Die Geschichte der gnostisch-manichäischen Sekten [1]

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BT 1315 .D64 1890 v.l D ollinger, Johann Joseph Ignaz von, 1799-1890. Beitr age zur Sektengeschichte des

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Beiträge zur

Sektengeschichte des Mittelalters von

/ Ign. v. Döllinger.

Erster Theil

Geschichte

C.

(kr

H.

gno st isch-m ani chä is chen

München 189©. Beck 'sehe Verlagsbuchhandlung (Oskar Beck).

Selten,

Geschichte der

gnostisch-manichäischen Sekten im

früheren Mittelalter

von

Ign. v. Döllinger.

München 1890. C.

H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung (Oskar Beck).

C.

H. Bcck'schu Buclulnickcrci in NördlinKen.

\

Vorwort. meiner Beschäftigung

Bei

mit

der

Kirchenge-

schichte des Mittelalters erwachte schon frühzeitig die

Hoffnung

in mir,

dass

ich

durch Nachforschung in

den handschriftlichen Vorräthen der grossen Bibliotheken zur Vermehrung und Berichtigung unseres Wissens in diesem noch

manche Lücken und DunkelheiVor-

ten enthaltenden Gebiete etwas beitragen könne.

war

züglich

es

die Geschichte des Sektenwesens,

welche ich dabei meine Aufmerksamkeit

auf Ich

richtete.

begann mit der hiesigen Staatsbibliothek und besuchte

dann

meinen

in

Reihe

der

Herbstferien

nach

die

Bibliotheken von Paris, Wien, Florenz und Rom, nebst

Die Ausbeute, welche ich dergestalt in einer

anderen.

Reihe von Jahren mühsam gewonnen habe, übergebe ich hiemit

Da

den Fachgenossen.

der Druck

schon

vor Decennien begann und langsam fortgesetzt wurde, so ist es geschehen,

dass mittlerweile einzelne Stücke

auch von Anderen gefunden und herausgegeben wur-

den



ein TJebelstand, der jedoch einigermassen da-

durch gemildert wird, der Abdruck folgte,

also

dass

in

den

meisten

Fällen

nach verschiedenen Handschriften

er-

eine oft erwünschte kritische Vergleichung

der beiden Texte erleichtert

ist.

VI

Auf Grund der gesammelten Texte habe stehende, schichte

der

mit

der

ich nach-

Quellensammlung verbundene Ge-

gnostisch-manichäischen Sekten bis

13. Jahrhundert

ausgearbeitet,

in's

und man wird wohl

bemerken, dass auch dieses Elaborat grüsstentheils in eine frühere Lebensperiode

des Ergänzens

fällt.

Bei dem Geschäfte

und Kevidirens, sowie bei der Druck-

legung beider Bände, sind Freundeshände mir beigestanden,

früher Herr Dr. Georg

Ratzinger,

später

meine akademischen Collegcn und Freunde, Dr. Lossen

und vorzüglich Professor Keusch, welchen

ich

auch

an dieser Stelle meinen Dank ausdrücke.

München,

den 12. Juni 1889.

I.

v.

Döllinger.

Inhalts- Verzeichniss. Seite

Erstes Kapitel. Die Paulicianer.

Die Lehre der Paulicianer

Zweites Kapitel.

Armenische Paulicianer.

Kapitel.

Drittes

Äussere Geschichte der Sekte

Die Thondrakier.

24

Die Melchisedekianer oder Athinganer Viertes Kapitel.

Die Bogomilen

Fünftes Kapitel.

Die Verbreitung der orientalischen Sekten im

Abendlande Sechstes Kapitel.

bis

34

gegen Ende des elften Jahrhunderts

75

98

Eon de

Zehntes Kapitel.

Die Lehre der Katharer.

2.

104

110

Die Lehre der Dualisten

132

Die Lehre der Katharer.

Die Lehre der Monarchianer

Zwölftes Kapitel. 3.

l'Etoile

Tanchelm Die Katharer

Elftes Kapitel.

157

Die Lehre der Katharer.

Gemeinschaftliche Lehre

Dreizehntes Kapitel.

Gesellschaftliche Einrichtungen

174

und

reli-

giöse Handlungen der Katharer

Vierzehntes Kapitel.

Register

51

...

Die Apostoliker.

Neuntes Kapitel.

1.

.

Peter von Bruys und Heinrich von Toulouse

Siebentes Kapitel.

Achtes Kapitel.

1

15

Die Katharer in den slavischen Ländern

200 242

253

Erstes Kapitel.

Äussere Geschichte

Die Paulicianer.

der Sekte. Seit

dem Ende

des ersten und im Laufe des zweiten

Verbindung

christlichen Jahrhunderts erzeugte die

lungen,

selbst

grie-

und heidnisch -religiöser Vorstel-

chischer Philosopheme

mythologischer Bestandtheile mit christ-

lichen Thatsachen

und Ideen eine grosse Mannigfaltigkeit

von Systemen, Schulen und Sekten, welche gewöhnlich

gnostische bezeichnet werden. Gemeinsam waren

als

diesen,

aus der Übergangsperiode der heidnischen in die christliche

Welt stammenden

religiösen Genossenschaften

die

Lehren von einem Entwicklungsprocesse der Gottheit, von

dem Dualismus zwischen Gott und der ewig existirenden Hyle, von dem weltbildenden Demiurg, von der Materie als dem Grund und Sitz des Bösen, von einem Gegensatze der oberen, unsichtbaren Welt mit ihren göttlichen Kräften oder Aeonen und der niederen, sichtbaren. Auch darin stimmten diese Sekten und Schulen überein, sie die

Erlösung

als eine

dass

Befreiung des Geistes von den

Fesseln der Materie und daher den Erlöser, Christus, als einen aus der höheren ten,

in

der,

um

Welt herabgestiegenen Aeon

mit der Materie,

keine Berührung zu treten,

fass-

der Quelle alles Bösen, sich

entweder

in

einen

aus ätherischem Stoffe gebildeten Leib oder in die Truggestalt eines Körpers hüllte, wesshalb er auch nicht durch

seinen Tod, Döllinger.

sondern durch Lehre Geschichte der Sekten.

(die

Mittheilung der 1

2

Gnosis) die Erlösung eröffnet

haben

vollbracht,

den

Weg

zur Seligkeit

sollte.

Diese Sekten hatten ihre stärkste Kraft bereits im

zweiten Jahrhunderte n.Chr. entwickelt; viele derselben erhielten sich

zwar noch geraume Zeit länger, aber das

geistige Leben, die gewaltige Anziehungskraft, welche sie

war

früher besassen,

oder hatte sich in tung,

grossentheils

dem

von ihnen gewichen

letzten Erzeugnisse

dieser Rich-

dem Manichäismus concentrirt. Erst gegen Ende war dieses phantasievolle System

des dritten Jahrhunderts

welches den christlichen Lehrgehalt in eine

entstanden,

dualistische Religionsphilosophie verwandelte, Christus zu

einer kosmischen Kraft,

processe herabsetzte. verfolgt,

verbreitete

von Persien

bis

es

zu einem Natur-

die Erlösung

Obwohl sich

unterdrückt und

vielfach

im Osten wie im Westen,

nach dem römischen Afrika, und behaup-

tete sich Jahrhunderte lang mit zäher Dauerhaftigkeit.

Indessen gab es im Orient auch noch in späterer Zeit bedeutende

Reste älterer gnostischer

Sekten.

So

fand in der Mitte des fünften Jahrhunderts Theodoret in seiner Diöcese Cyrus in Syrien viele Marcioniten, er über tausend

mals noch

in

bekehrte,

deren

und dieselbe Sekte war da-

anderen Theilen Syriens verbreitet.

Eine

die der Archontiker,

gewann,

nach dem Berichte des Epiphanius, vorzüglich

in Gross-

andere gnostische Partei,

und Klein-Armenien

erst seit

dem

J.

361 Eingang, und

es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Sekte ein nicht

unbedeutendes Glied

in der gnostischen,

Jahrhunderten nach Christus bis ziehenden Kette bildete,

aus den ersten

in's Mittelalter sich fort-

da Armenien auch später ein

Hauptsitz derartiger Sekten und Lehren war, und da die

Archontiker in einigen Punkten eine dogmatische Ver-

wandtschaft mit den Parteien des elften und zwölften

Jahrhunderts nicht verkennen lassen.

Das

eigentliche Mittelglied aber zwischen den Gno-

stikern des Alterthums

und denen des

Mittelalters,

den

3

Übergang von jenen zu diesen bilden Die erste Entstehung

wird bis

Sekte

Paulicianer.

und ihres Namens

oder fünfte Jahrhundert, auf Paulus

in's vierte

und Johannes,

dieser

die

Söhne der Kallinike, einer dem Mani-

die

chäismus ergebenen Frau in der Gegend von Samosata, zurückgeführt.

Der

Name Paulicianer sollte nämlich aus man sie zuerst von jenen beiden

„Paulojohanniten", wie

genannt habe, gebildet worden

Stiftern

und

Kallinike

oder ob

sind,

ihre

Ob aber

sein.

Söhne wirklich Manichäer gewesen

sie einer in

dualistisch-gnostischen

jenen Gegenden verbreiteten

Sekte, etwa der Marcionitischen

angehörten und der Manichäismus ihnen nur beigelegt

man

wurde, weil als

später

Lehren überhaupt

dualistische

manichäische bezeichnete, diess lässt sich nicht be-

stimmen

das letztere

;

auffallendsten

ist

indess wahrscheinlicher, da die

Züge des Manichäismus und

diejenigen,

wodurch

er

sich

von den gnostischen Systemen unter-

scheidet,

in

dem

Paulicianischen Lehrbegriffe

nicht

zu

finden sind.

Die Paulicianer selbst wollten aber mit den Söhnen der Kallinike, welche ihre Lehren in Phanaröa, namentlich

in

dem Flecken

Episparis

keiner Verbindung stehen;

ausgebreitet hatten,

wenn man

in

später von ihnen

begehrte, dass sie den Paulus und Johannes, so wie den

Mani und einige Andere verdammten, so thaten unbedenklich;

und ihren Namen

leiteten

einem ihrer Lehrer, dem Armenier Paulus, Apostel Paulus her.

Der eigentliche

sie

sie es

theils

theils

von

von dem

Stifter oder

wenig-

stens Reformator der neuen Sekte

war gegen Ende des siebenten Jahrhunderts Constantin, der in dem Armenischen Flecken Mananalis lebte und zu der durch die

Söhne der Kallinike dort gepflanzten Manichäischen oder gnostischen (Marcionitischen) Sekte gehörte.

schon

seit

Damals und

längerer Zeit wurden auf Befehl der griechi-

schen Kaiser die Anhänger dieser Sekte, wenn als solche erkannte,

mit

dem Tode

bestraft.

man

sie

Constantin, 1*

»

4 der von einem Diakonus, welchen er bei sich beherbergt, die Evangelien

und

die Briefe Pauli erhalten hatte,

wahrzunehmen, dass

die

wähnte

Grundlehren seiner Sekte, mit-

von ihm ersonnenen oder von älteren Gnostikern

tels einer

überkommenen Auslegung, mit dem Neuen Testamente sich in Einklang bringen Hessen,

man

ohne- dass

gleich

den älteren Gnostikern zu willkürlichen Verstümmlungen oder Interpolationen seine Zuflucht zu nehmen brauche,

wenn man nur

einiges allzu Anstössige und in zu grellem

Widerspruche mit den Evangelien und den Paulinischen Briefen Stehende beseitige.

Indem er

also

gnosti-

alle

schen und Manichäischen

Schriften,

sich bisher als Quellen der

Lehre bedient hatte, verwarf,

und

deren seine Partei

Evangelien und Briefe Pauli für die einzige Quelle

die

und Unterlage seines Glaubens erklärte, diesen

Anstrich

biblischen

den Lehren

hoffte er durch

der Sekte

eine

empfehlendere, zu grösserer Ausbreitung geeignete Gestalt zu geben,

und zugleich von den Kaisern und kai-

serlichen Befehlshabern grössere für die reformirte

und

Schonung und Duldung

gewordene Partei zu

biblisch

er-

langen.

Constantin legte sich den

Namen

des Silvanus, jenes

von Paulus nach Macedonien gesandten Jüngers, mit er wohl nicht sagen wollte, dass,

wanderung, die Seele des Silvanus wohne, sondern nur, dass

weht und Schüler

erfüllt,

des

ein

vom

er,

kraft in

bei,

seinem Körper

Geiste Pauli ange-

ebenso treuer und glaubwürdiger

Apostels sei,

eben so seine Sendung von

Paulus empfangen habe, wie ehemals Silvanus. Beispiel

folgten

wo-

der Seelen-

nachher die

Seinem

Häupter und Lehrer der

Sekte, indem sie gleichfalls ihre

Namen gegen

die

Namen

Paulinischer Jünger vertauschten.

Sieben und zwanzig Jahre lang (zwischen G53 und 684) hatte

Nähe von

Constantin seine Lehre zu

Cibossa,

in

der

Colonea, einer befestigten Stadt des römischen

Armeniens, mit bedeutendem Erfolge ausgebreitet, als der

5

Kaiser Constantin Pogonatus einen Staatsbeamten Symeon,

dem

mit

Auftrage, die neu aufstrebende Sekte zu unter-

Dieser Hess alle Paulicianer von

drücken, dahin sandte.

Cibossa nach Colonea bringen,

wo

er ihnen befahl, ihren

Meister Silvanus zu steinigen

sie

aber warfen die Steine

;

nur Einer, und zwar gerade sein Adoptiv-

hinter sich,

sohn Justus, schleuderte einen schweren Stein nach ihm,

wo man,

theilt,

gemäss

in

verschiedene Kirchen ver-

jedoch vergeblich, an ihrer Bekehrung

Dabei geschah

arbeitete.

dem Be-

Constantins Anhänger wurden

der ihn tödtete. fehle des Kaisers

es,

Symeon

dass

selbst

im Ver-

kehre mit den Paulicianern, durch ihre Gründe und ihre Fertigkeit Bibelstellen zu citiren bestochen, diese Lehre fasste,

nach

Nach

zurückkehrte.

zerstreuten Glieder der

Spitze

und nannte sich

Titus.

waren

neuen Versuch,

sie auszurotten,

sie es

drei

sammelte

Sekte,

ungestört, doch

sich

stellte

Sie blieben

Jahren

in Cibossa

sich

an ihre

nicht lange

diessmal selbst, welche den

Es erhob

veranlassten.

nämlich zwischen Symeon und jenem Justus, Constantins,

Pflegesohn Briefe Pauli

ein

an die Colosscr

wo

(1, 16),

es heisst,

und das Unsichtbare erschaffen

behauptete, theil

dass in diesen

von dem enthalten

Symeon von

und da der

Streit

sei.

dass

das

Justus

offenbar das Gegen-

was der

der Weltschöpfung als

Gottes lehrte; so

Worten

sei,

dem

Zwist über die Stelle im

durch den Sohn Alles im Himmel und auf Erden, Sichtbare

für

und mit solcher Neigung im Herzen

Constantinopel

verliess er heimlich die Hauptstadt, die

Neigung

dualistisch gesinnte

dem Werke

immer

des bösen

hitziger wurde,

wandte sich Justus an den Bischof von Colonea, unter

dem Vorgeben,

sich den Sinn des Apostels

von ihm

er-

klären zu lassen, wahrscheinlich aber in der feindseligen Absicht,

an seinem Gegner Symeon dadurch Rache zu

nehmen, dass er den Bischof und durch diesen die kaiserlichen

Behörden auf das Wiederaufleben der bisher

für zerstreut

und unterdrückt gehaltenen Sekte aufmerk-

6

sam machte.

Auf den Bericht des Bischofs

Kaiser Justinian befragt,

und

werden

sollten.

II.,

der

hefahl

dass alle Paulicianer festgenommen,

Lehre beharrenden verbrannt

die bei ihrer

Demnach wurde nahe

der Stätte,

bei

und die seitdem Zwqöc.

avo Constantin gesteinigt worden,

der Steinhaufe, hiess, ein grosser Scheiterhaufen errichtet,

auf welchem Symeon mit einer nicht geringen Zahl seiner

Anhänger im

690 starb.

.1.

Unter den dem Tod Entronnenen war

Armenier

ein

Paulus, der sich mit seinen beiden Söhnen Gegnäsius und

Theodor nach Episparis flüchtete und sich hier an

Ihm

Spitze der bald wieder gesammelten Sekte stellte. folgte sein älterer

Namens

in

die

Sohn Gegnäsius, mit Veränderung seines

den des Timotheus.

Gegen ihn erhob

aber der jüngere Bruder Theodor, behauptete, ihm, als

sich

während jener

und

dem rechtmässigen Erben

der

dem

Gnade und Erleuchtung,

Vater von oben mitgetheilten

gebühre das Vorsteheramt, gründete Theodor seine Ansprüche auf die ihm ebenso wie

dem Vater

von Gott eingeflössten Gaben des Geistes. dete sich eine Spaltung,

die

unmittelbar

Dadurch

bil-

zum Tode der beiden

bis

Brüder fortdauerte. Gegnäsius musste auf Befehl des Kaisers Leo des Isauriers in Constantinopel vor

dem Patriarchen

hör über seinen Glauben bestehen

;

ein Ver-

hier half er sich theils

durch Ableugnung einiger Beschuldigungen, theils durch zweideutige, scheinbar katholische, von ihm aber in ganz

anderem Sinne genommene Antworten.

Er sprach Ana-

thema über den, der den orthodoxen Glauben und die katholische Kirche verwerfen würde, verstand aber dar-

unter die eigene Lehre und die Paulicianische Kirche; er versicherte das Kreuz

zu verehren,

meinte aber damit

Christum selbst

,

die Figur eines

Kreuzes beschrieben habe.

kannte er

sich

der mit

seinen ausgebreiteten

zur Verehrung

Eben

der heiligen

Armen so be-

Maria

,

in

7

welche Christus ein- und von welcher er ausgegangen und Gläubigen Mutter

die aller

ihm

Jerusalem,

in

diese

sei;

Gemeinde der Seligen

die

welches Christus

Gläubigen eingegangen

Auf

sei.

Maria aber war

im Himmel, das obere Vorläufer für

als

die Frage,

die

warum

e

nehme an dem Leibe und Blute Christi, sonverachte, war er sogleich mit einem Ana-

nicht Theil

dern beides

thema gegen

die Verächter dieses Leibes

und Blutes zur

Hand, verstand aber hierunter nur die Worte und Lehren Christi,

und

Weise sprach er

in ähnlicher

Gun-

sich zu

sten der Taufe aus, wobei er sich, da Christus sich das

Wasser nenne, nur eben den Herrn

lebendige

So konnte

dachte.

er,

selbst

auf den Bericht des Patriarchen

mit einem kaiserlichen Schutzbriefe versehen, nach Epi-

wo

spaiis zurückkehren, von

mit seinen Jüngern

er sich jedoch bald darauf

wieder nach Mananalis wandte, auf

saracenischem Gebiete sich sicherer wähnend.

Nach dem Tode des Gegnäsius entstand wieder

eine

Spaltung unter den Paulicianern, indem die einen seinem

Sohne Zacharias, die andern dem Joseph, welchen Gegnäsius als

Kind an der Strasse gefunden und erzogen

anhingen.

In

dem

Streite, der

hatte,

darüber entbrannte, hätte

Zacharias seinen Nebenbuhler mit einem Steine beinahe

Endlich beschloss

erschlagen.

man

sich

ganz zu trennen.

Zacharias wollte sich mit seinem Haufen anderwärts niederlassen;

die

Saracenen,

Richtung schlössen, dass

die

sie

aus der

eingeschlagenen

wieder auf Römisches Gebiet

eilten ihnen

nach; Zacharias zwar

rettete sich durch schnelle Flucht,

aber seine Anhänger

sich

begeben wollten,

fielen

sämmtlich unter dem Schwerte der Araber.

Mit

glücklicherem Erfolge bewerkstelligte Joseph seine Übersiedelung nach Episparis,

wo ihm

die

Einwohner freudig

mit brennenden Fackeln entgegenzogen. fielen indess

Seine Anhänger

bald darauf in die Gewalt eines kaiserlichen

Befehlshabers Krikoraches, während er nach Antiochia in Pisidien

entkam, und in den dortigen Gegenden dreissig

8

Namen

Jahre lang unter dem

Epaphroditus die Lehren

seiner Partei ausbreitete:

Ihm

Haupt der Paulicianer Baanes, ge-

folgte als

nannt der Schmutzige

(o

qvnaqöc),

weil

er,

dem

selbst

Laster ergeben, unter seinen Anhängern die schändlichsten Ausschweifungen und zuchtlose Befriedigung wilder

Begierden systematisch beförderte.

Damals

aber,

schloss sich ein

Mann

der Sekte

breiter

Richtung

sein

Name



einer Paulicianerin

als

zum

fragte

Sie

und

lese,

Sergius

ist.

diess

Umgang

mit

zum

und Photius hat das

verleitet,

näher beschrieben.

das sie dabei einschlug, ihn



Abfalle von der Kirche und

Jüngling durch den

Uebertritte zu der Sekte

Verfahren,

glücklichste Ver-

Erscheinung in der

aus Ania bei Tabia in Galatien ge-

wurde schon

bürtig,

entgegenwirkend,

der

als

die bedeutendste

Succession Paulicianischer Lehrer

war

welcher, jener un-

der Sekte an,

Reformator zugleich und

als

)

im Beginne des neunten Jahrhunderts,

antinomistischen

sittlichen,

1

warum

zuerst,

die Evangelien

er

ihm

als er erwiderte, dass

als

nicht

Laien diese den

Geistlichen vorbehaltene Beschäftigung nicht zustehe, versicherte sie ihn, diess sei nur ein Kunstgriff der Priester, die,

da

sie

das

Wort

die Laien durch

Gottes verfälschten, fürchteten, dass

Lesung der heiligen

durchschauen möchten in

;

Schrift ihren

denn was ihnen von der

den Kirchen vorgelesen werde, das

sei,

als

Trug

h. Schrift

aus dem

Zusammenhange

gerissen, auch nur geeignet, das bethörtc

Volk

Wahne

ihm ihm:

in

seinem

zu erhalten.

die Stellen Matth. 7, 22 jene,

welche im

und

Namen

8,

Darauf

hielt

sie

12 vor, und erklärte

Christi

Wunder gewirkt

und Dämonen ausgetrieben, und die der Herr doch nicht kenne, jene auch, welche

Söhne des Reiches doch

als

aus demselben würden Verstössen werden, seien die Verstorbenen, die in der Kirche als Heilige verehrt würden,

')

Photius contra Manichaeos

I,

95.

9

und

die,

obgleich sie Krankheiten

austrieben, doch

von mir,

vom

:

gewonnen, durch Eifer und Talent

liche Einflüsterungen

ernster, scheinbar durch

dem Namen Tychikus

unter

Sein äusserlich strenger und

an die Spitze der Partei.

manche Tugenden geschmückter gegen den

bildete einen vortheilhaften Contrast

zuletzt unsittlichen Charakter der Paulicianer.

Vorsicht

berechneter

er

pflegte

und Unterhaltungen mit denen, den

auffallenderen,

die

stehenden

Dogmen

biblische

gewinnen wollte

katholischen

schroff

als

Ausdrücke

Same

entgegen-

anfänglich zu verschweigen

des Misstrauens

die Kirche gute Dienste

und

die

nur durch solche

Gemeinplätze

eingekleidete

wecken und zu gewinnen, wie ten

Mit wohl

Vorträgen

seinen

in

die er

Gunst und Aufmerksamkeit der Hörer in

Weichet

Durch solche und ähn-

nicht.

bald gehoben, trat Sergius

Wandel

und Dämonen

Richter einst hören würden

kenne euch

ich

heilten

zu

zu verschiedenen Zei-

sie

und Widerwillens gegen haben.

geleistet

Dabei durch-

wanderte er mit unermüdeter Anstrengung 34 Jahre lang die Provinzen

von Kleinasicn, besonders die Städte und

Gegenden,

welchen ehemals der Apostel Paulus ge-

in

lehrt hatte.

Darum rühmte

er sich in

einem Sendschrei-

ben an eine der von ihm gestifteten Gemeinden:

„Von

Osten bis nach Westen, von Norden bis nach Süden bin ich

gelaufen,

mit

ermatteten

Es gelang ihm,

Christi verkündigend." ster,

Knieen

Evangelium

selbst viele Prie-

Mönche und Nonnen zu verführen; Weiber ver-

liessen,

ihm folgend,

ihre

Männer, und wurden dann mit

seinen Schülern verheirathet anschlössen,

fielen

auch

in

;

aber viele, die

')

Petrus Siculus

(in

dein unten zu

die

ihm

sich

Gewalt der Saracenen

und wurden zu Sklaven gemacht,

sagt,

das

1

)

andere starben als

erwähnenden Berichte

p.

62)

durch seine Schüler habe er viele Kinder ihren Müttern ent-

führen lassen, die dann durch ihn theils

ums Leben gekommen,

an die Saracenen verkauft worden seien.

Wenn

theils

dieses nicht etwa

gegen seinen Willen geschah, so war seine Absicht wohl nur

die,

10 Gefangene der Griechen im Kerker. Sergius, an solchem

sagte

er,

Anhänger

seine

Freilich behauptete

Unglück unschuldig zu gewarnt,

oft

Kömer (die Katholischen im

enthalten,

gewaltsam wegzuschleppen;

sollten

sich

griechischen Reiche;

hätten ihm aher

sie

Überhaupt aber

gehorcht.

sein; er habe,

sie

ihm

flössten

seine

nicht

Erfolge

einen solchen Dünkel ein, dass er sich von den Seinigen als

Träger und Organ des heiligen Geistes oder

raklet göttliche

der

Ehren erweisen Hess, so zwar,

Angahe des Petrus von

Namen

seinem formel

beteten,

seine

Sicilien.

erbarmen,

]

auf ihn bezog.

sich

)

auch die Ausdrücke, die er

Schüler in

möge

sich unser

In

der That mussten

in seinen

Sendschreiben von

sich selber gebrauchte, die Vorstellung, dass er ein

Wesen

höherer Ordnung, ein göttlich beglaubigter Gesandter

An

erzeugen oder begünstigen. lonea

schrieb

er:

Pa-

nach

und die Paulicianische Gebet-

die Fürbitte des heiligen Geistes

:

als

dass,

die

sei,

Einwohner von Co-

„Die Zuverlässigkeit eures Glaubens

kennend, gedenken wir, dass, gleichwie die früheren Kir-

chen ihre Hirten und Lehrer aufgenommen, so auch ihr mich,

hellleuchtende Fackel,

die

und den Führer zum schrieb er weiter,

empfangen habt."

Heil,

-Ich bin.

der Pförtner und der gute Hirt, der

Führer des Leibes Christi und Gottes,

das glänzende Gestirn

und bleibe bei euch

alle

die

Lampe des Hauses bis zum Ende der

Tage

wenn auch dem Leibe nach abwesend, dem Geiste nach bei euch." Wenn nun

Zeiten; denn

bin

doch

ein

ich

Mann, der eine solche Sprache

was

sagte:

er vortrage,

eigenen Weisheit, dass die Kinder in

sei

führte, doch auch wieder

nicht das Ergebniss seiner

sondern die Botschaft seines Lehrers

dem Glauben

der Paulicianer erzogen werden und

zur Verstärkung der Sekte dienen sollten

ihnen elterliche Pflege abging, Streifparteien in die ')

Rom.

'H sv/rj tov

8, 26.

Hände

;

es

mögen dann

viele, weil

bald gestorben, andere saracenischen

gefallen sein.

äyiov nvtiucixog

eXttjasi ijfüee,

nach den Worten

— 11

von dem er auch seine Sendung habe, so war

Paulus,

Bemerkung des Photius nur

diese Versicherung nach der

an den rohen Haufen, der erst gewonnen werden

sollte,

vor diesem trat er als Tychikus, der Schüler

gerichtet;

des Apostels, auf; vor seinen eingeweihten Jüngern be-

hauptete er aber allerdings der Paraklet zu sein. Sergius

widersetzte

den Aus-

nachdrücklich

sich

schweifungen und Lastern, welche unter dem Einflüsse des Baanes

um

sich gegriffen

phroditus (des Joseph)

Mangel an

sich wechselweise

und Baaniten; doch

gioten

blieb

der Seite des geschmeidigen, gius.

dem

berief,

Sergius aber seinen

Sendung vorwarf, kam

aller

man gab

und indem dieser

und Vollmacht seines Lehrers Epa-

sich auf die Tradition

tung;

hatten,

So lange er

die

das Ubergewicht auf

milden,

lebte, erfolgten

es zu einer Spal-

Parteinamen Ser-

gewinnenden Ser-

indess noch keine ge-

waltsamen Ausbrüche des wechselseitigen Hasses, aber nach seinem Tode griffen tritt

nun auch durch den Bei-

die,

des unten zu erwähnenden Paulicianischen Feldherrn

Karbeas verstärkten Sergioten zum Schwerte, und Baaniten wurden erschlagen. nicht entgangen sein,

Theodotus,

an

den

Synekdemen,

nicht einer der

Ursprung,

Geringfügigkeit

die

viele

würden der Vertilgung

gemeinschaftlichen

und

Glauben

gleichen

wenn

Sie

den

des Unter-

schiedes mahnend, Friede gestiftet hätte.

Wenn

diese

Spaltung

die

Paulicianer

innerlich

schwächte, so waren dagegen äussere Verhältnisse ihnen

damals

um

so günstiger.

811), in Pisidien geboren, in

Der Kaiser Nicephorus (803 stand schon von Jugend auf

Verbindung mit ihnen und mit der verwandten Sekte

der Athinganer,

Hess sich von

ihnen zukünftige Dinge

verkünden, und suchte in den magischen Gebräuchen, die besonders von den Athinganern geübt wurden, Schutz

und Hülfe gegen

die

Empörung

des Bardanes. Ungestört

konnten daher die Paulicianer ihre Lehren ten,

und

die Zahl

jetzt verbrei-

der durch sie Verführten

war um

so

12 beträchtlicher,

der

als

Kaiser

Constantin

Kopronymus

im Jahrhundert vorher eine Anzahl Syrier und Armenier von Theodosiopolis und Melitene nach Thracien schon

übergesiedelt

wodurch

hatte,

Paulicianische

die

Lehre

im europäischen Theile des griechischen Reiches

auch

Eingang gewonnen

hatte.

')

Der nächste Kaiser Michael Khangabe Hess

sich

anfänglich durch die Vorstellungen des Patriarchen Nice-

phorus und anderer Personen bewegen,

gegen

die Paulicianer zu

die Todesstrafe

verhängen; da aber die Unter-

suchung, ob ein Individuum wirklich zu dieser Sekte gehörig und den Lehren derselben hartnäckig zugethan

sei,

durch Geistliche geführt werden musste, so stellten Andere

dem Kaiser

vor,

es sei unziemlich,

Priester fällen zu lassen, auch

Raum ten

zur Busse und

Umkehr

Todesurtheile durch

müsse man den Verirrten

gestatten

dadurch bewirk-

;

dass keine allgemeine Massregel dieser Art 'er-

sie,

griffen wurde,

wiewohl Michael mehrere enthaupten Hess. 2 )

Schärfer verfuhr der Kaiser Leo der Armenier, obgleich in Bilder, polit

einem Punkte, dem Hasse gegen die religiösen

mit den Paulicianern gleichgesinnt.

Thomas von Neucäsarea

Abt Parakondaces erhielten den Auftrag, schen Provinz diejenigen, ihren Irrthümern

nicht

die

der armeni-

entsagen würden, hinrichten zu

')

Gieseler (Über

die Paulicianer.

bezweifelt

dabei vermuthet, sich

den Theol. Studien und

in

Kritiken 1829, XII, 90) und Neander (K.-G.

findet

in

nach längerer Belehrung

Aber Parakondaces wurde von den Astaten, 3 )

lassen.

richt

Der Metro-

Kappadocien und der

in

oder eine Verwechselung

III,

507) haben diese Nach-

mit jüngeren Vorgängern

dem spätem Cedrenus herrühre; sie dem viel ältern Theophanes (ed. Paris,

weil sie von

aber schon

bei

p. 360). 2 )

Theophanes

)

"Jotarot. die Unstäten,

3

p.

418. 419.

hiessen sie wahrscheinlich, weil sie

aus ihren früheren Wohnsitzen vertrieben willen ausgewandert waren.

oder

um

ihres

Glaubens

:

1

Schülern des Sergius, und

o

Thomas von den Kynochoriten,

unter Anführung eines der Astaten,

mordet

;

worauf

die ersteren

dortigen

in

dem

Emir das Städtchen Argaum zur Wohnung

Hierher zog auch Sergius, der erst im

erhielten.

von einem

er-

sai'a-

von Armenien sich wandten und von

cenischen Theile

dem

und

überfallen

nach Melitene

gewissen

Tzanio

aus

Nikopolis

J.

835

erschlagen

wurde.

Da aus

die Paulicianer

räuberische

von ihrem sicheren Zufluchtsorte

Einfälle

in

das

byzantinische

Gebiet

machten, zugleich aber eine grosse Menge ihrer Anhänger zerstreut in den östlichen Provinzen Kleinasiens wohnte, so beschloss die Kaiserin Theodora, den letzteren nur die

Wahl zwischen Bekehrung und dem Tode zu

lassen.

Die

Commissäre, welche desshalb in jene Provinzen gesandt

wurden, vollzogen ihren Auftrag mit so grosser Härte

und Grausamkeit, dass nach der übereinstimmenden Angabe der griechischen Geschichtschreiber damals an hunderttausend Personen durch verschiedene Todesarten hingerichtet wurden.

Da

stellte sich der Paulicianer

Karbeas,

Protomandator (erster Adjutant) bei dem Oberfeldherrn des östlichen Heeres, dessen Vater unter den Getödteten

war,

an die Spitze von fünftausend Glaubensgenossen,

suchte und fand

Aufnahme

bei den Saracenen,

erbitterten, rachedürstenden Sektirer als

denen die

Bundesgenossen

gegen die Griechen willkommen waren, und konnte, da

ihm immer mehrere derselben Partei aus den griechischen Provinzen zuströmten, bald zwei neue Städte,

Tephrika

und Amara, gründen. Doch waren die Moslemen zu einer Zeit,

wo

die dualistischen

Sekten der Zendiks und der

Anhänger des Babek Khorremi ebenso gefahrvoll Kalifat, als allgemein verabscheut waren,

und der mos-

G0000 solcher Dualisten

(im

859) zusammenhauen Hess, gewiss weit entfernt,

den

lemische Feldherr Ischak J.

für das

Paulicianern

unbedingte Religionsfreiheit

zu gewähren

vielmehr mussten diese äusserlich die muhamniedanischen

-

14 und diess war auch ein

Religionsgebräuche mitmachen,

Grund,

warum Karbeas

wo

und

er

die

seinen Sitz in Tephrika

Seinigen

nahm,

grösserer Entfernung und

in

Von da aus

minder abhängig von den Moslemen lebten.

gegen die benachbar-

führte er einen Verheerungskrieg

ten griechischen Kastelle und Ortschaften, schleppte viele

Gefangene

fort,

verkaufte

welche sich

die,

ihm nicht

unterwerfen wollten, als Sklaven an die Saracenen und vergrösserte noch seine Macht und seinen Anhang, indem er in Tephrika verfolgten Verbrechern, zahlungsunfähigen

und ähnlichen Leuten eine Zufluchtstätte

eröffnete.

Unter seinem Schwiegersohn und Nachfolger, dem klugen und tapfern Chrysocheres. dehnten die Paulicianer ihre Streifzüge bis nach Nicäa fielen

und Xikomedia aus, über-

im. J. 867 Ephesus, plünderten dort die reiche Kirche

des heiligen Johannes und gebrauchten sie als Pferdestall.

Damals wurde Petrus von lius

Sicilien

nach Tephrika gesandt,

um

von dem Kaiser Basi-

über die Auslösung von

Gefangenen zu unterhandeln: hier erfuhr

im

Paulicianer

Begriffe

dass

er,

die

durch die Absendung

standen,

von Glaubensboten ihre Lehren auch unter den Bulgaren zu verbreiten.

1

)

Ihre

Macht war damals so

gross,

dass

Chrysocheres auf die Friedenseröffnungen von Seiten des Kaisers trotzig erwiderte, so

wolle,

was

dem.

wenn

Basilius

Frieden haben

müsse er dem Orient entsagen und er jenseits

des Bosporus

besitze,

sich mit

begnügen,

sonst werde er ihn aus seinem ganzen Reiche vertreiben.

Übermuth wurde bald gebrochen; auf dem Rückzüge aus Kappadocien wurde das mit Beute beladeno

Doch

dieser

')

TltQi

Tt];

Petrus Siculus verfasste nach seiner Rückkehr die 'Iaxoola xEvf,? xai uaraitti uiqtatio?

rtZy

Mungauw,

Joif xai

licet

MxiavtZv '/.tyoutvuiv (zuerst herausgegeben von Rader. Ingolstadt 1604.

dann von Gieseler, Göttingen 1846; Appendix 1849).

und des Photius vier Bücher contra Manichaeos dota graeca, Hamb.1721, T.

I.

II u.

Diese Schrift

(bei Wolfius,

Anec-

bei Gallandius, Biblioth. T. XIII)

sind die Hauptquellen für die Geschichte der Paulicianer.

15

Heer der Paülicianer im

J.

872 überfallen, Chrysocheres

auf der Flucht getödtet und hierauf Tephrika zerstört.

Die Macht der Paülicianer, vor welcher in den letzten

25 Jahren Asien bis zum Bosporus gezittert hatte, erhob sich nicht wieder.

Doch

die Sekte

erhielt

sich;

um

das

J.

969 ver-

Johannes Tzimisces, durch die Vorstel-

setzte der Kaiser

lungen des Patriarchen Theodor von Antiochia bestimmt, grosse Anzahl von Paulicianern

eine

wo

sie zugleich die

schützen sollten.

Hier scheinen

in Thracien,

Gränzen des Reichs besie sich

Jahrhunderts bedeutend vermehrt Kaiser Alexius im

nach Philippopolis

zu

im Laufe eines

haben.

Als

der

1084 sich im Kriege gegen den

J.

in

Thracien eingefallenen Normannenfürsten Guiscard ihrer Hülfe

bedienen

wollte,

eine

verliess

Anzahl derselben

treulos sein Heer;

diese Hess er nachher gefangen neh-

men und gewährte

ihnen die Freiheit nur unter der Be-

dingung, dass sie sich taufen Hessen.

widmete er sohne,

sich,

dem Cäsar

von Nicäa

Später im

J. 111(3

gemeinschaftlich mit seinem Schwieger-

Bryennius, mit Eustathius, Erzbischof

in Thracien,

und dem Bischöfe von Philippo-

polis,

der Bekehrung dieser Sektirer mit glücklichem Er-

folge;

ganze Tage disputirte er mit ihnen, und brachte

es

dahin,

dass

taufen Hessen; lippopolis

nach und diese

gegen elftausend sich

nach

wurden dann

gegenüber erbauten

in einer neuen, Phi-

Stadt

Alexiopolis

oder

Neokastron angesiedelt. Aber ein grosser Theil der Sekte beharrte bei der alten Lehre.

Zweites Kapitel.

Die Lehre der Paülicianer. Die

dürftigen

Nachrichten

,

welche

Photius

und

Petrus von Sicilien über den Lehrbegriff der Paülicianer

16 niittheilen,

nur einige Hauptpunkte derselben

gestatten

mit Sicherheit aufzufassen; mehrere Mittelglieder fehlen,

welche durch Vermuthungen oder von anderen ähnlichen Sekten hergenommene Analogien ausfüllen zu wollen allzu

gewagt

sein würde.

Die Grundlehre

Systems war

des Paulicianischen

Der gute

und absoluter Dualismus.

schroffer

ein

der himmlische Vater

nur Schöpfer und Herr einer

ist

höhern Welt, des obern Jerusalem (nach Gal. des künftigen Reiches,

Welt keine Gewalt.

und hat daher

26) oder

4,

in dieser niedern

Diese hat der böse Gott hervorge-

bracht, der „Gott dieser Welt", wie ihn Paulus 4,

Gott,

Kor.

(2.

4) nennt, welcher als ihr Schöpfer sie auch beherrscht.

Wenn

dieser böse

sie sagten,

sterniss

Demiurg

aus der Fin-

sei

und dem Feuer geworden, so nahmen

gleich altern Gnostikern,

das Böse als

Keim

wohl,

sie

eine von Ewigkeit existirende,

in sich beschliessende

Hyle

an,

aus

der sich dann dieses Böse als selbstbewusste Persönlichkeit

entwickelte.

Wenn

nach der Angabe

ferner,

Photius, ein Theil der Paulicianer auch den

was darin

ist

Himmel gemeint, Schöpfung konnte.

des Bösen erklärte, so

für ein Erzeugniss

war damit der nur

niedere,

zur

des

Himmel und

sichtbaren Welt

gehörige

der allerdings als Theil der satanischen

das

böse

zum Urheber haben

Princip

Die Paulicianer erkannten übrigens wohl, dass

dieser Dualismus

Katholiken

die

grosse Kluft

Was

scheide.

ist es

uns von den Römern trennt?

sei,

die sie

sie,

was

dass wir in

dem

denn, sagten

diess,

von den

Weltschöpfer einen andern, von dem Herrn des Himmels verschiedenen Gott erkennen

Weltschöpfer glaubt,

welchem der Herr seine

;

dass,

während

ihr

an diesen

wir dagegen an den glauben, von

(Job. 5, 37)

sagt:

„Ihr

habt weder

Stimme gehört noch sein Antlitz geschaut." ) Wie die ganze sinnliche Welt, so ist auch der 1

x

)

Petrus Siculus

p.

16.

17 menschliche Leib ein Erzengniss des bösen Gottes,

welchem

die

von dem guten geschaffene Seele unter des-

sen Zulassung verbunden worden

dem Kerker des

in

mit

So

ist.

die Seele

ist

ganz fremdartigen, feindlichen

ihr

und einer andern Schöpfung angehörigen Leibes eingeund das Günstigste, was

schlossen,

ihr widerfahren könnte,

wäre, recht bald aus demselben entlassen zu werden, das

Schlimmste aber, wenn

nach der Befreiung wieder

sie

an diesen ihren Feind gefesselt würde.

was ihm, wie das

Denn der Leib

)

den Menschen Sitz und Quelle des Bösen, und

für

ist

1

ist

Kraft und Nahrung gewährt,

die Speise,

Aussaat der Sünde. 2 )

In einem Sendschreiben

des Sergius fand sich die

von Petrus und vonPhotius aufbewahrte Äusserung: „Die

Wohlthat

;

anklebt,

(1.

Kor.

6,

Leib Christi,

und wenn jemand

ferung des Leibes Christi, er,

abfällt

d. h.

sagt:

18)

sündigt gegen seinen eignen Leib.'

sündigt

eine

ist

die zweite aber ist eine grössere Hurerei,

welcher auch der Apostel hurt,

Adam

welche uns von

erste Hurerei,

Wir

von

,Wer

sind der

von der Überlie-

von der meinigen, so

indem er zu falschen Lehrern übergeht und Hienach scheinen

der gesunden Lehre widerstrebt." Paulicianer, gleich den Manichäern,

den abendländischen Katharern,

die

den Bogomilen und

unter

der

verbotenen

Frucht, von der die Menschen genossen, die geschlechtliche

Verbindung verstanden zu haben, und da

sie jenes

Verbot nur dem Demiurgos zuschreiben konnten, so mochte ihnen die Übertretung desselben als ein Act der Emancipation von der tyrannischen Herrschaft des Satan, folglich als eine

Wohlthat

gelten.

Aber

in

den Worten des

Sergius scheint noch der Gedanke zu liegen, die fortgesetzte

geführten Unzucht

')

2 )

dass auch

Ausübung jener durch Adam zuerst etwas Gutes und Wohlthätiges

Photius adv. Man. 7iovi]Qic.s yeajQyiov.

Dülliuger, Geschichte der

II,

270—271.

Photius

Sekten,

II,

100.

2

einsei,

18 und

von

so hat es auch Petrus

Sicilien verstanden.

In-

dess Hesse sich mit einer solchen antinomistischen Lehre nicht wohl

Thatsache vereinigen,

die

dass Sergius als

Reformator gegen Baanes und die durch diesen begün-

und eben dadurch eine Spal-

stigte Sittenlosigkeit auftrat

tung bewirkte.

Jedenfalls

ist

klar,

dass er die Worte

von der Sünde gegen den eigenen Leib von der

Pauli

Versündigung gegen

welche ein

den kirchlichen Leib,

Glied desselben durch Losreissung und Verfälschung der

Lehre begehe, verstanden wissen wollte.

Wie

die Paulicianer sich

1

)

den Ursprung der mensch-

lichen Seelen dachten, ob durch Schöpfung des guten Gottes

oder durch Emanation aus ihm und Abfall von ihm, nicht

doch

klar;

lehrten sie nicht, gleich

andern,

ist

eine

gänzliche Verfinsterung alles Gottesbewusstseins vor Christus;

sie

sagten mit Beziehung auf Job.

1,

der Geisterwesen erleuchte jeden Menschen,

Welt komme, und auch

dem bösen

der in die

diejenigen, welche sich freiwillig

könnten

hingegeben hätten,

Gotte

der Gott

9,

in ihrer

Verfinsterung sich noch einem Strahle der Wahrheit zu-

immer

da der gute Gott immer gewesen,

wenden,

sei

und immer sein werde. 2 )

Aber eine

eigentliche Offenbarung an die

fand vor der Erscheinung Christi nicht

statt.

cianer verwarfen das ganze Alte Testament,

und

die Propheten

Neander (K.-G.

1

)

nicht erwarten,

haben

sollte,

III,

dass er die

der geistigen Hurerei,

die Offenbarung

als

dem

525) meint:

.es lasse sich von Sergius

was gar zu widersinnig wäre."

Mir scheint, dass eine

dem exegetischen

messen

ein dualistisches System,

und dass

dung im Neuen Testamente nachweisen Deutungen greifen müsse

,

für sich von

von der reinen Lehre, verstanden

solche Deutung ganz sei

das Gesetz

des Demiurgos;

Worte des Paulus an und Abfall

Menschen Die Pauli-

Geiste dieser Parteien ange-

will,

wie denn auch

welches seine Begrün-

zu noch widersinnigeren in

der Darstellung

des

Systems der Katharer viele noch gewaltsamere Auslegungen von neutestamentlichen Stellen sich finden. 2 )

Photius

I,

147.

;

19 die

Joh. 10,

der Stelle Joh.

Betrüger und Diebe

nahmen

sie

sie

sei,

dem

Eigenthuin,

„prophetischen

die

gleich den

also,

(nach

nach der Angabe des

11 unter

1,

gekommen

welches Christus

Reden":

sie

Doch verstanden

8).

Photius in in

nannten

Propheten

Ka-

dualistischen

tharern des Occidents, an, dass die Propheten unbewusst

durch Eingebung des guten Gottes auch Wahres und auf

Erscheinung des Erlösers Bezügliches ver-

die künftige

kündet hätten.

