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German Pages 95 Year 1861
0.
Die
Katastrophe von Landeshut i. Schl.
am 23. Juni 1760.
Nebst 6 Beilagen und einem Plane.
Von
Laube , K Premier-Lieutenant im 2. Niederschlesischen Inf. Regiment Nr. 47.
und mit deſſen Bewilligung
zum Besten des Nettungshauses des Landeshuter Kreiſes
herausgegeben von
v. Klützow,
Landrath des Landeshuter Kreiſes.
Fandeshut, 1861 . In Commission bei Ernst Rudolph.
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Inhalts -Verzeichniß. Seite V.
Vorwort
VII.
Verzeichniß der benußten Quellenwerke . 1. Uebersicht des Feldzuges 1760 bis Mitte Mai . A. Die politischen Verhältnisse der kriegführenden Mächte im Winter 173 und Standquartiere der verschiedenen Armeen während desselben B. Wechsel der Stellungen im Frühjahr 1760, Stärke und in-
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nerer Zustand der preußischen und österreichischen Armeen ; Operations-Plan des Königs und der seiner Feinde
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11. Beginn der Feindseligkeiten in Schlesien : Laudon's und Fouqué's Operationen bis zum Zusammentreffen bei Landeshut (Dies Kapitel enthält die auf das Treffen bezügliche Cor-
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respondenz des großen Königs mit dem Prinzen Heinrich und dem General Fouqué.) III. Beschreibung des Schlachtfeldes , Stärke und Uebersicht der • Stellungen der beiderseitigen Corps auf demselben
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IV. Laudon's Depoſition zum Angriff, Verlauf des Treffens, Verluſt der Preußen und Oesterreicher ; Bericht der Stadt Landeshut an König Friedrich über die Plünderung derselben , weitere Folgen · des Treffens , Schluß Beilagen .
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1) Stärke des Fouqué'schen und Laudon'schen Corps im Treffen bei • Landeshut mit Angabe der Regimenter 2c. ·
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2) Desterreichischer vorläufiger und ausführlicher Bericht über das • Treffen •
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3) Preußischer Bericht darüber
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4) Urtheile über das Treffen bei Landeshut · 5) Kurze Biographie Fouqué's und Laudon's 6) Erklärung des Plans des Treffens bei Landeshut
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Anhang : Auszug aus dem, während des 7jährigen Krieges geführten Tagebuche eines Einwohners der Stadt Hirschberg , die Plünderung 2c. der Stadt Landeshut' am 23. Juni 1760 betreffend : Die Preußische reitende Artillerie an ihrem hundertjährigen • Geburtstage Plan des Treffens bei Landeshut.
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Vorwort.
Motto : ,,Wandrer, kcmmst du nach Sparta, verkündige dorten, du habeſt Uns hier liegen gesehen, wie das Gefeß es befahl." Schiller.
Am 23. Juni 1860 vollendete sich ein Jahrhundert seit jener unglücklichen , aber ruhmreichen Katastrophe von Landeshut in Schlesien. Eine eingehende Betrachtung derselben dürfte dieſerhalb und bei der nahe bevorstehenden Wiederkehr des 101jährigen Gedenktages namentlich den Bewohnern der Stadt Landeshut und deren Umgegend um so willkommener sein, als die Meiſten derselben eben nur das Datum und wenige, durch Tradition überkommene Einzelnheiten, nicht aber den ganzen Verlauf des, wenn auch für die preußischen Waffen unglücklichen , doch intereſſanten und lehrreichen Treffens kennen dürften. Von dieser Ansicht geleitet , kommt auch der Verfaſſer der nachfolgenden Blätter der ihm gewordenen freundlichen Aufforderung des Königlichen Landraths Landeshuter Kreiſes , Herrn von Klüßow : dieſelbe doch zum Besten des in dem genannten Kreiſe beſtehenden Rettungshauſes durch den Druck der Oeffentlichkeit zu übergeben , sehr gern und bereit= willigst entgegen, indem er gleichzeitig bemerkt, daß er diese Arbeit urs ſprünglich ein im militairischen Kreise gehaltener Vortrag, und als solcher mehr oder weniger nur eine Compilation der vorhandenen Quellen, - durch einige höchst interessante Beilagen , wozu namentlich die Correſpondenz Friedrich des Großen mit Fouqué und der Plünderungsbericht der Stadt Landeshut zu rechnen, vervollſtändigen zu müſſen glaubte , ſollte dieselbe ein möglichst abgeschlossenes Ganzes bilden.
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Ferner muß noch hervorgehoben werden , daß König Friedrich dem General Fouqué, troß deſſen Gegenvorstellung : die Stärke seines Corps sei weder der des Feindes, noch überhaupt der sehr ausgedehnten Stellung bei Landeshut angemessen , ausdrücklich und zu wiederholten Malen be= fohlen hatte, den Poſten von Landeshut, der in der österreichischen Armee den Ruf hatte, unangreifbar zu`ſein, zu beſetzen und zu vertheidigen, Fouqué hiernach also gezwungen war , wider seine bessere Ueberzeugung sich darin zu behaupten und bis auf den letzten Mann zu wehren. Ueber die ruhmwürdige Hingebung und Tapferkeit, mit welcher dies geschehen, herrscht nur eine Stimme ; vor Allem aber giebt der große König ſelbſt in seinen hinterlassenen Werken Fouqué und deſſen ganzem Corps das ehrendste Zeugniß, indem er sagt : „ diese schöne That „läßt sich nur der des Leonidas und seiner Griechen , welche „die Thermopylen vertheidigten und ungefähr ein gleiches „Schicksal hatten , an die Seite stellen." Diese Worte des großen Königs waren es auch hauptsächlich, welche den Unterzeichneten zu vorliegender Arbeit beſtimmten , und er bereut es nicht, sich ihr unterzogen zu haben.
Möge dieselbe, so lange eine beſſere
fehlt, freundliche Aufnahme finden.
Hirschberg , im Mai 1861 .
Der Verfaſſer.
VII
Quellenwerke : 1 ) Original - Correspondenz Friedrich des Großen mit dem Prinzen Heinrich und seinen Generalen , nach den StaatsArchiven bearbeitet vom Armee- Historiographen v. Schöning. 2) Die sogenannten „Danziger Beiträge zur neuern Staatsund Kriegsgeschichte" vom Jahre 1760 und 61 . 3) Die militairische Monatsschrift vom Jahre 1786. 4) Tempelhoff's Geschichte des 7jährigen Krieges , vom Jahre 1789. 5) Die Geschichte des 7jährigen Krieges, bearbeitet von den Officieren des preußischen großen Generalstabes , vom Jahre 1834. 6) Des großen Königs eigene Werke. 7) Des Artillerie - Generals C. v. Decker's Schlachten und Hauptgefechte des Tjährigen Krieges , mit vorherrschender Bezugnahme auf den Gebrauch der Artillerie, vom Jahre 1837. 8) Betrachtungen über die Kriegskunst von Georg Heinrich von Berenhorst, vom Jahre 1827. 9) Die Lebensbeschreibung des Generals von Fouqué , von seinem Enkel, dem Dichter von Fouqué. 10) Mémoires du Baron de la Motte Fouqué , Général d'Infanterie Prussienne , dans lesquels on a inséré sa Correspondance intéressante avec Frédéric II., Roi de Prusse von G. A. Büttner, vom Jahre 1788. 11) Die Geständnisse eines östreichischen Veterans , des Rittmeister von Cogniazzo , eines Augenzeugen des Landeshuter Treffens , vom Jahre 1790. 12) Die östreichische Militair- Zeitschrift vom Jahre 1835 und endlich 13) Zwei Chroniken und sonstige magistratualische Acten der Stadt Landeshut.
Das
Treffen bei
am
I.
23. Juni
Landeshut
1760.
Uebersicht des Feldzuges 1760 bis Mitte Mai.
A. Die politischen Verhältnisse der kriegführenden Mächte im Winter 17 % und Standquartiere der verschiedenen Armeen während desselben. Wie König Friedrich bei Beginn des 7jährigen Krieges mit den vollen Segeln der Hoffnung in das Unbeſtimmte hineingeschifft war, vertrauend dem Glücke wie seiner Kraft und Größe, so sehen wir ihn seit dem Tage von Kolin zwar begrenzt in ſeinen Entwürfen, doch staunenswürdig dem Ziele zusteuern : wie er dem, gegen ihn verbundenen halben Europa die rüſtigſte Gegenwehr leiste. Mit Anfang des Jahres 1760 aber scheint seine Stärke gebrochen und er erliegen zu müſſen, — ja noch nie durften seine Feinde so sicheren, wohl begründeten Hoffnungen Raum geben , ihn völlig zu besiegen , als eben jetzt. Zwar hatte der Feldzug des Jahres 1759 ihnen nur eine wesentliche Eroberung ― Dresden in dem centralen Kriegstheater Preußens gewährt ; aber die furchtbaren Wunden, welche dem preußischen Heere bei Kah, Kunersdorf, Maxen und Meißen geschlagen worden, die Verminderung desselben durch Krankheiten , die nothwendige Folge eines Feldzuges in einem der härtesten Winter des 18ten Jahrhunderts, die häufige Deſertion der Ausländer, die ihr Schicksal nur an den Glücksstern des Königs gebunden glaubten, ihn aber verließen, sobald die Glücksgöttin ihm den Rücken wandte ; endlich die Schwierigkeit, die Armee aus 1
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den wenig bevölkerten, durch vier Kriegsjahre erschöpften Provinzen zwischen der Oder und Elbe zu ergänzen ; - Alles dies berechtigte die Feinde zu den glänzendſten Erwartungen für den nächsten Feldzug. Diese so wenig günstige Lage Friedrichs machte ihm daher eine friedliche Ausgleichung um so mehr wünschenswerth, als von der Fortsetzung der Feindseligkeiten keine glücklichen Erfolge mehr zu erwarten ſtanden. Die Zeit der allseitigen Waffenruhe benutzend, versuchte er demnach dasjenige auf dem Wege der Unterhandlungen zu erreichen , was vier nach einanderfølgende Feldzüge und zehn gelieferte Schlachten nicht zu entscheiden vermochten . Prinz Ludwig Ernſt von Braunschweig erhielt den Auftrag, den zu Haag versammelten Miniſtern der kriegführenden Mächte Vorschläge zur Herstellung des allgemeinen Friedens zu machen , während England bemüht war, zu Paris eine Ausgleichung der gegenseitigen Intereſſen zu erwirken. — Allein Frankreich, eine glückliche Wendung des Krieges hoffend , glaubte noch Gelegenheit zu finden, die zur See gegen Großbritannien erlittenen Nachtheile wieder gut machen zu können , und wies die Unterhandlungen zurück.
Eben so wenig gelang es dem König , die
Russen , deren Beherrscherin sich gegen Friedrich weit mehr , als ihre Feldherrn erbittert zeigte, von dem Bündniſſe mit Oesterreich zu trennen. Ein Verſuch , die Pforte zum Kriege gegen die Kaiſerin zu bewegen, blieb, aller Bemühungen ungeachtet , ebenfalls ohne Erfolg. Desterreich endlich, durch die glücklichen Resultate am Ende des Feldzuges neuerdings mit der Hoffnung belebt, die Wiedereroberung seiner alten Besitzungen und das nahe Ende eines schon so lange geführten Kampfes verwirklicht zu sehen, hatte die Fortsetzung des Krieges unwiderruflich beschlossen , und ließ sich in keine Unterhandlungen ein. Somit war Friedrich , nachdem auch Dänemark es für gut befunden hatte , den gemachten Antrag , Pommern gegen Schweden zu vertheidigen, wieder zurückzunehmen, nun blos auf sich und seine Alliirten beschränkt, und blieb ihm , wie er ſelbſt ſagt, nichts übrig, als der Verfuch, durch Tapferkeit und Ausdauer diesen furchtbaren Krieg ehrenvoll zu enden. Die Armee wieder vollzählig und kampffähig zu machen , war dess halb zunächst Friedrichs Sorge ; er benutte die Ruhe in den Winterquartieren dazu, welche der damaligen Gewohnheit entgegen , nicht , wie in den früheren Feldzügen, in rückwärts liegenden Ortschaften bezogen wurden, indem sowohl Oesterreicher wie Preußen nicht gesonnen waren, von dem Terrain, das sie einmal besezt hatten , etwas zu verlieren.
Die österreichische Armee unter dem Feldmarschall Daun, circa 10,000 Mann stark, stand nämlich mit ihrem rechter Flügel
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in und bei Dresden , wo sich das Hauptquartier befand ; das Centrum cantonirte hinter dem Plauen'schen Grunde ; der linke Flügel ſtand bei Dippoldiswalde und Maxen. Fortificatorische Anlagen, Verhaue und dergl. gaben dieser Stellung die benöthigte Sicherheit gegen mögliche Unternehmungen der preußischen Armee , die uuter des großen Königs Befehl , 40,000 Manu ſtark , jener gegenüber , mit ihrem rechten Flügel in und um Freiberg, mit dem Centrum in der Gegend von Wilsdruff und dem linken Flügel längs der Elbe gegen Meissen stand, während die Avantgarde unter Zieten bei Kesselsdorf cantonirte. Außer dieser Armee in Sachſen ſtand im Erzgebirge zwischen Freiberg und Zwickau das kleine Hülfscorps der alliirten Armee unter dem Erbprinzen von Braunschweig, und zur Verbindung mit Berlin, sowie zum Schuß der Nieder-Lausitz gegen feindliche Streifereien der General Schmettau mit 7 Bataillons und 15 Schwadrons in und um Görlitz , und General Fouqué mit 13 Bataillons , 15 Schwadrons zwischen Lauban und Landeshut echellonirt. Auf den ersten Ruf konnten durch diese Maaßregeln 15-20 Ba= taillens und 30 Schwadronen zur Deckung der Mark Brandenburg versammelt werden. - Oberschlesien schützten ferner die Generale v. d. Golz und le Grand mit 5 Bataillons und 7 Schwadrons, die Neustadt, Ober: Glogau, Leobfchüß und Ratibor beſezt hielten, und in Vorpommern endlich kantonirten zum Schutz gegen die Schweden 9 Bataillons, 15 Schwadrons unter General v . Man: - längs der Peene mit dem Hauptquartier Anclam. teuffel. —
Desterreichischer Seits standen den eben genannten preußischen Corps in der Lauſiß und Schlesien circa 27,000 Mann unter den Generalen Draskowich und Wolfersdorf bei Jägerndorf in Mähren , bei Trautenau , Gitſchin und Reichenberg in Böhmen gegenüber, während die Truppen in Vorpommern die jenseit der Peene in dem schwedischen Antheil von Pommern stehenden 10,000 Mann starken Schweden beobachteten. In diesen Stellungen verweilten die beiderseitigen Armeen den Winter über , der im Ganzen ruhig verging , die Neckereien der Vorposten und einige unbedeutende Vorfälle des kleinen Krieges abgerechnet, die niemals ausbleiben, wo zwei Armeen mehrere Monate einander gegenüberstehen.
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B.
Stärke und innerer Zustand der preußischen und öfter-
reichischen. Armeen; Operations - Plan des Königs und der seiner Feinde. Der König in seiner Erwartung getäuscht, die Oesterreicher würden aus Mangel an Lebensmitteln schließlich doch gezwungen fein, Sachsen zu verlassen, für welchen Fall er dann sogleich mit ganzer Macht über Dresden herzufallen und sich dieser wichtigen Centralpoſition zwiſchen der Elbe und Oder zu bemächtigen suchen wollte, verließ endlich am 25. April seine Stellung bei Freiberg und Wilsdruff, um hinter der Triebsche zwischen Meissen und Nossen ein bequemeres und vortheilhafteres Lager zu beziehen. Unter seinem Befehl standen hier 36 Bataillone, 71 Schwadronen. Zur Deckung des rechten Flügels wurde General v. Hülfen mit 19 zusammen 57 Bataillone, 100 SchwaBataillonen, 24 Schwadronen bronen = A 40,000 Mann ― bei den sogenannten Kaßenhäusern, 14 Meilen südöstlich von Meissen postirt, der linke Flügel war durch das barrikadirte und besetzte Schloß von Meissen gedeckt. Außerdem cantonirten Kavallerie- Detachements vor der Front der Armee zur Unterstügung der Vorposten. Fast gleichzeitig übernahm der Prinz Heinrich , der einige Wochen in Wittenberg frank gelegen hatte, und am 17. April von hier aus zum Könige nach Meissen gereist war, um dort seine Snstruction zu erhalten, - das ihm beim Entwurf des Feldzuges von seinem königlichen Bruder zugedachte , schwierige und ausgedehnte Kommando. Er sollte mit 41 Bataillonen , 58 Schwadronen , ca. 32,000 Mann , welche in einer Ausdehnung von fast 40 Meilen von der Oftfee bis Lauban und das schlesische Gebirge vertheilt standen , sich den Unternehmungen der Russen widersetzen, und besonders ihre Vereinigung mit dem General Laudon verhindern, der mittlerweile über die in Böhmen und Mähren stehende österreichische Armee den Oberbefehl erhalten hatte. In der eben angegebenen Stärke des Prinz Heinrich'schen Korps waren 6 Bat., 20 Schwadr. - 4000 Mann mit begriffen , die unter . General v. Forçade zwischen Stargard und Treptow Stellung genommen hatten , um Hinterpommern gegen die Streifereien der Kofacken zu decken, die zu dem, unter General Tottleben schon in Pommern eingedrungenen , 6000 Mann ſtarken russischen Corps gehörten , und ſogar bis in die Nähe von Stettin zu streifen wagten. Anschließend an die Armee des Prinzen Heinrich nahm der , unter deffen Befehl stehende General Fouqué , dem die schwere Rolle zuge-
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theilt war , mit seinem aus 19 Bat. , 17 Schwadr. bestehenden Corps, zuſammien 13,000 Mann , Schlesien gegen die Laudon'sche Armee zu schützen, um dieselbe Zeit, wie Prinz Heinrich, feine Stellungen in Lauban , Naumburg , Löwenberg , Hirschberg und Landeshut . -
Greiffenberg ,
Lähn ,
Außer diesem Corps und den in den Festungen Breslau, Glogau, Schweibnitz, Brieg, Glatz, Neisse und Cofel stehenden 30 Bat. Besatzung war in Schlesien an preußischen Truppen nichts mehr vorhanden, da die Generale v. d. Golz und le Grand mittlerweile aus der Gegend von Neisse zum Corps des Prinzen Heinrich abmarſchirt waren. ' ) . In Vorpommern ferner kantonirten noch bei Anclam und längs der Peene die vorhin schon genannten 9 Bat., 15 Schwadr., zufammen 5000 Mann, jetzt aber unter General Jung- Stutterheim, der für den, bei einer Allarmirung der schwedischen Quartiere schen im Januar gefangenen General von Manteuffel das Kommando hier übernomuren hatte.2). Der Erbprinz von Braunschweig endlich mit ſeinem Hülfscorps war vom König schon im Februar zu der, in Westphalen unter Befehl seines Vaters stehenden, alliirten Armee, welcher die fran: zösische Armee unter Marschall Broglio gegenüber ſtand, zurückgeschickt worden. 3 Die Gesammtstärke aller dieser preußischen Truppen, mit Ausschluß der Besatzungen in den festen Pläßen , betrug hiernach 126 Bat., 190 Schwadr., die zuſammen nur 90,000 Combattanten zählten . Mit einer so schwachen Armee hatte König Friedrich noch keinen Feldzug eröffnet. Ein Zeitgenosse, von Tempelhoff, sagt über den damaligen Zustand derselben: „Allerdings war ein großer Unterschied zwischen der gegenwärtigen Armee, und der, welche die Schlachten bei Prag, Roßbach und Leuthen gewonnen hatte; allein so schlecht war sie doch in der That nicht, als sie verschiedene Schriftsteller machen wollen.
Die Regimenter , die
der Prinz Heinrich in Schlesien unter seinen Befehlen hatte , bestanden noch aus alten , versuchten Soldaten und eine Menge der dabei befindlichen Ausländer hatte den preußischen Geist angenommen. Viele der 18jährigen aus den Kantons gehobenen märkischen und
¸¹) General le Grand wurde später vorn Könige dem Fouquéſchen Corps zugetheilt. 2) Es hatten hiernach die 90,000 Mann des Königs dieselbe Ausdehnung defensiv besett, welche in der ersten Hälfte des Jahres 1813 für 3-400,000 Verbündete, die den Franzosen offensiv gegenüberſtanden, als zu ausgedehnt angesehen worden ist.
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pommerschen Bauerjungen hatten zwar noch keinen Feind gesehen , allein es fehlte ihnen doch nicht an Muth, und sie thaten es bei jeder Gelegenheit den ältesten Kriegern gleich. Dies war die Wirkung des Nationalgeistes , die Begierde an dem Ruhm des preußischen Soldaten Theil zu nehmen, die selbst auf die Gesinnungen der Ausländer Einfluß hatte. Betrachten wir jetzt in gleicher Art die österreichische Armee, ³ ) so wie die der andern Feinde des Königs, so sehen wir zunächſt Daun zu Anfang des Monats Mai noch immer in seiner schon näher bezeich neten Stellung bei Dresden und Dippoldiswalde dem König ruhig gegenüber stehen, mit dem Unterschiede nur , daß die von letzterem verlassenen Orte Freyberg und Wilsdruff von Daun's Truppen mit besezt waren. In Verbindung mit dieſem ſtand jetzt außerdem noch in Sachsen General Beck mit 10,000 Mann bei Zittau poſtirt. Anders hingegen gestalteten sich um die gleiche Zeit die Verhältniſſe der, mittlerweile bis auf 50,000 Mann verstärkten, sogenannten öster: reich : ſchlesischen Armee , über welche schon Anfang März der F.-M.-L. Laudon den Oberbefehl erhalten hatte. Bald nach Uebernahme seines Kommandos , in der Nacht zum 15. März, bis zu welchem Tage Schlesien laut einer von ihm mit Preußen abgeschlossenen Convention gesichert war , brach er in 4 Colonnen gegen Neustadt auf, um die Preußen , die hier , sowie in Ober- Glogau , Leobschütz und Ratibor unter den Generalen v. d. Golz und le Grand damals noch standen, zu überfallen. Golz aber, von Laudon's Absicht bes nachrichtigt, zog sich fechtend sehr geschickt auf Neisse zurück ,
worauf
Laudon , nach Zurücklaſſung von Befaßungen in den eben genannten 4 Orten, mit der Hauptarmee weiter nach Jägerndorf zurückging, ſpäter aber nach Hoßenploß vorrückte und hier bis zur Eröffnung der Feindseligkeiten Mitte Mai in einem Lager stehen blieb. Von der 20,000 Mann starken Reichsarmee stand ferner ein Corps gegen Schleiz, ein anderes gegen Gera, beide mit einem Postirungscerdon vor sich. Die 10,000 Schweden hatten noch immer ihre Quartiere jenseit der Peene, in dem schwedischen Antheil von Pommern. Die russische Armee endlich unter Soltikow ca. 120,000 Mann stark, näherte sich um diese Zeit der Weichsel. — Die Feinde des Königs können hiernach bei Eröffnung des Feldzuges ohne Uebertreibung auf 200,000 Mann angeschlagen werden, denen Friedrich aber nur 90,000 Mann entgegenstellen konnte.
³) Dieſe österreichischen Truppen waren , nach den Urtheilen der Zeitgenossen, noch in eben so guter Verfassung, als beim Unfange des Krieges.
Bei einer so schwachen Armee glaubte deshalb der König an den Entwurf zu einem Offensiv - Operationsplan für dies Jahr nicht wohl denken zu können , vielmehr defensiv zu Werke gehen zu müssen , bis die Absicht seiner zahlreichen Feinde sich klar ausgesprochen, und er die Gelegenheit erhalten haben würde, nach Maaßgabe der Umstände seine Operationen einzurichten.
Natürliche Aufgabe des Königs war zunächſt
die Vereinigung der Oesterreicher und Rüſſen zu verhindern. Der österreichischerſeits mit dem Petersburger Hofe für diesen Feld. zug verabredete Operationsplan dagegen, deſſen Hauptgegenstand die gänzliche Befreiung Sachsen's und Wiederereberung Schlesiens, wie gewöhnlich war, ging vornehmlich dahin , daß Daun mit seinen 80,000 Mann, ferner die Reichsarmee und die unter General Beck bei Zittau stehenden 10,000 Mann den König in Sachsen festhalten, 80,000 Russen aber und Laudon mit seinem Corps in Schlesien agiren und den Prinzen Heinrich von dem König trennen sollten.
II. Beginn der Feindſeligkeiten in Schleſien : Laudon's und Fouque's
Operationen bis
zum Zuſammentreffen
bei Landeshut. Fassen wir nach diesen Vorausschickungen nunmehr ausschließlich die Begebenheiten in's Auge , die sich jetzt - Mitte Mai in Schlesien zu entwickeln begonnen , so sehen wir zuerst Laudon den großen Reigen in Oberschlesien eröffnen. Wohl wiffend, daß die projectirte Vereinigung mit den zögernden Russen vor Mitte Sommer nicht zu erwarten war, hatte er, um nicht unthätig zu ſein , zunächst die Belagerung von Glag beschlossen. Zu diesem Zweck vereinigte er bis zum 16. Mai sowohl die , noch im Lager bei Hoßenplot, als die in Oberschlesien und bei ― Trautenau, Gitschin und Reichenberg stehenden Truppen zu König : gräß in Böhmen, von wo er aber, nach Ankunft der aus Sachsen und Commotau erwarteten Verstärkung am 19. Mai das Lager nach Koste: let verlegte , während General Draskowich mit 8,000 Mann und 19 Geschützen bei Hohenplotz zurück blieb.
Nach einer Ordre de bataille
bestand diese Armee aus 34 Bataillonen, 42 Grenadier-Compagnien, 60 Schwadronen und 44 Geschüßen , mit welchen der Einfall in das feindliche Gebiet noch in der Nacht vom 19. zum 20. Mai in 2 Colonnen
erfolgte.
Die erste Colonne nahm ihren Marsch über Nachod , Le: win und Wartha , die zweite über Polis, Braunau , Neurode und Silberberg. Die Debouchéen bei Wartha und Silberberg wurden sogleich besetzt, das Corps aber rückte am 1. Juni bis Frankenstein, wo es ein Lager bezog. Fouqué , dem der König schon unterm 12. Mai aus Meissen geschrieben hatte : „Die Richtschnur aber , so ich Euch inzwiſchen en général „geben kann und wonach Ihr Euch zu gouverniren habt , iſt „das, wofern Ihr ſehet, daß nicht anderes in Schlesien kommt, „als Laudon und Beck zusammen , alsdann Ihr Euch gegen HSchweidnig retiriren müſſet. Solltet Ihr aber sehen , daß „das Gros der feindlichen Armee unter Daun nachkäme und „gleichfalls nach Schlesien penetriren wollte ; so müsset Ihr „Euren Marsch so einrichten, daß ich mich mit Euch, es sei ,,bei Sagan oder Löwenberg , oder wo es nach den Umstän„den alsdann sei, conjungiren könne,“ a) Fouqué also stand um die Zeit der vorhin erwähnten Bewegungen Laudon's noch in seinen Cantonirungen bei Löwenberg, Greiffen : berg, Hirschberg und Landeshut. Sowie er aber von dem Vorrücken der Desterreicher Nachricht erhielt, ließ er den General v . Schenkendorf mit 10 Bataillonen und 6 Schwadronen bei Landeshut zurück, und brach am 28. Mai selbst mit 10 Bataillonen , 12 Schwadronen aus seinen Cantonirungen auf, über Bolkenhain nach Freyburg marschirend , wo er am 30. Mai ein Lager bezog. Sich gegen Laudon aber zu schwach fühlend , bittet er von hier aus den Prinzen Heinrich um Verſtärkung,b) die dieſer aber, im Begriff
a) Um 13. glaubt der König bei den Oesterreichern die Absicht zu erkennen, als wollte Laudon sich in Schlesien mit dem Corps in Oberschlesien vereinigen und gegen Breslau marschiren. Fouqué soll in einem solchen Falle die Vereinigung verhindern, auch verhindern : daß zu jenen möglicherweiſe ein ruſſiſches Corps stoße, dem ersten, der ihm zu nahe komme, er sei Ruſſe oder Laudon, solle er zu Halse gehen, und jedenfalls Breslau retten. b) Fröhlichsdorf bei Freyburg den 3. Juni : Laudon steht noch bei Frankenſtein, es heißt, ſein Marsch wird über Reichenbach nach Schweidnig gehen. Wolle der Prinz ihm zur Hülfe kommen , so könne es leicht zu ſpåt ſein. Laudon kann in einem Marſche vor Schweidnig sein , und mir auch nach Breslau zuvorkommen, wodurch ich mit dem Posten von Landeshut in den größten Embarras gerathe.
