Die jüdische Presse im Dritten Reich: Zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung [Reprint 2012 ed.] 3484651172, 9783484651173

Hitlers Machtergreifung setzte eine Zäsur in der über 180jährigen deutsch-jüdischen Pressegeschichte. Ihr Ende kam fünf

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German Pages 378 [376] Year 1997

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Die jüdische Presse im Dritten Reich: Zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung [Reprint 2012 ed.]
 3484651172, 9783484651173

Table of contents :
Themenstellung
Teil I: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung
1 Der Beginn der jüdischen Presse
2 Die jüdische Pressegeschichte Deutschlands
2.1 Das 18. Jahrhundert. “Die erste Zeitung für deutsche Juden – sie erschien in hebräischer Sprache“
2.2 Das 19. Jahrhundert. “Wissenschaftlich, zielgerichtet und ein wenig aktuell“
2.3 In der Weimarer Republik. “Beginnender Abwehr- und Meinungskampf“
3 Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe
3.1 Die jüdische Presse im kommunikationswissenschaftlichen Kontext
3.2 Die jüdische Presse im historischen Kontext
3.3 Widerstand
3.4 Jüdischer Widerstand
Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich
1 Ein erster Lagebericht. “Einmalig: Nationalsozialistische Propaganda verboten.”
2 Die Reichskulturkammer. “Juden ... allmählich auszuscheiden.”
3 Die Reichspressekammer
3.1 Der “Große Abstammungsnachweis”. “Max Amann ist nicht zu bremsen.”
3.2 Ende des öffentlichen Verkaufs und weitere Einschränkungen der jüdischen Presse “Wieder ein Schritt voran auf dem Wege zur Ausmerzung alles Jüdischen.”
4 Das Schriftleitergesetz
4.1 Der Schriftleiter. “Ihm drohte die Streichung.”
4.2 Die Berufslisten. “Eine eigene Liste für die jüdische Presse.”
4.3 Der Reichsverband der deutschen Presse. “Im Zweifelsfall gegen die Juden.”
4.4 Zeitungen und Zeitschriften. “Jüdische Zeitungen sind keine Zeitungen.”
4.5 Der “Arierparagraph”. “Vom Erfordernis der arischen Abstammung.”
4.6 Die Berufsgerichte. “Zur Beseitigung unlauterer Elemente.”
4.7 Die fehlende Statistik der entlassenen jüdischen Journalisten. “Einer von ihnen war Lutz Weltmann.”
5 Hans Hinkel – eine Annäherung
5.1 Kindheit und Jugend
5.2 Der Nationalsozialist. “Ein alter Kämpfer und Freund der Schönen Künste zuständig für die Entjudung des kulturellen Lebens.”
5.3 Das Büro Hinkel. “Der Nazi Hans Hinkel muß am Fortbestand der jüdischen Kultur interessiert sein.”
6 Selbstkontrolle, Zensur und Verbot. “Wir gingen auf Zehenspitzen.”
Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten
1 Tabellarischer Überblick
2 Jüdische Nachrichtenagenturen
3 Das Schriftbild der jüdischen Presse
Teil IV: Die Troika – “Jüdische Rundschau”, “C. V.-Zeitung”, “Israelitisches Familienblatt” – und das “Jüdische Nachrichtenblatt”
1 Die “Jüdische Rundschau”
1.1 Der Zionismus. “Dem jüdischen Volk eine gesicherte Heimstätte in Palästina.”
1.2 Entstehungsgeschichte der “Jüdischen Rundschau”. “Theodor Herzl fürchtete die Konkurrenz.”
1.3 Die “Jüdische Rundschau” und die ZVfD. “Nicht Stimme, sondern Medium.”
1.4 Die “Jüdische Rundschau”, Emanzipation und Assimilation. “Der Nationalsozialismus als eine günstige Gelegenheit.”
1.5 Die “Jüdische Rundschau” und das Deutschtum. “Identifikation nicht am falschen Ort.”
1.6 Die “Jüdische Rundschau” und die christlichen Bräuche. “Ein brennender Weihnachtsbaum? Nicht eben geschmackvoll.”
1.7 Die “Jüdische Rundschau” und die jüdische Religion. “Religion als verbindende Geschichte und Trost.”
1.8 Die “Jüdische Rundschau” und die Auswanderungsfrage. “Der Zionismus ist keine Versorgungsanstalt für ein plötzlich erwachtes Masseninteresse.”
1.9 Die “Jüdische Rundschau” und die Unruhen in Palästina. “Bereits 1937 den jüdischen Staat verkündet.”
1.10 Die “Jüdische Rundschau” und der Nationalsozialismus. “Gemeinsame Interessen bestanden ja.”
1.11 Auf einen Blick. Kurzbeschreibung “Jüdische Rundschau” 1933 bis 1938
2 Die “C.V.-Zeitung
2.1 Der “Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens” “Deutschtum und Judentum, eine unproblematische Ganzheit.”
2.2 Organe des “Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens”. “Die Masse der Leser wünscht besonders die Behandlung der lebensnahen Fragen.”
2.3 Die “C.V.-Zeitung” im Dritten Reich. “Von den Nazis finanzierte jüdische Zeitung zwischen Angriff und Verteidigung.”
2.4 Auf einen Blick: Kurzbeschreibung “C.V.-Zeitung” 1933 bis 1938
3 Das “Israelitische Familienblatt”
3.1 Das “Israelitische Familienblatt” und der nationalsozialistische Machtantritt. “Weg mit den Schnörkeln. Weg mit der Idylle.”
3.2 Das “Israelitische Familienblatt” 1933 bis 1938
3.3 Das “Israelitische Familienblatt” und die Nationalsozialisten
3.4 Das “Israelitische Familienblatt” und “התשובה”. “Von Schabbos zu Schabbos.”
3.5 Das “Israelitische Familienblatt” und die Auswanderungsfrage
3.6 Das “Israelitische Familienblatt” und seine Rezipienten
3.7 Auf einen Blick: Kurzbeschreibung “Israelitisches Familienblatt” 1933 bis 1938
4 Das “Jüdische Nachrichtenblatt”
4.1 Entstehungsgeschichte. “Die Schreibmaschinen waren auf den Hof geworfen.”
4.2 Die erste Nummer des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “Zweimal Nummer 1.”
4.3 Die Organisation des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “In engstem Einvernehmen mit der SS.”
4.4 Die Druckerei des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “Sie war in arischem Besitz.”
4.5 Das “Jüdische Nachrichtenblatt” aus Wien. “Dort empfing uns Eichmann.”
4.6 Das Ende des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “Für uns Menschen ist das Gleichbleibende stärker als das Veränderliche.”
4.7 Auf einen Blick: Kurzbeschreibung “Jüdisches Nachrichtenblatt” (Berlin) 1938 bis 1943
Schluß
Anhang
Zeitungsregister
Literaturverzeichnis
Nachschlagewerke
Bibliographien
Zeitungen und Zeitschriften
Einzelne Quellen
Interviews
Vorträge
Neueste Literatur
Kurzbiographien
Personenregister

Citation preview

Conditio Judaica

17

Studien und Quellen zur deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte Herausgegeben vonAlfred HansBodenheimer, Otto Horch Mark H. Gelber und Jakob Hessing in Verbindung mit

Katrin Diehl

Die jüdische Presse im Dritten Reich Zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1997

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Diehl, Katrin : Die jüdische Presse im Dritten Reich : zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung/KatrinDiehl. -Tübingen: Niemeyer, 1997 (Conditio Judaica ; 17) Zugl.: München, Univ., Diss. ISBN 3-484-65117-2

ISSN 0941-5866

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1997 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nadele, Nehren

Inhalt

Themenstellung

1

Teil I: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

5

1

Der Beginn der jüdischen Presse

7

2

Die jüdische Pressegeschichte Deutschlands

11

2.1

Das 18. Jahrhundert "Die erste Zeitung für deutsche Juden - sie erschien in hebräischer Sprache."

11

Das 19. Jahrhundert "Wissenschaftlich, zielgerichtet und ein wenig aktuell."

14

2.2

2.3

In der Weimarer Republik "Beginnender Α bwehr- und Meinungskampf."

18

Exkurs : Die hebräische Presse

20

Exkurs : Die jiddische Presse

21

3

Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

27

3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3 .1.5

Die jüdische Presse im kommunikationswissenschaftlichen Kontext Aktualität Periodizität Publizität Universalität Die Zeitschrift

27 28 30 33 34 35

3.2

Die jüdische Presse im historischen Kontext

37

Inhalt

VI

3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3

Exkurs : Die "Judenpresse"

42

Widerstand Bedingungen des Widerstands Das "Assoziationsfeld" des Widerstands Scheinwiderstand

51 53 54 55

Exkurs : "Resistenz"

55

3 .4 Jüdischer Widerstand 3 .4.1 Assoziationsfeld des jüdischen Widerstands 3.4.2 Typologie widerständischen Verhaltens

56 57 60

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

63

1 Ein erster Lagebericht "Einmalig: Nationalsozialistische Propaganda verboten."

65

2

Die Reichskulturkammer "Juden... allmählich auszuscheiden."

69

3

Die Reichspressekammer

77

3.1

Der "Große Abstammungsnachweis" "Max Amann ist nicht zu bremsen."

77

Ende des öffentlichen Verkaufs und weitere Einschränkungen der jüdischen Presse "Wieder ein Schritt voran auf dem Wege zur Ausmerzung alles Jüdischen."

79

4

Das Schriftleitergesetz

87

4.1

Der Schriftleiter "Ihm drohte die Streichung."

88

Die Berufslisten "Eine eigene Liste für die jüdische Presse."

88

Der Reichsverband der deutschen Presse "Im Zweifelsfall gegen die Juden."

89

3 .2

4.2

4.3

Inhalt

4.4

VII

Zeitungen und Zeitschriften "Jüdische Zeitungen sind keine Zeitungen."

Der "Arierparagraph" "Vom Erfordernis der arischen Abstammung." 4.5.1 Die Zulieferer 4.5.2 Die Ausnahmen 4.5.3 Wer ist ein "Jude"?

89

4.5

4.6

4.7

92 94 94 96

Die Berufsgerichte "Zur Beseitigung unlauterer Elemente."

97

Die fehlende Statistik der entlassenen jüdischen Journalisten "Einer von ihnen war Lutz Weltmann."

98

5

Hans Hinkel - eine Annäherung

101

5.1

Kindheit und Jugend

102

5 .2

Der Nationalsozialist "Ein alter Kämpfer und Freund der Schönen Künste zuständig für die Entjudung des kulturellen Lebens." 103

5 .3

Das Büro Hinkel "Der Nazi Hans Hinkel muß am Fortbestand der jüdischen Kultur interessiert sein." 5.3.1 Der "Jüdische Kulturbund" 5 .3 .2 Die jüdische Presse 6

Selbstkontrolle, Zensur und Verbot " Wir gingen auf Zehenspitzen."

104 104 109

115

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

121

1

Tabellarischer Überblick

123

2

Jüdische Nachrichtenagenturen

147

3

Das Schriftbild der jüdischen Presse

151

Inhalt

VIII

Teil IV: Die Troika - "Jüdische Rundschau", "C.V.-Zeitung", "Israelitisches Familienblatt" - und das "Jüdische Nachrichtenblatt" 153 1

Die "Jüdische Rundschau"

Der Zionismus "Dem jüdischen Volk eine gesicherte Heimstätte in Palästina.".... 1 1 1 Entstehung 1.1.2 Organisation 1.1.3 Die "Zionistische Vereinigung für Deutschland"

155

1.1

1.2

13

1.4

1.5

1.6

1.7

155 155 156 156

Entstehungsgeschichte der "Jüdischen Rundschau" "Theodor Herzl fürchtete die Konkurrenz."

157

Die "Jüdische Rundschau" und die ZV£D "Nicht Stimme, sondern Medium."

160

Die "Jüdische Rundschau", Emanzipation und Assimilation "Der Nationalsozialismus als eine günstige Gelegenheit."

161

Die "Jüdische Rundschau" und das Deutschtum "Identifikation nicht am falschen Ort."

165

Die "Jüdische Rundschau" und die christlichen Bräuche "Ein brennender Weihnachtsbaum? Nicht eben geschmackvoll." ..

167

Die "Jüdische Rundschau" und die jüdische Religion "Religion als verbindende Geschichte und Trost."

168

1.8

Die "Jüdische Rundschau" und die Auswanderungsfrage "Der Zionismus ist keine Versorgungsanstalt für ein plötzlich erwachtes Masseninteresse." 1.8.1 1933 bis 1935 1.8.2 Nach 1935 1.8.3 Hilfeleistungen der "Jüdischen Rundschau" 1.9

170 170 172 173

Die "Jüdische Rundschau" und die Unruhen in Palästina "Bereits 1937 den jüdischen Staat verkündet."

176

Die "Jüdische Rundschau" und der Nationalsozialismus "Gemeinsame Interessen bestanden ja." 1.10.1 Nach dem Machtantritt 1.10.2 Die Nationalsozialisten und die "Jüdische Rundschau"

177 177 178

1.10

Inhalt

1.11

IX

Auf einen Blick: Kurzbeschreibung "Jüdische Rundschau" 1933 bis 1938

184

2

Die "C.V.-Zeitung

187

2.1

Der "Centraiverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" "Deutschtum und Judentum, eine unproblematische Ganzheit."...

187

2.2

Organe des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" "Die Masse der Leser wünscht besonders die Behandlung der lebensnahen Fragen." 2.2.1 "Im deutschen Reich" 2.2.2 Die "C V -Zeitung" 2.2.3 Die Monatsausgabe der "C.V.-Zeitung" Die "C.V.-Zeitung" im Dritten Reich "Von den Nazis finanzierte jüdische Zeitung zwischen Angriff und Verteidigung." 2.3.1 Einschüchterungsversuche gleich zu Beginn 2.3.2 Abwehrmechanismen 2.3.3 Die "C.V.-Zeitung", das Deutschtum, Palästina und die "Jüdische Rundschau"

189 189 190 192

2.3

2 .4

193 194 195 198

Auf einen Blick: Kurzbeschreibung "C.V.-Zeitung" 1933 bis 1938

206

3

Das "Israelitische Familienblatt"

209

3.1

Das "Israelitische Familienblatt" und der nationalsozialistische Machtantritt "Weg mit den Schnörkeln. Weg mit der Idylle."

209

3.2 Das "Israelitische Familienblatt" 1933 bis 1938 3.2.1 Kontinuität "Hübsche Blondine sucht Mann." 3.2.2 Wandel "Jeden Tag eine neue Lösung." 3 .3 Das "Israelitische Familienblatt" und die Nationalsozialisten 3.3.1 Angepaßt "Der Hinweis von Minister Dr. Goebbels sei vorbehaltlos unterstrichen."

212 212 213 217

217

X

3.3.2

3.4

Inhalt

Widerständisch "Goebbels mit der Judennase."

218

Das "Israelitische Familienblatt" und "ΠΠωΤΊΠ" "Von Schabbos zu Schabbos."

221

3.5 Das "Israelitische Familienblatt" und die Auswanderungsfrage 3 .5.1 Ins Ausland "Es scheint ein unabwendbares Schicksal zu sein." 3 .5.2 Nach Palästina "Vom Urlaubsland zum tapferen Israel." 3.6 Das "Israelitische Familienblatt" und seine Rezipienten 3.6.1 Das leserorientierte "Familienblatt" "Was wollen Sie lesen?" 3 .6.2 Leserbriefe und Reaktionen "Nur keine falsche Rücksichtnahme." 3 .7

222 222 224 225 225 226

Auf einen Blick: Kurzbeschreibung "Israelitisches Familienblatt" 1933 bis 1938

230

4

Das "Jüdische Nachrichtenblatt"

233

4.1

Entstehungsgeschichte "Die Schreibmaschinen waren auf den Hof geworfen."

236

Die erste Nummer des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "Zweimal Nummer 1."

242

Die Organisation des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "In engstem Einvernehmen mit der SS."

245

Die Druckerei des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "Sie war in arischem Besitz."

250

Das "Jüdische Nachrichtenblatt" aus Wien "Dort empfing uns Eichmann."

252

4.2

4.3

4.4

4.5

4.6

Das Ende des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "Für uns Menschen ist das Gleichbleibende stärker als das Veränderliche." 4.6.1 Zensur und Schikane 4.6 2 Versuch der Kontinuität

255 255 257

Inhalt 4.7

XI A u f einen Blick: Kurzbeschreibung "Jüdisches Nachrichtenblatt" (Berlin) 1 9 3 8 bis 1943

262

Schluß

265

Anhang

271

Zeitungsregister

273

Literaturverzeichnis

287

Nachschlagewerke

317

Bibliographien

319

Zeitungen und Zeitschriften

325

Einzelne Quellen

331

Interviews

339

Vorträge

341

Neueste Literatur

343

Kurzbiographien

345

Personenregister

359

Abkürzungsverzeichnis

DV DV des SLG RKK RKKG DV des RKKG RMfVuP RPK RSK SLG

Durchführungsverordnung Verordnung über das Inkrafttreten und die Durchführung des Schriftleitergesetzes (Durchführungsverordnung des Schriftleitergesetzes) Reichskulturkammer Reichskulturkammergesetz Durchführungsverordnung des Reichskulturkammergesetzes Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Reichspressekammer Reichsschrifttumskammer Schriftleitergesetz

Themenstellung

Vor den Augen der geladenen Völkerbundkommission in Genf beging im Juni 1936 ein Mann aus Deutschland Selbstmord. Er hieß Stefan Lux, war Jude, hatte als Filmproduzent und Journalist gearbeitet und u.a. für die Berliner "Weltbühne" geschrieben. Mit seiner Verzweiflungstat wollte Stefan Lux die Welt wachrütteln. In aller Öffentlichkeit wollte er jede Zurückhaltung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime anklagen. 1 Die Welt erschrak, mehr nicht. Obgleich der geschilderte Vorfall eine Form des Widerstands darstellt, der von jüdischer Seite ausging, unterscheidet er sich in einem wesentlichen Punkt vom Stoff der vorliegenden Arbeit: Er war spektakulär. Ich dagegen begab mich in die Bleiwüsten des Alltagsmediums Presse und suchte dort nach Spuren geistigen Widerstands. Ein in mehrfacher Hinsicht fragwürdiges Unternehmen, nicht zuletzt deshalb, weil als Untersuchungsmaterial die jüdische Presse im Dritten Reich diente. Doch ich stieß auf Überraschendes, auf Spektakuläres in einem eigenen Sinn. Die jüdische Presse im Dritten Reich - gab es die überhaupt? Die Frage wurde mir häufig und von Menschen aller Bildungsschichten gestellt, und nicht selten folgten auf das Erstaunen Nachfragen, die deutlich machten, daß der weit verbreitete Überdruß an der Thematik "Drittes Reich" keinesfalls mit einer ebenso verbreiteten Kenntnis über die Zeit einhergeht. Vielmehr werden Tatsachen wie Meinungen und Meinungen wie Tatsachen gehandelt. Das Recht auf eine eigene Meinung wird als Recht auf Unwissenheit mißbraucht. Das täglich anwachsende Informationsangebot wird nicht angenommen. Die Juden, denen es unter den Nationalsozialisten doch so schlecht ging, die ermordet wurden, diese Juden besaßen immerhin bis 1938 eine legale, breitgefächerte Presse? Bis 1943 erschien eigens für sie ein "Jüdisches Nachrichtenblatt"?

1

S. Nachman Blumenthal: Jewish Resistance under the Nazis. In: Yad Vashem Bulletin, Nr. 22. Jerusalem Mai 1968. S. 8-13. Hier: S. 9.

2

Themenstellung

Sowenig der Shoa durch Argumente an Unmenschlichkeit genommen werden kann, sowenig ist die Beschäftigung mit der jüdischen Presse dazu geeignet zu verharmlosen - eine Situation, die Widerstand erforderlich macht, ist zu verurteilen. Gab es so etwas wie Widerstand in der jüdischen Presse? Die Frage ist berechtigt und gefährlich zugleich. In den letzten Jahren "entdeckten" Historiker Juden als aktive Träger historischen Geschehens. Als Reaktion darauf folgten offene und versteckte Vorwürfe der unkritischen Heroisierung einzelner Personen. Der Begriff "Widerstand" wurde tatsächlich überstrapaziert. 2 Die vorliegende Arbeit setzt sich kritisch mit dem Widerstandsbegriff auseinander. Was Widerstand ist, wonach er verlangt, bestimmt jede Zeit neu. Für Primo Levi verliehen erst die demokratischen Systeme, indem sie das Dritte Reich verurteilten, dem Begriff "Widerstand" seinen imperativen Charakter. 3 "Der Historiker konstruiert von vorne, indem er von hinten denkt", beschrieb der Historiker Dan Diner eine Arbeitsweise, die dazu geeignet ist, sich vom Erwartungsdruck der Nachgeborenen frei zu machen. 4 Das ist alles andere als leicht, als Vorsatz aber umso wichtiger. Sowenig es mir darum ging zu beweisen, daß es in der jüdischen Presse Versuche gab, sich geistig zu widersetzen, sondern dies zu dokumentieren - ein nicht zu unterschätzender Motivationsunterschied - , so sehr muß ich die Einschätzung des Nationalsozialismus durch die Nachwelt von der der Menschen zwischen 1933 und 1945 trennen. Da es jedoch den Nachgeborenen so gut wie unmöglich ist, die Geschichte des Dritten Reichs ohne ihr Ende zu sehen, empfiehlt es sich, "künstliche" Fragen zu stellen. Eine die vorliegende Arbeit leitende Frage lautete: Wie wären die Leistungen der jüdischen Presse einzuordnen, wäre es nicht zur Shoa gekommen? Eine andere Möglichkeit, der Bevormundung der damals entscheidenden Menschen vorzubeugen, besteht darin, die Quellen der Zeit und fachkundige, d.h. in diesem Fall jüdische, Zeitzeugen reden zu lassen. Bei aller Proble-

2

3

4

S. dazu: Henry Wassermann: Bibliographie des Jüdischen Schrifttums in Deutschland 1933-1943. München 1989. S. xii [Einleitung], "Das allgemein verbreitete Bewußtsein, daß man angesichts der Gewalttätigkeit nicht nachgeben darf, sondern ihr Widerstand leisten muß, ist von heute, ist erst nachher entstanden, nicht damals. Der Imperativ des Widerstands ist herangereift unter dem Widerstand und der weltweiten Tragödie des Zweiten Weltkriegs, vorher war er ein kostbares Gut weniger." In: Jacques Presser: Die Nacht der Girondisten. Frankfurt a. Main 1991. S. 8 [Vorwort], Vortrag Dan Diners zum Thema "Moderne, Antisemitismus und Vernichtung" im Frankfurter Literaturhaus. Frankfurt a. Main 29. April 1994.

Themenstellung

3

matik von Zeugenberichten zur nationalsozialistischen Zeit, von der noch zu reden sein wird, geben letztlich nur sie Auskunft "über jüdisches Leben, die Reaktion und Gefühle, ferner über Gegenaktionen jüdischer Kreise" 5 . Die Interviews, die ich in Deutschland, den USA und Israel führte, hatten nicht das Ziel, geschichtlichen Daten auf die Spur zu kommen, sondern verhalfen zu einem unmittelbaren Bild vom damaligen Leben: Das Interview als Darstellungsform dient [ . . . ] nicht dem Zweck, Sachverhalte gültig abzuklären, sondern erhellende und/oder aufregende Äußerungen eines interessanten Menschen authentisch vorzuführen. 6

Ich stellte die Fragen. Und ich erhielt Vertrauen, wofür ich mich bedanke. Vorzug und Nachteil des Interviews ist seine "Menschlichkeit". Es transportiert Gefühle und Nähe, es unterliegt aber auch den Schwächen der menschlichen Beobachtung und des menschlichen Gedächtnisses. Die Auslese dessen, woran sich ein Mensch erinnert oder was er verdrängt, besitzt bereits Aussagekraft. Meine Interviewpartner arbeiteten zwischen 1933 und 1943 für die deutsch-jüdische Presse. Bis heute schreiben sie für Zeitungen oder Zeitschriften. 7 Jeder von ihnen hat durch die Shoa Verwandte und Freunde verloren. Mein Thema ließ es für sie spürbar zu, sich nüchtern an die Zeit vor den Massentransporten in die Lager zu erinnern oder sogar noch einmal ihr Engagement und ihre Hoffnungen von damals aufleben zu lassen. 8 Bejahung dessen, was die jüdische Presse damals geleistet hat, überwog bei weitem leise Zweifel. Ich überprüfte meine These "widerständischen Handelns" an den drei großen jüdischen Zeitungen "Jüdische Rundschau", "C.V.-Zeitung" und "Israelitisches Familienblatt", die als die einflußreichsten gelten können, auch weil mindestens eine von ihnen, manchmal alle drei, (statistisch) jede jüdische Familie erreichte. 9 Das "Jüdische Nachrichtenblatt" bildet einen

5

6 7

8

9

Kurt Jakob Ball-Kaduri: Wert und Grenzen von Erinnerungen und Zeugenberichten als jüdische Quelle der Hitler-Zeit. In: "Zeitschrift für die Geschichte der Juden", Nr. 2. Tel Aviv 1965. S. 159-168. Hier: S. 161. Michael Haller: Das Interview. Ein Handbuch für Journalisten. München 1991. S. 254. Ernst G. Lowenthal, der mir die ersten Ratschläge gab, verstarb während der Fertigstellung der Arbeit am 7. August 1994 in Berlin. Da meine Fragen vor allem die Zeit zwischen 1933 und 1938 betrafen, sah ich mich nicht direkt mit dem "Überlebenssyndrom" der Interviewpartner konfrontiert. Dennoch prägte das Wissen, daß die Personen, die mir 1992 bis 1994 antworteten, sämtlich Sonderschicksale erfahren hatten, sicherlich die "Atmosphäre" der Interviews. S. Jacob Boas: The Shrinking World of German Jewry 1933-1938. LBI Year Book XXXI. London 1986. S. 241-266. Hier: S. 242.

4

Themenstellung

letzten Schwerpunkt. Es ist bisher trotz seiner wichtigen "Monopolstellung" nach 1938 in der Literatur kaum beachtet oder zu Unrecht mißachtet worden. Daß man unter den Rezipienten der jüdischen Presse gleichgültige Leser so gut wie ausschließen kann, ist für eine kommunikationswissenschaftliche Arbeit, die sich nicht auf ein "Laborexperiment" stützt, sondern reale Pressegeschichte behandelt, geradezu einmalig. "Bewältigung" von zwölf Jahren deutscher Geschichte ist aus mehreren Gründen sowenig möglich wie wünschenswert. U.a. wird sie dadurch verhindert, daß die "Zeit danach" für Opfer und Täter unterschiedlich langsam bzw. schnell vergeht, sich das Zeitgefühl der Opfer aber schließlich durchzusetzen scheint. Der Versuch, die Juden Europas zu ermorden, institutionalisierte ein wichtiges Element jüdischer Tradition in der nichtjüdischen Welt, nämlich das Gedächtnis- und Erinnerungsgebot. 10 Die vorliegende Arbeit folgte ihr. Für die einzelnen Kapitel wurde inhaltliche Eigenständigkeit angestrebt. Die daraus resultierenden Wiederholungen wurden in ihrer Anzahl möglichst klein gehalten. Bei der Transliteration der jiddischen und hebräischen Wörter hielt ich mich an die Transliterationstabelle der "Kommission für Alphabetische Katalogisierung des Deutschen Bibliotheksinstituts" 11 . Über Personen, die für die "jüdische Presse im Dritten Reich" von besonderer Bedeutung waren, verfaßte ich "Kurzbiographien". Ihre Namen wurden im Text einmalig mit einem Stern (*) versehen. Ebenfalls im Anhang finden sich Personenregister und Hinweise auf die neueste Literatur.

10

11

Vgl. Lutz Niethammer: Erinnerungsgebot und Erfahrungsgeschichte. Institutionalisierungen im kollektiven Gedächtnis. In: Hanno Loewy (Hrsg.): Holocaust: Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte über die Besetzung der Geschichte. Reinbek 1992. S. 21-41. Fachnormenausschuß Bibliothek- und Dokumentationswesen (Berlin); Fachkommission der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare (Wien) (Hrsg.). Berlin/Wien 1983.

Teil I:

Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimung

Der Beginn der jüdischen Presse

1

In der jüdischen Pressegeschichte gibt es keinen Nachweis für Vorformen einer fertig entwickelten "Zeitung", wie z.B. dem Einblattdruck. Bekannt sind dagegen die üblichen Primitivformen der Informationsverbreitung: Mitteilungen durch Boten, Feuerzeichen, Trompetensignale. Letztere werden ausdrücklich in der Thora erwähnt (Gen 22, Ex 19,16). Danach diente in biblischer Zeit ein ausgehöhltes Widderhorn, der Schofar, als Signalinstrument. 1 Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert zogen vor allem in der osteuropäischen Diaspora Magidim 2 , Wanderprediger, übers Land. Um mit den wortreichen Rabbinern der Städte und Dörfer konkurrieren zu können, brachten sie neben unterhaltsamen Geschichten auch Neuigkeiten mit. 3 Informationen in gedruckter Form, speziell gerichtet an jüdisches Publikum und periodisch erscheinend, tauchten zum ersten Mal in den Niederlanden auf. Das war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, rund 60 Jahre nach den ersten uns bekannten Periodika, 4 gut 200 Jahre nach Erfindung der Buchdruckerkunst. Als Flüchtlinge hatten Ende des 16. Jahrhunderts portugiesische Juden, der Inquisition entkommene Nachfahren der Marranen 5 , die Niederlande erreicht. Sie ließen sich vorzugsweise in Amsterdam nieder, sprachen portugiesisch, jüdisch-spanisch, verwendeten aber auch das Spanische als Schriftsprache und gehörten binnen zweier Generationen dem wohlhabenden und gebildeten Bürgertum an. Ganz andere Flüchtlinge als ihre sephardischen Glaubensbrüder waren die Aschkenasen. Sie kamen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus Polen und Deutschland in die Niederlande und blieben 1

2 3

4

5

Bis heute wird der Schofar zu Rosch ha-Schana und am Ende der Andacht zu Jom haKippurira geblasen, in Israel auch zum Amtsantritt eines neuen Staatspräsidenten. TPTJl], hebr.: Prediger, Boten. S. Max Bodenheimer: Die jüdische Presse. In: Pressa. Internationale Presseausstellung Köln 1928 (Hrsg.). Berlin 1928. S. 125. "Relation: Aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien" aus Straßburg (1605), "Aviso Relation oder Zeitung" aus Wolfenbüttel (1609). Span, "marranos" (abgeleitet von "marrana", Sau): seit dem 16. Jahrhunderc umgangssprachliche Bezeichnung für zwangsgetaufte Juden, die häufig heimlich an ihrem jüdischen Glauben festhielten.

8

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

arme Leute des kleinen Bauernstands, des Viehhandels, der Schlachterei. Ihre Sprache war das Jiddische. In der Literatur werden als erste Periodika der in den Niederlanden ansässigen Juden genannt: die "ΝΗΙΡΝ ΌΉΝ JJIO"1"1}*"6, die "Gazeta de Amsterdam", der "rurjNOCDjn" und "U311R p a r j i w n g " 7 und "U"n vi) n g " 8 . Die "Gazeta de Amsterdam" erschien zum ersten Mal im Jahre 1675. 9 Ihre Sprache war das Jüdisch-Spanische, 1 0 gedruckt in lateinischen Lettern. Sie existierte mindestens 15 Jahre lang, kam in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen heraus, berichtete über andere Länder und diente den sephardischen Kaufleuten als wirtschaftliches Nachrichtenbulletin. Informationen mit spezifisch jüdischem Inhalt fehlten in der ersten jüdischen Zeitung. 1 1 Anders verhielt es sich mit dem "rüTJNOtDJ-n" und "umj? ΐΌΤΟΝΰτΠί)"12 (August 1686 - Dezember 1687). 1 3 Die erste Zeitung in jiddischer Sprache, in Quadratschrift gedruckt, kam anfänglich zweimal in der Woche heraus und brachte den Aschkenasen, wenn auch in beschränktem Umfang, Nachricht von jüdischen Dingen. Spätestens in der zweiten Hälfte des Jahres 1687 erschien der "umj?" 1 4 im Verlag des David de Castro Tartas, der auch die "Gazeta" herausgab. Wahrscheinlich veranlaßte die geringe Nachfrage den 6 7 8 9

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11

12 13

14

Jidd.: tzejtung ojs india. Zeitung aus Indien. Jidd.: dinstagiäi- und frejtagiäi kurant. Kurant von Dienstag und Freitag. Hebr.: peri es baim. Frucht vom Baum des Lebens (auch: Frucht vom Lebensbaum). S. "Encyclopedia Judaica", Band 13. Jerusalem 1971. Spalte 1024. Jacob Toury: Dreihundert Jahre Jüdische Presse. In: "MB. Mitteilungsblatt". Wochenzeitung des Irgun Olej Merkas Europa. Tel Aviv 17. November 1967. S. 5-6. Hier: S. 5. Josef Fraenkel: The Jewish Press of the World. 6. Auflage. London 1967. o.S In der Literatur ist in diesem Zusammenhang häufig von "Ladino" als der Sprache der spanischen Juden die Rede. Fachkreise verwenden den Begriff "Ladino" aber nur für die Sprache, in der spanische Juden sakrale Texte aus dem Hebräischen übersetzten. Jacob Toury sprach von der ersten jüdischen Zeitung als einer "in kastilianischer Sprache" verfaßten "und mit lateinischen Lettern" gedruckten. Das Juden-Spanisch basiert auf dem Kastilianischen (Dialekt der Provinz Kastilien, das sich seit dem 13. Jahrhundert zur Nonnsprache in Spanien entwickelt hat). Toury (in: "MB" 1967, 5). Jacob Toury schließt die Möglichkeit nicht aus, daß die "Gazeta" auf heimlichem Weg auch auf die iberische Halbinsel gelangte. Jüdische Themen seien ausgespart geblieben, um die Marranen nicht in Gefahr zu bringen. ebd. (51). S. Fßn. 7. In der "Encyclopedia Judaica" findet sich ein Abdruck eines Titelblatts des "timi?". Für die Abbildungsunterschrift wurde die Datumszeile falsch übersetzt. Es handelt sich bei der Zeitung nicht um eine Ausgabe aus dem Jahre 1687, sondern um eine Ausgabe aus dem Jahre 1686. Encyclopedia Judaica (1971/72), Band 13, Spalte 1034. S. Fßn. 7.

Kapitel 1: Der Beginn der jüdischen

Presse

9

sephardischen Drucker, das Blatt schließlich nur noch einmal in der Woche anzubieten. 15 Ebenfalls in jiddischer Sprache richtete sich die " a n ™ Ό"ΠΝ JDIU^" 1 6 an die Aschkenasen. 17 Vielleicht erschien sie 1667(?) nur einmal, sicher aber gab es sie nicht regelmäßig. 18 Das Blatt aus Amsterdam sollte den Handelsbeziehungen zwischen Holland und Indien dienen. Als erstes Periodikum, das sich in Sprache und Inhalt an Juden wandte, gilt die talmudische Monatsschrift "Π"Π γ υ "H9"19. Sie erschien in hebräischer Sprache, gedruckt in der Quadratschrift. Die Responsensammlung gab es über 30 Jahre lang von 1728 bis 1761. Sie war Organ des portugiesischen Rabbinerseminars "EPTT f u " 2 0 und richtete sich an die sephardische Gemeinde.

15

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18

19 20

Ob dies dienstags oder freitags geschah, darüber herrscht in der Literatur keine Einigkeit. S. Toury (in: "MB" 1967, 6). S.a. Yehuda Gotthelf: The silence voice of people. In: The Jewish Press that was. David Flinker, Shalom Rosenfeld, Mordechai, Tsaniu (Hrsg.). Jerusalem 1980. S. 9 [Vorwort). S. Fßn. 6. Verleger und Drucker des portugiesischen Originals, das der "J]TD1',S" als Vorlage diente, war Moses Pereyra di Pavia. Für Jacob Toury ist daher die "J]TD11S" mit Recht nur bedingt eine Zeitung. Toury (in: "MB" 1967, 5). S. Fßn. 8. Hebr.: es baim. Baum des Lebens (auch: Lebensbaum).

2

Die jüdische Pressegeschichte Deutschlands

2.1

Das 18. Jahrhundert "Die erste Zeitung für deutsche Juden - sie erschien in hebräischer Sprache."

D i e deutsch-jüdische P r e s s e g e s c h i c h t e b e g a n n , als im Land der ersten Z e i tungen der A n f a n g der Presse bereits ein gutes Jahrhundert z u r ü c k l a g . 1 Obwohl Deutschland das Land der ersten gedruckten Zeitungen war und viele Städte bereits im 17. Jahrhundert einen ziemlich wohlorganisierten Pressedienst besassen und seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch eine nicht unbeträchtliche Aktivität auf dem Gebiete des Zeitschriftenwesens entfalteten, blieben die Juden von alldem zunächst unberührt. 2 Die

Herausgeber

der ersten

Zeitungen

waren

Kämpfer

für die

Gleich-

berechtigung und Verfechter der jüdischen A u f k l ä r u n g , der H a s k a l a 3 . nannten sich M a s k i l i m 4 , Streiter für die j ü d i s c h e Emanzipation.

Sie

"Überhaupt

gehören G e d a n k e n w i e ' B i l d u n g ' , ' A u f k l ä r u n g ' , 'Staatsräson' zu den ersten Triebfedern jüdischer Presseversuche," schrieb Jacob T o u r y . 5 1

2

3

4 5

Auf die hohe Briefkultur der Juden im 17. und 18. Jahrhundert kann hier nur hingewiesen werden. S. Herbert A. Strauss: The Jewish Press in Germany, 1918-1939 (1943). In: The Jewish Press that was. David Flinker, Shalom Rosenfeld, Mordechai Tsaniu (Hrsg.). Jerusalem 1980. S. 321-354. Hier: S. 321. S.a. Brigitte Kern: "Jüdisch-deutsche" Privatbriefe aus dem 17. Jahrhundert. In: "Frankfurter Judaistische Beiträge", Heft 10. Frankfurt a. Main, Dezember 1982. S. 111-153. Jacob Toury: Die Anfänge des jüdischen Zeitungswesens in Deutschland. In: LBI Bulletin 38/39. Jerusalem 1967. S. 93-123. Hier: S. 93. "iTJDUJn", hebr.: haskala. Aufklärung. Die jüdische Aufklärung begann Mitte des 18. Jahrhunderts und war Teil der europäischen Aufklärung. Die von Moses Mendelssohn initiierte literarische und kulturelle Bewegung verbreitete säkulare Werte und ästhetische Formen des Verhaltens und Schreibens. "TP?30rn", hebr.: maskilim. Gebildete, Aufklärer. Jacob Toury: Das Phänomen der jüdischen Presse in Deutschland. In: "Qesher". Tel Aviv 1989. S. 4d-13d. Hier: S. 4d.

12

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und

Themenbestimmung

L e x i k a l i s c h e Artikel lassen die deutsch-jüdische Presse 1 7 5 0 mit M o s e s M e n d e l s s o h n s und T o b i a s B a c k s 6 "~I0TO lT?ni7"7 b e g i n n e n . D a s Blatt erschien in Berlin, kam w ö c h e n t l i c h (?) h e r a u s , 8 w i d m e t e sich im Geiste der Haskala p h i l o s o p h i s c h e n und religiösen Fragen und lebte nur z w e i N u m m e r n lang. W e i l d i e j ü d i s c h e n Vertreter der Aufklärung der j i d d i s c h e n Sprache e i n e A b s a g e erteilt hatten, 9 sie die hebräische Sprache ("(D"Ti?n ntD1?"10) wiederentdeckt und sie profanisiert haben ("ΌΤΠΠ "DU)1?"11), erschien die erste j ü d i s c h e Zeitung in Deutschland w e d e r in jiddischer noch in deutscher, sondern in hebräischer Sprache und Schrift. D i e erste j ü d i s c h e Zeitung mit e r f o l g r e i c h e m Absatz - es gab sie 2 7 Jahre lang v o n 1 7 8 4 bis 1 8 1 1 1 2 - trug den Titel "ΊΟΝΌΠ" 13 . S i e ist e n t w e d e r ebenfalls v o n M o s e s M e n d e l s s o h n oder v o n dessen Schülern gegründet w o r d e n . A u c h der "ΊΟΝΌΠ" diente der A u f k ä r u n g , auch er erschien (monatlich) in hebräischer Sprache und S c h r i f t . 1 4 Wohl schichte,

ohne

Erfolg,

war ein

nicht o h n e Bedeutung

Periodikum,

das Benjamin

für d i e j ü d i s c h e Zachmann

N e u w i e d , ein selbsternannter Arzt, herausgegeben hat.

6

7

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9

10 11 12 13

14

Pressege-

Croneburg

von

Es trug den Titel

a certain Tobias, recently identified as Dr. Aron Salomon Gumpertz [...]" H. A. Strauss (in: "The Jewish Press that was" 1980, 321). Aron Gumpertz hatte den um wenige Jahre jüngeren Moses Mendelssohn in die literarischen und gebildeten Kreise Berlins eingeführt. Er gilt als der erste in Deutschland promovierte Jude. Hebr.: kohelet musar. Kohelet ("iV?ni?") lautet der Titel des Buches Ecclesiastes (Prediger Salomo), musar ("101D") bedeutet Moral, Belehrung, Ethik. In der Literatur findet man für den Titel die Übersetzungen "Sittenprediger" oder "Moralprediger". S. Toury (LBI Β 38/39, 93ff.). S.a. Jacob Toury: Koheleth Mussar. Berichtigungen, Ergänzungen, Meinungen. In: LBI Bulletin 41. Jerusalem 1968. S. 60-65. Hier: S. 62. Herrmann Μ. Z. Meyer: Koheleth Mussar. Berichtigungen, Ergänzungen, Meinungen. In: ebd. S. 48-60. Hier: S. 60. Moses Mendelssohn bezeichnete das Jiddische als ein "Kauderwelsch" und forderte, man solle es der Landessprache zuliebe unbedingt aufgeben. Um seinen Anhängern den Übergang von der einen in die andere Sprache zu erleichtern, übersetzte Mendelssohn die Bibel ins Hochdeutsche der Zeit und transkribierte die Übersetzung dann in die hebräische Quadratschrift. S. Salcia Landmann: Jiddisch. Das Abenteuer einer Sprache. München 1987. S. 47. Hebr.: leäon haqodeä. Heilige Sprache. Hebr.: leSon hediot. Sprache des einfachen Volkes. S. The Universal Jewish Encyclopedia, Band 8. New York 1948. S. 438. Hebr.: ha-measef. Das Sammelwerk (in der Literatur wird der Titel üblicherweise mit "Der Sammler" übersetzt). Margaret T. Edelheim-Mühsam wies darauf hin, daß hin und wieder auch lateinische Buchstaben im Schriftbild auftauchten. Margaret T. Edelheim-Mühsam: The Jewish Press in Germany. In: LBI Year Book I. London 1956. S. 163-176. Hier: S. 163.

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte

Deutschlands

13

"FDtfpgN-nm -"ONnJ "tUT"15 und erschien 1752(?) 16 in Neuwied (bei Koblenz). Nur eine Ausgabe des Blattes blieb erhalten, die aber läßt auf Periodizität schließen. Benjamin Croneburg, Verleger, Drucker und Schreiber, sah es als Aufgabe seiner Zeitung an, die jüdische Jugend mit der hochdeutschen Sprache vertraut zu machen. Er verwendete hebräische Druckzeichen und versuchte damit, der hochdeutschen Aussprache (adäquat den lateinischen Schriftzeichen) nahe zu kommen. Daß er selbst des Hochdeutschen noch nicht ganz mächtig war, belegen mehrere "Rückfälle" ins Jiddische. Inhaltlich kann '"PUH,?9N'IKD "»türu i m " als erster Versuch gelten, eine jüdische Unterhaltungsschrift anzubieten mit merkwürdigen Geschichten (häufig anderen Zeitungen entnommen), klugen Sprüchen und kleinen Rätseln. Weltanschauliche Äußerungen sucht man darin ebenso vergeblich wie spezifisch jüdische Themen. Als Nachfolger des "l?UN,?9NrIUJ" gilt in mehrfacher Hinsicht die "JJTO""!* i r a T ^ r T O n g -|UUTI3=rimT' 1 7 (1771 bis 1772). Ihr Herausgeber Michel Lebel (auch Löbel) aus Breslau ließ sie in der berühmten schlesischen Dyhernfurter hebräischen Druckerei zweimal in der Woche setzen. Die Transkription erinnert stark an die Technik Benjamin Croneburgs. Noch immer entsprach offensichtlich die hebräische Schrift eher den Wünschen der Leser. Die Zeitung Lebeis präsentierte nun wirklich die hochdeutsche Sprache. In ihr berichtete sie über Ereignisse vom königlichen Hof, vom Militär, aus Polen u.a., war jüdisch nur auf Grund ihrer Leser. 1 8 Die Zeitung informierte also, wenn auch über die Maßen verspätet. Immerhin kann die ""llJU~n9=Jim" als erste deutsch-jüdische Zeitung mit einem beachtlichen Inseratenteil gelten (nachdem die Monopolrechte auf das Inseratenwesen bei Preußen lagen, durfte auch die '"ΐυυτΐ9=3~ΙΓΡ~Γ" nur amtliche Bekanntmachungen und vom "Intelligenzblatt" zurückgewiesene Inserate veröffentlichen).

15 16

17 18

Jidd.: der grosi äojplotz. Der große Schauplatz. The Universal Jewish Encyclopedia (1948, Band 8. 438) geht von dem Erscheinungsjahr 1751 aus. Jidd.: dihernfurter pripilegirte tzejtung. S. The Jewish Encyclopedia (1901-1906, Band 9, 602).

14

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und

2.2

Themenbestimmung

Das 19. Jahrhundert "Wissenschaftlich,

zielgerichtet

und ein wenig

aktuell."

A u f d e u t s c h e m B o d e n (ohne Österreich) erschienen im 19. Jahrhundert über 2 0 0 j ü d i s c h e Periodika. V o n einer "Blüte" der jüdischen Presse sprach daher Herbert F r e e d e n . 1 9 V i e l e der Zeitungen gab es nur ein paar N u m m e r n lang, e i n i g e aber, d i e langlebigeren, erlangten durchaus A n s e h e n . 2 0 A u s L e i p z i g / D e s s a u kam das erste j ü d i s c h e Periodikum in deutscher Sprac h e und lateinischer Schrift. Es erschien monatlich und trug den Titel: "Sulamith" 2 1 ( 1 8 0 6 bis 1 8 4 8 ( ? ) 2 2 ) .

"Die Herausgabe einer deutschen Zeitschrift

für d i e j ü d i s c h e Nation ist der erste V e r s u c h seiner A r t " , 2 3 schrieb in der ersten A u s g a b e D a v i d Frankel, neben Joseph W o l f Herausgeber der "Zeitschrift zur B e f ö r d e r u n g der Kultur und Humanität unter der j ü d i s c h e n N a tion". D a s Blatt k ä m p f t e für R e f o r m und Aufklärung. Für Jacob Toury begann mit ihm d i e j ü d i s c h e P r e s s e . 2 4 A l s richtungsweisend

in mehrfacher

Hinsicht stufte es auch Bernhard Poll ein: Nicht zuletzt durch die lange Dauer ihres Bestehens sollte Sulamith für die Reform der jüdischen Gemeinden und Schulen und - über Deutschland hinaus - für die Entwicklung der Predigt in der Landessprache, für die jüdische Wissenschaft in deutscher Sprache und die Emanzipation des Judentums von größter Bedeutung werden. Auch in ihrem Aufbau und in der Darbietung des übrigen Inhaltes,

iy

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21 22 23

24

Herbert Freeden: Die jüdische Presse im Dritten Reich. Frankfurt a. Main 1987. Seite 50. Margaret T. Edelheim-Mühsam wies in ihrem Artikel "The Jewish Press in Germany" auf immerhin drei jüdische Periodika hin, die - allerdings mit Unterbrechungen - das 19. Jahrhundert "überdauerten" (1. "Zeitschrift für die Religiösen Interessen des Judentums", 1844 bis - unter dem neuen Titel "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" - 1939. Den letzten Band der Zeitschrift konfiszierte die Gestapo vor seinem Erscheinen; 2. "ΎΌΤΤΙΠ", hebr.: ha-mazkir, der Beamte. 1858 bis - als "Zeitschrift für Hebräische Bibliographie" - 1921; 3. "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland", 1887(?) bis 1938). Das "Philo-Lexikon" aus dem Jahre 1936 führte in seiner Liste auf: vier jüdische Zeitungen. die im Jahre 1934 bereits über 50 Jahre, acht, die über 20 Jahre und 18, die über 10 Jahre existierten. Edelheim-Mühsam (LBI Year Book 1956, 164). Philo-Lexikon. 3. Auflage. Berlin 1936. Spalte 575ff. Sulamith (hebr.: die Friedliche): Frauengestalt, im Hohenlied besungen. S. Neues Lexikon des Judentums. Gütersloh 1992. S. 371. "Sulamith", Heft 1. Dessau Juli 1806. S. 37. Zit. n.: Erik Lindner: Presse und Obrigkeit. Beitrag zur jüdischen Publizistik in den 1820er bis 1840er Jahren unter Einbeziehung archivalischer Quellen der ehemaligen DDR. In: "Trumah". Zeitschrift der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Wiesbaden 1992. S. 175-187. Hier: S. 176. Toury ("Qesher" 1989, 4d).

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte

Deutschlands

15

der Literatur, des Feuilletons und des Nachrichtenteils, erscheint die Zeitschrift als Prototyp der zahlreichen ähnlich ausgerichteten jüdischen Blätter des 19. Jahrhunderts.25 Im Gegensatz zu der Zeitschrift "Sulamith", deren Erfolg darauf beruhte, schwierige Themen populärwissenschaftlich zu vermitteln, nahm Leopold Zunz' 2 6 "Zeitschrift für die Wissenschaft des Judentums" aus Berlin kaum Rücksicht auf den Laienverstand. Sie existierte erwartungsgemäß kurz (1822 bis 1823), kann aber dennoch als das Organ (des "Vereins für die Cultur und Wissenschaft der Juden") gelten, das zum ersten Mal in der jüdischen Pressegeschichte der Wissenschaft als Sprachrohr diente. Zu einer der ersten Fachzeitschriften zählt das monatlich erscheinende "Israelitische Predigt- und Schulmagazin" (1834 bis 1836) des Magdeburger Predigers Ludwig Philippson

27

, das sich an Prediger und Lehrer der neolo-

gen Richtung wandte. Um mehr Aktualität in der jüdischen Presse mühte sich drei Jahre lang Gabriel Riesser 28 . 1832 erschien in Altona zum ersten Mal sein "Der Jude" 29 , in dem er vierzehntägig über Emanzipationsbemühungen auch jenseits der deutschen Grenzen berichtete. Gabriel Riesser hörte damit auf, als er als erster Jude das Amt eines deutschen Richters antrat. Die erste Zeitung, von der man sagen kann, daß sie als Alltagsmedium diente und jüdisches Leben begleitete, war Ludwig Philippsons "Allgemeine Zeitung des Judenthums" (1837 bis 1922) aus Leipzig, ein "unparteiisches Organ für alles jüdische Interesse in Betreff von Politik, Religion, Literatur, 25

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Bernhard Poll, Johann Maier: Jüdische Presse im 19. Jahrhundert. Aus dem Internationalen Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. Aachen/Tel Aviv 1967. S. 23. Leopold Zunz (1794-1886) gilt als Wegbereiter der modernen jüdischen Wissenschaft er prägte den Begriff "Wissenschaft des Judentums" - und Vorkämpfer der jüdischen Emanzipation. Der Stern (*) verweist auf die "Kurzbiographien" im Anhang. Gabriel Riesser (1806-1863) setzte sich unermüdlich für die jüdische Emanzipation ein. weshalb man ihn auch "Anwalt des deutschen Judentums" nannte. 1848/49 war Gabriel Riesser Vizepräsident des Frankfurter Parlaments. Martin Buber nannte später seine national-jüdische Zeitschrift ebenfalls "Der Jude" (Berlin, 1916 bis 1926). In der ersten Nummer (April 1916) erinnerte Martin Buber an Gabriel Riesser und wies auf die veränderten Aufgaben des neuen "Der Jude" hin: "Als Gabriel Riesser im Jahre 1832 eine Zeitschrift 'für Religion und Gewissensfreiheit' herauszugeben begann, nannte er sie Der Jude. Er meinte den einzelnen Juden, für den er die bürgerliche Gleichberechtigung forderte. Wir geben unserem Blatt den gleichen Namen, aber wir meinen nicht den Einzelnen, sondern den Juden als Träger des Volkstums und seiner Aufgabe. Wir fordern nicht Gewissensfreiheit für die Angehörigen eines Glaubens, sondern Lebens- und Arbeitsfreiheit für eine niedergehaltene Volksgemeinschaft, und dass sie, die heute in ihrem grössten Teil als ohnmächtiges Objekt der Ereignisse behandelt wird, freies Subjekt ihres Schicksals und ihres Werkes werde, damit sie zur Erfüllung ihres Amtes und der Menschheit heranwachse."

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

16

Geschichte, Sprachkunde und Belletristik" (Untertitel). 3 0 Das liberale Nachrichtenblatt brachte einen spürbar frischen Wind in den jüdischen Blätterwald: Die Gründung der AZJ selbst ist als Verbindung verschiedener, aber einander bedingender Tendenzen der jüdischen Presse zu verstehen: das Engagement für Emanzipation und Aufklärung wird ergänzt durch ein theologisches Programm gemäßigter innerjüdischer Reform. [...] Insofern läßt sich die AZJ als Beginn der modernen jüdischen Presse bezeichnen; sie ist, jedenfalls in den ersten Jahrzehnten, eine "Zeitung großen Stils" und selbst stilbildend. 31 Gleich mehrere jüdische Zeitungsmacher nahmen Ludwig Philippsons Neuerungen a u f , 3 2 die hohe Auflage und Verbreitung der "Allgemeinen" erreichte keiner von ihnen. 3 3 Zwar erschien die "Allgemeine" aus Leipzig nur wenige Nummern lang wirklich dreimal in der Woche, als Wochenblatt (ganz zum Schluß dann als Zweiwochenblatt) aber immerhin bis 1922 (86. Jahrgang). 3 4 Ludwig Philippson, der "erste moderne Zeitungsmann im jüdischen Bereich", 3 5 führte in die "Allgemeine" und damit in die jüdische Presse Leitartikel und politischen Kommentar ein. Seine Beiträge zeigten Wirkung. Eine Reihe von Petitionen jüdischer Gemeinden kamen zustande, weil er in der "Allgemeinen" Druck gemacht hatte. 3 6 Obgleich sich die Zeitung immer

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"In the 'Allgemeine Zeitung des Judenthums' was furnished the first successful paper to take part in the every-day life of the Jew, and in the course of its history it was instrumental in introducing many reforms and establishing several important societies and institutions." The Jewish Encyclopedia (1901-1906, Band 9, 603). Hans Otto Horch: Auf der Suche nach der jüdischen Erzählliteratur. Die Literaturkritik der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" (1837-1922). Frankfurt a. Main/Bern/New York 1985. S. 16. U.a.: "Orient" (Leipzig, 1840 bis 1851, Hrsg. Julius Fürst); "Israelitische Annalen" (Frankfurt a. Main, 1839 bis 1841, Hrsg. Isaak Marcus Jost). 1845 besaß das Blatt 1600, 1890 3000 Abonnenten. S. Erik Lindner: Der Schauplatz unangenehmer Feder-Kriege? Zum ersten Erscheinen der "Allgemeinen Zeitung des Judenthums" vor 155 Jahren in Leipzig. In: "Allgemeine Jüdische Wochenzeitung", Nr. 17. Bonn 23. April 1992. S. 3. Barbara Suchy: Die jüdische Presse im Kaiserreich und der Weimarer Republik. In: Julius H. Schoeps (Hrsg.): Juden als Träger bürgerlicher Kultur in Deutschland. Bonn 1989. S. 167-191. Hier: S. 174. 1889 starb Ludwig Philippson. Die Zeitung betreuten weiter: Gustav Karpeles (1890 bis 1909), Ludwig Geiger (1909 bis 1919/22) und Albert Katz (bis 1922). Von 1873 an erschien die "Allgemeine" in einem vergrößerten Format, seit 1910 mit Illustrationen. Freeden (1987, 51). U.a. Petition an König Friedrich Wilhelm IV. gegen die geplante Wehrpflichtnovelle von 1842. S. Vortrag von Walter Grab: Die Judenemanzipation in Deutschland. Berliner Jüdische Volkshochschule. Februar 1989.

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte

Deutschlands

17

wieder ins politische Tagesgeschehen einmischte, versicherte Ludwig Philippson in einem Artikel, sie sei vorzugsweise religiös. [...] Wenn sie sich mit politischen und socialen Momenten beschäftigt, geschieht dies zuerst theoretisch, weil das Judenthum Politik und Gesellschaft vom religiösen Standpunkt auffaßt, alles Menschliche (Humane) als religiös versteht und eine Trennung zwischen Religion und Gesellschaft [...] nicht zuläßt. 37 Als erstes jüdisches Blatt kursierte die "Allgemeine" auch in nichtjüdischen Kreisen und machte dort Eindruck. 3 8 Erst in ihrer letzten Ära konnten Konkurrenz 3 9 und wachsender Antisemitismus der alten "Allgemeinen" etwas anhaben. Ludwig Philippsons Nachfolger richteten die Zeitung immer mehr im Sinne des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" 4 0 aus. Langsam, doch stetig verlor die "Allgemeine" an Eigenart und Eigenständigkeit. 1922 erschien sie zum letzten Mal. Doch ihr Titel lebte weiter in der Kopfleiste der 1922 neugegründeten " C . V . - Z e i t u n g " 4 1 . Ernst G. Lowenthal , selbst Mitarbeiter der "C.V.-Zeitung", erinnerte sich: Er [der Titel, K.D.] wurde [...], auch in Erinnerung an die Persönlichkeit des Rabbiners und Publizisten Dr. Ludwig Philippson und sein auf den Fortschritt ausgerichtetes Werk, treu bewahrt - bis zum bitteren Ende, dem Pogrom vom November 1938. Die in Berlin am 4. Mai 1922 erstmals erschienene C.-V.-Zeitung, das weitverbreitete Organ des Centrai-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens [...], übernahm den Titel "Allgemeine Zeitung des Judentums" als Untertitel und führte ihn weiter bis zu ihrer letzten Ausgabe, die am 3. November 1938 erschien. 42

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"Allgemeine Zeitung des Judenthums", Nr. 38. Leipzig 14. September 1875. Vgl. Horch (1985, Vorwort). Dazu zählten u.a. das Breslauer "Jüdische Volksblatt" (Hrsg. Louis Neustadt, 1923) und das Hamburger "Israelitische Familienblatt" (Hrsg. Max Lessmann, 1938). S. Teil IV, Kapitel 2.1. Organ des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens". S. Kapitel 2.2.2. Ernst G. Lowenthal: Der gute Name blieb erhalten. In: "Allgemeine Jüdische zeitung", Nr. 20. Bonn 14. Mai 1992. S. 15 (Leserbrief).

1896 bis 1898 bis

Teil IV, Wochen-

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und

18

2.3

Themenbestimmung

In der Weimarer Republik "Beginnender

Abwehr-

und

Meinungskampf."

D i e V i e l f a l t der j ü d i s c h e n Presse, e t w a 120 Titel, nahm z w i s c h e n den Krieg e n w e i t e r zu. "Nach der Inflation entstand e i n e g a n z e R e i h e neuer Publikationen, s o daß sogar v o n e i n e m ' g o l d e n e n Zeitalter' für d i e j ü d i s c h e Presse g e s p r o c h e n w u r d e . " 4 3 V o r allem die politische Presse florierte. W a s d i e j ü d i s c h e Presse in dieser Zeit prägte, läßt sich - verkürzt - w i e folgt z u s a m m e n f a s s e n : 4 4 1. N a c h v e r l o r e n e m Krieg und mit B e g i n n der Weltwirtschaftskrise erhielt der v ö l k i s c h e A n t i s e m i t i s m u s neuen Auftrieb. Ihn zu b e k ä m p f e n , e i n i g e j ü d i s c h e Zeitungen und Zeitschriften zu ihrem

machten

(Teil)Programm.45

Bekanntestes Beispiel hierfür ist die " C . V . - Z e i t u n g " . 4 6 A u s ähnlichen Motiv e n entstand

im Jahre 1921 die Monatsschrift (später erschien sie

vier-

zehntägig) "Der Schild", Organ des "Reichsbund jüdischer F r o n t s o l d a t e n " , 4 7 e i n e der w e n i g e n Gründungen der W e i m a r e r Zeit mit längerer Lebensdauer.48

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46 47

48

Trude Maurer: Die Juden in der Weimarer Republik. In: Dirk Blasius, Dan Diner (Hrsg.): Zerbrochene Geschichte. Frankfurt a. Main 1991. S. 102-120. Hier: Fßn. 80, S. 225. S.a. Lotte Schlesinger: Die wichtigsten Juedischen Zeitungen in Deutschland in der Zeit von November 1918 bis Januar 1933. Diss. Ms. Köln 1937. Viele Zeitungen und Zeitschriften der Weimarer Republik gab es auch schon davor, einige existierten weiter bis ins Dritte Reich. Aufgezeigt werden hier lediglich Tendenzen, die typisch für die Jahre 1918 bis 1933 waren. Antisemitisch geprägt waren in dieser Zeit etwa 700 Zeitungen und Zeitschriften. Maurer (1991, 107). Daß es bereits Ende des 19. Jahrhunderts einige jüdische Publikationen gab, die sich gegen antisemitische Agitationen auflehnten, zeigte Jacob Borut. Jacob Borut: The Rise of Jewish Defence Agitation in Germany, 1890-1895: A PreHistory of the C.V.? In: LBI Year Book XXXVI. London 1991. S. 59-96. Hier: S. 83. S. Teil IV, Kapitel 2.2.2. Der "Reichsbund jüdischer Frontsoldaten" war im Jahre 1919 gegründet worden als Abwehrorganisation gegen Antisemitismus und den permanenten Vorwurf, die Juden seien ihrer Pflicht als Soldaten im Ersten Weltkrieg nicht nachgekommen. 1925 war der "Reichsbund" mit ungefähr 40 000 Mitgliedern die zweitgrößte jüdische Organisation hinter dem "Centraiverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens". "Der Schild" hatte 1935 eine Auflage von 17 200. S. Ulrich Dunker: Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 1919-1938. Geschichte eines jüdischen Abwehrvereins. Düsseldorf 1977. Antisemitismus bestimmte auf tragische Weise nicht nur den Inhalt des "Der Schild", sondern auch seine Sprache. 1932 las man, daß die deutschen Juden durch den Krieg 12 000 jüdische Kameraden verloren hatten. Die deutsche Judenheit habe dadurch "ihre allein ernsthafte und achtunggebietende Blutprobe im deutschen Sinne" bestanden. "Der Schild". Berlin 30. Oktober 1932.

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte

Deutschlands

19

2. Unter den Neugründungen befanden sich vermehrt Zeitungen und Zeitschriften mit zionistischer Tendenz. Bedeutsam und beständig, konnte sich unter ihnen die "Jüdische Zeitung für Ostdeutschland" aus Breslau einen Namen machen (1924 bis 1937). 49 3. Nachdem sich der Gründungsansturm der vereinseigenen "Monatsblätter", "Mitteilungen", "Anzeiger" nach Ende des Krieges wieder beruhigt hatte, nahm die Zahl der Gemeindeblätter zu (über 30 Titel). Mit wenigen Ausnahmen entstanden sie zwischen 1920 und 1930. 50 Aus der Weimarer Zeit stammen auch die meisten Organe jüdischer Jugendbünde. Ihnen wurde es 1934 verboten, Zeitungen herauszugeben. 51 4. Die Zahl der Zeitungen, die sich mit speziellen Themen an ein spezielles Publikum wandten, nahm weiter zu. 1928 erschien in Hamburg zum ersten Mal die Monatsschrift "Jüdische Welt". Ihr Zielpublikum waren die Ostjuden. Einige der natur- wie geisteswissenschaftlichen Periodika erreichten ein beachtliches Niveau. Zu ihnen zählte "Der Morgen". 1925 als Zweimonatsschrift von dem Philosophieprofessor Julius Goldstein in Darmstadt gegründet, neigte er dem religiösen Liberalismus zu. In anspruchsvollen Essays stellte er eine Verbindung her zwischen den Fragen der Zeit und dem deutschen Judentum. In "Reden" und "Gegenreden" förderte "Der Morgen" den Dialog mit christlichen Theologen. Nach dem Tod Julius Goldsteins übernahmen zuerst dessen Witwe und der Rabbiner Max Dienemann die Redaktion. Von April 1933 an rückten Eva Reichmann-Jungmann und der Schriftsteller und Germanist Hans Bach an deren Stelle (jetzt erschien die Zeitschrift monatlich im Berliner Philo-Verlag, Auflage 1935: 1 400). Verlegerisch, aber auch redaktionell, rückte "Der Morgen" damit in die Nähe der "C.V.-Zeitung" 5 2 . Seine letzte Nummer erschien 1938. 53 Bereits seit 1901 (bis 1923) gab Leo Winz die ebenfalls hervorragend gemachte Kulturzeitschrift "Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für das

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50

51 52 53

S. Joseph Walk: Die "Jüdische Zeitung für Ostdeutschland" 1924-1937. Zeitgeschichte im Spiegel einer regionalen Zeitung. Hildesheim/Zürich/New York 1993. Die wahrscheinlich ersten jüdischen Gemeindeblätter kamen aus Königsberg ("Hilf? ϊιρ", hebr.: qol le-um, Stimme des Volkes) und Elbing. Beide erschienen 1876 zum ersten Mal. Das Gemeindeblatt für Baden ("Blatt des Oberrats badischer Israeliten") entstand 1884 in Karlsruhe, das Kölner 1887(7), das Berliner 1910(7). Die Blätter der großen Gemeinden erreichten eine bemerkenswert hohe Zahl an Lesern (s. Teil III, Kapitel 1; auf die wenigen Gemeindezeitungen, die nach 1933 neu herauskamen, wird dort ebenfalls hingewiesen). S. "Jüdische Rundschau", Nr. 75. Berlin 18. September 1934. S. Teil IV, Kapitel 2.1. Mehr zur Redaktionsgeschichte des "Der Morgen": "Der Morgen", Nr. 3. Berlin 1934.

20

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

gesamte Judentum" heraus. Sie war Ausdruck der sance" 54 .

"jüdischen

Renais-

Exkurs: Die hebräische Presse Hebräisch ist die Sprache der Bibel. 55 Sie blieb die Sprache des Gebets, der Theologie, Wissenschaft und Dichtung, bis in der Haskala Gelehrte begannen, sie zu modernisieren. Aus dem 19. Jahrhundert stammt die Idee - vorangetrieben vor allem durch den Sprachforscher Elieser Ben-Jehuda und dessen Sohn Ittamar Ben-Avi - , die hebräische Sprache zur lebendigen Sprache Palästinas zu machen. Heute unterscheidet man zwischen Althebräisch, der Sprache der Bibel, und Neuhebräisch, der im 19. Jahrhundert neubelebten Sprache Palästinas, heute Landessprache Israels. Zwar erschien 1728 die erste hebräische Zeitung in Amsterdam, 5 6 der eigentliche Beginn der hebräischen Presse aber liegt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Ende des 18. Jahrhunderts). 57 Moses Mendelssohn und seine Schüler versuchten programmatisch, die hebräische Sprache aus den Fesseln der Gelehrtenliteratur zu lösen und sie in periodischen Schriften unter die Leute zu bringen. 5 8 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - Moses Mendelssohns Anstrengungen zeigten nur mäßigen Erfolg - verlagerte sich der Schwerpunkt der hebräischen Presse nach Österreich, Böhmen und vor allem nach Galizien. 59 In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wanderte er nach Rußland, wo die hebräische Presse ihren Höhepunkt erreichte, 60 bevor im gewaltsamen Zarenreich ihr Ende drohte. Von Rußland aus trugen Pioniere der zionistischen Bewegung die hebräische Presse in die Welt. Sie kämpfte für den Zionismus, 54

Programmatische Formulierung Martin Bubers, "postassimilatorische" Antwort, Bewegung, die "nicht Rückkehr, sondern Wiedergeburt" des Judentums sowie Einigung des ost- und westeuropäischen Judentums anstrebte. 55 Nur ein kleiner Teil der Thora ist in aramäischer Sprache abgefaßt. 56 · Π ιι Π i-|g" (s_ pßn. 8). 57

58 59

60

S. Josef Lin: Die hebräische Presse. Werdegang und Entwicklungstendenzen. Berlin 1928. Tsemach Mosche Tsamriyon: Die hebräische Presse in Europa. Diss. Ms. München 1951. S. Teil I, Kapitel 2.1. U.a.: "ΌΊΙΓ1]Π m m " (hebr.: bikuri ha-itim, erste Nachricht, seit 1820 aus Wien), "Triam1" (yruslaim, Jerusalem, seit 1844 aus Galizien). Erste hebräische Wochenzeitung: "Τ3Τ3Π" (hebr.: ha-magid, der Erzähler, gegründet 1856 in Lyck/Ostpreußen); erste hebräische Tageszeitungen: "ΓΓΡ3ΪΠ" (hebr.: ha-sefira, die Sirene, 1862 bis 1928 aus Warschau), "ΌΤΤΓ (hebr.: ha-jom, der Tag, gegründet 1886 in Petersburg).

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte Deutschlands wurde zur Presse des jüdischen Volkes in seiner Nationalsprache. 6 1

21 Nach

dem Ersten Weltkrieg wurde Palästina die Heimat der hebräischen Presse, aber auch in Amerika entwickelte sie sich weiter.

Exkurs: D i e jiddische Presse

1. Die Sprache Die jiddische Sprache hat ihren Ursprung in den jüdischen Ghettos des mittelalterlichen Deutschland. Sie ist eine "Nahsprache" 62 des Deutschen, hervorgegangen aus mittelhochdeutschen Dialekten, besitzt daneben semitische und slawische Elemente, aber auch Spuren aus dem Griechischen, Lateinischen, Italienischen, Französischen und Spanischen. 6 3 Zu einer einheitlichen Sprache entwickelte sich das Jiddische im slawischen Osten, wohin sich die Aschkenasen zur Zeit der Kreuzzüge geflüchtet hatten. Die großen Kosaken- 6 4 und Haidamakenrevolten 6 5 im 17. und 18. Jahrhundert zwangen viele Juden zu erneuter Flucht, dieses Mal von Ost

61

62 63

64

65

Das erste offizielle Organ der zionistischen Bewegung in hebräischer Sprache trug den Titel "Tftiijn" (hebr.: ha-olam, die Welt, Wochenzeitung aus Köln, Wilna, Odessa, Berlin und London, gegründet im Jahr 1908). Die letzten mir zugänglichen Blätter in hebräischer Sprache aus Deutschland vor 1933 waren: Nr. 19 der "Όίΐυπ" aus dem Jahre 1923 (Berlin) und Nr. 19 der "NTlpn I T " (hebr.:'n ha-qore, Quelle des Lesers, Vierteljahresschrift für Kritik und Bibliographie). Public Library. New York. Jewish Division. ZAN-P315, ZAN-P833. Das "Jüdische Lexikon" aus dem Jahre 1930 (Berlin, Band 4, S. XVIff.) führte außerdem auf: "Ulnar" (hebr.: yeSurun, etwa zu übersetzen mit "Der gerade Weg", orthodoxe Monatsschrift aus Berlin), "Π91ΡΌΠ" (hebr.: ha-tequfa, der Kreislauf/die Jahreszeit/unsere Zeit/die Epoche, literarische Vierteljahresschrift aus Berlin). Auch nach 1933 gab es im Deutschen Reich noch einige wenige hebräische Publikationen (s. Teil III, Kapitel 1). Landmann (1987, 36). S. dazu Landmann (1987, 36-58). Siegmund A. Wolf: Jiddisches Wörterbuch. Mannheim 1962. S. 7-34. Ronald Lötzsch (Hrsg.): Jiddisches Wörterbuch. 2. Auflage. Mannheim/Leipzig/ Wien/Zürich 1992. S. 5-17. 1648 wurde der Kosakenhetman Chmjelnizki bei seiner Erhebung gegen den polnischen Adel Urheber einer der blutigsten Pogrome der ostjüdischen Geschichte. Haidamaken waren griechisch-katholische Kosaken, Freischärler, die die römischkatholischen Polen und die mit ihnen verbündeten Juden bekämpften. Die Juden wurden an die Haidamaken verraten und massakriert. Die Polen, denen als Gegenleistung für den Verrat Verschonung versprochen worden war, erlitten das gleiche Schicksal. Die Zahl der Opfer wird auf 20 000 geschätzt.

22

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

nach West. Sie brachten ein zu voller Reife gelangtes Jiddisch mit, das auf diesem Wege wieder auf deutschem Boden Fuß faßte. Die deutschen Juden sprachen jiddisch, bis mit Beginn des 19. Jahrhunderts die Vertreter der Haskala das Jiddische als "Kauderwelsch" bekämpften und zugunsten der Landessprache vernachlässigten. Die jüdische Aufklärung hatte auch Auswirkung auf den Osten Europas. Die jiddische Sprache konnte dort aber in "letzter Minute" von einer Generation Dichter gerettet werden. 6 6 Sie hielten an ihr fest und verhalfen ihr zu neuem Ansehen. Von Osten aus gelangte das Jiddische immer wieder mit den vor Pogromen und Antisemitismus Flüchtenden nach Westen. 6 7 Die Nationalsozialisten setzten dem Jiddischen zuerst in Deutschland, dann mit den Eroberungsfeldzügen auch in Osteuropa ein Ende. Heute gibt es mit jedem Tag weniger Menschen, die das Jiddische als ihre Sprache ansehen. Noch lebendig gehalten wird sie von einem kleinen Kreis orthodoxer Juden in Israel, die die für sie heilige hebräische Sprache nicht als Alltagssprache mißbrauchen wollen. Geschrieben wurde und wird die jiddische Sprache in der Quadratschrift. 2. Die Presse Eine Zeitung in jiddischer Sprache gab es zum ersten Mal im 17. Jahrhundert in den Niederlanden. 6 8 Zur Alltagslektüre für jedermann begann sich die jiddische Presse aber erst viele Jahrzehnte später im 19. Jahrhundert in Osteuropa (Polen, Galizien, Ukraine u.a.) zu entwickeln, und zwar zu einer Zeit, als die jiddische Sprache in Folge der Emanzipation nur noch wenig geachtet war. So waren, vor allem in Galizien, "deutschmerische" Zeitungen entstanden, die versuchten, den jüdischen Lesern die als "Jargon" abgewertete Sprache zu nehmen. 6 9 Es gelang ihnen nicht. Da außer in einer dünnen gebildeten Schicht die hebräische Sprache ebenfalls kaum verstanden wurde, die meisten Juden weder polnisch noch russisch, die Sprachen ihrer nichtjüdischen Umwelt, lesen konnten, rangen sich einige Herausgeber dazu durch, den hebräischen Zeitungen jiddische Beila66

67

68 69

Drei Klassiker sind hier zu nennen: Mendele Mojcher Sforim (1836-1917), Jizchok Lejb Perez (1852-1915) und Scholem Alejchem (1859-1916). Korrekterweise muß an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß "Antisemitismus" als politisches Schlagwort erst im Jahre 1879 in Berlin entstand. S. Reinhard Rürup: Jüdische Geschichte in Deutschland. Von der Emanzipation bis zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In: Dan Diner, Dirk Blasius (Hrsg.): Zerbrochene Geschichte. Frankfurt a. Main 1991. S. 79-101. Hier: S. 91. S. Teil I, Kapitel 1. Jacob Toury: Die Jüdische Presse im Österreichischen Kaiserreich. Ein Beitrag zur Problematik der Akkulturation 1802-1918. Tübingen 1983. S. 27.

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte

Deutschlands

23

gen zuzufügen. Die Entscheidung, eine jüdische Zeitung in jiddischer Sprache abzufassen, war von Anfang an eine weltanschauliche (ideologische, politische, religiöse) Entscheidung. Die hebräische Zeitung "γΌΠΠ"70 aus Odessa enthielt als Wochenbeilage während der Jahre 1853 bis 1872 unter dem Titel "ItDIin TlR" 71 die erste jiddische Zeitung im modernen Sinn. Es folgten andere Zeitungen und Zeitschriften, die ebenfalls hebräische Titel trugen, unter diesen aber jiddische Artikel veröffentlichten. 72 Nachdem die jiddische Sprache in Osteuropa ihren Kampf ums Überleben gewonnen hatte, blühte dort gegen Ende des 19. Jahrhunderts das jiddische Pressewesen auf. Anders als die übrige jüdische Presse der Zeit entwickelte sich die jiddische Presse zu einem Alltagsmedium nichtjüdischer wie jüdischer Themen. Unter der jiddischen Presse fand man Zeitungen aller religiösen und politischen Richtungen, Zeitungen zur Wissenschaft, zur Kultur sowie Zeitungen, die sich an ein Zielpublikum mit speziellen Kenntnissen und Interessen richteten. In kurzer Zeit schnellte die Zahl der jiddischen Zeitungen und ihrer Leser in die Höhe. Die Gesamtzahl der in 70 Ländern - vor allem in Osteuropa - herausgegebenen jiddischen Zeitungen betrug von 1667 bis 1929 rund 5000 Stück. 7 3 Bis zum Ersten Weltkrieg erschienen von den über 30 jüdischen Tageszeitungen nur zwei in Westeuropa, die anderen erschienen in jiddischer Sprache im Osten (allein 25 in Polen). 7 4 Bis zur Gründung Israels machte innerhalb der jüdischen Presse die jiddische Presse den größten Anteil aus. Es gab keine Stadt der jüdischen Diaspora, in der so viele jiddische Zeitungen erschienen, wie in Wilna, auch wenn die meisten von ihnen aus finanziellen Gründen nur kurze Zeit überlebten. 75 Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs existierten in Wilna noch fünf jiddische Tageszeitungen. Zu der hohen Titelzahl in Osteuropa während des 19. Jahrhunderts trug allerdings auch die Tatsache bei, daß viele jiddische Zeitungen (häufiger als nichtjüdische) wegen ihrer Kommentare zu tagespolitischen Ereignissen der Zensur zum Opfer fielen, verboten wurden, aber bereits am nächsten Tag

70 71 72

73 74

75

Hebr.: ha-melis. Der Vermittler. Hebr.: qol mevasar. Stimme des Verkünders. Z.B. die Wochenzeitung '"DIN"? "?"lj?" (hebr.: qol le-um, Stimme des Volkes) aus Königsberg (1876-1879). Jüdisches Lexikon (1930, Band 4, Spalte 1105). Z.B. der überparteiliche "TOWnm l i n " (jidd.: der moment, 1909-1939 aus Warschau). S. Mendel Mozes: Der Moment: Beginning of a Jewish Daily (in: "The Jewish Press That Was" 1980, 57-63). S. Haya Lazar: Dailies in "Jerusalem of Lithuani" (in: "The Jewish Press That Was" 1980, 223-236).

24

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und

Themenbestimmung

unter n e u e m N a m e n w i e d e r e r s c h i e n e n . 7 6 H i n z u k a m e i n in Österreich g e l tendes G e s e t z , nach d e m W o c h e n b l ä t t e r e i n e S t e u e r a b g a b e leisten m u ß t e n , w ä h r e n d H a l b m o n a t s s c h r i f t e n v o n der Steuer befreit w a r e n . D a s hatte zur F o l g e , daß anstelle einer W o c h e n z e i t u n g z w e i H a l b m o n a t s s c h r i f t e n mit unt e r s c h i e d l i c h e n Titeln e r s c h i e n e n . 7 7 M i t d e n W a n d e r b e w e g u n g e n der Ostjuden g e l a n g t e d i e j i d d i s c h e P r e s s e in alle Länder, in d e n e n Juden lebten. S i e florierte in E n g l a n d ,

Frankreich,

D e u t s c h l a n d 7 8 , A m e r i k a und natürlich in Palästina/Israel. D i e j i d d i s c h e Z e i tung mit der h ö c h s t e n j e m a l s erreichten A u f l a g e w a r d i e s o z i a l i s t i s c h e Tag e s z e i t u n g "OUIDTIINQ" 7 9 aus N e w Y o r k ( A u f l a g e A n f a n g der 3 0 e r Jahre: 2 2 5 0 0 0 ) , 8 0 g e g r ü n d e t im Jahr 1 8 9 7 . Jahrzehntelang g e h ö r t e der "farwerts" zu d e n w i c h t i g s t e n j i d d i s c h e n Publikationen der W e l t .

Er w a r

führendes

I n t e l l e k t u e l l e n f o r u m und diente M i l l i o n e n j ü d i s c h e r I m m i g r a n t e n als Integra-

76

77 78

79 80

Aus dem zionistischen " w n " (jidd.: haint, heute, 1900(?)-1939, Warschau) wurde "DJ"n 11Π" (jidd.: der naje haint, der neue haint), aus dem zionistischen ""UD? U(IP-PN OKI" (jidd.: dos jidiäe lewn, Warschau) wurde am nächsten Tag '"UUrt "ΙΓΓΗΙΝ" (jidd.: undzer lewn, 1907-1920). S. Jüdisches Lexikon (1930, Band 4, Spalte 1106). Anfang der 20er Jahre war Berlin für kurze Zeit Zentrum der jiddischen (und hebräischen) Buch- und Zeitungsproduktion. Hauptabsatzgebiet der Ware waren Osteuropa und die USA. S. Leo Fuks, Renate Fuks: Yiddish publishing activities in the Weimar Republic 192033. In: LBI Year Book XXXIII. London 1988. S. 417-434. Eike Geisel: Im Scheunenviertel. 2. Auflage. Berlin 1981. S. 86. Die letzten mir zugänglichen jiddischen Zeitungen aus Deutschland (vor 1945) stammten aus den Jahren 1930/31/32 (YIVO Institute for Jewish Research, New York): "ΡΗΠΙΗ "lurmN" (jidd.: undzer gedank), Berlin 1931. "OUPT-tnK" (jidd.: ort jediot, ort: Abkürzung für "Obschtschestwo rasprostranenija trude, Gesellschaft zur Förderung des Handwerks, der Industrie und der Landwirtschaft, 1880 in Rußland gegründet; jediot: hebr. Nachrichten; Berlin 1925-1931). "BDJIP UN jmtCTH lira n i m m " l u m i n " (jidd.: berliner bleter far dichtung un kunst, Berlin 1931-1932). '"or"? YIN tBNurain" (jidd.: wirtäaft un lebn, Berlin 1928-1931). "iraiTIJira Dur-p·" π " (jidd.: di jidiäe emigratzia, Berlin 1925- 1930). Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen in Deutschland über 40 jiddische Zeitungen. Jidd.: farwerts. Encyclopedia Judaica (1971, Band 13, Spalte 1054).

Kapitel 2: Die jüdische Pressegeschichte

Deutschlands

25

t i o n s h i l f e . 8 1 W e i l i m m e r mehr U S - J u d e n keine Jiddisch-Kenntnisse b e s a ß e n , mußte die Zeitung später auf w ö c h e n t l i c h e s Erscheinen umstellen.

81

"The Forward, a Yiddish daily newspaper in America which celebrated its seventieth anniversary in 1967, played an important role in helping the Eastern European Jewish immigrants transplant and adjust themselves to America life. Many of the immigrants had grown up in remote areas where a newspaper was seldom seen (eine sehr fragliche Aussage, K.D.]. But here in the new land, when they saw a newspaper with the familiar Alef-Beis that they had known from the Prayer Book, the Pentateuch, or from their mothers 'Ladies' Bible', they were drawn to the publication." Isaac Metzker (Hrsg.): A Bintel Brief. Sixty Years of Letters from the Lower East Side to the Jewish Daily Forward. New York 1971. S. 10.

3

Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

Keiner Definition gelingt es, die Wirklichkeit abzubilden. Da jeder Mensch in seiner eigenen Zeit und Wirklichkeit lebt, existieren zu einem Begriff mehrere, mehr oder weniger akzeptierte Definitionen. 1 In der Kommunikationswissenschaft herrscht Uneinigkeit gerade über für das Fach zentrale Begriffe. Was ein "Kommunikator", ein "Rezipient", ein "Code", die "Öffentlichkeit" ist, darüber läßt sich lange (fruchtbar) streiten. Der Titel meiner Arbeit setzt sich aus bekannten, geradezu populären Begriffen zusammen. Jedermann weiß, was "jüdisch" ist, und keiner weiß es. Jeder und keiner weiß, was alles unter den Begriff "Presse" fällt. Das "Dritte Reich" immerhin läßt sich mit Hilfe von Raum und Zeit festlegen. Zum Schutz vor Popularisierung am falschen Ort gehe ich zur genauen Festlegung meines Themas von Begriffen aus, die in die Wissenschaft bereits eingeführt wurden, und überprüfe die gängigen Definitionen für meinen Gebrauch. Einschränkungen oder Ergänzungen sollen zu exakt f ü r diese Arbeit gültigen Nominaldefinitionen führen. Persönliche (Definitions-) Freiheit wirkt in diesem Sinn produktiv. Wissenschaftlicher Boden soll dabei nicht verlassen werden.

3.1

Die jüdische Presse im kommunikationswissenschaftlichen Kontext

Der Begriff "Presse" umfaßt im weitesten Sinn alle Produkte, die einer Druckerpresse entstammen und in Schrift und/oder Bild Mitteilungen an ein Publikum transportieren: Flugblätter, Flugschriften, Broschüren, Anzeigen1

Daß damit das "Axiom", ein Gegenstand sei auch "Ding an sich", und mit ihm Ontotogie und Erkenntnistheorie einfach übergangen werden, ist mir bewußt, scheint mir aber nach einer jahrhundertealten fruchtlosen Diskussion in diesem Zusammenhang gerechtfertigt. S. Wilhelm Kamiah, Paul Lorenzen: Logische Propädeutik. 2. Auflage. Mannheim 1973. S. 44.

28

Teil 1: Geschichte der jüdischen

Presse und

Themenbestimmung

blätter, Plakate, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften etc. Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die periodische Presse, vor allem die Zeitung. In der Alltagssprache bezieht sich das Wort "Zeitung" auf eine für jedermann eindeutige

Realität.

Entsprechend

willkürlich

sei sein

Gebrauch,

warnte vor über 20 Jahren Nabor U. A. de Voider. 2 Läßt man im wissenschaftlichen Diskurs die umgangssprachliche Begriffsverwendung außer acht, besteht allerdings die Gefahr, an der Realität vorbeizuforschen. Ich betrachte daher die Geschichte der jüdischen Presse im Dritten Reich als Teil der Geschichte des täglichen Lebens im Dritten Reich. 3 Die in der Literatur am häufigsten genannten Merkmale einer "Zeitung" - Aktualität, Periodizität, Publizität, Universalität 4 - treffen, mit Ausnahme der Periodizität, nicht ohne weiteres, nicht "grenzenlos", auf die jüdische Zeitung zu. Auch die jüdische Zeitung erscheint, wenn höhere Mächte sie daran nicht hindern, in regelmäßigen Abständen.

3.1.1

Aktualität

Kein Ereignis an sich ist aktuell. Es interessiert, oder es interessiert nicht. Aktualität kann nicht ausschließlich über zeitliche Nähe definiert werden. Zwischen "primärer" und "sekundärer" Aktualität unterschied aus diesem Grund Walter Hagemann. Er gestand nicht nur dem annähernd gegenwärtigen Ereignis Aktualität zu ("primäre Aktualität"), sondern auch Vergangenem und Zukünftigem, wenn sich eine Beziehung zur Gegenwart herstellen - Nabor Urbain A. de Voider: Die Zeitung. In: Handbuch der Publizistik. Emil Dovifat (Hrsg.), Band 3, Teil 2. Berlin 1969. S. 49-62. Hier: S. 49. 3 Für Emil Dovifat "wurzelte" die Zeitung "in den Urtatsachen natürlichen und allgemeinen Lebens". Emil Dovifat (Hrsg.): Handbuch der Publizistik, Band 1. Berlin 1971. S. 282. 4 S. Kurt Koszyk, Karl H. Pruys (Hrsg.): "Wörterbuch zur Publizistik". 4. Auflage. München 1976. S. 376. S.a. Otto Groth: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft, Band 1. Kapitel 1-4. Berlin 1960. Häufig werden die Termini auch durch Umschreibungen ersetzt: "Zeitung: Täglich bis wöchentlich erscheinendes Presseorgan [Periodizität, K.D.|, das Nachrichten des jüngsten Gegenwartsgeschehens [Aktualität, K . D . | aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport sowie Meinungen [Universalität, K.D.] einer breiten Öffentlichkeit [Publizität, K.D.] vermittelt." Alexander von Baeyer, Bernhard Buck: Wörterbuch Kommunikation und Medienpraxis für Erziehung und Ausbildung. München 1979. S. 157. "Die Zeitung vermittelt, als Druckschrift verbreitet und verantwortet, in Nachricht und Meinung jüngstes Gegenwartsgeschehen in kürzester regelmäßiger Folge der breitesten Öffentlichkeit." Dovifat (in: "Handbuch der Publizistik" 1971, Band 1, 288).

29

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe läßt ("sekundäre Aktualität"). 5 Der inhaltliche Bezug,

nicht die zeitliche

Nähe machen Aktualität aus. Die jüdische Presse wandte sich während des Dritten Reichs mehr und mehr der jüdischen Tradition zu. Den Nationalsozialisten war das recht. Sie verordneten Beschränkung auf jüdische Thematik in der Hoffnung, einen raschen Rückzug der Juden in ein geistiges Ghetto zu erzwingen. Viele Juden, nicht nur die orthodoxen Glaubens, hielten es für an der Zeit, sich der eigenen Wurzeln zu erinnern. Aus dem jüdischen Gedankengut hofften sie, Kraft zu schöpfen. Assimilationserfolge hatten sich für sie als Schein erwiesen. Der Irrtum der erträumten deutsch-jüdischen Symbiose lag für sie bloß. Die formelle Gleichberechtigung schien ihnen zum Preis ihrer Identität erkauft. 6 Jüdische

Zeitungen

7

unterschiedlichster

Richtungen

verlangten

"ΠΧΚυη" , Umkehr, Rückbesinnung auf die jüdische Geschichte.

8

nach

D i e Ver-

gangenheit erhielt neue Aktualität. 9 An ihr ließ sich die Kontinuität jüdischen Leidens zeigen.

5 6

7 8

9

Walter Hagemann: Grundzüge der Publizistik. 2. Auflage. Münster 1966. S. 42-47. Gershom Scholem setzte in den sechziger Jahren die Diskussion in Gang, ob es überhaupt jemals zu einer echten deutsch-jüdischen Symbiose gekommen sei, was er selbst verneinte. Nach der Shoa fällt es sicherlich schwer, Gershom Scholem zu widersprechen. Doch auch schon 1932 schrieb der Zionist Robert Weltsch: "Aber in Wahrheit herrschte hier unbemerkt eine ideologische Fiktion; denn die Juden wurden gar nicht als solche dem Staat eingegliedert, vielmehr hatte man von ihnen als Preis der Emanzipation ein Abstreifen des Judentums, eine immer weitergehende Anpassung an die Umwelt verlangt." Zit. in: Robert Weltsch: An der Wende des modernen Judentums. Betrachtungen aus fünf Jahrzehnten. Tübingen 1972. S. 9. [Hervorhebung im Original] Hebr.: tSuwa. Jüdische Rückbesinnung wurde allerdings bereits vor dem Dritten Reich propagiert und praktiziert ("Jüdische Renaissance", Ende des 19. Jahrhunderts). Der Nationalsozialismus wirkte verstärkend. S. Maurer (in: "Die Juden in der Weimarer Republik" 1991, 102-120). H. A. Strauss (in: "The Jewish Press That Was" 1980, 326). Daß dies Grenzen hatte, zeigt ein Brief des Schriftleiters des "Der Morgen", Hans Bach, an den Schriftsteller und Journalisten Lutz Weltmann vom 22. Oktober 1937: "Je weniger es aber aktuelle Themen gibt, desto stärker häufen sich in unsern Mappen die historischen Arbeiten, und wenn wir darin nicht stoppen oder wenigstens streng auf eine gewisse Aktualität des Ansatzpunktes achten, dann würden wir eines Tages entdecken, dass unsere Zeitschrift überhaupt nur noch in der Vergangenheit besteht. [...1 Zum Trost kann ich Ihnen nur sagen, dass diese Diskussion selbst schon historisch ist: als dem Herausgeber der Revue des deux mondes ein Aufsatz über Gott angeboten wurde, sagte er: 'Dieu - ga n'a pas d'actualit6! Bundesarchiv, Außenstelle Coswig. 75 C - Mo.

30

Teil 1: Geschichte der jüdischen

Presse und

Themenbestimmung

Die Aussage, Aktualität nehme mit wachsender zeitlicher, räumlicher und geistiger Distanz ab, traf auf die jüdische Presse nicht zu. 1 0 Das "Aktualitätsmaß", das der Sozialpsychologe Peter R. Hofstätter entwickelte, berücksichtigt ihre Besonderheit. Es wird durch eine "Einstellungsmessung" bestimmt, die die Polarisierung einer Gruppe hinsichtlich einer Behauptung berücksichtigt. Damit ließe sich die (historische) Aktualität erfassen. 1 1 Aktualität ist letztendlich nicht abhängig von einem Ereignis und der dazugehörenden Zeit. Ausschlaggebend ist die Beziehung zwischen Ereignis und Mensch. Für die Juden im Dritten Reich gewann z.B. Moses Geschichte neue Aktualität. Sie machte Hoffnung auf Befreiung aus der Knechtschaft und weckte unter den Geknechteten ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Wieweit der jüdische Leser einen Gegenwartsbezug der jüdischen Geschichte für sich zuließ, blieb dem einzelnen überlassen. Da diesen Gegenwartsbezug sämtliche jüdische Zeitungen und Zeitschriften anboten, stellten ihn vermutlich viele her. 1 2 Der Alltag wurde zum jüdischen Alltag. Bestandteil der Aktualität ist die Information. In der jüdischen Presse beinhaltete sie fast immer Anweisungen zum Weiterleben. Geschichtliches erhielt Nachrichtenwert im eigentlichen Wortsinn, und die Zeitungen erfüllten eine ihrer ursprünglichsten Aufgaben: In ihrer eigentlichen Aufgabe, "zum Da-nachrichten", ist die N a c h r i c h t = Z e i t u n g s o alt w i e die Menschheit. Sie dient dem Einzelnen, sich seiner U m w e l t g e w i ß zu w e r d e n und ist darin l e b e n s w i c h t i g . 1 3

3.1.2

Periodizität

Die meisten jüdischen Zeitungen erschienen regelmäßig, in gleichbleibendem Rhythmus. Eine jüdische Zeitung kleinster Periodik, eine jüdische Tageszeitung, hat es in Deutschland nie gegeben, 14 obgleich darüber wiederholt nachgedacht 10 11 12

13 14

Henk Prakke: Kommunikation der Gesellschaft. Münster 1968. S. 123. Peter R. Hofstätter: Sozialpsychologie. 3. Auflage. Berlin 1967. S. 60f. Die Wiederbelebung der jüdischen Geschichte kam daneben dem Bedürfnis der Menschen nach Belehrung, Unterrichtung und Unterhaltung entgegen. Dovifat (in: "Handbuch der Publizistik" 1971, Band 1, 281f). Anders sah es damit außerhalb Deutschlands aus (s. Teil I, Exkurs: Die jiddische Presse). Die einzige jüdische Tageszeitung in deutscher Sprache war die zionistische "Wiener Morgenzeitung", herausgegeben von dem Publizisten Robert Stricker, erschienen von 1919 bis 1928(7). "ΓΓΡ32Π" (hebr.: ha-sefira, die Sirene), 1881 in Warschau gegründet, war 1928 die letzte hebräische Tageszeitung außerhalb Palästinas.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

31

wurde. So hatte 1931 Ludwig Feuchtwanger, Schriftleiter der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung", in einem Vortrag in Stuttgart seine Vorstellungen von einer jüdischen Tageszeitung erläutert: Sie müßte positiv neutral und in allen jüdischen Fragen objektiv und streng sachlich sein. Sie soll über den Parteien stehen und zum Gemeinwillen anleiten. 1 5 Andere, Gegner der Idee, sahen es geradezu als unpassend und der jüdischen Presse unwürdig an, sich an der Jagd nach täglichen Neuigkeiten und Sensationen zu beteiligen. Die jüdische Presse verlange nach einer Lesart, die der der Tagespresse widerspreche. Das wahrhaft jüdische Organ ist nicht berufen, Sensationen zu bringen, ist nicht geeignet, zwischen Arbeit und Arbeit, in einer kurzen Erholungspause gelesen zu werden. [...] Erledigt es aber mit Ernst diese [seine eigentliche, K.D.] Aufgabe, so liegt es auf der Hand, daß es vom gewöhnlichen Zeitungsstil sich fernhalten muß. [...] Das jüdische Blatt soll in die Tiefe gehen. [...] Der Gier, Neues zu bringen, haben wir nicht zu dienen. [...] Man soll sich vor allen Dingen nicht dann, wenn man ermüdet ist, mit ihr [der jüdischen Presse, K.D.] befassen, sondern gerade dann, wenn man Zeit und Ruhe hat. 1 6 Während des Dritten Reichs am häufigsten, nämlich zweimal in der W o c h e , dienstags und freitags, erschien bis 1938 die "Jüdische R u n d s c h a u " . 1 7 Jeweils am Donnerstag kamen die beiden anderen überregionalen,

großen

Blätter, die "C.V.-Zeitung" und das "Israelitische Familienblatt", h e r a u s . 1 8 Die Gemeindeblätter erschienen viermal, zweimal oder einmal im M o n a t . 1 9

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16

17 18

S.a. Lazar (in: "The Jewish Press That Was" 1980, 223-236). Zit. In: "Gemeinde-Zeitung für die israelitische Gemeinde Württemberg". Stuttgart 1. Juni 1931. S. 247. Kurt Alexander*: "JüdischePresse". In: "C.V.-Zeitung", Nr. 1. Berlin 4. Mai 1922. S. 4. S. Teil III, Kapitel 1. Die Vortage zum Sabbat bieten sich als Erscheinungstermine an. Neben der Periodizität bestimmen natürlich auch Umfang und Format die Menge des Lesematerials pro Zeiteinheit, weshalb auf Veränderungen dieser äußeren Merkmale hinzuweisen ist (s. "Kurzbeschreibungen"). Während des Dritten Reichs nahm der Umfang der großen und auch der meisten kleinen jüdischen Zeitungen zu: "Das Wachsen der jüdischen Presse drückte sich nicht nur in ihrem Inhalt, sondern auch in ihrem Format aus. Die 'Rundschau' hatte immer das sogenannte Berliner Format gehabt. Im Sommer 1933 nahm auch die 'C.V.-Zeitung' [...] das 'Berliner Format' an. [...] Auch die Seitenzahl nahm zu, und die 'C.V.-Zeitung' sowohl als die 'Rundschau' führten neue Sparten und Beilagen ein. [...] Einigen kleineren jüdischen Zeitungen untersagten die Nazis die Änderung ihres Formats unter dem sehr fadenscheinigen Vorwand, Deutschland leide an Papierknappheit."

32

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung Die in der Regel längste Periodik eines jüdischen Blattes betrug einen Mo-

nat. 2 0 Der "Jüdische Kantor" aus Hamburg erschien nur jeden zweiten Monat und die "Jüdische Auswanderung" aus Berlin nur einmal in drei Monaten. Die Periodizität einzelner Beilagen konnte sich von der des Hauptblatts unterscheiden. Die Mitteilungen des "Jüdischen Lehrervereins" z.B. lagen der vierzehntägig erscheinenden bayerischen Gemeindezeitung aus München nur einmal im Monat bei, 2 1 auch die "Kinderbeilagen" der großen Blätter führten ein periodisches Eigenleben. Unregelmäßig erscheinende jüdische Zeitungen und Zeitschriften existierten in kleiner Zahl. Auch sie gehören zur jüdischen Presse mit unter Umständen pressegeschichtlicher Relevanz. 2 2 Hierfür zwei Beispiele in der gebotenen Kürze: Das unregelmäßig erscheinende Blatt "Der Nationaldeutsche Jude" stand den Nationalsozialisten zu weit "rechts", weshalb sie ihn zusammen mit dem "Verband Nationaldeutscher Juden", dessen Organ er war, im Dezember 1935 verboten. 2 3 Herausgeber des germanozentrischen Kampfblatts mit einer Auflage v o n 15 0 0 0 Stück (Oktober 1934) war der Berliner Rechtsanwalt und Notar Max Naumann. 2 4 In der übrigen jüdischen Presse wurden er und seine Zeitung einhellig abgelehnt.

