Die italienische Presse [Reprint 2019 ed.] 9783111461656, 9783111094533

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Die italienische Presse [Reprint 2019 ed.]
 9783111461656, 9783111094533

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1. Staat und Presse
2. Die Faschistische National-Partei und die Presse
3. Die Organisation des Journalistenstandes
4. Die Presse der einzelnen Städte
5. Die katholische Presse
6. Verschiedenes

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S. E x c . M i n i s t e r

Ciano

Die italienische Presse Von

Dr. A. D r e s l e r Hauptamtsleiter der Reldispressestelle der NSDAP. Dozent am Institut für Zeltungswissenschaft der Universität München

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit £ Comp.

Berlin W 35 und Leipzig 1936

Alle R e c h t e

vorbehalten

A r c h i v N r . 131 93S

Druck von W. E. Harich Nachfolger G. m. b. H., AIlensteln-Berlin.

Printed in Germany.

Dem Andenken an P a u l

Orth

gewidmet

Inhaltsverzeichnis.

Selle

Vorwort

6

Einleitung

7

1. S t a a t u n d P r e s s e

9

Das Ministerium für Presse und Propaganda

.

.

.

.

9

Die »Agenzia Stefani« 2. D i e

Faschistische

10

National-Partei

und

die

Der Presseapparat der Faschistischen National-Partei Die faschistische Parteipresse

3. D i e

Presse

11

.

11

.

. 1 2

Faschistische Mauerzeitungen

13

Faschistische Studentenblätter

13

Organisation

14

des J o u r n a l i s t e n s t a n d e s

Das journalistische Berufsregister Die Eingliederung der Presse in das Korporations-System . 4. D i e

Presse

der

einzelnen

Städte

14 .

14 16

Rom

16

Mailand

16

Turin

17

Neapel

17

Genua

17

Triest

17

Venedig

17

Florenz

17

Palermo

18

5. D i e k a t h o l i s c h e

Presse

18

Die Vatikanische Presse

18

Die katholische Provinzpresse

18

Die katholischen Zeitschriften

18

6. V e r s c h i e d e n e s

19

Die Aufmachung der italienischen Presse

19

Straßenverkauf Zeitungslektüre im Kaffeehaus

19 19

Witzblätter

20

Vorwort. Die vorliegende Arbeit steht unter dem

Schatten

des

plötzlichen

Todes

meines Mitarbeiters Paul O r t h , der auf der Heimfahrt in die Pfalz am 11. VII. 1935 bei München tödlich verunglückte.

Paul Orth 1 ) hatte am Institut f ü r Zei-

tungwissenschaft der Universität München mehrere Semester studiert und zur Vorbereitung seiner Doktorarbeit, die einen Vergleich der nationalsozialistischen und der faschistischen Presse bringen sollte, 2 ) das Winter-Semester 1934/35 in Rom zugebracht.

Über das Ergebnis seiner dortigen Arbeit hat er sowohl in mei-

nen Vorlesungen als auch in zwei Aufsätzen in der »Zeitungswissenschaft« be richtet. 3 )

Ferner hatte er in mehreren

Presse Aufsätze veröffentlicht.

über

die

italienische

Die Zeitungswissenschaft hat in ihm einen treuen

und hoffnungsvollen Mitarbeiter verloren. München,

Tageszeitungen

den 18. Juli 1935.

Ehre seinem Andenken! A. D.

i) Er war am 3. März 1913 in Bad Dürkheim geboren. ») »Die Presse im nationalsozialistischen und faschistischen Staat, (Querschnitt durch Geist und Form des Zeitungswesens in Deutschland und Italien)«. 3) »Der Presseapparat der faschistischen National-Partei« und »Die »Agenzia Stefani« in Rom« in Heft 4 und 7 der »Z. W.« 1935.

Einleitung. Die italienische Presse hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht wie die deutsche. Aus den geschriebenen Zeitungen und den von einzelnen Druckern an läßlich besonderer Ereignisse herausgegebenen gedruckten Einzelzeitungen entstanden im 17. Jahrhundert in den verschiedenen Städten und Staaten Italiens gedruckte Wochenblätter, die, der geistlichen und weltlichen Zensur unterstehend, reine Nachrichtenblätter ohne politische Einstellung waren. Die politische Presse begann erst im Gefolge der Französischen Revolution, vor allem durch den italienischen Feldzug Napoleons von 1796. In den Jahren 1796 bis 1799 zeigte ein Teil der Presse Italiens zum ersten Male ein gesamtitalienisches Streben; die politischen Journalisten, die hervortraten, waren fast ausnahmslos Anhänger der Beseitigung der zahlreichen Kleinstaaten und der Einigung Italiens in einer mit Frankreich verbündeten Gesamtrepublik. Diese Entwicklung wurde aber durch die bereits 1800 einsetzenden Zensurmaßnahmen Napoleons unterbunden, die nur noch eine farblose Nachrichtenpresse oder rein literarische Blätter duldeten. Dieser Zustand dauerte nach der Rückkehr der Österreicher lind der Wiederherstellung der meisten Einzelstaaten bis zur Revo lution von 1848 fort, in der für kurze Zeit noch einmal ein politischer Journalismus sich entfaltete und die Losung »Einheit und Freiheit« auf seine Fahnen schrieb. Im gleichen Jahre gab Karl Albert von Sardinien eine Verfassung, deren Bestimmungen über die Presse vorbildlich für die anderen Staaten Italiens wurden und mit einigen Änderungen und Zusätzen bis zur faschistischen Pressegesetzgebung in Kraft geblieben sind. In der Zeit von 1848—1870 war es vornehmlich die Presse, die den Kampf um die Abschüttelung der österreichischen Herrschaft und um die Einigung Italiens geführt hat. Diese heroische Zeit des Journalismus wurde dann jedoch von 1870 bis 1900 abgelöst durch eine Presse, deren Moral durch den Parlamentarismus und durch Geschäftsinteressen untergraben wurde und die in ihrer liberalen Einstellung, nicht zuletzt auch durch manche Skandale sich den Zuständen der französischen Presse zu nähern begann. Vor allem fehlte ein der technischen Vervollkommnung entsprechender Ausbau der wirtschaftlichen Grundlage, wie sie das Anzeigenwesen in der Presse anderer Länder bildet. Kurz nach der Jahrhundertwende entstand eine nationalistische Presse, welche gegen die Schäden der liberalen Weltanschauung und des parlamentarischen Regimes ankämpfte und einen neuen Idealismus vertrat. Bei Ausbruch des Weltkrieges stellte sich die nationalistische Presse auf die Seite der Entente. Zu ihr trat am 15. XI. 1914 der vom bisherigen Chefredakteur des sozialistischen Zentralorgans »Avantil«, Benito Mussolini, gegründete »Popolo d'Italia«. Er war das erste faschistische Organ, ja man kann sagen, aus ihm ist die faschistische Bewegung überhaupt erst entstanden. Nach dem Weltkriege gesellten sich zum »Popolo d'Italia« weitere faschistische Organe, in der Mehrzahl Wochenblätter, die jedoch innerhalb der italienischen Presse nur eine kleine Minderheit bildeten. Durch den Marsch auf Rom, der dem Faschismus die Regierungsgewalt verschaffte,