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ſtehend, den Ruſſen entgegen zu gehen, nicht schicken kann.c) : Zu´ gleicher Zeit schreibt ihm der König : „Eure Idee, wofern der Feind Etwas auf Breslau tentiren ,,wollte, Euch bei Breslau zu setzen , ist die beste , dagegen „ich nicht ein Wort zu sagen habe." Fouqué nahm hiernach seine Sicherheitsmaaßregeln mit großer Eile, obwohl eine Veranlassung hierzu weder aus des Königs Schreiben zu erkennen ist , noch die Bewegungen Laudon's diese Eile rechtfertigten; denn dieser stand noch fest bei Frankenſtein , unaufgeklärt , ob es Neiſſe, Glatz oder Breslau gelte. Fouqué zog also zuerst den General Schenkendorf aus Landeshut heran , und gab dieses selbst Preis , dann marschirte er mit seinem, nun 20 Bataillone, 18 Schwadronen ſtarken Corps am 4. Juni nach Würben bei Schweidniß , von wo er am Sten dem König schrieb: Ich bin genöthigt gewesen , auf die Hauptsache , nämlich "Breslau mein Augenmerk zu richten , und den Poſten bei „Landeshut gänzlich zu verlassen, indem, wenn daſelbſt einige Bataillons gelassen , Beides verloren gehen könne. Heute „habe allhier das Lager bezogen." Laudon hatte, um Fouqué wegen Breslau besorgt zu machen und feine Absicht auf Glatz mehr zu verbergen, mittlerweile schon am 3. Juni die Anhöhen von Kleutsch und Habendorf, unweit Gnadenfrei besetzen und bis gegen Nimptsch vorrücken lassen. Fouqué durch diese Demonſtration getäuscht , ſah ſich veranlaßt , noch weiter zurückzugehen ; er marſchirte am 6. Juni nach Nommenau bei Canthd) --- der öfter-
c) Prinz Heinrich antwortet Fouqué nämlich aus Sagan den 4. Juni : daß Schweidnig im Stande wäre , sich tüchtig zu vertheidigen , und wenn Laudon auf Breslau marſchire, so müßte Fouqué ihm in den Rücken gehen , und die Beſakungen von Neiſſe, Schweidniß und Glag dazu benußen , ihm die Zuführen abzuſchnei‹ den ; 6 Bataillons habe der Prinz dem General v. d. Golg überwiesen, um ſich damit um ſo günſtiger in dem Posten von Fürſtenſtein zu erhalten; „ vor allen Dingen wird höchst nöthig sein , die Posten von Landeshut so lange wie möglich zu halten, wo Sie sich aber daselbst nicht mehr länger halten können , werde ich Sie von Löwenberg aus noch mehr verſtärken, oder Sie können sich auch auf Löwenberg repliciren und wenn die Ruſſen nicht drängen , so können wir dem Laudon gemeinschaftlich auf den Hals gehen , und für den Fall , daß er nach Breslau marſchirte, würde von seinem Corps nicht viel retour kommen.“ d) Von hier aus meldet Fouqué an den König und Prinz Heinrich am 6. Juni : daß er am Morgen , früh um 2 Uhr , von Würben dahin aufgebrochen sei , weil er von dem General le Grand Abends vorher die Meldung erhalten , daß Laudon mit einer Colonne nach Nimptſch, mit der andern gegen Reichenbach marſchirt fei ; hätte
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reichische General v. Wolfersdorf nahm an diesem Tage von Landeshut Besit, Laudon ſelbſt aber verfolgte nun Fouqué nicht weiter, sondern wandte sich mit seinem Corps nach Glatz und bezog ein Lager bei Pischwitz, denn vor der Hand lag nur die Belagerung von Glatz in seinem Plare , und dann war er der Meinung , der Rückzug Fouque's geschähe lediglich in der Absicht , sich dem Prinzen Heinrich zu nähern , und sodann vereint mit demselben über die Oesterreicher herzufallen. Fouque indessen durch Kundschafter von den Bewegungen Laudon's gegen Glaß unterrichtet, verließ seine Stellung bei Nommenau , und rückte am 10. Juni nach Grödiß bei Schweidnih vor. Von dort schreibt er an den König : „daß er auf die Nachricht , der Feind sei von Frankenſtein ,,aufgebrochen und nehme den Rückmarsch über Silberberg nach „dem Glaßischen , sich sogleich zum Nachsetzen in Bewegung gesetzt und heute bis Grödig gekommen sei. Auf diese Nachricht hat sich der Feind weiter aufgemacht, und in das Ge„birge retiriret, so daß man sich mit 2 gefangenen Lieutenants „und 75 Dragoner und Husaren hat begnügen müſſen. Lau„ don hat sein Lager bei Piſchwitz , unweit Glatz aufgeschlagen „und sollen die Truppen viel Sturmleitern mit sich führen, „aber noch ohne schwere Artillerie sein. Der Paß von „Wartha sowohl , als alle Gorges des Gebirges haben sie stark besetzt. Jahnus hat den Zeiskenberg und Fürstenstein ,,occupirt, ich kann daher ohne großes Risico nichts weiter „tentiren , sondern werde hier das platte Land soviel als „möglich rein zu halten suchen.“ Zugleich erhält er hier ein Schreiben des Königs aus Meiſſen vom 7. Juni batirt : „Nachdem ich sogleich Euer Schreiben vom 4. d . Mts. ers halten, so kann ich Euch darauf in Antwort nicht diſtimu„liren , wie mir alle Eure darin erwähnten Abmärsche zu „frühzeitig und präcipitirt vorkommen und die Sache verder„ben können. Daß Laudon von Frankenſtein in zwei Märschen „nach Breslau kommen könnte, iſt nicht möglich und so lange "Mein Bruder, des Prinzen Heinrich Liebden, nicht Schlesien
er die Zusicherung des Prinzen von einer Hülfe früher erhalten , so würde er mit dieser Landeshut gesichert, dennoch aber gegen Breslau aufgebrochen sein.
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„quittirt haben wird, so ist es nicht zu glauben, daß Laudon „was Rechtes in Schlesien unternehmen sollte. Ich habt aber allemal einen Marsch vor ihm voraus. „Ich wünſche nur , daß dieſes mein Schreiben Euch nicht zu spät komme, und daß das Versehen nicht schon geschehen „sei, ein anderes wäre noch , wenn Ihr Euch bei dem Zob„tenberge settet. Wenn Laudon auch nicht mehr an Trup„Þen hat , als wie in der von Euch mitbeigelegten Liſte ent„halten , so kann Ich auch daraus nicht ersehen , daß er ein „ſo grauſam ſtarkes Corps habe." sowie 4 Tage darauf, am 14. ein zweites aus Meiſſen , vom 10. Juni datirt: „Ich habe Euern Bericht vom 5. und 6. erhalten, und kann „darauf nicht umhin , Euch in Antwort zu geben , wie ich „aus allen darin angeführten Umständen dennoch noch nicht „begreife, warum Ihr auf einmal ganz gegen Breslau zurück„gelaufen seid, da doch nach anliegendem Original- Bericht der „Feind bei Weidenau und der Orten verfchanzt und also nicht „so sehr prefsiren muß.
Alle drei Commandanten , zu Glaß
„Schweidniß und Neiffe, bilden sich ein, daß jeder von ihnen welches jedoch nichts ist. Daß belagert werden wird, „Laudon so gerade nach Breslau gehen sollte , dazu ist gar „keine Apparence , und wenn er es auch hätte thun wollen, ,,so würde Mein Bruder , der Prinz Heinrich, es nicht ge„litten haben , und zu Euch gestoßen ſein , um den Feind zu ,,schlagen. Meine einzige Consolation ist, daß, wenn Laudon ,,Neisse oder Glat belagert , er vor dem 20. nicht anfangen ,,kann , welches Mir noch etwas Zeit giebt. Wie ich Euch „ſchon geſchrieben habe , so gehe ich den 15. über die Elbe. „Hierbei könnet Ihr begreifen , daß Ich aus Sachſen nicht ,,cher weg kann , bis Ich den Feind geschlagen habe. Also gebe Ich Mir die Zeit dazu bis zum 25. , um zu ſehen, ,,wo Ich dem Feind am ersten und am besten beikommen und ,,auf die Haare gehen kann." (Im glücklichen Fall will dann der König mit 30,000 Mann der belagerten Festung
zu Hülfe eilen.) endlich am 15ten Abends ein drittes vom 11. Juni batirt: „ Ich befehle Euch dannenherò hierdurch, daß Ihr sonder allen „Verzug und incessamment, ſonder Anſtand mit Eurem Corps ,,ven Breslau wieder aufbrechen und graden Weges, wieder
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„ nach Schweidniß marſchiren , von da auf Landeshut gehen, „von da den Feind wieder herausjagen und Ener Lager da,,selbst nehmen sollt." *)· Alle drei Ordres , die wegen der großen Entfernung und unsicheren Verbindung stets 4 Tage brauchten, um an Ort uid Stelle zu gelangen, brachten den General Fouqué außer aller Fassung und dienten ihm zur Richtschnur für ſein folgendes Benehmen. Zunächst meldet er dem König am 14ten aus Grödik. „ Des Feindes Abfichten scheinen nunmehr decidiret zu ſein, ,,indem derfelbe gegenwärtig alle seine Demonstrations auf ,,Glatz richtet und den Ort eingeschlossen hat ; die Rede geht ,,unter ihnen : daß sie Glatz mit stürmender Hand nehmen ,,wollen. ,,Von dem Quadt'schen Regiment soll die Deſertion ſtark „sein, weshalb der Commandant d'O bereits verſchiedene auf„hängen und rädern laſſen. Dann antwortet er am 16ten ebenfalls noch aus Grödig, nach Empfang des Königlichen Schreibens vom 11. Jumi : ,,Ich habe gestern Abend die Befehle Euer Majestät vom ,,11 . d. Mts. erhalten. In Verfolg derselben treffe ich für ,,den Marsch nach Landeshut meine Anstalten und werde diese „ Nacht abmarschiren. Jahnus hat hier gestern als Verſtär,,kung die von Glag gekommenen Regimenter von Königs,,egg und Leopold Palsy mit einigen Küraſſiren und Hu,,saren erhalten ; ich hoffe, daß das Glück uns unterstützen ,,wird, und schmeichle mir , daß ein Jeder hier seine Schul,,digkeit thun wird, obgleich der Fall ſehr zweifelhaft ist. Ich ,,habe keine Nachricht von d'O (Commandanten von Glatz), ,,er ist so gut eingeschlossen , daß Nichts zu ihm kann und ,,daß die, welche es versuchen würden, verløren wären. Die „Deserteure sagen aus , daß die Artillerie, welche von Prag ,,und Olmüş kommen sollte, noch nicht angekommen ist, und ,,daß man in Erwartung derselben eine große Anzahl Sturm,,leitern besorgt habe, um einen Hauptsturm zu machen.“s) *) Als Fouqué diesen Befehl des Königs erhielt, sagte er : ,,der König hält mich für einen schlechten Kerl , weil ich mich von dem Gebirge zurückgezogen habe ; ich werde ihm aber das Gegentheil zeigen , ob ich gleich meinen und so vieler tapferer Leute Untergang voraussehe." 5) Dies Schreiben war im Original franzöſiſch, worin Fouqué sehr incorrekt war, weshalb er für gewöhnlich deutsch an den König zu schreiben pflegte.
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Der nach diesem Schreiben beabsichtigte Marsch auf Landeshut erfolgte auch wirklich in der Nacht zum 17ten in 2 Colonnen. Die erste Colonne unter Anführung des General Fouqué selbst und der unter ihm stehenden Generale v . Malachowski und le Grand, nahm ihren Weg über Schwengfeld, Waldenburg und Gottesberg nach Forste, die zweite unter Anführung des Generalmajor v. Schenken: dorf und des Oberſt v. Noſen über Pilsen, Jacobsdorf, Freiburg , Reichenau und Hartmannsdorf nach Vogels: dorf, während Generalmajor Jung - Zieten mit der Bagage und dem Train unter Bedeckung einiger Bataillone und Schwadronen auf dem Zeiskenberg bei Fürstenstein stehen blieb , 4 um die Verbindung mit Schweidnitz zu erhalten. Am 17. Juni um 10 Uhr Morgens waren beide Colonnen am Ort ihrer Bestimmung angelangt und griffen nun bald, die erste von Forste, die zweite von Vogelsdorf aus , die Verschanzungen bei Landeshut an, welche 7 Bataillone, 10 Schwadronen österreichischer Truppen unter den Generalen Jahnus und Geisrugg, die an Stelle des zum Hauptcorps mittlerweile abberufenen General v. Wolfersdorf jezt hier befehligten , vertheidigten. Fouqué schrieb über diesen Angriff noch deſſelben Tages an den König : Die Attaque geschah sowohl mit Kanonen als kleinem Ge,,wehr auf drei Seiten und dauerte bis des Nachmittags um ,,4 Uhr, wobei der Feind von einer Redoute und Anhöhe, zur ,,andern getrieben und endlich völlig zum Zurückgehen ge,,nöthigt wurde. Unser ganzer Verlust beſteht aus 20 Tod,,ten. Die Truppen schlugen sich mit großer Tapferkeit.“ Sonst wurde an diesem Tage preußischerseits Nichts unternommen, da die Truppen ermüdet waren, auch der Abend herannahete ; die beiden Corps brachten die Nacht unter dem Gewehr zu , das der Desterreicher auf den Reichhennersdorfer Bergen. Nur noch ein höchst ungnädiges Schreiben des Königs vom 14. Juni langte Abends an. Friedrich schrieb darin an Fouqué :
„ Ich habe Euren Rapport vom 10ten heut Nachmittags erhalten, worauf ich Euch denn hierdurch die Antwort ertheile : „ daß , da Ihr durch Euren zu sehr präcipirten Marsch und ,,Retraite gegen Breslau hin Mir das Gebirge verloren ,,habt , Ihr Mir nunmehr auch solches absolument wieder ,,verschaffen müßt. Ihr habt incl. der Freibataillons 18, ,,19, bis 20 Bataillons bei Euch, mit welchen Ihr den Jah„nus wohl tourniren, mithin Mir das Gebirge wiederschaffen
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"„könntet. Ihr müſſet Nichts auf der Welt versäumen , um ,,die Posten von Fürstenstein und Landeshut wieder zu schaffen. ,,Ich werde die kommende Nacht über die Elbe gehen und ,,da erwarten : daß ich weiß, ob Laudon wirklich die schwere ,,Artillerie kommen läßt. Es können sich Kinder vor Sturm,,leitern fürchten, aber keine Soldaten, und gehet dergleichen - Wenn es hier zu einer De,,zumal bei Glag nicht an. — ,,cision kommt, und die Sachen für mich mit göttlicher Hülfe ,,gut gehen, so werde ich positivement Anfang künftigen Mo,,nats in Schlesien sein. Die Posten zu Fürstenſtein und „Landeshut müsset 3hr absolut wieder haben. Wie Ihr ,,solches angreifen wollt , darüber müsset Ihr nicht bei Mir ,,erst anfragen , indem ich solches Eurem Savoir faire und ,,Disposition überlassen muß , als eine Sache , worauf Ihr „ arbeiten müßt und wovon Ich mich nicht von hier melliren ,,kann.“ Eigenhändig hatte der König noch hinzugefügt : „ Mes généraux me font plus de tort, que l'ennemi, parce ,,q'uils manoeuvrent toujours de travers." Dieser strenge Befehl des Königs soll durch eine Vorstellung des dirigirenden Miniſters in Schlesien, des Herrn v. Schlaberndorf veranlaßt worden sein , in welcher dieser dem Könige die schlechte Lage der Fabriken und das durch die Besetzung des Gebirges durch die Deſterreicher entstandene Stocken des Handels schilderte. Wie wenig glücklich aber solche Worte des königlichen Herrn den alten General gemacht haben mögen, läßt sich leicht denken ; gleich wohl verlor er den Muth nicht , sondern war fest entschlossen , sich hier bis auf's Aeußerste zu wehren und seine Haut theuer zu verkaufen. Zu diesem Zweck ließ er am 18ten trotz des eingefallenen ſehr ſtarken Regens die vom Feinde zum Theil zerstörten Verschanzungen wieder in Stand sehen, auch zur bessern Deckung der linken Flanke eine 1600 Schritt lange Verschanzung vom Mummel : bis zum Leuschnerberge (damals Doctorberg genannt) aufwerfen , zog noch 3 Bataillone vom Zieten'schen Corps an sich, das auf dem Zeiskenberge Stellung genommen hatte , und stellte als Vorposten 200 Mann vom Freibataillon in dem Walde zwischen Forste und dem Mummelberge , 200 Mann vom Freibataillon zwischen Blasdorf und der faulen Brücke und 50 Husaren auf der Höhe bei Vogelsdorf auf.
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Mit Erstaunen hatte unterdeß Laudon anstatt der bisher befürchteten Vereinigung des Prinzen Heinrich mit Fouqué, des Letteren Aufbruch nach Landeshut vernommen , und war es ihm nun klar, daß die Preußen weder einen vereinten Angriff auf die Oesterreicher , noch eine vereinte Vertheidigung von Landeshut im Sinne hatten , und daß Fonqué - vom Könige verlaſſen , und vom Prinzen Heinrich nicht unterstützt allein seine Aufgabe würde zu lösen haben. Es schien ihm daher jezt der Augenblick gekommen, den Feind mit Vortheil anzugreifen und zu schlagen, weshalb er gleich am 16ten den General v . Wolfersdorf mit 5 Bataillonen, 5 Schwadreneu zur Unterſtüßung der Generale Jahuus und Geisrugg nach Friedland, den 17ten die Generale Weißach und Jacquemain mit 3 Bataillonen und 2 Kavallerie-Regimentern ebeufalls zu deren Unterſtüßung nach Reichhennersdorf absandte. Er selbst brach am 18ten mit Ausnahme des Corps , das zur Einschließung von Glatz zurückblieb, mit dem Corps der Reserve aus dem Lager von Pischwig auf, marschirte an demselben Tage über Johannesberg nach Waldenburg und am 19ten über Gottesberg bis auf die Anhöhe von Schwarzwaldau. Hier stieß General Nauendorf, der die Avantgarde führte, auf den mit 4 Eskadrons und 300 Freiwilligen von Fouqué auf Recognoscirung ausgefandten General v. Malachowski, welcher sogleich angegriffen, und mit einem Verlust von ungefähr 100 Mann zurückgeschlagen wurde. Laudon bezog nun bei Schwarzwaldau ein Lager und ließ den Ziegenrücken besetzen. Im preußischer Lager kam an demselben Tage noch unter Bedeckung eines Bataillons Mellin ein Transport von Geschützen und Munitionswagen, sowie ein Brodt- und Mehl= transport von 160 Wagen aus Schweidnitz glücklich an. Fouqué schrieb dem König : „daß die feindlichen Truppen in der Nachbarschaft Stellung „genommen hätten und seit dem 17ten täglich Verstärkungen erhielten , welche lettere bis auf den Ziegenrücken vorgerückt wären. " Auf diese" berichtet Fouqué wörtlich, würde zwar mit dem Corps losmarschiren und sie delogiren können, aber „ die bei Reichhennersdorf würden alsdann nicht manquiren, „den hiesigen Poſten zu besetzen. Da nun Euer Königliche „Majeſtät mir wiederholentlich befohlen haben, dieſen Poſten „zu halten, so werde hier ſtehen bleiben, und solchen bis auf's ,,Aeußerste mainteniren." Am 20sten ließ Laudon die Höhe bei Forste durch einige leichte Truppen besetzen , und stellte seine Kavallerie bei Hartmannsdorf auf, wodurch dem General Fonqué die Gemeinschaft mit dem Corps des Ge-
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neral Zieten und somit mit Schweidniß noch mehr erschwert wurde. Um den Preußen auch den Rückzug gegen Schmiedeberg zu verlegen, ersuchte Laudon den nach Friedeberg a. D. vorgerückten General Beck gegen Hirschberg zu marschiren und dort Stellung zu nehmen. Dem General Fouqué blieb somit nur noch der Weg über Bolkenhain zum Rückzug übrig, den er aber, wäre derselbe auch weniger gefährlich gewesen, ebenfalls nicht nehmen durfte, da ihn des Königs Befehl fest an seine Stellung band.
Das Gefährliche seiner Lage wohl einsehend und das ihm
bevorstehende Schicksal ahnend, ſchrieb er am 21ſten noch an den König : ,,en front habe ich die Corps von Geisrugg und Jahnus und ,,auf beiden Seiten die Corps von Wolfersdorf und Nauen,,dorf, welche noch täglich vom Laudon'schen Corps verstärkt ,,werden. Ich size also hier fest und wie angenagelt , und ,,kann mich nicht wegrühren, weil der Feind se nahe um mich ´„ herumsteht, daß wir uns einander mit kleinem Gewehr be,,schießen. Die Communication mit Schweidniß , und mit ,,dem General v. Zieten auf dem Zeiskenberge ist mir abgeschnitten. Bis Ausgang dieses Monats bin ich mit Brodt ,,und Fourage versehen. In dieser Situation werde ich mich ,,allhier bis auf's Aeußerste zu halten suchen und eine Diver,,sion von Euer Königlichen Majestät abwarten." Allein der König hielt die Lage seines bedrängten Generals für nicht so gefährlich , die Stellung bei Landeshut für unüberwindlich und machte keine Diversion. Die Antworten deſſelben e f.g.h) auf die beiden
e) Radeberg den 19. Juni : erwartet nun bald die Wiedereroberung von Lan, deshut und bedauert sehr , durch den Abmarsch von Laey nach Radeberg verhindert zu ſein , ihn zu schlagen , und nach Schlesien zu marſchiren ; ferner : daß im Fall Daun die Absicht habe, sich mit der Reichsarmee bei Dresden zu vereinigen und zu diesem Zwecke das Lager von Reichenberg , welches er gegenwärtig inne hatte , zu verlaſſen , daß in einem solchen Falle der König dennoch nach Schlesien eilen und ſich bei Schweidnig mit Fouqué vereinigen würde , zu welchem Zweke dieſer dann bei Bunzlau für das Corps des Königs Brodt bereit halten müßte. f) Radeberg den 20. Juni : „ So lange Ich hier mit Daun nicht bataillirt, darf ich nicht gedenken , nach Schlesien zu gehen , wenn Ich sonst , was Ich dort gut machen, nicht hier verderben wollte. (Da die Ordres des Königs 4 Lage brauchten, um an Ort und Stelle zu gelangen : so ist diese am 20sten nicht mehr in Fouqué's Hânde ge= langt, noch weniger die Schreiben vom 22. und 23. Juni datirt.) g) Radeberg den 22. Juni : (nachdem er von dem Kommandanten von Cosel
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zuletzt angeführten Schreiben kamen übrigens nicht mehr in Fouqué's Hände. Bei ihrer Ankunft war deſſen Schicksal bereits entschieden. Laudon seinerseits verwendete den 21. und 22. Juni zur Recognoscirung der Gegend und den nöthigen Vorbereitungen zum Angriff, nachdem an lezterem Tage noch, von ihm herbeigerufen , zum größten Theil die bei Glatz zurückgelassenen Truppen, zu welchen unterdessen auch die 8000 Mann unter Draskowich gestoßen , bei Landeshut angekommen waren und sich theils bei Hartmannsdorf, theils bei Schwarzwaldau, ſowie auf den Reichhennersdorfer Bergen aufgestellt hatten. Somit war Fouqué, auf allen Seiten eingeschlossen, ohne Hoffnung eines Entsatzes sich selbst überlassen, und wiewohl es daher immer wahrscheinlicher würde , daß der Feind ſeinen Angriff nicht länger aufschieben würde, so wollte er sich doch nicht der Gefahr ausfeßen , seinen Poſten aus Mangel an Lebensmitteln verlaſſen zu müſſen. Er detachirte in dieser Absicht den 22ten noch das Grenadier-Bataillon Arnim und 250 Husaren unter Major Lutz, welche die Gegend von Ruhbank und Einsiedel besetzen mußten, damit ein Transport von 100 Wagen über Bolkenhain nach Schweidnitz gehen könnte, Mehl zu holen. ein Schreiben erhalten hatte , aus welchem dir König klar heraus las : daß die tigentlichen Absichten von Laudon auf Breslau und auf eine Vereinigung mit den Ruſſen hinausgingen) : „ Es dienet Euch alſo zur Inſtruction, daß wenn Laudon mit ſeiner Force wiederum in Schleſten pénétriret , Ihr alsdann lieber sogleich alle Werke bei Lardeshut raſiren und Eure Mesures dazu gleich in Zeiten nehmen ſollet, damit der Feind hiernächſt keinen Gebrauch davon machen kann. Dabei Ihr Euch alsdann gleich mit Eurem Corps auf Breslau zurückziehen und diesen Ort wohl deckin müſſet, ohne daß Euch Laudon dahin prävenirte.“ Mit einem folgenden Sag verheißt der König auch dem General Fouqué die längst ersehnte Hülfe von den Trägern des Turbans , dann dankt der König in einer langen Nachschrift für die eben eingegangene Nachricht der Wiedereroberung von Landeshut und bezieht sich auf das Vorstehende : „ Ihr habet seit einigen Tagen her sehr differinte Ordres ven Mir bekommen, welches Ihr aber denen Umständen attribuiren müſſet, als die ſich von Tage zu Tage geändert.“ Bei den glücklichen Aussichten mit dem Divan ist der König am Schluß der Ansicht: nanmehro in Sachſen nichts zu hazardiren , so wie aber die Umstände anfin = gen favorabler zu werden : ,,alsdann wir das Projekt gegen Mähren wieder hervor= Juchen und zur Execution bringen müſſen.“ h) Der König wiederholte Fouqué am 23 Juni ( alſo am Tage des Treffens ) diese Ordres und Anſichten mit nachstehendem Schluß : „ Wir müffen zuſammen hier vornehmlich dafür sorgen : damit uns zwischen hier und dem 10. oder 12. Julius keine Festung verloren gehe , das Uebrige wird sich alsdann wohl geben. Wenn es aber, davor der Himmel sei ! mit den Türken ganz fehlen sollte, so würde es doch nicht in unsern Kräften stehen, Alles wieder zurechte zu bringen."
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In der Nacht vom 22. zum 23. Juni fiel ein starker Regen ein, und man hörte in der Gegend von Hartmannsdorf und auf den Wegen, die von Forste kommen , viel Artillerie fahren , woraus man vermuthete, daß der Feind einen Angriff im Sinne habe. Dies wurde auch bald durch feindliche Ueberläufer bestätigt , welche einstimmig aussagten, daß der General Laudon beschlossen hätte, das preußische Lager anzugreifen. Die Oesterreicher rückten auch wirklich rechts und links der Forster Höhe bis B. vor.
III.
(Siehe Plan.)
Beschreibung des Schlachtfeldes, Stärke und
Uebersicht der beiderseitigen Corps auf demſelben. Machen wir hier einen Ruhepunkt und nehmen vor Betrachtung der beiderseitigen , weiteren Maaßnahmen und Ereignisse zunächst das Schlachtfeld und dann die Stellungen der Oesterreicher und Preußen auf demselben in Augenschein , sø werden uns die letzteren den Beweis liefern , wie zur Besetzung und nachhaltigen Vertheidigung der ca. 8000 Schritt langen Stellung Fouqué's bei Landeshut nicht 10-, sondern wenigstens 30–40,000 Mann erforderlich gewesen wären ; die Stärke aber des preußischen Corps , der des österreichischen gegenüber wird uns zeigen, wie ungleich der heiße Kampf war , zu dem es in wenigen Stunden fam. Landeshut in einem 1200 Fuß hohen Thale am rechten Ulfer des Bober gelegen , in den sich auch hier der aus Süden kommende Ziederbach ergießt, iſt ſtrategisch wichtig als ein Posten, der die aus dem Königsgräßer Kreise über Trautenau nach Böhmen führende Straße deckt, weshalb er im 7jährigen Kriege oft besetzt gewesen. Die Stadt selbst, zu jener Zeit noch mit Mauern und Gräben umgeben , wie viele der schlesischen Gebirgsstädte , hat 3 sich lang hinziehende Vorstädte : die sogenannte Niedervorstadt mit dem Gasthof zur Burg, damals Rothfretscham genannt, am nördlichen Ausgang , -die Ziedervorstadt am südöstlichen , die sogenannte Breitenau am südwestlichen Ausgang gelegen. Dicht an die Stadt reſp. Vorstädte ſchließt sich gegen Nordwest' Vogelsdorf, gegen Südost Nieder - Zieder , ferner ebenso nahe am linken Boberufer Ober- und Nieder - Leppersdorf und Schloß Kreppelhof an. —
Außerhalb der Ringmauern , aber dicht an der
Stadt, zwischen der Straße nach Schömberg resp . Friedland und
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der nach Liebau, liegt die von einer Mauer umgebene massive evangelische Kirche. Außer den beiden eben genannten Straßen führt von Landeshut aus noch eine nach Schmiedeberg , nach Kupferberg , Bolkenhain, Freiburg , und eine siebente endlich über Gottesberg nach Waldenburg. Unweit des schon erwähnten Rothkretscham, also am nördlichen Ausgange der Stadt , erhebt sich ein kleiner Berg , der Thiemenberg ge= nannt , auf welchem Seitens der Preußen eine ganz geschlossene Sternschanze angelegt war ; ungefähr 800 Schritte hinter derselben , dicht an der Straße nach Schömberg und den Häusern der Stadt , gegen diese ganz steil abfallend, liegt der Burgberg , auf dem eine kleine ganz ge= schlossene Redoute angelegt war. Südlich der Stadt und der evangelischen Kirche, ungefähr 150 Schritt von derselben entfernt, erhebt sich der Kirchberg , ein ca. 600 Schritt langer, ziemlich steiler Bergrücken, der am nördlichen Ende durch Anlage einer, gegen das Dorf Nieder-Zieder gerichteten, in der Kehle durch Pallisaden und Verhaue geschützten größeren Feldschanze mit mehreren aus- ' und eingehenden Winkeln, am südlichen Ende und östlichen Abhange aber durch 3 kleine Fleschen verstärkt war. Südwestlich dieses Kirchberg's und von ihm durch eine kleine Thaleinsenkung getrennt , zieht sich westlich der Straße nach Liebau auf die Vorstadt Breitenau zu, eine ungefähr 1300 Schritt lange Berglehne hin, deren beide Endpunkte : der Gerichts- und Galgenberg sich etwas über die Höhe der Berglehne erheben. Dem Gerichtsberg hatten die Preußen durch eine ebenfalls in der Kehle durch Pallisaden geschlossene Feldschanze , eine größere Widerstandsfähigkeit geben wollen , die Berglehne selbst und der Galgenberg waren durch 3 nach Südwest gerichtete Fleschen, von denen die auf dem Galgenberge die bedeutendste war, verstärkt worden Südwestlich der ebengenannten Berglehne wieder und gleichfalls nur durch ein 500 Schritte breites Thal geschieden, zieht sich, mit derselben faſt parallel laufend , westlich der Straße nach Liebau ein 2ter noch höherer Bergrücken - der Hahnberg bis an den Bober hin, in dem sogenannten „ blauen Sternbusch“ endend.
