Die Grundlagen des deutschen Zeitschriftenwesens mit einer Gesamtbibliographie der deutschen Zeitschriften bis zum Jahre 1790 [1 Bibliographische und buchhandelsgeschichtliche Untersuchungen]

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Die Grundlagen des deutschen Zeitschriftenwesens mit einer Gesamtbibliographie der deutschen Zeitschriften bis zum Jahre 1790 [1 Bibliographische und buchhandelsgeschichtliche Untersuchungen]

Table of contents :
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INHALT
EINLEITUNG
1. Der Begriff der Zeitschrift im 17. und 18. Jahrhundert
II. Die Verlagsgeschichte der Zeitschriften
III. Die Benennungen der Zeitschriften
Anlage I—IV
Register
I. Namen- und Sachregister
II. Register der zitierten Zeitschriften

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DIE GRUNDLAGEN DES DEUTSCHEN ZEITSCHRIFTENWESENS

JOACHIM KIRCHNER

DIE GRUNDLAGEN DES DEUTSCHEN ZEITSCHRIFTENWESENS MIT EINER GESAMTBIBLIOGRAPHIE DER DEUTSCHEN ZEITSCHRIFTEN BIS ZUM JAHRE

1790

ERSTER TEIL BIBLIOGRAPHISCHE UND BUCHHANDELSGESCHICHTLICHE UNTERSUCHUNGEN

VERLAG KARL

W.

HIERSEMANN



LEIPZIG

1928

Alle Rechte vorbehalten.

Printed in Germany

INHALT Einleitung:

Programmatische

Geschichte I.

Der Begriff

Vorerinnerung

IX

der Zeitschrift der Zeitschrift

im 17. und

hundert II.

III. Die Benennungen

Register

I—IV

18.

Jahr 1

Die Verlagsgeschichte

Anlage

für eine

der Zeitschriften

der Zeitschriften

34 93 131

137

EINLEITUNG

IN

seiner Geschichte des deutschen Journalismus hat Robert Prutz erstenmal versucht, das Zeitschriftenwesen in Deutsch

zum

land zum Gegenstande

wissenschaftlicher

Forschung zu machen.

nur bis in das zweite Jahrzehnt hinein, so daß die erste große Blütezeit des

Leider reicht diese Darstellung

des 18. Jahrhunderts Zeitschriftenwesens, die mit dem Auftreten der bürgerlichen Unter

haltungszeitschriften

einsetzt, nicht mehr in die Betrachtung

bezogen ist. Überdies

ist die Prutzsche Arbeit, so anziehend ihre

Lektüre ist, vorwiegend literarhistorischer

Art. Es fehlt die kultur

Durchdringung des Stoffgebietes,

geschichtliche

ein

buchhandelsgeschichtlicher,

statistischer,

die Aufhellung

bibliographischer

und

philologischer Einzelfragen, die sich jedem unwillkürlich aufdrängen, der sich bei näherer Bekanntschaft

mit dem Zeitschriftenwesen

Jahrhunderts vor die Tatsache gestellt sieht, daß dieses in Deutschland im Laufe weniger Jahrzehnte in geradezu beispiel

des

18.

loser Weise Aufnahme

und Verbreitung

finden konnte. Um diese

Tatsache in ihrem vollen Umfange zu würdigen, leider an einer Gesamtübersicht material des 18. Jahrhunderts.

Bibliographie

über das vorhandene Zeitschriften

Erst eine sorgfältig zusammengestellte

dürfte das Blickfeld

kennt plötzlich,

fehlt es bisher

erweitern. Man er

wesentlich

welche deutschen Gaue und Städte in der litera

rischen Produktion führend

hervortreten, man erfährt die Namen

der Gelehrten, die in den verschiedenen Wissenschaftsfächern

als

Dichter

gelehrter Journale tätig waren, man weiß, welche und Literaten sich der Zeitschrift als der im 18. Jahr

hundert

beliebtesten Publikationsform

Herausgeber

zur Verbreitung

beiten bedienten. So wird die Bibliographie künftigen

Bearbeitung

Literaturhistoriker

des

ihrer Ar

zur Grundlage jeder

Zeitschriftenwesens,

sowohl für den

als auch in ganz besonderem Maße für den

EINLEITUNO

X

auf dem Gebiete der Gelehrtengeschichte

Forscher

schichte der Wissenschaften an

eine

bibliographische

des

Bevor jedoch

18. Jahrhunderts.

Sammlung

des

und der Ge

Zeitschriftenmaterials

werden konnte, mußte die Frage geklärt werden,

herangegangen

18. Jahrhundert unter einer Zeitschrift verstand. Die dieser Vorfrage war aber wiederum nur möglich unter

was man im Erledigung

Heranziehung

der vielen zerstreuten Notizen hierüber aus der ein

schlägigen Literatur jener Zeit, und soweit jene zu einer wissen schaftlich befriedigenden Lösung nicht hinreichte, mit Hilfe einer möglichst genauen Beobachtung der äußeren Form der Zeitschriften,

Ankündigungen und Vorreden, in denen die Herausgeber oft wertvolles Material zur Abgrenzung des Begriffes besonders

ihrer

„Zeitschrift" liefern. Der vorliegende Halbband versucht einen Teil des angedeuteten Fragenkomplexes Bearbeitung Beginn

zu klären. Der zweite Halbband, der bereits in

ist, soll die Bibliographie

der französischen

Revolution

auch die aus der Bibliographie

bis zum

zu folgernden

Er

statistischen

behandelt werden. Mit diesem Material hofft

gebnisse ausfürlich der Verfasser

der Zeitschriften

umfassen. In ihm werden

einige Bausteine

zur Klärung der kulturgeschicht

lichen Bedeutung des Zeitschriftenwesens

beschafft zu haben. Was

die zeitliche Abgrenzung

des Stoffes (bis zum Jahre 1790) betrifft, so schließt er sich der von Prutz in der Einleitung seines Wer kes

dem

vorgenommenen historischen

Einteilung

Faktum

insofern

an, als er ebenfalls in

der französischen

Revolution

tiefgehende Cäsur in der geistesgeschichtlichen

eine

Entwicklung

so

sieht,

daß er die Zeitschriften des letzten Jahrzehnts des Jahrhunderts nicht mehr in die bibliographische Übersicht und in den Rahmen 18.

seiner Untersuchungen

einbezieht. Hinsichtlich

der weiteren Glie

derung des Stoffes, die Prutz auf S. 78 seines Buches vornimmt, und womit der Gesamtplan einer Geschichte des deutschen Jour nalismus umrissen wird, muß festgestellt werden, daß derselbe zu sehr vom Standpunkte

des Literarhistorikers

aus gesehen ist.

Die von Prutz vorgesehenen Bücher- und Kapitelabschnitte men

lediglich

auf die aus der Literaturgeschichte

neh

bekannten Ein

EINLEITUNG

XI

teilungen Rücksicht, ohne der Gesamtentwicklung

des Zeitschriften

wesens genügend Rechnung zu tragen. Hier wird sich die Notwen digkeit ergeben, wesentlich andere Gruppierungen die erst

vorzunehmen,

nach Aufrollung des gesamten Zeitschriftenmaterials

ge

nau zu übersehen sein werden. Unter welchen Gesichtspunkten eine zustande gebracht werden muß, kann hier

solche Stoffdisposition nur andeutungsweise schließlich

gesagt werden. Maßgebend

sind nicht aus

die literarischen und ästhetischen Wandlungen,

wie sie

aus der Geschichte der deutschen Dichtung bekannt sind, sondern in weit höherem Maße

zwei bedeutsame Momente:

herrschaft bzw. das Absterben

Die Vor

bestimmter Zeitschriftentypen

2. die Teilnahme einzelner Landschaften

an der Gesamtentwicklung

1.

und

und Städte Deutschlands

des Zeitschriftenwesens.

So wird z. B.

die erste Epoche der Zeitschrift in Deutschland, die mit den Acta eruditorum einsetzt, charakterisiert durch den vorwiegend enzyklo pädischen Charakter der hauptsächlich gefaßten wissenschaftlichen historisch-politischen

in lateinischer Sprache ab

Zeitschriftenliteratur

und durch den

Inhalt der Unterhaltungsjournale

Diese Pe

riode findet ihren Abschluß um 1720, wo die moralischen Wochen schriften als die schöngeistige

Unterhaltungsliteratur

des Bürger

standes in Aufnahme kommen; in ihnen entsteht dem Zeitschriften wesen ein neuer Typus, der nicht mehr an die Hauptsitze gelehrter Studien gebunden

ist, der vielmehr auf Grund seiner volkstüm

lichen Absichten auch in kleineren deutschen Städten Fuß zu fassen vermag. Eine

weitere Cäsur läßt sich

im Verlaufe

der vierziger

Jahre mit einer verstärkten Differenzierung der gelehrten Fachpresse feststellen. Zeitschriften, die einzelnen Wissenschaftsgebieten dienst bar sind, gewinnen die Oberhand über die zuvor in Ansehen stehen den polyhistorisch

eingestellten

Journale; die Spezialforschung

tritt auf jedem Wissenschaftsgebiete schriftenapparat

in Erscheinung,

mit einem größeren

für

Zeit

die bemerkenswerterweise

nunmehr die deutsche Sprache, nicht mehr die lateinische, charak teristisch ist. Eine weitere Gliederung des immer stärker anschwel lenden Materials Österreichs

ergibt sich aus der zunehmenden

an der Ausbreitung

des

Beteiligung

Journalismus um 1770. Süd

EINLEITUNG

XII

Nord- und Mitteldeutschland bisher nur in bescheidenem Maße an der Verbreitung des Zeitschriften

deutschend,

das gegenüber

wesens teilgenommen hatte, der liberalen Kulturpolitik

Abschnitt

infolge Zeit

vom aus muß dieser

Literar- und Kulturhistorikers

des

II.

dieses Herrschers mit einer starken

speziell belletristischer Art hervor. Auch

schriftenproduktion, Standpunkte

trat im Zeitalter Josephs

als die Periode der Stürmer und Dränger und als

Aus

klang des Zeitalters der Aufklärung in einer gesonderten Darstel

lung gewürdigt werden. Es ist dem Verfasser eine angenehme Pflicht, allen denen seinen Dank abzustatten, die seine Untersuchungen freundlich gefördert haben. Derselbe gebührt vor allem dem Vorsteher des Archivs der Verlagsfirma

& Härtel

Breitkopf

der ihm sämtliche typographischen

in

Leipzig,

Herrn

Druckbücher

kopf, soweit sie für die Untersuchungen

Dr.

Hitzig,

der Firma Breit

in Betracht kamen, nach

Berlin entlieh; desgleichen Herrn Dr.Vollert, dem Chef derWeidmannschen Buchhandlung, schen Buchhandlung zugänglich

der ihm ein Hauptbuch der Weidmann-

Jahrhundert für seine Studien Ferner dankt der Verfasser den Vorständen aus dem

machte.

18.

aller deutschen Bibliotheken, die ihm auf seine Anfragen hin Aus künfte erteilten Bücher

und ihm in liberalster Weise Zeitschriften

auf längere Dauer zur Verfügung

Herrn Professor

Dr. Minde-Pouet

nach Fertigstellung

und

stellten; insbesondere

und Herrn Dr. Basler, die ihm

des Manuskriptes

bei der Durchsicht

behilf

lich waren, und dem Leiter der Zentralstelle des deutschen Wörter buches in Göttingen, der vorhandenen

der in liebenswürdigster

Materialsammlungen

Berlin, im Mai 1927.

Weise auf Grund

Auskunft

erteilte.

Joachim Kirchner.

DER BEGRIFF DER ZEITSCHRIFT IM 17. UND 18. JAHRHUNDERT



die moderne senschaftlicher Erörterung

Zeitung längst Gegenstand wis ist

I.

und ihre Begriffsbestimmung teils von nationalökonomischer Seite! unter dem wirtschaftlichen

Gesichtspunkte der kapitalistischen Unternehmung, teils von Ver tretern der Zeitungskunde durch die kritische Betrachtung der dem Zeitungsbegriff wesentlichen Merkmale” angestrebt ist, steht für

Zeitschrift

eine wissenschaftlich brauchbare Definition nicht

ist in

die

gesagt,

was man unter „Zeitschrift“

in

in

den umfassenden Zeitschriftenbiblio zur Verfügung. Wohl graphien, wie sie die großen Bibliotheken zur Erschließung und bequemen Nutzbarmachung ihres Zeitschriftenbestandes heraus Veröffentlichungen zugeben pflegen, den Vorworten dieser kurz jenen Bibliographien

ver

wissen will, allein die Durchmusterung dieser Vorworte weitgehende und der nachfolgenden Bibliographien fördert eine Abweichung und eine willkürliche Auslegung des Begriffs durch so

so

standen

in

die modernen Bibliographen zutage, daß von dieser Seite her eine befriedigende Lösung der Frage nicht erwartet werden kann. Die Vorrede des München 1909 erschienenen „Alphabetischen Ver

1

ist

*

in

2.

S.

in

in

"

Karl Bücher definiert die moderne Zeitung „als eine kapitalistische Unter nehmung, sozusagen eine Neuigkeitenfabrik, mannigfach geteil welcher ter Arbeit eine große Zahl von Personen unter einheitlicher Leitung gegen Lohn beschäftigt werden, und die für einen unbekannten Leserkreis, von dem sie oft noch durch Zwischenglieder getrennt ist, Ware erzeugt“ (Die Entstehung Aufl., Tübingen 1898, der Volkswirtschaft, 231). regelmäßigen Zeitintervallen Emil Löbl versteht unter „Zeitung“ eine erscheinende, durch mechanische Vervielfältigung allgemein zugänglich gemachte Publikation von kollektivem, mannigfaltigem Inhalte, der durch Allgemeinheit des Interesses gekennzeichnet, sowie aus den Ereignissen und Zuständen der unmittelbaren Gegenwart geschöpft (Kultur und Presse, Leipzig 1903, S.21 f.).

FRÜHERE VERSUCHE EINER BEGRIFFSBESTIMMUNG

2

zeichnisses der laufenden Zeitschriften, welche von der K. Hof und Staatsbibliothek München und einer Anzahl anderer Biblio theken Bayerns gehalten werden“faßt den Begriff Zeitschriften

und

periodische Veröffentlichungen im weitesten Sinne, so daß darunter Abhandlungen verschiedener auch Sammlungen abgeschlossener von Vereinen mit wissenschaftlichen Ab handlungen, Kongreßberichte, Jahresberichte über die Fortschritte Verfasser, Jahresberichte

einzelner Wissenschaften verstanden werden sollen. Diese

bestimmung

– lediglich für

Begriffs

den vorliegenden Zweck der angestreb

ten Veröffentlichung gebildet

– geht weit

über das hinaus, was im

landläufigen, bibliographischen Sinne als Zeitschrift angesprochen wird, insofern sie z. B. Serienwerke wie die „Probefahrten“ oder periodische Schriften wie das „Gothaisch genealogische Taschen buch“ in das Zeitschriftenverzeichnis einbezieht. Schon die Zu sammenstellung

der beiden Wörter „Zeitschriften“

und „periodische

Veröffentlichungen“ verwirrt von vornherein die scharfe Begriffs abgrenzung. Wohl soll eine Zeitschrift ein Periodicum sein, aber ist jedes Periodicum, d. h. jede unter demselben Haupttitel in mehr oder weniger regelmäßigen

Periodicum, und deswegen war

es

ist

Abschnitten wiederkehrende Druck schrift, bei der ein Ende der Fortsetzungsreihe nicht in Aussicht ge nommen ist, bereits eine Zeitschrift? Jede Zeitung sicherlich ein nur konsequent, wenn Ferdinand

Grassauer als Redakteur des „Generalkataloges der laufenden perio dischen Druckschriften an den österreichischen Universitäts- und

In

.“

.

.

Studienbibliotheken (Wien 1898) dem Titel seiner Arbeit ent sprechend die politischen Zeitungen als Periodica aufnahm, da gegen Sammel- und Lieferungswerke fortließ. dem vom Aus kunftsbureau der deutschen Bibliotheken bearbeiteten Gesamt

in

in

Zeitschriften-Verzeichnis, das 1914 Berlin erschien, wird im Vorworte bekannt, daß die Hauptschwierigkeit der ganzen Arbeit „Zeitschrift“

lag. Da der

Kata

Forschung dienen sollte, erster Linie der wissenschaftlichen so wurde auch hier wie dem Münchener Verzeichnis die Be in

in

log

der Abgrenzung des Begriffes

griffsbestimmung lediglich vom Gesichtspunkte der Zweckmäßig keit diktiert. So kam es, daß wiederum die wissenschaftlichen

METHODISCHE

BEGRIFFSBESTIMMUNG

3

Serienwerke, wie z. B. die „Altdeutsche Textbibliothek“, mit unter die

Zeitschriften eingereiht

wurden, während alle Jugendzeitschriften

und die „volkstümlichen Zeitschriften unterhaltenden, belehrenden und erbauenden Inhalts“ von der Aufnahme ausgeschlossen waren. Ebensowenig wie aus den deutschen Bibliographien vermag man die Abgrenzung des Begriffes „Zeitschrift“ aus der großzügig an ist

gelegten Katalogisierung der „Periodical Publications“ des British

Museum zu entnehmen. Hier selbst die Begriffsbestimmung der periodischen Druckschrift insofern eingeengt, als die Abhand lungen und Schriften der gelehrten Gesellschaften und die Briti besonderen Biblio und Kolonial-Zeitungen nach 1700 graphien gesammelt sind. Diese Beispiele mögen genügen, um festzustellen, wie willkürlich der Begriff der Zeitschrift von den in

schen

Bibliographen gedeutet und dem jeweiligen Zwecke einer graphischen Arbeit dienstbar gemacht wird.

biblio

ist

Der Weg, auf dem man am zuverlässigsten zur Begriffsbestim mung der Zeitschrift gelangt, durch die methodischen Arbeiten aus der Zeitungskunde vorgezeichnet. Aus diesen geht hervor, daß die Begriffsbestimmung sich nicht unmittelbar aus den Ver hältnissen des modernen Zeitungswesens ableiten ließ, sondern infolge der Veränderung wirtschaftlicher Bedingungen und der und wissenschaftlicher Strömungen

einer

zu

Einwirkung literarischer

in

ist

berücksichtigen, allmählichen Wandlung unterlag. Hierbei was jeweils zeitgenössische Bibliographen und Schriftsteller als Zeitschriften ansprachen. Da aber gerade den Anfängen des

Journalismus

die Begriffsbestimmung ebenso

wie heute

willkür

zu

ist

so

lich dem Gutdünken einzelner Bibliographen und Schriftsteller über das Zeitungs- und Zeitschriftenwesen überlassen blieb, man

T.

z.

Sonderungen, die sich auf Grund der Zeitungskunde lassen, genötigt. Arbeiten über vornehmen Schließ Herausschälung werden, lich muß versucht durch die der beson weiteren kritischen

Merkmale der Zeitschrift diese gegenüber der Masse der übrigen periodisch erscheinenden Druckschriften begrifflich fest

deren

zulegen.

Aus dem Anfangsstadium des Zeitschriftenwesens liegen zahl

FRÜHESTE ABHANDLUNGEN

4

ÜBER ZEITSCHRIFTEN

Er

reiche Abhandlungen vor, die sich mit dieser damals neuartigen

scheinungsform des Schrifttums eingehend befassen. Sie sind in der Selbstverständlichkeit und Weitschweifigkeit ihrer Argumentation kaum

ordentliche

Bedeutung dem Zeitschriftenwesen

noch

lesbar,

jedoch, welche außer

heutzutage

beweisen

in seiner

Inkunabel

ent

zeit beigelegt wurde. Schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts

stehen bibliographische Übersichten über die vorhandenen Zeit schriften, zu Beginn des 18. Jahrhunderts folgen Abhandlungen,

die sich mit der Frage der Nützlichkeit oder der Schädlichkeit der Auch die Univer sitäten melden sich angesichts der zunehmenden Verbreitung jener

„Journale“ oder „Monatsschriften“ beschäftigen. aus der Wissenschaft erwachsenen

und für die Wissenschaft

ge

schaffenen Form gelehrter Publizistik zum Wort. Man ist bestrebt, das zu einer raschen Blüte gelangte, aber bereits an Auswüchsen leidende Journalwesen in vernünftige Bahnen zu leiten. So wünscht

Polycarp Leyser in seiner 1716 in Wittenberg gedruckten Abhand lung zu zeigen „quid ad perfectiores scopoque propriores for in

(S.

mandas Ephemerides requiriri posset“ 24) und umschreibt sieben Punkten die methodischen Richtlinien des wissenschaft

Johann Wilhelm Berger und Johann Christian Ernesti schreiben eine Dissertation „De incommodo Zeitschriftenwesens.

ex

je

lichen

literatis

ephemeridibus

capiendo“?.

Sechs

schäftigte

Jahre

be

später

in

sich Ernst Johann Friedrich Mantzel einer Rostocker Dissertation* noch einmal mit diesem Problem und untersucht für das Zeitschriftenwesen die Frage „In quantum tatem?“ Alle diese

Abhandlungen

setzen

liceat dicere den Begriff der

veri Zeit

ist

sens überhaupt der ersten Notiz über das Zeitschriftenwesen

in

in

in

schrift als selbstverständlich voraus, sie kommen deshalb für die Frage. Wertvoller vorliegende Untersuchung nicht hierfür „Polyhistor“ eine Bemerkung Morhofs (Lübeck 1688), meines Wis der

*

Dissertatio das. Rostochii 1722.

eo

de

*

*

in

ephemeridum literatarum imprimis hodiernarum Animadversiones criticae methodum. Vitembergae Saxonum 1716. Beide erschienen Vitembergae 1716. quod iustum est circa ephemerides literarias concinnan

ÄLTESTE BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

5

wissenschaftlichen Literatur des 17. Jahrhunderts. Der Verfasser sagt hier in Buch I, Kap.16 „de scriptoribus ad rem librariam et historiam ridum literariarum

180): „Jam

XX propemodum annisunt,

in

ut

consilium non nemini suppeditarem, (ut

auf die scriptores Epheme

im Hinblick

cum

singulis saltem mensibus

rebus politicis fieri solet) varias de rebus literariis

ex

pertinentibus“ (S.

literariam

tota

Eu

ad

ad

ropa conquisitas relationes publicaret, usus eorum opera, quibus quod magnum est cum viris celebribus literarum commercium:

in

ut

et

non libros tantum sed etiam omnia cogitata inventa aliasque historias literarias extendi vellem. Ac factum nunc est, singulari quodam impulsu animieruditorum hoc rei litera

den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts die Anregung zur

zu

reits

in

riae studium acti fuerint.“ Diesem Zeugnis entnehmen wir nicht nur die Tatsache, daß Morhof sich das Verdienst zuschreibt, be haben, sondern wir Publikation gelehrter Nachrichten gegeben erfahren auch Näheres über die Anlage dieser „aus ganz Europa

wissenschaftlichen Berichte“: sie sollen mo Mitwirkung natlich unter der Gelehrten herauskommen und uni der Begriff versalwissenschaftlichen Charakter tragen. Damit wesentlichen

um

eine Begriffsbestimmung der Zeitschrift de

zu

Sehr bemerkenswert

ist

der gelehrten Zeitschrift des 17. Jahrhunderts schrieben.

im

ist

zusammengetragenen

klärt (A5): „Ephemerides septimanas,

eruditorum

vel per menses annumve

esse libros,

in

in

in

der Praefatio Christian Junckers „Schediasma historicum ephemeridibus sive diariis eruditionum nobilioribus Europae par tibus hactenus publicatis“, Lipsiae 1692. Der gelehrte Verfasser er

quibus vel per

editis non libri modo vulgati

diverso scibendi genere, usum publicum, etiam promovendaerei literariae causa, vela singulis

in

sed etiam alia doctorum monumenta,

viris vel integris societatibus recensentur.“ Diese Definition läßt erkennen, daß die Zeitschrift ursprünglich ausschließlich einen

er

zu

wissenschaftlichen Charakter besaß; allem, was von diesem ge lehrten Maßstabe abwich, scheint Juncker nicht gerade die Be zeichnung „Zeitschrift“ absprechen wollen, erklärt jedoch, daß von den damals sehr beliebten historischen Journalen, die ledig

ÄLTESTE BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

6

lich die politische Geschichte ihrer Zeit behandelten,

in seinem

historicum“ absehe, „quoniam Novellistas potius, velut hodie vocantur, quam Eruditos attinent.“ Diese Ausschließung der historisch-politischen Journale ist im Falle Junckers, der lediglich Zeitschriften wissenschaftlichen Charakters behandeln will, durch

„Schediasma

aus gerechtfertigt. Es geht jedoch aus der Hervorhebung dieser Ausschließung hervor, daß auch die periodischen Druckschriften

zur politischen Geschichte der Zeit nach dem herrschenden Sprach als

Zeitschriften

angesprochen

zu

pflegten.

werden

ist

gebrauch

Junckers Arbeit der erste Versuch einer wissenschaftlichen schriftenbibliographie, die über Zweck, Inhalt, Herausgeber, lage und Lebensdauer

jeder Zeitschrift reichhaltiges

sammenträgt.

