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German Pages 49 [51] Year 1902
Die
Wichten des Waisenrates nach -em Bürgerlichen Gesetzbuchs- -em Aeichsgesetze über die Angelegenheiten -er freiwilligen Gerichtsbarkeit
nn- -em Fürsorgeer;iehungsgefetze Min-erjahriger vom 2. 3uH M0.
Ein praktischer Leitfaden für
Waisenratr und Verwaltungsbeamte bearbeitet von
F. Kaum. Amtsgerichtsrat und Vormundschaftsrichter des Amtsgerichts Görlitz.
Siebente vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin t90tI 3. Heines Verlag.
Abkürzungen Ms. — Absatz. AllgLR. = Allgemeines Preußisches Landrecht. Pr. AuSf.Ges.
B.G.D. = Preuß. AuSfühnmgSgesetz -um Bürgerlich«
Gesetzbuch.
B.G.B. = Bürgerliches Gesetzbuch. G. ü. d. allg. LdDerw. — Gesetz über die allgemeine LandeSverwaltung. G.S. = Gesetzsammlung.
Är.D. — KreiSordnung.
Ldg.O. = Landgemeinde-Ordnung.
SJUBL f. d. i. B. ---- Ministerialblatt für die innere Verwaltung. 6. — Seite. Pr. Darm. O. — Preußische DormundschaftS-vrdnung.
Reser. = Rescript.
Si.G. ü. d. A. d. fr. Ger. — Reichsgesetz über die Angelegenhett bcr freiwilligen Gerichtsbarkeit.
St.O. = Städteordnung.
R.St.G.B. -- Reichsstrafgesetzbuch. Aust.G. --- Zuständigkeit-gesetz.
Vorwort für siebenten Auflage. Der Kreis der Pflichten des GemeindewaismrateS, welch« bereits durch das bürgerliche Gesetzbuch gegenüber den früherm
gesetzlichen Bestimmungen um ein bedeutendes erweitert wordm ist,
Hal durch das am 1. April 1901 in Kraft getretene Für»
sorgeerziehungsgesetz
vom
2. Juli
1900
abermals
eine
Er»
Weiterung erfahren.
Zweck der neuen
Auflage dieses Leitfadens
ist
eS,
die
Gemeindewaisenräte mit den sie interessierenden und von ihnm
zu
beachtenden Vorschriften des Gesetzes
und dm
dazu
«r-
gangmm Ausführung-bestimmungen vom 18. Dezember 1900 bekannt zu machen.
Derfafler bittet auch dies« neue vermehrte
Auflage freundlichst aufzunehmen.
Görlitz, im Juli 1901.
Der Verfasser.
Inhalts-Uebersicht. «du. 1—6
L Organisation deS GemcindewaiseurateS . . , . 1. Der Gemetnbewaisemat als Hilfiorgan bei Bor« mundfchaftigerichti und ol$ Gemeindeamt
.
.
2. Wahl bei Gemeindewaisematei.......................
1
1
2
3. Verpflichtung bei Gemeindewaisenratei .... 4. Welche Personm find in den Gemeinbewaismrat 8
zu wShlm?........................................................
6. Wahl der Geistlichen und Lehrer zu Mitgliebem
bei Gemeindewaisenratei........................................
3
6. Wahl der Armen- und Bezirkioorsteher in dm Gemeinbewaismrat.........................................................
7. Verbindung
bei
Gemeindewaisemalei
mit
4
brr
Armmlommisslon und der Schuldeputation in ©tobten..........................................................................
6
8. Anzeige feiten! bet Aufsichtsbehörde an bei Dor mundschaftigericht von der Verpflichtung der Gemeindewaismräte.........................................................
6
IL Thätigkeit und Wirksamkeit deS Gemeindewaise««
rateS............................................................................................. 6-30 1. Die vom Gemeinbewaismrat zu beachtmbm gesetzlichm Bestimmungen...................................................
6
2. Angabe der Fälle, in benen ein Vormund zu ver«
pflichtm ist....................................................................
10
8. Bmmnung bet sich zum Vormund, Gegmvormund, Pfleger ober Mitglieb bei Familimratei eignmdm
Personm burch dm Gemeinbewaisemat und zwar a. mtf Ersuchm bei Vormundschastigerichti .
.
11
b. ohne ein solche! Ersuchen auf Gmnb bei § 49
b.9L®. ü. b. A. der fr. Ger. vom 17. Mai 1898
11
MN 4. Welche Personen find als Bormund, Gegcnvor«und, Pfleger tn Borschlag zu bringens ...
12
6. In welchen Fällen hat der Gcmeindewaisenral keine
Verpflichtung zur Anzeige auf Einleüung einer
Lormundschasts
(Vater stirbt mit Hinterlaffung
einer Witwe und minderjähriger Kinder) ...
18
6. Bestellung eine- Beistandes nach Anfrage bet dem 18
Gemeindewaisemat
7. Die gesetzlichen Bestimmungen, welche der Gemeinde waisemat bei der Benennung eine- Vormundes, GegenvormundeS, Pflegers und Mitgliedes d«S
Familienrat«- zu beachten hat
13
8. Die durch letztwillige Verfügung berufenen Personen
14
9. Die nach dem Gesetz berufenen Personen....
16
10. Dir gesetzlichen Bestimmungen
über Unfähigkeit
und Untauglichkeit einer Person zur Uebernahme
de- AmteS eines Vormundes, GegmvormundeS, Pflegers, Mitglieds eines Familienrates
...
15
11. Die ReichSangehörigkeit verpflichtet jedm Deutschen zur Uebernahme der Vormundschaft ic. § 1785
16
12. Gesetzliche AblehnungSgründe bezüglich der Ueber
nahme einer Vormundschaft rc.
19
zuschlagendm Person 14. Verzeichnis A. 15. Verzeichnis B.
§ 1851 Abs. 2
16. Nutzen der vorbezeichneten Verzeichniffe A. u. B.
8888
18. Rücksprache des Gemeindewaisenrates mit der vor-
17. Aufsicht deS Gemeindewaisenrates über Vormund
und Mündel
24
18. Verpflichtung des Gemeindewaisenrates, den Aufent haltsort des Mündels bei eintretmdem Wechsel
dem Gemeindewaisemat des neuen Aufenthalts-
orte- anzuzeigen 19. Mitteilung deS Gemeindewaisenrates an daS Bor«
25
uumdschaftSgericht über Veranlassung der An zeige
des
Vormundes
bei dem Verlegen deS
Aufenthaltsortes deS Mündels
26
20. Hauptaufgabe d«S Gemeindewaisenrates
k Ueberwachung deS Vormundes, ob er für die körperliche Pflege deS Mündels sorgt ...
28
b. Auilünsti-Erteilung darüber an da» Vor mundschaftsgericht
.............................................
Mb .28
c. Verpfllchtung zur Anzeige an daS Vormund»
schaftSgericht, sobald der Gemcindewaisenrat
von der Gefährdung bei MündelvermögenS
Kenntnis erhält...................................................
28
d. Verpflichtung des Gemeindewaisenratei zur Anzeige an daS VormundschaftSgericht, wenn
seiner Kenntnis gelangt,
ein Fall zu
in
welchem die Person und bai Vermögen deß
Kindei seitens bei Dateri gefährbet ist.
.
80
e. Falle, in denen der Gemcindewaismrat zur Anzeige an den Landrat bezw. dm Magistrat behufi Einleitung der Fürsorgeerziehung ver»
pflichtet ist.................................................................
80
1. wenn ein Fall bei § 1666 oder 1838
b. S3.OJ8. vorliegt.................................
81
2. wenn ein Kind eine strafbare Hand lung begeht.............................................
3. wenn
ein
83
Kind sich bet. Erziehung
der Eltern mtzieht und die Verwahr losung auf bai Verschulden bei Kinbei
zurückzuführen ist.................................
88
f. Pflicht zur Ausfindigmachung und Bmennung von Familien,
welche sich
zur Fürsorge»
erziehung Minderjähriger eignen g. Pflicht
....
86
zur Auswahl und Benennung bet
Fürsorger, welche bie Erziehung unb Pflege einei in einer Familie untergebrachten Minder
jährigen zu überwachen habm in.
Seschiisttterkehr
bei
....
86
mit
Semeiubewaiseuratei
dem Bormundschaftigericht......................................................86
IV.
Geschäftsführung bei Semeiubewaiseuratei
.
.
86
Alphabetisches Register............................................................87
L HWuWiou -es HmMmaisettralL DaS Bürgerliche Gesetzbuch hat
daS
durch
§ 82
der
preußischen Bormundschafts-Ordnung vom 5. Juli 1875 neu «»geführte Institut des Waisenrats in sein Dormundschaftsrecht übernommen, ihm jedoch, um von vornherein klar zu legen, daß
es ein Gemeindeamt sei, dm Namm Gemeindewaisenrat bei
gelegt. Im Anschluß an sein Borbild beschränkt eS sich darauf, in diesem Gemeindeamte dem Bormundschaftsgericht als der
obersten Dormundschaftsbehörde ein geeignetes Hülfsorgan für die unmittelbare Aussicht über Vormünder und Mündel, nammtlich
insoweit eS sich um die Aufsicht über daS persönliche Wohl der
letzterm handelt, zur Seite zu stellen.
Der Gemeindewaisemat ist also kein selbständiges Zwischen glied zwischen Staat und Vormund, keine besondere Aufsichts behörde, -■fonbem lediglich Hülfsorgan der obersten Aufsichts behörde, des Vormundschaftsgerichts, für daS er indessen, dank
seiner Stellung inmitten der Gemeinde, von großer Wichtigkett
ist, denn gerade die Gemeindegenoffm — darauf wessen die Motive zum B. G.-B. Band 4 Seite 1016 hin — find durch gleichartige Verhältnisse und durch enge nachbarliche Drehungen im besonderm Grade befähigt, bei genauer Kenntnis und richttger
Einsicht in die Bedürfnisse der Mitbürger auf eine sachgemäße Erledigung auch der Geschäfte der Vormundschaften einzuwirken
und durch persönliche Anschauung daS zu ergänzen, was gut Wirksamkeit richterlicher Aufsicht fehlt.
Die Bestimmungm über die Wahl, die Form der Derpslichtung, die Amtsdauer unb die Ablehnungsgründe überläßt
daS
B. G.-B. dm Gemeindestatulm
bezw.
der Gemeinde-'
Verfassung.
In Preußen geschieht die Wahl des GemeindewaisenratS und zwar in
dm Städten
auf
Grund der
Städteordnung
Wahl des SemeiadewaismratS.
2
von dem Magistrat nach Anhörung der Stadtverordneten, auf dem Lande nach den Lcmdgemeindeordnungen von der Ge
meindeversammlung bezw. dem Gutsvorstande. fähige
Gemeindemitglied ist verpflichtet,
und
meindewaisemats zu übernehmen
Jedes stimm-
das Amt des Ge drei
Jahre
lang
zu
verwalten. Bon der Übemahme des Amtes können daS Gemeindemit
glied nut
Entschuldigungsgründe, wie solche im § 74
her
Städteordnung und § 65 der Ldg. O. vom 3. Juli 1891
angegeben sind, also das
Alter von 60 Jahren, dauernde
Krarüheit, die Verwaltung eines Staats- oder andem Gemeinde amts, Geschäfte, welche eine häufige oder lang andauernde Abwesenheit vom Wohnorte mit sich bringen oder Verhältnisse, welche nach dem Ermessen der Behörden eine gültige Entschuldigung begründen, befreim. Über die geltend gemachtm
Entschuldigungsgründe
entscheidet
in
den
Städten
der
Magistrat, auf dem Lande der Kreisausschuß dmch Beschluß. Dasjenige Gemeindemitglied, welches sich ohne gesehlichen
Entschuldigungsgrund weigert,
das Amt eines Waisenrats zu
übernehmen und drei Jahre lang zu verwalten oder welches als gewähltes Gemeindewaisemats-Mitglied
sein Amt nicht
ordnungsmäßig verwaltet, kann in Preußen nach § 74 d. St.
O., § 10 des Zust. Gesetzes o. 1. 8.1883, § 8 bet St. Ord-
und 8 4 des Ges. v. 30. 7.1883 der Ausübung der Gemeinde rechte bezw. seines Rechtes auf Teilnahme an der Vertretung
der Stadt bezw. des Kreises für einen Zeitraum von 3 bis 6 Jahren auf Beschluß des Magistrats bezw. KreiSausschuffes
für verlustig erklärt und um Ve bis V« stärker als die übrigen Stadt- bezw. Kreiseingesessenen zu den Komnmnal- bezw. Kreis abgaben
herangqogen
werden (§ 65, 66 d. Ldg. O. vom
3. Juli 1891. G. S. S. 233).
Die Verpflichtung des Ge
meindewaisenrats findet in Preußen durch die Gemeindeorgane Magistrat, Landrat, Gutsvorstand, nicht aber durch das Vornnmdschaftsgericht
statt.
Der
Gemeindewaisemat untersteht
daher auch nicht der Aufsicht des Vornulndschastsgerichts, wohl
aber hat letzteres das Recht der Beschwerde, wenn eine durchaus
Verpflichtung des Gemeindewaisenrats.
3
unwürdige Person, rote z. B. ein sittlich uedommener Mensch
zum Mitglieds des
Gemeindewaisenrats gewählt wird, oder
wenn der Waisenrat Pflichtroidrigleiten und Verzögerungen sich zu Schulden kommen läßt. Die Beschwerde über dm Waisemat
ist an den Magistrat bezw. Landrat als Vorsitzendm des KreisausschuffeS und die weitere Beschwerde an den Regierung--
bqw. Oberpräsidenten der Provinz zu richten. In den übrigen-
Bundesstaaten, welche das Institut des Gemeindewaisenrats bisher nicht gekannt haben, werden jedenfalls noch Bestimmungm im Verwaltungswege erlassen werden muffen.