Auf den 3 in einer
Linie liegenden höchsten Kuppen dieſes Bergrückens waren drei nach Süd' west gerichtete und geschlossene Feldschanzen angebracht , von denen die südlichste noch durch 2 vorliegende kleinen Fleschen gedeckt war. Ebenfalls südwestlich dieses 2ten Bergrückens endlich und parallel mit ihm , auch wieder durch ein ca. 700 Schritt breites Thal getrennt, erheben sich die Johnsdorfer Mühlenberge , auf denen 4 Feldschanzen nach Südwest gerichtet , von den Preußen aufgeworfen waren. 2*
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Sowohl diese Mühlberge , wie der vor ihnen genannte Hahnberg mit den darauf angelegten Schanzen bildeten gleichsam die rechte Flanke des quasi zweiten Treffens der ganzen Vertheidigungsstellung, denn vor dieser ca. 7000 Schritt langen Linie (vom Thiemenberge bis zu den Mühlenbergen hin gerechnet) durch das Ziederthal getrennt , waren die ungefähr 1800 Schritt weiter nach Nordoſt und Often vorliegenden beträchtlich höheren und steileren Bergkuppen als quasi erstes Treffen gleichfalls durch ein größeres Retranchement und mehrere kleine Feldwerke verstärkt worden. Dieses größere Retranchement war die zur beſſern Deckung der linken Flanke vom Leuschner- bis Mummelberge aufgeworfene, ca. 1600 Schritt lange Linie , die mehrere aus- und eingehende Winkel hatte. Die südlich an diese sich anschließenden Bergkuppen , der Buch- und Tilgenberg , deſſen füdlichstes Ende vielleicht 2000 Schritt vom Mummelberge entfernt liegt , waren endlich auch mit Feldschanzen versehen worden , und zwar der Buchberg mit einer ganz geschloffenen Redoute in Sternform, der Tilgenberg mit 3 kleinen in Abständen nebeneinander angelegten Fleschen. " ) Von allen diesen Positionen ist die wichtigste und bedeutendste die auf dem Kirchberge , der ein kahler Sandſteinfelfeu ist , und nicht allein die Stadt , sondern auch das vorliegende Terrain bis zu der Kette des Leuschner , Mummel- , Buch- und Tilgenberges , sowie das Ziederthal beherrscht. Auf ihm ſind noch die Ueberreste der Schanzen und die in die Felsen selbst eingehauenen Schießscharten zu sehen. Noch höher als er liegen die ebenerwähnten Berge , von denen zur Zeit des Treffens , wie auch heut , der Tilgen- und Leuschnerberg ganz kahl, der Mummel- und Buchberg aber bewaldet waren , mit dem Unterschiede nur, daß diese Waldungen damals bis auf eine gewiſſe Grenze niedergehauen waren , um das für die Palliſaden und Verhaue nöthige Material herzugeben . - Auch auf diesen , wie den übrigen Bergen der
6) Nach dem Bericht Laudon's an die Kaiſerin vom 14. Juni ſollen die Verschanzungen der Preußen nicht blos aus Redouten und Fleschen, sondern aus ordent lichen ſoliden Werken mit Blockhäusern , Palliſaden , Sturmpfählen , Aufzugbrücken und den tiefsten Gräben b . standen haben, - auch fast alle Berge überdies noch mit einer Communikationslinie versehen gewesen sein. x Anmerkung des Verfassers. Was an diesen Angaben wahr ist, läßt sich aus den von preußischer Seite erschienenen Berichten und den sonst hierüber einschlagenden Quellenwerken nicht ermitteln ; jedenfalls dürfte Fouqué bei dem kurz vor der Aktion eingetretencn Regenwetter und der wenigen Zeit, die ihm überhaupt zur Ausbesserung der unlängst erst zerstörten Verschanzungen blieb , so viel Mühe darauf nicht haben verwenden können .
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ganzen Vertheidigungsstellung sind noch heut zum Theil die Ueberreſte der einzelnen Schanzen zu sehen. -Der Gerichts- und Galgenberg, der Hahnberg und die Mühlenberge, sämmtlich kahl, damals wie heut, fallen alle ziemlich schroff gegen den Bober ab. Von ihnen haben mit dem Kirchberge ungefähr gleiche Höhe der Gerichts- und Galgenberg, welcher lettere nächſt dem Kirchberge der bedeutendste ist; etwas höher dagegen als diese, liegt der Hahnberg, und noch höher als dieser die Mühlberge. Am linken Ufer des Bobers endlich , nordwestlich der Stadt Landeshut, erheben sich zunächst nur mäßige Höhen, worunter dicht hinter Nieder-Leppersdorf die Felsenkuppe sich auszeichnet, von welcher aus am 13. Auguſt 1813 Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm III . die Heerschau über das bald darauf nach Böhmen rückende 80,000 Mann starke russische Heer hielten. Das Boberthal selbst nehmen zu beiz den Theilen des Fluffes, weit ober- und unterhalb der Stadt, ganz ebene Wiesen ein. Was nun zum Zweiten die Stärke der beiderseitigen Corps am Tage des Treffens selbst anlangt , so sei hier gleich Eingangs erwähnt, daß troß des genaueſten Quellenſtudiums ganz beſtimmte und zu- . verlässige Angaben sowohl der Bataillone resp. Schwadronen , als auch der Kopfzahl, -- wenigstens hinsichtlich der Oesterreicher nicht gemacht werden können, indem nur 22 Bataillone, 70 Schwadronen nach allen Quellen bestimmt, -24 Bataillone und 10 Schwadronen aber außerdem noch nach 4 unter einander übereinstimmenden Quellen bei der Action betheiligt gewesen sein sollen. Zählt man nun zu der erstgenannten Zahl von 22 Bataillouen, 70 Schwadronen, - und dies kann man unter den angegebenen Verhältnissen mit Recht thun , die lezt ange= führten hinzu , so ergiebt dies 46 Bataillone , 80 Schwadronen. Das Bataillon zu 520, die Schwadronen zu 110 Mann gerechnet 23,920 Mann Infanterie , 8,800 Mann Kavallerie , zusammen 32,720 Mann, eine Zahl, die bei den zwischen 28 bis 38 Tausend Mann differirenden Quellenangaben zugleich die ungefähre Durchschnittszahl bezeichnen dürfte. Nach österreichischen Angaben sollen diesem Corps nur 44 Geschüße beigegeben gewesen sein , nach des Artillerie- Generals Decker Geschichte des 7jährigen Krieges aber , die in artilleriſtiſcher Bezichung den in dieser 160 ; Darstellung gemachten Angaben vorzugsweise zu Grunde liegt , zwischen beiden Zahlen dürfte aber wohl nur die wirklich vorhanden ge= wesene Anzahl der Geschütze liegen , etwa 100 , deren Bedienungsmannschaften, mindestens aber auf 800 Mann anzuschlagen, übrigens in obiger Stärke gar nicht mit gerechnet sind , da über die Artillerie in fast allen
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Quellen wenig oder gar Nichts angegeben wird . Die Totalsumme der Desterreicher betrüge hiernach ca. 34,000 Mann. *) Anders verhält es sich mit den Angaben über die Stärke des preußischen Corps. Bis auf einige unbedeutende Verschiedenheiten stimmen nämlich alle Quellen , selbst die österreichischen darin überein, daß dasselbe aus 4 Grenadier -Bataillonen, 8 Musketier- Bataillonen und 3 Frei-Bataillonen, zusammen 15 Bataillonen , ferner 14 Schwadronen und 68 Geschützen verschiedenen Calibers zusammengesetzt war. Die bei Darstellung der Action nachher noch erwähnten FreiwilligenBataillone v. Below und v. Bork können in der Summe der Bataillone nicht mit gerechnet werden , da sie aus Leuten der übrigen Bataillone zusammengesetzt waren. Nach Tempelhoff und der schön Eingangs erwähnten militärischen Monatsschrift, machten diese Truppen zusammen 10,680 , nach Gaudi 10,400 Mann aus ; da aber nach keiner dieser Quellen die bei 68 Geschützen wenigstens auf 500 Mann anzuschlagenden Bedienungs - Mannschaften in jenen Zahlen mit gerechnet sind , so dürfte die wirkliche Stärke der Preußen bei Landeshut ca. 11,000 Mann betragen haben. Der zur Zeit des Treffens unter General Zieten auf dem Zeiskenberge detachirte Reſt dieſes Corps beſtaud aus 4 Bataillonen, 3 Schwadronen, ca. 2300 Mann , die aber, wie die Darstellung des Treffens zeigen wird, an demselben keinen Antheil genommen haben. Zum mindeſten waren hiernach die Oesterreicher den Preußen um das Dreifache überlegen, ein Umstand, der es ihnen leicht machte, diese zu schlagen. - Außerdem wurden die österreichischen Truppen von 20 Generalen befehligt ; auf preußischer Seite dagegen finden wir nur den General der Infanterie Baron de la Motte Fouqué , die General-Majors v. Schenkendorf und v. Malachowski und den Obersten v. Rosen, der Generaldienste that , in den Berichten angeführt. Der auf dem Zeiskenberge stehende General-Major v. Zieten und Oberst v. Kleist , der auch als Brigadier fungirte , sowie der General - Major le Grand , der für seine Person am 18. Juni schon auf Befehl des Königs unter Bedeckung einer Schwadron Alt-Platen-Dragoner von Landeshut hatte nach Neisse gehen müssen , nahmen an dem Treffen nicht Theil. Die Stellungen endlich beider Corps auf dem vorhin näher beschriebenen Schlachtfelde waren unmittelbar vor Beginn des Kampfes *) Das Nähere über die Stärke der Oesterreicher, sowie der Preußen siehe Beilage 1.
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folgende: Seitens der Preußen waren zunächst gleichsam als 1stes Treffen - hinter dem neuen Retranchement vom Leufchuer- bis zum Mummelberge das 2. Bataillon v . Fouqué linker, das 1. Bataillon v. Mosel rechter Hand und hinter dieſen beiden 2 Schwadronen AltPlaten - Dragoner poſtirt. An Geschützen befanden sich in dieser Verschanzung drei 12pfünder , zwei 3pfünder und 3 Haubigen , zusammen 8 Geschütze. Außerdem wurde zur bessern Deckung der linken Flanke zwischen dem Leuschner- und Thiemenberge das Bataillon v. Mellin aufgestellt. Hinter den Schanzen auf dem Mummel- , Buch- und Tilgenberge ſtanden 3 Kompagnien vom 1 Bataillon v. Fouqué und das Grenadier - Bataillon v. Wobersnow , letteres rechter Hand vom Buchberg bis an den Ziederbach hinab; hinter dieſen wieder 5 Schwadronen Malachowski (gelbe) Husaren ; in den Schanzen selbst sechs 3pfünder und 4 Haubigen, zusammen 10 Geschütze. 3m 2ten Treffen und zwar an dessen linken Flügel hielt die Schanze auf dem Thiemberge - 1 Peloton vom 2. Bataillon v. Fouqué , unter Lieutenant v . Budberg besetzt ; auf dem Burgberg ſtanden außer zwei 3pfündern die andern 2 Kompagnien des 1. Bataillon v. Fouqué. Die Stadt Landeshut selbst hatte nur 60 Mann Besatzung, und in der Nieder - Vorstadt waren auf der sogenannten Klugischen Bleiche, vom Rothkretscham an längs des Bobers compagnieweise das Freibataillon v. Lüderit zur Deckung der Bäckerei aufgestellt. Den Kirchberg , der als die wichtigste Position acht 12pfünder und vier 6pfünder, alſo zwölf Geschütze zur Vertheidigung erhalten hatte, be= sette 1 Bataillon Margraf Heinrich; am Fuße des Berges linker Der Ge = Hand standen 2 Schwadronen Alt - Platen Dragoner. richts- und Galgenberg wurden durch sechs 12pfünder und zehn 3pfünder, zusammen 16 Geschüge vertheidigt , außerdem waren auf ersterem 2 Bataillone v. Bülow , auf letzterem 1 Bataillon v. Braun poſtirt. Auf dem Hahnberge standen die beiden Grenadier-Bataillone von Sobeck und v. Koschembahr , drei 6pfünder , ſieben 3ffünder und 2 Haubigen, zusammen 12 Gefchüße ; hinter ihnen noch am Fuße des Galgenberges 5 Schwadronen Werner Husaren. Die Mühlberge endlich, die Flanke des 2ten Treffens bildend, hatten die Freibataillone von le Noble und v . Collignon mit zwei 6pfündern und sechs 3pfündern, zuſammen 8 Geſchüßen besetzt und hinter diesen standen zur Unterstützung die Freiwilligen v. Below und v. Bork. Also im Ganzen für 24 einzelne Redouten , Flefchen 2c. und eine
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zusammenhängende Verschanzung gewiß eine höchst unvollkommene Besagung und dabei ohne alle Reſerve. Außer diesen eben aufgeführten Truppen waren noch, wie wir schon wiſſen, nach der Gegend von Ruhbank und Einsiedel das GrenadierBataillon v. Arnim und 250 Pferde, unter Major Luß detachirt ; dann ſtanden in dem Walde zwischen Blasdorf und der faulen Brücke 200 Mann vom Freibataillon , ebenso in dem Walde zwischen Forste und dem Mummelberge 200 Mann vom Freibataillon und 500 Husaren auf der Höhe bei Vogelsdorf auf Verposten. Soweit die Aufstellung der Preußen , deren linken Flügel Oberst v. Rosen , deren rechten Flügel General-Major v. Schenkendorf commandirte , während der G.-M. v . Malachowski über die gesammte Kavallerie, der General der Infanterie v . Fouqué aber den Befehl über das Ganze führte. Betrachten wir nun die Stellungen der Desterreicher am Abend vor der Action, so sehen wir dieselben den General Fouqué in einem weiten Halbkreise einschließen. Die Reichhennersdorfer Berge bildeten das eine Ende desselben , die Höhe bei Forste die Mitte , und die Gegend bei Hartmannsdorf das andere Ende deſſelben. Die Truppen auf den Reichhennersdorfer Bergen kommandirten die Generale v. Wolfersdorff, St. Ignon , Gaisrugg , die bei Forste, die Generale Ellrichshausen , Campitelli, Müffling, Naselli, die bei Hartmannsdorf, die Generale Potsdazkh und Martigny , sämmtlich unter dem Oberbefehl des Feld-Zeugmeister v. Laudon. Um dem Feinde auch die Straße nach Schmiedeberg abzuschneiden, war endlich, wie wir schon wissen , auf Befehl Laudon's der General v. Beck mit seinem Corps von Friedeberg a. D. nach Hirschberg gerückt.
VI. des
Laudon's Treffens ,
Disposition zum Angriff, Verlust der Preußen
― Verlauf
und Desterreicher ;
Bericht der Stadt Landeshut an König Friedrich über die Plünderung derselben, weitere Folgen des Treffens , Schluß. Nehmen wir nach dieser nothwendigen Abschweifung den Faden der Erzählung wieder auf, so dürfte es zunächst von Intereſſe ſein, die Dis-
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position Laudon's zum Angriff auf die verschanzte Stellung der Preußen kennen zu lernen. Nach der österreichischen Militair-Zeitſchrift, mit welcher auch die Angaben der übrigen Quellenwerke, bis auf die Stärke der einzelnen Colonnen , die letztere alle höher angeben , ziemlich übereinstimmen, lautete diese Disposition folgendermaaßen : ") Den 22. Juni in der Nacht hat die Artillerie in möglichster Stille auf der Höhe bei Reichhennersdorf, auf dem Steinberge, vor dem Doctorberge und bei Vogelsdorf in Batterien aufzufahren, und auf das gegebene Signal durch Granaten auf dem Steinberge mit einem heftigen Feuer den Angriff zu beginnen. Gleich darauf rücken die Truppen in 4 Colonnen zum Sturm gegen die Verschanzungen vor, und zwar : (jetzt Leuschner-) Berges Ite Colonne zur Erstürmung des Doctor G.-F.-W. Naselli mit 6 Bataillonen, 2te Colonne zur Erſtürmung der Mummelschanze und der verschanzten Linie F.-M.-L. v . Müffling mit 5 Bataillonen, 3te Colonne zur Erſtürmung der Redoute auf dem Buchberge und Tilgenberge G.- F.-W Ellrichshausen mit 6 Bataillonen. Diesen beiden letzten Bataillonen folgt zur Unterſtüßung F.M.-L. v. Kampiletti mit 14 Bataillonen in 2 Treffen. 4te Colonne zur Erſtürmung der verschanzten Berge bei Blasdorf und Reichhennersdorf F.-M.-L. v . Wolfersdorff mit 5 Bataillonen, 24 Schwadronen. Ferner rücken zugleich mit der Isten Colonne die F.-M.-L. Graf Potsdazkh und Graf Martigny mit 24 Schwadronen in 2 Treffen im Thale des Lässig-Baches über Hartmannsdorf gegen Vogelsdorf vor, theils um den Angriff der ersten Colonne zu unterſtügen, theils um dem Feinde den Rückzug gegen Ruhbank abzuschneiden. Den Vertrab dieser Colonne bildet Oberst Graf Kinsky , welcher mit 40 Mann Löwenstein Chevauxlegers und 300 Mann Freiwillige Karabiniers dem Feinde auf dem Doctor fallen hat.
Berge in den Rücken zu
*) Die österreichische Militair :- Zeitschrift konnte bei Abfassung der , von dem Königlich preußischen großen Generalſtabe im Jahre 1834 herausgegebenen Geſchichte des 7jährigen Krieges nicht mit benugt werden , da sie erſt 1 Jahr darauf, 1835, die Schilderung des Landeshuter Treffens brachte. In der Stärke-Angabe des Laudon'schen Corps, ſpeciell der bei Landeshut zur Verwendung gekommenen Truppen, iſt erstere jedenfalls ganz unrichtig, sie giebt dieselbe nur zu 26,000 Mann an, während nachweislich aller übrigen Quellen mindestens 34,000 Desterreicher bei Landeshut Es sind deshalb auch in vorſtehender Disposition die Stärkezahlen der fochten. G einzelnen Colonnen zumeist nach diesen Quellen angegeben. -
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G.-F.-W. v. Nauendorf mit 20 Schwadronen Kavallerie marschirt über Hartmannsdorf und Kraufendorf auf die Auhöhe bei Schreibendorf und schneidet dem Feinde die Straße nach Schmiedeberg ab. Zur Besetzung der Straße nach Bolkenhain und Freiburg sind 2 Bataillone Infanterie , 2 Schwadronen schwere Kavallerie und 50 Hufaren bei Ruhbank aufzustellen . Alle diese Truppen marſchiren den 22ſten Abends dergestalt ab, daß felbe den 23. Juni um 1 Uhr Morgens am Orte ihrer Bestimmung eintreffen. Zur Unterſtüßung des Angriffs bei Reichhennersdorf hat G.-F.›W. v. St. Ignon mit 2 Bataillons Linien- Infanterie, 3 Bataillons Grenzern, 5 Schwadronen Kürassiere und 5 Schwadronen Husaren um 12 Uhr Nachts über die faule Brücke nach Blasdorf zu marſchiren, sich der Johnsdorfer Anhöhen zu bemächtigen und bis nach Leppersdorf im Rücken des Feindes patrouilliren zu laſſen; - nach gelungenem Angriff der 4ten Colonne aber sich gegen Reuſſendorf zu wenden und die Straße nach Kupferberg zu befeßen. F.-M.-L. v. Gaisrugg endlich hat sich mit 3 Bataillons Infanterie bei Reichhennersdorf zum Schuß der dafelbst aufgeführten Artillerie aufzustellen ." Diesen Anordnungen zufolge gaben alſo am 23. Juni gegen 32 Uhr Morgens vier in der Luft crepirende Haubitzgranaten den Oesterreichern das Zeichen zum Angriff, worauf die auf den Anhöhen aufgestellte Artillerie sogleich aus allen Geschützen zu feuern begann. Kurz vorher war ein heftiges Gewitter mit starkem Regen über die Gegend gezogen , und noch rollte der Donner und leuchteten die Blize in der Ferne, als unter Begünstigung des Artilleriefeners die Colonnen , welche sich schon um 1 Uhr an den ihnen zugewiesenen Punkten formirt hatten , im Halbdunkel des anbrechenden Tages zum Sturm vorrückten.8) Zuerst mußte nach der Absicht Laudon's, der die Aufmerksamkeit der Preußen von dem eigentlichen Hauptangriffspunkt , d. h. ihrem linken
Flügel ablenken wollte, F.-M.-L. v . Wolfersdorff mit der 4. Colonne von den Reichhennersdorfer Bergen aus einen Scheinangriff auf die auf
8) Daß Laudon bei der großen Uebermacht seines Corps außerdem noch den Schuß der Nacht beim Angriff auf die preußische Stellung zu Hülfe nahm, läßt sich nur in der Annahme erklären, er habe beabsichtigt, die Preußen zugleich überraschend anzugreifen, oder seine Achtung vor ihnen und ihrem Führer sei so groß geweſen, daß ihm jene Zuhülfenahme der Nacht zum Gelingen seines Ungriffs nicht unwesent> lich erschien. -
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den Mühlbergen poſtirten Preußen, also auf deren rechten Flügel machen. Bei diesem Angriff fuhr der Feind zugleich viel schweres Geschütz , be= sonders viel Haubigen auf, deren Feuer in den engen Schanzen bedeutenden Schaden that. Dessen ungeachtet hielt der hier commandirende G.-M. v. Schenkendorf mit den 4 Bataillonen : Le Noble, v . Collignon, v. Below und v. Bork diesen Angriff gegen den bei weitem überlegenen Feind an die zwei Stunden aus, bis es endlich letzterem glückte, die Anhöhen zu ersteigen und feinen Gegner zu überflügeln. Fouqué , um diese Zeit auf den Höhen seines Centrums haltend und den Gang des Gefechts beobachtend , sieht von hier aus nicht nur das Vordringen des F.-M.-L. v. Wolfersdorff, sondern auch v. Schenkendorf's Gefahr, vom Feinde in Flanke und Rücken gefaßt zu werden. Er befiehlt daher dem . Major v. Koschembahr mit der Hälfte seines Grenadier- Bataillons, das mit dem Grenadier - Bataillon v. Sobeck dahinter auf dem Hahnberge postirt war, dem Feinde selbst in Flanke und Rücken zu fallen. Dieser war aber schon zu weit links gekommen und dadurch gelang es ihm, nicht allein jene geringe Zahl unter Major v . Koschembahr , der bei dieſem Gefecht den Tod fand , sondern auch die übrigen auf den Mühlenbergen stehenden Bataillone zu überflügeln und bis auf den Hahnberg ' zurückzuwerfen. Auf diesem Berge sammelten sich dann wieder die geschlagenen Bataillone unter dem Schutz der andern Hälfte des Grenadier-Bataillon v. Koschembahr und des Grenadier-Bataillons v. Sobeck, welche hierauf gemeinschaftlich mit dem, zu ihrer Unterſtügung vom Galgenberge her vorgerückten Bataillen v. Braun noch einmal den rørdringenden F.M.-L. v. Wolfersdorf angriffen. Dies geschah mit so vieler Lebhaftigkeit und Bravheit, daß er bis nach Reichhennersdorf zurückwich, 2 Fahnen und 1 Standarte verler, und sich jetzt damit begnügte, die Preußen und ihre Schanzen von den Reichhennersdorfer Bergen aus mit Kanonen und Haubigen lebhaft beschießen zu lassen , bis die Action durch den weit glücklicheren Angriff des österreichischen rechten Flügels eine andere Geſtalt genommen und dadurch das fernere Vorrücken seines Corps begünstigt hatte. Um den Preußen aber wenigstens den Rückzug über den Bober und damit zugleich auf Schmiedeberg abzuschneiden, entfendete er jezt den F.-W. v. St. Ignon mit 5 Bataillonen, 10 Schwadronen durch Blasdorf auf die jenseits dieſes Fluſſes liegenden Johndorfer Höhen , welche derselbe besetzte. Fouqué dies wahrnehmend , läßt daher von den 5 Schwadronen Werner Husaren, die am Fuß des Galgenberges stehen, 3 Schwadronen unter Major v. Owstien ebenfalls über den Bober gehen, ihm den Rücken, so gut es sich mit einer so geringen Anzahl thun ließ, frei zu halten.
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Zum Ersatz führte dann Obristlieutenant v. Papstein und Major v. Bonin die vor dem Kirchberg postirten 2 Schwadronen Alt - PlatenDragoner hinter das Bataillon Markgraf Heinrich an den Fuß des Berges. Nachdrucksvoller und entscheidender war der indessen unter Laudon's unmittelbarem Befehl ausgeführte Angriff der Oesterreicher gegen den linken Flügel der preußischen Stellung gewesen. Ein lebhaftes Kanonen- und Haubißenfeuer, wodurch mehrere der preußischen Geſchüße ſehr bald demontirt wurden, hatte den Anfang gemacht , dann stürmte F.-W. v. Naselli mit der 1sten Colonne gegen die Schanze auf dem Leuschnerberge und die damit zusammenhängende verschanzte Linie in der Front an, während Obriſtlieutenant d'Alton mit den Laudon'schen Grenadieren, die meiſt aus preußischen Ueberläufern beſtanden, und Oberſt Graf Kinskh mit dem Vortrabe der Kavallerie den hier aufgestellten, von Oberst von Rosen commandirten Truppen in die Flanke und den Rücken zu kommen suchte. Zwar wehrten sich diese mit der größten Standhaftigkeit ; da aber das Terrain , das sie dem Feinde streitig machen wollten , viel zu weitläuftig war, drang das Laudon'ſche Regiment zwischen dem Leuschnerberge und Vogelsdorf durch, warf das hier stehende Bataillon v. Mellin über den Haufen, und kam dem rechts davon , hinter der verschanzten Linie stehenden 2. Bataillon v . Fouqué zu eben der Zeit in den Rücken , als es von einigen Bataillonen in der Front angegriffen wurde. — Ob hierbei die in der Nähe rostirten 2 Schwadronen Alt-Platen- Dragoner den beiden angegriffenen Bataillonen thätige Hülfe leisteten, läßt sich nur vers muthen; in den Schlachtberichten selbst ist Nichts darüber aufzufinden. Jedenfalls war diese Attaque des Obristlieutenant d'Alton entscheidend , weil dadurch die Angriffe der übrigen Colonnen en front ausnehmend begünstigt wurden. Gleichzeitig mit dieser 1ſten Colonne brach F.-M.-L. v. Müffling mit der 2ten auf dem Wege von Forste gegen die Mummelschanze vor, drang bei derselben in die Verschanzung ein, kam dadurch dem hier postirten Bataillon v. Mosel in die rechte Flanke und trieb es nach ruhmwürdigem Widerstand zurück.