änderte sich zunächst an dieser Lage nichts; die faschistische Partei übernahm nur den s t a a t l i c h e Presseapparat und schuf ein eigenes Presseamt beim Minister Präsidenten Mussolini. Eine Wendung erfolgte erst nach der Ermordung Matteottis Als damals fast die gesamte nichtfaschistische Presse einen heftigen Feldzug gegen den Faschismus eröffnete, wurde sie in den Jahren 1925/26 ebenso verboten wie die nichtfaschistischen Parteien. Eine neue Pressegesetzgebung sicherte der faschistischen Presse dann die Monopolstellung, die sie innerhalb der übrigen Presse einnimmt. Am Schluß des ersten Vierteljahres 1935 hat das italienische Unterstaatssekretariat der Presse und Propaganda eine Statistik der in Italien erscheinenden Zeitungen herausgegeben. Darnach erscheinen gegenwärtig: 81 Tageszeitungen, 132 politische Zeitschriften, 7000 sogenannte »Bollettini«, d. h. periodische Veröffentlichungen, die mehr den Chardkter eines Flugblattes, als einer Zeitschrift haben, 58 offizielle Verlautbarungsorgane, 31 Veröffentlichungen von Nachrichtenagenturen.

Staat und Presse. Das Ministerium für Presse und Propaganda. Die oberste Instanz der gesamten italienischen Presse ist das M i n i s t e r i u m f ü r P r e s s e u n d P r o p a g a n d a.1) Es ist hervorgegangen aus dem Presseamt des Regierungschefs, 2 ) das Mussolini kurz nach seiner Ende Oktober 1922 erfolgten Berufung zum Ministerpräsidenten geschaffen hatte. Dieses Presseamt hatte nach und nach die Aufgaben übernommen, die bis dahin den Pressestellen der verschiedenen Ministerien und obersten Regierungsbehörden obgelegen hatten. Insbesondere war es mit der Pressestelle des Ministeriums des Äußern — es war mit dieser zusammen im Palazzo Chigi untergebracht —, vereinigt worden, wodurch es sich in steigendem Maße mit den Angelegenheiten der ausländischen Presse befaßte, den ausländischen Journalisten in Rom Auskünfte erteilte und die ausländische Presse beobachtete. Nachdem Reichsminister Dr. Goebbels im April 1933 für Deutschland das Ministerium f ü r Volksaufklärung und Propaganda geschaffen und im Mai einen Besuch in Rom abgestattet hatte, wurde dort im Herbst 1933 der Plan erwogen, nach dem Beispiel des deutschen Reiclisministeriums für Volksaufklärung und Propaganda ein ähnliches für Italien zu schaffen. Zunächst wurde Anfang 1934 das Presseamt beim Regierungschef zu einem Staatssekretariat f ü r Presse und Propaganda ausgebaut, 8 ) das als Sitz ein eigenes Gebäude in der Via Vittorio Veneto gegenüber dem Korporationsministerium erhielt. Zum Leiter dieses Staatssekretariats berief Mussolini seinen Schwiegersohn, den Grafen Galeazzo C i a n o di Cortelazza. Dieses Staatssekretariat f ü r Presse und Propaganda setzte sich aus den 3 Abteilungen: Inlandspresse, Auslandspresse und Propaganda zusammen. Die I n l a n d s p r e s s e verfolgt die in Italien selbst erscheinenden Tageszeitungen und Zeitschriften. Zur Bewältigung dieser Aufgabe unterstehen dem Ministerium die Pressereferenten der Präfekturen der größeren Städte. Die Abteilung für die A u s l a n d s p r e s s e sammelt die im Ausland erscheinenden Meldungen und Artikel über Italien und verbreitet ihrerseits Nachrichten über Italien in der Auslandspresse. Dem Ministerium unterstehen die Pressestellen bei den italienischen Botschaften, Gesandtschaften, Generalkonsulaten etc. Diese beiden Abteilungen wurden am 1. VII. 1934 aus den Sektionen Inneres und Äußeres, die bis dahin beim Innenministerium im Palazzo Chigi ihren Sitz hatten, gebildet. Als 3. Abteilung wurde ihnen die Abteilung P r o p a g a n d a 4 ) angegliedert, der folgende Aufgaben zugewiesen wurden: die faschistische Propaganda in Schrift, Film und Radio, die Verbreitung des Gedankens der Universalität des Faschismus und die Organisation der Fasci im Ausland. Noch im Jahre 1934 kamen Abteilungen f ü r den Reiseverkehr, das Lichtspielwesen und zum Schluß die Aufsicht über die Theater dazu. Durch königliches Dekret vom 25. VII. 1935 wurde das Unterstaatssekretariat f ü r Presse und Propaganda zu einem Ministerium erhoben und Graf Ciano zum Minister f ü r Presse und Propaganda ernannt. Als er im August zur Dienstleistung nach Abessinien berufen wurde, wurde der Abgeordnete Dino Alfieri durch königliches Dekret zum Staatssekretär und zu seinem Stellvertreter ernannt. 1) 2) ») «)

Ministero per la Stampa e la Propaganda. Ufficio Stampa del Capo di Governo. Sottosegretariato di Stato per la Stampa e la Propaganda. Sezione Propaganda.