Wenn schon in der Prmß. Vorm. Ord. an den Waisenrat hohe Anforderungen gestellt wmdm, so hat daS B. G--B.
Es sind daher in ben
dieselben um ein Bedeutendes vermehrt.
Gemeindewaisemat nur solche Männer zu wählen, die ein freies
selbständiges Urteil besitzen, in chrer Stellung möglichst unab hängig find, durch ein jahrelanges Verwellm in der Gemeinde mit
den
möglichst auf
Sitten
Charakter,
und
Gebräuchen
derselben
bekannt und
einzelne andere Gemeindemitglied in Bezug
jedes
Fähigkeiten rc.
zu beurteilen imstande sind.
In den größeren Städten wird letzteres wohl kaum möglich sein, aber auf dem Lande, wo jedes Gemeindemitglied das andere genau kennt und mit ihm meist durch Familienbande
verknüpft ist, sollte es nach der Meinung des Verfassers nicht
schwer
sein,
die
zu
dem Vertrauensamte
waisenrats paffende Person zu finden.
eines
Gemeinde
Der Verfasser hat al-
langjähriger Vormundschastsrichter in seinem Bezirke seit Jahren
dahin gewirkt und es auch durchgesetzt, daß in den Waisenrat
auf dem Sonbe die Geistlichen gewählt worden sind,
weil
diesen Herren einerseits meist eine bessere Geschäftskenntnis als
den
besondere
übrigen mit
Gemeindemitgliedem
der
sorgfältigen
innewohnt,
Führung
der
sie ins Vormund-
schaftslisten vertraut sind und die an sie gerichteten Ersuchen des Gerichts stets kurz und klar erledigen, andererseits aber um
deshalb, weil sie durch ihr Seelsorgeramt mit den Eltem und
Kindern chrer Gemeinde in näherer Beziehung stehen und nach
der Konfirmation bezw. Firmelmtg und der Entlastung aus der
4
Welche Personen find zu Grmeindewaismrätm zu wLhlmt
Schule an ihren Schülern ein gewisses Interesse behalten und
darauf bedacht find, daß dieselbm nicht verwahrlosen, sondern unter der fichem Hand eines gewissenhaften Dormundes nicht
straucheln und auf Abwege geraten.
Verfasser
die
Herren
Außerdem hat aber der
Geistlichen aus dem Grunde in den
Waisemat wählen lassen, well diese in Folge ihrer Stellung in der Gemeinde das geeignete Drgmt find, die Vormünder zu
Besprechungen vorzuladen und
sogenannte Mündeltage abzu
halten. Daß derartige Mündeltage auf Vormünder und Mündel
vorteilhaft wirken,
dürste außer Zweifel sein.
Mit Rücksicht
auf die größeren Anforderungen, die daö Bürgerliche Gesetzbuch
an den
Gemeindewaisenrat stellt, dürfte es sich auch für das
Land empfehlen, neben dem Geisllichen auch dm Lehrer, also
zwei geschästsgewandte Personen in dm Gemeindewaisemat zu Der Versuch,
wählen.
dm
Städte in
die
Herren
Geistlichen der größeren
Gemeindewaisemat wählm zu lassen, dürste
daran scheitern, daß dieselben in Folge chrer sonstigen Thätig»
leit sich außer Stande erklären, das Amt anzunehmm. Diel ge» »oimen ist aber schon, wenn dieselben sich an den unter dem Vorsitze eine- Magistrats-Mitgliedes stattfindenden Besprechungm des Gemeindewaisenrats mit dem Dormundschastsrichter betelligm
und mit ihrem Rate und ihrer Erfahrung dem Gemeindewaisenrat
beistehen.
Es wäre erwünscht, wenn die Herren Geistlichm der
größeren Städte der gmerellm Anordnung der kirchlichm Ober»
behörden gemäß in dm Waisemat gewählt würden, und an
den Besprechungen des Gemeindewaismrats teilnähmen. In
den
prmßischm
Städten
besteht
der
Gemeinde
waisemat z. Z. aus einer ganzen Anzahl von Personm und wird dies auch feinet aufrecht erhalten werden müssen, ja Verfasser möchte denjmigen Behörden, welche die Wahl des Gemeinde-
waismratS zu vollziehen haben, anheimgeben, vor Inkrafttreten deS B. G.-B. eine genaue Sichtung des Gemeindewaisemats
vorzunehmm bezw. dm Gemeindewaisemat dmch Wahl neuer Mitglieder,
z. B. von Bezirks- oder Armenvorstehern, zu er
weitern, well die Thätigkeit deL Gemeindewaisemats gegenüber der bisherigm erheblich größer gewordm ist,
indem sie,
wie
Verbindung mit dcr Annen« und Schuldeputation. weiter
unten
auSgeführt
werden wird,
nicht
5
blos die Be
nennung eines zu verpflichtenden Bormundes, oder die AuskunftS«rteilung auf Anfragen des Bormundschaftsrichters, oder die Mit
teilung der Veränderung des Aufenthaltsorts des Mündel umfaßt, sondern in der gleichzeitigen Überwachung des Vor
mundes in Verbindung mit dem Gegenvormunde besteht. Art. 77
des
Ausf.-Ges. z. B. G. B.
bestimmt, daß
das
Amt eine-
Waisenrats ein unentgeltliches Gemeindeamt ist und daß die bisherigen Waisenräte im Amte bleiben.
In verschiedenen preußischen Städten sind di« Gemeinde waisenräte mit der Armen-
beides ist zu empfehlen.
oder Schuldeputation verbunden,
Die Armendeputation in einer Stadt
hat besonders Gelegenheit, in die Vechältnisse der ärmeren Dolks-
klaffen Einblick zu erhalten und Mittel und Wege zu finden, um
der Verwahrlosung der in solchen Verhältnissen aufwachsenden
Kinder vorzubeugen.
Die Schuldeputation als Aufsichtsbehörde
der Schule steht mit dem Lehrer in unmittelbarer Verbindung
und kann von chm darauf aufmerksam gemacht werden, inwie fern in der Eiziehung des von chm unterrichteten Mündels «ine Änderung eintreten muß. Zn den größeren Städten
Preußens
besteht
meist
ein
Central-Waisenrat
unter einem
Vorsitzenden, der die Geschäfte des Gemeindewaisenrats führt und von welchem das Ersuchen des Gerichts erledigt wird.
Ein Gleiches dürfte sich auch für die größeren Städte der andern
deutschen Bundesstaaten empfehlen,
da die in einer
Hand befindliche Geschäftsleitung wie bekannt weit schneller und
prompter arbeitet, oto ein aus mehreren Mitgliedern bestehendes Organ. Die Gemeinden und zwar in bett Städten der Magistrat,
auf dem Lande der Landrat als Vorsitzender des KreisauS-
schusseS haben die Verpflichtung, dem Bormundschaftsgericht die Namen der verpflichteten Gemeindewaisenräte in Preußen nach dem Rscr. Sr.
Exc.
d. Mn. d. Jnnem v. 3. Nov. 1875,
M.Bl. f. d: t B., S. 269 mitzuteilen, und wenn Waisenräte
chr Amt niedergelegt haben oder dmch den Tod ausgeschieden find
dies
anzuzeigen,
sowie die an Stelle derselben neuge
wählten Waisenräte namhaft zu machen.
6
Gesetzliche Bestimmungen.
IL Me Migkeit nnö Mrksmkeit -es Hemeill-emisemals. Die Beftiinmungen des B. G.-B., welche sich auf die Thätigkeit und Wirksamkeit des Gemeindewaisemats beziehen, find folgende: § 1849. Der Gemeindewaisenrat hat dem Vormund-
schaftSgerichte
die
Personen
vorzuschlagen,
die
sich im einzelnen Falle zum Bormunde, Gegenvormund oder Mitglied eines Familienrath eignen.
§ 1773.
Ein Minderjähriger erhält einen Vormund, wenn er
nicht unter elterlicher Gewalt steht oder wenn die Eltern weder in den die Person noch in den daS Vermögen betreffenden Angelegen heiten zur Vertretung deS Minderjährigen berechtigt sind. Ein Minderjähriger erhält einen Vormund auch dann, rocnn
sein Familienstand nicht zu ermitteln ist.
§ 1896.
Ein Volljähriger erhält einen Vormund, wenn er ent
mündigt ist. § 1906. Ein Volljähriger, dessen Entmündigung beantragt ist, kann unter vorläufige Vormundschaft gestellt werden, wenn daS Vormundschaftsgericht eS
zur
Abwendung einer erheblichen
Ge
fährdung der Person oder deS Vermögens des Volljährigen für erforderlich erachtet.
§ 1909.
Wer unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft
steht, erhält für Angelegenheiten, an deren Besorgung der Gewalt haber oder der Vormund verhindert ist, einen Pfleger.
Er erhält
insbesondere einen Pfleger zur Verwaltung des Vermögens, daS er von TodeSwegen erwirbt oder daS ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser
durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung bestimmt hat, daß dem Gewalthaber oder dem Vormunde die Verwaltung
nicht zustchen soll. § 1910.
Ein Volljähriger, der nicht unter Vormundschaft steht,
kann einen Pfleger für seine Person und sein Vermögen erhalten,
wenn er in Folge körperlicher Gebrechen, insbesondere weil er taub, blind
oder
vermag.
stumm ist, feine Angelegenheiten nicht zu
besorgen
Gesetzliche Bestimmungen. § 1011.
7
Ein abwesender Volljähriger, dessen Aufenthalt un
bekannt ist, erhält für seine BermögenSangelchenheiten, soweit sie fccr Fürsorge bedürfen, einen Abwesenheitspfleger.
§ 1912.
erhält
Leibesfrucht
Eine
Wahrnehmung
zur
ihrer
künftigen Rechte, soweit diese einer Fürsorge bedürfen, einen Pfleger.
§ 1913. Ist unbekannt oder ungewiß, wer bei einer Angelegen heit der Betheiligte ist, so kann dem Betheiligten für diese Angelegen
heit, soweit eine Fürsorge erforderlich ist, ein Pfleger bestellt werden.
§ 1914.
Ist durch öffentliche Sammlung Vermögen für einen
vorübergehenden Zweck zusammengebracht worden,
Zwecke
der
Pfleger
bestellt werden,
Verwaltung
und
Verwendung
deS
so
kann zum
Vermögens
ein
wenn die zu der Verwaltung und Ver
wendung berufenen Personen weggefallen sind. § 1882.
§
1773
Die Vormundschaft endigt mit dem Wegfalle der im
für die
Anordnung der Vormundschaft bestimmten Vor-
uuSsetzungen. § 1883.
Wird der Mündel durch nachfolgende Ehe legitimiert,
so endigt die Vormundschaft erst dann, wenn die Vaterschaft deS
Ehemanns durch ein zwischen ihm und dem Mündel ergangenes
Urteil rechtskräftig festgestellt ist oder die Aufhebung der Vormund schaft von dem Vormundschaftsgericht angeordnet wird.
§ 1884. Ist der Mündel verschollen, so endigt die Vormundschaft erst mit der Aufhebung durch daS DormundschastSgericht.
§ 1885.
Amt
DaS
Wird
mündigung. Amt mit der
deS
Vormundes
endigt mit seiner Ent
der Vormund für tot erklärt,
Erlassung
des
so endigt sein
die Todeserklärung aussprechenden
Urtheils.
§ 1897. finden
geltenden
die
Auf
für
die
die
Vormundschaft
über
einen
Vormundschaft
über
einen
Anwendung,
soweit
sich
Vorschriften
Volljährigen
Minderjährigen
nicht
auS
den
§§ 1898 bis 1908 ein Anderes ergiebt.
§ 1918.
Die Pflegschaft für eine unter elterlicher Gewalt oder
unter Vormundschaft stehende Person endigt mit der Beendigung
der elterlichen Gewalt oder der Vormundschaft. Die Pflegschaft
für
eine Leibesfrucht endigt mit der Geburt
-eS Kindes. Die Pflegschaft zur
Besorgung
einer einzelnen Angelegenheit
«ndigt mit deren Erledigung.
§ 1919.
Die
Pflegschaft ist
von
dem Vormundschaftsgericht
8
Gesetzliche Bestimmungen.
aufzuheben, wenn der Grund für die Anordnung der Pflegschaft weggefallen ist.
'§ 1920. Eine nach § 1910 ungeordnete Pflegschaft ist von
dem BormundschaftSgerichte aufzuheben, wenn der Pflegebefohlene
die Aufhebung beantragt.
§ 1921.
Die Pflegschaft für einen Abwesenden ist von dem
LormundschaftSgericht
aufzuheben,
wenn der Abwesende an der
Besorgung seiner DermögenSangelegenheiten nicht mehr verhindert ist. Stirbt der Abwesende, so endigt die Pflegschaft erst mit der
Wird der Abwesende
Aufhebung durch daS Vormundschaftsgericht.
für todt erklärt, so endigt die Pflegschaft mit der Erlassung deS
die Todeserklärung aussprechenden Urteils. § 1850. Der Gemeindewaisenrat hat in Unterstützung deS BormundschaftSgerichtS darüber zu wachen, daß die
Vormünder
der
in
sich
seinem
aufhaltenden
Bezirk
Mündel für die Person der Mündel, insbesondere für
ihre
Erziehung
und
ihre
körperliche
Pflege,
pflicht
mäßig Sorge tragen. Er hat dem BormundschaftSgerichte
Mängel und Pflichtwidrigkeiten, die er in dieser Hin
sicht wahrnimmt, anzuzeigen und auf Erfordern über daS
Ergehen
persönliche
und
daS
Verhalten
eines
Mündels Auskunft zu ertheilen.
