Die historischen Pflüge: Der Hohenheimer Sammlung landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen [Reprint 2019 ed.] 9783110506884, 9783828250642

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Die historischen Pflüge: Der Hohenheimer Sammlung landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen [Reprint 2019 ed.]
 9783110506884, 9783828250642

Table of contents :
Inhalt
Einleitung
I. Haken
II. Zochen
III. Ostasiatische Streichbrettpflüge
IV. Beetpflüge
V. Kehrpflüge
VI. Spezialpflüge
Literaturverzeichnis
Länder-, Orts- und Namenregister

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E. KI.EIN

Die historischen Pflüge

QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR A G R A R G E SCHICHTE Herausgegeben von Professor Dr. Dr.

FRIEDRICH L Ü T G E

München

Professor Dr.

GÜNTHER FRANZ

Professor Dr.

Stuttgart-Hohenheim

WILHELM ABEL

Göttingen

BAND

XVI

Die historischen Pflüge der Hohenheimer Sammlung landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen

Ein kritischer Katalog bearbeitet von

ERNST KLEIN unter Mitwirkung v o n

WILHELM

KREPELA

in Zusammenarbeit mit der Landesbildstelle Württemberg

Mit 454 Abbildungen

GUSTAV FISCHER VERLAG • STUTTGART 1967

Gedruckt mit Unterstützung der Agricola-Gesellschaft zur Förderung der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik e.V., Düsseldorf und des Hnchschulbundes Hohenheim e.V.

© Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1967 Alle Rechtc vorbehalten Snt/. u n d D r u c k : O f f i z i n A n d e r s e n N e x ö , L e i p z i g Einband: E . A . i:nders, Leipzig Printed in G e r m a n y

Inhalt

Einleitung

i

I. Haken

7

A . Ohne Sohle a) b) c) d)

mit mit mit mit

hölzernem Haupt eisenbeschlagenem Haupt eiserner Schar Streichbrettansätzen

B . Mit Sohle a) b) c) d)

mit hölzernem Haupt mit eisenbeschlagenem Haupt mit eiserner Schar mit gespaltener Sohle, Streichpflöcken, Streichbrettansätzen oder Streichbrettern

II. Zochen

7 7 17 20 29 35 35 47 57 74 95

III. Ostasiatische Streichbrettpflüge

103

I V . Beetpflüge

109

a) b) c) d)

mit ebenem oder gewölbtem Streichbrett mit gewundenem Streichbrett oder Streichblech die Ruchadlos mehrscharige Pflüge

V. Kehrpflüge a) b) c) d)

mit versetzbarem Streichbrett oder -blech mit doppeltem Pflugkörper mit einem nach beiden Seiten arbeitenden Pflugkörper Kehr-Ruchadlos

109 129 164 171 173 174 187 194 202

VI. Spezialpflüge a) Weinbergpflüge b) Häufelpflüge c) Kartoffelrodepflüge d) Wiesenkulturpflüge e) Untergrundpflüge Literaturverzeichnis Länder-, Orts- und Namenregister

203 203 204 210 213 217 221 225

Einleitung

Die «Landwirtschaftliche Modellsammlung» wurde zwar erst im Jahre 1828, also zehn Jahre nach der Gründung der Hohenheimer Lehr- und Versuchsanstalt, von dem damaligen Direktor, L U D W I G F R H . VON E L L R I C H S H A U S E N , als besondere Einrichtung der Anstalt begründet, doch reichen die Anfänge insofern schon in die Amtszeit des ersten Hohenheimer Direktors, J O H A N N N E P O M U K H U B E R T S C H W E R Z , zurück, als dieser im Zusammenhang mit seinen Bemühungen um die Einführung, Erprobung und Verbreitung besserer Ackerwerkzeuge zahlreiche Geräte, vor allem Pflüge, zu Versuchs- und Lehrzwecken erworben oder geschenkt erhalten hatte, die nun zusammen mit einigen Gerätschaften, die E L L R I C H S H A U S E N bei seiner Berufung von seinem Gut Assumstadt mitbrachte, den Grundstock der Sammlung bildeten. 1 Die Bezeichnung «Modellsammlung» ist insofern unzutreffend, als die Sammlung nicht nur Modelle, sondern zahlreiche Originale enthält, die freilich damals vielfach der Hohenheimer Ackergerätefabrik als Modelle zum Nachbau dienten, wodurch denn der Name auch im Hinblick auf die Originalgeräte seine Berechtigung behielt. Für die Erweiterung des Bestandes standen seit 1832 nur loofl. jährlich zur Verfügung. Diese bescheidene Summe wurde zwar 1836 auf 15 o fl., 1838 auf 2 5 o fl. erhöht, und in den Jahren 1842 bis 1848 wurden der Sammlung außerordentliche Zuschüsse von insgesamt iooofl. bewilligt, doch hätte der Bestand 1845 gewiß noch nicht den stattlichen Umfang von 800 Nummern erreicht, wenn nicht manches von Freunden und Gönnern der Anstalt als Geschenk beigesteuert worden wäre. Im Jahre 1863 umfaßte die Sammlung 1250 Nummern, von denen etwa ®/5 Geräte und Maschinen in natürlicher Größe und 2/s Modelle in verschiedenem Maßstab waren, die in der Hohenheimer Ackergerätefabrik nach Originalen oder Zeichnungen angefertigt wurden. Der Etat der Modellsammlung, die im Jubiläumsjahr 1868 auf 1600 Nummern angewachsen war, wurde 1867 auf 500fl. jährlich erhöht; sehr viel mehr ist auch in den folgenden Jahrzehnten anscheinend nicht aufgewendet worden. In einer Beschreibung Hohenheims aus dem Jahre 1896 wird die Zahl der in der Modellsammlung aufbewahrten Geräte und Maschinen mit 2176 angegeben, 2 davon 1100 Modelle, die 1 Z u r Geschichte der Modellsammlung vgl. K . G Ö R I Z , Beschreibung der Modellsammlung des K g l . W ü r t t . land- und forstwirtschaftlichen Instituts Hohenheim, Stuttgart 1 8 4 5 , S . X I ff.; Beschreibung der land- und forstwirtschaftlichen Akademie Hohenheim, hg. v o n dem D i r e k tor und den Lehrern der Anstalt, Stuttgart 1 8 6 3 , S . 5 4 f f . ; Festschrift zum 50jährigen J u b i läum der K g l . land- und forstwirtschaftlichen A k a d e m i e Hohenheim, Stuttgart, 1 8 6 8 , S.62ff. s Beschreibung des K g l . Württ. landw. Instituts Hohenheim, Plieningen 1896, S . 2 0 .

1

Klein, Pflüge

I

fast ausnahmslos in der bis 1904 bestehenden Hohenheimer Fabrik 4 hergestellt worden waren. Seitdem ist die Sammlung nicht mehr wesentlich vergrößert worden, was wohl in erster Linie darauf zurückzuführen ist, daß eine ständige E r g ä n z u n g des Bestandes angesichts der stürmischen Entwicklung der Landtechnik in den letzten 50 Jahren zu kostspielig gewesen wäre und überdies zuviel Raum erfordert hätte, der um so weniger zur V e r f ü g u n g stand, als das 1908 gegründete Institut f ü r Landtechnik, dem seither die Modellsammlung angegliedert ist, erst 1930 ein eigenes Gebäude erhalten konnte. Wir haben es daher heute mit einer technikgeschichtlichen Sammlung zu tun, deren Geräte und Modelle im wesentlichen nur bis in den Beginn unseres Jahrhunderts reichen. A b e r auch im vorigen Jahrhundert hat die Sammlung nicht eine gleichbleibende Förderung und Betreuung erfahren, weil sie keinem Institut oder Lehrstuhl als fester Bestandteil angehörte, und die mit ihrer Betreuung jeweils beauftragten akademischen Lehrer sich dieser A u f g a b e nicht alle mit dem gleichen Interesse widmeten. Dennoch wurde hier im L a u f e v o n mehr als hundert Jahren ein Material zusammengetragen, das nicht nur hinsichtlich seines Umfanges, sondern auch in Bezug auf seine chronologische und geographische Streuungsbreite kaum irgendwo sonst in dieser Weise als Quelle zur Technik- und Agrargeschichte zur V e r f ü g u n g steht. E i n besonderes Verdienst hat sich der Hohenheimer Professor KARL GÖRIZ erworben, der die Sammlung nicht nur 1 4 J a h r e lang mit großer Hingabe betreut, sondern auch den ersten und bis heute einzigen brauchbaren K a t a l o g geliefert hat. 4 E r genügt zwar nicht modernen wissenschaftlichen Ansprüchen, doch hat sich GÖRIZ bemüht, alles, was er über Z w e c k , Arbeitsweise und Herkunft der einzelnen Geräte in E r f a h r u n g bringen konnte, zusammenzustellen, so daß ich die Arbeit für mein Vorhaben mit Nutzen habe heranziehen können. Sehr viel dürftiger sind die A n gaben in dem 1881 v o n LUDWIG RAU hergestellten K a t a l o g 5 , doch gehörte RAU immerhin zu denen, die sich besonders intensiv um die Sammlung gekümmert haben. Die Hohenheimer Modellsammlung enthält neben zahlreichen Handgeräten, Bodenbearbeitungsgeräten, Säe- und Erntemaschinen auch Transportgeräte, G ö p e l , Gegenstände der Hauswirtschaft, Geräte zur Brennerei und Zuckerrübenverarbeitung u . a . m . Wir haben es hier indessen nur mit den 450 Pflügen verschiedener Länder und Zeiten zu tun, v o n denen manche mehrfach vorhanden sind. U m diese Fülle des Materials überschaubar zu machen, war es notwendig, es nach irgendeinem Ordnungsprinzip möglichst übersichtlich zu gliedern. GÖRIZ hat die damals noch nicht so zahlreichen Pflüge der Sammlung nach geographischen Gesichtspunkten geordnet, eine auch sonst in der pfluggeschichtlichen Literatur gern angewandte Methode. 6 Sie erscheint jedoch insofern problematisch, als die Verbreitung bestimmter Pflugtypen sich selten auf gewisse Landschaften oder Länder beschränkt, während man andererseits o f t auf engem R a u m ganz verschiedenartige Pflüge beieinander findet. In Böhmen waren beispielsweise sowohl Haken verschiedener Konstruktion als auch Beetpflüge gleichzeitig im Gebrauch, und daneben noch jenes eigenartige Gerät, das eine A r t Mittelstellung zwischen Haken und Beet3

Uber die Geschichte der Hohenheimer Ackergerätefabrik vgl. E . K L E I N , Die Hohenheimer Ackergerätefabrik, in: Ztschr. für württ. Landesgeschichte 22, 1963, S.302fr. 4 Vgl. Anmerkung 1. 5 L . R A U war von 1854-1863 Professor und von 1872-1882 Direktor in Hohenheim. Sein Katalog enthält nur eine Aufzählung der Geräte und Modelle ohne Erläuterungen. 6 So auch in dem Standardwerk von P . L E S E R , Entwicklung und Verbreitung des Pfluges, Münster 1 9 3 1 . 2

pflüg einnimmt, 1828 konstruiert wurde und von Böhmen aus auch in Deutschland, vor allem auf leichteren Böden, große Verbreitung fand: der Ruchadlo. Gewiß lassen sich relativ weiträumige Gebiete festlegen, in denen ein bestimmter Pflugtypus vorherrschend ist, wie etwa der mediterrane Raum, und in einzelnen Fällen können wir sogar einem ganz charakteristischen Pflug, etwa der Zoche oder Socha, ein ziemlich deutlich zu begrenzendes Verbreitungsgebiet zuordnen, aber einmal greift auch im letzteren Falle das Verbreitungsgebiet über Landesgrenzen hinweg, und zum anderen treten neben der dominierenden Konstruktion im allgemeinen auch noch anders konstruierte Pflüge auf. Zudem erfüllt eine zu weiträumig angelegte Gliederung nicht den beabsichtigten Zweck, nämlich die Übersicht über ein vielgestaltiges Material zu erleichtern. E s liegt nahe, bei der Suche nach einem geeigneten Prinzip der Stoffeinteilung an eine chronologische Ordnung zu denken. Doch erweist sich auch dieser Weg als nicht gangbar, weil das Alter eines Pfluges - abgesehen von den ganz modernen Konstruktionen, die nur einen geringen Teil unserer Sammlung ausmachen - im allgemeinen nicht exakt zu bestimmen ist. Wir können meist nur angeben, von wann ab ein Pflug quellenmäßig sicher zu belegen ist, jedoch nicht, wie lange es ihn vorher schon gegeben hat. Ebenso schwierig, wenn nicht unmöglich, ist es, ein einigermaßen genaues Datum dafür anzugeben, wann ein bestimmter Pflugtypus außer Gebrauch gekommen, durch andere Geräte verdrängt oder durch bessere ersetzt worden ist, weil derartige Vorgänge sich über lange Zeiträume erstrecken, ältere und jüngere Konstruktionen oft lange Zeit nebeneinander verwendet wurden. Man kann sogar teilweise heute noch Pflüge bei der Arbeit beobachten, die wir schon aus antiker Zeit kennen, und die seitdem in ihrer Konstruktion und Arbeitsweise unverändert geblieben sind. Z u r Stoffgliederung am wenigsten geeignet erschien mir jedoch die nicht selten angewandte Methode, die Pflüge lediglich nach ihrer äußeren Formgebung einzuteilen, ohne nach der funktionellen Bedeutung dieser formalen Kriterien zu fragen, oder gar aus solchen formalen Kennzeichen weitreichende entwicklungsgeschichtliche oder ethnologische Rückschlüsse zu ziehen, wie es etwa R. B R A U N G A R T versucht hat. 7 Aber auch noch P. L E S E R , dessen gründliche und materialreiche Arbeit im übrigen immer noch unentbehrlich ist, teilt die Pflüge insgesamt in sogenannte Krümelpflüge, worunter Geräte mit am Ende zur Sohle hinabgekrümmtem Pflugbaum zu verstehen sind, und vierseitige oder Vierkantpflüge ein, bei denen Baum Sohle, Hinterbaum und Griessäule ein Rechteck bilden, und schreitet von hier aus zu kulturgeschichtlichen Hypothesen fort, die in diesem Zusammenhang unerörtert bleiben können. 8 Diese typologische Methode, nicht nur als Ordnungsschema, sondern zugleich als heuristisches Prinzip der Pfluggeräteforschung, die auch B . B R A T A N I C in diesem Sinne anzuwenden empfiehlt 9 , hat neuerdings U. B E R N E R 1 0 konsequent angewandt und dadurch, daß er ihre Anwendung auf die Spitze getrieben, die Methode selbst entgegen seiner Absicht ad absurdum geführt. Ob nämlich der Pflug einen geraden oder gebogenen Baum besitzt, ob dieser in der Sohle oder im Sterzenfuß endigt, ob der Pflugbaum in den Haupt-Sterzen-Teil ein7 R . B R A U N G A R T , Die Urheimat der Landwirtschaft aller indogermanischen Völker, Heidelberg 1912. 8 P . L E S E R , a.a.O., S.564fr. • B . B R A T A N I C , Einige Möglichkeiten zur Fortführung der Pfluggeräteforschung, in: Actes du IV e Congrès International des Sciences Anthropologiques et Ethnologiques, Wien 1952, Bd.II. 10 U. B E R N E R , Zur Typologie und Nomenklatur der Pflüge, in : Ztschr. für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 1 1 , 1963, S. 1 ff.

3

gezapft ist oder ob umgekehrt dieser den Grindel durchbohrt, ist für die Funktion des Gerätes ganz unerheblich. Wichtiger dagegen für den Effekt, der mit einem bestimmten Pflugtypus erzielt wird, ist beispielsweise die Frage, ob der Pflug mit einem schräg abwärts gerichteten Haupt oder mit einer Sohle, die wiederum verschieden gestaltet sein kann, ausgestattet ist, weil mit dieser unterschiedlichen Konstruktion auch ein etwas andersartiger Arbeitsvorgang verbunden ist. Die funktionelle Bedeutung von Schar, Sech und Streichbrett sowie die Gestaltung des letzteren leuchtet ja ohne weiteres ein, aber auch das Radvorgestell ist zum Beispiel ein wichtiges konstruktives Element, weil es nicht nur die Führung erleichtert, sondern zugleich durch Veränderung der Grindelauflage zur Regulierung der Arbeitstiefe dienen kann. Der Pflug ist ein Arbeitsinstrument, dessen Konstruktion sich nach dem vorgesetzten Zweck, der zu bewältigenden Aufgabe richten muß, und diese ist wiederum in erster Linie abhängig von Bodenbeschaffenheit, Klima und Anbaumethoden. Daraus folgt, daß wir überall dort gleiche oder ähnliche Pflüge finden, wo diese wesentlichen Bedingungen des Ackerbaues gleich oder ähnlich sind, und aus diesem einfachen Grunde ergibt sich die schon oben erwähnte Tatsache, daß wir in oft weit voneinander entfernt liegenden Gegenden gleichartige Ackergeräte finden. Das schließt selbstverständlich nicht aus, daß bestimmte, besonders bewährte Pflugtypen durch Kulturexport verbreitet worden sein können, aber eine solche Rezeption fremden Kulturgutes kann nur stattfinden, wenn die entsprechenden natürlichen Bedingungen vorliegen. Darum ist beispielsweise der Beetpflug von Norden her wohl bis in die Lombardei und in die Toskana, aber nicht nach Süditalien vorgedrungen. Es wäre eine lohnende, wenngleich nicht leicht zu bewältigende Aufgabe, den angedeuteten Zusammenhang zwischen natürlichen Bedingungen und Anbaumethoden und den jeweiligen Pflugkonstruktionen im einzelnen zu untersuchen 103 , was im Rahmen der vorliegenden, vornehmlich technikgeschichtlich orientierten Betrachtungen nicht geschehen konnte. Für die Gestaltung und Konstruktion des Pfluges sind ferner von entscheidender Bedeutung die technischen Möglichkeiten und handwerklichen Fertigkeiten, während für die Verbreitung eines Pfluges auch die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse - ein besserer Pflug findet unter Umständen keine Anwendung, weil er zu teuer ist - sowie Tradition und Brauchtum eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen können. Der Gedanke, die Geschichte und Entwicklung des Pfluges vom funktionellen Aspekt her zu betrachten, ist, soweit ich sehe, das erste Mal von H A U D R I C O U R T und D E L A M A R R E 1 1 in einem umfassenden Versuch fruchtbar gemacht worden, ohne darin freilich ganz konsequent zu verfahren. Wohl werden im Gegensatz zu L E S E R nicht Krümel- und Vierkantpflüge, sondern Haken und Beetpflüge unterschieden, doch dann teilweise wieder formale und auch geographische Gesichtspunkte zur weiteren Gruppierung verwendet. In dem hier vorgelegten pfluggeschichtlichen Katalog soll dagegen der Versuch unternommen werden, bei der Gliederung und Kommentierung am Prinzip einer arbeits- und konstruktionstechnischen Betrachtungsweise festzuhalten. Das hindert natürlich nicht, funktionell völlig gleichartige Instrumente, die aus einem Lande oder einer Landschaft stammen, auch beisammen zu lassen. Auf diese Weise entstanden vier große Gruppen: Haken, Beetpflüge, Kehr10a Einen beachtlichen, regional begrenzten Versuch in dieser Richtung stellt die A r b e i t v o n CARLO PONI dar: G l i aratri e l'economia agraria nel Bolognese dal X V I I al X I X secolo, Bologna 1 9 6 3 . 11 A . G . HAUDRICOURT und M . J . - B . DELAMARRE, L ' h o m m e et la charrue ä travers le monde, Paris 1 9 5 5 .

4

pflüge und Spezialgeräte, die wiederum nach Konstruktion und Arbeitsweise untergliedert sind. Freilich sind die Grenzen, wie meist, auch in unserem Falle fließend, wie die gesondert behandelten Zochen, die Ruchadlos und einige ostasiatische Streichbrettpflüge zeigen. Vor allem aber darf die hier vorgenommene Gliederung nicht etwa genetisch verstanden werden, wie plausibel - und in vielen Fällen natürlich auch zutreffend - es immer sein mag, das einfacher konstruierte Gerät auch ohne weiteres für das ältere zu halten. Die räumlich-zeitliche Streuung ganz gleichartiger Pflüge, wie sie infolge der von der Funktion her bestimmten Ordnung besonders deutlich wird, sollte eher dazu führen, allen Versuchen, typologisch oder ethnologisch begründete Entwicklungslinien zu konstruieren, den Pflug für eine einmalige Erfindung und demzufolge alle Pflüge für evolutionäre Derivate dieses Urtyps zu halten 12 , mit Vorsicht zu begegnen. Angesichts der noch immer uneinheitlichen Terminologie in der pflughistorischen und volkskundlichen Literatur mögen abschließend noch einige Erläuterungen zu den im Folgenden verwendeten Bezeichnungen und Begriffen vorausgeschickt werden. Ungeachtet der Tatsache, daß die Frage des Ursprungs und der Bedeutung des Wortes «Pflug» noch umstritten ist, wird dieses Wort hier als Sammelbegriff für alle Pflüge, gleich welcher Art, verwendet, ähnlich wie es H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E mit dem Begriff «charrue» im Titel ihrer Arbeit gehalten haben. Ein Gerät, das den Boden nur aufbricht, krümelt und in unterschiedlichem Maße auch lockert, wird als Haken bezeichnet. Dagegen wird ein Pflug, der den Boden mit Hilfe eines Streichbretts je nach Gestaltung desselben - ebenflächig, gewölbt oder gewunden — mehr oder weniger vollkommen umwendet, so daß die in Sohlentiefe liegende Bodenschicht nach oben gekehrt wird, ein Beetpflug genannt. Dem wird man vielleicht entgegenhalten, daß es möglich sei, durch abwechselndes Zusammen- und Auseinanderpflügen den Effekt des Beetbaues mindestens zu verringern, wenn nicht ganz zu vermeiden, aber erstens ist diese Frage und das damit zusammenhängende Problem der Hochäcker noch strittig, und zweitens kann man jedenfalls nur mit einem Pflug der bezeichneten Art Beete pflügen, so daß die Bezeichnung berechtigt bleibt. Ein Pflug, welcher so eingerichtet ist, daß er den Boden zwar wendet, aber dennoch den Effekt des Beetbauens nicht bewirkt, der also ebenpflügt, indem er den Boden mit Hilfe eines versetzbaren Streichbretts oder eines doppelten, drehbar angebrachten Pflugkörpers stets nach der gleichen Seite wirft, wird als Kehrpflug bezeichnet, weil man am Ende der Furche umkehren und unmittelbar neben der eben gezogenen Furche zurückpflügen kann. Die früher verwendeten Bezeichnungen «Wend- oder Wechselpflug» sind mißverständlich. Was die einzelnen Teile des Pfluges angeht, so wird der zur Anspannung dienende Teil Pflugbaum oder Grindel, der eigentlich arbeitende Teil aber Pflughaupt genannt, wobei das Haupt den vorderen Teil entweder eines schräg abwärts gerichteten Holzes oder der parallel zur Oberfläche im Boden gleitenden Sohle bildet. Die zur Führung des Pfluges notwendigen Handhaben nennen wir Sterzen, während die am Kopf des Grindels häufig anzutreffende Vorrichtung zur horizontalen und vertikalen Verstellung des Zuges, um Tiefgang und Schnittbreite zu verändern, kurz Regulator genannt wird. Damit wird der in der 2.Hälfte des 19.Jh. gebräuchliche Ausdruck beibehalten, während die Vorrichtung heute als Zughöhen- und Seitenverstellung bezeichnet wird. Abweichend von der in der Pflugliteratur weithin befolgten Praxis wird von einem S t r e i c h t / / nur dann die Rede sein, wenn es aus Holz hergestellt ist, während die eiserne Version Streich blech genannt werden soll. Alle sonst noch vor12 P . L E S E R , a.a.O., S.569. 5

kommenden Begriffe werden sich aus dem Text ergeben und dort gegebenenfalls bei ihrer ersten Verwendung definiert werden. Obwohl es, wie Titel und Aufbau der Arbeit deutlich machen, nicht beabsichtigt war, die geschichtliche Entwicklung und Verbreitung des Pfluges darzustellen, sondern lediglich einen kommentierten Katalog der Hohenheimer Pflugsammlung zu liefern, ist infolge der großen zeitlich-räumlichen Reichweite der Gegenstände schließlich doch so etwas Ähnliches wie eine illustrierte Pfluggeschichte daraus geworden, die infolge der technisch-funktionellen Betrachtungsweise zugleich einen Beitrag zur jüngst so oft geforderten Technikgeschichte darstellt. Auf jeden Fall aber wird mit vorliegendem Katalog ein bisher weithin unbekanntes Material der agrarhistorischen, technikgeschichtlichen und volkskundlichen Forschung allgemein zugänglich gemacht. Zu unserer Sammlung selbst wäre abschließend noch zu bemerken, daß bei den Originalen sowohl als auch bei den Modellen, soweit es sich um Karrenpflüge handelt, die Radvorgestelle meist fehlen. Bei den Originalpflügen sind sie teils verloren gegangen, teils waren sie von Anfang an nicht dabei; bei den Modellen sind sie nicht angefertigt worden, weil man sie — leider, müssen wir heute sagen - nicht für so wichtig hielt. Bedauerlicherweise fehlt auch fast immer die Anspannung, die sich aus dem jeweiligen Pflugtypus keineswegs ohne weiteres ableiten läßt. Der Karrenpflug ist beispielsweise wohl meistens mit Ortscheit angespannt worden, doch keineswegs immer; im Hochschwarzwald und Welzheimer Wald verwendete man einen besonderen, an der Zugstange des Karrens beweglich angebrachten Zugbaum, Zaugel genannt, an dem dann ein Doppeljoch befestigt war. Bei der Bezeichnung der einzelnen Pflüge bin ich im allgemeinen dem Hohenheimer Inventar-Verzeichnis gefolgt und habe etwaige Zweifel an der Richtigkeit dieser Bezeichnungen im Text vermerkt. Nur bei ganz offensichtlichen Irrtümern oder Verwechslungen wurde gleich der korrekte Name des Pfluges angegeben. Schließlich bedürfen noch die verschiedenen Nummern am Anfang jedes Textes einer Erklärung. Die zuerst genannte Signatur ist den Geräten erst nach der mit vorliegendem Katalog vorgenommenen Neu-Einteilung gegeben worden. Die InventarNr. dagegen bezieht sich auf das vielfach abgeänderte, recht unübersichtliche, zuletzt von L U D W I G R A U I 88 I neu angelegte Inventarbuch der Modellsammlung. Unter dem alten Katalog ist die 1 8 4 5 von K A R L G Ö R I Z angefertigte Bestandsübersicht zu verstehen, und die Gerätenummer ist auf dem betreffenden Pflug selbst mit Farbe aufgetragen oder in das Holz eingestanzt. Sie stimmt oft mit einer der beiden zuvor genannten Nummern überein, aber nicht immer, und gelegentlich führen die Geräte auch zwei Nummern. Die letzten Zahlen geben die Film- und Bildnummer des Bildarchivs der württembergischen Landesbildstelle an. Es bleibt mir noch die angenehme Pflicht, allen denen zu danken, die am Zustandekommen dieses Buches mitgewirkt haben: Herrn Prof. Dr. Ing. G E O R G S E G L E R , Direktor des Instituts für Landtechnik in Hohenheim, der einen seiner Mitarbeiter als sachkundigen Berater zur Verfügung stellte, dem Leiter der württembergischen Landesbildstelle, Herrn Prof. Dr. T H E O D O R H O R N B E R G E R und seinem Mitarbeiter Herrn B O T H N E R , der in liebevoller Kleinarbeit die Photos herstellte, dem Hochschulbund der Landw. Hochschule Hohenheim und der Agricola-Gesellschaft zur Förderung der Geschichte der Naturwissenschaften und Technik, deren großzügige finanzielle Hilfe die Drucklegung erst ermöglichte, vor allem aber Herrn Prof. Dr. GÜNT H E R F R A N Z , Direktor des Instituts für Agrargeschichte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, der nicht nur diese Arbeit angeregt und gefördert hat, sondern dessen energischen Bemühungen die Überwindung der zunächst schier unüberwindlich scheinenden Hindernisse bei der Drucklegung zu danken ist. 6

I. Haken Aus der großen Gruppe der Haken sollen zunächst diejenigen Geräte betrachtet werden, die mit einem schräg abwärts gerichteten Haupt ausgerüstet sind, also keine Sohle haben. Das ist, wie schon einleitend bemerkt, kein bloß formaler Unterschied, denn die verschiedene Arbeitsweise könnte man etwa dahingehend charakterisieren, daß im einen Falle der Boden aufgerissen, im anderen aber mehr aufgebrochen wird, weshalb sich die Haken dieser ersten Gruppe nur für bestimmte Böden und besondere Zwecke (Rodepflug) eignen dürften, und zum anderen erlaubt die im Boden gleitende Sohle eine gleichmäßigere Einhaltung der Arbeitstiefe und eine weniger anstrengende Führung. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß der sohlenlose Haken älter sein muß; im ägyptischen Alten Reich war beispielsweise der Sohlpflug offenbar vorherrschend, im Neuen Reich dagegen ein Haken ohne Sohle. Innerhalb der ersten Untergruppe der Haken werden zunächst die ganz aus Holz konstruierten Geräte aufgeführt, dann diejenigen, bei denen das Haupt zur Verringerung der Abnutzung mit Eisen verstärkt ist, ohne daß man schon von einer Schar im eigentlichen Sinne sprechen könnte; dann folgen die mit einer eisernen Schar versehenen Pflüge und abschließend solche, denen Streichbrettansätze hinzugefügt sind.

A . O h n e Sohle a) mit hölzernem Haupt Abb. i : Sizilianischer Haken Modell i : 10 • Signatur: H i • Inventar-Nr. A 326 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 Bildarchiv-Nr. 502/8 Das Modell dieses antiken Hakens ist sehr wahrscheinlich nach einer Zeichnung angefertigt, die sich bei K . H. RAU findet1, der seinerseits wiederum eine Abbildung von M O N G E Z 2 reproduziert. Letztlich aber geht unser Modell auf eine Münze aus Syrakus aus dem 6-/5. J h . v. Chr. zurück. Die Rekonstruktionsversuche antiker Geräte nach Abbildungen auf Münzen oder Gemmen, wie wir ihnen noch öfter begegnen werden, sind naturgemäß problematisch, weil derartige Darstellungen von Geschichte des Pfluges, Heidelberg 1845, S. 17, Abb.2. Mémoire sur les instruments d'agriculture des anciens. Premier mémoire: Sur les charrues. (Mémoires de l'institut royal de France, classe d'histoire et de littérature ancienne, Tome second), Paris 1815, Taf. I, Abb.2. 1

K.H.RAU,

2

MONGEZ,

7

Pflügen einmal nicht naturgetreu, sondern stilisiert, und zum anderen auch aus R a u m m a n g e l unvollständig oder ungenau sein können. Ähnlich unsicher sind auch die Rekonstruktionen nach antiken literarischen Quellen, weil solche Beschreibungen ott sehr interpretationsbedürftig sind. I m vorliegenden Falle haben w i r es offenbar mit einer unvollständigen Wiedergabe zu tun, denn v o n den drei einen P f l u g erst konstituierenden Konstruktionselementen - B a u m , Haupt, Handhabe - fehlt eines, die Sterze, und es ist daher nicht einzusehen, wie mit diesem G e r ä t hätte gepflügt werden sollen. D i e oben erwähnte Z e i c h n u n g ist übrigens auch bei L A S T E Y R I E 3 wiedergegeben und später v o n BRAUNGART 4 gleichfalls übernommen w o r d e n . Abb. 2: Etruskischer Haken Modell i : 10 • Signatur: H 2 • Inventar-Nr. A 327 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 2 Bildarchiv-Nr. 502/11 E i n ebenso dubioses, jedenfalls unvollständiges G e r ä t wie der v o r i g e sizilianische Haken. P . L E S E R 5 möchte ihn allerdings als einen Sohlpflug ähnlichen T y p s ansehen, wie ihn in unserer S a m m l u n g der sogenannte R ö m i s c h e Städtepflug (Hs 1 3 ) repräsentiert, nur daß die Sterze fehlt. U n d das Fehlen der Sterze erklärt L E S E R nach dem V o r g a n g S. MÜLLERS 6 damit, daß sie zum Z w e c k e des K a m p f e s abgenommen w o r d e n sei, denn in der etruskischen Darstellung, auf die unser Modell letztlich zurückgeht, scheint ein K r i e g e r den P f l u g als W a f f e zu schwingen. Daraus sollte man indessen eher f o l g e r n , daß es sich bei der Darstellung gar nicht um einen P f l u g handelt, denn daß man einen J o c h p f l u g mit seinem immerhin 2 1 ¡ 2 bis 3 Meter langen B a u m als K e u l e benutzt haben sollte, erscheint w e n i g plausibel, auch wenn nach R A U ' Pausanias ähnliches über die Schlacht bei Marathon berichtet. D i e verschiedenen Z e i c h n u n g e n dieses P f l u g e s , der außer bei den schon genannten A u t o r e n auch bei MONGEZ8 und LASTEYRIE 9 abgebildet ist, weichen sehr stark voneinander ab. Abb. 3: Etruskischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 3 • Inventar-Nr. A 331 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 6 Bildarchiv-Nr. 658/59 A u c h dieser P f l u g ist etwas problematisch, weil er auf eine antike G e m m e zurückgeht, so daß auch hier die schon zu H 1 angeführten Bedenken gelten müssen. D a s gebogene, hölzerne Haupt setzt sich oberhalb des Grindels zu einer kurzen Handhabe f o r t ; B a u m , Haupt mit Sterze sollen offenbar aus einem Stück gefertigt sein. Unser Modell ist wahrscheinlich nach den Z e i c h n u n g e n bei MONGEZ 10 und R A U 1 1 hergestellt w o r d e n . Abb. 4: Altrömischer Haken Modell 1 : 1 o • Signatur: H 4 • Inventar-Nr. A 330 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 5 Bildarchiv-Nr. 658/47 3

Graf von L A S T E Y R I E , Sammlung von Maschinen, Instrumenten, Gerätschaften, Gebäuden, Apparaten etc. für landw., häusliche u. industrielle Ökonomie, Stuttg. u. Tübingen 1821/23, Heft 1 : Ursprung der Ackergerätschaften, Tafel I, Abb. 2. 4 R. B R A U N G A R T , Die Ackerbaugeräte in ihren praktischen Beziehungen wie nach ihrer urgeschichtlichen und ethnographischen Bedeutung, Heidelberg 1881, S. 1 1 u. Taf. I, Abb. 1 a. 6

6

P.LESER, a.a.O.,

S.22of.

S. M Ü L L E R , Charrue, joug et mors. Mémoires de la société royale des Antiquaires du Nord, Kopenhagen 1902, S. 36t. 7 K . H . R A U , a.a.O., S. 17. 8 M O N G E Z , a.a.O., Tafel I, A b b . 3 und 4. 9 L A S T E Y R I E , a.a.O., Tafel I , A b b . 6 . 10 M O N G E Z , a.a.O., Tafel II, Abb.6. 11

K . H . R A U , a . a . O . , S. 1 9 L ,

Abb.7. 8

Abb i

Abb. 2

— - V Abb. 3

Abb. 4

y Abb. 5

Abb. 6

Abb. 7

Abb. 8

9

D i e A b b i l d u n g dieses Pfluges findet sich zuerst bei Lucas Paetus, D e R o m a n o r u m Graecorumque mensuris et ponderibus, und geht auf ein Marmorrelief zurück. E i n e Zeichnung ist bei MONGEZ 12 und RAU 1 3 wiedergegeben, doch wurde unser Modell offenbar nach GINZROT 14 gearbeitet, dessen Zeichnung v o n den anderen etwas abweicht. A n sich haben wir hier einen funktionsfähigen hölzernen Haken v o r uns, bei dem Pflugbaum und Haupt aus einem Stück hergestellt sind, doch ist die Sterze nicht, wie meist üblich und zweckmäßig, ganz am E n d e des Grindels angebracht, sondern ein Stück nach vorn versetzt. D a s kann allerdings auch darauf zurückzuführen sein, daß ein entsprechend gewachsenes Holz verwendet wurde, ein insbesondere in früher Zeit sicherlich oft angewandtes Verfahren. Abb. 5: Altrömischer Haken Modell i : 10 • Signatur: H 5 • Inventar-Nr. A 333 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 8 Bildarchiv-Nr. 502/40 Diesem Modell liegt die Pflugdarstellung auf einem römischen Grabmal zu Grunde, abgebildet zuerst bei SPON 15 , wiedergegeben bei MONGEZ 16 und RAU. 1 7 Unser Modell ist nicht ganz exakt, denn nach den Vorlagen war der Grindel an den Haupt-SterzeTeil angebunden und durchbohrte ihn nicht, dadurch wird die auch am Modell beibehaltene kreuzweise Bindung erst sinnvoll. Falls die Konstruktion unseres Modells jedoch richtig ist, müßte der Querschnitt des Sterzenfußes in der Breite kleiner sein als der des Hauptes. In diesem Falle würde die kreuzweise Bandage eine Verstärkung der am meisten beanspruchten Stelle des Pfluges bedeuten. Abb. 6: Altrömischer Haken Modell 1 : i o • Signatur: H 6 • Inventar-Nr. A 332 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 7 Bildarchiv-Nr. 658/53 Unser Modell ist offenbar nach der bei RAU 1 8 wiedergegebenen Zeichnung hergestellt worden, die wiederum auf GINZROT 19 zurückgeht. LESER vermutet 2 0 , daß es sich überhaupt um den gleichen Pflug wie H 5 handelt; tatsächlich ist die A b bildung bei GiNZROT dem vorigen Pflug sehr ähnlich, während RAU seine V o r l a g e etwas verzeichnet wiedergibt: der Sterzenfortsatz nach unten ist bei GINRZOT viel kleiner, und die Verbindung von Baum, Haupt und Sterze ist der bei H 6 ähnlicher. Z u d e m nennt RAU das Gerät altgriechisch, o b w o h l GINZROT es ausdrücklich als römisch bezeichnet. Abb. 7: Angelsächsischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 7 • Inventar-Nr. A 344 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 18 Bildarchiv-Nr. 643/42 Die im Hohenheimer Inventar angegebene Bezeichnung «angelsächsisch» soll w o h l andeuten, daß es sich um einen Pflug aus dem englischen Frühmittelalter handelt. E i n solches K r u m m h o l z ohne Schar und Grindel, das offenbar nur an einem Strick gea.a.O., Tafel I , Abb. 5. S.20, Abb.6. 14 J . C H R . G I N Z R O T , Die Wägen und Fuhrwerke der Griechen und Römer und anderer alter Völker, Bd. 1, München 1817, Tafel I B, Abb. 5. 15 J. S P O N , Miscellanea eruditae antiquitatis, Lugduni 1685, S . 308. 16 M O N G E Z , ala.O., Tafel III, Abb. 13. 17 K . H. R A U , a. a.O., S. 26, Abb. 14. 18 K . H . R A U , a.a.O., S.20, Abb.8. 19 J . C H R . G I N Z R O T , a.a.O., Tafel I B, Abb.4. 20 P . L E S E R , a.a.O., S.218, 227. 12

MONGEZ,

13

K . H . R A U , a.a.O.,

10

zogen werden sollte, war jedoch weder für die englische Frühzeit noch sonst mit Sicherheit nachzuweisen. Abb. 8: Ägypten, «Fellachenpflug» Modell i : 10 • Signatur: H 8 • Inventar-Nr. A 344 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 18a Bildarchiv-Nr. 643/52 E i n solches Gerät, das dem vorigen weitgehend gleichkommt, war f ü r Ä g y p t e n nicht nachweisbar. E s ließ sich kein Anhaltspunkt dafür finden, nach welcher V o r lage unser Modell gearbeitet worden ist. Abb. 9: Bosnien, Bjelina Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 9 • Inventar-Nr. A 354 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 28 Bildarchiv-Nr. 502/61 E i n eigenartiges, in seiner A r t einmaliges Gerät. D a s hölzerne, kegelförmige Haupt sitzt an der Sterzenbasis, die sich oberhalb des kurzen Grindels, der v o r n - auf unserer A u f n a h m e schlecht erkennbar - ein Ortscheit trägt, zur Doppelsterze gabelt. D a s Gerät ist bei BRAUNGART 21 abgebildet, und zwar nach einer Zeichnung, die er v o n einem Ingenieur aus Slawonien erhalten haben will, ohne jedoch den Namen seines Gewährsmannes nennen zu können. D a ich den Pflug nirgends sonst habe nachweisen können, liegt die V e r m u t u n g nahe, daß unser Modell nach der BRAUNGARTschen A b b i l d u n g hergestellt wurde. Abb. 10: Altägypten Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 10 • Inventar-Nr. A 351 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 25 Bildarchiv-Nr. 502/31 Nach unserem Modell sind Haupt und Sterze aus einem Stück hergestellt, das v o n unten nach oben durch den Baum gesteckt ist, aber die Zeichnung von G I N Z R O T 2 2 , die RAU übernahm 2 3 , ist zu ungenau, um die wirkliche Verbindung der einzelnen Teile erkennen zu lassen. L E S E R bezweifelt 2 4 , daß es sich überhaupt um einen altägyptischen Pflug handelt. Nach G I N Z R O T soll der Pflug «auf dem Unterkleide einer ägyptischen Cybele von weißem Marmor» abgebildet gewesen sein, während RAU von «einem ägyptischen Denkmal» spricht. D e r Hinweis auf die Fruchtbarkeitsgöttin könnte eher noch auf griechisch-römische Herkunft deuten, zumal auch der Pflug eher an den altrömischen Haken H 5 als an ägyptische Pflüge erinnert. Abb. 1 1 : Altägyptischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 11 • Inventar-Nr. A 423 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 93 Bildarchiv-Nr. 666/35 Im Gegensatz zu dem vorangehenden Modell handelt es sich hier mit Sicherheit um einen altägyptischen Pflug, der in dieser und ähnlicher F o r m durch bildliche Darstellungen in ägyptischen K ö n i g s g r ä b e r n vielfach bezeugt ist. 25 Die beiden Sterzen, in deren Gabelung der B a u m befestigt ist, vereinigen sich v o r n zum Pflughaupt. Die eiserne Schar ist entweder eine eigenmächtige Zutat des Hohenheimer Modell21 R.BRAUNGART, Uralter Ackerbau im Alpenlande und seine urgeschichtlich-ethnographischen und anthropologischen Beziehungen, in: Landw. Jahrbücher 26, 1897, S.4Öf. und Tafel II, Abb. 25; ders., Urheimat, S.214. 22

J.CHR.GINZROT, a . a . O . , Tafel I B , A b b . 1.

23

K.H.RAU,

24

P.LESER,

25

P.LESER,

a.a.O., S. 26. a.a.O., S. 263. a.a.O., S.253, 255, 257.

11

herstellers, oder das Modell müßte nach B R A U N G A R T S Abbildung 2 6 gearbeitet worden sein. Bei R A U 2 7 , der sich auf die gleiche Quelle bezieht 28 , ist keine eiserne Schar erkennbar, wenngleich die Zeichnung des Hauptes zu einer solchen Annahme verleiten kann. Abb. 1 2 : Altägypten Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 12 • Inventar-Nr. A 565 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 39 Bildarchiv-Nr. 505/8 Modell nach einer Hieroglyphe aus dem Alten Reich, 5.Dynastie (2450 bis 2315 v. Chr.). 29 E i n ähnliches Gerät wie das vorige, nur daß hier das Hauptholz sich erst oberhalb des Baumes zur Doppelsterze gabelt. D e r Grindel ist zudem leicht geschwungen, und zur Versteifung ist eine Griessäule zwischen Baum und Haupt hinzugefügt. Abb. 1 3 : Altägypten Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 13 • Inventar-Nr. A 368 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 42 Bildarchiv-Nr. 503/14 Dieser hölzerne Haken war anscheinend f ü r die Zeit des Neuen Reichs (um 1600 bis 1 1 0 0 v . C h r . ) charakteristisch. D i e beiden brettförmigen, durch Querhölzer verbundenen, nach v o r n gebogenen und sich verjüngenden Sterzen vereinigen sich unten zum Haupt. E i n e gebogene Griessäule - o f t auch nur aus gedrehten Stricken bestehend - verbindet Haupt und Grindel. Unser Modell ist wahrscheinlich nach der ungenauen Zeichnung bei G I N Z R O T 3 0 angefertigt, denn die im oberen Sterzenteil befindlichen Grifflöcher fehlen. Sie fehlen auch in den Wiedergaben bei R A U 3 1 und MONGEZ 32 , die beide als Quelle die Déscription de l ' E g y p t e angeben. Besser ist die Abbildung nach R O S S E L I N I bei L E S E R . 3 3 Außer bei G I N Z R O T ist der Grindel in den anderen genannten Darstellungen leicht gebogen, und bei L E S E R scheint die Griessäule nicht aus Holz, sondern aus Stricken zu bestehen. Abb. 14: Prähistorischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 14 • Inventar-Nr. A 345 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 19 Bildarchiv-Nr. 502/43 Rekonstruktion eines vorgeschichtlichen Pfluges nach den Felszeichnungen v o n Bohuslän (Schweden), die um 1000 v . Chr. datiert werden. Das Gerät besteht nur aus zwei Teilen und ist ähnlich einfach konstruiert wie H 10, nur daß hier das Haupt nach v o r n und die Sterze nach hinten gebogen ist. Unser Modell könnte nach einer Abbildung bei B A L T Z E R 3 4 gearbeitet worden sein, die bei L E S E R wiedergegeben ist. 35 Abb. 15: Prähistorischer Haken von Döstrup Nachbildung in natürlicher Größe • Signatur : H 15 • Inventar-Nr. A 292 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 292 • Bildarchiv-Nr. 581/16 26 2

R. BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel I, Abb. 3 c. a.a.O., S.27, A b b . 1 9 . Déscription de l'Egypte, Second Edition, publiée par C . L . J . Panckoucke, Paris 1820. R . L E P S I U S , Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien, Berlin 1842/45, Abt.II, Blatt 56. J.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel I A , Abb. 3. K . H . R A U , a . a . O . , S. 30, Abb.24. M O N G E Z , a.a.O., Tafel V I I , Abb.27 ter. P . L E S E R , a.a.O., S . 2 5 8 f . , 263^, Tafel 1 1 . L . B A L T Z E R , Hällristningar fran Bohuslän, Göteborg 1881/1908, Abb. 55/56, Nr.4. P . L E S E R , a . a . O . , Tafel V I I , Abb.c.

' K.H.RAU,

28 29

30 31 32 33 34 36

12

Abb. 9

Abb. io

Abb. i l

Abb. 12

Abb. 13

Abb. 14

Abb. 15

Abb. 16

D e r Pflug wurde 1884 in 1,5 m T i e f e in einem jütländischen T o r f m o o r gefunden. E r besteht aus einem gebogenen, v o r n mit einem Haken zur Befestigung des Jochs versehenen B a u m v o n beträchtlicher L ä n g e (3,40 m). D e r Pflugbaum wird an seinem hinteren E n d e v o n der gebogenen Sterze durchbohrt, die gleichzeitig das Pflughaupt bildet, und die oben mit einer Handhabe versehen ist. G e g e n ü b e r den bisher betrachteten Haken ist hier eine wichtige Verbesserung v o r g e n o m m e n w o r d e n : man hat versucht, der starken A b n u t z u n g des hölzernen Hauptes dadurch zu begegnen, daß ein besonderes Holz in eine V e r t i e f u n g auf der Oberseite des Hauptes eingepißt und im Grindel verkeilt wurde. Als Schar kann man dieses Holz, wie es meist geschieht, w o h l noch nicht bezeichnen, aber es w u r d e erreicht, daß bei Abnutzung nicht das ganze Haupt, sondern nur dieses Holz ersetzt werden mußte. Das Alter des Pfluges ist früher entschieden zu hoch (Neolithikum) angesetzt worden, dann wollte LESER 3 6 eine genauere Zeitbestimmung überhaupt in Frage stellen. Heute nimmt man v o r allem auf G r u n d pollenanalytischer Untersuchungen an, daß das Gerät in die Zeit um 500 v . Chr. gehört. 3 7 Abb. 16: Angelsächsischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 16 • Inventar-Nr. A 347 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 21 Bildarchiv-Nr. 661/34 Im Prinzip das gleiche Gerät wie H 1 4 , nur daß hier das Haupt so gestaltet ist, daß man darin eine Annäherung an einen Sohlpflug erblicken könnte. Das Modell dieses frühmittelalterlichen Hakens ist vermutlich nach B R A U N G A R T S A b b i l d u n g hergestellt worden. 3 8 B R A U N G A R T , dessen V o r l a g e aus der H A R L E Y'schen Handschriftensammlung stammt, hielt die Darstellung ganz ohne G r u n d f ü r unglaubwürdig. Abb. 17: Ceylon Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 17 • Inventar-Nr. A 346 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 20 Bildarchiv-Nr. 502/47 A u c h bei diesem einfachen Haken, der ebenso wie H 14 und H 16 gebaut ist, ist das Haupt nach v o r n fast waagerecht u m g e b o g e n und erhält damit sohlenähnlichen Charakter. D e r B a u m ist im Sterze-Haupt-Teil verkeilt. Das Modell wurde wohl nach R A U S A b b i l d u n g hergestellt 3 9 , dessen Quelle vermutlich L O U D O N 4 0 gewesen ist. D i e K r ü m m u n g der Hauptspitze nach unten erscheint unglaubhaft, weil unzweckm ä ß i g ; überdies würde dieses gekrümmte E n d e wahrscheinlich abbrechen, sich mindestens rasch abnutzen. Abb. 18: Indien Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 18 • Inventar-Nr. A 350 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 24 Bildarchiv-Nr. 502/51 A u c h dieser Haken besteht, wie die vorigen, im G r u n d e nur aus zwei Teilen; die Sterze, durch die der B a u m hindurchgreift, verstärkt in ihrem unteren E n d e zugleich 171fr. Grabstock, Hacke und Pflug, Ludwigsburg 1954, S . 176t.; H A U D R I C O U R T / a.a.O., S.78f., P . V . G L O B , Ard og Plov i Nordens Oldtid, Aarhus 1951,

36

P . L E S E R , a . a . O . , S.

37

E.WERTH,

DELAMARRE,

S. 36ff., 1 1 4 L 38 R. BRAUNGART, Ackerbaugeräte, S.22, Tafel III, Abb. 22. 39

40

K . H . R A U , a.a.O., S.27, A b b . 18.

J.C.LOUDON, Eine Encyclopädie der Landwirtschaft, B a n d l , Weimar 1827, S. 194, Abb. 140 d.

14

das Haupt. Unser Modell ist, wie das vorige, wahrscheinlich nach dessen Zeichnung wiederum auf L O U D O N 4 2 zurückgeht.

RAU41

hergestellt,

Abb. 19: Polnischer Radio Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 19 • Inventar-Nr. A 350 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 24 Bildarchiv-Nr. 502/51 Das Modell ist nach einer Zeichnung hergestellt, die L O U D O N 4 3 nach eigener Anschauung angefertigt, und die B R A U N G A R T unverändert wieder abgedruckt hat. 44 Dieser Haken, den L O U D O N ganz unberechtigt ein «erbärmliches Ackerwerkzeug» genannt hat, besteht nur aus zwei aneinander gebundenen Teilen, wobei die Griessäule, was nicht häufig vorkommt, mit dem Haupt-Sterzen-Teil aus einem Stück besteht. E s ist denkbar, daß hierzu ein so gewachsener Ast verwendet wurde. D i e schon bei den altägyptischen Haken H 12 und H 13 angebrachte Griessäule hatte den Z w e c k , ein Auseinanderreißen von Baum und Haupt zu verhindern. Im vorliegenden Falle ist die Griessäule besonders wichtig, weil sonst bei der hier nicht sehr stabilen Verbindung von Haupt und Grindel die Bandage bei der Arbeit abgedreht würde. L E S E R zweifelt die Korrektheit der LouDON'schen Zeichnung an und meint, es könnte sich um eine Socha handeln, «scharf von der Seite gesehen, und dann in der Darstellung etwas ausgeschmückt». 45 Eine solche Deutung der Zeichnung scheint mir indessen wenig wahrscheinlich; abgesehen davon, daß sie mit L O U D O N S Text schwer zu vereinbaren wäre, ist ein ganz ähnlicher polnischer Haken, bei dem nur die Sterze mit Handhabe rechtwinklig in den Grindel eingesetzt ist, bei F R A N K O W S K I abgebildet. 46 Abb. 20: Altgriechischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 20 • Inventar-Nr. A 426 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 96 Bildarchiv-Nr. 511/35 Das Modell ist nicht sicher zu identifizieren, es ist im Hohenheimer Inventar als «altgriechischer Pflug» bezeichnet, hat auch Ähnlichkeit mit dem altgriechischen Haken H 32, nur daß der hier abgebildete Pflug im Unterschied zu jenem keine eiserne Schar besitzt und die Sterze eigentümlich S-förmig geschwungen ist, was möglicherweise ebenso wie bei H 4 und H 19 darauf zurückgeführt werden kann, daß entsprechend gewachsenes Holz verwendet wurde. Diese Ähnlichkeit will freilich nicht viel besagen, denn auch H 32 ist eine nicht ganz gesicherte Rekonstruktion. Abb. 2 1 : Arabischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 21 • Inventar-Nr. A 469 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 139 Bildarchiv-Nr. 655/68 Die Vorlage unseres Modells ließ sich nicht ermitteln, auch sonst war ein Gerät dieser Art nicht nachzuweisen. Das Besondere an dieser Konstruktion sind die beiden, am E n d e des Grindels zu beiden Seiten angebrachten, vorn spitz zulaufenden Hölzer, die zur Hauptspitze gerichtet, dort aber nicht befestigt sind, so daß nicht abzusehen, wie sie dem Druck des Bodens hätten Stand halten sollen. E s ist allerdings die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß unser Modell nur fehlerhaft hergestellt worden ist, 41 42 43

44 45

46

K.H.RAU, a.a.O., S.27, Abb. 17. J.C.LOUDON, a.a.O., S. 192, Abb. 138, 3.Figur von links. J . C . L O U D O N , a.a.O., S. 1 3 1 , Abb.76. R. B R A U N G A R T , Urheimat, S.212. P.LESER, a . a . O . , S. 196.

E.FRANKOWSKI, Hakenpflüge in Polen, Posen 1929, S. n , Abb. 18.

15

Abb.

A b b . i8

li

16

und daß die beiden Hölzer in Wirklichkeit mit der Hauptspitze fest verbunden waren, wodurch die Befestigung zwischen Haupt und Baum wesentlich stabiler würde, ein ähnlicher Effekt also wie mit Hilfe der Griessäule erreicht worden wäre. 47

b) mit eisenbescblagenem Haupt Abb. 22: Etruskischer Haken Modell i : 10 • Signatur: H 22 • Inventar-Nr. A 334 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 9 Bildarchiv-Nr. 502/19

Das Modell entspricht genau dem vielfach abgebildeten Pflug von Arezzo, der mit Sicherheit etruskischer Herkunft ist. 48 Der bis ans J o c h reichende Pflugbaum ist am hinteren Ende zum Haupt umgebogen, das zwar noch keine Schar trägt, aber an seiner Unterseite zur Verringerung der Abnutzung mit einem Stück Eisenblech versehen ist, das von zwei eisernen Ringen gehalten wird. Diese Art der Befestigung ermöglichte auch ein Nachstellen bei Abnutzung. Eine Sterze mit Handhaben ist in den Baum eingelassen. Abb. 23: Ägyptischer Haken Modell 1 : 1 o • Signatur: H 23 • Inventar-Nr. A 335 - Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 o Bildarchiv-Nr. 502/23 Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln; daß es sich um einen ägyptischen Pflug handeln soll, ist unwahrscheinlich. Das Gerät ähnelt weit mehr den etruskischen als den ägyptischen Haken, die meist mit zwei Sterzen versehen waren und auch sonst in ihrer Konstruktion sehr von der hier abgebildeten abweichen. Die Verbindung der einzelnen Pflugteile ist an unserem Modell nicht eindeutig erkennbar. Die Bandage diente vermutlich in der Hauptsache zur Befestigung des Eisens, die allerdings haltbarer wäre, wenn die Bandage auch unterhalb des Baumes fortgesetzt worden wäre. A m Oberteil der Sterze ist - auf unserem Photo schlecht sichtbar - ein Querholz als Handhabe hindurchgeführt. Abb. 24: Indien, Ceylon Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 24 • Inventar-Nr. A 349 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 23 Bildarchiv-Nr. 661/45

Dieser Haken ist ebenso konstruiert und auch ähnlich geformt wie der ceylonesische Haken H 17, nur ist das Haupt verstärkt und auf der Oberseite mit einem schmalen Eisenblech beschlagen, um die Abnutzung zu verringern. Die Vorlage, nach der unser Modell gearbeitet wurde, war zwar nicht zu ermitteln, doch hat LESER einen ganz ähnlichen ceylonesischen Haken nachgewiesen. 49 Abb. 25: Indien, Kanara, Mangalore Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 25 • Inventar-Nr. A 352 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 26 Bildarchiv-Nr. 661/40

Wie bei dem vorhergehenden Gerät ist auch hier das keilförmige Haupt, das sich oberhalb des Grindels zum Sterzenansatz hin wieder verjüngt, mit einer dreieckigen Eisenplatte verstärkt. Unser Modell geht wahrscheinlich auf eine Zeichnung bei 47 48

49

2

An Streichbrettansätze (vgl. Abschnitt d) ist in diesem Falle wohl nicht zu denken. P.LESER, a.a.O., S.2I9F. P.LESER, a.a.O., S.379.

Klein, Pflüge

17

L O U D O N 5 0 zurück, doch läßt sich derselbe P f l u g noch heute in der gleichen Provinz, in S ü d - K a n a r a nämlich, nachweisen. 5 1

Abb. 26: Indien, Kanara, Banavasi Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 26 • Inventar-Nr. A 356 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 30 Bildarchiv-Nr. 667/47 A u c h dieses Modell ist w o h l nach einer Z e i c h n u n g bei L O U D O N gearbeitet. 52 D a s Gerät ist dem v o r i g e n sehr ähnlich konstruiert, doch ist hier das Haupt nach v o r n gebogen und auf der Oberseite ein schmales, v o r n meißeiförmig gestaltetes Eisen eingelassen. D e r B a u m durchbohrt Haupt und Sterze, w o b e i letztere m e r k w ü r d i g e r weise nicht mit dem Hauptholz fest verbunden ist, was der Sterze einen besseren Halt geben würde. Abb. 27: Kaukasus Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 27 • Inventar-Nr. A 367 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 41 Bildarchiv-Nr. 667/53 Das Modell ist nach einer Zeichnung v o n R A U 5 3 hergestellt, von dem auch die Herkunftsangabe «vom Kaukasus» stammt, ohne daß R A U eine Quelle nennt. L E S E R hält die Z e i c h n u n g und v o r allem ihre geographische Z u o r d n u n g mit Recht f ü r zweifelhaft 5 4 , denn es dürfte sich viel eher um einen ägyptischen Pflug handeln. D e r geschwungene Grindel ist freilich nicht, wie bei den ägyptischen Haken H 29 und H 35, zwischen den beiden Sterzen, sondern an der rechten Sterze angebracht; ganz eindeutig ist die Z e i c h n u n g in dieser Hinsicht allerdings nicht. Die Griessäule ist wie bei ägyptischen Pflügen nicht selten - g e b o g e n . D a s Haupt ist nur aui der Oberseite mit einer dreieckigen Eisenplatte beschlagen. Abb. 28: Marokko Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 28 • Inventar-Nr. A 348 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 22 Bildarchiv-Nr. 502/60 E i n ähnliches G e r ä t wie der ceylonesische Haken H 1 7 , nur daß hier das Haupt mit einer eisernen Spitze versehen und der in den Sterze-Haupt-Teil eingezapfte Baum leicht g e s c h w u n g e n ist. Unser Modell geht auf eine Z e i c h n u n g bei G I N Z R O T 5 5 zurück, die R A U 5 6 und B R A U N G A R T 5 7 ebenfalls abgebildet haben. Abb. 29: Ägypten Modell x: 10 • Signatur: H 29 • Inventar-Nr. A 369 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 43 Bildarchiv-Nr. 667/59 D a s Modell geht auf eine Zeichnung bei R A U 5 8 zurück, dessen Quelle die schon öfter erwähnte «Description de l'Egypte» gewesen ist. E s handelt sich also um keinen altägyptischen P f l u g , sondern um ein Gerät, das zu B e g i n n des 19. J h . im Gebrauch war, wenngleich die beiden, an das Haupt angesetzten, durch zwei Querhölzer verbundenen Sterzen sehr an die altägyptischen Haken erinnern. R A U S Zeichnung 50 51 52 53 54

55 56 57 58

J.C.LOUDON, a.a.O., S. 192, Abb. 138, i . F i g . von links. Indigenous Agricultural Implements of India, New Delhi i960, S.92. J . C . L O U D O N , a.a.O., S. 192, A b b . 1 3 8 , 4.Fig. von links. K . H . R A U , a.a.O., S.30, Abb.28. P.LESER, a.a.O.,

S.359.

J.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel II, Abb. 8. K . H . R A U , a.a.O., S.26, Abb. 16. R . B R A U N G A R T , Urheimat, S.60, Abb. 15. K . H . R A U , a . a . O . , S.46, Abb.52. 18

/ ¿t., Abb. 25

Abb. 26

Abb. 27

Abb. 28

Abb. 29

Abb. }o

Abb. } i

Abb. }2

weicht allerdings v o n seiner Vorlage ab 56 , denn dort befindet sich anstelle des gebogenen, schräg nach unten gerichteten Hauptes eine Sohle, die am Ende aufwärts gebogen ist. Auch hier ist, wie bei den beiden vorigen Pflügen, zwischen Baum und Haupt eine Griessäule angebracht, die durch den Grindel hindurchgeht. c) mit eiserner Schar Abb. 30: Chinesischer Haken aus der Provinz Fukien Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 30 • Inventar-Nr. A 422 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 92 Bildarchiv-Nr. 666/23 Unser Modell ist wahrscheinlich unvollständig, denn vermutlich handelt es um den bei D O O L I T T L E 6 0 und S Y R S K I 6 1 abgebildeten Haken. Dort ist oberhalb Schar in Höhe etwa eines Drittels der ganzen Länge ein Ortscheit angebunden, zudem noch eine kleinere, ebenso geformte Schar, eine Art Vorschäler, trug. Pflug ist übrigens auch bei L E S E R abgebildet. 62

sich der das Der

Abb. 31: Chinesischer Haken Modell 1 : 1 o • Signatur: H 31 • Inventar-Nr. A 5 79 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 246 Bildarchiv-Nr. 655/72 Das Modell geht auf eine Zeichnung bei L A S T E Y R I E zurück 63 , die L O U D O N 6 4 v o n dort übernahm, doch lassen beide Zeichnungen die eigenartige Konstruktion des Geräts nicht deutlich erkennen, wie sie sich aus L A S T E Y R I E S Beschreibung ergibt. Der Hersteller des Modells hat sich an die Beschreibung gehalten, nach der die lange, gerade Sterze mitsamt dem hölzernen Rahmen im rechten Winkel zur Zugrichtung stand, so daß der Pflug von der Seite aus geführt werden mußte. In die Öse unmittelbar oberhalb der blattförmigen Schar wurde ein Ortscheit eingehängt. Abb. 32: Altgriechischer Haken Modell i : 10 • Signatur: H 32 • Inventar-Nr. A 427 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 97 Bildarchiv-Nr. 665/68 Der Pflug erinnert in seiner Konstruktion an den Döstruper Haken (H 1 5 ) : die geschwungene Sterze durchbohrt am unteren Ende den stark gebogenen Baum und bildet zugleich das Haupt, auf welches aber nun eine schmale, dachförmig angewinkelte Schar aufgeschoben ist. Unser Modell ist wahrscheinlich nach einer Zeichnung angefertigt, die sich bei R A U 6 5 findet und auch bei B R A U N G A R T 6 6 abgedruckt ist; beide gehen wohl auf M O N G E Z 6 7 zurück, wenngleich R A U als Quelle neben M O N G E Z auch die von H E I N S I U S 1603 besorgte Hesiod-Ausgabe nennt. E s soll sich demnach um einen der beiden Pflüge handeln, die H E S O I D in seinem Lehrgedicht «Werke und Tage» erwähnt, doch ist die Beschreibung H E S I O D S ziemlich unklar, so daß die S.344; dort ist die Zeichnung der Description wiedergegeben. J.DOOLITTLE, Social Life of the Chinese, New York 1867, Bd.I, S.50. 61 S.SYRSKI, Landwirtschaft in China, in: Fachmännische Berichte über eine österr.ungar. Expedition nach Siam, Japan und China, hg. K . v. S C H E R Z E R , 1872, Anhang S . 72. 62 P . L E S E R , a.a.O., S.402. 63 L A S T E Y R I E , a.a.O., S.6 und Tafel V , A b b . 3 1 . 64 J.C.LOUDON, a.a.O., S.208, Abb. 153b. 65 K . H . R A U , a . a . O . , S.23ff. und Abb. 12. 66 R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, Tafel I, Abb. 3b. 67 M O N G E Z , a.a.O., Abb.24. 69

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P . L E S E R , a.a.O.,

20

später danach hergestellten Z e i c h n u n g e n keine sichere Quelle darstellen. D e r andere der beiden v o n HESIOD beschriebenen P f l ü g e befindet sich als Hs 9 in unserer S a m m lung. A b b . 3 3 : Sizilien, Palagonia, Val di Noto Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 33 • Inventar-Nr. A 430 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 100 Bildarchiv-Nr. 666/29 Ä h n l i c h wie bei dem marokkanischen Haken H 28 bildet auch hier die leicht ges c h w u n g e n e Sterze in ihrem unteren Teil zugleich das H a u p t , während der gerade, vermutlich bis ans J o c h reichende, an unserem M o d e l l w o h l etwas zu kurz geratene B a u m in den Sterze-Haupt-Teil eingesetzt ist. A b e r im G e g e n s a t z zu dem erwähnten marokkanischen H a k e n ist dieses G e r ä t mit einer eisernen Schar versehen, die aber m e r k w ü r d i g e r w e i s e asymmetrisch gestaltet ist, w i e m a n sie sonst nur bei Beetpflügen findet, auch dort eigentlich nur sinnvoll ist. Diese M e r k w ü r d i g k e i t ist jedoch auf einen Zeichenfehler bei RAU 6 8 z u r ü c k z u f ü h r e n , nach dessen Darstellung unser Modell offenbar gearbeitet w u r d e , denn bei V o s s 6 9 , auf den sich RAU beruft, ist eine derartige Schar nicht erkennbar. D a der betreffende B a n d der V o ß i s c h e n V i r g i l Übersetzung, aus dem die o b e n erwähnte Z e i c h n u n g stammt, im J a h r e 1800 publiziert w u r d e , w a r dieser P f l u g am E n d e des 18. J h . in Sizilien anscheinend verbreitet, w o m i t natürlich nichts darüber ausgesagt ist, wie lange dieser H a k e n schon v o r h e r und noch später im G e b r a u c h g e w e s e n ist. A u f die Schwierigkeit der exakten Altersb e s t i m m u n g war schon in der E i n l e i t u n g hingewiesen w o r d e n , deshalb sei bei dieser Gelegenheit angemerkt, daß auf eine Altersangabe in dieser A r b e i t im allgemeinen verzichtet w i r d . W e n n nichts anderes gesagt ist, dann ergibt sich der Z e i t p u n k t , zu dem ein G e r ä t sicher belegt ist, aus der in der A n m e r k u n g angegebenen Quelle. Abb. 34: Türkei, Tripolis Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 34 • Inventar-Nr. A 437 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 107 Bildarchiv-Nr. 665/12 O b die nach d e m Hohenheimer Inventar angegebene H e r k u n f t des Gerätes richtig ist, w a r nicht mit Sicherheit festzustellen, doch d ü r f t e mindestens die Bezeichnung «Tripolis» angesichts der fast v ö l l i g e n Identität mit dem v o r i g e n H a k e n aus Sizilien nicht unwahrscheinlich sein. D a s M o d e l l unterscheidet sich v o n dem v o r i g e n nur dadurch, daß hier die f ü r solche H a k e n übliche und z w e c k m ä ß i g e zweischneidige, symmetrische Schar angebracht ist (die freilich auch der v o r i g e H a k e n ja in W i r k lichkeit gehabt hat). Abb. 35: Oberägypten Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 35 • Inventar-Nr. A 434 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 104 Bildarchiv-Nr. 667/34 Das gleiche G e r ä t wie H 29, nur daß es mit einer blattförmigen Schar ausgerüstet ist, und die Sterzen mit einem Querholz gegeneinander abgestützt sind. D a s M o d e l l ist vermutlich nach RAU 7 0 angefertigt w o r d e n , der als Quelle MONGEZ 71 angibt. A u c h dies kein antikes Gerät, sondern ein H a k e n aus dem B e g i n n des 19. J h . Abb. 36: Livland, Insel Oesel Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 36 • Inventar-Nr. A 338 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 13 Bildarchiv-Nr. 661/64 69

K . H . R A U , a.a.O., S.30, A b b . 2 6 . J . H . V o s s , Des Publius Virgilius Maro ländliche Gedichte, B d . I I I , Altona 1800, nach S. 100. 70 K . H . R A U , a.a.O., S.42, A b b . 4 5 . 69

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MONGEZ, a . a . O . , A b b . 2 2 b i s .

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Während auf dem livländischen Festland die Z o c h e oder Socha im v o r i g e n J a h r hundert der beherrschende Pflugtypus gewesen ist, waren auf den vorgelagerten Inseln andere Pflüge anzutreffen, die eher manchen schwedischen Geräten ähnelten. D e r kurze B a u m mit Gabeldeichsel ist hinten abwärts g e k r ü m m t , w o am E n d e das gebogene Haupt ansetzt, das mit einer schmalen, nur leicht auswärts gerundeten Schar ausgerüstet ist. E i n eiserner Z u g a n k e r , wie wir ihn bei deutschen Beetpflügen in der i . H ä l f t e des 19. J h . häufig antreffen, verleiht der K o n s t r u k t i o n größere Stabilität. Die v o r allem in Schweden häufig v o r k o m m e n d e Rahmensterze ist auffälligerweise ein Stück nach v o r n gerückt. Die V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch bildet LESER 7 2 ein ganz ähnliches G e r ä t v o n der Insel N u c k ö ab, und auch bei RÄNK 7 3 und HAGAR 74 finden sich ähnliche Pflüge. Abb. 37: Nordamerika, «Ochsenzunge» Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 37 • Inventar Nr. A 361 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 35 Bildarchiv-Nr. 502/68 Dieser f ü r N o r d a m e r i k a ungewöhnliche Haken mit seiner schmalen, zungenförmigen Schar - daher w o h l der N a m e - ähnelt sehr dem französischen H a k e n aus dem Gebiet der Garonne, wie ihn das Modell H 38 zeigt. Vielleicht haben ihn französische Siedler nach A m e r i k a gebracht. E i n e V o r l a g e des Modells war nicht zu ermitteln, auch sonst ließ sich das Gerät in der Literatur nicht nachweisen. I m Unterschied zu dem französischen Haken H 38 sind hier Haupt und Sterzen nicht aus einem Stück gefertigt, auch hat der französische P f l u g eine kurze Griessäule, die hier gänzlich fehlt, und eine anders geformte Schar. Abb. 38: Frankreich, Garonne Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 38 • Inventar-Nr. A 455 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 125 Bildarchiv-Nr. 504/13 Unser Modell ist offenbar nach einer Z e i c h n u n g bei LASTEYRIE 7 5 hergestellt worden, sonst ist mir ein französischer Haken dieser A r t nirgends begegnet. Das mit einer blattförmigen Schar versehene Haupt gabelt sich oberhalb des Baumes zur Doppelsterze, eine kurze, hölzerne Griessäule ist zwischen Haupt und Grindel zur Versteifung eingesetzt. N a c h LASTEYRIE handelt es sich um ein Spezialgerät, das vorwiegend zum A n h ä u f e l n des Maises benutzt w o r d e n sein soll. Abb. 39: Frankreich, Vogesen, Bains Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 39 • Inventar-Nr. A 471 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 14t Bildarchiv-Nr. 504/23 E i n ähnlicher Haken wie der vorige, nur daß sich dieser P f l u g in der Literatur überhaupt nicht nachweisen ließ ; auch CHEVALIER erwähnt in seiner Arbeit über die alten französischen Pflüge 7 6 weder dieses noch das v o r i g e Gerät. D a m i t ist über die Authentizität unseres Modells natürlich noch gar nichts entschieden, immerhin finden sich ähnlich konstriuerte Geräte im bsnachbarten Schwarzwald, wie übera.a.O., S. 1 9 4 , A b b . 7 9 . Die Hakenpflüge Estlands, in: Suomen Museo, Bd.62, Helsinki 1955, S. 5 ff., Abb. 13, 15, 16, 17. 74 H . H A G A R , Zur Geschichte des baltischen Hakenpfluges, in: Apophoreta Tartuensia, Stockholm 1949, S. i i 9 f f . , Abb. 6. 75 L A S T E Y R I E , a.a.O., Tafel V , Abb. 32. 76 H . C H E V A L I E R , Les anciennes charrues de la France, in: Mémoire et compte rendu des travaux de la société des ingénieurs civils de France 1909, I, S. 507!!. 72

P.LESER,

73

G.RÄNK,

23

haupt in West- und Südwestdeutschland, insbesondere in gebirgigen, waldreichen Gegenden, wie etwa der Homburger ( H 44) und Trierer Haken ( H 6 1 ) ; auch Hainhaken (H 4 1 ) und Schwarzwälder Stichelpflug ( H 40) kann man dazu rechnen. A u f fällig ist neben der doppelten Griessäule v o r allem das Pflugmesser oder Sech, das bei Haken dieser A r t , auch bei den ähnlichen sächsisch-böhmischen Geräten, im allgemeinen fehlt. E s ist bei solchen Pflügen auch eigentlich nicht notwendig, jedenfalls von geringerer Bedeutung als bei den Beetpflügen, w o wir es meist antreffen, und kann im vorliegenden Falle nur die A u f g a b e eines Vorschneiders haben, um das A u f reißen des Bodens zu erleichtern. Die Löcher im Grindel zeigen, daß dieser Haken mit einem Radvorgestell verwendet wurde, das bei unseren Modellen meistens fehlt. Die vier Löcher im Grindel konnten nur den Z w e c k haben, durch kürzeres oder längeres Anhängen des Radvorgestells die Arbeitstiefe zu regulieren, doch war das bei Haken dieser A r t kaum möglich, jedenfalls in geringerem Maße als bei Sohlpflügen. Denn trotz des Karrens mußte die Tiefen- und Seitenführung hauptsächlich doch v o m Pflüger vorgenommen werden, wenngleich der Karren ihm immerhin die Arbeit erleichterte. D a f ü r hatte er aber die Möglichkeit, etwa auftretenden Hindernissen im Boden rasch auszuweichen, weshalb solche Haken (Hainhaken, Stichelpflug) in Rodungsgebieten noch lange im Gebrauch waren. Abb. 40: Schwat2wäldet Stichelpflug aus der Gegend von Wolfach Original • Signatur: H 40 • Inventar-Nr. A 296 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 296 Bildarchiv-Nr. 581/23 E i n im Prinzip ebenso wie der vorige, aber einfacher und anscheinend zugleich robuster konstruierter Haken, der nach R A U " hauptsächlich zum Umbrechen des Waldbodens, der sog. Hauberge, verwendet wurde und anscheinend noch v o r wenigen Jahrzehnten vielfach im Gebrauch war.' 8 E r besteht lediglich aus dem kräftigen Grindel, dem gebogenen Hauptholz mit relativ kleiner, dreieckiger Schar und der starken Griessäule. Statt der Sterzen ist ein kleines Querholz als Handhabe durch das Grindelende gesteckt. Der abgebildete Haken ist im J u l i 1959 der Hohenheimer Sammlung von dem Landwirt H E R M A N N H A U S M A N N , Mühlenbach K r . Wolfach, überlassen worden. Das gleiche Gerät ist auch als Kleinmodell vorhanden, welches wohl nach der RAu'schen A b b i l d u n g hergestellt worden war. Abb. 4 1 : Hainhaken aus Nassau Original • Signatur: H 41 • Inventar-Nr. A 43 • Alter Katalog Nr. 23 • Nr. des Geräts: 23 Bildarchiv-Nr. 513/16 Nach R A U 7 9 , v o n dem auch die obige Bezeichnung stammt, soll dieser Haken zu dem gleichen Z w e c k verwendet worden sein wie der Schwarzwälder Stichelpflug: zum Umbrechen der Hauberge oder Hackwälder, was nach RAU etwa alle 16 Jahre geschah. Die Konstruktion ist dem vorigen Haken ähnlich, nur daß hier die Handhaben nicht am Grindel, sondern am über den Baum hinaus verlängerten Hauptholz sitzen, und der Grindel in dieses Holz eingezapft ist. Die Schar ist wesentlich größer und schaufeiförmig. Die Griessäule ist in diesem Falle - wie wir später übrigens noch öfter beobachten werden - als sogenannter Z u g a n k e r ausgebildet; ein verhältnisa.a.O., S. 31, Abb. 30. S. 1 2 2 f r . ; M . L O H S S , Beiträge aus dem landw. Wortschatz Württembergs nebst sachlichen Erläuterungen ( = Wörter und Sachen, Beiheft 2 ) Heidelberg 1915, S.47, Anmerkung 1. 79 K . H . R A U , a . a . O . , S . 3 1 , Abb.29. "

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K.H.RAU,

P.LESER, a.a.O.,

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mäßig schwaches Rundeisen ist zwischen Haupt und Grindel eingezogen, um ein Auseinanderweichen von B a u m und Haupt zu verhindern. Dieser Hainhaken wurde nicht nur, wie das abgebildete Exemplar, als Schwingpflug, sondern auch als V o r gestellpflug gefahren und nach L E S E R 8 0 , der sich dabei auf S C H W E R Z beruft, auf leichtem Boden oder zum Unterpflügen des Düngers verwendet, und nach einer anderen Version zum Einpflügen der Saat und Behäufeln der Kartoffeln. 8 1 Die Verwendung wird vermutlich nach Zeit und Ort verschieden gewesen sein. D e r Hainhaken war in dieser und ähnlicher F o r m um die Mitte des 19. J h . auf dem Hunsrück, in Westfalen, Schlesien 82 und, nach neueren Feststellungen 8 3 , auch in der Eifel verbreitet. D e r erste Hohenheimer Direktor, J . N . S C H W E R Z , brachte das abgebildete Original 18x8 nach Hohenheim. 8 4 Das gleiche Gerät ist auch noch als Kleinmodell vorhanden. Abb. 42: Erzgebirgischer Haken Modell 1 : 5 - Signatur: H 42 • Inventar-Nr. A 150 • Alter Katalog Nr. 338 Nr. des Geräts: 338 und A 150 • Bildarchiv-Nr. 641/50 Das Gerät stellt im Grunde nur eine Variante des Schwarzwälder Stichelpfluges (H 40) dar, denn es unterscheidet sich v o n ihm nur dadurch, daß hier beiderseits des Baumes im spitzen Winkel zwei Sterzen angebracht sind, die durch ein durch das Grindelende gehendes Querholz abgestützt sind. Neben der an unserem Modell befindlichen spitzen Dreieckschar wurde nach L I N C K E 8 5 f ü r bestimmte Arbeitsgänge auch eine spatenförmige Schar verwendet. R A U 8 4 und B R A U N G A R T 8 ' vermuten, daß der Haken ursprünglich ohne Radvorgestell benutzt worden sei, ohne dafür eine Begründung anzugeben. L I N C K E , zweifellos der bessere Kenner der sächsischen Landwirtschaft, erwähnt davon nichts, bildet den Pflug vielmehr mit Radvorgestell ab. In dieser und ähnlicher F o r m war dieser Haken in den gebirgigen Gegenden des böhmisch-sächsisch-schlesischen Raumes weit verbreitet und wohl noch das ganze 19. J h . hindurch allgemein gebräuchlich. Z u r Funktion des Karrens war schon früher (H 39) bemerkt worden, daß er zwar die Führung erleichterte, die Hauptarbeit aber vom A r m des Pflügers zu leisten war. Unser Modell wurde im J a h r e 1834 nach einem aus dem Erzgebirge v o n einem Hohenheimer Studenten mitgebrachten Modell hergestellt. 88 D e r gleiche Pflug ist auch als Kleinmodell vorhanden, dort mit der spatenförmigen Schar ausgestattet. Abb. 43: Böhmen, Trautenauer Schwinghaken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 43 • Inventar-Nr. A 419 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 89a Bildarchiv-Nr. 504/9 E i n dem vorigen verwandtes Gerät, v o n dem es sich nur dadurch unterscheidet, daß der B a u m unmittelbar hinter dem Sterzenansatz aufwärts geknickt und an die Stelle des Radvorgestells eine Schleifstelze getreten ist; daher wohl auch die Bezeichnung «Schwinghaken», wenngleich es sich nach moderner Terminologie natür80

81

P.LESER,

Ebenda.

a.a.O., S. 126.

a.a.O., S. 31. a.a.O., S. 126. 84 K . G Ö R I Z , a.a.O., S. 31. 85 C.A.LINCKE, Die sächsische und altenburgische Landwirtschaft, Leipzig 1842, S. 1 2 2 L 8 « K . H . R A U , a.a.O., S . 3 2 f . 8 ' R.BRAUNGART, Urheimat, S.62. 82

K.GÖRIZ,

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P.LESER,

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K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 31.

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A b b . 40

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lieh nicht um einen Schwingpflug handelt. Unser Modell ist vielleicht nach der RAu'schen Zeichnung, 8 9 möglicherweise aber auch nach M E H L E R S Darstellung 9 0 hergestellt worden. Abb. 44: Homburger Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 44 • Inventar-Nr. A 417 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 88 Bildarchiv-Nr. 503/70 E i n ganz gleichartig konstruierter Pflug wie die beiden vorigen, nur daß es sich hier offenbar, ebenso wie bei dem Schwarzwälder Stichelpflug ( H 40) und dem Hainhaken (H 4 1 ) , um einen Schwingpflug handelt. Mit der Herkunftsbezeichnung des Hohenheimer Inventars ist wahrscheinlich das pfälzische H o m b u r g gemeint, denn B R A U N G A R T bildet einen solchen Haken v o n der Sickinger Höhe ab, 9 1 der sich von unserem Modell nur unwesentlich unterscheidet, und auch L E S E R hat ihn nicht weit davon noch gesehen, 92 allerdings wurde er damals neben anderen Pflügen v o r nehmlich als Rodepflug verwendet. Nach welcher V o r l a g e unser Modell gearbeitet wurde, war nicht zu ermitteln. Abb. 45: Altrömischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 45 • Inventar-Nr. A 428 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 98 Bildarchiv-Nr. 517/43 Das Modell geht letztlich auf eine Abbildung bei C A Y L U S 9 3 zurück, die dann mehrere Autoren, teilweise voneinander abweichend, übernahmen. E s handelt sich dabei um einen Jaspis, in den der Pflug neben anderen Figuren eingeschnitten ist. Diese ursprüngliche Quelle ist bei LESER 94 abgedruckt, der gegen die Glaubwürdigkeit der Darstellung Bedenken geltend macht. Sie läßt v o r allem, wie L E S E R mit Recht feststellt, nicht mit Sicherheit erkennen, ob das Rad wirklich zum Pfluge gehört, doch scheint mir das Sech, entgegen L E S E R S Z w e i f e l , eindeutig. Die der V o r l a g e getreueste Wiedergabe bietet G I N Z R O T , 9 5 der allerdings dem Radvorgestell eine Z u g stange hinzufügte. Bei L O U D O N 9 6 , M O N G E Z , 9 7 L A S T E Y R I E 9 8 und R A U 9 9 ist die Schar oben herzförmig gerundet und das Sech zu weit nach vorn gerückt. Bei B R A U N G A R T 1 0 0 ist die Schar richtig gezeichnet, doch auch bei ihm das Sech zu weit v o n der Schar entfernt, während unser Modell ziemlich gut der ursprünglichen Darstellung entspricht. R A U bezeichnet den Pflug, wohl dem mißverständlichen Text L O U D O N S folgend, als altgriechisch, und ebenso B R A U N G A R T . Man wird diese Rekonstruktion auf jeden Fall nur mit Vorbehalt gelten lassen dürfen. Abb. 46: Angelsächsischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 46 • Inventar-Nr. A 415 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 86b Bildarchiv-Nr. 518/15 89 K . H . R A U , a . a . O . , S.37 Abb.33. 90 J.MEHLER, Die Landwirtschaft des Königreichs Böhmen nach Grundsätzen und Erfahrungen, Prag und Dresden 1794/95, Teil I, S. 124 ff., Tafel X X . 91 R.BRAUNGART, Urheimat. S.54, 64, Abb.29; ders., Ackerbaugeräte, S.423, Tafel 43, Abb.432. 92 P . L E S E R , a.a.O., S. 125. 93 C A Y L U S , Recueil d'Ar.tiquites, Bd. 5, Paris 1762, Tafel 82, Abb. 6. 94

95 96

»' 98 99 100

P . L E S E R , a . a . O . , S.229FF., A b b . 101.

J.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel I B, Abb.6. J.C.LOUDON, a.a.O., S. 30, Abb. n b . M O N G E Z , a.a.O., Tafel V I I I , Abb.30. L A S T E Y R I E , a.a.O., S.7, Abb.37. K . H . R A U , a . a . O . , S.28, Abb.20. R . BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , T a f . I, A b b . 2 f.