Zeit

An zu

Material

systematisch

z.

B.

in

Juncker teilt die Zeitschriften vier Gruppen: Theologica, Juridica, Medico-Physica und Mixta; letztere sind Zeitschriften universalwissenschaftlicher Art, wie das in

zu

Journal des Savans und die Acta Eruditorum. jener Früh Weitere Anhaltspunkte der Frage, was man zeit des Zeitschriftenwesens unter „Zeitschrift“ verstand, lassen Schrift von Johannes] Hſunold] gründliche Anleitung, „Kurtze und wie man die Journal-, Quartal mit grossem Nutzen lesen kan“ gewinnen. und Annual-Schrifften

Er

Der Verfasser ist sagt

im

...

sich aus der 1716 erschienenen

Empfehlen der Zeitschriftenlektüre

vorsichtig.

(S.4f):„Das Subjectum, welches die Journale lesen solte, kön

ten nun zwar noch unterschiedene Personen seyn, die sich eben nicht mehr auff Universitäten aufhalten, als Prediger auff dem in

Lande, Schulmänner Stadt Schulen etc. als welche insgesamt einen grossen Nutzen aus der Lectione der Journale ziehen kön nen. Weil aber von allen besagten Personen praesumirt wird, daß mit bedacht übergehen

der noch auff Universitäten,

in

soll

es

antworte ich kürtzlich,

Denn dieser hat vorietzo auch

wollen. Man wird

erfahren was für eine Person hie das

be

Subjec

seyn ein

Stu

oder nahe bey derselben lebet.

die schönste Gelegenheit

diesem Stande nicht vermögend,

dazu,

er

diosus,

so zu

tum seyn soll

?

habe dieselben gierig werden,

es

so

Sie verstehen, wie man diese Arbeit mit Nutzen anzugreiffen habe:

ist

recensirte Bücher selber

BEGRIFFSABLEITUNG

DEN ALTEN

AUS

BIBLIOGRAPHIEN

7

zu schaffen und zu lesen, deren summam er doch in den Jour nalen finden kan. Des grossen Nutzens und Vergnügens, den er Lection der Journale schöpffen kan zugeschweigen.“ insofern von Interesse, Diese umständliche Auseinandersetzung der

klar umschreibt,

Rezensionszeitschriften

insbesondere

16) instand

setzen, daß

Gelehr der Prae

seinem Fachgebiet, sondern überhaupt „in der

fatio seines Schediasma,

Abhandlung, beide



dieser

in

samkeit zunehme“. Während Juncker und Hunold, jener

in

in

unter Journal

Auge, die den Leser durch „Extracte

aus neuen und nützlichen Schrifften“ (S. nicht nur

was

hat wie Juncker gelehrte Zeitschriften,

er

ziemlich im

versteht.

Er

als der Verfasser

er

ist

aus

seiner gelehrt zurechtgestutzten



-

zu

in

wenn auch sehr verschiedener Art über das Wesen der Zeitschrift handeln und hierbei eine ungefähr gleiche Auffassung erkennen geben, läßt sich aus den nun mehr folgenden drei Zeugnissen der Begriff der Zeitschrift nur ableiten.

Es handelt sich um Bibliographien, die

im

mittelbar

zu

zweiten Jahrzehnt des Bedürfnis, 18. Jahrhunderts aus dem einen Überblick über die rasch gewinnen, erwachsen vergrößernde sich Zeitschriftenliteratur

es

zu

sind. Die Notwendigkeit solcher bibliographischen Übersichten geht aus dem „Avertissement“ der „Nachricht von denen heute Tage grand mode gewordenen Journal-, Quartal- und Annual Schrifften...“ (Leipzig 1715) hervor. Hier heißt es: „Nachdem fast das Ansehen gewinnet, daß viele Buchläden

nicht mehr

Buch

es

expediren und als Bücher-Memoriale thäte schier noth, die Buchhändler

so

mehr Journal-Memoriale zu verschicken haben,

zu

läden, sondern Journalläden heissen möchten, auch die Buchhändler

mehren, habe ich ein

Weiln

Verzeich

zu

die Journale sich täglich

so

demnach

. . .

Journale heraus, und wie weit sie continuiret wären

.

hielten nebst denen ordentlichen Dienern auch eigene Journal Secretarios, welche denen Auswärtigen nur Nachricht gäben, welche

mir Gesicht kommen, auf gesetzet.“ Der Verfasser dieser Nachricht, die also nichts anderes als eine Bibliographie der bis 1715 erschienenen Zeitschriften ist, niß von dergleichen

zählt

113

Schrifften,

Zeitschriften auf unter Angabe der Herausgeber, des

BEGRIFFSABLEITUNG

8

AUS

DEN ALTEN

BIBLIOGRAPHIEN

Erscheinungs- und Einstellungsjahres und des Erscheinungsortes. Für die Definition der Zeitschrift ist diese Zeitschriftenbiblio graphie insofern beachtenswert, als neben den wissenschaftlichen Zeitschriften bereits alle historisch-politischen Zeitschriften in ihr anzutreffen sind. Allerdings führt der Verfasser verschiedene

Druck

schriften in seiner Bibliographie an, die bei näherem Zusehen nicht unter den Begriff der Zeitschrift fallen, wovon noch später bei der engeren Abgrenzung

des Begriffs die Rede

sein wird!.

Von dieser Bibliographie erschien 1716 unter dem unwesentlich veränderten Titel „Curieuse Nachricht Von denen Heute zu Tage im

ist

grandmode gewordenen Journal-, Quartal- und Annual-Schrifften...“ sie Titel durch die Worte eine neue Ausgabe. Als solche und vermehrter herausgegeben“ von Marcus Paul] Hunold) gekennzeichnet. Die Erweiterung erstreckt sich bei näherer Prüfung fast ausschließlich auf gelegentliche No tizen zur Geschichte und auf belanglose kritische Bemerkungen

„Itzo von neuen übersehen

über

den Wert einzelner

grifflichen Umschreibung Hunolds nicht bei.

Zeitschriften. der

Zur Förderung einer

Zeitschrift tragen

diese

be

Zusätze

Auch Heinrich Ludwig Goettens „Gründliche Nachricht von den Frantzösischen, Lateinischen und Deutschen Journalen, Ephe meridibus, Monatlichen Extracten...“ (Leipzig und Gardelegen 1718) und die 1720 und 1724 erschienenen „Continuationen der Gründ lichen Nachricht“ fassen den Begriff der Zeitschrift, wie man weitestem Sinne,

wissenschaftlichen

und

so

kann,

in

aus der Übersicht über die besprochenen Zeitschriften entnehmen daß neben der gelehrten Fachliteratur durchaus die

universal

historisch

politischen und die der bloßen Unterhaltung dienenden Periodica als Zeitschriften bestehen. Während aus diesen drei zuletzt erwähnten Bibliographien ledig der besprochenen Druckschriften ent jener Zeit unter „Zeitschrift“ werden kann, was man

nommen

in

lich durch die Auswahl

wissen wollte, sucht Marperger, der Verfasser einer „Anleitung Zum rechten Verstand und nutzbarer Lesung Allerhand Vgl.

S.

*

verstanden

16ff.

MARPERGERS DEFINITION

9

so wohl gedruckter als geschriebener ... Ordentlicher und Außer ordentlicher Zeitungen Journalen

. .

oder Avisen wie auch der so genannten

.“ (1726) den Begriff durch

eine Definition

zu

um

verfährt jedoch keineswegs so klar wie Juncker bei

schreiben. Er der Abgrenzung des Begriffes

der gelehrten

Zeitschriften.

Marpergers Interesse gilt in erster Linie den Zeitungen, nebenbei

streift er das Zeitschriftenwesen.

er bei „Journalen“ an historisch-politische

wöchentlich oder monatlich

Denn

und nur

Zunächst (S. 6f) denkt Zeitschriften,

„welche

der Famen,

unter dem Nahmen

Ex

sie sind „etliche Bogen lang“ und „referiren den Kern von confirmirten Novellen, welche

tracten, Relationen,

etc. heraus kommen“;

die Woche oder den Monat über eingelauffen, zuweilen mit Hin zufügung vernünfftiger und politischer Staats-Gedancken und ge gründeten Raisonnementen.“ Marperger rechnet diese politisch

Auf Seite 14 sagt er: ausgegebenen „Zu denen in unserm teutschen Reich Avisen und historischen Journale mit zu den Zeitungen. politischen Piecen,

deren doch

einige wieder

aufgehöret

haben,

seynd auch hernach noch zu zehlen die wöchentlich oder monat lich heraus kommende Extractus, worunter hauptsächlich die schon biß fast auf 300 Stück angewachsene sehr beliebte Leipziger Fama, ingleichen

der Leipziger und Coburger Zeitungs-Extract,

die Frankfurtische Oster- und Herbst-Meß-Relationes, die neu eröffnete Assemblée curieuser und gelehrter Nouvellisten, Journa listen und Staatisten, die aufgefangene Briefe, das curieuse Caffé Wasser-Debauchen), der Hauß (bestehend in unterschiedlichen Europäische Niemand, Pasquini Staats-Phantasien,

dito geheime Brief-Tasche, der fliehende Passagier, Pavillon der Musen, der be schäfftigte Secretarius, der Welt- und Staats-Spiegel, der hinckende Staats-Bote, die entlarvte Welt, vornehmlich aber in Re Literaria, diejenigen Nachrichten, welche zwar keine politische Welt-Händel, aber doch in Rem et Historiam literariam hinein lauffende Sachen der gelehrten Welt mittheilen, unter welchen insonderheit die erste Stelle meritiren, die Leipziger Acta Eruditorum, welche An. 1682. ihren Anfang genommen

. . .“

Es folgt nun eine Aufzählung ver

schiedener gelehrter Zeitschriften.

Für die Feststellung des

Be

DIE HISTORISCH-POLITISCHEN

10

ZEITSCHRIFTEN

griffes der Zeitschrift sind Marpergers Ausführungen von ge ringem Werte. Zwischen Zeitungen und Zeitschriften zieht er keine scharfe Trennungslinie, letztere sind ihm gewissermaßen hängsel der ersteren. Daß für diese Auffassung bei den

ein

An

historisch

politischen Zeitschriften bis zu einem gewissen Grade eine Be rechtigung vorliegt, kann nicht in Abrede gestellt werden. Sie ent standen unter Anpassung an die Bedürfnisse jener Zeit nach einer teils gelehrten, teils volkstümlichen Verarbeitung der Tagesgeschichte als Ersatzmittel für Zeitungen; von diesen unterscheiden jedoch in 3 Punkten: fehlt ihnen die Gesamtnachrichtenvermittlung, als „Neuigkeitenfabrik“ zukommt;

1.

sie sich

die der Zeitung

fehlt ihnen die Aktualität. Als die „gelehrten Beiwagen der Zeitungsliteratur... fuhren sie gemessenen Schritts den Ereignis sen hinterdrein“. In der anonym in Berlin 1716 erschienenen

2.

Schrift „L'esprit des Journaus[!]“ spottet der Verfasser über sie

Staats-Ephemeridibus,

da

es mit den Politischen her, nehmlich erstlich

mit dem

[!]

(B 3): „Nicht viel gescheiter (als mit den gelehrten Journalen) gehet beschäfftigten

die Hamburger oder wenns

so

hoch kommt die Amsterdammer oder Leidenschen Zeitungen den grösten Theil daran ausmachen, nur das die halb-ehrwürdigen Journale viel später als die Zeitungen heraus kommen; sehen einander

ähnlich, daß man nicht selten bey durchlesung

selben auf die Gedancken

gerathen

der

muß, sie hätten alle einen

3.

Correspondenten, der seine Correspondenz nur abcopiren lasse, und sie jedem zusende“; die historisch-politischen Zeitschriften

benutzen

gelehrten

die zuerst von

Zeitschriften angewandte

Publikationsform des Journalwesens, indem sie mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabschnitten meist ohne festen Erscheinungstermin Hef Bogen Umfang ten von mehreren die bemerkenswerten Zeit in

in

den

Unter Würdigung dieser Tatsache er geboten, die historisch-politischen Journale unter

besprechen.

Prutz: Geschichte des deutschen Journalismus

(Hannover 1845),

S.

*

scheint

es

ereignisse

377.

BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

AUS DEM

18.

JAHRHUNDERT

11

zu rechnen, wobei es gleichgültig bleibt, ob

die „Zeitschriften“

„die meisten dieser Journale durch monatliches Erscheinen und staatskundliche, historisch-politische Aufmachung ihren Zeitungs charakter zu verbergen

suchten.“

Feststellung des Begriffes der Zeitschrift wäre nunmehr

Zur

Zeit

eine von Johann Joachim Schwabe 1747 zusammengestellte



schriftenbibliographie zu erwähnen, die wenn auch in den Einzelheiten lücken- und fehlerhaft doch ein brauchbares bib



liographisches Hilfsmittel für die Erfassung der sehr umfangreichen jener Zeit darstellt. Schwabes „Brevis notitia Zeitschriftenliteratur literariarum et aliorum quorundam torum eiusmodi diurnorum, hebdomadariorum, menstruorum

versariorumque aucta 1.

dem

et ad

annum

MDCCXLVII

scrip anni

continuata“

Bande der von Johann Albrecht Fabricius besorgten

seiner „Brevis Notitia“

zu

erkennen

auch

in

sondern nimmt, wie

er ja

ten Auflage von Morhofs „Polyhistor“ vorangeschickt. Der fasser beschränkt sich nicht auf die rein wissenschaftlichen schriften,

ist

alphabetica ephemeridum

vier

Ver Zeit

der Fassung des Titels

Pe

gibt, alle ihm bekannten

sein Katalog

an

bedarf

sich ohne Frage der

voll



bestandes



in

riodica, vorzüglich die historisch-politischen Journale sein Ver zeichnis auf. Zur genauen Ermittlung des gesamten Zeitschriften jener Zeit

einerseits noch der Ergänzung um eine stattliche Reihe von ihm nicht angeführter Zeitschriftentitel; ander kritische Durchsicht vonnöten. Die Titel ungenau, die bibliographischen Angaben sind lücken

eine sorgfältige

aufnahme

ist

seits

ist

ständigste

über Erscheinungsjahr und Erscheinungs Zeitschriften oft falsch; auch ist die alphabetische

haft, die Zahlenangaben

dauer der Anordnung

keineswegs

befriedigend

Begriff

durchgeführt.

Inwieweit

Zeitschrift mißdeutet hat, Ergänzung wird noch erörtern sein”. Eine des Schwabeschen Aufzählung Verzeichnisses mit der zwischen 1750 bis 1755 heraus überdies

den

der

liefert

1.

Benjamin

Gottfried Reyher

und Statistik (Jena 1924),

S.

Zeitschriften

Walter Schöne, Zeitungswesen Vgl. 17, Anm. S.

*

*

gekommenen

63.

in

zu

Schwabe

BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

12

AUS DEM

18.

JAHRHUNDERT

an seine Gönner und Freunde“ (Leipzig und Weimar 1756). Sein Verzeichnis führt 37 theologische, 6 juristische,

einem „Sendschreiben 12

medizinisch-naturwissenschaftliche,

110

philosophische,

(d.

sophisch-philologische

schließ

34

h.literarische) und historische und

philo

lich „vermischte“ Journale auf, zusammen 199 Zeitschriften, bei die Zeitschriften der Akademien und Gesellschaften nicht

wo

voll

ständig mitgezählt sind. Leider verschweigt der Verfasser, der diese Arbeit als Specimen einer großzügig gedachten Bibliographie aller Zeitschriften

herausgibt,

was

er

seit 1700 erschienenen

unter einer

zu

Zeitschrift versteht. Gerade die Umschreibung des Begriffes wäre gelegentlich dieser Ankündigung des von ihm geplanten biblio graphischen Unternehmens erwarten gewesen. Wir treffen nunmehr eine Definition der Zeitschrift und zwar

es in

II,

in

lediglich der gelehrten Zeitschrift erst wieder 1761 der „Biblio Struvius-Jugler theca historiae litterariae selecta“ von (Jena 1761) an. Hier heißt Band S.771 von den „Ephemerides eruditorum“: et

„Hac voce intelligo libros, qui, promovendae rei litterariae causa, singulis hebdomadis, mensibus, annisve prodeunt, partim scripta tam recentiora,

quam antiqua, exponunt, vel nova saltim litteraria a

indicant: partim diversa scientiarum argumenta, viris doctis per tractata, complectuntur.“ Diese Erklärung bringt keine neuen Merk male für den Zeitschrift-Begriff gegenüber der Junckerschen De in

zu

finition von 1692. Sie beschränkt sich darauf, die gelehrte Zeit bezug auf Form und Inhalt kennzeichnen, ohne aber schrift auf die bibliographisch notwendigen Abgrenzungen gegenüber Periodica des näheren einzugehen. dem 300 Druckseiten

Es muß anerkannt Kapitel umfassenden 6.

daß die

in

anderen werden,

der Struve-Juglerschen „Bibliotheca historiae litterariae“ getroffene an

Auswahl der besprochenen jede

die oben wiedergegebene der

besprochenen

gelehrten Zeitschriften

sich durchaus Zugleich Definition hält. sind für

Zeitschriften

viele

wertvolle Literatur

nachweise gegeben,

die nicht nur für die Geschichte der

zelnen besprochenen

Zeitschrift,

stellen.

auch für die Gelehrten

des 18. Jahrhunderts eine Fundgrube

an

geschichte

sondern

ein

Material

dar

DER BEGRIFF „PERIODISCHE

SCHRIFTEN“

13

Infolge des ständigen Anwachsens der Zeitschriftenliteratur, die mit der Spezialisierung der Wissenschaften zunehmend auch eine fachwissenschaftliche Verbreiterung aufwies, wurde das Bedürf Bibliographie der gesamten Zeit immer stärker. Ein „Raisonnirendes litterarisches

nis nach einer übersichtlichen schriftenliteratur

Verzeichniß aller in diesem Jahrhundert bis jetzt erschienenen periodischen Blätter nach Dezennien gearbeitet und mit einem Namensverzeichniß aller dabei befindlichen Mitarbeiter“ (Leipzig 1790) von Beutler, Prediger in Wallershausen und Gutsmuth, Lehrer in Schnepfenthal,

suchte diese Lücke auszufüllen.

Das Verzeichnis Anordnung die den Verfassern bekann Natürlich auch dies Verzeichnis keineswegs

enthält

ten Zeitschriften.

ist

in systematischer

bedarf das Verzeichnis,

es

nutzen verstanden. Was die Auswahl der Titel betrifft, da

so

arbeiten

zu

vollständig; besonders für die Zeitschriftenliteratur bis 1740 haben die Verfasser offenbar nicht genügend die bibliographischen Vor neben den Zeitschriften

„alle von

1700 bis 1789 erschienenen und von Deutschen besorgten perio dischen Sammlungen einzelner Abhandlungen und Aufsätze, welche mehreren Volumen,

Fascikeln, Theilen, Heften

in

und Stücken periodisch erschienen sind“, enthält, durchaus einer säubernden Durchsicht, um die Zeitschriftenliteratur von der aller übrigen Für die Begriffsbestimmung der Zeit schrift kommt demnach diese Bibliographie von Beutler und Guts muth nicht Betracht. Sie darf aber an dieser Stelle nicht un in

Periodica auszusondern.

ist, zum Ausgangspunkt einer

näher gekennzeichnet

ist

ten Stelle

in

er

erwähnt bleiben, weil hier meines Wissens zum ersten Male der Begriff der „Periodischen Schriften“, wie der soeben zitier In

Bibliographie gemacht wurde. diesem Sinne das „Littera rische Verzeichnis“ der Vorläufer aller jener modernen Zeitschriften bibliographien, die aus Einfachheitsgründen Zeitschrift=Periodicum setzen. dem Schrifttum

der Vorrede,

S.

In

*

so

in

des 18. Jahrhunderts vorkom Bemerkungen, menden verstreuten die zur Klärung des Begriffs ergibt sich etwa folgendes der Zeitschrift dienen, zusammen,

Faßt man die

XIII.

ZUSAMMENFASSUNG

14

Bild: „Zeitschriften“ nannte man zunächst nur die rein wissen schaftlichen Mitteilungen dienenden periodischen Schriften, die entweder einen universalwissenschaftlichen oder einen fachwissen schaftlichen einzelne

Charakter

tragen;

oder gelehrte

Gelehrte

Auffassung

Herausgeber sind entweder

ihre

Diese einseitige als periodisch erscheinenden

Gesellschaften.

von den Zeitschriften Nachrichtenorganen der gelehrten Welt (ephemerides eruditorum)

Hälfte des 18. Jahrhunderts an treffen. Daneben macht sich schon frühzeitig das Bestreben gel tend, diesem eingeengten Begriff der Zeitschrift eine erweiterte kann man noch in der zweiten

Form zu geben und auch die dem Zeitungswesen verwandten und aus diesem abgeleiteten historisch-politischen Journale, die die

wichtigsten Fragen

der Zeitgeschichte

behandeln,

der

Zeit

Das Durchdringen dieser Auffas sung beweisen die bibliographischen Übersichten im zweiten De zennium des 18. Jahrhunderts. Bei fortschreitender Entwicklung schriftenliteratur

zuzurechnen.

des Zeitschriftenwesens werden auch alle der Unterhaltung dienen den Periodica, vor allem die im zweiten Dezennium des 18. Jahr hunderts beginnenden und im dritten Jahrzehnt überhandneh

populären Unterhaltungsschriften (moralische Wochen zuge schriften) von den Bibliographen der Zeitschriftenliteratur den Zeitschriftenverzeich rechnet. Eine gewisse Verwirrung

nissen

in

ist

menden

des 18. Jahrhunderts insofern festzustellen,

als die

Biblio

graphen (mit Ausnahme der Bibliographen rein wissenschaftlicher Zeitschriften) sich nicht darüber klar sind, welche Grenzen dem es

Begriff der Zeitschrift zu setzen sind. Diesem Umstande ist zuzuschreiben, daß die letzte große Zusammenstellung der Zeit des 18. Jahrhunderts von Beutler

bereits

im

alle den Verfassern

und Gutsmuth umfaßt, was

bekannten periodischen Schriften

Titel dieser Arbeit (Verzeichnis aller

in

schriftenliteratur

diesem

Jahr

m.

a.

u.

S.

Er 3.

im

*

Kapitel, Der Ausdruck „Zeitschrift“ kam, wie 93ff. ausgeführt wird, gegen erst Ende des 18. Jahrhunderts auf. wird aber hier als der heutzu tage zeitgemäße bibliographische Begriff anstelle der im 18. Jahrhundert vor handenen synonymen Bezeichnungen wie Journal, Monatsschrift ver wendet.

MERKMALE

IM

18.

hundert bis jetzt [d. h. bis

PERIODIZITÄT

15

periodischen Blät

erschienenen

1789]

gebracht

ist.

ist

ter) zum Ausdruck



JAHRHUNDERT.

mit dem Zeitschriftenwesen

umschließenden Gesamtergebnis

einem

gelangen,

welche Merkmale der Zeitschrift

das 18. Jahrhundert

ist

Will man trotzdem

so

sich

im

beschäftigen.

nach der geistigen Einstellung,

zu

hundert durchläuft, schillernd ob Gelehrte oder Journalisten

je

im

je

im

demnach 17. und 18. Jahr Der Begriff der Zeitschrift hundert etwas Veränderliches und Schillerndes, veränderlich nach der Entwicklungsstufe, die die Publizistik 17. und 18. Jahr

festzustellen,

Jahrhundert zukommen:

18.

z.

in

zu

dizität, wobei

einen gesicherten

monatlich,

vierteljährlich,

sondern auch Zeitschrif Termin gebunden sind. Der

der Inkunabelzeit des Zeitschriftenwesens zu

durchaus nicht

zu

letztere Fall pflegt

in

ten, die nicht

an

wöchentlich, wöchentlich, halbmonatlich, halbjährlich oder jährlich herauskommt,

B.

1.