19 20 21

22

23 24

Margaret T.Edelheim-Mühsam : Die Haltung der Jüdischen Presse gegenüber der Nationalsozialistischen Bedrohung. In: Robert Weltsch (Hrsg.): Deutsches Judentum. Aufstieg und Krise. Stuttgart 1963. S. 353-379. Hier: S. 368. S. Teil III, Kapitel 1. S. ebd. Daß jede Nummer eine Beilage des "Jüdischen Lehrervereins fur Bayern" enthalten habe, behauptete irrtümlich Herbert Freeden. Freeden (1987, 121). Im Schriftleitergesetz, das zunächst auch für die jüdische Presse galt (s. Teil II, Kapitel 4), war von einer strengen Periodizität (regelmäßige Folge des Erscheinens) keine Rede: "Zeitungen und Zeitschriften sind Druckwerke, die in Zwischenräumen von höchstens drei Monaten in ständiger Folge erscheinen." §2 SLG. RGBl. I 1933. S. 713. Meldung des "Deutschen Nachrichtenbüros". Berlin 5. Dezember 1935. Wie weit Max Naumann in seinen Ansichten ging und welchen Ton er anschlug, verdeutlicht ein Artikel der "Jüdischen Zeitung für Ostdeutschland" aus Breslau (19. Januar 1934): "Es ist ein Unterschied, ob ein Jude aus einer seit vielen Jahrzehnten in Deutschland ansässigen, mit der deutschen Kultur verwurzelten Familie stammt, oder ob er ein frisch aus Tarnopol eingewanderter Ostjude ist, der eben erst seine Schläfenlöckchen abgeschnitten, aber seinen asiatischen Charakter behalten hat. [...] Vor den jüdischnationalen Zionisten habe ich große Achtung, vorausgesetzt, daß sie nach Palästina auswandern, denn in Deutschland haben sie nichts zu suchen. Wir nationaldeutschen

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

33

Nicht ganz so eindeutig war die Reaktion auf den ebenfalls im "rechten" politischen Spektrum angesiedelten "Der Vortrupp" aus Berlin. Auch er erschien unregelmäßig. Auch er wurde 1935 verboten. Schriftleiter des "Vortrupp" aus Berlin und Gründer des "Vortrupp Gefolgschaft deutscher Juden" war Hans-Joachim Schoeps , ein Religionsphilosoph, hervorgegangen aus der freideutschen Jugend. Er hielt das Deutschtum hoch und verachtete den Zionismus. 2 5 Aus der Reichsschrifttumskammer wurde Hans-Joachim Schoeps am 31. Dezember 1935 entlassen. 26 Natürlich konnten auch "höhere Gewalt" und "äußere Umstände" die Periodizität der jüdischen Presse stören: wenn jüdische oder nichtjüdische Feiertage anstanden, wenn aus besonderem Anlaß Extraausgaben erschienen, wenn die Nationalsozialisten ein befristetes Erscheinungsverbot aussprachen.

3.1.3

Publizität

Publizität setzt allgemeine, öffentliche Zugänglichkeit voraus. Auf die jüdische Presse im Dritten Reich hatten zunächst alle, die danach verlangten, Zugriff. Sie wurde nie im Untergrund gehandelt. Die, die für sie arbeiteten, taten dies von legalem Boden aus. 2 7 Im Oktober 1935 endete der öffentliche Verkauf der jüdischen Presse. Der Verkauf an Nichtjuden sollte ausgeschlossen werden. Besitzt eine Ghetto-Presse Publizität? Für die eigentliche Zielgruppe behielt die jüdische Presse ohne Frage ihre Öffentlichkeit. Jüdische Journalisten und Leser "handelten" weiterhin legal.

25

26 27

Juden bejahen die nationale Revolution, die unseren Anschauungen entspricht. Wir müssen dahin wirken, daß der nationalsozialistische Staat unsere Gesinnung anerkennt und gegenüber den deutschgesinnten Juden seine Politik anwendet." "Zunächst geht es einfach darum, nicht zugrundezugehen, sondern allen falschen Propheten zum Trotz, auch bei materiell eingeschränkten Lebensbedingungen, als deutsche Juden durchzuhalten." Hans-Joachim Schoeps zit. In: "Jüdisch-liberale Zeitung". Berlin 19. Juni 1934. Das "Frankfurter Israelitische Gemeindeblatt" schrieb über den "Vortrupp": "Der Führer des deutschen Vortrupp [Hans-Joachim Schoeps, K.D.] kämpft gegen Zionismus und C.V., gegen Naumann und Reichsvertretung, für Ausgliederung der Nationaljuden aus den Arbeitsstellen in Deutschland und iiiir die Einrichtung jüdischer Arbeitsdienste. [...] Damit soll einem innerhalb des Deutschtums zu wahrenden Judentum der Weg bereitet werden. All diese Absichten werden mit erstaunlicher sprachlicher Gewandtheit formuliert." "Frankfurter Israelitisches Gemeindeblatt". Frankfurt a. Main Juni 1934. S. 401. BA R56 V/102. S. dazu Alphons Silbermann: Handwörterbuch der Massenkommunikation und Medienforschung, Band 2. Berlin 1982. S. 457f.

34

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

Für Nichtjuden verlor die jüdische Presse ihre Zugänglichkeit. Die Frage nach der Publizität ist eine Frage der Perspektive. In einer wirkungsgeschichtlichen Arbeit halte ich es für sinnvoll, der Sicht der damaligen Leser möglichst nahe zu kommen. Ich betrachte die jüdische Presse als ein abgeschlossenes Kleingebilde im medienpublizistischen System. 2 8 Sie besaß Publizität, solange sie von der herrschenden Macht geduldet wurde und zumindest einem Zielpublikum zugänglich blieb. Ihre Duldung bedeutete freilich nicht, daß sie frei war.

3.1.4

Universalität

"Universalität" bedeutet potentielle Offenheit eines Mediums für alle Themen. 2 9 Die jüdische Presse richtete ihr inhaltliches Angebot nach den Umständen, den ihr auferlegten Ge- und Verboten sowie den neuen Interessen der Leser. Nicht nur die großen jüdischen Zeitungen (s. Teil IV), sondern auch die Gemeindeblätter erweiterten während des Dritten Reichs ihr Spektrum. Neben Informationen über das Gemeindeleben und religiösen Abhandlungen bekamen Buchbesprechungen, Kochrezepte, philosophische Diskurse, Rätsel, Sportmeldungen, lokale Berichterstattung usw. ihren festen Platz. Und bald mußten sich alle Blätter verstärkt der drängenden Auswanderungsfrage widmen. 3 0

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29

30

Definitionen und Formeln, die die quantitativen Abstufungen innerhalb des medialen Kommunikationssystems ignorieren (s. Charles R. Wright, Gerhard Maletzke u.a.), laufen Gefahr, nur einen Ausschnitt eines Kommunikationssystems zu erfassen. "Kommunikationssysteme können als Einzelsysteme des formalisierten oder informellen Kommunikationssystems innerhalb des Gesamtsystems der Kommunikation einer Gesellschaft gedacht werden." Prakke (1968, 158). Daß es sich bei "Universalität" um einen idealtypischen Grundbegriff handelt, darauf wiesen Otto Groth und Emil Dovifat in ihren Standardwerken hin. Groth (1960, Band 1, Kapitel 2). Emil Dovifat: Zeitungslehre, Band 1 und 2. Berlin 1967. "Nicht allein die mit ungekannter Stärke aufgetretenen, an die Gemeindeverwaltungen herangetragenen und von ihnen in Angriff genommenen Aufgaben der sozialen Fürsorge, Umschichtung, Hilfe - auch all das, was durch die veränderten Beziehungen zur nichtjüdischen Umwelt mit unerwarteter Heftigkeit für das deutsche Judentum lebenswichtig geworden ist, muß im Gemeindeblatt das Interesse aller wecken und finden: der Neuaufbau, die Umsiedlung, die Auswanderung, Palästina." "Frankfurter Israelitisches Gemeindeblatt", Nr. 11. Frankfurt a. Main Juli 1934. S. 425.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

35

Die jüdischen Zeitungen bemühten sich, auch einzelne Unter- und Interessengruppen anzusprechen. Die Zahl der "Beilagen" (für die Frau, für den Jugendlichen, für das Kind usw.), die Rubriken (für den Briefmarkensammler, den Schachspieler, den Sportfreund usw.) nahmen zu, je kleiner der jüdische Lebensraum wurde. An der Themenvielfalt versuchten die Zeitungen festzuhalten, auch als es den meisten Lesern nur noch um die Auswanderungsfrage ging. Selbst wenn einer vorhatte zu gehen, mußte seine Wartezeit in feindlicher Umwelt ausgefüllt werden, um Kopflosigkeit zu verhindern. Paradoxerweise trug gerade die programmatische Universalität zur Angleichung der jüdischen Zeitungen untereinander bei. Die "geistige Individualität" der einzelnen Blätter wurde auf die Probe gestellt. Sicherlich litten auch einige Leser unter der ausschließlich "jüdischen Universalität". Sie mußten sich damit abfinden. Sie konnten mehrere Zeitungen lesen, auch nichtjüdische - erst vom 17. Februar 1942 an erhielten sie keine nichtjüdischen Zeitungen und Zeitschriften mehr - , 3 1 doch nur die jüdischen befaßten sich mit ihren Problemen. Fachliche oder thematische Eingrenzung schließt Universalität aus. Dennoch zählen natürlich auch die jüdischen Fachzeitungen und -Zeitschriften (häufig Vereins- oder Verbandsorgane), Special-interest-Zeitschriften sowie die wissenschaftlichen und kulturpolitischen Zeitungen und Zeitschriften zur jüdischen Presse: die Veröffentlichungen der jüdischen Kulturbünde ebenso wie "Das Band", eine "Zeitschrift für jüdische Gehörlose", die "Blätter des Jüdischen Frauenbundes", "Der Jüdische Kantor", die "Jüdische Familienforschung" usw. 3 2 D . h . , auch wenn viele, vor allem die überregionalen, auflagenstarken jüdischen Zeitungen Universalität im Rahmen ihrer Möglichkeiten boten, sie war kein allgemeines Kennzeichen der jüdischen Presse.

3.1.5

DieZeitschrift

Zwar sind es Zeitungen, die im Mittelpunkt der Untersuchung stehen, "am Rande" erwähnt werden jedoch auch Zeitschriften. Quantitativ wie qualitativ sind sie wichtiger Bestandteil der jüdischen Presse des Dritten Reichs. Zeitschriften sind terminologisch schwieriger zu erfassen als "Zeitungen". Im Grunde läßt sich nichts Genaueres sagen, als daß alle Periodika, die nicht unter den Begriff "Zeitung" fallen, eben "Zeitschriften" sind. Für diesen wissenschaftlich unbefriedigenden, jedoch bequemen Zustand kann nicht,

31 32

S. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 8. Berlin 20. Februar 1942. Einblattdruck. S. Teil III, Kapitel 1.

36

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

wie Otto Groth schrieb, die "Verschiedenheit der tatsächlichen Erscheinungen" verantwortlich gemacht werden. Vielmehr fallen unter den Begriff "Zeitschrift" eben gerade deshalb so viele verschiedene "Erscheinungen", weil es eine präzise Definition nicht gibt. Auch für die "Zeitschrift" gelten die vier "Richtgrößen" - Aktualität, Periodizität, Publizität und Universalität - , doch werden ihre Bedingungen nur teilweise erfüllt. Während die Aktualität der Zeitung geradezu sportive Züge trägt, "auf die äußerster Spitze getrieben" scheint, 33 ist der Anspruch an eine aktuelle Zeitschrift "relativ". Ihre "Periodizität" läßt das nicht anders erwarten. Sie "erreicht nur im Grenzfall tägliches Erscheinen". 34 Eine deutsch-jüdische Tageszeitschrift gab es nicht. Während des Dritten Reichs dominierten die monatlich erscheinenden Blätter. Da in der Regel für Zeitungen "als die längste regelmäßige Frist" eine Woche angenommen wird, 3 5 fallen Periodika, die in längeren Abständen erscheinen, zwangsläufig unter die Kategorie "Zeitschrift". Dies muß im Einzelfall überprüft werden, besonders dann, wenn im Titel der "Zeitschrift" das Wort "Zeitung" vorkommt. Die jüdischen Gemeindeblätter fallen ihrer Form und ihrem Inhalt nach unter die Rubrik "Zeitung", auch wenn viele von ihnen seltener als viermal im Monat erschienen (s. Teil III). Für die Publizität vieler Zeitschriften gilt, daß sie zwar öffentlich angeboten werden, sich aber an ein bestimmtes Zielpublikum richten. Die jüdische Leserschaft soll in diesem Zusammenhang nicht bereits als Zielpublikum begriffen werden, sondern als Allgemeinheit. Vereinsorgane u.ä. ("Mitgliederzeitschriften" 36 ) werden als Zeitschriften begriffen, auch wenn von Publizität in ihrem Fall selten die Rede sein kann. Zusätzliche Unterteilungen würden den Überblick über die jüdische Presse stören. Außerdem waren einige Organe der Vereine, Verbände etc. recht einflußreich und auflagenstark, so daß man sie mit "richtigen" Zeitschriften vergleichen kann. Das dichte Netz jüdischer Organisationen hatte bald nach 1933 Auffangfunktion, was ihre Mitgliederzahl und Bedeutung wachsen ließ. Universalität kann man zumindest potentiell einigen Zeitschriften, besonders auf dem Unterhaltungssektor, zugestehen. Ausgesprochen unterhaltende

33

34

35 36

Otto Groth: Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde (Journalistik), Band 1. Mannheim/Berlin/Leipzig 1928. S. 55. Hans Bohrmann, Wilbert Ubbens (Hrsg.): Zeitungswörterbuch. Sachwörterbuch für den bibliothekarischen Umgang mit Zeitungen. Berlin 1994. S. 290. Groth (1928, 27). Bohrmann, Ubbens (1994, 291).

37

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe Zeitschriften fehlten in der deutsch-jüdischen P r e s s e l a n d s c h a f t nach

1933,

dafür gab es u m s o mehr Blätter, die sich s p e z i e l l e n Interessen w i d m e t e n . Universalität konnte nicht ihr Ziel sein.

3.2

Die jüdische Presse im historischen Kontext

N a c h Margarete T . E d e l h e i m - M ü h s a m * m ö c h t e ich unter "jüdischer Presse" verstehen: [...] Zeitungen und Zeitschriften, die zur Behandlung jüdischer Angelegenheiten von Juden [und Jüdinnen, K . D . ] 3 7 für Juden geschrieben u n d veröffentlicht werden, w e n n sie auch natürlich Beiträge von Nichtjuden a u f n e h m e n und von Nichtjuden, die sich d a f ü r interessieren, gelesen w e r d e n . 3 8 Im Unterschied zu der verbreiteten K u r z f o r m e l , j ü d i s c h e

P r e s s e sei

"Presse v o n Juden für J u d e n " 3 9 , w i e s Margarete T . E d e l h e i m - M ü h s a m

die zu

Recht auch auf nichtjüdische Leser und Schreiber h i n . 4 0 D i e b e i d e n g r o ß e n Zeitungen,

gaben

immerhin

M o n a t s a u s g a b e n heraus, d i e sich speziell an e i n nichtjüdisches

"C.V.-Zeitung"

und

"Jüdische Rundschau",

Publikum

richteten. 4 1 N i c h t j ü d i s c h e L e s e r und Schreiber erwähnte a u c h L u d w i g H o l -

37

38

39

40

41

Die Nationalsozialisten sahen es nicht gern, wenn Frauen für die Presse arbeiteten. Margret Boveri, Journalistin beim "Berliner Tageblatt", zeichnete aus diesem Grund ihre politischen Leitartikel mit "Dr. M. Boveri". Jüdische Journalistinnen wurden dagegen nicht daran gehindert, für die jüdische Presse zu schreiben. Vgl. Margret Boveri: Wir lügen alle. Eine Hauptstadtzeitung unter Hitler. Freiburg im Br. 1965. S. 559 (Fußnote). Edelheim-Mühsam (in: "Deutsches Judentum" 1963, 353). S.a. dies. (LBI Year Book 1956, 163). S.a. Tsamriyon (1951, 132). Suchy (in: "Juden als Träger bürgerlicher Kultur in Deutschland" 1989, 170). Einen falschen Eindruck vermittelten allerdings Kurt Koszyk und Karl Hugo Pruys. In ihrem "Handbuch der Massenkommunikation" - eines der wenigen Standardwerke nach 1945, das die jüdische Presse überhaupt erwähnt behaupten sie, die "spezifisch jüdische Presse" habe sich "konsequenterweise im 20. Jahrhundert ausdrücklich an das deutsche Publikum insgesamt" gewandt. Im Dritten Reich konnte davon natürlich keine Rede sein. Kurt Koszyk, Karl Hugo Pruys (Hrsg.): Handbuch zur Massenkommunikation. München 1981. S. 100. S. Teil IV, Kapitel 2.2.3.

38

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

länder in einem Vortrag von 1931 mit dem Titel "Weltanschauung und Presse".42 Unter "jüdischen Angelegenheiten" seien Themen verstanden, die das Judentum betreffen, jüdische Menschen interessieren oder interessieren müssen.43 Im vorigen Jahrhundert bezog sich der Begriff Judentum noch weitgehend auf die jüdische Religion. Ludwig Philippson beschrieb die "specifisch jüdische Presse" als "vorzugsweise religiös". 4 4 Mit wachsender Integration der jüdischen Menschen reduziert sich der Inhalt der jüdischen Blätter auf eine kleiner werdende (jüdische) Teilwirklichkeit. Jüdisches und nichtjüdisches Leben gleichen sich an, und beide finden sich in der allgemeinen Presse berücksichtigt. Robert Weltsch stellte fest: Wer das Judentum des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Presse studieren will, wird sich nicht mit den Zeitungen beschäftigen können, die sich selbst als jüdische bezeichnen. [...] Die wirklich geistige und politische Geschichte der deut42

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Weil nationalsozialistisch gesinnte Studenten mit Krawallen störten, mußte der C.V.Vorsitzende und Schriftleiter der "C.V.-Zeitung" Ludwig Holländer seine Ausführungen in der Münchner Universität vorzeitig abbrechen. S. "Münchner Post". München 15. Januar 1931. S. 9. "C.V.-Zeitung". Berlin 2. Januar 1931. S. 39. "Das Jüdische Echo", Nr. 4. München 23. Januar 1931. S. 61. Zeitungswissenschaftliche Vereinigung München (Hrsg.): "Zeitungswissenschaftliche Vereinigung München. Bericht über das Wintersemester 1930/31". Stuttgart 1931. S.a. Reiner Bernstein: Zwischen Emanzipation und Antisemitismus. Die F"ublizistik der deutschen Juden am Beispiel der "C.V.-Zeitung", Organ des Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 1924-1933. Diss. Berlin 1969. S. 16f. Ebenfalls von "jüdische[n] Angelegenheiten" sprach im Zusammenhang mit der jüdischen Presse Franz Delitzsch, lutheranischer Theologe und Judaist im 19. Jahrhundert. Für Isidor Singer vertrat die jüdische Presse "ausschliesslich die speciellen Interessen des Judenthums". "Es sind Blätter, die von Juden für Juden gemacht sind und sich mit jüdischen Fragen befassen," schrieb 1987 Konrad Weiß. Franz Delitzsch: Christentum und jüdische Presse. Erlangen 1882. S. 7. Isidor Singer: Presse und Judenthum. 2. Auflage. Wien 1882. S. 5. Konrad Weiß: "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck". Die jüdische Presse im nationalsozialistischen Deutschland. In: "Medium". Zeitschrift für Hörfunk, Fernsehen, Film, Presse. Frankfurt a. Main April/Juni 1987. S. 51-56. Hier: S. 51. "Allgemeine Zeitung des Judenthums", Nr. 39. Leipzig 1875. Noch der Zeitungswissenschaftler Karl Börner behandelte die jüdische Presse in seinem "Biographischen Handbuch der Zeitungswissenschaft" von 1929 unter der Kategorie "Jüdische und andere Religionsgemeinschaften". Karl Börner: Bibliographisches Handbuch der Zeitungswissenschaft. Leipzig 1929 [Inhaltsverzeichnis]. Auch in den alten Zeitungskatalogen ("Ala", "Mosse" u.a.) tauchen die "jüdischen Blätter" (z.T. bis 1938) unter den Kategorien "Theologie" oder "Konfession" auf (Ausnahme: Im "Ala"-Katalog von 1932 wurde die jüdische Presse verstreut, je nach Thematik aufgeführt).

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

39

sehen Juden wird man vielmehr der allgemeinen Presse des Zeitalters entnehmen müssen. Rückschauend auf die Zeit bis 1933 muß man feststellen, daß die Zeitungen wie "Berliner Tageblatt", "Frankfurter Zeitung", [...] in ihrer Art mehr Zeugnis ablegen von dem geistigen Schaffen und Denken der deutschen Juden dieser Zeit. 4 5 Herbert Freeden* ergänzte: Seit der Emanzipation waren die jüdischen Zeitungen nur in beschränktem Maß ein Spiegelbild der jüdischen Existenz. Indem die deutschen Juden am politischen, geistigen und kulturellen Leben der Umwelt teilnahmen, hörten sie auf, sich mit den enggespannten Interessen der jüdischen Blätter zu identifizieren, die sich im wesentlichen auf die Gemeinde mit ihren kultischen und sozialen Aufgaben bezogen und auf die religiöse Gedankenwelt, die mehr und mehr hinter der Säkularisierung zurücktrat. 46 Mit der Reduktion auf bestimmte Themen sank der Bekanntheitsgrad der jüdischen Zeitungen. Isidor Singer*, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts "Presse und Judenthum" erforschte, beklagte den Umstand, dass die meisten unserer Glaubensgenossen und selbst diejenigen, die sehr wohl bewandert sind, gar nicht wissen, dass es Zeitschriften gibt, die ausschliesslich die speciellen Interessen des Judenthums vertreten. Bei "solch' trostlosen Zuständen" sah er es als eine heilige Pflicht eines jeden wahren Freundes des Judenthums, wenn er gleich mir überzeugt ist, dass eine gut organisierte jüdische Presse eines der mächtigsten Bollwerke des Judenthums werden könne, sein Scherflein dazu beizutragen. 47 Isidor Singer fand kein Gehör. Der Wunsch nach Assimilation war zu stark. Ludwig Börne forderte: Wer für die Juden wirklich wirken will, der darf sie nicht isolieren; das tun ja eben deren Feinde, zu ihrem Verderben. Was nützt ein eigenes Journal für Juden? Ihre Freunde brauchen es nicht, denn sie bedürfen keiner Zuspräche; ihre Gegner nehmen es gar nicht in die Hand. Um ihnen zu helfen, muß man ihre Sache mit dem Rechte und den Ansprüchen der allgemeinen Freiheit in Verbindung bringen. Man muß nur immer gelegentlich, unerwartet von ihnen sprechen, damit der ungeneigte Leser gezwungen werde, sich damit zu beschäftigen,

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46 47

Weltsch (in: "An der Wende des modernen Judentums" 1972, 41). S.a. ders.: "Jüdische Presse vor dreissig Jahren". In: Marcel W.Gärtner, Hans Lamm, E. G. Lowenthal (Hrsg.). Vom Schicksal geprägt. Düsseldorf 1957. S. 104-113. Hier: S. 105. Freeden (1987,14). Singer (1882, 5f).

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Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung weil es auf seinem W e g e liegt. Ich meine auch, es wäre auf diesem Wege leichter, die Juden zu verteidigen, jedem der keine blinde Liebe für sie hat. 4 8

Ganz im Sinne Ludwig Börnes gab noch am Tag des nationalsozialistischen Machtantritts in einer Abendveranstaltung der "Jüdisch-liberalen Zeitung" in Berlin der Chefredakteur des Blattes, Georg Goetz, die Parole aus: "Heraus aus der jüdischen Selbstisolierung! " 4 9 Zur Presseausstellung "Pressa" 1929 in Köln wurde in einer nicht enden wollenden Diskussion die Frage erörtert, ob es sinnvoll sei, einen eigenen "jüdischen Pavillon" zu gestalten. Die jüdische Presse solle nach geographischen Gesichtspunkten den allgemeinen Zeitungen und Zeitschriften zugeordnet werden, verlangten die Anhänger der Assimilation und Mitglieder des "C.V.-Vereins". Sie habe Anspruch auf eine eigene Ausstellung, forderte die andere Seite. Bruno Woyda, religiös-liberales Vorstandsmitglied der Berliner Gemeinde, hatte vor, eigenmächtig eine Ausstellung deutsch-jüdischer Zeitschriften in der deutschen Zeitschriften-Abteilung aufzubauen. 1927 bildete sich zur Koordination der unterschiedlichen Vorstellungen ein Ehrenkomitee. Ihm gehörten, neben bekannten jüdischen Persönlichkeiten, Vertreter der wichtigen jüdischen politischen, religiösen und kulturellen Strömungen an. Max Bodenheimer, Zionist, Rechtsanwalt und Vorsitzender der Gemeinde Köln, stand ihm vor und hatte es mit den streitenden Parteien alles andere als leicht. Theoretisch war auch die Frage aufgetaucht, ob die jüdische Sonderschau überhaupt eine Berechtigung habe, da sie keine geschlossene Weltanschauung darstellte, weder in religiöser Beziehung wie bei den Katholiken und Protestanten noch in politischer oder humanitärer Hinsicht. Man wies darauf hin, daß in der jüdischen Presse die verschiedensten Richtungen vertreten seien: sie habe keinen gemeinsamen Boden und bilde den Tummelplatz entgegengesetzter Gedanken und Bestrebungen. 5 0

Zwischenzeitlich verloren die streitenden Organisationen und Gruppen das eigentliche Thema aus den Augen und trugen ideologische Machtkämpfe aus. Es war das Verdienst Max Bodenheimers, die Parteien schließlich zu zügeln. Die Sonderschau kam zustande. Unterteilt in "a. Länder, b. Sprachen,

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49 50

Ludwig Börne: Sämtliche Schriften. Inge und Peter Rippmann (Hrsg.), Band 3. Düsseldorf 1964. S. 757. S. "Nürnberg=Fürther Isr. Gemeindeblatt". Nürnberg 1. März 1933. S. 2. Max Bodenheimer: Entstehung und Bedeutung der Jüdischen Sonderschau. In: "Menorah". Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft/Kunst und Literatur, Nr. 6/7. "Festnummer für Jüdische Sonderschau der PRESSA". Wien/Frankfurt a. Main Juni/Juli 1928. S. 5-8. Hier: S. 7.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

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c. Fächer [Periodizität, K . D . ] " , 5 1 präsentierte sie die jüdische Presse in ihrer ganzen Vielfalt: Sie [die jüdische Presse, K.D.] ist religiös, national, politisch, soziologisch, kulturell, literarisch, ästhetisch - wie die Forderung des Tages es verlangt. Sie zeigt alle Übergänge von unerbittlicher Orthodoxie bis zum skeptischen Atheismus, vom bürgerlichen Kapitalismus über Sozialismus bis zum Kommunismus, vom abgeschlossensten Nationalismus bis zum umfassendsten Weltbürgertum, resümierte am 11. November 1927 die "Kölner Jüdische Liberale Zeitung". Die ideologischen Richtungen der deutsch-jüdischen Presse beschrieb drei Jahre später der Journalist (?) Rolf Kleemann: Kurz und schlagwortmäßig zusammengefaßt sind folgende Hauptrichtungen zu nennen. Erstens die orthodoxe. Ihr Prinzip ist unbedingtes Festhalten am überlieferten Religionsgesetz. [...] Zweitens die liberale Richtung. Sie anerkennt den Entwicklungsbegriff für das moderne Judentum. Beide Richtungen [...] trennen sich in der Frage des Ritualgesetzes; nicht umstritten ist der Inhalt der Religion, sondern die Art der Religionsausübung. (...) Von beiden Gruppen unterscheidet sich ebenfalls nicht durch den allgemein=politischen, sondern durch den jüdisch =politischen Standpunkt die dritte, die jüdisch = nationale Richtung (Zionismus). Mehr politisch betont sind die beiden Gruppen der deutsch=politisch eingestellten Juden [...] und der noch weiter gehenden nationaldeutschen Juden. Weder allgemein politisch, noch jüdisch=politisch, noch religiös bindenden Charakter haben die zahlreichen offiziellen und offiziösen Gemeindeblätter. 52 Zwei Jahre später, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde das Judentum zu "etwas [ . . . ] , was sich der subjektiven Wahl" e n t z o g . 5 3 Aus Deutschen wurden Juden, zu einer jüdischen Welt gezwungen mit eigenen Fragen zu Schule, Beruf, Freizeit, Sport, Kultur, Religion, Wissenschaft. Die jüdischen Zeitungen dienten jetzt als Orientierungshilfe, (...] nicht nur weil er [der jüdische Leser, K.D.] zur deutschen Presse sein Vertrauen verloren hatte, und er in ihr ein feindliches Instrument sah - alles, was ihn anging, bewegte, betraf, fand er in den jüdischen Zeitungen. 54 Der verordnete Zwang der jüdischen Presse, sich ausschließlich mit jüdischen Themen zu befassen, ließ die Zeitungsmacher nicht mehr selbst entscheiden, was sie als von jüdischem Interesse erachteten. So war es ihnen z.B. verboten, das Thema "Antisemitismus" zu behandeln. Dennoch erlebte 51 52

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54

S. Max Bodenheimer Akte. Central Zionist Archives, Jerusalem. A15 X,8. Rolf Kleemann: Die jüdische Presse Deutschland. In: "Nürnberg = Fürther Isr. Gemeindeblatt". Nürnberg 1. Mai 1931. S. 1. Arno Herzberg*: Jüdischer Journalismus heute. In: "Der Morgen", Heft 2. Darmstadt Mai 1934. S. 49-52. Hier: S. 51. Freeden (1987, 53).

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Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

die jüdische Presse im Dritten Reich eine (statistische) Renaissance. Unterdrückung ließ sie groß werden unter den ungünstigsten presserechtlichen und menschlichen Bedingungen. Ein seltsames Schicksal hat die jüdische Presse in Deutschland. Seit fast zwei Jahrhunderten besteht sie. Aber erst in dem Augenblick, da die Gemeinschaft, der sie dient, in Not geriet, gewann die jüdische Zeitung eine große Bedeutung.55

Die jüdische Presse wuchs "mit den Anforderungen, die an sie gestellt" wurden. 5 6

Exkurs: Die "Judenpresse"

1. Historischer Kontext 2 0 Jahre nach Erklärung der Menschenrechte in der Französischen Revolution hatte sich schließlich auch das in Deutschland tonangebende Preußen dazu entschlossen, rechtliche Voraussetzungen für die jüdische Emanzipation zu schaffen. Eine neue Städteordnung sprach 1808 den "Schutzjuden" städtische Bürgerrechte zu. Es folgte 1812 das "Edikt betreffend der bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem Preußischen Staate", das "allgemein als die erste von einem souveränen deutschen Staate verliehene

Emanzipationsurkunde

gilt", das jedoch weiterhin "Vorbehalte über die Zulassung von Juden zu Staatsämtern" 57 enthielt. Drei Staaten des Reichs, Bayern, Österreich und Sachsen, weigerten sich, das Edikt zu übernehmen. 1814 verkündete der Frankfurter Senat, mit der französischen Herrschaft sei auch die Gleichberechtigung der Juden beendet. Wichtige Städte und ganz Hessen folgten der reaktionären Linie. Auf dem Wiener Kongreß, der sich 1814/15 um eine Deutsche Verfassung mühte, befaßte man sich nur unkonzentriert und kurzsichtig mit der "Judenfrage". Die Entscheidungskompetenz in dieser Sache wurde wieder auf die Bundesstaaten übertragen: In den Ländern, die vor 1 8 1 4 unter dem Einfluß Napoleons Emanzipationsgesetze erlassen hatten, fiel die Gleichberechtigung der Juden dem berüchtigten Kompromiß im Artikel 16 der deutschen Bundesakte zum Opfer, in dem ihnen

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Hermann Samter: Die jüdische Presse in Deutschland. In: "Berliner Jüdisches Gemeindeblatt". Berlin 23. August 1936. S. 14f. Hier: S. 15. Edelheim-Mühsam (in: "Deutsches Judentum" 1963, 368). Jacob Toury: Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis Weimar. Tübingen 1966. S. 3.

Kapitel 3: Themenbestimmung

und Abgrenzung der Begriffe

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nur die "von (anstatt: in) den einzelnen Bundesstaaten bereits eingeräumten Rechte" bestätigt wurden. 58 Im großen und ganzen blieb also alles beim alten. Übersteigerter Patriotismus und entfesselter Nationalismus ließen 1819 mittelalterliche Zustände wieder aufleben. "Hep, hep! Jude verrecke!", verkündeten aufgebracht und begeistert Studenten. Eine Welle von Ausschreitungen ging über das Land. 1847 debattierte der "Vereinigte Landtag" von Preußen über neue Judengesetze. Es blieb bei der Ausschließung der Juden von "obrigkeitlichen Ämtern". Erst das demokratische Gewitter von 1848 brachte Fortschritte. Die "Grundrechte des deutschen Volkes" wurden im Reichsgesetzblatt publiziert. Sie waren Teil der im März 1849 amtlich verkündeten Reichsverfassung. Im Juni 1849 wurde die Nationalversammlung gewaltsam aufgelöst, was Städte mit größeren jüdischen Gemeinden nicht daran hinderte, Gesetze zur Unterstützung der jüdischen Emanzipation zu erlassen. 1867 trat der "Konstituierende Reichstag" des Norddeutschen Bundes zusammen und brachte den deutschen Juden endlich ihr lang ersehntes Ziel. Am 3. Juli 1869 unterzeichneten Wilhelm I. und Bismarck das sogenannte "Toleranzgesetz", das den jüdischen Bürgern die volle Gleichberechtigung versprach und das 1871 Reichsgesetz wurde. 1878 wurde die bürgerliche Gleichstellung der Juden zur völkerrechtlich verbindlichen Norm erklärt. 5 9 Die rechtliche Gleichstellung konnte allerdings nicht vor weiterer Diskriminierung schützen. Die Judenfeindschaft begann unter Bismarck neue Formen anzunehmen: "Eines der wichtigsten Symptome dieses Zeitgeistwandels war die Weiterentwicklung einer latent vorhandenen Judenfeindschaft zum modernen Antisemitismus." 60 1880/81 forderte eine Kampagne der Völkischen Bewegung einen eigenen Zensus für Juden, ihren Ausschluß aus allen Regierungsämtern, Zulassungsbeschränkungen für Richter, Lehrer, Professoren sowie ein Verbot jüdischer Immigration. Mit 250 000 Unterschriften wurde die Antisemitenpetition Reichskanzler Bismarck übergeben. Administrative Folgen hatte sie zwar nicht, ihre Forderungen besaßen dennoch hohe Popularität und wurden immer wieder aufgegriffen. In dieser Atmosphäre etablierte sich der Begriff "Judenpresse". Wann genau im 19. Jahrhundert die judenfeindliche Wortschöpfung zum ersten Mal verwendet wurde, ist ebenso unbekannt wie der Name ihres Urhebers. Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch fand sie, als es um das Jahr 1875 58

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Jacob Toury: Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis Weimar. Tübingen 1966. S. 3. Berliner Vertrag, §44. Ursula E. Koch: Der Teufel in Berlin. Von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung. Illustrierte politische Witzblätter einer Metropole. Köln 1991. S. 538.

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Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

zu einer neuen Krise der deutsch-jüdischen Beziehungen kam. Preußen hatte mit innenpolitischen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen und suchte dafür einen Schuldigen. Die Spannungen zwischen Bismarck und den Nationalliberalen ließen sich nicht mehr abbauen. Bismarck versuchte, die Partei zu sprengen, indem er ankündigte, den Kulturkampf zu beenden, und in seiner Wirtschaftspolitik viel von "Schutzzöllen" sprach. Und wirklich versagten ihm bald die Linken der National liberalen um Eduard Lasker, Ludwig Bamberger und Heinrich Bernhard Oppenheim die Gefolgschaft. Durch "Sezession" verließen sie die Partei. "Das beinhaltete auch schon das Eingeständnis vom Ende der Weggemeinschaft zwischen National liberal ismus und Judentum." 6 1 Ein gemeinsamer Weg auf politischer Ebene war beendet, politisch engagierte Juden hatten ihre Schutzgemeinschaft verloren, Juden konnten wieder in aller Öffentlichkeit angegriffen werden. 1874 begann der Journalist Otto Glagau in der Familienzeitschrift "Die Gartenlaube" aus Leipzig mit der Veröffentlichung einer Artikelserie über den "Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin", die später als Buch erscheinen sollte. Die "Schuldigen", so stellte Otto Glagau fest, waren die Juden, denn "90 Prozent der Gründer und Börsianer sind Juden" 6 2 . In dem führenden Blatt des katholischen Zentrums "Germania" erschien 1875 eine Artikelserie, in der dem Judentum die Schuld an Kulturkampf und Wirtschaftskrise zugeschrieben wurde. Vom "jüdischen Liberalismus" als doppeltem Übel war da die Rede. Der katholische Hofprediger Adolf Stoekker stellte in seinem ersten antisemitischen Vortrag "Unsere Forderungen an das moderne Judentum" von 1879 fest: In der Judenpresse atmet ein Haß gegen das Christliche, der den tiefsten Abscheu verdient. [...] Unsere Heiligtümer [...] wurden beständig in den Staub gezogen, die Synagoge ist durch das stille Einverständnis aller liberalen Zeitungsschreiber geschützt. [...] In ihrem Besitz [dem der Juden, K.D] sind Geldadern, Bank und Handel; in ihren Händen ist die Presse. 63 Heinrich von Treitschke verlieh noch im selben Jahr den judenfeindlichen Parolen einen wissenschaftlichen Anstrich und gab dabei Adolf Stoecker

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Toury (1966, 174). Otto Glagau: Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin. Gesammelte und stark vennehrte Artikel der "Gartenlaube". 4. Auflage. Leipzig 1876. S. XXV. Zit. in: Koch (1991, 538). Adolf Stoecker: Reden und Aufsätze. 2. Auflage. Berlin 1890. S. 366f.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

45

nicht mehr als Recht: "Am Gefährlichsten [sie] aber wirkt das unbillige Übergewicht des Judenthums in der Tagespresse. " 6 4 2. Aktualisierte Bedeutung Der Begriff "Judenpresse"

ist wissenschaftlich nicht definierbar. Er

be-

schreibt keine wirklich existierende Kategorie, sondern ist "lediglich" ein antisemitisches Schimpfwort. Dennoch ist er seit seiner Entstehung bis heute im Gebrauch. Selbst Autoren, die des Antisemitismus nicht verdächtigt werden können, beziehen sich auf die antisemitische Wortschöpfung: 1925 schrieb Jonas Kreppel, bevor er sich der jüdischen Presse zuwandte: Die sogenannte "Judenpresse" - Blätter allgemeinen Inhalts mit jüdischen Redakteuren, beziehungsweise jüdischen Eigentümern - kommt hier nicht in Betracht. 65 1928 schrieb Max Bodenheimer: Was nun die jüdische Presse heute ist, bedarf einer besonderen Erläuterung, da ihr Bild in der allgemeinen Vorstellung wie in einem Vexierspiegel verzerrt ist. Am besten verfahren wir nach dem Grundsatz der indischen Philosophie und sagen zunächst, was sie nicht ist, um ihr Wesen zu verstehen. Sie ist keineswegs das, was man die Judenpresse nennt. 66 1937 schrieb Lotte Schlesinger in ihrer Arbeit zur jüdischen Presse: Nicht behandelt werden hier die von den Laien allgemein als "Judenpresse" bezeichneten Tageszeitungen. 67 Und Herbert Freeden begann 1987 sein Buch zur jüdischen Presse mit Max Bodenheimers Zitat aus dem Jahr 1928...

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Auch jüdische Autoren verwendeten den Begriff "Judenpresse" f ü r Großstadtzeitungen 6 9 oder die linksliberale Presse:

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Zit. n. Norbert Kampe: Von der "Gründerkrise" zum "Berliner Antisemitismusstreit": Die Entstehung des modernen Antisemitismus in Berlin 1875-1881. In: Jüdische Geschichte in Berlin. Berlin 1995. S. 85-100. Hier: S. 98. Jonas Kreppel: Juden und Judentum heute. Ein Handbuch. Zürich/Wien/Leipzig 1925. S. 864. Bodenheimer (in: "Pressa. Kulturschau am Rhein" 1928, 125). Schlesinger (1937, 1). Es handelt sich hier um die möglicherweise letzte Dissertation eines Juden, einer Jüdin, während des Dritten Reichs. Lotte Schlesinger wurde der Doktortitel erst 1946 zuerkannt. Vgl. Suchy (in: "Juden als Träger bürgerlicher Kultur in Deutschland" 1989, 168). Freeden (1987, 11).

46

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

Es klingt fast wie Ironie, wenn man Zeitungen wie das "Berliner Tageblatt", die "Vossische Zeitung", die "Frankfurter Zeitung", [...] als Judenpresse bezeichnet. 7 0 (Max Bodenheimer, 1928) Jüdische Journalisten haben das moderne großstädtische Zeitungswesen im 19. und 20. Jhd. entscheidend gefördert, während ihr Einfluß auf d. sog. Provinzpresse bei weitem geringer blieb. 71 (Philo-Lexikon, 1936) Im Wortschatz des deutschen Antisemitismus gehörte das Schlagwort "Judenpresse" zum eisernen Bestand. Damit wollte man jene Blätter charakterisieren und brandmarken, die nach Ansicht des Antisemiten unter massgebendem Einfluss von Juden standen, von ihnen verlegt und redigiert wurden. Das war in der Tat ein sehr erheblicher Teil der deutschsprachigen Grosstadtpresse, nicht nur im Deutschen Reich, sondern fast noch mehr in Wien, Prag und Budapest. 72 (Ernst Kahn, 1958) Das waren vor allem die liberal-großstädtischen Blätter, die dem fortschrittlich gesinnten Bürgertum dienten, wie die des Mosse-Verlags und Ullstein-Hauses in Berlin und die von Leopold Sonnemann 1856 gegründete "Frankfurter Zeitung". 73 (Herbert Freeden, 1987) Kurt Tucholsky nannte es ein Kennzeichen des assimilierten Juden, daß dieser von seiner Religion allenfalls das Weihnachtsfest und die "Frankfurter Zeitung" halte. 7 4 Ursprünglich war, wer den Begriff "Judenpresse" verwendete,

davon

überzeugt - und wollte das auch kundtun - , daß überproportional viele Juden für die Presse arbeiteten oder sie besaßen und die Zeitungen in ihrem Sinne ausrichteten. Theodor Fritsch behauptete 1922, neunzig Prozent der Tagespresse seien "jüdisch beeinflußt" 7 5 , ein Zeichen der "Verjudung deutscher Zeitungen" 7 6 . Er unterschied säuberlich zwischen "jüdische[n], judenfreundliche[n] und unvölkische[n] Zeitung[en]", denen er die "deutschen

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und

Auch die Nationalsozialisten zählten vor allem Großstadtzeitungen, wenn auch nicht sie allein, zu den jüdisch geprägten. Der spätere Reichskulturwalter Hans Hinkel sprach bereits in den 20er Jahren nur von der "jüdischen Vossischen Zeitung". Hans Hinkel: Einer unter Hunderttausend. München 1938. S. 253. Bodenheimer ("Menorah" 6/7, Juni/Juli 1928, 5). Seinen Gegnern lieferte Max Bodenheimer Argumente, als er im gleichen Jahr schrieb: "Man nennt gern die linksgerichtete Presse Judenpresse, vergißt aber ganz, daß auch die streng konservative 'Kreuzzeitung' die Gründung eines getauften Juden [Friedrich Julius Stahl, K.D.] ist." Zit. n.: Zvi Asaria: Die Juden in Köln. Köln 1959. S. 318. Philo Lexikon (1936, 339). Ernst Kahn: "Die Judenpresse". In: LBI Bulletin 5. Jerusalem 1958. S. 13- 18. Hier: S. 13. Freeden (1987, 11). Zit. n.: Suchy (in: "Juden als Träger bürgerlicher Kultur in Deutschland" 1989, 170). Als Witz kursierte auch die folgende Version: Herr Cohn halte überhaupt nichts vom Judentum, allenfalls das "Berliner Tageblatt". Theodor Fritsch: Handbuch der Judenfrage. 3. Auflage. Berlin 1930. Klappentext. ebd. (4).

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

Al

deutschvölkischen Tageszeitungen" sowie die "völkischen und nationalen Zeitschriften" gegenüberstellte. 77 Seine Titelliste sollte den Zweck haben, alle "jüdischen Zeitungen und Zeitschriften aus dem deutschen Haus" zu verbannen. 78 Noch in Festungshaft rechnete Adolf Hitler zwei Jahre später im ersten Teil von "Mein Kampf" mit der herrschenden Presse ab. Mitschuldig an den "bösen Verfallserscheinungen" des Reichs waren für ihn neben "marxistischen Lügenblättern" eine "die Nation langsam verderbende Pressemeute, hauptsächlich jüdischer Herkunft". 7 9 Während die marxistischen Zeitungen ganz offen und "in der gemeinsten Weise", "Staat und Regierung angriffen", verstanden es die bürgerlich=demokratischen Judenblätter, sich den Anschein der berühmten Objektivität zu geben, mieden peinlich alle Kraftworte, genau wissend, daß alle Hohlköpfe auch nur nach dem Äußeren zu urteilen vermögen und nie die Fähigkeit besitzen, in das Innere einzudringen [...]. 80 Zu den "Hohlköpfen" zählte Adolf Hitler Leser der "jüdischen" "sogenannten Intelligenzpresse", wie der "Frankfurter Zeitung" oder dem "Berliner Tageblatt". 81 1941 unterschied Friedrich Löffler in einem zeitungswissenschaftlichen Handbuch: 1. die große, von Juden geleitete oder maßgebend beeinflußte, angeblich nichtjüdische Presse, 2. die farblose, nichtjüdische, dennoch durchaus im jüdischen Sinne redigierte Presse, 3. die jüdische, mehr oder weniger nichtjüdisch getarnte Presse, 4. die reinjüdische, offen als solche gekennzeichnete Presse. 82 Robert Stricker schrieb 1920: "Die Bezeichnung ["Judenpresse", K.D.] erscheint so weit berechtigt, als sich viele Blätter ganz oder zum großen Teil in jüdischem Besitz befinden und von Juden geschrieben werden. " 8 3

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Fritsch (1930, 10-24). Theodor Fritsch: Der jüdische Zeitungs=Polyp. Leipzig 1922. S. 9. Adolf Hitler: Mein Kampf, Band 1. 2. Auflage. München 1926. S. 256f. Im Vorwort seiner "Abrechnung" schrieb Adolf Hitler: "Ich hatte dabei auch die Gelegenheit, eine Darstellung meines eigenen Werdens zu geben, soweit dies zum Verständnis sowohl des ersten als auch des zweiten Bands nötig ist und zur Zerstörung der von der jüdischen Presse betriebenen üblen Legendenbildung über meine Person dienen kann." ebd. (258). ebd. (259). Friedrich Löffler: Die jüdische Presse. In: Waither Heide (Hrsg.): Handbuch der Zeitungswissenschaft, Band 2. Leipzig 1941. Spalte 2072-2118. Hier: Spalte 2078. Robert Stricker: Der jüdische Nationalismus. Wien 1920. S. 41f.

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Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung W e n n Referenten des antisemitischen Lagers von der "Verjudung" der

Presse sprachen, versuchten Gegenstimmen, die Behauptungen mit Zahlenmaterial zu widerlegen. Mit Bezug auf eine Statistik aus Emil Dovifats "Handbuch der Weltpresse" (Berlin 1931) stellte die Zeitung "Der Israelit" (s. Teil III, Kapitel 1) für das Jahr 1930 fest: Von den 85 größten deutschen Zeitungen werden noch nicht zehn von jüdischen Chefredakteuren geleitet. Da aber gerade die Provinzblätter, die Generalanzeigerpresse und die neutrale Presse noch viel weniger als die große Presse unter "jüdischem Einfluß" stehen, so dürfte doch der jüdische Anteil kaum den bevölkerungsmäßigen Anteil von 1 Proz. übersteigen. Von allen Tageszeitungen seien rechtsgerichtet ( N S D A P , Zentrum

usw.)

35,4 Prozent, liberal sozialistisch ausgerichtet 8,5 Prozent und parteilos 5 5 , 3 Prozent. Die "sogenannte 'Judenpresse'" mache also nur 5 Prozent der Zeitungstitel a u s . 8 4 Die "Anti-Anti"-Blätter, eine Publikation zur Bekämpfung des Antisemitismus (s. Teil IV, Kapitel 2 . 2 . 2 ) , stellten fest: 1932 gab es nach dem "Handbuch der deutschen Tagespresse" in Deutschland 4703 politische Zeitungen. [...] Daraus ergibt sich: 1. Alle linksgerichteten Zeitungen stellen noch nicht den 10. Teil der gesamten Presse dar. 2. Die demokratischen Zeitungen, die von völkischer Seite fälschlicher Weise als "Judenpresse" bezeichnet werden, bilden noch nicht einmal den 20. Teil. (Diese Zeitungen werden nicht etwa durchgängig von jüdischen Verlegern oder jüdischen Redakteuren geleitet. Unter 85 bedeutendsten Zeitungen finden wir z.B. noch nicht 10 jüdische Chefredakteure. [...] Nichts ist also sinnloser, als von einer zunehmenden "Verjudung" der Presse zu reden. 8 5 1931 sprach Ludwig Feuchtwanger, Schriftleiter der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung",

im Jüdischen Lehrhaus

in Stuttgart über

den

"Anteil der deutschen Juden an der öffentlichen Meinung". Er sagte: Dieser Anteil ist in den letzten Jahren wesentlich zurückgegangen. Der Anteil der deutschen Juden an der allgemeinen Presse entspricht dem Rückgang ihrer Stellung im öffentlichen Leben. 86 Auf jüdischer Seite stellte man außerdem fest, daß - unabhängig von irgendwelchen Prozentzahlen - von "Verjudung" in keinem Fall die Rede sein könne, da es einen spezifisch "jüdischen" Einfluß auf den redaktionellen Inhalt der Zeitungen nicht gäbe.

84 85 86

"Der Israelit". Frankfurt a. Main 19. November 1931. S. 2f. "Anti-Anti". Berlin 1932. S. 53a. "Gemeinde-Zeitung für die israelitische Gemeinde Württemberg". Stuttgart 16. Februar 1931. S. 247.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

49

"Warum besass die Presse eine so starke Anziehungskraft auf Juden?", fragte 1958 Ernst Kahn, um zu antworten: In allen Schulen fiel die Begabung der jüdischen Kinder für den deutschen Aufsatz auf. [...] Ihr auffälliger Prozentsatz aber unter den Handelsredakteuren ist auf ihre wirtschaftliche Veranlagung zurückzuführen.

Ernst Kahn schreibt weiter, viele Juden hätten aus Abneigung vor den ererbten kaufmännischen Berufen einen Drang nach akademischer Bildung verspürt. Durch Zeitumstände gezwungen, sei die Opposition zu ihrer politischen Heimat geworden. Ihrer Haltung hätten sie am besten "Ausdruck mit der Feder" geben können. 8 7 Über die Gründe, weshalb Juden ererbte Berufe und herrschende Parteien ablehnten, äußerte sich Ernst Kahn nicht. Auch das "Jüdische Lexikon" aus dem Jahr 1930 sah sich gezwungen zu erklären, weshalb sich Juden zum Journalismus hingezogen fühlten. Es vermutete dahinter den rasch aufnehmenden "Geist der j. Rasse" und das dem "J.-tum eingeborene Streben nach Recht und Gerechtigkeit". 8 8 Wesentlich nüchterner konnte dreißig Jahre später der Historiker Jacob Toury feststellen, daß im 19. Jahrhundert jüdische Intellektuelle, politisch engagierte Leute, verstärkt begannen, sich in die Publizistik und Journalistik zu "flüchten", da "denen zunächst die Möglichkeit einer anderen Einflußnahme versperrt war", sie sich dort "einen gewissen Einfluß sichern" konnten. 89 Das "Neue Lexikon des Judentums" aus dem Jahr 1992 vermied die Quantifizierung des "jüdische[n] Anteil[s] an der Entwicklung des modernen Journalismus". Es erklärt lediglich: Der jüdische Anteil [...] gründet in den Wechselwirkungen der Industrialisierung und der damit verbundenen bürgerlichen Emanzipation der Juden gegen den hinhaltenden Widerstand verzunfteter Professionen einerseits und der Notwendigkeit, die mobilisierten Massen durch Presseerzeugnisse zu integrieren, andererseits. 9 0

Die Frage nach der "Verjudung" der deutschen Presse ist Ausdruck einer eindeutigen Gesinnung. In aller Kürze möchte ich daher nur anmerken: 1. Nach meiner Leseerfahrung vermieden es jüdische Journalisten bewußt, als Juden zu argumentieren. 2. Der angeblichen Machtposition der Juden im Bereich der Presse widersprach deren Wirkungslosigkeit. 87 88 89 90

Kahn (LBI Β 5, 15). Jüdisches Lexikon (1930, Band 4, Spalte 364). Toury (1966, 7 u. 4). Neues Lexikon des Judentums (1992, 235).

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Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung Wer sich dennoch auf eine Diskussion zum Thema einlassen will, sollte

wissen, daß, w i e Simon Kuznets nachwies, anomale Berufsschichtung und Sozialstruktur zum Normalzustand einer Minderheitengruppe gehören: 9 1 If the economic structure of a country's total population is "normal", then, almost by definition, the economic structure of a small and permanent minority must be abnormal. 92 Von kommunikationswissenschaftlichem Interesse ist der Zeitpunkt, zu dem nach der "Verjudung" (nicht nur der Presse) gefragt w i r d . 9 3 Fragen, die von einer Überrepräsentanz einer Minorität in bestimmten Wirtschaftszweigen ausgehen, treten [...] überhaupt erst unter der Voraussetzung eines durch Feindschaft gekennzeichneten Gruppen-Verhältnisses in Erscheinung und pflegen [...], wo sie längst registriert sind, erst unter den drückenden Bedingungen von Krisen ernsthaft problematisch zu werden. 94 Im Idealfall, in einer Zeit ohne Antisemitismus, wird die Presse ausschließlich nach ihrer Qualität beurteilt.

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1933 bildeten die rund 500 000 im Deutschen Reich lebenden Juden eine auffallend homogene Gemeinschaft. Über 80 Prozent von ihnen waren auf deutschem Boden geboren und ungefähr ebenso viele gehörten dem liberalen Flügel des Judentums an. Ein Drittel von ihnen lebte in Berlin, 40 Prozent in anderen großen Städten. Über 60 Prozent waren im Geschäftsleben oder für den Handel tätig, ein Viertel in Industrie und Handwerk und ein Achtel im öffentlichen Dienst und in freien Berufen. S. Lucy S.Dawidowicz: Der Krieg gegen die Juden. 1933-1945. München 1979. S. 160. Avraham Barkai: Vom Boykott zur "Entjudung". Der wirtschaftliche Existenzkampf der Juden im Dritten Reich 1933-1943. Frankfurt a. Main 1988. Simon Kuznets: Economic Structure and Life of the Jews. 3. Auflage. New York 1960. S. 8. S.a. Avraham Barkai: Jüdische Minderheit und Industrialisierung. Tübingen/Jerusalem 1988. S. 44. Vom "Markierungseifer" der Rechten in Alltag und Politik sprach Dietz Bering in: "Der Name als Stigma. Antisemitismus im deutschen Alltag 1812 - 1933" (Berlin 1987). Hermann Greive: Geschichte des modernen Antisemitismus in Deutschland. Darmstadt 1983. S. 1.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

3.3

51

Widerstand

Der Begriff "Widerstand" entzieht sich einer definitiven Festlegung.

Mit

neuen Formen des Widerstands, die die Geschichte zuverlässig hervorbringt, ändert sich das Verhältnis zum Widerstand. 9 5 Widerstand wird von dem Herrschaftssystem erzeugt, gegen das er sich richtet. Er ist Produkt und Reflexion in e i n e m . 9 6 In die Definition des "Widerstands" fließen ein: die persönliche Reflexion des historischen Produkts, die persönliche Reflexion der historischen Reflexion sowie die persönliche Reflexion eines Herrschaftssystems. Trotz seiner subjektiven Verwendung, ist der Begriff "Widerstand" in wissenschaftlichem Gebrauch. Von der Anzahl an Titel zum Thema "Widerstand im Dritten Reich" kann nicht auf die Häufigkeit des Ereignisses "Widerstand im Dritten Reich" geschlossen werden. 9 7 "Widerstand" ist die Sache W e n i g e r . 9 8 D i e Fülle der Literatur bezeugt lediglich das übliche intellektuelle Interesse an Ausnahmeerscheinungen und verstellt den Blick auf das alltägliche Dritte R e i c h . 9 9 95

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Historiker kamen im Herbst 1993 auf einer Wiener Tagung zum Thema "Kollaboration und Widerstand" zu dem Ergebnis, daß nach dem Epochenabschnitt im Jahr 1989 "Widerstand" - wieder einmal - neu zu definieren sei. Vgl. Jacqueline Hfenard: Unmoralische Geschichten. Eine Wiener Tagung über Kollaboration und Widerstand. In: "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Frankfurt a. Main 15. September 1993. S. N5. S. Ian Kershaw: "Widerstand ohne Volk?" Dissens und Widerstand im Dritten Reich. In: Jürgen Schmädeke, Peter Steinbach (Hrsg.): Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. München 1985. S. 779-798. Hier: S. 781. Vom Widerstand als "Produkt und Gegensatz" sprach Wolfgang Scheffler. Wolfgang Scheffler: Hannah Arendt und der Mensch im totalitären Staat. In: "Aus Politik und Zeitgeschichte", Band 45. Bonn 1964. S. 19-38. Hier: S. 37. Bibliographien zum Thema: Regine Büchel: Der deutsche Widerstand im Spiegel von Fachliteratur und Publizistik seit 1945. München 1975. Konrad Kwiet: Problems of Jewish Resistance Historiography. In: LBI Year Book XXIV. London 1979. S. 37-57. Ulrich Cartarius (Bearbeiter): Bibliographie "Widerstand". München 1984. Klaus-Jürgen Müller (Hrsg.): Der deutsche Widerstand 1933-1945. Paderborn 1986. Bibliographien der LBI Year Books, London 1956ff. Gerd R. Ueberschär nannte den "organisierten Widerstand" "das Geschäft von Minoritäten". Gerd R. Ueberschär: Gegner des Nationalsozialismus. In: "Militärgeschichtliche Mitteilungen", Band 1. Freiburg 1984. S. 141-196. Hier: S. 127. Ian Kershaw sprach von der "Überbewertung solcher nicht systemkomformen Verhaltensweisen". Ian Kershaw: "Widerstand ohne Volk?" Dissens und Widerstand im Dritten Reich. In: Jürgen Schmädeke, Peter Steinbach (Hrsg.): Der Widerstand gegen den Natio-

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Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

Josef Henke machte 1984 in einem Artikel mit dem Titel "Verführung durch die Normalität - Verfolgung durch Terror" auf die Unzulänglichkeit von Teil-Wirklichkeiten aufmerksam: Das aus der Summe der Überlieferung jener Zeit erfahrene Bild entspricht [...] nicht der in jüngster Zeit häufig verbreiteten Vorstellung eines ohne weiteres erkennbaren, nach Widerstand und Verfolgung, Opfer und Täter, gut und böse eindeutig gegliederten Unrechtsstaates, der sich in ständigem [...] Terror unmittelbar manifestierte. 100 Der nationalsozialistische Terror richtete sich einseitig konzentriert gegen Minderheitengruppen. 101 Späte Helden-Bekenntnisse "Unbelasteter", die keiner dieser Gruppen angehörten, reizen daher zu spöttischen Kommentaren ("der Widerstand gegen Hitler nimmt täglich zu" 1 0 2 ). Die Bewertung des Widerstands hängt von den eher unbewußt erlebten politisch-kulturellen Tendenzen und den eher bewußt konstruierten wissenschaftlichen Ansätzen ab. Der Historiker Peter Hüttenberger stellte "drei Wege der Definition eines Widerstandsbegriffes" vor, von denen mir der dritte akzeptabel erscheint: 1. die Ableitung der Begriffe "aus den damaligen politischen Ideologien", 2. "die Übernahme von Selbstinterpretationen ehemaliger Widerstandsgruppen", 3. "schließlich der Versuch eines offen angelegten Gedankenexperiments, das sich zunächst sprachlich bewußt von der Terminologie der oben genannten Verfahren absetzt und erst in einem späteren Stadium auf die Sprache der Quellen eingehen soll. Diese Art der Konstruktion hat dann ihren Sinn erfüllt, wenn sie hilft, die Gedanken zu ordnen, und dazu

100

101 102

nalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. München 1985. S. 779-798. Hier: S. 780. Josef Henke: Verführung durch Normalität - Verfolgung durch Terror. In: "Politik und Zeitgeschichte". Bonn 18. Februar 1984. S. 21-31. Hier: S. 24. Saul Friedländer wies auf die "Verflechtung von Normalität und Kriminalität" hin. Saul Friedländer: Überlegungen zur Historisierung des Nationalsozialismus. In: Dan Diner (Hrsg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zu Historisierung und Historikerstreit. Frankfurt a. Main 1991. S. 34-50. Hier: S. 41f. S. Henke (1984, 31). Zit. n. Ernst Jünger: Siebzig verweht III. Eine Auswahl aus den Tagebüchern 1981 bis 1985. Stuttgart 1993. S. 466. S.a. Lutz Niethammer (Hrsg.): Lebenserfahrung und Kollektives Gedächtnis. Frankfurt a. Main 1985.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

53

führt, die aus ihr heraus entwickelten Fragestellungen zu differenzieren und den Widerstandsbegriff in einen Kontext einzubetten." 1 0 3

3.3.1

Bedingungen des Widerstands

Widerstand ist Verhalten, das sich gegen die herrschende Macht richtet mit dem Ziel, sie zu beseitigen. 1 0 4 D i e Absicht des Verhaltens ist eindeutig. Abstufungen von Widerstand gibt es nicht. 1 0 5 Widerstand wendet sich gegen ein Unrechtsregime, in dem legale "Ausgleichsmöglichkeiten" 1 0 6 f e h l e n . 1 0 7 Im Dritten Reich besaß Widerstand keine Legalität. D i e "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" (28. Februar 1933), das "Ermächtigungsgesetz" (24. März 1933) und das "Gesetz gegen die Neubildung der Parteien" (14. Juli 1933) schlossen verfassungsmäßiges oppositionelles Handeln aus. Diejenigen, die Widerstand leisteten, nahmen für sich ein Naturrecht, das Widerstandsrecht, in Anspruch und setzten sich der Gefahr für Leib und Leben aus. 1 0 8 Aus fundamentaler und konzeptioneller Gegnerschaft bekämpften

103 p e t e r Hüttenberger: Vorüberlegungen zum "Widerstandsbegriff". In: Jürgen Kocke (Hrsg.): Theorie in der Praxis des Historikers. Forschungsbeispiele und ihre Diskussion. Göttingen 1977. S. 117 -134. Hier: S. 121. 104 Als es der Bundesgerichtshof 1961 ablehnte, Wehrdienstverweigerung im Dritten Reich als Widerstand anzuerkennen, begründete er dies damit, daß unter "Widerstandshaltung" ein "ernsthafter und sinnvoller Versuch" zu verstehen sei, "den bestehenden Unrechtsstaat zu beseitigen". "Neue Juristische Wochenschrift", Nr. 1. München/Frankfurt a. Main 1962. S. 195f. 105 Vgl. dazu Peter Hoffmann: Widerstand gegen Hitler. Probleme des Umsturzes. München 1979. Detlev Peukert: Volksgenossen und Gemeinschaftsfremde. Anpassung, Ausmerzen und Aufgeben unter dem Nationalsozialismus. Köln 1982. 106 Hüttenberger (in: "Theorien in der Praxis des Historikers" 1977, 126). Peter Hüttenberger stellte "asymmetrische Herrschaftsbeziehungen" "symmetrischen Herrschaftsbeziehungen" gegenüber. Während bei "symmetrischen Herrschaftsbeziehungen" in einer pluralistischen Demokratie trotz systemimmanenter Konflikte und Rivalitäten ein Ausgleich der Interessen stattfinden könne, fehle diese Möglichkeit in einem "asymmetrischen Herrschaftssystem". 107 Der "jüdische Abwehrkampf" gegen Unterdrückung und Antisemitismus in der Weimarer Republik zählt nach dieser Definition nicht zum Widerstand. Vgl. Arnold Paucker: Der jüdische Abwehrkampf gegen Antisemitismus und Nationalsozialismus in den letzten Jahren der Weimarer Republik. 2. Auflage. Hamburg 1969. 108 "Nach dem Widerstandsrecht kann die als selbstverständlich vorausgesetzte Pflicht zum Rechtsgehorsam aufgrund überpositiver Rechtsverbindlichkeit (Naturrecht) aufgehoben und ein Widerstandsrecht gegen das Gesetz oder gegen Erlasse der Exekutive sittlich erlaubt sein." Otfried Höffe (Hrsg.): Lexikon der Ethik. München 1986. S. 279.

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

54

Einzelpersonen w i e auch politische, gesellschaftliche und ideologische Gruppen das nationalsozialistische S y s t e m . 1 0 9 Widerstand "geduldete" Bewegung existierte nicht. Eine der Grundtatsachen des deutschen Widerstandes - im Unterschied zur Resistance in den von Deutschland besetzten Ländern - bestand darin, daß er sich notgedrungen im Gegensatz zu der nationalen Einstellung der Bevölkerung befand. 1 1 0 Das Volk steckte im Alltag. Unangepaßtes Verhalten dort soll dem "Assoziationsfeld" des Widerstands zugeordnet werden.

3.3.2

Das "Assoziationsfeld" des Widerstands

Assoziationen entstehen durch Verknüpfungen. Den Begriff "Widerstand" umgibt ein Assoziationsfeld. Das sind Vorstellungen von bewußt oppositionellem

Verhalten

mit

historischer

Relevanz. 1 1 1

Dazu

zählt

nicht

der

"Scheinwiderstand".

109

110

111

Das Widerstandsrecht fand Eingang in das bundesdeutsche Grundgesetz (Art. 20,4). S. dazu: Ger van Roon: Widerstand im Dritten Reich. Ein Überblick. 5. Auflage. München 1990. Peter Hoffmann: Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler. 4. Auflage. München 1985. Klaus-Jürgen Müller (Hrsg.): Der deutsche Widerstand 1933-1945. Paderborn 1986. Hans Mommsen: Die Opposition gegen Hitler und die deutsche Gesellschaft 19331945. In: Klaus-Jürgen Müller (Hrsg.): Der deutsche Widerstand 1933-1945. Paderborn 1986. S. 22-39. Hier: S. 26. Wolfgang Benz stellte fest, daß auch heute noch Widerstandskämpfer "keineswegs besonders hoch im allgemeinen Ansehen stehen". Wolfgang Benz: Die Abwehr der Vergangenheit. In: Dan Diner (Hrsg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zu Historisierung und Historikerstreit. Frankfurt a. Main 1991. S. 17-33. Hier: S. 27. Der Historiker Dieter Langewiesche ist dagegen der Meinung, daß sich Formen des Widerstands "auch bei solchen Menschen oder Gruppen oder Institutionen entwickeln" könnten, "die ursprünglich gar keinen Widerstand [...] planten". Dieter Langewiesche: Was heißt "Widerstand gegen den Nationalsozialimus"? In: 1933 in Gesellschaft und Wissenschaft. Ringvorlesung der Universität Hamburg im Wintersemester 1982/83 und Sommersemester 1983. Teil 1. Hamburg 1983. S. 143-159. Hier: S. 149. In diesem Sinn sprach auch Günther van Norden von "einem politischen Widerstand der Kirche gegen ihren Willen". Zit. in: Christoph Kleßmann, Falk Pingel (Hrsg.): Gegner des Nationalsozialismus. Wissenschaftler und Widerstandskämpfer auf der Suche nach historischer Wirklichkeit. Frankfurt a. Main/New York 1980. S. 120.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

3.3.3

55

Scheinwiderstand

Es gibt keine absolute Diktatur, d.h. keine Herrschaftsform ist fähig, jede strafbare Handlung zu registrieren. Heinrich Popitz stellte fest: 1. Totale Verhaltenstransparenz menschlicher Gesellschaft erscheint unmöglich. 2. Ein Normensystem, das die Entdeckung aller Normbrüche aushalten würde, erscheint unmöglich. 3. Ein Sanktionierungssystem, das seine Schutzfunktion bewahren könnte, wenn es alle Normbrüche, die vorkommen, tatsächlich sanktionieren müßte, erscheint unmöglich. 112 "Scheinwiderstand" ist nonkonformes Verhalten, das übersehen wird. Es geht gewissermaßen unbemerkt in den Maschen eines totalitären Regimes unter. Es unterscheidet sich einerseits vom widerständischen, andererseits vom neutralen/konformen Verhalten. Scheinwiderstand ist nonkonformes Verhalten ohne (großes) Risiko. Er "tangiert [...] das Funktionieren des Systems" 1 1 3 nicht, ist normal, eine Form von Unangepaßtheit, die lediglich deutlich machte, daß der Nationalsozialismus eben nicht in der Lage war, alle Menschen gleichzeitig und unterschiedslos zu belauschen. 1 1 4

Scheinwiderstand ist situations- und personenabhängig. Je angespannter die Lage, je weniger geduldet die Person, um so weniger durchlässig ist das Überwachungssystem. Ein Parteigänger, der "Teilopposition" 115 "machte", war unter den Nationalsozialisten natürlich viel weniger gefährdet als ein Jude, und beider Risiko wuchs mit den Jahren.

Exkurs: "Resistenz" 1981 führte der Historiker Martin Broszat in einer "Zwischenbilanz" des Forschungsprojekts "Bayern in der NS-Zeit" erstmals den Begriff "Resi-

112

113

114 115

Vgl. Heinrich Popitz: Die Präventivwirkung des Nichtwissens. Dunkelziffer, Norm, Strafe. Tübingen 1968. S.a. Reinhard Mann: Protest und Kontrolle im Dritten Reich. Nationalsozialistische Herrschaft im Alltag einer rheinischen Großstadt. Frankfurt a. Main/New York 1987. S. 8. Klaus Michael Mallmann, Gerhard Paul: Resistenz oder loyaler Widerstand. Anmerkungen zu einem umstrittenen Begriff. In: "Zeitschrift für Geschichtswissenschaft", Nr. 2. Berlin 1993. S. 99-116. Hier: S. 106. ebd. (106f). ebd. (112).

56

Teil l: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

Stenz" in die Widerstandsforschung ein. Um das Thema "Widerstand" aus seiner "monumentalistischen Erstarrung" 116 zu lösen, suchte er nach einem Ansatz, "der es ermöglichte, neben dem kämpferischen, konspirativen Widerstand [...] die vielen 'kleinen' Formen des zivilen Mutes, der jedem Zeitgenossen des Dritten Reichs zuzumuten war, [...] in vollem Maße in die Betrachtung einzubeziehen" 117 . Unter "Resistenz" verstand er: "Wirksame Abwehr, Begrenzung, Eindämmung der NS-Herrschaft oder ihres Anspruches, gleichgültig von welchen Motiven, Gründen und Kräften her." 1 1 8 Nach der Veröffentlichung der Forschungsberichte wurde Martin Broszat vorgeworfen, einmal mehr zur Inflationierung des Begriffs "Widerstand" beigetragen zu haben. Seine Kritiker bezweifelten zwar nicht, daß es so etwas wie "Resistenz" gegeben habe, sie lehnten es aber ab, "Resistenz" als Widerstand gelten zu lassen (im Grunde ein formales Problem also). Weil Martin Broszat "Resistenz" als einen (von drei) "Haupttypen des Widerstandes" verstanden wissen wollte, mußte er sich vorwerfen lassen, den Widerstandsbegriff zu überdehnen. Hätte er "Resistenz" eindeutig dem Assoziationsfeld "Widerstand" zugeordnet, er wäre der Vermengung von Definitions- und Sachkritik seiner Kollegen zuvorgekommen. Die Reaktionen auf Martin Broszats Resistenz-Begriff zeigen einmal mehr, daß der Frage, ob Aktionen als Widerstand gelten oder nicht, eine Trennung von Widerstand, seinem Assoziationsfeld und neutralem Verhalten vorausgehen muß. Die Begriffe müssen definiert, aber auch - bisher vernachlässigt - gegeneinander abgegrenzt werden.

3.4

Jüdischer Widerstand

Der jüdische Widerstand im Dritten Reich ist Teil des deutschen Widerstands. 119 Widerstandsgruppen, denen jüdische Mitglieder angehörten, 1 2 0

116

117

118 119

Martin Broszat, Elke Fröhlich, Anton Grossmann (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit, Band 1. München 1977. Vorwort. Martin Broszat: Resistenz und Widerstand. Eine Zwischenbilanz des Forschungsprojekts. In: Martin Broszat, Elke Fröhlich, Anton Grossmann (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit, Band 4. München 1981. S. 691-709. Hier: S. 693. ebd. (697). Jüdischer Widerstand in Ghettos und Konzentrationslagern ist eigens zu behandeln. Der Angriff auf die menschliche Existenz erreichte in den Lagern und Ghettos einen Höheund Endpunkt. Widerstand wurde zur Notwehr und entzieht sich des Urteils. Vgl. dazu:

Kapitel 3: Themenbestimmung

w a n d t e n s i c h g e g e n das g e s a m t e gezielt g e g e n

dessen

57

und Abgrenzung der Begriffe nationalsozialistische

"Judenpolitik".

D.h.

System

die Beteiligung

der

und

nicht

jüdischen

Mitglieder war ausschließlich politisch motiviert, sie schlossen sich d e m W i derstand nicht als Juden an - als s o l c h e b e f a n d e n s i e s i c h in g e r a d e z u "natürlicher O p p o s i t i o n " 1 2 1 z u m R e g i m e - , s o n d e r n als K o m m u n i s t e n ,

Marxisten,

S o z i a l d e m o k r a t e n , G e w e r k s c h a f t e r , T r o t z k i s t e n o d e r A n a r c h i s t e n , aber a u c h - w e n i g b e a c h t e t - als ü b e r z e u g t e L i b e r a l e . 1 2 2

3.4.1

Assoziationsfeld des jüdischen Widerstands

Das Assoziationsfeld, trennen v o n

den

das d e n j ü d i s c h e n W i d e r s t a n d u m g i b t ,

Lebensumständen

der Juden

im

Dritten

ist n i c h t

Reich.123

zu Ihre

" M ö g l i c h k e i t e n " s a h e n anders aus als b e i s p i e l s w e i s e d i e der " A r i e r " . 1 2 4 F ü r sie g a l t e n innerhalb d e s " a s y m m e t r i s c h e n S y s t e m s " 1 2 5 e i g e n e G e s e t z e . W e l t e n e x i s t i e r t e n n e b e n e i n a n d e r , und e i n e "wirklich s y n t h e t i s i e r e n d e

Zwei Ge-

s c h i c h t s s c h r e i b u n g " ist nicht m e h r m ö g l i c h . 1 2 6

120

121

122

123

124 125 126

Hermann Langbein: ... nicht wie die Schafe zur Schlachtbank. Widerstand in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Frankfurt a. Main 1980. Johannes Tuchel: Selbstbehauptung und Widerstand in nationalsozialistischen Konzentrationslagern. In: Jürgen Schmädeke, Peter Steinbach (Hrsg.): Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler. München 1985. S. 938-953. Arnold Paucker sprach für den Zeitraum 1933 bis 1943 von 2000 Menschen. Arnold Paucker: Jüdischer Widerstand in Deutschland. Berlin 1989. S. 12. Comitd des D616gation Juives (Hrsg.): Die Lage der Juden in Deutschland 1933. Das Schwarzbuch - Tatsachen und Dokumente: die Lage der Juden in Deutschland. [Nachdruck der Ausgabe, Paris 1934] Frankfurt a. Main 1983. S. 35. Vgl. dazu: Konrad Kwiet, Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand. Deutsche Juden im Kampf um Existenz und Menschenwürde 1933-1945. Hamburg 1984. S. 61-140. Horst R. Sassin: Liberals of Jewish Background in the Anti-Nazi Resistance. In: LBI Year Book XXXVII. London 1992. S. 381-396. "Hier befassen wir uns mit den Möglichkeiten, die den Repräsentanten des deutschen Judentums verblieben, der Verfolgung durch eine totalitäre Diktatur Trotz zu bieten in den ihnen gesetzten Schranken." Paucker (1989, 4). Vgl. van Roon (1990, 10). S. S. 53, Fßn. 106. Dan Diner: Zwischen Aporie und Apologie. Über Grenzen der Historisierbarkeit des Nationalsozialismus. In: Dan Diner (Hrsg.): Ist der Nationalsozialismus Geschichte? Zu Historisierung und Historikerstreit. Frankfurt a. Main 1991. S. 62-73. Hier: S. 67. Die "situative Konstellation" bedachte auch Martin Broszat, als er schrieb: "War doch den verschiedenen Gruppen oder Einzelnen je nach ihren Voraussetzungen und ihrer Situation im Dritten Reich keineswegs das Gleiche zuzumuten, sondern mehr denjenigen, die - z.B. als Offiziere, Pfarrer, hohe Beamte - in der NS-Zeit noch über Macht,

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

58

" J ü d i s c h e Selbstbehauptung",

S c h u t z des p s y c h i s c h e n 1 2 7 und physischen

L e b e n s , damit läßt sich - a u f eine F o r m e l g e b r a c h t - das " A s s o z i a t i o n s f e l d " u m r e i ß e n . Ziel d e r jüdischen Selbstbehauptung w a r e s , L e b e n lebenswert zu erhalten "durch Besinnung a u f die L e b e n s m ä c h t e , die das m e n s c h l i c h e Sein t r a g e n und zu allen Zeiten entscheidend g e s t a l t e n " 1 2 8 . Z u r "Behauptung des ' S e l b s t ' " 1 2 9 trugen bei: Kontinuität humanistischen und analytischen

Den-

k e n s , 1 3 0 Ü b e r w i n d u n g der geistigen G h e t t o i s i e r u n g , 1 3 1 aber a u c h praktische T i p s und T r i c k s , die halfen, den L e b e n s u m s t ä n d e n zu t r o t z e n . 1 3 2 Bereits w ä h r e n d der v o r a n g e g a n g e n e n K r i s e der klassisch-aufklärerischen Bildung a m E n d e des Ersten W e l t k r i e g s hatten j ü d i s c h e Intellektuelle v e r s u c h t , das humanistische E r b e , v o n d e m ihre e i g e n e Identität abhing,

zu

erhalten, es zu popularisieren und damit die Kluft z w i s c h e n Juden und Nichtj u d e n zu überwinden. Ihre A n s p r e c h p a r t n e r w a r e n damals die N i c h t j u d e n . 1 3 3 D i e humanistische Tradition w u r d e v o n den Nationalsozialisten erneut jäh unterbrochen,

die Juden fast zu den alleinigen (legitimierten) Hütern

H u m b o l d t s Bildungsideal. H e r m a n n Sinsheimer , Journalist der

von

"Jüdischen

R u n d s c h a u " , erinnerte sich an das g r o ß e Erstaunen treugebliebener "arischer" Freunde, wenn ich sie gelegentlich einen Blick in die sich mir erschließende Welt tun ließ. Es gab einige unter ihnen, die mich benei-

127

128

129

130

131

132

133

Einfluß, sozialen und institutionellen Rückhalt und ein Rüstzeug an vornationalsozialistischen Normen verfügten, weniger den Vereinzelten, Machtlosen, Jungen, stark Abhängigen. Erst aus der Relation aller dieser jeweilig mitwirkenden Umstände ergibt sich der moralische 'Rang' der Opposition." Broszat (in: "Bayern in der NS-Zeit" 1981, Band 4, 698). "Bemühen um Intakthaltung der Seele, der geistigen Disposition [...]." Hans Tramer: Ein tragisches Fehlurteil. In: Die Kontroverse. Hannah Arendt, Eichmann und die Juden, o. Hrsg. München 1964. S. 161-175. Hier: S. 170. Konrad Ackermann: Der Widerstand der Monatsschrift Hochland gegen den Nationalsozialismus. München 1965. S. 38. Peter Steinbach: Selbstbehauptung als Widerstand. Widerstand von Juden als Thema deutsch-jüdischer Beziehungsgeschichte im 20. Jahrhundert. In: "Geschichte, Politik und ihre Didaktik", Heft 1/2. Paderborn 1990. S. 158-166. Hier: S. 165. "That Jews continued to cling to the ideals of a bygone era long after these had ceased to have any meaning for large sections of the German public is hardly surprising." Jacob Boas: Germany or Diaspora? German Jewry's Shifting Perceptions in the Nazi Era (1933-1938). In: LBI Year Book XXVII. London 1982. S. 109-126. Hier: S. 114. "Obwohl die deutschen Juden fünf Jahre hindurch in einer 'luftdicht' abgeschlossenen kulturellen und organisatorischen Einheit wirken mussten, haben sie nie die Verbindung mit den Ideen und Idealen einer Welt verloren." Herbert Freeden: Vom geistigen Widerstand der deutschen Juden. Ein Kapitel jüdischer Selbstbehauptung in den Jahren 1933/1938. Jerusalem 1963. S. 11. Die Überlebensstrategien der jüdischen Kinder untersuchte Debörah Dwork. Debörah Dwork: Kinder mit dem gelben Stern. Europa 1933-1945. München 1994. S. dazu George L. Mosse: Jüdische Intellektuelle in Deutschland. Zwischen Religion und Nationalismus. Frankfurt a. Main 1992.

Kapitel 3: Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe

59

deten um diesen meinen "Weg ins Freie", der ein Weg in den [...] Humanismus war. 134 Der Selbstbehauptungswille der Juden widersprach den Vorstellungen der Nationalsozialisten. Er war Ausdruck geistigen Widerstands. 1 3 5 Martin Buber sah es als die Aufgabe der jüdischen Erwachsenenbildung an, "unter grossen Schwierigkeiten Hitlers Willen zur Zermürbung der Judenheit entgegen, dieser [...] einen unerschütterlichen Halt zu geben." 1 3 6 Von der politischen und rechtlichen Situation hing es ab, wie gefährlich es war, sich den Vorschriften der Nationalsozialisten zu widersetzen. Der endgültige Entschluß zum ersten illegalen Schritt war schließlich eine Frage der Charaktereigenschaften, der persönlichen wie sozialen Lage. Für einige Menschen spielten daneben sicher auch die habituellen und mentalen Besonderheiten des Judentums und sein Verhältnis zu Ungehorsam gegen staatliche Macht eine Rolle: Nach rabbinischem Gesetz ist jeder Jude verpflichtet, den Gesetzen seines Landes Gehorsam zu leisten ( " P I NmD"?ni Κ Π " - hebr.: dina de-malkota dina, das Gesetz eines Landes ist ein bindendes Gesetz talmudischer Gemarah: Baba Qammah). Ausnahmen sind unter drei Bedingungen möglich: wenn ein Jude gezwungen wird, 1. einen Mord zu begehen, 2. Unzucht zu treiben, 3. Götzendienst zu leisten. Dann soll er lieber sterben als gehorchen ("TIUJ1 3ΠΠ1", hebr.: yehereg we lo yaavor). 1 3 7 Die Genesis liefert das Bild einer vollkommenen Schöpfung: "Gott sah alles, was er gemacht hatte,/ und da, es war sehr gut." "rau"? ΠΤ JD" (hebr.: gam ze le towa", auch das ist zum Besten), tröstete der Tanna Nahum von Gimso, wann immer es nötig war, und trug damit zur Popularisierung eines Glaubenssatzes bei. 1 3 8

134

135

136 137 138

Hermann Sinsheimer: Gelebt im Paradies. Erinnerungen und Begegnungen. München 1953. S. 280. "Als Anpassung und konformes Verhalten wird man [...) alle Handlungsweisen von Juden bezeichnen müssen, die darauf abzielten, den nationalsozialistischen Anordnungen Folge zu leisten und die Zielsetzung ihrer Judenpolitik bedingungslos zu akzeptieren. " Wolfgang Wippermann: Die Berliner Gruppe Baum und der jüdische Widerstand. Berlin 1981. S. 14. Zit. n.: Freeden (1963, 11). Ich bedanke mich für die Erläuterung bei Prof. Dr. Julius Carlebach, Heidelberg. Dies habe, schreibt Lucy S. Dawidowicz, trotz "wiederkehrender Unglückszyklen" zu einem "beständigen Optimismus" geführt. Dawidowicz (1979, 329).

60

Teil 1: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung

Widerständisches Verhalten, das zum Ziel hatte, das von den Nationalsozialisten "verordnete Modell" 1 3 9 nicht greifen zu lassen, läßt sich - auf wenige Begriffe reduziert - systematisieren.

3.4.2

Typologie widerständischen Verhaltens

Die folgende schematische Typologie widerständischen Verhaltens gibt wechselseitig Auskunft über: "nationalsozialistische Ziele", "neutrales/konformes Verhalten" (positive Entsprechung) und "widerständisches Verhalten" (negative Entsprechung). Die Ziele der Nationalsozialisten wurden für das Schema auf Reizbegriffe reduziert, denen in der Regel ein Bündel aus Reaktionen (zum Teil austauschbar) gegenübersteht. Mit den Zeilen wächst - von oben nach unten - der Konkretisierungsgrad nationalsozialistischer Maßnahmen.

139

Kwiet, Eschwege (1984, 19).

Kapitel 3: Themenbestimmung

und Abgrenzung der Begriffe

61

Tabelle 1: T y p o l o g i e m ö g l i c h e r Reaktionen auf d i e e n t m e n s c h e n d e n A b s i c h ten der Nationalsozialisten

widerständisches Verhalten

nationalsozialistische Ziele

neutrales/konformes Verhalten

Kontinuität/Festhalten an der alten Ordnung

Veränderung/Umsturz der alten Ordnung

Unterordnung unter die neuen Umstände

analytisches Denken

Simplifizierung

Simplifizierung übernehmen

Entideologisierung artikulierter Widerspruch Humanismus

menschenverachtende Ideologisierung

Aktivität Lebensmut Glaube

Diskriminierung/Entrechtung

Passivität Fatalismus

Zermürbung, Entwürdigung

Depression Verzweiflung Selbsthaß

Ghettoisierung

Ghettoisierung

Befehl, zu schweigen

Schweigen

Befehl, zu reden

Reden

Bleiben

Vertreibung

Gehen

Gehen Freitod

Ermordung

Bleiben

Erhalt der Würde Engagement Lebensmut Hoffnung Bildung Unterhaltung Bemühen um Normalität übergreifende Teilnahme Bewahrung der Identität

Unterordnung unter die neue Ideologie

Reden Schweigen

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

1

Ein erster Lagebericht "Einmalig: Nationalsozialistische

Propaganda

verboten."

Im Dritten Reich bemächtigten sich die Nationalsozialisten der nichtjüdischen wie jüdischen Presse. Sie erließen neue Gesetze die Presse betreffend und veränderten die deutsche Medienlandschaft. Zeitungen wurden verboten - vor allen anderen die der K P D und S P D - , und Zeitungen wurden gleichgeschaltet: Die Zerschlagung der linken Publizistik im Frühjahr 1933 bildete nur den Auftakt eines historisch beispiellosen Veränderungsprozesses. Binnen weniger Jahre krempelten die Nationalsozialisten die deutsche Zeitungslandschaft fast völlig um. Das politische Ziel war die Monopolisierung und totalitäre Beherrschung der öffentlichen Kommunikation. Der Weg dorthin aber führte nicht allein über Zensur und Repression, sondern auch über ökonomische Konzentration und strukturelle Modernisierung. 1 Alle Presseerzeugnisse, nichtjüdische wie jüdische, unterlagen der Nachzensur, 2 ein Druckmittel, auf das - noch vor den Deutschen - auch das faschistische Italien zurückgegriffen hatte. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten mußten 1933 etwa 600 Zeitungen ihr Erscheinen einstellen. 1935 existierten noch 2817 Zeitungen, 1938 noch 2 3 5 5 . 3 Eine Statistik aus der frühen Nachkriegszeit hielt für das Jahr 1944 die letzten 970 Titel fest. 82 Prozent der Zeitungen fühlten sich unter dem Dach des parteieigenen Eher-Verlags der NS-Politik mehr oder weniger verpflichtet. 4

1 2

3

4

Norbert Frei, Johannes Schmitz: Journalismus im Dritten Reich. München 1989. S. 23. Unter den jüdischen Blättern bildeten die Veröffentlichungen der "Jüdischen Kulturbünde" eine Ausnahme. Sie wurden vorzensiert (s. Kapitel 5.3.1). Die Vorzensur der nichtjttdischen Presse wurde am 26. August 1939 eingeführt. Die letzte jüdische Zeitung, das "Jüdische Nachrichtenblatt" (1938-1943), unterlag von Anfang an der Vorzensur. Kurt Koszyk: 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In: Emil Dovifat (Hrsg.): Handbuch der Publizistik, Band 3. Berlin 1969. S. 76-97. Hier: S. 87ff. Statistik des "Arbeitskreises früherer Herausgeber deutscher Zeitungen" aus dem Jahre 1948. Zit. in: Joseph Wulf: Presse und Funk im Dritten Reich. Berlin/Frankfurt a.M. 1989. S. 7.

66

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Bis 1938 erschienen im nationalsozialistischen Deutschland nahezu 100 jüdische Zeitungen und Zeitschriften. 5 Sie gaben der nationalsozialistischen Propaganda keinen Platz, weil sie es nicht wollten und weil sie es nicht durften. Die Zeitungen wurden nicht nur von den Lesern dankbar angenommen, sie dienten auch als wichtige Arbeitgeber für Menschen, die aus ihren alten Berufen vertrieben worden waren. Die Menge jüdischer Literaten und Journalisten, die das Land bereits vor oder im Jahr 1933 verlassen hatten, 6 wurde schnell aufgewogen durch die vielen, die jetzt aus finanzieller Not zur Feder griffen. Einige von ihnen versuchten sich in kürzester Zeit in einen Journalisten, einen Juden, schließlich einen jüdischen Journalisten zu verwandeln. 7 Schalom Ben-Chorin erinnerte sich: Es gab zum Beispiel einen Herrn Tannenbaum, 8 der dann in der Jüdischliberalen Zeitung Redakteur wurde und von Juden und Judentum keine rechte Ahnung hatte und bei jedem Feiertag im Lexikon nachschauen mußte, worum es sich eigentlich handelte. Das gab es durchaus. 9 Unter den professionellen Journalisten befanden sich dagegen einige, die sich absolut nicht damit anfreunden konnten, auf einmal zum "Juden" werden und für jüdische Publikationen schreiben zu müssen. Ihre verzweifelten Versuche, an ihrer alten Arbeit festzuhalten, beschrieb Michael Groth. Er hatte in den 80er Jahren einige Emigranten zu diesem Thema befragt: "During the first months of 1933, some Jewish journalists practiced professional mimicry in order to continue working in their old profession." 1 0 Ein Journalist, sein Name blieb ungenannt, erinnerte sich: First I used a pseudonym. When that became too dangerous I wrote, but under the name of a Nazi. For money, naturally. When that became too dangerous I simply collected material, made notes, and handed everything over to the editor.

5 6

7

8

9 10

S. Teil III, Kapitel 1. "Anders als bei der jüdischen Massenemigration, die ihren Höhepunkt erst in den Jahren 1938/39 erreichte, ist der Zeitraum der literarisch-publizistischen Emigration auf das Jahr 1933 [und zwar auf die ersten sechs Monate, K.D.] [...] einzugrenzen." Volker Dahm: Das Jüdische Buch im Dritten Reich. 2. überarbeitete Auflage. München 1993. S. 26. S. dazu Friedrich Brodnitz: Der Weg in die jüdische Zeitung. In: "C.V.-Zeitung", Nr. 29. Berlin 19. Juli 1934. (Reaktionen auf diesen Artikel In: "C.V.-Zeitung", Nr. 31. Berlin 2. August 1934, Nr.33. Berlin 16. August 1934). Der Kritiker und Redakteur Eugen Tannenbaum (1890-1936) übernahm 1934 die Schriftleitung der "Jüdisch Allgemeinen [vormals liberalen] Zeitung" Berlin. Interview Schalom Ben-Chorin. Jerusalem 10. November 1993. Michael Groth: The Road to New York. The Emigration of Berlin Journalists 19331945. Diss. Ms. Iowa (USA) 1983. S. 81.

Kapitel I: Ein erster

Lagebericht

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W h o used that material. And even that had to stop after a while. I couldn"t write any m o r e . 1 1

Über Lil Picard, vormals Journalistin der "Berliner-Volkszeitung" und des "Berliner Börsen-Couriers", schrieb Michael Groth: "While Lil Picard could not receive a 'work-permit' from the Reichsverband der deutschen Presse, she was able to continue working for the Nachtausgabe under an assumed name." 1 2 Die Nationalsozialisten akzeptierten diejenigen, die für die jüdische Presse schrieben, nicht als ihre weltanschaulichen Gegner. Sie machten sie zu abhängigen "Nichtarier" oder "Juden". 1 3 Sie bekämpften ihre Teilnahme am beruflichen Alltag nicht, sie ließen sie nicht teilnehmen. Selbstverständlich mußten jüdische Journalisten auf die Tages- oder Wochenparolen, die das Arbeitsleben der gleichgeschalteten Kollegen so simpel machten, verzichten. 1 4 Verordnungen, die die jüdische Presse betrafen, zeichneten sich durch berechnende Ungenauigkeit aus. Nicht alle lagen schriftlich vor. Jüdische Journalisten sollten sich bei ihrer Arbeit ständig unsicher und beobachtet fühlen. 15 Was an Gesetzen für die jüdische Presse schriftlich festgehalten wurde, somit einen Rechtsrahmen auf Zeit schuf, läßt sich darstellen. Wie die Praxis aussah, steht auf einem anderen Blatt.

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"Life in German Contest". Ms. und Mikrofilm. o.O. 1940. S. 107. Zit. in: Groth (1983, 81). ebd. (81f.). Der Name "Lil Picard" tauchte dann allerdings auch in der jüdischen Presse auf. 1937 verließ die Journalistin Deutschland und emigrierte in die USA. "Man darf dem Juden im Kampf nicht die Mittel zubilligen, die man jedem ehrlichen Gegner zubilligt; denn er ist kein ehrlicher Gegner." Joseph Goebbels: Der Jude. Aufsatz vom 21. Januar 1929. In: Joseph Goebbels: Der Angriff. Aufsätze aus der Kampfzeit. 3. Auflage. München 1936. S. 322. Norbert Frei und Johannes Schmitz schätzten die Zahl der Anweisungen auf jährlich 80 000 bis 100 000 Stück. Frei, Schmitz (1989, 34). Das Präsidium des "Reichsverbandes der deutschen Zeitungsverleger" erklärte am 21. September 1933, "die Veranstaltung von Preisausschreiben für standeswidrig und damit für unzulässig". Galt dies auch für die jüdische Presse? Nach den vielen Preisrätseln und Wettbewerben zu schließen, nicht. Wer aber wußte das genau? S. "Zeitungs = Verlag", Nr. 24. Berlin 16. Juni 1934. S. 398f.

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Die Reichskulturkammer "Juden ... allmählich auszuscheiden."

Das "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" (RMfVuP) und die "Reichskulturkammer" (RKK), eine berufsständische Organisation und Körperschaft des öffentlichen Rechts, unterstanden einer Person. 1 Joseph Goebbels, Reichspropagandaleiter der Partei, leitete sie als Minister bzw. Präsident. Seine Erlasse bildeten die rechtliche Grundlage jeder journalistischen Tätigkeit. Das Reichskulturkammergesetz (RKKG) ermächtigte den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda [...], zur Durchführung dieses Gesetzes Rechtsverordnungen und allgemeine Verwaltungsvorschriften [...1, zu erlassen. 2

Bevor der Minister etwas anordnen konnte, benötigte er allerdings, insofern als "finanzielle oder gewerbliche Belange berührt" wurden, die Zustimmung des Reichsfinanz- oder Reichswirtschaftsministers. Promptes Einverständnis von dort war nicht selbstverständlich. Kurt Schmitt, Reichswirtschaftsminister von 1933 bis 1935, hatte noch während der Beratungen zum RKKG in einem Schreiben an den "Deutschen Industrie- und Handelstag" deutlich gemacht, daß es in der Wirtschaft keine Unterscheidung zwischen Juden und Nichtjuden geben dürfe, da dies zu erheblichen Störungen beim Wiederaufbau und auf dem Arbeitsmarkt führe. Joseph Goebbels dachte anders. 3 Unter der Aufsicht des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda entstanden die einzelnen Kammern (Reichsmusikkammer, Reichskammer der bildenden Künste, Reichstheaterkammer, Reichsschrifttumskammer, Reichspressekammer, Reichsrundfunkkammer, Reichsfilmkam-

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S. RGBl. 1933 I. S. 104: "Erlaß über die Errichtung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda" (13. März 1933). ebd. (449): "Verordnung über die Aufgabe des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda" (30. Juni 1933). ebd. (661f.): "Das Reichskulturkammergesetz" (22. September 1933). ebd. (661). Vgl.: Hebnut Genschel: Die Verdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben im Dritten Reich. Göttingen 1966. S. 81.

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

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mer). Denen wiederum standen jeweils Präsidenten vor. Laut der "Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes" (1. Durchführungsverordnung, 1. DV des RKKG) vom 1. November 1933 4 war es Aufgabe der RKK und ihrer Mitglieder, "die deutsche Kultur in Verantwortung für Volk und Reich zu fördern"5. Zu den Mitgliedern zählten aber zu diesem Zeitpunkt auch alle nicht ausgeschlossenen "Ausländer"6 und "Nichtarier". Das mußte auf Unverständnis stoßen. Regierungsrat und Pressefachmann Peter Gast war gezwungen zu reagieren und tat sich schwer damit: Der Paragraph dürfe nicht als Aufforderung an den "Schriftleiter [...] der Minderheitenpresse" verstanden werden, die "deutsche Kultur besonders zu fördern", sondern verbiete ihm lediglich, "Angriffe gegen diese" zu richten. 7 Die ungewollte Gleichstellung der "nichtarischen" und "ausländischen" Journalisten mit den "arischen" ist ein Hinweis darauf, daß das RKKG von Anfang an auf eine komplett gleichgeschaltete Kultur zugeschnitten war. 8 Zielsetzung und Realität kamen sich so in die Quere. Eine Gesetzgebung eigens für die jüdische Presse mußte früher oder später sein. Mit Inkrafttreten der 1. DV des RKKG konnten sich alle jüdischen Journalisten, ob sie für jüdische oder nichtjüdische Blätter schrieben, berechtigt fühlen, Mitglieder der RKK zu sein oder zu werden. 9 In der ursprünglichen 4

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RGBl. 1933 I. S.797ff. In 33 Artikeln ergänzte die 1. DV das RKKG. Die "Zweite Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes" (2. DV des RKKG) vom 9. November 1933 (RGBl. 1933 I. S. 969) legte fest, daß die 1. DV am 15. November 1933 in Kraft trete "mit der Maßgabe [...], daß die Eingliederung in die Kammern, die nach §4 der Verordnung künftig die Voraussetzung der Berufsausübung ist, bis zum 15. Dezember 1933 bewirkt sein muß." Die dritte, vierte und fünfte Durchführungsverordnung des RKKG (19. April 1937, RGBl. 1937 I. S. 468; 5. Juli 1937, RGBl. 1937 I. S. 752; 28. Oktober 1939, RGBl. 1939 I. S. 2118) sind für die Thematik ohne Belang. §3 1. DV des RKKG. §6c 1. DV des RKKG. Peter Gast: Minderheitenpresse und Schriftleitergesetz. In: "Zeitungswissenschaft", Nr. 1. Berlin Januar 1936. S. 48-51. Hier: S. 49. Hans Schmidt-Leonhardt, einer der Geschäftsführer der RKK, nannte die RKK "ein von Geburt aus nationalsozialistisches Ministerium". Hans Schmidt-Leonhardt: Die Reichskulturkammer. In: H.-H.Lammers, Hans Pfundtner: Die Verwaltungs-Akademie. Hin Handbuch für Beamten im nationalsozialistischen Staat, Band I. Berlin o. J. S. 4 (Loseblattsammlung: Gruppe 2, Beitrag 20a). §4 1. DV des RKKG: "Wer bei der Erzeugung, der Wiedergabe, der geistigen oder technischen Verarbeitung, der Verbreitung, der Erhaltung, dem Absatz oder der Vermittlung des Absatzes von Kulturgut mitwirkt, muß Mitglied der Einzelkammer sein, die für seine Tätigkeit zuständig ist." §6 1. DV des RKKG:

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Reichskulturkammer

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Fassung des RKKG (mit DV) fehlte - im Gegensatz zu Berufsbeamten-, Rechtsanwalts- und auch Schriftleitergesetz - der "Arierparagraph". Gründe hierfür waren: wirtschaftliche Rücksichten, außenpolitische Absichten, bessere Überwachung. Außerdem habe, wie Volker Dahm feststellte, Joseph Goebbels auf diesem Weg versucht, sich sein Mitspracherecht in der "Judenfrage" zu erhalten. 1 0 Gesetzlich waren grundsätzlich alle Personen, die sich in Deutschland kulturell betätigten [...], zum Beitritt zu der ihrer Tätigkeit entsprechenden Einzelkammer gezwungen, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um deutsche Staatsbürger oder Ausländer, "Arier" oder "Nichtarier" handelte. 1 1

Die Aufnahme in eine Einzelkammer konnte allerdings abgelehnt oder ein Mitglied nachträglich ausgeschlossen werden, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, daß die in Frage kommende Person die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt. 1 2

"Zuverlässigkeit" und "Eignung" mußten kumulativ "stimmen", wobei der (fachlichen) Eignung geringere Bedeutung zukam als der (politischen) Zuverlässigkeit. Das Urteil "mangelnde Zuverlässigkeit" fiel, um Personen jüdischer Abstammung aus den Kammern zu drängen. Andererseits bot gerade §10 der 1. DV Joseph Goebbels die Möglichkeit, Juden, die er überwachen wollte, an seinen Machtbereich zu binden. Um gegen Kammerausschluß oder Aufnahmeverweigerung vorzugehen, mußte man sich direkt an die Präsidenten der RKK wenden. 1 3 Das verlangte Mut und war nicht ungefährlich. Dennoch ist ein Fall überliefert, in dem es ein jüdischer Zeitungshändler wagte, gegen seinen Ausschluß aus der Reichspressekammer zu klagen. Ohne Erfolg: Wie der Ausschluß wurde auch die Rückweisung der Klage mit §10 der 1. DV des RKKG begründet. Das Ge-

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"Für die Mitwirkung im Sinne des §4 ist es unerheblich, ob die Tätigkeit ausgeübt wird: a. gewerbemäßig oder gemeinnützig, b. durch Einzelpersonen, durch Gesellschaften, Vereine oder Stiftungen des Privatrechts, durch Körperschaften oder Anstalten des öffentlichen Rechts, c. durch Reichsangehörige oder Ausländer." RGBl. 1933 I. S. 797. Volker Dahm: Das Jüdische Buch im Dritten Reich. Die Ausschaltung der jüdischen Autoren, Verleger und Buchhändler. Frankfurt a. Main 1979. Spalte 81ff. Hans Buchheim: Die Mitgliedschaft der Juden und "Mischlinge" in der Reichskulturkammer. In: Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte. Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.), Band 1. München 1958. S. 77-78. Hier: S. 77. §10 1. DV des RKKG. §17 1. DV des RKKG.