27

Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln, auch ließ sich ein angelsächsischer Pflug dieser A r t nicht nachweisen. D i e asymmetrische Schar würde auf einen Beetpflug hindeuten, und vielleicht haben wir es hier mit der Rekonstruktion einer falsch interpretierten V o r l a g e zu tun. Im Hohenheimer Inventar wird das Gerät als «Pflug der K ö n i g i n Mathilde» bezeichnet, womit es in das 1 2 . J h . gehören w ü r d e ; aber die Richtigkeit dieser Angabe muß dahingestellt bleiben. Abb. 47: Holbeins Pflug Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 47 • Inventar-Nr. A 585 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 252 Bildarchiv-Nr. 510/30 Unser Modell ist nach dem Holzschnitt «Der Ackersmann» aus Holbeins 1525 in Basel entstandener Holzschnittfolge «Der Totentanz» hergestellt worden. D e r hiernach rekonstruierte Pflug mit dem breiten, brettartigen Grindel ohne Sohle und Hinterbaum, in den oben die Sterzen, unten das Sech und die an den Ruchadlo erinnernde Schar eingesetzt sind, ist sonst nicht zu belegen. Holbeins Darstellung ist jedoch nicht völlig eindeutig, zumal der unterste Teil des Pfluges durch den aufgebrochenen Boden verdeckt wird, so daß die abgebildete Rekonstruktion etwas gewagt erscheint. Andernfalls hätte das Gerät der F o r m seiner Schar entsprechend in die G r u p p e der Ruchadlos eingereiht werden müssen. Abb. 48: Pflug aus der Gegend von Nürnberg Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 48 • Inventar-Nr. A 582 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 249 Bildarchiv-Nr. 655/30 A u c h dieses Modell kann ebenso wenig wie das vorige, mit dem es große Ähnlichkeit hat, als authentisch gelten; es wurde wohl gleichfalls nach einer künstlerischen Darstellung des 16. J h . hergestellt, die aber nicht zu ermitteln war. Abb. 49: Sebastian Brants Narrenpflug Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 49 • Inventar-Nr. A 583 • Alter Katalog Nr. - Nr. des Geräts: 250 Bildarchiv-Nr. 510/26 Wie schon die nach dem Hohenheimer Inventar wiedergegebene Bezeichnung erkennen läßt, geht unser Modell auf einen jener Holzschnitte zurück, mit denen Sebastian Brants 1494 entstandenes «Narrenschiff» illustriert war. A u f einem dieser Holzschnitte, «falsorum amicorum» überschrieben, findet sich dieser Pflug abgebildet, der anderweitig ebenso wenig nachzuweisen war wie die beiden vorigen, obwohl in diesem Falle die V o r l a g e ziemlich deutlich gezeichnet ist. Dennoch läßt die D a r stellung eine andere Deutung zu, als sie unser Modell erkennen läßt: das am Grindelende befindliche Querholz, in das die Sterzen eingesetzt sind, ist nicht klar erkennbar. Man könnte die A b b i l d u n g auch so interpretieren, daß die Sterzen sich zum Haupt vereinigen. Abb. 50: Haken aus der Gegend von Straßburg Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 50 • Inventar-Nr. A 584 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 251 Bildarchiv-Nr. 645/72 O b die Herkunftsbezeichnung des Hohenheimer Inventars richtig ist, steht dahin, jedenfalls geht unser Modell auf einen Holzschnitt zurück, der sich in Sebastian Münsters «Kosmographie», Basel 1 5 7 7 , befindet. E i n höchst eigenartiges Gerät, das sich sonst nicht nachweisen ließ. Unter dem eigentlichen Pflugbaum, der sich hinten zur Doppelsterze aufwärts gabelt, befindet sich gleichsam ein zweiter Baum, der die 28

eiserne Schar trägt; ein hölzernes Sech ist unmittelbar vor die Schar gesetzt. Nach der Vorlage könnte dieses Sech übrigens auch aus Eisen gewesen sein. Ob diese künstlerische Darstellung realistisch oder mehr phantasievoll war, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. d) mit Streich brettansät^en Abb. 51: Chinesischer Haken Modell i : 10 • Signatur: H 51 • Inventar-Nr. A 465 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 155 Bildarchiv-Nr. 506/56 Das Modell dieses Hakens mit dem für die chinesischen Pflüge charakteristischen, geschwungenen Grindel ist nach einer Zeichnung angefertigt worden, die sich bei LASTEYRIE 101 findet und von LOUDON102 übernommen wurde. Die meisten chinesischen Pflüge sind, wie der hier abgebildete, Schwingpflüge. Die Schar ist - auf unserer Aufnahme nicht erkennbar - spatenförmig ausgebildet, und eine Eigentümlichkeit der Griessäule besteht darin, daß sie vorn, zu etwa 3 / t ihrer Länge von unten gerechnet, eine scharfe Kante besitzt, die wohl zur Verringerung des Bodenwiderstandes dienen sollte. Ein neues, an den bisher betrachteten Haken nicht aufgetretenes Element bilden die beiden hinter der Griessäule angebrachten, schräg seitwärts gerichteten hölzernen Pflöcke, die wohl zu einem besseren Krümeln des Bodens beitragen sollten. Der gleiche Pflug ist auch bei RAU 1 0 3 abgebildet, aber stark verändert, so daß nach dessen Zeichnung ein zweites Modell hergestellt wurde (H 52). Auch 104 B R A U N G A R T bildete beide Versionen ab , ohne zu bemerken, daß es sich um ein und denselben Pflug handelt. Abb. 52: Chinesischer Haken, «Büffelpflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 52 • Inventar-Nr. A 466 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 136 Bildarchiv-Nr. 664/62 Das gleiche Gerät wie H 51, nur diesmal nach der RAu'schen Zeichnung. RAU hat, wie ein Vergleich der beiden Modelle zeigt, den Grindel geknickt, die spatenförmige Schar durch eine dreieckige, leicht gewölbte ersetzt, die Griessäule gekürzt und in ihrer Form verändert sowie die beiden Holzpflöcke weiter nach vorn gerückt. Die Bezeichnung «Büffelpflug» geht auf L O U D O N zurück, der in seiner Beschreibung bemerkt hatte, daß dieser Haken von Büffeln gezogen worden sei. Abb. 53: Angelsächsischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 5 3 • Inventar-Nr. A 481 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 151 Bildarchiv-Nr. 503/52 Unser Modell ist wahrscheinlich nach einer Zeichnung hergestellt worden, die bei LOUDON105 und RAU 106 abgedruckt ist, beide aber gehen auf STRUTT 10 ' zurück. Nach L O U D O N handelt es sich um einen anglo-normannischen Pflug aus dem 1 1 . / 1 3 . Jahrhundert, der auf leichten Böden und ohne Radvorgestell benutzt worden sein Tafel V , Abb. 34. J.C.LOUDON, a.a.O., S.2o8, Abb.155c. 103 K . H . R A U , a.a.O., S . 30, Abb.27. 104 R . B R A U N G A R T , Urheimat, S. 347. 105 J.C.LOUDON, a.a.O., S.48, Abb.22. 106 K . H . R A U , a.a.O., S.28, Abb.21. 107 J . S T R U T T , Complete view of the Manners, Customs, Arms, Habits etc. of the inhabitants of England from the arrival of the Saxons tili the reign of Henry VIII., vol. I, London 1775, Tafel X X X I I , Abb. 7. 101

102

LASTEYRIE, a.a.O.,

2

9

soll. D i e Sterze ist unterhalb des Grindels zum Haupt u m g e b o g e n , das mit einer gewölbten Schar und zwei eisernen, streichbrettähnlichen Ansätzen versehen ist, die wohl die gleiche Funktion hatten wie die beiden H o l z p f l ö c k e bei den eben betrachteten chinesischen Haken. Das Sech möchte L E S E R eher als Griessäule deuten 1 0 8 , doch ist die Z e i c h n u n g in dieser Hinsicht eigentlich eindeutig, und zudem k o m m t ein Sech auch bei H a k e n dieser A r t , wie H 39 und H 56 zeigen, durchaus v o r . D a die normannischen Pflüge, soweit sie sicher überliefert sind, in ihrer K o n s t r u k t i o n dem mittelalterlichen deutschen L a n d p f l u g entsprechen, könnte es sich bei dem abgebildeten Gerät um einen P f l u g aus vornormannischer Zeit handeln. Abb. 54: Abessinien Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 54 • Inventar-Nr. A 470 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 140 Bildarchiv-Nr. 655/64 Die V o r l a g e unseres Modells ließ sich zwar nicht ermitteln, doch sind sehr ähnliche abessinische Haken bekannt. 1 0 9 Sie sind offenbar alle mit zwei schmalen, im v o r liegenden Falle leicht gebogenen, Streichbrettern ausgerüstet, die ein effektiveres A u f b r e c h e n und K r ü m e l n des Bodens bewirken sollten und diesen Z w e c k besser erfüllten, als die Pflöcke bei H 5 1 , H 52 oder die kleinen Blechfortsätze bei H 53. Man sollte diese schmalen Brettchen vielleicht anders bezeichnen, weil sie ja eine andere Funktion hatten als die Streichbretter im eigentlichen Sinne, aber die B e zeichnung hat sich in der Literatur eingebürgert und m a g deshalb beibehalten werden. Charakteristisch f ü r die abessinischen Haken - wenngleich nicht ohne A u s n a h m e - ist, daß die Sterze den G r i n d e l am E n d e durchbohrt und, nach v o r n verlängert, zugleich das Haupt bildet. I m vorliegenden Falle ist noch ein besonderer Scharträger unmittelbar über dem Sterze-Haupt-Teil h i n z u g e f ü g t , der ebenfalls durch den Baum greift. Eigenartig ist die S c h ä f t u n g der Schar mit zwei ineinander geschachtelten Tüllen, eine E i n r i c h t u n g , die mir sonst nirgends bekannt g e w o r d e n ist. A n die Stelle der Griessäule ist ein Lederriemen getreten (im Alten Ä g y p t e n versah ja ein gedrehter Strick oft diesen Dienst), auch das is t in Abessinien anscheinend nicht ungewöhnlich. Abb. 55: Sächsischer Schlepphaken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 55 • Inventar-Nr. A 480 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 150 Bildarchiv-Nr. 517/49 Dieser P f l u g ähnelt, wie man sieht, sehr dem E r z g e b i r g i s c h e n Haken H 42, stellt also eine Variante jener im sächsisch-böhmischen Berglande gebräuchlichen Geräte dar. Dieser Schlepphaken unterscheidet sich allerdings v o m E r z g e b i r g e r Haken durch die beiderseitigen Streichbretter und die d a c h f ö r m i g gestaltete Schar. Neben dem schon erwähnten E f f e k t des besseren A u f b r e c h e n s und L o c k e r n s des Bodens hinterlassen alle Pflüge mit solchen oder ähnlichen doppelseitigen Streichbrettern je nach F o r m , Stellung und G r ö ß e eine mehr oder weniger stark ausgebildete Furche, die unter Umständen zugleich als Saatfurche benutzt w o r d e n sein kann. Manche indische, noch heute gebräuchliche Haken werden daher zugleich mit Säetrichtern versehen. 1 0 9 " Im Unterschied zu H 42 sind zudem die Sterzen leicht, und der B a u m sehr stark g e s c h w u n g e n , der dadurch über den B o d e n schleifte und aus diesem G r u n d e an der Unterseite mit Blech beschlagen ist. Diesem Umstand w i r d der Pflug die oben angegebene Bezeichnung zu v e r d a n k e n haben; die Bauern um G r i m m a nennen ihn 108

109

P.LESER, a.a.O., S.160.

DERS., a.a.O., S. 345 fr. und Tafel 15. 109a Vg[ Indigenous Agricultural Implements of India, New Delhi i960. 3°

A b b . 50

A b b . 51

A b b . 52

A b b . 53

A b b . 54

A b b . 55

31

Wegen der F o r m des Grindels «Schwanenhalspflug». 1 1 0 D i e mit Blech beschlagene Unterseite an der W ö l b u n g des Baumes deutet an, daß es sich sehr wahrscheinlich um einen S c h w i n g p f l u g handelte. Abb. 56: Dresdener Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 56 • Inventar-Nr. A 492 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 162 Bildarchiv-Nr. 521/34 E i n e weitere Variante der sächsischen Haken, die in ihrer äußeren F o r m g e b u n g dem V o g t l ä n d e r Haken (Hs 108) näher steht als dem E r z g e b i r g e r und sächsischen Schlepphaken. D i e charakteristische A n b r i n g u n g der Sterzen ist zwar beibehalten, doch liegen sie nicht mit dem G r i n d e l in gleicher E b e n e , sondern sind aufwärts g e b o g e n und mit einem Querholz an dem über den B a u m hinaus verlängerten Hauptholz befestigt, das nach v o r n fast zur Waagerechten u m g e b o g e n ist. A u c h dieser P f l u g ist, wie der v o r i g e , mit zwei Streichbrettern ausgerüstet. A u ß e r d e m ist ein Sech hinzugefügt, das, wie schon gesagt, bei derartigen H a k e n meist fehlt, doch gelegentlich v o r k o m m t , um die A r b e i t der Schar zu erleichtern und damit zugleich die Z u g kraft zu verringern. D a s dazu gehörige Radvorgestell f e h l t ; unser Modell ist vielleicht nach der sehr exakten Z e i c h n u n g angefertigt, die bei L I N C K E 1 1 1 wiedergegeben ist. Abb. 57: Böhmen, Sandpärz Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 57 • Inventar-Nr. A 472 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 142 Bildarchiv-Nr. 517/59 D a s G e r ä t entspricht ziemlich genau dem E r z g e b i r g i s c h e n Haken ( H 42), nur daß das Hauptholz etwas über den B a u m hinausreicht und zwei schmale Streichbretter hinzugefügt sind. Unser Modell geht wahrscheinlich auf M E H L E R 1 1 2 zurück, dessen Z e i c h n u n g bei BRAUNGART 1 1 3 und L E S E R 1 1 1 wieder abgedruckt ist. Unser Modell entspricht nicht genau der V o r l a g e , denn die große dreieckige Schar ist bei M E H L E R etwas k o n k a v g e w ö l b t . Das Radvorgestell fehlt. B R A U N G A R T hat diesen Haken noch am E n d e des v o r i g e n J h . vielfach im G e b r a u c h gesehen. Abb. 58: Böhmen, Saazer Pärz Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 58 • Inventar-Nr. A 473 • Alter Katalog Nr. - - Nr. des Geräts: 145 Bildarchiv-Nr. 655/54 Dieser w o h l auch nach MEHLER 1 1 5 rekonstruierte Haken unterscheidet sich von dem vorigen nur durch die hier fast quadratisch g e f o r m t e Schar und die F o r m der Streichbretter, die übrigens nicht genau der V o r l a g e entsprechen. Nach M E H L E R . w a r der Pärz v o r allem f ü r sandige B ö d e n geeignet, aber auch f ü r etwas schwerere, sofern sie nicht steinig waren. Abb. 59: Frankreich, Vogesen, Epinal Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 59 • Inventar-Nr. A 615 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 281 Bildarchiv-Nr. 657/4 110

Mitteilung von Herrn Dr. W. JACOBEIT vom Institut für deutsche Volkskunde Berlin, der dem Hohenheimer Institut für Agrargeschichte auch ein Photo von einem noch erhaltenen Original dieses Pfluges zur Verfügung stellte. 111 C.A.LINCKE, a.a.O., S. 1 2 3 f . , Tafel II, A b b . 2 . 112 J.MEHLER, a.a.O., II.Teil, S . 4 5 f f . , Tafel I X . 113 R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel 43, A b b . 4 2 7 ; derselbe, Urheimat, S.66, Abb. 32. 111

115

P.LESER, a.a.O., S.292, Abb. 136.

J.MEHLER, a.a.O., I.Teil, S. 107fr., Tafel X .

32

Abb. 56

Abb. 55

Abb. 60

Abb. 62

35

Ein ganz ähnlicher Haken, nach dem Hohenheimer Inventar ebenfalls im Gebiet der Vogesen beheimatet, ist schon oben unter H 39 abgebildet, der sich ebenso wenig belegen ließ wie dieser, aber es war schon oben darauf hingewiesen worden, daß das Vorkommen dieser Haken in dem angegebenen Gebiet nicht unwahrscheinlich ist. Zwischen dem hier abgebildeten Gerät und H 39 besteht freilich ein wichtiger Unterschied: während dort beiderseits des Hauptholzes zwei schmale Streichbretter angebracht waren, ist hier nur ein rechtsstehendes Streichbrett vorhanden, so daß wir es hier mit einem Gerät zu tun haben, das nach seiner Funktion - ähnlich wie manche Formen der Zoche-eine Art Mittelstellung zwischen Haken und Beetpflug einnimmt. Abb. 60: Frankreich, Vogesen Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 59a- Inventar-Nr. A 623 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 289 Bildarchiv-Nr. 657/28 Der gleiche Pflug wie der vorige, nur daß hier das schmale links stehende Streichbrett leicht auswärts gebogen und vor der Griessäule eine Art kleines Doppelstreichbrett hinzugefügt ist, dessen Zweck nicht recht ersichtlich ist. Abb. 61: Schlesischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 60 • Inventar-Nr. A 631 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 297 Bildarchiv-Nr. 643/28 Es handelt sich hier wiederum um eine Variante der sächsich-böhmischen Haken, wobei das abgebildete Modell am meisten dem Trautenauer Schwinghaken (H 43) gleicht, nur daß der Grindel nicht geknickt ist. Darüber hinaus ist hier jedoch eine wichtige konstruktive Veränderung vorgenommen worden, weshalb dieses und das folgende Gerät an den Schluß dieses Abschnitts gesetzt wurden: das senkrecht gerichtete Hauptholz ist nämlich drehbar angebracht, so daß die Schar rechts oder links gewendet werden konnte und auf diese Weise ein den Kehrpflügen entsprechender Effekt erzielt wurde, wenn auch nicht in so vollkommener Weise. Da alle diese Haken vornehmlich in hängigem Gelände verwendet wurden, mußte man bestrebt sein, den Boden beim Ziehen der Furche möglichst hangaufwärts zu werfen, was nach R A U 1 1 6 dadurch geschah, daß man den Haken etwas seitwärts neigte. Diese Arbeit wurde durch die drehbare Anbringung der Schar erleichtert; für das Erzgebirge sind derartige Kehrhaken durch L I N C K E 1 1 ' bezeugt, aber sie werden auch im benachbarten Schlesien vorgekommen sein. Diese konstruktive Eigenart wird im Gegensatz zu anderen, später noch zu betrachtenden Kehrpflügen, heute nicht mehr angewandt. Abb. 62: Trierer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 61 • Inventar-Nr. A 632 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 298 Bildarchiv-Nr. 643/16 Ebenso wie bei dem vorigen, ist auch bei diesem Gerät, das im übrigen ziemlich genau dem Erzgebirgischen Haken (H 42) entspricht, das Haupt drehbar angebracht, wobei mit Hilfe der gewölbten Schar die gewünschte Wirkung noch besser erzielt wurde. Im Gegensatz zu H 60 ist hier das Haupt in einem seitlich begrenzten Drehbereich feststellbar, was die Arbeit des Pflügers wesentlich erleichterte. Falls die Verstrebung zwischen Haupt und Baum wirklich so wie an unserem Modell ausgeführt war, erscheint sie wegen ihrer bogenförmigen Gestalt wenig sinnvoll. Für die Hera.a.O., S.37.

116

K.H.RAU,

117

C . A . L I N C K E , a . a . O . , S. 1 2 3 .

34

kunftsbezeichnung «Trier» gibt es zwar keinen unmittelbaren Nachweis, doch kamen im pfälzischen Gebiet derartige Haken v o r . 1 1 8 Abb. 63: Kärntner Rißpflug Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 62 • Inventar-Nr. A 336 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 11 Bildarchiv-Nr. 511/25 E s handelt sich hier nicht um einen Pflug im eigentlichen Sinne, sondern um ein Gerät, das in Kärnten noch am Ende des 19. J h . vielfach verwendet wurde und dem eigentlichen Pflug als Vorschneider oder Vorlockerer diente. 1 1 9 Das eiserne Sech ist bei unserem Modell fälschlich aus Holz hergestellt. In Kärnten wurde im allgemeinen ein vierseitiger Haken verwendet, der meist mit zwei schmalen Streichbrettern, doch ohne Sech, ausgerüstet war. Abb. 64: Frankreich, «Araire du midi» Modell 1 : 1 0 • Signatur: H 63 • Inventar-Nr. A 337 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 12 Bildarchiv-Nr. 502/35 Auch dies ist vermutlich kein «araire» im eigentlichen Sinne, sondern wohl, ebenso wie das vorige Gerät, ein Vorschneider, wie er nach BRAUNGÄRT120 auch in der N o r mandie vorgekommen sein soll. Unser Modell ist wahrscheinlich nach LOUDONS Zeichnung hergestellt 1 2 1 , von dem die Bezeichnung «araire» stammt, und nach dessen Darstellung das Gerät zum Aufreißen der Brache diente. LESER bezweifelt zu Unrecht die Glaubwürdigkeit der LouDON'schen Wiedergabe 1 2 2 , denn nicht nur in Frankreich, sondern auch in Portugal 1 2 3 und Schweden 1 2 1 sind derartige Vorschneider gebräuchlich gewesen.

B . Mit Sohle

a) mit hölzernem Haupt Abb. 65: Altägypten Modell i : 10 • Signatur: Hs 1 • Inventar-Nr. A 396 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 69 Bildarchiv-Nr. 518/41 Die Vorlage, nach der unser Modell hergestellt worden ist, war nicht mit Sicherheit zu ermitteln, weil bei allen Darstellungen dieses anscheinend im Alten Reich (2600-2190 v . C h r . ) dominierenden Pflugtypus zwischen den Sterzen ein Pflugbaum angebracht ist, der bei unserem Modell durch Seilzug ersetzt wurde. Sonst entspricht dieser Haken, bei dem Sohle und Doppelsterze aus einem Stück gearbeitet sind, was aus den überlieferten Darstellungen nicht ohne weiteres ersichtlich, ganz der bei 118

Vgl. Oben H44. 119 Vgl. R.BRAUNGART, Urheimat, S. 135; P.LESER, a.a.O., S.302F. 120 R.BRAUNGART, Urheimat, S. 135, Abb. 108. 121 J.C.LOUDON, a.a.O., S.89, Abb.52. 122 P.LESER, a.a.O., S . 3 2 1 . 123 A.G.HAUDRICOURT/M. J.DELAMARRE, a.a.O., Tafel XIII, Abb.48. 124 P.LESER, a.a.O., S . 1 7 1 . 35

BRAUNGART 1 nach einer Skulptur der M ü n c h e n e r G l y p t o t h e k wiedergegebenen Z e i c h nung. A u c h bei LESER 2 sind ähnliche altägyptische H a k e n abgebildet, ebenso bei CHEVALIER.3

Abb. 66 : Altägypten Modell i : io • Signatur: Hs 2 • Inventar-Nr. A 364 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 38 Bildarchiv-Nr. 667/21 D a s Modell ist offenbar nach GINZROTS Z e i c h n u n g 4 hergestellt, der seinerseits auf der «Désription de l ' E g y p t e » fußt, seine V o r l a g e nach LESER 5 aber ein w e n i g ungenau wiedergibt. D i e v o r n abgeschrägte Sohle ist hinten zur Sterze a u f w ä r t s g e b o g e n , die oben mit einer H a n d h a b e versehen ist. U n s e r M o d e l l ist insofern nicht ganz exakt, als der Haupt-Sterzen-Teil durch den B a u m unterbrochen scheint, w ä h r e n d GINZROTS Z e i c h n u n g deutlich zeigt, daß der G r i n d e l die Sterze durchbohrt. RAU 6 , der sich ebenfalls auf die «Déscription» beruft, ersetzt den gedrehten Strick durch eine G r i e s säule, gibt dem Haupt eine etwas andere F o r m und schraffiert den oberen T e i l des Hauptes, w o m i t RAU im allgemeinen eiserne Teile kennzeichnet, was in diesem Falle falsch wäre. Abb. 67 : Altägypten Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 3 • Inventar-Nr. A 363 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 37 Bildarchiv-Nr. 503/16 E i n ähnliches G e r ä t wie das v o r i g e , nur daß der Ü b e r g a n g v o n der Sohle zur Sterze hier w i n k l i g gestaltet, und die Sterze, wie bei altägyptischen P f l ü g e n h ä u f i g , brettartig g e f o r m t und mit einem G r i f f l o c h versehen ist. A u c h hier vertritt ein gedrehter Strick die Griessäule. D i e V o r l a g e des M o d e l l s w a r nicht zu ermitteln. Abb. 68 : Altägypten Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 4 • Inventar-Nr. A 397 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 70 Bildaschiv-Nr. 643/40 Unser Modell geht vermutlich auf eine Z e i c h n u n g bei GINZROT 7 zurück, v o n dem sie RAU 8 und BRAUNGART 9 übernahmen, allerdings eine hölzerne Griessäule an die Stelle des gedrehten Strickes setzten. Diese auch bei anderen A u t o r e n v o r k o m m e n d e U n g e n a u i g k e i t w i r d auf eine V e r k e n n u n g der F u n k t i o n der Griessäule zurückzuführen sein, die ja in der Hauptsache keinem D r u c k , sondern einem Z u g ausgesetzt ist. D e r gedrehte Strick ist also f ü r die Frühzeit der P f l u g k u l t u r eine durchaus denkbare L ö s u n g , nur hat man i n f o l g e der geringeren Haltbarkeit des Materials, das an dieser Stelle durch den a u f g e b r o c h e n e n B o d e n leicht durchgescheuert w i r d , sehr bald zum H o l z gegriffen. GINZROT, RAU und BRAUNGART berufen sich auf die Déscription de l ' E g y p t e , o b w o h l dort dieser H a k e n einen P f l u g b a u m a u f w e i s t 1 0 , den alle drei durch einen Z u g s t r i c k ersetzen, weshalb RAU und BRAUNGART das G e r ä t , entgegen ihrer Quellenangabe, w o h l nach GINZROT abbildeten und dessen U n g e n a u i g k e i t übernahmen. D i e gleichsam zu einer zweiten Sterze nach hinten verlängerte S o h l e ist 1

R.

2

P.LESER,

6

K . H . R A U , a.a.O., 8.30, Abb.22.

Ackerbaugeräte, S. 19, Tafel II, A b b . 12. S . 2 5 3 f r , Abb. 1 0 8 - 1 1 0 . 3 H . C H E V A L I E R , Les charrues d'Afrique, in: Mémoire et compte rendu des travaux de la société des ingénieurs civils de France, 1902, I, Abb. 12. 1 J . Chr. G I N Z R O T , a.a.O., Tafel I A , A b b . 4 . 5 P . L E S E R , a.a.O., S.263. 7

BRAUNGART,

a.a.

O.,

J.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel I A , A b b . 2 . 8 K . H . R A U , a.A.O., S. 30, Abb. 23. 9 R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, Tafel I , A b b . 4 b . 10 P . L E S E R , a . a . O . , S.258. Anmerkung 75 und S.263.

36

Abb. 65

Abb. 66

Abb. 67

Abb. 68

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Abb. 70

57

durch eine Fehlinterpretation der altägyptischen Darstellung entstanden, die sich schon in der Description findet. Die brettförmige Sterze mit Griffloch unseres Modells findet in den Vorlagen keine Stütze, dürfte daher eine eigenmächtige Zutat des Hohenheimer Herstellers sein. L E S E R S Meinung, daß dieser Haken in Wahrheit doppelsterzig gewesen sei, was er lediglich daraus schließt, daß der Pflüger den Pflug mit beiden Händen auf der Abbildung führt, ist indessen zu bezweifeln. In Wirklichkeit dürfte es sich im Prinzip um den gleichen Pflugtypus handeln wie Hs 2 und Hs 3. Abb. 69: Altgriechischer Haken, «Pflug der Kora» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 5 • Inventar-Nr. A 380 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 54 Bildarchiv-Nr. 506/15 Die Quelle dieses Modells ist letztlich die in der Literatur öfter wiedergegebene 11 Darstellung auf einem attischen Mischgefäß, dem sogenannten Glockenkrater von Cumae, der etwa der Mitte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts angehört. Daraufist die Göttin Kora, Tochter der Demeter, mit einem Pfluge in der Hand abgebildet, und zwar, wie die Wiedergabe bei B R A U N G A R T 1 2 zeigt, mit solcher Deutlichkeit, die jeden Zweifel über die Konstruktion dieses Gerätes ausschließt. Wahrscheinlich haben wir hier nicht nur einen, sondern überhaupt den in der griechischen Antike allgemein gebräuchlichen Hakentypus vor uns, zumal er nicht nur anderweitig belegt ist, wie Hs 6 und Hs 7 deutlich machen 13 , sondern bis in unsere Tage im mediterranen Raum in dieser oder ähnlicher Form zu finden ist. Unser Modell weicht allerdings in einem wichtigen Punkt von der Vorlage ab: dort ist nämlich deutlich zu erkennen, daß an die Sohle ein besonderes, schmales Hauptholz - eine hölzerne Schar, wenn man will - angebunden ist, wodurch die an unserem Modell sinnlos erscheinende doppelte Bindung um die Sohle erst ihren Sinn erhält. Der Zweck war, das sich rasch abnützende Haupt auswechseln zu können, ein ähnliches Verfahren also, wie es bei dem ungefähr aus der gleichen Zeit stammenden Döstruper Haken (H 15) angewandt worden ist. Abb. 70: Altgriechischer Haken aus Sizilien, «Schlangenpflug» Signatur: Hs 6 • Inventar-Nr. A 378 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 52 • BildarchivNr. 506/12 Das gleiche Gerät wie das vorige: die senkrecht stehende Sterze mit Handhabe und der hinten abwärts gekrümmte Baum sind in die vorn zugespitzte Sohle eingesetzt; nur ist hier im Gegensatz zu Hs 5 kein besonderes Hauptholz angebracht. Der Pflug findet sich - von zwei Schlangen gezogen, daher die obige Bezeichnung im Hohenheimer Inventar - auf einer Bronzemünze der sizilianischen Stadt Enna abgebildet, die bei L A S T E Y R I E " wiedergegeben ist. V o n dort übernahm ihn L O U D O N 1 5 , doch verwechselte er den Text mit der zu einem anderen, ebenfalls sizilianischen Haken (Hs 16) gehörigen Beschreibung. G I N Z R O T 1 ' bildete die Münze ebenfalls ab, allerdings ungenau. Abb. 7 1 : Altgriechischer Haken aus Sizilien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 7 • Inventar-Nr. A 382 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 56 Bildarchiv-Nr. 663/55 Auch dies eine Variante des für die griechische Antike typischen Hakens, der sich von dem vorigen nur dadurch unterscheidet, daß die Sohle nicht zugespitzt, sondern 11

12 13 14

15 19

a.a.O., S.212, Anmerkung4. R.BRAUNGART, Urheimat, S. 102, Abb.53. Vgl. auch P . L E S E R , a . a . O . , S . 2 1 1 , Abb.92, S.2i4f., Abb.93-95. L A S T E Y R I E , a.a.O., S.4 und Tafel II, Abb. 17. J.C.LOUDON, a.a.O., I, S.7, Abb.2a. J . C H R . G I N Z R O T , a.a.O., Tafel II, Abb.9. P.LESER,

38

abgeschrägt ist, während die auffällige Kürze des Grindels wohl nur auf Platzmangel zurückzuführen ist. Denn dieser Pflug ist ebenso wie der vorige auf einer sizilianischen Münze dargestellt. Unser Modell dürfte nach R A U S Zeichnung 1 7 hergestellt sein, der sich seinerseits auf M O N G E Z stützt. 18 Abb. 72: Altgriechischer Haken aus Sizilien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 8 • Inventar-Nr. A 372 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 46 Bildarchiv-Nr. 669/25 E i n im Prinzip den vorigen Haken gleichartiges Ackergerät, dessen Modell vermutlich nach R A U 1 ' hergestellt wurde, der seinerseits als Quelle MONGEZ20 angibt. Die Konstruktion des Modells, bei dem Sterze und Sohle an das Grindelende angesetzt sind, ist wahrscheinlich falsch; die Vorlagen lassen überhaupt nicht erkennen, wie die Verbindung der einzelnen Teile beschaffen war, doch sind vermutlich Baum und Sterze, wie bei Hs 5 bis Hs 7, in die Sohle eingesetzt. Letztlich geht auch dieses Modell auf eine sizilianische Münze zurück, auf der der Pflug dargestellt ist. LESER 2 1 vermutet, daß dieser Haken überhaupt identisch mit Hs 6 ist, und daß demnach MONG E Z und L A S T E Y R I E die gleiche Quelle benutzt, das Gerät aber etwas abweichend wiedergegeben haben. Abb. 73: Altgriechischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 9 • Inventar-Nr. A 589 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 63 Bildarchiv-Nr. 506/44 Bei diesem Modell handelt es sich um einen Rekonstruktionsversuch des anderen der beiden Pflüge, die H E S I O D in seinem Lehrgedicht «Werke und Tage» beschrieben hat (vgl. H 3 2 ) . Nach den nicht sehr eindeutigen Beschreibungen H E S I O D S hat man später Zeichnungen angefertigt, die unter anderem der von H E I N S I U S besorgten A u s gabe beigegeben sind, von w o sie RAU 22 übernahm. Unser Modell ist wahrscheinlich nach der Wiedergabe bei RAU angefertigt. V o n den vorigen altgriechischen Haken Hs 5 bis Hs 8 unterscheidet sich dieses Gerät nur dadurch, daß eine Griessäule angebracht ist, die durch den geschwungenen Grindel greift und darin verkeilt ist. Abb. 74: Spanien, Malaga Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 10 • Inventar-Nr. A 391 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 64 Bildarchiv-Nr. 506/48 Im Gegensatz zu den bisher betrachteten Haken mit Sohle handelt es sich hier um kein antikes Gerät, sondern um einen Pflug, der nach LASTEYRIE 23 zu Beginn des 1 9 . J h . in Südspanien verbreitet war, und wohl noch lange danach; er unterscheidet sich überhaupt nicht von dem vorigen, altgriechischen Haken. L O U D O N bildet das Gerät ebenfalls ab 24 , bezeichnete es aber als südfranzösisch, was unwahrscheinlich ist, denn dort war ein anderer Hakentypus verbreitet, der noch zu besprechen sein wird. Für Spanien dagegen kann LESER 25 ähnliche Haken, nur mit Streichbrettansätzen, 17

18

" 20

21 22 23 24 25

K . H . R A U , a . a . O . , S . 39, A b b . 3 4 .

MONGEZ, a.a.O., Tafel II, Abb.7. K . H . R A U , a.a.O., S.39, Abb.36. MONGEZ, a . A . O . , T a f e l I I , A b b . 1 1 .

P.LESER, a.a.O., S.213. K.H.RAU, a.a.O., S.44, Abb.49. LASTEYRIE, a.a.O., Tafel IV, Abb. 26. J.C.LOUDON, a.a.O., I, S.29. P.LESER, a.a.O., S.327, 330. 39

auch in L e o n und G e r o n a nachweisen. B R A U N G A R T 2 6 druckt den Pflug nach ab und übernimmt auch dessen zweifelhafte Bezeichnung.

LOUDON

Abb. 75: Süd-Afrika, «Hottentottenpflug» Modell i : 10 • Signatur: H s 1 1 • Inventar-Nr. A 584 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 5 8 Bildarchiv-Nr. 506/55 Dieser Haken unterscheidet sich funktionell überhaupt nicht v o n den v o r i g e n , auch seine K o n s t r u k t i o n ist hinsichtlich B a u m , Sohle und Sterze v ö l l i g gleichartig, die einzige A b w e i c h u n g besteht in der nur selten v o r k o m m e n d e n V e r b i n d u n g z w i schen dem oberen E n d e der Sterze und dem B a u m , eine wenn auch nicht besonders günstige V e r s t e i f u n g der K o n s t r u k t i o n . In unserer S a m m l u n g befinden sich zwei weitere, ebenso konstruierte Modelle (Hs 54 und Hs 55), die allerdings im Unterschied zu dem o b i g e n Gerät eine Schar besitzen, deren H e r k u n f t aber als arabisch b z w . türkisch/tripolitanisch bezeichnet wird. E i n e Quelle ließ sich f ü r alle drei Modelle nicht ermitteln, so daß über die Authentizität nichts mit Sicherheit ausgesagt werden kann. Bei LESER 2 7 finden sich zwei Haken nachgewiesen, die ein solches V e r b i n d u n g s holz zwischen B a u m und Sterze aufweisen, das freilich weiter unten angebracht und daher viel kürzer ist; der eine aus Syrien, der andere aus Turkestan (Hs 19). D a ß es sich um einen P f l u g aus dem arabischen R a u m handelt, ist nicht unwahrscheinlich. Wenn die oben nach dem Hohenheimer Inventar wiedergegebene Bezeichnung «Hottentottenpflug» dennoch richtig sein sollte, dann müßte es sich, da es in diesem Gebiet A f r i k a s anscheinend keine autochthone P f l u g k u l t u r gegeben hat, um fremden, wahrscheinlich arabischen Kultureinfluß handeln. Abb. 76: Altgriechischer Haken Modell 1 : 1 0 - Signatur: Hs 12 • Inventar-Nr. A 440 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 1 o Bildarchiv-Nr. 506/9 D i e Authentizität dieses m e r k w ü r d i g e n Räderpfluges, bei dem Haupt und Sterzen an der Radachse befestigt sind, ist sehr zweifelhaft. Unser Modell geht offenbar auf eine Z e i c h n u n g bei L A S T E Y R I E 2 8 zurück, der selbst keine Quelle nennt. L O U D O N 2 9 übernahm die A b b i l d u n g und behauptete, L A S T E Y R I E habe seine Z e i c h n u n g einer sizilianischen Münze nachgebildet. L E S E R vermutet 3 0 , daß es sich hier um den gleichen P f l u g handelt, den MONGEZ 31 nach einer römischen Münze zu rekonstruieren versuchte (Hs 13). Diese V o r l a g e ist in der T a t so ungenau und interpretationsbedürftig, daß M O N G E Z und L A S T E Y R I E die gleiche Quelle verschieden gedeutet haben könnten. Abb. 77: Altrömischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 13 • Inventar-Nr. A 439 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 109 Bildarchiv-Nr. 506/4 A u c h dies ein dubioser Rekonstruktionsversuch, der letztlich auf die Pflugdarstellung einer Münze der gens Sempronia zurückgeht, die MONGEZ 32 nachzeichnet und RAU 3 3 sowie BRAUNGART 34 v o n ihm übernehmen. D i e Zuverlässigkeit aller dieser 26

R.BRAUNGART, Urheimat, S. 1 1 5 .

27

P.LESER,

28

LASTEYRIE,

a.a.O., S.350, 365. a.a.O., T a f e l I V , Abb.36.

29

J . C . L O U D O N , a . a . O . , I , S . 3 0 , A b b . 1 1 c.

30

P.LESER, a.a.O.,

31

MONGEZ,

S.216.

a.a.O., Tafel V I I , A b b . 2 7 .

32

Ebenda

33

K . H . R A U , a.a.O.,

34

R.BRAUNGART, Urheimat, S . 6 2 , A b b . 19.

S.40, Abb.40.

40

A b b . 77

Abb. 71

A b b . 72

A b b . 73

A b b . 74

A b b . 75

A b b . 76

A b b . 78

Abbildungen wird v o n LESER 8 5 mit Recht in Zweifel gezogen, weil die Münze nicht mit Sicherheit erkennen läßt, ob das Rad überhaupt zu dem abgebildeten Pflug gehört hat. E s sei sehr wohl möglich, daß es sich um einen römischen Haken (etwa wie Hs 1 5 ) handelt mit gekrümmtem B a u m , und daß das Rad, welches RAU sogar als Antifriktionsrad deuten wollte, nur aus Platzmangel in zu große Nähe des Pfluges gerückt ist. Diese D e u t u n g LESERS ist wahrscheinlich richtig, läßt sich jedoch v o n unserem Modell nicht ableiten, weil der Hersteller des Modells sich offenbar die Ansicht RAUS ZU eigen gemacht hatte und deshalb von der V o r l a g e erheblich abgewichen ist. In der Zeichnung, die den Pflug direkt v o n der Seite zeigt, liegen die beiden hier als Sterzen gedeuteten Pflugteile nicht neben-, sondern hintereinander, wobei der vordere wesentlich länger ist, so daß man ihn durchaus als Grindel ansehen kann, der nur zu stark aufwärts gerichtet ist; das umstrittene Rad liegt im Gegensatz zu unserem Modell vor der Sterze, und außerdem ist keine Schar erkennbar. Abb. 78: Etruskischer Haken Modell 1 : 1 0 - Signatur: Hs 14 • Inventar-Nr. A 528 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 3 Bildarchiv-Nr. 658/41 Unser Modell ist w o h l nach RAUS Zeichnung 3 6 hergestellt, der sich seinerseits auf MONGEZ 3 ' beruft, dessen Darstellung aber insofern nicht ganz genau wiedergibt, als RAU das bei MONGEZ gebogene Haupt in eine Sohle verwandelt. E b e n s o wie bei dem etruskischen Haken H 2 fehlt auch hier die unerläßliche Sterze. Abb. 79: Altrömischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 15 • Inventar-Nr. A 370 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 44 Bildarchiv-Nr. 504/41 D a s Modell ist vermutlich nach RAU 38 hergestellt, der eine Zeichnung von MONGEZ 39 wiedergibt, die auch LASTEYRIE 40 und LOUDON41 übernahmen. Während jedoch MONGEZ keine Quelle nennt, sprechen LASTEYRIE und LOUDON v o n einem antiken Grabmal, das SPON42 bekannt gemacht habe. LESER vermutet mit Recht 4 3 , daß LASTEYRIE und, ihm folgend, LOUDON hier die A n g a b e n , die MONGEZ ZU einem anderen römischen Pflug macht (H 5 unserer Sammlung), irrtümlich diesem zugeschrieben haben. Das besagt jedoch in diesem Falle nichts gegen die Authentizität des Geräts, denn schon RAU hatte darauf hingewiesen, daß dieser Haken auf römischen Münzen und Medaillen o f t abgebildet ist. Alle diese Darstellungen lassen zwar die F o r m der Pflüge, aber nicht die A r t der Verbindung der einzelnen Teile erkennen; ob also, wie an unserem Modell und bei den ihm zugrunde liegenden Zeichnungen, Sohle und Sterze ein Stück bildeten und der B a u m in den Sterzenfuß eingesetzt war, oder ob Sohle und B a u m aus einem Stück waren, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Abb. 80: Altrömischer Haken, «Bienenpflug der Diana von Ephesus» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 16 • Inventar-Nr. A 371 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 45 Bildarchiv-Nr. 669/63 35

36 31 38 39 40

41 42 43 44

P.LESER, a.a.O., S.227F.

K.H.RAU, a.a.O., S . 1 7 , A b b . 3 . MONGEZ, a.a.O., Tafel I, Abb.3 und 4. K.H.RAU, a.a.O., S . 2 5 f . , Abb. 13. MONGEZ, a.a.O., Tafel III, Abb. 14. LASTEYRIE, a . a . O . , S . 4 , Tafel II, A b b . 18.

J.C.LOUDON, a.a.O., I, S.7, Abb.2c. J.SPON, Miscellanea eruditae antiquitatis, 1685. P.LESER, a.a.O., S.227. LASTEYRIE, a.a.O., S-4, Tafel II, A b b . 16.

42

Das Gerät unterscheidet sich von dem vorigen nur durch den auffällig geknickten Baum. Unser Modell geht auf eine Zeichnung bei LASTEYRIE 41 zurück, die eine altrömische Gemme darstellt mit einem von Bienen gezogenen Pflug. Dieser erhaben geschnittene Stein ist nach L A S T E Y R I E zuerst von M E N E S T R I E R in seinen «Symbolica Dianae Ephesiae» bekannt gemacht worden, daher die obige Bezeichnung im Hohenheimer Inventar. LOUDON45 übernahm die Zeichnung offenbar von LASTEYRIE, verwechselte aber den Text (vgl. Hs 6 ) , während G I N Z R O T 4 6 , der als Quelle G R O N O V I U S angibt 47 , den Pflug verzeichnet wiedergibt. Die Verbindung der einzelnen Pflugteile ist auch in diesem Falle in der Vorlage nicht deutlich zu erkennen, doch sind vermutlich Baum und Sterze in die Sohle eingesetzt, anders also wie bei unserem Modell, wo Haupt und Sterze an das Grindelende angesetzt sind, was unwahrscheinlich ist. Außerdem ist die Sohle in der Vorlage nicht so keilförmig gestaltet wie an unserem Modell. Abb. 81: Altrömischer Haken, «Virgils Pflug» Modell i : 10 • Signatur: Hs 1 7 - Inventur-Nr. A 373 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 47 Bildarchiv-Nr. 504/45 Ebenso wie man versucht hat, nach Hesiods Beschreibungen altgriechische Pflüge zu rekonstruieren (Hs 9 und H 3 2 ) , ist in diesem Falle versucht worden, nach V I R G I L S teilweise recht unklarer Schilderung 48 den von ihm beschriebenen Pflug nachzubilden. Eine derartige Zeichnung findet sich zuerst bei J . H . V o s s 4 9 , die BRAUNGART50 übernahm, während GINZROT51 sich zwar an die Vossische Darstellung anlehnt, aber etwas davon abweicht. Unser Modell geht jedoch nicht auf diese Abbildungen zurück, sondern stellt einen eigenen Rekonstruktionsversuch dar, dessen Urheber nicht zu ermitteln war. Die betreffende VIRGIL-Stelle ist umstritten 52 , fest steht nur, daß der v o n V I R G I L beschriebene Pflug aus Sohle, Sterze und gebogenem Baum bestand; außerdem hatte er zwei «aures», worunter man vielleicht Streichbrettansätze zu verstehen hat, während an unserem Modell die Sohle stattdessen auf beiden Seiten auswärts gewölbt ist. Das bei V o s s hinzugefügte Radvorgestell ist fraglich, der betreffende Vers 174 ist schwer zu deuten, während das bei V o s s hinzugefügte Sech in der Beschreibung V I R G I L S keine Stütze findet, wohl aber bei Plinius, wenngleich auch hier die Meinungen auseinandergehen. 52 " Abb. 82: Indien, Dekhan, Karnatak, Koromandelküste Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 18 • Inventar-Nr. A 3 5 7 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 31 Bildarchiv-Nr. 667/15 Im Gegensatz zu den vorigen Geräten bewegen wir uns mit diesem indischen Haken wieder auf sicherem Boden, denn dieser ganz aus Holz konstruierte Pflug ist noch 45

J.C.LOUDON, a.a.O., I, S.7, Abb.2b. K.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel I B, Abb. 1 1 . 47 J.GRONOVIUS, Thesaurus graecarum antiquitatum, Leiden 1677/99, Bd.8, S.422, N r . i . 48 Geórgica I, 169-175. 48 J . H . V o s s , Des Publius Virgilius Maro ländliche Gedichte, Bd.III, Altona 1800, nach S. 100. 50 R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, Tafel 43, Abb. 43 3. 51 J.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel II, Abb. 1. 62 P . L E S E R , a.a.O., S.228, 234, 237L 52a Erst nach Abschluß des Manuskriptes entdeckte ich im Stadtmuseum Aschaffenburg ein römisches Sech. Die römische Herkunft scheint angesichts der Fundumstände gesichert, so daß damit die bisherige Unsicherheit, ob römische Pflüge ein Sech besaßen oder nicht, beseitigt ist, jedenfalls gilt das für die spätrömische Zeit. 46

43

heute in Indien in dieser oder ähnlicher F o r m in vielen G e g e n d e n im G e b r a u c h . 5 3 D i e K o n s t r u k t i o n dieses Hakens ist f ü r viele indische und innerasiatische P f l ü g e charakteristisch: die Sohle ist hinten a u f w ä r t s g e w i n k e l t zu einem kurzen, kräftigen Basisholz, das L E S E R 5 4 als eine A r t Hinterbaum bezeichnet. I n diesem abgewinkelten Teil der Sohle ist der bis ans J o c h reichende B a u m verkeilt, in dessen E n d e die kurze Sterze eingesetzt ist. E i n e sehr einfache, aber stabile K o n s t r u k t i o n , denn ein Auseinanderweichen v o n Haupt und B a u m ist kaum m ö g l i c h , so daß sich eine Griessäule erübrigt, die bei diesen Haken auch niemals anzutreffen ist.

Abb. 83: Turkestan Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 19- Inventar-Nr. A 35 5 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 29 Bildarchiv-Nr. 667/41 I m Prinzip das gleiche G e r ä t wie das v o r i g e , nur ist in diesem Falle die v o r n zugespitzte Sohle hinten fast senkrecht abgewinkelt und schwächer ausgebildet. D a h e r hat man w o h l oberhalb des B a u m e s ein g e b o g e n e s E i s e n e i n g e f ü g t , um bei der A r b e i t ein A u s w e i c h e n des B a u m e s nach oben zu verhindern. U n s e r Modell ist insofern etwas ungenau, als die A r t der B e f e s t i g u n g des B a u m e s im G e g e n s a t z zu Hs 18 nicht erkennbar ist. D a s M o d e l l geht vielleicht auf eine A b b i l d u n g bei P E T Z H O L D T 5 5 zurück, die bei B R A U N G A R T 5 6 und L E S E R 5 7 wieder a b g e d r u c k t ist, allerdings ist dort, abweichend v o n unserem Modell, das Haupt mit einer Eisenspitze versehen. Abb. 84: Türkei Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 20 • Inventar-Nr. A 3 99 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 72 Bildarchiv-Nr. 503/28 W i e bei den beiden v o r i g e n Haken ist auch hier die Sohle hinten a u f w ä r t s gewinkelt, dann jedoch zur Sterze verlängert, in deren Basis der B a u m befestigt ist. D i e Befestig u n g der Griessäule im B a u m sowie des G r i n d e l s im Sterzenfuß sind an unserem Modell ungenau wiedergegeben. O b es sich u m einen türkischen H a k e n handelt, muß dahingestellt bleiben, auch ließ sich die V o r l a g e des Modells nicht ermitteln, dagegen entspricht dieser H a k e n ziemlich genau dem istrischen H a k e n Hs 65, nur daß dieser eine Schar besitzt. Abb. 85: Ukrainischer Ralo Modell T : 10 • Signatur: Hs 21 • Inventar-Nr. A 412 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 85 Bildarchiv-Nr. 666/41 Dieser H a k e n , den A.PETZHOLDT im J a h r e 1855 in der N ä h e v o n T r i p o l j e gesehen hat 5 8 , unterscheidet sich zwar funktionell überhaupt nicht v o n den bisher betrachteten H a k e n mit hölzerner Sohle, doch ist er wesentlich anders konstruiert. D e r B a u m ist nicht mehr unmittelbar mit der v o r n k e i l f ö r m i g abgeschrägten Sohle v e r b u n d e n , sondern mit H i l f e v o n zwei, in diesem Falle leicht rückwärts geneigten Hölzern, dem Hinterbaum und der Griessäule. A u f diese Weise entsteht ein P f l u g t y p u s , den LESER 53 54

55

Indigenous Agricultural Implements of India, N e w Delhi i960, 8.54, 64, 74, 96. P.LESER, a.a.O., S.371.

A. PETZHOLDT, Umschau im russischen Turkestan, Gera 1877, S.46, Abb. 9. R.BRAUNGART, Urheimat, S. 307, A b b . 2 2 5 . " P.LESER, a.a.O., S.364, A b b . 2 1 7 . 58 A . PETZHOLDT, Reise im westlichen und südlichen europäischen Rußland im Jahre 1855, Leipzig 1864, S.90, Abb. 15. 56

44

A b b . 79

Abb. 80

A b b . 81

Abb. 82

A b b . 83

Abb. 84

fr

Abb. 85

-

Abb. 86

in Anlehnung an R A U 5 9 und S O P H U S M Ü L L E R 6 0 vierseitig nennt, und der v o r allem bei den Beetpflügen vorherrschend ist. Dieser Begriff ist ganz zweckmäßig und soll daher beibehalten werden zur Kennzeichnung v o n Pflügen, bei denen B a u m , Sohle, Griessäule und Hinterbaum ein Viereck bilden, das zwar meistens, aber keineswegs immer rechteckig gestaltet ist. Man muß sich bei der V e r w e n d u n g dieses Begriffs nur v o r A u g e n halten, daß es sich dabei um ein Formkriterium handelt, welches für die Funktion des Pfluges ohne Bedeutung ist. Bei dem hier in Rede stehenden ukrainischen Haken, den übrigens auch P E I S K E R 8 1 , B R A U N G A R T 6 2 und L E S E R 6 3 wiedergeben, fällt auf, daß der B a u m über den Hinterbaum hinausragt und die Sterze in dieses überhängende E n d e eingesetzt ist, während die Sterze meistens die Verlängerung des Hinterbaums bildet, oder jedenfalls mit dem Hinterbaum verbunden ist.

Abb. 86: Bosnien Modell i : 10 • Signatur: Hs 22 • Inventar-Nr. A 407 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 80 Bildarchiv-Nr. 518/67 E i n vierseitiger Haken wie der vorige, die Sohle ist ebenso gestaltet, doch endigt hier der Baum in dem sehr viel stärkeren Hinterbaum, auch die Griessäule ist kräftiger. Z u r E r h ö h u n g der Stabilität ist außerdem eine v o m Fuß der Griessäule schräg aufwärts zum Hinterbaum gehende Verstrebung eingesetzt, die f ü r die bosnischen Haken charakteristisch zu sein scheint. Eine Sterze fehlt, den nur wenig über den B a u m hinausragenden Hinterbaum wird man sich mit einer Handhabe versehen denken müssen, wenngleich eine solche auch in der Zeichnung v o n H O E R N E S 6 4 , auf die unser Modell offenbar zurückgeht, nicht sichtbar ist. L E S E R , der zwar auf alle Details der F o r m g e b u n g eingeht, übersieht diesen f ü r die Handhabung des Geräts wichtigen Tatbestand. 6 5 H O E R N E S Abbildung ist auch bei P E I S K E R 6 6 und B R A U N G A R T 6 ' wiedergegeben. Abb. 87: Bosnien Modell x: 10 • Signatur: Hs 23 • Inventar-Nr. A 406 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 79 Bildarchiv-Nr. 518/71 Diese Konstruktion unterscheidet sich nur unwesentlich v o n der des vorigen Hakens, indem Sohle und Hinterbaum hier aus einem Stück gearbeitet sind und letzterer in den Grindel eingezapft ist, nicht umgekehrt. A u c h hier die charakteristische Verstrebung zwischen Griessäule und Hinterbaum und die fehlende Sterze. Das aufwärts gekrümmte E n d e des Baumes dürfte sich zur Führung des Hakens schlecht geeignet haben, so daß man sich auch in diesem Falle eine Handhabe wird hinzudenken müssen. E i n wichtiger Unterschied zu dem vorigen Gerät besteht jedoch darin, daß in den Baum eine verstellbare Radstelze eingesetzt ist, um die Tiefen58

K . H . R A U , a.a.O., S.55. S . M Ü L L E R , Charrue, joug et mors, Kopenhagen 1902, S.29. 61 J . P E I S K E R , Zur Sozialgeschichte Böhmens, in: Ztschr. f. Sozial- und Wirtschaftsgesch. 5, 1897, Abb.29. 62 R . B R A U N G A R T , Urheimat, S . 2 1 6 , Abb. 184. 63 P . L E S E R , a . a . O . , S.203, Abb.87. 64 M.HOERNES, Holzgeräte und Holzbau in Bosnien, in: Mitt. der Anthropologischen Gesellschaft Wien, 12 (NF 2), Wien 1882, S.89, Abb. 2. 65 P . L E S E R , a . a . O . , S.276f. 66 J.PEISKER, a.a.O., Abb. 32. 67 R . B R A U N G A R T , Urheimat, S . 2 1 6 , Abb. 187. 60

46

führung zu erleichtern. Auch dieses Modell geht letztlich wohl auf H O E R N E S 6 8 zurück, dessen Zeichnung bei P E I S K E R 6 9 , B R A U N G A R T 7 0 und L E S E R ' 1 wieder abgedruckt ist. Abb. 88: Bosnien Modell i : 10 • Signatur: Hs 24 • Inventar-Nr. A 408 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 81 Bildarchiv-Nr. 660/23 Im Unterschied zu den beiden vorigen Geräten wurde dieser Haken mit Radvorgestell gefahren, das bei unseren Modellen ja meistens fehlt. Im übrigen gleicht der Pflug ganz den vorigen bosnischen Haken, nur ist in diesem Falle der Hinterbaum über den Grindel hinaus zur Sterze verlängert. Auch bei diesem Modell dürfte letztlich HOERNES72 die Quelle gewesen sein, dessen Zeichnung bei LESER' 3 ebenfalls wiedergegeben ist. Abb. 89: Dalmatien, «Morlakischer Pflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 25 • Inventar-Nr. A 366 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 40 Bildarchiv-Nr. 503/26 A m Schluß dieser Untergruppe noch ein nicht gesichertes Modell, dessen Vorlage nicht zu ermitteln war. Die Sohle ist hinten aufwärts gebogen und gabelt sich zur Doppelsterze, in deren Gabelung der Baum eingesetzt ist. Eine runde, relativ schwache Griessäule ist zwischen Sohle und Baum eingezogen, doch ist deren Befestigung im Grindel und in der Sohle auch an diesem Modell nicht klar ersichtlich. b) mit eisenbescblagenem Haupt Abb. 90: Tibetanischer Haken Original • Signatur: Hs 26 • Inventar-Nr. A 39 • Alter Katalog Nr. 1444 • Nr. des Geräts: A 39 Bildarchiv-Nr. 512/50 Dieses Gerät ist ebenso konstruiert wie der indische Haken Hs 1 8 : die keilförmige Sohle ist hinten zu einem kubischen Block angewinkelt, in den eine auffallend kurze Handhabe und der lange Jochbaum eingesetzt und verkeilt sind. Der Holzkeil fehlt, wie die Öffnung oberhalb des Grindels zeigt. In die Oberseite des Hauptes ist ein schmales Eisen eingelassen, um der Abnutzung entgegenzuwirken. Ahnlich konstruierte Haken waren auch in Indien sowie in ganz Innerasien weit verbreitet, w o man sie heute noch finden kann. LESER 74 bildet mehrere ähnliche Pflüge ab, und bei H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E 7 5 ist ein afghanischer Haken wiedergegeben, der unserem völlig gleicht. Derselbe Pflug ist noch einmal als Kleinmodell vorhanden. Abb. 91: Indien, Assam Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 27 • Inventar-Nr. A 377 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 51 Bildarchiv-Nr. 663/32 68 69 70 71

M . H O E R N E S , a.a.O., S.89, Abb. 1. J.PEISKER, a.a.O., Abb.33. R. B R A U N G A R T , Urheimat, S.216, Abb. 186. P . L E S E R , a . a . O . , S.277, Abb. 125.

72

M.HOERNES, a.a.O., S.89, Abb.3.

73

P.LESER, a.a.O., S.277, A b b . 124.

a.a.O., S.363fr.

74

P.LESER,

75

A.G.HAUDRICOURT/M. J.DELAMARRE, a.a.O.,

47

S.309.

A b b . 87

Abb. !

Abb. !

A b b . 90

A b b . 91

Abb. 92

A b b . 93

A b b . 94

48

Im Prinzip ist dieses Gerät ebenso konstruiert wie das vorige, ähnliche Pflüge sind in Indien noch heute vielfach im Gebrauch' 6 , doch weicht die Konstruktion des abgebildeten Modells insofern von der sonst üblichen ab, als hier die keilförmige Sohle in den Hinterbaum eingezapft ist", während dieser im allgemeinen mit der Sohle aus einem Stück hergestellt ist, was zweifellos haltbarer ist. Da die Vorlage unseres Modells nicht zu ermitteln war, kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob die Vorlage ungenau war oder die Nachbildung fehlerhaft ist. Auch ist an unserem Modell nicht ohne weiteres zu erkennen, ob die Sterze mit Handhabe in den Hinterbaum eingelassen, oder mit diesem ein Stück bildet. Wie bei dem vorigen Haken ist auch hier ein schmales Eisen in die Hauptoberseite eingelassen, deren S-förmige Gestalt auffällt. Abb. 92: Indien, Hindustan

Modell 1:1 o • Signatur: Hs 28 • Inventar-Nr. A 3 76 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 5 o Bildarchiv-Nr. 669/54 Ebenfalls eine Variante des indisch-innerasiatischen Hakens. Die Oberseite der Sohle ist hier gewölbt und wieder mit dem schmalen Eisen versehen zur Verringerung der Abnutzung der Sohlenspitze. Die Sohle ist, wie üblich, hinten zu einer Art Hinterbaum aufwärts gewinkelt, an den die Sterze angesetzt ist. Der Baum durchbohrt Hinterbaum und Sterzenfuß und ist darin - an unserem Modell nicht erkennbar festgekeilt. Der Grindel ist wohl etwas zu kurz geraten, denn alle diese Haken sind Jochpflüge, die heute noch Verwendung finden'8, auch bei LESER sind sie in mehreren Varianten abgebildet.' 9 Abb. 93: Indien

Modell 1:10 • Signatur: Hs 29 • Inventar-Nr. A 359 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 33 Bildarchiv-Nr. 511/31 Ebenso wie bei Hs 27 ist auch hier die Sohle in den Hinterbaum eingesetzt und darin verkeilt, wobei Hinterbaum und Sterze in diesem Falle deutlich aus einem Stück zu sein scheinen. Das schmale, auf der Sohlenoberseite befindliche Eisen ist auf unserem Foto schlecht sichtbar. Da auch zu diesem Modell keine Vorlage zu ermitteln war, muß die Frage offen bleiben, ob die Verbindung von Sohle und Hinterbaum korrekt ist. Abb. 94: Indien

Modell 1:10 • Signatur: Hs 30 • Inventar-Nr. A 360 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 34 Bildarchiv-Nr. 667/66 Auch in diesem Falle war die Vorlage des Modells nicht festzustellen, doch sind ganz ähnliche Geräte noch heute in Indien nachweisbar. 8 0 Bei diesem Haken geht die Sohle wieder hinten in einen massiven Holzblock über, an dem die Sterze mit einem Keil befestigt ist. Mit dem unter dem Grindelende eingesetzten Holzkeil ist das auf der Sohlenoberseite liegende meißeiförmige Eisen festgeklemmt. Abb. 95: Indien, Ceylon

Modell 1:10 • Signatur: Hs 3 1 - Inventar-Nr. A 374 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 48 Bildarchiv-Nr. 669/31

Dieser indische Haken unterscheidet sich von den bisher betrachteten Geräten nur formal, nicht funktionell. Die Sohle ist hier nicht keil-, sondern balkenförmig, vorn 76 Vgl. Hs 28, Anmerkung 78. 77 Das gleiche scheint bei Hs 29 der Fall zu sein. 78 Indigenous Agricultural Implements of India, New Delhi I960, S.64, 92, 102. 79

80

4

P.LESER, a . a . O . , S. 3 73F., 377L

Indigenous Agricultural Implements of India, New Delhi I960, S. 92-98.

Klein, Pflüge

49

zugespitzt und abgeflacht und statt mit einem schmalen Bandeisen mit einer dreieckigen Eisenplattc versehen, die natürlich den gleichen Z w e c k hatte: der A b n u t z u n g des Hauptes e n t g e g e n zu w i r k e n . Sterze und Sohle bestehen an unserem M o d e l l aus zwei Teilen, doch ist ihre V e r b i n d u n g nicht ersichtlich. In Wirklichkeit w a r e n sie vielleicht aus einem Stück hergestellt. 8 1 D e r B a u m endigt im Sterzenfuß und ist darin, jedenfalls an unserem Modell, mit einem Bolzen befestigt. Ä h n l i c h e P f l ü g e gibt es in Indien ebenfalls noch heute. 8 2 Abb. 96: Indien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 32 • Inventar-Nr. A 329 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 4 Bildarchiv-Nr. 502/15 Dieser P f l u g ist natürlich unvollständig, denn die Sterze fehlt. Sonst ist es der gleiche Hakentypus w i e der v o r i g e , nur daß der B a u m hier g e b o g e n ist und nicht im Sterzenfuß, sondern in der Sohle endigt, die wieder auf der Oberseite mit einem schmalen E i s e n versehen ist. D i e V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln. Abb. 97: Siam Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 33 • Inventar-Nr. A 387 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 61 Bildarchiv-Nr. 655/26 Während die meisten hinterindischen P f l ü g e ein kleines Streichbrett a u f w e i s e n , daher später gesondert betrachtet werden, haben wir es hier mit einem H a k e n zu tun, der jedoch ein f ü r Hinterindien charakteristisches M e r k m a l zeigt: der B a u m sitzt nicht in der Sohle oder im Sterzenfuß, sondern liegt parallel zur S o h l e und endigt, wie bei den vierseitigen Haken, im Hinterbaum, der sich oberhalb zur Sterze verlängert, nur fehlt die Griessäule. D a h e r sind die Verbindungsstellen v o n Grindel, Hinterbaum und Sohle durch eiserne B a n d a g e n verstärkt. Die nach hinten über den Hinterbaum hinaus verlängerte Sohle ist in Hinterindien nicht u n g e w ö h n lich, w o h l aber ihre K r ü m m u n g . D i e V o r l a g e unseres Modells w a r nicht zu ermitteln, doch ist ein solcher siamesischer H a k e n , allerdings mit gerader Sohle, bei CHEVALIER83 abgebildet.

Abb. 98 : Argentinien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 34 • Inventar-Nr. A 4 1 0 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 83 Bildarchiv-Nr. 519/25 E i n ähnliches G e r ä t wie der spanische Haken Hs 10, der in dieser oder ähnlicher F o r m auch in P o r t u g a l heimisch war, und daher finden sich die gleichen P f l ü g e natürlich auch in L a t e i n - A m e r i k a . A b w e i c h e n d v o n Hs 1 0 ist hier die Oberseite der Sohle mit einem schmalen E i s e n versehen, und außerdem ist v o r der Griessäulc zusätzlich eine B a n d a g e angebracht, welche die gleiche Funktion erfüllt wie der schon öfter beobachtete Z u g a n k e r , nämlich ein Auseinanderweichen v o n B a u m und Sohle bei der A r b e i t zu verhindern. Abb. 99: Ägyptischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 35 • Inventar-Nr. A 404 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 77 Bildarchiv-Nr. 518/31 O b w o h l die V o r l a g e unseres Modells nicht zu ermitteln w a r , handelt es sich doch offenbar nicht u m ein antikes Gerät, sondern u m einen Haken des 19. J a h r h u n d e r t s . 81

82

P.LESER, a.a.O., S.374!., Abb.226,

227.

Indigenous Agricultural Implements of India, New Delhi i960, S.84, 1 1 8 , 120. 83 H.CHEVALIER, Les charrues d'Asie, in: Mémoire et compte rendue des travaux de la société des ingénieurs civils de France, 1906, I, Abb. 24. 5°

Abb. 95

A b b . 96

Abb. 97

Abb. 98

Abb. 99

A b b . 100

5 '

Jedenfalls bildet L E S E R 8 4 einen ganz ähnlichen ägyptischen Pflug aus dieser Zeit ab, bei dem nur die Sterzen zu beiden Seiten der Sohle angebracht sind. A u c h bei H A M M 8 5 findet sich ein ähnlicher Haken, bei dem Grindel und Sterzen gebogen sind. Schon die altägyptischen Pflüge hatten, wie dieser, meist zwei durch ein Querholz verbundene Sterzen. Die verhältnismäßig lange Sohle ist gegen Abnutzung mit einer eisernen Spitze versehen; die Griessäule greift durch den Baum und wird durch einen Querbolzen festgehalten. Abb. ioo : Ägyptischer Haken Modell i : io • Signatur : Hs 36 • Inventar-Nr. A 394 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 67 Bildarchiv-Nr. 660/67 A u c h dies, wie der vorige, ein Haken aus dem 19. J h . , was natürlich nicht heißt, daß es diesen Haken nicht schon sehr viel früher gegeben haben kann. A u f das P r o blem der Datierung wurde ja schon einleitend und öfter hingewiesen. Andererseits dürften beide Geräte auch noch bis in die jüngste Vergangenheit benutzt worden sein. Dieser Haken unterscheidet sich von dem vorigen allerdings dadurch, daß er nur eine Sterze hat und der Baum vor der Sterze in der Sohle endigt. E r ist damit als ägyptischer Pflug nicht ohne weiteres erkennbar, denn wir haben hier jenen schon öfter vorgeführten Hakentypus vor uns, wie er im ganzen mediterranen Raum verbreitet war und in mancherlei Varianten heute noch ist. D o c h haben L E S E R 8 6 und C H E V A L I E R 8 ' diesen Haken auch für Ä g y p t e n nachgewiesen. Abb. 101: Arabischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 37 • Inventar-Nr. A 388 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 62 Bildarchiv-Nr. 655/20 Das gleiche Gerät wie das vorige, nur daß der Baum hinten zur Sohle hinabgebogen ist. Die Befestigung der Griessäule im Grindel ist an unserem Modell nicht erkennbar, ebenso wenig auf der Zeichnung von R A U , 8 8 nach der das Modell offenbar hergestellt wurde, wobei R A U als Quelle C A R S T E N N I E B U H R S «Beschreibung von Arabien» (1772) angibt. Wie schon bei Hs 35 und Hs 36 ist auch hier das Haupt mit Eisen beschlagen, um es dauerhafter zu machen. Abb. 102: Abessinien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 38 • Inventar-Nr. A 342 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 17 Bildarchiv-Nr. 511/43 A n diesem Haken ist nur die Anbringung der Sterze ungewöhnlich, sie erscheint in dieser F o r m nur selten, beispielsweise in Graubünden (Hs 7 0 - H s 74). Wäre die Sterze in das Sohlenende eingesetzt, hätten wir den üblichen mediterranen Haken vor uns. Die abessinischen Haken waren sonst anscheinend anders konstruiert 8 9 , so daß die oben nach dem Hohenheimer Inventar wiedergegebene Herkunftsbezeichnung nicht als gesichert gelten kann. Abb. 103 : Armenischer Haken aus der Gegend von Erzerum Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 39 • Inventar-Nr. A 409 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 82 Bildarchiv-Nr. 660/17 84

P . L E S E R , a . a . O . , S. 343.

Die Landwirtschaft in Ägypten, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt des k.k. Ackerbauministeriums in Wien, Jg. 1870, S. 178, Abb.4; wieder abgedruckt bei R. BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel II, Abb. 15. 86 P . L E S E R , a.a.O., S . 344, Abb. 194. 8 ' H.CHEVALIER, Les charrues d'Afrique, in: Mémoire et compte rendue des travaux de la société des ingénieurs civils de France, 1902, I, Abb. 14. 88 K . H . R A U , a.a.O., S.43, Abb.46. 89 P.LESER, a.a.O., S. 345fr. 85

W.HAMM,

52

Dieser türkisch-armenische H a k e n erhält sein besonderes G e p r ä g e durch die sog. Rahmensterze: Hinterbaum und Griessäule sind über den Grindel hinaus verlängert und oben mit einem Querholz verbunden. D e r Pflüger g i n g neben dem Pflug und führte ihn an diesem Querholz. Derartige Rahmensterzen finden sich auch im benachbarten Aserbeidjan und Persien 9 0 , sonst waren sie eigentlich nur noch in Skandinavien üblich. Unser Modell geht auf eine Z e i c h n u n g bei RAU 9 1 zurück, der auf LOUDON92 fußt, während LOUDONS Quelle wiederum LASTEYRIE 9 3 gewesen ist, dessen Z e i c h n u n g LESER 9 4 wieder abdruckt. A b e r während LOUDON seine Quelle getreu wiedergibt, hat RAU sich nicht genau an die V o r l a g e gehalten: er veränderte das Haupteisen, setzte die V e r b i n d u n g e n des Baumes mit der Rahmensterze zu hoch an und verlieh dem Querholz der Rahmensterze die E i n b u c h t u n g nach unten. Unser Modell wiederum weicht in einem Punkt v o n RAUS Z e i c h n u n g ab: dort ist der G r i n del - ebenso wie bei LASTEYRIE und LOUDON - an die Rahmensterze seitlich angebunden, w ä h r e n d am Modell Griessäule und Hinterbaum den Grindel zerteilen, ohne daß ersichtlich, w i e auf diese Weise eine haltbare V e r b i n d u n g hätte erreicht werden sollen. W e n n schon, dann hätten Griessäule und Hinterbaum durch den B a u m hindurch g e f ü h r t oder mindestens seitlich eingelassen werden müssen. Bei LOUDON und LASTEYRIE sind übrigens die B i n d u n g e n des Grindels an die Rahmensterze nicht deutlich erkennbar, RAU machte daraus kreuzweise Bandagen. Abb. 104: Indien, Kaschmir Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 40 • Inventar-Nr. A 383 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 57 Bildarchiv-Nr. 663/38 E i n ähnlicher Haken wie H s 37, nur daß die Griessäule fehlt, dafür ist der B a u m in der Sohle verkeilt, um die V e r b i n d u n g beider, die am meisten beanspruchte Stelle des Pfluges, etwas haltbarer zu machen. A u f f a l l e n d ist die klobige, halbrunde, v o r n k e g e l f ö r m i g e Sohle. D i e V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln. F ü r Indien ist dieser H a k e n absolut untypisch, im äußersten N o r d w e s t e n dagegen wird er heimisch gewesen sein, denn LESER 9 5 bildet einen P f l u g aus dem 1. J h . ab, der unserem Modell ziemlich genau entspricht und aus der G e g e n d v o n Peshawar stammt. A u c h in West-Nepal ist dieser Hakentypus noch heute zu finden.95" Abb. 105: Georgien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 41 • Inventar-Nr. A 413 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 86 Bildarchiv-Nr. 519/15 Das Modell ist vermutlich nach einer Z e i c h n u n g v o n RAU 96 hergestellt w o r d e n , der als Quelle PARROT97 nennt, dessen A b b i l d u n g bei LESER 9 8 wiedergegeben ist. Abgesehen v o n dem im G r i n d e l verkeilten Sech, w ü r d e dieser Haken etwa dem ukrainischen R a l o Hs 21 entsprechen, nur daß hier die Sterze durch den B a u m hindurch bis zur Sohle verlängert ist. E i n e eiserne Hauptspitze findet sich übrigens weder 90

Ebenda, S . 3 6 1 , A b b . 2 1 5 , 2 1 6 ; H . C H E V A L I E R , Les charrues d'Asie, Abb.9 und 10. K.H.RAU, a.a.O., S.58, Abb.65. 92 J.C.LOUDON, a.a.O., I, S. 182, Abb. 124. 93 L A S T E Y R I E , a.a.O., S.4 und Tafel III, Abb. 2 5. 94 P . L E S E R , a.a.O., S.359, A b b . 2 1 3 . 95 P . L E S E R , a.a.O., Tafel 17, A b b . a . 96A R . A I T K E N , Ploughs(ards) of West-Nepal,/«.- M A N , a monthly record of Anthropological Science, vol. L X I I I , 1963, S. 169-172 (mit Abbildungen). 91

96

97 98

K . H . R A U , a.a.O., S.60, Abb.68.

F.PARROT, Reise zum Ararat, i . B d . Berlin 1834, S. 59. P . L E S E R , a.a.O., S.355, Abb.209. 53

bei R A U noch bei P A R R O T und L E S E R , dafür aber ein Radvorgestell, das R A U freilich in seiner Beschreibung erwähnt. A b e r P A R R O T und ihm f o l g e n d L E S E R behaupten, daß der Pflug ein ebenflächiges Streichbrett gehabt hätte, so daß w i r es gar nicht mit einem Haken, sondern mit einem vierseitigen Beetpflug zu tun hätten. E s ist jedoch in der Z e i c h n u n g nicht erkennbar, wie das Streichbrett angebracht g e w e s e n sein sollte, und es fehlt überdies die Schar. E i n Sech haben auch H a k e n des öfteren, beispielsweise der f o l g e n d e georgische Haken Hs 42, der ganz sicher kein B e e t p f l u g ist. Die A n g a b e P A R R O T S ist also mindestens zweifelhaft, deshalb wurde das M o d e l l an dieser Stelle eingeordnet. Abb. 106: Georgien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 42 • Inventar-Nr. A 379 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 5 3 Bildarchiv-Nr. 506/25 Hier handelt es sich wieder um den bekannten, in verschiedenen Abarten schon häufig vorgestellten Hakentypus, wie w i r ihn schon aus dem griechischen A l t e r t u m kennen (vgl. etwa H s 7 - 9 ) , nur ist hier das Haupt eisenbeschlagen und ein Sech hinzug e f ü g t . Unser Modell geht auf eine Z e i c h n u n g R A U S " zurück, der sich wiederum auf P A R R O T 1 0 0 beruft, bei dem die Sohle jedoch keine eiserne Spitze besitzt. Abb. 107: Italien, Nocera Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 43 • Inventar-Nr. A 405 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 78 Bildarchiv-Nr. 518/37 D a s Modell ist offenbar nach R A U 1 0 1 angefertigt, der dazu ausführte, daß dieses Gerät in seiner F o r m wesentlich v o n den italienischen Pflügen abweiche, und da er den Haken bei Neapel lokalisierte, äußerte er die V e r m u t u n g , er könne v o n den N o r m a n n e n oder Sarazenen herrühren. L E S E R 1 0 2 kritisierte jedoch mit Recht, daß 103 R A U S V e r m u t u n g schon deshalb nicht stichhaltig sei, weil V o s s , dessen Z e i c h n u n g RAU wiedergibt, als Ort nur N o c e r a angab, aber nicht sagte, ob er die beiden Orte dieses N a m e n s bei Neapel meinte, oder N o c e r a Terinese in Calabrien oder N o c e r a U m b r a in Umbrien. RAU gab überdies seine V o r l a g e ungenau wieder, denn bei V o s s ist der - sehr verkürzt gezeichnete - P f l u g b a u m am E n d e stärker g e b o g e n und daher wesentlich tiefer in die Sterze eingesetzt, so daß der Haken gar nicht so ausgesprochen vierseitig war, wie L E S E R meinte, und damit auch f ü r Italien nicht so u n g e w ö h n l i c h , wie R A U angab. N o c h stärker verzeichnet bildet B R A U N G A R T 1 0 4 den Haken ab. Abb. 108: Sizilien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 44 • Inventar-Nr. A 400 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 73 Bildarchiv-Nr. 663/7 Das Modell ist wahrscheinlich nach einer Z e i c h n u n g G I N Z R O T S 1 " 5 hergestellt w o r d e n , doch handelt es sich nicht um ein antikes Gerät, sondern um einen Pflug, wie er um 1800 auf Sizilien zu finden war, was natürlich nicht heißt, daß er nicht schon sehr lange v o r h e r und auch später noch dort verwendet wurde. L E S E R 1 0 6 hält 99

K . H . R A U , a.a.O.,

S . 4 1 ; Abb.44.

100

F.PARROT, a . a . O . , S . 5 8 ; P . L E S E R

101

a.a.O., S.57, Abb.64. P . L E S E R , a.a.O., S . 3 1 2 . J . H . V o s s , a.a.O., III, nach S. 100. R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, Tafel I, A b b . 4 e ; derselbe, Urheimat, S. 1 1 4 , Abb. 67. J . C H R . G I N Z R O T , a.a.O., Tafel II, Abb.6.

102

103 104 105 106

a.a.O., S.352,

K.H.RAU,

P.LESER, a.a.O.,

S.223. 54

Abb.204.

Abb.

1 0 3

Abb.

Abb.

1 0 5

A b b . 106

Abb.

1 0 7

Abb.

1 0 8

Abb.

T 0 9

Abb.

I T O

55

1 0 4

die Zeichnung f ü r verdächtig, ohne das näher zu begründen. E s ist auch nicht einzusehen, warum, denn ähnliche Haken finden wir überall in Mittel- und Süditalien, wenn auch Sohle und Sterze meist nicht, wie hier, aus einem Stück gearbeitet sind. Die Befestigung der Griessäule im Grindel ist auch hier - wie häufig an unseren Modellen - nicht erkennbar; das gilt in diesem Falle freilich auch f ü r die Vorlage. E s gibt indessen nur zwei Möglichkeiten ihrer B e f e s t i g u n g : durch Verkeilen oder mit Hilfe eines Querbogens. Abb. 109: Südirankreich Modell 1 : 1 0 • Signatur : Hs 45 • Inventar-Nr. A 393 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 66 Bildarchiv-Nr. 506/52 Dieser typisch mittelmeerische Haken, wie er uns schon oft begegnete (zuletzt Hs 37), kam in Südfrankreich anscheinend nicht häufig vor, dort waren andere Pflüge gebräuchlich, die noch zu besprechen sein werden. Sterze und Baum sind übrigens hier auffallend weit auseinander gerückt. Unser Modell wurde vermutlich nach R A U 1 0 7 hergestellt, der als Quelle A U B I N - L O U I S M I L L I N 1 0 8 angibt. Der Pflug soll im Tal der Isère verbreitet gewesen sein. A u c h hier ist die Befestigung der Griessäule nicht erkennbar. Abb. 110: Frankreich, Poitou Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 46 • Inventar-Nr. A 401 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 74 Bildarchiv-Nr. 660/55 Eigenartig ist an diesem Haken die Verbindung v o n Baum, Sohle und Sterze, die mit einem angewinkelten Bandeisen zusammengehalten werden, eine Vorrichtung, die mir sonst nirgends begegnet ist. A n die Stelle der Griessäule ist ein Zuganker getreten. Nach welcher V o r l a g e unser Modell gearbeitet wurde, war zwar nicht zu ermitteln, doch bildet CHEVALIER 109 diesen Pflug ab, allerdings mit Doppelsterze, und gibt als Herkunft - ebenso wie das Hohenheimer Inventarverzeichnis - P O I T O U an. Abb. m : Angelsächsischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 47 • Inventar-Nr. A 508 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 177 Bildarchiv-Nr. 519/7 E i n vierseitiger Haken aus dem 1 1 . Jahrhundert mit - hier fehlendem - Radvorgestell, Sech und aus dem Hinterbaum sich gabelnder Doppelsterze. Die Quelle ist letztlich ein Kalenderbild, v o n dem STRUTT 110 eine gute Wiedergabe bietet, ungenau wieder abgedruckt bei G I N Z R O T 1 1 1 , L O U D O N 1 1 2 und B R A U N G A R T 1 1 3 , während R A U S A b b i l d u n g 1 1 4 besser ist, nach der vermutlich unser Modell hergestellt wurde. Das Sech ist vorn noch mit einer besonderen Halterung versehen, wie wir sie erst viel später wieder angewendet finden werden. Das eigenartige Winkelholz über der Sohle, durch das die Griessäule hindurchgeht, ist schwer zu deuten, vielleicht hatte es K . H . R A U , a . a . O . , S.44, Abb.48. los Voyage dans les Départements du Midi de la France, Paris 1 8 0 7 - 1 1 . 109 H . C H E V A L I E R , Les anciennes charrues de la France, in: Mémoire et compte rendu des travaux de la société des ingénieurs civils de France, 1909, I, Abb. 5. 110 J.STRUTT, a.a.O., vol. I, Tafel X , Abb. 1. 107

111

112 113 114

J.CHR.GINZROT, a . a . O . , T a f e l III, A b b . 1.

J.C.LOUDON, a.a.O., I, S.47, Abb.20. R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel I, Abb. 8a; derselbe, Urheimat, S. 1 2 1 , Abb. 86. K . H . R A U , a . a . O . , S.58, Abb.67.

56

eine ähnliche Funktion wie die Stteichbrettansätze. Das Kalenderbild ist jedoch in diesem Punkt nicht ganz eindeutig, so daß die Rekonstruktion in dieser Hinsicht unsicher bleibt. Abb. 112: Tunesien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 48 • Inventar-Nr. A 592 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 65 Bildarchiv-Nr. 660/61 Wieder das gleiche Gerät wie Hs 37 und öfter, so daß die Herkunftsbezeichnung sicherlich richtig ist, auch wenn die Vorlage des Modells nicht zu ermitteln war. E i n sehr ähnlicher tunesischer Haken findet sich bei L E S E R . 1 1 5 c) mit eisener Schar Wie schon der vorige Haken aus Tunesien und auch die nächstfolgenden Geräte zeigen, ist der Übergang vom eisenbewehrten Haupt zur eigentlichen Schar fließend. Bei den mit einer schmalen, spitzen Schar ausgestatteten Haken dürfte es sich in erster Linie, ebenso wie bei den Geräten mit eisenbeschlagenem Haupt, darum handeln, das Holz durch dauerhafteres Material zu ersetzen, während eine funktionelle Verbesserung oder Veränderung damit kaum erreicht wurde. Da jedoch an den nächstfolgenden Haken deutlich Scharblatt und Schäftung zu erkennen sind, wurden sie schon in die Untergruppe der Scharpflüge eingereiht. Abb. 1 1 3 : Indischer Haken Nachbildung in natürlicher Größe Signatur: Hs 49 • Inventar-Nr. A 3 8 • Alter Katalog Nr. 1445 Nr. des Geräts: 1445 • Bildarchiv-Nr. 512/56 Die mit einer spitzen Schar ausgerüstete Sohle ist hinten, wie meistens bei den indischen Haken, angewinkelt und daran die Sterze mit Handhabe befestigt. Der dreiteilige Baum ist in die Sohle eingesetzt und darin festgekeilt; der auffällig hoch hinauf geschwungene Grindel könnte daraufhindeuten, daß der Pflug von Kamelen gezogen wurde. Unsere Nachbildung ist vermutlich nach einem Original im Münchner Museum für Völkerkunde gearbeitet worden. 1 1 6 Der gleiche Haken ist noch einmal als Kleinmodell vorhanden, das B R A U N G A R T 1 1 7 abbildet, dort allerdings als tibetanisch bezeichnet. Diese abweichende Herkunftsbezeichnung ist vermutlich durch eine Mißdeutung des Textes bei R A T Z E L 1 1 8 entstanden, der diesen Pflug ebenfalls abgebildet hat. Abb. 114: Indischer Haken aus dem Pandschab Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 50 • Inventar-Nr. A 358 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 32 Bildarchiv-Nr. 661/22 Ein ganz ähnliches Gerät wie Hs 27-Hs 30, nur daß jetzt eine schmale, lanzenförmige Schar mit zwei Krampen auf der Sohlenobcrseite befestigt ist. Die Sterze ist - ebenso wie bei H 26 - nicht am Hinterbaum, sondern am Baumende angebracht. Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch gibt es ähnliche Pflüge noch heute in Indien. 1 1 9 Abb. 1 1 5 : Indien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 51 • Inventar-Nr. A 506 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 175 Bildarchiv-Nr. 663/62 115 116 117 118

119

P.LESER, a.a.O., S.342, Abb. 191.

a.a.O., S. 5 68f. Urheimat, S. 346, Abb. 25 5. F . R A T Z E L , Völkerkunde, 2. Aufl. Leipzig und Wien 1894/95, B d . I I , S. 542. Indigenous Agricultural Implements of India, New Delhi i960, S. 74, 98. P.LESER,

R . BRAUNGART,

57

Abb. i n

Abb. 1 1 2

Abb. 115

Abb. 1 1 4

Abb. n 5

Abb. 116

Abb. 1 1 7

Abb. 11R

D i e Herkunftsbezeichnung «Siam» im Hohenheimer Inventar ist sicher falsch, vielleicht handelt es sich um eine V e r w e c h s l u n g mit Hs 86, denn die siamesischen H a k e n sind anders konstruiert, w ä h r e n d sich das abgebildete G e r ä t im Prinzip nicht v o n dem v o r i g e n , indischen P f l u g unterscheidet. N u r ist die Sterze hier an dem kurzen Hinterbaum befestigt, was ihr auch besseren Halt gibt, und die schmale Schar, die mit einem Bandeisen am Haupt befestigt ist, besitzt einen kurzen Schaft, dessen Z w e c k nicht recht ersichtlich ist. Z u m Nachstellen der Schar bei A b n u t z u n g d ü r f t e er k a u m gedient h a b e n ; eher könnte man sich vorstellen, daß die S c h a f f u n g ein seitliches Herausdrehen der Schar verhindern sollte, doch müßte dann eine entsprechende F i x i e r u n g des Schafts vorhanden sein. D e r G r i n d e l ist im Hinterbaum verkeilt. Derartige H a k e n waren in Indien h ä u f i g 1 2 0 , sie sind dort noch heute zu finden.121 Abb. 1 1 6 : Italien, Sizilien, Marsala Modell i : 10 • Signatur: Hs 52 • Inventar-Nr. A 4 1 1 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 84 Bildarchiv-Nr. 660/n Unser Modell ist nach einer Z e i c h n u n g bei V o s s 1 2 2 hergestellt, aber etwas ungenau. D e n n während am Modell Sohle und Hinterbaum aus zwei Teilen zusammengeleimt sind, ist auf der Z e i c h n u n g die Sohle, ebenso wie bei den indischen H a k e n , a n g e w i n kelt und daran die Sterze befestigt. Ü b e r h a u p t unterscheidet sich dieser H a k e n v o n dem v o r i g e n nur durch den flacher gerichteten B a u m und die beiden Griessäulcn. D i e Schar sitzt übrigens falsch, sie muß um 180 G r a d gedreht gedacht werden.