Aus der Welt des guten Gottes kam Christus herab, die

Menschen aus der Knechtschaft des Demiurgos zu

befreien

;

war

seine Mutter

nicht das

Weib

Maria, durch

welche er mit seinem von oben herabgebrachten ätherischen Leib

nur wie

einen Kanal

durch

hindurchging,

sondern das obere Jerusalem, das Reich des guten Gottes;

den Katholischen gegen-

dieses nannten die Paulicianer

über,

zur Verhüllung

Gottesgebärerin,

ihrer

wahren Lehre,

die heiligste

welche der Herr ein- und von der

in

er ausgegangen sei

;

von Maria aber behaupteten

sie,

sie

dürfe nicht einmal unter die guten Menschen gerechnet

werden und habe mit Joseph nach der scheinbaren Geburt Jesu noch jene im Evangelium

Jesu erzeugt.

erwähnten Brüder

1

)

Ein wirkliches Leiden Christi wurde natürlich nicht

angenommen, Paulicianer,

fand

Stelle

wegen des Doketismus,

theils

weil eine erlösende

Genugthuung

dem

wie in

dem

Lehrbegriffe der

aller derartigen Sekten,

und demnach

auch bei ihnen

in

die

als eine blosse

auch

theils

keine

wahrscheinlich

Erlösung

Belehrung und Erweckung

des Bewusstseins höherer Abkunft gedacht wurde.

Verehrung des Kreuzes verabscheuten

sie

:

Die

es sei nur ein

Strafwerkzeug der Übelthäter und ein Zeichen des Fluches doch verstanden

einem Symbole

')

Petrus

sie

sich

Christi,

Sic. p.

18.

im Nothfalle

welcher seine Hände

Photius

I,

ihm

dazu, in

als

Kreuzes-

22.

2*

20 form ausgebreitet habe, Ehre zu erweisen. lich

dachten

sie bei dieser

an sein Leiden

am

Kreuze, welches jedenfalls nur als ein

scheinbares gelten konnte,

sondern an ein für die Aus-

erwählten verrichtetes Gebet Christi.

Angabe des

Wahrschein-

Ausbreitung der Hände nicht

Wenn sie,

nach der

Photius, in Krankheiten ein hölzernes Kreuz

sich auflegten

und nach erfolgter Genesung dasselbe

zer-

brachen, mit Füssen traten oder wegwarfen, 1 ) so geschah weil

diess,

sie,

gleich den Katharern, das Kreuz als ein

Zeichen und Werkzeug des Demiurgos, dessen sich dieser

gegen den ihm verhassten Christus bedient habe, betrach-

und da körperliche Leiden nur von dem,

teten;

in dessen

Reich und Gewalt die Leiber sich befanden, nicht von dem guten Gotte herrühren konnten, so mochte ihnen zulässig scheinen,

vom

Gift

mit Gegengift zu vertreiben und einem

Satan verhängten Leiden die magische Kraft seines

eigenen Zeichens entgegenzusetzen. Aus demselben Grunde

Hessen

sie

auch zuweilen ihre Kinder von einem katho-

lischen Priester taufen

eine

vom Demiurgos

;

die

Taufe galt ihnen nämlich

als

eingesetzte Handlung, die zwar für

die Seele völlig wirkungslos,

dem Leibe

aber zuträglich

sei.

Die Paulicianer bekannten den Worten nach eine Trinität von Vater,

Sohn und heiligem Geiste

;

es ist aber

nicht klar, wie sie sich das Verhältniss dieser Personen

zu einander dachten: jedenfalls auf eine von der katholischen Lehre

Wahrscheinlich

weit abweichende Weise.

wurden der Sohn

(Christus)

und der

heilige

zwei Engel der höheren Welt gehalten,

Geist für

denen die Er-

lösung und fortwährende Erleuchtung der Menschenseelen

aufgetragen war

;

die

angesehensten Lehrer der Sekte

galten daher für Organe des heiligen Geistes, bei den Katharern,

scheint

derselbe auch hier

und,

um

wie seine

Fürbitte angerufen worden zu sein.

Die

')

Paulicianer

Photius

I,

29.

verachteten

und

schmähten

den

21 Apostel Petrus, weil

wie

er,

den Glauben an

sie sagten,

seinen Meister Christus verleugnet habe; ohne Zweifel

meinten

sie

damit nicht bloss den Vorgang bei dem Leiden

sondern auch jene dem Paulus entgegengesetzte

Christi,

welche

judaisirende Richtung,

her auch die beiden Briefe Petri

bewiesen

nach dem Vorgange

sie,

ihm zuschrieben.

älterer Gnostiker,

Sie

verwarfen da-

die grösste

;

Verehrung

dagegen den Briefen Pauli, dessen wahre

sie

Schüler sie zu sein vorgaben,

gebrauchten

befindlichen,

sie

und neben den im Kanon auch noch ein angebliches

Schreiben dieses Apostels an die Laodicäer.

Eine Rand-

glosse bei Petrus von Sicilien, welche diess bemerkt, gibt

auch an, dass die Paulicianer der spätem Zeit nur zwei Evangelien angenommen hätten.

Dass der grösste Theil

derselben auch die Apostelgeschichte, die Briefe des Jo-

Jacobus und Judas verwarf, bezeugt Photius.

hannes,

Übrigens trugen

sie

da es die Worte

1

)

kein Bedenken, das Evangelienbuch,

durch Küssen und

enthalte,

Christi

Kniebeugen zu verehren. Die Sacramente mussten nach

dem

Paulicianischen

Systeme überhaupt für verwerflich gelten, da die Dinge

Welt, Wasser, Oel, Brod,

dieser

als

zum

satanischen

Reiche gehörig, nicht Träger einer überirdischen Gnade sein konnten.

Bezug auf

In

Taufe beriefen

die

auf einen Ausspruch Christi von ser" (Joh. 4, 10)

der Taufe nur von der

sei nicht

Annahme der Lehre des EvanVon der Eucharistie sagten

)

1

)

Phot.

)

Petrus

2

;

I,

Mahle ge-

56. 187.

Sic. p.

18.

sie

die

die Lehren, die er ihnen mit-

habe er symbolisch

Doch trugen

2

letzten

Brod und Wein gewesen, sondern

Worte, die er gesprochen getheilt,

Was-

sei.

was Christus den Jüngern beim

sie:

geben,

„lebendigen

und schlössen daraus, dass das Gebot

geliums zu verstehen

net.

dem

sie sich

als

Brod und Wein bezeich-

kein Bedenken,

in

den katho-

22 lischen Kirchen

wenn

Communion

die

diess zu ihrem

reichen zu

sich

lassen,

Zwecke, leichter verborgen zu

blei-

ben, dienlich schien.

Die Paulicianer nannten sich selbst „Christen", die

Katholiken „Römer", als Bekenner der im römisch-orientalischen Reiche herrschenden Religion.

Ihre

Versamm-

lungsorte wollten sie nicht Kirchen genannt wissen, son-

Der Name „Presbyter",

dern Gebetstätten (nooatvxctt). Ältester,

war ihnen

gelium (Matth. 27,

verhasst, weil es von diesen im 1

u.

dass sie sich gegen

heisse,

s.)

den Herrn versammelt hätten.

Evan-

Ihre früheren Lehrer und

Vorsteher, wie sie von Constantin bis auf Sergius auf ein-

ander gefolgt waren, wurden gleich den Aposteln geehrt.

Nach dem Tode des Sergius hörte chische Leitung der Sekte

auf,

Mannes übernahmen unter dem gleiter auf der

die Schüler

Titel

Swex&rj/toi,

Wanderschaft" (nach Apg.

dieses

„Be-

19, 29; 2. Kor.

dem Ansprüche auf

mit gleicher Gewalt und mit

8, 19),

monar-

die bisherige

und

jene höhere, den früheren Häuptern als Organen

des h.

Geistes zugeschriebene Erleuchtung, die Leitung des Ganzen.

Ihnen war eine andere Klasse kirchlicher Personen,

die Notarien, untergeordnet, welche

schaftlichen Gottesdienst

entweder den gemein-

zu halten oder doch eine ge-

den religiösen Zusammenkünften

wisse Aufsicht

in

führen hatten.

Später

den Vorrang vor den Synekdemen. diese

waren weder

zu

erlangten indess diese Notarien

in der

l

)

Jene sowohl als

Kleidung noch in der Lebens-

weise von den übrigen Gliedern der Sekte unterschieden.

Die bei anderen derartigen Sekten so bedeutungsvolle Unterscheidung zweier Klassen, der

Vollkommenen und der Hörenden, ganz fremd geblieben zu sein darin, dass die

')

der Grund liievon lag wohl

Enthaltung von der Ehe und

Nach der Foraiula

Insignia itinerarii

;

Geweihten oder

scheint den Paulicianern

italiei,

receptionis

Utrecht 1690,

vom

Manichaeorum p.

144.

Fleisch-

bei Tollius,

23 genuss bei ihnen nicht gefordert wurde, so zwar, dass sie

auch das Fleisch der

in

ihrem Blute getödteten Thiere

nahmen und auch dadurch den

zu essen keinen Anstand

Anstoss gaben.

orientalischen

Christen

wirft Photius

von dem

Übrigens ent-

Charakter der Sekte

sittlichen

Ohne

überhaupt eine sehr ungünstige Schilderung.

Bedenken

sollen

sie,

so

oft

ihren Glauben verleugnet haben;

alles

rathsam schien,

es ihnen

doch dürfte

diess,

we-

nigstens in früheren Zeiten, nicht allgemein gewesen sein,

da ja viele Paulicianer hingerichtet wurden, die sich durch Heuchelei das Leben hätten retten können. kenheit, Schwelgerei

und andere Laster

vorgekommen

unter ihnen

Auch Trun-

sollen sehr häufig

sein.

Wie bei allen derartigen Sekten nahm man auch bei den Paulicianern

der späteren Zeit eine unerschütter-

Anhänglichkeit an die einmal ergriffenen Lehren

liche

wahr, und die griechischen Geschichtschreiber versichern, dass die aufrichtige Bekehrung

möglich

sei.

1

)

Durch

die

eines Pauliciäners

kaum

langen Kriege und Raubzüge

und durch den grimmigen Hass gegen die Katholiken, welchen, als eben so vielen Anhängern als das

des Satan,

sie

auserwählte Geschlecht des guten Gottes gegen-

überstanden, waren sie eine verwilderte, kriegerische und .blutdürstige siten, so

Horde geworden, ähnlich den späteren Hus-

dass

Anna Comnena von ihnen

sagt, diese

Mani-

chäer seien von Natur das schlagfertigste Volk und gleich

den Hunden stets begierig, Menschenblut zu schlürfen. 2 ) Seit ihrer Verpflanzung nach Thracien hat die Sekte

der Paulicianer sich bis in die neuesten Zeiten herab dort erhalten,

wesentlich ')

dem ursprünglichen verschiedenen Charakter angenommen. Nach

allmählich aber einen von

Theophanes

p.

419:

'Advvcaov

rjv

rovg

tjj

nXttyij

ixetvß

eaXtoxuttts fteravorjaca. 2 )

Alexias

6,

14

(ed.

Bonn.

(fvati (xuxt/MüTaiov xui cti'fiuoiv

üei ijA.nq6j.tivov.

I,

325)

civdQwnow

:

TeVo? yaq

ol Mavixcdot,

fotopvooeiv xuxtaneo ol xv'ves

24

dem 17.

Berichte eines Angenzeugen, der sie gegen

Jahrhunderts

in vielen

liegenden Dörfern

lippopel

Ende des

zwischen Adrianopel und Phi-

wohnend

fand,

war

ihre

Re-

auch damals noch eine Mischung von Christlichem

ligion

und Heidnischem

aber gerade das, was den Grundsätzen

;

der älteren Paulicianer besonders zuwider und ihnen ver-

war,

hasst

hatten ihre Abkömmlinge von beiden Reli-

gionen angenommen, nämlich die Thieropfer und die Ver-

ehrung des Kreuzes. Kirche stehenden teten Stiere

Marsigli sah an einem neben ihrer

Baume Stücke

der als Opfer geschlach-

und Hämmel hangen

er

;

sah in der

Nähe

einen steinernen Tisch, an welchem sie ihre Opfermahlzeiten hielten,

ein steinernes Kreuz, vor

nach griechischem Ritus niederwarfen

sich sie

und

;

welchem

sie

doch pflegten

das Zeichen des Kreuzes nicht wie die Griechen mit

drei Fingern, sondern mit der

ganzen Hand zu machen.

Die meisten dieser Paulicianer sollten, wie

Bulgaren

ihren schon länger hier

Don

)

sagte,

wegen von den Rus-

sein, welche, ihrer Religion

sen vertrieben, die Ufer des

man ihm

1

verlassen und sich bei

wohnenden Glaubensgenossen an-

gesiedelt hatten.

Drittes Kapitel.

Armenische Paulicianer.

Die Thondrakier.

Die Melchisedekianer oder Athinganer. In

Armenien

Jahrhunderts

eine

zeigte

Sekte

sich

im Anfange des achten

von Paulicianern, welche der

damalige armenische Katholikus oder Patriarch Johannes Philosophus von Oziui (geb. 668) in einer eigenen Schrift 2 )

:

)

1722,

p. 2 )

Marsigli,

Stato militare dell' imperio Ottomanno, Amsterd.

24.

Die Schrift contra PauJicianos steht in Johannis Philosophi

Oznicnsis Armenioruni Catholici Opera ed.

J.

B. Aucher,

Ven. 1834,

25 wurden,

Sie

geschildert hat.

wie er berichtet, bereits

von einem seiner Vorgänger, dem Katholikus Nerses

um

645 bekämpft.

seien sie nach

Nach dessen Tode, sagt

1

)

Armenien entwichen und hätten

III.,

er weiter, sich an den

Grenzen des Landes aufgehalten; hier seien einige

Bil-

derfeinde aus Albanien, von den dortigen Bischöfen ver-

gekommen und hätten sich mit ihnen den Schutz der Muhammedaner vertrauend,

trieben, zu ihnen

vermischt; auf

seien sie endlich wieder in

Armenien eingedrungen und

am

hätten sich in grösserer Anzahl

Es

lassen.

scheint, dass

damals

in

See Cirga niederge-

Armenien

bereits eine

Opposition gegen den Gebrauch und die Vorehrung der religiösen Bilder

vorhanden war; denn nach dem Bericht

des Johannes machten

dem rohen und

die Paulicianer bei

unwissenden Volke diesen Punkt,

vorzüglich

Ver-

die

ehrung des Kreuzes, zum Gegenstand ihrer ersten Angriffe

und schilderten namentlich

die

armenischen Mönche

als Götzendiener.

Aus den Angaben des Johannes

erhellt,

dass diese

armenischen Paulicianer, gleich älteren gnostischen Sek-

Verehrung und Anrufung gewisser Dämonen mit

ten,

eini-

gen scheinbar christlichen oder vielmehr gnostischen Lehren und Gebräuchen verbanden. sie

Den Sonnendienst hatten

wohl aus der alt-armenischen Religion, die sich noch

lange nach Einführung des Christenthums in einzelnen

Gegenden

erhielt,

und aus dem Parsismus

sam war der Gebrauch, welchen eines

Vorstehers

stehend, warfen sie einer

p.

79

ff.

Vgl. F.

dem andern

Windischmann, in

Selt-

der Einsetzung

Sekte beobachteten:

ihrer

schen Kirchengeschichte,

sie bei

ererbt.

im Kreise

einen Knaben, den

Mittheilungen aus der armeni-

der Tübinger Theol. Quartalschr.

1835,

S. 25. *)

unter

Dieser Nerses

III.

Schinogh

ist

gemeint, wie Windischmann

Berufung auf Tschamtscheans Geschichte Armeniens

bemerkt, und

nicht,

II,

356

wie Aucher meint, Nerses der Grosse, der im

vierten Jahrhundert lebte.

26 ein

Weib

Kind kürzlich geboren

als ihr erstes

und derjenige,

dessen

in

Armen

hatte, zu,

Knabe den

der

Geist

aushauchte, wurde als das Oberhaupt aller verehrt.

Bei

ihm, den sie zweideutig den erstgebornen Sohn nannten, pflegten

„Zeuge der

sie

dann zu schwören, auch mit der Formel:

sei dir die Herrlichkeit dessen, in

Sohn

erstgeborene

Wahrscheinlich

lag

seinen

dabei

dessen Hände

übergeben

Geist

Vorstellung

die

hat."

zu Grunde,

dass die Seele dieses Kindes in den Körper desjenigen,

Armen

in dessen als

es

übergegangen und nun

gestorben,

höherer Geist mit seiner eigenen Seele zu einer Sy-

zygie verbunden

Nach dem Berichte des Johannes

sei.

pflegten sie auch den

Leichnam eines

getödteten Kindes unter

bei ihren Mysterien

dem Dachgiebel

eines Gebäudes

zu verbergen und sich dann mit Beziehung darauf der

Betheuerungsformel

doppelsinnigen

bedienen:

zu

„Der

Höchste weiss es!"

Ob

die Sekte der

Thondrakier, welche gegen

Mitte des neunten Jahrhunderts in Armenien

hervorgegangen

breitete, aus jenen Paulicianern

sich mit denselben

Ihr Gründer, der

verbunden habe,

ist

die

sich

aus-

sei

oder

nicht ganz klar.

Armenier Sembat, hatte

sich

mit den

Lehren der verschiedenen manichäischen oder Paulicianischen Gemeinden vertraut gemacht und dann im

Um-

gänge mit einem persischen Arzte Medschusik, der

sich

zugleich mit Magie und Astrologie beschäftigte, noch an-

dere Meinungen angenommen. südöstlich der,

an,

nahm gab

Sembat Hess

sich in

vom Euphrat gelegenen Flecken Thondrak äusserlich den Schein

sich,

ohne geweiht zu

nie-

eifrigen Christen

eines sein,

dem

für einen Priester

aus und brachte es (zwischen den Jahren 833 und 854) dahin, dass alle

Einwohner des Fleckens

Lehre bekannten.

sich zu seiner

Es wurde nun eine geheime geschlos-

sene Verbrüderung errichtet;

man

verpflichtete sich, die

Geheimlehre des Bundes niemanden weihten zu eröffnen und

als

nur den Einge-

durch ausgesandte Glaubens-

27 boten für vorsichtige Verbreitung der Sekte und Gewin-

nung zahlreicher Anhänger Sorge zu tragen. Diese Sendboten wurden angewiesen, jedesmal die Rolle zu spielen,

welche der Gesinnung und Neigung desjenigen, den eben bearbeiteten, sollten

die

sie

am

sie

besten zusagte; bei den Sinnlichen

der Befriedigung der sinnlichen Gelüste

günstige Seite ihres Systems hervorkehren, bei den From-

men und Strenggesinnten

die

Larve der Frömmigkeit und

vornehmen,

des sittlichen Ernstes

den Manichäern

bei

oder Paulicianern auf die Lehre von den zwei Principien das grösste Gewicht legen.

dadurch gewonnen, für weitere Mittheilungen nen, machte

man dann

ewigen

Diejenigen, welche, reif schie-

allmählich mit den eigentlichen Ge-

heimlehren der Sekte bekannt.

Diese waren: Verwer-

fung aller für geoffenbart sich ausgebenden Religionen,

Leugnung der

individuellen Fortdauer nach

der Regierung der

Welt durch

wie des Unterschiedes zwischen

die göttliche sittlich

dem Tode und Vorsehung, so-

Gutem und Bösem.

1

)

Die Thondrakier versammelten sich zuweilen in abgesonderten Gebäuden zu angeblichem Gebete

;

die Katholischen

aber glaubten, dass hier geheime Unzucht getrieben werde,

wesshalb Aristakes der Lastiwerdier diese Gebäude Hurenhäuser nannte.

Dem

Stifter

bat, folgte eine

und ersten Oberhaupt der Sekte, Sem-

Reihe von Vorstehern

in

ununterbrochener

Folge: Thokros, Ananias, Ankai, Sergius, Cyrillus, Joseph,

Jesu und endlich Lazarus.

Ausser dem Flecken Thon-

drak wurden auch Thulail im Distrikte Mananachi von

Hocharmenien und Chnun, wahrscheinlich stadt

die heutige Berg-

Chnus im Paschalik Erzerum, Hauptsitze der Thon-

drakier.

Sie

selber

Volke aber wurden

]

)

die aus

nannten sich Gascheziks, von dem sie

wegen des

dualistischen Elements

Diese und die folgenden Nachrichten über die Thondrakier,

Tschamtscheans Geschichte Armeniens (Tom.

II p.

884

— 895)

geschöpft sind, verdanke ich der Mittheilung des Prof. K. Fr. Neumann.

;

28 in

ihrem Systeme Manichäer genannt.

Doch herrschte

auch unter ihnen nicht völlige Einheit des Lehrbegriffes; vielmehr bildeten sich innerhalb der einen Sekte wieder einzelne durch

dogmatische Zwiste verursachte Parthei-

ungen.

Was

an allen vorzüglich

und

auffiel

offen

von ihnen

bekannt wurde, war die Verachtung der Sacramente und aller kirchlichen

Handlungen.

Als

das

Oberhaupt

der

Thondrakier, Cyrillus, einst eine Gemeinde in der Kirche

zum Empfange der Communion versammelt aus:

„0 thörichte,

denn

in

eitle

sah,

rief er

Hoffnung der Christen! Meint

der That, dass diese Ceremonie

ihr

euch irgendwie

nützen könne?" Die kirchlichen Censuren,

welche die armenischen

Bischöfe gebrauchten, blieben bei den Thondrakier n, die des Bannes spotteten, wirkungslos

;

da begannen die welt-

lichen Behörden, durch die Bischöfe gemahnt, mit schär-

Mehrere Thondrakier wurden

feren Mitteln einzugreifen.

verbrannt, andere erdrosselt oder ans Kreuz geschlagen

wieder andere wurden mit Schlägen gezüchtigt oder ge-

Aber

brandmarkt.

die Sekte erhielt sich

dennoch

in un-

geschwächter Kraft, weshalb der Katholikus Ananias

um

das Jahr 945 einen gleichnamigen Vartaped beauftragte, ihre in

Lehren

in

einem eigenen Buche zu widerlegen. Schon

den nächsten Jahrzehnten überzogen indess die Thon-

drakier ganz Armenien und knüpften auch in Mesopota-

mien Verbindungen

um

Jakobus trat

wann durch Schein

an.

Selbst

die Autorität seines

und

strengen

eines

ein armenischer Bischof

das Jahr 1002 zu ihnen über und ge-

Namens und durch den

enthaltsamen Lebens

viele

andere, auch mehrere Priester.

Auch

er

und seine Anhänger richteten

vorzüglich gegen

der Kirche;

die

die

ihre Angriffe

Sacramente und den Gottesdienst

Communion, lehrten

sie,

Andacht und

Gebete nützten nichts zur Vergebung der Sünden;

komme

auf die eigenen

Werke

an.

alles

Bei den Armeniern

:

29 herrschte die Sitte,

als Oblation

auch Thiere

Verstorbene

bei

darzubringen,

schlachtet und zu einem Liebesmahle,

Arme theilnehmen

auch

Anhänger nahmen

den Exequien für die

dann

ge-

an welchem man

Hess, zugerichtet wurden.

einst ein solches Thier

weg und

„Du armes Thier! mag der Verstorbene zu

Jakobs riefen

seiner Zeit ge-

aber was hast denn du getban, dass du

sündigt haben,

mit ihm sterben sollst?"

Einer der von Jakob verführten Priester, fiel

Isaias,

von ihm ab und offenbarte dem Katholikus Sergius

was

alles,

von den Ansichten, Lehren und Thaten

er

Sergius bemächtigte sich hierauf

seines Meisters wusste.

Jakobs durch

List, degradirte ihn

Würde, Hess ihn dann

in

von seiner bischöflichen

den Strassen umherführen und

durch einen Herold, der ihn begleitete, ausrufen:

immer von dem Glauben der Kirche losen Thondrakiern sich schleichen,

„Wer

Christi zu den gott-

wer aus der mensch-

lichen Gesellschaft in einen Viehstall sich

begeben wird,

dem

Jakob entwich

soll solche

Vergeltung widerfahren."

indess aus seinem Gefängnisse nopel, ging

in Constanti-

dann nach Armenien zurück, sammelte wieder

Gleichgesinnte

dem

und klagte

um

sich, vereinigte sich endlich in

Muwark,

alten Martyropolis (seit Justinian Justinianopolis ge-

nannt), mit anderen Manichäern und starb

um

das Jahr

1003.

Kurz nachher erhoben

sich

die

Thondrakier

von

neuem; der Mönch Gudsig aus dem Gebiete von Mananali

in

Hocharmenien schloss

sich

reichen und angesehenen Frauen an.

zwei im Gebiete

ihnen nebst einigen Die Bewohner von

von Mananali gelegenen Ortschaften,

Gascheh und Achüsoi, nahmen, dem Beispiele ihrer Herrschaft folgend, die Lehre der Thondrakier an, worauf die

Kirchen geschlossen und

alle

Kreuze zerschlagen wurden.

In einem andern Orte desselben Distriktes, in Bassmach-

bür befand sich ein von der ganzen Umgegend hochverehrtes Kreuz, von

welchem der Ort den Namen Kreuzes-

30 stadt (Chatschewan) erhalten hatte es

in einer

;

Da

von den Thondrakiern zertrümmert.

der Bischof der Diöcese,

Schaar von Gläubigen,

Nacht wurde sich

stellte

an die Spitze einer

Samuel,

Wohnungen

verbrannte die

der

und nahm sechs ihrer Lehrer oder Vorsteher

Sektirer

gefangen, die dann der Katholikus Sergius mit

brandmarken

eines Fuchses auf der Stirne

dem

liess.

Bilde

Einer

der an ihrem Eigenthume Beschädigten, Verwech, dessen

Bruder

am

kaiserlichen Hofe in

Ansehen stand, beschwerte

sich; es erschien ein kaiserlicher Richter Elias, der den

Bischof Samuel die

gefangen setzen

liess,

aber doch, durch

Aufregung der Katholischen bewogen, Massregeln zur

Unterdrückung der Thondrakier anordnete.

Zu dem

kaiserlichen Statthalter in

dem

Byzantini-

schen Antheil von Mesopotamien, Gregorios Magistros,

kamen im Jahre 1050 zwei Thondrakier,

welche ihre Irrlehren

bekannten und sich

Zugleich nannten sie ihm alle in seiner

taufen Hessen.

Statthalterschaft befindlichen

und

oder Vorsteher der

Priester

alle derselben

Anhänger der Sekte. Diese

Gesinnung Verdächtigen vertrieb Gre-

zog dann mit Truppen nach Thondraki,

gorios alsbald, liess

den Versammlungsort der Sekte niederreissen und

eine

dem

h.

Georg geweihte Kirche auf dessen Stätte

er-

Der Vorsteher der Thondrakier, Lazarus, musste

bauen.

mit vielen anderen entweichen.

Die

gegen tausend Thondrakier sich im

J.

Folge war,

dass

1051 taufen Hessen;

andere wandten sich nach Syrien an den dortigen Ka-

gegen die Verfolgungen des

tholikus

mit der Bitte,

eifrigen

armenischen Fürsten zu schützen.

Armenier, sagten die

sie,

sie

übrigen Söhne Haiks,

wir haben dieselben Gesetze

und denselben Glauben, und werden verfolgt."

Auf

die schriftliche

jetzt bloss

wollten

schaffen

haben

in ;

aus Neid

Verwendung des Katholi-

kus erwiderte Magistros unter anderem: lichen

„Wir sind

aus demselben Stämme Arams, wie

„Unsere Geist-

keiner Weise mit diesen Ketzern zu

sie

wollten ihneu nicht nahe

kommen,



;

31 noch

nicht mit ihnen reden,

Taufe

aufnehmen.

die h. Kirche

in

weniger

viel

durch die

sie

Ich aber habe im

Vertrauen auf die Gnade Gottes und den Befehlen des heiligen Erleuchters (Gregorius, des Apostels der Armenier)

ihnen die Thore

nachlebend,

Erbarmung

der

geöffnet

sende daher jene, die in ihr Vaterland zurückkehren wollen,

zu mir, die Hartnäckigen aber, die kein Mitleid ver-

dienen, würdige keines Blickes."

Andere Anhänger dieser Sekte wandten Katholikus Petrus,

sich

an den

den Nachfolger des Sergius (1019

1058), mit der Bitte, dass ihnen der Besuch

der Kirche

und der Empfang der Eucharistie mit den übrigen Armeniern gestattet werde. ab.

Magistros schlug ihnen dieses

den Worten:

Schreiben begann mit

Sein

von dem Wolfe Sembat Geraubten, Nachfolgern

schen

meinte

befürchten,

geradezu durch

sie

ihren

er,

verführt

Stifter

dass,

wenn man

„0

ihr

von den trügeri-

Es

desselben Gemordeten!"

die Kirche

in

ihr

die

zu

sei

Thondrakier

aufnehme, die arglosen Christen

würden;

sie

mussten daher zuerst

Sembat und dessen Nachfolger im Vor-

dem Anathema belegen. Aber auch ihren wollte man, da sie wohl schon öfters ihr

steheramte mit

Anathemen

Spiel damit getrieben hatten,

keinen Glauben schenken.

Magistros hatte sich übrigens die Ausrottung dieser Sekte zur Hauptaufgabe seiner ganzen Thätigkeit gemacht, und er brachte es wenigstens dahin, dass sie seitdem in

Ar-

menien und den angränzenden Gebieten zu der früheren

Macht und dem früheren Umfange

sich

nicht

mehr zu

erheben vermochte.

Zu den orientalischen Sekten der späteren Zeiten und wahrscheinlich auch zu denen, deren Einfluss sich bis nach

dem Occident hinüber erstreckte, gehört noch die Partei der Melchisedekianer oder Athinganer. DiebesteEinsicht in ')

den Charakter derselben gewährt die von Bandini Graecae ecclesiae vetera monumenta, Flor. 1762,

II,

109.

1

)

32 herausgegebene Abschwörungsformel aus dem elften Jahrhunderte.

Die Häresiarchen, die hier anathematisirt wer-

den, sind Theodotus der Gerber, seine Schüler Asklepiades,

Hermophilus, Apolloniades und Theodotus der Wechsler, »der vorzüglichste Urheber dieser Häresie".

Hiemit wird

angeknüpft an jene im dritten

also diese spätere Sekte

Jahrhundert entstandene der Theodotianer oder Melchi-

denn Eusebius nennt eben diese Männer als Anhänger des Theodotus des Gerbers, welcher die Gottheit Christi leugnete, und durch den gleichnamigen Irr-

sedekiten;

der von seinem früheren Gewerbe

lehrer,

kam

hiess,

stehendes

men

eigentümliche Lehre

die

dass derselbe ein göttliches,

hinzu,

Wesen

weile,

der Wechsler

von Melchisedek

höher als Christus

welches oben in unnennbaren Räu-

sei,

der Sohn Gottes

dass er und nicht Christus

und der grosse Mittler

durch den allein der Zutritt

sei,

zum Vater möglich werde,

Christus aber nur die Sendung

erhalten habe, ihn zu offenbaren.

Wahrscheinlich

ist

diese

Lehre, wie so vieles Gnostische, aus syrischen heidnisch-

mythologischen Elementen

hervorgegangen;

denn nach

der Angabe des Epiphanius bezeichneten einige den Herakles und die Astaroth, d. h. Sonne und Mond, als Vater

und Mutter des Melchisedek. Indessen

ist

es

1

)

sehr zweifelhaft,

ob die späteren

Melchisedekianer oder Athinganer wirklich durch ununtei'-

brochene Fortpflanzung die

Nachkommen

jener früheren

waren, von denen bereits Epiphanius nicht mehr wusste,

ob

zu seiner Zeit noch existirten.

sie

Eher möchte man

vei*muthen, dass der Verfasser der Abschwörungsformel,

dem

ein Stifter der Athinganer nicht namentlich bekannt

war, einen

Zusammenhang mit den

alten Theodotianern

nur wegen der Übereinstimmung in der Melchisedek betreffenden Lehre voraussetzte

und demzufolge

Eusebius oder Theodoret ihm bekannten

Namen

Formel aufnahm. ')

Epipli.

Panaria

II,

1,

liaer.

55, ed. Petav. p. 409.

die

aus

in seine

33 den Athinganern

Bei

Vermischung orien-

eine

ist

talisch-heidnischer Bestandtheile mit einigen christlichen

Ideen ganz unverkennbar.

Melchisedek

Sie lehrten,

sei

der Gott und Vater Christi und werde deshalb vaterlos,

und geschlechtslos

mutterlos

Christus, als der geringere

der

in

genannt;

Schrift

und bedürftigere,

sei Priester

nach der von jenem gesetzten Ordnung. Von dem Juden-

thum hatten

sie die Feier des

gen aber verachteten gleichmässig. Soru,

sich;

Sie

hatten

den

die

sie

Mond

in

Beschneidung und die Taufe

einen Dämonen-Dienst

unter

sie,

durch deren Macht

anriefen und

bewältigen und über Geheimes be-

fragen zu können vorgaben.

behaupteten

Sabbat angenommen, im übri-

Sochan und Arche hiessen die vornehmsten

der Dämonen, sie selbst

sie die

Die Geschicke der Menschen,

seien an die Gestirne geknüpft

und diese

einem Kampf und Antagonismus gegen einander be-

griffen,

von dessen Ausgang der Erfolg menschlicher Be-

strebungen abhänge, so dass, wenn das Gestirn des einen

den Stern erstere

zweite.

des

andern verdunkle

oder

auslösche,

nothwendig stärker und glücklicher werde Ihren

Namen

hatten die Glieder

dieser

der

als der

Sekte

von ihrer Scheu, irgend jemanden, der nicht ihres Glaubens war, zu berühren oder sich von ihm berühren zu lassen.

Diess wurde bei ihnen so weit getrieben, dass sie

es ängstlich vermieden,

zu

kommen; war

ihnen,

nur in die Nähe eines Fremden Sorgfalt,

trotz aller

derartiges

widerfahren, so wurden sie von sich und anderen als unrein

betrachtet und unterzogen

sich

rungsformel sagt deshalb von ihnen

:

gewissen

sogleich

Waschungen und Reinigungsceremonien. unter

Die Abschwö-

dem Vorwande

der Reinigkeit lehrten sie den Menschenhass.

noch eigene geheime Gebräuche hatten, wird

Dass

Urkunde angedeutet.

Dö Hing er,

Geschichte der Sekten.

sie

in derselben

3

34 Viertes Kapitel.

Die Bogomilen. Wenn

den Paulicianern

in

eine

dualistische

rein

welche zwei Götter und zwei völlig ge-

Sekte auftrat,

trennte Reiche lehrte, so erschien im Beginne des elften

Jahrhunderts, gleichfalls in Kirche, die neue Sekte der

dem Gebiete der griechischen Bogomilen, in welcher sich

der alte syrische Gnosticismus durch Verbindung mit den

Lehren der Messalianer zu einem eigenthümlichen, aber vorherrschend monarchianischen Lehrbegriffe gestaltet hat.

Die Messalianer oder Euchiten, eine schon im vierten

Jahrhundert entstandene häretische Partei, bekannten sich zu der Lehre, dass jedem Menschen neben der von fortgepflanzten Seele ein

Dämon

Adam

innewohne, der durch eine

bestimmte Gebetsübung ausgetrieben, der Einkehr eines höheren Geistes

Raum

geben müsse.

Damit verbanden

sie die quietistische

Lehre von dem Zustande einer

gen Affektlosigkeit,

in

alle

welchem

alle

völli-

Sakramente unnütz,

Lüste unschädlich seien und eine sinnlich wahrnehm-

bare Berührung mit der Gottheit stattfinde.

Diese Euchiten

hatten sich von Kleinasien aus, vorzüglich durch die von

den Kaisern Constantin Kopronymus 752 und Johannes Tzimisces 970 angeordneten Übersiedelungen, auch nach

Thracien verbreitet, so dass

dem Zeugnisse d.

h.

sie

um

das

nach

1050,

des Cedrenus, fast das ganze Abendland,

den europäischen Theil des oströmischen Reiches,

Um

füllten.

dieselbe Zeit

schildert Michael

seiner Schrift von der Wirksamkeit der in

J.

Dämonen

Thracien verbreitete Partei der Euchiten,

System

das

war. Drei

gnostische

Wesen

Psellus in

Element bereits

in

1

)

eine

deren

vorherrschend

theilen sich in die Herrschaft des Uni-

versums der Vater hat sich das Überweltliche vorbehalten :

')

1838.

liegt EpeqyeLag

6'cauwiav

fidkoyog,

ed. Boissonade,

Nürnb

!

:

35 und von seinen beiden Söhnen waltet der jüngere im Gebiete des Himmels, der ältere, Satanael, beherrscht das Irdische;

beiden stehen sich zwar jetzt feindselig

diese

gegenüber, werden sich aber doch einmal, als Söhne Eines

Darum

Vaters, versöhnen.

erwies ein Theil dieser Euchi-

dem

tcn beiden gleiche Ehre, während andere nur

jünge-

ren Beherrscher des Himmels dienen wollten, den älteren

aber als ein gefährliches und zu schaden geneigtes

Wesen

scheuten, und die schlimmste Partei unter den Euchiten

von dem jüngeren Sohne

sich abkehrend,

dem Erstgebornen

tanael,

des Vaters,

dem

bloss

dem

Sa-

Bildner der

sichtbaren Welt, huldigte.

In Thracien,

sowohl diesseits des

seits (in Bulgarien),

Hämus

als

wohnte damals eine zahlreiche

jensla-

vische Bevölkerung, unter welcher die Lehren der Euchi-

ten Eingang fanden, und so zeigt sich dort im Beginne des zwölften Jahrhunderts

Sekte

die

Bogomilen, welcher gewöhnlich klärt,

dem Namen

mit

„Gott Liebende" er-

von anderen aber von dem angeblichen

x

)

der Bogomil (Gottlieb),

Sekte,

als

heissen,

2

)

sonst auch Jeremias

Sonst wurden

hergeleitet wird.

Stifter der

ge-

auch Phun-

sie

daiten genannt, wahrscheinlich von einem Beutel, den sie

zu tragen pflegten, und Marcianisten von

dem Wechsler

Marcian, der bereits im sechsten Jahrhundert ein Lehrer der Messalianer gewesen.

Um

das

J.

1111 erregte die Sekte in Constantinopel

durch ihre grossen auch hier gemachten Fortschritte

all-

gemeine Aufmerksamkeit, und der Kaiser Alexius Kom-

')

Schmidt,

C.

Hiatoire

des

Cathares

Zygadenus, dessen Narvatio de Bogomilis

und Victoria de Massalianorum secta

II,

284.

(ed. Gieseler,

(bei Tollius, Insignia

die Hauptquelle für diesen Abschnitt sind, leitet in der p. 5

Bog

den

Namen

)

437.

C.

J.

it. ital.,

1G96)

erstem Schrift

ab von der stets wiederholten slavischen Gebetsformel

milui, Gott 2

Euthymius

Göttingen 1842)

erbarme dich

Jirecek,

Revue des

Geschichte der Bulgaren, Prag

137t», S.

qu. hist. 1870, p. 486.

3*

175.

36 nenne erfuhr von denen, die auf seinen Befehl als Bogo-

müen eingezogen worden, Oberhaupt Schülern,

der,

sei.

dass

Basilius

ihr

und unterstützt von zwölf

gefolgt

er seine Apostel

die

Arzt

ein

und von einigen

nenne,

Weibern, denen er gleichfalls einen kirchlichen Dienst allenthalben

anvertraut,

zehn Jahre hatte dieser

Ausbildung

seines

seine Lehren ausstreue.

Mann

Fünf-

mit der Aneignung und

und schon

zugebracht

Lehrbegriffes

52 Jahre lang an der Verbreitung desselben gearbeitet.

Um

zu rückhaltloser Mittheilung seiner Lehren zu

ihn

bewegen,

sich Alexius

stellte

werden. Basilius

begierig

Schüler zu

sein

liess sich überlisten: in

mehreren Unter-

redungen eröffnete er dem Kaiser und dessen Bruder Isaak

ganzes Glaubenssystem,

sein

welches ein hinter

einem Vorhange verborgener Schnellschreiber aufzeich-

Darauf warf der Kaiser

nete. ab,

die

Maske des Schülers

und vor einer Versammlung der Senatoren und der

Geistlichen

musste Basilius sich über seine Lehren er-

klären

nahm

er

:

nichts zurück,

versicherte,

auch zur

Erduldung der Folter und des Feuertodes für sein Bekenntniss bereit zu sein,

und

alle

Versuche des Kaisers

und der Geistlichen, ihn zu bekehren, blieben vergeblich. Inzwischen wurden auch die Anhänger des Basilius, voraufgesucht und eingezogen,

züglich seine zwölf Apostel,

und es zeigte

sich,

dass schon sehr

auch unter

viele,

den höheren Ständen, angesteckt waren.

Sie

zum Feuertode verdammt: da aber

viele

endlich

Ergriffenen

zur

Sekte

zu

gehören

verdammten

Lehren

der

Bogomilen

Alexius,

um

die Schuldigen

leugneten ,

von den

und die

bediente

sich

einer neuen

herauszufinden,

List: er liess zwei grosse Glutöfen in

dem

so

wurden

Brand

setzen, vor

einen ein Kreuz aufpflanzen und dann den herbei-

geführten

Gefangenen

erklären,

dass

sie

alle

sterben

müssten,

dass aber für die Katholiken unter ihnen der

Glutofen

mit

dem Kreuze bestimmt

das Volk gegen den Kaiser;

dieser

sei.

Schon murrte

aber

liess alle,

die

37 auf die Seite des Kreuzes getreten Freiheit

die anderen

setzen,

ihr

in

waren, sogleich Gefängniss

in

zurück-

bringen und durch Geistliche unterrichten, worauf einige

andere bei ihrem

sich bekehrten,

Wahne

ihrem Tode im Kerker blieben.

bis zu

bcharrten und

wurde

Basilius

im Hippodrom verbrannt; noch beim Anblicke des Scheiterhaufens

hatte

Engel

dass

darüber

er

und

gespottet

versichert,

Flammen tragen

den

aus

unversehrt

ihn

würden.

Damit aber erlosch

um

das

J.

man

1140, fand

noch lange nicht

die Sekte

;

später,

in einigen Klöstern Schriften

des Constantin Chrysomalas, welche Bogomilische Lehren enthielten,

und noch

um

das

1230 klagte der Patri-

J.

arch Germanus, dass die Bogomilen Nachts in den Häu-

umherschlichen und dass viele durch ihre erheu-

sern

Frömmigkeit sich verführen Hessen.

chelte

1

)

Nach der Lehre der Bogomilen hat

die

Gottheit

eine der menschlichen ähnliche Gestalt, wiewohl ihr Leib nicht

einem grob-irdischen Körper

feinerer Substanz

fern

der

ist.

Ihre

Sabellianischen

,

sondern von

gleich,

Trinitätslehre als

auch

gleicht

eine

sie

in so

Erweite-

rung der göttlichen Monas zur Trias und eine Contraction der Trias zur ursprünglichen ist

Monas annimmt. Gott

nämlich nicht von Ewigkeit dreipersönlich,

sondern

Sohn und Geist sind aus dem Vater, wie Strahlen aus dessen Augen, erst im Jahr der Welt 5500 ausgegangen

und nach dreiunddreissig Jahren wieder gekehrt.

Demnach behaupteten

Erscheinungen zu haben, heit in

in

dreifacher Gestalt,

langem Barte, der Sohn h. Geist als ein

in

ihn zurück-

die Bogomilen, zuweilen

denen sich ihnen

die Gott-

der Vater als ein Greis

als ein

blühender

Mann und

unbärtiger Jüngling, deutlich zeige.

mit der

Der

Sohn und der Geist sind also nach dieser Lehre nur ver-

')

Germanus, Or.

Gretser, Opp.

II),

p.

de

439.

exalt.

crucis

p,

114 und De imag. (bei

38 schiedene

,

vorübergehend

Zeit, als

gewordene Mani-

persönlich

Der Sohn ging zur bestimmten

festationen des Vaters.

nämlich Christus scheinbar von Maria geboren

wurde, aus

dem Vater aus

dem Sohne ging der Werke

aus

;

Geist hervor und beide kehrten nach vollbrachtem

wie Ströme

wieder in den Schooss der Gottheit zurück, in

den Ocean zurückfiiessen.

geistige

Weise

Der Geist aber hat auf

die zwölf Apostel gezeugt

der Sinn des Geschlechtsregisters heisst:

Abraham zeugte den

denn diess

;

Christi;

Isaak,

wenn

dieser

ist

es hier

den Jakob,

Jakob den Judas und dessen Brüder, so sind unter den Sohn und der

drei ersten der göttliche Vater, der

Geist,

unter Judas und dessen Brüdern aber Judas Iskarioth

und

die übrigen Apostel zu verstehen.

Gott hatte aber einen älteren, erstgeborenen Sohn,

den Satanael, gleich, alle

der,

dem Vater an

ihm zur Rechten sass und

Wesen



Satan.

Von

als sein

Verwalter über

Ihn nennt Christus, mit

gesetzt war.

lassung der seine höhere El,

Gewand

Gestalt und

Weg-

Würde bezeichnenden Endsylbe

seiner Hoheit

und Macht berauscht,

sann er auf Abfall und suchte auch einen Theil der die-

nenden Geister zu überreden

dass

,

sie

das Joch

Dienstbarkeit abschüttelten und ihm folgten.

Er

der

ist

der

ungerechte Haushalter im Evangelium und er war

es,

der zu den Engeln die

Worte sprach: Ich werde meinen

Thron auf den Wolken errichten und werde gleich sein

dem Allerhöchsten

(Ezech. 28,

Ein Theil der Engel,

2).

durch seine Verheissungen verführt, schloss sich ihm an,

worauf Gott

sie alle

aus

stürzt auf die damals

dem Himmel

Herabge-

den Gefährten seines Abfalls,

Satanael mit den Engeln,

und sprach ihnen Muth

stiess.

noch formlose Erde, berieth sich

ein

;

noch besass, unternahm er

und eine Erde geschaffen

und da er es,

hatte,

die bildende Kraft

wie Gott einen Himmel so

nun

als ein zweiter

Gott einen neuen

Himmel hervorzubringen und der Erde

Gestalt zu geben.

Die im Beginne der Genesis beschrie-

39 bene Schöpfung

Werk.

Der hohe Berg, auf welchen der Satan Christum führte und von wo er ihm alle

ist

also sein

Reiche der Welt zeigte, war der zweite von ihm

gebildete Himmel,

und nur weil diese Reiche von ihm

hervorgebracht und sein waren, konnte er Christo versprechen,

Nachdem

ihm zu geben.

sie

er

Erde

seine

durch die Pflanzenwelt verschönert und mit Thieren belebt hatte, bildete Satanael

aus

Lehm

mischt den Körper des Menschen;

mit Wasser ver-

dabei floss durch die

wo

grosse Zehe eine Feuchtigkeit auf den Boden,

der Erde vermischt Schlangengestalt annahm.

