mit der Bitte um eine Jahwebefragung an Jeremia bewegt. Als Bote fungiert in beiden Fällen ein Priester Zephanja, Sohn eines Maaseja. Abweichend von Kapitel 37 nennt jedoch Jer 211 an erster Stelle einen Pashur, Sohn eines Malchia, Jer 37 3 führt statt dessen einen Juchal, Sohn eines Selemja, an. Daß beiden Gesandtschaften ein Bote gemeinsam ist, kann nicht verwundern, da ja anzunehmen ist, daß der König seine Boten aus einem ganz bestimmten Personenkreis rekrutierte. Auch die wiederholte Bitte an Jeremia, ein Jahweorakel bezüglich der militärischen Chancen für Jerusalem mitzuteilen, bedarf nicht der Annahme einer Doppelüberlieferung. Eine derartige Hypothese wird hinfällig, wenn man sich den konkreten Anlaß, der Zedekia in beiden Fällen zur Entsendung einer Gesandtschaft veranlaßt, vor 188

189

Auch W. Rudolph 13B weist auf diesen Unterschied hin; trotzdem hält er aber an der Priorität von 34 2-7 fest und verweist 211-7 in die Zeit nach 587 v. Chr. Der Bericht bestätigt, daß Zedekia nicht getötet, sondern geblendet und dann deportiert wurde. Ob sich auch die Ankündigung von 34 5 erfüllte, ist nach der gegenwärtigen Quellenlage nicht feststellbar.

Jer 211-7

71

Augen hält 190 . Zwar sind beide Berichte zweifellos nur auf dem Hintergrund der belagerten Stadt zu verstehen 191 ; doch während in Kapitel 21 der Belagerungszustand akut ist (vgl. vor allem Verse 2.4), ist für die zeitliche Situation von Kapitel 37 mit einer vorübergehenden Lokkerung der Belagerung zu rechnen. Diese ist bedingt durch die von den Ägyptern zugesagte Hilfe. Aus den Versen 5. 7.9 geht nicht hervor, ob die Ägypter tatsächlich bis Jerusalem vorstoßen konnten, oder ob lediglich die Nachricht über die bevorstehende ägyptische Hilfe den kurzfristigen Abzug des babylonischen Heeres veranlaßte 192 . Sicher ist jedoch, daß für die in Kapitel 37 vorausgesetzte Situation mit einer gewissen Erleichterung und Lockerung der Belagerung Jerusalems gerechnet werden muß. Der Wunsch Zedekias, ein Gottesorakel durch Jeremia zu erhalten, hat in Kapitel 37 somit darin seine Begründung, daß der König die auf Ägypten gesetzten Hoffnungen bestätigt und durch Jahwe legitimiert sehen möchte. In Jer 211-7 dagegen veranlaßt die Ausweglosigkeit der Situation Zedekia zur Entsendung zweier Boten zu Jeremía 193 . Das babylonische Heer muß zum damaligen Zeitpunkt Zedekia als eine derart gefährliche Bedrohung Jerusalems erschienen sein, daß er nur noch von einem Wunder Jahwes eine Rettung aus der ausweglosen Situation erhoffen konnte 194 . Versucht man, beide Gesandtschaften wenigstens in eine relative zeitliche Beziehung zueinander zu setzen, so muß man wohl Jer 211-7 vor Jer 37 3-10 datieren 196 . Nach der Lockerung der Belagerung be190

Auch Rudolph a. a. O. geht auf die Unterschiedenheit der Situation ein, zieht daraus aber keine weiterführenden Schlüsse. 191 Nur C. H. Cornill 242 möchte die Gesandtschaft von 211-7 vor den Beginn der Belagerung datieren. 192 II Reg 25 berichtet nichts von einer vorübergehenden Aufhebung der Belagerung; auch ein Feldzug Hophras erscheint dem Berichterstatter nicht erwähnenswert. Man könnte daraus schließen, daß das ägyptische Expeditionscorps nicht bis in die Nähe Jerusalems gelangte. Eventuell reflektieren Ez 29 6b-7 30 21 den vergeblichen Hilfszug Hophras. Die erste Stelle könnte auf die nur schwachen Hilfsbemühungen Ägyptens zielen; hinter 30 21 könnte die Kenntnis einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Hophra und Nebukadnezar II. stehen. Vgl. dazu W. Zimmerli, Ezechiel, 1969, 715. 742f.; K. S. F r e e d y - D . B. Redford, JAOS 90 (1970), 470—472; M. Weippert, Edom, 1971, 655f. Anm. 1253. 193 Die wiederholte Gesandtschaft an Jeremia findet auch eine Erklärung in der besonderen Beziehung zwischen Jeremia und Zedekia; vgl. dazu H. J. Stoebe, WuD 4 (1955), 116f. 194 Vers 2 spricht von n x V s j und erinnert damit an das in II Reg 19 berichtete Wunder, nach dem sich Sanherib zur Aufhebung der Belagerung Jerusalems und schließlich zum Abzug gezwungen sah. 195 vgl. G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971 102.

72

Exegetische Überlegungen

findet sich Jeremia in Haft 196 . Daß aber Zedekia ihm eine offizielle Gesandtschaft ins Gefängnis schicken konnte, ist wenig wahrscheinlich. Der Verkehr Zedekias mit Jeremia während der Zeit seiner Inhaftierung läßt erkennen, daß der König dabei äußerst vorsichtig verfahren und Sorge dafür tragen mußte, daß nichts über diese Zusammenkünfte an die Öffentlichkeit drang197. Die Gesandtschaft von Jer 211-7 dürfte somit vor der von Jer 37 3-io erfolgt sein, also ziemlich zu Beginn der Belagerung. Der Unterschied in der Situation setzt sich fort im jeweiligen Jahwewort. In Jer 21 4-7 kann Jeremia lediglich den Willen Jahwes verkündigen, die Stadt und ihre Bewohner der Vernichtung und Ausrottung durch das babylonische Heer preiszugeben. Die hoffnungslose Situation der Stadt erhält durch das Jahwewort ihre Bestätigung und Bekräftigung. Im Blickfeld von Jer 37 7-9 steht dagegen ganz die Abwehr der falschen auf Ägypten gesetzten Hoffnungen. Jeremia muß die Rückkehr der Ägypter in ihr Land und die gleichzeitige Rückkehr der Babylonier zur Belagerung Jerusalems ankündigen. Nur Vers 10 beschäftigt sich mit der unabwendbaren Zerstörung Jerusalems, die nach Jahwes Plan so fest steht, daß sie nicht einmal durch einen Sieg der Judäer und Jerusalemer über das babylonische Heer verhindert werden könnte. Es gibt also keinen Grund, Jer 211-7 als Doppelüberlieferung zur Jer 37 3-10 zu betrachten, und ebensowenig haltbar ist die Annahme, daß Jer 211-7 eine sekundäre Kombination der Abschnitte Jer 34 2-7 und 37 3-10 darstelle. Aber nicht nur sachliche Gründe werden gegen eine Zurückführung von Jer 211-7 auf Jeremia geltend gemacht; auch stilistischsprachliche Argumente sollen die Authentizität des Abschnittes in Frage stellen 198 . W. Rudolph versucht seine Kombinationstheorie dadurch zu stützen, daß er die Einleitung und die Weitschweifigkeit vor allem der Verse 4 199 und 7 als typisch für den deuteronomistischen Verfasser der Quelle C herausstellt. Als drittes Indiz verweist W. Rudolph auf sprachliche Anleihen beim Deuteronomium200. Die Einleitungsformel von Vers 1 stellt ein Problem für sich dar, das im Laufe der Zeit zu konträr entgegengesetzten Vermutungen führte. Zunächst ist zu beachten, daß diese Form der Einleitung im 196

19

Daß Jer 37 3-10 in die Zeit vor der Inhaftierung Jeremias fällt, zeigt Vers 4. Der Bericht über seine Gefangennahme schließt sich in 11-16 an.

' V g l . J e r 3 7 17 3 8 24-27.

198

199 200

Vgl. etwa S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31; E. A. Leslie 231f.; J . Ph. Hyatt 977; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 381—388. Auch J. Bright 215 bemerkt zu Vers 4: »The sentence is long and clumsy.« W. Rudolph 134. W. Thiel op. cit. 385 vermutet in Vers 4 Bestandteile eines jeremianischen Gerichtswortes, das jetzt aber nur stark überarbeitet vorliege.

Jer 211-7

73

Jeremiabuch insgesamt elfmal vorkommt: 7 i I i i 18 1 21 1 25 1 2 0 1 30 l 32 l 34 1.8 35 l 40 i 2 0 2 . H.Ewald glaubte aus dieser weit über das Jeremiabuch verstreuten Formel schließen zu können, daß es »uns ziemlich so erhalten ist wie es der Prophet schrieb oder vielmehr seinem steten begleiter (. . .) Barukh in den griffel sagte«203. Genau dieselbe Einleitungsformel dient jedoch für S. Mowinckel als ein Beweisstück zur Herausschälung der sekundären, deuteronomistischen Quelle C aus dem Gros der Jeremiaüberlieferung204. Beide Positionen dürften kaum zu halten sein. Daß die Formel nicht von Jeremia stammen kann, hat bereits H. Wildberger überzeugend nachgewiesen208; es kann daher im folgenden nur noch um die Frage gehen, wie diese Formel in das Jeremiabuch gekommen ist und ob sie befähigt ist, irgendwelche Auskunft über Herkunft und Qualität des sich daran anschließenden Materials zu geben. Daß alle elf Stellen von einer einzigen Hand herrühren, darf durch die sprachlich einheitliche Form der Einleitung als bewiesen gelten. Ihre Verteilung über einen weiten Bereich des Jeremiabuches macht es wahrscheinlich, daß sie von einem Redaktor stammt, der allerdings kaum als Endredaktor des Buches in Frage kommt 206 . Daß die Einleitungsformel nichts zur Erklärung der darauffolgenden Abschnitte beiträgt, zeigen zwei Beobachtungen. Zunächst hat der Fortschritt in der Exegese über S. Mowinckel hinaus zu dem Ergebnis geführt, daß diese Einleitungsformel auch solchen Texten vorangehen kann, die nicht zu dem von ihm der Quelle C zugeteilten Material gehören207. Zweitens ist an Jer 18 1-12 32 1-44 35 1-19 zu erinnern, wo sich immer wieder Formulierungen über Jeremia in der 1. Person Singular nachweisen lassen, so daß man zu dem Schluß gezwungen ist, Eigenberichte des Propheten vor sich zu haben 208 . Zwar kann man nicht grundsätzlich aus201

In 251 fehlt m i T TN».

202

Ähnliche Einleitungen finden sich außerdem in 1 2 14 l 46 l 47 l 49 34 und in 26 l 27 l 36 l. Vgl. dazu H. Wildberger, Jahwewort und prophetische Rede bei Jeremia, 1942, 19.

203

H. Ewald, Die Profeten des Alten Bundes, II 1868 2 , 75.

204

S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31.

205

Op. cit. 21—23.

206

Darauf weist das Fehlen der Formel in den Kapiteln 1—6 und in den Fremdvölkerorakeln hin.

207

208

Abweichend von S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31, weist man neuerdings etwa 34 1-7 nicht mehr der Quelle C, sondern der sog. Baruchschrift zu; vgl. dazu repräsentativ W. Rudolph 220 f. Dies dürfte mit ausschlaggebend dafür sein, daß etwa W. Rudolph 207. 225 in der Beurteilung der Kapitel 32 und 35 die Mowinckelsche Position verläßt und die Texte nicht von einem deuteronomistischen Autor herleitet.

74

Exegetische Überlegungen

schließen, daß dieses »Ich« fiktiver Natur sein könnte 209 ; doch selbst wenn dies der Fall sein sollte, so wäre damit der durch den Personenwechsel angezeigte Bruch zwischen der Überschrift und dem Folgenden noch nicht aufgehoben, sondern bestünde unvermindert fort. Es ergibt sich dadurch zwangsläufig, daß die redaktionellen Einleitungen, wie sie in Jer 211 und weiteren Stellen des Jeremiabuches vorliegen, zur Charakterisierung der folgenden Abschnitte völlig ungeeignet sind und allenfalls etwas über die jeweiligen Tradentenkreise aussagen210. Wenn W. Rudolph als zweites Indiz für die deuteronomistische Herkunft von Jer 211-7 auf die Weitschweifigkeit einzelner Verse hinweist, so nimmt er damit ein weitverbreitetes Urteil über das stilistische Unvermögen des Verfassers der Reden im Jeremiabuch auf 211 . Eine Betrachtung von Jer 211-7 zeigt jedoch, daß dieses Vorurteil zu Unrecht besteht. Schon die stilistischen Beobachtungen zu 7 1-15 und 18 1-12 behandelten — wenn auch in aller Kürze — den Parallelismus membrorum, der sich in diesen Abschnitten zwar nicht in metrischer, aber doch in gedanklicher Hinsicht verschiedentlich nachweisen läßt, und der als formales Ordnungsprinzip eine übersichtliche Gliederung der Texte ermöglicht212. Daneben fiel auch eine Tendenz zur Wortgruppenbildung auf, bei der zwei oder drei sinnverwandte oder sich inhaltlich ergänzende Ausdrücke nebeneinander gestellt werden. Für die konzentrierte Anwendung beider Verfahren ist vor allem an Jer 18 7-10 zu erinnern213; doch läßt sie sich noch besser an Hand von Jer 21 4-7 zeigen214, d. h. an dem Abschnitt, der das von Jeremia verkündigte Jahwewort enthält. Die Beschränkung beider Stilmittel auf die Wiedergabe von Jahweworten ist auch für 209

210 211 212

213 214

S. Mowinckel, Komposition, 1914, 58, geht ebenfalls auf die Ich-Form der C-Stücke 36-13 111-17 I81-12 27 1-22 32 1-44 301-19 ein. Er vermutet aber, daß die 1. sg. in einem sekundären. Überarbeitungsprozeß an die Stelle der ursprünglichen 3. sg. gesetzt wurde. Dies gilt wohl für alle Einleitungsformeln, die in der 3. sg. gehalten sind. Vgl. oben S. 26 Anm. 2. Vgl. oben S. 56 f. S. Mowinckel, ZAW 65 (1953), 167—187, prägte für diese Art des Paralellismus membrorum den Ausdruck »Gedankenreim«. G. Fohrer, ZAW 66 (1954), 210f., möchte »die irreführende Redeweise vom Paralellismus von Versgliedern « überhaupt aufgeben und stattdessen vom »wiederholenden Stil« sprechen. Auch W. Holladay, J B L 85 (1966), 401—435, hat aufgrund von Beobachtungen, die den hier gebotenen ähneln, den Versuch unternommen, bisher nicht als poetisch erkannte Stücke, 161-9 231-4.25-32, im Jeremiabuch nachzuweisen. G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971, 133, liest Jer 45 3-5 metrisch. Vgl. oben S. 56 f. Auch S. Mowinckel, Komposition, 1914, 33, fiel die stilistisch ausgefeilte Form von Jer 211-10 (und 34 1-8) auf. Er versuchte diese seiner Vorstellung vom wenig kunstvollen Stil der Reden entgegenstehende Beobachtung jedoch dadurch zu entkräften, daß er beide formgeschichtlich als »Orakel« von den eigentlichen »Reden« abhob.

Dreiergruppe

Zweiergruppe

Parallelismus membrorum

Sonstiges

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m

n a n V a n •'Vd n x 3 0 a ' i m D 3 T 3 IPX o^nVi an« -wx an V a a •jV» n x D H w n nxi Qs^sansn nainV p n a T » n i m Vx nnix t i d o x i nxtn 'ix TianVji •DDK m w nptn

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Zur Tilgung von nXl vor ü n X t f i n vgl. S. 68 Anm. 180.

-w -

m r r = a®3) Verschiedene Verbindungen von X32 N mit Ip® kommen ausschließlich im Jeremiabuch, und hier insgesamt zwölfmal, vor 16 : JerÖ3i 14i4(2mal) 20 6 23 25.26 27 10.14.15.16 29 9.21. An fünf Stellen ist diese Verbindung mittels ,ö®3 erweitert: J e r l 4 i 4 a 23 25 27 15 29 9.21. Die Kombination der einzelnen Glieder erfolgt nicht stereotyp. Verschiedene Stellungen von 1p® und verschiedene Beziehungen zwischen N33 N und 1p® kommen vor. Die folgende Tabelle gibt Auskunft über den variablen Gebrauch. 1p® 3

1X33 D-N33

1p® 3 1p®

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a m nan an

14 14 a 14 14 b 20 6 23 25 23 26 27 io 27 14 2715

1p®3

•>3

2716 29 9 29 21

Trotz der verschiedenen Modifikationen läßt sich aus der Tabelle ein formelhafter Kern ablesen, der aus dem Subjekt BH/nan oder a,N(,)33il16 12

J e r 5 31 1 4 1 4 a 2 3 2 5 . 2 6 .

13

Jer 14 u a 27 15 29 9. Auch diese Wendung — M. A. Klopfenstein, Die Lüge nach dem Alten Testament, 1964, 107, nennt sie die »Nicht-Sendungsformel« — rechnet G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 384 Anm. 2 zu S. 382, zu den Spracheigentümlichkeiten des Ergänzers. In Jer 23 32 liest ©: 16oü £ycb Trpös toüs irpor|-rT|S, 1927, 131 f., hält es für denkbar, daß sich hinter dem Ausdruck eine Befragung von Götterbildern, wie sie in Ägypten vorkommt, verbirgt. Die Wendung N3] N + V5733 stellt er — später ebenso W. Rudolph 42 — als bedeutungsgleich neben K33 N »Baschäqär ist für Jeremia dasselbe wie 'babaal' und vielleicht nur eine Umschreibung dafür.« Vgl. hierzu C. H. Cornill 67 zu Jer 5 31. P. Volz 68 f. M. A. Klopfenstein, Die Lüge nach dem Alten Testament, 1964, 121—123. 394 Anm. 505. Ähnlich schon vorher C. v. Orelli 35 zu Jer 5 31; F. Giesebrecht 37 zur selben Stelle (»Die Propheten weissagen durch Lüge, d. h. indem sie sich dabei der L. als Mittel bedienen.«). Die Aufforderung von Vers 8, nicht auf die Propheten zu hören, impliziert eine vorausgegangene Verkündigung.

113

Formelhafte Wendungen in Jer 27 10. 14-16

den Stellen zu befürworten, die 1pt2> als direktes Objekt zu N3J N ziehen. N33 N ist hier nicht als Verbum dicendi, sondern eher in der Bedeutung »als Prophet auftreten und wirken« zu fassen. Daß die Gleichsetzung von iptra mit V»33 zumindest problematisch ist, hat M. A. Klopfenstein überzeugend ausgeführt. Man könnte daher nur noch auf den Ausdruck mir OttO als Analogie zu ")j?®3 zurückgreifen, und ihr gemeinsames Auftreten in Jer 29 9 als bewußte Kontrastformulierung werten. Läge jedoch die Ausrichtung von lj?B?3 in seiner Polarisierung zu D12?3 mir, so wäre es recht erstaunlich, daß die Kombination beider Ausdrücke in Jer 29 9 singulär, nicht aber breiter gestreut ist. Man folgt daher bei einer inhaltlichen Definition von ~ipt?3 am besten den oben beschriebenen Ausführungen Klopfensteins29. Es bleibt noch die Stelle Jer 27 15 mit ipirV zu besprechen. Auch hier gehen die Meinungen über Funktion und Bedeutung der Präposition auseinander. Während F. Buhl auch diese Fortführung von N31 N inhaltsgleich neben die Weiterführung durch als direktem Objekt stellt30, vertritt M. A. Klopfenstein die Meinung, daß in enger Beziehung zu "ipü?3 stehe31. Eine finale Funktion der Präposition hält er in diesem Zusammenhang für ausgeschlossen32. Statt dessen weist er auf einen allerdings singulären Gebrauch von naxV in Jes 42 3 hin, den er für gleichbedeutend mit n»X3 hält33. Darüber hinaus kann man noch auf die Redewendung Dl1?®1? I1? (Ex 418 Jdc 18 6 I Sam 117 u. ö.) verweisen, die auch in der Form Dlb©3 "l"? (II Sam 15 9) überliefert ist, ohne daß man daraus eine Bedeutungsnuancierung ablesen dürfte. Auch der Ausdruck 13T D + DiVtP1? von Gen 37 4, der mit »freundlich reden« übersetzt werden muß, spricht für die Interpretation M. A. Klopfensteins, wenn auch ihre Richtigkeit nicht mit endgültiger Sicherheit bewiesen werden kann. Für eine Untersuchung des Sprachgebrauchs sind Bedeutung und Funktion der Präposition 3 und in diesem Fall nur von untergeordneter Bedeutung; wichtiger ist die Feststellung, daß sie als Fortführung des Verbums S33 N für das Jeremiabuch typisch sind. Außerhalb des Jeremiabuches regiert das Verbum nur an den Stellen Esr 5 1 29

30 32

33

Da K33 N nur in vier Kombinationen die Präposition 3 regiert, ist eine endgültige Klärung des Ausdrucks kaum erreichbar. Es kommen vor K33 N + + Vs?33, + illir D®3, ferner + DTlVSMl nll?313 DIUM (von den Söhnen Asaphs, Hemans und Jeduthuns) in I Chr 25 1; letztere Stelle ist aber durch ihre Singularität und ihre späte Entstehungszeit zur Interpretation von K33 N + 3 kaum geeignet. 3 1 Klopfenstein op. cit. 124f. GesB 17 478 b . Klopfenstein op. cit. 124. Vgl. aber die Ubersetzung von Jer 27 15 bei A. Weiser 236 durch »zum Trug«, ferner Jer 28 9 S3J N + Dl1?!?1?, wo der finale Charakter der Präposition wahrscheinlich ist. Die im Apparat von B H K 3 vorgeschlagene Änderung in ist weder textkritisch begründbar noch sachlich notwendig. W e i p p e r t , Prosareden

8

114

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

I Chr 25 1 die Präposition 3 34 . Die Fortführung von X3J N durch die Präposition V35 kommt neben Jer 27 15 nur noch in Jer 28 6. 8. 9 und Ez 12 27 vor. Der Gebrauch der Präpositionen weist dadurch die Wendung X3J N + ipty/a/V ( + ,ö®3) als typisch jeremianische Sprachform aus. In einem zweiten Schritt ist der Frage nachzugehen, welche Elemente für die Bildung dieser Sprachform bereits aus der Tradition vorgegeben waren, d. h. an welchen Stellen des Alten Testaments die Ausdrücke ~lpw und ffiiT 0P3 in Verbindung mit prophetischer bzw. »pseudoprophetischer« Verkündigung stehen. M. A. Klopfenstein hat das für den Begriff "IptP in Frage kommende Material bereits gesammelt36. Es handelt sich dabei um die Stellen: I R e g 2 2 22f.