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Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

rieht stellte am 22. November 1935 fest, "daß es Sache des seine Zulassung betreibenden Nichtariers ist, besondere Gründe darzutun, aus denen trotz seiner nichtarischen Abkunft Zuverlässigkeit und Eignung bei ihm anzunehmen sind". 1 4 Joseph Goebbels forderte die Präsidenten der einzelnen Kammern dazu auf, jüdischen Bewerbern grundsätzlich die Aufnahme zu verweigern. 1 5 Ausgenommen waren Juden bzw. Jüdinnen, die im Ersten Weltkrieg an der Front gekämpft hatten, deren Väter, Ehemänner, Söhne im Krieg gefallen waren oder die bereits seit oder schon vor dem 1. August 1914 im Beruf standen. 1 6 Auch wenn ein jüdischer Anwärter den Kammerpräsidenten wirtschaftlich interessant erschien, konnten sich ihm mit Genehmigung Joseph Goebbels' die Türen der RKK öffnen, was zur Folge hatte, daß jeder "Fall" eigens geprüft werden mußte. 1 7 In einem Runderlaß vom 17. Januar 1935 erklärte Joseph Goebbels, Ziel sei es, "in der deutschen Kultur, den Geistes- u. den Kapitaleinfluß des Judentums auszuschalten". Die "Vernichtung wirtschaftlicher Werke" sei jedoch zu vermeiden. 1 8 Die letzte Entscheidung behielt er sich in jedem Fall v o r . 1 9 Eine "Rundanweisung" von 1935 faßte zusammen, wie er sich den Umgang mit "Nichtariern" in der RKK vorstellte: Juden, Nichtarier, jüdisch Versippte, die noch Mitglieder der Reichskulturkammer sind, sind allmählich auszuscheiden; neue sind grundsätzlich nicht aufzunehmen. Ergeben sich daraus schwerwiegende künstlerische, innenpolitische, außenpolitische oder wirtschaftliche Nachteile, die sich auf das öffentliche Leben auswirken, so ist darüber in jedem Fall einzeln zu berichten. 2 0

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Zit. In: "Zeitungswissenschaft", Nr. 4. Berlin April 1936. S. 204. S.a. "Frankfurter Zeitung". Frankfurt a. Main 7. Mai 1936. Lion Poliakov, Joseph Wulf: Das Dritte Reich und die Juden. Dokumente und Aufsätze. Berlin 1955. S. 376. Natürlich gab es noch genügend Gelegenheiten, auch Journalisten, die in der Kammer bleiben konnten, an ihrer Tätigkeit zu hindern. Z.B. verweigerte man jüdischen Journalisten ihre Pressekarten. S. Joseph Wulf: Musik im Dritten Reich. Berlin/Frankfurt a. Main 1989. S. 211. RGBl. 1933 I. S. 175. "Die vom RWiM [Reichswirtschaftsministerium, K.D.] erzwungene Rücksichtsnahme auf die wirtschaftlichen Interessen des Reiches machte es notwendig, in jedem Einzelfall den jeweiligen Besonderheiten angemessen vorzugehen." Dahn (1979, Spalte 125). BA R56 V/102 (Abschrift). Vgl. Aktenvermerk des Ministerialrats Heinz Wismann vom 10. Januar 1935. BA R56 V/102. Rundanweisung der RKK vom 27. Juni 1935. BA R56 V/102.

Kapitel 2: Die

Reichskulturkammer

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Fünf M o n a t e später gab Joseph G o e b b e l s auf der z w e i t e n Jahrestagung der RKK bekannt, daß d i e RKK "heute judenrein" und "im Kulturleben unseres Volkes" kein "Jude mehr tätig" s e i . 2 1 Vier Jahre später, am 3. Januar 1 9 3 9 , legte er für die RKK neue Arbeitsrichtlinien fest: Juden im Sinne der Nürnberger Gesetze sind grundsätzlich auszuschließen; Halbjuden sind in den Kammern nur in ganz besonderen Einzelfällen und nur mit meiner persönlichen ausdrücklichen Genehmigung zu belassen; Vierteljuden können in den Kammern verbleiben, es sei denn, daß sie sich gegen den Staat oder gegen den Nationalsozialismus vergangen haben oder sonst beweisen, daß sie dem Judentum zuneigen; wer mit einer Jüdin verheiratet ist, wird grundsätzlich wie ein Halbjude behandelt; wer mit einer Halbjüdin verheiratet ist, grundsätzlich wie ein Vierteljude. 2 2 D i e RKK war a l s o noch immer nicht "judenrein". W a h r s c h e i n l i c h w a r s i e es bis zu ihrem Ende n i c h t . 2 3 N e b e n d e n registrierten Juden in der RKK gab es d i e , die unter d e m Deckmantel einer f a l s c h e n Identität Mitglied w a r e n , auch unter f a l s c h e m N a m e n arbeiteten. A u f d i e s e W e i s e g e l a n g es e i n e m Journalisten s o g a r , einige Zeit unerkannt für d e n "Völkischen Beobachter", das a m t l i c h e Publikationsorgan der R K K , zu schreiben. Ein Brief des Berliner P o l i z e i p r ä s i d e n t e n

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Zit. In: "Börsenblatt des Deutschen Buchhandels", Nr. 268. Leipzig 18. November 1935. S. a. "Jüdische Rundschau", Nr. 93. Berlin 19. November 1935. S. 4. Bereits zwei Monate zuvor hatte Staatskommissar Hans Hinkel (s. Kapitel 5) vor der Berliner SA-Führung behauptet, aus "den sieben Kammern der Reichskulturkammer seien alle Nichtarier - übrigens nach zweijähriger Bewährungsfrist - entfernt worden. Es handele sich um mehrere Hundert, von denen 80 Prozent - charakteristisch für das Empfinden der Gegenrasse! - sich um Wiederaufnahme beworben hätten! Die Grenze zwischen deutschem und jüdischem Kulturleben müssen klar gezogen werden." Zit. In: "Der Angriff". Berlin 3. September 1935. "Arbeitsrichtlinien für die Reichskulturkammer. Vom 1.3.1939." Zit. in: Karl-Friedrich Schrieber, Alfred Metten, Herbert Collatz (Hrsg.): Das Recht der Reichskulturkammer. Sammlung der für den Kulturstand geltenden Gesetze und Verordnungen, der amtlichen Anordnungen und Bekanntmachungen der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern, Band 2. Berlin 1943. RKK I. S. 36f. 1939 lauteten die Richtlinien zur "Entjudung der Kammern": "1. Jede Kammer hat die Entjudungsmaßnahmen für ihren Mitgliederkreis selbständig durchzuführen. Diese Durchführung ist soweit wie nur irgend möglich zu beschleunigen. Alle Zweifelsfalle [...] sind dem Ministerium (Abteilung II A) zu überweisen und dort, gegebenenfalls nach Rückfrage mit mir (Joseph Goebbels, K.D.], zu entscheiden. 2. Die einheitliche Behandlung der Entjudungsfrage in der gesamten Reichskulturkammer wird durch regelmäßige Arbeitsbesprechungen unter Vorsitz des Abteilungsleiters II Α oder seine Beauftragten [s. Kapitel 5.3, K.D.] sichergestellt." "Arbeitsrichtlinien für die Reichskulturkammer". Zit. in: ebd. o. Hrsg., Band 1. Berlin 1943. RKK I. S. 36f.

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Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

an den "Hauptschriftleiter" des Völkischen Beobachters Alfred Rosenberg hielt den skurrilen Fall fest: Anlässlich einer schwebenden Ermittlungssache wurde festgestellt, daß der Student (Journalist) Solon Germain, 13. Oktober 1906 Charbin/China geb., Russe, Berlin-Schöneberg, Güntzelstr. 2 bei seiner Mutter wohnhaft, 3 Monate lang für den Völkischen Beobachter eine Artikelserie "Drei Staaten machen eine Revolution" geschrieben hat. Germain ist Jude. Ich bitte hiervon Kenntnis nehmen zu wollen, da beim Abdruck der Artikelserie dieser Umstand unbekannt gewesen sein dürfte. 2 4 Die Publizistin Margret Boveri erinnerte sich an einen jüdischen Kollegen namens Rudolf Herrnstadt, der bis 1936 für das "Berliner Tageblatt" aus Warschau berichtete: Es ist vielleicht der einzige Fall im Dritten Reich, daß ein Jude, der noch dazu Kommunist war, mit eigenem Namen an prominenter Stelle so lange schreiben konnte. 25 Ebenfalls f ü r das

"Berliner Tageblatt" schrieb mehrere Jahre lang

Leo

Hirsch . Nachdem er 1933 gezwungen worden war, seine Stelle aufzugeb e n , 2 6 nahm er das Pseudonym "Christian von Kleist" an und blieb. Ein "Halbjude", der sich für die Mitarbeit bei einer Fachzeitschrift als "christlich-konfessionell getauft" ausgegeben hatte und dessen "Betrug" später aufflog, mußte sich vor Gericht verantworten. Nicht die Verurteilung des Mannes überrascht,

sondern die Urteilsbegründung.

Hier sprach offen-

sichtlich ein Richter, der sich weiterhin um Logik bemühte: Die betreffende Zeitschrift bekämpft jüdische Einflüsse auf einem bestimmten Gebiete des völkischen Lebens. Für die Stellung eines Mitarbeiters dieser Zeitschrift war der Angeklagte [...] schlechthin untauglich, also ungeachtet seiner praktischen Leistungen. 27

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Der Brief aus Berlin datiert auf den 7. März 1935. Dokument aus dem Centre de Documentation Juive Contemporaine. Paris. CXLII-228. Boveri (1965, 262). "Der 'Weltspiegel' [Rubrik des "Berliner Tageblatts", K.D.) brachte eines Tages unter dem Titel 'Lautenlieder mit Bändern' eine Veräppelung des 'Tags der Hausmusik' von ihm [Leo Hirsch, K.D.]. Wahrscheinlich hat der Text allein schon bei den Nationalsozialisten großen Unmut erregt. Daß er auch noch von einem Juden stammte, war natürlich bald herausgefunden und machte die Sache unverzeihlich." ebd. (553). Zit. in: "Der Zeitschriften=Verleger", Heft 24. Berlin 15. Juni 1938. S. 283.

Kapitel 2: Die

Reichskulturkammer

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Der Druck auf die Menschen, die unter falschem Namen oder falscher Identität der RKK angehörten, wurde mit den Jahren immer stärker. 1935 sagte ihnen Staatskommissar Hans Hinkel 2 8 öffentlich den Kampf an: Wir wissen, daß da und dort Juden getarnt arbeiten. [...] Diesem werden wir ein Ende machen. Seit Monaten sind die Arbeiten im Gange, auch bei den Kammern. [...] Wir wünschen endlich reine Scheidung. [...] Der Präsident der Reichskulturkammer, Dr. Goebbels, hat mir genaueste Richtlinien und Vorschriften erteilt. 29

28 29

S. Kapitel 5. "BZ am Mittag". Berlin 26. Juli 1935.

3

Die Reichspressekammer

3.1

Der "Große Abstammungsnachweis" "Max Amann ist nicht zu bremsen."

Die Präsidenten der Einzelkammern unterschieden sich in ihrer Gefolgschaft zu Joseph Goebbels. 1 Sie entschieden letztlich, ob für den Eintritt in eine Kammer ein Abstammungsnachweis erbracht werden mußte oder nicht. Von Anfang an kam Max Amann, Präsident der Reichspressekammer (RPK), den Richtlinien seines Vorgesetzten mit kaum zu überbietendem Eifer nach, weshalb es einige jüdische Journalisten vorzogen, Unterschlupf bei der zugänglicheren "Reichsschrifttumskammer" (RSK) zu suchen. Diese Möglichkeit endete allerdings im Frühjahr 1935. Hatte bisher auf dem Antragsformular der RSK die Frage nach der Abstammung gefehlt, untersagte im März des Jahres der Präsident der RSK, Hans Friedrich Blunck, allen "jüdischen Schriftstellern [...] jede schriftstellerische und literarische Tätigkeit in Deutschland". Das kam einem Ausschluß aus der RSK gleich. Blunck schrieb über das Davor und Danach in seiner Autobiographie (mit der er sich nach 1945 zu rehabilitieren versuchte): 2 Und erst meine Jüdischen Mitglieder! D i e Pressekammer nahm nur w e n i g e auf, alle Geängstigten flüchteten zur Schrifttumskammer. Wir standen uns nicht mit den Nachbarn. Zuweilen kam von der Oberinstanz, von Funk [Walther Funk, Vizepräsident der RKK, K . D . ] ein Anruf, man möge vorsichtig sein und diesen

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1. DV. §19. RGBl. 1933 I. S. 797: "Der Präsident der Reichskulturkammer gibt der Reichskulturkammer eine Satzung. Der Präsident der Einzelkammer gibt der Einzelkammer eine Satzung, die der Genehmigung des Präsidenten der Reichskulturkammer bedarf." Die Präsidenten der Fachkammern besaßen das Recht, Anordnungen mit Gesetzeskraft zu erlassen (Anordnungsrecht). "Seine 1952 erschienenen Lebenserinnerungen [...] sind vor allem ein Versuch, Hitlerdeutschland reinzuwaschen." Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich. München 1983. S. 31.

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Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

oder jenen Entscheid verschieben. Richard Strauß [Präsident der Reichsmusikkammer 1933 bis 1935, K.D.] lehrte mich Taktik. 3 Ich hatte fünfzehn vom Hundert nichtarischer Anmeldungen - Hönig [Eugen Hönig, Präsident der Reichskammer für bildende Künste bis 1936, K.D.] lachte schadenfroh, er hatte drei vom Hundert, und Richard Strauß noch weniger. Wie ich's verteilt hätte? Nun, ich habe mich zunächst auf gleiches Recht versteift und meine Nichtarier sauber in die Rollen eingetragen. Das hatten die beiden anderen auch, sie hatten es leicht. [...] Wir bedauerten alle den armen Goebbels, der wegen unserer paritätischen Aufnahme von Juden und Nichtjuden Fürchterliches zu hören bekam.. . 4 Ich hatte in der ursprünglich rein paritätischen Aufnahme schon nachgeben müssen und bei den nicht-arischen Schriftstellern immer einen dringlichen Grund eintragen lassen, wie etwa Kriegsteilnehmer, Alter, Not oder Leistungen. Jetzt hatte Goebbels den Angriffen nicht mehr standgehalten. Man wollte alle von mir aufgenommenen Namen nachprüfen und hatte sie kurzerhand erst einmal wieder zur Kammer hinausgetan, um die Wiederaufnahme selbst zu kontrollieren. Der Beschluß bedeutete das Ende der Duldsamkeit, die ich bisher hatte üben dürfen. 5 Vom 15. April 1936 an forderte Max Amann von jedem Mitglied der RPK sowie dessen Ehegatten den sogenannten "Große[n] Abstammungsnachweis", den auch erbringen mußte, wer NSDAP-Mitglied werden wollte. Er verlangte damit Angaben zur Herkunft bis zu der im Jahr 1800 lebenden Generation. 6 Wessen Auskünfte nicht zur Zufriedenheit ausfielen, mußte in der Regel seine Arbeit für die allgemeine Presse beenden: Wer diesen Nachweis nicht führen kann, hat innerhalb eines von mir zu bestimmenden Zeitraumes seine Tätigkeit in der deutschen Presse einzustellen, es sei denn, daß eine vorübergehende oder dauernde Ausnahme bewilligt worden ist. 7

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Hans Friedrich Blunck: Lebensbericht, Band 2. Unwegsame Zeiten. Mannheim 1952. S. 219. Blunck (1952, 242). ebd. (1952, 313f). Nicht nur Journalisten mußten diesen Abstammungsnachweis erbringen, sondern auch alle in einem "Unternehmen des Vertriebes von periodischen Druckschriften" Tätigen. S. Pressehandbuch. Gesetze, Anordnungen, Erlasse, Bekanntmachungen. Zusammengestellt und erläutert nach den Bedürfnissen der Praxis. Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger (Hrsg.). Berlin 1938. S. 42 und 47. Zeitungsverleger waren bereits seit Anfang 1935 verpflichtet, ihre "reinarische Abstammung bis zum Jahr 1800 zu beweisen". S. "C.V.-Zeitung", Nr. 18. Berlin 3. Mai 1935. S. 2. "Anordnung betr. Nachweis der arischen Abstammung. Vom 15.4.1936." Die Anordnung trat mit dem Tag der Verkündung in Kraft. Zit. n.: Schrieber, Metten, Collatz (1943, Band 2, RPK I, 9). S.a. "Der Zeitungs=Verlag", Nr. 16. Berlin 18. April 1936. S. 246. "Völkischer Beobachter". Berlin 20. April 1936.

Kapitel 3: Die Reichspressekammer

3.2

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Ende des öffentlichen Verkaufs und weitere Einschränkungen der jüdischen Presse "Wieder ein Schritt voran auf dem Wege zur Ausmerzung alles Jüdischen. "

Am 6. September 1935 erließ Max Amann eine "Anordnung über den Vertrieb jüdischer Zeitungen und Zeitschriften" mit folgendem Wortlaut: Das öffentliche Anbieten und der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften, die sich ganz oder zum Teil, sei dem Titel oder dem Inhalt nach, an die jüdische Bevölkerung richten, sind verboten. Der Verband deutscher Zeitungs= und Zeitschriften=Grossisten und die Reichsfachschaft des deutschen Zeitungs = und Zeitschriften=Einzelhandels werden beauftragt, die Durchführung dieser Anordnung zu überwachen. Diese Anordnung tritt am 1. Oktober 1935 in Kraft. 8 Das neue Verbot Max Amanns erregte großes Aufsehen im eigenen Haus, auf höchster nationalsozialistischer Ebene und bei der Presse. So befaßte sich der Geschäftsführer der RPK, Richter, auf einer Arbeitstagung der "Reichsfachschaft für den deutschen Zeitungs- und Zeitschriften Einzelhandel" mit der neuen Anordnung und bestätigte den Anwesenden, daß mit dem Verkaufsverbot jüdischer Zeitungen und Zeitschriften in der Öffentlichkeit ein Zustand beseitigt worden sei, der der allgemeinen Auffassung schon längst nicht mehr entsprochen habe. 9 Der Staatsminister des Innern, Wilhelm Frick, wandte sich nach dem Verbot am 18. Oktober 1935 mit dem folgenden Vorschlag an Joseph Goebbels: Bei den gegenwärtig raffinierten Versuchen des Judentums, durch Darstellungen seines Wesens, die deutsche Öffentlichkeit von der Ungefährlichkeit, der Tiefe seines Denkens und Fühlens, den Verdiensten seiner Dichtung, Denker und Musiker zu überzeugen, erscheint eine gleiche Regelung für das Schrifttum geboten. Das RMfVuP lehnte den Vorschlag zur analogen Regelung für das Buchwesen mit der Begründung ab, einem "allgemeinen Verbot" stünden im Moment "noch weitgehende wirtschaftliche Rücksichten" entgegen. 1 0 Besonders ausführlich und geradezu euphorisch reagierte die "Westfälische Landeszeitung" auf das Verbot:

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Zit. in: Schrieber, Metten, Collate (1943, Band 2, RKK VI, 7). S.a. "Völkischer Beobachter". Berlin 8. September 1935. S. "Jüdische Rundschau", Nr. 81/82. Berlin 10. Oktober 1935. S. 12. BA R56V/102.

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Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Mit seiner Anordnung über den Verkauf jüdischer Blätter hat Pg Amann nicht nur einen weiteren Schritt auf dem Wege zur Ausmerzung alles Jüdischen auch im öffentlichen Leben getan, sondern auch allen Nationalsozialisten und deutschen Volksgenossen eine Freude bereitet. Es war manchmal für viele von uns eine harte Geduldsprobe, neben den Blättern der Bewegung an den öffentlichen Zeitungsständen die jüdische Presse mit ihren gar nicht bescheidenen, ja oft polemischen Schlagzeilen sehen zu müssen. Daneben war es oft gar nicht zu übersehen, daß gewisse Zeitungshändler, auf der Jagd nach Profit, in Städten mit starker Judenbevölkerung diese jüdische Presse besonders herausstellten und so geradezu würdelos ihren Kotau vor Fremdrassigen machten. Das hat nun alles aufgehört. Rebekka und Moses mögen nach wie vor ihr Judenblatt lesen. Aber nun ist die deutsche Öffentlichkeit davon verschont. [...] Darüber hinaus aber wird nun eine ganze Anzahl von Zeitgenossen davor bewahrt, um des Zehners aus Judenhand willen Würdelosigkeit zu demonstrieren. [...] Nachdem die Judenpresse aus dem öffentlichen Handel verschwunden ist, wollen wir nunmehr auch sehen, daß die Judenzeitungen aus gewissen Lokalen, falls sie überhaupt noch Wert auf deutsche Gäste legen, endgültig verschwinden. 11 Die Reaktionen zeigen, daß die jüdische Presse auf den Straßen der Großstadt präsent war. Herbert Freeden erinnert sich an den auffallenden Anblick, [...] ein oder zweimal in der Woche an den Kiosken am Kurfürstendamm und weiteren Hauptverkehrsstraßen, insbesondere im Berliner Westen, jüdische Zeitungen mit dicken Schlagzeilen zu finden, deren Tenor sich von dem ihrer Umgebung wesentlich abhob. Ihr Vertrieb wurde durch die Grossisten besorgt. [...] Nicht nur Juden gehörten zu den Käufern - zu einem Teil hatten sie ja die Blätter abonniert, sondern Nichtjuden, die sie entweder aus Neugierde lasen oder um sich der Einförmigkeit der gleichgeschalteten deutschen Presse zu erholen und einen Blick in eine andere, ihnen verschlossene Welt zu tun. 1 2 Ein anderer Zeitzeuge, Walter Gross* - er schrieb für die "Jüdische Rundschau" - , erinnerte sich an ein interessantes, rätselhaftes Detail: Aber was alle am meisten überraschte (und ich habe hierfür keine Erklärung), ist, daß nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in 1933, das größte Zeitungsbetriebsnetz in Berlin ("Stilke"), welches Zeitungskioske in den SBahnhaltestellen besaß, regelmäßig eine Anzahl Exemplare der "Jüdischen Rundschau" erhielt und verkaufte. Bis heute ist mir nicht bekannt, ob diese Initiative von der Firma oder von uns ausging. 13 Vom 1. Oktober 1935 an mußte sich die jüdische Presse also auf eine veränderte Marktsituation einstellen. Nur noch jüdische Buchhandlungen konnten 11

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"Westfälische Landeszeitung". Dortmund 11. September 1935. Nebenbei erfahren wir hier, daß jüdische Zeitungen auch in Gaststätten auslagen. Freeden (1987, 24). Die letzten Jahre der "Jüdischen Rundschau". Ein Gespräch mit Walter Gross. In: "Qesher". Tel Aviv Mai 1989. S. 37d-39d. Hier: S. 38d.

81

Kapitel 3: Die Reichspressekammer

weiterhin jüdische Zeitungen verkaufen. 1 4 Das Verbot ließ vor allem die großen Blätter um ihren Absatz bangen. Bittend und werbend wandten sie sich an ihre Laufkundschaft: Da der Einzelverkauf jüdischer Zeitungen [...] verboten ist, kann die C.V.Zeitung seit 1. Oktober nur noch im Abonnement bezogen werden. [...] Die C.V.-Zeitung ist die billigste jüdische Zeitung. 13 Nummern kosten im Monat nur 99 Rpf. 1 5 Mit der heutigen Nummer verabschieden wir uns von einem Leserkreis, der in den letzten Jahren einen großen Umfang angenommen hatte, nämlich von denen, die die "Jüdische Rundschau" bisher im Einzelhandel gekauft haben. Wir glauben jedoch nicht, daß es sich hierbei um einen wirklichen Abschied handelt. Ein sehr großer Teil dieser Leser ist bereits in den letzten Wochen unserer Aufforderung nachgekommen, [...] durch die Aufgabe eines Abonnements. 16 Zwar ging bei den meisten Zeitungen die Zahl der Leser zurück: D i e gedruckte Auflage der "Jüdischen Rundschau" lag im September

1935 bei

39 137 Stück, im Oktober bei 37 2 3 7 und im November bei 38 2 7 8 Stück. Die "C.V.-Zeitung" gab die Höhe ihrer Auflage mit - gleichbleibend

-

4 0 0 0 0 Stück a n , 1 7 und das "Israelitische Familienblatt" registrierte für das dritte Quartal des Jahres (Juli bis September) eine gedruckte Auflage von 36 925 Stück, für das vierte Quartal 33 0 5 6 Stück (Oktober bis Dezember)

14

15

16

17

In einem "8. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen" verbot Hans Hinkel (erstaunlicher Weise erst 1938, s. Kapitel 5.3.2) "die Belieferung deutscher Buchhandelsunternehmen mit jüdischen Blättern". Wahrscheinlich betraf die Anordnung Abonnementaufträge, die noch über nichtjüdische Buchhandlungen liefen. "8. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen". Berlin 1. April 1938. BA R56I/144. "C.V.-Zeitung", Nr. 40. Berlin 3. Oktober 1935. S. 2. Weder "C.V.-Zeitung" noch "Israelitisches Familienblatt" konnten direkt auf das Verbot reagieren. Beide unterlagen zu diesem Zeitpunkt einem Erscheinungsverbot (s. Teil IV). "Jüdische Rundschau", Nr. 78. Berlin 27. September 1935. S. 4. Die Aufforderung der Woche zuvor lautete: "Auf Grund einer Anordnung des Präsidenten der Reichspressekammer kann ab 1. Oktober die 'Jüdische Rundschau' nicht mehr, wie bisher, im Straßen- oder Bahnhofsbuchhandel einzeln gekauft werden. Wir bitten diejenigen Leser, die die Zeitung einzeln bezogen haben, uns nunmehr ein Abonnement aufzugeben. Wir liefern den neu hinzutretenden Beziehern unserer Zeitung bis zum 30. September kostenlos, auf Wunsch auch die bereits erschienenen Teile des laufenden Romans: 'Das Werk im Oedland'. Benutzen Sie bitte den Bestellschein auf S. 19." "Jüdische Rundschau", Nr. 74. Berlin 13. September 1935. S. 1. Die Angaben zur Auflage waren in der "C.V.-Zeitung" weniger genau als die der beiden anderen Zeitungen.

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Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

und für das erste Quartal des Jahres 1936 (Januar bis März) 31 999 Stück. 1 8 Die sinkende Auflage war aber vor allem auf die Auswanderung von weiteren 21 000 Menschen im Jahr 1935 zurückzuführen. 1 9 Wie viele Leser den Zeitungen aufgrund des öffentlichen Verkaufsverbots verloren gegangen waren, läßt sich nicht feststellen. Zum öffentlichen Absatzmarkt gehörte in Berlin neben dem Kiosk- auch der Straßenverkauf fliegender Zeitungshändler. Der Schriftleiter der "Jüdischen Rundschau", Robert Weltsch, betrachtete sich als Initiator des Straßenverkaufs: Die "Rundschau" hatte auf den Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933 mit Robert Weltschs vielbeachtetem Artikel "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!" reagiert. 2 0 Der großen Nachfrage nach dieser Ausgabe konnten die Geschäfte über den konventionellen Verkaufsweg nicht mehr nachkommen. Robert Weltsch berichtete: Ich selbst kam dann auf die Idee, einer Zeitungsverkäuferin in einem Hausflur in der Joachimsthalerstraße, in der Nähe des Bahnhofs Zoo, 20 Exemplare der Zeitung zu geben mit dem Auftrag, das ihr unbekannte Blatt zu verkaufen. Schon am selben Nachmittag kam sie in das Büro der Zeitung, da sie sofort sämtliche Exemplare verkauft hatte, und verlangte 50 neue, die gar nicht vorhanden waren. Auf diese Weise begann der Straßenverkauf. 21 Nach einigen schweren Kämpfen habe ich durchgesetzt, daß man 4000 Exemplare der Nummer vom 3. April [...] neu gedruckt hat. Ich habe sie selbst, persönlich, zu einigen Zeitungsverkäufern auf der Straße getragen und ihnen gesagt, sie sollen versuchen, das zu verkaufen. Und nach einigen Minuten kamen die Zeitungsleute zurück. Sie hatten alles verkauft und wollten mehr Exemplare haben. 22 Koppel Pinson, ein amerikanischer Journalist, teilte seinen amerikanischen Lesern aus dem Deutschen Reich mit: "Newspaper boys shouted the Rundschau all over the streets of Berlin and were apparently having enough sells of that one paper to need no other." 2 3

18 19

20 21 22

23

Die Angaben beruhen auf den Selbstauskünften (Impressen) der Zeitungen. "Die Juden und jüdischen Mischlinge im Deutschen Reich". In: "Wirtschaft und Statistik". Statistisches Reichsamt (Hrsg.). Berlin 1940. S. 84-87. Hier: S. 84. "Jüdische Rundschau", Nr. 27. Berlin 4. April 1933. S. 1. Weltsch (1972, 47). Robert Weltsch - Interview von Yehuda Eloni in Jerusalem April 1971. In: "Qesher". Tel Aviv Mai 1989. S. 40d-41d. Hier: S. 41d. Zit. in: Jacob Boas: The Jews of Germany: Self-Perceptions in the Nazi Era as Reflected in the German Jewish Press. Diss. Ms. Riverside (California) 1977. S. 21.

Kapitel 3: Die

Reichspressekammer

83

Zum Verbot des öffentlichen Verkaufs jüdischer Zeitungen und Zeitschriften traten Einführungsstops einzelner jüdischer Zeitungs- und Zeitschriftentitel aus dem Ausland. 2 4 Einige Bezieher setzten sich über das Verbot hinweg: By a quirk of fate we still received those papers [...] which came bundled up and without a return address. I read them with a keen sense of urgency, with the knowledge that I could look over the wall, but with the distinct awareness that these papers were dangerous merchandise. [...] A trusted employee had the task of tearing up these newspapers, shredding them and discarding the remains among rubbish. 25 Der jüdische Leser interessierte sich daneben natürlich auch für die nichtjüdische ausländische Presse, die ihn von Antisemitismus verschonte und von der er freie Meinungsäußerung erwartete. Die Schriftleiterin der "C.V-Zeitung", Margarete T. Edelheim-Mühsam , erinnerte sich, daß in "Berlin, wo sich die Juden zunächst noch einer gewissen Anonymität erfreuen konnten, manche [Juden, K.D.] ausländische Zeitungen" lasen. 26 Im Juni 1934 überraschte Max Amann mit einer Neuregelung, die vor allem die kleineren jüdischen (und nichtjüdischen) Zeitungen traf. Der "Werberat der deutschen Wirtschaft" hatte beschlossen, und die RPK schloß sich an, daß keine Zeitung mehr gratis verteilt werden durfte. 2 7 Die Macher und Schreiber der bisher kostenlos verteilten Gemeindeblätter konnten nicht ohne weiteres damit rechnen, daß ihre Zeitungen auch Leser fänden, wenn sie etwas kosteten. Daß Zweifel begründet waren, zeigt ein Brief Alfred Klees an den Berliner Gemeindevorstand: 24

25

26 27

"Der Zeitschriften=Verleger", Organ des "Reichsverbandes der Zeitschriften = Verleger", gab die folgenden Verbote ausländischer jüdischer Publikationen bekannt: "Aufbau" - New York (Heft 40. Berlin 27. November 1935), "B'nai B'rith" - Prag (Heft 20. Berlin 19. Mai 1937), "Der Freund Israels" - Basel (Heft 21. Berlin 26. Mai 1937). Verfrüht hatte "Agence T616graphique Juive" (Paris) bereits am 16. August 1933 aus Berlin gemeldet: "Einfuhr und Verkauf aller fremdländischen jüdischen Zeitungen, in welcher Sprache immer sie erscheinen, ist hier soeben verboten worden." Worauf dieser Irrtum beruhte, ist nicht bekannt. Schwarzbuch (1934, 443). Die Einfuhr der nichtverbotenen jüdischen Auslandspresse war genehmigungspflichtig. S. Brief Hans Hinkeis [Adressat unbekannt]. Berlin 24. September 1937. BA R56I/124 Arno Herzberg: The Jewish Press under the Nazi Regime. Its Mission, Suppression and Defiance. A Memoir. In: LBI Year Book XXXVI. London 1991. S. 367-388. Hier: S. 377f. Edelheim-Mühsam (in: "Deutsches Judentum" 1963,368). "Anordnung über Gewährung von Vorzugspreisen und Gratislieferungen von Zeitschriften" vom 13. Dezember 1933. S."Völkischer Beobachter". Berlin 26. Juli 1934.

84

Teil Π: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich Es ist z.B. bekannt und nachzuweisen, dass viele Tausend Gemeindeangehörige das Blatt [Berliner Gemeindezeitung, K.D.] erhalten, ohne es zu bezahlen, bezw. obwohl sie mit ihren Zahlungen seit vielen Monaten im Rückstand sind. Wenn dennoch Lieferung erfolgt, so zweifellos deshalb, um bei den Inserenten den Eindruck zu erwecken, als ob ungefähr die Gesamtheit der Gemeindeangehörigen beliefert werde, was ein acquisitorischer Faktor von grösster Bedeutung ist. Dieses Verfahren verstösst aber ganz unzweideutig gegen die einschlägigen Bestimmungen des Werberats der deutschen Wirtschaft und der Reichspressekammer, nach denen es strickt verboten ist, ein Blatt unentgeltlich abzugeben. 28

Um es den Lesern "leicht" zu machen, hielten die Gemeinden die Abonnementgebühren sehr niedrig und zogen sie als Teil der Gemeindesteuer ein. Überraschend lange war es jüdischen Lesern erlaubt, neben der jüdischen auch die übrige deutsche Presse zu kaufen und zu lesen. Sehr beliebt unter den Juden Berlins war das "Berliner Tageblatt", das, wie Margret Boveri schrieb, die letzte Zeitung war, "in der sich die Juden Berlins noch einigermaßen wohl" fühlen konnten. 2 9 Einen Hinweis darauf, daß, obwohl erlaubt, jüdischen Kunden der Kauf nichtjüdischer Zeitungen möglicherweise erschwert wurde, gab Herbert Friedenthal [Herbert Freeden] in einem Roman aus dem Jahr 1936, in dem er überraschend offen und realistisch das jüdische Leben der Zeit beschrieb und zum Thema machte: 3 0 An der Tauentzienstraße traf er Mirjam Hornstein. Ohne Hut, in einem Mantel, der lose an ihr herabhing, die Hände in den Taschen, informierte sie sich vor einem Zeitungskiosk von weitem über die Weltlage. Von weitem über die Weltlage sich informieren: das war ihnen allen als Letztes geblieben. 31 Erst am 17. Februar 1942 wurden Juden [...] von der Belieferung von [nichtjüdischen, K.D.] Zeitungen, Zeitschriften, Gesetz- und Verordnungsblättern durch die Post, durch Verlage oder Straßenhändler ausgeschlossen. 32 In "besonderen Fällen" konnte "eine Genehmigung erteilt werden" 3 3 . Am 10. Juli 1942 wurde die Anordnung den Umständen angepaßt: Das Verbot der Belieferung von Juden mit Zeitungen usw. [...] betrifft alle, die den Judenstern tragen müssen und in Fällen von Mischehen auch den nichtjüdi-

28

29 30 31 32 33

Brief Alfred Klees an den Berliner Gemeindevorstand vom 24. Juli 1936 (Berlin). Central Zionist Archives. Jerusalem. A 142/87/25. Boveri (1965, 235). Das Buch erschien natürlich in einem jüdischen Verlag. Herbert Friedenthal: Die unsichtbare Kette. Roman eines Juden. Berlin 1936. S. 24. Zit. In: "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 8. Berlin 20. Februar 1942. ebd.

Kapitel 3: Die

Reichspressekammer

85

sehen Ehepartner. Ausnahmen sind lediglich für die in privilegierter Mischehe Lebenden vorgesehen. 34 Dem Verbot war ein reger Briefwechsel zwischen "Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger", "Reichspostministerium", der RPK und dem RMfVuP vorausgegangen. 35 Der "Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger" hatte in einem Schreiben an das "Reichspostministerium" vom 22. September 1941 darauf aufmerksam gemacht, daß zwar die deutschen Verlage "schon längere Zeit" keine Bestellungen mehr "von oder für Juden" ausführten, daß aber die "jüdischen Interessenten [...] sich nun dadurch" hülfen, "dass sie den Bezug durch die Post vornehmen". Dem sei ein rasches Ende zu setzen, zumal der Papiermarkt zu Einschränkung zwinge. Da sei es nicht einzusehen, dass die Juden noch die Möglichkeit haben, jede gewünschte Zeitung oder Zeitschrift zu beziehen, während die kämpfende Truppe in den Ruhepausen auf Unterrichtung und auf Verbindung mit der Heimat durch die Zeitung verzichten muss. Wir stellen daher hiermit den Antrag, die Postanstalten durch eine Verfügung anzuweisen, Abonnements von oder für Juden auf Tageszeitungen, Wochenzeitungen und - soweit noch möglich - auf Illustrierte ab sofort nicht mehr anzunehmen. Das "Problem" sei damit freilich nicht völlig aus der Welt geschaffen, schrieb der Reichsverband weiter, denn häufig wird der Jude, der seit dem 19.d.M. durch den gelben Davidstern kenntlich gemacht ist, nicht selbst am Schalter erscheinen. Auch der Name ist nicht immer eine Gewähr für die nichtarische Abstammung. Bei der Aufgabe eines Zeitungsabonnements aber den Nachweis der arischen Abstammung zu verlangen, verbietet sich von selbst. In seinem Antwortschreiben vom 23. Dezember 1941 billigte der Reichspostminister, Wilhelm Ohnesorge, den Antrag. "Jüdischen Tarnungsversuchen" gab er keine Chance: Ich habe meine Dienststellen angewiesen, neue Zeitungs- und Zeitschriftenbestellungen nicht mehr entgegenzunehmen. Die zur Zeit noch laufenden Zeitungsbezüge dürfen nach Ablauf der festen Bezugszeit von Juden nicht erneuert werden. Eine sofortige Einstellung der Zeitungslieferungen ist wegen grösserer dienstlicher Schwierigkeiten nicht angängig. Zwischenzeitlich hatte der "Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger" am 25. September von der RPK einen Brief erhalten, in dem Präsident Max 34 35

Zit. In: "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 29. Berlin 17. Juli 1942. Der gesamte Briefwechsel "Ausschluß von Juden vom Bezug von Zeitungen und Zeitschriften" befindet sich im Bundesarchiv Koblenz: BA R55/1415.

86

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Amann erklärte, weshalb bisher keine Anordnung existierte, "die den Verkauf von Presseerzeugnissen an Juden" verbot: [...], da es sich hier um eine Gesinnungsfrage handelt und ich stets angenommen habe, dass die Mitglieder meiner Kammer ohnehin wissen, wie sie sich zu Geschäftsverbindungen mit Juden zu verhalten haben. Schließlich gab das R M f V u P bekannt, wie mit "Ariern", die an Juden nichtjüdische

Zeitungen

verkauften,

zu verfahren sei:

Da der

"Arier"

der

"Kammergewalt" unterstehe, drohe ihm der Ausschluß aus der R P K . 3 6 Zu den Menschen in den Lagern gelangten kaum Zeitungen. Hier herrschten eigene Gesetze. Andere Ereignisse hatten "Nachrichtenwert". Informationen kursierten hinter vorgehaltener Hand. 3 7

36 37

Der Brief des RMfVuP datiert vom 14. Januar 1942. Daß es dennoch Gefangene gab, die Zeitungen erhielten, belegt eine Meldung des Reichspostministers an Joseph Goebbels vom 16. April 1942: "Im Einvernehmen mit Ihnen und dem SD ist der Postzeitungs- und Postzeitschriftenbezug nunmehr dahingehend endgültig geregelt worden, daß eine von der Gestapo zugelassene geringe Zahl bestimmter Zeitungen und Zeitschriften an eine besonders bezeichnete Stelle durch Postbezug geliefert wird. Diese Regelung wird, wie mir berichtet wird, dadurch umgangen, daß den Juden von Verlagen noch Zeitungen als Drucksache zugesandt werden. Als Beweis füge ich zwei Belegstücke bei. Der Empfänger, Jude Israel Berek Wellner, befindet sich in einem Lager, in dem noch 230 Juden untergebracht sind. Wellner ist damit als Mittelsperson für die übrigen Juden zu betrachten, denen somit eine Gauzeitung zugänglich ist." BA R55/1415.

4

Das Schriftleitergesetz

Für die jüdische Presse im Dritten Reich hatte das "Schriftleitergesetz" (SLG) 1 erste ausdrückliche Rechtsverbindlichkeit. Ihm zufolge war Schriftleiter, wer im "Hauptberuf oder auf Grund der Bestellung zum Hauptschriftleiter" an "Zeitungen und politischen Zeitschriften" mitwirkte (§1). Jüdische Journalisten wurden von diesem Paragraphen sowenig ausgenommen wie jüdische Zeitungen oder Zeitschriften. Das SLG enthielt allerdings auch Paragraphen, die die jüdischen Kollegen nicht automatisch für sich geltend machen konnten. Ein einschränkender Hinweis war dennoch überflüssig. Natürlich mußten sie sich nicht angesprochen fühlen, wenn das SLG dazu aufforderte, zu "Selbsterziehung des einzelnen Volksgenossen zur Volksgemeinschaft und zur Nation im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung" beizutragen, auch wenn es hieß, dies sei "Pflicht s ä m t l i c h e r in der Standesgemeinschaft der Reichspressekammer zusammengefaßter Berufsgruppen und Personen". 2 Jüdische Journalisten nannten sich "Schriftleiter" und mußten sich in die Berufslisten eintragen (§8 SLG), um Mitglieder des "Reichsverbandes der deutschen Presse", der RKK sowie der RPK zu werden. 3 Die Listen verlangten Auskunft über Name, Geburtstag, Geburts- und Wohnort. "Es muß weiter aus ihnen hervorgehen, ob die Erfordernisse des §5 des Gesetzes [u.a. 1

2

3

4. Oktober 1933: "Schriftleitergesetz". RGBl. 1933 1. S. 7 l 3 f f . 19. Dezember 1933: "Verordnung über das Inkrafttreten und die Durchführung des Schriftleitergesetzes". RGBl. 1933 I. S. 1085ff. Das SLG trat zum 1. Januar 1934 in Kraft. Zit. in: Hans Hinkel (Hrsg.): Handbuch der Reichskulturkammer. Berlin 1937. S. 209. [Hervorhebung K.D.] "Am 31. Januar 1934 ist die Frist abgelaufen, die der Reichsverband der Deutschen Presse für die Eintragung in die Berufsliste der Schriftleiter gestellt hat. Während bis zu diesem Termin Eintragungen auf Widerruf zulässig waren, [...] kann ab 1. Februar 1934 die Eintragung in die Berufsliste nur noch in strikter Anwendung der Bestimmungen des Schriftleitergesetzes erfolgen." "Informationsblätter im Auftrag des Zentralausschusses der Deutschen Juden für Hilfe und Aufbau", Nr. 2. Berlin 9. Februar 1934.

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Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

"Arierparagraph", K.D.] erfüllt oder ob von einzelnen Voraussetzungen Befreiung erteilt worden ist. " 4 Wer sich ohne Erlaubnis als Schriftleiter betätigte, den erwartete eine Gefängnis· oder Geldstrafe. 5

4.1

Der Schriftleiter "Ihm drohte die Streichung."

"Schriftleiter" standen in einem privatrechtlichen Vertragsverhältnis zu ihren Verlegern und in einem öffentlich-rechtlichen Pflichtverhältnis zum Staat. Das SLG legte fest, daß jeder Schriftleiter für seine Texte verantwortlich zeichnete. Dagegen war der Hauptschriftleiter "für die Gesamthaltung des Textteiles der Zeitung verantwortlich" (§20 SLG). Mißachtete ein Schriftleiter Ver- oder Gebote, drohte ihm die Streichung von der Berufsliste. Er konnte seinen Beruf damit nicht mehr ausüben. Bestrafung des Einzelnen sollte Zeitungsverboten vorbeugen. 6 Es kam dazu - nach der ersten großen Säuberung 1933 - tatsächlich immer seltener, und mit dem Jahr 1935 hörten Zeitungsverbote (nichtjüdischer Zeitungen) beinahe völlig auf. 7

4.2

Die Berufslisten "Eine eigene Liste für die jüdische

Presse."

Zulassung zum Schriftleiterberuf erteilte die RPK "auf Antrag durch Eintragung in die Berufsliste der Schriftleiter" (§8 SLG). Für Schriftleiter, deren Zulassung sich auf bestimmte Zeitungsarten oder Rubriken beschränkte, gab es eine eigene Berufsliste (§24 DV des SLG). Jüdische Journalisten, die unter der Voraussetzung, ausschließlich für die jüdische Presse zu schreiben, Mitgliedschaft in der RPK erwirkt hatten, wurden also von Anfang an gesondert geführt. 4 5 6

7

§22 DV des SLG §86 SLG Der Entwurf des SLG hatte ein Zeitungsverbot sogar gesetzlich ausgeschlossen. Vgl.: Hans Schmidt-Leonhardt, Peter Gast: Das Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1933 nebst den einschlägigen Bestimmungen. Berlin 1934. S. 149. Vgl. Norbert Frei: Nationalsozialistische Eroberung der Provinzpresse. Gleichschaltung, Selbstanpassung und Resistenz in Bayern. Stuttgart 1980. S. 57.

Kapitel 4: Das

4.3

Schriftleitergesetz

89

Der Reichs verband der deutschen Presse "Im Zweifelsfall gegen die Juden."

Jeder Schriftleiter mußte dem "Reichsverband der deutschen Presse" angehören (§23 SLG): "Ebenso gehören dem Reichsverband die auf Grund von §9 nur für bestimmte Teilgebiete zugelassenen Schriftleiter an." 8 Auf Länderbzw. Gauebene erledigten Landesverbände die Aufgaben des Reichsverbands. Zusammen schufen sie Ausbildungs-, Fortbildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen für Journalisten und berieten sie. Der Reichsverband gestaltete die Anstellungsbedingungen bei Pressebetrieben mit und unterhielt "Berufsgerichte der Presse" (s. Kapitel 4.6). Die Landesverbände führten die Berufslisten. Sie prüften die Anträge auf Mitgliedschaft (§8 SLG), entschieden über die "Ausschließung ungeeigneter Elemente" und wachten über die "Reinhaltung des Standes von untauglichen Mitgliedern". 9 Joseph Goebbels überwachte ihre Tätigkeit und behielt sich im Streitfall die letzte Entscheidung vor, im Zweifelsfall gegen die jüdischen Journalisten: Wenn jemand aus bestimmten Gründen als unzuverlässig oder ungeeignet angesehen werden muß, kann man ihm die Mitgliedschaft in den Verbänden verweigern, und nach meiner Ansicht und Erfahrung ist ein jüdischer Zeitgenosse im allgemeinen ungeeignet, Deutschlands Kulturgut zu verwalten. 1 0

4.4

Zeitungen und Zeitschriften "Jüdische Zeitungen sind keine Zeitungen."

Nach §2 SLG zählten zu Zeitungen und Zeitschriften "Druckwerke, die [...] erscheinen, ohne daß der Bezug an einen bestimmten Personenkreis gebunden ist." Ob jüdische Zeitungen und Zeitschriften "Druckwerke" in diesem Sinn waren, hing davon ab, was der Gesetzgeber unter "gebunden sein" und einem "bestimmten Personenkreis" verstanden wissen wollte. Kommentatoren des SLG erklärten:

8 9 10

Schmidt-Leonhardt, Gast (1934, 131). ebd. Zit. In: "Jüdische Rundschau", Nr. 13. Berlin 13. Februar 1934.

90

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Notwendig zu dem Begriff des Gebundenseins ist stets, daß die Zeitung oder Zeitschrift von Personen, bei denen diese bestimmten Voraussetzungen nicht vorliegen, nicht bezogen werden können. 11 Bis 1936 sollte dann von einem "bestimmten Personenkreis" nicht mehr gesprochen werden, wenn eine Zeitung oder Zeitschrift eine Auflage von über 500 Stück hatte. Diese Festlegung wurde später geändert mit der Begründung: Die Regelung hat sich im allgemeinen bewährt, in einigen besonderen Fällen aber als zu starr erwiesen. Sie ist nunmehr dadurch etwas elastischer gestaltet worden, daß die neue Durchführungsverordnung dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda die Befugnis gibt zu erklären, daß ein bestimmter Personenkreis nicht vorliegt, wenn tatsächlich die Merkmale einer Einwirkung auf die öffentliche Meinung gegeben sind. Praktisch wird sich in den meisten Fällen nichts ändern, da eben bei einer Auflage von über 500 Stück die Merkmale einer Einwirkung [...) meist vorliegen werden, es besteht aber nunmehr die Möglichkeit, Schriften zu erfassen, die schon bei geringerer Auflage eine große Wirkung [...] ausüben. Umgekehrt können nunmehr Druckwerke freigelassen werden, die bei größerer Auflage tatsächlich nur einem beschränkten Personenkreis zugänglich sind. 12 Zumindest solange die jüdische Presse öffentlich angeboten und verkauft werden durfte - bis zum 1. Oktober 1935 also - , war sie allen zugänglich und besaß auch eine kleine "arische" Leserschaft. Nachdem am 4. April 1933 in der "Jüdischen Rundschau" der aufsehenerregende Artikel "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!" erschienen war, erhielt die Zeitung [...] hunderte von Briefen; Kundgebungen des Dankes und der Zustimmung, Herzensergüsse von Juden, aber auch Briefe von Nichtjuden, die ihren Abscheu gegenüber dem Nationalsozialismus beteuerten, und von der Haltung der jüdischen Presse, die irgendwie zu ihrer Kenntnis gelangt war, beeindruckt waren. 13 Es ist anzunehmen, daß Nichtjuden, die zur jüdischen Presse griffen, der allgegenwärtigen nationalsozialistischen Propaganda überdrüssig waren: Da in den erlaubten "deutschen" Zeitungen meist nur noch stand, was den Horizont der Nazis nicht überstieg, durfte die "jüdische" Presse zwar nicht kritisch, aber liberal sein. Das hatte in den ersten beiden Jahren der NS-Herrschaft dazu geführt, daß vor allem in Berlin auch Nicht-Juden diese Zeitungen lasen. 14

11 12 13 14

Schmidt-Leonhardt, Gast (1934, 44). "Zeitungswissenschaft", Nr. 10. Berlin Oktober 1936. S. 499. Weltsch (1972, 47). Hazel Rosenstrauch (Hrsg.): Aus Nachbarn wurden Juden. Ausgrenzung und Selbstbehauptung 1933-1942. 2. Auflage. Berlin 1991. S. 88.

Kapitel 4: Das

Schriftleitergesetz

91

Von der jüdischen Presse für einen "bestimmten Personenkreis" konnte bei Verkündung des SLG nicht die Rede sein. Auch nach dem Verbot des öffentlichen Verkaufs der jüdischen Presse ist es Nichtjuden noch möglich gewesen, jüdische Zeitungen zu kaufen oder zu abonnieren - aus nationalsozialistischer Sicht allerdings ein unvorstellbares, unerhörtes Verhalten. Man kann daher sagen, daß mit dem 1. Oktober 1935 jüdische Zeitungen und Zeitschriften aufhörten, Zeitungen und Zeitschriften im Sinn des SLG zu sein. Daß es wahrscheinlich weiterhin nichtjüdische Käufer gab, ändert daran nichts. Mit einem Rundschreiben des Reichskulturwalters Hans Hinkel 1 5 an "die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen" vom 15. Juli 1937 begann die endgültige Ghettoisierung der jüdischen Presse und der jüdischen Journalisten, die sich jetzt auch nicht mehr "Schriftleiter" nennen d u r f t e n : 1 6 Die Blätter der jüdischen Presse erscheinen nicht öffentlich und dürfen im deutschen Reichsgebiet nur von der jüdischen Bevölkerung erworben werden. Ihr Bezug ist also an einen bestimmten Personenkreis im Sinne des §2 Abs.l des Schriftleitergesetzes vom 4.10.1933 (RGB1.I S.713) gebunden. Nach geltendem Recht sind daher die Druckwerke des jüdischen Pressewesens nicht "Zeitungen" und "Zeitschriften" im Sinne des Schriftleitergesetzes. Ebenso dürfen sich die Mitarbeiter am redaktionellen Teil dieser Druckwerke nicht Schriftleiter nennen. 17

15 16

17

Zu Beginn des Dritten Reichs lagen an manchen nichtjüdischen Schulen Freiexemplare der jüdischen Presse aus. S. "Amtsblatt des Badischen Ministeriums für Kultus und Unterricht". Ministerium des Kultus und Unterricht (Hrsg.). Karlsruhe 1933. S. 31. S. Kapitel 5. Dennoch formulierte Joseph Goebbels in einem rätselhaften Rundschreiben während des Kriegs: "Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda hat den Reichsverband der deutschen Presse davon in Kenntnis gesetzt, dass während des Krieges Aktionen gegen nichtarische Schriftleiter (es handelt sich hier um Mischlinge 1. Grades) sowie gegen nichtarisch verheiratete Schriftleiter zurückzustellen sind." Rundschreiben. Berlin 18. März 1941. BA R103/80. BA R56 V/102. Von einem Verbot aus dem Jahr 1936, das ausdrücklich den Verkauf der jüdischen Presse an Nichtjuden untersagte und das Robert Weltsch in seinen Erinnerungen erwähnte, ist mir nichts bekannt. Robert Weltsch schrieb weiter: "Aber noch bis zur völligen Schließung der Zeitung ("Jüdische Rundschau", K.D.] [...] gab es eine Anzahl von treuen 'arischen' Beziehern, die sich persönlich die Zeitung in der Verwaltung der Jüdischen Rundschau abholten und sie unter dem Ladentisch ausgehändigt erhielten." An anderer Stelle machte Robert Weltsch nähere Angaben über die Zahl "arischer" Bezieher: "But even in the last stages of the existence of the Jüdische Rundschau in 1938 they still numbered about two hundred."

92

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Die Hauptschriftleiter der großen jüdischen Blätter nannten sich nach dem 15. Juli 1937 "Chefredakteur" ("Israelitisches Familienblatt", "C.V.Zeitung") oder "verantwortlicher Redakteur" ("Jüdische Rundschau"). Die Trennung der jüdischen von der nichtjüdischen Presse war nun offiziell und Spätfolge ihres öffentlichen Verkaufsverbots. Unter der Aufsicht des "Sonderbeauftragten" Hans Hinkel wurde ihre Sonderstellung institutionalisiert. 18 15 Tage länger, bis zum 30. Juli 1937, durften jüdische Buchhandlungen ihre Ware an Nichtjuden verkaufen, dann endete auch dies. Nur noch an "Juden" - gegen Vorlage eines Ausweises - durfte verkauft werden: Betr.: Einzelhandel mit Blättern bzw. periodischen Druckschriften der jüdischen Presse. Ich erteile Ihnen hiermit die Genehmigung, jüdische Blätter bzw. Periodische Druckschriften der jüdischen Presse im Einzelhandel zu vertreiben. Sie sind dabei an folgende Anordnung gebunden: "Die jüdischen Presseerzeugnisse dürfen nicht öffentlich (durch Aushang im Schaufenster, im "Zeitungshalter" usw.) gezeigt und angeboten werden. Der Verkauf darf nur an die jüdische Bevölkerung erfolgen." gez.Hinkel. 1 9

4.5

Der "Arierparagraph" "Vom Erfordernis der arischen

Abstammung."

§5 SLG legte die Bedingungen fest, die ein Bewerber erfüllen mußte, wollte er Mitglied der (Landesverbände) der RPK werden: Er mußte die "deutsche

18 19

Von 1938 (20. April) ist das folgende Antwortschreiben der "Jüdischen Rundschau" an einen "arischen" Leser: "Sehr geehrter Herr Frank, in Erledigung Ihrer Karte vom 14.d.Mts. teilen wir Ihnen mit, dass laut behördlicher Verfügung die Zustellung jüdischer Zeitungen an Arier nicht zulässig ist." Weltsch (1972, 48). Ders.: Α Goebbels Speech. In: LBI Year Book X. London 1965. S. 280-286. Hier: S. 286. Antwortschreiben zit. aus: Joseph Wulf: Presse und Funk im Dritten Reich. Gütersloh 1964. S. 245. S. Kapitel 5. Rundschreiben des "Sonderbeauftragten" Hans Hinkel an jüdische Buchhändler (undatiert). BA R56I/144. S. a. Ingrid Belke: In den Katakomben. Jüdische Verlage in Deutschland, 1933-1938. 2. Auflage. Marbach 1985. S. 85.

Kapitel 4: Das

Schriftleitergesetz

93

Reichsangehörigkeit", die "bürgerlichen Ehrenrechte" sowie die "Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter" besitzen. Nach §4 des Reichsbürgergesetzes hatten Juden das Recht auf ein öffentliches Amt verloren. 2 0 Da der Beruf des Schriftleiters nach §1 SLG ein öffentliches Amt darstellte, gab es von 1935 an einen Grund mehr, jüdische Journalisten ihren Beruf nicht mehr uneingeschränkt ausüben zu lassen. 1936 klagte ein jüdischer Journalist, "Volljude", vor dem Bezirksgericht München gegen sein Berufsverbot und bekam - fälschlicherweise - recht mit der Begründung: Dr.B. ist allerdings Volljude und kann deshalb ein öffentliches Amt nicht bekleiden. [...] Gleichwohl liegt hier nicht ein Wegfall der in §5 Ziff.2 Schriftl.Ges. bestimmten Voraussetzung vor. §5 Ziff.2 besagt, daß Schriftleiter nur sein kann, wer die bürgerlichen Ehrenrechte und die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter nicht verloren hat; diese Bestimmung hat nur den Verlust der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter durch strafgerichtliches Urteil im Auge, nicht aber den Verlust dieser Fähigkeit wegen nicht arischer Abstammung.21 Der Pressegerichtshof revidierte das Urteil am 15. März 1937. Er sah es als "begründet" an, daß der "Beschwerdeführer" aus der Liste der Schriftleiter gestrichen worden war, auch ohne daß nach "§5 Ziffer 2 des Schriftleitergesetzes die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter durch strafgerichtliche Entscheidung erfolgt sein müsse". 2 2 Mitglied in der NSDAP mußte man nicht sein, um in die RPK aufgenommen zu werden. Der Anwärter mußte "arischer Abstammung" (§5, Nr. 3 SLG) und er durfte "nicht mit einer Person von nichtarischer Abstammung verheiratet" sein (§5,3 SLG). Als Nachweis für die arische Abstammung waren die Tauf- oder Geburtsurkunden des Antragstellers, seiner Eltern und der Großeltern beizubringen. 23

20 21 22

23

Nürnberger Gesetze, RGBl. 1935 I. S. 1333f. Zit. In: "Zeitungswissenschaft", Nr. 10. Berlin Oktober 1936. R.Beschw.3/37. BA R103/Aktenband 2. S.a. "Zeitungswissenschaft", Nr. 1. Berlin Januar 1937. Vgl. Pressehandbuch (1938, 14). In Österreich hatte nach dem "Anschluß" §5,3 SLG eine leicht abgeänderte Form. Schriftleiter konnte nach "Einführung des Schriftleitergesetzes im Lande Oesterreich" (14. Juni 1938) nur sein, wer "deutschen oder artverwandten Blutes ist und, wenn er verheiratet ist, einen Ehegatten deutschen oder artverwandten Blutes hat." RGBl. 1938 I. S. 629.

94

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Fehlte der Nachweis der "arischen" Abstammung, konnte der Landesverband den Antrag auf Mitgliedschaft ablehnen, "wenn keine der Ausnahmebestimmungen, insbes. §16 D u r c h f V O . , einschlägt." 2 4

4.5.1

Die Zulieferer

Nach §4 SLG unterlagen dem SLG auch "Unternehmen", die "zur Belieferung von Zeitungen mit geistigem Inhalt" beitrugen. Juden waren daher auch in Nachrichtenbüros nicht mehr geduldet. In eine Gesetzeslücke fielen "Arier", die die jüdische Presse belieferten oder für sie arbeiteten. Es gab sie, wie Karteikarten, die Hans Hinkel 1937/38 von den in der jüdischen Presse tätigen Menschen anlegen ließ, beweisen. 2 5 Vor nationalsozialistischem Publikum mußte Hans Hinkel über diesen

Zustand

schweigen.

"Selbstverständlich

wurden

bei

all

diesen

[jüdischen, K . D . ] Zeitungen [...] und Zeitschriften und ihren Verlagen nur Juden beschäftigt," erzählte er ihm. 2 6

4.5.2

Die Ausnahmen

Aussicht auf Befreiung "vom Erfordernis der arischen Abstammung" hatten nach §16 DV des SLG: a. Personen, die an der Front für das Deutsche Reich oder für seine Verbündeten gekämpft haben oder deren Väter oder Söhne im Weltkrieg gefallen sind; die Vorschriften der Durchführungsverordnung zu dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums finden entsprechende Anwendung. 27 b. Personen, die den Schriftleiterberuf an einer jüdischen Zeitung ausüben wollen; ihnen wird jedoch die Befreiung unter Beschränkung auf die Tätigkeit an solchen Zeitungen erteilt werden. Im übrigen sollen die Leiter der Landesverbände Anträge auf Befreiung vom Erfordernis der arischen Abstammung nur in besonderen Fällen und nur für bestimmte Zweige der Tätigkeit eines Schriftleiters befürworten. Robert Weltsch, Schriftleiter der "Jüdischen Rundschau", erhielt aufgrund §16 b Satz 1 am 5. Oktober 1934 einen positiven Bescheid der RPK:

24 25 26 27

Schmidt-Leonhardt, Gast (1934, 70). BA R56I/142 (die Karteikarten der Familiennamen "A-G" gingen verloren). Hans Hinkel (Hrsg.): Judenviertel Europas. Berlin 1939. S. 13. Am 17. Januar 1935 strich Joseph Goebbels die Privilegien jüdischer Kriegsteilnehmer.

Kapitel 4: Das

Schriftleitergesetz

95

Sehr geehrter Herr Kollege! Mit Zustimmung des Ministers für Volksaufklärung und Propaganda hat Sie der Leiter des Reichsverbandes von dem Erfordernis des Para. 5, Abs.l und 3 des Schriftleitergesetzes unter Beschränkung Ihrer Tätigkeit auf jüdische Zeitungen befreit. Ihrem zuständigen Landesverband ist von der Tatsache Mitteilung gemacht worden, von dem Sie alles weitere über Ihre Rechte und Pflichten erfahren werden. 28 Am 19. März 1934 hatte der folgende Brief vom "Reichsverband der deutschen Presse" die Journalistin Margarete Edelheim (später Margarete T. Edelheim-Mühsam) erreicht: Mit Zustimmung des Herrn Minister für Volksaufklärung und Propaganda hat Sie der Leiter des Reichs Verbandes vom Erfordernis des §5,3 des Schriftleitergesetzes befreit mit der Massgabe, dass die Ausübung des Schriftleiterberufs für Sie auf jüdische Zeitungen bzw. Zeitschriften beschränkt bleibt. 29 §16 b Satz 2 spricht die Möglichkeit jüdischer Journalisten an, auch außerhalb der jüdischen Presse tätig zu sein. In der Praxis kam das äußerst selten vor. Wenn, dann war es am ehesten der Handelsteil einer Zeitung, für den ein jüdischer Journalist weiter schreiben durfte. 3 0 Bekam er tatsächlich die Sondererlaubnis, für die nichtjüdische Presse zu arbeiten, herrschte Unklarheit darüber, "ob nichtarische Schriftleiter, die in die Berufsliste eingetragen sind, damit das Recht haben, Funktionen auszuüben, die bestimmte Zulassungsbestätigungen zur Voraussetzung haben (z.B. Reichstag, Börse)". Der "Reichsverband der deutschen Presse" hielt das für die Sache der "die Zulassung gewährenden Institutionen". 31 Wilhelm Weiß, Leiter der "Reichsvereinigung der deutschen Presse", mißfiel, daß es jüdischen Journalisten nicht ohne jede Ausnahme verboten war, für die nichtjüdische Presse zu schreiben. 1935 erklärte er auf einer Arbeitstagung des "Reichsverbandes der deutschen Presse": Der §9 des Schriftleitergesetzes, der bekanntlich die Befreiungsmöglichkeit für Nichtarier in bestimmten Fällen vorsieht, ist keine Mußvorschrift, sondern eine Kannvorschrift. Es ist daher in erster Linie die Bedürfnisfrage zu berücksichtigen. Und da muß in aller Deutlichkeit erklärt werden, daß heute nahezu drei Jahre nach der Machtübernahme, ein Bedürfnis zur Beschäftigung nichtarischer Schriftleiter grundsätzlich nicht mehr anerkannt werden kann. 32

28 29 30

31 32

Central Zionist Archives. Jerusalem. A167. LBI. New York. Collection Margarete Edelheim. AR-CZ. 173. 720. S. §16 des SLG, Fßn. 5: "Ein Zweig, für den die Bewilligung einer Ausnahme in Frage kommt, ist der Handelsteil." Rundschreiben Nr. 12. Berlin 11. Mai 1935. BA R103/1. Zit. in: "Deutsche Presse". Organ des Reichsverbands der deutschen Presse. Berlin 14. Dezember 1935.

96

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

4.5.3

Wer ist ein "Jude"?

Das SLG verwies, was "Abstammungsfragen" anbelangte, auf das Beamtengesetz. 33 Für das wiederum galten die Richtlinien des Reichsministers des Innern. 34 Der hatte 1933 festgelegt: Als nichtarisch gilt, wer von nichtarischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nichtarisch ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn ein Elternteil oder Großelternteil der jüdischen Religion angehört hat. [...] Der Nachweis ist durch Vorlegung von Urkunden (Geburtsurkunde, Heiratsurkunde der Eltern) zu erbringen. Ist die arische Abstammung zweifelhaft, 3 5 so ist ein Gutachten des beim Reichsminister des Innern bestellten Sachverständigen für Rasseforschung einzuholen. 3 6

Noch 1936 forderte Joseph Goebbels die Landesverbände der RPK auf, ihn nicht weiter mit Anfragen zu "Mischlinge[n] mit höchstens einem jüdischen Großelternteil"37 zu belästigen. 38 In Zukunft sollten diese Fälle auch gegen 33

34 35

36 37

38

§6 SLG: "Auf das Erfordernis der arischen Abstammung und der arischen Ehe finden §la des Reichsbeamtengesetzes und die zu seiner Durchführung ergangenen Bestimmungen Anwendung." §la,3. Gesetz vom 30. Juni 1933. RGBl. 1933 I. S. 433. Als zweifelhaft galt die arische Abstammung insbesondere, wenn die "Stammeszugehörigkeit" der Großeltern nicht einwandfrei festgestellt werden konnte und daher auf die Urgroßeltern zurückgegriffen wurde. War ein Urgroßelternpaar jüdischer Abkunft, galt auch der diesem Urgroßelternpaar abstammende Großelternteil als nichtarisch. Wenn dagegen von den acht Urgroßeltern zwei nicht miteinander verheiratete Personen Nichtarier waren, galt der Urenkel als arisch. Bei mehreren, wenn auch nicht miteinander verheirateten Urgroßelternteilen nichtarischer Abkunft war das Gutachten des "Rassesachverständigen" einzuholen. S. RGBl. 1933 1. S. 575. ebd. "Ich ersuche, Gesuche um Befreiung von der arischen Abstammung und der arischen Ehe, sofern es sich dabei um Mischlinge mit höchstens einem jüdischen Großelternteil handelt, in Zukunft nicht mehr vorzulegen. Derartige Gesuche werden hiermit, vorausgesetzt, dass sie auch den sonstigen Erfordernissen entsprechen und keine politischen und persönlichen Bedenken vorliegen, allgemein genehmigt." Zit. n. Rundschreiben des "Reichsverbandes der deutschen Presse". Berlin 20. Juli 1936. [Hervorhebung im Original] BA R103/2. Ergänzungen des "Reichsbürgergesetz" vom 15. September 1934 legten den Unterschied zwischen "Juden", "Mischlingen ersten Grades" und "Mischlingen zweiten Grades" fest. "Jude" war, wer drei "reinrassige" jüdische Großelternteile hatte, der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte oder mit einem "Juden" verheiratet war (die Kinder aus dieser Ehe waren ebenfalls "Juden"). Ein "Mischling ersten Grades" war, wer zwei jüdische Großelternteile hatte, selbst aber kein "Jude" war.

Kapitel 4: Das

Schriftleitergesetz

97

die Vorschrift des Reichsinnenministers "Genehmigung" erhalten. Offensichtlich mußte Joseph Goebbels vor der Menge der Anfragen kapitulieren.

4.6

Die Berufsgerichte "Zur Beseitigung unlauterer Elemente."

Die Berufsgerichte der Presse hatten die Aufgabe, den Berufsstand (und nicht den einzelnen Berufstätigen) in nationalsozialistischem Sinne zu schützen (§27 SLG). Erstrangiges Ziel war die "Reinhaltung des Schriftleiterberufes", d.h. die Gerichte sorgten für die Beseitigung "unlauterer Elemente in den eigenen Reihen". 39 Jüdische Journalisten konnten von den Berufsgerichten keine Hilfe erhoffen. Die Gerichte schalteten sich ein, wenn die RPK einen Antragsteller abgelehnt und dieser innerhalb von vier Wochen gegen die Ablehnung beim Berufsgericht geklagt hatte (§10 SLG). Das Berufsgericht schwieg, wenn Joseph Goebbels es sich vorbehielt, selbst zu entscheiden. 40 Erfolgten Ablehnung oder Streichung eines Mitglieds auf Joseph Goebbels Geheiß, war es ausgeschlossen, das Berufsgericht anzurufen. Joseph Goebbels mußte das, was er getan hatte, vor niemandem begründen (§10 SLG in Verbindung mit §8 SLG).

39

40

Ein "Mischling zweiten Grades" war, wer ein jüdisches Großelternteil hatte, selbst aber kein "Jude" war. Schmidt-Leonhardt, Gast (1934, 137). S.a. §19 DV des SLG: "Die Eignung zum Schriftleiterberuf [...] besitzen solche Personen nicht: [...], die sich in ihrer beruflichen oder politischen Betätigung als Schädlinge an Staat und Volk erwiesen haben." "Unabhängig von dem Verfahren vor den Berufsgerichten kann der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda die Löschung eines Schriftleiters in der Berufsliste verfügen, wenn er es aus dringenden Gründen des öffentlichen Wohls für erforderlich hält" (§35 SLG).

98

Teil Η: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

4.7

Die fehlende Statistik der entlassenen jüdischen Journalisten "Einer von ihnen war Lutz Weltmann."

Wie viele jüdische Journalisten aufgrund des SLG gezwungen waren, ihre Arbeit aufzugeben, wie viele von ihnen bei der jüdischen Presse unterkamen, wie viele bei der nichtjüdischen, darüber gibt es keine Zahlen. Zwar existiert ein Rundschreiben des "Reichsverbandes der deutschen Presse" an "die Herren Geschäftsführer der Landesverbände im 'Reichsverband der deutschen Presse'" mit der Aufforderung, "bis zum 8. November [1934, K.D.] spätestens folgende Fragen zu beantworten: 1. Wieviele jüdische Schriftleiter wurden von den Landesverbänden abgelehnt? 2. Wieviele marxistische Schriftleiter sind in die Berufsliste der Schriftleiter nicht aufgenommen worden? 3. Wieviele Juden sind bis heute als Schriftleiter zugelassen worden bzw. für wieviele läuft ein Befreiungsantrag? 4. Wieviele Juden sind heute noch an Tageszeitungen tätig? 4 1

Die Antworten aber fehlen. Auch Volker Dahm konnte sich in seiner Arbeit zum jüdischen Buch zu dieser Frage nur vorsichtig äußern: "Es wurde geschätzt, daß durch dieses Gesetz 1 300 'jüdische und marxistische' Journalisten aus ihrem Beruf verdrängt wurden." 4 2 Wahrscheinlich hat Volker Dahm diese Zahl einer Aussage Wilhelm Weiß' (Chef des "Reichsverbandes der Deutschen Presse") entnommen, der behauptet hatte, die deutsche Presse sei 1934 "von mindestens 1 300 jüdischen und marxistischen Journalisten befreit" worden. 4 3 Die Zahl aller aus der RKK verstoßenen jüdischen Journalisten lag aber sicherlich höher. Sehr ungenau sind die Angaben einer Statistik vom 16. Juni 1933 (Tag der Zählung), die die nationalsozialistische Regierung erstellen ließ. Ihr zufolge gab es zu diesem Zeitpunkt 872 jüdische Schriftleiter und Schriftsteller im Hauptberuf, obgleich allein 2 000 jüdische Schriftsteller (im Hauptund Nebenberuf) Aufnahmeanträge an den " Reichsverband Deutscher Schriftsteller" gestellt hatten. 44 41

42 43

44

Rundschreiben Nr. 18. Berlin 2. November 1934. BA R103/1. Dahm (1979, Spalte 59). Zit. in: Walter Hagemann (Hrsg.): Die soziale Lage des deutschen Journalistenstandes, insbesondere ihre Entwicklung seit 1945. o.O. 1956. S. 30. Vgl. Esra Bennathan: Die demographische und wirtschaftliche Struktur der Juden. In: Werner E. Mosse (Hrsg.): Entscheidungsjahr 1932. Zur Judenfrage in der Endphase der Weimarer Republik. Tübingen 1965. S. 87-131. Hier: S. 112.

Kapitel 4: Das Schriftleitergesetz

99

Das "Statistische Jahrbuch" von 1932 lieferte die folgenden Daten: Von 740 "Redakteuren" ("Eigentümer u. Direktoren") seien 41 Juden (5,54 Prozent), von 3 475 Redakteuren ("Angestellte u. Beamte") 192 Juden (5,52 Prozent) gewesen. 4 5 Von "etwa" 1 200 "jüdischen Redakteuren und Schriftstellern [ . . . ] , die mit verschwindenden Ausnahmen sämtlich ihre Position verloren haben", berichtete als Zeitgenosse Friedrich S. Brodnitz , 4 6 Noch schwieriger ist es herauszubekommen, wie viele jüdische Journalisten nach dem 30. Januar 1933, aber vor Inkrafttreten des SLG ihre Schreibtätigkeit bei nichtjüdischen Zeitungen beendet haben. Ein Briefwechsel zwischen dem Journalisten Lutz Weltmann und dem Leiter des "Kulturbundes Deutscher Juden" Kurt Singer dokumentiert die Wirren dieser Zeit dazwischen. 4 7 Im August 1933 wurde dem "jüdischen Mitarbeiter" Lutz Weltmann bei der "Berliner Volkszeitung" gekündigt. Hilfesuchend wandte er sich am 20. August 1933 an Kurt Singer: Ich erhielt gestern ohne Begründung und Befristung die Kündigung meiner Mitarbeiterschaft an der "Berliner Volkszeitung", an der ich seit fünf Jahren vornehmlich als Theaterkritiker tätig bin. Ich suchte den Chefredakteur, Herrn Franz Wynands, auf, um den Grund zu erfahren ("Nichtariertum" oder "vorsorglich" wegen der Mosse=Krise 48 ) und bekam zu meinem grossen Erstaunen den Bescheid - erst "vertraulich", dann im Verlauf der Debatte vor Zeugen - , die Kündigung hätte mit meinem Judentum nichts zu tun, aber mit meiner Unterzeichnung des Aufrufs des "Kulturbunds"49 hätte ich der Zeitung einen solchen Affront zugefügt, dass er sich von solchen Mitarbeitern distanzieren müsse. Ich hätte dazu keinen Grund gehabt, an der Volkszeitung hätte man noch keinem Juden ein Haar gekrümmt und jüdische Mitarbeiter weiter schreiben lassen, nur nicht über Veranstaltungen, über die sie aus Taktgründen selber vorzögen, nicht zu schreiben.50 [...] Diese Kündigung ist für mich und

45

46

47 48

49

50

S.a. Bovert (1965, 294ff). Zit. in: Die Lage der Juden in Deutschland 1933. Das Schwarzbuch - Tatsachen und Dokumente. Comit6 des D616gation Juives (Hrsg.). Paris 1934. Wiederaufgelegt in Berlin 1983. Hier: S. 84. Friedrich S. Brodnitz: Ein Jahr Hilfe und Aufbau. Zentralausschuß der Deutschen Juden für Hilfe und Aufbau (Hrsg.). Berlin-Charlottenburg 1934. S. 24. WL. Tel Aviv. KB 575 III. Wahrscheinlich meinte Lutz Weltmann mit dieser Bemerkung die Ankündigung Joseph Goebbels', den Mosse-Verlag vom "Reich" aufkaufen zu lassen. Vgl. Bovert (1965, 235). Der Wortlaut des Aufrufs ist mir nicht bekannt. Bei den Anfangsveranstaltungen des Kulturbunds wirkte Lutz Weltmann als Vortragender mit. Tatsächlich erinnerte sich Margret Bovert an Franz Wynands als an einen loyalen Menschen - immer in SS-Uniform zwar der sich auch für "belastete" Mitarbeiter bei den Machthabern einsetzte.

100

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

meine alten, kranken Eltern, deren Erhalt mir obliegt, ein besonders harter Schlag, weil mir mit dieser letzten kleinen einigermaßen regelmäßigen Einnahme das äusserste schmale Stückchen Boden einer literarischen Existenz entzogen wird. Vom Psychischen will ich gar nicht erst reden... Kurt Singer fühlte sich für Lutz Weltmann verantwortlich, schrieb umgehend an Staatskommissar Hans Hinkel, 5 1 den er daran erinnerte, daß "Ihr Herr Stehr" 52 bei einer Besprechung die Möglichkeit verneint habe, daß ein jüdischer Künstler, der beim Kulturbund mitarbeitet, dadurch Schwierigkeiten bekommen könnte, bei anderen Unternehmungen weiter beschäftigt zu werden. 5 3 Viel Zeit blieben Hans Hinkel und Franz Wynands nicht, über den "Fall" Lutz Weltmann nachzudenken. Bereits im Oktober wurde das SLG verkündet, danach wußte Lutz Weltmann, daß er die Entscheidung hinnehmen mußte, er neue Schreibarbeit nur bei jüdischen Zeitungen finden konnte. Bereits am 11. Oktober 1933 kann man im "Israelitischen Familienblatt" eine wichtige Theaterkritik Lutz Weltmanns zur ersten Premiere des Kulturbund-Theaters finden. Lessings "Nathan" wurde gegeben , 5 4

51 52 53 54

Franz Wynands betreute Margret Bovert während ihrer Volontärszeit beim "Berliner Tageblatt". Bovert (1965, 90 und 177). S. Kapitel 5. Zuarbeiter Hans Hinkeis. Schreiben vom 22. August 1933 (Berlin). "Israelitisches Familienblatt", Nr. 41. Hamburg 11. Oktober 1933. Über die "vorzeitige" Kündigung von zwei Fachjournalisten - ebenfalls im August berichtet auch Hazel Rosenstrauch. Rosenstrauch (1991, 84).

5

Hans Hinkel - eine Annäherung

Dem "alten Kämpfer" Hans Hinkel war kein Glück beschieden. Seine nationalsozialistischen Vorgesetzten nahmen ihn nicht wichtig, behandelten ihn despektierlich, besonders Joseph Goebbels. Hoffnungslos dem Nationalsozialismus verfallen, fand Hans Hinkel keine Ruhe. Er war erfolgreich ohne Gewinn. Je höher er auf der Karriereleiter stieg, um so entbehrlicher wurde er. Sein Ressort waren die "Juden", die jeden störten, um deren Kultur er sich aber kümmerte. Ohne Juden kein "Referat Hinkel". Die Aufgabe, die er erledigte, brachte ihm Verachtung ein, wie er sie erledigte, auch. Joseph Goebbels notierte in seinen Tagebüchern 1 : Hinkel arbeitet gut, aber er ist persönlich nicht zuverlässig. 2 Hinkel wird untragbar. Intrigiert wie ein Italiener. 3 Hinkel arbeitet nicht zuverlässig. Man kann ihm kaum trauen. Ein Windmacher. Ich werde ihm etwas mehr auf die Finger schauen. 4 Hinkel ist nun auch glücklich, daß er nun die Arisierung der Kulturunternehmen durchführen kann. Nun soll er aber auch Ruhe geben und keinen Blödsinn mehr. 5 Eine Biographie der "groteske[n] Figur"6 Hans Hinkel steht noch aus. Der mit Komplexen befrachtete Mensch scheint nicht zu interessieren, ungeachtet seiner Macht. Hinzu kommt die zweifelhafte Genugtuung darüber, daß es sich bei Hans Hinkel um einen unglücklichen Nationalsozialisten handelt. Seine Verurteilung ist kein Bedürfnis. 7 Wie im Dritten Reich, so heute: Hans

1

2 3 4 5 6 7

Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente. Elke Fröhlich (Hrsg.), Band 2 und 3. München 1987. 8. September 1935 (Band 2, 511) 23. September 1935 (Band 2, 517) 26. Juni 1936 (Band 2, 633) 25. Dezember 1937 (Band 3, 382) WL. Tel Aviv. Akte "Hinkel" - Einfiihrungsblatt ohne Autor. 1952 wurde Hans Hinkel nach seiner Rückkehr aus polnischer Kriegsgefangenschaft vom Hildesheimer Entnazifizierungs-Hauptausschuß in die "Gruppe IV", d.h. als "Minderbelasteter", eingestuft. Minderbelastet war nach dem "Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus", "wer an sich zur Gruppe der Belasteten gehört, jedoch wegen besonderer Umstände einer milderen Beurteilung würdig er-

102

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Hinkel wird nicht wichtig genommen. Er wird verachtet, nicht beachtet. Die ihm beigemessene Bedeutung wächst mit dem Interesse am jüdischen Überlebenskampf. 8

5.1

Kindheit und Jugend

Als Kind protestantischer Eltern wurde Hans Hinkel 1901 in Worms geboren. Im Elternhaus gab es keine Geldsorgen, der Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann. 9 Hans Hinkel wohnte nicht weit entfernt v o m jüdischen Viertel der Stadt, einem der ältesten Deutschlands, hatte früh Kontakt mit dessen Bewohnern, die ihm, wie er später schrieb, zwar freundlich, aber mit "Herablassung" begegnet s e i e n . 1 0 Während seiner Schulzeit, dann auch an der Universität, manifestierte sich seine Abneigung: Seit Hinkel als Schüler sich den drei Besten seiner Klasse, die sämtlich Juden waren, unterlegen fühlte, stand er zum Judentum in einer Haß-Liebe-Beziehung. [...], fühlte er sich ungemein von allem von Juden Geschaffenen angezogen, aber aus einem Minderwertigkeitsgefühl - es war ihm auf der Universität niemals gelungen, ein Examen zu machen - reagierte er sich mit Haß ab. 1 1 Zu jung, um als Soldat im Ersten Weltkrieg zu kämpfen, zeigte er sich bitter enttäuscht über die deutsche Niederlage, empfand sie als eine "politische

8

9 10

11

scheint und nach seiner Persönlichkeit erwarten läßt, daß er nach Bewährung in einer Probezeit seine Pflichten als Bürger eines friedlichen demokratischen Staates erfüllen wird." Die Bewährungsfrist für "Minderbelastete" betrug mindestens zwei und höchstens drei Jahre. Vgl. "Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946". Stuttgart 1946. S. 7-17. Wie die Zeitung "Die Welt" berichtete, legte Hans Hinkel "eidesstattliche Aussagen bekannter Künstler vor, unter denen sich auch Juden befanden. Hinkel soll Leben und Existenz mehrerer Juden und Gegner der NSDAP gerettet haben." "Die Welt". Hamburg 29. März 1952. "It is, therefore, with some degree of ironic justice that the rediscovery of Hans Hinkel's role in history comes as the result of recent endeavours to reconstruct and understand the lives of his Jewish victims." Alan E. Steinweis: Hans Hinkel and German Jewry, 1933-1941. In: LBI Year Book XXXVIII. London 1993. S. 209-219. Hier: S. 219. S. Hinkel (1938, l l f ) . ebd. (13ff). In seinen Memoiren nannte er Juden "ewige Parasiten" und "heimatlose Meister im Lügen" (S. 33). Herbert Freeden: Jüdisches Theater in Nazideutschland. Frankfurt a. Main/Berlin/Wien 1985. S. 40f.

Kapitel 5: Hans Hinket - eine Annäherung

103

Schmach des Dolchstoßes", als "Verschacherung von Wehr und Ehre" zum Zwecke der "Auslieferung der deutschen Arbeit und ihrer Träger an die jüdisch = internationalen Geldmächte". 1 2

5.2

Der Nationalsozialist "Ein alter Kämpfer und Freund der Schönen Künste zuständig für die Entjudung des kulturellen Lebens."

Gerade 20 Jahre alt, schloß sich Hans Hinkel der nationalsozialistischen Bewegung an. Als Mitglied des "Bund Oberland Freikorps" war er 1923 mit dabei beim Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle. Hans Hinkel gehörte zu den "alten Kämpfern" und trug die Parteinummer 287. Ohne Ausbildung suchte und fand er Betätigung im Bereich der nationalsozialistischen Presse. Er gründete zusammen mit den Gebrüdern Gregor und Otto Strasser den nationalsozialistischen "Kampf-Verlag", 1 3 wurde 1930 Mitglied des Reichstags sowie der Redaktion des "Völkischen Beobachters", im gleichen Jahr Pressechef der NSDAP, "Gau Berlin". Nach dem Bruch zwischen Otto Strasser und Adolf Hitler wandte sich Hans Hinkel nicht der Opposition, sondern Joseph Goebbels zu. Jetzt schrieb er für dessen "Angriff". Hans Hinkel war in Berlin angekommen, dem besten Ausgangspunkt für eine nationalsozialistische Karriere. Neben der Pressearbeit widmete er sich nationalsozialistischem Kulturschaffen und der "Entjudung" des öffentlichen Kulturlebens. Er gründete in Berlin den "Kampfbund für deutsche Kultur" und gab dessen Organ "Deutsche Kultur-Wacht" heraus. Gleich mit Beginn des neuen Regimes ernannte Bernhard Rust, Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Preußen, Hans Hinkel zum "Staatskommissar z.b.V." 1 4 . Hinter der Amtsbezeichnung "zur besonderen Verwendung" verbarg sich der Auftrag Hans Hinkeis, die "Entjudung" des kulturellen Lebens voranzutreiben. Er wurde Präsident der "Gesellschaft für

12 13

14

Hinkel (1938, 33). Nach Abspaltung der "Strasser-Gruppe" löste Adolf Hitler 1930 den Verlag auf. S. dazu: Peter Stein: Die NS-Gaupresse 1925-1933. Forschungsbericht - Quellenkritik - neue Bestandsaufnahme. München 1987. S. 62ff. "[...] eine der ersten Planstellen zur Sonderbehandlung von Juden im Dritten Reich." Eike Geisel: Das Büro Hinkel. In: Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Akademie der Künste (Hrsg.). Berlin 1992. S. 298.

104

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Deutsche Kultur" und übernahm die "Organisation zur Erfassung der Bühnen", eine Schaltstelle für Personalpolitik im Theaterbereich. 1 5

5.3

Das Büro Hinkel "Der Nazi Hans Hinkel muß am Fortbestand interessiert

5.3.1

der jüdischen

Kultur

sein."

Der "Jüdische Kulturbund"

Als gleich nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten Arbeitgeber begannen, jüdische Künstler auf die Straße zu setzen, dachten der Regisseur Kurt Baumann

und der Mediziner und Musiker Kurt Singer über eine Selbsthil-

feorganisation für jüdische Künstler nach. Ein jüdisches Theater sollte es sein, für Juden von Juden. Kurt Singer erinnerte sich: In den Tagen, da wir Juden mit schwerer Einbuße unserer bisherigen Arbeitsfreizügigkeit rechnen mußten, Anfang April, kam der junge Regisseur Kurt Baumann mit einem Organisationsplan zur Gründung eines Theaters und einer Mitgliederorganisation zu mir. Ich hatte einen ähnlichen Plan ausgearbeitet und überreichte beide zur Prüfung Herrn Rabbiner Dr.Baeck. Mit der Befürwortung durch ihn zog ich zu ersten Besprechungen fuhrende Männer jüdischer Organisationen heran. 1 6 Ein Berichterstatter des "Reichsverbandes Jüdischer Kulturbünde" hielt fest: Als im Frühjahr 1933 infolge der Ariergesetzgebung die jüdischen Geistesarbeiter und Künstler in Deutschland aus ihren früheren Tätigkeitsgebieten ausgeschlossen wurden, ergab sich die Notwendigkeit, sowohl in sozialer Hinsicht die Existenzgrundlagen der von der Gesetzgebung Betroffenen zu erhalten, als auch den Juden in Deutschland ein kulturelles Zentrum zu schaffen. 1 7

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"So influential had Hinkel become in these early months of the Nazi regime, that one Nazi activist observed that Hinkel was the de facto Minister of Culture in Prussia." Steinweis (1993, 211). "C.V.-Zeitung", Nr. 37. Berlin 28. September 1933. S.a. Lilli Striemer-Eisenstädt: Die Mitgliederorganisation des Kulturbundes 1933 1938. ο.Ο. 1958. YW. Jerusalem. 01/240. Bericht der jüdischen Leitung des "Reichsverbands Jüdischer Kulturbünde" über die Entwicklung des Jüdischen Kulturbunds Berlin und den Reichsverband der Jüdischen Kulturbünde in Deutschland. Abschrift vom 17. August 1935. WL. Tel Aviv. 575 Kulturbund.

105

Kapitel 5: Hans Hinkel - eine Annäherung U m eine Genehmigung einzuholen,

w a n d t e n sich Kurt S i n g e r und

Kurt

Baumann mit konkreten V o r s c h l ä g e n an v e r s c h i e d e n e B e h ö r d e n . Ihre A n f r a g e landete bei der Gestapo, d i e leitete sie weiter an Joseph G o e b b e l s , übertrug sie an Hans H i n k e l , und der schließlich erteilte a m 16. Juni

der 1933

G e n e h m i g u n g mit d e n f o l g e n d e n A u f l a g e n : 1. Nur jüdisches Publikum, 2. Nur jüdische Künstler, 3. Nur jüdisches Verwaltungs- und gewerbliches Personal, 4. Einführung eines mit einem Lichtbild versehenen Mitgliedausweises, genaue Kartei, 5. Vorlage aller Spielfolgen und Texte zur Genehmigung, 6. Berichterstattung und Propaganda ausschliesslich nur durch die jüdische Presse (Vorzensur). 1 8 Hans Hinkel g e f i e l d i e Idee. D a s P r o b l e m mit d e n arbeitslosen j ü d i s c h e n Künstlern s c h i e n auf einmal lösbar, z u d e m konnte e i n e j ü d i s c h e Kulturorganisation zur Beruhigung d e s Auslands nützlich sein. P e r s ö n l i c h konnte er für seine Machtstellung e i n e n A u f g a b e n b e r e i c h g u t g e b r a u c h e n ,

der

ihm

auch dann n o c h Einfluß garantierte, w e n n d i e "Entjudung" der RKK irgendw a n n einmal erledigt sein sollte. V o n jetzt an mußte sich Hans H i n k e l aus e i g e n e m Interesse für den Fortbestand der j ü d i s c h e n Kultur e i n s e t z e n . 1 9 Für dieses E n g a g e m e n t Beifall z u ernten, war nicht e b e n e i n f a c h . Hans H i n k e l 18

19

WL. Tel Aviv. 575 Kulturbund. S. a. "Jüdische Rundschau", Nr. 38/39. Berlin 14. Mai 1937. Alle Publikationen des "Kulturbunds" wurden, im Gegensatz zur allgemeinen jüdischen Presse, vorzensiert. "Bei einem Verbot des jüdischen Kulturlebens wäre die Abteilung Hinkel selbst überflüssig geworden. Infolgedessen war die Abteilung gewissermassen ein Schutz für die Fortführung der Kulturabteilung und setzte sich in diesem Sinne gegenüber andersartigen Kräften im Ministerium schon im eigenen Interesse ein. Auch die schnelle Aufhebung der Zeitungsverbote durch die Gestapo ist mit Hilfe der Abteilung Hinkel erfolgt." Kurt Jakob Ball-Kaduri: Bericht von Kurt Loewenstein. Tel Aviv 1956. YW. Jerusalem. 01/133. "Aber über die jüdische Kultur hielt Hinkel seine Hand. Das war sein Ehrgeiz. Das war seine Provinz. Und er führte einen gewissen Kampf mit der Gestapo um die jüdische Kultur. Also das sind Dinge, die zwischen Himmel und Hölle schwebten, und das hat sich natürlich in der jüdischen Presse auch niedergeschlagen." Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993. Daß Hans Hinkeis Interesse an jüdischer Kultur nur so lange vorhielt, wie es seiner Karriere nützlich war, zeigte sich, als sich das Ende des "Kulturbunds" anbahnte. Hans Hinkel wandte sich der kulturellen Unterhaltung deutscher Soldaten zu und hielt sich mit zügellos antisemitischen Äußerungen und Aktionen (z.B. einer Vergnügungsfahrt durch das Warschauer Ghetto) nicht mehr zurück. "In contrast to his polite demeanour in the presence of Kulturbund officials in earlier years, Hinkel now seemed determined to emphasize his antisemitic credentials. The one-time 'protector' of the Jews was now viciously ridiculing them on the very eve of their annihilation." Steinweis (1993, 219).

106

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dänen Reich

nannte das die "unpopuläre Note [...] des Gedankens" 20 . Vorsichtig teilte die "Reichstheaterkammer" ihm mit: "Die Genehmigung [...] ist in der Öffentlichkeit nicht ohne Widerstand aufgenommen worden." 2 1 Ohne Zurückhaltung wandte sich ein Herr Lauber an Hans Hinkel und machte seinem Ärger über dessen Entscheidung Luft: "Mit der Zulassung des Jüdischen Kulturbundes haben Sie eine schwere, schwere Verantwortung auf sich genommen. [...] Sie haben ein wunderbares Prinzip durchbrochen, nämlich die Ausschaltung des jüdischen Elements aus der Kunst." 2 2 Und die Gestapo schließlich sah im "Kulturbund" nichts mehr als ein überflüssiges Nest für unerwünschte Minderheiten: Der Kulturbund scheint in Deutschland eine sogenannte Minderheit bilden zu wollen, die [...] die Belange der Juden in Deutschland vertreten soll. Für diese Tatsache spricht, daß im Vorstand des Kulturbundes zwei ehemalige führende Sozialdemokraten sitzen. [...] Außerdem steht der Kulturbund in engster Verbindung mit dem Centraiverein [...] und mit dem UOBB [Unabhängiger Orden B'nai B'rith, brüderlicher Orden zur Hilfe am Nächsten, K.D.]. Eine derartige Vereinigung ist daher vollkommen unerwünscht. 2 3

Hans Hinkel setzte sich über die ablehnenden Stimmen weg. Von Berlin aus breitete sich der "Jüdische Kulturbund" mit eigenen Gründungen über das ganze Reich aus. 1935 gab es mehr als 36 lokale oder regionale "Jüdische Kulturbünde", alle finanziert durch Mitgliederbeiträge. Neben dem Berliner waren der Hamburger Kulturbund und der Kulturbund "Rhein-Ruhr" die wichtigsten und größten. 1933 hatten die Kulturbünde ungefähr 50 000 Mitglieder. In ihrer Hochzeit erreichten sie 70 000 Menschen in 100 Städten (davon 20 000 in Berlin). 24 Von 1938 an sank die Zahl rapide. Die große Auswanderung hatte begonnen. Am 1. Januar 1939 gehörten dem Kulturbund noch 12 055, sechs Monate später noch 7 691 Menschen an. Nach Verkündung der Nürnberger Gesetze wurde die Dachorganisation der Kulturbünde umbenannt in "Reichsverband der Jüdischen Kulturbünde in Deutschland" und dem Propagandaministerium unterstellt. Die Gestapo überwachte seine Tätigkeit. 20 21

22

23

24

"Württembergische Landeszeitung", Nr. 55. Stuttgart 6. März 1933. Brief der "Reichstheaterkammer" an Hans Hinkel vom 3. November 1933 (Berlin). YW. Jerusalem. IM-2558, 2559. Brief "gez. Lauber" an Hans Hinkel vom 1. Oktober 1933 (Luzem). YW. Jerusalem. IM-2558, 2559. Schreiben der Gestapo an den Polizeipräsidenten in Berlin vom 27. Oktober 1933 (Berlin). YW. Jerusalem. IM-2558, 2559. WL. Tel Aviv. 575 Kulturbund.

Kapitel 5: Hans Hinkel - eine Annäherung

107

Beim "Reichsverband" waren 1935 92 Organisationen angemeldet. Er betreute über 2 000 Künstler und Dozenten. 2 5 Den Nationalsozialisten leistete er als Verwaltungsbehörde gute Dienste. 2 6 Er war zu einer "nicht intendierten Form bürokratischer Mithilfe bei der Verfolgung durch den NS-Staat" geworden. 2 7 Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, daß er bis zu seinem Ende als jüdische Selbsthilfeorganisation funktionierte. Kurt Baumann erinnert sich: Wenn immer ich in meinem spaeteren Leben ueber die sechs Jahre, die ich am Juedischen Kulturbund war, nachdenke, bin ich immer wieder ueberzeugt, dass die Gruendung des Juedischen Kulturbundes in Deutschland korrekt und segensreich gewesen ist. [...] die Entwicklung der juedischen Frage in Deutschland und die sogenannte "Endloesung" haetten ihren Gang in derselben Zeitspanne genommen, ob es einen Kulturbund gegeben haette oder nicht. [...] Nach der Katastrophe von 1938 wurde der Kulturbund beinahe so etwas wie eine geistige Untergrundbewegung, die in der Lage war, sogar die Nazis zu erpressen und ihnen in gewissem Sinne die Stirn zu bieten. Durch die Erzwingung der Erlaubnis fuer Filmveranstaltungen waren wir nach 1938 sogar in der Lage, betraechtliche Geldmittel fuer die Auswanderung bereitzustellen. 28 "Das Instrument zur Kulturdrosselung erwuchs zu einem Zentrum des geistigen Widerstandes", schrieb Herbert Freeden: Nicht in der Freiheit des Spiels und Spielens, auch nicht in den Freiheiten des oben zitierten Autolycus lag der Widerstand, nicht einmal darin, der Gemeinheit die Schönheit entgegenzusetzen, dem "tausendjährigen" Reich den ewigen Bereich der Kunst, - sondern in der hartnäckigen Weigerung der deutschen Juden,

25 26

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28

WL. Tel Aviv. 575 Kulturbund. "Die Gründung des Reichsverbandes jüdischer Kulturbünde erfolgt, um sämtliche kulturellen jüdischen Vereinigungen zur leichteren Erfassung und zentralen Überwachung zusammenzufassen." Brief des Politischen Polizeikommandeurs an die Politischen Polizeien der Länder vom 13. August 1935 (Berlin). BA. R58/276. Jörg W. Gronius: Aus der Arbeit II: Spielzeit 1934/35 und 1935/36. In: Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Akademie der Künste (Hrsg.). Berlin 1992. S. 257. Zu einem vergleichbaren Mißbrauch jüdischer Selbsthilfe kam es auch bei der jüdischen Presse: 1939 veröffentlichte das "Jüdische Nachrichtenblatt" eine Statistik, die später, wie Herbert Freeden berichtete, als Unterlage für Deportationen diente. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 75. Berlin 17. September 1939. Vgl. Freeden (1987, 180). Kurt Baumann: Der juedische Kulturbund. In: Ken C. [Kurt, K.D.] Baumann: Memoiren (Auszug), 1977. LBI. New York. Sammlung Baumann. Zit. in: Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941 (1992, 353).