Abb. 1 1 7 : Schlesischer Springhaken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 5 3 • Inventar-Nr. A 458 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 108 Bildarchiv-Nr. 504/18 D a s M o d e l l geht auf eine Z e i c h n u n g bei R A U 1 2 3 zurück, v o n dem sie B R A U N G A R T 1 2 4 übernimmt. RAU nennt als Quelle nur den N a m e n «von Brincken», ohne weitere A n g a b e n zu m a c h e n ; der Haken ließ sich sonst nicht nachweisen, auch L E S E R 1 2 5 hat darüber nichts ausmachen können und beruft sich lediglich auf RAU. D e s w e g e n braucht jedoch die Authentizität des G e r ä t s nicht in Z w e i f e l g e z o g e n zu w e r d e n , denn es könnte sich um einen P f l u g v o n lokal sehr begrenzter V e r b r e i t u n g h a n d e l n , wie es gelegentlich heute noch v o r k o m m t . N a c h der V o r l a g e waren Sohle und Hinterbaum aus einem Stück gefertigt. D e r E i s e n r i n g kann s o w o h l zur V e r s t ä r k u n g als auch zur B e f e s t i g u n g der evtl. angesetzten Doppelsterze dienen, was die Z e i c h nung nicht deutlich zum A u s d r u c k bringt. E b e n s o w i e bei einigen Varianten der sächsischen H a k e n ist ein Sech h i n z u g e f ü g t , um das A u f b r e c h e n des B o d e n s zu erleichtern. D i e Schar ist v o r n gerundet und reicht in ihrer Breite kaum seitlich über die Sohle hinaus. Abb. 1 1 8 : Arabischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 54 • Inventar-Nr. A 436 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 106 Bildarchiv-Nr. 665/18 120 121 122 123

P.LESER, a.a.O., S.378, Abb.229, 230. Indigenous Agricultural Implements of India, S.96. J . H . V o s s , a.a.O., III, nach S. 100. K . H . R A U , a.a.O., S.41,

Abb.43.

124

R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel I, A b b . 6 a ; derselbe, Urheimat, 8 . 2 1 3 , Abb. 172.

125

P . L E S E R , a . a . O . , S. 127.

59

Das gleiche Gerät, nur ohne Schar und als «Hottentottenpflug» bezeichnet, wurde schon oben (Hs 1 1 ) besprochen. Die hier angegebene Herkunftsbezeichnung dürfte eher zutreffen. Abb. 119: Türkei, Tripolis Modell 1 : 1 0 • Signatur :Hs 55 - Inventar-Nr. A 437 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 107 Bildarchiv-Nr. 656/66 Abgesehen v o n der ein wenig anders geformten Schar und der auch etwas abweichend gestalteten Sohle, unterscheidet sich dieser Haken nicht von dem vorigen. Die Herkunftsbezeichnung könnte stimmen, doch befindet sich in unserer Sammlung unter der gleichen Bezeichnung und derselben Inventar- und Geräte-Nummer auch ein ganz anderer Haken (H 34). D a weder f ü r das eine noch das andere Modell die Quelle zu ermitteln war, muß dahingestellt bleiben, welches der beiden Geräte die richtige Bezeichnung trägt. Abb. 120: Arabischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 56 • Inventar-Nr. A 420 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 90 Bildarchiv-Nr. 666/47 Die Bezeichnung «Arabien» im Hohenheimer Inventar läßt darauf schließen, daß sich der Hersteller des Modells an LOUDON126 gehalten hat, der allerdings an anderer Stelle 1 2 ' den gleichen Pflug irrtümlich «in die wärmeren Gegenden Frankreichs» verpflanzt. M O N G E Z dagegen 1 2 8 , auf den sich R A U 1 2 9 beruft, und L A S T E Y R I E 1 3 0 teilen etwas präziser mit, daß es sich um einen Pflug aus Oberägypten handelt, der dort zu der Zeit, als sie schrieben - also um 1800 - heimisch gewesen sei. Unser Modell entspricht jedoch nicht genau der V o r l a g e : das Hauptholz ist auf der Zeichnung zwischen dem Baum und einem darunter gebundenen Holz eingeklemmt. Schon RAU hatte diese Art der Befestigung des Hauptes «unbeholfen» gefunden; der Modellhersteller hatte offenbar an der Haltbarkeit dieser Verbindung gezweifelt und deshalb, abweichend von seiner Vorlage, das unter dem Grindel befindliche Holz mit dem Haupt aus einem Stück gefertigt. Eine weitere Abweichung des Modells von der Vorlage besteht darin, daß die beiden Sterzen in der Zeichnung zwar auch beiderseits des Baums hintereinander sitzen, aber parallel gerichtet sind, während an unserem Modell die rechte Sterze stärker rückwärts geneigt ist. Der Modellhersteller nahm diese Änderung anscheinend in der Annahme vor, daß der Pflüger hinter dem Pflug ging, während er ihn in Wirklichkeit nebenher gehend an dem zwischen den Sterzen befindlichen Querholz führte. Abb. 1 2 1 : Oberägypten Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 5 7 • Inventar-Nr. A 449 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 119 Bildarchiv-Nr. 656/42 Das Modell geht wohl auf eine Zeichnung zurück, die W. HAMM nach eigener Beobachtung anfertigte und 1 8 7 0 veröffentlichte 1 3 1 ; von ihm übernahm sie B R A U N GART.132 Das Gerät weist auffallende Ähnlichkeit mit dem ägyptischen Haken H 35 auf, nur daß wir hier eine Sohle, dort ein schräg abwärts gerichtetes Haupt haben. Doch 126

12

J.C.LOUDON, a . a . O . , I, S. 185, A b b . 129.

' Ebenda, S.88, Abb. 51. MONGEZ, a.a.O., Tafel V , Abb.22. 129 K . H . R A U , a . a . O . , S.50, Abb.58. 130 LASTEYRIE, a . a . O . , S . 4 und Tafel III, Abb.24. 131 W . H A M M , Die Landwirtschaft in Ägypten, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt des k. u. k. Ackerbauministeriums in Wien, J g . 1870, S. 178. 132 R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel II, Abb. 15. 128

60

Abb. 119

Abb. 120

Abb. 121

Abb. 122

Abb. 12}

Abb. 124

Abb. 125

Abb. 126

ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß M O N G E Z den Pflug ungenau zeichnete und demzufolge H 3 5 mit diesem identisch ist. L E S E R 1 3 3 hält H A M M S Darstellung zu Unrecht für «nicht unverdächtig», denn er selbst bildet einen ägyptischen Pflug ab 1 3 4 , der sich prinzipiell von diesem gar nicht unterscheidet, und ein sehr ähnlicher Haken findet sich auch in unserer Sammlung (Hs 35). Die Sterzen erinnern sehr an die altägyptischen Haken ; eine zungenförmige Schar ist auf das Haupt aufgeschoben, die Befestigung der leicht gebogenen Griessäule im Grindel ist an unserem Modell nicht ersichtlich, ebenso wenig auf der V o r l a g e . D o c h gilt hier das gleiche, was schon zu Hs 44 gesagt war. Abb. 122: Tunesischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 58 • Inventar-Nr. A 450 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 120 Bildarchiv-Nr. 656/? Dieser Haken mit seinem geschwungenen, zur Sohle hinabgekrümmten Pflugbaum ist eigentlich f ü r Tunesien, wie N o r d a f r i k a überhaupt, nicht charakteristisch. E r ähnelt weit mehr dem südfranzösischen «Araire provençal» (Hs 1 1 5 ) , von dem er sich nur durch die fehlenden Streichbrettansätze unterscheidet. Sonst entspricht alles genau dem südfranzösischen T y p : die gebogene, nach hinten ausladende Sterze, die den Baum durchbohrt und fast bis zum Haupt reicht; die gabelförmige Griessäule, die Lanzenschar mit ihrem langen, auf der abgeschrägten Sohle ruhenden Stiel, der ebenfalls den Baum durchbohrt und darin verkeilt ist. Wenn die Herkunftsbezeichnung stimmt, wird man wohl französischen Einfluß annehmen müssen. Die V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, L E S E R 1 3 5 bildet zwar einen ähnlichen tunesischen Haken ab, doch sind die Abweichungen von unserem Modell erheblich. Abb. 123: Türkei, Palästina Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 59 • Inventar-Nr. A 429 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 99 Bildarchiv-Nr. 666/53 Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln; bei C H E V A L I E R 1 3 0 sind zwar zwei ähnliche Haken aus Palästina wiedergegeben, doch will die Ähnlichkeit in diesem Falle umso weniger besagen, als derartige Haken im ganzen Mittelmeergebiet zahlreich zu finden sind. Merkwürdig ist an diesem Modell vor allem, daß die Sterze offenbar an das Sohlenende angebunden sein soll, und daß die Sohle den hinteren, gekrümmten Teil des dreiteiligen Baumes in der Weise durchbohrt, daß unterhalb der Sohle ein kurzer Fortsatz entsteht, der die Arbeit behindert haben muß. Abb. 124: Indien, Dekhan, Malabarküste Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 60 • Inventar-Nr. A 425 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 95 Bildarchiv-Nr. 665/50 Eine weitere Variante des für weite Gebiete Indiens typischen Hakens, wie wir ihm schon öfter begegnet sind (etwa Hs 27-30), und wie er noch heute im Gebrauch ist. N u r hat dieses Gerät im Gegensatz zu den früher beschriebenen Haken eine ausgeprägtere, längere Sohle, die mit einer blattförmigen, elliptischen Schar versehen ist. Abb. 125: Indien, Gudscherat, Bombay Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 61 • Inventar-Nr. A 424 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 94 Bildarchiv-Nr. 503/50 133 P.LESER, a.a.O., S.345. 134 Ebenda, S. 344. 135 Ebenda, S. 341, Abb. 190. 136 H . C H E V A L I E R , Les charrues d'Asie, Abb. 1 bis.

62

D i e regionale Z u o r d n u n g , w i e sie im Hohenheimer Inventar a n g e g e b e n ist, läßt sich z w a r nicht verifizieren, doch ist die indische H e r k u n f t unzweifelhaft. I m G e gensatz zu dem v o r i g e n G e r ä t ist hier die S o h l e wieder mehr k e i l f ö r m i g gestaltet, die Schar g e w ö l b t . Welchen Z w e c k der oberhalb des Sohlenendes v o n hinten eingesetzte Holzkeil haben soll, ist nicht klar ersichtlich, es besteht jedoch die M ö g l i c h k e i t , daß eine Z u n g e der Schar durch das E n d e der Sohle hindurchgeht und die Schar mit diesem K e i l befestigt w u r d e . L E S E R 1 3 7 bildet einen ganz ähnlichen H a k e n v o n Malabar ab. Abb. 126: Chinesischer Haken, Gegend von Peking Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 62 • Inventar-Nr. A 445 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 1 5 Bildarchiv-Nr. 518/21 U n s e r M o d e l l stellt den in China bis in die jüngste V e r g a n g e n h e i t offenbar am meisten gebräuchlichen P f l u g t y p u s dar, der dort wahrscheinlich auch heute noch vielfach im G e b r a u c h ist. D e r mehr oder w e n i g e r g e s c h w u n g e n e G r i n d e l ist f ü r die chinesischen P f l ü g e kennzeichnend, die übrigens häufig mit einem kurzen, leicht g e w ö l b t e n Streichbrett ausgerüstet sind. Sie sind zudem im allgemeinen S c h w i n g oder Stelzpflüge und weisen meist eine ausgeprägter vierseitige F o r m auf, als es bei dem hier abgebildeten H a k e n der Fall ist ( v g l . Hs 63). D i e relativ breite, brettförmige Sohle ist mit einer großen, g e w ö l b t e n Schar versehen. D e r G r i n d e l ist sonst meistens in die Sterze eingezapft, w ä h r e n d hier die Sterze das E n d e desselben durchbohrt und die V e r b i n d u n g beider Teile mit einem hölzernen B o l z e n hergestellt w i r d . D i e über den G r i n d e l hinausragende Griessäule ist mit dem Sterzenfuß verspannt. D i e Schleifstelze am K o p f des Grindels, welche die T i e f e n f ü h r u n g erleichtern soll, ist verstellbar, doch ist an unserem Modell nicht zu erkennen, auf welche Weise die Stelze festgestellt w u r d e . D i e V o r l a g e unseres M o d e l l s ließ sich z w a r nicht ermitteln, doch findet sich bei L E S E R 1 3 8 ein ganz ähnlicher P f l u g abgebildet, der ebenfalls aus der G e g e n d v o n P e k i n g stammt. Abb. 1 2 7 : Chinesischer Haken Modell 1 : 10 • Signatur: Hs 63 • Inventar-Nr. A 515 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 184 Bildarchiv-Nr. 659/37 Im Prinzip das gleiche G e r ä t wie das v o r i g e , doch ohne Schleifstelzc, also ein S c h w i n g p f l u g , dessen G r i n d e l hinten nur leicht abwärts g e b o g e n und in den Hinterbaum-Sterzen-Teil eingesetzt ist. A u f f ä l l i g ist die V e r d i c k u n g der Griessäule, die durch den G r i n d e l greift und darin mit einem Querbolzen festgehalten wird. A u f welche Quelle unser Modell zurückgeht, muß dahingestellt bleiben, doch bildet CHEVALIER 1 3 9 einen ähnlichen chinesischen H a k e n ab. Abb. 128: China, «Kaiserpflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 64 • Inventar-Nr. A 421 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 91 Bildarchiv-Nr. 518/49 Die B e z e i c h n u n g «Kaiserpflug» im H o h e n h e i m e r Inventar rührt anscheinend daher, daß das Modell nach einem chinesischen G e m ä l d e aus dem J a h r e 1 7 6 7 gearbeitet w u r d e 1 4 0 , das einen kaiserlichen Provinz-Statthalter beim P f l ü g e n zeigt, ein Zeremoniell, d e m sich der K a i s e r und seine Fürsten und W ü r d e n t r ä g e r alljährlich 13

' P.LESER, a.a.O., S.377, Abb.228.

138

Ebenda, S.387, Abb. 237.

139

H.CHEVALIER, L e s charrues d ' A s i e , A b b . 4 1 .

140

Ebenda, A b b . 33.

63

auf den kaiserlichen Feldern unterzogen haben sollen. D i e Darstellung des Pfluges erscheint jedoch zweifelhaft, denn die geschwungene F o r m der Sohle ist unzweckmäßig und unglaubhaft, zumal sie sonst in dieser Form nicht nachweisbar ist. W o h l aber sind ganz ebenso konstruierte chinesische Pflüge mit gerader Sohle, auch aus der gleichen Zeit, bekannt. 1 4 1 A u c h ist das Querholz zwischen Hinterbaum und Griessäule nicht ungewöhnlich. Abb. 129: Istrien, Ralo von Buje Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 65 • Inventar-Nr. A 447 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 1 7 Bildarchiv-Nr. 663/15 Mit diesem Gerät haben wir wieder eine Variante des schon öfter besprochenenmediterranen Hakentypus v o r uns. Im Gegensatz zu unserem Modell, das wohl auf eine Zeichnung bei H O E R N E S 1 4 2 zurückgeht, sollen Sohle und Sterze wahrscheinlich wie bei Hs 20 aus einem Stück hergestellt sein. D e r Baum ist hinten abwärts gebogen und sitzt im Sterzenfuß, die Griessäule greift durch den Grindel und ist darin verkeilt. Abb. 130: Italien, Calabrien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 66 • Inventar-Nr. A 43 5 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 105 Bildarchiv-Nr. 517/69 Das Modell ist vermutlich nach R A U S Zeichnung 1 4 3 hergestellt, der sich auf G I N Z R O T 1 4 4 stützt, bei dem als Herkunft jedoch nicht nur Calabrien, sondern auch Spanien angegeben wird. Beide Zeichnungen lassen jedoch die dachförmige Gestalt der Schar, wie sie unser Modell zeigt, nicht erkennen; es könnte sich ebenso gut um ein eisenbeschlagenes Haupt handeln, etwa wie bei Hs 42. Im übrigen kennen wir diesen Haken schon aus der Antike (vgl. Hs 5 bis Hs 8), der sich, wie auch die folgenden Modelle zeigen, bis in das 19. Jahrhundert offenbar unverändert erhalten hat. Bemerkenswert ist an diesem Gerät nur, daß Sterze und B a u m in der Sohle gegeneinander verkeilt sind, und daß die beiden Teile des Baumes nicht starr verbunden sind. Abb. 1 3 1 : Italien, Latium, Campagna Modell i : 1 o • Signatur: Hs 67 • Inventar-Nr. A 441 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 1 1 Bildarchiv-Nr. 656/60 Das Gerät unterscheidet sich v o n dem vorigen nur durch die Griessäule und die etwas merkwürdig geformte Schar. Das Modell wurde nach R A U 1 4 5 hergestellt, der als Quelle L O U D O N 1 4 6 angibt. Dieser benutzte wahrscheinlich L A S T E Y R I E 1 4 7 , ohne ihn zu nennen. R A U gab seine V o r l a g e jedoch ungenau wieder: bei L O U D O N und L A S T E Y RIE sitzt die Griessäule, deren Befestigung im Grindel übrigens auch dort nicht ersichtlich ist, weiter hinten, und die Sterze ist nicht in die Sohle, sondern in das E n d e des Baumes eingesetzt. Nach R A U bildet B R A U N G A R T 1 4 8 den Pflug ab. Abb. 132: Sardinien, Cagliari Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 68 • Inventar-Nr. A 442 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 1 2 Bildarchiv-Nr. 656/70 141 H . C H E V A L I E R , Les charrues d'Asie, Abb.34, 34 bis; a.a.O., Tafel XIII, Abb.47.

HAUDRICOURT/DELAMARRE,

142

M.HOERNES, a.a.O., S.88.

143

S.4of., A b b . 4 1 . a.a.O., Tafel II, Abb. 7. K . H . R A U , a.a.O., S.43, Abb.47. J.C.LOUDON, a.a.O., I, S.70, Abb. 39. L A S T E Y R I E , a.a.O., S . 5 und Tafel I V , Abb.28. R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel I, Abb. 7a; derselbe, Urheimat, S. 1 1 3 , Abb.65.

144 145

146 14

'

148

K . H . R A U , a.a.O., J.CHR.GINZROT,

64

Abb. 127

Abb. 129

Abb. 133

Klein, P f l ü g e

Abb. 134

65

Dieser Haken aus dem Süden Sardiniens entspricht völlig dem vorigen, nur daß hier an die Stelle der Griessäule ein Zuganker getreten ist, der den gleichen Zweck erfüllt, und daß die Schar zweckmäßiger gestaltet ist; sie hat die bei derartigen Haken meist übliche Form. Unser Modell ist nach RAU14* hergestellt, der als Quelle DE LA M A R M O R A nennt. 150 R A U bezeichnete übrigens diesen Haken als Schwingpflug, obwohl es ein Jochpflug ist, weil er zwischen beiden keinen Unterschied machte. 1 5 1 Abb. 1 3 3 : Spanischer Haken M o d e l l 1 : 1 0 • S i g n a t u r : H s 69 • Inventar-Nr. A 45 1 • A l t e r K a t a l o g Nr. - • N r . des G e r ä t s : 121 B i l d a r c h i v - N r . 656/?

Das Modell ist unvollständig, denn die den kurzen, gekrümmten Baum unmittelbar oberhalb der Sohle durchbohrende Sterze fehlt. Die dreieckige, ebenflächige Schar ist mit ihrem Stiel in die Sohlenoberseite eingelassen. Ein ebenso konstruierter kastilianischer Haken befindet sich unter Hs 104 in unserer Sammlung, nur daß dort zwei Holzpflöcke beiderseits der Sohle angebracht sind und statt der Gabeldeichsel ein langer Jochbaum an den gekrümmten Grindel angebunden ist; aber die Gabeldeichsel kam in Spanien durchaus vor. 152 Abb. 1 3 4 : Schweiz, Graubünden M o d e l l 1 : 1 0 • S i g n a t u r : H s 70 • Inventar-Nr. A 339 • A l t e r K a t a l o g Nr. - • Nr. des G e r ä t s : 14 B i l d a r c h i v - N r . 503/40

Die Vorlage des Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch waren solche Haken in Graubünden und im Engadin verbreitet 153 , allerdings stets mit eiserner Schar, die an unserem Modell fehlt. Charakteristisch ist für alle diese Haken, daß die Sohle in das Ende des gekrümmten Baumes eingezapft ist, und zwar so, daß der Baum noch ein wenig über die Sohle nach unten hinausreicht und damit einen für die Arbeit sicher nicht vorteilhaften Fortsatz bildet. Charakteristisch ist ferner die Anbringung der Sterze, die nach vorn versetzt und an der Stelle in den Baum eingesetzt ist, w o die Krümmung nach unten beginnt. Interessant ist bei diesem Modell auch die dazu gehörige Anspannung. Im Schwäbischen wird das an den Baum mit Seil oder Kette angebundene Holz, an welchem das Doppeljoch befestigt ist, «Zaugel» genannt. Abb. 1 3 5 : Schweiz, Graubünden, Engadin M o d e l l 1 : 1 0 • S i g n a t u r : H s 71 • Inventar-Nr. A 45 3 • A l t e r K a t a l o g Nr. - • N r . des G e r ä t s : 123 B i l d a r c h i v - N r . 519/37

Das gleiche Gerät wie das vorige, nur diesmal korrekterweise mit einer spitzen Schar versehen. Die Löcher in der Griessäule können doch wohl nur so gedeutet werden, daß ihre Befestigung variabel sein sollte, doch müßte die Sohle dann im Baum einen entsprechenden Spielraum haben, den sie an unserem Modell offensichtlich nicht hat. Wenn das aber der Fall wäre, müßte bei der hier gewählten Befestigungsart von Baum und Sohle die Festigkeit dieser Verbindung, die bei der Arbeit am meisten beansprucht wird, notwendigerweise geringer werden. Die verstellbare Griessäule erscheint daher problematisch, sie ist bei den mir sonst bekannten Grau149

K.H.RAU, a.a.O., S.45, Abb.50.

A . D E LA M A R M O R A , V o y a g e en S a r d a i g n e ou Description statistique, p h y s i q u e et p o l i t i q u e de cette ile, T e i l I, 2. A u f l . 1839, A t l a s , Tafel II, A b b . 1. 151 P.LESER, a.a.O., S.313. 152 E b e n d a , S. 329, A b b . 178. 153 R . B R A U N G A R T , U r h e i m a t , S . 7 2 F R . ; P . L E S E R , a . a . O . , S . 303F.; H A U D R I C O U R T / D E L A MARRE, a . a . O . , S.205. 150

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bündener Haken auch nicht vorhanden. Schwer zu deuten ist auch der am Baumende herausragende Z a p f e n ; es kann sich eigentlich nur um einen Bolzen zur Befestigung v o n Baum und Sohle handeln, der entweder zu lang geraten oder etwas herausgerutscht ist. Abb. 136: Schweiz, Graubünden, Engadin Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 72 • Inventar-Nr. A 341 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 16 Bildarchiv-Nr. 503/54 Im Gegensatz zu den beiden vorigen, in einigen Punkten etwas fragwürdigen Modellen kann die Authentizität dieses Modells als gesichert gelten. L E S E R 1 5 4 bildet ein Original dieses Hakens aus Grüsch ab. Die Sohle ist im Baum verkeilt, die Griessäule mit einem Querbolzen oberhalb des Grindels festgehalten, und außerdem ist ein Sech hinzugefügt, das bei den vorigen Haken fehlte. Nach B R A U N G A R T 1 6 5 pflügte man vor 100 Jahren in Graubünden, aber auch im Veltlin und in manchen Gegenden Tirols in zwei Arbeitsgängen mit zwei verschiedenen Geräten: der hier abgebildete Haken mit Sech diente als Vorschneider zum Aufreißen des Bodens, während ein zweiter Haken (vgl. Hs 73) ohne Sech, aber mit zwei Streichbrettern, den Boden aufbrach, lockerte und krümelte. Die Modelle dieses und des folgenden Hakens sind nach B R A U N G A R T 1 5 6 von einem Hohenheimer Studenten seinerzeit aus der Schweiz mitgebracht und der Hohenheimer Akademie geschenkt worden. Die hier abgebildeten Modelle sind das jedoch sicher nicht, ihre Ausführung läßt auf Hohenheimer Fertigung schließen, so daß man diese Modelle als Nachbildungen der aus der Schweiz mitgebrachten Modelle anzusehen hat. Abb. 137: Schweiz, Graubünden, Engadin Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 73 • Inventar-Nr. A 517 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 186 Bildarchiv-Nr. 519/55 Dies ist nun das Pendant zu dem vorigen Haken; die im Baum verkeilte Sohle ist mit einem beiderseits gewölbten Holz überdeckt, das durch zwei Bolzen in Baum und Griessäule gehalten wird und am unteren Rand gegen Abnützung mit Eisenblech beschlagen ist. L E S E R 1 5 7 bildet einen ganz ähnlichen Haken aus dem Lugnetzer Tal ab, und bei H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E findet sich eine Zeichnung 1 5 8 , die unserem Modell sehr nahekommt, auch die fast quadratische Schar aufweist. Abb. 138: Schweiz, Graubünden Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 74 • Inventar-Nr. A 340 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 15 Bildarchiv-Nr. 661/70 Dieser Haken entspricht, wie man sieht, völlig dem vorigen, nur daß an die Stelle der einfachen Sterze ein dicker Sterzenfuß mit zwei langen, im spitzen Winkel eingesetzten Handhaben getreten ist. Diese Anbringung der Handhaben spricht dafür, daß das Gerät eher nach Tirol als nach Graubünden gehört. 1 5 9 Abb. 139: Schwedischer Haken Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 7 5 • Inventar-Nr. A 468 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts ¡138 Bildarchiv-Nr. 518/61 154

P.LESER, a.a.O., S.303, Abb. 152.

155

R . BRAUNGART, Urheimat, S . 7 2 .

156 157

Ebenda.

P.LESER, a . a . O . , 8 . 3 0 4 , A b b . 153.

HAUDRICOURT/DELAMARRE, a.a.O., S.205, Abb.82. 159 YGI etwa R.BRAUNGART, Urheimat, Abb. 119, 1 2 1 , 123, 124.

158

67

A b b . 135

A b b . 136

A b b . 137

A b b . 138

A b b . 139

A b b . 140

Abb. 141

A b b . 142

Die Vorlage unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch ist die Herkunftsbezeichnung zweifellos richtig, denn ähnliche Haken finden sich beispielsweise im Original im schwedischen Landwirtschafts-Museum. 1 6 0 Charakteristisch ist vor allem die sogenannte Rahmensterze: Hinterbaum und Griessäule sind über den Baum hinaus verlängert und durch ein Querholz verbunden. Auch die an dem kurzen Grindel angebrachte Gabeldeichsel war in Schweden häufig anzutreffen. Auffallend ist das am Grindel vor dem Hinterbaum angebrachte Querholz mit zwei Eisenbügeln zur Versteifung der Sohle; J I R L O W bildet zwei Haken ab 1 6 1 , die eine ähnliche Vorrichtung zeigen. Abb. 140: Norwegischer Haken aus Hedemark Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 76 • Inventar-Nr. A 453 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 103 Bildarchiv-Nr. 521/6 Nach welcher Vorlage das Modell gearbeitet wurde, war nicht festzustellen, doch ist dieser Haken bei H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E wiedergegeben 1 6 2 , allerdings - wie Hs 75 - mit einer Gabeldeichsel versehen; auch L E S E R bildet ein ähnliches Gerät aus dem schwedischen Heisingland ab, 1 6 3 das jedoch keine Sohle besitzt. Aber auch an unserem Modell ist die Sohle schon unter dem Scharende aufwärts gebogen zum Sterzenteil, in dem der Grindel verkeilt ist. Die Befestigung der eisernen Griessäule mit der Sohle ist nicht klar erkennbar. Abb. 141: Frankreich, Vogesen, Epinal Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 77 • Inventar-Nr. A 5 18 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 187 Bildarchiv-Nr. 519/49 Das Modell dieses vierseitigen Hakens ist wahrscheinlich unvollständig und fehlerhaft, denn der Zapfen am hinteren Sohlenende deutet wohl auf einen Hinterbaum hin, der an unserem Modell fehlt, möglicherweise infolge Ungenauigkeit der Vorlage, die nicht zu ermitteln war. Als Ersatz dafür hat der Hersteller des Modells außer der Griessäule noch zwei Hölzer zwischen Baum und Sohle eingefügt, die beim Vorhandensein eines Hinterbaums überflüssig wären. Außerdem müßte die Zahnleiste auf dem Grindel vor, und nicht hinter dem Sech sitzen, wenn der Eisenring zur Befestigung des Sechs einen Sinn haben soll, weil ja der Druck von vorn einwirkt. Vierseitige Pflüge waren in Frankreich vor allem nördlich und nordöstlich der Loire gebräuchlich, meist waren es jedoch Beetpflüge. Vierseitige Haken dagegen waren anscheinend selten; C H E V A L I E R bildet ein solches Gerät - ohne Sech - aus Poitou ab. 164 Abb. 142: Polnischer Haken Original • Signatur: Hs 78 • Inventar-Nr. A 195 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 195 Bildarchiv-Nr. 513/9 Ein vierseitiger Haken, bei dem die Griessäule nicht senkrecht zur Sohle steht, sondern schräg nach vorn gerichtet ist und sich mit der Sohle zum Haupt vereinigt, auf welches dann die dachförmige Schar aufgesetzt ist; dabei sind Sohle und Griessäule offenbar aus einem Stück hergestellt. Der lange, bis ans J o c h reichende Grindel 160 R . J I R L O W , Äldre plogar och ärder i Kungl. Lantbruksakademiens Museum, Uppsala 1 9 5 1 , S. 22-26. 161 Ebenda, S.23, 25. 162 H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E , a . a . O . , 8.192, Abb.73. 163 P . L E S E R , a . a . O . , S. 167, Abb.50. 164 H . C H E V A L I E R , Les anciennes charrues de la France, Abb.6.

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ist im Hinterbaum festgekeilt. Bei FRANKOWSKI 165 finden sich A u f n a h m e n polnischer Haken, die genau dem hier abgebildeten E x e m p l a r entsprechen. D a s G e r ä t ist auch noch als K l e i n m o d e l l vorhanden. Abb. 143: Dalmatien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 79 • Inventar-Nr. A 514 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 183 Bildarchiv-Nr. 659/43 O b dieser vierseitige Haken gerade aus Dalmatien stammt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, doch ist es auf jeden Fall ein südslawischer P f l u g , denn s o w o h l B R A U N GART 166 als auch HAUDRICOURT/DELAMARRE 167 bilden ein G e r ä t ab, das genau unserem Modell entspricht. B R A U N G A R T gibt als H e r k u n f t «Slawonien» an, H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E «Balkan Central». D i e Griessäule ist auffallend weit nach hinten gerückt, dafür w i r d aber die Stabilität erhöht durch das v o m Grindelende zur Sohlenspitze hinabgekrümmte Holz, das v o n Griessäule und Hinterbaum durchbohrt wird. Ähnliche Haken waren im südslawischen R a u m häufig anzutreffen, insbesondere auch die diagonale V e r b i n d u n g zwischen G r i n d e l und Sohle ( v g l . H s 22 bis Hs 24). Andererseits gab es P f l u g t y p e n , bei denen das v o m Haupt aus schräg aufwärts führende Holz sich hinter der Griessäule zu Streichbrettansätzen teilte. D a s abgebildete Modell w ü r d e zwischen beiden eine Mittelstellung einnehmen. A u f f ä l l i g ist die k o n k a v g e w ö l b t e Schar. Abb. 144: Mecklenburger Haken Modell etwa 1 : 3 - Signatur: Hs 80 • Inventar-Nr. A 148 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: 148 • Bildarchiv-Nr. 512/31 D e r Mecklenburger Haken ist ein A c k e r g e r ä t , das in seiner A r t einmalig ist und sich in seiner V e r b r e i t u n g auf M e c k l e n b u r g und die unmittelbar angrenzenden Gebiete beschränkt. Vereinzelt ist er vielleicht bis nach Schlesien v o r g e d r u n g e n , denn 168 B R A U N G A R T S «schlesische Zoche» ist nichts anderes als der Mecklenburger H a k e n , 169 doch meint L E S E R , daß B R A U N G A R T S Quelle, ein H a u s - und Landwirtschaftskalender, nicht zuverlässig sei. Deutsche K o l o n i s t e n brachten den Haken auch nach Rußland, v o r allem in der Ukraine ist er sicher nachzuweisen. 1 7 0 D e r Mecklenburger Haken hat sich anscheinend besonders auf leichteren B ö d e n gut bewährt, denn er hat schon relativ f r ü h literarische Beachtung g e f u n d e n 1 7 1 , u n d er ist zudem noch heute in Mecklenburg im G e b r a u c h . 1 7 2 M a n hat ihn, ähnlich wie den rheinischen Hunspflug, später auch aus E i s e n hergestellt 1 7 3 , und noch v o r wenigen J a h r e n w u r d e in R o s t o c k mit modernen Stahlpflügen experimentiert, deren P f l u g k ö r p e r sich an den Mecklenburger H a k e n anlehnten. V o n den bisher betrachteten Haken mit Sohle Hakenpflüge in Polen, Posen 1929, S. 1 1 , Abb. 13, 14, 16. Urheimat, S . 2 1 4 , A b b . 175. 1,7 H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E , a.a.O., S.279, Abb. 107. 168 R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, S . 15, Tafel I , Abb. 6e; derselbe, Urheimat, S.67, Abb. 35. 169 P . L E S E R , a.a.O., S. 1 1 5 . 170 Ebenda, S . 1 1 6 . 171 S C H U M A C H E R , Abhandlung vom Haken als einem vorzüglichen Ackerwerkzeug, Berlin 1774; J . G . K R Ü N I T Z , ökonomisch-technologische Enzyklopädie, 1780/1809, Teil 2 1 , S.215fr.; F . G O T T H A R D VON B O D D I E N , Der Mecklenburger Haken, ein vorzüglicheres Ackergerät als der gewöhnliche Pflug, Oldenburg 1842. 172 Herr Dr. W. J A C O B E I T vom Institut für deutsche Volkskunde Berlin, hat noch 1959 in einem einzigen Dorf 13 Haken in Betrieb gesehen. 173 P . L E S E R , a.a.O., S. 1 1 2 . 165

E.FRANKOWSKI,

166

R.BRAUNGART,

70

unterscheidet er sich vor allem dadurch, daß die Schar nicht waagerecht an der Sohle sitzt, sondern an einem besonderen, schräg aufwärts führenden Brett befestigt ist, das mit seinem oberen, verjüngten Teil durch das in der Sohle sitzende Krummholz greift, an welchem der Baum mit Eisenbändern befestigt ist. Die Sterze greift unten durch das Krummholz, endigt in der Sohle und wirkt damit zugleich als Versteifung. Das Radvorgestell ist übrigens bei unserem Modell falsch angehängt, der Baum muß auf dem verstellbaren Auflageholz des Karrens liegen, nicht darunter. Das die Schar tragende Hakenbrett kann bei der Arbeit streichbrettartig wirken, wenn man das Gerät, wie es in der Tat geschieht, seitwärts neigt. Durch abwechselndes Neigen nach rechts und links erzielt man einen ähnlichen Effekt wie mit den Kehrpflügen, d.h. es wird ebengepflügt, ohne indessen den Boden so vollkommen zu wenden, wie es bei den Kehrpflügen mit gewundenen Streichbrettern geschieht. Doch dürfte die Wirkungsweise des Mecklenburger Hakens derjenigen der Kehrpflüge mit versetzbarem, ebenflächigen Streichbrett ziemlich nahe gekommen sein. Der gleiche Pflug ist in unserer Sammlung noch dreimal als Kleinmodell vorhanden. Abb. 145 : Mecklenburger Haken Modell etwa 1:20 • Signatur: Hs 81 • Inventar-Nr. A 280 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 280 • Bildarchiv-Nr. 646/31

Obwohl im Hohenheimer Inventar nur als «Haken» bezeichnet, handelt es sich doch offensichtlich um eine Variante des Mecklenburger Hakens. An die Stelle des Hakenbretts ist eine ebenso schräg gestellte Griessäule getreten, an der zwei kurze, mit Eisen beschlagene Streichbretter angebracht sind. Schon von BODDIEN1'4 wird bezeugt, daß der Mecklenburger Haken gelegentlich in dieser Weise zum Häufeln umgebaut wurde. Die blattförmige Schar ist, dem Zweck entsprechend, durch eine eiserne Spitze ersetzt, die Griessäule in ihrem unteren Teil vorn mit einer Eisenkante versehen. Abb. 146: Mecklenburger Haken Modell 1 : 3 - Signatur: Hs 82 • Inventar-Nr. A 147 • Alter Katalog Nr. 1096 Nr. des Geräts: 1096 und A 147 • Bildarchiv-Nr. 640/13

Ebenfalls eine Variante des Mecklenburger Hakens, bei der das an den Seiten mit Eisenblech beschlagene Hakenbrett zwar beibehalten ist, sich aber nach hinten wesentlich verbreitert, und darunter sind zusätzlich schmale, trapezförmige Streichbretter angebracht. Die Quelle des Modells war nicht zu ermitteln. Abb. 147: Chinesischer Haken aus der Gegend von Schanghai Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 83 • Inventar-Nr. A 510 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 179 Bildarchiv-Nr. 659/61

Ein vierseitiger Schwingpflug mit dem für die ostasiatischen Pflüge charakteristischen, geschwungenen Grindel. Die Löcher in der Griessäule, die übrigens auch in der Zeichnung bei LESER175 zu erkennen sind, und die nur zur vertikalen Verstellung dienen konnten, sind - wie schon bei anderer Gelegenheit ausgeführt - etwas problematisch. Auffällig ist an diesem Gerät vor allem, daß die Schar - ebenso wie beim Mecklenburger Haken - nicht an der Sohle, sondern an einem besonderen, von der Griessäule schräg zum Haupt hinabführenden Scharholz angebracht ist, was bei den 1,4 175

F.G.v.BODDIEN, a.a.O., S. 14, Tafel II, Abb. 18, 19. P.LESER, a.a.O., S. 385, Abb. 33. 72

ostasiatischen Pflügen im allgemeinen nicht der Fall ist. Das Modell ist vermutlich nach SCHERZERS 176 Darstellung hergestellt, dessen Z e i c h n u n g auch LESER wiedergibt. Abb. 148: Japanischer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 84 • Inventar-Nr. A 5 1 1 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 180 Bildarchiv-Nr. 659/67 N a c h dem Modell zu urteilen, wäre dieser Haken ebenso konstruiert wie der v o r i g e , nur mit anders geformter Schar und einer Handhabe am Sterzenende. In Wirklichkeit handelt es sich vermutlich um eine Mißdeutung der V o r l a g e , nach der das Modell hergestellt w u r d e . D e r P f l u g ist nämlich bei CHEVALIER wiedergegeben 1 7 7 ., und dort ist klar erkennbar, daß die Schar zwar etwas nach unten geneigt angebracht ist, daß aber das an unserem Modell - wie bei dem v o r i g e n - als Scharträger zu deutende Holz in diesem Falle ein wahrscheinlich eisernes, abnehmbares Streichbrett war. Abb. 149: Indien, Ceylon Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 85 • Inventar-Nr. A 375 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 49 Bildarchiv-Nr. 517/71 D i e V o r l a g e dieses Modells war nicht zu 'ermitteln, doch entspricht das G e r ä t im großen und ganzen den in Indien und Innerasien gebräuchlichen Haken. E i n e Besonderheit besteht darin, daß die Schar k o n k a v g e w ö l b t und ziemlich steil zur Z u g richtung gestellt ist. D e r Z w i s c h e n r a u m zwischen B a u m und Sohle w u r d e durch ein H o l z ausgefüllt, das an der Oberseite eine V e r t i e f u n g besitzt, in die der Grindel eingepaßt ist; er ist zudem in der Sterze verkeilt. Sohle und Sterze waren, abweichend v o n unserem Modell, wahrscheinlich aus einem Stück gearbeitet. E i n ähnlicher Haken aus Ceylon, bei dem nur die Schar mehr horizontal gerichtet ist, findet sich bei L e s e r . 1 7 8 Abb. 150: Indien, Dekhan, Madras Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 86 • Inventar-Nr. A 581 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 248 Bildarchiv-Nr. 664/18 Dieser H a k e n mit der dem böhmischen R u c h a d l o ähnlichen Schar stammt sicher nicht - wie im Hohenheimer Inventar angegeben — aus Vorderindien, sondern vermutlich aus Siam, w o ähnliche Geräte nachzuweisen sind, ebenso in Indonesien. E s dürfte sich um eine V e r w e c h s l u n g mit Hs 51 handeln. I m vorliegenden Falle sind Hinterbaum und Griessäule gleichsam zu einem massiven K l o t z vereinigt; und während sonst die hinterindischen Pflüge kleine, meist g e w ö l b t e Streichbretter o d e r -bleche a u f w e i s e n , ist hier die trapezförmige Schar aufwärts g e b o g e n und übernimmt damit zugleich die Funktion dieser kleinen Streichbretter, die ebenfalls o f t aufwärts, nicht seitwärts gerichtet sind, wie bei den Beetpflügen. Abb. 1 5 1 : Japan Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 87 • Inventar-Nr. A 580 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 247 Bildarchiv-Nr. 664/12 Ü b e r die H e r k u n f t und Authentizität dieses Modells läßt sich nichts aussagen. In der F o r m stimmt dieser H a k e n zwar mit den bekannten japanischen Holzpflügen überein, auch bildet CHEVALIER 1 7 9 einen P f l u g ab, bei dem ein ähnliches, rechteckiges 170 K . V O N S C H E R Z E R , Fachmännische Berichte über die österreichisch-ungarische Expedition nach Siam, China und Japan 1868/71, Stuttgart 1872, Anhang S . 7 1 . 177 H . C H E V A L I E R , Les charrues d'Asie, Abb.55. 178 P . L E S E R , a . a . O . , 8.379, A b b . 2 3 1 . 179 H . C H E V A L I E R , Les charrues d'Asie, Abb.60.

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Blech vor der Griessäule angebracht ist, aber die Sohle reicht nach vorn darüber hinaus und trägt eine normale Schar. Unsere eiserne Version dagegen mit ihrer schmalen Sohle, dem ebenen, senkrecht stehenden, rechteckigen Blech v o r der Griessäule und der kurzen Sterze ohne Handhabe erscheint wenig glaubhaft. d) mit gespaltener Sohle, Streicbpflöcken, Streichbrettansät^en oder Streichbrettern Abb. 152: Italien, Campagna di Roma Modell i : 10 • Signatur: Hs 88 • Inventar-Nr. A 385 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 59 Bildarchiv-Nr. 663/26 Die nach hinten sich verbreiternde, in zwei Enden auslaufende (gespaltene) Sohle dieses und der folgenden sieben Modelle hatte offenbar den Zweck, eine breitere Furche zu gewinnen, also stärker aufzubrechen und, je nach Beschaffenheit des Bodens, ihn auch besser zu zerkleinern. E s wird also ein ähnlicher Effekt erzielt wie mit den zu beiden Seiten der Sohle angebrachten Streichbrettansätzen, weshalb diese Geräte auch in diese Untergruppe eingereiht wurden. Die Ähnlichkeit der Funktion wird noch deutlicher an dem nächsten Modell, w o die Sohle sich am Ende in regelrechte Streichbretter fortsetzt. Bei dem abgebildeten Modell ist der Baum am Ende leicht abwärts gebogen und in der Sohlengabelung mit Querbolzen befestigt, während die Sterze in den Baum eingesetzt ist. Das Modell geht auf eine Zeichnung bei V o s s 1 zurück; wenn sie korrekt ist, hätten wir hier ein weiteres Beispiel für einen italienischen Holzpflug ohne eiserne Schar um 1800. Abb. 153: Italien, Umbrien, Terni, Spoleto Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 89 • Inventar-Nr. A 498 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 168 Bildarchiv-Nr. 669/19 Auch dieses Modell ist anscheinend nach einer Zeichnung bei V o s s 2 hergestellt. E s unterscheidet sich von dem vorigen einmal durch die schon erwähnten streichbrettartigen, gegenseitig abgestützten Fortsätze der Sohle, zum anderen dadurch, daß hier eine Griessäule hinzugefügt ist und zwei durch 5 Querhölzer gegeneinander abgestützte Sterzen angebracht sind. Abb. 154: Italien, Apulien, Otranto Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 90 • Inventar-Nr. A 403 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 76 Bildarchiv-Nr. 660/50 Ein ähnliches Gerät wie die vorigen, nur ist hier das Haupt zur Verringerung der Abnutzung mit einer runden Eisenspitze versehen. Außerdem ist hier nicht der zweiteilige Baum, sondern die Sterze in der Sohlengabelung befestigt, während der Baum in das untere Ende der Sterze eingesetzt und darin verkeilt ist. Eine Griessäule verstärkt die Verbindung zwischen Sohle und Baum. Die Vorlage des Modells war auch in diesem Falle eine Zeichnung bei V o s s . 3 Abb. 155: Italien, Campanien, Paestum Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 91 • Inventar-Nr. A 402 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 75 Bildarchiv-Nr. 506/60 1 2 3

J . H . V o s s , a.a.O., Bd.III, nach S. 100. Ebenda. Ebenda. 74

A b b . 151

Abb. 152

A b b . 155

A b b . 154

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Abb. 156

Abb. 157

A b b . 158

75

Dieser H a k e n findet sich bei V o s s 4 , LASTEYRIE 5 und LOUDON6 abgebildet, jedoch stimmen nur die Darstellungen v o n LASTEYRIE und LOUDON v ö l l i g überein, w ä h r e n d die V o s s i s c h e A b b i l d u n g d a v o n abweicht. U n s e r Modell k o m b i n i e r t beide Varianten : die brettförmige, hinten gespaltene S o h l e entspricht den A b b i l d u n g e n v o n LASTEYRIE und LOUDON, w ä h r e n d der Hersteller des Modells im übrigen der V o s s i s c h e n V o r lage f o l g t e . Bei LASTEYRIE/LOUDON sitzt der B a u m in der Sohle, die Sterze - mit einem Querholz als Handhabe - durchbohrt den B a u m und endigt ebenfalls in der Sohle, die mit einer dreieckigen Schar ausgerüstet ist, w ä h r e n d sie hier nur mit E i s e n beschlagen ist. In der Herkunftsbezeichnung«Paestum» stimmen V o s s und LASTEYRIE überein, während LOUDON die ungenauere A n g a b c «Sizilien und Großgriechenland» macht. Abb. 156: Italien, Apulien bei Gioja, zwischen Bari und Tarent Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 92 • Inventar-Nr. A 395 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 68 Bildarchiv-Nr. 659/25 A u c h dieses Modell mit eisenbeschlagenem Haupt geht ebenso w i e seine H e r k u n f t s angabe letztlich auf VOSS' zurück, dessen A b b i l d u n g RAU 8 und BRAUNGART 9 übernahmen, doch ist unser Modell nicht nach VOSS, sondern nach RAU gearbeitet w o r d e n , der v o n seiner V o r l a g e etwas a b g e w i c h e n ist: die Sterze ist bei V o s s rückwärts g e bogen, nicht leicht s - f ö r m i g g e s c h w u n g e n , und die Spaltung der Sohle reicht bei V o s s nicht so weit nach v o r n . In beiden Punkten stimmt unser Modell mit RAUS Z e i c h n u n g überein. A u f f ä l l i g ist, daß hier die Sterze nicht wie bei H s 88, 89, 93, 94 ganz am E n d e in den B a u m eingesetzt ist, sondern weiter v o r n in der Mitte des K r ü m m u n g s b o g e n s . Diese A r t der A n b r i n g u n g war v o r allem in G r a u b ü n d e n üblich, k a m aber anscheinend auch in Süditalien öfter v o r . L E S E R 1 0 bildet einen H a k e n aus der G e g e n d v o n Brindisi ab, der genau unserem M o d e l l entspricht. Abb. 1 5 7 : Italien, Tarent Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 93 • Inventar-Nr. A 386 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 60 Bildarchiv-Nr. 655/12 D a s G e r ä t unterscheidet sich v o n dem v o r i g e n nur dadurch, daß der B a u m gerade ist und eine Griessäule fehlt. D e r G r i n d e l ist durch ein Q u e r h o l z zwischen der geteilten Sohle befestigt. D i e Sterze ist auch hier in den B a u m eingesetzt. L E S E R 1 1 bildet einen P f l u g aus V i t e r b o ab, der unserem Modell (abgesehen v o n der fehlenden Griessäule) ziemlich g l e i c h k o m m t . D a s Modell ist gleichfalls nach einer Z e i c h n u n g bei V o s s 1 2 hergestellt. Abb. 1 5 8 : Italien, Latium «Aratro Romano» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 94 • Inventar-Nr. A 443 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 1 3 Bildarchiv-Nr. 663/20 E i n ganz ähnliches G e r ä t wie das v o r i g e , nur daß der B a u m hier leicht g e k r ü m m t , und zwischen B a u m und Sohle wieder - wie bei Hs 92 - eine Griessäule eingesetzt ist. D a s Haupt ist zudem nicht nur eisenbeschlagen, sondern mit einer regelrechten 4

Ebenda.

5

LASTEYRIE, a . a . O . , S. 5 und Tafel I V , A b b . 27.

" J.C.LOUDON, a.a.O., B d . I , S . n , Abb.6. 7 J . H V o s s , a.a.O., B d . I I I , nach S. 100. 8

9 10 11

12

K . H . R A U , a.a.O., S.49,

Abb.57.

R. BRAUNGART, Urheimat, S. 1 1 3 , Abb. 64. Der Text ist dort mit Abb. 69 verwechselt. P . L E S E R , a . a . O . , S. 308, A b b . 1 5 9 . P.LESER, a.a.O., S.307, Abb. 157.

J . H . V o s s , a.a.O., B d . I I I , nach S. 100.

76

Schar ausgerüstet. Die Sohle ist unten und seitlich bis zu halber Höhe mit Eisenblech beschlagen, um der Abnutzung entgegen zu wirken. Der Zweck des im Baum sitzenden Hammers ist nicht ersichtlich. Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln. Abb. 159: Bayrischer Bettenpflug Modell 1:10 • Signatur: Hs 95 • Inventar-Nr. A 448 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 118 B i l d a r c h i v - N r . 519/71

Die V o r l a g e dieses Modells war nicht zu ermitteln. Die oben nach dem Hohenheimer Inventar wiedergegebene Bezeichnung «Bettenpflug» ist in bezug auf dieses Gerät schwer zu interpretieren, sie würde eher auf einen Beetpflug zutreffen. Auch muß die regionale Z u o r d n u n g des Geräts dahingestellt bleiben. Nach S C H E U E R MEIER13 war dieser Haken in Südtirol beheimatet, so daß ein V o r k o m m e n in Bayern immerhin nicht ganz auszuschließen ist. Die Zeichnung bei S C H E U E R M E I E R weicht von unserem Modell nur insofern ab, als ein Zuganker an die Stelle der Griessäule getreten ist; außerdem gehörte ein Radvorgestell dazu, was bei unserem Modell nicht klar erkennbar ist. Abb. 160: Indien Modell 1: 10 • Signatur: Hs 96 • Inventar-Nr. A 475 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 145 B i l d a r c h i v - N r . 658/35

Ein ähnliches Gerät wie der indische Haken Hs 49, doch ohne eiserne Schar, mit geradem Baum und Griessäule. Sohle und Sterze sind offenbar aus einem Stück hergestellt zu denken, und zu beiden Seiten der Sohle sind kleine Brettchen angebracht, die das Haupt beim Aufbrechen des Bodens unterstützen sollten. Unser Modell ist vermutlich einem Modell der Sammlung Schlagintweit nachgebildet, das dort als «indischer Zebupflug» bezeichnet ist. LESER14 druckt eine Zeichnung davon ab. Abb. 161: Algerien Modell 1:10 • Signatur: Hs 97 • Inventar-Nr. A 452 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 122 B i l d a r c h i v - N r . 654/69

Im Grunde das gleiche Gerät wie das vorige, nur daß hier der Baum am Ende abwärts gebogen und die Sterze in die Sohle eingesetzt ist; auch dies ein Haken ohne Schar, mit seitlichen Holzpflöcken. Die Vorlage des Modells war nicht zu ermitteln, doch könnte die Herkunftsbezeichnung stimmen, denn ähnliche Haken gab es in ganz Nordafrika. Abb. 162: Frankreich, «Charrue du Centre» Modell 1:10 • Signatur: Hs 98 • Inventar-Nr. A 460 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 130 Bildarchiv-Nr. 519/31 Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln; trotz der Bezeichnung «charrue» handelt es sich wahrscheinlich um einen Jochpflug, dessen Baum im Fuß der Doppelsterze verkeilt ist. Bei CHEVALIER15 ist ein Haken abgebildet, der unserem Modell etwa entspricht, doch befindet sich dort die Sterzenbasis am Ende der Sohle, er besitzt zudem eine Schar und es fehlen die Streichpflöcke. Pflüge ohne Schar, mit nur hölzernem Haupt, dürften in Frankreich zu Beginn des 19. J h . nur noch selten gewesen sein. Die beiden Holzpflöcke sind hier ganz am Ende der Sohle angesetzt, 13 P . SCHEUERMEIER, Bauernwerk in Italien, der italienischen und rätoromanischen Schweiz, Bd.I, 1943, S.97, Abb.265. 1 4 P . L E S E R , a.a.O., 8 . 3 6 9 , A b b . 2 2 0 . 1 5 H . C H E V A L I E R , Les anciennes charrues de la France, Abb.3.

77

A b b . 159

Abb. 160

Abb. 161

Abb. 162

Abb. 163

Abb. 164

A b b . 165

A b b . 166

78

während sie im allgemeinen ungefähr in Höhe der Griessäule, jedenfalls weiter vorn, angebracht sind, wo sie ihren Zweck wohl auch besser erfüllen. A b b . 163: Sizilien zwischen Palermo und Messina Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 99 • Inventar-Nr. A 462 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 132 Bildarchiv-Nr. 664/30

Das Modell geht auf eine Zeichnung bei Voss 16 zurück, weicht jedoch etwas davon ab, denn die Zeichnung zeigt statt der Griessäule einen Zuganker, dessen Flügelschraube oberhalb des Grindels deutlich zu erkennen ist. Die eigenartige Knickung des Baumes wird darauf zurückzuführen sein, daß man so gewachsenes Holz verwendet hat. Der Baum durchbohrt den Fuß der stark nach hinten gebogenen Sterze, und zu beiden Seiten der Sohle befinden sich wieder zwei Holzpflöcke, die aber - im Gegensatz zu den vorhergehenden Modellen - wesentlich länger und nicht quer, sondern in spitzem Winkel zur Arbeitsrichtung angebracht sind. In dieser Lage erfüllen sie sicherlich eine ähnliche Funktion wie Streichbrettansätze. Das Haupt ist gegen Abnutzung mit Eisen beschlagen. Die Löcher im vorderen Teil des Baumes deuten nicht auf ein Radvorgestell hin, das in Süditalien absolut ungewöhnlich war, sondern sie dienten dazu, das Joch in verschiedener Höhe befestigen zu können. Abb. 164: Spanien, Valencia Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 100 • Inventar-Nr. A 461 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 3 1 Bildarchiv-Nr. 664/54

Die Vorlage des Modells war eine Zeichnung bei L A S T E Y R I E 1 7 , die L O U D O N 1 8 vermutlich übernahm, ohne jedoch seine Quelle zu nennen. Die vorn mit Eisen beschlagene, brettartige Sohle ist hinten ungewöhnlich breit; auch die Anbringung des kurzen, geschwungenen Grindels - an den vorn noch ein beweglich angebundener Jochbaum gehörte - hinter der Sohle ist ungewöhnlich. Die Befestigung von Baum und Sohle erfolgte übrigens durch ein Bandeisen, dessen oberer Rand auf unserem Photo durch den vorderen Holzpflock verdeckt wird. Die beiden am Ende der Sohle angebrachten Holzpflöcke sollten nach L A S T E Y R I E dazu dienen, daß «die mittelst der Pflugschar aufgehobene Erde auf die Seite geworfen würde». Diesen Zweck konnten sie indessen kaum erfüllen, sondern allenfalls ein besseres Krümeln des Bodens bewirken. Die Sterze ist wie bei Hs 92 in den Baum eingesetzt, durchbohrt ihn nicht, wie das sonst bei den spanisch-südfranzösischen Haken dieser Art meistens der Fall ist. Abb. 165: Kolumbien, Gegend von Tuquerres Modell i : 10 • Signatur: Hs 101 • Inventar-Nr. A 456 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 126 Bildarchiv-Nr. 654/63

Die latein-amerikanischen Pflüge zeigen - wie schon früher bemerkt - im allgemeinen spanisch-portugiesische Formen; auch dieses Modell stellt einen Hakentypus dar, wie er hauptsächlich im Westen der Iberischen Halbinsel vielfach zu finden war und auch heute noch im Gebrauch ist.19 Sohle und Sterze sind aus einem Stück gefertigt, der Baum ist am Ende zur Sohle hinabgekrümmt, die Griessäule im Baum verkeilt. Ein schmales, vorn zugespitztes Eisen ist in die Sohlenoberseite eingelassen, das mit drei Eisenbändern gehalten wird. Statt der sonst seitlich oder oben in die Sohle eingesetzten Holzpflöcke ist hier ein kurzes Rundholz auf die Sohle aufgesetzt, 16 17 18 19

J . H . V o s s , a.a.O., B d . I I I , nach S. 100. LASTEYRIE, a.a.O., S . 7 und Tafel V , A b b . 35. J.C.LOUDON, a.a.O., B d . I , S. 30, Abb. 10. P.LESER,

a.a.O.,

S. 326, A b b . 1 7 4 ;

J.E.DIAS,

Die

portugiesischen

und

spanischen

Pflüge, in: Laos. Vergleichende Studien über Volkskunde, B d . I , 1 9 5 1 , S. 127, 130. 79

das w o h l den gleichen Z w e c k erfüllen sollte, doch d ü r f t e diese A r t der A n b r i n g u n g w e n i g haltbar g e w e s e n sein, so das m a n hinsichtlich der Authentizität B e d e n k e n haben kann. D i e V o r l a g e unseres Modells w a r auch nicht zu ermitteln; C H E V A L I E R 2 0 bildet z w a r einen ganz ähnlichen kolumbischen H a k e n ab, der ebenfalls aus der G e g e n d v o n T u q u e r r e s stammen soll, doch ist auf C H E V A L I E R S Z e i c h n u n g gerade der v o r d e r e Teil der Sohle undeutlich wiedergegeben. Abb. 166: Mexiko, Leon, Mehedia (Marokko) Modell i : i o • Signatur : Hs 102 • Inventar-Nr. A 45 4 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts • 124 Bildarchiv-Nr. 654/58 A u c h v o n diesem M o d e l l w a r die V o r l a g e nicht zu ermitteln, doch könnte die H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g stimmen. E i g e n a r t i g ist nur die A n b r i n g u n g des B a u m e s an der zu diesem Z w e c k in ihrer v o r d e r e n Hälfte k e i l f ö r m i g gestalteten S o h l e ; im übrigen aber ein H a k e n des mediterranen T y p s , w i e er in unserer S a m m l u n g schon ö f t e r begegnete. I m G e g e n s a t z zu den v o r i g e n Geräten besitzt dieser Haken wieder eine regelrechte Schar. D i e quer zur Arbeitsrichtung stehenden Streichpflöcke sind an unserem M o d e l l w o h l zu lang geraten, sie hätten in dieser Stellung dem D r u c k k a u m lange widerstanden. Abb. 167: Algerien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 103 • Inventar-Nr. A 45 8 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 128 Bildarchiv-Nr. 664/68 D a s gleiche G e r ä t wie Hs 97, nur ist dieser Haken mit eiserner Schar ausgerüstet, Hs 97 nicht, und die beiden H o l z p f l ö c k e sind hier schräg a u f w ä r t s , bei Hs 97 d a g e g e n seitwärts gerichtet. Abb. 168: Spanien, Kastilien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 104 • Inventar-Nr. A 45 7 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 127 Bildarchiv-Nr. 654/4 Dieser spanische H a k e n w a r nicht nur in Kastilien, sondern so ziemlich in ganz Spanien v e r b r e i t e t 2 1 , meist allerdings - abweichend v o n unserem Modell - mit G r i e s säule oder Z u g a n k e r versehen. L E S E R 2 2 bildet den gleichen P f l u g auch aus K a t a l o n i e n ab. D a s Charakteristische daran ist die V e r b i n d u n g v o n Sohle, B a u m und Sterze: die keilförmige Sohle ist in den hinteren, g e k r ü m m t e n Teil des B a u m e s eingezapft, der hier zur V e r s t ä r k u n g mit Blech beschlagen ist; die Schar g r e i f t mit ihrem Stil ebenso wie die Sterze durch den B a u m hindurch, und beide sind darin mit einem Holzkeil gegeneinander verkeilt. Wie bei den v o r i g e n Geräten sind auch hier zu beiden Seiten der Sohle H o l z p f l ö c k e angebracht, in diesem Falle waagerecht stehend. A u f welche V o r l a g e unser M o d e l l zurückgeht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. D e r Haken ist zwar bei L O U D O N 2 3 abgebildet, dessen Z e i c h n u n g R A U 2 4 und B R A U N G A R T 2 5 übernahmen, doch ist unser Modell genauer gearbeitet als alle diese Z e i c h n u n g e n . Abb. 169: Frankreich, Bouche du Rhône Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 105 • Inventar-Nr. A 467 • Alter Katalog Nr. Bildarchiv-Nr. 664/48

Nr. des Geräts: 157

20 H.CHEVALIER, Les charnues anciennes de l'Amérique et de l'Océanie, in: Mémoires et compte rendu des travaux de la société des ingénieurs civils de France, 1920, I, Amérique Abb. 24. 21 22

23

J . E . D I A S , a . a . O . , S. 1 2 9 , A b b . 1 1 u n d die V e r b r e i t u n g s k a r t e auf S. 130. P . L E S E R , a . a . O . , S. 328, A b b . 1 7 7 .

J.C.LOUDON, a.a.O., B d . I , S. 152, Abb.98.

24

K . H . R A U , a.a.O., S-4of., Abb.42.

25

R . B R A U N G A R T , U r h e i m a t , S . 5 8 , A b b . 8.

80

Im Prinzip das gleiche Gerät wie das vorige, nur ist hier eine gegabelte eiserne Griessäule - wie sie in Südfrankreich häufig vorkam - hinzugefügt, die beiden Streichpflöcke sind schräg nach hinten gerichtet und der die Schar und die Sterze feststellende Holzkeil sitzt hier oberhalb der Sterze, nicht - wie bei dem vorigen Gerät - zwischen Schar und Sterze. O b dieses Gerät ein Schwingpflug war, oder ob an den K o p f des kurzen Grindels ein J o c h b a u m beweglich angebunden war, wie es in Südfrankreich anscheinend öfter vorkam, muß dahingestellt bleiben, auch war die V o r l a g e unseres Modells nicht zu ermitteln. Daß es sich jedoch um einen südfranzösischen «araire» handelt, ist ziemlich sicher; ähnliche Haken lassen sich vielfach nachweisen 2 6 , meist allerdings mit schmalen Streichbrettern anstelle der Holzpflöcke. Abb. 170: Frankteich, Auvergne Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 106 • Inventar-Nr. A 45 9 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 129 Bildarchiv-Nr. 664/60 Dieser Haken unterscheidet sich v o n dem vorigen dadurch, daß außer den beiden am Ende der Sohle nach oben gerichteten Holzpflöcken noch die Sohle beiderseits mit kurzen Holzpflöcken besetzt ist. Sterze und Schar sind hier wieder - wie bei Hs 104 - gegeneinander verkeilt, und abweichend v o n den beiden vorigen Modellen ist hier der Baum in die Sohle eingesetzt, nicht umgekehrt. Die V o r l a g e unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch findet sich bei C H E V A L I E R 2 7 ein sehr ähnlicher Haken aus der A u v e r g n e (Puy de D ö m e ) abgebildet. Abb. 1 7 1 : Böhmen, Tschaslau, «Gebirgs-Radlo» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 107 • Inventar-Nr. A 464 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 134 Bildarchiv-Nr. 664/36 Ein vierseitiger Haken mit - hier fehlendem - Radvorgestell; in Höhe der etwas nach vorn geneigten Griessäule sind wiederum beiderseits der Sohle zwei relativ lange Holzpflöcke angebracht. Unser Modell geht w o h l letztlich auf M E H L E R 2 8 zurück, dessen Zeichnung L E S E R 2 9 wieder abdruckt, doch nicht unmittelbar, denn das Modell weicht von M E H L E R S Darstellung in manchen Punkten ab. Die Sohle ist dort wesentlich dicker, vorn mehr abgeschrägt, so daß die Schar schräg nach unten gerichtet ist. Die Holzpflöcke sind bei M E H L E R kürzer, Sterze und Griessäule sind kräftiger, ebenso der Grindel, der v o m hinteren E n d e bis kurz v o r der Griessäule nicht rund, sondern vierkantig ist. Abb. 172: Vogtländer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 108 • Inventar-Nr. A 463 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 133 Bildarchiv-Nr. 519/19 Der Vogtländer Haken kam in verschiedenen Varianten v o r , unter anderem auch in einer A u s f ü h r u n g , die sich v o n dem vorigen, böhmischen Haken nur durch die für die Haken des sächsischen Berglandes charakteristische A n b r i n g u n g der Sterzen (vgl. auch H 42 und H 56) unterscheidet. Für schweren oder steinigen Boden wurde ein Sech hinzugefügt; die Schar war teils auf das Haupt aufgeschoben wie oben bei 26

15; 27

H.CHEVALIER,

Les anciennes charrues de la France, Abb.2, 7, 8, 8 bis, 10, 1 1 , 13, 14, a.a.O., S. 126, Abb. 31, Tafel VII, Abb. 23, 26.

HAUDRICOURT/DELAMARRE,

H . C H E V A L I E R , a . a . O . , A b b . 8 bis.

Teil, S.42ff. und Tafel V I I I . a.a.O., S.283, Abb. 127. 30 C . A . L I N C K E , Die sächsische und altenburgische Landwirtschaft, Leipzig 1842, und Tafel II, Abb. 3. 28

J. MEHLER, a.a.O., II.

29

P.LESER,

6 Klein, Pflüge

8l

S.

124 ff.

Abb. 167

Abb. 168

Abb. 169

Abb. 170

Abb. 171

Abb. 172

Abb. 173

Abb. 174

Iii

82

Hs 107, teils war sie durch einen geknickten Stilfortsatz in die Griessäule eingelassen und darin verkeilt, oder aber - wie an unserem Modell - mit Hilfe eines Bügels auf der Sohlenoberseite befestigt. Das in jedem Falle dazu gehörige Radvorgestell fehlt an unserem Modell, dessen Vorlage übrigens nicht zu ermitteln war. Die sehr exakte Konstruktionszeichnung bei L I N C K E 3 0 zeigt eine andere Variante als sie unser Modell darstellt, doch finden sich in L I N C K E S Kommentar alle wesentlichen Abweichungen, auch die unseres Modells, wenigstens beschrieben. L E S K E 3 1 dagegen bildete einen Vogtländer Haken mit gebogenen Streichbrettern ab, wie sie bei L I N C K E und auch in unserer Sammlung der Dresdener Haken aufweist (H 56). Abb. 173: Italien, Campamen, Cannae Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 109 • Inventar-Nr. A 479 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 149 Bildarchiv-Nr. 658/18 Dieser hölzerne Haken ohne Schar hat große Ähnlichkeit mit Hs 91, der ja auch aus der gleichen Landschaft stammt, nur war dort die Sohle brettartig, hinten gespalten und vorn mit Eisen beschlagen. Hier dagegen ist die Sohle schmal, vorn abgeschrägt, aber seitlich mit kurzen Streichbrettansätzen versehen. Unser Modell geht auf eine Zeichnung bei V o s s 3 2 zurück, die R A U 3 3 übernahm und die auch B R A U N G A R T 3 4 , allerdings ungenau, wieder abdruckte. Wenn die Vossische Darstellung korrekt ist, hätten wir hier ein weiteres Beispiel für einen italienischen Haken ohne Schar aus dem A n f a n g des 19. J h . Abb. 174: Altgriechischer Haken, «Pflug der Demeter» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 1 1 0 • Inventar-Nr. A 477 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 147 Bildarchiv-Nr. 658/29 Das Modell geht auf eine Zeichnung bei G I N Z R O T 3 5 zurück, die R A U 3 6 und B R A U N wieder abbilden. Nach G I N Z R O T handelte es sich um eine Pflugdarstellung auf einem Relief an einer Bildsäule der Ceres, die auf der Halbinsel Magnesia gefunden worden sei, während R A U - und ihm folgend B R A U N G A R T - von der Demeter spricht, daher die oben angegebene Bezeichnung im Hohenheimer Inventar. L E S E R bezweifelt mit Recht, daß es sich überhaupt um ein antikes Gerät handelt, 38 denn weder Streichbrettansätze noch Griessäule sind f ü r die Pflüge des griechischen Altertums sonst nachzuweisen. Der sehr ähnliche altgriechische Haken Hs 9 kann nicht als Beweis dienen, weil es sich dabei ja auch nur um einen unsicheren Rekonstruktionsverrsuch handelte. GART37

Abb. 175: Schweden, Gästrikland Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 1 1 1 • Inventar-Nr. A 478 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 148 Bildarchiv-Nr. 658/23 Ein vierseitiger Haken mit einer auffällig breiten, brettförmigen Griessäule und hier fehlendem - Radvorgestell. Der Sterzenfuß ist nach vorn bis zur Griessäulc 31 32 33

34 35 36 37 38

N.G.LESKE, Reise durch Sachsen, Leipzig 1785, S. 187 und Tafel 13. J . H . V o s s , a.a.O., Bd.III, nach S. 100. K . H . R A U , a . a . O . , S . 5 o f . , Abb.59. R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Tafel I, Abb. j d ; derselbe, Urheimat, S. 114, Abb. 68. J.CHR.GINZROT, a.a.O., Tafel II, Abb. 1. K . H . R A U , a . a . O . , S . 4 8 f „ Abb.56. R . B R A U N G A R T , Urheimat, S. 105f., Abb.57. P.LESER, a.a.O., S.2i6f.

83

verbreitert, am E n d e der Sohle sind zwei gebogene Streichbrettansätze angebracht. Die V o r l a g e unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch ist dieser Pflug (nur mit geraden Streichbrettansätzen) bei J I R L O W 3 * abgebildet. Abb. 176: Frankreich, «Araire du midi» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 1 1 2 - Inventar-Nr. A 482 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 152 Bildarchiv-Nr. 661/52 Das Modell dieses südfranzösischen Hakens aus dem 18. J h . ist wahrscheinlich nach einer Zeichnung hergestellt worden, die in den «Mitteilungen der K g l . L a n d w . Gesellschaft» Paris 1786 veröffentlicht wurde. 4 0 D e r Pflug soll um Montpellier verbreitet gewesen sein; er entspricht dem in Südfrankreich gebräuchlichen «araire», weist allerdings einige Besonderheiten auf: die Sterze ist in den Baum eingesetzt, während sie ihn meist - wie bei Hs 105 oder Hs 1 1 3 - durchbohrt. Ungewöhnlich sind auch die kleinen, gebogenen, Streichblechansätze und die Gabeldeichsel. Alles Übrige entspricht dem f ü r Südfrankreich typischen H a k e n : die keilförmige, in den hinabgekrümmten Baum eingesetzte Sohle, die den B a u m mit ihrem langen Stiel durchbohrende, lanzenförmige Schar und die doppelte, zuweilen auch gegabelte, eiserne Griessäule. Abb. 177: Frankreich, «Araire languedocien» M odell i : i o • Signatur : Hs 1 1 3 • Inventar-Nr. A 494 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 164 Bildarchiv-Nr. 661/4 Mehr als das vorige Gerät entspricht dieser Haken dem in Südfrankreich bis weit in das 19. J h . hinein vorherrschenden Hakentypus, wie wir ihn schon unter Hs 105 und Hs 106 kennengelernt haben, hier jedoch mit zwei schmalen Streichbrettansätzen. E i n e Besonderheit dieses Geräts besteht darin, daß der Baum am hinteren Ende noch einmal horizontal umgebogen ist. Die V o r l a g e unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch findet sich der Pflug bei C H E V A L I E R 4 1 wiedergegeben. Abb. 178: China, Honkong Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 1 1 4 - Inventar-Nr. A 488 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 158 Bildarchiv-Nr. 667/4 Die nach dem Hohenheimer Inventar oben angegebene Herkunft des Pfluges ist sicherlich falsch, denn Pflüge dieser A r t sind f ü r China und Ostasien überhaupt ganz untypisch und auch nicht nachzuweisen. Wie ein Vergleich mit dem vorigen Gerät zeigt, könnte man diesen Haken eher f ü r ein südfranzösisches Gerät halten: dagegen spräche eigentlich nur die fehlende, durch einen Strick ersetzte Griessäule und die eigenartige F o r m der Schar. Mit Sicherheit läßt sich über die Herkunft nichts sagen. Abb. 179 : Frankreich, «Araire provençal» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 115 • Inventar-Nr. A 503 • Alter Katalog Nr. Bildarchiv-Nr. 665/6

Nr. des Geräts: 172

Eine weitere Variante des südfranzösischen Hakens, aber nun nicht mehr nur mit Streichbrettansätzen, sondern mit ausgeprägten, gerundeten Streichbrettern ausgerüstet. A n den kurzen gekrümmten Grindel war vorn ein gerader J o c h b a u m beR . JIRLOW, a . a . O . , S.21, Abb.17. Ein Foto dieser Zeichnung befindet sich in der Bildsammlung des Hohenheimer Instituts für Agrargeschichte (Nr. 1709). 41 H.CHEVALIER, Les anciennes charrues de la France, Abb. 13. 42 H . L . D . DU M O N C E A U , Eléments d'agriculture, Bd. III, Paris 1762, Tafel I, Abb. J und 2. 39

40

84

Abb. i8o

Abb. 179

Abb. 181

85

weglich angebunden. Unser Modell geht wahrscheinlich auf eine Zeichnung zurück, die sich zuerst bei DUHAMEL42 findet, dann v o n ROZIER 43 und V o s s 4 4 übernommen w u r d e ; sie ist auch bei C H E V A L I E R wiedergegeben. 4 5 Das Modell gibt jedoch die Vorlage nicht ganz getreu wieder : die Griessäule ist dort nicht gabelförmig, während die Sohlenunterseite sowohl in der Längsrichtung als auch im Querschnitt leicht gerundet ist. Abb. 180: Frankreich, «Fichier provengal» Modell i : io • Signatur: Hs 116 • Inventar-Nr. A 500 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 169a • Bildarchiv-Nr. 669/7 Dieser Schwingpflug mit hölzerner Sohle, aber eiserner Sterze und zwei Streichblechen erinnert im Unterschied zu dem vorigen Haken wieder mehr an den mediterranen Hakentypus, wie er auch für Südfrankreich schon einmal nachgewiesen wurde (Hs 45), dort allerdings ohne Streichbleche. Ähnlich wie bei H s 45 sind auch in diesem Falle Sterze und Baum ziemlich weit auseinander gerückt. Die dachförmige Schar sitzt unmittelbar v o r der im Grindel verkeilten, hölzernen Griessäule. Die Vorlage unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch bildet CHEVALIER 46 den Pflug ab. Abb. 1 8 1 : Spanien, «Araire basque» Modell 1 : i o • Signatur: Hs 1 1 7 • Inventar-Nr. A 648 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: 161 a • Bildarchiv-Nr. 669/51 Dieser vierseitige Haken mit Sech, einfacher Sterze und zwei schmalen Streichbrettern kam nicht nur bei den Basken, sondern auch in den übrigen Gebieten N o r d spaniens und Nordportugals v o r , und zwar sowohl mit als auch ohne Radvorgestell. 4 7 O b unser Modell einen Karrenpflug darstellen soll, ist schwer zu sagen; der lange, schräg aufwärts gerichtete Baum würde eher auf einen J o c h p f l u g deuten. Sohle und Sterze sind aus einem Stück hergestellt. Die V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch beschreibt LESER 48 einen solchen baskischen P f l u g , nur mit einem anderen Sech. Abb. 182: Spanien, Palencia Modell 1 : 1 0 • Signatur :Hs 118 • Inventar-Nr. A 501 • Alter Katalog N r . - • Nr. des Geräts: 170 Bildarchiv-Nr. 666/5 Nach der Bezeichnung im Hohenheimer Inventar müßte dieser Haken im N o r d e n Kastiliens beheimatet gewesen sein. Das Gerät ließ sich jedoch in dieser oder ähnlicher Form nicht nachweisen, es weist vielmehr einige Eigentümlichkeiten auf, die bei spanischen Pflügen sonst eigentlich nicht v o r k o m m e n : die flache, hinten gespaltene Schar bildet zugleich die Sohle; die gebogene, brettartige Sterze mit G r i f f l o c h erinnert eher an ägyptische als an spanische Haken. Die beiden kurzen, verstellbaren eisernen Streichbleche waren in Spanien in dieser F o r m anscheinend auch ungewöhnlich. O b unser Modell also wirklich die getreue Nachbildung eines spanischen Hakens darstellt, muß dahingestellt bleiben. Abb. 183 : Spanien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 1 1 9 • Inventar-Nr. A 476 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 146 Bildarchiv-Nr. 504/26 43

44 45

46 47 48

Cours complet d'agriculture, Bd. I I I , Paris 1793, Tafel J . H . V o s s , a.a.O., Bd.III, nach S. 100. H . C H E V A L I E R , Les anciennes charrues de la France, Abb. 15. Ebenda, Abb. 16. J . E . D I A S , a.a.O., S. i 2 i f . , i 2 7 f . , 130. P . L E S E R , a.a.O., S.332.

A B B E ROZIER,

86

II,

Abb. 1.

I m Prinzip das gleiche G e r ä t wie der kastilianische H a k e n H s 104, nur mit G a b e l deichsel und g a b e l f ö r m i g e r Griessäule versehen, die mehr in Südfrankreich als in Spanien heimisch war. Z u beiden Seiten der Sohle sind kleine Flacheisen eingesetzt, die natürlich die gleiche Funktion hatten w i e ihre hölzernen V o r g ä n g e r . A u f f ä l l i g ist auch an diesem Gerät die Sterze mit G r i f f l o c h . D i e V o r l a g e des Modells war nicht zu ermitteln, doch findet sich bei L E S E R 4 9 ein ähnlicher H a k e n aus Estremadura.

Abb. 184: Spanien, Kastilien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 120 • Inventar-Nr. A 493 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 163 Bildarchiv-Nr. 669/69 Dieser Haken unterscheidet sich nicht wesentlich v o n dem v o r i g e n , erinnert aber durch den S - f ö r m i g e n B a u m , die g a b e l f ö r m i g e Griessäule und die durch den Baum greifende, weit nach v o r n reichende Sterze noch stärker an die südfranzösischen H a k e n (vgl. Hs 1 0 5 , Hs 1 1 3 ) . D i e Schar ist eigenartig g e f o r m t , zu beiden Seiten der Sohle sind schmale, leicht nach außen g e b o g e n e Streichbretter angebracht. D i e V o r lage des Modells war nicht festzustellen.

Abb. 185: Portugal, «Arado Madeira» Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 1 2 1 • Inventar-Nr. A 490 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 160 Bildarchiv-Nr. 521/12 Im Gegensatz zu den v o r i g e n Geräten haben w i r hier einen anderen spanischportugiesischen Hakentypus v o r uns, der nach D I A S 5 0 im nordöstlichen Portugal und im N o r d o s t e n Spaniens verbreitet w a r und vielfach heute noch ist. D i e zu beiden Seiten mit schmalen Streichbrettern versehene Sohle ist hinten zum Sterzenfuß angewinkelt, an den die Sterze angesetzt ist. O f t ist auch die ganze Sterze mit der Sohle aus einem Stück hergestellt. D e r J o c h b a u m ist hinten zur Sohle hinabgekrümmt und darin verkeilt. D i e Griessäule greift durch den B a u m und ist ebenfalls darin verkeilt, jedoch nicht - wie DIAS meint 5 0 " - zu dem Z w e c k , den Winkel zwischen Sohle und Baum nach der jeweils gewünschten Arbeitstiefe verändern zu können. Die Arbeitstiefe derartiger H a k e n ist ohnehin so gering, daß eine wesentliche V e r ä n d e r u n g durch eine etwaige V e r l ä n g e r u n g oder V e r k ü r z u n g der Griessäule kaum zu erreichen ist. A u ß e r d e m w ü r d e ein häufigeres L ö s e n und Verkeilen der Griessäule die Festigkeit des Pfluges beeinträchtigen. D i e Z w e c k m ä ß i g k e i t einer derartigen V e r b i n d u n g v o n B a u m und Griessäule besteht vielmehr darin, daß der B a u e r den P f l u g zu B e g i n n leicht in die nach B o d e n und K u l t u r a r t günstigste Stellung bringen konnte, um ihn dann fest zu verkeilen und unverändert zu lassen. N a c h welcher V o r l a g e unser Modell gearbeitet w o r d e n ist, war z w a r nicht festzustellen, doch ist die Herkunftsbezeichnung unzweifelhaft richtig; der H a k e n läßt sich in dieser oder ähnlicher F o r m vielfach belegen. 5 1

Abb. 186: Portugal Modell 1 : 8 • Signatur: Hs 122 • Inventar-Nr. A 190 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 190 • Bildarchiv-Nr. 651/20 a.a.O.,

Abb. 178.

49

P.LESER,

50

JORG E . D I A S , a . a . O . , S. 130.

501

8.329,

Ebenda, S. 1 2 1 .

51

P . L E S E R , a . a . O . , S . 3 2 6 , A b b . 1 7 4 ; HAUDRICOURT/DELAMARRE, a . a . O . , S. 1 3 7 , A b b . 3 6 und Tafel V I I I , A b b . 2 7 ; J . E . D I A S , a . a . O . , S.128, Abb. 10.

87

Abb. 183

Abb. 184

A b b . 185

Abb. 186

Abb. 187

Abb. 188

Abb. 189

Abb. 190

88

D a s gleiche Gerät wie das vorige, nur daß die schmalen Streichbretter anders gestaltet sind und die Schar ein etwas breiteres Blatt besitzt. Derselbe Pflug ist noch einmal als Modell i : 10 vorhanden. Abb. 187: Kalabrien Original • Signatur: Hs 123 • Inventar-Nr. A 191 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 191 Bildarchiv-Nr. 512/72 Dieser süditalienische Haken unterscheidet sich kaum v o n dem eben betrachteten portugiesischen Haken. Sohle und Sterze sind hier aus einem Stück, der gerade Baum endigt nicht in der Sohle, sondern ist im Sterzenfuß verkeilt. Beides kam auch bei den spanisch-portugiesischen Haken vor. Die auf unserem F o t o abgebildete, asymmetrische Schar ist diesem Haken nur irrtümlich hinzugefügt worden. Die zugehörige Schar, die man sich ähnlich wie bei Hs 1 2 2 oder Hs 125 vorzustellen hat, ist vermutlich verloren gegangen. Abb. 188: Kalabrien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 124 • Inventar-Nr. A 489 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 15 9 Bildarchiv-Nr. 661/16 Das Modell ist nach einer Zeichnung bei V o s s 5 2 hergestellt und weicht ein wenig v o n dem vorigen Original a b ; v o r allem fehlt eine Schar im eigentlichen Sinne, die hier durch ein kegelförmiges Haupteisen ersetzt ist, doch ist die V o r l a g e in diesem Punkte nicht ganz eindeutig. E t w a s abweichend v o m Original ist auch die F o r m und A n b r i n g u n g des Baumes, der an unserem Modell wohl etwas zu kurz geraten ist, denn es dürfte sich um einen J o c h p f l u g handeln. Die Löcher am K o p f des Baumes können nicht unbedingt - wie der vorige Originalpflug zeigt - als Indiz f ü r ein Radvorgestell angesehen werden. Abb. 189: Italien, Emilia Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 125 • Inventar-Nr. A499 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 169 Bildarchiv-Nr. 669/13 Der gleiche Hakentypus wie Hs 1 2 3 , nur mit etwas längeren und hinten verbreiterten Streichbrettern ausgerüstet. Die V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, auch sonst ließ sich die im Hohenheimer Inventar angegebene regionale Z u o r d n u n g des Geräts nicht mit Sicherheit verifizieren, denn an und f ü r sich bildet Mittel- und Süditalien das Verbreitungsgebiet derartiger Haken, was natürlich nicht ausschließt, daß man sie auch in Norditalien auf leichteren B ö d e n gelegentlich findet. Aus der benachbarten Toskana bildet L E S E R immerhin einen ähnlichen Pflug ab 5 3 , allerdings mit Doppelsterze, doch erwähnt er auch einen Haken mit einfacher Sterze aus Settignano bei Florenz. Abb. 190: Griechenland Original • Signatur: Hs 126 • Inventar-Nr. A 40 • Alter Katalog Nr. 1656 • Nr. des Geräts: 1656 Bildarchiv-Nr. 512/70 Das Gerät erinnert sehr an die portugiesischen Haken Hs 1 2 1 und Hs 1 2 2 , auch hier ist die Sohle am E n d e angewinkelt und die Sterze daran mit zwei Eisenringen befestigt. D e r gekrümmte, hintere Teil des Baumes ist in der Sohle festgekeilt; die gebogene, eiserne Griessäule greift durch den B a u m und ist mit einem verstellbaren Querbolzen versehen, wodurch der B a u m eine begrenzte Beweglichkeit erhält. Die beiden schmalen Streichbretter bestehen aus einem Stück, vermutlich entsprechend 52 53

J . H . V o s s , a.a.O., Bd.III, nach S. 100. a.a.O., S . 312, Abb. 160.