( I I C h r 1 8 2if.) J e s 9 14 J e r 6 13 ( 8 10) 2 3 2 5 . 3 2

2 8 15

29

23. 31 43 2 Ez 13 22 Mi 2 n Sach 13 3. Auf den ersten Blick fällt auf, daß der Großteil der Belege aus dem Jeremiabuch stammt. Zu den bereits besprochenen zwölf Vorkommen von N33 N mit "iptf kommen sieben weitere Stellen, an denen "ipü zur Charakterisierung prophetischer Aktionen dient. Dagegen ist *ipt2? in analoger Funktion mit nur sechs Belegen im Alten Testament überraschend selten. In der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur kommt ein solcher Gebrauch von "iptP überhaupt nicht vor. Vorjeremianisch sind I Reg 22 22f. Jes 9 14 Mi 2 ii 3 7 . Die Kennzeichnung falscher Prophetenverkündigung als lpt2? war Jeremia demnach bereits vorgegeben; doch folgt daraus nicht notwendig, daß Jeremia diese Traditionen kannte und sie aufnahm. Jes 9 14 und Mi 2 n liefern mit ihrer aphoristischen Kürze und eigenständigen Sprache keine positiven Hinweise auf eine eventuelle Beeinflussung der Wendung K33 N + lpt2? ( + ,ö®3) im Jeremiabuch. Im Bezug auf I Reg 22 22f. schließt jedoch M. A. Klopfenstein nicht aus, daß Jeremia diese Tradition bekannt gewesen sei38. Der Annahme steht aber entgegen, daß in I Reg 22 22f. Jahwe die als ")pP qualifizierte Verkündigung bewirkt, während im Jeremiabuch gerade umgekehrt Jahwe in keiner Beziehung zu der lügnerischen Prophetenverkündigung steht 39 . Auch in sprachlicher Hinsicht zeigt I Reg 22 22f. 34

35

36 37

38 39

Im Jeremiabuch kommen folgende Belege in Betracht: 2 s 5 31 11 21 14 14. 15 20 6 2 3 25 2 6 9 27 15 2 9 9. 21, mit K33 tD 2313 26 20. Dabei sind die Stellen auszunehmen, an denen die Präposition den Adressaten der jeweiligen Verkündigung einführt; vgl. die Belege bei GesB 17 478 b . Vgl. M. A. Klopfenstein, Die Lüge nach dem Alten Testament, 1964, 95f. 99f. 120. Vgl. dazu M. Noth, "Überlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 (1957 2 ), 83 Anm. 3; O. Procksch, Jesaja, I 1930, 101f.; K. Marti, Das Dodekapropheton, 1904, 274—276, und E . Sellin, Das Zwölfprophetenbuch, 1930 2 ' 3, 319—322. Klopfenstein op. cit. 96. Jahwe distanziert sich vielmehr von den betreffenden Propheten. Das kommt einmal in der Wendung zum Ausdruck. Daneben kommt die Vorstellung aber

115

Formelhafte Wendungen in Jer 27 10.14-16

keine Anklänge an die Behandlung des Themas im Jeremiabuch, und so bleibt fraglich, ob sich Jeremia im Gebrauch des Begriffs IpW zur Kennzeichnung falscher Prophetentätigkeit an uns bekannte frühere Vorbilder anlehnt. Von den nachjeremianischen Belegen trägt Ez 13 22 nichts zur Fragestellung bei, da 1p® sekundär in den Text eingedrungen ist 40 . Sach 13 3 weist Gemeinsamkeiten mit dem jeremianischen Sprachgebrauch auf. Vor allem die Kombination von ipP mit mjp DW3 erinnert stark an die Wendung N3J N + 1p® (-f- "Wa); ebenso hat die Wahl des Verbums 131 D Vorgänger im Jeremiabuch 41 . Im Jeremiabuch geht Ipttf singulare Verbindungen mit den Verben TOS (6 13 8 10), l^n (23 14) und nsn H (23 32) ein. Das zweimalige Zusammentreffen von 131 D mit ip® (29 23 43 2) kann nicht als Ansatz zu einer formelhaften Diktion verstanden werden; denn die Wendung ist angesichts der zu beschreibenden Sache eher unter- als überrepräsentiert. Erst mit nö3 H in 28 15 29 31 zeigt sich ein zweiter Formelkreis um den Begriff 1p®. Zu den beiden Belegen sind noch 7 4.8 13 25 mit nt53 G + Iptf hinzuzufügen, für die zwar der Nachweis ihrer Zugehörigkeit zum Thema der »falschen Propheten« nicht möglich ist42, die aber dennoch sprachlich in enge Nachbarschaft zu 28 15 29 31 gehören. iptwi n3T D3"? int33n Vx 74 ip&n n s i Vs asV d t i m arm i% 1pB?3 TTDan 13 25 ipp Vs ntn asn nn nntnn nnsi 28 u ip» DSDN ntssi 2931 Die Verbindung zwischen ntss G/H und IpE? stellt in der Regel die Präposition h'S/'rx her, die nur in 13 25 durch 3 ersetzt ist. Das Personalobjekt steht in 28 15 29 31 auf Grund des Gebrauchs von nB3 H im Akkusativ; in 7 4.8 bedingt die Wahl von ntJ3 G die Präposition V. In 13 25 fällt eine entsprechende Form wohl wegen der poetischen Kürze aus. Eine Erweiterung der Wendung liegt in 7 4.8 vor, wo von IpiM ">131 die Rede ist43. auch in anderen Sprachformen vor, z. B. in oaV nain 23 26. Lediglich Jer 1 3 1 3 läßt sich sachlich mit I Reg 22 22f. verbinden. Einen schwachen Anklang an die Vorstellung, daß Jahwe eine falsche prophetische Verkündigung bewirkt, kann man eventuell auch noch von Jer 410 ablesen; vgl. oben S. 39 Anm. 5. Beide Stellen haben aber keine sprachliche Beziehung zu I Reg 22 22f. 40 41

43

Vgl. W. Zimmerli, Ezechiel, 1969, 285. Zu 1 3 1 D + lpt2? vgl. Jer 29 23 43 2 und 9 4. An der letzten Stelle bezieht sich die Wendung nicht auf prophetische Verkündigung. Zu 131 D + nifr a w V G I. 42 unten S. 117 f. Zu Jer 7 4. 8 vgl. aber oben S. 39 und Anm. 53. Trotz der offensichtlichen Zusammengehörigkeit der Belege verteilt sie S. Mowinckel, Komposition, 1914, 20. 24. 31, auf die drei Hauptquellen (13 25 zu A; 28 15 29 31 8*

116

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

Vorläufig genügt es festzuhalten, daß im Jeremiabuch der Begriff npü? anscheinend eine starke Anziehungskraft besitzt; denn nur so ist es verständlich, daß sich um ihn gleich zwei formelhafte Sprachformen gruppieren. Davon gehört thematisch die eine ganz, die andere nur teilweise zu der Auseinandersetzung mit falschen Propheten. Eine Abhängigkeit beider Formeln von bereits vorgegebenen Motiven läßt sich dabei nicht nachweisen. Schließlich ist zu überprüfen, welche prophetischen bzw. pseudoprophetischen Aktionen im Alten Testament dadurch näher charakterisiert sind, daß sie tatsächlich oder fiktiv n w OED geschehen. 29 Belege kommen für diese Vorstellung in Betracht. Während nur vereinzelt von 7U3 G (I Reg 18 32) und von D (II Reg 2 24) + mir DP3 die Rede ist, bilden die Verbindungen von 131 D (Ex 5 23 Dtn 18 19. 20. 22 I Reg 22 16 Jer 20 9 26 ie 29 23 44 16 Sach 13 3 Dan 9 6 I Chr 2119 II Chr 18 15 33 18) und von N31 N/tD (Jer 11 2 1 14 u . 15 23 25 26 9. 20 27 15 29 9. 21 Esr 5 1) mit mir DB?3 zwei große Gruppen. Weniger von Bedeutung ist die Wendung *np + niiT D®3, die zwar in E x 34 5 I Reg 18 24 I I Reg 5 11 auf prophetische Aktionen bezogen, die aber in anderen Themenkreisen weitaus häufiger ist 44 . Die Wendung *13T D + mir DB>3 bezieht sich in der Mehrzahl der Fälle auf Verkündigungen, die tatsächlich im Namen Jahwes erfolgen46. Dtn 18 20. 22 rechnet mit der Möglichkeit, daß sich ein Prophet auf den mrp DP berufen könne, ohne daß Jahwe ihn zur Verkündigung einer Botschaft beauftragt hätte. Jer 29 23 setzt sich mit den Propheten Zedekia und Ahab auseinander, in deren Verkündigung sich die in Dtn 18 20. 22 vorgezeichnete Möglichkeit realisierte. Man kann für Jer 2923 eine Beeinflussimg durch Dtn 18 20.22 nicht ausschließen46. zu B ; 7 4.8 zu C). W. Rudolph 97. 172. 53 und J. Ph. Hyatt 867f. 927. 788 schließen sich dieser Beurteilung an. Vgl. Gen 4 26 12 s 13 4 2133 2625 E x 3319 J e s l 2 4 41 25 4 3 7 64 e 6 5 i JerlÜ25 Joel 3 5 Zeph 3 9 Sach 13 9 Ps 79 6 8019 1051 116 4.13.17 I Chr 16 8. 45 E x 5 23 bezieht die Wendung auf Mose. In Dtn 18 19 ist allgemeiner von einem Propheten wie Mose die Rede. In I Reg 22 16 (II Chr 1815) fordert Ahab den Propheten Micha ben Jimla auf, ihm wahrheitsgetreu mitzuteilen, was Jahwe ihm geoffenbart habe. Auch im Jeremiabuch kommt ein solcher Gebrauch der Wendung dreimal vor: In 20 9 erwägt Jeremia, nicht mehr im Namen Jahwes zu sprechen; doch kann er sich der Macht Jahwes nicht entziehen. In 26 16 beurteilen die Fürsten und das Volk Jeremias Unheilsverkündigung als Botschaft Jahwes. In 4416 weigert sich das Volk, auf Jeremia zu hören, auch wenn er im Namen Jahwes spräche. Schließlich handeln auch Dan 9 6 I Chr 2119 II Chr 33 18 von Propheten, die zu Recht für ihre Verkündigung sich auf den mil 1 OtP berufen.

44

46

G. Wanke, Untersuchungen zur sogenannten Baruchschrift, 1971, 30, gibt allerdings zu bedenken, daß die Verse 2if. einer späteren Bearbeitung von Dtn 18 angehören.

Formelhafte Wendungen in Jer 27 10. 14-16

117

Anders als 131 D + mir DB3 meint X31 N + flirr D®3 meist eine prophetische Verkündigung, die zu Unrecht mit dem Anspruch, von Jahwe zu stammen, auftritt. Lediglich Jer 11 21 26 20 Esr 5 1 gebrauchen den Ausdruck in Zusammenhang mit echter Jahweverkündigung47. Die restlichen sieben Belege beziehen ihn auf pseudoprophetische Tätigkeiten. Bis auf Jer 14 15 standen diese sieben Vorkommen bereits bei der Untersuchung der Wendung N3J N + lpt2 ( + "W3) zur Diskussion. Jer 1415 läßt sich sachlich und sprachlich, obwohl das Wort fehlt, dem oben behandelten Formelkomplex um einordnen48. Noch seltener als taucht die Legitimationsformel niiT DE>3 außerhalb des Jeremiabuches im Zusammenhang mit Pseudopropheten auf. Lediglich in Dtn 18 20. 22 kommt der Ausdruck "131 D -f m»» nanxn

Ps 49 5 Ps 7 8 1 Prov 22 17

•naxV na-'wpn n a i V -m •wan1? na-wpn tiddh 1 ? na VB . . . n i n Vipa VNNV xVi

Prov 4 20 Prov 5 l Prov 5 13

^xn na '»a®

ps 4511

bvrt? ntsx idh »n

b) bei der Sohnesbelehrung

-|atx •jarx ^TX

un an , n , ün

c) bei der Königsbrautbelehrung

-|atx

•'Bill

Der Gebrauch des Ausdrucks in einer Verheißung

15?»» ,l ?x idVi naarx

iBn

Jes 55 3

Die Tabelle zeigt zunächst den relativ einheitlichen Gebrauch der Wendung im Jeremiabuch 9 6 . Das strenge Schema ist nur an drei Stellen durch die Einfügung von "»Vx, das auf Jahwe zurückverweist, durchbrochen (7 26 34 14 35 15). Darüber hinaus bietet J e r 34 14 nach lya® noch dessen Subjekt DaTliax. Die Reihenfolge ist bis auf J e r 35 15 stets BaP mit nachfolgendem ilDJ H + ]TX. Demgegenüber bringen die Belege außerhalb des Jeremiabuches in der Regel zuerst iiBa H + |TX (II Reg 19 16 = J e s 37 17 55 3 Ps 17 6 Prov 22 17 Dan 9 IS) ; doch kommt zweimal auch die umgekehrte Reihenfolge vor (Ps 4511 Prov 5 13). c) anas? +

trxaan

Eine weitere Besonderheit, die in Verbindung mit D3B H auftritt, verdient Beachtung. An sechs Stellen bezweckt die Infinitivverbindung 96

Das Bild, das © vom Gebrauch der Wendung bietet, ist weniger einheitlich. Während in den Proverbien Í1B3 H durchgängig mit TrapaßaAAsiv und in den Psalmen mit kMveiv übersetzt ist, steht in Jer 7 24.26 2 5 4 dafür 7TpocT6)(£iv, in 3414 35 15 44 5 aber KÁíveiv. In Jer 11 8 17 23 wird der Ausdruck in © nicht wiedergegeben.

Weippert, Prosareden

9

130

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

nVtfl DD2TI eine Intensivierung des Verbums nVtP (Jer 7 25 25 4 26 5 29 19 33 15 44 4). Einheitlich folgt bei diesen Belegen auf die finite Form von nVtP + präpositionalem Ausdruck das Akkusativobjekt D"H3S + D^tOin. Lediglich Jer 26 5 weicht geringfügig von dieser Konstruktion ab 97 . Losgelöst von diesem festen Kontext werden die Propheten im Jeremiabuch niemals als QH357 Jahwes bezeichnet. Dies ist auf den ersten Blick in zweifacher Hinsicht verdächtig. Insgesamt kommt das Wort N'OJ 93mal im Jeremiabuch vor. Die sechs hier interessierenden Belege fallen somit anscheinend aus der sonstigen Konzeption der Propheten im Jeremiabuch heraus. Außerdem kommt die Titulierung der Propheten als D^Stf Jahwes auch im deuteronomistischen Bereich an einigen Stellen vor. Beides zusammen — die relativ seltene Benennung der Propheten als 0*^357 Gottes im Jeremiabuch, dieselbe sprachliche Form beim Deuteronomisten — trug dazu bei, das Vorkommen des Ausdrucks im Jeremiabuch auf einen deuteronomistischen Verfasser zurückzuführen98. Der erste Verdacht kann rasch beseitigt werden. Von den 93 Vorkommen von JT3J im Jeremiabuch müssen zunächst 31 als irrelevant für die jeremianische Vorstellung von den Propheten ausscheiden, da sie Jeremia als Propheten bezeichnen. Es handelt sich dabei ausschließlich um Belege innerhalb von Fremdberichten oder Orakelüberschriften99. Ebenso verhält es sich mit den sechs Belegen in Kapitel 28, in denen Hananja prononciert als X^SJ bezeichnet wird100. Demnach bleiben nur noch 57 Vorkommen von tcaj übrig, die für die jeremianische Einschätzung der Propheten in Frage kommen. Bereits bei einer flüchtigen Übersicht über diese Stellen ergibt sich, daß im Jeremiabuch ein fast ausschließlich negatives Prophetenbild dominiert101. Die Propheten weissagen nicht im Namen Jahwes 97

98

Hier tritt D ' X ^ J n , 13S7 als Genetiv zum Status constructus , "!3"T. Die Konstruktion mit ODE? H folgt im Relativsatz nach. I n diese Richtung gehen G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 382 Anm. 2; J . Ph. Hyatt, V S H 1 (1951), 78; W.Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 626. Vgl. ferner E . Fascher, TTp(prpT|s, 1927, 130; H. G. May, J B L 61 (1942), 154; S. H. Blank, Jeremiah: Man and Prophet, 1961, 31 Anm. 7. Vgl. noch oben S. 121 Anm. 70.

99

2 0 2 2 5 2 2 8 5.6.10.11.12.15 29 1.29 3 2 2 3 4 6 3 6 8.26 3 7 2 . 3 . 6 . 1 3 3 8 9.10.14 4 2 2.4 43 6 4 5 1 4 6 1 . 1 3 47 i 49 34 50 l 51 59. A. Jepsen, Nabi, 1934, 139f., macht darauf aufmerksam, daß 27 dieser Vorkommen in & keine Entsprechung haben, und schließt daraus, daß die Bezeichnung Jeremias als N ^ J erst sekundär in den hebräischen T e x t eingedrungen ist.

100

28 l . 5.10. 12. 15. 17. Damit unterscheidet sich Jeremia auffallend von Hosea, bei dem man keine ausgeprägte Polemik gegen andere Propheten findet. In dem Abschnitt Hos 4 l-io kann man lediglich aus Vers 5 entnehmen, daß sich Hosea im Gegensatz zu den zeitgenössischen Propheten befand; vgl. dazu K . Groß, N K Z 42 (1928), 329. Auch im

101

131

Formelhafte Wendungen in J e r 35 15

und verkündigen dementsprechend nur Lüge 102 . Auch in moralischer Hinsicht erreichen sie nicht das Idealbild eines Propheten 103 . So kann es nicht verwundern, daß sich einige Gerichtsankündigungen direkt gegen die Propheten richten, und daß in allgemeiner ausgerichteten Gerichtsankündigungen die Propheten oft als besondere Personengruppe hervorgehoben sind 104 . Daneben gibt es einige Stellen, an denen der Ausdruck icai eher neutral im Sinne einer Berufsbezeichnung vorkommt. Aber auch hier ist bisweilen die skeptische Haltung Jeremias gegenüber den Propheten deutlich zu spüren; denn er bemüht sich offensichtlich um Kriterien, die die Rechtmäßigkeit ihrer Prophezeiungen beweisen könnten 105 . Unter Ausschluß der sechs Belege, die im Zusammenhang mit der Konstruktion mit DDP H die Propheten als D'Has? Jahwes bezeichnen, bleiben nur noch die Stellen 1 5 2 30 im Jeremiabuch übrig, die ein positives Prophetenbild voraussetzen. In Jer 1 5 ist der Titel auf Jeremia selbst angewandt: Jahwe setzt ihn zum Propheten ein 106 . Amosbuch könnte m a n allenfalls A m 7 14 als Distanzierung des Propheten von seinen Kollegen verstehen. 102 J e r 2 8 5 31 1 4 1 3 . 1 4 . 1 5 2 3 1 3 . 1 6 . 21. 25 . 26 (2mal) 27 9.14.16 29 8.15 37 19. Auch 5 13 ist bedingt zu diesen Belegen hinzuzurechnen. Allerdings handelt es sich an dieser Stelle um ein Zitat der Volksmeinung. Die Propheten, die das Volk nicht für die legitimen Verkünder von J a h w e s W o r t hält, sind in der Meinung J e r e m i a s gerade die echten, von J a h w e gesandten Propheten. Vgl. auch oben S. 107 — 121. 10S

J e r 6 1 3 (810) 23 l i . 14.15 32 32.

104

J e r 2 16 4 9 8 1 13 13 14 15. 18 23 15. 30. 31. 32. 33. 34 27 15.

105

im Sinne einer Berufsbezeichnung: J e r 26 7 . 8 . 1 1 . 1 6 . K r i t e r i e n der R e c h t m ä ß i g k e i t : J e r 1818 23 9. 28. 37 27 18 28 8. 9 (2mal).

106

Eine Benutzung der Bezeichnung 1D57 ist an dieser Stelle nicht zu erwarten, da der Titel i T O J nicht unter dem Aspekt seiner Beziehung zu J a h w e ins Blickfeld t r i t t , sondern durch das nachfolgende

auf das künftige Wirkungsfeld des Propheten

ausgerichtet ist. W ä h r e n d die älteren K o m m e n t a t o r e n — vgl. z. B . C. v. Orelli 1 7 ; F . Giesebrecht 2 — ebenso wie die neueren — vgl. etwa J . Ph. H y a t t 8 0 1 ; A. Weiser 5 ; W . Rudolph 6 — die Lesart von 3JI unbeanstandet lassen und auch den Vers auf den Propheten selbst zurückführen, entstand zu Beginn unseres J a h r h u n d e r t s eine angeregte Diskussion um die E c h t h e i t und auch die Bedeutung der Stelle. Den Anstoß gab dazu im J a h r e 1901 B . Duhm 5f., der die jeremianische Herkunft des Wortes bezweifelte, da J e r e m i a sich selbst nur als »einfachen israelitischen Propheten« verstanden habe. B . Stade, Z A W 22 (1902), 328, griff diesen Gedanken auf und las dementsprechend s t a t t vielmehr •»üV

C. H. Cornill 4 f . wandte sich

gegen die vorgeschlagene Textänderung, da m a n nach alttestamentlichem Sprachgebrauch bei Stades I n t e r p r e t a t i o n der Stelle eher

als

erwarten müsse.

