"Wir, die 8 Milliarden Menschen, wohnen auf einem unbedeutenden Planeten, der sich um einen ganz gewöhnlichen Stern
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German Pages 320 [321] Year 2024
Table of contents :
Der Planet der Menschen und der Anderen
1. Vom Urknall zum Planeten Erde (seit 13,8 Milliarden Jahren)
2 Vom Kern zur Stratosphäre (seit 4,5 Milliarden Jahren)
3 Planet des Lebens (seit 3,5 Milliarden Jahren)
4 Ein Tier unter Tieren: der Mensch (seit 7 Millionen Jahren)
5 Domestizierung (seit 12 000 Jahren)
6 Die Ära der Landwirtschaft (seit 6000 Jahren)
7 Die Globalisierung der Ressourcen (seit dem 15. Jahrhundert)
8 Das Kohlezeitalter (seit dem 18. Jahrhundert)
9 Der überlastete Planet (seit dem 20. Jahrhundert)
Danksagung
Bibliografie
Begriffe
Orte
Akteure
Nachweise und Quellen
Inhalt
Zum Buch
Vita
CHRISTIAN GRATALOUP
Die Geschichte
ERDE Ein ATLAS der
Unter Mitarbeit von Charlotte Becquart-Rousset, Léna Hespel und Héloïse Kolebka
Aus dem Französischen übersetzt von Frank Sievers, Martin Bayer, Nele Boysen und Jens Hagestedt
C.H.BECK
Titel der französischen Originalausgabe: «Atlas historique de la Terre et de son usage par les humains» © Les Arènes & Croque Futur, Paris, 2022 Martin Bayer, Nele Boysen und Jens Hagestedt haben die Karten übersetzt, Frank Sievers die begleitenden Texte. Projektleitung Valérie Hannin, Philippe Pajot und Jean-Baptiste Bourrat Gestaltung Vincent Lever Leitung der Kartografie Héloïse Kolebka (L’Histoire) und Frédéric Miotto (Légendes Cartographie) Karten Marie-Sophie Putfin, Frédéric Miotto, Lucille Dugast, Allix Piot und Salomé Choukroun Redaktion der Begleittexte Christian Grataloup, Charlotte Becquart-Rousset, Léna Hespel und Héloïse Kolebka mit Jeanne Barnicaud Textrevision Sarah Ahnou und Isabelle Paccalet mit Alice Posière Für die deutsche Ausgabe: © Verlag C.H.Beck oHG, München 2024 Alle urheberrechtlichen Nutzungsrechte bleiben vorbehalten. Der Verlag behält sich auch das Recht vor, Vervielfältigungen dieses Werks zum Zwecke des Text and Data Mining vorzunehmen. Umschlagentwurf: Rothfos & Gabler, Hamburg Umschlagabbildung: Geologie der Erde (S. 32/33) Satz: Fotosatz Amann, Memmingen ISBN Buch 978 3 406 82230 8 ISBN eBook (PDF) 978 3 406 82231 5 Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website www.chbeck.de. Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele weitere Informationen.
Für François Durand-Dastès (1931 – 2021)
Dieser Atlas ist die Ernte dessen, was François Durand-Dastès gesät hat: eine geografische Darstellung der Menschen auf der Erde, die die Komplexität der Interaktionen zwischen den menschlichen Gesellschaften und der biophysischen Welt ebenso berücksichtigt wie die wissenschaftliche und didaktische Notwendigkeit, sie in einfachen, verständlichen Karten und Modellen darzustellen.
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Die Geschichte der Erde. Ein Atlas: Autoren und Beiträger Christian Grataloup, «der Historiker unter den Geografen», ist Agrégé (Absolvent) und Doktor der Geografie, ehemaliger Professor an der Universität Paris-Cité und Spezialist für Erdgeschichte. Mitautor zahlreicher Buchveröffentlichungen: Géohistoire de la mondialisation (Armand Colin 2015), Atlas global (Les Arènes 2016), Le Monde dans nos tasses (Armand Colin 2017), Atlas historique mondial (Les Arènes 2019; dt.: Die Geschichte der Welt. Ein Atlas, C.H.Beck 2023), L’Invention des continents et des océans (Larousse 2020; dt.: Die Erfindung der Kontinente, WBG 2021) und Atlas historique de la France (Les Arènes 2020). Außerdem betreut er in der Zeitschrift Carto eine Rubrik mit Nachrichten aus der erdgeschichtlichen Forschung. Héloïse Kolebka, DiplomPolitologin (Universität Paris), ist seit 2014 Chefredakteurin der Zeitschrift L’Histoire. Sie zeichnet seit über 20 Jahren gemeinsam mit den Kartografen von Légendes Cartographie Landkarten und hat bereits an den beiden Vorgängerwerken des vorliegenden Buchs mitgearbeitet, dem Atlas historique mondial (Les Arènes 2019) und dem Atlas historique de la France (Les Arènes 2020).
Charlotte Becquart-Rousset, Agrégée (Absolventin) der Geografie, unterrichtet an der Sorbonne. Sie befasst sich insbesondere mit der Vorbereitung von Lehramtsprüfungen (Capes, Agrégation) und gehörte der Jury des Capes-Wettbewerbs für historische Geografie an. Sie hat an der Redaktion mehrerer Gesamtdarstellungen und Handbücher mitgewirkt, unter anderem am Atlas historique mondial (Les Arènes 2019) und am Atlas historique de la France (Les Arènes 2020). Philippe Pajot hat sich nach dem Studienabschluss in Astrophysik (1994) seine Sporen als Wissenschaftsjournalist bei der Zeitschrift Pour la science verdient, wo er als stellvertretender Chefredakteur tätig war. Anschließend war er Chefredakteur bei Ciel et Espace und schrieb anschließend zehn Jahre lang Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften (Science et Vie junior, Le Monde, Ça m’intéresse, Sciences et Avenir) und arbeitete an Büchern u. a. für das CNES und den Verlag Cherche midi mit. Seit 2017 ist er Chefredakteur der Zeitschrift La Recherche. 2011 erschien im Verlag Le Cavalier bleu sein Buch Parcours de mathématiciens.
Léna Hespel ist Wissenschaftsjournalistin. Nach ihrem Masterabschluss in Biologie und einem Studium an der École supérieure de journalisme (ESJ) in Lille schreibt sie für verschiedene Wissenschafts- (u. a. Pour la science, Science et Vie, La Recherche) und Publikumszeitschriften. Légendes Cartographie ist eine Kartografieagentur, die seit 1996 die Karten für die Zeitschrift L’Histoire erstellt. Légendes Cartographie war für sämtliche Landkarten der bisherigen Veröffentlichungen Christian Grataloups beim Verlag Les Arènes zuständig und ist auch an der großen Atlantenserie beteiligt, die Le Monde/La Vie seit 2007 herausgibt. Die Agentur ist außerdem in wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Verlage Nathan, Hachette, Hatier und Belin éditeur sehr präsent und arbeitet regelmäßig für die Zeitschrift Carto.
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Romain Amiot Paläontologe Jeanne Barnicaud Doktorandin im Fach Zeitgeschichte an der Universität Paris-1 Isabelle Catteddu Archäologin am Institut national de recherches archéologiques préventives (INRAP) mit Spezialgebiet Landwirtschaft und bäuerliche Kultur im Frühmittelalter Jean-Paul Demoule Emeritierter Professor für europäische Ur- und Frühgeschichte an der Universität Paris-1 François Durand-Dastès Geograf Jean-Baptiste Fressoz Umwelthistoriker Éric Guilyardi Meeresforscher und Klimakundler Liliane Hilaire-Pérez Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Paris-Cité, Spezialistin für Technikgeschichte François Jarrige Spezialist für Geschichte der Industrialisierung im 19. Jahrhundert
Jacques Jaubert Ur- und Frühgeschichtler und Archäologe
Lionel Ranjard Bodenökologe, Spezialist für Mikrobiologie des Bodens
Guillaume Lecointre, Zoologe und Spezialist für Taxonomie
Stephen Rostain Forschungsleiter am Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Spezialgebiet: Archäologie des Amazonasbeckens
Florian Mazel Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Rennes-2 Fabrice Not Meeresbiologe Didier Paillard Paläoklimatologe am Laboratoire des sciences du climat et de l’environnement (Labor für Klimatologie und Umweltwissenschaft) Fabien Paquet Moderator der Tagungen zur mittelalterlichen Geschichte an der Universität Caen Antonio Pérez Balarezo Anthropologe Catherine Perlès Emeritierte Professorin an der Universität Paris-Nanterre, Spezialistin für jungsteinzeitliche Archäologie Yann Potin Historiker und Archivar an den Archives nationales de France (Französisches Nationalarchiv), Spezialist für Ur- und Frühgeschichte
Dalila Sekkaï Doktorin der Biochemie, Agrégée (Absolventin) der Biochemie mit Fachrichtung Biologie und Professorin für Biotechnologie Gabriel Tobie Planetologe Boris Valentin Professor für Archäologie der Ur- und Frühgeschichte an der Universität Paris-1 Catherine Virlouvet Emeritierte Professorin für Römische Geschichte an der Universität Aix-en-ProvenceMarseille
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Der Planet der Menschen und der Anderen
W
ir, die 8 Milliarden Menschen, wohnen auf einem unbedeutenden Planeten, der sich um einen ganz gewöhnlichen Stern dreht. Aber dieser Planet hat eine Besonderheit, die bislang noch nirgendwo sonst beobachtet wurde: Er birgt Leben. Natürlich sind wir nur eine Variante im bunten Strauß der Lebensformen auf diesem Planeten, aber immerhin eine, die sich als besonders eroberungsfreudig erwiesen hat, um nicht zu sagen «invasiv». Die wachsende Umweltangst angesichts des Klimawandels, des Artensterbens und der schweren Umweltverschmutzung spielte bei der Entwicklung dieses Atlas eine zentrale Rolle. Sein Interesse gilt unseren heutigen Anforderungen und Fragestellungen – was in diesem Bereich etwas vollkommen Neues ist.
Die Gegenwart der Vergangenheit Wie in der rechten Spalte unserer Gliederung auf Seite 11 zu sehen ist, hat alles einen Anfang, aber kein Ende. Das Universum existiert heute und wird auch noch morgen existieren. Der Planet Erde ist darin nur ein winziger Punkt (und wird es auch bleiben), aber es gibt auf ihm Leben (was auch so bleibt), und das menschliche Tier nimmt immer größeren Raum darauf ein (wird sich das eines Tages ändern?). Es bewirtschaftet den Boden und domestiziert die anderen Tiere. Es hat, nachdem es sich auf der gesamten Erdoberfläche ausgebreitet hatte, den Kontakt zu den verstreuten Gruppen seiner Art gesucht. Es hat Kohle abgebaut und fragt sich jetzt, nachdem seine Zahl von einer Handvoll auf 8 Milliarden angewachsen ist, wie es mit dem erodierten irdischen Kapital weiter verfahren soll. Dieser Atlas zeigt die verschiedenen Stadien dieser Entwicklung.
Alle historischen Darstellungen – darunter auch Geschichtsatlanten – können die Vergangenheit immer nur von der Gegenwart aus betrachten, aus der Zeit heraus und von dem Ort aus, wann und wo sie entstanden sind. Die Abbildung auf Seite 16/17 in diesem Atlas, mit der wir (fast) bis zum Urknall zurückgehen, ist gleichsam eine Metapher für das gesamte Buch. Auf ihr sind die zeitlichen Stadien der Geschichte des Universums gleichzeitig zu sehen. Die Reihenfolge all dieser Prozesse ist nur insofern eine Aufeinanderfolge, als diese nach ihren jeweiligen Anfängen chronologisch geordnet sind: Die Landwirtschaft setzte natürlich erst lange Zeit nach der Entstehung der Plattentektonik ein, und dennoch ernten wir unser Getreide auf Erdplatten, die sich weiterhin bewegen. Das Ende aller dieser Entwicklungen liegt jedoch in der Zukunft und kann daher nur hypothetisch beschrieben werden. Dadurch, dass auf den thematischen Doppelseiten jeweils auf andere Seiten verwiesen wird («Siehe auch» auf der rechten Seite oben), entstehen vertikale Durchbrüche, die die verschiedenen Schichten miteinander verbinden, Geologie und Industrie, Meeresströmungen und Kolonialisierung … Im Vergleich zu den beiden anderen Atlanten, die unser Team (das erweitert wurde, um das gesamte Spektrum der Wissenschaften von der Erde und ihren Bewohnern abzudecken) bereits publiziert hat, ist dieses Werk etwas Neues. Das werden Sie sofort erkennen, wenn Sie ein bisschen darin blättern, es gibt nämlich Doppelseiten mit dunklem Hintergrund, die zwischen die Darstellungen mit weißem Hintergrund eingeschoben sind. Hier werden historische Augenblicke der Wissenschaften vorgestellt. Das geophysische und biologische Wissen, aber auch das Wissen über vergangene Gesell-
10
Einleitung
schaften sind menschliche Konstrukte, die es ins Verhältnis zueinander zu setzen gilt. Vor allem da die Schwerpunkte, die wir auf diesen schwarzen Seiten gesetzt haben, auf beispielhafte Weise zeitgenössische gesellschaftliche Themen betreffen, die ein Nachhall von Fragestellungen der Vergangenheit sind.
Ein Atlas mit enzyklopädischem Anspruch für die heutige Zeit Das Besondere an unserer Vorgehensweise ist die Verschränkung verschiedener Zeitabschnitte. Es gibt hervorragende Atlanten zur aktuellen Umweltkrise und wunderschöne Darstellungen der Geschichte der Geologie oder Biologie. Viel seltener findet man dagegen Bücher, die den heutigen Debatten und Herausforderungen eine historische Tiefe verleihen, und noch viel seltener geschieht dies mit den Mitteln der Geografie. Dennoch werden die älteren Leserinnen und Leser unter Ihnen vielleicht eine Art Déjàvu erleben, wie ein Biss in eine Proust’sche Madeleine. Denn tatsächlich haben die Enzyklopädien lange Zeit versucht, alle Bereiche des konkreten Wissens abzubilden, von der Geologie bis hin zur Technik. Man fand darin Tiefseegräben ebenso wie Dampfmaschinen, Stammbäume von Pflanzen ebenso wie Querschnitte von Atomreaktoren. Die Zersplitterung der Wissensgebiete und ihrer Darstellung trägt leider nicht dazu bei, dass wir die Komplexität der heutigen Probleme besser begreifen, und sie hilft uns auch nicht, einen Standpunkt zu beziehen oder Entscheidungen zu treffen. Der Versuch, eine möglichst allumfassende und zugleich offene Perspektive einzunehmen, gleicht insofern der Neugierde eines Kindes (zwischen 7 und 100 Jahren), die noch nicht von den Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen eingeengt ist, und antwortet damit auf die Fragen der Weltbürgerinnen und Weltbürger (derselben Altersgruppe). Wir dürfen uns also brüsten, mit diesem Ansatz dem enzyklopädischen Verständnis des 18. Jahrhunderts zu folgen, wobei wir es aber zugleich ganz und gar zeitgenössisch interpretieren – ja, sogar mit diesem Vermächtnis brechen. Vor ein
paar Jahrzehnten hätte dieses Werk vielleicht «Atlas vom Menschen und der Natur» geheißen. Aber bitte erwarten Sie nicht, dass auf den folgenden Seiten von dieser Dichotomie die Rede sein wird – abgesehen von der Doppelseite zur Geschichte der Wissenschaften (siehe S. 218), auf der die Trennung von Mensch und Natur in die Geschichte und Geografie des Denkens eingeordnet wird. Ansonsten wird hier die biophysische Welt, vom intergalaktischen Raum bis hin zu den Atomen, nirgends «Natur» genannt, da der Mensch immer Teil des Lebens auf diesem Planeten ist, ein Tier unter Tieren.
Ohne Nostalgie oder futuristische Illusionen Die Enzyklopädisten des 18. Jahrhunderts hätten unser Projekt, ohne zu zögern, mit einer guten Portion Fortschrittsgläubigkeit angegangen. Diese Herangehensweise hielt sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Heute hingegen kann die herrschende Umweltangst dazu führen, dass ähnlich lineare Erzählungen unter umgekehrten Vorzeichen geschrieben werden: Das Goldene Zeitalter liegt dann nicht mehr in einer strahlenden Zukunft, in der sich der Mensch zum Schöpfergott aufschwingt, sondern in der Altsteinzeit, die zur Projektionsfläche für verloren geglaubte Tugenden wird. Die Geschichte der Erde folgt keinem dieser beiden Wege. Unser Routenplaner für dieses Buch hatte das Ziel, Prozesse zu betrachten, die, wenn sie einsetzen, weitreichende Folgen haben. So verhält es sich zum Beispiel in den ersten Kapiteln des Buches zur Biophysik – das System Erde, die Evolution des Lebens – oder auch bei den Prozessen, die der Mensch in Gang gesetzt hat und die auf Dauer den Planeten überlasten – Landwirtschaft, demografische Entwicklung, Globalisierung, Industrie. Alle diese Prozesse betrachten wir ohne Nostalgie oder futuristische Illusionen. Sie werden in diesem Buch weder von einer Menschheit hören, die von fortwährendem Fortschritt motiviert ist, noch von einer Welt, die blind in ihr Verderben rennt. Wir geben Ihnen Darstellungen an die Hand, die Ihnen die Dynamiken der Erde begreiflich machen sollen und sie über große
Einleitung 11
Wenn die Geschichte des Universums nur einen Tag lang wäre (24 Stunden)
Kapitel: Stadien der Vergangenheit, die sich wie Schichten übereinanderlegen
13,8 Milliarden Jahren
Erster Tag um 00:00 Uhr
1. Vom Urknall zum Planeten Erde
der Erde
4,5 Milliarden Jahren
um 16:11 Uhr
2. Vom Kern zur Stratosphäre
des Lebens
3 Milliarden Jahren
um 17:55 Uhr
3. Planet des Lebens
der Menschen
7 Millionen Jahren
um 23:59:59 Uhr
4. Ein Tier unter Tieren: der Mensch
der Landwirtschaft
12 000 Jahren
nach 23:59:59 Uhr
5. Domestizierung
zahlreicher Gesellschaften und Kulturen
6000 Jahren
nach 23:59:59 Uhr
6. Die Ära der Landwirtschaft
der Globalisierung
500 Jahren
nach 23:59:59 Uhr
7. Die Globalisierung der Ressourcen
der Industrie
250 Jahren
nach 23:59:59 Uhr
8. Das Kohlezeitalter
der Fürsorge für die Erde
50 Jahren
nach 23:59:59 Uhr
9. Der überlastete Planet
des Endes des Planeten Erde
in 10 Milliarden Jahren
Zweiter Tag um 17:24 Uhr, also 41 Std. und 24 Min. nach dem Urknall
Entstehung und Beginn:
vor:
des Universums
Die zeitlichen Angaben zur frühen Geschichte der Erde und der Menschen sind hier und in den folgenden Kapiteln Richtwerte.
Zeiträume hinweg nachzeichnen. Damit betreiben wir einen Kampf gegen den Gedächtnisschwund: Die verschiedenen Vergangenheiten lassen sich nur in ihrer Zusammensicht verstehen. Unsere Gegenwart ist zugleich Milliarden Jahre und wenige Jahrhunderte alt. Wenn Sie auf dieser Reise von Sternen oder Ameisen, von El Niño oder der Erfindung von Pressglas, von der Suche nach Eldorado oder der Zerstörung von Saint-Pierre auf Martinique durch den Vulkan Montagne Pelée, vom Stamm der Stachelhäuter oder der Zeichnung der Dampf-
maschine träumen (oder albträumen), so ergeben diese Bilder vom Planeten der Menschen nur deshalb Sinn, weil sich alle diese Splitter zu einem Bild im Kaleidoskop zusammenfügen. Menschliches, Allzumenschliches heißt ein Buch von Friedrich Nietzsche. Die miteinander verflochtenen Geschichten von der Erde in diesem Atlas zeigen uns verschiedene Horizonte auf und erinnern uns an unsere Verantwortung als Menschen auf diesem Planeten. Christian Grataloup
1 Vom Urknall zum Planeten Erde (seit 13,8 Milliarden Jahren) Seit dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren dehnt sich das Universum aus. Derzeit gibt es noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, ob das Universum endlich oder unendlich ist. Es umfasst vermutlich 2000 Milliarden Galaxien, darunter die Milchstraße. Diese spiralförmige Galaxie ist etwa 100 000 Lichtjahre lang und enthält 100 bis 400 Milliarden Sterne. Dazu gehört auch die Sonne, um die sich unser Planet, die Erde, dreht.
14
Vom Urknall zum Planeten Erde
seit 13,8 Milliarden Jahren
Am Anfang der Geschichte
Das älteste Bild unseres Universums Dieses Bild ist das erste «Foto» des Universums, das zu diesem Zeitpunkt 380 000 Jahre alt ist, aufgenommen vom Planck-Weltraumteleskop. Zu sehen ist hier die kosmische Hintergrundstrahlung, es handelt sich gleichsam um eine Momentaufnahme vom ältesten Licht des Kosmos. Wie bei einer Erdkarte, die keine präzise Darstellung der Erde ist, sehen wir auch hier nicht
die tatsächliche Form des Universums. Es ist eigentlich eine Kugel. Die verschiedenen Farbtöne stellen winzige Temperaturschwankungen in der Strahlung dar und stehen für Bereiche mit unterschiedlicher Dichte. Damit zeichnen sich hier schon die zukünftigen Strukturen des Universums ab, die heutigen Sterne und Galaxien.
Siehe auch
—
Vom Geozentrismus zur Gravitation S. 18 Weltenenden S. 26
15
Heißeste, also dichteste Bereiche des Weltalls
Kälteste, also am wenigsten dichte Bereiche des Weltalls
Die kosmische Hintergrundstrahlung gibt uns Auskunft über die Struktur, das Alter und die Entwicklung des Universums. Vor deren Entstehung ist das Universum klein, dicht und heiß, das Licht ist darin eingeschlossen. Etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall wird Licht freigesetzt, wodurch die Hintergrundstrahlung entsteht, die eine Temperatur von etwa 3000 °C hat. Während sich das
Universum ausdehnt, wird diese Strahlung immer schwächer und kälter. Inzwischen beträgt ihre Durchschnittstemperatur nach der Messung durch das Planck-Weltraumteleskop ungefähr − 270 °C. Das Universum selbst ist 13,8 Milliarden Jahre alt und dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von 67 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec aus (1 Megaparsec sind 3,26 Millionen Lichtjahre).
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Vom Urknall zum Planeten Erde
seit 13,8 Milliarden Jahren
Eine kurze Geschichte des Universums
Der Gravitationswellenhintergrund (< 1 Sekunde) Weniger als eine Sekunde nach dem Urknall beginnen Neutrinos, elektrisch neutrale Elementarteilchen, in das Universum auszufliegen. Sie bilden den diffusen Neutrinohintergrund, der sich seitdem ausdehnt. Er konnte bislang noch nicht direkt beobachtet werden, hinterlässt aber nachweisbare Spuren in der kosmischen Hintergrundstrahlung.
Die kosmische Hintergrundstrahlung (380 000 Jahre) Als sich das Universum ausreichend abgekühlt hat, auf etwa 3000 °C, können sich zum ersten Mal Photonen, Elementarteilchen des Lichts, frei im Raum bewegen. Sie bilden die kosmische Hintergrundstrahlung, in die heute das gesamte Universum getaucht ist. Das Bild zeigt die Temperaturschwankungen dieser Strahlung, die auf Unterschiede in der Dichte zurückzuführen sind. Die wärmsten Bereiche (orange) sind gleichsam die Embryonen der zukünftigen Galaxien.
Reionisierung (zwischen 400 Millionen und 1 Milliarde Jahre) Die ersten Generationen von Sternen bilden sich inner- und außerhalb der ersten Galaxien. Diese riesigen Sterne haben ein kurzes, aber intensives Leben. Durch ihre Strahlung wird das intergalaktische Medium ionisiert. Sie gibt oder nimmt auf ihrem Weg durch die Materie neutralen Molekülen ein Elektron, sodass Ionen entstehen. Mit dem Planck-Weltraumteleskop lässt sich die Wechselwirkung der Hintergrundstrahlung mit den durch Ionisierung entfernten Elektronen beobachten. In Kombination mit anderen Beobachtungen lässt sich daraus schließen, dass das Universum bei Beginn der Reionisierung bereits über 400 Millionen Jahre alt ist.
Siehe auch
—
Am Anfang der Geschichte S. 14 Vom Geozentrismus zur Gravitation S. 18
17
Materieverteilung
Neue Galaxienhaufen (ca. 6 Milliarden Jahre)
Das galaktische Magnetfeld
Die gesamte Materie des Universums (die normale Materie und die Dunkle Materie) deformiert auf ihrer Reise zu uns durch ihre Schwerkraft die kosmische Hintergrundstrahlung. Die heute zu beobachtenden Deformationen entstehen vor allem durch Strukturen, die erst 3 Milliarden Jahre nach dem Urknall existieren.
Das Licht der kosmischen Hintergrundstrahlung wird von einem heißen Gas ausgestrahlt, das sich in den Galaxienhaufen befindet. Dank dieser Verzerrung konnte das Planck-Weltraumteleskop die Galaxienhaufen entdecken (rote Punkte), darunter einige bislang unbekannte. Mithilfe des XMM-Newton-Teleskops, das der Beobachtung von Röntgenstrahlung dient, wurde bestätigt, dass es sich tatsächlich um Galaxienhaufen handelt, die heißes Gas beinhalten.
(ca. 13,8 Milliarden Jahre)
(ca. 3 Milliarden Jahre)
Der Staub des interstellaren Mediums liegt entlang dem galaktischen Magnetfeld. Durch die Analyse des davon ausgestrahlten Lichts konnte mit dem Planck-Weltraumteleskop eine Karte des derzeitigen Magnetfelds der Milchstraße erstellt werden. Dabei wurden einige unerwartete Phänomene entdeckt, für die die Astrophysiker bislang noch nach einer Erklärung suchen.
Das Planck-Weltraumteleskop in der Erdumlaufbahn in 1 500 000 km Höhe
Urknall
< 1 Sekunde
13,8 Milliarden Jahre Heute
18
Geschichte der Wissenschaften
Vom Geozentrismus zur Gravitation
Ptolemäus: die Erde im Mittelpunkt Bis ins 16. Jahrhundert herrschte in der europäischen Astronomie das geozentrische Weltbild vor, das intuitiv richtig schien und der Bibel entsprach. Diese Himmelskarte von 1660 aus dem Himmelsatlas von Cellarius zeigt das System, das Ptolemäus um 150 unserer Zeitrechnung im Almagest ausgearbeitet hat. Im geozentrischen Weltbild – das schon Aristoteles vertritt (4. Jahrhundert v. u. Z.) und das die islamischen Astronomen Nasir al-Din al-Tusi (1201–1274) und Ibn al-Shatir
(1304–1375) im Mittelalter weiterentwickeln – ist der Himmel eine riesige Sphäre, die sich um eine Achse dreht, in deren Mittelpunkt die Erde liegt. Die Planeten – wozu im damaligen Sinn auch Sonne und Mond gehören, die Erde indes nicht – kreisen um die unbewegliche Erde. Manche vollführen dabei zusätzliche Bewegungen, was ihren komplexen Lauf erklärt. Die Jahreszeiten und die Länge von Jahren und Tagen entstehen damit durch Bewegungen jenseits der Erde.
Was die Bibel sagt: «Damals redete Josua mit dem HERRN an dem Tage, da der HERR die Amoriter vor den Israeliten dahingab, und er sprach in Gegenwart Israels: Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! Da stand die Sonne still und der Mond blieb stehen, bis sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte. Ist dies nicht geschrieben im Buch des Redlichen? So blieb die Sonne stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag.» Altes Testament, Buch Josua 10, 12–13.
19
Zwei Revolutionen: Kopernikus und Newton Diese Himmelskarte, ebenfalls aus dem Himmelsatlas von 1660, zeigt das heliozentrische Modell: die Sonne als Mittelpunkt des Universums. Kopernikus hat dieses System in De revolutionibus orbium coelestium («Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären») von 1543 mathematisch beschrieben. Darin behauptet er, die Erde drehe sich um die eigene Achse und bewege sich um die Sonne, ohne jedoch einen Beweis vorzulegen. Johannes Kepler schließlich beweist, dass die Umlaufbahnen der Planeten nicht kreisförmig, sondern elliptisch
sind und die Planeten sich nach mathematischen Regeln bewegen (die drei Keplerschen Gesetze von 1609 und 1619). Luther verwirft diese neue Theorie schon 1539, noch vor dem Erscheinen von Kopernikus Buch. Josua habe der Sonne nur befehlen können, stehen zu bleiben, wenn sie sich zuvor bewegt habe. Die katholische Kirche indiziert das Werk aber erst 1616, nachdem Galileo 1613 durch Beobachtungen mit dem Fernglas erkannt hatte, dass das heliozentrische Weltbild plausibel ist. Die Veröffentlichung seines Dialogs über die zwei großen Welt-
systeme (1632) führt dazu, dass ihn die Kirche 1633 nötigt, seiner Theorie abzuschwören. Der berühmte Ausspruch «Eppur si muove!» («Und sie bewegt sich doch!») ist aber wohl apokryph. 1687 formuliert Isaac Newton sein Gravitationsgesetz, das heute zusammen mit den Keplerschen Gesetzen genügt, um die Bewegung der Sterne in einem Raum wie dem Sonnensystem zu erklären. Aber erst 1727 beweist James Bradley als Erster per Experiment, dass die Erde um die Sonne kreist. 1757 hebt die Kirche ihren Bann der Verbreitung des heliozentrischen Weltbilds auf.
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Vom Urknall zum Planeten Erde
seit 13,8 Milliarden Jahren
Die Solarenergie Sonneneruption
Schockwelle
Feldlinien des Erdmagnetfelds
Sonnenwindströmung
Magnetosphärische Cusp Magnetopause
Der Sonnenwind
Veränderung der Sonnenstrahlung
Anzahl der Sonnenflecken (von 0 bis 250)
Der Sonnenwind wird permanent von der Sonne in alle Richtungen in den interplanetaren Raum ausgestoßen. Er besteht aus elektrisch geladenen Teilchen und legt weite Entfernungen zurück, je nach Windart mit einer Geschwindigkeit von 200 bis 800 Kilometern pro Sekunde. Bei einer Sonneneruption wird dieser Teilchenfluss stärker. Die Erde besitzt ein Schutzschild gegen diesen Wind. Das vom Erdkern gebildete Erdmagnetfeld lenkt die Teilchen ab, wodurch eine Art Grenze entsteht, die «Magnetopause». Bei besonders starker Sonnenaktivität – ersichtlich an den vielen Flecken auf der Sonnenoberfläche – dringen Teilchen in die Erdatmosphäre ein. Das ist das Polarlicht, das in hohen Breitengraden zu sehen ist. Es kommt unter anderem auch bei den Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun vor, die ebenfalls ein Magnetfeld haben.
250 200 150 100 50 0 1750
1800 1850 1900 Jahre (von 1750 bis 2020)
1950
2000
Siehe auch
—
Die Erdatmosphäre S. 60 Die planetarische Zirkulation S. 62 Umweltverschmutzung S. 254
21
W/m2 = Watt pro Quadratmeter
Einfallende Sonnenstrahlung (342 W/m²)
Sonne
Von der Atmosphäre ins Weltall abgegebene Energie (235 W/m²) Von der Atmosphäre und der Erdoberfläche reflektierte Sonnenstrahlung (107 W/m²)
77
30
W/m2
W/m2
40 195
W/m2
W/m2
l We
l ta l
Treibhauseffekt
67 W/m2
Atmosphäre
168
324
350
W/m2
W/m2
Ob e S t ra r g re n to s ze phä der re
W/m2
102 W/m2
Von der Erdoberfläche absorbierte Energie (492 W/m²)
Von der Erdoberfläche abgegebene Energie (390 W/m²)
Latente Wärme (verdunstendes Wasser) und sensible Wärme (thermische Energie)
Der Strahlungshaushalt Der Strahlungshaushalt der Erde umfasst die Energie, die diese in der Atmosphäre, im Boden und in den Meeren erhält und abgibt. Ihre Hauptenergiequelle ist die Sonne. Strahlungshaushalt heißt es deshalb, weil die Energie zum größten Teil von der Sonnenstrahlung stammt. Genauer gesagt sorgt die Sonnenstrahlung für 99,964 Prozent der gesamten Energie, die die Erde erhält. Der Rest kommt von radioaktiver Aktivität im Erdinneren (ungefähr 0,025 Prozent) sowie von fossiler Energie und Kernspaltung durch den Menschen
(ungefähr 0,009 Prozent) und von Reibung aufgrund der Gezeiten (0,002 Prozent). Um ungefähr im Gleichgewicht zu sein, muss die Erde genauso viel Energie abgeben, wie sie aufnimmt. Derzeit führt die erhöhte Konzentration von Treibhausgasen durch menschengemachte Emissionen in der Atmosphäre zu einer Störung des Gleichgewichts. Die aufgenommene Energie ist etwas höher als die abgegebene, sodass sich die Durchschnittstemperatur erhöht, solange dieses Ungleichgewicht bestehen bleibt.
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Vom Urknall zum Planeten Erde
seit 13,8 Milliarden Jahren
Der schräge Kreisel s Herb
t Ä
tor q ua
Herbst-Tagundnachtgleiche auf der Nordhalbkugel ± 21. September
Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel ± 21. Dezember
So
m
m er
es sd krei ks e d n We boc Stein 147 Millionen km
Aphel (4. Juli) der sonnenfernste Punkt auf der Umlaufbahn der Erde
152 Millionen km
Sonne
Perihel (3. Januar) der sonnennächste Punkt auf der Umlaufbahn der Erde
Wi
eis ekr s Wend ebse r d es K
nt er Äq u
r ato
Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel ± 21. Juni
Frühjahrs-Tagundnachtgleiche auf der Nordhalbkugel ± 21. März
Frühling
Die Erdneigung Die Erde bewegt sich in 365,25 Tagen einmal um die Sonne, mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Sekunde. Außerdem dreht sie sich innerhalb von 23 Stunden 56 Minuten und 4 Sekunden einmal um die eigene Achse. Da diese Rotationsachse geneigt ist, trifft das Sonnenlicht und damit die Sonnenenergie ungleichmäßig auf die Erdoberfläche auf. Diesem Phänomen verdanken wir die Jahreszeiten. Von März bis September ist die Nordhalbkugel der Sonne zugewandt.
s se reb K des kreis r Wende ato s Äqu ck 90° bo ein t S s is de ekre d n Tag e W
Die Tage sind länger und wärmer: Jetzt ist auf der nördlichen Hälfte unseres Planeten Frühling, dann Sommer. Auf der Südhalbkugel ist unterdessen Herbst, dann Winter. Die Auswirkungen davon sind je nach Breitengrad unterschiedlich. Auf Höhe des Äquators sind sie z. B. sehr schwach, die Länge der Tage und Nächte variiert kaum. An den Polen sind sie dagegen sehr stark, Tag und Nacht dauern dort jeweils sechs Monate.
s se reb K des kreis Wende Tag
Nacht
Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel
Sonnenstrahlen
90°
s ock inb e t S des reis k e d Nacht Wen
tor Äqua
Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel
Siehe auch
Klimata S. 68 Die Theorie der Klimata S. 70 Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird S. 182
—
23
Mer de Beaufort
180°
Das Erdmagnetfeld Île de Banks
20 25
20 20
15 20
20
20
00 20
19 0
0
19 50
KANADA
05
Cambridge Bay
10
80 °N
Schwankungen des Îlearktischen Victoria Magnetpols
NO R D P OL A R M EER Nordpol
Taloyoak hia Boot 90°W
90°O O°
Ellesmere-Insel BaffinInsel
500 km I
I
I
I
I
Baffin-Bucht
I
Arktischer Magnetpol Geografischer Nordpol
Magnetfeldumkehrungen
Der Schutzschild der Erde Das Erdmagnetfeld entsteht durch die Bewegungen im Kern unseres Planeten, der hauptsächlich aus Eisen und Nickel zusammengesetzt ist. Es schützt uns vor dem Sonnenwind und der kosmischen Strahlung. Der arktische Magnetpol der Erde ist der Punkt, in dessen Richtung die Kompasse zeigen. Er liegt ganz in der Nähe des geografischen Nordpols. Das Erdmagnetfeld polt sich regelmäßig um, sodass der Magnetpol vom geografischen Nordpol an den geografischen Südpol wandert und irgendwann wieder zurück. Diese Umpolungen lassen sich auf den mittelozeanischen Rücken nachweisen. Wenn die Gesteinsschmelze (Magma) aus dem Erdmantel abkühlt, richten sich die darin enthaltenen ferromagnetischen Materialien nach der zu dieser Zeit bestehenden Polarisationsrichtung des Erdmagnetfelds aus und behalten diese Ausrichtung auch fortan bei.
Heutige Polarisationsrichtung Nordpol
Inverse Polarisationsrichtung
Mittelozeanischer Rücken Meeresgrund
Erdmantel
Nordpol
Lithosphäre: Magma Tektonische Platte
Nordpol
Heutige Polarisationsrichtung
Inverse Polarisationsrichtung
Zeit in Millionen Jahren
160
140
120
100
80
60
40
20
Heute
24
Geschichte der Wissenschaften
Die Vermessung der Welt Erde
Sonne
7,2°
Expedition nach Lappland
Grönland
1736/1737
Alexandria Wendekreis des Krebses
Amsterdam Nordatlantischer Ozean
Syene
Äquator Mittelmeer
Alexandria
Rü ck im kehr Ja na hr ch 174 E 4 uro
24°
Antillen
Entfernung ca. 5000 Stadien (ein Stadion misst ungefähr 160 m)
Paris
pa
7,2°
Ni
l
Kapverdische Inseln
Expedition zum Äquator 1736–1743 Guayaquil
Eratosthenes geht davon aus, dass Alexandria und Syene auf demselben Längengrad liegen
Südatlantischer Ozean
Wendekreis des Krebses
Vermessungsexpeditionen Frankreichs nach Lappland (1736–1737) zum Äquator (1735–1744)
Eratosthenes (um 276 bis 194 v. u. Z.)
Die geodätischen Expeditionen der Franzosen im 18. Jahrhundert
Syene
Seit Pythagoras (6. Jahrhundert v. u. Z.) wird die Erde als Kugel angesehen. Die erste geometrische Vermessung der Welt nimmt Eratosthenes um 230 v. u. Z. vor. Der Astronom geht von der Beobachtung aus, dass es in Syene (heute Assuan, Ägypten) zur Sommersonnenwende zu Mittag keinen Schatten gibt (die Sonne scheint bis auf den Grund der Brunnen), in Alexandria hingegen doch, einer Stadt auf demselben Längengrad. Nachdem er den Winkel der Sonnenstrahlen in Alexandria gemessen hat (7,2°), muss er nur noch die Entfernung zwischen Syene und Alexandria ermitteln, was allerdings ungleich schwieriger ist. Vermutlich beauftragt Eratosthenes dafür einen Bematisten. Das ist ein Spezialist, der Entfernungen misst, indem er seine Schritte zählt. Er kommt auf 5000 Stadien (790 km). Das ergibt einen Erdumfang von 39 375 km, was nur eine geringe Abweichung von den tatsächlichen 40 075 km darstellt.
Die genaue Form und die Maße der Erde sind in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Gegenstand eines Streits zwischen französischen und englischen Gelehrten. Die Pariser Akademie der Wissenschaften führt große Expeditionen zwecks Kartografierungen aus, unter anderem 1736/1737 in Lappland (wegen der Frage, ob die Pole flach oder gewölbt sind), am Äquator in der Gegend um Quito (1736–1743) und am Kap der Guten Hoffnung (1751–1753). Anhand dieser Arbeiten kann gezeigt werden, dass die Pole, wie Isaac Newton und Pierre Louis Moreau de Maupertuis vermutet haben, abgeflacht sind.