Staat und Presse

10

Inzwischen ist ein Ausbau der Abteilung Propaganda erfolgt, sie umfaßt gegenwärtig 6 Unterabteilungen: Radio, Lichtspielwescn, Kunst, Presse, Bibliothekwesen u n d Feste. Die Radioabteilung überwacht die Programmgestaltung der Radioübertragungen und sucht auch auf die Programme der Übertragungen nach Übersee Einfluß zu nehmen. Sie hat ferner italienische Sprachkurse f ü r das Ausland eingerichtet. Der Abteilung f ü r den Reiseverkehr untersteht das amtliche Reisebüro »Enit«. Die Abteilung f ü r das Lichtspielwesen erhielt vom Innenministerium die politische Filmzensur und vom Korporationsministerium die Aufgabe der Förderung und Propagierung der italienischen Filmindustrie. Die Theaterinspektion hat die italienische Bühnenkunst zu fördern und zu propagieren. Die »Agenzia Stefani«. Die amtliche Nachrichtenagentur Italiens ist die » A g e n z i a Stefani«. Sie wurde auf Veranlassung des Staatsmannes Grafen Cavour 1853 von Wilhelm S t e f a n i in Turin gegründet. 1 ) Von Turin wurde die Agentur bei der Verlegung der Hauptstadt nach Florenz ebenfalls dorthin verlegt, um am 1. I. 1881 nach Rom überzusiedeln. Sie hat dort ihren Sitz in der Via Propaganda Nr. 27 gegenüber dem alten Palast, in dem sich von 1622—1932 das katholische »Collegium de propaganda fide« befand. 1920 wurde die Agentur in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Leitung Johann C a p p e l l e t t o übertragen wurde. W ä h r e n d der Matteottikrise des Jahres 1924, als durch die ausländischen Nachrichtenagenturen faschistenfeindliche Nachrichten verbreitet wurden, ließ Mussolini beträchtliche Summen bereitstellen, um die »Agenzia Stefani« unabhängig vom Ausland zu machen. E r setzte ein neues Direktorium ein, in das zuverlässige Faschisten berufen wurden. Antifaschistische Korrespondenten wurden entlassen. Die Generaldirektion der »Agenzia Stefani« befindet sich in Mailand im Palazzo Arese, Corso Valesio 14. Dort hat auch der Radiodienst »Radio Stefani« seine Empfangsstation, die mit langen und kurzen Wellen 24 Stunden durcharbeitet, sowie das Büro der Bildtelegramme, seine Empfangs- und Senderäume. Ebenso befindet sich das »Archivio storico-biografico« sowie der Handels- und Wirtschaftsdienst in Mailand. Von dort aus besteht eine direkte telegraphische Verbindung mit dem Völkerbundssekretariat in Genf. s ) Die »Agenzia Stefani« hat sich aus kleinen Anfängen — bei ihrer Übersiedlung nach Rom im J a h r e 1881 verfügte sie nur über 4 Hilfskräfte — emporgearbeitet, worüber einige Zahlen Aufschluß geben mögen: Z w e i g s t e l l e n in 1900: 10,

1920: 14,

1925: 15,

Italien: 1929 :30,

1934: 30

Korrespondenten : 1900 150

1920 160

Italien: 1925 1929 162 255

1934 3ÖÖ

1900 6

Ausland: 1920 1925 1929 12 18 40

1934 60

») Geboren am 5. Juli 1819, wurde er 1845 Schriftleiter der Tageszeitung »II Caffé Pedrocchi« in Padua, die unter dem Deckmantel der Literatur die österreichische Herrschaft bekämpfte. 1848/49 war er während des Aufstandes Venedigs gegen Österreich journalistisch tätig. Nach dessen Niederschlagung wurde er Leiter der »Gazzetta Piemontese«. E r starb am 11. Juni 1861. s. Manlio Morgagni »L'Agenzia Stefani nella vita nazionale«, Rom 1930. ») s. Paul Orth »Die Agenzia Stefani« in Rom, »Z. W,< iHeft 7, 1935, S. 318 fi.

Die Faschistische National-Partei und die Presse

1900 70

1900 60

Aus 1920 95 Ins 1920 130

11

E m p f a n g e n e Meldungen pro Tag: Vom A u s l a n d : Italien: 1925 1929 1934 1900 1920 1925 1929 40 70 95 360 125 375 400

1934 380

Ausgegebene Meldungen pro Tag: Ins Ausland: Inland: 1900 1920 1925 1929 1925 1929 1934 20 45 48 290 170 486 500

1934 300

2. Die Faschistische National-Partei und die Presse. Der Presseapparat der Faschistischen National-Partei. Neben dem staatlichen Presseapparat steht der Presseapparat der Faschistischen National-Partei. 1 ) In der Zeit des Kampfes um die Macht verfügte die Faschistische Partei über keine zentrale Pressestelle, vielmehr arbeiteten ihre einzelnen Zeitungen und Zeitschriften selbständig. Erst am 11. Oktober 1923 fand eine organisatorische Zusammenfassung der Parteipresse statt, wobei als parteiamtlich anerkannt wurden: 12 Tageszeitungen (für jede Provinz eine) 1 dreimal wöchentlich erscheinendes Blatt 2 zweimal wöchentlich erscheinende Blätter 44 einmal wöchentlich erscheinende Blätter, ferner 3 Monatsschriften, 7 Blätter für die faschistische Jugend 7 Blätter im Ausland (davon 1 in Berlin) 2 Kolonialzeitungen. Zum Pressechef der Partei berief Mussolini Cäsar Rossi, dessen Absetzung jedoch erfolgte, als er in die Ermordung des sozialistischen Abgeordneten Matteotti mit verwickelt wurde. Als dann infolge dieses Mordes in den Jahren 1924/25 die gesamte Oppositionspresse zu außerordentlich heftigen Kämpfen auf den Faschismus überging, sah sich dieser genötigt, einen zentralen Presseapparat zu schaffen, um zum Gegenangriff schreiten zu können. Mussolini berief nunmehr zum Pressechef der Partei den Abgeordneten Franco C i a r l a n t i n i . Ciarlantini sah seine Aufgabe darin, eine einheitliche Linie der faschistischen Presse herzustellen, die Organisation der faschistischen Presse auszubauen und von Rom aus zu leiten. Er organisierte ferner eine bibliographische Abteilung, die f ü r den Ausbau der kulturellen Bestrebungen der Partei bestimmt war. Diese Abteilung hatte folgende Aufgaben: 1. Einrichtung einer Bibliothek für politische Zwecke und Auskünfte an die Presse am Sitz der Parteileitung. / 2. Sammlung alles dokumentarischen Materials über die faschistische Bewegung. 3. Bibliographische Beratung bei der Gründung von Bibliotheken der einzelnen Parteistellen, Förderung der kulturellen Bestrebungen der Partei, Erwerb von Büchern, Förderung des Studiums des Faschismus, soweit es mit der Presse in Verbindung stand. Endlich nahm sich Ciarlantini der Organisation der Journalisten an. Die Federazione della Stampa und ihre Unterorganisationen waren vollständig in den ») Partito Nazionale Fascista, abgekürzt P. N, F.