Kennzeichen einer Zeitschrift ist ihre Perio eng gefaßt wer das Wort „periodisch“ nicht den darf. Man wird als „periodisch“ nicht nur eine Zeitschrift täglich, halb bezeichnen, die bestimmten Abständen, Das auffälligste

gehören.

B

z.

So erklärt „Vergnügung Müssiger Stunden“, der Theodor gewisse Krause, der Vorrede zum Teil „An keine Zeit werde mich binden, sondern nach Beschaffenheit meiner Geschäffte den Seltenheiten

8):

(S.

1.

Vorschein treten. Zum wenigsten

daß du bey Verlauff eines Jahres

12

damit

in

in

der Herausgeber

kan Dir versprechen,

Theile bekommen sollst.“

Hier

mit ist die Zeitschrift dem Buch als einer einmaligen Veröffent lichung gegenüber abgegrenzt.

d. h.

2.

Mit dem Merkmal der Periodizität hängt das der unbegrenzten Dauer des Zeitschriftenunternehmens aufs engste zusammen, eine Zeitschrift wird von ihrem Herausgeber

Absicht

begründet,

sie auf unbegrenzte

mit der festen

Zeit fortzuführen. Diese

32

an

M

a.

*

Die Unbestimmtheit des Erscheinungstermines läßt wohl Unregelmäßig keiten, aber nicht mehrjährige Pausen zu. Sammlungen wie die „Hessischen 1738–1770), deren vier Stücke sich auf Nachrichten“ (Frankfurt Jahre verteilen, können wegen Mangel Periodizität nicht unter die Zeitschriften gerechnet werden.

UNBEGRENZTE DAUER DER ZEITSCHRIFT ist

16

zu

in

es

Unbegrenztheit der Fortsetzungen ein ausschlaggebendes Kenn Zeitschrift, da, wo zeichen für die sich darum handelt, sie von Fortsetzungen oder Lieferungen erscheinenden Buche einem unterscheiden. Ohne Frage haben die Bibliographen des 18. Jahr

hunderts eine reinliche Trennung von Zeitschrift und Fortsetzungs so

werk noch nicht angestrebt, sonst wären ihren Zeitschriftenver zeichnissen nicht viele Fortsetzungswerke untergelaufen. Eher die Herausgeber

im

sicht der unbegrenzten nehmens

Zeitschrift die Ab Fortführung der ihres Unter

haben, bei einer neu begründeten

Dauer

zu

gehabt

der Zeitschriften selbst das Empfinden

in

zu

scheinen

aussprechen

Vorworte

müssen. Immer wieder Zeitschriftenunternehmungen den Vorreden der die

Jahrhunderts irrtümlich

sehr beträchtlich. setzungen weiteres

B.

die Zeitschriftenverzeichnisse

aufgenommenen

Es muß zugegeben

des

Fortsetzungswerke ist

werden,

daß eine

Fort

oder Lieferungen erscheinende Druckschrift nicht ohne bei ihrem Erscheinen als solche erkannt werden kann.

Nicht immer, wie

z. B. in

18.

Die Zahl der

in

Zeit einging.

sie bereits, was häufig eintrat, nach kurzer

in

der Fall war, oder

ob

z.

es

zu

in

findet man Versicherung der Herausgeber, ihre Zeitschrift „continuiren“. Hierbei spielt keine Rolle, ob die Zeitschrift ein halbes Jahr hundert überdauerte, wie dies bei der „Europäischen Fama“

den „Miscellanea iuridico-historica“ (Leipzig in

er

in

und Frankfurt 172930) wird vom Verfasser der Vorrede an gezeigt, daß seine Arbeit als ein Fortsetzungswerk zwei Teilen anzulegen beabsichtigt. Vielfach tritt der Charakter des Fort Überblick

über

die Gesamtanlage

oder nur beim

des Buches zutage.

So

setzungswerkes erst nach mehreren Fortsetzungen

sind

da

zu

de

2.

*

Habe ich seit der bereits geraumen Zeit, ich die hierinnen enthaltene Bibliothecam Scriptorum rebus Würtembergicis unter die Presse geschickt, nicht nur vielerley Supplementa darzu gesammlet, sondern auch einige hin und her begangene Fehler beobachtet, weilen aber die Meße-Zeit allzunahe auf

er,

so

in

so

dem Halse ist, auch dieser Theil die vorgesezte Größe sehr überschreitten würde, verspahre dieselbige dem folgenden Theil. Was nun

historica

ist

3.

Diesen anbelangt, wird wann Gott Leben und Gesundheit gibt, künfftige Oster-Meßgewiß nachfolgen...“ (Der Verfasser der Miscellanea iuridico Johann Jacob Moser).

ZEITSCHRIFT

UND FORTSETZUNGSWERK

17

zur Theologia pastoralis practica“ unzweifelhaft ein in drei Bänden abgeschlossenes Fortsetzungs z. B. die „Nützlichen Beyträge

werk. In 24 Beiträgen zwischen 1746–60 erscheinend wurde es von den zeitgenössischen Bibliographen als Zeitschrift an gesprochen, ließ aber über seine Eigenart als Fortsetzungswerk in der Vorrede zum letzten Stücke keinen Zweifel übrig: „In Christo geliebter Leser! Es wird demselben hierdurch

Theologiae Pastoralis Practicae

der Beschluß unserer

und der dazu gehörigen Beyträge

geliefert.

Denn ob es uns wohl nicht an Materie fehlet, solche fortzusetzen;.. so ist doch das Werck schon so starck angewachsen, daß

es den meisten,

die sich

dergleichen

Bücher anzuschaffen

pflegen, zu kostbar fallen möchte, solches fernerhin zu kaufen.“ Die

„Collectanea Mecklenburgica“, die Götten in seiner „Gründlichen Nachricht“(II, S.91) erwähnt, sind kein Journal sondern einlieferungs weise erschienenes Buch, das in vier Fasciculi mit gleichem Titel blatt zerfällt. Sicherlich sind auch die von Johann Samuel Adami zwischen 1700–25 herausgegebenen „Deliciae evangelicae“ keine Zeitschrift, sondern der Gesamtanlage nach als ein vielbändiges Handbuch

für Prediger zu bezeichnen.

Darauf hat Prutz bereits in seiner „Geschichte des deutschen Journalismus“ hingewiesen, indem er S. 368 schreibt: „Bei Fabricius sowie in der »Curieusen Nachricht von denen Journal-Schrifften« und einigen ähnlichen Reper torien, werden auch die verschiedentliche Deliciae, als z. B. Deliciae biblicae, beides, Veteris und novi Testamenti, Deliciae Evangelicae, Passionales, usw., welche Misander (d. i. J. S. Adami, Prediger in Dresden) von 1690 bis 1713 herausgab, unter die Journale, speziell also unter die theologischen, gerechnet. Allein auch dies mit Un recht: denn sie sowohl, wie die zahlreichen Amoenitates der Juristen, Bibliographen etc. sind nichts weiter, als vermischte Schriften, Lesefrüchte und Ana's; mit der Journalistik haben sie nichts gemein, auch nicht einmal die Form.“ Ebensowenig wie diese theologischen Deliciae sind die 1706–10 erschienenen „Deliciae juridicae“ eine Zeitschrift; es handelt sich hier um ein zweibändiges Werk, dessen erster Band in zehn Lieferungen (Prae *

So auch in Johann Joachim Schwabes „Brevis notitia“.

ZEITSCHRIFT

18.

senten)

herauskam,

UND FORTSETZUNGSWERK

während diese Einteilung im zweiten Bande

fortfiel. Geht man dem Grunde nach, weswegen in dem Schrifttum des Jahrhunderts so viele Bücher, besonders aus dem Gebiete der Jurisprudenz und Theologie, in Fortsetzungen unter Benutzung der besseren

suchen. Die juristischen und theologischen Werke waren für Studierende und für Männer der Praxis bestimmt. z.

Sie waren

T.

Absatzmöglichkeit

zu

der äußeren Form der Journale erschienen, so

ist er in

18.

umfassende Kompendien für ein größeres

war praktischer

und

in

gebiet, vertraten unter Umständen

Wissens Was

eine ganze Fachbibliothek.

diesem journal-begeisterten

Jahrhundert

zu

Titel den Anstrich einer Zeitschrift

Indem die Verfasser abgeschlossene Teile ihrer Werke

zu

den Werken auch

im

zu

für den Absatz eines großen Werkes aussichtsreicher, als sich der bedienen und allbeliebten Erscheinungsform der Zeitschriften geben?

der

Oster

herausbrachten,

und Herbstmesse erleichterten sie ihren Käufern Möglichkeit Anschaffung, die der die auf diese Weise gewisser Raten erfolgte.

in

maßen

der gleichen

heraus. Die

entstandenen Veröffentlichungen sind

in

so

in

zu

in

an

Absicht, durch Anähnelung die Publikationsform der Zeitschriften größere Beachtung und Ver breitung finden, gaben einzelne Gelehrte Sammlungen ihrer zwangloser Folge kleinen Schriften unter einem Gesamttitel Offenbar

der äußeren

gedacht wurde.

an

Anzeichen hierfür finden sich

in

an

Gestaltung der Zeitschrift ähnlich; bei näherem Zusehen zeigt sich jedoch, daß die Innehaltung der Periodizität und die da mit verbundene unbeschränkte Dauer des Unternehmens kaum den Vorreden der

Schriften. Als Beispiel mögen die von Joachim Fried rich Henkel herausgegebenen „Sammlungen Medizinischer und betreffenden

Chirurgischer Anmerckungen“ dienen, von denen acht Stück zwi schen 1747 und 1763 herauskamen. Daß es sich hier nur um eine

medica

et

in

im

zwanglose Folge von Einzelbeobachtungen, nicht um eine plan mäßig erscheinende Zeitschrift handelt, wird Vorwort zur ersten Sammlung angedeutet: „Ich bin entschlossen, die meiner praxi chirurgica gemachten

nützlichen

Observationes denen

ZEITSCHRIFT

UND SAMMELWERK



PUBLIZITÄT

19

jüngern Ärtzten bekannt zu machen, und diese Arbeit fortzusetzen, so oft mir nur in meiner täglichen Praxi was vorkommen solte, davon ich überzeuget

bin, daß es zur Aufnahme

sowohl der Me

dicin, als Chirurgie, das geringste mit beytragen könnte.“ Von einer Innehaltung der Periodizität kann bei dieser Art von Ver öffentlichungen keine Rede sein, man ersieht dies aus der Zufällig keit der Erscheinungsdaten der einzelnen

Sammlungen:

1) 1747;

2) 1747; 3) 1748; 4) 1749; 5) 1750; 6) 1751; 7) 1760; 8) 1763. Während bei den ersten sechs Sammlungen noch eine gewisse Regelmäßigkeit siebenten

festzustellen

ist, klafft zwischen der sechsten und

eine neunjährige, zwischen

der siebenten

eine dreijährige

und achten Beispiel für

Lücke! Ein nicht minder lehrreiches diese Art von Gelehrtenpublizistik bietet Johann Christian

Clap

roths „Sammlung juristisch-philosophisch und critischer Ab handlungen“ von der vier Stücke zwischen 1742 und 1747 in Göttingen erschienen. Durch das gleichmäßig wiederkehrende Titelblatt und durch die Mannigfaltigkeit des Inhaltes könnte Claproths Publikation bei oberflächlicher Prüfung als Zeitschrift gelten, allein der ungewöhnliche Umfang der einzelnen Stücke und die Bezeichnung „Sammlung“ machen stutzig. Die Vorrede zum ersten Stück bringt die Aufklärung: Der Verfasser beabsich tigt keine Zeitschrift, sondern seine kleinen Schriften in Form von „Sammlungen“ zu veröffentlichen; doch weiß er beim ersten Stück noch nicht, ob eine Fortsetzung folgen wird. Dies will er von der Aufnahme seiner Arbeit abhängig machen: „Sollten einige von den Kennern die Geneigtheit haben, diese Blätter zu lesen, und die darinn enthaltenen Ausführungen des Druckes würdig halten; so werde ich nicht ermangeln, die Mühe der Fortsetzung über mich zu nehmen.“ 3. Ganz selbstverständlich

ist bei den Zeitschriften

18. Jahrhunderts die Absicht der

Publizität.

des 17. und

Sie ergibt sich

not

wendig aus dem Bestreben des gelehrten Journalismus, alle inter essierten Kreise in der wissenschaftlichen Literatur auf dem

lau

fenden zu halten. Dies kann natürlich nicht durch den Briefwechsel einzelner Gelehrter erreicht werden; erst die durch den Druck in

EINHEITLICHKEIT DER ZEITSCHRIFT

20

Anzahl von Exemplaren mechanisch vervielfältigte Zeitschrift erzielt einen größeren Leserkreis in der Öffentlichkeit. einer beliebigen

Mit Recht fragt Juncker in seiner Praefatio(A6f): „Unde enim, nisiex Ephemeridum subsidio solida librorum notitia habetur?... decer namus gratias hodiernis Ephemeridum conditoribus, utpote quorum

posteri integra et bene servata inventa ea, quae, utut vitae communi maxime utilia, tamen facillime alias periissent, cum brevitas eorum integro Volumini includi commode nequeat. opera habebunt

Legent Medici, Mathematici, ac Philosophi post hoc Saeculum fu tuiri in Ephemeridibus aevi nostri, quae merito admirabuntur. Fuit vero haec etiam optima via stabiliendi per totum orbem literarum commercium

wis zu er

...“ Das hier dargelegte Ziel der Zeitschrift, den

senschaftlichen

Verkehr auf dem ganzen Erdkreis aufrecht

halten, spricht deutlich

ist

ist

für ihre Publizität. Untrennbar mit dem Begriff der Publizität verknüpft das Merkmal der mechanischen Vervielfältigung, letztere sogar die Voraussetzung der ersteren. 4.

Durch die Eigentümlichkeit der Periodizität ist bedingt, daß die Zeitschrift in der Gesamtheit ihrer Stücke einen ein

heitlichen Charakter aufweist, und zwar sowohl der Form als auch dem Inhalte nach. Diese Einheitlichkeit kommt nach durch die bei jeder Nummer wiederkehrende Titelfassung Geltung. allerdings beachten, daß gerade dies zur Hierbei B.

So wechselten

Kennzeichen nicht immer streng innegehalten wird. z.

rein äußerliche

zu

ist

außen

die sogenannten

„Monatlichen Gedanken“ des

1.

*

an

Christian Thomasius während ihres Bestehens vom Januar 1688 bis zum April 1690 dreimal den Titel. Gleichwohl ist der Ein Sie erschien

unter dem Titel: „Schertz- und Ernsthaffter, Vernünfftiger und Einfältiger Gedancken über allerhand Lustige und nützliche Bücher und Fragen. Erster 11) Monat. Franckfurth und Leipzig (ab März: Halle) 1688.“

2.

Ab Dezember

3.

(–

1688 unter dem Titel: „Ernsthaffte Ernsthaffte Bücher und Fragen. Halle 1688.“

Ab Januar 1689 unter dem Titel: „Freymüthiger Jedoch Vernunfft- und setzmäßiger Gedancken Uber allerhand, fürnemlich aber Neue Bücher. nuarius 1689

(–

Aprilis

1690).“

Halle 1689–90.

Gedancken über etliche

Ge Jan

KOLLEKTIVITÄT

DES INHALTES

heitlichkeit des Zeitschriftenunternehmens

21

nicht zu zweifeln.

Ob

die Einheitlichkeit der Form vorliegt, kann demnach nur von Fall zu Fall entschieden werden. Die Einheitlichkeit der Form muß sich auch in dem ungefähr gleich bleibenden

Umfang einer

Zeit

Wochenschriften erscheinen im allgemeinen in der Stärke von 2 bis 1 Bogen, Monatsschriften in der Stärke von etwa 4 bis 6 Bogen. Ein stärkerer Umfang als 8 Bogen für ein

schrift ausdrücken.

Heft dürfte zu den Seltenheiten gehören. Starke Schwankungen im Bogenumfang suchen die Herausgeber zu vermeiden, weil sie natürlich ihrem Verlage gegenüber zur Innehaltung einer bestimm ten Bogenzahl verpflichtet

ist

sind. Schriften mit wiederkehrender Titelfassung von sehr starkem oder häufig wechselndem Umfange gelehrter sind entweder Fortsetzungswerke oder Sammlungen im

die Einheitlichkeit durch Schriften (s.o.S.17ff.). Dem Inhalte nach Innehaltung Vorwort bereits entwickelten die des meistens Programms der Zeitschrift gewährleistet. Der Herausgeber hat die

Verschiedenheit der einzelnen Beiträge doch

in

innere Einheitlichkeit der Zeitschrift zu überwachen.

Der bei aller

jedem Stücke einer

und wiederkehrende Grundgedanke des gewisse Unternehmens sowie Formen einer sich stets gleich bleibenden Anordnung des Inhaltes sind für die innere Einheitlich Zeitschrift vorhandene

keit charakteristisch. 5.

Als ein unentbehrliches Merkmal der modernen Zeitung be zeichnet Löbl die Kollektivität des Inhaltes: Die Zeitung in

den Kreis ihrer Be zieht mannigfaltige, verschiedene Objekte handlung. „Darin liegt insbesondere das unterscheidende Merkmal

Diese „Verschiedenartigkeit

dem Buche.“

faltigkeit des Gebotenen“

im

in

Wesen der Zeitschrift, artige Materien, die

S.

a.

A.

*

ihrer Betrachtung O.,

ohne Frage ein unter

19.

daß sie bei aller Fachlichkeit verschieden

zieht.

einem Fachgebiet

gehören,

Einzelne Aufsätze dürfen

den Kreis gewiß auch

in

setzungen

aber auch

und Mannig

Merkmal für die Zeitschrift gegenüber dem Fort oder Lieferungen erscheinenden Buche. Es liegt zu

scheidendes

ist

gegenüber

DES INHALTES

einen größeren Umfang annehmen;

ist

KOLLEKTIVITÄT

22

es

aber vollständig

aus

Abteilungen, Kapitel oder Para ein systematisch eingeteiltes Werk als „Zeitschrift“ anzusprechen, mag der Lieferungen noch

so

äußere Schein durch das Erscheinen

in

graphen

in

geschlossen,

sehr

des 18. Jahrhunderts

den Zeitschriftenverzeichnissen

als Zeitschriften

verzeichnete

Werke genau

zu

den viele

in

an

für den Charakter der periodischen Druckschrift sprechen. Gerade infolge dieses völligen Mangels Kollektivität des Inhaltes wer überprüfen

sein,

müssen,

ob die vorliegt Dauer oder nicht. Beide Kri terien zusammen werden bei jedem Einzelfall eine Entscheidung herbeiführen. Das Merkmal der Kollektivität des Inhaltes grenzt ebenso

werden

sie daraufhin

untersucht

werden

Absicht der unbegrenzten

aber die Zeitschrift nicht nur dem Buche, sondern

auch anderen

periodischen

Druckschriften gegenüber ab. Beispiele aus dem Schrifttum der Gegenwart mögen dies erläutern: Die „Minerva“, der Kürschnersche Literaturkalender sind jährlich erscheinende Periodica mit der Absicht einer unbeschränkten Dauer, gleichwohl wird man sie nicht als Zeitschriften bezeichnen können, da Ver

der Darbietung des In und Mannigfaltigkeit haltes fehlen. Aus diesem Grunde der „Curieuse Geschichts Calender“, der vom Jahre 1697 unter gleichem Titel für eine ab

ist

in

schiedenartigkeit

Staaten erschien,

nicht als anzusprechen, ebensowenig Zeitschrift das von Götten unter Gelehrten, die Zeitschriften versetzte Periodicum „Das Leben der Teutschland dieses Zeitliche gesegnet.“ Hier liegt der deutscher

und

außerdeutscher

. . .

in

so

Reihe

Hälfte des

18.

Jahrhunderts aufkommenden

und Taschenbücher Zeitschriften davon, daß von vornherein

die der zweiten Almanache, Kalender in

erhebt sich weiter die Frage,

ob

des Inhaltes.

Es

in

Lieferungen von 1719–21 erschienenen Nekrologes Fall eines vor; auch fehlt, selbst wenn man die Absicht der unbegrenzten Dauer unterstellt, die Verschiedenartigkeit und Mannigfaltigkeit

sind oder nicht. Ganz abgesehen

die Namen dieser Periodica auf eigene

S.

Continuation

125.

der gründlichen

Nachricht

(Leipzig

u.

*

für sich bestehende Gattungen des Schrifttums schließen Gardelegen

lassen, 1720),

DIE ZEITSCHRIFT

GEGENÜBER DER ZEITUNG

23

er,

wird von Fall zu Fall zu erwägen sein, ob nicht die Gleichförmig keit des in jedem Jahresband Dargebotenen oder die stets wieder Anordnung des Inhaltes, selbst wenn jeder Publikation jährlich neue wie den Musenalmanachen, Dichtungen umfaßt, die Einordnung unter die Unterhaltungszeit schematische

schriften zuläßt.

Im

in

in

kehrende

des Mangels

Kollektivität des Inhaltes nicht unter die

wird man Almanache, Kalender periodischen Erscheinungsform und und Taschenbücher trotz ihrer der Absicht der Herausgeber, sie unbeschränkt fortzusetzen, wegen an

allgemeinen

Zeit

schriften rechnen dürfen. Ein Beispiel möge dies erläutern: Der 1770

in

ist

in

Göttingen erschienene „Musenalmanach“ bringt nach dem üblichen Kalendarium eine Gedichtsammlung von 188 Seiten Umfang. Der zweite Jahrgang gleicher Weise eingerichtet. erstmalig

in

Man kann diesem Falle nicht gut von Verschiedenartigkeit und Mannigfaltigkeit des Inhaltes reden!; periodisch wiederkehrende Gedichtsammlungen sind eben keine Zeitschriften.”

es

6.

Während Periodizität, Absicht der unbegrenzten Dauer, durch mechanische Vervielfältigung bedingte Publizität, Einheitlichkeit des Unternehmens und Kollektivität die Merkmale sind, die nunmehr, die Zeitschrift und Zeitung gemeinsam haben, gilt festzustellen.

Es

Besonderheiten

der Zeitschrift ist für das

17.

und

der Zeitung

gegenüber 18.

Jahrhundert nichts damit

getan, wollte man etwa dem gegenwärtigen

Sprachgebrauch

fol

gend den Unterschied zwischen Zeitschrift und Zeitung lediglich

vergrößert eben

.“

. .

das Schicksal unsrer Sammlung unbesorgter machen, und die Schüchternheit, mit welcher wir sie geben

er

zu

*

Zur Stützung dieser Auffassung sei darauf hingewiesen, daß der Heraus geber seine Veröffentlichung selbst als eine Sammlung von Gedichten be zeichnet: „Wir haben das Glück, manches Stück, selbst von einigen Lieblingen der deutschen Muse, zuerst bekannt machen. Dieser Vorzug sollte uns um

in

*

Allerdings mag zugegeben werden, daß hier auch eine entgegengesetzte Meinung, die den Begriff der Kollektivität freier faßt, Verteidiger finden dürfte. puncto der Kollektivität der Zeitschrift nun einmal ein Problem Es liegt vor, das nicht schematisch geregelt werden kann, sondern mit Vorsicht be handelt sein will und nur unter sorgfältiger Prüfung jedes einzelnen Falles seine Erledigung findet.

BEGRIFF

24

DER AKTUALITÄT

darin erblicken, daß die Zeitschrift in größeren Zwischenräumen als

die Zeitung erscheint. Schon im

Jahrhundert gab es Zeitschriften, die zweimal wöchentlich herauskamen, wie z. B. die 42 Jahrgänge auf weisenden „Erlangischen gelehrten Anmerkungen“ und die „Frank 18.

furtischen Gelehrten Zeitungen“ mit 37 Jahrgängen. Der in Leipzig nach englischem Muster in den Jahren 1739–44 erscheinende „Zu schauer“ kam sogar täglich heraus. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß nur große Zeitungen täglich oder fünfmal wöchentlich

sonst die wöchentliche Erscheinungsform selbst in den Blättern größerer Städte nichts Ungewöhnliches war." Die Aktualität gilt als ein Hauptmerkmal der Zeitung.” Was bedeutet erschienen,

während

Aktualität? Wir wenden dieses Wort heutzutage in verschiedener Verbindung an. Wir sprechen von „aktuellen Problemen“, „aktuellen

ist

Dingen“, z. B. in Beziehung auf das Automobilwesen, das Flug wesen, den Film oder das Radio. Alles was damit in Zusammen hang steht, „aktuelles Stoffgebiet“. Wir bringen damit zum Aus

druck,

daß für Automobilwesen, Flugwesen, Film oder Radio zur

Zeit ein überwiegendes Interesse beim Publikum vorauszusetzen ist.