Erlangt der Gemeindewaisenrat Kenntnis von
fährdung deS Vermögens eines Mündels,
einer Ge
so hat er dem
BormundschaftSgerichte Anzeige zu machen. § 1851.
Vormundschaftsgericht
DaS
meindewaisenrate
die Anordnung
der
hat
dem
Ge
Vormundschaft
über einen sich in dessen Bezirk aufhaltenden Mündel unter
Bezeichnung
mundeS,
sowie
deS
einen
in
Vormundes der
und
Gegenvor-
Person deS
Vormundes
oder deS GegenvormundeS eintretenden Wechsel mitzu-
theilen. Wird der Aufenthalt eines Mündels in den Bezirk eines anderen Gemeindewaisenrats verlegt, so hat der Vormund
dem Gemeindewaisenrate deS bisherigen Aufenthalts und dieser dem
Gemeindewaisenrate des neuen Aufenthaltsortes die Verlegung mitzutheilen.
§ 1675. Der Gemeindewaisenrat hat dem DormundschaftSgericht
Anzeige
zu
machen,
wenn
ein
Fall zu
9
Wahl des Vormundes. feiner ÄenntniS
gelangt,
in welchem das
Lormund-
schaftSgericht zum Einschreiten berufen ist. ^)§ 1687. DaS BormundschastSgericht hat der Mutter einen Bei stand zu bestellen:.
1. wenn der Vater die Bestellung nach Maßgabe deS § 1777 angeordnet hat;
2. wenn die Mutter die Bestellung beantragt;
3. wem» daS BormundschastSgericht aus besonderen Gründen,
insbesondere wegen deS Umfanges oder der Schwierigkeit der Vermögensverwaltung, oder in den Fällen der §§ 1666,
1667 die Bestellung im Interesse deS Kindes für nöthig
erachtet.
Nach § 1849 des B. G.-B. hat der Gemeindewaisen» rat in erster Lime die Verpflichtung, Personen vorzuschlagen,
die sich im einzelnen Falle zum Vormunds Gegenvormunde oder Mitglied eines Familienrates eignen.
Das Vormund-
fchastsgericht hat nach § 1779 Absatz 1 erst nach Anhörung des GemeindewaisenratS den Vormund, Gegenvormund, Pfleger
oder das Mitglied des Familienrates auszuwählen.
jedoch der Gemeindewaisenrat weih, Vormund, Gegenvormund,
Damit
in welchen Fällen ein
Pfleger zu wählen ist,
ist noch
Folgendes zu bemerken:
Jeder Minderjährige, der nicht unter elterlicher Gewalt steht, oder dessen Eltern weder in den die Person noch in daS
Vermögen betreffenden Angelegenheiten zur Vertretung berechtigt
find, erhält nach § 1773 des B. G.-B. einen Vormund. Minderjährig ist nach § 2 bezw. 3 des B. G.-B. der
jenige, welcher das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, bezw. nach Vollendung des 18. Lebensjahres noch nicht für voll
jährig erklärt worden ist. Ist der Vater eines Minderjährigen gestorben oder für tot erklärt, oder hat er die elterliche Gewalt verwirkt und die Ehe ist aufgelöst, so steht der Mutter nach § 1684 die elterliche Gewalt zu und es bedarf in diesen Fällen der Minderjährige
keinen Vormund.
Ein Vormund folgenden Fällen:
ist dem Minderjährigen zu bestellen in
Ja welch«» Füllen ist ein Sonmtnb zu verpflichten?
10
1) wem beide Eltern tot oder für tot erklärt sind und daS Kind nicht angenommen ist;
. 2) wem der Vater die elterliche Gewalt verwirkt hat (§ 1680), d. i. wenn er wegm eines an dem Kinde verübten Vergehens zu ZuchchauS oder zu einer Gefängnisstrafe von
mindestens sechs Monaten verurteilt ist md die Ehe noch
besteht (§ 1684 Nr. 2); 3) wenn dem Vater die elterliche Gewalt auf Grund deS
§ 1666 entzogen und die Ehe geschieden ist; 4) wenn
der Vater
an
der Ausübung
der
elterlichen
Gewalt thatsächlich verhindert ist oder dieselbe ruht unb das Vornnmdschastsgericht gemäß § 1685 Absatz 2 nach Auslösung
der Ehe die Ausübung der elterlichen Gewalt der Mutter nicht übertragen hat; 5) wenn nach dem Tode
elterliche Gewalt nach §
des Vaters
die Mutter
die
1680 verwirkt oder dieselbe nach
§ 1676, 1677, 1686 ruht; 6) wenn der Minderjährige ein uneheliches Kind ist, weil dann die Mutter nach § 1707 die elterliche Gewalt nicht hat,
also eS nicht vertreten kann; 7) wenn die Mutter, welcher die elterliche Gewalt nach
§
1684 und 1685 zugestanden war,
sich wieder verheiratet,
weil sie in diesem Falle nach § 1697 die elterliche Gewalt verliert. Einen Vormund haben ferner zu erhalten:
a) angenommene Kinder, wenn der annchmende Ehegatte stirbt und der andere Ehegatte sich der Annahme an Kindes
statt nicht angeschlossen hatte,
denn der Ehegatte des An
nehmenden erlangt nicht die Befugnisie, welche ihm in Folge der elterlichen Gewalt aus dem Rechtsverhältnisse ehelichen Kindern erwachsen würden.
gemeinschaftlich
ein
Kind
an
zu
seinen
Haben die Ehegatten
Kindesstatt angenommen,
so
ist ein Vormund erst zu verpflichten, wenn beide Ehegatten tot
sind, da der überlebende Ehegatte nach § 1757 die elterliche Gewalt behält. b) Kinder aus nichtigen Ehen,
Bapflichtmlg beS SemeindewaisenratS zur Anzeige. 1) wenn beide
11
Eltern die Nichtigkeit der Ehe gesonnt
haben, 2) wenn die Nichtigkeit der Ehe auf einem Formenmangel
beruht und die Ehe nicht in das Heirats-Register eingetragen ist, mich dann, wenn beide Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe
gekannt habm, und zwar in diesen Fäll« um deshalb, weil die Kinder nach § 1317,1824ff und 1699 als unehelich gelten. Ein Minderjähriger endlich erhält einen Bormund, wenn, wie § 1778 Absatz 2 sagt, sein Familienstand unbekannt ist, d. i. wenn das Kind ein Findelkind ist, und wenn der Inhaber der
elterlichen
Gewalt nicht zu ermitteln ist.
In allen liefen
Fällen hat das Vormundschastsgericht gemäß § 1779 Absatz 1 des B. G.-B. nach Anhörung des Gemeindewaisemats einen
Vormund
Dem Gemeindewaisemat legt aber
auszuwählen.
der § 1849 des B. G.-B. die Verpflichtung auf, dem Vor-
die
mundschaftsgericht
Personen
vorzuschlagen,
die
sich
im
einzelnen Falle zum Vormund, Gegenvormund oder Mitglied eines Familienrates eignen.
Weiter geht noch § 49 des Reichs
gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbaüeit vom 17. Mai 1898; dieses giebt dem Gemeindewaisemat auf,
dem Vormundschastsgericht Anzeige zu machen, wem es von einem Falle Kenntnis erhält, in welchem em Vormund, (Segenvormund
oder Pfleger
Person voMschlagen,
oder Pfleger eignet.
zu
bestellen
ist
und
gleichzeitig die
die sich zum Vormund, Gegemormund Erwähnt sei hier noch, daß § 47 desselben
Gesetzes mch dem Standesbeamten die Pflicht auferlegt, dem Vormundschaftsgericht Anzeige zu machen, wem bei ihm der
Tod einer Person, die ein minderjähriges Kind hinterlassen hat, oder die Geburt Vaters,
eines ehelichen Kindes nach dem Tode deS
oder die Gebmt eines unehelich« Kindes, oder die
Auffindung eines Minderjährigen, beffen Familienstand nicht zu ermitteln ist, oder die Eheschließung einer Frau, die ein minder
jähriges, eheliches Kind hat, angemeldet wird. Da das Vormundschastsgericht nach § 1779 Absatz 2 deS
B. G.-B. eine Person auSwählen soll, die nach chrm persönlichen Verhältniffen und ihrer Vermögenslage, sowie nach den sonstig«
Vorschlag beS SrmemdcwaismratS.
19
Umständen zur Führung der Vormundschaft geeignet ist und bei der Auswahl daS religiöse Bekenntnis des Mündels sowie
Verwandte und Verschwägerte des Mündels zunächst zu berück-
sichtigen' hat so möge der Gemeindewaisenrat, um Rückfragen seitens deS BormundschastSrichterS zu vermeiden und den Ge schäftsverkehr mit dem VormundschastSgericht zu erleichtem, bei
der Benennung des Vormundes,
Pfleger-
Gegenvormundes,
oder Mitglieds eines Familienrats auf daS Bedacht nehmen, waS dem VormundschastSgericht bei der Auswahl zur Pflicht gemacht ist.
Insbesondere ist dem Gemeindewaisenrat zu empfehlen,
daß er in den Fällen, von denen er annehmen kann, der
Führung
der Vormundschaft
verbunden ist,
einen Vormund und Gegenvormund
in Vorschlag bringt.
daß mit
eine Vermögensverwaltung
gleichzeitig
Der Gemeindewaisenrat wolle aber hier
bei Personen benennen, denen die erforderliche GeschästskenntniS
innewohnt und
von denen
Interesse des Mündels
als
er erwarten kann, gute,
daß sie daS
sorgsame Hausväter wahr
nehmen. Der Gemeindewaisenrat in kleinen Städten oder auf dem Lande,
der inmitten
seiner Gemeinde
ragendes Interesse an der Erziehung
steht und
und
sowie sittlichen und intellektuellen Ausbildung Mitglieder hat, wird,
ein hervor-
an der körperlichen seiner künftigen
wie das
wenn er sein Amt so auffaßt,
Gesetz es beabsichtigt, nur eine Person als Vormund,
Gegen
vormund oder Pfleger in Vorschlag bringen können, von der
er sicher ist, daß sie daS in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigt. Anders wird dies in dm Städten mit einer großen Ein wohnerzahl sein.
Hier ist ein
Gemeindemitglieder geschlossen,
und
genaues Kennen der einzelnen
seitens des Gemeindewaisemats
es werden
fast aus
sich dem Gemeindewaisemat
oft
Schwierigkeiten entgegenstellen, die das Finden einer geeigneten Person
fasser
geradqu in Frage
sich
stellen;
allein, wenn wie der Ver
oben bereits vorzuschlagen
erlaubte,
die
Bezirks
und Armenvorsteher in den Gemeindewaisemat gewählt werden,
so dürste daS Finden
einer
geeigneten Person
sehr erleichtert
Was ist bei der Benennung eines Vormundes *. z» beacht«! 13
werden,
da die Bezirks- und Armenvorsteher in Folge der
genauen PersonenkenntniS ihres BezvckS fchr wohl im Stande tüchtige und gewandte Vormömder und Gegenvormünder
find,
An solchen Personen
zu benennen.
erfahrungsgemäß
keinen
solcher
meindewaisenrat gestellt
als
der
haben
ist
und
Mangel
Städte nach
Gemeindewaisenrat
größere
daher
Stödte der 6e-
dieser Richtung besser
kleinerer
Städte
und
des Landes. Verfasser erlaubt sich bereits an dieser Stelle den Gemeinde-
waisenrat darauf oufmedfom zu machen, daß in den Fällen, wo ein Vater mit Hinterlassung einer Wittwe und minorenner
der Gemeindewaisemat keine Verpflichtung hat,
Kinder stirbt,
dem
Dormundschastsgericht
Anzeige
zn
machen,
§ 1684 des B. G.-B. unterbleibt die Einleitung Erst
gemäß § 1687
dann,
nach
einer Vor
da die Mutter die elterliche
mundschaft im eigentlichm Sinne,
Gewillt hat.
denn
wenn
das Vormundschaftsgericht
des B. G.-B. der Mutter einen Beistand zu
bestellen für nötig erachtet und sich an den Gemeindewaisenrat
um Benennung eines solchen wendet, hat dieser dm Beistand zu Beneraten.
Das Bürgwliche Gesetzbuch und das Reichsgesetz
über die Angelegenheiten
halten
keine Bestimmung,
der freiwMgen GerichtLbmckeit ent
daß
der Gemeindewaisemat
den
Beistand auf Aimrfen des Vormundschaftsgerichts zu Benennen
habe, allein es gcht dies unzweifelhaft aus § 1694 des B. G.-B. hervor, da nach dieser Bestimmung für die Berufung, Bestellung
und Beaufsichtigung beS Beistandes ic. die gleichen Bestimmungen
wie bei dem Gegenvormunde gelten.
Im Übrigm ist auch der
Gemeindewaisemat das einzige Organ, an welches sich daS Vor mundschaftsgericht wegm Benennung eines Beistandes wendm kann.
Bei der Benennung eines Vormundes, GegenvormundeS
oder Pflegers oder Mitglied eines Familimrates hat der Ge
meindewaisemat auf Folgendes zu achten. 1. ob Personen vorhanden sind,
die nach dem Gesetz als
Vormünder bemfen find,
2. ob die von ihm in Vorschlag zu bringende Person zw Übernahme und Führung der Vormundschaft, Gegen-
Gesetzlich berufene Vormünder.
14
Vormundschaft oder Pflegschaft oder Mitgliedschaft des FamiliemateS fähig und tauglich ist und
3. ob die als Vormund, Gegenoormund, Pfleger oder Mitglied eines Familienrates in Aussicht genommene Person dieses Amt aBlehnen kann.