P.LESER,

89

gewachsenes Holz. E i n Original dieses Pfluges befindet sich auch im M u s e u m f ü r V ö l k e r k u n d e in Basel, dort als Peloponnesischer P f l u g bezeichnet; bei L E S E R 5 4 ist eine Z e i c h n u n g d a v o n abgebildet. D e r gleiche P f l u g ist in unserer S a m m l u n g auch noch einmal als K l e i n m o d e l l v o r h a n d e n . Abb. 1 9 1 : Algerien Original • Signatur: Hs 127 • Inventar-Nr. A 41 • Alter Katalog Nr. 1655 • Nr. des Geräts: 1655 Bildarchiv-Nr. 512/62 D e r gleiche H a k e n wie Hs 1 2 3 (Kalabrien), hier aber mit der richtigen Schar. A u c h v o n diesem G e r ä t gibt LESER 5 5 eine Z e i c h n u n g nach einem Original im Baseler Museum f ü r V ö l k e r k u n d e . Derselbe P f l u g ist noch einmal als Kleinmodell vorhanden. Abb. 192: Krim, Alupka Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 128 • Inventar-Nr. A 484 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 154 Bildarchiv-Nr. 661/58 Wie bei dem v o r i g e n H a k e n sind auch hier Sohle und Sterze aus einem Stück, d e r B a u m ist am E n d e wieder zur Sohle h i n a b g e k r ü m m t wie bei dem griechischen H a k e n Hs 1 2 6 . D i e Schar ist etwas eigenartig gestaltet, indem die Tülle schon im v o r d e r e n Drittel des Blattes auf der Oberseite ansetzt. D i e beiden Hölzer beiderseits der Sohle sind so schmal, daß man sie kaum als Streichbrettansätze bezeichnen kann, doch hatten sie w o h l eine ähnliche Funktion. Die B e f e s t i g u n g der Griessäule im B a u m ist an unserem Modell, dessen V o r l a g e übrigens nicht zu ermitteln war, nicht ersichtlich. O b die oben nach dem Hohenheimer Inventar angegebene H e r k u n f t des Pfluges stimmt, ließ sich nicht mit Sicherheit nachprüfen, ist jedoch nicht unwahrscheinlich. Bei PETZHOLDT56 findet sich ein ganz ähnlicher H a k e n aus der Ukraine, allerdings ohne Streichbrettansätze, den auch L E S E R 5 ' korrekt wiedergibt, während P E I S K E R 5 8 und - ihm f o l g e n d - BRAUNGART 59 ihre Quelle sehr ungenau wiedergeben und aus dem G e r ä t einen H a k e n ohne Sohle machen. Abb. 193: Tirol, Nauders, «Feljauna» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 129 • Inventar-Nr. A 495 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 165 Bildarchiv-Nr. 661/28 D i e V o r l a g e dieses Modells w a r zwar nicht zu ermitteln, doch sind bei B R A U N GART 60 zwei ganz ähnliche Tiroler H a k e n abgebildet. D i e Sohle ist in das E n d e des Baumes eingezapft, der an unserem Modell wahrscheinlich zu kurz geraten ist, denn diese H a k e n waren im allgemeinen J o c h p f l ü g e . D i e Doppelsterze ist - wie in T i r o l häufig - in den gebogenen Teil des B a u m e s eingesetzt; die beiden schmalen, gerundeten Streichbretter sind zur V e r r i n g e r u n g der A b n u t z u n g mit Eisenblech beschlagen. D i e rätoromanische Bezeichnung «Feljauna» bedeutet «Nachpflüger», und hängt mit der schon früher erwähnten, besonders in G r a u b ü n d e n und im E n g a d i n 54

55 56 57

58 59 60

P . L E S E R , a.a.O., S.270, Abb. 1 1 5 . Ebenda, S.339, Abb. 188. A . P E T Z H O L D T , Reise im westlichen und südlichen europäischen Rußland, P . L E S E R , a.a.O., S.204, Abb.90. J.PEISKER, a.a.O., Abb.28. R.BRAUNGART, Urheimat, S . 6 3 ; A b b . 2 5 . R . B R A U N G A R T , Urheimat, S.74, A b b . 4 2 ; S.76, Abb.45.

90

S.

91, Abb. 16.

befolgten Praxis zusammen, den A c k e r zunächst mit einem streichbrettlosen V o r schneider («Furgun») aufzureißen und dann mit einem «Feljauna» die Furche zu ziehen. Abb. 194: Sardinien, Capo di Sassari Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 130 • Inventar-Nr. A 513 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 182 Bildarchiv-Nr. 521/30 Das Modell dieses vierseitigen Hakens, der vermutlich ein J o c h p f l u g gewesen ist, wurde wahrscheinlich nach der Zeichnung bei R A U 6 1 hergestellt, dessen Quelle die Reisebeschreibung de la M A R M O R A S gewesen ist. 62 Eigenartig ist an dieser K o n s t r u k tion das v o m Baumende zum Haupt hinabreichende Holz, das RAU f ü r Streichbretter hielt. D a diese jedoch, um wirksam zu sein, wenigstens etwas seitlich über die Sohle hinausreichen müßten, wird dieses Verbindungsstück eher den Z w e c k gehabt haben, dem Pflug, den übrigens auch B R A U N G A R T abbildet 63 , größere Stabilität zu verleihen. Abb. 195: Österreich, Steirischer Arl Modell 1 : 1 o • Signatur: Hs 1 3 1 • Inventar-Nr. A 48 5 - Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 15 5 Bildarchiv-Nr. 521/22 Dieser vierseitige Haken, zu dem wahrscheinlich ein Radvorgestell gehörte, ist mit zwei schmalen, leicht nach außen gebogenen Streichbrettern ausgerüstet, die ebenso wie bei dem griechischen Haken Hs 1 2 6 - aus einem Stück hergestellt sind und sich v o r n mit der Sohle zum Haupt vereinigen, das mit einer dachförmigen Schar versehen ist. D i e relativ breite Griessäule greift durch den Grindel, der durch einen Querbolzen am Ausweichen nach oben gehindert wird. D i e V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch bilden L E S E R 6 4 und B R A U N G A R T 6 5 ganz ähnliche Haken aus Steiermark und Kärnten ab, wobei beide R H A M M " als Quelle benutzen. Abb. 196: Böhmischer Haken, Prachiner «Nakolesnik» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 132 • Inventar-Nr. A 487 • Alter Katalog N r . - • Nr. des Geräts: 157 Bildarchiv-Nr. 658/5 Die Besonderheit dieser Konstruktion besteht einmal in der Form und A n b r i n g u n g des Grindels, der nach seiner starken K r ü m m u n g nicht in der Sohle endigt, sondern noch einmal entgegengesetzt umgebogen ist, dann fast parallel zur Sohle verläuft und mit dieser durch zwei Eisenstifte verbunden ist. Z u m anderen ist die Schar nicht - wie gewöhnlich - auf die Sohle aufgeschoben, sondern mit ihrem Schaft im Grindel verkeilt und dadurch schräg nach unten gerichtet. A n diesem Schaft sind zwei aus einem Stück gefertigte, eisenbeschlagene Streichbrettansätze angebracht. Die einfache, oben zur Handhabe umgebogene Sterze durchbohrt an unserem Modell den Grindel und sitzt in der Sohle; in der Zeichnung des G r a f e n M I C H N A 6 7 , auf die unser Modell letztlich zurückgeht, sitzt die Sterze jedoch nur im Grindel und durchbohrt ihn nicht. Die A n b r i n g u n g der Schar sowie der Streichbrettansätze war in Böhmen häufig anzutreffen. Das Gerät wurde übrigens mit Radvorgestell geS.45, A b b . 5 1 . Vovage en Sardaigne ... etc., 1839, Atlas I, Tafel 2, Abb.2. 63 R . B R A U N G A R T , Urheimat, S. 1 1 6 , Abb. 80. 64 P . L E S E R , a.a.O., S.296L, Abb. 139, 141. 66 R . B R A U N G A R T , Urheimat, S. i}6i., Abb. 109, 1 1 2 . 66 K.RHAMM, Ethnographische Beiträge zur germanisch-slawischen Altertumskunde, Bd. II/1, Tafel I, Abb. 1 o a, 13. 67 E M A N U E L G R A F M I C H N A , Böhmens Haus- und Landwirtschaftsgeräte, II. Bd.,Prag 1827, Tafel I, Abb. 1 , 2. 61

62

K . H . R A U , a.a.O.,

A.

D E LA M A R M O R A ,

91

A b b . 197

A b b . 198

fahren, das an unserem Modell fehlt. Die bei B R A U N G A R T 6 8 und P E I S K E R 6 9 wiedergegebenen Abbildungen dieses Hakens sind ziemlich undeutlich, eine sehr exakte Zeichnung aber findet sich bei L E S E R . 7 0 Abb. 197: Böhmen, Prachiner «Pluzice» Modell 1:1 o • Signatur: Hs 135- Inventar-Nr. A 486 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 15 6 Bildarchiv-Nr. 521/18 A u c h dieses Modell geht letztlich auf eine Zeichnung des Grafen M I C H N A zurück 7 1 , von dem sie P E I S K E R 7 2 und B R A U N G A R T 7 3 übernahmen. Schon M I C H N A hatte mit Recht auf die Ähnlichkeit dieses Geräts mit dem v o r i g e n hingewiesen. Der Grindel ist ähnlich geformt, liegt hier nur höher und ist in die Sterze eingesetzt, nicht u m g e k e h r t ; die Schar ist ebenfalls schräg nach unten geneigt und sitzt an einem besonderen, mit zwei Streichbrettansätzen versehenen Scharholz, das in dem gebogenen, v o n der Grindelkrümmung zum Sterzenfuß führenden Holz festgekeilt ist. Dieses eigenartige Holz, das L E S E R eine «gekniete Griessäule» nennt 7 4 , ist außer durch das Scharholz noch durch zwei Eisenstifte mit der Sohle verbunden. Hinsichtlich der Anbringung der Sterze ist an diesem Modell der gleiche Fehler unterlaufen wie bei dem v o r i g e n : die Sterze sitzt nicht in der Sohle, sondern in dem gebogenen Holz, daher fehlt am Modell auch der Eisenstift hinter der Sterze, der die Sohle mit diesem Holz verbindet. Die Länge des Grindels w ü r d e auf ein Radvorgestell deuten, die Bezeichnung «pluzice» jedoch auf einen Schwingpflug. Abb. 198: Böhmen, Berauner Radio Modell 1:10 • Signatur: Hs 134 • Inventar-Nr. A 474 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 144 Bildarchiv-Nr. 655/48 Ein vierseitiger Haken mit - hier fehlendem - Radvorgestell und einfacher Sterze mit Handhabe. Auch in diesem Falle ist die Schar schräg nach unten gerichtet und an einem besonderen Scharholz angebracht, das an der Griessäule befestigt ist. Zwei schmale, gebogene Streichbretter, durch drei Querhölzer gegeneinander abgestützt, sind in etwa gleicher Ebene mit dem Scharholz angebracht. Unser Modell geht auf eine Zeichnung M E H L E R S 7 5 zurück, die später P E I S K E R 7 6 , B R A U N G A R T 7 7 und L E S E R 7 8 wieder abgedruckt haben. Abb. 199: Schlesischer Haken, neuerer Konstruktion Modell etwa 1:8 • Signatur: Hs 135 • Inventar-Nr. A 141 • Alter Katalog Nr. 1570 Nr. des Geräts: 1570 und A 141 • Bildarchiv-Nr. 645/71 Die nach dem Hohenheimer Inventar wiedergegebene Bezeichnung ist mindestens irreführend, denn es handelt sich ganz offensichtlich um eine Variante des Vogtländer Hakens (Hs 108), der nach LESKE79 ja auch - wie hier - mit den gebogenen Streich6 8 R . B R A U N G A R T , Urheimat, S. 215, Abb. 178. J . P E I S K E R , a . a . O . , A b b . 13. P . L E S E R , a.a.O., 8.289, Abb. 134. 71 E.Graf M I C H N A , a . a . O . , I I , Tafel I I I . 72 J . P E I S K E R , a.a.O., Abb. 18-20. 7 3 R . B R A U N G A R T , Urheimat. S . 2 1 5 , Abb. 7 4 P . L E S E R , a.a.O., S.290. 69

70

75 76 77 78

79

179.

J.MEHLER, a.a.O., I, S. 104ff. und Tafel IX. J. P E I S K E R , a . a . O . , Abb.24-26. R . B R A U N G A R T , Urheimat, S.216, Abb. 181. P . L E S E R , a.a.O., S . 284, Abb. 128. N.G.LESKE, Reise durch Sachsen, 1785, S. 187 und Tafel 15. 93

brettern des Dresdener Hakens (H 56) v o r k a m . Daß dieses Gerät auch im benachbarten Schlesien vorgekommen sein mag, ist natürlich möglich, und insofern ist die obige Bezeichnung vielleicht nicht ganz falsch. Mit der «neueren Konstruktion» hingegen kann eigentlich nur die an den flandrischen Pflug erinnernde Schleifstelze gemeint sein, die hier an die Stelle des sonst verwendeten Radvorgestells getreten ist. Abb. 200: Schweden, Trädesstäk Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 136 • Inventar-Nr. A 497 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 167 Bildarchiv-Nr. 521/26 Das Modell dieses vierseitigen Hakens, bei dem Sohle, Hinterbaum und Sterze aus einem Stück hergestellt sind, geht auf eine Zeichnung bei RAU 80 zurück, dessen Quelle ein «im Heidelberger Modellcabinet aufbewahrtes altes Modell» gewesen sei. E i n ähnlicher schwedischer Haken, bei dem nur Sohle und Streichbretter etwas kürzer sind, befindet sich nach LESER 8 1 im Hamburger Museum für Völkerkunde. Abb. 201: Belgien Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 137 • Inventar-Nr. A 504 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts ¡ 1 7 3 Bildarchiv-Nr. 663/50 Sohle, Haupt und Doppelstreichbrett dieses vierseitigen Hakens sind aus einem Stück hergestellt, das vorn die dachförmige Schar trägt. Sterze und Griessäule sind in dieses massive Haupt-Streichbrettholz eingesetzt. D i e Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch dürfte es zu Beginn des 19. J h . ähnliche Pflüge in Belgien gegeben haben, vor allem in Süd-Brabant und im Hennegau, denn im Prinzip handelt es sich um den gleichen Hakentypus wie den folgenden, sicher belegten «Binot». Abb. 202: Belgien, «Binot» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 138 • Inventar-Nr. A 505 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 174 Bildarchiv-Nr. 519/61 Dieser vierseitige Haken mit seinen sehr breiten, gewölbten, mit Eisenblech beschlagenen Streichbrettern war nach G Ö R I Z 8 2 ZU Beginn des 19. J h . in Süd-Brabant, im Hennegau und im französischen Dept. du N o r d verbreitet. E r wurde im allgemeinen mit - hier fehlendem - Radvorgestell gefahren, doch gelegentlich auch mit einer Schleifstelze versehen. D e r Binot hatte meistens, wie hier, kein Sech, dafür war aber am vorderen E n d e der Streichbretter zwischen B a u m und Sohle eine messerartige K l i n g e eingelassen, die ähnlich wirkte. Nach GÖRIZ, dessen sehr exakte Zeichnung wohl als Vorlage f ü r unser Modell gedient hat, kam der Binot gelegentlich auch mit Sech vor. Abb. 203: Schweiz, Graubünden Modell 1 : 1 0 • Signatur: Hs 139 • Inventar-Nr. A 519 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 188 Bildarchiv-Nr. 659/49 E i n ähnliches Gerät wie Hs 73, nur mit zwei flügelartigen Streichbrettern und ohne eigentliche Schar; das Haupt ist nur mit einer eisernen Spitze versehen, um es dauerhafter zu machen. D i e V o r l a g e des Modells war nicht zu ermitteln, doch dürfte die Herkunftsbezeichnung richtig sein. Bei B R A U N G A R T 8 3 und H A U D R I C O U R T / DELAMARRE 84 sind derartige Haken abgebildet. S . 5 6 f . , Abb.63. S. 167, Abb.49. Über Flandrische und Brabanter Pflüge, Freiburg 1842, S. 3 f. und Tafel I,

80

K . H . R A U , a.a.O.,

81

P.LESER, a.a.O.,

82 W. G Ö R I Z , Abb. 5-7.

Urheimat, S. 77, Abb.47. 8.205, Abb.82, 83.

83

R.BRAUNGART,

84

HAUDRICOURT/DELAMARRE, a . a . O . ,

94

II. Zochen Die Zoche oder Socha ist ein eigenartiges Ackergerät, das sonst seinesgleichen nicht hat und daher gesondert betrachtet werden soll. Die Besonderheit dieser Pflüge, die nur in einem geographisch ziemlich deutlich zu umgrenzenden Gebiet Osteuropas v o r k o m m e n , besteht einmal in ihrer Doppelhäuptigkeit. Z u m anderen nehmen sie - v o n Z i und Z 1 0 abgesehen - funktionell eine Mittelstellung zwischen Haken und Beetpflügen ein, wobei die einen mehr zum Haken, die anderen mehr zum Beetpflug hin tendieren. D a s Verbreitungsgebiet der Z o c h e n reicht v o n Ostpreußen, Polen über das Baltikum, Finnland, N o r d - und Mittelrußland bis nach WestSibirien. Sie kommen in zwei Varianten v o r : mit langem J o c h b a u m und Doppelsterze oder mit der sogenannten Gabeldeichsel. Diese in der Pflugliteratur meist verwendete Bezeichnung ist eigentlich nicht ganz zutreffend, weil die beiden Holme zu kurz sind, um wirklich die Funktion einer Deichsel zu übernehmen, die ja in einer unmittelbaren L e n k u n g v o n Wagen, Karren oder in diesem Falle des Pfluges besteht. D i e relativ kurzen Gabelholme der Zochen dienen indessen nur zur Befestigung der Zugseile an ihrem vorderen E n d e , sodaß man vielleicht besser v o n einem Gabelbaum als von einer Gabeldeichsel sprechen sollte. Dennoch wird es zweckmäßiger sein, an der nun einmal eingebürgerten Benennung festzuhalten. Die erstgenannte Variante findet man in Ostpreußen, Polen und Weißrußland, die zweite in den übrigen, oben aufgezählten Gebieten. Abb. 204: Russische Socha Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 1 • Inventar-Nr. A 600 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 266 Bildarchiv-Nr. 509/62 Dieses Modell wurde vermutlich nach einer Zeichnung hergestellt, die bei L U D W I G RAU 1 wiedergegeben ist, der sich seinerseits auf eine ältere Reisebeschreibung stützte. Wir haben hier ein Beispiel der oben zuerst genannten Variante der Z o c h e n v o r uns. A n den bei unserem Modell etwas kurz geratenen B a u m , der vorn ein Doppeljoch trug, sind hinten zwei aufwärts gebogene Sterzen seitlich angesetzt. Dazwischen ist das schräg nach unten gerichtete Hauptholz befestigt, wegen seiner an eine zweizinkige Gabel erinnernden F o r m meist Gaffelholz genannt, das v o r n die beiden schmalen Zocheisen trägt und mit Hilfe einer gedrehten Schnur sowie zwei Eisenbändern am Grindel versteift ist. Funktionell gleicht das Gerät den unter H 1 bis H 63 abgehandelten H a k e n : es reißt den Boden nur auf und lockert ihn. Abb. 205: Weißrussische Socha Modell 1 :io • Signatur: Z 2 • Inventar-Nr. A 613 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 279 Bildarchiv-Nr. 509/70 Diese Socha unterscheidet sich v o n der vorigen v o r allem dadurch, daß das Gaffelholz nach rechts geneigt und mit zwei schmalen Streichbrettern versehen ist, und daß die Zocheisen durch zwei regelrechte, in stumpfem Winkel zueinander stehende Schare ersetzt sind. Dadurch wird der B o d e n nicht nur aufgebrochen, sondern zugleich nach rechts g e w o r f e n und gewendet, wenn auch nicht in so vollkommener Weise wie bei den mit einem gewundenen Streichblech ausgerüsteten Beetpflügen, 1 L . R A U , Abhandlung über die Zochen und Betrachtungen über die Entstehung der Pflüge überhaupt. In: Annalen der Landw. in den Kgl. Preuß. Staaten, 19. J g . , 1861, S.331. L . R A U war übrigens von 1854-1863 Professor und von 1872-1882 außerdem Direktor in Hohenheim. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß er selbst die Herstellung einiger der folgenden Modelle nach seinen Zeichnungen veranlaßt hat.

95

Abb. 199

A b b . 200

Abb. 201

Abb. 202

Abb. 203

Abb. 204

Abb. 205

A b b . 206

sicherlich aber nicht viel schlechter als mit den alten deutschen Landpflügen. D i e übrigen Unterschiede zu dem vorigen Modell sind weniger wesentlich: Baum und Sterzen bestehen aus einem Stück; nach der Zeichnung, auf die unser Modell zurückgeht 2 , wurde entsprechend gewachsenes Holz verwendet. D i e linke Sterze ist noch durch ein besonderes Holz, dessen oberes E n d e als Handgriff ausgebildet ist, gegen den Baum abgestützt, wobei die Befestigung dieses Holzes an der Sterze sowohl in der Zeichnung als auch an unserem Modell nicht deutlich erkennbar ist. D a s Gaffelholz ist hier nicht, wie bei der vorigen Socha, zwischen den Sterzen, sondern unter dem Baum angebracht; außerdem gehörte zu diesem Pflug ein Radvorgestell, das bei unserem Modell fehlt. P E T Z H O L D T hatte diese Socha zwischen Gorodnja und Tschernigow beobachtet, also im nördlichsten Teil der Ukraine. Dennoch ist die oben nach dem Hohenheimer Inventar wiedergegebene Bezeichnung richtig, denn diese Socha ist f ü r die Ukraine nicht typisch, sie kam allenfalls in den nördlichsten, an Weißrußland angrenzenden Gebieten v o r . Abb. 206: Polnische Socha mit Doppeljoch Modell 1 : 6 • Signatur: Z 3 • Inventar-Nr. A 146 • Alter Katalog Nr. 1197 Nr. des Geräts: 1197 und A 146 • Bildarchiv-Nr. 639/55 E i n ganz ähnliches Gerät wie das vorige, nur sind an die Stelle der Schare wieder zwei schmale Zocheisen getreten. Das Modell ist wahrscheinlich nach L . RAU hergestellt 3 , dessen Zeichnung jedoch sehr undeutlich ist, so daß sich der Modellbauer mehr an den erläuternden Text halten mußte. Die Sterzen sind nicht etwa abgebrochen, sondern sie entsprechen in dieser Form genau der Z e i c h n u n g ; sie waren in Wirklichkeit sicherlich länger, ähnlich wie bei Z 1 und Z 2. Diese Socha war in Polen noch in jüngster Vergangenheit im Gebrauch. 4 D e r gleiche Pflug ist noch als Modell 1 : 1 0 vorhanden. Abb. 207: Ostpreußische Zoche Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 4 • Inventar-Nr. A 614 • Alter Katalog Nr. 613 Nr. des Geräts: 280 • Bildarchiv-Nr. 525/47 Das Gerät entspricht ziemlich genau der weißrussischen Socha Z 2, nur daß hier die Streichbretter durch schmale Streichbleche ersetzt sind. Für Baum und Sterzen verwendete man, wie schon oben erwähnt, entsprechend gewachsenes Holz. 5 Das gilt überhaupt ganz allgemein f ü r den frühen Pflugbau, ehe sich die Technik seiner bemächtigte; und in den Gebieten der E r d e , w o man noch heute einfache, hölzerne Haken verwendet, wird man nicht anders verfahren und nach Möglichkeit gewachsenes Holz verwenden. Man spart dadurch nicht nur die mühevolle Bearbeitung, sondern die Festigkeit ist größer, als wenn zwei Teile durch Bolzen, Keile oder Bandagen zusammengehalten werden müssen. - D a s Gaffelholz ist ebenso wie bei Z 2 von unten schräg in den B a u m eingezapft, und eine eiserne Kette, die durch Keile gespannt wird, verstärkt die Verbindung von B a u m und Gaffelholz. Die rechte Sterze trägt eine kurze, auswärts gerichtete Handhabe, während die linke ein stark gebogener Bügel, dessen oberes E n d e zugleich als linke Handhabe dient, mit dem Baum verbindet. I m Gegensatz zu Z 2 handelt es sich hier um einen J o c h p f l u g . Nach 2 A . P E T Z H O L D T , Reise im westlichen und südlichen europäischen Rußland 1855, Leipzig 1864, S.68, Abb. 1 2 ; wieder abgedruckt bei R.BRAUNGART, Urheimat, S. 190, Abb. 1 6 1 ; P . L E S E R , a . a . O . , S. 1 9 9 F . , Abb.84. 3 L. RAU, Abhandlung über die Zochen, S. 336. 4 E . F R A N K O W S K I , Hakenpflüge in Polen, Posen 1929, S. 6 f. 5 L. RAU, Zochen S. 338, führt als Nachteil dieser Zoche unter anderem an: «die Seltenheit der Zochbäume mit den Sterzen».

7

Klein,

Pflüge

97

G Ö R I Z 6 ist 1 8 4 1 dem Hohenheimer Institut v o n einem Studenten aus K ö n i g s b e r g ein Modell dieser Z o c h e geschenkt w o r d e n , mit dem das oben abgebildete M o d e l l jedoch wahrscheinlich nicht identisch ist. D i e A u s f ü h r u n g des Modells läßt eher darauf schließen, daß es in der Hohenheimer A c k e r g e r ä t e f a b r i k hergestellt w u r d e , entweder nach dem (verlorenen) O r i g i n a l m o d e l l , oder nach der Z e i c h n u n g bei R A U 7 , der außerdem dazu sehr genaue E r l ä u t e r u n g e n gibt. RAU w a r übrigens der A n s i c h t , daß diese Z o c h e an Arbeitsqualität «mit den verbesserten L a n d p f l ü g e n mit g e w u n d e n e m Streichbrett auf gleicher Stufe» stand, sie aber an Wohlfeilheit übertraf. A u c h T H A E R hatte sich über die ostpreußische Z o c h e anerkennend geäußert 8 und eine A b b i l d u n g d a v o n in seinen M ö g l i n e r Annalen gebracht 9 , die B R A U N G A R T wieder abdruckte. 1 0

Abb. 208: Livländer Haken Modell etwa 1 : 4 • Signatur: Z 5 • Inventar-Nr. A 144 • Alter Katalog Nr. 298a N r des Geräts: A 144 und 298a • Bildarchiv-Nr. 516/40 Mit diesem G e r ä t haben wir die andere Variante der Z o c h e n v o r uns, mit G a b e l deichsel, daher v o n R A N K 1 1 auch G a b e l p f l u g genannt. D i e beiden H o l m e der Deichsel werden durch zwei Querhölzer zusammengehalten, v o n denen das hintere seitlich über die H o l m e hinausreicht und zugleich die H a n d h a b e n bildet. D a s breite G a f f e l holz mit den beiden langen, spitzen, ziemlich weit auseinander liegenden Z o c h e i s e n ist nur mit Stricken am hinteren V e r b i n d u n g s s t ü c k der Deichsel befestigt und weiter v o r n mit Stricken verspannt, w o b e i das unter den H o l m e n befindliche Q u e r h o l z als Widerlager dient. D o r t ist ferner eine Schaufel b e w e g l i c h angebracht, die abwechselnd auf das linke oder rechte Z o c h e i s e n gesetzt w u r d e , je nachdem o b die E r d e nach rechts oder links fallen sollte. E i n solcher k e h r p f l u g a r t i g e r E f f e k t dürfte indessen mit einem so schmalen Schaufelblatt nur sehr u n v o l l k o m m e n erreicht w o r d e n sein, doch waren die Schaufelblätter - wie Z 1 2 oder Z 13 zeigen - o f t auch breiter ausgebildet. Z u m W e n d e n des B o d e n s waren jedoch auch diese breiteren Schaufeln kaum geeignet, so daß K . H . R A U entschieden zu weit geht, w e n n er sie schon als Streichbretter bezeichnet. 1 2 Allenfalls könnte man sie mit L . RAU, dessen Z e i c h n u n g 1 3 14 15 L E S E R wieder a b d r u c k t , «embryonale Streichbretter» n e n n e n . U n s e r Modell stammt v o n einem Hohenheimer Studenten aus R i g a , der es auf seinem G u t hatte anfertigen lassen und es 1 8 3 3 der H o h e n h e i m e r S a m m l u n g schenkte. 1 6 Diese L i v l ä n d e r Socha war übrigens bis in die jüngste V e r g a n g e n h e i t das in den baltischen L ä n d e r n allgemein gebräuchliche A c k e r g e r ä t . 1 7 Dasselbe G e r ä t ist noch dreimal als Modell verschiedenen Maßstabs in unserer S a m m l u n g v o r h a n d e n . Abb. 209: Ostpreußische Stagutte Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 6 • Inventar-Nr. A 605 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 271 Bildarchiv-Nr. 523/39 0

7 8 9 1(1

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 15 f.

L.RAU, Abhandlung über die Zochen, S. 337. A.THAER, Grundsätze der rationellen Landwirtschaft, 3.Bd., Berlin 1 8 1 0 , S . 4 i f . Mögliner Annalen, 1. Supplementband, 1820. R.BRAUNGART, Urheimat, S. 1 6 1 , A b b . 1 5 5 .

11

G.RÄNK, Die Hakenpflüge Estlands. In: Suomen Museo, Bd.62, 1955, S.7.

12

K . H . R A U , a . a . O . , S. 36.

13

L.RAU, Abhandlung über die Zochen, S. 333.

14

P . L E S E R , a . a . O . , S. 1 9 3 , A b b . 7 5 .

15

L . R A U , a . a . O . , S. 332.

16

17

K . G Ö R I Z , a . a . O , S. 32.

G.RätUK, a.a.O., S.6ff. 98

Diese vorigen deichsel Vorlage

in der G e g e n d v o n Memel beheimatete Z o c h c unterscheidet sich v o n der nur dadurch, daß das G a f f e l h o l z aus zwei Teilen besteht, die an der G a b e l im Prinzip ebenso wie beim L i v l ä n d e r H a k e n befestigt sind. N a c h welcher unser M o d e l l gearbeitet w u r d e , war nicht zu ermitteln. D i e A b b i l d u n g 18 19 T H A E R S in den M ö g l i n e r A n n a l e n , die B R A U N G A R T wieder a b d r u c k t , weicht v o n unserem Modell a b : sie entspricht mehr unserem nächsten Modell Z 7. Abb. 210: Livländer Haken Modell etwa 1 : 8 • Signatur: Z 7 • Inventar-Nr. A 144a • Alter Katalog Nr. 298b Nr. des Geräts: A 144a und 298b • Bildarchiv-Nr. 645/57

I m Unterschied zu dem oben schon besprochenen L i v l ä n d e r Haken ( Z 5) ist hier das Gaffelholz schmaler, die beiden Haupthölzer liegen daher näher beieinander. V o r allem aber sind an die Stelle der Z o c h e i s e n zwei regelrechte Schare getreten, die überdies etwas k o n k a v g e w ö l b t sind, w o d u r c h ein besseres A u f b r e c h e n des B o d e n s erreicht w u r d e als mit den schmalen, weiter auseinander liegenden Zocheisen. U n s e r Modell stammt nach G Ö R I Z 2 0 v o n einem L i v l ä n d e r L a n d w i r t , der es 1838 dem H o h e n heimer Institut überließ. D e r gleiche P f l u g befindet sich noch einmal als Modell 1 : 1 0 in unserer S a m m l u n g . D o r t sind lediglich die beiden Schare nicht g e w ö l b t , d a f ü r aber im s t u m p f e n Winkel zueinander gestellt. Bei Z o c h e n mit nahe beieinander liegenden, scharähnlichen Z o c h e i s e n konnte der P f l ü g e r überdies durch Schräghalten des Geräts nach rechts oder links einen beetpflugähnlichen E f f e k t erzielen. Abb. 2 1 1 : Litauische Zoche Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 8 • Inventar-Nr. A 606 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 272 Bildarchiv-Nr. 662/35 D a s gleiche G e r ä t wie das v o r i g e , nur ist das G a f f e l h o l z schmaler, etwas länger und hat einen griffartigen Fortsatz. D i e beiden Schare sind kleiner und etwas anders geformt. Abb. 2 1 2 : Kurländer Haken Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 9 • Inventar-Nr. A 604 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 270 Bildarchiv-Nr. 662/5 Diese «Curische Zoche», wie L U D W I G R A U das G e r ä t nannte 2 1 , unterscheidet sich v o n dem v o r i g e n G e r ä t dadurch, daß jetzt wieder - wie bei Z 5 - schmale Zocheisen angebracht s i n d ; auch sind die Handhaben kürzer und mit G r i f f l ö c h e r n versehen, wie sie nur selten v o r k o m m e n . Abb. 2 1 3 : Finnische Socha Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 10 • Inventar-Nr. A 602 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 268 Bildarchiv-Nr. 662/23 A b w e i c h e n d v o n den bisher betrachteten Geräten ist bei dieser und allen noch f o l g e n d e n Z o c h e n (außer Z 16) das G a f f e l h o l z mit dem G r i f f h o l z fest v e r b u n d e n , doch bei dieser und der nächsten Socha ist das bei dieser B e f e s t i g u n g s a r t nicht mehr als Widerlager n o t w e n d i g e Q u e r h o l z noch v o r h a n d e n . Diese finnische A b a r t der Z o c h e n hat i m Unterschied zu den baltischen Z o c h e n ein gebogenes Gaffelholz, wie es die russischen Varianten meist a u f w e i s e n . D i e F o r m und Stellung der Schare entspricht d a g e g e n genau der Litauischen Socha Z 8, doch fehlt hier die Schaufel, 18 19 20

21

Mögliner Annalen, 1. Supplementband, 1820, Tafel 2. R.BRAUNGART, Urheimat, S. 160, Abb. 153. K . GÖRIZ, a . a . O . , S. 32.

L.RAU, Abhandlung über die Zochen, S. 333. 99

Abb. 207

Abb. 208

Abb. 209

Abb. 210

Abb. 2 1 1

A b b . 212

Abb. 213

Abb. 214

100

w a s kein Fehler unseres Modells ist, sondern in Finnland offenbar v o r k a m . R A U 2 2 und LESER 2 3 bilden eine solche finnische Z o c h e ab, w ä h r e n d LASTEYRIE 2 4 eine finnische S o c h a mit Schaufel wiedergibt, die er irrigerweise als Sech deutet und daher auch unkorrekt zeichnet. Bei PEISKER 2 5 und BRAUNGART 26 , deren Z e i c h n u n g e n auf A . BERCH 27 zurückgehen, ist nicht deutlich zu erkennen, o b das G e r ä t eine Schaufel hatte oder nicht. U n s e r M o d e l l ist wahrscheinlich nach RAU hergestellt w o r d e n , in dessen Z e i c h n u n g die Schare z w a r nicht klar zu erkennen s i n d ; doch sind sie d a f ü r im erläuternden T e x t sehr exakt beschrieben. Abb. 2 1 4 : Russische Socha M odell 1 : 1 o • Signatur: Z 1 1 • Inventar-Nr. A 608 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 274 Bildarchiv-Nr. 657/22 Dieser P f l u g unterscheidet sich nur w e n i g v o n dem v o r i g e n : das g e b o g e n e Gaffelholz ist breiter, sein Ausschnitt k ü r z e r ; F o r m und Stellung der Schare sind fast gleich, doch ist hier wieder die charakteristische, in diesem Falle ganz aus H o l z gearbeitete Schaufel angebracht. E i n e A b b i l d u n g dieser Socha, jedoch mit etwas anders g e f o r m t e r Schar, findet sich bei L . RAU. 2 8 D i e V o r l a g e unseres Modells w a r nicht zu ermitteln. Abb. 2 1 5 : Sibirische Socha Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 12 • Inventar-Nr. A 609 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 275 Bildarchiv-Nr. 509/64 I m Unterschied zu der v o r i g e n Socha hat hier das gleichfalls g e b o g e n e Gaffelholz v o r n nur einen schmalen, kurzen Einschnitt, gerade breit und lang g e n u g , um die beiden Schare anzubringen. V o r allem aber sind die beiden Schare verschieden gef o r m t : die linke ist etwas breiter und länger, schließt seitlich mit der K a n t e des Gaffelholzes ab und endigt v o r n in einer schrägen Schneide. D i e rechte Schar ist ähnlich w i e bei Z 1 1 g e f o r m t , auch etwas a u f w ä r t s g e b o g e n , was bei der linken nicht der Fall ist. Diese verschiedene F o r m der Schare s o w i e zwei an der rechten Seite angebrachte an unserem M o d e l l fehlende - Brettchen sollten dem G e r ä t eine beetpflugähnliche F u n k t i o n verleihen. W . REIDEMEISTER 29 , dessen Z e i c h n u n g vermutlich als V o r l a g e gedient hat, und dessen erläuternden T e x t auch RAU wieder abdruckt 3 0 , behauptete s o g a r , daß dieser P f l u g die E r d e «ganz v o l l k o m m e n umgewendet» hätte, w a s sicherlich übertrieben ist. A u s R E I D E M E I S T E R S Z e i c h n u n g ist übrigens nicht klar erkennbar, wie diese Streichbrettchen eigentlich angebracht w a r e n , vielleicht fehlen sie deshalb an unserem Modell. D i e Schaufel hat in diesem Falle nach R E I D E M E I S T E R nur dazu gedient, «die etwa bei feuchter Witterung an die Streichbretter anklebende E r d e v o n denselben zu streichen». Dieser D e u t u n g widerspricht jedoch L a g e und B e f e s t i g u n g der Schaufel.

22

Abb. 216: Wolhynische Zoche Modell 1 : 6 • Signatur: Z 13 • Inventar-Nr. A 143 • Alter Katalog Nr. 787 Nr. des Geräts: A 143 und 787 • Bildarchiv-Nr. 648/69 Ebenda, S. 331 f.

23

P . L E S E R , a . a . O . , nach S. 1 7 6 , T a f e l V I I I ,

24

L A S T E Y R I E , a . a . O . , S. 5 f. u n d T a f e l I V , A b b . 2 9 .

25

J.PEISKER, a.a.O., A b b . 3 .

26

R. BRAUNGART, Urheimat, S . 9 5 , A b b . 51.

27

Abb.a.

A . BERCH, Methodus investigandi origines gentium, ope instrumentorum ruralium. N o v a acta regiae societatis scientiarum Upsaliensis, vol. I, 1773, Abb.4. 28 L.RAU, Abhandlung über die Zochen, S. 334. 29 W.REIDEMEISTER, Die sibirische Socha. In: Mitteilungen der Kaiserl. freien ökonomischen Gesellschaft zu St. Petersburg, J g . 1856, Heft 6, S.413 f. und Tafel X . 30 L . R A U , Abhandlung über die Zochen, S. 334.

101

Mehr noch als bei dem vorigen G e r ä t war es bei der K o n s t r u k t i o n dieser Z o c h e auf eine beetpflugähnliche Funktion abgesehen, w i e sie ja auch die Z o c h e n Z 2 bis Z 4 aufwiesen. D a s Gaffelholz ist hier ungleich lang, die beiden Schare sind so abgeschrägt und nach v o r n verbreitert, daß ihre Schneiden eine nur w e n i g unterbrochene K a n t e bilden. A n die Stelle der beweglichen Schaufel ist ein als Sech wirkendes E i s e n getreten, dessen langer Schaft in der nun starren V e r b i n d u n g zwischen Gaffelholz und Gabeldeichsel, also einer A r t Griessäule, befestigt ist, die nur noch bei der «Kosula» ( Z 1 5 ) auftritt, bei den Z o c h e n sonst fehlt. D i e A b b i l d u n g läßt überdies erkennen, daß bei einer gleichmäßig tiefen Furchensohle die Z o c h e nach rechts geneigt geführt werden mußte, w o d u r c h die beetpflugähnliche Arbeit des Geräts noch unterstützt wurde. Diese Z o c h e hatte also die A u f g a b e , den B o d e n nicht nur aufzubrechen, sondern auch nach rechts u m z u w e n d e n , weshalb L . RAU diesen Pflug mit einer gewissen Berechtigung als «Beet-Zoche» bezeichnete. 3 1 Unser Modell w u r d e in der Hohenheimer Ackergerätefabrik nach einem anderen Modell hergestellt, das ein Hohenheimer Student aus M ö g l i n mitgebracht hatte. 3 2 D e r gleiche Pflug ist noch einmal als Kleinmodell 1 : 1 0 v o r h a n d e n ; ob es das erwähnte, aus M ö g l i n mitgebrachte Modell ist, ist nicht zu entscheiden.

Abb. 217: Russische Socha aus dem Gouvernement Wjatka Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 14 • Inventar-Nr. A 610 • A l t e r K a t a l o g N r . - • N r . des Geräts : 276 Bildarchiv-Nr. 662/65 A u c h bei dieser Socha finden sich Konstruktionselemente, die ein W e n d e n des Bodens bewirken sollten, wie es noch ausgeprägter bei der sog. K o s u l a ( Z 1 5 , Z 1 6 ) der Fall ist. D i e linke Schar ist seitlich abgewinkelt, so daß das aufwärts gebogene Stück der Schaufel als Widerlager dienen k a n n ; als Sech dagegen konnte es, w i e L E S E R meint 3 3 , kaum dienen. D i e Schaufel ist nicht mehr beweglich, sondern so befestigt, daß sie beständig auf der linken Schar aufliegt und zusammen mit dem rechts am Gaffelholz angebrachten Streichbrett das angestrebte W e n d e n des Bodens bewirken konnte, wenngleich in nur unvollkommener Weise. Unser Modell ist vermutlich nach den Z e i c h n u n g e n PETZHOLDTS 34 gearbeitet, die bei L E S E R 3 5 wieder abgedruckt sind.

Abb. 218: Rußland, «Kosula» von Kostroma Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 15 • Inventar-Nr. A 521 . A l t e r K a t a l o g N r . - • N r . des G e r ä t s : 190 B i l d a r c h i v - N r . 510/23 Im Gegensatz zu allen anderen Z o c h e n besitzt die K o s u l a - H e r k u n f t und Bedeutung dieser Bezeichnung sind unklar - 3 6 kein doppeltes H a u p t und demzufolge auch keine zwei Schare. D i e K o n s t r u k t i o n v o n Schar und Streichbrett sowie die H i n z u f ü g u n g eines Sechs verleihen dieser G r e n z f o r m der Z o c h e n eine Arbeitsweise, welche derjenigen der Beetpflüge am nächsten k o m m t . D a s lang geschäftete Sech ist in der gleichen W e i s e befestigt, wie bei der W o l h y n i s c h e n Z o c h e ( Z 1 3 ) . D e r rechte H o l m der Gabeldeichsel ist ebenso w i e bei dem v o r i g e n Pflug auswärts gebogen, damit das Z u g t i e r bei der A r b e i t stets in der F u r c h e gehen konnte. E s liegt nahe, in der K o s u l a eine F o r t e n t w i c k l u n g der Socha, speziell etwa der wolhynischen Variante, 31

E b e n d a , S. 336. K.GÖRIZ, a . a . O . , S . 3 4 . 33 P.LESER, a . a . O . , S. 177. 34 A.PETZHOLDT, Beiträge zur Kenntnis des Inneren v o n Rußland, Leipzig 1 8 5 1 , S. i o o f f . , Abb. 16-19. 35 P.LESER, a . a . O . , S.I78F., A b b . 5 5 - 5 8 . 3(i Ebenda, S. 1 8 1 . 32

102

zu erblicken, wie es ZELENIN beispielsweise auch behauptet hat 3 7 , aber mit v ö l l i g e r Sicherheit lassen sich derartige A u s s a g e n trotz aller Ähnlichkeit und Wahrscheinlichkeit nicht machen. U n s e r M o d e l l geht vermutlich gleichfalls auf PETZHOLDT z u r ü c k 3 8 , dessen A b b i l d u n g auch BRAUNGART 39 und LESER 4 0 w i e d e r g e b e n , doch weicht unser Modell etwas v o n der V o r l a g e ab. Abb. 219: Rußland, «Kosula» von Jaroslaw Modell 1 : 1 0 • Signatur: Z 16 • Inventar-Nr. A 520 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 189 Bildarchiv-Nr. 659/51 Hinsichtlich ihrer A r b e i t s w e i s e unterscheidet sich diese K o s u l a in keiner Weise v o n der v o r i g e n , nur sitzt hier die Gabeldeichsel nicht mehr in H ö h e der H a n d h a b e n ; ihre beiden H o l m e laufen hinten zusammen und sind etwa in der Mitte des g e b o g e n e n Hauptholzes eingesetzt. D i e F u n k t i o n der Griessäule übernimmt hier das g e b o g e n e Holz oberhalb der Gabeldeichsel, in w e l c h e m der durch den linken H o l m der G a b e l deichsel gehende S c h a f t des Sechs befestigt ist. U n s e r M o d e l l ist wahrscheinlich nach RAUS Z e i c h n u n g 4 1 hergestellt w o r d e n , die auch bei LESER 4 2 und BRAUNGART 43 abgedruckt ist, d o c h beruft sich B r a u n g a r t fälschlich auf PETZHOLDT. D i e F o r m des Streichbretts weicht ein w e n i g v o n der V o r l a g e ab.

I I I . Ostasiatische Streichbrettpflüge W e n n die f o l g e n d e n zehn Modelle ostasiatischer Streichbrettpflüge nicht in die G r u p p e der B e e t p f l ü g e eingereiht w u r d e n , so deshalb, weil ihre F u n k t i o n sich offenbar v o n der unserer europäischen B e e t p f l ü g e unterscheidet. D a s gilt v o r allem f ü r die chinesisch - hinterindische Variante dieser P f l ü g e (Os 1 bis Os 8), deren Streichbretter b z w . -bleche nicht nur sehr klein, sondern zudem statt seitwärts nach o b e n gerichtet sind. D i e malayisch-indonesischen P f l ü g e dieser A r t besitzen zwar ein seitlich angebrachtes, teilweise sogar - wie Os 9 zeigt - etwas s c h r a u b e n f ö r m i g gewundenes Streichbrett, doch sind diese Streichbretter wesentlich kleiner als bei den europäischen B e e t p f l ü g e n , so daß man mit ihnen ein W e n d e n des B o d e n s in der bei uns g e w o h n t e n Weise sicher nicht erreichen kann. D i e ostasiatischen P f l ü g e sind eben f ü r die besonderen B e d ü r f n i s s e der Reiskultur eingerichtet, die eine andere B o d e n b e a r b e i t u n g verlangt. Abb. 220: China, Tschangli Modell 1 : 1 0 • Signatur: Os 1 • Inver.tar-Nr. A 5 16 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 185 Bildarchiv-Nr. 647/20 Dieser S c h w i n g p f l u g ist ähnlich konstruiert w i e die unter H 51 und H 5 2 abgebildeten chinesischen H a k e n : ein kurzer, g e b o g e n e r B a u m ist in den S - f ö r m i g e n Haupt-Sterze-Teil eingesetzt; beide verbindet eine Griessäule. D o c h w ä h r e n d die 37 38

D . ZELENIN, R u s s . V o l k s k u n d e , L e i p z i g 1 9 2 7 , S . 2 1 . A.PETZHOLDT, a . a . O . , S. 1 0 5 , A b b . 2 0 .

39

R . B R A U N G A R T , U r h e i m a t , S. 192, A b b . 1 6 4 a .

40

P . L E S E R , a . a . O . , S. 180, A b b . 5 9 .

41

L . R A U , A b h a n d l u n g ü b e r die Z o c h e n , S. 339.

42

P . L E S E R , a . a . O . , S. 180, A b b . 6 0 .

43

R . B R A U N C A R T , Urheimat. S. 1 9 2 , A b b . i 6 4 b - d .

103

A b b . 215

Abb. 216

Abb. 217

Abb. 2i8

Abb. 219

Abb. 220

Abb. 221

Abb. 222

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beiden erwähnten Haken mit Scharen ausgerüstet waren, ist hier das Haupt nur mit Eisen beschlagen. Dafür ist aber vor der Griessäule ein konvex gewölbtes, aufwärts gebogenes Streichblech angebracht, das zum besseren Aufbrechen und Lockern des Bodens diente. Eine Zeichnung dieses Pfluges findet sich bei LESER1, der sich dabei auf eine ältere Arbeit stützt 2 und als Herkunft des Geräts die Provinz Fo-kien angibt. Den im Hohenheimer Inventar angegebenen Ort Tschang-li habe ich nicht auffinden können, wohl aber einen Ort namens Tschang-lo in der Provinz Fo-kien, der vielleicht gemeint ist. Abb. 2 2 1 : China, «Pflug der Hakka» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Os 2 • Inventar-Nr. A 544 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 2 1 1 Bildarchiv-Nr. 665/30

Dieser Pflug unterscheidet sich von dem vorigen nur dadurch, daß das Streichbrett konkav gewölbt und kleiner ist, und daß das Haupt mit einer - freilich kaum seitlich über das Haupt hinausragenden - Schar ausgerüstet ist. Ebenso wie bei dem vorigen Modell ließ sich die Vorlage nicht mit Sicherheit ermitteln. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß es sich überhaupt um ein und denselben Pflug handelt, und die Abweichungen nur darauf zurückzuführen sind, daß verschiedene, nicht genau übereinstimmende Quellen als Vorlage gedient haben. Diese Vermutung gewinnt noch an Wahrscheinlichkeit dadurch, daß der Pflug obiger Bezeichnung zufolge aus der gleichen Gegend stammen soll, denn die Hakka sind ein südchinesischer Volksstamm, der in Fokien, Kwangtung und Kiangsi beheimatet ist. Abb. 222: China Modell etwa 1 : 6 • Signatur: Os 3 • Inventar-Nr. A 259 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 259 • Bildarchiv-Nr. 644/44

Ein mit dem vorigen offenbar identisches Gerät, nur ist hier das Streichbrett durch ein ebenso geformtes und in der gleichen Weise angebrachtes Streich blech ersetzt. Die etwas rohe und wenig elegante - eben deshalb aber wahrscheinlich realistischere Ausführung dieses Modells läßt erkennen, daß es sicher nicht in der Hohenheimer Werkstätte angefertigt worden ist, sondern auf andere Weise in die Sammlung gelangt sein muß. Abb. 223: China, Kiangsi Modell 1 : 1 0 • Signatur: Os 4 • Inventar-Nr. A 545 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 2 1 2 Bildarchiv-Nr. 665/36

Dieser ebenfalls südchinesische Schwingpflug unterscheidet sich von den vorigen Geräten formal dadurch, daß der Haupt-Sterzen-Teil jetzt aus zwei, fast senkrecht zueinander stehenden Teilen besteht, wodurch die in Ostasien sehr häufig vorkommende vierseitige Form entsteht. Funktional besteht ebenfalls ein, wenngleich geringfügiger, Unterschied: das gegen die Griessäule abgestützte Streichbrett ist leicht nach rechts gerichtet, so daß der Boden ein wenig seitwärts geworfen wird. Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch bildet L E S E R einen solchen Pflug - mit fehlendem Streichbrett - ab3, der sich im Ethnographischen Museum zu P.LESER, a . a . O . , S . 4 0 1 , A b b . 2 5 0 . I.HEDDE, Description de l'agriculture et du tissage en Chine, Paris 1850. (deutsch: D e r Ackerbau in China, Leipzig 1853). 3 P.LESER, a . a . O . , S.387, A b b . 2 3 7 . 1 2

105

Leiden befinden soll, jedenfalls zur Zeit der A b f a s s u n g v o n 30 J a h r e n , sich dort befunden hat.

LESERS

W e r k , also v o r

Abb. 224: Ostindien, Malakka Modell 1 : 1 o • Signatur: Os 5 • Inventar-Nr. A 547 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 2 1 4 Bildarchiv-Nr. 522/44 A u c h bei diesem P f l u g ist das Streichbrett leicht seitwärts, in diesem Falle nach links, gerichtet und außerdem etwas g e w u n d e n gestaltet. D i e Sohle mit dem eisenbeschlagenen Haupt und das Streichbrett sind aus einem Stück hergestellt. Die o b e r halb des Baumes S - f ö r m i g g e s c h w u n g e n e Sterze ist nicht am E n d e der Sohle, sondern unmittelbar hinter dem Streichbrett in die Sohle eingelassen, eine K o n s t r u k t i o n , die man in Hinterindien und Indonesien öfter findet.4 A u c h dies ein S c h w i n g p f l u g , dessen v o r n stark aufwärts g e s c h w u n g e n e r B a u m im unteren, sehr kräftigen Teil der Sterze verkeilt ist. D e r P f l u g war auf der L o n d o n e r Weltausstellung v o n 1 8 5 1 ausgestellt w o r d e n ; K . H. RAU erwähnt ihn in seinem Bericht über die Ausstellung und f ü g t eine Z e i c h n u n g bei 5 , nach der unser Modell vielleicht hergestellt w o r d e n ist.

Abb. 225 : Siam Modell 1 : 1 0 • Signatur: Os 6 • Inventar-Nr. A 542 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 209 Bildarchiv-Nr. 665/62 Wie bei dem v o r i g e n P f l u g ist auch bei diesem, aus dem benachbarten Siam stammenden G e r ä t die Sterze nicht am E n d e , sondern in die Mitte der Sohle eingesetzt und darin festgekeilt. Sohle und Streichbrett sind auch hier aus einem Stück hergestellt, doch ist das kleine Streichbrett nicht g e w u n d e n , auch nicht seitwärts geneigt, sondern nur aufwärts g e b o g e n , wie bei Os 2. Z u d e m ist hier das Haupt nicht nur eisenbeschlagen, sondern mit einer Schar ausgerüstet. Wir haben wieder einen S c h w i n g p f l u g v o r uns mit dem f ü r die ostasiatischen Pflüge charakteristischen, geschwungenen G r i n d e l , der im unteren Sterzenteil verkeilt ist. D i e V o r l a g e unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch bildet L E S E R einen siamesischen P f l u g aus dem B r e m e r Museum f ü r Natur-, V ö l k e r - und Handelskunde ab 6 , der unserem Modell v ö l l i g gleicht. Abb. 226: Siam Modell 1 : 1 0 • Signatur: Os 7 • Inventar-Nr. A 545 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 2 1 0 Bildarchiv-Nr. 655/56 Das Gerät unterscheidet sich v o n dem v o r i g e n nur dadurch, daß das Streichbrett etwas größer und leicht nach rechts geneigt ist, und daß die Schar an den K a n t e n hier gerade und nicht leicht auswärts g e b o g e n ist. D e r Grindel ist am E n d e stärker gekrümmt und endigt nicht in der Sterze, sondern geht durch sie hindurch zur Sohle hinab. A u c h in diesem Falle war die V o r l a g e unseres Modells nicht festzustellen, 4 H . C H E V A L I E R , Asie, A b b . 2 4 , 26; derselbe, Les charrues des Indes Néerlandaises, In: Internationales Archiv für Ethnographie X V I I , 1905, S . LÄGFI., Abb. 5, 6, 7, 10; P . L E S E R , a.a.O., S.416, Abb.268, 8.425, Abb. 280, 281. 5 K . H . R A U , Die landw. Geräte der Londoner Ausstellung im Jahre 1 8 5 1 , Berlin 1 8 5 3 , S. 1 1 2 f. 6 P . L E S E R , a.a.O., S.425, Abb.280.

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Abb. :

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doch bringt L E S E R die Abbildung eines siamesischen Pfluges aus dem Baseler Museum für Völkerkunde 7 , der völlig unserem Modell entspricht. Auch bei CHEVALIER8 ist ein solcher Pflug abgebildet. Abb. 227: Siam Modell 1 : 1 o • Signatur : Os 8 • Inventar-Nr. A 5 09 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 178 Bildarchiv-Nr. 659/55

Dieser Pflug ist, wie man sieht, mit dem vorigen fast identisch, nur ist das Streichbrett etwas kleiner und nach oben, nicht seitwärts, gerichtet. Außerdem durchbohrt hier die Sterze den Baum, nicht umgekehrt. Das ist bei einem siamesischen Pflug der Fall, den B R A U N G A R T abbildet 9 , doch meinte LESER 1 0 , daß es sich hier vielleicht um einen Zeichenfehler handelt, zumal B R A U N G A R T keine Quelle nennt, und daß es in Wirklichkeit der gleiche Pflug wie Os 7 ist. Nun war zwar nicht festzustellen, auf welche Quelle unser Modell zurückgeht, doch besteht an und für sich kein Grund, die Authentizität des Modells zu bezweifeln. Abb. 228: Sumatra Modell 1 : 1 o • Signatur : Os 9 • Inventar-Nr. A 5 46 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 21 3 Bildarchiv-Nr. 665/44

Im Prinzip ist das Gerät ebenso konstruiert wie der malayische Pflug Os 5, nur ist hier die Sterze weiter nach hinten gerückt, wodurch das Gerät einen weniger stabilen Eindruck erweckt; man erwartet eigentlich eine Griessäule, die auf Java und den Philippinen auch häufig vorkommt. Im Unterschied zu allen anderen Pflügen dieser Gruppe besitzt dieser Pflug überdies ein ausgeprägt rechts stehendes Streichbrett, das in seiner schon etwas gewundenen Form den neueren europäischen Beetpflügen des ausgehenden 18. und beginnenden 19.Jahrhunderts vollkommen entspricht, nur ist es wesentlich kleiner. Im Gegensatz zu allen bisher betrachteten Pflügen dieser Gruppe ist dies ein Jochpflug. Nach welcher Vorlage unser Modell hergestellt wurde, war nicht zu ermitteln. Ob die Bezeichnung «Sumatra» stimmt, muß dahingestellt bleiben; nach C H E V A L I E R überwogen auf Sumatra wohl andere Pflugtypen 1 1 , während Pflüge von der Art unseres Modells eher auf Java und Celebes beheimatet waren. 12 Am nächsten kommt unserem Modell ein Pflug von Celebes, den C H E V A L I E R nach einem Modell des Leidener Ethnographischen Museums abbildet. 13 Abb. 229: Celebes, Gegend von Makassar Modell 1 : 1 o • Signatur : Os 1 o • Inventar-Nr. A 5 48 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts 1 2 1 5 Bildarchiv-Nr. 668/22

Bei diesem Pflug aus dem Süden von Celebes handelt es sich nicht, wie man nach dem Modell annehmen könnte, um einen Schwingpflug, sondern - ebenso wie bei dem vorigen Modell - um einen Jochpflug. Der Baum ist an unserem Modell ungenau gearbeitet, er müßte etwas schräg aufwärts gerichtet sein. Die nach vorn abgeschrägte Sohle und die Sterze waren - entgegen unserem Modell - aus einem Stück. Eine hölzerne Schar liegt auf der Sohle und greift mit ihrem Stiel durch die Sterze. Darüber 7 8 9

10 11 12 13

Ebenda, S.427, Abb. 285. H.CHEVALIER, Asie, A b b . 2 5 , 32 bis. R . BRAUNGART, U r h e i m a t , S . 3 4 8 , A b b . 2 6 0 .

P.LESER, a.a.O., S.428. H.CHEVALIER, Les charrues des Indes Néerlandaises, Abb. 11-20. Ebenda, Abb.5, 6, 7, 23, 24. Ebenda, Abb. 23. 108

liegt ein winkliges Holz, dessen linker Schenkel in der Sterze verkeilt ist, während der rechte nach außen gebogen ist und als schmales Streichbrett dient. E s ließ sich auch in diesem Falle nicht ermitteln, auf welche Quelle unser Modell zurückgeht, doch ist es, von den erwähnten Kleinigkeiten abgesehen, korrekt gearbeitet und nach seiner Herkunft richtig bezeichnet. L E S E R bildet einen solchen Pflug aus dem Baseler Museum für Völkerkunde ab 1 4 , und bei C H E V A L I E R ist ein Modell dieses Pfluges aus dem Leidener Ethnographischen Museum wiedergegeben. 1 5

I V . Beetpflüge a) mit ebenem oder gewölbtem Streichbrett Abb. 230 : Italien, Gegend von Rom Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 1 • Inventar-Nr. A 522 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 191 Bildarchiv-Nr. 659/19 Die Reihe der Beetpflüge wird mit diesem etwas dubiosen Modell eröffnet, bei dem man Zweifel haben kann, ob es überhaupt in diese Gruppe gehört. Aber es besitzt immerhin ein rechtsstehendes Streichbrett, wenn es auch nur klein und eigenartig geformt ist, und die Funktion eines Streichbretts nur sehr unvollkommen erfüllen kann. Merkwürdig ist auch der bogenförmige, in der Sohle sitzende Baum, in den die Sterze mit Handhabe eingesetzt ist. Das Haupt ist an der Unterseite gegen Abnützung mit Eisen beschlagen. Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln, auch sonst ließ sich die im Hohenheimer Inventar angegebene Herkunft des Geräts nicht verifizieren. Abb. 231 : Frankreich Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 2 • Inventar-Nr. A 414 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 86a Bildarchiv-Nr. 660/5 Das Modell ist unvollständig, es fehlt die Sohle und vermutlich auch ein links stehendes Streichbrett. Der Fehler beruht auf einer Fehlinterpretation der Quelle, einer - freilich nicht ganz eindeutigen - Zeichnung im Psalter des Heiligen Ludwig, der zwischen 1253 und 1270 entstanden ist. 1 Dort sind die nach hinten gebogene Sterze mit Handhabe und der leicht geschwungene Grindel mit Sech und Schleifstelze klar zu erkennen, bis auf die Verstellbarkeit der Stelze, die aus der Zeichnung nicht ersichtlich ist. Aber ungenau ist die Darstellung bezüglich Schar, Sohle und Streichbrett, zumal die Schar durch Erde verdeckt wird. Aber wahrscheinlich hatte der Pflug eine hölzerne Sohle mit vorn aufgeschobener Schar, die also nicht, wie hier, mit ihren Stiel im Hinterbaum verkeilt war, und ein links stehendes Streichbrett. Eine Griessäule fehlt merkwürdigerweise, doch könnte das auch ein Fehler in der Darstellung sein. Abb. 232: Elsaß, «Fischarts Pflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 3 • Inventar-Nr. A 523 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 192 Bildarchiv-Nr. 510/35 Auch dieser links wendende Beetpflug des 16. J h . mit Sech und Radvorgestell besitzt keine Griessäule. Der kräftige, kurze Grindel ist in der Sterzengabel be14

P.

LESER,

a. a. O., S. 413 und Tafel 19.

Les charrues des Indes Néerlandaises, Abb. 24. Pariser Nationalbibliothek, Cod. lat. 10525. Abgedruckt bei: A . P A R M E N T I E R , Album Historique, Bd.I : Le Moyen Age, Paris 1895, und H. C H E V A L I E R , France, Abb. 17. 15

1

H . CHEVALIER,

109

f e s t i g t ; die leicht k o n k a v g e w ö l b t e , etwas nach links geneigte Schar ist mit ihrem Stiel im Sterzenfuß verkeilt. D a s G e r ä t ist bei BRAUNGART 2 als «Sächsischer P f l u g des 16. Jh.» abgebildet, doch kann dessen Z e i c h n u n g k a u m als V o r l a g e f ü r unser M o d e l l gedient haben, weil es schon in dem v o n L U D W I G R A U 1 8 8 1 aufgestellten I n v e n t a r verzeichnet ist, B R A U N G A R T S «Ackerbaugeräte» aber erst 1 8 8 X erschienen s i n d ; eher hat BRAUNGART, zumal er keine Quelle nennt, das H o h e n h e i m e r Modell abgezeichnet. D i e nach dem Hohenheimer Inventar o b e n angegebene Bezeichnung «FISCHARTS Pflug» deutet vielmehr an, daß ein Holzschnitt aus einer A u s g a b e der Werke J O H A N N F I S C H A R T S ( I 5 4 6 bis 1 5 9 0 ) als V o r l a g e gedient haben muß, doch ist es mir nicht gelungen, den Holzschnitt aufzufinden. D a s gleiche M o d e l l ist noch einmal im gleichen Maßstab v o r h a n d e n , doch fehlt dort das R a d v o r g e s t e l l . Abb. 233: Italien, Emilia Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 4 • Inventar-Nr. A 502 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 1 7 1 Bildarchiv-Nr. 521/42 E i n dem v o r i g e n nicht unähnliches G e r ä t : das in diesem Falle rechts stehende Streichbrett ist ähnlich g e f o r m t , ebenso die mit ihrem Stiel durch den zur Sohle hinabg e k r ü m m t e n B a u m greifende und darin festgekeilte Schar. Sie ist hier etwas k o n v e x g e w ö l b t , besteht aus H o l z und ihr Blatt ist zu zwei Dritteln mit E i s e n beschlagen, eine M e r k w ü r d i g k e i t , die mir sonst nirgends b e g e g n e t ist. A l l e r d i n g s läßt sich übet die Authentizität unseres Modells nichts sagen, denn es war w e d e r die V o r l a g e zu ermitteln, noch ein ähnlicher P f l u g aus der E m i l i a nachzuweisen. D o r t waren und sind offenbar andere P f l u g t y p e n gebräuchlich. 3 A m nächsten k o m m t unserem Modell noch der bei RAU abgebildete Mailänder P f l u g 4 , dort ist die Sterze jedoch nicht in die Sohle eingesetzt, sondern sie greift durch den B a u m , w i e bei den südfranzösischen Haken, auch ist das Streichbrett anders g e f o r m t . Abb. 234: Altdeutscher Pflug Modell 1 : to • Signatur: B 5 • Inventar-Nr. A 525 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 195 Bildarchiv-Nr. 521/54 Dieser vierseitige P f l u g mit Sech, zwei Sterzen und - hier fehlendem - R a d v o r gestell stellt eigentlich nicht jenen P f l u g t y p u s dar, den man gemeinhin altdeutschen Pflug oder auch altdeutschen L a n d p f l u g nennt. 5 E r unterscheidet sich d a v o n 1. durch die A n b r i n g u n g der Sterzen und den über den G r i n d e l hinauf reichenden Hinterbaum. D e r P f l u g ähnelt in dieser B e z i e h u n g dem V o g t l ä n d e r Haken (Hs 108), nur daß dort die Sterzen am G r i n d e l angesetzt sind. 2. durch die F o r m und A n b r i n g u n g des Streichbretts; es ist beim altdeutschen L a n d p f l u g d u r c h w e g größer, rechteckig und v o r n an der Griessäule befestigt, außerdem steht es im allgemeinen rechts, L i n k s w e n d e r sind selten. D i e asymmetrische Schar d a g e g e n ist ungewöhnlich g r o ß . 3. durch die schwache, s t a b f ö r m i g e Griessäule, die bei den altdeutschen P f l ü g e n kräftiger, rechteckig, o f t b r e t t f ö r m i g ist. D i e V o r l a g e , nach der unser M o d e l l hergestellt w u r d e , w a r nicht zu ermitteln, doch könnte es sich durchaus um einen deutschen B e e t p f l u g handeln, vielleicht um eine sächsische Variante. Abb. 2 3 ; : Oldenburg, Idar Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 6 • Inventar-Nr. A 618 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 284 Bildarchiv-Nr. 662/41 2 R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, S.23 und Tafel III, Abb. 28. 3 V g l . C. PONI, Gli aratri e l'economia agraria nel Bolognese dal X V I I al X I X secolo, Bologna 1963, passim. 4 K . H. RAU, Gesch. d. Pfluges, S . 5 1 , A b b . 60. 5 Der übernächste Pflug (B 7) stellt einen solchen altdeutschen Landpflug dar.

110

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Abb. 238

iii

W i e der v o r i g e P f l u g ein vierseitiger L i n k s w e n d e r , bei dem das R a d v o r g e s t e l l ebenfalls fehlt, doch ohne Sech, w a s bei deutschen B e e t p f l ü g e n , wie das Original B 16 zeigt, durchaus v o r k a m , wenngleich nicht häufig. E i g e n t ü m l i c h ist d a g e g e n die F o r m und A n b r i n g u n g der Schar, die mit ihrem Stiel durch Griessäule und G r i n d e l greift und in der Griessäule festgekeilt ist. D i e F o r m der Schar ließe eher auf einen K e h r pflug schließen, doch müßte dann das Streichbrett versetzbar sein, w a s offenbar nicht der Fall ist. D i e V o r l a g e des M o d e l l s w a r nicht zu ermitteln, auch sonst w a r dieser P f l u g nicht nachzuweisen. O b die H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g des Hohenheimer I n v e n tars, die den P f l u g s o w o h l N o r d w e s t - als auch Südwestdeutschland zuweist, richtig ist, muß dahingestellt bleiben. D i e G a b e l u n g des Hinterbaums oberhalb des Grindels zur Doppelsterze w ü r d e f ü r eine pfälzische H e r k u n f t sprechen. Abb. 236: Pflug aus dem Sachsenspiegel Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 7 • Inventar-Nr. A 526 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 194 Bildarchiv-Nr. 521/52 W i e die Bezeichnung des H o h e n h e i m e r Inventars erkennen läßt, geht unser Modell auf eine Darstellung in einer der zahlreichen Handschriften des Sachsenspiegels zurück, der zwischen 1 2 2 0 und 1 2 3 5 entstanden ist. 6 W i r haben hier jenen Pflugtypus v o r uns, w i e er seit dem Hochmittelalter und bis ins 19. J a h r h u n d e r t hinein in weiten Gebieten Deutschlands gebräuchlich g e w e s e n ist: einen vierseitigen, rechts wendenden B e e t p f l u g mit Sech und - hier fehlendem - R a d v o r g e s t e l l . D i e Schar ist asymmetrisch, nur rechts mit einer Schneide versehen, wie es f ü r eine Beetpflugschar ja auch z w e c k m ä ß i g ist, was nicht ausschließt, daß gelegentlich auch symmetrische Schare v o r k o m m e n ( B 1 5 , B 16). B e i den altdeutschen P f l ü g e n ist allerdings im allgemeinen die Landseite nicht - w i e hier - durch ein Molterbrett geschlossen, das teilweise durch den G r i n d e l greift, durch zwei Querbolzen gehalten wird und somit zugleich die F u n k t i o n der Griessäule erfüllt. D i e linke Sterze bildet in ihrem unteren Teil den Hinterbaum, die rechte ist am Streichbrett befestigt, das g e g e n den Hinterbaum abgestützt ist. Abb. 237: Österreich, «Kaiser Josephs Pflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 8 • Inventar-Nr. A 532 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 200 Bildarchiv-Nr. 522/9 A u c h dies ein altdeutscher B e e t p f l u g , der sich v o n dem v o r i g e n nur dadurch unterscheidet, daß die Schar a u f f ä l l i g g r o ß und die Sohle sehr breit ist, so daß auch die rechte Sterze in der Sohle sitzt. D i e Landseite ist hier - wie g e w ö h n l i c h - nicht geschlossen, das R a d v o r g e s t e l l fehlt auch in diesem Falle. D i e Hohenheimer Modelle w u r d e n , soweit es sich um K a r r e n p f l ü g e handelt, leider meistens ohne das R a d v o r gestell hergestellt, o b w o h l seine K o n s t r u k t i o n f ü r die F u n k t i o n des Pfluges doch keineswegs u n w i c h t i g ist. D i e L ö c h e r im G r i n d e l dienten dazu, das R a d v o r g e s t e l l länger oder kürzer anzuhängen, um auf diese Weise - bei gleichbleibender Grindelauflage - die Arbeitstiefe zu regulieren. D i e im H o h e n h e i m e r Inventar angegebene Bezeichnung rührt daher, daß das M o d e l l offenbar nach einer A b b i l d u n g hergestellt w u r d e , die J o s e p h I I . hinter dem P f l u g darstellt, eine Szene, die sich 1769 in B ö h m e n abgespielt hat. 7 I m B i l d a r c h i v der österreichischen Nationalbibliothek befindet sich 6

Aus einer Hs. des ausgehenden 14. Jh. befindet sich in der Bildsammlung des Instituts für Agrargeschichte in Hohenheim eine Pflugdarstellung, bei der die Landseite nicht zu erkennen ist. Soweit aber erkennbar, stimmt die Darstellung mit unserem Modell überein, doch dürfte sie nicht als Vorlage gedient haben. 7 G. FRANZ, Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, MünchenWien 1963, S . 2 5 8 f . 11 2

eine oft reproduzierte Darstellung dieser Szene 8 , die aber als Vorlage für unser Modell nicht in Frage kommt, weil sie einen anderen, übrigens schwer erkennbaren, Pflugtypus zeigt. A b b . 2 3 8 : Galizien Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 9 • Inventar-Nr. A 534 • Alter K a t a l o g Nr. - • N r . des Geräts: 202 Bildarchiv-Nr. 666/59

Ein mit dem vorigen fast identisches Gerät, nur ist vor der Griessäule zwischen Sohle und Grindel noch ein Zuganker eingezogen. Die Vorlage des Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch dürfte die Herkunftsbezeichnung stimmen. L E S E R bildet einen ähnlichen galizischen Pflug aus dem Baseler Museum für Völkerkunde ab.» A b b . 239: Kroatien M o d e l l 1 : 1 0 • Signatur: B 10 • Inventar-Nr. A 5 33 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 201 Bildarchiv-Nr. 666/66

Funktional unterscheidet sich dieser Pflug in keiner Weise von den vorigen: der Boden wird durch Schar und Sech senkrecht und waagerecht abgeschnitten, dann mit Hilfe des Streichbretts um die durch Länge und Stellung des Streichbretts bestimmte Arbeitsbreite seitlich versetzt und zum Teil auch schon umgewendet, so daß die untere Bodenschicht nach oben zu liegen kommt. Freilich geschieht das bei den hier behandelten Beetpflügen mit ebenem oder gewölbtem, noch nicht gewundenem Streichbrett nur sehr unvollkommen. Der durch Schar und Sech abgetrennte Erdbalken wird eigentlich weniger gewendet als bei der seitlichen Versetzung umgeworfen. Formal unterscheidet dieser Pflug sich von den vorigen dadurch, daß der Grindel hinten nach unten gekrümmt ist und im linken Sterzenfuß endigt. Außer der im Grindel verkeilten Griessäule ist zwischen Baum und Schar zur Unterstützung der Streichbrett-Vorderkante noch ein Bandeisen eingezogen, das zugleich als Zuganker wirkt, die Griessäule also in ihrer Funktion unterstützt, ein Auseinanderweichen von Grindel und Sohle zu verhindern. Auffällig ist die Form der Schar, deren Schneide bis zum Tüllenansatz verlängert ist, wodurch der merkwürdige Einschnitt entsteht. Die Vorlage unseres Modells, zu dem übrigens ebenfalls ein Radvorgestell gehören würde, war zwar nicht zu ermitteln, doch ist bei LESER10 ein solcher Pflug aus dem benachbarten Bosnien nachgewiesen. A b b . 240: Ukraine M o d e l l 1 : 1 0 • Signatur: B 1 1 • Inventar-Nr. A 537 • Alter K a t a l o g Nr. - • Nr. des Geräts: 205 Bildarchiv-Nr. 666/18

Ein dem vorigen ganz ähnliches Gerät, nur ist der gekrümmte Grindel weiter vorn in die Sohle eingelassen, die Griessäule ist rund und relativ schwach, das Streichbrett reicht nicht über die Greissäule hinaus und ein besonderes Bandeisen oder Zuganker ist hier nicht angebracht. Das Sech ist geschäftet und mit seinem Schaft im Grindel verkeilt. Der wichtigste Unterschied zu dem vorigen Modell besteht jedoch darin, daß die Schar zweischneidig-symmetrisch ist, also eine wohl für den Haken, aber nicht für den Beetpflug zweckmäßige Form aufweist. Man könnte demzufolge derartige Beetpflüge mit Hakenschar funktional und konstruktiv als Übergangsform ansehen, doch darf man daraus nicht ohne weiteres folgern, daß solche Beetpflüge im 8

V g l . J . BUCHINGER, D e r Bauer in der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Österreichs, Wien 1 9 5 2 , S. 159. 9 P.LESER, a . a . O . , S. 1 9 7 , A b b . 8 1 , 82. 1 0 P.LESER, a . a . O . , S . 2 7 2 , A b b . 1 1 9 .

8 Kinn, Pflüge

IM

Abb. 259

Abb. 240

Abb. 241

A b b . 242

A b b . 243

Abb. 244

Abb. 245

Abb. 245

i 14

Einzelfall besonders alt sein müßten. D a s R a d v o r g e s t e l l fehlt auch bei diesem Modell, das sehr wahrscheinlich auf eine Z e i c h n u n g bei P E T Z H O L D T z u r ü c k g e h t 1 1 , die bei B R A U N G A R T 1 2 und L E S E R 1 3 wieder a b g e d r u c k t ist. Abb. 2 4 1 : Kaukasus, Georgien Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 12 • Inventar-Nr. A 538 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 206 Bildarchiv-Nr. 666/11 E i n ähnlich konstruierter P f l u g wie der v o r i g e : die Schar ist auch hier zweischneidigsymmetrisch, aber wesentlich g r ö ß e r ; ein Bandeisen, das bei B 10 zusätzlich angebracht w a r , vertritt hier die Griessäule. D e r G r i n d e l sitzt wie bei dem kroatischen P f l u g im linken Sterzenfuß. D i e V o r l a g e des M o d e l l s , bei dem wieder das R a d vorgestell fehlt, war nicht zu ermitteln. D i e H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g ist aber wahrscheinlich richtig, denn erstens ist der sehr ähnliche P f l u g aus der benachbarten Ukraine ( B 1 1 ) sicher belegt, und zum anderen ist bei L E S E R 1 4 ein vierseitiger georgischer Beetpflug mit aus dem Hinterbaum sich gabelnder Doppelsterze nachgewiesen. Abb. 242: Italien, Latium, Rom Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 13 • Inventar-Nr. A 5 39 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 207 Bildarchiv-Nr. 647/12 A b w e i c h e n d v o n den beiden v o r i g e n Pflügen hat dieser eine asymmetrische Beetpflugschar wie B 10, im übrigen aber ist er ebenso konstruiert, nur mit einem viel längeren B a u m versehen, der einen J o c h p f l u g v e r m u t e n läßt. Z w i s c h e n B a u m und Sohle sind zwei relativ schwache Griessäulen eingesetzt. D i e V o r l a g e unseres Modells w a r nicht zu ermitteln. O b die H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g stimmt, muß dahingestellt bleiben, in Mittelitalien waren solche B e e t p f l ü g e eigentlich nicht gebräuchlich, w o h l in Norditalien bis in die T o s k a n a . 1 5 Abb. 243: Oldenburg, Ostfriesland Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 14 • Inventar-Nr. A 5 31 • Alter Katalog Nr. - • N r . des Geräts: 199 Bildarchiv-Nr. 660/32 D i e F o r m des Grindels, der verstellbaren Schleifstelze und die einfache Sterze mit Handhabe erinnern sehr an den flandrischen B e e t p f l u g ( B w 8), der die K o n s t r u k t i o n dieses Pfluges, schon in Anbetracht der geographischen N ä h e , sicherlich beeinflußt hat. D a s aus zwei übereinander liegenden Teilen bestehende Streichbrett reicht - was sonst bei diesen älteren B e e t p f l ü g e n nicht üblich ist - fast bis zur Scharspitze, offenbar um eine möglichst enge V e r b i n d u n g v o n Schar und Streichbrett herzustellen, wie sie in idealer Weise erst bei den belgischen und englischen P f l ü g e n zu B e g i n n des 19. J h . erreicht wurde. D i e A b s c h r ä g u n g der V o r d e r k a n t e der beiden Streichbretthälften nach hinten sollte w o h l den B o d e n w i d e r s t a n d v e r r i n g e r n und damit den Z u g erleichtern. A m K o p f des G r i n d e l s ist ein Stellbügel zur seitlichen V e r s c h i e b u n g des Z u g p u n k t e s angebracht, um die Arbeitsbreite regulieren zu k ö n n e n : je weiter der Z u g p u n k t nach rechts verlagert w i r d , desto größer w i r d die Arbeitsbreite. D i e V o r 11 12

A . PETZHOLDT, Reise im westlichen und südlichen europäischen Rußland, S. 91, Abb. 17. R.BRAUNGART, U r h e i m a t , S. 1 9 3 , A b b . 1 6 5 .

" P.LESER, a.a.O., S.200, A b b . 8 5 . 14

15

P . L E S E R , a . A . O . , S. 3 5 5 , A b b . 2 0 7 , 208. V g l . P . L E S E R , a . a . O . , S. 307, A b b . 1 5 6 , S. 3 1 2 , A b b . 1 6 0 ; C.PONI, a . a . O . , T a f e l 1 , 2

und 3.

115

läge unseres M o d e l l s war zwar nicht zu ermitteln, doch d ü r f t e die H e r k u n f t s b e zeichnung stimmen, mindestens ist sie nicht unwahrscheinlich. Abb. 244: Württemberg, Gegend von Schwäbisch Hall Original • Signatur: B 15 • Inventar-Nr. A 301 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 501 Bildarchiv-Nr. 581/42 Hier haben wir nun ein Original jenes altdeutschen L a n d p f l u g e s v o r uns, den w i r unter B 7 bis B 9 schon als Modell kennengelernt hatten. E i n vierseitiger B e e t p f l u g mit Sech, zwei Sterzen und R a d v o r g e s t e l l . A b w e i c h e n d v o n den genannten M o d e l l e n hat dieser P f l u g keine breite, brettförmige, sondern eine zweiteilige, in spitzem W i n k e l angeordnete D o p p e l s o h l e , deren rechter Schenkel etwas kürzer ist. D a d u r c h erhält die rechte Sterze eine stärkere N e i g u n g als die linke. A u ß e r d e m ist die Schar zweischneidig-symmetrisch, hat also die dem Haken angemessene, f ü r den B e e t p f l u g aber nicht z w e c k m ä ß i g e F o r m . D a s Streichbrett ist zur E r h ö h u n g der D a u e r h a f t i g k e i t mit Eisenblech beschlagen. A m K o p f der Deichsel des Radvorgestells befindet sich ein Stellbügel zur seitlichen V e r l a g e r u n g des Z u g p u n k t e s , um damit die A r b e i t s breite zu regulieren, w ä h r e n d der T i e f g a n g durch längere oder kürzere A n h ä n g u n g des K a r r e n s verändert w e r d e n konnte. D e r P f l u g w u r d e im J u l i 1959 der H o h e n heimer S a m m l u n g v o n der F i r m a Bader & H a g e n l o c h K G . , S c h w ä b i s c h Hall, geschenkt, die ihn ihrerseits 1923 v o n einem Sammler e r w o r b e n hatte. Abb. 245: Württemberg, Gegend von Crailsheim Original • Signatur: B 16 • Inventar-Nr. A 302 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 302 Bildarchiv-Nr. 581/38 D e r gleiche P f l u g wie der v o r i g e , nur ohne Sech, was bei den alten L a n d p f l ü g e n gelegentlich v o r k a m ; in diesem Falle muß die eisenbeschlagene V o r d e r k a n t e des Streichbretts die F u n k t i o n des Sechs übernehmen. D i e s e r ebenfalls mit einer symmetrischen Schar ausgerüstete P f l u g w u r d e der H o h e n h e i m e r S a m m l u n g ebenfalls im J u l i 1959 überlassen, und zwar v o n dem L a n d w i r t G E R H A R D W Ü S T N E R , K r e s s b r o n n Post S t i m p f a c h , K r . Crailsheim. Abb. 246: Thüringer Statenpflug Modell 1 : 4 • Signatur: B 17 • Inventar-Nr. A 63 • Alter Katalog Nr. 10 Nr. des Geräts: A 63 und 10 • Bildarchiv-Nr. 516/70 zählte diesen P f l u g zu den «besseren deutschen Landpflügen». 1 6 E r hat im Unterschied zu den beiden v o r i g e n Geräten keine hölzerne, sondern eine eiserne Sohle, und zwar in der F o r m eines etwa 3 Z o l l breiten und 1 / f Z o l l starken, vertikal stehenden Bandeisens, an dessen rechter Seite zwei Futter angenietet w a r e n zur A n b r i n g u n g der linken Sterze und der Griessäule. D i e verhältnismäßig g r o ß e Schar war entweder im Feuer angeschweißt, oder auf die Sohle a u f g e s c h o b e n , zuweilen auch in die Griessäule eingelassen und darin verkeilt. 1 7 V o r der Griessäule ist zu deren Unterstützung noch zwischen Schar und G r i n d e l ein als Z u g a n k e r wirkendes, v o r n geschärftes Bandeisen angebracht. D i e Landseite ist an unserem M o d e l l durch ein Molterbrett geschlossen, bei L I N C K E 1 8 , der eine sehr exakte Z e i c h n u n g bietet, ist das nicht der Fall. D i e rechte Sterze ist nur am Streichbrett befestigt und mit z w e i Querhölzern, v o n denen das eine mit Eisenblech beschlagen ist, g e g e n die linke Sterze K.GÖRIZ

16

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 1 2 .

" C.A.LINCKE, a.a.O., S. 120. 18 Ebenda, Tafel I, A b b . 3 a und b. 116

abgestützt. D a s Streichbrett ist auch hier an den R ä n d e r n g e g e n A b n u t z u n g mit Blech beschlagen. D a s R a d v o r g e s t e l l hat im Unterschied zu den beiden v o r i g e n P f l ü g e n ungleich große R ä d e r : das L a n d r a d ist kleiner als das Furchenrad, u m eine S c h r ä g l a g e der Radachse u n d den dadurch entstehenden Seitendruck auf die Räder zu vermeiden oder wenigstens zu v e r r i n g e r n . Z w i s c h e n G r i n d e l a u f l a g e und R a d achse ist auch hier ein Stellbügel angebracht, um den Z u g p u n k t seitlich zu verstellen und damit die Arbeitsbreite verändern zu k ö n n e n . U n s e r Modell w u r d e 1 8 3 2 v o n dem W a g n e r F R E Y E R aus L e h n d o r f im A l t e n b u r g i s c h e n hergestellt und v o n dem Hohenheimer Ö k o n o m i e r a t und K a s s e n b e a m t e n C H R I S T I A N Z E L L E R nach Hohenheim gebracht. 1 9 D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als K l e i n m o d e l l 1 : 1 0 vorhanden. Abb. 247: Franken, Gegend von Bayreuth Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 18 • Inventar-Nr. A 529 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 197 Bildarchiv-Nr. 521/60 Dieser fränkische «Bifangpflug», w i e ihn B R A U N G A R T nannte 2 0 , ist wieder einfacher konstruiert als der T h ü r i n g e r P f l u g . E r hat eine einfache hölzerne Sohle mit einer v o r n aufgeschobenen symmetrisch-zweischneidigen Schar, die also - ebenso wie bei den württembergischen P f l ü g e n B 15 und B 16 - nicht die f ü r den B e e t p f l u g zweckmäßigere F o r m aufweist. A u f f ä l l i g ist das u n g e w ö h n l i c h lange und schmale Streichbrett, dessen Z w e c k nicht recht einzusehen ist. B R A U N G A R T schreibt, m a n sei dort in F r a n k e n der M e i n u n g gewesen, damit die schmalen, h o c h g e w ö l b t e n Ackerbeete ( B i f ä n g e ) besonders gut pflügen zu k ö n n e n , w a s er mit Recht bezweifelte, zumal man a n d e r s w o in Bayern die B i f ä n g e auch mit normalen Streichbrettern g e p f l ü g t hätte. D a s Radvorgestell fehlt. Unser Modell ist vermutlich nach einer Z e i c h n u n g bei R A U 2 1 hergestellt w o r d e n . Abb. 248: Bayern, Gegend von München Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 19 • Inventar-Nr. A 62 • Alter Katalog Nr. 1108 Nr. des Gesäts: A 62 und 1108 • Bildarchiv-Nr. 647/26 I m Gegensatz zu dem v o r i g e n G e r ä t ist hier das ebenfalls mit Eisenblech beschlagene Streichbrett kurz und breit. D i e S o h l e reicht u n g e w ö h n l i c h weit über die an der Griessäule befestigte Streichbrett-Vorderkante hinaus, deshalb ist v o r der Griessäule zwischen Schar und G r i n d e l noch ein Z u g a n k e r angebracht. D i e Schar ist wieder, wie bei B 1 7 , asymmetrisch, nur rechts mit einer Schneide versehen. D i e V o r l a g e unseres Modells, bei dem natürlich auch das R a d v o r g e s t e l l fehlt, war nicht zu ermitteln; die H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g ist jedoch sicherlich richtig, jedenfalls hat es solche Pflüge in Bayern gegeben. D e r s e l b e P f l u g ist noch einmal als Modell im gleichen Maßstab v o r h a n d e n . Abb. 249: England, Warwick Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 20 • Inventar-Nr. A 535 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 203 Bildarchiv-Nr. 522/17 N a c h W I L H E L M H A M M , 2 2 auf dessen Z e i c h n u n g und genaue B e s c h r e i b u n g unser Modell vermutlich z u r ü c k g e h t , war dieser P f l u g in Mittelengland sehr verbreitet und um die Mitte des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s dort i m m e r noch im G e b r a u c h . E r weist, wie 19

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 12.

20

R.BRAUNGART, Urheimat, S. 128, Abb.95.

21

K . H . R A U , a.a.O., S.76, Abb.69.

22

W.HAMM, Die landw. Geräte und Maschinen Englands, Braunschweig 1845, S . 2 i 2 f f . , 2.Aufl. 1858, S . 2 3 6 f .