Die 3te Colonne unter F.-W. v . Ell-
richshausen endlich war gegen die Verſchanzungen auf dem Buch- und Tilgenberge, welche 3 Kompagnien vom 1. Bataillon v . Fouqué und das Grenadier-Bataillon v. Wobersnow besetzt hielten, vorgerückt. Troß aller Tapferkeit aber mußten schließlich auch diese Truppen der Uebermacht des Feindes und seinen wiederholten Angriffen weichen. Jetzt nach Verlauf von ungefähr 1 Stunde marschirten die österreichischen Colonnen, die durch die Erſtürmung der ſteilen Berge, die Er-
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stürmung der Redouten und den dabei erlittenen Verlust etwas in Unordnung gebracht worden waren, schnell auf den eroberten Anhöhen auf, formirten sich daselbst zum weiteren Angriffe , während F.-M.-L. Graf Campitelli mit 14 Bataillonen in 2 Treffen zur Unterſtützung dieſes Angriffs nachrückte und die Artillerie auf dem Buch- und Mummelberge in eine neue Stellung auffuhr . Fouqué dagegen hatte, um doch auch ſeinerseits eine Art Verſtärkung in's Feuer zu bringen , inzwischen die 250 Huſaren unter Major Lutz und das Grenadier- Bataillon v. Arnim von Ruhbank herangezogen, und schickte letzteres nun dem überall weichenden linken Flügel zu Hülfe. Oberst v. Rosen, obschon stark verwundet, setzte sich an die Spitze dieses Bataillons , sowie der zu demselben gestoßenen Ueberreste der schon geſchlagenen Bataillone und griff die immer weiter vordringenden Oester= reicher nochmals an. Aber die bereits völlig entwickelte feindliche Uebermacht empfing auch diese Colonne so nachdrücklich mit Kanonen- und kleinem Gewehrfeuer, daß sie troß der muthigsten Gegenwehr unter grosem Verluste sich endlich ebenfalls zurückziehen mußte. Während dieses Kampfes und Rückzuges wurden die Majore v. Wachholz und v. Wobersnow erſchoſſen, der Oberſt v. Roſen aber, schwer verwundet, gefangen. Der Ueberrest des geschlagenen linken Flügels , dem sich nun auch die 2 Kompagnieen vom 1. Bataillon v. Fouqué auf dem Burgberge auschlossen, zog sich hierauf nach dem Kirchberg zurück, um hier dem Feinde auf's Neue die Stirn zu bieten. Um die gleiche Zeit etwa mußten auch auf Befehl Fouque's die 14 Schwadronen, von denen die hinter dem 1sten Treffen postirt geweſenen nach dem Rückzuge desselben sich durchgehauenº) und dann mit den´andern Schwadronen hinter dem Kirchberge vereinigt hatten, unter G.-M. v. Malachowski über den Bober gehen , um sich durchzuschlagen , denn Fouqué glaubte von ihnen in dem coupirten Terrain keinen Gebrauch machen zu können. Aber jenseits des Bober angekommen , fand G.-M. v. Malachowski zwischen Schreibendorf und Reussendorf die feindliche Kavallerie (unter Nauendorf) ihm gegenüber aufmarschirt. In Colonne bleibend , sprengt er in sie ein , stürzt aber , da ihm das Pferd erſchoſſen wird und ward ebenso wie Obriſtlieutenant v . Papstein und Major v. Bonin gefangen. Ein großer Theil seiner Reiterei hieb sich indeß unter Major v . Owſtien, der nun das Kommando übernahm , durch und erreichte Jauer, wo sich auch später noch einige 100 Mann Infan-
9) Bei dieser Gelegenheit verloren die Dragoner Alt- Platen ihre silbernrn Pauken, die Hauptmann Graf Looz vom Regiment Collowrat eigenhändig erbeutete:
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terie, welche einzeln zu flüchten Gelegenheit fanden , sammelten. Dieser etwa 1500 Mann starke Rest zog sich hierauf vereint über Neumarkt nach Breslau zurück. Die aus einem Peloton des 2. Bataillon v . Fouqué unter Lieutenant v. Budberg bestehende Besatzung der Redoute auf dem Thiemberge, wohin sich auch unter Majer v. Hoven die Reste des Bataillons v. Mellin geworfen hatten, hielt sich indeß noch nach dem Rückzuge des linken preußischen Flügels einige Zeit. Endlich aber mußte auch sie der Uebermacht erliegen ; Major v. Hoven und Lieutenant v . Budberg, sowie der größte Theil der Besatzung starben hier den Heldentod , die übrige Mannschaft wurde gefangen. Den unweit dieser Redoute liegenden Gasthof „ zum Rothkretſcham“ steckten während dieses Kampfes die Desterreicher in Brand , um den Rückzug der Preußen auf dieser Seite aufzuhalten. General Fouqué war jetzt noches mochte gegen 6 Uhr sein ―― auf die Stadt Landeshut , den Kirch- , Galgen-, Gerichts- und Hahnberg beschränkt. Daß ihm wenig Hoffnung mehr blieb , ſein Corps aus der mißlichen Lage zu retten, sah er wohl ein. Laudon hatte nämlich inzwischen den größten Theil seiner Kavallerie bei Vogelsdorf über den Bober gehen laſſen, um Fouqué den - Rückzug über diesen Fluß abzuschneiden ; außerdem formirte er nun zum Angriff auf den Kirchberg 2 Kolonnen , von denen die 1 . zunächst die nur mit 60 Mann besetzte Stadt Landeshut sehr bald in Besitz nahm , da das zur Deckung der Bäckerei in der Vorstadt compagnieweise aufgestellte Bataillon v. Lüderiß schon beim 1. Angriff nach und nach bis auf die steinerne Flußbrücke zurückgetrieben , und hierbei theils aufgerieben, theils gefangen genommen war. Dann rückte diese Kolonne durch die Stadt bei der ,
am Fuß
des Kirchberges liegenden
evangelischen Kirche vorbei, und griff die Verschanzung auf diesem Berge in Flanke und Rücken an , während die 2. Kolonne vom Dorfe Zieder her, in der Front stürmte. Der Angriff beider Kolonnen wurde noch durch eine anf dem Riegel- (auch Riefnerberg genannt) zwiſchen Reichhennersdorf und Zieder aufgestellte Batterie von 12 schweren Geschüßen unterstützt. Der 1. Kolonne schickte General Fouqué vom Galgenberge das Bataillon Freiwillige v . Below entgegen, welches aber von den überlegenen feindlichen Bataillonen zurückgewiesen wurde. Den Weichenden folgte der Feind auf dem Fuße nach, bemächtigte sich der Redoute auf dem Kirchberge10) und kam nun so dem 1. Bataillon Markgraf Heinrich,
10) Nach der Chronik der Stadt Landeshut von C. F. B. Hayn sollen die Feinde in derselben nach dem Treffen ſiebenfach übereinander gelegen haben.
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so wie den Truppen , die sich vom linken Flügel dorthin gezogen hatten, in Flanke und Rücken. Die 2. Kolonne , welche mittlerweile auch von Zieder her zum Angriff vorgegangen war, aber vor dem heftigen Feuer der auf dem Kirchberge aufgepflanzten Geschütze in Unordnung sich hatte zuerst zurückziehen müſſen, wiederholte, durch diesen glücklichen Erfolg der 1. Kolonne aufgemuntert , jest ihren Angriff in der Front, und nöthigte mit jener gemeinschaftlich die zwar durch das 2. Bataillon v. Bülow noch verstärkten, aber fast von allen Seiten schon umringten Preußen zum Rückzuge nach dem Galgenberge, der in bester Ordnung ausgeführt wurde. Der öſterreichische Veteran, Rittmeister v. Cogniazzo, ein Augenzeuge dieſes Kampfes, giebt den Preußen hierüber folgendes Zeugniß : „Fehlte es unsererseits nicht an Ordnung , Muth , guter Vertheidigung und Anführung der Truppen , so sette uns dagegen feindlicher Seits die außerordentliche Standhaftigkeit in der Vertheidigung bei weitem mehr, als
selbst das Terrain , Hinderniſſe
und
Schwierigkeiten
entgegen.
Unmöglich kann man Truppen mit mehr Contenance, Ordnung und Bravheit fechten sehen, als hier die Preußen fochten.“ Weiterhin nennt der Veteran den Widerſtand derselben : „ die tapferſte Gegenwehr, die alle Beschreibung übertrifft." Fouqué auf dem Galgenberge angekommen , und die Unmöglichkeit einer zähen Behauptung der Position erkennend , gab daher jezt dem General-Majer v. Schenkendorf durch seinen Adjutanten, dem IngenieurHauptmann v. Winancow den Befehl, ſich mit seinen Truppen über den Bober zurückzuziehen. Hauptmann v. Winancow wurde aber auf dem ·Nückwege erschossen, und Fouqué, nun ungewiß, ob v. Schenkendorf überhaupt den Befehl erhalten habe , schickte deshalb seinen Sohn, den General- Adjutanten, Lieutenant v. Fouqué mit demselben Auftrage ab. Unterdessen war F. M. L. v. Wolfersdorff aber schon wieder durch Reichhennersdorf vorgerückt und hatte die Schauzen auf dem Hahnberge angegriffen, welche General- Major v. Schenkendorf mit vieler Tapferkeit vertheidigte. Der Feind jedoch von einer zahlreichen Artillerie unterstützt , erneuerte stets seine Angriffe und erſtürmte sie endlich gegen 7 Uhr. ― General- Major v. Schenkendorf den erhaltenen Befehl befol gend, zog sich nun ebenfalls , aber in beständigem Gefecht mit v. Wolfersdorff und nur langsam auf den Galgenberg zurück, der dem General v. Fouqué jezt allein noch übrig blieb. Er vertheidigte diesen letzten Posten in Person mit 2. Bataillens v . Bülow, dem 1. Bataillon Markgraf Heinrich, dem 1. Bataillon v. Braun und den Freiwilligen v . Below, an welche sich die Ueberreste der Bataillone des linken Flügels angeschlossen hatten , gegen die von allen Seiten wiederholt unternommenen Angriffe des
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Feindes , der außerdem den Galgenberg vom Kirchberge , Hahnberge und Riegel aus lebhaft beschoß, und dadurch den daſelbſt zuſammengedrängten Truppen einen äußerst bedeutenden Verluſt zufügte. Fouque , durch ein längeres Festhalten dieses Punktes die unvermeidlich gänzliche Aufreibung seines ohnehin sehr zusammengeschmolzenen Corps , dem es zum Theil schon an Munition fehlte, voraussehend, entschloß sich endlich zum Rückzug über den Bober , hoffend , er würde sich über Schreibendorf noch durchschlagen können.
Die wenigen ,
Freibataillonen übrig gebliebenen Leute mußten die Kroaten ,
von den
welche be-
reits die Häuser auf dem linken Boberufer besetzt hatten , . vertreiben ; dann folgte Fouqué selbst mit dem Bataillon Freiwillige v. Below und 1 Kompagnie v. Braun , und formirte , nachdem er den Bober bei Leppersdorf paſſirt, von diesen ein Quarrée, in der Absicht, den General v. Schenkendorf noch an sich zu ziehen und sich dann durch die, vor ihm . aufmarschirte österreichische Kavallerie unter Nauendorf durchzuschlagen. Die Preußen angefeuert durch die Gegenwart ihres heldenmüthigen Führers , der fest entſchloſſen war , sich bis auf den letzten Mann zu wehren und seine Freiheit oder sein Leben theuer zu verkaufen, schlugen auch die wiederholten Angriffe der bald auf sie eindringenden österreichischen Kavallerie tapfer zurück ; als dieser aber auch noch Infanterie zu Hülfe kam, und durch ein lebhaftes Feuer den Angriff unterstützte, wurde der Kampf ungleich ; Fouqué , deſſen Pferd todt zuſammenſtürzt , fällt und in demselben Augenblick sprengt das Regiment Löwenstein - Dragoner das Quarrée, Alles niederhauend, was sich um die Person des Generals versammelt hatte. Fouqué ſelbſt erhält 3 Hiebe, ( 1 in den Rüffen, 1 in die Stirn und 1 in den Ellenbogen) und würde ohne Zweifel auch ein Opfer der wuthentbrannten Dragoner geworden sein , wenn nicht sein treuer Diener Trautschke11 ) sich auf ihn geworfen , die Hiebe aufgefangen, und dabei unaufhörlich gerufen hätte : „Wollt ihr denn den commandirenden General umbringen ?" Dies hört endlich Oberst v . Voit, Commandeur des Löwenstein'schen Regiments, eilt herbei , treibt die Dragoner aus einander , hebt den mit Blut und Staub bedeckten General von der Erde auf, ¹² ) läßt sein Paradepferd herbeiführen und bietet
11) Trautschke (,, das Wunder Schlesiens , " wie ihn König Friedrich nannte) erhielt hier 13 Wunden und mußte späterhin trepanirt werden. Fouqué , sowie nachher dessen zurückgelassene Famlie, verpflegte ihn bis an sein Ende, während er nach dem Tode seines Herrn zugleich durch die Gnade des Königs einen Uccise= posten in Brandenburg erhielt. 12) Als der Punkt, auf welchem Fouqué im Quarrée haltend fiel, und die oben.
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es Fouqué an.
Dieser übergiebt dem Obersten seinen Degen, will aber
dessen Pferd nicht besteigen. „ Ich würde das schöne Sattelzeug mit meinem Blute verderben" sagte er. „ Ich kann Euer Excellenz versi= chern" war die Antwort des Oberſten Voit , „ daß mein Sattelzeug unendlich an Werth gewinnt , wenn es mit dem Blute eines Helden besprigt wird." Feuqué bestieg nun das Pferd, worauf Oberst Voit vorerst seinem Gefangenen die möglichst nahe wundärztliche Hülfe zu verschaffen eilte. Er führte ihn also zu einem Detachement des Beck'schen Corps, welches auf Befehl Laudon's herbeigeeilt war, den Preußen vollends den Rückzug zu verlegen. Während dort Fouqué von einem Feldscheer des Husaren -Regiments Spleny in der Geschwindigkeit so gut wie möglich verbunden wird , weil man eilte ihn zum Feldzeugmeister zu bringen, ließ sich ein ungenannter feindlicher, Offizier , der österreichische Veteran sagt von ihm : ,,nicht würdig , Fouqué's Schuhriemen aufzulöfen," - soweit von niedrigem Hochmuth hinreißen , über die Niederlage der Preußen Hohn zu sprechen. „ Ieder ehrliebende Offizier , “ erzählt der Veteran weiter : „ stieß sich an dieſer Aufführung und reprochirte sie dem Unbesonnenen auf der Stelle.“ „ Lassen Sie ihn sprechen , meine Herren" sagte Fouqué in dem Tone des seine ganze Würde mitten im Unglück beibehaltenden Mannes : ,,das geht so im Kriege , hodie mihi , cras tibi !" Dieſe gleichsam prophetischen Worte des grauen Helden gin= gen auch wirklich in der am 15. August darauf erfolgten Action bei Liegnitz, welche Laudon verlor, in Erfüllung. Den General v. Schenkendorf, welcher dem Befehl zu Folge, mittlerweile auch über den Bober hatte gehen wollen , erreichte dasselbe Schicksal wie Fouqué ; ihm wurde kurz vorher das Pferd
unter dem
Leibe erschossen , er selbst aber von den ihn dicht verfolgenden Feinden gefangen. An die Spitze der nun von allen Befehlshabern entblößten, zu einem kleinen Haufen zusammengeschmolzenen Truppen des rechten Flügels setzte sich jetzt Oberst v. Below vom Braun'schen Regiment, und unter ihm Major v. Arnim, Hauptmann v. Bärner und GeneralAdjutant , Lieutenant v. Treskow.
Ihre Absicht war, nach dem Ueber-
gange über den Bober den Wald bei Reußendorf zu erreichen und`unter dessen Schutz den Rückzug fortzufegen. Anfangs wiesen sie zwar die Angriffe der sie umschwärmenden feindlichen Kavallerie 13 ) ab ; doch beschriebene Scene stattfand , wird nach der Chronik der Stadt Landeshut von C. Fr. W. Hayn, das Feld hinter der sogenannten Stein : Mühle und dem Wirthshause Locker bezeichnet. 13 ) Trautmannsdorf'sche Cüraffiere unter General Belgiojoso , einige Schwadronen Collowrat-Dragoner unter General Caramelli. 3
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wurde ihre Entschloffenheit nicht mit Erfolg
gekrönt , denn bei dem
weiteren Vorrücken stießen sie auf das vorhin erwähnte Beck'sche Detachement. Der österreichische Veteran, der selbst Augenzeuge gerade dieser letzten Scene auf dem Schlachtfelde war , sagt hierüber wörtlich : „ Oberſt v. Below machte jetzt Halt und formirte sein Quarrée auf das Beſte. Man forderte ihn auf, sich zu ergeben, und er beantwortete unsere Aufforderung mit seinen Kanonen , kurz , er vertheidigte sich mit so vielem Heldenmuth und Opiniatreté, daß ihm nachher , als er in die Kriegsgefangenschaft gerathen , der Feldzeugmeister Laudon , wie es mir dieser brave Offizier selbst zu meiner größten Verwunderung geklagt, die bittersten Vorwürfe darüber gemacht haben soll. Es sah freilich nicht anders aus , als ob dieser einzige Mann dem Sieger noch Trotz bieten, und mit ſeinem kleinen Haufen und einigen Feldstücken entweder durchkommen, oder wohl gar eine Capitulation auf dem verlorenen Schlachtfelde hätte erzwingen wollen. Für mich , und ich glaube für jeden , der Heldentugend auch an Feinden schägt, war es ein festlicher Anblick, mitten unter den Besiegten diesen Leonidas der Preußen bis auf den legten Augenblick seines Schicksals unbesiegt zu sehen.
Wer muß der tap-
fere Mann sein, fragte einèr den andern, der da noch steht, wo Fouqué gefallen ist? - Wahrlich, er verdiente ein beſſeres Loos ; denn bald da= • rauf, nachdem er noch einige Anfälle der Kavallerie ausgehalten, und sie durch ein wohl angebrachtes Feuer zurückgewiesen hatte , wurde er durch die Kroaten des Beck'schen Detachements unter Anführung eines ihrer tapfersten Männer, des Hauptmanns v. Knesovics, und die Huſaren des Spleny'ſchen Majors r. Semſey en front , von der in Anmerkung 13 besagten Laudon'schen Kavallerie aber im Rücken und Flanken angegriffen. Uebermannt durch einen so allgemeinen choc streckte die Mannschaft das Gewehr , und rief : Pardon ! Aber welch' ein Auftritt ! Der größte Theil dieser braven aber jetzt wehrlosen Menschen ward demungeachtet durch die Wuth des unbändigen Kriegers dem Schwert geopfert. " 14) Es war jetzt 10 Uhr und das Treffen beendet ; nur einzelne Grenadiere feuerten noch aus ihren Schlupfwinkeln in Landeshut und auf dem evangelischen Kirchhofe. Der Widerstand des Fouqué’ſchen Corps hatte hiernach über 7. Stunden gedauert und länger als manche große Schlacht. Von den circa 11,000 Mann , woraus dasselbe bestanden hatte,
14) Oberst v. Below , Hauptmann von Bärner und Lieutenant von Treskow wurden gefangen, Major v. Arnim verwundet.
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wurden außer Fouqué und den beiden Generalen v. Schenkendorf und v. Malachowski , 19 Stabs- , 226 Oberoffiziere , 5 Beamte und 8,065 Mann gefangen, circa 1200 waren geblieben oder verwundet, der Ueberrest circa 1500 Mann schlug sich, wie schon erwähnt, durch. Außerdem fielen dem Sieger in die Hände : 68 Geſchüße mit 38 Munitionswagen, 34 Fahnen, 2 Standarten und 1 Paar silberne Pauken. Der Verlust der Desterreicher betrug an Todten : 18 Stabs- und Oberoffiziere und 750 Mann vom Feldwebel abwärts ; blessirt wurden 81 Stabs- und Oberoffiziere (unter ihnen die Generale Nauendorf, Potsdazkh, Ellrichshausen) und 2,014 Mann. Die erste Nachricht von diesem Siege Landon's überbrachte am 25. Juni schon der Obriſtlieutenant d'Alton der Kaiſerin Maria Theresia auf dem Luftschloſſe Laxenburg unter Vorreitung 18 blaſender Poſtillione, worauf vom Kaiserlichen Hofe ein vorläufiger Bericht darüber bekannt gemacht wurde, und am 28. langte der Obriſtlieutenant Rouvroh mit der , vom Feldzeugmeister Laudon unterm 24. Juni in Schwarzwaldau abgefaßten ausführlichen Beschreibung desselben und den eroberten Fahnen, Standarten und silbernen Pauken in Wien an, worauf am 29. in der Hauptkirche ,,das Te deum unter einer 3fachen Losfeuerung der Kanonen von den Wällen , wie auch unter Paradirung und gemachten 3maligen Lauffeuer der Besatzung abgefungen wurde." Ueberhaupt war die Freude über diesen Sieg österreichischerseits wieder sehr groß ; man ſah, um uns des alten Wigwortes der Jeſuiten zu bedienen, wieder einmal in jenen Tagen, wie nach der Schlacht bei Kollin - ,,Wien ohne W." König Friedrich dagegen sagte, nachdem ihm die Meldung über den unglücklichen Ausgang des Treffens zugegangen war , bei Austheilung der Parole zu den versammelten Generalen und andern Offizieren : ,,Messieurs , es hat sich wieder einmal ein Unglück ereignet . General Fouqué ist bei Landeshut vom General Laudon mit fast dreifacher Uebermacht angegriffen und überwältigt worden. Beinahe sein ganzes Corps ist kriegsgefangen. Aber er hat sich bis auf den letzten Mann gewehrt , und ward in einem niedergerittenen Quarrée unter seinem erschossenen Pferde mit Hiebwunden gefangen. Ich wünsche, Messieurs, daß wir Alle bei ähnlicher Gelegenheit uns ebenso benehmen mögen, wie Fouqué.“ Die nach dem Treffen zwischen dem König und dem Prinz Heinrich gepflogene Correspondenz enthalten die nachstehenden , im Urtext französisch geschriebenen Briefe. i. k. 1. m.)
i) Der König an den Prinzen Heinrich. Radeberg den 25. Juni 1760. Die Desterreicher´haben hier die Kunde verbreitet : sie hätten Nachrichten aus Schle= 3*
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Für den unglücklichen Ort Landeshut selbst aber wurde der 23. Juni noch zu einem Schreckenstage , der seinen Einwohnern und deren Handel für lange Zeit tiefe Wunden schlug. Hatten schon vor Erſtür-
sien und Fouqué ſei bei Landeshut gänzlich geschlagen worden ; er habe von seinem Corps nicht mehr als 500 Mann Kavallerie gehabt , welche sich mit dem Säbel in der Faust hätten durchschlagen können, - und hierzu haben diese Leute noch hinzu : gefügt, daß ſie dieſen Sieg heute Abend durch Freudenfeuer feiern würden , - was wir ja ſehen werden. Obgleich die Briefe aus Schlesien vom 21ten Nichts davon sagen, kann ich Dir nicht verhehlen , daß ich hinsichtlich dieses Punktes in großer Angst bin und zwar in Folge Fouqué's Brief vom 21ten, von dem ich Dir eine mit geheimen Chiffern geschriebene verschlossene Copie mitsende ; ich verstehe es nicht, wie er sich mit seinem Corps von 11 Schwadronen Huſaren, 4 Schwadronen Dragoner, 4 Grenadier : 4 Musketier- 3 Freibataillonen durch den Feind hat ſchlagen laſſen können, besonders da ich ihm wiederholt geſagt und mehrere Male geschrieben hatte, daß ich mich nicht eher von hier entfernen könne, um nach Schlesien zu gehen, beror ich nicht irgend ein entscheidendes Treffen gegen Daun geliefert und dies glücklich abgelaufen wäre , ich bedürfte 10 oder 12 Märsche, um zu ihm zu gelangen ; und als ich ihn auf gleiche Weise von der Abficht Laudons : Breslau zu überfallen und ' sich mit den Ruſſen zu vereinigen , benachrichtigte, gab ich ihm den Befehl, alle bei Landeshut, und zwar auf schlesischer Seite stehen gebliebenen Werke ſchleifen zu laſſen und unverzüglich auf Breslau zu marſchiren. (Dieſc Ordres erreichten Fouqué nicht mehr.) Du siehst hieraus , theurer Bruder , in welcher Verlegenheit ich ſein und welche Qual ich in Folge der Ungewißheit leiden muß , in der ich mich hinsichtlich Fouqué's befinde. Er hat den Gen. Major v . Ziethen mit 4 Batl. und 2 Schwa= dronen auf dem Zeiskenberge gelaſſen , um die Verbindung mit Schweidnig zu` unterhalten. Ich schicke einen Befehl an Ziethen, ſich auf Breslau zurückzuziehen, um sich hinein zu werfen ; kurz meine Verlegenheit ist eine außerordentliche durch die schreckliche Ungewißheit, in der ich mich befinde. k) Der Prinz Heinrich an den König. Landsberg den 26. Juni 1760. - So= eben habe ich die Nachricht über das, was dem General Fouqué zugestoßen ist, erhalten. Deine Angelegenheiten waren vor diesem Unfalle äußerst verzweifelt ; jezt sehe ich nur zu wohl, was man zu gewärtigen hat. Der Major v . Owstien , wel= cher sich mit den Trümmern des Corps , beſtehend aus 1000 Mann Infanterie und 6-700 Pferden gerettet hat, hat mir geſchrieben, um zu erfahren, was er thun soll. Ich habe ihm geantwortet, er soll sich mit General Ziethen , der in Schweidnig ist, und auf Breslau marſchiren wollte, vereinigen. 1) Der König an den Prinzen Heinrich. Groß- Döbrig den 26. Juni 1760. ― Ich füge hier meine Nachrichten von Warschau , soweit ſie Dich betreffen, bei und sage Dir, daß ich fortwährend in großer Ungewißheit darüber bin, was Fouqué jus gestoßen sein kann, denn ich fürchte, daß er irgend einen großen Verlust erlitten hat. Die Geheimschrift, deren er sich bis jezt bedient hat, und welche mit derjenigen übers einstimmend war, deren sich alle Festungskommandantın Schlesiens bei der Cor: respondenz mit Dir und Mir bedienten, ist verloren gegangen ; ich schicke Dir daher verschlossen eine andere neue Geheimschrift , welche ich aus dieser Veranlassung vor einiger Zeit dem Staatsminister von Schlabrendorf gesandt habe , damit er Copien an alle Festungscommandanten Schlesiens schicke und diese sich bei ihrer Correspon=
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mung des Kirchberges, wobei das Feldgeschrei geheißen haben soll: „nur frisch in's Feuer , Landeshut iſt euer ! " die durch die Stadt marſchirenden feindlichen Truppen mancherlei Ausschweisungen begangen , so nahmeu dieſe noch in größerem Maaße nach Beendigung des Treffens über Hand. Die jetzt eindringenden Desterreicher , welche ihre erschöpften Kräfte bald wieder durch den Genuß berauschender Mittels ) gestärkt hat-
denz mit Dir und mir keiner andern , als dieser Geheimschrift und nicht mehr der bisher angewandten gewöhnlichen deutschen Schrift bedienen. ― m) Der König an den Prinzen Heinrich. Groß-Döbriß den 26. Juni. --- Gestern war mir das Herz zerriſſen und ich zu traurig , um vermögend zu sein , Dir einen vernünftigen Brief zu ſchreiben, aber heute, wo ich ein wenig zu mir ſelbſt gekommen, will ich Dir meine Gedanken mittheilen. Nach dem Unglück , welches Fouqué soeben zugestoßen ist, kann Laudon sicher keine andere Absicht als die auf Breslau haben ; wenn alſo die Ruſſen kommen, wird es die große Aufgabe sein, dieſe Hauptstadt Schlesiens zu retten. Die Türken müſſen in Bewegung sein , und ist dies der Fall, so find wir gerettet, wenn nicht, sind wir verloren. Ich habe heute die Ebene von Döbrig besegt, um mehr gesammelt und im Stande zu ſein, mich gut zu schlagen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, und im Fall das , was man über die Türken gesagt und geschrieben hat, wahr ist, um Nußen davon zu ziehen, wenn es Zeit dazu sein wird. Bedenke, welcher Zuſammenfluß von . mißlichen Umständen das Unglück Fouqué's veranlaßt hat — er marſchirt auf Landeshut, von wo er den Feind vertreibt ; denſelben Abend will Landon Glag erstürmen ; nachdem er daselbst 5000 Mann verloren , hebt er die Belagerung auf, marſchirt ab und gelangt nach Gottesberg ; Fouqué weiß es nicht Laudon läßt die Stellung von Hartmannsdorf, besegen und greift den 23ten an Fouqué hat nur 8 Bataillone gegen 30,000 Mann , ― das Uebrige ist nicht mehr überraschend ; aber man ſieht in allen diesen Ereignissen eine Verkettung von aufeinander folgerden unglücklichen Zufällen und die Hartnäckigkeit des Schicksals, mich zu verfolgen ; es ergreift mich Ungeduld , wie Liebende, ihre abwesenden Geliebten wiederzusehen , aber der fünfte Akt muß bis zur Entwickelung fortgeführt werden, Du hast weder von Lach noch von Daun Etwas zu befürchten ; ich werde Dir darüber Aufklärung geben und gewiſſenhaft mittheilen, worum es sich handelt. 15) Die ziemlich allgemein verbreitete Sage, ja ſelbſt in vielen Schriften jener Zeit aufgestellte Behauptung : man habe österreichischer Seits den Truppen schon vor Beginn des Treffens durch eine reichliche Brandtweinſpendung mehr Muth_einflößen wollen," bestreitet der schon öfters genannte österreichische Veteran, gewiß ein offenherziger , partheiloser Geschichtsschreiber auf das Bestimmteste. In seinen Ge ſtändnissen sagt derselbe unter Underem hierüber wörtlich : Die Liebe zur Wahrheit verpflichtet mich, erdichtete Erzählungen , sie mögen aus Leichtgläubigkeit , Mißverſtand oder was immer für einen Irrthum herrühren , freimüthig zu widersprechen ; dahin gehört unstreitig das Vorgeben , wodurch man aus der Quelle des Brandtweins die Bravour der tapfersten Krieger in der Schlacht bei Landeshut herzuleiten ſucht. Es würde dım nüchternen Feinde wenig Ehre machen , wenn er sich von Betrunkenen hätte überwinden laſſen , und ebenso wenig Ehre würde es den österreichischen Generalen machen, wenn sie sich durch Austheilung einer großen Quanti-
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ten, ließen nämlich ihren Muthwillen , ihre Wuth und Raubsucht nun an den unglücklichen , schon hinlänglich geängstigten Einwohnern aus, indem sie nach denselben auf der Straße und in die Fenster schossen, die, welche ihnen in die Hände fielen, mißhandelten, dann in die Häuser eindrangen und Alles bewegliche Hab und Gut raubten oder doch auf das Grausamste zerstörten und verdarben. Ja selbst dem Einschreiteu Laudons und anderer Generale gelang es nicht, dem Plündern und Morden Einhalt zu thun und die zügellose Wuth der Leute zu bändigen. Ein treues Bild dieser Plünderung liefert der von der Stadt an König Friedrich unter dem 1. December 1760 eingereichte Bericht , der deshalb hier wörtlich seinen Platz finden möge : Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König , Allergnädigster König und Herr Herr! Landeshutt den 1. Dcbr. 1760. Die Bürgerschafft von Landeshutt unterwindet sich Ew. Königl. Majestät Ihre bedauernswürdige Umstände allerunterthänigst vorzutragen, und bittet zugleich Sie vor der Hand aus angeführten Urfachen von der Abgabe der Feuer- Societaets - Reste und des Recrouten - Geldes nicht allein zu dispensiren , sondern auch nach hergestelter Ruhe, zu Ihrem Aufkommen Ihnen aus allerhöchster Königl. Gnade behülflich zu seyn. Ew. Königl. Majestaet getreue Bürgerschafft von Landeshutt hat zwar seit dem Anfange des Krieges die Calamitaeten deßelben ganz vorzüglich mit empfunden, allein den 23ten Juny des 1760ten Jahres hat uns das härteste Schicksal, ſo man im Kriege erfahren kan, dermaßen betroffen, daß unser Orth total ruiniert worden ist , und in hundert und mehreren Jahren sich nicht wieder erhohlen wird. An diesem unglücklichen Tage wurden Wir alle samt von der Kayserl. Armée, unter Commando des Feld-Zeug-Meisters von Laudon , welche Ihrer Souverainin das Land erobern solte, Und welche nach Ihren Manifesten, Versicherungen und Ausstreuungen jedermann bey den Seinigen schützen und überall Ordnung halten wolte, bey Gelegenheit eines Sieges über Ew. Königl. Majestät General von der Infanterie, den Baron de la Motte Fouque nicht allein total ausgeplündert , und auf eine recht unerhörte Weiße gemißhandelt, sondern Wir haben auch zu gleicher Zeit,
tät Brandtweines der Gefahr hätten aussehen wollen, berauschte Truppen zu come mandiren.