Aber auch diese K o n j e k t u r erschien ihm so überflüssig wie die Stades, da sich J e r e m i a in gut prophetischer Tradition befände, wenn er sich als Prophet für die Völker verstünde. Diese K r i t i k veranlaßte B . Stade, Z A W 26 (1906), 9 7 — 1 2 3 , seine 9*

1902 vorgetragene Interpretation und Lesung in Auseinandersetzung mit Cornill

132

U n t e r s u c h u n g e n zum Sprachgebrauch der Prosareden

In Jer 2 30 ist vom Mord an Propheten die Rede, denen Jeremia wohl Sympathie entgegenbringt 107 . Damit hat sich das Mißverhältnis von 87 Vorkommen von N'OJ im Jeremiabuch gegenüber nur sechs, an denen die Propheten zusätzlich noch als Dna» Jahwes bezeichnet werden, grundsätzlich aufgelöst; denn lediglich an den Stellen Jer 1 5 2 30 könnte man ebenfalls die Bezeichnung QH3S7 erwarten 108 . Das zweite Verdachtsmoment verdient im Zusammenhang dieser Arbeit größere Aufmerksamkeit. Wie bereits bemerkt, beschränkt sich die Zusammenstellung von D"H35? und D,i03 nicht auf die Jeremiaüberlieferung. Ebenso häufig wie hier tritt sie in den Königsbüchern auf: I Reg 14 18 II Reg 9 7 14 25 17 13. 23 2110 24 2. Ferner kommt sie vor in Ez 38 17 Am 3 7 Sach 1 6 Dan 9 6. 10 Esr 9 11. Unter formalen Aspekten läßt sich das gesamte Material in zwei hauptsächliche Gruppen einteilen. Die Zusammenstellung ist im Jeremiabuch in einen streng fixierten Zusammenhang eingebettet, der mit den Stichworten H und »nicht hören« kurz umrissen werden kann. Eine zweite Gruppe läßt sich charakterisieren durch die Einführung

107

108

detailliert zu b e g r ü n d e n . Ch. Bruston, Z A W 27 (1907), 75—78, schlug schließlich vor, a n festzuhalten, es aber im Sinne von »les grands« zu verstehen. Diese a n sich schon problematische A u f f a s s u n g erweist sich aber f ü r Vers 10 als unmöglich, wo B r u s t o n gezwungen ist, f ü r das parallele r v o V a a n die B e d e u t u n g »les tyrans« zu postulieren. Bereits P. Volz 4f. k e h r t e d a h e r wieder zur traditionellen E r k l ä r u n g zurück u n d betonte, d a ß "[TIM nicht bedeute, d a ß J e r e m i a zu den »Heiden« gehe, sondern, d a ß seine P r o p h e t e n w o r t e w e l t u m f a s s e n d e B e d e u t u n g h ä t t e n . H . B a r d t k e , Z A W 53 (1935), 209—239, zog einen endgültigen Schlußstrich u n t e r die von B. D u h m a u f g e b r a c h t e Fragestellung, i n d e m er sowohl den D u h m schen Vorschlag, Vers 5 J e r e m i a abzusprechen, als auch die vorgeschlagenen Textä n d e r u n g e n widerlegte. Seine Folgerung aber, d a ß J e r e m i a in einem ersten S t a d i u m als Heils-, in einem zweiten aber als Unheilsprophet gewirkt habe, f a n d k a u m Anklang. Vgl. z u m ganzen F r a g e n k o m p l e x a u c h H . Graf Reventlow, Liturgie u n d prophetisches Ich bei Jeremia, 1963, 41—44. Auch a n dieser Stelle ist die Bezeichnung der P r o p h e t e n als D"H357 J a h w e s k a u m zu erwarten. Sie t r e t e n wie in 1 5 nicht in ihrer Beziehung zu J a h w e , s o n d e r n im H i n blick auf die Adressaten ihrer B o t s c h a f t auf. D a s Suffix D3 — kennzeichnet sie als P r o p h e t e n des Volkes; t r o t z d e m h a n d e l t es sich zugleich u m J a h w e s P r o p h e t e n . D a s Suffix soll vor allem die P a r a d o x i e zum A u s d r u c k bringen, d a ß d a s Volk seine eigenen P r o p h e t e n g e t ö t e t h a t . D e m P a r a d o x wird die Spitze abgebrochen, w e n n m a n d e n T e x t so ä n d e r t , d a ß m a n ein auf J a h w e bezügliches Suffix erhält. Vgl. Ilse v. Loewenclau, V T 16 (1966), 117—123. D a s numerische Mißverhältnis zwischen d e n zahlreichen Belegen, die n e g a t i v von den P r o p h e t e n sprechen, u n d d e n wenigen Belegen, die v o n einem positiven Prophetenbild ausgehen, e n t h ä l t deshalb keinen Anstoß, d a die n e g a t i v bewerteten P r o p h e t e n Zeitgenossen J e r e m i a s sind, w ä h r e n d die positiv b e w e r t e t e n P r o p h e t e n Vorgänger J e r e m i a s sind. Vgl. dazu oben S. 125 Anm. 82 z u m Verständnis der K o n s t r u k t i o n m i t DD® H.

133

F o r m e l h a f t e W e n d u n g e n in J e r 3 5 15

der Zusammenstellung mittels T3. In diese zweite Gruppe gehören bis auf II Reg 9 7 alle Belege aus den Königsbüchern sowie Ez 38 17 Dan 9 10 Esr 9 n . Sechs Belege dieser zweiten Gruppe sind besonders eng miteinander verbunden. Ihnen ist der Gebrauch des Verbums * m D eigentümlich, von dem die Konstruktion T 3 + DH3» + n^Sin abhängig ist. Die vier verbleibenden Belege II Reg 9 7 Am 3 7 Sach 1 6 Dan 9 6 lassen sich keiner der beiden Hauptgruppen einordnen und zeigen über die Zusammenstellung von DH3» + 0*101 hinaus keine weiteren Gemeinsamkeiten. Sie sind in der folgenden Tabelle deshalb unter dem Stichwort »Disparates« zusammengefaßt. »033-13» -nV» nVwi D D P n 1 1 0 o-'X-ain nVtri o a & n

nVw tnipn111

n a »

o^xsin o^xsin

r í a »

Va nu orrVx109

na»

Jer

nVirxi

Va n x n s ' V x

n w

n a n V» nbv

na-'Vs

7 25

J e r 25 i

nVœi »»&V

J e r 26 5

...•wk J e r 29 19

nVcn Dstwi

onoin

n a »

nx orrVx

vinVir

nVn

DDffn

o'ioin

n a »

Va n x oa-'Vx

nVpio

J e r 3 5 15

nVœn n a p n

o'K-ain

n a »

Va n x oa^Vx

nVs?xi

J e r 44 4

x,3J-na»-T,a—lai S'ajn x-ain D'irsin n,x,3jn o^x-oin Vx-w

'icai

1

irrnx n a »

T a

- m

-wx

m,T

.. nir H3» T 3 -13T 12?X .. nvr TH3» Va T 3 ")3T HWt3 TH3» "P3 mrr TH3» T 3 13T "WX mrr ... v r m -ivx H3» T 3

nsTa

I R e g 14 18

nana

I I R e g 1 4 25

• u t i

I I R e g 21 10

i3na

I I Reg 24 2

I I R e g 17 23

Ez 3817

«'aj-ias-Ta o'irsin D,K,3Jn DT3JÍ1 Disparates o-wain

a-'x^an

H3» T 3 1H3» T 3 "JH3» T 3 H3» 1H3»

109

Vgl. o b e n S. 126 A n m . 89.

110

Vgl. o b e n S . 126 Anm. 90.

111

Vgl. oben S. 126 A n m . 91.

112

+ "Dl + T 3

na^Vx

TnVü "lffXI II Reg 17 13 m s V

]na * w n m s

Vx m o

"WX

Dan

••m T i n p j l

I I Reg 9 7

nVi d h ' 3 . . .

Am 3 7

kommt außerdem zusammen mit 1 3 »

für Mose (I R e g

8 53. 56), A h i a (I R e g 1 5 29) und E l i a ( I I R e g 9 36 10 10) v o r ; vgl. auch Neh 9 u 10 30. Auch wenn hier das N o m e n X ' S l fehlt, h a n d e l t es sich doch zweifellos um P r o p h e t e n (auch Mose e r f ü l l t in I R e g 8 53.56 prophetische F u n k t i o n e n ) . D i e Zusammengehörigkeit m i t den in der T a b e l l e zusammengestellten B e l e g e n beweist v o r allem I R e g 1 5 29 m i t JTI7P 1 3 1 3 .

E i n e weitere V e r b i n d u n g ergibt sich aus der

F u n k t i o n der Belege, die E r f ü l l u n g früherer Weissagungen zu b e s t ä t i g e n . Vgl. dazu unten S. 136 f.

910

E s r 9 11

134

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

triojn

n a »1 f

r x VTIS 112>X ' p m n 3 T *?K X71

1»W3 113T *1®K

Sach 1 6 Dan 9 6

Übereinstimmung und Divergenz beim Gebrauch der Wendung lassen sich auf dem Hintergrund der Tabelle klar herausarbeiten. Einheitlich bieten alle Stellen 135? bzw. DHSS? mit einem auf Jahwe bezüglichen Suffix: Die »Knechte« stehen im Dienst Jahwes. Stets folgt darauf als Apposition das Wort X'OJ. Nur an zwei Stellen (I Reg 14 18 I I Reg 14 25) tritt dazwischen der Eigenname eines bestimmten Propheten. In der Regel bildet die Zusammenstellung von DH3S? + D'WJ das Akkusativobjekt zu einem Verbalausdruck, der ein Handeln Jahwes beschreibt 113 . Im Jeremiabuch ist die Wendung fest in den bereits beschriebenen Kontext eingebaut. Sie folgt auf eine finite Form des Verbums nbv, zu dem Jahwe das Subjekt ist, und dessen personales Ziel durch die Präposition Vn eingeführt ist. Auf die nota accusativi folgt in der Regel Vd (davon weichen lediglich J e r 26 5 29 19 ab) mit DH3S? + D^NSa, sodann die adverbielle Erweiterung nVtfl DDBTI. Einfaches DnvatP xVl (Jer 26 5 29 19) oder die zuletzt behandelte Wendung N1? + S7»P zusammen mit xb + HöJ H -fschließt diesen fest umrissenen Phrasenkomplex ab. Die zweite Gruppe kann über die bereits erwähnten Charakterisika hinaus noch weiter beschrieben werden. Bis auf I I Reg 2110 finden sich alle Aussagen über die DH3S? in durch HPK eingeleiteten Relativsätzen. Einen besonders streng parallelen Aufbau haben I Reg 14 18 I I Reg 14 25 2 4 2: vor den Relativsatz i ^ J i a » T 3 13T tritt jeweils mrr naiD. Die auffällige Einführung der Zusammenstellung durch T 3 , ihre sechsmalige Abhängigkeit vom Verbum 13T D und ihr achtmaliges Auftreten in durch eingeleiteten Relativsätzen legen es nahe, für diese Stellen an einen Verfasser, zumindest aber an literarische Abhängigkeit der Belege untereinander zu denken. Nur so kann einsichtig werden, weshalb dieselbe Sprachform in syntaktisch einheitlicher Form in verschiedenen Erzählungs- und Traditionskomplexen immer wieder vorkommt. Für die Belege der zweiten Gruppe kommt daher wenigstens in den Königsbüchern am ehesten der Deuteronomist als Verfasser in Frage 114 . 113

Lediglich Dan 9 6 ist anders konstruiert. Durch den nachfolgenden Relativsatz "]ÜttQ "WH kommt aber ebenfalls zum Ausdruck, daß die Ü , T357 in ihrem Handeln Jahwes Auftrag untergeordnet sind.

114

M. Noth, Könige, 1968, 311. 318 (vgl. auch Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 [1957 2 ], 81), rechnet jedoch I Reg 14 18 zum Grundbestand der Erzählung von der Gottesbefragung. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 75, bestimmt ferner II Reg 14 25 als Zitat aus den königlichen »Tagebüchern« und ebd. 85 Anm. 4

Formelhafte Wendungen in J e r 3515

135

Die dritte Gruppe enthält disparates Material und kann somit lediglich als Hinweis dafür dienen, daß die Zusammenstellung von OH357 + D'iOl auch losgelöst von den beiden hauptsächlichen Verwendungsmöglichkeiten frei verfügbar und eben terminus technicus für Jahwes Propheten ist. Sicher vorjeremianisch ist von diesen Belegen nur II Reg 9 7 115 . Die drei verbleibenden Stellen sind alle nachjeremianisch116 und für die Beurteilung des Vorkommens des Ausdrucks im Jeremiabuch nur insofern bedeutungsvoll, als sich aus ihnen eindeutig ergibt, daß das Postulat, die Titulierung der Propheten als C l a v an sich sei deuteronomistisch, nicht stichhaltig ist 117 . Will man nämlich den Deuteronomisten für das Vorkommen von C i a s als Bezeichnung der Propheten im Jeremiabuch verantwortlich machen, so muß man bereits in dieser Wendung eine deuteronomistische Eigenart sehen. Daß dies nicht der Fall ist, zeigte die bisher ganz auf das Sprachliche beschränkte Untersuchung des Ausdruckes innerund außerhalb des Jeremiabuches. Über das Vorkommen von D,1317 zusammen mit D'WaJ hinaus haben die in Frage kommenden Belege des Jeremiabuches keinen weiteren Beziehungspunkt mit den in der zweiten, der »deuteronomistischen« Gruppe, zusammengestellten Belegen gemeinsam. Auch in inhaltlicher Hinsicht läßt sich dieses Ergebnis stützen. Die Zusammenstellung DH3» + D'Xai kommt im Jeremiabuch in sachlich anderen Zusammenhängen als in den Belegen der zweiten Gruppe vor. I I Reg 17 23 als nichtdeuteronomistischen späteren Zusatz. Ebd. 85 zählt er nur I I Reg 17 13 zu den deuteronomistischen Partien der Königsbücher. Seine Zuweisung von I I Reg 24 2b schließlich bleibt unklar. Nun hält Noth ebd. 3 den Sprachbeweis für die sicherste Grundlage, Abschnitte innerhalb der Geschichtsbücher dem Deuteronomisten zu- oder abzusprechen. Uberträgt man diese Prämisse auf die hier genannten Stellen aus den Königsbüchern, dann müssen sie bis auf I I Reg 9 7 dem Deuteronomisten zugesprochen werden. So schon E . Fascher, TTpon rrn umgewandelt. D-WH ist in Ez 39 4 in f p Vd *11SS trs aufgelöst. Anstelle von VaSöV ist an beiden Stellen n^DN1? gewählt. Deutlich tritt so ein spezifisch jeremianischer Sprachgebrauch hervor, der keinesfalls mit einem Deuteronomisten in Verbindung gebracht werden kann. Neben dem Ziel der völligen Ausrottung der Betroffenen enthält die Trias an einigen Stellen eine andere Zweckbestimmung. Die Aktion Jahwes greift über die nur passiv Betroffenen hinaus und zieht die Beobachter in das Geschehen mit ein. Diese Fortführung hat — anders als im Ezechielbuch357 — im Jeremiabuch noch keinen zeichenhaften 353 a . Weiser, Die Psalmen, 1959 5 , 370, erklärt die Anklänge an das Jeremiabuch durch den Stil des Volksklageliedes; doch läßt die sprachliche Form an direkte Abhängigkeit vom Sprachgebrauch des Jeremiabuches denken. 354 355

356 357

Vgl. I Reg 2119. 23 22 38 II Reg 9 10. 36 Ps 68 24. M. Noth, Könige, 1968, 310 f. 345; Überlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 (1957 2 ), 82 und Anm. 1. 83. Vgl. dazu oben S. 1 5 1 - 1 5 3 . In Ez 5 1 3 6 13 7 27 12 6 14 23 2 8 23 3 3 29 3 8 23 sollen die Zeugen des Jahwegerichts an den Plagen und ihren Wirkungen zur Erkenntnis Jahwes gelangen; vgl. dazu

187

Formelhafte Wendungen in J e r 34 17-20

Charakter, da die Zuschauer beim Beobachten des Gerichts zu keiner wie auch immer gearteten Erkenntnis zu kommen brauchen. Ihre Reaktion besteht ausschließlich in Spott und Hohn und soll als Strafverschärfung dienen. In diesem Zusammenhang kommt das Motiv in Jer 15 4 24 9 29 18 34 17 42 18 44 12 vor. Die sprachliche Formulierung des Themas ist wiederum derart streng genormt, daß man von einem weiteren Formelkomplex reden kann. Losgelöst von der Plagentrias sind analoge Wendungen in Jer 19 8 (in Anschluß an die zuletzt behandelte Formel + DnVsJ + 'pNn narabl DWil fps?1? Vdn»1?) 25 9 . i i . i 8 4 4 8.22 49 13 5137 belegt. Außerhalb des Jeremiabuches finden sich ähnliche Formulierungen nur an vier Stellen: Dtn 28 25 II Reg 22 19 Mi 6 16 II Chr 29 8. Dabei steht auch das Vorkommen der Wendung in Dtn 28 25 in enger Beziehung zu einer Vorform zur Trias 368 . Die folgende Tabelle (S. 188) bietet eine Übersicht über die genannten Belege, von denen lediglich Mi 6 16 nicht vertreten ist, da an dieser Stelle die hier interessierenden Nomina abweichend von den anderen Belegen auf parallele Sätze verteilt sind. Der Beleg sperrt sich so gegen die graphische Einordnung in die Tabelle. Sämtliche in der Tabelle enthaltenen Belege bieten in mehr oder weniger umfangreicher Form 3 5 9 Nominalreihen mit den Gliedern Jisnt360, oben S. 178. Daß die Rolle der Zuschauer im J e r e m i a b u c h viel begrenzter ist, geht schon daraus hervor, daß sie nie als S u b j e k t erscheinen, oft einfach stillschweigend vorausgesetzt sind. W e n n sie überhaupt erwähnt werden, so geschieht das im Anschluß an das Nomen H5J1T; in stereotyper F o r m folgt darauf f HND

V d V

D I D V ö H

(in der Tabelle ausgespart) in J e r 15 4 24 9 29 18 34 17 D t n 28 25. 358

I n I I Chr 29 9 folgt auf 3 i n eine Umschreibung für den Begriff "Ott?. Beides könnte darauf hinweisen, daß an der Stelle eine bereits s t a r k zersetzte F o r m der Trias vorliegt. D o c h liegen lediglich Andeutungen vor, so daß es zu gewagt erscheint, hier von einer Nachform der Trias zu sprechen.

359

Lediglich die Stellen J e r 15 4 34 17 D t n 28 25 enthalten nur das Nomen HS71T.

360

Das Nomen J l S I t ist nach F o r m und Bedeutung unsicher. Belegt sind die Schreibungen

N S N R

und

M S J T ,

davon unangezweifelt

D S 7 H

in J e s

2 8

19,

¡T157T

in D t n

2 8

2 5 .

Zu ilSJlT findet sich in J e r 15 4 24 9 29 18 3417 I I Chr 29 8 das Q mSJT, zu TUST in E z 23 46 das K o r jlSIT. Die Wiedergabe in @ variiert: ctvcf/Kai (»Notwendigkeiten, Drangsale«) J e r 15 4, EKcnaais (»Außersichsein, Entsetzen«) I I Chr 29 8, Tctpaxri (»Verwirrung,

Schrecken«)

E z 23 46,

Siaairopct (»Zerstreuung«) D t n

SiaaKopmaiios

Jer

2 8 2 5

3 4

17,

EATTIS

(»Zerstreuung«)

J e r 24 9,

TTOvripcc (»böser Schrecken«)

J e s 2 8 19. I n J e r 29 18 ist das W o r t in © nicht übersetzt. Uneinheitlich ist auch die Wiedergabe in

commotio

(»Bewegung, Aufregung«) J e r 34 17 I I Chr 29 8,

(»Wogen, Brausen«) J e r 15 4, tumultus

(»Verwirrung«) E z 23 46, vexatio

terung, Mißhandlung«) J e s 28 19 J e r 24 9 29 18, dispergi

fervor

(»Erschüt-

(»Zerstreute«) D t n 28 25.

Die Erklärungen in der Tradition sind derart divergierend, daß sie wohl nur als Zeichen der Aporie in bezug auf den Begriff gewertet werden können. Etymologisch dürfte

N S M / M S T T

m i t dem Verbum

5J1T,

das im aktiven Grundstamm in K o h

1 3

2

188

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

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Xa. XXr: Xc r Gl n

X- XIi. ü . X- XJ - Xn r;

ü. XXn Xc r Gl c

J^ c r a n

Xü. XXn

Xü. ü. XX- Xn n

c c r i£1 Cl n; n

Xc r Cl c

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XIi. XXn

^

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Formelhafte Wendungen in J e r 34 17-20

189

nmn 3 6 4 , na®, np"i®, nWp und nsin 3 6 5 . Die Nomina sind bis auf Jer 51 37 von der Präposition V abhängig und beziehen sich auf ein Prädikat ]nj, oder jrn. Auch Mi 6 16 weist diese Merkmale auf: na® und np"l® schließen sich mittels h an das Prädikat jm an. Der Nachsatz mit nsin ist eventuell ein Nachtrag 366 . Bereits G. Hölscher, aber auch J . Ph. Hyatt und W. Thiel nehmen an, daß die listenartigen Zusammenstellungen der Nomina ebensowenig wie alleinstehendes nsnt von Jeremia, sondern vom Redaktor des Jeremiabuches stammen 367 . Dieses Urteil hat insofern eine gewisse Berechtigung, als die Nomina nVx und nVVp sich auch in der deuteronomistischen Literatur nachweisen lassen368. Doch hat schon J . Bright bemerkt, daß nur im Jeremiabuch diese Ausdrücke gehäuft auf engem Raum anzutreffen sind389. Die knapp gehaltenen Andeu(860) E s t 5 q> im aktiven Doppelungsstamm in H a b 2 7 belegt ist, zu verbinden sein. GesB 1 7 1 9 6 a s. v. gibt für den G - S t a m m die Bedeutung »zittern, F u r c h t zeigen«, für den D - S t a m m »aufrütteln« an. Dies würde bedeuten, daß die richtige F o r m des W o r t s H S 7 1 T (Vokalisation unsicher) lautete. F ü r eine abweichende Etymologie, die aber auf dieselbe F o r m führt, vgl. M. Weippert, Edom, 1971, 588 Anm. 715. Das semasiologische Feld des Wortes ergibt eineVerbindung mit Ausdrücken des Spottens; vgl. J e r 24 9 29 18 I I Chr 29 8. An allen Jeremiastellen (zu I I Chr 29 8 siehe oben S. 187 Anm. 358) ist HV1T der Terminus, der in der Regel die Folge (in 24 9 allerdings vorangestellt) des mit der Trias bezeichneten Handelns Jahwes angibt. 364

Das Nomen ( n ) 3 i n ( J e r 25 9. 11.18 4 4 22 49 13) ist in diesem Zusammenhang auffällig; denn es läßt sich thematisch nur schwer mit den anderen Begriffen zusammenbringen. I n J e r 2511 wird es wohl aus diesem Grund von © gestrichen; eine ähnliche Ursache mag die Änderung von I T D i n in D S U ! in (der Vorlage von) © in 25 9 haben.

385

W J ® kommt im Jeremiabuch nur in 24 9 vor (© jedoch nicos = n S l ® ) . Weder V ® » noch n r i ® findet sich sonst in diesem Formelzusammenhang; ni , J®, das nur zusammen mit V ® » vorkommt, ist vielmehr auf die Stellen D t n 28 37 ( + n a ® ) I Reg 9 7 J e r 24 9 I I Chr 7 20 beschränkt, repräsentiert also späten Sprachgebrauch. E s ist daher möglich, daß J e r 24 9 ursprünglich nur die Nomina nSIT, n ö l f l und n ^ p enthielt und erst sekundär um das Begriffspaar*7®a und erweitert wurde.

Die 2. pl. weist auf sekundäre Erweiterung hin; vgl. K . Marti, Das Dodekapropheton, 1904, 296; E . Sellin, Das Zwölfprophetenbuch, 1 9 3 0 2 ' 3 , 346. 3 6 7 G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 384 Anm. 2 zu S. 382; J . Ph. H y a t t , V S H 1 (1951), 7 7 f . ; W . Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 427f. Vgl. auch L . Zunz, ZDMG 27 (1873), 672. 368 - j V n kommt sechsmal im Deuteronomium (29 11.13.18.19. 20 30 7) und einmal beim Deuteronomisten (I Reg 8 3l) und viermal in der späten, dem Deuteronomisten nahestehenden Literatur (Dan 9 11 Neh 10 30 I I Chr 6 22 3 4 24) vor. findet sich elfmal im Deuteronomium (1120. 28. 29 21 23 2 3 6 27 13 28 15. 45 29 26 30 1.19), dreimal beim Deuteronomisten (Jos 8 34 J d c 9 57 I I S a m 16 12) und in Neh 13 2. 386

389

J . Bright, J B L 70 (1951), 34, verweist als Parallele nur noch auf E z 5 15, wo Nomina ähnlichen Inhalts beieinanderstehen.