108

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

ihre Bindung mit Europa aufzugeben, ihre geistige Tradition zu verleugnen, sich kulturell herabdrücken zu lassen. 2 9

Der "Reichsverband" unterstand, wie nicht anders zu erwarten, dem auf diesem Gebiet erfahrenen und zum SS-Sturmbannführer aufgestiegenen Hans Hinkel. 3 0 Sein Büro im RMfVuP nannte sich "Sonderreferat Reichskulturwalter Hinkel betr. Überwachung der geistig und kulturell tätigen Juden im deutschen Reichsgebiet", er selbst war der "Sonderbeauftragte für die Überwachung und Beaufsichtigung der Betätigung aller im deutschen Reichsgebiet lebenden nichtarischen Staatsangehörigen auf künstlerischem und geistigem Gebiet". Nach "schrittweiser Standardisierung der Willkür" 31 verkürzte sich der Titel seines Büros 1938 auf die funktionelle Bezeichnung "Abteilung IIA", 3 2 schließlich hieß es nur noch "Beka" ("Besondere Kulturabgaben"). Die Gründung des "Sonderreferats" kommentierte Hans Hinkel so: "Wir wollen dem deutschen Volk seine Hausrechte auf dem so entscheidenden Gebiete des Kulturlebens zurückgeben und nicht dulden, daß Wesensfremdes sein Geistes- und Kulturleben bestimmt. " 3 3 Das jüdische Verlagswesen, der jüdische Buch-, Kunst- und Musikalienhandel und die jüdische Presse befanden sich außerhalb des "Reichsverbands". 34 Sie unterstanden dem Büro Hans Hinkeis direkt. Für die Personen und Unternehmen der jüdischen Presse waren unter der Leitung Hans Hinkeis Walter Owens und Erich Kochanowski zuständig. 35 Die Sonderstellung dieser Abteilungen war ein Vermächtnis der ursprünglich ganz an den Theaterkünsten orientierten Idee des "Kulturbunds". Der jüdischen Presse ermöglichte sie eine Sicht von außen auf den allgegenwärtigen "Reichsverband". Sie wurde nicht von ihm vereinnahmt, konnte sich frei äußern über das, was die "Kulturbünde" zu bieten hatten. Davon gibt die in der jüdischen Presse leidenschaftlich und ausführlich diskutierte Frage, was zur jüdischen Kultur zähle und also dem "Kulturbund" vorbehalten bzw. 29 30

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35

Freeden (1985, 5f). Daneben war Hans Hinkel von Joseph Goebbels Anfang Mai 1935 zu einem der drei Geschäftsführer der RKK mit der Amtsbezeichnung "Reichskulturwalter" ernannt worden. Eike Geisel: Das Büro Hinkel. In: Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Akademie der Künste (Hrsg.). Berlin 1992. S. 298. Der offizielle Aufgabenbereich der Abteilung HA umfaßte: "Politische Beurteilung kulturell tätiger Personen und kulturwirtschaftlicher Unternehmen; Betätigung von Juden auf kulturellem Gebiet". BA. R58/984. "Völkischer Beobachter", Berlin 7. August 1935. Ebenfalls außerhalb standen wegen ihres öffentlich-rechtlichen Charakters jüdische Schulen und Kultusgemeinden. BA. R 58/984.

Kapitel 5: Hans Hinkel - eine Annäherung

109

erlaubt bleibe, beredt Zeugnis. 3 6 An der unabhängigen Stellung versuchte Jahre später noch die letzte jüdische Zeitung im Dritten Reich, das "Jüdische Nachrichtenblatt", festzuhalten, obgleich es vom "Kulturbund" herausgegebenen wurde. 1939 schrieb sein verantwortlicher Redakteur Leo Kreindler: Darauf ist zu sagen, daß die Objektivität und Unabhängigkeit des "Jüdischen Nachrichtenblattes" von keiner Stelle eingeschränkt ist, und daß wir dem Jüdischen Kulturbund mit der gleichen redaktionellen Unabhängigkeit gegenüberstehen wie allen anderen jüdischen Organisationen. Dieses Blatt ist das Blatt der gesamten Judenheit in Deutschland, es ist eine Gemeinschaftseinrichtung. 3 7

Gleichwohl waren alle jüdischen Zeitungen dem "Kulturbund" naturgemäß sehr verbunden.

5.3.2

Die jüdische Presse

Am 15. Juli 1937 richtete Hans Hinkel ein "Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen". 3 8 Auf diesem Weg unterrichtete er die Journalisten von den "grundsätzlichefn] Richtlinien für die Behandlung der Angelegenheiten des jüdischen Pressewesens". Das Schreiben besagte im wesentlichen nichts Neues. 3 9 Hans Hinkel teilte mit, daß vom 1. Oktober 1937 an alle für die jüdische Presse Tätigen in "amtliche Listen" des RMfVuP eingetragen sein müßten. Zuvor sei ein Antrag zu stellen, worauf dem Interessenten ein Fragebogen zukomme. Die Antworten lieferten die Daten für die Listen. 4 0 Wer angenommen wurde, bekam eine Bescheinigung oder einen Ausweis. Vom 1. Oktober 1937 an durften "Personen oder Unternehmen ohne Bescheinigung oder Ausweis des Sonderbeauftragten im jüdischen Pressewesen nicht tätig sein."

36 37 38

39

40

S. dazu: Herbert Freeden: Kulturkontroverse. In: Ders. (1987, 84-108). "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 54. Berlin 7. Juli 1939 BA. R56V/102. Ein zweites Rundschreiben, ebenfalls vom 15. Juli 1937, behandelte den "Devisenbedarf für das jüdische Pressewesen", ein drittes vom 20. Juli 1937 die "Bezieherwerbung für jüdische Presseerzeugnisse". BA R56V/124. 1. Die jüdische Presse untersteht dem Sonderreferat Hans Hinkeis. 2. Die jüdische Presse darf nicht öffentlich angeboten werden. Erhalten blieben von den eingegangenen und erstellten Unterlagen lediglich Teile der "jüdischen Mitarbeiter Kartei" Hans Hinkeis. BA. R56I/142.

110

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Dem Referat Hans Hinkeis mußten gemeldet werden: Neugründungen eines Verlagsbetriebs, jede Umstellung im Herstellungsprozeß, Umstellungen im Anzeigenwesen, Änderungen der Rechtsform, jede Neugründung, wesentliche Umgestaltungen des Text- wie Kopfteils, Zusammenlegungen, Änderungen der Erscheinungszeit und -häufigkeit, neue Bezirksausgaben, neue Beilagen, jede Einstellung. Über die Druckauflage mußte vierteljährlich (15. April, 15. Juli, 15. Oktober, 15. Januar) Meldung erstattet werden mit den Angaben: Druckauflage, Anzahl der Bezieher, Anzahl der Bezieher im Ausland. Bis zum 10. jeden Monats mußte über Umfang und Papierverbrauch Mitteilung gemacht werden. Sämtliche Auslandsmitarbeiter waren ebenfalls monatlich zu melden. Mit diesem Reglement hatte Hans Hinkel eine Art jüdischer Reichspressekammer geschaffen. Die jüdischen Journalisten konnten jetzt endgültig von den Berufslisten der RPK gestrichen werden, ohne daß den Behörden ihre Namen verloren gingen. 4 1 Die amtliche Erfassung mochte den Journalisten das Gefühl von Ordnung, Beständigkeit und Legalität vermittelt haben. Im Grunde aber diente sie der besseren Kontrolle. Darüber hinaus benutzte das "Sonderreferat" jüdische Zeitungen und Zeitschriften als Materialsammlung 42 "gegen das Judentum". Das Lektorat des "Sonderreferats Rkw. [Reichskulturwalter, K.D.] Hinkel" gibt in einem Bericht vom 21. November 1937 Auskunft darüber. Aufgabe der Stelle sei: Überprüfung der in bestimmten Zeitabständen erscheinenden jüdischen Presseerzeugnisse. Neben der Obacht auf politisch bedenkliche Meldungen und Artikel, die in leichteren Fällen zu einer Verwarnung von Redaktion und Verlag führen,

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42

"Durch Erlaß des Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sind die in der Berufsliste der Schriftleiter des Reichsverbandes der deutschen Presse eingetragenen Juden, deren Tätigkeit auf die jüdische Presse beschränkt wurde, in diesen Listen zu löschen und an das Sonderreferat des Reichskulturwalters Hinkel im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zu überweisen." Schreiben des "Reichsverbandes der deutschen Presse" an Robert Weltsch (Berlin Januar 1938). Central Zionist Archives. Jerusalem. Akte Robert Weltsch. A167. "Von jedem jüdischen Presseerzeugnis sind laufend 3 Exemplare dem Sonderbeauftragten zum Zeitpunkt des Erscheinens unaufgefordert zuzusenden." " 1. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen". Berlin 15. Juli 1937. BA. R56I/124. "Die Verleger der jüdischen Presse sind verpflichtet, ein Exemplar aller verlegten Blätter und periodischen Druckschriften spätestens innerhalb einer Woche nach Erscheinen porto- und kostenfrei an die Deutsche Bücherei in Leipzig abzugeben." "8. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen". Berlin 1. April 1938. BA R56I/144.

Kapitel 5: Hans Hinkel - eine Annäherung

111

in schwereren Fällen ein Verbot des Blattes und sonstige Weiterungen zur Folge haben, wird Wert auf schlagwortartige karteimäßige Erfassung allen für den Kampf gegen das Judentum wichtigen Materials gelegt. Das gesamte Material bietet z.B. Stoff a. für Veröffentlichungen des Sonderreferats bzw. des Ministeriums, b. für die Veröffentlichungen des Instituts zum Studium der Judenftagen und c. für Veröffentlichungen des Reichsinstituts für die Geschichte des Neuen Deutschland, Abtlg. Judentum. Von allen irgendwie wichtigen Meldungen der jüdischen Blätter erhält der Minister sofort Kenntnis. Sammelberichte erfolgen von Monat zu Monat an den Herrn Minister. 43 Ebenfalls im Sommer 1937 nahm Hans Hinkel die Themenauswahl in der jüdischen Presse aufs Korn. Er verbot Themen, über die bisher ohne Bedenken berichtet werden durfte. Kritik "in jedweder Form an offiziösen oder offiziellen Massnahmen der polnischen Behörden in der Judenfrage" 44 sowie "an der italienischen Kolonialpolitik" durfte nicht mehr ausgesprochen werden. Beide Verbote spiegelten die Ausrichtung der nationalsozialistischen Außenpolitik wider: Seit Oktober 1936 bildeten das Deutsche Reich und Italien die Achse Berlin-Rom. Im November 1937 sprach Adolf Hitler "offen" über seine kriegerischen Absichten ("Hoßbach-Protokoll"). Damit sich die jüdische Presse auf eine härtere Gangart einstellte, untersagte ihr Hans Hinkel außerdem, nichtjüdische Zeitungen zu zitieren. Diesem Verbot ging möglicherweise der "Fall Neuländer" voraus. Herbert Freeden berichtete: 45 Fritz Neuländer, vom Jüdischen Gemeindeblatt Köln 46 , wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, und sein Blatt für einige Zeit verboten, weil er einem Zitat aus einer Nazi-Zeitung seinen eigenen Kommentar hinzugefügt hatte. Von da an - 1937 - durften Zitate aus deutschen Zeitungen nur mehr ohne Kommentar gebracht werden, und ab 1938 war es überhaupt nicht mehr gestattet, deutsche Zeitungen zu zitieren. 47 Zwar schied Fritz Neuländer (auch: Neulaender) im August 1937 als Schriftleiter des Gemeindeblatts aus, was Herbert Freedens Behauptung bestätigen würde, ein dreiwöchiges Verbot seiner Zeitung und eine mehrmonatige Haftstrafe des Schriftleiters lagen allerdings bereits zwei Jahre zurück:

43

44 45

46

47

Zit. in: E. G. L. [Ernst G. Lowenthal]: "Sonderreferat RkW Hinkel". In: "Der Weg. Zeitschrift für Fragen des Judentums." Berlin 25. April 1952. In Polen lebten 1937 ein Drittel der Juden Europas. S.a. Arno Herzberg: Last Days of the German Jewish Press. In: "Contemporary Jewish record". New York April 1942. S. 145-153. Hier: S. 147. "Gemeindeblatt der Synagogengemeinde zu Köln a. Rh./Gemeindeblatt für die jüdischen Gemeinden in Rheinland und Westfalen". Freeden (1987, 21).

112

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Das [...] Verbot [...] im März 1935 erfolgte aufgrund eines ironischen Kommentars Neulaenders zu einem Artikel des WB [Westdeutscher Beobachter, K.D.] Lokalredakteur Peter Schmidt. 48 Der "Westdeutsche Beobachter" vom 17. März 1935 kommentierte das Verbot auf seiner ersten Seite unter der Überschrift "Kölner Judenblatt verboten...": Das in Köln erscheinende Gemeindeblatt [...] wurde wegen Verächtlichmachung des nationalsozialistischen Rassenempfindens und einer dreisten Beschimpfung des Westdeutschen Beobachters verboten. [...] Der Westdeutsche Beobachter hatte unlängst mit einem Artikel [...] das wieder unglaublich dreist gewordene Geschäftsgebaren jüdischer Händler in der Kölner Altstadt gebrandmarkt. Anstatt die Leser des jüdischen Gemeindeblattes zu Bescheidenheit anzuhalten, die ihnen als uneingeladenen Gästen des deutschen Volkes zukommt, hatte der Redakteur Neulaender einen zynischen Artikel verfaßt, der im Weltbühnenstil den Westdeutschen Beobachter und seinen Aufklärungskampf in der rheinischen Bevölkerung zu ironisieren versuchte. 49 Über Fritz Neuländer schrieb Arno Herzberg*: One daring editor, Fritz Neuländer in charge of the community paper in Cologne, took it upon himself to defy the threats that were being brandished in these Nazi newspapers. Again and again he would show how the German trait of thoroughness could border on the ridiculous. When the Association of Chimney Sweeps expelled Jews from their ranks, it was too tempting for him to point out that there were no Jewish chimney sweeps in Germany and that the Jews had no intention of invading this dirty trade after they had been thrown out of so many others. These and other sarcastic comments delighted his readers, but his aggressive writing got him into serious trouble. 50 Mehr ließ sich über den couragierten Kölner und den Kampf um sein Blatt nicht in Erfahrung bringen. Den jüdischen Journalisten blieben dreieinhalb Monate, um sich in die amtlichen Listen einzutragen. Obgleich nicht dokumentiert ist, wie viele die Frist nutzten, steht fest, daß es sehr viele waren. Wer konnte es sich leisten, auf eine mögliche Arbeits- und Lohnquelle zu verzichten? Die "Informationsblätter der Reichsvertretung" ließen die Leser ihrer Ausgabe Juni/Juli 1937 wissen, daß die "Bearbeitung der eingereichten Anträge noch einige Zeit" erfordere und "daher Ausweise bzw. Bescheinigungen bis zum 1. Janu-

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Ursula Reuter: Studien zu Profil und Funktion Kölner jüdischer Zeitungen in den Jahren 1921-1938. Magisterarbeit. Ms. Köln 1990. S. 135. S.a. "Jüdische Rundschau", Nr. 23. Berlin 19. März 1935. "C.V.-Zeitung", Nr. 12. Berlin 21. März 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 12. Hamburg 21. März 1935. Herzberg (1991, 371).

Kapitel 5: Hans Hinket - eine Annäherung

113

ar 1938 ausgestellt werden können." 5 1 Bis zu diesem Termin durften alle Antragsteller auch ohne Zulassungsbescheid für die jüdische Presse arbeiten. 5 2 Und schließlich verlängerte Hans Hinkel die Meldefrist noch einmal bis zum 31. Oktober 1937 "mit Rücksicht auf die jüdischen Feiertage". 5 3 Danach ging nichts mehr. Vom 1. November 1937 an durften Personen, die dem "Sonderreferat" nicht gemeldet waren, nicht mehr für die jüdische Presse tätig sein.

51 52

53

Nr.6/7. Berlin. Der bürokratische Aufwand, der noch bis in das Jahr 1938 getrieben wurde, könnte ein Hinweis darauf sein, daß die Nationalsozialisten das Ende der jüdischen Presse im November 1938 nicht geplant hatten. "C.V.-Zeitung", Nr. 37. Berlin 17. September 1937. Gemeint war das jüdische Neujahrsfest "Rosch ha-Schana", das 1937 in die Monate August/September fiel.

6

Selbstkontrolle, Zensur und Verbot "Wir gingen auf Zehenspitzen."

Die jüdischen Journalisten mußten ständig das Gefühl haben, überwacht zu werden. Nicht nur ihre Artikel wurden von Hans Hinkel und seinen Männern kontrolliert, sie mußten auch damit rechnen, daß Telefongespräche abgehört, Briefe geöffnet wurden: Every time I lifted the receiver I heard the familiar click of a recording device, but I never knew whether somebody would call and say something that would give a hint of some forbidden activity. Even calling from a public telephone had its dangers; I did not know whether the phone at the other end was tapped. My incoming mail was opened although the envelopes did not show any sign of having been tampered with. But I could detect the interception if a line was extended over the flap of the envelope by the sender and the lines were no longer matching when I received the letter. 1 "Wir gingen auf Zehenspitzen", beschrieb der Journalist Walter Gross die Arbeit unterm Damoklesschwert. 2 Der journalistische Alltag zerrte an den Nerven. Noch nach geglückter Flucht verfolgte die tägliche Anspannung Margarete Edelheim-Mühsam in ihren Träumen: Ich stand in einem Zimmer und sollte einen Artikel schreiben. [...] Langsam fing ich an zu diktieren. "Bäume haben sie draussen gepflanzt ..." "Das dürfen Sie doch nicht schreiben, Frau Dr.", unterbrach mich die Sekretärin. [...] "Aber Sie dürfen doch nicht über deutsche Landschaft schreiben." 3

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2 3

Herzberg (1991, 383). Ende April 1938 erhielt der "Sicherheitsdienst" davon Kenntnis, daß die "Jüdische Rundschau" nach dem "Anschluß" Österreichs zahlreiche Briefe von dort erhalten hatte. Er forderte die Briefe an. Schreiber, die darin zu offen ihr Schicksal beklagt hatten, mußten mit einer "Einladung" rechnen ("Bezüglich des Briefes von Emanuel Fiscus [...] ist zu veranlassen, daß Fiscus bei der Geheimen Staatspolizei vorgeladen [...] wird.") BA R58/984. Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993. Margarete Edetheim [-Mühsam]: Wiedergeburt. In: "Pariser Tageszeitung". Paris 14. Januar 1940. S.a. "Aufbau". New York 15. Dezember 1939.

116

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Daß jüdische Zeitungen nur über "Jüdisches", nichts über "Deutsches" schreiben durften, war den Journalisten nach Ermahnungen und Verboten in Fleisch und Blut übergegangen. Daß zu den Themen, die die Nationalsozialisten "Ariern" vorbehielten, auch die deutsche Landschaft zählte, war keine Traumvorstellung, sondern Teil einer absurd anmutenden Wirklichkeit. So erteilte Hans Bach , Schriftleiter des "Der Morgen", einem Leser, der ihm Gedichte zur Veröffentlichung hat zukommen lassen, eine Absage mit dem Wortlaut: "[...] das Gebirgsgedicht ist schön, doch können wir es leider nicht verwenden: die Anforderungen an jüdischen Inhalt haben sich wieder verschärft. " 4 Mit den Themen, die sich von vornherein verboten, wie Kritik am Nationalsozialismus, lernten die Journalisten umzugehen (was sie allerdings nicht vor der Willkür der Machthaber schützte) 5 : Entweder sie fielen gleich der Schere im Kopf zum Opfer, oder man nahm bewußt das Risiko einer Ermahnung, eines Verbots oder Schlimmeres in Kauf. Die journalistische Arbeit unterlag der automatisch einsetzenden Selbstkontrolle, d.h. der Verfasser las seine Texte noch einmal mit "Naziaugen". Wichtige oder gewagte Artikel gingen in der Regel vor dem Druck der (Haupt-)Schriftleitung zu. 6 Auf deren Tisch landeten auch die eingereichten Manuskripte von Gelegenheitsschreibern. Die herrschende Pressepolitik war diesen Menschen in der Regel nicht bekannt, entsprechend unvorsichtig und naiv äußerten sie sich. Im Bundesarchiv/Außenstelle Coswig wurden Briefe, die die Zeitschrift "Der Morgen" erreichten oder sie verließen, archiviert. 7 Sie dokumentieren, wohl einmalig, die Arbeit in einer Redaktionsstube eines jüdischen Blattes. Nachdem die Juli-Ausgabe der Zeitschrift beschlagnahmt worden war, "weil in der Monatsschrift behauptet wird, Juden hätten in

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Brief Hans Bachs an Kurt Mayer (Berlin 25. August 1937). Bundesarchiv Außenstelle Coswig. 75 C - Mo. "I hesitated to release a resolution of the Zionist Congress in 1937 which condemned the persecution of Zionists in Russia because it contradicted Nazi propaganda allegations that Russia was dominated by Jews. I plucked up the courage to phone an official of the Propaganda Ministry to ask for a ruling. He promised to call me back the next day, but when he failed to do so, I approached him again. 'It is forbidden to print this story', he declared. But the editor of the Jüdische Rundschau, who had no idea that I had contacted the Ministry, printed the resolution and got away with it." Herzberg (1991, 383). Vgl. "Meine letzten Jahre in Deutschland 1933-1938". o.O., o.J. Erinnerungen Ernst Herzfelds , Rechtsanwalt und Journalist, niedergeschrieben von Salomon Adler-Rudel. Central Zionist Archives. Jerusalem. A140/632. S. 24. 75 C - Mo

Kapitel 6: Selbstkontrolle, Zensur und Verbot

117

Deutschland 'Kulturtaten' vollbracht", 8 waren die Journalisten besonders vorsichtig, auch in ihren Antwortbriefen: Es ist ein Elend, Arbeiten dieser Art in der Hand zu haben, wie wir sie so nötig brauchen könnten, und aus zwingenden Gründen nein sagen zu müssen. [...] Aber könnten Sie sich mit dieser Arbeit nicht etwa an das Züricher Gemeindeblatt wenden? 9

Neben den verordneten "Tabus" gab es auch behördliche Bescheide, die zum Abdruck von Texten bestimmten Inhalts zwangen. Gedruckt werden mußten fast alle für die Juden relevanten Maßnahmen und Gesetze, was sich zwangsläufig mit der Informationspflicht der jüdischen Presse deckte. Gedruckt werden mußten aber auch Protestkundgebungen gegen die "Greuelpropaganda" des "Weltjudentums". Die Anordnung aus den Tagen des Boykotts jüdischer Geschäfte (1. April 1933) sorgte im Ausland für Verunsicherung, abgesehen davon, daß einigen jüdischen Journalisten in Deutschland die ausländischen Stimmen zur deutschen "Judenpolitik" zu diesem Zeitpunkt tatsächlich überzogen schienen. 10 Wann jüdische Zeitungen und Zeitschriften sich nationalsozialistischen Anordnungen widersetzten oder ihnen widerstandslos folgten, läßt sich im nachhinein schwer sagen, zumal nicht alle Anordnungen schriftlich formuliert wurden oder die Quelltexte verloren gegangen sind. Einige überlieferte Fälle müssen daher als Beispiele genügen: Über den Mord an dem Schriftsteller und Philosophen Theodor Lessing* (30. August 1933) durfte die jüdische Presse berichten, war er doch außerhalb Deutschlands im tschechischen Marienbad geschehen. 1 1 Die Namen der Mörder durfte sie dennoch nicht abdrucken. Theodor Lessing war von deutschen Nationalsozialisten ermordet worden. Verboten war es der jüdischen Presse, über die Beerdigung des Malers Max Liebermann am 11. Februar 1935 in Berlin zu berichten oder Fotos 8

9

10

11

Brief der "Staatspolizei für den Landesbezirk Berlin" vom 15. Juli 1937 an den PhiloVerlag, zit. in: LBI Year Book V. London 1960. S. 217. Brief Hans Bachs, Schriftleiter des "Der Morgen", an Jacob Picard*, der der Zeitschrift eine Novelle eingereicht hatte (Berlin 29. September 1937). Vgl. Hans Lamm: Über die innere und äußere Entwicklung des deutschen Judentums im Dritten Reich. Diss. Ms. Erlangen 1951. S. 144. S.a. Walk (1993, 73). "Jüdische Rundschau", Nr. 69/70. Berlin 1. September 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 34. Berlin 7. September 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 36. Hamburg 7. September 1933. Am weitesten vor wagte sich bei der Berichterstattung die "Jüdische Rundschau". Sie schloß ihren Artikel mit der Bemerkung: "Theodor Lessings Tod ist der Abschluß der persönlichen Tragödie, die aus der besonderen Lage der jüdischen Intellektuellen zu erklären ist."

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

118

davon abzubilden. Die Gestapo, die selbst zahlreich auf dem Friedhof vertreten war, ließ dort keine jüdischen oder ausländischen Journalisten zu. Aus Angst vor Protestkundgebungen - der Maler war weltbekannt - versuchte sie, Ort und Zeit der Beerdigung geheimzuhalten. Arno Herzberg schrieb: "It was obvious that the Gestapo was afraid that this funeral could be used by people to congregate in great numbers and be turned into a demonstration of their concern and afflication." 1 2 Wenige Tage nach der Feier erschienen in den jüdischen Zeitungen Nachrufe auf den Maler, 1 3 die Beerdigung selbst, zu der tatsächlich nur wenige gefunden hatten, 1 4 wurde kaum erwähnt, aber die "C.V.-Zeitung" und das "Israelitische Familienblatt" brachten Fotos, die für alle Zeit festhielten, wie klein die Trauergemeinde für den großen Maler gewesen ist. Der Fotograf Abraham Pisarek

hatte trotz des Verbots aus

seinem Mantel heraus Bilder geschossen. 1 5 In den Zeitungen waren sie mit den

Namen

"Pinn"

("Israelitisches

Familienblatt")

und

("C.V.-Zeitung") versehen. Konsequenzen für Journalist,

"J.

Abraham"

Fotograf oder

Zeitung sind mir nicht bekannt. Natürlich beugten die Journalisten bei ihrer Arbeit möglichen Folgen vor. So war es sicherlich mehr als ratsam, seine Genugtuung über das jüdische Minderheitenrecht in Oberschlesien im Mai 1933 nur mit Zurückhaltung zu äußern, "wohl der einzige Mißerfolg der Nazis in ihrem Kampf auf Leben und Tod gegen das deutsche Judentum" 1 6 . Ebenso war Vorsicht geboten bei Purim-Betrachtungen. Der historische Hintergrund des Festes, die Rettung der persischen Juden vor der Verfolgung Hamans - Günstling des persischen Königs Xerxes - , war geeignet, um auf Parallelen hinzuweisen, den Durchhaltewillen der Unterdrückten zu steigern. So verschwiegen die Journalisten, daß zu dem Freudenfest nach vielen Jahren wieder Menschenmengen in die Synagogen fanden, um die Megilla, das Buch Ester, zu hören und nach alter Tradition, immer wenn der Name "Haman" fiel, laut mit den Füßen zu stampfen.

12 13

14

15 16

Herzberg (1991, 379). "Jüdische Rundschau", Nr. 13. Berlin 12. Februar 1935. "C.V.-Zeitung", Nr. 7. Berlin 14. Februar 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 7. Hamburg 14. Februar 1935. Als einziges Mitglied der Preußischen Akademie der Künste erwies der Kunstkritiker Karl Scheffler dem Verstorbenen die letzte Ehre. Außerdem waren anwesend: der Bildhauer Georg Kolbe, die Maler Hans Purrmann, Otto Nagel und die Zeichnerin Käthe Kollwitz. Vgl.: Max Krell: Das alles gab es einmal. Stuttgart 1961. S. 265. S. Rosenstrauch (1991, 85). Walk (1993, 75).

119

Kapitel 6: Selbstkontrolle, Zensur und Verbot

It was an ancient custom long forgotten, but revived now under the most trying circumstances. The deafening roar of defiance of those stamping feet did a world of good. It gave a badly needed lift to people. 17 Auch einzelne Wörter konnten die Nationalsozialisten reizen. Nach Zusammenstößen mit der Zensurbehörde vermied der Journalist Arno Herzberg das Wort "Demokratie", da, wie er schrieb, die Nationalsozialisten davon ausgegangen seien, der einzig wahren Demokratie vorzustehen. 1 8 Auch Formulierungen für Todesanzeigen mußten mit Bedacht gewählt werden. Daß jemand "plötzlich" und "unerwartet" starb, hätte als Hinweis darauf verstanden werden können, daß der Mensch in einem Konzentrationslager

umgekommen

war. 1 9 Die Schere im Kopf arbeitete auch zum Schutz der Leser. Es gab Informationen, die die jüdischen Zeitungen nicht veröffentlichten, obwohl sie den Journalisten bekannt waren. Vorsicht war z . B . geboten bei Nachrichten über neue Emigrationsmöglichkeiten.

Ein Massenansturm der wartenden

Men-

schen auf die Botschaften mußte um jeden Preis vermieden werden. "Every published report on emigration opportunities resulted in masses o f Jews converging on the American or South American embassies, leading to the possibility that these outlets would be closed o f f . " 2 0

17 18

19 20

Herzberg (1991, 371). Brief Arno Herzbergs an die Autorin. New Jersey 21. Januar 1994. Die Nationalsozialisten unterschieden nach einer Begriffsbestimmung Adolf Hitlers zwischen der parlamentarischen und der germanischen Demokratie (vgl. "Mein Kampf". München 1925. S. 95). Danach stellte der Nationalsozialismus die Verwirklichung der germanischen Demokratie dar, die "in Erfüllung des aristokratischen Grundgesetzes der Natur auf dem Standpunkt der durch die Leistung ausgelesenen und für ihre Taten allein verantwortlichen Einzelpersönlichkeiten" stehe. "Die reinste Form einer wahren Demokratie finden wir im nat. =soz. Deutschland verwirklicht." Die parlamentarische Demokratie, Folge der Französischen Revolution, mache verantwortliches Regieren unmöglich. S. Meyers Lexikon, Band 2. Leipzig 1937. S. 909f. Es entsprach nationalsozialistischem Denkmuster, daß die "parlamentarische Demokratie" früher oder später als eine trickreiche, jüdische Erfindung mißachtet wurde. S.a. "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung", Nr. 5. München 1. März 1933. S. 69. Natürlich war die Idee der demokratischen Gesellschaftsordnung, der unveräußerlichen Menschenrechte und der Gleichberechtigung im Interesse der jüdischen Minderheit. Es läßt sich daher ein Zusammenhang herstellen zwischen der Liquidierung der noch schwachen deutschen Demokratie und der Liquidierung von Minderheiten. Brief Arno Herzbergs an die Autorin. New Jersey 21. Januar 1994. Arno Herzberg: A jewish editor in Nazi Germany. In: "Qesher", Nr. 8. Tel Aviv November 1990. S. 26e-28e. Hier: S. 27e.

120

Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich

Walter Gross erinnerte sich, daß er und seine Kollegen den Lesern genaue Informationen über die Entwicklung der " Π Ί Ι ΰ Π " 2 1 , des Transfers deutscher Ware nach Palästina,

vorenthielten,

um sie nicht zu beunruhigen.

Seit

Kriegsbeginn verlangsamte sich nämlich die Überführung. Bestimmte Waren, die für die deutsche Rüstung benötigt wurden, waren aus der Liste der für die Ausfuhr erlaubten Handelsgüter gestrichen worden. "Wir wußten es und veröffentlichten es nicht." 2 2 Das Bemühen der Journalisten, Realität zu beschreiben, 2 3 ohne Zuversicht zu zerstören, wurde im Laufe der Jahre zu einer kaum lösbaren Aufgabe: If we published too many shocking stories, it might depress all those who hoped that a kind of normalcy would prevail in the end. At the same time, it could augment the feeling of being trapped, and could induce many to flee the vice that was closing around them. Whatever we did, events might prove us wrong. Whatever we did not do might turn out to be an omission that could harm our people. This was a predicament no one could solve and no one could escape from. 2 4

21

22 23

24

Hebr.: haavara. Transfer, die Überführung deutscher Waren nach Palästina als Mittel, das Vermögen deutscher Juden außer Landes zu bringen. Gross (1989, 38d). "Haben Sie schönen Dank für das Manuskript von Herrmann Schwab über das Messingwerk Hirsch. Es fallt uns wirklich schwer, darauf verzichten zu müssen, aber es wird auf lange hinaus nicht gehen, - gerade das Beste daran, die Landschaftsschilderung und die Idylle im Betrieb, ist gegenwärtig nicht zu bringen." Brief Hans Bachs, Schriftleiter des "Der Morgen", an Moritz Spitzer, Lektor des Schocken-Verlags, vom 19. August 1937 (Berlin). Bundesarchiv Außenstelle Coswig. 75 C - Mo. Herzberg (1991, 372).

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

1 Tabellarischer Überblick

Anmerkungen zum Verständnis -

Angaben ohne Indizes beruhen auf Selbstauskünften (Impressen) oder eigener Recherche. Zahlenangaben ohne Erläuterungen sind errechnete Durchschnittswerte. - Angaben mit Indizes stammen aus der unten aufgeführten Literatur. Sie wurde zitiert, wenn sie an keiner Stelle sonst auffindbare (daher nicht überprüfbare) Daten lieferte und/oder sich diese Daten von denen aus anderen Quellen unterschieden (was nicht immer auf einen Widerspruch hindeuten muß, sondern auch Ergebnis einer tatsächlich eingetretenen Änderung sein kann). Indizes mit Literaturverweisen a: Philo Lexikon. Handbuch des jüdischen Wissens. Berlin 1935. Spalte 559ff. b: Verzeichnis der in deutschen Bibliotheken vorhandenen Zeitungen und Zeitschriften. Berlin 1989. (Mikrofiche) c: Hermann Samter: Die jüdische Presse in Deutschland. In: "Jüdisches Gemeindeblatt. Berlin." Berlin 23. August 1936. Seite 14 bis 15. d: Lexikon des Judentums. Gütersloh 1971. Spalte 895ff. e: Henry Wassermann: Bibliographie des Jüdischen Schrifttums in Deutschland 1933-1943. München/New York/London/Paris 1989. f: "Aufstellung der jüdischen Periodika aus den Beständen des Internationalen Zeitungsmuseum Aachen". Ms. o.J. Aachen. - In der Spalte "Schriftleitung" werden die zuletzt tätigen oder die am längsten tätigen führenden Schriftleiter genannt. - Die Spalte Strukturmerkmal/Tendenz dient lediglich der Orientierung. Sie liefert keine ausreichende Charakterisierung der Zeitung/Zeitschrift. Verwendete Abkürzungen (Strukturmerkmal, Tendenz) n: k: r: v: z: x:

neutral, richtungsübergreifend kulturell, wissenschaftlich religiös Vereins-, Verbands-, Verbindungs-, Parteiorgan zionistisch sonstiges

124

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

T a b e l l e 2: Jüdische Zeitungs-/Zeitschriftentitel 1 9 3 3 bis 1943 (ohne Gemeindezeitungen)

Titel (Strukturmerkmal, Tendenz)

Ort und Dauer des Erscheinens

1

Adass Jisroel Blätter. Organ des Vereins zur Förderung des "Adass Jisroel" zu Berlin (v/r)

Berlin 1929-

2

Allgemeines jüdisches Familienblatt 1 Vereinigung von "Leipziger jüdisches Familienblatt" und "Leipziger jüdische Zeitung"] (n)

Leipzig 1920-1938

3

Arewus. Korrespondenzblatt der Agudas Jisroel Jugendorganisation in Deutschland (r)

Frankfurt a. Main 1926/27-

4

Aus Midrasch und Agada (k/r)

Berlin 1934 (Heft 1-3)

5

Band. Zeitschrift für jüdische Gehörlose. Verein zur Förderung der Interessen der israelitischen Taubstummen Deutschlands e.V. (Hrsg.) (v)

Berlin 1926-1938

Auflage

Periodizität (im Monat)



Schriftleitung

Jakob Flaschman

Arnold Merzbach

500



Felix Reich

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

125

6

Beamte im jüdischen Dienst, Der. Mitteilungen des Vereins der Beamten und Angestellten der jüdischen Gemeinde zu Berlin [Fortsetzung der "Jüdischen Beamtenzeitung"] (v)

Berlin 1927-1936(7)

Willy Rosenthal, J. Goldmann

7

Blätter der jüdischen Buchvereinigung (v)

Berlin 1934-1938(7)

Erich Lichtenstein

8

Blätter des jüdischen Frauenbundes für Frauenarbeit und Frauenbewegung. Organ des jüdischen Frauenbundes von Deutschland (v)

Berlin 1924-1938

9

Blätter des Theaters der jüdischen Schulen im Reichsverband jüdischer Kulturbünde (k)

Berlin 1937-

10

Blätter des Verbandes jüdischer Heimatvereine (v/k)

Berlin 1927-

11

B'nai B'rith Berlin. Monatsschrift der Berliner Logen. U.O.B.B, (v)

Berlin 1923-1933(7)

12

Bund, Der. (v)

Frankfurt a.Main 1927-

13

Bundesblatt. Mitteilungsblatt (x)

Berlin 1933-1938

1934: 1935: 1936: 1938:

1 600

4 4 3 3

000 100 600 400

1 χ

Hannah Karminski, Martha Ollendorf





Karl M. Baer

Hartog Hartogson

126 14

Teil 111: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

C.V.-Zeitung. Organ des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" (v/n)

Berlin 1922-1938

1933: ca. 55 1934: 50 1935: 40 1936: 40 1937: 38 1938: 38

4 χ

15

Chajenu: Bundesblatt des Brit Ha-noar und Bachad in Deutschland. Brit Hanoar schel Zeire Misrachi und Brit Chaluzim Datiim (Hrsg.) (v/r/z)

Frankfurt a.Main/ Berlin 1934(?)-1938

Leon Arieh Händler

16

Deutsch-Israelitische Zeitung |auch unter dem Titel "Die Laubhütte"] (n)

Regensburg/Hamburg 1884-1937

Seligmann Meyer

17

Deutscher Makkabikreis. Informationsblätter für die Kulturwarte (v/z)

Berlin 1937-1938

18

Esra. Führerschaftsblätter des Jeschwun Breslau (v/r/z)

Breslau/ Frankfurt a. Main 1925-" 1924-b

Arnold Merzbach, Max Feuchtwanger

19

Gemeinschaft, Die. Hefte für die religiöse Erstarkung des Judentums (v/r)

Berlin 1925-1933(7)

Liberaler Synagogenverein Norden (Hrsg.)

20

Großloge für Deutschland/Der Orden Bne Briss (v)

Berlin 1901 -a 1891-1938(?) g

21

miTTin. hebr.: ha-mebana. Jüngerenblatt der Werkleute (v/z)

Berlin 1937-

000 000 400 000 600 500

1934: 11 000 1935: 10 000

Alfred Hirschberg

Daniel Bernstein

Ernst Müller

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

22

murin. hebr.: ha-medura. Das Lagerfeuer. Jüngerenblatt der Werkleute (v/z)

Berlin 1937-

23

m u n πτιηπ. hebr.: ha-more ha'vry. Der Hebräischlehrer (x)

Berlin 1940

24

Haschomer Hazair. Jüdischer Pfadfinderbund (v/z)

Berlin 1934(?)

25

Hias-JCA-Emigdirect e.V. Nachrichtenblatt der Emigrationsvereinigung (v)

Berlin/Paris 1928-1939

26

Informationsblatt des Hechaluz Berlin (v/z)

Berlin 1931(?)1937(?)

27

Informationsblätter des Zentralausschusses für Hilfe und Aufbau. Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Hrsg.) (x)

Berlin 1934- M 1933-1938°

28

Interne Nachrichten der "Zeire Misrachi" für Deutschland (v/z)

Hamburg 1933-1938

29

Israelit, Der. Centralorgan des orthodoxen Judentums (r)

Mainz/ Frankfurt a. Main 1860-1938

127

Friedrich Ollendorf, a e Friedrich Brodnitz,d Max Kreuzberger", Ernst G. Lowenthal*

1934: 1935: 1936: 1938:

4 4 4 4 3

250 050 000° 050" 000

2χ 4Λ χ

d

Selig Schachnowitz

128

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

30

Israelitisches Familienblatt (n)

Hamburg/ Berlin 1898-1938

1933: ca. 32 000 1934: 35 470 1935: 35 630 1936: 29 660 1937: 28 380 1938: 26 410

4 χ

Julian Lehmann, Alfred Kupferberg, Martha Wertheimer, Leo Kreindler

31

Jüdische Allgemeine (Jüdisch-liberale) Zeitung. Organ der Vereinigung für das liberale Judentum e.V. [für deutsches Judentum und religiösen Aufbau) (v/r)

Berlin 1920-' 1921-1936' 1934-a

1934: 1936:



Hanns Löwenstein, Eugen Tannenbaum

32

Jüdische Auswanderung [Fortsetzung des " Korrespondenzblatt über Auswanderung und Siedlungswesen"] (x)

Berlin 1936-1939 e

1936: 5 000

vierteljährlich

Mark Wischnitzer, Arthur Goldschmidt, Arthur Prinz, Alexander Gutfeld

33

jüdische Echo, Das.

München 1913-1933 b 1914-1933°

4 χ

Helene Cohn, Ignaz Emrich

(z)

5 000 3 000 c 4 600"

34

jüdische Handwerker, Der. Organ des jüdischen Mittelstandes (v)

Berlin 1908-1938" 1909-1938 ε

1934:4 000 1935: 3 600 1936: 3 600 1938: 906



Erich Salinger

35

jüdische Kantor, Der. Ζ weimonatsschri ft der Vereinigung jüdischer Kantoren

Hamburg 1927-1938

250

zweimonatlich

Leon Kornitzer

(v) 36

jüdische Mittelstand, Der. (v)

Berlin 1934(?)-1938

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

37

129

Jüdische Rundschau. Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (z)

Berlin 1896-1938

1933: ca. 37 1934: 37 1935: 35 1936: 36 1937: 29 1938: 25

38

Jüdische Schulzeitung. Monatsschrift für Pädagogik und Schulpolitik [für Erziehung, Unterricht und Schulpolitik]. Verband der jüdischen Lehrervereine im deutschen Reich (Hrsg.) (v)

Hamburg/ Mannheim 1924-" 1925-1938b

1934: 1935: 1936: 1938:

39

jüdische Volk, Das. Organ der Staatszionistischen Organisation [Fortsetzung des "Der Staatszionist" ausdrücklich vom Reichspropagandaministerium zugelassen (YW. Jerusalem 01/125)] (v/z)

Berlin 1937-1938

40

jüdische Wille, Der. Zeitschrift des Kartells jüdischer Verbindungen e.V. Präsidium des K.J.V. in Berlin (Hrsg.) (v/z)

Berlin 1933-1937

41

Jüdische Wohlfahrtspflege (x)

Berlin 1929-1938

42

Jüdische Zeitung für Ostdeutschland (z)

Breslau 1924-1937



Robert Weltsch



Siegfried Braun

000 160 050 150 884 800

1 100 900 906 670

Zoltan 1116s

1938: 1 733



Friedrich Brodnitz 1934: 1936:

2 000" 1 325b 1 500°



Erich Bildhauer

130

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

43

Jüdischer Kulturbund Hamburg. Monatsblätter [vor 1936: "Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Hamburg"] (k)

Hamburg 1936-1938 e 1935- b,c

1936: 1938:

1 600 4 466 b



44

Jüdisches Nachrichtenblatt (n)

Berlin 1938-1943

1938: 72 000 1939: 70 000 1940: 35 000

45

Jüdisches Volksblatt [1922 vereinigt mit der "Selbstwehr"] (z)

Breslau •1896-1937

Louis Neustadt

46

Jugend-Alijah (z)

Berlin 1934-1936(7)

Arbeitsgemeinschaft für Kinderund Jugendalijah (Hrsg.)

47

JugendgruppenBlätter der Berliner Zionistischen Vereinigung (v/z)

Berlin 1934

48

K.C.-Blätter [Zeitschrift des KartellConvent der Verbindung deutscher Studenten jüdischen Glaubens] (v/z)

Berlin 1912-1938® -1933 e

49

Keren HajischuwBlätter. (v/z)

Frankfürt a. Main 1935

50

Korrespondenzblatt für jüdische Auswanderungsangelegenheiten (x)

Berlin 1905-1938

8 χ [bis 1941] 4χ



Leo Kreindler, Willi Pless, Hans Hirschfeld

Felix Goldmann, Ludwig Holländer u.v.a.

PalästinaZentrale der Agudas Jisroel Frankfürt a. Main (Hrsg.) 1 9 3 4 : 4 000 1935: 5 000

Mark Wischnitzer

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

131

51

Korrespondenzblatt über Auswanderungsund Siedlungswesen [seit 1936: "Jüdische Auswanderung"] (x)

Berlin 1922-1936

1935: 5 000

52

Kulturbund deutscher Juden. Monatsblätter [vor 1936: "Jüdischer Kulturbund e.V. Monatsblätter"] (k)

Berlin 1933-1941(7)

1934: 17 600 1935: 18 200 1936: 16 530" 18 000c



Julius Bab

53

Laubhütte, Die. [s.a. " Deutsch-Israelitische Zeitung"] (n)

Regensburg/ Hamburg 1884-1937e -1938"

1934: 3 000 1936: 2 000 1938: 903

2χ 4Λ xC

Jacob Meyer

54

Leipziger jüdische Wochenschau (x)

Leipzig 1928-1933(7)

55

Makkabi, Der. (v/z)

Berlin 1898-19386 1900-c

56

Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus. Abwehrblätter (v)

Berlin 1931-1933

57

Mitteilungen der Sportgruppe RJF (v)

1928-

58

Mitteilungen der Zentrale des Hechaluz (v/z)

Berlin 1938 [nur eine Nummer]

59

Mitteilungen der zionistischen Kulturvereinigung (z/k)

1937-

60

Mitteilungen des Allgemeinen Deutschen Rabbiner-Verbandes (v)

Offenburg 1933(7)-

Mark Wischnitzer, Arthur Goldschmidt, Arthur Prinz, Alexander Gutfeld

S. Klughaupt (Hrsg.) 5000



Heinz Engländer

Siegfried Ucko

132

Teil 111: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

61

Mitteilungen des Keren Hajessod Jüdisches Palästinawerk und der Jewish Agency for Palestine (ν/ζ)

Berlin 1936 und 1937(?)

Michael Traub

62

Mitteilungen des Reichsverbandes der jüdischen Kulturbünde Deutschland (k)

Berlin 1937-1938 (Heft 1-14)

Herbert Friedenthal [Herbert Freeden]

63

Mitteilungen des Wohlfahrts- und Jugendfürsorgeamts (x)

Berlin 1929-1933(7)

Fritz Lamm, Hanna Scholl

64

Mitteilungen der Ortsgruppe Berlin des jüdischen Lehrerverbandes in Preußen (v)

Berlin 1935-

Johannes Wolff

65

Mitteilungsblatt. Mittleren Hachschara. Sennfeld (v/z)

Berlin 1938

66

Mitteilungsblatt der Gruppe Junglehrer [im Verein der gesetzestreuen Lehrer] (v/r)

Berlin 1936-1938

Wilhelm Stern

67

Mitteilungsblatt des jüdischen Buchhandels (v)

Berlin 1938 [Heft 1-3]

Joachim Goldstein

68

Mitteilungsblatt des jüdischen Pfadfinderbundes (v/z)

Berlin 1936-1937

69

Mitteilungsblatt des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten (v)

Berlin 1934-1938 [verboten bereits am 7.1.1938 (BA R56I.142)]

133

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

70

Mitteilungsblatt für Mittlere des Hechaluz (v/z)

Berlin -1938

71

Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Frankfurt (k)

Frankfurt a. Main 1934-

72

Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Leipzig (k)

Leipzig 1938

73

Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Rhein-Main (k)

Frankfurt a. Main 1934 a -1938 e 1935-° [1937 eingestellt]

1934: 3 0 0 0 1936: 3 500



Arthur Holde

74

Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr (k)

Köln 1934-1938/39

5000



T . Rosenthal

75

Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums

Breslau [bis 1938]/Berlin 1851-1939 [1941] [Heft Januar/Februar 1939 wurde erst 1941 zur Auslieferung freigegeben und gleichzeitig von der Gestapo vernichtet (s. wiederaufgelegte Fassung. Tübingen 1963)]

1 800

Berlin 1925-1938

1934: 1 600 1935: 1 4 0 0 1936: 1 4 0 0

(k)

76

Morgen, Der. (n/k)

Isaak Heinemann Leo Baeck



Hans Bach, Eva Reichmann

134

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

77

•US ΙΪΡΤΤ3. hebr.: nablt svi. Eine Monatsschrift für Judentum in Lehre und Tat (v/r)

Frankfurt a. Main 1931-1937/38

78

Nachrichtenblatt des J.B.C. [Jüdischer Box Club] Maccabi (v)

Berlin 1924-1936

79

Nachrichtenblatt (v/r)

NürnbergFürth 1923-1933(7)

80

Nationaldeutsche Jude, Der. [-1924: Mitteilungsblatt des Verbandes nationaldeutscher Juden] (x)

Berlin 1921-" 1922-1935'

81

Notizblatt der Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler (k)

Frankfurt a. Main 1902-1937 [1934-1936 Erscheinen unterbrochen]

82

Ose-Rundschau. Zeitschrift der Gesellschaft für Gesundheitsschutz der Juden "Ose" e.V. (v)

Berlin/Paris 1926-1939

83

Palästina Nachrichten. Zeitschrift für Wirtschaftsentwicklung im Vorderen Orient (z)

Berlin 1933-" 1934-1936°



Vorstand der RabbinerHirsch-Gesellschaft (Hrsg.)

Verband gesetzestreuer jüdischer Jugendvereine Bayerns in der Agudas Jisrael Jugend Organisation 15 000

Max Naumann

E. 01sch wanger

1934: 7 500 1935: 5 000 1936: 5 000

1χ 2xd

Fr. E. Ascher

135

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

84

Palästina-Wirtschaftsdienst. Palästina Amt Berlin der Jewish Agency for Palestine (ζ)

Berlin 1937-1938

85

Posener Heimatblätter. Blätter des Verbandes jüdischer Heimatvereine (v/k)

Berlin 1926-

86

Schild. Turn- und Sportverein (v)

Frankfurt a. Main 1933-1938

87

Schild, Der. Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (v)

88

W. Düsterwald

1 250

1 χ

Hermann Berlak, Ernst G. Lowenthal

Berlin 1921-1938

1934: 20 300 1935: 17 200 1936: 15 500 c 17 305"

4 χ

Hans Wollenberg

Schwesternverband der U.O.B.B, (v)

Frankfurt a. Main/Kassel 1928-1936

1934: 1936:



Dora Edinger

89

Staatszionist, Der. Mitteilungen der Staatszionistischen Organisation [Fortsetzung von "Das jüdische Volk") (v/z)

Berlin 1933-1935(7) (Heft 1-3?)

90

Vortrupp, Der. Blätter einer Gefolgschaft deutscher Juden (x)

Berlin 1933-1935 e 1934-a

1 300

Hans-Joachim Schoeps

91

Zeitschrift der Beamten der jüdischen Gemeinden (v)

Berlin 1898-

750

Η. H. Altmann

92

Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland (k)

Berlin 1929-1938

500

Ernst G. Lowenthal

5 500 4 500" 5 000°

Max Schulmann

136

Teil 111: Die jüdische Presse im Dänen Reich in Zahlen und Fakten

93

Zeitschrift für jüdische Familienforschung. Mitteilungen der Gesellschaft für jüdische Familienforschung (k)

Berlin 1924-1938a 1925-1938e

1 000



Arthur Czellitzer

94

Zion. Monatsblätter für Lehre, Volk, Land. Zentralbüro des deutschen Μ israelii (Hrsg.) (v/z)

Berlin 1928-1938

1934: 2 000 1936: 1 200



Alexander Adler

95

Zwiesprache (k)

München 1933 [vielleicht nur ein Heft: Nr. 1. 15. Januar 1933]

Rosa Heller, Hans Lamm, Fritz Rosenthal [Schalom Ben-Chorin)

Kapitel 1: Tabellarischer Überblick

137

Tabelle 3: Jüdische Gemeindezeitungen 1933 bis 1938

Titel

Ort und Zeit des Erscheinens

Auflage

Periodizität

Schriftleitung

1

Aachen

Aachen 1926a-1938e 1927c-

500



Richard Heidelberg

2

Anhalt

Dessau 1925-1938

1934: 500 1935: 350



Isidor Walter

3

Baden

Karlsruhe 1884-1937

1934: 1 000

4

Baden und Pfalz

amtlich

1931-1933

5

Bergisches Land/Elberfeld

Kassel 1929-1938

6

Berlin

Berlin 1910a-1937b 1911-1938®

1934: 1935: 1936: 1938:

7

Beuthen, Gleiwitz, Hindenburg, Kreuzburg u.a.

Beuthen 1936-1938

1938: 1 750



8

Bonn

Bonn 1927-

9

Bremen

Bremen 1925"-1936" 1929"e-1938e

1934: 450 1936: 353



Max Grünewald

10

Breslau

Breslau 1920a1924-1938'

1934:7 650 1935: 5 500 1936: 5 500



Manfred Rosenfeld

49 52 51 41

000 000 000 631



Leo Kreindler

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

138 11

Chemnitz/ Mittelsachsen

Chemnitz 1928-1938

1935: 1 000 1936: 900 1938: 750

4 xe 2 xc

Hugo Fuchs

12

Danzig

Danzig 1928-

1934: 2 500



Iwan Grün

13

Dortmund

Dortmund 1928-1938

1934: 900 1936: 850 1938: 800



Heinz Meyerfeld

14

Dresden

Dresden 1925-1938

1934: 2 200 1936: 2 200 1938: 1 980



Leo Anschel

15

Duisburg

Duisburg 1928-

1934: 500



Rabb. Siegfried Klein

16

Düsseldorf

Düsseldorf 1929- a 193 l - c

1934: 1935: 1936: 1938:



Rabb. Siegfried Klein



Leo Kamnitzer

1930-1938'

1 1 1 1

900 600 600 329

17

Erfurt

Erfurt 1924-1938

18

Essen

Essen 1929-

1934: 950 1936: 800



Leo Kamnitzer

19

Frankfurt a. Main

Frankfurt a. Main 1922-1938

1934: 1935: 1936: 1938:

1 χ

Hermann Gundersheimer

20

Fulda

Fulda 1931-

21

Halle

Halle 1926-1938

8 7 7 6

000 200 100 467



Kapitel 1: Tabellarischer

139

Überblick

22

Hamburg

Hamburg 1925-1938

1934: 5 000 1935: 6 400 1936: 6 330 b 7 300° 1938: 2 877



N. Max Nathan

23

Hannover/ Braunschweig

Hannover 1924-1938

1934: 1 600 1936: 1 000 1938: 1 200

4xc 1 xa

Siegfried Bacharach

24

Hessen

Mainz a 1926-1938

1934: 3 200 1935: 3 200 1938: 1 600



Max Dienemann," Hermann Gundersheimer'

25

Karlsruhe

Karlsruhe 1934-1938

1935: 2 600



Paul Steeg

26

Kassel

Kassel 1921-' 1933-" 1924-1938*

1935: 450

4 x cd 11 χ

Jakob Weißlitz

27

Köln- Ehrenfeld

Köln 1887-f 1931a-1938b,e

1934: 3 000 1935: 2 800 1936: 2 860



Fritz Neuländer

28

Königsberg

Königsberg 1924-1938° 1876-f

1934: 1 400



Reinhold Lewin

29

Leipzig

Leipzig 1921-1938

1934: 4 250 1935: 3800 1936: 4 150b 3 700 c 1938: 3 212



Gustav Cohn

30

Magdeburg

Magdeburg 1926-1933

31

Mähren

MährischOstrau 1930(?)-1938(?)

Moritz Löwy

140

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

32

Mannheim

Mannheim 1922-1938

1934: 1935: 1936: 1938:

33

Mitteilungen der jüdischen Reformgemeinde zu Berlin

Berlin 1918-1938

34

Mittelsachsen

Chemnitz 1931-1938

35

München

1924a-1938 1925°-

36

Nassau

Nassau 1927-1933

37

NürnbergFürth

38

2 2 2 3

150 350 100 474 b



Max Grünewald

3 000



George Goetz

1934: 4 600 1935:4 500 1936: 4 500

2xa 1 xc

Ludwig Feuchtwanger

Nürnberg 1921a-1938 1920e-

1934: 2 950 1935: 2 950 1936: 3 000



M. Bernheim

Pfalz

Ludwigshafen 1922-

1934: 2 300



Max Grünewald

39

Pirmasens

Pirmasens 1935-1937

40

Preußen

1922-1938

41

Rheinland/ Westfalen

Köln 1931-1938

42

Rheinpfalz

Landau 1937-1938

43

Saarbrücken

Saarbrücken 1928-1938

1934: 1 100



44

Saarland

Mannheim 1928-1938

1936: 450 1938: 274



Dagobert Nellhaus

Kurt Metzger Lothar Rothschild

141

Kapitel l: Tabellarischer

Überblick

45

Sachsen

Dresden 1927-

1934: 2 400 1936: 2 200

46

Stettin

Stettin 1929-3 1916-1938 e

1934: 1 200



J. Moritz

47

Unterfranken

1929-1933

48

Verwaltungsblatt des preußischen Landesverbandes

Berlin 1922-* 1923-1938'

1935: 6 000 1938: 5 166



George Goetz

49

Wiesbaden

Wiesbaden 1933-1938

50

Wuppertal

Wuppertal 1928-a 1931 - c

1934: 950 1936: 1 000



Gustav Sussmann

51

Württemberg

Stuttgart 1924-1938

1935: 1 850 1936: 1 800 1938: 1 615



Lothar Rothschild, Hans Sternheim

amtlich

Felix Lazarus

Zusammenfassung1 Titel Es

gab

während

des

Dritten

Reichs

maximal

Zeitschriften, d a v o n 51 G e m e i n d e z e i t u n g e n .

2

146 j ü d i s c h e

Zeitungen/

Daß mindestens eine N u m m e r

nach d e m 3 0 . Januar 1933 e r s c h i e n e n ist, läßt sich für über 7 0 % der a u f g e l i -

1

2

Nach Quellenstudium und eigener Recherche abgesicherte Zahlenwerte sind im Text in Klammer gesetzt hinter den zuerst genannten zwar ungesicherten (größeren), aber in der Literatur so überlieferten Werten. Fehlende Zahlenangaben aus der Tabelle bleiben bei der Summierung unberücksichtigt (Summand 0). Scheinbar widersprüchliche Resultate lassen sich damit erklären. Hans Hinkel sprach nach der Auflösung der jüdischen Presse 1938 von der Liquidation 64 jüdischer Zeitungen und Zeitschriften. S.Teil IV. Kapitel 4.1.

142

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

steten Titel ( 8 0 % bei den G e m e i n d e z e i t u n g e n ) durch Q u e l l e n b e l e g e n . Ü b e r die g a n z e W e l t verstreut findet man e i n e n g r o ß e n Teil der Z e i t u n g e n / Z e i t schriften in A r c h i v e n oder bei Privatpersonen (s. A r c h i v v e r z e i c h n i s ) . Erscheinungsort Etwa 7 0 % ( 6 6 Titel) der Zeitungen/Zeitschriften (ohne G e m e i n d e z e i t u n g e n ) e r s c h i e n e n in Berlin (11 in Frankfurt a. Main, 7 in H a m b u r g , 4 in Breslau, 3 in

Leipzig,

2

in

München,

2

in

Regensburg,

jeweils

eine

in

Mainz,

M a n n h e i m , K ö l n , Nürnberg, K a s s e l ) . 3 1 9 3 3 lebten über 3 0 % der 4 9 9 6 8 2 deutschen Juden in B e r l i n , 4 1 9 3 9 waren es über 3 5 % ( 8 2 7 8 8 ) . 5 V o n den

3

4

Jüdische Bevölkerung der deutschen Großstädte (über 100 000 Einwohner) im Jahre 1933: Berlin 160 564 (3,8% der Berliner Gesamtbevölkerung) Frankfun a. Main 26 158 (4,7%) Breslau 20 202 (3,2%) Hamburg 16 885 (1,5%) Köln 14 816 (2,0%) Leipzig 11 564(1,6%) München 9 005 (1,2%) Nürnberg 7 502 (1,8%) Mannheim 6 402 (2,3%) Düsseldorf 5 053 (1,0%) Hannover 4 839 (1,1%) Essen 4 506 (0,7%) Stuttgart 4 490 (1,1%) Dresden 4 397 (0,7%) Dortmund 4 108 (0,8%) Königsberg 3 170(1,0%) Beuthen 3 148 (3,2%) Karlsruhe 3 119(2,0%) Wiesbaden 2 713 (1,7%) Mainz 2 609 (1,8%) Duisburg 2 560 (0,6%) Wuppertal 2 471 (0,6%) Stettin 2 365 (0,9%) Kassel 2 301 (1,3%) Chemnitz 2 387 (0,7%) Würzburg 2 145 (2,1%) Altona 2 006 (0,8%) Zit. aus: "Wirtschaft und Statistik". Statistisches Reichsamt (Hrsg.). Berlin 1935. S. 147. S.a.: "Der Morgen", Nr. 9. Berlin Dezember 1934. S. 407. Vgl. auch: Ino Arndt, Heinz Boberach: Deutsches Reich. In: Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Wolfgang Benz (Hrsg.). München 1991. S. 23-65. S. "Der Morgen", Nr. 9. Berlin Dezember 1934. S. 403-409.

Kapitel 1: Tabellarischer

Überblick

143

nichtjüdischen Zeitungen kamen Ende der 20er Jahre etwa 4,5% aus der Hauptstadt (1933 lebten dort ungefähr 6% der deutschen Bevölkerung). 6 Nach 1933 nahm die Zahl der Zeitungen aus der Hauptstadt, wie im ganzen Reich, stetig ab. Von 15 Titeln aus Berlin im Jahre 1939 sprach Peter de Mendelssohn. 7 Dauer des Erscheinens 32 (21) der im Dritten Reich erscheinenden jüdischen Zeitungen/Zeitschriften (ohne Gemeindezeitungen) wurden bereits vor 1933 gegründet, 4 im Jahre 1933 und immerhin 28 nach 1933. 8 41 (39) stellten ihr Erscheinen 1938 ein, 26 bereits davor (7 im Jahre 1933). Von den Gemeindezeitungen wurden vor 1933 - meist in den 20er Jahren - 34 (26) Titel gegründet. Nach oder im Jahr 1933 erschienen 5 Gemeindeblätter zum ersten Mal. 1938 stellten 40 (31) Gemeindezeitungen ihr Erscheinen ein, davor bereits 4 (2). Auflage Der Lexikonartikel "Zeitungen und Zeitschriften" aus dem "Lexikon des Judentums" (1971) enthält eine Tabelle, die Auskunft über die monatliche Gesamtauflage der jüdischen Presse gibt. 9 Sie kann als Ergänzung zu obiger Tabelle dienen:

5

6

7 8

9

S. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 1. Erweiterte Auflage. Frankfurt a. Main 1990. S. 164. S. Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Überarbeitete und erweiterter Auflage. Frankfurt a. Main/Berlin/Wien 1982. S. 369. S.a. Frei, Schmitz (1989, 23). de Mendelssohn (1982, 465). Ob Max Amanns Anordnung vom 13. Dezember 1933 - "Zeitungen und Zeitschriften, die nicht schon vor dem 14. Dezember 1933 erschienen sind, dürfen bis zum 31. März 1934 nicht begründet werden" - auch für die jüdische Presse galt, ließ sich nicht mehr ermitteln. S."Völkischer Beobachter". Berlin 14. Dezember 1933. Jüdisches Lexikon (1971, Spalte 899f.).

144

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

Tabelle 4: Monatliche Gesamtauflage der jüdischen Presse

Strukturmerkmal/Jahr

1934

1935

1937

1936

jüd.-polit. Blätter

755 000

85 000

617 200

583 350

Gemeinde-Blätter

315 000

322 500

292 000

285 600

jüd.-relig. Blätter

47 000

45 400

22 600

22 600

Berufe, Vereine

28 000

29 300

27 700

26 800

Kultur, Wissenschaft

22 000

31 000

33 800

32 850

sonstige Blätter

15 000

21 300

5000

5 000

1182 000

1134 500

998 300

956 200

[Summe]

Einen abschließenden Überblick soll eine Rangliste der auflagenstärksten jüdischen Zeitungen im Dritten Reich geben: Tabelle 5: Die auflagenstärksten jüdischen Zeitungen

Titel

Auflage (Durchschnittswerte für das Jahr 1935)

Jüdisches Nachrichtenblatt

72 000(1938)

Gemeindeblatt Berlin

52 000

C.V.-Zeitung

40 400

Israelitisches Familienblatt

35 630

Jüdische Rundschau

35 050

Schild, Der.

17 200

Nationaldeutsche Jude, Der.

15 000

Kapitel 1: Tabellarischer

145

Überblick

Großloge für Deutschland/Der Orden Bne Briss

10 000

Gemeindeblatt Frankfurt a. Main

7 200

Gemeindeblatt Hamburg

6 400

Gemeindeblatt Breslau

5 500

Jüdische Auswanderung Korrespondenzblatt über Auswanderungs- und Siedlungswesen

5 000

Makkabi, Der. Monatsblatt des jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr Schwesternverband der U.O.B.Β. Palästina Nachrichten

Periodizität Von den Zeitungen/Zeitschriften (ohne Gemeindezeitungen) erschienen 22 (21) einmal im Monat, 3 (0) zweimal, 8 (6) viermal und 2 (1) achtmal monatlich. Von den Gemeindezeitungen erschienen 17 (15) zweimal im Monat, 14 (11) einmal im Monat und 8 (5) viermal im Monat. Strukturmerkmal/Tendenz Der weitaus größte Teil (über 50%) der jüdischen Zeitungen/Zeitschriften (ohne Gemeindezeitungen) stand in Verbindung mit einer Organisation. 29 Titel standen der zionistischen Bewegung mehr oder weniger nahe. 11 Blätter kümmerten sich ausdrücklich um die jüdische Religion, 17 waren kulturell ausgerichtet oder befaßten sich mit wissenschaftlichen Themen. 7 Zeitungen/Zeitschriften war Universalität, Überparteilichkeit oder Neutralität sichtbares Anliegen.

2

Jüdische Nachrichtenagenturen

Als wichtigste Nachrichtenquelle aus dem Ausland diente den jüdischen Zeitungen die "J.T.A.", die "Jewish Telegraphic Agency". 1 Die Schicksalsgleichheit oder zumindest die Schicksalsähnlichkeit der jüdischen Gemeinschaften in den verschiedenen Staaten der Welt machte die Organisation eines Informationsdienstes notwendig, durch den die Juden in einem Lande von den Vorkommnissen im Leben der Juden in anderen Ländern erfahren, um ihr Verhalten in politischer, humanitärer und geistiger Beziehung einzurichten. 2

Die J.T.A. war 1919 in London aus dem "Jewish Correspondence Bureau" ("J.C.B.") hervorgegangen und hatte 1936 Korrespondenzbüros in New York, London, Paris, 3 Prag, 4 Warschau, 5 Jerusalem 6 und Berlin. Jedes Büro gab täglich (fünfmal in der Woche) ein Korrespondenzbulletin in der jeweiligen Landessprache heraus, das alle größeren jüdischen Zeitungen im Abonnement bezogen. 7 1926 arbeiteten insgesamt 146 Korrespondenten für die J.T.A. Nach 1933 erhielt das Berliner Büro der J.T.A. seine Auslandsinformationen über die Londoner Niederlassung ("a daily report by air" 8 ). Die "Jüdische Telegraphen Agentur" konnte außerdem alle täglich erscheinenden Bulletins der ausländischen Zweigstellen beziehen, bis auf das aus New

1

2

3 4 5 6

7

8

S. dazu: Arie Bar: Making Jewish News: The Jewish Telegraphic Agency. In: David Flinker, Shalom Rosenfeld, Mordechai Tsaniu (Hrsg.): The Jewish Press that was. Jerusalem 1980. S. 173-203. fyli. Wu. [Kürzel]: JTA. In: "Menorah". Jüdisches Familienblatt fur Wissenschaft/Kunst und Literatur. Festschrift zur Jüdischen Sonderschau der Pressa Köln 1928, Nr. 6/7. Wien/Frankfurt a. Main Juni/Juli 1928. S. 56-61. Hier: S. 59. "Agence T616graphic Juif", "A.T.J.". "Zidovsky Agentura Telegrafni", "Z.A.T.". "Zydowska Agencja Telegraficzna", "Z.A.T.". jMmaP12riK j v a i t t u n i n m = N.D.O hebr.: sochanut telegrafit arzijisralit, "S.T.A.". In New York und Jerusalem gab die Agentur außerdem täglich Nachrichtenblätter heraus ("The Jewish Daily Bulletin", "The Palestine Bulletin"). Herzberg (1991, 369).

148

Teil 111: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

York. 9 Ihre Auslandsinformationen lieferte sie an die deutsch-jüdische Presse, es war ihr aber nicht erlaubt, deutsche Nachrichten auf umgekehrtem Weg ins Ausland zu bringen oder das eigene Bulletin dorthin zu versenden. Die Tatsache, daß die J.T.A. Eigentum amerikanischer Aktionäre war, bot der deutschen Außenstelle - solange sich das Dritte Reich noch um sein Ansehen im Ausland scherte - einen gewissen Schutz. Dennoch kam es ihretwegen zu einer frühen Konfrontation der jüdischen Presse mit den Nationalsozialisten: William E. Dodd, der neue US-Botschafter im Deutschen Reich, hatte 1933 in einem Interview vor der jüdischen Presse erklärt, er werde die Lage der deutschen Juden genau beobachten und überwachen. Die J.T.A. Berlin wurde daraufhin gezwungen, das Interview zu leugnen, und auch die jüdischen Zeitungen mußten den Vorfall auf ihren ersten Seiten dementieren. 10 Die J.T.A. besaß in Deutschland ein beinahe uneingeschränktes Monopol auf den Handel mit jüdischen Weltnachrichten. Zu etwas Bedeutung gelangte daneben lediglich die viel kleinere "Palco" ("Palestine Correspondance"), finanziert von der zionistischen Vereinigung und der "Keren Kajemeth Lejisrael" 11 in Jerusalem. Daneben existierten Pressebüros der verschiedenen Richtungen, wie "Ziko" ("Zionistische Korrespondenz") oder die "Mitteilungen des Agudas Jisroel-Presse-Büros" 12 . So läßt sich durchaus sagen, daß sich die jüdische Presse im Dritten Reich in einem Abhängigkeitsverhältnis zur J.T.A. befand. Der Einfluß, der der Agentur daraus erwuchs, machte sich weniger in tendenziöser Berichterstattung bemerkbar - als Privatunternehmen diente sie weder einem Einzelinteresse noch einem Land oder einer Partei - als in der vorgegebenen Auswahl der Themen. Rabbiner Hugo Hahn aus Essen beschwerte sich im Frühjahr 1935 bei seinem Kollegen Rabbiner Max Dienemann aus Offenbach: Mit grossem Erstaunen lese ich in der "C.V.-Zeitung" einen ausführlichen Bericht über die liberale Rabbiner-Tagung, während über die des allgemeinen Rabbiner-Verbandes bisher nur - und zwar in allen jüdischen Zeitungen - ein Bericht über den Eröffnungsabend abgedruckt war. [...] Lazarus, Wiesbaden, teilte mir mit, dass Sie einen Bericht der J.T.A. weitergegeben hatten. Offenbar hat die J.T.A. davon keinerlei Notiz genommen, denn trotz eifrigen Suchens habe ich bis jetzt den Abdruck in den J.T.A.-Blättern, die mir täglich zugehen,

9 10 11 12

S. Herzberg (1991, 369). S. ebd. (26e). Jüdischer National fonds. Agentur der Weltorganisation aller thoratreuen Juden.

Kapitel 2: Jüdische Nachrichtenagenturen

149

nicht entdecken können. Aus Erfahrung weiss ich aber, dass die Zeitungen aus der J.T.A. das herauslesen, was ihnen gerade passt. 13 Die Nationalsozialisten ließen die J.T.A. überwachen und hatten damit die wichtigste ausländische Nachrichtenquelle der jüdischen Presse unter Kontrolle. Vor dem Ende der Zeitungen und Zeitschriften verboten die Nationalsozialisten die "Jüdische Telegraphen Agentur" im Herbst 1937. Ein direkter Anlaß hierfür läßt sich heute nicht mehr finden. Arno Herzberg , der für die Agentur gearbeitet hatte, erinnerte sich: Early one morning I was alone with one secretary in our office. The door bell rang; in stormed a horde of men, pushing the girl to the wall and entering my office demanding that I did not leave the room. Like vultures they grabbed every piece of paper, pored over each cable or telegram, whether they understood English or not. [...] Then they left us an order from the Gestapo closing the offices and threating everybody who might try to resume operation. [...] The closing of the J.T.A. office was a serious blow to the Jewish press. 14 Obwohl die großen jüdischen Zeitungen zu diesem Zeitpunkt bereits ein eigenes weitgespanntes Korrespondentennetz aufgebaut hatten - die Kollegen meldeten sich aus dem Ausland zurück erschwerte das Ende der deutschen J.T.A. den Kampf der deutsch-jüdischen Presse gegen die Isolation. Die wichtigste Kontaktstelle zum Ausland fehlte nun.

13

14

Brief Rabbiner Hahn an Rabbiner Dienemann. Essen 26. April 1935. Bundesarchiv Außenstelle Coswig. 75 C - Ra. Akte 20. Herzberg (1991, 388).

3

Das Schriftbild der jüdischen Presse

Bis 1937 galt im Dritten Reich die g e b r o c h e n e Schrift - auch h ä u f i g g o t i s c h e Schrift oder Fraktur genannt - als "deutsch" und allein g e e i g n e t ,

"deutsches

Schrifttum" zu überliefern: Einmal stützt sie sich auf die Verpflichtung aus dem geschichtlichen Erbe deutscher Art und deutschen Wesens, die deutsche Form und deutschen Ausdruck verlangen, zum zweiten auf die Forderung der deutschen Sprache, die ein ihr eigenes Schriftbild verlangt, denn der Klangrhythmus der deutschen Sprache deckt sich nur mit dem Bild der deutschen Schrift. [...] Die Sprache ist der Ausdruck der Nation, ihr sichtbarer Spiegel die Schrift. 1 Als sich j e d o c h zeigte, daß d i e "deutsche" T y p o g r a p h i e d e n Vertrieb "deutschen Schrifttums" im Ausland erheblich e r s c h w e r t e , sollte s i e a u f vertraulichen Befehl A d o l f Hitlers a b g e s c h a f f t w e r d e n . 2 Ein V e r s e h e n sei g e s c h e h e n , hieß es, d i e g o t i s c h e Schrift sei gar nicht deutschen Ursprungs, s o n d e r n auf die "Schwabacher Judenlettern" 3 z u r ü c k z u f ü h r e n . 4 A n f a n g

1

2

3

4

1941

begannen

K. H. Bodensiek: Warum die deutsche Schrift? In: "Zeitungs = Verlag", Nr. 2. Berlin 13. Januar 1934. S. 22. "Der Führer hat entschieden, daß die Antiqua-Schrift künftig als Normalschrift zu bezeichnen ist und sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normalschrift umgestellt werden müssen. Die Anordnung des Führers, die nicht veröffentlicht werden soll, wird hiermit zur Kenntnis gebracht." Rundschreiben aus der Reichskulturkammer vom 6. Februar 1941. Archiv des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) München. Dokument CXLIII - 274. S.a.: Joseph Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Frankfurt a. Main/Berlin 1989. S. 381. Die Schwabacher Schrift erschien zum ersten Mal als Handschrift um 1470 in Süddeutschland. Als Druckschrift findet man sie erstmals in Martin Luthers Streitschriften und nennt sie daher auch die Schrift der Reformation. Die gotische Schrift wurde für die Bibelübersetzung des westgotischen Bischofs Ulfilas (gest. 383) entworfen. S. Rundschreiben aus dem Reichspropagandaamt vom 13. Januar 1941. Es zeichnete Martin Bormann, Leiter der Parteikanzlei. Archiv des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) München. Dokument CXLIII - 274. S.a.: Wulf (1989, 380f.).

152

Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten

die Nationalsozialisten mit der schrittweisen Umstellung zur Antiqua. Das Reichspropagandaministerium wies die nichtjüdische Presse an, "von jeder Art Bezeichnung der gotischen Schrift als deutscher Schrift Abstand zu nehmen." 5 Den jüdischen Verlagen war der Gebrauch der Fraktur bereits seit 1937 verboten. 6 Die jüdische Presse ersetzte daher spätestens in diesem Jahr die Drucktypen der gebrochenen Schrift durch die der Antiqua. 7 Häufig war dies schon Jahre früher geschehen, vielleicht um im Ausland besser anzukommen.

5

6 7

Justin Howes, Pauline Paucker: German Jews and the Graphic Arts. In: LBI Year Book XXXIV. London 1989. S. 443-473. Hier: S. 461. Zit. nach: Josef Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Gütersloh 1963. S. 331. Der charakteristische Kopf des "Völkischen Beobachters" erschien bis zu seinem Ende in der "Bernhard Fraktur", benannt nach ihrem Erfinder Lucian Bernhard, einem jüdischen Typographen, der 1923 in die USA ausgewandert war. S. Howes, Paucker (1989, 454). Dahm (1979, Spalte 147). S. Teil IV.

Teil IV: Die Troika - "Jüdische Rundschau", "C.V.Zeitung", "Israelitisches Familienblatt" - und das "Jüdische Nachrichtenblatt"

1

D i e "Jüdische Rundschau"

1.1

Der Zionismus "Dem jüdischen Volk eine gesicherte Heimstätte in Palästina."

Der Zionismus hat als politische und soziale Bewegung das Ziel, einen jüdischen Staat zu errichten und zu erhalten. Unter "Judentum" versteht der Zionismus die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk. 1 Er unterscheidet sich damit einerseits vom assimilierten Judentum, andererseits von der Orthodoxie. 2 Ziel des Zionismus ist es, für alle in der Galuth lebenden Juden eine Heimstatte mit offenen Toren zu schaffen. Die Frage, wer Jude ist, wird nicht gestellt, sondern als bereits entschieden vorausgesetzt.

1.1.1

Entstehung

Das geistige Erbe der Französischen Revolution hatte die Juden in Mittelund Osteuropa aus den Ghettos befreit: Die Universalität der Postulate von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und der Übergang von einer ständisch-feudalen zu einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft schufen die Voraussetzung für die Forderung und Realisierung der rechtlichen Gleichstellung der Juden, die verbunden mit ihrer allmählichen so-

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2

"Wir sind ein Volk, ein Volk, [...]." [Hervorhebung im Original). Theodor Herzl: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Wien 1896. Neue Auflage. Zürich 1988. S. 16. Das assimilierte Judentum begreift "Judentum" als Konfession. Als integrationshemmend und entfremdend lehnte es den modernen Zionismus ab. Für die Orthodoxie verwirklicht sich das Judentum in der täglich gelebten Thoratreue. Es anerkennt allein die religiöse Zionstradition, d.h. es wartet und erwartet des Messias' Kommen. Aus der messianischen Vorstellung vom "verheißenen Land", eine jüdische Urerfahrung, leitete ursprünglich auch der moderne Zionismus seine Daseinsberechtigung ab, in seiner aktualisierten Argumentation spielte sie dann eine untergeordnete Rolle.

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zialen Integration die Randgruppenexistenz der Juden und damit das, was die Zeitgenossen als "Judenfrage" bezeichneten, aufheben sollte. 3 Judenfeindlichkeit war damit nicht aus der Welt. Juden blieben unterdrückt und antisemitischen Attacken ausgesetzt. Auf der Suche nach einer eigenen, neuen Identität wurden auch sie vom überall erwachenden

Nationalismus

erfaßt. Die Idee von der eigenen jüdischen Heimat lebte wieder a u f . 4

1.1.2

Organisation

Aus dem jüdischen Nationalbewußtsein entstand eine länderübergreifende Ideologie. Der praktizierte Zionismus, die organisierte Palästinawanderung, trieb seine Institutionalisierung voran. 5 Auf dem ersten Zionistenkongreß 1897 in Basel erhob Theodor Herzl den Zionismus zu einer Weltorganisation. 1901 gründete er den jüdischen Nationalfonds (Keren Kajemeth Lejisrael) als finanzielle Basis für die Staatsgründung. Die Zionisten machten Ernst vor den Augen der Welt.

1.1.3

Die "Zionistische Vereinigung für Deutschland"

1897 in Berlin gegründet, schlossen sich in der "Zionistischen Vereinigung für Deutschland" (ZVfD) - Teil der zionistischen Weltorganisation - Zionisten zusammen, die sich zum Basler Programm bekannten: Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlichrechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Zweck der Z V f D war es, "die zionistische Idee im Sinne des Basler Programms unter den in Deutschland lebenden Juden zu verbreiten." 6 Natürlich

unterstützte die Z V f D mit Rat, Tat und

Geld

("Schekel-

Aktion") den Aufbau Palästinas. In Arbeitsgemeinschaften widmete sie sich 3

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6

Thomas Rahe: Religiöse Zionstradition, säkularer Nationalismus und die Anfänge des Zionismus. In: "Geschichte in Wissenschaft und Unterricht", Heft 12. Stuttgart 1988. S. 413-426. Hier: S. 417. S. dazu: Adolf Böhm: Wandlungen im Zionismus. In: Vom Judentum. Verein jüdischer Hochschüler Bar Kochba Prag (Hrsg.). 3. Auflage. Leipzig 1914. S. 141. Zwischen 1868 und 1900 war die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Palästina bereits von 12 000 auf 50 000 gestiegen. §1. Statuten der Zionistischen Vereinigung für Deutschland, beschlossen auf dem Frankfurter Delegiertentag am 31. Oktober 1897. Central Zionist Archives. Jerusalem. A15/VII/34.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

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zionistischer Politik, jüdischer Kultur, Frauen-, Jugend-, Gemeinde- und Palästinaarbeit. Die Delegierten der ZVfD, von den Mitgliedern gewählt, trafen sich einmal im Jahr. Entschlüsse faßte die Vereinigung nach demokratischen Grundsätzen. 7 Lokale Arbeit leisteten die etwa 200 Ortsgruppen, die zu Gruppenverbänden zusammengefaßt waren. 1930 hatte die Z V f D etwa 20 000 Mitglieder. Organ der ZVfD war die "Jüdische Rundschau".

1.2

Entstehungsgeschichte der "Jüdischen Rundschau" "Theodor Herzl fürchtete die Konkurrenz."

Bis zum ersten Zionistenkongreß 1897 war kaum jemandem bekannt, daß es auch deutsche Zionisten gab. Die kleine Gruppe, die sie bildeten, wurde nicht beachtet und hatte es schwer, Anschluß zu halten an die weltweite zionistische Bewegung. Auch untereinander Verbindung aufzunehmen, war nicht einfach. Wer sich über die zionistische Bewegung informieren wollte, der kaufte sich vielleicht Theodor Herzls "Die Welt" aus Wien. 8 Von der deutschen zionistischen Organisation erfuhr er darin freilich wenig. Von einem eigenen Organ erhofften sich die deutschen Zionisten mehr Öffentlichkeit. Es sollte auf ihre Existenz aufmerksam machen und den zionistischen Gedanken verbreiten. Es sollte die in kleine Ortsgruppen verstreuten Gesinnungsgenossen (ungefähr 200) zusammenbringen und zusammenhalten. Die zu diesem Zweck gelegentlich erscheinenden "Correspondenzblätter" 9 mißfielen Theodor Herzl. Offensichtlich fürchtete er Konkurrenz. Statt dessen schlug er vor, Informationen für die deutschen Zionisten in einer eigenen Spalte der "Welt" abzudrucken. Den deutschen Zionisten war das nicht genug, woraufhin Theodor Herzl ihnen den Zuschuß für eigene Publikationen strich. 1 0 In den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts - die Dreyfus-Affäre in Frankreich wirkte sehr beunruhigend auf die deutschen Juden - ergriffen endlich deutsche, vor allem Berliner 7

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9

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"§9. Der Delegiertentag bildet das oberste Organ der Vereinigung. Er beschließt über alle Angelegenheiten des Zionismus in Deutschland mit einfacher Majorität." Central Zionist Archives. Jerusalem. A15/VII/34. "Die Welt", Wochenzeitung aus Wien (1897-1914) mit Außenstellen in Köln und Berlin, Hrsg. Theodor Herzl. "Correspondenzblätter der National-Jüdischen Vereinigung - Zionistische Vereinigung für Deutschland". Köln 1897-1898. Vgl. Yehuda Eloni: Zionismus in Deutschland. Von den Anfängen bis 1914. Stuttgart 1987. S. 96.

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Zionisten die Initiative und gründeten eigene Blätter. Bis 1929 existierten in Deutschland immerhin über 30 zionistische Zeitungen und Zeitschriften, allerdings alle nur mit mäßigem Erfolg. Sie nahmen die zahlreichen Strömungen auf, die es innerhalb der Z V f D gab. 1 1 Auf die jüdische Presselandschaft wirkte die zionistische Presse belebend. 1 2 Eine der zionistischen Zeitungen sollte zur Vorläuferin der Rundschau"

werden.

Sie

trug

den

unverfänglichen

Titel

"Jüdischen "Berliner

Vereinsbote" (gegründet 1896), 1 3 verstand sich vor allem als Anzeigenblatt, nannte sich sogar die "grösste jüdische Zeitung", die in "5 000 gutsituierten Familien" gelesen werde und in allen "grösseren Cafes, jüdischen Hotels und Restaurants" ausliege. 1 4 Zionistische Anliegen brachte sie nur zaghaft zum Ausdruck. 1 5 Im Jahre 1901 wurde der "Berliner Vereinsbote" umbenannt in "Israelitische Rundschau". Die Z V f D nahm mehr und mehr von der Zeitung Besitz. Im Mai 1901 erhielt das Blatt den Untertitel "Offizielles Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland". Aus finanziellen Gründen ging es zuerst in die Hände der "Berliner Zionistischen Vereinigung", dann in die der Z V f D über. Bis 1904 hatte die Z V f D ihren Sitz in Köln. Über ihr neu erworbenes Sprachrohr gelangten die Berliner Zionisten in eine Schlüsselstellung in der Z V f D . Die Z V f D zog daraufhin nach Berlin um. Es bildete sich eine neue Redaktion, die im Jahre 1902 der Zeitung noch einmal einen neuen Namen - "Juedische Rundschau" - gab. Der leitende Redakteur Heinrich Loewe erklärte in der ersten Nummer unter neuem Namen die Titeländerung. Seit David Friedländer, Wortführer der Haskala,

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12

13

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Im Gegensatz zu anderen Landern vereinte die Z V f D verschiedene zionistische Gruppierungen. "Es ist kein Zweifel, daß die jüdische Presse unter dem Impakt des Zionismus einen Aufschwung nahm. [...] Auch die Gegner des Zionismus wurden unter dem Einfluß der neuen Zeit immer mehr dazu gedrängt, sich eine eigene Presse zu schaffen, teilweise zu dem Zweck, den Zionismus zu bekämpfen, aber auch mit dem Versuch, eine eigene gleichwertige jüdische Position herauszuarbeiten." Weltsch (1972, 43). "Das kleine Vereinsblatt nannte sich nicht 'jüdisch', aber war es insofern, als nur jüdische Vereine ihm Inserate gaben und sich die jungen Herausgeber auch entschlossen, gelegentlich einen Artikel aus dem jüdischen Leben heraus und einige zu nichts verpflichtende Nachrichten aus dem jüdischen Vereinsleben zu geben." "Jüdische Rundschau", Nr. 31/32. Berlin 17. April 1935. Werbeslogan aus dem Titelkopf der Zeitung. "Man hatte Angst, sich irgendwie herauszustellen, und hatte, soweit man eine Überzeugung hatte, vor dieser Überzeugung selbst Angst. Trotzdem gelang es zuweilen, eine kleine Notiz hineinzubringen, die sogar etwas von Palästina erzählte." "Jüdische Rundschau", Nr. 31/32. Berlin 17. April 1935.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

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besitze das Wort "Israelit" einen assimilatorischen Anklang. Das Wort "Jude" dagegen sei Ausdruck für Ehre und offenes Bekenntnis. 16 Mit neuem Titel wandelte sich die Zeitung zu einer politischen Wochenschrift (seit Dezember 1918 war sie die einzige jüdische Zeitung, die in der Weimarer Republik und auch nach 1933 zweimal in der Woche erschien) und wurde mit Eigenschaften ausgestattet, die typisch für sie bleiben sollte bis zu ihrem Ende im Jahre 1938. Die Zeitung entschied sich für einen kämpferischen Ton, demonstrierte Selbstbewußtsein und forderte zu diesem auf. Sie berichtete über die zionistische Bewegung auf der ganzen Welt und kritisierte den "Centraiverein" der assimilierten Juden. Von Anfang an sagte sie der Assimilation den Kampf an, ohne daß sie jemals die Bürgerrechte und -pflichten eines deutschen Juden angezweifelt hätte. Ganz selbstverständlich schickte die Zeitung in ihrer Ausgabe vom 7. August 1914 die jüdischen Männer in den Krieg: Deutsche Juden! In dieser Stunde gilt es für uns aufs neue zu zeigen, dass wir stammesstolze Juden zu den besten Söhnen des Vaterlandes gehören. Der Adel unserer vieltausendjährigen Geschichte verpflichtet. Wir erwarten, daß unsere Jugend freudigen Herzens freiwillig zu den Fahnen eilt. Deutsche Juden! Wir rufen Euch auf, im Sinne des alten jüdischen Pflichtgebots mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Vermögen Euch dem Dienste des Vaterlandes hinzugeben! 1 7

1918 übernahm Robert Weltsch die Redaktion der "Jüdischen Rundschau". Mit ihm an der Spitze stieg ihr Bekanntheitsgrad kontinuierlich an, 1 8 auch im Ausland. 19 In einer Anzeige des "Jüdischen Jahrbuches" von 1930 nannte sich die Zeitung "das führende zionistische Organ des europäischen Kontinents". 20 16

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S. "Juedische Rundschau", Nr. 40. Berlin 1. Oktober 1902. Der Untertitel der Zeitung lautete "Allgemeine Juedische Zeitung". "Juedische Rundschau", Nr. 32. Berlin 7. August 1914. "Weltsch [...] machte sie zur bekanntesten und einer der besten jüdischen Zeitungen Deutschlands." Nicola Galliner: Wegweiser durch das jüdische Berlin. Berlin 1987. S. 234. "Die Jüdische Rundschau der Nachkriegszeit berichtete in ihrem Nachrichtenteil zu neun Zehntel über Vorgänge im Ausland, die jüdisches Leben oder jüdische Interessen berührten." Herbert A. Strauss: Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund zionistischer Kulturkritik: Scholem, Weltsch und die Jüdische Rundschau. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina S. Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. Hamburg 1991. S. 375-389. Hier: S. 379. Jüdisches Jahrbuch. Berlin 1930. S. XXIX.

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1.3

Teil IV: Die Troika - JR, C. V. -Zeitung, IFB - und das JN

Die "Jüdische Rundschau" und die ZVfD "Nicht Stimme, sondern Medium."

Im Jahre 1906 verschwand der Untertitel "Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland" von der Vorderseite der "Jüdischen Rundschau". Nachrichten der Vereinigung, Berichte der Ortsgruppen und Ergebnisse der Fondssammlungen erschienen auf einem zusätzlichen Beiblatt. An der Stellung der "Jüdischen Rundschau" änderte sich dennoch nichts. Das Zentralbüro der ZVfD stellte klar: "Selbstverständlich bleibt das Blatt nach wie vor das offizielle Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. " 2 1 Wahrscheinlich verzichtete die Zeitung auf den Untertitel, um nicht den Eindruck eines Parteiblatts zu erwecken. Nur Insider wußten, daß es sich bei der ZVfD um keine Partei, sondern eine Vereinigung kontroverser Meinungen handelte. Gemeinsamer Boden war allein das "Basler Programm". Der Grundsatz dieses Programms, der zur Kopfzeile jeder Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" gehörte, ließ daher an der Richtung der Zeitung keine Zweifel: Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlichrechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. 2 2

Die "Jüdische Rundschau" war nicht Stimme der ZVfD, sondern Medium eines zionistischen Forums. Robert Weltsch nannte die Zeitung zutreffend "Organ der zionistischen Bewegung in Deutschland." 23 Die ZVfD bediente sich der "Jüdischen Rundschau", um ihre Neuigkeiten zu verkünden. Stark geprägt wurde die "Jüdische Rundschau" vom jeweils leitenden Redakteur (Schriftleiter). Er verlieh ihr auf den ersten Seiten eine persönliche Note. 2 4 Vor allem Robert Weltsch läßt sich vom Namen des Blattes nicht trennen. Anläßlich des 40jährigen Bestehens der Zeitung schrieb Siegfried Mosse, Vorsitzender der ZVfD:

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Rundschreiben des Centrai-Bureaus der ZVfD vom 21. Februar 1906. Central Zionist Archives. Jerusalem. Z2/401. "Solange auf der Stirnseite der 'Jüdischen Rundschau' das Basier Programm zu lesen ist - und niemand wird es jemals wagen, es von dort zu entfernen - , so lange wissen wir uns auf dem rechten Weg", schrieb Heinrich Loewe "An unsere Leser". "Juedische Rundschau", Nr. 52. Berlin 25. Dezember 1908. Weltsch (1972, 43). S.a. "Berliner Jüdisches Gemeindeblatt", Berlin 23. August 1936. S. 14. Daß der Schriftleiter in seinen Artikeln von der offiziellen Linie der ZVfD abweichen konnte, bewies bereits Heinrich Loewe. S. Eloni (1987, 211).

161

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

Uns wird er [Robert Weltsch, K.D.] aber hoffentlich doch gestatten, wenigstens Eines auszusprechen: daß die deutschen Zionisten und darüber hinaus weite Teile der deutschen Judenheit sich bewußt sind, in welchem Ausmaße die in der Geschichte des Zionismus und des deutschen Judentums unvergängliche Leistung der "Jüdischen Rundschau" das persönliche Werk von Robert Weltsch ist. 25 Dabei machte es sich Robert Weltsch keineswegs leicht. Er schrieb keinem nach dem Munde. Auf einem Zionistenkongreß mußte er erleben, wie die "Jüdische Rundschau" wegen ihrer araberfreundlichen Haltung angegriffen und des politischen Defätismus beschuldigt wurde. Sogar innerhalb der ZVfD wurden nach diesem Zwischenfall Stimmen laut, ihn als Redaktionsleiter abzusetzen. Er blieb und nahm sich vor, sich in seinen Leitartikeln zukünftig mehr mit den momentanen Schwierigkeiten der deutschen Juden zu befassen. 2 6 Walter Gross, der während des Dritten Reichs unter der Leitung Robert Weltschs für die "Rundschau" gearbeitet hatte, erinnerte sich an dessen Konzept für die Zeitung: Die Linie Robert Weltschs war: Es ist nicht unsere Aufgabe, jetzt zu beweisen, daß wir [die Zionisten, K.D.] recht haben. Unsere Aufgabe, die der "Jüdischen Rundschau", ist es, das jüdische Selbstbewußtsein zu stärken. 27

1.4

Die "Jüdische Rundschau", Emanzipation und Assimilation "Der Nationalsozialismus

als eine günstige

Gelegenheit."

Drei Begriffe, "Emanzipation", "Assimilation" und - seit dem 20. Jahrhundert - auch "Akkulturation", werden häufig in einem Atemzug genannt. Es gilt, sie zu unterscheiden. Emanzipation strebt die Befreiung der Menschen aus ihrer Abhängigkeit an. Befreiung in diesem Sinn schafft Gleichheit im sozialen Gefüge - gleiche 25 26

27

"Jüdische Rundschau", Nr. 31/32. Berlin 17. April 1935. "Es handelte sich hier nicht mehr um das Predigen einer Gesinnung, sei es religiöser oder nationaler Art, sondern um eine grundlegende Orientierung gegenüber einer neuen Umwelt. Das erforderte auf der einen Seite eine ausführliche, weltumspannende Information, auf der anderen Seite Stellungnahme zu politischen Problemen, die tief in das Leben eingriffen. Darüber hinaus handelte es sich darum, in einer Zeit tiefgehender Umwälzungen und Ideenkämpfe einen Standort zu finden und sich mit den Ideen der Zeit auseinanderzusetzen." Weltsch (1972, 43f.) Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993.

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Pflichten, gleiche Rechte. Der Kampf um Emanzipation gilt der Durchsetzung von Gleichberechtigung auf der ganzen Linie. Dennoch läßt sich, je nachdem welches Ziel erstrangig angestrebt wird, von politischer, wirtschaftlicher und kultureller Emanzipation sprechen. Emanzipation läßt sich also auseinanderdividieren. Ihre Teilziele werden nicht gleichzeitig erreicht. Moses Mendelssohn empfahl als Weg zur jüdischen Emanzipation die Assimilation. Assimilation beschreibt einen sozialen Prozeß der Angleichung von Menschen. Das assimilierte Judentum gibt seine eigene Identität preis, während das akkulturierte immer noch als Gruppe von Menschen gleicher Religionszugehörigkeit erkennbar bleibt. 28 Akkulturation ist symbiotisches Einleben in die umgebende Kulturwelt. 29 Assimilation bedeutet Absorption, Verlust der Besonderheit, schließlich Untergang. Sie stellt einen Zielpunkt da. Erst wer ihn erreicht, hat sie verwirklicht. Ihre Idee ist damit abhanden gekommen, aus dem Gedächtnis des Menschen gelöscht. Zuvor muß Assimilation als Utopie gelten, als Schlagwort, von dem alle zu wissen glauben, was gemeint ist. Von Assimilation war und ist häufig die Rede, zur völligen Auflösung der alten Identität kam es gleichwohl selten. Der Begriff "Assimilation" fand im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in die Umgangssprache Eingang. Zuvor redete man von "Anpassung" oder umschrieb den Vorgang. Der Versuch der Annäherung beschäftigte die Gelehrten aber bereits wesentlich länger, ausdrücklich im 18. Jahrhundert. Die Aufklärung hatte die Gleichheit aller Menschen postuliert. Die jüdische Identität stellte sie in Frage. Ihre Öffentlichkeit zu beseitigen, war erklärtes Ziel. Vernunft und Universalismus erweiterten den Horizont der Anhänger der Haskala. Sie standen im Widerspruch zur jüdischen Absonderung. Judentum sollte zu einer privaten Angelegenheit werden, jüdische Identität zu einem rein religiösen Begriff. Aus der Zeit der Haskala stammt die Parole, zu Hause Jude und auf der Straße Mensch zu sein. Mit dem "Berliner Antisemitismusstreit" in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde von jüdischer Seite erstmals der Begriff "Assimilation" in die Diskussion eingeführt (s. Teil I, Exkurs: Die "Judenpresse"). 30 Ganz zu Anfang kam ihm positive Bedeutung zu - er stand für politischen Fortschritt bis nationaljüdische und orthodoxe Kreise der Hingabe an die 28

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Vgl. dazu: Trude Maurer: Die Entwicklung der jüdischen Minderheit in Deutschland (1780-1933). In: "Internationales Archiv fur Sozialgeschichte der deutschen Literatur", 4. Sonderheft. Tübingen 1992. S. 172. Über die Beurteilung jüdischer "Akkulturation" oder "Symbiose", über deren Verwirklichung und Dauer besteht keine Einigkeit. S. Walther Boehlich (Hrsg.): Der Berliner Antisemitismusstreit. Frankfurt a. Main 1965. S. 7-14.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

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nichtjüdische Kultur den Kampf ansagten. Assimilation entwickelte sich zum innerjüdischen Reizwort. Bis zu Beginn des Dritten Reichs galt Assimilation als Weg, der feindseligen Umwelt zu entkommen. Diejenigen, die sich anpaßten, mußten dann aber erfahren, daß sie erst recht Haß auf sich zogen. "Es wurde ihnen bewußt, daß sie trotz ihrer Assimilation als Juden betrachtet wurden. Daraufhin beschlossen sie, Juden zu sein - aus Trotz. " 3 1 Der Antisemitismus der Nationalsozialisten schließlich versperrte die Flucht in die Assimilation. Der Rückzug ins Ghetto war erzwungen. 3 2 Die "Jüdische Rundschau" war gegen Assimilation und für Akkulturation. Gegen Emanzipation wandte sie sich nur in ihrer spezifisch "kontinentalen" (deutschen/französischen) Ausprägung, 3 3 die Assimilation zur Folge habe: "Für jeden Schritt vorwärts hatten die Juden zwei Schritte zurück in Kauf genommen." 3 4 Für Robert Weltsch war Emanzipation eine "ideologische Fiktion": [...], denn die Juden wurden gar nicht a l s solche dem Staate angegliedert, viel mehr hatte man von ihnen als Preis der Emanzipation ein Abstreifen des Judentums, eine immer weitergehende Anpassung an die Umwelt verlangt. Um dies zu ermöglichen, machte der jüdische Liberalismus die jüdische Religion zu einer bloßen Attrappe. 3 5

Die "Jüdische Rundschau" anerkannte jüdische Emanzipation, die nicht Assimilation - Verlust des spezifisch Jüdischen - zur Folge hatte. Das Ende der rechtlichen Gleichstellung im Jahre 1933 sah die Zeitung als Strafe für assimilatorische Sünden in der Vergangenheit an, eine Auffassung, die den Nationalsozialisten bis zu einem gewissen Grad gefallen konnte: Die Judenheit trägt eine schwere Schuld, weil sie den Ruf Theodor Herzls nicht gehört, ja, teilweise verspottet hat. Die Juden wollten nichts davon wissen, daß eine "Judenfrage besteht". Sie glaubten, es komme nur darauf an, als Jude nicht

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33

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Michael A. Meyer: Jüdische Identität in der Moderne. Frankfurt a. Main 1992. S. 121. [Hervorhebung im Original], Hans Mayer widerrief sein Angebot zur deutsch-jüdischen Symbiose. Assimilation lehnte er im Rückblick als Strategie, das Überleben von Minderheiten zu sichern, ab. Sie verhindere das Einüben von Toleranz, keineswegs aber den Antisemitismus. Hans Mayer: Der Widerruf. Über Deutsche und Juden. Frankfurt a. Main 1994. Während die "kontinentale" Emanzipation Verzicht auf eigenständige Organisationsund Lebensformen verlangte zugunsten staatsbildender Uniformität, anerkannte der "angelsächsische" Typ ein gewisses Eigenleben und machte Gleichheit vor dem Gesetz nicht vom bedingungslosen Aufgehen der Sondergruppen im Staat abhängig. "Jüdische Rundschau", Nr. 95. Berlin 28. November 1933. Weltsch (1972. 9). [Hervorhebung im Original]

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erkannt zu werden. Man wirft uns heute vor, wir hätten das deutsche Volk verraten; die nationalsozialistische Presse nennt uns, und wir sind dagegen wehrlos, den "Feind der Nation". Es ist nicht wahr, daß die Juden Deutschland verraten haben. Wenn sie etwas verraten haben, So haben sie sich selbst, das Judentum verraten. Weil der Jude sein Judentum nicht stolz zur Schau trug, weil er sich um die Judenfrage herumdrücken wollte, hat er sich mitschuldig gemacht an der Erniedrigung des Judentums. 36 Der Artikel, aus dem diese Passage stammt, hat den Titel "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!". Geschrieben hat ihn Robert Weltsch als Reaktion auf den Boykott. Er steigerte mit einem Schlag den Bekanntheitsgrad des Verfassers und der Zeitung. Robert Weltsch schrieb viele Jahre später: Und es ist eine Tatsache, dass in den Juden damals der Wille zum nationalen moralischen Widerstand erwachte. Der Widerhall, den der Leitartikel in der "Jüdischen Rundschau" "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!" weckte, war ein Zeichen der veränderten Haltung. Es begann eine merkwürdige Periode jüdischer Sammlung, die fünf Jahre dauerte. [...] Juden erkannten einander auf der Strasse und in der Untergrundbahn, lächelten einander an, ja viele entfalteten demonstrativ die "Jüdische Rundschau" in der Oeffentlichkeit, um als Juden erkannt zu werden auch ohne gelben Fleck. 37 Kurt Jakob Ball-Kaduri* erinnerte sich: Die Ausgabe der Jüdischen Rundschau ging von Hand zu Hand, und mit einem Male war die Rundschau die bekannteste jüdische Zeitung in Deutschland, und Tausende und mehr warteten auf das Erscheinen jeder nächsten Nummer. Aber dann ebbte die Bewegung wieder ab. 3 8 Ernst Simon* meinte gar, daß Robert Weltschs Artikel "so manche Selbstmorde erspart" h a b e . 3 9 Für die "Jüdische Rundschau" bot sich mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten eine neue Chance, für Emanzipation in ihrem Sinn zu werben. Es bedarf heute eines neuen Tones in der Diskussion jüdischer Angelegenheit. [...] Der 1. April 1933 [Boykott jüdischer Geschäfte, K.D.] kann ein Tag des jüdischen Erwachens [...] sein. 40

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39

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"Jüdische Rundschau", Nr. 27. Berlin 4. April 1933. "MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa". Tel Aviv 5. April 1963. Kurt Jakob Ball-Kaduri: Das Leben der Juden in Deutschland im Jahre 1933. Frankfurt a. Main 1963. S. 91f. Ernst Simon: Robert Weltsch als Politiker, Historiker und Erzieher im Vergleich mit Buber und Scholem. In: LBI Bulletin 64. Jerusalem 1983. S. 15-28. Hier: S. 15. Weltsch (JR, Nr. 27)

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Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

Mit dieser Art Äußerungen ging die "Jüdische Rundschau" scheinbar konform mit den Nationalsozialisten. Gegen bewußt gelebtes Judentum konnten die Machthaber zunächst nichts haben, mit dem daraus erwachsenden Selbstbewußtsein - Quelle der Widerstandskraft - rechneten sie nicht. Das Ziel der neuen Emanzipationskämpfe kann nicht die Gleichstellung des Individuums sein, sondern die Emanzipation als Gruppe. [...] Auch innerhalb des neuen Deutschlands werden wir [...] eine wahrhafte Emanzipation nur dadurch erreichen können, daß wir unserem Judesein wieder ein geistiges Gesicht geben. [...] Bei der alten Emanzipation war die Parole, das Judentum möglichst unkenntlich zu machen; heute heißt es, das Judentum bewußt zu machen. 41

1.5

Die "Jüdische Rundschau" und das Deutschtum "Identifikation nicht am falschen

Ort."