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alß ob Wir arme Einwohner an etwas Schuld wären, unschuldiger weise in Brandt gesteckt werden sollen, daß solches nicht geschehen , haben wir lediglich der Güte Göttes zu dancken , welche unser Elendt nicht aufs höchste kommen laßen wollen, und dahero denen , so sich über unser Unglück freuen wolten , die Augen blendte , daß sie mit aller Ihrer Kunst, nach Ihrem eignen Geständniß, die Stadt selbst durch so viel herein geworfne Haubitzen nicht in Brand bringen können, sondern auch dem Feuer vor dem Nieder Thore und im Zieder , welches an beyden Orthen durch Haubigen angesteckt war, und wodurch 5 Häußer und 1 Bauer-Hoff eingeäschert worden , Einhalt that , daß solches , weil sich wegen der harten Attaque an behden Orthen niemand zum retten trauen durfte, ohne weitern Schaden vor sich nieder brandte. Sobald der Sieg sich auf Kayserl. Seite lenkte, glaubten die bestürzten Einwohner unsers Ohrtes , von der siegenden Armée nicht das mindeſte fürchten zu dürffen , da man besonders wenig Tage vorher ein Contributions- Quantum ven 50000 Flr. erlegt und dabey die herrlichsten Versicherungen von Kahfl. Schuß, Milde, und Gnade erhalten hatte, allein Sie wurden zu Ihrem grösten Schrecken bald eines andern überführet , den die Garnison hatte kaum die Stadt verlaßen , als die Feinde schon mit der grösten Wuth einbrachen , nach den Leuthen auf den Straßen und in den Fenstern schoßen, die Ihnen in die Hände fielen, auf das erschrecklichste mißhandelten, und in einer recht rasenden Fourie die Häufer aufschlugen , Küsten und Kaſten zerbrachen, was zerbrechlich war, an Fenstern, Osen Porcellain, und Gläser ruinirten und die armen Leuthe so sich in nichts wiederfetten , völlig das Ihrige an Geld , Geldes werth , Wahren , Wäsche , Bette , Kleidung und Haußrath beraubten, was einer noch stehen oder liegen ließ, nahm ein andrer, und was keinem anſtund, wurde zu nichte gemacht und verdorben . Alle um die Stadt befindliche Bleichen hatten ein gleiches Schicksaal, und auf den meisten ist auch nicht ein einiges Schock Leinwandt zurückgelaßen worden , wie den auch kein eigner Kauffmann in der Stadt das mindeste von rohen und weißen Leinwandten und Kaufmanns-Wahren behalten, wodurch allein ein Schaden gegen 225000 Rthlr. causiret worden. Unser Unglück war der Preiß , welcher vor die Armée, wenn Sie den Sieg erhielte, ausgefegt war, viele Tage vorher hatte man schon in Böhmen davon Wißenschafft und diese schändliche Nachtbarn glaubten dadurch Ihr Selaviſches Elend zu erleichtern, und Ihre armseelige Umstände zu verbeßern , weshalb Sie sich zu tausenden mit den nöthigen Instrumenten zu Ihrem verfluchten Vornehmen bet der Armée eingefunden, und die Plünderung selbst, so allgemein und vollkommen gemacht haben. Da die Position der Armée von Ew. Königl. Majestaet so unge-
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mein Vortheilhafft war, so vermuthete selbst der Feld-Zeug-Meister Laudon, daß der Sieg schwer und kostbahr , ja ohnmöglich sein würde , wen Er nicht bey seiner aus 54000 Mann bestehenden Armée außer ordenliche Mittel anwendete, Sie zu einer sonderbahren Bravour zu animiren . Man Versprach also der Armée die Stadt Landeshutt Preiß zu geben, man schrieb eine ungeheure Eymer Zahl Brandtwein aus, welcher Abends vorher den Trouppen so die attaque mache solten , ausgetheilet ward. Sie marchirten also unter einem heftigen Donner-Wetter u. Regen, und attaquirten alß Leuthe die Ihrer Sinnen beraubt und Ihrer Vernunft nicht mächtig waren. Die große Ueberlegenheit des Feindes, deßen General es foste was
es wolle, siegen wolte , überwältigte endlich nach einem harten Wiederstande die grösten und höchsten Schanzen , und da man von diesen die andern beschießen konnte , muste die Tapferkeit der Menge weichen und einen Platz verlaßen, der Mit so vielen todten und blessirten befäet war, als die Anzahl derer ausmachte , die man angegriffen und überwunden hatte. Der wütende Soldat war also weiter nicht zu bändigen, man hörte auf allen Straßen und in allen Häusern ein kläglich Geschreh der be raubten und erbärmliches Wehklagen der verwundeten und geschlagenen, der Soldat ohne Unterschied ſchrie und lermte, und da der General von Laudon auf geschehene Vorstellung der totalen Plünderung eines Ohrthes deßen Umstände Ihm nicht so bekandt gewesen, und Er Sie nachher erfahren, der enormen Excesse wegen in die Stadt kam , und die Sache zu redressiren meinte, wurde selbst nach Ihm gehauen und geschossen, und Er muſte zurück reiten , und eine Esqvadron Curassirer zur Bedeckung mitnehmen, damit Er nur durch die Stadt kommen konnte. Der feindliche General von Jahnus (deßen Andenken in Landeshutt allemahl rühmlich bleiben wird) ſahe dieſe Wirthschafft , alß ein wahrer Menschen Freundt, mit thränenden Augen an , Er sendet seine Adjutanten als Salve Garden an seine befandte Eilete auch Selbſt in ſein gehabtes Quartier zu der verwitt. Klembtin um wo möglich durch seine Gegenwarth Ihr Hauß zu retten, Es war aber zu spät, den die verwitt. Klembtin war nicht allein schon wie alle übrige Einwohner ausgeplündert, sondern auch in Kopf blessirt , Er lösete also beyde Pistolen auf die so noch im Hauſe aufräumten, und was noch ganz war zertrümmerten , muſte aber sich endlichen auch retireren , weil Ihm andrer Geſtalt sein eigne Leuthe todtgeschlagen hätte. Diese grausame Wirtschafft dauerte von 2 Uhr morgendts biß um
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11 Uhr, und in den Vorstädten hat sie biß in die Nacht gewähret, ohnerachtet man starke Patroullen auf den Straßen herum gehen ließ , den ferneren Excessen vorzubeugen. Unsere Einwohner waren also in wenig Stunden von allen Ihren Mitteln beraubt, und auch so gar desjenigen entblößet, was man zur Erhaltung seines Lebens øhnumgänglich nöthig hat. Arme und reiche waren in gleichen Umständen und die mehresten so bekleidet, wie Sie aus denen Betten ausgestiegen waren. Man sahe nicht allein arme und Mittel Bürger, ſondern so gar die reichsten Kaufleuthe in den betrübten Umständen, daß Sie weder Brodt noch sonst das mindeste zu eßen hatten, weil man auch alle Victualien, so nicht mit genommen worden, zu schanden gemacht und zertretten hatte. Es würde auch das Elend der armen Einwohner noch größer worden seyn, wen nicht die benachbarte Städte Hirschberg , Schmiedeberg und Schönau durch unser Schicksaal gerührt, Unß mit einigen Nothwendigkeiten an Kleidung und Victualien gleich in den ersten Tagen verforget hätten. Die meisten Einwohner müſſen nach dieſem ſchröcklichen Tage Ihr Lager auf Stroh nehmen, weil man die Betten zerhauen, die Federn auf die Straße und aus den Fenstern geschüttet, und die Züchen und Ueberzüge darzu genommen hatte , damit das geraubte Guth desto bequemer fort gebracht werden können. Kurtz dieser einzige Tag kostete unſeren fämmbtl. Einwohnern Ihr ererbtes, und seit langen Jahren mit Müh und Arbeit erworbnes Vermögen, und es haben dabeh von der Bürgerschafft 12 Personen und ein Husaren Weib das Leben verlohren. 43 find blessirt, und über 300 übel zerschlagen und aufs euſerſte gemißhandelt worden. Wie den auch verschiedne Frauens- Personen debouchiret, und unter andern eine durch einen Bajonet Stoß in Leib tödtlich blessirte Kirschner Wittib , Nahmens Zumpin von einen Croaten in Gegenwarth verschiedener Persohnen geschändet worden , worauf Sie auch sobald verschieden ist. So viel man vor der Handt den Schaden eruiren kan , beträgt Er gewiß 650000 Rthlr. und es soll davon eine genaue Lipvidation ange fertiget werden. Da unser Orth ein Handtlungs Orth gewesen, hat diese Plünderung einen allzugroßen Einfluß in das zu künftige , Wir selbsten würden es einen Ausländer nicht verdenken können , wen Er bey der gefährl. Lage unferes Ohrtes nicht wagete, seine Commissiones hieher zu geben, davon
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auswärtigen Commissions - Waaren ein beträchtl. Quantum ebenfals mit verlohren gegangen ist. Wenigstens wird jeder so lange der Krieg dauert damit Anſtand nehmen und es könte daher leicht die betrübte Folge entstehen , daß man sich damit nach andern Orthen wendete , und die hiesige Handlung sich nach und nach weg ziehen dürfte. Unsere Kaufleuthe Selbſt würden bey Ihrem großen Verluſte allzuviel risquiren, wan ſie auf eigne Rechnung wieder einkauffen wolten , da man vor einem gleichen Unglück niehmals in der Folge versichert ist, und da auf diese Arth das Commercium sich völlig ristiret , so leiden alle diejenigen darunter die vem Commercio ihr Brodt haben, und der ganze Orth gehet zu Grunde , weil die Praetia rerum bei dem hohen Cours der guten Geld- Sorten dermaßen gestiegen , daß alles mehr alß noch ein mahl so theuer bezahlt wird, alß es vorher gewesen. = Die Handtwercks Leuthe und Professionisten welche gröstentheils auch ihr Handtwercks Zeug verlohren , können das nicht verdienen, was sie auf die jetzige Einquartirung brauchen, und es iſt zu vermuthen, daß der Winter über sehr viele ihre Häußer werden stehen laßen und fortgehen. Da die Stadt - Waldung völlig ruiniret, und dadurch ein Schaden von mehr als 200000 M. causiret worden , so kan den unvermögenden Einwohnern das Holz zur Einquartirung nicht geliefert werden , es ist auch solches niemandt anzuſchaffen im Stande , da die Klaffter hartes 5 Rthlr. und das weiche 3 Rthlr. 8 Gr. kostet und wegen mangelnden Fuhren auch nicht einmahl vor so vieles Geldt zu bekommen ist, kurg unsere Umstände sind in allen Stücken elend und kläglich, und wir mögen uns hinwenden , wo wir wollen , so sehen Wir nichts als Mangel , Armuth, Elend und Verzweifelung vor uns. Ew. Königl. Majestät bekandte Milde und Gnade ist es also, worauf wir uns beh unsern traurigen Schickfaal verlaßen können , und wir sind derer um so mehr bedürftig , weil andrer Geſtalt Unſer Orth das alte Landeshutt nimmermehr wieder werden wird , indem die Commun mit Einschluß der noch rückständigen Schulden von 1745 nunmehro effective 46000 Rthlr. schuldig ist. Wir flehen Ew. Königl. Majestaet darum allerunterthänigst an, und zweifeln nicht, daß Allerhöchſt Dieselben, wen der allmächtige nach unserm Wunsche dero Waffen ferner mit Sieg und Seegen crönen , und das Land mit einem erwünschten Frieden erfreuen wird , nach dem Exempel andrer Orthe , auch an Landeshutt in Gnaden dencken , und deßen Verunglückte und in der That bedaurens würdige Einwohner, die Ihre Treue gegen des Durchlauchtigste Königl, und Churhauß Preussen bey aller
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Gelegenheit erwiesen, wieder in solche Umstände zu ſehen ſuchen und wißen . werden, daß Handel und Wandel einigermaßen wieder hergestelt, und dadurch ein jeglicher Einwohner eingerichtet werde, ſich ſeiner Hände-Arbeit nehren, und sein Brodt wieder erwerben zu können. Da aber vor der Handt solches, wegen des schweren Krieges, u. der damit verbundenen unbeschreiblichen Unkosten nicht wohl zu vermuthen ſtehet; So wenden Wir unß zugleich an Ew. Königl . Majestaet Hochlöbl. Krieges u. Domainen Cammer , deren gnädigen Vorsorge vor unser wieder aufnehmen u. Wohlfarth Wir schon hinlängl. überzeigt sind. Wir leben der festen Hofnung , daß Hoch Dieselben beh unseren jezigen Umständen, in Ansehung der von der Commun beh zu treibenden Feuer-Societaets- Reste und neuerlich ausgeschriebenen hohen RecroutenGelder pro 1757 und 1758 eine gnädige Nachsicht vor uns haben , und den Rückstandt dieser Gelder nicht einer strafbahren Morositaet, sondern dem notorischen Unvermögen der Einwohner gnädigst zuſchreiben wird. Es würde der Commun zu großem Soulagement gereichen, wenn allerhöchst Dieselben die biß ult. Febr. c. a. liqvidirten Servis- Gelder zut assigniren geruhen wolten, wir würden so dan alle reste willig tilgen, und durch das überbleibende Quantum Uns einiger maßen zu helffen. suchen. Wir glauben solches nächstens zu erhalten , und versichern hierdurch, daß obwohl die Glücks- Umstände unserer Einwohner einen merklichen großen Abfall erlitten , dennoch unsere Devotion u . Treue gegen Ew. Königl. Majestaet täglich wächset und zunimmt, n. daß Wir allerseits die feste Zuversicht hegen , unter Ew. Majestaet gefeegneten Regierung in Ruhe u. Friede, durch göttl. Seegen Ew. Majestaet Gnade und Beystandt und durch unermüdeten Fleiß dasjenige zum Theil wieder zu erhalten, deßen Wir an dem unglückl. 23ten Juny auf einmahl beraubet worden sind. Wir erſterben mit tiefstem Respect. Ew. Königl. Majestät Unſers allergnädigsten Herrns aller unterthänigſt treu gehorſamſte Pauli , (Concipient). Krössel p. t., Kauffmanns Eltester. Flegel, Fleischauer Eltester. Haubner, Schumacher Eltester. Beer, Becker Eltester. Brieger, Schneider Eltester. Klose, Tuchmacher Eltefter. König, Schmiede Eltester. Hayn, Tischler Eltester.
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Frantz, Schloßer Eltester. Kuhnt, Kirschner Eltester.
Jensch, Bürger Zunfs Eltester. Mentzel, Bürger Elteſter.¹6 ) Soweit der Bericht der Stadt Landeshut , für welche der König zwar nach dem Frieden landesväterlich sorgte , indem er nicht allein bei mehreren Gelegenheiten Häuſer auf seine Koſten bauen ließ, ſondern derfelben noch 100 Taufend Thaler vergütete ; aber diese halfen nur die ungeheuer aufgelaufenen Kriegsschulden tilgen. Lange Zeit herrschte deshalb doch noch überall Mangel und Elend in der sonst so betriebsamen Stadt. Die nächste Folge dieses unglücklichen Tages , an den die Landeshuter noch alljährlich durch die an demselben abgehaltene sogenannte „ Plünderungspredigt" erinnert werden , war der Abmarsch des GeneralMajors v. Jung-Zieten, der seit dem 18. Juni, besonders aber am Tage der Action, auf dem Zeiskenberge allarmirt worden war, um ihn zu verhindern, den General Fouqué zu unterstützen. Er erhielt gegen Mittag die Nachricht von dem unglücklichen Ausgange des Treffens, und zog sich, ohne verfolgt zu werden, mit den bei sich habenden 4 Bataillonen und 2 Schwatronen nach Schweidnitz, wo er 2 Bataillone , 2 Schwadronen zur Verstärkung der Garnison ließ, und von da mit den übrigen 2 Bataillonen nach Breslau zurück, um dort die bei Landeshut zerstreuten Truppen zu sammeln. Oesterreichischerseits dagegen schritt man jezt zur BeLagerung der Festung Glaß , welche, um so sicherer unternommen werden konnte, als sich außer den schwachen Besatzungen in den Festungen keine preußischen Truppen mehr in Schlesien befanden , welche sich dem hätten widersetzen können , und Prinz Heinrich zur Beobachtung der russischen Armee nach der Neumark abmarschirt war. König Friedrich's gleichzeitige Anſtalten aber, die Elbe zu verlassen und sich nach Schlesien zu wenden, bestimmten den Feldmarschall Daun, dem General Laudon den Befehl zu geben, mit einem Theile seiner Armee ein Lager hinter der Kazbach zu beziehen , um dem König und dem Prinzen Heinrich den Einmarsch in Schlesien zu verwehren und so die Belagerung von Glaß zu decken. Laudon verstärkte demzufolge die Belagerungstruppen vor Glah, brach selbst den 4. Juli mit dem größten Theile seiner Armee von Landeshut auf und marschirte über Kupferberg , Goldberg nach Heinersdorf
16) Nachrichten über die Plünderung enthält ferner das Tagebuch eines Inwohners der Stadt Hirschberg. Siehe Anhang .
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zwischen Liegnitz und Parchwitz , wo er zunächst ein Lager bezog. Am 26. Juli ergab sich die Festung Glaz ; Laudon selbst aber wurde nach der vergeblichen Belagerung von Breslau von dem , inzwischen aus Sachsen herbeigeeilten König später, am 15. Auguſt bei Liegnitz geschlagen.
Bei einem letzten Rückblick auf dieſe merkwürdige und für die Preußen so unglückliche Katastrophe von Landeshut mit ihren Vorgängen und weiteren Folgen wird es uns klar werden, daß , wie General v. Decker in seinem Urtheil über dieselbe sagt : ,,derselben nicht als eine Belehrung, wohl aber als eine Warnung ein Platz in der Kriegsgeschichte ge= bührt." Diz, der vorliegenden Arbeit in Beilage 4 angefügten „ Urtheile über das Treffen bei Landeshut“ werden diesen Ausspruch im engeren Sinne gewiß bestätigen , und gleichzeitig die , sowohl von den Preußen als Desterreichern vor und während des Treffens begangenen Fehler näher beleuchten . Fassen wir dagegen ins Besondere das Verhalten der Preußen unter ihrem heldenmüthigen Führer auf dem Schlachtfelde selbst in's Auge, so läßt sich nicht leugnen , daß dieselben nach den vorangegangenen anstrengenden Märschen und den Strapazen der letzten Tage und Nächte ſich mit der rühmlichsten Bravour und Ausdauer gegen den ihnen 3fach überlegenen Feind schlugen. Selbst Laudon giebt in seinem (Beilage 2 aufgenommenen) Bericht an die Kaiserin den Preußen das ehrende Zeugniß , daß sie sich von einem Berze zum andern, jedoch allemal - sind des Feldzeugmeisters eigene Worte in der besten Ordnung und unter beständigem Feuer, so wohl aus kleinem Gewehr als Kanonen retiriret , und nicht anders, als Schritt vor Schritt gewichen sein. Ja , die Stimmen aller Kriegschriftſteller und anderer Historiker von Bedeutung , die sich über den großen Kampf der 7 Jahre vernehmen lassen , wie Tempelhoff, Cogniazzo , Berenhorst 2c. sind darin einig , das Treffen bei Landeshut als eine der ruhmvollsten Niederlagen zu bezeichnen , die je ein Feldherr und eine tapfere Schaar erlitten hat.
Wie ein feiernd einstimmiger Chor beglei
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ten sie die von dem großen König selbst in seinen Werken ausgesprochenen Worte: „ Diese schöne That läßt sich nur der des Leonidas und seiner Griechen ,
welche
die Thermophlen ver-
theidigten und ungefähr ein gleiches Schicksal hatten , an die Seite stellen." Wir aber möchten diesem Urtheilsspruch König Friedrich's nach Allem bisher Geſagtem gewiß beiſtimmend, am Schluß unserer Betrachtung der mahnenden Worte eines neueren Dichters eingedenk sein : Heilig ist das Unglück! Wenn Götter strafen , weine der Mensch und lerne.
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Beilagen.
Beilage I. Stärke des Fouque'schen und Laudon'schen Corps im Treffen bei Landeshut mit Angabe der Regimenter 2c. A. Das Corps des Generals der Infanterie Baron de la Motte Fouqué, welches am Treffen selbst Theil genommen hat, bestand aus : Kavallerie : Infanterie : (unter Befehl des General-Major (unter Befehl des General-Major v. Schenkendorf und des Oberſten r. Malachowski.) v. Rosen als Brigadier.) 5 Escad. Husaren v. Werner. 5 1 Grenadier-Bat. v . Arnim. " " v. Malachowski. 1 " " " v. Wobersnow. 4 Dragoner Alt - Platen. 1 " " v . Sobeck. 14 Escadrons. 1 " v.Koschembahr.
2 Musketier-Bat. v. Fouqué. 2 " " v. Bülow . 1 "1 v. Braun. " 1 " v. Mellin. "1 1 " " v. Mosel.
Artillerie.
33 Dreipfünder (Regimentsstücke.) 9 Sechspfünder. 17 Zwölfpfünder. 9 Haubizen.
1 " Markgraf Heinrich. 1 Freibataillon v . le Noble. 68 Geschütze. 1 v. Collignon. " 1 " v. Lüderiz.
15 Bataillone, aus deren Mannschaften noch die 2 freiwilligen Bataillone v. Below und v. Bork gebildet wurden. Auf dem Zeiskenberge bei Fürſtenſtein waren außerdem zur Zeit des Treffens unter Befehl des General - Major v . Jung - Zieten und des Obersten v . Kleiſt (als Brigadier) detachirt : Kavallerie : Infanterie : 1 Musk.- Bat. v. Braun. 3 Escad. Husaren v. Malachowski. 2 v. Mellin. " 1 " MarkgrafHeinrich.
4. Bataillone .
3 Escadrons.
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Hierzu die umstehend genannten 15 Bataillon, 14 Escadrons, 68 Geschütze gerechnet, giebt im Ganzen 19 Bataillone, 17 Escadrons , 68 Geſchüße.*) Nach v. Tempelhoff's Geschichte des 7jährigen Krieges und der mi litairischen Monatsschrift hatte : 1) das beim Treffen selbst betheiligt gewesene Corps die Stärke von : 250 Officieren, 530 Unterofficiere, 8400 Gemeine Infanterie, 1500 Kavallerie, " 10,680 Mann , in welcher Zahl die BedienungsMannschaften der Artillerie nicht enthalten. sind. 2) Der auf dem Zeiskenberge detachirte Rest bestand aus: 2000 Mann Infanterie, 300 Kavallerie, " Summa
Summa
2300 Mann.
Nach der vom preußischen großen Generalstabe herausgegebenen Geschichte des 7jährigen Krieges bestand ·
10,400 Mann, 3,400 "
Summa
13,800 Mann.
1) das Corps bei Landeshut aus . . 2) das Detachement auf dem Zeiskenberge aus
B. Stärke der Desterreicher unter Oberbefehl des GeneralFelbzeugmeisters , Freiherrn v. Laudon in dem Treffen bei Landeshut.
Los Rios
Leopold Palfy d'Arberg
་
Wallis Blaz Stahremberg
22222
Marschall Waldeck
" " " "
* Königsegg * Brehsach * Angern
2 Musk.-Bat. 2 2 2 2 2 2 2
Esterhazy Deutschmeister
Infanterie : 1 Musk.-Bat. Simbschön 2 Laudon Füsiliere " 2 *Andlau " 2 *Bathhani " 1 *Molk "
2
" "
" " "
"
Summa 34 Musk. -Bat.
"
*) Das 2te Bataillon v. Moſel, welches nach Neiße detachirt war, um die Besagung zu verstärken, sowie die eine Escadron Alt - Platen : Dragoner , die mit dem General le Grand ebenfalls dorthin gegangen war, gehörte außerdem eigentlich noch zum Fouqué'ſchen Corps.-
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*Laudon
2 Bat. Grenzer: 2 " Karlstädter Likaner 2 " Ottochauer
Grenadiere
*Salm *Baden-Baden
"
" Grenadiere 6 Bat.Oguliner Slavonier Gradiscaner Peter wardeiner
1 Bat. 1 " " 11 2 "1
Grenzer 6 Bat. Im Ganzen 46 Bataillnne à 520 Mann = 23,920 Mann Infanterie. Kavallerie : Alt-Modena Cürassiere Trautmannsdorf...
" "1
Schmerzing Carl Palfy
*Prinz Albert Dragoner
Löwenstein
Anspach Erzherzog Joseph
11 11
5 Esc. Dragoner 5 Esc. Althan 5 "1 Collowrat 5 " 5 11 Sachsen-Gotha Chevaurlegers 5 " 5 "1 *Würtemberg Grenadiere 5 "1 5 19 Nadasdh Husaren 5 " 5 ་་ 11 10 11 Bethlehem 5 ་་ 5 "1 Rudolph Palfy „ 5 19
35 Esc.
45 Esc. Summa 80 Escadrons à 110 Mann = 8,800 Mann Kavallerie.
Artillerie. Nach der österreichischen Militair - Zeitschrift : 44, -
nach C. ven
Decker Geschichte des 7jährigen Krieges : 160 , darunter 40 schwere Geschüße.
Da genaue Angaben darüber fehlen , dürfte die Durchschnitts-
zahl : 100 Geſchüße mit ca. 800 Mann Bedienung als die richtige anzunehmen sein. Verzeichniß der österreichischen Generale , die in dem Treffen mit commandirt haben : G. F. 3. M. Freiherr von Laudon. G. F. M. L. v. Geisrugg. G. F. W. M. v. Jacquemain. ?? v. Campitelli. "1 v. Naselli. " v.Ellrichshausen. " v. Wolfersdorf. v. Nauendorf. " v. Müffling.
"1 11
v. Martigni. Graf Potsdakh.
11 H
v. Weissach. v. St. Ignon.
*) Die sowohl bei der Infanterie, wie Kavallerie ohne aufgeführten Regi* menter , Generale ic. ſind nach allen Quellen , die mit einem bezeichneten nach vier unter einander übereinstimmenden Quellen bei dem Treffen betheiligt gewesen. 4
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G. F. W. M. v. Jahnus.* v. Biela.* "
" "
G. F. W. M. v. Caramelli *
v. Belgiojosc.* v. Gourci. *
" "
r. Roth.* v. Odonel. *
Beilage II. Desterreichische Berichte über das Treffen bei Landeshut. 1.
Vorläufiger Bericht.
Zur Erläuterung des eigentlichen Zuſammenhanges iſt in dem Anfange der diesseitigen Operationen zurück zu gehen, und dabey ferderſamſt zu bemercken, daß die erste Absicht des Hn . F. 3. M. dahin gerichtet war, sich den Eingang in Schlesien zu eröffnen , und sodann nach Beschaffenheit der Umstände seine weitere Operationen fortzusetzen.