190

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

tungen J . Brights können in zwei Richtungen ergänzt werden. Von den vierzehn Belegen aus dem Jeremiabuch enthalten zehn das Nomen nö®, das in der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur nur in Dtn 28 37 vorkommt370. Fünfmal folgt darauf npHP, das außerhalb des Jeremiabuches nur noch in Mi 6 16 II Chr 29 8 bezeugt ist. Sechs Stellen bieten das Nomen nöin, das der Deuteronomist nur einmal in Jos 5 9 verwendet371, das im Deuteronomium aber überhaupt nicht vertreten ist. Drei Ausdrücke, die für die Nominalreihe im Jeremiabuch typisch sind, lassen sich somit nicht aus der deuteronomisch-deuteronomistischen Tradition ableiten; statt dessen entsprechen sie jeremianischem Sprachgebrauch372. Dieses Ergebnis könnte immer noch den Schluß erlauben, daß eben nur die Ausdrücke ifw und nWp die Hand des deuteronomistischen Redaktors verrieten, der sich weitgehend an die jeremianische Diktion (nKit/, n p " W , n s i n ) angelehnt habe. Zieht man jedoch in Betracht, in welche Kontexte der Deuteronomiker und der Deuteronomist in der Regel beide Ausdrücke stellen, kann ihr Gebrauch im Jeremiabuch nicht mehr mit der Tätigkeit deuteronomistischer Kreise am Jeremiabuch erklärt werden. Unübersehbar herrscht beim Deuteronomisten die Tendenz, nVx in enge Verbindung mit m a zu setzen373 und flWp mit nana zu polarisieren374. Die Berührung der hier untersuchten Wendung mit der deuteronomisch-deuteronomistischen Diktion ist somit minimal, besteht sie doch nur in der Wahl der Ausdrücke r6x und nbVp. Der Gebrauch beider Begriffe differiert aber so erheblich, daß literarische Abhängigkeitsverhältnisse nicht postuliert werden können. Auf diesem Hintergrund läßt sich nun die Frage nach dem Verhältnis der Belege aus dem Jeremiabuch zu ihren engsten Parallelen in Dtn 28 25 II Reg 22 19 II Chr 29 8 und Mi 6 ie beantworten. Als einziger vorjeremianischer Beleg kommt allenfalls Mi 616 in Betracht 375 . II Reg 22 19, das nach M. Noth nicht deuteronomistischer 370

371 372

373

374

375

II Reg 22 19 ist nach M. Noth, Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 (1957 2 ), 86. 92, vordeuteronomistisch. Nach Noth op. cit. 42. Hü® kommt in Jer 2 15 4 7 5 30 821 18 16 25 38 46 19 48 9 49 17 50 3. 23 51 29. 41. 43, n s n n in J e r 6 i o 1515 20 8 23 40 3119 51 51 vor. Dtn 29 11.13. 20; vgl. auch Gen 26 28 Ez 16 59 17 13.16.18.19. Neben 7157312 steht in Num 5 21 (2mal) Neil 10 30 Dan 9 11. Dtn 11 26. 29 23 s 301.19 Jos 8 34 ( I I S a m l 6 l 2 ersetzt 71313 durch Haiti); vgl. ferner Gen 27 12 Ps 109 17 Neh 13 2. K. Marti, Das Dodekapropheton, 1904, 294, setzt den Beleg allerdings erst in exilischer Zeit an. Vgl. dagegen aber E. Sellin, Das Zwölfprophetenbuch, 1930 2 ' 3 , 345, der Vers 16 auf dem Hintergrund der Zeit Michas erklärt und K. Martis Deutung ablehnt.

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10

191

Herkunft ist, fällt zeitlich mit der Verkündigung Jeremias zusammen376. Von besonderer Bedeutung ist das Verhältnis zwischen Dtn 28 25 und den Jeremiastellen, die ebenfalls 7TS71T enthalten. Ein literarisches Abhängigkeitsverhältnis muß zwischen beiden Belegen bestehen. Da nun 71571T in Jer 24 9 29 18 in einen Kontext eingebettet ist, der nach den obigen Überlegungen eine Herleitung aus deuteronomistischen Kreisen nicht zuläßt, muß die Priorität des Gebrauchs von nsit im Jeremiabuch vor Dtn 28 25 angenommen werden. II Chr 29 8 steht am Ende der Tradition, sehr wahrscheinlich in enger Abhängigkeit vom Jeremiabuch (vgl. vor allem Jer 29 is). Über das negative Ergebnis hinaus, daß der Deuteronomist nicht der Verfasser der hier interessierenden Belege aus dem Jeremiabuch sein kann, erlaubt das Material auch positive Vermutungen in bezug auf die Person des Verfassers. Dabei ist daran zu erinnern, daß die Nominalreihen durch die Präposition b den Prädikaten )M3, D1^ oder rrn zugeordnet sind. Analoge syntaktische Verbindungen mit den Begriffen Jl^N und nV?p fehlen im Deuteronomium und beim Deuteronomisten377; im Jeremiabuch dagegen kommen sie neunmal zusammen mit TOP und zweimal zusammen mit nein vor378. Für sechs Stellen (Jer 24 10 27 8 32 24. 36 34 n 44 13) konnte die Untersuchung des spezifischen Kontextes der Trias im Jeremiabuch ihre jeremianische Herkunft nahelegen. Nimmt man die Ergebnisse des vorhergehenden Abschnitts über die Geschichte des Motivs hinzu, so kann man die Resultate beider Arbeitsgänge nur dahin deuten, daß die Trias 3"in, 3SH und 131 am ehesten eine jeremianische und keinesfalls eine deuteronomisch-deuteronomistische Sprachform darstellt.

4. F O R M E L H A F T E WENDUNGEN IN J E R 18 7-10

Eine große Anzahl von Exegeten beurteilt Jer 18 7-10 als späteren Zusatz, der nicht auf Jeremia zurückzuführen sei379. Mitentscheidend für die Beurteilung der Verse sind die dreigliedrige Verbalreihe in Vers 7, die aus den Verben tfriJ, flu und 13H H bestellt, und das damit korrespondierende positive Begriffspaar ma und S?ül in Vers 9. G. Höl376

Vgl. M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 (1957 2 ), 86. 92.

377

Nur in Dtn 30 7 schließt sich H^K an das Prädikat an; ebenso 11 29 30 19. Die Konstruktion ist aber jeweils ganz anders.

378 QHP +

n ö t f 1 ? k o m m t i n J e r 4 7 1 8 1 6 5 1 29, j T H +

5 0 23 5 1 4 1 . 43, ] M N +

in Jer 23 379

40

H a ® 1 ? i n J e r 2 5 38 4 6 19 4 8 9 4 9 17

n a t P in J e r 5 30, i T H + H a i n 1 ? i n J e r 6 10 2 0 8, f l U +

vor.

Vgl. dazu oben S. 4 8 - 6 7 .

in Dtn

HDin

192

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

scher und J . Ph. Hyatt sehen in dieser Kombination von Verben, die sich in ähnlicher Form noch fünfmal im Jeremiabuch wiederholt, eine Spracheigentümlichkeit des deuteronomistischen Redaktors des Jeremiabuches380. S. Herrmann hat sich neuerdings beiden Autoren angeschlossen; doch argumentiert er vorsichtiger: nicht die Verbalreihe an sich, erst die Art und Weise, in der sie einem größeren Zusammenhang einverleibt sei, mache klar, daß sich mit ihr ein deuteronomistischer Verfasser zu Wort melde381. Nicht nur die Argumentation S. Herrmanns zwingt zu einer Berücksichtigung des engeren Kontextes der Verbalreihe; auch die Texte selbst empfehlen ein derartiges Vorgehen. In Jer 18 7-10 entspricht den negativen Verben aus Vers 7 der Ausdruck nsn in Vers 8, dem positiven Begriffspaar aus Vers 9 entspricht in Vers 10 der Ausdruck naiü. Man wird deshalb kaum fehl gehen, wenn man nsn und »1310 als Interpretation der Verben versteht, vor allem, da sich die Parallelisierung der Verbalreihe mit beiden Ausdrücken wiederholt382. Aber auch losgelöst von den Vorkommen der Verbalreihe ist eine Betrachtung der Gegensatzbegriffe nsn und H3W für die Kritik der Argumentation Herrmanns von Bedeutung; denn er sieht den deuteronomistischen Charakter der Verbalreihe vor allem in der Ausrichtung auf das »Allgemeingültig-Programmatische«383, das sich aber mindestens ebenso stark im gemeinsamen Gebrauch von nsn und iUlö bemerkbar machen kann. Aus diesem Grund ist der Frage nachzugehen, ob nsn und naiB nicht zum typischen Vokabular des Deuteronomisten gehören384. G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 384 Anm. 2 zu S. 382; J. Ph. Hyatt, VSH 1 (1951), 78. 3 8 1 S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 162—169. Ihm folgen U. Kellermann, EvTh 29 (1969), 182 Anm. 56, und W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 117—119. 633. Vgl. dagegen J. M. Berridge, Prophet, People, and the Word of Yahweh, 1970, 55—62, und vorher R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 32, der annimmt, daß »die Reihe in der Reflexion Jeremias über seine Verkündigung ihren Ursprung zu haben scheint«. Herrmann op. cit. 168 Anm. 11 wird den Ausführungen Bachs nicht gerecht, wenn er zwar die Ergebnisse jener Studie akzeptiert, aber nicht bereit ist, Bach in der Bestimmung der Herkunft der Verbalreihe zu folgen, da »die Entstehungsgeschichte des Jeremiabuches . . . nicht im Bereich der Untersuchungen Bachs« läge. 382 vgl. unten S. 203 - 209. 383 Herrmann op. cit. 165. 384 G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 383 Anm. 2 zu S. 382, erhebt auch gegen diese Wendung Bedenken und hält sie für ein Indiz des vom Deuteronomium, Ezechielbuch und Deuterjesaja abhängigen Ergänzers. 380

Formelhafte Wendungen in J e r 18 7-10 a) ®ni +

?n3 +

cnn +

naxH +

nu +

193 srci 3 8 5

Z u r D i s k u s s i o n s t e h e n i n d i e s e m A b s c h n i t t die S t e l l e n J e r 1 1 0 1 8 7. 9 2 4 6 3 1 28 4 2 10 4 5 4. A l s f e s t e s E l e m e n t e n t h a l t e n sie d i e V e r b e n © m , TO3 u n d S7D2. I n a l l e n F ä l l e n t r i t t z u tfiu m i n d e s t e n s ein w e i t e r e s inhaltsverwandtes V e r b u m , w ä h r e n d das positive Begriffspaar keine E r w e i t e r u n g e n erfährt. E i n e weitere Gemeinsamkeit der Belege liegt d a r i n , d a ß J a h w e , w e n n a u c h n i c h t i m m e r g r a m m a t i k a l i s c h 3 8 6 , so d o c h zumindest

logisch der U r h e b e r

Handlungen

ist387.

der mit

Die so gebildeten

den Verben

Heils-

r i c h t e n s i c h nie g e g e n eine E i n z e l p e r s o n ,

oder

beschriebenen

Unheilsaussagen

sondern gegen

Personen-

g r u p p e n , ein V o l k o d e r V ö l k e r 3 8 8 . W ä h r e n d die W i e d e r g a b e d e s p o s i t i v e n B e g r i f f s p a a r e s i n © überlieferten

hebräischen

Text

entspricht389,

haben

die

dem

negativen

V e r b e n n i c h t i m m e r eine e i n h e i t l i c h e E n t s p r e c h u n g 3 9 0 . L e g t m a n d e r Untersuchung 386

386

387 388

391

Text

zugrunde391,

so e r g i b t

sich

R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 7—32, hat sich ausführlich mit diesem Formelkomplex beschäftigt. Eine erneute Untersuchung findet darin ihre Berechtigung, daß er das Begriffspaar H33 und VD] in den Mittelpunkt stellt und die negative Verbalreihe weniger ausführlich behandelt. Aber auch die oben S. 192 Anm. 381 erwähnten Einwände Herrmanns gegen die Bachsche Studie empfehlen eine erneute Analyse der Verbalkombination. E. Vogt, VD 42 (1964), 242—245, versucht auch für Jer l i o 18 7. 9 3128 Jahwe als grammatikalisches Subjekt nachzuweisen. Zu J e r 110 vgl. R. Bach .a .a. O. 11 Anm. 11. In Jer 110 18 7. 9 sind allgemein Königreiche bzw. irgendein Königreich und Völker bzw. irgendein Volk angesprochen. Jer 24 6 wendet sich an die 597 nach Babel Deportierten (Vers 5). An das Haus Israel und das Haus Juda richtet sich J e r 3128 (Vers 27). J e r 42 10 spricht zu dem Teil des Volkes, der nach der Eroberung Jerusalems und der Ermordung des Statthalters Gedalja das Land verlassen und nach Ägypten auswandern will (Vers 9). Nur J e r 454 gibt keine Antwort auf die Frage nach dem logischen Objekt. Indirekt kann man aber erschließen, daß es sich um den Reststaat Juda handelt.

389 F ü 390

den masoretischen

r

J 1 1 3 b i e t e t © ( d v ) o t K o B o u e t v , f ü r 57Ö3 (Kcrra) H

¡133: »03

X

X

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X

Die tabellarische Erfassung der verschiedenen syntaktischen Ausprägungen führt zu zwei hauptsächlichen Verwendungsmöglichkeiten der Verben. Konstruktionen auf der Grundlage antithetischer Begriffspaare

trnnx sVi n n x

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cnns n*?i dtpui oirnt x * ? i ddak "»irjai T»t?3 i m m i onn •-JN wn ••nson

24 e 4210 45 4

Konstruktionen auf der Grundlage additiver Begriffsreihen

»103*71 »03*71 37103*71

ni33*? onn*7i 1133*7 omVi H133*? ...»in*71

T-asnbi pn3*?i nna*? ... TaxnVl pw*71 »1X13*? piu*?! ®in3*7 T3Xn*?1

110 18 7.9 3128

Die in der ersten Gruppe zusammengestellten Belege Jer 24 6 42 10 45 4 basieren auf einer Kombination der beiden antithetischen Begriffspaare 7123 mit 01M und »03 mit Jedes Gegensatzpaar für sich allein kommt im Alten Testament auch außerhalb des Jeremiabuches vor 392 . Die Zusammenstellung beider Paare ist auf die drei genannten Stellen beschränkt. Trotz ihrer starken formalen Übereinstimmung müssen die drei Belege nach inhaltlichen Gesichtspunkten getrennt werden. Jer 24 6 42 10 gehören zur Gattung der Heilssprüche. Die beiden negativen Verben sind jeweils durch N*7 negiert und dienen so zur Intensivierung der göttlichen Zusage, aufzubauen und einzupflanzen. Jer 45 4 dagegen weicht formal und inhaltlich von den beiden Belegen ab; denn wenn auch Kapitel 45 als Ganzes den Charakter eines persönlichen Heilswortes für Baruch trägt, so spricht gerade untermauerte Klassifizierung beider Verben ist nicht einsichtig; vgl. z. B. Jes 1417 22 19 Mi 5 10 Ps 28 5 58 7 Xhr 2 2.17, wo 0"1fl in poetischen Kontexten vorkommt. Ist aber die Bestimmung von Olli als »prosaic verb« hinfällig, so verliert die These Holladays ihre Grundlage. Vgl. auch oben in Anm. 390 die verschiedenartigen Auslassungen einzelner Verben in die sich kaum systematisieren lassen und so den 3 9 2 Vgl. unten S. 197—202. Eindruck willkürlicher Kürzung erwecken.

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10

195

der hier interessierende Passus aus Vers 4 von einem zu erwartenden allgemeinen Unheilshandeln Jahwes, das den negativen Hintergrund für das für Baruch in Aussicht gestellte Heil bildet. Vers 4 gehört demnach zur Gattung der Gerichtsankündigungen393. Die beiden positiven Verben haben in diesem Fall die Funktion, die Verben des Vernichtens zu betonen. Formal unterscheidet sich der Vers von den beiden zuvor behandelten Belegen dadurch, daß die beiden Verben negativen Inhalts nicht als Imperfekta, sondern als Partizipien mit vorangestelltem "UX konstruiert sind. Ein weiterer Unterschied liegt darin, daß in Jer 24 e 42 10 sowohl die Perfekta consecutiva als auch die Imperfekta sich auf zukünftige Ereignisse beziehen, während in Jer 45 4 die perfektischen Verben positiven Inhalts Vergangenes konstatieren, und nur die Partizipien in die nahe Zukunft weisen. In Jer 24 6 42 10 haben die positiven Verben ein personales Objekt, das die beiden negativen Verben stillschweigend voraussetzen. In Jer 45 4 dagegen nehmen die Verben Din und die beiden vorausgehenden Relativsätze VPM "HPK und TSKM nxi als Objekt auf 394 . Dieser grammatikalische Status der beiden Relativsätze drückt eine Negation der in den Verben ¡133 und SM zur Sprache kommenden früheren Handlungen Jahwes aus. Ohne daß Jer 45 4 also eine ausdrückliche Negation enthält, liegt hier derselbe Sachverhalt wie in Jer 24 6 42 10 vor: je zwei inhaltsverwandte Verben der antithetischen Begriffspaare sind negiert und dienen so der Intensivierung ihrer Gegensatzbegriffe. Auch die Belege der zweiten Gruppe Jer 110 18 7. 9 31 28 weisen große formale Übereinstimmungen auf. Diese Belege basieren auf einer drei- bis fünfgliedrigen Reihe von Verben negativen Inhalts, auf die das positive Begriffspaar folgt 395 . WM steht immer zusammen mit fm am Anfang, das Begriffspaar HJ3 und »öl am Ende der Reihe. 393

Unverständlich ist die Erklärung S. Herrmanns, Heilserwartungen, 1965, 168: »Baruchs Schicksal wird in dem großen Zusammenhang des Heilshandelns Jahwes gesehen, das mit den Begriffen aus 1, 10 seinen umfassendsten Ausdruck findet.« Auch R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 10, wird der Stelle nicht gerecht, wenn er bemerkt, »daß die Reihe kein einziges Mal in einer Unheilsankündigung verwendet wird«. Jer 45 4 ist deutlich eine Unheilsankündigung innerhalb eines Heilswortes für Baruch.

394

Direktes Objekt von ¡133 und S7ÖJ ist jeweils das inhaltlich neutrale P. Volz 3; E. Vogt, VD 42 (1964), 243; A. Weiser 1 und Anm. 1; W. Rudolph 4 streichen in J e r l i o ÖTI/lVl T'SNH 1 ?! und erhalten so ein chiastisch konstruiertes Gegensatzpaar. Die Willkür der Streichung zeigt sich nicht nur darin, daß man allerhöchstens die von 01Í1 textkritisch aus © begründen kann, sondern auch darin, daß die genannten Autoren in 18 7. 9 3128 auf ein analoges Verfahren verzichten. Die Möglichkeit, einen Text auf einen Chiasmus zu reduzieren, bietet keine Gewähr dafür, daß man damit auch die ursprüngliche, chiastische Form des Textes erreicht hat. Zur Beibehaltung beider Verben vgl. A. Condamin 4 und W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 119 f.

395

13»

196

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

Während Anfang und Ende der Reihe feststehen, herrscht bei der Fortsetzung der negativen Verben eine gewisse Variabilität. Jer 110 18 7 bieten gemeinsam als drittes Glied das Verbum "DN H. Als vierten und letzten negativen Begriff enthält Jer 110 außerdem noch das Verbum Oin, das zum festen Bestand der Belege in der ersten Gruppe gehört. In Jer 3128 wird das eröffnende Begriffspaar WM und yni mittels Din, "DU H und 1?S7~1 H fortgesetzt. Einheitlich ist der syntaktische Gebrauch der Verbalreihen: sämtliche Verben stehen im Infinitivus constructus mit V396. Inhaltlich gehören alle drei Belege sowohl der Heils- als auch der Unheilssphäre an 397 . In Jer 110 folgen negative und positive Verben in einer aufzählenden Reihe, wobei allerdings nur die negativen und positiven Glieder je unter sich durch i verklammert sind. In Jer 18 7. 9 sind negative und positive Verben weit voneinander getrennt. Der parallele Aufbau der Verse 7f. und 9f. jedoch beweist die Zusammengehörigkeit der Verben 398 und ist außerdem ein Zeichen dafür, daß beide Aktionsmöglichkeiten Jahwes gleichberechtigt nebeneinanderstehen. In Jer 31 28 sind negative und positive Verben durch das die Satzkonstruktion gliedernde p . . .1WN3 auf zwei Satzteile aufgeteilt. Nur an dieser Stelle stehen Unheil- und Heilshandeln Jahwes anders als in Jer 110 18 7. 9 in einer zeitlichen Abfolge; doch ist es kaum zulässig, das zeitliche Schema zu pressen und Unheil und Heil streng voneinander isoliert auf zwei Zeitabschnitte zu verteilen. Durch das zweimalige sind beide Satzteile eng miteinander verklammert, und man versteht daher den Vers am besten mit A. Weiser so, daß Jahwe im Mittelpunkt stehe, »der aufbaut, indem er zerstört«399. Es ist nicht möglich, die sechs Belege zeitlich einigermaßen sicher einzuordnen, um so etwa entweder die Priorität der Stellen, die die Verben als antithetische Begriffspaare bieten, oder der Stellen, die einfache Verbalreihen enthalten, nachzuweisen400. Ein solcher VerDie Verben, von denen die Infinitivkonstruktionen abhängig sind, variieren: *Tj7D H in 1 1 0 , 1 3 T D in 18 7. 9 (2mal), in 31 28 (2mal). 3 9 7 Die Verben dürfen nicht wie bei K . H. Graf 8 und später auch bei H. Bardtke, ZAW 53 (1935), 215—217, auf verschiedene Zeitabschnitte (erst Unheil, dann Heil) verteilt werden. Diese Systematisierung führt Bardtke zu der Annahme, daß Jeremia zuerst als D , 1lV X'OJ (Unheil), dann als Prophet für Jahwes Volk (Heil) aufgetreten sei. Vgl. dagegen W. Vischer, Interpretation 9 (1955), 310—317; A. Weiser 8; W. Rudolph 8f. In J e r 18 7-10 löst S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 163, die Parallelisierung der Verben zugunsten eines zeitlichen Nacheinanders auf; doch gibt der Text dazu ebensowenig Veranlassung wie der von 110. Vgl. gegen Herrmann auch R . Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 9. s»s Vgl. zum parallelen Aufbau der Verse oben S. 66 f. 39» A Weiser 284.