Der § 1776 des B. G.-B. bezeichnet als Vormünder, in nachstehender Reihenfolge berufen: 1. rott von dem Vater des Mündels als Vormund Benannt ist. 2. wer von der ehelichen Mutter deS Mündels als Vormund
benannt ist 3. den Großvater des Mündels von väterlicher Seite. 4. den Großvater des Mündels von mütterlicher Seite.
Die Großväter sind nicht Berufen, wenn der Mündel von
einem Andern als dem Ehegatten seines VaterS oder seiner Mutter an Kindesstatt angenommen ist.
Das Gleiche gilt,
wenn derjenige, von welchem der Mündel abstanunt, von einem
Andem als dem Ehegatten seines VaterS oder seiner Mutter an Kindesstatt angenommen ist und die Wirkungen der An nahme sich auf den Mündel erstrecken. Pflicht des Gemeindewaisenrats ist es daher, wenn er
vom Vormundschaftsrichter um Benennung eines Vormundes
angegangen wird,
die nach dem Geseh Berufenen Personen in
erster Linie in Vorschlag zu Bringen, gleichzettig aBer, wenn er der Meinung ist, daß der vom Gesetz Berufene sich zur ÜBer-
nahme der Vormundschaft nicht eignet und das Wohl und
Wehe des Mündels gefährdet ist,
dem Vormundschaftsgericht
davon Mitteilung zu machen, damit dieses nach § 1778 des 58.
G.-B. den Berufenen hören und dann entscheiden kann.
Die
Fälle, in denen ein vom Vater oder der ehelichen Mutter letzt«
wMg zum Vormund Berufener Bet Eröffnung der lehtwilligen
Verfügung in Folge eingettetener Umstände als solcher nicht
mehr geeignet erscheint,
werden zwar selten vorkommen, allein
die Möglichkeit ist nicht ausgeschloffen und darum wird das Vormundschaftsgericht,
wenngleich es vom Gesetz nicht ange
ordnet ist, gut thun,
auch in solchen Fällen den Gemeinde
waisenrat zu Befragen, um sich vor einem Mißgriff in der
Unfähigkeit u. Untauglichkeit zur Uebernahme einer Vormundschaft rc. 16 Person zu schützen.
oder
Mitglied
achten
des Den
haben.
In zweiter Linie wird er auf die Fähigkeit
der
und Tauglichkeit
als
Vormund,
Famllienrats
Gegenvormund,
Pfleger
vorzuschlagenden Person
erforderlichen Anhalt
hierfür
bieten
zu die
§§ 1780, 1781, 1782, 1783, 1784, 1865, 1866, 1867. Der § 1780 sagt: Zum Vormunde kann nicht bestellt werden, wer geschäftsunfähig oder wegen Geistesschwache, Verschwendung
oder Trunffucht ent
mündigt ist, und der § 1781:
Zum Vormunde soll nicht bestellt werdm: 1. wer minderjährig oder nach § 1906 unter vorläufige Vor mundschaft gestellt ist;
2. wer nach § 1910 zur Besorgung seiner BermogenSangelegenheiten einen Pfleger erhalten hat;
3. wer
in
Konkurs
geraten
ist,
während
der
Dauer
deS
Konkurses;
4. wer der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt ist, so weit sich nicht aus den Vorschriften deS Strafgesetzbuches ein
Anderes ergiebt. § 1782.
Zum Vormunde soll nicht bestellt werden, wer durch
Anordnung des Vaters oder der ehelichen Mutter deS Mündels von der Vormundschaft ausgeschlossen ist. § 1783.
Eine Frau, die
deS Mündels verheirathet ist,
mit einem andern als dem Vater soll nur mit Zustimmung ihres
Mannes zum Vormunde bestellt werden.
§ 1784. Ein Beamter oder Religionsdiener, der nach den LandeSgefetzm einer besonderen Erlaubnis zur Übernahme einer Vormundschaft bedarf, soll nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubnis
zum Vormunde bestellt werden. § 1865. werden,
Zum Mitglied« deS Familienrats kann nicht bestellt
wer geschäftsunfähig
oder wegen
Geistesschwäche,
Ver
schwendung oder Trunksucht entmündigt ist.
§ 1866.
Zum Mitglied« deS Familienrats soll nicht bestellt
werdm:
1. der Vormund deS Mündels;
2. wer nach § 1781 oder nach § 1782 nicht -um Vormunde bestellt werdm soll;
Beachtung der UnfShigkeitS- und UntauglichkettSgründ«.
16
8. wer durch Anordnung beS LaterS oder der ehelichen Hott»
des MindrlS von der Mitgliedschaft auSgeschloffen ist. § 1867.
Zum Mitglied« deS Familienrats soll nicht bestem
werden, wer mit dem Mündel weder verwandt noch verschwägert
ist, «S sei denn,
daß er von dem Vater oder der ehelichen Mutter
d«S Mündels benannt oder von dem Familienrat oder nach § 1864 von dem Vorsitzenden auSgewShlt worden ist.
Die Praxis hat bisher gelehrt, daß bei den Vorschlägen
von einem großen Telle der Waisenräte die UnfähigkeitS» bezw. Untauglichkeitsgründe nicht beachtet worden find, indem der Waisenrat auf daS vom Vormundschaftsgericht an chn gerichtete
Ersuchen um Benennung eines Vormundes, Gegenvormundes oder Pflegers irgend eine in seinem Bezick wohnende Person
in Vorschlag
gebracht hat,
ohne vorher eine genaue Prüfung
ihres Charakters, ihres Vorlebens und der Vechältnisse, in denen fie sich befindet, voqunehmen.
Daher ist eS dann .sehr ost vor»
gckommen, daß sich erst in dem zur Verpflichtung anberaumten Termine ergeben hat, daß die geladene Person sich zur Über
nahme als unfähig bqw. untauglich erwies, und der Dormundschastsrichter gezwungen wurde, den Geladenen zu entlassen
und
sich
von
Neuem
an
den
Waisenrat
nennung einer andem Person zu wenden.
behufs
Be
Unter Anderen ist
es geschehen, daß in Preußen der Waisenrat auch Personen in
Vorschlag gebracht hat, die gamicht Preußen waren, also nach
der Bestimmung der Preußischen DormundschastSordnung § 20 garnicht gezwungen werden konnten, das chnen zugedachte Amt anzunehmen.
DaS Bürgerliche Gesetzbuch hat seinen Charakter
als dem eines gemeinsamen bürgerlichen Gesetzbuches entsprechend die Verpflichtung zm Übernahme der Vormundschaft an die ReichSangehörigkeit,
nicht an die Staatsangehörigkeit in dem
einzelnen Bundesstaat, in welchem die Bevormundung einzutreten hat, geknüpft.
Mr die Deutschen Bundesstaaten gilt in Zukunft
der § 1785, wonach jeder Deutsche die Vormundschaft, für die er von dem Bormundschaftsgericht auSgewählt ist^annehmen muß, sofern nicht seiner Bestellung einer der in den §§ 1780 biS 1784 bestimmten Gründe entgegensteht.
Damit ist für
Beachtung bq UnsählgkeitS- und UntauglichkeitSgründe. len BormundschaftSrichter im Deutschen Reiche ein
17
für alle
Mal der Einwand beseitigt, daß der vom Gemeindewaisenrate in Vorschlag gebrachte, einem andem Bundesstaate angehörige Vormund die Übemahme der Vormundschaft verweigem kann. Auf die einzelnen Unfähigkeilsgründe ist nicht näher einzu gehen, da dieselben vom Gesetz so genau angegeben find,
daß
darüber Zweifel nicht entstehen können; nur kurz sei erwähnt, daß § 104 des B. G-B. denjenigen alS geschäftsunfähig be zeichnet,
welcher nicht das
siebente Lebensjahr vollendet hat,
welcher sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befindet, so
fern nicht der Zustand seiner Natm nach ein vorübergehender
ist und derjenige, welcher wegen Geisteskrankheit entmündigt ist. Die vom Gesetz in § 1781
angegebenen Untauglichkeitsgründe
bedürfen einiger Erläuterungen.
Minderjährig
sind
nach
ß 2 und 3
des B. G.-B. die
jenigen Personen,
die noch nicht das 21. Lebensjahr vollendet
haben oder nach
vollendetem 18. Lebensjahr nicht
jährig erklärt sind;
für voll-
sonach können mit Volljährige Vormund,
Gegenvormund, Pfleger oder Mitglied des Familienrates werden. Nach § 1906 des B. G.-B. kann ein Volljähriger, deffen
Entmündigung beantragt ist,
unter vorläufige Vormundschaft
gestellt werden; ein solcher Volljähriger ist somit von der Über
nahme dieses Amtes ausgeschlossen. In gleicher Weise kann ein Volljähriger,
Vormundschaft steht,
der nicht unter
der aber einen Pfleger für seine Person
und sein Vermögen erhalten hat, wenn er infolge körperlicher
Gebrechen,
insbesondere weil er taub, blind oder stumm ist,
seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag (§ 1910 des B. G.-B.), nicht zum Vormund bestellt werden.
Daß eine in Konkurs geratene Person während der Dauer des Konkurses sich nicht zum Vormund eignet,
liegt auf der
Hand, lernt wer selbst nicht im Stande gewesen ist, Ordnung
in seinen Bermögensangelegenheiten zu halten, von dem kann man auch nicht annehmen, daß er in der Verwaltung fremder
Güter sorgsamer sein wird.
Beachtung der UusLhlgkltSgründe rc.
18
Der Gemeindewaisemat hat mithin, sobald ihm bekannt wird, daß der Gemeinschuldner eine Vormundschaft führt, dem Vor-
nmndschaftsgericht die Eröffnung des Konkurses mitzuteilen, damit dieses dann, den betreffenben Vormund bis zur Beendigung des Konkurses oder wenn eS mit Rücksicht auf die Verwaltung des
Vermögens für geboten erachtet wird,
ganz
der Vormund
schaft entsetzen und einen andern zuverlässigen Vormund ver pflichten kann. Endlich bezeichnet § 1781 Nr. 4 denjenigen als untauglich,
welchem die bürgerlichen Ehrenrechte
aberkannt find.
Nach
§ 34 R.-St.-G.-B. bewiickt die Aberkennung der bürgerlichen
Ehrenrechte während der im Urteil bestimmten Zeit unter anderm die Unfähigkeit Vormund, Nebenvormund, Curator d. i. Pfleger, gerichtlicher Beistand oder Mitglied des Familienrats zu sein, es sei denn, daß es sich um Verwandte in absteigender Linie
handele
und
die obervormundschaftliche
Familienrat die Genehmigung erteile.
Behörde
oder
der
Es dürste sich aber auch
empfehlen, daß der Gemeindewaisemat auch dann' nicht Per sonen, welche mit dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft waren, dieselben aber wieder erlangt haben, in Vor
schlag bringt, da von diesen Personen kaum anzunehmen ist, daß
sie
gute
Erzieher
für die Mündel sind.
und
sorgsame
Vermögensverwalter
Dem Gemeindewaisemat ist noch gan-
besonders ans Hei- zu legen, daß er eine Person, welche wegen Sittlichkeits- und Eigentumsvergehen bestraft ist oder offenkundig einen unsittlichen Lebenswandel führt, oder ein Bettler, Trunken bold, Landstreicher ist, zum Vornmnd nicht vorschlägt, da die sittliche Erziehung des Mündels durch derartige Personen aus
geschlossen ist. Nach § 22 der Pr. Vorm.-Ord. bedurfte derjenige, welcher
ein Staatsamt oder besoldetes Amt in der Kommunal- und
Kirchemerwaltung bekleidet, zur Führung einer von dem Vor-
mundschastsgericht eingeleiteten Vormundschaft der Genehmigung der zunächst vorgesetzten Behörde.
Diese Bestimmung ist in
§ 1784 ausgenommen, denn es heißt darin: oder Religionsdiener,
Ein Beamter
der nach den Landesgesetzen einer be»
AblehnungSgründe.
19
sonderen Erlaubnis zur Übernahme einer Vormundschaft bedarf,
soll nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubnis zum Vormunde
bestellt werden.
Auch das Pr. Ausführungsgesetz zum Bürg.
Ges. Buch enthält in Art. 70 die Vorschrift: „Wer ein StaatSamt oder ein besoldetes Amt in der Communaloder Kirchenverwaltung bekleidet, bedarf zur Uebernahme der Vor
mundschaft oder zur Fortführung einer vor dem (Eintritt in daS
Amt übmrommenen
Vormundschaft die Erlaubnis der zunächst
vorgesetzten Behörde.
DaS Gleiche gilt für die Uebernahme oder
die Fortführung deS Amtes eines GegenvormundeS, Pflegers oder Beistandes.
Die Erlaubnis kann -urückgenommm werden.
Notare
bedürfen der Erlaubnis nicht."
Wird der Gemeindewaisemat vom Dornmndschaftsrichter
um Benennung eines Mitgliedes des Familienrats angegangen,
so möge er nm die §§ 1885 und 1886 beachten, und er wird damit ein wiederholtes Ersuchen vermeiden. Der Gemeindewaisemat hat in dritter Linie bei dem Vor
schlag eines Vormundes die nachfolgenden Ablehnungsgrunde
zu beachten.
Der 8 1786 lautet: Die Übernahme einer Vormundschaft kann ablehnen: 1. eine Frau; 2. wer daS sechzigste Lebensjahr vollendet hat;
3. wer mehr als vier minderjährige eheliche Kinder hat; ein von einem arideren an KindeSstatt angenommenes Kind wird nicht ge rechnet;
4. wer durch Krankheit oder durch Gebrechen verhindert ist, die Dornmndschast ordnungsmäßig zu führen;
5. wer wegen Entfernung seines Wohnsitzes von dem Sitze deS Vormundschastsgerichts die Vormundschaft nicht ohne besondere Belästi
gung führen kann; 6. wer nach § 1844 zur Sicherheitsleistung angehalten wird;
7. wer mit einem andern
zur gemeinschaftlichen Fühnmg der Vor
mundschaft bestellt werden soll; 8. wer mehr als eine Vormundschaft oder Pflegschaft führt; die Vor mundschaft oder Pflegschaft über Geschwister gilt nur als eine; die Führung von zwei Gegenvormundschaften steht der Führung einer
Vormundschaft gleich.