12

Die Faschistische Natlonal-Partei und die Presse

Händen der Gegner des Faschismus. Das 1919 gegründete Sindacato Nazionale dei Giornalisti hatte nur geringe Bedeutung, da es sich nicht mit Berufsfragen befaßte, so daß die Zugehörigkeit zu ihm den faschistischen Journalisten keinen Schutz ihrer Interessen brachte. Ciarlantini nahm zunächst eine Neuorganisation des Sindacato vor, gründete eine Versorgungskasse zur Versicherung in Fällen von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Bedürftigkeit, Invalidität oder des Alters sowie in Rom eine Einrichtung zur Vermittlung billiger Wohnungen für faschistische Journalisten. Dem Presseapparat der Faschistischen Partei unterstehen die 93 Presseämter der einzelnen Federazionen der Partei in den 93 Provinzen. Als amtliche Mitteilungsblätter gibt das Presseamt der Partei das »Foglio di Disposizioni« und »Foglio d'Ordini« heraus. Weiter obliegt dem Presseamt die Versorgung von Versammlungsrednern mit Material, die Versorgung der Ortsgruppen der Partei im Ausland mit Propagandamaterial sowie die Verbindung mit dem Ministerium der Presse und Propaganda. Die faschistische Parteipresse. Zur Faschistischen Parteipresse gehören 16 Tageszeitungen, von denen der »Popolo d'Italia« mit seinem römischen Ableger »Popolo di Roma« Mussolinis persönliches Eigentum sind, während die übrigen 14 Blätter von den Provinzfederationen herausgegeben werden. Diese Blätter sind:1) Mailand: »Popolo d'Italia« Rom: »Popolo di Roma« Ancona: »11 Corriere Adriatico« Bergamo: v La Voce di Bergamo« Bozen: »La Provincia di Bolzano« Como: »La Provincia di Como« Cuneo: »Sentinella d'Italia« Mantua: »La Voce di Mantova« Ebenfalls von Provinz-Federationen geben und zwar: Alessandria: »Corriere di Alessandria« Aosta: »La Provincia d'Aosta« Agrezzo: »Giovinezza« Ascoli Piceno: »II Piceno Fascista« Avellino: »Corriere dell' Irpinia« Bologna: »Assalto« Brindisi: »Giornale di Brindisi« Chieti: »II Nuovo Abruzzo« C osenza: »Calabria Fascista« Florenz: »II Bargello« mit der Mauerzeitung »II Bargello Murale« Forli: »II Popolo di Romagna« Livorno: »Sentinella Fascista« Lucca: »L'Artiglio« Macerata: »L'Azione Fascista« Massa Carrara: »II Popolo Apuano«

Parma: »11 Corriere Emiliano« Piacenza: »La Scure« Regaio Emilia: »11 Solco Fascista« Rovigo: »11 Polesine Fascista« Sassari: »L'Isola« Triest: »11 Popolo di Trieste« Udine: »11 Popolo del Friuli« Vicenza: »Vedetta Fascista«. werden 35 Wochenblätter

herausge-

Mailand: »11 Popolo di Lombardie« Novara: »L'Italia Giovane« Nuoro: »Nuoro Littoria« Pavia: »11 Popolo di Pavia« Perugia: »L'Assalto« Pesaro: »L'Ora« Pescara: »L'Adriatico« Pisa: »L'Idea Fascista« Pistoia: »1 Ferruccio« Ragusa: »La Vedetta Iblea« Ravenna: »Santa Milizia« Rom: »Notizie da Roma« Salerno: »L'Idea Fascista« San Marino: »11 Popolo Sanmarinesse« Siena: »La Rivoluzione Fascista« Sondrio »11 Popolo Valtellinese«

i) s. Paul Orth »Der Presseapparat der Faschistischen National-Partei«, »Z. W.« Heft 4, 1935,, S. 146.

Die Faschistische National-Partei und die Presse

13

Terni: »II Popolo di Terni« Vercelli: »La Provincia di Vercelli« Trapani: »II Popolo di Trapani« Zara: »Santnarco«. Endlich sind die 5 parteiamtlichen Zeitschriften zu erwähnen, die vom Presseapparat der Partei herausgegeben werden: »Gioventù Fascista«, das Organ der faschistischen Jugendverbände und Studentengruppen mit einer Auflage von 700 000, »La Scuola Fascista«, das Organ des faschistischen Lehrerverbandes mit einer Auflage von 150 000, »Giornale della Donna«, das Organ der weiblichen Verbände mit einer Auflage von 40 000, »Milizia Sanitaria«, das Organ der Mediziner, Tierärzte und Apotheker mit einer Auflage von 20 000, und »Le Forze Civili«, das Organ der staatlichen Angestellten mit einer Auflage von 500 000. Direktor dieser Zeitschriften ist der Generalsekretär der Partei, Achilles Starace. Der offiziellen Parteipresse gehört noch das Organ der »Opera Dopolavoro«, »Gente Nostra« an, das wöchentlich erscheint und eine Auflage von 100 000 hat. Ein 14tägiges Beiblatt »Dopolavoro Escursionistico« behandelt ausschließlich die Organisation von Ausflügen und Gesellschaftsfahrten und hat sich dank seiner wunderbaren Landschaflsaufnahmen den Ruhm erworben, eine der besten illustrierten Zeitschriften Italiens zu sein. Faschistische Mauerzeitungen. Eine Besonderheit, wie sie allerdings in der sowjetrussischen Presse sehr häufig zu finden ist, sind zwei Mauerzeitungen der faschistischen Presse: Die » N o t i z i e d a R o m a « in Rom und »II B a r g e l l o M u r a l e « in Florenz. Die »Notizie da Roma«, die in einer Auflage von 50 000 erscheinen, werden in ganz Italien verbreitet, außerdem aber auch an die italienischen Kolonien ins Ausland verschickt, um dort angeschlagen zu werden. Der »Bargello Murale« ist ein Ableger der Florentiner Zeitschrift »II Bargello«, der f ü r die Verbreitung und den Anschlag auf dem Lande in der Toskana bestimmt ist. Das Blatt enthält in der Mitte jeder Nummer eine große farbige Zeichnung, die wichtige innenoder außenpolitische Ereignisse illustriert, und macht in kurzem schlagartigem Text eine geschickte Propaganda f ü r den Faschismus und seine Maßnahmen. Faschistische Studentenblätter. Zur faschistischen Presse gehören endlich noch die Wochenblätter, welche von den Faschistischen Studentengruppen 1 ) an verschiedenen Universitäten herausgegeben werden. In ihnen finden Auseinandersetzungen über Philosophie, Weltanschauung, Kunst, Literatur usw. statt, werden geistige Probleme erörtert und kommen junge Studenten zu Wort. Es sind folgende Blätter: Bologna: »Nuova Guardia« Pisa: »II Campano« Mailand: »Libro e Moschetto« Rom; , R o m a Fascista« Messina: »Volontà« Padua: »II Bö« J'urin: »Vent' Anni« Palermo: »L'Appello« Venedig: »II Ventuno« Das bedeutendste dieser Blätter ist der 1926 gegründete Mailänder »Libro e Moschetto«. ») G. U. F., Gruppi Universitari Fascisti.