396

400

W. L. Holladay, J B L 79 (1960), 363f., unternimmt ohne Berücksichtigung des Kontexts den Versuch, die Belege in eine zeitliche Abfolge einzuordnen. Den Aus-

Formelhafte Wendungen in J e r 18 7-10

197

such scheitert bereits daran, daß sich nur die beiden Vorkommen in Jer 42 10 45 4 in datierten Kontexten befinden401, während man bei der Datierung der restlichen vier Belege auf mehr oder weniger wahrscheinliche Vermutungen angewiesen ist. Die Frage muß daher unbeantwortet bleiben, und man kann aus den Belegen vorläufig nur soviel erschließen, daß sie mit ihrer relativ einheitlichen Wahl bestimmter Verben auf einen und nicht mehrere Verfasser weisen402. Um die Möglichkeit, wer als Verfasser der Verbalkombinationen in Frage kommt, zu präzisieren, müssen ihre Wurzeln inner- und außerhalb des Jeremiabuches aufgesucht werden. Einen Einsatzpunkt für die Belege der ersten Gruppe bildet das Gegensatzpaar nn und 0"in. Außerhalb des Jeremiabuches kommen beide Verben zusammen sechsmal vor: Jes 49 n Ez 36 36 Mal 14 Ps 28 5 Hi 12 14 Prov 141 4 0 3 . Wichtig ist, daß keiner dieser Belege auf einen deuteronomistischen Verfasser zurückgeht. Von diesem Begriffspaar her ergibt sich somit nicht die Möglichkeit, die Wendung im Jeremiabuch als Werk eines deuteronomistischen Redaktors zu verstehen. Fraglich bleibt, ob Jeremia das Gegensatzpaar bereits vorfand. Als literarisches Beweisstück könnte man für diese These allenfalls Ps 28 5 beanspruchen; doch führen die Vorschläge zur Datierung gangspunkt der Wendung findet er in J e r 110; ein zweites Entwicklungsstadium sollen J e r 24 6 42 10 45 4 markieren; darauf folgen J e r 12 14-17 18 7-9. Bei dieser Einteilung läßt sich Holladay ausschließlich von formalen Kriterien leiten. Eine Bestätigung seiner Theorie findet er in der Wiedergabe der Belege in © ; vgl. dazu oben S. 193 Anm. 391. Auch R . Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 8f., gibt eine chronologische Ordnung der sechs Belege an: 110 45 4 18 7-10 2 4 6 42 10 31 28. E r legt dieser Anordnung Datierungen zu Grunde, die der Text entweder selbst bietet, oder die er aus den Texten erschließt. 401

Bei der Datierung von J e r 42 10 darf man auf 411 zurückgreifen. Daß die Datierung von 45 1 zutrifft, hat A. Weiser, Glaube und Geschichte im Alten Testament, 1962, 321—329, gezeigt.

402

Diese Annahme steht in Widerspruch zu Mowinckels Quellenscheidung. Nach S. Mowinckel, Komposition, 1914, 20f. 24. 31. 40. 46f., gehören l i o 24 e zur Quelle A, 42 10 zur Quelle B , 18 7. 9 45 4 zur Quelle C; 3128 sei ein sekundärer Zusatz ohne bestimmte Quellenzugehörigkeit. W. Rudolph 264f. weicht nur in der Bestimmung von 454 ab. E r weist Kapitel 45 der Baruchschrift zu. J . Ph. Hyatt, V S H 1 (1951), 84. 89, weist anders als Mowinckel und Rudolph 24 6 und mit Mowinckel gegen Rudolph 45 4 dem Deuteronomic Redactor zu.

403

In J e r 49 17 ist Jahwe nicht Subjekt zu den Verben. Prov 14 l hat zwar wie die Jeremia-Stellen einen bildlichen Gebrauch der Verben; Subjekt ist aber auch hier nicht Jahwe, sondern »Frau Weisheit«. E z 36 36 Mal 1 4 Hi 12 14 entsprechen den Jeremia-Belegen teilweise, indem Jahwe Subjekt zu H33 (Ez 36 36) oder zu 0*171 (Mal 1 4 Hi 12 14) ist. Eine direkte Parallele kann man nur in Ps 28 5 sehen, wo Jahwe Subjekt zu beiden Verben ist.

198

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

von Ps 28 über Vermutungen nicht hinaus 404 . Literarische Beziehungen zum Jeremiabuch kann man nur für Ez 36 36 postulieren 408 . Neben rua und o m findet sich an dieser Stelle auch noch das Verbum »öl, wobei Jahwe zu »113 und 57öl Subjekt ist. Objekt zu ma ist momin; zu »öl tritt als Objekt nawin. Ez 36 36 basiert demnach auf den Gegensatzpaaren ma mit Oin N und 5?öl mit Dö® N. Die syntaktische Verwendung beider Verben negativen Inhalts als Objekte zu den Verben positiven Inhalts steht in strenger Analogie zu J e r 45 4, wo lediglich das Verhältnis so umgekehrt ist, daß das positive Begriffspaar zusammen mit als Objekt fungiert. Man kann daraus mit großer Wahrscheinlichkeit entnehmen, daß J e r 45 4 als Vorbild für Ez 36 36 diente. Das zweite Gegensatzpaar »öl und tfni kommt außerhalb des Jeremiabuches nur noch in Am 9 15 vor. Die zeitliche Ansetzung von Am 9 15 ist jedoch umstritten 406 , so daß unentschieden bleiben muß, ob zur Zeit Jeremias das Begriffspaar in der prophetischen Tradition bereits vorhanden war. Auf den ersten Blick könnte die auf »öl folgende Ortsbestimmung DnaiN"1?» in Am 9 15 ein Hinweis darauf sein, daß das Bild göttlichen Pflanzens — Jahwe ist auch hier Subjekt zu 57öl — noch nahe am tatsächlichen Vorgang des Pflanzens orientiert ist und damit eine ursprünglichere Stufe der bildlichen, auf Jahwe übertragenen Vorstellung vom Pflanzen repräsentiert als die Belege des Jeremiabuches. Gegen diese Vermutung erheben sich aber sofort Bedenken, da an dieser Stelle HÜIN kaum durch das Bild vom Pflanzen in den Text eingedrungen ist, sondern eher in Verbindung mit dem Verbum Eni steht 4 0 7 , mit dem das Nomen fl»TN mehrfach eine enge, formelhafte Verbindung eingeht. Dabei handelt es sich um die in Dtn 29 27 I Reg 1415 J e r 12 14 I I Chr 7 20 vorkommende Konstruktion Pni G + Personalobjekt + Subjekt zu »ni ist in allen diesen Belegen Jahwe, und damit heben sie sich geringfügig von Am 9 15 ab, wo das Verbum Pill im N-Stamm und dementsprechend 404

405

408

407

H. J . Kraus, Psalmen, 1961 2 , 229f., hält den Psalm zwar für »möglicherweise sehr alt«; doch muß man eher mit A.Weiser, Die Psalmen, 1959 5 , 173, aus Vers5 eine Abhängigkeit des Psalms von jeremianischen Texten ablesen. W. Zimmerli, Ezechiel, 1969, 874, führt die Stelle nicht auf Ezechiel, aber doch auf »die Schule, die in seinen Bahnen weiterdenkt«, zurück. E . Sellin, Das Zwölfprophetenbuch, 1930 2 ' 3 , 270—273, sieht keinen Anlaß, die Verse Arnos abzusprechen; er versteht sie vielmehr als direkte Fortsetzung von Am 7io-17. Neuerdings hat U. Kellermann, E v T h 29 (1969), 169—183, den Versuch unternommen, Am 9 8-15 als Ausdruck deuteronomistischer Heilshoffnung zu interpretieren. Ihm folgt W . Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 630. Vgl. dagegen aber H. W. Wolff, Dodekapropheton 2: Joel und Arnos, 1969, 405f.; auch I. Willi-Plein, Vorformen der Schriftexegese, 1971, 57. Sellin op. cit. 273 versteht D U S I X - 1 ? ! ? als Randkorrektur zum nachfolgenden d h ü t n - 1 ? » » und setzt es an dessen Stelle ein.

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10

199

ohne Jahwe als Subjekt und ohne Personalobjekt gebraucht ist. Ob diese Sprachform zum Vokabular des Deuteronomisten gehört, kann hier auf sich beruhen408. Wichtiger für die Datierung von Am 9 15 ist die Beobachtung, daß der Vers zwei Wendungen vereinigt, die in formelhafter Weise sonst getrennt gebraucht werden. Daraus kann man mit großer Wahrscheinlichkeit schließen, daß Am 9 15 aus nachjeremianischer Zeit stammt 409 . Zwar kann nicht a priori ausgeschlossen werden, daß Am 9 15 der Ausgangspunkt für zwei später auseinanderfallende Sprachformen ist; doch hat die Annahme, daß die Konzentration zweier Formeln auf engem Raum eine späte Entwicklungsstufe beider beschreibt, mehr Wahrscheinlichkeit für sich. Für die vorjeremianische Zeit lassen sich somit keine gemeinsamen Vorkommen von »02 und tWU nachweisen410. Bei den Charakteristika der Belege aus der zweiten Gruppe stößt man zunächst auf die Verbindung der Verben WU und pm. Losgelöst vom fest geprägten Kontext der additiven Begriffsreihe im Jeremiabuch kommen beide zusammen nicht vor. Anders verhält es sich mit dem zweiten, ebenfalls in Jer 110 18 9 31 28 fest verankerten Begriffspaar nia und »Ol, das sich indirekt ja auch aus Jer 24 6 42 10 45 4 erschließen läßt. Das Wortpaar findet sich noch zwanzigmal im Alten Testament 411 ; doch ist der Großteil seiner Vorkommen für den Gebrauch im Jeremiabuch relativ unerheblich. Die zahlreichen Stellen, die vom Bauen von Häusern und vom Anlegen von Weingärten sprechen, zeigen zwar, daß die Kombination beider Verben eine gängige Sprachform war 412 ; doch können sie darüber hinaus nicht erklären, wie es im Jeremiabuch zu ihrem auf Jahwe übertragenen Gebrauch kam 413 . Auch Koh 3 2f. kann für das folgende ausscheiden. K. Galling hat nachgewiesen, daß den Verben an dieser Stelle trotz ihres abso408

409 410 411

412

413

Diese Möglichkeit erwägt R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 24 Anm. 56; vgl. auch G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 384 Anm. 2 zu S. 382. Vgl. dazu Wolff op. cit. 404—410. Zu diesem Ergebnis kommt auch Bach a. a. O. 24 Anm. 56. Dtn 6 lOf. 20 5f. 28 30 Jos 24 13 II Sam 7 lOf. (allerdings vertritt hier TW» das Verbum «US) Jes 5 2 6 5 21.22 Jer 29 5.28 31 4f. 35 7 Ez 28 26 36 36 Am 511 9 14 Zeph I 1 3 Koh 2 4 3 2f. I Chr 17 9f. Ferner käme eventuell noch eine Verbindung von Am 9 11 mit Am 9 15 in Betracht; vgl. dazu aber die Einwände bei Bach a. a. O. 12. Bach a. a. O. 15—23 versucht als »Sitz im Leben« dieser Sprachform den Glückwunsch bei der Geburt eines Sohnes nachzuweisen. Dagegen kann man einwenden, daß die in Frage kommenden Wendungen in Dtn 6 lOf. 20 5f. 28 30 Jos 2413 Jes 65 21. 22 Jer 29 5. 28 35 7 Ez 28 26 Am 5 11 9 14 Zeph 113 Koh 2 4 in formgeschichtlich und auch syntaktisch verschiedenen Zusammenhängen vorkommen (so auch Bach a. a. O. 16f.), und daß die von Bach ebd. 22f. beigezogene formgeschichtliche Parallele aus dem 17./18. Jahrhundert dem behandelten Material zeitlich und sachlich zu fern steht, als daß sie für das vorliegende Problem weiterhelfen könnte. Vgl. dazu A. Weiser 220; W. Rudolph 8 Anm. 5 zu S. 7.

200

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

luten Gebrauchs keine übertragene Bedeutung zukommt, sondern daß sie »die konkrete Wirklichkeit — ohne Bild oder Allegorie — nennen«414. Erst in Jes 5 2 treten beide Verben in übertragener Bedeutung auf. Subjekt zu beiden ist der in Vers 1 genannte T T , der in Vers 7 mit Jahwe identifiziert wird. Auch die Ersetzung von D13 durch VN"!^ rra darf als Vorstufe zum Gebrauch der Verben im Jeremiabuch verstanden werden416. Man kann daher R. Bachs Erklärung, daß die Verben an dieser Stelle »in ihrem eigentlichen Sinn gebraucht« sind416, nur dann akzeptieren, wenn man Vers 2 isoliert betrachtet. Nimmt man jedoch die Deutung des »Weinbergliedes« aus Vers 7 hinzu — was durchaus berechtigt ist, da die Verse 1-6 ja auf ihre Pointe in Vers 7 hin konzipiert sind, so muß man folgern, daß sich hier ein übertragener Gebrauch beider Verben zumindest anbahnt. Auch II Sam 7 lOf. führt in vorjeremianische Zeit 417 ; doch ist der Wert dieses Beispiels zur Erklärung der Verbalkombinationen im Jeremiabuch durch zwei Umstände beeinträchtigt. Weniger Bedeutung kommt der Ersetzung von na durchffiPVzu; denn in jedem Fall kommt hier die Vorstellung von einem Bauen Jahwes zum Ausdruck418, zu dem rP3 in übertragener Bedeutung, der von »Dynastie«, tritt. Wichtig ist aber, daß sich Vers 11b mit seinem Numeruswechsel als eine sekundäre Ergänzung erweist419. Der Aussage von Vers 10, daß Jahwe Israel eingepflanzt habe, korrespondiert die Zusage Jahwes, David eine Dynastie aufzubauen, erst durch die Hand des Ergänzers. Das Begriffspaar nJ3 und mit Jahwe als Subjekt ist demnach nicht von vornherein intendiert, sondern möglicherweise erst das zufällige Produkt einer Überarbeitung des Grundbestandes von Kapitel 7. Als letzter Beleg für den hier interessierenden Gebrauch beider Verben ist Jer 31 4f. zu nennen. In Vers 4 kommt Jahwes Wille, die •nntP1 nViru wieder »aufzubauen«, zum Ausdruck. Der Gebrauch des Verbums ni3 entspricht an dieser Stelle vollkommen dem der zur Debatte stehenden Verbalkombinationen aus dem Jeremiabuch. Subjekt « 4 K. Galling, ZThK 58 (1961), 6f. Vgl. auch S7Ö1 m i n 1 ü r w Vers 7 und oben S. 193 Anm. 388. 416 R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 12, scheidet daher diesen Beleg zur Erklärung der Verbalreihen im Jeremiabuch aus. Demgegenüber ist einzuwenden, daß die ausführlich von ihm behandelten Stellen (vgl. oben S. 199 Anm. 412) noch viel weniger mit den zur Diskussion stehenden Jeremia-Belegen zu vereinbaren sind. 417 M. Noth, GSAT, i960 2 , 345, datiert II Sam 7 in die vorsalomonische Zeit, A. Weiser, ZAW 77 (1965), 161f., in die Regierungszeit Salomos. 418 Der Chronist hat das HtZ7S7 von II Sam 7 11 auch konsequenterweise durch ¡"U3 (I Chr 17 10) ersetzt. 419 Die Ergänzung ist vordeuteronomistisch; vgl. Noth a. a. O. 336. 337 Anm. 8. Er hält in II Sam 7 nur die Verse 13. 22-24 für deuteronomistisch. 415

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10

201

zu 5H53 ist in Vers 5 allerdings die im vorhergehenden Vers angesprochene nVina. Auch das Objekt zu »ttt, D"D, zeigt, daß das Verbum nicht im übertragenen Sinn gemeint ist. J e r 314f. steht auf diese Weise genau in der Mitte zwischen dem Gebrauch des Wortpaares 7133 und S7Ö3 in seiner eigentlichen und bildlichen Bedeutung 420 . Wenn man mit B . Duhm und W. Rudolph J e r 31 2-6 in der Frühzeit Jeremias, d. h. noch während der Regierungszeit Josias ansetzen darf 421 , dann markiert J e r 31 4f. den für uns literarisch faßbaren Punkt, an dem die auf die konkrete Wirklichkeit ausgerichtete Verwendung der Verben sich mit ihrem in Jes 5 2 und eventuell auch in I I Sam 7 lof. angebahnten übertragenen Gebrauch trifft. Für das Begriffspaar 7J33 und 5703 im Jeremiabuch stehen somit zwei Traditionen zur Verfügung, aus denen die zur Diskussion stehenden Belege Elemente übernehmen konnten. Es handelt sich dabei einmal um die gängige Redewendung 7133 und Sö3 als feststehendes Begriffspaar, zum anderen um einen oder zwei Ansätze, die Verben von ihrem konkreten Hintergrund zu lösen und auf Jahwe zu übertragen. Weder sprachlich noch inhaltlich lassen sich dabei Wurzeln des Motivs im deuteronomistischen Bereich nachweisen 422 . Auch der nachjeremianische Beleg Ez 3 6 3 6 423 , der 7133 und 3H33 zwar mit Jahwe als Subjekt, aber mit den ganz konkret und keinesfalls bildlich zu verstehenden Objekten moiiun und TiatMH bietet, ist der prophetischen Tradition einzuordnen. Da auch Jes 5 2 und I I Sam 7 lof. innerhalb prophetischer Verkündigungen vorkommen, darf man annehmen, daß beide Verben im bildlichen, auf Jahwe übertragenen Sinn der prophetischen Tradition angehören 424 . Auch für die verbleibenden Verbalkombinationen lassen sich keine Beziehungen zur deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur nachweisen. Die Aneinanderreihung von pn3 und 0171 in J e r 31 28 hat 420

Ob die Formulierung in bewußtem Kontrast zu Stellen wie Am 5 11 Zeph 113 steht — vgl. dazu A. Weiser 276 Anm. 6 —, muß unentschieden bleiben.

421

422

B. Duhm 243; W. Rudolph 193 f. Vgl. dagegen aber S. Mowinckel, Komposition. 1914, 45—48, der die Kapitel 30 f. als Sonderquelle (D) versteht, die erst sekundär mit Jeremía in Verbindung gebracht wurde. Auch S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 215—222, neigt unter Berufung auf B. Stade und R. Smend zu einer solchen Beurteilung der beiden Kapitel. Wenn beide Verben in nichtbildlichem Gebrauch auch in der deuteronomischdeuteronomistischen Literatur vorkommen (vgl. die Belege oben S. 199 Anm. 411), zeigen sie dennoch keine für diesen Bereich eigentümliche Diktion.

423

Vgl. dazu oben S. 198.

424

Anders R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 13: »Das Begriffspaar "Bauen und Pflanzen' im übertragenen Sinn . . . läßt sich für die Zeit vor Jeremia, ja überhaupt im Alten Testament außerhalb des Jeremiabuches, nicht nachweisen.«

202

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

Parallelen in Ez 16 39 26 12 Ps 58 7 426 . Da die zeitliche Ansetzung von Ps 58 ungewiß ist 426 , bleibt es auch für diese Sprachform zweifelhaft, ob Jer 31 28 auf literarische Vorgänger zurückgreifen kann. Das Vorkommen von 138 H in Jer 31 28 erinnert entfernt an Jer 12 17, wo EM und ISN D zusammen vorkommen. Jer 31 40 zeigt mit OTil N und tnn N Anklänge an Jer 110 24 6 31 28 42 10 45 4. Von beiden Stellen kann man aber nur Jer 31 40 in die Nähe der sechs hier interessierenden Belege rücken, während Jer 12 17 auf Grund seiner syntaktischen Form eher zu den Belegen mit H hinzuzunehmen ist 427 . Als Ergebnis der Analyse kann man nur negativ festhalten, daß die sechsmal im Jeremiabuch belegte formelhafte Verwendung der Verben wni, ym, 0"W, 13X H, H13 und 5701 in keiner Beziehung zu deuteronomistischen Partien des Alten Testaments steht. Die Klassifizierung der Sprachform als deuteronomistische Eigentümlichkeit428 muß daher als unbegründet zurückgewiesen werden. Auch gegen die Interpretation der Verbalreihe durch S. Herrmann müssen Bedenken erhoben werden. Nach ihm »dient die Begriffsreihe aus Jer. 1,10 regelmäßig der Umschreibung der Möglichkeit einer großen heilsgeschichtlichen Wende, die Jahwe seinem Volk schenken könnte« 429 ; denn es bestehe »gerade darin eine der Eigentümlichkeiten der deuteronomistischen Denkweise, daß Jahwes Handeln an seinem Volk als Vollzug eines Heilshandeln als solches entdeckt wird«430. Gegen diese pauschale Beurteilung der Belege ist einzuwenden, daß die Begriffe nur in Jer 24 6 und 42 10 innerhalb von Heilssprüchen vorkommen. Auch aus Jer 31 28 kann man eine Aussage über Jahwes Heilshandeln herauslesen, obwohl an dieser Stelle Heil und Unheil dicht ineinander verwebt sind431. Jer 110 und 18 7. 9 jedoch sprechen gleichermaßen von Heil und Unheil, wobei das unausgeglichene Nebeneinander im Text durch keinerlei zeitliche Schematisierung aufgelöst wird432. In Jer 45 4 schließlich bringen die beiden antithetischen Begriffspaare Jahwes Gerichtswillen zum Ausdruck433. Gegen Herrmanns These, daß die Verben einseitig auf ein Heilshandeln Jahwes abzielten, kann man auch noch anführen, daß die beiden positiven Verben iU3 und JHM keine Zusätze erfahren, während die Tendenz, die Reihe der negativen Verben zu verlängern, in Jer 110 18 7. 9 31 28 offenkundig ist 434 . 425

426 428 430 432 434

E z 16 39 26 12 gehören nach W. Zimmerli, Ezechiel, 1969, 363. 623, entweder zum ezechielischen Grundbestand des Buches oder zum Werk seiner Schule. Ps 58 gibt keine Auskunft über die Person seines Verfassers. 4 2 7 Vgl. oben S. 124. Vgl. H. J . Kraus, Psalmen, 1961 2 , 416. 4 2 9 S. Herrmann, Heilserwartungen, 1965, 168. Vgl. oben S. 192 Anm. 380. 4 3 1 Vgl. oben S. 196. Herrmann ebd. 164. 4 3 3 Vgl. oben S. 195. Vgl. oben S. 196 Anm. 397. Auf diesen Sachverhalt machte auch schon R. Bach, Festschrift G. v. Rad, 1961, 10, aufmerksam. E r erklärt das Phänomen allerdings streng formgeschichtlich damit,

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10 b)

n s n

+

tuio

203

(mV®)

Da eine positive Antwort auf die Frage nach der Herkunft der verschiedenen Verbalkombinationen mit WU, fD3, 0"in, inx H, 7133 und 5703 bisher noch nicht möglich war, ist eine Erweiterung der Diskussionsbasis, die sich ja auch durch den Kontext und durch S. Herrmanns Argumentation nahelegt, unumgänglich. Hilfreich sind dabei vier Stellen, an denen der Kontext der Verbalausdrücke als Entsprechung zu den negativen Gliedern den Begriff 7137*1 und/oder als Entsprechung zu den positiven Gliedern den Begriff 71310 einführt. Der Ausgangspunkt der Überlegungen, Jer 18 7-10 zeigt diese dem Text immanente Interpretation am deutlichsten. Den drei negativen Verben E?m, pD3 und 13X H aus Vers 7 korrespondiert in Vers 8 der Begriff 7157*1; den beiden positiven Verben 7133 und 3703 aus Vers 9 korrespondiert in Vers 10 der Begriff 71310. Daß hier kein zufällig entstandener Bezug vorliegt, ergibt sich aus drei weiteren Stellen: Jer 24e spricht vom Heilswillen Jahwes: 713101? Dir 1 ?!; rrs? TB©1. Den Begriff iiaiO nehmen die folgenden Verben H13 und 5703 konkretisierend auf. Umgekehrt verhält es sich in Jer 42 10 45 4f., wo die negativen Verben WM und D l i l im jeweils nachfolgenden 7157*1 eine Ergänzung erhalten435. Das von den Texten selbst angebotene Interpretationsschema darf nicht dahingehend strapaziert werden, als könnten die Verben negativen Inhalts einfach durch den Ausdruck 7157*1 und die Verben positiven Inhalts durch den Ausdruck 71310 ersetzt werden436. Die sprachliche Variation ist vielmehr Ausdruck einer differenzierten Betrachtungsweise ein und desselben Vorgangs. Der Verbalausdruck zielt in erster Linie auf ein Handeln Jahwes ab und zeigt einmal Jahwes schöpferische und einmal Jahwes vernichtende Tätigkeit. Das Interesse der substantivischen Formulierung richtet sich dagegen auf das Ziel dieses Handelns, das für den Menschen im ersten Fall hilfreich, im zweiten Fall aber bedrohend ist 437 . Die Tatsache, daß die beiden daß das Begriffspaar 7133 und S7D2 »als eine unveränderliche Gegebenheit gegolten« habe, »während die Begriffe des Zerstörens noch nicht so fest geprägt waren und darum noch Veränderungen unterworfen werden konnten«. 435

436

437

Vgl. auch Jer 1 1 1 7 , wo 27U3 ( = Jahwes früheres Heilshandeln) und H5>*1 ~ I 3 * T ( = Jahwes bevorstehendes Gericht) ein Gegensatzpaar bilden. Auch in Jer 32 4lf. korrespondieren 37D3 und 71310 miteinander. Ihren gemeinsamen Kontrastbegriff haben sie in 7157*1. Bach a. a. O. 27 geht in diese Richtung: »Gelegentlich scheinen die Glieder der Reihe geradezu auswechselbar mit diesen denkbar allgemeinen Worten«. H. J. Stoebe, ZAW 65 (1953), 201, erklärt den Ausdruck » 1 1 3 1 0 als das, »was dem Leben förderlich oder ihm abträglich ist«. Diese Interpretation kann unbedenklich auf die Begriffe 71310 und 7157*1 übertragen werden; vgl. vor allem Dtn 30 15 Jer 2 1 1 0 38 4 .