Beachtung der AblehnungSgründ«.
20
Bevor auf die einzelnen Ablehnungsgründe kurz einzugehen ist, erlaubt sich der Derfaffer zur Erleichterung der Arbeit und
des Dienste- an alle Gemeindewaisenräte die Bitte zu richten,
vor Benennung des Vormundes die zu benennende Person zu befragen,
ob sie die ihm zu übertragende Vormundschaft un
geachtet eines ihr zustehenden gesetzlichen AblehnungSgrundes annehmen will, da jedem Vormundschastsrichter in der Praxis wiederholt Fälle vorgekommen find, in denen der in Vorschlag
gebrachte Vormund, sei es vor oder im Termin, einen der ge setzlichen Ablehnungsgründe vorgebracht, den einmal angesehten
Verpflichtungstermin dadurch vereitelt und den Vormundschafts richter in die Lage versetzt hat, von neuem sich mit dem Ge
meindewaisenrat wegen Benennung eines geeigneten Vormundes in Verbindung zu setzen. Nicht blos die Arbeitszeit des Richters sondern auch die der anderen Beamten
wird dadurch unnütz
vergeudet und außerdem das Schreibwerk, das möglichst ein geschränkt
werden
soll,
vermehrt.
Anlangend
die einzelnen
Ablehnungsgründe sei folgendes bemerkt: Eine Frau, sei sie verheiratet oder unverheiratet, hat das Ablehnungsrecht.
Der
Gemeindewaisemat
kann eine Frau,
sobald sie ihm als geeignet erscheint und auf das AblehnungSrecht verzichtet, in Vorschlag bringen. Erwähnt sei hier, daß auch die Mutter eines unehelichen Kindes zur Übernahme der
Vormundschaft vorgeschlagen werden kann,
obwohl ihr nach
§ 1707 die elterliche Gewalt nicht zusteht. Das Vormundschafts
gericht hat
es in der Hand,
sie als Vormund auszuwählen
und zu verpflichten, es wird jedoch in den meisten Fällen, wenn
ihm vom Waisenrat der Vater der Kindesmutter als zm Über
nahme der Vormundschaft geeignet bezeichnet wird, diesen als Vormund verpflichten, da er nach § 1776 Nr. 4 des B. G.-B.
zu den vom Gesetz berufenen Vormündern gehört.
Die bisher
in Preußen dmch § 12 der Vorm.-Ordnung vom 5. Juli 1875
eingeführte gesetzliche Vormundschaft ist durch § 1773 in eine Altersvormundschaft verwandelt und
ist der Vater einer un-
verheirateten Person, welche außerehelich von einem Kind ent
bunden wird,
für
dieses durch den Richter als Vormund zu
Beachtung der Ablehnung?gründe.
21
verpflichten, wenn er, wie bereits erwähnt, vom Gemeinde» waisenrat als dazu geeignet bezeichnet wird.
Die Verpflichtung
der Mutter des unehelichen Kindes als Vormund wird sich mir sehr selten empfehlen,
da von einer solchen Person für die
sittliche und gute Erziehung ihres Kindes leine Garantie ge
boten wird. Weiter gestattet das Gesetz demjenigen, der bereits mehr als vier minderjährige, also mindestens fünf eheliche Kinder hat, die Übernahme einer Vormundschaft abzulehnen und Bestimmt,
daß ein von einem andem an Kindesstatt angenommenes Kind
nicht gerechnet wird.
Diese letzte Bestimmung weicht von der
bisherigen Vorschrift des Z 23 der Pr. Borm.»Ord. ab; ebenso auch die Vorschrift unter Nr. 5, beim während nach § 23 der
Pr. Vorm.-Ord. es nut heißt, daß derjenige, welcher nicht im
Bezirke des Vormundschaftsgerichts seinen Wohnsitz hat, die Übernahme der Vormundschaft ablehnen kann, bestimmt der § 1786, daß das Ablehnungsrecht derjenige hat, welcher wegen Entfernung seines Wohnsitzes von dem Sitze des VornumdschaftS»
gerichts die Vormundschaft nicht ohne besondere Belästigung
führen kann. Das Nichtwohnen im Bezirk des Vormundschafts gerichts allein genügt demnach nicht zur Ablehnung, vielmehr
wird es der Behauptung und deS Nachweises Bebfitfen, daß der in Vorschlag gebrachte Vormund
ohne Belästigung die
Vormundschaft nicht führen kann. Die weiteren AblehmmgSgründe bedürfen keiner näheren Erläutemng.
Bemerkt sei nur noch, daß der Gegenvormund
und Pfleger mit Rücksicht auf die §§ 1792 Ms. 4 und 1915
ein Ablehnungsrecht wie der Vormund haben. Nach
§ 1869 ist niemand verpflichtet, das Amt eines
Mitgliedes des Familiemats zu übemehmen; will also der
vom Vormundschaftsgericht angegangene Gemeindewaisenrat eine Person als Mitglied deS Familienrats Benennen, fo( wird er, um ein nochmaliges Ersuchen deS Vormundschaftgerichts im Falle der Weigeomg des Vorgeschlagenen zu vermeiden, gut
thun, sich der Annahme durch Rücksprache zu verfichem.
Dem Gemeindewaisenrate anzulegende Verzeichnisse.
22
In der Praxis werden als Mlehmmgsgründe namentlich geltend gemacht die Führung von mehr als einer Vormundschaft,
die Vollendung deS 60. Lebensjahres und der Besitz von mehr als vier minderjährigen ehelichen Kindem.
Alle drei Gründe
find jedenfalls vom Gemeindewaisenrat noch vor der Benennung sehr leicht festzustellen, da, wenn er eine Rücksprache mit der
betreffenden Person aus persönlichen Gründen nicht nehmen will, er doch
aus den von der Ortspolizei geführten Listen
jebeqeit ersehen kann, wie alt die betreffende Person ist und
ob sie vier oder mehr minderjährige eheliche Kinder hat. Außerdem wird er auch aus den von ihm geführten Verzeichnissen sich vergewissern können, ob der Vorzuschlagende zwei Vormund
schaften oder nur eine Vormundschaft oder Pflegschaft über mehrere Geschwister
zwei Gegenvormundschaften führt.
oder
In Preußen find von einem großen Teile der Waisenräte auf Grund der von dem Vormundschastsgericht geführten Verzeichnisse
und der ihnen vom Vormundschastsgericht gemachten Mitteilungen, Verzeichnisse über die in ihrem Bezirke eingeleiteten und be stehenden Vormundschaften und Pflegschaften angelegt worden.
Die Anfertigung eines solchen Verzeichnisses empfiehlt sich aus
den oben angeführten Gründen für die Gemeindewaisenräte des gesamten Deutschen Reiches, und erlaubt sich der Verfasser die Anlegung eines solchen mit folgenden Spalten in Vorschlag
zu bringen:
Verzeichnis A. 2
3
4
5
6
7
Namen des
Namen des
Namen der
Vaters und
Vormundes,
der Mutter
Gegen.
sowie Todes
Vormundes,
tag derselben.
Pflegers.
8
t: E E 1
J
Dor-
5 w L
6
und Zuname deMündclS.
|| G eburtstag des M ündels.
|
1
Mitglieder
Bemerkungen
des Familienrats.
T
Mit Rücksicht auf § 1851 Ws. 2 des B. G.-B. erachtet
Verfasser die Anlegung
eines zweiten Verzeichnisses B mit
folgenden Spalten für erforderlich:
Nutzen der Verzeichnisse.
23
Verzeichnis B.
1
2
t
E E s
£
6 •e •c
8
4
5
6
I
Bezeich
Bezeich
vor-
Namen des
nung des
nung des
und Zuname
der
1
Vormundes,
1
Bezirks, In Bezirks, In welchem der welchen der
Gegen-
Mündel
Mündel
bisher ge
verzogen
wesen Ist.
tft
§
vormundeS.
Mündels.
i
8
7
5 1
1
Bemerkungen.
I
Beide Verzeichnisse lassen sich vereinigen, indem man in
das Verzeichnis A 9tr. 6 und 7 des Verzeichnisses B einfügt. Aus den Überschriften der einzelnen Spalten ersieht der Gemeindewaisenrat, welche Eintragungen er zu machen hat.
Führt er die beiden Verzeichniffe mit der nöligen Sorgfalt,
so wird er stets wohnen,
wissen, welche Mündel
welche Personen
in
seinem Bqicke
seines Bezirks Vormund,
Gegen
vormund, Pfleger sind, wer von diesen mehr als eine Vor
mundschaft
bezw.
zwei
Mündel großjährig find
Gegenvormundschaften
bezw.
führt,
welche Vormundschaft
welche durch
Eintritt in die Großjährigkeit beendet ist und welche Mündel in seinem Bezirk verzogen sind.
Was die Personen anbetrifft, welche die Übemahme einer
Vormundschaft aus dem Grunde ablehnen können, weil sie bereits mehr als eine Vormundschaft oder Pflegschaft führen, so ist zu erwähnen, daß es hier nicht ausgeschlossen ist, daß der Gemeindewaisemat sie wieder vorschlagen kann, falls sich
die betteffende Person bereit erklätt hat, noch eine weitere Vormundschaft sichren zu wollen.
Es ist deshalb durchaus
notwendig, daß der Gemeindewaisenrat, bevor er eine solche Person vorschlägt, mit ihr Rücksprache nimmt und ihre Ein
willigung einholt.
Unterläßt er dies, so bereitet er dem Vor-
mundschaftsgericht mehr Arbeit als nötig ist und verursacht der betreffenden Person nur unnütze Wege und Zeitversäumnisse, für die sie nicht einmal entschädigt werden kann.
24
Nutze» da Verzeichnisse.
DaS Verzeichnis dient dem Gemeindewaisemal noch in anderer Richtung.
Wird chm der Tod eines Mitgliedes seiner
Gemeinde bekannt, so hat er in dem Verzeichnisse na^usehen, ob der Tote Vormund war und wenn er die- bestätigt findet, gemäß § 49 des Gesetzes über die Angelegenheiten der frei« willigen Gerichtsbackit dem Vormundschaftsgerichte sofort davon
Mitteilung zu machen und zugleich eine andere Person vor-
zuschlagen, die fich zum Vormund eignet.
ES werden dadurch
wchaltbare Zustände, wie fie die Praxis häufig zeitigt, beseitigt, denn eS bestehen Vormundschaften, bei welchen fich erst beim Vermieten der Minderjährigen oder bei chrem Eintritt in die Lehre ergiebt, daß der Vormund gestorben ist und somit der
Minderjährige jahrelang ohne Aussicht eines Vormundes gelebt hat.
Das VormundschastSgericht ist infolge der von chm ge
führten umfangreichen Verzeichnisse bei Eingang einer chm vom Standesamte gemachten Todesanzeige nicht imstande, festzustellen,
ob der Verstorbene eine oder mehrere Vormundschaften geführt hat, wohl aber kann dies der Gemeindewaisenrat auf Grund
der von chm geführten Verzeichnisse chun.
Der Gemeinde-
wassenrat wird in solchen FÄlen den Namen des bisherigen Vormundes zu durchstreichen und an seine Stelle den Namen
des chm vom Vormundschaftsgericht mitgeteilten neuen Vor mundes zu sehen haben.
Ebenso wird der Gemeindewaisenrat
auf Gmnd der Geburtstage des Mündels prüfen können, ob die Vormundschaft erledigt ist und eine Person, die bisher als Vormund verpflichtet war und dadurch frei geworden ist, wieder
von neuem als Vormund in Vorschlag bringen können.
In
der mit Bemerkungen überschriebenen Spalte sind z. B. der Wechsel der Wohnung des Mündels oder Vormundes, sowie
die Abgabe der Vormundschaft an ein anderes Gericht, sowie andere die Vormundschaft betreffenden Thassachen einzutragen.
Eine sorgfältige und genaue Führung der Verzeichnisse
kann nicht genug empfohlen werden, da sich auS einem solchen Verzeichnisse der Gemeindewaisemat zu jeder Zeit auf Anftage
des VornumdschaftsgerichtS über Aufenthalt des Mündels und des Vormundes äußern kann.
Beaufsichtigung deS BormundeS in der Erziehung d«S RüudeU u. 25 Nach § 1851 Ws. 2 des B. G.-B. hat daS VormundschaftS-
gericht dem Gemeindewaisenrate die Anordnung der Vormundschaft über einen in dessen Bezirk sich
aufhaltenden Mündel unter
Bezeichnung des BormundeS und GegenvormundeS, sowie einen in der Person des Vormundes oder Gegenvormundes eintretenden
Wechsel mitzuteilen. Dem Vormund stcht nach
§ 1783
Recht für die Person zu folgen zu.
des B. G.-B. daS
DaS Recht und die Pflicht
deS Vormundes, für die Person deS Mündels zu sorgen, be
stimmt sich gemäß § 1800 des B. G.-B. nach den Vorschriften
über die elterliche Gewalt.
Letztere find in dm §§ 1631 bis
1633 enthalten. Der § 1631 lautet wörtlich: Die Sorge für die Person deS flmbtS umfaßt daS Stecht und die Pflicht, das Kind zu erziehen, zu beauffichtigm und feinen
Aufenthalt zu bestimmen.