25
Cochasquí Yaruquí
Milín
Cuenca Tarqui
Ort der geodätischen und astronomischen Messung Expedition nach Lappland (R. Outhier, 1736)
Expedition zum Äquator (C. de La Condamine, 1743–1744)
Die Bestätigung der Erdabplattung Ziel einer Expedition außerhalb des Polarkreises ist die Gegend nördlich des Bottnischen Meerbusens. Diese Forschungsreise wird von vier Mitgliedern der französischen Akademie der Wissenschaften angeführt, darunter Maupertuis, und vom schwedischen Wissenschaftler Celsius begleitet. Trotz eines Schiffbruchs bei der Ankunft in Schweden geht die Triangulation, die auf einer Strecke von etwa hundert Kilometern durchgeführt wird, dank der langen Tage des Polarsommers schnell voran. Damit kann die Abplattung des Erdsphäroids an den Polen berechnet werden. Die Expedition an den Äquator, die 1735 in Frankreich beginnt, erreicht Quito 1736, hat aber mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen, nämlich mit dem Andenrelief und der Feindseligkeit der Bevölkerung.
Die geodätischen Messungen werden erst im August 1739 abgeschlossen und bis 1743 durch astronomische Messungen ergänzt. Während die meisten Wissenschaftler auf dem üblichen Weg heimkehren (über den Isthmus von Panamá und dann auf dem Seeweg von den Antillen nach Nantes), fährt Charles de La Condamine 1745 durch Amazonien bis nach Cayenne und kehrt über Amsterdam nach Paris zurück. Die erhobenen wissenschaftlichen Daten betreffen zahlreiche Fachgebiete, vor allem aber die Biologie. Das wichtigste Ergebnis ist indes die Vermessung des Winkels des Meridianbogens nahe dem Äquator, wodurch die Beobachtungen aus der Lappland-Expedition bestätigt werden können.
26
Vom Urknall zum Planeten Erde
seit 13,8 Milliarden Jahren
FTIG KÜN ZU
Weltenenden
Die Sonne am Ende ihrer Zeit (Roter Riese) Alter: 10 Milliarden Jahre
Merkur Venus
Mars
Jupiter
BLE HABITA
Erde
Saturn
Uranus
Neptun
von der Sonne absorbiert
ZONE
Das Ende der Sonne Die Lebensdauer der Sterne hängt von deren Masse ab. Je mehr Masse ein Stern hat, umso geringer ist seine Lebenserwartung. Unser Stern ist nicht besonders massereich. Die Lebenserwartung dieses gelben Zwergs beträgt etwa 10 Milliarden Jahre. Die Sonne ist jetzt 4,6 Milliarden Jahre alt, sollte also noch weitere 5 Milliarden Jahre leuchten. Aber in etwa 1 bis 2 Milliarden Jahren wird die Erde unbewohnbar. Denn im Laufe ihrer Evolution wird die Sonne immer größer, sodass sich die habitable Zone im Sonnensystem verschiebt. Auf der Erde wird es jedenfalls irgendwann zu heiß sein.
Gefahr durch große Himmelskörper Ein Schwarzes Loch ist ein Himmelskörper, der so kompakt ist, dass keine Materie und kein Licht aus seinem Gravitationsfeld entweichen kann. Angenommen, ein Schwarzes Loch würde ins Sonnensystem eindringen, und sei es auch nur an dessen äußerstem Rand, dann würde es so große Störungen verursachen, dass zahlreiche Kometen ihre Umlaufbahn verlassen und in Richtung Sonne fliegen würden. Eine Lawine von Kometen würde sich über die Planeten ergießen, die auf ihrer Route liegen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Sonnensystem auf ein Schwarzes Loch trifft, ist extrem gering.
Siehe auch
—
Am Anfang der Geschichte S. 14 Wasser – Voraussetzung für das Leben S. 84 Massenaussterben in der Erdgeschichte S. 88
27
Meteoriteneinschläge Durchmesser des Meteoritenkraters (in km) 1 5 10 50 100 200 Alter (in Milliarden Jahren) 2
1,5
1
0,5
0
Unser Planet steht permanent unter Beschuss durch Körper aus dem Weltall. Jedes Jahr dringen über 20 000 Tonnen Meteoriten-Materie in die Erdatmosphäre ein. Dabei handelt es sich vor allem um interplanetaren Staub. Die größten Staubteilchen (ca. 1 Millimeter) enden als Sternschnuppen. Schätzungen zufolge fallen im Jahr nur fünf Tonnen von Meteoriten, deren Masse mehr als ein Kilogramm beträgt. Auch wenn die meisten Meteoriteneinschläge keine Auswirkungen auf das Leben auf der Erde haben, ist das bei einem kilometergroßen Objekt anders. Schon mehrmals haben solche Asteroiden im Laufe der Geschichte unseres Planeten vermutlich zu Massenaussterben geführt. Vor 66 Millionen Jahren sind nach einem Meteoriteneinschlag die Dinosaurier sowie 75 Prozent aller bekannten Lebensformen ausgestorben. Asteroide mit einem Durchmesser von über 100 Metern treffen ungebremst auf den Boden und reißen einen Krater, der im Schnitt zwanzig Mal größer als der Asteroid selbst ist. Um eine globale Katastrophe auszulösen, bräuchte es einen Asteroiden mit einem Durchmesser von 1 Kilometer (Krater von 20 Kilometern Durchmesser). Der Krater, der vor 15 Millionen Jahren durch einen Einschlag eines Asteroids in Süddeutschland entstanden ist, ist noch heute gut zu sehen (Nördlinger Ries). Auch wenn das Risiko extrem gering ist, gibt es internationale Programme, um Bedrohungen durch Asteroiden zu erkennen.
2 Vom Kern zur Stratosphäre (seit 4,5 Milliarden Jahren) Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren beginnt sich die Erde zu bilden. Dieser primitive Planet hat damals eine Temperatur von 4700 °C und kühlt sich nur ganz allmählich ab. Die leichtesten Elemente bleiben an der Oberfläche, die schwereren, wie etwa Eisen, sinken in die Tiefe und bilden den Kern. Seit Millionen von Jahren ändert sich das Gesicht der Erde aufgrund tektonischer Ereignisse: Ozeane entstehen und vergehen, Vulkane brechen aus, Gebirge bilden sich, es gibt Erdbeben und Tsunamis. Bewohnbar wird der Planet dadurch, dass er eine Atmosphäre und Wasser besitzt.
30
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Der innere Aufbau der Erde Das Innere des Planeten Untersuchungen der Wellen, die bei großen Erdbeben entstehen, haben gezeigt, dass unser Planet aus vier Hauptschichten besteht: der Erdkruste, dem Erdmantel sowie dem äußeren und inneren Erdkern. Die Erdkruste bildet an der Oberfläche eine feste, kalte Schale, die unter dem Meer durchschnittlich 7 Kilometer mächtig ist und unter den Kontinenten 30 bis 40 Kilometer. Darunter befindet sich der Erdmantel, ein 2900 Kilometer mächtiger, aus Gestein bestehender Gürtel. Die 100 bis 200 Kilometer mächtige D’’-Schicht ist die Übergangszone zwischen Erdmantel und Erdkern. Der äußere Kern ist sehr dicht und sehr heiß, er besteht aus einer flüssigen Metalllegierung aus Eisen, Nickel und leichteren Elementen. Ab einer Tiefe von 5100 Kilometern wird diese Legierung durch den höheren Druck fest. Hier beginnt der innere Kern. Die Erde ist fast kugelförmig und ihr Radius beträgt durchschnittlich 6371 Kilometer.
Konvektion Der Erdmantel liegt zwischen Erdkruste (kalt) und Erdkern (sehr heiß). Er ist zwar fest, aber beständig in konvektiver Bewegung. Im Scheitel aufsteigender Strömungen entsteht neue ozeanische Kruste. Auf ihrer Wanderung weg vom Spreizungszentrum kühlt sie ab und wird schließlich über die Subduktionszonen in den Mantel zurückbefördert. Durch diese Festkörperkonvektion kann der Planet Hitze abführen. Hotspots Unabhängig vom konvektiven Grundmuster kann sich heißes Mantelgestein auch direkt von der D’’-Schicht an der Kern-MantelGrenze ablösen und aufsteigen. Die Stellen, an denen es die Erdkruste von unten her perforiert und an die Oberfläche tritt, werden Hotspots genannt (siehe auch S. 53). Hier kommt es in der Regel zu heftigen Vulkaneruptionen. Dadurch entstehen in den Ozeanen die Vulkan-Archipele (wie Hawaii, Tahiti oder La Réunion), an Land bilden sich so die Basaltplateaus (wie der Dekkan-Trapp in Indien oder das Columbia River-Plateau in Nordamerika). Neubildung ozeanischer Kruste Ozeanische Kruste entsteht entlang der mittelozeanischen Rücken. Diese 70 000 Kilometer lange Vulkankette prägt den Meeresgrund. Das aufsteigende heiße Mantelgestein schmilzt durch Druckentlastung teilweise auf: es entsteht OzeanbodenBasalt. Die neugebildete ozeanische Kruste ist mit 7 bis 8 Kilometern nur ein Viertel so mächtig wie die kontinentale Kruste. Subduktion Je weiter sich der Ozeanboden zu beiden Seiten von einem mittelozeanischen Rücken entfernt, umso mehr kühlt er ab, und es lagern sich Sedimente darauf ab. Dadurch wird er schwerer: In der Subduktionszone werden ab 35 Kilometer Tiefe die FeldspatMinerale in Granat umgewandelt. Dadurch steigt die Dichte des Gesteins, und es entsteht ein Zug nach unten, der in seltenen Fällen sogar zu einem Abtauchen bis an die Kern-Mantel-Grenze führt.
Siehe auch
—
Die Plattentektonik S. 36 Erdbeben S. 46 Erneuerbare Energien S. 276
31
Neubildung ozeanischer Kruste
D”-Schicht Konvektion
Innerer Erdkern 6371 km 365 GPa 6000 °C
Subduktionszone
Äußerer Erdkern
Kern-Mantel-Grenze 5100 km 330 GPa 5250 °C
2900 km 135 GPa 3500 °C
Unterer Erdmantel
Übergangszone und
Oberer Erdmantel
Erdkruste
660 km 23 GPa 1600 °C
GPa : Gigapascal
Hotspot
32
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
an
na
d is
che
da
me
rik
Ka
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he
Ko
rd
ill
er
en
Geologie der Erde
N O R D P O L A RMEER
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at
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Brasilianischer Schild
A n
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r Älteste Gesteine Präkambrischer Kontinentalkern/Schild Jüngere Gesteine Känozoikum Paläozoikum und Mesozoikum Gebirge Ältere Gebirge Junge Gebirge (u. a. alpidisch)
Vulkanismus Basaltplateau (Trapp) Meeresboden Kontinentalschelf (0 bis – 200 m) Kontinentalhang und Tiefsee Ozeanrücken, die neue Kruste produzieren (Känozoikum)
rd
GuayanaSchild
No
PAZIF ISCH ER OZE AN
Pa
Die Geologie untersucht die Struktur und Evolution der Erde und ihrer Gesteine. Eine geologische Karte zeigt, welche Gesteinsarten sich an der Oberfläche befinden und wie alt sie sind. Manche Gesteine, etwa der Granit, der innerhalb der Erdkruste entsteht, brauchen lange Zeit für ihre Bildung. Gesteine, die an der Oberfläche entstehen, wie Vulkanite oder Ablagerungsgesteine (Sedimentgesteine), entstehen dagegen verhältnismäßig rasch. Die Erdgeschichte wird in geologische Zeitalter unterteilt. Als Folge plattentektonischer Bewegungen kam es im Laufe der Zeit wiederholt zur Bildung von Gebirgen. Die jüngeren Gebirge, darunter die Alpen und der Himalaya, aber auch die nordamerikanischen Kordilleren und die Anden, besitzen ein schroffes Relief, das zeigt, dass die Gebirgsbildung noch im Gange ist. Die älteren Gebirge sind dagegen bereits stärker abgetragen, die ganz alten (aus dem Präkambrium) sogar völlig eingeebnet. Eine Übersichtskarte wie diese macht die Erdgeschichte also in gewisser Weise anschaulich. Für die Rohstoffsuche oder die Abschätzung von Naturgefahren braucht man jedoch hochaufgelöste Spezialkarten.
la
Zeugen der Vergangenheit
Gebirgsbildung S. 44 Metallische Rohstoffe S. 58 Zement S. 246
—
Siehe auch
33
NORD P OL ARMEER
Arabisch-Nubischer Schild
is
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Sü
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Afrikanischer Schild Äthiopisches Hochland
Indien N Rü ord ck we en
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Ahaggar
PA Z I F I SC H E R OZ E A N
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Alta i Ka n Shan uk a i a su T nlun ge s a u rusgebir E l b Ku h rus c s u H Hinduk Za im gr os a l a y a Südchinesische ke tte n Hochebene
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Baltischer Schild
Ur
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Aldanhochland Großes HingganGebirge
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Sibirischer Trapp
r G
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ken rktischer Rüc nta -A
Geologische Zeitalter PRÄKAMBRIUM
PALÄOZOIKUM
MESOZOIKUM TRIAS JURA
Millionen Jahre
541
252
KÄNOZOIKUM
KREIDE
66
34
Geschichte der Wissenschaften
Die Darstellung der Erde
Herzförmige Weltkarte von Oronce Fine (1534, Aquarellierter Holzschnitt).
McArthur-Projektion (1979)
Mollweide-Projektion (1946)
Bottomley-Projektion (2003)
35
Typus orbis terrarum (Weltkarte) von Abraham Ortelius (1584, Museum des Schlosses Pau).
Die Erfindung der Weltkarte Eine Karte auf Papier zu zeichnen, die die gesamte Erdoberfläche darstellt, ist eine nicht zu lösende Aufgabe. Das hat einen einfachen Grund. Eine zweidimensionale Zeichnung hat immer einen Rand, die Erde dagegen besitzt eine zwar begrenzte, aber doch durchgängige Oberfläche (sie beträgt übrigens 510 065 700 km²). Bei einer Abbildung auf Papier gibt es zwangsläufig ein Zentrum und eine Peripherie, oben und unten. Eine Erdkarte ist aber noch komplexer, da alle Punkte auf der Oberfläche der Kugel auf einer ebenen Fläche verteilt werden müssen. Für diese Übertragung
Sternförmige Berghaus-Projektion (1879)
gibt es Hunderte mathematischer Methoden. Hier unten sind einige Beispiele zu sehen: Keine Abbildung kann zugleich Form und relative Größe der Kontinente korrekt wiedergeben. Insofern bedeutet die Darstellung der Erde auf einem Blatt Papier immer eine bewusste Verformung. Trotzdem wirken manche Darstellungen natürlicher auf uns, andere dagegen befremdlich. Die Beispiele links und oben stammen beide aus dem 16. Jahrhundert, als die Europäer erstmals Übersichtskarten für die gesamte Erdoberfläche anfertigen. Zu Beginn des Jahrhunderts werden
Postel-Projektion (1578)
noch viele verschiedene Methoden angewandt, besonders beliebt sind herzförmige Abbildungen wie die Karte von Oronce Fine. Doch am Ende des 16. Jahrhunderts entwickeln die flämischen Kartografen, allen voran Ortelius und Mercator, jene Erdkarte, die wir heute als die Standardkarte betrachten: eine verzerrte Darstellung der Welt mit Europa im oberen Zentrum, bei der die niedrigen Breitengrade zu kurz und damit die Länder in der Nähe des Äquators zu klein dargestellt sind, der Pazifik geteilt ist und die Welt mehrere Enden hat.
Bertin-Projektion (1953)
36
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die Plattentektonik NORDAMERIKANISCHE PLATTE NORDAMERIKANISCHE PLATTE
JUAN-DE-FUCA-PLATTE
ARABISCHE PLATTE
KARIBISCHE PLATTE KOKOSPLATTE
PAZIFISCHE PLATTE
EURASISCHE PLATTE
AFRIKANISCHE PLATTE
INDISCHE PLATTE
PHILIPPINISCHE PLATTE PAZIFISCHE PLATTE
SOMALIAPLATTE NAZCAPLATTE
AUSTRALISCHE PLATTE
SÜDAMERIKANISCHE PLATTE
SCOTIAPLATTE ANTARKTISCHE PLATTE
Transformstörung Tiefseerinne
Kontinentale Riftzone
Inselbogen Mittelozeanischer Rücken
Ozeanische Kruste
Kontinentale Kruste
Subduktionszone
Subduzierte Platte/ Abtauchende Platte
Konvektion
Wasser wird aus der subduzierten Platte ausgetrieben
Es gibt keinen festen Punkt auf der Erde … In den obersten 100 Kilometern des Erdkörpers ist das Gestein fest und verhält sich bei hohen Deformationsraten spröd. Diesen äußersten Bereich der Erde nennt man Lithosphäre. Sie besteht aus 15 größeren Platten, die sich unterschiedlich schnell und in unterschiedlichen Richtungen bewegen. Wo ozeanische Kruste unter ozeanischer Kruste verschwindet, entsteht ein vulkanisch aktiver Inselbogen (Beispiel: Antillen). Verschwindet ozeanische Kruste unter kontinentaler Kruste, entsteht ein vulkanisch aktives Konvergenzzonen-Gebirge
(Beispiel: Anden). Kollidiert kontinentale Kruste mit kontinentaler Kruste, entsteht ein KollisionszonenGebirge (Beispiel: Alpen, Himalaya). Hotspots sind verhältnismäßig ortsfest und hinterlassen Vulkanketten auf der Platte, die sich über sie hinwegbewegt (Beispiel: Hawaii-Inselkette). Die Bewegung der Platten bildet die Konvektionsströme im Erdmantel sehr zuverlässig ab; Richtung und Betrag sind durch GPS-Messungen gut bekannt und liegen im Bereich von ein bis zwei Dezimetern pro Jahr.
Siehe auch
—
Der innere Aufbau der Erde S. 30 Erdbeben S. 46 Vulkanausbrüche S. 54
37
1
2
3
Das Abkühlen der Erde 1, 2 — Die Erde entsteht vor 4,46 Milliarden Jahren nach einem heftigen Meteoritenhagel. Am Anfang ist der Planet nur eine Kugel aus Magma, die langsam abkühlt. Bald wandern die schwereren Elemente in Richtung Erdinneres und bilden den Kern. Der Planet beginnt sich auszudifferenzieren. 3 — 100 Millionen Jahre später bildet sich auf der Erdoberfläche eine erste Kruste. Sie besteht aus Granit und enthält ein sehr hartes Mineral, das Zirkon, das in meist mikroskopisch kleinen Körnern vorkommt. 4 — Diese erste Kruste versinkt später im Erdmantel. Anfangs funktioniert die Plattentektonik noch anders als heute. Die ersten Granite des jungen Planeten werden weiterverarbeitet, während die Zirkone fortbestehen.
4
5 — Noch einmal 500 Millionen Jahre später funktioniert die Plattentektonik ähnlich wie heute, und die ersten Zirkone lagern sich in den jetzt vorherrschenden Sedimenten ab.
5
38
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die Vergangenheit der Platten Geologische Zeit
PRÄKAMBRIUM
Millionen Jahre vor heute (nichtlineare Skala)
PALÄOZOIKUM
800
4500
541
Temperatur Heiß (5 bis 15 °C wärmer als heute)
Pannotia (vor 620 bis Kalt (3 bis 7 °C kühler als heute) 580 Millionen Jahren) bis sehr kalt (bis zu − 50 °C) Rodinia (vor 950 bis 800 Millionen Jahren)
Aktuelle Temperaturen (ca. 15 °C)
Australien Antarktika
Asien Nordamerika
Kongo Europa
Entstehung dezimetergroßer Vielzeller (Ediacarium, vor 635 bis 541 Millionen Jahren)
Nordchina
Nordamerika Kontinentale Kruste Kontinentalschelf oder unsichere Datenlage Dauerhaft vereiste Zone Tektonische Plattengrenzen
Europa Amazonia
Australien
Indien Kongo
Tanz der Kontinente Die Oberflächengestalt der Erde, die Position und Größe der Ozeane, selbst das Klima verändern sich unablässig im Ballett der Erdplatten. Wie mag unser Planet früher ausgesehen haben? Je weiter wir in die Vergangenheit zurückblicken, umso schwieriger ist diese Frage zu beantworten. Anhand geologischer und paläomagnetischer Daten (siehe S. 23) können wir aber zumindest sagen, dass die Landmassen der Erde in deren Geschichte mehrmals Superkontinente gebildet haben.
Dabei lässt sich ein Kreislauf erkennen. Durch die Kollision der Platten entsteht ein Superkontinent, der sich später wieder aufsplittet, sodass sich neue Ozeane bilden, die irgendwann veröden, sodass ein neuer Superkontinent entsteht. In der letzten Milliarde Jahre gab es auf der Erde drei Superkontinente: Rodinia (zwischen 950 und 800 Millionen Jahren), Pannotia (zwischen 620 und 580 Millionen Jahren) und Pangäa (zwischen 325 und 175 Millionen Jahren). Der nächste Superkontinent
Siehe auch
—
Die Darstellung der Erde S. 34 Imaginäre Kontinente S. 42 Wenn die Erde aufreißt S. 48
39
KÄNOZOIKUM
MESOZOIKUM 251
NEOGEN
PALÄOGEN
145
66
23
QUARTÄR 2,6
heute
Pangäa (vor 325 bis 175 Millionen Jahren) Asien
Nordamerika
Chine Nordduchina Nord
Europa
SüdChine china du Sud
Amazonia Kongo Indien
Australien
Antarktika
Auseinanderbrechen von Gondwana (vor 100 bis 80 Millionen Jahren) Nordamerika
Asien Europa China
Südamerika
Afrika
Indien Australien Antarktika
müsste sich in ungefähr 250 bis 300 Millionen Jahren herausbilden (siehe S. 40). Vor 750 Millionen Jahren herrscht noch ein ganz anderes Klima als heute und die Atmosphäre ist völlig anders zusammengesetzt. Es wird angenommen, dass die Erde damals vollständig von Eis bedeckt ist. Vor etwa 700 Millionen Jahren bricht Rodinia auseinander, und es entstehen neue Ozeane. Seit etwa 540 Millionen Jahren schießt die Zahl der Vielzeller in die Höhe (siehe S. 86). Im Mittelkambrium, vor etwa 530 Millionen Jahren, gibt es
schließlich die ersten Fische. Vor etwas mehr als 300 Millionen Jahren treffen wieder die meisten Kontinentalplatten aufeinander, und es entsteht der Superkontinent Pangäa, der von üppigen Regenwäldern überzogen ist. Vor etwa 250 Millionen Jahren ereignet sich ein Massenaussterben (siehe S. 88), bevor dann vor ungefähr 230 Millionen Jahren die Dinosaurier entstehen. Vor etwa 130 Millionen Jahren bricht Gondwana auseinander (der südliche Teil von Pangäa), und es entstehen die Meere, die wir heute kennen.
40
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die Zukunft der Platten Aktuelle Karte der Erde NORDAMERIKANISCHE PLATTE JUAN-DE-FUCA-PLATTE Chicago
London Paris
EURASISCHE PLATTE Rom
New York
Los Angeles
Kairo
PAZIFISCHE PLATTE
Tokio Shanghai
Delhi
AFRIKANISCHE PLATTE Lagos
KARIBISCHE Mexiko PLATTE KOKOSPLATTE
ARABISCHE PLATTE
PHILIPPINISCHE PLATTE PAZIFISCHE PLATTE
INDISCHE PLATTE
Nairobi Lima NAZCAPLATTE
NORDAMERIKANISCHE PLATTE
Moskau
SOMALIAPLATTE
SÜDAMERIKANISCHE PLATTE
AUSTRALISCHE PLATTE Sydney
Kapstadt
SCOTIAPLATTE ANTARKTISCHE PLATTE
Novopangäa-Hypothese (Schließung des Pazifiks) 180° Paris
ISCHER OZE ZIF AN PA
RASIEN
90°W
AFRIKA
ator Äqu
NORDAMERIKA
Kairo
90°O
Kapstadt
EURASIEN
NORDAMERIKA New York
Delhi AUSTRALIEN Sydney
INDIEN
EU
N LA Z AT O
Lima
T E A IS C N HER
SÜDAMERIKA
ANTARKTIKA AFRIKA
0° Pangäa-Proxima-Hypothese (Schließung des Atlantiks) 180° Paris
ISCHER OZE ZIF AN PA
ASIEN
E
N LA Z AT O
UR
90°W
T E A IS C N HER
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NORDAMERIKA
NORDAMERIKA New York
AFRIKA
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90°O INDIEN
Kairo EURASIEN Delhi INDIEN
Lima
Sydney AUSTRALIEN ANTARKTIKA
AFRIKA
0°
Tokio
SÜDAMERIKA
Siehe auch
—
Das Erdmagnetfeld S. 23 Wenn die Erde aufreißt S. 48
41
0° Aurica-Hypothese (Schließung von Atlantik und Pazifik und Entstehung eines neuen Ozeans) 180° ISCHER OZE ZIF AN PA
ASIEN
ator Äqu
NORDAMERIKA
NORDAMERIKA
ASIEN
90°O
INDIEN INDIEN
EUROPA Paris
Sydney SÜDKairo AMERIKA Lima AFRIKA
AUSTRALIEN
T E A IS C N HER
New York
Tokio
E
N LA Z AT O
UR
90°W
Delhi
ANTARKTIKA
Kapstadt
AFRIKA
0° Amasia-Hypothese (Schließung des Arktischen Ozeans) 180° ISCHER OZE ZIF AN PA
ASIEN
90°O
Delhi
SÜDAMERIKA AUSTRALIEN
INDIEN
Kairo
AFRIKA NORDAMERIKA Kapstadt
E
N LA Z AT O
UR
90°W
EURASIEN Paris
Lima
ator Äqu
NORDAMERIKA
New York
T E A IS C N HER
AFRIKA
ANTARKTIKA
0°
Der nächste Superkontinent Die Bewegung der tektonischen Platten folgt einem Muster. Alle 400 bis 600 Millionen Jahre kommen sie zusammen und bilden einen Superkontinent, der dann einige hundert Millionen Jahre bestehen bleibt. Dann driften die Platten wieder auseinander, bevor sie sich erneut zu einem Superkontinent zusammenschließen. Der letzte Superkontinent, Pangäa, beginnt vor 250 Millionen Jahren auseinanderzubrechen. Der nächste Superkontinent könnte sich in ungefähr 200 bis 250 Millionen Jahren bilden. Geophysiker haben anhand der Analyse der bisherigen und derzeitigen Plattenbewegungen vier Szenarien entworfen: Novopangäa, Pangäa Proxima, Aurica und Amasia. Nach dem Auseinanderbrechen von Pangäa entstand
der Atlantik, der sich bis heute immer mehr weitet und größer wird, während der Pazifik umgekehrt immer kleiner wird. Amerika würde mit Antarktika zusammenstoßen, das sich nach Norden bewegt, und schließlich auf Afrika und Eurasien treffen. Das wäre Novopangäa, das «neue Pangäa». Aber die Erweiterung des Atlantiks könnte sich auch verlangsamen oder gar umkehren. Dann würde ein zweites, dem ersten ähnliches Pangäa entstehen: Pangäa Proxima. Denkbar wäre auch, dass Pazifik und Atlantik beide kleiner werden. Dann würde sich der panasiatische Graben öffnen, sodass ein neuer Ozean und der Superkontinent Aurica entstehen. Im letzten Szenario gleiten die Platten nach Norden, wo fast alle Kontinente zusammentreffen und Amasia bilden.
42
Geschichte der Wissenschaften
Imaginäre Kontinente Zwischen Hypothese und Mythos
ACron kt ti si ncehnetr Kon a rcttiinqeunet
Asien
Europa
Pazifischer Ozean Afrika
Atlantischer Ozean
Mu
Le m u r i a Indischer Ozean
Ozeanien
Te r ra Au s t ra l i s In c o g n i ta
Antarktika
ACron ktti isncehnetr a rc t i nqeunet Kon
Europa
At Atl laanntti idse (selon ThiméeTimaios) de Platon) (nachlePlatons
At l a n t i d e (selon At lKircher) antis (nach Kircher)
Kon ti n en t Mu
Afrika
Unser Planet wäre nicht blau, wenn es alle imaginären Kontinente tatsächlich gäbe. Atlantis ist sicher der berühmteste davon. Es wurde zwar oft versucht, ihn in der Erdgeschichte zu verorten, aber er ist eine Erfindung Platons, von der die Literatur – von Jules Verne zu Blake und Mortimer – besessen ist. Bei der Erfindung des Kontinents Mu hat der britische Autor James Churchward die Kosmogonien verschiedener Kulturen miteinander verknüpft, wie die der Drawiden, Azteken und der Osterinseln. Zur Frage, wie sich die Lemuren am Indischen Ozean verteilt haben, meint der Zoologe Philip Sclater 1864, es habe womöglich einen Kontinent gegeben, «Lemuria», der einmal Madagaskar, Indien und Malaysia miteinander verband. Diese Hypothese wird aber bald von Geologen widerlegt. Atlantis erlebt im 17. Jahrhundert ein ähnliches Schicksal (siehe rechte Seite). In die vor allem aus Wasser bestehende Südhalbkugel werden lange Zeit Kontinente hineinfantasiert. In der Physik des Aristoteles sind oben und unten allgemeingültig. Wir im Norden haben den Kopf oben, deshalb muss die Südhalbkugel schwerer sein. Deren unbekannte Länder dienen folglich als unser Gegengewicht. Erst Ende des 17. Jahrhunderts, mit Newton, verschwindet diese Hypothese von den Erdkarten.
Amerika Atlantischer Ozean
Ozeanien Pazifischer Ozean
Asien
Te r ra Au s t ra l i s In c o g n i ta Antarktika
Regionen der Welt, wie sie von den Europäern im 18./19. Jh. festgelegt wurden Mythischer Kontinent Widerlegte wissenschaftliche Hypothese Mythos, der zeitweilig als wissenschaftlich erwiesen galt
43
Die erste vollständige, aber hypothetische Darstellung der Arktis (Gerhard Mercator, 1595 posthum herausgegeben).
Kartografierte Hypothesen
Karte von Atlantis (Athanasius Kircher, 1664).
Auf der Karte der Arktis (oben) von Gerhard Mercator (1512–1594) ist der Pol umgeben von vier großen Inseln abgebildet. Das kleine Meer in der Mitte ist ein Strudel, der das Wasser der Ozeane anzieht, die, nachdem sie unterirdisch einen Kreis gezogen haben, die Quellen der Erde speisen. Mercator verdanken wir die berühmteste Darstellungsweise der Erde sowie das Wort «Atlas» als Bezeichnung für eine Kartensammlung. Der deutsche Jesuit Athanasius Kircher (1601/02–1680) entwirft 1664 die Karte links, die gesüdet ist. Atlantis ist darauf als hypothetischer Kontinent verzeichnet, um die geologischen Ähnlichkeiten zu erklären, die im 17. Jahrhundert beidseits des Südatlantiks entdeckt worden sind.
44
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Gebirgsbildung Stand vor der Entstehung der Alpen: vor 350 bis 250 Millionen Jahren
30 km
Wald, Moor Sedimente Tethys-Meer Ozeanische Kruste Akkretionskeil Eurasische Platte Afrikanische Platte Lithosphärischer Mantel Asthenosphärischer Mantel Plattengrenzen (in Entstehung) Plattengrenzen
Kontinentale Erdkruste
Erdmantel
Grabenbruch: vor 250 bis 160 Millionen Jahren
See oder Meeresarm
Ozeanbildung: vor 160 bis 130 Millionen Jahren
TethysMeer Eurasische Platte
Afrikanische Platte
Siehe auch
—
Geologie der Erde S. 32 Die Plattentektonik S. 36 Wenn Böden sich ergänzen S. 184
45
Konvergenz: vor 130 bis 70 Millionen Jahren
Eurasische Platte
Afrikanische Platte
Akkretionskeil Anhäufung von Sedimenten in der Tiefseerinne
Subduktion Abtauchen der dünneren, ozeanischen Platte (Eurasische Platte) unter die dickere, kontinentale Platte (Afrikanische Platte)
Kollision: vor 80 bis 10 Millionen Jahren
Eurasische Platte
Afrikanische Platte
Überreste der Ozeankruste und der Sedimente
Überreste der Ozeankruste
Das Beispiel der Alpen Teile von Afrika, die mit der eurasischen Platte kollidiert und auf sie geschoben worden sind, und die Überreste eines inzwischen verschwundenen Ozeans in Form von ehemaliger ozeanischer Kruste: Daraus bestehen die Alpen. Der Gipfel des Matterhorns und die Nördlichen Kalkalpen sind solche afrikanischen Krustenreste, der Monte Viso in den Westalpen ist Ozeanbodengestein, wogegen der Mont Blanc zum europäischen Grundgebirge gehört. Um diese Entwicklung zu verstehen, müssen wir 150 Millionen Jahre zurückgehen. Damals erstreckt sich ein riesiger Ozean, das Tethys-Meer, vom Mittelmeer bis zum Himalaya. Während die afrikanische und die eurasische Platte sich voneinander entfernen, dehnt sich die Tethys weiter aus. Vor 100 Millionen Jahren aber beginnt sich der Südatlantik zu öffnen, und die afrikanische und eurasische Platte bewegen sich nun aufeinander zu. Dadurch schließt sich das Tethys-Meer:
Es wird immer schmäler und nimmt zunehmend Schutt vom sich nähernden Kontinent auf. Diesen Ablagerungskörper nennt man Akkretionskeil. Die europäische und die afrikanische Platte treffen aufeinander und die eurasische, ozeanische Kruste schiebt sich unter die kontinentale afrikanische. Kontinentale Kruste kann wegen ihrer geringen Dichte nicht subduziert werden, aber in Kollisionszonen lässt sie sich stapeln: So bilden sich Kollisionszonen-Gebirge, deren wesentliches Merkmal gestapelte tektonische Decken sind, die kilometerdick sein können und häufig intern gefaltet sind. Auf diese Weise verdoppelt sich in Kollisionszonen die Krustendicke auf 70 Kilometer. Die Gebirge, die durch die Kollision der eurasischen und afrikanischen kontinentalen Krusten entstanden sind, sind neben unseren Alpen auch die Pyrenäen, das Andalusische Faltengebirge, das Atlasgebirge im Maghreb und der Himalaya.
46
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Erdbeben
Zerstörerische Schwingungen Erdbeben sind die Folge von Sprödbrüchen in der Lithosphäre, die durch die Bewegungen der tektonischen Platten entstehen und die wir als Schwingungen der Erde wahrnehmen. Die meisten Erdbeben bleiben unbemerkt, was aber nicht heißt, dass sie zu vernachlässigen wären: Für die Überwachung von Erdgasspeichern im Untergrund ist beispielweise die Aufzeichnung von Nanobeben wichtig. Erdbeben können aber auch verheerende Ausmaße annehmen. Besonders viele Opfer haben die Erdbeben in China und im Nahen Osten gefordert. In Shaanxi (China) sterben 1556 etwa 800 000 Menschen. Die Stärke eines Erdbebens wird anhand der dabei freigesetzten Energie berechnet. Die bislang höchste Erdbebenstärke hat den Wert 9,5 auf der Richterskala und wird 1960 bei einem Megabeben in Valdivia (Chile) gemessen. Die Richterskala war 1935 einer der ersten Versuche, die Intensität von Erdbeben zahlenmäßig zu erfassen. Da sie ungenau und veraltet ist, wird sie eigentlich nur noch in den Medien, aber kaum mehr in der Seismologie verwendet. Diese Wissenschaft macht seit den 1960er Jahren rasante Fortschritte. Heute wird die Oberfläche des Erdballs permanent von Sensornetzwerken überwacht. Allerdings gibt es bislang noch keine Methode, um zuverlässig vorauszusagen, dass sich an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ein Erdbeben ereignen wird.
JUAN-DEFUCA-PLATTE NORDAMERIKANISCHE PLATTE 2010 Haiti 200 000 Tote
7
KARIBISCHE PLATTE KOKOSPLATTE
PAZIFISCHE PLATTE
NAZCAPLATTE Schwerstes Erdbeben 9,5 1960 Valdivia Chile 3000 Tote
SÜDAMERIKANISCHE PLATTE
SCOTIAPLATTE
Erdbeben entlang der Plattengrenzen
Richterskala (Stärke) Epizentren der Erdbeben Erdbeben der Stärke 6 und mehr Andere Erdbeben
Nanobeben
Nicht spürbar, aber messbar
Mikroerdbeben
1
2 Mikro
Spürbar, aber ohne Schäden
3 Extrem leicht
Sehr leicht
Siehe auch
—
Die Plattentektonik S. 36 Die Kernenergie S. 274
47
EURASISCHE PLATTE
893 Ardabil 150 000 Tote (Iran)
? 7,8 1920 Haiyuan 270 000 Tote (China)
? 526 Antiochia 240 000 Tote (heute Antakya, Türkei)
1976 Tangshan 7,8 250 000 Tote (China)
1556 Shaanxi 8 (geschätzt) 800 000 Tote (China) ? 1138 Aleppo 230 000 Tote (Syrien) ? 533 Aleppo 130 000 Tote (Syrien)
PHILIPPINISCHE PLATTE 856 Damghan 7,9 (geschätzt) 240 000 Tote (Iran)
SOMALIAPLATTE
PAZIFISCHE PLATTE
INDISCHE PLATTE
2004 Indischer Ozean 9,3 250 000 Tote
AFRIKANISCHE PLATTE
AUSTRALISCHE PLATTE Erdbebengefährdung Schwach Sehr hoch Plattengrenzen Die 10 verheerendsten Erdbeben Zahl der Opfer
270 000
ANTARKTISCHE PLATTE
150 000 100 000
7,8 Erdbebenstärke
Ernste Schäden in einer begrenzten Zone
Allgemein spürbar, selten Schäden
4
5 Leicht
Ernste Schäden in einem kilometerweiten Umkreis
6 Mittel
7 Stark
Zerstörung über Gebiete weit über 100 km
Zerstörung über weite Gebiete
8 Sehr stark
Zerstörung über hunderte von Kilometern
9 Groß
10 Verheerend
48
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Wenn die Erde aufreißt Pe
rs
Ein Ozean entsteht
is
ch
Ro
Der Ostafrikanische Graben ist ein Riss, der sich im Osten Afrikas über mehrere tausend Kilometer erstreckt und sich vor 22 bis 25 Millionen Jahren zu öffnen beginnt. Bei einer Geschwindigkeit von einigen Millimetern pro Jahr müsste sich in 10 Millionen Jahren die Somaliaplatte von der Afrikanischen Platte lösen und ein neuer Ozean entstehen. Durch die AFRIKANISCHE PLATTE Dehnungskräfte wird diese (0,52 cm/Jahr) Erdplatte stellenweise immer dünner, sodass an der Erdoberfläche ein Graben aufreißt. Darin haben sich bereits mehrere Seen gebildet, u. a. der Turkanasee, der Tanganjikasee und der Malawisee, die Turkanasee gleichsam die Vorläufer des Albertsee neuen Ozeans sind.