204

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

verschiedenen sprachlichen Formulierungen denselben Vorgang im Auge haben, der einmal im Blick auf die betroffenen Menschen und einmal im Blick auf Jahwe reflektiert wird, erlaubt eine Parallelisierung der Begriffe nsn und H31B mit den im letzten Abschnitt behandelten Verbalkombinationen. Auch losgelöst von den Verbalreihen kommen die Gegensatzbegriffe nsn und TUTO in solchen Zusammenhängen vor, die die beiden polaren Handlungsmöglichkeiten Jahwes behandeln. Zur Diskussion stehen die Belege Dtn 30 15 Jos 23 15 I Reg 22 8.18 (II Chr 18 7.17) Jer 18 8.10 2110 29 11 32 42 3 8 4 39 10 44 27 Am 9 4 Thr 3 38438. Ebenso wie die Vorkommen der Verbalkombinationen läßt sich auch dieses Material nach formalen Gesichtspunkten in zwei Gruppen unterteilen. Konstruktionen, bei denen es um Heil oder Unheil geht aio DX •o ^S KMff N1? I Reg 22 8 57*1 31Ü •X •o •^S Kl1? I Reg 2218 sn naiö1? nsn1? ••V» xsjna u r s -o uchr 187 •o 310 snV DX "'S •^S? H3W X1? II Chr 1817 1 nsnV DX •o.. . DlV» ? i m WK Jer 38 4 diVP mawnn... nauman nx w r -oas -o j er 2911 nsn1? xVi naiö1? xVi nsn1? nxm T»a -üb ,na® -o jer 2110 naitsV xVi nsnV nxtn -rsn Vx n s n nx "»aa -»an jer 39 is naits1? xhn nsn1? on^s? np® -usn jer 4427 naiöV xVi ns?")1? arr1?» rr» •,na®i Am 9 4 Konstruktionen, bei denen es um Heil und Unheil geht p ... sitsn nain Va na-11?» xa *wxa Jos 2315 •»aix ja nxtn nVnin nsnn "?a nx mn 0s?n *?x 'nxan -wxa jer 3242 ... snn l a m Va nx Da"-1?» nin1' «•a"» jos 2315 1 ... naitsn Va nx arr ?» x-aa jer 32 42 snn nxi man nxi aitsn nxi o^nn nx nvn tub1? t w nxn Dtn 3015 naien bs? T a n n 10... nsnn bv T a n n jer 18 s.io aium msnn xsn x1? j-rVs? -sa Thr 3 38 Die Belege der ersten Gruppe 439 negieren entweder den Begriff (n)sn oder den Begriff (n)31ö. Dabei dient der negierte Ausdruck zur Intensivierung des Gegensatzbegriffes. Dieses Charakteristikum erinnert an die im vorhergehenden Abschnitt in der ersten Gruppe zu438 Auch Jer 42 6 könnte man noch hinzunehmen, wo das Volk verspricht, auf Jahwes Stimme Sn~OX1 31ti-QX zu hören. Es geht aber weniger darum, wie Jahwe entscheidet, sondern wie das Volk seine Entscheidung beurteilt, d. h., ob es sie für hilfreich oder für hinderlich hält. 439 Auch W. L. Holladay, JBL 79 (1960), 364, beschäftigt sich mit dieser Sprachform, beschränkt sich aber auf die Belege Jer 2110 39 16 4 4 27 (29 n 38 4) Am 9 4. Die Auslassung von II Reg 22 8.18 etwa präjudiziert sein Ergebnis, daß Am 9 4 der Ausgangspunkt (prototype) der Wendung im Jeremiabuch sei.

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10

205

sammengestellten Belege Jer 24 6 42 10 45 4. Während die Beziehung zu Jer 45 4 nur thematisch ist, da dort die beiden positiven Verben nicht expressis verbis durch die Einschaltung einer Negation, sondern nur indirekt durch ihre Objektbeziehung zu den negativen Verben aufgehoben werden, ist die Beziehung zu Jer 24 6 42 10 thematisch und sprachlich gewährleistet. Beide Stellen negieren die beiden Verben positiven Inhalts durch K1? und gebrauchen sie so zur Betonung der Verben negativen Inhalts. Sie berühren sich dadurch syntaktisch besonders eng mit Jer 2110 39 16 44 27 Am 9 4 440 . Das OK "'S bzw. N1? der in der ersten Gruppe zusammengestellten Belege zeigt, daß zwei syntaktische Verwendungsmöglichkeiten unterschieden werden müssen. Die Belege aus I Reg 22 8.18 II Chr 18 7.17 Jer 38 4 negieren (n)3lö(V) bzw. OlV®1? und schließen mittels DU "O (nur in I I Chr 18 7 steht •D ' allein) den Gegensatzbegriff (n)sn(V) an. Das Prädikat besteht an den ersten vier Stellen aus einer Form des Verbums N33 tD; in Jer 38 4 findet sich das Verbum CHT Die restlichen Belege der ersten Gruppe sind durch den Komplex iuiö1? nVi nsnb eng zusammengehalten. Lediglich Jer 29 n negiert gerade umgekehrt den Ausdruck nsn und ersetzt das sonst übliche jniö durch Ol1?»441. Die Prädikate sind variabel. Eine enge Verbindung besteht lediglich zwischen Jer 2110 und Am 9 4 in der Wahl des Verbums D"1®, das aber in Jer 2110 durch HIB, in Am 9 4 durch p» erweitert ist 442 . Eine Verbindung zwischen Jer 39 16 und 44 27 ergibt sich aus dem einleitenden •U 'H mit anschließendem Partizip. Die aus syntaktischen Gründen vollzogene Unterteilung der Belege aus der ersten Gruppe erhält durch inhaltliche Beobachtungen ihre Bestätigung. In I Reg 22 8.18 II Chr 18 7.17 Jer 38 4 ist Jahwe nur indirekt der Urheber von nsn und Dl1?©. Die vier ersten Belege sprechen von Micha ben Jimlas, Jer 38 4 von Jeremias Unheilsankündigung. Übereinstimmend finden sich die Wendungen im Munde von Zuhörern der prophetischen Rede. Die Belege aus dem Königsbuch und entsprechend auch die in II Chr 18 sind dem König Josaphat von Juda in den Mund gelegt, der auf diese Weise die Botschaft Micha ben Jimlas in kurzer, aber umfassender Art charakterisiert. Jer 38 4 enthält eine Anklage der Fürsten gegen Jeremia. Der hier interessierende Passus zieht das Fazit aus der Botschaft Jeremias. Da in beiden Auch diese Gemeinsamkeit legitimiert die gemeinsame Behandlung der Verbalkombinationen und der beiden Nomina. Mi Q ^ p gehört als Genetiv zu ITDIPnS. Die sonst übliche Präposition kann deshalb ausfallen. Auffällig ist, daß beim zweiten Ausdruck wieder auftaucht und eine Genetivumschreibung bildet. 1 4 2 Eine direkte Parallele zu Am 9 4 ist Jer 246 mit r D l ö V Dir 1 ?» T S T S & 1 , auch wenn inhaltlich die beiden Stellen einander diametral entgegengesetzt sind. 440

206

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

Fällen die Verkündigung im Namen Jahwes ergeht 443 , ist es gerechtfertigt, in Jahwe das indirekte Subjekt zu X31 tD + (i^snf?) bzw. 2 m + DI1?®1? zu sehen. Die verbleibenden Belege der ersten Gruppe kommen ausnahmslos innerhalb von Jahweworten vor. Die jeweiligen Prädikate lassen außer Zweifel, daß Jahwe der Urheber von nsn oder von mVff (Jer 29 11) ist. Die Belege aus der zweiten Gruppe, Jos 23 15 J e r 32 42 Dtn 30 15 J e r 18 8.10 Thr 3 38, sind weit weniger einheitlich. Inhaltlich sind sie dadurch miteinander verklammert, daß Jahwes Heils- und Unheilshandeln parallelisiert wird 444 . Ansätze, dieses Nebeneinander zeitlich zu ordnen, liegen in J e r 32 42 vor. In Jos 23 15 schließlich ist das Nebeneinander konsequent durch ein zeitliches Schema bewältigt. Eine besonders auffallende Übereinstimmung herrscht zwischen Jos 23 15 und J e r 32 42. p...*i»K3 gliedert beide Verse so, daß die Begriffe (il)sn und (n)31B auf zwei korrespondierende Satzglieder verteilt werden. Eine weitere Parallele liegt in den jeweils auf (fl)3lö bezüglichen Relativsätzen DD,l?N DDVlVN mir "WX (Jos 23 15) und Dir^S? 13T 'DIN -ItPN (Jer 32 42) vor 445 . Die drei letzten Belege Dtn 30 15 J e r 18 8.10 Thr 3 38 sind in ihren syntaktischen Ausprägungen durchaus eigenständig. In Dtn 3015 ist das Begriffspaar 3its und »1 mit dem Begriffspaar D^n und m» verbunden 446 . Heil und Unheil bzw. Leben und Tod sind dabei nicht einfach potentielle Handlungsmöglichkeiten Jahwes, sondern gleichzeitig Wahlobjekte der Menschen 447 . Thr 3 38 dagegen zielt ausschließlich auf Jahwes Allmacht ab, der der Mensch ausgeliefert ist. Jahwes Geschichtsmächtigkeit ist an dieser Stelle durch die polaren Fixpunkte msn und 3lö als allumfassend beschrieben. Auch in J e r 18 8.10 beziehen sich beide Begriffe auf Jahwes Eingreifen in die Geschichte, das aber ähnlich wie in Dtn 30 15 vom menschlichen Verhalten mitbestimmt ist. Nach der formal-syntaktischen Sichtung des Materials muß abschließend nach seiner traditionsgeschichtlichen Verwurzelung gefragt werden. Bei der Herkunftsbestimmung der Belege aus der ersten Gruppe ergibt sich ein geschlossenes Bild: Alle Belege gehören der prophetischen Tradition an. In die mittlere Königszeit führt die Pro443 444

445

446 447

Innerhalb der Erzählung über Micha ben Jimla vgl. vor allem die Verse 14.16.19. 28. Damit entsprechen sie den Belegen Jer l i o 18 7. 9 3128, die im vorhergehenden Abschnitt in der zweiten Gruppe zusammengefaßt sind. Trotz ihrer formalen Entsprechung kommen den Relativsätzen abweichende Funktionen zu. In Jos 2315 geht es darum, daß sich Jahwes Verheißung tatsächlich erfüllt hat (Vers 14!). In Jer 32 42 dagegen ist das Verheißene in Aussicht gestellt, bezieht sich also auf die Zukunft. Vgl. dazu Jer 31 28 und oben S. 196. Vgl. dazu oben S. 203 Anm. 437. Auf dem Hintergrund von Dtn 30 15 ist Jer 21 8-12, aber auch Jer 38 2 zu verstehen.

Formelhafte Wendungen in Jer 18 7-10

207

phetenerzählung über Micha ben Jimla in I Reg 22, deren Grundbestand vom Deuteronomisten nicht verändert oder ergänzt wurde448. Vorjeremianisch ist auch Am 9 4, gegen dessen Authentizität sich keine Bedenken erheben449. Der Verdacht, daß die Wendung xVi nsn1? naiöV erst durch die deuteronomistische Redaktion in das Jeremiabuch eingedrungen sei 450 , läßt sich bei diesem Stand der Dinge nicht halten. Die frappierende Ähnlichkeit zwischen Am 9 4 mit «Vi iisn1? ... p» D"1© n a i ö V und Jer 2 1 1 0 mit n a i o V x V l n s n V . . . m s a-W läßt eher vermuten, daß Jeremia die Wendung aus prophetischer Tradition, eventuell unter direkter Anknüpfung an die Botschaft des Propheten Arnos, übernehmen konnte. Etwas anders verhalten sich die Dinge im Hinblick auf die weitgehend parallel laufenden Formulierungen in II Reg 22 8.18 und in Jer 38 4. Die Stilisierung von Jer 38 4 geht ja nicht auf Jeremia selbst, sondern auf den Verfasser der Fremdberichte zurück. Da sich eine Verbindungslinie zwischen Micha ben Jimla und Jeremia von verschiedenen Texten des Jeremiabuches aus ziehen läßt, ist es gut möglich, daß der Berichterstatter mit seiner Formulierung von Vers 4 Jeremia ganz bewußt mit Micha ben Jimla in Beziehung setzen wollte461. Ebensogut denkbar ist aber auch, daß sich der Berichterstatter einfach eng an den Wortlaut dessen hielt, was die beim König gegen Jeremia vorbrachten, und daß die ans? wiederum dem König möglichst genau das vortrugen, was Jeremia tatsächlich verkündigt hatte. Schwierigkeiten bereiten die Belege aus der zweiten Gruppe, von denen Jos 2315 zweifellos deuteronomistischer Herkunft ist 452 . Die enge Parallelität zwischen Jos 23 15 und Jer 32 42, die beinahe zwangsläufig an eine literarische Abhängigkeit denken läßt, könnte dazu verleiten, Jer 32 42 einem deuteronomistischen Verfasser zuzuweisen453. Es spricht jedoch einiges für die Priorität von Jer 32 42 vor Jos 23 15. In Jer 32 42 hat das Gericht bereits begonnen (vgl. das Perfekt Tixan); das Heil ist zukünftig (vgl. das Partizip i r a ö ) . Trotz dieser Abfolge 448

A. Jepsen, Nabi, 1934, 89, setzt II Reg 22 »in Kreisen . . . , die irgendwie diesem Nabitum bedenklich oder jedenfalls nicht rückhaltlos bejahend gegenüberstanden«, an. »Diese Skepsis macht es wahrscheinlich, daß wir mit 1. Kön 22 in spätere Zeit hinabzugehen haben.« Da keine Merkmale auf die exilische Zeit hinweisen, schlägt Jepsen eine Entstehung der Erzählung im 7. Jahrhundert vor. Auch nach M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 (1957 2 ), 83 Anm. 3, ist I Reg 22 vordeuteronomistisch. Vom Deuteronomisten soll lediglich der Schlußvers 38 stammen.

449

Vgl. K. Marti, Das Dodekapropheton, 1904, 220—222; E . Sellin, Das Zwölfprophetenbuch, 1930 2 - 3 , 263—267; H. W. Wolff, Dodekapropheton 2: Joel und Arnos, 1969, 385—394. Vgl. oben S. 192 Anm. 384. Neben Kapitel 28 ist auf die oben S. 107 — 121 behandelten Belege hinzuweisen. Vgl. M. Noth, Das Buch Josua, 1953 2 , 133. So etwa J . Ph. Hyatt 1047; C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, U l f . W. Rudolph 215 hält den Vers für jeremianisch.

450 451 452 453

208

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

von Unheil und Heil fallen beide nicht einfach in zwei getrennte Zeitabschnitte auseinander; vielmehr greift beides eng ineinander454. Daß Heil und Unheil in Vers 42 gleichermaßen ineinander verzahnt sind, entspricht dem Duktus von Kapitel 32: der Ackerkauf steht als Symbol für die bereits noch während des Gerichts sich anbahnende Wende zum Heil. Ganz anders verhält es sich dagegen in Jos 23 15. Jahwes Heilshandeln gehört ganz zur Vergangenheit; für die Zukunft wird nur Unheil in Aussicht gestellt. Die Drohung ist in Vers 16 dadurch etwas abgemildert, daß sie konditional verklausuliert wird. Der erste Teil von Vers 15 dient zusammen mit Vers 14 als Weissagungsbeweis für das Eintreffen aller Verheißungen Jahwes. Beides, die zeitliche Systematisierung von Heil und Unheil auf zwei Perioden und die Verknüpfung von Vers 15a mit dem Weissagungsbeweis in Vers 14, scheint auf ein späteres Stadium als das durch Jer 32 42 repräsentierte hinzuweisen. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Jer 32 42 und Jos 23 15 ist demnach wahrscheinlich so zu definieren, daß der deuteronomistische Verfasser von Jos 23 15 Jer 32 42 kannte und voraussetzte. Diese Entscheidung kann durch eine weitere Überlegung gestützt werden. Bereits die Belege aus der ersten Gruppe stammten aus prophetischer Tradition und legten es nahe, in nsn und Haiti im Jeremiabuch nicht eine deuteronomistische, sondern eine prophetische Spracheigentümlichkeit zu sehen. Wenn der Deuteronomist dagegen nur an einer Stelle dieses Vokabular aufgreift, so ist es wenig wahrscheinlich, daß dabei seine eigene, für ihn typische Sprache laut wird; statt dessen ist es sehr wahrscheinlich, daß er dabei auf fremde Traditionen rekurriert. Man kann daher mit großer Sicherheit annehmen, daß der gemeinsame Gebrauch von Hin und 71311? zur Beschreibung der beiden polaren Möglichkeiten Jahwes für den Deuteronomisten atypisch ist 465 . Aus den Überlegungen ergibt sich, daß nsn und iiaiö in den hier untersuchten Belegen des Jeremiabuches auf keinen Fall deuteronomistischer Herkunft sind, sondern daß alles dafür spricht, sie aus prophetischer Tradition abzuleiten456. In diesem Fall besteht aber kein Grund, sie dem Propheten Jeremia abzusprechen. 454 Ygi ( j a z u vor allem A. Weiser 300f., der betont, daß an dieser Stelle »das Gericht Gottes und seine Heilsverheißung auf die gleiche Ebene gestellt« sind. Vgl. ferner oben S. 196 zu Jer 31 28. 455

Im deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich steht zur Beschreibung analoger Sachverhalte das Segen-Fluch-Vokabular zur Verfügung. Vgl. oben S. 63 Anm. 167 und S. 64 Anm. 171. — Eine ausführliche Untersuchung der Belege Dtn 3015 Thr 3 38 kann unterbleiben, da beide in ihren Formulierungen eingenständig sind.

458

Am Rande sei noch eine Möglichkeit der Herkunftsbestimmung des Motivs und seiner sprachlichen Fassung erwähnt. H. J. Stoebe, ZAW 65 (1953), 188—204, liest aus der gemeinsamen Verwendung von 31B und 17*1 in Gen 2 17 2 4 50 31 24 5 0 20

209

Formelhafte Wendungen in Jer 32 29b-32

Das Ergebnis wirft auch einiges Licht auf die Herkunft der im letzten Abschnitt untersuchten Verbalkombinationen. Ihre teilweise Verknüpfung mit den Nomina n»"1 und nsiö, aber auch ihre bis in Einzelheiten gehende analoge Verwendung erlauben nur den Schluß, daß sie ebenso wie die Nomina jeremianischen Sprachgebrauch widerspiegeln.

5. FORMELHAFTE WENDUNGEN IN JER 32 29b-32

Mochte der bisherige Gang der Argumentation den Eindruck erwecken, daß die Hypothese einer deuteronomistischen Quelle oder zumindest Redaktion des Jeremiabuches sich weniger auf konkrete Anhaltspunkte als auf Urteile nach dem Augenschein berufen konnte, so ist doch zuzugeben, daß auch einige Berührungspunkte zwischen den Prosastücken des Jeremiabuches und der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur für sie sprechen. In besonderem Maße gilt das für das Vokabular von Jer 32 29b-32457. Es kommen hier die DTI^N t r i n x (Vers 29) in enger Verbindung mit dem Verbum DJJD H (Verse 29. 30. 32), die Phrase ITOS? + (mir , r»3) s m (Verse 30. 32) und der Ausdruck T ntPBÖ als Bezeichnung für Götzen (Vers 30) vor. Nicht nur jede dieser Wendungen für sich, auch ihre Zusammenballung auf engem Raum ist aus dem Deuteronomium und der deuteronomistischen Literatur bekannt. Wenn J. Bright für einige Wendungen geltend gemacht hat, daß sie neben deuteronomisch-deuteronomistischen Texten auch in älteren Schichten des Alten Testaments zu finden seien468, so wird der Wert seiner Beobachtungen dadurch beeinträchtigt, daß er die Ausdrücke isoliert behandelt, obwohl gerade ihr ZusammenEx 1412 Num 1118 14 3 (an den letzten drei Stellen nur 3113) »eine eigene theologische Konzeption des Jahwisten« ab (a. a. O. 204). In diesem Zusammenhang ist der Vorschlag W. Rudolphs 3 interessant, daß es die Gleichsetzung von Ebjathar, dem wahrscheinlichen Ahnherrn Jeremias, mit dem Jahwisten reizvoll mache, »im Wesen des Nachkommen die Art des genialen Ahnherrn zu suchen«. Der gemeinsame Gebrauch von ¡157*1 und 7121D im Jeremiabuch, der ja dem gemeinsamen Gebrauch von S71 und 31Ö beim Jahwisten zumindest ähnlich ist, macht den Vorschlag Rudolphs auf jeden Fall noch »reizvoller«, auch wenn alle Vermutungen über Jeremias Beziehungen zum Jahwisten auf bloße Hypothesen hinauslaufen. 457

458

Die Zuweisung der Verse zum sekundären bzw. deuteronomistischen Material im Jeremiabuch ist daher üblich. Vgl. B. Duhm 106; S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31; G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 391 Anm. 4; J. Ph. Hyatt 1047; A. Weiser 299; W. Rudolph 207; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 512. 517. Zu Rudolph vgl. C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, l l l f . J. Bright, JBL 70 (1951), 30—33, zu 0"HnN D ^ V « , 0S7D H und TTOS? +

n w "t»3 »in.