117

Abb. 246

Abb. 247

Abb. 248

Abb. 249

Abb. 250

A b b . 251

schon HAMM bemerkte, manche Ähnlichkeit mit dem T h ü r i n g e r P f l u g a u f : Schar, Streichbrett, Sterzen, Z u g a n k e r v o r der Griessäule, auch w u r d e das G e r ä t nicht nur als S c h w i n g p f l u g , sondern auch mit Schleifstelze oder R a d v o r g e s t e l l benutzt. D i e Griessäule ist zur E r h ö h u n g der Festigkeit durch drei g e b o g e n e E i s e n zum G r i n d e l hin verstrebt. M e r k w ü r d i g ist das zweite, im Schaft g e k r ö p f t e Sech, so daß beide nicht in gleicher E b e n e liegen. Was damit erreicht w e r d e n sollte, ist nicht ersichtlich, auch H A M M f a n d keine E r k l ä r u n g d a f ü r . Dieser W a r w i c k e r P f l u g w a r nach H A M M der einzige englische B e e t p f l u g , der damals noch ein ebenflächiges Streichbrett besaß. Abb. 250: Frankreich, Bretagne Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 21 • Inventar-Nr. A 536 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 204 Bildarchiv-Nr. 522/15 D i e V o r l a g e unseres Modells w a r z w a r nicht zu ermitteln, doch w a r e n vierseitige B e e t p f l ü g e in dieser oder ähnlicher F o r m in ganz N o r d t r a n k r e i c h gebräuchlich 2 3 , m e r k w ü r d i g ist nur die F o r m der Schar. D e r G r i n d e l ist bei den französischen P f l ü g e n o f t - wie auch hier - ziemlich weit unten in die linke Sterze eingezapft und daher nicht, wie bei den deutschen L a n d p f l ü g e n , parallel zur Sohle, sondern schräg a u f w ä r t s gerichtet, o f t m a l s mehr noch als im v o r l i e g e n d e n Falle. D a n n besitzt das hier fehlende - R a d v o r g e s t e l l natürlich eine entsprechend höher gelagerte G r i n d e l auflage. Abb. 2 5 1 : Frankreich, Provence Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 22 • Inventar-Nr. A 524 • Alter Katalog N r . - • Nr. des Geräts: 192a Bildarchiv-Nr. 659/1} A u ß e r dem zur Mitte der Sohle h i n a b g e k r ü m m t e n P f l u g b a u m und dem Stelzrad ist der ganze P f l u g aus E i s e n hergestellt, ohne die mit dem Metall g e g e b e n e n konstruktiven Möglichkeiten zu nutzen, wie v o r allem das f ü r einen B e e t p f l u g zu schmale, ebenflächige Streichblech zeigt. D i e V e r m u t u n g liegt nahe, daß hier ein hölzerner V o r g ä n g e r unverändert in Metall nachgebaut w u r d e . D i e V o r l a g e des Modells w a r zwar nicht zu ermitteln, doch weist der provengalische H a k e n H s 1 1 6 so viel k o n struktive Ähnlichkeit mit diesem G e r ä t auf, daß die H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g richtig sein dürfte. Abb. 252: Lombardei, Bergamo Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 23 • Inventar-Nr. A 560 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 227 Bildarchiv-Nr. 656/23 A b g e s e h e n v o n der meißeiförmigen Schar, ein dem altdeutschen L a n d p f l u g v ö l l i g entsprechendes G e r ä t , bei dem das Streichbrett durch ein ebenso ebenes, an der V o r d e r k a n t e u m g e b o g e n e s Streichblech ersetzt ist. D i e Landseite ist geschlossen, das R a d v o r g e s t e l l fehlt. O b die nach dem H o h e n h e i m e r Inventar angegebene Herk u n f t stimmt, muß dahingestellt bleiben, ist aber nicht unwahrscheinlich, denn solche vierseitigen B e e t p f l ü g e waren in Norditalien durchaus gebräuchlich, sie sind dort schon f ü r das i j . / i ö . J h . mit Sicherheit nachzuweisen. 2 4 Abb. 253: Frankreich, Pas de Calais, Arras Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 24 • Inventar-Nr. A 586 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 253 Bildarchiv-Nr. 655/36 23 V g l . H . CHEVALIER, F r a n c e , A b b . 25 bis, 26, 32, 3 3 , 37, 4 5 , 4 6 ; der letzte aus der B r e -

tagne, allerdings mit nur einer Sterze. 24

C.PONI, a.a.O., Tafel VIII. 119

U n g e w ö h n l i c h ist an diesem links wendenden, vierseitigen B e e t p f l u g nur die g r o ß e dreieckige, a u f w ä r t s g e w ö l b t e Schar, welche an die des Brabanter P f l u g e s ( B w 6) erinnert, doch fehlt hier ein Streichbrett, so daß der B o d e n mit diesem G e r ä t nur sehr u n v o l l k o m m e n g e w e n d e t werden konnte. D i e V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, auch sonst ließ sich dieser P f l u g nicht nachweisen, so daß die F r a g e offen bleiben muß, o b es ihn in dieser F o r m tatsächlich g e g e b e n hat, oder o b Fehler in der V o r l a g e oder bei der N a c h b i l d u n g v o r l i e g e n .

Abb. 254: Bayern Modell 1 : 4 • Signatur: B 25 • Inventar-Nr. A 103 • Alter Katalog Nr. 1398 Nr. des Geräts: 1398 und A 103 • Bildarchiv-Nr. 640/25 E s handelt sich bei diesem G e r ä t um eine weitere Variante des alten deutschen L a n d p f l u g e s ( B 15 bis B 19), allerdings mit zwei charakteristischen Besonderheiten: einmal ist das Streichbrett nicht ganz gerade, sondern leicht nach außen g e b o g e n , zum anderen besitzt dieser P f l u g eine V o r r i c h t u n g , die es dem P f l ü g e r erlaubte, die Arbeitstiefe zu regulieren, ohne dabei die A r b e i t unterbrechen zu müssen, ein V o r zug, der den P f l u g f ü r das B e r g l a n d besonders geeignet machte. Z u diesem Z w e c k ist der G r i n d e l e t w a in der Mitte zwischen Sech und R a d v o r g e s t e l l in der Weise geteilt, daß er mit H i l f e der sogenannten Wandelstange und dem v o r der Griessäule angebrachten g e b o g e n e n Stelleisen mehr oder weniger geknickt w e r d e n konnte. D i e gleiche V o r r i c h t u n g hatte auch der sogenannte L e i t e n p f l u g ( K d 1). A u c h die Arbeitsbreite ließ sich durch den an der Deichsel des P f l u g k a r r e n befindlichen Stellbügel verändern. D i e V o r l a g e unseres Modells ließ sich zwar nicht ermitteln, doch ist ein solcher P f l u g (nur mit breiterem und nicht g e b o g e n e n Streichbrett) im Bayrischen landw. Wochenblatt 1 8 1 4 beschrieben und abgebildet. 2 5 E r w a r damals in Oberbayern allgemein verbreitet und kam nach BRAUNGART 26 noch am E n d e des 19. J h . um Bergen und Freilassing vielfach v o r .

Abb. 255: Tirol, Imst Modell 1 : i o • Signatur: B 26 • Inventar-Nr. A 65 • Alter Katalog Nr. 831 Nr. des Geräts: 831 und A 65 • Bildarchiv-Nr. 643/64 A u c h dies ein im Prinzip dem altdeutschen L a n d p f l u g entsprechendes G e r ä t , der ja gelegentlich auch ohne Sech v o r k a m , wie B 16 gezeigt hat. D i e V o r l a g e des Modells war nicht auszumachen. F ü r die H e r k u n f t aus T i r o l spricht die g r o ß e , gewölbte, symmetrische Schar und das etwas k l o b i g und g e d r u n g e n w i r k e n d e , v o r n leicht gewölbte Streichbrett s o w i e das Molterbrett an der Landseite. G e g e n die H e r k u n f t aus T i r o l spricht die Tatsache, daß v o n dort eigentlich nur K e h r p f l ü g e verschiedenen T y p s und H a k e n , meist mit z w e i Streichbrettern (Streichhaken), überliefert sind. 2 7 F ü r die G e g e n d u m Imst bezeugt BRAUNGART 28 ausdrücklich einen «Scherwenzelpflug», der mit zwei Streichbrettern ausgerüstet w a r , die a b w e c h s e l n d als Streich25 F . X . KRAUS, Über die Anwendung des Leitenpfluges. In: Wochenblatt des landw. Vereins in Bayern, 4. J g . 1 8 1 3 / 1 4 , i . T e i l , S.407-409, mit Zeichnung. 26

R.BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , S. 2 7 8 f ; er druckte die Z e i c h n u n g v o n KRAUS im Tafel-

band wieder ab, Abb. 354. 27

28

V g l . R . B R A U N G A R T , U r h e i m a t , S. 1 4 4 f r . ; P . L E S E R , a . a . O . , S . 2 9 8 f r . R . BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , S . 4 6 6 .

120

Abb. 254

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A b b . 259

121

und Molterbrett fungierten. N a c h L E S E R 2 9 g a b es dort auch K e h r p f l ü g e mit doppeltem P f l u g k ö r p e r ; jedenfalls dürfte der B e e t p f l u g in T i r o l nicht sehr häufig gewesen sein. Abb. 256: Tirol, Innsbruck Modell i : 10 • Signatur: B 27 • Inventar-Nr. A 5 51 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 218 Bildarchiv-Nr. 522/27 D e r gleiche P f l u g wie der v o r i g e , nur ist hier die V o r d e r k a n t e des etwas stärker gewölbten Streichbretts mit Eisenblech beschlagen, um so eine sech-ähnliche F u n k tion übernehmen zu können. D e r Z w e c k der bei diesem und den nächstfolgenden Pflügen zu beobachtenden W ö l b u n g des Streichbretts ist nicht recht einzusehen. Wahrscheinlich hat man damals geglaubt, damit die Arbeit des Pfluges zu verbessern oder seinen G a n g zu erleichtern; beides war sicherlich nicht der Fall. D e s h a l b w u r d e n diese Pflüge auch mit in diese G r u p p e eingeordnet; sie spielen im ganzen gesehen unter den Beetpflügen auch keine g r o ß e Rolle. Abb. 257: Württemberg, Gegend von Ulm Modell 1 : 4 - Signatur: B 28 • Inventar-Nr. A 105 • Alter Katalog Nr. 266 • Nr. des Geräts: 266 Bildarchiv-Nr. 512/20 Das Gerät unterscheidet sich nur w e n i g v o n dem württembergischen B e e t p f l u g aus Schwäbisch Hall ( B 1 5 ) : D a s Streichbrett ist etwas g e w ö l b t , seine Fläche leicht verdreht, jedoch so w e n i g , daß funktionell kein Unterschied zu den Pflügen mit ebenem Streichbrett besteht. E i n e V o r r i c h t u n g zur seitlichen Verschiebung des Z u g p u n k t e s gibt es hier nicht. D a s Streichbrett ist hier ebenfalls v o r n und am unteren R a n d gegen A b n u t z u n g mit Eisenblech beschlagen; der Z u g a n k e r ist schräg, bei B 15 senkrecht zur Sohle angebracht. D i e Schar ist zwar asymmetrisch, hat aber an der Landseite noch einen kleinen Fortsatz. D e r P f l u g war nach G Ö R I Z 3 0 in Südwürttemberg und teilweise auch in Bayern verbreitet. Unser Modell w u r d e 1 8 3 2 v o n dem Wagnermeister E B E R H A R D T in U l m hergestellt, dem V a t e r der Begründer der noch heute bestehenden U l m e r P f l u g f a b r i k . Abb. 258: Württemberg, Gegend von Langenau bei Ulm Original • Signatur: B 29 • Inventar-Nr. A 299 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 299 Bildarchiv-Nr. 571/48 D e r gleiche P f l u g wie der v o r i g e , nur daß Sech und Radvorgestell fehlen. Dieses Original w u r d e im J u l i 1959 der Hohenheimer S a m m l u n g v o m Heimatmuseum Langenau überlassen. Abb. 259: Württemberg, Beetpflug von Fink, Apfelstetten Kr. Münsingen Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 30 • Inventar-Nr. A 64 • Alter Katalog Nr. 863 Nr. des Geräts: A 64 und 863 • Bildarchiv-Nr. 643/68 Die im Hohenheimer Inventar angegebene Bezeichnung deutet vermutlich an, daß dieser P f l u g v o n einem Wagnermeister namens FINK konstruiert worden ist, w o b e i die Besonderheit offenbar darin besteht, daß das g e w ö l b t e Streichbrett mit der G r i s s säule aus einem Stück gearbeitet ist, und daß das Sech eine ungewöhnliche F o r m und eine nur relativ kurze Schneide besitzt. Z u m Schutz der Streichbrett-Vorderkante gegen A b n u t z u n g ist ein Bandeisen zwischen Schar und Grindel angebracht. D e r 29

30

a.a.O., S.295. K.GÖRIZ, a.a.O., S.6.

P.LESER,

122

P f l u g ließ sich nirgends n a c h w e i s e n ; das Modell ist vermutlich nicht in Hohenheim hergestellt w o r d e n , vielleicht v o n besagtem FINK selbst. Abb. 260: Münsterland Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 31 • Inventar-Nr. A 550 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 2 1 7 Bildarchiv-Nr. 522/37 Vierseitige B e e t p f l ü g e mit nur einer Sterze dominierten anscheinend in N o r d w e s t deutschland, vielleicht machte sich hier niederländischer E i n f l u ß geltend, w ä h r e n d in Mittel- und Süddeutschland, also in mehr hügeligem G e l ä n d e , die P f l ü g e mit zwei Sterzen oder Doppelsterze vorherrschten. D a s Streichbrett ist auch hier g e w ö l b t und fast ganz mit Eisenblech beschlagen; zwischen Schar und Griessäule ist noch ein g e b o g e n e s E i s e n zur E r h ö h u n g der Stabilität angebracht, das R a d v o r g e s t e l l fehlt. Dieser westfälische B e e t p f l u g ist bei R A U 3 1 abgebildet und beschrieben, nur reicht dort das Streichbrett etwas weiter über die Griessäule hinaus nach v o r n , und das geb o g e n e E i s e n sitzt zwischen Streichbrett-Vorderkante und Griessäule, was funktionsmäßig auch richtiger ist. D a s R a d v o r g e s t e l l fehlt. Abb. 261: Westfälischer Pflug aus der Gegend von Paderborn Modell 1 : 4 • Signatur: B 32 • Inventar-Nr. A 67 • Alter Katalog Nr. 643 • Nr. des Geräts: 643 Bildarchiv-Nr. 637/33 I m Prinzip der gleiche P f l u g wie der v o r i g e , nur ist hier das hölzerne Streichbrett unter Beibehaltung der F o r m durch ein Streichblech ersetzt und die Schar etwas anders g e f o r m t . A n die einfache Sterze ist v o n rechts eine zweite kurze Handhabe angesetzt, u m die F ü h r u n g des P f l u g e s , besonders am H a n g und bei schweren oder steinigen B ö d e n , zu erleichtern. D i e G r i n d e l a u f l a g e am R a d v o r g e s t e l l ist vertikal verstellbar zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitstiefe, w ä h r e n d die Arbeitsbreite am Z u g h o l z des K a r r e n s reguliert w e r d e n konnte. D i e beiden seitlichen R i n g e am V o r d e r g e s t e l l dienten der Z ü g e l f ü h r u n g , der R i n g auf dem Querholz nach GÖRIZ 3 1 3 zum E i n h ä n g e n eines Handbeils. D e r am G r i n d e l in H ö h e der Griessäule m i t g e f ü h r t e geschäftete Spachtel diente zum R e i n i g e n des Streichblechs v o n anhaftenden E r d k l u m p e n . U n s e r Modell w u r d e 1 8 4 2 der Hohenheimer S a m m l u n g zum G e s c h e n k gemacht. E i n Hohenheimer Student namens HERMANN FRH. VON BRENKEN aus E r p e r n b u r g hatte es v o n H a n d w e r k e r n seines G u t e s anfertigen lassen. Abb. 262: Frankreich, Lothringen Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 33 • Inventar-Nr. A 549 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 216 Bildarchiv-Nr. 522/33 D e r P f l u g unterscheidet sich v o n dem üblichen vierseitigen B e e t p f l u g nur durch die doppelte Griessäule und die meißeiförmige Spitze der Schar, wie sie später die amerikanischen und EcKERT'schen P f l ü g e teilweise haben, dort allerdings v o n der eigentlichen Schar getrennt und auswechselbar, und wie sie auch heute noch teilweise üblich sind. D a s Streichbrett ist auch hier leicht g e w ö l b t und an der V o r d e r k a n t e mit Blech beschlagen. D e r Hinterbaum gabelt sich oberhalb des G r i n d e l s zur Doppelsterze, wie es bei den pfälzisch-badischen Pflügen meist der Fall ist, w o b e i an unserem M o d e l l nicht o h n e weiteres ersichtlich, o b die Sterzen an den Hinterbaum angesetzt sind - d a f ü r sprächc der E i s e n r i n g - oder o b Sterzen und Hinterbaum aus 31 K . H . R A U , Ansichten der Volkswirtschaft, mit besonderer Beziehung auf Deutschland, Leipzig 1 8 2 1 , S.238 und A b b . 6. 31a

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 15. 123

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A b b . 264

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einem Stück bestehen (möglicherweise gewachsenes Holz). D i e dritte Möglichkeit w ä r e die, daß Hinterbaum und eine Sterze aus einem Stück bestehen (evtl. gewachsenes Holz), w ä h r e n d die zweite Sterze angesetzt ist, w i e etwa bei B 4 1 . D a s z u g e h ö r i g e R a d v o r g e s t e l l fehlt. D i e H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g ist wahrscheinlich richtig, auch wenn die V o r l a g e des Modells nicht zu ermitteln w a r , denn ähnliche B e e t p f l ü g e waren in N o r d - und N o r d o s t f r a n k r e i c h durchaus gebräuchlich. 3 2 Abb. 263: Frankreich, Vogesen Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 34 • Inventar-Nr. A 552 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 219 Bildarchiv-Nr. 668/28 D e r P f l u g unterscheidet sich nur wenig v o n dem v o r i g e n : die Schar ist spitz, ohne den meißeiförmigen Fortsatz, das v o r n mit Eisenblech beschlagene Streichbrett ist ein wenig s c h r a u b e n f ö r m i g verdreht, und darunter ist noch ein zweites, offenbar abnehmbares Streichbrett angebracht. Abb. 264: Dänemark Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 35 • Inventar-Nr. A 540 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 208 Bildarchiv-Nr. 522/25 D a s Modell dieses vierseitigen L i n k s w e n d e r s mit g e w ö l b t e m Streichbrett, Sech und einfacher Sterze geht vermutlich auf eine Z e i c h n u n g bei L A S T E Y R I E z u r ü c k 3 3 , die BRAUNGART wieder abdruckt 3 4 , allerdings spiegelbildlich, so daß daraus ein R e c h t s w e n d e r wird. D e r Z w e c k des dreieckigen Ausschnitts in der Schar ist nicht ersichtlich, zur B e f e s t i g u n g diente er offenbar nicht; das R a d v o r g e s t e l l fehlt. Abb. 265 : Italien,. Bergamo Modell 1 -.4 • Signatur: B 36 • Inventar-Nr. A 106 • Alter Katalog Nr. 1343 Nr. des Geräts: 1343 und A 106 • Bildarchiv-Nr. 641/70 D a s G e r ä t unterscheidet sich v o n dem schon unter B 23 wiedergegebenen Beetpflug aus B e r g a m o nur dadurch, daß das Streichblech in seiner unteren H ä l f t e nach außen g e w ö l b t ist. E i n e W ö l b u n g dieser A r t d ü r f t e ebenfalls k a u m ein w i r k u n g s volleres W e n d e n des B o d e n s b e w i r k t haben. D i e a u f f ä l l i g lange Deichsel das R a d vorgestells scheint in Norditalien nicht u n g e w ö h n l i c h g e w e s e n zu sein. 3 5 Abb. 266: Frankreich, Burgund Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 37 • Inventar-Nr. A 553 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 220 Bildarchiv-Nr. 668/34 E i n ganz ähnlicher P f l u g wie B 32 und B 33, nur ist hier das Streichbrett hinten noch etwas mehr seitwärts geneigt, seine Fläche also ein w e n i g s c h r a u b e n f ö r m i g v e r dreht, um ein besseres U m w e n d e n des B o d e n s zu erreichen. D i e linke Sterze bildet die V e r l ä n g e r u n g des Hinterbaums, w ä h r e n d die rechte angesetzt ist, so daß man den E i n d r u c k g e w i n n t , der P f l u g habe ursprünglich nur eine Sterze gehabt. D e r G r i n d e l ist auch hier, w i e bei französischen P f l ü g e n h ä u f i g , ziemlich tief in den Hinterbaum 32 Vgl. Abbe Rozier, Cours complet d'agriculture, Bd. 3, Paris 1793, Tafel III, Abb. 6; H.CHEVALIER, France, Abb.37, 39, 39 bis. 33 LASTEYRIE, 3.Heft, Pflüge, Tafel III, Abb. 1 und 2. 34 R. BRAUNGART, Urheimat, S. 134, Abb. 106. 35 C.PONI, a.A.O., Tafel 3 und 4.

125

eingesetzt und schräg aufwärts gerichtet ; das Radvorgesteil fehlt. Die Vorlage unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch sind ähnliche Pflüge bei CHEVALIER wiedergegeben. 3 6 A b b . 2 6 7 : Frankreich, Seine Inférieur, Montivilliers M o d e l l 1 : 1 0 • Signatur: B 58 • Inventar-Nr. A 5 54 • A l t e r K a t a l o g N r . - • N r . des G e r ä t s : 221 Bildarchiv-Nr. 668/40

Ebenso wie bei dem vorigen Modell ist auch hier das Streichbrett nicht nur vorn leicht gewölbt, sondern seine Fläche ist außerdem leicht verdreht. Abweichend von den vorigen Geräten ist hier ein Zuganker eingebaut. Anstelle des Sechs ist in diesem Falle die Streichbrett-Vorderkante als Nasensech ausgebildet. Der Grindel sitzt noch tiefer, unmittelbar über der Sohle im Hinterbaum, so daß er noch stärker aufwärts gerichtet ist. Das hier fehlende Radvorgestell ist daher mit einem hohen Gestell zur Grindelauflage zu denken, wie es in Frankreich häufig vorkam. Die beiden Sterzen sind an den Hinterbaum angesetzt. Auch bei diesem Modell war nicht festzustellen, nach welcher Vorlage es gearbeitet wurde, doch bildet CHEVALIER einen solchen Pflug, allerdings mit Sech, ab. 37 A b b . 268 : Italien, Mailand M o d e l l 1 : 1 0 • Signatur: B 39 • Inventar-Nr. A 556 • A l t e r K a t a l o g Nr. - • N r . des Geräts : 223 Bildarchiv-Nr. 668/11 K . H . R A U hat diesen Pflug in der Gegend von Mailand selbst gesehen und gezeichnet 38 , und nach seiner Zeichnung ist wahrscheinlich auch unser Modell hergestellt worden. Das Streichbrett ist wiederum leicht gewölbt und zugleich hinten etwas seitwärts geneigt. Der am Modell zu kurze Jochbaum ist hinten zur Sohle hinabgekrümmt und wird von der weit nach hinten ausladenden Sterze durchbohrt, die nach vorn bis zum Scharblatt reicht und im Baum festgekeilt ist. Der Pflug erinnert in dieser Beziehung an die südfranzösischen Araires. 38 Zwischen der nach vorn abgeschrägten Sohlenoberseite und der Sterze ist der Scharstiel eingekeilt, der sich als Verdickung in der Mitte des Blatts fortsetzt und vorn eine entsprechend starke Spitze bildet. Anstelle einer Griessäule ist zwischen Baum und Sohle ein Zuganker angebracht. In R A U S Zeichnung ist nicht ganz deutlich erkennbar, ob das Sech - wie an unserem Modell - durch den Grindel greift, oder ob es an der Landseite mit Hilfe eines Eisenrings oder eines Klemmbügels befestigt ist. Jedenfalls ist in der Zeichnung ein Eisenring sichtbar, der aber natürlich auch als Bandagierung dieser durch die Hindurchführung des Sechs geschwächten Stelle des Baumes gedeutet werden kann. R A U S Zeichnung ist bei BRAUNGART 4 0 und L E S E R 4 1 wieder abgedruckt. A b b . 269: Schweden Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 40 • Inventar-Nr. A 5 55 • A l t e r K a t a l o g N r . - • N r . des G e r ä t s : 222 B i l d a r c h i v - N r . 668/16

Die Vorlage, nach welcher das Modell dieses Schwingpfluges gearbeitet wurde, ließ sich zwar nicht ermitteln, doch hat es ähnliche Pflüge in Schweden vielfach ge36 37 38 39 40 41

H.CHEVALIER, France, A b b . 3 2 , 37, 39, 39 bis, 43, 45. H.CHEVALIER, France, A b b . 4 3 ; ähnlich auch A b b . 2 8 , 29. K . H . R A U , Gesch. d. Pfluges, S . 5 1 , A b b . 6 0 ; S . 7 6 . Vgl. Hs 105, Hs 1 1 3 , Hs 1 1 5 . R . BRAUNGART, Urheimat, S. 59, A b b . 11. P.LESER, a . a . O . , S. 307, A b b . 156. 26

geben. 4 2 Das Streichbrett ist leicht gewölbt, die Landseite durch ein Molterbrett geschlossen; die beiden Sterzen sind dicht nebeneinander in das Sohlenende eingesetzt und oberhalb des Grindels nach außen gebogen. Die linke Sterze bildet in ihrem untern Teil zugleich den Hinterbaum, in dem der Grindel befestigt ist. Dort, wo das Sech den Grindel durchbohrt, ist dieser mit einem Eisenring verstärkt. Die verstellbare Schleifstelze ist auffällig weit nach hinten gerückt, während sie sonst im allgemeinen am Kopf des Grindels angebracht ist, doch kommt auch diese eigenartige Anbringung der Stelze an schwedischen Pflügen gelegentlich vor. Abb. 270: Norwegen, «Falkenstener Pflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 41 • Inventar-Nr. A 5 57 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 224 Bildarchiv-Nr. 522/50

Das Modell dieses linkswendenden Schwingpfluges ist höchst wahrscheinlich nach der sehr genauen Zeichnung angefertigt, die sich bei L A S T E Y R I E 4 3 findet, von dem auch die angegebene Bezeichnung stammt, deren Bedeutung jedoch L A S T E Y R I E nicht mitteilt; um eine geographische Bezeichnung handelt es sich anscheinend nicht. Das Streichbrett ist gewölbt und etwas schraubenförmig verdreht; es besteht nach L A S T E Y R I E aus zwei Brettern, von denen das untere mit Blech beschlagen ist. Die hölzerne Griessäule wird durch einen Keil mit dem Grindel verspannt. Der Grindel ist auch hier an der Stelle, wo das Sech hindurchgeht, durch einen Eisenring verstärkt. Auch die Sterze ist dort, wo der Grindel in ihr festgekeilt ist, etwas verstärkt worden. Die stark nach hinten gebogene, einfache Sterze findet man sehr häufig auch bei dänischen Pflügen. 44 L A S T E Y R I E S Zeichnung ist bei B R A U N G A R T 4 5 wieder abgedruckt, während B O I T A R D 4 6 und C H E V A L I E R 4 7 ihn als Rechtswender wiedergeben. Abb. 271: Westfalen, Gegend von Vinsebeck Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 42 • Inventar-Nr. A 597 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 26} Bildarchiv-Nr. 662/11

Auffällig ist an diesem vierseitigen Beetpflug mit - hier fehlendem - Radvorgestell die bis fast an die Oberkante des Streichbretts hochgezogene und dadurch an den Ruchadlo erinnernde Schar, die aber schon deswegen nicht auf böhmische Anregung zurückgehen kann, weil J . N . S C H W E R Z diesen Pflug schon 1 8 1 6 in Westfalen beobachtete 48 , während der böhmische Ruchadlo erst 1 8 2 8 entstanden ist. S C H W E R Z stellte dagegen bei der aufwärts gewölbten Schar mit Recht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Brabanter Pflug (Bw 6) fest, nur daß hier das Streichbrett ebenflächig ist, und daß eine harmonische Verbindung von Schar und Streichbrett wie beim Brabanter Pflug noch nicht erreicht ist. Der Grindel ist an der Stelle der Sechbefestigung mit zwei Eisenbändern verstärkt. Auch scheint dieser Pflug, ebenso wie der Brabanter, ursprünglich einsterzig gewesen zu sein, denn während die linke Sterze in Grindel-Sohlen-Ebene liegt, erscheint die rechte Sterze durch die Art ihrer Anbrin42 R.JIRLOW, Äldre plogar och ärder i K u n g l . Lantbruksakademiens Museum (Meddelande frän K u n g l . Lantbruksakademiens Tekniska Avdelning, Nr. 6), Uppsala 195 1 , S. 5 1 , 54ff., 87; f ü r die zurückgesetzte Schleifstelze: S.47, A b b . 4 9 . 43 LASTEYRIE, Pflüge, Tafel II. 44 Vgl. P.MICHELSEN, Danish wheel-ploughs, Kopenhagen 1959, A b b . 5, 6, 7, 10, 1 1 und öfter. 45

46

R.BRAUNGART, Urheimat, S. 1 3 3 , A b b . 105.

BOITARD, Werkzeuge und Gerätschaften, Weimar 1835, I, Tafel 15. 4 ' H.CHEVALIER, Europe, A b b . 2 1 . 48 J.N.SCHWERZ, Beschreibung der Landwirtschaft in Westfalen und Stuttgart 1836, Teil I , S.52, 1 1 7 , 146, 192. 127

Rheinpreußen,

A b b . 267

A b b . 268

A b b . 269

A b b . 270

Abb.

271

A b b . 272

Abb. 27;

A b b . 274

1

28

gung als spätere Zutat. Schon die geographische Nähe legt es nahe, an belgischen Einfluß zu denken. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell im gleichen Maßstab vorhanden, nur ohne Sech und mit etwas kleinerer Schar. Abb. 272: Niederlande, Provinz Geldern Modell 1 : 1 0 • Signatur: B 43 • Inventar-Nr. A 595 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 261 Bildarchiv-Nr. 662/17 Der gleiche Pflug wie der vorige, nur daß hier die aufwärts gewölbte Schar bis zum Grindel hinaufreicht. Das rechteckige Streichbrett steht im Gegensatz zur Schar fast parallel zur Arbeitsrichtung und dürfte in dieser Stellung kaum eine Wirkung haben. Zudem ist hier die einfache Sterze beibehalten, das Radvorgestell fehlt auch hier. Die Vorlage des Modells war nicht zu ermitteln, doch wird man nicht fehlgehen in der Annahme, daß die Konstruktion dieses Pfluges sich weitgehend an der des Brabanter Pfluges orientiert, dessen Einfluß - wie das vorige und das nachfolgende Modell deutlich machen - sich über die Niederlande und Westfalen bis nach Niedersachsen geltend machte. Abb. 273: Lüneburger Polterpflug Modell 1: ro • Signatur: B 44 • Inventar-Nr. A 593 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 259 Bildarchiv-Nr. 522/41 Der gleiche Pflug wie die beiden vorigen, nur mit zwei Sterzen; zudem ist zwischen Schar und Streichbrett noch ein Holzkeil eingefügt, über den die Schar gegen das Streichbrett abgestützt wird. Dadurch wurde arbeitstechnisch freilich das Gegenteil von dem erreicht, was man hätte anstreben sollen: einen möglichst harmonischen Übergang zwischen Schar und Streichbrett. Die Vorlage des Modells war nicht zu ermitteln, doch ist bei LESER ein solcher Pflug aus Niedersachsen nachgewiesen. 49 Der gleiche Pflug ist noch einmal als Kleinmodell im Maßstab etwa 1 : 2 0 vorhanden. b) mit gewundenem Streichbrett oder Streichblecb Schon bei den Haken war zu beobachten, daß die Übergänge von der einen zur anderen Untergruppe oft fließend sind, das gleiche gilt natürlich auch von den Beetpflügen. Einige der in der vorigen Gruppe abgehandelten Pflüge hatten, wie wir sahen, kein ganz ebenes oder gewölbtes Streichbrett mehr, sondern die Fläche war teilweise schon leicht schraubenförmig verdreht; man hätte sie also auch an den Anfang dieser Gruppe setzen können, gleichsam als Vorstufe zum gewundenen Streichbrett. Ebenso gut ist aber auch die hier gewählte Abgrenzung zu vertreten, durch welche diese Gruppe mit einem Pflug eröffnet wird, der ein eindeutig gewundenes Streichbrett aufweist. Abb. 274: Baden, Heidelberg Modell 1 : 4 • Signatur: Bw 1 • Inventar-Nr. A 66 • Alter Katalog Nr. 792 Nr. des Geräts: 792 und A 66 • Bildarchiv-Nr. 637/39 Dieser vierseitige Pflug mit Doppelsterze und Radvorgestell gehört, wie man sieht, zu den in Deutschland verhältnismäßig seltenen Linkswendern. Das gewundene Streichbrett wurde aus einem Holzklotz aus Buche oder Birnbaum gearbeitet und war trotz der Eisenbeschläge vorn und unten starker Abnutzung ausgesetzt, so daß es häufig erneuert werden mußte. Deshalb wurde das hölzerne Streichbrett sehr bald durch ein eisernes, ebenso gewundenes Streichblech ersetzt. 1 Zwischen Schar und 49 1

9

P.LESER, a.a.O., S.68, A b b . 1 3 . K . H . R A U , a.a.O., S-78f., Abb.71.

Klein, Pflüge

I29

Streichbrett ist bereits ein harmonischer Ü b e r g a n g erreicht; das Sech ist z w a r d u r c h den G r i n d e l g e f ü h r t und darin verkeilt, doch unterhalb des Grindels nach rechts g e k r ö p f t , so daß es mit der Scharspitze und der Streichbrettvorderkante in einer E b e n e liegt. Dieser P f l u g gehörte nach GÖRIZ 2 zu den besten deutschen L a n d p f l ü g e n , er soll sogar ein W e t t p f l ü g e n mit dem Brabanter P f l u g «ehrenvoll bestanden» h a b e n . 3 E i n e genaue B e s c h r e i b u n g und A b b i l d u n g des Pfluges findet sich bei R A U 4 ; unser Modell w u r d e 1844 v o n dem Universitätsmechaniker HAUTSCH in H e i d e l b e r g angefertigt, mit A u s n a h m e des R a d v o r g e s t e l l s , das hier noch zwei gleich g r o ß e R ä d e r hat und anscheinend später in H o h e n h e i m h i n z u g e f ü g t w u r d e . 5 D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als K l e i n m o d e l l 1 : 1 0 v o r h a n d e n . Abb. 275: Rayolpflug mit der Form des Pfälzer Pfluges Original • Signatur: B w 2 • Inventar-Nr. A 1 • Alter Katalog Nr. 280 • Nr. des Geräts: 280 Bildarchiv-Nr. 514/73 R a y o l p f l ü g e nannte man früher besonders tief gehende Bcetpflüge. D a s abgebildete G e r ä t unterscheidet sich im Prinzip nicht v o n dem v o r i g e n , die Schar ist ebenso gef o r m t , das g e w u n d e n e Streichbrett gleichfalls aus einem H o l z b l o c k gehauen. N u r ist an Stelle des Sechs zwischen Schar und G r i n d e l ein Bandeisen befestigt, die Landseite ist durch ein Molterbrett geschlossen. A m K a r r e n ist jetzt das L a n d r a d kleiner als das Furchenrad, um die Radachse in eine möglichst waagerechte L a g e zu bringen - w a s allerdings v o n der jeweiligen Furchentiefe abhing - , damit die bei Schräglage der Räder auftretende seitliche Belastung, g e g e n die alle Holzräder besonders empfindlich sind, vermieden w i r d . D i e s e k o n s t r u k t i v e Ä n d e r u n g hat indessen keinen E i n f l u ß auf die Arbeitsqualität des Pfluges. D e r P f l u g w u r d e zu A n f a n g des 19. J h . in der Pfalz f ü r den K r a p p - A n b a u v e r w e n d e t , er mußte w e g e n seiner S c h w e r e und Arbeitstiefe mit 8 Ochsen oder 1 0 P f e r d e n bespannt werden. D a s abgebildete Original ist ein Geschenk des FRH. V. VARNBÜLER an die H o h e n h e i m e r G u t s w i r t s c h a f t , die den Pflug 1 8 3 3 an die M o d e l l s a m m l u n g abgab. 6 Abb. 276: England Modell etwa 1 :2o • Signatur: B w 3 • Inventar-Nr. A 277 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 277 • Bildarchiv-Nr. 646/71 E i n englischer S c h w i n g p f l u g aus dem E n d e des 18. J h . , dessen Streichblech nur leicht g e w u n d e n und je nach der g e w ü n s c h t e n Furchenbreite verstellbar eingerichtet ist. D i e Landseite ist durch eine nicht ganz bis zum G r i n d e l hinaufreichende E i s e n platte geschlossen. D a s Sech sitzt über der Schar und unmittelbar v o r dem Streichblech. E s ist in eine V e r t i e f u n g an der Landseite des Grindels eingelassen und mit Hilfe einer kleinen Eisenplatte, in deren Mitte eine Schraube sitzt, verstellbar angeklemmt. D i e f ü r die englischen P f l ü g e charakteristischen, weit nach hinten ausladenden Sterzen sind an den schräg zur Sohle hinabführenden Hinterbaum angesetzt. A m K o p f des Grindels befindet sich ein R e g u l a t o r : eine V o r r i c h t u n g also zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite und -tiefe. D a s G e r ä t w u r d e als S a a t p f l u g im K a r toffel-, K o h l - , R ü b e n - , Mais-, T a b a k - und B o h n e n a n b a u v e r w e n d e t , gelegentlich auch mit zwei b e w e g l i c h e n Streichblechen versehen und damit zu jenem H ä u f e l p f l u g 2

3

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 1 1 f.

K . H . R A U , Über die Landwirtschaft der Rheinpfalz und insbesondere in der berger Gegend, Heidelberg 1830, S.29. 4 Ebenda, S.29ff. und Tafel 1. 5

6

K.GÖRIZ, a.a.O.,

S.U.

Ebenda, S . 2 3 f . 130

Heidel-

gcmacht, den THAER dann in Deutschland einführte. THAER hat auch den abgebildeten P f l u g beschrieben und f ü r die deutsche L a n d w i r t s c h a f t e m p f o h l e n , nach seinen sehr genauen K o n s t r u k t i o n s z e i c h n u n g e n w u r d e warscheinlich auch unser M o d e l l hergestellt. 7 Abb. 277: Schottland, Pflug von James Small Original • Signatur: B w 4 • Inventar-Nr. A 309 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 509 Bildarchiv-Nr. 582/14 D i e Entstehungsgeschichte dieses 1 7 6 3 v o n dem Schotten JAMES SMALL k o n struierten S c h w i n g p f l u g e s w a r in der älteren Literatur strittig, sie ist auch heute nicht mehr v ö l l i g aufzuklären, insbesondere w a s die F r a g e nach der Originalität der E r f i n d u n g angeht, die SMALL gelegentlich bestritten w o r d e n ist. 8 N u n setzten in der Tat die B e m ü h u n g e n um einen verbesserten P f l u g und die literarische E r ö r t e r u n g des Gegenstandes in E n g l a n d schon i m 1 7 . J h . ein und w u r d e n das ganze 18. J h . hindurch fortgesetzt, so daß JAMES SMALL diesen v o r ihm und mit ihm lebenden Schriftstellern sicherlich manche A n r e g u n g v e r d a n k t e , aber dennoch bleibt ihm unbestreitbar das Verdienst, der erste g e w e s e n zu sein, der aus der F u n k t i o n des P f l u g e s seine K o n s t r u k t i o n s p r i n z i p i e n theoretisch abzuleiten versuchte. 9 Sein P f l u g w a r indessen tatsächlich keine ganz neue E r f i n d u n g , sondern - abgesehen d a v o n , daß fast gleichzeitig ARBUTHNOT einen sehr ähnlichen P f l u g konstruierte, der nach A u s sage ARTHUR YOUNGS h e r v o r r a g e n d e A r b e i t leistete - l 0 er stellte eine V e r b e s s e r u n g des sogenannten RoTHERHAM-Pfluges dar, der seit 1 7 3 0 in E n g l a n d und Schottland stark verbreitet war. E r w a r wahrscheinlich niederländischen U r s p r u n g s , weshalb ihn die Schotten auch «dutch plough» nannten. D e r P f l u g v o n JAMES SMALL bildet die G r u n d l a g e des modernen englischen, ja europäischen und nordamerikanischen P f l u g b a u e s ; er verbreitete sich rasch und erregte bald auch im A u s l a n d entsprechendes Interesse. E i n e sehr genaue Z e i c h n u n g und B e s c h r e i b u n g findet sich bei LASTE Y R I E 1 1 , v o r allem aber hat THAER 1 2 den P f l u g ausführlich g e w ü r d i g t , seinem A u f s a t z ganz exakte K o n s t r u k t i o n s z e i c h n u n g e n beigegeben, nach denen m a n ihn ohne weiteres nachbauen konnte, und somit den SMALLSchen P f l u g in Deutschland bekannt gemacht. D e r E r f o l g der K o n s t r u k t i o n SMALLS beruhte darauf, daß der ganze P f l u g k ö r p e r Sohle, Schar, Streichblech, Griessäule, Molterbrett - aus E i s e n hergestellt, dem Streichblech eine kontinuierliche W i n d u n g verliehen und zwischen Schar und Strcichblech ein harmonischer Ü b e r g a n g erzielt w u r d e , was zu einem besseren W e n d e n des B o d e n s und zur V e r r i n g e r u n g der erforderlichen Z u g k r a f t führte. D i e Landseite ist, w i e bei englischen P f l ü g e n meist, geschlossen, in diesem Falle durch ein dreiteiliges Molterblech, dessen oberste Platte nach v o r n über die StreichblechV o r d e r k a n t e hinausragt. D i e B e f e s t i g u n g des im G r i n d e l sitzenden Sechs ist durch einen Z u g a n k e r v e r s t ä r k t ; ein Stellbügel am K o p f des Grindels ermöglicht die R e g u lierung der Arbeitsbreite und -tiefe. D e r A n g r i f f s p u n k t der Z u g k r a f t w i r d durch die K e t t e bis v o r das Sech zurück verlagert, w o d u r c h der v o r d e r e Teil des Grindels entlastet wird. D a s abgebildete Original, v o n dem nicht festzustellen w a r , wie es in die 7

A.THAER, Beschreibung der nutzbarsten neuen Ackergeräte, i . H e f t , Hannover 1803, S. 63 ff. und Tafel V I - V i l l i . 8 G . E . F U S S E L L , The farmer's tools 1500-1900, London 1952, S.45ff., A b b . 1 3 . 9 J . S M A L L , Treatise on Ploughs and Wheel Carriages, 1784. 10 G . E . F U S S E L L , a.a.O., S . 5 4 . 11 L A S T E Y R I E , Pflüge, Tafel V . 12 A.THAER, a.a.O., S. 1-60, Tafel I - V . [31

Hohenheimer S a m m l u n g gelangt ist, stellt nach HAMM 13 indessen nicht die u r s p r ü n g liche, sondern eine schon weiter entwickelte F o r m des SMALLschen P f l u g e s dar. D e r gleiche P f l u g ist noch zweimal als M o d e l l v o r h a n d e n , und zwar im Maßstab 1 : 1 0 und etwa i : 20. A b b . 278 : Englischer Pflug von James Bailey Modell etwa 1 : 2 0 • Signatur: B w 5 • Inventar-Nr. A 273 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 273 • Bildarchiv-Nr. 645/13 E l f J a h r e nach der Publikation v o n SMALLS berühmten Traktat veröffentlichte JAMES BAILEY seinen «Essay on the construction of the plough» ( 1 7 9 5 ) , der zehn J a h r e später unter dem Titel «Der bestmögliche Pflug» auch in deutscher Ü b e r setzung erschien. BAILEY versuchte darin, die bestmögliche W i n d u n g des Streichblechs experimentell - nicht «nach mathematischen Prinzipien», wie HAMM gemeint hat 1 4 - zu bestimmen. Sein G r u n d g e d a n k e w a r im wesentlichen der gleiche, v o n dem auch SMALL ausgegangen w a r , daß nämlich die W i n d u n g des Streichblechs der natürlichen D r e h u n g des Erdstreifens angepaßt sein m ü s s e . 1 5 BAILEYS P f l u g unterscheidet sich, wie man sieht, k a u m v o n demjenigen SMALLS; es fehlt lediglich der Z u g a n k e r zwischen Sech und Grindel, und der Stellbügel am K o p f des Grindels ist etwas kleiner. A b b : 279 Ostindischer Pflug von Ransome and Sims Original • Signatur: B w 6 • Inventar-Nr. A 19 • Alter Katalog Nr. 1 3 1 3 • Nr. des Geräts: 1 3 1 3 Bildarchiv-Nr. 5 7 1 / 1 1 Die im Hohenheimer Inventar angegebene B e z e i c h n u n g dieses P f l u g e s ist wahrscheinlich falsch, denn der ältere T y p des RANSOMEschen Pfluges, um den es sich hier nur handeln kann, w a r ganz anders gebaut. 1 6 E r hatte zwei Sterzen, die sich in ihrem unteren Teil vereinigten und schräg zur Sohlenspitze h i n a b g i n g e n , während der Grindel durch die G a b e l u n g der Sterzen hindurch g i n g und sich dahinter zur Sohle hinabkrümmte. D e r abgebildete P f l u g entspricht vielmehr ziemlich genau dem sogenannten L a n d p f l u g v o n NORFOLK 1 7 , der bei HAMM zwar als S c h w i n g p f l u g wiedergegeben ist, was aber nicht ausschließt, daß er auch - w i e hier - mit verstellbarer R a d stelze benutzt w u r d e . A m K o p f des Grindels befinden sich - ebenso w i e beim N o r f o l k e r L a n d p f l u g - zwei Stellbügel: der senkrecht stehende zur T i e f e n r e g u lierung, der horizontale zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite. D a s Sech ist an der Landseite an den G r i n d e l angeklemmt. Abb. 280: Brabanter Pflug Original • Signatur: Bw 7 • Inventar-Nr. A 170 • Alter Katalog Nr. 1 • Nr. des Geräts: 1 Bildarchiv-Nr. 570/43 N e b e n den englischen galten zu B e g i n n des 19. J h . die Flandrischen und Brabanter Pflüge als die besten E u r o p a s . Sie zeichneten sich ebenso wie die englischen Geräte dadurch aus, daß das Streichblech g e w u n d e n und ein relativ harmonischer Ü b e r g a n g v o n der Schar zum Streichblech erreicht war. D i e k o n s t r u k t i v e L ö s u n g des Problems war selbst in derselben L a n d s c h a f t , im v o r l i e g e n d e n Falle in Brabant also, nicht völlig 13 W.HAMM, Die landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen Englands, I . A u f l . 1845, S. 194fr., 2. Aufl. 1858, S.215fr. 14 16

16

17

W . H A M M , a . a . O . , 2. A u f l . S . 2 1 1 ff. G.E.FUSSELL, a.a.O., S.50.

W.HAMM, a . a . O . , 2 . A u f l . , S . 2 1 9 , A b b . 1 8 1 .

Ebenda, S. 233, Abb. 199.

132

Abb. 275

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gleich, aber doch ähnlich. 1 8 A b g e s e h e n d a v o n , daß die Brabanter B e e t p f l ü g e im allgemeinen Stelzpflüge ( R a d - oder Schleifstelze) mit nur einer Sterze, Sech und ziemlich breiter - im v o r l i e g e n d e n Falle b r e t t f ö r m i g e r - Griessäule waren, besaßen sie alle eine ziemlich große, a u f w ä r t s g e w ö l b t e Schar, die also zum Teil schon die F u n k t i o n des harmonisch anschließenden Streichblechs übernahm. D a s abgebildete G e r ä t stammt aus der nordbelgischen L a n d s c h a f t K e m p e n l a n d , es w u r d e 1 8 1 9 in H o h e n h e i m angefertigt, doch hatte J . N . S C H W E R Z , der D i r e k t o r der Hohenheimer L e h r - und V e r suchsanstalt, Schar und Streichblech aus B r a b a n t b e z o g e n . 1 9 D a s Sech geht durch den G r i n d e l und ist darin seitlich v e r k e i l t ; die Schleifstelze ist je nach der gewünschten Arbeitstiefe verstellbar angebracht, w o b e i die gezähnte Hinterkante die Feststellung erleichtert. E i n gelochter Stellbügel am K o p f des Grindels diente zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite. S C H W E R Z hatte zunächst diesen Brabanter P f l u g in W ü r t t e m b e r g einführen und heimisch machen w o l l e n , doch erwies sich die Herstellung v o n Schar und Streichblech als zu schwierig und teuer, so daß man sich nach einigen J a h r e n des Experimentierens f ü r den Flandrischen P f l u g entschied. 2 0 D i e Brabanter P f l ü g e waren übrigens gelegentlich auch L i n k s w e n d e r . D e r gleiche P f l u g ist noch dreimal als Modell v o r h a n d e n , und zwar im Maßstab 1 : 4 , 1 : 1 0 und 1 : 20.

Abb. 281: Flandrischer Pflug aus der Gegend von Cortryk Modell 1 : 4 - Signatur: Bw 8 • Inventar-Nr. A 72 • Alter Katalog Nr. 22 Nr. des Geräts: 22 und A 72 • Bildarchiv-Nr. 638/29 D i e A b b i l d u n g zeigt eines der beiden Modelle, nach denen S C H W E R Z den Flandrischen P f l u g in H o h e n h e i m hat nachbauen lassen. D i e K o n s t r u k t i o n war insofern zur N a c h a h m u n g besser geeignet, als die Schar im Prinzip den auch in Deutschland gebräuchlichen Beetpflugscharen entsprach - sie w a r nur etwas stärker g e w ö l b t und das Streichblech sich leichter als beim Brabanter P f l u g an die Schar anpassen ließ. D a s abgebildete Modell hat der A c k e r b a u s c h ü l e r H I N T Z (später war er Ö k o n o m i e Inspektor in H o h e n h e i m ) im J a h r e 1 8 2 7 aus der G e g e n d v o n C o r t r y k mitgebracht. 2 1 Drei J a h r e v o r h e r hatte schon der A c k e r b a u s c h ü l e r F R I E D R I C H F E i H L e i n Modell ( 1 : 6 ) des gleichen Pfluges aus W i j n g e n e mitgebracht, das inzwischen verloren g e g a n g e n ist. E i n e genaue K o n s t r u k t i o n s z e i c h n u n g findet sich auch bei W I L H E L M G Ö R I Z . 2 2 Beide Modelle sind L i n k s w e n d e r , w ä h r e n d die in H o h e n h e i m nachgebauten flandrischen P f l ü g e alle R e c h t s w e n d e r sind, die einzige V e r ä n d e r u n g , die S C H W E R Z an dem flandrischen V o r b i l d hat v o r n e h m e n lassen, weil L i n k s w e n d e r in Deutschland ganz ungebräuchlich waren. B e i L I N C K E 2 3 und in der Hohenheimer Festschrift v o n 1 8 4 2 ist der flandrische P f l u g allerdings als R e c h t s w e n d e r w i e d e r g e g e b e n , doch handelt es sich dort wahrscheinlich nicht um das flandrische Original, sondern u m die Hohenheimer V e r s i o n . A b g e s e h e n v o n Schar, Streichblech und R e g u l a t o r ist das 18 W. GÖRIZ, Uber Flandrische und Brabanter Pflüge, Karlsruhe und Freiburg 1842, S. 8 ff. und Tafel V - I X . Eine genaue Zeichnung unserer Variante ist auf Tafel V I I I , Abb. 61-65 wiedergegeben. 19

20

K.GÖRIZ, a.a.O., S . i .

E. KLEIN, Die Entwicklung des Hohenheimer Pfluges. In: Ztschr. für Agrargeschichte und Agrarsoziologie X , 1962, S. 45 ff. 21 K.GÖRIZ, a.a.O., S. 3; Die K g l . Württ. Lehranstalt für Land- und Forstwirtschaft in Hohenheim, Stuttgart 1842, S. 141 ff. und Tafel 2. 22 W.GÖRIZ, a.a.O., S. 1 j f . und Tafel X . 23 C.A.LINCKE, Die belgische und flandrische Landwirtschaft, Leipzig 1843, S. i o i f f . und Tafel I. Fig. 2. 134

Gerät dem Brabanter Pflug ganz ähnlich. Die Schleifstelze ist hier an der Vorderkante gezähnt, um das Feststellen zu erleichtern. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell i : 10 vorhanden. Abb. 282: Flandrischer Pflug Original • Signatur: Bw 9 • Inventar-Nr. A 168 • Alter Katalog Nr. 4 • Nr. des Geräts: A 168 Bildarchiv-Nr. 515/40 Dies ist nun der in Hohenheim nachgebaute Flandrische Pflug, der seit 1828 nach dem ersten Hohenheimer Direktor auch «Schwerz-Pflug» genannt wurde, weil die Einführung und Verbreitung dieses besseren Pfluges in Deutschland ihm zu verdanken war. O f t nannte man ihn später auch den Hohenheimer Pflug, wie wir es im Folgenden auch halten wollen, doch darf diese Umbenennung nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich dabei lediglich um eine Kopie des Flandrischen Pfluges handelte. Die einzige Abänderung, die SCHWERZ daran vornehmen ließ, war, wie schon erwähnt, die, daß er aus dem Linkswender, den württembergischen Gewohnheiten entsprechend, einen Rechtswender machte. Im Laufe der Zeit wurden freilich konstruktive Verbesserungen angebracht, von denen noch die Rede sein wird, ohne indessen die charakteristische Form des flandrischen Pfluges jemals wesentlich zu verlassen. Der abgebildete Pflug wurde 18 31 in der Hohenheimer Ackergerätefabrik hergestellt. 24 Der gleiche Pflug ist noch einmal in natürlicher Größe und einmal als Modell 1 -.4 vorhanden. E r wurde seit 1850 als «Hohenheimer Pflug, Konstruktion A» bezeichnet. Abb. 283: Hohenheimer Pflug mit Untergrundschar Modell 1 : 4 - Signatur: Bw 10 • Inventar-Nr. A 73 • Alter Katalog Nr. 271 Nr. des Geräts: 271 und A 73 • Bildarchiv-Nr. 638/31 Das Gerät unterscheidet sich von dem vorigen nur durch den in seiner Arbeitstiefe verstellbaren Untergrundwühler. Das Modell wurde 1843 in der Hohenheimer Fabrik hergestellt. 25 Abb. 284: Hohenheimer Pflug, Konstruktion B Original • Signatur: Bw n • Inventar-Nr. A 9 • Alter Katalog Nr. 781 • Nr. des Geräts: 781 Bildarchiv-Nr. 571/34 Rein äußerlich unterscheidet sich diese Konstruktion von dem ScHWERZ-Pflug, der Konstruktion A also, durch die zweite Sterze, mit der man den Gewohnheiten der schwäbischen Bauern entgegenkam, die aber in diesem Falle noch nach Belieben herausgenommen werden konnte. Wichtiger war indessen die konstruktive Verbesserung der arbeitenden Teile des Pfluges, wodurch zwei Mängel des Flandrischen Pfluges behoben werden sollten: die breite hölzerne Sohle verursachte einen schweren Gang, und die Zusammenfügung von Schar und Streichblech war noch unvollkommen und wenig dauerhaft. Deshalb ging man 1843 dazu über, Sohle und Griessäule aus Eisen zu gießen und die Schar in den Falz eines besonderen Scharträgers einzulassen, womit ein vollkommen glatter, harmonischer Übergang von der Schar zum Streichblech erreicht wurde. Diese verbesserte Version des Hohenheimer Pfluges wurde nach dem von 1837 bis 1845 amtierenden Hohenheimer Direktor AUGUST 24 K.GÖRIZ, a.a.O., S.3; über die Hohenheimer Pflugfabrikation vgl. E.KLEIN, Die Hohenheimer Ackergerätefabrik 1819-1904. In: Ztschr. f. württ. Landesgeschichte X X I I ,

1963, S.302-376. 25

K.GÖRIZ, a . a . O . , S . 3 .

135

VON W E C K H E R L I N a u c h « W e c k h e r l i n ' s c h e K o n s t r u k t i o n » g e n a n n t , d o c h g e b ü h r t d a s Verdienst KONRAD

dieser V e r b e s s e r u n g

in W i r k l i c h k e i t

dem

Hohenheimer

Fabrikpächter

MÖHL.26

A b b . 285: Hohenheimer Pflug, Konstruktion B M o d e l l 1 : 4 - Signatur: B w 12 • Inventar-Nr. A 74 • A l t e r K a t a l o g N r . 1051 N r . des G e r ä t s : 1051 und A 74 • Bildarchiv-Nr. 637/15 D a s M o d e l l u n t e r s c h e i d e t s i c h v o n d e m v o r i g e n G e r ä t e i n m a l d a d u r c h , d a ß es s c h o n m i t e i n e m s c h r a u b e n f ö r m i g e n S t r e i c h b l e c h a u s g e r ü s t e t ist, m i t d e m seit 1 8 5 6 alle H o h e n h e i m e r P f l u g t y p e n v e r s e h e n w a r e n . D i e e i n f a c h e S t e r z e des

flandrischen

P f l u g e s ist h i e r b e i b e h a l t e n , d a f ü r ist a b e r an d i e Stelle d e r S c h l e i f s t e l z e e i n R a d v o r gcstell getreten, ebenfalls eine K o n z e s s i o n

der H o h e n h e i m e r

F a b r i k a n t e n an

die

h e i m i s c h e n G e w o h n h e i t e n . D i e B e f e s t i g u n g d e s B a u m e s a m K a r r e n ist ä h n l i c h w i e b e i m D o M B A S L E - P f l u g ( B w 46), n u r d a ß h i e r d a s R a d v o r g e s t e l l m i t H i l f e e i n e r Z u g s t a n g e u n t e r h a l b d e s G r i n d e l s , d o r t m i t e i n e r K e t t e a n g e h ä n g t ist. D i e R e g u l i e r u n g d e r A r b e i t s t i e f e g e s c h a h in b e i d e n F ä l l e n m i t H i l f e d e s s e n k r e c h t e n

Vierkanteisens

u n d d e s o b e r h a l b des G r i n d e l s d u r c h z w e i Ö s e n g e h e n d e n E i s e n s t a b e s . D i e

Ein-

s t e l l u n g d e r A r b e i t s b r e i t e g e s c h a h i n d e s s e n b e i DOMBASLE m i t H i l f e e i n e s S t e l l b ü g e l s an d e r D e i c h s e l d e s R a d v o r g e s t e l l s , h i e r a b e r , i n d e m d a s V i e r k a n t e i s e n in e i n e r k u r z e n , w a a g e r e c h t e n S t e l l s c h i e n e l ä u f t , die an d e m e r w ä h n t e n E i s e n s t a b b e f e s t i g t ist. A b b . 286: Hohenheimer Pflug, Konstruktion C M o d e l l 1:4 • Signatur: B w 13 • Inventar-Nr. A 77 • A l t e r K a t a l o g Nr. J161 Nr. des G e r ä t s : 1161 und A 77 • Bildarchiv-Nr. 637/7 I m J a h r e 1847 e r f u h r d e r H o h e n h e i m e r P f l u g e i n e w e i t e r e V e r b e s s e r u n g , die m a n n a c h d e m v o n 1845 b i s 1 8 5 0 a m t i e r e n d e n H o h e n h e i m e r D i r e k t o r HEINRICH WILHELM PABST a u c h « P a b s t ' s c h e K o n s t r u k t i o n » n a n n t e , w i e w o h l a u c h sie d e m F a b r i k p ä c h t e r K O N R A D MÖHL z u z u s c h r e i b e n ist. Sie w a r i n d e s s e n n i c h t s e i n e e i g e n e E r f i n d u n g , s o n d e r n MÖHL h a t sie d e m f r a n z ö s i s c h e n D o M B A S L E - P f l u g e n t l e h n t . D i e s e K o n s t r u k t i o n C u n t e r s c h e i d e t sich v o n d e r K o n s t r u k t i o n B d a d u r c h , d a ß j e t z t d i e G r i e s s ä u l e m i t d e m H a u p t u n d d e m v o r d e r e n T e i l des S t r e i c h b l e c h s a u s e i n e m S t ü c k g e g o s s e n w u r d e . A n d i e s e n als P f l u g b r u s t o d e r H a l s b e z e i c h n e t e n T e i l w u r d e n d a s n u n m e h r kürzere Streichblech u n d die Schar a n g e s c h r a u b t , w o b e i S c h r a u b e n mit v e r s e n k b a r e n K ö p f e n V e r w e n d u n g fanden, u m eine glatte O b e r f l ä c h e zu g e w i n n e n . D e r v o r d e r e T e i l des S t r e i c h b l e c h s w a r steiler, d i e S c h a r d a h e r w e n i g e r flach g e s t e l l t als bei K o n s t r u k t i o n B , w a s n a c h PABSTS A u s s a g e «zu e i n e r teils l e i c h t e r e n , teils b e s s e r e n Arbeit» beigetragen hat; außerdem w a r die Herstellung wesentlich billiger. Im ü b r i g e n aber w u r d e die charakteristische F o r m des Flandrischen P f l u g e s beibehalten. Sech, Sterze, Schleifstelze und S t e l l v o r r i c h t u n g am K o p f des Grindels zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite blieben unverändert. A b b . 287: Hohenheimer Pflug, Konstruktion C M o d e l l 1 : 4 - Signatur: B w 14 • Inventar-Nr. A 78 • A l t e r K a t a l o g N r . 1552 N r . des G e r ä t s : 1552 und A 78 • Bildarchiv-Nr. 636/53 D i e K o n s t r u k t i o n C ist h i e r m i t z w e i S t e r z e n u n d e i n e r e i s e r n e n S c h l e i f s t e l z e v e r s e h e n . D e u t l i c h e r als a u f d e m v o r i g e n B i l d e r k e n n t m a n h i e r d i e K o n s t r u k t i o n des P f l u g k ö r p e r s . D i e V e r b r e i t u n g des Flandrischen P f l u g e s stieß bei den süd- u n d süd26 Z u diesen und allen f o l g e n d e n A u s f ü h r u n g e n über die H o h e n h e i m e r P f l ü g e v g l . E.KLEIN, D i e E n t w i c k l u n g des H o h e n h e i m e r Pfluges. I n : Ztschr. f. A g r a r g e s c h . und A g r a r s o z i o l . X , 1962, S.45-56, und ders., D i e H o h e n h e i m e r A c k e r g e r ä t e f a b r i k 1819-1904. I n : Ztschr. f. württ. Landesgesch. X X I I , 1963, S. 302-376.

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westdeutschen Bauern v o n A n f a n g an auf Schwierigkeiten, weil sie die gewohnten beiden Sterzen und das Radvorgestell nicht missen wollten. Die Hohenheimer D i r e k tion und Fabrik trugen dieser Tatsache, wenngleich zögernd, Rechnung und stellten auf Verlangen die Hohenheimer Pflüge auch mit zwei Sterzen oder Radvorgestcll oder mit beidem her, wie das nächste Modell zeigt. Abb. 288: Hohenheimer Pflug, Konstruktion C Modell 1 : 4 • Signatur: Bw 15 • Inventar-Nr. A 75 • Alter Katalog Nr. i m Nr. des Geräts: i m und A 75 • Bildarchiv-Nr. 656/25 A n die Stelle der einfachen Flandrischen Sterze sind hier ebenfalls zwei Sterzen getreten, außerdem aber ist noch die Schleifstelze durch ein Radvorgestcll ersetzt, das in seiner Form und A n b r i n g u n g den in Württemberg üblichen Pflugkarren entspricht (vgl. etwa B w 27 und B w 28). Abb. 289: Hohenheimer Pflug, Konstruktion D Original • Signatur: Bw 16 • Inventar-Nr. A 192 • Alter Katalog Nr. 179; Nr. des Geräts: A 192 • Bildarchiv-Nr. 573/11 Während die bisher betrachteten Hohenheimer Konstruktionen A bis C alle die Form des von SCHWERZ eingeführten Flandrischen Pfluges beibehielten, ist diese Konstruktion D , die in der Hohenheimer Fabrik seit 1850 hergestellt wurde, dem DoMBASLE-Pflug nachgebildet. Indirekt geht freilich auch dieser T y p D auf den Flandrischen Pflug zurück, weil MATHIEU DE DOMBASLE seine Anregungen ebenfalls aus Belgien bezogen hatte. Der Pflugkörper ist natürlich ebenso konstruiert wie bei der Konstruktion C, da ja, wie oben erwähnt, der T y p C schon hinsichtlich seiner arbeitenden Teile nach dem Vorbild des Dombasle-Pfluges entwickelt worden war. Hier wurde nun auch alles übrige von DOMBASLE entlehnt: der leicht gebogene, kräftige Grindel, die beiden - zunächst aus Holz gefertigten - Sterzen, die A n b r i n g u n g des Sechs, das nicht durch den Grindel greift, sondern an der Landseitc angeschraubt ist, der Regulator am K o p f des Grindels. Unter dem Regulator verstand man im 19. J h . eine Vorrichtung zur Einstellung sowohl der Arbeitstiefe als auch der Arbeitsbreite. Ersteres geschieht in diesem Falle dadurch, daß das Zuggestänge vorn an einem vertikal verschiebbaren Vierkanteisen befestigt ist. D i e seitliche Verschiebung des Zugpunktes zur Veränderung der Arbeitsbreite geschah mit Hilfe des Z a h n segments und des dazu gehörigen Steckers. Die eiserne, verstellbare Schleifstelze ist ebenso gestaltet wie bei B w 14. Der gleiche Pflug, der übrigens besonders f ü r schwere Böden geeignet gewesen sein soll, ist noch zweimal als Modell 1 : 4 vorhanden. Abb. 290: Hohenheimer Pflug, Konstruktion D Original • Signatur: Bw 17 • Inventar-Nr. A 228 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 228 Bildarchiv-Nr. 514/32 Der gleiche Pflug wie der vorige, nur mit einem seitlich angebrachten Untergrundwühler mit verstellbarem Stelzrad. Das abgebildete Gerät stammt aus den Jahren 1884/85. D e r gleiche Pflug ist noch zweimal als Modell vorhanden, einmal im Maßstab 1 .-4, einmal 1 : 5 . Abb. 291: Hohenheimer Pflug, Konstruktion S «Schraubenpflug» Modell 1 : 4 - Signatur: Bw 18 • Inventar-Nr. A 79 • Alter Katalog Nr. 1291 Nr. des Geräts: 1291 und A 79 • Bildarchiv-Nr. 636/15 Im Jahre 1856 erhielt der Hohenheimer Pflug flandrischer Prägung erneut eine Verbesserung, die v o r allem darin bestand, daß nun ein noch stärker gewundenes, 138

s c h r a u b e n f ö r m i g e s Streichblech angebracht w u r d e , um ein besseres und leichteres U m w e n d e n des B o d e n s zu erreichen und damit zugleich die Z u g k r a f t zu verringern. D i e s e r sogenannte S c h r a u b e n p f l u g oder K o n s t r u k t i o n S trat nun an die Stelle der T y p e n A bis C , die auf Bestellung z w a r i m m e r noch gebaut, aber alle mit dem s c h r a u b e n f ö r m i g e n Streichblech ausgerüstet w u r d e n . A b g e s e h e n v o n der F o r m des Streichblechs unterscheidet sich dieser T y p v o n der K o n s t r u k t i o n C ( B w 1 3 ) lediglich durch den R e g u l a t o r , der beim T y p C noch fehlte. E r besteht aus zwei in H ö h e der Griessäule zu beiden Seiten des Grindels drehbar angebrachten Bandeisen, die v o r n einen gelochten Z u g r i n g tragen, in welchem der Z u g h a k e n seitlich versetzt werden konnte. Gleichzeitig geschah die T i e f e n r e g u l i e r u n g mit H i l f e des am G r i n d e l k o p f senkrecht angebrachten, gelochten Stellbügels. D i e K o n s t r u k t i o n S w u r d e in vier verschieden s c h w e r e n A u s f ü h r u n g e n geliefert, um das G e r ä t f ü r jede B o d e n a r t geeignet zu machen. D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als K l e i n m o d e l l 1 : 1 0 vorhanden. Abb. 292: Hohenheimer Pflug, Konstruktion S Modell etwa 1 : 4 - Signatur: Bw 19 • Inventar-Nr. - • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: Bildarchiv-Nr. 650/36 Diese V e r s i o n des H o h e n h e i m e r Schraubenpfluges unterscheidet sich v o n der v o r i g e n dadurch, daß sie sich etwas mehr an die K o n s t r u k t i o n D anlehnt (Sterzen, seitliche A n b r i n g u n g des Sechs), und daß der R e g u l a t o r etwas anders konstruiert ist: die T i e f e n v c r s t e l l u n g geschieht mit H i l f e der gelochten Schleifstclze. Abb. 293: Hohenheimer Pflug, Konstruktion S Modell 1 : 4 • Signatur: B w 20 • Inventar-Nr. A 81 • Alter Katalog Nr. 1327 Nr. des Geräts: 1327 und A 81 • Bildarchiv-Nr. 636/31 U m 1860 entstand diese eiserne A u s f ü h r u n g des Schraubenpfluges. D e r Hinterb a u m fehlt, d a f ü r ist, w i e bei den englischen P f l ü g e n , die Griessäulc zu einer geschlossenen Landseitc verbreitert. Abb. 294: Hohenheimer Pflug, Konstruktion S Modell 1 : 5 • Signatur: B w 21 • Inventar-Nr. - • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: Bildarchiv-Nr. 640/51 E i n e etwas eigenartige K o n s t r u k t i o n , vielleicht ein V o r l ä u f e r des cisernenSchraubenpfluges ( B w 20), jedenfalls aber ein M o d e l l , das in der Praxis keine R o l l e gespielt hat. Abb. 295: Hohenheimer Pflug, Konstruktion H Original • Signatur: B w 22 • Inventar-Nr. A 10 • Alter Katalog Nr. 1793 • Nr. des Geräts: A 10 Bildarchiv-Nr. 572/15 I m J a h r e 1873 trat an die Stelle aller bis dahin konstruierten H o h e n h e i m e r Pflugtypen die K o n s t r u k t i o n H , die in drei verschiedenen, ziemlich stark voneinander abweichenden A u s f ü h r u n g e n angefertigt w u r d e . E i n m a l in der abgebildeten, die ursprüngliche flandrische F o r m am meisten b e w a h r e n d e n V e r s i o n , die übrigens auch mit R e g u l a t o r hergestellt w u r d e , und die sich v o m T y p S lediglich durch die A n b r i n g u n g des Sechs (wie bei der K o n s t r u k t i o n D ) und die F o r m des R e g u l a t o r s unterscheidet, der ebenfalls dem T y p D entsprach ( B w 16). D i e K o n s t r u k t i o n H w u r d e ferner als K a r r e n p f l u g mit z w e i Sterzen und als Stelzpflug mit zwei Sterzen und R e g u l a t o r ausgeführt. Letztere V e r s i o n ähnelte sehr stark dem T y p D , hatte auch w i e dieser einen leicht g e b o g e n e n , k r ä f t i g e n G r i n d e l . W ä h r e n d also f r ü h e r die H o h e n heimer Pflüge nur ausnahmsweise und auf besondere Bestellung mit Doppelsterze

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(abgesehen von der Konstruktion D ) und Radvorgestell ausgerüstet waren, hatte man jetzt diese A u s f ü h r u n g , die den Wünschen und Gewohnheiten der süddeutschen Bauern entgegenkam, zu einem der Standardtypen erhoben. E s dürfte nicht zuletzt auf diesen Umstand zurückzuführen sein, daß die Hohenheimer Konstruktion H «als Landpflug eine außerordentliche Verbreitung in Süddeutschland, namentlich in Bayern, gefunden» hat. 27 Abb. 296: Hohenheimer Pflug von H. Eitle Modell 1 : 1 o • Signatur: Bw 2 3 • Inventar-Nr. A 5 68 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts 1235 Bildarchiv-Nr. 654/45 Wie ein Vergleich mit B w 20 zeigt, handelt es sich um eine Variante des eisernen Schraubenpfluges, die sich noch stärker an die Konstruktion D anlehnte (Regulator). HEINRICH EITLE, der v o n

1 8 4 0 bis 1 8 7 2 in der H o h e n h e i m e r F a b r i k tätig w a r , hat

zudem den Grindel verstärkt, die Griessäule wieder auf die normale Breite reduziert und dafür den Hinterbaum wieder eingefügt. Anb. 297: Hohenheimer Pflug nach Möhl Modell 1 : 1 0 • Signatur: Bw 24 • Inventar-Nr. A 642 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 308 Bildarchiv-Nr. 642/28 E s handelt sich bei dem abgebildeten Modell um eine Variante der Konstruktion B mit zwei Sterzen und - hier fehlendem - Radvorgestell, deren Besonderheit darin besteht, daß Schar und Streichblech abnehmbar waren und durch einen nach der anderen Seite wendenden Pflugkörper ersetzt werden konnten. Was KONRAD MÖHL, 1842 bis 1862 Fabrikpächter in Hohenheim, mit dieser Einrichtung bezweckte, ist nicht recht ersichtlich. Abb. 298: Beetpflug von Heft in Heidelberg Original • Signatur: Bw 25 • Inventar-Nr. A 15 • Alter Katalog Nr. i i 9 8 - N r . des Geräts: 1198 Bildarchiv-Nr. 570/31 Wie ein Vergleich mit B w 22 zeigt, handelt es sich offensichtlich um eine K o p i e des Hohenheimer Pfluges, hergestellt v o n einem Handwerksmeister namens H e f t , über den nichts weiter auszumachen war. Abb. 299: Pflug von Armelin Original • Signatur: Bw 26 • Inventar-Nr. A 87 • Alter Katalog Nr. 1337 • Nr. des Geräts: 1357 Bildarchiv-Nr. 570/37 Die im Hohenheimer Inventar angegebene Bezeichnung des Pfluges ist falsch, denn d e r P f l u g v o n A R M E L I N ( B W 4 9 ) ist e b e n s o w i e d e r v o n G R I G N O N u n d PARQUIN e i n e

Weiterentwicklung des DoMBASLEschen Pfluges und hat mit dem abgebildeten G e rät wenig gemein. E s handelt sich vielmehr um eine Variante des Hohenheimer Pfluges mit Regulator - ähnlich dem bei B w 16 - und einem eigenartig gestalteten Sech, das sonst nicht nachzuweisen ist. Abb. 300: Suppinger Pflug Original • Signatur: Bw 27 • Inventar-Nr. A 5 • Alter Katalog Nr. 638 • Nr. des Geräts: 638 Bildarchiv-Nr. 514/9 27 Die Entwicklung des landw. Maschinenwesens in Deutschland (Arbeiten der D L G , Heft 177), Berlin 1910, S.29.

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E s war schon f r ü h e r darauf h i n g e w i e s e n w o r d e n , daß die E i n f ü h r u n g und V e r breitung des Flandrischen P f l u g e s auf Schwierigkeiten stieß, weil er in seiner F o r m und H a n d h a b u n g den hergebrachten G e w o h n h e i t e n widersprach. D e s h a l b g i n g e n sehr bald württembergische D o r f h a n d w e r k e r daran, P f l ü g e zu bauen, welche die V o r z ü g e des Flandrischen Pfluges mit den W ü n s c h e n und G e w o h n h e i t e n ihrer K u n d e n in E i n k l a n g brachten. D e n gelungensten V e r s u c h dieser A r t stellte der abgebildete S u p p i n g e r P f l u g dar 2 8 , f ü r dessen K o n s t r u k t i o n der Schmiedemeister ISAK MAIER aus S u p p i n g e n , O A . B l a u b e u r e n , im J a h r e 1838 die H ä l f t e des alljährlich zur Verteilung gelangenden «Mechanischen Preises» erhielt. 2 9 D a s E x e m p l a r unserer Sammlung w u r d e 1838 direkt v o m Herstellet bezogen. 3 0 Wie man sieht, haben w i r den üblichen altdeutschen L a n d p f l u g mit Doppelsterze und R a d v o r g e s t e l l v o r u n s ; die T i e f e n r e g u l i e r u n g geschah durch V e r k ü r z u n g b z w . V e r l ä n g e r u n g der A n h ä n g u n g des K a r r e n s am G r i n d e l , die seitliche V e r s c h i e b u n g des Z u g p u n k t e s zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite konnte an der Z u g s t a n g e des R a d v o r g e s t e l l s Vorgenommenwerden. V o m H o h e n h e i m e r oder Flandrischen P f l u g übernahm ISAK MAIER die Schar und das g e w u n d e n e Streichblech, das hier noch - w i e bei der H o h e n h e i m e r K o n s t r u k t i o n A auf die Schar aufgeplattet w a r . A b e r MAIER ersetzte bereits die breite, hölzerne S o h l e des S c h w e r z - P f l u g e s durch eine eiserne, um einen leichteren G a n g zu erzielen, w a s in H o h e n h e i m erst 1 8 4 4 geschah. A u ß e r d e m rückte er das Sech bis an die Streichblechvorderkante z u r ü c k , «so daß kein Z w i s c h e n r a u m v o r h a n d e n ist, in welchen sich Steine setzen könnten». 3 1 In einer V e r h a n d l u n g des landwirtschaftlichen Bezirksvereins in S c h o r n d o r f kam man nach E r ö r t e r u n g der V o r - und Nachteile des ScHWERZ-Pfluges und des S u p p i n g e r P f l u g e s zu der Ü b e r z e u g u n g , daß beiden «gleicher V o r z u g zuzugestehen» sei, «und z w a r möchte der letztere (der S u p p i n g e r ) f ü r starken, b ü n d i g e n B o d e n s o w i e f ü r abhängige und steinigte G ü t e r w e g e n seiner sichereren Haltung f ü r weniger eingelernte P f l ü g e r , der erstere aber f ü r ebenen und leichteren B o d e n w e g e n leichteren G a n g e s und größerer Wohlfeilheit v o n gleich vortrefflicher Arbeit, s o w i e überhaupt f ü r dazu gelernte P f l ü g e r den V o r z u g verdienen». 3 2 Abb. 301: Pflug von Oberdischingen Original • Signatur: Bw 28 • Inventar-Nr. A 6 • Alter Katalog Nr. 630 • Nr. des Geräts: 630 Bildarchiv-Nr. 514/13 D a s G e r ä t unterscheidet sich nur unwesentlich (Sech, Sterzen) v o n dem v o r i g e n ; es gilt v o n diesem P f l u g das gleiche, w a s f ü r den S u p p i n g e r gesagt w a r : In diesem Falle hat der W a g n e r - und Schmiedemeister K A R L SCHMID aus Oberdischingen, O A . E h i n g e n , den V e r s u c h gemacht, den flandrischen P f l u g mit d e m altdeutschen L a n d p f l u g zu k o m b i n i e r e n . 3 3 I m Unterschied z u m S u p p i n g e r P f l u g liegt der G r i n d e l hier in einer A u s h ö h l u n g des K a r r e n - Q u e r h o l z e s , nicht in einer besonderen G r i n d e l a u f l a g e - G a b e l . SCHMID erhielt f ü r seine K o n s t r u k t i o n 1 8 4 2 ein Drittel des landw. Preises 3 4 ; er schenkte den abgebildeten P f l u g 1 8 4 1 dem Hohenheimer Institut. Abb. 302: Pflug aus Gutenberg, Lenninger Tal Original • Signatur: B w 29 • Inventar-Nr. A 297 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 297 Bildarchiv-Nr. 571/44 28 Wochenblatt für Land- und Hauswirtschaft, Gewerbe und Handel, 8. J g . 1841, S . 1 6 9 Anmerkung. 29 Correspondenzblatt des K g l . Württ. Landwirtschaftlichen Vereins, N F 14, 1838, S. 152. 30

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K.GÖRIZ, a.a.O., S.7.

Ebenda. Correspondenzblatt, N F 17, 1840, S.159. K.GÖRIZ, a.a.O., S.8.

Correspondenzblatt, 1842, B d . I I , S.273ff. 142

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M?

E b e n f a l l s ein württembergischer Pflug, ähnlich den beiden v o r i g e n , nur w o h l e t w a s jünger, denn das Streichblech ist schon besser g e f o r m t , und Schar und Streichblech sind an das eiserne H a u p t angeschraubt. Abb. 303: Pflug aus Bollweiler, Ober-Elsaß Original • Signatur: B w 50 • Inventar-Nr. A 2 • Alter Katalog Nr. 8 • Nr. des Geräts: 8 Bildarchiv-Nr. 514/19 Im Prinzip das gleiche G e r ä t w i e die v o r i g e n , nur ist hier - auf unserem P h o t o nicht erkennbar - das g e w u n d e n e Streichbrett noch aus H o l z hergestellt, ähnlich w i e bei dem Heidelberger und Pfälzer P f l u g B w 1 und B w 2, aber mit einem «eisernen, über das H o l z hinausreichenden Überzug» versehen. 3 5 D i e fehlende Schar war ä h n lich gestaltet wie bei B w 1 , das R a d v o r g e s t e l l fehlt. Sohle und Streichbrett s i n d unten mit E i s e n beschlagen, um den G a n g zu erleichtern. D i e Sohle ist mit d e m Hinterbaum aus einem Stück gearbeitet, an dem die Doppelsterze angesetzt ist. D e r G r i n d e l ist, wie es bei den benachbarten französischen P f l ü g e n h ä u f i g zu beobachten ist, schräg a u f w ä r t s gerichtet. D e r P f l u g w u r d e 1 8 1 9 v o n dem Hohenheimer F a b r i k meister H E I L E R aus Bollweiler mitgebracht. 3 6 D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als Modell 1 : 1 0 v o r h a n d e n . Abb. 304: Magdeburger Pflug, Ältere Konstruktion Original • Signatur: B w 31 • Inventar-Nr. A 7 • Alter Katalog Nr. 1 1 3 4 - Nr. des Geräts: 1 1 5 4 Bildarchiv-Nr. 514/61 Dieser P f l u g wurde 1 8 5 0 dem Hohenheimer Institut z u m G e s c h e n k gemacht, er w a r um diese Z e i t in der M a g d e b u r g e r G e g e n d verbreitet und w u r d e v o r w i e g e n d beim Z u c k e r r ü b e n a n b a u verwendet. D e r B a u m ist auch hier etwas schräg a u f w ä r t s gerichtet, daher das g r o ß e R a d v o r g e s t e l l mit entsprechend hoher G r i n d e l a u f l a g c , w o b e i eine S e i t e n f ü h r u n g des Grindels nur an der rechten Seite angebracht ist. L a n d - und Furchenrad sind verschieden g r o ß . D i e Schar ist ähnlich gestaltet wie bei den Hohenheimer P f l ü g e n , das Streichblech indessen mehr k o n k a v g e w ö l b t als gew u n d e n und in seiner F o r m g e b u n g noch etwas u n v o l l k o m m e n . D i e rechte Sterze ist am Streichblech befestigt und gegen die linke Sterze zweimal verstrebt. D i e hölzerne Griessäule ist durch einen Z u g a n k e r v e r s t ä r k t ; ein Sech fehlt, d a f ü r ist das die L a n d seitc abschließende E i s e n b l e c h über die V o r d e r k a n t e des Streichblechs hinaus verlängert, um die F u n k t i o n des Sechs zu übernehmen.

A b b . 305: Pflug von Dr. Crusius, Leipzig Original • Signatur: Bw 32 • Inventar-Nr. A 8 • Alter Katalog Nr. 1355 - Nr. des Geräts: 1355 Bildarchiv-Nr. 571/40 I m G e g e n s a t z zu d e m v o r i g e n G e r ä t ist hier das Streichblech wieder eindeutig g e w u n d e n , besser g e f o r m t und ein harmonischer Ü b e r g a n g v o n der Schar zum Streichblech erreicht. A u c h besitzt dieser P f l u g w i e d e r das normale Messersech, das an der Landseite des G r i n d e l s mit einem E i s e n b ü g e l befestigt ist (die amerikanische Befestigungsart), und eine eiserne Griessäule. D a die rechte Sterze durch das Streichblech stärker belastet ist, w u r d e die zusätzliche eiserne V e r s t r e b u n g v o n der Sterze 35 36

K . H . R A U , G e s c h . d . P f l u g e s , S.78. K.GÖRIZ, a.a.O., S.21.

144

zum B a u m angebracht. Das Radvorgestell fehlt. Die Bezeichnung des Pfluges im Hohenheimer Inventar deutet vermutlich auf den Hersteller. Abb. 306: Pflug von Ozarowsky Original • Signatur: B w 33 • Inventar-Nr. A 4 • Alter Katalog Nr. 1393 • Nr. des Geräts: 1393 Bildarchiv-Nr. 573/53 A u c h hier bezeichnet der oben angegebene N a m e wahrscheinlich den Hersteller des Pfluges, der jedoch keinerlei eigene Ideen entwickelt, sondern lediglich den schottischen P f l u g v o n JAMES SMALL nachgebaut hat, wie ein Vergleich mit B w 4 zeigt. N u r die A n b r i n g u n g der Sterzen und des Sechs weichen v o n dem schottischen V o r b i l d etwas ab, auch ist der Grindel hier gerade und nicht leicht g e b o g e n . Die Z u g k e t t e unter dem G r i n d e l fehlt. Abb. 307: Wanzlebener Tiefpflug Original • Signatur: Bw 34 • Inventar-Nr. A 53 • Alter Katalog Nr. 1631 • Nr. des Geräts: A 53 Bildarchiv-Nr. 515/12 D a dieser Pflug ebenso wie B w 3 1 aus der M a g d e b u r g e r G e g e n d stammt, ist es auch nicht verwunderlich, daß er mit jenem G e r ä t viel Ähnlichkeit a u f w e i s t : der schräg aufwärts gerichtete B a u m , das R a d v o r g e s t e l l , die Sterzen, die Schar, das - hier nicht sichtbare - Molterblech an der Landseite. D a s Streichblech dagegen ist anders g e f o r m t , und zwar in A n l e h n u n g an den böhmischen Ruchadlo, der den Pflugbau in Mitteldeutschland wesentlich beeinflußt h a t : es ist kurz, steil gestellt und k o n k a v g e k r ü m m t , nicht schraubenförmig g e w u n d e n ; ein Sech fehlt, wie meist bei den Ruchadlos, weil sie eine andere Arbeitsweise haben, 3 7 es sind sogenannte Steilwender. D i e Tiefenregulierung geschah hier durch vertikale Verstellung der G r i n d e l a u f l a g e am Radvorgestell. D i e rechte Sterze ist nicht am Streichblech, sondern an einer eisernen Querstrebe zwischen Sohle und Streichblech befestigt. D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als Modell 1 : 4 vorhanden. Bei BRAUNGART findet sich übrigens eine A b bildung davon. 3 8 Abb. 308 : Universalpflug von Rudolph Sack Original • Signatur: Bw 35 • Inventar-Nr. A 20 • Alter Katalog Nr. 1621 • Nr. des Geräts : 1621 Bildarchiv-Nr. 573/41 B e r ü h m t g e w o r d e n ist RUDOLPH SACK nicht durch diesen, sondern durch seinen 1850 konstruierten ersten deutschen ganz eisernen P f l u g mit Selbstführung ( B w 61). Bei der K o n s t r u k t i o n dieses erst um 1860 entwickelten Pfluges hat sich SACK, wie ein Vergleich mit dem Wanzlebener P f l u g zeigt, an die damals in Mitteldeutschland gebräuchlichen Pflüge angelehnt. A u f f a l l e n d ist auch die Ähnlichkeit mit dem sogenannten K a m e n z e r Vereinspflug. 3 9 Seit 1866 hieß dieser SACK'sche P f l u g «Universalpflug» 4 0 , weil der P f l u g k ö r p e r ausgewechselt werden konnte g e g e n einen Häufel-, Kartoffelrode-, R ü b e n r o d e k ö r p e r etc. D a s Streichblech erinnert in seiner F o r m und Stellung, wie das des Wanzlebener Pfluges, an den böhmischen Ruchadlo. A m Streichblech ist außerdem eine Streichschiene angebracht, w i e sie auch heute noch in manchen G e g e n d e n üblich ist. D a s Sech ist nach amerikanischer A r t an der L a n d seite des Grindels befestigt, die Doppelsterze oben in den G r i n d e l eingesetzt. D i e 37

V g l . unten den Abschnitt «Ruchadlos».