EURASISCHE PLATTE er
Go
lf
tes
Me
er
Eduardsee
ARABISCHE PLATTE (2,5 cm/Jahr)
G o lf v
Victoriasee
(bildet sich aus; 0,5 cm/Jahr)
INDISCHE R OZE AN
1000I km
I
I
Plattengrenze Plattenbewegung Ostafrikanischer Graben Größte Vulkane Stärkste Erdbeben Wichtigste Verwerfungen
Str aß e
vo
Malawisee
nM os am bik
Tanganjikasee
I
en
SOMALIAPLATTE
Kivusee
I
o n Ad
Entstehung eines Grabenbruchs Dehnungsbrüche
Kontinentale Kruste
Magma aus teilweise geschmolzenem aufsteigendem Erdmantel
Oberer Erdmantel
PLAQUE INDISCHE INDIENNE PLATTE
Siehe auch
—
Die Zukunft der Platten S. 40 Von Sahelanthropus zu Homo sapiens S. 124
49
INDISCHER SUBKONTINENT
ARABISCHE HALBINSEL
10 h Südchinesisches Meer Philippinen
Golf von Bengalen
Golf von Oman
INDISCHE PLATTE
EURASISCHE PLATTE
Sri Lanka
Su ma
Borneo
tra
SOMALIAPLATTE
1h
Sunda-Archipel
2h
3h 4h
AUSTRALISCHE PLATTE
Madagaskar AUSTRALIEN
5h IN ER OZE OZ EA AN N I ND DIISCH SCH ER 6h 7h
Die Erdbeben in Sumatra 2004
8h 9h
I
1000 kmI I I
I
Plattengrenze Plattenbewegung Sumatra-Verwerfung Erdbebenherd (26. Dez. 2004) Nachbeben: Stärke 7 Datum: 26/12/04
05/01/05
16/01/05
Ausbreitung des Tsunamis
Entlang der Insel Sumatra schiebt sich die IndischAustralische Platte mit einer Geschwindigkeit von 5 Zentimetern pro Jahr unter die Eurasische Platte. Das Sunda-Archipel ist ein junges, vulkanisch aktives Konvergenzzonen-Gebirge. Die Subduktion führt regelmäßig zu Erdbeben und Tsunamis. Weithin bekannt ist das Beben vom 26. Dezember 2004. Mit einer Stärke von 9,3 auf der Richterskala zählt es zu den größten gemessenen Erschütterungen seit 100 Jahren. Es fordert deshalb so viele Opfer, weil es einen Tsunami auslöst, der an mehreren Küstenstaaten zu Überschwemmungen mit teils 30 Meter hohen Wellen führt. Über 250 000 Menschen gelten als tot oder vermisst. Dieses Erdbeben ist damit eines der verheerendsten, und dieser Tsunami der tödlichste der jüngeren Zeit. Jedes Jahr gibt es in dieser Gegend neue, bislang aber weniger schwere Erdbeben.
50
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Erdbeben im Mittelmeergebiet 1356 Basel 1976 Friaul
AT L AN T I SC H E R OZ E A N EURASISCHE PLATTE
1564 Nizza Korsika
1424 Katalonien
Tyrrhenisches Meer
1755 Lissabon
Sardinien Balearische Inseln
Sizilien
1980 Ech Cheliff
AFRIKANISCHE PLATTE (6 mm/Jahr)
Eine 2500-jährige Geschichte Südeuropa und der Mittelmeerraum sind immer wieder Schauplatz schwerer Erdbeben mit vielen Todesopfern. Hier hat die Geschichtsschreibung eine lange und reiche Tradition, weswegen die Geschichte der Erdbeben in diesem Raum am besten dokumentiert ist. Einige berühmte Beispiele sind in das kollektive Gedächtnis eingegangen, wie die Zerstörung des berühmten Leuchtturms von Alexandria bei einem Erdbeben im Jahr 1303 oder etwa die Beben in Konstantinopel, vor allem die «kleine Apokalypse» von 1509, die einen Tsunami auslöst. 45 Tage lang gibt es Nachbeben, ungefähr 5000 Menschen sterben. In Ech Cheliff
(Algerien) kommen am 10. Oktober 1980 mehrere tausend Menschen um. Dieses Erdbeben gilt als das schwerste im westlichen Mittelmeerraum seit Beginn der Messungen. Das Risiko ist indes ungleich verteilt. Im westlichen Mittelmeerraum kommt es relativ selten zu Erdbeben, da sich die Platten nur um einige Millimeter pro Jahr bewegen. Im östlichen Mittelmeer dagegen verschieben sie sich um bis zu drei Zentimeter im Jahr, weshalb sehr viel häufiger Beben auftreten. Besonders gefährdet sind Griechenland, die Türkei und Nordsyrien. Dort bebt die Erde häufiger und deutlich stärker als in anderen Mittelmeerregionen.
Siehe auch
—
Die Plattentektonik S. 36 Historische Vulkanausbrüche S. 56
51
EURASISCHE PLATTE Ad
ria
Schwarzes Meer
tis
ch
es
1354, 1509 Konstantinopel (Istanbul) M
ee
r
1980 Irpinia
U E VERWERF NG NORDA N ATOLISCH
Ägäis Ionisches Meer
n
1986 Kalamata
AKK
MIT T EL M EER
I
I
500 kmI I
Zypern
Kreta
464 v. u. Z. Sparta
RETIO N S K EIL
DER SUBDUK TIO ICH NSZ ERE B ONE IM
1250 v. u. Z. Jericho I
I
Plattengrenze Plattenbewegung Subduktionszone (bedeutende Verwerfung) Vulkan Erdbeben Schwere * XII Allgemeine Katastrophe
1303 Alexandria
AFRIKANISCHE PLATTE (10 mm/Jahr)
ARABISCHE PLATTE
te sM r
* Die geschätzte Schwere wird in römischen Zahlen angegeben, im Gegensatz zur Stärke (genaue Messung), die in arabischen Ziffern angegeben wird.
ee
X Umfangreiche Zerstörung IX Zerstörung VIII Umfangreiche Schäden VII Schäden
Ro
XI Katastrophe
Vom Kern zur Stratosphäre
52
seit 4,5 Milliarden Jahren
Eruptionsmechanismen Explosive/Plinianische Eruption Gefährlicher Vulkanausbruch Beispiel: Vesuv Explosion des Vulkandoms mit zähflüssiger Lava
Effusive/Peleanische Eruption
Vulkanische Bomben (können kilometerweit geschleudert werden)
Gasausbruch
Aschewolken (werden bis zu 10 km weit in die Atmosphäre geschleudert)
Auslaufen dünnflüssiger Lava (ca. 1200 °C)
Glutwolken und Glutlawinen
Spektakuläre Eruption, aber räumlich begrenzt und selten gefährlich Beispiel: Le Piton de la Fournaise (La Réunion)
Kegel
(mehr als 500 °C)
Magmakammer
Magmakammer (in 3 bis 10 km Tiefe) Zähflüssiges oder gasreiches Magma geringerer Temperatur
Schlot
Schlot
Gasblasen
ATMOSPHÄRE
Vulkanausbrüche und ihre Gefahren
Oberfläche
Außenwand des Vulkans
KRUSTE 10–30 km
Schlot
Magmakammer im Endstadium
AUFSTEIGEN DES MAGMAS
MANTEL 100 km
(3 bis 10 km Tiefe) Dünnflüssiges, weniger gashaltiges Magma höherer Temperatur
Tiefe Magmakammer teilweise Aufschmelzung von Mantelgestein
In Tiefen zwischen 100 und 300 Kilometern befindet sich der Erdmantel in einem überhitzten Zustand; man nennt diesen Bereich Asthenosphäre. Bei Druckentlastung kommt es zur teilweisen Aufschmelzung, und diese Magmen können in die Lithosphäre aufsteigen, sich sammeln und schließlich als Vulkan an der Oberfläche ausbrechen. Je nach Zusammensetzung des Magmas gibt es verschiedene Arten von Eruptionen. Ist es flüssig und enthält wenig Gas, spricht man von einer effusiven Eruption, bei der Lavaströme aus dem Vulkankegel quellen. Ein solcher Vulkanausbruch sieht spektakulär aus, stellt aber kaum eine Gefahr dar, da er lokal sehr begrenzt ist. Bei einem dickflüssigeren, gasreichen Magma kann der Vulkandom explodieren, worauf vulkanische Bomben, Glutwolken und Aschewolken austreten. Diese explosiven Vulkanausbrüche können sehr gefährlich sein.
Siehe auch
—
Der innere Aufbau der Erde S. 30 Die Plattentektonik S. 36 Massenaussterben in der Erdgeschichte S. 88
53
Die wichtigsten Vulkane der Erde
EURASISCHE PLATTE NORDAMERIKANISCHE PLATTE
JUAN-DEFUCA-PLATTE
KOKOSPLATTE
AFRIKANISCHE PLATTE
KARIBISCHE PLATTE
ARABISCHE PLATTE INDISCHE PLATTE
PHILIPPINISCHE PLATTE
SOMALIAPLATTE
PAZIFISCHE PLATTE
NAZCAPLATTE
SÜDAMERIKANISCHE PLATTE
SCOTIAPLATTE Plattengrenze Vulkan entstanden aus: Subduktionszone Hotspot
Ozeanrücken Grabenbruch
AUSTRALISCHE PLATTE
ANTARKTISCHE PLATTE
Plattenbewegung Subduktion Divergenz
Seitenverschiebungsgrad
Zeugen der Plattenbewegungen Vulkane sind nicht zufällig über den Erdball verteilt. Die aktiven Vulkane befinden sich normalerweise an den Rändern der tektonischen Platten, am häufigsten über den Subduktionszonen. Wenn zwei Platten aufeinandertreffen, schiebt sich die dichtere der beiden unter die weniger dichte und es kommt zu Konvergenzzonen-Vulkanismus, bei dem das in der Subduktionszone ausgetriebene Wasser die entscheidende Rolle spielt. Vulkane können aber auch entstehen, wenn Platten auseinanderdriften, wie beispielsweise in Grabenbruch-
Hotspot
gebieten oder auf den mittelozeanischen Rücken. In beiden Fällen kommt Magma an die Oberfläche, das durch die Druckentlastung im aufsteigenden heißen Erdmantel entsteht. In Island kann man das an Land beobachten. Die mehr oder weniger ortsfesten Hotspots hingegen hinterlassen Vulkanketten auf der Platte, die sich über sie hinwegbewegt (Beispiel: Hawaii-Inselkette). Je weiter ein Vulkan (oder eine Vulkanruine) vom Hotspot entfernt ist, desto älter ist er.
Ozeanrücken
Tektonische Platten
Magma aus tiefen Bereichen des Erdmantels
Konvergenzzone
Grabenbruch
54
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Vulkanausbrüche 1783 Laki-Krater 10 000 Tote (Island)
JUAN-DE-FUCA-PLATTE
NORDAMERIKANISCHE PLATTE
1902 Montagne Pelée 30 000 Tote (Martinique, Frankreich)
Kilauea (Hawaii, USA)
KARIBISCHE PLATTE
1902 Santa María 5000 Tote (Guatemala)
KOKOSPLATTE 1985 Nevado del Ruiz 25 000 Tote (Kolumbien)
PAZIFISCHE PLATTE
SÜDAMERIKANISCHE PLATTE NAZCAPLATTE
Notwendige Überwachung Vulkanausbrüche sind allenfalls kurzfristig vorherzusagen, aber die Seismologie hat in jüngster Zeit große Fortschritte erzielt. Die explosiven Vulkanausbrüche sind die gefährlichsten, weil sie Glutwolken und Aschenebel ausstoßen (wie der Vesuv im Jahr 79) und vulkanische Bomben über Hunderte Kilometer hinausschleudern können. Die Ausbrüche mit den meisten Todesopfern fanden in Indonesien statt, wo es etwa 500 Vulkane gibt, von denen ungefähr 100 aktiv sind. Aschewolken können sogar verhindern, dass die Sonnenstrahlen die Erde erreichen, sodass es auf dem Planeten in unterschiedlich großen Gebieten zeitweise kälter wird. Der Ausbruch des Tambora 1815 hatte zur Folge, dass das Jahr 1816 auf dem gesamten Globus zum «Jahr ohne Sommer» wurde. Die heute aktivsten Vulkane befinden sich auf Hotspots, die vulkanische Inseln bilden, etwa auf Hawaii.
SCOTIAPLATTE
Siehe auch
—
Geologie der Erde S. 32 Der Einfluss des Klimas S. 198
55
EURASISCHE PLATTE 79 Vesuv 3000–10 000 Tote (Italien) um 1630–1600 v. u. Z. Santorin 33 000 Tote (Griechenland) 1792 Unzen 15 000 Tote (Japan)
Stromboli (Italien) Ätna (Italien)
ARABISCHE PLATTE
INDISCHE PLATTE
PAZIFISCHE PLATTE
PHILIPPINISCHE PLATTE
1815 Tambora 90 000 Tote (Indonesien)
SOMALIAPLATTE AFRIKANISCHE PLATTE
1883 Krakatau 36 000 Tote (Indonesien) 1586 Kelut 10 000 Tote (Indonesien)
Piton de la Fournaise (La Réunion, Frankreich)
Schwerste Eruption 1257 Samalas 100 000 Tote (Indonesien)
AUSTRALISCHE PLATTE
ANTARKTISCHE PLATTE
Mount Erebus (Antarktika)
Vulkan Plattengrenze Auswahl aktuell aktiver Vulkane Tödlichste Eruptionen Explosiv Effusiv Zahl der Toten 100 000 30 000 10 000
Vom Kern zur Stratosphäre
56
seit 4,5 Milliarden Jahren
Historische Vulkanausbrüche Vesuv, Avellino-Eruption vor 4000 Jahren (um 1995 v. u. Z.)
Croce del Papa Avellino
Nola
Vesuv
Capo Miseno
Pompéi
Procida
Ischia
Golf von Neapel I
I
10 Ikm I
I
Heutige Stadt Bronzezeitliche Siedlung/ Archäologische Ausgrabungsstätte Dicke der Ascheablagerungen (in m) 0,1
1
0,5
2
Vesuv
10
5
Tiefe der Lapilliablagerungen (in m) 0,1
0,3
1
0,5
Punta Campanella
Capri
1,5
Vesuv, im Jahr 79
Acerrae
Neapel Baiae Misenum
Via
Po p
ilia
Pozzuoli
Vesuv 1279 m
Herculaneum Boscoreale Capo Miseno
Pompeji Oplontis
Procida Ischia
Nuceria
Stabiae
Golf von Neapel Aequana
I
I
10 Ikm
Surrentum I
I
Antike Stadt, z. T. mit modernem Namen Reichweite des Lapilli-Regens Reichweite der Aschewolke Ablagerungen des pyroklastischen Stroms* Römerstraße
Punta Campanella
Capri
* Pyroklastische Ströme sind gewaltige Auswürfe von gasreichem Magma, Gestein, Asche und anderen Partikeln, die bei einem explosiven Vulkanausbruch an den Flanken des Vulkans hinabschießen.
Siehe auch
—
Erdbeben im Mittelmeergebiet S. 50 Eruptionsmechanismen S. 52
57
Santorin, um 1630 bis 1600 v. u. Z. Paros
u ti g
Naxos Kalymnos
eK
Amorgos
ü s te
Vulkane haben im Laufe der menschlichen Geschichte schon ganze Kulturen zerstört und Städte ausradiert. Der bekannteste Vulkanausbruch ist vielleicht der des Vesuvs, der im Jahr 79 wiedererwacht. Er ist dank römischer Schriftquellen und archäologischer Funde gut dokumentiert und konnte präzise rekonstruiert werden. Mindestens 2000 Personen ersticken (1500 in Pompeji und 500 in Herculaneum), weitere sterben durch den davon ausgelösten Tsunami. Allerdings wird nicht zum ersten Mal eine ganze Stadt durch einen Ausbruch des Vesuvs ausgelöscht. In der Bronzezeit gibt es mehrere schwere Ausbrüche. Die Avellino-Eruption findet zwei Kilometer westlich des heutigen Kraters statt und zerstört mehrere Siedlungen. In der Nähe des Ortes Nola sind noch Überreste (Hütten, Tongeschirr) und Viehleichen gefunden worden. Die meisten Bewohner können offenbar fliehen, aber man hat auch die Leichen zweier Menschen gefunden, die auf der Flucht von einer Glutwolke erfasst worden sind. In anderen Gebieten des Mittelmeerraums kommt es ebenfalls zu großen Vulkanausbrüchen, etwa Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. auf Santorin, was zum Untergang der minoischen Kultur geführt haben mag. Ähnlich traurige Berühmtheit erlangt hat die Eruption der Montagne Pelée 1902 auf Martinique, die in wenigen Minuten die gesamte Stadt Saint-Pierre zerstört. Die einzigen Überlebenden sind die Gefängnisinsassen. Dieser Vulkanausbruch ist der verheerendste seit dem Ausbruch des Krakataus (Indonesien), bei dem 1883 etwa 36 000 Menschen sterben.
Ägäis
He
Vulkane und ihre traurige Bekanntheit
Milos Folegandros Ios
Akrotiri (Santorin) Akrotiri Anafi
5 km
Kretisches Meer Chania Malia Kreta
Knossos
Mittelmeer
Phaistos I
I
50I km I I
Zakros I
Santorin vor der Eruption Eruption Tsunami Küste, die vom Tsunami betroffen war
Montagne Pelée, 1902
Macouba
Grand’Rivière Karibisches Meer
Piton Mont Conil 876 m Montagne Pelée Caldeira de l’Étang-Sec Le Prêcheur
Le Morne Rouge
Montagne Pelée
Verlies von Cyparis Saint-Pierre I
I
5 kmI
I
I
I
Dicke der Bimsablagerungen der Eruption im Jahr 1300 (in cm) 50 100
Martinique
200
Glutlawinen der Eruption im Jahr 1300 Fließrichtung
Ausbreitung der Aschewolke bei der Eruption im Jahr 1300 bei der Eruption am 8. Mai 1902 bei der Eruption am 30. August 1902 Wracks gesunkener Schiffe durch die Eruption im Jahr 1902
58
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Metallische Rohstoffe RUSSLAND KANADA USA SCHWEDEN KASACHSTAN MEXIKO
POLEN
CHINA
UKRAINE
IRAN MYANMAR INDIEN DEM. REPUBLIK KONGO
PERU
INDONESIEN
BRASILIEN
SAMBIA
BOLIVIEN
AUSTRALIEN
CHILE
Weltweite Vorkommen der meistverwendeten Metalle (in Tsd. Tonnen) 200 000 100 000
Kupfer Eisen Zinn
50 000 10 000 1000
Früh verwendete Metalle Neben Gold und Silber, die vor allem für Schmuck verwendet werden, bauen Menschen seit der Antike oder sogar der Urgeschichte Kupfer, Zinn und Eisen ab. Mit der Erfindung von Bronze (einer Legierung aus Kupfer und Zinn) ist es erstmals möglich, harte Waffen und Werkzeuge aus Metall herzustellen. Die Nutzung von Eisen dank der Erfindung von Tieföfen markiert den Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit. Mit der Entwicklung von Hochöfen kann aufgrund der höheren Temperatur Eisen geschmolzen werden, das bis dahin nur erhitzt werden
konnte (Schmelzpunkt von Eisen: bei 1538 °C, Bronze: 1100 °C). Die Aufeinanderfolge der Verwendung von Kupfer, Bronze und Eisen lässt sich in Eurasien nachweisen. Die indigenen Gesellschaften Amerikas nutzten ebenfalls verschiedene Metalle, darunter Kupfer, Zinn und Platin, was im Rest der Welt unbekannt war. Eisen dagegen verwendeten sie nicht. Die heutigen Eisenvorkommen konzentrieren sich auf Amerika, Australien und Asien. In Südeuropa und im Nahen Osten ist der Großteil dieses Metalls dagegen schon früh erschöpft.
—
Siehe auch
Geologie der Erde S. 32 Von Stein bis Metall S. 164 Die Jagd nach wertvollen Metallen S. 228
59
Edelmetalle und wertvolle Minerale RUSSLAND KANADA USA
POLEN CHINA
KASACHSTAN MEXIKO
USBEKISTAN
GHANA DEM. REPUBLIK KONGO
PERU
INDONESIEN
BRASILIEN
BOTSWANA
BOLIVIEN ARGENTINIEN
PAPUANEUGUINEA
SÜDAFRIKA
AUSTRALIEN
CHILE LÄNDER
Je nach Epoche und Kultur werden unterschiedliche Metalle als wertvoll angesehen. Am teuersten ist heute Rhodium, beliebt aufgrund seiner extremen Härte, seiner Korrosionsbeständigkeit und seiner chemischen Neutralität, während in früheren Zeiten Investoren und Juweliere Gold und Silber bevorzugten – und Diamant, den auch heute wichtigsten aller wertvollen Steine. Weltweite Reserven wertvoller Bodenschätze Silber Diamant Gold In Tonnen In Mio. Karat 1100
120 50 10 2
300 100 10
Die Hatz auf seltene Metalle RUSSLAND
CHINA USA
PORTUGAL
INDIEN VIETNAM BOLIVIEN BRASILIEN
DEM. REPUBLIK KONGO
Je nach ihrer Bedeutung für die Wirtschaft oder ihrer Seltenheit sind manche Metalle von größerer strategischer Bedeutung als andere, allen voran Lithium, das z. B. für Autobatterien gebraucht wird, und Coltan, das in Raketen eingesetzt wird und von dessen Vorkommen sich mindestens 60 Prozent in der Demokratischen Republik Kongo befinden. Reserven von Seltenen Erden (in Tsd. Tonnen)
SIMBABWE
20 000 10 000 3000
ARGENTINIEN CHILE AUSTRALIEN
Lithiumvorräte (in Tsd. Tonnen) 9000 5000 2000 500
Länder mit den größten Coltan-Vorkommen
60
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die Erdatmosphäre 100
Geschichtlicher Verlauf der Zusammensetzung der Atmosphäre (in Prozent)
100
90
90
80
80 78 % heute 70
70 Stickstoff (N2) 60
60
50
50
40
Wasser (H2O)
40 30
30 Kohlenstoffdioxid (CO2)
20
Sauerstoff (O2)
10
Ozon (O3)
O Entstehung der Ozeane
Verbreitung von O2 in der Atmosphäre 4
3 O2 nur im Meer Photosynthese
Entstehung der Ozonschicht 1
2
Zeit in 0 Milliarden Jahren
O2 im Meer und der Atmosphäre Freisetzung von O2 durch chlorophyllhaltige Organismen
Pflanzen auf dem Festland Nicht erneuerbarer, fossiler Kohlenstoff
Entstehung des ersten Lebens (ca. 3,5 Milliarden Jahre) Geologische Zeit HADAIKUM
20 21 % heute 10 0,96 % heute O 0,04 % heute
ARCHAIKUM
PROTEROZOIKUM
PHANEROZOIKUM
Eine vom Leben geprägte Atmosphäre Die Erdatmosphäre ist eine Gashülle, die die gesamte Erde umgibt. Sie besteht heute vor allem aus Distickstoff (N2) und Disauerstoff (O2), hat sich aber im Laufe der Zeit stark verändert. Vor über 4,5 Milliarden Jahren ist der weit überwiegende Anteil Wasserdampf. Kohlendioxid (CO2) und Distickstoff machen damals zusammen weniger als 20 Prozent aus, Disauerstoff ist gar nicht vorhanden. Durch die Abkühlung der Erde wird das Wasser flüssig, und es entstehen die Ozeane (siehe S. 37).
Das im Meer aufkeimende Leben setzt Disauerstoff frei und bindet Kohlendioxid – durch die Lebewesen, angefangen bei den Einzellern, hat sich unsere Atmosphäre von Grund auf geändert. Die Sonnenstrahlen reagieren mit den Disauerstoff-Molekülen, die die Ozonschicht bilden. Diese Schicht filtert das ultraviolette Sonnenlicht und senkt die aufgrund des Treibhauseffekts hohe Temperatur. Erst dadurch kann Leben außerhalb des Wassers entstehen (siehe S. 86).
—
Siehe auch
Die Solarenergie S. 20 Wasser – Voraussetzung für das Leben S. 84 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260
61
Die Struktur der Erdatmosphäre Die Erdatmosphäre besteht aus mehreren Schichten, deren Grenzen sich anhand der Temperaturunterschiede festlegen lassen. Die erste Schicht, die Troposphäre, ist nur etwa 10 Kilometer dick. Sie enthält 80 bis 90 Prozent der gesamten Luftmasse. Hier bilden sich die Wolken, entstehen Regen und Wind. In der darüberliegenden Stratosphäre befindet sich die für das Leben auf der Erde unerlässliche Ozonschicht. Dann folgt die Mesosphäre. In ihr verglühen die meisten Meteoroide, die in die Erdatmosphäre eindringen. Darüber, in der Thermosphäre, kreist die Internationale Raumstation in einer Höhe von ca. 400 Kilometern. In dieser Schicht steigt die Temperatur mit zunehmender Höhe an und kann bis zu 1500 °C erreichen. Die Exosphäre schließlich dehnt sich bis zu einer Entfernung von 10 000 Kilometern von der Erdoberfläche aus. Höhe in Kilometern THERMOSPHÄRE
EXOSPHÄRE 600 km
Satelliten mit niedriger Umlaufbahn
90 – 80 °C
Mesopause 80
ISS (Internationale Raumstation) 70
Lichtphänomene MESOSPHÄRE
THERMOSPHÄRE
60 Meteorit Stratopause
50
etwas über 0 °C
40
Radiosonde
STRATOSPHÄRE 30 Aurora Borealis (Polarlichter)
Ozonschicht Militärflugzeug Tropopause Mount Everest
20
− 50 °C Passagierflugzeug 10
95–120 km
TROPOSPHÄRE MESOSPHÄRE
− 90 − 60 − 30 0 20
LITHOSPHÄRE
Temperatur (°C)
50–60 km STRATOSPHÄRE 8–15 km TROPOSPHÄRE
62
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die planetarische Zirkulation elle re Z a l Po
Polare Ostwinde
Polarfront l Ferre
Westwin d-Zo
le -Zel
ne
Wendekreis des Krebse s
elle y-Z e l d Ha
Passatwinde e isch e trop zzon r e Inn ergen v Kon
Äquator
elle y-Z e l d Ha
Passatwinde Wend ekre
is des Steinbocks
elle l-Z e r r Fe
Die Bewegung der Luftmassen Für die Entstehung der Winde spielen die Temperaturen eine große Rolle. Wenn sich die Luft erwärmt, dehnt sie sich aus und wird leichter, worauf sie nach oben steigt. Genau das geschieht am Äquator. Hier steigt heiße Luft nach oben, und an ihre Stelle tritt Luft aus den Tropen. Während des Aufstiegs kühlt die Luft wieder ab. Am Beginn der Stratosphäre (in ungefähr 10 Kilometern Höhe) wird sie aufgehalten und strömt in Richtung der Pole ab. Bei einem Breitengrad von etwa 30° sinkt sie schließlich wieder zur Erdoberfläche. Dieses Phänomen nennt sich Hadley-Zelle. Eine ähnliche Zelle wird über den Polen gebildet. Dort sinkt die schwerere kalte Luft nach
unten, wo sie gezwungen ist, sich in niedrigere Breiten zu bewegen. Die dritte Zelle, die Ferrel-Zelle, entsteht aus den beiden ersten und dreht sich in entgegengesetzter Richtung. Diese weltumspannende Luftzirkulation führt dazu, dass Wärme vom Äquator in Richtung der Pole transportiert wird. Die Zellen wandern je nach Jahreszeit. Im Juni verschieben sie sich um einige Grad nach Norden, im Dezember nach Süden. Auch die Erdrotation beeinflusst die Richtung der Winde. Luftmassen, die zum Äquator strömen, werden nach Westen abgelenkt. Sind sie zu den Polen unterwegs, werden sie nach Osten abgelenkt.
—
Siehe auch
Der schräge Kreisel S. 22 Das maritime Netz der Welt S. 214 Umweltverschmutzung S. 254
63
Juli
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Druck (in Millibar) Hochdruckgebiet (Antizyklone) Tiefdruckgebiet (Zyklone)
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997 1002 1008 1013 1024
Innertropische Konvergenzzone
Berühmte Seefahrten am Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts Vasco da Gama Christoph Kolumbus Fernando Magellan
Saisonale Winde Die planetarische Zirkulation kennt auch saisonale Unterschiede. Im Juli liegt das Gebiet, das die meiste Wärme von der Sonne erhält, auf etwa 10° nördlicher Breite. Die innertropische Konvergenzzone (ITCZ) – ein Tiefdruckgürtel, in dem die Passatwinde der Nordund Südhalbkugel aufeinandertreffen – verschiebt
sich nach Norden, sodass es in der Südsahara regnet. Auch die Niederschläge der gemäßigten Breiten fallen weiter nördlich. Im Winter kehrt sich dieser Vorgang um und die ITCZ wandert nach Süden. In der Sahelzone beginnt dann die Trockenzeit und der Regen fällt im Norden der Wüste Kalahari.
Vom Kern zur Stratosphäre
64
seit 4,5 Milliarden Jahren
Ein wahres Weltmeer Ein einziger Ozean
ASIEN ASIEN
AUSTRALIEN UND OZEANIEN
EUROPA
AFRIKA ANTARKTIS
Antarktischer Zirkumpolarstrom SÜDAMERIKA
NORDAMERIKA
NORDAMERIKA Warme Oberflächenströmung Kalte, salzige Tiefenströmung In die Atmosphäre entlassene Wärme
Atlantische Umwälzzirkulation 90°S
0°
S
N
90°N
Wärmeaustausch mit der Atmosphäre Antarktis
Arktis
Antarktisches Zwischenwasser
Golfstrom Südatlantischer Ozean
Entstehung von antarktischen Tiefenwassern
Auftrieb (Upwelling)
Nordatlantischer Ozean
Aufsteigendes, sehr kaltes Ozeanwasser aus der Tiefe
Aufsteigendes Wasser
Nordatlantisches Tiefenwasser
Antarktisches Tiefenwasser Vermischung von Tiefenwasser und Oberflächenwasser
Entstehung von nordatlantischen Tiefenwassern
Siehe auch
—
Das Leben im Meer S. 106 Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Das Meer und der Permafrost S. 256
65
PAZIFISCHER OZEAN ALASKA
Beringstraße Tschuktschensee
RUSSLAND Beaufortsee Beaufortwirbel Laptewsee
KANADA
Nordpol
Karasee Labradorsee SPITZ BERG EN
Framstraße
GRÖNLAND
Barentssee
FINNLAND ISLAND
ATLANTISCHER OZEAN
p Trans
f dr i olar
SCHWEDEN t
rom tikst n a l t a Nord
NORWEGEN
Warmer Oberflächenstrom Kalter, salziger Tiefenstrom
Der Klimaregler Die Ozeane bilden in Wahrheit ein einziges weltumspannendes Meer. Man könnte die Meeresströmung mit einem riesigen Förderband vergleichen. In der Nähe der Pole und in den Polargebieten sinkt das Oberflächenwasser nach unten und dringt in die Tiefseebecken ein, um in niedrigeren Breiten wieder aufzusteigen und sich zu erwärmen. Die mittlere Geschwindigkeit der Tiefenströmungen ist sehr gering, etwa ein Millimeter pro Sekunde. Um in dieser Geschwindigkeit einmal die Welt zu umrunden, bräuchte das Wasser fast tausend Jahre. Erst im Zusammenspiel mit der Erdrotation, den Winden
und dem aufsteigenden kalten Wasser entstehen Meeresströmungen, die das Klima ganzer Regionen beeinflussen. Der Klimawandel führt vermutlich zu Veränderungen in diesen Strömungen. Wenn manche Ströme langsamer werden, könnte das zu kälteren Wintern sowie höherer Trockenheit und Hitzewellen im Sommer führen. Die Meeresströmungen spielen auch für das Leben in den Ozeanen eine Rolle. Zum Beispiel bringt das aufsteigende kalte Wasser (Auftrieb oder Upwelling genannt) Nährstoffe in die wärmeren Schichten, wodurch sich das Plankton und infolgedessen auch der Fischbestand vermehrt.
66
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Das Phänomen El Niño Normalzustand Passatwinde (schwächere und stärkere) Warmes Oberflächenwasser Kaltes Oberflächenwasser Klimatische Anomalien Sehr feucht Sehr heiß Sehr trocken Sehr kalt Viele Wirbelstürme Wenige Wirbelstürme
PAZIFISCHER OZEAN
INDONESIEN
Südamerika
AUSTRALIEN Ozeanien
El Niño in voller Stärke Asien
JAPAN
Europa INDIEN Afrika SOMALIA ÄTHIOPIEN
KANADA
PAZIFISCHER OZEAN
Nordamerika USA
INDONESIEN INDISCHER OZEAN
AUSTRALIEN
MADAGASKAR
PERU BRASILIEN Südamerika ARGENTINIEN
Ozeanien
Antarktika
La Niña in voller Stärke Asien
JAPAN
Europa INDIEN
PAZIFISCHER OZEAN
Afrika SOMALIA ÄTHIOPIEN
KANADA Nordamerika USA
INDONESIEN INDISCHER OZEAN
MADAGASKAR
AUSTRALIEN Ozeanien
Antarktika
PERU BRASILIEN Südamerika ARGENTINIEN
Siehe auch
—
Die planetarische Zirkulation S. 62 Tropische Wirbelstürme S. 72 Der Einfluss des Klimas S. 198
67
Normalzustand
Klimaanomalien Die El Niño-Südoszillation ist eine regelmäßig wiederkehrende Veränderung im Zusammenspiel von Ozean und Atmosphäre im Bereich des tropischen Pazifiks. Sie wirkt sich auf die Wetterverhältnisse auf der ganzen Welt aus. Dieses Phänomen tritt alle 3 bis 7 Jahre auf (im Schnitt alle 5 Jahre) und führt zu Starkregen, Dürren und anderen Störungen. Den Namen «El Niño» (spanisch «das Kind», gemeint hier: das Christkind) verdankt es peruanischen Fischern. Wenn es kurz nach Weihnachten auf Perus Küste trifft, ist damit zugleich der Höhepunkt der Wetterstörung erreicht. Unter normalen Umständen blasen die Passatwinde nach Westen über den Pazifik und bewirken, dass sich im Westpazifik warmes Oberflächenwasser sammelt. Umgekehrt steigt vor den Küsten Perus und Ecuadors kaltes Wasser auf (Upwelling), das Nährstoffe bringt, wodurch sich der Fischbestand erhöht. Manchmal kehrt sich diese Bewegung jedoch um. Die Passatwinde werden schwächer oder drehen in Richtung Osten, sodass sich dort das warme Wasser sammelt. Das Upwelling kommt zum Erliegen und der Fischbestand sinkt. Diese Veränderungen führen zu Dürre im Westen und zu starken Niederschlägen im sonst trockenen Osten. Das ist das Phänomen El Niño. Neben diesen beiden Klimaanomalien hat es aber auch Auswirkungen in zahlreichen anderen Gegenden der Welt. Seltener ist das Phänomen «La Niña», bei dem das Gegenteil von El Niño passiert. Die Passatwinde werden stärker, es kommt zu heftigen Regenfällen im Westpazifik, und die Länder am Ostpazifik erleiden Dürren.
OSTEN Peru Ecuador
WESTEN Australien Indonesien
Tiefdruck Feuchtes Klima
Hochdruck Trockenes Klima
Passatwinde
Warmes Oberflächenwasser
Kaltes Oberflächenwasser
Pazifischer Ozean line mok Ther Upwelling
Aufsteigendes, sehr kaltes Ozeanwasser aus der Tiefe
300 m
Warmes Wasser Kaltes Wasser
El Niño in voller Stärke
OSTEN Peru Ecuador
WESTEN Australien Indonesien
Anormale Regenfälle Verringerung oder Umkehrung Verdunstung der Passatwinde
Dürre Warmes Oberflächenwasser Baisse du niveau marin
Pazifischer Ozean
Erwärmung des Wassers
Anstieg der Thermokline
Unterbrechung Hausse du des Upwelling niveau marin
La Niña in voller Stärke
OSTEN Peru Ecuador
WESTEN Australien Indonesien Verdunstung
Starke Passatwinde
Starkregen
Dürre Pazifischer Ozean
Warmes Oberflächenwasser
Kaltes Oberflächenwasser Upwelling
o
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erm
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68
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Klimata 1. Faktor: Hitze und Kälte Schräge Strahlen Kalte Zone Strahlung SONNE
Gemäßigte Zone Senkrechte Strahlen
Heiße Zone Gemäßigte Zone Kalte Zone Die Klimazonen der Griechen in der Antike
5 Zonen (ζώνη = Gürtel) (κλίμα = Neigungswinkel)
O NC OÉRADNAT ALA T LA NT NIS T IQ CH UER E ONZOERADN
2. Faktor: Luftmassen (Hoch- und Tiefdruck) + + -
+ -
+ -
Polare Antizyklone Trockene Kälte Tiefdruck der gemäßigten Breiten Gemäßigt feucht Subtropischer Trockene Hitze (Wüste) Hochdruckgürtel Feuchte Hitze
+ -
7 Zonen
Trockene Hitze
Äquatorialer Tiefdruck
Gemäßigt fecht Trockene Kälte
+
SÜ D P PA AZ ZIF IFIS ISC CH HE ER R OZE AN
3. Faktor: Jahreszeitenwechsel Winter im Norden
Sommer im Norden
Wendekreis Sommer im Süden Été au Sud
Kalt Immer kühl Gemäßigt/subtropisch Immer trocken Trockene/feuchte Jahresz. 11 Zonen Feuchte Hitze …
Winter im Süden
4. Faktor: kontinental/ozeanisch Windrichtung
Nah/Fern vom Ozean
Westwinde Ostwinde (Passat)
Nordpol
Ozeanisches Klima Kontinentales Klima
Ozean
Schematische Darstellung der Verteilung der Klimazonen eines Kontinents vom Pol zum Äquator
Kontinent
1
Winde bringen Meeresluft ins Landesinnere und kontinentale Luft zur Küste.
5
Thermisches Gefälle: −0,6 °C pro 100 m
Gebirge blockieren die Winde.
3 8
8
7 Gebirgsketten bremsen die Zirkulation in der Atmosphäre.
2
3 4
5. Faktor: Höhe
1 2
9 10 11
13
6 10 11 12
12 Äquator
Siehe auch
—
Der schräge Kreisel S. 22 Die Ökoregionen der Erde S. 102 Klimawandel und Migration S. 280
69
NORDPOLARMEER Nördlicher Polarkr eis
Mittelmeer
R RD HE O C N IS N F ZI ZEA A O P
Wendekreis des Krebses
Äquator
IN D IS C H ER
SÜDSÜD-ATLANTISCHER ATLANTISCHER OZEAN
O Z EA N
Wendekreis des Steinbock s
SÜ DP OL AR ME ER
Südlicher Polarkreis
1 Polares Klima 2 Kaltes Kontinentalklima mit großen Temperaturschwankungen 3 Gemäßigt kaltes Klima 4 Hochozeanisches Klima (kühl mit schwachen Temperaturschwankungen) 5 Ozeanisches Klima (kühl mit moderaten Temperaturschwankungen) 6 Gemäßigt feuchtes Klima mit ausgeprägten Temperaturschwankungen 7 Klima mit starker Saisonabhängigkeit (Winter mild, Sommer subtropisch trocken), genannt mediterran
8 Trockenes Klima mit warmem Sommer und kaltem Winter 9 Trockenes Klima mit sehr heißem Sommer und warmem Winter 10 Warmes Klima mit kurzer Regenzeit (Tropisch trocken oder Sahel-Klima) 11 Warmes Klima mit langer Regenzeit (Tropisch feucht) 12 Konstant warmes und feuchtes Klima (äquatorial) 13 Gebirgsklima Grenze für Durchschnittstemperaturen unter 10 °C im wärmsten Monat Meereszone mit geringen Niederschlägen (< 500 mm/Jahr)
70
Geschichte der Wissenschaften
Die Theorie der Klimata
Zonenkarte in der Philosophia mundi von Wilhelm von Conches (Kopie aus dem Jahr 1277).
71
Weder zu warm noch zu kalt Die Vorstellung von Klimazonen geht auf Aristoteles Abhandlung Über den Himmel zurück. Ausgehend von der Bewegung der Sonne um die unbewegliche Erde (siehe S. 18) – mit der die Veränderung der Höhe der Sonne über dem Horizont im Laufe eines Jahres einhergeht – teilt er die Erdoberfläche in fünf Zonen auf, die sich durch parallel zum Äquator verlaufende Linien voneinander abgrenzen lassen. In der Sprache der Gelehrten hat sich über die Jahrhunderte der griechische Begriff zōnē (ζώνη, wörtlich «Gürtel») erhalten, den wir heute noch immer verwenden. Im Mittelalter wird diese Einteilung der Erde beibehalten und auch in den Weltkarten benutzt, wie etwa auf dieser Karte, die einen Text des Philosophen Wilhelm von Conches illustriert. Die Zonen sind äquidistant, sie geben nicht die genauen Breitengrade der Wendekreise oder der Polarkreise wieder. Zwischen den Querstrichen in der Mitte sind die zwölf Tierkreiszeichen eingetragen.