Ole Organisation des Journalistenstandes

14

3. Die Organisation des Journalistenstandes. Das journalistische Berufsregister. Im Rahmen seiner korporativeil Organisation der verschiedenen Berufsstände hat der Faschismus auch den Journalistenstand korporativ organisiert. Die Grundlage für die Organisation bildet die Einführung eines journalistischen B e r u f s r e g i s t e r s , 1 ) die durch Gesetz vom 26. II. 1928 erfolgt ist. In dieses Register muß jeder eingetragen sein, der den journalistischen Beruf ausüben will. Das Register sieht dabei die Einteilung der Journalisten in 3 Kategorien vor: in die der Anfänger,2) der eigentlichen BerufsjournaIisten r ) und die der freien Mitarbeiter. 4 ) Der Anfänger kann erst nach 18monatiger Ausbildung seines Berufes in die Kategorie der eigentlichen Berufsjournalisten aufgenommen werden. Journalist ist also eigentlich nur derjenige, der den Journalistenberuf 2 Jahre hindurch ausschließlich und gegen Bezahlung ausgeübt hat. Als Grenze für den Eintritt in den Journalismus als Volontär ist das 40. Lebensjahr bestimmt worden. Die freien Mitarbeiter, die nur im Nebenberuf journalistisch tätig sind, können in Ausnahmefällen nach 3jähriger Ausübung ihrer Tätigkeit in die Kategorie der Journalisten aufgenommen werden. Die Einstellung eines Journalisten muß von ihm sowie von dem verantwortlichen Schriftleiter seines Blattes innerhalb eines Monats dem Ausschuß mitgeteilt werden, der mit der Führung des Registers beauftragt ist. Arbeitslose Journalisten wurden anfangs nach 2jähriger Arbeitslosigkeit aus dem Berufsregister gestrichen. Diese harte Bestimmung wurde Ende 1934 insofern gemildert, daß ein Journalist, der seinen Beruf 10 Jahre hindurch ausgeübt hat, auch bei längerer Arbeitslosigkeit aus der Berufsliste nicht mehr gestrichen werden kann, sondern die ihm zustehenden sozialen und wirtschaftlichen Rechte behält. Die Eingliederung der Presse in das Korporations-System. In das korporative System des faschistischen Staates ist die italienische Presse in der Weise eingegliedert worden, daß unter den im großen Korporationsrat 1 ) zusammengeschlossenen 22 Korporationen eine gemeinsame Korporation d e r P a p i e r i n d u s t r i e u n d d e r P r e s s e 2 ) gebildet worden ist. Von journalistischer Seite sind Einwendungen gegen diese Verbindung mit der Papierindustrie erhoben und ist die Eingliederung der Journalisten in die freien Berufe gefordert worden, jedoch ohne Erfolg. Die Korporation der Papierindustrie und der Presse setzt sich zusammen aus dem Verband der Verleger und Verlage3) und dem der freien Berufe und Künstler. 4 ) Zum Verband der Verleger und Verlage gehört der Verband der Zeitungsverleger,5) zum Verband der freien Berufe und Künstler das Syndikat der Journalisten. 6 ) ') ') >) «)

Albo professionale. Praticanti. Giornalisti. Pubblicisti.

i) ') ') ») «) o)

Gran Consiglio delle Corporazioni. Corporazione della Carta e Stampa. Confederazione Editori e Case Editrici. Confederazione Professionisti e Artisti. Associazione Nazionale Fascista Editori di Giornali. Sindacato Nazionale Fascista dei Giornalisti.

Die Organisation des Journalistenstandes

15

Der Korporation des Papiers und der Presse gehört die Nationalkonföderation der faschistischen Syndikate der freien Berufe an.7) In ihr sind die Autoren und Schriftsteller durch ihren Vorsitzenden Marinetli, sowie die Journalisten durch ihren Vorsitzenden Guglielmotti vertreten. Die Journalisten sind zusammengeschlossen im faschistischen Nationalsyndikat der Journalisten, 8 ) das durch königliches Dekret vom 24. VII. 1930 anerkannt worden ist.8) Es hat seinen Sitz in Rom in der Via Toscana 5. Präsident ist der Abgeordnete Hubert Guglielmotti. Dem Direktorium untersteht eine Oberkommission für die Presse.10) Das NationalSyndikät setzt sich zusammen aus den Einzelsyndikaten von Bari, Bologna, Florenz, Genua, Mailand, Neapel, Palermo, Rom, Turin, Triest und Venedig. Die Einzelsyndikate zerfallen in ein Direktorium, in die Provinz-Sektionen und den regionalen Ausschuß für das Berufsregister und in den Presseverband. 11 ) Zu erwähnen ist weiter das Nationale Fürsorgeinstitut der italienischen Journalisten »Arnaldo Mussolini«, das seinen Sitz in Rom, Via del Moretto 13, hat. Der Generalrat wurde durch königliches Dekret vom 25. 1. 1932 einberufen. Die Zeitungsverleger sind organisiert in dem faschistischen Nalional-Föderation der Zeitungsverleger,12) der seinen Rechtssitz in Rom hat, seinen Verwaltungssitz jedoch in Mailand, Via Ciovasso 4. Innerhalb dieses Verbandes sind noch die Verwaltungsdirektoren der Zeitungen besonders organisiert. 13 ) Schematisch ergibt sich also im Vergleich zu der in Deutschland getroffenen Regelung folgendes Bild: In D e u t s c h l a n d

InItalien

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Die Presse der einzelnen Städte