Satanael

den

menschlichen

Körper beseelen und

seinen Geist einhauchen wollte, floss dieser falls

sie

mit

Als nun

Hauch

ihm

gleich-

durch den lockeren Körper hindurch und theilte sich

dem Schlangengebilde und darum

ist die

Hauch

mit, welches

dadurch belebt Avurde;

Schlange ein kluges Thier, weil Sa-

ihr inwohnt.

Der Demiurg aber erkannte

seine Unfähigkeit, den von

ihm gebildeten Körper zu be-

tanaels

leben

;

auf seine Bitte sandte der gute Gott den Lebens-

funken aus dem Pleroma, der das Gebilde Satanaeis beseelte;

auf gleiche Weise

dem Manne aber

ist

gebildet,

erhielt

dem guten

sprochen, dass der

Gotte.

aus

Der Mensch

Dasein und Leben.

nun doppelten Ursprungs

Natur, denn den Leib hat er von

aber von

das erste Weib,

und zwieträchtiger

dem

bösen,

die Seele

Satanael hatte diesem ver-

Mensch beiden gemeinschaftlich ange-

hören und seine Nachkommenschaft die Plätze der aus

dem Himmel

gestossenen

reute ihn nun

;

verliehene Vorzüge und

der

Gestalt

wohnte

Engel ausfüllen

neidisch blickte er auf die

der

diess

solle;

dem Menschen

sann auf sein Verderben.

Schlange

überlistete

er

die

In

Eva und

damit sein Same das UbergeSamen Adams und diesen wo-

ihr fleischlich bei,

wicht erhielte über den

möglich ersticke oder doch sich zu vermehren hindere.

Von ihm

befruchtet, gebar das

Zwillingsschwester

Kalomena;

Weib den Kain und von jenem

sagt

eine

daher

40

dem Bösen

Johannes, dass er aus

zeugte den Abel, den Kain tödtetc.

dem Satanael

bei

und

Hierauf entzog der

göttliche Gestalt,

die

von

aber,

wohnte nun auch der Eva

Eifersucht ergriffen,

gute Vater

Adam

sei.

die bil-

dende Kraft und den göttlichen Namen, und er wurde,

von allem Himmlischen

entblösst, finster

und missgestaltet,

blieb jedoch, unter Zulassung Gottes, Beherrscher seiner

Welt und Gebieter der von ihm gebildeten Wesen. Als die gefallenen Engel hörten, naels Übereinkunft mit

durch die

den

Nachkommen schauten

sollten,

im Himmel

ihre Plätze

der Menschen eingenommen wer-

sie lüstern

Menschen und nahmen in

dem Vater

dass nach Sata-

sie

nach den Töchtern der

Same

zu Weibern, damit ihr

den Himmel zurückkehren und die Söhne die Stellen

der Väter erhalten möchten sen

(1.

Mos.

6,

2.

4).

Aus

Ehen ward das Geschlecht der Giganten

die-

erzeugt,

welche sich gegen Satanael auflehnten und für die Menschen kämpften.

Zugleich erfuhren die Menschen durch

Engeln vermählten Weiber den Abfall und

die mit den

des Satanael,

Sturz

und

erregte

wesshalb dieser erbittert die

dadurch

Menschen und

Nur Noe wurde

Geschöpfe vertilgte. gerettet,

die

alle

Flut

lebenden

mittels der Arche

denn da er keine Töchter hatte, erfuhr er nichts

von Satanaeis Abfall und diente ihm fortwährend.

Später

ging Moses, als ein getäuschtes Werkzeug Satanaeis, nach

Ägypten zurück, betrog das jüdische Volk, führte

Wunder und

ihm

es

er

mit der von jenem

-nitgetheilten Kraft wirkte, aus

dem Reiche Pharaos,

durch

Zeichen,

die

und empfing auf Sinai von demselben Fürsten dieser Welt das Gesetz, welches unzählige Menschen zu Grunde richtete

und welchem daher Paulus so

Dieses

vom Bösen stammende

viel

Unheil zuschreibt.

Gesetz trägt das Gepräge

seines unreinen Ursprungs vorzüglich darin, dass es die

Ehe, das Fleischessen, den Eid, die Thieropfer, den Todtschlag theils gestattet, theils gebietet.

Aber

nicht

nur

auf den Juden,

auf

dem ganzen

41 menschlichen Geschlechte

wusste er die Men-

Satanaeis; jenem Vertrage zuwider,

schen

dem guten Gott

tyrannische Joch

das

lastete

völlig zu entfremden, so dass nur

sehr wenige, nämlich die in den Geschlechtsregistern bei

Matthäus und Lukas Genannten und sechzehn Propheten, auf den Antheil des Vaters und

den Rang der Engel

in

Spät endlich entdeckte der himmlische Vater,

kamen.

dass er hintergangen und verkürzt werde er

zugleich fühlte

;

Erbarmen mit der schmählich misshandelten und

in

Knechtschaft gehaltenen menschlichen Seele, seinem eige-

Er Hess daher im

nen Hauche.

Logos

als seinen

Sohn aus

5500 den göttlichen

J.

hervorgehen,

sich

der auch

der Erzengel Michael oder der Engel des grossen Rathes

genannt wird.

Erzengel heisst

er,

und

worden.

salbt

Christus,

Dieser

dem Fleische nach geLogos stieg vom obern Himmel weil er

das rechte Ohr in die Jungfrau

herab, ging durch

ist

Schwäche und Krank-

als alle Engel, Jesus, weil er alle

heit heilt,

weil er göttlicher

ein

und nahm einen scheinbar irdischen, dem menschlichen gleichen Körper an;

in

Wahrheit aber brachte er einen

feineren, geistigen Leib, wie er der Gottheit

mit herab.

In derselben

der Jungfrau

aus

Weise ging

Eingang noch seinen Ausgang, sondern fand ihn in

Windeln gehüllt

nun

in der

plötzlich

Er vollbrachte

Krippe liegen.

ihm gegebene Sendung, that und

die

ist,

bemerkte weder seinen

aber

diese

;

würdig

er auch wieder von

lehrte das in

den Evangelien Verzeichnete, nur dass er allen mensch-

und Affekten bloss scheinbar unterworfen

lichen Leiden

war, nur

dem Scheine nach

Satanael überwand

den und schloss ihn gefesselt nen

Namen

aber veränderte

in er,

den Tartarus ein; mit

Wegnahme

Stelle

aber

ein

,

welche

ging er

nahm

er

Satanael

zurück

in

das

zu

dessen

ehemals

Wesen

Zum

Rechten

besessen des

sei-

der die

höhere Natur bezeichnenden Sylbe El, in Satan.

Vater heimgekehrt,

Den

starb und auferstand.

machte den Abtrünnigen zu Schan-

er,

;

die

dann

Vaters,

in

42 welchem

er

von Anfang an beschlossen und von dem er

emanirt war. Christus wollte die Herrschaft,

welche die gefalle-

nen Geister über die ganze niedere Welt besitzen, umstürzen

;

aber der Vater gestattete ihm das nicht, denn

es liegt in seiner Ökonomie, sie

zum Ende

bis

Daher

ist

des

es auch gut

ihrer noch zu schonen

Zeitenlaufes

walten

und rathsam,

diese

zu

und

lassen.

gebietenden

Dämonen, welche vorzugsweise in den von Menschenhänden gemachten Tempeln (den christlichen Kirchen) wohnen, zu verehren und anzubeten

;

denn

gewaltige und unüberwindliche Macht

sie

haben eine

zu schaden,

wel-

cher auch selbst Christus und der heilige Geist nicht zu

widerstehen vermögen.

Nach der Angabe des

dem

Basilius stand daher in

Evangelium der Bogomilen das Wort des Herrn: .Ehret die

Dämonen,

mit

sie

nicht damit sie euch nützen, sondern da-

euch nicht schaden."

Dämonen wohnen

Solche

aber allen Menschen inne, und sie sind eigentlich die

Urheber

aller

Frevel:

selbst

oder bei

auch

von

begangenen Verbrechen und

diesen

nach dem Tode bleiben sie im Leichnam dem Grabe und erwarten die Auferstehung, um

in der Strafe

mit dem, welchem

fliehen

diese

Dämonen und

Bogenschussweite entfernt Gläubigen,

;

sie

im Leben inne-

Nur vor den Bogomilen

gewohnt, verbunden zu bleiben.

halten

denn

von ihnen auf

sich

sie

nur sind die wahren

welchen nicht ein Dämon, sondern der vom

Sohne gezeugte heilige Geist innewohnt, und darum heisst jeder

ihn,

indem er andere die

lehrt.

Darin

in

liegt

sich

und gebiert

auch der Grund,

Bogomilen nicht, gleich den übrigen Men-

schen, eigentlich sterben, sondern nur wie

umgewandelt werden, indem

Mühe

und

Bogomile mit Eecht Gottesgebärer (Ueormoc).

denn er trägt den göttlichen Logos

warum

ist

das schmutzige

sie

Gewand

im Schlummer

ohne Schmerz und ohne des

abwerfen und das göttliche Gewand

hinfälligen Fleisches Christi,

d.

h.

einen

;

Während

anlegen.

getragen,

die

werden und

auf Erden

ihn

Gläubigen mit (avaaoyiioi

xct)

durch die Engel, die Apostel, ge-

sogleich in das Reich

leitet,

also

und Einer Gestalt

Christus Eines Leibes 0V[ipo(t(pot)

wie Christus

Leib,

ätherischen

solchen

des Vaters eingehen,

diese unreine Umhüllung,

der abgelegte Körper,

fällt

dieses

Gefängniss der Seele, sofort der Verwesung anheim und

wird nie wieder hergestellt.

Da

Bogomilen

die

die

Taufe der Katholiken

als die

blosse Wassertaufe des Johannes verwarfen und dagegen

ihren Aufnahmeritus für

die

wahre Taufe

durch den heiligen Geist geschehe, jeder, der zu ihnen

übertrat,

und

Reinigung

nochmals getauft.

nehmende

Dieser

anhaltendes,

Tage

sieben

und

sieben

Der Aufzu-

Gewand nicht wechberühren. Dann musste er

durfte in dieser Zeit sein

und sein Weib

sich feierlich

dem

wurde

musste ein Sündenbekenntniss zur

Nächte fortzusetzendes Gebet vorangehen.

seln

so

aber ohne Anwendung von Was-

sogenannten Taufe, die ser vollzogen wurde,

die

Christi,

erklärten,

nicht

verpflichten,

mitzutheilen

;

meist musste er auch eine Handschrift

mehr zur katholischen Kirche zu

-ausstellen, dass er nie

rückkehren wolle.

das zu Offenbarende nieman-

Sofort legten sie

ihm das Evangeliuni

Johannis auf das Haupt, riefen ihren heiligen Geist an und beteten das Vaterunser. flings-

Nun

folgte

eine

zweite Prü-

und Vorbereitungszeit zu besserer Reinigung und

sorgfältigerer

Gebetübung; nach Verlauf derselben und

auf die Versicherung anderer, dass er alles beobachtet

und

fleissig

gerungen habe, wurde der Proselyt zur

ständigen Einweihung ihn gegen Osten,

(tfkfiooatg)

legte

geführt:

voll-

man wendete

ihm wieder das Johannes-Evan-

gelium auf das Haupt, die anwesenden Männer und Weiber legten ihm die

Hände auf und sangen einen Dankhymnus.

Die Eucharistie verwarfen

sie;

sie sei,

sagten

sie

mit Berufung auf Jesaja 65, 11, ein Opfer, welches den in

den Kirchen wohnenden Dämonen dargebracht werde

;:

44 das Brod der Gemeinschaft insbesondere die Bitte Christi

um

im Evangelium

sei

das Gebet des Herrn und

das Brod, und die letzten Reden

welche er seinen Jüngern als

,

Testament hinterlassen, seien der Kelch der Communion die

Theilnahme an beiden

sei

das einzige von Christo

verordnete Abendmahl.

Auch

die

verworfen; die

Ehe wurde als ein unreines Verhältniss Worte Christi, dass die Auferstandenen

weder freien noch

würden, sollten da-

sich freien lassen

für zeugen; denn unter der Auferstehung sei die Sinnes-

änderung und das Reich des Evangeliums gemeint. Hielt

man

ihnen den Ausspruch

sich nicht

des Herrn,

von seinem Weibe trennen

antworteten

sie,

diess

sei

dass der

Mann

solle,

entgegen, so

ein Geheimniss,

welches nur

der verstehe, der sich des Fleisches und des fleischlichen

Sinnes zu entschlagen wisse.

W ohn-

Die Kirchen der Katholischen galten ihnen als stätten der bösen Geister,

nach ihrer Rangord-

die sich

nung dieselben erkoren hätten; Satanael

selbst habe ehe-

mals den Tempel zu Jerusalem und später die Sophienkirche zu Constantinopel zu seiner

Gott aber wohne im

Himmel und

schenhänden erbauten Tempeln. Zeichen

verabscheuten

Erlösers.

vor

als

dem Kreuze zu bezeigen die

nicht in den

das

Todeswerkzeug des

Dämonen,

Menschen

das

die

pflegten,

erklärten sie als

dadurch bewirken wollten,

Kreuz

als

ein

Schutzmittel gegen die bösen Geister desto

Wie erklärten,

von Men-

Das Kreuz und dessen

Dass die Energumenen einen solchen Abscheu

eine List der

dass

sie

Wohnung genommen

sie die

vermeintliches

mehr

ehrten.

Bilderverehrung für baaren Götzendienst

so priesen

sie

dagegen die Ikonoklasten, be-

sonders den Kaiser Constantin Kopronymus, als Rechtgläubige.

Die in der Kirche

als Heilige verehrten

Väter

und Bischöfe waren ihrer Versicherung nach unter der Leitung und Belehrung der Dämonen gestanden, die noch

immer an den Gräbern derselben weilten und

dort durch

:

45 die

Wunder,

die sie wirkten, die

Unwissenden täuschten

und zur Anbetung dieser unreinen Menschen anlockten.

wurden Gregorius der Theologe,

Insbesondere

und Chrysostomus

falschen Propheten genannt,

die

als

Dem

vor welchen Christus gewarnt habe. sie

durch den

Schuld,

er

Namen

Basilius

den

letzteren,

schmähten, gaben

(pvQffüavo^iog

sie

habe die Exemplare des Neuen Testaments

gefälscht und mehrere von den Bogomilen als Äusserungen Christi angeführte

bet hatten

sie,

Kein anderes Ge-

Sprüche ausgetilgt.

als das,

mit einer gewissen Anzahl von

Kniebeugungen, siebenmal des Tages und fünfmal

Nacht wiederholte Vaterunser Grund, von

dem

;

in der

dieses Gebet sei der feste

die Schrift rede,

und

sie seien

der kluge

Mann, der auf diesen festen Grund sein Haus baue

;

jede

sonstige Gebetsübung sei leeres, nach Christi Ausspruch

nur den Heiden ziemendes Geschwätz.

Nebst dem Verbote des Fleischgenusses wurde noch ein dreimaliges Fasten wöchentlich, bis

beobachtet.

Übrigens hielten

Nachmittags 3 Uhr,

es

sie

für

sich

erlaubt,

etwaigen Verfolgungen durch Trug und Verstellung zu entziehen

:

habe doch auch der Herr selbst mit den Ungläubigen

sie die

sen.

Gedanken

seines Herzens nicht erkennen zu las-

Dabei beriefen

hinsichtlich

des

Schriftgelehrten,

sie sich

Verhaltens die

auf

was

stellung:

gegen

die

und

Pharisäer

Stuhle Mosis sässen;

aber

dieser

in

Ausspruch so

euch zu thun gebieten, das thut

in

Ver-

nach ihren Werken aber thut nicht in Wahr-

Sie

heit."

sie

auf den Ausspruch Christi

dem

ihrem Evangelium lautete „Alles,

um

und Verstellung geredet,

in Parabeln, d. h. in List

nahmen daher unbedenklich

lischen Gottesdienst,

selbst

Theil

am

katho-

an den Sacramenten, traten

aber dann die öffentlich empfangene Communion im Ge-

heimen mit Füssen und wuschen Kindern

in

die

Taufe, die ihren

Kirchen crtheilt worden, mit unreinem

Was-

ser unter besonderen Gebräuchen ab.

Die Gemeinde der Bogomilen sollte die reine und

46 vollkommene Kirche

Christi sein, das Bethlehem, in wel-

chem Christus geboren werde, gleichwie auch jeder wahre Bogomile Gottesgebärer sei und heisse, da er den Logos,

Wort

das

Gottes,

Dagegen

bäre.

durch die Unterweisung anderer gekatholische Kirche der Herodes,

sei die

der den von ihnen gezeugten Logos der Wahrheit tödten

Desgleichen waren

wolle.

sie in ihren

Augen

diejenigen,

die"Christus prophetisch selig gepriesen hatte, die

im

Armen

Geiste, die Trauernden, das Salz der Erde, das Licht

der Welt; die Katholiken aber waren die Schweine und

Hunde, denen man

das

und

Heilige

Lehre nämlich) nicht vorwerfen dürfe,

die

Perlen

(ihre

bis das Thierische

durch Fasten und Gebet ertödtet worden.

in ihnen

bezeichneten

katholischen Geistlichen säer und Sadducäer

dieser Zeit;

sie

Die

als die Phari-

und wie Christus ver-

langt habe, dass die Gerechtigkeit seiner Jünger grösser sei

als

auch

die

der Pharisäer

der

in

That

ihre,

und Schriftgelehrten, so der

Bogomilen,

besser als die der heutigen Pharisäer,

da

des Fleisches und ähnlicher Dinge sich lehrte verachteten sie

;

Gerechtigkeit sie

der Ehe,

Ge-

enthielten.

das seien die Schreiber, mit denen

Christus sich nicht habe einlassen wollen und die

auch von ihrer Kirche ausgeschlossen bleiben

darum

sollten.

ihrer Ansicht

von dem Verhältnisse des Sa-

zum menschlichen

Geschlechte mussten die Bogo-

Nach tanael

sei

milen einen grossen Theil des Alten Testaments verwerfen.

Ihr

Schriften sich

Kanon ;

bestand, ihrer Zählung gemäss, aus sieben

diese sollten die sieben Säulen sein, auf welche

(nach ihrer Deutung der Stelle Sprüche

von der Weisheit gebaute Haus, der Bogomilen, stütze.

aber die Psalmen,

d. h.

die

9,

1)

das

wahre Kirche

Ihre sieben heiligen Bücher waren

die

sechzehn

Propheten,

die

vier

Evangelien und die apostolischen Schriften, Briefe, Apostelgeschichte

und Apokalypse.

Indess

dienten

ihnen

auch Stellen aus den verworfenen Schriften des A. T. zu

Beweisen für ihre Lehre.

Das ganze Mosaische Gesetz

47 galt

zum Verderben und zur Knechtung

ihnen als ein

der Menschen

ersonnenes

Werk

des Satanael,

welches

Christus vollständig aufgehoben und an dessen Stelle er

Zur Bestäti-

das neue evangelische Gesetz gesetzt habe.

gung

Deutung der

ihrer Ansicht hatten sie eine seltsame

Probe ihrer

Stelle Matth. 3, 4 erfunden, die zugleich als

Wenn

allegorischen Auslegungsweise dienen mag.

es dort

„Johannes hatte ein Kleid von Kameelhaaren und

heisst:

um

einen Gürtel von Fellen

seine Lenden;

seine Speise

waren Heuschrecken und wilder Honig", so verstanden sie

unter den Kameelhaaren die Gebote des Mosaischen

welches unrein

Gesetzes,

seinen

Anhängern

Pflicht

mache.

wie das Kameel, weil es

sei

und schändliche Dinge zur

unreine

Der lederne Gürtel

sollte

das auf Schaf-

häute geschriebene Evangelium bedeuten. Die Heuschrecken seien die

Ermahnungen und Verheissungen des Mosaischen

Gesetzes, in denen das Rechte nicht erkannt sere nicht unterschieden

wieder

sei.

das Evangelium,

Der wilde Honig bedeute (nach Ps.

welches

süss sei für die, welche es

und das Bes-

118,

103)

annähmen, wild aber für jene,

welche sich demselben, wegen des dazu führenden engen

Thores und schmalen Weges, entzögen. sagten

dem

sie,

alten

sei

nämlich

in der Mitte

und dem neuen Gesetze und habe an beiden

genommen, früher zu dem

Theil

Der Vorläufer,

gestanden zwischen

ersten,

später zu

dem

zweiten sich haltend. In ähnlichem Sinne deuteten sie die

(Matth.

5,

38):

„Ihr habt gehört,

Unter den Augen

sollten die beiden Gesetze, das Mosaische

und unter den Zähnen

und der schmale, zu verstehen als er

statt

gekommen, des

breiten

Widerspruch

statt

die zwei sein;

und das evan-

Wege, der breite nun habe,

Christus

des einen Gesetzes das andere,

Weges den schmalen gegeben.

Christi (Matth. 5,

kein Strichlein

vom

Christi

dass gesagt worden:

Auge um Auge, Zahn um Zahn." gelische,

Worte

18),

Den

dass kein Jota und

Gesetze vergehen

solle,

suchten sie

:

48 dadurch zu

beseitigen

Strichlein bloss den

dass

,

von den Juden würde beobachtet werden,

Erde vergingen.

bis

Himmel und

Die vorausgehenden Worte des Herrn

gekommen, das Gesetz

„Ich bin nicht

dem Jota und

unter

sie

Dekalog verstanden, der allerdings

aufzulösen, sondern

es zu erfüllen, " erledigten sie theils mit Berufung auf diese

fortdauernde Beobachtung des Dekalogs durch die Juden, theils

durch einen Zusatz, durch den der Sinn der Stelle

Nach

geändert wurde.

ihrer

Behauptung

Christus so gesagt haben: „Ich bin nicht

Gesetz aufzulösen,

um

sondern

gen Bewohnern, den Engeln,

sollte

nämlich

gekommen, das

den von seinen ehemali-

entleerten

Himmel wieder

zu bevölkern und die Reihen der gefallenen Mächte wieder auszufüllen."

Gemäss solcher prophetisch -allegorischer Deutung fänden die Bogomilen in den biblischen Stellen, welche Sünder,

Gottlose,

Götzendiener

schildern

durchweg vorgreifende Beziehungen auf Kirche und ihre Anhänger. die Auserwählten,

die

oder strafen,

die herrschende

Jede Stelle dagegen, welche

Gerechten und Erben des Gottes-

reiches erwähnt, bezogen sie ausschliesslich auf ihre Ge-

meinschaft.

Sie seien,

rühmten

sie,

jene Lilien auf

dem

Felde, deren Pracht Salomo nicht erreicht habe, und diese ihre Pracht bestehe in

dem Glänze

der Seelenreinheit und

dem Wohlgeruche ihrer Tugenden. gelium

es

im Evan-

dass Christus Nazareth verlassen habe und

heisst,

nach Kapharnaum gegangen verstanden

Wenn

sie

sei,

unter Nazareth

um

dort zu wohnen, so

die

katholische Kirche,

unter Kapharnaum die der Bogomilen, bei welcher nun

nachdem er jener Kirche den Rücken gewandt,

Christus,

Das

wohne.

blutflüssige

dieser Krankheit gelitten, alte

Kirche von Jerusalem

men habe,

die

Weib, welches zwölf Jahre an sollte

nach ihrer Deutung die

sein, die in ihren

zwölf Stäm-

Vergiessung des Blutes der Opferthiere geduldet

bis

Christus

gekommen

sei

und durch die bald

nachher verhängte Zerstörung Jerusalems diesen Blut-

49 Auch

fluss gestillt habe.

aus

dem

die Geschichte der drei

Weisen

Morgenlande galt ihnen für eine auf ihre Partei Jene Magier, sagten

sich beziehende Allegorie. die Bogomilen,

Jerusalem

sei die

seien

sie,

Kirche der Katholischen

und das Mosaische Gesetz der Stern, welcher

sie bis

zum

katholischen Glauben geführt habe; dann aber hätten sie

von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, den Geistlichen der katholischen Kirche,

h.

d.

von

Erfahrung ge-

in

bracht, dass Christus in Bethlehem geboren, d. h. nur in

der Gemeinschaft der Bogomilen zu finden sei

denn ihre

;

ersten Lehrer seien von der katholischen Kirche

gangen. sich

Wenn

ausge-

Johannes der Täufer die zu seiner Taufe

drängenden Pharisäer und Sadducäer Otterngezücht

nannte, so wandten sie diess unmittelbar auf die Katholischen an; diese seien ja der

Same

jener Schlange, die

ehemals der Eva beigewohnt habe, und

sie sollten

über diese Beziehung sich nicht erzürnen,

Täufer selbst

sei,

nur

da es ja der

der sie prophetisch ihnen gegeben habe.

Die Wurfschaufel Christi

sei

das evangelische, von seinem

Munde ausgegangene Wort, die Tenne seien die theils rechtgläubigen, theils dem Irrwahn ergebenen Christen, der Waizen sei der Glaube der Bogomilen, welcher rein und nährend

die Spreu

sei,

aber die unnütze und des

Die Schuhe Christi,

Feuers würdige katholische Lehre. sagten

sie ferner, seien die

Wunder,

die er seinen

Jün-

gern und dem Volke gezeigt habe; Johannes habe seine

Schuhe nicht tragen können, gewesen, solche

Wunder

d. h.

Es war zu erwarten, dass milen,

er sei nicht

im Stande

zu wirken. sich die Sekte der

ungeachtet der in der Hauptstadt gegen

griffenen Massregeln,

würde; auch geschah

wenn auch mehr verborgen, es zuweilen,

Bogo-

sie er-

erhalten

dass einzelne Lehren

der Bogomilen bei Geistlichen und Mönchen der orientalischen Kirche

Beifall

und Eingang fanden, so gross

und entschieden auch im Ganzen der Widerwille und Abscheu der Griechen gegen Döllinger, Geschichte

der Sekten,

alles

von dieser Sekte kom4

50

mende war.

Grosses Aufsehen erregte die Entdeckung,

dass die Schriften des kürzlich verstorbenen

Chry so malus Dogmen entlehnt

Constantin

von den Bogomilen

zu sein schienen, wesshalb der Patriarch Leo

Styppiota im

J.

diese Schriften

Taufe

enthielten, die

1140 auf einer deshalb berufenen Synode

Was

verdammte.

lehrte, bot in der

dieser

Mönch von der

That manche Berührungspunkte

mit den Principien der Bogomilen dar; er behauptete, die

Taufe der katholischen Kirche los;

vielmehr müsse jeder,

sei

um wahrer

Christ zu werden,

Einweihung und geistigen

sich erst der Katechisation, der

Umwandlung

für sich völlig kraft-

Bei dieser Katechisation wurde

unterziehen.

wahrscheinlich die Mittheilung und Ablegung eines Glau-

bensbekenntnisses als die Hauptsache betrachtet; die Ein-

weihung

durch eine Salbung mit Öl und Händeauf-

sollte

legung geschehen und, durch die Mittheilung einer zweiten, unsündlichen, zu der ersten, der Sünde unterworfenen hin-

zukommenden wirken.

Seele, eine

Umwandlung

des Menschen be-

Chrysomalus lehrte daher, jeder Christ habe

zwei Seelen,

und eine sündliche; so

unsündliche

eine

lange der Mensch nur Eine Seele habe, sei er noch nicht ferner:

Gott hasse und

die aber

noch nicht durch

Christ geworden.

Er behauptete

verabscheue

was Getaufte,

alles,

jene mystische Vermittlung umgewandelt seien, vornäh-

men, auch

ihr

Kirchengehen und ihr Gebet

;

wer ohne

jene Katechisation und Einweihung seine nach der Taufe

begangenen Sünden bereue und abbüsse, der mühe ganz vergeblich ab zu erhalten,

sei die

;

denn

um

die

sich

Vergebung der Sünden

Katechisation und der Glaube an das

dabei Mitgetheilte völlig unerlässlich, und nur durch die

Handauflegung empfange er

die

Gnade Gottes, welche

nach dem Maasse des Glaubens, nicht nach den Werken

gegeben werde; der Eingeweihte aber nicht

mehr unterthan und könne

nicht

sei

dem Gesetze

mehr sündigen.

Dass Chrysomalus unter dieser Einweihung durch Salbung

und Händeauflegung nicht etwa das katholische Sacrament

51 der Confirmation verstand, ergibt sich aus seiner weiteren

Behauptung, dass es nur gewisse Personen seien, welche als Besitzer der heiligen Gnosis diese

ten könnten, und dass falt als die einzigen

da

sie nicht häufig

natürlich, dass die

man

Mysterien verwal-

dieselben mit grösster Sorg-

Vermittler des Heils aufsuchen müsse,

gefunden würden. Es war daher ganz

Synode

in

allem diesem, nach ihrem

Ausdruck, unzweideutige Zeichen der bogomilischen

Irr-

lehre fand.

Im Anwerben von Genossen

Lehre und Ge-

ihrer

meinschaft gingen die Bogomilen mit grosser Vorsicht zu Wei*ke. lich

Wer

sich ihnen

vernahm anfäng-

anvertraute,

vom dreieinigen Gott und der MenschSohnes man predigte ihm die Uebung der

nur die Lehren

werdung des

;

evangelischen Tugenden, vorzüglich Milde,

Demuth und

ward

er veranlasst,

Entäusserung irdischer Güter.

Sofort

einen Vergleich anzustellen zwischen der grossen Masse

der Kirchengläubigen und der kleinen, verborgenen bogomilischen

Genossenschaft;

dass jene höhere,

da

werde

wahrnehmen,

er

von Christus geforderte Gerechtigkeit

doch nur bei den letzteren zu finden

sei.

Erst dann,

wenn der Lehrling dem Meistor mit festem, ehrfürchtigem Vertrauen sich hingab, wurden ihm die geheimeren Leh.ren der Gesellschaft allmählich die in

eröffnet.

Bogomilen das Mönchsgewand,

um

Häufig trugen

leichteren

Eingang

den Häusern zu finden und weniger Verdacht zu

er-

regen.

Fünftes Kapitel.

Die Verbreitung der orientalischen Sekten im

Abendlande

bis

gegen Ende des

elften Jahr-

hunderts. Die

gnostisch-manichäischen Lehren

und

die

zu

diesen Lehren sich bekennenden Sekten hatten zwar von 4*

52 Anbeginn an

ihre eigentliche

Heimat und

Ver-

leichteste

breitung in den östlichen Theilen des römischen Reiches

gefunden, aber auch die Länder des Occidents hatten sich

ihnen frühzeitig geöffnet; die

Manichäer,

zahlreich im nördlichen Afrika wohnten,

die besonders

waren zur Zeit

des Einbruchs der Vandalen nach Italien und Spanien

gewandert, und schon zur Zeit des viele

h.

von ihnen, wenn auch verborgen,

Afrika scheint der

Kampf

Augustin lebten in Gallien.

In

1

)

des Arianismus mit der katho-

lischen Kirche, der sich seit der vandalischen Herrschaft

dem Manichäismus

dort entspann, sein

;

die

zu

Manichäer bekannten sich zu der unterscheidenden

Lehre des Arianismus, und kundschaften Hess, zeigte

König Hunnerich

als

Er

liess

nun zwar

Verstärkung der Sekte

aus-

und Diakonen geworden

einige

andere aus Afrika" vertreiben,

sie

dass mehrere von ihnen

sich,

bei den Arianern sogar Priester

waren.

günstig gewesen

derselben verbrennen,

trug aber dadurch zur

2 )

diesseits

des

Mittelmeeres

bei.

Rom, wo schon unter Papst Leo I. scharfe Massregeln gegen die Manichäer ergriffen worden waren, hatten sie In

sich

dennoch

bis

so gemehrt, dass

zum Anfange des sechsten Jahrhunderts der Papst Symmachus und der Senator

Boethius gemeinschaftlich an ihrer Vertreibung aus der Stadt arbeiteten und ihre Bücher und symbolischen Ab-

bildungen feierlich vor den Thoren verbrennen Hessen. 3 ) Dieses hielt indess den Kaiser Anastasius Dicorus nicht ab,

gegen eben diesen Papst die ohne Zweifel grundlose

Beschuldigung des Manichäismus zu erheben.

Was

fernerhin gegen die manichäische Sekte unter-

nommen wurde, waren

bloss vereinzelte, in langen Zwi-

schenräumen sich folgende Massregeln, und Verwirrung, welche

')

2

Aug. de

in

nat. boni,

diesen

Victor Vit. ed. Ruinart

)

Baron, ad

3

a.

503.

Jahrhunderten

Opp. VIII, 36

J

p. 21.

die politische

f.

ed. Amstel.

in

allen

53 Theilen des Occidents herrschte, musste es den Anhängern

der Sekte leicht machen, ihre Verbindungen zu bewahren

Im

und selbst auszubreiten. Prosper

Lehre mit Verwerfung der ein-

in Gallien dieser

Im

zelnen Hauptdogmen. 1 )

zu Ravenna,

526 entsagte ein gewisser

J.

wo sie sich erst

557 wurden die Manichäer

J.

kürzlich eingeschlichen hatten,

von den dortigen Bürgern vor 2

steinigt.

)

waren

In Sicilien

sie

die Stadt geführt

und ge-

gegen Anfang des

7.

Jahr-

hunderts ziemlich zahlreich, wesshalb der Papst Gregorius der Grosse den Diakon Cyprian, der die dortigen Patrimonien der römischen Kirche verwaltete, wiederholt ermahnte,

auf alle Weise zur

sie

Annahme

des katholischen Glau-

Dass seitdem die Manichäer, wenn

bens zu bringen. 3 )

auch im Verborgenen und lange Zeit hindurch unbemerkt,

um

sich erhielten, ist

im

so weniger zu bezweifeln, als noch

1060 Papst Nikolaus

J.

den Klerus von Sisteron

II.

ermahnte, die zahlreich zu den geistlichen Weihen sich

drängenden Afrikaner zurückzuweisen, weil sich häufig Manichäer unter ihnen fänden.

1

)

Indessen waren die Lehren jener späteren Sektirer,

man

welche

seit

dem

elften Jahrhundert

Manichäer nannte,

keineswegs die eigentümlichen und unterscheidenden Dog-

men

der alten Manichäer

;

nur in jenen Artikeln, in wel-

chen diese mit den gnostischen Hauptparteien einhellig

stimmten die neuen Manichäer mit den alten zu-

lehrten,

sammen.

Es müssen demnach fremde Einflüsse

stattge-

funden haben, durch welche der manichäische Lehrbegriff

')

I,

Die Formula

abjurationis

steht

Bis auf einige beigefügte Artikel

209.

dem Namen

des

h.

Sirmond,

bei

stimmt

sie

Conc.

gall.

mit der unter

Augustinus vorhandenen (Opp. VIII, App.

p. 33)

überein. 2 )

Agnelli Lib. pontif.

)

Epist. V, 8

3

Greg. (Opp. IV, 80)

(Opp. :

T. II p. 98. ed.

Paris.

II,

733).

Joh.

Diaconi Vita

Haeresim Manichaeorum penes Siciliam

a corpore sanctae inatris ecclesiae sequestrarat. 4

)

Sammarthaui Gailia

christ.

Tom.

I.,

Instrum.

p.

89.

.

.

.

54 wieder allmählich

Anschauungsweise

stische

waren

und

tnodificirt

die allgemein gno-

in

umgesetzt

es die orientalischen Sekten

wurde.

Offenbar

der Paulicianer und

Bogomilen, welche einen derartigen Einfluss auf die Reste des Manichäismus im Occident ausübten;

es

lässt

sich

aber auch mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in

diesem selbst schon früher ähnliche Entwickelungen

eingetreten seien,

und zwar

des Priscilliani-

mittelst

stischen Lehrbegriffs. Schon der h. Augustinus bezeichnet

am Ende

den Charakter dieser Doktrin, die sich

des vier-

ten Jahrhunderts in Spanien und im südlichen Gallien verbreitete,

richtig

Mischung gnostischer und

eine

als

manichäischer Lehren,

und die Hauptdogmen der Pris-

1

)

wieder in dem Systeme

cillianisten finden sich fast alle

der Katharer:

Annahme

eines bösen Urwesens,

welches

Körperwelt hervorgebracht, Verwerfung der Aufer-

die

Ehe und des Fleischgenusses, doketische

der

stehung,

Leugnung der Körperlichkeit

Gleich den Katha-

Christi.

rern glaubten die Priscillianisten, dass die menschlichen

Seelen gottverwandte,

Wesen

seien,

die

Natur theilhafte

der göttlichen

vor ihrer Einschliessung in irdische

Körper eine überweltliche Existenz gehabt; und es

ist

sehr beachtungswerth, dass sich bereits bei diesen Häretikern derselbe dogmatische Gegensatz findet, der zwischen

den dualistischen und den monarchischen Katharern ein-

Nach

trat.

sius

der

Angabe des

h.

Augustinus und des Oro-

lehrten sie nämlich, dass die Menschenseelen Engel

2 )

seien, die freiwillig aus

kämpfung des Fürsten

ihrem höheren Wohnorte zur Bedieser

Welt auf

die

Erde herab-

gestiegen, hier aber in die Gewalt des Weltbildners ge-

1

)

Maxime Gnosticorum

et

Manicbaeorum dogmata permixta

sectantur (Priscillianistae), quamvis et ex

des tanquam in sentinam

De

baeres. 2 )

c.

quandam

70 (Opp. VIII,

Aug.

Opp. VIII, 401.

aliis

horribili

haeresibus in eos sor-

confusione confluxerint.

17).

de anima ad Renat.

1.

2,

c.

7.

Orosius apud

Aug.

55 und von diesem

fallen

in die

Körper eingeschlossen wor-

den seien. Diess lehrten auch die monarchischen Katharer.

Dagegen geben der Papst Leo und Lehre der Priscillianisten an,

als

seelen, in Folge einer Sünde,

Synode von Braga

die

1

)

dass

die sie als

vorweltlichen Existenz begangen,

die

Menschen-

Engel

in ihrer

dem Himmel

aus

ge-

stossen worden und auf die Erde herabgesunken und hier

von den Dämonen den

seien.

in die

Gerade diess war auch die Lehre der duaHiemit dürfte nun erklärt

listischen Katharer.

es

gekommen, dass

fast

Kerker der Leiber gebannt wor-

die

sein,

monarchischen Katharer, die sonst

durchaus das System der Bogomilen angenommen

Punkte der Präexistenz

hatten, doch in diesem wichtigen

der Seele von

dem Dogma

der Bogomilen abwichen.

Nach Augustins Zeugniss unterschieden Priscillianisten

durch, dass alle

wie

sich

die

von den Manichäern vorzüglich auch daneben einer Anzahl apokrypher Schriften,

sie,

Bücher der

heil. Schrift

annahmen, deren Inhalt

sie

dann, gleich den Katharern, durch die willkürlichste alle-

mit ihrem Lehrbegriffe in Einklang

gorische Auslegung

Demnach

zu bringen suchten.

sind

die

Priscillianisten

auch hinsichtlich der Annahme und Behandlungsweise des neutestamentlichen Kanons die Vorgänger oder väter der Katharer gewesen.

ments scheinen

Stamm-

In Betreff des Alten Testa-

zwar, Augustins Angabe zufolge, in

sie

der ersten Zeit ihrer Entstehung von den letzteren sich unterschieden zu haben; lich,

aber es

ist

höchst wahrschein-

dass nach Priscillians Tode die Consequenz der Lehre

und der Einfluss gnostisch-apokrypher Schriften

sie

zur

Verwerfung der historischen Bücher des Alten Testamentes führte. Denn da die Priscillianisten nicht umhin konnten, den Mosaischen Jehovah für Eins mit

Urwesen zu ')

halten,

Leo M. Ep.

2 )

)

so

15, 10.

Conc.

(Opp. ed. Ball. 348.

Nur diesen Sinn konnte

ihre

Coli.

dem bösen

drängte sich ihnen, bei aller

III,

Harduin,

can. 6.

2

1,

702.)

Conc. Bracar.

I,

Behauptung haben, dass der

56 allegorischen Interpretation,

Verwerfung der Mosai-

die

schen Bücher doch zuletzt mit zwingender

Notwendig-

Dazu kam später noch der Gehrauch des apo-

keit auf.

kryphischen Buches „Gedächtniss der Apostel", welches

Christum die ganze Mosaische Gesetzgebung und über-

haupt den Inhalt der Mosaischen Bücher geradezu verDieses Buches bedienten sich die Priscillia-

werfen Hess.

um

nisten

weisung

das J. 450 als einer Hauptautorität zur Er-

ihrer Lehre,

')

was offenbar voraussetzt, dass

sie

damals bereits von der Ansicht Priscillians hinsichtlich des Alten Testamentes abgewichen waren und mindestens

den historischen Theil desselben, wie eben auch die KaEndlich spricht auch für einen Zu-

tharer, verwarfen.

sammenhang der

und der Katharer die

Priscillianisten

Thatsache, dass die apokryphe Schrift



Himmelfahrt des

Jesaias" von den einen wie von den anderen

und hochgehalten wurde, lich

ist,

die letzteren sie

dass die Sekte

auch

und wohl

Spanien

lange erhielt fortpflanzen,

sie

;

im südlichen Gallien sehr

konnte sich

als ihre

Glieder

der Priscillianisten sich

um

die

im

so leichter

Stillen

nach Augustins Be-

sich,

merkung, von Anbeginn an durch

und

)

also wahrschein-

von jenen empfangen hatten. Gewiss

in

gebraucht

2

Verschlagenheit

listige

Künste gewandter Täuschung vor allen anderen

Häretikern auszeichneten und die Lüge und Verstellung,

zum Grundsatz erhoben Die Apokryphen, welche in der Form von Evan-

zur Geheimhaltung ihrer Doctrin, hatten.

von prophetischen und apostolischen Visionen

gelien,

Hauptpunkte ihrer Lehren

die

dienten dabei als

enthielten,

wirksames Mittel zur Erhaltung der Sekte und zur Fortpflanzung ihrer

Dogmen daher noch im ;

J.

561 die Synode

Gott des alten Gesetzes ein anderer sei als der Gott der Evangelien. Lübkert,

De

haeresi Priscill.

')

Turibius bei Leo M.

2

Hieron. in

)

Is.

Catharos et Waldenses

Havniae 1840, Opp.

Opp. ed. Martianay 11.

p.

29.

ed. Ballerin.

V, ed. Ricchini,

III,

Rom

I,

714.

473.

Moneta, Adv.

1743, p. 218.

5l7

zu Braga in Portugal die Irreleitung der Christen durch

Apokryphen

diese

erwähnte,

1

)

vorkommendes Ereigniss

als ein häufig

und neuerdings das ganze

Auch

System mit dem Anathema belegte.

im

J.

die

Priscillianistische

noch

hatte

531 der Bischof Montanus. in einem Schreiben an

Einwohner des Gebiets von Palencia geklagt, dass

die nichtswürdige Sekte

der Priscillianisten

dem Namen

wie der That nach von ihnen geehrt und hochgehalten werde, 2 ) und einige Jahre später hatte der Bischof Eucherius

dem Papste

Vigilius über die fortdauernde Sitte die-

ser Sektirer, sich alles Fleisches zu enthalten, berichtet.

Jene anstössigen, ganz die gnostische Anschauungs-

um das J. 830 der Erzdem Antiphonarium seiner

weise athmenden Stellen, welche

Lyon

bischof Agobard von

in

Kirche fand, sind wahrscheinlich auch durch Priscillianistischen

den Gebrauch

oder durch

Einfluss

dieser Sekte empfohlenen

und

kryphen hineingekommen. des Weihnachtsfestes

:



Vaters (dem Pleroma),

in

der

von

Umlauf gesetzten Apo-

So hiess es hier im Officium

Gesandt aus der festen Burg des ist

herabgestiegen

er

vom Him-

mel; das Licht und die Zierde des ganzen Weltbaues,

angethan mit purpurnem Gewände,

ist

durch das Ohr

der Jungfrau eingegangen in unsere Region und ausge-

gangen durch

die goldene Pforte."

Diess war offenbar

3 )

aus der doketischen Lehre geflossen, welche die Priscillianisten mit den meisten älteren Gnostikern, wie

auch mit

den Paulicianern, den Bogomilen und den Katharern ge-

')

Nequis

.

.

.

aliquibus,

assolet,

ut

aliqua adhuc ipsius erroris pestilentia 2 )

Harduin

)

Agobardi

3

Lugd. XIV, 322. coelo, videbitis

de thalamo suo.

II, 1.

zuliess,

apocryphis

Harduin

III,

347.

1143.

de correctione antiphonarii in der Biblioth. PP.

Er rügt auch

die

Worte

:

Dum

ortus fuerit sol de

regem regum procedentem aPatre tanquam sponsum Diese Antiphone

scher Quelle genossen sein;

Deutung

scripturis

sit infectus.

wurde

da

sie

mag

allerdings

auch aus gnosti-

aber auch eine gute, katholische

sie beibehalten.

58 mein hatten

:

der Lieblingsausdruck aller dieser Häretiker

dass Christus durch die Jungfrau

war,

nur wie durch

eine Röhre oder einen Kanal, ohne etwas von ihr anzu-

nehmen,

hindurchgegangen

Bogomilen lehrten

die

sei;

völlig übereinstimmend, er sei durch das

frau eingegangen; ist

aus

unter

Ohr der Jung-

dem purpurnen Gewände aber

der ätherische Leib, den Christus nach dieser Doctrin

dem Himmel mit

herabbrachte, gemeint.

Ein bemerkenswerthes

Vorhandensein

Zeugniss von

dem frühen

gnostisch-manichäischen Lehren in

der

Frankreich bietet das Glaubensbekenntniss dar,

zum Erzbischof von Rheims

Gerbert bei seiner Erwählung

im

J.

Es

991 ablegte.

welches

durchaus antithetisch gegen

ist

die auffallendsten Irrthümer

des Gnosticismus gerichtet.

Gerbert erklärt darin, dass er an den Mensch gewordenen

Sohn glaube, der von seiner Mutter einen wahren menschlichen Leib

angenommen, wahrhaft

demselben gelitten

in

habe, gestorben und auferstanden sei

;

dass er einen und

denselben Herrn und Gott für den Urheber des Alten

wie des Neuen Testamentes halte, dass der Satan nicht ein

ursprünglich

Wesen

sei,

böses,

sondern

ein

böse

gewordenes

dass dieser jetzige und nicht ein anderer Leib

auferstehen werde und dass die

genuss erlaubt

sei.

Ehe sowohl

als der Fleisch-

1

)

Damals hatten

bereits die

Einwirkungen der orien-

talischen Sekten, besonders der Paulicianer, auf den Occi-

dent begonnen; durch

sie

wurden

die

noch vorhandenen

Reste des älteren Gnosticismus und Manichäismus ge-

sammelt und neu

belebt, das Bewusstsein der alten

Lehre

und ihres inneren Zusammenhanges wieder geweckt und ein kräftiger Impuls, diese Lehre mitgetheilt.

weithin zu verbreiten,

Die Paulicianer waren durch ihre Ansiede-

lungen in Thracien den Bewohnern des Westens so nahe gerückt und der Verkehr, der damals zwischen den west-

')

Harduin VI,

I,

726.