Kalte nördliche Zone
Gemäßigte nördliche Zone
ne er Son Lauf d Heiße Zone
Gemäßigte südliche Zone
Kalte südliche Zone
Bei Aristoteles findet sich die Idee, das gemäßigte Klima sei den anderen Klimata überlegen und eigne sich eher zur Herausbildung einer «Kultur». Für ihn sind die Völker des kalten Europas sehr mutig, aber weniger intelligent. In Asien seien die Völker feinsinnig, aber zaghaft. Die Griechen, die topografisch in der Mitte liegen, vereinen alle diese Eigenschaften. Europa beginnt bei Aristoteles nördlich von Griechenland, Asien liegt im Osten und Süden, große Teile von Afrika sind noch unbekannt. Nach Ibn Chaldun und Jean Bodin findet diese Theorie ihren höchsten Ausdruck in Montesquieus Vom Geist der Gesetze. Heute gilt der Geodeterminismus zwar als veraltet, aber unterschwellig lebt die Vorstellung weiter, die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten eines Landes hingen mit dessen geografischer Lage zusammen, was die Analyse der historischen Prozesse erschwert (siehe S. 232).
72
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Tropische Wirbelstürme
1900 Galveston 4 8000 bis 12 000 Tote (USA)
PAZIFISCHER OZEAN 1780 Großer Hurrikan 5 25 000 Tote (Antillen)
1998 Mitch 5 11 000 bis 18 000 Tote (Mittelamerika)
ATLANTISCHER OZEAN
Ein mörderisches Phänomen Die tropischen Wirbelstürme, die mit ihren sintflutartigen Regenfällen und Sturmwinden schwere Zerstörungen bewirken können, tragen je nach Gegend unterschiedliche Namen. Im Nordatlantik und Nordostpazifik heißen sie Hurrikane, in Ostasien Taifune und in den anderen Meeresbecken Zyklone. Diese heftigen Stürme entstehen in den Meeren der innertropischen Zone und beginnen meist in der Nähe des Äquators. Damit ein tropischer Wirbelsturm entstehen kann, muss die Wassertemperatur bis in eine Tiefe von mindestens 50 Metern über 26 °C betragen. Warmes Wasser verdunstet schneller, wenn Wind darüberbläst. Die warme, feuchte Luft steigt in die Höhe und kondensiert zu Wolken. Während sich die Luft abkühlt, setzt sie Wärme frei, was zu starken Winden führt, die wiederum über die warme Meeresoberfläche wehen, wodurch sich das Phänomen weiter verstärkt. Auf dem gesamten Globus gibt es die meisten tropischen Wirbelstürme am Ende des Sommers, wenn die Wassertemperatur am höchsten ist. Wirbelstürme gehören zu den häufigsten Naturgefahren. Sie fordern jedes Jahr zahlreiche Opfer. Am schlimmsten wüten sie auf dem Indischen Subkontinent und in Südostasien, wo Stürme schon einmal über 300 000 Menschenleben fordern.
Siehe auch
—
Die planetarische Zirkulation S. 62 Das Phänomen El Niño S. 66 Klimawandel und Migration S. 280
73
Die längste Strecke 1979 Taifun Tip Japan 2170 km 1970 Bhola-Zyklon 3 300 000 bis 350 000 Tote (Bangladesch, Indien) 1737 Hooghly River/Kalkutta 300 000 Tote (Indien)
1839 Coringa 300 000 Tote (Indien)
1991 Gorky 5 140 000 Tote (Bangladesch)
? 1975 Nina 4 100 000 Tote (China)
?
2008 Nargis 4 100 000 Tote (Myanmar)
INDISCHER OZEAN
1881 Haiphong 300 000 Tote (Vietnam)
?
Der heftigste Wirbelsturm 1996 Zyklon Olivia Barrow Island – Australien 408 km/h (registrierter Windstoß)
Durchschnittliche Temperatur des Oberflächenwassers (in °C) 4
8 16 20 24 28 Zyklon, Hurrikan, Taifun Grenze der tropischen Sturmbildungszone Die verheerendsten Stürme Zahl der Opfer
300 000
5 Stärke
100 000
10 000
74
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Binnengewässer gu
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Indus Kaspisches Meer Blauer Nil
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Victoriasee Tanganjikasee
Kasai Lualaba
Malawisee
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Ungleiche Verteilung Das meiste Wasser unseres Planeten ist in den Ozeanen gespeichert, aber auch die Binnengewässer spielen für die Ökosysteme eine wichtige Rolle. Dazu gehören die an der Oberfläche befindlichen Flüsse, Seen und Eiskappen sowie das unterirdische Grundwasser. Bis auf einige große Salzwasserseen (u. a. der Titicacasee und der Große Salzsee), das Kaspische Meer und die Flussmündungen führen die Gewässer des Festlands Süßwasser. Die weitaus größte Menge des Süßwassers befindet sich in den Polkappen, gefolgt vom Grundwasser. Die Oberflächengewässer (Seen,
Bäche, Flüsse) führen nur einen verschwindend geringen Teil des Festlandwassers (weniger als 1 Prozent). Zudem ist Süßwasser sehr ungleich über den Planeten verteilt. Manche Länder wie Jordanien oder Libyen haben so gut wie keine Süßwasserreserven. Umgekehrt verfügen nur neun Länder über mehr als die Hälfte der gesamten Ressourcen: Kanada, die USA, Kolumbien, Peru, Brasilien, Russland, China, Indonesien und Indien. Doch trotz großer Ressourcen verbrauchen manche Länder zu viel Grundwasser, allen voran Indien, aber auch China und die USA.
Antarktika
Siehe auch
—
Antarktika S. 78 Dürre und Flut S. 180 Wasser zwischen Mangel und Überfluss S. 284
75
Grönland Großer Bärensee Großer Sklavensee n Yu k o
Winnipegsee
Sas ka
Oberer See ewan River tch
Huronsee
Missou
ri
Großer Salzsee or
Ontariosee
o ad
Eriesee
l
Co
Michigansee Mississippi Rio Grande
Rio Negro
Salzwasser 44 % Süßwasser 66 %
Malawisee 5 %
a
Uyacali Titicacasee
Paraguay
Andere große Süßwasserseen 17 % Große künstlich geschaffene Seen 2 % Kleine Süßwasserseen 5 % (unter 500 km2)
Andere große Salzwasserseen 3 %
Marañón
Amazo nas ra
São Fra nc
Oberer See 8%
Xingu T ocantins
Tanganjikasee 13 %
M
Kaspisches Meer 41 %
Aufteilung der Wasseroberfläche der größten Seen
Orinoco
de i
Baikalsee 16 %
Nicaraguasee
isco
Paraná
St ar k Um fan M gre itt i elm ch Sc äß hw ig ac h
Grundwasserneubildung (in mm/Ar/Jahr)
300 100
20
0
In Regionen mit umfangreichen Grundwasserspeichern In hydrologisch komplexen Regionen In Regionen mit kleinen Grundwasserspeichern Oberflächengewässer Große Flüsse Große Salzwasserseen Große Süßwasserseen Eiskappen
76
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die Wüsten Arkt is Nördl icher P olarkrei s
Gr oß e s B e c ke n
ATLANTISCHER OZEAN
S onor a Wendekreis d es
Ch ih u ah u a Krebses
Äquator
L e nç óis Mar anh e nse s
PAZIFISCHER OZEAN
des Wendekreis
Steinbocks
At ac am a
P at agonisc h e Wü st e
Lebensfeindliches Gebiet Wüsten gibt es auf allen Kontinenten, sie nehmen etwa ein Drittel der Erdoberfläche ein. Die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere dort sind schwierig, weil es zu selten und zu wenig regnet. Deshalb sind die meisten Kontinentalwüsten kaum besiedelt. Jedoch sind sie nicht gänzlich ohne Leben: Es gibt Arten, die sich an diese lebensfeindlichen Bedingungen angepasst haben. Auch das Meer kennt solche Gebiete, wo die Dichte lebender Organismen sehr gering ist. In diesen ozeanischen Wüsten gibt es nur wenige lebensnotwendige Nährstoffe. Die größte Wüste der Welt auf dem Festland ist die Sahara. Sie erstreckt sich über fast 9 Millionen Quadratkilometer und hat vielfältige Landschaften zu bieten. Die Sanddünen, die unser Bild von der Sahara prägen, stellen dabei nur 20 Prozent der Oberfläche dar. Die restlichen 80 Prozent bestehen aus Felsflächen mit überwiegend Sedimentgestein. Heute entstehen vor allem aufgrund von Entwaldung, Klimawandel und übermäßiger Nutzung der Wasserressourcen immer neue Wüstengebiete.
Siehe auch
—
Klimata S. 68 Dürre und Flut S. 180 Klimawandel und Migration S. 280
77
NORDPOLARMEER
Ky z y lk u m
G obi
Ka r a k u m
Ta k lam akan
Nordarabische Trockensteppe
T h ar
Nefud
S ahar a
Rub a l- C h a li S ahe l
INDISCHER OZEAN
Nami
Ka la h a r i
b Gr oß e Vic t oriaWü st e
Anta rk t i ka
Südliche r
Die Wüsten der Erde Polark re
is
Se hr Tr troc oc ke k Ha en n lbt Ha roc lbf ken eu ch t
SÜDPOLARMEER
Warme Winter Gemäßigte Winter Kühle Winter Kalte Winter G obi Wichtigste Wüsten Polare Wüsten Ozeanische Wüsten
78
Vom Kern zur Stratosphäre OCÉAN PACIFIQUE
seit 4,5 Milliarden Jahren
ATLANTISCHER OZEAN
90°W
Antarktika
Feuerland
FalklandInseln
Uferlinie (Beginn des Schelfeises) Schelfeis Gebirge Bereich, in dem die Polkappe unter den Meeresspiegel sinkt
SÜDPOLARMEER Larsen-Schelfeis Thwaites-Gletscher und Pine-Island-Gletscher
Academy-Gletscher und Support-Force-Gletscher Filchner-RonneSchelfeis
Land-Gletscher
Ross-Schelfeis
Südpol
180°
0° Nullmeridian
Wostok
LambertGletscher DenmanGletscher
90°O
SÜDPOLARMEER
Siehe auch
—
Binnengewässer S. 74 Klimawandel und Migration S. 280 Das Meer als neue Grenze S. 290
79
Unterm Eis Antarktikas aber noch mit der Eiskappe des Südpols verbunden ist. Sie entsteht, wenn ein Gletscher ins Meer fließt. Das Schelfeis wird vom Menschen sehr genau überwacht. Die größte Fläche stellt mit ca. 487 000 Quadratkilometern das Ross-Schelfeis dar – damit entspricht es fast der Fläche Frankreichs (551 000 m²). In der antarktischen Polkappe sind ca. 61 Prozent des gesamten Süßwassers der Erde gebunden. Um zu verstehen, wie sie sich verhält, wenn die Temperaturen steigen, haben Glaziologen eine präzise topografische Karte der unsichtbaren Felsformationen dieses Kontinents erstellt (siehe Abbildung unten).
Antarktika, auch «Südkontinent» oder «weißer Kontinent» genannt, ist der südlichste Kontinent der Erde mit den extremsten Bedingungen. In Wostok liegen die Temperaturen im Winter bei � 70 °C und im Sommer bei � 50 °C. Das Inlandeis (die Polkappe) von Antarktika bedeckt den größten Teil des Kontinents. Diese Eisschicht ist bis zu 4000 Meter dick. Etwa 50 Prozent der Polkappe liegen auf Gestein, das sich unter dem Meeresspiegel befindet. Im Osten (unten auf der Karte) befindet sich das Grundgestein größtenteils über dem Meeresspiegel, im Westen bis zu 2500 Meter darunter. Als Schelfeis bezeichnet man eine große Eisplatte, die auf dem Meer schwimmt,
90°W
Höhe (in m) 1000
0
− 3000
Südpol 180°
LambertGletscher
Gle tsc he
rgre nze 90°O
0°
80
Vom Kern zur Stratosphäre
seit 4,5 Milliarden Jahren
Die letzten Eiszeiten Veränderungen während der letzten Eiszeiten Temperatur in Antarktika (in °C) H
R
E
W
h
R
0 °C −5 − 10
W
0m − 50 − 100 − 150
H
300 ppm 250
E
Meeresspiegel (in m)
Kohlendioxidkonzentration (in ppm)
200
h 300
200
130
10 In Jahrtausenden vor heute
100
Kaltzeiten (Glazialzeiten) Riss-Kaltzeit (vor 300 000 bis 128 000 Jahren) Würm-Kaltzeit (vor 117 000 bis 11 700 Jahren) Warmzeiten (Interglazialzeiten) Holstein-Warmzeit (vor 335 000 bis 300 000 Jahren) Eem-Warmzeit (vor 128 000 bis 117 000 Jahren) Holozän-Warmzeit (vor 11 700 Jahren bis heute)
Nordpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren) Z PA
IFIS
CHER OZEAN Tokio Beringsee
Ochotskisches Meer
Golf von Alaska
Los Angeles
Vancouver
Beijing
Nö r
Ottawa
Altai
Grönländischer Eisschild
L AT
Island
A
N
Eisschild und Gletscher Packeis Landfläche, die heute unter Wasser ist Landfläche
T
ima
Barents-KaraEisschild
H
Washington
c h e r P o l a rk r e i s
Laurentidischer Eisschild
Fennoskandischer Eisschild Moskau
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IS
k Kau
CH
Dublin
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OZ
Hamburg Paris
EAN
laya
dli
KordillerenEisschild
Alpen
Siehe auch
—
Der Übergang zum Holozän S. 146 Warum eigentlich Landwirtschaft? S. 162 Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit S. 200
81
Frühere Eiswelten Die Erde ist geprägt von regelmäßigen Kaltzeit-Zyklen. Phasen globaler Abkühlung, in denen die Kontinente teilweise von Eis überzogen werden, und Erwärmungsphasen, die man Interglazialzeiten nennt, wechseln sich ab. Seit Beginn des Quartärs, des jüngsten Zeitabschnitts in der Chronologie der geologischen Zeit, vor 2,58 Millionen Jahren hat es siebzehn jeweils etwa 100 000 Jahre dauernde Eiszeiten gegeben. Die Interglazialzeiten wiederum dauern jeweils 10 000 bis 20 000 Jahre. Zu einem Umschwung in einer Eiszeit tragen verschiedene Faktoren bei, u. a. die Zusammensetzung der Atmosphäre, Änderungen in der Erdumlaufbahn, die Bewegung der tektonischen Platten und Schwankungen der Sonnenaktivität. Aber so ein Umschwung kann auch andere, plötzlich auftretende Ursachen haben, etwa wenn ein großer Asteroid auf die Erde prallt oder durch besonders große vulkanische
Aktivität. Die letzte Eiszeit beginnt vor 117 000 Jahren und endet vor 11 700 Jahren. Das letzteiszeitliche Maximum wird vor ungefähr 21 000 Jahren erreicht. In den Alpen heißt diese letzte Kaltzeit auch «WürmKaltzeit», in Nordamerika «Wisconsin Glaciation», in Nordeuropa «Weichsel-Kaltzeit». Der Meeresspiegel senkt sich damals um etwa 120 Meter ab. Dadurch können manche Spezies, darunter auch die zu der Zeit auf der Erde lebenden Arten der Gattung Homo, neue Gebiete erkunden und besiedeln. Die Menschen gelangen nach Australien und über Beringia nach Amerika (siehe S. 128). Das periglaziale Klima in Europa, Nordasien und Nordamerika führt aber auch zu tiefgreifenden Veränderungen in Flora und Fauna. Die Enteisung, bei der der Meeresspiegel und die Temperaturen wieder steigen, erstreckt sich über ungefähr 8000 Jahre.
Südpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren) TI
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Südgeorgien Buenos Aires
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Antarktika
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Eisschild und Gletscher Landfläche, die heute unter Wasser ist Landfläche
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Tasmanien
A
Neuseeland Wellington
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3 Planet des Lebens (seit 3,5 Milliarden Jahren) Die Erde ist einzigartig in unserem Sonnensystem, denn seit mindestens 3,5 Milliarden Jahren gibt es auf dem blauen Planeten Leben. Angefangen im Meer, bildet sich eine Vielzahl von Lebewesen heraus, die alle von einem gemeinsamen Urahn abstammen: von LUCA (last universal common ancestor). Manche Lebewesen verlassen das Meer und erobern über Land und Luft die Kontinente. Heute findet sich selbst im hintersten Winkel und an den ungastlichsten Orten Leben, in tiefen Erdschichten ebenso wie in den mittelozeanischen Rücken.
Planet des Lebens
84
seit 3,5 Milliarden Jahren
Wasser – Voraussetzung für das Leben Der einzige bewohnbare Planet im Sonnensystem Oberflächentemperatur (°C)
Zu heiß: Wasser verdampft
HABITABLE ZONE
10 000 Hauptreihenstern Klasse B
Gesteinsplaneten Venus
Merkur
Mond
Erde Mars
HABITABLE ZONE
6000 Hauptreihenstern Klasse G («Gelber Zwerg», z. B. Sonne)
HABITABLE ZONE
Zu heiß:
300 Roter Zwerg
Zu kalt: Wasser gefriert
Wasser verdampft 0 0,36 0,7 Abstand der Planeten zur Sonne in AE (Astronomische Einheiten) 1 AE = Abstand Erde − Sonne (ca. 150 Millionen km)
1
1,25
Atmosphärischer Druck (Bar, nichtlineare Skala)
Der Zustand des Wassers 200
Kritischer Punkt
100
Venus Flüssiges Wasser
Erde 1 Wasserdampf Wassereis
0,01 Tripelpunkt
Mars
−61 0
15
300 460 Temperatur (°C, nichtlineare Skala)
In welchem Zustand sich Wasser befindet, hängt von Temperatur und Partialdruck ab. Bei einem Planeten ist für diese beiden Parameter entscheidend, wie weit er von der Sonne entfernt ist und welche Dichte und Zusammen setzung seine Atmosphäre hat. Die auf der Erde herrschenden Bedingungen ermöglichen Wasser in flüssigem Zustand. Auf dem Mars, der weiter von der Sonne entfernt und damit kälter ist und auf dem ein geringerer Druck herrscht, gibt es Wasser nur an den Polen in Form von Dampf oder Eis. Auf der Venus, bei 460 °C, gibt es nur Wasserdampf. Die hohe Temperatur liegt an ihrer großen Nähe zur Sonne und der dichten Atmosphäre, die zu 96 Prozent aus CO2 besteht und einen starken Treibhauseffekt bewirkt.
Siehe auch
—
Die Solarenergie S. 20 Weltenenden S. 26 Die Erdatmosphäre S. 60
85
Zu kalt: Wasser gefriert
Gasplaneten Titan
Enceladus
Callisto
Europa Io
Jupiter
Saturn
Uranus
Neptun
9
20
30
Ganymed
5,2
Europa
Ganymed
Metallischer Kern Gesteinsmantel
Hochdruckeis
Wasserschicht
Auf der Suche nach Leben Leben existiert schon auf der Erde, als deren Atmosphäre noch keinen Sauerstoff enthält. Flüssiges Wasser dagegen ist unerlässlich, damit Leben überhaupt möglich ist, weil darin chemische Reaktionen ablaufen. Demnach lässt sich rund um einen Stern eine habitable Zone bestimmen, in der die aufgenommene Energie das Vorhandensein flüssigen Wassers an der Oberfläche ermöglicht. Dieses Modell gilt jedoch nur mit Einschränkungen, da auch andere Parameter eine Rolle spielen, zum Beispiel die Dichte oder die Existenz einer Atmosphäre oder eines
Magnetfelds. Der Mond befindet sich zwar in der habitablen Zone, führt aber trotzdem kein flüssiges Wasser. Obwohl das Modell seine Grenzen hat, ist es ein guter Ausgangspunkt, um nach Exoplaneten zu suchen, die womöglich flüssiges Wasser und damit Leben bergen, etwa einige Eismonde von Jupiter und Saturn, wo sich unter der Eisdecke flüssiges Wasser befinden könnte. Auf dem Jupitermond Europa herrschen einige Kilometer unter dem Eis, auf Tuchfühlung mit dem Felsmantel, Bedingungen im Wasser, die denen auf der Erde ähneln.
Durchmesser 5280 km
Silikatmantel
Silikatmantel
Gefrorene Oberfläche: − 185 °C Eis Salzwasser
800 km
100 km
Festes oder flüssiges Wasser
Metallischer Kern
Durchmesser 3120 km
Gefrorene Oberfläche: − 170 °C
86
Planet des Lebens
seit 3,5 Milliarden Jahren
Die Geschichte des Lebens vor 135 Ma Erste Blütenpflanzen
3,8 Milliarden Jahre Evolution 5 14 Ma
JU
RA
vor 150 Ma Erste Vögel
vor 180 Ma Erste Säugetiere 201 M
ssen au
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vor 230 Ma Erste Dinosaurier
MES OZO IKU M
a 4. Ma
T RIAS rben ausste assen M . 3 251 Ma
PE 300
Ma
RM
Wie das Leben auf der Erde entstanden ist, ist bislang noch ein ziemlich großes Rätsel. Die Hypothese, Meteoriten könnten bakterienartige Organismen mitgebracht haben, gilt heute als unwahrscheinlich. Als wahrscheinlich gilt hingegen, dass das Leben auf der Erde an heißen Quellen am Grund der Ozeane entstand. Dort stand sowohl eine erhöhte Konzentration an gelösten Stoffen als auch genügend Wärmeenergie zur Verfügung, und so bildeten sich komplexe organische Polymere, die schließlich sogar die Fähigkeit zur Selbstproduktion erwarben. Als sie sich bis in den durchlichteten Teil des Ozeans und in die festländischen Feuchtgebiete ausbreiteten, erwarben sie die Fähigkeit zur Photosynthese, und damit nahm alles Weitere seinen Lauf. In Steinen, die 3800 Jahrmillionen (Ma) alt sind, wurde Kohlenstoff in einem Isotopenverhältnis gefunden, das für Lebewesen charakteristisch ist. Die ältesten Hinweise auf primitives Leben sind bakterienähnliche Mikrofossilien sowie Fossilien von Stromatolithen (von Bakterien gebildete Riffe). Sie sind 3500 Ma alt. Somit entsteht sehr früh in der Geschichte der Erde Leben, im Grunde schon zu der Zeit, als sich die ersten Gesteine bilden. Während des gesamten Präkambriums entwickelt sich eine Vielzahl unter schiedlicher Lebewesen, anfangs noch Einzeller ohne Zellkern (Prokaryoten), dann Einzeller mit Zellkern (Eukaryoten) und schließlich mehrzellige Organismen. Erst spät kommen die ersten Pflanzen und Formen animalischen Lebens hinzu. Im Kambrium beschleunigt sich die Ausdifferenzierung, und es entwickeln sich neue Arten des Körperbaus, aus denen die heutigen großen Tiergruppen entstehen. Damit einher geht eine massive Biomineralisierung, die zahlreiche fossile Spuren hinterlässt. Immerfort entwickeln sich die Organismen weiter, und es entstehen neue Organismen. Sie haben die ganze Welt besiedelt, im Wasser und an Land, selbst dort, wo extreme Bedingungen herrschen. Auf Zeiten umfassenden Artensterbens folgt neues Leben, das sich wieder ausdifferenziert. Leben ist erdgebunden, also abhängig von den Bedingungen, die unser Planet bietet: Durch die Photosynthese der Bakterien kommt Sauerstoff in die Atmosphäre, sodass eine Ozonschicht entsteht, und die Wälder werden zu Kohlenstoffspeichern, worauf der CO�Gehalt in der Luft sinkt – diese Veränderungen nehmen wiederum neben geologischen Ereignissen und Meteoriten einschlägen Einfluss auf das Leben. Diese jahrmilliarden alte Geschichte schreibt sich immer weiter fort. Und obwohl die Menschen durch ihr Handeln die Biodiversi tät bedrohen und ihre eigene Existenz gefährden, wird sich das Leben immer weiter an die Bedingungen auf der Erde anpassen.
Große Wälder, Ursprung der meisten Steinkohlelagerstätten * Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum)
Siehe auch
—
Geologie der Erde S. 32 Die Archive des Lebens S. 100 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272
87
vor 80 Ma Erste Primaten 66 Ma
Ma
und NE
O GEN
ute
PALÄOGEN
QU KÄN OZO IKU M
PRÄKAMBRIUM
vor 2100 Ma Erste Mehrzeller (wahrscheinlich Eukaryoten)
KAMB RI UM
vor 3500 Ma Erste Mikroorganismen (Stromatolithen, Cyanobakterien)
Erste landlebende Tiere
M
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44
4M
DEVON
a
400 Ma
2. Massenaussterben 359 Ma
vor 365 Ma Erste landlebende Tetrapoden (vierfüßige Wirbeltiere)
vor 541 bis 530 Ma Kambrische Explosion (kleine Schalentiere, Trilobiten)
500 Ma vor 500 Ma
vor 2700 Ma Anzeichen für Eukaryoten
BON
TÄ R
541 Ma
vor 3800 Ma Mögliche erste Anzeichen für Leben
vor 1200 Ma Erste Algen
KAR
AR
Ediacara-Fauna (molluskenartige Tiere, ausgestorben)
vor 4500 Ma* ENTSTEHUNG DER ERDE vor 2400 Ma Große Sauerstoffkatastrophe. Die meisten anaeroben Lebensformen sterben aus
He
EIT
2,58
5. Massenaussterben
K
EZ REID
vor 7 Ma Erste Homininen
vor 480 Ma Erste landlebende Pflanzen
88
Planet des Lebens
seit 3,5 Milliarden Jahren
Massenaussterben in der Erdgeschichte
100 145
200
PERIODE
GESCHICHTE DES LEBENS
Neogen
Erste Homininen
DURCHSCHNITTSTEMPERATUR OROGENESE* KALTZEIT
BETROFFENE GRUPPEN Anzahl der Familien
200
400
600
10 °C
20 °C
25 °C
Paläogen Vorwiegend Blütenpflanzen
Plankton
Rudisten Ammoniten Dinosaurier
etwa 66 Ma 65 % aller Arten
Alpidisch
100
Kreidezeit Erste Vögel Jura Erste Säugetiere Trias
Muscheln Ammoniten
Perm
Armfüßer
200
etwa 201 Ma 75 % aller Arten
251 Ammoniten Trilobiten Therapsiden
etwa 251 Ma 95 % aller Arten
Uralidisch
300
400 444
PALÄOZOIKUM (ERDALTERTUM)
300
350
Millionen Jahre
(ERDNEUZEIT)
KÄNOZOIKUM
MESOZOIKUM (ERDMITTELALTER)
Millionen Jahre
ÄRA
Karbon
Erste Reptilien
Devon
Erste Landwirbeltiere
Armfüßer
Ammoniten Tentaculiten Ostracoden
etwa 359 Ma 75 % aller Arten
Variszisch
400 Silur
Ordovizium
Erste Landpflanzen
Armfüßer
Trilobiten Stachelhäuter
etwa 444 Ma 85 % aller Arten
Kaledonisch
Erste Fische 500
500 Kambrium 541
Anzahl der ausgestorbenen Familien
Entfaltung der Artenvielfalt im Meer PRÄKAMBRIUM
10 °C
600 200
Unterschiedliche Gründe Ein Großteil der Organismen, die einmal auf der Erde gelebt haben, ist heute ausgestorben. Allerdings ist das Fließgleich gewicht zwischen aussterbenden und neu entstehenden Arten positiv, sodass die Biodiversität im Laufe der Erd geschichte zunimmt. Aber es gibt auch Zeiten massiven Artensterbens. Bei einem solchen Massenaussterben, auch Faunenschnitt oder Faunenwechsel genannt, verschwinden in einer nach geologischen Maßstäben kurzen Zeit mindes tens 65 Prozent aller Tierarten, die an Land und in den
400
600
20 °C
25 °C
* Gebirgsbildung durch Plattenbewegungen
Meeren leben. In den letzten 500 Jahren hat die Erde bereits fünf Massenaussterben erlebt. Das berühmteste ist das letzte Artensterben, das zum Aussterben der Nichtvogel dinosaurier vor 66 Millionen Jahren führte. Sehr wahrschein lich ist der Einschlag eines Meteoriten im Bereich der heu tigen Halbinsel Yucatán (Mexiko) die Ursache. In Verbindung mit der fast gleichzeitigen Eruption der DekkanFlutbasalte in Indien dürfte er zu einer Versauerung der Ozeane geführt haben. Wegen der enormen Menge an Staub in der Stratosphäre kam die Photosynthese vorübergehend fast
—
Weltenenden S. 26 Von den Dinosauriern zu den Vögeln S. 96 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272
Millionen Jahre
KOHLENDIOXIDGEHALT DER ATMOSPHÄRE 1
10
20
MEERESSPIEGELHÖHE PAL* − 200 m
0m
+ 200 m + 400 m
89
FLUTBASALTE/TRAPPS* Ma**
METEORITENEINSCHLÄGE Ma**
Columbia-RiverPlateau Äthiopisches Hochland
16 30
1 200 in die Meere durch Flüsse (in Millionen Tonnen pro Jahr)
Mangrovensümpfe
Siehe auch
—
Ein wahres Weltmeer S. 64 Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Das Meer als neue Grenze S. 290
Korallenriffe
107
NORDPOLARMEER
Korallenriff
PAZIFISCHER OZEAN t Ro es M r ee
ie
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n
n
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e
la
Karibik
n
INDISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
ie
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Australien
on
o
n
Me
P
ly
Südchinesisches Mik Meer r
Great Barrier Reef
Meeresschutzgebiet Great Barrier Reef Länge: 2300 km Fläche: 344 400 km² 900 Inseln, 2500 Korallenriffe 200 Vogelarten
Eine unbekannte Welt Cape-YorkHalbinsel
134 Hai- und Rochenarten 1500 Fischarten 400 Korallenarten Cooktown
30 Wal-, Delfin- und Schweinswalarten
Cairns Korallensee Townsville BUNDESSTAAT QUEENSLAND AUSTRALIEN
Mackay
–2 00
00 m – 20 m 00 – 10
Das Leben ist im Meer entstanden, und bis heute beherbergen die Ozeane die meisten auf der Erde lebenden Organismen. Sie scheinen sich an bestimmten Orten zu konzentrieren, in Küstennähe und zwischen den Wendekreisen. In den Korallenriffen existiert eine ungeheure, bedrohte Vielfalt. Dort gedeihen die Organismen dank der vom Festland kommenden Nährstoffe und milder Temperaturen. 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Ozean bedeckt, dessen mittlere Tiefe 3700 Meter beträgt. Das ist eine enorme Menge an Wasser. Es mag aussehen, als wäre das Meer kaum bevölkert, was aber nur daran liegt, dass es für uns noch ein großes Rätsel ist. Erst vier Menschen sind bislang in eine Tiefe unter 10 000 Meter getaucht, während immerhin schon zwölf Menschen auf dem Mond waren. Das Meer ist und bleibt eine kaum erforschte Welt. Während man früher noch dachte, in den tiefsten Tiefen der Ozeane könne kein Leben existieren, haben Meereskundler herausgefunden, dass bestimmte Gegenden wie etwa die Hydrothermalquellen der mittelozeanischen Rücken eine große Biodiversität aufweisen. Vermutlich gibt es im Meer noch viel zu entdecken. Das Leben im Wasser und das Leben auf dem Land sind eng miteinander verbunden: Umweltverschmutzung, Änderungen im Kohlenstoffkreislauf, steigende Temperaturen und steigende Meeresspiegel schaden dem Leben im Meer. Umgekehrt haben die Meere eine wichtige Funktion für das Ökosystem Erde, die über die Nährstoffzufuhr weit hinausgeht: etwa bei der Klimaregulierung, der CO2-Speicherung und der Produktion von Sauerstoff.
m
Wendekreis des Steinbocks
Gladstone
200 km I
I
I
Meeresschutzgebiet Korallenriff Während der Hitzewelle 2020 besonders stark ausgebleichte Korallenriffe Gebiet heftiger Wirbelstürme Steinkohle- und Erzbergbau Industriehafen Wasserverschmutzung durch Flusseintrag Verbreitungsschwerpunkte des in das Schutzgebiet eindringenden Dornenkronen-Seesterns
108
Planet des Lebens
seit 3,5 Milliarden Jahren
Boden als Lebensgrundlage Bodenbildung
A
A
C C
B C
C Anstehendes Gestein C Anstehendes Gestein
C
C
Verwitterung
Bildung des humosen Oberbodens
C Verwittertes Ausgangsgestein
A Humoser Oberboden
Verschiedene Bodenarten mit ihren unterschiedlichen Vegetationstypen Gemäßigte Zone
A
C Bildung des mineralischen Unterbodens B Mineralischer Unterboden: angereichert durch Ton, Eisen, Aluminium und mineralische Substanzen
Tropen
Wüste
A
B B
C
A Humus B Eisen- und Aluminiumoxid, gelöster Kalk C Granit
B
C
A Humus fehlt fast völlig B Eisen- und Aluminiumoxid, Spuren von Aluminiumhydroxid C Magnesium- und eisenreiches Gestein
C
B Kohlensaurer Kalk (Kalziumkarbonat) C Sandstein, Schiefer, Kalkstein
Siehe auch
—
Geologie der Erde S. 32 Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird S. 182 Umweltverschmutzung S. 254
109
Böden als Träger der Artenvielfalt
Wimmelndes Leben
30 %
33 %
30 % der Artenvielfalt des Planeten befinden sich im Boden.
33 % der Böden weltweit sind verarmt.
Ein Esslöffel Erde enthält mehr lebende Organismen, als es Menschen auf der Erde gibt.
> Die Biomasse der Pflanzen und Tiere über der Erdoberfläche ist gleich groß wie die Biomasse der Pilze und Bakterien im Boden.
Pflanzliche und tierische Biomasse im Boden Bis zu 3,5 Tonnen Pilze pro Hektar Bis zu 2,5 Tonnen Bakterien pro Hektar Zwischen 100 und 480 Regenwürmer je Kubikmeter 1 Million Fadenwürmer je Kubikmeter
Anzahl der Regenwürmer in den Böden Frankreichs (Exemplare pro Kubikmeter im Zeitraum 2000 bis 2009)
Biomasse der Mikroben in den Böden Frankreichs (mikrobielle DNS-Moleküle in Mikrogramm je Gramm Boden im Zeitraum 2005 bis 2015)
Wald und weitgehend naturbelassene Gebiete
Grasland
Forste und Plantagen Wald Weinberge und Obstgärten Felder Grasland Felder 0
50 100 150 200 250 300 350 400 450
Weinberge und Obstgärten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Der Boden ist die äußerste Schicht der Erdkruste, die sich wiederum zwischen Atmosphäre und Lithosphäre befindet. Bodenkundler unterscheiden verschiedene Schichten, die sie «Horizonte» nennen. Der C-Horizont bezeichnet sowohl das feste, anstehende Gestein der Lithosphäre als auch die verwitterte und zerkleinerte Gesteinsauflage. Daraus entwickelt sich im Laufe von mehreren Tausend Jahren ein Boden (A- und B-Horizonte): Durch Frost, Unwetter und Sonne zerkleinert sich das Gestein immer mehr, und es können sich so Pionierpflanzen und Mikroorganismen ansiedeln. Die Dicke des Bodens variiert zwischen 10 Zentimetern und 10 Metern. Aus der von Pflanzen und toten Tieren gebildeten organischen Materie entsteht an der Erdoberfläche die «Streu», die von der Fauna und Mikroflora im Boden zu Humus zersetzt wird. In der obersten Schicht bis etwa 30 Zentimeter Tiefe wimmelt es vor Leben: Im Grasland befindet sich zum Beispiel mehr Biomasse im Boden als über der Erdoberfläche. Die im Boden befindlichen Pilze und Bakterien haben dasselbe Gewicht wie alle Pflanzen und Tiere darüber. 30 Prozent der Biodiversität unseres Planeten befinden sich im Boden, der aber eine große Unbekannte für uns bleibt – nur 10 Prozent des Erdbodens sind erforscht. Die höchst vielfältigen Organismen, die dort leben, sind meist sehr klein und daher schwer zu erkennen und zu identifizieren. Zwar gibt es inzwischen geeignete Instrumente für ihre Erforschung, aber die Erdbewohner sind beim Menschen meist eher unbeliebt (Insekten, Würmer, Spinnen, Tausendfüßer, Bakterien, Pilze), obwohl unser Leben von ihnen abhängt. Die Zerstörung des Bodens kann sehr schnell vor sich gehen, umgekehrt dauert die Bildung neuen Bodens sehr lange, er wächst nur durchschnittlich 0,02 Millimeter pro Jahr.
110
Planet des Lebens
seit 3,5 Milliarden Jahren
Fossile Rohstoffe Kohle
CHINA Abbau seit dem 4. Jahrhundert als Heilmittel
KANADA 6582 USA 250 219
GROSSBRITANNIEN Abbau seit dem 18. Jahrhundert, Industrielle Revolution
RUSSLAND 160 364
MONGOLEI 2520
POLEN 26 479 BELGIEN KASACHSTAN Schachtpächter und Bergleute DEUTSCHLAND 25 605 seit dem Mittelalter
CHINA 138 819
36 103
TÜRKEI 11 526
FRANKREICH Gründung des Bergwerks der Compagnie d'Anzin 1756
Äquator
INDIEN 101 363
KOLUMBIEN 4881
PAZIFISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
INDISCHER OZEAN
INDONESIEN 37 000
SÜDAFRIKA 9893 Nachgewiesene Kohlereserven weltweit (Anteil in %, Stand 2018) Unter 0,2 0,2 bis 1 1 bis 5 5 bis 15 Über 15 Wichtige Kohlelagerstätten Nachgewiesene Kohlereserven der Hauptabbauländer (in Millionen Tonnen) Beginn des Abbaus Spätestens im 12. Jahrhundert Anfang des 19. Jahrhunderts Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts 20. und 21. Jahrhundert
AUSTRALIEN 147 437 SÜDPOLARMEER
Lebewesen als Ursprung fossiler Rohstoffe Kohle, Erdöl und Erdgas sind fossile Rohstoffe. Das Ausgangsmaterial sind Lebewesen aus Sümpfen oder dem Ozean, vom Plankton über Blätter und Holz bis hin zu Fischleichen, die nach ihrer Einbettung in ein Sediment nicht verrotten, sondern nur allmählich entwässern, weil der Wasserkörper sauerstoffarm ist. Im Zuge der Versenkung unter dem Gewicht nachfolgender Ablagerungen und einer sanften Erwärmung werden langkettige Moleküle immer kürzer und alles, was
flüchtig oder flüssig ist, entweicht. Erdöl wird zwischen 65 °C und 135 °C mobilisiert, Erdgas jenseits davon. Hochwertige Kohle entsteht oberhalb von 200 °C. Vom Muttergestein wandert das Erdöl in ein Speichergestein und nur, wenn es sich dort in Fallenstrukturen anreichert, kann man es auch gewinnen. Von dort aus gelangt es über natürliche artesische Quellen (wie beispielsweise in Pechelbronn im Elsass) oder durch künstliche Bohrungen an die Oberfläche.