38

R.BRAUNGART, Urheimat, S . 1 5 2 , A b b . 138.

39

R . B R A U N G A R T , U r h e i m a t , S. 1 5 1 , A b b . 1 3 6 .

40

1926, 10

R.

SACK,

sein Leben und sein Werk, hg. von der Firma Rud. Sack, Leipzig-Plagwitz

S.35.

Klein, Pllügc

145

A b b . 306

A b b . 307

A b b . 308

A b b . 309

Abb. 310

A b b . 310

Abb. 311

Abb. 312

146

Regulatorstange hängt vorn herunter, weil das Radvorgestell fehlt. Eine Zeichnung des Pfluges findet sich auch bei PERELS. 4 1 Abb. 309: Pflug von Kleyle Modell 1 : 4 • Signatur: Bw 36 • Inventar-Nr. A 82 • Alter Katalog Nr. 1284 Nr. des Geräts: 1284 und A 82 • Bildarchiv-Nr. 636/23 CARL RITTER VON KLEYLE, ZU seiner Zeit ein «rühmlich bekannter Ökonom» 4 2 , hat diesen Pflug etwa 1845 in einer «Werkstätte f ü r landw. Instrumente» auf den schlesischen Besitzungen des Erzherzogs K a r l konstruiert und dabei die F o r m des Streichblechs mathematisch zu berechnen versucht. 4 3 D i e Richtigkeit dieser Berechnungen wurden zwar sehr bald angezweifelt, doch die Arbeitsqualität des Pfluges anerkannt. 44 Das Radvorgestell fehlt an unserem Modell, doch wurde der K L E YLEsche Pflug auch als Schwingpflug verwendet. 4 5 Das nach der Tiefe verstellbare Sech ist an der Landseite des Grindels mit einer Schraube angeklemmt. Die Schar ist an das Streichblech angeschraubt, die gebogene eiserne Griessäule greift durch den Grindel und ist darin verschraubt. E i n Hinterbaum fehlt, dafür sind zwei Bandeisen, die am E n d e die Sterzen tragen, zwischen Grindelende und Griessäule angebracht. KLEYLES Konstruktion ist übrigens keineswegs originell, sondern er hat sich weitgehend an ZUGMAIERS Pflug ( B w 37) angelehnt. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 1 0 vorhanden. Abb. 310: Pflug von Zugmaier Modell 1 : 4 - Signatur: Bw 37 • Inventar-Nr. A 69 • Alter Katalog Nr. 604 Nr. des Geräts: 604 und A 69 • Bildarchiv-Nr. 637/55 Dieses Modell stellt nicht ganz den originalen ZuGMAiERpflug dar 46 , sondern eine etwas abweichende A u s f ü h r u n g , die von dem k. k. Hofmaschinisten ANTON BURG in Wien stammt, von dem unser Modell 1840 bezogen wurde. 4 7 Bei ZUGMEIER fehlt, wie bei KLEYLE, eine hintere Verbindung zwischen Grindel und Sohle, die hier durch einen im Baum verschraubten Eisenstab hergestellt wird, während dort dafür zwei Bandeisen zwischen Grindelende und Griessäule angebracht waren. Die Griessäule ist hier nicht, wie bei ZUGMAIER, im Grindel verschraubt, und bei dem originalen ZuGMAiERpflug geht das Sech zwar durch den B a u m , ist aber in seinem Schaft gelocht und dadurch in der Tiefe verstellbar. Der originale ZuGMAiERpflug, der übrigens in Österreich sehr verbreitet gewesen sein soll 48 , ist also dem Pflug von K L E Y L E noch ähnlicher als unser Burgsches Modell. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Kleinmodell 1 : 1 0 vorhanden. Abb. 3 1 1 : Ungarischer Pflug von Vidatä Modell 1 : 1 0 • Signatur: Bw 38 • Inventar-Nr. A 83 • Alter Katalog Nr. 1540 Nr. des Geräts: 1540 und A 83 • Bildarchiv-Nr. 647/42 41 E . P E R E L S , Die Bodenbearbeitungsgeräte, Jena und Leipzig 1866, S . 89L, und Tafel V I I I , Abb. 4. 42 ökonomische Neuigkeiten und Verhandlungen, 1848, S. 353. 43 C . R I T T E R VON K L E Y L E , Der Pflug, der Anhäufler und der Wühler, Wien 1847, mit einer Konstruktionszeichnung. 44 Ökonomische Neuigkeiten, 1848, S. 353. 45 C . S C H N E I T L E R / J . A N D R É E , Die neueren und wichtigeren landw. Geräte und Maschinen, Leipzig 1861, S. 142.. 46 Er ist abgebildet bei C . S C H N E I T L E R / J . A N D R É E , a . a . O . , S. 141. 47

48

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 1 5 .

Ebenda. 147

Der im Hohenheimer Inventar angegebene Name soll wohl den Hersteller des Pfluges bezeichnen, der sich von dem vorigen nur wenig unterscheidet. Die Schar ist etwas anders gestaltet, der Übergang von der Schar zum Streichblech harmonischer, das Sech auf amerikanische Art befestigt. Das Radvorgestell ist anders konstruiert: während es dort zwei gleich große Räder besitzt und ganz aus Holz hergestellt ist, hat es hier zwei verschieden große, vertikal verstellbare Räder, auch sind die Felgen und der horizontal liegende Bügel zur Regulierung der Arbeitsbreite hier aus Eisen. Die Räder sind an unserem Modell übrigens falsch montiert, das kleinere ist das Landrad, gehört also auf die linke Seite, das größere Furchenrad auf die rechte. Es handelt sich im Grunde also um eine Variante des ZuGMAiERpfluges, die in Ungarn besonders verbreitet war, von wo unser Modell auch bezogen wurde. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell im gleichen Maßstab, aber ohne Karren, vorhanden, das anscheinend in Hohenheim hergestellt worden ist. Abb. 312: Ungarischer Pflug

Modell 1 : 5 - Signatur: Bw 39 • Inventar-Nr. A 68 • Alter Katalog Nr. 695 Nr. des Geräts: 695 und A 68 • Bildarchiv-Nr. 637/59

Obwohl, vom Vorgestell abgesehen, ganz aus Eisen konstruiert, ist dieser Pflug doch wohl nur wenig jünger als die beiden vorigen, an die er sich der Form nach weitgehend anlehnt, jedoch mit einigen nicht unwesentlichen Abweichungen: das Streichblech ist wesentlich kürzer, seine Vorderkante ist schräg nach hinten geneigt. Das Sech ist ganz an die Streichblech-Vorderkante zurück gerückt. Die Befestigung der Schar am Streichblech ist an unserem Modell nicht erkennbar, jedenfalls ist sie weniger gut als bei dem vorigen Modell. Eigenartig ist am Radvorgestell die Versetzung der Deichsel und Grindellagerung nach rechts. Der Grund dafür ist die Tiefenregulierung durch einseitiges Heben oder Senken des über der Achse liegenden Querholzes. Die Arbeitsbreite konnte, ebenso wie bei den beiden vorigen Pflügen, mit Hilfe des horizontalen, gebogenen Flacheisens verändert werden. Unser Modell wurde 1842 von dem Referenten des landw. Vereins für das Königreich Ungarn, J . N . VON TÖRÖK, anläßlich der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte nach Stuttgart mitgebracht und der Zentralstelle des kgl. württ. landw. Vereins zum Geschenk gemacht, die es der Hohenheimer Sammlung übergab. 49

Abb. 313: Französischer Pflug aus der Gegend von Caen

Modell 1 : 1 0 • Signatur: Bw 40 • Inventar-Nr. A 591 • Alter Katalog N r : - • Nr. des Geräts: 257 Bildarchiv-Nr. 668/58

Bei diesem nordfranzösischen Beetpflug (das dazu gehörige Radvorgestell fehlt) hielt LESER den Sterzenansatz für «beachtenswert» 50 , offenbar weil diese Art der Sterzenanbringung in Frankreich selten zu finden ist; sie erinnert vielmehr an die sächsischen Haken (H 56, Hs 108). Durch diese Konstruktion wird der Pflug in der Arbeitsrichtung sehr gut versteift. Eine Merkwürdigkeit besteht auch darin, daß das Streichblech nicht an der ziemlich weit nach hinten versetzten Griessäule, sondern an dem davor eingesetzten Zuganker befestigt ist. Das relativ kurze Streichblech ist auf die große, leicht gewölbte Schar aufgeplattet, wie beim Hohenheimer Pflug A 49 50

K.GÖRIZ, a.a.O., S . 2 3 , 27. P.LESER, a.a.O., S.322.

48

( B w 9) ; überhaupt scheint der Pflugkörper in A n l e h n u n g an den flandrischen Pflug gestaltet worden zu sein. L E S E R bildet den Pflug nach C H E V A L I E R ab. 5 1 Abb. 314: Frankreich «Charrue provençale» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Bw 41 • Inventar-Nr. A 541 • Alter Katalog N r . - - Nr. des Geräts :208 a Bildarchiv-Nr. 522/56 Bei diesem Pflug kann man zweifelhaft sein, ob er - der teil weisen E i s e n v e r w e n d u n g ungeachtet - nicht in die vorige G r u p p e gehört hätte, denn das Streichblech ist zwar leicht gewölbt und etwas schraubenförmig verdreht, aber im übrigen erinnert er ganz an seinen hölzernen V o r g ä n g e r , wie bei C H E V A L I E R etwa einer wiedergegeben ist 5 2 , steht also in seiner K o n s t r u k t i o n den älteren Pflügen näher als den modernen. A b gesehen v o n Schar und Streichblech hat er einige Ähnlichkeit mit dem provencalischen Haken Hs 1 1 6 , v o r allem hinsichtlich der F o r m und A n b r i n g u n g v o n Baum und Sterze, die sich hier freilich gabelt. Das Sech geht durch den B a u m und ist mit einer Flügelschraube befestigt, am K o p f des Baumes ist ein verstellbares Stelzrad angebracht, das in Frankreich anscheinend öfter v o r k a m . 5 3 Abb. 315 : Schweden, Dalarna Modell 1 : 4 - Signatur: Bw 42 • Inventar-Nr. A 70 • Alter Katalog Nr. 784 Nr. des Geräts: 784 und A 70 • Bildarchiv-Nr. 638/11 Das Modell dieses Pfluges stammt aus Schweden, es w u r d e der Hohenheimer Sammlung im J a h r e 1 8 4 4 v o n dem G r a f e n H A M P U S S T E L L A N M Ö R N E R geschenkt, der 1 8 4 2 / 4 3 in Hohenheim studiert hatte. 54 E i n Original dieses Pfluges befindet sich noch heute im «Lantbruksakademiens Museum» in Stockholm. 5 5 E r hat die für die schwedischen Pflüge charakteristische Rahmensterze 5 6 , d . h . die Griessäule ist über den Grindel hinaus verlängert und durch ein Holz mit der Sterze v e r b u n d e n ; der Pflüger ging daher vermutlich neben, nicht hinter dem Pflug. Stelzpflüge waren in Schweden häufig, oft auch mit Stelzrad, doch eine Schleifstelze mit zwei Hölzern und einem gemeinsamen Stelzschuh, wie an diesem Modell, kam offenbar selten v o r . Die Landseite ist geschlossen, das Streichblech sehr lang und gewunden, anscheinend wie beim Flandrischen Pflug - auf die sehr große Schar aufgeplattet. Das Sech ist mit der Schar fest verbunden; w o z u es oben mehrfach gelocht ist, ist nicht ersichtlich, bei dem v o n J I R L O W abgebildeten Original ist es auch nicht der Fall. D i e Arbeitsbreite konnte durch seitliche V e r l a g e r u n g des Anhängepunktes am G r i n d e l k o p f verändert werden. D e r gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 1 0 vorhanden, das in Hohenheim hergestellt wurde. Abb. 316: Amerikanischer Pflug Original • Signatur: Bw 43 • Inventar-Nr. A 16 • Alter Katalog Nr. 671 • Nr. des Geräts: 671 Bildarchiv-Nr. 571/72 Dieser S c h w i n g p f l u g wurde 1842 v o m landw. Verein zu Darmstadt zur Versammlung deutscher Land- und Forstwirte nach Stuttgart geschickt und bei dieser Gelegenhiet f ü r die Hohenheimer Sammlung angekauft. 5 7 E r soll in den folgenden Jahren im 51

52 53 54

55

H . C H E V A L I E R , F r a n c e , A b b . 33.

Ebenda, Abb. 26. Ebenda, Abb. 23, 25 bis. K.GÖRIZ, a.a.O.,

S.22f.

R . JIRLOW, Äldre plogar och ârder i Kungl. Lantbruksakademiens Museum, Uppsala 195 1, S.86, A b b . i I i . Ähnliche Pflüge: Abb. }6, 37, 45, 51, 105, 106, 109, 110. 56 P . L E S E R , a.a.O., S. 1 6 4 f r . 57

K.GÖRIZ, a.a.O., S.22.

149

Hessischen einige Verbreitung gefunden haben. Schar und Streichblech wirken noch verhältnismäßig roh, jedenfalls weniger elegant gearbeitet, als es bei den amerikanischen Pflügen der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts im allgemeinen der Fall war, so daß diese Konstruktion wohl schon aus den 20er Jahren stammen dürfte. Die Schar erinnert an die des Brabanter Pfluges ( B w 7), doch ist hier die senkrecht nach oben gerichtete, linke Kante geschärft, um die Funktion des fehlenden Sechs zu übernehmen. Das Streichblech ist weniger gewunden als k o n k a v gewölbt. Z u r Versteif u n g der Griessäule ist ein Zuganker angebracht. A u f f ä l l i g ist die starke Ausbuchtung in der Mitte des Grindels, während sonst bei den nordamerikanischen Pflügen der Grindel in seiner ganzen Länge leicht gebogen ist (vgl. etwa B w 51). Der Stellbügel am K o p f des Grindels diente zur Tiefen- und Seitenregulierung. Abb. 3 1 7 : Amerikanisch-dänischer Pflug Original • Signatur: Bw 44 • Inventar-Nr. A 18 • Alter Katalog Nr. 636 • Nr. des Geräts: 636 Bildarchiv-Nr. 570/25 Die Herkunftsbezeichnung im Hohenheimer Inventar ist nicht ganz richtig, sie war schon zweifelhaft, als der Hohenheimer Direktor WECKHERLIN im Jahre 1842 das Gerät f ü r die Hohenheimer Sammlung erwarb. WECKHERLIN hatte den Pflug bei der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Doberan 1841 ausgestellt gesehen, dort war er als «angeblich amerikanischer, vielleicht auch norwegischer Pflug» bezeichnet gewesen 5 8 , der in Dänemark sehr verbreitet gewesen sein soll. In Wirklichkeit handelt es sich, wie ein Vergleich mit B w 4 und B w 51 zeigt, um eine K o m bination zwischen dem schottischen und amerikanischen Pflug. Während Grindel, Sterzen, Sech, Zugkette und Regulator dem Pflug v o n JAMES SMALL nachgebildet sind, ähneln Schar und Streichblech mehr den amerikanischen Pflügen. Abb. 3 1 8 : Italien, Toskana, «Ridolfis Pflug» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Bw 45 • Inventar-Nr. A 565 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 232 Bildarchiv-Nr.656/? Das Besondere an diesem Pflug ist das sehr stark schraubenförmig gewundene Streichblech, das in dieser Form zuerst v o n RIDOLFI (daher obige Bezeichnung) und seinem Landsmann LAMBRUSCINI konstruiert worden sein soll, nach LUDWIG RAU 69 in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, nach PONI60 schon 1824. Das schraubenförmige Streichblech sollte natürlich ein besseres Wenden des Bodens und damit zugleich eine Verringerung der erforderlichen Z u g k r a f t bewirken. A u c h ist hier von der Schar zum Streichblech bereits ein so harmonischer Übergang erreicht, wie er zur damaligen Zeit allenfalls bei den englischen Pflügen, in Frankreich und Deutschland aber noch nicht zu finden war. Das schraubenförmige Streichblech wurde bald darauf auch von französischen, englischen, zuletzt auch von deutschen Pflugherstellern übernommen; der Hohenheimer Schraubenpflug entstand erst 1856. Die Herstellung solcher schraubenförmiger Streichbleche war nämlich nicht nur zeitraubend, sondern erforderte auch besondere handwerkliche Fertigkeiten. Erst als man dazu überging, die Streichbleche mit Pressen zu formen, erhielt man eine gleichmäßige und gleichbleibende F o r m bei geringerem Z e i t a u f w a n d und entsprechend niedrigerem Preis. 60a Die brettförmige Griessäule erinnert an die flandrisch-brabanter 58

Ebenda. Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 14. J g . 1862, S. 186. C. P O N I , Gli aratri e l'economia agraria nel Bolognese dal X V I I al X I X secolo, Bologna 1963, S. 126. 60:1 Vgl. E.KLEIN, Die Hohenheimer Ackergerätefabrik, S-322f. 59

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A b b . 313

A b b . 314

Abb. 315

Abb. 316

Abb. 317

A b b . 318

A b b . 319

A b b . 320

1 1

5

P f l ü g e , das Sech ist mit der Scharspitze fest v e r b u n d e n . B e i P O N I ist eine zeitgenössische Z e i c h n u n g des P f l u g e s w i e d e r g e g e b e n 6 1 , die etwas v o n unserem M o d e l l abw e i c h t : dort hat der P f l u g kein Sech, die Schar ist etwas anders g e f o r m t und die Sterze oben stärker v e r j ü n g t und als H a n d h a b e ausgebildet. T r o t z des langen G r i n d e l s scheint es sich u m einen S c h w i n g p f l u g gehandelt zu haben, denn auf der Z e i c h n u n g bei P O N I befindet sich am K o p f des G r i n d e l s eine V o r r i c h t u n g zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite, wie sie nur bei S c h w i n g p f l ü g e n üblich und sinnvoll ist. Abb. 319: Frankreich, Pflug von Dombasle Original • Signatur: B\v 46 • Inventar-Nr. A 13 • Alter Katalog Nr. 639 • Nr. des Geräts: 639 Bildarchiv-Nr. 514/25 M A T H I E U D E D O M B A S L E w a r D i r e k t o r des 1 8 2 0 gegründeten landwirtschaftlichen Instituts in R o v i l l e bei N a n c y , das mit einer M u s t e r w i r t s c h a f t und seit 1 8 2 4 auch mit einer Werkstätte zur Herstellung l a n d w . G e r ä t e g e k o p p e l t w a r , ein ganz ähnliches Institut also wie die H o h e n h e i m e r Anstalt. D O M B A S L E war schon 1 8 2 0 mit einer Schrift «Théorie de la charrue» hervorgetreten und hat schon in den 20er J a h r e n mit der K o n s t r u k t i o n eines Pfluges b e g o n n e n , den er aus dem Brabanter P f l u g entwickelte 6 2 . E r hatte zu diesem Z w e c k , ähnlich wie S C H W E R Z in H o h e n h e i m , einen P f l u g aus N a m u r k o m m e n lassen 6 3 , diesen zunächst w o h l nachgebaut und dann allmählich verbessert. D O M B A S L E hielt den S c h w i n g p f l u g f ü r z w e c k m ä ß i g e r als den bis dahin in Frankreich und Deutschland vorherrschenden R a d v o r g e s t e l l p f l u g 6 4 , weil er bei geschickter H a n d h a b u n g ebenso gute A r b e i t leiste, aber viel w e n i g e r Z u g k r a f t erfordere. D O M B A S L E hat aber dennoch, offenbar mit R ü c k s i c h t auf die nicht gleich zu überwindenden G e w o h n h e i t e n der B a u e r n , seinen S c h w i n g p f l u g so eingerichtet, daß er ohne weiteres auch mit V o r d e r g e s t e l l benutzt w e r d e n konnte, wie unsere A b bildung zeigt. D i e A b ä n d e r u n g e n , welche D O M B A S L E an seinem belgischen V o r b i l d e v o r n a h m , waren f o l g e n d e : 1. Griessäule, Haupt und v o r d e r e r Teil des Streichblechs ließ er aus einem Stück gießen, damals häufig als P f l u g b r u s t bezeichnet, an die Schar und Streichblech angeschraubt w u r d e n ; 2. Sohle und Hinterbaum sind ebenfalls aus G u ß e i s e n ; 3. D a s Sech geht nicht durch den G r i n d e l , sondern ist an der Landseite des Grindels b e f e s t i g t ; 4. die einfache Sterze w u r d e durch zwei Sterzen ersetzt, d a f ü r fehlte die Schleifstelze des Brabanter P f l u g e s ; 5. am K o p f des G r i n d e l s hat D O M B A S L E einen sehr einfach konstruierten R e g u l a t o r angebracht ( v g l . die zweite A b b i l d u n g , B w 46 a). E r besteht aus einem abgewinkelten und im waagerechten Teil um 90° verdrehten Flacheisen, dessen senkrecht durch den G r i n d e l gehender Teil gelocht ist, um die Arbeitstiefe einzustellen, w ä h r e n d der waagerechte Teil mit Z ä h n e n versehen ist, zwischen welche die Z u g k e t t e je nach der g e w ü n s c h t e n Arbeitsbreite eingelegt werden kann. Diese L ö s u n g w a r o f f e n b a r nicht ideal, jedenfalls hat D O M B A S L E später einen besseren, aber ebenso einfach und z w e c k m ä ß i g konstruierten R e g u l a t o r verwendet, den sogar die in der P f l u g k o n s t r u k t i o n f ü h r e n d e n E n g l ä n d e r übernahmen ( v g l . B w 54). W u r d e ein R a d v o r g e s t e l l v e r w e n d e t , so geschah die Seitenverstellung 61

C.PONI, a.a.O., Tafel 12. C. J . A . M. DE DOMBASLE, Landwirtschaftskalender oder Handbuch für den praktischen Ökonomen, aus dem Franz. übersetzt von F. K . MEDICUS, Karlsruhe und Freiburg 1844, S. 18, Anmerkung 1. 63 W. GÖRIZ, Über Flandrische und Brabanter Pflüge, Karlsruhe und Freiburg 1842, S.IV. 62

64

M . DE DOMBASLE, a . a . O . , S. 1 8 f f .

65

J.HEINRICH

IM T H U R N , D i e D o M B A S L E - P f l ü g e

in L o t h r i n g e n

Frauenfeld 1865, S.9. 66

07

W . G Ö R I Z , a . a . O . ; R.BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , S . 5 9 .

K.GÖRIZ, a.a.O., S i 8 f . 1

5

2

u n d in d e r

Schweiz,

durch U m s t e c k e n des Bolzens an dem Flacheisenbügel des K a r r e n s , die T i e f e n verstellung mit H i l f e des senkrecht stehenden Vierkanteisens, an dem das durch die beiden Ösen am G r i n d e l gehende Rundeisen h ö h e r und tiefer a n g e k l e m m t wurde. D e r DoMBASLE-Pflug verbreitete sich sehr rasch in Frankreich, er bildete die G r u n d lage des m o d e r n e n französischen Pflugbaues und hat auch im A u s l a n d anregend g e w i r k t , so auch z . B . in der Hohenheimer A c k e r g e r ä t e f a b r i k . Bis 1840 hatte DOMBASLE in seiner F a b r i k 9000 P f l ü g e hergestellt, v o n 1 8 4 2 bis 1 8 5 0 waren es 1 0 0 0 0 , v o n 1 8 5 0 bis 1864 26000 6 5 , die teilweise bis nach G r i e c h e n l a n d und Ä g y p t e n e x p o r tiert wurden. 6 0 D a s abgebildete Original w u r d e 1 8 4 0 aus R o v i l l e bezogen. 0 7 Abb. 320: Dombasle-Pflug Modell 1 : 4 - Signatur: Bw 46a • Inventar-Nr. A 86 • Alter Katalog Nr. 1420 Nr. des Geräts: 1420 und A 86 • Bildarchiv-Nr. 636/37 Dieses M o d e l l stellt nun den DoMBASLE-Pflug als S c h w i n g p f l u g dar. D e r w a a g e rechte R e g u l a t o r k a m m ist auf unserem P h o t o leider schlecht zu erkennen. Man erkennt aber deutlich die beiden eisernen Ösen auf dem G r i n d e l zur A u f n a h m e des Rundeisens bei V e r w e n d u n g eines Radvorgestells. D a s v o r d e r e G l i e d der Z u g k e t t e ist erheblich g r ö ß e r , u m zu vermeiden, daß die Z u g k r a f t , statt allein am G r i n d e l anz u g r e i f e n , auch den R e g u l a t o r k a m m belastet, w a s dieser natürlich nicht aushalten w ü r d e . D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als K l e i n m o d e l l 1 : 1 0 v o r h a n d e n . Abb. 3 2 1 : Grange-Dombasle-Pflug Modell 1 : 3 * Signatur: Bw 47 • Inventar-Nr. A 102 • Alter Katalog Nr. 295 • Nr. des Geräts: 295 Bildarchiv-Nr. 512/25 JOHANN JOSEPH GRANGE, ein A c k e r k n e c h t aus den V o g e s e n 6 8 , konstruierte im J a h r e 1 8 3 2 diesen nicht eigentlich neuen Pflug, sondern eine V o r r i c h t u n g , welche dem P f l ü g e r die F ü h r u n g des P f l u g e s , insbesondere auf steinigen B ö d e n , erleichtern sollte. Z u diesem Z w e c k brachte er außer der Z w e i k e t t e n - S e l b s t f ü h r u n g , die hier anscheinend das erste Mal v e r w e n d e t w i r d , noch drei lange Stangen an, zwei oberhalb, eine unterhalb des Grindels, mit deren H i l f e das R a d v o r g e s t e l l stabilisiert, ein gleichmäßiger T i e f g a n g erreicht und ein Herausspringen aus der Furche verhindert werden sollte. E s w u r d e damals behauptet, der GRANGE-Pflug bedürfe überhaupt keiner F ü h r u n g , sondern erhalte sich selbsttätig in der vorgeschriebenen R i c h t u n g und Tiefe. 6 9 E n t s p r e c h e n d e V e r s u c h e sollen das auch bestätigt haben 7 0 , und GRANGE erhielt f ü r seine E r f i n d u n g zwei A u s z e i c h n u n g e n . 7 1 MATHIEU DE DOMBASLE hat bald darauf die v o n GRANGE erfundene V o r r i c h t u n g in etwas vereinfachter F o r m bei seinen eigenen K o n s t r u k t i o n e n anzuwenden versucht. D a s G e r ä t erwies sich jedoch als zu s c h w e r f ä l l i g , kompliziert und kostspielig, so daß es keine sehr weite V e r b r e i tung g e f u n d e n hat. E i n solcher nach GRANGE abgeänderter DoMBASLE-Pflug w u r d e der H o h e n h e i m e r Anstalt schon 1 8 3 3 zu V e r s u c h s z w e c k e n leihweise zur V e r f ü g u n g gestellt, und nach diesem Original ist in der H o h e n h e i m e r Fabrik dann 1 8 3 3 / 3 4 das 68 GRANGE'S neuerfundener Pflug und seine großen Vorteile für die Landwirtschaft. Nach dem Französischen bearbeitet, Quedlinburg und Leipzig 1834, S. 5; darin auch eine genaue Zeichnung und detaillierte Beschreibung. 09 K.GÖRIZ, a.a.O., S . 2 0 ; Korrespondenzblatt des württ. landw. Vereins, N F 1833, 2 . B d . , S . 7 7 ; dort ebenfalls eine Zeichnung auf Tafel.II. 70 Korrespondenzblatt, N F 1833, i . B d . , S.274. 71 Grange's neuerfundener Pflug, S . 6 ; Nach J . H . IM THURN, a . a . O . , S.16 soll Grange sogar Ritter der Ehrenlegion geworden sein. 72 K.GÖRIZ, a.a.O., S. 1 9 L

'53

abgebildete M o d e l l hergestellt w o r d e n . 7 2 D e r O r i g i n a l p f l u g ist später anscheinend nicht z u r ü c k g e g e b e n w o r d e n , denn Teile d a v o n befinden sich noch heute in der Hohenheimer S a m m l u n g . Abb. 322: Grignon-Pflug Original • Signatur: B w 48 • Inventar-Nr. A 1 2 • Alter Katalog Nr. 1 3 5 4 - Nr. des Geräts: A 12 Bildarchiv-Nr. 571/62 Dieser P f l u g erhielt seine B e z e i c h n u n g nach der französischen A c k e r b a u s c h u l e zu G r i g n o n , deren D i r e k t o r B E L L A ZU A n f a n g der 50er J a h r e des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s den P f l u g konstruierte und ihn auf der Pariser Weltausstellung 1855 der Öffentlichkeit v o r f ü h r t e . D o r t übertraf er beim V e r s u c h s p f l ü g e n alle anderen ausgestellten K o n s t r u k t i o n e n , auch den Hohenheimer P f l u g , mit A u s n a h m e des P f l u g e s v o n 73 H O W A R D ( B W 57), mit dem z u s a m m e n er auch prämiiert w u r d e . In Wahrheit handelte es sich jedoch u m gar keine eigene K o n s t r u k t i o n B E L L A S , sondern - wie ein V e r g l e i c h mit B w 46 und 46 a deutlich macht - lediglich u m eine Variante des DoMBASLE-Pfluges. W I L H E L M H A M M hat daher in seinem Bericht über die Pariser Weltausstellung v o n 1855 den GRIGNON-Pflug mit v o l l e m Recht als «DOMBASLEP f l u g v o n G R I G N O N » bezeichnet. 7 4 B E L L A S A b ä n d e r u n g e n bestanden darin, daß er die Griessäule - w i e bei den englischen P f l ü g e n - zu einer geschlossenen Landseite verbreiterte, w o d u r c h der Hinterbaum überflüssig w u r d e , und daß er das ganze Streichblech mit dem H a u p t und der Landseite aus einem Stück gießen ließ. D a s w a r jedoch noch nicht der Fall bei dem auf der Weltausstellung v o r g e f ü h r t e n E x e m p l a r 7 5 , dort waren noch Griessäule und Hinterbaum v o r h a n d e n . D a f ü r besaß der Ausstellungspflug einen anderen R e g u l a t o r 7 6 , der sich aber anscheinend nicht bewährte. D e s h a l b kehrte B E L L A später zum DoMBASLE-Regulator zurück, w i e ihn unser B i l d zeigt. B E L L A hat weiterhin die Schar mit einer m e i ß e i f ö r m i g e n Stahlspitze versehen - auf unserem P h o t o leider nicht erkennbar die jedoch nicht, w i e beim P f l u g v o n A R M E LIN ( B w 49) und den amerikanischen P f l ü g e n vielfach, v o n der Schar getrennt und dadurch separat auswechselbar war. U n d schließlich hat B E L L A , abweichend v o n DOMBASLE, die amerikanische B e f e s t i g u n g des Sechs a n g e w a n d t . D e r GRiGNON-Pflug hat in Deutschland außerordentlich g r o ß e V e r b r e i t u n g g e f u n d e n . 7 7 D e r gleiche P f l u g ist noch zweimal als Modell v o r h a n d e n , im Maßstab 1 ¡4 und 1 : 10.

Abb. 3 2 3 : Pflug von Armelin Modell 1 : 4 - Signatur: B w 49 • Inventar-Nr. A 87 • Alter Katalog Nr. 1537 Nr. des Geräts: 1337 und A 87 • Bildarchiv-Nr. 636/61 A u c h dieser P f l u g , der übrigens ebenfalls auf der Pariser Weltausstellung v o n 1855 gezeigt w u r d e 7 8 , ist, w i e m a n sieht, im G r u n d e ein DoMBASLE-Pflug. Sein Hersteller, A R M E L I N aus D r a g u i g n a n ( P r o v e n c e ) , hat lediglich die Schar mit einer langen, b e w e g lichen Spitze versehen, die bei A b n u t z u n g nach v o r n g e s c h o b e n werden konnte. 7 9 73 W . H A M M , Der landwirtschaftliche Teil der Weltausstellung zu Paris im Jahre Leipzig 1856, S. 18. 74 Ebenda, S . 2 1 . 75 Ebenda, S. 2 1 , A b b . 21. 76 Ebenda; vgl. auch: C . S C H N E I T L E R / J . A N D R E E , a . a . O . , S . 1 1 7 F R . , Abb. 105. 77 E. P E R E L S , Die Bodenbearbeitungsgeräte, Jena und Leipzig 1866, S. 81. 78 W . H A M M , a.a.O., S.18, 21, Abb.23. 79

C.SCHNEITLER/J. A N D R E E , a . a . O . , S. 1 3 6 .

80

C.

L. F L E I S C H M A N N , Der nordamerikanische Landwirt, Frankfurt/M. 1848,

154

S.

29of.

1855,

E i n ähnliches V e r f a h r e n hat man in A m e r i k a schon in den 40er J a h r e n angewandt 8 0 , o b ARMELIN es v o n dort übernahm, ist natürlich s c h w e r zu sagen. D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als Modell 1 : 1 0 v o r h a n d e n . Abb. 324: Herkunft unbekannt Modell 1 : 6 • Signatur: Bw 50 • Inventar-Nr. - • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: Bildarchiv-Nr. 636/74 D a s Modell ist unvollständig, denn es fehlt die A n s p a n n v o r r i c h t u n g am Grindel. I m übrigen gleicht der P f l u g , v o n dem stark g e k r ö p f t e n Sech abgesehen, dem DoMBASLE-Pfiug. W o und w a n n dieses G e r ä t in A n l e h n u n g an das französische V o r bild gebaut w o r d e n ist, w a r nicht festzustellen. Abb. 325: Vereinigte Staaten, Pflug von Starbuck Original • Signatur: B w 5 1 • Inventar-Nr. A 14 • Alter Katalog Nr. 1 1 7 3 • Nr. des Geräts: 1 1 7 ; Bildarchiv-Nr. 572/9 D e r abgebildete P f l u g stammt aus den 40er J a h r e n des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s . U m diese Z e i t w a r in den U S A bereits eine weitgehende Einheitlichkeit in der P f l u g p r o d u k t i o n erreicht, denn alle P f l ü g e , v o n welcher F i r m a sie auch hergestellt sein mochten, wiesen im Prinzip die gleiche K o n s t r u k t i o n auf. 8 1 In diesem Falle handelt es sich um einen P f l u g der F i r m a N . B . STARBUCK in T r o y im Staate N e w Y o r k . D i e amerikanischen P f l ü g e waren d u r c h w e g S c h w i n g p f l ü g e , häufig - wie im vorliegenden Falle - mit Radstelze versehen. D a s g e w u n d e n e Streichblech ist mit der Griessäule aus einem Stück g e g o s s e n , die Schar ist an das Streichblech angeschraubt, w o b e i Schrauben mit versenkbaren K ö p f e n v e r w e n d e t w u r d e n . D i e Landseite ist - auf unserem P h o t o nicht sichtbar - bis in halber H ö h e mit einer Eisenplatte geschlossen (Molterblech), die mit der Sohle w i e d e r u m aus einem Stück g e g o s s e n ist. D a s geschmiedete Sech ist mit H i l f e eines B ü g e l s an der Landseite a n g e k l e m m t , es w a r auf diese Weise nach T i e f e und N e i g u n g verstellbar, eine M e t h o d e , die in E u r o p a vielfach N a c h a h m u n g g e f u n d e n hat. D i e beiden Flacheisen, in denen das Stelzrad sitzt, sind hinten drehbar angebracht und k ö n n e n mit ihren v o r d e r e n E n d e n durch die seitlich angebrachten K l a m m e r n hinauf und hinab g e s c h o b e n w e r d e n , je nach Arbeitstiefe, die am K o p f des Grindels durch U m h ä n g e n der Z u g ö s e reguliert w e r d e n konnte. Charakteristisch f ü r die nordamerikanischen P f l ü g e ist auch der kräftige, leicht g e b o g e n e G r i n d e l , der in H ö h e der Griessäule seine größte Stärke besitzt und sich nach v o r n und hinten v e r j ü n g t . D i e linke Sterze ist an der Sohle angeschraubt,während die rechte am Streichblech sitzt. P f l ü g e dieser A r t w u r d e n , wie gesagt, auch v o n anderen F i r m e n gebaut, so etwa v o n NOURSE, M A S O N & CO. in Worcester (Mass.). 8 2 A b b i l d u n g e n finden sich auch bei FLETSCHMANN83, SCHNEITLER 84 und PERELS. 8 5 D e r gleiche P f l u g ist noch zweimal als Modell v o r h a n d e n , im Maßstab 1 -.4 und 1 : 1 0 Abb. 326: Amerikanischer Pflug Original • Signatur: B w 5 2 • Inventar-Nr. A 254 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 254 Bildarchiv-Nr. 573/7 81

E . P E R E L S , Bodenbearbeitungsgeräte, S. 65. Descriptive and illustrated Catalogue of Plows . . . etc., manufactured and sold by Nourse, Mason & Co., Worcester (Mass.) 1859. 83 C.L.FLEISCHMANN, a.a.O., S.289. 84 C.SCHNEITLER/J. ANDREE, a.a.O., S. i2iff. 85 E.PERELS, a.a.O., Tafel I V . 82

155

Abb. 321

Abb. 522

A b b . 323

Abb. 324

A b b . 325

Abb. 326

A b b . 327

A b b . 328

156

I m Prinzip der gleiche P f l u g wie der v o r i g e , wahrscheinlich ein Fabrikat der Firma NOURSE, M A S O N & CO 86 . I m Unterschied zu dem v o r i g e n G e r ä t fehlt hier das Sech, d a f ü r ist die Schar an der Landseite a u f w ä r t s g e b o g e n und an der V o r d e r k a n t e geschärft, um die F u n k t i o n des Sechs mit zu übernehmen. H ä u f i g hat die Schar bei amerikanischen P f l ü g e n v o r n einen Fischflossen-ähnlichen Fortsatz ( v g l . B w 53), der w e g e n seiner F o r m im E n g l i s c h e n «fin-cutter» genannt w u r d e 8 7 , im Deutschen meist mit «Nasensech» oder «Bastardsech» 88 bezeichnet. D a s verstellbare Stelzrad ist hier ebenso angebracht w i e bei dem v o r i g e n P f l u g , nur daß statt der beiden Flacheisen ein massiver gußeiserner B ü g e l v e r w e n d e t w u r d e , der in seiner v o r d e r e n Hälfte einen Schlitz hat, durch den die K l e m m s c h r a u b e hindurch geht. D e r R e g u l a t o r , mit dem nur die Arbeitstiefe, nicht die Arbeitsbreite reguliert w e r d e n konnte, ist ebenfalls ähnlich konstruiert w i e bei dem v o r i g e n Gerät. Abb. 327: Amerikanischer Rasenreißer Modell 1 : 5 • Signatur: B w 5 3 • Inventar-Nr. R 24 • Alter Katalog Nr. 696 • Nr. des Geräts: R 24 Bildarchiv-Nr. 652/32 Dieser amerikanische S c h w i n g p f l u g , der ebenso w i e die beiden v o r i g e n aus der Mitte des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s stammt, ist nun mit dem schon erwähnten Nasensech (fin-cutter) ausgerüstet, bei Pereis in wörtlicher A n l e h n u n g an die englische Bezeichn u n g als «Floßfederschar» übersetzt. 8 9 D i e s e K o n s t r u k t i o n w u r d e v o n allen amerikanischen P f l u g f a b r i k e n a n g e w a n d t und besonders f ü r das U m b r e c h e n v o n G r a s l a n d s o w i e das S t o p p e l p f l ü g e n e m p f o h l e n , daher auch die o b i g e B e z e i c h n u n g im H o h e n heimer Inventar. E s sollte auf diese Weise das bei einem Messersech leicht v o r k o m mende V e r s t o p f e n zwischen Sech und Schar vermieden werden. 9 0 W ä h r e n d die A n h ä n g e v o r r i c h t u n g den beiden v o r h e r g e h e n d e n Modellen entspricht, ist hier der G r i n d e l in die linke Sterze eingesetzt. Unser M o d e l l stammt nicht aus der H o h e n heimer A c k e r g e r ä t e f a b r i k , es w u r d e vielmehr - ebenso wie B w 39 - v o n dem U n g a r n J . N . VON TÖRÖK der Zentralstelle geschenkt und v o n dieser an die H o h e n h e i m e r Sammlung weitergegeben.91

Abb. 328: Englischer Schwingpflug Original • Signatur: Bw 54 • Inventar-Nr. A 26 • Alter Katalog Nr. 1 1 3 8 - Nr. des Geräts: A 26 Bildarchiv-Nr. 514/43 W i e ein V e r g l e i c h mit B w 4 zeigt, handelt es sich hier offenbar um die eiserne V e r s i o n des schottischen Pfluges v o n J a m e s Small, nur der R e g u l a t o r ist anders konstruiert: das zur T i e f e n r e g u l i e r u n g vertikal verstellbare E i s e n gleitet horizontal in einer g e b o g e n e n Schiene zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite; an die Stelle der SMALLschen Z u g k e t t e ist ein Z u g g e s t ä n g e getreten. D i e schon bei JAMES SMALL weit nach hinten ausladenden Sterzen sind bei den eisernen englischen P f l ü g e n n o c h ausgeprägter, u m eine stärkere H e b e l w i r k u n g zu erzielen. D e r abgebildete P f l u g w u r d e 1 8 5 0 aus E n g l a n d b e z o g e n , d o c h muß diese K o n s t r u k t i o n mindestens 1 0 bis 20 J a h r e älter 86

87 88

N O U R S E , M A S O N & Co., Katalog 1859, Abb. 309. C.L.FLEISCHMANN, a.a.O., S.288, A b b . 183, 184. C . S C H N E I T L E R / J . A N D R E E , a . a . O . , S. 104.

Die landw. Geräte und Maschinen (Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876, i . H e f t ) , Wien 1877, S . 6 1 . 90 Ebenda, S . 6 2 ; C . S C H N E I T L E R / J . A N D R F . E , a.A.O., S . 104; K . G Ö R I Z , a.A.O., S.27. 91 K.GÖRIZ, a.a.O., S.27. 89

E.PERELS,

157

sein, denn auf der L o n d o n e r Ausstellung v o n 1 8 5 1 war sie schon nicht m e h r v e r treten, dort w u r d e n bereits bessere K o n s t r u k t i o n e n v o r g e f ü h r t . 8 2 Abb. 329: Englischer Schwingpflug Original • Signatur: B w 55 • Inventar-Nr. A 25 • Alter Katalog Nr. 779 • Nr. des Geräts: A 25 Bildarchiv-Nr. 582/6 E i n dem v o r i g e n ganz ähnliches G e r ä t , etwas leichter und eleganter gearbeitet, die Schar ist g r ö ß e r , der Ü b e r g a n g zum Streichblech harmonischer. D i e Landseite ist bei allen englischen P f l ü g e n dieser Z e i t durch eine Eisenplatte geschlossen, an die unten die Sohle, o b e n G r i n d e l und linke Sterze angeschraubt sind. D e r R e g u l a t o r besteht hier aus zwei senkrecht zueinander angeordneten, gelochten Eisenlaschen, in deren waagerechtem Teil der Z u g h a k e n eingehängt ist. Dieser P f l u g ist 1843 v o n der R o y a l Agricultural Society preisgekrönt w o r d e n . D a s abgebildete E x e m p l a r ist nicht e n g lischer H e r k u n f t , sondern 1844 nach einem englischen Original nachgebaut worden.* 3 Abb. 330: Englischer Pflug von Barrett, Exall & Andrewes Modell 1 : 1 0 • Signatur: B w 56 • Inventar-Nr. A 84 • Alter Katalog Nr. 1568 Nr. des Geräts: 1568 und A 84 • Bildarchiv-Nr. 647/38 Während die englischen B e e t p f l ü g e bis um die Mitte des 19. J h . im allgemeinen S c h w i n g p f l ü g e g e w e s e n sind, g i n g man um 1 8 5 0 dazu über, sie mit zwei L a u f rädern zu versehen. 9 4 V o n einem R a d v o r g e s t e l l , wie wir es v o n den deutschen L a n d pflügen oder auch etwa v o m DoMBASLE-Pflug her kennen, kann man eigentlich nicht sprechen, weil die beiden R ä d e r getrennte A c h s e n besitzen und mit dem G r i n d e l fest v e r b u n d e n sind. D i e beiden L a u f r ä d e r sind überdies, im Unterschied zu den älteren K a r r e n p f l ü g e n , verschieden g r o ß , um den Niveau-Unterschied zwischen Furche und u n g e p f l ü g t e m L a n d auszugleichen: das L a n d r a d ist kleiner, das Furchenrad größer. A n unserem M o d e l l sind sie falsch montiert, das kleinere m u ß bei einem R e c h t s w e n d e r links, das größere rechts sitzen. A u ß e r d e m sind die Radachsen an den vertikalen, am G r i n d e l hintereinander angeordneten Vierkanteisen je nach der gewünschten Arbeitstiefe verstellbar angebracht. D a s Sech ist in einer Stellscheibe an der Landseite des G r i n d e l s befestigt, mit welcher es gedreht und durch eine Flügelschraube a n g e z o g e n w e r d e n kann. D e r R e g u l a t o r ist der gleiche wie bei B w 54: der verbesserte DoMBASLE'sche Regulator. 9 5 D e r abgebildete P f l u g w u r d e u m 1 8 5 0 v o n der F i r m a BARRETT, E X A L L & ANDREWES in R e a d i n g (Berkeshire) k o n s t r u i e r t ; er w u r d e w e g e n seiner guten Arbeitsleistung und geringen Z u g k r a f t , die er erforderte, v o n der R o y a l Society prämiiert. 9 6 Abb. 3 3 1 : Howards Preispflug mit Vorschäler Original • Signatur: Bw 57 • Inventar-Nr. A 27 • Alter Katalog Nr. 1 3 5 3 - Nr. des Geräts: A 27 Bildarchiv-Nr. 582/44 D i e B r ü d e r JAMES und FREDERIK HOWARD in B e d f o r d haben um die Mitte des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s die besten Pflüge der W e l t hergestellt. «Sie haben nacheinander 1 0 erste Preise der R o y a l Agricultural Society und die Preismedaille der L o n d o n e r Weltausstellung ( 1 8 5 1 ) erhalten, bei der Pariser 1855 aber fast alle übrigen P f l ü g e voll92 K . H . R A U , Die landwirtschaftlichen Geräte der Londoner Ausstellung im Jahre 1 8 5 1 , Berlin 1853. 93

94

K.GÖRIZ, a.a.O., S . I 7 f .

W.HAMM, Die landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen Englands, 2 . A u f l . 1858, S. 220. 95 Ebenda, S.198. 90 Ebenda, S . 2 2 4 f . und Abb. 188.

58

ständig besiegt und in Schatten gestellt.» 97 Sie produzierten ihren P f l u g damals in einer leichteren, zweispännigen V e r s i o n und in einer schwereren A u s f ü h r u n g f ü r 3 bis 4 P f e r d e , die unser Bild darstellt. D a s G e r ä t unterscheidet sich nicht wesentlich v o n dem v o r i g e n , wie überhaupt die englischen P f l ü g e dieser Z e i t sich alle zum verwechseln ähnlich sehen. A u f f ä l l i g ist das sehr lange Streichblech, das g e g e n die rechte Sterze abgestützt ist. D a s Sech hat einen runden Schaft und ist an der Landseite so befestigt, daß es gedreht und nach der T i e f e verstellt werden konnte. D a s L a n d r a d ist vertikal, das Furchenrad außerdem auch horizontal verstellbar, je nach Furchenbreite, beide R ä d e r sind mit A b k r a t z e r versehen. Z u r A r b e i t auf schweren B ö d e n , zum Stoppelp f l ü g e n oder D ü n g e r einlegen ist v o r dem Sech, ebenfalls vertikal verstellbar, ein V o r schäler (skim-coulter) angebracht. E s ist praktisch ein Z w e i s c h i c h t e n p f l ü g e n , w e n n auch noch nicht so ausgeprägt. D e r Regulator ist etwas anders konstruiert als beim B a r r e t t - P f l u g : er besteht aus einem (auf unserem F o t o schwer erkennbaren) gelochten Stellbogen, auf welchem ein B ü g e l hin und her geschoben und mittels Vorstecknagel befestigt w i r d ; dieser B ü g e l ist mit einer Buchse versehen, in welcher der senkrechte T r ä g e r des Z u g h a k e n s höher oder tiefer gestellt werden kann. E i n e exakte K o n s t r u k tionszeichnung dieser Pfluges findet sich bei PERELS. 9 8 D e r gleiche P f l u g ist noch zweimal als Modell vorhanden, und zwar im Maßstab i : 4 und 1 : 10. Abb. 332 : Amerikanischer Pflug Original • Signatur : Bw 5 8 • Inventar-Nr. A 17 • Alter Katalog Nr. 1725- Nr. des Geräts : A 17 Bildarchiv-Nr. 570/13 Dieser P f l u g ist wahrscheinlich E n d e der 70er J a h r e des v o r i g e n Jahrhunderts entstanden, denn auf der Weltausstellung in Philadelphia war er in dieser F o r m offenbar noch nicht vertreten. 9 9 Wie ein Vergleich mit B w 51 und 5 2 zeigt, ist der P f l u g k ö r p e r fast unverändert geblieben, ebenso die Radstelze und die Sterzen, nur ist an die Stelle des hölzernen ein eiserner, g e s c h w u n g e n e r G r i n d e l getreten, der nicht mehr an der linken Sterze sitzt, sondern sich zur Sohle h i n a b k r ü m m t . D e r Regulator ist im Prinzip ebenso konstruiert wie bei dem englischen P f l u g B w 5 5 : die gelochte Stellplatte zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite ist an einem gelochten Stellbogen vertikal verstellbar zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitstiefe. D e r P f l u g ist ein Fabrikat der «Oliver Chilled P l o w Works» in South B e n d (Indiana), doch sind die gleichen P f l ü g e auch v o n anderen Firmen hergestellt worden. D e r amerikanische P f l u g hatte mit dieser K o n s t r u k t i o n bereits eine F o r m gefunden, die bis heute unverändert geblieben ist 1 0 0 , die späteren V e r b e s s e r u n g e n betreffen mehr das Material als die K o n s t r u k t i o n . Abb. 333 : Amerikanischer Schwingpflug von John Deere Original • Signatur: B w 59 • Inventar-Nr. A 310 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 310 Bildarchiv-Nr. 582/28 Im P r i n z i p der gleiche P f l u g wie der v o r i g e , nur ohne Radstelze. D e r Regulator ist kleiner, aber ebenso konstruiert, außerdem gehörte ein Scheibensech dazu 1 0 1 , das an unserem E x e m p l a r fehlt, nur die dafür bestimmte Halterung am G r i n d e l ist sicht97

W.HAMM,

a . a . O . , S.228fr., Abb. 1 9 1 - 1 9 3 .

Die Bodenbearbeitungsgeräte, Tafel V und S . 67FR. E. P E R E L S , Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876, i . H e f t : Die landw. Geräte und Maschinen, Wien 1877, S. 57fr. 100 V g l . H . P . S M I T H , Farm Machinery and Equipment, 4. Auflage, New York-TorontoLondon 1955, S. 97, Abb. 9-10. 101 H . C H E V A L I E R , Amérique, S.72, Abb. 10; R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, Abb. 1 1 2 . 98

99

E . PERELS,

Abb. 329

Abb. 330

Abb. 331

Abb. 332

A b b . 333

Abb. 334

Abb. 335

A b b . 336

bar. E i n e kleine A b w e i c h u n g v o n dem v o r i g e n G e r ä t besteht darin, daß hier nur die linke Sterze, dort beide Sterzen zum G r i n d e l hin verstrebt sind. Abb. 334: Amerikanischer Meißelpflug von H.F.Eckert, Berlin Original • Signatur: B w 6 0 • Inventar-Nr. A 22 • Alter Katalog Nr. 1609 • Nr. des Geräts: 1609 Bildarchiv-Nr. 572/64 HEINRICH FERDINAND ECKERT, der sich 1846 in Berlin als Schlossermeister niederließ und schon im nächsten J a h r e mit dem P f l u g b a u b e g a n n , hat sich bei seinen K o n struktionen v o n A n f a n g an weitgehend an amerikanische V o r b i l d e r angelehnt 1 0 2 , teilweise aber auch E l e m e n t e des b ö h m i s c h e n R u c h a d l o v e r w e n d e t . 1 0 3 W i e ein V e r gleich mit den beiden v o r i g e n P f l ü g e n zeigt, entsprechen Schar und Streichblech weitgehend den amerikanischen P f l ü g e n , auch die separate, m e i ß e i f ö r m i g e Scharspitze, die bei A b n u t z u n g nach v o r n g e s c h o b e n w e r d e n konnte und leicht auswechselbar war, ist wahrscheinlich eine amerikanische E r f i n d u n g . 1 0 1 D i e F o r m des G r i n d e l s lehnt sich ebenfalls an das amerikanische V o r b i l d an, doch sind die Sterzen anders angebracht. D i e Landseite ist durch ein Molterblech geschlossen. BRAUNGART bildete diesen P f l u g , der übrigens auch als S c h w i n g p f l u g gebraucht werden konnte, s o w o h l mit als auch ohne Sech ab. 1 0 5 D a s R a d v o r g e s t e l l hat z w a r zwei gleich große R ä d e r , jedoch ist die A c h s e an der rechten Seite g e k r ö p f t und dadurch das Furchenrad nach der T i e f e verstellbar. D i e V e r b i n d u n g v o n G r i n d e l und K a r r e n ist senkrecht und waagerecht verschiebbar zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite und -tiefe. Abb. 335 : Rayolpflug von Rudolph Sack Original • Signatur: Bw 61 • Inventar-Nr. A 21 • Alter Katalog Nr. 1567 • Nr. des Geräts: A 21 Bildarchiv-Nr. 572/48 D i e Bezeichnung «Rayol»- oder «Rajolpflug» w u r d e v o t hundert J a h r e n im allgemeinen besonders tief gehenden B e e t p f l ü g e n beigelegt, o b w o h l der B e g r i f f «Rajolen» genau g e n o m m e n etwas anderes bedeutete, nämlich eine tiefe, über 1 0 Z o l l hinausgehende Bearbeitung des B o d e n s , «welche die L o c k e r u n g und M i s c h u n g des Untergrundes mit der K r u m e bezweckte.» 1 0 0 SCHNEITLER/ANDRÉE waren ( 1 8 6 1 ) der Mein u n g , daß keiner der damals bekannten P f l ü g e allein diese A u f g a b e bewältigte, sondern daß dazu ein zweites, besonderes G e r ä t nötig sei, der U n t e r g r u n d p f l u g . Andernfalls suchte man diesen E f f e k t durch A n b r i n g u n g einer zusätzlichen U n t e r g r u n d w ü h l s c h a r (etwa wie bei B w 1 7 ) zu erreichen. RUDOLPH SACK ( 1 8 2 4 - 1 9 0 0 ) baute im J a h r e 1 8 5 0 in der D o r f s c h m i e d e zu Peissen den ersten deutschen P f l u g , der ganz aus E i s e n hergestellt w a r . 1 0 7 D a s B e s o n d e r e an der SACKschen K o n s t r u k t i o n w a r indessen w e n i g e r dieser U m s t a n d , als die V o r r i c h t u n g zur mechanischen S e l b s t f ü h r u n g des 102

F. STEINHARDT, H . F . ECKERT.

Ein

Lebensbild

des ersten deutschen

Pflugkonstruk-

teurs, Berlin 1 9 2 1 , S. 13 f. 103 Siehe unten, Abschnitt c) Signatur B r 9 und B r 10. 104 C.L.FLEISCHMANN, a.a.O., S.29of. Demnach muß diese Vorrichtung schon Anfang der 40er Jahre dort bekannt gewesen sein, während die ähnliche Einrichtung am Pflug von ARMELIN (BW 49) mindestens 10 Jahre jünger ist. 105 R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, Abb. 122 und 126; eine Abb. des Pfluges auch bei A . W ÜST, Landw. Maschinenkunde, 2. Aufl. Berlin 1889, S. 157. 106

107

1926, 108

C.SCHNEITLER/J. A N D R É E , a . a . O . , S. 148.

R. SACK, sein Leben und sein Werk. Hg. von der Firma RUD. SACK, Leipzig-Plagwitz S . 16. Ebenda,

S. 3 4 F . ;

E.PERELS,

Die

Bodenbearbeitungsgeräte,

dort eine genaue Zeichnung. 109

11

R . S A C K , S. 34.

Kkin,

Plliijjc

l6l

S.9of.

und

Tafel

VIII;

Pfluges 1 0 8 ( Z w e i k e t t e n - S e l b s t f ü h r u n g ) , s o w i e die A n b r i n g u n g v o n A n t i f r i k t i o n s rädern anstelle der Sohle, um «die gleitende oder schleifende A r b e i t , v o r allem aber den Seitendruck, in eine rollende B e w e g u n g » u m z u w a n d e l n . 1 0 9 V o n den beiden Antifriktionsrädern (auf unserem B i l d durch das Streichblech verdeckt) lief das eine vertikal, das andere horizontal; ein starkes Blech an der Landseite schützte die A c h s e n v o r V e r s c h m u t z u n g und zwei Abstreicher reinigten die Rollen. D i e Säule des V o r g e s t e l l s , an welcher mit H i l f e der Spindel der T i e f g a n g reguliert werden k o n n t e , w a r auf der K a r r e n a c h s e seitlich verschiebbar zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite. D i e lange Stange zu den Sterzen diente zum A u s r a s t e n der S e l b s t f ü h r u n g beim U m w e n d e n am E n d e der Furche. D a s L a n d r a d des V o r g e s t e l l s ist nicht nur kleiner als das Furchenrad, sondern außerdem vertikal verstellbar konstruiert. D i e Fläche des Streichblechs geht an der Furchenseite in eine vertikale, zur Landseite geneigte R i c h t u n g über, um die B ö s c h u n g der F u r c h e zu schlichten und ein Z u r ü c k f a l l e n des B o d e n s zu verh i n d e r n 1 1 0 , ebenfalls eine E i g e n t ü m l i c h k e i t der SACKschen P f l ü g e , die jedoch nur bei den besonders tief gehenden P f l ü g e n a n g e w a n d t w u r d e . V o r dem Sech ist, w i e bei den englischen P f l ü g e n , ein V o r s c h ä l e r angebracht, der aber hier wesentlich größer ist und die gleiche F o r m wie das Streichblech a u f w e i s t , mit dem also in einem Arbeitsg a n g in zwei Schichten g e p f l ü g t w e r d e n konnte. Bei dem ersten SACKschen P f l u g v o n 1 8 5 0 hatte der V o r s c h ä l e r mehr die Gestalt einer R u c h a d l o s c h a r , unser Bild zeigt jedoch eine K o n s t r u k t i o n aus dem J a h r e 1 8 6 4 . 1 1 1 S A C K S P f l ü g e f a n d e n auch im A u s land so starke B e a c h t u n g , daß die englische F i r m a G A R R E T T sie schon in den 60er J a h r e n in Lizenz herstellte. 1 1 2 Abb. 336: Rayolpflug von Rudolph Sack Modell etwa 1 : 4 - Signatur: B w 62 • Inventar-Nr. - • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: Bildarchiv-Nr. 653/46 E i n e Variante des SACKschen T i e f p f l u g e s , E n d e der 60er J a h r e konstruiert. D a s Streichblech ist etwas anders g e f o r m t , nicht an der Furchenseite u m g e b o g e n und mit einer Streichschiene ausgerüstet. D i e Z w e i k e t t e n - S e l b s t f ü h r u n g ist in dieser F o r m heute noch üblich. D e r P f l u g ist ebenfalls zum P f l ü g e n in zwei Schichten g e e i g n e t ; e r ist b e i B R A U N G A R T a b g e b i l d e t . 1 1 3

Abb. 337: Einschar-Rahmenpflug von H.F.Eckert Original • Signatur: B w 63 • Inventar-Nr. - • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: Bildarchiv-Nr. 582/34 « R a h m e n p f l ü g e tragen die P f l u g k ö r p e r an einem R a h m e n aus Flachstahl, der hinten in einen G r i n d e l ausläuft». 1 1 4 D a solche R a h m e n p f l ü g e relativ s c h w e r waren, w u r d e zur E r l e i c h t e r u n g des W e n d e n s am F u r c h e n e n d e eine V o r r i c h t u n g angebracht, durch die das F u r c h e n r a d a u s g e h o b e n und mit dem L a n d r a d auf gleiche H ö h e gebracht w e r d e n konnte. U n s e r B i l d zeigt den P f l u g in dieser S t e l l u n g ; um ihn in Arbeitsstellung zu bringen, w i r d der Hebel nach v o r n gelegt. M a n c h e R a h m e n p f l ü g e hatten zum leichteren T r a n s p o r t hinten ein abnehmbares, kleines Stützrad. R a h m e n p f l ü g e w u r d e n zunächst nur als mehrscharige P f l ü g e gebaut, dann aber auch, wie hier, als E i n f u r c h e n p f l u g . D a s Vierkanteisen am v o r d e r e n Teil des K a r r e n s war senkrecht und 110 111 112 113

114

Ebenda, S.33. Ebenda, S. 34. E.PERELS, a.a.O., S.93. R . BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , A b b . 1 3 6 .

G.FISCHER, Landmaschinenkunde, Stuttgart 1928, S . 2 1 8 ; dort ist dieser Pflug abgebildet, allerdings von VENTZKI gebaut. 162

waagerecht verstellbar zur R e g u l i e r u n g der Arbeitsbreite und -tiefe. Schar und Streichblech haben die amerikanische F o r m (vgl. B w 59), auch das Sech hat die amerikanische B e f e s t i g u n g . D a s Baujahr d ü r f t e zwischen 1 8 8 5 / 1 8 9 0 liegen. Abb. 338: Rayolpflug von H.F.Eckert Modell 1 : 4 - Signatur: B w 64 • Inventar-Nr. A 96 • Alter Katalog Nr. 1626 Nr. des Geräts: 1626 und A 96 • Bildarchiv-Nr. 641/8 I m Unterschied zu dem EcKERTschen M e i ß e l p f l u g B w 60 ist hier nicht die amerikanische, sondern die dem R u c h a d l o ähnliche F o r m und Steilstellung des Streichblechs angewandt, doch die separate, m e i ß e i f ö r m i g e Scharspitze beibehalten w o r d e n . A u c h hier fehlt das Sech, d a f ü r ist ein V o r s c h ä l e r angebracht, der - w i e beim SACKSchen P f l u g - die gleiche F o r m hat w i e der P f l u g k ö r p e r . D a s sehr hohe, zur T i e f k u l t u r bestimmte Streichblech ist s o w o h l zur linken Sterze, als auch zum G r i n d e l hin verstrebt. D a s L a n d r a d ist hier, anders wie bei B w 60, etwas kleiner als das Furchenrad, das zudem bis zu 90° g e s c h w e n k t und damit nach der T i e f e verstellt w e r d e n konnte. D e r G r i n d e l ist an der K a r r e n s ä u l e vertikal verstellbar angebracht. D e r P f l u g w u r d e um 1 8 7 0 hergestellt. 1 1 5 Abb. 339: Rahmenpflug mit Differential-Räderverstellung Modell etwa 1 : 6 • Signatur: B w 65 • Inventar-Nr. A 261 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 261 • Bildarchiv-Nr. 644/46 Im Prinzip das gleiche G e r ä t wie B w 63, nur mit anderem Streichblech (Steilwender) und V o r s c h ä l e r , der w i e d e r u m - w i e bei B w 64 - die F o r m des P f l u g k ö r p e r s aufweist. Bei diesem einsterzigen R a h m e n p f l u g handelt es sich um eine elegante K o n struktion, vermutlich v o n H . F . E C K E R T , aus den 80er J a h r e n . Abb. 340: Pflug mit Selbstführung von Ventzki Original • Signatur: B w 66 • Inventar-Nr. A 288 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 288 Bildarchiv-Nr. 582/22 G e g e n E n d e des 19. J a h r h u n d e r t s w u r d e n die Ptlugkonstruktionen der deutschen Firmen immer ähnlicher, ebenso wie es 50 J a h r e f r ü h e r bei den englischen und amerikanischen P f l ü g e n der Fall g e w e s e n war. Dieser v o n AUGUST VENTZKI, G r a u denz (heute Eislingen/Fils), gebaute P f l u g könnte ebenso gut v o n ECKERT hergestellt sein, denn s o w o h l der P f l u g k ö r p e r als auch die F o r m des Grindels sowie die A n b r i n g u n g der Sterzen sind den EcKERTschen P f l ü g e n ähnlich. D i e Selbstführungsketten am K a r r e n entsprechen dem SACKSchen P f l u g B w 62. D i e G r i n d e l a u f l a g e ist vertikal verstellbar zur T i e f e n r e g u l i e r u n g , die V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite geschah am B ü g e l der P f l u g k a r r e , welche die heute noch gebräuchliche Haltekette aufweist, und deren L a n d r a d ebenfalls vertikal verstellbar angebracht ist. Abb. 3 4 1 : Pflug mit Untergrundlockerer von Ventzki Modell etwa 1 : 1 0 • Signatur: BW67 • Inventar-Nr. - • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: Bildarchiv-Nr. 650/20 Dieser mit einem Sech ausgerüstete P f l u g w u r d e ebenfalls v o n der F i r m a VENTZKI gebaut. E r besitzt außerdem n o c h einen v o r der Schar angebrachten und v o m Hersteller entwickelten F e d e r z a h n - U n t e r g r u n d l o c k e r e r . 1 1 6 G r i n d e l , Schar, Streichblech 115

116

R . B R A U N G A R T , A c k e r b a u g e r ä t e , S. 1 9 5 , A b b . 1 4 3 .

Die Entwicklung des landw. Maschinenwesens in Deutschland. (Arbeiten der D L G , Heft 177), Berlin 1910, S. 56 t. ,63

und Sterzen entsprechen dem vorigen Gerät, nur der Pflugkarren weicht in seiner Konstruktion von dem vorigen etwas ab. Abb. 342: Amerikanischer Sulky-Pflug Original • Signatur: Bw 68 • Inventar-Nr. A 255 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 25 3 Bildarchiv-Nr. 573/37 Dieser amerikanische Fahrpflug war schon durch die Wiener Weltausstellung (1873) in Europa bekannt geworden, fand aber in Deutschland nur vereinzelt Verwendung 1 1 7 , selbst in Amerika war er wegen seines hohen Preises anscheinend nicht sehr verbreitet. 118 Der Pflugkörper hat die in Amerika übliche Form (vgl. B w 58, 59), der Regulator ist wie bei B w 58 konstruiert. Das Messersech ist durch ein Scheibensech ersetzt. Die beiden Handhebel dienen zur Momentverstellung der Räder je nach der Arbeitstiefe und zum Ausheben des Pfluges am Furchenende. Der gleiche Pflug ist noch als Modell im Maßstab etwa 1 : 4 vorhanden. c) die Kuchadlos Die Ruchadlos machten in den 30er Jahren des 19. Jh. von sich reden, zuerst in Böhmen, dann aber bald auch in Deutschland. 1 Anläßlich der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Karlsruhe im September 1838 wurde dieser neuartige Pflugtypus dem deutschen Publikum zuerst vorgestellt. Prof. N E S T L E R aus Ölmütz erstattete der Versammlung einen ausführlichen Bericht 2 , in welchem dem Ruchadlo folgende Vorzüge nachgerühmt wurden: geringe Zugkraft, Einfachheitim Bau, insbesondere was Schar und Streichblech anging, geringe Herstellungskosten, und dabei doch vortreffliche Arbeit, besonders auf trockenen Böden. Der Berichterstatter meinte damals, daß die trockenen Jahre 1834 bis 36 der Verbreitung des Ruchadlo besonders günstig gewesen seien, «denn wo sich in den harten, ausgedörrten Böden und Kleefeldern alle anderen Pflüge die Glieder verrenkten oder vergebens die K ö p f e zerbrachen, da griff der Ruchadlo gesunden Leibes durch und stellte die verdrießlich gewordenen Arbeitsleute zufrieden».3 Und in den «Ökonomischen Neuigkeiten» hieß es 1839, daß «dieses vortreffliche Ackerwerkzeug» den Stempel «der höchsten Einfachheit» an sich trage, zugleich damit aber eine «jedem anderen Pfluge unerreichbare Leistung» bei «vergleichsweise geringstem Kraftaufwand» verbinde. 4 Der Ruhm des Ruchadlo drang naturgemäß auch nach Hohenheim, wo man am 13. und 14.September 1839 ein Vergleichspflügen zwischen dem Flandrischen Pflug und dem Ruchadlo vornahm. 5 Das Ergebnis bestätigte, «daß er sehr wenig Zugkraft und namentlich um ein Ziemliches weniger bedarf als der Flandrische Pflug, daß er sich durch seine einfache Konstruktion, seinen billigen Ankaufspreis und wohlfeile Unterhaltungskosten empfiehlt, daß er bei flacher und mitteltiefer Anwendung in 117

Ebenda, S.43, mit Abbildung. E. P E R E L S , Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876. i.Heft: Die landw. Geräte und Maschinen, Wien 1877, S.öjff., mit zwei Abbildungen. 1 ökonomische Neuigkeiten und Verhandlungen, hg. von E. A N D R E , 1833, 2.Bd., S. 631 f. mit Abbildung. 2 Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Landwirte zu Karlsruhe im Sept. 1838, hg. von H. W. P A B S T und V . V O G E L M A N N , Karlsruhe 1839, S. 81-86. 3 Ebenda, S. 83. 4 ökonomische Neuigkeiten, 1839, i.Bd., S. 209. 6 Wochenblatt für Land- und Hauswirtschaft, Gewerbe und Handel, 6. Jg. 1839, S. 241 bis 243. 118

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trockenem und ebenem L a n d e eine b e f r i e d i g e n d e A r b e i t liefert». D i e V e r s u c h e z e i g ten freilich auch, daß der R u c h a d l o sich nicht f ü r jeden B o d e n eignete und insbesondere in H o h e n h e i m w e n i g e r v e r w e n d b a r w a r als der Flandrische P f l u g . D i e E i g e n t ü m l i c h k e i t des R u c h a d l o bestand v o r allem in seiner A r b e i t s w e i s e , durch die er eine A r t Mittelstellung zwischen H a k e n und B e e t p f l ü g e n e i n n i m m t : der B o d e n wird nicht, wie beim B e e t p f l u g , durch Sech und Schar balkenartig abgeschnitten und dann seitlich u m g e w e n d e t , sondern er w i r d waagerecht abgeschnitten und dann durch das steil gestellte Streichblech nach v o r n gestürzt und damit zugleich gekrümelt. V o n dieser A r b e i t s w e i s e rührt auch die B e z e i c h n u n g des P f l u g e s her, denn «Ruchadlo» wird in der zeitgenössischen Literatur als «Sturzpflug» übersetzt. W e n n der R u c h a d l o hier in die G r u p p e der B e e t p f l ü g e eingeordnet w u r d e , dann einmal deshalb, weil die Steilschüttschar den B o d e n nach rechts ablegt und damit doch einen beetpflugähnlichen E f f e k t erzeugt, und zum anderen, weil später die R u c h a d l o s c h a r - entsprechend abgewandelt - auch bei ausgesprochenen B e e t p f l ü g e n V e r w e n d u n g f a n d . D i e Zelebrität, welche der R u c h a d l o in den 30er J a h r e n des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s genoß, führte s o f o r t zu einem Streit um die E h r e der E r f i n d u n g dieses nützlichen Ackergeräts. 6 E s stellte sich schließlich heraus, daß der R u c h a d l o im J a h r e 1828 v o n den B r ü d e r n W E W E R K A - v o n denen der eine Schmied, der andere W a g n e r w a r - i n dem D o r f R y b y t e w im K r e i s e C h r u d i m bei Pardubitz konstruiert w o r d e n war 7 und v o n dort seinen S i e g e s z u g durch B ö h m e n angetreten hatte. D i e G e b r ü d e r W E W E R K A haben sich bei ihrer K o n s t r u k t i o n natürlich an schon V o r h a n d e n e s angelehnt, wie das in solchen Fällen meist geschieht. D a s hölzerne G e r i p p e des P f l u g e s samt V o r d e r gestell haben sie v o n den damals in B ö h m e n üblichen B e e t p f l ü g e n ü b e r n o m m e n 8 , w a s aber den Schar-Streichblech-Teil angeht, so hatte N E S T L E R mit seiner B e m e r k u n g nicht so ganz unrecht, daß dabei die Schar des Saazer Pärz ( H 5 8) w o h l Pate gestanden hätte. 9 I m m e r h i n bleibt den B r ü d e r n W E W E R K A das Verdienst, durch die veränderte F o r m und Stellung der Schar s o w i e ihre K o m b i n a t i o n mit dem Beetpfluggestell einen neuen Pflugtypus geschaffen zu haben, der sich in seiner A r b e i t s w e i s e d o c h wesentlich v o m Haken unterscheidet, und der auf die weitere E n t w i c k l u n g des P f l u g b a u e s , auch in Deutschland, v o n nicht g e r i n g e m E i n f l u ß g e w e s e n ist. E i n Sech war übrigens angesichts der A r b e i t s w e i s e des R u c h a d l o im allgemeinen überflüssig, doch war meist im G r i n d e l eine Ö f f n u n g d a f ü r v o r g e s e h e n , um es in besonderen Fällen, etwa dem A u f bruch v o n G r a s l a n d , einsetzen zu k ö n n e n . 1 0 Abb. 343: Böhmischer Ruchadlo Original • Signatur: Br 1 • Inventar-Nr. A 177 • Alter Katalog Nr. 562 • Nr. des Geräts: 562 Bildarchiv-Nr. 515/18 Dieses ist der R u c h a d l o , mit dem 1 8 3 9 in H o h e n h e i m das erwähnte Vergleichspflügen d u r c h g e f ü h r t w u r d e ; das G e r ä t w a r k u r z v o r h e r aus K o s m a n o s in B ö h m e n bezogen w o r d e n 1 1 , jedoch ohne R a d v o r g e s t e l l , dessen H e r k u n f t indessen nicht zu ermitteln w a r , m ö g l i c h e r w e i s e w u r d e es in der H o h e n h e i m e r F a b r i k hergestellt. D i e G r i n d e l a u f l a g e ist vertikal verstellbar, w ä h r e n d ein gelochter Stellbogen an der Z u g stange eine seitliche V e r s c h i e b u n g des Z u g p u n k t e s zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite ermöglicht. D e r G r i n d e l endigt in der linken Sterze; beide Sterzen sitzen in der 6

ökonomische Neuigkeiten, 1834, S . 2 7 3 f . ; 542f. ökonomische Neuigkeiten, 1839, S.209f., mit Abbildung. 8 V g l . J.MEHLER, a.a.O., Teil I, Tafel I - V I . 9 Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Landwirte zu Karlsruhe, Karlsruhe 1839,8.83. 10 Ebenda, S. 84. 7

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K.GÖRIZ, a.a.O., S.33.

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brettförmigen Sohle, w o b e i die rechte nicht nur mit dem meist üblichen Q u e r h o l z g e g e n die linke Sterze abgestützt, sondern außerdem auch noch mit einem Eisenstab z u m G r i n d e l hin verstrebt ist. D i e Griessäule ist im G r i n d e l verkeilt, der G r i n d e l an dieser Stelle sowie am E n d e zur E r h ö h u n g der Festigkeit der V e r b i n d u n g e n mit Sterze und Griessäule bandagiert. D a s hier noch fast ebene Streichblech ist unten horizontal u m g e b o g e n , um zugleich die F u n k t i o n der Schar zu ü b e r n e h m e n ; es ist an der Griessäule und der nach rechts abgeschrägten Sohle befestigt. E i n Sech fehlt, auch ist im vorliegenden Falle keine Ö f f n u n g im G r i n d e l zur A u f n a h m e eines Sechs v o r h a n d e n . D e r gleiche P f l u g (ohne K a r r e n ) ist noch einmal als K l e i n m o d e l l i : 1 0 vorhanden. Abb. 344: Böhmischer Ruchadlo Original • Signatur: Br 2 • Inventar-Nr. A 51 • Alter Katalog Nr. 1 1 3 7 - Nr. des Geräts: 1 1 3 7 Bildarchiv-Nr. 570/63 D e r gleiche P f l u g w i e der v o r i g e , nur mit Sech ausgerüstet und einer etwas anders g e f o r m t e n S c h a r : sie ist größer, unten stärker nach v o r n g e b o g e n und mehr abgeschrägt, so daß eine ausgeprägtere Spitze entsteht. D a s R a d v o r g e s t e l l fehlt. D i e gleiche Variante des R u c h a d l o ist noch zweimal als M o d e l l v o r h a n d e n , und zwar im Maßstab 1 : 4 und 1 : 1 0 . Abb. 345: Böhmischer Ruchadlo Modell 1 : 4 • Signatur: Br 3 • Inventar-Nr. A 92 • Alter Katalog Nr. 1201 Nr. des Geräts: 1201 und A 92 • Bildarchiv-Nr. 637/71 D a s G e r ä t unterscheidet sich v o n dem v o r i g e n dadurch, daß das Sech w i e d e r u m fehlt, die breite, brettförmige Sohle durch zwei hinten v e r b u n d e n e Flacheisen ersetzt, die Schar stärker horizontal u m g e b o g e n und ein Z u g a n k e r an die Stelle der G r i e s säule getreten ist. D a s R a d v o r g e s t e l l fehlt auch hier. Abb. 346: Böhmischer Ruchadlo aus Hönigstein Modell 1 : 4 - Signatur: Br 4 • Inventar-Nr. A 94 • Alter Katalog Nr. 1480 • Nr. des Geräts: 1480 Bildarchiv-Nr. 638/17 W i e bei dem v o r i g e n R u c h a d l o besteht auch hier die Sohle aus zwei Flacheisen, doch w ä h r e n d die Sterzen dort noch ganz aus H o l z gefertigt und nur mit einem E i s e n beschlag verstärkt waren, bestehen sie hier zur H ä l f t e ebenfalls aus Flacheisen. D a r a u s ergab sich eine andersartige B e f e s t i g u n g des hölzernen G r i n d e l s , der hier an die linke Sterze mit Hilfe eines Flacheisens angeschraubt ist, w ä h r e n d bei dem v o r i g e n P f l u g der G r i n d e l in die linke Sterze eingezapft und darin verkeilt war. D i e Steilschüttschar ist überdies in diesem Falle kontinuierlich g e b o g e n und hat damit die F o r m eines Zylindermantels. D a s d a z u g e h ö r i g e R a d v o r g e s t e l l fehlt auch bei diesem Gerät. Abb. 347: Tief-Ruchadlo von Franz Horsky Original • Signatur: Br 5 • Inventar-Nr. A 52 • Alter Katalog Nr. 1633 • Nr. des Geräts: 1633 Bildarchiv-Nr. 570/19 H O R S K Y , «der sich überhaupt um die A u s b i l d u n g v o n K u l t u r g e r ä t e n viel Verdienst e r w o r b e n hat», 1 2 konstruierte diesen R u c h a d l o u m 1860, der - abweichend v o n den v o r i g e n - keine Sohle besitzt. D i e beiden Sterzen f ü h r e n schräg nach v o r n und sind am P f l u g k ö r p e r befestigt. Hinten sind zwei Wühlschare zum L o c k e r n des Unter12

E.PERELS, Die Bodenbearbeitungsgeräte, S.87.

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grundes angebracht. Die Schar ist schmaler und weniger gebogen als bei dem vorigen Pflug, dafür aber tiefer hinabreichend. Außerdem ist wieder, wie bei B r 2, ein Sech hinzugefügt. Abb. 348: Steffecks Ruchadlo Modell 1 : 1 0 • Signatur: Br 6 • Inventar-Nr. A 590 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 256 Bildarchiv-Nr. 668/54 E i n e weitere, wohl nach dem Konstrukteur benannte, Variante des böhmischen Ruchadlo ohne Sech, die ebenfalls mit zwei Untergrundwühlscharen ausgerüstet ist, die hier jedoch in ihrer Tiefe verstellbar sind. Der Pflug hat wieder eine Doppelsohlc, ähnlich wie bei B r 5 und B r 4 ; außerdem ist die Landseite durch ein Molterblech geschlossen, was bei den Ruchadlos sonst nicht üblich gewesen ist. Das Radvorgestell fehlt an unserem Modell. Abb. 349: Ottos Preispflug Modell 1 : 1 0 • Signatur: Br 7 • Inventar-Nr. A 594 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts : 260 Bildarchiv-Nr. 668/70 E i n schlesischer Handwerker namens OTTO aus Mertschütz unternahm um 1840 den Versuch, den böhmischen Ruchadlo mit dem altdeutschen Landpflug zu kombinieren. 1 3 Abgesehen davon, daß das Streichbrett hinten abgeschrägt und die Sohle vorn verbreitert ist zur Befestigung der Ruchadloschar, zeigt unser Modell den üblichen altdeutschen Beetpflug mit - hier fehlendem - Radvorgestell. N u r ist die Steilschüttschar hinzugefügt und an die Stelle des Sechs ein Vorschäler getreten. Einen ganz ähnlichen Pflug hatte etwa zur gleichen Zeit der sächsische Pfarrer K R U T Z S C H aus Trautzschen bei Pegau konstruiert 1 4 ; beiden war gemeinsam, daß keine harmonische Verbindung zwischen Ruchadloschar und Streichblech bestand, was die Arbeit erschweren mußte. Diesen Mangel suchte man durch eine verbesserte Version des Onroschen Pfluges zu beheben (vgl. das nächste Modell). Abb. 350: Schlesischer verbesserter Ruchadlo mit Vorschäler Modell 1 : 1 0 • Signatur: Br 8 • Inventar-Nr. A 91 • Alter Katalog Nr. 1347 Nr. des Geräts: 1347 und A 91 • Bildarchiv-Nr. 647/32 Dieses Modell stellt die erwähnte Verbesserung des vorigen Pfluges dar, indem die Ruchadloschar zu einem Streichblech verlängert ist. Der dem Streichblech nachgebildete Vorschäler sitzt an unserem Modell zu tief:' das Radvorgestell fehlt. O O Abb. 3 5 1 : Ruchadlo N r . 2 von H.F.Eckert, «Berliner Ruchadlo» Original • Signatur: Br 9 • Inventar-Nr. A 54 • Alter Katalog Nr. 1562 • Nr. des Geräts: 1562 Bildarchiv-Nr. 572/22 Dieser v o n H E I N R I C H F E R D I N A N D E C K E R T in Berlin Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts konstruierte Pflug stellt eine Synthese dar zwischen dem amerikanischen Beetpflug und dem böhmischen Ruchadlo. E r hat mit diesem die steile Stellung und relativ geringe Breite des Streichblechs gemein, das überdies nicht gewunden, sondern nur k o n k a v gekrümmt ist. Schar und Streichblech sind zwar nicht mehr aus einem Stück gearbeitet, in ihrer F o r m aber dem Ruchadlo angenähert, so a.a.O., S . I 3 9 F . Die sächsische und altenburgische Landwirtschaft, Leipzig 1842, S.128 und Tafel IV, Abb. 2; R. BRAUNGART, Ackerbaugeräte, S.44. 13

C. SCHNEITLER/J. ANDREE,

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C.A.LINCKE,

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daß die Bezeichnung des Pfluges zu Recht besteht. I m übrigen aber hat sich E C K E R T am amerikanischen V o r b i l d orientiert, das gilt hier insbesondere f ü r die F o r m des Grindels und der Sterzen sowie f ü r die F o r m und A n b r i n g u n g des Sechs. D i e R ä d e r der Pflugkarre sind zwar gleich groß, aber jedes f ü r sich vertikal verstellbar, um den Niveau-Unterschied zwischen L a n d und Furche auszugleichen. Z u r V e r ä n d e r u n g der Arbeitsbreite und -tiefe ist der verbesserte DoMBASLE-Regulator v e r w e n d e t ( v g l . B w 54 und B w 56). Diesem Berliner R u c h a d l o w u r d e besondere Leistungsfähigkeit bei geringem Z u g k r a f t a u f w a n d bescheinigt 1 5 , weshalb er in den Marken und in den östlichen Provinzen Preußens große V e r b r e i t u n g g e f u n d e n haben soll. 1 6 D e r gleiche P f l u g ist noch zweimal als Modell v o r h a n d e n , und zwar im Maßstab 1 : 4 und 1 : 10.