Ihre Verbundenheit mit der deutschen Kultur konnten und wollten auch die deutschen Zionisten nicht leugnen. 42 Auch sie fühlten sich mit Deutschland verwachsen. Hilf- und kraftlos machte die "Jüdische Rundschau" der Plan der Nationalsozialisten, das deutsche Judentum von der deutschen Kultur zu trennen: Die Scheidung einer durch Jahrhunderte vollzogenen Symbiose läßt sich aber nicht sturmartig vollziehen; diesen Vorgang müssen Betroffene als Unrecht empfinden. 43 Dann wieder reagierte sie ohne Zurückhaltung und wütend: So mancher Zionist [...] mag mit dem Land seiner Geburt viel stärker verbunden sein als andere, die das Bekenntnis laut auf den Lippen tragen. 44 Theodor Herzl hatte in seinem "Judenstaat" für das Verhältnis der Juden zu ihrem Geburtsland ein Bild gefunden, das es der "Jüdischen Rundschau" schließlich ermöglichte auch vor den Augen der Nationalsozialisten, an der deutschen Kultur festzuhalten. Er hatte dort geschrieben: 41 42

43 44

"Jüdische Rundschau", Nr. 48. Berlin 16. Juni 1933. "Was immer ihre Ziele waren, alle Zionisten befürworteten irgendeine Art von Synthese zwischen Deutschtum und Judentum." Jehuda Reinharz: The Zionist Response to Antisemitism. In: LBI Year Book XXX. London 1985. S. 105-140. Hier: S. 120. "Jüdische Rundschau", Nr. 43/44. Berlin 30. Mai 1933. "Jüdische Rundschau", Nr. 61. Berlin 31. Juli 1934.

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Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

Wir wollen aber den Juden eine Heimat geben. Nicht, indem wir sie gewaltsam aus ihrem Erdreich herausreißen. Nein, indem wir sie mit ihrem ganzen Wurzelwerk vorsichtig ausheben und in einen besseren Boden übersetzen. 4 5

Die deutsche Kultur als mobiles Gut, als geistiger Besitz, der nicht im Widerspruch zur Palästinawanderung stand und zu dem die Nationalsozialisten schließlich keinen Zugriff mehr haben sollten! Gerade weil sie nicht unter dem Verdacht stand, Assimilation zu unterstützen, konnte sich die "Jüdische Rundschau" in den ersten Monaten des Dritten Reichs trauen, ein Hohelied auf die deutsche Kultur anzustimmen, wie sie es vor 1933 "assimilierten" Blättern wie der "C.V.Zeitung" überlassen hatte. Die Verbundenheit mit der deutschen Sprache führte dazu, daß seit hundert Jahren deutsche Dichter nicht etwa nur in Deutschland gefeiert wurden, daß Schiller, der Lieblingsdichter der Juden, nicht nur in Deutschland war, sondern daß bis tief in die zaristisch-russische Steppe hinein jüdische Herzen erzittern, wenn seine Verse zu ihnen drangen. 4 6

Die Nationalsozialisten verharrten in ihrer Lauerposition. 1932 hatte Robert Weltsch geschrieben: "Es wird sich ergeben, daß der jüdische Jude der bessere Jude ist." 4 7 1933 ergänzte er die Prophezeiung um eine erstaunliche Aussage: "Und der bessere Jude wird [...] meist auch der bessere Deutsche sein." 4 8 Auch das ließen die Zensoren geschehen. Keine Nummer der "Jüdischen Rundschau" wurde in den Anfangsmonaten des Dritten Reichs konfisziert. Mit der Konsolidierung der neuen Regierung wuchs für die jüdische Presse das Risiko, sich zum Thema "Judentum - Deutschtum" zu äußern. "Deutschtum" gehörte den "Ariern" und hatte nichts auf der jüdischen Themenliste verloren. Ende 1933 ließ die "Jüdische Rundschau" wissen: Wir nehmen innerlich Anteil an allem, was unsere Umwelt und unsere Mitbürger bewegt, aber wir identifizieren uns nicht am falschen Ort mit ihnen. 4 9

45 46 47 48 49

Herzl (1988, 47). Weltsch (JR, Nr. 27). Zit. aus: Weltsch (1972, 15). "Jüdische Rundschau", Nr. 48. Berlin 16. Juni 1933. "Jüdische Rundschau", Nr. 102. Berlin 22. Dezember 1933. S. 1.

Kapitel 1: Die Jüdische

1.6

Rundschau

167

Die "Jüdische Rundschau" und die christlichen Bräuche "Ein brennender Weihnachtsbaum? Nicht eben geschmackvoll."

Viele deutsche Juden hatten sich daran gewöhnt, nach dem Kalender der Christen zu leben. Die Zionisten sahen das nicht gern, kritisierten das die jüdische Identität verleugnende Verhalten. 50 An der jüdischen Religion und den jüdischen Feiertagen interessierte sie weniger der religiöse Akt als die Erinnerung an die verbindende jüdische Geschichte. Es ging ihnen um die Bewahrung des Eigenen, weniger um gelebte Religion. Nach dem 30. Januar 1933 blieben die christlichen Feiertage zwar erhalten, die Nationalsozialisten mit ihrem Hang zum germanischen Kult diskreditierten jedoch ihren religiösen Inhalt. Mit der Ideologisierung der Feste verbot es sich - aus Sicht der Nationalsozialisten wie der Zionisten für einen Juden, an "deutschen" Festen Anteil zu nehmen. 5 1 Die noch immer nicht von der Assimilation Geheilten stellte die "Jüdische Rundschau" an den Pranger, worauf nicht wenige verunsicherte Leser mit der Hilflosigkeit von Musterschülern reagierten und der Zeitung in Leserbriefen vom Ungehorsam anderer Meldung erstatteten. Die "Jüdische Rundschau" belohnte den Eifer mit Applaus: Daß man. w i e S i e schreiben, einen Juden, der nicht Silvester feiern w i l l , 5 2 in einer j ü d i s c h e n Gesellschaft als "Sonderling" bezeichnet, ist in der Tat charakteristisch für g e w i s s e jüdische K r e i s e . 5 3 Wir sind Ihrer Ansicht, daß es nicht g e s c h m a c k v o l l ist, in Verlobungsanzeigen jüdischer Personen als Termin der V e r l o b u n g "Silvester" zu nennen.54

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Mit jüdischer Identität ist - nach Michael A. Meyer - das Zugehörigkeitsgefühl zum Judentum gemeint, das innerhalb eines Kräftefelds existiert, bestimmt von Aufklärung, Antisemitismus und Zionismus. S. Meyer (1992. 134). Gesetzliche Malinahmen der Nationalsozialisten: "Jüdischen Geschäften wird die Verwendung christlicher Symbole beim Weihnachtsgeschäft verboten." Zit. in: "Jüdische Rundschau", Nr. 98. Berlin 8. Dezember 1933. S. 917. "Nur arische Händler dürfen auf dem Kindelmarkt IChristbaum- und Weihnachtsmarkt in Breslau, K.D.] verkaufen." Akten des Deutschen Gemeindetages 1933 bis 1945. Archiv des Vereins zur Pflege kommunal wissenschaftlicher Aufgaben e.V. Berlin. DGT, 4-10-2/13. Zit. in: Joseph Walk: Das Sonderrecht für Juden im NS-Staat. Eine Sammlung der gesetzlichen Maßnahmen und Richtlinien - Inhalte und Bedeutung. Heidelberg/Karlsruhe 1981, Nr. II. 45. Es scheint mir legitim, "Silvester" in diesem Zusammenhang als Fest der christlichen Kultur zu begreifen. "Jüdische Rundschau", Nr. 4. Berlin 14. Januar 1938.

168

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

1937 machte die "Jüdische Rundschau" in einem ausführlichen Leitartikel wieder einmal auf die Unsitte, als Jude christliche Bräuche zu pflegen, aufmerksam. 5 5 Das Leserecho war groß und voller Zustimmung. Die Zeitung druckte Auszüge aus den eingegangenen Briefen ab und verstärkte damit die Leser-Blatt-Bindung ihrer ohnehin gefügigsten Anhänger: Es wird mitgeteilt, daß sogar in öffentlichen Lokalen derartige Feiern stattgefunden haben, an denen viele Juden teilnahmen. Aus der Fülle der Berichte heben wir eine Zuschrift hervor, in der uns das Erlebnis eines Sammlers der Winterhilfe mitgeteilt wird, der am 26. Dezember vormittags [...] zu einer jüdischen Familie kam und dort mit eigenen Augen die Reste der Feier und auch den brennenden Weihnachtsbaum beobachten konnte, während die Frau des Hauses ihm mitteilte, daß sie auf seinen Besuch am "zweiten Feiertag" nicht vorbereitet gewesen sei und ihre Spende für die Winterhilfe nicht geben könne, da sie für die Feier, an die sie von "Jugend an gewöhnt sei", alles ausgegeben habe. [...] Man geniert sich nicht, derartige Feiern auch öffentlich anzuzeigen, und besonders pikant ist, wenn [...] das Jüdische Gemeindeblatt in Berlin sich auf diesem Gebiet hervortut, und das, obwohl es sich obendrein um einen Freitagabend handelt - und um eine Gelegenheit, gerade von der Gemeinde aus erzieherisch einzugreifen. 56 Auf derselben Seite der Zeitung findet man "zum Ausschneiden" die "jüdischen Feiertage von 1938".

1.7

Die "Jüdische Rundschau" und die jüdische Religion "Religion als verbindende Geschichte und Trost."

Für die "Jüdische Rundschau" spielten religiöse Themen immer eine sekundäre Rolle. Dennoch läßt sich eine Entwicklung feststellen. Ging die Zeitung vor 1933 auf die jüdischen Festtage meist nur "unterm Strich" ein, räumte sie ihnen danach, wie die anderen großen jüdischen Zeitungen und Gemeindeblätter auch, immer häufiger Platz auf Seite 1 ein. Auch "Sprüche" aus heiligen oder philosophischen Schriften standen neuerdings an exponierter Stelle. Ohne Kommentar wirkten sie am oberen Blattrand wie das Motto zum Tage. Die Zeitung sah sich gezwungen, ihre (unfreiwillige) Annäherung an die jüdische Religion vor den Lesern zu rechtfertigen:

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"Jüdische Rundschau", Nr. 2. Berlin 4. Januar 1935. "Jüdische Rundschau", Nr. 102. Berlin 24. Dezember 1937. "Jüdische Rundschau", Nr. 104. Berlin 31. Dezember 1937.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

169

Die "Jüdische Rundschau" ist ein weltliches, kein religiöses Organ, aber wir glauben, daß es vielen Lesern willkommen sein wird, wenn wir heute eine religiöse Betrachtung über den Versöhnungstag veröffentlichen. 57 Da sich die Leserschaft der "Jüdischen Rundschau" nicht mehr nur aus Zionisten zusammensetzte, berücksichtigte die Zeitung verstärkt das alle verbindende Glied, die gemeinsame Religion. Auf die tröstende Kraft religiöser Besinnung konnte und wollte sie unter den neuen Umständen nicht völlig verzichten. In ihren "Feiertagsartikeln" widmete sie sich vor allem dem geschichtlichen Hintergrund der Gedenktage. Um konkrete Glaubensinhalte ging es selten. 5 8 Mit der Integration religiöser Themen öffnete sich die "Jüdische Rundschau" sogar einer kleinen orthodoxen Leserschaft, Gläubigen nämlich, die mit dem prinzipiellen Unterschied zwischen Orthodoxie und Zionismus leben konnten und die ihr tiefer gehendes Interesse für die Religion anderweitig befriedigten. In der Ablehnung der Assimilation und der Zuneigung zum Ostjudentum waren sich "Jüdische Rundschau" und orthodoxes Judentum sogar einig. 5 9 Unter den Schreibern der Zeitung befanden sich daher auch einige wenige sogenannte orthodoxe Zionisten. 60 Die Veränderung der "Jüdischen Rundschau" war "äußerlich", den äußeren Umständen angepaßt. "Innerlich" blieb sie eine zionistische Zeitung, die mit, aber nicht von der Religion lebte. Wie vor dem Machtantritt hielt sie sich auch danach aus religiösen Debatten heraus. 6 1

57 58

59

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"Jüdische Rundschau", Nr. 78. Berlin 29. September 1933. "Der tiefe Sinn der religiösen Besinnung und Rechenschaftsablegung am Neujahrsfest soll nicht geschmälert werden, wenn wir versuchen, auch in unserer Sphäre, die niedriger liegt als die den Kern des Menschen erfassenden religiöse, Umschau zu halten und Rechenschaft abzulegen," schrieb die "Jüdische Rundschau" bereits am 26. September 1924. Während die Zuwendung der Orthodoxen zu den Ostjuden religiös motiviert war, schätzten die Zionisten die Ostjuden v.a. als Bewahrer jüdischen Lebens. Unter den Ostjuden war der Zionismus weit verbreitet. Z.B. Ernst Steckelmacher, Rabbiner von Bad-Dürkheim, später Ludwigshafen. "Wir als Zionisten sind in bezug auf die religiöse Differenzierung des Judentums neutral." "Jüdische Rundschau", Berlin 9. Juli 1926.

170

Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung,

1.8

1FB - und das JN

Die "Jüdische Rundschau" und die Auswanderungsfrage "Der Zionismus tes

1.8.1

ist keine Versorgungsanstalt

für ein plötzlich

erwach-

Masseninteresse."

1933 bis 1935

Palästina und alles, was damit zu tun hatte, bildete von Anfang an den inhaltlichen Schwerpunkt der "Jüdischen Rundschau". Daran änderte sich auch nichts nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten. "Palästina" stand weiterhin für eine Idee, die zum Umdenken, nicht zum Exodus auffordern sollt e . 6 2 Seit Beginn des organisierten Zionismus in Deutschland war es selbst den überzeugtesten Zionisten nicht in den Sinn gekommen, von den deutschen Juden zu verlangen, nach Palästina auszuwandern. 6 3 Um das zu ändern, mußte viel geschehen. 6 4 Mit Beginn des

Dritten Reichs sah sich

die

"Jüdische

Rundschau"

zunächst einmal gezwungen, Palästina vor Auswanderern, die bisher nichts vom Zionismus wissen wollten, zu schützen: Und - jetzt beobachten wir eine seltsame Erscheinung. Es hat ein plötzlich erwachtes Masseninteresse für Palästina eingesetzt. Es sind vielleicht harte Worte, aber sie müssen gesagt werden: in guten Tagen wollte man von Palästina nichts wissen [...], nun, da durch die Arbeit derer, die sich nicht abschrecken ließen, aus Palästina etwas geworden ist, erinnert man sich in schlechten Tagen des einst verachteten Werkes. 6 5 Der Zionismus ist keine Versorgungsanstalt [...], sondern eine Erkenntnis. [...] Es wäre z.B. falsch zu sagen, wer in Deutschland seine Arbeit verloren hat, möge nach Palästina gehen. [...] So paradox das klingt, heute müssen wir vielen Juden abraten, nach Palästina zu gehen, weil Enttäuschungen daraus entstehen müssen. Palästina gibt nur denen, die ihm geben. 6 6

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65 66

Vgl. Eloni (1987). Vgl. Richard Lichtheim: Das Programm des Zionismus. Berlin 1911. S. 110. "Es läßt sich sogar vermuten, daß die Mehrheit der Zionisten, wären sie nicht zum Verlassen Deutschlands gezwungen worden, auch nach der Begründung des Judenstaates in ihrer alten Welt verblieben wären, mit einer starken Betonung ihrer zionistischen Gesinnung, so wie wir das heute [1962, K.D.] an den amerikanischen Zionisten feststellen können." Weltsch (1971, 57). "Jüdische Rundschau", Nr. 25. Berlin 28. März 1933. "Jüdische Rundschau", Nr. 84. Berlin 20. Oktober 1933.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

171

Die "Jüdische Rundschau" weigerte sich, auf das deutsche Unrechtsregime mit einer verwässerten zionistischen Idee zu reagieren. 6 7 Daran konnte auch die anfängliche Sympathie der Nationalsozialisten für den Zionismus nichts ändern. Als zionistische Zeitung wollte die "Jüdische Rundschau" den zionistischen Gedanken auch unter schwierigen Bedingungen rein halten, zumal sich für sie die ersten Jahre unter Adolf Hitler als harte, auch sehr harte, doch nicht aussichtslose Zeit darstellten. Integration hielt sie für möglich: Wir glauben, daß auch die deutschen Juden ihren Platz und ihre Eingliederung in diesem Staat finden müssen, und wir hoffen, daß sich noch die Form hierfür, die mit den Grundsätzen des neuen Staates im Einklang steht, wird finden lassen. 6 8 Vor diesem Hintergrund kann man verstehen, daß Schalom Ben-Chorin, der der "Jüdischen Rundschau" einen Artikel angeboten hatte, in dem er seine Idee der "jüdischen Liquidation durch Auswanderung nach Palästina" ausführte, in der Redaktion keinerlei Verständnis f a n d . 6 9 Die "Jüdische Rundschau" gab Anleitung zur "Umwandlung der jüdischen [assimilierten, K . D . ] Seele" 7 0 , erste Voraussetzung für die Palästinawanderung: Es wäre ein Irrtum anzunehmen, daß es heute unsere Aufgabe ist, für Palästinawanderung Propaganda zu machen. Wofür Propaganda gemacht werden muß, ist ein neuer Geist im Judentum. 71 Der Exodus sollte den "wenigen und besonders Qualifizierten" 7 2 vorbehalten bleiben. 7 3 Alle anderen mahnte sie, sich endlich von der Vorstellung eines "geistig 'bequemen' Lebens" in Palästina freizumachen.

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"The brutal liquidation of Geiman Jewry after 1933. notwithstanding the dramatic increase in German-Jewish immigration into Palestine, could never be a desirable condition for effective Zionist work in Germany." Francis R. Nicosia: The End of Emancipation and the Illusion of Preferential Treatment: German Zionism, 1933-1938. In: LB I Year Book XXXVI. London 1991. S. 243-265. Hier: S. 245. "Jüdische Rundschau", Nr. 68. Berlin 29. August 1933. Interview Schalom Ben-Chorin. Jerusalem 10. November 1993. Schalom Ben-Chorin brachte seinen Beitrag daraufhin bei der Zeitschrift "Kulturwehr" unter (Zeitschrift für Volkstumsfragen des Verbands der nationalen Minderheiten im Deutschen Reich, Berlin 1926-1938). "Jüdische Rundschau", Nr. 92. Berlin 17. November 1933. "Jüdische Rundschau", Nr. 84. Berlin 20. Oktober 1933. "Jüdische Rundschau", Nr. 91. Berlin 14. November 1933. "Das Judentum ist keine numerisch-quantitative, sondern eine qualitativ-dynamische Kategorie. (...) Aber unter den Juden selbst bildet nur eine Minderheit den Kern; die anderen zog es immer wieder hinaus auf das weite Meer, zu den Wegen der anderen."

172

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Wir befürchten, daß die Gesinnung und Haltung der Galuth [...] nach Palästina mitgenommen wird und daß das Land und seine Bedingungen nicht stark genug sind, um eine innerliche Umkehr des Menschen herbeizuführen. 74 Ständig wiederholte die "Jüdische Rundschau" Bedenken und Warnungen dieser Art. Sie tat es aus zionistischer Pflicht. Auswanderung als Flucht war für sie noch kein Thema. Finden sich in der Zeitung bereits vor 1935 Ratschläge für Ausreisen ins Ausland, sind das Ausnahmen und wohl Zugeständnisse an die Sorgen der Leser. So riet Arthur Ruppin , Palästina-Korrespondent der "Jüdischen Rundschau", in der Ausgabe vom 29. August 1933 von überstürzter Alija ab und empfahl statt dessen Wanderungen nach USA, Brasilien, Argentinien, Kanada oder Südafrika. 7 5 Unter dem Druck der Nationalsozialisten wuchs der Bekanntheitsgrad des Zionismus. Die "Jüdische Rundschau" gewann an Lesern. Mit der Durchsetzung der zionistischen Idee hatte das wenig zu tun. Vielmehr nahm die Zahl palästinainteressierter Nichtzionisten zu. Die Idee einer Bewegung drohte zu einer Bewegung ohne Idee zu werden.

1.8.2

Nach 1935

Mit den Nürnberger Gesetzen vom 15. September 1935 wurden Juden endgültig aus dem bürgerlichen Leben verdrängt. Ihre Lage verschärfte sich täglich, und ihre Welt wurde um ein weiteres Stück kleiner. Hier konnte sich weder der zionistische Gedanke noch das Judentum entfalten. Darauf mußte sich die "Jüdische Rundschau" einstellen. Not und Sorgen diktierten ihr ihre Themen: Ganz abgesehen von politischen Theorien erforderte jetzt das Interesse der jüdischen Menschen, sie für eine neue Art des Lebens vorzubereiten.76 Die Zeitung widmete sich den Fragen, die die Menschen am meisten beschäftigten: Heimat oder Exil, wenn Exil, nach Palästina, ins europäische Ausland oder nach Übersee? 77 Neben Artikeln, die das Für und Wider eines

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77

Hans Kohn, Robert Weltsch: Zionistische Politik. Eine Aufsatzreihe. Mährisch-Ostrau 1927. S. 59f. "Jüdische Rundschau", Nr. 95. Berlin 28. November 1933. Nr. 68 Schalom Adler-Rudel: Jüdische Selbsthilfe unter dem Naziregime 1933-1939. Im Spiegel der Berichte der Reichsvertretung der Juden in Deutschland. Tübingen 1974. S. X (Vorwort). Die großen Überschriften auf den ersten Seiten geben ein Bild davon: "Das Problem der Emigration" (S. 2, Nr. 77, 24. September 1935).

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

173

Landes diskutierten, wandte sich die Zeitung immer wieder mit Hilferufen direkt an einzelne Staaten und forderte sie auf, ihre Grenzen zu öffnen. Es liegt im Wesen der Sache, daß Palästina nicht alle Auswanderer aufnehmen kann. [...] Es gibt jedoch keine Auswanderung ohne ein Einwandererland. Darum heißt das [...] Problem: schafft Einwanderungsmöglichkeiten! Zehntausend wissen nicht, wohin. Öffnet die Tore! 7 8 1936 gab die "Jüdische Rundschau" ihr neues Programm bekannt. Das Wort "Palästina" fehlte darin: Die Förderung der jüdischen Auswanderung und die Erschließung neuer Lebens- und Arbeitsräume für einen möglichst großen Teil der Judenheit in Deutschland und besonders ihrer jungen Generation steht [...] im Vordergrund. 7 9 Die ausführliche Beschäftigung der "Jüdischen Rundschau" mit der Auswanderungsfrage ging auf Kosten zionistischer Themen, wodurch es zu einer inhaltlichen Annäherung der Zeitung an die übrige jüdische Presse kam. An ihrem Grundsatz - Alija nur aus Überzeugung - mußte sie als zionistisches Organ dennoch festhalten. Der Nichtzionist fand auch ohne ihre Hilfe ins Heilige Land.

1.8.3

Hilfeleistungen der "Jüdischen Rundschau"

Leser, die es geschafft hatten, auszureisen, waren in der Regel verlorene Leser. Einige blieben der "Rundschau" auch im Ausland treu, vor allem die nach Palästina ausgewanderten Zionisten. Das "MB" 8 0 gab für 1935 die

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"Wanderung - ein Weltproblem" (S. 1, Nr. 90, 8. November 1935). "Die große Frage: Wohin?" (S. 2, Nr. 3, 10. Januar 1936). "Wohin mit den Juden?" (S. 1, Nr. 20, 10. März 1936). "Immigrations-Gesetz in Kraft" [bezieht sich auf Südafrika] (S. 1, Nr. 10, 5. Februar 1937). "Jüdische Erlebnisse in aller Welt" (S. 3, Nr. 78, 1. Oktober 1937) "Die Einwanderung in Brasilien", "Jüdische Sorgen in Jugoslawien", "Fragen der polnischen Auswanderung" (S. 1), "Die Lage in Rumänien" (S. 2), "Rhodesien", "Die Siedlungsmöglichkeiten in Madagaskar" (S. 3), (Nr. 7, 25. Januar 1938). "Der Weg in die Welt" (S. 1, Nr. 25, 29. März 1938). "Was gibt es in Amerika außer Brot?" [ein jüdischer Einwanderer schildert seine Eindrücke] (S. 1, Nr. 36, 6. Mai 1938). "Öffnet die Tore!". In: "Jüdische Rundschau", Nr. 95. Berlin 26. November 1935. S. 1. "Jüdische Rundschau", Nr. 36. Berlin 5. Mai 1936. "MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa", Tel Aviv, Zeitschrift der deutschen Neueinwanderer.

174

Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung,

1FB - und das JN

Auflagenhöhe der Zeitung in Palästina mit 4 000 an. 8 1 Hans Georg Burgers Recherchen ergaben, daß noch zusätzlich etwa 1 000 Exemplare im freien Verkauf vertrieben wurden: "Man kann [...] für die Zeit kurz vor dem Verbot der Zeitung mit einer Verbreitung in Palästina von etwa 6 000 - 7 000 Exemplaren rechnen." 8 2 Mit Anzeigen, wie der folgenden, versuchte die Zeitung Kontakt zu halten: "Auswanderer behalten den Zusammenhang mit ihrer alten Heimat, mit den zurückgelassenen Freunden und Bekannten, wenn sie auch im fernen Land die gleiche Zeitung lesen. " 8 3 1936 druckte die Zeitung eine Liste der Länder ab, in die sie verschickt wurde: Danzig, Dänemark, England, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Lettland, Littauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Palästina, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Südafrika, Tschechoslowakei, Türkei, Ungarn, USA. 8 4 "In 64 Ländern beziehen Juden die Jüdische Rundschau", stellte sie 1937 fest. 8 5 Die Zeitung ließ die Ausgewanderten für die Zurückgebliebenen von ihren Erfahrungen berichten. Ihr Korrespondentennetz wuchs. Die deutschen Reichsbehörden bewilligten den Journalisten der Zeitung bei Auslandsreisen Devisenerleichterungen, weil die Zeitung für Deutschland ein "Devisenbringer" war. 8 6 In Artikelserien, wie "Juden in Holland", "Juden in aller Welt", "Blick über die Grenze" usw., bereitete sie auf fremde Länder vor. Bereits vor Verkündung der Nürnberger Gesetze hatte die "Jüdische Rundschau" zur Vorbereitung auf Palästina mit dem Abdruck eines Hebräisch-Kurses begonnen. Er hieß "Hebräisch für Jedermann", ""ΠΙ1 TOTO"87. Alle zwei Wochen erteilte ein Hebräischlehrer namens Dr. Schaul Kaleko eine Lektion. Sie wird enthalten Lesestoff in F o r m v o n kleinen Aufsätzen, Zeitungsnachrichten aus dem modernen hebräischen Kunst- und Geistesleben, kurze

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"MB". Tel Aviv Mai 1935. S. 3. Hans Georg Burger: Die Auseinandersetzung um die "Jüdische Welt-Rundschau" Robert Weltsch zum 80. Geburtstag gewidmet. In: "Emuna", Nr. 7. Frankfurt a. Main 1971. S. 317-334. Hier: S. 321 und 332. Z.B. in: "Jüdische Rundschau", Nr. 86. Berlin 27. Oktober 1936. "Jüdische Rundschau", Nr. 9. Berlin 31. Januar 1936. "Jüdische Rundschau", Nr. 67. Berlin 24. August 1937. S.: Burger (1971, 321). S.a. "2. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmungen". Berlin 15. Juli 1937. BA R56 V/102. Hebr.: musaf yivry.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

175

Erzählungen, Gedichte. [...] Schwierige Worte werden mit deutscher Übersetzung gebracht. 88 Ein Zeitzeuge erinnert sich: Der leicht faßliche und geschickt verfaßte Text fand viel Aufmerksamkeit, und eine große Anzahl von Juden begann danach, hebräisch zu lernen. Aber der Eifer der meisten erlahmte bald, nachdem die Lektionen anfingen, schwierig zu werden. Einige Zeit später erschienen dieselben Lektionen als Buch oder Broschüre, und dieses Heft mit dem roten Deckel - und ein zweites Heft für Fortgeschrittene mit blauem Deckel - gehörten zu den am meisten gelesenen Büchern dieser Zeit. [...] Der Witz der länger im Land Befindlichen formulierte das so: "Noch nie hat eine Gruppe von Einwanderern mit so großem Eifer und so wenig Erfolg Hebräisch gelernt. " 8 9 In der Ausgabe vom 9. September 1938 (Nr. 72) gab die Zeitung Dr. Kalekos Übersiedlung nach Palästina bekannt, versprach aber, "Dr. Kaleko wird auch in Zukunft mit den Lesern unseres Blattes als Mitarbeiter verbunden sein." Wenige Nummern später (Nr. 76/77, 23. September 1938) startete sie einen Englischkurs: Um zahlreichen aus unserem Leserkreis geäußerten Wünschen zu entsprechen, werden wir Anfang Oktober eine neue Rubrik eröffnen, die in vierzehntägigen Abständen englische Lesestücke bringen wird. Die "Jüdische Rundschau" richtete einen "schriftlichen Reisedienst" ein. An ihn konnten die Leser Fragen zu Ausreisemöglichkeiten stellen, die die Redaktion dann brieflich beantwortete. Die Zeitung meldete regelmäßig die Postverbindungen nach Palästina "zum Ausschneiden". In einer Rubrik "Versprengt in alle Welt", "Die Jüdische Rundschau hilft Adressen suchen" stellte sie Kontakte her mit aus dem Blick geratenen Ausgereisten. 9 0 1938 hatte sich die zuerst kleine Rubrik zu einer langen Namensliste entwickelt. Sie endete in der letzten Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" mit der 1267sten Suchmeldung. 9 1

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"Jüdische Rundschau", Nr. 3. Berlin 8. Januar 1935. Ball-Kaduri (1963, 111). Beginn der Rubrik: "Jüdische Rundschau", Nr. 88. Berlin 5. November 1937. "Jüdische Rundschau", Nr. 89. Berlin 8. November 1938. S. 7.

176

1.9

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Die "Jüdische Rundschau" und die Unruhen in Palästina "Bereits 1937 den jüdischen Staat verkündet."

Während der britischen Mandatszeit verschärfte sich in Palästina der Konflikt zwischen Juden und Arabern. 1936 erreichte er einen blutigen Höhepunkt. In Palästina herrschte Bürgerkrieg. Alle jüdischen Zeitungen nahmen Anteil, die "Jüdische Rundschau" informierte auf ihren ersten Seiten. Während der Schawuot-Festtage 92 gab sie am 29. Mai 1936 eine unnumerierte Sonderausgabe heraus: Wir haben uns entschlossen, die heutige Sonderausgabe der "Jüdischen Rundschau" herauszugeben, um unsere Leser auch in der Feiertagszeit über die Ereignisse in Palästina zu informieren.

Die Ausgabe bestand aus vier Seiten, "Unruhen auf dem Höhepunkt" verkündete das Titelblatt. Gespannt erwartete die "Jüdische Rundschau" die Entscheidung der von Großbritannien eingesetzten Peel-Kommission. Sie diskutierte die Vorschläge und mußte angesichts der palästinensischen Wirklichkeit ihre bisherige Haltung korrigieren. Ein binationales Staatsgebilde, für das sich vor allem Robert Weltsch eingesetzt hatte, schien auch ihr nicht mehr möglich: Wir waren immer der Meinung, daß die einzige Möglichkeit der Realisierung des Zionismus in ganz Palästina in einer jüdisch-arabischen Verständigung liegt. [...] Aber wir mußten uns sagen, daß dieser Weg eine Illusion ist, und die Erfahrungen haben es bestätigt. 9 3

Die Veröffentlichung des Peel-Berichts am 8. Juli 1937 stieß auf zionistischer Seite vorwiegend auf Ablehnung. Er legte die Teilung des Gebiets in einen jüdischen Staat, einen arabischen Staat und eine Mandatszone fest. Die "Jüdische Rundschau" fragte besorgt, ob der neue Judenstaat groß genug sein werde, um alle Vertriebenen aufnehmen zu können. Die Aussicht auf ein eigenes Land stimmte sie dennoch euphorisch. Es geht jetzt darum, die staatsbildenden Kräfte des jüdischen Volkes im vollen Sinne zu bewähren: daß wir trotz allem einen einzigartigen Moment in der jüdischen Geschichte durchleben - den Beginn des ersten jüdischen Staatswesens nach fast 1900 Jahren. 9 4

92 93 94

Tag der Sinai-Offenbarung. "Jüdische Rundschau", Nr. 64. Berlin 13. August 1937. [Hervorhebung im Original] "Jüdische Rundschau", Nr. 54. Berlin 9. Juli 1937. S. 1.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

177

Riesig standen die schwarzen Buchstaben auf der Ausgabe vom 6. Juli 1937: "Der jüdische Staat". 95 . Die Zeitung hatte sich zu früh gefreut.

1.10

Die "Jüdische Rundschau" und der Nationalsozialismus "Gemeinsame Interessen bestanden ja."

Der Machtantritt der Nationalsozialisten beendete die jüdischen Assimilationsversuche in Deutschland. Der Antisemitismus der neuen Regierung sei, so stellte die "Jüdische Rundschau" immer wieder fest, geradezu vom assimilierten Judentum provoziert worden. Das Scheitern der Assimilation entsprach den Prognosen der Zeitung, war ihrer Meinung nach geschichtsnotwendig. Mit dem Umsturz sah die Zeitung eine Chance für das Judentum gekommen. Diese Lebenslüge [die Assimilation, K.D.] ist am 30. Januar 1933 zusammengestürzt, und so stehen wir vor einem eigentümlichen Paradox: heute, w o wir als Juden völlig auf uns selbst angewiesen und durch einen deutlichen Trennungsstrich von der Umwelt geschieden sind, leben wir weniger in einem Ghetto als früher, w o deutsche Juden sich einbildeten, die echten Deutschen zu sein. 9 6

Die Zeitung stellte sich auf Verhandlungen der Zionisten mit den Nationalsozialisten ein, wollte die "Judenfrage" in Zusammenarbeit lösen. 97 Gemeinsame Interessen bestanden ja, 9 8 doch waren die, wie sich später herausstellte, nicht inhaltlicher, sondern lediglich struktureller Natur.

1.10.1 Nach dem Machtantritt Die "Jüdische Rundschau" nahm den täglichen Antisemitismus als gegeben hin. 99 Mit ihm könne und müsse ein Zionist leben. Ihre erste Sorge galt

95 96 97

98

99

Nr. 53. "Jüdische Rundschau", Nr. 9. Berlin 30. Januar 1934. Vgl. Robert Weltsch: Entscheidungsjahr 1932. In: Werner E. Mosse (Hrsg.): Entscheidungsjahr 1932. Zur Judenfrage in der Endphase der Weimarer Republik. Tübingen 1966. S. 535-562. Hier: S. 557. "Der Schild", Organ des "Reichsbund jüdischer Frontsoldaten" aus Berlin, warf der "Jüdischen Rundschau" in seiner Ausgabe vom 17. Dezember 1933 vor, sich geradezu "völkisch" zu gebärden und ihr "Gedankengut der Umwelt" zu entlehnen. "Als Jude muss man den Antisemitismus als gegeben betrachten." "Jüdische Rundschau", Nr. 20. Berlin 13. März 1931.

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daher nicht der Judenfeindlichkeit der Nationalsozialisten, sondern der Gefährdung des Rechtsstaats. Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wies sie die Wahlsieger auf ihre Grenzen hin: 1 0 0 Der Nationalsozialismus ist eine judenfeindliche Bewegung, er ist programmatisch in einem Maße antisemitisch, wie es noch keine Partei war, er verdankt der skrupellosen Judenhetze einen großen Teil seiner agitatorischen Erfolge. [...] Während diese Zeilen in Druck gehen, sind die Grundlagen, auf denen das neue Kabinett gebildet wurde, noch nicht bekannt. [...] Die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der deutschen Juden ist aber in der Reichsverfassung verankert. [...] Als Parteiführer konnte Hitler sich auf die von ihm fanatisierten Massen stützen; als Reichskanzler muß er wissen, daß Deutschland aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt ist, die Anspruch auf Respektierung ihrer Eigenart haben. Die deutschen Juden, von der Partei des Reichskanzlers dauernd bedroht und beleidigt, herabgewürdigt und verleumdet, fordern von jeder Regierung, welche es auch sei, die Respektierung ihrer Existenz, ihrer Ehre und Art. [...] Es ist selbstverständlich, daß das deutsche Judentum sich gegen jeden Versuch der formalen und tatsächlichen Entrechtung und Depossedierung mit allen Mitteln und aller Energie zur Wehr setzen wird. Diesen Kampf kann nur ein Judentum führen, das von unbeugsamem Stolz auf sein Volkstum erfüllt ist. Mit Versuchen der Anpassung und Selbstverleumdung ist es vorbei. 1 0 1 Nachdem sich drei Ausgaben der "Jüdischen Rundschau" auf den Titelseiten mit der neuen Regierung auseinandergesetzt hatten, wandte sich die Zeitung in der vierten Ausgabe (Nr. 12, 10. Februar 1933) wieder ihrem eigentlichen Thema, dem Zionismus, zu. Mit "Palästinas Wirtschaftslage" beschäftigte sich ihr Aufmacher.

1 . 1 0 . 2 D i e Nationalsozialisten und die "Jüdische Rundschau" Die Nationalsozialisten unterstützten nicht die zionistische Idee, sondern die Pläne, Juden außer Landes zu bringen. 1 0 2 Sie unterschieden nicht zwischen Zionisten und Assimilierten, sondern zwischen denen, die freiwillig gingen und denen, die sich als Deutsche fühlten und bleiben wollten. 100

101 102

"Dieser

Noch vor dem 30. Januar 1933 stand in der "Jüdischen Rundschau" zu lesen: "Der zu erwartende Eintritt der Nationalsozialisten in die Regierung wird die Lage der Juden voraussichtlich noch weiter stark verschlechtern. Freilich, es wird auch im schlimmsten Falle wohl keine offizielle Entrechtung der Juden geben und keine richtigen Pogrome. Aber es wird weniger als je Achtung vor jüdischer Art, weniger als je Lebensmöglichkeiten für jüdische Menschen geben." "Jüdische Rundschau", Nr. 88. Berlin 11. April 1932. "Jüdische Rundschau", Nr. 9. Berlin 31. Januar 1933. [Hervorhebung im Original] "Der Zionismus muss tatkräftig unterstützt werden, um jährlich eine zu bestimmende Zahl deutscher Juden nach Palästina oder überhaupt über die Grenze zu befördern." Alfred Rosenberg: Die Spur des Juden im Wandel der Zeit. München 1937. S. 152.

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179

scheinbare Kampf zwischen zionistischen und liberalen Juden ekelt mich in kurzer Zeit schon an", schrieb Adolf Hitler in "Mein Kampf". 1 0 3 Der Antisemitismus der Nationalsozialisten ließ keine feinen Differenzierungen zu. Ein Zionist war für sie kein "anständiger" 104 , sondern ein nützlicher Jude. Sowenig sich die Zionisten vor Mißbrauch ihrer Idee schützen konnten, sowenig konnten und wollten sie sich Privilegien verweigern. Hier einige Beispiele für ihre Sonderbehandlung: Jüdische Organisationen, die Berufsumschichtung fördern, um Juden für ihre Auswanderung vorzubereiten, betätigen sich in Übereinstimmung mit dem Interesse des Dritten Reiches. Deshalb sind zionistische Gruppen, die zur Auswanderung ermutigen, nicht mit der gleichen Strenge zu behandeln, die gegenüber Mitgliedern jüdisch-assimilatorisch eingestellter Organisationen am Platz ist. 1 0 5 Zionistisch eingestellten jüdischen Jugendorganisationen [...] soll Erleichterung gewährt werden. 1 0 6 Jede öffentliche Tätigkeit von Assimilanten-Organisationen, die für das Verbleiben von Juden in Deutschland eintreten, ist zu verbieten. Als Ausnahmen sind zionistische Gruppen-, Sport- und Kulturorganisationen zu betrachten, sofern sie keine maskierte Werbung für Assimilation betreiben. 107 Francis R. Nicosia wies darauf hin, daß die Bevorzugung der Nationalsozialisten mit Vorsicht zu genießen war, sie einen komplizierten psychologischen Vorgang darstellte: It is true that there was a certain convergence of Nazi and Zionist interests in the removal of Jews from Germany. [...] It is also true that Hitler's regime, in its determination to remove Jews from Germany, undertook specific measures designed to facilitate Zionist work in Germany and the promotion of Jewish emigration. However, what appeared on the surface to be symbiosis of Zionist and Nazi aspirations in Germany was in fact much more complicated and problematical: it was, rather, a relationship in which the all-powerful Nazistate exploited Zionism and the German Zionist movement against a backdrop of coercion and brutality towards all Jews. 108

103

Adolf Hitler: Mein Kampf. München 1925. S. 61. 104 vgl. Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. 7. Auflage. München 1991. S. 89. 105 Verordnung vom 23. Januar 1935. Zit. in: Hans Mommsen: Der nationalsozialistische Polizeistaat und die Judenverfolgung vor 1938. In: "Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte", Heft 1. Stuttgart 1962. S. 68-87. Hier: S. 78. 106 Erlaß der "Bayerischen Politischen Polizei" vom 28. Januar 1935. Ahnliches galt auch für andere Polizeistellen. Zit. in: Walk (1981,1, 507). 107 Erlaß des Geheimen Staatspolizeiamts vom 31. Mai 1935. Zit. in: ebd. (I, 577). 108 Nicosia (1991, 244).

180

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Hinweise darauf, daß die "Jüdische Rundschau" als zionistische Zeitung milder behandelt wurde, gibt es nicht. Auf die Frage, ob sie es leichter als andere jüdische Blätter gehabt habe, antwortete Walter Gross: "Nein, nein. Wir hatten es leichter von innen heraus, da wir keine akrobatischen Vorführungen machen mußten, um herunterzukommen von der unbeirrten Pflege deutscher Gesinnung. [...] Bevorzugt waren wir keineswegs." 1 0 9 Ein Nazi fährt nach Palästina Die gleichgeschalteten Zeitungen und Zeitschriften befaßten sich, wie nicht anders zu erwarten, äußerst selten mit der jüdischen Presse. Um so mehr überrascht eine Art Spottgesang auf die "Jüdische Rundschau" in Joseph Goebbels' "Angriff". Er wurde verfaßt von dessen Chefredakteur Hans Schwarz von Berk, 1 1 0 erschien am 29. September 1934 und hatte eine Vorgeschichte. Am 26. September 1934 hatte "Der Angriff" mit einer täglich erscheinenden (bis 9. Oktober), groß aufgemachten Artikelserie begonnen. Sie trug den Titel "Ein Nazi fährt nach Palästina", und ihr Verfasser war ein "Vom Lim", Pseudonym des Baron Leopold Itz von Mildenstein. 111 Natürlich nahm die "Jüdische Rundschau" davon Notiz, 1 1 2 zumal sich der Baron sehr euphorisch über die Einwanderer Palästinas geäußert hatte: "Das ist der neue Jude - dieser neue Jude wird zu einem Volk werden." 1 1 3 Unter der Überschrift "Ein Nazi fahrt nach Palästina" reagierte die Zeitung verunsichert auf das entgegengebrachte Interesse: Sollen wir uns versprechen, daß hier einer jüdischen Sache gegenüber, die sicherlich keinen Spott verdient, eine Beurteilung Platz greifen wird, die auch den

109 110 111

112 113

Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993. Hans Schwarz von Berk: "Furcht vor dem Palästina-Nazi". SS-Unterstuimführer von Mildenstein hatte im Frühjahr 1933 eine zunächst geheimgehaltene Probefahrt unternommen zusammen mit Kurt Tuchler, einem bekannten Zionisten. "Schon diese Reise machte auf den Nazi einen grossen Eindruck, da er hier zum ersten Mal einen ganz neuen Typ des Juden kennenlernte." Robert Weltsch: "Ein Nazi fährt nach Palästina". In: "MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa", Nr. 11. Tel Aviv 14. März 1980. Kurt Tuchler (1894-1978) war Führungsmitglied der ZVfD und wanderte 1937 nach Palästina aus. "Jüdische Rundschau", Nr. 78/79. Berlin 28. September 1934. S. 1. Zit. in: Freeden (1987, 27). Die Artikelserie hatte zur Folge, daß von Mildenstein in das "Judendepartement" Reinhard Heydrichs versetzt wurde.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

181

nationalsozialistischen Lesern ein anderes Bild vom Judentum vermittelt, als es bisher üblich war? 114 Die Zeitung mißtraute den Artikeln und sah sich gezwungen, die kritiklose Begeisterung zu mildern ("unter den Juden gibt es Tüchtige und Untüchtige, [...] Kluge und Dumme..."). Damit forderte sie Spott und Wut der nationalsozialistischen Redakteure geradezu heraus ("Wir freuen uns über dieses jüdische Selbstbekenntnis"). Hans Schwarz von Berk schrieb: Als ob damit etwas Entscheidendes zur Judenfrage gesagt wäre. Die Judenfrage ist eine politische Frage ersten Ranges, und sie kann von uns aus nur politisch, nicht etwa bürgerlich-moralisch vom Standpunkt eines Einzelnen ausgelöst werden. [...] Wir wissen natürlich, daß viele Berliner Juden mit Isidor Weiß nichts zu tun haben wollten. 115 [...] Wir geben gerne zu, daß es jüdische Privatdozenten geben mag, die sich um politische Dinge ihr Leben lang nicht gekümmert haben, aber wer garantiert uns denn, daß nicht deren Söhne einen ganz anderen höchst politischen und höchst bedenklichen Typus darstellen... ? Das Judentum ist in Deutschland nicht assimilierbar. 116 Der Redaktionsstab des "Angriff" fühlte sich provoziert: Da war ein jüdisches Blatt, das sich erlaubte, ein Urteil abzugeben über die Vorzeigezeitung Joseph Goebbels'. Die "Jüdische Rundschau" begriff den Ernst der Lage und überließ Schwarz von Berk kommentarlos das letzte Wort. 1 1 7 Der Fall wird zum bloßen Fakt: Der "Angriff" hat sich [...] mit den Ausführungen der "Jüdischen Rundschau" beschäftigt. Wir hatten die Meinung geäußert, daß die jüdische Leistung in Palästina auch einem nationalsozialistischen Beobachter ein anderes als das bisher übliche Bild vom Judentum vermitteln könnte. Der "Angriff" schreibt dazu:

114 115

116

117

118

"Jüdische Rundschau", Nr. 78/79. Berlin 28. September 1934. S. 1. Bernhard Weiß war in den letzten Jahren vor 1933 Vizepräsident der Berliner Polizei gewesen. Da er immer wieder versuchte, den Rechtsstaat zu verteidigen, bekam er es häufiger mit Joseph Goebbels zu tun. Der Schimpfname "Isidor", den Joseph Goebbels ihm gab, machte bald in einschlägigen Kreisen die Runde. Vgl. Dietz Bering: Kampf um Namen. Bernhard Weiß gegen Joseph Goebbels. Stuttgart 1991. Schwarz von Berk: Furcht vor dem Palästina-Nazi. In: "Der Angriff". Berlin 29. September 1934. [Hervorhebung im Original] Am 1. Juni hatte die "Jüdische Rundschau" bereits festgestellt: "Wir haben hier nicht mit dem 'Angriff in eine Diskussion einzutreten, denn die Möglichkeit eines freien und offenen Gespräches zwischen Nationalsozialisten und Juden ist nicht gegeben. Wir können nur unter uns sprechen. [...] Wir Juden heute haben keinen Zutritt zu den internen Auseinandersetzungen der deutschen Kreise." "Jüdische Rundschau", Nr. 45. Berlin 5. Juni 1934. S. 1. [Hervorhebung im Original] "Jüdische Rundschau", Nr. 80. Berlin 5. Oktober 1934. S. 4.

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Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

"Der Angriff" beruhigte sich, die "Jüdische Rundschau" blieb aber Reizthema für ihn. 1 1 9 Der Jude ist auch ein Mensch Von der Ausgabe vom 2. Juli 1935 - die "Jüdische Rundschau" hing noch an vielen Kiosken öffentlich zum Verkauf - verkündeten fette Lettern über dem Bruch: "Der Jude ist auch ein Mensch". Anführungszeichen kennzeichneten die Schlagzeile als Zitat. Die triviale Feststellung war, und das machte den Skandal nicht eben kleiner, eine Aussage des "Ministers für Volksaufklärung und Propaganda" Joseph Goebbels. Dessen Rede vom 29. Juni 1935, gehalten auf dem Berliner Tempelhofer Feld, hatte Robert Weltsch zum Gegenstand eines Artikels gemacht: "Das war zu jener Zeit ein Wagnis, die Folgen waren nicht vorauszusehen." 120 Der "Minister für Volksaufklärung und Propaganda" hatte in seiner Rede also darauf aufmerksam gemacht, daß es sich auch beim Juden um einen Menschen handle: Ja, er ist es schon, aber was für einer! Mensch sein, das ist an sich noch gar nichts. Ja, ein Floh ist auch ein Tier, aber darum noch lange kein angenehmes Tier. Wir wollen den Juden nicht mehr! Er hat in der deutschen Volksgemeinschaft nichts mehr zu suchen! (Beifall und Händeklatschen) Sie haben sich gefälligst den Gesetzen der Gastfreundschaft anzubequemen und nicht so aufzutreten, als wären sie unseresgleichen.121 Für Robert Weltsch gab es zwei Möglichkeiten zu reagieren: Entweder er schwieg vielsagend, oder er schrieb viel verschweigend. Robert Weltsch schrieb, sehr vorsichtig, sehr allgemein, doch für den, der wußte, um was es ging, überraschend offen. Nebenbei erwähnte er, daß ein Jude auch ein Mensch sei, daß er nicht nur ein Mensch, sondern sogar ein Jude sei. "Das war ganz klar eine Polemik gegen Goebbels", erinnerte sich Walter Gross. 1 2 2 Robert Weltsch machte in seinem Artikel seiner Empörung Luft. Kein Mensch komme schließlich auf die Idee zu sagen, der Engländer, der Deutsche, der Pole oder sonst irgendeiner sei "auch ein Mensch". Denn daran zweifelt ja niemand. 119

120 121 122

Gut zwei Monate später beschäftigte sich "Der Angriff" wieder mit der "Jüdischen Rundschau". In einer Glosse mokierte er sich über die dort veröffentlichten Geschenktips, Bücher von "arischen" Autoren. "Der Angriff". Berlin 24. November 1934. Weltsch (1972, 36). Zit. in: "Berliner Tageblatt". Berlin 1. Juli 1935. Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993.

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

183

An einer Stelle nannte Robert Weltsch Joseph Goebbels, den "Herr[n] Dr. Goebbels", auch beim Namen, an einer anderen zitierte er Passagen aus dessen Rede. Worauf sein Artikel sich bezog, darüber gab es also keine Zweifel. Einige Tage später wurde die Zeitung verboten. Die übrigen Ausgaben der "Jüdischen Rundschau" wurden konfisziert. 1 2 3 Robert Weltsch, der bereits auf Reise in Dänemark war, wurde sofort zurück und ins "Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda" bestellt. Vor zwei SSMännern mußte er sprechen. 1 2 4 Im Verhör wies Robert Weltsch darauf hin, daß sein Artikel nicht für das deutsche, sondern für das jüdische Publikum bestimmt gewesen sei, und er durfte gehen. Daß der Verlust seiner Stellung zur Debatte stand, belegt ein Brief Kurt Blumenfelds an den Geheimrat V. Karl Alexander von Bülow-Schwanten 125 vom 11. Juni 1934. Kurt Blumenfeld schrieb den Brief 1 2 6 aus London, Sitz des Zentralbüros der "Zionist Organisation". Mit dem Hinweis, daß es der "publizistischen Arbeit von Herrn Dr. Weltsch" zu danken sei, "dass im vorigen Jahr der in Prag tagende zionistische Weltkongress sich der Boykottbewegung gegen deutsche Waren nicht angeschlossen habe", verband er die dringende Bitte, daß "alles geschehen" müsse, "um Herrn Dr. Weltsch in der Leitung des Blattes zu behalten." Im August des Jahres erhielt Robert Weltsch einen Brief vom "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda", datiert auf den 14. und "im Auftrag" gezeichnet von Kurt Jahncke, Leiter der Presseabteilung: Die "Jüdische Rundschau" veröffentlichte [...] einen Artikel [...], der sich mit meiner Rede vom 29.6.1935 auseinandersetzt, soweit sie die Judenfrage behandelt. Es wird der von mir abgelehnte Standpunkt der bürgerlichen Intellektuellen, "dass der Jude auch ein Mensch sei", kritisiert, und zwar in dem Sinne, dass der Jude nicht nur auch ein Mensch sei, sondern bewusst Mensch und bewusst Jude sein müsse. Ihr Blatt ist wegen dieser Veröffentlichung verboten worden. Das Verbot der Zeitung wird aufgehoben werden; jedoch verwarne ich Sie wegen der Polemik

123

124

125

126

Für das Verbot waren kaum, wie im "American Jewish Year Book" aus dem Jahre "5696" (1935/36) behauptet, Berichte der "Jüdischen Rundschau" über Ausschreitungen gegen Juden in Berlin verantwortlich. American Jewish Year Book, Band 38. Philadelphia 5696. S. 304. Vgl. "A Goebbels Speech and a Goebbels Letter", o. A. In: LBI Year Book X. London 1965. S. 280-286. Der Diplomat Vicco Karl Alexander von Bülow-Schwanten gehörte zu den Standartenführern der Obersten SA-Führung. 1934 wurde er "Chef des Protokolls" im Auswärtigen Amt, 1938 deutscher Botschafter in Brüssel. Archiv des Auswärtigen Amtes. Bonn. Akte des Referats Inland II A/B: Das Judentum in Deutschland, Band 1, 1934, R 99364.

184

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

des Artikels auf das schärfste und erwarte, dass ich in Zukunft keinen Anlass mehr haben werde, Ihre Veröffentlichung zu beanstanden. 1 2 7 Sicherlich hatte dieser Fall dazu beigetragen, daß im Oktober desselben Jahres der öffentliche Verkauf der jüdischen Presse verboten wurde. 1 2 8 Robert Weltsch erinnerte sich, daß es außerdem von diesem Zeitpunkt an untersagt war, Passagen aus nationalsozialistischen Reden oder Schriften zu zitieren: it was also forbidden for Jewish newspapers to quote from speeches made by ministers or leading Nazis, and from their writings. Their names must not be mentioned in Jewish publications. 1 2 9 Für Robert Weltsch war das Wagnis "Der Jude ist auch ein Mensch" der "Schlußstein" eines "legitimen Dissenses" mit den

nationalsozialistischen

Machthabern. 1 3 0 Auf den von Hans Hinkel 1937/38 erstellten Karteikarten wurde zu Robert Weltsch vermerkt: "Weltsch verfasste wiederholt (nach 1933) Artikel mit offenen oder versteckten Angriffen gegen das Dritte Reich ('er ritt auf Messers Schneide')." 1 3 1

1.11

Auf einen Blick:

Kurzbeschreibung "Jüdische Rundschau" 1933 bis 1938 Ort des Erscheinens: Berlin Richtung: zionistisch Format: Berliner Format Schrift: Antiqua, Nonpareille Periodizität: zweimal wöchentlich (Dienstag und Freitag 1 3 2 )

127 128

129 130 131 132

Zit. aus: LBI Year Book X. London 1965. S. 287. [Hervorhebung im Original] Hans Lamm führte das Verbot auf einen Artikel in der "Jüdischen Rundschau" zurück, in dem die Zeitung über Ausschreitungen am Kurfürstendamm anders berichtet habe als die nationalsozialistischen Machthaber den Vorfall "an die Öffentlichkeit dringen lassen wollten". Hans Lamm: Über die innere und äußere Entwicklung des deutschen Judentums im Dritten Reich. Diss. Ms. Erlangen 1951. S. 49. S.a. Teil II, Kapitel 5.3.2. "A Goebbels Speech and a Goebbels Letter" (1965, 285f.). Weltsch (1972, 296). BA R56I/142. Die Ausgabe zum Schabbat war im Durchschnitt um 4 Seiten umfangreicher als die Dienstag-Ausgabe.

185

Kapitel 1: Die Jüdische Rundschau

Preis: 25 RPf. Anzeigenpreise: 12 gesp. mm Zeile 20 RPf. Stellenanzeige 10 RPf. Familienanzeige 15 RPf. Bezugsmöglichkeit: Abonnement- und (bis 1.10.1935) Zeitung wurde erst nach 1933 öffentlich verkauft) Umfang (Durchschnitt): 1 3 3 1933: 11 Seiten 1934: 15 Seiten 1935: 18 Seiten 1936: 20 Seiten 1937: 16 Seiten 1938: 14 Seiten Anzeigen: Gewerbeanzeigen, Privatanzeigen

Kaufzeitung

(die

(Rubriken: "Praxis", "Stellenmarkt", "Heiratsanzeigen", "Hotels - Pensionen und Senatorien", "Anund Verkauf", "Kapitalmarkt", "Vermietung", "Unterricht und Erziehung", "Speditionen", "PalästinaAnzeigen" u.a.) Anteil der Anzeigen am Gesamtumfang (Durchschnitt): 1 3 4 1933: 30,4% 1934: 29,3% 1935: 32,2% 1936: 29,5% 1937: 2 9 , 7 % 1938: 26,5% Rubriken: "Palästina", "Palästina-Wirtschaft", Kinderbeilage, Jugendbeilage, "Von der jüdischen Musik", "Literatur", "Die jüdische Schule", "Berliner Rundschau", "Jüdisches Leben im Reich", "Sport-Rundschau", Hebräisch-Fernunterricht, "Gemeinde-Rundschau", "Kunst und Wissenschaft", Palästina Bilderbeilage, "Religion und Leben", "Aus dem zionistischen Leben" u.a. Hauptschriftleiter: Robert Weltsch

133 134

Nach eigener Zählung. Nach eigener Zählung.

186

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Gedruckte Auflage (Durchschnitt): 135 1933: ca. 37 000 1934: 37 160 1935: 35 050 1936: 36 150 1937: 29 884 1938: 25 800

135

Die Zahlen beruhen auf Selbstauskünften der Zeitung (Impressen).

2

Die "C.V.- Zeitung"

2.1

Der "Centraiverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" "Deutschtum und Judentum, eine unproblematische Ganzheit."

In das Jahr 1 8 9 3 - A n t i s e m i t i s m u s hatte w i e d e r K o n j u n k t u r im

Deutschen

R e i c h 1 - f i e l d i e G r ü n d u n g d e s "Centraivereins d e u t s c h e r S t a a t s b ü r g e r j ü d i s c h e n G l a u b e n s " ( C . V . ) · 2 D i e j ü d i s c h e A b w e h r o r g a n i s a t i o n m i t S i t z in B e r lin

sagte

von

parteipolitisch

neutralem

Boden

aus

der

antisemitischen

B e w e g u n g d e n K a m p f a n . 3 In W o r t und Tat w a n d t e s i e s i c h an N i c h t j u d e n w i e Juden, o r g a n i s i e r t e V e r s a m m l u n g e n , g a b Flugblätter und a n d e r e S c h r i f ten h e r a u s , 4 betrieb e i n e n P r e s s e d i e n s t , 5 beriet in R e c h t s f r a g e n und g e w ä h r t e 1

2

3

4

5

S. dazu: Hans Günter Zmarzlik: Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich 1871-1918. In: Bernd Martin, Ernst Schulin (Hrsg.): Die Juden als Minderheit in der Geschichte. München 1981. S. 249-270. Unmittelbarer Anlaß für die Gründung war eine 1893 anonym erschienene Programmschrift des Direktors des Berliner Schiller-Theaters Raphael Löwenfeld. Sie trug den Titel "Schutzjuden oder Staatsbürger?" und forderte Juden zur Verteidigung ihrer Rechte auf. [Raphael Löwenfeld]: Schutzjuden oder Staatsbürger? Von einem jüdischen Staatsbürger. Berlin 1893 (11. Auflage 1911). Vgl. Eva Gabriele Reichmann: Der Central verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. [1930). In: Dies.: Größe und Verhängnis deutschjüdischer Existenz. Heidelberg 1974. S. 22-32. Hier: S. 23. Nach Verkündung der Nürnberger Gesetze mußte sich der Verein umbenennen in "Centraiverein der Juden in Deutschland". "Der C.V. hat die Aufgabe, den Antisemitismus zu bekämpfen, er hat nicht die Aufgabe, für bestimmte Parteien Wahlpropaganda zu treiben." "C.V.Zeitung", Nr. 45. Berlin 7. November 1924. "Bereits zu den beiden Reichstagswahlen im Jahre 1924 wurden vom Central verein weit über 100 Flugblätter, Flugschriften und Klebezettel in 8 000 000 Exemplaren versandt. Hier wurde der antisemitischen und nationalsozialistischen Propaganda oft mit den eigenen derben Mitteln begegnet." Arnold Paucker: Der jüdische Abwehrkampf gegen den Antisemitismus und Nationalsozialismus in den letzten Jahren der Weimarer Republik. 2. Auflage. Hamburg 1969. S. 53. Herausgeber waren Alfred Hirschberg, Margarete Edelheim und Alfred Wiener.

188

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

unentgeltliche

Verteidigung.

Der

Verein

versuchte

die

nichtjüdische

Ö f f e n t l i c h k e i t "aufzuklären". 6 Eine mit d e m " C . V . " vergleichbare Organisation hatte e s bis dahin nicht g e g e b e n . 7 W i e sein N a m e es a n z e i g t e , trat der V e r e i n für praktiziertes und artikuliertes Bekenntnis z u m D e u t s c h t u m ein. §1 seiner Satzung lautete: Der Centrai-Verein bezweckt, die deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens ohne Unterschied der religiösen und politischen Richtung zu sammeln, um sie in der tatkräftigen Wahrung ihrer staatsbürgerlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung sowie in der unbeirrbaren Pflege deutscher Gesinnung zu stärken. 8 Z i o n i s m u s war für d e n " C . V . " kein T h e m a , "Jüdisch-sein" w o l l t e er ausschließlich christlichen

auf

die

Religionszugehörigkeit

Mitbürgern

unterscheide

Juden

bezogen

wissen.

lediglich

ihre

Von

ihren

Konfession.9

S c h a l o m B e n - C h o r i n berichtete, daß man v o n d e n "C.V.lern" h ä u f i g als v o n den

"Deutschen j ü d i s c h e n

Unglaubens"

gesprochen

habe,

weil

sie

sich

plötzlich und nur zu d e n h o h e n Feiertagen ihres Glaubens erinnert h ä t t e n . 1 0 D i e " C . V . l e r " glaubten an d i e A s s i m i l a t i o n , strebten nach v o l l e r Integration und verstanden sich als D e u t s c h e . Deutschtum und Judentum bildeten für sie e i n e unproblematische Ganzheit. V o n "geeinter Zwienatur" sprach G o e t h e zitierend Julius Goldstein , n

6

7

8

9

10 11

Mit d e m Beitritt in den V e r e i n verpflichtete

"Er liegt in dem Streben, die Karikatur des deutschen Juden, die sich in mehr oder minder starker Verzeichnung in den Köpfen der nichtjüdischen Menschen malt, durch sein wahres, unbeschönigtes, aber auch unverzerrtes Bild zu ersetzen." Reichmann (1974, 24). "Der C.V. war hingegen eine einzigartige jüdische Körperschaft, zu der es in der allgemeinen deutschen Umwelt keine Parallele gab und die das Ziel verfolgte, die Zurückweisung nicht zu kompensieren, sondern zu bekämpfen." Shulamit Volkov: Die Dynamik der Dissimilation: Deutsche Juden und die ostjüdischen Einwanderer. In: Dirk Blasius, Dan Diner (Hrsg.): Zerbrochene Geschichte. Frankfurt a. Main 1991. S. 64-78. Hier: S. 66. Zit. in: Dietz Bering: Geeinte Zwienatur. Zur Struktur politischer Perspektiven im "Centrai-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens". In: Thomas Koebner (Hrsg.): Weimars Ende. Frankfurt a. Main 1982. S. 182-204. Hier: S. 184. Nach Verkündung der Nürnberger Gesetze lautete §1: "Der Verein bezweckt die Pflege des jüdischen Lebens sowie die seelische, rechtliche und wirtschaftliche Betreuung der in Deutschland lebenden Juden." Jüdischer CentralVerein E.V. Aufgaben, Satzung, Organisation. Berlin [1936]. S. 3. "Der deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens, der sich ausschließlich durch seine Religionszugehörigkeit von den übrigen deutschen Staatsbürgern unterschied, lieferte durch seine religiöse Besonderheit nicht den geringsten Anlaß, als Deutscher minderen Grades betrachtet zu werden." Reichmann (1974, 26). Interview Schalom Ben-Chorin. 10. November 1993 Jerusalem Zit. n.: Reichmann (1974, 30).

Kapitel 2: Die

"C.V.-Zeitung"

189

sich jedes Mitglied, für das Judentum einzutreten und sein Deutschtum zu pflegen. 1 2 Vielen assimilierten Juden fiel dieser Eid nicht schwer. Der "C.V." wurde zu der bei weitem größten jüdischen Organisation auf deutschem Boden. 1 3

2.2

Organe des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" "Die Masse der Leser wünscht besonders die Behandlung der lebensnahen Fragen."

2.2.1

"Im deutschen Reich"

Am 1. Juli 1895 erschien die erste Nummer der Monatsschrift "Im deutschen Reich". 14 Sie hatte die Funktion eines Vereinsorgans - Vereinsmitglieder erhielten sie kostenlos und sie fühlte deutsch-national. "Im deutschen Reich" bekämpfte jede Form von Judenfeindlichkeit, ermutigte die Leser, sich gegen Beleidigungen und Ungerechtigkeiten zu wehren. "Hundsfott, wehr Dich!", hieß es in der ersten Nummer. 1 5 Von Anfang an wandte sich das Blatt auch an nichtjüdische Leser. Unentgeltlich wurde es an "christliche Volksvertreter und höhere Beamten der Verwaltungs- und Militärbehörden" 16 versandt. Da echtes Interesse an jüdischem Leben unter Nichtjuden nicht sehr häufig vorkam, erreichten die

12

13

14

15 16

Vgl."C.V.Zeitung". Berlin 16. März 1926. Die Frage, ob eine Vereinigung, die sich aus Diskriminierten der Gesellschaft zusammensetzte, die aber eben dieser Gesellschaft die Treue schwörten, nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, soll hier nur gestellt, im Rahmen dieser Arbeit aber nicht beantwortet werden. 1927: 73 000 Mitglieder bis 1929: 65 000 Mitglieder bis 1933: 56 000 Mitglieder Ruth Louise Pierson: German Jewish Identity in the Weimar Republic. Diss. Yale Univerisity 1970. S. 41. Hans Lamm gab für das Jahr 1933 die Mitgliederzahl 64 0 0 0 an. S. Lamm (1951, 30). Redaktionelle Leiter waren Alphonse Levy (bis 1914), Isidor Landau (bis 1917) und Jakob Scherek . "Im deutschen Reich", Nr. 1. Berlin Juli 1895. Paul Rieger: Ein Vierteljahrhundert im Kampf um das Recht und die Zukunft der deutschen Juden. Berlin 1918. S. 48f.

190

Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Hefte lediglich einen kleinen, gebildeten nichtjüdischen Kreis, der sich aus wissenschaftlichen Gründen mit dem Judentum beschäftigte. Um überhaupt in nichtjüdische Hände zu gelangen, mußte die Zeitschrift kostenlos und frei Haus geliefert werden. Nach 27 Jahren wurde "Im deutschen Reich" eingestellt, nicht wegen eines zu geringen Absatzes, 17 nicht aus finanziellen Gründen, nicht weil ihm der Stoff ausgegangen wäre, sondern weil es seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen war: Die Masse der Leser wünschte immer mehr besonders die Behandlung der lebensnahen Fragen. Das "Zeitalter der Zeitungen" vermindert die Bedeutung der Monatsschrift. 1 8

Der lauter werdende Antisemitismus verlangte nach schnellerer Reaktion, die Mitglieder des "C.V." nach umfassenderer Information. 1922 folgte auf "Im deutschen Reich" die "C.V.-Zeitung". Sie erschien wöchentlich in dem bereits 1920 gegründeten Berliner "Philo-Verlag", 19 der sich vor allem auf apologetische Schriften und Judaika spezialisiert hatte.

2.2.2

Die "C.V.-Zeitung"

Am 4. Mai 1922 stellte sich die "Central-Verein-Zeitung. Blätter für Deutschtum und Judentum. Organ des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e.V. Allgemeine Zeitung des Judentums" ("C.V.-Zeitung") der Öffentlichkeit vor. Daß es sich bei ihr nicht (nur) um ein Verlautbarungsorgan des Vereins handelte, darauf wies die Zeitung selbst immer wieder hin: Aber: die "C.V. =Zeitung" ist nicht der Centraiverein. Es muß ihr [...] auch gestattet sein, einmal zu Fragen Stellung zu nehmen, ehe die Leitung des Vereins noch endgültig entschieden hat. [...] die "C.V.-Zeitung" ist und bleibt, was sie immer war, das Blatt des Centraivereins. Aber sie ist nicht in jeder Zeile mit der Meinung des Central Vereins identisch. 2 0 17

18 19

20

1912 zählte der "C.V." bereits 11 000 Mitglieder. Suchy (in: "Juden als Träger bürgerlicher Kultur" 1989, 177). "C.V.-Zeitung", Berlin 29. April 1932. Seinen Namen erhielt der Verlag nach Philo von Alexandria (geb. um 20 v. Chr.), dem Theologen, Philosophen und klassischen Vertreter des jüdischen Hellenismus. Im "Philo-Verlag" erschien seit 1925 auch die Zweimonatsschrift "Der Morgen". Sie besaß, geleitet von dem Darmstädter Philosophieprofessor Julius Goldstein, ein recht hohes Niveau und beschäftigte sich vor allem mit geisteswissenschaftlichen Themen. "Der Morgen" kam bis 1938 heraus mit einer Auflage von 1 400 bis 1 600 Stück. "C.V.-Zeitung", Nr. 1. Berlin 5. Januar 1933. S. 1.

191

Kapitel 2: Die "C. V. -Zeitung"

Auf Anfrage wiederholen wir die schon öfter mitgeteilte Tatsache, dass als Aeusserungen der Vereinsleitung und Vereinspolitik nur solche Aufsätze in der "C.V.-Zeitung" gelten, die von dem Vorsitzenden, dem Direktor oder dem Syndikus des Vereins gezeichnet sind. 2 1 Bereits vor Verkündung der Nürnberger Gesetze, in ihrer Ausgabe v o m 4. April 1935, strich die "C.V.-Zeitung" den Untertitel "Blätter für Deutschtum und Judentum" aus ihrer Kopfleiste. Bis 1934 ging sie Vereinsmitgliedern unentgeltlich

zu.22

Dann -

noch

vor

Max

Amanns

"Anordnung

über

Gewährung von Vorzugspreisen und Gratislieferungen" (s. Teil II, Kapitel 3.2) - gab Julius Brodnitz , Vorsitzender des "C.V.", bekannt: Nicht leichten Herzens hatte ich mich entschlossen, meine Zustimmung dazu zu geben, daß von unseren Mitgliedern ein Zeitungsgeld von 48 Pfennig vierteljährlich erhoben wird. [...] Es ist ein Zeichen der Anhänglichkeit und Liebe, die uns entgegengebracht wird, wenn nur ein verschwindender Teil der großen Zahl unserer Mitglieder unserer Aufforderung nicht entsprochen hat. 2 3 Die Zeitung setzte den Abwehrkampf fort. Was sie v o m Nationalsozialismus hielt, hatte sie Jahre zuvor (1922) klargemacht: "Fünf Worte bilden den Namen

dieses

merkwürdigen

Gebildes

(National-Sozialistische

Arbeiter-Partei), fünf Worte und fünf Unwahrheiten."

24

Deutsche

Vor 1933 war es

dem "C.V." einige Male gelungen, Nationalsozialisten, Joseph Goebbels, Gregor Strasser, Robert Ley, Julius Streicher u . a . , vor Gericht zu bringen. 2 5 Zu Recht nannte Arnold Paucker, selbst ein Untergrundkämpfer, die "C.V.Zeitung" der Weimarer Republik ein "Symbol jüdischen Kampfwillens" 2 6 . 21 22

23 24 25

26

"C.V.-Zeitung", Nr. 23. Berlin 8. Juni 1933. Auflage der Zeitung vor 1933: Bis Mitte der 20er Jahre: 80 000 S. Boas (1977, 11). 1926: 73 000 1931: 60 000 1933: 56 000 S. Strauss (in: "The Jewish Press that was" 1980, 353). Pierson (1970, 41). "Man wird daher [für das Jahr 1933, K.D.] nicht fehlgehen in der Annahme, daß ein Viertel bis ein Drittel der Juden durch das Blatt publizistisch regelmäßig erreicht wurde." Reiner Bernstein: Zwischen Emanzipation und Antisemitismus. Die Publizistik der deutschen Juden am Beispiel der "C.V.-Zeitung", Organ des Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 1924-1933. Diss. Berlin 1969. S. 201. "C.V.-Zeitung", Nr. 15. 12. April 1934. Zit. in: Bernstein (1969, 33f.). S. Brigitte Klein: Die C.V.-Zeitung der Jahrgänge 1925-1935. Zum Problem des Selbstverständnisses Deutscher Juden. Diplomarbeit. Ms. Frankfurt a. Main 1990. S. 21. Paucker (1969, 60).

192

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Ende der 20er Jahre nahm ihr Ton an Aggressivität noch zu, ihr Inhalt reduzierte sich auf "Anti-Anti-Artikel" 27 und Beschwörungen jüdischen Deutschtums: "Man kämpft für die Ehre und Würde der deutschen Judenheit anders, wenn man von der Grundlage ausgeht, daß man Deutscher ist und nichts als Deutscher ist." 2 8 Bis in die frühen 30er Jahre führte die "C.V.-Zeitung" den publizistischen Kampf gegen den nationalsozialistischen Antisemitismus im wesentlichen allein.

2.2.3

D ie Monatsausgabe der "C.V. -Zeitung"

Seit dem 1. Juli 1925 publizierte der "C.V." monatlich eine Zusammenfassung von vier "C.V.-Zeitungen". Für die Abwehrarbeit war die Monatsausgabe von zentraler Bedeutung, diente sie doch ausschließlich der Information nichtjüdischer Deutscher. Sie ging, natürlich kostenlos, an Meinungsführer, wie Stadträte, Ärzte, Geistliche, Schriftsteller, Journalisten, Gewerkschaftsbeamte usw., auch an Mitglieder der rechten Parteien, 29 an Verbände, Organisationen und Institutionen. Zwar gab die "C.V.-Zeitung" ausschließlich positive Antworten aus einer Umfrage zum Interesse am monatlichen Blatt wieder, 3 0 zwar stieg seine Auflage zwischen 1925 und 1932 von 18 500 auf 60 000 Stück, 31 Tatsache aber ist, daß viele Empfänger die unaufgeforderte Zusendung als Aufdringlichkeit empfanden, 3 2 so daß der "C.V." die Monatsausgabe, wohl auch aus finanziellen Gründen, im Herbst 1932 einstellen mußte. 3 3 Ihrem Verbot ist er damit kurz zuvorgekommen.

27

28 29

30 31 32 33

Mit dem Ausdruck "Anti-Anti" spielte die Zeitung auf eine der wichtigsten Publikationen des Philo-Verlags an, das den Titel "Anti-Anti" trug. In knappster Form versuchte das Handbuch, antisemitische Propaganda zu widerlegen. Mit seiner Hilfe sollte man an Ort und Stelle auf Angriffe reagieren können. "Anti-Anti: Blätter zur Abwehr." 1. Auflage. Berlin 1923. [letzte erweiterte Auflage. Berlin Februar 19331. "C.V.-Zeitung", Berlin 29. April 1932. Es gab Nationalsozialisten, die sich positiv über das Engagement der Monatsschrift äußerten. S. LBI. New York. C.V.- Dokumente, 4,3. "C.V.-Zeitung". Berlin 21. März 1930. Bernstein (1969, 42). S. The Central Archives of the History of the Jewish People. Jerusalem. P2/Or 24,538. Vgl.: Bernstein (1969, 43).

Kapitel 2: Die "C. V. -Zeitung"

2.3

193

Die "e.V.-Zeitung" im Dritten Reich "Von den Nazis finanzierte jüdische Zeitung zwischen Angriff und Verteidigung."

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, verboten sie weder den gegnerischen "C.V." noch dessen "C.V.-Zeitung". Sie versprachen sich mehr davon, die jüdische Großorganisation zu überwachen. Der Verein, der sich für Gleichberechtigung eingesetzt, Deutschtum gepflegt, Antisemitismus und Nationalsozialismus bekämpft hatte, mußte sich auf schärfste Kontrolle gefaßt machen, mußte erwarten, daß sich aufgestaute Wut entladen würde. Die "C.V.-Zeitung" mußte damit rechnen, daß man sie vor die Alternative stellte, ihr Programm oder sich selbst aufzugeben. Daß die "C.V.-Zeitung" von 1933 bis 1938 von den Nationalsozialisten finanziell unterstützt wurde, gehört zu den Absurditäten des Dritten Reichs. Ernst Herzfeld berichtete in seinen Erinnerungen über den pikanten Umstand, "dass die C.V.-Zeitung [...] eine betraechtliche laufende Subvention von dem - nichts ahnenden - Propagandaministerium" 34 bekommen habe. Vorausgegangen war folgende Entwicklung: Die "C.V.Zeitung" war ein Druckereiprodukt des Verlags Rudolf Mosse. Er hatte es zu einem Preis hergestellt, der "unmoeglich die Selbstkosten decken" konnte. Infolge beiderseitiger Nichtkuendigung lief der Vertrag unveraendert [...] fort. Als das Propagandaministerium die Druckerei (soweit ich weiss entschaedigungslos) uebernahm, wurde das Vertragsverhaeltnis fortgesetzt. Besorgt habe die "C.V.-Zeitung" beinahe stündlich die Kündigung erwartet, "die - nach wiederholten Erkundigungen - zu ihrer Mehrausgabe von mindestens RM 20 000 gezwungen haben wuerde". Doch die Kündigung kam nicht. Die Nationalsozialisten leisteten sich eine jüdische Zeitung. 3 5 34

35

Salomon Adler-Rudel schrieb die Erinnerungen nieder unter dem Titel: Meine letzten Jahre in Deutschland 1933-1938. o. O., o. J. Central Zionist Archives. Jerusalem. A140/632. S. 24. An eine andere (un)freiwillige finanzielle Unterstützung der jüdischen Presse erinnerte sich der Journalist Arno Herzberg: "Strange as it may sound I enlisted the help of Nazi authorities to provide money for the support of temporary correspondents of the Jewish Telegraphic Agency. German currency restrictions made it impossible to transfer money out of the country or to hand it to foreigners inside Germany. [...] I dared to go to the Reichspressekammer. [...] I proposed that I would send every month a certain amount of marks to the account of the Reichspressekammer to be kept in trust until such time as a JTA correspondent would come to Berlin and would withdraw the money for living expenses. In this manner, not a single German mark would have to go abroad and harm the German balance of

194

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Sich selbst treu zu bleiben, die alte Richtung beizubehalten, Kontinuität zu wahren, war für keine jüdische Zeitung so schwer wie für die "C.V.Zeitung". Viel leichter hatte es ihre Opposition, die "Jüdische Rundschau". Die politische Entwicklung widersprach den Vorstellungen der assimilationsgläubigen "C.V.-Zeitung". Ihre nichtjüdischen wie jüdischen Gegner triumphierten und warteten darauf, daß das Blatt seine Haltung korrigierte. Sie warteten vergebens. Eingeständnisse kamen nicht, jedenfalls nicht mit der erhofften Deutlichkeit. 36 Von den sofort einsetzenden Drohgebärden der Nationalsozialisten ließ sich die "C.V.-Zeitung" nicht stumm machen. Sie versuchte, standhaft zu bleiben und der nationalsozialistischen "Judenpolitik" zu widersprechen.

2.3.1

Einschüchterungsversuche gleich zu Beginn

Im Februar 1933 erreichte die Redaktion der "C.V.-Zeitung" von einem "Femeausschuss der Judenjäger Europas" der folgende Brief: Wir warnen alle Juden! Wenn einem der Führer der nationalen Regierung auch nur ein Haar gekrümmt werden sollte, wird das unser Signal zum allgemeinen Massenmord aller Juden sein. 3 7

Wenige Tage später demonstrierten die Nationalsozialisten, worauf sich die "C.V.-Zeitung" in Zukunft einzustellen hatte. Am 1. März 1933 durchsuchten SA-Männer die Räume des "C.V." und der "C.V.-Zeitung" unter dem Vorwand, dort kommunistisches Material zu vermuten. Sie fanden nichts, hinterließen aber Angst und Schrecken. Die "C.V.-Zeitung" trat die Flucht nach vorne an und machte die Aktion öffentlich. Noch am gleichen Tag gab sie für die erste Seite ihrer nächsten Nummer in fetten Buchstaben eine Erklärung des "C.V." in den Druck, in der es hieß: Wir weisen jede Behauptung eines wie immer gearteten Zusammenhangs mit jeder staats- und religionsfeindlichen Bewegung voll Entrüstung zurück. 3 8

36

37 38

payments. To my surprise, my proposal was approved. The result was that the Nazis actually helped finance what was, in effect, anti-Nazi news and propaganda." Herzberg (1991, 387). "Es verlangt ja auch keiner, daß die 'C.V.-Zeitung' heute verbrennen soll, was sie bis gestern angebetet hat. Aber sie darf nicht ihre Götzen auf den Markt stellen, damit wir noch darum tanzen." "Israelitisches Familienblatt", Nr. 19. Berlin 13. Mai 1937. Zit. in: "C.V.-Zeitung", Nr. 8. Berlin 23. Februar 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 9. Berlin 2. März 1933. S. 1.

Kapitel 2: Die "C. V. -Zeitung"

195

In der nächsten Ausgabe listete sie die Zeitungen auf, die die Erklärung des "C.V." ebenfalls abgedruckt hatten. 39 Gegen die Behauptung des "Völkischen Beobachters", die SA sei fündig geworden, setzte sich der "C.V." erfolgreich zur Wehr. Er drängte auf eine Unterredung mit dem preußischen Innenminister Hermann Göring, der den "Völkischen 40 Beobachter" der Falschaussage bezichtigte. In derselben Unterredung gab Hermann Göring die Erklärung ab, daß keinem Juden, der sich loyal verhalte, ein Haar gekrümmt werde. Kurt Sabatzky, Syndikus des "C.V." in Königsberg und Leipzig, erinnerte sich: Die Veröffentlichung der Erklärung in unserer C.V.-Zeitung habe dazu geführt, daß Göring mit Protesten aus der Partei überflutet worden sei. Das habe dann zur Folge gehabt, daß er seine berüchtigte Essener Rede hielt mit dem Passus: "Da kommen sie gewinselt und bitten, daß man reich werden könnte", was sich auf ihn - Brodnitz41 und den geschäftsführenden Syndikus Dr. Alfred Wiener bezöge. Göring habe ihn [...] dann später noch einmal zu sich gebeten, um [...] [ihn, K.D.] fürchterlich anzuschreien.42 Zu den nationalsozialistischen Störmanövern der ersten Wochen gehörten wahrscheinlich auch Aktionen, die die Auslieferung der "C.V.-Zeitung" behindern sollten, konnte es doch kein Zufall sein, daß sich in dieser Zeit auffallend viele "C.V. "-Mitglieder darüber beklagten, keine Zeitung erhalten zu haben: "Die Beschwerden von Mitgliedern wegen unregelmässiger Zustellung der 'C.V.-Zeitung' haben sich in letzter Zeit auffallend vermehrt." 4 3

2.3.2

Abwehrmechanismen

Die "C.V.-Zeitung" reagierte auf den nationalsozialistischen Machtantritt irritiert. Was sie bisher vertreten hatte, sah sie dennoch nicht widerlegt. 4 4 Sie sprach von einer "neue[n] Epoche" 45 mit Folgen: 39 40 41 42

43 44

45

"C.V.-Zeitung", Nr. 10. Berlin 9. März 1933. Vgl.: Lamm (1951, 143). Julius Brodnitz. Kurt Sabatzky in: Monika Richarz (Hrsg.): Jüdisches Leben in Deutschland, Band 3: Selbstzeugnisse und Sozialgeschichte 1918-1945. Stuttgart 1982. S. 292-300. Hier: S. 294. "C.V.-Zeitung", Nr. 11. Berlin 16. März 1933. Gleiches galt für den "C.V.". In Königsberg erklärte Ende des Jahres 1934 Julius Brodnitz, Vorsitzender des Vereins bis 1936, "die Geschichte der deutschen Juden hat uns gelehrt, daß wir warten müssen und daß wir warten können." Zit. in: "C.V.-Zeitung", Nr. 49. Berlin 6. Dezember 1934. "Eine neue Epoche jüdischer Geschichte in Deutschland hat [... 1 begonnen." "C.V.-Zeitung", Nr. 15. Berlin 13. April 1933.

196

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Diese Wandlung, die alle ernstgeleiteten jüdischen Zeitungen erfasst hat, machte aus der "C.V.-Zeitung" eine echte "Allgemeine Zeitung des Judentums". [...] Unsere Zeitung zwischen 1922 und 1933 wird kein Historiker übergehen dürfen, der die Geschichte der deutschen Judenfrage einmal in einer, von der Leidenschaft der Aktualität befreiten Zeit zu schreiben sich bemühen wird. [...] Die Ereignisse von 1933 leiteten einen dritten Abschnitt in der Geschichte unserer Zeitung ein. Auswahl, Gruppierung und Gestaltung des Stoffes wurden grundlegend anders. Das Format wandelte sich. Die Vereinszeitschrift nahm mehr und mehr die Gestalt einer allgemeinen Zeitung für jüdische Fragen an. 46 Die "C.V.-Zeitung" begann einen vernunftgelenkten Kampf gegen den "Irrationalismus" 47 nationalsozialistischer Theorien. Konnte sie damit schon vor 1933 ihren Gegner kaum treffen, schlug sie völlig ins Leere, nachdem die Nationalsozialisten über eine legitimierte Machtstellung verfügten. Die "C.V.-Zeitung" glaubte nicht an die Dauer des Unrechtsregimes. 48 Hatte sie vor 1933 wie keine zweite die nationalsozialistische Bewegung mit Sorge beobachtet, baute sie danach wie keine zweite auf die Beständigkeit des Deutschland, das sie liebte. Ihr Urvertrauen in das Land verlieh ihr einerseits den Mut, sich erstaunlich lange offen zu äußern, andererseits einen selektiven Blick, von dem sie sich täuschen ließ. So wollte Alfred Hirschberg , Schriftleiter der Zeitung, aus einer Rede Adolf Hitlers vom 24. Oktober 1933 herausgehört haben, daß dieser einen Unterschied mache zwischen den zugewanderten und den deutschen Juden: "Und wir dürfen in den Worten des Reichskanzlers doch wohl auch die Erklärung finden, daß die bodenständigen Juden Lebensraum in ihrem deutschen Vaterland finden müssen." 4 9 Im Juni 1933 schrieb Alfred Wiener im Aufmacher "Zwischen Himmel und Erde": "Es kann nicht in dem Willen der Regierung liegen, daß jüdische Lehrlinge von ihren nichtjüdischen Meistern weggeschickt werden. [...] Die Parole 'Kauft nur bei Deutschen' wird nach wie vor in nationalsozialistischen Kreisen erhoben. Ihre rücksichtslose Durchführung wünscht die Regierung sicher nicht." 5 0

46 47 48

49 50

"C.V.-Zeitung", Nr. 18. Berlin 6. Mai 1937. Vgl. Bering (in: "Weimars Ende" 1982, 184). "[...] für die heutige Zeit, für ihre Menschen und ihre Not bedeutet die Ernennung dieser Regierung ein Experiment, dessen Mißlingen wahrscheinlich ist und das deshalb um so bedauerlicher bleibt." (Ludwig Holländer, Hauptschriftleiter) "C.V.-Zeitung", Nr. 5. Berlin 2. Februar 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 41. Berlin 26. Oktober 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 22. Berlin 1. Juni 1933.

Kapitel 2: Die "C. V. -Zeitung"

197

Aus vielen Meinungsartikeln der "C.V.-Zeitung" sprach eine Art beschwörender Glaube an die deutsche Kultur, 5 1 vor allem aber an den Rechtsstaat. 52 Unter der Überschrift "Keine Abenteuer!" schrieb nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler der zukünftige Hauptschriftleiter Alfred Hirschberg: Denn als abenteuerlich müßte eine Politik betrachtet werden, die Blut an die Stelle von Willen und Geist setzt; als abenteuerlich eine Wirtschaftsführung, die Deutschlands Rettung inmitten einer Weltkrise von ungeheuerlichem Ausmaße nur durch die Entrechtung von wenigen hunderttausend wirtschaftenden deutschen Juden möglich sieht. [...] Wir wenden uns gegen solche abenteuerlichen Programme. 53 Trotz der eigenen deutlichen Protesthaltung empfahl die "C.V.-Zeitung" ihren Lesern, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren: "Im übrigen gilt heute ganz besonders die Parole: Ruhig abwarten! [...] Die Chance, die der Nationalsozialismus verlangt hat, ist ihm nun gegeben. Seine Gegner verlieren die Nerven nicht." 5 4 Nach dem Boykott der jüdischen Geschäfte im April 1933 machte die Zeitung mit einem Artikel des namhaften Gelehrten Ismar Elbogen auf. Er trug den Titel "Haltung!" und stand in seiner Aussagekraft kaum dem bekannten Leitartikel Robert Weltschs "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!" nach, der zwei Tage zuvor in der "Jüdischen Rundschau" für Aufsehen gesorgt hatte: 5 5

51

52

53 54 55

"Wo ist der Zwang, den 'Stürmer' über den 'Nathan' [aus Lessings 'Nathan der Weise', K.D.] zu stellen? Wir schreiten bewusst als Juden und bewusst als Deutsche stark in den Alltag der kommenden Zeit." "C.V.-Zeitung", Nr. 1. Berlin 4. Januar 1935. "[...] sind wir überzeugt, daß niemand es wagen wird, unsere verfassungsmäßigen Rechte anzutasten. Jeder nachteilige Versuch wird uns in entschiedener Abwehr auf dem Posten finden." (Ludwig Holländer, Hauptschriftleiter) "C.V.-Zeitung", Nr. 5. Berlin 2. Februar 1933. S. 1. "C.V.-Zeitung", Nr. 6. Berlin 9. Februar 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 5. Berlin 2. Februar 1933. "Jüdische Rundschau", Nr. 27. 4. April 1933. S. lf. Der frühe Zeitpunkt, sein Titel - "the [...] slogan [...] expressed the general emotional atmosphere" (Hannah Arendt) - , der Name seines Autors und schließlich die Zeitung, in der er erschienen ist (die "Jüdische Rundschau" befand sich auf Erfolgskurs), könnten verantwortlich sein für den hohen Bekanntheitsgrad des Artikels. Ein Blick in andere jüdische Zeitungen zeigt jedoch, daß offensichtlich das schockierende Ereignis dazu befähigte, beeindruckende Worte zu finden, geeignet, widerständischen Willen zu wecken. Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Α Report on the Banality of Evil. New York 1963. Neue Auflage 1977. S. 59.

198

Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Es hat keinen Sinn, heute nach den Ursachen und Gründen zu fragen. [...] Man kann uns zum Hungern verurteilen, aber nicht zum Verhungern! [...] Denken wir an die Geschichte unserer Väter, die immer wieder solche Katastrophen erlebt und dennoch den Lebenswillen nicht aufgegeben haben! (...] Wir sollten alles daran setzen, die Umwelt davon zu überzeugen, daß hier nicht nur den deutschen Juden ein Unrecht von gewaltigem Ausmaß zugefügt wird, sondern daß die Aufrechterhaltung dieses Zustandes ganz Deutschland in schlimmster Weise schädigen muß. 5 6

Nach 1933 erhielt "Jüdisches" in der "C.V.-Zeitung" einen höheren Stellenwert. Vor allem von zionistischer Seite erntete sie dafür verständlicherweise Hohn und Spott. 57 Zur Verteidigung der "C.V.-Zeitung" muß allerdings gesagt werden, daß jüdischer Abwehrkampf, wie ihn die Zeitung führte, immer auch - unausgesprochen - Verteidigung des Jüdischen bedeutete. Außerdem hatten sich auch schon vor 1933 im "C.V." (leise) Stimmen zu Wort gemeldet, die an die Jüdischkeit, an die jüdische Religion, an Palästina usw. erinnert haben. 5 8 Daß die "C.V.-Zeitung" jetzt dankbar daran anknüpfte, zeigte ihre Zwangslage. An den beiden Themen "Deutschtum" und "Palästina" läßt sich zeigen, mit welchen Stärken und Schwächen sich die "C.V.-Zeitung" um inhaltliche Kontinuität bemühte.

2.3.3

Die "C.V.-Zeitung", das Deutschtum, Palästina und die "Jüdische Rundschau"

In ihrem Verhältnis zur deutschen Heimat glaubte sich die "C.V.-Zeitung" unerschütterlich: Unsere Bindung an Deutschland ist an diesen Boden geknüpft und nicht an die Idee, die das Land beherrscht. 59

Das Land, losgelöst vom nationalsozialistischen Regime, Identifikation mit dem einen, Distanzierung vom anderen - eine nichtjüdische Zeitung hätte

56 57

58

59

"C.V.-Zeitung", Nr. 14. Berlin 6. April 1933. S. 1. "In der 'C.V.-Zeitung' kann man jetzt plötzlich lesen, man müsse als Jude leben." "Jüdische Rundschau", Nr. 37. Berlin 9. Mai 1933. Vgl. dazu: Ludwig Holländer: Deutsch-jüdische Probleme der Gegenwart. Eine Auseinandersetzung über die Grundfragen des Centrai-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e.V. Berlin 1929. S.a. Pierson (1970, 64f.) Maurer ("Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur" 1992, 113f.). "C.V.-Zeitung", Nr. 44. Berlin 16. November 1933. S. 1.

Kapitel 2: Die "C. V.-Zeitung"

199

diesen G e d a n k e n k a u m äußern k ö n n e n . Für e i n e j ü d i s c h e Z e i t u n g w a r e s möglich. D i e " C . V . - Z e i t u n g " verzichtete häufig darauf, ihre Leser als oder "Juden" anzusprechen.

"jüdisch"

S i e w a r e n e i n f a c h D e u t s c h e , ausgestattet

mit

d e m Z e i t g e m ä ß e n - "mit unserer Ehre als D e u t s c h e " 6 0 . Betontes "Deutschtum" brachte d i e " C . V . - Z e i t u n g " nicht nur in A r t i k e l n zum

Ausdruck.

Während

die

"Jüdische

Rundschau"

ganzseitige

F o t o m o n t a g e n aus Palästina v o n Arbeitern, Bauern und Kindern in A u f b r u c h s t i m m u n g abdruckte, ließ d i e " C . V . - Z e i t u n g " v o m s e l b e n F o t o g r a f e n , Herbert S o n n e n f e l d , e i n e S z e n e "Jüdische Landwirte auf deutscher E r d e " 6 1 zusammenmontieren.62 Es ist erstaunlich, w i e lange die Zeitung an ihrem national d e u t s c h e n Kurs festhalten konnte. W e l c h e m Druck s i e nachgab, als sie im S o m m e r noch e i n Jahr v o r V e r k ü n d u n g der Nürnberger

Gesetze,

den

1934,

Untertitel

"Blätter für D e u t s c h t u m und Judentum" aus ihrer K o p f l e i s t e strich, verrät ihre Wortwahl unterdrückter Wut: In Betrachtung der nationalsozialistischen Presse spielt die Unterzeile unseres Blattes [...] wiederholt eine Rolle. Man zergliedert diese Formel in "Blätter f ü r Deutschtum" und "Blätter f ü r Judentum", und wendet sich dagegen, d a ß es ein jüdisches Blatt f ü r das Deutschtum gäbe, dessen Unvereinbarkeit mit d e m Judentum der Nationalsozialismus festgestellt h a b e . 6 3 Daß sich d i e Zeitung nur formal g e s c h l a g e n g a b , b e w i e s sie n o c h im s e l b e n Artikel: Es ist in jüdischen Kreisen bekannt, daß "Deutschtum und J u d e n t u m " f ü r uns einen einheitlichen Begriff bildet, nämlich Ausdruck unserer A n s c h a u u n g von der Synthese zwischen Deutschtum und Judentum. W i r arbeiten an der Erhaltung dieser Einstellung innerhalb der jüdischen Reihen.