4. Die Presse der einzelnen Städte. Rom. Das Zentrum der italienischen Presse ist naturgemäß die Hauptstadt Rom. Mussolinis »Popolo d'Italia« verfügt hier über einen Ableger, den parteiamtlichen »P o p o 1 o d e R o m a « . Als offiziöses Organ, vor allem in außenpolitischen Fragen, nimmt das 1901 von dem späteren Minister Sidney Sonnino gegründete » G i o r n a l e d ' I t a l i a « eine wichtige Stellung ein. Es hat eine Auflage von 100 000. In diesem Blatt, das bis 1923 das Sprachrohr Sonninos war, gibt der Chefredakteur Virginio Gayda die Stellungnahme Mussolinis zur Außenpolitik wieder. 1930 hat Gayda seinem Blatte eine der beliebten illustrierten Wochenausgaben unter dem Titel »II G i o r n a l e d e l l a D o m e n i c a « angegliedert. Als großes Boulevardblatt nach französischem Muster besteht in Rom der »M e s s a g g e r o « fort, der bis 1926 das führende Blatt der römischen Opposition war. Er hat eine Auflage von 140 000 und gibt bis zu 7 Ausgaben täglich heraus. Eines bedeutenden Ansehens erfreut sich die alte » T r i b u n a«, die im Dezember 1925 mit dem Organ der Nationalisten, der »I d e a N a z i o n a 1 e«, vereinigt wurde. Das von Dr. Robert Forges-Davanzati geleitete Blatt hat eine Auflage von 75 000. Als faschistisches Organ ist das von dem außerordentlich fähigen Telesio Interlandi gegründete und geleitete Mittagsblatt »II T e v e r e« zu erwähnen, das außenpolitisch eine deutschfreundliche Haltung einnimmt. Mailand. In Mailand, das in seiner ehemals führenden Stellung in der italienischen Presse durch Rom abgelöst worden ist, erscheint Mussolinis » P o p o l o d ' I t a l i a « , der eine Auflagenhöhe von 250 000 erreicht. Ferner gibt der Verlag des »Popolo d'Italia« die ebenfalls von Mussolini gegründete Monatsschrift » G e r a r c h i a« heraus, weiter das 1925 gegiündete Organ des Forstverbandes, den 14tägig erscheinenden »II B o s c o«, sowie die von Mussolinis Bruder Arnaldo 1926 gegründete illustrierte Sonntagszeitung für die Landbevölkerung »L a Domenica dell' Agricoltore«. Sodann erscheint in Mailand der 1876 gegründete demokratische »C o r r i e re d e l l a S e r a « , der mit einer Auflage von rund 500 000 das größte Blatt der italienischen Presse ist und der als Hauptbollwerk der Oppositionspresse erst Ende 1926 unter die Kontrolle des Faschismus kam. Zusammengelegt wurden 1927 der aus dem Jahre 1866 stammende demokratische »S e c o 1 o« mit dem Abendblatt »La S e r a«, wobei die Titel beider Blätter miteinander verbunden wurden. Mailand verfügt weiter über das größte Blatt der italienischen Industrie, den aus dem Jahre 1865 stammenden »11 S o 1 e«, der allein die Nummer zum Einheitspreis von 25 Centesimi verkaufen darf. Ebenso hat Mailand das größte Sportblatt Italiens aufzuweisen, die »G a z z e 11 a d e 11 o S p o r t « . ') »Confederazione Nazionale dei Sindacati Fascisti dei Professionisti e degli Artisti.« s) »Sindacato Nazionale Fascista dei Giornalisti.« •) Veróflentlicht in der »Gazzetta Ufficiale« v. 15. 10. 30. "») »Commissione Superiore per la Stampa.« >i) »Circolo della Stampa.« »*) »Federazione Nazionale Fascista Editori Giornali«. »«) »Gruppo Giornalisti Direttori Amministrativi o Amministratori di Giornali.«

Die Presse der einzelnen Städte

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Turin. An dritter Stelle steht in der italienischen Presse Turin. Eigenartigerweise hat die Hauptstadt Piemonts kein größeres Parteiblatt aufzuweisen, vielmehr ist die alte » S t a m p a« — sie hat eine Auflage von rund 400 000 — Ende 1925 in faschistische Hände übergegangen. Neben ihr besteht noch die 1848 gegründete » G a z z e t t a d e l P o p o l o « mit einer Auflage von rund 300 000, einst das führende Blatt des piemontesischen Liberalismus. Im Gegensatz zur »Stanipa«, die unter dem demokratischen Senator Frassati auf Seiten der Opposition den Faschismus bekämpfte, stand die »Gazzetta del Popolo« dem Faschismus von Anfang an günstig gegenüber. Neapel. In Neapel, der zweitgrößten Stadt Italiens, ist der ursprünglich liberale »M a 11 i n o« Anfang 1926 in den Besitz einer faschistischen Gesellschaft übergegangen. Das Blatt, das eine Auflage von 130 000 hat, gibt noch die illustrierte Wochenzeitung » M a t t i n o I l l u s t r a t o « , ferner » T u t t i g l i S p o r t s « und die Frauenzeitschrift » V i t a F e m m i n i l e « heraus. Genua. Genua hat eine reiche Presse aufzuweisen. In der rührigen Hafenstadt wurde 1824 der » C o r r i e r e M e r c a n t i l e « gegründet, ursprünglich ein Handelsblatt, das jedoch längst zu einer politischen Tageszeitung geworden ist. Aus dem Jahre 1885 stammt » I I S e c o l o XIX«. 1903 wurde von dem sozialistischen Abgeordneten Joseph Canepa »II L a v o r o « gegründet, der als einziges Organ der sozialistischen Presse vom Faschismus heute noch geduldet wird. Leiter ist noch jetzt der Gründer Canepa. Der »Lavoro« genießt in der Erörterung außenpolitischer Fragen einige Freiheit. 1923 enlstand als Nachfolger des alten »Caffaro« das »G i o r n a 1 e d i G e n o v a«. Die Katholiken Liguriens schufen sich 1929 im »N u o v o C i 11 a d i n o« eine Tageszeitung. T r i e s t. Triest, das durch den Weltkrieg an Italien fiel, verfügt über den 1881 gegründeten »II P i c c o 1 o«, der gegen die österreichische Herrschaft einen heftigen Kampf geführt hat, und dessen Gebäude 1915 am Abend vor der Kriegserklärung Italiens an Österreich angezündet wurde. Nach dem Kriege wurde das Gebäude neu errichtet. Dem Hauptblatt sind angeschlossen seit 1881 »II Pic.colo della Sera« und seit 1920 eine letzte Ausgabe »Le Ultime Notizie«. Die Auflage des » P i c c o l o « beträgt 80 000. Als faschistisches Organ wurde 1920 »II P o p o l o d i T r i e s t e« gegründet. Venedig. In Venedig erscheint eines der ältesten Blätter Italiens, die » G a z z e t t a d i V e n e z i a « . Sie geht auf die 1760 vom Grafen Caspar Gozzi gegründete »Gazzetta Veneta« zurück. Weiter erscheint in Venedig der aus dem Jahre 1886 stammende »II G a z z e 11 i n o«. Florenz. In der toskanischen Hauptstadt erscheinen die 1859 gegründete » L a z i o n e« und das 1905 gegründete » N n o v o G i o r n a 1 e«.

Na-

Die katholische Presse

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Palermo. In Palermo gibt es zwei größere Tageszeitungen: Das im Anschluß an den Feldzug Garibaldis 1860 gegründete » G i o r n a l e d i S i c i l i a « und die 1900 von dem Schiffahrtsbesitzer Florio ins Leben gerufene » L ' O r a«.