Auf diese Weise kann ein Stoffgebiet Monate und Jahre hin

Sinne gebrauchen

Zeitungsberichterstattung.

wir

das

Wort „aktuell“

bei

Wir verlangen von ihr „Aktualität“,

der d. h.

präziseren

In

zu

durch „aktuell“ sein. Ein verlegerisches Unternehmertum bemäch tigt sich dieser „aktuellen“ Stoffgebiete, um Zeitungen und Zeit schriften für diese „aktuellen Dinge“ entstehen lassen. einem

rasche Übermittlung von Tatsachen,

in

nichts weiter. Dies forderte man bereits im 17. Jahrhundert von den Zeitungen: Kaspar von Stieler schreibt seiner „Zeitung Lust und Nutz“ (Hamburg 1695) in

auf Seite 60: „Man lieset die Zeitungen darum nicht, daß man beurteilung der Sachen geschickt werden, daraus gelehrt und sondern daß man allein wissen wolle, was hier und dar begiebet“

O.,

S.

a.

Vgl. Löbl

a.

*

1

*

im

So kam beispielsweise das Jahre 1763 begründete Leipziger Intelli genzblatt, aus dem das heutige „Leipziger Tageblatt“ hervorging, zumeist Quartbogen stark, wöchentlich heraus. 18f.

MANGEL AN AKTUALITÄT

25 ist

und auf Seite 61: „Der Zweck der Zeitungen die Ersättigung der Lesenden Neugirigkeit und Benachrichtigung der Welt-Händel.“ zu

Daß dies Merkmal der Aktualität den gelehrten Monatsschriften und moralischen Wochenschriften fehlt, braucht nicht gesagt werden. Es kommt aber auch den historisch-politischen Journalen

nicht zu, wenn man rasche Berichterstattung von Tagesneuigkeiten meint. Wie wenig selbst die historisch-politischen Journale des 18.

Jahrhunderts nach dem Urteil der Zeitgenossen diesem oben unter Anführung eines Zitates aus

Zweck entsprachen,

ist

und

„L'esprit des Journaus“ auch Marpergers

oben

(S.

17.

10) dargelegt.

(S.

8f)

An dieser Tatsache ändert

mitgeteilte, verworrene Definition

Schrift über die „Anfänge des Dresdener Zeitungswesens

im

in

der Zeitung und des Journals nichts, der diese beiden Formen der Publizistik durcheinanderwirft. Wenn Walter Schöne seiner

18.Jahr

so in

S.

hundert“ (Dresden 1912), 6f. erklärt, daß die Journale oft die Stelle der Postzeitungen vertraten und Dresden überhaupt den Anfang Zeitungswesens darstellten, des soll diese geschichtlich gegebene ist

in

es

Stellung der historisch-politischen Zeitschriften als Surrogate der Zeitungen durchaus nicht bestritten werden, und nur folgerich tig, sie ihrem historischen Zusammenhang mit dem Zeitungswesen

zu würdigen. Gleichwohl darf die für den Bibliographen notwendig vorhandene Trennungslinie nicht verwischt werden. Daß die histo risch-politischen Journale auch im 18. Jahrhundert als eine von den Zeitungen bibliographisch unterschiedene Publikationsform aufge faßt wurden, beweisen die Zeitschriftenverzeichnisse jener Zeit, die in

die historisch-politischen Journale zusammen mit den wissenschaft jener Zeit lichen und Unterhaltungszeitschriften aufzählen. Was bibliographisch richtig erkannt wurde, darf nicht unbeachtet blei historische Deutung ins Schwanken geraten. Aber selbst dann, wenn man den Begriff der Aktualität nicht auf die Tagesneuigkeiten beschränkt und auch die Erörterung von

ben

und durch

zu

es

längst bekannten Ereignissen noch als „aktuell“ auffaßt, muß möglich sein, Zeitung und historisch-politisches Journal unter Unterscheidung ergibt scheiden. Diese sich aus der Form der Dar

bietung des Stoffes. Während die Zeitungen sich auf die Bericht

MANGEL AN AKTUALITÄT

26

ohne Erläuterung beschränken, weitschweifige, suchen die Journale durch dem enzyklopädischen Bedürfnis der Zeit Rechnung tragende Erörterungen diesem Mangel

erstattung

der Tagesneuigkeiten

der Zeitungen abzuhelfen. Diese Erörterungen bedeuten im 18. Jahr hundert nur selten eine kritische Stellungnahme zu den politischen

Ereignissen, wie sie z. B. die politischen Zeitungen des 20. Jahrhunderts zeigen,

19.

wohl aber die Zusammentragung

und bald

eines schwerfällig gelehrten, bald eines einem weiteren Leserkreis im

Plauderton schmackhaft gemachten Materials zur Tagesgeschichte. So bekennt z. B. die „Europäische Fama“ im 97. Teile (1710), S. 5: „Es wird sich niemand befremden lassen, dass die Begeben heiten unterweilen

etzliche Wochen langsamer, als sie geschehen

erzehlet werden, weil man allhier nicht so wohl auf die Neuigkeit derer Sachen, als auf die Fortsetzung einer accuraten seynd,

Erzehlung derer Staats-Geschichte, und damit dießfalls keine Merck würdigkeiten zurücke bleiben mögten, sein Absehen gerichtet hat, und werden diejenigen, deren Neugierigkeit keinen so langen Auf schub leidet, ihr Verlangen schon zum Voraus in denen ordent lichen Zeitungen zu vergnügen wissen.“ Deutlicher kann die Verschiedenartigkeit

der besonderen

Aufgabe von Zeitung und

Zeitschrift nicht ausgesprochen werden: dort rasche Nachrichten vermittlung der Tagesneuigkeiten, hier Verarbeitung bereits be Erzehlung derer Staats Zeitung eine und Zeitschrift Geschichte“! Auch äußerlich Darstellung unterscheidende Form der erkennbar. Die Zeitung, Tatsachen

zu „einer accuraten

ist

kannter

Numerierung und Datum versehen und zumeist nur einen halben Quartbogen umfassend, bringt die neu einge laufenen politischen Nachrichten übersichtlicher Form nach Län in

mit fortlaufender

zu

dern oder Städten geordnet. Vor jeder Nachricht pflegt das Auf werden; die Neuigkeiten gabedatum der Nachricht vermerkt an

aus der gelehrten Welt sind, sofern sie überhaupt mitgeteilt wer den, einer bestimmten Stelle des Blattes zu finden. Kurzum,

in

*

So beim Hollsteinischen unpartheyischen Correspondenten unter der Rubrik neuen merckwürdigen gelehrten Sachen“ und der Berlinischen privi legierten Zeitung unter der Rubrik „Gelehrte Sachen“.

„Von

ZEITUNG UND HISTORISCH-POLITISCHE

ZEITSCHRIFT

27

die gesamte Anordnung einer Zeitung hat ein schematisches, stereotypes Gepräge; der Leser soll zur raschen Orientierung die Nachrichten übersichtlich vorgesetzt bekommen. Diese Gesichtspunkte fehlen bei den historisch-politischen Journalen. nicht möglich, sie als ein Zeitschrift und Zeitung unter Es scheidendes Merkmal übersehen. Die historisch-politische Zeit

schrift, nicht immer

an

zu

ist

aktuellen

ge

Erscheinungstermin

einen bestimmten

in

ist

bunden und deshalb meist nicht mit einer Datumsangabe ver sehen, ein mehrere Bogen umfassendes Heft. Eine übersichtliche Gliederung des Stoffes liegt nicht der Absicht der Journale, in

B.

bis 30 Seiten umfassenden

20

ist

er

zu

ist

in

ist

z.

zu

und selbst da, wo sie mit einer gewissen Konsequenz durch geführt sein scheint, wie der vielgelesenen „Europäi Abteilungen schen Fama“, die Stoffaufteilung nur summarisch nach einzelnen Ländern vorgenommen. Der Leser nicht imstande, finden; gezwungen, den einzelne Nachrichten sofort Artikel über jedes Land durchzulesen.

Wie sehr nun der Inhalt dieses Journals von der sachlichen Be abrückt, ersieht man am ehesten Besprechung”: „Die Herren Autores aus einer zeitgenössischen bedienen sich einer freyen und ungezwungenen Schreib-Art, welche richterstattung

der Zeitungen

auch geringe Sachen und unnöthige Umstände mit einer Anmuth vorträget. Sie eröffnen ihre Gedancken, und verfallen bißweilen auf lustige und satyrische Expressionen, welche dem unordentlichen

in

Appetit derer Leser gemeiniglich gar wohl anstehen.“ Noch mehr ent fernen sich die lediglich der Unterhaltung dienenden Journale von Gesprächsform gekleidete Zeitschrift „Der der Zeitung. Die Pasquino und Marphorio, welche einem angenehmen und curieusen Gespräch die jetzmaligen Staats- Kriegs Friedens- und andere merckwürdige Begebenheiten auf eine artige partheyischen

(1714)

wird

„Aufrichtigen

den

Gedanken“ folgendermaßen

charakterisiert”:

S.

3.

in

S.

*

welche zwey

Un Dies

Hamburg erscheinenden Zeitschriften. Eine Ausnahme machen die Aufrichtige und Unpartheyische Gedanken, Stück (1715), 232. Stück, 255–57.

3.

*

Journal „amusiret den Leser durch Gespräche,

*

und

in

vorstellen“

in

Manier

in

abermals erscheinende

der

28

ZEITUNG UND HISTORISCH-POLITISCHE

ZEITSCHRIFT

Welt fameuse Leute, der Pasquino und Marforio unter einander halten. Sie unterreden sich von Staats-, Kriegs-, Friedens- und andern

Begebenheiten.

deuten.

In Gesprächen

Also hat diese Schrifft etwas absonder Umschweiffe, welche bißweilen gemacht werden, kön liches. Die nen nicht wohl weggelassen werden, ob sie gleich nicht viel be Man muß

es manchmal

einen Discours spielen

man öffters auf andere Materien. wunderlich drehen, wenn man sich auf

verfällt

will

. . .

In gegenwärtigem

Journal spielet

man sich von einem zum andern, und wiederholet unterschiedene Materien

aus der neuesten Historie, als das Leben des bekannten

Portocarero, insonderheit den bißherigen Zustand von Franck reich, das Leben der Madame von Maintenon u. w. d. m. Das in diesem Journal sollen die Raisonnements seyn. Zu Novis und speciellen Nachrichten machet es keine Hoff nung.“ Die Gesprächsform, die in den Faßmannschen „Todten

vornehmste

gesprächen“

erst den vollen Publikumserfolg

historisch-politischem

errang, macht

den

und Zeitung

Journal es, was Darbietung des Stoffes vollends klar. Die Form der dieser Art von Journalen zum Erfolg verhilft, nicht die Ak ließe sich tualität des Inhaltes der Zeitung. Zusammenfassend der Unterschied zwischen Zeitung und politisch-historischem zwischen

ist

Kontrast

Die Zeitung verbreitet bestimmten Terminen aktuelle Nachrichten (Tagesneuigkeiten) einer knappen, sachlichen und übersichtlichen Form. Die histo risch-politische Zeitschrift bringt meistens nicht genau fest größeren zeitlichen Abschnitten, gelegten Terminen, jedenfalls etwa folgendermaßen

darstellen:

in

an

in an

Journal

in

die als Tages ausführliche Erörterungen über Zeitereignisse, neuigkeiten bereits bekannt sind. Die Zeitschriften entbehren der Darbietung des Stoffes die Übersichtlichkeit der Zeitungen.

ist Die Zahl der Spielarten historisch-politischer Zeitschriften groß: sie erstrecken sich sowohl auf die streng wissenschaft

Verhältnisse ausführlich behandelnde ge lehrte Materialsammlung als auch auf die lediglich der Unterhaltung des großen Publikums dienende Durchhechelung der Tages

liche,

staatsrechtliche

geschichte.

7.

DIE ALLGEMEINHEIT DES INTERESSES

29

Löbl führt bei seiner Begriffsbestimmung der Zeitung

die

„Allgemeinheit des Interesses“ als

ein wesentliches Merk Zeitung sagt: mal der an und „Die behandelten Gegenstände müssen von solcher Art sein, daß sie das Publikum als solches angehen und interessieren. Das, was allen Lesern gemeinsam ist:

ihre Eigenschaft als Staatsbürger, als Glieder eines politischen Organismus, als Bewohner derselben Stadt, als Interessenten der öffentlichen Verwaltung, als Mitgenießer öffentlicher Einrichtungen, als Theater- und Konzertbesucher, als literarische und ästhetische



Menschen diese gemeinsamen Qualitäten der Leser sind es, an welche sich die Presse wendet, für welche sie arbeitet und welche die Existenzmöglichkeit der Presse begründen. Das schließt nicht aus, daß auch die Sonderinteressen der einzelnen Klassen, Ge werbe, Stände

Berücksichtigung finden, zumal da sie stets in näherem oder fernerem Zusammenhang mit dem Allgemeinen stehen.“ Auf Grund dieser Ansicht, die auch der Fachpresse eine etc.

Allgemeinheit des Interesses zubilligt, müßte notwendigerweise für die Zeitschriften eine Allgemeinheit des Interesses angenom men werden, um so mehr, als Löbl den Begriff der „Allgemeinheit“

durch den des „Publikums“ erläutert und dieses folgendermaßen definiert: Summe

„Das Publikum ist nicht schlechthin aller einzelnen,

die arithmetische

sondern unter Publikum ist die Summe

der einzelnen, jedoch nur insofern zu verstehen, als diese nen Gemeinsames

einzel haben.“ Hier liegt eine Unklarheit vor. Sicher

lich wird eine Allgemeinheit des Interesses müssen,

wo es sich um Gegenstände

da anerkannt

werden

handelt, die „das Publikum

zu

es

d. h. insofern sie Staatsbürger, Glieder eines politischen Organismus und dergleichen sind; andererseits nicht angängig, diese „Allgemeinheit des Interesses“ auch dann wollen, wenn das „Publikum“ sich nur noch noch behaupten

ist

als solches angehen“,

aus „einzelnen,

die etwas Gemeinsames

haben“, zusammensetzt.

O.,

S.

a.

A.

*

ist

Hier sind zwei Begriffe unnötigerweise auf einen Generalnenner gebracht: Publikum und Interessentenkreis. Publikum für eine Zeitung der unbekannte Leserkreis, der sich aus Personen beider 17.

DIE ALLGEMEINHEIT DES INTERESSES

lei

30

Geschlechts,

Alters,

verschiedenen

Bildung, aus

verschiedener

B.

Fachblattes,

z.

Er

allen Kreisen der Bevölkerung zusammensetzt. Anders der Inter kann den Herausgebern eines essentenkreis der Fachpresse! einer numismatischen

oder einer paläographischen

nicht völlig unbekannt sein, wenn auch nicht immer den Namen, doch dem Umfange nach. Diese numismatischen zu

oder paläographischen

als

so

Zeitschrift,

„Publikum“ konstruieren, heißt dem Begriffe Gewalt antun. Johannes Hunold, der sich mit dem „Subjekt, das des rechten Gebrauchs der Journale fähig ist“ beschäftigt, hat gewiß nicht ein „Publi indes

an

Interessenten

man

3)

2)

1)

erklärt:

ist

wenn

er

„Das Subjectum, dem wir den rechten Gebrauch der Journale zeigen wollen, nicht ein grundgelehrter Mann, Anfänger Studirens, nicht ein des auch nicht einer der keine Profession vom studiren macht.“ So wenig kum“ gedacht,

der gelehrten

bei dem Leserkreis

Zeitschriften

von einem

unter

in

2.

im

so

ist

sehr dies Wort seiner gan „Publikum“ sprechen kann, zen umfassenden Bedeutung bei den Zeitungen angebracht, was durch die Ausführungen Buch von Stielers „Zeitungs Lust und Nutz“ bestätigt wird, wo der Umfang des Zeitungsbedarfs

Berücksichtigung der verschiedensten

Stände

umständlich

festgestellt

wird. Während also die Fachzeitschriften

tatsächlich

nur auf einen

begrenzten

Leserkreis unter den Interessenten für ein Wissensgebiet bestimmtes rechnen können, ist der Leserkreis bei Zeitung unbegrenzt, weil dem, was Inhalt der Zeitung einer an

numerisch

umspannt,

hat. Ein solches gemeinsames

bei bestimmten

Gattungen

Interesse

auch

ist

des Zeitschriftenwesens des 17. und es

zu

sames Interesse

ein gemein

ist

ist, ein „Publikum“, das alle Volkskreise

Jahrhunderts nicht verkennen: für die historisch politischen Journale und für die Unterhaltungszeitschriften voraus 18.

zusetzen,

bei den ersteren, soweit sie nicht einen rein gelehrten

3.

O.

S.

A.

a.

*

Charakter tragen, also bei den populären Journalen zur Tages geschichte, auf Grund ihrer historisch begründeten Beziehung zum

DIE ZEITSCHRIFT Zeitungswesen,

DES

18.

UND

20.

JAHRHUNDERTS

31

bei den Unterhaltungsschriften, wozu vor allem Wochenschriften zu rechnen sind, wegen der be

die moralischen sonderen Eigenart dieser Gattung, die sich nicht an eine bestimmte Interessentengruppe, sondern an einen unbekannten Leserkreis, an das Publikum schlechthin, wendet. ist

Faßt man diese Ergebnisse zusammen, so kann man sagen: Die Allgemeinheit des Interesses ein unverkennbares Merkmal es

der Zeitungen; für die Zeitschriften des 17. und 18. Jahrhunderts kann nicht als ein das gesamte Zeitschriftenwesen umfassen des Merkmal anerkannt werden.

Endlich noch ein Wort über den Arbeitsanteil von Herausgeber und Mitarbeitern bei den Zeitschriften des 17. und 18. Jahrhunderts. an

Nach den Begriffen des modernen Zeitschriftenwesens kann man sich kaum eine Zeitschrift vorstellen, der nicht ein größerer

Zeit

dem Buche ab,

Justus

der „Oeconomischen

Christoph

Fama“*,

in

So

in

Inhalt seiner Zeitschrift, wenigstens nehmens, selbst bestreitet. schreibt Dithmar, der Herausgeber

eines

18. Jahrhundert Herausgeber daß der den Anfängen den seines Unter

B.

den Seltenheiten,

z.

nicht

gegenüber

nur einen Verfasser hat.

zu

es

im

das

gehört

allgemeinen

Heraus

Im

und grenzt

schriftenunternehmens

den Merkmalen

es

geber und Mitarbeitern gehört

zu

tätig ist. Das Vorhandensein von

Stab von Mitarbeitern

der

gefällig,

das Eingesandte nach Verlangen,

wird

entweder mit

zu

senden

so

zu

zu

zu

Vorrede zum ersten Stück (S. 16): „Solten sich einige finden, thun, und solchen welche diesem Wercke einen Beytrag an den Verfasser der Oeconomischen Fama ins Königliche Preu ßische Post-Amt zu Franckfurt an der Oder, Franco über man deswegen

verbunden

seyn,

und

ohne oder unter des Autoris Nahmen,

publiciren sich angelegen seyn lassen.“

teilung

im

Man erkennt hieraus, wie unentwickelt das System der Arbeits



Hinblick auf die geistige Arbeitsleistung bei einer Zeit schrift des 18. Jahrhunderts war ein grundlegender Unterschied Vgl.

Erschienen

Zeitschriftenwesen.

10

25.

in

S.

*

dem modernen

*

gegenüber

Stücken, Leipzig und Frankfurt 1729–1733.

DIE ZEITSCHRIFT

32

DES

18.

UND

20.

JAHRHUNDERTS

Moment, das dem Zeitschriftenwesen des 18. Jahrhunderts fehlt, heute aber unbedingt für die Lebensfähigkeit einer Zeitschrift notwendig erscheint, das Annoncen wesen. ist

Auch ein anderes

erscheinungen

ihres Verlages

von den Verlegern

seltenen Verlagsanzeigen der Zeitschriften über

den Zeitschriften beigefügt

die Annonce

ab,

Neu

werden,

des 18. Jahrhunderts.

den Zeitschriften zu

die Annonce

in

fehlt

Heutzutage

ist

so

die hier und

da

Sieht man von den verhältnismäßig

einem festen Bestandteil

unseres

der Umfang des

oft von ausschlaggebender

Be wich

Das Fehlen dieses für die moderne Zeitschrift

tigen Elements

im

deutung.

Inseratenteils

so

Zeitschriftenwesens geworden; für die Bedeutung, Verbreitung und den dauernden Bestand eines Zeitschriftenunternehmens ist

Jahrhunderts zeigt, jener Zeit von den Gesichtspunkten wie weit eine Zeitschrift der kapitalistischen Unternehmung noch entfernt war. 18.

in

Zeitschriftenwesen des

in

Ein weiterer Unterschied zwischen der Zeitschrift des 18. Jahr hunderts und der modernen Zeitschrift liegt der Handhabung der

Erscheinungsweise. Der Begriff 18.

an

im

Jahrhundert sehr weit gefaßt werden; im modernen Zeitschriftenwesen sind wir feste Erscheinungs termine gewöhnt, die bei Monats- und Vierteljahrsschriften kleine oben

erwähnt,

der Periodizität mußte, wie

zulassen, aber doch nicht den Erscheinungs ganz Ungewisse termin ins verschieben. Unregelmäßigkeiten

Nachdem nunmehr versucht worden ist, die Zeitschrift gegen über dem Buch und der Zeitung des 18. Jahrhunderts als eine besondere Gattung innerhalb des Verlagswesens abzugrenzen und Merkmale gegen

nachdem zuletzt auch auf ihre unterscheidenden

über der modernen Zeitschrift hingewiesen ist, soll jetzt eine De finition gegeben werden, die dem Zeitschriftenwesen des 17. und Stadien seiner raschen

Ent

ist

in

18. Jahrhunderts den verschiedenen wicklung Rechnung trägt:

17. und 18. Jahrhunderts eine mit der unbegrenzten begründete, Absicht der Dauer mehr oder weni ger regelmäßigen Zeitabschnitten erscheinende und für einen

im

in

Die Zeitschrift des

allgemeinen

begrenzten

Interessentenkreis

durch mechanische

DEFINITION DER ZEITSCHR. DES Vervielfältigung

hergestellte

Publikation,

18.

JAHRH.

deren

einzelne

33 Stücke

als die (periodisch) wiederkehrenden Teile eines einheitlich ge leiteten Ganzen erkennbar sind, und die innerhalb ihres beson deren Fach- oder Wissensgebietes eine Mannigfaltigkeit des In haltes anstrebt.

-

DIE VERLAGSGESCHICHTE DER ZEIT scHRIFTEN (Die Zeitschrift des

18.

Jahrhunderts als Verlagsartikel)



die Produktionskosten der Zeitschriften des 18. Jahr hunderts, ihre Rentabilität und die mit diesen Dingen in

stehenden Einzelfragen wie Setzer- und Druckerlöhne, Honorare, Papierkosten und Buchillustration einer

seits, Auflagehöhe und Absatz anderseits

ist

engstem Zusammenhang

aus der zeitgenössi

den ersten Dezennien des 18. Jahrhunderts ist, und gelehrten und dilettantischen Essais für und wider

so

wenig

erlangen. So ansehnlich die Literatur über die „Journale“

so

gerade

Aus

an

kunft

es in zu

schen Literatur des 18. Jahrhunderts kaum eine befriedigende

Anmerkungen

zu

in

so

die „grande mode“ gewordene Lektüre der Zeitschriften fehlt, bleibt doch das Problem der wirtschaftlichen Bedeutung, die dies plötzliche und riesenhafte Anwachsen einer Fachpresse mit sich führt, gut wie unerörtert. Nur hier und da jenen Schriften jenem

wirtschaftlichen Fragenkomplex wie der anonym erschienenen Schrift,L'esprit journaus“, des der der Verfasser einen scharfen Angriff auf die Erscheinung tretenden Auswüchse damals (1716) bereits deutlich verstreute

des Journalwesens

richtet.

Er in

in

B. in

sich

z.

finden

behauptet,

daß die Buchhändler

keine Schätze von dem „Journal-Profit“ sammeln können: „Ich setze 35

70

zum voraus,daß ein Buchhändler dem Menschen,der dasJournal macht, Bogen) Reichs-Thaler jährlich giebt, und dritthalb Alphabet (ca

davor bekommt, so bin ich doch versichert, daß ein anderer Autor, der ein rechtschaffen Buch schreibet, zumahl

wenn dasselbe etwas nicht viel mehr vor den Bogen als ein Von denen Journalen können die Verleger

Bl.