60 61 62

63

"C.V.-Zeitung", Nr. 14. Berlin 6. April 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 38. Berlin 4. Oktober 1933. Herbert Sonnenfelds Fotografien beschränkten sich ausschließlich auf Motive aus dem jüdischen Leben und wurden in allen großen jüdischen Zeitungen abgedruckt. Die menschenverachtenden Bedingungen, die Juden erdulden mußten, ließen sich darauf nicht erkennen, vielmehr verbreiteten die Bilder Selbstbewußtsein und Zuversicht. "Sonnenfelds Fotografien entsprachen gleichzeitig den Intentionen der Presse [...], in deren Auftrag er arbeitete: die Juden in Deutschland vor Resignation und Verzweiflung zu bewahren. Sie können dabei nur einige Bereiche der Realität der Juden im NSRegime dokumentieren und lassen andere außer acht." Maren Krüger: Herbert Sonnenfeld: Ein jüdischer Fotografin Berlin 1933-1938. Berlin 1990. S. 10. "C.V.-Zeitung", Nr. 23. Berlin 7. Juni 1934.

200

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Mit Sicherheit nahm das "Büro Hinkel" von diesem Artikel Notiz, nachdem die "C.V.-Zeitung" j a aller Wahrscheinlichkeit nach von dort die Anordnung, ihren Untertitel zu streichen, bekommen hatte. 6 4 Dennoch reagierte Hans Hinkel nicht. Die nächsten N u m m e r n erschienen in gewohnter Weise. Dafür empörte sich aber die (zionistische) jüdische Presse in einem Ton, der den Nationalsozialisten gefallen haben dürfte: Selbst angesichts der in dieser Verfügung liegenden Zurechtweisung kann es die C.V.=Zeitung nicht unterlassen, noch einmal den Versuch einer Rechtfertigung für ihre frühere Bezeichnung zu unternehmen. Es ist kaum zu verstehen, daß der C . = V . bzw. die C. = V . =Zeitung noch immer nicht begreifen wollen, worum es geht. Eine solche Synthese zwischen Deutschtum und Judentum hat es nie gegeben und soll es vor allem nach dem Willen derer, die heute Deutschland regieren, nicht geben. Damit haben wir uns abzufinden, und wir sollten eigentlich uns überflüssige Belehrungen und Ermahnungen ersparen. 65 Zum ersten Mal verboten wurde die "C.V.-Zeitung" erst ein Jahr später. Vom 20. Juni bis zum 26. September 1935 durfte sie nicht erscheinen, d . h . die "C.V.-Zeitung" konnte nicht unmittelbar auf die Nürnberger Gesetze reagieren. Der Grund des Verbots war ein Artikel Arno Herzbergs - "in which I showed that some Nazi slogans showed a similarity with certain remarks of a Jewish author in the twenties". 6 6 Nach der dreimonatigen Zwangspause wirkte die Zeitung gebrochen, ohne daß sie ihre Theorien widerlegt sah. Den Nationalsozialisten war sie aufgrund der Machtverhältnisse unterlegen, nicht aber den Zionisten: Die Emanzipation der deutschen Juden ist am 15. September 1935 formell aufgehoben worden. Wir haben nicht gehört, daß deswegen bei den eingesessenen und verwurzelten englischen oder französischen oder amerikanischen Juden eine Bewegung entstanden sei, die Judenemanzipation ihrer Länder aufzugeben und sich für den Abzug nach Palästina vorzubereiten. 67 Konnte sie sich noch lange mit den Machtansprüchen der Nationalsozialisten nicht abfinden, 6 8 lenkte sie jetzt ihren Blick ab und versuchte, das Schicksal der deutschen Juden zu relativieren:

64 65 66 67 68

Vgl.: Walk (1993, 98). "Jüdische Zeitung für Ostdeutschland". Breslau 19. April 1935. Herzberg (1991, 369). "C.V.-Zeitung", Nr. 40. Berlin 3. Oktober 1935. Noch Anfang 1935 hatte der "C.V. Landesverband Gross-Berlin" seinen Mitgliedern mitgeteilt: "Wir müssen weiterarbeiten, damit der lebenden und der nach uns kommenden Generation Arbeits- und Lebensraum in Deutschland erhalten bleibt." Schreiben des Landesverbands vom 10. Januar 1935. Zit. in: Lamm (1951, 178f.).

201

Kapitel 2: Die "C. V.-Zeitung"

Ein Schicksal, wie es die Juden in Deutschland erleben, ist in Jahrhunderten einmalig. Es ist deshalb zwar grundsätzlich lehrreich [...], aber es ist singulär. Zwei bis drei Flugstunden von uns entfernt leben Juden anderer Staatsangehörigkeit als gleichberechtigte Bürger ihres Landes. Man nennt ihren Lebenszustand den der Emanzipation. 69 Noch deutlicher schrieb Alfred Hirschberg zwei Jahre später: "Es bedeutet gewiss nicht die Zukunft der Gesamtjudenheit, ob wir Juden in Deutschland nun leben oder nicht leben, und ganz gewiß nicht, ob wir gut oder schlecht leben." 7 0 Ein

zweites

hinnehmen.

einmonatiges

Verbot

mußte

die

"C.V.-Zeitung"

Ihr Mitarbeiter Arno Herzberg hatte sich

1938

in einer Serie zu

kritisch über die antijüdische Politik der rumänischen Regierung geäußert. 7 1 In 1938 I [...] provoked the suspension of the C.V.-Zeitung for a month because I had published articles on the Romanian government led by the vicious antisemite Professor Goga. I cited his anti-Jewish measures, one after the other, exactly as reported in the German press. When the editor, my friend Dr. Alfred Hirschberg, sought a reason for the suspension, he was told, as a special favour, that such a survey might have led Jews to believe that they were still well off in Germany and had no need to emigrate into a hostile world. Further more, to publish a summary like this could be taken as implied criticism of a government friendly to Germany. 7 2 Als der erste Serienteil erschienen war, arbeitete Hans Hinkel ein "5. Rundschreiben an die Verlage der jüdischen Presse" aus,

in dem er

"allefn]

Blätter[n] des jüdischen Pressewesens mit sofortiger Wirkung eine Kritik in jedweder Form an offiziösen oder offiziellen Massnahmen der rumänischen Behörden zur Regelung der Judenfrage" verbot. "Ebenso" untersagte er "jede Wiedergabe

von

Pressestimmen

über

die

Lage

in

Rumänien

oder

im

Zusammenhang damit." Arno Herzberg setzte seine Serie dennoch fort, d.h. er setzte sich - wahrscheinlich bewußt - über den Erlaß h i n w e g . 7 3 Die Haltung der " C . V . - Z e i t u n g " zum Thema "Auswanderung" im Jahr des nationalsozialistischen Machtantritts drückt sich in folgendem Satz aus:

69 70 71

72

73

"C.V.-Zeitung", Nr. 40. Berlin 3. Oktober 1935. "C.V.-Zeitung", Nr. 48. Berlin 2. Dezember 1937. 6. Januar 1938: "Was wird aus Rumäniens Juden"; 13. Januar 1938: "Die Judenfrage in Rumänien"; 20. Januar 1938: "Zur Lage der Juden in Rumänien". Herzberg (1991, 376). S.a. Ders. ("Contemporary Jewish Record" 1942, 149). "5. Rundschreiben an die Verlage des jüdischen Pressewesens". Berlin 6. Januar 1938. BA R56I/144. Allerdings wurden nicht vier Zeitungsnummem verboten, wie sich Amo Herzberg erinnerte, sondern nur drei - Nr.5-7.

202

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

Das deutschjüdische Schicksal wird sich auf deutscher Erde und nicht anderswo entscheiden. 74 Im Laufe der Zeit mußte sich die Zeitung von der Realität belehren lassen. An den Zionismus machte sie keine Zugeständnisse: Das Bestreben jüdischer Menschen, sich außerhalb der deutschen Grenzen ein neues Leben aufzubauen, hat, abgesehen von den Jugendlichen, meist weniger ideologische als materielle Gründe. [...] Wir glauben in dieser Richtung vorzuarbeiten, wenn wir zunächst einer zusammenfassenden Darstellung über die Tätigkeit des Hilfsvereins der Juden in Deutschland [...] Raum geben. Reportagen über die Tätigkeit des Palästinaamtes werden folgen. 75 Daß die Zeitung spätestens mit den Nürnberger Gesetzen im Jahre 1935 gezwungen war, dem Informationsbedürfnis ihrer Leser, die aus Deutschland fliehen wollten, zu entsprechen, zeigte u.a. eine Artikelserie, die Arno Herzberg 1937 verfaßte. Er beschrieb darin die Organisationsformen jüdischer Gemeinden auf der ganzen Welt. Die Serie offenbarte allerdings noch etwas ganz anderes. Als Arno Herzberg aus irgendwelchen Gründen gezwungen war, die Fortsetzungsreihe zu unterbrechen, meldete sich Adolf Eichmann bei der Zeitung und fragte interessiert nach, wann die Serie fortgesetzt werde. Wieso der SS-Obersturmbannführer, der später die "Endlösung der Judenfrage" durchführte, diese Artikel las, bleibt im Dunkeln. Arno Herzberg hat Vermutungen, die ihn bis heute quälen: "I could never [...] overcome the feeling that my writings might have helped Eichmann to seize Jewish leaders and organisations when the Germans invaded country after country all over Europe." 7 6 Palästina sah die "C.V.-Zeitung" zunächst als eine Tatsache an, weniger als Bestandteil einer Ideologie. Es bedeute keine Anerkennung des nationaljüdischen Gedankens, wenn sich der bedrängte Jude für eine Auswanderung nach Palästina entscheide. Von der Straße, auf der jüdische Menschen durch die deutsche Gegenwart gehen, zweigt sich an einer bestimmten Stelle der Weg nach draußen ab. [...] Heute heißt nach draußen, den Weg in fremde Länder, vor allem nach Palästina, wählen. Früher war es der Weg aus der jüdischen Gemeinschaft hinaus durch Taufe oder Austritt. Zwang wie Wille wirken heute wie damals zu solcher Entscheidung zusammen.77

74 75 76

77

"C.V.-Zeitung", Nr. 22. Berlin 1. Juni 1933. "C.V.-Zeitung", Nr. 39. Berlin 26. September 1935. Brief Arno Herzbergs an die Autorin vom 21. Januar 1994. S.a.: Herzberg (1991, 381). "C.V.-Zeitung", Nr. 45. Berlin 8. November 1934.

Kapitel 2: Die

203

"C.V.-Zeitung"

Nicht sehr überzeugend wirkten Versuche, dem Palästina-Gedanken etwas abzugewinnen, ohne dabei an den Zionismus Zugeständnisse zu m a c h e n . 7 8 Alfred Hirschberg flüchtete sich schließlich in die Sprachwelt der Märchen, um die natürliche Bindung der Juden nicht mehr an Deutschland, sondern von jetzt an an Palästina zu begründen: Vielleicht aber ist die Verzauberung, die Palästina schon durch seinen Gefühlsinhalt auf jeden Juden ausübt [...] in den letzten drei Jahren zu stark gewesen. 79 Die "Jüdische Rundschau" reagierte auf die auffallenden Verschleierungsversuche mit Spott: Es ist zumindest originell, die Juden, die nach Palästina gehen, um dort Voraussetzungen für ein volles Judentum zu schaffen, mit denen zu vergleichen, die durch die Taufe sich von der jüdischen Gemeinschaft lossagen, 80 aber auch mit verständlichem Protest, Wo Palästina erwähnt wird, geschieht es nur, um es auch heute zu bagatellisieren. Nicht einmal ein Wort des Verständnisses für das, was im Laufe von Jahrzehnten in mühevoller Arbeit von Zionisten geschaffen wurde. 8 1 Die beiden Zeitungen trugen einen alten Kampf aus, in dem es immer weniger um den Zugewinn an Lesern als um die Verteidigung der eigenen Richtung

ging.

Sie

führten

keinen

Konkurrenzkampf,

sondern

einen

Meinungsstreit, der an Schärfe in den ersten Jahren des Dritten Reichs noch zunahm. Sie waren beide nicht gewillt, aus Rücksicht auf eine Zeit, die ihren Lesern

viel

abverlangte,

Harmonie

vorzutäuschen.

Ihre

Auseinander-

setzungen ließen es dann an angemessener Ernsthaftigkeit fehlen, wenn Triumphgefühle

einerseits

und

unglaubhafte

wie

unnötige

Recht-

fertigungsversuche andererseits Zeilen kosteten.

78

79 80 81

"Sein und Wille der Juden in Deutschland ist Inhalt und Massstab all dessen, was dem Leser gegeben wird. [...] Darüber hinaus aber steht es [das Blatt, K.D.] in fester Bindung mit der Gesamtheit des jüdischen Lebens in Palästina und anderswo in der Welt. [...] Mut und Erfahrung sollen daraus entspringen, - aber zum Leben hier und in dieser Zeit, das eigene Bedeutung, eigenen Wert trägt." "C.V.-Zeitung", Nr. 24. Berlin 13. Juni 1935. "Unsere Vergangenheit hält uns ebenso sehr von dem Verdacht einer Palästina=Gegnerschaft frei, wie sie uns ermöglicht, die Realitäten Palästinas für die Juden Deutschlands ohne Agitationsnotwendigkeit und =bedürfnis klar zu erkennen." "C.V.-Zeitung", Nr. 3. Berlin 16. Januar 1936. "C.V.-Zeitung", Nr. 40. Berlin 3. Oktober 1935. "Jüdische Rundschau", Nr. 90. Berlin 9. November 1934. "Jüdische Rundschau", Nr. 37. Berlin 9. Mai 1933.

204

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

Auch nach Verkündung der Nürnberger

Gesetze fand keine

geistige

Annäherung zwischen den Zeitungen statt, doch bildeten sie jetzt eine Art Zweckgemeinschaft. Vor 1935 hatten sie von den gegenseitigen Vorbehalten erst dann abgesehen, wenn die Existenz der jeweils anderen tatsächlich bedroht schien. S o hatte im Juni 1934 die "Jüdische Rundschau" den folgenden Brief der "C.V.-Zeitung" abgedruckt: Sehr geehrte Redaktion! Der "Angriff" vom 28. Juni 1934 beschäftigt sich an leitender Stelle unter den Ueberschriften "Unerhörter Angriff auf den Führer" und "Wer ist Mephisto?" mit dem Artikel "Fluch oder Segen", der in der "C.V.-Zeitung" Nr.26 vom 28. Juni 1934 erschienen ist. Der "Angriff" erblickt in diesem Artikel "eine unglaublich unverschämte Anspielung auf Hitler". Unser rabbinischer Mitarbeiter behandelte die Bileam-Stelle 82 des vorliegenden Wochenabschnitts [...] und verglich dabei u.a. Bileam mit Mephisto. Unverständlicherweise sieht der "Angriff" hierin den "unerhörten Angriff auf den Führer". [...] Da ich diese Klarstellung in der "C.V-Zeitung" erst später vornehmen kann, bin ich Ihnen sehr dankbar, daß Sie sie in der "Jüdischen Rundschau" zur Unterrichtung des jüdischen Leserkreises veröffentlichen. Mit kollegialer Hochachtung Ihr sehr ergebener Dr. Alfred Hirschberg, Hauptschriftleiter der "C.V.-Zeitung". 8 3 Nach 1935 verzichteten die beiden Blätter weitgehend auf Polemiken. Die Existenzfrage

der

Menschen

verlangte

nicht

nach

einer

ideologischen,

sondern nach einer schnell praktizierbaren Lösung. 1938 trafen sich Alfred Hirschberg und der stellvertretende "Chefredakteur" der "Jüdischen Rundschau" Kurt Löwenstein vor Publikum im "Berliner Lehrhaus" und hielten ein "Zwiegespräch" ganz ohne ideologische Kontroversen. 8 4 Ein aufsehenerregender Leitartikel der "C.V.-Zeitung" aus dem Jahre 1937 setzte dem ewigen Streit der beiden Zeitungen scheinbar ein Ende. Er trug den Titel "Assimilation, Dissimilation, Auswanderung", wurde verfaßt von Ernst Herzfeld aus dem Vorstand des "C.V.", schwor den

"C.V."

verleumdend dem "Assimilantentum" ab und erkannte - man kann es nicht glauben - die Leistungen des Zionismus an: Er [der C.V., K.D.] war gewiss nicht dissimilatorisch eingestellt. Aber er war auf Steuerung, auf richtige Abgrenzung der Assimilation bedacht. [...] In voller Uebereinstimmung mit der damaligen staatsrechtlichen Auffassung [...1 gingen die Gründer des Centrai-Vereins von der Vorstellung aus, dass wir uns nur durch unsere Religion von der Umwelt unterschieden. [...] Immer deutlicher aber wurde im Laufe der Entwicklung erkannt, dass angestammte Anlagen,

82

83 84

Bileam war ein heidnischer Prophet der Wüstenwanderungszeit. Seine Eselin redete und wies ihn zurecht. Seine Fluchworte gegen Israel verwandelte Gott in Segnungen (4. Buch Mose, Kapitel 22-24). "Jüdische Rundschau", Nr. 52. Berlin 29. Juni 1934. Vgl. "C.V.-Zeitung", Nr. 9. Berlin 3. März 1938.

205

Kapitel 2: Die "C. V. -Zeitung"

überlieferte Werte sich in uns mit den nachhaltigen Eindrücken der Umwelt paaren. [...] Als höchster Gedanke aber leitete ihn immer der Erhalt des Judentums. Das, was man im jüdischen Lager mit dem Schimpfwort "Assimilantentum" bezeichnete, hatte nie einen Platz im Central-Verein. Im Gegenteil: Taufe, Mischehe und den jüdischen Indifferentismus [...] hat er stets energisch bekämpft. [...] Sein Gründungsziel, die Erlangung der uneingeschränkten Gleichberechtigung, erwies sich als undurchführbar. [...] Neue Aufgaben meldeten sich. Vor allem war die notwendige Auswanderung [...] vorzubereiten. [...] Wir Nichtzionisten erkennen freimütig an, dass der Zionismus eine jüdische Kraftquelle von realer und seelischer Bedeutung ist. 8 5 Fast schuldbewußt stellte der Autor schließlich die Frage: Ist es möglich, und wie weit ist es möglich, eine in der Vergangenheit vollzogene Annäherung [an die nichtjüdischen Deutschen, K.D.] rückgängig zu machen? 86 Der überraschende Meinungswandel läßt sich heute erklären. In seinen Erinnerungen "Meine letzten Jahre in Deutschland" 8 7 deckte Ernst Herzfeld die Hintergründe auf: In den letzten Monaten des Jahres 1936 wurde uns wieder und wieder berichtet, dass die Leitung der Gestapo gegen die "Assimilanten" schaerfer als gegen die Zionisten eingestellt sei. Ob und wie weit diese Informationen richtig waren, liess sich nicht feststellen. [...] Wir hielten es schliesslich nicht fuer angaengig, die zahlreichen Warnungen zu ueberhoeren. Da kein anderes Abwehrmittel zur Verfiiegung stand, wurde beschlossen, dass Thema "Assimilation Dissimilation - Auswanderung" oeffentlich zu behandeln. Mir fiel die Aufgabe zu, diesen Artikel zu schreiben und zu zeichnen, um jeden Zweifel daran auszuschalten, dass die Ausführungen den Standpunkt der verantwortlichen Vereinsleitung enthielten. Der an die Adresse der Gestapo gerichtete Artikel erschien am 25. Februar 1937. [...] Er nahm fast 8 Spalten ein. Dieser schriftlich dokumentierte Fall einer indirekten Einflußnahme der Nationalsozialisten auf die jüdische Presse und deren Journalisten zeigt, wie schwierig es ist, Aussagen über vermeintlich erkennbare Tendenzen in den Zeitungen zu machen. Vorbehalte sind in jedem Fall angebracht.

Dem

heutigen Leser muß bewußt sein, daß Gefahren, die damals in der Luft lagen, längst verflogen sind. Es gehört zur Tragik der Zeit, daß auch die "Jüdische Rundschau" v o m Sinn und Zweck des Artikels nichts wußte und freudig erstaunt reagierte: 85 86

87

"C.V.-Zeitung", Nr. 8. Berlin 25. Februar 1937. S. lf. "C.V.-Zeitung", Nr. 8. Berlin25. Februar 1937. S. lf. [Hervorhebung im Original] Salomon Adler-Rudel schrieb die Erinnerungen nieder. o.O.,o.J. S. S. 193, Fßn. 34. Central Zionist Archives. Jerusalem. A140/632.

206

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Der Beitrag zur Diskussion von Dr. Herzfeld kann daher von zionistischer Seite als Wiederaufnahme einer echten Diskussion nur begrüßt werden. [...] Der C.V. wird uns bereit finden, gemeinsam mit ihm unter die Vergangenheit einen Strich zu setzen. 88

2.4

Auf einen Blick:

Kurzbeschreibung "C.V.-Zeitung" 1933 bis 1938 Ort des Erscheinens: Berlin Richtung: deutsch-jüdisch Format: Quartformat, seit 10. August 1933 Berliner Format Schrift: Gotisch, seit 1937 Antiqua Periodizität: einmal wöchentlich (Donnerstag) Preis: 20 Rpf., seit 1937 10 Rpf. Anzeigenpreise:

12 gesp.

mm

Zeile 20

Rpf.

Stellenanzeige

10

Rpf.

Familienanzeige 16 Rpf. Bezugsmöglichkeit: Abonnement-, Vereins- 8 9 und (bis 1.10.1935)

Kauf-

zeitung U m f a n g (Durchschnitt): 9 0 1933: 10 Seiten (Quartformat), 11 Seiten (Berliner Format) 1934: 15 Seiten 1935: 21 Seiten 1936: 23 Seiten 1937: 20 Seiten 1938: 19 Seiten Anzeigen: Gewerbeanzeigen, Privatanzeigen (Rubriken: "Offene Stellen", "Kaufhäuser und Einzelhandel", "Aus den Familien" u.a.) Anteil der Anzeigen am Gesamtumfang (Durchschnitt): 9 1 1933: 2 6 , 0 % (Quartformat), 28.1% (Berliner Format) 1934: 2 5 , 0 % 1935: 31,1% 1936: 29,7% 1937: 31,5% 88 89 90 91

"Jüdische Rundschau", Nr. 20. Berlin 12. März 1937. S. lf. Bis 1934 kostenlose Zustellung für Vereinsmitglieder. Nach eigener Zählung. Nach eigener Zählung.

Kapitel 2: Die "C. V.-Zeitung"

207

Anteil der Anzeigen am Gesamtumfang (Durchschnitt): 1938: 27,7% Rubriken:"Aus den Gerichtssälen", "Aufgabe des C.V. in dieser Zeit", "Aus der C.V. Bewegung", "Presseschau", "Zum Wochenfest", "Für Hilfe und Aufbau", "Palästina Umschau", "Briefe aus Tel-Aviv", "Blatt der jüdischen Frau", "Erziehung", "Eltern", "Schule", "Sport der Woche", "Juristische Wochenschau", "Wirtschaft der Woche", "Die Wanderung", "Berliner Blatt der C.V.-Zeitung", "Aus den Gemeinden", "Das neue Buch", "Seite der Jugend", "Kinderblatt" u.a. Hauptschriftleiter: bis 1933: Ludwig Holländer, danach: Alfred Hirschberg Gedruckte Auflage (Durchschnitt): 92 1933: ca. 55 000 1934: 50 000 1935: 40 400 1936: 40 000 1937: 38 600 1938: 38 500

92

Die Zahlen beruhen auf Selbstauskünften der Zeitung (Impressen).

3

Das "Israelitische Familienblatt"

3.1

Das "Israelitische Familienblatt" und der nationalsozialistische Machtantritt "Weg mit den Schnörkeln.

Weg mit der

Idylle."

Dem "Israelitischen Familienblatt" haftet bis heute die Vorstellung einer "Gartenlaube"-Idylle an. 1 Die Forschung

nimmt es nur am Rande und

flüchtig wahr. So findet man beispielsweise weder in der Fachliteratur noch in Lexikon-Artikeln einen Hinweis auf den ursprünglichen Titel der Zeitung. Er lautete eben nicht "Hamburger Israelitisches Familienblatt", sondern nur "Israelitisches Familienblatt". Die Hamburger Lokalausgabe des "Israelitischen Familienblatts" hieß "Hamburger Familienblatt" (für die Gemeinden Hamburg, Altona und Wandsbek). Als größtes der in der deutsch-jüdischen Presse noch neuen Gattung "Familienblatt" 2 wurde es 1898 als kommerzielles Unternehmen in Hamburg von Max Lessmann (1859-1926) gegründet. Es erschien an jedem Donnerstag, erfreute sich größter Beliebtheit und setzte sich mit seiner Auflagenhöhe an die Spitze der jüdischen Presse. 3 Von den überregionalen jüdischen Zei1

2

3

Die Beliebtheit der illustrierten Familienzeitschrift "Die Gartenlaube" - 1853 in Leipzig gegründet, von 1904 an herausgegeben vom Berliner Scherl Verlag - brachte eindrucksvollen Geschäftserfolg: 1860 durchbrach die Wochenschrift die 100 000Stück-Schranke. 1866 steigerte sie ihre Auflage auf 200 000 Exemplare. 1875 erreichte sie eine Auflage von 382 000 Stück (Zahl der Leser ca. 5 Millionen). In ihrer Grundtendenz liberal, ruft die "Gartenlaube" Assoziationen - und um die geht es hier - von stark belehrenden Beiträgen und leichter Unterhaltung im Trivialstil hervor. 1874 veröffentlichte Otto Glagau in der "Gartenlaube" seine antisemitische Serie über den "Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin" (s. Teil I, Exkurs: Die "Judenpresse"). Von 1938 an (bis 1943) existierte sie unter dem Titel "Die neue Gartenlaube" weiter. S.a. Koch (1991, 687). Unterhaltungszeitung bzw. -Zeitschrift mit vorzugsweise erzieherischer oder volksbildnerischer Tendenz (seit Ende des 18. Jahrhunderts mit Hochzeit Mitte des 19. Jahrhunderts). Für das Jahr 1902 gab "Kürschners Handbuch der Presse" eine Auflagenhöhe von 12 300 an, für 1908 nannte Trude Maurer die Zahl 19 000, für die frühen 20er Jahre

210

Teil IV: Die Troika - JR, C. V. -Zeitung, IFB - und das JN

tungen war es allein dem "Israelitischen Familienblatt" gelungen, bis in die kleinsten Gemeinden vorzudringen. 4 Das Konzept Unterhaltung "mit Rücksicht

auf

das

Judentum" 5

und

ohne

innerjüdische

Parteilichkeit

war

eigene Ausgaben für Berlin

und

überzeugend aufgegangen. Seit

1926 gab das

"Familienblatt"

Frankfurt am Main heraus, die neben dem Mantelteil, der das gesamte "Reich" betraf, lokale Neuigkeiten lieferten. Vor 1935 wurden sämtliche Ausgaben in Hamburg gedruckt, danach in Berlin. Bis wenige Wochen nach dem 30. Januar 1933 hatte das

"Israelitische

Familienblatt" an seiner schmucken, vom Jugendstil inspirierten Titelleiste festgehalten. Dann, mit Nummer 15 vom 13. April 1933, traten an Stelle der blumen= und blütenerfüllten Ornamentik der neunziger Jahre, jener ahnungslosen, wirklichkeitsfremden Verspieltheit [...] die strenge, einfache Linienführung [...], derselbe architektonische Aufbau, der uns nicht zufällig in den Großstädten allerorten begegnet. [...] Nicht nur im Zeitungskopf findet der "Geist unserer Zeit" seinen Ausdruck; die Gelegenheit wurde benutzt, um die typographische Gesamtausstattung unseres Blattes dem Geschmack und den Bedürfnissen unserer Leser näher zu bringen. 6 [...] Das aber, was von diesem Gewand umhüllt wird: der Geist unseres Blattes, der Grundsatz strikter Ueberparteilichkeit, der [...] Wille, Brücken zwischen den verschiedenen Lagern der deutschen Judenheit zu schlagen: das alles bleibt, wie es war. 7 Mit Beginn des Dritten Reichs war es für das "Familienblatt" an der Zeit, an einem neuen Profil zu arbeiten, sich den Umständen - durchaus noch positiv motiviert - anzupassen, erst äußerlich, dann innerlich. Es verbot sich, weiterhin den Eindruck eines idyllischen Unterhaltungsmediums zu vermitMargaret T. Edelheim-Mühsam die Zahl 20 000, für 1926 das "Lexikon des Judentums" 24 000, fur 1929 Ruth Pierson 35 000, für 1930 die "Annoncen Expedition" 30 000, für 1931 "Mosse" 35 000, ebenfalls "Mosse" für 1932 und 1933 je 32 000. "Kürschners Handbuch der Presse". Berlin/Eisenach/Leipzig 1902. Trude Maurer: Partnersuche und Lebensplanung. Heiratsannoncen als Quelle für die Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Juden in Deutschland. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina S. Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. Hamburg 1991. S. 344-374. S. 346. Margaret T. Edelheim-Mühsam (1956, 173). Lexikon des Judentums (1971, Spalte 879f.) Pierson (1970, 46).

4 5 6

7

"Annoncen-Expedition", Max Gerstmanns Zeitungskatalog. Berlin 1930. "Mosse", Rudolf Mosses Zeitungskatalog. Berlin 1931 ff. Vgl."Israelitisches Familienblatt", Nr. 17. Berlin 28. April 1938. S. 2-4. "Kürschners Handbuch der Presse". Berlin/Eisenach/Leipzig 1902. Die meisten Überschriften erschienen jetzt nicht mehr in gebrochener Schrift. Die Umstellung auch der Artikel auf eine neue Schriftart geschah erst 1937. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 15. Hamburg 13. April 1933. S. 1.

Kapitel 3: Das "Israelitische Familienblatt"

211

teln. Daß die Zeitung immer wieder auf ihre Veränderung hinwies, 8 läßt vermuten, daß sie ihren alten Ruf trotz Bemühungen nicht loswurde. Zeitzeugen, heute nach ihrem damaligen Eindruck von der Zeitung befragt, geben ebenfalls nur das Bild eines gemütlichen, unwichtigen "Familienblatts" wieder: "Spöttisch sagte man zum 'Israelitischen Familienblatt' 'Vanilleblatt', weil es nie wirklich anerkannt war", erinnerte sich James Rosenthal . 9 Eine Vorstellung davon, wie das Blatt bei einem Teil seiner Leser (der Bildungselite) angesehen war, gibt eine kleine Broschüre, die das "Israelitische Familienblatt" zur "Pressa"-Ausstellung in Köln 1928 herausgegeben hatte. Sie enthält Antworten auf die Umfrage "Was halten Sie von unserer Zeitung?". Die Frage richtete sich an bekannte Persönlichkeiten. Die Broschüre war als Werbemittel gedacht, dennoch vermitteln einige Antworten den Eindruck, die Zeitung wolle vor allem gefallen und niemandem weh tun: "Welchen Momenten verdankt es seine Popularität? Es will keiner Partei dienen und dennoch allen Parteien gerecht werden" (Oberrabbiner Dr. Carlebach , Altona), "Die Berichterstattung erfolgt schnell, sachlich und vornehm, niemandem zulieb und niemandem zuleid" (G. Cohn, Vorsitzender der Synagogengemeinde Krefeld), "Das 'Israelitische Familienblatt' hat es verstanden, sich in Anlage und Redaktionsführung dem Interesse und Bedürfnissen der kompakten Majorität des deutschjüdischen, bürgerlichen Publikums in staunenswerter Elastizität anzupassen" (Sammy Gronemann - aktiver Zionist, Berlin). 1 0 Ismar Freund , der selbst für die Zeitung gearbeitet hatte, schrieb in den 30er Jahren: "Das Israelitische Familienblatt verdankte nicht zuletzt seiner Charakterlosigkeit seine Popularität." 1 1 Dennoch, es konnte keinem Leser entgangen sein, daß die Zeitung sich "neuerdings" um die Themen der Zeit kümmerte. Wichtiger als die Frage, ob das Publikum das Bild vom "alten" "Familienblatt" irgendwann ad acta legte, ist, ob es das "neue" akzeptierte. Und das taten die meisten Leser, wenn auch nicht alle. 1 2 8

9 10

11

12

"Wenn es einen Gedanken gibt, den wir, in dieser Zeit, unseren Lesern seit drei Jahren in die Köpfe einzuhämmern nicht müde werden, so ist es dieser: daß für uns Juden in Deutschland nichts unabweislicher sei, nichts von größerer, maßgeblicherer Bedeutung, als daß wir die Wirklichkeit unserer Lage so erkennen, wie sie ist, statt uns wehmütig Reminiszenzen oder haltlosen Illusionen hinzugeben." "Israelitisches Familienblatt", Nr. 2. Berlin 9. Januar 1936. Interview James Rosenthal. Jerusalem 15. November 1993. "Führer der deutschen Judenheit über das Israelitische Familienblatt". Eine Umfrage anläßlich der Internationalen Presseausstellung 'Pressa'. Hamburg 1928. The Central Archives of the History of the Jewish People. Jerusalem. RP2/A6. o. O. o. J. S. Kapitel 3.6.

212

Teil IV: Die Troika - JR. C. V. -Zeitung, IFB - und das JN

3.2

Das "Israelitische Familienblatt" 1933 bis 1938

3.2.1

Kontinuität "Hübsche Blondine

sucht

Mann."

Zu den Traditionen, an denen die Zeitung festhielt, gehörten ihr gefälliges Layout 1 3 und vor allem - obgleich die anderen jüdischen Zeitungen hier nachzogen - Familien- und Kleinanzeigen in Vielzahl und Vielfalt.

Der

Anzeigenteil war es auch, mit dem das "Israelitische Familienblatt" für sich warb. 1 4 Das familienselige Blatt ("Vor allem: zurück in die Familie! Die jüdische Familie ist die feste Burg, in die wir uns in der Stunde der Not flüchten" 1 5 ) machte sich als "Schadchn" 16 verdient. Als "Heiratsplantage" zu gelten, störte es nicht: Der Heiratsanzeigen, die übrigens seit Jahrzehnten ihr gut Teil halfen, unserem Blatt seine starke Volkstümlichkeit zu sichern, brauchen wir uns nicht zu schämen. 1 7 Noch 1934 suchte im "Israelitischen Familienblatt" eine "Hübsche Blondine" einen Mann,

18

obgleich das Wort "blond" eigentlich von Juden nicht mehr

öffentlich geäußert werden durfte. 1 9

13

14

15 16

17 18 19

Unter anderem verwendete das "Israelitische Familienblatt" immer wieder Vignetten von Ephraim Moses Lilien. Lilien (1874-1925) gilt als Erneuerer der modernen jüdischen Buchkunst und bekanntester Vertreter des Jugendstils in der jüdischen bildenden Kunst. "Nur wenige jüdische Zeitungen spielen als Blätter für 'Kleine Anzeigen' eine Rolle. Auf dem Kontinent hat das 'Israelitische Familienblatt' bei weitem die meisten 'Kleinen Anzeigen'". "Israelitisches Familienblatt", Nr. 2. Hamburg 12. Januar 1933. "Das 'Israelitische Familienblatt' hat ständig mehr Gelegenheits-Anzeigen als alle übrigen jüdischen Familienzeitschriften Deutschlands zusammen!" "Israelitisches Familienblatt", Nr. 1. Hamburg 4. Januar 1934. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 11. Hamburg 16. März 1933. S. 1. Aus dem Neuhebräischen "tntu", ädkan, ins Jiddische übernommen: Brautwerber, Heiratsvermittler. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 23. Berlin 6. Juni 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 35. Hamburg 30. August 1934. S. Kurt Jakob Ball-Kaduri: Vor der Katastrophe. Juden in Deutschland 1934-1939. Tel Aviv 1967. S. 79. S.a. Freeden (1985, 48). Ders. (1987, 38). Kurt Jakob Ball-Kaduri erinnerte sich außerdem daran, daß Konfektionsgeschäfte mit jüdischen Besitzern keine blonden Schaufensterfiguren ausstellen durften.

Kapitel 3: Das "Israelitische Familienblatt"

213

Diese "verbindende" Seite des "Israelitischen Familienblatts" war auch den Nationalsozialisten bekannt. Ein Artikel des "Angriffs" beschäftigte sich 1935 mit einem öffentlichen Aushang irgendwo in Berlin, auf dem angeblich folgendes Gesuch zu lesen stand: "Achtundfünfziger, Nichtarier, sucht, da vereinsamt, sehns. mütterliche Freundin (n.ü. 24 Jahre). Als Entgelt steht b. Verstehen Alleinerbschaft [...] in Aussicht." Daß sich "Der Angriff" über diesen Aushang polemisch äußerte, erstaunt nicht. Interessant daran ist die Kenntnis des Autors: "Es kommt dem Vereinsamten auch nicht darauf an, eine Frau zu finden. Da würde er wahrscheinlich im 'Israelitischen Familienblatt' inserieren." 20

3.2.2

Wandel "Jeden Tag eine neue Lösung."

Von den drei großen jüdischen Zeitungen war das "Israelitische Familienblatt" die einzige, die nicht Organ einer Organisation war, sondern sich in privatem Besitz befand. Das "Familienblatt" vertrat keine eigene Richtung, war sich aber nach 1933 mit der übrigen jüdischen Presse darin einig, Antisemitismus und Stigmatisierung ein neues jüdisches Bewußtsein entgegenzusetzen. "Besinnen wir uns auf uns selbst, so besinnt sich die Zeit auf uns", riet das "Familienblatt" seinen Lesern. 2 1 Anfang 1935 legte die Zeitung eine Art "Glaubensbekenntnis" ab. Deutschtum und jüdische Tradition schlossen sich auch für das "Familienblatt" nicht aus: In absoluter redaktioneller Unabhängigkeit, keiner Partei, keiner Großorganisation dienstbar, sagt es eindeutig seine Meinung zu den Fragen und Sorgen der Gegenwart, zu allem, was uns deutsche Juden berührt und bedrängt. Diese Meinung gelangt zu unzweideutig klarem Aufruf und Ausdruck im Leitsatz des Familienblattes: Deutscher Jude sein - das heißt: die Überlieferungen der Wahrheiten des alten Vaterglaubens, und alle echten Traditionen und guten Bräuche unserer Gemeinschaft, alle ihre Lebensfragen und Hoffnungen in uns und unseren Kindern zu bewahren und, w o es not tut, zu beleben. - Deutsche Juden sein - das heißt: den staatlichen Notwendigkeiten und Zielen Deutschlands mit hingabebereiter Loyalität, voll verpflichtet, zu dienen, und voll berechtigt dienen zu w o l l e n . 2 2

Nach 1933 verstand sich das "Israelitische Familienblatt" als Forum aller, außer den extremen Stimmen. Es kritisierte Max Naumanns "Verband 20 21 22

"Der Angriff". Berlin 3. Juni 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 40. Hamburg 4. Oktober 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 1. Hamburg 3. Januar 1935. S. 1.

214

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

Nationaldeutscher Juden", 23 und es kritisierte den Kommunismus. 2 4

Es

wollte die verschiedenen Meinungslager zur Kommunikation zwingen, indem es ihre Auffassungen (unkommentiert) gegenüberstellte. Aber da die deutschen Juden in weltanschaulich verschiedene Richtungen gegliedert sind, sieht jede einzelne Richtung die Lösung [...] auf eine andere Weise. Deshalb ist es ein zwingendes Gebot, einmal berufene Vertreter dieser Richtungen auf einer Tribüne [...] zu Wort kommen zu lassen, damit sich die jüdische Allgemeinheit ein umfassendes Bild, das ihr sonst nirgends in der jüdischen Presse Deutschlands geboten wird, machen kann. 2 5 Es startete eine Aktion - "Tachlis" 26

aus der, wie es tatsächlich hoffte,

auch die Nationalsozialisten Nutzen ziehen könnten: In ihm [dem Leitartikel Tachlis!, K.D.] riefen wir die jüdische Öffentlichkeit auf, durch Einsendung von Vorschlägen [...] die Aufstellung eines Programms für die Zukunft der Juden in Deutschland ermöglichen zu helfen, das der Reichsregierung vielleicht als Material "vom anderen Ufer" zu diesem ganzen Fragenkomplex willkommen sein könnte. Eine außerordentlich große Zahl von Einsendungen war die Folge, [...] von denen wir einer ganzen Reihe Aufnahme in den vergangenen Nummern unseres Blattes gewährten. 27 Die meisten größeren Artikel stammten von mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten, häufig von Rabbinern, die nicht der Redaktion angehörten. Die Auswahl der Texte richtete sich nach der aktuellen Diskussion 28 und stieß nicht immer auf Einverständnis. Einige Leser deuteten sie als Tendenz der Zeitung.

Das

"Familienblatt" wies ihre nörgelnden Leser

zurecht:

"Bringen wir Nachrichten aus Palästina, dann wird uns von einer Seite der Vorwurf gemacht, daß wir nur zionistische Interessen vertreten, von der anderen Seite, daß wir nur Abträgliches berichten." 29 Wenige Abonnenten 23 24

25

26 27 28

29

Vgl. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 51. Hamburg 21. Dezember 1933. Anfang Januar 1933 war auf den "Familienblatt"-Redakteur Azriel Carlebach ein von kommunistischer Seite initiiertes Revolverattentat verübt worden, wahrscheinlich weil der Mann in Berichten über Rußland seine ablehnende Haltung dem Kommunismus gegenüber offen zum Ausdruck gebracht hatte. Der Fall erregte großes Aufsehen in der jüdischen Presse. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 2. Hamburg 11. Januar 1934. S. 1. [Hervorhebung im Original] Aus dem Neuhebräischen "ΓΡ"73Τ1", taklit, ins Jiddische übernommen: Zweck, Ziel. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 36. Hamburg 7. September 1933. S. 1. Aufsehen erregte eine Gegenüberstellung des Religionsphilosophen Martin Buber und des zionistischen Rabbiners Joachim Prinz unter der Überschrift "Die Lehre und die Tat". "Israelitisches Familienblatt", Nr. 32 und 33. Berlin 6. und 13. August 1936. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 3. Hamburg 19. Januar 1933. S. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 32. Hamburg 9. August 1934; "Israelitisches Familienblatt", Nr. 1. Hamburg 4. Januar 1934.

Kapitel 3: Das "Israelitische

Familienblatt"

215

drohten sogar, die Zeitung wegen Meinungsäußerungen, die ihnen nicht gefielen, zu kündigen. 3 0 Der in Frankfurt a. Main erscheinende "Israelit", "Centraiorgan für das orthodoxe Judentum", empörte sich darüber, daß das "Familienblatt" jüdischen Erholungssuchenden

nicht nur streng

koschere

Hotels empfahl. Doch langsam beruhigte sich die Stimmung wieder, mit zunehmender Bedrängnis der jüdischen Menschen nahm die Diskussion um die Neutralität der Zeitung wieder ab. Im Unterschied zu der selbst auferlegten Enthaltsamkeit äußerte sich das "Familienblatt" auffallend prononciert auf einer Metaebene, nämlich,

die

die

eigene

Zeitung

zum

Thema

hatten.

Sie

in

Artikeln

erschienen

regelmäßig ohne Autorenangabe und machten im Vergleich zu den Fremdartikeln nur einen geringen Anteil aus. Dennoch sind es gerade sie, die hinter die Kulissen des "Familienblattes" blicken lassen. Konnten sich "Jüdische Rundschau" und "C.V.-Zeitung" selbstreflektierend auf ihre Organisationen oder Bekenntnisse beziehen, bot das "Familienblatt" ein "Programm der Programmlosigkeit". Unbewußt prognostizierend leugnete es den Sinn jeglicher Ziele in einer chancenlosen Zeit, in der es gelte, sich jeden Tag mit den neuen Umständen neu zu arrangieren: Trifft es wirklich zu, daß das Familienblatt, wie in früheren Jahren oft erklärt wurde, kein "Blatt der jüdischen Ziele" ist, das das Morgen jüdischen Lebens behandelt, sondern ein ausschließlich der jüdischen Vergangenheit und Gegenwart, also den Grundlagen jüdischen Seins gewidmetes Organ? [...] Vor dem Krieg und vielleicht auch in den ersten Jahren nach ihm war eine jüdische Zeitung, die sich im wesentlichen mit dem befaßte, was war und ist, nicht aber auch mit dem, was sein könnte oder sollte, kaum mehr als die Vermittlerin unterhaltsamer Lektüre für den Freitagabend, und das "Familienblatt" früherer Jahrzehnte wies diesen "Unterhaltungscharakter" denn auch in einem einzigartigen, von der sonstigen damaligen jüdischen Presse nicht erreichten Ausmaße auf. Kann man aber solche Zeitungsveröffentlichungen auch heute noch, unter den so grundlegend gewandelten Verhältnissen, als nichts als "unterhaltsamen Lesestoff für Sabbath = und Festtage" rechtens bezeichnen? [...] In Wirklichkeit sind wir von einer solchen Beschränkung heute weiter denn je entfernt. Warum? Zunächst einfach deshalb, weil es kein Erreichen irgendwelcher Ziele gibt. [...] Alle Strömungen des jüdischen Lebens, die jüdisch=religiösen ebenso wie die jüdisch=politischen, charakterisiert es ja, daß sie ständig Gefahr laufen, den einen der gleichwertigen Faktoren zugunsten des anderen zu vernachlässigen. [...] Dieser Gefahr entgeht nur, wer sich zum Ziele setzt, kein "Ziel" [...] zu haben, sondern sich um die Wahrung der beiden grundlegenden Seinselemente, um Selbstbesinnung und Zeitverbundenheit, gleichermaßen zu bemühen. Und das, dieses parteibefreite Ziel ist das

30

S. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 48. Hamburg 29. November 1934.

216

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Programm unseres Blattes. Nur scheinbar ist es ein "Programm der Programmlosigkeit". 31 Wie Schalom Ben-Chorin berichtete, beeinflußte angestrebte Neutralität auch personalpolitische

Entscheidungen:

Er

hatte

sich

1934

auf

eine

Ausschreibung hin als "Feuilletonredakteur" bei der Zeitung beworben und wurde abgelehnt. Die Begründung war ganz einfach. Der Besitzer und Verleger des "Familienblattes" wollte ein neutrales, überparteiliches Organ. Nun war Dr. Alfred Kupferberg [Schriftleiter, K.D.] als Zionist und freisinniger Jude tonangebend, und der andere, der jetzt hinzukommen sollte, nachdem Dr. Carlebach die Redaktion verlassen hatte, sollte kein Zionist sein, womöglich aber noch ein orthodoxer Jude. Und diesen beiden Anforderungen konnte ich naturgemäß nicht entsprechen. 32 Nach Verkündung der Nürnberger Gesetze sah sich die Zeitung mit den anderen Blättern gleichgestellt. Profilierung war nicht mehr nötig, nur noch schwer möglich. Lebenshilfe war gefragt. Von der "Gemütlichkeit" des Blattes zeugten nur noch unverwüstliche Rubriken,

wie

Rätsel-,

Bridge-,

Kochecken

usw.

Die anderen

großen

jüdischen Zeitungen besaßen sie längst auch, denn Unterhaltung hatte eine nicht zu leugnende lebenswichtige Funktion bekommen. Das "Familienblatt" verwies sie in feste Grenzen, in "Ecken", die es scharf trennte von den sie umgebenden dominierenden Artikeln der Wirklichkeit. Flucht in die Idylle konnte es nicht mehr verantworten. Dem Verlangen der Rezipienten danach unterlag es trotz seiner "Veranlagung" nicht: Wir können dazu nur sagen, daß wir nichts lieber tun würden, als dieses, daß wir alle Seiten unseres Blattes viel lieber füllen würden mit lauter Freudenbotschaften, mit Jubel und Tröstlichem. [...] Aber leider ist unser Leben hart, und die Wahrheit [...] fordert von uns, daß wir sagen, wie es ist. Zu dieser Wahrheit, der wir dienen müssen, kommt die Verantwortung, die wir übernehmen. 33 Die Leser dennoch zu halten, stellte das "Familienblatt" im Vergleich zu den beiden anderen großen Zeitungen auf eine besonders harte Probe: "In unserem arm gewordenen jüdischen Leben zu Menschen zu reden, ist gar nicht leicht." 3 4

31

32 33 34

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 21. Hamburg 24. Mai 1934. S. 1. [Hervorhebung im Original] Interview Schalom Ben-Chorin. Jerusalem 10. November 1993. "Israelitisches Familienblau", Nr. 8. Berlin 25. Februar 1937. S. 1. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 8. Berlin 25. Februar 1937. S. 1.

Kapitel 3: Das "Israelitische Familienblatt"

217

3.3

Das "Israelitische Familienblatt" und die Nationalsozialisten

3.3.1

Angepaßt

"Der Hinweis von Minister Dr. Goebbels sei vorbehaltlos unterstrichen. " Als die Nationalsozialisten begannen, die "deutsche Reichsbürgerschaft der Juden" in Fage zu stellen, warnte das "Israelitische Familienblatt": Wir erstreben [...] eine den gewandelten Verhältnissen angemessene, würdige staatsbürgerliche Stellung für uns im Ganzen dieses Staates. 35 Auf der nächsten Zeitungsseite pflichtete es - sei es aus Überzeugung oder um zu beschwichtigen - Joseph Goebbels bei: Der Hinweis von Minister Dr. Goebbels auf jene fragwürdigen Zeitgenossen, 36 die "über den Kurfürstendamm flanieren", sei [...] vorbehaltlos unterstrichen. [...] Dem objektiven Beobachter fallen neben einer gewissen Sorte von Nichtjuden aller Rassen und Bekenntnisse, die sich auf dem Kurfürstendamm [...] breit machen, auch genug Juden, allzuviele Juden und - leider muß es gesagt werden - vor allem Jüdinnen auf, mit denen der anständige deutsche Jude sich nicht gerne verwechseln lassen möchte. Wir haben [...] immer wieder Zurückhaltung gepredigt [...], gegen jene vielfach neuerdings "erblondeten" Typen aufzutreten [...], wir [...] wollen auch weiterhin das unsrige tun, daß deutsche Juden und Jüdinnen sich, statt die mondänen Straßen der Millionenstadt Berlins müßiggängerisch zu beleben, auf eigene Art und ihre wirklichen Aufgaben besinnen. 37 Im Sommer

desselben Jahres berichtete das

"Familienblatt"

unter

der

Überschrift "Reichskanzler Hitler hilft jüdischem Frontkämpfer" von einem jüdischen Hausierer, dessen einziges Pferd eingegangen war, so daß er seinen Beruf zu Fuß ausüben mußte. Seine behördlichen Eingaben auf eine

35

36

37

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 20. Hamburg 17. Mai 1934. S. 1. [Hervorhebung im Originall "Sie [die Juden, K.D.] haben sich in Deutschland so aufzuführen, wie sich das für Gäste gehört. (...) Die Judenschaft kann davon überzeugt sein, wir lassen sie in Ruhe, wenn sie still und bescheiden sich in ihre vier Wände zurückzieht und wenn sie nicht vor das deutsche Volk tritt mit dem Anspruch, für vollwertig und gleichwertig angesehen zu werden." Joseph Goebbels am 11. Mai 1934 im Berliner Sportpalast, zit. in: "Hamburger Fremdenblatt", Hamburg 12. Mai 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 20. Hamburg 17. Mai 1934. [Hervorhebung im Originall

218

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

zollfreie Einfuhr eines Pferdes aus dem Memelland wurden abschlägig beschieden. Nun wandte Bergmann sich direkt an den Volkskanzler, fügte seine Militärpapiere bei (EK und andere Tapferkeitsauszeichnungen), und bald wurde seinem Wunsch entsprochen. Aus dem Vorfall zog die Zeitung vorschnell den Schluß - und hier war sicher der Wunsch Vater des Gedankens: Der Reichskanzler hat hier durch die Tat bewiesen, daß er jüdische Verdienste ums deutsche Vaterland wohl zu schätzen gewillt ist. 38 Eigene Forderungen, aber auch Zustimmung zu Aussagen der Machthaber verboten sich mit den Monaten. Was der jüdischen Presse blieb: Sie konnte die Entwicklung bedauern. Das "Familienblatt" beschrieb für alle lesbar die "Tragödie der Juden": In welcher Welt leben wir, und wie verkommen offenbar ist diese Welt, daß man nicht zu scheiden weiß zwischen dem Tatbestand des Zigeuners und einer Heimatlosigkeit von Menschen, deren Tragödie deshalb so groß ist, weil sie die Länder, aus denen sie gehen, als Heimat in sich tragen. Die Heimatlosigkeit der Zigeuner ist keine Heimatlosigkeit, denn ihr "Heim ist die Welt". Unser Heim ist aber noch nicht einmal die Welt. Die Tragödie der Juden, ja unser ganzer Jammer besteht darin, daß wir in einem tiefen Sinne den Ländern, aus denen wir gehen, verhaftet sind. 39

3.3.2

Widerständisch "Goebbels mit der

Judennase."

Immer wieder richtete die "charakterlose" Zeitung kleine Spitzen gegen das neue Regime. Daß es meist zu keinen Folgen kam, läßt sich nur dadurch erklären, daß auch bei den Machthabern der Ruf vom harmlosen "Familienblatt" überdauert hatte. Genüßlich berichtete das "Familienblatt" davon, daß es ein Jude war, den die Nationalsozialisten - unwissend - zu Grabe getragen hatten; daß sich ein Nationalsozialist - wissend - in einem jüdischen Krankenhaus gesund pflegen ließ; 4 0 daß es jüdische Künstler waren, die den Wagner-Festspielen 38

39 40

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 31. Hamburg 3. August 1933. Am 21. Mai 1935 schloß das Wehrgesetz Juden vom aktiven Wehrdienst aus. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 1. Berlin 7. Januar 1937. S. 1. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 5. Hamburg 2. Februar 1933.

Kapitel 3: Das "Israelitische

Familienblatt"

219

zusätzlichen Glanz verliehen hatten. 41 Nachdem Studenten öffentlich jüdischen Professoren die Fähigkeit abgesprochen hatten, deutsches Recht zu lehren, fragte die Zeitung: "Ob diese Herren sich wohl einmal vor Augen geführt haben, wie es in der deutschen Rechtswissenschaft aussähe, wenn man ihrem Standpunkt schon früher gehuldigt hätte?" 42 In die Niederungen der Sensationspresse begab sich die Zeitung, um zu verkünden: "Ein Jude [...] Lebensretter Hindenburgs". 4 3 Zu den Reichstagswahlen am 5. März 1933 schrieb das Blatt: Die Stimmzettel, welche die deutschen Juden am kommenden Sonntag abgeben werden, können die staatspolitischen Entscheidungen in keiner Beziehung beeinflussen. Gegenüber den Millionenzahlen von Wählern [...] vermögen wir mit unseren wenigen Stimmen zahlenmäßig keine Wirkung zu erzielen. Häufig genug ist hier zum Ausdruck gebracht worden, daß es eine einheitliche Stimmabgabe der Juden bei politischen Wahlen nicht gibt. [...] Nur über eines kann es keine Meinungsverschiedenheit geben: Nach unserer Auffassung von jüdischer und menschlicher Würde kann ein jüdischer Wähler keinen Stimmzettel für eine Partei abgeben, deren Programm die Vernichtung der Gleichberechtigung der Juden vorsieht. 44 Offen und noch im Glauben an den Rechtsstaat gab das "Israelitische Familienblatt" in einer Rubrik "Nicht verboten...!" 4 5 bekannt, was man sich trotz herrschender Judenfeindlichkeit nicht gefallen lassen mußte und wann es möglich war, rechtlich vorzugehen. In einer Bilderleiste lichtete es regelmäßig Porträts von aus ihren Berufen entlassenen Juden ab. 4 6 Unter ein Photo, das einen alten Mann mit zerfurchtem Gesicht zeigte und das auch "Der Stürmer" mit dem Kommentar "Aus diesem Gesicht spricht Judas' Gesicht!" abgedruckt hatte, 47 schrieb das "Israelitische Familienblatt": "Nicht wer liebt ist blind. Wer nicht liebt, ist blind!" 4 8 41 42 43 44 45

46 47 48

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 27. Hamburg 6. Juli 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 8. Hamburg 23. Februar 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 45. Hamburg 9. November 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 9. Hamburg 2. März 1933. S. 1. Z.B.: "Israelitisches Familienblatt", Nr. 51. Hamburg 21. Dezember 1933. [Hervorhebung im Original] Z.B: "Israelitisches Familienblatt", Nr. 17. Hamburg 27. April 1933. "Der Stürmer", Nr. 36. Berlin September 1934. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 39. Hamburg 27. September 1934. [Hervorhebung im Original] 1932 übernahm die Zeitung "Der Schild", Organ des "Reichsbund jüdischer Frontsoldaten", ein Photo aus dem "Völkischen Beobachter", das Joseph Goebbels im Profil zeigte mit deutlich großer Nase und fliehender Stirn. Über das Bild setzte "Der Schild" den Titel "Ein 'nordisches' Portrait", darunter hieß es: "So sah Dr. Goebbels bei der großen Kundgebung der NSDAP im Lustgarten von Berlin aus. Die Rassentheorie scheint nicht für die Praxis zu taugen." "Der Schild", Nr. 11. Berlin 12. Mai 1932.

220

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

Dem "Familienblatt" gelang es - wohl als einziger jüdischer Zeitung ein

Interview

mit

einem

Repräsentanten

einer

nationalsozialistischen

Organisation, dem Pressechef der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt", zu führen und in seiner Ausgabe vom 8. März 1934 abzudrucken: 4 9 Unser Mitarbeiter berichtet uns über diese Unterredung, wohl die erste, die einem jüdischen Journalisten von dem Presse=Chef einer höheren nationalsozialistischen Dienststelle gewährt wurde. 5 0 1935 wurde das Blatt für zwei Monate verboten. Hans Lamm führte das auf einen Artikel von sich zurück, 5 1 in dem er sich mit in der nichtjüdischen "Bayerischen Radio-Zeitung" lobend erwähnten Personen Paul Heyse und Hermann Levi befaßt hatte und sich erlaubte festzustellen: Der Münchner Hof- und Generalmusikdirektor Hermann Levi, der hier erwähnt wird, war der Sohn des Oberrabbiners von Gießen, er hat als erster in Bayreuth den "Parsifal" dirigieren dürfen, gehörte zu den vertrautesten Freunden Wagners und schuf von den Opern Mozarts die Bearbeitungen, die heute an jeder Bühne eingeführt sind. Die Mutter des Dichters Paul Heyse war die Jüdin Saaling. Es ist bemerkenswert, in welcher Weise diese beiden Männer jüdischen Bluts am Aufstieg der Münchner Opern- und Kunst-Welt führend beteiligt waren. 5 2 Woher Hans L a m m von der Ursache des Verbots wußte, ist sowenig bekannt wie, weshalb die Zeitung nach seinem Artikel bis zum Verbot noch zweimal erscheinen konnte. Das Verbot hatte - beabsichtigt oder nicht - zur Folge, daß sich das "Israelitische Familienblatt" wie die "C.V.-Zeitung" 5 3 nicht aktuell zu den Nürnberger Gesetzen äußern konnte. Die nächste Nummer erschien erst am 14. November.

49 50

51

52 53

"Völkischer Beobachter". Berlin 7. April 1932. Nr. 10. S. 1. Gegenstand des Interviews war das "Winterhilfswerk des deutschen Volkes", mit dem die jüdische Winterhilfe anfangs noch eng zusammenarbeitete und das von der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" durchgeführt wurde. Hans Lamm: Der Weg bergab - illustriert an einem Zeitungsjahr. In: Hans Lamm (Hrsg.): Vergangene Tage. Jüdische Kultur in München. München 1982. Erweiterte und durchgesehene Ausgabe des 1958 erschienenen Titels: Juden in München - ein Gedenkbuch. S. 435-436. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 30. Berlin 25. Juli 1935. S. Kapitel 2.3.3.

Kapitel 3: Das "Israelitische

3.4

Familienblatt"

221

Das "Israelitische Familienblatt" und "raiUJJin"54 "Von Schabbos zu Schabbos."

Auch in das "Israelitische Familienblatt" fanden Rückbesinnung auf Herkunft und Tradition Eingang. Die Zeitung besaß weder den Ehrgeiz noch die Kapazitäten, religionsphilosophische Diskussionen zu führen. Nicht Wissenschaftlichkeit, sondern Konsumierbarkeit strebte sie an. Die gefallige Präsentation erleichterte den Lesern den Zugang, die keine Vorkenntnisse mitbrachten und die sich für Tradition, Geschichte und Religion nicht aus Überzeugung, sondern gezwungenermaßen interessierten. Ihnen war ihre Identität genommen worden, jetzt suchten sie dringend nach einer neuen. Ob sich unter diesen Umständen ein echtes Zugehörigkeitsgefühl zum Judentum entwickeln konnte, das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Die Schriftstellerin und Journalistin Inge Deutschkron stellte für sich fest, daß ihr jüdisches Bewußtsein auf das Dritte Reich beschränkt war: "Nein, ich habe nie Zugang zum Judentum gefunden. [...] Das heisst, ich habe natürlich in der Nazizeit die Nase hoch getragen und meine Abstammung nicht geleugnet. [...] Mehr war da aber nicht." 5 5 Schalom Ben-Chorin dagegen glaubte an die Rückbesinnung aus tiefer Überzeugung: "Sie kam von innen heraus, nachdem man schmerzlich feststellen mußte, daß es die sogenannte deutsch-jüdische Symbiose gar nicht gibt." 5 6 Der Chemiker Fritz Haber schrieb im August 1939 an Albert Einstein: "Ich war in meinem Leben nie so jüdisch wie jetzt. " 5 7 Das "Israelitische Familienblatt" führte eine "jüdische" Rubrik ein mit dem Titel "Von Schabbos zu Schabbos". 5 8 Hinter die Datumszeile im Zeitungskopf druckte es von 1934 an eine zweite ab - dem jüdischen Kalender entsprechend und in hebräischer Schrift. 5 9 Im Sommer 1933 schrieb es einen Wettbewerb aus zum Thema "Ihr stärkstes jüdisches Erleb-

54 55 56 57

58

5y

Hebr.: hatäuva. Umkehr, Rückbesinnung. Brief Inge Deutschkrons an die Autorin vom 13. Mai 1993 (Berlin). Interview Schalom Ben-Chorin. Jerusalem 10. November 1993. Fritz Haber zit. n.: Fritz Stern: Der Traum vom Frieden und die Versuchung der Macht. Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert. Berlin 1988. S. 87. Sie erschien in Nr.28 vom 13. Juli 1933 (S. 3) zum ersten Mal und wurde in Nr.46 vom 14. November 1935 in "Von Woche zu Woche" umbenannt. Der Grund für die Änderung ist nicht bekannt (Nr.46 war die erste Ausgabe nach einem Publikationsverbot und nach Verkündung der Nürnberger Gesetze). Zum ersten Mal erschien die hebräische Datumszeile in der Ausgabe Nr.37 vom 13. September 1934.

222

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

nis". 6 0 Den ersten Preis - 100 Reichsmark - erhielt Martha Wertheimer*, die später die Schriftleitung der Zeitung übernehmen sollte. Von einer alten "Sitte" wollte das "Familienblatt" dennoch nicht lassen: Es zog weiterhin am Ende des christlichen Jahres Bilanz, tat das allerdings dann noch einmal am Ende des jüdischen Jahres. Im Dezember 1936 erklärte das Blatt dazu: Es ist vielleicht nicht ganz "legitim", wenn eine jüdische Zeitung den Ablauf des bürgerlichen Jahres dazu benutzt, um eine Art Rechenschaft über die vergangene Zeit zu geben. [...] Dennoch entspricht es einer Tradition des Blattes, auch den Beginn eines bürgerlichen Jahres für einen geeigneten Zeitpunkt zu halten. 6 1

3.5

Das "Israelitische Familienblatt" und die Auswanderungsfrage

3.5.1

Ins Ausland "Es scheint ein unabwendbares Schicksal zu sein."

Nur sehr zögerlich akzeptierte das "Israelitische Familienblatt" das Thema "Auswanderung". Die ersten, kleinen Artikel beschränkten sich auf bloße Informationen. Ausgesprochene Stellungnahmen der Zeitung fehlten. In einem Artikel aus dem Jahre 1933 - er trug den Titel "Laßt alle Hoffnung fahren..." 6 2 - bestritt die Zeitung Existenzmöglichkeiten für deutsche Juden im Ausland. Jede Diskussion der Auswanderungsfrage schien ihr bereits Werbung. 1935 änderte sich die Situation. Das "Familienblatt" begann sich des Themas anzunehmen. In einem Leitartikel vom 21. März 1935, also noch vor Verkündung der Nürnberger Gesetze, stellte es "Die große Frage: Auswanderung?" und bekannte: Und dennoch - es muß einmal gesagt werden - kann und wird es vielleicht schon in allernächster Zeit geradezu die Aufgabe unserer Vertretungskörperschaften werden, in radikaler Umwandlung eine Auswanderung

60 61 62

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 28. Hamburg 13. Juli 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 53. Berlin 31. Dezember 1936. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 22. Hamburg 2. Juni 1933.

Kapitel 3: Das "Israelitische

Familienblatt"

223

beträchtlicher Massen deutscher Juden während der kommenden Jahre vorzubereiten und zu organisieren. 63 Zu einem eigenen, endgültigen Urteil konnte sich die Zeitung dennoch nicht durchringen, Auswanderung zunächst nur als momentane "Teillösung" akzeptieren. Sie war verunsichert. Einerseits fühlte sie sich verantwortlich für die Leser, andererseits hatte sie tatsächlich noch Hoffnung auf eine Zukunft in Deutschland: Bekennen wir, wenn wir dies in den Bereich der Möglichkeit ziehen, uns damit zu einem Programm der Liquidation des deutschen Judentums? Nein! [...] Nichts wäre falscher, als im Hinblick auf das, was kommen kann, aber durchaus nicht kommen muß, all jene Maßnahmen wirtschaftlicher Selbsthilfe aus dem Auge zu verlieren. [...] Ein wirtschaftlich geschwächtes, ja, verelendetes deutsches Judentum wäre gewiß nicht imstande, denen zu helfen, die sich etwa anschicken würden, die alte Heimat zu verlassen, wenn... Wenn es kommen sollte, wie es freilich uns - und mit uns Männern aus allen Lagern des deutschen Judentums - manchmal beinahe unabwendbares Schicksal zu sein scheint: wenn die deutsche Judenfrage durch jene Wanderbewegung deutsch-jüdischer Massen früher oder später zu einer Teillösung geführt werden sollte. Denn es würde sich um eine Teillösung handeln. In einer Lage wie der unseren wäre es vermessen, Generallösungen zu empfehlen. Es gibt keine Patentrezepte für unser Schicksal: für die Frage, was aus uns, der halben Million deutscher Juden werden wird. [...] Unsere Aufgabe ist nicht zu fragen. Unsere Aufgabe ist zu wirken. 64 In der Folgezeit führte das "Familienblatt" neue oder erweiterte Rubriken ein, die eine überlegte Auswanderung vorbereiten sollten: "Reisebriefe an das 'Israelitische Familienblatt'" (die Rubrik begann bereits 1933), "Umschichtung und Auswanderung", "Jüdische Auswanderung", "Aus Überseestaaten" u.a. Bereits seit 1934 informierte die Zeitung in ihrem Anzeigenteil über offene Stellen im Ausland ("Deutsche Juden draußen"). 1936 lag ihr zum ersten Mal ein Heftchen zum Thema "Wohin?" bei, das weiterhin in unregelmäßiger Folge erschien und auch einzeln zu 15 Pfennig zu haben war. 6 5 Außerdem erteilte das "Familienblatt" "Reiseauskünfte", wenn Leser ihre Fragen schriftlich einreichten und das Rückporto beilegten. Auch das "Familienblatt" konnte schließlich nur noch zur Auswanderung raten. Stammleser, die vom Glauben an Deutschland nicht lassen wollten und in der Zeitung ihre letzte Bastion gesehen hatten, waren enttäuscht und warfen ihrem Blatt vor, seine überparteiliche Stellung endgültig aufgegeben zu haben.

63 64 65

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 12. Hamburg 21. März 1935. S. 1. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 12. Hamburg 21. März 1935. S. 1. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 27. Berlin 2. Juli 1936.

224

Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

3.5.2

Nach Palästina "Vom Urlaubsland zum tapferen Israel."

Für das "Israelitische Familienblatt" war "Palästina" kein Neuland. Schon seit Jahren druckte es unter dem Titel "Mearba kaufaus ho'orez" 6 6 - bezeichnend für die Beziehung zum Thema - anekdotische Geschichtchen aus dem fernen Land ab. Nach 1933 beendete die Zeitung diese Rubrik und führte eine neue, etwas ernsthaftere ein. "Aus dem Heiligen Lande" hieß sie. Sie war klein und - der Titel deutet das bereits an - weniger aktuell als traditionell ausgerichtet. Hinzu kam die Spalte "Palästina im Aufbau". Redaktionsmitglieder begaben sich auf die Reise nach Palästina, brachten Photos 67 und Artikel mit, die in Urlaubsstimmung versetzten. Schließlich entschloß sich die Zeitung, eine Schriftstellerin, Doris Wittner nämlich, über die erste Palästinafahrt des Dampfers "Tel Aviv" berichten zu lassen. 68 Außerdem begann das Blatt auch Anzeigen aus Palästina zu schalten. Zum ersten Mal als Aufmacher erschien das Thema "Palästina" in der Ausgabe vom 31. Mai 1934. 69 Ohne eigens Stellung zu beziehen, sorgte das "Familienblatt" dafür, daß Palästina bei seinen Lesern in angenehmer Erinnerung blieb. Die Verbindlichkeit der zionistischen Idee spielte für die Zeitung keine Rolle. Ende 1937 machte sich die ehemalige Hauptschriftleiterin, zu diesem Zeitpunkt stellvertretende Hauptschriftleiterin, Martha Wertheimer, 70 persönlich auf den Weg. Der Titel ihrer Serie lautete "Tapferes Israel" und zeigte das Land aus einer neuen Perspektive, weniger geschönt aber dafür mehr bewundernd. Martha Wertheimer war Zionistin, und eine leicht zionistische Tendenz war es auch, die das "Israelitische Familienblatt" in den beiden letzten Jahren verfolgte. Walter Gross stellte fest: "Auch das 'Israelitische Familienblatt' wandelte sich. Sein Redakteur Alfred Kupferberg war ein alter Zionist, und Lessmann, der Verleger, 71 verstand

66 67

68 69 70

71

Hebräisch/jiddisch: Aus den vier Ecken des Landes. "Erstes Bild von der Palästina-Reise des 'Israelitischen Familienblattes'". "Israelitisches Familienblatt", Nr. 8. Hamburg 22. Februar 1934. S.a. Bilderserie "Zum Aufbau Palästinas". "Israelitisches Familienblatt", Nr. 29. Berlin 18. Juli 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 5. Hamburg 31. Januar 1935. S. 5. "Um freie Einwanderung und jüdische Arbeit". "Nun ging in diesem Herbst Dr. Martha Wertheimer nach Erez Israel." "Israelitisches Familienblatt", Nr. 47. Berlin 25. November 1937. S. 1. Leo Lessmann, Sohn von Max Lessmann.

Kapitel 3: Das "Israelitische Familienblatt"

225

es, die Zeitung, sagen wir mal, auf einen nationaljüdischen Kurs bringen." 7 2

zu

3.6

Das "Israelitische Familienblatt" und seine Rezipienten

3.6.1

Das leserorientierte "Familienblatt"

"Was wollen Sie lesen?" Wie keine zweite deutsch-jüdische Zeitung der Zeit bot das "Familienblatt" den Lesern die Möglichkeit, den Inhalt mitzugestalten. Leserbriefe und Leseranfragen druckte es in auffallender Ausführlichkeit und Menge ab. Immer wieder forderte es dazu auf, sich zu bestimmten Themen zu äußern. Von den eingegangenen Einsendungen veröffentlichte es eine Auswahl. 1933 startete es die Aktion "Was unsere Leser zur jüdischen Schule sagen", an der sich viele beteiligten. 7 3 Vom Wettbewerb "Ihr größtes jüdisches Erlebnis" war bereits an anderer Stelle die Rede. 7 4 Zwar hatten auch "Jüdische Rundschau" und "C.V.-Zeitung" eine Kinder- bzw. Jugendbeilage, aber nur das "Familienblatt" ließ die jungen Leser selbst die Seiten füllen: So ziemlich ihr gesamter Inhalt, ihre Zeichnungen usw. sollen ausschließlich von Jugendlichen zwischen sechs und sechszehn Jahren herrühren, wie denn auch ihr "Schriftleiter" [...] ein junger Mann von erst sechzehn Lenzen ist. 75 Die Beilage trug den Titel "Unser Familienblatt". Sie erschien zweimal im Monat, das erste Mal am 29. November 1934. 7 6

72

73 74

75 76

Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993. Die "Vereinigung für das religiös-liberale Judentum" stellte sogar die allerdings lächerliche Vermutung an, hinter dem Umzug des "Familienblatts" von Hamburg nach Berlin habe sich der Wunsch der Zeitung verborgen, der Berliner "Meinekestraße" (Sitz der zionistischen "Jüdischen Rundschau") näher zu sein. Vgl."Israelitisches Familienblatt", Nr. 21. Berlin 23. Mai 1935. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 30. Hamburg 27. Juli 1933. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 28. Hamburg 13. Juli 1933. S. S. 221f. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 48. Hamburg 29. November 1934. Vielleicht hatte sich das "Familienblatt" die "Kleine Rundschau" aus Warschau zum Vorbild genommen, die der jüdischen Tageszeitung "Unsere Rundschau" beilag. Sie war 1926 von dem Erzieher Janusz Korczak ins Leben gerufen worden und wurde unter dessen Aufsicht ebenfalls von Kindern gefüllt.

226

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Noch 1938 wollte sich das "Familienblatt" seiner Publikumsnähe versichern, sich an den Wünschen der Leser neu orientieren. Die Zeitung startete eine Leserumfrage und stellte die für ein marktorientiertes Publikumsorgan entscheidende Frage: "Was wollen Sie lesen?". 77 Wie viele sich an der Umfrage beteiligten, läßt sich nicht mehr feststellen. Dem Ergebnisbericht, den das "Familienblatt" einen Monat später veröffentlichte, kann man entnehmen, daß die Menschen die Zeitung vor allem als Informationsmedium nutzten, und zwar, um zu erfahren, wie sie auf dem besten und schnellsten Weg Deutschland verlassen konnten. 7 8 Zwei Drittel der Leser verlangten nach mehr Information über Auswanderungsmöglichkeiten. "Jüdische Auswanderung" nahm vor "Politik", den Leitartikeln und bereits abgeschlagen - "Wirtschaft und Recht" und "Aus den Gemeinden" die Spitzenposition auf der Beliebtheitsskala ein. Als Neuerung wünschten sich die Leser am häufigsten "Sprachkurse". Das "Israelitische Familienblatt" reagierte sofort: Verlag und Redaktion [...] haben [...] Veränderungen im Rahmen des Blattes beschlossen, die dem Interesse der Leser weit entgegenkommen. Schon in der vorliegenden Nummer umfaßt die Auswanderungsbeilage drei Seiten, und die Rubrik Aus den Gemeinden wird vergrößert. Die Schaffung einer Rubrik, die das Erlernen der Sprache ermöglicht [...] wird in Kürze unter dem Titel "American English" f o l g e n . 7 9

3.6.2

Leserbriefe und Reaktionen "Nur keine falsche

Rücksichtnahme."

Auf einige Leserzuschriften reagierte das "Familienblatt" öffentlich, d.h. es druckte seine Antworten ab. Dazu entschloß es sich vor allem dann, wenn Leser die inhaltliche Konzeption der Zeitung kritisiert hatten. Das "Familienblatt" wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, daß es nicht mehr die belanglose Unterhaltungszeitung von einst war. Geradezu aggressiv konnte die Zeitung werden, wenn ihre Wandlung weder erkannt noch anerkannt

77 78 79

Vgl.: Betty Jean Lifton: Der König der Kinder. Das Leben von Janusz Korczak. Stuttgart 1990. S. 231ff. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 17. Berlin 28. April 1938. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 23. Berlin 9. Juni 1938. ebd. In Nr.30 vom 28. Juli 1938 begann der Kurs "American English", in Nr.43 vom 27. Oktober 1938 - allerdings ohne Zukunft - wurde eine neue Rubrik "2000 Worte Zeitungs-Hebräisch" eingeführt.

Kapitel 3: Das "Israelitische

227

Familienblatt"

wurde, Leser den kleinfamiliären Anzeigenteil in den Mittelpunkt ihres Interesses stellten und das auch von der Zeitung verlangten: Fast in jeder Woche werden wir durch private Zuschriften erfreut. Der eine findet, daß wir zuviel von "Leuten, die ohnehin jeder kennt", bringen, der andere ärgert sich, daß wir mit ganz Unbekannten, bloß weil sie achtzig oder neunzig Jahre alt geworden sind, zuviel Aufhebens machen. Ein dritter interessiert sich zwar nicht für Ereignisse in fremden Familien, umsomehr will er aber von seiner eigenen im Blatte lesen. Wehe uns, wenn wir etwa die zehnte Wiederkehr des Tages übersähen, an dem die Tochter der Base seiner Schwiegermutter sich beinahe verlobt hätte! [...] Und weil er der Redaktion die geistige Fähigkeit zur Verfertigung eines solchen literarischen Monuments nicht zutraut, schickt er selbst gleich einen Aufsatz ein. 8 0 Aus tatsächlich eingegangenen Beschwerden montierte die Zeitung einen "fingiert[en]" Brief zusammen,

um Rezipienten,

deren

Unzufriedenheit

damit zu tun hatte, daß sie nicht immer ihre eigene Meinung im Blatt fanden, einen Spiegel vorzuhalten. Das "Familienblatt" konnte es nicht mehr allen recht machen, und darunter litt es selbst: Mit Befremden entdeckten ich und meine Freunde im Leitartikel Ihrer letzten Nummer zwischen den Zeilen (oder: im ersten, zweiten, dritten Absatz) Spuren einer jüdischen Auffassung, die wir schärfstens bekämpfen (wir jüdischen Deutschen; bewußt national eingestellte Juden; treu dem Gedanken von Thora im derech erez 81 im Geiste der Väter Zugewandten; religiös = liberal Eingestellten - je nach Bedarf). Uns liegt an keinem Blatt, das diesen Meinungen (diesen zionistischen Narrheiten; assimilatorischen Würdelosigkeiten; pseudoreligiösen Reformideen; starr orthodoxen Einseitigkeiten - wiederum je nach Bedarf) Vorschub leistet! [...] Es dürfte sie unter diesen Umständen nicht wundern, wenn ich und meine Gesinnungsfreunde [...] jetzt abbestellen. 82 Leser,

die

sich

daran gewöhnt

hatten,

daß

sich

das

"Familienblatt"

unterhaltend aus aktuellen Diskussionen herausgehalten hatte, fiel es sichtlich schwer zu akzeptieren,

daß es sich jetzt indirekt beteiligte,

indem

es

verschiedenen Meinungen Platz bot.

80 81

82

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 3. Hamburg 19. Januar 1933. Hebr.: nach der Weise des Landes. Derech erez verknüpft theoretisches Wissen mit praktischer Lebensführung und weist den Weg wünschenswerten Verhaltens. Das Konzept "Thora und derech erez" stellt die Thora also in den Kontext säkularer Kultur. Vgl. Julius Carlebach: Orthodox Jewry in Germany: The Final Stage. In: Arnold Paucker (Hrsg.): Die Juden im Nationalsozialistischen Deutschland. Tübingen 1986. S. 75-93. Titel des Artikels: "Drei (fingierte) Briefe und eine (leider oft nötige) Antwort". "Israelitisches Familienblatt", Nr. 1. Hamburg 4. Januar 1934.

228

Teil IV: Die Troika - JR. C. V. -Zeitung, IFB - und das JN

Der ungehaltene Umgangston, den die gereizt wirkende Zeitung in ihrer Spalte "Briefkasten" manchmal anschlug, führte dazu, daß einige Leser ihr Abonnement kündigten. Das traf die Zeitung zwar: Es ist menschlich, allzu menschlich: jeder hält seinen Standpunkt für den allein=seligmachenden, seinen Verein für den Mittelpunkt jüdischen Lebens. [...] Was wir Ihnen [den Beschwerdeführern, K.D.] aber verübeln, ist, daß Sie diesem verständlichen [...] Unmut Luft machen wollen, indem Sie, um uns zu "strafen", mit dem Entzug des Abonnements "drohen". 83

Aber ihre Eigenprofilierung war ihr wichtiger als das Halten von Abonnenten um jeden Preis. Welche unschöne Entwicklung eine zunächst persönlich geführte Auseinandersetzung zwischen einem Leser und dem "Familienblatt" nehmen konnte, zeigt ein überlieferter Fall aus dem Jahre 1933. Am 12. März 1933 wandte sich Fritz Pinkuss, Bezirksrabbiner von Heidelberg, an den "Allgemeinen Deutschen Rabbinerverband" 84 . In einem Brief unterrichtete er ihn von seinen Differenzen mit dem "Familienblatt", damit der Verband "von der Angelegenheit den Gebrauch [...] mache, den [...] [ich] zur Verhütung ähnlicher Vorkommnisse und zu meiner Rehabilitierung zweckmässig halte". 8 5 Fritz Pinkuss hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem das "Familienblatt" "unter voller Namensnennung und Verdrehung der Tatsachen" 86 eine "Briefkasten"-Notiz zu seiner Person veröffentlicht hatte. Was war geschehen? Am 30. November 1932 hatte Fritz Pinkuss die Zeitung um Aufnahme seines Entwurfs zur "Durchführung von Winterarbeit" in kleineren Gemeinden gebeten. Die Zeitung bedankte sich, wertete den Beitrag als "sehr wichtig und für weite Kreise interessant[e]" und lehnte ihn "unter Ausflüchten" dennoch ab. 8 7 Da Fritz Pinkuss so einen Bescheid schon öfter bekommen hatte, kündigte er die Beendigung seines Abonnements an, worauf ihm "Die Redaktion" des "Israelitischen Familienblattes" schrieb: Wenn wir Artikel nicht aufnehmen können, so erfolgt diese Nichtaufnahme nicht aus irgendwelchen persönlichen, sondern aus rein sachlichen Gründen, die oft mit der Qualität des Artikels in gar keinem Zusammenhang stehen, sondern eben 83 84

85

86

87

"Israelitisches Familienblatt", Nr. 1. Hamburg 4. Januar 1934. Der Rabbinerverband wurde 1884 gegründet zur Förderung der in deutschen Gemeinden tätigen Rabbiner in ihrer rechtlichen und beruflichen Stellung sowie ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit. Der gesamte Briefwechsel befindet sich im Bundesarchiv, Außenstelle Coswig. 75 C Ra 1, Akte 19. Brief Fritz Pinkuss an den "Allgemeinen Deutschen Rabbinerverband" vom 12. März 1933. Brief Fritz Pinkuss an den "Allgemeinen Deutschen Rabbinerverband", 12. März 1933.

Kapitel 3: Das "Israelitische

229

Familienblatt"

nur mit den technischen und redaktionellen Dispositionen der Zeitung. Ganz abgesehen davon kann doch nicht jeder unserer vielen zehntausenden Abonnenten aus der Tatsache des Abonnements das Recht herleiten, dass seine Einsendung auch aufgenommen wird. Wie würde ein solches Blatt wohl aussehen? 88 Besonders erregte sich Fritz Pinkuss über die folgende Passage des Briefs: Wir finden es eines Mannes Ihres Standes direkt unwürdig auch nur den Gedanken gefasst zu haben, mit der Drohung sogenannter "Konsequenzen" die redaktionelle Leitung eines Blattes zu beeinflussen. Am 19. Dezember 1932 schrieb er zurück: Ich lehne eine weitere Auseinandersetzung ab, da ich auf der Basis mit Ihnen nicht diskutiere, und gebe Ihnen zu bedenken, ob sich in anderen Konfessionen ein ähnliches Benehmen einem Theologen gegenüber als Verkehrston durchsetzen würde. Mein Abonnement bei der Post erlischt ab dem 1. Januar 1933. Das "Familienblatt" schlug zurück, allerdings nicht auf privater, brieflicher Ebene,

sondern

Namensnennung

indem

es

folgende

"Bezirksrabbiner

Dr.

"Briefkasten "-Notiz Pinkuß

(Heidelberg)"

unter in

der seiner

Ausgabe vom 19. Januar 1933 abdruckte: Daß die Drohung, auf die Lektüre unseres Blattes hinfort zu verzichten, zur Erreichung eines Einflusses auf die Redaktion ebenso ungeeignet wie eines Rabbiners unwürdig ist, war Ihnen offenbar nicht bewußt. Wohl aber hätte gerade Ihnen als Rabbiner (oder Theologen, falls Ihnen das sympathischer ist) bewußt sein müssen, wie unwürdig die unselige Neigung mancher Glaubensgenossen ist, das, was ihnen aus irgendeinem Grunde mißfallt, als "nur bei uns Juden möglich" zu erklären. Daß auch Rabbiner diese Neigung haben können, war uns bisher unbekannt. Das "Familienblatt" mißbrauchte seine Öffentlichkeit als Machtmittel. Bei der "Sache Pinkuss" handelte es sich um keinen Einzelfall. Ein gewisser Steinhardt 89 aus Magdeburg aus der Redaktion des "Israelitischen Familienblattes" - zudem ein Freund Fritz Pinkuss' - zeigte sich über die Veröffentlichung der Auseinandersetzung entrüstet und riet dem Rabbiner von Heidelberg: Ich bin empört über die schimpfliche Briefkasten-Notiz in der heut. Nr. des Familienblattes. So hat es [Leo, K.D.] Lessmann jüngst einem jungen Lehrer (Günsberg in Zwickau) gegenüber gemacht, so hat er vor einigen Jahren Dr. 88 89

Brief des "Israelitischen Familienblattes" an Fritz Pinkuss vom 16. Dezember 1932. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Moritz Steinhardt (1863-1941), einen Pädagogen, der lange als Lehrer in der Synagogengemeinde Magdeburg beschäfigt war und später als Redakteur bei der "Jüdischen Schulzeitung" aus Hamburg arbeitete.

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

230

Goldmann 9 0 in Leipzig gegenüber gehandelt und so fordert er Dich heute heraus. Er scheint es absolut darauf anzulegen, sein Blatt in Grund und Boden zu ruinieren. Es gibt in solchen Fällen eine empfindliche Strafe, und die auszuüben möchte ich Dir anheimgeben: Es müsste so eine Liste von einer Anzahl Gemeindemitglieder aus Heidelberg an ihn abgesandt werden: Unterzeichnete Mitglieder der Gemeinde Heidelberg geben hiermit in gerechter Entrüstung über die empörende Briefkasten-Notiz in Nr. des Familienblattes, die gegen den verehrten Rabbiner unserer Gemeinde gerichtet ist, das Abonnement des Familienblattes auf. Derartiges wirkt bei ihm und könnte ihn veranlassen in Zukunft vorsichtiger zu werden. [...] Nimm Dir die Ungezogenheit nicht zu sehr zu Herzen, er ist gegen mich noch ungezogener gewesen. 9 1 Ob Rabbiner Pinkuss diesem von Mitarbeiterseite doch erstaunlichen Rat folgte, 9 2 ist nicht bekannt. Eine Folge der unfeinen Behandlung seiner Leser war, daß das

"Familienblatt" gehäuft anonyme Zuschriften erhielt,

was

wiederum seinen Zorn erregte: Anonyme Briefe beantworten wir grundsätzlich nicht, nicht einmal Leuten, die sich zwar auf ihr besonders gutes Judentum berufen, aber Talmud nicht richtig schreiben können. Unterschreiben Sie Ihre Reklamation demnächst mit Ihrem Namen - und wir werden höflicher sein. 9 3 Obgleich sich hinter der Aggressivität der Zeitung Unsicherheit verbarg, sie ihre (neue) Rolle letztendlich überforderte, trug sie dazu bei, ein Stück Normalität zu erhalten. Das "Familienblatt" faßte die verstörten und verletzten Menschen nicht mit Glacehandschuhen an und verhalf damit, ohne es zu beabsichtigen, geschwächten Lesern zu einer produktiven Distanzierung von der jüdischen Presse.

3.7

A u f e i n e n Β lick:

Kurzbeschreibung "Israelitisches Familienblatt" 1933 bis 1938 Ort des Erscheinens: Hamburg (bis Mai 1935), dann Berlin 9 4

90

91 92

93 94

Felix Goldmann, führender liberaler Rabbiner erst in Oppeln, dann nach 1918 in Leipzig. Brief vom 19. Januar 1933. Handschriftlich notierte Fritz Pinkuss unter den Brief von Steinhardt: "Bitte streng vertraulich, da St. von Zeitung angestellt u. seine Stelle riskieren würde." "Israelitisches Familienblatt", Nr. 11. Berlin 17. März 1938. Die Zeitung erschien in vier Ausgaben mit gleichem Mantel und bis zu zwei Lokalseiten:

Kapitel 3: Das "Israelitische

Familienblatt"

231

Richtung: Format: 260 χ 400 mm (bis Mai 1935), dann 285 χ 415 mm Schrift: Antiqua und gebrochene Schrift gemischt, ab 1937 ausschließlich Antiqua, Nonpareille Periodizität: einmal wöchentlich (Donnerstag) Preis: 25 RPf. Anzeigenpreise: 27 mm breite Nonpareillezeile 50 RPf. Bezugsmöglichkeit: Abonnement- und (bis 1.10.1935) Kaufzeitung Umfang (Durchschnitt): 95 1933: 14 Seiten 1934: 22 Seiten 1935: 24 Seiten (bis Mai), 22 (nach Mai) 96 1936: 21 Seiten 1937: 21 Seiten 1938: 20 Seiten Anzeigen: Gewerbeanzeigen, Privatanzeigen (Rubriken: "Diverses", "Wohnungen", "Heiratsanzeigen", "Kauf und Beteiligung", "Pensionate und Institute", "Stellenangebote", "Stellengesuche", "Geschäftliches", "Wohnung und Pensionen" u.a.) Anteil der Anzeigen am Gesamtumfang (Durchschnitt): 97 1933: 29,0% 1934: 22,7% 1935: 20,0% (bis Mai), 21,4% (nach Mai 1935) 1936: 23,8% 1937: 25,1% 1938: 27,8% Rubriken: "Uns fällt a u f ' 9 8 , "Nicht verboten", "Rundschau im Bild", "InlandsRundschau", "Auslands-Rundschau", "Briefkasten" 99 , "Sportecke", "Unsere Organisationen", "Schule und Haus", "Pädagogische Notizen und Bücher", "Zum Wochenabschnitt", "Für die jüdische Küche", "Rätselecke", "Für unsere Jugend", "Welt der Frau", "Unser Familienblatt" 100 , "Wo Juden unerwünscht sind", Fortsetzungsroman, "Aus dem

95 96 97 98 99 100

Ausgabe A: für Groß-Berlin, Ausgabe B: für Frankfurt a. Main und Umgebung, Ausgabe C: für Groß-Hamburg, Ausgabe D: für das übrige Reichsgebiet. Nach eigener Zählung. Die Zeitung erhielt mit Nr. 18 vom 2. Mai 1935 ein größeres Format. Nach eigener Zählung. Vermischtes. Leserzuschriften. Kinderbeilage.

232

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Heiligen Lande", "Theater, Kunst und Wissenschaft", "Von Schabbos zu Schabbos", "Vom Kulturbund" u.a. Hauptschriftleiter: 1933: Julian Lehmann*, 1934: Alfred Kupferberg, 1936: Martha Wertheimer, 1937 bis 1938: Leo Kreindler Gedruckte Auflage (Durchschnitt): 101 1933: ca. 32 000 1934: 35 470 1935: 35 630 1936: 29 660 1937: 28 380 1938: 26 410

101

Die Zahlen beruhen auf Selbstauskünften der Zeitung (Impressen) und beziehen sich auf die Gesamtauflage.

4

Das "Jüdische Nachrichtenblatt"

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im Deutschen Reich 91 Menschen ermordet. Mehr als 25 000 wurden verhaftet, die meisten von ihnen in Konzentrationslager eingeliefert. SS- und SA-Männer zerstörten oder beschädigten über 250 Synagogen sowie tausend Geschäfte und Wohnungen jüdischer Besitzer. Mit dem organisierten Pogrom übten die Nationalsozialisten "Vergeltung" für das Attentat, das der 17jährige Herschel Grynszpan am 7. des Monats auf den Legationsrat der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, verübt hatte. 1 Ernst vom Rath erlag seiner Verletzung am 9. November. Nach der Pogromnacht verbot Hans Hinkel die jüdische Presse zunächst für die nächsten drei Monate, dann unbefristet: Im Hinblick auf das Pariser Attentat eines Juden, ersuche ich im Einvernehmen mit dem Propagandaminister - sofort - sämtliche im dortigen Bereich erscheinenden jüdischen Zeitungen und Zeitschriften [...] ohne Angabe von Gründen auf die Dauer von drei Monaten zu verbieten. Über die Durchführung des Verbots ist unter Angabe der einzelnen Blätter, die von dieser Maßnahme betroffen werden, umgehend zu berichten. 2 Die Anordnung ging direkt an die Mitarbeiter der jüdischen Presse. Die nichtjüdische Presse brachte keine Meldung über den Vorgang. Das jüdische Lesepublikum wurde auf das Verbot erst richtig aufmerksam, als es nach dem 11. November keine "Jüdische Rundschau", keine "C.V.-Zeitung" und kein "Israelitisches Familienblatt" mehr erhielt." 3 Statt dessen erschien - am 23. November 1938 zum ersten Mal - das überregionale "Jüdische Nachrich1

2

3

S. Fernschreiben Heinrich Müllers, Chef der "Geheimen Staatspolizei" in Berlin, an alle Stapo-Stellen des Reichs. International Military Trial (Nürnberg). Doc. PS 374, Band XXV. S. 376-380. Schreiben der "Geheimen Staatspolizeistelle", Frankfurt a. Oder. Brandenb. Landeshauptarchiv, Pr.Br.Rep.41, Amtsbezirk Brieseke, Nr.183, Bl. 51. S.a. Rürup (1995. 306). S. Erinnerungen des für die "C.V.-Zeitung" tatigen Hans (John F.) Oppenheimer kurz nach dessen Emigration 1938. Archiv des Berliner Museums, Abteilung Jüdisches Museum. Zit. in: Krüger (1990, 13f.)

234

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

tenblatt" aus Berlin. Es war die letzte jüdische Zeitung im Dritten Reich, die einzige, die bis in das Jahr 1943 existierte. Überblicksdarstellungen lassen das Kapitel der jüdischen Presse im nationalsozialistischen Deutschland mit dem Verbot von 1938 enden: "November 1938 came and with it the liquidation of all Jewish newspapers. The isolation of German Jewry was complete", schrieb Arno Herzberg. 4 Das "Jüdische Nachrichtenblatt" findet keine oder nur kurze Erwähnung. Herbert A. Strauss verwies auf die Zeitung in einem abschließenden Satz: The Jewish press thus destroyed was replaced by an information bulletin "Jüdisches Nachrichtenblatt" edited in Berlin from 1938 to 1943 whose pages provide one of the sources for the legal and communal developments among Jews remaining in Germany during wartime.5 Auch Ernst G. Lowenthal urteilte über das "Jüdische Nachrichtenblatt" in einem Nebensatz: "This paper, which had none of the characteristics of a Jewish publication, appeared until 1943." 6 Das "Jüdische Nachrichtenblatt" wird der jüdischen Presse nicht mehr zugerechnet und findet daher keine Beachtung. "Es war aber keine jüdische 'Zeitung' mehr!", schrieb Ernst G. Lowenthal 1953 in einem Artikel. 7 Die Pogromnacht von 1938 macht viele Historiker für Kontinuitäten blind. Aber nicht alles endete damals. Vieles ging weiter, auch wenn nichts mehr war wie zuvor. Wenn sich eine inhaltliche wie arbeitstechnische Kontinuität feststellen läßt zwischen den liquidierten jüdischen Zeitungen und dem "Jüdischen Nachrichtenblatt", gibt es keinen Grund, es nicht der jüdischen Presse zuzurechnen. Seine Entstehungsgeschichte läßt das "Jüdische Nachrichtenblatt" auf den ersten Blick als eine Zeitung nationalsozialistischer Gründung erscheinen ("established on the orders of the Nazi authorities" 8 ). Aus diesem Grund distanzierten sich auch ehemalige Mitarbeiter der jüdischen Presse, die zu 4

5 6

7

8

Herzberg (1991, 388). S. a.: Neues Lexikon des Judentums (1992, 371f.). Strauss (in: "The Jewish Press that was" 1980, 340). In: Encyclopedia Judaica (1971, Volume 13, Spalte 1033). Ernst G. Lowenthal, ehemals u.a. stellvertretender Hauptschriftleiter der "C.V.Zeitung", wurde nach dem Verbot der jüdischen Presse unter Drohung gezwungen, bei der "sogenannten 'freiwilligen Einstellung' der Zeitungen Hilfestellung zu leisten". S. Margarete T. Edelheim-Mühsam: Die Haltung der jüdischen Presse gegenüber der Nationalsozialistischen Bedrohung. Stuttgart 1963. S. 378 "Das war das Ende der jüdischen Presse in Deutschland". "Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland". Düsseldorf 30. Oktober 1953. Emst G. Lowenthal. In: Encyclopedia Judaica (1971, Volume 13, Spalte 1033).

Kapitel 4: Das "Jüdische Nachrichtenblatt"

235

wenig über das Blatt wußten, sich bereits im Ausland befanden, von ihm. James Rosenthal aus Berlin erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal in Palästina das "Jüdische Nachrichtenblatt" in die Hände bekam: "Ich war so entsetzt. Sonst habe ich Zeitungen gefressen, aber das wollte ich nicht mehr sehen." 9 Für die Ausgewanderten, die endlich wieder offen reden konnten, war journalistische Arbeit unter noch größeren Zwängen als sie sie erlebt hatten, kaum vorstellbar. Sie hatten keinen Einblick in die redaktionelle Arbeit der neuen Zeitung. Distanz läßt sich auch aus einem Artikel des "Mitteilungsblattes" der Neueinwanderer Palästinas von 1938 (Chanukka-Ausgabe) lesen "Ende der jüdischen Presse Deutschlands" war sein Titel: Während also die jüdische Presse in Deutschland vernichtet ist, wird weiter mit Bewilligung (vielleicht könnte man richtiger sagen "auf Anordnung", der genaue Sachverhalt ist im Ausland nicht bekannt) der Behörden ein "Jüdisches Nachrichtenblatt" herausgegeben. 1 0

Nach einer Kurzbeschreibung des Inhalts der Zeitung fährt der Autor fort: In der Zeit, in der die meisten Juden nicht wissen, was sie am nächsten Tag essen werden [...], wird der Anschein erweckt, als ob sie jetzt ein besonderes Interesse für Theater hätten. 1 1

Auch wenn fraglich ist, ob Interesse an Schöngeistigem in einer Welt größter Not "Anschein" sein muß, machte sich der Autor kein falsches Bild von der neuen Arbeitsatmosphäre. Journalistisches Schreiben hielt er in ihr nicht für möglich. In die Lage der Journalisten versuchte sich Berthold Rosenthal zu versetzen. Der Mitarbeiter verschiedener jüdischer Blätter schrieb kurz nach seiner Einwanderung im Jahre 1940 in New York: Die einzige noch erscheinende juedische Zeitung, das "Juedische Nachrichtenblatt" macht einen klaeglichen Eindruck. Bewundernswert ist der staendig mit

9

10

11

Interview James Rosenthal. Jerusalem 15. November 1993. Walter Gross, 1938 bis zu ihrem Ende Mitarbeiter der "Jüdischen Rundschau", verneinte in meinem Interview die Frage, ob er auch für das "Jüdische Nachrichtenblatt" gearbeitet habe. Bei der Durchsicht ließen sich dann doch Artikel von ihm finden, die er vom Ausland aus geschrieben hatte. Hatte er vergessen oder verdrängt? Interview Walter Gross. Tel Aviv 24. November 1993. "MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa", o. A, Nr. 6. Tel Aviv 1938. S. 9. ebd.

236

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

beiden Beinen im Zuchthaus stehende Schriftleiter, der nur das bringen darf, was die Gestapo gestattet oder ihm zur Veröffentlichung auferlegt. 1 2

Befehlen, Zensurbestimmungen und Überwachungsmaßnahmen, denen das "Jüdische Nachrichtenblatt" ausgesetzt war, Konsequenzen, die den Journalisten drohten, verlangen nach einem eigenen Maß jedes Versuchs, sich in Fesseln zu rühren. Neben "Würde und Selbstbeherrschung" der zurückgebliebenen "Brüder" 13 gab es weiterhin Engagement und Mut worin sich übrigens besonders eine "Schwester" hervortat (s. Kapitel 4.3). Sie lassen nicht daran zweifeln, daß das "Jüdische Nachrichtenblatt" trotz nationalsozialistischen Diktats ein Blatt von und für Juden gewesen ist und somit zur jüdischen Presse zählt.

4.1

Entstehungsgeschichte "Die Schreibmaschinen waren auf den Hof geworfen."

1939 schrieb Hans Hinkel "zur Information" an seinen Vorgesetzten Joseph Goebbels: Im Rahmen der Sühnemaßnahmen nach der Ermordung des Botschafters vom Rath wurde die kulturelle Betätigung der Juden neu geordnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt in jüdischem Privatbesitz befindlichen jüdischen Buchverlage und Buchvertriebe (76) sowie die Zeitungen und Zeitschriften (64) wurden auf unsere Anordnung zur Liquidation gebracht bzw. eingestellt. 1 4

Das befristete Verbot (bis 31. Januar 1939) wurde schnell aufgehoben und durch ein unbefristetes ersetzt. Die Zeitungen durften endgültig nicht mehr erscheinen. Wahrscheinlich hatten Joseph Goebbels und Hans Hinkel zu keinem Zeitpunkt vorgehabt, die jüdische Presse in ihrer ganzen Breite wieder auferstehen zu lassen. Bereits am 21. Dezember 1938 hatte Hans Hinkel die Verleger wissen lassen:

12

13

14

Berthold Rosenthal: Wie ich Deutschland verliess. Ms. o. O. 1940. [L.B.I. New York, ME 529] "MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa". o.A. Nr. 6. Tel Aviv 1938. S. 10. Brief Hans Hinkeis an "Reichsminister" Joseph Goebbels vom 1. November 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 III.