Abb. 352: Ruchadlo von H.F.Eckert Original • Signatur: Br 10 . Inventar-Nr. A 55 • Alter Katalog Nr. 1608 • Nr. des Geräts: 1608 Bildarchiv-Nr. 572/54 Dieses ist die eiserne V e r s i o n des v o r i g e n Pfluges, die nach B R A U N G A R T 1 7 i m j a h r e entstand. Wie ein Vergleich mit B w 6 0 zeigt, hat E C K E R T hier den amerikanischen Meißelpflug mit dem steilgestellten Ruchadlo-Streichblech ausgerüstet. D e r Regulator ist der gleiche wie bei dem v o r i g e n P f l u g , der übrigens auch als S c h w i n g pflug verwendet wurde. Das Sech ist an unserem G e r ä t zu steil gestellt, es muß schräg nach v o r n gerichtet sein. 1868

Abb. 35J : Pflug von John Deere Nachbildung in natürlicher Größe Signatur: Br 1 1 • Inventar-Nr. A 290 • Alter Katalog Nr Nr. des Geräts: A 2 9 0 • Bildarchiv-Nr. 5 1 4 / 3 7 L a n g e Z e i t war man der M e i n u n g , daß J O H N D E E R E im J a h r e 1 8 3 7 in G r a n d D é t o u r (Illinois) den ersten Stahlpflug der Welt, d . h . mit stählerner Schar und stählernem Streichblech, gebaut, und daß dieser so ausgesehen hätte, wie unsere Nachbildung zeigt. Schar und Streichblech sollten - wie beim böhmischen Ruchadlo - aus einem Stück gefertigt und zuerst aus einem unbrauchbar g e w o r d e n e n Sägeblatt hergestellt w o r d e n sein. E . C. K E N D A L L , K u r a t o r am Washingtoner National M u s e u m , hat nun anhand des im National M u s e u m befindlichen einzigen (unvollständigen) Originals aus dem J a h r e 1 8 3 8 nachgewiesen 1 8 , daß der P f l u g v o n J O H N D E E R E nur deshalb damals Stahlpflug genannt w u r d e , weil er eine stählerne Schar besaß. E r bewährte sich daher vorzüglich bei der K o l o n i s i e r u n g der Prärie. Das Streichblech dagegen, das an der Landseite zu einem dreieckigen Molterblech u m g e b o g e n war, bestand aus Schmiedeeisen; Schar und Streichblech waren also nicht aus einem Stück hergestellt. D i e Oberfläche des Streichblechs war poliert, um ein Haftenbleiben des B o d e n s zu verhindern. A u c h die A n b r i n g u n g der Sterzen war etwas anders, als es unsere Nachbildung zeigt: die linke Sterze, in welche der G r i n d e l eingezapft war, verlief mit G r i n d e l und Hinterbaum in gleicher E b e n e schräg abwärts zum Fuß des Hinterbaums und war daran festgeschraubt. Die rechte Sterze w a r mit Hilfe einer eisernen Öse am Hinterbaum befestigt und zum Grindel hin seitlich abgestützt. 15 16

E . P E R E L S , Die Bodenbearbeitungsgeräte, S. 8 4 f. ; dazu eine genaue Zeichnung auf Tafel 7 . C. S C H N E I T L E R / J . A N D R É E , a.a.O., S . 15 7 ff. und Abb. 1 4 5 ; eine Abb. auch bei R. B R A U N -

GART, A c k e r b a u g e r ä t e , A b b . 168. 17 R . BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , S. 196 und A b b . 1 6 3 . 18

E . C. K E N D A L L , John Deere's steel-plow. In: Contributions from the Museum of History and Technology, Paper 2, 1959, S. 15-25 (mit 10 Abbildungen). 170

d) mehrscbarige Pflüge Abb. 354: Arndt'scher Saatpflug aus Schlesien Modell 1 : 5 • Signatur: B m 1 • Inventar-Nr. A 99 • Alter K a t a l o g N r . 45 N r . des G e r ä t s : A 99 und 45 • Bildarchiv-Nr. 645/45

Mehrscharige Pflüge wurden zunächst nur - wie im vorliegenden Falle - als flach gehende Saatdecker oder Schälpflüge verwendet, weil für tiefer gehende, mehrkörperige Pflüge die erforderliche Zugkraft zu groß gewesen wäre. Derartige Saatpflüge oder Saatdecker hatten den Zweck, die Saat gleichmäßiger zu verteilen und in die gehörige Tiefe zu bringen, gleichzeitig den aufgebrochenen Boden noch mehr zu zerkleinern. Das abgebildete Gerät wurde von A L B R E C H T T H A E R als besonders zweckmäßig gerühmt. 1 Sein Konstrukteur, ein damals bekannter schiesischer Landwirt, hatte es zunächst mit 4 kleinen Streichbrettern ausgerüstet (von denen an unserem Modell zwei fehlen), sie aber später weggelassen. Unser Modell wurde 1821 aus Putschkau in Schlesien bezogen. 2 Das Radvorgestell fehlt. Abb. 355: Saatpflug von H.F.Eckert M o d e l l 1 : 4 • Signatur: B m 2 • Inventar-Nr. A 97 • A l t e r K a t a l o g N r . 1566 N r . des G e r ä t s : 1566 und A 97 • Bildarchiv-Nr. 6 5 1 / 1 2

Ein im Prinzip ebenso konstruiertes Gerät wie das vorige, nur sind hier drei regelrechte Pflugkörper amerikanischer Form angebracht, die allerdings - dem Zweck entsprechend - wesentlich kleiner sind als bei einem normalen, tief gehenden Pflug. Der Regulator ist ganz ähnlich konstruiert wie bei dem EcKERTschen Ruchadlo Br 9. Das abgebildete Gerät hat E C K E R T zu Beginn der 50er Jahre gebaut, seit 1866 stellte er es ganz aus Eisen her. Diese eiserne Version ist bei BRAUNGART abgebildet. 3 Abb. 356: Saatdecker M o d e l l 1 : 6 • Signatur: B m 3 • Inventar-Nr. A 98 • A l t e r K a t a l o g N r . 1 5 8 } N r . des G e r ä t s : 1 5 8 } und A 98 • Bildarchiv-Nr. 641/28

Ein hölzerner Rahmenpflug mit drei Pflugkörpern, Radvorgestell und hinterem Stützrad. Karren und Stützrad sind durch je zwei Spindeln nach der Tiefe verstellbar. Die Vorlage des Modells war nicht zu ermitteln, jedenfalls aber dürfte diese Konstruktion ebenfalls in die Mitte des vorigen Jahrhunderts gehören. Abb. 357: Saatdecker von H.F.Eckert Modell etwa 1 ¡4 • Signatur: B m 4 • Inventar-Nr. A 100 • Alter K a t a l o g N r . 1630 N r . des G e r ä t s : 1 6 3 0 und A 100 • Bildarchiv-Nr. 653/28

Wenn die Herkunftsbezeichnung im Hohenheimer Inventar richtig ist, dann muß es sich um eine Konstruktion aus den 60er Jahren handeln, denn seit 1870 waren die E c K E R T s c h e n S a a t p f l ü g e a n d e r s k o n s t r u i e r t 4 : sie hatten n u r v i e r Schare, die L a u f r ä d e r

waren in der Mitte, durch Handhebel verstellbar, angebracht, das Stützrad vorn. Im vorliegenden Falle ist der dreieckige Rahmen an dem Rundeisen des Vordergestells 1 2 3 4

A . THAER, Grundsätze der rationellen Landwirtschaft, 3. B d . , Berlin 1 8 1 0 , S. 51 f. K . G Ö R I Z , a . a . O . , S-49F. R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, S . 2 0 0 und A b b . 2 1 9 - 2 2 2 . E b e n d a , S. 1 9 9 f . und A b b . 2 1 5 - 2 1 7 .

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b e w e g l i c h b e f e s t i g t , a u c h das hintere S t ü t z r a d k o n n t e n a c h der T i e f e verstellt w e r d e n . D i e f ü n f k l e i n e n P f l u g k ö r p e r w a r e n a m R a h m e n a u f g l e i c h e n T i e f g a n g einstellbar. Abb. 358: Zweischar-Rahmenpflug mit Differential-Räderverstellung Modell 1 : 4 - Signatur: B m 5 • Inventar-Nr. A 262 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 262 Bildarchiv-Nr. 638/53 D i e s e r Z w e i f u r c h e n p f l u g w u r d e v o n der F i r m a ECKERT v e r m u t l i c h g e g e n E n d e d e s v o r i g e n J a h r h u n d e r t s e n t w i c k e l t . D a s B e s o n d e r e an dieser K o n s t r u k t i o n b e s t a n d darin, d a ß die E i n s t e l l u n g d e r F u r c h e n t i e f e d u r c h e i n e n e i n z i g e n H a n d h e b e l e r f o l g t e , der das F u r c h e n - u n d L a n d r a d g l e i c h z e i t i g , a b e r in v e r s c h i e d e n e m G r a d e v e r s t e l l t . 5 D i e s e W i r k u n g w u r d e erzielt d u r c h die v e r s c h i e d e n e A n o r d n u n g der V e r b i n d u n g s stangen zwischen K a r r e n und Stellhebel. Z w i s c h e n den H o l m e n des Rahmens befindet sich i m v o r d e r e n T e i l eine S p i n d e l m i t g r o b e m G e w i n d e , die z u r R e g u l i e r u n g der A r b e i t s b r e i t e diente. D a s S t ü t z r a d am E n d e des R a h m e n s diente n u r z u m T r a n s p o r t , es w u r d e bei der A r b e i t a b g e n o m m e n . Abb. 359: Zweischarpflug von Eberhardt, Ulm Original • Signatur: B m 6 • Inventar-Nr. A 235 • Alter K a t a l o g Nr. - • Nr. des Geräts: A 235 Bildarchiv-Nr. 572/58 D i e i m H o h e n h e i m e r I n v e n t a r a n g e g e b e n e H e r k u n f t dieses Z w e i f u r c h e n p f l u g e s m i t V o r g e s t e l l u n d S e l b s t f ü h r u n g s k e t t e n ist w a h r s c h e i n l i c h n i c h t r i c h t i g , d e n n d i e F o r m des G r i n d e l s u n d d e r S t e r z e n , die S e l b s t f ü h r u n g , die G e s t a l t d e r b e i d e n P f l u g k ö r p e r u n d ihre A n b r i n g u n g an d e m s c h r ä g z u r A r b e i t s r i c h t u n g unter d e m G r i n d e l m o n t i e r t e n T r ä g e r , alles das läßt d a r a u f s c h l i e ß e n , d a ß w i r es m i t e i n e m P f l u g z u t u n h a b e n , der v o n d e r F i r m a RUD. SACK in d e n 70er J a h r e n h e r g e s t e l l t w u r d e . 6 D i e D o p p e l s c h a r p f l ü g e der F i r m a EBERHARDT s c h e i n e n d a g e g e n R a h m e n p f l ü g e g e w e s e n z u sein. 7 D i e G r i n d e l a u f l a g e am K a r r e n ist v e r t i k a l v e r s t e l l b a r , w ä h r e n d die A r b e i t s breite d u r c h seitliches V e r s c h i e b e n der Z u g s t a n g e r e g u l i e r t w e r d e n k o n n t e .

V . Kehrpflüge W i e s c h o n in der E i n l e i t u n g b e m e r k t w u r d e , s o l l e n unter der B e z e i c h n u n g « K e h r pflug» s o l c h e G e r ä t e v e r s t a n d e n w e r d e n , die e b e n s o w i e die B e e t p f l ü g e m i t Streichbrettern o d e r - b l e c h e n a u s g e r ü s t e t sind, d e n B o d e n also n i c h t n u r a u f b r e c h e n , s o n d e r n a u c h u m w e n d e n , die aber z u g l e i c h so e i n g e r i c h t e t sind, d a ß m a n a m E n d e d e r Furche umkehren und unmittelbar neben der eben g e z o g e n e n Furche z u r ü c k pflügen k a n n . D e r B o d e n w i r d d a b e i also i m m e r n a c h d e r g l e i c h e n Seite, v o n der A r b e i t s r i c h t u n g des P f l u g e s h e r g e s e h e n , a b w e c h s e l n d n a c h rechts u n d links g e w o r f e n , s o d a ß der E f f e k t des B e e t b a u e s n i c h t e n t s t e h t , s o n d e r n es w i r d e b e n g e p f l ü g t . D e m w i r d nun e n t g e g e n g e h a l t e n , d a ß m a n a u c h m i t d e m K e h r p f l u g B e e t e b a u e n u n d m i t d e m 5 G.FISCHER, Landmaschinenkunde, Stuttgart 1928, S . 2 2 o f . , mit Z e i c h n u n g ; eine Zeichnung dieses Pfluges auch bei E.WROBEL, L a n d w . Maschinen und Geräte, Hannover 1907, S.46. 6 R.SACK, sein Leben und sein Werk hg. v o n der Firma RUD. SACK, Leipzig-Plagwitz 1926, S. 36F.

' R. BRAUNGART, A c k e r b a u g e r ä t e , A b b . 199, 210.

173

Beetpflug ebenpilügen könne. 1 Hrsteres ist zweifellos richtig, aber man hätte die teilweise recht komplizierten Kehrpflüge nicht konstruiert, wenn man nicht einen anderen Zweck als den des Beetpflügens damit verfolgt hätte; andernfalls wäre man beim Beetpflug geblieben. Daß man andererseits mit einem Beetpflug auch ebenpflügen kann, mag ebenfalls richtig sein, aber nur mit Hilfe ziemlich umständlicher Arbeitsverfahren. Bei normaler und üblicher Verwendung wird mit einem Pfluge, der ein einseitig wendendes Streichblech besitzt, beetgepflügt. Das Alter des Kehrpfluges ist ebenso schwer zu bestimmen, wie es auch bei anderen Konstruktionen im allgemeinen der Fall ist. Sie sind mit Sicherheit im 18. J h . gebräuchlich, erste Nachrichten sollen bis in das 16. Jh. zurückgehen 2 , ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich vornehmlich auf Gegenden mit Gebirgen oder wenigstens hügeligem Gelände. 3 Das ist kein Zufall, denn der Pflug mit feststehendem Streichbrett läßt sich in hängigem Gelände schwer verwenden. Man braucht dort einen Pflug, mit dem man Furche neben Furche legen kann. Bei leicht ansteigendem Gelände wird dabei der Boden immer hangaufwärts geworfen, um der natürlichen Erosion möglichst entgegen zu wirken. Bei stärker ansteigendem Gelände ist das natürlich nicht mehr möglich, weil der Boden dann in die Furche zurückfallen würde. Auf solchen Äckern, die man heute kaum noch, wohl aber früher noch bearbeitete, wird dann der Boden immer hangabwärts geworfen. 4 Die konstruktiv einfachste Methode, aus dem Beet- einen Kehrpflug zu machen, ist die, das Streichbrett umsetzbar anzubringen, aber es sind schon relativ früh auch andere Lösungen versucht worden, die sich zum Teil durchgesetzt haben und noch heute Verwendung finden. Dazu gehören beispielsweise die Winkel- und Volldrehpflüge, bei denen zwei vollständige Pflugkörper an einem Grindel befestigt sind. Das dabei auftretende tote Gewicht wurde in Kauf genommen, weil derartige Konstruktionen arbeitstechnische Vorteile boten. Bei den Kehrpflügen mit umsetzbarem Streichbrett lag die Schwächc vor allem in der unstabileren Befestigung des Streichbretts, sowie darin, daß eine zweckmäßigere Form desselben und ein harmonischer Ubergang von der Schar zum Streichbrett kaum zu erreichen war. Die heute üblichen Kehrpflugkonstruktionen gehen alle in ihrem Ursprung bis in den Beginn des 19. Jh. zurück.

a) mit verset-^barem Streichbrett oder -blech Abb. 360: England, Kent Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 1 • Inventar-Nr. A 625 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 291 Bildarchiv-Nr. 523/10 Außer in der hügeligen Grafschaft Kent gab es nach W. H A M M um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in England keine Kehrpflüge. 5 Auch L E S E R stimmte dieser Ansicht zu6, möchte nur das Verbreitungsgebiet auf Teile der benachbarten Grafschaften Sussex und Hertfordshire ausgedehnt wissen. Aber die Verbreitung eines bestimmten Pflugtypus ist ja niemals an politische Grenzen gebunden, so daß auch im vorliegenden Falle die Grafschaft Kent nur das Hauptverbreitungs- oder Ursprungsgebiet gewesen ist. Unser Modell ist vermutlich nach der Zeichnung bei W. H A M M a.a.O., S . 9 T . Geschichte des Pfluges, S.82, Anmerkung 62.

1

P.LESER,

2

H.K.RAU,

3

4 5 6

P.LESER, a.a.O.,

S.75FF.

Also nicht immer hangabwärts, wie L E S E R (S. 10) meint. W . H A M M , Die landw. Geräte und Maschinen Englands, i.Aufl. 1845, S.225. P . L E S E R , a.a.O., S.157.

174

Abb. 559

Abb. 360

Abb. 361

Abb. 362

Abb. 363

Abb. 364

Abb. 365

Abb. 366

gearbeitet w o r d e n . ' D e r schräg aufwärts gerichtete G r i n d e l ruhte auf einem R a d vorgestell, das bei unserem M o d e l l fehlt. D e r Hinterbaum gabelt sich zur D o p p e l sterze, beides offenbar aus einem Stück hergestellt, auch auf der Z e i c h n u n g . D i e V e r b i n d u n g v o n G r i n d e l und Hinterbaum ist durch eine Schraube verstärkt. D i e nach v o r n sich v e r j ü n g e n d e Sohle ist mit einer meißeiförmigen Schar versehen. D i e beiden v o r n zu einer scharfen K a n t e sich vereinigenden Brettchen sollten nach H A M M die Griessäule schützen und gleichzeitig den B o d e n w i d e r s t a n d verringern. D a das Sech immer etwas zur Landseite hin gerichtet w i r d , m u ß es bei K e h r p f l ü g e n in ssiner L ä n g s a c h s e verstellbar sein; o f t geschieht das Richten des Sechs nach der jeweiligen Landseite, w i e hier, mit Hilfe eines K l e m m h e b e l s oberhalb des G r i n d e l s , vielfach aber auch bloß mit einem kleinen Holzkeil, der rechts oder links neben dem Schaft des Sechs in den G r i n d e l getrieben wird. D i e Sechstellung ist an unserem Modell übrigens falsch, denn das Sech ist nach der Furchenseite gerichtet. D i e K e t t e zwischen Sech und G r i n d e l hatte wohl den Z w e c k , das Sech beim Verstellen am Herausfallen zu hindern und zugleich in der eingestellten T i e f e zu halten. Bei unserem Modell ist offensichtlich das Kettenstück zwischen G r i n d e l und Sech zu lang. D a s k e g e l f ö r m i g e Streichblech s o w i e die sonstige F o r m dieses P f l u g e s erinnern sehr an den Rheinischen H u n s p f l u g ( K 3), weshalb H A M M - wahrscheinlich zu Unrecht sogar vermutete, das G e r ä t sei v o n Deutschland her eingeführt w o r d e n . 8 D e r gleichc Pflug ist noch einmal als K l e i n m o d e l l v o r h a n d e n , bei dem der A n g r i f f s p u n k t der Z u g k r a f t an das Grindelende zurück verlagert ist und die Sterzen an dem verlängerten Hinterbaum beiderseits angesetzt sind. Abb. 361: Frankreich, Maine et Loire, Angers «Araire von Anjou» Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 2 • Inventar-Nr. A 624 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 290 Bildarchiv-Nr. 526/52 Das G e r ä t ist im Prinzip ebenso konstruiert wie das v o r i g e , weist darüber hinaus aber auch f o r m a l große Ähnlichkeit mit dem Kentischen K e h r p f l u g auf, w a s angesichts der geographischen N ä h e freilich nicht überraschend ist. E i n i g e A b w e i c h u n gen sind aber doch v o r h a n d e n : das Streichbrett ist hier eben, die Schar dreieckig und nach oben d a c h f ö r m i g angewinkelt, der G r i n d e l d u r c h b o h r t die Sterzenbasis und endigt in der Sohle. A n die Stelle der beiden Brettchen v o r der Griessäule ist hier ein G a b e l h o l z getreten (coyeau), das den Z w e c k hatte, das versetzbare Streichbrett in seiner F u n k t i o n zu unterstützen. 9 U n s e r M o d e l l geht letztlich w o h l auf eine Z e i c h n u n g bei D U H A M E L z u r ü c k 1 0 , der dazu eine genaue B e s c h r e i b u n g des P f l u g e s liefert, seine g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g aber nicht näher bezeichnet. E s heißt dort nur, daß der P f l u g in mehreren Provinzen gebräuchlich sei, w ä h r e n d C H E V A L I E R 1 1 ihn «Picarde» n e n n t ; die Bezeichnung im Hohenheimer I n v e n t a r deutet auf N o r d west-Frankreich. O b der P f l u g ebenso wie der K e n t i s c h e K e h r p f l u g mit R a d v o r g e s t e l l benutzt w u r d e , ist wahrscheinlich, der B e s c h r e i b u n g D U H A M E L S jedoch nicht zu entnehmen. Abb. 362: Rheinischer Hunspflug Original • Signatur: K 3 • Inventar-Nr. A 285 • Alter Katalog Nr. 15 • Nr. des Geräts: 5 Bildarchiv-Nr. 513/23 7

8

W.HAMM, a . a . O . , S . 2 2 5 ; 2. A u f l a g e 1 8 5 8 , S . 2 4 2 .

Ebenda. M . D . DU MONCEAU, Elements d'agriculture, 2. Band, Paris 1762, S.24. 10 Ebenda, Tafel I, Abb. 1 2 - 1 4 . 9

11

H . C H E V A L I E R , F r a n c e , A b b . 3 4 ; nach CHEVALIER bildet auch P . L E S E R ( S . 3 2 4 ) den

Pflug ab.

76

Ä h n l i c h wie der M e c k l e n b u r g e r oder der E r z g e b i r g i s c h e H a k e n , der Schwarzwälder Stichelpflug oder der Nassauische H a i n h a k e n stellt der Rheinische H u n s p f l u g einen P f l u g t y p u s dar, dessen V o r k o m m e n sich auf einen g e o g r a p h i s c h relativ begrenzten Bereich - das Mittel- und Niederrheingebiet - 1 2 beschränkt, und dessen eigentümliche F o r m dazu g e f ü h r t hat, daß er - ebenso w i e der M e c k l e n b u r g e r Haken schon sehr f r ü h literarische A u f m e r k s a m k e i t erregt und auch in der Folgezeit viel B e a c h t u n g g e f u n d e n hat. 1 3 STURM zählte ihn «unter die seltensten, die wir in Teutschland haben» 1 4 , und hielt ihn deshalb f ü r « m e r k w ü r d i g , weil er sich v o n allen übrigen in T e u t s c h l a n d bekannten [Pflügen] wesentlich unterscheidet». 1 5 In der T a t gibt es zu der K o n s t r u k t i o n des H u n s p f l u g e s in Deutschland keine Parallele, am meisten Ä h n lichkeit besteht mit den südfranzösischen H a k e n ( v g l . etwa H s 105 und Hs 1 1 5 ) . STURM rechnete das G e r ä t , das er übrigens «Bonner Pflug» nannte, trotz des versetzbaren Streichbretts zu den H a k e n 1 6 , und auch RAU nannte es «hakenartig» 1 7 , was nach STURMS B e s c h r e i b u n g der Pflugarbeit 1 8 so unberechtigt nicht war. M a n pflügte damals nämlich das erste M a l so, daß zwischen den F u r c h e n u n g e p f l ü g t e K ä m m e stehen blieben, die ebenso breit waren wie die Furchen. B e i m zweiten Male w u r d e n die stehen gebliebenen K ä m m e ausgepflügt, und beim dritten M a l w u r d e quer gepflügt. D i e K o n s t r u k t i o n w a r nach STURM «nicht darauf eingerichtet, tief zu p f l ü g e n , noch w e n i g e r aber, den B o d e n ganz herumzuwenden» 1 9 , w o z u das kleine, kegelf ö r m i g e Streichbrett w e n i g geeignet g e w e s e n sei. W e n n indessen STURMS Beschreib u n g der A r b e i t s w e i s e richtig ist, dann f r a g t m a n sich, welchen Z w e c k die Versetzbarkeit des Streichbretts gehabt haben soll. D e r P f l u g ist im übrigen sehr einfach konstruiert: die S - f ö r m i g e Sterze durchbohrt den B a u m an dessen unterem E n d e und bildet v o r n zugleich das Haupt, das gleiche K o n s t r u k t i o n s p r i n z i p also wie schon bei dem prähistorischen D ö s t r u p e r H a k e n ( H 15). D i e schmale Schar greift mit ihrem Stiel gleichfalls durch den B a u m und ist darin verkeilt, ebenso das Sech, dessen K e t t e in diesem Falle (anders als bei K 1) vor dem Sech unter dem G r i n d e l eingehängt ist. Später war oberhalb des G r i n d e l s ein K l e m m h e b e l - wie bei K 1 - angebracht, um das Sech jeweils landwärts zu richten 2 0 , was v o r h e r anscheinend mit einem Holzkeil geschah. D i e Sterze ist g e g e n den B a u m abgestützt, der übrigens meist aus entsprechend g e w a c h s e n e m H o l z bestand. 2 1 D i e G r i n d e l a u f l a g e am K a r r e n ist vertikal verstellbar. A u ß e r den beiden Z u g k e t t e n f ü h r t eine dritte oberhalb des B a u m e s zu dem h o h e n V o r d e r g e s t e l l , um dessen K i p p e n nach v o r n zu v e r h i n d e r n ; die beiden Ösen am Q u e r h o l z des K a r r e n s dienten der Z ü g e l f ü h r u n g . D i e H e r k u n f t der B e zeichnung «Hunspflug» ist ungeklärt 2 2 , auch ist STURMS A n n a h m e , es handle sich «um einen Überrest des Äufenthalts der Römer» 2 3 nicht zu beweisen. E i n römisches P . L E S E R , a . a . O . , S. 1 0 0 - 1 0 2 . K . C H . G . STURM, Beiträge zur deutschen Landwirtschaft, Bd. 1, Bonn 1821, S . 37fF.; B d . 3, B o n n 1 8 2 3 , S . 1 4 3 f. mit A b b . D i e spätere Literatur angegeben bei L E S E R , 12

13

S.93. STURM, Beiträge, Bd. 3, S . 1 4 3 . E b e n d a , Bd. 1 , S. 3 7 . 16 Ebenda. 17 K . H . R A U , Ansichten der Volkswirtschaft, S. 2 4 0 . 1 8 STURM, Beiträge, B d . 1, S - 3 8 f f . 1 9 STURM, Beiträge, B d . 1 , S . 3 8 . 2 0 W . G Ö R I Z , Ü b e r Flandrische und Brabanter Pflüge, 1 8 4 2 , S . 6 f . , und Tafel I I I , A b b . 2 3 bis 2 6 . Seine A b b i l d u n g übernahm K . H . R A U , G e s c h . des Pfluges, S . 5 2 . 2 1 STURM, Beiträge, B d . 3, S . 1 4 4 . 22 P . L E S E R , a . a . O . , S . 8 9 f f . 2 3 STURM, Beiträge, Bd. 1, S . 3 7 ; Bd. 3, S . 1 4 3 ; zu dieser These römischen Ursprungs v g l . P.LESER, a.a.O., S. 103ff. 14

15

12

Kinn,

Pflüy.

177

Bronzemodell weist zwar eine gewisse Ähnlichkeit auf 2 4 , die aber nicht ausreicht, ihn als Vorläufer des Rheinischen Hunspfluges anzusehen. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell i : 10 vorhanden. Abb. 363: Portugal Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 4 • Inventar-Nr. A 616 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 282 Bildarchiv-Nr. 662/53 Dieser Pflug entspricht genau den in Portugal gebräuchlichen Haken (vgl. Hs 1 2 1 , Hs 122), nur daß hier ein Sech hinzugefügt und statt der sonst üblichen zwei Streichbretter ein versetzbares Streichbrett angebracht ist. Der im Baum steckende Holzhammer diente zum Festklopfen der Streichbrettstütze beim Umsetzen des Streichbretts sowie zum Verkeilen des Sechs, das hier mit Hilfe eines kleinen Holzkeils jeweils nach der Landseite gerichtet wird. D e r Holzkeil sitzt bei unserem Modell an der falschen Seite. D i e V o r l a g e unseres Modells war nicht zu ermitteln, doch gibt es nach D I A S 2 5 einen derartigen Pflug, L a b r e g o genannt, in der südportugiesischen Provinz Estremadura. Abb. 364: Württemberg, Kehrpflug von den Fildern Original • Signatur: K 5 • Inventar-Nr. A 44 • Alter Katalog Nr. 16 • Nr. des Geräts: 16 Bildarchiv-Nr. 513/34 Dieser Pflug unterscheidet sich von den württembergischen Beetpflügen (vgl. etwa B 28) nur durch das versetzbare Streichbrett und die dadurch bedingte andersartige Konstruktion der Sterzen, die hier am Hinterbaum beiderseits angesetzt und mit Hilfe eiserner Bandagen befestigt sind. Die Schar ist symmetrisch gestaltet, da ja der K e h r p f l u g nach beiden Seiten arbeiten soll; das Sech wird, ebenso wie bei dem vorigen Gerät, mit Hilfe eines seitlich eingesetzten Holzkeils jeweils zur Landseite gerichtet. Die zwischen Sech und Grindel angebrachte Kette ist hier wieder hinter dem Sech angebracht, ebenso wie bei dem Kentischen K e h r p f l u g ( K 1). Der Pflugkarren ist auf unserer A u f n a h m e statt an dem v o r n auf dem Grindel befindlichen Haken irrtümlich an dem im Grindel steckenden Holzhammer angehängt. Dieser K e h r p f l u g war nicht nur auf den Fildern, einer fruchtbaren Ebene südlich Stuttgart, zu Beginn des 19. J h . allgemein gebräuchlich, sondern seine Verbreitung reichte in dieser oder unwesentlich davon abweichender F o r m von der Schwäbischen A l b bis zum Schwarzwald und zum unteren Neckartal mit seinen Seitentälern. Seine große Verbreitung erklärte G Ö R I Z damit, daß man mit diesem Pflug auch in hängigem Gelände pflügen konnte, daß der Landmann dieses Gebiets dem Beetbau abgeneigt gewesen sei und die große Besitzzersplitterung den Gebrauch des Beetpfluges erschwerte. 26 Das abgebildete Exemplar wurde gleich bei der G r ü n d u n g der Hohenheimer Modellsammlung f ü r diese erworben. Das gleiche Gerät ist noch einmal als Modell 1 : 4 vorhanden. Abb. 365: Baden, Gegend von Neckargemünd Modell 1 : 4 - Signatur: K 6 • Inventar-Nr. A 127 • Alter Katalog Nr. 788 • Nr. des Geräts: A 127 Bildarchiv-Nr. 512/12 a.a.O., S. 107, Abb.25. Die portugiesischen und spanischen Pflüge. In: Laos. Vergleichende Studien über Volkskunde, Bd. i , 1 9 5 1 , 8 . 1 2 8 . 26 K.GÖRIZ, a.a.O., S.5. 24

P.LESER,

26

J.E.DIAS,

178

Der Pflug entspricht genau dem v o r i g e n ; das Modell wurde 1844 in Heidelberg angefertigt. 2 7 Abb. 366: Württemberg, Altshausen Modell 1 : 4 - Signatur: K 7 • Inventar-Nr. A 104 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 267 Bildarchiv-Nr. 511/61 D e r gleiche Pflug wie die beiden vorigen, nur daß das Streichbrett hier nicht trapezförmig, sondern rechteckig gestaltet und die Schar schmaler ist. D a s Radvorgestell fehlt bei unserem Modell. Abb. 367: Baden, Schwarzwald Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 8 • Inventar-Nr. A 5 30 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 198 Bildarchiv-Nr. 660/45 Das Gerät unterscheidet sich v o n den vorigen nur durch die eigentümliche Form der Schar, auf die in der Mitte ein Bandeisen mit einer keilförmigen Spitze aufgesetzt ist. A u f w e i c h e Weise das Sech jeweils landwärts gerichtet wurde, ist nicht erkennbar, vermutlich durch einen Holzkeil. Das Streichbrett ist hier nicht, wie üblich, gegen den Hinterbaum, sondern gegen das Grindelende abgestützt. Hinterbaum und Sterzen sind bei unserem Modell aus einem Stück gearbeitet, ob das indessen der Wirklichkeit entspricht, ist schwer zu sagen; es könnte sich um eine Vereinfachung des Modellherstellers handeln. Bei den Originalpflügen K 5 und K 9 ist es nicht der Fall, wird w o h l auch nur dann vorgekommen sein, wenn man entsprechend gewachsenes Holz zur V e r f ü g u n g hatte. Der Pflugkarren fehlt an unserem Modell. Abb. 368: Pfalz, Gegend von Pirmasens Original • Signatur: K 9 • Inventar-Nr. A 295 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 295 Bildarchiv-Nr. 571/56 Der Pflug ist im Prinzip ebenso konstruiert wie die vorigen, weist jedoch zwei Abweichungen auf: das Streichbrett ist leicht gewölbt und ein Sech fehlt. Nach Aussage des Landwirts EMIL LEIM aus Thalfröschen, K r . Pirmasens, der diesen Pflug im Mai 1959 der Hohenheimer Sammlung schenkte, ist das Gerät etwa 70 Jahre alt. E s war in der dortigen G e g e n d sehr verbreitet, und Herr LEIM hat noch selbst damit gepflügt. Das dazu gehörige Radvorgestell fehlt. Abb. 369: Pfalz Original • Signatur: K 10 • Inventar-Nr. A 305 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 305 Bildarchiv-Nr. 573/49 Das Gerät unterscheidet sich von dem vorigen nur durch die andersartige, an den Dresdner und Vogtländer Haken erinnernde Sterzenanbringung, die im südwestdeutschen R a u m durchaus ungewöhnlich ist. A u c h war dieser Pflug im Unterschied zu dem vorigen wieder mit einem Sech ausgerüstet, das bei dem abgebildeten E x e m plar nur verloren gegangen ist. Das dazu gehörige Radvorgestell fehlt auch hier. Der Pflug wurde im Mai 1959 von dem Landwirt GUSTAV OHLIGER aus Breitenbach der Hohenheimer Sammlung geschenkt. Abb. 370: Schweiz, Aargau Modell 1 : 6 • Signatur: K 1 1 • Inventar-Nr. A 126 • Alter Katalog Nr. 332 Nr. des Geräts: A 126 und 332 • Bildarchiv-Nr. 651/62 27

Ebenda, S. 1 1 .

1

19

Abb. 367

Abb. 368

A b b . 369

Abb. 370

Abb. 371

A b b . 372

A b b . 373

Abb. 374

180

A u c h dieser schweizerische K e h r p f l u g ist im Prinzip ebenso konstruiert wie die bisher betrachteten südwestdeutschen K e h r p f l ü g e , nur ist dieser P f l u g mit z w e i hintereinander angeordneten Sechen ausgerüstet, v o n denen das hintere an unserem M o d e l l verloren g e g a n g e n ist. A u c h das versetzbare Streichbrett fehlt. Hinterbaum und Sterzen sind hier, ebenso wie bei K 8, aus einem Stück hergestellt, doch gilt hier das Gleiche, w a s dazu schon dort a u s g e f ü h r t w u r d e . Z u bemerken w ä r e noch, daß die T i e f e n r e g u l i e r u n g auf z w e i f a c h e Weise geschehen k o n n t e : einmal durch V e r änderung des A n h ä n g e p u n k t e s f ü r das R a d v o r g e s t e l l , zum anderen durch vertikale Verstellung der G r i n d e l a u f l a g e am K a r r e n . U n s e r M o d e l l w u r d e im J a h r e 1 8 2 0 v o n dem H o h e n h e i m e r Fabrikmeister G O T T F R I E D H E I L E R nach einer aus H o f w y l ( K a n t o n Bern) mitgebrachten Z e i c h n u n g angefertigt. 2 8 E i n Original dieses K e h r p f l u g e s aus dem K a n t o n L u z e r n befindet sich übrigens im Baseler M u s e u m f ü r V ö l k e r k u n d e . 2 9 Abb. 371 : Pfalz, Hessen Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 12 • Inventar-Nr. A 621 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 287 Bildarchiv-Nr. 657/54 A b w e i c h e n d v o n den bisher behandelten südwestdeutschen K e h r p f l ü g e n ist hier an die Stelle des ebenen Streichbretts ein k o n v e x g e w ö l b t e s Streichblech getreten. W i e weit das etwa auf flandrischen E i n f l u ß z u r ü c k g e h t (vgl. K 1 3 ) , ist schwer zu sagen, m ö g l i c h wäre es immerhin. B e m e r k e n s w e r t ist ferner die V o r r i c h t u n g zur Sechverstellung, die hier etwas anders als beim K e n t i s c h e n ( K 1 ) oder Flandrischen K e h r p f l u g ( K 1 3 ) konstruiert ist: das Sech geht nämlich durch den v o r dem Sech drehbar gelagerten K l e m m h e b e l hindurch, dem die verlängerte Griessäule als Widerlager dient, um das Sech jeweils nach der Landseite zu richten. E i n e n solchen P f l u g , allerdings mit ebenem Streichbrett, hat SCHWERZ in der Pfalz beobachtet 3 0 , RAU im R h e i n g a u 3 1 , und auch bei L E S E R sind ähnliche P f l ü g e aus dem H u n s r ü c k und der E i f e l w i e d e r g e g e b e n . 3 2 D a s R a d v o r g e s t e l l fehlt an unserem Modell. A b b . 372 : Flandrischer Kehrpflug, Gegend von Cortryk Modell etwa 1 : 6 • Signatur: K 13 • Inventar-Nr. A 130 • Alter Katalog Nr. 14 Nr. des Geräts: A 130 und 14 • Bildarchiv-Nr. 517/35 D e r P f l u g unterscheidet sich v o n dem v o r i g e n nur durch die f ü r die flandrischen P f l ü g e charakteristische einfache Sterze und eine andere K o n s t r u k t i o n der Sechverstellung. D e r K l e m m h e b e l geht hier, w i e bei K 1 und K 2, wieder neben dem Sech vorbei, ist aber v o r n um einen Bolzen vertikal s c h w e n k b a r gelagert, so daß die Sechverstellung hier leichter zu bewerkstelligen w a r als beim Kentischen K e h r pflug. D i e V e r ä n d e r u n g der Arbeitstiefe e r f o l g t e durch vertikale Verstellung der G r i n d e l a u f l a g e am K a r r e n . D e r P f l u g w a r noch um die Mitte des 19. J h . in Belgien weit verbreitet 3 3 ; unser M o d e l l w u r d e schon 1 8 2 4 v o n einem Hohenheimer A c k e r b a u schüler aus Flandern mitgebracht. 3 4 D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als M o d e l l 1 :4 v o r h a n d e n . A f a b J 7 J . R h e i n i s c h e r Kehrpflug Modell etwa 1 : 2 0 • Signatur: K 14 • Inventar-Nr. A 276 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 276 • Bildarchiv-Nr. 646/65 28

K.GÖRIZ, a.a.O.,

29

P.I.ESER, a . a . O . , S. 3 0 1 , A b b . 149.

S.2if.

30 J . N. SCHWERZ, Beobachtungen über den Ackerbau der Pfälzer, Berlin 1816, S. 202 f. und Tafel nach S. 2co. 31 K . H . R A U , Ansichten der Volkswirtschaft, Leipzig 1 8 2 1 , S.240, und Abb.4. 32

33

P . L E S E R , a . a . O . , S . 6 3 , A b b . 7 ; S . 6 4 , A b b . 8 ; S . 6 6 , A b b . u und 1 2 .

W . G Ö R I Z , Uber Flandrische und Brabanter Pflüge, Karlsruhe und Freiburg S. 5 ; dazu eine genaue Zeichnung auf Tafel II, Fig. 8 bis 14. 34

K.GÖRIZ, a.a.O.,

S.4f. 181

1842,

Dieses Modell ist nicht ganz eindeutig. Abgesehen davon, daß das Streichbrett fehlt, ist auch seine Versetzbarkeit nicht ohne weiteres erkennbar. Das Fehlen der Öse vorn zum Einhängen des Streichbretts sowie des Lochs im Hinterbaum zur Aufnahme der Streichbrettstütze spräche f ü r einen Beetpflug; dagegen spricht die Form der Schar. A u c h könnte der Einschnitt in der geschärften Vorderkante der Griessäule zur A u f n a h m e eines ?m Streichbrett befestigten Hakens gedient haben. Das Sech wird hier mit einem eisernen Haken mit Öse gehalten. Bei geringerem T i e f gang wird die Öse in der Zahnleiste auf dem Grindel weiter hinten, bei größerem T i e f g a n g weiter vorn eingehängt. D a s Radvorgestell fehlt. Abb. 374: Frankreich, Vogesen Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 15 • Inventar-Nr. A 622 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 288 Bildarchiv-Nr. 657/1 r Dies ist wieder eindeutig der gleiche K e h r p f l u g t y p u s wie K 5 bis K 1 3 , nur mit einem auffällig schmalen Streichbrett und einer vorn abgerundeten Verkleidung der Griessäule, die sie zwar verstärkte, zugleich aber sicherlich den G a n g erschwerte. Hinterbaum und Doppelsterze sind aus einem Stück hergestellt, doch gilt auch hier das schon bei K 8 Gesagte. Das Sech wird durch einen kleinen Holzkeil, wie bei K 5 bis K 7, nach rechts oder links gerichtet; das Radvorgestell fehlt auch hier. Abb. 375: Württemberg, Gegend von Oberndorf Modell 1 : 4 • Signatur: K 16 • Inventar-Nr. A 1 3 1 • Alter Katalog Nr. 389 Nr. des Geräts: A 1 3 1 • Bildarchiv-Nr. 512/44 Dieser Pflug unterscheidet sich v o n dem üblichen württembergischen K e h r p f l u g nur dadurch, daß er - wie der Aargauer ( K 1 1 ) - zwei hintereinander angeordnete Seche und außerdem zwei Streichbretter besitzt, v o n denen allerdings immer nur das eine in A k t i o n ist, während das andere an einer Kette (die an unserem Modell fehlt) lose neben der Sohle hängt und damit eine A r t Molterbrett darstellt. A u f f ä l l i g ist ferner die schwere Konstruktion, die dem Pflug allerdings auch bei steinigen Böden, wie sie in der dortigen G e g e n d anzutreffen sind, größere Dauerhaftigkeit verlieh, die GÖRTZ freilich als den einzigen V o r z u g dieses Geräts bezeichnete. 35 D e r Pflug war nach GÖRIZ nur in Oberndorf und U m g e b u n g verbreitet und wurde dort «altdeutscher Pflug» genannt. Unser Modell ist 1835 von zwei Dorfhandwerkern in Oberndorf angefertigt worden. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 6 vorhanden. Abb. 376: Kehrpflug nach Keppler Modell etwa 1 : 6 • Signatur: K 17 • Inventar-Nr. A 135 • Alter Katalog Nr. 849 Nr. des Geräts: A 135 und 849 • Bildarchiv-Nr. 648/45 Eine ähnliche Konstruktion wie die vorige, nur sind die beiden Streichbretter hier mit je zwei Eisenstäben am Hinterbaum so angebracht, daß lediglich durch U m hängen der beiden oberen Stäbe jeweils das andere Streichbrett in Arbeitsstellung gebracht werden k a n n ; ein Umsetzen und Festklopfen der Streichbrettstütze erübrigte sich damit. D i e Vorrichtung zur Sechverstellung stellt eine Kombination zwischen den Konstruktionen v o n K 1 2 und K 13 dar: das Sech ist an seinem Schaftende mit einem Querbolzen versehen, an dem der Klemmhebel drehbar befestigt ist; nach der D r e h u n g in die gewünschte Richtung wird er in dem auf dem Grindel sitzenden, mit Einschnitten versehenen Querholz arretiert. Die Kette zwischen Sech 35

Ebenda, S. 6. 182

und Grindel ist wie bei K i , K 5 und K 6 angebracht. Über den Konstrukteur dieses Pfluges war nichts auszumachen, auch läßt sich nicht sagen, ob und wie weit der Pflug Verbreitung gefunden hat. Der Pflugkarren fehlt. Abb. 377: Mähten, Gegend von Zlin Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 18 • Inventar-Nr. A 620 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 286 Bildarchiv-Nr. 657/? D a s Umsetzen des Streichbretts geschieht bei diesem K e h r p f l u g auf eine v o n allen bisher betrachteten Geräten wesentlich abweichende A r t und ist in dieser F o r m , soweit ich sehe, einmalig. Das Streichbrett ist nämlich v o r der Griessäule an einer vertikalen Achse zwischen Grindel und Schar drehbar angebracht. U m diese Drehung nach vorn ausführen zu können, werden die beiden Seche nach oben gedreht, und anschließend wird das an der Landseite befindliche Sech in Arbeitsstellung gebracht ; an unserem Modell sind irrtümlich beide Seche nach unten gerichtet. Die vorn zugespitzte Sohle ist mit einer kegelförmigen Schar mit meißeiförmiger Spitze versehen. Sehr wahrscheinlich gehörte ein Radvorgestell dazu, das bei unserem Modell fehlt. Die V o r l a g e des Modells war ebenso wenig zu ermitteln wie bei dem vorigen Modell. Abb. 378: Frankreich, Isère Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 19 • Inventar-Nr. A 640 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 306 Bildarchiv-Nr. 649/44 Bei der Konstruktion dieses französischen Kehrpfluges wurde eine der vorigen verwandte L ö s u n g des Problems versucht: das in der Mitte geknickte Streichblech wird um den Hinterbaum herum auf die andere Seite gedreht und an der Griessäule eingehängt. Die schmale, meißeiförmige Schar ist oben mit einem kurzen, messerartigen Fortsatz versehen. Abgesehen von Grindel und Sterzen ist der ganze Pflug aus Eisen hergestellt. Die V o r l a g e unseres Modells, bei dem der Karren wiederum fehlt, war nicht zu ermitteln. Abb. 379: Kehrpflug unbekannter Herkunft Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 20 • Inventar-Nr. A 120 • Alter Katalog Nr. 1071 Nr. des Geräts: A 120 und 1071 • Bildarchiv-Nr. 647/54 Während wir es bisher ausschließlich mit Karrenpflügen zu tun hatten, handelt es sich hier um einen Schwingpflug, bei dem Zugkette und Streichblech fehlen. Eigenartig ist die Sechbefestigung unter dem G r i n d e l ; das Sech ist mit seinem gekröpften Schaft drehbar befestigt und kann in seiner Halterung hin und her geschoben werden. Die Veränderung der Arbeitstiefe erfolgte durch vertikale Verstellung des Vierkanteisens am K o p f des Grindels, das unten eine (auf dem Photo schwer erkennbare) Öse trägt, durch die die Z u g k e t t e hindurchläuft. Wie ein Vergleich mit B w 46a oder B w 48 zeigt, könnte es sich um einen französischen K e h r p f l u g handeln. Abb. 380: Kehrpflug von Reich Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 21 • Inventar-Nr. A 121 • Alter Katalog Nr. 281 Nr. des Geräts: 281 und A 121 • Bildarchiv-Nr. 647/66 D e r Dorfschullehrer REICH aus H ü f i n g e n bei Donaueschingen hat diesen Pflug, so berichtet GÖRIZ 39 , etwa 1 8 3 0 entworfen in der Absicht, den flandrischen Beetpflug mit seinem gewundenen Streichblech zum E b e n p f l ü g e n einzurichten. Wenn aber 36 Ebenda, S. 12 183

A b b . 375

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unser Modell, bei dem einige Teile fehlen, dem Original entspricht, dann konnte dieses Gerät als K e h r p f l u g niemals funktionieren, weil das Streichblech infolge seiner F o r m auf der rechten Seite nicht verwendbar war. A u c h hätte die eiserne Stütze zwischen Streichblech und Hinterbaum nicht, wie hier geschehen, am Streichblech fest angebracht sein dürfen. Die Schar ist k o n k a v gewölbt und drehbar, wobei eine (hier fehlende) im Grindel befestigte Gabel sie in ihrer jeweiligen L a g e festhielt. A b e r selbst als links wendender Beetpflug wäre das Gerät nur bedingt brauchbar gewesen, denn das Streichblech ist vorn nur an einer Kette aufgehängt und liegt locker auf der Schar auf. Diese labile Befestigung des Streichblechs hätte beim Pflügen zur Folge gehabt, daß der Boden sich zwischen Schar und Streichblech gesetzt und beide auseinander gedrückt hätte. Dadurch wäre keine reine Furche erzielt und Z u g k r a f t verschwendet worden. Unser Modell, bei dem die rechte Sterze abgebrochen ist und der Karren fehlt, wurde der Hohenheimer Sammlung 1 8 3 2 von dem Rentmeister WEISSERT aus N e u f r a zum Geschenk gemacht. A b b . 381: Württemberg, Kehrpflug von Leemann Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 22 • Inventar-Nr. A 641 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 307 Bildarchiv-Nr. 649/32 Der Konstrukteur dieses Kehrpfluges, über dessen Person übrigens nichts auszumachen war, ging von der gleichen Überlegung aus wie der v o r i g e : den flandrischen Beetpflug zum E b e n p f l ü g e n einzurichten. Dabei hielt sich LEEMANN mehr als der Lehrer REICH an die F o r m des flandrischen Pfluges, denn Grindel, Schleifstelze, Sterze und Streichblechform entsprechen ganz dem Hohenheimer oder Flandrischen Pfluge. Die drehbare, mit zwei Schneiden versehene Schar dagegen ist ebenso gestaltet wie bei dem Hohenheim-Amerikaner ( K u 9) oder dem K e h r p f l u g von BENNER ( K u 13), wobei die Frage der Priorität dieser Konstruktion kaum zu entscheiden ist. Das von LEEMANN angewandte Prinzip ist anscheinend öfter versucht worden, sonst hätte es RAU in seiner Pfluggeschichte kaum ausdrücklich beschrieben und als zweckmäßig empfohlen. 3 7 E s hatte aber den Nachteil, daß die Befestigung des Streichblechs zwar besser als bei der REiCHschen Konstruktion, aber immer noch ziemlich unstabil war, und daß das an der Landseite hängende, zweite Streichblech die Arbeit sicherlich behinderte und zudem ein totes G e w i c h t darstellte. Das v o n BENNER ( K u 1 3 ) und auf den Feldern ( K u 1 und 2) angewandte Konstruktionsprinzip, das auch der amerikanischen L ö s u n g des Problems entsprach, war zweifellos zweckmäßiger. Abb. 382: Südtirol Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 23 • Inventar-Nr. A 62g • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 295 Bildarchiv-Nr. 657/42 A u c h bei diesem K e h r p f l u g wird mit zwei Streichbrettern operiert, die jedoch vorn in spitzem Winkel fest verbunden und um einen Drehpunkt an der Griessäule schwenkbar angeordnet sind, so daß jeweils das eine als Molterbrett, das andere als Streichbrett fungierte. D e r v o r n mit einem massiven L a u f r a d versehene Grindel ist im Hinterbaum vertikal beweglich eingesetzt, so daß mit Hilfe der Spindel die Arbeitstiefe reguliert werden konnte. Die V o r l a g e unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch bildet BRAUNGART38 einen ähnlichen Tiroler K e h r p f l u g ab. Über37 38

K.H.RAU, Geschichte des Pfluges, S.87. R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, S.451 und Tafel 45, Abb. 459 185

dies sind T i e f e n r e g u l i e r u n g 3 9 , L a u f r a d 4 0 und die kurzen H a n d h a b e n 4 1 f ü r die T i r o l e r P f l ü g e charakteristisch. Sie sollten wahrscheinlich die F ü h r u n g des P f l u g e s in dem b e r g i g e n G e l ä n d e erleichtern, w o b e i in K a u f g e n o m m e n w u r d e , daß die sehr kurzen Sterzen den P f l ü g e r beim G e h e n w o h l manchmal etwas behinderten. Abb. 383: Frankreich, «Charrue tourne-oreille du Nord» Modell 1 : 1 0 • Signatur: K 24 • Inventar-Nr. A 630 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 296 Bildarchiv-Nr. 643/8 E i n im Prinzip ebenso konstruierter K e h r p f l u g wie der v o r i g e , nur mit verstellbarem Sech, das dort gänzlich fehlte. V e r m u t l i c h gehört auch ein R a d v o r g e s t e l l dazu, das bei unserem M o d e l l fehlt. D o c h w ä h r e n d das v o r i g e G e r ä t mit einer s y m m e trischen Hakenschar ausgerüstet war, hat dieser französische P f l u g eine drehbar gelagerte Beetpflugschar. D i e frühen französischen K e h r p f l ü g e w a r e n meist w o h l mit einem versetzbaren Streichbrett ausgerüstet; ein solcher P f l u g ist z . B . schon bei DIDEROT abgebildet 4 2 , aber auch der durch unser M o d e l l dargestellte T y p u s muß gebräuchlich g e w e s e n sein 4 3 , auch w e n n die V o r l a g e unseres M o d e l l s nicht zu ermitteln war. Abb. 384: Kehrpflug von Kneller aus Ingelfingen Modell 1 : 4 • Signatur: K 25 • Inventar-Nr. A 133 • Alter Katalog Nr. 847 Nr. des Geräts: 847 und A 13 3 • Bildarchiv-Nr. 640/43 D i e s e r gleichfalls mit schwenkbarem Doppelstreichbrett ausgerüstete K e h r p f l u g w u r d e wahrscheinlich u m 1840 v o n dem Ö k o n o m i e r a t , späteren Stadtrat, HEINRICH KNELLER aus I n g e l f i n g e n konstruiert. D i e G a b e l des großen L a u f r a d e s ist in den G r i n d e l mit H i l f e des gelochten Stellbogens drehbar eingelassen und zur V e r ä n d e r u n g der Arbeitstiefe verstellbar. D i e Stützrolle am E n d e des P f l u g e s - eine zuerst in E n g l a n d , später auch in Deutschland öfter versuchte, schließlich wieder a u f g e g e b e n e K o n s t r u k t i o n - sollte den G a n g erleichtern. O b dieser P f l u g jemals praktische B e deutung erlangt hat, erscheint fraglich, jedenfalls w a r kein Hinweis darauf zu finden. D i e durch den H i n t e r b a u m gehende Stütze der Streichbretter (beim M o d e l l nur ein dünner D r a h t ) m u ß im Original stärker g e w e s e n sein. O b die hölzerne A c h s e v o r der Griessäule bei schweren oder steinigen B ö d e n standgehalten hätte, erscheint ebenfalls z w e i f e l h a f t . D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als M o d e l l 1 : 1 0 v o r h a n d e n . Abb. 385: Entwurf eines Kehrpfluges Modell etwa 1 : 8 • Signatur: K 26 • Inventar-Nr. A 137 • Alter Katalog Nr. 18 Nr. des Geräts: A 137 und 18 • Bildarchiv-Nr. 648/17 D a s M o d e l l dieses K e h r p f l u g e s , ebenfalls mit s c h w e n k b a r e m Doppelstreichbrett, dessen U r s p r u n g GÖRIZ schon 1845 nicht m e h r feststellen konnte 4 4 , w a r dem ersten H o h e n h e i m e r D i r e k t o r , J . N . S C H W E R Z , geschenkt w o r d e n . D a s E i g e n t ü m l i c h e an dieser K o n s t r u k t i o n ist einmal die F o r m des Sechs, das sich nach unten verbreitert, und an dessen Hinterkante das Doppelstreichbrett drehbar eingezapft ist; zum anderen die Verstellbarkeit v o n Stelz- und Stützrad. Praktische B e d e u t u n g hat dieser V e r s u c h anscheinend nicht erlangt. 39 40 41

Ebenda, Tafel 44, A b b . 45 5. Ebenda, Tafel 44, A b b . 444. Ebenda, Tafel 44, Abb.443, 444, 455 ; Tafel 45, Abb.459.

42

HAUDRICOURT/DELAMARRE, a . a . O . ,

43

K.H.RAU,

44

S.393.

a.a.O., S.89.

K . GÖRIZ, a . A . O . , S. 2g. 186

b) mit doppeltem Pflugkörper Abb. 386: Österreich, Bayern, «Leitenpflug» Original • Signatur: Kd 1 • Inventar-Nr. A 291 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 291 Bildarchiv-Nr. 515/64 Bei diesem im bayrisch-österreichischen Berglande bis gegen Ende des i g . J h . gebräuchlichen Kehrpflug handelt es sich um den hölzernen Vorläufer des modernen Winkeldrehpfluges. E r besteht aus zwei vollständigen Pflugkörpern und zwei Sechen, die im rechten Winkel zueinander am Grindel angebracht sind, so daß der Pflug durch eine Vierteldrehung des Grindels in die jeweils gewünschte Arbeitsstellung gebracht werden kann. Ursprünglich besaß dieser Pflug auch vier regelrechte Sterzen 1 ; später waren es nur noch - wie auf unserem Bilde ersichtlich - zwei. D a f ü r ist am rechten Streichbrett eine Handhabe zusätzlich angebracht, während der kurze Handgriff am linken Streichbrett eigentlich überflüssig ist. Eine weitere Besonderheit des Pfluges besteht in der Vorrichtung zur Veränderung der Arbeitstiefe: der Grindel besteht zu diesem Z w e c k aus zwei beweglich verbundenen Teilen; mit Hilfe der sogenannten Wandelstange konnte der Grindel angewinkelt und damit der Tiefgang reguliert werden. Ein im Grindel sitzendes, durch die Wandelstange hindurch führendes, gelochtes Bandeisen diente zur Arretierung der Wandelstange. Der Pflug wurde zum ersten Male im Jahre 1 8 1 0 erwähnt und abgebildet, und zwar v o n F R A N Z R I T T E R V O N H E I N T L 2 , dort noch ohne den zweiteiligen Grindel. In der hier gezeigten K o n struktion wird der Pflug jedoch schon wenige Jahre später von K R A U S 3 beschrieben, von dem wir auch einiges über das Alter dieses Kehrpfluges erfahren. Nach K R A U S war er 20 Jahre zuvor, also um 1790, «allgemein eingeführt» worden; seine Erfindung wird man daher in die zweite Hälfte des 18. J h . setzen dürfen. Wegen seiner Eigentümlichkeit hat er immer wieder Interesse gefunden. 4 Das abgebildete Exemplar wurde erst 1958 aus dem Berchtesgadener Land für die Hohenheimer Sammlung erworben; ein zweiter Originalpflug mit Radvorgestell im Jahre 1959 aus Bad Tölz. Außerdem ist der gleiche Pflug noch zweimal als Modell vorhanden, und zwar im Maßstab etwa 1 : 8 und 1 : 1 0 . Abb. 387: Württemberg, Gruibingen Original • Signatur: K d 2 • Inventar-Nr. A 294 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 294 Bildarchiv-Nr. 580/11 Ein im Prinzip ebenso konstruierter Pflug wie der vorige, nur sind hier die beiden Pflugkörper an einer unmittelbar unter dem Grindel sitzenden Achse drehbar angebracht. Dadurch bleibt der Grindel in seiner Lage, weshalb auch nur zwei normale Sterzen erforderlich sind sowie nur ein Sech, das mit Hilfe des schwenkbaren Klemmhebels jeweils landwärts gerichtet wird. Der zweite Hebel dahinter dient zum E i n 1 F . R I T T E R V O N H E I N T L , Die Landwirtschaft des österreichischen Kaisertums, I I . Teil, Wien 1810, Fig.2; die gleiche Zeichnung wieder abgedruckt bei R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, Tafel } 9 , Abb. 355; P . L E S E R , a.a.O., S.294, Abb. 138. 2 F . V . H E I N T L , a.a.O., S.403 und Fig.2. 3 F.X.KRAUS, Über die Anwendung des Leitenpfluges. In: Wochenblatt des landw. Vereins in Bayern, 4. Jg., 1.Hälfte, München 1813/14, S.409fr. 4 J . B U R G E R , Lehrbuch der Landw., I.Bd. Wien 1819, S . 2 1 3 ; L . W . M E D I C U S , Einige Betrachtungen über den Pflug, mit näherer Anwendung auf den im südbayrischen Alpengebirge bestehenden Leitenpflug. In: Centraiblatt des landw. Vereins von Bayern, 28. Jg. 1838, S.67fr.; K . H . R A U , Gesch. des Pfluges, S.92f.; sehr ausführlich R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, S. 273ff.; P . L E S E R , a . a . O . , S. 58, 294L; H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E , a . a . O . , S.397; H . K O R E N , Pflug und Arl, Salzburg 1950, S.2of., 35.

187

Abb. 382

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h ä n g e n des nicht in F u n k t i o n befindlichen P f l u g k ö r p e r s , w o d u r c h zugleich der andere in Arbeitsstellung gehalten wird. D i e R e g u l i e r u n g der Arbeitstiefe geschieht hier wie bei den meisten älteren K a r r e n p f l ü g e n - durch V e r k ü r z u n g oder V e r l ä n g e r u n g der A n h ä n g u n g des V o r d e r g e s t e l l s , während die Arbeitsbreite durch seitliches A u s s c h w e n k e n der Z u g g a b e l verändert werden kann. D a s abgebildete G e r ä t w u r d e im F e b r u a r 1959 v o n dem L a n d w i r t HANS MOLL in G r u i b i n g e n f ü r die H o h e n h e i m e r S a m m l u n g e r w o r b e n . N a c h A u s s a g e des Besitzers ist der P f l u g v o n dem Schmied eines N a c h b a r d o r f e s , der die Schare v o n der Fa. EBERHARDT in U l m b e z o g , hergestellt und bis 1 9 5 0 noch häufig benutzt w o r d e n . P f l ü g e gleicher K o n s t r u k t i o n waren dort sogar noch 1959 teilweise im G e b r a u c h . Abb. 388: Kehrpflug unbekannter Herkunft Original • Signatur: K d 3 • Inventar-Nr. A 169 • Alter Katalog Nr. 13 5 2 • Nr. des Geräts : 1 3 5 z Bildarchiv-Nr. 515/50 Bei diesem G e r ä t handelt es sich offenbar u m einen V e r s u c h , den Flandrischen B e e t p f l u g zum K e h r p f l u g umzugestalten; sehr wahrscheinlich w u r d e dieser V e r s u c h in der H o h e n h e i m e r A c k e r g e r ä t e f a b r i k unternommen. G r i n d e l , einfache Sterze, Schleifstelze und Streichblech entsprechen ganz dem Flandrischen oder Hohenheimer P f l u g mit R e g u l a t o r am G r i n d e l k o p f . I m Unterschied zu den beiden v o r i g e n K e h r pflügen besitzt dieser z w a r zwei Streichbleche, aber nur eine Schar. Sie ist um eine in der Sohle liegende A c h s e drehbar angebracht und ähnlich g e f o r m t w i e bei dem H o h e n h e i m - A m e r i k a n e r ( K u 9), so daß sie nach beiden Seiten v e r w e n d e t werden kann. D i e beiden Streichbleche sind um eine oberhalb des G r i n d e l s liegende A c h s e drehbar, w o b e i die V e r r i e g e l u n g in Arbeitsstellung mit dem hinten angebrachten G e s t ä n g e erfolgte. Abb. 389: Braunsdori Original • Signatur: K d 4 • Inventar-Nr. A 50 • Alter Katalog Nr. 1602 • Nr. des Geräts: 1602 Bildarchiv-Nr. 515/44 D i e beiden P f l u g k ö r p e r sind bei dieser K o n s t r u k t i o n wieder, wie beim Leitenpflug ( K d 1), fest mit dem G r i n d e l v e r b u n d e n , der jedoch hier in dem zwischen den Sterzen sitzenden H o l z drehbar gelagert ist. D i e beiden Sterzen sitzen an einem mit diesem H o l z verbundenen E i s e n r i n g , durch den der G r i n d e l hindurchgeht. D a s E i s e n mit G r i f f dient zum V e r r i e g e l n des P f l u g k ö r p e r s in der jeweiligen Ärbeitsstellung. D a s dazu g e h ö r i g e R a d v o r g e s t e l l fehlt. D i e H e r k u n f t des P f l u g e s läßt sich trotz der Ortsangabe nicht genau bestimmen, dann es g i b t mehrere Orte dieses N a m e n s , die jedoch alle in Mitteldeutschland liegen. Abb. 390: Württemberg, Weil der Stadt Modell 1 : 4 - Signatur: K d 5 • Inventar-Nr. A 125 • Alter Katalog Nr. 424 Nr. des Gerät: A 125 und 424 • Bildarchiv-Nr. 516/48 A u c h bei diesem K e h r p f l u g sind z w e i vollständige P f l u g k ö r p e r mit zwei Sechen fest mit dem G r i n d e l v e r b u n d e n , der auf dem K a r r e n u n d an der Sterzenbasis drehbar gelagert ist. D a b e i sind die beiden P f l u g k ö r p e r genau übereinander angeordnet, so daß wir mit diesem G e r ä t einen V o r l ä u f e r des heute noch gebräuchlichen V o l l d r e h pfluges v o r uns haben. D a s G r i n d e l l a g e r am K a r r e n ist vertikal verstellbar zur R e g u l i e r u n g der Arbeitstiefe. N a c h GÖRIZ 5 war ein B a u e r namens LUKAS REICH aus E h n i n g e n der E r f i n d e r dieses K e h r p f l u g e s . E r m u ß ihn um 1 8 3 0 konstruiert haben, denn schon 1 8 3 6 w u r d e unser M o d e l l v o n zwei D o r f h a n d w e r k e r n aus Plieningen 6

K.GÖRIZ, a.a.O., S.9.

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und Birkach nach Z e i c h n u n g e n hergestellt, die einer v o n ihnen in W e i l der Stadt nach Originalpflügen angefertigt hatte. A b e r w i e so oft, ist auch in diesem Falle die Prioritätsfrage schwer zu entscheiden, denn schon 1824 hatte ein Generalleutnant G r a f DROUOT in den Roviller A n n a l e n berichtet 6 , daß er zu A n f a n g des gleichen Jahres einen solchen K e h r p f l u g mit z w e i übereinander liegenden P f l u g k ö r p e r n konstruiert hätte. In dem T e x t zu der beigegebenen A b b i l d u n g 7 wird er «charrue jumelle» ( Z w i l l i n g s p f l u g ) genannt. DROUOT räumte freilich ein, daß er die Idee einem schweizerischen Obersten, namens COURANT, v e r d a n k t e ; beide kannten auch den österreichischen Leitenpflug, v o n dem vielleicht die A n r e g u n g ausgegangen war. O b unser schwäbischer Bauer v o n diesen D i n g e n w u ß t e , ist w o h l nicht ganz auszuschließen, jedoch sehr unwahrscheinlich. E r k ö n n t e den Pflug durchaus selbständig konstruiert haben, am ehesten wäre noch zu v e r m u t e n , daß auch er den österreichischen Leitenpflug kannte und v o n dort her seine A n r e g u n g empfing. D e r P f l u g soll in der G e g e n d um W e i l der Stadt, B ö b l i n g e n und Sindelfingen sehr verbreitet gewesen sein. D e r gleiche Pflug ist n o c h einmal als K l e i n m o d e l l 1:10 vorhanden. Abb. 391: Anglo-Bulgarischer Kehrpflug Original • Signatur: K d 6 • Inventar-Nr. A 249 • Alter Katalog N r . - • N r . des Geräts: A 249 Bildarchiv-Nr. 573/21 Ein im Prinzip ebenso konstruierter Pflug wie der vorige, nur etwas jüngeren Datums (vermutlich 70er Jahre des 19. Jh.) und daher ganz aus Eisen hergestellt. D i e beiden gleich g r o ß e n Laufräder sind getrennt schwenkbar, um das jeweilige Furchenrad mit einem Hebel v o n der Sterze aus tiefer einstellen zu können als das Landrad. D e r vertikale, gelochte Stellbogen am K o p f des Grindels dient zur R e g u lierung der Arbeitstiefe. V o l l d r e h p f l ü g e ähnlicher A r t wurden zwar auch in E n g l a n d gebaut 8 , o b aber die im H o h e n h e i m e r l n v e n t a r angegebene Bezeichnung richtig ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Abb. 392: Kehrpflug mit Selbstführung von Rud. Sack Original • Signatur: K d 7 • Inventar-Nr. A 193 • Alter Katalog N r . 1822 • Nr. des Geräts: A 193 Bildarchiv-Nr. 573/25 A u c h dies, ebenso wie die beiden v o r i g e n , ein V o l l d r e h p f l u g , nur bildet in diesem Falle der Grindel die Drehachse der beiden P f l u g k ö r p e r , während bisher die Pflugkörper mit dem drehbar gelagerten G r i n d e l fest verbunden waren. Z u r V e r ä n d e r u n g der Arbeitstiefe ist die Grindelauflage am K a r r e n vertikal verstellbar, während die Veränderung der Arbeitsbreite durch K ü r z u n g einer der beiden Selbstführungsketten erreicht wird. D i e Räder des Radvorgestells sind z w a r gleich g r o ß , jedoch verstellbar angebracht, um ein Schräglaufen des Karrens zu vermeiden. Bei dem abgebildeten Gerät handelt es sich um eine W e i t e r e n t w i c k l u n g des 1866 entstandenen SACKschen Universalpfluges ( B w 35), der seit 1869 mit eisernem Grindel hergestellt wurde. Im gleichen Jahre begann man mit der K o n s t r u k t i o n eines solchen Volldrehpfluges, der indessen erst 1876 seine endgültige F o r m erhielt. 9 Abb. 393: Doppelpflug von Feierabend aus Ilsfeld (Württemberg) Modell 1 : 5 - Signatur: K d 8 • I n v e n t a r - N r . A 114 • Alter Katalog N r . 829 N r . des G e r ä t s : 829 u n d A 114 • Bildarchiv-Nr. 651/50 6 Annales agricoles de R o v i l l e , h g . v o n M A T H I E U D E D O M B A S L E , 2.Bd., Paris 1825, S.Ö9FF. über den Z w e c k des Kehrpfluges allgemein, S.7Öf. über seine E r f i n d u n g . 7 E b e n d a , S.442 u n d Tafel I V , A b b . 14. 8 R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, A b b . 173, 174. 9 R.SACK. Sein Leben u n d sein W e r k , h g . v o n der Firma RUD. SACK, Leipzig-Plagwitz 1 9 2 6 , S. 35 f. 190

Während die bisher betrachteten Kehrpflüge dieser G r u p p e mit zwei Pflugkörpern an einem Grindel ausgerüstet waren, sind in diesem Falle zwei vollständige Pflüge mit ihrem hinteren E n d e aneinander g e f ü g t , eine zweifellos primitivere L ö s u n g des Problems, die sich schließlich auch nicht durchgesetzt hat. Das Gerät ist vermutlich nach seinem Hersteller benannt, über den weiter nichts auszumachen war, sicherlich ein Wagnermeister, der auf diese Weise den Versuch unternahm, den Flandrischen Beetpflug als K e h r p f l u g einzurichten. K . H. RAU erblickte den Vorteil dieser K o n struktion darin, daß der Pflug am E n d e der Furche «nur etwas zur Seite gerückt zu werden braucht, damit sogleich derjenige K ö r p e r , welcher zuletzt hinter dem arbeitenden untätig nachschleifte, seinerseits der vordere werde und in Arbeit komme». 1 0 E i n Ausspannen der Tiere war nicht nötig, denn der Anspannungsring wurde an einer längs des Grindels laufenden Stange (auf unserem Photo nicht sichtbar, weil auf der Rückseite) an das andere E n d e geschoben. Nachteilig aber war das große Gewicht, welches zuviel Z u g k r a f t erforderte, die zudem zum großen Teil durch tote Last verursacht war. Ähnlich wie bei dem württembergischen K e h r p f l u g aus Weil der Stadt ( K d 5) gab es auch zu dieser Konstruktion ein französisches Pendant: den Doppelpflug v o n V a l c o u r t 1 1 , der sich von unserem Modell nur unwesentlich unterschied. O b FEIERABEND ihn gekannt hat, oder ob umgekehrt FEIERABEND die Priorität der Erfindung zukommt, ist kaum noch zu entscheiden. D e r gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 1 0 vorhanden.

Abb. 394 : Pflug nach Valcourt von Ransomes & Sims Modell 1 : 4 - Signatur: K d 9 • Inventar-Nr. A 1 1 3 • Alter Katalog Nr. 1330 Nr. des Geräts: 1330 und A 1 1 3 • Bildarchiv-Nr. 639/11 Diese Konstruktion unterscheidet sich von der vorigen nur dadurch, daß die beiden Sterzen in der Mitte des Pfluges schwenkbar angebracht, und daß die beiden Enden der Streichbleche um eine vertikale Achse drehbar sind, wodurch die beiden Pflugkörper näher aneinander gerückt und den Streichblechen eine bessere Windung verliehen werden konnte. Die an der Rückseite des Grindels entlang laufende Stange, in welcher der Z u g r i n g gleitet, ist auf diesem Bilde deutlich sichtbar. D e r Pflüger brauchte also beim Wenden den Pflug nur um eine Furchenbreite seitlich zu versetzen, die Tiere in die entgegengesetzte Richtung zu führen und wieder einzusetzen, wobei sich das drehbare Streichblechende durch den Bodendruck v o n selbst in die entgegengesetzte Richtung drehte. Die im Hohenheimer Inventar angegebene Bezeichnung des Pfluges ist jedoch irreführend: wohl ist der K e h r p f l u g v o n VALCOURT nach dem gleichen Prinzip gebaut, aber er hatte an jedem E n d e zwei Sterzen, keine Schleifstelzen und Streichbretter; in deren Mitte befand sich statt der beiden Streichblechflügel ein kleines, hölzernes, mit Eisenblech beschlagenes Stück, das die F o r m einer auf der Spitze stehenden Pyramide hatte, zwar auch drehbar war, aber die Fläche des Streichbretts nur unvollkommen ergänzte. D e r Pflugkörper unseres Modells entspricht vielmehr ganz dem englischen K e h r p f l u g v o n LOWCOCK12, der sich von unserem Modell nur dadurch unterscheidet, daß er einen etwas geschwungenen, eisernen Grindel und Radstelzen besaß. HENRY LOWCOCK ließ sich seine Konstruk10

K.H.RAU, Gesch. d. Pfluges, S.95. Ebenda, S . 95 f., Abb. 73; R . B R A U N G A R T , Ackerbaugeräte, S . 18 und Tafel I I , Abb. 10a. 12 K.H.RAU, Die landw. Geräte der Londoner Ausstellung im Jahre 1851, Berlin 1853, S . 1 7 , 1 1 8 ; W . H A M M , Die landw. Geräte und Maschinen Englands, 2.Aufl. 1858, S . 2 4 5 F . ; C . S C H N E I T L E R / J . A N D R É E , a.a.O., S. x53f. 11

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rion am 28.Dez. 184} patentieren 1 3 ; der Pflug wurde v o n mehreren Firmen produziert, unter anderem auch von RANSOMES&SIMS. D e r gleiche Pflug ist noch einmal als M o d e l l 1 : 1 0 vorhanden. Abb. 395: Württemberg, Kornthaler Pflug Modell 1 : 1 0 • Signatur: K d 10 • Inventar-Nr. A 636 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 302 Bildarchiv-Nr. 509/40 D e r Schlossermeister J . G . KUHN aus Kornthal, O A LEONBERG, konstruierte um 1835 diesen K e h r p f l u g , dessen Pflugkörper ebenso g e f o r m t und angeordnet sind wie bei K d 8, nur sind die beiden Seche an die Streichblech-Vorderkanten zurückgesetzt. Im Unterschied zu den beiden vorigen Geräten hat dieser Pflug einen ganz normalen Grindel mit zwei Sterzen und Schleifstelze, weil hier die Pflugkörper nicht am Grindel selbst, sondern an einem besonderen, unter dem Grindel liegenden Holz befestigt sind, das vorn durch einen schwenkbaren Eisenbügel, in der Mitte durch einen Z a p f e n mit dem Grindel verbunden ist, um den der ganze Grindel samt Sterzen und Stelze gedreht werden kann. Trotz dieser Verschiedenheit arbeitete das Gerät aber ähnlich wie die beiden vorigen. D e r Pflüger löste am E n d e der Furche mit Hilfe der zwischen den Sterzen eingehängten Stange die V e r b i n d u n g v o n Grindel und Pflugkörper, drehte den Grindel in die entgegengesetzte Richtung und versetzte den Pflug seitlich um eine Furchenbreite. D e r Pflug war im Oberamte LEONBERG einige Zeit im Gebrauch, kam jedoch «allmählich wieder in A b g a n g , wie man behauptet, bloß wegen des hohen Preises v o n 36 fl.»14 Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell i : 8 vorhanden, das der Erfinder selbst 1842 hergestellt hatte; da es jedoch unvollständig ist, wurde das in Hohenheim nachgebaute Modell abgebildet. Abb. 396: «Hillside-plough» von Alex. Speer & Sons, Pittsburgh, Pennsylvania Modell 1 : 4 - Signatur: K d 1 1 • Inventar-Nr. A 202 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 202 Bildarchiv-Nr. 659/31 Dieser amerikanische K e h r p f l u g wurde auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876 v o r g e f ü h r t , und PERELS bezeichnete ihn als den «originellsten und zweifellos bemerkenswertesten K e h r p f l u g der Centennial-Ausstellung». 1 5 In Wirklichkeit handelte es sich, wie ein Vergleich mit den vorigen Pflügen zeigt, um keine neuartige Konstruktion, sondern um eine Kombination der Konstruktionsprinzipien des KORNTHALER und des L o w c o c i c ' s c h e n Pfluges. Die gewundenen Streichblechenden sind ebenso wie beim K e h r p f l u g v o n LOWCOCK schwenkbar angebracht, nur besitzt der Pflugkörper das in A m e r i k a häufig verwendete Nasensech (fin-share), sowie die meißeiförmige Scharspitze. D e r geschwungene Grindel dagegen ist ebenso wie beim KORNTHALER Pflug drehbar; die am E n d e des Grindels befindliche, bewegliche K l a m mer dient zur Verriegelung v o n Grindel und P f l u g k ö r p e r , die mit Hilfe der zum Sterzengriff reichenden Stange gelöst und eingerastet werden konnte. D e r gleichc Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 6 vorhanden. Abb. 397: Kippflug von Schulze-Eutritzsch Original • Signatur: K d 12 • Inventar-Nr. A 232 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 232 Bildarchiv-Nr. 572/72 13 Polytechnisches Journal, hg. von G O T T F R I E D D I N G L E R und E M I L M A X I M I L I A N D I N G LER, Bd. 95, 1845, S. 272f. und Tafel IV, Abb. 1-8. 14 K . G Ö R I Z , a.a.O., S . 10. 15 E . P E R E L S , Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876. I . H e f t : Die landw. Geräte und Maschinen, Wien 1877, S. 69; Abb. S.70.

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Klein, Pflüge

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Neben die bisher betrachteten Kehrpflugtypen mit doppeltem Pflugkörper trat seit 1851 1 6 eine neue Version: der Kippflug. E r besteht, wie die Doppelpflüge von F E I E R A B E N D (Kd 8) oder V A L C O U R T , aus zwei vollständigen Pflügen, die aber hier mit ihrem vorderen Ende verbunden sind. Die beiden in stumpfem Winkel zusammengesetzten Grindel ruhen auf einem Radvorgestell mit verschieden großen Rädern, die überdies vertikal verstellbar sind. Der Vorteil dieser Konstruktion bestand darin, daß man den Pflugkörpern - wie bei den Winkel- und Volldrehpflügen - die zweckmäßigste Form geben konnte, dabei aber zugleich ein leichteres Umwenden am Ende der Furche erreichte. Nachteilig war jedoch, daß das frei schwebende Ende gleich einer Waage einen Teil des Gewichtes der arbeitenden Hälfte ausgleicht, so daß der Pflug, besonders bei flachem Pflügen, weniger sicher im Boden bleibt. 1 ' Kippflüge sind zudem relativ schwer, da man sie später indessen meist für Maschinenzug, dort aber stets mehrscharig, verwendete, spielte das Gewicht keine so große Rolle. Abb. 398: Kippflug Modell • Signatur: K d 13 • Inventar-Nr. A 230 • Alter K a t a l o g N r . - • N r . des G e r ä t s : B i l d a r c h i v - N r . 520/44

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Dieser vierscharige Kippflug mit Sitz für den Steuermann ist zur Verwendung mit Dampflokomobilen bestimmt, gleichgültig ob im Ein- oder Zweimaschinensystem. Solche mehrscharigen Kippflüge wurden mit 3 bis 9 Pflugkörpern gebaut, meistens aber waren sie mit 4 bis 6 Pflugkörpern ausgerüstet. Sie waren nur für tiefes Pflügen geeignet, weil bei diesen mehrkörperigen Kippflügen mehr noch als bei denen mit nur 2 Pflugkörpern das frei schwebende Ende des Geräts das arbeitende soweit entlastete, daß die Pflugkörper bei flachem Eingriff leicht aus dem Boden heraustreten konnten. Man suchte diesem Übel durch eine Antibalance-Vorrichtung zu begegnen, durch die der Schwerpunkt des Pfluges immer auf dem arbeitenden Teil lag. Die Dampfpflüge wurden, nicht zuletzt durch das Wirken von M A X E Y T H , in Deutschland erst seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in größerer Zahl verwendet. Da sich der Einsatz jedoch nur auf großen, ebenen Flächen lohnte, die Kosten überdies hoch waren, blieb die Zahl der Dampfpflüge in Deutschland begrenzt, bis sie schon zu Beginn des 20. Jh. durch Motorpflüge, später durch Traktoren immer mehr verdrängt wurden. Heute sind sie fast ganz verschwunden, einige sind freilich im Gebiet um Regensburg und im Westfälischen immer noch im Betrieb.

c) mit einem nach beiden Seiten arbeitenden Pflugkörper Abb. 399: Württemberg Modell 1 -.4 • Signatur: K u 1 • Inventar-Nr. A 1 2 4 • A l t e r K a t a l o g N r . 747 N r . des G e r ä t s : 747 • Bildarchiv-Nr. 636/2

Das Modell dieses Kehrpfluges wurde 1844 in der Hohenheimer Ackergerätefabrik hergestellt 18 , doch der Pflug selbst war anscheinend einige Zeit vorher von Bauern und Dorfhandwerkern auf den Fildern gebaut worden, «um den ScHWERZischen Pflug zum Wenden gebrauchen zu können». 19 Z u diesem Zweck wurden zwei etwas schmalere Beetpflugkörper mit ihrer Streichblechoberkante spiegelbildlich gegeneinander gesetzt und zu einem einzigen Pflugkörper verschmolzen, der um eine 18

P.LESER, a.a.O., S.55.

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G . F I S C H E R , Landmaschinenkunde, S . 2 2 4 . K . G Ö R I Z , a . a . O . , S. 1 0 . Ebenda.

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zwischen Grindel und Sohle liegende Achse drehbar war. B s handelt sich also bei diesem und allen folgenden Pflügen dieser G r u p p e um die V o r l ä u f e r des heute noch gebräuchlichen Unterdrehpfluges. D e r auf dem Grindel angebrachte Hebel mit dem um den Grindel herumgreifenden Bügel diente zum Feststellen des Pflugkörpers in der jeweiligen Arbeitsstellung. E i n an der Landseite angebrachtes, über die Streichblechvorderkanten hinausragendes Blech übernahm die Sechfunktion; das R a d v o r gestell fehlt. Dieser K e h r p f l u g , von dem BODE eine exakte Zeichnung bringt 2 0 , hat sich jedoch anscheinend nicht durchgesetzt, größere Verbreitung fand kurze Zeit später der sogenannte Hohenheim-Amerikaner ( K u 9). Abb. 400: Württembergischer Doppelflander Modell 1 : 1 0 • Signatur: K u 2 • Inventar-Nr. A 644 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 310 Bildarchiv-Nr. 642/40 Das Gerät unterscheidet sich v o n dem vorigen nur dadurch, daß Schar und Streichblech-Vorderteil aus einem, zylindrisch geformten Stück hergestellt sind, und daß ein normales Messersech hinzugefügt ist. Abb. 401: Württ. Kehrpflug von Eisele, Hohengehren Modell etwa 1 : 5 • Signatur: K u 3 • Inventar-Nr. A 123 • Alter Katalog Nr. 830 Nr. des Geräts: A 123 • Bildarchiv-Nr. 517/15 Im Prinzip ist dieser Pflug ebenso konstruiert wie die beiden vorigen, nur ist das Streichblech etwas anders g e f o r m t : vorn leicht konkav, hinten k o n v e x gewölbt. Ferner dreht sich das doppelte Sech in diesem Falle mit, wodurch es jeweils an die Landseite kommt. Über den Konstrukteur EISELE war nichts in E r f a h r u n g zu bringen. Abb. 402: Württemberg «Mönsheimer Purzelpflug» Modell 1 : 1 o • Signatur: Ku 4 • Inventar-Nr. A 645 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 3 1 1 Bildarchiv-Nr. 509/48 Das Gerät unterscheidet sich kaum v o n dem v o r i g e n : der Pflugkörper ist etwas besser geformt, ein Sech fehlt. Das dazu gehörige Radvorgestell fehlt bei unserem Modell. Dieser aus Mönsheim, O A L e o n b e r g , stammende Pflug soll ziemlich verbreitet gewesen sein. 2 1 Abb. 403: Saarland, Gegend von Merzig Original • Signatur: Ku 5 • Inventar-Nr. A 303 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 303 Bildarchiv-Nr. 573/45 Ebenso konstruiert wie die vorigen, nur ist hier der Pflugkörper mehr zylindrisch geformt und kürzer. Außer dem Grindel sind alle Teile aus Eisen, der Karren fehlt. Das abgebildete Exemplar ist noch nicht sehr alt, es wurde im Oktober 1959 der Hohenheimer Sammlung von Herrn K . B A U E R aus Merzig/Saar zum Geschenk gemacht. Abb. 404: Kehrpflug vom Niederrhein Original • Signatur: Ku 6 • Inventar-Nr. A 46 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 46 Bildarchiv-Nr. 572/40 20

L.BODE, Auswahl von 55 landw. Gerätschaften, Stuttgart 1845, Tafel III, Abb. 1. L . R A U , Beschreibung und Abbildung der nutzbarsten Ackerwerkzeuge, Stuttgart 1862, S. 14. 21

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D e r Pflugkörper ist hier noch mehr verkürzt als bei dem vorigen Gerät und erinnert in seiner Form an den Ruchadlo. Die D r e h u n g des Pflugkörpers erfolgt auch hier um eine horizontale Achse, die Verriegelung geschieht mit Hilfe des Hebels oberhalb des Grindels. O b die Herkunftsbezeichnung «Niederrhein» richtig ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen; die Doppelsterze würde eher f ü r das Oberrheingebiet sprechen. Das Radvorgestell fehlt auch hier. Abb. 405: Amerikanischer Kehrpflug von Starbuck Original • Signatur: K u 7 • Inventar-Nr. A 47 • Alter Katalog Nr. 1 1 7 2 - Nr. des Geräts ¡ 1 1 7 2 Bildarchiv-Nr. 571/21 Wie ein Vergleich mit dem Beetpflug von Starbuck ( B w 51) zeigt, ist auch bei diesem K e h r p f l u g die f ü r die amerikanischen Pflüge typische Form beibehalten worden. Die Sterzen mußten freilich hier wegen der Drehbarkeit des Pflugkörpers anders angebracht werden: sie sind an dem über den Grindel hinaus verlängerten Hinterbaum angesetzt, an welchem auch der Haken zum Einhängen des Streichblechs befestigt ist. Die Schar ist mit zwei Schneiden versehen, v o n denen jeweils die aufwärts gerichtete als Sech fungiert. Das Streichblech ist k o n v e x gewölbt und mit der Schar um eine in der Sohle liegende Achse drehbar. Der Pflugkörper wird also beim Umkehren unter der Sohle hindurch auf die andere Seite geschwungen und wieder eingehakt. Dieser K e h r p f l u g , der übrigens das Vorbild des sogenannten Hohenheim-Amerikaners ( K u 9) geworden ist, dürfte etwa A n f a n g der 40er Jahre des 19. J h . konstruiert worden sein. 22 E r wurde durch die Londoner Weltausstellung v o n 1 8 5 1 auch in E u r o p a bekannt. 2 3 Im zeitgenössischen Urteil wurde gegen alle K e h r p f l ü g e dieser A r t , mochten sie sonst noch so praktisch konstruiert sein, mit Recht geltend gemacht, daß ihr Pflugkörper, da er nach beiden Richtungen arbeiten muß, nicht jene zweckmäßige Gestalt haben konnte, wie es bei den Beetpflügen der Fall war, wodurch die Arbeitsqualität notwendigerweise leiden mußte. Abb. 406: Amerikanischer Kehrpflug Modell etwa 1 : i o • Signatur: Ku 8 • Inventar-Nr. A 1 1 9 • Alter Katalog Nr. 828 Nr. des Geräts: 828 und A 1 1 9 • Bildarchiv-Nr. 645/33 Dieser K e h r p f l u g ist zwar nach dem gleichen Prinzip wie der amerikanische gebaut, doch ein amerikanisches Gerät ist es sicher nicht, die Bezeichnung im Hohenheimer Inventar ist also nicht richtig. Über die wirkliche Herkunft dieses Pfluges, dessen Modell übrigens nicht in der Hohenheimer Fabrik angefertigt wurde, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Die A n b r i n g u n g der Sterzen erinnert an die österreichischen Pflüge von K L E Y L E und ZUGMAIER ( B w 36 und B w 37); vielleicht handelt es sich um den K e h r p f l u g , der nach RAU 24 1846 auf der L a n d w . Versammlung in Graz ausgestellt gewesen sein soll; in dem umfänglichen Versammlungsbericht 2 5 ist er allerdings nicht erwähnt. Abb. 407: Hohenheim - Amerikaner Original • Signatur: Ku 9 • Inventar-Nr. A 308 • Alter Katalog Nr. 1497 • Nr. des Geräts: 149 7 Bildarchiv-Nr. 570/49 22 E r wird jedenfalls schon 1848 von C.L.FLEISCHMANN, Der nordamerikanische Landwirt, S . 2 9 i f . beschrieben und abgebildet. Eine Abb. dieses Pfluges auch im Katalog der Firma N O U R S E , M A S O N & Co. vom Jahre 1859, Fig.42 und 4 3 V I 23 K . H . R A U , Die landw. Geräte der Londoner Ausstellung im Jahre 1851, Berlin 1853, S . 2 5 f . ; L. RAU, Beschreibung und Abbildung der nutzbarsten Ackerwerkzeuge, Stuttgart 1862, S. 14. 24 K . H . R A U , Die landw. Geräte der Londoner Ausstellung, S. 26. 26 Amtlicher Bericht über die 10. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte zu Graz im Sept. 1846, Graz 1847.