5. Die katholische Presse. Die Vatikanische Presse. Eine Sonderstellung nimmt die k a t h o l i s c h e P r e s s e ein. Man muß unterscheiden zwischen der Presse, die in der Vatikanstadt 1 ) erscheint, die durch die Lateranverträge von 1929 souveränes Gebiet des Heiligen Stuhles geworden ist und der Provinzpresse außerhalb Roms. Die Presse der Vatikan-Stadt untersteht der faschistischen Zensur nicht. In der Vatikan-Stadt befindet sich die Nachrichtenagentur »Fides«, die größte katholische Nachrichtenzentrale der Welt. Sie bedient etwa 1500 Blätter. Das offizielle Organ der Vatikan-Stadt ist die Tageszeitung » O s s e r v a t o r e R o m a n o « , die 1861 gegründet worden ist. Weiter ist die wissenschaftliche Zeitschrift » C i v i l t à C a t t o l i c a « zu erwähnen, die von Papst Pius IX. 1850 als eine der ersten katholischen Zeitschriften gegründet wurde mit der Aufgabe, die liberalen Ideen der Revolutionsjahre von 1848/49 durch ein katholisches Organ strengster Richtung zu bekämpfen. Endlich erscheint mit Erlaubnis des Heiligen Stuhles itf der Vatikan-Stadt die 1930 gegründete illustrierte Zeitschrift » I l l u s t r a z i o n e V a t i c a n a « . Sie ist privates Eigentum des Herrn Peruzzi. Ihr Chefredakteur ist G. Dalla Torre. Außer der italienischen Ausgabe erscheint noch eine niederländische, deutsche, französische und spanische. Die katholische Provinzpresse. Die katholische Provinzpresse, die in der Vergangenheit eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, ist unter dem Faschismus mehr in den Hintergrund getreten. Die Presse der 1919 gegründeten Katholischen Volkspartei 2 ) — ihr Hauptorgan war der vom Priester Don Sturzo geleitete »Popolo« —, die eine Verquickung von Religion und Parteipolitik darstellte, wurde gleichzeitig mit der Partei selbst 1925 vom Faschismus beseitigt. Der Faschismus duldet heute nur zwei Ausnahmen einer katholischen Tagespresse: den 1896 gegründeten »A v v e n i r e d ' 11 a 1 i a« in Bologna und die vereinigten Blätter » I t a l i a « in Mailand und » O r d i n e « in Como. Mussolini machte der Kurie das Zugeständnis, daß sie die Direktoren dieser Blätter ohne Einflußnahme der Faschistischen Partei ernennt. Infolgedessen haben beim Tode des letzten Direktors der »Italia« und »Ordine« der Erzbischof von Mailand und der Bischof von Como gemeinsam den Nachfolger berufen. Die katholischen Zeitschriften. Sehr zahlreich sind die katholischen Zeitschriften. Das neueste Jahrbuch der italienischen Presse, »Annuario della Stampa Italiana« 1933/34 verzeichnet nicht weniger als 428 katholische Zeitschriften der verschiedensten Art, darunter i) Città del Vaticano. ») Partito Popolare.

Verschiedenes

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allerdings zahlreiche Kirchenblätter der Diözesen sowie die Zeitschriften der verschiedenen religiösen Orden.

6. Verschiedenes. Die Aufmachung der Italienischen Presse. Die ä u ß e r e A u f m a c h u n g der italienischen Tagespresse ist ziemlich einheitlich dieselbe, d a ß sich auf der ersten Seite die wichtigsten Meldungen der Innenu n d Außenpolitik, sowie ein Leitartikel eines f ü h r e n d e n Journalisten finden, auf der zweiten Seite Berichte aus d e m Inland, auf der dritten Seite das Feuilleton mit literarischen, künstlerischen Beiträgen, Buchbesprechungen usw., auf Seite 4 die Lokalchronik, auf Seite 5 das Neueste aus aller Welt und Sport, w ä h r e n d die letzte Seite Anzeigen enthält. Reichlicher Gebrauch wird von Fotografien und Zeichnungen gemacht. Auch K a r i k a t u r e n finden sich nicht selten. E n d e Mai 1935 w u r d e Bestimmung getroffen, daß vom 18. VI. an alle Tageszeitungen ihren U m f a n g einschränken m ü ß t e n . Sie d ü r f e n viermal in der W o c h e n acht Seiten stark u n d dreimal sechs Seiten stark erscheinen. Die M a ß n a h m e ist im Interesse der E i n s c h r ä n k u n g der E i n f u h r von Zellulose und damit zur Entlastung der Handelsbilanz getroffen worden. Straßenverkauf. Der Italiener ist bei weitem nicht so fest mit seiner Zeitung v e r b u n d e n wie der Deutsche. In der Regel ist es so, d a ß er morgens auf dem Weg zu seiner Arbeitsstätte sich auf der Straße die Zeitung k a u f t , die ihm gerade angeboten wird, und daß er sie unterwegs oder in der T r a m b a h n liest, u m sie d a n n f o r t z u w e r f e n . In der Mittagspause k a u f t er sich ein Mittagsblatt und nachmittags vielleicht ein drittes, das er mit ins Kaffee n i m m t und d o r t liest. Ein Merkmal der italienischen Presse ist es, d a ß sie nur zum geringen Teil im Abonnement bezogen wird, vorwiegend dagegen im Straßenverkauf zum Vertrieb gelangt. Infolgedessen findet m a n überall in Italien die Ausrufung der neuesten Zeitungen d u r c h Verkäufer, die mit lauter Stimme den Inhalt ihrer Blätter bekanntgeben. Dieser Straßenverkauf bringt es mit sich, daß in den großen Städten viele Tageszeitungen die letzten Nachrichten, die »Ultime Notizie«, in ein oder m e h r e r e n Abendausgaben, die oft n u r 2 oder 4 Seiten umfassen, herausbringen. Zeitungslektüre im Kaffeehaus. Besonders eifrig liest der Italiener seine Zeitung im Kaffee. Seitdem der Kaffee in Italien im 17. J a h r h u n d e r t Eingang gefunden hat, sind die Kaffeehäuser sehr bald zu Stätten der Geselligkeit und zu T r e f f p u n k t e n von Literaten, Künstlern u n d Journalisten geworden. Daraus haben sich schon f r ü h Beziehungen zwischen dem K a f f e e h a u s u n d der Zeitung ergeben, die soweit gegangen sind, daß m e h r e r e Zeitschriften u n d Tageszeitungen ihre Namen nach dem K a f f e e h a u s im allgemeinen oder nach einem besonders b e r ü h m t e n Kaffee erhalten haben. Das noch heute bestehende Kaffee »Florian« unter den neuen Procuratien des Marcusplatzes von Venedig w u r d e 1760 die Geburtsstättc der vom Grafen Caspar Gozzi gegründeten »Gazzetla Veneta«, da Gozzi in ihm zusammen mit d e m Buchd r u c k e r Marcuzzi den Plan faßte, nach dem Muster des englischen »Spectator« ein Wochenblatt herauszugeben, in dem neben literarischen Beiträgen moralische

