Die Parapresbeia - Reden des Demosthenes und des Aischines: Kommentar und Interpretationen zu Demosthenes, or. XIX, und Aischines, or. II 3-88476-345-8

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Die Parapresbeia - Reden des Demosthenes und des Aischines: Kommentar und Interpretationen zu Demosthenes, or. XIX, und Aischines, or. II
 3-88476-345-8

Table of contents :
Vorwort......Page 3
Inhalt......Page 4
I. Einleitung......Page 5
II. Der historische und gesellschaftspolitische Hintergrund des Parapresbeia-Prozesses......Page 15
III. Die Struktur der beiden Reden......Page 32
1. Die Anklage – Demosthenes, or. XIX......Page 41
2. Die Verteidigung – Aischines, or. II......Page 151
V. Die intertextuellen Bezüge......Page 211
VI. Beweise und Propaganda – zusammenfassende Interpretation......Page 235
Anhänge......Page 265
Indices......Page 270
Literatur......Page 277

Citation preview

Thomas- Paulsen

BAC

Boch um er Altertumswissenschaftliches Colloquium

Die Parapresbeia-Reden des Demosthenes und des Aischines

Herausgeber

· Kommentar und Interpretationen

Gerhard Binder, Bernd Eff e, Reinhold F. G lei, Theodor Lindken

zu Demosthenes, or. XIX, Band 40

und Aischines, or. II



Wissenschaftlicher Verlag Trier /

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Paulsen, Thomas :

Die Parapresbeia-Reden des Demosthenes und des Aischines: Kommentar und lnterpretationen zu Demosthenes, or. XIX, und Aischines, or. II I Thomas Paulsen. - . Trier : WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1999 (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium; Bd. 40) Zugl.: Bochum, Univ., Habil-Schr. 1998 ISBN 3-88476-345-8

Fur Judith und Sigrid

© WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1999 ISBN 3-88476-345-8 Aile Rechte vorbehalten Nachdruck oder Vervielfaltigung nur mit ausdriicklicher Genehmigung des Verlags

:n!>il'1l 't7t.l WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier BergstraBe 27, 54295 Trier ( U 3 S-?J r Postfach 4005, 54230 Trier Tel. (0651) 41503 I 9943344, Fax 41504 Internet: http://www.wvttrier.de e-mail: [email protected] BAC Internet: http.www.ruhr-uni-bochum.de/klass-phil/Bac/Homepage-BAC.html

c.Ul

Vorwort Diese Arbeit wurde im Mai 1998 von der Fakultiit fur Philologie an der Ruhr-Universitiit Bochum als Habilitationsschrift angenommen und fur den Druck nur noch geringfiigig iiberarbeitet. Es ist mir eine groBe Freude, den folgenden Darnen und Herren, die ihren Anteil zum Gelingen beigetragen haben, meinen herzlichen Dank abzustatten: Bernd Effe hat V (...), E~ ci>v: 't'omrov ist Neut. (Sh.); EK u. E~ haben h. unterschiedliche Sinnuance: EK 't'omrov: aus dem ; E~ ©v: aufgrund dessen. - (18) -ro µiv - (20) o µ,iv"t'ot: Sinn der Gegeniiberstellung: Der erstgenannte Fall ist absolut verwerflich, aber auch wer sich im kleinen bestechen IaBt, kann nicht mehr integer sein u. ist damit nicht mehr fahig, dem Nutzen des Gemeinwohls zu dienen; in Wirklichkeit sahen die Athener das nicht so eng, cf. Mathieu 31, A.I. - (21) µ,11baµ,ro~ broea A.aµpav£tv: man diiife iiberhaupt keine Geschenke annehmen; D. beugt bereits h. dem moglichen Argument vor, daB Gastgeschenke an Gesandte nicht als Bestechung anzusehen seien; cf. §§ 167f. - (24) "t'U ~6A.£t: der Stellung nach Dat. commodi zu µeveL.v; vielleicht axo Kmvov mit auf -rrov · ouµcpeg6v't'rov zu beziehen - bis hierhin allgemeine Begriindung fiir die in § 4 genannten Kriterien; es folgt deduktiv die Anwendung auf den konkreten Fall: die Gesandtentatigkeit des Ai. § 8: Der Satz enthalt eine in solchen Kontexten iibliche Hyperbel, um das eigene Selbstvertrauen zu demonstrieren: D. will in allen fiinf Punkten die Vergehen des Ai. nachweisen; falls ihm das nicht vollstandig gelingen sollte, soll Ai. freigesprochen werden. Das Gegenstiick dazu bietet die Hyperbel des Ai. in II 5. Dieser fordert allerdings mutiger selbst seine Hinrichtung, falls es ihm nicht gelingen sollte, den Vorwurf der Gewalttatigkeit zu entkraften, selbst wenn alle anderen Anklagen sich als haltlos erweisen sollten. D. begniigt sich h. dagegen damit zu fordem, daB die Richter ihn fiir einen schlechten Kerl halten sollen, falls seine Argumentation sie nicht iiberzeugt. - (24) "t'o(vuv: zur Bini. des deduktiven Schlusses. - E~EA.iy~ro Kal bd~ro: Synonyme zur Steigenmg des Nachdrucks - Zurn Teil gehen die Vorwiirfe iiber ein einfaches Nicht-Erfiillen der Pflichten hinaus: (25f.) KEKroA.uKo"t'': Ai. hat nicht nur gelogen, sondem auch D. daran gehindert, die Wahrheit zu sagen. - (26f.) ~av"t'a "t'avav"t'(a "t'rov cruµ,q>EQOV"t'rov: Er hat nicht nur nicht niitzliche, sondem gezielt schadliche Ratschlage gegeben. - (If.) "t'oU~ xeovou~: die Momente. - (2) EV ot~: fast konsekutiv; der Relativsatz ist allerdings als Ganzes einigermaBen redundant, da xg6vou; u. KUL.QO(, avaA(OKel.V u. O'tQOl.CVctl. h. fast synonym sind. - ~oA.A.rov Kal µ,EyaA.rov ~eayµci"t'rov Kmeoi: fast wortliche Wiederaufuahme von § 6. (4) µ,E"t'a tA.oKQa"t'ou~: h. Philokrates zu nennen, bietet sich an, da er bereits verurteilt war; cf. II. 1, S. 50. Beide Kontrahenten verfolgen in ihren Reden konsequent die Strategie, ihren Gegner in groBtmogliche Nahe zu Philokrates zu riicken, wahrend sie vorgeben, selbst nie in engerem Kontakt mit ihm gestanden zu haben. - (5) a~fov: das kann bei solchen Anschuldigungen nur der Tod sein. /