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Abb. 402

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M a n hat in H o h e n h e i m , w i e die A b b i l d u n g zeigt, v o n dem amerikanischen V o r b i l d nur den P f l u g k ö r p e r ü b e r n o m m e n ; G r i n d e l und Schleifstelze d a g e g e n behielten die F o r m des Flandrischen P f l u g e s bei, w ä h r e n d die Sterzen dem f r ü h e n DOMBASLEP f l u g entsprechen, die teilweise aber auch schon bei H o h e n h e i m e r Beetpflügen V e r w e n d u n g g e f u n d e n hatten ( B w 1 4 , B w 1 7 ) statt der einfachen flandrischen Sterze. D i e W i r k u n g s w e i s e der zweiten Scharschneide als Nasensech, wie es in A m e r i k a auch bei B e e t p f l ü g e n häufig v e r w e n d e t w u r d e , hat m a n in H o h e n h e i m offenbar als u n g e n ü g e n d e m p f u n d e n und daher das übliche Messersech h i n z u g e f ü g t , das mit H i l f e des Hebels über dem G r i n d e l jeweils nach der Landseite gerichtet werden konnte. A l l e r d i n g s w u r d e der H o h e n h e i m - A m e r i k a n e r auch ohne Sech verwendet, was sich nach der jeweiligen B o d e n a r t gerichtet haben dürfte. E i n e s der Modelle in der H o h e n h e i m e r S a m m l u n g hat kein Sech, BRAUNGART 26 und SCHNEITLER/ANDREE 2 ' bilden den P f l u g ebenfalls ohne Sech ab, L . RAU dagegen mit Sech. 2 8 Ü b e r die Arbeitsqualität dieses Pfluges schrieb PERELS: «SO vorteilhaft auch der H o h e n h e i m e r K e h r p f l u g f ü r gewisse Fälle ist, so verrichtet er doch bei weitem nicht die treffliche A r b e i t der g e w ö h n l i c h e n einseitigen Hohenheimer P f l ü g e , denen er übrigens auch in quantitativer L e i s t u n g weit nachsteht». 29 Ä h n l i c h urteilte auch LUDWIG RAU. 3 0 D e r gleiche P f l u g ist noch einmal als Original v o r h a n d e n , das erst im J u l i 1959 der H o h e n h e i m e r S a m m l u n g v o n dem L a n d w i r t GOTTHELF STROBEL, Hinterlintal K r . S c h w . G m ü n d , zum G e s c h e n k gemacht w o r d e n ist. Bis etwa 1890 w a r damit auf STROBELS H o f noch gearbeitet w o r d e n . A u ß e r d e m ist der P f l u g noch zweimal als Modell 1 -.4 v o r h a n d e n , einmal mit und einmal ohne Sech. Abb. 408: Kehrpflug vom Heuberg Model etwa 1 : 5 - Signatur: K u 10 • Inventar-Nr. A 199 • Alter Katalog Nr. 1829 Nr. des Geräts: 1829 und A 199 • Bildarchiv-Nr. 644/20 Dieser w ü r t e m b e r g i s c h e K e h r p f l u g ist, w i e man sieht, nichts weiter als eine N a c h a h m u n g des H o h e n h e i m - A m e r i k a n e r s mit nur g e r i n g f ü g i g e n A b w e i c h u n g e n . Schar und Streichblech sind ein w e n i g anders g e f o r m t , und an die Stelle der Schleifstelze ist ein R a d v o r g e s t e l l getreten, das bei unserem Modell fehlt. Abb. 409: Hohenheim-Amerikaner Modell etwa 1 : 4 - Signatur: K u 1 1 • Inventar-Nr. A 1 1 6 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 1 1 6 • Bildarchiv-Nr. 5 1 1 / 7 1 E s war schon o b e n darauf hingewiesen w o r d e n , daß das k o n v e x g e w ö l b t e Streichblech z w a r ein beiderseitiges W e n d e n des B o d e n s ermöglichte, aber weniger gute A r b e i t leistete als das g e w u n d e n e Streichblech der Beetpflüge, und daß zeitgenössische Beurteiler diesen U m s t a n d als besonderen M a n g e l e m p f a n d e n . M a n hat daher den H o h e n h e i m - A m e r i k a n e r dadurch zu verbessern gesucht, daß man das Streichblech in der L ä n g s r i c h t u n g teilte und nun den beiden Hälften eine bessere W i n d u n g v e r lieh. N a c h L . RAU wendete dieser «gespaltene Amerikaner» den B o d e n «untadelhaft nach links und nach rechts», nur habe er w e n i g e r tief als ein B e e t p f l u g gearbeitet. 3 1 Diese V e r b e s s e r u n g w u r d e s o w o h l in H o h e n h e i m (um 1869) als auch in A m e r i k a 26 R.BRAUNGART, Ackerbaugeräte, S. 198 und Tafel 14, Abb. 178, der den Pflug übrigens aus unerfindlichen Gründen «badischer Pflug aus der Hohenheimer Gerätefabrik» nennt. 27 28

29 30

31

C.SCHNEITLER/J.ANDREE, a.a.O., S . 1 5 3 . L . R A U , a . a . O . , S. 15. E . P E R E L S , Die Bodenbearbeitungsgeräte, L . R A U , a . a . O . , S. 1 5 .

Ebenda. 199

S.97.

vorgenommen 3 2 , was zwar die Möglichkeit unabhängiger Erfindung nicht ausschließt, aber einmal ging die amerikanische Konstruktion w o h l zeitlich voraus (patentiert 1856), und zum anderen lassen die völlige Identität der F o r m g e b u n g und die Tatsache, daß der ursprüngliche T y p von Amerika übernommen wurde, darauf schließen, daß man in Hohenheim auch bei dieser Verbesserung dem amerikanischen Vorbild folgte, andernfalls hätte man ihn im Hohenheimer Inventar wohl auch anders bezeichnet. Die ganz ähnliche Konstruktion von BENNER ( K u 1 2 ) ist dagegen wohl unabhängig davon entstanden. D e r gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 1 0 vorhanden, jedoch statt mit Schleifstelze mit Karren, der allerdings fehlt. Abb. 4 1 0 : Kehrpflug von Benner Modell 1 : 5 • Signatur: K u 12 • Inventar-Nr. A 1 1 7 • Alter Katalog Nr. 1315 Nr. des Geräts: 1315 und A 1 1 7 • Bildarchiv-Nr. 651/38 E i n Wagnermeister namens BENNER aus Darmstadt hat diesen K e h r p f l u g etwa A n f a n g der 50er Jahre konstruiert, denn als das L a n d w . Zentralblatt 1859 darüber berichtete 33 , soll der Pflug schon «ziemlich verbreitet» gewesen sein. E r ist ebenso konstruiert wie der vorige, nur mit Radvorgestell, das bei unserem Modell fehlt. Der Pflugkörper wird auch hier um die Sohle herum auf die andere Seite geschwungen und mit einem am Grindel befestigten Haken festgestellt. Die beiden Streichblechhälften sind mit einer Holzkonstruktion gegeneinander abgestützt, die Schar ist nicht an den Kanten umgebogen, wie bei dem vorigen Modell, das Sech offenbar nicht verstellbar. Die Sterzen sind ebenso angebracht wie bei dem amerikanischen Kehrpflug K u 7, doch hat Benners Konstruktion damit wahrscheinlich ebenso wenig zu tun wie mit dem amerikanischen K e h r p f l u g mit gespaltenem Streichblech, zumal BENNERS Pflug wahrscheinlich etwas früher entstanden ist. Die Möglichkeit einer unabhängigen Erfindung wird man umso weniger ausschließen können, als gerade im mittelrheinischen Gebiet schon seit geraumer Zeit mit Kehrpflügen verschiedenster Bauart experimentiert worden war. Nach dem Bericht des Zentralblatts soll BENNER durch eine ältere Konstruktion ähnlicher Art angeregt worden sein, die schon 1837 entstanden und seitdem in der G e g e n d von Karlsruhe im Gebrauch gewesen sein soll. Abb. 4 1 1 : Kehrpflug von Schmidt Original • Signatur: Ku 13 • Inventar-Nr. A 171 • Alter Katalog Nr. 1175 • Nr. des Geräts: 1 1 7 5 Bildarchiv-Nr. 573/34 Uber den Konstrukteur dieses Kehrpfluges war nichts zu ermitteln, so daß auch über die regionale Z u o r d n u n g mit Sicherheit nichts ausgesagt werden kann, aber wahrscheinlich gehört auch dieser K e h r p f l u g in den südwestdeutschen Raum. E r ist im Prinzip ebenso gebaut wie die v o r i g e n : die ähnlich wie bei dem BENNERschen Pflug geformte Schar und das - hier leider fehlende - Streichblech werden um eine in der Sohle liegende A c h s e auf die andere Seite geschwungen und mit Hilfe des am Grindelende angebrachten Gestänges verriegelt. D a s im Schaft drehbare Sech ist auffällig breit und mit einem Klemmhebel oberhalb des Grindels feststellbar. Sohle, Hinterbaum und Griessäule sind aus einem Stück gegossen. Die Verbindung der seitlich am Grindel angesetzten Sterzen mit dem Grindel war ursprünglich durch Eisenbänder verstärkt, die verloren gegangen sind. D i e Regulierung der Arbeitstiefc erfolgte durch vertikale Verstellung der Grindelauflage am Karren. 32

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K a t a l o g v o n NOURSE, MASON & C o . v o n 1 8 5 9 ,

FIG^1^

Landwirtschaftliches Zentralblatt für Deutschland, 7. J g . 1859, Bd.II, S.ic>3f., mit Abbildung. 200

Abb. 409

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Abb. 413

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Abb. 414

Abb. 414

201

d)

Kebr-Kuchadlos

Abb. 412: Gegend von Darmstadt Modell 1 : 3 - Signatur: K r 1 • Inventar-Nr. A 132 • Alter Katalog Nr. 631 Nr. des Geräts: 631 und A 132 • Bildarchiv-Nr. 640/31 D a s Modell dieses Kehr-Ruchadlos kam durch Vermittlung des Ökonomierats 1838/39 Direktionsassistent in Hohenheim, später Sekretär der Zentralstelle für Landwirtschaft in Darmstadt - im Jahre 1842 nach Hohenheim. 3 4 Z E L L E R schrieb dazu, daß der Ruchadlo in dieser veränderten Konstruktion bei den Bauern, «wclche sandigen Boden haben, nun noch reißenderen Abgang» gefunden habe. Konstruiert wurde diese neue Version des Ruchadlo allerdings nicht in Hessen, sondern von dem Wirtschaftsinspektor A N T O N R I E D L aus Rozinka in Mähren, und zwar im Jahre 1839. Im d a r a u f f o l g e n d e n Jahre wurde das Gerät der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Brünn vorgeführt 3 5 , dort übrigens als «Dreher» bezeichnet. Der Konstrukteur hat mit seiner Verbesserung den für leichte B ö d e n überall geschätzten böhmischen Ruchadlo auch f ü r das Pflügen in hängigem Gelände geeignet machen wollen, indem er die Steilschüttschar um eine unmittelbar v o r der Griessäule sitzende vertikale Achse drehbar anbrachte. A n der Rückseite der Schar befindet sich ein horizontal liegendes Winkeleisen, in das zwei Stellhebel eingreifen, die durch die beiden, beiderseits des Grindels sichtbaren Eisenschienen abwechselnd hinunter bzw. nach oben geschoben werden. A u f diese Weise konnte die Schar nach rechts oder links gewendet und festgestellt werden. 3 6 Im Gegensatz zum älteren Ruchadlo ist hier die Schar s-förmig gestaltet, und während die Sterzen früher getrennt in der Sohle endigten, sind sie nun an dem kräftigen, über den Grindel hinaus reichenden Hinterbaum angesetzt und oben gegen ihn abgestützt. Das dazu gehörige Radvorgestcll fehlt.

CHRISTIAN Z E L L E R -

Abb. 413: Wiesbaden, «Albrechts Wender» Modell 1 : 1 0 • Signatur: K r 2 • Inventar-Nr. A 634 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 300 Bildarchiv-Nr. 509/36 D a s Gerät unterscheidet sich von dem vorigen nur dadurch, daß der Mechanismus zum Drehen und Feststellen der Schar anders konstruiert und ein - ebenfalls drehbares - Sech hinzugefügt ist. Die S - f ö r m i g e Steilschüttschar ist hier gleichfalls um eine vertikale Achse zwischen Grindel und Sohle drehbar, doch sitzt dahinter eine zweite Achse, an deren unterem E n d e , unmittelbar oberhalb der Sohle, ein hufeisenförmiges Eisen starr befestigt ist, das mit seinen Enden an die Schar stößt und so die D r e h b e w e g u n g vermittelt. Oberhalb des Grindels sitzt an dieser zweiten Achse ein Zahnsegment sowie der horizontal dreh- und vertikal schwenkbare Srellhebel zum Feststellen von Schar und Sech in der Arbeitsstellung. Z u diesem Z w e c k wird der Hebel hinter einen der am E n d e des Quereisens auf dem Grindel befindlichen, nach a.a.O., S. 34. Amts-Bericht des Vorstandes über die vierte, zu Brünn vom 20.-28. Sept. 1840 abgehaltene Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte, hg. von J.K.NESTLER, Olmütz 1841, S. 126. 36 Bei dem in Brünn vorgeführten Kehr-Ruchadlo war diese Vorrichtung anscheinend etwas anders konstruiert. Die in dem Tagungsbericht enthaltene Beschreibung ist leider nicht sehr genau, es heißt darin nur, die Schar werde «mittelst eines Kammes» festgestellt, also vielleicht ähnlich wie bei dem Wiesbadener Kehr-Ruchadlo (Kr 2). Eine genaue K o n struktionszeichnung unserer Version bei L.BODE, Auswahl von 55 landw. Gerätschaften, Stuttgart 1845, Tafel IV, Abb.7. Der böhmische Kehr-Ruchadlo bei C.SCHNEITLER/ J. A N D R E E , a.a.O., S. 160 weist ebenfalls die Konstruktion unseres Modells auf. 34

35

K.GÖRIZ,

202

oben gerichteten Anschläge gelegt. Der Schaft des Sechs ist gekröpft und oberhalb des Grindels mit einem kleinen Zahnrad versehen, in welches das Zahnsegment der Stellachse eingreift. Auf diese Weise wurde mit der Hebelbewegung nicht nur die Schar nach der jeweiligen Furchenseite, sondern zugleich das Sech entgegengesetzt zur Landseite gedreht. Konstrukteur dieser Vorrichtung war der herzoglich-nassauische Geh. Regierungsrat A L B R E C H T , Direktor des landw. Instituts und der Musterwirtschaft zu Hof Geisberg bei Wiesbaden, 37 der seine Konstruktion «Böhmisch-nassauischer Pflug» nannte. Das Radvorgestell fehlt an unserem Modell; der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell i :8 vorhanden. Abb. 414: Österreich, Böhmen, «Steffecks Kehr-Ruchadlo» Modell 1 : 1 0 • Signatur: Kr 3 • Inventar-Nr. A 635 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 301 Bildarchiv-Nr. 649/8 Diese Weiterentwicklung des SrEFFECKschen Ruchadlos (Br 6) unterscheidet sich von den beiden vorigen Pflügen vor allem dadurch, daß zwei drehbare Streichbleche hinzugefügt sind, von denen jeweils das eine die Landseite abschließt, während das andere in Arbeitsstellung ist. Zudem hat dieser Ruchadlo wieder die übliche, zylindrisch geformte Schar und kein Sech. Die Drehung erfolgt auch hier durch den Hebel oberhalb des Grindels, der in einem gezähnten Stellbogen arretiert werden kann. Eine ganz ähnliche Konstruktion hatten in den 50er Jahren die Gebr. B E N D E R in Wiesbaden angewandt. 3 8 Das Radvorgestell fehlt an unserem Modell. Abb. 415: Kehrpflug von Gebr. Sipp, Ottenheim Kr. Alzey Original • Signatur: Kr 4 • Inventar-Nr. A 289 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 289 Bildarchiv-Nr. 582/60 Der Pflug ist ebenso konstruiert wie der vorige, nur mit einem drehbaren Sech versehen. Mit Hilfe des Stellhebels oberhalb des Grindels wird die Ruchadloschar um eine vertikale Achse gedreht und zugleich das eine der beiden Streichbleche in Arbeitsstellung gebracht, während das andere die Landseite abschließt. Die Arbeitstiefe kann durch vertikale Verschiebung der Grindelauflage am Karren reguliert werden, die Arbeitsbreite durch seitliche Verlagerung der Zugstange. Die geographische Nähe des Herkunftsortes läßt vermuten, daß es sich hier um eine wohl in den 70er Jahren entstandene Weiterentwicklung des Wiesbadener Kehrpfluges der Gebr. B E N D E R handelt.

V I . Spe2ialpflüge a) Weinbergpflüge Abb. 416: Weinbergpflug von Rud. Sack Original • Signatur: S 1 • Inventar-Nr. A 194 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 194 Bildarchiv-Nr. 572/34 Weinbergpflüge müssen so konstruiert sein, daß man möglichst nahe an die Stöcke heranpflügen und auf engem Räume leicht wenden kann, ohne dabei die Stöcke zu beschädigen. 1 Das abgebildete Gerät dürfte in den 70er Jahren des vorigen 37 ökonomische Neuigkeiten und Verhandlungen, 1844, S. 339fr. 3 " C . S C H N E I T L E R / J . A N D R E E , a.a.O., S. 151 f. 1 G . F I S C H E R , Landmaschinenkunde, S. 227L 203

Jahrhunderts aus dem SACKschen Universalpflug entwickelt worden sein.2 Der Pflug ist leicht gebaut mit kurzem Streichblech, der Zughaken an zwei Ketten beweglich aufgehängt und der Angriffspunkt der Zugkraft relativ weit zum Pflugkörper hin zurückgesetzt, um den besonderen Erfordernissen der Weinkultur Rechnungzu tragen. Abb. 417: Weinbergpflug von Gebr. Eberhardt, Ulm Original • Signatur: S 2 • Inventar-Nr. A 244 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 244 Bildarchiv-Nr. 582/48 Auch bei diesem Stelzpflug ist der Zugpunkt weit nach hinten gerückt. Die mit ihrer Spitze weit nach vorn ausladende Schar ist stärker horizontal umgebogen als bei dem vorigen Gerät. Die Radstelze ist vertikal verstellbar, das Zuggestänge vorn an einem ebenfalls senkrecht verstellbaren Vierkanteisen befestigt, das zugleich waagerecht verschiebbar ist zur Regulierung der Arbeitsbreite und -tiefe. Das in der Höhe des linken Sterzengriffs angebrachte Blech ist eine Schutzvorrichtung, welche die Hand vor den vorbeistreifenden Reben schützen soll. Dieser Schutz kann auch an die rechte Sterze angeschraubt werden. b) Häufelpflüge Abb. 418: Handhäufelpflug Modell 1:5 • Signatur: S 3 • Inventar-Nr. B 8 • Alter Katalog Nr. 65 Nr. des Geräts: B 8 und 65 • Bildarchiv-Nr. 650/56 Wie schon die Bezeichnung andeutet, sollte dieser leichte Häufelpflug von Menschen gezogen werden. Die Sterze bildet in ihrem unteren Teil zugleich das schräg nach vorn gerichtete Haupt, an dem die beiden schmalen, vorn mit Eisenblech beschlagenen Streichbretter sitzen. Das Rad zwischen den Streichbrettenden sollte einen leichteren Gang bewirken. Unser Modell hat nach G Ö R I Z 3 der erste Hohenheimer Direktor S C H W E R Z schon 1818 von unbekannter Seite erhalten. Ob dieses Gerät jemals irgendwo benutzt worden ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen; es ist immerhin denkbar, daß man es im Gartenbau verwendet hat. Abb. 419: Frankreich, Savoyen, Bonneville Modell 1 : 1 0 • Signatur: S 4 • Inventar-Nr. A 577 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 244 Bildarchiv-Nr. 664/24 Von dem doppelten Streichbrett und der bei Häufelpflügen stets zweischneidigen, symmetrischen Schar abgesehen, ist dieser Pflug ganz ähnlich gebaut wie die französischen Beetpflüge B 33, B 34, B 3 7 : vierseitiges Gestell mit Sech, Doppelsterze und - bei unserem Modell fehlendem - Radvorgestell. Die Schar ist dachförmig angewinkelt, die beiden langen, fest stehenden Streichbretter sind an der Vorderkante, die dem größten Verschleiß ausgesetzt ist, mit Eisenblech beschlagen. Die Vorlage unseres Modells war zwar nicht zu ermitteln, doch dürften derartige Pflüge in Ostfrankreich durchaus gebräuchlich gewesen sein, aber dort wohl mehr in weiter nördlichen Gegenden. Abb. 420: Norwegen, «Ard fra Grundset» Modell 1 : 1 0 • Signatur: S 5 • Inventar-Nr. A 576 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 243 Bildarchiv-Nr. 521/44 2 R . S A C K . Sein Leben und sein Werk, hg. von der Firma R U D . S A C K , Leipzig-Plagwitz 1926, S. 37. 3

K.GÖRIZ, a.a.O., S . 6 1 .

Äldre plogar och ärder i kungl. Lantbruksakademiens Museum, Uppsala 1951, S.22, 30, 76, 77. 4

R.JIRLOW,

204

Abb. 416

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A u f f ä l l i g ist an diesem G e r ä t die unverhältnismäßig große Schar, was vielleicht auf einen Fehler in der V o r l a g e z u r ü c k z u f ü h r e n ist, die indessen nicht zu ermitteln w a r . In der dargestellten A n b r i n g u n g v o n Schar und Streichbrett w ü r d e nämlich ein mehr terrassenförmiger D a m m entstehen, der in der Praxis wohl kaum angestrebt w u r d e . D i e einfache Sterze ist unten zur S o h l e u m g e b o g e n , wozu in solchen Fällen w o h l entsprechend gewachsenes Holz v e r w e n d e t w u r d e . D i e beiden fest stehenden Streichbretter sind auch hier zur E r h ö h u n g der Haltbarkeit an der V o r d e r k a n t e mit Eisenblech beschlagen. D e r kurze Grindel mit Gabeldeichsel war in Schweden h ä u f i g anzutreffen 4 , und G r u n d s e t liegt unweit der schwedischen Grenze in der L a n d s c h a f t H e d e m a r k . Bei H A U D R I C O U R T / D E L A M A R R E ist ein n o r w e g i s c h e r P f l u g aus H e d e m a r k w i e d e r g e g e b e n 5 , der unserem Modell v ö l l i g entspricht, nur hat er eine kleinere Schar und keine Streichbretter. D i e H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g im Hohenheimer I n v e n tar d ü r f t e daher richtig sein. Abb. 4 2 1 : Tirol, Etschtal, Glums Modell 1 : 1 0 • Signatur: S 6 • Inventar-Nr. A 578 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 245 Bildarchiv-Nr. 522/71 D a s G e r ä t war nach B R A U N G A R T 6 um 1 8 8 0 in der G e g e n d um Imst sehr verbreitet und diente zur Maiskultur. Teils w a r dieser H ä u f e l p f l u g damals schon mit g e w u n d e n e n Streichblechen ausgerüstet, teilweise aber auch noch - wie bei unserem M o d e l l mit Streichbrettern, die d i a g o n a l geteilt und durch Scharniere beweglich v e r b u n d e n waren, so daß sie hinten e n g e r und weiter gestellt werden konnten, je nach der gewünschten Furchenbreite. D e r a r t i g konstruierte G e r ä t e sind die V o r l ä u f e r der heute noch gebräuchlichen H ä u f e l p f l ü g e . D i e V o r d e r k a n t e der Streichbretter ist auch hier zur V e r s t ä r k u n g mit E i s e n b l e c h beschlagen. D i e Radstelze ist nach der Arbeitstiefc vertikal verstellbar. Abb. 422: Sachsen, Vogtland Modell 1 : 6 • Signatur: S 7 • Inventar-Nr. A 154 • Alter Katalog Nr. 25 Nr. des Geräts: 25 und A 134 • Bildarchiv-Nr. 648/5 D a s abgebildete Modell w u r d e nicht in der H o h e n h e i m e r F a b r i k , sondern von dem Mechaniker H A I N E R in Penig (nordwestlich v o n Chemnitz) angefertigt und 1 8 2 2 v o n dem damaligen H o h e n h e i m e r Buchhalter, späteren D i r e k t o r der württ. Zentralstelle f ü r L a n d w i r t s c h a f t A L B E R T O P P E L nach H o h e n h e i m gebracht. 7 E s handelt sich um eine Variante des V o g t l ä n d e r Hakens (Hs 108, Hs 155) 8 , bei der an die Stelle der Streichpflöcke zwei b e w e g l i c h e Streichbretter getreten sind, die nach der gewünschten Furchenbreite enger und weiter gestellt werden konnten. D a s eine Streichbrett fehlt bei unserem Modell. A u ß e r d e m ist das R a d v o r g e s t e l l hier durch eine vertikal verstellbare Radstelzc ersetzt. Abb. 423: Sächsischer Häufelpflug von Th. Weisse Original • Signatur: S 8 • Inventar-Nr. B 69 • Alter Katalog Nr. 1 1 3 9 • Nr. des Geräts: 1 1 3 9 Bildarchiv-Nr. 580/19 Dieser «Häufel- und Wasserfurchenpflug» ist v o n dem D r e s d e n e r Maschinenfabrikanten T H . W E I S S E konstruiert w o r d e n , der ein M o d e l l d a v o n an den K ö n i g v o n W ü r t t e m b e r g schickte. N a c h diesem M o d e l l hat H E I N R I C H W I L H E L M P A B S T , v o n 5

HAUDRICOURT/DELAMARRE, a . a . O . , S. 192,

6

R.BRAUNGART. A c k e r b a u g e r ä t e , S.466.

7

8

Abb.73.

K . G Ö R I Z , a . a . O . , S.3OF.

C. A.LINCKE, Die sächsische und altenburgische Landwirtschaft, Leipzig 1842, S . 1 2 6 . 206

1845 bis 1850 Direktor in Hohenheim, den abgebildeten Pflug nachbauen lassen. 9 Das auffallend große L a u f r a d sollte speziell bei der V e r w e n d u n g als Grabenpflug einen leichteren und stetigen G a n g bewirken; am K o p f des kurzen Grindels, w o die eiserne Gabel für das L a u f r a d angesetzt ist, befindet sich eine Spindel zur Regulierung des Tiefgangs. Die beiden langen, nach der Furchenbreite verstellbaren Streichbretter wurden nur zum Grabenziehen in ihrer ganzen L ä n g e benutzt, zum Häufeln konnte der hintere Teil abgeschraubt werden. Unterhalb der Streichbretter befinden sich noch zwei kleine, ebenfalls verstellbare, leicht gewundene Streichbleche, um ein besseres Ausheben des Bodens zu erreichen. D e r Pflug ist noch einmal als Modell etwa 1 ¡4 vorhanden, vermutlich handelt es sich dabei um das von WEISSE dem K ö n i g übersandte Modell, das dieser dann der Hohenheimer Sammlung überließ. E s weicht von PABSTS Nachbau etwas ab: die Sterzen gehen beiderseits des Hinterbaums schräg nach v o r n und treffen sich in der Sohle; die Tiefenregulierung an der Laufgabel geschieht mit Hilfe eines gelochten Stellbogens, und die langen abschraubbaren Streichbrettenden sind gleichfalls eine PABSTsche Abänderung. Abb. 424: Thaerscher Häufelpflug Original • Signatur: S 9 • Inventar-Nr. A 286 • Alter Katalog Nr. 1038 • Nr. des Geräts: 1038 Bildarchiv-Nr. 515/32 Die Bezeichnung im Hohenheimer Inventar ist insofern ein wenig irreführend, als ALBRECHT THAER nicht etwa der Konstrukteur dieses Häufelpfluges ist. E s handelt sich vielmehr um einen englischen Pflug, den THAER auf seinem G u t ausprobieren ließ, ehe er ihn in Deutschland publizistisch bekannt machte und seine A n w e n d u n g empfahl. 1 0 Die beiden leicht gewundenen Streichbleche sind nach der Furchenbreitc verstellbar, sie werden mit Hilfe der beiden gelochten, gebogenen Flacheisen auf dem Grindel in der jeweiligen Arbeitsstellung festgestellt. Die schmale, lanzenblattförmige Schar ist in eine sehr schmale Sohle eingelassen, um eine möglichst tiefe und saubere Furche zu erzielen. Der geschwungene Grindel trug vorn einen Stellbügel zur Veränderung der Arbeitstiefe, der bei unserem Exemplar verloren gegangen ist; auch die Zugkette fehlt. Der Pflug hat kein Sech, dafür ist aber die Vorderkante der Griessäule als Schneide ausgebildet. Der etwas über den Grindel hinausragende Hinterbaum, an den die Sterzen angesetzt sind, geht schräg nach vorn zum Fuß der Griessäule hinab. Der so entstehende Winkel zwischen Sohle und Hinterbaum ist mit einem Holzkeil ausgefüllt. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell etwa 1 : 20 vorhanden. Abb. 425: Hohenheimer Häufelpflug Modell 1 : 4 - Signatur: S 10 • Inventar-Nr. B 12 • Alter Katalog Nr. 64 • Nr. des Geräts: B 12 Bildarchiv-Nr. 652/68 Dieser Häufelpflug wurde im Jahre 1 8 1 9 v o n dem Hohenheimer Fabrikmeister GOTTFRIED HEILER in weitgehender Anlehnung an die belgischen Pflüge konstruiert. 1 1 Dem Z w e c k des Geräts entsprechend, hat HEILER den Pflug mit einer blattförmigen, aufwärts gebogenen Schar versehen und das einseitig wendende Streichblech durch zwei gewundene Streichbretter ersetzt, die aus einem Holzblock gehauen waren. Dieser Hohenheimer Häufelpflug fand ziemlich großen A n k l a n g ' 2 , in den ersten 9

H.W.PABST, Landwirtschaftliche Erfahrungen von Hohenheim, Stuttgart und Tübingen 1849, S. 81 f. 10 A.THAER, Beschreibung der nutzbarsten neuen Ackergeräte, Heft 3, Hannover 1806, S. 9fF. und Tafel I, Abb. 1 und 2, Tafel II, Abb. 1. 11

12

S.16.

K.GÖRIZ, a.a.O., S.61.

Ebenda; L.RAU, Beschreibung und Abbildung der nutzbarsten Ackerwerkzeuge, 207

20 J a h r e n ihres Bestehens v e r k a u f t e die Hohenheimer Fabrik d a v o n 233 S t ü c k 1 3 , eine f ü r damalige Verhältnisse ganz beachtliche Z a h l . Abb. 426: Württemberg, Gegend von Reutlingen Original • Signatur: S 11 • Inventar-Nr. B 68 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: B 68 Bildarchiv-Nr. 571/52 E i n dem Hohenheimer H ä u f e l p f l u g nachgebautes Gerät, nur ohne Sech, mit etwas anders g e f o r m t e r S c h a r ; auch sind die beiden Streichbretter hier nicht aus einem H o l z k l o t z herausgearbeitet. D a s G e r ä t w u r d e erst im J u l i 1959 der H o h e n heimer S a m m l u n g geschenkt, und z w a r v o n Herrn PAUL RUOFF aus Metzingen, das ja nicht weit v o n H o h e n h e i m entfernt ist. Abb. 427: Hohenheimer Häufelpflug Modell etwa 1 -.4 • Signatur: S 12 • Inventar-Nr. B i ; • Alter Katalog Nr. 128t Nr. des Geräts: B 13 • Bildarchiv-Nr. 652/50 Seit etwa 1855 baute m a n in der Hohenheimer A c k e r g e r ä t e f a b r i k neben dem älteren, hölzernen (S 10) diesen verbesserten H ä u f e l p f l u g mit g e w u n d e n e n , nach der gewünschten Furchenbreite verstellbaren Streichblechen. 1 4 Bei der K o n s t r u k t i o n des P f l u g k ö r p e r s orientierte man sich weitgehend am V o r b i l d des DoMBASLEschen H ä u f e l p f l u g e s (S 14), behielt aber im übrigen die F o r m e n des Flandrischen Pfluges Abb. 428: Hohenheimer Häufelpflug Original • Signatur: S 13 • Inventar-Nr. A 287 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: 727 Bildarchiv-Nr. 571/15 E i n Hohenheimer V e r s u c h s g e r ä t aus dem J a h r e 1 8 3 0 zur V e r w e n d u n g bei der Drillkultur des G e t r e i d e s 1 5 , daher die kleinen Streichbretter, die außerdem auswechselbar waren, um Streichbretter verschiedener G r ö ß e v e r w e n d e n zu k ö n n e n . E i n e Schar im eigentlichen Sinne fehlt, d a f ü r ist die Griessäule in ihrer unteren Hälfte an der V o r d e r k a n t e als Schneide ausgebildet und mit Eisenblech beschlagen. D a s gleiche G e r ä t ist auch als Modell 1 -.4 v o r h a n d e n . Abb. 429: Frankreich, Oombaslescher Häufelpflug Original • Signatur: S 14 • Inventar-Nr. A 57 • Alter Katalog Nr. 707 • Nr. des Geräts: 707 Bildarchiv-Nr. 570/9 Dieser französische H ä u f e l p f l u g w u r d e 1 8 4 2 aus R o v i l l e b e z o g e n 1 6 ; nach seinem V o r b i l d w u r d e dann der H o h e n h e i m e r H ä u f e l p f l u g verbessert (S 12). Wie beim DoMBASLEschen B e e t p f l u g ( B w 46 und 46a) ist auch hier die Griessäule mit dem Streichblechvorderteil aus einem Stück hergestellt, an das die Schar angeschraubt ist. D i e beiden Streichbleche sind verstellbar. D e r k r ä f t i g e gerade G r i n d e l ist v o r n mit dem gleichen R e g u l a t o r ausgerüstet w i e der B e e t p f l u g ( B w 4 6 a ) , o b w o h l der 13

E . KLEIN, Die Hohenheimer Ackergerätefabrik, S. 325.

14

L . R A U , a . a . O . , S. 1 7 .

15 L.BODE, Auswahl von 55 landwirtschaftlichen Gerätschaften, entlehnt aus der Modellsammlung der kgl. württ. Lehranstalt für Land- und Forstwirtschaft Großhohenheim, Stuttgart 1845, Tafel I V , A b b . 9 ; K.GÖRIZ, a.a.O., S.62. 16 K.GÖRIZ, a.a.O., S . 6 1 .

208

A b b . 424

14

Klein, Pflüge

A b b . 426

A b b . 427

A b b . 428

A b b . 429

A b b . 430

A b b . 431 2O9

Regulatorkamm zur seitlichen Verschiebung des Zugpunktes beim Häufelpflug doch eigentlich keinen Sinn hat. Die Zeichnung in D O M B A S L E S Landwirtschaftskalendel ist in dieser Hinsicht nicht eindeutig. 1 7 Abb. 430: Häufelpflug von J.L.Jensen Modell etwa 1 : 6 • Signatur: S 15 • Inventar-Nr. 6 5 3 - Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: B 53 Bildarchiv-Nr. 653/22 Das Besondere an diesem Modell, das vermutlich nicht in der Hohenheimer Fabrik hergestellt worden ist, sind einmal die beiden fest stehenden Seche, die eher an einen Grabenpflug denken lassen, und der verstellbare, abgewinkelte Eisenstab, der an unserem Modell überdies falsch angebracht ist. Die Abwinkelung muß nach oben gehen, sie diente wahrscheinlich zur Markierung des Furchenabstandes, wobei der eigentliche Markeur, der an dem Eisenstab befestigt war, fehlt. Die Radstelze ist merkwürdigerweise nicht vertikal verstellbar, obwohl am K o p f des Grindels ein gelochtes Eisen zur Tiefenregulierung angebracht ist. Über die Herkunft des Modells sowie über den Konstrukteur dieses etwas dubiosen Geräts war nichts zu ermitteln. Abb. 431: Dietzscher Häufelpflug Original • Signatur: S 16 • Inventar-Nr. A 58 • Alter Katalog Nr. 1380 Nr. des Geräts: 1380 und A 58 • Bildarchiv-Nr. 581/4 Auch über den Konstrukteur dieses eigenartigen Geräts war nichts auszumachen. Die mit zwei Rädern versehene Radstelze ist nach der Arbeitstiefe verstellbar, was in ähnlicher Weise geschah, wie bei den amerikanischen Beetpflügen ( B w 5 1 , B w 52). Die ohrenförmigen Streichbleche sitzen unmittelbar unter dem Grindel, während das schmale, gebogene Haupt mit der Wühlschar nach unten gekrümmt ist, um ein Lockern des Untergrundes zu erreichen. c) Kartoffelrodepflüge Abb. 432: Thaers Kartoffelheber Modell 1 : 6 • Signatur: S 17 • Inventar-Nr. B 9 • Alter Katalog Nr. 794 Nr. des Geräts: 794 und B 9 • Bildarchiv-Nr. 646/21 Wie dieser und die beiden nächsten Pflüge zeigen, waren die Kartoffelrodepflüge zunächst nichts weiter als Häufelpflüge, bei denen lediglich Schar und Streichbretter ihrer besonderen Funktion angepaßt wurden. Dieses Gerät unterscheidet sich beispielsweise von T H A E R S Häufelpflug (S 9) nur dadurch, daß an die Stelle der verstellbaren Streichbleche zwei kleine, fest stehende Streichbretter getreten sind, die mit Eisenblech beschlagen wurden. Eine Schar im eigentlichen Sinne fehlt, es ist nur die Unterseite der Sohle mit einem schmalen Bandeisen belegt, das vorn zugespitzt ist und etwas über das Haupt hinausragt. A m K o p f des Grindels befindet sich ein gelochter Stellbogen zur Regulierung der Arbeitstiefe. T H A E R hat diesen Kartoffelheber möglicherweise selbst konstruiert 18 , jedoch in weitgehender Anlehnung an englische Vorbilder, wie überhaupt T H A E R S Verdienst in erster Linie darin bestand, die besseren Werkzeuge und Anbaumethoden der englischen Landwirtschaft in 17 M . D E D O M B A S L E , Landwirtschaftskalender, 7. Aufl., übersetzt von F. K . Karlsruhe und Freiburg 1844, Teil II, S. 33, und Tafel IV, Abb. 23 und 24. 18 A. T H A E R , a. a.O. S. 1 9 und Tafel VI.

210

MEDICUS,

D e u t s c h l a n d propagiert zu haben. Unser M o d e l l w u r d e 1845 nach einem aus M ö g l i n m i t g e b r a c h t e n O r i g i n a l in der H o h e n h e i m e r Fabrik angefertigt. 1 9 D e r gleiche P f l u g ist nach einmal als K l e i n m o d e l l e t w a 1 : 20 v o r h a n d e n . Abb. 433: KartoffeLhaken Original • Signatur: S 18 • Inventar-Nr. A 178 • Alter Katalog Nr. 1039 • Nr. des Geräts: 1039 Bildarchiv-Nr. 570/69 W i e ein V e r g l e i c h mit S 9 z e i g t , dürfte es sich hier u m eine V a r i a n t e des THAERschen H ä u f e l p f l u g e s handeln. D e n n die z w a r feststehenden, aber sehr steil, fast senkrecht angeordneten Streichbretter sprechen mehr f ü r einen H ä u f e l - als f ü r einen R o d e p f l u g . W i e bei dem v o r i g e n G e r ä t fehlt auch hier eine Schar, dafür ist ein angewinkeltes, v o r n zugespitztes Bandeisen an die V o r d e r k a n t e der Griessäule genagelt. Z u g k e t t e und T i e f e n r e g u l a t o r fehlen hier ebenso w i e bei S 9. Abb. 434: Kartoffel-Erntepflug aus Mergenthau bei Augsburg Modell 1 : 4 - Signatur: S 19 • Inventar-Nr. B 14 • Alter Katalog Nr. 555 • Nr. des Geräts: B 14 Bildarchiv-Nr. 652/56 W ä h r e n d die bisher betrachteten K a r t o f f e l h a k e n statt der Schar nur schmale, zugespitzte Bandeisen besaßen, hat dieser P f l u g eine relativ breite, v o r n abgerundete Schar, die unter die K n o l l e n greifen u n d sie ausheben sollte. 2 0 A b g e s e h e n v o n den Streichbrettern und dem fehlenden Sech, entspricht dieser P f l u g ziemlich genau dem D r e s d e n e r H a k e n ( H 56), der daher w o h l bei dieser K o n s t r u k t i o n Pate gestanden hat, w e n n das M o d e l l nicht ü b e r h a u p t aus Sachsen stammt, denn eine so g r o ß e Ü b e r e i n s t i m m u n g kann k a u m zufällig sein. Unser M o d e l l w u r d e z w a r 1839 der H o h e n heimer S a m m l u n g v o n dem G u t s b e s i t z e r CARL SAMM aus M e r g e n t h a u , der 1832 in H o h e n h e i m immatrikuliert g e w e s e n w a r , z u m G e s c h e n k g e m a c h t , d o c h k ö n n t e dieser es auf irgendeine W e i s e aus Sachsen mitgebracht o d e r b e z o g e n haben.

Abb. 435: Kartoffel-Erntepflug von Owen Modell etwa 1 : 1 0 • Signatur: S 20 • Inventar-Nr. B 15 • Alter Katalog Nr. 1483 Nr. des Geräts: B 15 • Bildarchiv-Nr. 577/11 D i e s e r amerikanische K a r t o f f e l r o d e p f l u g w u r d e in den 50er Jahren des v o r i g e n Jahrhunderts in E u r o p a bekannt. 2 1 E r besitzt ein d u r c h b r o c h e n e s D o p p e l s t r e i c h blech, u m die E r d e v o n den K n o l l e n z u trennen. D i e s e s Prinzip w i r d auch heute n o c h bei R o d e p f l ü g e n a n g e w a n d t . D a s hier abgebildete G e r ä t hat sich j e d o c h als u n z w e c k m ä ß i g erwiesen, weil die Spalten z u w e i t w a r e n ; ferner m u ß der B o d e n - auch bei den heutigen G e r ä t e n - sehr leicht und locker sein, w e n n das G e r ä t g u t arbeiten soll. Abb. 436: Kartoffel-Erntepflug von Eitle Modell etwa 1 : 5 - Signatur: S 21 • Inventar-Nr. B 51 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: B 51 • Bildarchiv-Nr. 653/8 E i n e K o n s t r u k t i o n des H o h e n h e i m e r Fabrikmeisters HEINRICH EITLE, die sich jedoch i m Prinzip an den amerikanischen R o d e p f l u g (S 20) anlehnt. E s sind lediglich an die Stelle des d u r c h b r o c h e n e n D o p p e l s t r e i c h b l e c h s acht im H a l b r u n d angeordnete 19 20 21

K.GÖRIZ, a . a . O . , S . 6 i f . Ebenda, S.63. L . R A U , a.a.O., S.40, mit A b b .

211

A b b . 452

A b b . 435

A b b . 434

A b b . 433

A b b . 436

A b b . 437

A b b . 438

A b b . 439

Eisenstäbe getreten. Außerdem verwandte E I T L E das Gestell des Hohenheimer Karrenpfluges (Bw 1 5 ) ; das Radvorgestell fehlt an unserem Modell. Eine verhältnismäßig große, flach ansteigende Rodeschar und statt der Streichbleche in Verlängerung der Schar in kleinen Abständen angebrachte Eisenstäbe kennzeichnen noch heute die Kartoffel-Rodepflüge. Abb. 437: Howards Kartoffel-Erntepflug Modell etwa 1 : 4 - Signatur: S 22 • Inventar-Nr. B 16 • Alter Katalog Nr. 1634 Nr. des Geräts: B 16 • Bildarchiv-Nr. 652/62 Wie bei dem vorigen Gerät sind auch hier die Streichbleche in Eisenstäbe aufgelöst. A m Ende der Sohle sind außerdem 5 weitere leicht gebogene Eisenstäbe angebracht, um die Erde nochmals zu durchwühlen, damit möglichst alle Kartoffeln obenauf liegen. Die Schar ist an der Spitze breit und flach, wobei die Ecken abgerundet sind, um ein Verletzen der Knollen zu vermeiden. Im übrigen ist das Gerät, von dem B R A U N G A R T 2 2 eine Abbildung bringt, ebenso gebaut wie der Beetpflug von HOWARD ( B w

57).

d) Wiesenkulturpfläge Abb. 438: Thaers Wasserrinnenpflug Modell 1 : j • Signatur: 823- Inventar-Nr. A 129 • Alter Katalog Nr. 580 • Nr. des Geräts: A 129 Bildarchiv-Nr. 651/28 Auch diesen Wiesengrabenpflug hat T H A E R nicht konstruiert, sondern nur propagiert, 2 3 er ist ebenso wie S 9 und S 17 englischer Herkunft und vor allem zum Ziehen flacher Entwässerungsgräben geeignet. 24 Durch die beiden links und rechts der Schar angebrachten Bandeisen, von denen das rechte nur bis zur Scharoberkante reicht, wurde ein 6 Zoll breiter Erdstreifen abgeschnitten und mit Hilfe des leicht gewundenen, nur bis zur Oberkante des auszuhebenden Grabens hinabreichenden Streichbretts seitwärts abgelegt. Die Radstelze ist vertikal verstellbar zur Veränderung der Arbeitstiefe, die zwischen 3 und 6 Zoll betrug. Unser Modell wurde 1840 nach den sehr exakten Konstruktionszeichnungen T H A E R S in der Hohenheimer Fabrik angefertigt. 23 Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 2 0 vorhanden. Abb. 439: Englischer Schälpflug Modell etwa 1:20 • Signatur: S 24 • Inventar-Nr. A 270 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: A 270 • Bildarchiv-Nr. 646/37 Dieser gleichfalls von T H A E R beschriebene und in Deutschland bekannt gemachte «Schälpflug oder Rasenschäler» 26 ist dem vorigen Gerät sehr ähnlich. Das an der Landseite des Grindels angeklemmte Sech ist unten mit der Schar verbunden. Die beiden Sterzen enden in einer doppelten Sohle, das Streichbrett geht hier wieder bis zur Sohle hinunter und ist leicht gewunden, die Landseite zur Hälfte mit einem Molterbrett geschlossen. Mit Hilfe der beiden Stellbügel am K o p f des Grindels und des waagerecht wie senkrecht verstellbaren Laufrades konnte der abzuschälende Rasen22

23 24

25 26

R . BRAUNGART, Ackerbaugeräte, T a f e l 2 1 , A b b . 2 4 1 , 243.

A.THAER, a.a.O. S . i 5 f . und Tafel II und III. K . G Ö R I Z , a.a.O., S.27. Ebenda. A. T H A E R , a. a. O., S. 1 7 f. und Tafel IV und V. 213

streifen nach Breite und Tiefe bestimmt werden. Das Gerät wurde indessen nicht nur zum Rasenschälen, sondern auch sonst zum Schälen verwendet, dann aber meist mit Radstelze. A b b . 440: Grabenpflug von J . N . S c h w e r z Modell 1 -.4 • Signatur: S 25 • Inventar-Nr. R 23 • Alter K a t a l o g Nr. 76 • N r . des Geräts: R 23 Bildarchiv-Nr. 652/24

Diesen G r a b e n p f l u g z u r W i e s e n k u l t u r e n t w i c k e l t e JOHANN NEPOMUK SCHWERZ,

der erste Hohenheimer Direktor, im Jahre 1821 aus dem Flandrischen Beetpflug. 2 7 Die Schar ist die gleiche wie beim Hohenheimer Häufelpflug (S 10), das ebenfalls aus einem Holzklotz gehauene Doppelstreichbrett ähnlich, nur etwas kürzer. Um den Boden in der erforderlichen Breite sauber abzuschneiden, brachte SCHWERZ zwei Seche zusätzlich an, die dem mittleren vorausgehen. Die beiden vorderen Messer waren nach der gewünschten Grabenbreite seitlich verschiebbar, und zwar dadurch, daß in dem auf dem Grindel befestigten Querholz sich zwei Spalten befanden, in denen die beiden parallel zum Grindel liegenden Sechträger mehr oder weniger weit vom Grindel entfernt verschraubt werden konnten. Um bei einer Erweiterung des Abstandes jedoch eine Schrägstellung der Seche zu vermeiden, mußten die Sechträger auch an der Griessäule durch Holzkeile auf den erforderlichen Abstand gebracht werden. SCHWERZ hat ferner an die Stelle der einfachen flandrischen Sterze eine Doppelsterze gesetzt, damit der Pflüger das ziemlich schwere Gerät besser unter Kontrolle halten konnte; aus dem gleichen Grunde wurde die zunächst beibehaltene Schleifstelze später durch ein Radvorgestell ersetzt, das an unserem Modell fehlt. A b b . 4 4 1 : Wiesengrabenpflug von Gebr. Eberhardt, U l m Original • Signatur: S 26 • Inventar-Nr. A 231 • Alter K a t a l o g Nr. - • Nr. des Geräts: A 2 3 1 Bildarchiv-Nr. 572/68

Ebenso wie der vorige Pflug ein Spezialgerät zum Ziehen von Entwässerungsgräben, nur wesentlich jüngeren Datums; es dürfte aus dem Ende des vorigen J h . stammen. Wegen des für den besonderen Zweck erforderlichen Tiefgangs ist der Grindel stark aufwärts geknickt; das schmale, eigentümlich geformte Streichblech ist schräg nach oben gerichtet, wodurch der Boden neben dem Graben abgelegt wurde. Zwei Seche, von denen das eine an der Landseite des Grindels, das andere an einem rechts angeschraubten, besonderen Sech träger sitzt, dienen zum beiderseitigen, sauberen Abschneiden des auszuhebenden Bodens. Mit Hilfe des Regulators am Kopf des Grindels sowie der vertikal verstellbaren Radstelze konnte die Arbeitstiefe verändert werden. Eine Abbildung dieses Pfluges, nur mit fast geradem Grindel und Radvorgestell, findet sich bei WROBEL.28 A b b . 4 4 2 : Scheidgrabenzieher Original • Signatur: S 27 • Inventar-Nr. A 175 • A l t e r K a t a l o g N r . 1 1 4 4 • N r . des G e r ä t s : 1 1 4 4 Bildarchiv-Nr. 571/68

Im Unterschied zu dem vorigen Gerät ein nur relativ flach gehender Grabenpflug, dessen Herkunft und Alter nicht mit Sicherheit zu bestimmen sind. Die Form von Grindel und Sterze legen die Vermutung nahe, daß es sich um eine Hohenheimer Konstruktion handelt, die sich aber anscheinend nicht bewährt, jedenfalls keine Verbreitung gefunden hat. Das stark zylindrisch gekrümmte Streichblech bildet mit 27 J.N.SCHWERZ, Anleitung zum praktischen Ackerbau, i . B a n d , Stuttgart und Tübingen 1 8 2 3 , S . 4 3 4 f r . und Tafel V I I ; K.GÖRIZ, a . a . O . , S . 2 j f . ; L.BODE, A u s w a h l v o n 55 landw. Gerätschaften, T a f e l III. 28 E.WROBEL, L a n d w . Maschinen und Geräte, Hannover 1907, S. 5 8 L , A b b . 3 6 .

214

seiner vorderen Spitze zugleich die Schar. D a dem Gerät eine Sohle fehlt, ist am Sterzenfuß ein Stützrad angebracht, um die Gleitfunktion der Sohle zu übernehmen, und der Grindel ist dort, wo die beiden Streichblechträger hindurchgehen, durch ein starkes Holz verstärkt. Ein gelochter Stellbügel am K o p f des Grindels diente zur Tiefenregulierung. Abb. 443: Rasenpflug des Frh. von Breidbach-Bürresheim Modell etwa i : 7 • Signatur: S 28 • Inventar-Nr. R 29 • Alter Katalog Nr. 737 Nr. des Geräts: 737 und R 20 • Bildarchiv-Nr. 650/52 Der oben genannte Konstrukteur hat den üblichen altdeutschen Landpflug lediglich dadurch zum Rasenschneider umzubauen versucht, daß er an die Unterkante des Streichbretts ein horizontales, mit Eisenblech beschlagenes Brett ansetzte. VON B R E I D B A C H hat nach eigenen Angaben das Gerät dazu verwendet, die Grasnarbe abzuheben, den darunter liegenden Boden dann zu bearbeiten und anschließend die Grassoden wieder darauf zu legen. E s handelt sich also offenbar um einen Vorläufer der heute gebräuchlichen Geräte zur Gewinnung von Rasen zur raschen Bepflanzung von Parks, Ausstellungsgelände etc. Das Radvorgestell fehlt. Das Modell wurde 1843 der Hohenheimer Sammlung von dem Erfinder selbst zum Geschenk gemacht, nach dessen Angaben sich das Gerät «vollkommen bewährt» haben soll 20 , doch war sonst kein Hinweis darauf zu finden. Abb. 444: Wiesenkulturpflug Original • Signatur: S 29 • Inventar-Nr. R 49 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: R 49 Bildarchiv-Nr. 570/56 Das Gerät ist von dem Hohenheimer Wiesenbaumeister F R A N Z H Ä F N E R konstruiert worden 3 0 , der von 1845 bis 1852 den Unterricht im Wiesenbau erteilte und dann nach Nordamerika auswanderte. 3 1 Das horizontal liegende, leicht gewölbte Streichblech diente zum Abheben der Grasnarbe, während die drei kleinen, am Grindel vertikal verstellbar angebrachten Wühlschare den Untergrund lockerten. Das Sech ist nach amerikanischer Art an der Landseite des Grindels befestigt, der Vorderkarren fehlt. Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell etwa 1 : 4 vorhanden. Abb. 445: Wiesenkulturpflug von Laacke Modell etwa 1 : 5 - Signatur: S 30 • Inventar-Nr. R 48 • Alter Katalog Nr. Nr. des Geräts: R 48 • Bildarchiv-Nr. 653/16 E s handelt sich offenbar um eine Weiterentwicklung des vorigen Pfluges, doch war über den oben genannten Konstrukteur nichts auszumachen. Abgesehen davon, daß das Gerät ganz aus Eisen hergestellt ist, bestanden die Verbesserungen darin, daß ein zweites Sech hinzugefügt wurde, und der Karren mit Selbstführungsketten ausgerüstet war (beides fehlt an unserem Modell). Der rechte Stellhebel diente zum Verstellen der vermutlich nur zum Transport dienenden Stützrolle, mit dem linken Hebel wurden die unter dem Streichblech angebrachten Werkzeuge in Arbeitsstellung gebracht. Unsere Abbildung zeigt also das Gerät in Transportstellung. 29

30

K.GÖRIZ, a.a.O., S.27F.

E.KÖNIG, Abbildung landw. Geräte der Modellsammlung des kgl. württ. land- und forstwirtschaftlichen Instituts Hohenheim, 1845/46, Tafel L X I I I , Fig. 266. 31 Die Angehörigen der K . württ. Akademie Hohenheim während des 75 jährigen Bestehens derselben von 1818-1893, Plieningen 1893, S.VIII. 215

Abb. 440

Abb.

Abb. 442

Abb. 441

Abb. 446

443

Abb. 447

216

e) Untergrundpflüge Abb. 446: Untergrundpflug nach Möhl Modell 1:4 • Signatur: S 31 • Inventar-Nr. A m - Alter Katalog Nr. 1062 Nr. des Geräts: 1062 • und A m - Bildarchiv-Nr. 638/39 Dieser aus dem Flandrischen Pflug entwickelte Untergrundpflug wurde 1846 von dem Fabrikmeister K O N R A D M Ö H L gebaut 32 , der die Hohenheimer Ackergerätefabrik 1842 bis 1862 leitete. Grindel und Schleifstelze entsprechen dem Flandrischen Pflug, die Sterzen der Hohenheimer Konstruktion D . Sohle, Hinterbaum und die gebogene Griessäule sind aus Eisen hergestellt und sehr schmal gehalten, um möglichst wenig Bodenwiderstand zu verursachen, und an die Stelle der Beetpflugschar ist eine schmale, dachförmig angewinkelte Wühlschar getreten. Das Gerät hat nach P A B S T S Aussage gut gearbeitet und wenig Z u g k r a f t erfordert, auch L . RAU rühmte noch 1862 diesen Pflug als «das vorzüglichste Lockerungsgerät». 3 3 Der gleiche Pflug ist noch einmal als Modell 1 : 4 vorhanden. Abb. 447: Untergrundpflug nach Wulffen Modell 1 : 4 - Signatur :S 32 • Inventar-Nr. A 1 1 o • Alter Katalog Nr. 1582 • Nr. des Geräts: 1582 Bildarchiv-Nr. 638/43 Das Gerät ist zwar ganz aus Eisen hergestellt, aber im übrigen dem vorigen sehr ähnlich, weil beide aus dem flandrischen Pflug entwickelt worden sind. K A R L V O N W U L F F E N , Gutsbesitzer auf Pietzpuhl in der Priegnitz und Thaerschüler, hatte ursprünglich vom flandrischen Pflug lediglich das Streichblech entfernt und ihn dann als Untergrundwühler gebraucht, später an die Stelle des hölzernen ein eisernes Untergestell gesetzt und schließlich das abgebildete, ganz eiserne Gerät daraus entwickelt, das in Norddeutschland sehr verbreitet gewesen sein soll 34 , und übrigens auch in Hohenheim verwendet wurde. 3 5 Anders als M Ö H L behielt V O N W U L F F E N nicht nur die einfache flandrische Sterze, sondern merkwürdigerweise auch die für einen Untergrundpflug ganz unzweckmäßige Beetpflugschar bei. A m K o p f des Grindels befindet sich ein gelochter Stellbogen zur Veränderung der Arbeitstiefe, eine Einrichtung, die bei M Ö H L S Untergrundpflug fehlte. Abb. 448: Böhmischer Untergrundpflug Modell 1 : 4 - Signatur: 8 3 3 - Inventar-Nr. A 107 • Alter Katalog Nr. 590 • Nr. des Geräts: 590 Bildarchiv-Nr. 641/66 Während die beiden vorigen Geräte aus dem vierseitigen Beetpflug entwickelt wurden, erinnert dieses mehr an die böhmischen Haken. Ein unten horizontal umgebogenes Rundeisen, auf das die Schar aufgeschoben ist, ist unter den Grindel geschraubt und zur Stabilisierung schräg nach vorn zum Grindel hin verstrebt. Das dazugehörige Radvorgestell fehlt bei unserem Modell, das 1840 in der Hohenheimer Fabrik nach einem Original angefertigt wurde, das der F Ü R S T V O N O E T T I N G E N 30 W A L L E R S T E I N dem Institut geschenkt hatte. Abb. 449: Untergrundpflug von J. Gray Modell 1 : 1 0 • Signatur: S 34 • Inventar-Nr. A 109 • Alter Katalog Nr. 1029 Nr. des Geräts: 1029 und A 109 • Bildarchiv-Nr. 646/13 32

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36

K.GÖRIZ, a.a.O., S.24F.

] J Klein, Pflüge

217

Dieser Pflug wurde um 1850 von dem Schotten J . G R A Y in Addington konstruiert. 3 ' E r weist zwei Besonderheiten auf: einmal besitzt er drei Wühlschare an nach v o r n gebogenen Scharträgern, v o n denen nur der mittlere im Grindel sitzt. Die beiden anderen sind an Querarmen befestigt, die durch den Grindel hindurchgehen und seitlich verschiebbar sind, so daß der Abstand der Wühlschare verändert werden kann. Diese Einrichtung wurde als besonders vorteilhaft empfunden. 3 8 Z u m anderen hat GRAY die Radstelze mit einem v o n den Sterzen aus zu handhabenden Hebel verbunden, dessen Drehpunkt v o r dem vordersten Scharträger am Grindel liegt, und der mit Hilfe des gelochten Stellbogens in der gewünschten Position festgestellt werden kann. A u f diese Weise konnte durch Heben und Senken der Radstelze relativ mühelos die Arbeitstiefe reguliert werden. A m K o p f des Grindels ist ein waagerechter Stellbogen angeschraubt zur seitlichen Verschiebung des Zugpunktes. Abb. 450: Untergrundpflug unbekannter Herkunft Original • Signatur: S 55 • Inventar-Nr. A 248 • Alter Katalog Nr. - • Nr. des Geräts: A 248 Bildarchiv-Nr. 573/62 Wie ein Vergleich mit B w 60 zeigt, könnte dieser Untergrundwühler mit verstellbarer Radstelze und Regulator v o n H . F . E C K E R T gebaut worden sein, und zwar vermutlich in den joer/Soer Jahren des vorigen J h . A b e r auch RUD. SACK hat ähnliche Untergrundpflüge produziert 3 9 , so daß die Frage nach der Herkunft des Geräts offen bleiben muß. Abb. 451: Amerikanischer Untergrundpflug Original • Signatur: S 36 • Inventar-Nr. A 29 • Alter Katalog Nr. 1563 • Nr. des Geräts: 1563 Bildarchiv-Nr. 571/27 Der Pflugkörper besteht hier aus einer guß- oder schmiedeeisernen Platte, die durch starke Schrauben am Grindel befestigt ist. Sie hat unten auf beiden Seiten eine schmale, nach vorn geneigte Streichleiste, die eine Fortsetzung der Schar bilden und den v o n dieser durchbrochenen Untergrund etwas heben und damit besser lockern. 4 0 . Sohle und Schar sind an die Gußplatte angeschraubt. Die beiden Sterzen sind durch einen eisernen Bügel gegen den nach hinten hinausragenden Grindel abgestützt, an dessen vorderem E n d e ein Regulator angebracht war (der bei unserem Exemplar unvollständig ist). Nach FLEISCHMANN ist dieser Pflug eine englische Erfindung und A n f a n g der 40er Jahre des 19. J h . in A m e r i k a in A n w e n d u n g gekommen. 4 1 Wenn FLEISCHMANN Recht hat, dann dürfte der Untergrundpflug von JAMES SMITH42 das Vorbild gewesen sein, nach dem dieser amerikanische Pflug konstruiert worden ist. Abb. 452: Untergrund-Düngepflug Original • Signatur: S 37 • Inventar-Nr. A 31 • Alter Katalog Nr. 1672 • Nr. des Geräts: A 31 Bildarchiv-Nr. 515/23 37 W . H A M M , Die landw. Geräte und Maschinen Englands,2. Aufl. 1858, S . 26off.,Abb.22o, 221. Der ungefähre Zeitpunkt der Konstruktion ergibt sich daraus, daß das Gerät in der i.Aufl. von 1845 noch nicht besprochen ist. 38 C . S C H N E I T L E R / J . A N D R E E , a . a . O . , S . 174t., Abb. 159, 160. 3 * R . S A C K , Sein Leben und sein Werk, 1926, S. 37. 40 C . S C H N E I T L E R / J . A N D R E E , a.a.O., S. i7of., Abb. 154, nur hat der dort abgebildete Pflug eine Radstelze und einen etwas anders konstruierten Regulator. 41 C.L.FLEISCHMANN, Der nordamerikanische Landwirt, Frankf. 1848, S.293. 42 W . H A M M , Die landw. Geräte und Maschinen Englands, i.Aufl. 1845, S.235.

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Abb. 448

Abb. 449

Abb. 450

Abb. 451

Abb. 452

Abb. 45}

Abb. 454 219

Dieser U n t e r g r u n d p f l u g mit Schleifstelze, R e g u l a t o r und D ü n g e v o r r i c h t u n g w u r d e 1 8 7 1 / 7 2 v o n dem H o h e n h e i m e r P r o f . WALTER FUNKE entwickelt. 4 3 E r hatte den Z w e c k , mineralische D ü n g e m i t t e l m ö g l i c h s t tief in den B o d e n zu b r i n g e n . D a s G e r ä t w u r d e in der H o h e n h e i m e r A c k e r g e r ä t e f a b r i k v o n dem Werkmeister HEINRICH E I T L E angefertigt. D e r gleiche P f l u g ist n o c h einmal als M o d e l l 1 : 5 v o r h a n d e n . Abb. 453: Englischer Untergrundpflug von J. Read Modell 1 : 4 • Signatur: S 38 • Inventar-Nr. A 1 1 2 • Alter Katalog N r . 1193 N r . des G e r ä t s : 1193 u n d A 1 1 2 • Bildarchiv-Nr. 638/71 Dieser um 1 8 4 0 konstruierte U n t e r g r u n d p f l u g besteht aus einem kräftigen G r i n d e l mit zwei seitlich angesetzten Sterzen, er ruht auf zwei vertikal verstellbaren D o p p e l rädern, deren A b s t ä n d e so g e r i n g sind, daß sie «bequem in der Furche zu laufen v e r mögen» 4 4 , und deren A c h s e n an einem im G r i n d e l verkeilten Stab sitzen. D i e v o r d e r e n Räder sind etwas kleiner als die hinteren. D e r Scharträger ist ebenfalls senkrecht v e r schiebbar im G r i n d e l verkeilt. D i e Schar selbst ist rechteckig, fast quadratisch gef o r m t und schräg nach unten gerichtet. U m die Festigkeit der V e r b i n d u n g v o n Schar und Scharträger zu erhöhen, ist ein dreieckiges E i s e n s t ü c k dazwischen gesetzt. Bei den 1844 in S o u t h a m p t o n veranstalteten P f l u g p r ü f u n g e n soll dieses G e r ä t v o n allen U n t e r g r u n d p f l ü g e n am besten abgeschnitten haben. Abb. 454: Breitschar- und Untergrundpflug von E . H.Bentall Original • Signatur: S 39 • I n v e n t a r - N r . B 52 • Alter Katalog N r . - • N r . des G e r ä t s : B 52 B i l d a r c h i v - N r . 582/54

Dieser «sowohl zum flachen A b s c h ä l e n wie z u m tiefen U m b r e c h e n und L o c k e r n des Bodens» geeignete P f l u g 4 5 galt u m die Mitte des v o r i g e n J h . als «einer der v o r z ü g lichsten Schälpflüge» 4 6 der auch des öfteren Preise erhalten hatte. E r besteht aus drei gußeisernen P f l u g k ö r p e r n mit langen, mit einer gestählten Schneide versehenen Spitzen. D i e flügelartigen Schälschare, die durch U n t e r g r u n d w ü h l s c h a r e ersetzt w e r den konnten, sind am hinteren E n d e der P f l u g k ö r p e r angebracht. Bei dem abgebildeten E x e m p l a r sind die P f l u g k ö r p e r gleich g r o ß , w ä h r e n d bei anderen K o n s t r u k t i o n e n BF.NTALLS der mittlere wesentlich größer und stärker ausgebildet war als die beiden seitlich an einem Q u e r h o l z befestigten P f l u g k ö r p e r . D r e i je nach Arbeitstiefe verstellbare F ü h r u n g s r ä d e r sollten einen stetigen T i e f g a n g b e w i r k e n . D e r P f l u g w u r d e v e r mutlich E n d e der 40er J a h r e des v o r i g e n J h . v o n BENTALL in H e y b r i d g e ( K e n t ) konstruiert und auf der L o n d o n e r Weltausstellung v o n 1 8 5 1 v o r g e f ü h r t und prämiiert. 47 PERELS schrieb 1866, daß dieser P f l u g damals der in E n g l a n d meist verbreitete Schälpflug gewesen sei, der aber daneben sehr viel als K u l t i v a t o r , Skarifikator und U n t e r g r u n d p f l u g benutzt w o r d e n sei. 48

43 W.FUNKE, U b e r U n t e r g r u n d s d ü n g u n g u n d einen 1872, mit z Konstruktionszeichnungen. 44 45 46

W.HAMM,a.a.O. S.257F., A b b . 2 1 5 , 216. C . S C H N E I T L E R / J . A N D R E E , a . a . O . , S. 1 7 5 f . , A b b . 1 6 2 . W.HAMM, a . a . O . , S . 2 7 3 F . , A b b . 2 2 8 .

U n t e r g r u n d s d ü n g e p f l u g , Berlin

47 K . H . R A U , Die landw. Geräte der L o n d o n e r Ausstellung v o m J a h r e 1 8 5 1 , Berlin 1853, S. 1 5 , 116; mit A b b . 48

E . P E R E L S , D i e B o d e n b e a r b e i t u n g s g e r ä t e , S. 1 1 5 .

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224

Länder-, Orts- und Namenregister Baltikum 95, 98 Banavasi 18 Bari 76

Aargau 179, 182 Abessinien 30, 52 Addington 218 Ägypten 1 1 , 1 7 , 18, 50, 52, 62, 86, 1 5 5 ; Altägypten 7, I I , 1 2 , 30, 35, 36, 38; Oberägypten 2 1 , 60 Afghanistan 47 ALBRECHT, Regierungsrat, Direktor von Hof Geisberg 203 Algerien 77, 80, 90 Altenburg 1 1 7 Altshausen 179 Alupka 90 Amerika, amerikanisch 23, 1 2 3 , 149, 1 5 0 , 155» 1 5 7 . ! 5 9 . 1 6 1 , 164, 169, 170, 193, 197, 199, 200, 2 1 1 , 2 1 8 ; Lateinamerika 50, 79 Angers 176 A n j o u 176 Apfelstetten 122 Apulien 74, 76 Arabien, arabisch 1 5 , 52, 59, 60 araire basque 86 ; - languedocien 84 ; - du midi 35, 84; - provençal 62, 84 Argentinien 50 ARMELIN, franz. Pflugkonstrukteur 1 4 1 , 1 5 4 Armenien 52, 53 ARNDT, schlesischer Landwirt und Pflugkonstrukteur 1 7 1 Arras 1 1 9 Aserbeidjan 53 Assam 47 Assumstadt 1 Augsburg 2 1 1 A u v e r g n e 81

Beraun 93 Bergamo 1 1 9 , 125 Bergen, Obb. 120 Berlin 1 6 1 , 169 Bern 1 8 1 Bienenpflug 42 Binot 94 Birkach 190 Bjelina 1 1 Blaubeuren 142 Böblingen 190 Böhmen, böhmisch 2, 3, 25, 32, 34, 8 1 , 9 1 , 93, 1 1 2 , 1 2 7 , 145, 1 6 1 , 164, 166, 167, 169, 202, 203, 2 1 7 Bohuslän 1 2 Bollweiler 144 Bombay 62 Bonneville 204 Bosnien 1 1 , 46, 47, 1 1 3 Brabant 94, 120, 1 2 7 , 1 3 0 , 1 3 2 , 134, 1 3 5 , 1 5 0 , 152

Baden, badisch 1 2 3 , 129, 178, 179

Braunsdorf 189

BAILEY, James

BREIDBACH-BÜRRESHEIM, FRH. v.

B A R R E T T , E X A L L TFC A N D R E W E S ,

BENTALL, E . H . , P f l u g f a b r i k 220

BRANT, SEBASTIAN

Bains 23 Balkan 70

132

Pflug-

fabrik 158 Basken 86 Bayern 77, 1 1 7 , 120, 1 2 2 , 187 Bayreuth 1 1 7 Bedford 158 Belgien, belgisch 94, 129, 138 BELLA, Direktor von Grignon 154 BENNER, Wagnermeister und Pflugkonstrukteur 1 8 5 , 200

28

B R E N K E N , H E R M A N N F R H . V.

Bretagne 1 1 9

123

215

Brindisi 76 Brünn 202 Büffelpflug 29 Buje 64 Bulgarien 190 BURG, ANTON,

Burgund 125

österr. Hofmaschinist 147

Ehingen 142 Ehningen 189 Eilfe 181 E I S E L E , Pflugkonstrukteur 196 Eislingen/Fils 163 E I T L E , H E I N R I C H , Hohenheimer Fabrikmeister 1 4 1 , 2 1 1 , 220 E L L R I C H S H A U S E N , L U D W I C F R H . V.,

Caen 148 Cagliari 64 Calabrien 54, 64, 89, 90 Campagna di Roma 64, 74 Campanien 74, 83 Cannae 83 Capo di Sassari 91 Celebes 108 CERES

83

Ceylon 14, 17, 49, 73 charrue de Centre 77; - provençale 149 China, chinesisch 20, 29, 63, 72, 84, 103, 105 Chrudim 166 Cortryk 134, 181 C O U R A N T , Oberst, Pflugkonstrukteur 190 Crailsheim 116 C R U S I U S , Dr., Pflugkonstrukteur 144 Cumae 38 CYBELE

Hohenheimer Direktor 1 Elsaß 109, 144 Emilia 89, 1 1 0 Engadin 66, 67, 90 England, englisch 1 1 , 1 1 7 , 1 1 9 , 130, 1 3 1 , 132, 150, 157, 158, 159, 174, 190, 207, 210, 213, 220; angelsächsisch io, 14, 27, 28, 29, 56 Ephesus 42 Epinal 32, 69 Erpernburg 123 Erzerum 52 Erzgebirge 25, 30, 34, 177 Estremadura 87, 178 Etschtal 206 EYTH, MAX FEIERABEND,

194

11

FEIHL,

Dänemark, dänisch 125, 127, 150 Dalarna 149 Dalmatien 47, 70 Darmstadt 149, 200, 202 D E E R E , J O H N , Pflugfabrikant 159, 170 Dekhan 43, 62, 73 DEMETER

38,

D I A N A VON E P H E S U S

FRIEDRICH,

Hohenheimer

FISCHART, JOHANN 109,

152, alt217; 112,

42

Pflugkonstrukteur 210 Doberan 150 Döstrup 12, 20, 38, 177 D O M B A S L E , M A T H I E U D E , Pflugfabrikant 136, 138, 1 4 1 , 152, 153, 154, 155, 158, 170, 199, 208, 210 Donaueschingen 183 Draguignan 154 Dresden 32, 83, 94, 179, 206, 2 1 1 D R O U O T , Graf, Pflugkonstrukteur 190 DIETZ,

EBERHARDT, GEBR.,

Pflugkonstrukteur 190, 1 9 1 ,

bauschüler 134 Feljauna 90 Fellachenpflug 11 Fichier provençal 86 Finnland 95, 99, 101

83

Deutschland 3, 1 1 2 , 129, 130, 134, 150, 164, 166, 176, 177, 207, 2 i i , 2 1 3 ; deutsch 1 1 0 ; Mittel- 145, 189; NordNordwest- 1 1 2 , 123; Südwest- 24, 1 8 1 ; West- 24

194

Acker-

110

Flandern, flandrisch 1 1 5 , 132, 134, 135, 136, 138, 142, 149, 150, 164, 166, 1 8 1 , 183, 185, 189, 199, 208, 214, 217 Florenz 89 Fokien 105 Franken 1 1 7 Frankreich, französisch 23, 32, 34, 35, 56, 60, 69, 77, 80, 81, 84, 86, 94, 109, 1 1 9 , 123, 125, 126, 144, 148, 149, 150, 152, 153, 154, 176, 182, 183, 186, 204, 208; Nord- 1 1 9 , 125, 148; Nordost- 125; Nordwest- 176; Ost- 204; Süd- 39, 56, 62, 79, 81, 84, 86, 87, 1 1 0 , 1 1 7 Freilassing 120 F R E Y E R , thür. Wagnermeister 1 1 7 Fukien 20 F U N K E , W A L T E R , Hohenheimer Prof. 220 Furgun 91

Pflugfabrikanten 122,

Gästrikland 83 Galizien 1 1 3 Garonne 23 G A R R E T T , Pflugfabrikant 162

173, 189, 204, 214 Pflugfabrikant 123, 1 6 1 , 162, 163, 169, 170, 173. 2 1 8

ECKERT, HEINRICH FERDINAND,

226

Hunspflug 176, 177 Hunsrück 181

Geldern 129 gens Sempronia 40 Georgien 53, 54, 115 Gerona 40 Gioja 76 Glums 206 GÖRIZ, K A R L , Hohenheimer Professor 2, 6 Gorodnja 97 Grand Detour, Illinois 170 GRANGE, JOHANN JOSEPH, Pflugkonstrukteur 153 Graubünden 52, 66, 67, 76, 90, 94 Graudenz 16} GRAY, J., Pflugkonstrukteur 217, 218

Graz 197 Griechenland, griechisch 89, 90, 91, 153; alt- 1 5 , 20, 38, 39, 40, 54, 83 Grignon 141, 154 Grimma 30 Grüsch 67 Gruibingen 187 Grundset 204, 206 Gudscherat 62 Gutenberg 142 Hohenheimer Wiesenbaumeister und Pflugkonstrukteur 215 Hainhaken 24, 177 Hakka, Pflug der 105 Hedemark 69, 206 Heidelberg 129, 141, 179 H E I L E R , GOTTFRIED, Hohenheimer Fabrikpächter 144, 181, 207 Heisingland 69 Hennegau 94 Hertfordshire 174 H A F N E R , FRANZ,

HESIOD 20, 2 1 , 39, 43

Hessen 150, 181, 202 Heuberg 199 Heybridge 220 Hindustan 49 HINTZ, Hohenheimer Ökonomie-Inspektor 1}4 Hönigstein 167 Hofwyl 181 Hohengehren 196 Hohenheim 1, 2, 6; - Pflug 135, 136, 138, 139. I 4 I > I5°> "54, 164, 185, 196, 1 9 9 , 200, 207, 208, 2 1 7

197,

Idar 110 Ilsfeld 190 Imst 120, 206 Indien, indisch 14, 17, 18, 43, 44, 47, 49, 50, 53. 57. 59. 62, 63, 73, 77; Hinter- 50, 103, 1 0 6 ; Ost- 1 0 6 , 1 3 2 Indonesien 73, 103, 106 Ingelfingen 186 Innerasien 44, 47, 49, 73 Innsbruck 122 Isére 56, 183 Istrien 44, 64 Italien 54, 59, 64, 74, 76, 83, 89, 109, 110, 115, 125, 126, 150; altrömisch 8, 10, 27, 40, 42, 43; etruskisch 8, 17, 42; Mittel56, 89, 115; Nord- 89, 115, 119, 125; Süd- 4, 56, 76, 89 Japan 73 Jaroslaw 103 Java 108 JENSEN, J . L., Pflugkonstrukteur Jütland 14

Kärnten 35, 91 Kaiser Josephs Pflug 112 Kaiserpflug 63 Kamenz 145 Kanara 17, 18 Karlsruhe 164, 200 Karnatak 43 Kaschmir 5 3 Kastilien 80, 86, 87 Kaukasus 18, 115 Kempenland 134 Kent 174, 176, 181, 220

KEPPLER, Pflugkonstrukteur 182

Kiangsi 105

K L E Y L E , CARL RITTER VON,

teur 147, 197

Kornthal 193 Koromandelküste 43 Kosmanos 166 Kostroma 102 Kosula 102, 103 Krim 90 Kroatien 113, 115

Homburg 24, 27 Honkong 84

Pflugkonstrukteur 1 6 7 Hottentottenpflug 40 HOWARD, G E B R . , Pflugfabrikanten 1 5 4 , 1 5 8 , HORSKY, FRANZ,

213

Hüfingen 183 227

Pflugkonstruk-

ökonomierat und Pflugkonstrukteur 186 Königsberg 98 Kolumbien 79 K N E L L E R , HEINRICH,

KORA 38

HOL BEIN, Hans 28

210

JOSEPH I I . 1 1 2

KRUTZSCH, Pfarrer und Pflugkonstrukteur 169 KUHN, J . G . , Schlossermeister und Pflugkonstrukteur 193 Kurland 99 K w a n g t u n g 105

Mittelmeergebiet, mediterran 3, 52, 56, 62, 64, 80 Mittelrhein 1 7 7 Möglin 2 1 1 MÖHL, KONRAD, H o h e n h e i m e r F a b r i k -

pächter 136, 1 4 1 , 2 1 7 Mönsheim 196 MÖRNER, HAMPUS STELLAN G R A F

LAACKE, Pflugkonstrukteur 215 LAMBRUSCINI, P f l u g k o n s t r u k t e u r 1 5 0

Langenau 122 Latium 64, 76, 1 1 5

MÜNSTER, SEBASTIAN

LEEMANN, P f l u g k o n s t r u k t e u r 185

LUDWIG DER H E I L I G E

28

Münsterland 1 2 3

Lehndorf 1 1 7 Leipzig 144 Leitenpflug 187 Lenninger Tal 142 Leon 40, 80 Leonberg 193, 196 Litauen 99 Livland 2 1 , 23, 98, 99 Loire 69 Lombardei 4, 1 1 9 London 106, 158, 197, 220 Lothringen 123 LOWCOCK, H E N R Y , P f l u g k o n s t r u k t e u r

149

Montivilliers 126 Montpellier 84 München 1 1 7

Nakolesnik, Prachiner 91 Nancy 152 Nassau 24, 203 Nauders 90 Neapel 54 Neckargemünd 178 Neckartal 178 Nepal 53 NESTLER, Prof. 164, 166 NIEBUHR, CARSTEN

52

Niederlande 129 Niederrhein 1 7 7 , 196 Niedersachsen 129 Nocera 54 Nordafrika 62, 77 N o r f o l k 132 Normannen 54 Norwegen, norwegisch 69, 1 2 7 , 1 5 0 , 204

191,

109

Lüneburg 129 Lugnetzer Tal 67 Luzern 1 8 1 Madeira 87 Madras 73 Mähren 183, 202 Magdeburg 144, 145 Magnesia 83

N O U R S E , M A S O N ifc C o . , P f l u g f a b r i k

MAIER, ISAK, Schmiedemeister u n d Pflug-

Oberdischingen 142 Oberndorf 182 Ochsenzunge 23 Oesel 21 Österreich, österreichisch 9 1 , 1 1 2 , 187, 197, 203

155,

157 N u c k ö 23 Nürnberg 28

konstrukteur 142 Mailand n o , 126 Maine et Loire 176 Makassar 108 Malabarküste 62, 63 Malaga 39 Malakka 106 malayisch 103, 108 Mangalore 17 Marathon 8 Marokko 18, 80 Marsala 59

OETTINGEN-WALLERSTEIN,

FÜRST

VON

217

Offenheim 203 Oldenburg 1 1 0 , 1 1 5 O L I V E R CHILLED PLOW W O R K S

159

Olmütz 164 OPPEL, ALBERT, Hohenheimer Buchhalter,

später Dir. der württ. Zentralstelle f ü r L a n d w . 206 Ostasien 84, 1 0 3 , 105, 106 Osteuropa 95 Ostfriesland 1 1 5 Ostpreußen 95, 97, 98

Mecklenburger Haken 70, 72, 177 Mehedia 80 Memel 99 Mergenthau 2 1 1 Merzig 196 Messina 79 Mexiko 80

OTTO, P f l u g k o n s t r u k t e u r 1 6 9

Otranto 74 228

RIDOLFI, P f l u g k o n s t r u k t e u r 1 5 0

OWEN, Pflugkonstrukteur 2 1 1 OZAROWSKY, P f l u g k o n s t r u k t e u r 1 4 5 PABST, HEINRICH WILHELM,

RIEDL, ANTON, Wirtschaftsinspektor

Hohenheimer

Direktor 136, 206, 207, 2 1 7 Paderborn 125 Pärz 32, 166 Paestum 74 Palästina 62 Patagonia 2 1 Palencia 86 Palermo 79 Pandschab 57 Pardubitz 166 Paris 1 5 4 , 158

95. io« Rybytew 166 Saarland 196 Sachsen, sächsisch 25, 30, 32, 34, 1 1 0 , 148, 206, 2 1 1 Sachsenspiegel 1 1 2

PARQUIN, P f l u g k o n s t r u k t e u r 1 4 1

Pas de Calais 1 1 9 PAUSANIAS 8

Pegau 169 Peissen 1 6 1 Peking 63 Peloponnes 90 Persien 53 Peshawar 5 3 Pfalz, pfälzisch 34, 35, 1 2 3 , 130, 179, 1 8 1 Philadelphia 159, 193 Philippinen 108 Picarde 176 Pietzpuhl 2 1 7 Pirmasens 179 Pittsburgh 193 Plieningen 189 PLINIUS

und

Pflugkonstrukteur 202 Riga 98 Rißpflug 35 R o m 109, 1 1 5 Rostock 70 Rotherham-Pflug 1 3 1 Roville 1 5 2 , 1 5 3 , 190, 208 Rozinka 202 Rußland 70, 95, 97, 1 0 1 , 102, 1 0 3 ; Sibirien

SACK, RUDOLPH, Pflugfabrikant 145,

161,

162, 163, 1 7 3 , 190, 203, 204, 218 SAMM, CARL, G u t s b e s i t z e r

211

Sarazenen 54 Sardinien 64, 66, 91 Savoyen 204 Schanghai 72 Schlangenpflug 38 Schlepphaken 30 Schlesien, schlesisch 25, 34, 59, 70, 93, 94, 169, 1 7 1 SCHMID, K A R L , S c h m i e d e m e i s t e r u n d P f l u g -

konstrukteur 142 Schorndorf 142 Schottland, schottisch 1 3 1 , 1 5 0 , 1 5 7 , 218

43

PLUZICE, P r a c h i n e r 93

SCHULZE-EUTRITZSCH, P f l u g k o n s t r u k t e u r

Poitou 56, 69 Polen, polnisch 15, 69, 95, 97 Polterpflug, Lüneburger 129 Portugal 35, 50, 86, 87, 89, 178 Priegnitz 2 1 7 Provence 1 1 9 , 154 Purzelpflug, Mönsheimer 196 Puy de D ò m e 81

193 Schwäbische A l b 178 Schwäbisch G m ü n d 199; - Hall 1 1 6 , 122 Schwarzwald 6, 23, 24, 25, 27, 178, 179 Schweden, schwedisch 1 2 , 23, 35, 67, 69, 83, 94, 126, 149, 206 Schweiz 66, 67, 94, 179, 1 8 1

R A N S O M E AND SIMS, P f l u g f a b r i k 1 3 2 ,

SCHWERZ, JOHANN NEPOMUK, 191,

193 RAU, LUDWIG, Hohenheimer Direktor 2, 6 READ, J . , Pflugkonstrukteur 220

Reading 158 Regensburg 194 REICH, Dorfschullehrer und Pflugkonstrukteur 183 REICH, LUKAS, Bauer und Pflugkonstruk-

teur 189 Reutlingen 208 Rheingau 1 8 1 Rheinland 176, 1 8 1 Rhone 80

Hohen-

heimer Direktor 1 , 2 5 , 1 2 7 , 134, 1 3 5 , 1 3 8 , 142, 152, 1 8 1 , 186, 194, 204, 2 1 4 Seine Inférieur 126 Settignano 89 Siam 50, 59, 73, 106, 108 Sickingen 27 Sindelfingen 190 SIPP, G E B R . , Pflugfabrikanten 203

Sizilien 7, 8, 2 1 , 38, 39, 40, 54, 59, 76, 79 Skandinavien 53 Slawonien 70 SMALL, JAMES 1 3 1 , 145, 1 5 0 ,

157

SMITH, JAMES, P f l u g k o n s t r u k t e u r

Southampton 220 South Bend, Indiana 159 229

218

Spanien, spanisch 39, 50, 66, 79, 80, 86, 87, 89 S P E E R