Wcippert, Prosareden

14

210

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

treffen für die Prosastücke des Jeremiabuches und für den deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich charakteristisch ist 459 . Die einzelnen Ausdrücke treten in verschiedene Beziehungen zueinander, so daß es sinnvoll erscheint, eine tabellarische Übersicht über die möglichen Kombinationen zu geben, um das Material aus dem Jeremiabuch wenigstens vorläufig in seinem Verhältnis zur deuteronomistischen Literatur überblicken zu können. Die in vielem ergänzungsbedürftige Tabelle 460 zeigt, daß sich neben Belegen mit relativ uneinheitlichem Gebrauch der Ausdrücke vier hauptsächliche Kombinationen nachweisen lassen, die nicht promiscue, sondern überwiegend in voneinander abgrenzbaren literarischen Bereichen vorkommen. Aus ihrer Verteilung ergibt sich, daß eine Gruppe hauptsächlich für das Deuteronomium, zwei für das deuteronomistische Rahmenwerk der Königsbücher und eine größtenteils für das Jeremiabuch typisch sind. Formal lassen sich die vier Gruppen deutlich voneinander abgrenzen. Die erste Gruppe umfaßt fünf Belege (Dtn 7 4 11 ief. 28 28 14 Jdc 2 i 7 ) 4 6 1 , für die ein Zusammentreffen des Verbums 110 mit DMVN D'inx typisch ist. 110 regiert an allen Stellen die Präposition p ; in der Fortsetzung herrscht jedoch eine gewisse Flexibilität 462 . Als ein weiteres Charakteristikum dieser ersten Gruppe kann die — allerdings nur sporadisch erscheinende463 — Phrase Hin + iriiT gelten. Zur zweiten Gruppe gehören acht Belege (II Reg 3 2f. 13 2.11 14 24 15 9.18. 24. 28), die ausnahmslos Beurteilungen von Königen des 459

4,0

Alle vier Ausdrücke halten demnach G. Hölscher op. cit. 383 Anm. 2 zu S. 382; J . Ph. Hyatt, VSH 1 (1951), 77f., und wohl auch Thiel op. cit. 517. 626 und zu n n n x a - r i V a 128 u. ö. für Merkmale des Ergänzers bzw. deuteronomistischen Redaktors. H. G. May, J B L 61 (1942), 154, nennt drei Ausdrücke (17171 + TltPV JT) t s s n-sn

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V a V » Dtn 9 1 8 V » 1 Reg 15 3< I Reg 1 6 2 arsuna53'

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IReglöll I Reg 1 6 » I R e g 212! I R e g 2253b. 5( I I Reg 23 2< nin'

Von den Belegen aus der zweiten Gruppe ist lediglich Dtn 9 18 nichtdeuteronomistischer Herkunft 638 . Man kann daher Dtn 9 18 als Vorbild und Ausgangspunkt für die später vom Deuteronomisten formelhaft eingesetzte Wendung betrachten 539 . Eine eingehende Analyse der Belege aus der zweiten Gruppe erübrigt sich an dieser Stelle540, Das fehlende Suffix 1 " ist zu ©••»anV zu erganzen. 535 QnV ist wohl sekundär in den Text eingedrungen. 538 Mit Q ist ""lovan statt B i o s a n zu lesen. 537 © weist mit Iv TO!S ucrrafois aÜTcov auf a r r V a m . Diese Lesart kann sich auf Analogien in I Reg 1613. 26 berufen. Die Textform von 3Ji stimmt in der gemeinsamen Nennung von HÖH H und dem Nomen ilXÖn mit den in der Tabelle zusammengestellten Belegen überein. Eine sichere Entscheidung zwischen den beiden Lesarten ist nicht möglich. 538 C. Steuernagel, Das Deuteronomium, 1923 2 , 83, rechnet Dtn 9 I8f. zu der um 607 entstandenen Schicht D 2 b. Bei G. v. Rad, Das fünfte Buch Mose — Deuteronomium, 1964, 54—56, bleibt die zeitliche Einordnung des Verses offen. Zur literarischen Einordnung der Belege aus den Königsbüchern siehe oben S. 233 Anm. 528. 539 Dtn 9 ist. spricht von den Sünden des Volkes, deren Bestrafung durch Jahwe Moses Fürbitte abwendet. Der Deuteronomist hat die Wendung inhaltlich neu akzentuiert. Er spricht von der Schuld von Königen und davon, daß sie Israel zur Sünde verführt haben. 540 Vgl. H. Weippert, Biblica 53 (1972), 3 0 1 - 3 3 9 . 534

=

225

Formelhafte Wendungen in Jer 32 29b-32

da parallele Sprachformen im Jeremiabuch fehlen. Das Material ist für die vorliegende Fragestellung nur insofern interessant, als sich hier ein bestimmter Gebrauch von OSD H im deuteronomistischen Bereich manifestiert, der im Jeremiabuch keine Parallelen hat 541 . Anders verhält es sich mit dem im ersten Teil der Tabelle zusammengestellten Material. Hier finden sich sieben Belege aus dem Jeremiabuch (Jer 1117 25 6 . 7 3 2 30 . 32 44 3 . 8), sechs deuteronomistische (Dtn 4 25 31 29 II Reg 17 n . 17 21 6. 15)642 und drei nichtdeuteronomistische Belege (Dtn 9 18 I Reg 16 7 II Reg 22 17)643. Die beiden Belege aus den Chronikbüchern können weitgehend unberücksichtigt bleiben, da II Chr 33 6 eine Aufnahme von I I Reg 216 und I I Chr 34 25 eine Aufnahme von II Reg 2217 ist. Die im ersten Teil der Tabelle zusammengestellten Belege zeigen somit keine literarisch einheitliche Herkunft. Man wird daher bei der literarischen Klassifizierung behutsamer sein müssen als bei der zweiten Gruppe. Vorsicht gebietet auch die unterschiedliche Handhabung der Grundelemente. Zweierlei läßt sich rasch aus der Tabelle ablesen. Atypisch ist für die Belege aus dem Jeremiabuch die Hinzufügung von mrr- "'FSa zu /"TOS? -f s n n . Hingegen besteht die Tendenz, HVI vorzuziehen und TOS, durch das Relativpronomen angeschlossen, nachfolgen zu lassen. Diese Form kommt in Jer 1117 32 32 44 3 vor. Ihre nächste Parallele ist der nichtdeuteronomistische Beleg I Reg 16 7 644 . Die einzige Ausnahme ist im Jeremiabuch Jer 32 30. Dieser Vers stimmt in der Formulierung mit den deuteronomistischen, aber auch mit dem deuteronomischen Beleg Dtn 9 18 überein. Auffallend ist im Jeremiabuch ferner das dreimalige Fehlen vonTOS+ S"W in Jer 25 6.7 44 8. Auch in diesem Falle treffen sich die Verse mit dem vordeuteronomistischen Beleg II Reg 22 17 (II Chr 34 25). Für alle deuteronomistischen Belege ist dagegen die Phrase TOS + mir TSS Sin konstitutiv 645 . Die Unterschiede zwischen dem Gebrauch des Formel541

Aus dem Fehlen dieser Sprachform folgt nicht notwendig, daß der andersartige Gebrauch von DSD H im Jeremiabuch nicht deuteronomistisch sei. Der Deuteronomist verwendet die Formel in den Königsbüchern meist zur Kennzeichnung der Sünde Jerobeams (I.), die im Jeremiabuch keine Rolle spielt. — Die figura etymologica mit der Wurzel NDn in Jer 16 10 weist durch ihre thematische Gebundenheit nicht auf einen deuteronomistischen Verfasser hin. Vgl. dazu vielmehr E x 32 30 Lev 414. 23. 28 (2mal). 35 5 6.10.13 19 22 (2mal) Num 12 11 E z l 8 24 33 16 Neh 1 6. Nur Jer 32 35 erinnert an deuteronomistischen Sprachgebrauch.

542

Vgl. oben S. 223 A r n 528. Vgl. oben S. 223 Anm. 530. Der Vers enthält jedoch ,11 rP T S 3 . Sie ordnen sich damit dem deuteronomisch-deuteronomistischen Sprachgebrauch ein, auch wenn die Phrase nicht unbedingt als Kennzeichen deuteronomisch-deuteronomistischer Literatur gelten kann. Vgl. dazu W. Beyerlin, Festschrift A. Weiser,

543 644 545

W c i p p e r t , Prosaredea

15

226

Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Prosareden

komplexes im Jeremiabuch und beim Deuteronomisten können noch vermehrt werden. Atypisch für die deuteronomistischen Belege ist die Fortführung von DSD H durch T WSÖ3. Nur der zum deuteronomistischen Bereich zählende Vers Dtn 3129 bietet T WS»; die anderen fünf deuteronomistischen Belege aus dem deuteronomistischen Geschichtswerk enthalten diese Formulierung nicht 646 . T WSS3 findet sich dagegen in I Reg 16 7 II Reg 22 17 (II Chr 34 25) Jer 25 6. 7 32 30 44 8 und erweist sich somit als relativ fester Bestandteil der nichtdeuteronomistischen Belege innerhalb und der Belege außerhalb des deuteronomistischen Geschichtswerkes. Innerhalb des Jeremiabuches ist die Fortführung von DSD H durch T TOSÖ3 nur eine Möglichkeit, 0S3H näher zu begründen. Eine ähnliche Fortführung bietet Jer 819 647 ; aber auch Jer 1117 44 3 versuchen in einem folgenden Infinitivsatz zu erklären, weshalb Jahwes Eifersucht zur Wirkung kommt 848 . Nach diesen Beobachtungen ist es ausgeschlossen, den Gebrauch von DSD H im Jeremiabuch mit dem im deuteronomistischen Geschichtswerk auf eine Stufe zu stellen. Gewiß berührt sich das Jeremiabuch in der Verwendung dieses Formelkomplexes eng mit deuteronomistischem Sprachgebrauch, ist aber doch nicht mit ihm identisch. Eine weitaus größere Übereinstimmung herrscht vor allem zwischen I Reg 16 7 II Reg 22 17 und den Belegen des Jeremiabuches. Der Gebrauch von DSD H im Jeremiabuch dürfte demnach kaum deuteronomistische, sondern eher eine vordeuteronomistische Tradition repräsentieren, die auch der Deuteronomist dann — wahrscheinlich in Anlehnung an II Reg 22 17649 — auf seine Weise aufgenommen hat. Unberücksichtigt blieben 21 Vorkommen von DSD H, da sie sich keinem idiomatischen Zusammenhang einordnen lassen. Losere Ver1963, 12. Daß die Phrase im Jeremiabuch nur selten zusammen mit 0 5 7 3 H vorkommt, entspricht dem üblichen Bild; denn W S

+

¡11 ¡"P " ' 3 , S 3 S 1 H

ist hier recht

selten (7 30 18 10 32 30 52 2). Der Anteil des Jeremiabuches an den insgesamt 65 Vorkommen des Ausdrucks ist geradezu spärlich. Besonders häufig ist er aber in den Königsbüchern, wo er meist in deuteronomistischen Partien auftaucht (I Reg 11 6 1422 15 26.34 167.19.25.30 2120.25 22 53 II Reg 3 2 8l8.27 13 2.11 1424 15 9.18.24.28 17 2.17 212.6.15.16.20 2332.37 24 9.19). Weitere Vorkommen der Phrase finden sich in Num 3213 Dtn 4 25 9 18 17 2 3129 Jdc 2 l i 3 7.12(2mal) 4 i 6 i 10 6 13 l I Sam 12 17 1519 II Sam 12 9 Jes 6512 66 4 Mal 2 17 Ps 516 II Chr 216 22 4 29 6 33 2. 6. 22 3 6 5. 9. 12. 546

Vgl. aber I Reg 1613.26 mit D S 3 H + "73713; oben S. 223 Anm. 528.

647

Jer 8 1 9 bietet nach D S D H " D J , l 7 3 n 3 D r p V O D S . ZU D S D H + 3 vgl. D t n 32 2 1 I Reg 15 30 16 2 . 13. 2 6 Ps 78 58 106 29. Jer 1117 nennt VSSV l ü f 1 ? ; Jer 44 3 ist ausführlicher: rrnVN 1 ? i s s V -lüj?1? n s W D ' i n N ; vgl. auch Jer 44 8.

548

549

Vgl. dazu M. Noth, Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 1943 (1957 2 ), 86 Anm. 3.

227

Formelhafte Wendungen in Jer 32 29b-32

knüpfungen — etwa das Zusammentreffen von DSD H mit o n n s DTI^N550 — können nicht als Ansätze zur Formelbildung gewertet werden, sondern sind einfach thematisch bedingt. Von den vier bisher aus der Diskussion ausgeschlossenen Belegen des Jeremiabuches (Jer 7 18.19 8 19 3 2 29) ist vor allem Jer 7 19 interessant. An dieser Stelle erfolgt eine unerwartete Umkehrung des üblichen Gebrauchs von OSD H. Während in Vers 18.19a noch Jahwe das Objekt zu 0V3 H ist, stellt Vers 19b die Frage, ob sich das Volk mit seinem Verhalten nicht selbst in Zorn und Eifersucht hineinmanövriere. Die deuteronomistische Verwendung von OS?D H präjudiziert eine solche Umkehrung von OSD H nicht. Die Stelle ist vielmehr eigenständig 861 . Zum Schluß ist noch einmal an die Sonderstellung von H im Jeremiabuch durch seine Verbindung mit IDp D -(- V und "[Dl H + tTDOl + anriN DTI^N1? zu erinnern. Zusammengenommen mit den Beobachtungen, die sich am Material der ersten Tabelle ergeben haben, darf man den Schluß ziehen, daß für den Gebrauch von 05?3 H im Jeremiabuch deuteronomistische Herkunft unwahrscheinlich ist. Die gelegentliche Nähe zum deuteronomistischen Sprachgebrauch erklärt sich viel eher aus der gemeinsamen Behandlung des Themas B,rf7K onnit. 550

551

Die Belege s. o. S. 223 Anm. 526. Vgl. auch I Reg 14 9.15 16 33, wo HE?57 im Sinne von »anfertigen« mit nachfolgendem m f i t (I Reg 1415 16 33) oder D ^ f l N D,Jl'?K (I Reg 14 9) 0 S 3 H vorausgeht. Als nächste Parallelen könnte man allenfalls auf Dtn 32 21 und Ez 32 9 verweisen. Beide Stellen unterscheiden sich aber dadurch von Jer 7 19, daß Jahwe sein Volk (Dtn 32 21) oder Völker (Ez 32 9) zur Eifersucht reizt.

15»

Schlußbemerkungen Auch wenn in der vorliegenden Arbeit nicht alle Abschnitte und nicht alle Wendungen, gegen die sich der Verdacht deuteronomistischer Herkunft richtet, behandelt wurden1, ist die Auswahl doch insoweit repräsentativ, daß sie Schlüsse über den Charakter und die Herkunft der Prosaabschnitte des Jeremiabuches erlaubt. Rekapituliert man den Verlauf des Teils I, so ist zuerst an den Vergleich zwischen Jer 7 1-15 und Jer 26 2-6 zu erinnern, der die Priorität der Quelle C vor der Quelle B zumindest in ihrer schriftlichen Fixierung ergab2. In Jer 18 1-12 erwies sich die strenge Alternativform der Verse 7-12 als keine ausschließlich deuteronomisch-deuteronomistische, sondern auch als prophetische und darüber hinaus als typisch jeremianische Denkform. Die Untersuchung von Jer 211-7 konnte die Verwurzelung der Kunstprosa in der metrisch gehaltenen Prophetenverkündigung und ihr Herauswachsen aus authentischen, poetischen Texten des Jeremiabuches nachweisen. Fragen zu Jer 34 8-22 führten zu einer Revidierung der Annahme, daß bereits der Aufbau der Prosareden ihre deuteronomistische Herkunft bewiese. Negativ formuliert muß man daraus das Fazit ziehen, daß die oft postulierte deuteronomistische Verfasserschaft für diese Texte nicht in Frage kommt. Umgekehrt zwingt alles zu dem Schluß, daß die Prosareden 1

2

Zum Umfang der angeblich deuteronomistischen Redequelle vgl. oben S. 1 Anm. 3. — S. Mowinckel, Komposition, 1914, 33, nennt über die untersuchten Wendungen hinaus als Merkmale der Quelle C noch die Ausdrücke und n V f f I T nixinai m m 1 n s n ; vgl. dazu auch G. Hölscher, Die Profeten, 1914, 382 Anm. 2; H. G. May, J B L 61 (1942), 154f.; J . Ph. Hyatt, VSH 1 (1951), 77f. Isoliert können beide Ausdrücke kaum Auskunft über ihre literarische Herkunft geben; eine solche muß der Kontext liefern. Da sich jedoch für beide Ausdrücke — entsprechend ihrer vielseitigen Einsatzfähigkeit — kein typischer Kontext nachweisen läßt, wurde auf differenzierte Analysen verzichtet. Weitere Formeln, die G. Hölscher op. cit 382 Anm. 2; H. G. May a. a. O. 154f.; J . Ph. Hyatt a. a. O. 77f.; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 624—635 nennen, gehören entweder zum Sondergut des Jeremiabuches (etwa JAS/ilT! + V*?®1? VS3 in Jer 21 9 38 2 39 18 45 5) oder zum alttestamentlichen Allgemeingut (etwa D3T f "IX [nö"TX] 8DT1 a V n in E x 38.17 13 5 33 3 Lev 2024 Num 13 27 14 s 1613.14 Dtn 63 119 26 9.15 27 3 31 20 J o s 5 6 Jer 11 5 32 22 Ez 20 6.15 Sir 46 8). Beide Arten scheiden zur Eruierung deuteronomistischer Schichten im Jeremiabuch aus. Auch Jer 21 7 spricht für eine solche Datierung des Redestoffes; denn der Bericht weiß noch nichts davon, daß Zedekia bei der Einnahme Jerusalems nicht getötet wurde; vgl. dazu oben S. 69f.

Schlußbemerkungen

229

eine Tradition vertreten, die Jeremia näher steht als die Fremdberichte, die sogar so nahe an Jeremia heranzurücken ist, daß man sie als jeremianische Tradition bezeichnen muß. Die Ergebnisse des Teils II bestätigen und stützen diese Annahme. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, daß die Prosapartien eine deuteronomisch-deuteronomistische Sprache zeigten, erwiesen sich die Beziehungen zum deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich als recht schwach und gingen nicht über das hinaus, was man bei zeitlich nahestehenden Schriften sowieso zu erwarten hat. In den seltensten Fällen liegt eine geradlinige Aufnahme und Fortführung deuteronomistischer Wendungen vor 3 ; meist geschieht ihre Übernahme unter gleichzeitiger Umkehrung ihres ursprünglichen Aussagegehalts4. Eine Verbindungslinie zum deuteronomistischen Sprachgebrauch läßt sich nur schwer herstellen, und an einigen Punkten scheint das Abhängigkeitsverhältnis derart zu sein, daß der Deuteronomist aus dem Jeremiabuch bekannte Wendungen aufgriff 6 . Stark ausgeprägt ist eine sprachliche Eigenständigkeit der Texte, die aber nicht dazu berechtigt, die Stücke Jeremia abzusprechen — dem widerraten die offenkundigen »Jeremianismen«; denn eine gewisse Selbständigkeit der prosaischen gegenüber der poetisch gebundenen Ausdrucksweise ist auch bei ein und demselben Verfasser selbstverständlich6. Ferner weist der Sprachgebrauch der Prosareden in mehreren Formulierungen immer wieder auf Jeremia als ihren Verfasser hin 7 . Gleichzeitig ließen sich vier verschiedene Motive erkennen, die allein oder in Kombination die oft beanstandete Formelhaftigkeit bewirken. Vor allem die Untersuchung des Formelkreises um "ipff zeigte neben einer exegetischen Tendenz, die sich um die Klärung und Entschlüsselung der Begriffe bemüht, eine homiletische Absicht, die 3

4

5 6

7

Als typisches Beispiel kann man hierfür den Gebrauch der Wendung "J1??! + n r i N m n K DTlVX nennen; vgl. dazu oben S. 215—218. Zu ÜS3 V s a i a 1 ? V s a in Jer 32 41 vgl. oben S. 23 Anm. 108; zu D2? "'S» T W P in Jer 7 12 vgl. oben S. 40; zu nptn 211131 iTIDJ T 3 in Jer 21 5 vgl. oben S. 82. Zu Dtn 28 26 vgl. oben S. 161—153; zu II Reg 17 15 vgl. oben S. 218 Anm. 504. Vgl. dazu vor allem W. Caspari, NKZ 26 (1915), 7281, der versucht, diesen Sachverhalt am Beispiel von Schillers Trimetern neben seiner Prosa zu verdeutlichen. Er weist darauf hin, daß sogar die Behandlung desselben Themas einmal in poetischer Form im »Wallenstein« und einmal in prosaischer Form im »Dreißigjährigen Krieg« sprachlich ganz verschieden ausfällt. Das gilt nicht nur für die Formelkreise um nptP, gegen die sich der Verdacht deuteronomistischer Herkunft bereits merklich abgeschwächt hat; vgl. oben S. 107—118. Auch für die prophetische Forderung nach Umkehr vom bisherigen Wandel und Besserung der Taten ließ sich eine Verankerung in der authentischen Jeremiaüberlieferung nachweisen; vgl. oben S. 137—148.