:

59 liehen Provinzen des griechischen Reiches

und dem Abend-

lande stattfand, war so lebhaft, dass eine solche Einwirkung und Übertragung der Lehre in jeglicher Weise erleichtert war. In den Annalen von Bari ) wird berichtet l

im

J.

einer

1041

nach

Paulikani mit den Macedoniern,

seien

gegen die Normannen

nach

verlorenen Schlacht,

hinübergekommen; der Protospatharius Mi-

Unteritalien

chael oder der griechische Statthalter Dulciano habe sie

aus Sicilien

kommen

Auch von Armenien

lassen.

schei-

nen Sendboten der gnostischen Häresie nach Italien ge-

kommen

zu sein

jedenfalls aber

;

war

dieses

Land

als ein

Hauptsitz der Irrlehre dort so bekannt, dass im Anfange des elften Jahrhunderts die blosse Herkunft aus nien

schon

hinreichte,

einen Fremdling

der armenische Ana-

Diess erfuhr im J. 1016

machen.

choret Simeon,

nach

der, als er

Arme-

verdächtig zu

Rom

kam, bloss seiner

äusseren Erscheinung und seines Vaterlandes wegen, von

einem Geistlichen für einen Häretiker, den oder

verbrennen müsse,

klärt

wurde und

also

steinigen

für einen Manichäer

fast ein Opfer der

Volkswuth geworden wäre.

man

er-

dadurch aufgeregten

2

)

In Italien sowohl als in Frankreich

waren

seit

dem

Beginne des elften Jahrhunderts häretische Ansichten sehr

wenn sie auch im Einzelnen unförmlich und alles inneren Zusammenhangs entbehrend sich darstellen mochten, doch immer aus einer und derselben gnostisch-manichäischen Quelle entsprungen waren. Auch war den Katholischen der eigenthümliche Ideengang des

verbreitet,

welche,

Gnosticismus

anfänglich

noch so

der älteren derartigen Sekten so loschen, dass

Missverständnisse in

Gehörten fast unvermeidlich waren. richtet

in

')

2

seiner

Mon. Germ.

vagen,

fremd,

er-

der Auffassung

des

ungenauen Weise, 3) dass ein

Script. VII, 55.

)

)

Recueil des historiens de Frauce X, 23,

3

1016, n.

bei

Glaber Radulph be-

Baron, ad

a.

die Kenntniss

ihnen

völlig

5.

60 Grammatiker Vilgard zu Ravenna der

katholischen

um

das

1000

J.

viel

Lehre Widersprechendes gelehrt und

unbedingten Glauben für die Aussprüche der alten Dichter,

des Virgilius

und anderer gefordert habe, wesshalb

ihn der Erzbischof Petrus

man nun men,

ein

als

verdammt habe. Diess könnte zusammenhangsloses Phäno-

einzelnes

als die seltsame

Geistesverwirrung eines damit allein-

stehenden Mannes auf sich beruhen lassen

;

allein Glaber's

Zusatz, dass damals in Italien noch mehrere andere

An-

hänger derselben giftigen Irrlehre gefunden worden, die durch Feuer oder Schwert umgekommen seien, zeigt deutlich,

dass es sich hier nicht bloss

religiöse

Uberschätzung

der

haben könne, und macht Häresie,

dem

man

die

es

mit

theils

um

alten

eine unerklärbare

Dichter

gehandelt

wahrscheinlich,

dem

dass jene

Schwerte, theils mit

Scheiterhaufen bestrafte, nichts anderes als die aus

Thracien herübergewanderte gnostisch-manichäische Irr-

Jener Vilgard mochte dann wohl, in Folge

war.

lehre

seiner steten Beschäftigung mit den Poeten, gewisse Stellen derselben, namentlich des Vrrgilius,

Nach

dieser Lehre gebrauchen.

damals auch aus Sardinien,

zur Bestätigung

Glaber's Bericht

einer,

wie er sagt,

kamen an

sol-

chen Häretikern sehr fruchtbaren Insel, mehrere nach Spanien, verführten dort das Volk, wurden aber von den

Verbinden wir hiemit die An-

Katholischen ausgerottet.

gabe des gleichzeitigen Ademar von Chabanois

1

dass nicht nur in Orleans und Toulouse,

1022,

)

zum

J.

sondern

auch in mehreren anderen Gegenden des Occidents Mani-

2 )

Recueil X, 158:

ipsi destructi, et

Apud Tolosam

inventi sunt Manichaei, et

per diversas occidentis partes nuntii Antichristi exorti,

per latibula sese occultare curabant et quoscunque

mulieres subvertebant. .Manichaei'.

,

poterant viros et

nuntii Antichristi' haben andere Codices

Jedenfalls sind keine anderen als diese unter den Boten

oder Vorläufern

nung bezog

— Statt

des Antichrist zu

verstehen.

Die letztere Bezeich-

sich darauf, dass der Apostel Paulus das Auftreten einer

solchen Sekte in den „letzten Zeiten" angekündigt hatte.

61 chäer aufgetreten seien, die sich zwar möglichst verbor-

gen gehalten, aber doch emsig an der Verführung des Volkes gearbeitet hätten,

so wird über den gnostischen

Charakter dieser Irrlehren

kaum

Sardinien war

werden können.

ein Zweifel

immer

für verfolgte oder vertriebene Afrikaner

mehr gehegt

ein Zufluchtsort

gewesen

hatten sich die katholischen Bischöfe und

;

dabin

Zeit der arianisch-vandalischen Verfolgung geflüchtet

hin begaben sich wohl auch die Manichäer, als

zur

Priester

sie, erst

;

da-

unter

Hunnerich, dann unter den Saracenen bedrängt wurden.

Noch

andere

eine

merkwürdige Nachricht

weist

darauf hin, dass der neue Manichäismus nicht bloss aus

dem

sondern auch aus Afrika nach

Orient,

dem Abend-

lande und insbesondere nach Frankreich verpflanzt wurde.

Als nämlich im

J.

1235 zu Mont wimer in der Champagne

eine überaus grosse Anzahl von geweihten Katharern ge-

funden und verurtheilt wurde, da erfuhr der Inquisitor Robert, dass vor mehreren Jahrhunderten ein Manichäer

Fortunatus aus Afrika nach der Champagne

gekommen

und dort einen Häuptling Widomar nebst dessen Freibeuterschaar für seine Lehre sich seitdem

Gegend

gewonnen habe,

so

dass

der Manichäismus ununterbrochen in jener

erhalten.

Robert, der einen afrikanischen Mani-

chäer Fortunatus aus Augustins Schriften kannte, meinte nun, das sei eben dieser gewesen.')

Uber

Italien

und das frühe Hervortreten der gnosti-

schen Lehre daselbst finden sich bei

dem Bischof Gerhard Er klagt, dass in

von Moresina einige nähere Angaben. 2 )

Folge der dort schon in einigen Gegenden sehr ausgebreiteten Häresie die Auferstehung der Leiber von sehr

geleugnet werde; mit Hinweisung auf Griechen-

vielen

welches von solchen Sekten nie rein gewesen

land,

bezeichnet ')

2 )

er

Verona

als

einen

Hauptsitz

sei,

derselben,

Alberici chronicon, ed. Leibniz, p. 570. S.

Gerardi Ep. Chanad. scripta et acta ed. Balthyan, Albo-

Carol. 1790, p. 99.

-

G2 spricht von der

weltliche Gewalt nicht

Ohnmacht der Bischöfe welche durch gehemmt, dem um sich greifenden Übel ,

,

zu widerstehen vermöchten,

aber Ravenna

preist

und Venedig, welche Städte jene Feinde Gottes nicht bei

während andere aus Habsucht

sich duldeten,

sie

nährten

und schützten. Diese neuen Manichäer wurden im südlichen Frankreich vorzüglich seit

dem

1017 bemerkt;

J.

sie verfühl

verwarfen die Taufe und die

ten dort viele Menschen,

Kraft des Kreuzes Christi,

lehrten

der Enthaltung von allem Fleische,

die

Nothwendigkeit aber unter

trieben

der Hülle verstellter Keuschheit geheime Unzucht. 1 )

Auch

in

Toulouse zeigten

im

J.

1028

dem

in

sie sich;

eine

und Bischöfe,

lung aquitanischer Fürsten

Versamm-

die

deshalb

Kloster Saint Caroff, jetzt Saint Char-

roux, gehalten wurde, suchte, jedoch, wie es scheint, ohne

dem Umsichgreifen

Erfolg,

des Übels zu

wehren.

Zu

derselben Sekte gehörte wohl auch jener Leuthard, der

um

schon früher,

das

dem Vorwand

unter

Bilder Christi

des Zehnten

1000,

J.

in

der Diöcese Chalons

göttlicher Erleuchtung

zerschlug,

das Volk von der Entrichtung

abmahnte und,

Katharern der späteren

Kreuze und

gleich

den monarchischen

Zeit, behauptete, dass sich in

Büchern der Propheten

theils

Wahres,

theils

den

auch Fal-

sches und Verwerfliches finde. 2 )

Das grösste Aufsehen jedoch die Entdeckung,

in

ganz Frankreich erregte

dass diese Häresie in Orleans,

damals dem Sitze einer blühenden Schule, bereits

1

)

Castitatem

exercentes.

simulantes,

Ademari

Chron.

sed inter seipsos luxuriam

im Recueil

jenen, welche mit den zu Orleans

des

hist.

omnem

X, 454.

entdeckten Manichäern

ben Sekte gekörten, bat diese Verübung geheimer Unzucht stattgefunden;

tiefe

Bei

zu derselvielleicht

aber es gab wohl auch schon damals in Frankreick

Häretiker, welche, gleich den nachher zu besprechenden von Monteforte, bei 2 )

strengen ascetischen Grundsätzen sich davon Glabri Radulphi Hist. im Recueil X, 23.

frei erhielten.

;

G3 Wurzeln

geschlagen

und dass selbst

hatte

ange-

die

sehensten Geistlichen der Stadt derselben zugethan waren.

Weib und

Ein aus Italien gekommenes Perigord hatten

sie dort

Bauer aus

ein

Ein normannischer

verbreitet.

Edelmann, Arefast, dessen Kaplan Herbert durch die beiden Häupter

der

neuen Gemeinde,

Kanonikus

den

Stephan und den Scholastikus Lisoie, bereits gewonnen war, wurde das

Werkzeug der Entdeckung. Er gab dem

normannischen Grafen Richard, dieser dem Könige Robert Nachricht von

dem Dasein

Auf des Königs

der Sekte.

um

Befehl ging Arefast selbst nach Orleans,

nähere Kunde zu verschaffen Priester Evrard

unterwegs rieth ihm der

;

am

zu Chartres, täglich

Kirche zu beten und die

in der

pfangen; dann möge

Kreuze bezeichnet,

er,

Communion

zu

em-

dem

den Unterricht

gelang es ihm,

frühen Morgen

er sich noch mit

heil.

nachdem

der

Häretiker

als

Von seinem Ka-

scheinbar gelehriger Schüler anhören. plan empfohlen,

sich dort

zu täuschen und zu

sie

rückhaltloser Mittheilung ihrer Lehren zu bewegen.

Diese Lehren

waren

die

gnostisch-manichäischen

der doketischen Ansicht gemäss, sagten nicht

sie,

Christus sei

von der Jungfrau Maria geboren, nicht für die

Menschen gestorben, weder wahrhaft begraben worden, noch auferstanden.

Die Angabe

dass sie auch eine ewige,

Glaber

des

Radulph,

unveränderliche Existenz der

Erde und des Himmels behauptet hätten, beruht wohl auf einem Missverständniss,

da

sie

ohne Zweifel, gleich

den übrigen Häretikern, die sichtbare Welt durch den Satan gebildet werden Hessen und in diesem Sinne, nach Glaber's Ausdruck, Gott als den Urheber der Geschöpfe

leugneten.

Auf

die

Frage:

warum

sie

nicht

an eine

wirkliche und leibliche Geburt Christi von der Jungfrau

glauben wollten, gestatte, das sei

mit

sie

erwiderten sie:

was

die

Natur nicht

auch dieser Schöpfung stets fremd

;

wo-

sagen wollten, dass eine Geburt Christi von der

Jungfrau, wie sie die katholische Kirche glaube, nach den

64 Gesetzen

der Weltschöpfer

die

,

gelegt,

Wirksamkeit der katholischen Taufe und erklärten durch die Eucharistie

die Mittheilung des Leibes Christi

für

Werk

sein

Natürlich verwarfen sie auch

könne.

nicht stattfinden alle

in

etwas unmögliches, die Anrufung der Heiligen für

Für begangene Sünden, lehrten

völlig nutzlos.

gebe es keine Vergebung, wobei ungewiss

ist,

sie ferner,

ob

sie alle

und jede Sündenvergebung überhaupt oder nur der Kirche dargebotene verwarfen. sie

die

in

Zugleich behaupteten

aber auch, dass Ausschweifungen der Wollust von

Gott nicht gestraft würden und dass jene Handlungen, die bei den Katholischen

für gute

Endlich räumten

flüssig seien.

Werke

sie der

gälten,

über-

Ehe keinen Vor-

zug vor jeder anderen fleischlichen Verbindung ein und

nach der allgemeinen Ansicht der gnosti-

betrachteten,

schen Sekten, den Fleischgenuss als etwas den Menschen verunreinigendes. *)

Der König Robert verfügte gleitung leans,

sich

im

1022

J.

in

Be-

mehrerer deshalb berufener Bischöfe nach Or-

und

liess gleich

am

folgenden Tage

die Sektirer,

Arefast mit ihnen, an ihrem Versammlungsorte festneh-

men.

Uber

ihre

Lehre befragt, suchten

sie

anfänglich

durch Verstellung, durch unbestimmte und zweideutige

Äusserungen dem geforderten Bekenntnisse zu entgehen, bis Arefast,

sich

gegen

sie

erhebend, das,

was

sie

ihm

von Christus und den Sacramenten gelehrt, offenbarte. Jetzt bekannten

sie,

dass diess in der That ihr Glaube

sei;

auf die Gegenvorstellungen der Bischöfe erwiderten

sie:

„Dergleichen mögt ihr den Irdischgesinnten, welche

')

Post perpetrata scelera vitiorum negabant posse recipi

niam peccatorum.

Enimvero cum

bis

assertionibus

nuptiis

ve-

detrahe-

bant; a cibis etiam, quos Deus creavit, et adipe tan quam ab immunditiis

abstinebant.



So der

Mönch Johann von Fleury an den Abt und

Bischof Oliva von Auxonne, im Recueil des

bist.

X, 498.

Die Punkte

von der Verwerfung der Ehe und der Sündenvergebung gibt auch das

Fragmeutum

bistoriae francicae

im Recueil X, 212 an.

65 auf Thierhäute geschriebenen Erdichtungen fleisch-

die

Menschen glauben,

licher

vom

höheres,

Wir haben

vortragen.

ein

Menschen ge-

heiligen Geiste in den inneren

was wir von dem Urheber aller Wesen, gelernt haben. Machet mit uns, was ihr wollt, schon sehen wir unsern im Him-

schriebenes Gesetz, und glauben nichts, als Gott,

mel herrschenden König, der uns mit seiner Rechten zu unsterblichen Triumphen emporhebt." Vergeblich bemühte

man

vom Morgen

sie

zum

Widerruf ihrer Irrthümer zu bewegen; nur zwei,

ein

sich

und eine Nonne, retteten dadurch

Geistlicher

wurden zum Feuertode

die übrigen dreizehn

Geistlichen

die

Nachmittags drei Uhr,

bis

Hütte führte,

man

Als

vorher degradirt.

ihr

Leben;

verurtheilt, sie

zu der

verbrannt werden sollten, zeig-

in der sie

ten sie sich ganz freudig und willig, in der sicheren Er-

wartung,

Kaum

dass

eine

aber empfanden

Satan habe

die

in

sie,

Wirkung des Feuers,

die

Macht

höhere

erretten

sie

Hütte eingeschlossen,

als sie verzweifelnd riefen

Man

sie betrogen.

eilte

gang

Im

ebend. in

der asketischen Richtung folgenden

p.

536

ff.

im Recueil X, 36

Ademar

das Jahr 1022 zu setzen

Recueil X, 607 findet sich

ejus

Radulph sagt: resie

zu

damnati tertio

Mittelalters S. 119) J.

et

.

.

sei,

kann nicht bezweifelt werden. von König Robert dem Kloster

dem Datum ,

Gesta synodi

Dass dieser Vor-

:

Actum Aurelianis

publice

quando Stephanus haeresiarches

arsi sunt Aurelianis.

Wenn

et

also Glaber

de vicesimo infra millesimum anno sei die Hä-

Orleans entdeckt

muss gelesen werden:

im

.

— 38.

ebend. p. 159.

eine

Mici ausgestellte Urkunde mit

anno incarn. D. MXX11 complices

waren schon

sie

)

Glaber Radulphus

')

der

l

Zu der mehr

Aurel,

:

nun, die Thüre der

Hütte zu öffnen, aber es war zu spät, erstickt.

werde.

worden,

so

tertio et vicesimo.

ist

dieses

Schmid

ungenau oder

es

(Mysticismus des

und Engelhardt (Kirchengesch.

II,

170) lassen

1025 noch einmal eine Entdeckung von Manichäern und eine Hin-

richtung von zehn Kanonikern zu Orleans stattfinden, verleitet durch

Ademar, der aber nur die im Erzählung ganz offenbar Döllinger, Geschichte

J.

1022 erfolgte meint, wie aus seiner

ist.

der Sekterj,

5

CG Gattung des Gnosticismus gehörten jene Sektirer, welche bald darauf in Belgien

den Diöcesen Lüttich und

in

Arras entdeckt wurden. Der Bischof Reginald von Lüttich, ) von dem Bischof Gerard von Cambrai und Arras 1

aufmerksam gemacht,

dass

sich

Irrgläubige

Diöcese fänden, hatte sie verhört, und da

sie

aus Furcht

Darauf

katholische Gesinnung heuchelten, sie entlassen.

hatten

Sendboten ihre Lehre

durch

sie

seiner

in

auch

in

dem

Der Bischof Gerard Hess

Sprengel von Arras verbreitet.

nun diese Sendboten ergreifen, konnte

sie

aber anfäng-

durchaus nicht zu einem Bekenntnisse ihrer Lehren

lich

gelang ihm

Besser

bringen.

diess

den von ihnen

bei

Diese nannten einen Italiener Gundulf als

Verführten.

ihren Meister, wahrscheinlich aber nur diesen allein, weil er

bereits

"Was

entfernt

und vor Verfolgungen sicher war.

von dem ihnen beigebrachten Lehrbegriffe an-

sie

gaben, hatte den gnostisch-manichäischen Charakter.

Sie

nahmen nur das Neue Testament an und verwarfen

die

Sacramente der Kirche; gegen die der Taufe zugeschriebene Wirksamkeit machten

Leben

vieler

sie

insbesondere das gottlose der Ge-

taufenden Priester, den Rückfall

tauften in die abgeschworenen Sünden und die Glaubens-

unfähigkeit der kleinen Kinder geltend.

Lebenden, sagten schlossen;

zum

Mittel

sie,

Alle in der

vom Reiche

seien

der Mensch sollte durchaus

Ehe

Gottes ausge-

fremden

keiner

Heile, sondern nur der eigenen Gerechtigkeit

bedürfen, und für den nach seiner Einweihung Gefallenen sollte es keine

')

Berichte

An

Busse geben. 2 )

diesen

der von

ist

Dabei verwarfen

das Schreiben des Bischofs

ihm gehaltenen Synode

sie

den

Gerard mit dem

gerichtet.

S.

Recueil X,

540, Note. 2 )

Professio

Negare

lapsis poenitentiam post professionem proficere.

kann nur

die

Aufnahme

chäische Einweihung sein.

in die Sekte,

Diese

die gnostisch-mani-

Auch nach der Lehre der

älteren Mani-

chäer und Priscillianisten und der späteren Katharer gab es für einen

Eingeweihten keine eigentliche Busse, denn er war unsündlich ge-

G7 Gebrauch des Kreuzeszeichens, der religiösen Bilder und der Kirchen, die nichts als Haufen zusammengetragener Steine seien,

auch hinterbracht worden, der Apostel

Dem

und den Kirchengesang. und Märtyrer,

dass sie nur eine Verehrung nicht

aber der Confessoren

was wohl den Sinn

für statthaft hielten,

war

Bischöfe

hatte, dass ihnen

nur die Apostel und die ersten Zeugen als Gründer und Glieder der wahren Kirche galten, die Confessoren aber, die späteren Kirchenlehrer, Bischöfe,

d. h.

von ihnen

als

Aebte

u. s. w.,

Betrüger oder Betrogene, als die Zeugen

und Anhänger der falschen Lehre verworfen wurden. Mit leichter

unwissenden Leute

Formeln

in

Mühe gelang es dem — man musste ihnen

die Volkssprache

Bischöfe,

diese

die lateinischen



übersetzen

einem

zu

scheinbaren Widerruf und zu starken, wohl nur durch die

Furcht abgepressten Versicherungen einer aufrichti-

gen Rückkehr zur Kirche zu bewegen.

Die eigentlichen

Leiter und Lehrer derselben scheinen aber während die-

im Hintergrunde geblieben zu

ser Verhandlung

sein.

Grössere Festigkeit und Hartnäckigkeit zeigten da-

gegen die verwandten Irrgläubigen, welche im

J.

1028

in der

Nähe

von Turin sich zu einer Gemeinde vereinigt hatten.

Was

(oder 1030) auf

dem

Schlosse

Monteforte

der Geschichtschreiber Landulf nach den Aussagen des

Vorstehers Gerard berichtet, verräth

von den Lehren dieser Gesellschaft

zum

Theil den gemeinsamen gnostisch-

manichäischen Charakter, zum Theil aber

ist es,

vielleicht

durch Gerard's Absicht, dunkel, oder von Landulf missverstanden.

Die Häretiker selber behaupteten, nicht zu

zu wissen, aus welchen Gegenden ihre Lehre nach Italien

gekommen

anderen

sei,

in Italien

entweder weil

sie dieselbe

von einer

schon bestehenden Gemeinde empfan-

gen und nur im Allgemeinen gehört hatten, dass

worden, und wenn er dennoch in eine Sünde ein Beweis, dass seine

fiel,

sie

aus

so war diess eben

Einweihung nichtig und ungültig gewesen. 5*

68

dem

um

Orient herübergebracht worden

oder weil

sei,

sie,

weitere Nachforschungen zu verhüten, sich unwissend

stellten.

1

)

Die geschlechtliche Enthaltung

hielten

für

sie

so

nothwendig zum Heil, dass auch die Verheiratheten unter ihnen mit ihren Frauen nur wie mit

en Müttern oder

ihr

Schwestern lebten oder sich von dem Vorsteher die Erlaubniss

Hessen,

ertheilen

zur grösseren Sicherheit sich

von ihren Gattinnen zu trennen.

Die Vermischung der

beiden Geschlechter und den dazu reizenden Trieb betrachteten sie vorzugsweise als das Verderben,

Wenn

ruption.

die Cor-

Menschen, sagte Gerard, ohne jene

alle

böse Begierde zu empfinden oder sich derselben vollständig erwehrend, sich verbänden, dann würde das menschliche Geschlecht,

fortpflanzen. sie

alle

wie die Bienen, 2 ) ohne Beischlaf sich

den übrigen Gnostikern verwarfen

Gleich

Sacramente,

verschmähten

jeglichen

Fleisch-

genuss und rühmten sich, strenge Fasten und ein Tag

und

Nacht

ches

abwechselnd,

kommenen es

wahrscheinlich bloss von

in der Sekte, verrichtet wurde.

auch wohl nur,

eigenen Besitz

welche,

entsagt

Weg

zur Seligkeit

;

ja,

wurden, ben,

um

Diese waren allem

Ein gewaltsamer Tod wie es scheint,

als der

desshalb hegten sie nicht nur

die heftigste Begierde, für ihren

zu erleiden, sondern

wel-

den Voll-

wie Gerard angab,

hatten.

galt ihnen als der sicherste,

einzige

beobachten,

Gebet zu

fortdauerndes

Wahn

das Märtyrerthum

sie liessen sich auch,

wenn

sie

krank

nur nicht eines natürlichen Todes zu ster-

von ihren Freunden oder Verwandten umbringen.

Wahrscheinlich hielten

')

IV, 88

Landulfus

Sen.

Nach der

alten,

sie

Hist.

eine

gewaltsame Zerstörung

Mediolan.

bei

Muratori,

Scr. Ital.,

ff.

2

)

schon bei Aristoteles, Virgilius und Plinius

erwähnten Vorstellung, dass die Bienen ohne Geschlecbtsverbindung, bloss durch den eingesogenen Saft der Blätter

würden.

und Blumen imprägnirt

69 des Lebens, eine Unterbrechung des Naturlaufes zur Be-

aus

des Geistes

freiung

dem Kerker

zum Gebiete

des

des Satans gehörigen Leibes, für nothwendig, und meindass der Geist, der nur nach den

ten,

vom Satan

in seine

Schöpfung gelegten natürlichen Gesetzen durch Krankheit oder Altersschwäche

aus

dem Körper

entweiche,

und von diesem

unter der Herrschaft des Satans bleibe zur Einkehr

doch

einen anderen Körper genöthigt werde.

in

Wir erkennen aber

Form

hier die erste rohere

der nach-

mals bei den Katharern ausgebildeten Endura.

Wenn nisse

in

liegen

,

dem

Berichte Landulfs nicht Missverständ-

hat

so

die

Genossenschaft zu

häretische

Monteforte die Grundlehren des Christenthums zu Allegorien

und Mythen

Gerard versicherte zwar,

verflüchtigt.

dass sie den Vater, den Sohn und den heiligen Geist be-

kannten, erläuterte diess aber sofort dahin, dass der Sohn der von Gott geliebte Menschengeist,

der heilige Geist

aber das alles leitende und beherrschende Verständniss der göttlichen Lehren sei; niss

vom

Christus

durch Empfäng-

sei

heiligen Geiste geboren aus der Jungfrau, heisse

nichts anderes, als: das höhere

Leben des Geistes werde

aus der heiligen Schrift mittels der erleuchteten Einsicht ihren Inhalt geboren. lische

Wenn

diess

auch an die bogomi-

Lehre erinnert, dass jeder Gläubige,

heilige Geist

wohne, ein Gottesgebärer

sei,

in

dem der

so ist es doch

dass diese Häretiker so weit gegangen sein

auffallend, die

sollten,

ganze Persönlichkeit und Geschichte Christi

zu einer blossen Allegorie der menschlichen Seele ihrer religiösen Entwicklung zu

')

in

machen

]

)

;

und

darin müssten

Als erläuternde Parallele könnte die Lehre des Daniel Müller

und der von ihm gestifteten Sekte (im Nassauischen) dienen, dass der Menschengeist,

der

mit Gott völlig

eins sei,

Christus

genannt

werde, sofern er in menschlicher Erniedrigung vieles dulden und

den müsse

;

lei-

dass das Geborenwerden von einer Jungfrau nur die Ent-

wicklung der bisher umhüllten reinen Lehre anzeige, und dass das Leiden Christi

eben nur die Verfolgungen

und Verunstaltungen

be-

70 wir dann eine bedeutende Abweichung von den gnosti-

schen Hauptparteien jener und der folgenden Zeit erken-

Nun

nen.

standen sie aber doch in einem auch äusseren

Zusammenhange und

in gesellschaftlicher

anderen Gemeinden, denn Papst,

der,

sagten

sie,

herumwandernd

stets

sie

nicht der römische

zerstreuten

ihre

und (durch das Consolamentum) ihnen

gebung

Man

ertheile.

verstehen wollen, meinschaft gebildet

hat diess von

')

sondern

sei,

Brüder besuche Sündenver-

die

dem

der das unsichtbare ;

Verbindung mit

hatten ein Oberhaupt, einen

heiligen Geiste

Band

Ge-

ihrer

es ist aber offenbar ein wirklicher

menschlicher Papst gemeint,

wie schon die Entgegen-

setzung gegen den römischen Papst und der Zusatz, dass jener keine Tonsur trage, zeigt.

Auch wollten

die

Häre-

tiker sicher nicht sagen, dass der heilige Geist, d. h. das richtige Verständniss der heiligen Schrift, die zerstreuten

Brüder besuche und ihnen die Sünden nachlasse, sondern sie

schrieben die Sündenvergebung ohne Zweifel,

gleich

den übrigen Sektirern, der Händeauflegung ihres herumreisenden Oberhauptes zu.

Standen nun aber diese Gno-

stiker zu Monteforte in einer solchen

Verbindung mit an-

deren gleichartigen Genossenschaften, so können

sönlichkeit Christi

ist,

von den übrigen nicht so

abgewichen sein; und es scheinlich,

sie

ist

völlig

daher immerhin sehr wahr-

dass sie Christum für ein den menschlichen

Seelen

verwandtes,

Wesen

hielten

und

aus Gott, gleich diesen, in

emanirtes

diesem Sinne sagten, Christus

der vorzugsweise von Gott geliebte Menschengeist, der

auch

wie die von der Existenz und Per-

in einer Lebensfrage,

dem menschlichen wesensgleiche

d.

sei h.

Geist.

Der Erzbischof Heribert, der durch abgesandte Bewaffnete die Häretiker und unter ihnen auch die Gräfin deute,

denen die reine göttliche Lehre häufig ausgesetzt gewesen.

E. F. Keller, Daniel Müller, ein merkwürdiger religiöser

des 18. Jahrh., in Illgens Zeitschr. *)

f.

hist.

Neander, Kirchengesch. IV, 679.

Theol. IV,

2,

S.

Schwärmer

254.

71 des Orts von ihrem Schlosse nach Mailand hatte bringen

gab sich mit seinen Geistlichen

lassen,

Mühe,

gebliche

sie

leute der Stadt auf der einen Seite ein

auf der anderen

sie

die Edel-

Kreuz aufrichten,

— gegen Heriberts Willen —

Feuer anzünden, worauf

doch ver-

viele,

Da Hessen

zu bekehren.

ein grosses

den herbeigeführten Häre-

tikern bedeuteten, dass sie das eine oder andere wählen

müssten.

Nur

einige entsagten ihrer Lehre

;

die meisten

sprangen willig mit vor das Gesicht gehaltenen Händen

Flammen.

in die

Da griff,

die neu-gnostische Sekte

immer weiter um

sich

so geschah es, dass einzelne aus dieser Quelle ge-

kommene Vorstellungen und Lehren mitunter auch

in

weiteren Kreisen Eingang fanden, wie denn überhaupt die

Neigung und der Zug zu solchen Verirrungen immer

stärker wurde.

Es

daher nicht unwahrscheinlich,

ist

1

)

und Schmähung der Sacra-

dass jene Geringschätzung

mente, als gehaltloser Ceremonien,

welche der Bischof

Fulbert von Chartres in einem Briefe an den Abt Adeodat

damals

als einen

von mehreren gehegten Irrthum rügte, 2 )

mit jener Sekte zusammenhing. dieser Einfluss etwas später

Deutlicher

zeigt sich

an einem Schüler Fulberts,

der aber von den Gesinnungen seines Meisters weit ab-

dem berühmten Berengar von Tours. Zwei ZeitMönch

wich,

genossen, der Bischof Deoduin von Lüttich und der

Guitmund 3 ) behaupten, dass Berengar, neben seiner Verwerfung der Verwandlungslehre, auch der Kinder bestritten habe

;

Ehe und

die

doch scheint

die

Taufe

dass er diese

es,

beiden Fragen bald fallen Hess, da sie fernerhin in den ihn betreffenden Streitigkeiten nicht

mehr erwähnt werden.

')

wie Neander, Kirchengesch. IV, 670, meint.

2 )

Fulberti Epist. in der Biblioth. max. PP. XVIII,

)

Deoduini Epist. bei Mabillon, Anal.

3

in der Biblioth.

euchar.

jugia,

quantum

tens.

Deoduin erwähnt es bloss

3.

Guitmundus de

446.

max. PP. XVIII, 441

verit.

in ipso erat,

p.

:

Legitima con-

destruens et parvulorum baptisma everals Gerücht.

72 Er

selbst

nachher

versicherte

seiner

in

Wahne

den Bischof Adelmann, dass er von dem welche nur

nichäer,

1

Antwort der

an

Ma-

einen scheinbaren Leib Christi an-

nähmen, weit entfernt

sei.

Indessen bediente sich Be-

1

)

rengar eines Arguments, welches

nachher die Katharer

mit besonderer Vorliebe und nicht geringem Erfolge fast Gelegenheit vorzubringen

jeder

bei

pflegten

auch

Christi

Thurm, der

so

wäre,

gross

der

als

der

ungeheure

würde

sich hier vor uns erhebt, so

sagte

„Wenn

nämlich einmal zu Angers auf der Strasse: Leib

er

;

er doch,

von so vielen Menschen auf der ganzen Erde gegessen, längst schon aufgezehrt sein."

2 )

Unter den neuen Häretikern, welche Papst Leo IX. auf der Synode zu Rheims im J. 1049 mit

bann belegte, sich

dem Kirchen-

dieselbe gnostische Sekte gemeint, die

unaufhaltsam im südlichen wie im nördlichen Frank-

und

reich

auch

ist

Belgien

3

verbreitete

und von da nunmehr

)

Von den hier Übergeman gleich an ihrem Ab-

Deutschland eindrang.

in

tretenen wurden mehrere, die

scheu gegen das Fleischessen als Manichäer erkannte, im J.

wo

1052 nach Goslar gebracht,

rich

III.,

sie der

Kaiser Hein-

nach dem gemeinschaftlichen Spruche der Für-

sten,

damit das Gift der Irrlehre nicht noch weiter

sich

greife

,

aufknüpfen

Huhn umzubringen,

Hess.

4

Weigerung

Ihre

)

,

um ein

diente dazu, sie von den unschuldig

Angeklagten zu unterscheiden.

Auch

in

der Diöcese Chalons - sur - Marne

wurden

Anhänger der gnostischen Lehre unter dem Landvolke zur Zeit des Bischofs Roger

gefunden.

Sie

hielten

die

II.

(vom

J.

1043

bis 1062)

Ehe, das Fleischessen, das

Tödten der Thiere für sündhaft und hatten das Consola')

Bei Mabillon, Praef. ad Acta SS. 0.

2

Petrus Veneiab. contra Petrobrusianos

)

3 )

*)

nage

III,

Mabillon, Acta SS. Saec. VI, P.

Hermanni Contracti Chron. 267.

I,

S.

p.

in Canisii

Ben. Saec. VI, P.

II.

p. 1185.

720. Lect. antiq.

ed. Bas-

73 mentum.

Es

dass auch ganz rohe und

auf,

fiel

sende Menschen,

sobald

sie

unwis-

nur der Sekte einverleibt

waren, die Irrlehren mit seltener Beredsamkeit zu vertheidigen und zu beschönigen wussten, so dass selbst die bestunterrichteten Katholiken nicht gegen sie aufzukom-

men vermochten. Dabei

hatte sich das Gerücht verbreitet,

dass in ihren geheimen

Versammlungen gewisse unzüch-

tige

Handlungen

Das Volk war dort

vorfielen.

bereits

so argwöhnisch geworden, dass, wie ehemals zur Zeit des h.

Hieronymus, ein ungewöhnlich blass aussehender Mann

sofort

einen Manichäer galt und

für

tholische dadurch um's

der verehrte Bischof

Rath gefragt

hatte, zur

Ka-

Desshalb mahnte

Leben kamen.

Wazo von

den Roger

Lüttich,

um

Schonung, da, wie er sagte, die

zum Blutvergiesseu geneigte

ohnediess keit der

selbst einige

Leidenschaftlich-

Franken gezügelt werden müsse. 1 )

Im die Sekte

ferneren Verlauf des elften Jahrhunderts wird

wenig mehr erwähnt;

durch die Härte der gegen

sie

zog

sich, scheint es,

Massregeln

ergriffenen

sie

erschreckt und vorsichtiger gemacht,

mehr

in's

Verbor-

gene zurück; auch wurde durch die grossen kirchlichen

und politischen Zerrüttungen, welche jenes Jahrhunderts bezeichnen,

die

die

zweite Hälfte

Aufmerksamkeit von

Gegen

diesen Häretikern und ihrem Treiben abgelenkt.

das

Jahr

1090

Frankreich,

zeigten

sich

wieder

der Provinz Agennois.

in

Ardens (der im

sie

J.

im südlichen

Wie

Radulf

sie

1101 starb) beschreibt, hatten

sie alles

was an den anderen verwandten Genossenschaften bemerkt wurde Dualismus, Bildung der sichtbaren Welt das,

:

durch den Satan, Verwerfung des Alten Testaments und der Sacramente, Leugnung der Auferstehung

auflegung sollte das einzige Mittel der

Ehe sagten

eine ebenso

')

Gesta

sie,

wer

seiner

grosse Sünde,

episc. Leod. bei

als

zum

;

ihre

Hand-

Heil sein;

von

Frau beiwohne, begehe ob es seine Mutter oder

Martene, Ampliss. Coli. IV, 898.



74 Tochter wäre; für schwere Sünde hielten

Schwören und das Fleischessen.

Züge von ihnen an, wodurch

Radulf gibt noch zwei

sie

:

von der Mehr-

sie als eine

sogenannten Manichäer

der

zahl

erschienen

auch das

sie

unterschiedene

nahmen nämlich nur einen

Sekte

Theil

des

Neuen Testaments an und beteten insgeheim den Satan an.

Ist

das letztere richtig, so gehörten sie zu der Sekte

der Luciferianer.

')

Zu derselben Sekte gehörten wohl auch jene Mani-

um

deren Guibert von Nogent

chäer,

der Diöcese Soissons

sie in

1115,

wo

wahrgenommen wurden,

ge-

Sie behaupteten doketisch,

denkt.

nung Jesu

das

die

J.

irdische Erschei-

Truggebilde gewesen, verdamm-

sei ein blosses

ten Ehe, Kindertaufe und jede animalische Nahrung, ver-

abscheuten die Eucharistie so sehr, dass täglichen

Mund

Genusses derselben den

den Rachen der Hölle nannten. indess zuweilen, öffentlich die

um

wegen des

sie

eines Priesters

Hessen sich

Sie selber

nicht so leicht erkannt zu werden,

Communion

reichen, pflegten aber

jenem Tage nichts mehr zu essen.

dann an

Anhänger war der wilde und ausschweifende Graf Johann von Soissons,

der, gleich

müsse, sagte in

)

den späteren Katharern,

Menschwerdung sich

2

er,

Thor

in dieser

Schule die

verhöhnen gelernt hatte.

Christi zu

ein

Ihr

sein,

um

Man

zu glauben, dass Gott

den Leib eines Weibes herabgelassen, dass er

darin, wie ein anderes

Kind gewachsen, von einer Jung-

frau geboren worden und dann menschlichen Bedürfnissen

und Gebrechen unterworfen gewesen ')

Radulf. Ard.,

Horn.

gentre, Collectio judiciorum 2

I,

III.

in

VIII.

post Trin. bei d'Ar-

9.

)

Guibertus de vita sua. Opp.

)

Gegen

3

Dom.

sei. 3 )

p.

519 (Paris 1651).

ihn zunächst, zur Vertheidigung der Incarnation gegen

seine Blasphemien,

ist

Titel Tractatus contra

das Buch

Guiberts geschrieben, welches den

Judaeos führt, weil Guibert darin auch auf die

Einwendungen der Juden antwortet.

Opp.

p. 264.

75 Sechstes Kapitel.

Peter von Bruys und Heinrich von Toulouse. Bisher hatte sich unter den Verbreitern der neu-

manichäischen Lehre kein

Mann

und dessen Wirksamkeit so auf-

sönlichkeit so bedeutend

gewesen wäre, dass dadurch auch

fallend

dessen Per-

gefunden,

die

Aufmerk-

samkeit der Katholischen auf ihn gelenkt worden wäre.

Aber

der ersten

in

Hälfte

des

Jahrhunderts

zwölften

Männer

traten im südlichen Frankreich zwei

auf, Petrus

de Bruys und Heinrich, von denen der letztere zu seiner

langem

Zeit als einer der gefährlichsten Irrlehrer, die seit

gegen die Kirche sich erhoben, betrachtet wurde. Beide

und auch neuerlich

sind schon zu ihrer Zeit

oder

Stifter

oder Henricianer

und

die

eigenen,

einer

Häupter

als

nach ihnen Petrobrusianer

genannten Partei bezeichnet worden,

meisten Neueren sind von der Ansicht ausge-

gangen, dass diese Partei und ihre Urheber mit den neuen

Manichäern

in

keiner Verbindung

gestanden,

dass

sie

vielmehr eine völlig für sich bestehende und zu verschie-

denen Dogmen sich bekennende Sekte gewesen, deren Richtung hauptsächlich nur gegen die Hierarchie sich gekehrt und die als Vorläuferin der Waldesier gewirkt habe. 1 )

Hier muss

nun,

da wir von

dem Gegentheil

überzeugt und die Gründe dafür vollständig vorzulegen gehalten sind, unsere Erzählung sich zur Untersuchung erweitern.

Von

Petrus de Bruys

der kurzen

Erwähnung

ist

nur wenig bekannt

von Cluny, Petrus der Ehrwürdige, der worin er dessen Lehren, so weit

J

)

der Kirchengesch. a

)

ausser

dem Werke,

in

zu seiner Kenntniss

So Füsslin, Neander, Gieseler, Engelhardt, Guericke

auch C. Schmidt, Hist. des Cathares riss

sie

:

nur der Abt

bei Abälard, 2 ) ist es

II,

I,

261.

Introd. ad theol., Opp. p. 1066.

38,

und

J.

J.

u.

a.,

Herzog, Ab-

t

76

gekommen,

auch

widerlegt,

seines Schicksals gedenkt.

kurzem des Mannes und

in

Alle Chroniken und Geschichts-

schreiber jener Zeit schweigen

über ihn; auch

der von

dem Abte gebrauchte Name „Petrobrusianer" kommt sonst nirgends vor, zum Theil freilich auch deshalb, weil die Sekte dadurch, dass Heinrich nachher an die Stelle des Petrus trat, zuweilen nach diesem die „Henricianer" ge-

Im Ganzen aber

nannt wurde. gen, dass

man den

zeigt schon dieses Schwei-

Petrus und seine Anhänger nicht als

eigenthümliche, besondere

eine

Erscheinung ansah, sondern nichäern,

Poplikanern

sie

Erwähnung verdienende eben mit unter den Ma-

oder Katharern,

die

seitdem

so

häufig erwähnt werden, begriff.

Petrus de Bruys war ein Priester, der nicht aus

welchem Grunde

war und seitdem



man

weiss

worden

seiner Stelle entsetzt

Gegner der Kirche und Verkündiger

als

neuen Lehre

einer



den Gebirgen des Dauphine auf-

in

Zwanzig Jahre lang verbreitete er seine Lehre,

trat.

ohne auf bedeutende Hindernisse zu stossen, bis er enddurch seine Erfolge drejster gemacht, nach Saint

lich,

Gilles in

Languedoc

Gewohnheit nach

die

sich

wandte und auch hier seiner

Kreuze umhauen und einen zusam-

mengeschleppten Haufen derselben

öffentlich

Diese freche That erbitterte

Hess. liken

so sehr,

warfen.

war

Cluny

es

Die gelungen,

den

im Dauphine

die

ausgestreute

des Petrus, der ehemalige

in die

;

theils aus

er,

Mann aus

sei-

Neigung zu einer un-

herumwandernden Lebensweise,

Unterhalt zu erwerben, war

setzte das

fort.

Heinrich war schon als sehr junger Kloster entwichen

Irrlehre

aber ein Schüler

Mönch Heinrich,

von jenem Begonnene in Languedoc

stäten,

und

Nach der Versicherung des Abtes von Bischöfen von Embrun, Gap und

grossentheils wieder zu unterdrücken;

nem

Katho-

dass sie nun auch einen Scheiterhaufen

errichteten, den abtrünnigen Priester ergriffen

Flammen

verbrennen

die dortigen

theils

um

seinen

im Besitze eines grossen

;

77 rednerischen Talents und aller den Erfolg eines religiösen

Demagogen sichernden Eigenschaften

zum Zeichen ten

wandernder

ihres Berufs lange Stäbe mit daran befestig-

eisernen Kreuzen

Bischof Hildebert von

dem Rufe

als

,

Zwei seiner Anhänger, welche

Volksredner aufgetreten.

le

Mans, der unvorsichtiger Weise

Mannes

des ihm persönlich unbekannten

im

J.

traute,

Busse zu predigen.

Der

1101, x ) eine Reise nach

Rom

in der Diöcese

die Erlaubniss,

Bischof, der gerade,

dem

erwirkten ihm von

trugen,

antrat, empfahl noch besonders seinen Archidiakonen, den

Prediger auf seinen Missionen zu beschützen; er ahnte

vielmehr diese bald des Schutzes gegen den

nicht, dass

Empfohlenen bedürfen würden. sich Heinrich

In kurzer Zeit wusste

ausserordentliches Ansehen zu

in

vor allem wurden die Weiber ten, sich gerne

und

leidenschaftlich

zugethan;

viel

dem

mit ihnen beschäftigenden bald

einen gottgesandten Propheten,

setzen;

jungen, wohlgebilde-

Manne

das Volk

ihn

hielt

für

der auch die geheimen

Gesinnungen und verborgenen Thaten der Menschen zu Dieses Ansehen benützte nun Hein-

entdecken vermöge. rich,

um

das Volk mit Hass und Erbitterung gegen den

Klerus zu erfüllen;

die Laster,

die

falsche Lehre der Geistlichen, diess

lingsthema

auf

seiner

Anmassungen,

wurde

öffentlicher

die

jetzt das Lieb-

Strasse

gehaltenen

Reden, und er brachte es so weit, dass die Geistlichen

und

man

ihre Diener sich

wollte

steinigen

,

ihre

so dass der Graf

schreiten musste. lich

kaum mehr sehen

Häuser niederreissen

lassen durften

und

selbst

sie

von Maine mit Gewalt

Drei Priester unternahmen

es,

ein-

öffent-

mit Heinrich zu disputiren, wurden aber von

dem

seinem neuen Propheten blind ergebenen Pöbel so misshandelt, geschlagen

')

erst,

und

in

den Koth getreten, dass

Dass dieses erste Auftreten Heinrichs schon so

wie Pagi meinte,

cueil des hist.

fr.

XV,

in

das

J.