Siehe auch
—
Das Ökosystem Erde S. 104 Kohlenstoff S. 236 Kohlenwasserstoffe S. 242
111
Erdöl und Erdgas
Nachgewiesene Erdölreserven weltweit (Anteil in %) 0,2 bis 1 1 bis 2 2 bis 5 5 bis 10 Über 10 Wichtige Erdölfelder Wichtige Gasfelder Nachgewiesene Erdölreserven der wichtigsten Förderländer (in Millionen Tonnen, Stand 2018) 15 000 5000 40 000
AUSTRALIEN
INDONESIEN
MALAYSIA
Beginn der Förderung Spätestens im 12. Jahrhundert Anfang des 19. Jahrhunderts Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts
MYANMAR INDIEN CHINA
VAE
TURKMENISTAN KASACHSTAN
IRAN KATAR
RUSSLAND
SAUDI-ARABIEN KUWAIT IRAK
RUMÄNIEN – 1857 Erste Raffinerie in Ploieşti
KANADA
ÄGYPTEN LIBYEN
NORWEGEN NIEDERLANDE NIGERIA ALGERIEN GROSSBRITANNIEN
USA
MEXIKO
ANGOLA Nachgewiesene Erdgasreserven, Stand 2018 (in Millionen Kubikmetern)
RUSSLAND
38,9
IRAN
31,9
KATAR
24,7
TURKMENISTAN
19,5
USA
11,9
VENEZUELA
6,3
SAUDI-ARABIEN
6,1
CHINA
5,9
VAE
5,9
NIGERIA
5,3
VENEZUELA
BRASILIEN
112
Planet des Lebens
seit 3,5 Milliarden Jahren
Große Wanderer
Baffinbucht
Grönlandsee
Europäisches Nordmeer
GRÖNLAND Labradorsee Golf von Alaska
SCANDIN SKANDIN
ALASKA
KANADA
ÉTATS-UNIS USA Sargassosee Golf von Mexiko NORDPAZIFISCHER OZEAN
MEXIKO
NORDATLANTISCHER OZEAN
Antillen
SAHARA
Kapverdische Inseln
SAHELZON
Wandernde Tiere Lachse, die im Sommer den Fluss hinaufziehen, Schmetterlinge, die zum Überwintern von Kanada nach Mexiko fliegen, Buckelwale, die von ihren Sommerquartieren (wo sie fressen) zu ihren Winterquartieren (wo sie sich fortpflanzen) 10 000 Kilometer zurücklegen – viele Tiere sind jedes Jahr Tausende Kilometer unterwegs. Den längsten Weg hat die Küstenseeschwalbe, 70 000 Kilometer von Antarktika zur Arktis und zurück. Manche Vögel, Fische, Insekten oder Säugetiere suchen die Wärme, andere ziehen in ferne Gebiete, da sie dort mehr zu fressen finden oder sich fortpflanzen. Der Lachs etwa unternimmt eine lange, beschwerliche Reise gegen den Strom, um sich am Ort seiner Geburt fortzupflanzen – und dort auch zu sterben. Einige Tiere orientieren sich am Licht der Sonne, andere am Mond, den Sternen oder dem Magnetfeld der Erde. Dass Lachse und Aale wandern, ist seit Langem bekannt, bei Vögeln wissen wir es erst seit dem 18. Jahrhundert, als einige beringt werden. Heute lassen sich ihre Migrationsrouten per Satellit sehr genau nachvollziehen.
SÜDAMERIKA
SÜDLICHES AFRIQUE AFRIKA AUSTRALE
SÜDATLANTISCHER OZEAN
SÜDPOLARMEER
Weddellsee ANTARKTIKA
Siehe auch
—
Klimata S. 68 Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260
113
s Barentssee NORDPOLARMEER
Ochotskisches Meer
Beringsee
Nördlicher Polarkreis
NAVIE NAVIEN
SIBIRIEN
RUSSLAND
ZENTRALASIEN
JAPAN CHINA Wendekreis des Krebses NORDPAZIFISCHER OZEAN
INDIEN Arabisches Meer
E
Hawaii
Äquator
OSTAFRIKA AFRIQUE ORIENTALE INDISCHER OZEAN Fidschi Neukaledonien
MADAGASKAR
AUSTRALIEN
Wendekreis des Steinbocks SÜDPAZIFISCHER OZEAN
Straße von Mosambik
Südlicher Polarkreis
Jahreszeitliche Wanderungen Lebensraum im Sommer (der Nordhalbkugel) Lebensraum im Winter (der Nordhalbkugel) Vögel Küstenseeschwalbe Weißstorch Streifengans Knutt Rosapelikan Insekten Monarchfalter
Wanderungen zu Brut- und Weidegebieten Weidegebiet Brutgebiet Säugetiere Buckelwal Fische Lachs Aal
Planet des Lebens
114
seit 3,5 Milliarden Jahren
Die Bäume
Kanada 318 Milliarden Nördlicher Polarkreis
NORD POLARM
USA 228 Milliarden ATLANTISCHER OZEAN
Brasilien 302 Milliarden PAZIFISCHER OZEAN
Baumbestand (Anzahl in Milliarden)
Walddichte (Anzahl der Bäume pro km2)
749
Borealer Nadelwald
48 351
156
Tropischer Trockenlaubwald
40 678
799
Tropischer Regenlaubwald
40 020
151
Nadelwald der gemäßigten Breiten
35 104
22
Tropischer Nadelwald
34 305
363
Gemäßigter Laubwald
28 844
8
Mangroven
26 368
53
Mediterraner Wald
16 298
SÜDPOLARMEER OCÉAN AUSTRAL Südlicher Polarkreis
DMEER
Siehe auch
—
Frühe Veränderungen Amazoniens S. 170 Geisterwälder S. 178 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216
Schweden 69 000 Bäume/km2
115
Russland 642 Milliarden
Finnland 73 000 Bäume/km2
Deutschland 260 076 Bäume/km2 Slowenien 71 000 Bäume/km2 China 140 Milliarden PAZIFISCHER OZEAN Wendekreis des Krebses
Äquatorialguinea 62 000 Bäume/km2
Taiwan 63 000 Bäume/km2
INDISCHER OZEAN
Äquator
Demokratische Republik Kongo 101 Milliarden
Brunei 62 000 Bäume/km2
Wendekreis des Steinbocks
Gegenwärtige Riesen Seitdem vor 500 Millionen Jahren die ersten Pflanzen das Festland bevölkern, haben sich auf allen Kontinenten auch Bäume angesiedelt. Sie haben sich an die verschiedensten klimatischen Bedingungen angepasst und finden sich sowohl in warmen, trockenen als auch in kalten, feuchten Gegenden. In den Tropen ist die Vielfalt am größten, etwa in Französisch-Guayana, wo es 1700 verschiedene Baumarten gibt. Deutschland zählt zu den Regionen, die am dichtesten bewaldet sind: Auf einem Drittel der Landesfläche wachsen etwa 93 Millionen Bäume. Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen sind in Deutschland die vorherrschenden Arten, wobei der Fichtenbestand abnimmt: Einerseits haben bereits die Sturmkatastrophen der 1990er Jahre die Größe der reinen Fichtenwälder reduziert, andererseits ist die Fichte am anfälligsten für die Folgen des Klimawandels.
Es gibt nicht den einen Urahn, von dem alle Bäume abstammen, und sie sind in Lebensweise, Fortpflanzung und Aussehen sehr unterschiedlich. Der höchste Baum der Welt ist der Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens). Dieser Nadelbaum ist an der Pazifikküste der USA beheimatet. Das größte bekannte Exemplar ist der «Hyperion», der über 110 Meter misst und 700 bis 800 Jahre alt ist. Eine andere Art ist besonders voluminös: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) kann ein Volumen von bis zu 1500 Kubikmetern erreichen. Aber diese Bäume sind noch nicht einmal die ältesten. Eine Langlebige Kiefer (Pinus longaeva) in Nevada ist über 5000 Jahre alt. Forscher schätzen, dass es 73 000 Baumarten auf der Welt gibt, von denen etwa 9000 Arten noch nicht erforscht sind. 40 Prozent der unbekannten Arten befinden sich in Südamerika.
116
Planet des Lebens
seit 3,5 Milliarden Jahren
Die Säugetiere – eine Minderheit unter den Lebewesen Aufteilung der Biomasse nach Lebensräumen
Der grüne Planet an Land (470 Milliarden Tonnen Kohlenstoff)
tief im Boden (70 Milliarden Tonnen Kohlenstoff)
im Meer (6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff)
0
Verteilung auf die Lebensräume (in %) 20 40 60 80
Pflanzen Pilze Protisten Tiere Bakterien Archaeen An Land
Im Meer
Tief im Boden
100
Forscher haben die gesamte Masse der Lebewesen auf der Erde (die Biomasse) geschätzt und in Kategorien eingeteilt. Das Leben ist zwar im Meer entstanden und über 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, dennoch findet sich der überwiegende Teil der Lebewesen an Land. Große Pflanzen wachsen vor allem auf dem Festland, während eine größere Formenvielfalt der Tiere im Wasser besteht. Es gibt sehr viel mehr Fische als Säugetiere. Die Biomasse der Bakterien und Archaeen steckt vor allem in der Tiefe: in den Meeressedimenten und der ozeanischen Erdkruste sowie in unter dem Festland liegendem Gestein. Alles in allem stehen die Pflanzen mit weitem Abstand auf dem ersten Platz, mit 80 Prozent der gesamten Biomasse, gefolgt von den Bakterien mit 13 Prozent. Erst danach kommen weit abgeschlagen die Tiere. Betrachtet man nur diese Gruppe von Lebewesen, so stellen die Säugetiere – darunter die Menschen und die domestizierten Säugetiere – nur eine Minderheit dar. Die Biomasse der Menschen beträgt das Zehnfache der Biomasse aller wildlebenden Säugetiere, die Biomasse der domestizierten Säugetiere sogar das Vierzehnfache. Ähnliches gilt für die Vögel: Die Biomasse der gezüchteten Vögel ist fast dreimal so groß wie die der Wildvögel.
Siehe auch
—
Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 Boden als Lebensgrundlage S. 108 Die Domestizierung der Tiere S. 158
117
Pflanzen beherrschen die Welt
Bakterien (70)
Pflanzen (450)
In Milliarden Tonnen Kohlenstoff Pflanzen Bakterien Pilze Archaeen Protisten Tiere Viren Archaeen: Einzellige Lebensformen ohne Kern und Organellen, den Bakterien ähnlich Protisten: Einzellige Lebensformen mit Kern und Organellen
Pilze (12)
Archaeen (7) Protisten (4) Viren (0,2)
Tiere (2) Tiere Fadenwürmer (0,02) Weichtiere (0,2)
Nesseltiere (0,1) Gliederfüßer (1) Menschen (0,06)
Ringelwürmer (0,2)
Fische (0,7)
Säugetiere (wildlebend) (0,007) Vögel (wildlebend) (0,002) Säugetiere (Nutz- und Haustiere) (0,1) Nutzgeflügel (0,005)
Der menschliche Einfluss auf die Populationen wildlebender Säugetiere VOR 100 000 JAHREN Wildlebende Säugetiere (0,04)
HEUTE
Wildlebende Säugetiere (0,007) Säugetiere als Nutz- und Haustiere (0,1) In Milliarden Tonnen Kohlenstoff
In Milliarden Tonnen Kohlenstoff Gliederfüßer Fische Ringelwürmer Weichtiere Nesseltiere Säugetiere (Nutz- und Haustiere) Menschen Fadenwürmer Säugetiere (wildlebend) Nutzgeflügel Vögel (wildlebend) Gliederfüßer: Insekten, Spinnentiere, Krustentiere, Tausendfüßer usw. Ringelwürmer: Gegliederte Würmer Nesseltiere: Quallen, Korallen, Seeanemonen usw. Fadenwürmer: Ungegliederte Würmer
4 Ein Tier unter Tieren: der Mensch (seit 7 Millionen Jahren) Vor etwa 7 Millionen Jahren entstehen in Afrika die ersten Menschen aus der Unterfamilie der Homininen, zu der auch Schimpansen und Gorillas gehören. Es entwickeln sich zahlreiche Menschenarten, die oft gleichzeitig existieren und sich teilweise auch kreuzen. Seit 40 000 Jahren existiert nur noch eine Art, die unsere. Inzwischen hat Homo sapiens den gesamten Planeten besiedelt, mit Ausnahme der allzu unwirtlichen Antarktis. Als Jäger, Sammler und Fischer machen die letzten Vertreter der Gattung Mensch alle Gegenden der Welt urbar.
120
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
Die Menschensippe
seit 7 Millionen Jahren
Spinnenaffen Wollaffen
Brüllaffen
Ein Affe unter Affen Die Menschen gehören zur großen Ordnung der Primaten, zu der aktuell über 400 Arten zählen. Die ersten Primaten leben in den tropischen Wäldern von Subsahara-Afrika auf Bäumen. Mit Ausnahme der Menschen, die alle Kontinente bevölkern, sind bis heute die meisten Primaten in den tropischen oder subtropischen Gegenden Amerikas, Afrikas und Asiens geblieben. Die Angehörigen dieser Ordnung sind in Größe, Gewicht und Farbe höchst vielfältig. Ein Gorilla, der größte und stärkste aller Primaten, wiegt im Schnitt 175 Kilogramm, während der BertheMausmaki, ein Lemur auf Madagaskar, gerade einmal 30 Gramm wiegt und 9 Zentimeter groß ist. Was wir landläufig «Affen» nennen, ist tatsächlich nur eine Gruppe innerhalb der Primaten: die Anthropoidea. Dazu gehören die Altweltaffen – u. a. Makaken, Paviane, Gibbons, Schimpansen, Gorillas und Menschen – und die Neuweltaffen, darunter die Büschelaffen und Brüllaffen. Zahlreiche Primaten werden nicht in diese Gruppe eingeordnet, etwa die Koboldmakis, die Lemuren und die Loris. Die Menschen gehören also zu den Altweltaffen. Unsere nächsten Verwandten sind die Schimpansen, mit denen wir ungefähr 98 Prozent unseres Erbguts teilen.
Klammerschwanzaffen Atelidae
43 Ma
Affen Anthropoidea
Nachtaffen Aotus Nachtaffen Aotidae
Breitnasenaffen Platyrrhini (Neuweltaffen: Mittel- und Südamerika)
Sakiaffen Pitheciidae Uakaris Springaffen
Kapuzinerartige Cebidae
Sakis Kapuzineräffchen
Büschelaffen Totenkopfaffen Tamarine
Verteilung der Primaten Stummelaffen Weißlid-Mangaben Husarenaffen Meerkatzen
Zwergmeerkatzen Paviane Pottos Gorillas Bärenmakis Schimpansen Buschbabys
Makaken NORDAFRIKA ASIEN Breitnasenaffen SÜDAMERIKA
SUBSAHARAAFRIKA
Natürlicher Lebensraum der heutigen Primaten ohne Menschen
Lemuren Buschbabys MADAGASKAR
Nasenaffen Stumpfnasenaffen Koboldmakis Orang-Utans Makaken Gibbons Loris
Mutmaßliches Entstehungsgebiet der Primaten
Stammbaum der Primaten Ordnung Unterordnung Teilordnung Mikroordnung Überfamilie Familie Unterfamilie Gattung Art Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum)
Siehe auch
—
Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 Kreationismus und Evolutionismus S. 94 Die Erfindung der Rassen S. 132
121
Stumpfnasenaffen Meerkatzen
Nasenaffen
Husarenaffen
Stummelaffen Schlank- und Stummelaffen
Zwergmeerkatzen
Backentaschenaffen Geschwänzte Schmalnasenaffen Cercopithecoidea
Weißlid-Mangaben
Schmalnasenaffen Catarrhini (Altweltaffen: Afrika, Asien, Europa) 29,5 Ma
Makaken
Paviane
Gibbons Hylobatidae
Gibbons
Menschenartige 20,4 Ma Hominoidea
Menschenaffen Hominidae Trockennasenprimaten Haplorrhini
15,6 Ma
67 Ma
Schimpansen
73,5 Ma Orang-Utans Koboldmakis Tarsiiformes
PRIMATEN
Homininen Homininae
7 Ma
9 Ma
Koboldmakis Tarsiidae
Gorillas
Menschen Homo
Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini
Fingertier (Aye-Aye)
59 Ma Fingertiere Daubentoniidae
Loriartige Lorisiformes
BertheMausmaki Buschbabys Galagidae
Lemuren Lemuriformes
Loris Lorisidae Bärenmakis
Galagos Schlankloris
Katzenmakis Cheirogaleidae
Pottos
Wieselmakis
Allocebus
Mausmakis Indriartige Indriidae
Lepilemuridae
Sifakas Gewöhnliche Makis Lemuridae Indris
Lemuren Bambuslemuren/ Halbmakis
Große Makis
Wollmakis
122
Geschichte der Wissenschaften
Die Geschichte der Urgeschichte 1800 Funde von Feuersteinwerkzeugen in Hoxne (Suffolk)
1843 1836 Einteilung der Hypothese des Urgeschichte Missing Link (zwischen Menschen in Stein-, Bronzeund Eisenzeit und anderen Affen)
1879 Entdeckung von Höhlenmalereien im spanischen Altamira, deren Echtheit zunächst umstritten ist
1856 Fund einer menschlichen Schädelkalotte im Neandertal bei Düsseldorf, die sich von der des anatomisch modernen Menschen unterscheidet
1868 1865 1859 Knochenfunde Einführung der Charles Darwins Schrift anatomisch moderner Begriffe «paläolithisch» Über die Entstehung Menschen (Abri (altsteinzeitlich) und der Arten erscheint de Cro-Magnon, «neolithisch» Dordogne) (jungsteinzeitlich)
1891 1925 1924 Entdeckung des Java- 1901 V. Gordon Childe veröffentlicht Kind von Taung Menschen (später der Höhlenmalereien The Dawn of European Civilization: Art des Homo erectus und -reliefs aus dem (Australopithecus). Afrika wird zur Wiege Definition der «neolithischen zugeordnet): Urheimat Magdalénien Revolution» der Menschheit des Menschen in Asien vermutet 1940 1928 1950 1932 Entdeckung erster Spuren Erste C14-Datierung Entdeckung der Höhle Fund eines Schädels von Lascaux und ihrer eines Homo sapiens in von Sesshaftigkeit in Palästina: Malereien (Datierung Südafrika (292 000 bis Das Natufien (12 000 bis 9000 v. u. Z.) umstritten: Von 16 900 222 000 v. u. Z.) bis 13 500 v. u. Z.) 1974 1952–1958 Entdeckung des Erforschung der gemauerten Bauten in Australopithecus Jericho (Palästina) aus «Lucy» in Äthiopien der Zeit von ca. 8800 (3,2 Millionen Jahre) bis 7000 v. u. Z.
1994 2000 Entdeckung der Entdeckung des Orrorin Chauvet-Höhle. Höhlen- tugenensis in Kenia malereien reichen bis (ca. 6 Millionen Jahre alt) ca. 33 000 v. u. Z. zurück
2017 2007 Fund eines Schädels Sequenzierung der mitochondriellen DNS eines archaischen Homo sapiens von vor des Neandertalers 300 000 Jahren im Djebel Irhoud (Marokko)
ZEITALTER:
2004 2001 Entdeckung der Entdeckung des Fossils ältesten Spuren namens Toumaï im Tschad menschlicher Nutzung (ca. 7 Millionen Jahre alt) von Feuer (800 000 Jahre) in Israel
P A L Ä O L I T H I K U M / A L T S T E I N Z E I T ALTPALÄOLITHIKUM
3,3 Millionen Jahre Erste Werkzeuge Lomekwi, Turkanasee (Kenia) 3,3 Millionen Jahre
2,7 – 1,3 Millionen Jahre Oldowan-Werkzeugkultur Olduvai-Schlucht (Tansania) 1,8 Millionen Jahre
800 000 v. u. Z. Beherrschung des Feuers
MITTELPALÄOLITHIKUM 100 000 v. u. Z. Erste Grabstätten 0,4 Millionen Jahre
JUNGPALÄOLITHIKUM
50 000 v. u. Z.
123 Alle Daten vor unserer Zeitrechnung * Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum) Saint-Acheul
1872
A CHEULÉEN 1,5 Ma* bis 200 000 Jahre
Châtelperron
1906
C HÂTELPERRONIEN
Solutré
36 000 bis 30 000 Jahre
1866
S OLUTRÉEN
La Madeleine
1863
M AGDALÉNIEN 15 000 bis 12 000 Jahre
21 000 bis 15 000 Jahre Moustier
1872
M OUSTÉRIEN
La Gravette
350 000 bis 35 000 Jahre
?
G RAVETTIEN 28 000 bis 21 000 Jahre
Olduvai-Schlucht
Aurignac-Höhle
1860
1936 Höhle von Mas-d’Azil
O LDOWAN
1889
A URIGNACIEN
2,7 bis 1,3 Ma*
A ZILIEN
40 000 bis 25 000 Jahre
12 000 bis 8000 Jahre
Eine europäische Disziplin Damit eine so frühe Geschichte überhaupt vorstellbar wird, müssen erst einmal die zeitlichen Darstellungen der Bibel überwunden werden. Mithilfe der Bibel wurde die Schöpfung der Welt lange Zeit auf ca. 4000 v. u. Z. festgelegt. Erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird das Alter der Erde in Frage gestellt und zurückdatiert. Zugleich wird darüber diskutiert, warum es Fossilien von Tieren gibt, die bis dahin als «vorsintflutlich» bezeichnet
worden sind. In dieser Epoche werden vor allem mit den Arbeiten von Lamarck (siehe S. 94) die Voraussetzungen für die Evolutionstheorie gelegt. Professionelle Forscher und begeisterte Amateure finden die ersten Fossilien. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein stützt sich die Forschung der Urgeschichte auf Laien, die seit 1904 in der Société préhistorique française (der «Französischen urgeschichtlichen Gesellschaft») organisiert sind. Von der
Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Urgeschichte in der Wissenschaft eine einzelne Disziplin, angesiedelt zwischen Anthropologie, Naturalismus und Geschichte. Frankreich spielt dabei eine zentrale Rolle, was sich auch an den Namen der archäologischen Kulturstufen ablesen lässt – Magdalénien, Moustérien, Solutréen. Sie beziehen sich auf die Fundorte der ersten Fossilplatten, die allesamt in Frankreich liegen.
MESOLITHIKUM/ NEOLITHIKUM/ BRONZE- EISENMITTELSTEINZEIT JUNGSTEINZEIT* ZEIT ZEIT SPÄTPALÄOLITHIKUM 12 000 v. u. Z. Erste Dörfer im Nahen Osten 15 000 v. u. Z.
Ab ca. 9500 v. u. Z. Ackerbau und Viehzucht im Nahen Osten 10 000 v. u. Z.
4. Jt. v. u. Z. Anfänge der Schrift in Mesopotamien 5000 v. u. Z.
3000 v. u. Z.
* Das Neolithikum setzt in unterschiedlichen Regionen der Erde zu unterschiedlichen Zeiten ein, eines seiner Kennzeichen ist die sesshafte Lebensweise der Menschen. Für Mitteleuropa gilt dies ca. ab dem 6., für den Nahen Osten ca. ab dem 10. Jahrtausend v. u. Z., siehe S. 152 f.
0
124
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Von Sahelanthropus zu Homo sapiens Millionen Jahre Denisova-Mensch
sapiens 0
luzonensis
0,05 0,1 floresiensis 0,2 naledi 0,3 0,3 HOMO
0,2
Neandertaler 0,3 0,4
Homo heidelbergensis 610 000 Jahre
heidelbergensis 0,8
A
AFRIK
0,8 –1
erectus
antecessor 1
1,2
1,2 PARANTHROPUS
ergaster 1,5
georgicus 1,9
1,8 –2
habilis 1,8
Cro-Magnon-Mensch 28 000 Jahre
1,5
1,6
boisei
robustus
2 sediba
2,2 2,4
2,3
2,4
Mensch von Dmanissi 1,8 Ma
Mensch von Tautavel 450 000 Jahre
2,3
2,5
aethiopicus
2,5 garhi
rudolfensis
africanus –3
3
AUSTRALOPITHECUS 3
Abel Lucy bahrelghazali
2,7
deyiremeda
3,2 3,4 3,4 3,5 3,5 afarensis Kenyanthropus 3,7 prometheus platyops 3,8 3,9 –4
Fossil Misliya-1 180 000 Jahre
Djebel Irhoud
Homo sapiens 300 000 Jahre
3,5–3 Ma Abel Lucy 3,2 Ma
7,2–6,9 Ma Toumaï
anamensis 4,2
4,4
Omo-Kibish 233 000 Jahre
ramidus
Orrorin 6 Ma
Ardipithecus –5 ERSTE HOMININI
kadabba 5,7 –6
ATLA NT ISCH ER OZE AN
Orrorin tugenensis Orrorin 6 Ma Homo naledi 335 000–236 000 Jahre
–7
Sahelanthropus tchadensis Toumaï 7 Ma
Homo Australopithecus Paranthropus Erste Hominini Grenze zwischen ausschließlich afrikanischen und weltweiten Vorkommen
Paranthropus boisei 1,9 Ma
Florisbad-Mensch 260 000 Jahre
Siehe auch
—
Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 Neandertaler und Homo sapiens S. 130
125
Die Menschenlinie
Denisova-Mensch 41 000 Jahre
ALTAI
Peking-Mensch 780 000–400 000 Jahre
Homo luzonensis 50 000 Jahre
Die Geschichte der Menschen verzeichnet zahlreiche Arten. Unser Stammbaum gleicht einem üppigen Busch. Oft existieren mehrere Arten gleichzeitig, kommen infolge von Wanderungen und veränderten Umweltbedingungen zusammen und gehen wieder auseinander. Dass die Menschenlinie von den anderen Menschenaffen abzweigt, liegt mindestens 7 Millionen Jahre zurück. Die Grenze zwischen den letzten Populationen nichtmenschlicher Affen und den ersten Populationen der Menschen ist jedoch schwer zu ziehen. Für Paläontologen sind der aufrechte Gang und die Morphologie der Zähne zwei Eigenschaften, die eine Unterscheidung der beiden Gruppen zulassen. Aber es gibt auch Zweifel, ob Toumaï (Sahelanthropus), Orrorin oder die Gattung Ardipithecus als Vorfahren der Menschen einzuordnen sind. Seit einigen Jahren wird Ardipithecus eher nur als Vorfahr der Schimpansen angesehen. Toumaï und Orrorin könnten zwar möglicherweise zu den Vorfahren der Menschen gezählt werden, allerdings bräuchte es dafür mehr Fossilfunde, die leider rar sind. Lange Zeit bleibt die Ausbreitung der Menschen auf den afrikanischen Kontinent beschränkt. Als erste verlässt Afrika die Gattung Homo, vor 2 Millionen Jahren. Dieser Zweifüßer ist ein großer Wanderer. Außerdem kann er gut jagen, fertigt aus Stein Werkzeuge und macht schon vor 800 000 Jahren Gebrauch von Feuer. In den letzten zwei Millionen Jahren existieren zahlreiche Arten in Afrika und Eurasien, darunter die Neandertaler und die DenisovaMenschen, bis schließlich nur noch eine einzige Art übrigbleibt, die unsere: Homo sapiens. 2000 km I
INDISCHER OZEAN
Java-Mensch 500 000 Jahre Flores-Mensch (Homo floresiensis) 100 000–60 000 Jahre
Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum)
I
I
I
I
Hominini-Fundstätten: Homo sapiens Denisova-Mensch Neandertaler luzonensis, floresiensis, naledi erectus habilis Paranthropus boisei, robustus, aethiopicus Australopithecus afarensis, bahrelghazali ... Erste Hominini Toumai, Orrorin … Verbreitungsgebiet Denisova-Mensch Neandertaler Homo luzonensis, floresiensis, naledi, erectus, habilis Paranthropus Australopithecus Lucy Name des Fossils/
der Fundstätte des Fossils
126
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Verbreitung und Vermischung von Homo EUROPA
I
B
I
R
I
E
N
25 0
00
S
Altai
55 0 00
EUROPA
45 000 Kaspisches K Schwarzes auka Meer sus Meer Honshu
115 000 Skhul-Höhle
TIBET H
I
M A
Misliya-Höhle 180 000
Djebel Irhoud 300 000
LA YA
100 00
CHINA & JAPAN
0
ARABISCHE HALBINSEL
AFRIKA
INDIEN
Luzon
Omo-Kibish 233 000 Borneo
0
Java
ATLANTISCHER OZEAN
65 0
00
SÜDOSTASIEN & OZEANIEN
65
INDISCHER OZEAN
tr a ma Su
AFRIKA
00
Neuguinea
Flores
Madagaskar AUSTRALIEN
Florisbad 280 000
Der lange Marsch der Menschen Die ersten Menschen, die seit zwei Millionen Jahren weite Teile der Alten Welt erobern, sind die Frühmenschen der Art Homo erectus. Allerdings gelangen sie im Gegensatz zu Homo sapiens noch nicht nach Amerika. Von Afrika bis Feuerland bevölkert Homo sapiens binnen 200 000 Jahren den gesamten Planeten. Während ihrer Expansion treffen sie dabei auf andere Menschenarten, was sich übrigens auch in ihren Genen zeigt. Einige Populationen in Ozeanien besitzen über 5 Prozent der DNS der Neandertaler und Denisova-Menschen. In Afrika kreuzt sich Homo sapiens möglicherweise mit einer oder mehreren unbekannten Arten, sogenannten Geisterpopulationen. Sie scheinen sich auch in unserer DNS widerzuspiegeln, Fossilien sind indes bislang nicht von ihnen gefunden worden.
Mutmaßliches Verbreitungsgebiet von Homo erectus Ausbreitung von Homo sapiens: Fundorte der bislang ältesten fossilen Überreste von Homo sapiens in Afrika Sukzessive Migration von Homo sapiens Erste Migrationswelle Zweite Migrationswelle Fundorte der bislang ältesten fossilen Überreste von Homo sapiens außerhalb Afrikas Wahrscheinliche Präsenz von Homo sapiens (Jahre vor heute)
10 000 25 000 70 000 120 000 300 000 DNS-Anteil der aktuellen Populationen aus:
Homo sapiens Neandertaler 1 Feld = 1 %
Denisova-Mensch Unbekannt
Siehe auch
—
Die Menschensippe S. 120 Die Veränderung der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit S. 150
sapiens
Jahre vor heute
AFRIKA
EURASIEN
H o m o
10 000
127
AMERIKA OZEANIEN
S a p i e n s
> 3 5 0 0 0 J a h re
Vermischung
Beringstraße ALASKA
Vermischung 50 000
Vermischung Métissage
Métissage? Vermischung
Asiatischer Denisova-Mensch
Vermischung Métissage
AMERIKA Westlicher Neandertaler
FloresMensch
Métissage Vermischung ?
100 000 Östlicher Neandertaler
Unbekannte Bevölkerungsgruppen*
Insularer Denisova-Mensch
Altai-Denisova-Mensch
150 000
200 000
Unbekannte Bevölkerungsgruppen*
icklung
le Entw
paralle
g
450 000
kl u n
PAPUA-NEUGUINEA
Homo naledi
parallele Entwic
PAZIFISCHER OZEAN
650 000
ll e para le E
ntw ic
ickl u n g parallele Entw
ng klu
2 000 000
Erste Ausbreitungswelle aus Afrika * Geisterpopulationen: Kein Fossil gefunden, aber DNS in heutiger Bevölkerung vorhanden
Die Vermischung von Homo sapiens und anderen Menschenarten
Alle Daten vor heute
Anhand genetischer Untersuchungen lässt sich zeigen, dass Homo sapiens die anderen Menschenarten nicht einfach ersetzt, sondern sich mit ihnen vermischt. Die bekanntesten Hybridisierungen erfolgen mit den Neandertalern und den DenisovaMenschen. Der Vergleich der DNS einiger ihrer Vertreter mit der DNS heutiger Menschenpopulationen in Eurasien zeigt, dass es zu Kreuzungen gekommen ist und einige Gene von ihnen erhalten geblieben sind. Aber diese beiden Arten sind nicht die Einzigen, die sich noch in unserem Genom finden. Homo sapiens hat auch Gene gut angepasster archaischer Menschen übernommen. Dieser Genfluss könnte sogar der Grund für den weltumspannenden Erfolg unserer Art sein.
128
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Die Besiedlung der Neuen Welt Sibirien B
ER
>3
50
I N G 00 IA Beringsee Bluefish-Höhlen > 16 000 ?
KordillerenEisschild
Grönland
ng itu re sb Au
30 000 Golf von Alaska
Old Crow > 23 000 ?
MacKenzieKorridor
(eisfreie Zone)
de r
PAZ I FI SCH E R OZE AN
Gl
ets
Labradorsee
Laurentidischer Eisschild
ch e
r
Paisley-Höhlen 30 000
Meadowcroft
? 31 000–27 000
Channel Islands Cerutti Mastodon I
2000I km I I
Cactus Hill Topper
Clovis Gault
I
Page Ladson
Ausdehnung der Gletscher Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums Möglicher Wanderungsweg Archäologische Ausgrabungsstätte
ATL A N TI SC H E R OZ E A N
El Cedral Tlapacoya 31 000
(Zeiträume vor heute)
Karibisches Meer
Mehr als 30 000 Von 30 000 bis 18 000 Von 18 000 bis 13 000 Von 13 000 bis 11 000 Weniger als 11 000
Taima-Taima El Abra 19 000
Tibito
24 000
Die ersten Amerikaner Neuere archäologische Funde deuten darauf hin, dass es Menschen auf dem amerikanischen Kontinent vor mehr als 30 000 Jahren gegeben haben muss. Noch vor dem letzteiszeitlichen Maximum, etwa vor 20 000 Jahren, scheinen sie den gesamten Kontinent besiedelt zu haben. Die Ausbreitung vollzieht sich in Wellen, vermutlich aus dem Nordosten Asiens. Dabei muss die Beringstraße (Beringia), die während der Eiszeit so weit aus dem Wasser ragt, dass sie (mit Booten) gut passierbar ist, nicht der einzige Weg nach Amerika gewesen sein. Die Menschen könnten ebenfalls entlang der Pazifik- oder vielleicht auch der Atlantikküste dorthin gelangt sein.
?
Pedra Pintada
Las Vegas Paijan
Toca do Sítio do Meio
Cueva del Guitarrero Pachamachay
Pedra Furada
Telarmachay Pikimachay Quebrada Jaguay Santa Elina 31 000
Go-Ja-1
PAZIF ISCH ER OZE AN Arroyo Vizcaino Monte Verde
Cerro la China
33 000–18 500
Los Toldos Piedra Museo Fell Cerro Tres Tetas Cueva del Milodon Cueva Casa del Minero Cueva del Medio Kap Horn Tres Arroyos
48 000 Pedra Furada Boquete Santana do Riacho
Die Veränderungen der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit S. 150 Die Sintflut S. 148 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216
—
Siehe auch
129
Die ersten Australier
PAZIFISCHER OZEAN S
U
Sumatra
N
D A
Borneo Wa
lla c e a
Neuguinea INDISCHER OZEAN S
I
I
I
A
2000 km I
I
H
U L Aktuelle Landfläche Australien Landfläche während der letzten Eiszeit (Zustand hier vor ca. 27 000 vor 60 000 Jahren Mungo bis 18 000 Jahren) Wanderungsweg Tasmanien Archäologische Ausgrabungsstätte SUNDA Kontinentale Kruste, die während der letzten Eiszeit trockenliegt
NORTH
ARNHEM
EAST CAPE
Die Archäologie datiert die Ankunft von Homo sapiens in Australien auf etwa 60 000 Jahre vor heute, vermutlich sind darunter Nachfahren der ersten Menschen, die Afrika verlassen. In der letzten Eiszeit bilden Australien, Tasmanien und Neuguinea noch einen zusammenhängenden Kontinent, genannt Sahul. Nach der Entstehung der insulindischen Landmasse, Sunda, ist der Weg dorthin mit Booten ein leichter. Unterdessen legen genetische Untersuchungen nahe, dass sich die Vorfahren der Aborigines teilweise mit Neandertalern und Denisova-Menschen gekreuzt haben, was vor etwa 50 000 Jahren geschehen sein muss. Insofern muss Australien mindestens zwei Migrationswellen erlebt haben, wobei die Menschen der zweiten Welle die der ersten verdrängen.
Die Aborigines, ein Mosaik verschiedener Gesellschaften
WEST CAPE KIMBERLEY
FITZMAURICE GULF
NORTHEAST
DESERT NORTHWEST
RAINFOREST
EYRE
RIVERINE SPENCER SOUTHWEST
Vor dem ersten Kontakt mit den Europäern umfasst die Population der Aborigines zwischen 300 000 und 750 000 Menschen und besteht aus ungefähr fünfhundert verschiedenen Gesellschaften, die fünfhundert verschiedene Sprachen sprechen und ihre jeweils eigene Kultur haben. Da die traditionellen Gesellschaftsformen sehr komplex sind und sich je nach Region und Umweltbedingungen unterscheiden, lässt sich in Australien kaum von der einen Aborigines-Kultur sprechen.
SOUTHEAST
I
TASMANIA
500 km
I
I
I
I
I
Indigene Gruppen Fehlende Daten Gebietsgrenze (Einteilung nach N. Peterson in «cultural areas»)
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
N
130
Neandertaler und Homo sapiens
Zwischen 250 000 und 55 000 vor heute
ALTAI
Tschagyrskaja-Höhle 61 000 bis 46 000 Denisova-Höhle 90 000
Tibet
HIM
Homo sapiens lässt sich schon vor 180 000 Jahren im heutigen Israel nieder, Europa dagegen betritt er noch nicht. Einen Großteil des Kontinents besiedeln hingegen Neandertaler, die dort seit 400 000 Jahren leben. Daneben gibt es noch Denisova-Menschen, mit denen Neandertaler einen gemeinsamen Vorfahren haben, der etwa 450 000 Jahre alt ist. Zwischen den beiden Arten existieren im Übrigen mehrfache Kreuzungen. Der Mensch, dessen Überreste unter anderem im Neandertal gefunden worden sind (1856), ist besonders gut an das kalte Klima angepasst und körperlich robust, schwerer und gedrungener als Homo sapiens. Nachdem er lange Zeit als ungehobelt und brutal dargestellt worden war, hat er in den letzten Jahren gleichsam seine Rehabilitation erlebt. Dass er die Toten bestattet und bereits eine Sprache ausgebildet hat, sind Merkmale, die bislang allein Homo sapiens zugeschrieben worden sind.
A L AY A
Neandertaler, Herrscher von Europa
URAL
Kaspisches Meer
Schanidar-Höhle > 50 000 Misliya-Höhle 180 000 Tabun-Höhle Schwarzes Meer Kebara-Höhle
58 000
Fennoskandischer Eisschild Mittelmeer
Höhle von Krapina 125 000 I
I
1000 km I I I
I
Maximale Ausdehnung der Gletscher Landfläche Vorkommen von: Neandertaler Homo sapiens Gleichzeitiges Auftreten im selben Gebiet Nachgewiesene Überreste von: Neandertaler Homo sapiens Die angegebenen Daten sind vor heute
ALPEN
SAHARA
Höhle von La Chapelle-aux-Saints 58 000
Isländischer Eisschild
Höhle von Figueira Brava 100 000
ATLANTISCHER OZEAN
Höhle im Djebel Irhoud 300 000
—
Die Geschichte der Urgeschichte S. 122 Die Sintflut S. 148
131
N
Siehe auch
Homo sapiens und Neandertaler im Wechsel Um 60 000 v. u. Z. beginnt Homo sapiens Eurasien zu besiedeln, bis er schließlich auch im Siedlungsgebiet der Neandertaler eintrifft. Zuvor sind sich beide Arten bereits im Mittleren Osten begegnet, wo sie sich auch kreuzen. Einige Fundorte bezeugen, dass beide Arten in derselben Gegend gelebt haben. Zumeist aber begegnen sie sich nicht, sondern folgen aufeinander, etwa in einer Höhle des Altai in Sibirien. Nur sehr selten leben sie tatsächlich auch zusammen, zum Beispiel vermutlich um 52 000 v. u. Z. in der Grotte Mandrin (Frankreich). Einmal lebt Homo sapiens etwa vierzig Jahre lang an einem Ort, den der Neandertaler erst ein Jahr zuvor entdeckt hat. Die Vermutung liegt zwar nahe, dass Homo sapiens und Neandertaler von Osteuropa bis zum Rhônetal im Westen nebenoder gar miteinander gelebt haben, zumeist aber bewohnen die beiden Arten diese Gegenden nacheinander. Betrachtet man die Urgeschichte als Ganzes, ist das Zusammenleben in Europa nur von kurzer Dauer: Um 40 000 v. u. Z. verschwinden die Neandertaler aus noch unbekannten Gründen endgültig von der Bildfläche, sodass nur noch Homo sapiens übrigbleibt.
ALTAI
URAL
Kaspisches Meer
Schanidar-Höhle 42 000 Mezmaiskaya 40 000 Schwarzes Meer Fennoskandischer Eisschild
I
I
1000 km I I I
I
Maximale Ausdehnung der Gletscher Landfläche Vorkommen von: Homo sapiens Gleichzeitiges Auftreten im selben Gebiet von Neandertaler und Homo sapiens Wanderungsweg von Homo sapiens Nachgewiesene Überreste von: Neandertaler Homo sapiens Isländischer Eisschild Nachweisliches Auftreten von beiden Arten an demselben Ort Die angegebenen Daten sind vor heute
HIM
Tibet
A L AY A
Zwischen 55 000 und 35 000 vor heute
Bacho-Kiro-Höhle 43 000 Peștera cu Oase («Knochenhöhle») 38 000 VindijaMittelmeer Höhle 43 000 Zlaty Kun 43 000 ALPEN
Neandertal Grotte Mandrin Höhle von Spy 52 000 42 000 Jahre La Quina La Ferassie 40 000 40 000 Le Moustier 54 000 bis 40 000
ATLANTISCHER OZEAN
SAHARA
132
Geschichte der Wissenschaften
Die Erfindung der Rassen
Deutsche Darstellung der Rassentypen, die auf die Arbeiten des Naturforschers J. F. Blumenbach zurückgeht (um 1850). Aus dem französischen Kinderbuch Petite géographie pour les enfants sages (Librairie Gründ, 1947).