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Verschiedenes

Tendenz, Anzeigen jeder Art von Gegenständen, die zu verkaufen oder zu vermieten seien, zu kaufen oder zu mieten gesucht würden usw., veröffentlicht werden sollten. In den ersten Jahren der »Gazzetta Veneta« findet sich dann auch am Schluß die Angabe, daß die Zeitung im Kaffee »Florian« sowie in zwei anderen Kaffees zu kaufen sei. Als Graf Peter Verri 1764 in Mailand eine Zeitschrift gründete, gab er dieser den Titel »II Caffè«, weil sie »das Echo von Unterhaltungen sein sollte, die im Kaffeehaus geführt worden sind.« 1766 erhielt Venedig eine Zeitschrift unter dem gleichen Titel, die allerdings nur wenige Monate bestand. 1845 wurde in Padua nach dem heute noch dort bestehenden »Caffè Pedrocchi« ein politisches Wochenblatt benannt, dessen Redakteur Wilhelm Stefani wurde, der 1853 das Telegrafenbüro »Agenzia Stefani« gegründet hat. In Palermo erschien während der Revolution von 1849 drei Monate hindurch ein politisches Blatt, das den Titel »II Caffè di Sicilia« trug, in Turin gab es 1883 ein Blatt »II Caffè« und in Mailand ein gleiches von 1884—89, ebenso in Palermo 1929 ein kleines Unterhaltungsblatt. Man kann sagen, daß der Italiener seine Zeitung im Kaffee liest, da dieses ja im Gegensatz zu den deutschen Kaffees fast ausschließlich von Männern aufgesucht wird, die hier einige Mußestunden verbringen und die neuesten Ereignisse lesen und besprechen. Witzblätter. Das italienische Witzblatt hat eine alte Tradition. An seiner Wiege stand die Gestalt des römischen »Pasquino«, eine antike Statue, die 1501 gefunden und vom kunstfreundlichen Kardinal Olivier Caraffa an der Ecke des Palastes Braschi aufgestellt wurde, wo sie sich noch heute befindet. An dieser Statue pflegten die Römer Zettel mit Prosaversen oder Zeichnungen anzuheften, auf denen sie Satiren zu Zeitereignissen zum Ausdurck brachten. Sehr häufig wurden diese Satiren in die Form eines Zwiegespräches Pasquinos mit Marforio, einer anderen ausgegrabenen Statue, gekleidet. Von diesen Satiren hat die ganze Gattung der Satire die Bezeichnung »Pasquille« erhalten. 1 ) Witzblätter haben sich im italienischen Volk immer großer Beliebtheit erfreut, mehrere von ihnen haben in der italienischen Presse eine bedeutsame Rolle gespielt. So hat Casimir Teja im Turiner »Pasquino« einige Typen des italienischen Volkslebens unsterblich gemacht. Ludwig Arnold Vasallo hat in der von ihm 1880 gegründeten römischen Tageszeitung »II Capitan Fracassa« humoristische Zeichnungen eingeführt, 2 ) die bald in ganz Italien Verbreitung fanden. Neben Zeichnungen und Karikaturen bilden humoristische Zwiegespräche und Gedichte den Inhalt der italienischen Witzblätter. Die Zahl der Witzblätter beträgt gegenwärtig 29. Das älteste von ihnen ist der 1856 in Turin gegründete »Pasquino«, dann ist der 1900 gegründete römische »Travaso delle Idee, zu erwähnen, ferner der 1914 in Florenz gegründete »II 420«, der besonders während des Weltkrieges eine starke Verbreitung fand. In Rom erscheint weiter der 1930 gegründete »Marc Aurelio«. Mehrere Witzblätter sind in Dialekten abgefaßt, so in römischem Dialekt der »Rugantino« und in venezianischem Dialekt »Sior Tonin Bonagrazia«. ») Sie wurden 1511 von dem Drucker Mazzocchi unter dem Titel »Carmina ad Pasquillum posita« herausgegeben, -woher die Forin »Pasquill« stammt, während die italienische Bezeichnung »Pasquinata« lautet. ») »Pupazzetti.« «) s. »Annuario della Stampa Italiana« 1933/34, S. 880 ff.

Vom gleichen Verfasser erschien: Im Verlag R. Oldenbourg, München-Berlin: »Geschichte der italienischen

Presse«.

1. Teil: Von den Anfängen bis 1815. 2. verm. Auflage, 184 Seiten, 0 Abbildungen, 7 Tafeln. Groß-Oktav. 1933. Broschiert RM. 11,—. 2. Teil: Von 1815—1900. Broschiert RM. 8,50.

189 Seiten, 2 Abbildungen, 6 Tafeln, Groß-Oktav.

3. Teil: Von 1900—1935. 195 Seiten, 2 Abbildungen, 1934. Broschiert RM. 8,50. »Die P r e s s e i m f a s c h i s t i s c h e n S t a a t . « 1933. RM. —,60.

7 Tafeln.

1934.

Groß-Oktav.

2. Aufl., 15 Seiten, Oktav.

Im Verlag Knorr u. Hirth, München: »D i e F r a u i m J o u r n a l i s m u s « , 136 S. mit 8 Abbildungen, geheftet RM. 2,90, geb. 3,80. 1935.

Im Verlag Charles Colemann in Lübeck: »Garibaldi«.

45 Seiten.

1934.

Im Selbstverlag: »Über die A n f ä n g e d e r r ö m i s c h e n Z e i t u n g s p r e s s e « . 2. vermehrte und verbesserte Auflage, 71 Seiten mit 8 Abbildungen und einer Bibliographie von 165 römischen Einzelzeitungen aus den Jahren 1531—1757. Preis RM. 2,—. »Uber die A n f ä n g e der g e d r u c k t e n 8 Abbildungen. Preis RM. —,70.

Zeitungen«.

16 Seiten mit

» N a c h r i c h t e n a u s u n d ü b e r U n g a r n i m 16.—18. J a h r h u n d e r t « . 17 Seiten mit 3 Abbildungen. Preis RM. —,70.