111G zu setzen

281, Note

e,

gezeigt.

ist,

früh,

sie

nicht

hat Brial, im Re-

78

kaum mit dem Leben davon kamen. Kapitels, das ihn unter

Ein Schreiben des

Androhung der Excommunication

zur Einstellung seiner Predigten aufforderte, machte kei-

Neben der Aufreizung gegen den Klerus Bekehrung und Verheirathung der Wei-

nen Eindruck.

war übrigens

die

Jene,

Hauptgeschäft.

ber Heinrichs

welche

unzüchtig

gelebt hatten, brachte er dahin, dass sie ihren Putz und ihre

Haare

ihm

reichlich

öffentlich

verbrannten; von dem Gelde, das

zugetragen wurde, kaufte er ihnen dann

Niemand, verordnete er, solle mehr annehmen oder geben; zugleich mussten mehrere junge Männer auf sein Geheiss sich mit den

grobe Gewänder. eine

Mitgift

eilig

bekehrten Huren verheirathen

sie,

solcher

entliefen

Ehen bald

;

die Folge war, dass

überdrüssig, ihren

Weibern wieder

und diese hülflos zurückliessen. Keine einzige der

Ehen, die Heinrich auf solche Weise schloss, erhielt

Er

sich.

ohne Scheu groben Aus-

selbst überliess sich indess

schweifungen, und die Schilderung, die der Verfasser der Geschichte von

Mans

als

Augenzeuge von ihm entworfen,

wird durch das Zeugniss des Bischofs Hildebert und des h.

Bernhard,

bestätigt.

1

)

Oft,

der ihn später in Languedoc bekämpfte,

nachdem

am Tage

er

mit seinen Predig-

ten den rauschenden Beifall des Volkes geerntet, brachte er

die

Nacht mit unzüchtigen Weibern zu;

Pfingstfeste

am

Auf solche Weise und

er Ehebruch.

trieb

selbst

im Würfelspiel vergeudete er das Geld, das ihm seine Verehrer zutrugen. Hildebert fand bei seiner

seinem Erstaunen

eine

ganz

Als er bei seinem Einzüge len wollte, rief

man ihm

Rückkehr aus

Rom

umgewandelte Gemeinde.

dem Volke den Segen

zu:

erthei-

„Wir wollen deinen Segen

segne den Koth; wir haben einen besseren,

nicht,

')

Er sagt

in

einem Briefe

zu

(C. 2, ep. 24)

Heinrichs, die zur Kirche zurückkehrten

:

ge-

von zwei Schülern

Huic (Henrico) tamdiu ad-

haeserunt, donec eis et turpitudo in vita et error innotuit in doctrina.

79 lehrteren Bischof, als du bist, den deine Geistlichen has-

weil

sen,

sie

dass er ihre Laster aufdecke!"

fürchten,

Der Bischof suchte nun den Demagogen auf dem Schlosse Saint Calais auf, wohin dieser sich bei Hildeberts Ankunft

begeben hatte. Bei der ersten Zusammenkunft lud ihn der Bischof ein, das Brevier mit ihm zu beten; da musste Heinrich,

dem

selbst die täglichen

Unwissenheit bekennen.

Psalmen fremd waren, seine

Auf des Bischofs Gebot

nach Lausanne, später nach Poitiers und Bordeaux.

So lange Heinrich er,

ent-

Mans und wandte

fernte er sich aus der Diöcese le

in der Diöcese le

Mans

sich 1

wirkte,

)

war

scheint es, noch keiner schon bestehenden häretischen

Sekte zugethan; in Geschichtschreibers dort

die

lehre,

dem so ausführlichen Berichte von Mans wird keine besondere

des Irr-

durch ihn verbreitet worden wäre, er-

wähnt, wohl aber im allgemeinen gesagt, dass er vieles

gegen den katholischen Glauben dem Volke vorgetragen habe. 2 )

In

dem Zusammenhange,

welchem

in

diese Be-

schuldigung sich findet, nach der ganzen Darstellung des Geschichtschreibers, der die Aufreizung gegen den Klerus

Hauptsache betrachtet und der Irrlehre nur neben-

als die

her gedenkt, wird es wahrscheinlich,

Lehren

gemeint

Hauptzweck,

sind,

welche

für

'

die

Unwürdigkeit der aus-

spendenden Priester ihre Wirksamkeit verlören. aber, als Heinrich sich nach

l

)

h.

placet,

le

Bruys

Mans

in

dem

fällt,

Bernhard (Ep. 241) geschlossen werden

quomodo de Lausana

quomodo de s )

Pictavi,

Später

südöstlichen Frankreich

nicht Heinrichs Auftreten

sanne noch vor sein Erscheinen in des

dem

hatte, trat er mit Petrus de

Wenn

zu

also zunächst die

leisteten,

ohnehin immer auftauchende Behauptung,

dass die Sacramente durch

gewandt

solche

Heinrichs

den Klerus verhasst und verächtlich

machen, die besten Dienste in jener Zeit

dass hier

zunächst

civitate exierit,

in

Verbindung,

Gebiete von Lau-

was aus den Worten könnte:

Inquire, si

quomodo de Cenomanis,

quomodo de Burdegali.

Gesta Pontif. Cenonian. bei Mabillon, Anal.

p.

315.

80

nahm dessen Lehre

an, erweiterte sie oder trug sie noch

wurde nach dem Tode des Petrus

vollständiger vor, und

zwar nicht das Oberhaupt, aber doch der bekannteste Lehrer der Sekte, die nun nach ihm häufig die der HenriDiese Lehre war keine andere

cianer genannt wurde. als die

gnostisch-manichäische,

und wenn der Abt von

Cluny nur fünf oder sechs häretische Dogmen des Petrus de Bruys aufzählt,

von Heinrich aber berichtet, dass er

diese Lehre erweitert

und noch mehrere Punkte hinzu-

gefügt habe, so erklärt sich diess sehr wohl aus der be-

kannten Verfahrungsweise der neuen Manichäer, welche ihre

exoterische,

für

den Anfang und für den grossen

Haufen bestimmte, und

ihre

esoterische,

der kleineren

Zahl der Ausgewählten vorbehaltene Doctrin hatten.

Zu

der ersteren gehörten jene mehr negativen Punkte, welche

am

von der Fassungskraft der rohen Menge ergriffen

wurden und am

leichtesten

besten geeignet schienen,

den

gemeinen Verstand der Menschen zu bestechen und ihre Leidenschaften

aufzuregen,

namentlich

die

Verachtung

des Kreuzes, die Verhöhnung des Mysteriums der Eucharistie,

die

Verwerfung der Kindertaufe, des Gebetes für

die Verstorbenen,

dann

die Folgerungen,

welche das Volk

ohnehin so gerne aus der Verweltlichung und Unsittlichkeit vieler Geistlichen

zog.

Petrus de Bruys war ein

solcher exoterischer Lehrer, der vorerst nur der gnostisch-

manichäischen Lehre Bahn brach, indem er die Anhänglichkeit des

Volkes an die Kirche und die Geistlichen zu

zerstören, den Glauben an die

Bedeutung und Kraft der

Sacramente und des katholischen Gottesdienstes zu untergraben strebte,

wobei jedoch auch er schon einzelnes

den gnostischen Sekten eigenthümliches

Verwerfung

des

Alten Testaments,

Heinrich baute dann auf fort,

und

,

wie

nicht

dem von Petrus

z.

B. die

verschwieg.

gelegten Grunde

und trug den bereits von der Kirche Abgefallenen bis zur

Verachtung der Sacramente und des Mess-

opfers Geführten positiv-gnostische Lehren vor.

Der Abt

81 von Cluny, der den Zusammenhang beider Häretiker mit der schon seit geraumer Zeit bestehenden, aber sich noch sehr verborgen haltenden Sekte nicht kannte, zweifelte,

ob er den Berichten über die weiter gehende Lehre Hein-

Glauben beimessen dürfe, und wollte erst genauere

richs

Kunde darüber abwarten, obgleich ihm

eine Schrift ge-

zeigt wurde, in welcher diese Artikel, nach Heinrichs

Nicht unwichtig in eine solche

ist

1

)

wann Heinrich

hier die Frage,

Verbindung mit Petrus de Bruys getreten

Beantwortung derselben erfordert aber vorerst

sei; die

eine

münd-

Äusserungen und Vorträgen, verzeichnet waren.

lichen

Bestimmung der

von Cluny erschien.

Zeit,

Füslin

der das Buch des Abtes

in -)

meinte gefunden zu haben,

dass die Abfassung der Schrift gegen die Petrobrusianer,

zunächst der Praefatio dazu, aber seine Berechnung

falle;

hat,

wie

sich

in das J.

1126 oder 1127

Der Abt

ganz verfehlt.

ist

aus seinem Briefe an den

Bernhard

h.

3 )

ergibt, diese Schrift vier oder fünf

Jahre vor seiner Reise

und

unternommenen Über-

nach Spanien

seiner

setzung des Koran verfasst. diese spanische Reise

das

sie in

J.

dort

Es

fragt

sich

stattgefunden habe.

also,

wann

Füslin setzt

1131, bloss weil der Abt in einem unmittel-

bar nach seiner Rückkehr aus Spanien an den Erzbischof

Arnald von Narbonne geschriebenen Briefe der günstigen

Gesinnung gedenkt, welche dieser Prälat gegen

die

Mönche

von Cluny hegte, weil einige derselben ihm zur Zeit der

Synode zu Rheims (im Hier

ist

J.

1131) Dienste geleistet hatten.

nun aber mit keiner Sylbe angedeutet, dass diese

Gunst so völlig neu und jene Dienste dem Erzbischof erst

in

')

diesem Jahre geleistet worden seien, vielmehr Sicut

nuper in tomo, qui ab ejus ore exceptus dicebatur,

scriptum vidi, non quinque tantum, sed plura capitula edidit. Biblioth. Cluniac. p. 1119. 2

)

Kirchen-

ihm darin

523, ist 3 )

und Ketzerhistorie

I,

199.

Gieseler, K.-G.

gefolgt.

Biblioth. Cluniac. p. 843.

Döllinger, Geschichte der

Sekten.

6

II, 2,

82 kann und muss angenommen werden, dass dieser Brief nach der Rheimser Synode, etwa im

erst lange in

welches ihn auch die Gallia christiana

ben worden

)

J.

1142,

setzt, geschrie-

lädt hier den greisen Prälaten

da er durch die Last der Geschäfte und bei

sich,

ein,

Der Abt

sei.

l

seinem vorgerückten Alter erschöpft

sei,

in die klöster-

Ruhe von Cluny zurückzuziehen. Arnald wohnte aber noch im J. 1148 einem zweiten Concil zu Rheims bei und starb erst im J. 1151. War er nun, wie aus den Worten des Briefes zu schliessen, damals bereits ein liche

siebenzigjähriger Greis,

Jahre

später

und beschwerliche Reise nach

weite

die

wird er wohl nicht siebzehn

so

Rheims unternommen haben. erst

im

J.

Der Brief an ihn wird

also

1142 geschrieben worden sein und das von

Marrier aus einer Chronik von Cluny gegebene Datum, dass die in Spanien begonnene Übersetzung

im

Eine weitere Bestätigung

lendet worden, richtig sein. 2 )

Annahme

dieser

liegt in der Thatsache, dass der

halt des Papstes Innocenz

stens

des Koran

1243, ein Jahr nach der Rückkehr des Abtes, vol-

J.

II.

in Frankreich,

wo

Cluny wohnte und von dem Abte so

in

Aufenter meifeierlich

empfangen und prächtig bewirthet wurde, gerade Jahre 1130—1132 der überdiess

in die

so dass also Petrus Venerabiiis,

fällt,

damals unermüdet für die Anerkennung

des Papstes in Frankreich wirkte, unmöglich zu gleicher Zeit die weite Reise nach Spanien

Demnach

des Abtes

Schrift

ist die

im südlichen Frankreich verfasst worden

;

Zeit

gegen die Häretiker

den Jahren 1137 oder 1138

Tod des Petrus de Bruys und die Wirksamkeit durch Heinrich muss in

der

Fortsetzung seiner dieselbe

in

unternehmen konnte.

fallen,

da der Abt im Buche selbst von

Petrus als einem noch Lebenden redet, in

')

Gallia

2

Auch

)

clirist.

dem

als Prae-

VI, 49.

die Hist.

litt,

de la France XIII, 244 setzt die Reise

des Abtes nach Spanien in das Jahr 1142.

.

83 dienenden Schreiben aber seiner Hinrichtung ge-

fatio

Damit stimmt denn auch der Bericht des Chroni-

denkt.

Mans

sten der Bischöfe von le

Heinrich im

überein: ihm zufolge wurde

1134 von dem Erzbischof von Arles

J.

1

)

gefangen genommen und vor den Papst Innocenz zur

Synode nach Pisa geführt; hier widerrief er Irrlehren,

2

worauf man ihn dem

)

dessen Kloster zu Clairvaux er

alle seine

Bernard übergab, in

h.

Mönch werden

Er

sollte.

entwich aber bald wieder und betrat nun, wie der Chronist

von

le

Mans

neue Laufbahn, indem er einer

sagt, eine

neuen Sekte sich anschloss,

3 )

er

d. h.

und wurde

de Bruys in Verbindung

mit Petrus

trat

Apostel

ein

der

gnostisch-manichäischen Doctrin

Zunächst

muss

nachgewiesen

nun

werden,

verwarfen das Alte Testament; nur das Evangelium sagten

sie,

nähmen

was

Petrus de Bruys und Heinrich

eigentlich beide lehrten.

allein,

an; andere Bücher, die sonst zur

sie

Bibel gerechnet wurden, erklärten sie theils geradezu für verwerflich,

theils

und unzuverlässig. 4 )

für zweifelhaft

Der Abt von Cluny verstand diess

so,

ob

als

sie

nur die

vier Evangelisten, selbst mit Ausschluss der Briefe Pauli,

gelten Hessen;

aber der

h.

Bernard,

der durch persön-

Verkehr mit ihren Anhängern genauer unterrichtet

lichen

war, bemerkt, dass er diess, nämlich die Verwerfung der Briefe Pauli,

nur von einigen vernommen habe, welche

den Briefen darum keine Autorität zugestehen wollten, weil

ihr

Urheber nicht, wie die übrigen Apostel, des

persönlichen

')

Dass

Umgangs mit statt Arattensi

im Recueil des

bereits 2

bist,

Christus

Gaufridi Epist., Bernardi Opp.

)

Nova

secta,

Gesta Pontif. Cenom. 4 )

gelesen

Arelatensi

II,

novo cursu, novum

p.

ist

1192. iter

assumpsit delinquendi.

p. 323.

Evangelium vos suscipere, fama consonans

divini scripturas vos aut renuere aut dubias dicere,

Ven.

werden müsse,

de Fr. XII, 554 bemerkt.

) 3

gewürdigt worden

est

;

alias canonis

certum est

1132.

6*

Petrus

84 sei.

nahm das

Die Mehrzahl der dortigen Häretiker

1

)

ganze Neue Testament an und verachtete das Alte, wesshalh der Abt von Cluny ihnen zeigte, dass das Evange-

dem ganzen Alten Testament Zeugniss das eine mit dem andern stehe und falle. 2 ) lium

Weiter

gebe,

dass

Taufe der Kinder an; nur

griffen beide die

der Erwachsene, des Glaubens Fähige solle getauft wer-

den;

die

Taufe,

die

den unmündigen Kindern

ertheilt

werde, könne wohl den Körper von Schmutz, keineswegs

aber die Seele von Sünden reinigen, nichtiger

sei

und leerer Act, und jeder

daher ein völlig

in seiner

Kindheit

Getaufte müsse erst noch die wahre Taufe empfangen.

Ganz der exoterischen Lehre der neuen Manichäer gemäss, welche zwar überhaupt die Wassertaufe der christlichen Kirche verachteten, aber ihre ersten Angriffe

auf die Taufe der Kinder richteten, weil scheinbarsten sich auf die

Worte

immer

sie hiebei

am

der ausdrück-

Christi,

den Glauben bei den zu Taufenden fordert, berufen

lich

am

konnten, und weil dieser Punkt

besten geeignet war,

und ihre

das Vertrauen der Menschen auf die Kirche

Anhänglichkeit an

Denn indem

tern.

sie gleich

von Grund aus zu erschüt-

dieses

sie

erste

und stärkste Pfand

der Einverleibung in die Kirche für etwas Nichtiges erzerrissen

klärten,

sie

teten geradezu

die

)

forte

non

vorhielt. 3 )

nee Paulum reeipitis?

forte

omnes per ornnia

cum

3 )

hanc (Vetus Testamentum)?

et

scripta

etsi

ita

a nobis

— An Non enim

solos.

et

audivi.

omnes

et traditiones,

qui

dissen-

corpora-

Salvatore fuerunt, pari auetoritate evangelii cuneti, ni

indifferentur reeipitis.

M

vernich-

also nur einmal

aemulatores,

De quibusdam

concordatis,

At vero eorum verba

tiatis.

Waren

recipis scripturam

solius evangelii se profitentur

inter vos

liter

Sed

sie

ganze Kirche, die entweder aus ge-

Abt von Cluny ihnen

Ita est:

sondern

oder gar nicht besteht, wie schon der

tauften Christen

l

welches den

nicht nur das Band,

Christen an diese Kirche knüpfte,

I.

c.

p.

1135.

1.

c.

p.

1125.

Sermo 65

in Cant.

Opp.

I,

1491.

fallor,

;

85 die

Hörer dahin

dass sie an der Giltigkeit

gebracht,

ihrer Taufe verzweifelten,

dann

fielen sie

ihnen von selbst

zu; Zweifel und Unglaube hinsichtlich alles dessen, die Kirche lehrte

um

und

hielt,

beinächtigte sich ihrer,

nun der esoterisch-gnosti-

so bereitwilliger liehen sie

schen Lehre ihr Ohr.

was und

Die Katharer pflegten daher diesen

Punkt voranzustellen und mit Vorliebe zu behandeln. So hatten schon jene Häretiker, die im vorigen Jahrhundert

zu Arras gefunden worden waren, sich auf die Verwerf-

welche den von allem Glauben und

lichkeit einer Taufe,

eigenen Willen entblössten Kindern ertheilt werde, be-

So berichtet auch Ekbert von den Katharern, die

rufen.

am

bald nach Peters und Heinrichs Zeit

sammelt hatten, dass

sie öffentlich

Rheine sich ge-

die Nichtigkeit einer

des Glaubens unfähigen Kindern ertheilten Taufe lehrten; dass sie aber auch die Wassertaufe überhaupt verwarfen

und dafür

die

von einem erfahren.

in

Händeauflegung hatten, das hatte er nur die Geheimnisse

der Sekte Eingeweihten

1

)

Petrus de Bruys und Heinrich

griffen

ferner das

Sacrament der Eucharistie und das Opfer der Kirche an. „Glaubt doch nicht, predigten

sie

dem

Volke, jenen Be-

trügern, den Geistlichen, die euch, wie in vielem anderen, so

auch

in ihrer

Altarhandlung hintergehen und den

Leib Christi zu consecriren und euch zu euerem Seelenheile zu reichen vorgeben.

letzten

Abendmahle,

ist

Sie lügen.

dargereicht worden, seitdem

und was

in

Nur

einmal, beim

der Leib des Herrn den Jüngern ist

es nicht wieder geschehen,

den Kirchen an den Altären verrichtet wird,

ist ein leeres,

nichtiges Schauspiel."

sich also, wie der

2 )

Ihre Häresie hielt

Abt von Cluny bemerkt, nicht inner-

halb der Grenzen der von Berengar vorgetragenen Lehre

!)

Ecbertus adv.

Vgl. Moneta ')

p.

Catharos,

Serm. VII.

et VIII.,

283.

Petrus Ven. in der Biblioth. Cluniac.

p.

1174.

Colon.

1530-

86 die Eucharistie sollte nicht eine blosse Figur des Leibes Christi sein,

ment

sondern sie leugneten geradezu das Sacra-

selbst, d. h. sie huldigten

sätzen der neuen Manichäer,

auch hierin den Grund-

und nur ihre Behauptung,

dass die Apostel doch einmal den Leib Christi empfangen hätten, scheint ihnen eigen

gewesen zu

sein.

der Verwerfung der Eucharistie

In

lag auch

die

Entwürdigung und Aufhebung des gesammten kirchlichen Gottesdienstes, dessen Mittelpunkt das eucharistische Opfer

Petrus und Heinrich blieben hier nicht auf hal-

bildet.

bem Wege

stehen: den Kirchengesang erklärten sie für

eine Verhöhnung

Gottes, den

sie,

denn Gott,

reissen;

dabei gleichsam durch

Töne besänftigen

die musikalischen

Gebäude Hessen

man

wolle,

und kirchliche

soweit ihr Einfluss reichte,

sagten

sie,

nieder-

könne ebenso gut im

Wirthshause, auf dem Markte oder im Stalle angerufen

Name

werden, und der

Kirche dürfe nicht einer Masse

zusammengemauerter Steine, sondern nur der Gemeinder Gläubigen

schaft

folgten sie nur die

gegeben werden.

*)

Auch

hierin

den Bogomilen und Katharern, welche

Errichtung und den Gebrauch

der Kirchengebäude

für sündhaft ausgaben, da die Apostel auch keine gehabt

und Argerniss daran nahmen, dass man den Namen, der nur der Gemeinschaft der Auserwählten ge-

hätten,

bühre, steinernen oder hölzernen Häusern beilege. 2 )

Nicht minder deutlich zeigt sich die Verwandtschaft der beiden Häretiker mit den neu-gnostischen Sekten in der Art,

wie

sie

den Gebrauch und die Verehrung des

Kreuzes bestritten und das Volk zur Umhauung und Vertilgung aller Kreuze aufforderten.

Das Holz, das

die

Glieder Christi gequält habe, zu verehren, sei die grösste

Petrus Ven.

»)

ecclesiarum

idcirco

1.

c.

p.

aedificia

1119. 1153; destruere,



p.

1132: Vos dicebatis

quod nomen ecclesiae non

structuram parietum, sed congregationem fidelium signaret. s )

Moneta 454, 455.

87

man

Thorheit, vielmehr müsse Christi durch

Tag

den

Wenn

legen.

Jemand,

den Strick, mit welchem dein Vater er-

dir

sie,

und Verehrung

Zerstückung und Verbrennung dieses seines

Marterwerkzeugs an sagten

die Liebe

worden, oder das Schwert, das deinen Freund

drosselt

durchbohrt hat, brächte und dir zumuthete, diese Dinge zu

ehren

du

würdest

,

gegen ihn entbrennen ten

die Paulicianer

?

nicht

Genau dieselbe Sprache führ-

')

und Bogomilen im Orient, die Ka-

tharer im Occident, und sie

Haufen

grossen

von gerechtem Unwillen

Eindruck

war gut berechnet, auf den zu

Der Abt von

machen.

Cluny schildert, wie solche Ergüsse, die

Rathhause

in

sie

auf

dem

Gegenwart der versammelten Senatoren mit

volksmässiger Beredsamkeit und heftigen Geberden vorzutragen pflegten, einen Beifallssturm erregten und die

Hörer sich sofort mit Schwertern und Fackeln zur Vertilgung aller Kreuze und zur vermeintlichen

dem

Rächung der

Erlöser angethanen Unbild bewaffneten. 2 )

kam

Hiezu

endlich die Verwerfung der Gebete und

Oblationen für die Verstorbenen, worin indess nicht bloss die Katharer,

sondern auch die späteren Valdesier mit

ihnen übereinstimmten. Ist

nun schon

in der

Lehre des de Bruys und seines

Verbündeten, so weit der Abt von Cluny der

sie beschrieben,

Zusammenhang mit dem neuen Manichäismus unver-

kennbar, so wird diess zur völligen Gewissheit erhoben

)

Petrus Ven.

)

1.

!

2

congregare moris

sit

c.

p.

soletis, etc.

auch Vaissette,

1.

1162:

c.

p.

Ista

1161, 1162.

cum

in capitolio

Dies

scheint sich auf

Hist.

de Languedoc

tolium hatten übrigens

....

proferre

Toulouse zu beziehen, wie 472,

II,

annimmt.

Ein Capi-

damals mehrere südfranzösische Städte,

Narbonne, Nimes; Hist. de Languedoc sieht aber hier,

senatorum, quales vos

de consulari vel regio tribunali

II,

Preuves

p.

299, 352.

z.

wie weit sich der Einfluss dieser Lehre bereits

streckte und wie auch die

Vornehmen

in

B.

Man er-

den Städten wenigstens dem

negativen und exoterischen Theile derselben geneigt waren.

88 durch die Nachrichten, die wir üher die gegen Heinrich gerichtete Wirksamkeit des h. Bernhard theils von ihm, theils

von anderen besitzen.

Seitdem Heinrich

in

dem

reichen und stark bevölkerten Toulouse und von da aus

der Gascogne

in

Lehren

und den umliegenden Ländern seine durch seine Schüler ver-

theils persönlich, theils

erkannte

breitete,

Kirche hierin

man

die grosse Gefahr, welche für die

Schon vor Heinrichs Er-

deutlicher.

lag,

scheinen in Languedoc hatte die Synode zu Toulouse im J.

1119

einen ihrer Kanones gegen jene Häretiker ge-

')

richtet,

welche die Eucharistie, die Taufe der Kinder,

das Priesterthum und die

Ehe verwürfen

;

sie hatte hier-

mit gerade die Hauptartikel des damals bereits in jenen

Gegenden thätigen Petrus de Bruys hervorgehoben, zugleich aber auch durch

Ehe

der

gezeigt,

Beifügung des Artikels von

die

dass die von ihr Verurtheilten

neu -manichäischen Sekten dass

es,

wenn

die

Man

gehörten.

zu den

sieht

auch,

Lehre und Sekte der Petrobrusianer

von der manichäischen verschieden gewesen wäre, nicht erklärt

werden könnte, warum diese Synode sowohl

lateranische im J. 1139 jene,

die lich

als

welche gleich anfäng-

mit Verbrennung der Kreuze und

so geräuschvoll,

Niederreissung der Kirchen auftrat, mit Schweigen über-

gangen und dagegen nur von still

und verborgen

geredet haben

Man

sich

der

vergleichungsweise

haltenden manichäischen Sekte

sollte.

erkannte, dass wirksamere Mittel, als die Ana-

theme der Synoden waren, Papst Eugenius

III.,

sandte desshalb im

ergriffen

werden müssten, und

der damals nach Frankreich kam, J.

1145

den Cardinal Alberich

Legaten nach dem Languedoc. sion eine so schwierige,

Diesem schien

als

die Mis-

dass er sich die ausgezeichnet-

sten Männer, welche die französische Kirche besass, den

Harduin, Coli. Conc. VI, J.

1139 wiederholte diesen Canon.

2,

1978.

Ebenda

Die Lateran-Synode p.

1212.

vom

89 h.

von Chartres und

den Bischof Gottfried

Bernhard,

und Gehülfen

einige andere Prälaten zu seinen Begleitern

Ein vorausgehendes Schreiben Bernhards an

ausersah.

den Grafen von Toulouse und Saint - Gilles

dem Umsichgreifen

der bisher

,

der Häresie in seinem Lande ruhig

zugeschaut hatte, schilderte die Wirkungen, die dort eingetreten waren

Kirchen ohne Volk, ein Volk ohne Prie-

:

und Priester ohne Funktionen; die Feier der kirch-

ster

lichen Feste,

und

sein

die

die

Taufe der Kinder schien erloschen zu

Menschen starben ohne Sacramente.

Bern-

hard erreichte durch sein Schreiben wenigstens so

viel,

den

Weg

dass der Graf der Legation keine Hindernisse

Er

legte.

selber

nahm

seinen

Weg

in

von Clairvaux über

Bordeaux, Bergerac, Perigueux, Sarlat und Cahors; die

Gabe der Krankenheilung, mit der ihn Gott schon früher begnadigt hatte, so berichtet sein Begleiter und Biograph In Sarlat brachten ihm die Ein-

Gaufrid, begleitete ihn.

wohner Brode,

die

seiner Gewohnheit

er nach

Das, sagte er zu ihnen,

segnete.

euch ein Unterpfand der

sei

Wahrheit unserer Lehre und der Falschheit der häretischen, dass eure Kranken, essen, genesen werden.

tend,

dass

wenn

von diesen Broden

sie

Der Bischof von Chartres, fürch-

er zu viel verheissen

werden gesund werden, wenn

habe r fügte

sie

mit

davon essen; aber Bernhard erwiderte: nicht gesagt, sondern einfach

bei:

Sie

wahrem Glauben Das habe

und unbedingt

Der

diess

ich

Wenn

:

sie

davon nehmen, werden

es,

habe bestätigt, dass er wahr geredet, so dass der Abt,

sie

genesen.

Erfolg, heisst

aus Furcht von der Menge erdrückt zu werden, auf seiner

Kückkehr diese Gegend nicht zu betreten wagte.

1

)

Bernhards ehrfurchtgebietende Persönlichkeit, der

Ruf

seiner Heiligkeit,

das Zeugniss der durch ihn ge-

wirkten Heilungen, alles diess bewirkte, dass auch in den Städten, in denen die Häresie

*)

am

Gaufridi Vita S. Bernardi, Opp.

weitesten

II,

1124.

um

sich ge-

90 griffen hatte,

die

ihm beugte, und

fast alles sich vor

ihm

Hartnäckigsten

nicht

ner Ankunft entwichen.

entgegenzutreten

offen

wagten, sondern, wie auch Heinrich

selbst

that,

noch vor

sei-

hatten die Einwohner

In Albi

den Legaten Alberich mit Spott empfangen,

sie

waren

ihm höhnend mit Eseln und Pauken entgegengezogen;

Tage darauf Bernhard dahin kam, brachte eine einzige Predigt von ihm eine vollständige, freilich nicht

als drei

sehr dauerhafte

Umwandlung

hervor.

1

)

In Toulouse er-

regte seine Ankunft eine solche Begeisterung, dass Gau-

Ausbrüche derselben

frid die

wohl darum, Heftigkeit

bei

als übertrieben

eben diese masslose,

weil

bezeichnet,

aufbrausende

noch vor kurzem der Häresie er-

einer

gebenen oder doch gleichgültig gegen dieselbe sich verhaltenden Bevölkerung, ziemlich verdächtig aussah und einen baldigen Rückfall besorgen Hess.

Gaufrid

zwischen

unterscheidet

Anhängern Heinrichs,

den persönlichen

deren in Toulouse

nur wenige

waren, und den Anhängern der Häresie, zu denen die

Mehrzahl der Einwohner von Toulouse und gerade die

und mächtigsten gehörten.

reichsten

die Thatsache,

2 )

Diess bestätigt

dass hier schon längst eine Sekte sich

eingenistet hatte,

welcher Heinrich sich dann anschloss

und deren thätigster Prediger er wurde, jene Sekte, die vor

mehr

als

hundert Jahren sich hier schon gezeigt

hatte und seitdem

um

so weniger erloschen war, als noch

durchaus keine ernstlichen Massregeln zu ihrer Vertilgung ergriffen

tige

worden waren.

Desshalb sagen auch gleichzei-

geradezu,

Berichterstatter

Bernhard

sei

mit

dem

Legaten zur Bekämpfung der manichäischen Häresie nach

»)

Gaufridi Epist.

2

Paucos

)

ib.

p.

faverent, de textoribus,

quos

his vero, qui favebant haeresi illius.

1194.

quidem habebat

Gaufridi Epist.

1.

c.

p.

civitas

Amanos illi,

plurimi

1193.

illa

ipsi

(Tolosa),

qui haeretico

nominant, nonnullos. erant et

maximi

Ex

civitatis

91 Languedoc gegangen.

Da

1

)

Webern zu Toulouse und

diese Manichäer

unter den

der Umgegend,, die in der

in

dortigen Volkssprache Arriens Messen,

ihren stärksten

Anhang hatten, so gab man auch der Sekte selbst diesen Namen, wie es auch im nördlichen Frankreich geschah, wo die Katharer in diesem Jahrhundert gewöhnlich TixeDaher sagt Gau-

rands (Tisserands) genannt wurden. 2 ) Heinrich

frid,

und

„Arrianer"

die

Ankunft entwichen,

bei Bernhards

seien

bisherigen Gönner hätten sich

ihre

von ihnen losgesagt und das Volk habe versprochen,

vom

Auch

mehr aufzunehmen. 3 )

nicht

sie

Synode zu Rheims

die

1157 bemerkte, dass die manichäische Sekte sich

J.

herumziehender Weber zur Verführung

besonders

Weiber bediene,

4

Kaiser Friedrich

und noch achtzig Jahre später nennt

)

in einer seiner

II.

die Häretiker, neben

mehreren

Der

die Arrionisten.

der

Name

Verordnungen gegen

Namen

der Katharer, auch

Arrianer wurde nun öfter

zur Bezeichnung der Katharer oder Albigenser gebraucht, 5 )

So das Exordium Cisterciense und daraus die Vita

')

nardi, Opp. 2

II,

Ecberti Sermo

)

S.

Ber-

1205.

Hos nostra Germania Catharos, Flandria

I:

Piphles, Galli Tixerant ab usu texendi appellant. 3

Fugas Henrici

)

Fugerunt siquidem qui 1.

c.

Arrianorum latibula longum

4 )

Martene, Ampliss.

)

z.

5

est,

Coli.

damnata

f.

327

:

est Arriana

ciam Tolosanam foedaverat. öfter Arriani genannt,

XII, p. 2) p. 64: Si

z.

Tolosana jam revixerat:

Auch

haeresis,

angl.

enim malignus

werden

später noch

Spiritus esset

quomodo

f.

317:

quae fere totam provin-

B. bei Ebrardus Bethun.,

asserunt Arriani,

Kerum

Interim Arriana haeresis, quae, ut supra

erat, in provincia

Eodem anno damnata

ut

VII, 74.

B. von Roger de Hoveden, Annales (Savile,

scriptores, Lond. 1596)

menti),

est enarrare,

Gauf'ridi Epist.

1193.

p.

pictum

et

in civitate erant Arriani etc.

dixisset

die Katharer

ed. Gretser (Opp.

(Deus Veteris Testaetc.

Besse führt

in

seiner Histoire des comtes de Carcassone p. 138 folgende alte Verse

auf den Bischof von Carcassone an,

der das Kreuzheer bei der Be-

lagerung der Stadt mit Geld unterstützt hatte: ce lieu

Du

zele qu'il eut envers Dieu,

En

tira

Le sainet eveque de la

gent Arrienne, Et

92 und der Gleichlaut des Namens gab denen,

die mit der

ursprünglichen

Bedeutung desselben unbekannt waren, Veranlassung, dabei an die alten Arianer des vierten Jahrhunderts zu denken und sich die neue Irrlehre als

Wiedererstehung des Arianismus vorzustellen. ist

hier

nicht zu

übersehen,

Übrigens

1

)

dass das damalige Zunft-

wesen mit seiner engen und organischen Verbindung der Verbreitung einer Irrlehre, die sich einmal

Handwerks-Innung eingeschlichen

in eine solche

ungemein günstig

hatte,

sein musste.

Bei allem Enthusiasmus, heit entzündet hatte,

den Bernhards Anwesen-

wohl erkennen, dass

liess sich

die

Häresie in Languedoc schon viel zu feste Wurzeln ge-

um

trieben hatte, erstickt

durch eine vorübergehende Aufwallung

werden zu können.

Ein grosser Theil des Adels

und gewährte ihnen sichere

begünstigte die Häretiker

Zuflucht auf seinen Schlössern, ihre Lehre, theils aus die

aus Vorliebe für

theils

Hass gegen den Klerus oder weil

Beute des Kirchenguts lockte.

Vielen gefielen die

mit Spott und witzigen Ausfällen auf die Geistlichen ge-

würzten Reden Heinrichs, und Bernhard selbst begegnete doch auch

hartnäckigem Widerstande.

war das Schloss Verfeuil

der Häretiker

Ein Hauptsitz in der

und man hatte ihm gesagt,

Toulouse, 2 )

ihm gelänge, dort

dass,

er

dann im

Mühe haben würde.

Als er

die Irrlehre zu ersticken,

übrigen Lande geringere pour avoir secours des

rois,

Nähe von wenn es

Employa

bicns

les

de

la

croix

Avec

ceux-Ia de son domaine. ')

So der Abt Heiniich von Clairvaux

PP. Cisterc.

III,

256)

:

(bei Tissier,

antiquus ecclesiae decor obsorduit, pudicitiae lapsum et

mus

Surrexit enim de cineribus

excidium.

dinis vermis.

.

.

.

Biblioth.

Inter cetera mala, quibus in partibus Gallicanis

Revixit et Arrius

orientali judicio in propria

in

fidei deplora-

Sodomorum antiquae

partibus Occidentis,

libi-

qui ab

persona damnatus, nunc in successoribus

suis fines Ultimos occupavit. 2 )

In castro quod dicitur Viridefolium,

sagt Gaufrid, Epist.

1.

c.

p.

1194.

älbi

sedes est Satanae,

93 aber dahin

kam und

zu predigen begann, entfernten sich

Vornehmeren und ihnen folgend das ganze Volk aus der Kirche. Bernhard ging ihnen nach und wollte nun auf der Strasse predigen; jene aber machten ein solches die

Geräusch, dass niemand seine Worte verstehen konnte.

1

)

Der Fluch, den Bernhard damals über Verfeuil aussprach, soll

im Laufe eines Jahrhunderts durch

die

Verarmung

und das Erlöschen der zahlreichen Adelsfamilien dieses Ortes sichtlich in Erfüllung gegangen sein.

Sicher

ist,

dass die manichäische Häresie in Verfeuil seitdem herr-

schend

blieb, so dass der

Bischof von Osma, der im An-

mit Dominicus

fange des folgenden Jahrhunderts

und

anderen als Glaubensprediger nach Languedoc kam, dort

noch immer einen Sammelplatz der Katharer fand, wesshalb auch eine der ersten Disputationen zwischen den

Missionären

wurde. 2 )

und den Häretikern

Verfeuil

in

gehalten

Unter den grösseren Städten fand Bernhard

Albi mehr als alle übrigen von der Irrlehre angesteckt^

und obgleich seine Predigt dort bei den Anwesenden die

Mehrzahl der eigentlichen Häretiker Kirche

in die



einen

kam wohl



nicht

momentanen Aufschwung zu Gun-

sten des katholischen Glaubens bewirkte, so reichte diess

doch noch lange nicht hin, eine Lehre,

die so viel Ver-

führerisches hatte und die durch den Zustand des Landes so sehr begünstigt wurde,

verbannen; vielmehr findet

aus den Mauern von Albi zu sich,

Zeiten die Häresie hier noch eine

dass auch in späteren

Menge von Anhängern

zählte.

Da Angaben

sich in

Bernhards Geschichte keine Spuren oder

finden von ferneren Berührungen, die zwischen

ihm und den Häretikern seiner Zeit eingetreten wären, so sind wir zu dem Schlüsse genöthigt, dass er die Kennt-

')

Fr.

Guilelmus de Podio Laurentii

c.

1,

im Recueil des

XIX, 196. 2 )

Guilelmus de Podio Laurentii

1.

c.

p. 200.

bist,

de

94 niss der Häresie, die er in seinen Schriften

darlegt, auf

jener Missionsreise in Languedoc erworben, und dass die Sekte,

die

er

mündlich mit

eben jene

schildert,

sei,

welche er auch

Anstrengung bekämpfte, nämlich

aller

der Henricianer, Arrianer oder Manichäer.

die

Eine solche

Schilderung enthalten zwei Reden Bernhards über das

Hohe Lied

1

);

doch hat er hier nicht ausschliesslich das

Ergebniss seiner eigenen Erfahrungen mitgetheilt, er hat

auch die Züge benützt, die ihm der Propst Everwin von Steinfeld in einer Beschreibung derselben Sekte, wie sie

Kölner Diöcese damals zum Vorschein gekommen,

in der

Man

darbot.

hat behauptet, Bernhard habe jene beiden

Reden nur auf diesen Brief Everwins hin und ohne eigene Kenntniss mit

dem

verfasst;

aber

eine

Vergleichung

derselben

Briefe zeigt sogleich, dass er die Häretiker, die

Everwin ihm beschrieb, genauer kannte

und daher manchen Zug entwarf, aufnahm, den

in das Bild,

man

in

als dieser selbst,

das er von ihnen

Everwins Schilderung ver-

geblich suchen würde.

Die bei Köln entdeckten Häretiker behaupteten, als ächte Nachfolger die,

und der apostolischen Armut,

Christi

auf jedes Eigenthum verzichtend,

ein unstätes,

der

Verfolgung preisgegebenes Leben führten, im Alleinbesitz der wahren Kirche zu sein, während unter den Katholi-

schen keine wahre die

Armut

sei,

und auch

welche für

jene,

vollkommensten gälten, die Mönche und Kanoniker,

doch wenigstens gemeinschaftlich besässen.

Sie enthiel-

ten sich jeder animalischen Nahrung, hatten das Conso-

lamentum, verrichteten täglich die eucharistische Brod-

J

)

Seim. 65, 66, Opp.

sind zu sehr

1,

1490.

Die Reden über das Hohe Lied

verschiedenen Zeiten verfasst worden.

waren schon im

J.

1137 vollendet, wogegen die

Die ersten 24

80., in

welcher von

der Verurth eilung der Lehre Gilberts de la Porree die Rede

vor

dem

J.

1148 geschrieben sein kann.

beiden vorhergehenden Jahre die Henricianer fallen.

dürften

In

dieses

ist,

oder eines

nicht

der

auch die beiden Reden gegen

95 Segnung und verdammten so aus,

als

ob

sie

bei

die Ehe.

EJverwin drückt sich

täglichen Feier des Brod-

ihrer

brechens eine wirkliche Verwandlung des Brodes in den Leib Christi zu Stande zu bringen geglaubt hätten

;

diess

widerspricht jedoch der Consequenz des neu-manichäischen Lehrbegriffs und der Ansicht aller Katharer in dieser und

der nächstfolgenden Zeit, und beruht auf einem von den

Häretikern selbst absichtlich veranlassten Missverständdessen Grund zwanzig Jahre später Ekbert, welcher

nisse,

mit denselben

am

Niederrhein wohnenden Manichäern ver-

kehrte, aufgedeckt hat.

Er bemerkt nämlich,

Katharer allerdings zu sagen pflegten, ihren Mahlzeiten den Leib des Herrn

Leibe verstünden

sie sich

)

dass die

machten

sie

bei

aber unter diesem

;

und dass

selber,

1

mit

sie sich

den Speisen auf ihren Tischen nährten, das hiessen

sie

den Leib Christi machen. In Bernhards Darstellung finden sich die

von Ever-

win erwähnten Punkte, mit Ausnahme der Handauflegung, wieder; er führt aber auch an, der Propst



von Steinfeld



und davon schweigt

dass

Häretiker das

diese

Alte Testament und den Eid verwürfen,

dass sie den

Reinigungszustand nach dem Tode leugneten, die Kindertaufe, das

Gebet für die Verstorbenen und die Anrufung

der Heiligen verhöhnten. ihre Lehre

Er

schildert ihre

Bemühungen,

möglichst geheim zu halten, die gleichwohl

nichts Neues, sondern nur das

von den alten Häretikern

(Gnostikern und Manichäern) längst schon Vorgebrachte enthalte, ihre heuchlerische

am

Theilnahme

Gottesdienste

Bernhard gedenkt

und den Sacramenten der Kirche.

ferner ihrer Behauptung, dass die Prälaten und Priester

Sünder und desshalb gleich unfähig zu geben

und

zu

empfangen;

seien, die

er

Sacramente

hebt hervor,

dass

diese Sekte, in welcher abtrünnige Geistliche unter einem

Haufen von Webern gefunden würden, ')

2 )

Sermo adv. Catharos

in der Bibliotli.

2 )

ungleich

den

max. PP. XXIII, 602.

Clerici et sacerdotea, populis ecclesiisque relictis,

intonsi et

96 älteren, keinen Stifter aufzuweisen

habe

;

und Heinrich konnten ihm nämlich nicht ten, weil sie ihre

vorgefunden

Petrus de Bruys als solche gel-

Lehre nicht ersonnen, sondern bereits

und einer schon länger bestehenden Sekte

sich angeschlossen hatten.

Bernhard macht den Gliedern der von ihm geschilderten Sekte noch zwei, ihre moralischen Grundsätze betreffende Vorwürfe:

den einen, dass

sie, die

das Schwören

überhaupt für Sünde erklärten, doch kein Bedenken trügen, zu schwören

falsch

ihrer Lehre handle,

,

wenn

und dann,

völlige Enthaltsamkeit

für etwas Unreines

es

um

sich dass,

Verheimlichung

während

sie

auf ihre

pochten und das eheliche Leben

und Schändliches

hielten,

1

)

sie

den-

noch Weiber, auch solche, die ihren Männern entlaufen, mit sich herumführten und sich mit ihnen einschlössen, so dass keiner unter ihnen

Umgange So

sei,

der nicht im vertrautesten

mit Personen des andern Geschlechts lebe. stellt

es

sich

immer

klarer

dass

heraus,

die

Sekte der Petrobrusianer oder Henricianer und die der

neuen Manichäer eine und dieselbe war.

Bernhard ver-

bindet die Lehren des de Bruys mit den gnostisch-mani-

chäischen Dogmen, er weiss nur von einer zu allen diesen

Lehrpunkten sich bekennenden Partei, wie denn auch den Nachrichten

über

seine

Thätigkeit

in

in

Languedoc

durchaus nur Einer Sekte, mit welcher er in Berührung

gekommen, gedacht wird. Dreissig Jahre später war bereits ganz Languedoc mit Katharern angefüllt von einer ;

eigenen getrennt bestehenden Gemeinde von Henricianern findet sich nicht die geringste Spur;

wenn

nach,

sie wirklich

diese

müsste dem-

früher vorhanden gewesen,

in

der kurzen Zeit von zwanzig oder dreissig Jahren und

ohne dass zur Unterdrückung derselben ernste und nachbarbati apud eos inter textores L.

c.

p.

1492.

p. ')

et

textrices

plerumque inventi sunt.

1492.

Turpitudinem

in solis existiinant

reputandam uxoribus.

L.

c.

:

97 Vorkehrungen getroffen worden wären, auf unbe-

haltige

Weise verschwunden

greifliche

man im

kannte

südlichen Frankreich neben den Katha-

Verbrüderung

noch die

rern nur

noch gebraucht, aber

werden und

Die

der Valdesier.

Arrianer und Henricianer werden zwar zuweilen

Namen

in

dem

Arles

Denn von nun an

sein.

Bezeichnungen der Katharer. So

als

einer Eidesformel,

welche die Consuln von

im

dortigen Erzbischofe

J.

1236 ^schworen

Austreibung und Bestrafung der

in der sie sich zur

Häretiker verpflichteten, die Valdesier und die Henricianer

genannt

1

);

ohne Zweifel aber sind unter den letzteren

damals noch so zahlreichen Katharer gemeint, die

die

gewiss

sonst

Darum

worden wären.

erwähnt

eigens

nennt auch die Chronik Alberichs Heinrichs Irrlehre die Häresie der Poplikaner,

der Katharer.

d. h.

Dieselbe

Chronik berichtet übrigens über Heinrichs spätere SchickGaufrid sagt, er sei zuletzt gefangen und gefesselt

sale.

einem Prälaten übergeben worden

;

diess ergänzt Alberich

durch den Zusatz, dass dieser Prälat ihn nach Rheims (zur

Synode im

J.

Ob

er

führt habe.

Haft gestorben

sei,

1148) vor den Papst Eugenius ge-

wieder ist

frei

geworden oder

nicht bekannt.