Wissenschaftliche Überheblichkeit Die Rassentheorien wurzeln in alten Vorurteilen und in dem Versuch, die menschliche Vielfalt zu erklären. Aristoteles entwickelt eine Klimatheorie (in jeder Klimazone leben entsprechend angepasste Völker, siehe S. 71), die zunächst im Mittelmeerraum und dann im gesamten Westen weitreichenden Einfluss hat. Vorstellungen von körperlichen und kulturellen Unterschieden zwischen verschiedenen Völkern gibt es in mehreren Kulturen (beispielsweise waren die Japaner im 16. Jahrhundert entsetzt über das Aussehen der Portugiesen). Was wir heute als rassistisches Denken bezeichnen würden, entwickelt sich jedoch in Europa: In den christlichen Herrschaften auf der Iberischen Halbinsel werden ab dem 15. Jahrhundert Juden und deren Nachfahren, selbst wenn sie zum Christentum konvertiert sind, wegen der sogenannten Limpieza de sangre («Blutreinheit») von der Gesellschaft ausgeschlossen. In den Kolonialgesellschaften Amerikas verstärkt der atlantische Dreieckshandel die Dichotomie zwischen «Schwarz» und «Weiß». Der schwedische Naturforscher C. v. Linné – der die Bezeichnung «Homo sapiens» erfunden hat – unterscheidet in seiner einflussreichen Schrift Systema naturæ (ab 1735 in zwölf Auflagen erschienen) vier Menschensorten, die den vier Weltteilen entsprechen: Schwarz, Weiß, Rot und Gelb. Im 19. Jahrhundert versuchen sich Anthropologen immer wieder an einer «wissenschaftlichen» Definition von Rasse. Die Nationalsozialisten steigern den Rassismus zum systematischen Massenmord. Die UNESCO, die 1945 gegründet wird, nimmt als erste Amtshandlung den Kampf gegen den Rassismus auf.
133
«Wissenschaftler auf der ganzen Welt verurteilen einen absurden Mythos: den Rassismus» (Titelblatt von Le Courrier (herausgegeben von der UNESCO), Bd. III, Nr. 6/7, Juli/August 1950).
134
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Die Vielfalt der Sprachen im 15. Jahrhundert URALISCH URALISCH TUNGUSISCH
ALTAISCHE SPRACHEN
Estnisch
INDOEUROPÄISCH Ungarisch Georgisch
TURKOMONGOLISCH
Ainu
Baskisch
CHINESISCH BERBERISCH
INDOEUROPÄISCH
SEMITISCH
SEMITISCH
TIBETOBIRMANISCH
NILOSAHARANISCH TSCHADISCH NIGER-KONGO-SPRACHEN
OCÉAN ATLANTIQUE
ATLANTISCHER OZEAN
TAI-KADAI DRAWIDISCH KUSCHITISCH
AUSTRONESISCH INDISCHER OZEAN
NIGER-KONGOSPRACHEN
PAPUA
OCÉAN INDIEN
KHOISAN
AUSTRONESISCH NORDWEST
SÜD
TASMANISCH
Sprachfamilie Alte Welt Sinotibetisch Afroasiatisch
Indoeuropäisch AltaischeSprachen Tschuktschokamtschadalisch Uralisch
Die «neuen Welten» Grenzgebiete der Alten Welt Gemischtsprachliche Südostasien Nordwest Drawidisch Indigen Region und Polynesien Australisch und Tai-Kadai Süd Isolierte Tasmanisch Austronesisch Tasmanisch Sprache Semitisch Papua Berberisch Amerikanisch Eskimoaleutisch Tschadisch Na-Dené SubsaharaNilosaharanisch Afrika Kuschitisch Algonkin Niger-Kongo Penuti Khoisan Hoka-Sioux Turkomongolisch Utoaztekisch Tungusisch Maya Quechua Makro-Gé Andere amerikanische Sprachen Chinesisch Tibetobirmanisch
Siehe auch
—
Verbreitung und Vermischung von Homo sapiens S. 126 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206
135
OCÉAN GLACIAL ARCTIQUE
NORDPOLARMEER
Nördlicher Polarkreis
TSCHUKTSCHO-
ESKIMOALEUTISCH
KAMTSCHADALISCH
NA-DENÉ
ALGONKIN ATLANTISCHER OZEAN
PENUTI
HOKA-SIOUX UTOAZTEKISCH
Wendekreis des Krebses
MAYA
OCÉAN ATLANTIQUE
PAZIFISCHER OZEAN Äquator
QUECHUA AUSTRONESISCH
QUECHUA MACRO-GÉ Wendekreis des Steinbocks
AUSTRONESISCH
Als sich die Sprachen in der Welt verstreuen Viele Tiere kommunizieren mithilfe verschiedenster Geräusche. Die menschliche Sprache ist indes sehr viel komplexer und vielseitiger. Zum ersten Mal hat Sprache womöglich schon vor über 2 Millionen Jahren Homo habilis benutzt. Außerdem wird vermutet, dass es auch in anderen Zweigen der Menschenlinie Protosprachen gibt, etwa bei Neandertalern. Aber erst mit Homo sapiens bildet sich die Sprache in ihrer vollen Komplexität heraus. Seinen Ursprung hat dieses Kommunikationssystem wahrscheinlich in Afrika. Als sich die verschiedenen Menschengruppen über die Erde verteilen, entwickeln sie die Sprache weiter, und es entstehen neue Sprachen. Sie geben uns Anhaltspunkte zur Geschichte der Gesellschaften. Um etwa die Besiedlung der Pazifischen
Inseln nachzuvollziehen, kann man sich die Verbindungen zwischen den verschiedenen austronesischen Sprachen ansehen. Die großen Sprachräume im 15. Jahrhundert zeugen von althergebrachten Herrschaftsgebieten: das Römische Reich (romanisch), das Persische Reich, Nordindien (Hindi und Urdu), die arabischen Reiche, China, Mittelamerika, der Andenraum. Umgekehrt führt die geopolitische Zersplitterung zu einer Ausdifferenzierung der Sprachen. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen dort, wo die Populationen stark abgeschottet leben, wie etwa auf Inseln: Auf den Philippinen gibt es siebzig verschiedene Sprachen, auf dem indonesischen Archipel über zweihundert und auf Neuguinea, in Melanesien und Polynesien sogar mehrere tausend.
136
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Der humanisierte Planet Jäger und Sammler in Nordeuropa, vor 15 000 Jahren
Nomadische Gesellschaften WOHNEN Schlafbereich
Feuersteinherstellung
JAGD WINTER
Aufteilung in Kleingruppen mit Nahrungsmittelvorräten FRÜHLING UND SOMMER
HERBST
Wiedervereinigung der Familien, um Rentiere zu jagen
Étiolles
Wildpferdjagd von verteilten Jagdquartieren aus
Hund oder Wolf? Mögliche frühe Domestizierung des Hundes vor 31 700 Jahren Hund von Goyet
vor 33 000 Jahren Hund von Altai
vor 31 000 Jahren Hund von Předmostí
I
2000 km I
I
I
I
Die drei ältesten Hunde der Welt? Geschätzte Datierung früher Hunde-Fossilien: vor 17 000 bis 13 000 Jahren vor 13 000 bis 11 000 Jahren
Noch bevor die Menschen sesshaft werden und anfangen, Landwirtschaft zu betreiben, entwickeln sie Gruppenstrukturen. Sie leben als Jäger und Sammler in kleinen nomadischen Gemeinschaften. Zum Beispiel treffen sich im Magdalénien vor etwa 15 000 Jahren in der Gegend um Paris Jäger, um gemeinsam Jagd auf Rentiere zu machen. Den Winter verbringen sie in zerstreuten Habitaten, wo sie von ihren Vorräten leben, bis sie sich im Frühjahr gemeinsam auf die Jagd nach Pferden machen. Danach finden die Familien wieder zusammen. Bisweilen schlagen sie Jahr für Jahr am selben Ort ihr Lager auf, wie etwa in der Nähe des heutigen Étiolles. Diese nomadischen Gesellschaften haben möglicherweise bereits vor mehr als 32 000 Jahren den Wolf zum Hund gemacht, der damit das erste domestizierte Tier ist. Einigen Forschungen zufolge, die auf Klimasimulationen beruhen, sind Feuer machende Menschen mit ein Grund dafür, dass in Europa Steppenvegetation vorherrscht. Allerdings lassen sich in dieser Zeit enormer Klimaschwankungen größere Brände nicht zweifelsfrei auf den Menschen zurückführen. In Ozeanien haben Studien hingegen zeigen können, dass die ersten Menschen, die auf diese Inseln kamen, starken Einfluss auf die Vogelpopulationen hatten. Die präzisesten Aussagen lassen sich dabei über die letzte Besiedlung dieser Inseln um 1000 v. u. Z. treffen. Alles in allem hinterlassen diese Nomadengruppen, die noch keine große Zahl darstellen (am Ende der Altsteinzeit handelt es sich vielleicht um zwei Millionen Menschen), nur einen schwachen Fußabdruck.
Siehe auch
—
Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Jäger und Sammler der Welt S. 172 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272
Das steinzeitliche Europa: Hat der Mensch Flora und Fauna schon damals verändert?
137
E issch il d
TUNDRA T UND R A
Al
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STEPPE
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ST E P P E U N D NA DE LWA L D
I
500 km I I I
I
Schwarzes Meer
STEPPE UND NAD ELWAL D
en
Mittelmeer I
Gletscher während des letzteiszeitlichen Maximums (Zustand hier vor etwa 20 000 Jahren) Küstenverlauf während des letzteiszeitlichen Maximums Küstenverlauf heute Permafrostgrenze
Die ausgestorbenen Vögel Ozeaniens Taiwan Luzon
Nachgewiesene Bewaldung (in Prozent) Fehlende Daten 10
20
30
40
50
60
Waldgebiet laut Klimamodellen, wenn der Mensch nicht eingegriffen hätte: Es herrschten günstige Bedingungen für Wälder in weiten Teilen des Kontinents. Vom Menschen ausgelöste Brände 160 ° I
180 °
2000 v. u. Z. 1000 v. u. Z.
PA ZIFISCHER
OZE A N Marianen Guam Palau M I K R O N E S I E N Sumatra Borneo Marshallinseln Molukken Sulawesi Java 500 Neuguinea Nauru Timor Bougainville GilbertHawaii New Georgia Salomonen inseln 800 I N D I SC HER 1000 v. u. Z. Kiribati Esperitu Santo OZ E AN Phoenixinseln MELANESIEN Äq Fidschi Neukaledonien ua to r Tonga Philippinen Mindanao
1000 v. u. Z.
Tasmanien
P O LY N E S I E N Cookinseln Tahiti
1250 Austral-Inseln
Marquesas
500 Pitcairn
1200 ? Rapa Nui (Osterinsel)
16
0°
30 °
I
Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 27 000 bis 18 000 Jahren) Maximale Verbreitung der Art vor 60 000 Jahren Erste Migration vor 50 000 bis 40 000 Jahren Zweite Migration ab 2500 v. u. Z. Ratten und Hunde (Fressfeinde der Vögel)
Artensterben seit den ersten Migrationen des Menschen: Verlust von mehr als 10 % der weltweiten Artenvielfalt der Vögel Verschwinden von 1000 bis 2000 Arten von Landvögeln Starke Schrumpfung der Verbreitungsgebiete von Seevögeln 2/3 der Vögel Ozeaniens sind zwischen der ersten Ankunft der Menschen und dem Kontakt mit Europa ausgestorben ° 10
Neuseeland
2000 km I I I
138
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Das Tier als Ressource Die Bedeutung des Rentiers Kleidung Harpunen
Speere
Zelte Häute
Geweih Zähne
Schmuck
Bänder und Schnüre
Speerschleudern Knochen
Sehnen
Fleisch und Innereien
Knochenmark Nadeln
Nahrung
Nahrung (Fette)
Die paläolithische Ernährung 50
Gerbwerkzeuge
In Europa weiden die Jäger und Sammler gegen Ende der Altsteinzeit (um 20 000 v. u. Z. im Jungpaläolithikum) die Rentiere bis auf die Knochen aus, um Zelte, Kleidung, Waffen, Werkzeuge und Schmuck herzustellen. Sie essen etwa 700 bis 800 Gramm Fleisch pro Tag, womit 35 Prozent ihres Nahrungsbedarfs gedeckt sind (65 Prozent sind pflanzlichen Ursprungs). Beeren und Knollen liefern Kohlenhydrate, Fische und Mark Fett. Durch den Übergang zur Landwirtschaft ändert sich in der Jungsteinzeit die Ernährung: sehr viel weniger Fleisch, dafür mehr Milchprodukte und langsamverdauliche Kohlenhydrate aus Brotgetreide. Diese Entwicklung führt auch dazu, dass heute in den westlichen Ländern viele (zu viele?) tierische Fette konsumiert werden.
Ernährung eines Adligen im Mittelalter
Europäer im Jungpaläolithikum Europäer heute
40
Brot (1 kg) 30
Tagesration
20
Fleisch und Speck (350 g)
Pflanzliche Fette
Tierische Fette
Schnell verdauliche Kohlenhydrate
Langsam verdauliche Kohlenhydrate
Pflanzliches Eiweiß
0
Tierisches Eiweiß
10
Obst, Milch, Gewürze, Gemüse
Käse (74 g) Fisch (33 g) Butter (13 g)
Siehe auch
—
Die Domestizierung der Tiere S. 158 Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Die Menschheit ernähren S. 270
139
Fleischkonsum im Jahr 2014
EUROPA
Äquator
Täglicher Fleischkonsum pro Person (2014, in Gramm) Unbekannt 10 20 55 135 200 270 410 Kalorien aus tierischen Quellen (Durchschnitt 2000–2004, über 30 %) Geflügel Schaf Rind Schwein Fisch
Entwicklung des Fleischkonsums In kg.cwe/Einw./Jahr* 80,3 80 60
42 40
32,8
20
11,7
0 1962
1970
1980
1990
2000
2010
Industrieländer
Globaler Durchschnitt Entwicklungsländer
Durchschnittlicher Konsum an Fleischprodukten in Frankreich pro Person pro Tag (in Gramm) 200
135 110
Am wenigsten entwickelte Länder 2020
* Alle Fleischsorten, in kg Schlachtkörperäquivalent (kg.cwe = Carcass Weight Equivalence)
1890
1985
2019
Fleischverzehr: ein Privileg reicher Länder In seiner langen Geschichte ist der Verzehr von Fleisch, der als Genuss angesehen wird und oft mit Privilegien verbunden ist, zahlreichen religiösen und gesellschaftlichen Verboten unterworfen. Jede Region hat ihr Vorzugsfleisch: in Ostasien Schwein und Huhn, in Nord- und Südamerika Rind, in der Mongolei mit ihren nomadischen Hirten Schaf und in Europa Schwein. Dank der Industrialisierung der Fleischproduktion, die
Ende des 19. Jahrhunderts mit den Schlachthöfen von Chicago beginnt, können die Kosten gesenkt werden, was zu höherem Fleischkonsum führt. Der erreicht im Westen zwischen 1960 und 1980 seinen Höhepunkt und nimmt dort heute immer mehr ab. In Lateinamerika und Ostasien dagegen steigt er noch. Fast 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen auf der Welt sind Ställe und Weiden für Vieh, das zu Fleisch verarbeitet wird.
140
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
Pelztierjagd
Lake Superior
NORDAMERIKA
York Factory
r nk ra -F eu N
Charleston NeuNiederlande NeuAmsterdam Plymouth Neu-England
Hudson Bay
ch
ei
Borealer Nadelwald Pelztierjagd und Pelzhandel Großes Gebiet der Pelzgewinnung (Jagd) Lager und Markt Exporthafen Handelsroute Zentrum der Pelzverarbeitung Importzentrum Pelztierjagd und Pelzhandel über die Jahrhunderte Vom Beginn des 11. Jahrhunderts Ab dem 16. Jahrhundert Ab dem 17. Jahrhundert Ab dem 18. Jahrhundert
seit 7 Millionen Jahren
Tadoussac Labradorsee Neufundland
Grönland
ATLANTISCHER OZEAN
Amsterdam London Visby
Córdoba
Paris
Leipzig Prag
Sevilla
Venedig Fes Narbonne
Palermo
Kairouan
PA Z
IFISCH ER OZE AN
Konstantinopel
Kamtschatka
AFRIKA
Mi tte lme er
Kairo
S
A IK
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NORDPOLARMEER Grönland
L AT
A
N
T
IS
CH
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R
E
Alaska
OZ
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N
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P
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Verbreitungsgebiet der Pelztiere Polarfuchs Marder Nerz, Zobel und Eurasischer Luchs Biber und Hermelin Bisamratte Rotluchs, Kojote, Waschbär Seeotter Walross
Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Europa und die kalten Regionen in Übersee S. 222
—
Siehe auch
141
Ex p
ten eu Al
n V. Bering n vo itio ed
ALASKA
Beringsee
Beringstraße
KamtschatkaHalbinsel
NORDPOLARMEER
PetropawlowskKamtschatski
Le
Ochotskisches Meer
Ochotsk a
n
Nowaja Semlja Barentssee
PAZIFISCHER OZEAN n Je
Irkutsk
Bolgar
Wo lga
E
Tobolsk
Nowgorod
Moskau
I
Stepp
Hauptroute bis 1706 Qiqihar
Nertschinsk
Baikalsee
Ob
Sankt Petersburg
Kiew
B j S I
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Archangelsk
I R
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Selenginsk Kjachta Wüste Gobi
Gelbes
Beijing Meer
A LTA I Hauptroute von 1706 bis 1762
e
Astrachan
Eine der ersten Routen für Karawanen A TI
Kaspisches Meer
Buchara Samarra
Bagdad
N
Lanzhou
AN SH
Wüste Taklamakan
Xi’an CHINA
Chengdu
Ningbo Hangzhou Quanzhou Kanton
Samarkand A H I M A L A Y
Lahore INDIEN
Weiches Gold Schon seit mindestens dem 8. Jahrhundert liefern die Menschen aus Nordeuropa den Städten weiter im Süden Pelze, ein Symbol für Reichtum. Wichtige Abnehmer werden die muslimischen Länder in Nordafrika, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Zentralasien. Im Mittelalter sind Nordasien und Nordeuropa noch von dichten Wäldern bedeckt. Über mehrere Jahrhunderte hinweg stoßen russische Jäger, Fallensteller und Händler auf der Suche nach wertvollen Pelzen immer weiter in diese Wälder nach Osten vor. Sie kolonisieren Sibirien und erreichen in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Pazifik. Dieses «weiche Gold» wird zum Hauptpfeiler der russischen Wirtschaft. Da es in Sibirien wegen der intensiven Nachfrage immer weniger Pelztiere gibt, treibt es die Jäger bis nach Alaska. Im 16. Jahrhundert beginnen die Europäer, den Nordosten Amerikas zu besiedeln und dort Pelztiere zu jagen. Der Pelzhandel stellt im 18. und 19. Jahrhundert dann einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in Kanada dar. Die Ware ist dabei fast ausschließlich für den europäischen Markt bestimmt (Großbritannien, Frankreich).
142
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
seit 7 Millionen Jahren
Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit
TLINGIT, HAIDA San Miguel Island r ve Ri (11 000 v. u. Z.) ia b
lum
Co
(9000 v. u. Z.) Isla de Cedros Baja California (6000 v. u. Z.)
Y
INUIT MI’KMAQ
New Bedford
TAINO POLYNESIER
ISLÄNDER Alta (4000 v. u. Z.)
Azoren
PAZIFISCHER OZEAN
BASKEN Francouzská (Brno) und Dolní Věstonice (21 000 v. u. Z.) LIPOWANER
Quebrada de los Burros (8000 v. u. Z.)
URU
Kapverdische Inseln
LÉBOU BOZO
Nachweise für Fischerei zwischen 40 000 und 4000 v. u. Z. Fischereigeräte Nachgewiesener Konsum von Fisch oder anderen Meerestieren Meeresfauna auf Felsbildern Fischergesellschaft (mindestens bis zum 15. Jahrhundert) URU Gesellschaft, für die Fischerei von entscheidender Bedeutung war 19. Jahrhundert: das Jahrhundert des Wals Route der Pequod in Herman Melvilles Roman Moby Dick (1851) Walfanggebiet im 19. Jahrhundert Fischerei heute Fischereiertrag (Fisch, Muscheln und Krustentiere) in Tonnen pro km2 und Jahr
St. Helena
ÄGYPTER
Nil
er
ATLANTISCHER OZEAN
3 5 10
(13 000 v. u. Z.) Altes Ägypten Jungpaläolithikum (12 000 bis 8000 v. u. Z.) Nig
Buenos Aires
0,05 0,2 1
SKANDINAVIER
Siehe auch
—
Das Leben im Meer S. 106 Jäger und Sammler der Welt S. 172 Das Meer als neue Grenze S. 290
143
Alle Daten vor unserer Zeitrechnung Alaska (9500 v. u. Z.)
Yukon River
Arcy-sur-Cure (35 000)
Golf von Biskaya
PAZIFISCHER OZEAN
(13 000) Altamira El Pindal (15 000)
Abri du Poisson (23 000) Pech Merle (20 000)
Moro Chufín Le Mas-d’Azil (15 000) (17 000) Ker de Massat (15 000)
AINU
Cosquer (17 000) Bédeilhac (12 000)
Ardales (18 000) Nerja (40 000)
Maedun-Höhle (27 000 v. u. Z.) Tianyuan-Höhle (40 000 v. u. Z.)
Ahabs Tod Okinawa (21 000 v. u. Z.)
Neuirland (16 000 v. u. Z.)
Kostënki (30 000 und 19 000 v. u. Z.)
BAJAU Sulawesi
BUGIS
INDISCHER OZEAN
VEZO
Höhlen im Arnhemland (7000 v. u. Z.) Jerimalai-Höhle (40 000 v. u. Z.)
Homo sapiens, ein Fischliebhaber Um die Nahrungsgewohnheiten der Menschen früherer Zeiten zu ermitteln, untersuchen Archäologen und Anthropologen die Überreste von Tieren sowie die verwendeten Werkzeuge und Waffen, aber auch die chemischen Elemente (Stickstoff, Kohlenstoff, Kalzium, Zink), die sich in den Knochen, Zähnen und Haaren der Fossilien finden. So weiß man, dass Australopithecus ein Pflanzenesser, die ersten Menschen der Gattung Homo, wie etwa Homo habilis, Allesesser (omnivor) waren, und die Neandertaler sich vor allem von Fleisch ernährten. Und Homo sapiens? Diese Menschen waren Sammler und Jäger, aber auch Fischer. Die ältesten Angelhaken datieren um 40 000 v. u. Z. und stammen aus dem südöstlichen Asien. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen von Knochen eines Homo sapiens, der vor 20 000 bis 30 000 Jahren in Eurasien lebte, dass Fisch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an ihrer Nahrung einnahm. Im Übrigen waren ganze Gesellschaften vom Fischfang geprägt, etwa die Tlingit und Haida in Nordamerika, die Ainu in Japan oder die Polynesier. Heute sind viele Fischarten durch intensiven Fang bedroht, und selbst die Zucht in Aquakulturen kann die Nachfrage nicht decken.
5 Domestizierung (seit 12 000 Jahren) Die Jungsteinzeit wird im 19. Jahrhundert als eigenständige Epoche vom Rest der Steinzeit abgetrennt. Der Brite John Lubbock unterscheidet zwischen Alt- und Jungsteinzeit (Paläo- und Neolithikum) anhand der Herstellungsweise von Steinartefakten: Während die älteren geschlagen waren, sind die jüngeren geschliffen und poliert. Diese urgeschichtliche Epoche ist jedoch durch eine noch viel bedeutendere Neuerung gekennzeichnet: durch Ackerbau und Viehzucht sowie die damit zusammenhängende Domestizierung von Pflanzen und Tieren, die am Ende der letzten Eiszeit in verschiedenen Teilen der Welt einsetzt. Diese «Revolution» ermöglicht eine wahre Bevölkerungsexplosion: Innerhalb von 10 000 Jahren steigt die Zahl der menschlichen Erdbewohner von 2 auf 100 Millionen. Die Dörfer wachsen, die Gesellschaftshierarchien festigen sich, und es kommt vermehrt zu Konflikten. Womöglich ändert sich auch jetzt schon die Vorstellung des Menschen davon, was sein Platz auf der Erde sein könnte.
Domestizierung
146
seit 12 000 Jahren
Der Übergang zum Holozän Das Ende des vereisten Europas: vor 20 000 bis 7000 Jahren
Isländischer Eisschild
25
00
PACKEIS
20
Fennoskandischer Eisschild
00
100
1500
nd erla gg
Do Brown Bank Vor etwa 8200 Jahren in der Nordsee versunkenes Dorf
Meeresspiegel vor etwa 20 000 Jahren: 120 Meter niedriger als heute
0
50
0
er letsch en-G Versunkener Tell von Taraschina Alp Überflutung durch die Donau vor etwa 7000 Jahren
ATLANTISCHER OZEAN
Grotte Cosquer Vor 27 000 bis 19 000 Jahren regelmäßig besucht Eingang 36 m unter dem heutigen Meeresspiegel
PyrenäenGletscher
Schwarzes Meer
Donau
Bosporus Dardanellen Öffnung der Meerenge während der letzten Eisschmelze
Mittelmeer
Temperaturanstieg 16
Durchschnittstemperatur (°C)
I
14 12
Eiszeit
Holozän
10 8 6 60 000
Zeit (in Jahren) 40 000
20 000
1
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I
I
1000 km I I I
I
I
I
I
Packeis Gletscher und Eisschild Gletscherschmelze Eisdicke während des letzteiszeitlichen Maximums (in m) Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums Durchfluss von Meerwasser nach Überflutung der Schwellen Heutige Landfläche Heute überflutete archäologische Fundstelle
Siehe auch
—
Die letzten Eiszeiten S. 80 Neandertaler und Homo sapiens S. 130 Der Einfluss des Klimas S. 198
147
Als die Sahara grün war …
Vor 20 000 Jahren
Klimatische Umwälzungen Sa
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Mittelmeer
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Ahaggar S
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Fouta Djallon
Adamaoua Golf von Guinea
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Großer Tschadsee
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Vor etwa 20 000 Jahren beginnt sich der Planet zu erwärmen. Mit dem Ende der letzten Eiszeit (vor etwa 11 700 Jahren) fängt das sogenannte Holozän an. In allen Gegenden der Welt verändert sich das Klima, was zu großen Umwälzungen führt. In Nordeuropa werden durch die Eisschmelze neue Gebiete Äthiopische freigelegt. Aber es steigt Hochebene auch der Meeresspiegel an, wodurch einstmals bewohnte Gegenden überschwemmt werden. In der Sahara entstehen durch die Erderwärmung Vor 10 000 Jahren zunächst saftig grüne Landschaften mit großen Seen, Flüssen und Quellen, die Flora und Fauna anlocken. Heftige Monsunregen gehen über Afrika nieder, in manchen Gegenden gibt es aber auch mediterrane Regenfälle. Die afrikanische Feuchtperiode dauert ungefähr 6000 Jahre an, sie beginnt vor 11 000 Jahren und endet vor 5000 Jahren. Dann führen Äthiopische Temperaturänderungen auf Hochebene der Nordhalbkugel dazu, dass es in der Sahara sehr schnell trocken wird.
Fouta Djallon Adamaoua Golf von Guinea
Vor 4000 Jahren
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Mittelmeer
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Ahaggar S
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Fouta Djallon
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Tschadsee
Äthiopische Hochebene
Adamaoua Golf von Guinea
Beginn der Erwärmung der nördlichen Hemisphäre, oberhalb 60° nördlicher Breite.
Die südliche Hemisphäre erwärmt sich und die nördliche kühlt ab.
Die südliche Hemisphäre hört auf, sich zu erwärmen, die nördliche Hemisphäre erwärmt sich. Meeresspiegel steigt 4 bis 5 Meter pro Jahrhundert.
vor 19 000 Jahren
vor 16 500 Jahren
vor 14 600 Jahren
1000 km I I I
I
Heutige Küste Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums Sumpfgebiet Trockenwüste Tropische Halbwüste Steppe Trockene Savanne Dornstrauchsavanne Mittelmeervegetation Tropenwald Mischwald Darstellungen von Rindern auf Felsbildern in der Sahara
Die nördliche Stabilisierung Hemisphäre kühlt des Klimas auf ein zweites Mal ab. einem ähnlichen Die Antarktis erwärmt sich. Niveau wie heute. vor 12 900 Jahren
vor 11 700 Jahren
148
Geschichte der Wissenschaften
Die Sintflut Die von Wasser bedeckte Erde + Nordpol
Die Sintflut in der Bibel und im Koran «Und er [der HERR] sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.» (Genesis 6,7). Aber Noah findet beim Allmächtigen Gnade. Gott verlangt von dem Patriarchen, dass er eine Arche baut, um je sieben Paare aller reinen und je ein Paar aller unreinen Tiere zu retten. «Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel.» (Genesis 6,17). Nach vierzig Tagen und vierzig Nächten ist die gesamte Erde von Wasser bedeckt, und die Arche strandet auf dem für die Menschen des östlichen Mittelmeer raums höchsten Berg, dem Ararat. Nunmehr wird die Menschheit neu geboren. Die drei Söhne Noahs ziehen in drei verschiedene Himmels richtungen: Sem, der Älteste, nach Osten, der Zweitgeborene, Jafet, nach Nordwesten und der Jüngste, Ham, nach Südwesten. Auf diesen biblischen Informationen baut der Kirchenvater Isidor von Sevilla seine Beschreibung der Welt auf, die wiederum zur Grundlage für einen Typ mittelalterlicher Weltkarten wird: Hier besteht die bewohnte Erde aus drei Gebieten, Asien (Sem), Europa (Jafet) und Afrika (Ham). Neben der Geschichte von Adam und Eva ist die Legende von Noah unter Juden, Christen und Muslimen am weitesten verbreitet. Dabei unterscheidet sich die Version im Koran in mehreren Punkten von der Bibel. Im Koran wird ein vierter Sohn Noahs, der sich dem göttlichen Befehl widersetzt, ertränkt, die Arche strandet auf dem Berg Dschudi, und – der wichtigste Aspekt – die Überschwemmung betrifft nur die Gegend, in der das Volk Noahs lebt. Folgt man unter dessen der Bibel, wird die vollständig von Wasser bedeckte Erde zu einem wahrhaft blauen Planeten.
Wendekreis des Krebses Äquator Wendekreis des Steinbocks
Südpol +
Berge, die beim Rückzug des Wassers auftauchen Denali (Mount McKinley) Mount Saint Elias
Alaska Range Elbrus Ararat
K2
Himalaya Mount Everest
Pico de Orizaba Chimborazo
Anden Nevado Huascarán
Aconcagua
Mount Kenya Ruwenzori- Kilimandscharo Gebirge Ancohuma Ojos de Salado
Besiedlung durch Noahs Söhne laut der Bibel
Ararat Jafet Sem Cham
Tatsächliche Migration des Menschen
Migration der Nachkommen der Söhne Noahs laut der Bibel
149
Altes Griechenland 1. Jh. unserer Zeit Bibliotheke des Apollodor (Kompendium der griechischen Mythologie)
Persisches Reich Mindestens 6. Jh. v. u. Z. Avesta (heilige Schrift)
Naher Osten Mindestens ab dem 8. Jh. v. u. Z. Genesis
Indien Sumer
Mindestens 7. Jh. v. u. Z. Satapatha-Brahmana (vedische Schrift)
2. Jt. v. u. Z. Gilgamesch-Epos I
500I km I
Die Mythen der Sintflut Der älteste Mythos über die Sintflut stammt aus Sumer und wird im Gilgamesch-Epos erzählt, das in Keilschrift auf Tontafeln festgehalten ist. George Smith hat die im British Museum lagernden Tafeln 1872 als Erster entziffert. Demnach wollen die Götter die Menschen verschwinden lassen, da diese mit ihrem Getöse die Ruhe stören. Aber Ea, der Gott des unterirdischen Wassers, warnt seinen
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Freund Atrahasis und hält ihn dazu an, eine Arche zu bauen und darin je ein Paar aller lebenden Tiere zu versammeln. Diese noch vor der Bibel entstandene Erzählung schöpft aus demselben mythologischen Fundus. In einer mazdaistischen Fassung, die in Iran entdeckt wird, ist die Katastrophe Folge einer gigantischen Schneeschmelze. Darüber hinaus existieren auch mehrere griechische
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Geht dieser Mythos auf den Anstieg des Meeresspiegels zurück?
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SCHWARZES MEER: Vom See zum Binnenmeer Das Mittelmeer läuft ins Schwarze Meer über (Transgression) I
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Dardanellen
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Bosporus
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500 kmI I
Fassungen, und Apollodor, der Autor der Bibliotheke, erzählt die Geschichte noch einmal anders. Je weiter wir uns vom fruchtbaren Halbmond entfernen, umso größer sind die Abweichungen der Geschichten. Zudem sind aus zahlreichen Gegenden der Welt ähnliche Mythen überliefert, etwa im altindischen SatapathaBrahmana.
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Anstieg des Meeresspiegels von 120 auf 130 Meter während der letzten Eisschmelze (zwischen 19 000 und 4000 Jahre v. u. Z.)
Dass Geschichten von einer Sintflut in einem riesigen Gebiet erzählt werden, das vom Mittelmeer bis nach Südasien reicht, legt die Hypothese nahe, dass diese Mythen mit dem Anstieg des Meeres spiegels am Ende der Eiszeit in Verbindung stehen (siehe S. 148). Ein Beispiel für solch eine sintflutartige Überschwemmung mag die Entstehung des Schwarzen Meeres sein: Dabei ist das Mittelmeer übergelau fen und große Wassermassen haben sich an der Stelle, an der heute Dardanellen und Bosporus liegen, in einen See ergossen, aus dem dadurch das Schwarze Meer wird. Kommt diese marine Transgression so plötzlich, dass die Menschen das Ereignis in Form von Geschichten zu verarbeiten suchen, woraus dann der Mythos von der Sintflut wird? Wir wissen es nicht.
150
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die Veränderung der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit zentralsibirische Hochebene
Westsibirien
Skandinavien Osteuropa
Westeuropa Nordchinesische Hochebene
Südeuropa Iranische Hochebene Arabische Halbinsel
Sahara
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Japan
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Äthiopisches Hochland
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Kongobecken
Kalahari
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ATLANTISCHER OZEAN
Südchinesische Tiefebene
INDISCHER OZEAN
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Australien
Die Wälder kehren zurück Während des letzteiszeitlichen Maximums ist die Erde nur spärlich von Wald bedeckt. Der Amazonasregenwald besteht aus zwei Teilen, zwischen denen ein breiter Streifen Savanne verläuft. In Südeuropa, Japan und dem Osten der heutigen USA gibt es noch einige boreale Nadelwälder, während ein Großteil Sibiriens, Europas und Nordamerikas von Eis bedeckt ist. Die Sahara ist wie fast alle Wüsten sehr viel größer als heute. Dann beginnt vor
etwa 20 000 Jahren auf der Nordhalbkugel das Eis zu schmelzen (siehe S. 146), und in vielen Gegenden kehren allmählich die Wälder zurück. Der boreale Nadelwald zieht nach Norden und erweitert sich, während die Vegetation von Steppe und Tundra zurückgeht. In Afrika wird ein großer Teil des Kongobeckens von tropischem Regenwald überzogen, in Südamerika weitet sich der tropische Regenwald in Amazonien aus.
Siehe auch
—
Die letzten Eiszeiten S. 80 Die Ökoregionen der Erde S. 102 Warum eigentlich Landwirtschaft? S. 162
151
NORDPOLARMEER
Ostsibirien
Nordpolarkreis
BERINGIA Alaska
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Labrador
S AIN NT OU
PAZIFISCHER OZEAN
Great Plains
Wendekreis des Krebses ATLANTISCHER OZEAN
Äquator Amazonien
ANDEN
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Wendekreis des Steinbocks
Pa
Neuseeland
Ökoregionen während der letzten Eiszeit (Die Karte bildet den Zustand ab vor 25 000 bis 15 000 Jahren, was ungefähr dem letzteiszeitlichen Maximum entspricht.) Ökoregionen mit tropischem und subtropischem Klima Tropische Regenwälder Tropische Trockenwälder Feuchtsavanne Tropische Extremwüste und tropische Halbwüste Ökoregionen mit trockenem Klima Strauch- und Trockensteppe Hartlaubvegetation Ökoregionen mit gemäßigtem Klima Laubwald Nadelwald Prärie und Savanne Wüste und Halbwüste der gemäßigten Breiten Ökoregionen mit kühlem Klima Borealer Nadelwald Tundra Eis und Felsen Polare und Alpine Wüste Entwicklung der Ökoregionen zwischen dem letzteiszeitlichen Maximum und heute Verschiebung oder Ausdehnung Verringerung oder Verschwinden
Südlicher Polarkreis
152
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen
4500 Ertebølle 5500 Weizen, Gerste
Bandkeramische Kultur 5700
Nordchina 7000 v. u. Z.
Levante und Mesopotamien Cardial- oder 10 000 v. u. Z. Impressokultur 5700 Weizen, Gerste 7000 Natufien Yarmukien 8000 6500 SAHARA
Westafrika
Tibet
Jomon 13 000
7000 Peiligang
18 000 Xianrendong Reis, Indischer Subkontinent Hirse
Nabta Playa 8500
9500
Reis, Hirse 6500 Cishan
Südchina 8000 v. u. Z.
7000 v. u. Z.
Jemen
Sorghum, Hirse Afrika
Äthiopien
5000 v. u. Z. Äquator
1500 Lapita INDISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
Neuguinea 6000 v. u. Z.
Wendekreis des Steinbocks
Domestizierung von Pflanzen und Tieren 6000 Aufkommen der Landwirtschaft
Verlauf der Verbreitung Ausbreitung der urgeschichtlichen Landwirtschaft Reis Hauptgetreidesorte Kultur sesshafter Jäger und Sammler Von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften besiedelt Ungefährer Zeitpunkt des Aufkommens der Töpferei (vor unserer Zeitrechnung) und Name der jeweiligen Kultur
Siehe auch
—
Der humanisierte Planet S. 136 Warum eigentlich Landwirtschaft? S. 162 Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird S. 182
153
NORDPOLARMEER
Tlingit Haida
ATLANTISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
Wendekreis des Krebses
Mesoamerika 7000 v. u. Z.
Mais 2300
Amazonien
Mehrere Ausgangsregionen Ackerbau und Viehzucht, die ab 10 000 v. u. Z. den Übergang zur Jungsteinzeit markieren, stellen einen Umbruch dar, der unter dem Begriff «neolithische Revolution» bekannt ist (siehe S. 162). Bis dahin existieren nur etwa 2 bis 3 Millionen Menschen auf der Erde, die als Jäger, Sammler und Fischer in kleinen nomadischen Gruppen leben. Nur wenige Populationen dieser Zeit werden sesshaft. Sie bleiben dabei dennoch Jäger und Sammler, wie zum Beispiel die Jomon auf dem japanischen Archipel. Die meisten dieser Gesellschaften lebten in der Nähe von Gewässern. In der Jungsteinzeit hingegen errichten die Menschen Dörfer, die etwa im Nahen Osten mehrere hundert Bewohner haben können. Die Entwicklung von Gesellschaften, die hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, zieht sich über 2000 Jahre hin. Pflanzen und Tiere werden in verschiedenen Weltregionen unabhängig voneinander domestiziert (siehe S. 156 und 158). Ein vollständiger Überblick über diese Entwicklung lässt sich jedoch kaum geben, da nicht in allen Gegenden der Welt gleichermaßen umfassende archäologische Untersuchungen angestellt worden sind. Zu riesigen Gebieten in Afrika, Asien und Südamerika fehlen gesicherte Erkenntnisse.