4.

O.,

C,

a.

A.

*

.

.

Journalist bekommt.

.

starck wird, comparative

FRÜHESTE NACHRICHTEN

ÜBER PRODUKTIONSKOSTEN

35

auch nicht so grosse Auflagen machen, als bey einem andern guten

Buche geschiehet, und in welchem legers lieget. geschafft kommen.

Ver

Zu den Journalen müssen ferner zwölff Kupfferstiche

werden, . . .

das meiste Interesse des

die sie leicht auch

biß 80 Thaler zu stehen

Ferner so kommt unter hundert Journalen kaum eines

zur andern Aufflage, darinnen die Buchhändler, wenn sie nehm lich ihren Verlag öffters auflegen können, auch nicht geringen Profit haben. Ingleichen müssen sie pro censura und in die Zeitungen zu setzen bey jedem Theile in specie zahlen, da es gewiß bey einem rechtschaffenen

Buche, wenn es auf einmahl gegeben wird, nicht

so viel kostet. Weiter kann ein solcher Journal-Verleger gegen recht und gutes Buch von andern erlangen, sondern müssen offt dergleichen sorte wieder dafür nehmen, wor durch sie umb so viel reicher an Maculatur werden, welches ihnen Schaden

Und endlich, so

bringet.

auch

das

so

nicht geringen

ist

seine Menses kein

so

Theile gut weg,

sie sich, und drucken

übereilen

zu

ungleich, daß offt ein Theil über bey diesen Journalen liegen bleibet, die helffte der andere aber abgehet. Gehen die ersten

kauffen

viel nach,

ist

Und also

dieses falsch, daß

so

. .

.

ehe noch das Jahr voll

ist

und bekommt alsdann das Journal einen Stoß und geräth ins stecken,

4

2

ist

reich machen, als mancher wohl die Journale die Buchhändler meynet. Daß auch die Jugend keinen Nutzen davon habe, oben worden, bereits erinnert indem sie nehmlich alle Monathe vor gute jedes Stück bis Groschen ausgeben.“ Diese Bemerkungen geber,

der

im

geben einige wichtige Anhaltspunkte. wesentlichen

Wir erfahren, daß der Heraus

Autor der Zeitschrift ist, von Honorar bezieht, das sich pro Bogen auch

2

dem Verleger ein jährliches auf Thaler beläuft. Es ist damit auch für die Frühzeit des

Zeit

schriftwesens das vertragliche Verhältnis zwischen dem Buch händler als Unternehmer und dem Autor als Arbeitnehmer klar

schaftliche

deutsche Zeitschrift,

deren Erscheinen

in

gestellt. Jedenfalls darf diese Art des geschäftlichen Aufbaues einer Zeitschrift als Norm angesehen werden. Schon die erste wissen der gelehrten

Tat betrachtet wurde, des Christian Thomasius’„Scherz- und ernsthafte Gedanken“ war auf die Arbeits

Welt als eine revolutionäre



VERLEGER UND REDAKTEUR.

36

HONORARSÄTZE

teilung zwischen dem Verleger Moritz Georg Weidmann und ihrem ungenannten Redakteur Thomasius zugeschnitten. Gottsched schloß zwecks der Herausgabe der „Vernünftigen Tadlerinnen“ mit dem Verleger Spörl in Halle einen Vertrag, demzufolge er die ganze Fortsetzung der Zeitschrift übernehmen mußte, nach

Mitarbeiter Johann Georg Hamann und

dem ihn seine anfänglichen

Johann Friedrich May nach kurzer Zeit im Stich gelassen hatten". Auch hier ein Beleg für die kontraktlich festgelegte Regelung des Verhältnisses von Verleger und Redakteur, das am deutlichsten

wo auch „Allgemeinen bei der Deut

aus dem Briefwechsel Bohns mit Fr. Nicolai hervorgeht, über die Höhe des Redakteurhonorars

Mittei

65).

Thaler für den Bogen) darf als ein

jener Frühzeit des Zeitschriftwesens angesprochen

in

üblicher Satz

(2

Die Höhe des Honorars

unten

S.

lungen gemacht werden

(s.

schen Bibliothek“ am Ende des 18. Jahrhunderts interessante

z.

B.

Lessing von der Weidmannschen Buch So wurde handlung zwischen Oktober 1755 und März 17562 Thaler Ho norar pro Druckbogen für die Übersetzung von William Law's

werden.

setzers ins Gewicht fällt, sind die Honorarsätze höher. Selbst

in

es

an

„Ernsthafte Ermunterung alle Christen“ gezahlt", der gleiche Honorarsatz kehrt bei Übersetzungen häufig wieder, und nur wo sich um schwierige Arbeiten handelt oder der Name des Über der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wofür noch verschiedene schriftenaufsätze

werden,

Zeit 3*, Thaler

gehen die Autorenhonorare für

selbst namhafter Gelehrter selten über



Belege beigebracht

H.

1.

*

S.

Vgl. Alexander Nicoladoni: Christian Thomasius (Berlin 1888), 31. Diese Tatsache dürfte kaum dadurch entkräftet werden, daß Thomasius, als nach dem Erscheinen des Stückes seiner Zeitschrift die Herausgeber der Acta Erudi torum gegen ihn und seinen Verleger Sturm liefen, sich selbst für den Verleger ausgab, der den Buchhändler für die Besorgung des Werks bezahle. Thomasius wollte offenbar nur seinen Verleger decken. Vgl. Luden: Christian Thomasius 51

und Georg Witkowski: Geschichte des literarischen Lebens S.

in

S.

(Berlin 1805), Leipzig (1909),

208.

1871),

S.

Ber

in

*

59.

6.

7.

a

in

*

der Vorrede zur Aufl. der „Ersten Gründe der ge (Leipzig 1762), sammten Weltweisheit“ Bl. Vgl. Karl Buchner: Aus den Papieren der Weidmannschen Buchhandlung

Vgl. Gottsched

LEBENSDAUER DER ZEITSCHRIFTEN

37

Neben dem Autorenhonorar wird das der Kupferstecher genannt: Für 12 Stiche 80 Thaler, d. h. 6% Thaler für einen Kupferstich. Dieser Preis darf im Vergleich mit den mir sonst hinaus".

bekanntgewordenen Sätzen als übermäßig

wer

hoch bezeichnet

den. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind die Sätze sehr verschieden, sie schwanken zwischen 3–5 Talern. Wenn aller

dings, nach einer Notiz aus dem Jahre 176263, die ich den Typographischen Druckbüchern des Breitkopfschen Verlages ent nehme, Herrn Meil in Berlin für drei Vignetten zu Philipp Daniel

„Dactyliotheca universalis signorum exemplis nitidis (Lipsiae reddita“ 1755–62) 4 Louis d'or = 20 Taler bezahlt werden, so dies hohe Honorar lediglich durch die Persönlichkeit des be kannten Künstlers bedingt; darf nicht als Norm gelten. Ohne

ist

offenbar eine Übertreibung, die lediglich auf Konto des journalfeindlichen Standpunktes seitens des Verfassers des L'esprit des journaus setzen ist; ebenso zu

Frage, 6°s Taler Honorar pro Stich

ist

es

ist

Lipperts

als belastender

zu

von ihm die Heranziehung der Zensurabgaben

Fak

in

Leipzig tor des Unternehmens Unrecht erfolgt. Diese betragen 1–2 Groschen pro Bogen, fallen also bei der Gesamtkalkulation kaum ins Gewicht. Richtig ist, was der Verfasser von der Lebens

Von 167 bis zum Jahre 1716 er gewordenen nicht mir bekannt Zeitschriften haben Erscheinungsjahr überlebt, das erste weitere Zeitschriften ver über drei Jahrgänge, über teilen ihre Hefte über zwei Jahrgänge, bemerkt.

61

dauer der Zeitschriften

vier Jahrgänge,

14

17

19

schienenen,

,

h.

9

d.

über fünf Jahrgänge, ca. der Zeitschriften überlebte nicht den ersten Jahrgang, die Hälfte hörte mit dem ersten oder zweiten Jahrgang auf, ca.*, der bis 1716 erschienenen Zeit schriften lagen unter der Grenze einer fünfjährigen Lebensdauer.

Nur

zu

Zeitschriftenliteratur 18.

Produktion

an

9

brachten

es

auf eine Lebensdauer über zehn Jahre und unter diesen nur einer Lebensdauer über zwanzig Jahre hinaus. Diese Zahlen beweisen, daß die Nachfrage keineswegs der

25 Zeitschriften

entspricht.

Nicht weniger als

S.

*

Über Schriftstellerhonorare des Jahrhunderts vgl. die Zusammenstellung von Karl Buchner: Wieland und die Weidmannsche Buchhandlung (Berlin 1871), 37 ff.

AUFLAGEHÖHEN

38

ERFOLGREICHER

ZEITSCHRIFTEN

43 Journale, die sich mit der politischen Zeitgeschichte befaßten (die sogenannten historisch-politischen Journale) und 50 literarische gelehrten

Inhalts brachten es nicht über den fünften Jahrgang hinaus, die meisten gingen schon

Zeitschriften

oder

unterhaltenden

nach dem Erscheinen der ersten Hefte ein. Wenn gerade diesen

Klassen des Journalismus, die eigentlich sein Aufblühen bedingten, so kurze Lebensdauer beschieden war, so weiter nicht merkwürdig, daß anderen wissenschaftlichen Fach

es

12

es

ist

beiden

7

5

es

theologische Zeitschriften, zeitschriften nicht besser erging. historische, naturwissenschaftliche haben nicht auf fünf

zu

entsprechen

Jahr zunehmenden

vermocht.

den

Angebot

an

wegs dem von Jahr

in

Anfängen stecken geblieben. Diese Zahlen beweisen, daß die Angriffe, die der Ver fasser des L'esprit des journaus gegen das Zeitschriftwesen er hebt, nicht der Berechtigung entbehren. Der Absatz hat keines sind vielmehr

zu

Jahrgänge gebracht,

Zeitschriften werden,

Natürlich darf nicht vergessen

daß tatsächlich auch eine Anzahl von Zeitschriften Verbreitung und Absatz gefunden hat. Das gilt vor allem von den mora zweiten

im

in

zu

im

Jahrzehnt des 18. Jahr hunderts aufkamen und sehr bald den beliebtesten Unterhaltungs Hamburg gehörten. schriften Der 1724–26 erscheinende Erscheinungsjahr ersten 5000 Abonnen „Patriot“ hatte bereits ten, nach Leixners” Angaben hatte das Blatt schließlich über 6000 lischen Wochenschriften, die

Abnehmer. Der Erfolg dieser Zeitschrift erhellt auch aus dem Vor handensein mehrerer Ausgaben und Auflagen, die 172829, 173738, an

1747 und 1765 herauskamen. Von der Verbreitung des „Patrioten“ sagte Gottsched: „Von denen frantzösischen Gräntzen biß nach

Moscau sind ohngefehr 300 teutsche Meilen. So weit wird auch der Patriot hochgeschätzt”.“ Auch Gottscheds „Vernünftige Tad

*

v. S.

*

in

Geschichte des Deutschen Buchhandels, Bd.

2

*

Vgl. Johann Goldfriedrich: (Leipzig 1908, 61.

2.

3

(1.

in

lerinnen“ hatten großen Erfolg; sie erschienen einer Auflage von Auflagen 2000 Exemplaren, erlebten Aufl. 1725; Aufl. 1738;

S.

S.

2

6

Vgl. Otto Leixner: Aus der Vergangenheit des deutschen Zeitschrift Jg. Bd., wesens. Deutsche Revue (1881), 256. Gottsched den „Vernünftigen Tadlerinnen“ (Halle 1725), XXI. St., 162.

AUFLAGEHÖHEN

ERFOLGREICHER

ZEITSCHRIFTEN

39

3. Aufl. 1748), deren einzelne Stücke jedoch vielfach neu gedruckt

werden mußten und nebenbei noch fleißig nachgedruckt wurden. Jeder Jahrgang wurde dann noch besonders als Buch in großer Auf lage veröffentlicht

und ebenfalls reichlich nachgedruckt. Unter den historisch-politischen Zeitschriften ist David Faßmanns Journal „Ge spräche im Reiche derer Todten“ eine 22jährige Lebensdauer be schieden gewesen. Die zahlreichen Auflagen der „Todtengespräche“

und die vielfachen Nachdrucke und Nachahmungen sind Beweis genug für die außerordentliche Zugkraft des von ihm ins Leben ge rufenen Zeitschriftentyps. Noch im Jahre 1785 fanden die „Todten gespräche“ eine verspätete Nachahmung in der durch den kais. kgl. Rath v. Tonder in Neuwied begründete

Zeitschrift „Das Reich der Todten, enthaltend: Politische Gespräche der Todten“, von der Joachim v. Schwarzkopf berichtet, daß sie neben dem Absatz Exemplare die Ehre des Nachdrucks in Prag, Brünn, Pest und Preßburg erlebte”. Die Einnahme für den einzigen Jahrgang 1792 berechneten öffentliche Blätter auf 70000 der rechtmäßig

vertriebenen

Gulden, eine Angabe, die allerdings Schwarzkopf für übertrieben erachtet. Die Zahl der Abonnenten soll sich auf 14000 belaufen haben”.

Der Grund,

weshalb einzelnen

Zeitschriftengründungen,

den eben genannten, so außerordentlicher

wie Erfolg beschieden war,

ist leicht ausfindig zu machen, wenn man die Besonderheit dieser journalistischen Publikationen ins Auge faßt. Sowohl bei dem „Patrioten“ als auch bei den Faßmannschen und den Neuwieder „Todtengesprächen“ handelt es sich um Unternehmungen, die durch die Originalität ihrer Form oder durch die Besonderheit des Inhaltes etwas Neues boten und dadurch in Mode kamen, was sattsam durch die zahllosen Nachahmungen und Nachdrucke bewiesen wird. Indes die Neuheit dieser literarischen Erscheinungen Vgl. Eugen Reichel: Gottsched (Berlin 1908, Bd. I S. 222f. Joachim v. Schwarzkopf: Über politische und gelehrte Zeitungen zu Frank furt a. M. (Frankfurt 1802), S. 25f. * Martin v. Schwartner: Statistik des Königreichs Ungarn. 2. Aufl. T. 1 (Ofen 1809), S. 37f. *

*

AUFLAGEHÖHEN

40

KURZLEBIGER

ZEITSCHRIFTEN

würde allein noch nicht genügen, um den Erfolg auf die Dauer sicherzustellen, gleich

wenn nicht jene Zeitschriftenunternehmungen

zu

allgemeinverständlichen

und unterhaltenden Inhalt auch in weiten Kreisen des Volkes günstigere Absatz möglichkeiten boten, als diese für wissenschaftliche Spezialzeit schriften

durch

den

mit einem auf das Fachgebiet

kreis gegeben

waren. Bezeichnenderweise

Abnehmer führt Schwarzkopf als

beschränkten

Grund für den Erfolg der Neuwieder „Todtengespräche“ an, daß sie „von ihrem Ursprunge an sich dem Geschmack der mittlern und niedern Volksklasse sowohl durch die Schreibart als durch Verse, Vignetten, Kupferstiche und durch emblematische Figuren anpaßten.“

Als drittes Moment ist natürlich die Persönlichkeit des Heraus gebers in Betracht zu ziehen. Ein Mann wie August Ludwig Schlözer konnte seine seit 1782 in Göttingen erschienenen „Staatsanzeigen“ in einer Auflagehöhe von 4000 Exemplaren absetzen!; allein derartige hohen Auflageziffern können nur als Ausnahmen gewertet werden, sie ändern nichts an der Tatsache, daß die große Masse der Journale des 18. Jahrhunderts mit bedeutend

geringerem

Absatz rechnete,

was aus der Auflagehöhe der Zeitschriften hervorgeht. Wie außer ordentlich niedrig die Abonnentenziffer bei kleineren, lokal be grenzten Zeitschriftenunternehmungen

war, dafür zwei Belege aus

Stiedas Untersuchung über die Anfänge der periodischen Presse

in Mecklenburg". Die Auflage der 1788 begründeten „Monatsschrift von und für Mecklenburg“ betrug nach dem Verzeichnis der Pränu meranten nur 230, das „Rostocksche gemeinnützige

Wochenblatt

für alle Stände“, eine 1791 begründete Wochenschrift, zählte am Schluß des ersten Halbjahres 172 Abonnenten und ging im vierten Halbjahr 1792 wieder ein. Einen noch geringeren Absatz fand eine Münchener Zeitschrift, die nach den Angaben A. Schöttls es nur auf 70 Abonnenten brachte. Es waren dies die von Heinrich Braun geleiteten „Münchnerischen gelehrten Nachrichten von dem * Vgl. Wilhelm Stieda: Die Anfänge der periodischen Presse in Mecklen burg (Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, 19. Bd., S. 146). *

Vgl. Stieda: a. a. O. S. 149 und S. 143.

BREITKOPFS aus dem

Neuesten

TYPOGRAPHISCHE Reiche

der

DRUCKBÜCHER

Wissenschaften“, die

41

1770

er

schienen".

Zu einem einigermaßen zuverlässigen Urteil über die Auflage ziffern, Lebensdauer und die daraus zu errechnende Absatzmöglich keit der Zeitschriften des 18. Jahrhunderts wird man schwerlich auf Grund einer Zusammenstellung verstreuter Notizen gelangen.

Erst der Überblick über eine größere Menge derartiger Angaben, eines großen Verlagshauses,

aus dem Aktenmaterial

am besten

kann ein befriedigendes Bild dieser wirtschaftlich und kulturhistorisch

wichtigen Frage gewähren. Ein glücklicher Zufall spielte mir nach langem

vergeblichen Suchen und nach einer negativ verlaufenen Rundfrage bei den noch heute bestehenden großen Verlagshäusern des 18. Jahrhunderts die gewünschten Belege in einer nie erhofften

Reichhaltigkeit in die Hände, als ich im Herbst 1925 im Breit kopfschen Archiv in Leipzig nach geeignetem Material Umschau hielt. Dies wohlgeordnete Archiv besitzt seit dem Jahre 1761 in den sogenannten „Typographischen Druckbüchern“ die Geschäfts im

die

bücher des Verlages in lückenloser Folge. In diesen Geschäfts Breitkopfschen Verlage erschienenen büchern sind nicht nur in

der Breitkopfschen Druckerei Druckschriften sondern auch alle für andere Verlagsfirmen hergestellten Bücher und Zeitschriften unter genauer Angabe der Herstellungskosten der einzelnen Stücke

in

vermerkt. Da eine große Reihe auswärtiger Verlagshäuser bei Breit kopf drucken ließ, ist die Ausbeute Ansehung des Zeitschriften

in

der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beträchtlich wesens genug, um Bedarf und Absatz nicht nur für Leipzig sondern auch sammenstellung

der

Auflagehöhe

Zunächst gebe ich eine Zu der der Breitkopfschen in

für die Provinzstädte festzustellen.

Der aus diesem Material ziffern mäßig sich ergebende Überblick wird durch weitere Funde und Angaben ergänzt, die anschließend folgen werden. Druckerei gedruckten Zeitschriften.

Jg.

in

A.

1896,

S.

5.

*

Vgl. Schöttl: Münchener Zeitungswesen der zweiten Hälfte des acht zehnten Jahrhunderts (Monatsschrift des Historischen Vereins von Oberbayern, 18.)

AUFLAGEHÖHEN

42

ZEITSCHRIFTEN

Für den Breitkopfschen Verlag:

I. .

BREITKOPFSCHER

Das Neueste aus der anmuti-

Aufl. 1000(Belegt:Typ.Dr.176263)

5.

Bd.

1.

Aufl. 3000 (Bel.:

4.

Bi

bliothek, 1771–77

St.

Typ. Dr.177576)

des Baierischen

Erbfolgekrieges,

St.

Typ. Dr.176263)

Theologische

4. Schauplatz

Bd.

4.

:

Aufl. 2500 (Bel.

Aufl. 1000 (Bel.:

1.

Neueste

Biblio

St.1

Typ. Dr.1778)

1778–79

Dasselbe,2.Stück,1778(Dez.)

Aufl. 2000 (Bel.: Typ. Dr.177879)

Dasselbe, 3.Stück,1779(Mai)

Aufl. 1000 (Bel.: Typ. Dr.177879)

Magazin der neuern franzö sischen Literatur, 1780–81

Aufl. 1000 (Bel.:

Dasselbe,

Aufl. 750 (Bel.:

8.

Stück

7.

.

Neue Theologische thek, 1760–69

St.

Typ. Dr.1781)* 8.

.

3.

gen Gelehrsamkeit, 1751–62

St.

Aufl. 1500 (Bel.:

Theologische

Aufl. 1500 (Bel.:

Bibliothek, 1780–92

.

für

Nachrichten

Magazin für die

Aufl. 1000 (Bel.:

St.

Typ. Dr.178384) Aufl. 1000 (Bel.:

Bd.

St.

(s.

deutsche

Sprache, 1782–84

4.

Aufl. 2500 (Bel.: Typ. Dr.178081)

den Nahrungsstand, 1783 .

St.

Typ. Dr.178081)

ab 1781

Belehrende

Bd.

4.

Dasselbe

1.

Auserlesene

St.

Typ. Dr.1780)

2.

.

Magazin des Buch- und Kunsthandels, 1780–82

2.

6.

1.

Typ. Dr.1781)

auch

Typ. Dr.1784/85)

von

ge

Aufl. 1000 (Bel.: Typ. Dr.178586)

unter Adelung) 10.

Neue Zeitungen lehrten Sachen, Dasselbe

178587

ab 1786

Aufl. 500 (Bel.: Typ. Dr.178687) im

2.

1.

in

*

*

Auflage des Die Stückes erfolgte November 1778 Anfangs wurde die Zeitschrift sogar einer Auflage von 1500 Exemplaren gedruckt.

ZEITSCHRIFTEN

43

Russische Bibliothek, 1772 bis 1789

Aufl. 1500 (Bel.:

Dasselbe ab

Bd.

Aufl. 1000 (Bel.: Typ. Dr.1778/79)

Bd.

Aufl. 750 (Bel.: Typ. Dr.1784/85)

Bd.

Bd.

Dasselbe

ab

Dasselbe ab

4.

St.

1.

in

T.

12.

2.

Abhandlungen der freyen Aufl.1150(Belegt: ökonomischen Gesellschaft Typ. Dr.177273) St. Petersburg, 1767–77 1.

11.

6.

Riga:

9.

Für die Firma Hartknoch

in

VERSCHIEDENER

9.

II.

AUFLAGEHÖHEN

St.

Typ. Dr.177172)

Aufl. 500 (Bel.: Typ. Dr.1784/85)

III. Für die Firma Korn in Breslau: Aufl. 800 (Bel.:

1755–72 U.

Versuch

5.

Kriegsbibliothek,

Typ. Dr.176263 Versuch 7.

13.

Typ. Dr.1768/69)

Aufl. 835 (Bel.:

Bd.

2.

St.

St.

Typ. Dr.176162) 1.

Bd.

1.

Dasselbe,

Bd.

1.

Aufl. 1580 (Bel.:

2.

Vermischte Beiträge zur Phi losophie und den schönen Wissenschaften, 1762–64 1.

14.

St.

Nachrichten

patriotischen

Gesellschaft 1773–79

16. Neue Kriegsbibliothek,

Aufl. 1000 (Bel.:

1774–81

I.

Aufl. 500 (Bel.: Vol. Typ. Dr.177677)

Geographisch

-

IV. Für die Firma Böhme statistische

Belustigungen, 1783

2.

Quart. Typ. Dr.1780) u.

Aufl. 600 (Bel.:

1.

Bibliotheca physico-medica, 1776–77

18. Unterhalter für Krieger, 1781

19.

Bd.

Typ. Dr.177677)

in

17.

St.

Typ. Dr.177273)

Leipzig:

Aufl. 1000 (Bel.:

7.

Schlesien,

Aufl. 500 (Bel.:

5.

Ökonomische in d.

15.

1.

Typ. Dr.176364)

St.

Typ. Dr.178182)

AUFLAGEHÖHEN

44

V. 20.

VERSCHIEDENER

ZEITSCHRIFTEN

Für die Firma Caspar Fritsch in Leipzig:

Neue ökonomische Nach-

Aufl.

Bd. Typ. Dr.177273)

1000 (Bel.: 5.

richten, 1764–73 21. Italienische Bibliothek, 1778

Aufl. 1250 (Bel.: Typ. Dr.1778/79)

bis 1779 VI.