Seine Lehre,

die neu-manichäische, zählte aber nicht

und der Provence, sondern auch von Anhängern J.

;

in der

in der letzteren

in

nur

in

der d. h.

Languedoc

Gascogne Schaaren

Provinz wurden

um

das

1151 viele durch die Ermahnungen eines ekstatischen

Mädchens, welches, drei Tage in jeder Woche ähnlichem Schlafe liegend,

in

in todes-

diesem Zustande Offen-

barungen vom heiligen Petrus zu erhalten glaubte, zum katholischen Glauben zurückgebracht. 2 ) 1

)

Papon, Histoire generale de Provence.

Exterminare et punire ad mandatum vestrum et Henricos,

II.

Preuves

credentes et fautores, receptatores,

LXXVIII

p.

Waldenses

et ecclesiae

defensores,

quibus-

cunque nominibus censeantur. 2 )

Robertus de Monte, App. ad Chron. Sigeberti Gemblac. in

Guiberti Novigentini Opp. ed. d'Achery, Par. 1651, p. 769.

Delling er, Geschichte der

Sekten.

7

-

98

Siebentes Kapitel.

Eon de

Die Apostoliker.

l'Etoile.

Die von Bernhard und Everwin geschilderten Irrgläubigen rühmten sieh, die Lebensweise der Apostel zu führen und nannten sich die Apostoliker.

ben Ansprüchen und unter demselben mals auch in Perigueux Irrlehrer ein

gewisser Poncius stand.

dem ganzen Gepränge Enthaltsamkeit

einer

verrichteten sie jeden sie

traten da-

an deren Spitze

auf,

Diese wussten sich

mit

strengen

unerschütterlich

und einer durch Wunder beglaubigten

Heiligkeit zu umgeben.

beugungen;

Mit densel-

Namen

Tag

Nach der

Sitte

der Bogomilen

eine bestimmte Zahl von Knie-

gingen barfuss einher, predigten ohne

verabscheuten den Genuss des Fleisches und

Unterlass,

des Weines und trieben das Princip der völligen

und Entblössung so weit, dass geben verwarfen,

wovon

er

hegten

sie

weil

geben könne. die

sie

niemand

Armuth

auch das Almosen-

etwas besitzen der

Hinsichtlich

allgemeine Ansicht

solle,

Eucharistie

der jüngeren Mani-

um eine Mittheilung des um das Essen von geseg-

chäer, dass es sich darin nicht

Leibes Christi, sondern bloss

netem Brod handle. keit

Statt der kirchlichen, die Dreieinig-

bekennenden Doxologie

eigenen,

bedienten

sie

sich

einer

wahrscheinlich aus einem apokryphen Evange-

lium entnommenen:

„Denn Dein

ist

das Reich, und

Du

herrschest über alle Creatur von Ewigkeit zu Ewigkeit,

Amen."

Auffallend

war

hier,

dass eine so bedeutende

Zahl von Geistlichen, Mönchen und Edelleuten, selbst mit

Verlassung ihrer Besitzungen, sich der Sekte angeschlossen hatten.

Um

besser zu täuschen, lasen

manche der

abtrünnigen Priester Messe, unterliessen aber die Consecration

und Communion und warfen

heimlich weg.

Man

dann

die

Hostie

bemerkte, dass auch der einfältigste

Bauer, sobald er nur acht Tage unter ihnen geweilt, eine

99 ausserordentliche Fertigkeit im Disputiren und eine un-

an

erschütterliche

Anhänglichkeit

Lehren zeige.

Ihr heftiges Verlangen,

den Tod zu leiden,

und

Partei

die

für

ihren

ihre

Wahn

mit der gleichen Gesinnung

scheint

der Häretiker von Monteforte aus einer Quelle geflossen

Das Volk suchten

zu sein.

durch vermeintliche

sie

Wun-

der zu blenden; sie verwandelten Wasser in Wein, füll-

Tropfen von ihrem Weine, Blinden durch

sie

gegeben worden wieder

sie verbreiteten

den Ruf, dass

das Gesicht, Tauben das Gehör wiedersei;

auch wussten

zu machen,

frei

durch Eingiessung einiger

Gefäss bloss

ten ein leeres

so

sie

man

sorgfältig

plötzlich

sich sie

auch

Kerkern und durch Fesseln verwahrt zuhalten wähnte.

in 1

)

Der Hauptsitz der Sekte im nördlichen Frankreich

war schon damals das den Grafen von Champagne ge-

Montwimer

hörige Schloss oder Städtchen

Von

cese Chälons.

dort aus verbreitete

chäische Lehre schon

')

um

Analect.

Das Schreiben des Mönches Heribert, das diesen Bericht

p.

PP.

Cisterc. VI, 13G, bei Mabillon

483 und bei Martene Thes. Anecd.

de Margan bei Gale Hist. Anglicanae Scriptores

Züge dazu.

In

dem Schreiben

dertmal des Tages die Kniee

angegeben, Nachts.

sie thäten diess

Hier

ist

Manichäer der

men

die mani-

das J. 1144 über die benach-

steht bei Tissier Biblioth.

liefert,

in der Diö-

sich

;

heisst es,

hatten, welche

Die Annales

7 setzen noch einige

die Häretiker beugten hun-

beim Annalisten de Margan aber wird

siebenmal des Tages und eben so oft des

kein Widerspruch;

Sitte, die sie

453.

I,

II,

wahrscheinlich

folgten

diese

von den Bogomilen im Orient überkom-

nach Euthymius das Vaterunser siebenmal des

Tags und fünfmal zur Nachtzeit, jedesmal mit mehreren Kniebeugungen, beteten. in der

In der ersten

waren, gezählt. nen,

Angabe sind

zweiten die Gebete,



diese Genuflexionen

die von solchen

Mabillon sagt, er habe nicht herausbringen kön-

wer jener Heribert, der das Schreiben

ihm war

die Notiz

verfasst,

gewesen

sei;

von Tissier entgangen, dass es der Cistercienser-

Mönch und nachmalige Erzbischof von Torre der auch das

überhaupt,

Kniebeugungen begleitet

Werk De

miraculis Ordinis

in

Sardinien gewesen,

Cisterc.

et Congregationis

Claraevall. geschrieben hat.

7*

100 harten Provinzen

1

);

dort hatte sich die Tradition erhal-

dass der Manichäer Fortunatus

ten,

gekommen

aus Afrika daliin

und seine Lehre daselbst gepflanzt habe, und dort wurden noch im J. 1239 nicht weniger als sei

hundert drei und achtzig getröstete Katharer gefunden.

Auch

das Lüttich'sche Gebiet hatte die Häresie von

in

Der Klerus von Lüttich mel-

dort aus sich verbreitet.

dem Papste Lucius

dete nun reits eine

IL,

diese Sekte

habe be-

geordnete Verfassung und bestehe aus den drei

Klassen oder Abstufungen der Hörenden oder Schüler, der Glaubenden

und der Christen oder Eingeweihten;

auch eine der katholischen ähnliche Hierarchie besitze Übrigens waren es nur die bekannten, damals

sie.

meisten auffallenden,

am

am

wenigsten geheim zu haltenden

praktischen Punkte, welche zur Kenntniss der Lütticher

gekommen waren: Entwürdigung und Verachtung aller Sacramente, Verdammung der Ehe und des Eides. Auch hier hatte man indess die Erfahrung geGeistlichen

macht,

dass

Häretiker aus Heuchelei,

die

um

leichter

verborgen zu bleiben, sich die Sacramente reichen Hessen. Die Aussage dieser Lütticher Häretiker, dass bereits

bedeutenderen Städte Frankreichs und Belgiens von

alle

der Irrlehre angesteckt seien,

gewesen zu sein; denn

die

nun immer häufiger und

in

*)

raruirt

ut sub

A Monte

Guimari

.

.

.

nicht übertrieben

scheint

kamen

Be.kenner derselben schnell

wachsenden Schaaren

quaedam haeresis per

diversas ter-

partes defluxisse cognoscitur, quae adeo varia et multiplex est,

unius certo

Epist. eccl. Leod.

vocabulo

minime comprehendi po9se

ad Lucium P. bei Martene, Arapliss.

videatur.

Coli.

I,

777.

Menge der abweichenden Lehren und Riten. Während der Ort hier Möns Guimari genannt wird, heisst er Möns Hismerus oder Möns Ismeri bei Stephan de Borbone (bei Echard, S. Thomae Summa vindicata p. 561), Montwimer, qui ab antiquo Möns Wodemari dicitur, bei Albericus, Chron. p. 569, Die

letzte

Bemerkung

bezieht sich auf die



später

Montaimö (Schmidt,

dieses

Montwimer nicht kannte,

Montlimar

in der Dauphine.

Hist.



des Cathares rieth irriger

I,

32).

Martene, der

Weise auf das Städtchen

Über Fortunatus

s.

o.

S. 61.

101

zum Vorschein.

Hugo

Metel, Canonicus in der Abtei des

Leon zu Toul, schrieb dem Bischof,

h.

in dessen Diöcese

damals die ärgste Verwilderung herrschte

es trieben sich

:

man

seinem Sprengel gefährliche Menschen herum, die

in

mit Recht Bestien nennen könne, weil sie ein viehisches

Leben führten

;

sie

verabscheuten die Ehe und die Taufe

Im

und verhöhnten die Sacramente der Kirche. ')

Trieri-

schen waren Glieder der Sekte, unter ihnen zwei Geist-

schon im Anfange

liche,

Jahrhunderts entdeckt

dieses

Der Chronist führt von diesen nur

worden.

2

sie die

Taufe der Kinder verworfen und die Verwand-

)

dass

an,

lung des Brodes in den Leib Christi geleugnet hätten,

bemerkt indess, dass er ihre übrigen anstössigen Lehren zu verschweigen für besser erachte. Dieselbe

manichäische Sekte, die sich selber den

um

Namen

der Apostolischen beilegte, brach

auch

Bretagne hervor. Wir kennen sie aus der welche Hugo d'Amiens, vom J. 1130 bis 1164

in

Schrift,

das

Erzbischof von Rouen, gegen sie gerichtet hat. 3 )

wieder die Taufe der Kinder, Irrlehrern

zum

nicht Kindern,

Taufe

habe

bei

')

welche von den dortigen

sie,

nütze nur Erwachsenen,

im Alter von

sollte erst

ertheilen

Hugo, Sacrae

sie Christus

dreissig Jahren

em-

in

diesem Alter

die

Auferstehung

erst

lassen.

Gegen

antiquitatis

monumenta

II,

747. Die Histoire

de France XII, 500 nimmt an, der Brief sei schon vor

literaire J.

Es war

nur Wissenden, nicht Unwissenden, und

pfangen werden, wie sich

1145

ersten Gegenstand ihrer Angriffe gemacht

wurde. Ein Sacrament, sagten

die

J.

der

1130 geschrieben worden.

dem Den elenden Zustand des Sprengeis von

Toul schildert Metel in einem Schreiben an den Erzbischof Adalbero

von Trier

(1.

c. p.

324),

wo

die

Worte

:

Multi

Christiani

perambu-

lant portantes caracterem bestiae, quos bestia impotionavit suo vene-

nato calice, wohl von den neuen Ketzern zu verstehen sind. 2 ) 3

)

p.

690.

Historia Trevir. bei d'Achery, Spicil.

III,

221.

im Anhang von Guiberti Novigentini Opera,

ed. d'Achery,

102 wandten

es geschehe

sie ein,

dass menschliche

häufig,

Leiber zerstückt, von wilden Thieren verzehrt, in Staub

verwandelt und von den Winden verweht würden; nun sei es

unmöglich, dass diese also zerstreuten oder in an-

dere Substanzen verwandelten Theile sich wieder zu ihrer

vorigen Gestalt vereinigen könnten, demnach sei auch an

Dass

eine Auferstehung der Leiber nicht zu denken.

auch die Ehe verwarfen, die

keit

Hugo

ist

aus der

Mühe

sie

ersichtlich,

sich gibt, die göttliche Einsetzung, die Heilig-

und höhere Bedeutung der Ehe zu erweisen.

den von dem

h.

Gleich

Bernhard bekämpften Häretikern lebten

auch die bretagnischen in vertrautem

Umgange

mit Wei-

bern, mit denen sie weder durch Ehe, noch durch Bluts-

verwandtschaft verbunden waren, gleich jenen sich auf die

Worte

Pauli

1.

Kor.

9,

5 berufend.

Wenn nun

selben Irrlehrer das Keuschheits-Gelübde der

Kanoniker tadelten und sich dabei auf die 7,

die-

Mönche und

Stelle 1. Kor.

2 beriefen, so waren diess wohl nur abtrünnige Priester

und Mönche,

die

damals häufig

in der

manichäischen Sekte

eine Zuflucht und einen Stützpunkt suchten, nicht gerade

aus Vorliebe für ihre eigenthümlichen Lehren, sondern

mehr aus Hass gegen

die Kirche

und ihren Orden und

aus Neigung zu einem ungebundenen, nach Willkür umDiese bedienten sich dann prak-

herschweifenden Leben. tisch jener Freiheit, die

den blossen Glaubenden

in dieser

Sekte in so vollem Masse eingeräumt wurde, und bestritten die Gelübde, die sie nicht

Gesinnung sowohl

als

mehr beobachteten. Aus

dieser

dem Geiste des neuen ManiHohn gegen die Kirche hervor,

aus

chäismus ging auch der

mit welchem nach Hugo's Bericht die Mitglieder der Sekte

den Katholischen zusetzten: „Sagt uns doch, was die Kirche

und wo

Es erhebt

ist sie,

und warum

sich hier die Frage,

ist

denn

existirt sie?"

ob denn diese bre-

tagnischen Häretiker Anhänger jenes

Eudo

oder

Eon

de l'Etoile gewesen, der kurz vor der Abfassung von Hugo's Schrift, in den Jahren 1143—1148, als religiöser

103

Demagog

jene Provinz in Verwirrung stürzte?

Eon

scheint

einer jener Menschen gewesen zu sein, in denen bewusste

Täuschung und trügerisches Gaukelwesen mit schwärmerischer Verblendung so gemischt sind, dass die Grenzlinie

mehr sichtbar

nicht

reicht,

Mischung aber gerade hin-

einen höchst gefährlichen Volksverführer zu

Was Wilhelm

den.

die

ist,

von Newbridge

l

)

durch die er seinen Anhang an sich

erzählt,

offenbar ins Fabelhafte

ausgemalt.

bil-

von den Gaukeleien fesselte, ist

Thatsache aber

ist,

dass er sich selbst für den Sohn Gottes, den Richter der

Lebenden und Todten, den Herrn

aller

Dinge ausgab 2 )

und von seinem obersten Eigenthumsrechte durch

die

Plünderung von Kirchen und Klöstern, die seine Anhänger auf sein Geheiss vollbrachten, praktischen Gebrauch Als neue Incarnation der Gottheit ernannte er

machte.

Engel und Apostel, ordinirte Bischöfe und Erzbischöfe,

ward aber endlich dann im

J.

in der

Diöcese Rheims festgenommen,

1148 auf die dortige Synode und von da auf

Befehl des Regenten Suger in ein Gefängniss gebracht, in

welchem er nach einiger Zeit

starb.

Aber eine Sekte

von Eoniten erhielt sich noch einige Zeit und

dem

in

Bisthum Alet wurden mehrere wegen beharrlicher Anhänglichkeit an Eons Irrthümer hingerichtet. 3)

Die An-

nahme liegt demnach sehr nahe, dass diess eben die von Hugo bestrittene Sekte sei, und Mabillon 4 ) hat diess auch

') I,

Hugo

In der That redet

behauptet. Guil.

Neubrig. de rebus anglicis

in der seiner Schrift

(ed.

Picard, Par.

2 )

eum

Da

er in der Kirche

qui venturus

est

in

den Worten des Exorcismus

judicare vivos et mortuos,

das

genannt werde.

Guil. Neubrig.

1.

c.

;

Otto

Prising.

Eine bretagnische Chronik (im Recueil des

54.

De

:

per

eum wie Eon

aussprechen hörte, sagte er zu seinen Anhängern, er sei

I,

1610)

19.

es,

der hier

gestis

hist.

de

Frid. la Fi'.

XII, 558) gibt an, dass namentlich viele Einsicdlerwohnungen auf sein

Geheiss verbrannt wurden. )

Chron. Britann. im Recueil XII, 558.

)

Annales Ord.

3

4

S.

Bened. VI, 420.

104 vorangesetzten

Widmung

an den Kardinal Alberich von

der Häresie, die damals in Armorica (der Bretagne) verbreitet gewesen,

und von dem

Sekte, der sich nicht in die

Anführer der

Stifter oder

Nähe

des Kardinal-Legaten

gewagL habe; dass aber eine andere

die Eonitische

als

Sekte damals in der Bretagne bestanden, davon findet sich bei

keinem Chronisten eine Spur.

immer

Indess bleibt es

zweifelhaft,

ob

Hugo

Eoniten bestritten habe, denn einmal wäre es doch

sam, wenn er in seiner Schrift gerade das,

die selt-

Avas so all-

gemeines Aufsehen erregte, die göttliche Würde, die Eon sich beilegte,

übergangen

hätte,

und anderseits erwähnt

die von Eon reden, dass Hugo bekämpften Lehren vorgeEher möchte man annehmen, dass die da-

keiner der Geschichtschreiber, derselbe auch die von

tragen habe.

mals so rührigen Sendboten der manichäischen Sekte sich die

durch den bretagnischen

Schwärmer zusammenge-

brachten und nach dessen Gefangennehmung ihres Haltes

beraubten Eoniten als ein empfängliches Erdreich für die

Einpflanzung ihrer Lehren ersahen, und wenn in der

kurzen Frist von ein paar Jahren

in

sie

dann

den Gemüthern

der Verführten das Andenken an den angeblichen Sohn Gottes und Weltenrichter, dessen Herrlichkeit in einem

Kerker ein klägliches Ende genommen, so

Hugo

völlig

aus-

Anmassung weiter Veranlassung mehr hatte, so kann zu gedenken keine löschten,

dass

der verrückten

diess nicht befremden.

Achtes Kapitel.

Tanchelm. Bisher sind wir, die bald erloschenen oder in Manichäer umgewandelten Eoniten abgerechnet,

Verzweigungen

der

einen

grossen

überall

nur

neu manichäischen -

,

105 Sektenfamilie begegnet, welche,

wenn auch

Meinungen von einander abweichend, doch

in einzelnen

den Haupt-

in

der Verwerfung des Alten Testaments,

punkten,

Dualismus,

der Leugnung

der Auferstehung,

dem

der Ver-

achtung der Sacramentc und anderen, übereinstimmten.

Wie

jedoch gegen Ende des Jahrhunderts die

stisch-manichäischen

Geiste

Valdesier auftraten,

so

desselben Jahrhunderts

bemerkte Sekte,

zeigt

am

sich

dem gno-

ganz fremden

schon vor der Mitte

Niederrhein eine kleine, wenig

die, gleichfalls

von gnostischen Elemen-

als die Vorläuferin

ten unberührt,

trachten

ursprünglich

der Valdesier zu be-

Der Urheber derselben war jener T a n c h e

ist.

der die Grundsätze der Donatisten

1

m

und die wilde,

zer-

dem

toll-

störende Schwärmerei der Circumcellionen mit

kühnen Übermuth und den frechen Blasphemien eines

Eon verband. Tanchelm,

ein

unwissender Laie,

dem aber

eine

mächtige, volksthümliche Beredsamkeit zu Gebote stand,

war

in

auch

Rom

in

Begleitung eines Priesters Everwacher, der ihm der Folge anhing, in unbekannter Absicht nach

gegangen

;

nach seiner Bückkehr trat er in Flandern

und Seeland, auf der gegend

war der

als Prediger

die alte donatistische

Werth und

seien

Walchern und

Insel

einer

neuen Religion

der

in

auf.

Um-

Dieser

Lehre zu Grunde gelegt, dass

die Kraft der

Sacramente ganz abhängig

von der moralischen Beschaffenheit des Ausspenders,

jene Lehre, die, so oft sie

dem Volke

in

anderen Gestalt gepredigt worden, sich bare Waffe

religiöser

Demagogie und

der einen oder

als eine so furchtals ein

mächtiger

Hebel des Abfalls von der Kirche erwiesen hat. Tanchelm behauptete nun, der Klerus in Masse lasterhaft,

seiner

sei

ausgeartet und

ursprünglichen Bestimmung

und der

apostolischen Lebensweise entfremdet; daher sei die Ge-

walt der Kirchenvorsteher erloschen,

die Succession des

Priesterthums unterbrochen; in den Händen solcher Un-

würdigen seien die Sacramente unrein, sacrilegische Cere-

106 monien, die den Empfänger nicht heiligen, nur beflecken

könnten; auch die Eucharistie, geweiht,

sei

von solchen Geistlichen

zu verachten.

am

Der Zustand der Gegenden seinem Unternehmen günstig;

in

Niederrhein

war

den dortigen, übergrossen

Diöcesen war für die religiösen Bedürfnisse des Volkes

wenig gesorgt;

in

dem

grossen, volkreichen

Antwerpen

befand sich ein einziger, noch dazu mit seiner Nichte

in

Ehe oder im Concubinat lebender seitdem der grosse

Priester. Zudem war, Kampf gegen Simonie und Concubinat

der Geistlichen begonnen

das Volk häufig selbst

hatte,

im Namen und aus Auftrag der Päpste aufgefordert wor-

dem

den,

Gottesdienste

der von

diesen

Lastern

ange-

steckten Priester nicht beizuwohnen und die Sacramente

Manche Prediger hatten

nicht von ihnen zu empfangen. sich dabei

von ihrem Eifer

reissen lassen,

welche

leicht

Behauptungen

zu

bis

bei

fort-

dem Volke den Wahn

erzeugen konnten, als ob wirklich die Sacramente durch die

Sündhaftigkeit

des

weihenden

oder

austheilenden

Priesters selbst entweiht und entkräftet würden. leichteren

Um

so

Eingang fand nun Tanehelms Lehre; auch seine

Nutzanwendung, dass das Volk den Geistlichen den Zehnten nicht

mehr entrichten

solle,

klang vielen Ohren

will-

kommen. Sobald er einen starken Anhang hatte,

um

sich

gesammelt

begann er auch mit äusserem Glänze aufzutreten

er schmückte

seine

;

Kleider mit Gold, seine Haare mit

Juwelen, umgab sich mit einer Leibwache von dreitau-

send Bewaffneten, Hess eine Fahne und ein blosses Schwert vor sich hertragen, predigte auf freiem Felde und machte sich so furchtbar, dass

niemand vor ihm erscheinen

durfte,

der nicht sofort seine Lehre annahm, und selbst die dortigen

Fürsten sich

ihm nicht zu widersetzen wagten.

Widerstrebende wurden auf sein Geheiss ohne weiteres niedergehauen.

So verblendet,

so

ganz mit Leib und

Seele ihm hingegeben waren seine zahlreichen Anhänger,

107 dass er sich die gröbsten Ausschweifungen erlauben durfte.

Er

Weiber

soll

Gegenwart

in

ihrer

Männer, Töchter vor

den Augen ihrer Mütter missbraucht haben. Es sagte er, das

Werk

sei diess,

des Geistes, und beklagenswerth seien

jene Frauen, die nicht durch die fleischliche Vermischung

mit ihm des Geistes theilhaft würden.

Berauscht von

seinen Erfolgen, trug er kein Bedenken, selbst göttliche

Ehre für

Anspruch zu nehmen.

sich in

kündete er dem Volke,

ver-

Christus,

sei insofern göttlicher

Würde

ge-

wesen, als die Fülle des heiligen Geistes auf ihn herab-

gekommen

und

pfangen

Man

sei;

Tanchelm, habe denselben Geist em-

er,

sei

glaubte ihm

demnach

nicht geringer als Christus.

schon der Boden, den er betrat, wurde

;

für heilig geachtet, das Wasser, in

ken

als Heilmittel

getrunken

Da

er seine

immer mehrere

prächtig bewirthete und dadurch bedurfte er reichlicher Zuflüsse; öffentlich

er sich gebadet

selbst eine Kirche soll

;

zu Ehren errichtet worden sein.

Ende

dem

aufbewahrt oder von Kran-

hatte, als kostbare Reliquie

er

anlockte,

verlobte sich daher

dem

mit der Jungfrau Maria, deren Bild zu

in die

Versammlung gebracht wurde, und Hess

darauf von Männern und Frauen,

ihm

Anhänger

was

sie

besassen, als Hochzeitsgeschenk darbringen.

sich

Werthvolles Einer seiner

Anhänger, der Schlosser Manasses, errichtete,

dem

Bei-

spiele des Meisters folgend, eine Gilde oder Brüderschaft, in

der zwölf

Männer

die Apostel vorstellten,

und man

die heilige Jungfrau,

erzählte, dass,

um

ein

Weib

das Band

der neuen Innung recht fest zu knüpfen, jeder der so-

genannten Apostel nach der Reihenfolge mit diesem Weibe sich verbinde.

1

)

Tanchelm von Köln, ')

monuin. p.

843.

kam

fiel

endlich in die Gewalt des Erzbischofs

wieder

Epistola Traject. p. 368.

Vita

S.

eccl.

und wurde im

J.

1115 von

ad Trid. Episc. bei Tengnagel, Vet.

Norbeiti

Roberti de Monte

la Fr. XIII, 328.

los

App.

in

den Acta SS. Bolland.

ad Sigeb.

im Recueil des

6.

Jun.

bist,

de

108 einem Geistlichen erschlagen. sich,

in

Antwerpen

zu versöhnen,

Der

Norbert bemühte

h.

wieder mit der Kirche

die Verführten

aber die Sekte der Tanchelmiten erhielt

und wenn auch der Wahn, dass Tan-

sich noch länger,

chelm ein Träger des heiligen Geistes gewesen, mit

nem Tode

zerfloss,

sei-

doch die Lehre von

so pflanzte sich

der Unwürdigkeit und Unfähigkeit des Priesterthums der

Kirche zur Verwaltung der Sacramentc

Es

fort.

zeigt sich diess

in

jener Sekte

an jenen Häretikern,

deutlich

welche dreissig Jahre nach Tanchelms Tode neben den

Manichäern und von diesen völlig getrennt Diöcese, die damals einen

zum

nischen Länder und

Theil auch den Schauplatz von

Tanchelms Wirksamkeit

entdeckt wurden

begriff,

deren Grundsätze Everwin

Bernhard beschreibt.

der Kölner

in

grossen Theil der niederrhei-

Sie

in

und

seinem Briefe an den

gingen von

der

h.

Behauptung

aus, dass die Geistlichen der Kirche, da der ganze Stand

von der zum Priesterthume wesentlich nothwendigen Heiligkeit abgefallen sei

verwickelt habe,

und

in weltliche

Angelegenheiten sich

auch jeder priesterlichen Gewalt ver-

geworden seien und nunmehr weder consecriren noch

lustig

Der Papst,

irgend

ein

Sacrament verwalten könnten.

sagten

sie,

diene nicht Gott, wie Petrus, und darum sei

die

dem Petrus gegebene Gewalt

der

Weihe ihm wieder

entzogen worden; eben so stehe es mit den Bischöfen, die

ein

weltliches

Leben

und

führten

Macht, Priester zu weihen, besässen. sich

seltsamer Weise

Schriftgelehrten sitzen; die

auf die Worte Christi

und Pharisäern,

Ermahnung

des Herrn:

keine

desshalb

Dabei beriefen

sie

von den

die auf Moses'

Stuhle

„Was sie euch sagen, Anwendung auf die

das thut," deuteten sie nämlich, mit

Hierarchie und das Priesterthum der Kirche, die

Gewalt zu lehren und zu ermahnen

so,

als ob

die einzige

dem-

selben gebliebene, aber die Vollmacht zu consecriren und die

Sacramente zu spenden von ihm gewichen

selber

indess

sei.

Sie

scheinen sich diese Vollmacht nicht bei-

109 gelegt,

vielmehr auf die Sacramente

verzichtet zu haben sie

überhaupt völlig

denn nach Everwins Angabe Hessen

;

nur die Taufe gelten, weil bei dieser die Person des

Ausspenders gleichgiltig

und jeder eben durch Christus

sei

Zugleich verwarfen sie aber, gleich

selbst getauft werde.

allen

Zweigen der manichäischen Sekte und wohl unter

dem

Einflüsse

derselben,

die

Kreis kirchlicher Symbole

war

in ihren

dere

Werke

Augen

Der ganze

Kindertaufe.

und gottesdienstlicher Feier Fasten und an-

leere Superstition.

der Busse erklärten sie für überflüssig, nicht

nur für den Gerechten, sondern auch für den Sünder. Sie

den Reinigungszustand nach dem Tode,

leugneten

verwarfen die Anrufung der Heiligen und hielten jede

Ehe

für Unzucht, die nicht zwischen jungfräulichen Per-

sonen

geschlossen

gleiche

selbst

nur

als die

am

wenn

zwanzig Jahre

Niederrhein vorfand

Anhänger eines gewissen Hartwin bezeich-

net 1 ); denn auch diese lehrten, dass die sei,

und werde wie

Höchst wahrscheinlich

geknüpft.

gleichfalls

Ehe

solche

eine

diess dieselbe Sekte, welche Ekbert,

später als Everwin,

und

denn

der des ersten Menschenpaars

diese von Gott

war

werde;

sie

Ehe nur

erlaubt

von einem jungfräulichen Manne und einer

Jungfrau eingegangen werde, fügten aber

bei,

dass die

Beiwohnung nur zum Zwecke der Kinderzeugung geschehen, und sobald dieser

Zweck

erreicht

sei,

beide

Gatten einander ferner nicht berühren dürften.

Wahrscheinlich kamen die Tanchelmiten erst durch ihren Verkehr mit den Katharern

auf mehrere der er-

wähnten Ansichten und Lehren; denn dass ein solcher Verkehr eingetreten, dass zwischen beiden Sekten Rei-

bungen und Streitigkeiten stattgefunden, bezeugt Everwin mit der Bemerkung, dass eben durch diese Streitigkeiten die Katholischen erst auf sie

x

)

Ecberti

XXIII, 608.

aufmerksam geworden

Sermo adv. Catharos

in

der Biblioth.

seien.

max.

PP.

110 Die ursprüngliche Unterscheidungslehre der Tanchelmiten war, dass die Kraft der Sacramente bedingt

sei

durcli

den moralischen Zustand des Priesters, und wie verfüh-

unter anderen auch in

Wahn gewesen sei, dazu liefert um dieselbe Zeit der Pfarrer Albero

damals dieser

rerisch

Merken

wegen

bei

Düren

ein

Mann, der

Dieser

Beispiel.

Wandels und

seines fleckenlosen

seines Eifers für

Frömmigkeit beim Volke hoch angesehen und verehrt war, lehrte, dass ein sündhafter Priester

den Leib des Herrn

nicht consecriren könne, behauptete, dass bei

opfer stets

gegen

Dämonen, nur

selten aber heilige

dem MessEngel zu-

auf Visionen, in denen ihm diess

seien, berief sich

geoffenbart worden, und versicherte, für seine Lehre die

Feuerprobe bestehen zu wollen.

1

)

Neuntes Kapitel.

Die Katharer. am

Die Tanchelmiten vereinzelt;

überall sonst

Niederrhein standen als Sekte

waren

die häretischen

Gemein-

den, die sich bildeten oder nach längerer Verborgenheit

zum Vorschein kamen, Zweige des manichäischen Stammes. Auch erkannte man immer deutlicher die grosse Gefahr, mit welcher die furchtbar sich mehrende und mit den

wirksamsten Mitteln der Verführung reichlich ausgerüstete Partei die ganze Kirche bedrohte.

Nach dem Ausdruck

des Wilhelm von Newbridge waren sie bereits in FrankSpanien,

reich,

am

Sand

1

)

pliss.

Italien,

Meere.

Anonymi

2 )

Deutschland

zahlreich

libellus

adv. errores Alberonis

wie der

um

das

bei Martene,

Am-

Die heilige Hildegard

rief

Coli. IX, 1252. 2 )

provinciis

Quippe in latissimis Galliae, Hispaniae, tarn

multi

Italiae

Oermaniaeque

hac peste infecti esse dicuntur, ut secundum

111 1150 die Könige und Fürsten und

J.

alle Christen

auf,

jene Ketzer und Sadducäer aus der Kirche zu vertreiben,

welche den ganzen Erdboden befleckten, welche das göttliche Gebot, dass die

verachteten,

sollten,

Menschen wachsen und

sich

die sich durch Fasten

abmagerten,

aber zugleich blutschänderischer Lust fröhnten,

wie

Gebote,

mehren die alle

Gott durch Moses und die Propheten,

sie

dann durch seinen Sohn gegeben, verachteten. Man möge sie,

erklärte Hildegard, mit Gütereinziehung,

mit

dem Tode

an sich trügen.

Auch

1

die

)

Könige wurden nun aufmerksam.

Erzbischof Heinrich von Rheims hatte

Provinz gehörigen Flandern im tharer gefunden, welche ihm, die

Summe diesen

in

dem zu

wenn

er sie dulden wolle,

Da

der Prälat

hatten sie an den Papst appellirt.

wandte

sich

nun König Ludwig VII. von Frank-

stellte

ihm

vor,

reich

und

eine

solche

Pest

der

es sei

durchaus nöthig, dass

Gesellschaft

ausgerottet

würde der Papst unzeitige Schonung eintreten so

würde

Der seiner

1162 eine Anzahl Ka-

J.

von 600 Silbermark angeboten.

diess ausgeschlagen,

An

doch nicht

bestrafen, weil sie doch noch Gottes Bild

diess

werde; lassen,

ihm und der römischen Kirche scharfe

Vorwürfe zuziehen und das Murren der Gläubigen nicht leicht beschwichtigt

Als im

Vezelay

in

J.

werden können. 2 )

1167 eine Gesellschaft von Katharern zu

Burgund entdeckt wurde,

zeigte sich wieder,

wie bedächtig und vorsichtig die Lehrer dieser Sekte Mittheilung

ihrer

Dogmen

zu

in

Werke gingen und wie

sorgfältig sie dieselben vor den Katholischen zu verheim-

suchten.

lichen

Der Abt von Vezelay hatte die Ange-

klagten bis zur Ankunft mehrerer Bischöfe einschliessen

prophetam multiplicati esse super numerum arenae videantur. Neubrig. im Recueil des

XIII, 108.

Hildegardis Epistolae, Colon. 1566,

')

S.

2

Das Schreiben

)

hist.

p.

bei Marlot, Hist Reraensis

138. II,

396.

Guil.

112 lassen

sechzig

;

Tage lang wurden

sie

ihre Lehre befragt,

und so beharrlich

verhüllen

so

suchten,

sie

auch dieselbe zu

brachte das Verhör doch endlich

Hauptpunkte an den Tag.

einige

nun unablässig über

Zwei von ihnen er-

boten sich zur Kirche zurückzukehren, und blieben fest dabei, dass ihnen nichts anderes als bloss die Nutzlosigkeit

und Nichtigkeit der Sacramente mitgetheilt worden

sei.

Diess wird allerdings glaublich durch die Angabe

Ekberts, dass die Katharer damals noch diejenigen, welche sich ihnen zuwandten, fünfzehn Jahre

während dieser ganzen Zeit Lehren vor ihnen geheim zutreten,

sagten

hielten.

lang prüften und

eigentlichen positiven

Ihre Zeit,

offen auf-

noch nicht gekommen, doch

sei

schon an, zur Welt zu reden, und der

fingen sie jetzt

Tag werde

sie,

ihre

an welchem Gott seine Kirche

erscheinen,

erhöhen und an ihnen sich erfüllen werde, dass die Stadt auf

dem Berge

nicht verborgen bleiben könne. 1 )

Ekberts zu derselben Zeit verfasste Schrift enthält

den ersten etwas vollständigeren Bericht über die Lehren der Sekte, die damals erregte.

In

am

Niederrhein grosses Aufsehen

Köln war eben

erst ein Vorsteher der Sekte,

Arnold, mit einigen Anhängern, in

Bonn Theodorich und

seine Gefährten hingerichtet worden.

Dogma

Ein Fundamental-

des neuen Manichäismus, dass die Seelen der

Heil berufenen

Menschen jene Engel

seien,

zum

die einst

im

Himmel gesündigt, wurde durch Ekberts Bericht zum erstenmale bekannt gemacht. Auch die Lehre, dass die Geschlechtsvermischung die verbotene Frucht des Para-

war bisher

dieses gewesen,

ihre Behauptung,

nicht bemerkt worden.

Für

dass das Priesterthum in der katholi-

schen Kirche erloschen sei und es nur noch bei ihnen

wahre Priester gebe, wussten auch diese Häretiker, nach Ekberts Darstellung, keinen anderen Grund als den anzugeben, dass die Nachfolger

')

Ecbertus

1.

c.

p.

603.

der Apostel und älteren

113 Kirchenvorsteher ein

Leben

schlechtes

geführt

hätten.

Übrigens trugen auch diese kein Bedenken, durch die gröbste Heuchelei sich gegen Entdeckung sicher zu stellen.

Während

wie Ekbert sagt, in den Werkstätten der

sie,

Weber, bei denen

eingenistet hatte,

vorzüglich

wie in Toulouse

die Häresie sich hier

was

alles

die Priester

den Kirchen vornahmen, verhöhnten, eilten

in

Oster-

den übrigen Katholischen zur Kirche, beugten

feste mit

ihre Kniee tiefer als andere vor

Mund

indem

sie

lichste

Begierde nach

Schau.

am

sie

den

dem Altare und

die sehn-

möglichst weit öffneten,

dem Empfange

trugen,

Communion zur

der

1

)

Über den früheren Zustand und wicklung und Spaltung der Sekte

immer der Hauptsitz und

Italien, welches

in

Pflanzschule

die

Manichäismus für das ganze Abendland die Nachricht eines gleichzeitigen

Zum

Licht.

Ent-

die allmälige

neuen

des

verbreitet

blieb,

Ungenannten 2 )

einiges

Verständnisse derselben muss nur erinnert

beiden gnostischen Hauptsekten

werden,

dass

Orients,

die Paulicianer

die

und

Bogomilen, schon im

die

elften Jahrhundert in Bulgarien

des

und besonders

in

Thra-

cien ansässig waren, dass sie namentlich einen Hauptsitz in der Stadt Philippopolis

und deren Umgegend hatten. 3 )

Die Paulicianer waren schon

den Zeiten des Kaisers

seit

Johann Tzimisces dort angesiedelt und

die

um

oder Euchiten lernte Psellus bereits

Bogomilen

das Jahr 1050

Dass beide Sekten von dort aus auch nach

dort kennen.

dem Abendlande, zunächst nach Italien sich verpflanzten, war ein um so natürlicheres Ereigniss, als der lebhafteste Verkehr damals und schon vor dem Beginne der Kreuzzüge den byzantinischen Orient mit dem Occident »)

Ecbertus

2

Bei Vignier, Recueil de

)

und aus ihm

)

c.

p.

bei Usserius,

den Antiquitates 3

1.

628.

De

eccl. britann.,

de

l'egl.,

Sekten.

1.

Leyde 1601,

p.

268

ecclesiarum successione (hinter

Lond. 1687)

Anna Comnena, Alexias

DGllinger, Geschichte der

l'hist.

christ.

XIV,

p.

p.

226.

450.

8

114 verknüpfte.

Hiebei

noch zu erwägen, dass die grie-

ist

chischen Kaiser abendländische Söldner in ihrem Dienste hatten,

welche durch die Sprache und die Differenz des

1

)

Ritus den griechischen Priestern entfernt gehalten und,

von Geistlichen ihres Volkes meist pfänglicher für

entblösst,

um

em-

so

häretischen Lehren der Paulicianer

die

und Bogomilen waren

;

kehrten häufig

Söldlinge

diese

nach dem Occident zurück

oder traten im Falle eines

Krieges zwischen den griechischen Kaisern und abendländischen Fürsten,

z.

der

in die Dienste

B. den

Normannen

letzteren

Engländer, Dänen,

über.

den Kern dieser Mieth-

Deutsche bildeten

Franzosen,

in Unteritalien,

truppen, die von den Kaisern gewöhnlich nach Thracien

Winterquartiere verlegt wurden, 2 ) und hier not-

in die

wendig mit den Paulicianern und Bogomilen

in

Berührung

kamen. Die Ähnlichkeit des Lehrbegriffs der monarchischen

Katharer

in Italien

dem der Bogomilen ist so aufAbstammung der ersteren von

mit

dass die direkte

fallend,

den letzteren

als unzweifelhaft

Doch darf

kann.

gewiss betrachtet werden

Übertragung

die

der bogomilischen

Lehre aus dem Orient nach Italien nicht erst von der Zeit,

wo

sondern

wohl schon

ist

Von den Warangern

')

unter ihnen,

um

die,

sie

und ihren Meister

einschritt,

berechnet werden,

gegen

Kaiser Alexius

Basilius in Konstantinopel

um ,

die Mitte

insbesondere

des elften Jahrvon den Engländern

der normannischen Herrschaft zu entgehen, in

die Dienste der byzantinischen Kaiser traten, redet ausführlich Orde-

ricus Vitalis

griechischen

Bonn.

p.

508, 641.

Der deutschen Leibwache gedenken

Geschichtschreiber

p. 323).

z.

B.

Dass auch Franzosen in

standen, zeigt unter

anderem

Hierosol. bei Bongars p. 253):

rincenarios, Comanitas,

exercitum

exules,

öfter,

simul

die

Stelle

Nicetas

)

Is (imperator

...

Mich. Glycae Annales, ed. Bonn.

Diensten

byzantinischen

Graecorum) Turcopolos,

Bulgaros, Danaosque (Danosque)

conduetitium

die (ed.

des Albert von Aix (Hist.

ad

contraxit. a

Choniata

p. 58G.

.

Gallos

quadraginta

millia

.

.

;

115 Durch

hunderts erfolgt.

Basilius aber hatte das

System

der Bogomilen eine weitere Ausbildung, in einigen Punkten wohl auch eine Modification

den nicht

irren,

wenn wir

erhalten,

die Verschiedenheiten, die sich

zwischen der bogomilischen Lehre, wie geschildert,

und wir wer-

Euthymius

sie

und der Lehre der Concoreggier und Bagnoauf Rechnung

des

Basilius

leser

ergibt,

theils

auch von dem den gnostischen Sekten von Anfang

theils

setzen,

an inwohnenden Princip der dogmatischen Beweglichkeit ableiten.

Diese stete Fluctuation der Lehre erklärt auch

die grössere Verschiedenheit, welche, bei sonstiger

Über-

einstimmung in den Grundlagen, zwischen dem Systeme

und dem der abendländischen

der älteren Paulicianer dualistischen Katharer

wahrgenommen wird. Die PauliEhe noch den Genuss

cianer scheinen früher weder die

der Fleischspeisen verworfen zu haben, und

war den Dualisten des Occidents

die

anderseits

Verachtung des

Apostels Petrus und seiner kanonischen Briefe unbekannt allein

wir kennen

die

Paulicianische

nur aus

Doctrin

Photius und Petrus von Sicilien, also in ihrer Entwick-

lung bis in die Mitte des neunten Jahrhunderts in

dem Verlaufe

;

dass sie

der zwei nächsten Jahrhunderte bedeu-

tende Zusätze oder Veränderungen in einzelnen Punkten erfahren habe, lässt sich

um

so weniger bezweifeln, als

die Übersiedelung eines Theils der Paulicianer

cien stoss

in

diesen Zeitraum

fällt,

nach Thra-

und hier im Zusammen-

mit anderen verwandten Sekten, namentlich den

Bogomilen, nothwendig eine geistige Gährung entstand,

welche die Quelle neuer, von den thracischen Paulicianern

angenommener Lehrbestimmungen und sätze wurde.

ethischer Grund-

Dass diese Paulicianer dogmatisch stationär

geworden seien und ihren aus Asien mitgebrachten Lehrbegriff völlig unverändert

beibehalten hätten, lässt sich

schon darum nicht vermuthen, weil sie in Thracien und

den angränzenden Ländern grosse Thätigkeit breitung

ihrer

Lehren

entwickelten.

Die

in der

Ver-

zahlreichen 8*

»

116 Manichäer

welche sieh dort bis ins fünfzehnte

in Bosnien,

Jahrhundert erhielten, waren offenbar Proselyten der Paulicianer;

sie

bekannten sich zum reinen Dualismus von

zwei Göttern; aber

verwarfen auch Ehe und Fleisch-

sie

genuss, und ihr Lehrbegriff

war genau jener der

schen Katharer im Occident.

dualisti-

1

)

Nach dem Berichte des oben erwähnten Ungenannten gab es anfänglich,

Manichäismus sich breiten begann,

als

der

in

dort

der neue Gnosticismus oder

Lombardei

auszu-

ernstlich

nur Eine Partei von Katharern,

welche zu der bulgarischen Schule,

d. h.

zu der mit den

Bogomilen zusammenhängenden und von diesen abstam-

menden Schule von Monarchianern gehörten Bischöfe Marcus

unter ihrem

Da kam

Tusciens und der Trevisaner Mark. häretischer Papst,

;

standen alle Bischöfe der Lombardei, aber ein

Niketas, 2 ) von der dualistischen Sekte,

aus Konstantinopel nach Oberitalien und bestritt die Lehre bulgarischen

der

oder

bogomilischen

Marcus

Schule.

Hess sich durch ihn bewegen, derselben zu entsagen, und

nahm mit

seinen Anhängern das System der Drugurischen

Unter

Schule, d. h. das dualistische der Paulicianer an.

seinem Nachfolger Johannes Judäus

kam

gewisser

ein

Petrakus aus den Ländern jenseits des Meeres und beschuldigte wieder den Niketas und

den Bischof Simon,

von welchem Niketas seine Ordination und seine Lehre

empfangen

hatte,

des Irrthums.

Dadurch entstand eine

Spaltung unter den italienischen Katharern, von denen ein Theil auf der Seite des Johannes

blieb,

ein anderer

einem gewissen Petrus von Florenz sich anschloss. Allmälig gestalteten sich drei Sekten, deren jede ihr

eigenes Oberhaupt oder ihren Bischof hatte. !

12.

)

Morelli,

)

Papst wird er sowohl von dem Ungenannten bei Vignier,

2

als in

Codices mss. biblioth. Nanianae, Ven. 1726,

Was

dem

Caraman

Berichte über die

unter seinem Vorsitz zu

bei Toulouse gehaltene

S.

Synode genannt; er war

scheinlich das Oberhaupt der Paulicianer.

p.

Felix also

de

wahr-

;

117 der Ungenannte über dieselben beibringt, wird durch die

Notizen des genau unterrichteten Rainer Sacchoni

die

Drugurische,

Namen von

die ihren

chat von Philippopolis

be-

)

Die eine dieser Sekten war

und vervollständigt.

stätigt

1

zum Exar-

der

gehörigen Provinz Druguria

2

)

in

Sacchoni, der diese Sekten oder Kirchen

Thracien hatte.

nach ihren Hauptsitzen in Oberitalien bezeichnet, nennt

von den Paulicia-

die drugurische, d. h. die dualistische,

nern abstammende, die der albanesischen Katharer, wahrscheinlich von der Stadt Alba im Piemontesischen,

war

die zweite Sekte

die

Bulgarische,

von

die

h.

d.

den Bogomilen abstammende monarchisch gesinnte Schule die

dem zwischen der Donau und dem

Bogomilen waren nämlich besonders zahlreich

Theile von Thracien, der,

')

Summa

Seine

Commentatio

in der

gezeigt hat, später

de Rainerii Sacchoni Summa, Gott. 1834,

manche Zusätze

erhalten.