Er be-
werckstelligte solches theils durch seine Manoeuvres , welche den Feind glauben gemacht, daß die eigentliche Absicht auf den Posten beh Landes- · hut gerichtet sey , und theils durch seinen so geschickt veranstalteten , als geschwind bewerkstelligten Marsch durch die Grafschaft Glaß nach Frankenstein, und da er nicht nur ein feindliches Detachement, so unsere AvisoPosten aus Reichenbach vertrieben, so gleich wieder delogiren laſſen, ſondern auch, durch Aussteckung verschiedener Lager, und andere Anstalten, den General Fouquet in der Mehnung bestärket , daß er gegen den ſogenannten Zobtenberg vorrücken, und die Communikation zwiſchen Schweidnig und Breslan unterbrechen würde, so hat solches den General Fouquet vermöget, alle zur Besetzung der Poſten bey Landeshut und andern Orten verlegte feindliche Truppen in solcher Eilfertigkeit an sich zu ziehen, daß er in dem ernannten Land'shut ein ansehnliches Magazin zurückgelassen, und der Herr Feldmarschall- Lieutenant von Wolfersdorf mit etlichen Batallions in die Stadt eingerückt ist , als die letzten feindlichen Truppen aus solcher marschirten. Beh solchen feindlichen Gegenanſtalten , und da es nicht thunlich war, die Festung Schweidniß, nebst dem ansehnlichen Corps des General Fouquet, im Rücken zu laſſen, und was wichtiges zu unternehmen, faßte der Herr Feld-Zeug- Meiſter, Freyherr von Laudohn, die geschwinde Entschließung, seine Kavallerie bey Frankenstein stehen zu lassen , die Pässe von Silberberg , Wartha und Reichenſtein wohl zu besetzen , und den Ueberrest seiner Infanterie in die Grafschaft Glag zurückzuziehen , mit
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welcher er auch sogleich die Stadt berennet , und solche Einrichtung getroffen hat, daß er dem Feind, wenn er den Ersatz versuchen wollte, auf allen Seiten behörigen Widerstand leisten, und sich entweder gleich behm . Eintritt der Compagnie einer Festung , welche den Schlüssel zu Böhmen und Schlesien abgiebt, bemeistern, oder den Feind zu einem Schritt vermögen könnte, woraus weitere Vortheile zu ziehen seyn. Zu Unterstützung dieser doppelten Absicht wurden auch sogleich von hier aus die Anstalten zum Transport der Belagerungs - Artillerie vorgekehret, und Herr General von Laudohn liesse Land'shut mit 5 Deutschen und 3 Croatischen Bataillons , dem Modenesischen Cuiraßier- und Rudolph Palfischen Husaren- Regiment besetzen, auch 5 Bataillons Infanterie und 7 Escadrons zu Friedland Posto faſſen , um ebenfalls die Verschanzungen bei Land’shut, so gegen den Feind dienen können, und dahero nicht wie die übrige geschleifet worden, zu unterſtüßen. Aus diesen Anſtalten konnte der General Fouquet nicht wohl anders urtheilen, als daß es mit der Belagerung der Stadt Glaß ernstlich gemeinet, und die schwere Artillerie bereits angekommen seh, auch die Pässe beh Silberberg, Wartha, und Reichenbach ´allzuwohl besezet waren, um etwas gegen solche unternehmen zu können , so bliebe ihm nichts anders übrig , als sich wieder von Land'shut zu bemeistern , und dadurch sich sowohl den Weg nach Böhmen, und der Stadt Glatz, als auch nach der Queis zu eröffnen . Er ist also den 17ten dieſes mit ſeinem ganzen Corps_auf_Land'shut losgedrungen , und hat sich der Verschanzung auf dem sogenannten Buchberg, so mit 600 Croaten besetzt war , samt der Stadt Land'shut wiederum bemeistert, wobeh jedoch die Croaten mehr nicht als zweh Todte und Bleßirte bekommen haben. Dem ungeachtet haben die deutſchen Bataillons und die übrigen Kaiserl. Königl. Truppen auf dem segenannten Langenberge bey Reichhennersdorf ihren Posten behauptet, und die Truppen , so zu Friedland geſtanden , an sich gezogen . Der Feind aber hat sich auf den Buchberg und andere verschanzte Anhöhen gelagert , und ist gleichfalls, ohne weiter etwas zu unternehmen, stehen geblieben. Der Herr Feld-Zeug- Meister Baron von Laudon, hatte bereits den 15ten und 16ten dieses der nach Glah vorrückenden Artillerie die Ordre zugeschickt, Hälte zu machen , und sobald er den 17ten dieſes die feindlichen Bewegungen in Erfahrung gebracht , so ist er mit´seinem Corps de Reserve über Johannesberg , Thannhausen , nach Schwarzwald marschiret, und schon den 19ten daselbst in der Hoffnung eingetroffen, wenn der General Fouquet sich mit seinem ganzen Corps in den Verschanzungen festgesetet hätte, er denselben angreifen und vertheidigen könnte. Allein er erfuhr bei ſeyner Ankunft, daß der feindliche General mit ſeinem ganzen 4*
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Corps bey Land'shut in den Verschanzungen ſtehe . Es hat also der Herr General, Baron von Laudon, mit dem Corps de Reserve die An. höhen von Forst, welche eine Communication mit dem Buchberg haben, besetzet, seine Kavallerie bis Hartmannsdorf vorrücken lassen , und denen in dem Glazzischen zurückgebliebenen Kaiserlich, Königl. Truppen den Befehl zugefertiget, daß sie sämmtlich, auffer diejenige, so zu der Bloquade der Stadt Glaß und zur Besetzung der Pässe nöthig waren, sich unverzüglich in den Marsch nach Land'shut setzen sollte ; wie er dann auch den Herrn Feldmarschall Lieutenant , Baron von Beck , so bey Friedberg gelagert stehet, ersuchen lassen , einige Truppen nach Schmiedeberg abzuschicken, und dem Feind auch diesen Weg zu verlegen. Bevor aber der Herr Feld-Zeugmeister, Baron von Laudon , den 19ten zu Schwarzwald angelagert war, so hat er mit seiner Avant Garde, so aus 50 freywilligen Grenadiers , 80 Huſaren , und 2 Escadrons Dragenern , eine vom Ertz-Herzog Jofeph, und die andere von Althan beſtund , den feindlichen General Malachowsky mit 300 Husaren und so viel Infanterie von den Frey- Bataillons auf den Anhöhen poſtirt vorgefunden , sogleich angegriffen, und über den Haufen geworfen ; bei welcher Gelegenheit die Kaiſerlich Königliche Kavallerie eingehauen, gegen die 50 Feinde, worunter auch ein Capitain getödtet, und 2 Capitains, 5 Lieutenants, und 130 Gemeine als Kriegsgefangene eingebracht hat, welchen eine namhafte Zahl Deſerteurs nachgefolgt ist. Der diesseitige Verlust aber bestehet nur in 10 Todten und einigen 20 Bleßirten. Am 21ten dieses sind die, aus der Grafschaft Glaß marſchirte Truppen beh Schwarzwald angekommen ; und nachdem sie etliche Stunden ausgeruhet, so hat der Herr Feld-Zeugmeister von Lauden noch in der Nacht zwischem dem 22ten und 23ten die feindlichen Retranchements an dreyen Orten angreifen, und eine fausse Attaque auf der Seite von Großhennersdorf machen laſſen. Der Angriff geschah mit solcher Herzhaftigkeit und Nachdruck, daß dieſe Netranchements überwältiget das ganze feindliche Corps totaliter geschlagen, der General Fouquet ſelbſt , nebst denen Gènerals, Schenkendorf und Malachowsky, wie auch über 3000 Mann gefangen gemacht, eine große Anzahl der Feinde getödtet , und alles Geschütz, Standarten, Fahnen und ein Paar silberne Paucken erobert worden. Die bezeugte Herzhaftigkeit der Kaiserl. Königl. Truppen kann der Herr Feldzeugmeister Baron von Laudon , nicht genugsam beloben , und von dieſem etwas zu erwehnen, wäre um so überflüßiger, da die Thaten seiner Kriegs - Erfahrenheit , gefchwinden und herzhaften Entſchlüſſungen und vernünftigen Anstalten das Wort reden.
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2.
Ausführlicher Bericht.
In Verfolg meines gestrigen unterthänigsten Schreibens habe hiermit die ausführliche Relation von dem durch den Behſtand des Allerhöchsten gestrigen Tages erfochtenen Siege , nebst der Specification der dabeh überkommenen Sieges - Zeichen , in ganz gehorsamſter Submiſſion einschicken sollen. Ich muß bekennen , daß überhaupt ein jeder vermöge der herausgegebenen Disposition alles und jedes , so ihm aufgetragen, buchstäblich erfüllet , und die Truppen mit solcher Eintracht und Herzhaftigkeit gefochten , daß es unmöglich besser geschehen können ; wie dann die Truppen aneinander ohne die geringste Verzögerung die Hände ge= boten, und unterstützt, dergestalt, daß der commandirende General Fou qué ihnen selbst das Leb beygeleget , daß von Truppen , welche Schritt für Schritt in solcher Position , wie die Sehnigen hier bei Landeshut gewesen, das Erdreich streitig gemacht wurde , man nichts in der Welt mehr begehren könne, als was diese gethan hatten. Hievon kann nun so viel melden, daß der Feind mit 18 Bataillons 謝 und 17 Escadrons auf 8 bis 10 verschanzten Bergen feine Position genommen gehabt , welche Verschanzungen aber nicht aus bloßen Nedouten und Flecken , sondern in ordentlich soliden Werkern , mit Blockhäufern, Palisaden, Sturmpfählen , Aufzugbrücken, und den tiefsten Graben, auch fast alle Berge überdies noch mit einer Communications-Linie versehen gewesen. Hieven hat sich der Feind von einem Berg zum andern, jedoch allemal in der besten Ordnung und unter beständigem Feuer sowohl mit kleinem Gewehr, als Canonen, retiriret, und nicht anders, als Schritt vor Schritt gewichen. Das Signal zur Attaque wurde demnach unserer Seits früh präcise um Drey Viertel auf 2 Uhr , und also noch vor Anbruch des Tages durch vier in der Luft schlagende Haubigen gegeben, und hierauf fingen die Attaquen aller Orten mit solcher Reſolution an, daß innerhalb dreh Viertelſtunden die zweh vornehmsten Schanzen nehmlich auf dem sogenannten Buch- und Doctor - Berg erſtiegen waren , sodann die zwischen diesen Bergen gezogenen Linien formiret, und, wie gesagt , der Feind von einem Berge zum andern , und aus der Stadt vertrieben , ein Bataillon nach dem andern über den Haufen geworfen , und zu Kriegesgefangenen gemacht worden , bis endlich gegen 8 Uhr die letzten Bataillens und Eskadrons sich gezwungen gesehen , auf frehem Felde das Gewehr wegzuwerfen , und um Pardon zu rufen , so daß über 2 bis 300 Mann von dem ganzen feindlichen Corps nicht davon gekommen sind. 1 Was in dieser Action von Seiten des Feindes zu Kriegesgefangenen gemacht, und was beh solcher Gelegenheit an Artillerie , Fahnen,
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Standarten 2c. Ihrer Kaiserlich Königlichen Majeſtät Truppen zu Theil geworden , ist aus der Neben- Lage zu ersehen , wie viel aber von dem mir allergnädigst anvertrauten Corps der Armee getödtet und bleßiret worden, werde mit nächsten anzeigen. Ich finde mich aber auch schuldig , hierbey derjenigen ihr Bezeigen pflichtmäßig folgendermaßen vorzustellen, welche zu dieser Action entweder vorzüglich etwas beygetragen, oder sonsten ihren ausnehmenden Eifer und Tapferkeit an den Tag geleget. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf von
Campitelli , iſt mit den unter feynem Commando in zwey Treffen geſtandenen 14 Bataillons in der besten Ordnung den formirten Attaquen nachgerücket, und hat felbige allenthalben , wo es nöthig gewesen , unterstüzet, ohne darüber einen weiteren Befehl von mir zu gewärtigen. Nicht minder haben die andern Feldmarschall-Lieutenants, Baron von Wolfersdorf, Graf diejenigen Attaquen , aufgetragen gewesen, Wie dann auch
Gaisrugg , und Baron von Müffling , ihres Orts so ihnen vermöge ihrer empfangenen Inſtructionen auf das beherzteste und beste ausgeführet. die beyden Feldmarschalls-Lieutenants , Graf Pots-
daykh und Graf Martigny , mit der Kavallerie alles Mögliche gethan, und die feindlichen Truppen allenthalben , wo sie sich wiederum railliren wollen, zerstreuet , und über den Haufen geworfen, welcher ersterer dann auch am linken Arm , jedoch nicht gefährlich blessirt worden. Der General Jahnus hat mit seinem Detachement ebenfalls vieles zu dem erfochtenen Siege beigetragen , und dem Feinde ungemeinen Schaden zugeführt. Der General Nauendorf hat mit den Regimentern, Nadasdh, Bethlem, Sachsen-Gotha, und Löwenstein, den Feind, wie er sich auf Schmiedeberg retiriren wollen , nicht nur den Weg gänzlich abgeschnitten , und denselben verschiedenemal repoußiret, sondern auch, da der General Fouqué mit seinem Bataillon Grenadiers , welche ein Quarre formirt ge= habt, durchschlagen wollen , in ſelbige eingehauen , und faſt alle bis auf den feindlichen General , niedergemacht , weil selbige von keinem Pardon etwas wissen wollen. Hierbeh aber ist der General von Nauendorf von neuem am linken Arm bleßiret worden ; jedoch wird er bei seinem Commando verbleiben. Der General Elrichshausen hat seiner Seits die Attaque auf dem sogenannten Buchberge mit so vieler Standhaftigkeit und Bravour unterstüzet, auch dem Feinde gar keine Zeit mehr gelaſſen , ſich zu verſammeln, daß dieses allein sehr vieles zu dem glücklichen Ausschlag der Action Anlaß gegeben , und ob er wohl eine ziemlich gefährliche Bleſſur am Kopf bekommen , nichts desto weniger hat er die ganze Action hin-
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durch das Kommande behalten, und den Feind beständig mit seinem unterhabenden Grenadier-Bataillons verfolget. Der General, Graf Caramelli, nachdem er geschen , daß der Feind bereits völlig nach der Stadt zugetrieben worden , mithin wargenommen , daß er neben den sogenannten Doctorberg , als bis wohin er mit dem Kollowratischem DragonerRegiment avanciret , dem Feind keinen besonderlichen Abbruch zu thun vermögend gewesen , ist mit besagtem Regiment gegen den Weg von Kupferberg, als wo der Feind beständig hinaus zu brechen getrachtet, marschiret, und hat eben die feindliche Husaren , und das Platensche Dragoner-Regiment in der Retraite angetroffen , welchen er dann diesen Weg coupiret, und in selbige mit solchem glücklichen Succeß eingehauen, daß dadurch viele niedergemacht und gefangen, auch die silbernen Pauken des Platenschen Regiments, von dem Hauptmann, Grafen von Looz vom Kollowratischen Regimente, eigenhändig erbeutet wurden. Nach diesem hat er abermal mit dem Obrist-Lieutenant von Linfen ersagten Regiments, und 2 Escadrons einer Seits , der General Belgiojoso , aber andererseits mit dem Trautmansdorfischen Regiment in die feindliche gleichfalls auf der Flucht begriffene 2 Bataillons Infanterie eingebrochen , wodurch dann 5 Stücke und 5 Fahnen erbeutet worden. Ermeldter General fann hierbey die Bravour und Standhaf tigkeit des Obristen v. Hocke, Obrist-Lieutenants von Linken, und ObriſtWachtmeisters von Birckicht , wie auch alle andern Officiers , nicht genugsam anrühmen. Der General , Graf Nafelli , als welcher die Bestürmung der Schanzen auf dem Doctorberge unterstüßet , hat nicht wes niger, als wie alle übrigen Herren Generals alles mögliche zu diesem so importanten Sieg beygetragen. Der Obriste, Graf von Salburg , hat mit seinen Freywilligen allenthalben den Feind in Unordnung gebracht, besonders aber in ein feindliches Bataillon Grenadiers , welche sich ungemein hartnäckig gewehret, eingebrochen, und selbige durchaus niedergehauen und zu Kriegesgefange= nen gemacht, wie ich solches mit Augen angesehen. Der Obriste, Marquis de Botta, meines unterhabenden Regiments, hat ingleichen ein ungemeines Zeugniß von seiner besigenden Krieges - Erfahrenheit und Bravour in dem abgeleget, daß er nicht allein die Beſtürmung des Buchberges auf das beste in dem Regimente unterstüßet, sondern auch den ſogegenannten Kirchberg auf welchen der Feind , wie die Action bald zu Ende gegangen, alle seine noch gehabten Kräfte versammelt , mit dieſem Regimente attaquiret, und den Feind von selbigem rertieben und zur Flucht gebracht. Der Obriste, Baron Voit, hat nicht minder a la Têté des Löwen-
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steinischen Regiments alles Mögliche bewirket, und nachdem er wie schon erwähnet , in das Quarree eingehauen , den feindlichen commandirenden General selbst zu Kriegesgefangen gemacht. Die Obrist Lieutenants d'Alton , Prince , de Gavre , Amelungen , Papille , und Lizeny , wie auch die Majors : Fürst Lobkowitz , de Vins , Kaltwell , Bourmann , Schmidfeld und Lokard, haben in Beſtürmung derer ihnen vermöge der Dispoſition benannten Schanzen sich so beherzt und tapfer bewiesen , daß sie billig das größte Lob verdienen. Das Nadasdische Husaren-Regiment unter Anführuag des Obristen, Baron Andraſh, hat sich ungemein wohl verhalten , und allenthalben in den Feind eingehauen , solchen über den Haufen geworfen , und 1 Standarte, 2 Colonnen und gegen 500 Mann zu Kriegesgefangenen gemacht und eingeliefert. Nicht weniger hat auch das Bethlem'sche Huſaren-Regiment unter Anführung des Obersten, Grafen von Barco, gegen 400 Gefangene eingebracht. Das Löwenstein'sche und Sachsen-Gothai'sche Regiment haben ebenmäßig sich außerordentlich wohl verhalten , in den Feind eingehauen , und ersteres 1 Stück und 2 Fahnen erobert. Die von mir errichteten 2 Grenadier-Bataillons haben unter Kommando des Obrist - Lieutenants d'Alton mit solchem Muthe und Tapferkeit gefochten , daß es nicht genugsam zu beschreiben ist, wie sie dann cine Schanze nach der anderen beſtürmet , allezeit die Têtê der Attaque formiret , und viele Fahnen und Kanonen erbeutet, wie ihnen hierinfalls das ganze Corps die Gerechtigkeit wiederfahren lassen wird. Alle übrigen Regimenter haben sich dergestalt betragen , daß ich ihnen ebenfalls gleiches Lob beilegen mnß. Endlich die Artillerie hat sich solchergestalt hervorgethan, daß ich derselben Ruhm nicht genugsam ausdrücken kann, und sind durch solche dem Feinde gleich beh Anfange der Attaque 4 Stücke demontiret worden, welches dann die ganze Action ungemein erleichtert , besonders hat sich der Obrist - Lieutenant von Rouvroh ganz außerordentlich signalisiret , und nicht nur die besten Dispositionen mit der Artillerie getroffen , sondern auch im übrigen mit Rath und That mir auf das eifrigste an die Hand gegangen , daß ich billig sagen muß, wie ohne seiner Hülfe und Behstand wohl schwerlich eine so complete Victorie erfochten worden wäre . Der Obrist - Wachtmeister Ripke vom großen Generalstab, hat ebenfalls zu dieſem ganzen glücklichen Unternehmen vieles behgetragen, auch während der Action die Anleitung gegeben, daß der Feind, welcher, um seine Retraite auf Schmiedeberg nehmen zu können, bereits mit 1 Bataillen und etlichen Escadrons auf der Anhöhe beth Schreibendorf Posto gefasset , von da vertrieben , folglich unserer
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Kavallerie Zeit gegeben worden, daß sie den Feind gedachten Weg völlig verlegen, und also nichts von selben die Flucht nehmen können.
Specification derer bey der am 23ten Juni 1760 von dem Fouquetischen Corps in die diesseite Krieges Gefangenschaft gerathenen Mannschaft , wie auch erbeuteten Ehren-Zeichen.
1 General von der Infanterie ; 2 General-Majors ; 4 Obristen ; 1 Obrist - Lieutenants , 14 Majors , 46 Hauptleute , 150 Premier- und Secunde-Lieutenants, 30 Fähnrichs, 1 Auditeur, 3 Regiments -Feldscheers, 1 Feld-Prediger, 7819 Mann vom Feldwebel an, und 246 Dienſt-Knechte, zusammen also 8318 Köpfe als Gefangene , an Siegeszeichen aber 31 dreypfündige metallene Kanonen, ferner 1 sechspfündige , 6 zehnpfündige und 2 zwölfpfündige Haubigen , ingleichen 38 Munitionswagens und Karren, 34 Fahnen, 2 Standarten, und 1 Paar silberne Paucken.
Liste
Todte.
Vom Feld webel und Wacht: meister an
Löbliche Regimenter.
Summa.
Bleßirte.
Vom Feld: Vom Feldwebel und webel und Wacht: Wachtmeister anmeister an
Wann| Pf.Q Mann Pf. Q [Mann] Pf. Der sämmtlichen Infanterie und Grenz-Truppen
E Kavallerie
16 2
719 -
77 1906
31 68
4 100 86
2
8 5
93 2625
6 131 154
Artilleristen und Artillerie- Füsi-
lier-Regiment
8
7
T
Summa
OO. -ffiziers
-OO. ffiziers
des Desterreichischen Verlusts dabey.
Summarum
18 750 70 81 2014 91 992764 161
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Beilage III. Preussischer Bericht über das Treffen bei Landeshut. Der General von Fouqué , der den Posten von Landshut, aus welchem er die Desterreichischen Generals von Geisrugg und Jahuns kurz vorher vertrieben hatte, nicht verlassen wollte, hatte alle mögliche Maaßregeln zu einer tapferen und rechtſchaffenen Gegenwehr genommen, indeffen hatte er doch nöthig erachtet, den General - Major von Ziethen mit 4 Bataillons und 2 Escadrons Husaren nach Frauenſtein zu detachiren, um die Communication mit Schweidniß zu unterhalten , und der General Major von Grand war mit einiger Kavallerie an einem andern Ort detachiret, so, daß der General von Fouque von seinem an sich sehr schwachen Corps nur einen Theil nebst einigen wenigen Generalen beh sich behalten. Den 23ten Juni früh um halb 2 Uhr hat der General Laudon mit feiner ganzen Macht die Redouten, welche der General von Fouque bei Landeshut besetzet gehabt , angegriffen , und drey derselben , nemlich die auf dem Mummelberge, Leuschberge, und Blasdorfferberge, nachdem sich die darin gestandenen 5 Bataillons über 2 Stunden auf das tapferste gewehret, und sonderlich das eine Bataillon von Mosel sich ungemein hervorgethan, erſtiegen. Nachdem sich der General von Fouque hierauf in die noch übrige beyde Redouten nach dem Kirchberge und Galgenberge geworfen, hat der General Laudon ihn zu zweienmalen auffordern laſſen , ſich mit seiner beh sich habenden Mannschaft zu Kriegsgefangenen zu ergeben , welches derselbe aber beständig abgeschlagen. Hierauf hat der Feind mit großer Fourie einen Angriff gethan und ist nach einer tapfern und hartnäckigen Gegenwehr, die bis nach . 6 Uhr gedauert, endlich durch seine gar zu große Uebermacht in die Redoute gedrungen , da denn der Herr General von Fouqué, nachdem er zuvörderſt zweimal verwundet worden, in die feindliche Kriegsgefangenschaft gerathen. Ein Theil der bei sich gehabten Infanterie, wie auch der größte Theil der Kavallerie hat sich durchgeschla= gen, und ist zu Breslau angekommen, wie denn auch der Herr GeneralMajor von Ziethen mit seinen 4 Bataillons und 2 Escadrons auf das starke Andringen des Feindes , sich ohne einen Mann zu verlieren, nach Schweidnitz zurückgezogen. So unangenehm dieſer Vorfall iſt , ſo gereichet es doch dem General von Fouqué zum besonderen Ruhme , daß er mit so wenigen Leuten seinen Posten gegen eine ganze feindliche Armee, die von dem Feind selbst jederzeit vor 50,000 Mann start angegeben
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worden, mit so vieler Tapferkeit defendiret, und derselben so vielen Verlust verursachet als selbige kaum in einer großen und förmlichen Bataille, wenn sie noch dazu geschlagen worden , verlieren können , indem zufolge zuverlässiger von den Oesterreichern felbst herkommenden Nachrichten dieselbe bei dieser Affaire an 6000 Mann Todte und faſt noch einmal soviel Bleßirte gehabt, welches um so glaublicher, weil der Feldmarschall Daun gleich darauf von seiner Armee 5 Regimenter Infanterie und 2 Regimenter Kavallerie nach dem Glaßischen detachiren müſſen. — Da man indessen in ben gegenseitigen Berichten die Stärke des Fouque'schen Corps auf 18 Bataillone und 17 Escadrons angegeben hatte, so wurde Preußischer Seits dagegen bekannt gemacht, daß gedachtes Corps bloß aus 15 Bataillons und ebenso viel Escadrons beſtanden hätte, und da, außer den unter dem Herrn General-Major von Ziethen detachirten und zur Zeit des Gefechts abwesend geweſenen 4 Batoillons und 2 Escadrons vollkommen 3000 Mann zu Schweidnitz und Breslau zurückgekommen wären, so sei es nicht möglich, daß die Destereeicher ihrem Vorgeben nach 8,300 Gefangene gemacht haben könnten. Außerdem wurde unter dem 28. Juni gemeldet , daß sich die Anzahl der von dem Fouque'schen Corps zurückkommenden täglich vermehren sollte , ingleichen, daß die Feinde , die Stadt Landshut rein ausgeplündert , und daß eine große Anzahl von den Einwohnern dabei ihr Leben verloren hätten. Nach dieser Action marschiste der Herr General von Ziethen nach Breslau, wo sich , wie auch zu Neumark , viele von den bey Landshut zerstreuten Preußischen Truppen versammelten. Der General Laudon hingegen lagerte sich bei Landeshut ,
und
nahm ſein Hauptquartier in gedachter Stadt , von dannen er den 27. Juni einige Truppen zu den Oesterreichischen bei Glaz stehenden Corps abrücken ließ. Den 4. Juli brach das Laudon'sche Corps von Landeshut auf, und marschirte über Freyburg und Kupferberg, nach Ketschdorf, von danneu er den 7. und 8. weiter gegen Goldberg und Liegnig abrückte.
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Beilage IV. Urtheile über das Treffen bei Landeshut. 1. König Friedrich über das Treffen bei Landeshut. *) „In der Nacht vom 23. bemächtigte Laudon sich zweier Höhen, wo Feuque's rechter Flügel stand. Diese wichtigen Posten machten es ihm leicht, Batterien zn errichten , welche den Preußen in die Flanke und in den Rücken spielten. Fouqué vertheidigte die ihm gebliebenen Poſten tapfer.⚫ Nachdem er viel Mannschaft verloren hatte , sah er eine Colonne österreichischer Reiterei in vollem Anmarsch, um ihm den Rückzug abzuschneiden. Hierauf verließ er seine Berge, und bildete mit seiner Infanterie ein Carreée , mit welchem er sich in Bewegung setzte, um die Straße nach Bolkenhain zu erreichen. Seine Truppen hatten fast all ihr Pulver verschoffen. Die österreichische Reiterei griff , ihn an , er warf sie zu wiederholten Malen zurück. Nach einer trefflichen und heldenmüthigen Vertheidigung ward ſein Carrée vom Feinde durchbrochen. Fouqué erhielt zwei Wunden und wurde mit dem größten Theil feiner Mannschaft gefangen . Er hatte von Morgens 2 Uhr bis 10 Uhr Vormittags sich gewehrt, und sein Unglück schadet dem längst so fest begründeten Rufe dieses wackeren Offiziers so wenig , daß es vielmehr als ein Beispiel, was Tapferkeit und Entſchloſſenheit ſelbſt gegen eine noch so große Ueberzahl vermögen , ſeinen Glanz nur erhöhet. Diese schöne That läßt sich nur der des Leonidas und seiner Griechen , welche die Thermopylen vertheidigten und ungefähr ein gleiches Schicksal hatten, au die Seite stellen.“ 2. Tempelhoff über das Treffen bei Landeshut. Man sieht hieraus (nämlich aus dem Schreiben Fouqué's an den König d. d. Landeshut, den 21. Juni ſiehe S. 16 der Darstellung), daß diesem braven General, der wie ein Spartaner dachte, dieHände zu ſehr gebunden waren, als daß er dem Schicksal ausweichen konnte, das ihm bevorſtand; denn ohne dieſen Umſtand würde ihn Laudon mit ſeiner ganzen Macht nicht haben erdrücken können. Man muß voraussehen, daß der König von dem Poſten bei Landeshut einen zu vortheilhaften Begriff hatte und für ein anderes Thermopyle hielt, gegen das die ganze Macht der Oesterreicher scheitern würde , oder, daß er sich die Gefahr nicht so groß vorstellte , und glaubte , daß , weil die
*) Vergleiche : hinterlassene Werke Friedrich des Großen , Band V., Seite 47. und 48.
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österreichischen Generale gewohnt wären, immer sehr saumselig zu Werke zu gehen , er vielleicht Mittel finden würde , seinem bedrängten General noch zu rechter Zeit zu Hülfe zu kommen. Allein es wäre ein unverzeihlicher Fehler für einen General , wie Laudon gewesen , wenn er eine so schöne Gelegenheit hätte vorbeigehen lassen, dies schwache Corps zu Grunde zu richten , da dieses auf mehr als auf eine Art bewerkstelligt werden konnte." Ferner: „Hatten die Angelegenheiten des Königs bei dem Schluſſe des vorigen Feldzuges ein schlimmes Ansehen, so schienen sie nach der Niederlage des General Fouqué, bei der Eröffnung des gegenwärtigen ( 1760), ohne alle Hoffnung. Ganz Schlesien ſtand nunmehr den Deſterreichern offen ; kein Schatten einer Armee war mehr darin, es zu vertheidigen ; und Laudon durfte nur wählen, welche Festung er zuerst einnehmen wollte. Die Kaiserin schien dem Ziel ihrer Wünsche so nahe , daß sie nur noch einen Schritt thun durfte, es zu erreichen. Der König wurde nicht einmal beklagt. Man machte ihm den Vorwurf , er habe einen seiner besten Generale als ein Opfer seines Eigenfinns dahin fallen lassen, und wirklich können ihn die gegebenen Befehle von dieſem Vorwurfe nicht retten. Auch selbst die Vorausseßung , daß der König noch Mittel zu finden glaubte, nach Schlesien zu kommen , ehe der Feind dieſen Streich ausführen könnte, rechtfertigt ihn nicht ; vielmehr hätte er in dieſem Falle dem General Fouqué den Befehl geben sollen , dem Feinde so gut als möglich auszuweichen, und das Corps bis zu ſeiner Ankunft auf das ſorgfältigste zu erhalten.*) 3. Cogniazzo über das Treffen bei Landeshut. ** ) „Ob nun zwar Fouqué durch die Stellung der Laudon'schen Truppen je länger , je mehr eingeschränkt wurde ; so hätte er sich doch diese Zwischenzeit (d. h. die Zeit vom 17. bis 21. Juni , also dem Tage des Eintreffens Fouque's bei Landeshut bis zur Ankunft Laudon's bei Schwarzwalde) sehr gut zu Nuze machen können, um aus dem Gedränge zu kommen, und über den Bober zu gehen. Mittelst des Ziethen'schen Detachements auf dem Zeiskenberge hatte er nicht allein die Communikation
*) Vergleiche : Geſchichte des 7jährigen Krieges von v. Tempelhoff Thl. IV. Seite 33 resp 42. , **) Vergleiche: Geſtändnisse eines österreichischen Veterans Thl. III. Seite 144 bis 149 ; außerdem ſiehe die ſchon in der Darstellung des Treffens Seite 25 aufgenommenen, den Geſtändniſſen ebenfalls entlehnten bezüglichen Stellen .