Für die Firma Heineck & Faber in Kopenhagen:

22. Mineralogische Belustigun-

Aufl.

1000 (Bel.:

T. 3. Typ. Dr.1768)

gen, 1768–71

VII. Für die Firma Bohn in Hamburg. zur Beförderung theologischer und anderer wichtiger Kenntnisse, 1777

23. Beiträge

Aufl. 1000 (Bel.: T. 1 Typ. Dr.177677)

bis 1783 Dasselbe ab 1783 -

Aufl. 800 (Bel: T. 4 Typ. Dr.1783/84)

VIII. Für die Firma Siegert in Liegnitz: 24.

Magazin der Gesetzgebung, besonders in den Preußi-

Aufl. 1000 (Bel.: Bd. 1 Typ. Dr.1781)

schen Staaten, 1781–82

IX.

Für die Firma Carl Wilhelm Ettinger in Gotha:

Magazin der Wissenschaften, Künste und

25. Gothaisches

Aufl. 2000 (Bel.: Typ. Dr.177576)

1776–77 26. Theater-Journal für Deutschland, 1777–84

X. 27.

Aufl.

1000 (Bel.: 8. St.

Typ. Dr.177879)

Für die Firma Hinz in Mitau:

Der Philanthrop, 1777

Aufl.

1500 (Bel.: 1. St.

Typ. Dr.177677)

AUFLAGEHÖHEN

VERSCHIEDENER

ZEITSCHRIFTEN

45

XI. Für die Firma J. J. Gebauer in Halle: 28. Der Mensch, 2. Aufl. [1764] bis 1767

Aufl. 1500 (Bel.: Typ. Dr.1763)

XII. Für Herrn Heinicke in Leipzig: 29. Der Critiker, 1784

Aufl. 600 (Bel.: Typ. Dr.1784/85)

XIII. Für die Grottkauer evangelische Schulanstalt: 30. Oberschlesische schrift, 1788–89

Aufl. 700 (Bel: Typ. Dr.178788)

Monats-

XIV. Für Herrn Friederich Leberecht Schönemann: 31. Magazin für Studierende, 1782

Aufl. 1000 (Bel.: Typ. Dr.178182)

Sprache,

für die deutsche Jg. 1782–84,

St.

4.

Leipzig:

Aufl. 1000 (Bel.: Typ. Dr.1782)

1.

33. Magazin

Chr. Adelung

in

XVI. Für Herrn

Stück des

Firma Breitkopf über.

2.

2.

Aufl. 1500 (Bel: Typ. Dr.1782)

St.

Bd.

Bandes

1.

Mit dem

Jg.

2.

Dasselbe,

1.

St.

1.

1.

Typ. Dr.1781/82)

1781–88

J.

nomie,

u.

Aufl. 1000 (Bel:

3.

LeipzigerMagazin zurNaturKunde, Mathematik Okou.

32.

XV. Für Herrn Professor Hindenburg in Leipzig:

geht

die Zeitschrift auf die

St. Aufl. 1000 (vgl. Typ. Dr.1783/84)

Außer diesen, den typographischen Druckbüchern des Breit kopfschen Verlages entnommenen Feststellungen ließen sich über die Auflagehöhe der Zeitschriften

des 18. Jahrhunderts noch

fol

gende Angaben ermitteln:

von 1735–1748 Zeitschrift:

in

Ein altes Kontobuch der Weidmannschen Buchhandlung enthält wertvolle Aufzeichnungen über die Auflagehöhe folgender 144 Stücken erschienenen historisch-politischen

AUFLAGEHÖHEN

46 1.

VERSCHIEDENER

ZEITSCHRIFTEN

Europäischer StaatsSekretarius, bis 1744

Aufl. 3000

Dasselbe ab 1744

Aufl. 2500 (Bel.

durch

Kupfer

druckerrechnungen d. Jahren 1744–45) Aufl. 2200 und 2000

Dasselbe ab 1748 Die von 1749–55

a.

erschienene

Fortsetzung hatte folgende

Auf

lagehöhen: 2.

Neuer Europäischer Staats-Sekretarius, 1749 Dasselbe

Aufl. 2000 (Bel. d.Kupferdrucker rechnungen 1749) Aufl. 1500(Bel. d. Kupferdrucker rechnung 1750)

ab 1750

Ferner erschien im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung: 3.

Magazin der Regierungskunst, der Staat- und Land-

Aufl. 1000 (Bel. d. Kupferdrucker rechnung 1775)

wirtschaft, 1775–79 4.

Auserlesene Beiträge zur

Tier-Arzneikunst,

1786

bis

Aufl. 750 (Bel. d. Druckerrech nung 1788)

1788

Aus

dem Nachlaß Nicolai

der

Preußischen Staats-Bibliothek

entnehme ich folgende Ziffern für die Auflagehöhe von Friedrich

Nicolais Zeitschrift:

Allgemeine

deutsche

bliothek, 1766–91

Bi-

Aufl.

1500, später 1800.

(Die Auflage ging aber bald nach der im Jahre 1792 erfolgten Übergabe der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“ an den Verlag von Carl Ernst Bohn in Hamburg auf 1250 zurück) Hans Wahl veröffentlicht in seiner „Geschichte des Teutschen Merkur“ folgende Tabelle über die Abonnentenziffer dieser Zeit * Das 6. und 7. Stück wurden in einer Auflage von 1750, das 8. und 9 Stück in einer Auflage von 1200 Exemplaren gedruckt. St. 11ff. wurden dann in einer Auflage von 1500 Exemplaren hergestellt.

AUFLAGEHÖHEN

VERSCHIEDENER

ZEITSCHRIFTEN

47

schrift, die er aus gelegentlichen Briefäußerungen Wielands, lers, Böttigers und Bertuchs zusammengestellt hat!: 1774

Schil

rund 2000 Abonnenten -

1783



1500

yy

Ende 1787



1400

97

1788



1200

33

1796



1000

yy

1798



800

yy

Nach einer Mitteilung Dohms

an Boie vom 7. X. 1776 betrug

die Auflage der im Verlage von Weygand in Leipzig (1776–88) erschienenen Zeitschrift:

Deutsches

Museum mindestens

1000 Exemplare”.

Walther Schönfuß macht in seiner Dissertation folgende gaben über die Auflagehöhe der von Schütz und Bertuch

An

heraus

gegebenen

Allgemeinen Literatur-Zeitung (1785–1803)*: Die Auflage steigt im ersten Jahr von 600 auf

1100.

Im Jahre 1787 steigt die Abonnentenziffer auf über 2000.

In Zusammenhang mit dieser Zeitschrift sei die Auflagehöhe der

Oberdeutschen allgemeinen Literaturzeitung mitgeteilt,

einem von Lorenz Hübner und Augustin Schelle

Jahre

in Salzburg gegründeten

1788

Unternehmen.

Nach den

im

An

gaben

Riedls“ erreichte die „Oberdeutsche allgemeine Literatur zeitung“ eine Auflage von über 1000 Exemplaren. Von einer weiteren süddeutschen Zeitschrift, dem in München 1779 erstmalig

erschienenen

und von den Weltpriestern Schmidt

Vgl. Hans Wahl: Geschichte des Teutschen Merkur (Palaestra CXXVII), Berlin 1914, S. 24. Zu diesen Zahlen sei ergänzend bemerkt, daß im ersten Er scheinungsjahre (1773) die Auflage von 2500 Exemplaren nicht hinreichte, so daß eine zweite Auflage notwendig wurde. Siehe unten S. 83. * Vgl. Walther Hofstaetter: Das deutsche Museum (Probefahrten, Bd. 12), Leipzig 1908, S. 80. * Walther Schönfuß: Das erste Jahrzehnt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Leipz. Phil. Diss 1914, S. 47 u. 69. * Johann Riedl: Salzburgs Zeitungswesen (Salzburg 1863), S. 26.



FOLGERUNGEN AUS DEN AUFLAGEZIFFERN

48

und Milbiller redigierten Zuschauer in Bayern versichert Nickl, daß diese Zeitschrift es bis auf 1000 Abonnenten brachte?. Was lehrt diese Übersicht, aus der Lebensdauer

und Auflage

höhe von Zeitschriften mannigfaltigster Art ersichtlich sind? Zu nächst einmal fällt auf, daß so niedrige Auflageziffern, wie sie aus Stiedas Arbeit über die periodische Presse in Mecklenburg vorkommen. Die großen Leipziger Firmen, wie Breitkopf und Fritsch, hatten schon infolge der zen tralen Lage ihres Verlages an dem Brennpunkte des deutschen wurden, gar

nicht

als

bekannt

bedeutende Verlagsfirmen,

Breslau und Hartknoch

in

die, wie das Beispiel von Korn

gab

es

der Peripherie des Reiches

in

an in

ihre Kollegen Buchhandels ganz andere Absatzmöglichkeiten der Provinz. Allein dieser Vorzug ist nicht entscheidend; auch Riga

zeigt, infolge ihres Ansehens, das sie über die Grenzen der engeren Heimat genossen, selbst eine einseitige Fachliteratur mit beschränk tem Interessentenkreis

– wie die „Krieges-Bibliothek“ und

die „Neue

einer Auflagehöhe von 800 bis 1000 Exem durch fast drei Jahrzehnte behaupten konnten. Möglich, durch die Schlesischen Kriege die Nachfrage nach militäri

in



Kriegsbibliothek“ daß

scher Fachliteratur

in

plaren

besonderem

Maße geweckt war”, immerhin

spricht die Lebensdauer und die von 800 auf 1000 Exemplare sich erhöhende Auflageziffer für den Erfolg dieser Zeitschrift, die

in

S.

d.

in

*

an

5.

in

*

A.

S.

*

in

Bayern im 16., 17. Hans Nickl: Die Entwicklung des Zeitungswesens 117. und 18. Jahrhundert. Erlangen, Phil. Diss. 1922, Vgl. zur Geschichte des „Zuschauers“ auch Schöttl: Münchener Zeitungs wesen der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts (Monatsschrift des Jg., 1896, 19f). Histor. Vereins von Oberbayern, König Friedrich Widmung Gr. läßt darauf schlie der Zeitschrift Die ßen. Hier heißt es: „Ewr. Majestät unermüdete Sorgfalt vor dero Kriegs-Staat, hat Europa aufmerksam, und die Kriegs-Kunst zu einer Wissenschaft gemachet, einer der besten Schulen erlernet wird. welche dero Armeen, als

ist

.“

ihr Führer und Zeuge ihres Wohlverhaltens

. .

zu

zu

in

es

gewahr geworden, daß nur die Ordnung, welche Ewr. Maje Man ist Bildung, Erhaltung herrschet, Maaß-Regeln Veranstaltungen zur die sicheren stät Siege Soldaten, tauglicher und rühmlichen Feld die Ursachen der und Gebrauche Züge sind, welche den Ruhm der Preußischen Waffen unsterblich gemacht. Die unter Dero Fahnen stehenden Officiers werden hiermit aufgefordert, machen, der zugleich sich dem wahren Dienst eines Fürsten geschickt

FOLGERUNGEN

AUS DEN AUFLAGEZIFFERN

49

nicht einmal billig hergestellt werden konnte. Sie erschien in Quart-Format in schönem, großen Druck und war mit Kupfer stichen ausgestattet, zwei Faktoren, die die Herstellung nicht un überdies

wesentlich verteuerten. Interessant sind die Schwankungen der Auflageziffern bei der „Russischen Bibliothek“ des Hartknoch schen Verlages, die es innerhalb von 18 Jahren auf 11 Bände brachte. Diese Zeitschrift, die „der Kenntnis des gegenwärtigen der Litteratur in Rußland“ diente, begann mit einer Auflage von 1500 Exemplaren, ging aber alsbald auf 1000 Exem

Zustandes

plare zurück; später schien

zu er Auflage der 9. Band in einer von 750, vom 4. Stück ab nur noch zu 500 Exemplaren gedruckt eine Ziffer, die offenbar nicht mehr genügte, um die Rentabilität des lahmen,

das Interesse

des Leserkreises

wurde anfangs

Unternehmens

weiterhin



sicherzustellen.

Zeitschriften

mit

einer

Auflageziffer von 500 und 600 haben, wie unsere Übersicht zeigt, keine lange Lebensdauer

Die bei Korn erschienene „Bibliotheca physico-medica“ brachte es nicht über zwei Jahre, der „Unterhalter für Krieger“ nicht über einen Jahrgang hinaus. aufzuweisen.

Daß die „Ökonomischen Nachrichten der patriotischen Gesell schaft in Schlesien“ sich bei einer Auflage von 500 Exemplaren ist

wohl nur dem Umstande zuzu sich hier um eine Gesellschaftsschrift handelte,

Jahre behaupteten,

7

schreiben,

daß

es

durch

Mochte

in

deren Mitglieder einen festen Stamm

von Abonnenten bildeten.

diesem Falle auch der Verleger

auf seine Kosten

kom

Büchermarktes,

je

Von hier aus wurde,

nach der Aufnahmefähigkeit des

für die folgenden Stücke jeder Zeitschrift die

lage vermindert, erhöht oder

in

schien.

B.

lag doch,

z.

so

wie unsere Übersicht beweist, die optimale Auflageziffer Grenze der für den Verleger etwa um 1000 herum. Sie bildet bei den Zeitschriften des Breitkopfschen Verlages, aber auch sonst, den Ausgangspunkt, der als zuverlässig erprobt men,

der Höhe von 1000 Exemplaren

Auf be

in

ab

8.

lassen. Ein Beispiel für ersteren Fall bildet das „Magazin der neuern französischen Literatur“, das vom Stück nur noch 750

Exemplaren gedruckt wurde. Beispiel für den zweiten Fall: der so gleich bei seinem Erscheinen stark begehrte „Schauplatz des Baieri

DIE OPTIMALE AUFLAGEZIFFER

50

schen Erbfolgekrieges“.

Schon das erste Stück erforderte eine zweite Auflage, so daß das zweite Stück sofort in einer Auflage von 2000 Exemplaren gedruckt werden konnte. Der Erfolg der Zeit schrift war jedoch kein dauernder. Der Firma scheint es nicht gelungen zu sein, die 2000 Exemplare abzusetzen, so daß das dritte Stück (im Mai 1779) wieder in der optimalen Auflageziffer von 1000 Exemplaren erschien. Einen ähnlichen Wandel machte Adelungs „Magazin für die deutsche Sprache“

durch. Das erste Selbstverlage Stück dieser zunächst im des Verfassers erschienenen Absatz gefunden haben, denn Adelung ließ das zweite Stück in der Breitkopfschen Druckerei in 1500 Exemplaren herstellen. Als die Firma Breitkopf mit dem gelehrten

2. Bande

Zeitschrift muß guten

den Verlag der Zeitschrift übernahm,



kehrte sie zu der

Auflage von 1000 Stück zurück ein Beweis, daß bei einer ger manistischen Zeitschrift mit einem das erste Tausend überschrei tenden Interessentenkreise kannten auch

literarischen

nicht zu rechnen war. Unter den

Zeitschriften

Gottscheds „Neuestes

und das von Reichardt land“ zu verzeichnen.

die Auflageziffer

Gelehrsamkeit“ „Theaterjournal für Deutsch

redigierte

18.

diese

Auflage

Jahrhundert so beliebten literarisch anzusprechen.

Auch bei anderen diese Auflagehöhe der Ausgangspunkt, Wissenschaftsfächern anfangs bei den bei Johann Wendler, dann bei Caspar Leipzig erschienenen „Neuen ökonomischen Nachrich Fritsch Liegnitz verlegten „Magazin der ten“, bei dem von Siegert B.

in

so

in

z.

so

ist

Journale

1000

der anmutigen

Es erscheint mir berechtigt,

höhe als Norm für die im wissenschaftlichen

aus

haben

be

Gesetzgebung“.

Eine über die Normalziffer 1000 hinausgehende Auflageziffer weisen die bei Breitkopf erschienenen theologischen

in

in

Journale auf. Ernestis „Neue Theologische Bibliothek“ wurde einer Auflage von 2500 Exemplaren gedruckt, die Fortsetzung „Neueste Theologische Bibliothek“ sogar einer Auflage von 3000 18

Die Zeitschrift hielt sich Jahre hindurch, ohne jemals die Auflagehöhe wechseln. Wie groß die Zugkraft dieser Zeit zu

Stück.

schrift war, geht aus der Tatsache hervor, daß ein Neudruck von vergriffenen Stücken notwendig wurde, den Breitkopf nach Ab

AUFLAGEZIFFERN

THEOLOGISCHER ZEITSCHRIFTEN

51

schluß der Zeitschrift im Jahre 1778 vornahm. Nach Ausweis der Typographischen Druckbücher wurde vom 6. Bande der „Neuen Theologischen Bibliothek“ das fünfte bis zehnte Stück in zweiter Auflage gedruckt, die Auflage schwankt bei den einzelnen Stücken zwischen 375 und 472 Exemplaren. Die Auflagehöhe der „Neuen Theologischen Bibliothek“ von 2500 Exemplaren, die sich 1771 sogar noch um 500 Exemplare und ihr langer Bestand sind Beweise für die unver Zugkraft, minderte deren sich diese Zeitschrift in protestantisch theologischen Kreisen erfreute, ein glänzendes Zeugnis aber auch für den wissenschaftlichen Geist, der den lutherischen Geistlichen steigerte,

innewohnte. Die Bedeutung des Protestantismus für die Entwick lung des Zeitschriftenwesens und damit für die Verbreitung der Jahrhundert wird noch später gewürdigt werden, hier mag nur so viel gesagt sein, daß auch die protestan tische Theologie auf dem Boden ihres eigensten Fachgebietes ent

Gelehrsamkeit im

18.

scheidend auf das Wachstum der Zeitschriftenliteratur

eingewirkt

Johann Burchard Mencke in einer aka 200jährigen demischen Rede zur Feier der Reformation in rich tiger Einschätzung der Bedeutung des Zeitschriftenwesens als hat. Schon 1717 sagte

einer Tat protestantischen

Geistes und mit feinem Verständnis für die wissenschaftliche Arbeit, die den Theologen innerhalb der e.

(i.

Zeitschriften zufiel: „Quorum diariorum seu ephemeridum) utilitatem etsi ipsa quodammodo copia imminuerit; illud tamen ad

ex

ad

rem nostram, exoptatissimos non est praetermittendum ephemeridibus literariis fructus ipsam religionem hactenus per

diariis legunt.“

in

ipsa

ex

nostri

in

a

et

hostes producunt, logorum nostratium

et

illis discunt, quae veritatis scriptis theo alieno cultui obnoxii, dum severe prohibentur, exerpta tamen illorum

venisse; quandoquidem

superstitionis arce, Roma, nedum

Vgl. Johannes

1734),

p.

*

ist das bereits der 320f.

1.

Bemerkenswert durch seine außerordentlich Hälfte des

Burchardus

18.

alibi, impune

hohe Auflageziffer

Jahrhunderts angehörende,

Menckenius:

Orationes

bei

academicae (Lipsiae,

AUFLAGEZIFFERN

52

VON

UNTERHALTUNGSZEITSCHRIFTEN

Weidmann erschienene historisch-politische Journal „Europäischer Staats-Sekretarius“ (1735–48), das in 3000 Exemplaren gedruckt wurde; erst im 10. Jahrgang (1744) ging die Auflage auf 2500 Exemplare zurück. Die Fortsetzung „Neuer Europäischer Staats höhe von 2000 auf Zeitschrift,

Sinken der Auflage des Interesses an dieser

beweist durch das allmähliche

Sekretarius“

1500

das Erlahmen

so daß die Fortsetzung schließlich nicht mehr gelohnt

zu haben scheint.

Auch Wielands „Teutscher Merkur“ begann Auflageziffer.

Im ersten Jahre seines

mit einer hohen

Erscheinens reichten 2500

Exemplare nicht hin, um die Bestellungen

näch sten Jahre (1774) betrug die Zahl der Abonnenten 2000, nach zehn auszuführen,

im

jährigem Bestehen (1783) sank sie auf 1500 herab und 1788 war sie bei 1200 angelangt.

Die Zeitschrift ging im folgenden

Jahr

ein, um dem „Neuen Teutschen Merkur“ Platz zu machen, der jedoch das ständige Sinken der Abonnentenziffer nicht aufzuhalten vermochte. Bei

der Auflagehöhe der moralischen

es nach Kawczyñskis

Wochenschriften, deren

bibliographischer Übersicht

für Deutsch

land über 500 gegeben hat, muß man unterscheiden zwischen wenigen erfolgreichen Zeitschriften, die wie den verhältnismäßig

zahl

der „Patriot“ 6000 Abnehmer aufzuweisen hatten, und den

die in mittleren und kleinen Pro für einen lokal begrenzten Abnehmerkreis erschienen

losen schlechten Nachahmungen, vinzstädten

und in den meisten Fällen ein frühzeitiges Ende nahmen. Eine feste Basis für die Auflagehöhe der moralischen Wochenschriften läßt sich aus den vorliegenden

Belegen nicht ermitteln. Da

seits der Abnehmerkreis nicht durch bestimmte

einer

Berufsstände

ge

und deshalb der interessierte Leserkreis auch nicht an nähernd vorher zu berechnen war, anderseits durch die große Konkurrenz gleichartiger Unternehmungen von einem wirklichen Bedürfnis zunächst keine Rede sein konnte, so war für den Ver leger die Festsetzung der Auflagehöhe eine Gefühlssache, wobei

geben

* Studien zur Literaturgeschichte schriften, (Leipzig 1880), S. 39f.

des

18. Jahrhunderts.

Moralische

Zeit

AUFLAGEZIFFERN VON UNTERHALTUNGSZEITSCHRIFTEN

53

sich dann auch bald die Irrtümer, die dieser Art von Kalkulation zugrunde lagen, herausstellten. Der „Philanthrop“, den die Firma

Hinz in Mitau in einer Auflage von 1500 Stück bei Breitkopf drucken ließ, war ebenso eine Pleitegründung wie der 1784 von der Firma Heinicke in Leipzig herausgegebene „Kritiker“ mit nur 600 Exemplaren. Ohne Frage spielte bei den moralischen Wochen schriften

die Persönlichkeit des Herausgebers

eine entscheidende

Rolle. Gut redigierte Zeitschriften, deren Autoren einen Namen hatten, wurden, wie oben in dem Beispiel von Gottscheds „Ver nünftigen Tadlerinnen“ gezeigt war, in Buchform von neuem auf gelegt

Seite nachgedruckt.

oder auch von unberufener

lagehöhe von

Die

Auf

Neu- oder Nachdrucken läßt sich für einzelne Zeitschriften aus den Typographischen Druckbüchern des Breitkopfschen Verlages belegen. Die 1747–48 von Gieseke, solchen

Johann Cramer und Ebert im Verlag von Wendler in Leipzig herausgegebene Zeitschrift „Der Jüngling“ wurde 1768 bei der Firma Breitkopf in einer Auflage von 1250 Exemplaren Rabener,

von neuem gedruckt, doch war dies mindestens die dritte Auf lage dieser Wochenschrift, eine zweite stammt aus dem Jahre 1764. Ähnlich steht es mit der Zeitschrift „Der Mensch“, erstmalig

(3.

1751–56 verlegt, die 1763 in 1500 Exemplaren neu gedruckt wurde, und deren Buchausgabe 1764 (?)–67 im Verlage von Johann Justi S.

1,

Aufl. nus Gebauer in Halle erschien. Der auch von Goedeke 1916, Bd. IV, 979) erwähnte Nachdruck von Matthias Clau

in

Leipziger Firma Jacobäer

veranstalteter

Neudruck der erstmalig

1763–69 verlegten Zeitschrift „Der Greis“ kam 1772 lage von 1000 Exemplaren

in

in

in

dius' „Wandsbecker Bothe“ (erstmalig 1771–75), den die Firma Danzig 1778 neu verlegte, und dessen Druck Breitkopf Flöricke Auftrag gegeben war, erschien 1417 Exemplaren*; ein von der einer

Auf

heraus". Diese Fälle von Neu- und Nach Nachfrage nach

*

*

Jahrhundert nun einmal

Ein Exemplar befindet sich

Vgl. Typ. Dr. Vgl. Typ. Dr.

1778 79. 177273.

in

18.

in

*

der

im

drucken beweisen aufs klarste die außerordentliche

Blüte stehenden literarischen

der Universitäts-Bibliothek

Königsberg.