Namentlich enthält die

Ausgabe von Gretser (Liber contra Waldenses,

XXV, 262 nur im

der Biblioth. max. PP.

Rainers

die übrigen

;

Martene

)

S.

I,

bei

steht Rainers

Summa

dem

Berichte

der

de Caraman Dragometia, bei Bouacorsi (Mani-

Catharorum bei Baluzius, Miscell.

Rainer

Sacchoni

d'Argentre) Ducranicia. thracisches Volk Drugeri. ein

1613) und in

48.

Felix

festatio haeresis

es hatte

Ohne fremde Zusätze

Druguria heisst durch Verunstaltung in

Synode zu

Dugrutia,

Ingolst.

Kapitel die echte Schrift

Durand, Thes. novus aneed. V, 1759 und bei d'Ar-

et

gentre, Collectio 2

6.

neun sind von einem oder mehreren deutschen

Inquisitoren hinzugefügt. bei

wie Gieseler

de Catharis et Leonistis hat,

critica

in

(bei

Martene),

Schon Plinius,

Mansi

II,

581)

Dugunthia und

(bei

ed.

Hist. nat. 4, 11,

erwähnt ein

Bei den Byzantinern hiess es Drugubitia;

Dass es unter den Exarchen

gleichnamiges Bisthum.

von Philippopolis gestanden, wo die Paulicianer sehr zahlreich waren, Lequien, Oriens Christ.

ist

aus der Notitia Codini ersichtlich.

S.



C. Schmidt, Hist. des Cathares

15,

am

I,

Adriatischen Meere liegende Stadt Tragurium,

später Trau.

Schaffarik

corrigirt

die

II,

94.

denkt an die in Dalmatien slawisch Trogir,

oben erwähnte Form Drago-

metia in Drogowetia und verlegt das Bisthum unter die Dragowitschen

am

Flusse Dragowiza. Real-Enc.

des qu.

hist.

1870, 493.

f.

prot. Theol. VII, 616.

Vgl. Revue

:

118

Hämus

(Balkan) liegend, Bulgarien Hess.

diese Sekte

lombardischen, nahe bei

vornehmste Schule teien

Sacchoni nennt

von Concoreggio, weil

die

sie

diesem

in

Monza gelegenen Städtchen ihre Zu diesen beiden Hauptpar-

hatte.

kam nun noch

eine Art von Mischung

eine dritte,

oder Vermittlung zwischen beiden, die Slavonische, bei

Sacchoni die

Bagnoleser

weil sie jenseits

des

Sekte, die diese

Namen

führte,

adriatischen Meeres vorzüglich

in

Slavonien oder vielmehr in Dalmatien verbreitet war und diesseits ihren Hauptsitz

biete

in

dem lombardischen im Ge-

von Lodi gelegenen Flecken Bagnolo

hatte.

Diese

1

)

Sekte verdankt ihr Dasein -entweder einem Versuche, die

Bogomilen mit den Paulicianern oder

die

bulgarischen

Katharer mit den drugurischen zu vereinigen, oder sich in Folge

bildete

einer

sie

durch die Berührungen der

beiden Parteien entstandenen Verschmelzung der Lehre

während nämlich

die

Bagnoleser,

gleich

den Bulgaren

oder Concoreggiern, Monarchianer waren, und mit diesen in

den meisten Lehren übereinstimmten, hatten

sie

zwei

Hauptdogmen von den Dualisten oder albanesischen Katharern angenommen; das eine war die Präexistenz der menschlichen Seelen vor der Bildung dieser Welt und der Fall derselben oder die Begehung einer Ursünde im

Himmel

;

das andere die Lehre, dass die Jungfrau Maria

ein doketisch auf

Erden erschienener Engel gewesen

sei

und Christus einen himmlischen Leib gehabt habe. 2 ) So be1

)

Dass der

Sitz dieser

Sekte nicht in Bagnols in der Provence,

wie Muratori meinte, sondern in der Lombardei zu suchen schon Giulini, Memorie Doc.

di

Milano VIII, 95 bemerkt.



sei,

hat

In der in den

52 abgedruckten, 1235 von einem Salvus Burce zu Piacenza

p.

verfassten Schrift Supra Stella

werden Albanenses

inter se valde discrepantes geschildert;

(Concorriciorum),

wähnt,

p.

Auch Doc.

appellantur Sclavi

qui

82 Albanenses, p.

Concorricii

et Concorricii als

61 werden quidam eorum

p.

(Doc. p. 267

Sclavoni)

er-

und Bagnolenses angeredet.

319 werden Albanenses und Concorrezenses unter-

schieden. 2 )

Martene

1.

c.

V, 1774.

Sacchoni

sagt nicht ausdrücklich,

,

119 stätigt sich

nun auch Rainers Angabe, dass

alle

Parteien

und Gemeinden der Katharer ihren Ursprung von zweien, der drugurischen (Paulicianischen)

genommen

(ßogomilischen),

und der bulgarischen

hätten.

Jener Ungenannte berichtet weiter, die bulgarische Kirche der Katharer habe zu seiner Zeit einen Bischof

Garatus in der Lombardei und zwei Vorsteher, den „älteren Sohn" zu Brescia und den „jüngeren" zu Concoreggio

gehabt; von der slavonischen Kirche habe ein Bischof Cascianus zu Mantevila,

der „ältere Sohn" Alderich zu

l

)

Mailand, der „jüngere" Otho zu Bagnolo seinen Sitz gehabt;

von der drugurischen Sekte

chisio

zu Soraggio

8

)

sei ein Bischof

Mar-

anderer Nikolaus zu Vicenza

ein

gewesen, zwei „Söhne", der eine von Marchisio, der andere von Nikolaus ordinirt, hätten sich in andern Städten

Denselben Marchisio von Soraggio bezeichnet

befunden.

Bonacorsi,

der

früher

Haupt

der

drugurischen,

das

sagt

Italien,

aber,

selbst

er

Katharer

gewesen,

dualistischen

Partei

als in

zu seiner Zeit Bischof von

sei

dass die Coneoreggier dieselbe Sekte seien, die von anderen die bul-

garische genannt wird, und dass die Bagnoleser mit den slavonischen

Katharern eins seien

;

aber aus seiner Beschreibung ihrer Lehren und

aus der Vergleichung Moneta's ergibt sich dieses mit Evidenz. Moneta unterscheidet nämlich auch

vonischen.

bulgarischen Katharer und

die

Von den Bulgaren

sagt er

glaube, dass Maria ein wahres

(p. 248),

Weib gewesen

sei

ein Theil

teten, dass Gott, der

gesandt,

aber

führt

von denen einer sich

seien.

er (p. 233, 260) an,

;

sie

von den behaup-

Vater der Gerechten, drei Engel in diese Welt in

habe, die beiden anderen Christus

wesen

sla-

und Christus einen

gewöhnlichen menschlichen Leib von ihr angenommen habe slavonischen Katharern

die

derselben

einen weiblichen Körper gehüllt

und Johannes der Evangelist ge-

Ebenso erklärt sich Sacchoni über die Lehren der Con-

coreggier und Bagnoleser. y )

Wahrscheinlich das heutige Mandello, ein Städtchen in der

lombardischen Provinz Como. 2 )

Nicht zu

Rom

in der

Rampoldi, Corografia Terra

di

Lavoro, wie

meinen könnte, sondern wohl zu Soraggio in Oberitalicn.

in

II,

565.

man nach

Vignier

der Provinz Garfagnana

120 Segnano

gewesen, und nennt einen gewissen Amigo als

1

)

dessen „älteren Sohn".

Die Lehren, welche er von ihnen

anführt, stimmen völlig mit den von Rainer aufgezählten

Dogmen

der albanesischen Katharer überein.

Rainer zählt und nennt in allem sechszehn Kirchen der Katharer, wahrscheinlich so viele, als zu seiner Zeit,

im

noch mit eigenen Bischöfen bestanden.

1250,

J.

dieser Aufzählung

werden daher

chen, die in der Lombardei

die

In

Schulen oder Kir-

bestanden und die zugleich

ebenso viele unter sich verschiedene Sekten bildeten, die Albanesischc Kirche, 2 )

die Kirche

von Bagnolo, und neben diesen

die

von Concoreggio und die Drugurische, Bul-

garische und Slavonische Kirche besonders genannt, in Italien

dann

noch die Kirchen zu Vicenza oder die der Tre-

visaner Mark, die zu Florenz und die zu Spoleto in der

Romagna.

Zu der bagnolesischen Kirche und deren

Bi-

schof gehörten die Katharer zu Mantua, Brescia, Bergamo,

deren Lehre die Bagnolesische oder Slavonische war, und

wenige der im Mailändischen befindlichen.

einige

Die

meisten lombardischen Katharer gehörten zu der albanesischen Kirche, deren Bischof damals zu Verona gewohnt

zu haben scheint, oder zu der von Concoreggio.

In

Lan-

guedoc gab es zu Rainers Zeit noch drei selbständige Carcassonne

Kirchen, die zu Toulouse, die

vierte,

und Albi; eine

von Agen, hatte sich ganz aufgelöst.

diese Kirchen

hatten

die

dualistische

Alle

oder albanesische

Lehre. Dagegen bekannte sich die nordfranzösische Kirche, d. h. die

Katharer, die in den nördlich von der Loire ge-

legenen Provinzen wohnten oder gewohnt hatten, zu

')

ist 1.

Marchisius de Soratio, Episcopus illorum de Seneano.

wahrscheinlich die Ortschaft Segnano nahe bei Mailand. c.

III, 2 )

dieses

Diess

Rampoldi

961.

Ecclesia Albanensium

Namens

ist

sive de Donzenacho.

mir nicht bekannt;

cognomento de Donzenaco im sterii

dem

11.

Eine Ortschaft

doch finde ich einen Petrus

Jahrhundert in der Historia mona-

Usericnsis bei Baluze, Hist. Tutelens,

p.

828.

121 monarchischen Lehrbegriffe der Bagnoleser. ners

Angabe hatten

Nach Rai-

sich diese nordfranzösischen

Katharer

damals in Verona und in der Lombardei niedergelassen, ohne Zweifel weil

sie in

Folge der strengen, auf Befehl

der französischen Könige gegen sie ergriffenen Massregeln,

und besonders nach dem grossen Schlage, der

im

sie

J.

1237 zu Montwimer in der Champagne getroffen, sich dort nicht

Orten

mehr halten konnten und daher nach jenen

in Oberitalien,

wo

sie sich

grössere Sicherheit ver-

Endlich führt Rainer noch zwei

sprachen, auswanderten.

Kirchen der Katharer in Konstantinopel auf, eine unter

den dortigen Lateinern und eine unter den Griechen,

dann eine Kirche zu Philadelphia

in

Romania,

d.

h. in

dem noch zum byzantinischen Reiche gehörigen VorderVon diesen bemerkt er, dass sie fast durchaus

asien.

die albanesische oder dualistische

Lehre bekannten, also

Paulicianer seien.

Drei und achtzig Jahre früher hatte der Papst NikeFelix de Caraman versammelten Ka-

tas vor

den zu

tharern

fünf überseeische Kirchen

die Kirche

S.

von Romania

die bulgarische, die

nämlich

aufgezählt,

in Vorderasien, die drugurische,

von Dalmatien und

die

von Melanguia.

Melangia war eine Stadt in der Nähe von Konstantinopel; 1 ) wahrscheinlich hatte das Oberhaupt der in Konstantinopel

und

in

der

Umgegend

welches

befindlichen Dualisten,

eben Niketas selbst gewesen zu sein scheint, daselbst seinen Sitz. ist

Die Kirche, welche er die dalmatische nannte,

aber ohne Zweifel die sonst als die slavonische oder

bagnolesische bezeichnete,

da die Byzantiner die

Namen

Dalmatien und Slavonien damals zu verwechseln

oder

Dalmatien auch unter der Benennung Slavonien zu begreifen pflegten. 2 )

Nach der Behauptung des Niketas

')

Le Quien, Oriens

2

Apud Graecos

)

Servia possessam,

christ. II, 325.

Dalraatiae partem, ab eisdem

cum

Croatia et

tanquam accessorium Slavicarum regionum Sclavoni

122 war

jede dieser fünf Kirchen selbständig und unabhängig

von den übrigen,

d. h.

jede hatte ihr eigenes Oberhaupt;

aber hielten, wie er hinzusetzt, Frieden und Gemein-

alle

schaft mit einander, also auch die Dualisten oder Paulicianer mit den Monarchianern oder Bogomilen.

War

Angabe des griechischen Sektenhauptes wahr und bloss ersonnen,

um

diese nicht

durch die Darstellung einer grossen

weit verbreiteten kirchlichen Gemeinschaft günstigeren Ein-

druck zu machen, so änderte sich das Verhältniss folgenden Zeit,

zwar

in

der

da Rainer ausdrücklich bemerkt, dass

die Kirchen der Katharer

im Allgemeinen die Ge-

meinschaftsverhältnisse unter einander zu bewahren pflegten und die Anhänger der einen Sekte von der anderen

zugelassen würden, dass diess aber nicht von den Alba-

nesen und Concoreggiern gelte,

welche beiden Haupt-

parteien einander feindlich ausschlössen.

Einen Blick

in

die frühere

1

)

Lage und Verbreitung

des neuen Manichäismus in Frankreich gewährt der uns erhaltene Bericht über die eben erwähnte Synode, welche

im

J.

1167 unter eben jenem häretischen Papste Niketas

zu

S.

Felix de

gehalten wurde.

Caraman

in

der

Nähe von Toulouse

Niketas war nämlich aus Italien in

Begleitung des lombardischen Bischofs Marcus nach Lan-

wo mehrere manichäische Kirchen Gestaltung gewonnen hatten und zum

guedoc gekommen, schon eine feste

Theil mit Bischöfen schon versehen waren.

Neben den

Bischöfen erschienen hier von den einzelnen Kirchen die

Gemeindevorsteher oder das Consilium, wie Synodalberichte

genannt werden;

dieses dieselbe Stellung,

cianern.

sie in

wahrscheinlich

dem hatte

wie die Notarien bei den Pauli-

Diese hatten nach

dem Tode

des Sergius im

nuncupatam, ex Emanuelis rescripto apparet, in quo Rogeriuni non Croatiae et Dalmatiae Ducis nominibus, sed unico Sclavoniae appellat:

Ligiae imperii mei Rogerii Sclavoni.

Schwandtner, »)

Script, rer.

Vgl. Doc.

p. 53.

Hungar.

III,

Lucius, 254.

De

regne- Dalraat., bei

123 J.

dem Namen

835 gleichberechtigte Vorsteher unter

Synekdemen stellt

)

;

an

Spitze

die

Kirchenwesens

ihres

ge-

es scheint aber, dass sie in späterer Zeit wieder

l

zu der bischöflichen Verfassung zurückgekehrt waren, da Niketas, der ohne Zweifel ein Oberhaupt der Paulicianer war, im Occident überall Bischöfe ordinirte.

Auffallend

ist,

dass Niketas allen denen, die er hier

zu Bischöfen ordinirte, vorher erst das Consolamentum ertheilte,

da

man erwarten

sollte,

Gewählten schon getröstet gewesen

dass die zu Bischöfen seien.

Indess ergibt

sich aus der Nachricht des Ungenannten bei Vignier,

dass wenigstens einer der Ordinirte n,

Bischof Marcus, durch Niketas

zum

der lombardische

Übertritte von der

Bulgarischen oder Bogomilischen Sekte zu der Druguri-

bewogen worden war, und

schen oder Paulicianischen

ohne Zweifel wurde nun das Consolamentum, welches er in

der vorigen Gemeinschaft

empfangen hatte, ebenso

wie seine Ordination für nichtig angesehen.

Wahrschein-

sich die übrigen in derselben

Lage; Robert

lich

befanden

de Sperone war bereits Bischof

der

nordfranzösischen

Kirche und Sicard Cellerier Bischof der Kirche von Albi,

von

als sie zu der

Synode kamen, und doch Hessen

sie

Niketas

nur die bischöfliche Ordination,

sondern

nicht

auch die Taufe oder das Consolamentum sich ertheilen. Diess zeigt, dass auch

sie,

wie der lombardische Bischof,

bisher zu einer anderen Sekte gehört hatten

der

des Niketas

übertraten.

und nun zu

Ausserdem wurden

hier

Bernard Raimund zum Bischof von Toulouse, Guiraud Mercier für Carcassonne und Raimund de Casalis für Val

dAran

(in

der Diöcese Comminges) gewählt und ordinirt.

Die französischen Gemeinden sollten nach dem Muster der orientalischen Stammkirchen eingerichtet

und Niketas scheint o.

»)

s.

2

Vos

)

S.

sich

werden, 2 )

auch hier des Mittels bedient

22.

dixistis mihi,

ut ego

dicam vobis consuetudines primi-

tivarum ecclesiarum, sint leves an graves, sagt Niketas oder Niquinta,

124 zu haben, das überhaupt von den Sendboten der Häresie

mit bestem Erfolge angewandt wurde: da nämlich die gnostisch-manichäischen Gemeinden in den Ländern bestanden,

denen die Apostel die ersten Kirchen ge-

in

pflanzt hatten,

und den Occidentalen

Namen

die

dieser

dem Neuen Testamente bewaren, so nahmen sie den Ursprung

apostolischen Urkirchen aus

kannt und geläufig

und die ununterbrochene Succession der Lehre und der Vorsteher für ihre Kirchen in Anspruch.

auch den Katharern

am

So hatte

Wahn

Niederrhein den

bracht, dass ihre Lehre in Griechenland

seit

man

beige-

den Zeiten

der Apostel insgeheim sich fortgepflanzt habe.

In diesem

Sinne nun berief sich Niketas auf das Vorbild der sieben asiatischen Kirchen, deren die Apokalypse gedenkt; wie diese

unter einander getheilt und abgeschlossen gewesen seien

und keine der andern widerstrebt oder

in das Gebiet der

andern eingegriffen habe, so stünden auch

jetzt die über-

seeischen Kirchen zu einander, und die des Abendlands

möchten es ebenso halten. von Commissären, welche

Darauf wurde zur Erwählung die

Grenzen der einzelnen Diö-

cesen bestimmen sollten, geschritten.

Nach

einer alten Nachricht

1

)

kam im

J.

1201 wie-

der ein Oberhaupt der manichäischen Sekte, Julian Palmier, nach

Albi;

er

langem Aufenthalte

brachte es dahin,

Lehren annahm,

in

den Donauländern nach

dass fast ganz Albi seine

und sandte Sendboten nach anderen

Städten aus.

Nach dem Zeugnisse des Heisterbach

2

)

gleichzeitigen Cäsarius von

hatte der neue Manichäismus bis

zum Schlüsse

des zwölften Jahrhunderts mit so reissender Schnelligkeit wie ihn der Bericht (im Recueil des griechischen J

)

Im

Namen

hist.

in die occitanische

de

la Fr.

XIV, 448), den

Form umbildend,

Cod. Biblioth. reg. Paris. No. 1389

:

nennt.

Julian Palmier, alias

de Palerme, lequel avait demeure long-tems en Albania, qualifie du titre

de Major Haereticorum. 2 )

Caes. Heist. Dialogi, Antw. 1604, p. 289.

;

125

um

gegriffen,

sicli

nahe an tausend

dass er bereits in

Städten Anhänger zählte und,

wäre er nicht mit dem

Schwerte bekämpft worden, ganz Europa überzogen haben Nicht mit Unrecht erblickte daher der Abt Joa-

würde.

chim

den „Paterinern" die furchtbarsten Feinde der

in

1

)

Kirche für die damalige und die nächstfolgende mit den Juden,

zählt sie

Heiden, Arianern,

Er

Zeit.

Muhamme-

danern und den deutschen Kaisern zu den sechs Hauptverfolgern der Kirche,

um

die

so gefährlicher seien, als

geheimen Sendboten wie

sie ihre

Heuschrecken zur

die

Verführung des Volkes nach allen Seiten hin aussendeten er vergleicht den durch ihre lügenhafte Lehre im

Abend-

lande bewirkten Abfall mit der Apostasie der griechischen Kirche, ihrer Mutter

;

nach ihm hat diese Sekte, der Bo-

densatz aller früheren Häresien, welche für die lateinische

Kirche das

ist,

was

und Sabellianer ehemals für

die Arianer

die griechische waren,

von Oberitalien aus

den Länder angesteckt, so

dass

die umliegen-

ganze Kirche an

die

schwerer Krankheit siecht; vorzüglich aber werden, so

verkündet

er,

in Italien

und

in Südfrankreich

die Pate-

mit den falschen Christen gegen die Lehrer der

riner,

Kirche verschworen, eine schwere Verfolgung über

verhängen;

ihre verführerischen

Künste den Herodes (den künftigen

zur Enthauptung

Kaiser)

sie

Tochter der Herodias, die durch

sie sind die

des Johannes,

folgung der Prälaten verleiten wird;

d. h.

zur Ver-

aber durch einen

neuen Orden von Predigern wird dieses Ungeheuer mit

dem Schwerte des

Da

Geistes erlegt werden. 2 )

gleichzeitig mit

dem Auftreten

schen Sekten im christlichen Orient Das chims

Namen 2 )

Colon, seiner

p.

der neuen gnosti-

und Occident

die

heisst der joachimitisch gesinnte Minorit, der unter Joadie

Commentare über Jesaias und Jeremias

Joachim super Esaiam 207, 209, 32G, 332.

Angabe hätten

Creinona eingenistet.

sich

die

f.

7,

35, 36.

Expos, in Apoc. Pateriner

verfasst hat.

Interpret, in Jerem. ed. f.

131—134.

Nach

im Abendlande zuerst

in

12G verwandten und von ähnlichen Principien ausgehenden Sekten der Zendiks, der Karmaten, Batenis und Ismaelis in

dem

Gebiete des Islam furchtbare Fortschritte mach-

ten und eine Reihe der blutigsten Religionskriege ent-

zündeten, so liegt die

Vermuthung sehr nahe, dass engere

Verbindungen und Einwirkungen zwischen den Manichäern der christlichen und denen der muhammedanischen Welt stattgefunden.

In der That

Übereinstimmung

die

ist

in

wichtigen Punkten der Lehre und der Praxis auffallend:

und dort dasselbe Verfahren in Aussendung geheimer Emissäre zur Bearbeitung des Volkes, dieselbe Ein-

hier

theilung in Eingeweihte und Glaubende, dieselbe stufen-

weise und allmälig vorbereitende Einführung in die Geheimlehre der Sekte, sation, das

die

gleiche hierarchische Organi-

Verbergen und Verleugnen des Glaubens, wo

das Bekenntniss mit Gefahr verknüpft war, die Verwer-

fung der von Christen und Muhammedanern geglaubten Schöpfung, so wie der Auferstehung, die Lehre von der Präexistenz der Seelen und manches andere.

Dass

die

Katharer, wahrscheinlich mittels der geheimen Anhänger

der ihnen verwandten Sekten,

in

Muhammedanern gestanden und

Verbindung mit den

diese zu ihrem Schutze

und ihrer Verstärkung zu benützen getrachtet haben, Schon

dafür sprechen bestimmte Zeugnisse.

um

718 bemerkt der Patriarch Johannes Ozniensis, die Paulicianer in

Armenien mit den Saracenen

)

J.

dass

sich ver-

Der Abt Joachim vernahm im

bündet hätten.

das x

J.

1195

zu Messina von einem glaubwürdigen, aus Alexandrien

zurückgekehrten Manne, dass die Pateriner Gesandte an die

moslemischen Fürsten zur Abschliessung eines Frie-

dens- und Gemeinschaftsbündnisses geschickt

und dass

Auch Cäsarius be-

diese sich darauf eingelassen hätten.

2

richtet, dass die Albigenser, als das

Kreuzheer gegen

>)

Opp. ed. Aucher, Ven. 1834,

2

Joachim

)

in

Apoc.

f.

134.

)

p. 79.

sie

127 den Emir-al-Mumenin,

anrückte,

von Ma-

der auch nach Spanien

rokko, zu Hilfe gerufen hätten,

herübergekommen

Beherrscher

dessen weitere Pläne aber die Nie-

sei,

derlage bei Naves de Tolosa vereitelt habe.

Der Name, den

die Häretiker

dieser Zeit sich sel-

sie aus dem griechischen Reiche Katharer, die Reinen, bezog sich

ber beilegten und den

mit herüberbrachten,

zunächst auf die Reinheit, welche

der Enthaltung

sie in

von allem nach ihrer Lehre Befleckenden (Ehe, Fleischgenuss

suchten und welcher

u. dgl.)

land

aus diesem

ist

Wort

nachmals allgemein gewor-

die

Der Name Ka-

dene Bezeichnung Ketzer entstanden.

war

tharer

nach Ekberts Zeugniss, im zwölften

dort,

gewöhnlich gebrauchte und war auch

Jahrhundert der eine

bereits

Bezeichnung zur Beschimpfung geworden

denn Ekbert setzt sei

gewendet worden.

hommes, nennung

Der Name, der

)

bonomini,

2 )

der Sekte den

in

wurde,

gegeben

Geweihten

oder

sie

bons

wohl eine Übersetzung der Be-

ist

Manichäer nannte man sie gleich bei Erscheinen, wie man im Orient die Pauli-

cathari.

ihrem ersten cianer

Verherrlichung bei-

sie sich zur

im Volksausdrucke zur Schmach für 1

;

durch ein gerechtes Gericht Gottes

bei,

eben der Name, den

gelegt hätten,

Auserwählten

demnach aus-

sie

rühmen zu können meinten. In Deutsch-

schliessend sich

so

nannte,

weil

wichtigen Punkten mit

Lehrbegriff

ihr

vielen

in

und

dem manichäischen, den man im

Abendlande besonders durch

die Schriften des h.

Augustin

kannte, übereinstimmte, während von den hier längst

Name mehr

verschollenen Gnostikern nicht einmal der

')

Ecbertus adv.

wurde auch

und Moneta, seltener tionen

Catharos,

Colon.

in Italien viel gebraucht,

von Cathari.

1530,

in Frankreich.

Cazari

Vergl. Schmidt,

Hist.

wunderliche Erklärung des Namens Cathari 2 )

Boni homines, Doc.

stiani Doc. p. 4, 17,

25

u.

o.,

p.

fol.

c.

Der Name

regelmässig von Rainer Sacchoni

22, 27,

und Gazari sind Corrupdes Cath. s.

38 und

Doc. oft,

bonae mulieres Doc.

p.

II,

276.

Eine

293.

auch boni Chri' p.

1G5.

128 erwähnt wurde, wohl auch darum, weil wirklich

sammenhang zwischen den neuen

Zu-

ein

Sektirern und den alten

Manichäern stattfand. In Italien hiessen sie gewöhnlich

Namen

Pateriner. Diesen

hatten die Schismatiker zu Mailand, die Anhänger

der dortigen beweibten und simonistischen Kleriker den eifrigen Katholiken

welche sich unter Anführung der heiligen Ariald und Herlembald zur Beschirmung kirchlicher Zucht und Reinheit verbündet hatten; beigelegt,

er bedeutete Lumpengesindel die Pataria.

Um

nun

und ihre Verbindung hiess

*)

die Mitglieder derselben

verhasst

zu machen und als Feinde der Kirche darzustellen, beschuldigten

Schismatiker

die

des Einverständnisses

sie

mit den kürzlich im Castell Monteforte entdeckten Katharern die

;

den Vorwand dazu lieh der Umstand, dass diese

Berührung eines Weibes überhaupt für eine schwere

Sünde

Anhänger

hielten, jene aber, die

Arialds, den Geist-

lichen die

Verbindung mit Weibern wehren wollten.

behauptet

der

mailändische Geschichtschreiber

der Altere geradezu, hätten die Meinungen

die Laien

Landulf

von der Partei Arialds

des Gerhard von Monteforte,

Hauptes der dortigen Katharer, gehegt; er h.

So

lässt

des

dem

Ariald den Vorwurf machen, er habe seine Lehre von

der Nothwendigkeit des Cölibats aus

dem Umgang mit

denen zu Monteforte geschöpft, und er nennt sogar die

Männer

')

Nach einigen

sollen die

nen Quartier Pataria 1058 tari

hiessen in Mailand

dort noch jetzt ein lini,

Memorie 2 )

Muratori,

paarmal Katharer. 2 )

dieser Partei ein

di

ihre

in

dem

verrufe-

Versammlungen gehalten haben.

Trödler,

Platz,

Anhänger Arialds

Als nun

Pa-

Lumpenhändler, und Pataria heisst

der ehemals ein Trödelmarkt war.

Giu-

Milano IV, 199.

Landulphus Sem, Hist. Mediolan. Script, rer. ital. tom. IV.

1.

III,

c.

Dass hienach

der Constitution des Kaisers Friedrich

II.

vom

J.

bei

18, 20, 28,

die

Erklärung

in

1224, die Katharer

nännten sich Patarenos, velut expositos passioni (Ducange V, 137), eine aus Unkenntniss

willkürlich

erfundene

sei,

ist

von selbst

klar.

129 die ächten

Katharer immer zahlreicher im Mailändischen

zum Vorschein kamen und

eine ähnliche äussere Strenge

und Enthaltsamkeit zur Schau trugen, wohl auch zuerst unter der Decke der Pataria

dem Volke schon

der

sich festsetzten,

Deutschland der

Name

zeichnung

Irrgläubigen

eines

ihnen

fiel

Pateriner wie von

und allmälig wurde derselbe

selbst zu,

Mund

Name

geläufige

in Italien,

wie in

Katharer,

die

gewöhnliche Be-

und

ein

Schmähwort im

des Volkes, so dass, als die Katharer bereits ver-

schwunden waren, häufig

verschiedensten Personen

die

bezeichnet wurden,

als Pateriner

rade

dem Pöbel

weil

man überhaupt

entweder weil

verdächtig

verhasst oder

ge-

sie

waren,

oder

eine feindliche Gesinnung gegen die

So wurde auch im

Kirche bei ihnen voraussetzte.

J.

1350 der Cardinal-Legat Annibaldo da Ceccano von den

im Aufstand begriffenen Römern Pateriner genannt, und als derselbe

den Volkstribun Bienzo bannte, geschah es

mit der gleichen Bezeichnung.

1

)

Der Name, welcher denKatharern im

12. u. 13. Jahr-

hundert in Frankreich häufig gegeben wurde, Publika-

ner oder Popelikaner, 2 ) In den früheren Zeiten

Pateriner

;

durch Corruption des Wortes

der Verbreitung der Sekte

man

Frankreich bediente

ist

sich auch in diesem

schon der Bischof Marbod von Rennes gedenkt des novus Hildeberti et Marbodi opera ed.

error eorum, qui Patarini vocantur.

Beaugendre,

1395.

p.

p. 293, 301, 322, J

)

324



In den Doc.

kommt

Jettavano prete (pietre) suso

Derselbe Chronist der Stadt Forli,

Rom

allo

Gibellini.

Ebenda

die Realität der )

u. a.

palazzo,

gridavano conie Ital. III,

483.

nennt den Francesco Ordelaffi, Herrn

Ebenda

507.

III,

Ebenda IH,

Auch

III,

487.

Das

letzte

Menschwerdung, Sekten.

sie

Moriantur

:

appellandolo Patarino e fan-

Wort meint

einen Doketen, der

die Leiblichkeit Christi leugnet.

Populicani, Poplicani.

Döllinger, Geschiebte der

Als ein Heer der Spole-

zog, riefen

Der Cardinal-Legat Ceccano

143.

maldisse et scomunicao Cola di Rienzo,

2

Paterino

Bei Muratori, Antiq.

taner gegen die Einwohner von Foligno

tastico.

Name

un pervierzo heretico Patarino, uno perfido cane Patarino,

rebello de la Santa chiesa.

Patareni

der

vor.

se fao, ha, ha, ha, a lo Patarino.

von

aus Italien nach

Lande der Bezeichnung

Schon der Compilator der HiQ

130 und

Paulicianer entstanden

sätzen

der

Name

Thracien

in

zeigt,

mit den Lehr-

dass

angesiedelten

auch der

Sekte

dem Abendlande hinüber wanderte.

derselben nach

So erzählt Villehardouin, 1 ) wie die Paulicianer cien, die er

Popelikaner nennt, sich

in

Thra-

dem Bulgaren-Könige

Johannicius unterworfen und ihm die Stadt Philippopolis

zu übergeben versprochen hätten, worauf der französische

Befehlshaber Rainer de Trit das Quartier der Paulicianer

angezündet habe, und

in Philippopolis

als die

Kreuzfahrer

das Gebiet der alten Paulicianer in Cilicien, Klein-Arme-

dem nördlichen Syrien Nachkommen derselben daselbst

nien und

betraten, fanden sie die in festen Schlössern als

einen von allen anderen Völkern abgesonderten Stamm,

der gegen die Christen des Abendlandes sich ebenso feind-

wie seine Vorfahren die unversöhnlichen

erwies,

selig

Feinde des byzantinischen Reiches gewesen waren. 2 ) Nicht minder deutet der andere Name, der in Frank-

wurde und der

reich den Katharern beigelegt

storia miscella (bei Muratori, Script, rer. Ital.

dem Theophanes

die durch Constantin

I,

sich als

wo

158) sagt,

Kopronymos im

er aus

755 bewirkte

J.

Übersiedelung syrischer und armenischer Paulicianer nach Thracien

Ex

berichtet:

quibus Publicanorum haeresis est dilatata.

In einigen

Handschriften oder Ausgaben steht Paulicianorum, und so hat auch

(Theophanes

die Historia eccles. Anastasii

Chrono!. Roberti Altissiod.

ad

a.

ed.

Bonn.

II,

1181 (im Recueil des

230).

hist.

In der

XVIII, 249)

heisst es: Illorum, quos Publicanos vel Catharos vel Paterinos Popu-

vocant,

licanos

haeresis

execranda, und bei Radulphus

Coggeshale

(Recueil XVIII, 59): A. 1175 oritur haeresis perniciosa Publicanorum in Francia. *)

Recueil

des

hist.

XVIII, 479

Une

:

des

partie

gens

qui

estoient Popelican, s'en alerent ä Johanisse etc. 2 )

44

I,

:

So heisst es bei Robert. Monach. Hist. Hieros. bei Bongars

Perrexerunt (Christiani) usque ad castellum Publicanorum eoque

subjugato

etc.

Und

über die Besiegung 56

Vgl.

p.

.

munitum

p.

.

.

128.

u.

weiter dieser

erzählt

Publicani

Gesta Francorum, erat

Arabum

et

ib.

er,

dass die dortigen Armenier

grosse Freude p.

9.



gezeigt hätten.

Oppidum

Publicanorum frequentiis.

illud

(Arche)

Baldric. ib.

131

Schmäh wort

Name Bul-

heute dort erhalten hat, der

bis

garen, auf den

Ursprung der Sekte. Wir haben

östlichen

bereits gesehen, dass die bulgarischen Häretiker von der

monarchianisch gesinnten Sekte der Bogomilen waren,

und so könnte man erwarten, dass

die südfranzösischen

Ka-

und Abkömmlinge der Paulicianer

tharer, welche Dualisten

waren, vorzugsweise Popelikaner, die nordfranzösischen

dagegen

Monarchianer regelmässig Bulgaren genannt

als

Aber

würden.

dieser Unterschied ist

von den damaligen

Chronisten nicht genau beobachtet worden und es findet

Name

dass auch den Katharern in Languedoc der

sich,

Bulgaren gegeben wird.') einigen Gegenden

In

Textores,

rands,

angehörten

man

(S.

viele

Katharer Texe-

die

von ihnen der Weberzunft

Der Name Piphili, Piphles, den

91).

ihnen in Nordfrankreich und Flandern gab und unter

welchem dammte,

Provinzen,

Tolosates

welchen

in

sie die

sie

Namen: Provenzalen, AgennenAlbigeois

in

)

feculentissima studuit

invaluerat

z.

;

B. p.

p.

insectari;

maxime

Haeresis Populicana

262:

274:

p.

omnium haereseon

Bulgarorum haeresis execranda

in terra comitis Tolosani.

So wurde Bougres der

Name

Auch borquezie 2 )

in

p.

314: Quant

övesque ot

Einige haben den

Verbindung gebracht;

III,

172) Bougrie.

d.

i.

p.

396

Ketzerei überhaupt, ge-

daraus geworden, so in der Chronique de

ist Ii

.

Denys (im Recueil XVII, 416)

S.

wird die Irrlehre Amalrichs bougrerie,

Denys

.

dann für Ketzer über-

und von der dortigen Boguerrie, und

d'Albijois

.

Die Bulgarei heisst bei

für die Katharer,

So redet die Chronique de

von den Bogres

S.

Languedoc.

Haereticos, quos Bulgaros vocant, vehemen-

273:

Villehardouin (bei Buchon, Collection des chroniques

nannt.

von der

Der Chronist Robert von Auxerre (im Recueil XVIII) hat

!

beide Namen,

haupt.

sein. 2 )

besonders zahlreich

und namentlich Albigenser,

und der Provinz

Stadt Albi

1157 ver-

J.

Ausdruck der Verachtung gewesen

soll ein

waren, erhielten ser,

Synode von Rheims im

die

sie

Von den

ter

weil

hiessen

C.

Namen

la borquezie entendu.

mit

Schmidt

II,

dem deutschen Worte Pöbel 281 hält ihn für eine Cor-

ruption von Poblicans.

9*

.

132 Doch bezeichnet dieser Name, der des

Sektirer,

überhaupt

sondern

Gegenden wohnenden Personen, Kirche

dem Anfange

gebräuchlich wurde,

Jahrhunderts

13.

gnostische

erst seit

die

nicht bloss

alle

der herrschenden

namentlich auch die

entfremdet waren,

jenen

in

Armen

von Lyon oder Valdesier.

Zehntes Kapitel.

Die Lehre der Katharer. 1.

Da

Die Lehre der Dualisten.

der Lehrbegriff der dualistischen Katharer,

d. h.

der Albaneser in Italien und der Albigenser in Südfrankreich sich von

dem der Monarchianer, nämlich

der Con-

corregier und Bagnoleser und ihrer Glaubensgenossen im

nördlichen Frankreich,

in

wesentlichen

schied, so erfordern die beiden

Punkten unter-

Systeme eine gesonderte

Die Lehre der Dualisten war folgende:

Darstellung.

Von Ewigkeit an

stehen zwei Grundwesen einan-

der entgegen: der gute Gott des Lichtes,

der höheren Weltordnung,

der unsichtbaren Dinge oder der Vater aller guten Wesen, mittelbar geoffenbart hat,

zum

Unterschiede

in

da er nie sich un-

der,

der Schrift vorzugsweise,

von dem andern,

wordenen, der Unsichtbare

der Urheber

heisst,

1

)



öfter

sichtbar ge-

und der Gott der

der den Sinn der Ungläubigen verblendet,

Finsterniss,

der Urheber aller sichtbaren Dinge und bösen Wesen,

überhaupt das Princip nicht

etwas Gewordenes,

das Gute, gleich

alles

Bösen; denn das Böse

ist

sondern wie sein Gegentheil,

etwas von Natur Vorhandenes und hat also

jenem

ein ewiges Princip.

Dieses böse Urwesen,

von Christus der Fürst, von Paulus der Gott dieser Welt

')

Kol.

1,

15.

,

133 genannt, hat die vergängliche, sichtbare Ordnung Dinge, die Elemente und den niedern Gestirnen, alles,

was auf

dieser Luft

geschaffen,

ist,

Himmel mit

der

seinen

dieser Erde, in diesem Wasser, d.

h.

aus der von Ewigkeit

existirenden Materie gebildet, während der gute Gott nur

Bleibendes und Ewiges hervorgebracht hat

sache

;

denn die Ur-

wie die Wirkung, und Gott, der Urgute,

ist

wesentlich selbst unveränderlich

der

kann nicht der Ur-

ist,

dem Wechsel und der steten Veränderung unterworfenen Welt sein. Demnach ist die sichtbare Welt, in welcher alles eitel und vergänglich ist, ein dem Lichtgotte völlig fremdes Reich; sie gehört dem bösen heber einer

Gotte, der sie ins Dasein gerufen, als

Versucher Christus

er nicht gekonnt

Darum

wären.

alle

hätte,

und der daher auch

1

)

Reiche der Welt anbot, was

wenn

sie nicht sein

von dem unvereindem guten und dem

spricht auch Christus

baren Dienste zweier Herren, von

Baume und

bösen

die nicht der

ihren Früchten,

von einer Pflanzung,

himmlische Vater gepflanzt habe, von einem

ihm fremden Reiche

wo

Eigenthum

dieser Welt,

welchem

in

er

nicht

Haupt hinlegen konnte; darum wird den Gläubigen untersagt, die Welt und was in ihr ist

hatte,

er sein

Wenn

zu lieben. 2 ) lasse seine

Vater im Himmel

es aber heisst, der

Sonne aufgehen über Böse und Gute und reg-

nen über Gerechte und Ungerechte

3

so

)

ist

hier

die

Geistersonne, die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, und

der Regen des göttlichen Wortes

gemeint.

Wären

die

Dinge dieser Welt vom guten Gotte, so würde Paulus sie

')

in

wie Koth achten. 4 )

nicht

Belege für die Annahme eines guten und eines bösen Gottes

den Doc. 2

18. 23. 31. 40. 58. 218. 231. 273. 321.

1.

)

Matth.

)

Phil. 3, 8.

3

1743,

p.

p. 3.

374

u. a.

ed.

Ricchini,

Joh. 2, 15.

J

4

Der gute Gott dagegen,

7

5, 45.

— 24. 81.

Moneta adv. Catharos

et

Wald.

Bonacursius, Manifestatio haoresis Catharorum

bei Baluze, Miscellanea ed.

Mansi

II,

581.

Vergl.

die

Aussagen der

134 der Vater der Gerechten, hat sich seine eigene, bleibende

und unvergängliche Welt geschaffen,

die gleichfalls aus

aber höheren Elementen besteht und mit einer an-

vier,

deren

mit einem

Sonne,

Sternen geschmückt

Welt hatte

ist.

eigenen Monde und anderen In

himmlischen

dieser seiner

neben sich ein Volk von Geistern oder

er

Engeln,

welche er nicht etwa durch einen Akt seines

Willens

aus

dem Nichts

welche er vor

aller Zeit

ins

Dasein gerufen,

sondern

aus einem von Ewigkeit exi-

stirenden Stoffe gebildet hatte.

Wenn

die dualistischen Katharer, gleich

Gnostikern, nach

dem Zeugnisse

des Moneta

l

)

den älteren so entschie-

den den Begriff einer Schöpfung aus dem Nichts verwarfen und nur eine Bildung aus einer schon vorhandenen

Materie gelten lassen wollten, so liegt die nahe, dass Geister des

Himmels

als

aus der Substanz der Gottheit

„Vielleicht

Annahme

Dieser

könnte auch Moneta günstig zu sein scheinen sagt:

sehr

zur Emanationslehre sich bekennend, die

sie,

hervorgegangen sich dachten.

selbst

Annahme

denn er

;

wird der Häretiker sagen,

dass die

präexistirende Materie die göttliche Wesenheit selbst

welche im Buch der Weisheit Materie genannt wird,"

(11,

18)

die

ist,

unsichtbare

worauf er dann darthut, dass

daraus eine Wesensgleichheit der

Geschöpfe

mit Gott

Indess zeigt schon die Art, wie er diesen

folgen würde.

Einwurf vorführt, dass er denselben nicht wirklich von den Katharern vernommen hatte, und in der That konnte,

wenn

die

Katharer die Emanationstheorie bis

in

ihre

noth wendigen Consequenzen verfolgten, jene Ansicht nicht die ihrige sein, da sie,

im Widerspruch gegen

die katho-

dem Wesen von dem göttlichen

lische Lehre von der Zeugung des Sohnes aus

des Vaters, Christus für ein blosses,

Katharer im Liber inquis. Tolosan. hinter Limborchs Hist. inquis. p.

5.

37. 92. J

)

Moneta

1.

c.

p.

70.

"

135

Wesen durch

weite Kluft getrenntes Geschöpf er-

eine

klärten und sich dabei völlig die ehemals von den Aria-

nern vorgebrachten Gründe aneigneten.

demnach annehmen, dass

sie

Man müsste

1

)

sich begnügten,

die Schö-

pfung materieller Wesen aus Nichts zu leugnen, dass daher auch eine Bildung

der

sie

den Engeln beigelegten

himmlischen Leiber aus einem von Ewigkeit neben und ausser Gott

existirenden Stoffe,

Schöpfung der Geister lehrten.

dabei aber eine

ewige

Erwägen wir aber

die

genaue Verwandtschaft ihrer Lehren mit den alt-gnostischen, mit Hilfe der Emanationstheorie erbauten Systemen,



erwägen wir, dass

die Gnostiker mit

dem

Begriffe der

Emanation zugleich den einer Verringerung der göttVollkommenheit, eines stufenweise

lichen

eintretenden

Mangels, also doch einer Wesensdifferenz verbanden: so bleibt

es

das wahrscheinlichste,

wie

Geister,

die

alten

dass die Katharer die

Aeonen,

Gnostiker ihre

durch

Emanation aus Gott hervorgehen Hessen. Dass aber diese Geister

ewig mit Gott, wie die Sonnenstrahlen

gleich

gleichzeitig mit der

Sonne

existirten, das sollte die Stelle

darthun: „Das Leben des Menschen hat seine bestimmte Zeit, Israels

Tage aber sind unzählig"

2 ;

)

unter den „Men-

schen" nämlich seien hier die der bösen Schöpfung, unter Israel aber die der guten, oder die Geister

des Pleroma

zu verstehen.

Desgleichen beriefen sie sich auf die Worte

des Predigers,

dass nichts Neues unter der Sonne und

schon in früheren Zeiten dagewesen

alles

mias

sei,

3 )

auf Jere-

„Mein Volk hat meiner unzählige Tage vergessen,

:

4 )

Worte des Psalmisten: „Gedenke an deine Gemeinde, die du von Anfang an besessen hast." 5 ) Dabei waren sie jedoch hinsichtlich der Frage, ob diese und auf

') 2

die

Moneta

1.

c.

p.

)

Sirach 37, 28.

)

Pred.

3

1,

9.

*)

Jerem.

5

Ps. 73, 2.

)

2,

32.

234

ff.

136 Engel einen Anfang ihres Daseins gehabt oder von Ewigkeit her existirt hätten, getheilt.

nahm

dass die Engel zwar

an,

vor ihrem Falle,

Ein Theil der Dualisten eine überaus lange Zeit

aber nicht von Ewigkeit her mit Gott

in seiner Herrlichkeit

zusammen

gelebt hätten.