6000 v. u. Z.
Mais
1900 Anden 6000 v. u. Z.
5000
Domestizierung
154
seit 12 000 Jahren
Die Menschen verändern das Leben auf der Erde Domestizierung des Rinds
Meter 2
Selektion bestimmter Eigenschaften 1,70 Auerochse Bos primigenius Charolais Bos taurus
Steinzeit-Rind Bos taurus
1
Gallisches Rind Bos taurus
Meter
0 3
2
Von der Teosinte zum Mais: ab 7000 v. u. Z.
1
0
Teosinte
Teosintenähre
Mais
Maisähre (Maiskolben) Wendekreis des Krebses
MEXIKO
Golf von Mexiko
PAZIFISCHER OZEAN
Tehuacán Río Balsas-Becken 400 km I
I
I
I
I
Fundort von Kolben alter Maisarten (ab ca. 3300 v. u. Z.) Der älteste Vorfahr des Mais: Die wilde Teosinte
Guilá Naquitz
Um 10 000 v. u. Z. werden menschliche Populationen sesshaft und beginnen nach und nach Pflanzen und Tiere zu domestizieren. Sie fangen Jungtiere und suchen dann über mehrere Generationen hinweg Exemplare mit bestimmten Eigenschaften aus. Im Nahen Osten etwa wählen die Menschen diejenigen Auerochsen, die sich am leichtesten zähmen lassen, und kreuzen sie miteinander. So entsteht eine neue Rinderrasse: kleinere Tiere mit kürzeren Beinen und kleineren, geraderen (daher weniger gefährlichen) Hörnern, deren Weibchen größere Euter haben. Im Laufe der Geschichte variiert die Größe stark, in der Antike beträgt die Widerristhöhe der gallischen Rinder ca. 1 Meter, während ihre Vorfahren noch 1,70 Meter groß sind. Später werden sie wieder größer und robuster. Bei den Pflanzen entstehen vermutlich Züchtungen dadurch, dass die Menschen Arten bevorzugen, deren Samen sich nicht so leicht zerstreuen. Zum Beispiel wählen sie die Teosinte, da deren Körner nicht zu Boden fallen, sondern fest an der Ähre sitzen, und dadurch leicht zu ernten sind. Oft könnten sich die für den Menschen nützlichen Eigenschaften eines Exemplars in einer natürlichen Umgebung nicht durchsetzen, sodass die Kulturpflanzen ohne den Menschen nicht mehr überleben können. Umgekehrt passen die Menschen ihre Ernährung und ihr Verhalten an die Domestizierung an. Es handelt sich somit um eine Koevolution.
Siehe auch
—
Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 «Herr und Meister der Natur» S. 218 Die Menschheit ernähren S. 270
Ursprünglicher Bestand von Wildpflanzen oder Wildtieren
155
Selektion von Pflanzen mit relevanten Eigenschaften und Kreuzung Selektion und Kreuzung
Erzielen eines Bestands mit relevanten Eigenschaften Aufeinanderfolgende Selektion und Kreuzung
Relevante Eigenschaften für die Landwirtschaft (z. B. Ertrag, Reifezeit, Geschmack …) Caractères sauvages très variés
Von den Wild- zu den Kulturpflanzen In einer wilden Population von Pflanzen oder Tieren gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Individuen. Manche Pflanzen sind süßer, werden früher reif oder lassen sich besser konservieren. Manche Tiere sind größer oder widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Sind die Unterschiede auffällig, werden diese Exemplare ausgewählt und mit anderen gekreuzt, die ebenfalls für den Menschen günstige Eigenschaften besitzen. Im Laufe der Zeit sammeln sich dadurch immer mehr von den erwünschten Eigenschaften in diesen Pflanzen oder Tieren an. Es handelt sich also um eine künstliche Selektion. Aber durch die Domestizierung verringert sich auch die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und Zuchttiere.
1 Identifizierung eines interessanten Gens in einem Organismus (Bakterium, Pflanze …)
Genetisch veränderte Pflanzen In den 1980er Jahren entsteht in mehreren Schritten die erste genetisch veränderte Pflanze: Zunächst wird bei einem Spenderorganismus (Bakterium, Pflanze) ein sogenanntes interessantes Gen bestimmt, das isoliert und in eine Gensequenz (Vektor) integriert wird. Dieser Vektor wird anschließend geklont, um das interessante Gen in einer ausreichenden Zahl zu erhalten. Zuletzt wird es in die Zellen der Pflanze eingeschleust. Ist die Ausprägung des interessanten Gens zufriedenstellend, setzt man es in eine Handelssorte der Pflanze ein. Die genetische Veränderung kann zum Beispiel dazu dienen, eine Pflanze widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu machen oder tolerant gegenüber Unkrautvernichtungsmitteln, oder um ihre Überlebensfähigkeit auf trockenen oder stark salzhaltigen Böden zu erhöhen.
2 Isolierung des interessanten Gens
3 Integration des interessanten Gens in eine Gensequenz, die als Vektor dient
5 Übertragung des Gens
durch direkte Übertragung von mit DNS umhüllten Mikropartikeln durch biologische Transformation mit der Einführung des Bakteriums Agrobacterium
6 Selektion der veränderten Zellen und Regenerierung
4 Klonen des Vektors
7 Auswertung der Genexpression
8 Eingliederung des Gens in eine kommerzielle Gattung mittels Kreuzung
156
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die Domestizierung der Pflanzen
Zentralasien
Europa 5500 Mohn
Apfel 8000
Naher Osten 8500 Weizen 8500 Erbse 11 000 Feige 4000 Olive
8000 Gerste Wein 10 000
Leinen 6000 Linse 8500 2000 Gurke Gerste 8500 6000 Sesam
Westafrika Afrikanischer Reis 1000 Palmöl 4000 Sorghum 6000 Jamswurzel 4000 Äquator
ATLANTISCHER OZEAN
Wendekreis des Steinbocks
China Hirse 7500
7000 Soja Tee 3000
Reis 8000 Buchweizen 6000
Aubergine 3000
3000 Baumwolle 6000 Kokos
6000 Kokos Kaffee 1000 n. u. Z.
Indischer Subkontinent
Zitrusfrüchte 6000
Südostasien Neuguinea
Ostafrika
7000 Taro INDISCHER OZEAN
2000 Rohrzucker 6000 Banane
Siehe auch
—
Die Ökoregionen der Erde S. 102 Reisanbau S. 186 Der Kolumbianische Austausch S. 220
157
Pflanzen als Nahrungsmittel und mehr Zwischen 10 000 und 5000 v. u. Z. beginnen die Menschen in verschiedenen Weltgegenden unabhängig voneinander Pflanzen und Tiere zu domestizieren (siehe S. 158), etwa im Nahen Osten, in China, Südostasien und den Anden. Durch den Kontakt zwischen den menschlichen Populationen verbreiten sich diese Zuchtpflanzen. Der Ackerbau wird zur weltumspannenden Praxis. In vielen Gegenden dominieren eine oder zwei Getreidearten: im Nahen Osten und in Europa Weizen oder Gerste, in China Reis und Hirse, in Amerika Mais, in Afrika Sorghum oder Hirse. Die Zuchtpflanzen dienen nicht nur der Ernährung, sondern auch zur Herstellung von Alkohol oder Kleidung oder werden wegen ihrer halluzinogenen Eigenschaften genutzt.
Nordamerika 10 500 Tabak Kürbis 4000 PAZIFISCHER OZEAN
Sonnenblume 3000
Mesoamerika
ATLANTISCHER OZEAN
Baumwolle 3000 7000 Bohne 1000 Tomate
Wendekreis des Krebses
Kürbis 8000 Vanille 2000
4500 Avocado 7000 Mais
Süßkartoffel 4500
Ananas 4000
Polynesien Anden Brotfruchtbaum 500
Kakao 3000 Kürbis 4000
Bohne 7000 Quinoa 5000 8000 Peperoni
Ort der Pflanzendomestizierung Domestizierte Pflanze 3000 Domestizierung (Daten vor unserer Zeitrechnung) Verbreitung (bis zum 15. Jahrhundert)
Amazonien Maniok 6000 Kartoffel 2000
158
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die Domestizierung der Tiere
Sibirien Rentier 1000
Zentralasien
Europa ≈ 30 000 Hund
500 Kaninchen
Pferd 4000
China
Naher Osten Schwein 8000 7000 Katze 8500 Rind 3000 Gans 5000 Esel 1000 Perlhuhn
Ägypten
Tibet
Schaf 9000 7500 Yak Ziege 8000 Zebu 6000 Biene 7000 Taube 8000
8000 Schwein
Asiatischer Elefant 1000
Südostasien
Äquator
ATLANTISCHER OZEAN
Wendekreis des Steinbocks
INDISCHER OZEAN
Ente 2000 Seidenraupe 3000
Indischer Subkontinent
Dromedar 2000
Baktrisches Kamel 4000 Gans 3000
Huhn 6000
Siehe auch
—
Das Tier als Ressource S. 138 Muskeln und Werkzeuge S. 188 Der Kolumbianische Austausch S. 220
159
Tiere als Helfer der Menschen Mit Ausnahme des Hundes, der aus dem Wolf hervorgeht und sehr früh in der Altsteinzeit domestiziert wird – schon vor 30 000 Jahren (siehe S. 136), ohne Verbindung zu Ackerbau und Viehzucht –, vollzieht sich die Domestizierung der Tiere gleichzeitig mit der Domestizierung der Pflanzen. Im Nahen Osten werden um 9000 bis 8000 v. u. Z. aus dem Auerochsen, dem Mufflon, dem Steinbock und dem Wildschwein Rind, Schaf, Ziege und Schwein. Die Tiere werden gehalten, um Fleisch, Milch, Felle und Häute zu gewinnen, aber auch wegen ihrer Fähigkeit, Gegenstände zu ziehen und zu tragen. Tiere werden überall auf der Welt domestiziert, wobei sie in Amerika noch am wenigsten genutzt werden, da es dort keine großen domestizierbaren Säugetiere gibt. In den Anden werden Lamas und Alpakas als Zugtiere eingesetzt, aber sie können weder schwere Lasten ziehen, noch liefern sie viel Fleisch.
ATLANTISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
Wendekreis des Krebses
Mesoamerika
3000 Truthahn
Anden
Warzenente (Zeitpunkt der Domestizierung unbekannt)
8000 Meerschweinchen 3000 Lama 3000 Alpaka
Ort der Domestizierung Domestiziertes Tier 3000 Domestizierung (Jahre vor unserer Zeitrechnung) Verbreitung (bis zum 15. Jahrhundert)
160
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die lange Geschichte des Alkohols
Egtved 3000
Weizen, Gerste, Hafer, Saubohne 7000 Jihau Getränk aus kontrollierter Fermentierung
Weizen, Gerste, Hafer, Saubohne
Wein Gerste 10 000 bis 6000 Hirse, Gerste, Weizen, Gerste 8000 Lilienknolle, Jamswurzel Genó 8500 Gerste, Weizen 1100–1000 5400 Hadschi Firuz Tepe Traube Hirse Theben Erster Retsina Myrtos 1600–1000 9000 Godin Tepe Gerste, 2200 11 000 Rakefet-Höhle 3500 Reis Weizen Gerste, Herstellung von gegorenem Bier Babylon Shahr-e Sokhteh 8000 Fingerhirse 3000 3000 Nekhen Gerste und andere Reis, Hirse, Taro 3150 Getreidesorten, Gerste, Dattelpalme Reis, Weizen Mungbohne 1500 Sorghum 8000
Sorghum, Hirse, Palmöl Afrikanischer Reis 4000
Taro, Bohne, Jamswurzel Zwerghirse, Dourahirse, Fingerhirse
Äquator
Jamswurzel Kochbanane
Taro, Jamswurzel, Sagopalme
INDISCHER OZEAN
Wendekreis des Steinbocks
Gebiet, in dem mit Archäologischer Nachweis für alkoholischer Gärung die Herstellung von Alkohol experimentiert wird Von 11 000 bis 10 000 v. u. Z. (30 000 v. u. Z. bis Von 7000 bis 6000 v. u. Z. Zeitenwende) Von 6000 bis 3000 v. u. Z. Wichtigste Pflanze für Von 3000 bis 2000 v. u. Z. alkoholische Gärung Von 2000 bis 1000 v. u. Z. Ort, an dem die jeweilige Von 1000 v. u. Z. bis 600 n. u. Z. Pflanze domestiziert worden ist 3000 Zeitpunkt der Domestizierung (Jahre v. u. Z.)
Taro 7000
Siehe auch
—
Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom S. 194
161
Früher Genuss Die Menschen konsumieren schon Alkohol, als sie vom Vorgang der Gärung noch kaum etwas verstehen. Es gibt Hypothesen, wonach die Domestizierung von Getreide vor allem wegen der Herstellung von Alkohol vorangetrieben wird, noch bevor daraus Brot gebacken wird (siehe S. 162). Der älteste Nachweis für die Herstellung von Alkohol, und zwar von Bier, wurde in der Rakefet-Höhle an der Levante (südlich von Haifa/Israel) gefunden. Sie ist eine Grabstätte der Natufier, einer der ältesten Gruppen sesshafter Jäger und Sammler, und wird um 11 000 v. u. Z. genutzt. In den meisten Gegenden der Welt hat Bier schon damals eine
Vormachtstellung, aber auch andere alkoholische Getränke werden früh entwickelt: fermentierte Milch und Met, deren Konsum nach und nach abnimmt, und vor allem Wein. Die Domestizierung der Weinrebe erfolgt zwischen 10 000 und 5000 v. u. Z. Oft gibt es eine Verbindung zwischen der Herstellung von Alkohol und dem Sakralen: Alkohol soll den Menschen die Möglichkeit geben, mit ihren Vorfahren oder den Göttern zu kommunizieren. Auch dient er zur Behandlung von Schmerzen und Infektionen. Die Kehrseite der Medaille: übermäßiger Alkoholkonsum und damit verbundene Krankheiten.
PAZIFISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN Agave Mais 7000
Wendekreis des Krebses
Mais, Bohnen 2000
Entwicklung alkoholischer Getränke Destillierter Alkohol (Spirituosen)
Maniok, Süßkartoffel Heute
Eisenzeit
Mais, Quinoa, Kartoffel, Limabohne Maniok 6000
Cerro Baúl 600 n. u. Z.
Kartoffel 2000
Bronzezeit
Kartoffel, schwarzer Johannisbrotbaum
6 Brau-Methoden
BIERE
WEINE
MET
FERMENTIERTE MILCH
Neolithikum
4 verschiedene Arten fermentierter Getränke Wilde Getreide, Wurzeln, Spreu, Früchte, Wilder Tierische Milch Knollen, stärkehaltiges Säfte, gezuckerte Honig (Ziege, Schaf, Stute, Paläolithikum Obst, Bohnen, Körner Säfte Kamel, Kuh …)
Halb-fermentierte Getränke
162
Geschichte der Wissenschaften
Warum eigentlich Landwirtschaft? Anpassung an veränderte Umweltbedingungen? Vere Gordon Childe führt 1925 den Begriff «neolithische Revolution» ein, um damit den Übergang der Wirtschaftsweise vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht zu benennen. Nach Childe führt das immer trockenere Klima im Nahen Osten und in Nordafrika nach dem
Ende der Eiszeit dazu, dass sich Pflanzen und Tiere an den Wasser stellen konzentrieren. Die als Jäger und Sammler lebenden Menschen domestizieren dort Getreide und Tiere und werden sesshaft. Neuere Studien haben dieses Szenario in Frage ge stellt, aber das Klima spielt gewiss
eine wichtige Rolle. Wie der Archäo loge Ofer BarYosef in den 1990er Jahren feststellt, gibt es durch die Verschlechterung des Klimas in der Jüngeren Dryaszeit immer weniger Wildgetreide und Wildbret, was die sesshaften Menschengruppen dazu veranlasst, Ackerbau zu betreiben.
Temperaturen in Grönland in °C
Konzentration Concentration des poulations von in dansLeben les oasis den Oasen Domestication Domestizierung Sédentarisation Sesshaftigkeit Poterie Töpferei
−25 JÜNGERE DRYAS
PLEISTOZÄN
−30
HOLOZÄN
−35
Eu
ris
Tig
Jordan
Immer Aridification trockeneres Klima
−40
ph
ra
t
−45
Nil
−50
I
300 km I I I
−55 14 000
Oase: Konzentration von Pflanzen, Pflanzenessern, Jägern und Sammlern
13 000
12 000
11 000
10 000
9000
8000
Vor unserer Zeitrechnung
Folge von Veränderungen in Religion und Gesellschaft? Gegen die Vorstellung, dass die Menschen aufgrund demografischer oder klimatischer Entwicklungen dazu gezwungen werden, Ackerbau zu betreiben, spricht allerdings, dass das zu Beginn nicht gewinnbringen der ist als das Jagen und Sammeln. Der Archäologe Jacques Cauvin
veröffentlicht 1994 die Theorie, dass dem Ackerbau eine symbolische Revolution vorausgehe. Gottheiten (Muttergöttin und Auerochse) herrschten über die Menschen, die wiederum über die Natur herrschten (siehe S. 218). Der Ethnologe Alain Testart betont 1982 die Bedeutung
Mit Auerochsenhörnern verzierte Sitzbank, Çatal Höyük (Türkei, 7. Jahrtausend v. u. Z.)
der Lagerung von Nahrungsmitteln: Gesellschaften, die diese Praxis betreiben, seien sesshaft und könnten Reichtümer anhäufen. Die Domesti zierung verstärkt noch die soziale Ungleichheit und erscheint dabei eher wie eine unausweichliche Konsequenz denn eine bedeutende Neuerung.
Gemeinschaftsscheune für die Lagerung von Getreide, Jerf el Ahmar (Syrien, 10.–9. Jahrtausend v. u. Z.)
163
Die Erkenntnisse der Archäologie Z
Cafer Höyük US
R
M
Mureybet Shillourokambos Klimonas Kissonerga-Mylouthkia 'Ain Mallaha/Eynan Tell Aswad Hayonim-Höhle Kfar Ha'Horesh Rakefet-Höhle Ohalo II Mugharet el-Wad 'Ain Ghazal Netiv Hagdud Zahrat adh-Dhra' Wadi Jilat 7 El-Hemmeh
E
r is T ig P O p S
Ugarit (Ra's Schamra)
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Tell Halula
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Çayönü Nevalı Çori Boncuklu Tarla Göbekli Tepe Tell Dja'de el-Mughara Jerf el Ahmar
G
Aşıklı Höyük UR Çatal Höyük TA Tell Al-'Abr
A
Ganj Dareh Tepe
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Chogha Golan
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Tepe Guran
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IE
300 km I I
I
I
Sesshaftes Natufien (15 000–9750 v. u. Z.) Erste landwirtschaftliche Experimente (21 000 v. u. Z.) Ort mit monumentalen Bauwerken ohne Landwirtschaft (9000 v. u. Z.) Landwirtschaft mit wilden, noch nicht domestizierten Pflanzen (10. Jahrtausend v. u. Z.) Nachweisbare Fälle von Domestizierung (9. Jahrtausend v. u. Z.) Herstellung von Keramik (7. Jahrtausend v. u. Z.)
Xinglonggou Beifudi Donghulin Bianbiandong Lijiagou Jiahu
Kuahuqiao Shangshan
Xianrendong Yuchanyan
I
500 km I I I
I
I
Herstellung von Keramik (ab 18 000 v. u. Z.) Sesshaftigkeit (10. Jahrtausend v. u. Z.) Möglicherweise Landwirtschaft mit wilden, noch nicht domestizierten Pflanzen (10. Jahrtausend v. u. Z.) Nachweisbare Fälle von Domestizierung (8. Jahrtausend v. u. Z.) Saisonaler Beschäftigungsort (6. Jahrtausend)
Zahlreiche Theorien zur Entstehung der Landwirt schaft beruhen auf archäolo gischen Untersuchungen im Nahen Osten. Diese Gegend ist besonders gut erforscht. Die Neolithisierung (Ver breitung von Ackerbau und Viehzucht) findet jedoch in vielen Gebieten auf der Welt unabhängig voneinander statt (siehe S. 152) und hat unterschiedliche Ausprägun gen. In Nord und Mittel amerika sind die ersten Zuchtpflanzen (Kürbis, Peperoni, Tabak) zunächst keine Nahrungsquellen (siehe S. 156). Getreide dient auch der Herstellung von Alkohol (siehe S. 160), wofür die Funde in der RakefetHöhle in Israel und in der neolithischen Siedlung Jiahu (China) Zeugnisse sind. Töpferei gibt es sowohl schon vor den ersten Domestizierungen (China) als auch erst danach (Naher Osten). Bestimmte Bedingungen liegen dabei allen Domestizierungen zugrunde: die Klimaverände rungen am Ende der Eiszeit und der Beginn des Holozäns (siehe S. 150), reiche Naturressourcen, die Bevölkerungswachstum ermöglichen und schließlich Sesshaftigkeit und schon komplexere Gesellschafts formen. Ackerbau und Domestizierung entwickeln sich sehr langsam über einen Zeitraum von 2000 Jahren. Landwirtschaftlich genutzt werden zunächst wilde Arten, wobei die Auswahl der Varietäten ganz am Anfang wohl nur zufällig erfolgt.
164
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Von Stein zu Metall Ostsee
Nordsee
ATLANTISCHER OZEAN
Anatolien und Kappadokien Erste Silberminen
Karpaten Monte Arci
Schwarzes Meer
Lipari
Pantelleria
Mittelmeer
Melos Acıgöl Antiparos Gyali Nenezi Dağ Göllü Dağ
Kaspisches Meer
Zypern Berühmt für gediegene Kupfervorkommen
I
er
Ni
Me
l
tes
Letzte Steinwerkzeugindustrien der Altsteinzeit im Magdalénien (15 000 bis 12 000 v. u. Z.) im Epigravettien (17 000 bis 9000 v. u. Z.) im Iberomaurusien (23 000 bis 8000 v. u. Z.) im Kebarien (19 000 bis 12 000 v. u. Z.) Obsidian (vulkanisches Gesteinsglas) Obsidian-Vorkommen Obsidian-Abbaugebiet in der Jungsteinzeit Artefakte aus Obsidian Einheimische Metalle Artefakte aus gediegenem Kupfer (9. bis 7. Jahrtausend v. u. Z.) Verteilung von gediegenem Kupfer (8000 bis 4500 v. u. Z.) Artefakte aus gediegenem Silber (6000 bis 4000 v. u. Z.) Artefakte aus gediegenem Gold (6000 bis 4000 v. u. Z.) Artefakte aus Meteoreisen
Persischer Golf
Ro
I
1000I kmI I
Arabisches Meer
INDISCHER OZEAN
Für Werkzeuge, Waffen und Prestige In der Urgeschichte sind die meisten Werkzeuge der Jäger und Sammler ebenso wie die der ersten Bauern aus Stein, Holz und Knochen. Der Obsidian, ein vulkanisches Gesteinsglas, das weltweit vorkommt, wird verwendet, um die Schneiden von Waffen und Werkzeugen zu fertigen. Im westlichen Mittelmeerraum entstehen um 6000 v. u. Z. Netzwerke zum Tausch von Waren, die 4000 Jahre lang bestehen bleiben – bis die Verwendung von Eisen einsetzt. Gediegene Metalle (wie Gold, Silber oder Kupfer, die in reiner Form existieren, ohne mit anderen Elementen
verbunden zu sein, sodass zu ihrer Bearbeitung keine hohen Temperaturen nötig sind), werden in der Jungsteinzeit ebenfalls verwendet. Die Bearbeitung von Kupfer erfolgt mithilfe eines Vorgangs, der «Glühen» genannt wird. Anschließend wird es mit dem Hammer behauen, um es ein wenig härter zu machen. Das genügt aber noch nicht, um Kupfer in Werkzeugen oder Waffen einsetzen zu können. In Europa bezeichnet die Kupferzeit die Periode um 2000 bis 1800 v. u. Z.
Siehe auch
—
Metallische Rohstoffe S. 58 Der humanisierte Planet S. 136 Von der Töpferei zum Hüttenwesen S. 190
Ellesmere Island
165
Meteorit von Cape York Geschätzte Gesamtmasse 58,2 Tonnen Labradorsee Diskobucht
Kitlinermiut (Ab dem 1. Jahrtausend v. u. Z.)
Hudson Bay
Die Inuit verkauften ihre Eisenwerkzeuge über Tausende von Kilometern
Old-Copper-Kultur (4000 bis 1500 v. u. Z.)
ATLANTISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN Golf von Mexiko
Die intensive Verwendung gediegener Metalle in Nordamerika
1500 km I
I
I
I
Letzte Steinwerkzeugindustrien der Altsteinzeit Clovis-Kultur (um 11 000 v. u. Z.) Steinwerkzeugindustrien nach Clovis (um 10 000 v. u. Z.) Folsom Redstone/Cumberland/Barnes Sulwannee/Simpson Northern Paleoindian Paläarktis Obsidian Obsidian-Vorkommen Obsidian-Artefakte Obsidian-Austausch Obsidian-Handel Gediegene Metalle Meteoreisen-Vorkommen Gediegene Eisen-Vorkommen Gediegene Kupfer-Vorkommen Kultur, die sich um gediegenes Eisen herum entwickelte
Afrika: Handel über weite Strecken Die Gegend um den Ostafrikanischen Graben ist besonders reich an Obsidian. Dort sind zahlreiche Vorkommen entdeckt worden. Manche aus diesem Stein gefertigte Werkzeuge wurden in über 150 Kilometern Entfernung gefunden. Es muss also Verbindungen und Austausch zwischen den Jägern, Sammlern und Fischern und den ersten Hirten gegeben haben (3. Jahrtausend v. u. Z.). Die Verwendung gediegenen Eisens ist im Süden bezeugt, wo die Nama jahrhundertelang die Bruchstücke des Gibeon-Meteoriten nutzen, um Pfeilspitzen zu fertigen.
In Nordamerika gibt es weder Bronze- noch Eisenzeit. Die menschlichen Populationen, die vor mindestens 30 000 Jahren den Kontinent besiedeln, verarbeiten kaum Metall, obwohl sie Zugang zu gediegenen Metallen haben. Der Cape-York-Meteorit liefert den Inuit in Grönland Eisen, aus dem sie Gegenstände herstellen. Außerdem entwickeln sich einige Gesellschaften am Rand der großen Vorkommen von gediegenem Kupfer. Gleichzeitig wird mit Obsidian gehandelt.
Arabische Halbinsel
Arabisches Meer Ostafrikanischer Graben
Victoriasee
2000 km I
Ostafrikanischer Graben
Tanganjikasee Kalambo-Fälle Malawisee Gwisho Twyfelfontein-Tal
Wedza
Gibeon-Meteorit Geschätzte Gesamtmasse 26 Tonnen Höhle der Wilton-Farm
I
I
I
I
Letzte Steinwerkzeugindustrien Wilton-Kultur (zwischen 7600 und 1000 v. u. Z.) Wichtigste Stätte der Wilton-Kultur Obsidian Obsidian-Vorkommen Obsidian-Artefakte Obsidian-Austausch (in der Jungsteinzeit) Gediegene Metalle und frühe Metallurgie Meteoreisenquelle Stätte früher Metallurgie
166
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich Demografischer Boom 10 Milliarden 8 6
Der demografische Wandel im Neolithikum
8 Milliarden
4 2 1 Milliarde 800 600
Hohes Mittelalter
400 Eisenzeit
200
c 100 Millionen
100 Millionen 80 60
Bronzezeit
40 20 10 Millionen 8 6
≈ 2 Millionen
Logarithmische Skala
a Mittelpaläolithikum
Jungpaläolithikum Eiszeit PLEISTOZÄN
0,2 Besiedlung Australiens
Besiedlung Amerikas
Mesolithikum
≈ 600 000
1 Million 0,8 0,6
Spätpaläolithikum
≈ 1 Million
2
0,4
NEOLITHIKUM
b
4 3
Interglazial HOLOZÄN Besiedlung Ozeaniens
0,1 60 000 50 000 40 000 Alle Daten vor unserer Zeitrechnung
30 000
20 000 10 000
Zeitraum des Bevölkerungswachstums
a Jungpaläolithikum b Neolithikum c Industrielle Revolution
0 1000
NAHER OSTEN Das Neolithikum hat die Bevölkerung möglicherweise um ein Zehnfaches anwachsen lassen: von 500 000 auf 5 Millionen Menschen.
EUROPA Zwischen 10 000 und 9000 kann die Bevölkerung auf 200 000 Menschen anwachsen.
Die Menschheit verzeichnet enorme Wachstumsraten, von 2 Millionen Menschen, die vor 10 000 Jahren lebten, bis zu den heutigen 8 Milliarden. Diese spektakuläre Entwicklung hat sich in gerade einmal 12 000 Jahren vollzogen, das sind 4 Prozent der Zeit in der gesamten Existenz von Homo sapiens. Sie verdankt sich vor allem der Tatsache, dass die Menschen sesshaft werden, aber auch der Sicherung von Nahrungsquellen durch den im Neolithikum aufkommenden Ackerbau. Das explosionsartige Bevölkerungswachstum macht immer mehr Nahrung erforderlich, es müssen also immer größere Flächen besiedelt und urbar gemacht werden, und die Produktivität in der Landwirtschaft muss steigen. Bewässerungstechniken gibt es seit 5000 v. u. Z. Im 4. Jahrtausend v. u. Z. werden der Pflug und das Rad erfunden und Zugtiere eingesetzt. Die Ausweitung der Gebiete, die von sesshaften Bauern beansprucht werden, führt auch zu Spannungen mit den Menschen, die noch nomadisch leben, und das Zusammenleben mit Nutztieren wird zur Quelle zahlreicher Krankheiten (siehe S. 202).
EUROPA Neubesiedlung des eisfreien Nordeuropas: 400 000 Menschen Taro
≈ 2 Millionen
10 000 vor unserer Zeitrechnung
9000
8000
Sorghum
e hn Bo ais M
W eiz Ri en nd Zi eg e Re is
Esel
7000
Huhn 6000
Siehe auch
—
Verbreitung und Vermischung von Homo sapiens S. 126 Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204 Die Bevölkerungsexplosion S. 264
167
Sesshaftigkeit und Bevölkerungszunahme Frau in einer Jäger-und-Sammler-Kultur: durchschnittlich ein Kind alle 2 bis 3 Jahre
Weltbevölkerung in Millionen ≈ 100 Millionen
1 Jahr
100 Sesshafte Bäuerin: durchschnittlich ein Kind pro Jahr 90
EUROPA Sehr schnelle Zunahme auf über 23 Millionen Einwohner. Die Bronzezeit im Anschluss geht dann mit einem Bevölkerungsrückgang einher.
1 Jahr
80
2600 vor unserer Zeitrechnung steigt die geschätzte durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau im Nahen Osten von 4,5 auf 10 an. CHINA Die Bevölkerung steigt zwischen 4000 und 2000 v. u. Z. von 800 000 auf 20 Millionen Menschen an.
70
INDIEN Nach der Neolithisierung zwischen 4000 und 2000 v. u. Z. wächst die Bevölkerung extrem schnell: von 700 000 auf 20 Millionen Einwohner. Bevölkerungen der Kontinente Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien Domestizierung von Pflanzen und Tieren, nach Kontinent Wichtigste Domestizierung
60
50
40
Lama
Rentier
30
20
10 Pferd
NEOLITHISCHE REVOLUTION 5000
4000
3000
2000
0 1000
168
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Gewalt, Kampf und Krieg ISLAND
Sagas 13. Jh.
DEUTSCHLAND
Nibelungensage 13. Jh.
Herxheim
RUSSLAND
Bylinen 11.–13. Jh.
ENGLAND
Beowulf 7.–10. Jh. Gough’s Cave
13. Jh. v. u. Z. Tollensetal Massaker von Talheim Achenheim «Ötzi», Tisenjoch
FRANKREICH Bergheim
Rolandslied Chalain 11. Jh. Roaix El Sidrón
Grotta dei Fanciulli, Balzi Rossi Vallée des Merveilles
Gran Dolina de la Sierra d’Atapuerca
Höhle von Tautavel Gemeinschaftsgrabstätte Laguardia ca. 1274 v. u. Z
GRIECHENLAND
Ilias 8. Jh. v. u. Z. Kadesch
1773 bis 1769 v. u. Z. Aufstand der Benjaminiten 1925 bis 1794 v. u. Z. Isin und Larsa
ISRAEL
Karmel Bücher der Makkabäer 8. Jh. v. u. Z. Stadtmauer von Jericho Qermez Dere
MAROKKO
Malaba 14. Jh.
2600 und 2350 v. u. Z. Umma und Lagasch Konflikte zwischen sumerischen Stadtstaaten
INDIEN
Mahabharata 4. Jh. v. u. Z.
MALI
Epos über Sundiata Keïta 13. Jh.
Friedhof von Dschebel Sahaba TAMILEN
Silappatikaram 1. Jh. INDISCHER OZEAN
Turkanasee
Schlacht bei Kadesch, ca. 1274 v. u. Z.
Lager Truppenbewegung Konfrontation Rückzug
tes
Division Re
To ll
Oron
ÄGYPTISCHES LAGER 4 Die Na’arin kommen als 5 Ägyptischer Verstärkung Gegenangriff Division Amun LAGER DER HETHITER 3 Amun in die Kadesch Flucht geschlagen, Rückzug der 6 das ägyptische Hethiter Lager wird umzingelt 1 Angriff der 2 Re in die hethitischen Flucht geschlagen Streitwagen
Schlacht an der Tollense, zwischen ca. 1300 und ca. 1250 v. u. Z.
4 Division Ptah kommt zur Verstärkung
Grabhügel Bronzeobjekte Menschliche Überreste
en
se
Siehe auch
I
2000 km I I
Muskeln und Werkzeuge S. 188 Die ersten Staaten S. 192 Kriege und Umweltzerstörung S. 278
I
I
Mögliche Spuren von Konflikt Zeitraum Paläolithikum (3,3 Ma bis 13 000 v. u. Z.) Mesolithikum (13 000 bis 8000 v. u. Z.) Neolithikum (8000 bis 1000 v. u. Z.) Archäologische Funde, die auf Gewalt hinweisen Kriegerische Darstellung in der Kunst Befestigte Siedlung Menschliche Überreste mit möglichen Spuren von Gewalt Spuren von Kannibalismus im Zusammenhang mit einem Kampf Kriege in der Mythologie Große epische Erzählung Erste bekannte Schlachten Nachweisbarer Konflikt
169
Gewalt in der Urgeschichte Seit wann führen die Menschen gegeneinander Krieg? Spuren von Gewalt finden sich bereits im Paläolithikum. Aber es wird nach wie vor viel darüber debattiert, ob man hier schon von «Krieg» sprechen kann. Im Neolithikum vermehren sich die Anzeichen für zwischenmenschliche Gewalt. Da die Menschen sesshaft werden, wollen sie auch ihre Besitztümer und Nahrungsreserven schützen, was unweigerlich zu Spannungen führt. Außerdem wird wegen der steigenden Bevölkerungszahl der Bedarf an Land größer, um Ackerbau zu betreiben. Die ersten Schlachten, von denen wir wissen, finden in der Eisenzeit statt. Bekannt geworden ist etwa die Schlacht bei Kadesch: Um 1274 v. u. Z. kämpfen hier die Hethiter gegen die Ägypter. Ramses II. behauptet, als Sieger aus der Schlacht hervorgegangen zu sein, aber die beeindruckenden Bilder auf den Mauern der ägyptischen Tempel zum Gedenken an diese Auseinandersetzung wirken eher wie Propaganda. Schlachten werden auch in berühmten Epen zum Thema, etwa in der Ilias, dem Mahabharata oder dem Epos über Sundiata Keïta.
Von den ersten Werkzeugen zu Kriegswaffen Jahrtausende vor heute (nichtlineare Skala) JAPAN
Hogen Monogatari Heike Monogatari 13.–14. Jh. CHINA
Geschichte der Drei Reiche 3. Jh.
2
Erste Hellebarden Erste Schwerter (3100 v. u. Z., Türkei) = erste richtige Waffe
3 4
Eisenzeit (Werkzeuge und Waffen aus Eisen) Bronzezeit (Werkzeuge und Waffen aus Bronze)
5 6
PAZIFISCHER OZEAN
7
Neolithikum (Neue landwirtschaftliche Werkzeuge)
8
Erste Bumerangs 9
Mesolithikum
Erste Bögen 10
Erste Harpunen Erste Sicheln
20
Erste Messer
30
Erste Schleudern
40
Paläolithikum
Erste Speere Arnhemland
350
Millionen Jahre
Erste Wurfhölzer 1
Erste Äxte 2
Werkzeuge, Gona (Äthiopien) Behauene Steine 3
Erste Werkzeuge, Turkanasee (Kenia) Objekte aus behauenem Stein
Paläolithikum (erste Steinwerkzeuge)
Steinzeit (Werkzeuge aus Holz, Stein, Knochen, Elfenbein, Horn …)
I
—
Domestizierung
170
seit 12 000 Jahren
Frühe Veränderungen Amazoniens San Jacinto 4000 v. u. Z.
Puerto Hormiga 3900 v. u. Z.
Llanos de Barinas
Dubulay 3500 v. u. Z.
O rinoco
Llanos de Apure
GuriStausee
Alaka
Mu La Lindosa
I
nc
500 km I I
I
Bra
I
o
Süßkartoffel I
al
i
J ur
uá
Pu
Chiribiquete Tropischer Regenwald Ne g r o Paranuss Cocona Tropischer Trockenwald Überschwemmungssavanne A M A Z O N A S B E Valdivia Anzú t umayo Zeitweise überschwemmtes 3700 v. u. Z. azonas Grasland und Sumpf Am Mangroven und Küstengebiet Upanotal Hohe Dichte an terra preta Kakao (schwarzer, fruchtbarer, ón anthropogener Boden) La Florida M a r a ñ a ir Region hier nicht einbezogen 2200 v. u. Z. de Inga s u r a Pu M Erste Besiedlung ay Uc Hauptgebiete der Domestizierung Sapote Paläolithische «nomadische» Besiedlung Erste Keramik Erster Mais Acre Schleimapfel Domestizierung von Pflanzen Präzise Lage Baures Ungefähre Lage Wichtige archäologische Maniok Fundstätten Monte Castelo Schleimapfel Sambaqui 1000 v. u. Z.–500 n. u. (Zwischen 6000 v. u. Z. und 1000 n. u. Z. aufgeschüttete Trinidad-Chili Hügel, vor allem aus Muscheln, Coca Llanos de Mojos die als Wohnräume, Grablegen oder zur Markierung von Coca Gebietsgrenzen verwendet wurden. Die größten Hügel sind Titicacasee bis zu 30 m hoch und können Tabak mehrere 100 m lang sein.) Künstliche Hügel und Anhöhen (als erhöhtes Fundament für PAZIFISCHER OZEAN Wohnhäuser und als Grabhügel) Hügelbeete Geometrischer Graben Megalith Felsbilder
AN
D
EN
Siehe auch
—
Die Bäume S. 114 Geisterwälder S. 178 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216
171
Amazonasbewohner als Landschaftsbauer lb Hüge eete
Wageningen-3
ATLANTISCHER OZEAN
Hertenrits
Hertenrits Eva 3200 v. u. Z.
urupi-Chili?
Wageningen-1
Amapá Werehpai I
Ananas
E
C
K
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Mina 3500 v. u. Z. Bacuri
Taperinha Ende 6. Jt. v. u. Z. Iri
I
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Guarana
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2 km I
Künstliche Anhöhe Hügelbeet Bach Gegrabener Pfad: In der Regenzeit Kanal, in der Trockenzeit Pfad
Marajoara
Pedra Pintada Mitte 6. Jt. v. u. Z.
I
Z.