ZUSAMMENFASSUNG

54

Wochenschriften, und es ist nur zu ver ständlich, daß durch die Gangbarkeit verschiedener solcher Zeit schriften unzählige literarische Winkelexistenzen veranlaßt wurden, Kost der moralischen

Unterhaltung mit dieser Mode gewordenen Form literarischer ebenfalls ihr Glück zu versuchen. Daß solche literarischen Glücks ritter allerdings mit ihrer Unterhaltung zumeist frühzeitig

Schiff

bruch erlitten, geht aus der geringen Lebensfähigkeit der meisten dieser Gründungen hervor. Überblicken wir jetzt die vorliegenden

Auflageziffern der

ver

schiedenen Fach- und Unterhaltungszeitschriften in ihrer Gesamt heit, so ergibt sich, daß die Mindestgrenze der Auflagehöhe bei der Ziffer 500 liegt. In diesem Falle war aber nur dann ein längerer Bestand der Zeitschrift denkbar, wenn sie eine Gesellschaftsschrift war, wie dies bei den

mit festem Abonnentenstamm

„Ökonomi

der patriotischen

schen Nachrichten

Fall war. Zeitschriften

Gesellschaft in Schlesien“ der mit einer Auflage von 500 Exemplaren, die

über einen solchen festen Stamm von Abnehmern nicht verfügten, vermochten sich nicht zu halten; ebensowenig pflegten jene Zeit schriften, die von einer höheren Auflageziffer auf die 500-Grenze Sinken der Auflagehöhe bedeutete hier

herabsanken, fortzubestehen.

Rückgang des Absatzes. Als normale Auflagehöhe für Zeitschriften scheint die Auflage von 1000 Exemplaren gegolten zu haben,

an

in

ist

ist.

wobei allenfalls ein kleiner Spielraum nach unten noch zulässig Bezeichnend die Äußerung Boies einem Brief vom Verleger 20. Januar 1791 von Halem: „Der (Göschen) sagt,

Hierbei möge Exemplare

wenn

drucken

einigen

bedenken,

man

wenigstens auf 1000 Exemplare

ließ, als

Vortheil davon haben soll“. daß der Verleger oft weit mehr

an

erstrecken,

er

sich

des Museums muß er

der Absatz

die Abonnenten absetzte.

Hier

an

für bieten die Briefe des Hamburger Verlegers Bohn Friedrich Nicolai, der 1792 seine „Allgemeine Deutsche Bibliothek“ mit dem

O.,

S.

a.

Vgl. Hofstätter

a.

*

er

an

Bohn abtrat, wertvolle Anhaltspunkte. Danach ließ Nicolai von seiner Zeitschrift, bevor sie an Bohn verkaufte, 1800 Exemplare drucken, setzte aber nur 1100 an feste Abon 107. Bande

128.

ÜBERSCHUSSEXEMPLARE

ab. Bohn

nenten

55

setzte aber ein Jahr nach der Übernahme der

Zeitschrift (1793) keine 1000 Exemplare mehr ab?; die genaue

ziffer betrug

im Jahre 1793 926 Exemplare”.

Absatz

Als im Jahre 1800 war“, ließ Bohn ersichtlich, wie groß

ist

die Abonnentenziffer auf 752 zurückgegangen

im

noch 1250 Exemplare drucken“. Hieraus die Spannung zwischen Auflageziffer und Abonnentenziffer sein konnte. Die Differenz betrug Falle der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ unter Nicolai 700, später unter Bohn 500 Exemplare.

Von diesen 500 Exemplaren

stellt Bohn 200 Freiexemplare

als

Vorwurf verwahrt,

daß

mit den Freiexemplaren

nahe

an

hohe Auflage drucke: „1000 und nicht bei einem Absatz von 700 gedruckt werden, weil

Abonnentenziffer eine 800 müssen

bei der stark zurückgegangenen

zu

den

er

in

in

Rechnung. Man vergleiche den folgenden Passus eines Briefes vom 11. IV. 1800, dem Bohn sich gegen

notwendige Ausgabe

1000 gebraucht

werden.

Ob ein

Überfluß von 250 nothwendig oder überflüssig und unvernünftig sey, muß ich dahingestellt seyn lassen. Sie selbst [Nicolai] druckten bei 1100 Absatz (worin die Exemplare für Ihre Handlung mitbegrif fen), und wenn ich auch 200 Freiexemplare rechne, also 1300 brauch ten, 1800, das sind 500 mehr; ich brauche 1000 und drucke 250 mehr“. er

für später eintretende Abon Diese Überschußexemplare benötigt nenten, die die bereits erschienenen Bände nachzukaufen wünschten, ihnen

sieht hieraus:

eine

Preisermäßigung zugestanden

verfügen, teils um für spätere Inter haben, weit über Serie auf Lager

zu

Zahl von Freiexemplaren essenten

wurde". Man

der Verleger druckte, teils um über eine genügende zu

wobei

die vollkommene

die Abonnentenziffer hinaus. Mag die Zahl der Überschußexem plare im Falle der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ auch aus

X.

Vgl. Bohns Brief vom

sein, jedenfalls

muß immer mit einem

"

*

*

7

*

*

*

13. 1795. (Bd. des Nicolaischen der Preuß. Staatsbibliothek.) Vgl. Mitteilung im September 1793 an Nicolai. Vgl. Brief Bohns vom 18. III. 1800.

Vgl. Brief Bohns vom Vgl. Brief Bohns von Vgl. ebendort.

18. 11.

III. IV.

1800. 1800.

Nachlasses

in

nahmsweise hoch gewesen

LEBENSDAUER DER ZEITSCHRIFTEN

56

großen Posten solcher Überschußexemplare gerechnet werden. Wenn also vorhin 1000 Exemplare als die normale Auflagehöhe des 18. Jahrhunderts bezeichnet wurde, so ist damit noch nicht gesagt, daß die Zeitschriften über 1000 Abon der Zeitschriften

1000 war, wie aus den Breitkopfschen

nenten verfügten.

Kalku

hervorging, die Ausgangsziffer; und wenn von dieser Exemplare im Abonnement vertrieben wurden,

lationen

Auflage 7–800 so konnten

die Verleger wohl

ganz gut dabei bestehen, es sei

denn, daß mit der Zeitschrift so ungeheure Belastungen verbun den waren wie im Falle der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“,

wo der Verleger im Jahre 1800 bei einem Absatz von 752 Exem plaren bereits ein Defizit hatte.

Auflagen von 2000 und mehr Exemplaren den angeführten

Beispielen

gehören,

wie aus

ersichtlich,

zu den Seltenheiten. Auflagehöhe Schwankungen Neben der und deren nach oben und nach unten erschien die Lebensdauer der Zeitschriften zur ist

Beurteilung des Absatzes von Bedeutung. Indes ist dies Moment nur mit gewisser Einschränkung gültig. Es nämlich mit Sicher heit für die Feststellung eines schlechten

Absatzes nur dann zu verwerten, wenn der Zusammenbruch der Zeitschrift sogleich nach der Ausgabe der ersten Stücke oder bei Wochenschriften von etwa

mangelnden

kann eine

Lebens

keineswegs als Beweis für

Jahren noch

Absatz herangezogen

werden.

Der „Wandsbecker

Jahre, „Der Jüngling“ gar nur Jahre, beide erlebten aber Neuauflagen und Nachdrucke, eine

Bote“ bestand schriften

2–5

Dagegen

5

dauer

des ersten Jahres erfolgt.

2

innerhalb

Zeit

Tat

sache, die den voreiligen mehr

ist

Lebensdauer schriften

Schluß von der verhältnismäßig kurzen Absatzmöglichkeiten nicht zuläßt. Viel mangelnde auf

das oftmals nur kurze Bestehen selbst viel gelesener des

18.

Zeit

Jahrhunderts darauf zurückzuführen, daß der

oder die Herausgeber ihre Zeitschrift selbst zusammenschreiben mußten und infolge des Mangels einer genügend starken Mit nach einigen Jahren die Feder aus der Hand legten, weil ihr Stoff erschöpft war. *

arbeiterschaft

Vgl. Brief Bohns an Nicolai vom 18.

III.

1800.

KALKULATION

DER „RUSSISCHEN BIBLIOTHEK“

57

Die Auflagehöhe allein würde aber nur ein unvollkommenes suchender Ware geben, Unkosten, Herstellung wenn man nicht auch die die die einer Gewinnmöglichkeiten Verlegers verursacht, Zeitschrift und die des

Bild

von

kennen

der

Zeitschrift

als Absatz

Glück lassen sich alle diese Fragen mit Hilfe

lernt. Zum

der Kalkulationen der Typographischen Druckbücher beantworten. Ich gebe hier einige Musterbeispiele, aus denen die Produktions kosten ersichtlich

sind.

Beispiel I. Für die Firma Hartknoch in Riga (Typographische Druckbücher 1771/72) Russische Bibliothek zur Kenntnis des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Rußland, 1. Bd. 1. Stück. 89. Auflage: 3 Ries 2 Buch Druckpapier, 50 Bogen Registerpapier, a–g=7 Bogen, 1521 Exemplare und 50 Schreibpapierexemplare. Druckerlohn (Satz und Druck) à Bogen 3 Th. 8. Gr. 21

Ries Druckpapier

15 Buch Schreibpapier Correctur à 5 Gr.

à 3

Gr.

= A-

Ganzmachen

= =

*

Zur Orientierung:

1

Ballen

1

Ries

8

Gr. 2

22



12



1



21



1



11



16



1



=

Censur Summa

1

23 Th.

= 10 Ries = 200 Buch =5000 Bogen. = 20 Buch =500 Bogen Druckpapier oder Buch = 25 Bogen Druckpapier oder 24 Bogen

50 Th. 20 Gr.

480 Bogen Schreibpapier.

Schreibpapier.

Nach Angabe des Titels pflegt in den Typ. Druckbüchern die Papiermenge angegeben zu werden. Um 1 Bogen der zu kalkulierenden Druckschrift die Papiermenge kennenzulernen, die für die Herstellung der gesamten Druck schrift benötigt wird, die obengenannte Papiermenge mit der Zahl der Druckbogen (in unserem Beispiel mit zu multiplizieren. 12

Gr.

=

Gr.;

1

24

Th.

=

1

*

7)

ist

für

Pfg.

KALKULATION

58

DER „RUSSISCHEN BIBLIOTHEK“

Dieser Breitkopfschen Kalkulation stelle ich zum Vergleich eine Berechnung desselben Stückes der Russischen Bibliothek nach dem im Jahre 1913 gültigen Druckertarif gegenüber. Die Her betragen im Jahre 1913:

=

Satz

=

Formschließen und Zurichtung Druck

= = = =

Druckpapier Schreibpapier

ca.

Buchbinderarbeiten Summa

260,05 Mk.

42,–



31,90



65,85



4,–



31,50



=435,30 Mk. und deshalb

die Kalkulation nach dem Tarif von 1913 nicht eingesetzt

Gr. und 435,30 Mk. gegenüber. in

len? Die Frage,

läßt sich vielleicht

Nach einer

welchem Wertverhältnis sie zueinander am zuverlässigsten

stehen,

durch die Einschaltung des

als Vergleichsfaktors erklären. in

Getreidepreises

stehen sich demnach Was besagen diese Zah

der Bibliothek der Handelskammer

in

9

schen 49 Th.

wer

Gr) aus der Breitkopf

Es 11

mag dieser Posten Th. abgezogen Kalkulation werden. (1

den kann,

so

in

Da der Umfang der Korrekturen nicht bekannt

ist

stellungskosten

Berlin

be

da

27

findlichen Tabelle habe ich den Jahresdurchschnitt der Berliner Roggenpreise für 1764–1790 berechnet. Der Durchschnittspreis für diese Jahre beträgt 32, Th. pro Wispel; die Wispel

1

7

1

so

auf dieser Tabelle nach Berliner Maß = 25 Scheffel? gerechnet wird, stellt sich der Durchschnittspreis für Scheffel auf Kornpreises bestätigt Th. Gr. Diese Höhe des wird durch eine lins

in

Angabe,

von Burkhardt: „Zur Statistik entnehme, den Jahren 1762–90“* wonach der Berliner die ich dem Aufsatze

Ber

Ge

5.

24

zu

in

*

S.

*

lin 1871),

I.

F.

*

Nachweisung der Roggen-Preise vom Jahre 1764 bis ultimo 1868, ent Grohmann, vgl. Anlage worfen von allgemeinen Im rechnet man die Wispel Preußen Scheffel. Jg. (Ber Vgl. Städtisches Jahrbuch für Volkswirthschaft und Statistik, 34.

DER GETREIDEPREIS treidepreis

am 26.

ALS WERTMESSER

59

Juni 17901 Th. 14–17 Sgr. betragen hat. Da

= 1000 kg oder = 1 Tonne Getreide entspricht", folgende Berechnung der Getreidedurchschnitts so mag für die preis der Jahre 1764–90 1 Tonne Korn = 32, Th. zugrunde

eine Wispel Korn

gelegt

werden. Diesem Preise stelle ich den Durchschnitt der Berliner Großhandelspreise für Roggen aus den Jahren 1904 bis 1913 gegenüber,

wie er sich aus dem amtlichen Zahlenmaterial? errechnen läßt. Dieser Durchschnittspreis beträgt 167,50 Mk. Diese Ziffer kommt übrigens dem Durchschnittspreise von 1913 mit 164,30 Mk. ziemlich

nahe. Da das Verhältnis des Reallohnes zum Kornpreis im Laufe der Zeiten ungefähr das gleiche zu bleiben pflegt, mithin die Entlohnung für ein und dieselbe Arbeitsleistung innerhalb verschiedener Jahrhunderte mit verschiedener Währung am zuverlässigsten nach dem Maßstabe des jeweiligen Preises

für das wichtigste Lebensmittel,

das Getreide,

bemessen wird, so

mag es gestattet sein, auf Grund der soeben ermittelten Getreide preise, die überdies zur Vermeidung von Zufälligkeiten als schnittspreise

größerer Zeitspannen

32, Th.

anzusehen

sind,

Durch

die

Kauf

als Kaufpreis für eine Tonne Roggen während der Jahre 1764–1794 dem Werte von 167,50 Mk, als dem Kauf

kraft von

von einer Tonne Roggen während der Jahre 1904–1913 gleichzusetzen. Danach kommt der Kaufkraft von 1 Th. der preise

Jahre 1764–90 ein Geldwert von

5,15

Mk. zu. Setzen wir

diesen Wert in die Breitkopfsche Kalkulation ein, so würden die oben genannten 49 Th. 9 Gr. etwa 254,25 Mk. entsprechen. Man kann demnach sagen, daß die Produktionskosten der Zeitschriften

in einem ungleich stiegen

stärkeren Verhältnis als der Getreidepreis

sind. Während nämlich

die Herstellungskosten der

ge

Zeit

schriften unter weiterer Zugrundelegung des Kornpreises als des gemeinsamen Wertmessers nur 254,25 Mk. betragen dürfen, be laufen

sie sich tatsächlich

= 25

*

Eine Wispel

*

Vgl. Statistisches Jahrbuch

S. 306,

Scheffel;

auf 435,30 Mk, d. h. die Kosten sind

1

Scheffel Roggen wiegt 40 kg.

für das Deutsche Reich, 35. Jg. (Berlin 1914),

zu

beobachten, welche Es sehr lehrreich Faktoren die Herstellung verteuert haben. Lediglich sind die Papier Zugrundelegung Löhne. Während das (immer unter der daß

Th. =5,15 Mk. Kaufkraft hätte) von dem Preise 70

Annahme,

1

es

um 71% gestiegen.

DER „RUSSISCHEN BIBLIOTHEK“ ist

KALKULATION

60

Mk. gesunken ist, mithin sich um Mk. auf rund 45% verbilligt hat, der Aufwand für Satz und Druck bei

von rund

ist

125

er

h.

Mk,

d.

334

beträgt statt ca. 120,15 Mk. ca. 180% gestiegen; die Herstellungskosten für Satz und Druck haben

um

im

ca.

nahe

Jahre 1913 um ca. 180% erhöht. Von den Kosten der Buch binderarbeiten will ich absehen, da nicht mehr festzustellen es

sich

An

ist, wie weit das „Ganzmachen“ dem Heften nach modernen im

forderungen entspricht. Diese Steigerung der Kosten für Satz und Druck läßt sich auch einzelnen nachprüfen. Der Arbeitslohn, der Verlag Breitkopf nach

den

Ausweis

der Typographischen

18

9

Druckbücher zahlte, betrug für den Setzer Gr. für die Form, mithin Gr. für einen Bogen der „Russischen Bibliothek“, das entspräche umgerechnet dem Werte von 3,85 Mk. pro Bogen.

21

7

14

Der Drucker erhielt für 1000 Exemplare Gr. pro Form, Gr. Bogen, Auflage Exemplaren für den mithin bei einer von 1500 pro umgerechnet 4,50 Bogen. Gr. oder Mk. Der Arbeitslohn 15

in

18

von Satz und Druck zusammen betrug Gr.+21 Gr.=1Th. Gr. Wenn der oben aufgeführten Kostenberechnung des Verlages

17

1

in

8

3

Gr. pro Bogen für den Druckerlohn angesetzt sind, so Mehrbetrag diesem, den Arbeitslohn übersteigenden dürften Th. Gr. pro Bogen der Unternehmergewinn und die Ent von

Th.

schädigung für Abnutzung des Typenmaterials, der Druckerpresse, Miete des Arbeitsraumes, für Beleuchtungsunkosten und der gleichen

einbezogen

sein.

Als weitere Probe einer Zeitschriftenkalkulation mag ein Stück

im

ist

in

Breitkopf die der Auflage von 3000 Exemplaren Verlag herausgab. Die Kalkulation Jahrgang Typographischen Druckbücher verzeichnet.

im

der „Neuesten Theologischen Bibliothek“ dienen, jener Zeitschrift, eigenen

1775/76

der

KALKUL. DER „NEUESTEN THEOLOGISCHEN

61

II.

Beispiel

BIBLIOTHEK“

Korrektur

Das gleiche

und Honorar

ab,

1

1.

„ „

Ö

Gr.

Gr. die beiden Posten

verbleiben

19

für

so

Ziehen wir von der Summe von 75 Th.



75 Th.

Summa

8 20

»

=

2

à

Das Honorarium beträgt für je den Band 200Th., also Stück Ganzmachen

1



=

15

25



25 Th. 20 Gr.

A-

Censur

Bogen.

=



20 Gr.

Gr.

St. 89.

A–E =5

1

Ries Druckpapier

Correctur

à 6

30°

à

à 5

4

Druckerlohn (Satz und Druck) Th. Gr.

Bd.

=

2

6

Ernesti: Neueste Theologische Bibliothek, Auflage: Ries, Buch halbw. Druckpapier,

4.

Vor uns selbst.

53 Th.

Stück, nach den 1913 gültigen Sätzen kalkuliert,

Gr.

er

fordert folgende Kosten:

Papier

im

Summa

Wir wollen wieder wie zuvor Reichsthaler

der zweiten

Beispiel

Hälfte des

18.

„ „ „

Buchbinderarbeiten

Mk.



Formschließen und Zurichtung Druck

I

= 184,35 = 30,– = 45,– = 46,20 = 92,60 = 398,15

Satz

Mk.

annehmen,

daß dem

Jahrhunderts eine

Kauf

Produktions Bandes der „Neuesten Theologi

schen Bibliothek“

Stück des Jahre

4.

für das

im

kosten

1.

kraft von 5,15 Mk. zukäme. Dann ergibt sich, daß die

1776 eine Summe betrugen,

die dem

Geldwerte von 277 Mk. entsprechen. Nach dem Tarif von 1913 beliefen sie sich aber auf ca. 398 Mk. Die Gesamtkosten haben um rund 44% erhöht. Prüfen

Zur Berechnung aer Satzkosten vgl. Anlage

II.

*

sich demnach

wir nunmehr wieder

KALKUL. DER „NEUESTEN THEOLOGISCHEN

62

BIBLIOTHEK“

Posten durch: Der Arbeitslohn für den Setzer

die einzelnen

be

trug im Jahre 1776 pro Bogen 20 Gr, umgerechnet 4,28 Mk, der Druckerlohn pro Form und bei einer Auflage von 1000 Exem plaren 7 Gr, mithin pro Bogen 14 Gr, bei 3000 Exemplaren 1

Th.

18

Gr,

umgerechnet

ca. 8,95

Mk. Der Lohn für Satz und

Druck zusammen + 1 Th. 18 Gr. = 2 Th. 14 Gr.; in die Kalkulation ist aber (wie in dem ersten Beispiel) der doppelte Betrag von 5 Th. 4 Gr., umgerechnet ca. 26,60 Mk., betrug pro Bogen 20 Gr.

eingesetzt.

Satz und Druck

zusammen

der Kalkulation von 1776 25 Th. 20

Gr,

betragen für 5 Bogen in umgerechnet ca. 133 Mk,

wogegen nach der Kalkulation von 1913 die gleiche Arbeit 259,35 Mk. kosten würde. Die Herstellungskosten für Satz und Druck sind also um etwa 95% gestiegen. Es fällt auf, daß in diesem Beispiel sich die Herstellungskosten um ca. 95%, dagegen in dem vorher Beispiel

der „Russischen Bibliothek“ um 180%

ver

ist

angezogenen

größert haben.

im

ist

2

Diese Tatsache darauf zurückzuführen, daß erstens der Satz der „Theologischen Bibliothek“ um Groschen Bibliothek“, teurer als der der „Russischen zweitens aber die

in

18. Jahrhundert eine Kosten des Druckes von 3000 Exemplaren größere Belastung der gesamten Herstellungskosten mit sich bringen als der Druck von 3000 Exemplaren der Kalkulation

1913

Verhältnis

Hieraus

daß die Kosten für die manuelle Arbeit des Satzes!

sind, und zwar von

in

dagegen

ist

Kalkulation von

2,:

1.

Verhältnis von 1:2%, einander gegenüber, im

im

in

von 1913. Denn der Breitkopfschen Kalkulation der „Theolo gischen Bibliothek“ stehen sich die Kosten für Satz und Druck der ersichtlich,

unverhältnis

8

75

12

17

d. h.

gestiegen

8

Th. Gr. (= 42,90 Mk.) auf 184,35 Mk, um 325%, dagegen für Zurichtung und Druck von Th. Gr. (= 90,10 Mk) auf Mk. herabgesunken sind. Für die gesamten Herstellungskosten fallen aber noch die Papier mäßig

Sie sind, wie schon im Falle der „Russischen Bibliothek“ nachgewiesen wurde, heute billiger als 18. Jahrhundert. Bei der einer Auflage von 3000 Exemplaren schwer ins Gewicht.

in

im

preise

in

*

Bei Zeitschriften wird Maschinen- und Handsatz nach den neuzeitlichen gleicher Höhe entlohnt. Tarifen

KALKUL. DER „NEUESTEN THEOLOGISCHEN

BIBLIOTHEK“

63

gedruckten „Theologischen Bibliothek“ tritt der teure Papierpreis des 18. Jahrhunderts und der im Vergleich dazu billigere des 20. Jahrhunderts bei der Endsumme der Produktionskosten

er

d. h. er

als der Papierpreis von 92,60 Mk. Zusammenfassend

lassen

sich

Jahre

1776 um ca.

42% teurer

der Kalkulation von 1913.

diese Beobachtungen

in

Mk,

in

132

im

sprechend

ist

heblicher in Erscheinung, als bei einer Auflage von 1500 Exem plaren der „Russischen Bibliothek“. Der Papierpreis beträgt laut Ausweis der Breitkopfschen Kalkulation 25 Th. 15 Gr, oder ent

folgende

im

Formel kleiden: Bei einem Vergleiche der Herstellungskosten einer Zeitschrift 18. und 20. Jahrhundert ergibt sich, daß die für die 3%fache gestiegenen Kosten im 20. Jahrhundert durch eine Verbilligung der Druck Arbeit des Satzes

um

das

ca.

so

manuelle

doch und des Papieres wenn auch nicht ausgeglichen, Verbilligung erheblich herabgesetzt werden. Diese muß sich logi scherweise, wie das Beispiel der „Theologischen Bibliothek“ be kosten

im

machen.

größer

Zeitschriften mit hoher Auflage geltend Mit anderen Worten ausgedrückt kann man sagen: 18. Jahrhundert die Auflage einer Zeitschrift ist, um

besonders

bei



– so Je

weist,

18.





die des

verglichen

so

mit den heutigen Preissätzen die Kosten für Papier und Druck, und um mehr werden sich schließlich die Endsummen der beiden Kalkulationen höher werden

Jahrhunderts und die des 20. Jahrhunderts

einander

nähern. in

Die Breitkopfsche Kalkulation der „Theologischen Bibliothek“ ist aber noch einem anderen Punkte für uns von Interesse.

gezahlte Honorar

in

ist

im eigenen Verlage erscheint,

so

Da die „Neueste Theologische Bibliothek“ nicht wie die „Russische Bibliothek“ für einen auswärtigen Buchhändler gedruckt ist, sondern auch das dem Herausgeber

die Kalkulation aufgenommen. Das„Honorarium“,

4

d.