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

237

Jüdische Blätter und periodische Druckschriften dürfen - soweit nicht von mir eine Ausnahmeregelung getroffen wird - auch nach Ablauf der Verbotszeit nicht weiter erscheinen. 15 Die Journalisten rechneten damit, daß ihre Arbeit beendet war. Das " M B . " aus Tel Aviv teilte seinen Lesern mit: Alle diese Zeitungen sind am 9. November verboten worden, angeblich für 3 Monate. Da inzwischen ihre Leserschaft, nämlich die deutschen Juden selbst, mit einem Schlage wirtschaftlich und zum Teil auch physisch völlig ruiniert wurden, kann man wohl als sicher annehmen, dass die jüdischen Zeitungen Deutschlands in ihrer alten Form nicht mehr auferstehen werden. 1 6 Was bis zum Erscheinen der ersten N u m m e r des "Jüdischen Nachrichtenblattes", der einzigen und letzten jüdischen Zeitung des Dritten Reichs nach dem 10. November 1938, 1 7 geschah, läßt sich anhand weniger Eckdaten ungefähr rekonstruieren. Am 23. Dezember 1938 schrieb Hans Hinkel an die "Geheime Staatspolizeistelle": Der Herr Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda hat anstelle der verbotenen jüdischen Zeitungen und Zeitschriften die Herausgabe eines "Jüdischen Nachrichtenblattes" für die Juden des Reichsgebietes genehmigt, um das Bekanntwerden wichtiger Nachrichten und Bekanntmachungen über Auswanderungsfragen, soziale Angelegenheiten, Kulturbundveranstaltungen usw. während der Verbotszeit zu gewährleisten und den mit der Lösung der Judenfrage betrauten staatlichen Stellen eine schnelle Informationsmöglichkeit des jüdischen Bevölkerungsteils zu geben. 1 8 Die Kopfzeile des Briefs informiert über den genauen Zeitpunkt des Verbots. Es heißt da: "Vorgang: Meine Rundverfügung vom 9 . 1 1 . 3 8 . " Erich Liepmann, seit 1937 Geschäftsführer des Verlags der "Jüdischen Rundschau", erinnerte sich: "Robert Weltsch verliess Deutschland sofort nach dem Mord

15

16

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18

Rundschreiben. Berlin 21. Dezember 1938. WL. Tel Aviv. KB 5751. "MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Europa". o.A, Nr. 6. Tel Aviv Dezember 1938. S. 9. In der Tabelle (Teil III, Kapitel 1) finden sich einige wenige jüdische Publikationen, die auch nach 1938 noch erschienen sind, wie die "Kulturbundblätter", die "Jüdische Auswanderung", die "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums". Sie besaßen aber keine Bedeutung als periodische, überregionale Informationsmedien. Brief Hans Hinkeis an die "Geheime Staatspolizeistelle" vom 23. Dezember 1938 (Düsseldorf). BA. R58/276.

238

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

an Herrn v. Rath. 1 9 Unmittelbar vor den Synagogen-Bränden wurde die 'Jüdische Rundschau' verboten." 2 0 A m 10. November wurde in Berlin das Haus, in dem sich neben zionistischen Organisationen auch die Redaktionsräume der "Jüdischen Rundschau" befanden, 2 1 versiegelt, die Hinweisschilder an seiner Außenwand demoliert. Die Schreibmaschinen, die sich im Gebäude befunden hatten, "waren [ . . . ] auf den Hof geworfen. " 2 2 Ernst G. Lowenthal erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er am 10. und 11. November mit anderen Männern und Frauen der jüdischen Presse Berlins ins Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz bestellt worden

war. 2 3

Während am 10. November nach stundenlangem Warten nichts geschah, mußten die Journalisten am nächsten Tag eine Erklärung unterschreiben, die feststellte, "daß wir mit der sofortigen und unwiderruflichen Einstellung des Erscheinens der von uns bis dahin geleiteten Zeitungen und Zeitschriften einverstanden seien". 2 4 Wenige Tage später wurde Erich Liepmann mitgeteilt, daß er sofort vor Joseph Goebbels'

zu erscheinen habe -

noch

immer wählten sich

Nationalsozialisten ihre jüdischen Kontaktpersonen aus dem

die

zionistischen

Kreis, obgleich die "Zionistische Vereinigung für Deutschland" Anfang 1939

19

20

21 22

23

24

Daß sich Robert Weltsch bereits Wochen vor der Pogromnacht in Palästina aufgehalten hatte, belegen verschiedene Quellen. Die Personalakte "Robert Weltsch" aus dem Referat Hans Hinkeis hielt fest: "W. reist am 17. September 1938 - angeblich wegen einer Familienangelegenheit - über Warschau nach Palästina. Auf Grund der politischen Spannungen mit der Tschechoslowakei [Robert Weltsch war tschechischer Staatsbürger, K.D.] hat er dem Ministerium keine Meldung darüber gemacht. Er wurde daher mit Anordnung vom 4.10.38 seiner Stellung als Chefredakteur enthoben. Ausweisung veranlasst." BA 561/142. Im Impressum der "Jüdischen Rundschau" fehlte sein Name seit der Ausgabe Nr. 82/83 vom 14. Oktober 1938. Die "C.V.-Zeitung" meldete in ihrer Ausgabe vom 6. Oktober 1938 den Tod von Robert Weltschs Mutter in Jerusalem. Erich Liepmann: Erinnerungen 1938/39. Ms. o. O. April 1956. S. 1. YW. Jerusalem. 01/135. Meinekestraße 10, Charlottenburg. Erich Liepmann: Erinnerungen 1938/39. Ms. o. O. April 1956. S. 1. YW. Jerusalem. 01/135. Interview Ernst G. Lowenthal. München 11. Oktober 1990. Vgl. a. Ernst G. Lowenthal: Das war das Ende der jüdischen Presse in Deutschland. In: "Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland". Düsseldorf 30. Oktober 1953. ebd. S.a.: Eva Reichmann (Interview von Hajo Funk). In: "Ästhetik und Kommunikation", Heft 51. Berlin Juni 1983. S.: 51-69. Hier: S. 52.

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

239

verboten worden war. 2 5 In Joseph Goebbels Amtssitz am Leipziger Platz erwartete Erich Liepmann auch Hans Hinkel. Zur Begrüssung brüllte Göbbels: "Ist der Jude da?" Er sass an einem Tisch, ich musst etwa 8m von ihm entfernt stehen. Er brüllte: "Es muss ein Nachrichtenblatt erscheinen, innerhalb 2 Tagen. Jede Nummer wird mir vorgelegt. Wehe Euch, wenn auch nur ein Artikel erscheint, den ich nicht gesehen habe! Schluss!"26 Ist die erste Nummer des "Nachrichtenblattes" tatsächlich zwei Tage nach diesem Treffen erschienen, läßt sich die Vorladung Erich Liepmanns auf den 20. November 1938 datieren. In die Woche davor fallen die Planungen der Zeitung. Den Nationalsozialisten war klar geworden, daß sie, seit die "Judengesetze" nicht mehr im "Reichsgesetzblatt" veröffentlicht wurden, 2 7 ein Organ benötigten, das die jüdische Bevölkerung von den amtlichen Verfügungen unterrichtete. Unabhängig davon wollten sich auch einige Journalisten nicht geschlagen geben und dachten über ein neues Organ nach, um weiterhin Hilfe zu leisten. Ihre größte Schwierigkeit bestand darin, eine Anfrage zu formulieren, die akzeptiert wurde. Aus dem Erinnerungsbericht Hanna Marcus', sie arbeitete bis November 1938 in der Verwaltung der "Jüdischen Rundschau", geht hervor, daß "der damalige Leiter der nunmehr verbotenen Jüdischen Rundschau bei dem Propaganda-Ministerium die Herausgabe eines Blattes" angeregt hat, 2 8 "das der jüdischen Bevölkerung die fast täglich neu erlassenen Bestimmungen für Juden zugänglich machen sollte". 2 9

25

26 27

28

29

S. Karl A. Schleunes: The twisted road to Auschwitz. Nazi Policy towards German Jews 1933-1939. London 1972. S. 252. Liepmann (1956, 2). Heinz David Leuner führte dies darauf zurück, daß die antisemitische Politik, anders als die Nationalsozialisten das erwartet hatten, nicht uneingeschränkte Unterstützung in der Öffentlichkeit erfahren habe. Heinz David Leuner: Gerettet vor dem Holocaust. Menschen, die halfen. München 1979. S. 61. Wie aus einer anderen Quelle hervorgeht, meinte Hanna Marcus den Geschäftsführer des Verlags der "Jüdischen Rundschau" Erich Liepmann. "Das Jüdische Nachrichtenblatt - Zeugenaussagen von Frau Hanna Marcus", stenographische Aufnahme vom 28. Februar 1956, durchgeführt von Kurt Jakob BallKaduri (Tel Aviv). YW. Jerusalem. 01/36. Hanna Marcus: Das Jüdische Nachrichtenblau. Ms. Tel Aviv 10. Juli 1947. The Central Archives for the History of the Jewish People. Jerusalem. Inv/1410,3.

240

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

Ein Brief des Vorstands der Jüdischen Gemeinde von Berlin, datiert auf den 21. November 1938, gezeichnet von Leo Kreindler 3 0 und gerichtet an Joseph

Goebbels,

beeinflußte

ganz

offensichtlich

die

Gestaltung

des

"Jüdischen Nachrichtenblattes". 31 Er enthielt eine Liste von Punkten, die erörterten, was im "Mitteilungsblatt" zu finden sein sollte. Handschriftlich kommentierte eine Person - wahrscheinlich aus dem "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" - die Vorschläge mit "ja" oder "nein": 1. Mitteilungen rein tatsächlichen Inhalts der in der Gemeinde bestehenden behördlich genehmigten Arbeitsstellen

ja

2. Aufforderung zur Zahlung der Beiträge [...] für die Gemeinde. 3. Veröffentlichung der erlassenen Gesetze oder Anordnungen im Wortlaut und ohne Kommentar soweit sie ausschließlich Juden betreffen.

ja

4. Mitteilungen der Jüdischen Winterhilfe [...] 5. Mitteilungen des jüdischen Wohlfahrtamtes [...] 6. Ankündigung und Spielpläne des Jüdischen Kulturbundes und der von ihm unterhaltenen Neuorganisationen

ja ja

7. 8. 9. 10. 11.

Mitteilungen der Schulverwaltung [...] Mitteilungen des Hilfsvereins [...] Mitteilungen der Sprachkurse [...] Mitteilungen der Arbeitsdezernate [...] Persönliches über Gemeindemitglieder (Geburtstage, Jubiläen, Goldene Hochzeiten, Einsegnungen).

12. Etwa behördlich genehmigte Veranstaltungen [...]

ja

ja ja ja ja ja nein ja

Weshalb Punkt 11 abgelehnt wurde, erklärte Hans Hinkel an ganz anderer Stelle. In einem Schreiben, in dem er SS-Sturmführer Eichmann Anleitung gab für ein "Jüdisches Nachrichtenblatt" aus Wien (s. Kapitel 4 . 5 ) , heißt es: Die Aufnahme von Familienanzeigen (Verlobungs-, Heirats-, Todesanzeigen) ist aus besonderen Erwägungen mit der Begründung, daß am 9. November der jüdischen Presse auferlegte Verbotszeit erst Ende Januar 1939 abläuft, bis zu diesem Zeitpunkt zu verbieten. Vom 1. Februar an sind solche Anzeigen auch

30

31

Leo Kreindler war Vorstand der Gemeinde, Schriftleiter des Berliner Gemeindeblattes sowie der Berliner Ausgabe des "Israelitischen Familienblattes". "Gesuch des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde zu Berlin um Genehmigung zur Herausgabe eines Mitteilungsblattes". Brief des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Berlin an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda vom 21. November 1938 (Berlin). Original: BA R58. Kopie: L.B.I. New York. Max Kreuzberger Collection. AR 7183. Box 18. Folder 1.

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

241

nur dann zuzulassen, wenn die Verlobung, Heirat oder der Todesfall nach dem 1.1.1939 erfolgt ist. 32 Von den Folgen des Verbots auf das jüdische Leben berichtete Rabbiner Max Eschelbach (Düsseldorf): Stark wirkte die Zeit auf den Friedhof. Seitdem die jüdischen Zeitungen und mit ihnen auch das Gemeindeblatt verboten waren, wusste niemand mehr, was bei den Einzelnen vorging. Wenn jemand starb, erfuhr man davon nur auf der Gemeinde. Beerdigungen konnten nicht angezeigt werden. Infolgedessen wurden sie sehr klein. Eine Beerdigung mit 15 Teilnehmern war die grösste, die ich in den zwei Monaten nach meiner Entlassung noch fand. 33 Der Vorschlag Leo Kreindlers, das Blatt achtseitig und wöchentlich erscheinen zu lassen, wurde mit der Bemerkung kommentiert: "2 Seiten, 2x wöchentlich". Das Mitteilungsblatt auch den anderen jüdischen Gemeinden zukommen zu lassen, ihm also überregionalen Charakter zu verleihen ("ja"), auch das wurde hier bereits ausgesprochen. In diesem Brief der jüdischen Gemeinde Berlin, in dem es darum ging, so wenig wie eben nötig zu fordern, läßt sich die erste, magere Gestalt des "Jüdischen Nachrichtenblattes" erkennen. Jede Erweiterung war abhängig von den Zugeständnissen der nationalsozialistischen Seite. Was sie zuließ, mußte Nutzen für sie haben. So enthielt das "Jüdische Nachrichtenblatt" schließlich auch "feuilletonistische Beiträge aller Art", "dies insbesondere aus propagandistischen Gründen dem Ausland gegenüber - [um] dem Blatt den pressemäßigen Charakter einer normalen Zeitung zu geben", wie Hans Hinkel erklärte. 3 4 Erich Liepmann gab die Anordnung Joseph Goebbels' an die beiden ehemaligen Redaktionsmitglieder der "Jüdischen Rundschau", Kurt Löwenstein und Walter Gross , weiter. Kurt Löwenstein sollte 32

33

34

Brief Hans Hinkeis an den "SS-Obersturmführer Eichmann" vom 2. Januar 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 I. Max Eschelbach: Der Pogrom vom 10. November 1938 in Düsseldorf. Ms. Palästina 1939. YW. Jerusalem. 02/23. Brief Hans Hinkeis an den "SS-Obersturmführer Eichmann" vom 2. Januar 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 I. Von der feuilletonistischen Seite des "Jüdischen Nachrichtenblattes" schwieg Hans Hinkel sonst ganz gerne. In einem seiner Bücher schrieb er: "Das 'Jüdische Nachrichtenblatt' dient im Wesentlichen nur diesen Aufgaben [Förderungen der Auswanderung, K.D.] und dem Bedürfnis von Bekanntmachungen für den jüdischen Bevölkerungsteil und sein Leben." Hans Hinkel (Hrsg.): Judenviertel Europas. Berlin 1939. S. 14.

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Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

"verantwortlicher Redakteur" des "Jüdischen Nachrichtenblattes" werden, Walter Gross sein Stellvertreter.

4.2

Die erste Nummer des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "Zweimal Nummer 1."

Das erste "Jüdische Nachrichtenblatt" hatte DIN A4 Format und bestand aus einem Blatt, zwei Seiten. Der Zeitungskopf enthielt die Angaben: "Erscheinungsort Berlin", "Verlag Jüdische Rundschau G.m.b.H.", "Dienstag, 22. November 1938". In einer zweiten Datumszeile waren Tag, Monat und Jahr dem jüdischen Kalender entsprechend übersetzt. "Einmal wöchentlich" sollte das Blatt herauskommen und "10 Rpf" kosten. Wer für die Zeitung verantwortlich zeichnete, stand auf der zweiten Seite: Kurt Loewenstein [Löwenstein] und stellvertretend Walter Gross. Der Aufmacher trug die Überschrift "Auswanderungs-Bemühungen". Eine Autorenzeile gab es nicht. Der ungenannte Journalist versicherte seinen Lesern, daß die "Bemühungen zur Förderung der jüdischen Auswanderung aus Deutschland [...] in zahlreichen Ländern intensiv fortgesetzt" würden. Er berichtete von Maßnahmen und Anstrengungen, "insbesondere" Palästinas. Um Palästina ging es auch in einem zweiten Beitrag auf der ersten Seite. Er informierte über das Ergebnis der "Woodhead-Kommission", die zur Beratung der britischen Regierung zusammengetreten war. 3 5 Zwischen den beiden Artikeln richtete, schwarz umrandet, Leo Baeck "in schicksalsschwerer Zeit [...] ein Wort an alle Juden in Deutschland": Haltet fest an euch, gehet den rechtschaffenen Weg, glaubt an eure Zukunft, vertraut auf den Ewigen, unseren Gott. Auf Seite 2 folgten "Kleine Nachrichten" aus Palästina und "Mitteilungen jüdischer Organisationen" aus Berlin. Anzeigen fehlen. Sein Blatt legte Kurt Löwenstein im "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" vor. SS-Sturmbannführer Walter Owens' von der Abteilung IIA sah es sich an, 3 6 verbot die Nummer und ließ sie beschlagnahmen. 37

35 36 37

Von einer Teilung Palästinas wurde den Engländern dort abgeraten. S. Teil II, Kapitel 5.3.1. Von der verbotenen Nummer existieren wahrscheinlich noch zwei oder drei Exemplare. Eine Kopie befindet sich im Archiv von Yad Washem, Jerusalem.

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

243

Die Erinnerungsberichte Erich Liepmanns, Hanna Marcus' und Kurt Löwensteins zeigen, daß die Beamten des Ministeriums von Anfang an gegen die Mitarbeiter des "Jüdischen Nachrichtenblattes" mit Terror und Schikane vorgingen. Auch wenn es Kurt Löwenstein nicht überraschte, "dass die Nummer beschlagnahmt wurde, denn wir versuchten, in gewisser Weise, die Jüdische Rundschau inhaltlich weiterzuführen," 3 8 muß man nicht davon ausgehen, daß hinter Walter Owens Reaktion "logische" Motive standen. Ähnlichkeiten zur "Jüdischen Rundschau" lassen sich vielleicht im Layout feststellen. Grund des Anstoßes konnten sie kaum gewesen sein, schließlich ist es ja auch gar nicht die "Jüdische Rundschau" gewesen, die verboten worden war, sondern die gesamte jüdische Presse. Besonderes Interesse an Palästina hatten 1938 längst auch die anderen Zeitungen gezeigt, es konnte zu diesem Zeitpunkt außerdem noch auf Zustimmung der Nationalsozialisten hoffen. Die Verwendung des Wortes "Palästina" verboten sie kurz nach Beginn des Krieges. 3 9 Andererseits ist es richtig, daß Hans Hinkel darauf achtete, "dass das 'Jüdische Nachrichtenblatt' in keiner Weise den zionistischen Tendenzen zur Schaffung eines Judenstaates in Palästina dienstbar gemacht werden" durfte. Es ist aber auch richtig, daß er sich für die Zweitausgabe des "Jüdischen Nachrichtenblattes", die seit 1939 für die "Ostmark" in Wien herauskommen sollte, Journalisten wünschte, die zuvor bei der österreichischen "Zionistischen Rundschau" 40 gearbeitet hatten. 4 1 In der nächsten, "korrigierten" und dann erlaubten Nummer 1 des "Nachrichtenblattes" vom 23. November, die wieder mit den "AuswanderungsBemühungen" aufmachte, fehlte zwar der Artikel über die "WoodheadKommission" - statt dessen wurde über den Kulturbund berichtet aber Leo Baecks Worte des Trostes waren ebenfalls gestrichen worden. Schon einen Tag nach der zurückgewiesenen lag also bereits die neue Nummer 1 vor. Ihr Erscheinungsbild war gleich geblieben. In den Kopfzeilen hatte sich nur das Datum geändert, außerdem wurde jetzt eine Periodik von zweimal wöchentlich angekündigt. Neu ist der auffallend

38 39

40 41

Vgl. Kurt Jakob Ball-Kaduri: Bericht von Kurt Loewenstein. Tel Aviv 1956. YW. Jerusalem. 01/133. Bericht von Kurt Loewenstein (1956, 2). Der liberale Rabbiner für Berlin, Max Nussbaum, schrieb: "Eine Änderung dieser Haltung trat in den ersten Monaten des Krieges ein." Max Nussbaum: Denkschrift, Dokument II. New York 1940. YW. Jerusalem. 01/232. S. Kapitel 4.5. S. Brief Hans Hinkeis an den "SS-Obersturmführer Eichmann" vom 2. Januar 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 I.

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Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

schwarz umrandete öffentliche Hinweis darauf, daß die Zeitung der Vorzensur unterlag. Er mußte von da an in jeder Nummer abgedruckt werden: R . M . f . V . u . P . (Abt IIA) Gegen das Erscheinen dieser Ausgabe [...] bestehen keine Bedenken. Das "Jüdische Nachrichtenblatt" ist zur Verbreitung im jüdischen Bevölkerungsteil innerhalb des deutschen Reichsgebietes genehmigt. gez.Hinkel.

Die Kompetenzen waren verteilt. Die Aufsicht lag weiterhin beim "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda", allerdings betätigten sich jetzt Hans Hinkel, vielleicht sogar Joseph Goebbels persönlich, 4 2 als Vorzensoren. Auf Seite 2 stehen zwei kleine Anzeigen des "Hilfsvereins" und der "Jüdischen Winterhilfe". Das Impressum wurde geändert: "Verantwortlicher Redakteur Leo Kreindler". 4 3 Angaben zu einem Stellvertreter fehlen. Leo Kreindler ist uns bekannt als Vorstand der Berliner Gemeinde, als Verantwortlicher für das Berliner Gemeindeblatt sowie der Berliner Ausgabe des "Israelitischen Familienblattes", bekannt vor allem als Absender des Briefs zum "Gesuch [...] um Genehmigung zur Herausgabe eines Mitteilungsblattes" (s. Kapitel 4.1). Leo Kreindler war bereits mit ins Ministerium bestellt worden, als Kurt Löwenstein seine erste Nummer präsentiert hatte, 44 bevor also klar sein konnte, daß Kurt Löwenstein seine Aufgabe nicht den Vorstellungen entsprechend lösen würde. Ein weiteres Indiz dafür, daß die Zurückweisung nicht eigentlich mit dem Inhalt des ersten "Nachrichtenblattes" zu tun hatte? "Es kam dann ein Befehl, dass Löwenstein und Gross auszuscheiden hätten, Kreindler habe die Redaktion zu übernehmen," berichtete Erich Liepmann. 4 5 Kurt Löwenstein führte seine Absetzung auf die Tatsache zurück, daß man im Ministerium ein Gegengewicht zum zionistischen Verlag "Jüdische Rundschau G.m.b.H", in dem die Zeitung ja herauskam, hatte herstellen wollen und daher den Nichtzionisten Leo Kreindler als verantwortlichen Redakteur wählte. 4 6

42

43

44 45 46

Vgl. Erich Liepmann: Erinnerungen 1938/39. Ms. o. O. April 1956. S. 2. YW. Jerusalem. 01/135. Auf der Karteikarte, die Hans Hinkel von Leo Kreindler hatte erstellen lassen, stand zu dessen neuer Tätigkeit vermerkt: "Gehalt: 654, 1/2 davon trägt der Jüd. Kb. ["Jüdischer Kulturbund", K.D.], 1/2 die Jüd.Gemeinde." BA R56I/142. Vgl. Liepmann (1956, 2). Vgl. ebd. Bericht von Kurt Loewenstein (1956, 3).

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

245

Leo Kreindler blieb in dieser Position bis zu seinem Tod. Zum letzten Mal taucht sein Name im Impressum der Nummer 47 vom 20. November 1942 auf. Leo Kreindler hatte bei einem "Appell" in der Gemeinde einen Herzanfall erlitten, nachdem man von ihm verlangt hatte, eine Zahl von "Entbehrlichen" zu nennen, die deportiert werden sollten. Der Musikkritiker Ludwig Misch*, der bei dieser Aktion dabei war, erinnerte sich: "In der Aufregung, die diese Situation hervorbrachte, stuerzte Kreindler tot zu Boden. Der Nazi sagte darauf: 'Schafft ihn weg'." 4 7 Weder ein Nachruf, auch keine Meldung, keine Todesanzeige für Leo Kreindler finden sich im "Nachrichtenblatt". Die Nationalsozialisten mußten sie verboten haben. Leo Kreindler liegt auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee begraben. Sein Nachfolger wurde für die letzten Wochen des "Nachrichtenblattes" Willi [Willy] Pless, der seit 1940 die Abteilung "Verlag" des "Kulturbundes" leitete. Die beiden letzten Nummern der Zeitung erschienen unter Hans Hirschfeld*. 48

4.3

Die Organisation des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "In engstem Einvernehmen mit der SS."

Die Geschäftsführung des "Jüdischen Nachrichtenblattes" lag in den Händen Erich Liepmanns. Nach seiner Auswanderung im April 1939 übernahm Hanna Marcus die Leitung. Sie verließ Deutschland im Oktober 1939. Ob es danach noch eine von der Redaktion getrennte Geschäftsführung gab, ist nicht überliefert. 1938 erschien das "Nachrichtenblatt" im Verlag "Jüdische Rundschau G.m.b.H". Die Verleger aller liquidierten jüdischen Zeitungen mußten dem neuen Büro in den alten Räumen der "Jüdischen Rundschau" ihre Abonnentenlisten zur Verfügung stellen, damit die Leser "aufgefordert werden konnten", auf das "Jüdische Nachrichtenblatt" umzusteigen. 4 9 Möglicherweise ging die Zeitung den ehemaligen Abonnenten auch automa-

47

48

49

Ludwig Misch: Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialistischen Terrors. Ms. o. O. o. J. S. 11. L.B.I. New York. ME 445. Bevor Hans Hirschfeld (geb. 1873 in Berlin, gest. 1944 in Theresienstadt) seinen Beruf aufgeben mußte, war er Arzt in Berlin gewesen. S. Hanna Marcus: Das Jüdische Nachrichtenblatt. Ms. Tel Aviv 1947. S. 2. The Central Archives for the History of the Jewish People. Jerusalem. Inv./1410,3.

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Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

tisch und ohne Einwilligung zu. Eine Notiz aus der ersten ausgelieferten Nummer deutet darauf hin: Die Bezieher der "Jüdischen Rundschau", der "C.V.-Zeitung" und anderer jüdischer Blätter, erhalten mit behördlicher Genehmigung ab sofort zur Information über die Vorgänge im jüdischen Leben das "Jüdische Nachrichtenblatt" zugestellt. 5 0

Das Startkapital der Zeitung setzte sich aus dem Besitz der verbotenen Blätter zusammen. "Herr Lessmann vom 'Israelitischen Familienblatt' 51 war im Ausland", erinnerte sich Erich Liepmann, "seine Dame machte [bei der Kontoüberführung, K.D.] zu meiner Genugtuung Schwierigkeiten." 52 Seit dem 1. Januar 1939 erschien das "Nachrichtenblatt" im neuen "Verlag Jüdischer Kulturbund in Deutschland e . V . " , 5 3 der in engstem "Einvernehmen mit dem Reichsführer SS und dem Geheimen Staatspolizei Amt" stand. 5 4 Hans Hinkel mußte sich also einer übergeordneten Behörde gegenüber verantworten. Der Verlag, er bestand 1939 aus ungefähr 125 Mitarbeitern, 55 übernahm Lager und Vertrieb der übrig gebliebenen jüdischen Buchverlage. Alle Publikationen kamen jetzt bei ihm heraus. Im "Rahmen der Sühnemaßnahmen" 5 6 sollte die Ghettoisierung vorangetrieben werden. Der Verlag gliederte sich in die Abteilungen 1. Buchverlage und Buchvertriebe und 2. Zeitungen und Zeitschriften. 57 Unter Punkt 2 fielen neben dem "Jüdischen Nachrichtenblatt", die "Monatsblätter des Jüdischen Kulturbundes", Programmhefte des Kulturbundes, Korrespondenzblätter für

50

51 52 53 54

55 56

57

"Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 1. Berlin 23. November 1938. S. 1. Volker Dahm schrieb, daß in das "Jüdische Nachrichtenblatt" alle jüdischen Zeitungen einschließlich ihrer Abonnenten "zwangsfusioniert" wurden. Dahm (1993, 148). Leo Lessmann war Verleger des "Israelitischen Familienblattes". Liepmann (1956, 2). S."Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 11. Berlin 30. Dezember 1938. Brief Hans Hinkeis an den "Herrn Reichsminister" Joseph Goebbels vom 1. November 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 III. S. Freeden (1985, 155). Brief Hans Hinkeis an den "Herrn Reichsminister" Joseph Goebbels vom 1. November 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 III. S. Werner Levie: Plan einer Organisation des jüdischen Verlagswesens im Rahmen des jüdischen Kulturbundes. Ms. Berlin 3. Januar 1939. WL. KB 575 I. S. a. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 11. Berlin 30. Dezember 1938.

247

Kapitel 4: Das "Jüdische Nachrichtenblatt"

jüdische Auswanderung und wissenschaftliche Periodika (s. Teil III, Kapitel 1). Als letzte und einzige jüdische Zeitung entwickelte sich das "Jüdische Nachrichtenblatt" zu einem "Riesenbetrieb" 58 mit einer vollen K a s s e . 5 9 Da jeder Jude in Deutschland notgedrungen das "Jüdische Nachrichtenblatt" zur Kenntnis nehmen mußte, besaß es eine große Abonnentenzahl - die Auflage betrug 1 9 3 8 / 3 9 über 7 0 0 0 0 Stück. Der Anzeigenteil

nahm "in unvor-

stellbarer Masse an Umfang zu" 6 0 . Weil der gesamte "Kulturbund" von den Finanzen des "Nachrichtenblattes" abhing, war auch das "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" an hohen Einnahmen interessiert. Aus seiner Sicht förderten finanzielle Gewinne Ghettoisierung und Auswanderung gleichzeitig. Die Einnahmen der Zeitung flössen nach Abzug der Aufwendungen für Druck

und

Kulturbundes"

Betrieb zu,

vor

allem

außerdem

der der

Theaterabteilung

des

"Jüdischen

"Reichsvertretung

der

Juden

in

Deutschland" 61 zur Förderung der jüdischen Auswanderung. 6 2 Anfänglich mußte für jede Gelddisposition des "Nachrichtenblattes" eine Genehmigung

des

"Reichsministeriums

für

Volksaufklärung

und

Propaganda" eingeholt werden. Da dies jedoch die Arbeit der Redaktion beinahe unmöglich machte, gestattete es das Ministerium der Geschäftsstelle schließlich, täglich bis zu 5 0 Reichsmark auszugeben. Bei höheren Beträgen

58 59

60 61

62

Liepmann (1956, 3). "Der größte [finanzielle, K.D.] Ertrag konnte durch den Vertrieb des Jüdischen Nachrichtenblattes erwirtschaftet werden. An zweiter Stelle rangierten die Gewinne der Filmbühne, gefolgt von den Überschüssen aus dem Buchvertrieb." Braun (in: "Geschlossene Vorstellung" 1992, 162). Marcus (1947, 2). Am 4. Juli 1939 wurde die "Reichsvertretung der Juden in Deutschland" nach dem Zwangszusammenschluß aller jüdischen Gemeinden in eine "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" umgewandelt. Ihre Aufgabe war es v.a., die Auswanderung voranzutreiben, außerdem war sie Trägerin des jüdischen Schulwesens und der Wohlfahrtspflege. Von Juli 1939 an unterstand die "Reichsvereinigung" direkt dem "Reichsminister des Innern", d.h. eigentlich der Gestapo, vom Ende des Jahres an dem "Judenreferat" des "Reichssicherheitshauptamtes" Adolf Eichmanns. "An die Reichsvertretung der Juden in Deutschland musste auf Anordnung des Propaganda-Ministeriums monatlich 10 000 RM angeblich zu Zwecken jüdischer Auswanderung abgeführt werden." Marcus (1947, 2). Ob das Mißtrauen, das der Ton Hanna Marcus' verrät, in diesem Fall begründet war, ließ sich nicht nachweisen. So sprach Hans Hinkel in einem Bericht an Joseph Goebbels vom 29. November 1939 tatsächlich von einem von der Gestapo eingerichteten Sonderkonto zur "Förderung der jüdischen Auswanderung". WL. Tel Aviv. KB 575 I.

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Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

verlangte es eine Gegenzeichnung der "Reichsvertretung" bzw.

"Reichs-

vereinigung". Einer Überwachung konnten die Mitarbeiter des "Nachrichtenblattes" entgehen, wenn sie sich nicht offizieller Geldquellen bedienten. Daß dies geschah, dokumentiert die stenographische Mitschrift Kurt Jakob Ball-Kaduris von Hanna Marcus' "Zeugenaussage" aus dem Jahre 1956: Es gab aber Dinge, die sie [Hanna Marcus, K.D.] dem Ministerium nicht zeigen konnte und wo sie in Notfälle eingreifen musste. So benutzte sie das Konto einer Ausgewanderten, über das sie zufallig Vollmacht hatte, zu diesem Zwecke, statt es abzuliefern. Aber Arthur Lilienthal von der Reichsvertretung warnte sie später, dass das zu gefährlich würde, zumal sie Drohanrufe erhielt. 6 3 Was für "Dinge" das waren, darüber gab Hanna Marcus keine nähere Auskunft. Erich Liepmann berichtete aber, daß es ab und zu vorkam, daß "wir [ . . . ] beim Ausscheiden manchem Mitarbeiter das Reisegeld verschaffen" konnten. 6 4 A m 11. September 1941 wurde der "Jüdische Kulturbund in Deutschland e.V."

verboten, 6 5

sein

Eigentum

konfisziert

und

seine

Mitarbeiter

verhaftet. 6 6 Die meisten von ihnen sind "verschollen" in Riga, Stutthof, A u s c h w i t z . . . 6 7 Seinem Ende folgte die Verordnung zur "Kennzeichnung der Juden" mit einem gelben Stoffstern "etwa auf Herzhöhe auf der linken Brustseite des obersten Kleidungsstückes [ . . . ] anzunähen", wie das "Jüdische Nachrichtenblatt" die "Polizeiverordnung" zitierte. 6 8 Am 18. Oktober 1941 wurden die ersten tausend Berliner Juden nach Lodz deportiert, am 23.

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68

"Das Jüdische Nachrichtenblatt - Zeugenaussagen von Frau Hanna Marcus", stenographische Aufnahme vom 28. Februar 1956, durchgeführt von Kurt Jakob Ball-Kaduri (Tel Aviv). YW. Jerusalem. 01/36. Liepmann (1956, 4). "With the onset of the mass murder and deportation of the German Jews the Kulturbund lost its utility to the regime." Steinweis (1993, 218). S. Brief der Geheimen Staatspolizei an das "Vorstandsmitglied des Jüdischen Kulturbundes in Deutschland e.V. Herrn Moritz Israel Henschel" vom 11. September 1941 (Berlin). Fritz-Wisten-Archiv. Berlin. 74/86/5074. S.a. YW. Jerusalem. JM/2828. Vgl. Ingrid Schmidt: "In Wirklichkeit ist es so!" Angestellte und Arbeiter im Jüdischen Kulturbund. In: Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Akademie der Künste, Berlin (Hrsg.). Berlin 1992. S.169-188. Hier: S. 187. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 65. Berlin 10. Oktober 1941. RGBl I. Berlin 1941. S. 547.

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

249

Oktober 1941 den gekennzeichneten Menschen die Auswanderung verboten. 69 Das "Jüdische Nachrichtenblatt" existierte weiter. In der schriftlichen Anweisung der Gestapo, den "Kulturbund" aufzulösen, wurde die Abteilung "Verlag und Buch" vom Verbot ausdrücklich ausgenommen: "Der Verlag und der Buchbetrieb werden von dieser Anordnung nicht betroffen" 7 0 . Für die Nationalsozialisten besaß die Zeitung auch jetzt noch - im Gegensatz zum "Kulturbund" - eine Notwendigkeit für die weitere "Abwicklung" der "Judenfrage" 71 . Nachdem am 31. August 1941 das Haus in der Meinekestraße 10 geräumt werden mußte, befanden sich die Büros des "Jüdischen Nachrichtenblattes" nun in der Oranienburger Straße 40/41. Seit dem Ende des "Kulturbunds" unterstand die Zeitung, wie auch der Buchbetrieb, der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland". Am 10. Juni 1943 wurde die Geschäftsstelle der "Reichsvereinigung" von der Gestapo geschlossen, das Vermögen beschlagnahmt und die noch tätigen Mitarbeiter deportiert. 72 Für die wenigen verbliebenen "freien" Juden in Deutschland existierte 1943 bis 1945 eine Verwaltungszentrale im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Die Überwachungsstelle, die die Gestapo dort eingerichtet hatte (neben einem Gefängnis und einem Arbeitslager dort), nannte sich wieder "Reichsvereinigung", war aber nichts anderes als ein Büro der Gestapo. 7 3 Mit der "Reichsvereinigung" endete auch das "Jüdische Nachrichtenblatt". Seine letzte Nummer erschien am 4. Juni 1943 im Quartformat, gedruckt auf "Kriegspapier". 74 Als verantwortlicher Redakteur zeichnete in den Nummern 19 und 20 "Hans Israel Hirschfeld". Seltsamerweise fand sich bereits in Nummer 19 der Zeitung der Hinweis, daß das "Jüdische Nachrichtenblatt" von jetzt an "als [...] Verordnungsblatt für Juden [...] alle 14 Tage" erscheinen werde. Doch wurden diese "Erwägungen [...] von Dr. Lustig ,

69 70

71

72

73

74

BA. R 58/276. Brief der Geheimen Staatspolizei an das "Vorstandsmitglied des Jüdischen Kulturbundes in Deutschland e.V. Herrn Moritz Israel Henschel" vom 11. September 1941. Dal) auch der Buchvertrieb noch weiterlief, läßt sich mit seiner finanziell "regen Geschäftigkeit" und dem Interesse der Nationalsozialisten an einigen Büchern für ihr "Studium der Judenfrage" erklären. Vgl.: Braun (in: "Geschlossene Vorstellung" 1992, 155-168). S. Paul Sauer: Dokumente über die Verfolgung der jüdischen Bürger in BadenWürttemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933-1945. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Stuttgart 1966. Band 17. S. 356f, Nr. 522. S. Monika Richarz (Hrsg.): Jüdisches Leben in Deutschland, Band 3: Selbstzeugnisse und Sozialgeschichte 1918-1945. Stuttgart 1982. S. 66. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 20. Berlin 4. Juni 1943.

250

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

der das V e r m ö g e n der Reichsvereinigung verwaltete und liquidierte, vereitelt."75 Eine jüdische

Presse in Deutschland war überflüssig g e w o r d e n .

Willi

P l e s s starb a m 3 0 . Januar 1945 in D a c h a u , Hans H i r s c h f e l d a m 2 6 . A u g u s t 1 9 4 4 in Theresienstadt.

4.4

Die Druckerei des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "Sie war in arischem

Besitz."

D i e ersten N u m m e r n der neuen Zeitung k a m e n aus der e h e m a l i g e n Druckerei der "Jüdischen Rundschau" in Berlin: "Druck M a x Lichtwitz (vormals Druckereibetriebe M a x Lichtwitz und Siegfried S c h o l e m ) " . A l s H a n s Hinkel verordnete, d i e V e r l a g e j ü d i s c h e r Publikationen bis z u m 3 1 . D e z e m b e r 1938 a u f z u l ö s e n , legte er außerdem fest, daß "sofern [ . . . ] d e m U n t e r n e h m e n e i n e Druckerei angeschlossen" war, "diese nach Maßgabe der

für das

Druckereigewerbe

werden mußte.

76

76

77

Behörde"

ebenfalls

aufgelöst

D i e Besitzer w u r d e n enteignet, m a n c h e der Druckereien

a u f g e l ö s t , andere arisiert. 7 7

75

zuständigen

Arisiert w u r d e z . B .

auch die Druckerei

des

Else Hannach: Berlin up till 1944. Ms. Protkoll, aufgenommen 1944 in Israel. YW. Jerusalem. 01/58. Else Hannach wurde 1915 in Berlin geboren, lebte in Magdeburg, später in Berlin, war Arbeiterin und erreichte nach zwei Lagergefangenschaften in Bayern und Frankreich im Juli 1944 Palästina. Rundschreiben Hans Hinkeis an die Verlagsunternehmen jüdischer Publikationen vom 21. Dezember 1938 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 I. S.a. Schocken Archiv. Jerusalem. Welche Unannehmlichkeiten es bereiten konnte, wenn eine jüdische Zeitung (noch vor Hinkeis Anordung) in einer arischen Druckerei hergestellt wurde, beschrieb Alfred Klee in einem Brief an den Berliner Gemeindevorstand vom 24. Juli 1936: "Es wird in weiten Kreisen der Gemeindeangehörigen als überaus befremdlich empfunden, dass das [Berliner, K.D.) Gemeindeblatt immer noch bei der Rotophot A.G. gedruckt wird, die heute als rein arischer Betrieb zu gelten hat. Es ist in der Firma nämlich unter ca. 400 Betriebsangehörigen kein einziger jüdischer Setzer oder Drucker beschäftigt; auch weigert sich die Firma, jüdische Lehrlinge anzunehmen. [...] Von allem anderen abgesehen bedeutet es auch für den Redakteur des Gemeindeblattes eine Zumutung, den Umbruch in einem Betrieb vornehmen zu müssen, dessen Personal nicht nur den spezifisch jüdischen Belangen und Rücksichten nicht das mindeste Verständnis entgegenbringt, sondern in dem ein streng nationalsozialistischer Geist herrscht, der sogar die Direktorin, Frau Krämer [sie allein war Jüdin, K.D.], nötigt, den deutschen Gruss anzuwenden, wenn sie durch den Betrieb geht. (...) hat man doch keinerlei Verständnis in dem Betrieb dafür, dass z.B. nach Beginn des Sabbaths und der

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

251

"Israelitischen Familienblattes", dessen Verleger Leo Lessmann sich während der Wirrnisse nach der Pogromnacht im November 1938 gerade in Amsterdam aufgehalten hatte. Seine Abwesenheit nützend oder auch als Strafe dafür, daß Leo Lessmann nicht sofort auf Befehl zurückkehrte, 7 8 beschloß Hans Hinkel bereits am 14. Dezember 1938, dessen Druckerei "durch einen Arier aufkaufen zu lassen": In diesem Verlag sollen zukünftig sowohl die durch den jüdischen Kulturbund zur Ausgabe gelangenden Bücher als auch das Jüdische Nachrichtenblatt gedruckt werden. 79 Der nächste Druckereiwechsel, im Sommer 1939, geschah aus Gründen schärferer Kontrolle. Eine "besonders zuverlässige Druckerei" 8 0 sollte nicht genehmigte Änderungen in letzter Minute verhindern, d.h. letzte Instanz der Vorzensur sein. Was konnte da zuverlässiger wirken, als den Druck des "Jüdischen Nachrichtenblattes" dem NSDAP-eigenen "Eher-Verlag" 8 1 zu übertragen? Der Leiter der "Nova-Druckerei" verbat sich allerdings, jemals mit einem "Juden in Berührung zu kommen, [...] nur der Redakteur und seine Gehilfen durften für den Umbruch in die Druckerei gehen," erinnerte sich Hanna Marcus. Dennoch sei es Erich Liepmann gelungen, "dass einige jüdische Drucker dabei übernommen wurden." 8 2 Ein reibungsloser, rascher und effizienter Arbeitsablauf, für den die in der jüdischen Presse erfahrenen Drucker garantierten, war dem "Reichsministerium" zu diesem Zeitpunkt

78

79

80

81

82

Festtage am Gemeindeblatt nicht mehr gearbeitet werden darf etc. Besonders befremdlich ist das Verhalten des Gemeindevorstandes im Hinblick darauf, dass es auf dem jüdischen Arbeitsmarkt noch z.Zt. über 50 Angehörige des graphischen Gewerbes gibt, die ziemlich ausnahmslos wieder in Brot und Arbeit kommen könnten, wenn sich der Gemeindevorstand entschliessen würde, das Gemeindeblatt künftig in einer Berliner jüdischen Officin herstellen zu lassen." [Hervorhebung im Original] Central Zionist Archives. Jerusalem. A 142/87/25. Auf den für Hans Hinkel erstellten Karteikarten wurde zu Leo Lessmann notiert: "Von einer Amerikareise nicht zurückgekehrt. In Amsterdam geblieben. 1938 liquidiert. " BA R56I/142. S. "Vermerk" des Sicherheitshauptamtes vom 20. Dezember 1938. BA R58/984. Brief Hans Hinkeis an den "Herren Reichsminister" Joseph Goebbels vom 1. November 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 III. Der "Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf." kontrollierte 1939 ungefähr 200 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 13,2 Millionen. Noch 2 200 Zeitungen mit einer Gesamtauflage von 6,6 Millionen waren in privater Hand. S. Frei, Schmitz (1989, 212). "Das Jüdische Nachrichtenblatt - Zeugenaussagen von Frau Hanna Marcus", 1956.

252

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, 1FB - und das JN

wichtiger

als

antisemitische

Empfindlichkeiten.83

Die

Kulanz

e n d e t e , als Erich L i e p m a n n auch noch versuchte, den gelernten

allerdings Drucker

"Loebe" u n t e r z u b r i n g e n . 8 4 Paul L ö b e war als S o z i a l d e m o k r a t v o n 1 9 2 0 bis 1 9 3 2 Präsident des deutschen Reichstags g e w e s e n . 8 5 S e i n N a c h f o l g e r in dies e m A m t hieß H e r m a n n Göring.

4.5

Das "Jüdische Nachrichtenblatt" aus Wien "Dort empfing

Mit d e m

uns

Eichmann."

"Anschluß" Österreichs an das deutsche R e i c h

herrschte auch dort d i e nationalsozialistische

im März

"Judenpolitik".

1938

Die jüdische

P r e s s e Österreichs - darunter acht Z e i t u n g e n aus W i e n - 8 6 mußte eingestellt w e r d e n . 8 7 A l s Ersatz ordnete A d o l f E i c h m a n n v o m

"Reichssicherheitshaupt-

amt" im M a i 1938 das Erscheinen einer "Zionistischen Rundschau"

an.88

Anders als der Titel, den A d o l f E i c h m a n n selbst g e w ä h l t hatte, v e r m u t e n

83

84

85

86

87

88

Daß sich der Leiter der Verlagsdruckerei später allerhand erlaubte, berichtete Hanna Marcus: "Einmal, obwohl alle Rechnungen bezahlt waren, verlangte der Verlag eine Zahlung von RM 300.- [Ich] verweigerte die Zahlung, schon weil [...] [ichl ohne Genehmigung des Ministeriums nichts auszahlen [...] [durfte], ausserdem nichts schulde|tej. Darauf forderte der Vertreter des Verlages [...] [mich] auf, (...) aus dem Zimmer zu gehen, sprach telefonisch mit dem Ministerium, rief dann [...] [mich] an den Apparat, und [ich] erhielt vom Ministerium den Befehl, dem Verlag die geforderten RM 300.auszuzahlen." "Das Jüdische Nachrichtenblatt - Zeugenaussagen von Frau Hanna Marcus", 1956. Liepmann (1956, 2). YW. Jerusalem. 01/135. Paul Löbe (geb. 1875) fiel nicht unter die "Judengesetzgebung". Zu seiner Entrechtung und Mißhandlung fühlten sich die Nationalsozialisten durch dessen politische Haltung berechtigt. Er war 1932 bis 1933 Redakteur des "Vorwärts", wurde 1933 vorübergehend in Schutzhaft genommen und 1944 im Zusammenhang mit dem Attentat auf Adolf Hitler ins KZ eingeliefert. Paul Löbe überlebte und starb 1967 in Bonn. S. Paul Löbe: Der Weg war lang. Lebenserinnerungen. 3. Auflage. Berlin 1954. "Die Stimme", "Die neue Welt", "Die Wahrheit". "Der Jude". "JüdischePresse", "Der jüdische Weg", "Jüdische Front", "Der legitimist". Am 14. Juni 1938 trat in Österreich das Schriftleitergesetz in Kraft. S. "Zeitungs = Verlag", Nr. 26. Berlin 25. Juni 1938. S. 369. Adolf Eichmann, der seine Jugend in Österreich verbracht hatte, entdeckte die "Ostmark" als ideales Betätigungsfeld. 1939 wurde er Leiter des "Judenreferats" im "Reichssicherheitshauptamt".

Kapitel 4: Das "Jüdische

253

Nachrichtenblatt"

läßt, durfte sich das Informationsbulletin, nicht zionistisch ä u ß e r n . 8 9 In einem Brief an seinen Vorgesetzten, SS-Sturmführer Herbert Hagen, schrieb Adolf Eichmann am 8. Mai 1938 aus Wien: Am Freitag der nächsten Woche erscheint die erste Nummer der Zionistischen Rundschau. Ich habe mir die Manuskripte einsenden lassen und bin gerade bei der langweiligen Arbeit der Zensur. Die Zeitung geht Euch selbstverständlich auch zu. Es wird gewissermaßen "meine" Zeitung werden. 9 0 Chefredakteur

der

Zeitung

wurde

Emil

Reich,

ehemaliger

Korrespondent der "Jüdischen Rundschau". Herbert Rosenkranz

Wiener stellte in

einem abschließenden Urteil über die Zeitung fest: Die 25 Nummern, die vom 20. Mai 1938 bis zum 4. November 1938 [wöchentlich, K.D.] erschienen, haben auf ihren 12, dann 14 Seiten einen unschätzbaren Beitrag zur Stärkung der Moral und Aufrichtung gedemütigter und verzweifelter Menschen beigetragen. 91 1938, nach dem Pogrom, endete auch die "Zionistische Rundschau". Eine Wiener Parallelausgabe zum "Nachrichtenblatt" aus Berlin erschien erstmals am 13. Dezember 1938 und trug den Titel "Jüdisches Nachrichtenblatt W i e n " . Nach zwei N u m m e r n wurde es auf behördlichen

Erlaß

wieder eingestellt. Der "panikartige Auswanderungsdrang" 9 2 , der den Ton der Zeitung bestimmt hatte, mißfiel den Nationalsozialisten. Am 2. Januar 1939 wandte sich Hans Hinkel mit neuen Anweisungen für ein "Jüdisches Nachrichtenblatt - Ausgabe Wien" an Adolf Eichmann: Für Wien und die gesamte Ostmark Jüdischen Nachrichtenblatt Berlin, Verlagsauslieferung in Wien ist und den mir vom Sicherheitshauptamt-SS ausgeübt werden soll. 9 3

wird eine Beilage zu diesem Blatt [dem K.D.] gedruckt, deren Redaktion und deren Vorzensur ebenfalls in Wien durch benannten SS-Obersturmführer Eichmann

Das "Jüdische Nachrichtenblatt" für Österreich wurde nach Absprache mit Adolf Eichmann von der Wiener Zweigstelle des Kulturbund-Verlags herausgegeben. Zu ihm gehörte ein kleines Büro, das Emil Reich leitete. 89

90

91 92 93

S. Meir Färber: Austrian Jewish periodicals. In: The Jewish Press that was. David Flinker, Shalom Rosenfeld, Mordechai Tsaniu (Hrsg.). Tel Aviv 1980. S. 354-359. Hier: S. 358f. Bureau 06, Dok. 1516, Anklagedok. T/132, Eichmann-Prozeß. Prot.18. Zit. aus: Herbert Rosenkranz: Verfolgung und Selbstbehauptung. Die Juden in Österreich 1938-1945. Wien 1978. S. 71. Rosenkranz (1978, 75). ebd. (203). Brief Hans Hinkeis an Adolf Eichmann in Wien vom 2. Januar 1939 (Berlin). WL. KB 5751.

254

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Für technische Einzelfragen und die Kalkulation der Wiener Ausgabe wurden Erich Liepmann, Werner Levie , Leiter des Kulturbunds, und Heinrich Stahl, Vorsitzender der Berliner Gemeinde, nach Wien bestellt. Erich Liepmann erinnerte sich: Dort empfing uns Eichmann, den wir ja noch von Berlin her kannten, und auch Owens. 94 Nachdem Stahl dort in einer etwas legeren Haltung erschien, wurde [er] gleich mit "Alter Sack" angeschrien und musste 2 Stunden stramm stehen.95 Erich Liepmann war sich nicht sicher, "ob dieses Blatt tatsächlich erschienen ist." Die Berliner und die Wiener Ausgaben existierten offensichtlich nebeneinanderher, ohne daß die Redaktionen voneinander erfuhren. Zu einer redaktionellen und betrieblichen Zusammenarbeit scheint es nicht gekommen zu sein. 9 6 Die Matrizen für den Hauptteil der Zeitung stammten aus Berlin. Als Eilgut gingen sie der Wiener Druckerei zu, die sich, wie Hans Hinkel vorschlug, "in deutschem Besitz befinden" solle, "der dabei insbesondere geeignet ist, Ihnen [Adolf Eichmann, K.D.] die Überwachungsarbeit zu erleichtern". 97 Die Wiener Ausgabe erschien als vierseitige Beilage zum Berliner Hauptblatt. Das "Beiblatt" wurde in Wien gedruckt und zensiert, dort aber nicht (wie die Berliner Ausgabe) vom "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda", sondern von der Gestapo bzw. dem "Sicherheitsdienst" zensiert. 98 Unter den Kopfzeilen druckte die "Beilage zum Jüdi94 95 96

97

98

S. Teil II, Kapitel 5.3.1. Liepmann (1956, 6). Ein Fall ist bekannt, in dem sich Werner Levie des Anzeigenteils des österreichischen "Nachrichtenblattes" bediente, um österreichische Künstler, die in ihrer Heimat nicht mehr tätig sein konnten, auf Arbeitsmöglichkeiten im Berliner Kulturbund aufmerksam zu machen. Am 24. April 1939 schickte er an die Anzeigenabteilung in Wien folgendes Telegramm: "Erbitte dringend sofortige Aufnahme folgenden Inserates in Freitag Nachrichtenblatt: Erster Operettentenor, Erste Operettensängerin und Tanzsoubrette für Theater des Jüdischen Kulturbundes gesucht. Schriftliche Bewerbung [...] an Leitung des Jüdischen Kulturbundes Berlin." Archiv der Jüdischen Kultusgemeinde Wien in Jewish Historical General Archives. Jerusalem. Zit. in: Freeden (1985, 153). Brief Hans Hinkeis an Adolf Eichmann in Wien vom 2. Januar 1939 (Berlin). WL. KB 5751. "Die Vorzensur dieses Blaues bleibt nach wie vor dem SD-O.A. [...] vorbehalten, wobei es ihm freisteht, sich in schwierigen Fällen über das Reichspropagandaamt Wien an die Abt. IIA zu wenden." Schreiben "Betr.: Jüdischer Kulturbund usw." des "Sicherheitsdienstes" vom 8. Dezember 1938 (Berlin).

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

255

sehen Nachrichtenblatt" regelmäßig die für Österreich geltenden Verordnungen sowie Anzeigen, die Österreich betrafen, ab. Seine Auflage schwankte zwischen 7 000 und 13 000 S t ü c k . " Mitte Februar 1943 wurde der Inseratenteil des Wiener "Nachrichtenblattes" verboten und jeder Jude verpflichtet, die Zeitung zu beziehen. Emil Reich war nach Theresienstadt deportiert worden, Leopold Moses, Leiter des Archivs der "Israelitischen Kultusgemeinde" in Wien, hatte die Redaktion übernommen. Die letzte Ausgabe des Wiener "Jüdischen Nachrichtenblattes" erschien wie die letzte Berliner Ausgabe am 4. Juni 1943. 100

4.6

Das Ende des "Jüdischen Nachrichtenblattes" "Für uns Menschen ist das Gleichbleibende stärker als das Veränderliche. ">01

4.6.1

Zensur und Schikane

Das "Jüdische Nachrichtenblatt" unterlag der Vorzensur. Ausgeführt wurde sie von Hans Hinkeis Referat zur "Überwachung der geistig und kulturell tätigen Juden". Nach Kriegsbeginn war aus dem Referat vor allem Erich Kochanowski für die Zeitung zuständig, nachdem Hans Hinkel mehr und mehr mit der "kulturellen Betreuung" der Wehrmachtstruppen beschäftigt war. 1 0 2 In der Redaktion des "Jüdischen Nachrichtenblattes" erschien fast täglich die Gestapo "mit jedesmaliger Androhung von Konzentrationslager" 103 , und täglich mußte die "Geschäftsführung" zusammen mit einem Vertreter des

BA R58/984. August 1939: 13 000 Januar 1940: 9 000 September 1940: 8 000 Juli 1941: 7 000 November 1942: 1 200. Archiv der Israelitschen Kultusgemeinde Wien. Mappe "Jüdisches Nachrichteblatt". Zit. in: Rosenkranz (1978, 205). 100 Deutsche Bücherei Leipzig. ZC 8519. 101 "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 7. Berlin 24. Januar 1939. 102 vgl "Protokolle". Berlin 12. August 1940. Fritz-Wisten-Archiv 74/86/5001.77. 103 Liepmann (1956, 3). 99

256

Teil IV: Die Troika - JR, C. V. -Zeitung, IFB - und das JN

"Kulturbunds"

ins

"Ministerium

für Volksaufklärung

und

Propaganda"

kommen, um dort neue Befehle entgegenzunehmen. Die Männer und Frauen durften das Gebäude nur über den Hintereingang betreten. Hanna Marcus erinnerte sich: Den grössten Teil der Zeit mussten sie im Korridor warten, der einen besonderen Kleiderständer "nur für Juden" hatte, und es rannten die ganzen SS-Leute des Ministeriums dauernd an der Stelle vorbei. [...] Die Besprechung selbst dauerte oft nur 10 Minuten, aber die Nazis liessen sie absichtlich warten, das war das System der Zermürbung. Frau M . 1 0 4 erhielt einen Stuhl, alle Männer mussten stehen. 1 0 5 Den Umgangston, den die Nationalsozialisten mit den Vertretern der Zeitung und des

"Kulturbunds" pflegten,

kann man sich

nach

Hanna

Marcus'

Schilderung eines Vorfalls vorstellen: Bäsch 1 0 6 und ich hatten auch eine Specialerlaubnis, Taxi zu benutzen, was sonst für Juden verboten war, und bei einem plötzlichen Halt brach er das Schlüsselbein, und lag dann mit hohem Fieber zu Hause, ich ging allein zum Ministerium. - Wo ist Bäsch? - Er ist zuhause, er hat bei einer Taxifahrt das Schlüsselbein gebrochen. - Das kommt davon, wenn Juden Taxi fahren. Er hat morgen da zu sein. - Aber er hat hohes Fieber. - Er hat zu erscheinen, mit gebrochenem Schlüsselbein kann man gehen. Am nächsten Tage erschien Bäsch. [...] Ich wollte ihm einen Stuhl geben. - Sie bleiben sitzen, Bäsch soll stehen. Dann wurden von Assessor Bäsch Schriftstücke aus der Aktentasche gefordert. Er konnte sie aber mit dem einen Arm nicht greifen. Ich wollte ihm helfen. Dr. Lock 1 0 7 verbot es mir: - Wir wollen die Schriftstücke von Bäsch haben, nicht von Ihnen. [...] Assessor Bäsch ist später erschossen worden. 1 0 8

104 105 106

107 108

Hanna Marcus. "Das Jüdische Nachrichtenblatt - Zeugenaussagen von Frau Hanna Marcus" 1956. Gemeint ist Martin Brasch von der jüdischen Gemeinde Berlin und "Vorsitzender und der Dienstaufsichtsbehörde gegenüber verantwortlicher Gesamtleiter" des "Kulturbunds". Gerhard Lock war einer der Hebräisch-Experten im Ministerium. "Das Jüdische Nachrichtenblatt - Zeugenaussagen von Frau Hanna Marcus" 1956. Der Rechtswissenschaftler Martin Brasch wurde nicht erschossen, sondern starb wahrscheinlich 1939 an schweren Verletzungen, die ihm im Konzentrationslager Oranienburg-Sachsenhausen beigebracht worden waren (vgl. Max Plaut: Die Juden in Deutschland von 1939-1941. Ms. o. O. 1945. YW. Jerusalem. 01/53. Max Plaut war der letzte Gemeindevorsitzende der Berliner Gemeinde. Über einen Austauschtransport gelangte er 1944 nach Palästina). Nach Martin Braschs Tod hielt Leo Kreindler am 18. Juni 1941 in einem Protokoll "Rücksprache im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" fest: "Der Entwurf eines Nachrufes des Jüdischen Kulturbundes für Herrn Brasch wurde vorge-

Kapitel 4: Das "Jüdische Nachrichtenblatt"

257

Von den Verordnungen, die innerhalb der nächsten 24 Stunden ausgeführt werden mußten, wurden die wenigsten schriftlich festgehalten. Wir sind auf Erinnerungen angewiesen. Berthold Rosenthal hielt einen Fall fest, in dem die Zensoren kein Verbot aussprachen, sondern das "Jüdische Nachrichtenblatt" dazu zwangen, ein Thema aufzunehmen: Als z.B. in einem juedischen Altersheim in Berlin eine englische Bombe niederging, musste das Nachrichtenblatt ausfuehrlich berichten, mit welchem Eifer die deutsche Feuerwehr den durch englische Flieger im juedischen Altersheim verursachten Brand loeschte. 1 0 9

Obgleich die Nationalsozialisten das "Jüdische Nachrichtenblatt" als Verkündungsorgan ihrer "Judengesetze" sahen, kam es vor, daß sie der Zeitung untersagten, neue, gegen die Juden gerichtete Verordnungen abzudrucken. Rabbiner Max Nussbaum aus Berlin erinnerte sich, daß das "Ausgehverbot" 1 1 0 und die "Abgabe von Radios usw." nur durch "mündlichen Befehl erfolgten, und dass es verboten war, darüber etwas zu veröffentlichen, auch nicht im Jüdischen Nachrichtenblatt". 111

4.6.2

Versuch der Kontinuität

Ganz deutlich bemühten sich die Journalisten darum, eine inhaltliche Kontinuität herzustellen zwischen der jüdischen Presse, wie sie bis zum Novemberpogrom 1938 bestanden hatte, und dem "Jüdischen Nachrichtenblatt". Journalistischer Einfallsreichtum und Mut, sich zu widersetzen, hörten nicht auf. Der Leser von heute ist nicht fähig, alle widerständischen Aktionen, die im "Jüdischen Nachrichtenblatt" zum Ausdruck kamen, zu erkennen. Auch vielen Lesern von damals werden sie nicht aufgefallen sein.

109 110

111

legt. Herr Kochanowski behält sich seine Entscheidung noch vor." Im "Jüdischen Nachrichtenblatt" erschien kein Nachruf auf den "Kommissarischen Gesamtleiter" des "Kulturbunds". Fritz-Wisten-Archiv (Berlin). 74/86/5001,142. Rosenthal (1940, 16f.). Runderlaß des Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei vom 1. September 1939: "Die jüdischen Kultusgemeinden sind verpflichtet, Luftschutzräume aus eigenen Mitteln zu errichten. Den jüdischen Gemeinden ist ein Verbot zu übermitteln, daß Juden nach 8 Uhr nicht ausgehen dürfen. Die Anweisung ist nicht zu veröffentlichen." Zit. n. Sauer (1966, Band 17, S. 176, Nr.397). Aufzeichnungen des Rabbiners Dr. Max Nussbaum. Ms. o. O. 1940. S. 4. YW. Jerusalem. 01/232.

258

Teil IV: Die Troika - JR. C. V.-Zeitung, 1FB - und das J Ν

Sehr deutlich stellte in einem Artikel ein ungenannter Journalist - trotz des Verbots, über die Pogromnacht zu berichten - wenige Wochen später eine Beziehung zum Ereignis her. Der "Kulturbund Berlin" hatte am 22. Dezember 1938 beinahe über Nacht die Genehmigung erhalten, Spiel- und Kulturfilme deutscher und ausländischer Produktion aufzuführen. Die Termine wurden zum Publikumsmagnet und die Filmbühne zum finanziellen Erfolg. 1 1 2 Der "Kulturbund" eröffnete am 28. Dezember 1938 mit einem amerikanischen Foxfilm des Titels "Chicago". In der Besprechung des Films, die im "Jüdischen Nachrichtenblatt" vom 30. Dezember 1938 erschienen ist, zeichnete der anonyme Verfasser unverkennbar die Ereignisse der Pogromnacht nach. Die Abbildung dieser Realität bedeutete Verurteilung der Zustände, was keinem und zuletzt einem Juden zustand. Die Schilderung lautete: Eine Stadt steht in Flammen, und die Feuerwehr schaut untätig zu. Alle Schläuche sind angelegt, die Leitern sind ausgerichtet, die Spritzen stehen in Bereitschaft, aber keine Hand rührt sich, sie zu bedienen. Die Männer harren des Kommandos, aber kein Kommando wird laut. Erst als die Stadt niedergebrannt ist und in Schutt und Asche liegt, ergeht der Befehl: die Feuerwehr fährt nach Hause. Böswillige Erfindung? Ein häßliches Märchen? Nein. Die Wahrheit. In Hollywood hat sie sich zugetragen. 1 1 3

Bei Durchsicht ganzer Jahrgänge fällt auf, wie eindringlich die Zeitung immer wieder zur "legalen Auswanderung" aufforderte und von jeder illegalen Eigeninitiative abriet. Das ist um so bemerkenswerter, wenn man weiß, mit welchem Druck die Nationalsozialisten auf Auswanderung, auf welchem Weg auch immer, drängten. Erich Liepmann berichtete: Zum Schlüsse wurde uns gesagt, dass, wenn die Auswanderung nicht viel schneller gehe, man überhaupt kein Interesse mehr an der ganzen Angelegenheit [dem Jüdischen Nachrichtenblatt, K . D . ] habe.

Daß die Zensoren sehr wohl registrierten, daß das "Jüdische Nachrichtenblatt" sich dem Druck nicht beugen wollte, berichtete ebenfalls Erich Liepmann: "Man war empört, dass wir die illegale Auswanderung nicht viel stärker förderten." 1 1 4 Es blieb bei bloßer Empörung. Vielleicht, weil das "Jüdische Nachrichtenblatt" überzeugend den Eindruck erweckte, als würde es auch auf legalem 112

113

114

Vgl. "Gesamtbericht 1.9.1939 - 31.8.1940", am 1. September 1940 (Berlin) gezeichnet von Martin Brasch, Fritz Wisten, Willi Pless und Max Ehrlich. Fritz-Wisten-Archiv (Berlin). 74/86/5056. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 11. Berlin 30. Dezember 1938. S.a. Freeden (1987, 22f.). Liepmann (1956, 4).

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

259

Weg für alle eine Ausreisemöglichkeit geben, man der Zeitung nicht absprechen konnte, die Auswanderungsbewegung mit ernsthaftem Willen voranzutreiben. 115 Sie benutzte große Worte ("Viel Raum in Übersee" 1 1 6 ) und präsentierte große Zahlen ("100 000 Juden könnten sofort in Palästina untergebracht werden" 1 1 7 ). Sie machte auf jede Hilfestellung aufmerksam ("Arische Transportfirmen und Schiffahrtslinien können nach wie vor von Juden in Anspruch genommen werden") 1 1 8 - so lange sie eben legal war. Beinahe alle Aufmacher der Zeitung beschäftigten sich mit dem Thema "Auswanderung". Um so mehr widmete sich ein großer Teil der Artikel den widrigen Umständen zum Trotz - der schöngeistigen Seite des Lebens. Die Zeitung förderte und forderte - nicht nur durch die Berichterstattung der "Kulturbund"-Ereignisse - einen regen und wachen Geist. Um die Menschen vor Resignation zu schützen, bot sie in ihrem Rahmen lebensbejahende Ablenkung: "There was a need to say something positive [...] and the press said something positive." 1 1 9 Mit Eskapismus hatte dies nichts zu tun. Denn es muß unterschieden werden zwischen dem Anliegen, die Leser geistig zu aktivieren und dem Gewinnstreben, sie der Wirklichkeit zu entreißen. Mit der Not der Menschen wächst ihre Verführbarkeit, dem Alltag zu entfliehen. So stellte schließlich Eskapismus auch für das "Nachrichtenblatt" eine unkalkulierbare Reaktion dar, für die es kaum verantwortlich gemacht werden kann. Beispielsweise nutzte ein Leser eine Werbeanzeige, die auf eine Filmaufführung in Berlin aufmerksam machte, um den eigenen Sorgen "zu entlaufen". Daß er seine Empfindungen der Zeitung mitteilen wollte und konnte, zeigt, daß sich auch in diesem Fall die Hingabe sehr bewußt und ohne wirklichen Realitätsverlust vollzog: Wir haben genug von unserer individuellen Problematik. Wir ziehen es vor, über erfundene und unmögliche Schicksale zu weinen, der eigenen Spannung [...] zu entlaufen, eines beruhigenden happy end gewiß. [ . . . ] Wir in der Provinz schlagen ein jüdisches Blatt auf, und inmitten der Nachrichten, w i e ' s mit unserer

115

116 117 118 119

Dazu trugen Überschriften wie "Auswanderung als Endlösung" oder Sätze wie "Die Juden in Deutschland sind in ihrer Gesamtheit davon überzeugt, dass die Auswanderung die einzige, für sie in Betracht kommende Lösung ist" sicherlich bei. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 12. Berlin 10. Februar 1939. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 7. Berlin 24. Januar 1939. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 7. Berlin 24. Januar 1941. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 9. Berlin 31. Januar 1939. "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 56. Berlin 14. Juli 1939. Werner Cahnmann in einem Interview mit Jacob Boas (New York 16. Oktober 1974). Zit in: Boas (1977, 19).

260

Teil IV: Die Troika - JR, C. V. -Zeitung, IFB - und das JN

Wanderung zu den Enden der Welt weitergehen möge, steht die Ankündigung eines Films. Für die Unsern, im Jüdischen Kulturbund zu Berlin. 1 2 0

Herbert Freeden behauptete, keiner habe seine Auswanderung auch nur um einen Tag verschoben, weil er ins Theater habe gehen wollen. 1 2 1 In ihrer Plakativität verlangt diese Aussage nach Zustimmung. Ein Nachweis für ihre Richtigkeit kann nicht erbracht werden. Als ebenso schwierig stellt sich die Frage nach der möglicherweise tödlichen Verzögerung der Ausreise von Menschen, die für den "Kulturbund" oder die jüdische Presse arbeiteten, die ja inmitten der Not noch immer Erfüllung in ihrer Arbeit fanden. Kann man so weit gehen wie der Publizist Eike Geisel, der davon überzeugt ist, daß die für den "Kulturbund" engagierten Menschen mit ihrer von den Nationalsozialisten verliehenen Entscheidungskompetenz "letztlich nur die den Juden von den Nazis zugedachte Rolle" erfüllten, um "sich schrittweise selbst deportationsfähig zu machen"? 1 2 2 Immerhin ist bekannt, daß Kulturbundintendant Kurt Singer das im Entstehen begriffene "Palestine Symphony Orchestra" darum gebeten hat, nicht noch mehr Orchestermusiker aus Berlin abzuwerben, da sonst der Fortbestand des Kulturbundorchesters gefährdet sei. Und Hermann Samter, der lange für das "Jüdische Nachrichtenblatt" arbeitete, hatte am 9. Dezember 1942 notiert: Ich bin noch immer bei der Zeitung. "Zeitung" ist allerdings ein etwas übertriebener Ausdruck für das Blättchen, [...] es besteht aus ein-einviertel Seiten Text und einer dreiviertel Seite Anzeigen, im wesentlichen Todes- und Zimmeranzeigen. Ein Wunder ist allerdings, daß ich noch dort bin, nachdem in den letzten Jahren so oft ein Abbau stattgefunden hat. Ohne die Stellung wäre ich wahrscheinlich gar nicht mehr in Berlin. 1 2 3

Ob Hermann Samter mit der letzten Bemerkung andeuten wollte, daß er ohne Arbeitsmöglichkeit längst versucht hätte, aus Deutschland zu entkommen, oder ob er, was wahrscheinlicher ist, an die Abtransporte dachte, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. Ein Brief vom 7. Februar 1943 war das letzte Lebenszeichen Hermann Samters. Er gilt als in Auschwitz verschollen. 124

120 121 122

123 124

"Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 5. Berlin 17. Januar 1939. S. Freeden (1985, 47). Eike Geisel: Das Büro Hinkel. In: Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Akademie der Künste (Hrsg.). Berlin 1992. S. 298. YW. Jerusalem. Briefsammlung. 02/30. S. Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933-45. Bundesarchiv Koblenz (Hrsg.). Koblenz 1986. Band II.

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

261

Daß die Festanstellung als Journalist für ihn hätte den Tod bedeuten können, erklärte Schalom Ben-Chorin. Seine Bewerbung beim "Israelitischen Familienblatt" war abgelehnt worden: Das war mein Glück, weil ich sonst zu lange in Deutschland geblieben wäre. Die Dame, die dann an meiner Stelle diesen Posten bekam, eine Frau Dr. Hofmann, hat sich vor der Deportation aus dem Fenster gestürzt. Also dadurch, daß ich keine Aufnahme fand, war mein Leben gerettet. 125 Seit dem 1. Januar 1939 waren sämtliche Autoren, die keinen der vom Innenministerium zugelassenen "jüdischen" Vornamen trugen, verpflichtet, in der Autorenzeile mit den Zusatznamen "Israel" oder "Sara" zu zeichnen. Diesem Gesetz leistete das "Jüdische Nachrichtenblatt" meistens, aber durchaus nicht immer, Folge. 1 2 6 Leserbriefe wurden grundsätzlich mit der Anredeformel "Lieber Herr Kreindler!" abgedruckt. Im Impressum mußte "Herr Kreindler" seit dem 1. Januar 1939 allerdings als "Leo Israel Kreindler" auftauchen. Obgleich es "unerwünscht" war, "daß Juden [...] ihre früheren Titel oder Berufsbezeichnungen" 1 2 7 trugen, finden sich hier und da in der Zeitung auch noch akademische Grade vor den Autorennamen. 1 2 8 Weiter fällt auf, daß im Blatt immer wieder die Wörter "blond" bzw. "Blondine" - vor allem in Anzeigen - verwendet wurden, obwohl auch das seit Beginn des Dritten Reichs verboten war. Wieso die Nationalsozialisten dagegen nicht vorgingen, bleibt ein Rätsel. Bis zuletzt lassen sich auch im "Jüdischen Nachrichtenblatt" Zeichen dafür finden, daß es Journalisten gab, die ihre Möglichkeiten mehr als ausschöpften und um den Erhalt der Würde kämpften: Though they [the editors of the jewish press, K.D.] are now dispersed over the earth, they will never forget that it was their finest hour when they could serve the Jewish people and the cause of human dignity. 129

125

126

127

128 129

Interview Schalom Ben-Chorin. Jerusalem 10. November 1993. S.a. Kapitel 3.2.2. Es fällt auf, daß fiktive Personen aus Kurzgeschichten oder Fortsetzungsromanen in der Zeitung zuverlässig die "Zusatznamen" tragen. Bruno Blau: Das Ausnahmerecht für die Juden in Deutschland 1933-1945. 2. Auflage. Düsseldorf 1954. S. 111, Nr. 404. Die Doktorwürde wurde den Juden offiziell nie entzogen. S. "Jüdische Rundschau", Nr. 2. Berlin 8. Januar 1937. Z.B.: "Jüdisches Nachrichtenblatt", Nr. 23. Berlin 19. März 1940. Herzberg (in: "Contemporary Jewish record" 1942, 153).

262

4.7

Teil IV: Die Troika - JR, C. V.-Zeitung, IFB - und das JN

Auf einen Blick:

Kurzbeschreibung "Jüdisches Nachrichtenblatt" (Berlin) 1938 bis 1943 Ort des Erscheinens: Berlin Richtung: Format: erst Folio-, dann 1943 Quartformat Schrift: Antiqua, Nonpareille Spaltenzahl: 3 Spaltenbreite: 3 9 Anschläge Periodizität: zweimal wöchentlich (Dienstag und Freitag), ab 1941 einmal wöchentlich am Freitag Preis: 10 Rpf (1938), 15 Rpf (1939 bis 1940). 0 , 7 6 RM monatlich (1941 bis 1943). Anzeigenpreise: ? Bezugsmöglichkeit: Abonnement Umfang (Durchschnitt): 1 3 0 1938: 2 Seiten 1 3 1 1939:10 Seiten 1940: 6 Seiten 1941: 3 Seiten 1 3 2 1942: 2 Seiten 1 3 3 1943: 2 Seiten 1 3 4 Anzeigen: 1 3 5 Gewerbeanzeigen, Privatanzeigen (Rubriken: Erziehung",

"Ankauf",

"Verkauf",

"Stellenangebote",

Auslandsstellen",

"Speditionen",

"Stellengesuche",

"Gesundheitspflege",

"Jüdische

"Unterricht "Hotels",

und

"Offene

Heiratsgesuche"

u.a.)136

130 131 132

133

134 135 136

Nach eigener Zählung. Die Zeitung erschien zum ersten Mal im November 1938. Im Juni 1941 änderte sich die Periodizität der Zeitung: Sie erschien jetzt nicht mehr zweimal, sondern nur noch einmal in der Woche. Nummer 14, die zwischen dem 27. März und dem 10. April des Jahres hätte erscheinen sollen, wurde aus unbekannten Gründen konfisziert. Die Zeitung erschien nur bis Juni 1943 im verkleinerten Quartformat. Ab Ende 1942 erschienen in der Zeitung keine Anzeigen mehr. Die häufig aus wenigen Wörtern bestehenden persönlichen Gesuche und Anzeigen spiegeln die Lage der jüdischen Menschen wider: "Wer nimmt mich mit nach USA?" (Nr. 8. 27. Januar 1939) "Wer lehrt Seifen kochen?" (Nr. 8. 27. Januar 1939) "Welcher Pianist ist gewillt nach Indien auszureisen?" (Nr. 8. 27. Januar 1939) "Wer betreut 8jährigen Jungen auf Überfahrt?" (Nr. 8. 27. Januar 1939) "Suche Ehe m. gutaussehender Dame, die mir Affidavit stellen kann." (Nr. 9. 31. Januar 1939)

Kapitel 4: Das "Jüdische

Nachrichtenblatt"

263

Anteil der A n z e i g e n a m G e s a m t u m f a n g ( D u r c h s c h n i t t ) : 1 3 7 1938: 2 2 % 1939: 3 2 % 1940: 2 6 % 1941: 11% 1942: 1943:

1% -

Rubriken: "Jüdische genden",

Wanderung",

"Aus

"Der Leser spricht",

Recht

und

Wirtschaft",

"Jüdische

"Der j ü d i s c h e Kulturbund",

"Aus

Leden

G e m e i n d e n " , "Jüdisches aus d e n Ländern" u.a. Verantwortlicher Redakteur: L e o Kreindler (Nr.

1. 2 3 . N o v e m b e r

1938 bis Nr. 4 7 . 2 0 .

November

1942). Willi P l e s s ( N r . 4 8 . 2 7 . N o v e m b e r 1942 bis Nr. 18. 7 . M a i 1 9 4 3 ) . Hans H i r s c h f e l d (Nr. 19. 21 Mai 1943 bis Nr. 2 0 . 4 . Juni 1 9 4 3 ) . Gedruckte A u f l a g e (Durchschnitt): 1938: ca. 7 2 0 0 0 1 3 8 1939: ca. 7 0 0 0 0 1 3 9 1940: ca. 3 5 0 0 0 1 4 0 1941: ? 1 4 1 1942: ? 1943: ?

137 138

13y

140

141

"2 Torarollen zu verkaufen." (Nr. 26. 31. März 1939) "Auf der Fahrt in unsere Heimat schenkte uns Gott auf hoher See ein gesundes Mädchen." (Nr. 29/30. 14. April 1939) "Kriegsgeschädigt, sonst gesund sucht [...1 Jüdin." (Nr. 71. 3. September 1940) S.a. Julius Bab: Leben und Tod des deutschen Judentums. Berlin 1988. S. 8-11. Nach eigener Zählung. Schreiben Hans Hinkeis an den "Herrn Reichsminister" (Joseph Goebbels) vom 1. November 1939 (Berlin). WL. Tel Aviv. KB 575 1. Diese Angabe wurde einem Schreiben Werner Levies entnommen, der am 3. Januar 1939 als Vorsitzender des "Verlages Jüdischer Kulturbund" einen "Plan einer Organisation des jüdischen Verlagswesens im Rahmen des jüdischen Kulturbundes" erstellte ( Berlin 3. Januar 1939). WL. Tel Aviv. KB 575 I. Angabe aus: "Gesamtbericht 1.9.1939 - 31.8.1940". 1. September 1940 (Berlin), gezeichnet von Martin Brasch, Fritz Wisten, Willi Pless und Max Ehrlich. Fritz-Wisten-Archiv (Berlin). 74/86/5056. Für die Jahre 194Iff. liegen keine Angaben zur Auflagenhöhe der Zeitung vor. Auswanderung, Verschleppung, Armut und Tod lassen eine weitere drastische Abnahme der Leserzahl vermuten.

Schluß

Wenigen ist bekannt, daß es im Dritten Reich eine jüdische Presse gab. Kaum einer kennt ihre Bedeutung. Die jüdische Presse von 1933 bis 1943 wurde vorgestellt, möglichst vollzählig wurden ihre Titel aufgelistet, ihre Vorgeschichte, ihre rechtliche Stellung, ihre Struktur wurden behandelt, über ihre Journalisten und Leser informiert. Aus Rechtstexten, schriftlich festgehaltenen Zeitaussagen, vor allem aus Erinnerungen von Zeitzeugen entstand ein historischer Lagebericht, der eine Lücke in der deutschen Pressegeschichte schließt, der aber vor allem Vorraussetzung war, um sich der Kernfrage zu nähern: Gab es in der von den Nationalsozialisten legitimierten jüdischen Presse so etwas wie Widerstand? In der definitorischen Präzisierung der Frage trafen Historik und Hermeneutik aufeinander - symptomatisch für die Diskussion um den Widerstandsbegriff. Hier begann der individuelle Ansatz der Thesendiskussion. Seine innere Logik schuf einen zumindest artifiziellen Grundkonsens. Seine Individualität blieb erhalten. Der Ansatz ist damit angreifbar. Der "Typologie jüdischen widerständischen Verhaltens" gingen Relativierung und Präzisierung des Widerstandsbegriffs voraus. Er wurde "brauchbar" gemacht für die Lebenssituation der Juden im Dritten Reich. Es wurde nach Worten gesucht, um menschliches, situatives Verhalten, auch Reaktionen des Mediums Presse zu beschreiben. Widerständischem Verhalten wurde konformes Verhalten, das den nationalsozialistischen Zielen entsprach, gegenübergestellt. Konformes Verhalten wurde nicht als Fehlverhalten, sondern als "Normalverhalten" registriert, von dem sich das "widerständische Verhalten" unterschied. Es zeigte sich, daß "widerständisches Verhalten" "der ersten Stufe" - Vermittlung von Lebenslust, Bildung, Hoffnung - der jüdischen Presse auch während des Dritten Reichs immanent blieb. Solange die Nationalsozialisten eine jüdische Presse zuließen, waren sie machtlos gegen die Verbreitung von Werten, die ihre "Judenpolitik" im Grunde störten. Um auf der "Widerstandsskala" höher eingestuft zu werden, mußte Gesetzesbruch vorliegen, oder alles, was dem nahe kam. Diese nur

266

Schluß

selten auftretenden Fälle ließen sich mit Hilfe von Originaltexten und Zeitzeugenberichten rekonstruieren. Sie können als neue Zeugnisse des Kampfs der Juden gegen nationalsozialistische Unterdrückung und Verachtung gelten. Daß die Nationalsozialisten die jüdische Presse überhaupt weiter erscheinen ließen, hatte Wirtschafts- und Prestigegründe. Außerdem entsprach es der Strategie ihrer "Judenpolitik": Vor der Vernichtung stand Isolierung bzw. Ghettoisierung durch Entrechtung und Diskriminierung. Die "jüdische Renaissance" im Dritten Reich, zu der auch die Renaissance der jüdischen Presse gehörte, war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil sie auf Antisemitismus basierte. 1 Wenn die Nationalsozialisten die jüdische Presse etwas früher oder etwas später verboten hätten, auch dafür hätten sich Gründe finden lassen. Sicherlich war die Ermordung des Legationsrats der deutschen Botschaft, Ernst vom Rath, durch den jungen Herschel Grynspan im November 1938 ein willkommener Anlaß zu Mord und Zerstörung und dafür, die jüdische Presse, wie sie bisher bestanden hatte, zu beenden. Doch wie gezeigt werden konnte, stieß selbst dieser Entschluß bei den Machthabern nicht auf ungeteilte Zustimmung. Eine historische Arbeit, vor allem wenn sie sich mit dem Dritten Reich beschäftigt, kann, wie sehr sie sich auch müht, eines nicht ausschließen, nämlich die scheinbare oder tatsächliche Willkür der Machthaber. Bis heute stellt sie jede Behauptung in Frage. Unter den erzwungenen Lebensumständen erhielt die jüdische Presse existentielle Wichtigkeit. Ihre diktierte Präsenz, dann ihr Ende waren Ausdruck wachsender Menschenverachtung. Menschenvernichtung schloß sich daran nahtlos an. Die Darstellung der "Jüdischen Presse im Dritten Reich" dient weder "Intentionalisten" noch "Funktionalisten" als Beleg ihrer Theorie. Hilfreich kann sie beiden sein. Sie dokumentiert ein Detail, dessen Thematisierung offensichtlich zeitlichen Abstand benötigte, für dessen Einbindung in den Gesamtkomplex "Drittes Reich" es aber wahrscheinlich bereits zu spät ist. Die jüdische Alltagsgeschichte im Dritten Reich, zu der die jüdische Presse gehört, stirbt täglich mit ihren Zeitzeugen. Als Teil der nationalsozialistischen Willkür entpuppte sich auch eine Art von "Liberalität" der jüdischen Presse gegenüber, die nicht so genannt werden darf, weil sie berechnend oder zufällig war. In diesem

1

Herbert Freeden sprach von "Schein-Renaissance". Herbert Freeden: Leben zur falschen Zeit. Berlin 1991. S. 111.

Schluß

267

Zusammenhang wurde auf die verhältnismäßig selten ausgesprochenen Verbote jüdischer Zeitungen hingewiesen. Brauchten sich die jüdischen Journalisten also nur zu trauen? Aber was konnten sie sich erlauben, und wann und wieviel? Willkür machte alles zu einem Wagnis mit offenem Ende. Manche der widerständischen Aktionen besitzen bis heute Signalwirkung (andere gingen unter). Bis heute fallen sie dem Leser auf. Ohne Vorwissen wundert er sich und staunt, was da trotz allem möglich war. Er weiß nichts von den Konsequenzen, die auf die Journalisten warteten. Recherchen konnten die Risiken aufdecken. Die jüdischen Journalisten antworteten auf die Kontinuität der Unterdrückung nicht nur mit natürlichem Überlebenswillen, sondern auch mit der Kontinuität der eigenen Kultur. Sie trotzten. Die jüdische Presse trug dazu bei, daß die Menschen nicht nur verharrten, sondern ausharrten. Zu lange? Nicht weil die nationalsozialistische "Judenpolitik" in der Shoa endete, läßt sich diese Frage stellen, sondern genau aus diesem Grunde läßt sie sich nicht stellen. 2 Sie setzte Logik nachhaltig außer Kraft. Nachdem sich die Funktion der jüdischen Presse im Dritten Reich von einer meinungsbildenden zu einer meinungsführenden gewandelt hatte, zählten einige tonangebende jüdische Journalisten zur jüdischen Führungsschicht. Welche Verantwortung sie trugen und daß Fehler passierten, wurde gezeigt. Falsche Prognosen waren Teil einer verbreiteten Unvorstellbarkeit. Der Glaube daran, daß jüdisches Leben in Deutschland möglich bleiben würde, wurde durch dieselbe Ghettoisierung aufrechterhalten, die als Vorstufe der Vernichtung gelten kann. Alle jüdischen Zeitungen und Zeitschriften riefen zur jüdischen Rückbesinnung auf. Jüdischen Stolz nicht nur zu beschreiben, sondern ihn entstehen zu lassen, das war ihr Verdienst. Die uneingeschränkt positive Bewertung der Botschaft "sei stolz darauf, ein Jude zu sein", über deren Rationalität sich streiten läßt, kann in diesem Fall gerechtfertigt werden durch die nachweisbare "Fähigkeit" des Stolzes, widerstandsfähig zu machen. Die Tatsache selbst - im nationalsozialistischen Deutschland verkündeten jüdische Zeitungen in aller Öffentlichkeit Stolz auf das Judentum - war dazu geeignet, zu zeigen, daß Auflehnung in der jüdischen

2

Robert Weltsch schrieb 1943: "Heute würde ich es nicht wagen, [...) die Juden im gemarterten Europa aufzufordern, den Gelben Fleck 'mit Stolz zu tragen'." (In: "Haaretz". Tel Aviv 15. April 1943). In seinen nach dem Zweiten Weltkrieg verfaßten Memoiren beschrieb auch Hans-Joachim Schoeps seine Gewissensqualen, nicht allen Juden gleich geraten zu haben, um jeden Preis zu fliehen. S. Dawidowicz (1979, 165).

268

Schluß

Presse auf zwei Ebenen stattfand: 1. Die jüdische Presse selbst lehnte sich auf. 2. Sie machte ihre Leser widerstandsfähig. Die Zeitungen entwickelten sich zu Volkshochschulen extra muros. 3 Ihr geistiger Widerstand richtete sich erstrangig gegen geistige Zermürbung, nur in erwähnenswerten Einzelfällen gegen die Nationalsozialisten direkt. Er verlor im Dritten Reich seinen apologetischen Charakter. Der antisemitische Ankläger war zu einer übermächtigen Position gelangt. 4 Soweit erkennbar, ließen sich die jüdischen Journalisten weniger auf das Risiko ein, zwischen den Zeilen verschlüsselte Botschaften zu vermitteln. Vielmehr wagten sie offene Aussagen.

Eine offene Aussage war auch

vielsagendes Schweigen. Zitate aus der nationalsozialistischen Presse oder aus nationalsozialistischen Reden bedurften keines Kommentars.

Er war

überflüssig. Schreiber und Leser wußten sich in ihrer Ablehnung einig. 5 Das Verbot des Kommentars (1937) konnte der Methode an Aussagekraft nichts nehmen. Die jüdische Presse im Dritten Reich diente zu keinem Zeitpunkt als Fluchtmedium, so sehr die Leser dafür empfänglich gewesen wären. Sie hielt an alten Werten fest, wahrte auch in der Zeit höchster Bedrängnis kritische Distanz zu

"eigenen" Organisationen (C.V.,

ZVfD,

"Jüdischer Kultur-

bund"). Auch der Meinungsstreit zwischen den Zeitungen ging weiter und sorgte dafür, daß eine gewisse Normalität erhalten blieb. 6 Indem sie sich

3

4

5

6

Joachim Prinz bezeichnete es als die Aufgabe der jüdischen Presse, die "Angst vor dem Aussatz" zu nehmen. "Israelitisches Familienblatt", Nr. 28. Berlin 25. Februar 1937. Herbert Freeden zitierte Fritz Wisten: "Wir konnten nicht protestieren. Aber dal! wir trotz allem weitermachten, das war unser Protest. Wissen, und dennoch tun." In: Freeden (1991, 131). Unter den Lesern und Schreibern kursierte eine Geschichte, an die sich Margarete Edelheim-Mühsam erinnerte: "A vendor was selling Jewish newspapers on a busy Berlin corner-paper without a single printed word in them. Yet every Jew that passed bought a copy; for them it was of little consequence that the pages were blank - they already knew its contents." Zit. in: Boas (1977, 29). "It might be supposed that the differences that in the past had divided Germany's Jews would be consumed in the fires of their common affliction. But that was not so: if anything, the arguments grew more heated, and the ideological struggle between the two dominant directions in German Jewry during Hitler years, the 'German-Jewishway' of the C.V. and the 'national' orientation of the ZVfD, was conducted with even greater intensity, especially in the opening phase of the new regime. These two parties locked horns on all the major issues and urgent questions precipitated by Hitler's triumph, and the result was a spirited, if frequently acrimonious debate which did not completely disappear from the columns of their respective newspapers until the newspapers themselves disappeared towards the end of 1938." Boas (1982. 111).

Schluß

269

durch den nationalsozialistischen Einbruch in ihren Theorien nicht widerlegt, sondern lediglich den Zeitumständen unterlegen zeigten, erhielten sie sich eine erstaunliche Souveränität: "Die Schwerpunkte der jüdischen Zeitungen und Zeitschriften veränderten sich, ihre Individualität aber konnten sie sich bis zum Schluß erhalten." 7

7

Interview Schalom Ben-Chorin. Jerusalem 10. November 1993.

Anhang

Zeitungsregister

Verzeichnis der während des Dritten Reichs aufgelegten Nummern der "Jüdischen

Rundschau",

der

"C.V.-Zeitung",

des

"Israelitischen

Familienblatts" und des "Jüdischen Nachrichtenblatts"

Jüdische Rundschau

1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

9. 31.1.1933 10. 3.2.1933 11. 7.2.1933 12. 10.2.1933 13. 14.2.1933 14. 17.2.1933 15. 21.2.1933 16. 24.2.1933 17. 28.2.1933 18. 3.3.1933 19. 7.3.1933 20. 10.3.1933 21. 14.3.1933 22. 17.3.1933 23. 21.3.1933 24. 24.3.1933 25. 28.3.1933 26. 31.3.1933 27. 4.4.1933 28/29. 7.4.1933 30/31. 13.4.1933 32. 21.4.1933 33. 25.4.1933 34. 28.4.1933 35. 3.5.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

36. 5.5.1933 37. 9.5.1933 38. 12.5.1933 39.16.5.1933 40. 19.5.1933 41. 23.5.1933 42. 26.5.1933 43/44. 30.5.1933 45/46. 9.6.1933 47. 13.6.1933 48. 16.6.1933 49. 20.6.1933 50. 23.6.1933 51. 27.6.1933 52. 30.6.1933 53. 4.7.1933 54. 7.7.1933 55. 11.7.1933 56. 14.7.1933 57. 18.7.1933 58. 21.7.1933 59. 25.7.1933 60. 28.7.1933 61. 1.8.1933 62. 4.8.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

63. 8.8.1933 64. 11.8.1933 65. 15.8.1933 66. 18.8.1933 67. 25.8.1933 68. 29.8.1933 69/70. 1.9.1933 71. 5.9.1933 72. 8.9.1933 73. 12.9.1933 74. 15.9.1933 75/76. 20.9.1933 77. 26.9.1933 78. 29.9.1933 79/80. 4.10.1933 81/82. 11.10.1933 83. 17.10.1933 84. 20.10.1933 85. 24.10.1933 86. 27.10.1933 87. 31.10.1933 88. 3.11.1933 89. 7.11.1933 90. 10.11.1933 91. 14.11.1933

274 Nr. Nr. Nr. Nr.

Anhang 92. 93. 94. 95.

17.11.1933 21.11.1933 24.11.1933 28.11.1933

Nr. Nr. Nr. Nr.

96. 97. 98. 99.

1.12.1933 5.12.1933 8.12.1933 12.12.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

37. 8.5.1934 38. 10.5.1934 39. 15.5.1934 40. 18.5.1934 41/42. 25.5.1934 43. 29.5.1934 44. 1.6.1934 45. 5.6.1934 46. 8.6.1934 47. 12.6.1934 48. 15.6.1934 49. 19.6.1934 50. 22.6.1934 51. 26.6.1934 52. 29.6.1934 53. 3.7.1934 54. 6.7.1934 55. 10.7.1934 56. 13.7.1934 57. 17.7.1934 58. 20.7.1934 59. 24.7.1934 60. 27.7.1934 61. 31.7.1934 62. 3.8.1934 63. 7.8.1934 64. 10.8.1934 65. 14.8.1934 66. 17.8.1934 67. 21.8.1934 68. 24.8.1934 69. 28.8.1934 70. 31.8.1934

Nr. 100. 15.12.1933 Nr. 101. 19.12.1933 Nr. 102. 22.12.1933

1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1/2. 5.1.1934 3. 9.1.1934 4. 12.1.1934 5. 16.1.1934 6. 19.1.1934 7. 23.1.1934 8. 26.1.1934 9. 30.1.1934 10. 2.2.1934 11. 6.2.1934 12. 9.2.1934 13. 13.2.1934 14. 16.2.1934 15. 20.2.1934 16. 23.2.1934 17. 27.2.1934 18. 2.3.1934 19. 6.3.1934 20. 9.3.1934 21. 13.3.1934 22. 16.3.1934 23. 20.3.1934 24. 23.3.1934 25/26. 28.3.1934 27/28. 5.4.1934 29. 10.4.1934 30. 13.4.1934 31. 17.4.1934 32. 20.4.1934 33. 24.4.1934 34. 27.4.1934 35. 1.5.1934 36. 4.5.1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

71. 4.9.1934 72/73. 7.9.1934 74. 14.9.1934 75. 18.9.1934 76/77. 21.9.1934 78/79. 28.9.1934 80. 5.10.1934 81. 9.10.1934 82. 12.10.1934 83. 16.10.1934 84. 19.10.1934 85. 23.10.1934 86. 26.10.1934 87. 30.10.1934 88. 2.11.1934 89. 6.11.1934 90. 9.11.1934 91. 13.11.1934 92. 16.11.1934 93. 20.11.1934 94. 23.11.1934 95. 27.11.1934 96. 30.11.1934 97. 4.12.1934 98. 7.12.1934 99. 11.12.1934 100. 14.12.1934 101. 18.12.1934 102/103.

21.12.1934 Nr. 104. 28.12.1934

275

Zeitungsregister

1935

Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr Nr

1. .1.1935 2. 4.1.1935 3. i.1.1935 4. 11.1.1935 5. 15.1.1935 6. 18.1.1935 7. 22.1.1935 8. 25.1.1935 9. 29.1.1935 10. 1.2.1935 11. 5.2.1935 12. 8.2.1935 13. 12.2.1935 14. 15.2.1935 15. 19.2.1935 16. 22.2.1935 17. 24.2.1935 18. 1.3.1935 19. 5.3.1935 20. 8.3.1935 21. 12.3.1935 22. 15.3.1935 23. 19.3.1935 24. 22.3.1935 25. 26.3.1935 26. 29.3.1935 27. 2.4.1935 28. 5.4.1935 29. 9.4.1935 30. 12.4.1935 31/32. 17.4.1935 33/34. 26.4.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

35. 30.4.1935 36. 3.5.1935 37. 7.5.1935 38. 10.5.1935 39. 14.5.1935 40. 17.5.1935 41. 21.5.1935 42. 24.5.1935 43. 28.5.1935 44. 31.5.1935 45. 4.6.1935 46/47. 6.6.1935 48. 14.6.1935 49. 18.6.1935 50. 21.6.1935 51. 25.6.1935 52. 28.6.1935 53. 2.7.1935 54. 5.7.1935 55. 9.7.1935 56. 12.7.1935 57. 16.7.1935 58. 19.7.1935 65. 13.8.1935 66. 16.8.1935 67. 20.8.1935 68. 23.8.1935 69. 27.8.1935 70. 30.8.1935 71. 3.9.1935 72. 6.9.1935 73. 10.9.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

74. 13.9.1935 75. 17.9.1935 76. 20.9.1935 77. 24.9.1935 78. 27.9.1935 79. 1.10.1935 80. 4.10.1935 81/82. 10.10.193 83. 15.10.1935 84. 18.10.1935 85. 22.10.1935 86. 25.10.1935 87. 29.10.1935 88. 1.11.1935 89. 5.11.1935 90. 8.11.1935 91. 12.11.1935 92. 15.11.1935 93. 19.11.1935 94. 22.11.1935 95. 26.11.1935 96. 29.11.1935 97. 3.12.1935 98. 6.12.1935 99. 10.12.1935 100. 13.12.1935 101 . 17.12.1935 102 . 20.12.1935 103/104. 24.12.1935 Nr. 105 . 31.12.1935

1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

3.1.1936 7.1.1936 10.1.1936 14.1.1936 17.1.1936 21.1.1936 24.1.1936 28.1.1936 31.1.1936

4.2.1936 7.2.1936 11.2.1936 14.2.1936 19.2.1936 21.2.1936 25.2.1936 28.2.1936 3.3.1936

19. 6.3.1936 20. 10.3.1936 21. 13.3.1936 22. 17.3.1936 23. 20.3.1936 24. 24.3.1936 25. 27.3.1936 26. 31.3.1936 27/28. 3.4.1936

276 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

29. 10.4.1936 30/31. 17.4.1936 32. 21.4.1936 33. 24.4.1936 34. 28.4.1936 35. 1.5.1936 36. 5.5.1936 37. 8.5.1936 38. 12.5.1936 39. 15.5.1936 40. 19.5.1936 41. 22.5.1936 42/43. 26.5.1936 44/45. 4.6.1936 46. 9.6.1936 47. 12.6.1936 48. 16.6.1936 49. 19.6.1936 50. 23.6.1936 51. 26.6.1936 52. 30.6.1936 53. 3.7.1936 54. 7.7.1936 55. 10.7.1936

Anhang Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

56. 14.7.1936 57. 17.7.1936 58. 21.7.1936 59. 24.7.1936 60. 28.7.1936 61. 31.7.1936 62. 4.8.1936 63. 7.8.1936 64. 11.8.1936 65. 14.8.1936 66. 18.8.1936 67. 21.8.1936 68. 25.8.1936 69. 28.8.1936 70. 1.9.1936 71. 4.9.1936 72. 8.9.1936 73. 11.9.1936 74/75. 16.9.1936 76. 22.9.1936 77. 25.9.1936 78/79. 30.9.1936 80/81. 7.10.1936 82. 13.10.1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

22. 19.3.1937 23. 23.3.1937 24/25. 26.3.1937 26. 1.4.1937 27. 6.4.1937 28. 9.4.1937 29. 13.4.1937 30. 16.4.1937 31. 20.4.1937 32. 23.4.1937 33. 27.4.1937 34. 30.4.1937 35. 4.5.1937 36. 7.5.1937 37. 11.5.1937 38/39. 14.5.1937 40. 21.5.1937 41. 25.5.1937 42. 28.5.1937 43. 1.6.1937 44. 4.6.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

83. 16.10.1936 84. 20.10.1936 85. 23.10.1936 86. 27.10.1936 87. 30.10.1936 88. 3.11.1936 89. 6.11.1936 90. 10.11.1936 91. 13.11.1936 92. 17.11.1936 93. 20.11.1936 94. 24.11.1936 95. 27.11.1936 96. 1.12.1936 97. 4.12.1936 98. 8.12.1936 99. 11.12.1936 100. 15.12.1936 101. 18.12.1936 102/103.