Sonach kann betJDZünbel nicht willkürlich seinen Aufenchalt bestimmen,
sondern er kann dies nut mit Genehmigung des
Vormundes thun.
Aus dieser Bestimnumg geht deutlich hervor,
daß der Vormund sich stets um den Aufenthalt seines Mündels zu künnnem hat und daß er, wenn er diese Wicht verletzt, durch
Ordnungsstrafen angehalten werden
genügen.
tarnt,
seiner Pflicht zu
AuS dieser Wicht entspringt aber die Verpflichtung,
welche Abs. 2 des § 1851 des B. G.-B. dem Vormunde auf erlegt.
Der Vormund hat, wenn der Mündel seinen Aufmchalt
in dm Bezirk eines anderen GemeindewaismratS verlegt, dem Gemeindewaismrat des bisherigen Aufenthaltsorts und dieser dem Gemeindewaismrat des neuen Aufenthalts die Verlegung mitzuteilen.
Beide kommen, wie die Praxis bisher gezeigt hat,
nut in den seltensten Fällen dieser Verpflichtung nach.
Die
Vormünder tommetn sich sehr oft um ihre Mündel nicht, sie überlaffm dieselben chrem Schicksal und missen meist nicht, ob ein
Mündel noch
in chrem Bezirk
oder noch
in
derselben
Wohnung, wo es bei Einleitung der Vormundschaft sich befand,
auchält, und der Waisemat achtet infolge des Unterlassens der
Anzeige seitens des Vormundes nicht darauf, ob ein Mündel
Besprechungen mit bett Vormündern und Mündeln.
26
auS oder in seinem Bezirk verzogen ist.
Beiden muß die Be
achtung des zweiten Absatzes des § 1851 dringend empfohlen
werden, damit Mündel, welche zu Leichtsinn und Lüderlichkeit neigen und ihren Wohnsitz tnit einem neuen oft nur deshalb
vertauschen, um möglichst weit von dem Vormunde und dem Waisemate chres Bezirks entfernt zu sein, von dem Gemeindewaisemate des neuen Aufenthaltsortes beobachtet und nötigen
falls auf den richtigen Weg gebracht werden können. Praxis bietet himeichend Beispiele davon,
Die
daß Mündel vom
Lande nach der StoLt ziehen und sich in den Fabriken chren
Untechalt suchen, um in ihren Bewegungen freier und einer
Kontrolle durch
den Gemeindewaisenrat enthoben zu werden.
Gerade für solche Fälle ist die Beobachtung der gesetzlichen Bestimmung dringend geboten und es dürfte sich gleichzeitig sehr empfehlen, daß der Gemeindewaisemat, sobald er von dem
Vormunde die Nachricht von dem Verzüge des Mündels nach der
Stadt
erhält,
treffenden Stadt
sofort
mit
dem Gemeindewaisemat der be
der Anzeige des Verzuges auch eine
Schilderung des Lebens und des Charakters des betreffenden
Mündels zukommen läßt. Sicherlich würde durch eine derartige rechtzeitige Anzeige mancher Mündel vor dem Untergange behütet werden können,
zumal, da der Gemeindewaisemat des neuen Aufenthaltsortes ebenso wie der des bisherigen Aufenthalts unzweifelhaft auch befugt ist, den in seinen Bezirk verzogenen Mündel in seiner
Wohnung aufzusuchen, um sich durch eigene Anschauung davon
zu überzeugen, wie derselbe gehalten wird, und falls er Un
gehörigkeiten in der körperlichen Pflege und in der sittlichen Erziehung
wahrnimmt, auf Abstellung durch den Vormund
bezw. durch das Vormundschaftsgericht zu dringen bezw. dahin zu wirken, daß ein neuer energischer Vormund verpflichtet wird.
Verzieht ein Mündel
nur nach der Stadt seines sonstigen
Gerichtsbezirkes, so wird ein neuer Vormund in solchen Fällen nicht zu bestellen sein, sondern es ist die Pflicht des Vormundes, das Verhalten des Mündels in der Stadt zu beobachten, und
wenn er findet, daß der Mündel unrichtige Wege geht, darauf
Besprechungen mit den Bormündern und Mündeln.
27
zu bringen, baß bet Mündel entweder auf baS Lcmb zurück kommt ober unter eine Aufsicht
gestellt wirb,
bie eS
beut
Mündet unmöglich macht, die schlechten Wege weiter zu be treten.
Den Gemeindewaisemätm sei endlich dringend em
pfohlen, daß sie
mit den in chrem Bqicke sich aufhaltenden
Bormündern und Mündeln in engere Beziehungen treten und
dahin wdcken, daß die Vormünder ihren vom Gesetz chnrn aufr erlegten Wichten nachkommen und daß die Münbel bie Fürsorge gemeßen, welche sie vor Verrohung und dem damit in Verbindung
stehenden Untergang behütet.
Der Gemeindewaisenrat möge
auch in den Fällen, wo chm durch Zufall davon Mtteilung
wird,
daß ein Mündel auS seinem Bqick verzogen ist, dem
Dormundschaftsgericht Anzeige erstatten, damit dieses dann den
Vormund verwarnen und, wenn Verwarnungen ohne Erfolg
bleiben, mit Ordnungsstrafen, deren Höchstbetrag bis zu 300 M. geht, zur Befolgung seiner Anordnungen nach § 1837 anhülten
kmm.
Es ist dringend notwendig, daß bei bei Verwilderung
und Verrohung bet heutigen Jugend die Vormünder angehalten werden, den Aufenthalt ihres Mündels nie aus dem Auge zu
verlieren, sondern stets in bet Lage zu sein, denselben dem Vormundschaftsgericht
und
Gemeindewaisemate
angeben
zu
können, damit diese über daS Leben und Treiben des Mündels Erkundigungen einziehen und Maßregeln treffen tonnen, um
dm Mündel eventuell auf bie richtigen Wege zu bringen unb nach § 1838 des B. G.-B. zum Zwecke der Erziehung in eine geeignete Familie oder in' eine Erziehungsanstalt oder eine
Bessemngsanstalt unterzubringm.
Art. 77 deS AuSf.-Ges. z. B. G.-B. enthält die Bestimmung, daß dem Gemeinde-Waisemat zm Unterstützung Frauen als Waisenpflegerinnen zm Seite gestellt werden können, damit
diese unter Leitung deS GemeindewaisematS bei der Secrnf« sichtigung der im Kindesalter stehenden Mündel und bei der
Ueberwachung weiblicher Mündel mitwirken.
Die Zuständig
keit für die Bestellung bestimmt sich nach den für die Bestellung der Waisemäte maßgebenden Vorschriften.
28
Sn-eigt über Pfltchtwidrigkeitrn btS SonnunbcS. Verfasser hofft von dieser Bestimmung den besten Erfolg
für die Mündel.
des GemeindewaisematS,
Die Hauptaufgabe
welche ihn
auch zum Hülföorgan deS Vormundschaftsgerichts macht, enthält der § 1850 des B. G.-B. Nach ß 58 der Pr. Vorm.-Ord. beschränkte sich die Aufsichts
pflicht des WaisenratS
auf die Überwachung der persönlichen
Interessen deS Mündels.
Nach § 1850 Ws. 1 des B. G.-B.
hat der Gemeindewaisemat in Unterstützung des Vormundschafts
gerichts darüber zu wachen, daß die Vormünder der sich in seinem Bezick aufhaltenden Mündel insbesondere für chre Er-
ziehung und ihre körperliche Pflege pflichtmäßig Sorge tragen und Mängel und Pflichtwidrigkeiten, die sie in dieser Hinsicht
wahrnehmen, anzeigen und auf Erfordern über daS persönliche Ergehen und daS Verhalten eines Mündels Auskunft erteilen.
Auf Verlangen deS VormundschastsgerichtS ist der Gemeinde
waisemat daher verpflichtet, über daS persönliche Verhalten und Ergehen deS Mündels sich zu äußern; er wird Anfragen, die
daS BormundschaftSgericht im Falle der Eheschließung
Mündels,
der Wahl des Berufs,
der Dienste und
eines
Arbeits-
vechältniffe an ihn stellt, beantworten müssen und dadurch dem DormundschastSrichter unentbehrlich sein. Nach Wsatz 2 desselben
Paragraphen ist dem Gemeindewassemate sog« eine beschränkte Aufsichtspflicht hinsichtlich der Verwaltung deS Vermögens der
Mündel auferlegt, indem er dem Vormundschaftsgerichte Anzeige zu machen hat, wenn er von einer Gefährdung des Vermögens-
eineS
Mündels Kenntnis
erhält.
Eine unangemessene Ein
mischung des Gemeindewaisemats in die Vermögensverwaltung
deS Vormundes ist jedoch ausgeschlossen.
Wenn dem Gemeinde
waisemale im § 1850 auch nut die Anzeige der von ihm
wahrgenommenen Mängel und Pflichtwidrigkeiten deS Vormundes bei Ausübung der Sorge die Anzeige
MündelS wie
der erfolgten
ausdrücklich
für die Person deS Mündels und Gefährdung
deS
zm Pflicht gemacht
Vermögens ist,
so
wird
deS es,
in dem Deutschen Vormundschaftsrecht vom Landrichter
August Fuchs S. 73 unter Nr. 4 gesagt ist, im Sinne deL
tojttge M ÜkfLhrd»*- bei SKünbefoemlgat*.
29
Gesetz«- doch all em Recht und damit all eine Pflicht bei
Gemrindewaisenrall anzuschen fein, wo diel möglich ist, seiner-
seill auch unmittelbar gegenüber dem Bormund bezw. dem Erzieher des Mündell durch Rat, Borstellung und Ermahnung einzugreifen. Der Gemrindewaisenrat wird mit Rücksicht auf die ihm damit gesetzlich mifeilegte Pflicht, schon bei
der Wahl des
Bormundes und Segenvormundei daraus achten müssen, daß
er bei Bormundschaften mit Vermögensverwaltung zuverlässige und geschäftskundige Personen vorschlägt,
zwungm
wich,
Pflichtwidrigkeiten
Personen zur Anzeige zu Bringen.
der
damit er nicht ge-
von
ihm
benannt«
Erwähnt fei übrigens hier
noch, daß die Pflicht« des Gegenvormundei abweichend von
. denen der Pr. Borm.-Och. bedeutend erweitert worden find, da
er nach § 1799 bei B. G.-B. darauf zu achten hat, daß der Bormund die Bormundschast pflichtmätzig führt, und dem Bor-
mundschaftSgerichte Pflichtwidrigkeiten dei Vormundes,
sowie
jeden Fall unverzüglich anzuzeigm hat, in welchem dai BormundfchaftSgericht
einzuschrritrn
hat.
Dai Gesetz hat ihm
. besonder! auch auferlegt, den Lod dei Vormundes oder den
Eintritt eines anderen Umstandes, infolgedessen dai Amt dei
BormundeS endigt oder die Entlassung deS Bormundei er forderlich wich, anzuzeigen und ihm dai Stecht verliehen, von
dem Bormunde Auskunft über die Führung der Vormundschaft und
die Einsicht der fich aus die Bormundschast beziehend«
Papiere zu verlang«. Wenn der Gemeindewaismrat diese dem Gegenvormunde
vom Gesetz eingeräumte Stellung beachtet, so wich er Person«
zu Geg«vormündem benennen müssen, welche auch imstande find, eine gewisse Aussicht und Kontrolle über den Bormund
zu führ«. Der Gemeindewaisenrat würde sehlgreifen, wenn er Person« benenne, die ihrer Bildung nach unter dem Bormunde steh« und daher leicht in d« Fehler verfallen, den Vormund zu chikanirrm und dem BormundschastSrichter unnütze Acheit zu
«ach«; ebenso würde der Gemeindewaismrat ein« Mißgriff thun, wenn er eine Person all Gegenvormund in Vorschlag
Verpflichtung des Vormunde« zur Intrige ogh Killen,
30
bringt, welche außer Staude ist, den Vormund zu beaufsichtigen,
da tteS nur dahin führen fönnfe dqß der Vormund in dem Gefühle, nicht beaufsichtigt zu werd«, sich Übergriffe und Un«
?ülichkeitm bezüglich des MündelvermögenS ertaubt. Nach § 1675 des Bürgerlichm Gesetzbuches
hat der 6k»
meindewaisenrat die Verpflichtung, dem Bormundschaftsgericht Anzeige zu erstatten, wmn ein Fall zu seiner ifamtnig kommt, in welchem
das Dormundschaftsgericht zum
Einschreiten be»
ruftn ist. DaS Bürgerliche Gesetz kennt drei Fälle,
in denen dies
geschehen muß und zwar:
1. wenn der Vater oder die Mutter, welche nach dem Tode
des DaterS die elterliche Gewalt hat, an der Ausübung der elterlichen Gewalt verhindert ist (§ 1666 8.OJ8.);
2. nenn das geistige und leibliche Wohl des Kindes dadurch
gefährdet wird,
daß
der Vater oder die Mutter das
Recht der Sorge für die Person des Kindes mißbraucht,
das Kind vernachlässigt oder sich eines ehrlosen öder un sittlichen VerhaltmS schuldig
macht
(§ 1666 B.G.B.);
3. wenn daS Vermögen des Kindes dadurch gefährdet wird, die mit der VermögmSverwaltung
daß der Vater »der
oder die mit der Nutznießung verbundenen Pflichten ver letzt oder selbst
in
Vermögensverfall
gerät
(§
1667
B.G.B.).
In dem ersten
gericht
der drei Fäll« hat das Vormundschafts
auf die Anzeige des Waisenriüs
gemäß § 1773 deS B.G.B.
hi«,
einen Vormund
oder einen Pfleger
nach § 1909
B.G.B. zu bestellen. In dem dritten Fall deS § 1667 B.G.B. Muß das Vormundschaftsgericht auf die Anzeige deS Vormundes
die
zur
Sichemng
des
Vermögens
des
Mündels erforder
lichen Maßregeln — Einreichung des VermögensverzeichniffeS des MündetS und Rechnungslegung über die Verwaltung ßeS
MündelvermögmS — verlangen.