Zeitschriften

heutzutage

Bogenhonoraren

wissen zu

schaftliche

mit dem, was selbst schlecht zahlende an

Honorar verglichen

h.

auch

wurde, beträgt

20

es

sonst heißt, „dem Autor pro labore“ gezahlt Th. pro Stück, Th. pro Bogen, nach heutigem Geldwerte etwa 20,60 Mk, wahrlich ein sehr bescheidenes das, wie

zahlen

AUTORENHONORARE

64

DES BREITKOPFSCHEN

VERLAGES

pflegen", bescheiden aber auch für eine gut gehende Zeitschrift, die sich ständig in einer Auflagehöhe von 3000 Exemplaren hielt,

Honorarsätzen noch nicht geht

es

Fällen

ganz schlecht. Denn

nicht über 3%, Th. hinaus.

in

so

im

ist

also für den Verlag ein sicheres Geschäft bedeutete. Immerhin dies Honorar nach den 18. Jahrhundert üblichen niedrigen den meisten

Bei dem ebenfalls

im

3

Breitkopfschen Verlage erschienenen „Leipziger gelehrten Tage buch“, das wir als Periodicum, nicht als Zeitschrift ansprechen, betrug das Herausgeberhonorar Th. pro Bogen, und bei den „Mineralogischen Belustigungen“laut Ausweis der Typographischen Druckbücher (1768) nur Th. Sehr häufig pflegt der Autor

2,

einer Anzahl von Exemplaren

Theologische Bibliothek“, die 1780

wurde, laut Ausweis der Typographischen

Druck 17

(5

18

1.

14

3

h.

d.

Exem

Bogen) Stück des Bandes Th. pro Bogen, Th. Gr. dazu Freiexem

bücher (178081) für das 22 Gr. Honorar,

einer Auflage von 1500

9.

plaren gedruckt

seiner

erhielt Döderlein für die „Auserlesene

in

so in

einen Teil des Honorares Zeitschrift zu empfangen;

3,

J.

4

in

1.

im

C.

Bandes

12

1.

ist das Honorar auf Th. pro Bogen und Adelung, der Freiexemplare herabgesetzt. Verlage Breitkopf erscheinenden Zeitschrift Verfasser der 1778 „Schauplatz des Baierischen Erbfolgekrieges“, deren Stück sogar zweiter Auflage erschien, erhielt Th. Bogenhonorar*. Ein aus plare. Beim 11. Stück des

hohes Honorar wurde Wilhelm Gottlieb Becker für

5,

sich

Th. pro Bogen”. Breitkopfschen

den Jahren

Dies

ist

trug

im

sein „Magazin der neuern französischen Literatur“ gezahlt,

es

nahmsweise

be

der höchste Honorarsatz, der

Verlage als Zeitschriftenhonorar zwischen

1760–1790 nachweisen

läßt. Andere Verleger

haben

B. B.

*

*

für Illustrationsvorlagen ersetzt. Vgl. Typ Dr. 177879. Vgl. Typ. Dr. 1780.

in

de

im

B.

z.

so

75

50

Mk, das„Zentralblatt für Biblio zahlt zur Zeit Bogenhonorar, thekswesen“64Mk. die Honorarsätze naturwissenschaftlicher Zeit schriften schwanken zwischen 50 Mk. und Mk. pro Bogen. Einzelne wissen Honorarzahlung überhaupt für über schaftliche Zeitschriften freilich halten eine Velage flüssig, Gruyter das von Walter Berlin erscheinende „Archiv für Urkundenforschung“, das den Autoren nicht einmal die Barauslagen "Die Zeitschrift»Euphorion“

AUTORENHONORARE VERSCHIEDENER VERLÄGE

65

Honorare zugestanden. Der Verleger Reich (Weidmannsche Buchhandlung) zahlte für das „Magazin der Regie rungskunst“ (Leipzig 1775)6Th. pro Bogen. Der „Teutsche Merkur“ den Autoren höhere

nach einer Mitteilung Wahls* im Jahre 1783, als Bertuch in die Redaktion eintrat, der Gepflogenheit anderer Zeitschriften

regulierte

folgend, das Honorar und erhöhte es auf 10 Th. für den Original beitrag und auf 6 Th. für Auszüge und Übersetzungen. Bertuch selbst bezog im gleichen Jahre als Mitherausgeber der Zeitschrift

373,

Th. Gehalt. Karl August Böttiger, der seit Mai 1796 der Redaktionsgehilfe Wielands wurde, erhielt jährlich 300 Th." Nach einer Mitteilung des Buchhändlers C. G. Fleckeisen in Helmstedt an Friedrich

Nicolai

vom

21.

VI. 1800 wurde den Mitarbeitern

der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“6 bis 10 Th. Bogenhonorar,

durchschnittlich 8 Th. gezahlt, dem Redakteur ein Jahresgehalt von 350 Th.“, das im Jahre 1793 sogar 500 Th. betragen hatte". Wir haben es bei dem „Teutschen Merkur“ und der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ mit zwei die Mitarbeiter und Rezensenten

Ende

Betracht

zu

aber

in

Hierbei

ist

für damalige Verhältnisse gut bezahlenden ziehen,

zu tun.

daß offenbar erst gegen

18. Jahrhunderts bei gesteigerten

des

Zeitschriften

Honoraransprüchen

der Autoren die Honorare diese Höhe angenommen haben, worauf neben der dem Wahlschen Buch entnommenen Notiz eine Be 6.

merkung des Hamburger Verlegers Bohn vom Dezember 1797 an Nicolai hindeutet: „Viele Recensenten erhöhen das Honorar, und die neuen Recensenten erhalten alle mehr als die alten.“ Doch

Wichtig

ist

gab Bohn nach einer Mitteilung aus dem Jahre 1800: „durch die Bank nicht 10 Th. Honorar“6. bei diesen Mitteilungen die Unterscheidung zwischen

Redakteurgehalt

*

S.

a. a.

S.

S.

a.

a.

Vgl. Hofstätter: O. 38. Vgl. Hans Wahl: Geschichte des Teutschen Merkur (Berlin 1914), 162f. Vgl. Wahl: O. 230. Vgl Nachlaß Nicolai, Briefwechsel Bd. 22. Vgl Bohn Nicolai am 18. III. 1800 (Nicolai, Briefwechsel Bd. 7). an

*

*

*

*

*

und Honoraren der Mitarbeiter. Nicht überall ist Scheidung diese vorhanden gewesen. Dohm und Boie erhielten

Vgl. Brief

an Nicolai

vom

11.

IV.

1800.

AUTORENHONORARE VERSCHIEDENER VERLÄGE

66

von dem Leipziger Verleger Weygand als Herausgeber des „Deut schen Museums“ zwar ein Fixum von 162 Th. pro Quartal, muß ten aber von diesem Gelde ihre Mitarbeiter

Diese

bezahlen.

be

kamen durchschnittlich 4 Th. pro Bogen, bedeutende Literaten wie

Voß, Bürger, die Stolbergs erhielten 5Th. Für jeden der Heraus geber blieben im 1. Quartal 30 Th., in den beiden folgenden Quar talen 40 Th.

übrig. In den folgenden Jahren wurde das Redakteur

Th. pro Jahr", alsdann noch um wenigstens weitere 40 Th.* erhöht. Auch die Bogenhonorare scheinen damals

gehalt erst um

bis auf

6

100

Th. heraufgesetzt

worden zu sein“.

zu

zweispaltig

in

allerdings

bemerken, daß die „Allgemeine

Die Rezensenten

scheinen

übrigens in

Rezensionsexemplare, die zum Teil behalten zu haben. Bohn schreibt an

Literaturzeitung“

kleiner Type gedruckt wurde. im

ist

Vielleicht haben die Honorarsätze, die die „Allgemeine Literatur Zeitung“ in Jena zahlte, reformierend auf ähnliche Institute gewirkt. Diese Zeitschrift zahlte den Rezensenten 10 Th. für den Bogen, den bedeutendsten Kräften jedoch 15 und zuletzt sogar 20 Th.*Hierbei

18.

Jahrhundert

die

der Verlag anschaffte, nicht einem Brief vom 11. IV. 1800

Nicolai: „Ich muß eine Menge Bücher bloß für die Bibliothek

anschaffen,

die ich hernach da

den Posten,

nicht brauchen

die Hälfte der

kann:

Rezensionsbücher sind beschmutzt,

zurückkommenden

zerrieben

packen,

und mithin ein großer Theil Makulatur. Dies alles muß ich vernünftigerweise Anschlag bringen.“ die Gelehrten

schlecht

in

auf

gewinnen, wenn man das Beispiel

a. O.

a. a.

a.

II.

37 4. ff.

81.) 82.)

S.

an an a. a.

a.

a.

*

*

*

S.

*

*

S.

Vgl. W. Hofstätter O., Vgl. Brief Dohms Boie vom 1777. (Hofstätter Vgl Brief Dohms Boie vom 18. XII. 1777. (Hofstätter Vgl. Hofstätter O. 82. Vgl. Walther Schönfuß: Das erste Jahrzehnt der Allgemeinen Zeitung, Lpz. Phil. Diss. 1914, 45.

S.

eine Vorstellung

O. S.

am besten

in

an

Im Anschluß die Honorarfrage will ich einem kurzen eingehen. Exkurs auf die Löhne der Setzer und Drucker Man Entlohnung wird über die der Setzer- und Druckerarbeit vielleicht

Literatur

SETZER- U. DRUCKERLÖHNE

D.

BREITKOPFSCHEN VERLAGES 67

Zeitschrift heranzieht, bei der die Löhne durch mehrere Jahrzehnte verfolgt werden können. Ein solches Beispiel bietet die von 1760–1769erschienene„NeueTheologische Bibliothek“

einer

beliebigen

und ihre Fortsetzung „Neueste Theologische Bibliothek“ (1771 bis 1777) sowie die zeitlich anschließende „Auserlesene Theologische Bibliothek“(1780–1792).Nach Ausweis der Typographischen Druck bücher wird gezahlt: I.

b) den Druckern

a) den Setzern

pro Bogen

=

1762

=2

pro Bogen

Formen

14 oder

16 Gr.1

1762

1765

=

18

Gr.

177071

=

19



177071

20



1775/76

20



178081

1775/76

178081

= =

1765

=2 = =

= = =

Formen à 1000 Exempl. 8–13 Gr. 9 Gr. 14



14



14



Als weiteres Beispiel wähle ich die von 1755–72 erschienene „Kriegsbibliothek“ mit ihrer Fortsetzung „Neue Kriegsbibliothek“ 1774–81.

II.

Es wurde gezahlt: b) den Druckern

a) den Setzern

pro Bogen 177071 177677 1780/81

= 2 Formen = 18 Gr. = 22 „

=

1

pro Bogen 177071 1776/77

Th.

178081

= 2 Formen = 16 Gr. = 16 „ = 17 „

Aus beiden Beispielen ist die ständige Aufwärtsbewegung der Löhne ersichtlich, die sich auch trotz sehr erheblicher Schwan kungen bei den Getreidepreisen

feststellen läßt. Der Durchschnitts

zwischen 1764 und 1770 betrug 29 Th. 10 Gr. pro 1771 und 1772, als der Durchschnittsgetreidepreis von

getreidepreis

Wispel.

30 Th. (1770) auf 57 Th. (1771) und 55!, Th. (1772) heraufging,





wurden wie Beispiel I zeigt auch die Löhne höher gesetzt. Zwar gingen schon 1774 die Getreidepreise auf den normalen * Es mag bei dieser Differenz um 2 Gr. pro Bogen das Lebensalter oder die Dienstzeit der Gesellen mitsprechen.

1781

1780

und

33,

der Jahresdurchschnitt zwischen 1771

Th. pro Wispel;

1790,

wo

er

und

er

Stand zurück, gleichwohl

ist

FORM DER ENTLOHNUNG

68

verändert

sich kaum zwischen

32 Th. 20 Gr. pro Wispel betrug.

Für die Form der Entlohnung mögen folgende Tatsachen von Interesse sein, die sich den Lohnkonten der Breitkopfschen Firma Gesellen dieser Firma ist ein

be

auf den Namen lautendes Konto angelegt. Hiernach

er

sonderes,

lassen.

Für jeden

hält jeder Geselle für mehrwöchige (gewöhnlich ein Kostgeld vorausbezahlt,

Zeitabschnitte

zweimonatige)

das pro Woche

1

entnehmen

Th. Gr

2

8

Gr. beträgt, wozu bei einigen Gesellen ein Bettgeld von pro Woche hinzukommt. Die tatsächlichen Einnahmen der Gesellen aber richten sich nach dem Umfang der am Ende einer mehr wöchigen

man aus

Arbeitsleistung;

vorliegenden

und Drucker getrennt

den für Setzer denen jede Setzer- und Druckerarbeit

diese

er

geführten

Arbeitslisten,

in

sieht

Lohnperiode

haftmachung

des Gesellen gebucht wird. Die Verrechnung erfolgt

in

nun am Ende einer mehrwöchigen Lohnperiode

unter

Nam

der Weise,

Kost- und Bettgeld von dem durch Arbeit gewonnenen Lohn abgezogen, der überschüssige Betrag aber bar ausgezahlt wird. Hatte am Ende des Rechnungsjahres (im Mai) daß das vorausbezahlte

Kostgeld und





an

ein Geselle weniger Arbeit geleistet als die Zahlungen der Firma

Vorschüssen ausmach Beginn wurde das Konto des betreffenden Gesellen des folgenden Rechnungsjahres mit der fehlenden Summe belastet. sein, Die Löhne scheinen nicht ausreichend gewesen am nicht selten auch

zu

da

zu

so

ten,

die den Betrag von

zu

10

Jahresabschluß Schuldposten der Arbeitnehmer,

2

8

1

Th. übersteigen, nicht den Seltenheiten gehören. Wenn auch Vorauszahlung durch die von Th. Gr. Kostgeld und Gr. Bett geld der Anschein erweckt wird, als ob den Setzern und Druckern so

Einkommen gewährt wird, er weist sich dieser Eindruck als falsch, wenn man die am Ende der Lohnperiode gewählte Form der Verrechnung Betracht zieht. in

ein durch Zeitlohn gesichertes

Man würde von einem den Arbeitnehmern garantierten Mindest lohn sprechen können, wenn diejenigen Gesellen, deren Arbeits leistung nach Ablauf der Lohnperiode unter dem vorausbezahlten

KALKULATION

60

lag,

nicht der Firma gegenüber auf Grund fehlender Arbeitsleistung zum Schuldner würden. Dies ist aber nicht der Fall; die Vorausbezahlung von Kost- und Bettgeld lediglich als ist

Betrage

DER „KRIEGSBIBLIOTHEK“

in

zu

Das ganze System der der Breitkopf Entlohnung schen Druckerei üblichen allein auf die Arbeits leistung ohne Rücksicht auf die verbrauchte Zeit abgestellt. Man hat also mit Akkordlohn oder, wenn man Betracht zieht, betrachten.

daß bei den Setzern als Einheit geleisteter Arbeit die Form ten), beim Drucker der Druck von 1000 Exemplaren

wird, mit

Stücklohn zu

(8

in

es

ist

Vorschuß

Sei

angesehen

tun.

Als dritte Probe einer Zeitschrift-Kalkulation des 18. Jahrhunderts bringe ich ein Beispiel, wo der Zeitschrift Abbildungsmaterial bei und heute

zu

diesem Fall den Vergleich zwischen einst

in

gefügt ist, um auch

ziehen. Zuerst die Breitkopfsche Kalkulation:

Beispiel III. Vor Herrn Korn jun. Breslau. Versuch, med.

49.

12

Bogen Schreibpapier. Ries 122 Buch Druckpapier, Bogen und Bogen Kupfer, 803 Exemplare auf Druckpapier und Exemplare auf Schreibpapier. 1

Auflage:

9.

Kriegsbibliothek,

4,

20 Gr.

6 6

Gr.



„ „

8 12 14

Pf.



8

„ „



11 13 12

„ „ „ „ „ „

Th.

10

Th.

1

Gr.

+

Th.

10

Gr., zusammen

1

=

180

Pf.

Gr.

1770/71.

Gr., Drucker:

16

Setzer:

18

Vgl. Typ. Druckb

2 *

*

Summa



33



-

100:8

4 2 63 60

stechen

gr

zu à

für Kupferblatten[!] dem Kupferdrucker pro Ganzmachen

1

Gr.

= = = = = = = =

13

Gr.

Th. 22 Gr.

1

à

4,

à 5

132 Buch Schreibpapier pro Correctura Gr. pro Censura

Th.

12

2

à

à

Th. 20 Gr.* 1

Bogen Druckerlohn Ries Druckpapier

42,

=

12

A–X=21,

Th.

KALKULATION

70

DER „KRIEGSBIBLIOTHEK“

Stück der „Kriegsbibliothek“ kostet nach dem im Jahre gültigen 1913 Tarif: Dasselbe

Satz

=

584,80

Mk.

=

178,50



Formschließen und Zurichtung für Text

Mk) und Tafeln

(163,50

Aufschlag à

1,

(15

Autotypien,

für

Mk)

4140 qcm

Pf.

Druck für Text (65,75

Mk) und Tafeln

Mk)

(6,50

Buchbinderarbeiten

Papier Papier für die Tafeln Klischeeherstellung für 9 Tafeln, 4140 qcm à 5 Pf. Summa Rechnen

=

62,10



= = = =

72,25



51,40



145,90



27,70



-

207,–

=

1329,65

yy

Mk.

Ab

wir den aus der Breitkopfschen Kalkulation nach

zug der Korrekturkosten gewonnenen Endbetrag von 176 Th. 3 Gr. unter Anwendung der bei den früheren Beispielen gewählten Me

Th. = 5,15 Mk gleichsetzen, so ergibt sich, daß die gesamten Herstellungskosten thode auf den Geldwert von 1913 um, indem wir

1

1770 907 Mk. betrugen; sie sind also im Jahre 1913 demnach um 46% gestiegen. Die Steigerung der Gesamtkosten etwa die gleiche wie bei der „Neuesten Theologischen Bibliothek“

ist

ist

im Jahre

jedoch geringer als bei unserem ersten Bei spiel („Russische Bibliothek“), wo eine Preissteigerung von 71%

aber

*

und Beispiel

I

folglich müssen

niedrige

um eine beim Abwägen

in

Auflage

Zur Berechnung der Satzkosten vgl. Anlage III.

Ge han

(800 Exemplare),

der Endsummen

die Gründe für den geringeren

III

aufs wesentlichste

beeinflußte. Bei Beispiel

Bei

Beispiel

Zuwachs der

Ill

es

sich

Il

III

vergleichen. Wir sahen und Beispiel Auflageziffer daß die hohe von 3000 Exemplaren die

samtkalkulation delt

die Gesamtresultate

in

spiel

II,

von Beispiel

aber nicht angängig,

zu

Es

festgestellt wurde.

ist

(Beispiel II), sie

Ge

KALKULATION

DER „KRIEGSBIBLIOTHEK“

71

(46% statt 71% in Beispiel I) andere als bei

samtherstellungskosten

9

18

III

Beispiel II sein. Wir wollen jetzt wiederum die einzelnen Posten durchprüfen. Die Setzerkosten betragen laut Setzer von Beispiel rechnung Gr. pro Form, mithin Gr. pro Bogen und unter Be

1,

Diesem

6

32

rücksichtigung der im Konto üblichen Verdoppelung Th. Für 21, Bogen beträgt dies umgerechnet 166,10 Th. Gr. oder Mk. Betrage stehen 584,80 Mk. Satzkosten

nung von

1913 gegenüber;

nach der Berech

die Kosten für den Satz sind mithin

Der Drucker erhielt laut Druckerrechnung bei 1000 Exemplaren! Gr. pro Form, Gr. pro Bogen. der Breitkopfschen Rechnung verdoppelt Dieser Betrag tritt Th.

8

auf:

1

16

h.

in

8

d.

um 252% gestiegen.

Gr. pro Bogen. Bei

21,

Bogen betrugen die

Druck

+

16

28

Th. Gr. oder umgerechnet 147,60 Mk. Diesem Be kosten trage stehen 163,50 Mk. 65,75 = 229,25 Mk. Kosten für Form schließen,

Zurichtung und Druck gegenüber.

Die Preissteigerung 1

so

66

der Druckkosten beträgt 56%. Was die Kosten für Druck- und Gr, umgerech Schreibpapier betrifft, sind diese von Th. d. h.

net von 340,10 Mk. auf 173,60 Mk. herabgesunken,

um fast

ist

100%.

33

der Kostenvergleich zwischen der Herstellung von Abbildungsmaterial einst und jetzt. Das Stechen der Kupfer Interessant

Th. umgerechnet rund 170 Mk.; Autotypien, die man heutzutage wegen der größeren Billigkeit der mechanischen Herstellung der manuellen Arbeit des Kupferstichs vorziehen würde,

platten kostete

Mk, also

69

13

ca.

ca

22% mehr. Der Kupferdrucker erhält nach Mk.; der Breitkopfschen Aufstellung Th.8 Gr, umgerechnet demgegenüber stellt sich die Zurichtung und der Abdruck der kosten 207

60

83

Pf, also ca. 20% mehr. Autotypien auf Mk. Wenn die Kosten für die manuelle Arbeit des Satzes statt einer

II

in

zu

III

in

es

II

in

nur eine Steigerung von 252% Beispiel liegt das hauptsächlich daran, daß wir Beispiel mit Oktav-Format, mit Quart-Format tun haben. Breitkopf bogenweise, dagegen Nun berechnete die Setzerarbeit Beispiel

so

Steigerung von 325%

aufweisen,

*

Bei der Berechnung der Druckkosten wird zwischen 800 und 1000 Exem plaren kein Unterschied gemacht.

KALKULATION

72

DER „KRIEGSBIBLIOTHEK“ Kalkulation der Preis danach, wieviel

richtet sich in der modernen

Druckbogen

Buchstaben ein

Die moderne

enthält.

Kalkulation

III

II

Beispiel

und

Mehr

die

Entlohnung

die höhere

in

Beispiel III) zum Ausdruck Gr. gebracht. Bei der schärfer die Arbeitsleistung erfassenden modernen Kalkulation wirkt sich aber das Mehr an Arbeit einer bedeutend Beispiel

Beispiel

gezahlten

III

Tarif sich der Lohn

für die Druckkosten sind insofern interessant zu unserem Beispiel





weil

Erfahrungen

die Kosten

in

vergleichen,

in

%

Beispiel

2720 Mk.. Mehrarbeit

erhöht.

Die Zahlen

riger

geleistete

wogegen nach dem modernen

Setzerlohnes, um

des

,

in

Die Lohnerhöhung für die betrug demnach bei Breitkopf

Beispiel

III

Mk,

(nach dem Tarif von 1913) 36.25

Bogen Satz

kostet der

II in Il in

Lohnsumme aus.

höheren

In

in

in

18

von 20 Gr. pro Bogen (statt

der Breitkopfschen Kalkulation durch

II

in

Rechnung. Nun zwar auch beim Vergleich des Setzerlohnes Beispiel arbeit des Setzers

in

ist

sucht also die Arbeit des Setzers genauer zu erfassen, sie stellt überdies auch noch die Erschwernisse des Druckes in besondere

entgegen

den bisherigen

der Breitkopfschen Kalkulation

von

Der Grund ist suchen, daß durch die moderne Sonderberechnung der darin Zurichtung von 21, Bogen die gesamten Druckkosten wesent lich gesteigert werden. Während nämlich die Zurichtung der 1913.

6

Mk.>< 16 S.

Mk. pro Bogen

5 Bg. à 16

Justieren

Durchschuß:

1,–

25% Lokalzuschlag 0,25

= + 50% Unkosten

= also pro Seite

Mk.

=

181,25

Mk.

Mk. Grundpreis „

1,25

Mk.

0,65



1,90

Mk.

12 Pfg.>< 26

=

3,10 184,35

„ Mk.

133

Anlage III

Neue Kriegsbibliothek. Kalkulation nach dem 1913 gültigen Buchdruck-Preistarif Satzberechnung

nach Buchstaben

Schrift: Cicero Fraktur mit s Petit durchschossen 1 spaltig, 28 Cicero breit. 39 Zeilen pro Seite (einschließl. >