23.12.1936 Nr. 104/105. 30.12.1936

1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 5.1.1937 2. 8.1.1937 3. 12.1.1937 4. 15.1.1937 5. 19.1.1937 6. 22.1.1937 7. 26.1.1937 8. 29.1.1937 9. 2.2.1937 10. 5.2.1937 11. 9.2.1937 12. 12.2.1937 13. 16.2.1937 14. 19.2.1937 15. 23.2.1937 16. 26.2.1937 17. 2.3.1937 18. 5.3.1937 19. 9.3.1937 20. 12.3.1937 21. 16.3.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65.

8.6.1937 11.6.1937 15.6.1937 18.6.1937 22.6.1937 25.6.1937 29.6.1937 2.7.1937 6.7.1937 9.7.1937 13.7.1937 16.7.1937 20.7.1937 23.7.1937 27.7.1937 30.7.1937 3.8.1937 6.8.1937 10.8.1937 13.8.1937 17.8.1937

277

Zeitungsregister Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

66. 20.8.1937 67. 24.8.1937 68. 27.8.1937 69. 31.8.1937 70/71. 3.9.1937 72. 10.9.1937 73. 14.9.1937 74/75. 17.9.1937 76/77. 24.9.1937 78. 1.10.1937 79. 5.10.1937 80. 8.10.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92.

12.10.1937 15.10.1937 19.10.1937 22.10.1937 26.10.1937 29.10.1937 2.11.1937 5.11.1937 9.11.1937 12.11.1937 16.11.1937 19.11.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

36. 6.5.1938 37. 10.5.1938 38. 13.5.1938 39. 17.5.1938 40. 20.5.1938 41. 24.5.1938 42. 27.5.1938 43. 31.5.1938 44/45. 3.6.1938 46. 10.6.1938 47. 14.6.1938 48. 17.6.1938 49. 21.6.1938 50. 24.6.1938 51. 28.6.1938 52. 1.7.1938 53. 5.7.1938 54. 8.7.1938 55. 12.7.1938 56. 15.7.1938 57. 19.7.1938 58. 22.7.1938 59. 26.7.1938 60. 29.7.1938 61. 2.8.1938

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

93. 2 3 . 1 1 . 1 9 3 7 94. 2 6 . 1 1 . 1 9 3 7 95. 3 0 . 1 1 . 1 9 3 7 96. 3 . 1 2 . 1 9 3 7 97. 7 . 1 2 . 1 9 3 7 98. 10.12.1937 99. 14.12.1937 100. 17.12.1937 101. 2 1 . 1 2 . 1 9 3 7 102. 2 4 . 1 2 . 1 9 3 7 103. 2 8 . 1 2 . 1 9 3 7 104. 3 1 . 1 2 . 1 9 3 7

1938

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 4.1.1938 2. 7.1.1938 3. 11.1.1938 4. 14.1.1938 5. 18.1.1938 6. 21.1.1938 7. 25.1.1938 17. 1.3.1938 18. 4.3.1938 19. 8.3.1938 20. 11.3.1938 21. 15.3.1938 22. 18.3.1938 23. 22.3.1938 24. 25.3.1938 25. 29.3.1938 26. 1.4.1938 27. 5.4.1938 28. 8.4.1938 29. 12.4.1938 30/31. 15.4.1938 32. 21.4.1938 33. 26.4.1938 34. 29.4.1938 35. 3.5.1938

Nr. 62. 5.8.1938 Nr. 63. 9 . 8 . 1 9 3 8 Nr. 64. 12.8.1938 Nr. 65. 16.8.1938 Nr. 66. 19.8.1938 Nr. 67. 2 3 . 8 . 1 9 3 8 Nr. 68. 2 6 . 8 . 1 9 3 8 Nr. 69. 3 0 . 8 . 1 9 3 8 Nr. 70. 2 . 9 . 1 9 3 8 Nr. 71. 6 . 9 . 1 9 3 8 Nr. 72. 9.9.1938 Nr. 73. 13.9,1938 Nr. 74. 16.9.1938 Nr. 75. 2 0 . 9 . 1 9 3 8 Nr. 76/77. 2 3 . 9 . 1 9 3 8 Nr. 78. 3 0 . 9 . 1 9 3 8 Nr. 79. 4 . 1 0 . 1 9 3 8 Nr. 80/81. 7 . 1 0 . 1 9 3 8 Nr.82/83.14.10.1938 Nr. 84. 2 1 . 1 0 . 1 9 3 8 Nr. 85. 2 5 . 1 0 . 1 9 3 8 Nr. 86. 2 8 . 1 0 . 1 9 3 8 Nr. 87. 1.11.1938 Nr. 88. 4 . 1 1 . 1 9 3 8 Nr. 89. 8 . 1 1 . 1 9 3 8

278

Anhang

e.V.-Zeitung

1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

5. 2.2.1933 6. 9.2.1933 7. 16.2.1933 8. 23.2.1933 9. 2.3.1933 10. 9.3.1933 11. 16.3.1933 12. 23.3.1933 13. 30.3.1933 14. 6.4.1933 15. 13.4.1933 16. 20.4.1933 17. 27.4.1933 18. 4.5.1933 19. 11.5.1933 20. 18.5.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36.

26.5.1933 1.6.1933 8.6.1933 15.6.1933 22.6.1933 29.6.1933 6.7.1933 13.7.1933 20.7.1933 27.7.1933 3.8.1933 10.8.1933 17.8.1933 7.9.1933 14.9.1933 20.9.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.

28.9.1933 4.10.1933 11.10.1938 19.10.1933 26.10.1933 2.11.1933 9.11.1933 16.11.1933 23.11.1933 30.11.1933 7.12.1933 14.12.1933 21.12.1933 29.12.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36.

10.5.1934 17.5.1934 25.5.1934 31.5.1934 7.6.1934 14.6.1934 21.6.1934 28.6.1934 5.7.1934 12.7.1934 19.7.1934 26.7.1934 2.8.1934 9.8.1934 16.8.1934 23.8.1934 30.8.1934 6.9.1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

14.9.1934 21.9.1934 28.9.1934 5.10.1034 11.10.1934 18.10.1934 25.10.1934 1.11.1934 8.11.1934 15.11.1934 22.11.1934 29.11.1934 6.12.1934 13.12.1934 20.12.1934 28.12.1934

1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 1.1.1934 2. 11.1.1934 3. 18.1.1934 4. 25.1.1934 5. 1.2.1934 6. 8.2.1934 7. 15.2.1934 8. 22.2.1934 9. 1.3.1934 10. 8.3.1934 11. 15.3.1934 12. 22.3.1934 13. 29.3.1934 14. 5.4.1934 15. 12.4.1934 16. 19.4.1934 17. 26.4.1934 18. 3.5.1934

279

Zeitungsregister

1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 4.1.1935 2. 10.1.1935 3. 17.1.1935 4. 24.1.1935 5. 31.1.1935 6. 7.2.1935 7. 14.2.1935 8. 21.2.1935 9. 28.2.1935 10. 7.3.1935 11. 14.3.1935 12. 21.3.1935 13. 28.3.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 39.

4.4.1935 11.4.1935 17.4.1935 24.4.1935 3.5.1935 9.5.1935 16.5.1935 23.5.1935 30.5.1935 6.6.1935 13.6.1935 20.6.1935 26.9.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

3.10.1935 10.10.1935 17.10.1935 24.10.1935 31.10.1935 7.11.1935 14.11.1935 22.11.1935 28.11.1935 5.12.1935 12.12.1935 19.12.1935 24.12.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36.

7.5.1936 14.5.1936 22.5.1936 27.5.1936 4.6.1936 11.6.1936 18.6.1936 25.6.1936 2.7.1936 9.7.1936 16.7.1936 23.7.1936 30.7.1936 6.8.1936 13.8.1936 20.8.1936 27.8.1936 3.9.1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.

10.9.1936 16.9.1936 24.9.1936 1.10.1936 8.10.1936 15.10.1936 22.10.1936 29.10.1936 5.11.1936 12.11.1936 19.11.1936 26.11.1936 3.12.1936 10.12.1936 17.12.1936 24.12.1936 31.12.1936

1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 3.1.1936 2. 9.1.1936 3. 16.1.1936 4. 23.1.1936 5. 30.1.1936 6. 6.2.1936 7. 13.2.1936 8. 20.2.1936 9. 27.2.1936 10. 5.3.1936 11. 12.3.1936 12. 19.3.1936 13. 26.3.1936 14. 2.4.1936 15. 9.4.1936 16. 16.4.1936 17. 23.4.1936 18. 30.4.1936

1937

Nr. 1. 7.1.1937 Nr. 2. 14.1.1937 Nr. 3. 21.1.1937

Nr. 4. 28.1.1937 Nr. 5. 4.2.1937 Nr. 6. 11.2.1937

Nr. 7. 18.2.1937 Nr. 8. 25.2.1937 Nr. 9. 4.3.1937

Anhang

280 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

11.3.1937 18.3.1937 25.3.1937 1.4.1937 8.4.1937 18.4.1937 22.4.1937 29.4.1934 6.5.1934 13.5.1937 20.5.1937 27.5.1937 3.5.1937 10.5.1937 17.5.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39.

24.5.1937 1.7.1937 8.7.1937 15.7.1937 22.7.1937 29.7.1937 5.8.1937 12.8.1937 19.8.1937 26.8.1937 2.9.1937 9.9.1937 17.9.1937 23.9.1937 30.9.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

7.10.1937 14.10.1937 21.10.1937 28.10.1937 4.11.1937 11.11.1937 19.11.1937 25.11.1937 2.12.1937 9.12.1937 16.12.1937 23.12.1937 30.12.1937

1. 6.1.1938 2. 13.1.1938 3. 20.1.1938 4. 27.1.1938 8. 24.2.1938 9. 3.3.1938 10. 10.3.1938 11. 17.3.1938 12. 24.3.1938 13. 31.3.1938 14. 7.4.1938 15. 14.4.1938 16. 21.4.1938 17. 28.4.1938

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

5.5.1938 12.5.1938 19.5.1938 26.5.1938 2.6.1938 9.6.1938 16.6.1938 23.6.1938 30.6.1938 7.7.1938 14.7.1938 21.7.1938 28.7.1938 7.8.1938

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44.

11.8.1938 18.8.1938 25.8.1938 1.9.1938 8.9.1938 15.9.1938 22.9.1938 29.9.1938 6.10.1938 13.10.1938 20.10.1938 27.10.1938 3.11.1938

9. 2.3.1933 10. 9.3.1933 11. 16.3.1933 12. 23.3.1933

Nr. Nr. Nr. Nr.

13. 14. 15. 16.

30.3.1933 6.4.1933 13.4.1933 20.4.1933

1938

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Israelitisches Familienblatt

1933

Nr. Nr. Nr. Nr.

5. 6. 7. 8.

2.2.1933 9.2.1933 16.2.1933 23.2.1933

Nr. Nr. Nr. Nr.

Zeitungsregister Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.

27.4.1933 4.5.1933 11.5.1933 18.5.1933 24.5.1933 2.6.1933 8.6.1933 15.6.1933 22.6.1933 29.6.1933 6.7.1933 13.7.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.

20.7.1933 27.7.1933 3.8.1933 10.8.1933 17.8.1933 24.8.1933 31.8.1933 7.9.1933 14.9.1933 20.9.1933 28.9.1933 4.10.1933

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

11.10.1933 19.10.1933 26.10.1933 2.11.1933 9.11.1933 16.11.1933 23.11.1933 30.11.1933 7.12.1933 14.12.1933 21.12.1933 28.12.1933

1. 4.1.1934 2. 11.1.1934 3. 18.1.1934 4. 25.1.1934 5. 1.2.1934 6. 8.2.1934 7. 15.2.1934 8. 22.2.1934 9. 1.3.1934 10. 8.3.1934 11. 15.3.1934 12. 22.3.1934 13. 29.3.1934 14. 5.4.1934 15. 12.4.1934 16. 19.4.1934 17. 26.4.1934 18. 3.5.1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36.

9.5.1934 17.5.1934 24.5.1934 31.5.1934 7.6.1934 14.6.1934 21.6.1934 28.6.1934 5.7.1934 12.7.1934 19.7.1934 26.7.1934 2.8.1934 9.8.1934 16.8.1934 23.8.1934 30.8.1934 6.9.1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

13.9.1934 20.9.1934 27.9.1934 4.10.1934 11.10.1934 18.10.1934 25.10.1934 1.11.1934 8.11.1934 15.11.1934 22.11.1934 29.11.1934 6.12.1934 13.12.1934 20.12.1934 27.12.1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

9. 28.2.1935 10. 7.3.1935 11. 14.3.1935 12. 21.3.1935 13. 28.3.1935 14. 4.4.1935 15. 11.4.1935 16. 17.4.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

23.4.1935 2.5.1935 9.5.1935 16.5.1935 23.5.1935 30.5.1935 6.6.1935 13.6.1935

1934

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

3.1.1935 10.1.1935 17.1.1935 24.1.1935 31.1.1935 7.2.1935 14.2.1935 21.2.1935

Anhang

282 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

25. 26. 27. 28. 29.

20.6.1935 27.6.1935 4.7.1935 11.7.1935 18.7.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

30. 31. 32. 46. 47.

25.7.1935 1.8.1935 8.8.1935 14.11.1935 22.11.1935

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

48. 49. 50. 51. 52.

28.11.1935 5.12.1935 12.12.1935 19.12.1935 24.12.1935

1. 2.1.1936 2. 9.1.1936 3. 16.1.1936 4. 23.1.1936 5. 30.1.1936 6. 6.2.1936 7. 13.2.1936 8. 20.2.1936 9. 27.2.1936 10. 5.3.1936 11. 12.3 1936 12. 19.3.1936 13. 26.3.1936 14. 2.4.1936 15. 9.4.1936 16. 16.4.1936 17. 23.4.1936 18. 30.4.1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36.

7.5.1936 14.5.1936 21.5.1936 26.5.1936 4.6.1936 11.6.1936 18.6.1936 25.6.1936 2.7.1936 9.7.1936 16.7.1936 23.7.1936 30.7.1936 6.8.1936 13.8.1936 20.8.1936 27.8.1936 3.9.1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.

10.9.1936 16.9.1936 24.9.1936 1.10.1936 7.10.1936 15.10.1936 22.10.1936 29.10.1936 5.11.1936 12.11.1936 19.11.1936 26.11.1936 3.12.1936 10.12.1936 17.12.1936 24.12.1936 31.12.1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

16. 22.4.1937 17. 29.4.1937 18. 6.5.1937 19. 3.5.1937 20. 20.5.1937 21. 27.5.1937 22. 3.6.1937 23. 10.6.1937 24. 17.6.1937 25. 24.6.1937 26. 1.7.1937 27. 8.7.1937 27a. 9.7.1937 28. 15.7.1937 29. 22.7.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44.

29.7.1937 5.8.1937 12.8.1937 19.8.1937 26.8.1937 2.9.1937 9.9.1937 16.9.1937 23.9.1937 30.9.1937 7.10.1937 14.10.1937 21.10.1937 28.10.1937 4.11.1937

1936

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 7.1.1937 2. 14.1.1937 3. 21.1.1937 4. 28.1.1937 5. 4.2.1937 6. 11.2.1937 7. 18.2.1937 8. 25.2.1937 9. 4.3.1937 10. 11.3.1937 11. 18.3.1937 12. 25.3.1937 13. 1.4.1937 14. 8.4.1937 15. 15.4.1937

283

Zeitungsregister Nr. 45. 11.11.1937 Nr. 46. 18.11.1937 Nr. 47. 25.11.1937

Nr. 48. 2.12.1937 Nr. 49. 9.12.1937 Nr. 50. 16.12.1937

Nr. 51. 23.12.1937 Nr. 52. 30.12.1937

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1938

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 6.1.1938 2. 13.1.1938 3. 20.1.1938 4. 27.1.1938 5. 3.2.1938 6. 10.2.1938 7. 17.2.1938 8. 24.2.1938 9. 3.3.1938 10. 10.3.1938 11. 17.3.1938 12. 24.3.1938 13. 31.3.1938 14. 7.4.1938 15. 14.4.1938

16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

21.4.1938 28.4.1938 5.5.1938 12.5.1938 19.5.1938 26.5.1938 2.6.1938 9.6.1938 16.6.1938 23.6.1938 30.6.1938 7.7.1938 14.7.1938 21.7.1938 28.7.1938

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43.

4.8.1938 11.8.1938 18.8.1938 25.8.1938 1.9.1938 8.9.1938 15.9.1938 22.9.1938 29.9.1938 6.10.1938 13.10.1938 20.10.1938 27.10.1938

Jüdisches Nachrichtenblatt

1938

|Nr. 1. 22.11.1938] Nr. 1. 23.11.1938 Nr. 2. 29.11.1938 Nr. 3. 2.12.1938

Nr. Nr. Nr. Nr.

4. 5. 6. 7.

6.12.1938 9.12.1938 13.12.1938 16.12.1938

Nr. 8. 20.12.1938 Nr. 9/10. 23.12.1938 Nr. 11. 30.12.1938

Nr. Nr. Nr. Nr.

5. 6. 7. 8.

17.1.1939 20.1.1939 24.1.1939 27.1.1939

Nr. Nr. Nr. Nr.

1939

Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 2. 3. 4.

3.1.1939 6.1.1939 10.1.1939 13.1.1939

9. 31.1.1939 10. 3.2.1939 11. 7.2.1939 12. 10.2.1939

284 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Anhang 13. 14.2.1939 14. 17.2.1939 15. 21.2.1939 16. 24.2.1939 17. 28.2.1939 18. 3.3.1939 19. 7.3.1939 20. 10.3.1939 21. 14.3.1939 22. 17.3.1939 23. 21.3.1939 24. 24.3.1939 25. 28.3.1939 26. 31.3.1939 27/28. 4 . 4 . 1 9 3 9 29/30. 14.4.1939 31. 19.4.1939 32. 21.4.1939 33. 25.4.1939 34. 28.4.1939 35. 3.5.1939 36. 5.5.1939 37. 9.5.1939 38. 12.5.1939 39. 16.5.1939 40. 20.5.1939 41/42. 25.5.1939 43. 31.5.1939 44. 2 . 6 . 1 9 3 9

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

45. 6.6.1939 46. 9.6.1939 47. 13.6.1939 48. 16.6.1939 49. 20.6.1939 50. 23.6.1939 51. 27.6.1939 52. 30.6.1939 53. 4.7.1939 54. 7.7.1939 55. 11.7.1939 56. 14.7.1939 57. 18.7.1939 58. 21.7.1939 59. 25.7.1939 60. 28.7.1939 61. 1.8.1939 62. 4.8.1939 63. 8.8.1939 64. 11.8.1939 65. 15.8.1939 66. 18.8.1939 67. 22.8.1939 68. 25.8.1939 69. 29.8.1939 70. 1.9.1939 71. 5.9.1939 72. 8.9.1939 73/74. 13.9.1939

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

17. 27.2.1940. 18. 1.3.1940 19. 5.3.1940 20. 8.3.1940 21. 12.3.1940 22. 15.3.1940 23. 19.3.1940 24. 22.3.1940 25/26. 29.3.1940 27. 2.4.1940 28. 5.4.1940 29. 9.4.1940 30. 12.4.1940 31. 16.4.1940 32. 19.4.1940 33/34. 23.4.1940

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

75. 17.9.1939 76. 22.9.1939 77/78. 29.9.1939 79. 3.10.1939 80. 6.10.1939 81. 10.10.1939 82. 13.10.1939 83. 17.10.1939 84. 20.10.1939 85. 24.10.1939 86. 27.10.1939 87. 31.10.1939 88. 3.11.1939 89. 7.11.1939 90. 10.11.1939 91. 14.11.1939 92. 17.11.1939 93. 21.11.1939 94. 24.11.1939 95. 28.11.1939 96. 1.12.1939 97. 5.12.1939 98. 8.12.1939 99. 12.12.1939 100. 15.12.1939 101. 19.12.1939 102. 22.12.1939 103/104. 29.12.1939

1940

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 3.1.1940 2. 5.1.1940 3. 9.1.1940 4. 12.1.1940 5. 16.1.1940 6. 19.1.1940 7. 23.1.1940 8. 26.1.1940 9. 30.1.1940 10. 2.2.1940 11. 6.2.1940 12. 9.2.1940 13. 13.2.1940 14. 16.2.1940 15. 20.2.1940 16. 23.2.1940

35/36. 4.5.1940 37. 7.5.1940 38. 10.5.1940 39. 15.5.1940 40. 17.5.1940 41. 21.5.1940 42. 24.5.1940 43. 28.5.1940 44. 31.5.1940 45. 4.6.1940 46. 7.6.1940 47. 11.6.1940 48. 14.6.1940 49. 18.6.1940 50. 21.6.1940 51. 25.6.1940

285

Zeitungsregister Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69.

28.6.1940 2.7.1940 5.7.1940 9.7.1940 12.7.1940 16.7.1940 19.7.1940 23.7.1940 26.7.1940 30.7.1940 2.8.1940 6.8.1940 9.8.1940 13.8.1940 16.8.1940 20.8.1960 23.8.1940 27.8.1940

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

70. 3 0 . 8 . 1 9 4 0 71. 3 . 9 . 1 9 4 0 72. 6 . 9 . 1 9 4 0 73. 10.9.1940 74. 13.9.1940 75. 17.9.1940 76. 2 0 . 9 . 1 9 4 0 77. 2 4 . 9 . 1 9 4 0 78. 2 7 . 9 . 1 9 4 0 79/80. 1.10.1940 81/82. 10.10.1940 83. 15.10.1940 84. 18.10.1940 85. 2 2 . 1 0 . 1 9 4 0 86. 2 5 . 1 0 . 1 9 4 0 87. 2 9 . 1 0 . 1 9 4 0 88. 1.11.1940 89. 5 . 1 1 . 1 9 4 0

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 3 . 1 . 1 9 4 1 2. 7 . 1 . 1 9 4 1 3. 10.1.1941 4. 14.1.1941 5. 17.1.1941 6. 2 1 . 1 . 1 9 4 1 7. 24.1.1941 8. 2 8 . 1 . 1 9 4 1 9. 31.1.1941 10. 4 . 2 . 1 9 4 1 11. 7 . 2 . 1 9 4 1 12. 11.2.1941 13. 14.2.1941 14. 18.2.1941 15. 2 1 . 2 . 1 9 4 1 16. 25.2.1941 17. 28.2.1941 18. 4.3.1941 19. 7.3.1941 20. 11.3.1941 21. 14.3.1941 22. 18.3.1941 23. 2 1 . 3 . 1 9 4 1 24. 2 5 . 3 . 1 9 4 1 25. 2 8 . 3 . 1 9 4 1

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

26. 1.4.1941 27. 4.4.1941 28. 8 . 4 . 1 9 4 1 29/30. 11.4.1941 31. 18.4.1941 32. 2 2 . 4 . 1 9 4 1 33. 2 5 . 4 . 1 9 4 1 34. 2 9 . 4 . 1 9 4 1 35. 2.5.1941 36. 6.5.1941 37. 9.5.1941 38. 13.5.1941 39. 16.5.1941 40. 20.5.1941 41. 2 3 . 5 . 1 9 4 1 42. 2 7 . 5 . 1 9 4 1 43/44. 30.5.1941 45. 6.6.1941 46. 10.6.1941 47. 13.6.1941 48. 17.6.1941 49. 2 0 . 6 . 1 9 4 1 50. 27.6.1941 51. 4 . 7 . 1 9 4 1 52. 11.7.1941

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

90. 8 . 1 1 . 1 9 4 0 91. 1 2 . 1 1 . 1 9 4 0 92. 1 5 . 1 1 . 1 9 4 0 93. 1 9 . 1 1 . 1 9 4 0 94. 2 2 . 1 1 . 1 9 4 0 95. 2 6 . 1 1 . 1 9 4 0 96. 2 9 . 1 1 . 1 9 4 0 97. 3 . 1 2 . 1 9 4 0 98. 6 . 1 2 . 1 9 4 0 99. 1 0 . 1 2 . 1 9 4 0 100. 1 3 . 1 2 . 1 9 4 0 101. 1 7 . 1 2 . 1 9 4 0 102. 2 0 . 1 2 . 1 9 4 0 103/104.

24.12.1940 Nr. 105. 3 1 . 1 2 . 1 9 4 0

1941

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76.

18.7.1941 25.7.1941 1.8.1941 8.8.1941 15.8.1941 22.9.1941 29.9.1941 5.9.1941 12.9.1941 19.9.1941 26.9.1941 3.10.1941 10.10.1941 17.10.1941 24.10.1941 31.10.1941 7.11.1941 14.11.1941 21.11.1941 28.11.1941 5.12.1941 12.12.1941 19.12.1941 26.12.1941

286

Anhang

1942

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 6 . 1 . 1 9 4 2 2. 9.1.1942 3. 16.1.1942 4. 23.1.1942 5. 30.1.1942 6. 6.2.1942 7. 13.2.1942 8. 20.2.1942 9. 27.2.1942 10. 6.3.1942 11. 13.3.1942 12. 20.3.1942 13. 27.3.1942 15. 10.4.1942 16. 17.4.1942 17. 24.4.1942 18. 1.4.1942

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

8.5.1942 15.5.1942 22.5.1942 29.5.1942 5.6.1942 12.6.1942 19.6.1942 26.6.1942 3.7.1942 10.7.1942 17.7.1942 24.7.1942 31.7.1942 7.8.1942 14.8.1942 21.8.1942 28.8.1942

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

4.9.1942 11.9.1942 18.9.1942 25.9.1942 2.10.1942 9.10.1942 16.10.1942 23.10.1942 30.10.1942 6.11.1942 13.11.1942 20.11.1942 27.11.1942 4.12.1942 11.12.1942 18.12.1942 25.12.1942

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

8. 26.2.1943 9. 5.3.1943 10. 12.3.1943 11. 19.3.1942 12. 26.3.1942 13. 2.4.1943 14. 9.4.1943

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

15. 16. 17. 18. 19. 20.

15.4.1943 23.4.1943 30.4.1943 7.5.1943 21.5.1943 4.6.1943

1943

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

8.1.1943 15.1.1943 22.1.1943 29.1.1943 5.2.1943 12.2.1943 19.2.1943

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Artikel, die unter Nennung eines Autors das Thema "jüdische Presse" direkt berühren, wurden im allgemeinen Literaturverzeichnis erfaßt.

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C.V.-Zeitung. Nr. 23. Berlin 7. Juni 1934. - Nr. 45. Berlin 8. November 1934. - Nr. 49. Berlin 6. Dezember 1934. - Nr. 1. Berlin 4. Januar 1935. - Nr. 7. Berlin 14. Februar 1935. - Nr. 12. Berlin 21. März 1935. - Nr. 18. Berlin 3. Mai 1935. - Nr. 24. Berlin 13. Juni 1935. - Nr. 39. Berlin 26. September 1935. - Nr. 40. Berlin 3. Oktober 1935. - Nr. 3. Berlin 16. Januar 1936. - Nr. 8. Berlin 25. Februar 1937. - Nr. 37. Berlin 17. September 1937. - Nr. 48. Berlin 2. Dezember 1937. - Nr. 1. Berlin 6. Januar 1938. - Nr. 2. Berlin 13. Januar 1938. - Nr. 3. Berlin 20. Januar 1938. - Nr. 40. Berlin 6. Oktober 1938. Das Jüdische Echo. Nr. 4. München 23. Januar 1931. Der Angriff. Nr. 36. Berlin September 1934. - Berlin 29. September 1934. - Berlin 24. November 1934. - Berlin 3. Juni 1935. - Berlin 3. September 1935. Der Israelit. Frankfurt a. Main 19. November 1931. Der Morgen. Nr. 3. Berlin 1934. - Nr. 9. Berlin Dezember 1934. Der Schild. Berlin 12. Mai 1932. - Berlin 30. Oktober 1932. - Berlin 17. Dezember 1933. Der Zeitschriften=Verleger. Nr. 40. Berlin 20. November 1935. - Nr. 20. Berlin 19. Mai 1937. - Nr. 21. Berlin 26. Mai 1937. - Nr. 24. Berlin 15. Juni 1938. - Nr. 16. Berlin 18. April 1936. Deutsche Presse. Berlin 14. Dezember 1935. Deutsche Presse. Berlin 5. März 1938. Deutsche Zeitung. Berlin 7. September 1933. Die Welt. Hamburg 29. März 1952. Frankfurter Israelitisches Gemeindeblatt. Frankfurt a. Main Juni 1934. - Frankfurt a. Main Juli 1934. Frankfurter Zeitung. Frankfurt a. Main 7. Mai 1936. Gemeinde Zeitung für die israelitische Gemeinde Württemberg. Stuttgart 16. Februar 1931. - Stuttgart 1. Juni 1931. Ha-aretz. Tel Aviv 15. April 1943. Hamburger Fremdenblatt. Hamburg 12. Mai 1935. Im deutschen Reich. Nr. 1. Berlin Juli 1895. Informationsblätter der Reichsvertretung. Nr. 6/7. Berlin Juni/Juli 1937. Informationsblätter im Auftrag des Zentralausschusses der Deutschen Juden für Hilfe und Aufbau. Nr. 2. Berlin 2. Februar 1934. Israelitisches Familienblatt. Nr. 1. Hamburg 12. Januar 1933. - Nr. 3. Hamburg 19. Januar 1933.

Zeitungen und Zeitschriften Israelitisches Familienblatt. Nr. 5. Hamburg 2. Februar 1933. - Nr. 8. Hamburg 23. Februar 1933. - Nr. 9. Hamburg 2. März 1933. - Nr. 11. Hamburg 16. März 1933. - Nr. 15. Hamburg 13. April 1933. - Nr. 17. Hamburg 27. April 1933. - Nr. 22. Hamburg 2. Juni 1933. - Nr. 27. Hamburg 6. Juli 1933. - Nr. 28. Hamburg 13. Juli 1933. - Nr. 30. Hamburg 27. Juli 1933. - Nr. 31. Hamburg 3. August 1933. - Nr. 36. Hamburg 7. September 1933. - Nr. 40. Hamburg 4. Oktober 1933. - Nr. 41. Hamburg 11. Oktober 1933. - Nr. 45. Hamburg 9. November 1933. - Nr. 51. Hamburg 21. Dezember 1933. - Nr. 1. Hamburg 4. Januar 1934. - Nr. 2. Hamburg 11. Januar 1934. - Nr. 10. Hamburg 8. März 1934. - Nr. 20. Hamburg 17. Mai 1934. - Nr. 21. Hamburg 24. Mai 1934. - Nr. 32. Hamburg 9. August 1934. - Nr. 35. Hamburg 30. August 1934. - Nr. 37. Hamburg 13. September 1934. - Nr. 39. Hamburg 27. September 1934. - Nr. 48. Hamburg 29. November 1934. - Nr. 1. Hamburg 3. Januar 1935. - Nr. 5. Hamburg 31. Januar 1935. - Nr. 7. Hamburg 14. Februar 1935. - Nr. 12. Hamburg 21. März 1935. - Nr. 21. Berlin 23. Mai 1935. - Nr. 23. Berlin 6. Juni 1935. - Nr. 29. Berlin 18. Juli 1935. - Nr. 30. Berlin 25. Juli 1935. - Nr. 2. Berlin 9. Januar 1936. - Nr. 27. Berlin 2. Juli 1936. - Nr. 32. Berlin 6. August 1936. - Nr. 33. Berlin 13. August 1936. - Nr. 1. Berlin 7. Januar 1937. - Nr. 8. Berlin 25. Februar 1937. - Nr. 19. Berlin 13. Mai 1937. - Nr. 47. Berlin 25. November 1937. - Nr. 11. Berlin 17. März 1938. - Nr. 17. Berlin 28. April 1938. - Nr. 23. Berlin 9. Juni 1938. - Nr. 30. Berlin 28. Juli 1938. - Nr. 43. Berlin 27. Oktober 1938. Jüdisch-liberale Zeitung. Berlin 19. Juni 1934. Juedische Rundschau. Nr. 40. Berlin 1. Oktober 1902. - Nr. 52. Berlin 25. Dezember 1908. - Nr. 32. Berlin 7. August 1914. Jüdische Rundschau. Berlin 26. September 1924.

328 Jüdische Rundschau. Berlin 9. September 1926. - Nr. 20. Berlin 13. März 1931. - Nr. 14. Berlin 19. Februar 1932. - Nr. 88. Berlin 11. April 1932. - Nr. 9. Berlin 31. Januar 1933. - Nr. 12. Berlin 10. Februar 1933. - Nr. 25. Berlin 28. März 1933. - Nr. 27. Berlin 4. April 1933. - Nr. 37. Berlin 9. Mai 1933. - Nr. 43/44. Berlin 30. Mai 1933. - Nr. 48. Berlin 16. Juni 1933. - Nr. 68. Berlin 29. August 1933. - Nr. 69/70. Berlin 1. September 1933. - Nr. 78. Berlin 29. September 1933. - Nr. 84. Berlin 20. Oktober 1933. - Nr. 91. Berlin 14. November 1933. - Nr. 92. Berlin 17. November 1933. - Nr. 95. Berlin 28. November 1933. - Nr. 98. Berlin 8. Dezember 1933. - Nr. 102. Berin 22. Dezember 1933. - Nr. 9. Berlin 30. Januar 1934. - Nr. 13. Berlin 13. Februar 1934. - Nr. 45. Berlin 5. Juni 1934. - Nr. 52. Berlin 29. Juni 1934. - Nr. 61. Berlin 31. Juli 1934. - Nr. 75. Berlin 18. September 1934. - Nr. 78/79. Berlin 28. September 1934. - Nr. 80. Berlin 5. Oktober 1934. - Nr. 90. Berlin 9. November 1934. - Nr. 2. Berlin 4. Januar 1935. - Nr. 3. Berlin 8. Januar 1935. - Nr. 13. Berlin 12. Februar 1935. - Nr. 23. Berlin 19. März 1935. - Nr. 31/32. Berlin 17. April 1935. - Nr. 74. Berlin 13. September 1935. - Nr. 77. Berlin 24. September 1935. - Nr. 78. Berlin 27. September 1935. - Nr. 81/82. Berlin 10. Oktober 1935. - Nr. 90. Berlin 8. November 1935. - Nr. 93. Berlin 19. November 1935. - Nr. 95. Berlin 26. November 1935. - Nr. 3. Berlin 10. Januar 1936. - Nr. 9. Berlin 31. Januar 1936. - Nr. 20. Berin 10. März 1936. - Nr. 36. Berlin 5. Mai 1936. - Nr. 86. Berlin 27. Oktober 1936. - Nr. 2. Berlin 8. Januar 1937. - Nr. 10. Berlin 5. Februar 1937. - Nr. 20. Berlin 12. März 1937. - Nr. 38/39. Berlin 14. Mai 1937. - Nr. 53. Berlin 6. Juli 1937. - Nr. 54. Berlin 9. Juli 1937.

Anhang

Zeitungen und Zeitschriften Jüdische Rundschau. Nr. 64. Berlin 13. August 1937. - Nr. 67. Berlin 24. August 1937. - Nr. 78. Berlin 1. Oktober 1937. - Nr. 88. Berlin 5. November 1937. - Nr. 102. Berlin 24. Dezember 1937. - Nr. 104. Berlin 31. Dezember 1937. - Nr. 4. Berlin 14. Januar 1938. - Nr. 7. Berlin 25. Januar 1938. - Nr. 25. Berlin 29. März 1938. - Nr. 36. Berlin 6. Mai 1938. - Nr. 72. Berlin 9. September 1938. - Nr. 76/77. Berlin 23. September 1938. - Nr. 82/83. Berlin 14. Oktober 1938. - Nr. 89. Berlin 8. November 1938. Jüdische Zeitung für Ostdeutschland. Breslau 19. Januar 1934. - Breslau 19. April 1935. Jüdisches Jahrbuch. Berlin 1930. Jüdisches Nachrichtenblatt. Nr. 1. Berlin 23. November 1938. - Nr. 11. Berlin 30. Dezember 1938. - Nr. 5. Berlin 17. Januar 1939. - Nr. 7. Berlin 24. Januar 1939. - Nr. 8. Berlin 27. Januar 1939. - Nr. 9. Berlin 31. Januar 1939. - Nr. 12. Berlin 10. Februar 1939. - Nr. 22. Berlin 17. März 1939. - Nr. 26. Berlin 31. März 1939. - Nr. 29/30. Berlin 14. April 1939. - Nr. 54. Berlin 7. Juli 1939. - Nr. 56. Berlin 14. Juli 1939. - Nr. 75. Berlin 17. September 1939. - Nr. 23. Berlin 19. März 1940. - Nr. 58. Berlin 19. Juli 1940. - Nr. 71. Berlin 3. November 1940. - Nr. 65. Berlin 10. Oktober 1941. - Nr. 8. Berlin 20. Februar 1942. - Nr. 29. Berlin 17. Juli 1942. - Nr. 47. Berlin 20. November 1942. - Nr. 20. Berlin 4. Juni 1943. Kölner Jüdische Liberale Zeitung. Köln 11. November 1927. MB. Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa. Tel Aviv Mai 1935. - Tel Aviv 5. April 1963. Münchner Post. München 15. Januar 1931. Neue Juristische Wochenschrift. Nr. 1. München/Frankfurt a. Main 1962. Nürnberg = Fürther Isr. Gemeindeblatt. Nürnberg 1. März 1933. Völkischer Beobachter. Berlin 7. April 1932. - Berlin 14. Dezember 1933. - Berlin 26. Juli 1934. - Berlin 7. August 1935. - Berlin 8. September 1935. - Berlin 20. April 1936. Westfälische Landeszeitung. Dortmund 11. September 1935. Wirtschaft und Statistik. Berlin 1935.

329

330 Wissenschaftliche Zeitschrift für jüdische Theologie. Frankfurt a. Main April 1839. - Frankfurt a. Main Mai 1844. Württembergische Landeszeitung. Nr. 55. Stuttgart 6. März 1933. Zeitungs = Verlag. Nr. 24. Berlin 16. Juni 1934. - Nr. 26. Berlin 25. Juni 1938. Zeitungswissenschaft. Nr. 10. Berlin Oktober 1936. - Nr. 1. Berlin Januar 1937. - Nr. 4. Berlin April 1936. - Nr. 10. Berlin Oktober 1936.

Anhang

Archive

Akademie der Künste, Berlin Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Wien Archiv des Berliner Museums, Abteilung Jüdisches Museum, Berlin Archiv des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft), München Archiv des Vereins zur Pflege kommunalwissenschaftlicher Aufgaben e.V., Berlin Bayerische Staatsbibliothek, München Bundesarchiv Koblenz/Potsdam/Coswig Central Zionist Archives, Jerusalem (hebr.) Centre de Documentation Juive Contemporaine, Paris Deutsche Bücherei, Leipzig Fritz-Wisten-Archiv, Berlin Germania Judaica, Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums, Köln Institut für Zeitgeschichte, München Institut für Zeitungsforschung, Dortmund International Military Trial, Nürnberg Jewish Historical General Archives, Jerusalem Leo Baeck Institute, New York/Jerusalem National Library, Jerusalem Politisches Archiv im Auswärtigen Amt, Bonn Public Library, Jewish Division, New York Schocken Archiv, Jerusalem The Central Archives of the History of the Jewish People, Jerusalem (hebr.) The YIVO Institute for Jewish Research, New York (hebr.) YAD Washem Central Archives, Jerusalem (hebr.) Zeitungsmuseum, Aachen

Einzelne Quellen

A r c h i v der Israelitischen K u l t u s g e m e i n d e W i e n Mappe: Jüdisches Nachrichtenblatt Archiv des Auswärtigen Amtes Bonn Akte Inland IIA/B. Band 1,1934, R99364: Brief Kurt Blumenfelds an von Bülow-Schwanten vom 11. Juni 1934 A r c h i v d e s Instituts für K o m m u n i k a t i o n s w i s s e n s c h a f t ( Z e i t u n g s w i s s e n s c h a f t ) München Dokument CXL III: Rundschreiben aus der Reichskulturkammer vom 6. Februar 1941 zur Umstellung der "deutschen Schrift" Dokument CXL III-247: Rundschreiben aus dem Reichspropagandaamt vom 13. Januar 1941

A r c h i v d e s V e r e i n s zur P f l e g e k o m m u n a l w i s s e n s c h a f t l i c h e r A u f g a b e n e . V . Berlin DGT,4-10-2/13: Aktendes Deutschen Gemeindetages 1933-1945 Bundesarchiv Koblenz Findbücher: Band 15: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Bestand R 55). Bearbeitet von Wolfram Werner. Koblenz 1979. Band 16: Reichskunstwart (Bestand R 32). Bearbeitet von Gregor Verlande und Irmtraut Eder-Stein. Koblenz 1979. Band 31: Reichskulturkammer und ihre Einzelkammern (Bestand R 56). Bearbeitet von Wolfram Werner. Koblenz 1987. Quellen: R 2: Reichsfinanzministerium R 2/4750: Presse- und Buchverbote R 55: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda R 55/407: Haushaltsplan 1939/40 R 55/1415: Ausschluß von Juden vom Bezug von Zeitungen und Zeitschriften (1942); Meldung Reichspostminister an Goebbels vom 16. April 1942

334 R R R R R R R R

Anhang

55/1416: Verbot der Teilnahme für Juden an deutschen Kultureinrichtungen 56: Reichskulturkammer und ihre Einzelkammern 56 I: Büro Hinkel 56 1/29: Ausschluß von Nichtariern bzw. mit Volljuden verheirateten Mitgliedern (1939) 56 1/67: Vortrag Hans Hinkeis über die Judenfrage (1938) 56 1/71-73: Presseausschnittsammlung Hans Hinkel (1931-1937) 56 1/102: PEN-Club deutsche Gruppe 56 1/113: Bittgesuche um Ausnahmen in der Judengesetzgebung. Planung des "Jüdischen Kulturbundes", 1933 R 56 1/114: Arbeitsunterlagen und Materialien, vorwiegend Presseausschnitte (nach Alphabet oder Schlagworten, M-Z) R 56 1/124: 2. Rundschreiben des Sonderreferats Reichskulturwalter Hinkel an die zum jüdischen Buchhandel gehörenden Personen und Unternehmen; Brief Hans Hinkeis vom 24. September 1937 R 56 1/132: Öffentlichkeitsarbeit Hans Hinkeis R 56 1/142: Mitarbeiter der deutschen jüdischen Presse (H-W); Verbot des "Mitteilungsblatt des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten" vom 7. Januar 1938 R 56 1/144: Institut zum Studium der Judenfrage, einzelne Rundschreiben an Pressemitarbeiter (8. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen vom 1. April 1938; Rundschreiben Hans Hinkeis an jüdische Buchhändler; 5.Rundschreiben an die Verlage des jüdischen Pressewesens vom 6. Januar 1938). R 56 IV: Reichspressekammer R 56 V: Reichsschrifttumskammer R 56 V/31: Vereinzelter Schriftwechsel mit führenden Persönlichkeiten aus Partei und Staat R 56 V/102: Ausschluß von Juden aus der Gruppe Buchhandel (Ausschluß H.-J. Schoeps; Runderlaß Goebbels vom 17. Januar 1935; Aktenvermerk des Ministerialrats Heinz Wismann; Rundanweisung der RKK vom 27. Juni 1935; Briefwechsel Frick/Goebbels vom 18. Oktober 1935; Rundschreiben Hans Hinkeis vom 15. Juli 1937) R 56 V/124: Rundschreiben Hans Hinkeis vom 15. und 20. Juli 1937 R 58: Sicherheitspolizei und politischer Nachrichtendienst R 58/276: Brief des "Politischen Polizeikommandeurs an die Pol. Polizeien der Länder" vom 13. August 1935; Brief Hans Hinkeis an die Gestapo vom 23. Dezember 1938; Verbot der jüdischen Auswanderung vom 23. Oktober 1941 R 58/772: Neugründung und Einstellung von Zeitschriften 1934-1941 R 58/889: Mitteilungen über die Zulassung neuer Zeitschriften 1936-1940 R 58/984: Zusammenarbeit des Sicherheitsdienstes mit anderen Behörden (Aufgabenbereich der Abteilung IIA); "Vermerk" des Sicherheitshauptamtes vom 10. Dezember 1938; Schreiben "betr. Jüdischen Kulturbund" vom 8. Dezember 1938 R 103: Reichsverband der deutschen Presse R 103/1: Behandlung von Zeitungen und Zeitschriften mit einer Auflage unter 500 Stück (Rundschreiben des Reichsverbandes der deutschen Presse vom 2. November 1934 und 11. Mai 1935) R 103/2: Schriftleitertätigkeit katholischer Geistlicher (R. Beschw. 3/37; R. Beschw. des Reichsverbandes der deutschen Presse vom 20. Juli 1936) R 103/80: Rundschreiben Joseph Goebbels vom 18. März 1941

Bundesarchiv Abteilung Potsdam: 50.01: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Gruppe Presse)

Einzelne Quellen

335

Bundesarchiv Außenstelle Coswig/Anhalt: 75 C Mo: Briefe der Redaktion "Der Morgen" 75 C Frl: Jüdischer Frauenbund 75 C Ge4: Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums 75C Ra: Allgemeiner Deutscher Rabbinerverband (Brief Rabb. Hahn an Rabb. Dienemann vom 26. April 1935) 75C Rai, Akte 19: Briefwechsel zwischen Fritz Pinkuss, Rabbinerverband und "Israelitischem Familienblatt" 1932/33 75 D Bai: Nachlaß Leo Baeck 75 D Fei: Nachlaß Benno Fein 75 D Grl: Nachlaß Wilhlem Graetz Central Zionist Archives, Jerusalem: A15/VII/34: Statuten der ZVfD vom 31. Oktober 1897 A 15X,8: Max Bodenheimer Akte A 107: Arthur Ruppin Akte A 140/632: Salomon Adler-Rudel Akte: "Meine letzten Jahre in Deutschland 1933-1938" (o. O., o. J.) [Ernst Herzfeld] A 142/87/25: Brief Alfred Klees an Berliner Gemeindevorstand (24. Juli 1936) A 167: Robert Weltsch Akte A 345: Jüdischer Verlag AK 2: Schalom Ben-Chorin Akte J 95: Palestine Telegraphic Agency Z2/401: Rundschreiben der ZVfD vom 21. Februar 1906 Deutsche Bücherei Leipzig ZC 85/9: Jüdisches Nachrichtenblatt, Berlin/Wien vom 4. Juni 1943 Fritz-Wisten-Archiv Berlin 74/86/5001.77: "Protokolle", Berlin 12. August 1940 74/86/5001,142: Protokoll "Rücksprache im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" von Leo Kreindler vom 18. Juni 1941 74/86/5056: "Gesamtbericht 1. September 1939 bis 31. August 1940" 74/86/5074: Brief der Gestapo an Moritz Henschel vom 11. September 1941 International Military Trial (Nürnberg) Doc. PS 374, Band XXV: Fernschreiben der Gestapo Berlin an alle Stapo-Stellen des Reiches vom November 1938 Doc. PS 3358, Band XXXII: Rundschreiben des Auswärtigen Amtes vom 25. Januar 1939 L e o Baeck Institute, New Y o r k : AR 7183: Max Kreutzberger Collection AR 7185: Robert Weltsch Collection AR-C 1574, 3975: Alfred Hirschberg Collection AR-C 6001: Ludwig Feuchtwanger Collection

336

Anhang

AR-CZ 173,720: Margarete Edelheim Collection AR - A.81, 186: Akte Ludwig Holländer C.V.-Dokumente, 4,3: positive Äußerung der Nationalsozialisten zur C.V.-Zeitung, Monatsausgabe ME 445: Ludwig Misch: Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialistischen Terrors, o. O. o. J. ME 529: Berthold Rosenthal: Wie ich Deutschland verliess. o. O. o. J. [1940] The Central Archives of the History of the Jewish People, Jerusalem: P2/0r 24,538: ablehnende Briefe als Reaktion auf C.V.-Zeitung, Monatsausgabe RP 2: Ismar Freund 1410/3: Hanna Marcus: Das Jüdische Nachrichtenblatt. Tel Aviv 1947 Wiener Library, Tel Aviv: Akte Hans Hinkel KB 575: Bericht der jüdischen Leitung des "Reichsverbandes Jüdischer Kulturbünde" vom 7. August 1935 KB 575 I: Kulturbund Berlin (Rundschreiben Hans Hinkeis vom 21. Dezember 1938; Brief Hans Hinkeis an Adolf Eichmann vom 2. Januar 1938; Werner Levie: Plan einer Organisation des jüdischen Verlagswesens, Ms., Berlin 3. Januar 1939; Bericht Hans Hinkeis an Goebbels vom 29. November 1939) KB 575 II: Kulturbund (verbotene Schriften) KB 575 III: Kulturbund allgemein (Briefwechsel Kurt Singer/Lutz Weltmann; Brief Hans Hinkeis an Goebbels vom 1. November 1939) Yad Washem Central Archives, Jerusalem: 01/36: Zeugenaussagen Hanna Marcus' vom 28. Februar 1956 01/53: Max Plaut: Die Juden in Deutschland 1939-1941. Ms. o. O. 1945 01/58: Else Hannach, geb. Brode: Berlin up till 1944. ο. Ο. [1944] 01/125: Jakob Erwin Palmon (Erwin Pollack); Reichspropagandaministerium bewilligt im Jahre 1937 Organ der Staatszionisten "Das jüdische Volk" 01/133: Bericht von Kurt Loewenstein. Tel Aviv 1956 01/135: Erich Liepmann: Erinnerungen, Berlin November 1938 bis April 1939 01/212: Zeugenbericht Moritz Spitzer, aufgenommen 26. November 1957 01/232: Aufzeichnungen von Rabbiner Max Nussbaum aus Berlin, sämtlich geschrieben unmittelbar nach seiner Auswanderung im Laufe des Jahres 1940 (nach USA) 01/240: Lilli Striemer - Eisenstädt: Die Mitgliederorganisation des Kulturbundes 1933 bis 1938. o. O. 1958. 02/23: Max Eschelbach: Der Pogrom vom 10. November 1938 in Düsseldorf. Ms. Palästina 1939 02/30: Briefsammlung 02/408: Erwin Loewe: The Jewish Book Association 02/546: Erich Cohn: Vor und nach dem November Pogrom 1938 02/975: Ernst Schindler: Exclusion of a Writer from Reichskulturkammer 488/55: Ernst Herzfeld: Meine letzten Jahre in Deutschland 501/55: Kurt Jakob Ball-Kaduri: Beobachtungen 1933-38 503/55: Konrad Kaiser: Berlin 1933-39 504/55: Kurt Tuchler: Erlebnisse und Beobachtungen in den ersten vier Hitlerjahren

Einzelne Quellen 516/55: Hanna Marcus: Das Jüdische Nachrichtenblatt 512/55: Robert Weltsch: Einiges über die Jüdische Rundschau 632/55: Schalom Ben-Chorin: In Polizeihaft 1933 56/56,02/71: Die verbotene Nummer des Jüdischen Nachrichtenblattes 64/56,02/71: Kurt Loewenstein und die Jüdische Rundschau 69/58,01/10-1: Moritz Spitzer: Verbindung mit der Überwachungsstelle 204/60,01/12-3: Nechuschtan: Das Israelitische Familienblatt IM-25588,2559: Brief der "Reichstheaterkammer" an Hans Hinkel vom Schreiben der Gestapo an Berliner Polizeipräsident vom 27. Oktober JM/2631: Anweisung des Reichspropagandaministeriums Nr. 1034 vom

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für jüdische Kultur 3. November 1933; 1933 15. September 1939

Interviews

Schalom Ben-Chorin, 10. November 1993, Jerusalem Herbert Freeden, 2. April 1992, Berlin Herbert Freeden, 4. Januar 1994, Oxford (brieflich) Peter Gradenwitz, 18. November 1993, Tel Aviv Walter Gross, 24. November 1993, Tel Aviv Ernst G.Lowenthal, 10. Oktober 1990, München James Rosenthal, 15. November 1993, Jerusalem Joseph Walk, 9. November 1993, Jerusalem Arno Herzberg, 21. Januar 1994, New Jersey (brieflich) Inge Deutschkron, 13. Mai 1993, Berlin (brieflich)

Vorträge

Dan Diner: Moderne, Antisemitismus und Vernichtung. Frankfurt a. Main 29. April 1994. Walter Grab: Die Judenemanzipation in Deutschland. Berlin Februar 1989.

Neueste Literatur

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Anhang

Schreuder, Saskia; Weber, Claude (Hrsg.): Der Schocken Verlag Berlin. Jüdische Selbstbehauptung in Deutschland 1931 bis 1938. Essayband zur Ausstellung "Dem suchenden Leser unserer Tage" der Nationalbibliothek Luxemburg. Berlin 1994. Salomon Ludwig Steinheim Institut für Deutsch-Jüdische Geschichte; Moses MendelssohnZentrum für Europäisch-Jüdische Studien (Hrsg.): Menore 5 (Deutsch-jüdische Kultur: Literatur, Publizistik, Musik. S. 97-194). München 1994. Starck, Astrid: A nineteenth-century Yiddish newspaper "Israels Stimme: hakol kol yaakov". In: LBI Year Book X X X I X . London 1994. S. 53-63. Steinbach, Peter: Widerstand im Widerstreit. Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Erinnerung der Deutschen. Paderborn 1994. Steinbach, Peter; Tuchel, Johannes (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 1994. Wanner, Helmut: "Ist nicht Abraham ebenso schön wie Albert oder Adolf?" [Über den Gründer der "Laubhütte" Seligmann Meyer], In: Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, Jg. 49, Nr. 19, Bonn 22. September 1994, S. 9. Zimmermann, Akiva: Ha'emet (The Truth); the first Socialist journal in Hebrew. In: Our Press. Nr. 11, Tel Aviv 1993, S. 62-66 [hebräisch].

Kurzbiographien

Alexander, Kurt (geb. 1892 in Krefeld, gest. 1962 in New York) Der Rechtsanwalt und Syndikus des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" (1919-1921) war Herausgeber des "Im deutschen Reich", der Monatsschrift, aus der sich 1922 die C.V.-Zeitung entwickelte (s. Teil IV, Kapitel 2.2.1). Von 1937 bis 1938 stand er der "Reichsvertretung der Juden in Deutschland" mit vor, bis 1939 war er Vorsitzender der Synagogengemeinde Krefeld. 1938 wurde Alexander in das KZ Dachau eingeliefert, 1939 konnte er nach England auswandern. 1949 siedelte Alexander in die USA über. Bach, Hans (geb. 1902 in Stuttgart, gest. 1977 in London) Der Germanist (Herausgeber einer Jean Paul-Ausgabe) und Schriftsteller arbeitete von 1928 bis 1933 als Lektor im deutschen Innenministerium. Von 1933 bis 1938 war er Mitherausgeber der religiös-liberalen jüdischen Monatsschrift "Der Morgen" (s. Teil III, Tabelle 2). 1939 floh Bach nach England. Ball-Kaduri, Kurt Jakob (geb. 1891 in Berlin, gest. 1977 in Tel Aviv) Der Jurist und Historiker arbeitete bis 1927 als Regierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung. Bis 1933 war er Dozent und Rechtsberater für Steuerangelegenheiten in Berlin, von 1933 an beriet er die deutschen Juden in Steuersachen. Bis 1937 saß Ball-Kaduri der zionistischen Ortsgruppe Berlin vor. 1938 wanderte er nach Palästina aus, wo er von 1943 bis 1944 eine Sammlung von Zeugenaussagen zur neueren Geschichte der Juden zusammenstellte, eine der wichtigsten Quellen meiner Arbeit. Baumann, Kurt (geb. 1907, gest. 1983 in USA) Der Regisseur verbrachte seine Assistenzzeit in Berlin an der Volksbühne, der Staatsoper und der städtischen Oper. Zusammen mit Kurt Singer kann er als Initiator des Jüdischen Kulturbunds im Jahre 1933 gelten (s. Teil II, Kapitel 5.3.1). Baumann wanderte 1939 in die Vereinigten Staaten aus. Ben-Avi, Ittamar (geb. 1884, gest. 1943) Der bekannte jüdisch-palästinensische Journalist und Schriftsteller, Sohn Elieser Ben-Jehudas, kämpfte in den 30er Jahren vergeblich um die Ver-

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wendung lateinischer Buchstaben für die Niederschrift des Hebräischen. Er gab sogar kurzzeitig (1934) eine in lateinischen Lettern gedruckte Zeitung mit dem Titel "Deror" (hebr.: Freiheit) heraus (s. Teil I, Exkurs: Die hebräische Presse). Ben-Chorin, Schalom (Fritz Rosenthal, geb. 1913 in München) 1926 bis 1931 leitete Ben-Chorin die zionistische Jugendbewegung "Kadimah". Bevor der Religionsphilosoph, Schriftsteller und Journalist 1935 nach Palästina emigrierte, schrieb er für eine Vielzahl jüdischer wie auch nichtjüdischer Zeitungen und Zeitschriften (s. Teil IV, Kapitel 1.8). 1993 konnte ich mit Ben-Chorin in dessen Jerusalemer Wohnung ein ausführliches Interview führen. Ben-Jehuda, Elieser (Perelmann, geb. 1857 in Luschki, Litauen, gest. 1922 in Jerusalem) Der Schriftsteller und Lexikograph emigrierte 1881 von Litauen nach Palästina. Sein Ziel war es, die hebräische Sprache als Ersatz für verlorengegangene Tradition wiederzubeleben. Dafür mußte er die 8 000 Vokabeln der Bibel der modernen Gesellschaft anpassen, was ihm viel Widerstand aus der Orthodoxie eintrug. Ben-Jehuda, in dessen Familie als dem ersten modernen Haushalt konsequent ausschließlich hebräisch gesprochen wurde, verfaßte das erste Ivrit Wörterbuch. Zahlreiche Begriffe schuf er selbst, so zum Beispiel das Wort für "Zeitung" ("Iton" ist eine genaue Übersetzung des deutschen Worts "Zeit" und seiner Nachsilbe "-ung": "Et" (Zeit) und "on" (ung) ). Ben-Jehuda war Redaktionsmitglied und Herausgeber verschiedener Zeitschriften in Palästina (s. Teil I, Exkurs: Die hebräische Presse). Blumenfeld, Kurt (geb. 1884 in Marggrabowa, Ostpreußen, gest. 1963 in Tel Aviv) Der Politiker und Journalist war Delegierter auf allen zionistischen Kongressen seit 1909. Im Jahre 1911 wurde er Generalsekretär des Zionistischen Weltkongresses. 1913/14 leitete er als Chefredakteur das zionistische Zentralorgan "Die Welt" und 1924 bis 1933 die Zionistische Vereinigung für Deutschland (s. Teil IV, Kapitel 1.10.2.2). Blumenfeld wanderte 1933 nach Palästina aus. Brodnitz, Friedrich Samuel (geb. 1899 in Berlin) Als Geschäftsführer des "Zentralausschusses für Hilfe und Aufbau" gab der Arzt Friedrich Brodnitz, Sohn von Julius Brodnitz, dessen "Informationsblätter" wie die Publikationen der "jüdischen Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik" heraus. Er war Mitglied des Hauptvorstands des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" und aktiv am Aufbau des Jüdischen Kulturbunds beteiligt. Zwischen 1933 und 1937

Kurzbiographien

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hatte Brodnitz den neu geschaffenen Posten des Pressechefs der "Reichsvertretung der deutschen Juden" (seit 1935 "Reichsvertretung der Juden in Deutschland") inne: "In addition I had to act as the representative of the Jewish publications, such as the non-zionist C.V.-Zeitung and the zionist Jüdische Rundschau when they had problems with interference by the various Nazi authorities" (Friedrich S. Brodnitz: Memories of the Reichsvertretung. A Personal Report. In: LBI Year Book XXXI. London 1986. S. 267-277. Hier: S. 271). Walter Gross, der für die "Jüdische Rundschau" schrieb, bestritt die Bedeutung Brodnitz' als Pressechef. Er habe nie versucht, "seinen Einfluß geltend zu machen, da keiner der Redakteure der jüdischen Zeitungen so etwas akzeptiert hätte" (Interview, 24. November 1993). Tatsächlich ist mir kein Versuch der Einflußnahme Brodnitz' bekannt. 1937 wanderte Brodnitz in die USA aus (s. Teil II, Kapitel 4.7). Brodnitz, Julius (geb. 1866 in Posen, gest. 1936 in Berlin) Der Justizrat war von 1920 bis 1936 Vorsitzender des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens". J. Brodnitz gehörte zu den Gründungsmitgliedern der C.V.-Zeitung und des Philo Verlags (s. Teil IV, Kapitel 2.2.2). Cahnmann, Werner (geb. 1902 in München, gest. 1980 in New York) Der Professor, Soziologe und Nationalökonom hielt 1923 bis 1924 Vorlesungen im Jüdischen Lehrhaus in München. Von 1930 bis 1934 war er Mitglied des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" Berlin, Stettin und München, von 1934 bis 1938 Syndikus des Vereins in München sowie Statistiker der dortigen Israelitischen Kultusgemeinde (s. Teil IV, Kapitel 4.6.2). Ende 1938 wurde Cahnmann im KZ Dachau interniert. Er floh 1939 nach England, später in die USA. Carlebach, Azriel (Esriel) (geb. 1908 in Leipzig, gest. 1956 in Tel Aviv) Der Journalist hatte von 1927 bis 1929 in den Jeschiwot in Litauen und Jerusalem und den Universitäten von Berlin und Hamburg studiert. Von 1929 bis 1933 arbeitete er als Redakteur des "Israelitischen Familienblatts" (s. Teil IV, Kapitel 3.2.2). Außerdem schrieb er für die "Weltbühne". 1933 wanderte Carlebach nach Polen aus, 1934 nach England, um schließlich 1936 in Palästina anzukommen. Dienemann, Max (geb. in Posen, gest. 1939 in Tel Aviv) Der Liberale Rabbiner in Ratibor (1909-1919) und Offenbach (19191938) und Mitbegründer der religiös-liberalen jüdischen Monatsschrift "Der Morgen" saß 1933 zeitweise in Gestapo Haft (s. Teil I, Kapitel 2.3; Teil III, Kapitel 2). Im November 1938 wurde Dienemann in das KZ Bu-

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chenwald deportiert, konnte sich aber noch im selben Jahr nach England retten. 1939 siedelte er nach Palästina über. Edelheim-Mühsam, Margarete T. (geb. 1891 in Berlin, gest. 1975 in New York) 1914 bis 1922 arbeitete die Juristin redaktionell und journalistisch für den Ullstein Verlag. Von 1924 an war sie schriftstellerisch tätig und schrieb für die Presse als Auslandskorrespondentin. Sie gehörte zehn Jahre dem Ehrengericht "Reichsverband der deutschen Presse" an, war Präsidentin der Demokratischen Frauenorganisation für Großberlin und Stadtverordnete der DDP. 1934 bis 1938 arbeitete sie als stellvertretende Schriftleiterin der C.V.-Zeitung. 1938 wanderte Edelheim-Mühsam über England in die USA aus. Edelheim-Mühsam gehört zu den wenigen Journalisten, die sich auch noch nach 1945 mit dem Thema "jüdische Presse" beschäftigten (s. Teil I, Kapitel 3.2). Freeden, Herbert (Friedenthal, geb. 1909 in Posen) Vor dem nationalsozialistischen Machtantritt hatte Freeden zunächst für die SPD-Lokalpresse und das "8-Uhr Abendblatt" in Berlin geschrieben. 1933 bis 1939 war er Leiter der Kulturabteilung der "Zionistischen Vereinigung für Deutschland" sowie Dramaturg des Jüdischen Kulturbunds. Daneben veröffentlichte er immer wieder Artikel in verschiedenen jüdischen Zeitungen. 1939 wanderte Freeden nach England aus. Seit 1950 lebt er in Israel oder bei seinem Sohn in England. Sein Verdienst ist es, in einem Buch aus dem Jahre 1987 das Thema jüdische Presse im Dritten Reich dem allgemeinen Lesepublikum zugänglich gemacht zu haben. Die Informationen des Schriftstellers und Journalisten sind umso wichtiger, als er selbst Mitarbeiter der jüdischen Presse war. In Berlin konnte ich Freeden 1992 zu einem Interviewtermin treffen. Freund, Ismar (geb. 1876 in Breslau, gest. 1956 in Jerusalem) 1902 bis 1938 war Freund im Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Berlin. Der Repräsentant des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" leitete das Berliner Gemeindeblatt. Er überlebte Buchenwald und floh 1939 nach Palästina (s. Teil IV, Kapitel 3.1). Fritsch, Theodor (geb. 1852 in Wiesenau, gest. 8. September 1933) Der Bauernsohn und ausgebildete Techniker wurde 1879 Inhaber eines Technischen Büros mit Verlagsanstalt in Leipzig. Er gab seit Oktober 1885 die "Antisemitische Correspondenz" heraus, die sich vom kleinen Mitteilungsblatt der von Fritsch gegründeten "Deutschen Antisemitischen Vereinigung" zur Monats-, schließlich Wochenschrift mauserte. 1887 veröffentlichte er einen "Antisemiten-Katechismus", der 1935 als

Kurzbiographien

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"Handbuch der Judenfrage" seine 38. Auflage erlebte. Von Mai bis Dezember 1924 war Fritsch Reichstagsabgeordneter der "Nationalsozialistischen Freiheitspartei". 1902 hatte er die antisemitische Halbmonatsschrift "Hammer" gegründet (s. Teil I, Exkurs: Die "Judenpresse"). Goldstein, Julius (geb. 1873 in Hamburg, gest. 1929 in Darmstadt) Der Philosophieprofessor an der Technischen Hochschule Darmstadt und Mitglied des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" gründete die jüdische Zeitschrift "Der Morgen", deren Herausgeber er von 1925 bis 1929 war (s. Teil I, Kapitel 2.3; Teil IV, Kapitel 2.2). Gradenwitz, Peter (geb. 1910 in Berlin) Der Musikwissenschaftler studierte in Freiburg i. Br. und Berlin, promovierte 1936 an der deutschen Universität in Prag. Gradenwitz schrieb während des Dritten Reichs für die großen jüdischen Zeitungen Musikkritiken. Seit 1936 lebt er in Tel Aviv, wo ich ihn am 18. November 1993 über seine journalistische Arbeit befragen konnte. Gross, Walter (Shlomo) (geb. 1911 in Stettin, gest. 1995 in Bad Reichenhall) Der Journalist gehörte der Redaktion der "Jüdischen Rundschau" seit dem Frühjahr 1938 an. Er sollte nach Kurt Löwenstein, der plante, aus Deutschland zu fliehen, die Leitung der Zeitung übernehmen. Ich führte mit Gross am 24. November 1993 in der Redaktion von "Haaretz", Tel Aviv, ein Interview (s.Teil IV, Kapitel 4). In Israel gehörte Gross bis zu seinem Tod zu den angesehensten Journalisten. Guggenheim, Siegfried (geb. 1873 in Worms, gest. 1961 in New York) Der Rechtsanwalt und Notar, Kunstfreund und Haggadist war Vorsitzender der Ortsgruppe des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" in Offenbach, gehörte auch dem Hauptvorstand in Berlin an. Guggenheim bekämpfte aktiv den Antisemitismus. Er flüchtete 1938 in die USA (Teil IV, Kapitel 3.5.2). Hahn, Hugo (geb. 1893 in Tiengen b. Heidelberg, gest. 1967 in New York) Der Rabbiner leitete 1921 bis 1928 zunächst stellvertretend, später alleine, die liberale Synagoge in Essen. Er war 1920 bis 1922 Redakteur der "Jüdischen Volkszeitung" aus Breslau, außerdem Vorstandsmitglied des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" und im Jahre 1933 Mitbegründer der "Reichsvertretung der deutschen Juden". Für die religiös-liberale jüdische Monatsschrift "Der Morgen" und die C . V . Zeitung lieferte er regelmäßig Artikel (s. Teil III, Kapitel 2). 1939 floh Hahn in die USA.

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Herzberg, Arno (geb. 1907 in Posen) Der Jurist schrieb für verschiedene jüdische Zeitungen und war von 1934 bis 1937 für die jüdische Presseagentur "J.T.A." in Berlin tätig. Heute lebt Arno Herzberg in den Vereinigten Staaten. In einem Briefwechsel berichtete er mir über seine Tätigkeit als jüdischer Journalist unter den Nationalsozialisten (s.Teil I, Kapitel 3.2). Herzfeld, Ernst (geb. 1875 in Posen , gest. 1948 in Buenos Aires) Der Rechtsanwalt, Schreiber für die C.V.-Zeitung und letzte Präsident des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" (19361938) wanderte 1939 nach Palästina aus (s. Teil IV, Kapitel 2.3). Er starb auf einer Besuchsreise in Argentinien. Hirsch, Leo (geb. 1903 in Posen, gest. 1943 in Berlin) Bis 1933 war Hirsch Feuilleton-Redakteur des "Berliner Tageblatts". Nachdem er im Jahre 1939 als Dramaturg im Theater des Jüdischen Kulturbunds in Berlin tätig war, betreute er die Bibliothek der Gemeinde. Er veröffentlichte einige Artikel in der jüdischen Presse (s. Teil II, Kapitel 2). 1942 wurde Hirsch zu Zwangsarbeit verurteilt, an deren Folgen er im folgenden Jahr starb. Hirschberg, Alfred (geb. 1901 in Posen, gest. 1971 in Sao Paulo) Von 1920 bis 1938 gehörte der Funktionär und Journalist der Leitung des "Centraivereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" in Berlin an. Dem Hauptschriftleiter der C.V.-Zeitung (1933-1938, mit dem Kürzel A.H.!) und aktiven Gegner der NSDAP gelang 1939 die Auswanderung nach England (s. Teil IV, Kapitel 2.3.2). 1940 reiste Hirschberg weiter nach Brasilien. Klee, Alfred (geb. 1875 in Berlin, gest. 1943 in KZ Westerbork) Der Rechtsanwalt, zionistische Politiker und Verbandsfunktionär arbeitete bis 1933 aktiv bei der gerichtlichen Verfolgung von Antisemiten mit. Er war Vorsitzender der "Zionistischen Vereinigung für Deutschland", Mitglied der Repräsentantenversammlung der Berliner jüdischen Gemeinde und stellvertretender Vorsitzender des Preußischen Landesverbands jüdischer Gemeinden (s. Teil II, Kapitel 3.2). Klee konnte sich zum engeren Freundeskreis Theodor Herzls zählen. 1938 gelang Klee die Flucht nach Holland, wo er seine Arbeit für die zionistische Bewegung fortsetzte. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde er im KZ Westerbork interniert. Er starb dort. Landau, Isidor (geb. 1851 in Zbaraz, Ungarn, gest. 1944 in der Schweiz) Der redaktionelle Leiter des Vereinsorgans "Im deutschen Reich" (19141917), Vorgängerin der C.V.-Zeitung, schrieb als feuilletonistischer Publizist außerdem für den "Berliner-Börsen-Courier", dessen Chefredakteur

Kurzbiographien

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er im Jahre 1897 wurde, und die "Jüdisch-liberale Zeitung" (s. Teil IV, Kapitel 2.2). Landau gründete 1924 die Zeitschrift "Welt auf Reisen". Lehmann, Julian (geb. 1866 in Mainz, gest. 1943 in London) Der Journalist, Hauptschriftleiter des "Israelitischen Familienblatts" (bis 1933), schrieb vormals für die "Frankfurter Nachrichten", die "Deutsche Allgemeine Zeitung" ..., arbeitete auch für den Hörfunk und war bis 1928 Mitglied der "Deutschen Volkspartei" (s. Teil IV, Kapitel 3.7). Lehmann wanderte 1938 nach England aus. Lessing, Theodor (geb. 1872 in Anderten bei Hannover; gest. 1933 in Marienbad) Der Schriftsteller und Philosoph warnte 1925 in einem Artikel vor der Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten, worauf eine haßerfüllte Kampagne gegen ihn begann. 1933 floh der Verfasser des Werks "Der jüdische Selbsthaß" (1930) aus Deutschland und bekämpfte von tschechischem Boden aus den Nationalsozialismus. Im selben Jahr wurde er Opfer eines Mordanschlags (s. Teil II, Kapitel 6). Levie, Werner (geb. 1903 in Berlin, gest. 1945 in Tröbitz) Der Journalist arbeitete für Ullstein-Zeitungen. Er gehörte zu den Mitbegründern der "Berliner jüdischen Zeitung". Bis August 1939 war Levie Vorsitzender und Geschäftsführer des Jüdischen Kulturbunds, auch dessen Verlags, nachdem Kurt Singer, der in Holland von seiner drohenden Verhaftung durch die Gestapo erfahren hatte, nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt war (s. Teil IV, Kapitel 4.3). Im November 1939 verließ auch Levie das Land. Er wanderte nach Holland aus. Levie kam 1943 ins KZ Westerbork. 1944 wurde er nach Bergen Belsen deportiert. Levie starb kurz nach seiner Befreiung an Typhus. Levy, Alphonse (geb. 1838 in Dresden, gest. 1917 in Berlin) Der erste redaktionelle Leiter des "Im deutschen Reich" (bis 1914), Vorgängerin der C.V.-Zeitung (s. Teil IV, Kapitel 2.2), war seit 1891 Generalsekretär des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" und schrieb daneben für die "Sächsische Dorfzeitung" und den "Freiburger Anzeiger". Liebermann, Max (geb. 1847 in Berlin, gest. 1935 in Berlin) Der bedeutende Vertreter des deutschen Impressionismus war 1920 in das Amt des Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste berufen worden, 1932 wurde er Ehrenpräsident. Am 2. Mai 1933 legte Liebermann Amt und Ehrenmitgliedschaft aus Protest gegen die nationalsozialistische Politik nieder. Die jüdische Assimilation hatte sich für ihn als ein unerfüllter Traum erwiesen. Liebermanns Bilder galten unter den Nationalsozialisten als "entartet" (s. Teil II, Kapitel 6).

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Lowenthal, Ernst Gottfried (geb. 1904 in Köln, gest. 1994 in Berlin) Der Referent des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" Berlin (1929-1938) war Redakteur der C.V.-Zeitung, zuletzt deren stellvertretender Chefredakteur (s. Teil IV, Kapitel 4). 1930 bis 1938 gab er die "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland" heraus. 1939 wanderte Lowenthal nach England aus, 1969 kehrte er nach Deutschland zurück. Ich traf Lowenthal zu einem Gespräch 1990 in München. Wir blieben bis zu seinem Tod in brieflichem Kontakt. Löwenstein, Kurt (auch: Loewenstein, geb. 1902 in Danzig, gest. 1973 in Tel Aviv) Der Verbandsfunktionär und Journalist schrieb für die Frankfurter Ausgabe des "Israelitischen Familienblatts" (1933-1938). Nachdem Robert Weltsch Deutschland verlassen hatte, übernahm er die Redaktionsführung der "Jüdischen Rundschau". Er war vom "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" als verantwortlicher Redakteur des "Jüdischen Nachrichtenblatts" vorgesehen gewesen, wurde aber dann von Leo Kreindler ersetzt (s. Teil IV, Kapitel 4). 1939 wanderte Löwenstein nach Palästina aus. Lustig, Walter (geb. 1891, gest. 1945) Der ehemalige Medizinalrat in der Gesundheitsverwaltung lebte als "Volljude" in "Mischehe" in Berlin. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er von russischen Soldaten unter Verdacht der Kollaboration verhaftet, verschleppt und vermutlich 1945 erschossen. Herbert Freeden nannte Lustig eine "recht umstrittene Gestalt" (s. Teil IV, Kapitel 4.3). Von Zeitzeugen wird er verdächtigt, der Gestapo in die Hände gearbeitet zu haben (Brief Herbert Freedens an die Autorin. Oxford 4. Januar 1994. Vgl. a.: Bericht Bruno Blaus. In: Jüdisches Leben in Deutschland. Monika Richarz (Hrsg.). Band 3: Selbstzeugnisse und Sozialgeschichte 19181945. Stuttgart 1982. S. 459-475. Hier: S. 461f.). Misch, Ludwig (geb. 1887 in Berlin, gest. 1967 in New York) Der Musiker aus Berlin, der für die Presse Musikkritiken schrieb, war in seinem Hauptberuf Dirigent, Kapellmeister und Musikpädagoge. 1921 bis 1933 arbeitete er für den "Berliner Lokalanzeiger", später für verschiedene jüdische Zeitungen. Misch wurde trotz zweimaligen Befehls nicht deportiert, weil er in "Mischehe" lebte. Misch mußte 1943 die Bücher des Jüdischen Kulturbund Verlags auf Lastwagen und Züge verladen, die dann in die Bibliothek des KZs Theresienstadt transportiert wurden (s. Teil IV, Kapitel 4.2).

Kurzbiographien

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Neuländer, Fritz Neuländer war seit 1922 für die jüdische Presse tätig, 1922 bis 1928 führte er als Hauptschriftleiter das "Israelitische Familienblatt". 1928 bis 1933 leitete er einen eigenen Verlag und war Herausgeber verschiedener Gemeindeblätter (s. Teil II, Kapitel 5.3.2). Weitere Informationen über sein Leben fehlen. Oppenheimer, Hans (geb. 1903 in Fürth, gest. 1985 in Santa Barbara, USA) Der Journalist arbeitete seit 1923 für verschiedene Zeitungen, schrieb vor allem Theater- und Buchkritiken. Seit 1929 war er für den Ullstein Verlag tätig, 1935 bis 1938 Vertriebsleiter und Redakteur der C.V.-Zeitung (s. Teil IV, Kapitel 4). Im November 1938 entkam er mit seiner Frau nach Delft in Holland. Von dort reiste er in die Vereinigten Staaten weiter. Philippson, Ludwig (geb. 1811 in Dessau, gest. 1889 in Bonn) Der Rabbiner, Schriftsteller und Vertreter jüdischer Reformbestrebungen kämpfte in Wort und Tat für die Gleichberechtigung der jüdischen Bevölkerung. Er unterstützte das liberale Judentum und propagierte die Tradierung jüdischer Kultur, jedoch ohne Absonderung vom deutschen Volk. Philippson war der Begründer der "Allgemeinen Zeitung des Judent[h]ums" (1837) (s. Teil I, Kapitel 2.2). An den Journalisten soll auch eine Anfrage der bekannten Augsburger "Allgemeinen Zeitung" ergangen sein mit dem Angebot, über jüdische Angelegenheiten zu schreiben. Picard, Jacob (geb. 1883 in Wangen, Württemberg, gest. 1967 in Konstanz) Der Rechtsanwalt und Schriftsteller schrieb für zahlreiche Zeitungen, nach 1933 vor allem für die "C.V.-Zeitung", die "Jüdische Rundschau" und die religiös-liberale jüdische Monatsschrift "Der Morgen" (s. Teil II, Kapitel 6). Picard floh 1940 in die USA, kehrte aber 1965 nach Deutschland zurück. Pisarek, Abraham (geb. 1901 in Przedborcz bei Lodz, gest. 1983 in Berlin) Der Fotograf, der auf der Suche nach Arbeit als 18jähriger nach Deutschland kam und weiter nach Palästina reiste (1924), kehrte vier Jahre später wieder nach Deutschland zurück im Besitz eines britischen Mandatspasses. Nach 1933 fotografierte er ausschließlich für die jüdische Presse. Er hielt den jüdischen Alltag in Berlin fest, die erlaubte und erzwungene Kultur (s. Teil II, Kapitel 6). Sein Versuch, nach Amerika auszuwandern, mißlang. In Deutschland überlebte er Internierung und Zwangsarbeit, weil er in einer "Mischehe" lebte. Reichmann-Jungmann, Eva (geb. 1897 Lublinitz, Oberschlesien) Die Dezernentin des "CentralVereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" in Berlin (1924-1938) war ständige Mitarbeiterin dessen Organ, der "C.V.-Zeitung", wie auch der religiös-liberalen jüdischen Mo-

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natsschrift "Der Morgen" (s. Teil I, Kapitel 2.3, Teil IV, Kapitel 2.1). 1939 floh sie nach England. Rosenkranz, Herbert (geb. 1924 in Wien) Der Österreicher und Zionist verließ als 14jähriger im Jahre 1938 seine Heimat. Nach seiner Promotion in Wien - er war dorthin zurückgekehrt ließ er sich 1955 in Jerusalem nieder und beschäftigte sich in der Forschungsstätte von Yad Washem u.a. mit dem österreichischen Judentum (Teil IV, Kapitel 4.5). Rosenthal, James (geb. 1905 in Berlin) Der Richter und Rechtsberater des Jugenddezernats der Berliner Jüdischen Gemeinde arbeitete für die J.T.A. (Jüdische Telegraphen Agentur). Er verließ 1933 Deutschland und lebt heute in Jerusalem. Dort konnte ich ihn am 15. November 1993 zur jüdischen Presse befragen (s. Teil IV, Kapitel 4). Ruppin, Arthur (geb. 1876 in Rawitsch, Preußen, gest. 1943 in Jerusalem) Der Soziologe und Nationalökonom, dessen Schriften u.a. dazu dienen sollten, das antisemitische Vorurteil einer "Verjudung" von Berufszweigen demographisch sowie empirisch-soziologisch zu widerlegen, darf als Begründer einer Soziologie der Juden gelten (s.Teil IV, Kapitel 1.8.1). Ruppin lebte seit 1908 in Palästina. Er war für viele Organisationen, die den Aufbau Palästinas unterstützten, tätig. Auf seine Anregung ging die Gründung Tel Avivs, der ersten rein jüdischen Stadt Palästinas, zurück. Scherek, Jakob (geb. 1870 in Posen, gest. 1927 in Hangö, Finnland) Der Oberregierungsrat und stellvertretende Pressechef des Preußischen Staatsministeriums (1926) leitete von 1917 bis an ihr Ende im Jahre 1922 die Redaktion der "Im deutschen Reich", Vorgängerin der C.V.-Zeitung (s. Teil IV, Kapitel 2.2.1). Er schrieb außerdem für die "Breslauer Zeitung" (1898-1916), die "Königsberger Hartungsche Zeitung", die "Freisinnige Zeitung" und den "Berliner-Börsen-Courier". Schoeps, Hans-Joachim (geb. 1909 in Berlin, gest. 1980 in Erlangen) Der Historiker, Sohn eines Arztes, war aktiv in der bündischen Jugend. 1933 bis 1938 gründete und führte er den deutschnationalen Jugendbund "Vortrupp Gefolgschaft deutscher Juden". 1938 emigrierte er nach Schweden. Schoeps konnte nach 1933 die Gefährlichkeit der neuen Machthaber für die deutsch-jüdische Bevölkerung nicht anerkennen. Er bezeichnete "die Eliminierung der Juden aus dem deutschen Volkskörper" als "Nebenerscheinung". Schoeps Eltern starben im KZ. Seit 1947 lehrte Schoeps in Erlangen Religions- und Geistesgeschichte. In umfassenden Werken beschäftigte er sich mit vergleichender Religionsgeschichte und der Geschichte Preußens. In seinen Memoiren, "Die letzten dreißig Jahre"

Kurzbiographien

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(1956), bedauerte er, das wahre Gesicht des Nazismus lange nicht erkannt zu haben (s. Teil I, Kapitel 3.1.2). Simon, Ernst (geb. 1899 in Berlin, gest. 1988 in Jerusalem) Der Freund Franz Rosenzweigs und aktive Zionist arbeitete von 1923 bis 1928 für die Redaktion von Martin Bubers "Der Jude". Er war als Lehrer am "Freien Jüdischen Lehrhaus" und an Gymnasien in Frankfurt tätig. 1928 wanderte er nach Palästina aus, kehrte aber auf Aufforderung Bubers 1933 nach Deutschland zurück, wo er am Aufbau der "Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung" beteiligt war. Er ging wieder nach Palästina zurück und hatte dort eine Professorenstelle für Pädagogik inne (s. Teil IV, Kapitel 1.4). Singer, Isidor (geb. 1859 in Mähren, gest. 1939 in New York) Der Mitarbeiter der "Israelitischen Wochenschrift" ging 1895 nach New York, um seinen Plan einer Enzyklopädie für Geschichte und Wissenschaft des Judentums in die Tat umzusetzen (s. Teil I, Kapitel 3.2). Singer, Kurt (geb. 1885 in Berent, Westpreußen, gest. 1944 in Theresienstadt) Der Arzt und Dirigent war 1927/31 Intendant der Städtischen Oper Berlin. 1933 gründete er zusammen mit Kurt Baumann den Jüdischen Kulturbund in Berlin (s. Teil II, Kapitel 5.3.1). 1935 bis 1938 hatte er den Posten des musikalischen Direktors des "Reichsverbands Jüdischer Kulturbünde" inne. 1938 reiste Singer in die USA, von dort wanderte er nach Holland aus, wo er 1940 interniert, später nach Theresienstadt deportiert wurde. Er überlebte nicht. Sinsheimer, Hermann (geb. 1883 in Freinsheim, Rheinpfalz, gest. 1950 in London) Der Schriftsteller und Journalist leitete bis 1933 das Feuilleton des "Berliner Tageblatts", vorübergehend auch den "Simplicissimus". Zuvor war er als künstlerischer Leiter der Münchner Kammerspiele tätig gewesen (1916-1929). Nach 1933 schrieb Sinsheimer für die "Jüdische Rundschau" (s. Teil I, Kapitel 3.4.1). 1938 wanderte er über Palästina nach England aus. Sonnenfeld, Herbert (geb. 1906 in Berlin, gest. 1972 in New York) Der Kaufmann betrieb die Fotografie zunächst als Hobby. Von den Nationalsozialisten aus seinem Beruf gedrängt, unternahm er erste Erkundungsreisen nach Palästina. Seine Frau, Leni Sonnenfeld, zeigte die mitgebrachten Bilder Redakteuren der "Jüdischen Rundschau". Sonnenfeld machte sein Hobby zum Beruf. Von da an stattete er alle großen und auch viele kleine jüdische Zeitungen mit seinen Fotos aus (s. Teil IV, Kapitel 2.3.3).

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Weltmann, Lutz (geb. 1901 in Elbing, Westpreußen, gest. 1967 in London) Der Dramaturg und Schriftsteller betätigte sich auch als Theaterkritiker. 1924 schrieb er für das "Berliner Tageblatt", 1924 bis 1925 war er Dramaturg und Direktor am Raimund-Theater in Wien, 1925 Redakteur des "Frankfurter General-Anzeigers" und Mitarbeiter der "Theaterwissenschaftlichen Blätter" in Berlin. 1927 bis 1933 schrieb er für die "Berliner Volkszeitung", danach für die jüdische Presse (s. Teil II, Kapitel 4.7). Im Jahre 1939 floh er nach England. Weltsch, Robert (geb. 1891 in Prag, gest. 1982 in Jerusalem) Der Journalist aus Prag hatte sich als Student aktiv an der zionistischen Bewegung beteiligt. Nach dem Ersten Weltkrieg zog er nach Berlin, 1939 übersiedelte er nach Palästina. Mit seinem Namen verbindet sich die Erinnerung an den wohl bekanntesten Artikel aus der jüdisch-deutschen Presse: "Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck". Weltsch reagierte damit auf den Boykott jüdischer Geschäfte im Jahre 1933 (s. Teil IV, Kapitel 1.2; 4,1). Wertheimer, Martha (geb. 1886 in Frankfurt a. Main, gest. 1942 in Lodz) Die Journalistin und Schriftstellerin hatte viele Jahre für die "Offenbacher Zeitung" geschrieben, bis sie spätestens 1935 von der Redaktion hinausgeworfen wurde. Sie begann für das "Israelitische Familienblatt" zu arbeiten, zunächst in der Redaktion des Feuilletons (s. Teil IV, Kapitel 3.5.2). Im Oktober 1938 gab Martha Wertheimer ihre Stellung bei der Zeitung auf, "als ob mich eine Ahnung dazu getrieben hätte!" (Brief Martha Wertheimers an Siegfried Guggenheim vom 27. Mai 1939. Archiv des Leo Baeck Instituts, New York. Zit. in: "In mich ist die große dunkle Ruhe gekommen". Martha Wertheimer. Briefe an Siegfried Guggenheim in New York. Materialien Nr. 8 der Arbeitsstelle zur Vorbereitung des Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrum des Holocaust. Redaktion: Hanno Loewy. Frankfurt a. Main 1993. S. 5). Martha Wertheimer widmete sich der Jugendarbeit und setzte sich für die Auswanderung jüdischer Kinder ein. 1941 (?) wurde sie nach dem Osten deportiert. 1942 kam sie in Lodz um. Auf der von Hans Hinkel erstellten Karteikarte zu Martha Wertheimer wurde stattdessen vermerkt: "Sept. 1938 [...} ausgewandert." [BA R56I/142], Wiener, Alfred (geb. 1885 in Potsdam, gest. 1964 in Oxford) Der stellvertretende Schriftleiter der C.V.-Zeitung (1923-1933) und stellvertretende Direktor des Philo-Verlags wanderte 1933 nach Holland aus (s. Teil IV, Kapitel 2.3.1). Wiener gehört zu den Mitbegründern des "Jewish Central Information Office", das er auch leitete (1939 Verlegung des Office nach London: "Wiener Library").

Kurzbiographien

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Wittner, Doris (geb. 1880 in Berlin, gest. 1937 in Berlin) Die Tochter des Publizisten Isidor Levy, der vor allem durch seine Leitartikel in der "Vossischen Zeitung" bekannt geworden war, machte sich als Romanschriftstellerin einen Namen (u.a. "Drei Frauen: Das Liebesleben Napoleons" aus dem Jahre 1913). Doris Wittner trat aber auch als Feuilletonistin und politische Schriftstellerin auf. Von 1911 bis 1914 zeichnete sie verantwortlich für die Frauenbeilage der "Vossischen Zeitung". Nach 1933 schrieb sie für die jüdische Presse (s. Teil IV, Kapitel 3.5.2).

Personenregister

Adler, Alexander 136 Alexander , Kurt 31 Altmann, H. H. 135 Amann, Max 77-80, 83, 86, 143, 191 Anschel, Leo 138 Ascher, Fr. E. 134 Bab, Julius 131 Bach*, Hans 19, 29 Bacharach, Siegfried 139 Back, Tobias 9 Baeck, Leo 104, 133, 242f. Baer, Karl M. 125 Ball-Kaduri*, Kurt Jakob 3, 105, 164, 175, 212, 239, 243, 248 Baumann*, Kurt 104f., 107 Ben-Avi , Ittamar 20 Ben-Chorin", Schalom 66, 136, 171, 188, 216, 221, 261, 269 Ben-Jehuda , Elieser 20 Berlak, Hermann 135 Bernhard, Lucian 152 Bernheim, M. 140 Bernstein, Daniel 126 Bildhauer, Erich 129 Blumenfeld*, Kurt 183 Blunck, Hans Friedrich 77f. Bodenheimer, Max 7, 40f., 45f. Böhm, Adolf 156 Bormann, Martin 151 Börne, Ludwig 39f. Boveri, Margret 37, 74, 84, 99f. Brasch, Martin 256, 258, 263 Braun, Siegfried 129 Brodnitz*, Friedrich 66, 99, 127, 130 Brodnitz*, Julius 191, 195 Buber, Martin 15, 20, 59, 214 Cahnmann*, Werner 259 Carlebach*, Azriel 211, 214, 216 Castro Tartas, David de 8 Cohn, Gustav 139 Cohn, Helene 128

Czellitzer, Arthur 136 Deutschkron, Inge 221 Dienemann*, Max 19, 139, 148 Düsterwald, W. 135 Edelheim-Mühsam , Margarete T. 12, 14, 32, 37, 42, 83, 95, 115, 187, 210, 234 Edinger, Dora 135 Ehrlich, Max 258, 263 Eichmann, Adolf 202, 238, 240f., 243, 247, 252-254 Elbogen, Ismar 197 Emrich, Ignaz 128 Engländer, Heinz 131 Eschelbach, Max 241 Feuchtwanger, Ludwig 31, 48, 140 Feuchtwanger, Max 126 Flaschman, Jakob 124 Frankel, David 14 Freeden*, Herbert 14, 16, 32, 39, 41, 45f., 58, 80, 84, 102, 107-109, 111, 132, 212, 246, 260, 266, 268 Freund , Ismar 211 Frick, Wilhelm 79 Friedländer, David 158 Fritsch , Theodor 46f. Fuchs, Hugo 138 Funk, Walther 77 Fürst, Julius 16 Gast, Peter 70 Geiger, Ludwig 16 Germain, Solon 74 Goebbels, Joseph 67, 69, 71-73, 75, 7779, 86, 89, 91, 94, 96f., 99, 101, 103, 105, 108, 180-184, 191, 217219, 236, 238-241, 244, 246f., 251, 263 Goetz, George 140f. Goldmann, Felix 130 Goldmann, J. 125 Goldschmidt, Arthur 128, 131

360 Goldstein, Joachim 132 Goldstein, Julius 19, 188, 190 Göring, Hennann 195, 252 Gradenwitz*, Peter 339 Gross*, Walter 80, 105, 115, 120, 161, 180, 182, 235, 241f., 244 Grün, Iwan 138 Grünewald, Max 137, 140 Grynszpan, Herschel 233, 266 Guggenheim*, Siegfried 315 Gumpertz, Aron Salomon 12 Gundersheimer, Hermann 138f. Gutfeld, Alexander 128, 131 Hagen, Herbert 253 Hahn*, Hugo 148f. Händler, Leon Arie 126 Hannach, Else 250 Hartogson, Hartog 125 Heidelberg, Richard 137 Heinemann, Isaak 133 Heller, Rosa 136 Henschel, Moritz 248f. Herrnstadt, Rudolf 74 Herzberg*, Arno 41, 83, l l l f . , 115f., 118-120, 147-149, 193f., 200-202, 234, 261 Herzfeld*, Ernst 116, 193, 204-206 Herzl, Theodor 155-157, 163, 165f., 180 Heydrich, Reinhard 180 Hinkel, Hans 46, 73, 75, 81, 83, 91f„ 94, 100-106, 108-111, 113, 115, 141, 184, 200, 201, 233, 236f., 238-241, 243f., 246f., 250f., 253-255, 260, 263 Hirsch , Leo 74 Hirschberg*, Alfred 126, 196f., 201, 203f., 207 Hirschfeld, Hans 130, 245, 249f., 263 Hitler, Adolf 47, 59, 103, 111, 119, 151, 171, 178f., 196f., 204, 217, 252 Holde, Arthur 133 Holländer, Ludwig 38f., 130, 196-198, 207 1116s, Zoltan 129 Itz von Mildenstein, Baron Leopold 180 Jahncke, Kurt 183 Jost, Isaac Marcus 16 Kal6ko, Schaul 174f. Kamnitzer, Leo 138 Karminski, Hannah 125 Karpeles, Gustav 16 Katz, Albert 16

Anhang Klee*, Alfred 83f., 250 Kleemann, Rolf 41 Klein, Siegfried 138 Klughaupt, S. 131 Kochanowski, Erich 108, 255, 257 Korczak, Janusz 225 Kornitzer, Leon 128 Kreindler, Leo 109, 128, 130, 137, 232, 240f., 244f., 256, 261, 263 Kreuzberger, Max 127 Kupferberg, Alfred 128, 216, 224, 232 Lamm, Fritz 132 Lamm, Hans 117, 136, 184, 189, 195, 200^ Landau , Isidor 189 Lazarus, Felix 141, 148 Lebel, Michel 13 Lehmann*, Julian 128, 232 Lessing*, Theodor 117 Lessmann, Leo 224, 229, 246, 251 Lessmann, Max 17, 209 Levie*, Werner 246, 254, 263 Levy*, Alphonse 189 Lewin, Reinhold 139 Ley, Robert 191 Lichtenstein, Erich 125 Lichtwitz, Max 250 Liebermann , Max 117 Liepmann, Erich 237-239, 241, 243-248, 251 f., 254f., 258 Lilien, Ephraim Moses 212 Lilienthal, Arthur 248 Lobe, Paul 252 Lock, Gerhard 256 Loewe, Heinrich 158, 160 Löwenfeld, Raphael 187 Löwenstein [Loewenstein], Hanns 128 Löwenstein [Loewenstein] , Kurt 105, 241-244 Lowenthal*, Ernst G. 3, 17, 111, 127, 135. 234, 238 Löwy, Moritz 139 Lustig*, Walter 249 Lux, Stefan 1 Marcus, Hanna 239, 243, 245, 247f., 251 f., 256 Mendelssohn, Moses 11 f., 20 Merzbach, Arnold 124, 126 Metzger, Kurt 140 Meyer, Jacob 131 Meyer, Seligmann 126 Meyerfeld, Heinz 138

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Personenregister Misch , Ludwig 245 Moritz, J. 141 Moses, Leopold 255 Mosse, Rudolf 193, 210 Mosse, Siegfried 160 Müller, Ernst 126 Nathan, Max N. 139 Naumann, Max 32f„ 135, 213 Neilhaus, Dagobert 140 Neuländer [Neulaender] , Fritz l l l f . , 139 Neustadt, Louis 17, 130 Nussbaum, Max 243, 257 Ollendorf, Friedrich 127 Ollendorf, Martha 125 Olschwanger, E. 134 Oppenheimer*, Hans 233 Owens, Walter 108, 242f., 254 Paucker, Arnold 53, 57, 187, 191 Pereyra di Pavia, Moses 9 Philippson*, Ludwig 15-17, 38 Picard*, Jacob 117 Picard, Lil 67 Pinkuss, Fritz 228-230 Pisarek*, Abraham 118 Plaut, Max 256 Pless, Willi [Willy] 130, 245, 250, 258, 263 Prinz, Arthur 128, 131 Prinz, Joachim 214, 268 Rath, Ernst vom 233, 236, 238 Reich, Emil 253, 255 Reich, Felix 124 Reichmann-Jungmann , Eva 19, 133, 187f., 238 Rieger, Paul 189 Riesser, Gabriel 15 Rosenberg, Alfred 74, 178 Rosenfeld, Manfred 137 Rosenkranz , Herbert 253 Rosenthal, Berthold 235f., 257 Rosenthal , James 235 Rosenthal, T. 133 Rosenthal, Willy 125 Rothschild, Lothar 140f. Ruppin , Arthur 172 Rust, Bernhard 103 Sabatzky, Kurt 195 Salinger, Erich 128 Samter, Hermann 42, 260 Schachnowitz, Selig 127 Scherek*, Jakob 189

Schlesinger, Lotte 18, 45 Schmidt-Leonhardt, Hans 70, 88-90, 94, 97 Schmitt, Kurt 69 Schoeps*, Hans-Joachim 33, 135 Scholem, Gershom 29 Scholem, Siegfried 250 Scholl, Hanna 132 Schulmann, Max 135 Schwarz von Berk, Hans 180f. Simon , Emst 164 Singer*, Isidor 38f. Singer*, Kurt 99f., 104f., 260 Sinsheimer , Hermann 58f. Sonnemann, Leopold 46 Sonnenfeld*, Herbert 199 Stahl, Heinrich 254 Steckelmacher, Ernst 169 Steeg, Paul 139 Stern, Wilhelm 132 Sternheim, Hans 141 Stoecker, Adolf 44 Strasser, Gregor 103, 191 Strasser, Otto 103 Streicher, Julius 191 Stricker, Robert 30, 47 Sussmann, Gustav 141 Tannenbaum, Eugen 128, 66 Traub, Michael 132 Treitschke, Heinrich von 44 Tuchler, Kurt 180 Tucholsky, Kurt 46 Ucko, Siegfried 131 Walk, Joseph 19, 117f., 200 Walter, Isidor 137 Weiß, Wilhelm 95, 98 Weißlitz, Jakob 139 Weltmann*, Lutz 29, 98-100 Weltsch*, Robert 29, 38, 82, 90-92, 94, 110, 129, 158-161, 163f., 166, 170, 172, 174, 176f., 180, 182-185, 197, 237f., 267 Wertheimer*, Martha 128, 222, 224, 232 Wiener*, Alfred 187, 195f. Winz, Leo 19 Wischnitzer, Mark 128, 130f. Wismann, Heinz 72 Wisten, Fritz 258, 263 Wittner*, Doris 224 Wolf, Joseph 14 Wolff, Johannes 132 Wollenberg, Hans 135

362 Woyda, Bruno 40 Wynands, Franz 99f. Zachmann Croneburg, Benjamin 12 Zunz, Leopold 15

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