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mit Schweidniß noch offen, nnd war Meiſter von dieſer Straße, ſondern auch Meister von allen Straßen nach Bolkenhain , Kupferberg , Schmiebeberg u. f. t . Unsere Anstalten auf der andern Seite des Bobers waren vor der Action gar nicht von der Erheblichkeit , daß dadurch dem Feinde der freie Rückmarsch hätte verwehrt werden können. Der Gene ral Laudon hatte zwar den General Beck, der bei Friedeberg stand , ersuchen laſſen, einen Theil seines Corps gegen Schmiedeberg zu detachiren, um dem Feinde alle Rückwege zu sperren ; allein Beck, der ohnedies wegen des Vorzuges , den Laudon im Avancement vor ihm voraus hatte, auf letteren nicht wohl zu sprechen war , ob er gleich aus Politik den Schein einer sehr guten Harmonie zu behaupten wußte, -Beck glaubte sich hinlänglich von diesem Auftrage zu acquittiren, wenn er ein Detachement von 300 Husaren und 100 Kroaten zu dieser Entreprise schickte, und sich übrigens pro forma in Bewegung setzte , weil Laudon , wie er sagte, zur Ausführung dieses Werkes mehr als dreimal hinreichende Kräfte hätte, ihm aber mit einem schwachen Corps nur die Rolle eines Zuschauers und Bewunderers großer Thaten übrig gelassen wäre. --- Es mag nun mit dieser ironischen Bewunderung des Generals von Beck sein, wie ihm wolle: so ist doch gewiß , daß Fouqué von dieser Seite nichts zu befürchten hatte.
Er konnte überdies à l'Abri ſeiner Verſchan-
zungen den Rückmarsch sehr wohl mastiren , und , wenn er sonst gewollt hätte, ungeachtet der größten Wachtſamkeit, die wir anzuwenden glaubten, auf mehr als einem Wege aus der Verlegenheit kommen. Aber mehr als alles andere fesselte ihn in seinen Maaßnehmungen obgedachte Ordre des Königs, und die edle Ruhmbegierde , den ihm befohlenen Posten bis auf's Aeußerste zu mainteniren." Nachdem Cogniazzo in feinen Geſtändnissen hierauf den Angriff der Desterreicher, im Speciellen die fausse Attaque gegen den rechten Flügel der Preußen „ die aber auch für eine bloße fausse Attaque zu matt war," sowie deren Contenance und Bravheit rühmend (siehe Seite 31 der Darstellung) anerkannt hat , fährt derselbe fort : „Allein wie ich bereits anderwärts angemerkt habe, diese tapferen Krieger sind hinter Mauern und Verschanzungen nicht ganz an ihrer Stelle : sie wollen angreifen, nicht angegriffen sein - und verlieren im letzteren Falle, besonders wenn sie durch Retranchements eingeschränkt sind, jene unleugbaren Vortheile , die ihnen wegen der größeren Gewandtheit , und Geschwindigkeit im Manöveriren eine decidirte Superiorität über die Oesterreicher im freien Felde zu gewähren pflegen. Dazu kam noch auf der einen Seite unsere große Ueberlegenheit, (das Verhältniß der österreichischen Infanterie zur preußischen mochte un-
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gefähr wie 40 , der Kavallerie wie 70 zu 15 gewesen sein,) an gleich braven, und wenn sie nur angeführt werden, ihre Schuldigkeit gewiß erfüllenden Truppen ; auf der andern Seite aber die Weitläufigkeit der feindlichen Position, wodurch es dem Feinde nicht allein an erforderlichen Reserven zum Soutien der angegriffenen Verschanzungen fehlen mußte ; fondern auch Terrains - z. B. die beinahe 1600 Schritte lange Linie von der Mummelschanze bis an den Leuschnerberg
die mehrere Ba=
taillons zu ihrer Besatzung erforderten, nur mit weniger Mannschaft gleichsam pro forma garnirt werden konnten. In jeder andern Richtung z. B. auf dem sogenannten Zeiskenberge ohnweit Fürſtenſtein, würde dieſes obgleich schwache Corps respectabler gewesen sein , als auf allen 7 bis 8 Bergen bei Landeshut. So viele nachtheilige Umstände verursachten die gänzliche Deroute des Fouque'schen Corps. Troß der tapfersten Gegenwehr, die alle Beschreibung übertrifft, wurde es bataillonsweise geschlagen, und, was nicht unter dem Schwerte des Siegers fiel, bis auf einige Hundert zu Kriegsgefangenen gemacht. Desterreichischer Seits trug zum Glücke dieſes Ta= ges außer der vortrefflichen Disposition des commandirenden Generals, die Bravour und Einsicht des Obrist-Lieutenants d'Alton , der zuerst in die linke Flanke des Feindes brach; des Generals v. Ellrichshausen, der an der Spize seiner unterhabenden Grenadiere den Feind vom Buchberg delogirte ; und des Obriſtlieutenant Rouvroi , der das Artilleriefeuer mit vieler Geschicklichkeit lenkte, das meiste bei. " 4. v. Berenhorst über das Treffen bei Landeshut.*) „Fouqué erschöpfte bei Landeshut die Mittel der Vertheidigung und die Hartnäckigkeit des Muthes in derselben. Dieses Beispiel gehört unter die großen Muſter aller Völker und aller Zeiten. Er zeigte den preußischen Römer im Felde , sowie er vorher zu Glaß , den Proprätor in aller Härte eines Herzens gezeigt hatte , das so viel Größe besaß, als Stärke nur geben kann."
5. Der Artillerie - General C. von Decker über das Treffen bei Landeshit. **) (Im Auszuge.) „General Fouqué hatte durch gefchickte Manöver, gute und dreiſte Märsche einen Bewegungskrieg im schlesischen Gebirge • mit ziemlichen *) Vergleiche: Betrachtungen über die Kriegskunst von Georg Heinrich von Berenhorst, Seite 127. **) Vergleiche : C. von Decker , Schlachten und Hauptgefechte des 7jährigen Krieges mit vorhrrschender Bezugnahme auf den Gebrauch der Artillerie.
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Glück geführt, und nach besten Kräften ſeine schwierige Aufgabe : Schweidnig und Neiſſe zu decken, zu lösen versucht, wobei er aber freilich seinen ihm vom Könige als Centralpunkt bezeichneten Posten bei Landeshut für eine Zeitlang aufgeben mußte. Der große König hielt aber diesen Posten für die Erhaltung von Glatz unentbehrlich und wies seinen General in sehr ungnädigen Ausdrücken dahin zurück. Von allen Seiten vom Feinde umgeben , sah er zwar sein Unglück voraus , ordnete aber als guter Soldat seine Ansichten dem Befehle seines Königs und Herrn unter, mit dem unerschütterlichen Vorſage, sich wenigstens auf das Aeußerste zu wehren und seine Haut theuer zu verkaufen .
Der Posten von
Landeshut iſt ſtrategiſch wichtig und daher oft in diesem Kriege besezt gewesen. Man glaubte ihn durch Verschanzungen verstärken zu können, beschränkte sich damit anfänglich auf den Kirch- und Galgenberg , welche die wichtigsten sind , dehnte sie später auf die angrenzenden und vorliegenden aus, und griff zuletzt so um sich , daß , wenn die ganze über 8,000 Schritt ausgedehnte Poſition gründlich hätte vertheidigt werden sollen, dazu ein Cerps von 40,000 Mann gehört haben würde. General Fouqué hatte aber nur 10,600. und die Schanzen, welche ihn gegen eine feindliche Unternehmung sicher stellen sollten, wurden sein Verderben , weil sie ihn zu dem unglücklichsten aller Fehler, verleiteten, jede derselben besetzen zu wollen , indem keine ihm ganz unwichtig erschien; ja er hatte sogar noch eine neue Verschanzung auf dem Leuschnerberge anlegen lassen, welche allein 1,600 Schritte Ausdehnung hatte. So kann die Feldverschanzungskunst , wenn sie die Grenzen überschreitet, und in Sucht ausartet, zum wahren Krebsschaden werden , der gierig an der gesunden Taktik nagt und das beste Mark der Vertheidigung aufzehrt.
1 Ehe man sich entschließt , eine kleine Schanze freiwillig aufzugeben, spielt wan lieber das gewagte und tausendmal schon bestrafte Spiel der Zersplitterung seiner edelsten Kräfte. Dem Treffen von Landeshut ge= bührt daher ein Plaz in der Kriegsgeschichte , nicht als eine Belehrung, fondern als eine Warnung ! Der Hauptnerv der Vertheidigung verschanzter Stellungen ist das Geschütz. Es fehlte dem General Fouqué nicht daran , denn er hatte 68 Geschütze von allen Kalibern. bei sich ; gegen eine solche Vertheilung derselben aber , wie sie stattgefunden, würde ein höherer Artillerieoffizier, wäre ein solcher beim Fouqué'schen Corps gewesen , ganz unbezweifelt proteſtirt und darauf gedrungen haben, sich auf die Besetzung des Kirchund Leuschnerberges als Hauptposten zu beschränken , und in vorderer Linie höchstens einige Dreipfünder zu stellen, damit der Feind nicht ganz
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ohne Widerstand an die eigentliche Centralstellung heranprellen konnte. Das kleine Corps würde zwar dadurch auch nicht gerettet , aber sein Untergang wenigstens verzögert worden sein und sich theuer bezahlt gemacht haben, so aber fällt aller Ruhm auf die Infanterie , und von der Artillerie erzählt, wie gewöhnlich, die Geschichte nur die Anzahl der verloren gegangenen Geschütze . General Laudon hatte zur Vertreibnng des kleinen Corps nicht weniger als 62 Bataillone und 67 Eskadrons , die leichten Truppen nicht einmal gerechnet, zuſammengebracht, und nahm außerdem noch den Schuß der Nacht zu Hülfe. ! Es ist oft in der Taktik die Frage aufgeworfen worden , ob man von seiner Uebermacht gegen einen schwächeren Gegner Gebrauch machen müsse, selbst wenn man ihm vier- und mehrfach überlegen wäre ? Abgesehen , daß eine gewisse Roheit in diesem Verfahren liegt und die Ehre des Unternehmens durch die Größe der Uebermacht eben nicht gesteigert wird, so dürfte auch selbst die Klugheit ſich dagegen auflehnen, weil bei all zu starken Angriffskolonnen doch nur die Vorderſten wirken können, der Ueberschuß aber offenbar einem ganz unnüßen Verlust durch Geschützfeuer ausgesetzt wird. Das Gefecht bei Landeshut bestätigt diese Ansicht, denn die Oesterreicher verloren , trotz aller ihrer Vortheile
so viel wie die Preußen,
und die Letteren würden bei Weitem weniger verloren haben , wenn ihr unerhörter Widerſtand den Feind nicht so furchtbar erbittert hätte , daß zuletzt, und namentlich bei der Kavallerie, gar kein Pardon mehr gegeben wurde. In Front, Flanke und Rücken angegriffen, wurden die einzelnen Posten nach und nach überwältigt , leisteten zwar einen sehr nachdrücklichen Widerstand , mußten aber der Uebermacht erliegen. An den Verlust jeder einzelnen Schanze knüpfte sich eine Waffenthat der allerrühmlichsten Gegenwehr. Dies merkwürdige und in seinen Folgen für die Preußen so unglückliche Gefecht, liefert recht anschaulich den Beweis, an welchen Anomalien die theoretische Strategie, der practischen Taktik gegenüber, kränkeln kann . Denkt man sich ein hinreichend zahlreiches Corps zur Deckung der Festungen in Schlesien vorhanden , so wird Niemand in Zweifel fein, daß der Posten von Landeshut ein strategischer Punkt war , dessen tactische Behauptung unerläßlich und wichtig erscheint , und der große König hatte gegründetes Recht, diese Behauptung vom General Fouqué zu fordern. Verschwindet aber jenes Corps , so wird - um eine mathematische Figur zu gebrauchen - das strategische Produkt = 0, und der einzeln, wie die Feuereſſe eines abgebrannten Hauſes, ſtehengebliebene (ſtra5
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tegische Factor Landeshut fällt als (ſtrategiſches) Opferlamm , zur grausamen Verherrlichung eines bloßen Götzenbildes . 6) Auszug aus der Geschichte des 7jährigen Krieges , bearbeitet von den Offizieren des preußischen großen Generalstabes , Theil IV., Seite 40 und 41 . Bei der Beurtheilung der Begebenheiten von Landeshut muß man im Auge behalten, daß es dem General Fouqué ausdrücklich von seinem Herrn aufgegeben worden war, den Poſten von Landeshut zu beſehen und zu vertheidigen ; er mußte somit auch seine Stellung auf dem rechten. Bober-Ufer nehmen. Sonst würde ein thätiges und geschicktes Manöveriren zwischen Breslau, Schweidnig und dem Gebirge , was auch in ſeiner Absicht gelegen zu haben scheint, noch immer eher zum Zweck geführt haben, als das Aufstellen in einer Position, wodurch der Feind Gelegenheit erhielt, alle Kräfte zu einem vereinigten Angriffe , dessen Ausgang nicht wohl zweifelhaft sein konnte, zu vereinigen. Dazu kam aber noch, daß die Stellung , welche Fouqué wählte , für seine wenigen Truppen offenbar zu ausgedehnt war , und bei dem glänzenden Widerstand , den dieselben, zum Theil selbst unter den unglücklichsten Verhältnissen leisteten, ist es wohl anzunehmen , daß er sich länger gehalten und sein Corps theuer würde verkauft haben , wenn er zu seiner ersten Aufstellung die Höhen vom Rabenberge*) bis zum Leuschnerberge genommen , und eine Reserve zur Deckung des Rückzugs auf dem Kirch- und Galgenberge postirt hätte. Das sonderbare Zurückschicken des Generals Malachowski mit der ganzen Kavallerie zeigt aber , wie Fouqué an der Möglichkeit eines Rückzuges verzweifelte und mit seinem Corps unterzugehen gefaßt war. Die Tapferkeit dieser Truppen und ihres Führers ist über alles Lob erhoben. -
Beilage V. Biographie des Generals der Infanterie , Friedrich Auguſt Baron de la Motte Fouqué. Der Sprößling einer altadeligen französischen Familie, wurde Fouqué am 4. Februar 1698 im Haag geboren. Nach dem frühen Tode seines Vaters nöthigte ihn die Armuth der Mutter, schon im achten Jahre als *) Jest Buchburg genannt.
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Page bei dem Fürsten Leopold von Anhalt-Deſſau einzutreten.
In die-
fem Verhältniß lernte er die Härte und Strenge des Dienstes in ihrem ganzen Umfange kennen ; aber die ritterlichen Nebungen , die damit verbunden waren , ließen ihn dessenungeachtet seine Stellung lieb gewinnen. Es war im Jahre 1715 , als Fürst Leopold den Oberbefehl über die, zur Belagerung Stralſunds gegen Karl XII. bestimmten preußischen Truppen übernahm. Fouqué , damals ein Jüngling von 17 Jahren, wünschte Nichts sehnlicher , als unter dem Kommando seines fürstlichen Gebieters diesem Feldzuge sich anschließen zu dürfen. Als er hierzu die Erlaubniß nicht erhielt , vertauschte er heimlich das Hofleben mit dem Felddienst , erwarb sich auf Rügen durch seinen außerordentlichen Muth die vollste Anerkennung Leopold's und wurde von 算 dieſem in seinem eigenen Regimente zum Offizier ernannt. Nach der Uebergabe Stralfund's ging Fonqué mit dieſem Regiment nach Halle a. d. S. in die Friedens - Garniſon zurück und widmete fich hier mit der gewissenhaftesten Pflichttreue seinem Beruf. Die Freiſtunden waren den Wissenschaften und Künſten geweiht, namentlich dem Studium der Geschichte, das ihn besonders anzog. Fonqué war durch seinen Eintritt in den fürstlich-deſsauischen Dienst dem Könige Friedrich Wilhelm von Preußen und dem Kronprinzen Friedrich bekannt geworden . Die günstigen Berichte , welche Fürst Leopold über den jungen Offizier erstattete, hatten die Aufmerksamkeit des Königs in erhöhtem Grade auf ihn geführt , so daß er bereits im Jahre 1725 den preußischen Verdienst-Orden pour la générosité erhielt. Seine rücksichtslose Festigkeit und einfache Tüchtigkeit sichertem ihm ein seltener Fall gleichzeitig des Königs , wie des Kronprinzen Vertrauen. Fonquè vermählte sich überaus glücklich mit Elisabeth Masson, die einem französischen Refugié- Geschlecht entsprossen war. In die ersten Jahre dieser Ehe fiel das Zerwürfniß Friedrich's mit seinem Vater. Fouqué war dabei so wenig betheiligt , daß er um diese Zeit zum wirklichen Hauptmann ernannt , und ihm die Erlaubniß ertheilt wurde , dem Prinzen auf der Festung Cüstrin Geſellſchaft zu leisten. Hier erhellte er dem hohen Gefangenen die düsteren Stunden , so wie er auch äußerlich das Zimmer desselben erleuchtete, wenn auf Befehl des Königs zu einer bestimmten Stunde das Licht ausgelöscht ward , und während Beide in gegenseitiger Anregung die schönste Förderung ihres Geisteslebens fanden, entwickelte sich zugleich ein Verhältniß der Freundschaft , wie es zwiſchen äußerlich so entfernt stehenden Personen vielleicht niemals schöner, rührender und dauernder bestanden hat. In Rheinsberg setzten sich diese Be5*
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ziehungen fort. In dem Orden der Bajards - Ritter, den Friedrich ſtiftete, erhielt Fouqué den Namen „der Keusche." Indeß machte der häufige Urlaub, der vertraute Umgang mit dem Kronprinzen, die Neigung zu literarischer Beschäftigung, welche in diesem Verhältniß Nahrung fand , dem Fürsten Leopold von Dessau die Befürchtung aufdrängen , daß dadurch die strenge Uebung des alltäglichen Dienstes vernachlässigt werde und Fouqué dem militairischen Beruf sich allmählig entfremden dürfte. Andere Umstände vermehrten die dadurch entſtehende Abneigung des Fürſten gegen Fouqué, so daß sich dieser, nach einer kurzen Berathung mit dem Kronprinzen , entschloß seinen Abſchied zu nehmen, welchen er 1738 mit dem Character als Majer erhielt. Fouqué's Verhältnisse zwangen ihn , anderwärts Dienſte zu suchen, und bald gelang es ihm, eine Anstellung im dänischen Heere als ObriſtLieutenant zu erhalten. Kaum hatte Friedrich den Thron bestiegen, als bereits ein liebevoller Ruf zur Rückkehr an Fouqué erging. Nichts konnte diesem willkommener sein, als sich Verhältnissen zu entziehen, in welchen weder sein Geist noch feine Thatkraft Nahrung fanden , und in die Dienste Desjenigen zurückzueilen , an den fein ganzes Dasein mit unauflöslichen Banden gekettet war. Der junge König empfing den Entbehrten mit freudiger Junigkeit, beschenkte ihn mit den Amts -Hauptmannschaften von Granzew und Löcknit und schmückte ihn mit dem neu gestifteten Orden pour lé mérite . Seine Anstellung im Hecre fand er als Oberst und Commandeur des neu errichteten Regiments von Camas zu Potsdam. Friedrich's politische Verhältnisse nahmen schnell eine ernste Gestalt an. Der schlesische Krieg begann, eine Aufgabe von hoher staatsgeschichtlicher Bedeutung, ihrer glücklichen Lösung entgegenharrend. Bei der Besetzung Schlesiens erhielt Fouqué den Befehl, Schweidnig zu befestigen und zu behaupten .
Die Anordnungen , die er hierzu
traf, gewannen ihm die Zufriedenheiten des Königs in hohem Grade. Sein Wunsch, am Kampfe selbst thätigen Antheil zu nehmen, und den ihn beseelenden Muth in den Reihen der Krieger zu bewähren, fand feine nächste Erfüllung in Mähren in wilden Horden lich vollbracht war, erhielt nehmen. Von hier machte
der Säuberung Oberschlesiens von den aus einbrechenden Heinacken. Nachdem dies glücker Befehl, die Winterquartiere in Kremsir zu er einen sehr kühn ausgeführten Marsch ge-
gen die von Nadasdy befehligte feindliche Uebermacht und vereinigte sich glücklich mit dem Fürsten Dietrich von Desfan. Nach dem Siege von Czaslau kam Fouqué wieder zur Armee des Königs. Eine Aufgabe ganz anderer, weit umfassenderer und schwieriger Art.
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ward Fouqué 1742 zu Theil. Die Grafſchaft Glatz , ein eben so gefährdeter, als wichtiger Punkt für die Behauptung Schlesiens wurde ihm zur Verwaltung anvertraut. Civil- und Militair- Gewalt lag gleichzeitig in seiner Hand, und er war für Alles verantwortlich. Von der Schwierigkeit seiner Aufgabe durchdrungen , erfüllte er die Erwartungen seines Königs in seltenem Grade , und die klugen und energischen Maaßregeln Fouque's führten bald in das aufrührerische, von Raub und Mord durchzogene Land, die Ruhe zurück. Am 13. Mai 1743 ward Fouqué zum General - Major ernannt, und im December des darauf folgenden Jahres erhielt er ein in Gräß garnisonirendes Infanterie-Regiment. Neben seiner von Erfolg gekrönten, militairiſchen und verwaltenden Thätigkeit blühte ihm hier ein schönes Glück im Kreise seiner Familie. Zu seinem nicht geringen Schmerz mußte er dem Kanonendonner des zweiten schlesischen Krieges fern bleiben, während seine schwierige Stellung ihm manchen Verdruß bereitete und Anlaß gab, ihn als hart und unmenschlich anzuklagen, wie dies unter anderm auch wohl mit Unrecht von dem Baron Trenk , den Feuqué als Staatsgefangener zu bewachen hatte, geschehen ist. Am 24. Januar 1751 ernannte der König ihn zum General-Lientenant und decorirte ihn kurze Zeit darauf mit dem königlichen Orden vom schwarzen Adler. So hoch ihn diese Auszeichnung ehrte und erfreute, so tief schmerzte ihn der, um diese Zeit ihn treffende Verlust ſeiner innig geliebten Gattin. Im dritten schlesischen Kriège stand der linke Flügel des Corps des Feldmarschall Schwerin unter dem Befehl des General-Lieutenant Fouqué. Der Schlacht von Lowosit folgten Winterquartiere. Aber schon im Frühling des Jahres 1757 rückte der König in Böhmen ein und am 21. April schloß sich Fouqué mit ſieben Bataillonen Jufanterie und einem Husaren- Regiment dem, die böhmische Grenze überschreitenden Feldmarschall Schwerin an . Alles drängte zu einer blutigen Entscheidung gegen Prag; Fouqué führte die Avantgarde Schwerins . In der heiß entbrennenden Schlacht brachte er die weichenden Schaaren durch seine Entschlossenheit auf's Neue ins Feuer. Als der greife Schwerin unter feiner, zum Siege gehobenen Fahne sank, übernahm Fouqué das Kommando. Eine Kartätſchkugel zerschmetterte ihm das Degengefäß und einen Theil der rechten Hand . Den ihm von einem schwer blessirten Offizier dargereichten Degen ließ er sich in die blutende Hand binden. „Er ist blessirt, Fouqué ! Reit Er zurück!" rief Friedrich dem verwundeten Helden zu. Der aber antwortete : „ Wenn die da ver uns weg-
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gejagt sind, Ew. Majestät !" und jubelnd folgten ihm die Bataillone- und gewannen im Siegeslauf die nächstgelegenen Höhen. - Dann erst, von Mattigkeit übermannt, wandte Fouqué sein Pferd. Im September, nach einem nicht unbedeutenden Zeitverlust, war die bei Prag erhaltene Wunde vollkommen wieder geheilth, so daß er am 8. desselben Monats das Kommando über das Corps des , in dem Treffen bei Moys gebliebenen Generals von Winterfeldt übernehmen konnte ; am 20ten führte er dasselbe von Liegnitz nach Glatz. Nach der glorreichen Schlacht bei Leuthen rückte Fouqué wieder in's Feld, übernahm am 17. Dezember den Befehl über das Zieten'sche Corps , verfolgte den Feind unausgesetzt und erreichte am 22ten dessen Arrière- Garde bei Landshut, zersprengte dieselbe und machte 300 Mann und einige Offiziere zu Kriegsgefangenen. Dann übernahm er auf Befehl des Königs die Einſchließung von Schweidnig , berannte Olmütz, wurde auf's Neue verwundet , deckte die Stellung vor Landshut und marschirte endlich nach Oberschlesien in die Winterquartiere zurück. Gegen Ausgang des Jahres 1758 sandte ihm der König mit den Worten: Ich schicke Ihnen , mein lieber Freund , das Scherflein der Wittwe" 2c. ein namhaftes Geldgeschenk begleitet von einer Abhandlung: „Betrachtungen über einige Abänderungen in der Art, den Krieg zu führen.“ Dieser Aufsatz war die Frucht der letzten Feldzüge und sollte zugleich eine geistvolle Vorbereitung zu dem neu bevorstehenden Kampfe sein. Begleitet von den Anmerkungen Fouque's, bildet derselbe den Anfang eines bis in das Jahr 1771 fortgesetzten Briefwechsels . Die hierin enthaltenen Mittheilungen geben das lebendigste Zeugniß von dem vertrauensvollen Verhältniß, welches zwischen dem König und Fouqué beſtand, und der ungezwungene Austausch von Erfahrungen, Ansichten und Grundsätzen gewährt einen tiefen Einblick in die innere Größe Friedrich's des Zweiten, wie in den unbefangenen und klaren Geist und das wohldurchdachte, freimüthige Urtheil Fouque's. Der Feldzug von 1759 und die Kriegsereignisse der folgenden Jahre zeigen ein vielseitiges und überaus belebtes Bild von Fouqué's Thätigfeit, durch welche er sich immer mehr die ehrende Anerkennung seines Königs erwarb. Das unglückliche in den vorliegenden Blättern beschriebene Treffen bei Landeshut sezte seiner kriegerischen Laufbahn ein Ziel. Mit einem großen Theil seines Corps gefangen , wurde er zunächst nach Königingrät geführt ; von hier kam er nach Brünn und endlich nach Bruck an der Leitha. Ein Verſuch des Königs , ihn auszuwechſeln , mißlang, da die Kaiserin Maria Theresia in einer für den General höchst ehrenvellen Weise erklärte, daß ein selcher Feldherr erst nach abgeschlossenem
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Frieben wieder in Freiheit gesezt werden könne.
Doch gelang es , den Gefangenen , der seine Worte , wo es sich um Recht oder Unrecht han-
delte, nicht abzuwägen pflegte, bei der Kaiſerin zu verschwärzen, und diese verbannte ihn nach Karlstadt in Kroatien. Sein Leben in der Gefangenschaft, heiter und still im Kreise der Seinigen und einiger Freunde , gewidmet den liebgewonnenen Beschäftigungen mit Wissenschaft und Kunst, wurde nur durch eine Krankheit und durch den Gedanken an die Thatlosigkeit, in welche er sich versett sah, getrübt . Der Friede endlich gab Fouqué seine Freiheit wieder, und er begann am 7. April 1763, von den Seinigen umgeben, die Rückreise nach Glatz. Eine von Maria Thereſia au ihn ergangene Einladung nach Wien ablehnend, eilte er, dem Winke seines Königs und Freundes zu gehorchen. Vier schöne Wochen, vielleicht die schönsten feines Lebens, verlebte er nun an der Seite Friedrich's auf dem Luftschlosse Sanssouci bei Potsdam . Dann ertheilte ihm der König auf seinen Wunsch die Erlaubniß , auf seiner Domprobstei in Brandenburg bleiben zu dürfen , weil Alter und zunehmende Schwäche ihn hinderten , dem Dienst wie früher obzuliegen. Dort führte er ein idyllisches Invalidenleben , erheitert und gepflegt von seinem königlichen Freunde, dessen wahrhaft rührende Theilnahme Fouqué bis in das höchste Alter genoß. Einſt ſchrieb der König ihm : „ Sie leben
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zu einsam ; Sie müssen alle Tage Gesellschaft haben, Ihre Fenster müſſen mit Blumentöpfen geschmückt sein, und kleine Hunde müssen um Sie herumspringen, um Sie zu vergnügen." Man muß durchaus Friedrich's Briefwechsel mit Fouqué, und Beider nahes Verhältniß zu einander ge= nau kennen, um einen Begriff von des Königs freundschaftlichen Gefühlen zu bekommen , und von der Art , wie er zu vergüten wußte. Bald schickte er, Fouqué ein Stück von einer perigorder Pastete , die er alle Jahre nur einmal für sich kommen ließ ; bald ein Fläschchen Balsam von Mekka, welches der türkische Gesandte ihm geschenkt , oder expreß verschrieben war , dann wieder die lezte Flasche Ungarwein , die man noch von Friedrich des Ersten Zeiten her im Keller fand, oder das Neue vom Jahre : einige Vorkost, Weintrauben und andere Früchte aus seinem Garten, und dergleichen mehr, mit den liebreichsten Zuschriften ; auch meldete der König sich gelegentlich auf eine Suppe in Brandenburg zu Gaſte an. Als in den letzten Lebensjahren Fouqué's körperliche Schwäche immer mehr zunahm, und das Gehen ihm fast unmöglich wurde, half auch der König diesem Uebel ab. Wenn sein alter Freund ihn dann in Sanssouci besuchte, ließ er ihn die hohen Terrassen hinab auf einem Sessel tragen; unten wartete seiner ein bequemer Rollwagen , von einigen frischen , gut dafür besoldeten Gärtnerburschen gezogen , und König
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Friedrich wandelte dann im traulichen Gespräche neben her , die Gänge , des Schloßgartens auf und ab. Ebenso ließ der König , als auch die Sprachfähigkeit Fouqué's immer mehr und mehr abnahm , kleine alphabetisch geordnete Täfelchen anfertigen, worin Haupt- und Zeitworte nach gewöhnlich svorkommendem Bedürfniß aufgezeichnet waren , so daß der alte General ſein unverständliches Gespräch ergänzen konnte , indem er auf die wesentlichsten Punkte hinwies. Am 4. Februar 1774 erreichte Fouqué das 77. Jahr seines Lebens. Bald darauf, von dem Gedanken an den ernſteſten Wendepunkt des Lebens, den Tod und an eine würdige Vorbereitung dazu , bewegt , ließ er sich seine Gruft bereiten, und seinen Sarg bestellen, und es iſt characteriſtiſch, wie er, umgeben von seiner Dienerschaft, die er zur strengsten Verschwiegenheit verpflichtet hatte, in das zu seiner Todtenfeier beſtimmte Gemach trat, und in voller Kriegertracht mit seinen Orden und Ehrenzeichen geschmückt, im Angesicht des Sarges den Gesang anstimmen ließ: „Das Grab ist da ! Hier steht mein Bette, Da ich den Tod umarmen soll. Ach, wer sich gut gebettet hätte, Der schliefe sanft und ruhte wohl !“ Danach ordnete er mit Leichtigkeit seine weltlichen Angelegenheiten, und wie er sonst im Kampfe troßend und freudig dem Tode in's Auge geblickt hatte, sah er ihm jezt voll heiterer Gelassenheit still entgegen. Am 3. Mai 1774 als die letzten Worte des Morgensegens, den er
sich täglich vorlesen ließ , verklungen waren , freudig zum ewigen Frieden ein. ◄
ging der Held fanft und
Biographie des Feldmarschall's Freiherrn von Laudon.