Nur der unter Nr. 2
gedachte Fall steht mit dem Für«
forgeerziehungSgefetz vom 2. Juli 1900 in Verbindung und ist für den Waisenrat von besonderem Interesse.
Fälle, in denen die Fürsorgeerziehung zulässig ist.
31
Das unter dem 2. Juli 1900 gegebene und am 1. April 1901 in Äraft'getretene Gesetz betreffend die Fürsorgeerziehung Minderjähriger bestimmt im § 1:
Ein Minderjähriger, welcher das achtzehnte Lebmsjahr noch nicht
hat, kann
vollendet
der
Fürsorgeerziehung
überwiesen
werdm:
1. wenn die Voraussetzungen des § 1666 oder des §1838 des Bürgerlichen Gesetzbuches vorliegen und die Fürsorge«
erziehung erforderlich ist, um
die Verwahrlosung
des
Minderjährigen zu verhüten; 2. wmn der. Minderjährige eine strafbare Handlung be gangen hat, wegm deren er in Anbetracht seines jugendlichm Alters strafrechtlich nicht verfolgt werdm kann und
die Mrsorgeerziehung mit Rücksicht auf die Beschaffmheit der
Handlung,
die Persönlichkeit der Eltem oder
sonstigen Erzieher und die übrigen Lebensverhältniffe zur
Verhütung weiterer sittlicher Verwahrlosung des Minder« jährigm erforderlich ist;
3. wmn die Mrsorgeerziehung außer diesm Fällen wegm Unzulänglichkeit der erziehlichm Einwirkung der Ellem
oder sonstigen Erzieher oder der Schule zur Verhütung des völligen sittlichen Verderbens des Minderjährigen not«
wendig ist. Nach dem bisher geltendm Gesetze vom 13. März 1878
betreffend die Unterbringung verwahrloster Kinder in Zwangs
erziehung konnte das Vormundschaftsgericht diese für erforderlich erklärm, wmn ein Kind nach Vollendung des sechsten und vor
vollendetem zwölften Lebensjahre eine strafbare Handlung be ging. 'Hiernach war ErfordemiS der Unterbringung eines Kindes
in Zwangserziehung nur das Begehen einer strafbarm Handlung seitens eines Kindes, welches das sechste Lebmsjahr überschrittm, das zwölfte Lebensjahr aber noch nicht vollendet hatte.
am 1. April 1901
Das
in Kraft getretene Fürsorgeerziehungsgesetz
Minderjähriger hat die Altersgrenze der in Mrsorgeerziehung zu nehmmdm Kinder nach unten vollständig beseitigt und damit
es für zulässig erklärt, daß selbst Kinder, welche noch nicht schulpflichtig im frühesten Kindesalter stehen, in Fürsorge erziehung genommen werden können. Nach oben hat das Ge setz die Altersgrenze auf das 18. Lebensjahr festgesetzt und im § 13 bestimmt, daß die Fürsorgeerziehung mit der Minder jährigkeit also mit vollendetem 21. Lebensjahr endigt. Das Fürsorgeerziehungsgesetz aber beschränkt die Unterbringung von Kindern in Fürsorgeerziehung nicht bloß auf den Fall, daß das Kind eine strafbare Handlung begangen hat, sondern es läßt auch, wie der oben angegebene § 1 ergiebt, die Fürsorge erziehung in zwei anderen Fällen zu. Nach den zu dem Gesetz von dem Herrn Minister des Innern unter dem 18. Dezember 1900 erlassenen Ausführungs bestimmungen find die Gemeindewaisenräte anzuweisen, den zur Stellung des Antrages auf Unterbringung von Kindem in Fürsorgeerziehung berechtigten und verpflichteten Behörden alle die Fälle zur Kenntnis zu bringen, in denen die Fürsorge erziehung Minderjähriger zum Zwecke der Verhütung ihrer Ver wahrlosung notwendig erscheint. Nach § 4 des Gesetzes find zur Stellung des Antrages berechtigt und verpflichtet der Land rat und bei Städten über 10000 Einwohnern Landrat und auch Magistrat; in Stadtkreisen der Gemeindevorstand — Magistrat und der Vorsteher der Königlichen Polizeibehörde. Die Gemeindewaisenräte haben mithin alle die Fälle, in denen Kinder von den Eltern oder Erziehern mißhandelt, ver nachlässigt oder körperlich oder geistig verwahrlost werden, oder eine strafbare Handlung begangen habm oder sich einem unge ordneten, lüderlichen Lebenswandel ergeben, dem zu wehren die Kirche, Schule und das Elternhaus machtlos find, den vorge nannten Behörden unmittelbar oder dem Vormundschastsrichter direkt anzuzeigen, da dieser nach § 4 des Gesetzes auch von Amtswegen die Fürsorgeerziehung beschließen kann. Nimmt also der Gemeindewaisenrat wahr, daß ein Kind seines Bezirks von seinen Eltern gemißhandelt, ihm die körper liche Pflege versagt, das Kind zu überanstrengenden, der geistigen und körperlichen Entwicklung schädlichen Arbeiten gezwungen und
Pflicht -.Anzeige, wenn d. Kind d. s. eigenes Verschulden verwahrlost. 33
in einer die Zwecke der Schule gefährdmden Weise vom Schul besuche
ist es seine Pflicht, den obenge
abgehalten wird, so
erstatten und mit der Anzeige
zu
nannten Behörden Anzeige
Ein Gleiches liegt ihm ob,
auch die Beweismittel anzugebm.
wenn er wahrnimmt, daß die Eltem
legmheit
zur
die ihnen gebotene Ge-
zum Unterrichte nicht vollfinniger
und
Pflege
Kinder hartnäckig zurückweisen
oder
ihre Kinder
mit verbrecherischen
und
der Begehung von Straf-
Personen
vom Verkehr
thaten nicht abhalten, oder wenn er in Erfahrung bringt, daß
der
die
Vater oder
Mutter
Landstreicherei,
Trunksucht,
der
Bettelei, des gewohnheitsmäßigen Diebstahls, der Kuppelei oder
eines anderen ehrlosm Verhaltens fich schuldig machm.
selbstverständlich ist es, daß
zur Anzeige
in denen es fich um ein Mündel handelt, da § 1 des Gesetzes
Ganz
der Gemeindewaisenrat alle Fälle,
die Fürsorgeerziehung
zuläßt,
bringt,
wenn die
Voraussetzung des § 1838 B.G.B. vorliegt und die Verwahr
losung des Mündels verhütet werden soll. Der Gemeindewaisenrat endlich hat die Verpflichtung, auf das Leben und Gebühren der Minderjährigen seines Bezirks selbst zu
achten und die Fälle, in denen Minderjährige, ohne daß ein Ver schulden der Eltem
vorliegt,
verwahrlosen
und
die erziehliche
Einwirkung der Eltern oder sonstiger Erzieher oder der Schule nicht
ausreichen,
ein
um
fittliches
völliges
Verderben
des
Minderjährigen zu verhüten, den Behörden oder dem Dormundschastsrichter^ anzuzeigen.
wahr, daß sich
Stimmt der
die Kinder
Erzieher mtziehen oder widersetzen,
schlechter Gesellschaft,
Gemeindewaisenrat also
der Aufsicht
der Eltem oder ihrer
gegen beten Willen sich in
wo sie Anreizung zum lüderlichen Lebm
und zur Begehung von Strasthaten finden,
bewegen
oder der
gewerblichen Unzucht sich ergeben oder ihr zu verfallen drohen,
so möge er ungesäumt dm
oben
erstatten und nicht erst abwarten, getreten ist,
sicht
auf
erwähntm Behörden Anzeige
bis
die Verwahrlosung ein
weil dann die Fürsorgeerziehung wmiger Aus
Erfolg
hat,
als
wenn die Verwahrlosung
zu
be
ginnen droht. Der Antrag auf Unterbringung in Fürsorgeerziehung wird
84 Pflicht z. Anzeige, wenn d. Kind d. s. eigenes Verschulden verwahrlost,
von den nach
§ 4 des Gesetzes
dazu
ott»
berechtigten und
pflichteten Behörden bei dem Vormundschaftsgericht gestellt und dieses beschließt,
nachdem
es die Eltern, den gesetzlichen Ver
treter des Minderjährigen, diesen selbst, den Gemeindevorstand, den Geistlichen
und den Leiter oder
Lehrer
der Schule
ge
hört hat.
Empfehlen wird es sich,
daß der Gemeindewaisenrat die
Fälle, in dmen Fürsorgeerziehung eintreten soll, der zuständigen Behörde direkt übermittelt,
diese durch die ihr zu Gebote
da
stehenden Organe die erforderlichen Ermittelungen anstellen und
sich schlüssig machen kann,
ob
sie den
ihr unterbreiteten Fall,
für geeignet hält, dem Dormundschastsgericht zur Beschlußfassung zu unterbreiten. Nur in dm Fällen, wo Gefahr im Verzüge ist und
es geboten erscheint, den betreffmdm Minderjährigm so schnell wie
möglich den schädlichm Einflüssen zu entziehm, möge der Gemeindeseine Mitteilungm dem Vormundschastsrichter direkt
waismrat
zugehcn lassen, damit dieser dann auf Gmnd des § 5 des Ge setzes die Unterbringung des Minderjährigen in Fürsorgeerziehung
veranlassen kann.
Wenn z. B.
ein junges Mädchen von dm
Ellern der Kuppelei preisgegeben wird oder selbst den Hang zur Unzucht an den Tag legt, so ist ein solcher Fall möglichst schnell
dem Vormundschastsrichter zu unterbreiten, damit dieser das be treffende Mädchen in eine Besserungsanstalt für weibliche Minder jährige unterbringm lassen und dadurch vor dem völligen Unter gänge rettm kann. Die Fürsorgeerziehung erfolgt nach § 2 des Gesetzes unter
ösfmtlicher Aufsicht in einer Erziehungsanstalt
führung das
ist
geeigneten Familie oder in einer
oder in einer Besserungsanstalt.
Die Aus
der
Fürsorgeerziehung liegt dem Kommunalverbande,
nach
§ 14 des Gesetzes dem Provinzialverbande ob.
Der Landespolizeihauptmann der jeweiligm Provinz
bestimmt,
ob der Minderjährige in einer gceignetm Familie oder in einer
Erziehungs-
oder
Beffemngsanstalt
untergebracht
wird,
und
führt bis zur.Beendigung der Fürsorgeerziehung die Aufsicht. Um nun das Kind einer Familie
zu können,
ist
es
notwendig,
in Fürsorgeerziehung gebm
daß
dem Landeshauptmann
35
Benennung der Fürsorger.
die Namen der Familien, die sich zur Uebernahme der Fürsorge erziehung eignen, mitgeteilt werden. Die Ausführungsbestimmungm deS Ham Ministers deS
Jnnem enthalten die Anweisung
für dm Gemeindewaismrat
Da Gemeindewaismrat ist daha verpflichtet,
dies zu thun.
solche Familim ausfindig zu machm und die Namm derselbm dem
Landrat bezw. Magistrat behufs weiterer Mittellung
Landeshauptmann feinet Provinz bekannt zu geben.
an
dm
Bevor bet
Gemeindewaismrat dies thut, möge er sorgfältig und gewissmhaft prüfm, ob auch die Familie fich eines tadellosm LmmundeS
erfreut und für eine sittliche polizeiliche Erziehung da Minder« jährigm die ersordaliche Garantie bietet. In Sondaheit wolle
da Gemeindewaismrat nur solche Familim namhaft machm,
von dmm et überzeugt ist, daß fie nicht aus Eigmnutz wegen da mit da Unterbringung des Minderjährigen in Vabindung stehmden
Geldmtschädigung für den Untahalt die Fürsorge-
«ziehung übernehmen, sondan lediglich
auS Interesse für dm
Mindajährigm, um ihn durch ihre Sorge vor da Verwahr
losung zu
hütm und
auf die Bahnm einer sittlich-religiösen
Erziehung zu leiten.
Nach
§ 11
des Gesetzes ist für jedm Minderjährigen,
welcha in einer Familie zur Fürsorgeerziehung untergedracht
wird, ein Fürsorga
zu bestellen,
welcha die Erziehung und
Pflege des Mindajährigm in da Familie
zu übawachm hat.
Fyrsorga tonnen Manna oda Frauen «erben,
für weibliche
Minderjährige sollen insbesondere letztere bestellt «erben.
gabe
des
Gemeindewaisenrates
machm und dem Landrat
ist
auch
zu
bezw. Magistrat zur «eiteren Mit,
teilung an den Landeshauptmann anzuzeigm.
waismrat möge
Auf
eS, solche ausfindig
Da Gemeinde
hierbei die gröhle Vorficht ausüben und
nur solche Pasonm in Vorschlag bringen, welche fich eines tadellosm Rufes «freuen und dm richtigen Takt befitzm, daß
fie nicht durch unzeitige ober ungerechtfertigte Erinnerungen die Familie, welche die Fürsorgeerziehung übernommen hat, be
lästigen und
schließlich dahin bringen, daß fie die Fürsorge
erziehung des ihr anverirautm Mindajährigm ausgiebt.
36 Geschäftsverkehr und Geschäftsführung deS GemeindewaisenratS.
HL HeMsverW -es Hmem-ewaifmratr mit -m KomMWaffsgttM Was dm Geschäftsverkehr des GemeindewaisenratS mit
dem Vormundschaftsgericht betrifft, so ist auf beiden ©eiten
darauf zu halten, daß zur Vermeidung unnötigen Schreibwerks daS von einem von Beiben an den andern gerichtete Ersuchen
urschriftlich beantwortet und dem ersuchenden Telle umgehend
zurückgesandt wird.