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§§ 9-16: Vorgeschichte der 1. Gesandtschaft u. Friedensberatungen Vor der 1. Gesandtschaft zu Ph. war Ai. noch ein erbitterter Feind des Makedonenkonigs. Sein plotzlicher vollkommener Gesinnungswandel wahrend der Friedensberatungen beweist, daB er von Ph. bestochen wurde. § 9: Die fiinfte der von D. konstatierten Pflichtverletzungen eines. Gesandten ist die schwerwiegendste u. wird sich als der zentrale Vorwutf der Rede herausstellen, weshalb D. dem Thema Korruption die erste Argumentationsrunde widmet. Der Beweis soll Sh.) zur Einfiigung von etc; vor tlva bewogen hat; zu Recht verwotfen von allen neueren Ausgaben, da die J{onstruktion ohne Praposition durchaus vorkommt, z. B. Ai. ill 7 (W.). - To ~QroTov: zu Beginn seiner politischen Karriere. - (12) J..oyou~ KaTa TOO «l>tl..t~~ou: Davon ist leider nichts erhalten. - (14) iv aexfi: gehort zu den vorangehenden Part. (Sh.) u. entspricht vom Sinn her (11) 'to otgc.0-rov. - µcil..tCJ"t'': ~ ausdrii.cklich. - broe' £xrov: sc. als Bestechungsmittel; duratives Pras.: Ai. ist bestechlich (kein einmaliger Vorgang). - Die sich abzeichnende Argumentation ist natiirlich nicht zwingend: Kontrares Verhalten in verschiedenen Situationen ist Ausdruck gewandelter Uberzeugungen, aber noch nicht von Bestechlichkeit. § 10: Narratio: Inhalt friiher politischer Reden des Ai., die feindliche Einstellung gegeniiber Ph. bezeugen. - (15) Toivuv: well then (Sh.), deduktiver Ubergang von allgemeiner Pramisse zu Detaildarstellung, cf. Denn. 576 - Die grammatische Struktur des langen Satzes ist einfach: eine