230

Schlußbemerkungen

zum Vortrag der exegetisch erarbeiteten Ergebnisse drängt8. Die Geschichte der Plagentrias ain, 35H und IST ergab, daß sich erst in der jeremianischen Verkündigung das Motiv auf seine sprachlich knappste Form hin verdichtet hat. Die Formelbildung ist in diesem Fall das Ergebnis einer strengen Konzentration. Am meisten wirkt sich bei jeder Formelbildung sicherlich der Zwang zur Wiederholung aus, der jedoch nicht darin begründet ist, daß die Prosareden bestimmte Lieblingsthemen immer wieder aufgreifen, sondern der sich aktuell aus der Relevanz bestimmter Themen ergab. Das Thema der falschen Propheten und das von der ungehörten Botschaft der , echten Propheten (DX33n D,13V), das Thema des kommenden Gerichts (3"W, 3SH, 131) und das von Jahwes Geschichtsmächtigkeit (WU, flll, o-in, 13K H, 7133, Sit»), das Thema von den fremden Göttern (Q^nVs t n n s ) und das von Jahwes Zorn (0573 H ) — sie alle drängten sich Jeremia immer wieder auf. Versucht man nun abschließend eine generelle Klassifizierung der Prosareden, so bietet vor allem die neuere Diskussion9 dafür den Begriff »Predigt« an. Ein Teil der Exegeten spricht von einem »predigtartigem Prosastil«10, von einer »liturgisch-paränetischen Predigtform«11, vermeidet aber eine einfache Identifizierung der Prosastücke mit Predigten. Weiter gehen einige Exegeten, die eine Gleichsetzung der Prosaabschnitte mit Predigten der exilischen Synagoge vollziehen und sie dementsprechend als sekundäre Erweiterungen des Jeremiabuches bestimmen müssen12. In der Tat enthält gerade das Jeremiabuch im Vergleich mit anderen Prophetenbüchern umfangreiches Material, in dem der Pro8

9

10 11 12

Vgl. auch A. Aeschimann 24: »Les nombreuses répétitions que l'on reproche si volontiers à la source C, et qu'on déclare ne pas pouvoir être de Jérémie, ne peuventelles pas s'expliquer, au moins en partie, par le souci du prophète d'enfoncer un clou en y tapant sans relâche, ou par l'utilisation liturgique d'oracles à l'origine plus lapidaires ? « Frühere Exegeten gebrauchten den Begriff »Predigt« zur Charakterisierung der Prosareden eher beiläufig. Vgl. B. Duhm X V I — X X ; W. Erbt, Jeremia und seine Zeit, 1902, 248; C. H. Cornill X L V f . ; E. Sellin, Einleitung, 1910 1 , 82. O. Eißfeldt, Einleitung, 1964 3 , 474. A. Weiser X X X V I I Anm. 1. So etwa B.Duhm X V I f.; E.Janssen, Juda in der Exüszeit, 1956, 106—109; C. Rietzschel, Das Problem der Urrolle, 1966, 14. 19—24; W. Rudolph X V I I I ; W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 636—644; E.W.Nicholson, Preaching to the Exiles, 1970, passim. Vgl. ferner L. Köhler, Die hebräische Rechtsgemeinde, in: Der hebräische Mensch, 1953, 163f., der die Prosastücke ebenfalls als Predigten bestimmt, sie aber nicht aus der synagogalen Predigtpraxis, sondern aus prophetischer Tradition in der nachjesajanischen Zeit ableitet. Die »Predigten« des Jeremiabuches versteht er aber trotzdem nicht als authentische Jeremiaüberliefcrung, sondern als sekundäre Zusätze.

Schlußbemerkungen

231

phet selbst zu Wort kommt 13 . Dennoch ist es verfehlt, gerade die Prosapaxtien mit dem Begriff »Predigt« etikettieren zu wollen; denn es ist keineswegs so, daß die metrisch zu lesenden Worte Jahwes Botschaft an das Volk enthielten und daß die in paränetischem Stil einher gehenden Prosaabschnitte Worte des Propheten übermittelten. Legt man die »klassischen« Prosapartien zugrunde, über deren deuteronomistischen Charakter sich S. Mowinckel, W. Rudolph und J . Ph. Hyatt einig sind14, und vergleicht sie mit den Abschnitten, in denen nach H. Wildberger nicht Jahwe, sondern der Prophet spricht 16 , so ist das Ergebnis recht dürftig: Nur fünf Verse geben sich nämlich als Prophetenrede zu erkennen. Es handelt sich dabei in dem großen Abschnitt Jer 7 1 —8 3 um Vers 29 und in Jer 25 i-iia(i4) um die Verse 3-7. Diese Bestandsaufnahme16 verbietet es, das Verhältnis zwischen den in Poesie und den in Prosa gehaltenen Texten des Jeremiabuches so zu erklären, als komme in der Poesie Jahwe, in der Prosa aber Jeremia zu Wort 17 . Der in der alttestamentlichen Wissenschaft ohnehin recht ungenau gehandhabte Begriff der »Predigt«18 scheidet daher zur Klassifizierung der Prosareden am besten aus. In ihrer vorliegenden Form beanspruchen die Prosareden, Wort Jahwes zu sein, und dafür ist der Terminus »Predigt« fehl am Platz 19 . 13

Vgl. die in Frage kommenden Stellen bei H.Wildberger,Jahwewort und prophetische Rede bei Jeremia, 1942, 78—102.

14

J e r 7 1—8 3 111-14(17) 181-12 211-10 22 1-5 25 1-11 a(u) 34 8-22 351-19. Vgl. dazu oben S. 1 Anm. 3. Vgl. Wildberger a. a. O. Das Verhältnis verschiebt sich, verändert aber das Ergebnis nicht nachhaltig, wenn man die Stücke hinzunimmt, die entweder S. Mowinckel, Komposition, 1914, 31—45, und/oder J . Ph. Hyatt, V S H 1 (1951), 79—89, der Quelle C bzw. dem Deuteronomic Editor zuweisen; vgl. oben S. 1 Anm. 3. I n diesem Fall muß man noch J e r 8 19b

15 16

2712-18 2 9 4-7.19 3210-25 3 8 2 3 4219-22 4 4 20-25 4 5 1 - 8 h i n z u r e c h n e n . 17

Die Mehrzahl der Texte, die nach H. Wildberger, Jahwewort und prophetische Rede bei Jeremia, 1942, 78—102, Prophetenrede bieten, sind in metrischer Form gehalten. Aber auch wenn das Verhältnis umgekehrt wäre, könnte man dennoch nicht den Begriff »Predigt« auf die Stellen übertragen, an denen Jeremia das Wort ergreift. Wildberger op. cit 123 spricht sehr vorsichtig in bezug auf die Prophetenrede davon, daß der Prophet nicht nur Künder, sondern auch Hermeneut des Jahwewortes sei. Der Prophet steht wohl immer in einem engeren Verhältnis zum Jahwewort, als man es für einen Prediger voraussetzen darf. Vgl. dazu Wildberger op. cit. 102—120.

19

Wie dehnbar der Begriff gebraucht wird, zeigt K . Beyer, Spruch und Predigt bei den vorexilischen Schriftpropheten, 1933, 20, der von »Predigt« spricht, wenn »eine größere Anzahl von Gattungen zu einer klar aufgebauten Rede zusammengeordnet ist«.

19

B . Duhm X V I f . verwendet den Begriff der »Predigt« mit Rücksicht auf diesen Sachverhalt; denn er spricht von einer »historischen Einkleidung«, unter der sich ursprüngliche Predigten verbergen. Ähnlich auch W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970, 642.

232

Schlußbemerkungen

Eine andere Frage ist es, ob die Prosareden nicht trotzdem deutlich paränetische Züge tragen. Zweifellos ist diese Frage zu bejahen 20 . Zugleich ist aber auch gegen eine Verengung des Begriffs »paränetisch« Einspruch zu erheben. Die wissenschaftliche Diskussion hat den paränetischen Stil zu einseitig auf deuteronomische Texte fixiert und ihn so zum Kennzeichen für Predigttexte im Gegensatz zur prophetischen Verkündigung gemacht 21 . Von dieser Voraussetzung aus ist es nur ein kleiner Schritt, um aus dem paränetischen Charakter der Prosareden ihre Abhängigkeit von der deuteronomischen Predigt abzulesen. Demgegenüber hat aber die Untersuchung von Jer 34 8-22 gezeigt, daß die Paränese weder in der Prophetie ganz allgemein noch speziell in der jeremianischen Verkündigung ein Fremdkörper ist, der erst auf dem Umweg über das Deuteronomium seine Erklärung finden könnte 22 . Jer 23 22 gibt außerdem eine unmißverständliche Antwort auf die Frage, wie Jeremia selbst das prophetische Amt versteht: Der Prophet hat die Aufgabe, das Volk zur Umkehr zu bewegen. Auch die Zielrichtung der Urrolle ist hier zu nennen. Nach dem Zeugnis von Jer 363 soll das Verlesen der Rolle bewirken nsnn 1311» WS 13W pa1?23. Die Paränese gehört deshalb — zumindest für Jeremia — mitten hinein in die prophetische Verkündigung des Jahwewortes 24 . Diese Verankerung der Paränese in der Prophetie wird deshalb immer wieder übersehen, weil etwa die für die Prosareden typische Aufforderung íliníl "OTT» WN 83 genau den Anforderungen entspricht, die wir, von modernen Voraussetzungen ausgehend, von einer Predigt erwarten. Die pluralische Anrede mit ihrer anschließenden Individualisierung durch das pronominale WS deckt sich mit der Situation des heutigen Predigers, der sich gleichzeitig an die gesamte Gemeinde und an jeden Einzelnen wendet 26 . Als Kriterien zur Beurteilung alttestamentlicher Phänomene sind unsere modernen Vorstellungen jedoch ungeeignet. Statt dessen ist nach Vergleichbarem in der alttestamentlichen Literatur zu suchen, und da erweist sich das 20 21

22 23

24

25

Vgl. oben S. 104 Anm. 361. Das Verdienst G. v. Rads, Deuteronomium-Studien, 19482, besonders 7—16, den von F. Horst vorgeschlagenen Begriff der »Legalinterpretation« im Bereich der Deuteronomiumforschung durch den sicher zutreffenden Terminus »Paränese« ersetzt zu haben, bleibt dabei unbestritten. Vgl. oben S. 1 1 0 - 1 0 6 . Aus diesem Grund sehen einige Exegeten gerade in den paränetisch gefärbten Prosareden den ursprünglichen Bestand der Urrolle; vgl. dazu oben S. 21 Anm. 101. Jer 23 22 überläßt die Aufforderung zur Umkehr nicht der Privatinitiative der Propheten, sondern bestimmt sie als Jahwewort. So erklärt es sich, daß S. Mowinckel, Komposition, 1914, 38, aus dieser Wendung schließen konnte, daß sich die Vorstellung vom Propheten in den deuteronomistischen Prosareden mit dem »Bußprediger« deckt.

Schlußbemerkungen

233

pronominale B'S nicht als Spezifikum der deuteronomischen oder der deuteronomistischen Predigtform, sondern der jeremianischen Verkündigung 26 . Die nahezu ineinanderfallende Ermahnung aller und des Einzelnen darf von daher im alttestamentlichen Bereich nicht primär als Wesenszug der Predigt 27 , sondern als Kennzeichen eindringlicher prophetischer Rede verstanden werden. Nach alledem ist nicht nur die Gleichsetzung der Prosareden mit Predigten als unzutreffend, sondern auch ihre vorsichtigere Beschreibung als predigtähnlich zumindest als irreführend, da entweder von modernen Voraussetzungen oder von einer einseitigen Verbindung mit dem Deuteronomium ausgehend, abzuweisen28. Die Prosareden sind samt ihren paränetischen Abschnitten Bestandteil der jeremianischen Verkündigung des Jahwewortes. Nicht auszuschließen, sondern sehr wahrscheinlich ist dagegen, daß spätere Predigtformen sich an Prosatexte des Jeremiabuches anlehnten 29 ; denn daß gerade vom Prosamaterial des Jeremiabuches starke Impulse ausgingen, die für uns in der exilischen und nachexilischen Literatur greifbar sind, ist evident 30 . Die Ergebnisse lassen Fragen offen. Der exegetische und der sprachliche Teil setzten punktuell bei einigen repräsentativen Prosareden und bei einigen ihrer typischen Sprachformen ein und versuchten ihre Zurückführung auf Jeremia zu beweisen. Die abschließenden Überlegungen verallgemeinern diese Ergebnisse und können sie in unzulässiger Weise vergröbern. Zwei Einschränkungen sind daher notwendig. Ebensowenig wie alle metrisch zu lesenden Sprüche des Jeremiabuches nicht deshalb auf den Propheten zurückgehen, weil man glaubt, in der poetischen Form ein brauchbares Kriterium zur Bestimmung der Authentizität zu besitzen, kann man prinzipiell 26 27

28

29

30

Vgl. oben S. 97 f. und W. Eichrodt, Theologie, II/III 19645, 326. Der Numeruswechsel im Deuteronomium findet sich in viel weniger verschränkten Textteilen, was sich indirekt auch daraus ergibt, daß man ihn immer wieder als Mittel zur Quellenscheidung beansprucht. Vgl. dazu auch A. Weiser XXXVII, der gegen S. Mowinckel und W. Rudolph zu bedenken, gibt, daß die »liturgisch paränetische Predigtform« bereits vordeuteronomisch sein müsse. Nach K. Galling, Die Bücher der Chronik, Esra, Nehemia, 1954, 11, stammen die Predigten in den Chronikbüchern, die G. v. Rad, GSAT, 1958, 248—261, als »levitische Predigten« beschreibt, vom zweiten Chronisten. Dieser aber scheint mit den Prosareden des Jeremiabuches wohl vertraut zu sein; vgl. etwa II Chr 3613-16. 21 und K. Galling op. cit. 185. J. W. Miller, Das Verhältnis Jeremias und Hesekiels, 1955, hat die starke Auswirkung der Prosareden des Jeremiabuches auf Texte des Ezechielbuches nachgewiesen. Zum Einfluß der Prosareden auf die Chronikbücher vgl. oben S. 233 Anm. 29. Auch das Buch Jona greift in Jon 3 8.10 auf die Prosareden zurück; vgl. oben S. 141. Vgl. ferner Sach 1 4-6 und oben S. 146 Anm. 168.

234

Scblußbemerkungen

nicht eine Herleitung sämtlicher Prosareden von Jeremia deshalb befürworten, weil sich auch die Prosaform als ein adäquates Verkündigungsmittel erweist. Hier bleibt ein weiter Raum für die Einzelanalyse, die von Fall zu Fall entscheiden muß, ob ein Prosaabschnitt von Jeremia stammt oder nicht 31 . Grundsätzlich wird man aber in der Prosaform kein untrügliches Indiz für sekundäre Erweiterungen sehen dürfen. Ähnliches gilt für die formelhaften Ausdrücke, die im sprachlichen Teil zur Debatte standen. Als Spuren einer deuteronomistischen Überarbeitung kann man sie nicht werten. Andrerseits verbürgt ihr Vorkommen nicht unbedingt die Authentizität des betreffenden Abschnitts 32 ; denn gerade die formelhaften Ausdrücke bieten sich eher zur Imitation an als die differenziertere poetische Sprache33. Auch hier müssen Einzeluntersuchungen je individuell klären, ob eine aus anderen Texten des Jeremiabuches bekannte Wendung in einem ursprünglichen Kontext oder in eine sekundäre Erweiterung eingebettet ist. Zur Frage nach der Komposition des Jeremiabuches kann die vorhegende Arbeit schließlich nur einen negativen Beitrag leisten, ohne selbst einen neuen Vorschlag zur Kompositionstheorie des Jeremiabuches anzubieten: Die Prosareden stammen nicht von der Hand eines Redaktors 34 . Um die redigierende Hand des Redaktors zu finden, wird man die kleineren Überleitungen zwischen einzelnen Sinnabschnitten, also deutliche Nahtstellen, zu Rate ziehen müssen35. Grundsätzlich sollte man sich wohl den Gesamtumfang der Redaktion viel bescheidener vorstellen, als das bisher geschieht. Viele Fragen bleiben offen; aber das in der Einleitung gesteckte Ziel der Arbeit, die Betrachtung der Prosareden frei zu machen von Prämissen, die in der Deuteronomiumforschung des 19. Jahrhunderts ihre Wurzeln haben, kann nicht gleichzeitig Antworten auf die zahlreichen Fragen, die das Jeremiabuch stellt, geben. Vielleicht geben aber die hier erarbeiteten Ergebnisse einen Schlüssel zum besseren Verständnis des Jeremiabuches in die Hand. 31 32

33

34

35

Im Falle v o n Jer 17 19-27 ist etwa eine Zurückführung auf Jeremia problematisch. Jer 17 19-27 enthält in den Versen 23 (D1TN~X1N 1071 « V i 11?»® X1?) und in Vers 25 ( B ^ B I T •"SttfVI m i n ' ©'S) bekannte Formeln aus den Prosapartien, obwohl die Authentizität des Abschnittes fraglich ist. Es darf aber nicht vergessen werden, daß auch die poetische Sprache über feststehende Topoi verfügt. Repräsentativ für diese Meinung sind J. Ph. Hyatt, V S H 1 (1951), 71—95, und W. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion, 1970. So schon G. Jacoby, ThStKr 79 (1906), 2 t.

Bibliographie VORBEMERKUNGEN 1. Zitationsweise. I n den Anmerkungen der vorliegenden Arbeit werden Kommentare zum Jeremiabuch nur mit Verfassernamen und Seitenzahl zitiert. Kommentare zu anderen Büchern werden wie Monographien behandelt. Monographien erscheinen mit einem gekürzten Titel, Beiträge zu Zeitschriften und Sammelwerken ohne Titelangabe nur mit der Sigle des betreffenden Publikationsorgans; bei Lexikonartikeln ist nach der Seiten- oder Spaltenzahl mit »s. v. . . . « das Lemma des betreffenden Artikels angegeben. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich in der folgenden Bibliographie. 2. Abkürzungen. Titel von Zeitschriften, Kommentarreihen etc. werden nach dem System der »Religion in Geschichte und Gegenwart«, 3. Auflage ed. K . Galling (RGG 3 ), Tübingen 1957—65, abgekürzt, die Namen der biblischen Bücher in Stellenangaben nach dem System von ZAW. Festschriften erscheinen als »Festschrift NN« ohne Rücksicht auf den wirklichen Titel, der sich im folgenden Abkürzungsverzeichnis findet. Von RGG 3 abweichende oder dort nicht verzeichnete Abkürzungen: ASThl EB Festschrift A. Bertholet R. Bultmann G. H. Davies W. Eichrodt L. Ginzberg A. Jepsen

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3. Die hebräischen Verbalstämme werden nach dem Vorschlag von A.Ungnad, O L Z 9 (1906), 45—47, und nach Analogie von W . v. Soden, Grundriß der akkadischen Grammatik, 1952, § 86 b, nicht m i t ihren in der Hebraistik gebräuchlichen traditionellen Namen (Qal, Niphal usf.), sondern mit Großbuchstaben bezeichnet. Die in der vorliegenden Arbeit vorkommenden Siglen und ihre traditionellen Entsprechungen lauten: G N D

(Grundstamm) (Stamm mit K-Präfix) (Doppelungsstamm) aktiv

Qal Niphal

Piel passiv Pual t D (Doppelungsstamm mit /-Prä/Infix) Hithpael H (Stamm mit /¡-Präfix) aktiv Hiphil passiv Hophal

BIBLIOGRAPHIE Die Bibliographie enthält die genauen bibliographischen Angaben über die in der vorliegenden Arbeit zitierte Literatur. Sie ist nach dem Alphabet der Verfasser an-

Bibliographie

237

geordnet; Werke mehrerer Autoren stehen unter dem Namen des erstgenannten, auf den von den Namen der Mitverfasser verwiesen wird. Innerhalb der Gruppe der Arbeiten eines Verfassers stehen die Monographien in der Reihenfolge des Erscheinens voran, Aufsätze in Zeitschriften und Sammelwerken und Lexikonartikel folgen nach dem Alphabet der Titel oder Siglen der Publikationsorgane. A. Aeschimann, Le prophète Jérémie : Commentaire, Neuchâtel 1959. W. F. Albright, The List of Levitic Cities, Festschrift L. Ginzberg, New York 1945, 49—73. A. Alt, Die Heimat des Deuteronomiums, KISchr II, München 1959 2 , 250—275. •—, Bemerkungen zu einigen judäischen Ortslisten des Alten Testaments, ebd., 289 bis 305. —, Der Anteil des Königtums an der sozialen Entwicklung in den Reichen Israel und Juda, KISchr I I I , München 1959, 348—372. —, Micha 2, 1—15: Tfis dvaSacrpös in Juda, ebd., 373—381. E. F. R. E.

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Ex

59f. 228 113 183 37 150.154. 157.180 116 137 99 228 99 209 83 217 83 37 36 37 49

202 20a 20 5 21 212-11 212 22 2if 2313 32ii-i4 3214 32 26 32 3if 32 34 333 33 5 3319 34s 347 34i4 35 29

99 215 181.214 104 90 87.92 42 215 163 36 84f. 163 181 228 58 116 116 181 214f. 137

Lev 836 137 1011 137 I825 181 2024 228 25 91 252-7 92 2510 97 2511 92 25i3 97 25i4-i7 92 2517 97 25 28 92 25 34 16 25 39 91 2646 97 2554 91f. 26 156 2614-45 154 26 28-2« . . . 150.1631 2625.. .157.175.180 2626 177 2637 84 2 6 45 98 4 37.45 449 521 9 23 IO13

Num

137 137. 182 190 137 137

1032 59f. 526 59 llis 209 6 3 228 12 6-8 136 6iof 199 1327 228 612 99 143-20 163 6i4f 214 14 3 209 6 1 4 . . .210. 215—217 14 s 228 7 4 210f. 215f. 1412 165 7 s 99 14is 181 7i2-ie . . . . 150f.l57 1422 37 7 i 9 76 1433.35 182 7 25 43 15 23 137 8 6 143 1613f 228 814 99 I621 58 816 59f. 16 25 217 818-20 63 16 29 119f. 819 215—217 175 137 820 37 17 10 58 9 i 2 143 17i«.28 182 9 i 6 143.210 1824 16 9i8f 224 20ii 165 9 1 8 . . 2111 223—226 21 8f 219 9 23 37 2123 84 924 98 2124. 27 165 10 9 16 22 34 210 1013 59 25n 214 IO18 42 2723 137 I I 2 76 287 222 l i e 216 32i3f 211f. 11 9 228 3 2 1 3 . . .182. 210. 226 1113-17 63 35 2-5 16 11 îef 210f. 3516-18.21 165 1116 143.215 3613 137 1126-28 63 1126 189f. Dtn 1128 143.189. 130 83 210f. 215—217 I41 97 I I 2 9 190f. 146 143 12 5.11.21 40 2u-i6 182 12 31 43 3 20 97 13 3 215—217 3 22 83 13s 37.217 43 217 13e 99 423f 214 13 7 2151 4 25 2111223. 13 g 83 2251 1311 99 4 30 37.143 1314 2151 434 76 13 19 37 56 99 1423f 40 57 215 14 28f 42 5 8f 214 15 104 59 181 1 5 i . i 2 - i 8 8 7 . 9 3 . 1 0 6 515 76 1 5 i - n 92

249

Bibelstellenregister 151 96 15s 37 1512-18 . . . . 9 0 — 9 3 . 96f. 1 6 2. 6 40 1611 40.42 1614 42 17 1 43 17 2f 211 17 2 94. 226 17 3 215f. 1 7 1 1 . 1 7 . 20 143 I812 43 1819 116 I820-22 116f. 1 8 20 215 19 9 143 1913 59 204 83 2 0 5f

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