Ernst Gideon von Laudon stammt von einer alten , adligen schottischen Familie ab , von der ein Zweig im 14. Jahrhundert Schottland verließ und nach Liefland zog. Hier auf einem Landgüte der Familie, Toten genannt, wurde Laudon im Jahre 1716 geboren. In seinem 15. Jahre trat er als Cadet in ruſſiſche Dienste und stand als solcher bei
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der Einnahme von Danzig im Jahre 1733 zum ersten Male im Kanonenfeuer; auch machte er von 1736 bis 1739 die siegreichen Feldzüge des tapfern Grafen Münnich gegen die Türken mit , in deren Folge er zum Oberstlieutenant avancirte. Erlittener Unbilligkeiten wegen trat er nach beendetem Kriege 1740 , zu welcher Zeit gerade Maria Theresia von allen Seiten angegriffen , in großer Bedrängniß war, in österreichische Dienste. Auf der Reise durch Berlin suchten einige preußische Offiziere , die früher der russischen Fahne gefolgt waren , preußische Dienste zu nehmen . Laudon wurde auch dem König Friedrich vorgestellt, der ihn scharf ansah, sich aber bald von ihm wegwandte, und zu seinem Begleiter sagte , daß ihm das Gesicht Laudon's unangenehm sei. Nicolai leugnet in den Anekdoten Friedrich's die Wahrheit dieser Thatsache unter anderem auch deswegen, weil der König ein so offenes Gesicht nicht würde haben verkennen können . Pezzl behauptet in seiner Lebensge schichte Laudon's , daß dessen Gesicht wirklich sehr verfchloffen, und da = her leicht zu verkennen gewesen sei. Hiermit stimmen auch alle andern Aussagen überein. Es ist übrigens richtig , daß der König Laudon's Dienſte nicht annahm, und daß sich an Friedrich diese Vernachlässigung eines scheinbar unbedeutenden Lieutenants in der Folge ebenso rächte, wie jene Ludwig XIV. von Frankreich , der dem großen Prinzen Eugen von Savohen Anfangs eine Dragoner - Compagnie versagt hatte. In Wien wurde Laudon der Kaiſerin Maria Theresia vorgestellt und dem neu errichteten Panduren - Corps
unter dem wilden Obersten von Treuk als
Hauptmann zugetheilt. Mit dieſem ging er zunächst nach Baiern, durch welches Land Prinz Carl von Lotharingen die feindliche Armee bis auf franzöſiſchen Boden verfolgte. Die Panduren bildeten immer den Vortrab. Auf einem Vorposten wurde Lauden zur Nachtzeit überfallen, und erhielt hierbei einen Schuß durch den Leib , die einzige Verwundung in feinem ganzen Leben. Als Bleßirter von den Franzosen gefangen, mußte er in einem Dorfe eine langsame und schmerzhafte Cour erleiden, wurde aber nach einiger Zeit bei einem Ueberfalle von seinen eigenen Leuten wieder befreit. Hierauf wohnte er den Schlachten bei Sorr und Striegau gegen den König Friedrich bei . Nach Abschluß des Friedens 1745 wurden die leichten Truppen und somit auch das Trenk'sche Corps aufgelöst. Laudon dadurch jetzt auf den kümmerlichen Gehalt eines reducirten Hauptmanns angewiesen und durch die Verwickelung in den Trent' schen Prozeß empfindlich gekränkt , stand auf dem Punkte Desterreich ganz zu verlassen. Einige Freunde aber , die seinen Werth zu schätzen wußten , baten ihn zu bleiben , und verschafften ihm eine Majorstelle bei dem Liccaner Grenzregimente in Croatien.
Als solcher verheirathete er
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sich in Ungarn mit dem Fräulein Clara von Hagen, der Tochter eines Croaten-Offiziers, mit welcher er in einer glücklichen aber kinderlosen Ehe lebte. Die Muße, die ihn auf seinem entlegenen Grenzposten blieb, verwendete er nun zu militärischen Studien , besonders machte er sich mit den besten Landkarten und militärischen Plänen bekannt. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges , woran auch einige Tausend Createn Theil nehmen sollten , fehlte Lauden's Name unter der Zahl derjenigen, die zum Ausrücken beſtimmt waren . Darüber betroffen und mißvergnügt, reiste er nach der Hauptstadt, um sich eine Anstellung bei der activen Armee
zu verschaffen.
Bei dem damaligen Staats- Kanzler Kaunitz
eingeführt , fand er in dieſem bald einen thätigen Beschüßer , später feinen wärmsten Freund, denn auf dessen Verwendung wurde er als OberſtLieutenant der Croaten dem Browne'schen Armee- Corps in Böhmen zugetheilt. Für den mit seinem Corps glücklich ausgeführten Ueberfall auf Hirschfeld im Februar 1757 avancirte er darauf zum Obersten , sein tapferes Verhalten aber in der Schlacht bei Prag und dem nach der Belagerung dieser Festung mit vieler Geschicklichkeit geführten kleinen Kriege an der Elbe lohnte Maria Theresia mit der Ernennung zum General-Major. Der Courier, der ihm das Diplom überbringen sollte, wurde in der Gegend von Erfurt von preußischen Huſaren aufgefangen, und zum König geführt. Friedrich hatte die Aufmerksamkeit, das Generals-Patent an Laudon nebst seinem Compliment zu schicken. Im Jahre 1758 erhielt er außerdem den , kurz nach dem Siege bei Kollin gestifteten Theresien-Orden. Als der preußische Feldmarschall Keith Ollmüz belagern wollte, gebrach es ihm an Lebensmitteln und Munition. Der König detachirte daher einen Transport von 4000 Wagen um seine Armee mit dem Nöthigen zu versehen. Laudon erhielt den Befehl, diefen Transport aufzuheben, und dadurch die Festung Ollmütz ohne Schlacht frei zu machen. Er führte diese Waffenthat so glänzend aus, daß nur etwa 200 Wagen das feindliche Lager bei Ollmütz erreichten. Drei Tage darauf ernannte ihn Maria Thereſia dafür zum Feldmarschall- Lieutenant. Der Plan zu dem bekannten Ueberfall von Hochkirch wird allgemein auch Lauden zugeschrieben , der nicht wenig zu seinem Gelingen beitrug. Als nach demselben die Winterquartiere in Böhmen bezogen wurden, erkrankte Lauden und ging deshalb nach Wien, wo ihn die Kais 8 serin zum Großkreuz des Thereſienordens ernannte und in den Reichsfreiherrnstand erhob. Im Frühjahr 1759 von seiner Krankheit wieder hergestellt, befehligte er ein Corps an der schlesischen Grenze und strebte einzig auf eine Vereinigung mit den Russen hin , die auch gelang.
Der
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Tag von Kunersdorf bot ihm aufs Neue Gelegenheit , fein Feldherrntalent zu befunden , denn nur sein Muth und ſeine Klugheit entschied den Sieg für die Desterreicher. Seine Monarchin ernannte ihn dafür zum Felbzeugmeister, die russische Kaiſerin Elisabeth schenkte ihm einen mit Brillanten reich besetzten Degen. 1760 erhielt Laudon den Oberbefehl über circa 36,000 Mann, die in Böhmen und Mähren überwinterten, und bestimmt waren, in Schleſien zu operiren. Vor allen Anderen zur Ausführung des Feldzugs= entwurfs für dies Jahr von dem Kaiserlichen Hofe zu Wien erwählt, rechtfertigte er jedenfalls vollkommen das in ihm gesetzte Vertrauen. Rasch entſchloſſen, unternehmend und thatkräftig - damals erst wenig über 40 Jahre alt war er der erste österreichische Feldherr, der in jenem Jahre die Möglichkeit bewies , das zu thun , was vor ihm keiner in den vier schon vorangegangenen Feldzügen des siebenjährigen Krieges zu thun versucht hatte : nämlich in Feindes Land die Campagne zu eröffnen. Seine Operationen während derselben bis zum Treffen bei Landeshut am 23. Juni 1760 dürfte die vorliegende Darstellung desselben in ausreichender Weise veranschaulicht haben und blieb somit nur noch ein Blick auf seine Thätigkeit nach der Landeshuter Katastrophe übrig. Das erste in diese Zeit fallende wichtige Ereigniß war die Eroberung der Festung Glatz im Juli desselben Jahres. Die Nachricht hiervon schickt der Staats - Kanzler Kaunit sogleich an die Kaiſerin , und schloß ſeine Anzeige mit den Werten : „ Gott erhalte Euer Majeſtät ihren Jöſua!“ Nach der hierauf von Laudon selbst geleiteten , aber vergeblichen Belagerung von Breslau wurde er von dem inzwischen aus Sachsen herbeigeeilten König Friedrich am 15. August bei Liegnitz geschlagen ; im Jahre 1761 aber erntete er wieder durch die Eroberung der Festung Schweidnitz neuen Ruhm. Es war dies die letzte bedeutendere That in dem blutigen Kriege , dem der Friede 1763 endlich ein Ende machte. Nach demselben lebte Laudon meist auf seinem Gute in Böhmen , das ihm die Kaiserin geschenkt hatte. 1766 berief ihn diefelbe in der Hoffriegsrath und 1769 wurde er zum commandirenden General in Mähren ernannt. Als 1770 König Friedrich dem Kaiser Joseph den bekannten Gegenbesuch in Mährisch- Neustadt machte , war auch Laudon dabei zugegen. Der König bezeigte ihm ungemein viel Aufmerksamkeit , und nannte ihn immer „Herr Feldmarschall," obgleich er erst 8 Jahre später diese Würde erhielt. Eines Tages vermißte man ihn im Speisesaale ; der Kaiſer bemerkte cs. „Das ist gegen seine Gewohnheit“ fagte Friedrich sonst pflegte er vor mir auf dem Plaze zu sein." Cr bat da-
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rauf den inzwischen eingetretenen Laudon , ſich neben ihn zu sehen : liebe es mehr, ihn zur Seite, als sich gegenüber zu sehen.
er
1778 ernannte der Kaiser Laudon zum Feldmarschall , und als solcher machte er den baierischen Erbfolgekrieg mit, in welchem er die zweite Armee, 50,000 Mann ſtark an der fächsischen Grenze befehligte.
Be-
kanntlich war aber dieser Krieg von keinem großen Belange ; schon 1779 wurde derselbe durch den Teschener Frieden beendet. Laudon lebte darauf in stiller Zurückgezogenheit auf seinem Landsize Hadersdorf bei Wien, bis er , schon 72 Jahre alt , noch einmal bei dem 1788 ansbrechenden Türkenkriege zum Kommando des croatischen und dann auch des flavonischen Corps berufen wurde. Durch den Sieg über die Türken bei Dubicza und die Einnahme dieſes festen Plazes , sowie der Festungen Novi und Belgrad 2c., wonach er zum Generaliſſimus der öſterreichiſchen Armee ernannt wurde , endete Laudon auf eine für die österreichischen Waffen glorreiche Weise diesen Krieg und auch seine Feldherrnlaufbahn, denn bald nachher am 14. Juli 1790 starb er zu Wien , von seinem Kaiser, am meisten von der Armee, die ihn ihren Vater Laudon genannt, betrauert.
Beilage VI. Erklärung des Plans des Treffens bei Landeshut. a. 2tes Batail. Fouqué*)Į hinter der verschanzten Linie vom Leuschner6. Ites Batail. Mosel bis Mummelberge. c. 2 Schwadronen Alt - Platen - Dragoner hinter den sub a. und b. ge= nannten 2 Bataillonen. d. Ites Bataillon Fouqué und zwar 3 Compagnien in den Schanzen auf dem Buchberge, 2 Compagnien in den Schanzen. auf dem Burgberge. e. Grenadier-Batail. Webersnow in den Schanzen auf dem Tilgenberge.
f. 5 Schwadronen Malachowski-Husaren hinter dem Grenadier-Batail. Wobersnow . *) Ein Peloton dieses Bataillons hatte noch die Schanze auf dem Thiemenberge besest.
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g. 5 Kompagnien des Bataillons Mellin , zwischen dem Leuschner- und Thiemenberge. h. 5 Kompagnien des Freibataillons Lüdrit längs des Bobers auf der sogenannten Klugischen Bleiche. i. 2 Schwadronen Alt-Platen-Dragoner am Fuß des Kirchberges. k. 5 Kompagnien des Bataillons Markgraf Heinrich, in den Schanzen auf dem Kirchberge. 7. Bagage . m. 5 Kompagnien des Iten Batail. Bülow Į in den Schanzen auf dem n. 5 Bülow Gerichts- und Galgenberge. " 2ten " " 0. 5 " " Bataillons Braun auf dem Galgenberge. p. 5 Schwadrenen Werner -Huſaren am Fuß des Galgenberges . q. 5 Compagnien des Grenad. - Batail. Sobeck in den Schanzen auf dem Hahnberge. r. Grenadier-Bataillon Koschembahr. . Batail. Freiwillige Bork } am Fuße der Mühlberge. t. Below " u. Freibataillon le Noble den Schanzen auf dem Mühlenberge. บ. Collignon w. Grenadier - Bataillon Arnim und 250 Pferde unter Major Lutz bei Ruhbank. x. Quarrée, welches Fouqué nach dem Boberübergang formirte und in welchem er gefangen wurde. y. 14 Schwadronen preußischer Kavallerie, die sich unter General von Malachowski durchschlagen.
A. Lager der Desterreicher bei Schwarzwaldan, Hartmannsdorf und auf den Reichhennersdorfer Bergen. B. Stellung der Desterreicher am Abend des 22. Juni. C. Ite Angriffs -Colonne : 6 Batail. unter Feldwachtm. Nafelli. 5 D. 2te Feldm.-Lieut. Müffling. " " 6 E. 3te " " " Feldwachtm. Ellrichshausen. F. 14 Bataillone in 2 Treffen unter Feldm.-Lieut. Campitelli. G. 3 Batail. unter Feldm . - Lieut. Gaisrugg zum Schuß der Artillerie auf den Reichhennersdorfer Bergen aufgestellt. H. 5 Batail. 10 Schwadr. unter Feldm . 3 Wachtm. St. Ignon an der faulen Brücke bei Blasdorf. I. 4te Angriffs - Colonne : 5 Batail. 24 Schwadr. unter Feldmarschall Lieut. Wolfersdorf. K. Desterreichische Batterie auf den Reichhennersdorfer Bergen.
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L. 24 Schwadronen unter dem Feldm . -Lieut. Potsdazky und Martigny. M. Bortrab dieser Kavallerie uuter Graf Kinsky. N. 20 Schwadronen unter Feldwachtm . Nauendorf. 0. Stellung des Feldm. St. Ignon nach dem Uebergang über den Bober . P. Desterreichische Batterie von 12 schweren Geschüßen auf dem Riegel. Q. 2 Bataillons 2 Schwadronen zur Besetzung der Straße nach Belkenhain und Freiburg.
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Anhang.
Auszug aus dem, während des 7jährigen Krieges geführten Tagebuche eines Inwohners der Stadt Hirschberg, die Plünderung 2c. der Stadt Landeshut am 23. Juni 1760 betreffend. Den 22. Juni. Von Landeshut hört man heute daß die Keyserlichen sehr nahe an der Stadt an stehen. Doch haben die Preußen die Stadt, und Schanzen alle innen , es fallen Täglich scharfe Scharmüzel Am abgewichenen Donnerstage, hätte denen Keyserlichen balde gelückt daß sie denen Preußen ihr ganzes Geschütze und Pulver- Wagen, welches über Hartmannsdorf nach Landshut kommen solte beinahe weggenommen hätten. Den 23. Juni .
In dieser Nacht hatten die Keyserlichen, die bei
Landshut auf den Bergen , und Schanzen stehenden Preußen überfallen, und zwar unter dem größten Donnerwetter und Regen , da man es am wenigsten vermuthet geweßen, es ging also in der Nacht um 1 Uhr ein grausames Canonieren an , so den ganzen Morgen wärete , um 9 Uhr brachten die Keyserlichen schon 6 Preusche Husaren als gefangen nach Hirschberg sowie die Nachricht gehet, so siehet es heute ror die Preußen sehr schlecht aus. um 12 Uhr brachte man wieder Preusche Gefangnen auch Pferde, man erfähret, daß die Preußen völlig geschlagen, und der Herr General de la Motte Vocquet soll gefangen , Landshut aber außgeplündert ſein. Hente siehet man da und dorten , viele Preusche Flüchtlinge laufen, der gröfte Haufe aber ist über Polckenhan, nach Jauer zu gegangen. Diesen Nachmittag kamen auch 2 flüchtige Preußen ein Dragoner und ein Husar nach Hirschberg , als Sie aber auf dem Margate einen Keyserlichen Husar sahen , so gaben Sie sich vor deserdeur auß, der Keyserliche rit mit ihnen zum Burgthore hinanß vorm Thore aber, nahmen die 2 Preußen den Keyserlichen zwischen sich beyde , und schleppten ihn mit fort. auf dem Rehnhübel hatten sich 3 flüchtige verstecket.
Allein die
Keyserlichen fanden solche und machten Sie zu Gefangenen. Gegen Abend höret man es wieder Canoniren welches aber von den Keyserlichen Freuden Schiße gewesen sind. Den 24. Juni.
Vormittags kamen unßer Croaten und Huſaren
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welche den 22. durch Hirschberg gingen , wieder zurücke und brachten überauß viel Leute mit, welche Sie den Preußen abgenommen , auch gefangen worunter etliche ſtark Pleſſirt waren. Daß die Preußen völlig geschlagen und zerstreut sein , siehet man auß allen Umständen wie es aber Landshut ergangen iſt, davon hat man noch keine richtige Nachricht. Zu Mittage brachten die Keyserlichen abermahls 38 Preusche Back Pferde, und 26 Knechte. Den ganzen Krieg hindurch hat man solches zu Hirschberg noch nicht gesehen. Gegen Abent kamen Leute von Landshut , welche daß Elend derer Einwohner nicht genugsam beschreiben können. O, Arme Stadt, welch graußames Ungèlück hat Dich betroffen . Die Plünderung hat früh von 9 Uhr an, bis auf den Abent gedauert wobei sehr viele Einwohner sind nieder gehauen worden , welche doch noch am gelücklichsten geweßen, weil Sie ihres Elendes auf einmahl loß geworden sind: Dahin gegen die noch lebenden , nackt und bloß und ganz ohne Lebensunterhalt sein, nichts mehr haben als die Augen , womit sie ihren Zustandt beweinen können.
Die Kaiserlichen Völker haben so arg gewüttet, daß es nicht zu beschreiben ist, nur etwas anzuführen , auf dem Maryckte hat man eine Frau Todt gefunden , so ganz nackent dagelegen , ihr war der Leib aufgehauen, daß das Eingeweide heraußgetretten, auf ihren Brüsten hat ihr kleines Kind gelegen , so noch gelebet , welches aber die Soldaten, gleich einem Ungeziefer mit Füßen zertretten haben. Man ist nicht Vermögend das Elend der Armen Landesbuter , und die außgeübte grausamkeit der Kayserlichen Soldaten zu beschreiben , wo vor sich die Natur entſeßen muß, sie haben so Teuflisch gehauset, daß sie unter denen Weibs Perſonen einige welche sie auf eine Viehische Art geschändet , gleich nach der That erstochen haben. Eine Frau so in Kindesnöthen geweßen hat man auf eine Erbärmliche und recht Schändliche weiße umbs Leben gebracht, viele Vornehme Frauens Personen haben gang Nackent auf dem Margate® gelegen und sind erschoßen oder erstochen gewest, ohne derer zu gedenken, welche man in denen Häußern , um Geldt zu erpreßen , ums Leben ge= bracht, Plessirt, oder braun und blau geprügelt , es sollen wenige in Landeshut sein , die nicht verwundet wurden. So arg haben es die Calmukken , Cofacken , und Tattern in Guhra , Hernſtadt , und Neuſalh nicht gemacht, es ist und bleibt ver die Religion und Christlichen Nahmen, eine ewig unaußlöfchlige Schande, daß man sich gegen seine Ne" ben-Christen nicht anders , als wie rechte eingefleischte Teufel erwiesen hat.
Viele haben sich dadurch zu schützen gesucht , daß sie ihnen zuge= rufen : Jeſu Maria, ich bin ja Catholisch, so hat es geheißen, Du Hundt !
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heute bist du luttrisch, morgen magst du Catholisch sein. Die Geistlichkeit hat man gar nicht geschont , sondern fast nackent außgezogen. Die benachtbarten Dörfer haben gleiches Schickfaal erfahren müssen. Den 25. Juni musten hier zu Hirschberg die Kaufleute Zünfte aufs Rathshauß komen. Ihnen wurde ein vom Rahte
und auß
Schmiedeberg an den hiesigen Raht und Bürgerſchafft zugeschickten sehr Lamendablen Brief vorgelesen, worin ſie bitten denen Landshuttern in ihrer Noth beizustehen. Es wurden auch sogleich Kleider , Wäsche und EfWaahrenzusammen gebracht und etliche Wagen voll nach Landshut geführtt. Heute gingen unßer Huſaren abermahls durch die Hartau zu, und nahmen die Preuschen gefangenen mit.
Stadt
auf die
Gegen Abend kamen unßer Herrn welche am 22. abgeholet worden wieder zurücke. Der Keyserliche General von Laudon soll sein Lager nach der eroberung von Landshut zu Schwarzwaldau genomen haben. Er soll würklich mit 60 Tausend Man die Preußen angegrifen haben, ist also nicht zu verwundern , daß die Preußen ungelücklich geweßen , da sie nicht stärcker denn nur 10 Tausendt Man waren , und diese sind auch alle mit samen theils Tod , gefangen , verjagt und zu den Key= ferlichen deserdeurt, die 3 Generals so dabei geweßen , als : Vocquet, Schenckendorff und Malakopffkh sind gefangen, der General Vocquet foll so starck Plessirt sein, daß man ihn schon Todt gesagt. Der Verlust an Todten auf Keyserlicher Sehte soll weit größer sein als die Preußen gar mit allen starck geweßen. Man giebt vor gewiß an, daß die Keyserlichen auf die 16 Tauſend Todte gehabt. Von den Preußen sollen 7. Tauſend gefangen worden sein. 2 Taufend find nach Breslau zurücke gekommen, also können noch nicht 1000 Man Todt geblieben sein, den man hat ſie weit und breit zerstreut laufen gesehen, es ist Heute der Dritte Tag daß man sich bemühet die Todten zu begraben fogar die Weibsvölker wurden nicht verschont, sondern müßen babeh helfen. Den 26. Juni. Diesen Morgen schickte unßer Rath und Burgerfchafft zu Hirschburg abermahls einige Wagen voll mit Kleidern und Eßwahren nach Landshut , viele Einwohner aldorten halten sich im Felde unter den Sträuchern, und im Getrahte auf, weil Sie sich ihrer bloßen Leiber halber schämen in die Stadt zu gehen und waß mag Hunger und Durst nicht vor Pein verursachen. Ehe -man ihnen hat zu Hülfe kommen können haben Sie würklich große Noth leiden müßen. Diesen Abent um 10 Uhr kamen von dem Beckischen Corps die Vorirs von Friedeberg nach Hirschberg und machten die Quartire, weil Morgen, daß ganze Corps hier eintreffen soll.
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Die Preußsche reitende Artillerie an ihrem hundertjährigen Geburtstage. (Auszug aus dem Soldatenfreund 26ter Jahrgang Seite 767 und 768.) Am 21. April 1859 waren es 100 Jahre, daß die reitende Artillerie des Preußischen Heeres ― lange Zeit die einzige in ganz Europa vom König Friedrich dem Großen mitten im 7jährigen Kriege errichtet wurde. In den bisher bekannt gewordenen gedruckten Nachrichten über die Geschichte der Artillerie ist ein bestimmter Tag für diese Errichtung nicht angegeben worden , sondern man wußte nur , daß es während der Lagerung der Königlichen Armee bei Landeshut in Schlesien (von Anfang April bis Ende Mai 1759) geschehen sei. Nun ist aber auch die darauf bezügliche Kabinets -Ordre aufgefunden worden. Sie lautet : " Mein lieber Geheimer Etats-Minister von Schlabrendorf! Weil nach der einlage zur Bedienung 6 ſechspfündiger Canons, das darin ſpecificirte erfordert wird ; So kann ich es nicht ändern , als daß Ihr die dazu erforderlichen Gelder mit 2227 Rthlr. 12 Sgr. aus Eurer unterhabenden Militair - Kaſſe bezahlen , auch deshalb mit dem Oberſten von Kruſemark correspondiren müſſet, weil alles gewagt werden muß und er solches und das übrige schaffen soll. Alles dies aber prefsiret sehr . Ich bin Euer wohleffectionirter König.
Landeshut, den 21. April 1759. (gez.) Friedrich. An den Etats - Minister von Schlabrendorf. Zur Bedienung 6 sechspfündiger Canons werden erfordert : 3 Unteroffiziere 42 Kanoniers
45 Mann. Diese beritten zu machen kostet:
1800 Rthlr. 45 Stück Pferde à 40 Rthlr. 45 Sattel nebst Zubehör à 6 Rthlr. 270 Rthlr. 157 Rthlr. 12 Gr. 45 Paar Stiefeln à 3 Rthlr. 12 Gr.. Summa 2227 Rthlr. 12 Gr. Aus der Angabe, daß „ die 45 Mann beritten gemacht werden sollten" geht deutlich hervor , daß hier nur die reitende Artillerie gemeint
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sein kann, und da somit der Tag der Errichtung feststand, so erließ Sr. Königliche Hoheit der Prinz-Regent die folgende Ordre : „Ich will auf Ihren Bericht vom 24. d. Mts. hierdurch bestimmen , daß der 21. April d . 3. als der Tag des Hundertjährigen Bestehens der reitenden Artillerie angesehen werde, indem durch die Ordre des hochseligen Königs Friedrich II. Majestät de dato Landeshut den 21. April 1759 die Mittel zur ersten Formirung einer reitenden Batterie angewiesen wurden. Berlin , den 29. März 1859 .
Im Namen Sr. Majestät des Königs. (gez.) Wilhelm , Prinz von Preußen , Regent. An den Generallieutenant v. Hahn , GeneralInspecteur der Artillerie."
+
Landeshut, Druck der C. Lips'schen Buchdruckerei.
5.AP 64
Berichtigungen.
Seite III Zeile 19 von oben ist zu lesen statt : Deposition ― Disposition. = = = 1 = = 9 = Glücke wie seiner Kraft COLA Glüde, seiner Kraft. = = 1 von unten = = 2 rechter - rechten. = 17 = = = = 12 = Kürassiren ―― Kürassieren. = = = 3 = = 13 6 = präcipitirten. präcipirter = = = 12 = = 18 Böhmen Schlesien. = 12 = =1 19 = = hinter : verstärkt worden ein Punkt zu sehen. = = 19 von oben ist zu leſen ſtatt : Sandſteinfelſeu 20 Sandsteinfelsen . = = 14 = = = = = 21 = Theilen --- Seiten. = = I 19 = = = = 25 = Kampiletti - Kampitelli. = 27 = 19 von unten = = = Bataillon Bataillons. = = = = = 28 = 1 = = Erstürmung Ersteigung. = = = = = = = 29 1 = des Kolons ein Punkt. = = = = = = 3 = 40 retireren retiriren. = 41 = = = = 6 = = Lipvidation Liquidation. = = 42 = 10 = = = = ristiret sistiret = 45 = = = = = = 6 = Kriegschriftsteller - Kriegsschriftsteller . = 49 = 15 von oben = = Bethlehem -- Bethlem. = = = = = = = 51 4 = Compagnie - Campagne. = = = = = = = 11 = 56 Colonnen Canonen. = = 63 1 von unten = = = vorherrschender. vorhrrschender = 14 von oben = = = = = 65 Rohheit. Roheit = 68 = = = 3 = machte mochte. = 69 = = = = = 10 = Glaz. Grätz = = = = = = = 73 4 = Oberstlieutenant Oberlieute nant. = = = hinter : gefolgt waren , - ihn zu bewegen -= 73 , einzuschieben. = 81 = 9 von unten = = = Hirschberg. Hirschburg = = 82 = 1 von oben = = = Preußsche - Preußische. = 82 = 15 von unten - = = = wohleffectionirter wohlaffectionirter. =
=
=
ཚསྐྱ
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Die
Katastrophe von Landeshut i . Schl.
am 23. Juni 1760.
Nebst 6 Beilagen und einem Plane.
Bon
Laube , Premier Lieutenant im 2. Niederschlesischen Inf. Regiment Nr. 47.
und mit deffen Bewilligung
zum Besten des Rettungshauses des Landeshuter Kreises
herausgegeben
Don
v. Klützow, Landrath des Landeshuter Kreiſes ...
In Commission bei E. S. Mittler und Sohn in Berlin.
46
Landeshut, Druck der C. Lips'schen Buchbruckerei..