lange Reihe von Part., die Reden u. Taten des Ai. beleuchten, bilden das Geriist, cf. Sh. - o ~QO'>To~ 'Afu]vairov alaDOµEvo~: ironisch (W.); die Ironie besteht darin, daB die "Erkenntnis" des Ai. fiir alle offenbar war. zum ganzen Satz cf. Ai. Il 164 (W.). - (16) b11µ11yoerov: iteratives Pras.: Ander damaligen Haltung des Ai. konnte kein Zweifel bestehen, weil er sie immer wieder zeigte. (18) '''Iaxavbeov Tov N£o~Tol..£µou 0£'\Yt'EQayrovtCJ"t''llv: Der nicht naher bekannte Ischandros hatte nach § 303, aus Arkadien kommend, bei den Athenem die Hoffhung erweckt, dort Biindnispartner gegen Ph. finden zu konnen. - Ansonsten ist der Inhalt dieser Stelle einigermaBen ratselhaft: Fassen wir mit Sh. -rov N eoot't'. als Patronymikon auf, ware beu-regay. als Pradikativum abh. von ex,rov; Ai. · hatte in diesem Fall Ischandros als "2. Schauspieler", d.h. als Gehilfen bei sich gehabt. Lt. W. ist dagegen beu-regay. nicht mit ex,rov zu verbinden; Ischandros ware also der "2. Schauspieler" in der Truppe des Neoptolemos, der zu den beriihmten Schauspielem seiner Zeit gehorte, cf. § 315 u. V 6-8 (wo von seiner angeblichen Bestechung v (...) eµol: er Imm auf mich zu - das Folgende hat D. It. Ai. II 20 erftll1den - (8) O'UV£"t'a"t'"t'£"t'o: Impf. de conatu - Kot.vii ne£a(J£v£tv: nicht einfach zusammen an der Gesandtschajt teilzunehmen (darauf hatte Ai. ja keinen EinfluB gehabt), sondem bei der Gesandtschaft zusammenzuarbeiten - o~ro~: abh. von (10) otageKeA.evaa-ro. - "t'ov f.U«eov: sehr starkes Wort: ~ den Veifluchten - Wahrend dieser Gesandtschaft merkte D. nicht, daB Ai. sich bestechen lassen hatte; das muB er sagen, da sonst der Vorwurf nahelage, warum er nicht schon in Makedonien Ai. Einhalt geboten hatte. Uber seine eigene Rolle bei der Ge- · sandtschaft verliert D. interessanteiweise nicht ein Wort. - (1 lf.) bt£q>itueµivo~ Kai n£neuKro~ foU"t'ov: nicht einfache Tautologie, sondem Beleuchtlll1g des Sachverhaltes von der passiven u. der aktiven Seite: er wurde bestochen, aber er hat sich verlmujt (wie eine Hure). - (12f.) xroe'l~ (••• ) "t'rov aA.A.rov: abgesehen von (. ..); D. begriindet, warum er noch nicht hatte erkennen konnen, daB Ai. bestochen wurde: AuBer den Reden, die er vorher gehalten hatte, deuten auch seine Worte in der 1. Volksversammllll1g nach der Ruckkehr nicht daraufhin. - (13f.) "t''fi neo"t'iQ~ "t'rov £KKAf)atrov: Gemeint ist die Versammllll1g vom 18. Elaphebolion 346. - (15) "t'oi~ e'llµuatv (••• ) "t'oi~ uu"t'oi~: D. gibt vor, Ai. wortlich zitieren zu konnen; das ist in einer Zeit, in der die Redner ihre Reden weitgehend im Kopf batten, weniger erstaunlich, als es heute ware, aber doch lll1wahrscheinlich, wenn man bedenkt, daB diese Ereignisse uber 3 Jahre zuriickliegen. - (16) a~oµv11µ0V£U(J£lV: h.: aus der Erinnerung zitieren; meist im negativen Sinne: remembering a grudge against one (Sh.), z. B. Ai. I 111, D. XVIII 208; so wie h. Ai. III 16 u. 57. § 14: D. legt Ai. Ironie in den Mlll1d: Ratte Philokrates mit aller Macht den Frieden verhindem wollen, hatte er keinen besseren Weg finden konnen als diesen Antrag zuglll1sten des Friedens, da ein solcher Frieden vollkommen tll1annehmbar ist. - "t'otuii"t'u yeaq>ov"t'u: zum Inhalt des Antrags cf. die Darstelllll1g der beiden Volksversammllll1gen in Kap. II. 1 - (19f.) "t'UU"t'f)V (••• ) "t'i)v de"1v11v: -rau-r11v entspricht fast -rowu-r11v, cf. D. XVIII 173 u. 282: so ein Frieden, wie er Philokrates vorschwebt (Sh.). - (20) A£t:tf)"t'ut: d.h. solange noch ein Athener am Leben ist; bringt hyperbolisch zum Ausdruck, daB Philokrates' Vorstelllll1gen vollig inakzeptabel sind. - (21) "t''fi ~OA£l: zu ouµ~ouA.euOULµL (Sh.). - (22) KUl "t'OloU"t'OU~: KciL ist h. resumierend: u. so denn. - µ£"t'QtOU~: verniinftige. § 15: Der folgenden Darstelllll1g widerspricht Ai. II 56-77 vehement. Der W ahrheitsgehalt der Aufieftll1gen beider Kontrahenten wird in Kap. V. 3 /

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diskutiert. Was bei D. a priori schwer zu glauben u. zu motivieren ist, ist die Tatsache, daB Ai. binnen eines Tages seine Position so offensichtlich gewechselt haben sollte, daB jeder merken miiBte, daB etwas nicht in Ordnung ist. Wahrscheinlich hatte er schonbei der 1. Versammlung am 18. Elaphebolion im Sinne des Philokrates gesprochen, wenn er regelrecht bestochen gewesen ware. - (23) 't''fi 1'QO't'£Qafr~: 't'ft orgo't'eQ~ (orgo't'egm) SL, cf. o. § 13 (cf. Sh.); h. ist die Uberlieferung des GroBteils der Hss. (v.a. wegen des folgenden ucr-regci'wv) eindeutig richtig; es zeigt sich aber, daB diese beiden Worter fast bei jedem Auftreten verwechselt werden. - Gemeint ist die Versammlung am 18. Elaphebolion. - (24) d; 't'fJV UO"t'£Qatav: d.h. am 19. Elaphebolion; gehort zu (28) M111.t:r116geL - el