Die Katharer wussten manche Schriftstellen für ihre

Annahme

der zwei Urwesen und ihrer zwei entgegenge-

setzten Welten anzuführen.

der Sohn des Gottes der Fin-

Lucifer, lehrten sie, sterniss,

von Neid

entzündete, als einer der Licht-

erfüllt,

durch den Glanz seiner Schönheit die

engel gestaltet,

Himmelsbewohner zu

seine

spielte

Verwendung vom guten bestellt wurde. Auf dieses

dass er auf ihre

Rolle so gut,

zum Verwalter über

Gotte

und

Liebe

heftiger

sie

Dämonen zum Him-

Hinaufsteigen Lucifers und der ihn begleitenden beziehen sich die Worte Christi von

mel erhobenen und

pharnaum,')

die

dem

bis

bis zur Hölle hinab zu stürzenden

deinem Herzen, ich

will

in

Ka-

„Du gedenkst

des Jesaias:

Stelle

den Himmel steigen

in

und

und ) was von den zum Himmel aufsteigenden Sünden Babels meinen Stuhl über 3

gesagt

die

Sterne

Gott aber

ist. )

Macht an ihm

zeigte 4 )

Gottes

Hess diess

erhöhen,"

zu,

und damit sein

damit er seine

Name

der fremden Schöpfung verkündigt würde.

im Evangelium

rechte Haushalter

walter im

Himmel

;

auch in

Der unge-

Lucifer als Ver-

der gute Gott begehrte Rechenschaft

von ihm, nämlich über die

ist

2

die

Gebete und Lobgesänge, welche

ihm untergebenen Engel zu entrichten hatten;

aber rief die Schuldner, lehrte sie,

')

Luk. 10, 15.

)

Jes. 14, 13.

)

Apok.

)

nach Rom.

)

Doc.

3 4

5

h. die

Gott zu hintergehen. 5 )

unterlag der Versuchung,

2

d.

18, 5.

p. 86.

9,

17.

Engel,

er

zusammen und

Ein Theil der Engel

denn Gott hatte nur einige

in

137 Kraft und Weisheit erschaffen,

solcher Vollkommenheit,

dass die verführerischen Künste Lucifers keine Hinnei-

gung zum Bösen

bei ihnen zu

bewirken vermochten

übrigen waren minder vollkommen und geringeren

von

Maasses

Nur auf

Lockung zugänglich.

und

Kraft

vermöge

;

ihres

Erkenntniss

diese Weise,

die

der

durch die

Verführung des bösen Urwesens oder seiner Geschöpfe, lässt sich die lich

Entstehung der Sünde bei den ursprüng-

guten Geistern erklären; sich selbst überlassen und

aus ihrem eigenen Innern hätten

als

sie,

guten Gottes, von welchem nur Gutes

Denn

Sünde nimmermehr erzeugt.

Geschöpfe des

kommen

kann, die

Sünde ging

die

bei

ihnen nicht aus freier Entscheidung ihres Wahlvermögens

welches

hervor,

vielmehr gar nicht hatten,

sie

solches Vermögen,

als

vom guten

da ein

Gotte gegeben, auch

nur gut sein und demnach auch nur für das Gute sich hätte entscheiden können, eines

sondern

war

sie

äusserlichen Verführungszwanges,

die

Frucht unge-

welcher,

achtet ihres widerstrebenden guten Willens, diese Geister

überwältigte, weil ihre minder vollkommene Natur demselben nicht zu widerstehen vermochte.

1

)

Als Satan die Engel verführt hatte,

kam

dem Erzengel Michael zu dem

schen ihm und

es zwiin

der

Apokalypse beschriebenen Kampfe; das vergossene Blut schwoll empor bis zu den

Zäumen

sich sechszehnhundert Stadien

besiegt

und

dem Himmel

die Opfer

der Pferde und ergoss

weit;

seiner List

Satan aber wurde

wurden mit ihm aus

ausgestossen, oder, wie die Apokalypse sagt,

der Drache, die alte Schlange, zog den dritten Theil der Sterne,

d. h.

der Engel,

mit sich herab. 2 )

Die Engel

bestehen aber aus drei Theilen oder Substanzen,

dem

himmlischen Körper, der Seele und dem Geiste, so dass

1

)

Moneta

1.

c.

tcrinum bei Martene 2 )

\

Apok.

12,

p.

et

38—44.

Disputatio inter Catholicum et Pa-

Durand, Novus thes. anecd. V, 1719.

7—9;

14, 20.

Vgl. Doc.

p.

79. 294.

138 innerhalb

die Seele

des Leibes

Wächter und Lenker der

Von den

der Geist aber, als

ist,

ausserhalb

Seele,

gefallenen Engeln blieben nun

desselben.

die seelenlosen

Körper, welche desshalb bei Ezechiel (37,

verdorrte

1)

Gebeine heissen, nebst den Geistern, die an der Versün-

digung nicht Theil genommen hatten, im Himmel zurück; 1 )

auch ihre Gewänder, Kronen und Sitze sind noch dort und sie werden diese einst wieder erhalten, wesshalb Paulus

sagt,

wahrt;

die

2

Krone der Gerechtigkeit

die Seelen aber folgten

)

dem

ihm aufbe-

sei

Verführer. 3 )

der Drache nur ein Dritttheil der Sterne,

d. h.

Dass

des Volkes

nach sich gezogen habe, das bezieht sich eben

Gottes,

auf dieses Zurückbleiben

der beiden anderen Bestand-

teile, nämlich der Geister

und der himmlischen Leiber.

Satan schloss die Seelen in die von ihm gebildeten, grobirdischen Körper ein, 4 ) welche die Schrift irdene Gefässe

>)

2

Doc.

p. 58.

Tim.

)

2.

)

Moneta

3

4, 1.

8. c.

Bonacursius

105. 107.

p.

rius bei d'Argenträ, Collectio

wo

lich auf 1. Thess. 5, 23,

I,

p.

52. 55.

Geist, Seele

1.

c.

p.

581.

Raine-

Sie beriefen sich vorzüg-

und Leib unterschieden wer-

den, dann aber überhaupt auf jene zahlreichen Stellen, in denen bald

vom

bald von der anima die Rede

Spiritus, 4 )

Im

ist.

südlichen Frankreich herrschte eine viel volkstümlichere

Ansicht über den Fall der Engel, wie die übereinstimmenden Aus-

sagen zahlreicher Zeugen aus jener Gegend 186. 200. 204. 213) beweisen. die er sich geschaffen,

der Satan,

Eingang. Pförtner

in

vollster

das böse Princip,

(Doc. p. 149. 173. 176.

Der gute Gott

lebte mit den Geistern,

Harmonie.

Diese zu stören, stieg

zum Himmel empor und

32 Jahre lang harrte er an der Pforte, ihn

einliess.

Im Himmel

verhielt

er

sich

bis

suchte

dort

endlich der

ein Jahr

lang

ruhig; dann aber versuchte er die guten Geister mit der Frage, sie

denn sonst keine Seligkeit und Freude hätten

mit ihnen geniesse.

ganze Seligkeit viel grösseren

sei,

Als sie gestanden, schilderte

dieses

die ihrer in

ob

welche er

allerdings

er ihnen in bezaubernden

Freuden und Güter,

der untern Welt, harrten.

dass

als die,

ihre

Worten

seinem Eigenthum,

die in

Er sprach ihnen von Fürstenthümern und

Grafschaften, von herrlichen Gefilden und Weinbergen, von Gold und

;

:

139 nennt

denn von ihnen heisst es

;

Jeremias

(4, 2)

dem

ersten

nun irdenen Töpfen

gleich

„Die edeln Kinder Zions, mit

:

Golde bekleidet, wie sind

sie

geachtet, die ein Töpfer macht!"

Diese Seelen sind

Volk Gottes,

die in der Schrift das

genannt werden

Israel

den Klageliedern des

in

um

nur

!

)

die Schafe des

es,

Hauses

ihretwillen ist Christus

herabgekommen und

sie allein

Dass Christus

That nur zur Erlösung jener alten

in der

werden gerettet werden.

Himmelsbewohner herabgestiegen, Herrn bei Ezechiel: „Ich nur

bin

„Ich

Wort

das

will das Verlorene

das Verirrte wiederbringen

Hauses

zeigt

des

suchen und

und was er selber sagt

,

"

gesandt zu den verlorenen Schafen des

Wenn

2

Israel."

)

Paulus von einer Erwählung

vor Grundlegung der Welt redet,

wenn

er einer Wieder-

herstellung in Christus und einer durch ihn geschehenen

Wiederaussöhnung gedenkt, 3 ) so deutet er damit auf das ursprüngliche

Silber, vor

Verhältniss,

welchem

Weib

Umgang

mit ihnen biete.

deren Anblick

bei

alle

die

heftigste Begierde

dem Himmel herab

dem Weibe

aus

stürzten

brennender Begierde ihm nach.

fielen in dichten

in sein Reich.

sie herabstürzten, schloss

ergriff,

er mit

Unzählige Engel

Neun Tage und neun Erde

die

den Riss des Himmels, durch wel-

und keinen Engel mehr

Satan erbaute für die gefallenen Engel einen gläsernen p. 32. 214);

eilte

Massen Schaaren von Engeln auf

nieder, bis endlich der gute Gott

chen

ihr Verlangen, ein

Als der Satan dieses merkte,

eine solche zu besitzen.

in

Auf

zu sehen, führte er aus seinem Reiche eine bildschöne

Frau herauf,

Nächte

gefallenen

die

allem aber von der Schönheit der Weiber und den Ge-

nüssen, welche der solches

in

Der

fortliess.

Himmel

(Doc.

der gute Gott aber zertrümmerte diesen, und so sahen

sich die Engel, ihrer Herrlichkeit entblösst, hilflos auf der Erde,

Satan schmählich getäuscht.

Sie bereuten

Himmel um Verzeihung und stimmten de canticis Sion, Ps. 136,

3,

Doc.

ihren Fehltritt, riefen

die Lieder Sions

p. 32).

Um

an die Vergangenheit zu benehmen, schloss liche

Körper ein (tunicae, 1)

Matth.

2 )

Ezech. 34, 16.

)

Eph.

3

1,

1,

4.

21

7.

;

1.

Mos.

3,

21).

10, 6.

Matth. 15, 24. 10.

vom zum

an (cantica

ihnen jede Erinnerung

sie der

Satan in mensch-

";

140 Himmelsseelen vor ihrer Verführung zu Gott standen.

Und wenn

der Engel von Ephesus an die erhabene Stelle,

von welcher er herabgefallen, erinnert und zur Busse gemahnt wird, ) so liegt darin ein Zeugniss, wie für den 1

auch für die Erlösbarkeit der Engel.

Fall, so

Wo sie

die Schrift des

Hauses

keit

wo

den,

ist

demnach

die

Heimat der Gott Schauen-

der Himmelsbewohner.

d. h.

Name

der

ist

zur Rettung dieser Seelen

anderer Fürsten willen,

welche

ist

um

gekommen, dann aber auch

Christus vorzugsweise

der Schafe

aber

Israel

dessen Volk durch Satans

eines Himmelsfürsten,

List verloren gegangen;

ihrer

die Gerechtig-

wohnt; denn Israel heisst der Gott Schauende, und

das Haus Israel

und

Israel gedenkt, versteht

darunter das himmlische Vaterland,

gleichfalls

Sünde wegen aus dem Himmel gestürzt wurden

Volk der Heiden heissen.

in der Schrift das

Diese gefallenen Engelsseelen, und nur

werden

steigt auf in

gekommen

den Himmel,

ist,

2 )

;

sie sind

der

als

und nur auf

rabeln, welche Gottes

sprechen

sie allein,

den Himmel eingehen, denn „Niemand

einst in

sie

vom Himmel

Erbarmung gegen

das verirrte

herab-

beziehen sich jene Padie

Sünder aus-

Lamm, welches

der Hirt,

mit Zurücklassung der neun und neunzig anderen der Engel,

sind der verlorene Sohn, der, aus der

ersten

Heimat)

und

vor

in

war

der höheren Welt

daher behauptet er von Gesetze gelebt

3 )

sich,

er spricht

er habe

')

) 3 )

Apok.

2,

5.

Joh. 3, 13.

Rom.

7,

9.

sich seiner

wohl bewusst;

bereits vor

dem

von einem göttlichen Segen,

welchen er mit anderen Schafen ehemals

2

im Himmel

ihm gesündigt habe.

Paulus, eine dieser himmlischen Seelen,

früheren Existenz

sie

Fremde zurückkeh-

rend, sich vor seinem Vater anklagt, dass er (seiner

(d. h.

welche nicht gesündigt haben), aufsucht;

in

den himm-

141 lischen er

Wohnungen

nennt das himmlische Jerusalem

und

genossen habe;

(iv roTg ircovqav(oiq)

er verheisst sich

„unsere Mutter,"

Händen gemachte Wohnung

in

ewige,

eine

nicht mit

Diese Leiber waren vorher schön im Himmel,

5 )

)

den Himmeln, 3 ) worunter

er die dort zurückgelassenen entseelten Leiber versteht.

zurück;

)

und den verwandten Naturen, nach

Auflösung des irdischen Leibes,

aber, nach der

1

a

Entweichung ihrer Seelen,

1

)

blieben

entstellt

dort

darauf beziehen sich die Worte des Apostels

von einer Umbildung des Leibes unserer Niedrigkeit, der doch (ursprünglich) gleich gestaltet Leibe Christi.

ist

dem

herrlichen

6 )

Wie sich zwei Schöpfungen

entgegenstehen, so stehen

auch zwei diesen Schöpfungen angehörige, ihrer Natur

nach völlig verschiedene Gattungen von Menschen einander entgegen. 7 ) Der böse Gott hat die Seinigen, welche, gleich ihrem Urheber, von

bar sind

;

Natur böse und daher unerlös-

das Volk des guten Gottes aber,

fallenen Engelsseelen, die, ohne sich durch

d. h.

jene ge-

Zeugung oder

Fortpflanzung zu vermehren, bis zu ihrer vollständigen

Reinigung nur von einem Körper

kann nicht verloren gehen; in ihre

alle

in

den andern wandern,

werden früher oder später

himmlische Heimat zum Genüsse der ursprüng-

lichen Seligkeit zurückkehren. 8 )

Über

sie

hat die Sünde

keine Gewalt, sie kann nur, weil sie eine Befleckung der Seele

ist,

ihre

Heimkehr und

Reinigung verzögern; denn

Eph. 2

1,

Gal. 4, 2G.

3 )

2.

Kor.

5,

1.

)

Moneta

p.

45-

)

Doc.

31. 58. 8G.

5

6

p.

)

Phil. 3, 21.

)

Doc.

7

sie ist nicht

53.

p. 40. 215.

Die guten Geister sind

wie Schafe unter den Wölfen. 8

)

Doc.

etwas aus dem

3.

)

4

Seligkeit bis zur geschehenen

p. 31. 36.

174. 179. 215.

unter

den bösen

;

142 Willen

des

Schöpfung gehörigen Menschen

guten

zur

Hervorgegangenes; vielmehr thut ein solcher das Böse nur wider Willen, wie auch Paulus von sich sagt, 1 ) und es

kann ihm daher

nicht zugerechnet werden. 2 )

Die Katharer leugneten demnach den freien Willen 3

oder die sittliche Wahlfähigkeit

den

vom guten

)

denn, meinten

Wesen

Gotte stammenden

bei

dürfe keine

Anlage zum Bösen, keine Möglichkeit, sich auch

angenommen werden,

dasselbe zu entscheiden,

sie,

frei für

weil Gott

durch die Verleihung einer solchen Anlage oder

sonst,

Habilität, als das Böse,

wenn auch nur

bedingt, wollend

und veranlassend erscheinen würde, und weil ferner

er,

der selbst keine solche Wahlfähigkeit besitze, sie auch nicht auf andere habe übertragen können, oder weil die

mit Gott gleich ewigen, aus ihm emanirten Geister ihm

wahren, bloss auf das Gute gerichteten und eine

in der

Möglichkeit der Entscheidung für das Böse nicht kennen-

den Freiheit gleich sein müssten, und weil überhaupt das

Böse nicht aus dem Guten

kommen

Wie

könne.

sie

nun

dennoch die Möglichkeit und Wirklichkeit des Sündenfalles

im Himmel

statuirten

und dieselbe erklärten,

nahmen

nicht ganz klar; wahrscheinlich

Verführung der Geister durch Lucifer oder Einpflanzung

mittheilung

ist

sie an, dass die

in einer

Art Wesens-

ihnen fremdartigen

der

bösen Substanz bestanden habe, einer Mittheilung, welcher die

minder vollkommene Natur dieser Geister sich zu er-

Daher beriefen

wehren nicht vermochte.

zur Bestätigung ihrer Lehre, auf die

dass nicht

er,

sei,

dern die als ein fremdes die

')

Rom.

*)

Moneta

1.

8

Doc.

205. 208.

)

p.

Apostels,

welcher das Böse wirke, son-

Wesen

Worte des Jakobus

7,

Worte des

nämlich der innere, der guten Schöpfung

angehörige Mensch, es

Auch

sie sich auch,

(3,

in

11):

15. c.

p.

G5.

Doc.

p.

ihm wohnende Sünde.

207.

„Kann wohl

eine

;

143 Quelle aus derselben Öffnung süsses und bitteres

ausströmen?" sollten ihnen

vom

als

Wasser

Beweis dienen, dass

guten Gott hervorgebrachten

Wesen

in

den

nicht auch die

Möglichkeit des Bösen habe liegen können.

Es werden demnach keine neuen Seelen geschaffen sind von

den beiden Göttern vor

oder gezeugt

r

dem Beginne

der Zeit hervorgebracht

" 2

)

und wird von Gott gesagt,

Namen

anrufen,

schaffen.

3

worden; darum

„Ich denke der alten Zeit, der Jahre der Vor-

heisst es:

welt,

alle

)

in

er

habe

alle,

der Herrlichkeit des

Himmels ge-

Entscheidend für die stete Wanderung der

)

aus einem Körper in den andern

Seelen

die seinen

ist

Zeugniss Petri, welcher von den im Kerker,

aber das d.

h.

im

Körper, gefangen gehaltenen Geistern sagt, dass ihnen,

den Tagen Noahs ungläubig gewesen, Christus ge-

die in

predigt habe. 4 )

Überhaupt muss sehr

vieles in der Schrift,

was von den Gliedern der römischen Kirche auf die sichtbare Welt und die irdische Existenz bezogen wird, von der höheren Welt und einem früheren Dasein verstanden

werden, namentlich die Parabel von welcher unter

meint

ist,

dem Acker

die

dem Säemann,

in der zuerst der gute

Same, dann durch das

Eindringen Lucifers der schlechte gesäet wurde. 5 ) sie

in

Welt des guten Gottes ge-

Da

hienach auch das Gebot, dass das Unkraut bis zur

Ernte bleiben

solle,

vom Himmel

dass noch jetzt der

daraus,

desshalb sagten einige,

meinten,

')

Doc.

)

Ps. 77, 6.

)

Jes. 43, 7.

p.

36. 273. 276.

Petri 3, 19.

)

1.

)

Moneta

5

be-

während andere

Satan die ihm entführten Seelen

2 3

inne,

sei;

der gute Gott halte sie als Geiseln gefangen,

geben habe.

4

so folgte

Same des Bösen dort Dämonen hätten noch

Burgen im Himmelreiche

festigte

bis der

die

verstanden,

p.

86.

alle

zurückge-

;

;

144 In einem so phantastischen Lehrgehäude konnte es natürlich an einzelnen Abweichungen,

sätzen

und Ausschmückungen

als die

zum

Theil sehr fühlbaren

biblischen Anstrich,

willkürlichen Zu-

weniger fehlen, 1 )

so

Lücken und durch den

dem Ganzen gegeben werden

der

herbeigeführten Widersprüche

musste,

kraft fortwährend zu

zu lösen,

diese

um

mussten

sie

Einbildungs-

die

Bemühungen, jene auszufüllen und Die Parabel

anregten.

darum auf

die obere

vom Säemann

Welt deuten, weil

sie

sonst hätten zugeben müssen, dass der Acker, in welchen Christus gesäet hat, diese niedere

Der

Gott,

von welchem

in

böse

sei.

den historischen Schriften

des Alten Testamentes die Rede 2

Welt

ist,

ist

durchweg der

als solcher zeigt er sich in allen seinen

)

Werken.

Die von ihm gebildete Erde war anfangs wüst und

leer,

wie er; mit der Finsterniss begann er seine Schöpfung, er,

der selber finster

ist,

während der Gott des Neuen

Testamentes lauteres Licht und keine Finsterniss ist

3

ihm

in

er ist es auch, der den Unterschied der Geschlech-

)

wogegen

ter hervorgebracht hat, heisst, in Christo sei

es

im Neuen Testament

weder Mann noch Weib. 4 )

Im gan-

zen Verlaufe der Geschichte des Alten Testamentes und in allen seinen Manifestationen

er

veränderlich,

als

an

die

Menschen erscheint

grausam und lügenhaft; zwischen

seinen Handlungen und Geboten und denen des im

Neuen

Testamente geoffenbarten Gottes waltet daher der schroffste

Er

Gegensatz und ein unausgleichbarer Widerspruch. 5 ) ist ein Stifter »)

Vgl. Doc. p. 86. 231.

2 )

Doc.

)

1.

)

Gal. 3, 28.

)

Dies suchten

3

4 B

Moneta

1.

c.

II,

p.

Joh.

1,

)

nach

während

5.

Vgl. Doc. p. 219. sie

ganz in der Weise Marcions zu zeigen.

Alanus adv. haereticos, ed.

J.

Masson, Paris

Ebrardus, Liber antikaeresis, bei Gretser, Opera

p. 61. 6

)

66. 89. 196. 231. 267. 275. 375.

144—57.

1612, p. 74. p.

der Zwietracht und Feindschaft,

6

1.

Mos.

3, 15.

t.

XII,

"

145 der Gott des N. T. ein Geber des Friedens

der Versöhnung

vom Baume

ist

eine

Stifter

Menschen den Genuss

wogegen der gute Gott den

des Lebens,

Baume kosten zu

Sieger von diesem

Auch

er wehrt den

;

und

lassen verheisst.

darin zeigt sich der Gegensatz

dass

beider,

1

)

der

zur Vermischung der Geschlechter und zur Fort-

pflanzung ermahnt, 2 ) der andere aber durch Christus die

Unfruchtbaren selig preisen und schon das blosse begehrliche

Anschauen eines Weibes verbieten

dass ferner

lässt,

der eine seinen Propheten sich in Visionen verspricht, 3 ) der andere aber

worden

4

von niemandem

zu zeigen je

gesehen

dass der eine endlich die Erde, der andere

ist, )

den Himmel verheisst.

Der böse Gott hat

die

Juden bei ihrem Auszuge

aus Ägypten aufgefordert, die Ägyptier zu betrügen und

Er

zu berauben.

gegeben

„Ihr habt gehört,

beziehen:

worden

es ferner, der ein Gebot des Hasses

ist

denn auf ihn müssen sich

hat,

ist

Du

:

Feind hassen.

sollst )

vom Baume

schen verbot,

dem Weibe beizuwohnen, gut,

Worte

Christi

dass zu den Alten gesagt

deinen Nächsten lieben und deinen

dem

ersten

Men-

der Erkenntniss zu essen,

d. h.

Er war

5

die

es auch, der

6

ein Verbot, das,

)

an sich zwar

von ihm doch nur gegeben wurde, weil er voraus

steht geschrieben,

dass er den

während der Gott versucht. 8 ) ")

2

Apok.

Mos.

)

4.

Mos. 12,

)

1.

Tim.

)

Matth.

)

Doc.

5 6

sucher der

Neuen Testamentes niemanden Beschneidung unter Todes-

23.

1,

6.

16.

6,

5, 43.

p. 34. 88. 275.

Eva

die

17.

2,

1.

4

des

Der eine hat

)

3

Von ihm Abraham versucht habe,

dass es übertreten werden würde. 7 )

wusste,

Nach

nicht in der Gestalt

p.

88 Note 9 erschien der Ver-

einer Schlange, sondern in der

eines schönen Jünglings. ') 8

)

Moneta

1.

Jak.

13.

1,

c.

p.

Döllinger, Geschichte

144.

der Sekten.

10

:

146 der

geboten,

strafe

Apostel, unter

andere aber hat

Androhung der Verstossung von

Der eine hat seine Erde

verboten. 1 )

durch

sie

seinen

Christus,

verflucht, 2 ) der an-

Mit vollem Recht und

dere aber die seinige gesegnet. 3 )

Adam ein SünSieh, Adam ist ge-

mit Wahrheit hat jener daher auch, als der und böse geworden war, gesagt:

worden, wie unser einer. 4 ) schen gemacht zu haben,

5

Der eine bereut und zeigt

)

dem andern aber

änderlich; von

sich

es,

den Men-

damit als ver-

ihm

heisst es, dass bei

keine Wandlung, noch Schatten der Veränderung

Der eine mahnt zur Rache: Auge

um

sei. 6 )

Auge, Zahn

um

Zahn, der andere gebietet, dem, der dich auf die rechte

Wange

die linke hinzuhalten.

schlägt,

Der eine fordert

Thieropfer und ergötzt sich an ihrem Wohlgeruche, der

andere verwirft

sie.

Der eine hat durch seinen Gesetz-

geber den Juden die Herrschaft über viele Völker verder andere

heissen lassen, 7 )

jede Herrschaft verboten.

Wucher

gestattet,

Der eine Sünden

9

)

8 )

dagegen hat den Seinigen

Der eine hat den Juden den

der andere aber hat ihn untersagt. 10 )

lässt erklären,

dass durch die Thieropfer die

würden, der andere versichert, es

getilgt

sei

un-

möglich, dass durch das Blut der Stiere und Böcke die

Sünden hinweggenommen würden. die Finsterniss einer

») 5

Mos.

1.

)

nach Ps.

4

17.

3,

84, 2.

)

1.

Mos.

3, 22.

)

1.

Mos.

6,

)

Jak.

)

5.

)

Matth. 20, 25.

5

6 7

8 9 )

10 )

5.

1,

Mos.

Mos.

Luk.

17.

15, 9.

15, 6.

6, 35.

») Hehr. 10, ia )

2.

7.

Mos.

4.

19, 9.

Doc.

)

gehüllt zu

Gal. 5, 2.

)

3

Wolke

1

p. 275.

374.

Jener verheisst, in

kommen, 12 )

dieser

147 „wohnt

aber die

unzugänglichem Lichte".

in

Menschen

sich nicht

nahen lassen und

das blosse Ausstrecken der

mit

Hand nach

dem Tode; 2 ) von diesem dagegen

Jener will

1

)

strafte schon

der Bundeslade

Nahet

heisst es:

euch Gott und er wird sich euch nahen. 3 )

Der Gott des

Alten Bundes hat, indem er über jeden, der

am

Holze

hängen würde, den Fluch ausgesprochen, 4 ) Christus zum

Darum

voraus verflucht.

hat Paulus mit Berufung auf

Anathem behauptet, dass Christus für uns zum Fluche geworden sei. 5 ) Dagegen hat der Gott des N. T. dieses

seinem Sohne Christus keineswegs geflucht.

Jener hat

Verflucht sei, wer nicht hält alle

Worte des

gedroht:

Gesetzes, dass er darnach thue, ein Joch

nennt,

und

)

Er begehrt

legt ein unerträgliches

gegen sagt:

weshalb Petrus dieses

welches weder unsere Väter noch wir

zu tragen vermochten. 7 ) liche

6

Mein Joch

ist

also

Joch auf.

Unmög-

das

Christus da-

süss und meine Bürde ist

leicht.

Wie

Welt und

diese

ihr Herrscher böse

ist,

auch bis auf die Ankunft Christi das Böse ausschliessend gewaltet.

Auch

die

in

so hat

ihr fast

in

irdische

Leiber

eingeschlossenen Engelseelen wussten weder von ihrem

höheren Ursprünge noch von dem guten Gotte, waren daher ungläubig und

dem drückenden Joche

Gottes unterworfen.

Deshalb

des bösen

sagt Christus,

alle,

die

vor ihm gekommen, seien Diebe und Räuber gewesen.

Noe berauschte sich, Loth beging Blutschande mit seinen Töchtern, Abraham log und trieb Unzucht mit seiner Magd, David war ein Mörder und Ehebrecher, und nicht 1.

Tim.

6,

16.

)

2.

Mos.

3,

5;

)

Jak. 4,

)

5.

)

Gal. 3, 13.

»)

2

3 4 5 6

Sam.

6,

6.

Mos. 21, 23.

Mos. 27, 26.

)

5.

)

Apg. 15,

7

2.

8.

10.

10*

148 besser waren die übrigen, deren im A. T. gedacht wird.

Melchisedek, von

dem

der Apostel sagt,

dass er vater-

und mutterlos gewesen, war der böse Gott

selber;

Hauptwerkzeug Satans war aber Moses,

der

auch sichtbar

Wie

zeigte.

bloss

auf Befriedigung

Ehrgeizes

seines

war

er verkündigte,

eine

Mittler er

sich

auf zeitlichen Lohn und

herrschung des jüdischen Volkes. 2 )

lich einiges Gute, z. B.

das

der Herr, so der Diener; und

darum sah auch Moses

um

)

und dem jüdischen Volke, dem

zwischen ihm

in

1

durch absolute Be-

Das

Gesetz, welches

Eingebung Satans, der absicht-

das Verbot zu tödten, einmischte,

dadurch auch die Menschen höherer Abkunft für das

Darum

demselben überwiegende Böse zu gewinnen. 3 )

nennt Paulus das mosaische Gesetz ein Gesetz des Todes

und der Sünde, welches nicht gegeben

damit die Sünde zunehme, welches nur Zorn

sei,

und einen Fluch auf

wirke,

von welchem

erst Christus

vom

kein Jota solle

dem

nicht von

und höheren,

die

Menschen gelegt habe,

befreit

habe.

Die Worte

4 )

gekommen, das Gesetz

nicht

er sei

Christi,

rechtfertige, vielmehr nur

Gesetze vergehen,

5 )

aufzulösen,

sind

demnach

mosaischen, sondern von einem älteren

Welt des guten Gottes verkündigten

in der

Gesetze zu verstehen. 6 )

Die Bücher der Propheten nebst Job, den Psalmen, Salomo's Schriften und

')

Doc.

2

Moneta

)

dem Buche

der Weisheit sind der

p. 34. 89. 267. p.

176.

Da

indess

die

Propheten und das N. T.

Moses lobpreisend äussern und ihn

sich häufig über

des wahren Gottes bezeichnen,

so

als

einen Diener

wurden zwei Moses unterschieden,

mit Berufung auf Paulus, der Rom. 10, 19 von einem ersten Moses geredet habe,

Propheten,

einem Moses der guten Schöpfung, der

ein

Organ Gottes

p. 59. 3 )

Moneta

)

Rom.

)

Matth.

)

Moneta

4 5 6

p.

7,

6

5,

180. ff.

;

8,

17. 18.

p. 209.

2.

in

also,

wie die

der höheren Welt gewesen.

Doc.

149 Eingebung des Vaters der Gerechten geschrie-

gute, unter

bene Theil der alttestamentlichen Bücher.

Doch

l

)

ist ein

grosser Theil der in den Büchern der Propheten enthal-

tenen Lehren und Visionen von diesen bereits vor der Bil-

dung der niederen Welt den,

dem Pleroma verkündet wor-

in

und daher muss auch ein himmlisches Jerusalem

von dem irdischen unterschieden werden, welches

letz-

da es unter der Herrschaft des bösen Gottes ge-

tere,

von der die

standen, nicht die heilige Stadt sein kann,

Propheten so häufig reden;

desgleichen

gedenken

die

Propheten häufig solcher Ereignisse, welche nicht in den jüdischen Städten, deren

Namen

sie

nennen, sondern in

den gleichnamigen himmlischen vorgefallen

Beweis wurde angeführt die meiner unzählige Tage. dieser Welt, also

Stelle:

Mein Volk vergisst

Dies könne

2

)

Als

sind.

nicht von

Tagen

welche zählbar seien, gesagt sein, müsse

von dem, was im Pleroma vorgegangen, verstanden

Damit verbanden

werden.

sie die

Behauptung, dass die

Äusserungen der Propheten immer nach dem Wortlaute, dass also ihre Zeitbestimmungen lich

immer ganz buchstäb-

zu nehmen, ihr Präsens von eben damals gegenwär-

tigen, ihr Präteritum

von vergangenen und

ihr

Futurum

von wirklich zukünftigen Dingen und Ereignissen zu verstehen seien lich

;

eine Behauptung, zu der sie

wohl hauptsäch-

durch den prophetischen Gebrauch des Präteritums

veranlasst wurden;

die

Stellen

dieser

Art sollten von

den ehemals im Himmel geschehenen Ereignissen reden,

während

die Katholiken

künftige umdeuteten.

und ihren Büchern

— ist

die

vergangene Zeit

in

die zu-

Die Lehre von den Propheten übrigens einer der Punkte,

welchen die dualistischen Katharer sich nicht gleich ben; denn früher verwarfen

')

)

Propheten und ihre

Rainer Sacchoni bei Martene et Durand, Thes. novus anecd.

V, 1769. 2

sie die

in

blie-

Jerem.

2,

32.

150 Bücher durchaus

der einzige Jesaias galt ihnen als

,

*)

vom guten Gotte, aber nicht wegen seiner im Kanon enthaltenen Weissagungen, sondern wegen des von inspirirt

ihnen hochgehaltenen apokryphischen Buches, der Vision des Jesaia.^)

Es scheint

dass die dualistischen Katharer nur

fast,

darum den genannten Büchern des A.

T. göttliche Auto-

ihnen mehrere Stellen derselben zur

rität beilegten, weil

scheinbaren Begründung ihrer Lehren von den früheren Ereignissen in der oberen Welt, von der Präexistenz der

Menschenseelen und ihrem Falle sehr erwünscht waren. Die oben erwähnte Kegel über die Deutung der Tempora bei den Propheten in

anwendend, bezogen

welchen das Präteritum

sie viele Stellen,

dem Pleroma

steht, auf jene

Besonders jene zahlreichen

angehörigen Begebenheiten.

Stellen der Propheten, in denen

von Jerusalem und von

den Feinden, die diese Stadt bedrohten oder gegen zogen, die

Rede

nach ihrer Ansicht

sollten

ist,

alle

sie

auf

das himmlische Jerusalem und auf das Eindringen der

Dämonen in Angabe war

Nach Moneta's

dieses Reich sich beziehen. es vorzüglich die ihnen

wichtige Stelle Ezech. 34, 16,

Denn

hauptung bestimmte.

dogmatisch überaus

welche die

zu dieser Be-

sie

Worte:

das

Ich will

Verlorene suchen und das Verirrte wiederbringen, enthielten,

wie

sie

meinten, den klaren Beweis, dass Gott

nach Moneta

>)

1.

c.

p.

218.

Vgl. Doc. p. 89. 267. 283. Einige

glaubten, der h. Geist habe die Propheten

der Ankunft Christi zu prophezeien,

manchmal gezwungen, von

davon hätten

verstanden, wie die unvernünftigen Thiere. 2 )

tinetur,

Doc.

quod

deductus

p.

276:

Habent quendam libellum

Spiritus Isaiae a corpore raptus



est,

210

— 250),

Isaiae);

vgl.

sie aber so p.

in

Isaiae,

in

quo con-

usque ad Septem coelos

Engelhardts Kirchenhistor. Abhandlungen

die zweite Hälfte

Real-Enc.

des 'Avaßanxoy 'Haaiov (Ascensio

für prot. Theol. XII, 359.



Vgl. Doc.

Weissagungen aus dem kanonischen Buche Jesaja werden Doc. 161 angeführt.

wenig

275.

also die Visio Isaiae (nach der venetianischen Aus-

gabe von 1522 abgedruckt S.

Doc.

208.

p. 160,

151 keine neuen Seelen schaffe und beselige,

sondern alles

nur für jene von Anfang an existirenden,

in diese

Welt herabgesunkenen und

dere

verirrten

Deutung der pro-

In Folge dieser buchstäblichen

thue.

nie-

Engelseelen

phetischen Bücher behauptete auch der Katharer Tetricus in einem von ihm verfassten

Apokalypse und

in

dem Hymnus

Werke: wenn bei

Daniel

in der

alle

Ge-

schöpfe als das Lob Gottes aussprechend dargestellt würden,

so sei dies ganz allgemein

1

)

Sinne, auch von den Thieren



eine

Annahme, welche

dass diese

sicht,

Wesen

und Pflanzen zu verstehen,

sich mit der dualistischen

An-

zur Schöpfung des bösen Gottes

gehören, wohl nur dann vereinigen die

und im eigentlichsten

Lehre verband, dass auch

in

lässt,

wenn

er damit

Thieren und Pflanzen

dem Pleroma entstammtes Leben gefangen

ein höheres,

gehalten werde.

Um

gefangenen Engelseelen zur Erkenntniss

die

Abkunft zu bringen und ihnen

ihrer höheren

die Mittel

der Befreiung aus der Gewalt des Bösen und der Rück-

kehr in ihre himmlische Heimat zu offenbaren, stieg endlich

das vollkommenste Geschöpf des gerechten Vaters,

Christus, mit einem ätherischen, aus dem Himmel herabgebrachten Leibe auf die Erde herab. 2 ) Auch er hatte einen himmlischen Geist, den Lenker seiner Seele von welchem Geiste Christi Petrus redet. 3 ) Maria war gleich ihm ein Engel, welcher nur in Gestalt

der Engel

,

eines

Weibes

erschien, 4 ) wesshalb

auch die Schrift nir-

gends ihrer Eltern gedenkt. Auch Joseph und der Apostel

Johannes 5 ) waren solche

Wie aber

verhüllte Engel.

Vater 1)

2 ) 3

Apok. Doc.

so

galt,

Christi

5,

p.

Petr.

in scheinbaren irdischen

13.

Dan.

der Engel Joseph für den

wurde Maria 3,

57 Vulg.

155. 221. 224. 322. 375. 11.

)

1.

)

Doc.

p.

34. 58. 67. 155. 322.

)

Doc.

p.

34. 277.

4

5

1,

Leibern

irriger

Weise für

152 wiewohl er nur durch das eine

dessen Mutter gehalten,

Ohr

in

und

ein-

sie

gegangen

ist

durch das andere von ihr aus-

und nichts von

angenommen hat, dasondern Weib nannte und

ihr

her er sie auch nicht Mutter, nichts mit ihr

1

)

gemein zu haben versicherte.

Leib ein himmlischer, von

dem

Dass sein

grob-irdischen völlig ver-

schiedener gewesen, gab er selbst zu erkennen, indem er

vom Himmel

das lebendige,

sich

nannte, wie auch Paulus

vom Himmel,

der himmlisch

schlechtsregister Christi sich nicht auf irdische

bezeichnete.

sei,

bei den

Die Ge-

Evangelisten beziehen

Zeugungen, sondern auf Verhält-

die zwischen den Bürgern der höheren Welt statt-

nisse,

und dass Christus aus dem Samen Davids nach

finden,

dem

herabgestiegene Brod

den zweiten Menschen

ihn, als

Fleische sei,

ist

von einem anderen himmlischen

David und von himmlischem Fleische zu verstehen. Seiner höhern Natur gemäss konnte Christus weder Hunger noch Durst empfinden; die Jünger, welche meinten, er esse

nahm

und

trinke, täuschten sich, er

und

sein vierzigtägiges Fasten

geistiger Speise.

2 )

Nahrung zu

sich

eine Enthaltung

von

Gotte verfolgt,

litt

nie

war

Von dem bösen

und starb Christus ohne Schmerzen, 3 ) und ohne dass dieses Leiden und dieser Tod eine erlösende und genugthuende

Bedeutung für uns gehabt hätte; er

und Geist

sich

starb,

indem Seele

von seinem Leibe trennten; doch ver-

einigten sich beide nach drei

Tagen wieder mit demsel-

ben, d. h. er erstand wieder von den Todten

»)

Doc.

2

Alanus

)

Antiq.

gabe

p. 90. 1.

c.

p.

med. aev. V, 94. Alanus

des

(p.

39)

70.

habe.

Peregrinus

Moneta

1.

beriefen

Doketismus auf den Hilarius von stus keine

und zeigte

c.

p.

sie

Poitiers,

Schmerzen empfunden und

Priscianus

250—257.

sich

bei

Muratori

Nach der An-

zur Bestätigung

ihres

welcher gelehrt, dass Chri-

folglich nicht wirklich gelitten

Diess zeigt, dass einzelne ihrer Lehrer, neben genauer Kennt-

niss der heiligen Schrift, auch theologische Bildung besassen. 3 )

Doc.

p.

162. 222.

153 während der vierzig Tage den Jüngern, *) aber

sich

sein Leib nur durch göttliche Kraft

dass

und göttlichen Willen

und gesehen werden konnte; er kehrte hierauf

betastet in

so,

den Himmel mit diesem ätherischen Leibe zurück und

sitzt

nun

als glorreicher

ten des Vaters.

Überwinder des Satan zur Rech-

2 )

Christus predigte „den Geistern,

sam waren, den Langmut Gottes

einst Ungläubigen,

als

den Tagen des Noe."

in

im Verwahr-

die

harrten der

sie 3 )

Seine Predigt

nur dem Volke Gottes, den himmlischen

galt nämlich

waren

;

seit seiner

Erscheinung hat bei ihnen die Busse begonnen

;

sie

Seelen, welche in Noe's Zeit ungläubig

büssen

jedoch nur für jene in der höhern Welt begangene Sünde.

Die Busse beginnt bei ihnen, wenn

sie

ben (der Katharer) annehmen und

in der

die

Händeauflegung empfangen.

den wahren Glau-

wahren Kirche

Durch diesen Act wird

welchem

sie

im Himmel verbunden war, zurückgegeben, auf dass

er

jeder der himmlischen Seelen der Geist, mit

sie

det

lenke und bewache. ist,

wandern

sie

So lange die Busse nicht vollen-

von einem Körper

in

den andern. 4 )

ihm fremden und feindlichen Schöpfung des

In der

bösen Gottes konnte Christus kein materielles

Wunder

Wundererzählungen des Neuen Testa-

vollbringen, und alle

mentes müssen daher geistig und allegorisch gedeutet

Wenn

werden.

es heisst, dass Blinde sehend geworden,

')

Doc.

s

Peregrinus Priscianus

)

p.

163. 193. p. 94.

Moneta

p.

Nach der von

256.

einem Wohlunterrichteten geschriebenen Disputatio inter Catholicum Paterinum

(bei

Martene

einen Dämon,

Christus

Durand, Novus thes. anecd. V,

et

welchem

kreuzigen, und dieser sagte

im Paradiese

sein.

Wenn

zum Fluche geworden, 3 )

4 )

Mansi

t.

1.

Petri 3, 19.

Moneta 11.

1.

c.

seine Gestalt gab,

p.

et

1748) liess

statt

seiner

wirst du mit mir

daher Paulus sagt, Christus

so meint er dieses Scheinbild,

Dämon.

Gestalt verhüllten

er

zum Schächer: Heute

p.

sei

den

für

uns

in Christi

Vgl. Doc. p. 81. Vgl. Doc. p. 193. 194.

371.

Bonacursius

bei

Baluze,

Miscell.

ed

!

154 dass Kranke geheilt, Todte erweckt wurden, so

diess

ist

von der Erleuchtung des Geistes, von geistigen Zuständen und Wirkungen zu verstehen. Wenn es heisst, alles

dass Christus Aussätzige gereinigt habe,

Aussatze die Sünde gemeint. als ein leiblich

Todter,

Wort

das

Geist aber belebt.

So wurde Lazarus nicht

sondern als ein in Sünden Er-

zum Leben erweckt.

storbener durch Bekehrung gilt also

des Herrn

Der Buchstabe

:

Hier

tödtet, der

1

)

Das vornehmste Werkzeug, dessen Gott bediente,

dem

so ist mit

Sendung

die

Johannes der Täufer. 2 )

der böse

sich

war

zu vereiteln,

Christi

Schon der Engel, der seine Ge-

burt ankündigte, war ein Bote Satans, seine Eltern waren

vom bösen Samen und an.

leib

Seine Taufe

er selbst

war

war böse vom Mutter-

eine Erfindung

Taufe Christi zu verdrängen. 3 )

Was

Satans,

die

und da Gutes

er hie

von Christus sagte, das sprach er ohne seinen Willen,

als

das unbewusste Organ eines guten Geistes; sobald dieser sich

ihm entzog, musste er

Darum

gen.

folgte

Unwissenheit schwei-

in seiner

er auch Christus

nicht

Aposteln und darum heisst es von ihm, er

gewesen und der kleinste

nicht

grösser als ein

er. 4

») 2

Doc.

Disput, inter Cath. et Pat. p. 1750.

Doc.

p.

21. 90.

)

Joh.

1,

8; Matth. 11, 11.

)

Joh.

21, 22.

p.

Wenn

dass er bleibe,

)

)

6

p. 1723.

komme."

will,

5

Doc.

3

sei

von ihm angenommenen Gestalt auf Erden,

)

4

das Licht

herabgestiegener Engel und weilt noch

weshalb Christus von ihm sagte: „Ich bis ich

sei

im Himmelreiche

Dagegen war der Evangelist Johannes

)

vom Himmel

jetzt in der

den

gleich

247.

p. 40. 55.

34. 65. 90. 283. 375.

Doc.

Doc

277.

p.

p.

155.

Moneta

p.

225—231.

Johannes der Täufer gerufen: Seht das

so habe er damit sagen wollen

:

Den

greift

und nicht mich.

waren übrigens der Meinung, der Geist des Elias übergegangen, da Christus (Matth. Elias aber gehörte auch zu

11, 14)

Disput,

Lamm Gottes

sei

gesagt habe: Er

dem bösen Samen.

Moneta

Einige

auf Johannes ist

Elias;

p. 231.

155 Der

heilige Geist,

welchem mit dem Vater und dem

Sohne Anbetung gebührt,

wie der Sohn, ein Geschöpf

ist,

des Vaters, aber grösser als alle übrigen Geister und von so

ihn anzuschauen.

,

50,

Aber auch

14).

die Engel

es

ge-

Die Katharer nannten ihn

]

)

auch den obersten Geist

als

dass

unaussprechlicher Schönheit,

lüstet

(spiritus

Wächter und Führer gegeben

hat, heissen,

Lehre, heilige Geister, weil sie im

nach Ps.

principalis,

die Geister, welche Gott

Himmel

den Seelen nach ihrer

der Versuchung

des Satan, der ihrer stärkeren und vollkommeneren Natur

wegen

nichts über sie vermochte, unzugänglich

und Gott

Diese Geister bilden den dritten Bestand-

treu blieben.

teil der Menschen, nämlich den aus der höhern Welt

stammenden

doch wohnt der Geist nicht in dem Körper

;

des Menschen, sondern befindet sich ausserhalb desselben, als der

Lenker und Führer der

beziehen sich die

Worte Pauli

Seele.

Auf

diese Geister

„Ihr befieissiget euch der

:

So lange der Mensch

Geister (£?/A