IV. HtsWsWrung -es Heulein-emisewaLs. Für die Geschäftsfühmng und seine Thätigkeit kann der Gemeindewaisenrat von der Gemeinde eine Entschädigung nicht beanspruchen; wohl aber kann er von chr die Erstattung der
Auslagen, die ihm dmch Anschaffung von Schreibgerät oder dmch Porto
entstanden find, ersetzt verlangen, da chm nicht
zugemutet werden kann,
die chm dmch sein Amt auferlegten
Auslagen aus eigenen Mitteln zu bestreiten.
Für Preußen hat
das Ministerium des Innern und der Finanzen in dem Erlasse
vom 6. September 1876 (Ministerial-Blatt der inneren Ver waltung 1876, S. 187) angeordnet,
daß sämtliche an den
Vormund und das Vornmndschastsgericht zu sendenden Briefe mit Freimarken zu versehen sind. Dementsprechend dürften auch
in den übrigen Bundesstaaten seitens der Verwaltungsbehörden
Anordnungen zu treffen sein, daß die Gemeindewaisenräte die baren Auslagen aus der Gemeindekasse ersetzt schalten.
Um sich aber der Gemeinde gegenüber hinsichtlich der ge machten Auslagen zu decken, möge der Gemeindewaisemat ein
Ausgabenbuch mit folgenden Spalten anlegen:
11
Datum
Namen
Gegen
Kurzer
des Ge»
stand der
Inhalt
schLstS,
Sn- ®
bei
des wo ge
schasfung.
Briefe«.
kauft Ist.
1
Name
I
Adressaten.
de« Kauft
Ab sendung.
I
Betrag
bezw. der M. ,Pf.
-------1-----1—r~
Bemerkungen.
36 Geschäftsverkehr und Geschäftsführung deS GemeindewaisenratS.
HL HeMsverW -es Hmem-ewaifmratr mit -m KomMWaffsgttM Was dm Geschäftsverkehr des GemeindewaisenratS mit
dem Vormundschaftsgericht betrifft, so ist auf beiden ©eiten
darauf zu halten, daß zur Vermeidung unnötigen Schreibwerks daS von einem von Beiben an den andern gerichtete Ersuchen
urschriftlich beantwortet und dem ersuchenden Telle umgehend
zurückgesandt wird.
IV. HtsWsWrung -es Heulein-emisewaLs. Für die Geschäftsfühmng und seine Thätigkeit kann der Gemeindewaisenrat von der Gemeinde eine Entschädigung nicht beanspruchen; wohl aber kann er von chr die Erstattung der
Auslagen, die ihm dmch Anschaffung von Schreibgerät oder dmch Porto
entstanden find, ersetzt verlangen, da chm nicht
zugemutet werden kann,
die chm dmch sein Amt auferlegten
Auslagen aus eigenen Mitteln zu bestreiten.
Für Preußen hat
das Ministerium des Innern und der Finanzen in dem Erlasse
vom 6. September 1876 (Ministerial-Blatt der inneren Ver waltung 1876, S. 187) angeordnet,
daß sämtliche an den
Vormund und das Vornmndschastsgericht zu sendenden Briefe mit Freimarken zu versehen sind. Dementsprechend dürften auch
in den übrigen Bundesstaaten seitens der Verwaltungsbehörden
Anordnungen zu treffen sein, daß die Gemeindewaisenräte die baren Auslagen aus der Gemeindekasse ersetzt schalten.
Um sich aber der Gemeinde gegenüber hinsichtlich der ge machten Auslagen zu decken, möge der Gemeindewaisemat ein
Ausgabenbuch mit folgenden Spalten anlegen:
11
Datum
Namen
Gegen
Kurzer
des Ge»
stand der
Inhalt
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des wo ge
schasfung.
Briefe«.
kauft Ist.
1
Name
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Adressaten.
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Ab sendung.
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Betrag
bezw. der M. ,Pf.
-------1-----1—r~
Bemerkungen.
37
Sachregister. Die
Quittungen über
und mit der darin
die bezahlten Posten
Stummer des
find
aufzuheben
Ausgabenbuchs, unter melcher fie
verzeichnet sind, zu versehm.
Das Ausgabenbuch kann
dann jederzeit mit dm Belägen der Gemeinde zur Begleichung vorgelegt werden.
Sachregister. Die Zahlen verweisen auf die Selten be8 Textes.
Lbhaltung vom Schulbesuch 33. AblehnangSgründe 1, 19, 21. Ablehnungsrecht 19, 20, 21. Abwesende 7. Abwesenheitspfleger 7. Altersgrenze beseitigt 31. Alter-vormundschaft 20. Amt 17, 29. Antrag zur Fürsorgeerziehung 32, 33. SrbettSverhälmiÜ 27. Armendeputation 5. Armenvorsteher 4, 12, 23. Aufenthalt 25, 27. Aufenthaltsort 5, 24, 25, 26. Aufsicht 1, öffentl. 84. Aufsichtsbehörde 5. Ausgabenbuch 36. Auslagen 36. Ausübung der elterlichen Gewalt 80.
Beamter 15, 18, 20. Beaufsichtigen 25. Behörde 4. Beistand 13, 18. Bekenntnis 12. Benennung der Fürsorger 35. Beruf 28. Berufen 13, 14. Berufuag 13. Beschwerde 3. Besprechung 4. Besserungsanstalt 27, 30, 34. Beteiligt 7. Bettelet 35. Bettler 18. vezirkSvorfieher 4, 12, 13. Blind 6.
Bürgerliche Ehrenrechte 15, 18. Bundesstaat 17.
Charakter 4, 16. Eentralwaismrat 5. Lourmunalabgaben 2. Lonfirmation 4. Deutscher 16. Dienstverhältnis 28.
Ehe 7. Ehegatte 10. Eheschließung 28. Ehrenrechte 15, 18. Ehrloses Verhalten 30. Eigentumsvergehen 18. Ellern 4, 8, 9. Elterliche Gewalt 6, 9, 10, 23. Entfernung des Wohnsitzes 19. Entmündigung 6, 7. Entschuldigungsgründe 2. Erziehen 25. Erziehung 5, 8, 18, 20, 26. Erziehungsanstalt 27, 30, 34.
Fabrik 15. Familie 30. Farmlien, zur Uebernahme der Fürsorge et 35. trat 6, 9, 11, 12, 14—21. Familienstand 6, 11, Findelkind 11. Firmelung 4. Frau 15, 19, als Fürsorger 35. Freimarken 86. Fürsorge 7, 27. Fürsorgeerziehung 30 u. ff.
Ä
Gebrechen 6, 19. Geburt 11. Geburtütag 24. Gefängnisstrafe 10. Gefährdung deüNündelvermögenü 8,28,80. Gegenvormund 6, 8 ff. Gegenoormundschaft 18. Geisteskrankheit 17. Geistliche 3, 4. Gemeindeamt 2. Gemeindemitglied 2, 3, 12. Gemeinderechte 2. Gemeindestatut 1. Gemeindeverfaffung 1. Geschä tSführung 86. GeschäftSkenntntS 8, 12. Geschäftsverkehr 11, 86. Geschäftsunfähig 17.
37
Sachregister. Die
Quittungen über
und mit der darin
die bezahlten Posten
Stummer des
find
aufzuheben
Ausgabenbuchs, unter melcher fie
verzeichnet sind, zu versehm.
Das Ausgabenbuch kann
dann jederzeit mit dm Belägen der Gemeinde zur Begleichung vorgelegt werden.
Sachregister. Die Zahlen verweisen auf die Selten be8 Textes.
Lbhaltung vom Schulbesuch 33. AblehnangSgründe 1, 19, 21. Ablehnungsrecht 19, 20, 21. Abwesende 7. Abwesenheitspfleger 7. Altersgrenze beseitigt 31. Alter-vormundschaft 20. Amt 17, 29. Antrag zur Fürsorgeerziehung 32, 33. SrbettSverhälmiÜ 27. Armendeputation 5. Armenvorsteher 4, 12, 23. Aufenthalt 25, 27. Aufenthaltsort 5, 24, 25, 26. Aufsicht 1, öffentl. 84. Aufsichtsbehörde 5. Ausgabenbuch 36. Auslagen 36. Ausübung der elterlichen Gewalt 80.
Beamter 15, 18, 20. Beaufsichtigen 25. Behörde 4. Beistand 13, 18. Bekenntnis 12. Benennung der Fürsorger 35. Beruf 28. Berufen 13, 14. Berufuag 13. Beschwerde 3. Besprechung 4. Besserungsanstalt 27, 30, 34. Beteiligt 7. Bettelet 35. Bettler 18. vezirkSvorfieher 4, 12, 13. Blind 6.
Bürgerliche Ehrenrechte 15, 18. Bundesstaat 17.
Charakter 4, 16. Eentralwaismrat 5. Lourmunalabgaben 2. Lonfirmation 4. Deutscher 16. Dienstverhältnis 28.
Ehe 7. Ehegatte 10. Eheschließung 28. Ehrenrechte 15, 18. Ehrloses Verhalten 30. Eigentumsvergehen 18. Ellern 4, 8, 9. Elterliche Gewalt 6, 9, 10, 23. Entfernung des Wohnsitzes 19. Entmündigung 6, 7. Entschuldigungsgründe 2. Erziehen 25. Erziehung 5, 8, 18, 20, 26. Erziehungsanstalt 27, 30, 34.
Fabrik 15. Familie 30. Farmlien, zur Uebernahme der Fürsorge et 35. trat 6, 9, 11, 12, 14—21. Familienstand 6, 11, Findelkind 11. Firmelung 4. Frau 15, 19, als Fürsorger 35. Freimarken 86. Fürsorge 7, 27. Fürsorgeerziehung 30 u. ff.
Ä
Gebrechen 6, 19. Geburt 11. Geburtütag 24. Gefängnisstrafe 10. Gefährdung deüNündelvermögenü 8,28,80. Gegenvormund 6, 8 ff. Gegenoormundschaft 18. Geisteskrankheit 17. Geistliche 3, 4. Gemeindeamt 2. Gemeindemitglied 2, 3, 12. Gemeinderechte 2. Gemeindestatut 1. Gemeindeverfaffung 1. Geschä tSführung 86. GeschäftSkenntntS 8, 12. Geschäftsverkehr 11, 86. Geschäftsunfähig 17.
38 Geschwister 19. Gewalthaber 6. Großvater 14* Gut-vorstand 2, L
Heiratsregister 11. HllfSorgan L Jntereffm 27.
Kinde-statt 20. Kirchliche Oberbehörden 4. Körperliche Gebrechen V, 17, Körperliche Pflege 8, 26. Kontur- 15, 17, 18. Kontrolle 26, 29. Krankheit 2, 19. Kreis 2. Kreisabgaben 2. KreiSauSschuß 2. KreiSeingeseffenen 2. Landrat 8, 5. Landstreicher 18, 33. Lebensjahr 17, 19. Lebenswandel 18, 32. Lehre 24. Lehrer 4, 5. Leibesfrucht 7. Leichtsinn 26. Liederlichkeit 26. Letztwillige Verfügung 6, 14. Leumund 85. Magistrat 2, 3. Minde^ähriger 6, 9, 15, 22. Mißhandlung 32. Mitbürger 1. Mitglied 2. Mündel 4, 5 ff. Mündeltage 4. Mütterlicher Seite 14. Mutter 9, 10, 16, 30. Nichtigkeit 11.
Oeffentliche Sammlung 7. Ordnungsstrafen 27. OrtSpolizei 21. PfieS« 4, 9,11 ff.
SSSm«
Anzeige 38c 34. Pfltchtwidrigkett 8, 28, 29. Porto 36. Preußen 16. Quittung 32.
Rechnungslegung 80. ReichSaugehörtgkeit 16. Religiöses Bekenntnis 12. Religion-diener 15, 18. Sammlung 7.
Sachregister. Schädliche Arbeiten 32. Schreibwerk 20, 86. Schreibgerät 31. Schule 5. Schnldeputation 5. Seelsorgeramt 4. Sicherheitsleistung 19. Sittlichkeit-vergehen 18. StaatSamt 2. Staatsangehörigkeit 16. Stadt 12. Stadtverordnete 2. Standesbeamter 11. Strafbare Handlung 31. Stumm 6. Taub 6. Tauglichkeit 15. Tod 5, 10, 11, 23, 29. Todeserklärung 7. Tot 10. Trunkenbold 18. Trunksucht 18, 33.
Unehelich 20. UnfähigkeitSgründe 16, 17. Unsittliche- Verhalten 30. Unterhalt 28. Untauglich 18. UntauglichkeitSgründe 16, 17. Unwürdig 3. Urteil 7. Vater 9, 10, 16, 30. Väterlicher Seite 14. Vergehen 18. Verlegung der Wohnsitzes 8, 25. Vermieten 24. Vermögenslage 11. BermögenSoerfall 30. Vermögensverwaltung 9, 12, 18. DermögenSverzeichniS 30. Lerpflichtun gSrermin 20. Verrohung 27. verschollen 7. Verschulden der Eltern 32, eigenes 33 verschwägerte 12. Verwaltung 7. Verwandte 12, 18. Verwendung 7. Verwilderung 27. Verzeichnis 22, 23, 24. Volljähriger 6, 7, 28. vorläufige Vormundschaft 6, 15. Borleben 16. Vormund 6, 9, 11, 12 ff. Vormundschaft-gericht 7, 8, 34. DormundschastSrecht 28. Vorsitz 4.
Witwe 13. Wohnsitz 8, 25. Zuchthaus 10.