Cocoyam
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Paranuss
Ein domestizierter Wald Um 8000 v. u. Z. beginnen die Jäger und Sammler des Amazonasgebiets Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Dabei hinterlassen sie, nachdem sie sesshafte Bauern geworden sind, nicht gerade dezente Spuren. Die Bewohner des riesigen Regenwalds verwandeln ihr Habitat von Grund auf, indem sie Pflanzen domestizieren und umfangreiche Erdarbeiten vornehmen. Die Vegetation von Amazonien ist sehr viel «unnatürlicher», als ihre üppige Vielfalt vermuten lässt. Die dort lebenden Menschen haben Pflanzen entfernt, neue Pflanzen gesetzt und Arten gekreuzt (siehe S. 157). Auch die Böden haben die Ureinwohner stark verändert und daraus terra preta gemacht (Portugiesisch für «schwarze Erde»), einen mit Abfällen und Asche angereicherten Boden. Mit der Sesshaftigkeit kommt nicht nur die Domestizierung von Arten auf, sondern auch die Herstellung von Keramik. Die Bewohner des Amazonasbeckens stellen sogar früher als die Gesellschaften in Mesoamerika oder an der Pazifikküste Töpferwaren her. Die ältesten Keramiken auf dem amerikanischen Kontinent sind die aus Taperinha (Ende des 6. Jahrtausends v. u. Z.) und Pedra Pintada (Mitte des 6. Jahrtausends v. u. Z.).
172
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Jäger und Sammler der Welt ELLSCHAFTEN ZWISCHEN 1500 UND 1800 * JÄGERGES Packeis
NENZEN
Grönland
SAMEN Sápmi
INUIT
TLINGIT
ALEUTEN
ountains Rocky M
HAIDA
ALGONKIN SIOUX
APACHEN
ATLANTISCHER OZEAN
COMANCHEN
Wendekreis des Krebses
S a h a r a
WARAO YANOMAMI
Äquator
PYGMÄEN
Am az o n ien An
PAZIFISCHER OZEAN
Ostafrika
de
n
GUARANÍ
Wendekreis des Steinbocks
MIKEA
Kalahari
ACHÉ
CHONO
Madagaskar
SAN
TEHUELCHE Patagonien
KAWESKAR SELK’NAM AMERIKA, 19. Ja E S SÜ D h rh u H C YAGHAN HAUSH I n de L D Ü rt
L SÜD
S
Vogel Huemul
Nandu
EN AND
Robbe
Landtierjäger
CHONO
TEHUELCHE
MeeresMuschel tierjäger Fisch
Guanako
Patagonien
KAWESKAR
SELK’NAM
Feuerland
YAGHAN
HAUSH
Harpune 500 km I
Pfeil und Bogen
I
I
I
I
I
IC H E S
AFRIKA, 19. Jahrhu
n de rt
PYGMÄEN
AKA-MBENZELE IK ASUA EFE BAKOLA-BAGYELI BAKA OGIEK SUA & MBUTI B AKOYA Elefant BONI TWA BABONGO TWA HADZA Ostafrika
Stachelschwein Pygmäen Riesenhamsterratte Pfeil und Bogen Lanze
TWA TWA IXU KXOE SHUA HAIBOM JU|’HOANSI KUA NARO
Lanze
Pfeil und Bogen San IXOOM G|UI-G||ANA Antilope 1000 km
SAN
I I I I I
Siehe auch
Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Die Nutzung der Erde im 15. Jahrhundert S. 208
—
173
Skandinavien, 27 000 v. u. Z.–500 unserer Zeitrechnung Isolierte Gesellschaften Gejagtes Tier Enklaven Jagdwaffe Sesshafte Vorratssammler Rentierzüchter Inuit * nach dem französischen Berittene Jäger Anthropologen Alain Testart Jäger zu Fuß (Südamerikanische indigene Gesellschaften) SIOUX Gesellschaften
Europäisches Nordmeer
LAPPLAND
Kierikki Undsfors KARELIEN
Ladogasee
TSCHUKTSCHEN
TUNGUSEN
Viste
Östliches Sibirien
Ostsee Åmølle Ertebølle Vedbæk Vaenge Sø
NIWCHEN
TSAATAN
A LEUTEN
Tybrind Vig
AINU Hi
ma
I
la y a
PAZIFISCHER OZEAN
SENTINELESEN JARAWA ONGE VEDDA
Neuguinea
ORANG RIMBA
Sarnate
I
500 km I I
I
I
Ganzjährig bewohntes Dorf Landwirtschaft eingeführt um Ort bewohnt von 2700 v. u. Z. Oktober bis März 2000 v. u. Z. April bis September 500 v. u. Z. Jagdlager 500 unserer Zeitrechnung im Winter im Sommer
KOROWAI
Sumatra
INDISCHER OZEAN Australien
ABORIGINES
TR AUS
ALIEN, 19. Jahrhunder
Die letzten Jäger und Sammler t
NORTH ARNHEM FITZMAURICE KIMBERLEY
NORTHWEST
EAST CAPE
GULF
NORTHEAST
DESERT EYRE
Lanze
Känguru SOUTHWEST
RIVERINE
SPENCER
Bumerang
Emu
SOUTHEAST
1000 km I
I
I
I
TASMANIA I
Die Jäger und Sammler der Neuzeit sind untereinander sehr verschieden und haben nur noch wenig mit den prähistorischen Jägern und Sammlern gemein. Manche waren sesshaft geworden und lagerten Nahrungsmittel, etwa die Haida in Nordamerika, die sich hauptsächlich von Lachs ernährten. Andere, wie zum Beispiel die Sioux oder die Apachen, waren reitende Jäger (deren Pferde ursprünglich aus Europa kamen). Manche waren vom Rest der Welt abgeschnitten, wie die Australier, oder lebten wie die Pygmäen in einer Enklave. Gemeinsam war ihnen allen, dass sie keinen oder kaum Ackerbau oder Viehzucht betrieben. Im Norden Europas kam der Ackerbau erst sehr spät auf und wurde auch nicht kontinuierlich verfolgt. Einige wenige Gesellschaften von Jägern und Sammlern gibt es auf der Welt bis heute.
174
Domestizierung
seit 12 000 Jahren
Die Tiere: Schauspiel und Schutz Zur Schau gestellte Tiere 2022 Großer Zoologischer Garten Länder mit Zoo Länder ohne Zoo Verbot von Zirkustieren Länder, in denen die Haltung von Walen in Gefangenschaft verboten ist
KANADA CHILE COSTA RICA KROATIEN SCHWEIZ
KANADA
NORDAMERIKA RUSSLAND NORWEGEN
MEXIKO
PAZIFISCH E R OZE A N
ISLAND GROSSBRITANNIEN ÖSTERREICH DÄNEMARK NIEDERLANDE GROSSBRITANNIEN SCHWEDEN SCHWEIZ
Ein neues Verhältnis zu Tieren (Angaben für das Jahr 2022) Vom Diener zum Gefährten Länder, in denen mehr als 25 % der Stadtbewohner ein Haustier besitzen Länder, in denen Tiere vorwiegend Nutztiere sind Tierschutz Länder, die die Zucht von Tieren zur Pelzgewinnung verbieten oder stark eingeschränken Länder, die den Handel mit Robbenfellen verbieten Gründung der Vegan Society in Großbritannien durch Donald Watson (1944) Fortbestand des traditionellen Walfangs Walfangmoratorium aufgekündigt
NAHER OSTEN
PERU
AFRIKA
SÜDAMERIKA
ATLANTISCHER OZEAN
Siehe auch
—
Das Tier als Ressource S. 138 Die Domestizierung der Tiere S. 158 Schutz der Erde S. 288
175
Tiere in Sport und Unterhaltung (Angaben für das Jahr 2022) KANADA USA
VIETNAM FINNLAND
MEXIKO
CHINA
FRANKREICH Antillen
PORTUGAL
PHILIPPINEN
PAKISTAN
SPANIEN
INDIEN
INDONESIEN
AUSTRALIEN
VAE
Tierrennen (Pferd, Windhund, Kamel) Stierkämpfe oder -spiele Hahnenkämpfe
ARGENTINIEN SÜDAFRIKA
Die Abhängigkeit der Menschen vom Tier
JAPAN SÜDKOREA
PAZIF ISCH E R OZ E A N
ASIEN
AUSTRALIEN
INDISCHER OZ E A N
Seit der Altsteinzeit leben die Menschen mit Tieren zusammen. Anfangs herrscht eine Beziehung wie zwischen Raubtier und Beute: Die einen jagen die anderen und umgekehrt. Doch dann kommen andere Formen von Beziehungen hinzu, wofür die Domestizierung des Hundes, lange bevor Menschen sesshaft werden, ein gutes Beispiel ist (siehe S. 136). Die Menschen gehen eine Verbindung zu einem anderen Tier ein, von der beide Vorteile haben. Ihre Jagdtechniken werden besser, ihre Überlebenschancen größer. Ab der Jungsteinzeit schließlich domestizieren die Menschen zahlreiche Tiere, um Fleisch und Milch zu gewinnen, Lasten tragen zu lassen und sich schädliche Tiere vom Hals zu halten. Und auch der Zerstreuung dienen die Tiere: bei Wettrennen oder in Schaukämpfen, später im Zirkus. Inzwischen sind einige von ihnen nur noch Schoßtiere. In den meisten westlichen Ländern besitzen heute über 25 Prozent der Stadtbewohner ein Haustier. Die Beziehung zwischen den Menschen und den anderen Tieren wird heute jedoch intensiv diskutiert, der Umgang mit Tieren in mancherlei Hinsicht in Frage gestellt, da ihnen nun auch Empfindungen zugesprochen werden, was lange Zeit abgestritten wurde. Immer mehr Staaten verbieten, Wildtiere im Zirkus auftreten zu lassen oder Wale und Delfine in Aquazoos zu sperren. Manche Staaten verbieten sogar inzwischen, Tiere zur Pelzzucht zu halten, symbolträchtige Säugetiere wie Wale zu fangen oder Stierkämpfe zu veranstalten. In den meisten Ländern der Welt ist die Beziehung der Menschen zu den Tieren jedoch nach wie vor von deren Nutzen geprägt.
6 Die Ära der Landwirtschaft (seit 6000 Jahren) Landwirtschaft wird unter den verschiedensten klimatischen Bedingungen und in den unterschiedlichsten Ökoregionen betrieben, so ungeeignet diese dafür auch erscheinen mögen – Berge, Wüsten, Regenwälder. Die Menschen passen sich immer wieder neu an und entwickeln bei einem Mangel oder Übermaß an Wasser, bei sinkenden Erträgen oder wachsender Bevölkerung stetig neue Ideen. Bewässerung, Geräte und Maschinen werden perfektioniert, um die Produktion zu steigern. Es entstehen Staaten, in denen die Lagerung und Verteilung der Erzeugnisse organisiert werden und die untereinander über weite Entfernungen Handel treiben. Beispielsweise gelangt schon in der Antike chinesische Seide bis nach Rom. Im 15. Jahrhundert ist die Alte Welt von einem Netzwerk von Handelsrouten zu Land und zu Wasser überzogen, dessen Zentrum der Indische Ozean ist. Die Menschen bleiben weiterhin Hungersnöten und Epidemien ausgesetzt.
178
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
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ZENTRALASIEN CHINA CHINE
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ATLANTISCHER OZEAN
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AMAZONIEN
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Ursachen der Entwaldung (2001 bis 2015) Bebauung < 1 % Waldbrände 23 %
Landwirtschaft nach Brandrodung 24 %
Waldbestand Anfang des 20. Jahrhunderts Kulturlandschaft mit weitgehender Entwaldung Von Natur aus waldfreie Gebiete (Savanne, Steppe, Tundra) Sehr dicht besiedelte Gebiete
AUSTRALIEN
Landwirtschaft und Bergbau 27 % Forstwirtschaft 26 %
Wälder zu Wohngebieten Mit dem Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit werden Wälder niedergebrannt, um auf dem dadurch entstehenden fruchtbaren Boden Wanderfeldbau zu betreiben (siehe S. 183). In geringerem Maße wird Wald auch abgeholzt, um Häuser oder Möbel zu bauen oder um an Metallvorkommen im Boden zu gelangen. Heute wohnen die meisten Menschen in Gegenden, die ursprünglich Waldgebiet gewesen sind, vor allem in Europa, Indien und China. In den gemäßigten Zonen haben sich die Wälder früher und weiter zurückgezogen, da dort die landwirtschaftlich genutzten Flächen seit dem Mittelalter erheblich zugenommen haben, was zum Erblühen ländlicher Gegenden geführt hat. Aber auch die tropischen Wälder (Kongobecken, Südostasien, Amazonien) werden seit einigen Jahrzehnten immer mehr verkleinert, umgenutzt oder parzelliert. Im Amazonasgebiet wird Wald derzeit vor allem zur Gewinnung von Acker- und Weideland gerodet, in Südostasien für die Zucht tropischer Pflanzen wie etwa Ölpalmen (siehe S. 230).
Siehe auch
—
Die Bäume S. 114 Frühe Veränderungen Amazoniens S. 170 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216
11. Jahrhundert
14. Jahrhundert
Nordsee
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Die großen Rodungen in Europa
Die Wiege Indiens, vom Indus zum Ganges
Diese Karten stammen aus einem Buch von Guy Fourquin (1969). Sie zeigen die lange vorherrschende Vorstellung, es habe vom 11. bis 13. Jahrhundert große Rodungen gegeben. In Wirklichkeit schwindet der Wald bereits in der Steinzeit (die dichten gallischen Wälder hat es nie gegeben), und im Mittelalter ziehen sich die Rodungen über einen langen Zeitraum, vom 7. bis zum 13. Jahrhundert, wobei es große regionale Unterschiede gibt. Wälder stellen aber auch eine wichtige Ressource dar (Holz, Beeren, Weiden). Nach einer Verschnaufpause im 14. Jahrhundert aufgrund von Kriegen und Epidemien weitet sich die Landwirtschaft schließlich wieder weiter aus, da die Böden auslaugen und neue Anbauflächen benötigt werden. Vom 19. Jahrhundert an dehnt sich dann der Wald wieder aus.
Die älteste Zivilisation Indiens entsteht im Tal des Indus, wo von 3000 bis 1800 v. u. Z. dank der Fruchtbarkeit des Flusses Stadtstaaten gedeihen. Klimaveränderungen ab etwa 1900 v. u. Z. lassen die Gegend austrocknen und leiten den Niedergang der Induskultur ein. Durch dieses Gebiet wandern vermutlich um 1500 v. u. Z. Gruppen aus Zentralasien (die sich selbst «Arya» nennen) nach Osten ins Gangestal, wo sie sesshaft werden, die Wälder roden und Landwirtschaft betreiben. Die ersten Städte dieser Königreiche entstehen gegen 550 v. u. Z. in einer Gegend, die einst von Regenwäldern überzogen war und in der nunmehr Reis angebaut wird, während im trockeneren Nordwesten Weizen vorherrscht.
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um 563 v. u. Z. Kapilavatsu: Vermutlich Geburt Siddharta Gautamas, des Buddha
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BENGALEN
DEKKAN-HOCHEBENE
Arabisches Meer
Golf von Bengalen
500 km I
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Hochebenen und Gebirge Vom Indus durchflossenes Trockengebiet
Gebiet lichter Wälder, im 2. Jahrtausend v. u. Z. besiedelt Gebiet tropischer Wälder, im 1. Jahrtausend v. u. Z. besiedelt (Reisanbau)
3000 bis 1800 v. u. Z.: Stadtstaaten der Induskultur Vorstoß der «Arya» nach Osten Ende des 4. Jahrhunderts v. u. Z.: Königreich Magadha, Kern des Maurya-Reichs
Die Ära der Landwirtschaft
180
seit 6000 Jahren
Dürre und Flut Der Nil, ein fruchtbarer Fluss
Mittelmeer
Memphis
Fayyum
Bahariya-Oase
Theben Hibis
Kharga-Oase Ain Manawir
Assuan 1. Katarakt
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Abydos el-Dakhla-Oase
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Farafra-Oase
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Nil As-Syut
Die wichtigste Herausforderung für die Landwirtschaft ist Wassermangel. Die ältesten Ackerbau betreibenden Zivilisationen entstehen daher in Flusstälern: in Mesopotamien (wo es schon seit 5000 v. u. Z. Bewässerungssysteme gibt), am Huang He, am Indus und am Nil. Gegen Ende des 4. Jahrtausends v. u. Z. werden am Nil Felder in Überschwemmungsbassins angelegt, um die jährlichen Überflutungen (Nilschwemme) effizienter für die Landwirtschaft nutzen zu können. In der Sahara und in Iran wird das Grundwasser in sogenannten Foggaras (oder Qanaten) aufgefangen und in einem Kanal aus den Bergen in die Ebene geleitet. Eines der ältesten Beispiele findet sich in Ain Manawir (Ägypten): Hier lebt vom 6. bis 4. Jahrhundert v. u. Z. eine Gemeinschaft von Bauern, die dieses Wasser nutzt, bis es versiegt. Gerste, Weizen, Gurken und Melonen werden hier im Schatten der Dattelpalmen angebaut, es werden Wein und Rizinusöl hergestellt und im Niltal verkauft.
Foggara von Ain Manawir, 5. Jahrhundert v. u. Z. Mutterbrunnen: Schacht, der Zugang zur Hauptquelle gewährt
SA HA RA
Verteilung des Weitere Schächte: Wassers über ein Zur Wartung des Kanals System von Kanälen und zur Belüftung Kanal Ausgang bewässertes Land
2. Katarakt
I
200 kmI I I
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Grundwasser
Von der Nilschwemme bewässertes Land Oase im 5. Jahrhundert v. u. Z. Hauptroute
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urc hläs sig e s G es Felsiger, te i n wasserundurchlässiger Untergrund
Überschwemmungsbassins am Nil
Landgewinnung aus dem Meer
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Erhöhter Uferdeich
flussabwärts
Die Niederlande entstehen in niedrigen Küstenebenen, im S Delta großer Flüsse, die unterhalb des Meeresspiegels flussaufwärts liegen. Im 3. bis 6. Jahrhundert führt eine marine Transgression dazu, dass Siedlungsgebiete so lange unbewohnbar sind, bis das Wasser wieder abgeflossen ist. Angesichts der ständigen Gefahr von Hochwasser und Sturmfluten Regulierbare werden Deiche und Kanäle gebaut. Im 12. Jahrhundert Schleuse werden die ersten Polder errichtet – dem Wasser (Meer, Bassin Sumpf, See) abgerungenes Land – und landwirtschaftlich genutzt. Im 17. Jahrhundert können sie dank der Windmühlen (siehe S. 189), die das Wasser aus den Kanälen Damm pumpen, noch erweitert werden. Die Kosten der Landgewinnung werden aufgrund der Qualität des nutzbaren Bodens leicht wieder wettgemacht. Im 19. Jahrhundert werden die Windmühlen durch Dampfpumpen ersetzt, im 20. auf der Zuiderzee die vier größten Polder errichtet, wodurch dieser zum Süßwassersee wird. Die Einpolderung endet 1991. 17 Prozent der Fläche der Niederlande besteht Hochwasserstand aus Poldern, das sind 6000 Quadratkilometer.
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Siehe auch
—
Binnengewässer S. 74 Die Wüsten S. 76 Wasser zwischen Mangel und Überfluss S. 284
Die Polder der Niederlande
181
NORDSEE
1700
3. bis 5. Jahrhundert MARINE TRANSGRESSION: Überschwemmung der Küstengebiete aufgrund eines Anstiegs des Meeresspiegels
Zuiderzee
Amsterdam Utrecht
Den Haag
Amsterdam Utrecht
Den Haag
Rotterdam I
Heutige Küstenlinie Hauptvorstoßrichtungen des Meeres in der Transgressionsphase Überschwemmte Küstenebene Heutige Stadt
Antwerpen de Schel
ein Rh
Rotterdam 50 km I I I I I
Brügge
Ems
Beemster Erster großflächiger Polder (1612)
2020
Brügge
Antwerpen e Schel d
I
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50I km I I
I
Alter Polder, zwischen 1200 und 1700 angelegt
2100 ?
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NORDSEE
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Ems
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Ems
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Amsterdam Den Haag
Utrecht
Utrecht
Den Haag
Rotterdam
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I
Brügge
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Antwerpen
Polder angelegt zwischen 1700 und 1900 zwischen 1900 und 1968 Ausgesüßte Meeresbucht Kanal Deich
Antwerpen e Schel d
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50I km I I
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Brügge
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I
Rotterdam 50 km I I I I
I
Heutige Küstenlinie Überschwemmungsgebie bei Anstieg des Meeresspiegels um 1 Meter
Was ist ein Polder? Ringkanal
Außendeich
Meeresspiegel: Amsterdamer Normalnull*
Dünen Nordsee
Felder Siel mit Pumpstation
Polder Priel
* NAP (Normaal Amsterdams Peil): Niederländische Normalnull des Meeresspiegels seit dem 17. Jahrhundert
182
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird Europäisches Mittelalter: Zwei- und Dreifelderwirtschaft
Wa ld
Wald
1. Jahr Wintergetreide 2. Jahr (z. B. Weichweizen, Frühjahrssaat Roggen …) (z. B. Hafer, Gerste, Hirse, Frühlingsweizen, Erbsen, Linsen, Bohnen …) 3. Jahr Brache
1. Jahr Das Feld wird bestellt.
2. Jahr Das Feld liegt brach.
Wald
Wald
Zweifelderwirtschaft
Dreifelderwirtschaft
Das Jahr in der Landwirtschaft: Mittel- und Westeuropa, 12. und 13. Jahrhundert Frühling • Pflügen und Einsäen der Frühjahrssaat • Pflügen und Düngen der Brachen • Rebenerziehung • Schafschur Zeit der Knappheit: Wenn die Wintervorräte aufgebraucht sind, droht Mangel.
Sommer • Heuernte • Ernte der Winter- und Frühjahrsgetreide • Drusch des Getreides • Ährenlese
Herbst • Pflügen der Felder • Lesen und Keltern der Trauben • Einsäen der Wintersaat • Eggen (um den Boden zu reinigen) • Eichelmast der Schweine
Winter • Düngen der Felder • Holzeinschlag • Schweineschlachten
Brachland, Mist und Düngemittel Wird ein Boden bestellt, verliert er immer Nährstoffe. Er muss also regelmäßig wieder fruchtbar gemacht werden, damit der landwirtschaftliche Kreislauf aus Saat und Ernte bestehen bleibt. Es ist bekannt, dass mindestens seit der Antike in Europa, Amazonien («schwarze Erde», siehe S. 170), China und Indien tierische und menschliche Fäkalien, Streu, Asche, Algen und Sand als Dünger auf die Felder aufgebracht oder Pflanzen wie die Lupine ausgesät werden (Gründüngung). Die vorherrschende Methode besteht jedoch darin, Land immer wieder brachliegen zu lassen: Die Bauern lassen auf Feldern, die sie durch Brandrodung angelegt haben, den Wald wieder wachsen oder auf unbestellten Parzellen Tiere weiden. In Nordeuropa steigert sich im 12. und 13. Jahrhundert allmählich der Ertrag, da der bis
dahin zweijährlich durchgeführte Fruchtwechsel auf drei Jahre ausgedehnt wird. Auf einer Parzelle folgt auf ein Wintergetreide ein Sommergetreide, dann liegt das Land ein Jahr lang brach. Auf diese Weise kann auch Hafer angebaut werden, mit dem das Vieh gefüttert wird, wodurch die Bauern wiederum mehr Mist für die Düngung ihrer Felder haben. Einige Dorfgemeinschaften etablieren zur effizienteren Bewirtschaftung ihrer Felder und damit zur Ertragssteigerung eine gemeinsame Dreifelderwirtschaft. In der Neuzeit liegt das Land nicht mehr brach, sondern wird mit Hülsenfrüchten oder Futterpflanzen (Klee) bewirtschaftet, durch die der Boden mit Stickstoff angereichert wird. Mineralische oder chemische Düngemittel (Stickstoff, Phosphat, Kali) gibt es seit dem 19. Jahrhundert.
Siehe auch
—
Boden als Lebensgrundlage S. 108 Die Menschheit ernähren S. 270 Klimawandel und Migration S. 280
183
Der Kreislauf des Wanderfeldbaus auf Waldboden B Brandrodung A Wald r 1. Jah der g n e ll Fä rkleinerun e Z , s e e m lz u o ä B des H
15 Aufg bis 30 J abe a der Phre nach arzel le
C Anbau verschiedener Nutzpflanzen
2. Jah r und manchmal die folgenden Jauch ahr e
Düngung durch Asche, Bodenverbesserung durch Kohle, die in die Erde eingearbeitet wird
D Junge Brache
Landwirtschaft in Waldgebieten Schon seit der Jungsteinzeit werden Waldstücke abgebrannt, um Land für den zunehmenden Ackerbau und die Viehzucht zu gewinnen. In den innertropischen Wäldern wird diese Praxis bis heute angewandt. Das Unterholz wird gerodet, die Bäume abgeholzt (mit der Axt oder später mit der Motorsäge). Wenn das Holz trocken ist, wird es noch vor der Regenzeit verbrannt und die Asche wird auf den Boden aufgebracht, dem sie Mineralien liefert. Manchmal wird das abgeholzte Gelände, nachdem es ein oder zwei Jahre brach gelegen hat, noch einmal bewirtschaftet, ehe es jahrzehntelang unangetastet bleibt. Der Feldbau verschiebt sich jedes Jahr um mehrere
Kilometer, weshalb er auch Wanderfeldbau genannt wird. Für den französischen Historiker Fernand Braudel, der sich auf die Arbeiten deutscher Geografen wie Eduard Hahn und Emil Werth stützt, ist für diese Art des Feldbaus die Verwendung von Hacke und Grabstock charakteristisch. Mit diesen Werkzeugen können die Böden umgegraben und gelockert und Knollen geerntet werden. Liegt das Land lange genug brach, kann der Wald sich regenerieren. Aber wenn der Bevölkerungsdruck zu hoch ist, wird mehr Land benötigt und daher auch früher wieder bestellt, wodurch die Böden auslaugen und das Ungleichgewicht zwischen Bedarf und Ressourcen immer größer wird.
Wanderfeldbau und Brandrodung in den Tropen
5000 v. u. Z. ? jhum 6000 v. u. Z. ?
conuco Tropisches Afrika
milpa und coamile
Indien bewar
Philippinen kaingin Indonésie Indonesien
rây
Mittelamerika podu 4000 v. u. Z. Amerika
Amazonie Amazonien
masole
3000 v. av.u.n.Z.è. ? ?
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roça ladang
Innertropische Waldgebiete Wanderfeldbau heute (Daten von 2015) Älteste Spuren von Brandrodung
Eine die Erde umspannende Zone, in der sich Hacke und Grabstock als Werkzeuge für die Bodenbearbeitung nach der Brandrodung durchgesetzt haben («Hackbaugürtel» nach Eduard Hahn, 1914). roça Ortsübliche Bezeichnung für Brandrodung und/oder Wanderfeldbau
184
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Wenn Böden sich ergänzen WESTFLANKE DER ANDEN (PERU)
Höhe in Metern
NORDSEITE DER ALPEN (SCHATTENHANG)
6000
«verschneites Land» (Tierra nevada)
Gletscher I
I
200 km I I
I
I
Lamaweiden
Schneegrenze «gefrorenes Land» (Tierra helada) Baumgrenze
5000
4000
Gletscher
Schneegrenze Alpine Stufe Waldgrenze 2000
1000
Schnee, Eis
Tropischer Nebelwald (Anden)
Tropischer Regenwald (Anden)
Gräser, Kräuter
Tropischer Bergwald (Anden)
Nadelwald (Alpen)
Montane Stufe
Kolline Stufe
Laubwald (Alpen) Kaffee
«heißes Land» (Tierra caliente)
Kaffee Bananen
«gemäßigtes Land» (Tierra templada)
Nivale Stufe 3000
Weideland (Almen) Kartoffeln Gerste Weizen Obst
Mais Obst
Weizen Gerste Kartoffeln
«kaltes Land» (Tierra fria)
Landwirtschaftliche Nutzung
Höhenstufen im Gebirge – Möglichkeiten und Beschränkungen Die tropischen Anden, die seit mehr als 10 000 Jahren bewohnt und vor der Eroberung durch die Spanier dicht besiedelt sind, stellen eine Ökoregion von enormer Vielfalt dar. Quinoa, Kartoffeln und zahlreiche Bohnenarten werden hier domestiziert (siehe S. 157), außerdem das Lama und das Alpaka. Während keine großen Parzellen zum Feldbau vorhanden sind, können die Charakteristika der unterschiedlichen Höhenstufen der Vegetation für die Landwirtschaft ausgenutzt werden (worauf Alexander von Humboldt 1802 hinweist): Die verschiedenen Nutzpflanzen können zu unterschiedlichen Zeiten ausgesät und geerntet werden, sodass jeder einzelne Bauer sie allesamt anbauen kann. So kann eine Q’ero-Familie in Peru, die in 4000 Metern Höhe lebt, dort ihre Lamas weiden lassen, im Sommer auf 1500 Metern Höhe Mais ernten und auf 3000 Metern Höhe pflügen und Kartoffeln setzen.
Zudem betreiben die Gemeinschaften mindestens seit dem 1. Jahrtausend v. u. Z. Handel, teils über weite Entfernungen. In den Alpen, die ebenfalls seit über 10 000 Jahren bewohnt sind, entwickelt sich die Landschaft, wie wir sie heute kennen, vor allem im Mittelalter. Gerste und Roggen, die damals bis zu einer Höhe von 2100 Metern angebaut werden, sind die beiden wichtigsten Brotgetreide. Auch bei der Viehzucht spielen die Höhenlagen eine zentrale Rolle. Noch heute wird in den Alpen Wanderweidewirtschaft (Transhumanz) betrieben: Die Tiere verbringen die Sommer auf den Almen und die Winter im Tal. Die Wälder werden ebenfalls landwirtschaftlich genutzt. Alle Berglandschaften sind mehr oder weniger von den Unterschieden dieser Höhenlagen geprägt, die aus einem Zusammenspiel von natürlichen Einschränkungen und menschlichem Wirken entstehen.
Siehe auch
Klimata S. 68 Geisterwälder S. 178 Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom S. 194
—
SÜDEN
185 NORDEN
Römische Zeit (1. bis 5. Jahrhundert)
Nutzung der Eichenwälder in der Ebene Einjähriger Anbau Nutzung von Tamarisken, und Obstgärten (Weinberge, Pfahlrohr und Schilf Olivenhaine usw.)
HOCHLAGEN 600 bis 1000 m Berge des Haut-Languedoc
HÜGELLAND
Mittelmeer
KÜSTENSALZMARSCHEN EBENE
EHEMALIGES SCHWEMMLAND
Ginsterheide Weidewirtschaft
Um das Jahr 1000 (10. und 11. Jahrhundert) Berge des Haut-Languedoc
Kastanien
Kastanienanbau
Agde
Getreideanbau: Hafer, Gerste, vll. auch Roggen Getreideanbau: Hirse, Gerste, Weizen
LAGUNENSEEN Tanne Buche
Steineiche (immergrün) Eiche
Erle, Esche, Weide Tamariske
Schilf, Pfahlrohr Aleppo-Pinie
Heidekraut, Ginster, Wacholder, Zwergstrauch Obstbaum, Weinrebe
Getreide Kräuter
Ein bretonischer Weiler aus dem 9. Jahrhundert
Die Gegend zwischen der Küste und den Bergen des Haut-Languedoc wird seit der Jungsteinzeit bewirtschaftet und von der Römerzeit an immer intensiver abgeholzt. Im Jahr 1000 ist sie bereits weitflächig vom Menschen geprägt. Die Menschen bauen Getreide und Obst an, betreiben Viehzucht und bewirtschaften die Wälder. Die Waldgebiete sind nicht dicht, sondern gleichen einem Mosaik verschiedenster Formen. Sie dienen als Weideland und liefern Viehfutter und Streu.
Bei Ausgrabungen im Süden von Châteaugiron nahe Rennes wird ein Weiler aus dem 8. bis 9. Jahrhundert mit drei landwirtschaftlichen Betrieben entdeckt, die jeweils über eigene Gebäude, Silos, Öfen oder Herde und Gärten verfügen. Es gibt gemeinschaftlich genutzte Flächen, zum Beispiel eine Tenne zum Dreschen des Getreides, und wahrscheinlich auch eine eingezäunte Weide für das Vieh. Alles ist durch Wege miteinander verbunden. Rund um den Weiler gibt es Wälder, Felder und Wiesen. Vorherrschend sind Haferanbau und Viehzucht. N
Die Landschaften des Haut-Languedoc
Lagerfläche Teich
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Wald
Weg
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Wohngrundstück Garten Verarbeitung der Ernte Viehpferch (wahrscheinlich) Wirtschaftsgebäude Wohnhaus Silo (nachgewiesen) Ofen, Herdstelle Grundstücksgrenze
Grasland, Felder
Weg Weiden oder Felder (wahrscheinlich)
Die Ära der Landwirtschaft
186
seit 6000 Jahren
Reisanbau n g He
KOREA
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JAPAN
Shangshan (8000 v. u. Z.) Jiahu (6500 è.) (6500av. v. n. u. Z.)
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I
Pengtoushan (8000 (6500av. v. n. u. Z.) è.)
a Brahma putr
M A L A Y A
Kuahuqiao (5500 v. u. Z.)
Jangtsekiang 8000 v. u. Z. s de ekrei Wend
CHINA CHINE
INDISCHER SUBKONTINENT Ganges
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Xi Jiang
Yunnan um 3000 v. u. Z.
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Golf von Bengalen
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Nordostindien um 2000 v. u. Z.
Südchinesisches Meer
Südostasien um 2000 v. u. Z.
SRI LANKA
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Äquator I
I
1000I km
SULAWESI
SUMATRA I
I
Chinesisches Ursprungsgebiet Ausgrabungsstätte mit nachweisbarem Reisanbau Andere Ursprungsgebiete Frühe Ausbreitung Monsunwinde im Sommer
JAVA
Die Wiege(n) des Reisanbaus Wilder Reis braucht zum Wachsen Wärme und Feuchtigkeit. Er wächst zunächst in Indien und Südostasien, die daher lange Zeit als die Wiegen des Reisanbaus angesehen werden. Infolge der Erderwärmung im Holozän breitet sich wilder Reis aus und gedeiht auch in den Tiefebenen des Jangtsekiang. Dort wurden die ältesten Spuren von Reisanbau entdeckt (um 8000 v. u. Z. in Shangshan), ohne dass man weiß, ob es sich bereits um domestizierten Reis gehandelt hat. Ob in seiner wilden oder domestizierten Form, Reis wird in dieser Region ab 4500 v. u. Z. zu einem wichtigen Nahrungsmittel. In Indien ist domestizierter Reis
seit der Zeit zwischen 2500 und 2000 v. u. Z. belegt. Ob er aus China eingeführt oder ob in Indien einheimischer wilder Reis domestiziert worden ist, konnte bislang nicht geklärt werden. In Indien wurde der Reis nach dem Monsunregen oder nach Überschwemmungen an Flussufern auf sonst trockenen Böden angebaut, ohne weiter bewässert zu werden, während in China ein intensiver Reisanbau betrieben wurde, bei dem der Reis im Wasser steht, wie es auch heute noch größtenteils praktiziert wird. In Indien entwickelt sich diese Anbaumethode mit Bewässerung dann erst um 1000 v. u. Z.
Siehe auch
—
Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Die lange Geschichte des Alkohols S. 160 Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204
A T LANTISCHER OZEAN
Wendekreis des Krebses
Mittelmeer
Massina (Niger-Binnendelta) möglicherweise um 1000 v. u. Z. err N Niigge
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Séenné
187
Afrika: Anpassung an ein regenarmes Land Der Kulturreis kennt zwei verschiedene Arten, den afrikanischen (Oryza glaberrima) und den asiatischen Reis (Oryza sativa). Die Vorfahren beider Arten beginnen sich vor etwa einer Million Jahren genetisch voneinander zu unterscheiden. Der afrikanische Reis wird im Binnendelta des Niger domestiziert und offenbar zunächst in Überschwemmungsgebieten angebaut. Mit seiner Verbreitung nach Westafrika werden auf den trockenen Böden andere Varianten genutzt (Bergreis). Nach und nach wird der afrikanische vom asiatischen Reis verdrängt, der im 16. und 17. Jahrhundert in Afrika eingeführt wird und ertragreichere Ernten verspricht, aber weniger widerstandsfähig gegen Trockenheit ist. In den Küstengebieten Westafrikas, vom Senegal bis zur Elfenbeinküste, ist Reis das Hauptgetreide.
SAHARA
Tschadsee
l S ASH AE HLEZL O N E
Golf von Guinea I
1000 kmI I I
Äquator I
Vorkommen wilder Reissorten Ursprungsgebiet der Domestikation am Niger Fortschreitende Austrocknung Ausbreitung des Reisanbaus
Die wichtigsten Reisanbaumethoden Regenfeldbau (Bergreis) Wanderfeldbau nach Brandrodung oder Dauerfeldbau
Reisanbau auf zeitweilig gefluteten Feldern Bewässerungsfeldbau
Gefahr der Austrocknung
bis zu drei Ernten jährlich
Reisanbau auf gefluteten Feldern Sowohl Gefahr der Überwässerung als auch der Austrocknung
Tiefwasserfeldbau Überwässerungsgefahr
Flutung selten
Zeitweilige Überflutung (mehr als 10 Tage am Stück)
Flache Überflutung
Zeitweilige Überflutung
Wasser
Mangel
Mehr als 10 Tage jährlich überflutet Überschuss
Der Kreislauf des Bewässerungsfeldbaus Saatgut keimt in den Saatbeeten
Ernährung oder Vorrat
1
Wasserbedarf min des ten s
25 T
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Setzlinge werden auf den gefluteten Feldern ausgepflanzt
Reiskörner werden aus den Ähren gedroschen 4 Ernte
3
mindestens 15 Tage
Wasser wird abgelassen
mindestens 60 Tage
Reis wird auf der ganzen Welt angebaut. Aber er braucht viel Wasser: Regenwasser (Bergreis), durch Dämme und Kanäle kontrolliertes Wasser (bewässerter Reis), Wasser aus Überschwemmungen und in Schwemmebenen (gefluteter Reis). Für ein Kilogramm gefluteten Reis werden 5000 Liter Wasser benötigt (Weizen: 600 Liter). Die künstliche Bewässerung erfordert viel Arbeit (Bau der Kanäle, Verpflanzung des Reises in Büscheln von drei bis fünf Halmen, Unkrautjäten, Ernte, Dreschen). In einer Parzelle kann bis zu dreimal pro Jahr geerntet werden.
188
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Muskeln und Werkzeuge Wichtige technische Erfindungen Verkehr Speichenrad (Ägypten, Russland)
Schleife (Europa), Scheibenrad (Naher Osten, Europa)
Zugtiere Gebiss (Zentralasien)
Joch zum Anspannen von Ochsen, für Zugarbeit und zum Wassertragen
Maschinen, Werkzeuge
Spinnwirtel, Gewichtswebstuhl, Gewichte für Fischernetze
Töpferscheibe (Naher Osten)
«Noria»/Radschöpfwerk (Naher Osten)
Schaduff zum Wasserschöpfen mit Hebelkraft (Mesopotamien)
Landwirtschaftliche Geräte Holzhacke, Sichel, Steinaxt, Dreschflegel, Getreidemühle
Hakenpflug (Mesopotamien)
4000 vor unserer Zeit
3000 v. u. Z.
2000 v. u. Z.
Pflugkarren
Räderpflug
Hakenpflug Sterz
Deichsel Grindel
Sterz mit Handgriffen
Schar
Mittelsteg
Sech (aus Eisen)
Zughaken Zugrichtung
Streichbrett (aus Eisen)
Schar (aus Eisen)
Zugrichtung
Muskelkraft im Vergleich
Aufschwung der Landwirtschaft
Zugpferd Ochse Maultier Esel Mensch (an einer Kurbel)
Mensch (an einer Pumpe)
0
10
20
30 40 50 60 Vergleichseinheit der Muskelkraft
Bauern weltweit im Jahr 2000 Von 1,23 Milliarden Bauern arbeiten 800 Millionen (65 %) ohne Maschinen oder Zugtiere 400 Millionen (33 %) mit Zugtieren 30 Millionen (2 %) mit Maschinen und Motorkraft
Technische Neuerungen ermöglichen seit der Jungsteinzeit eine Intensivierung des Landbaus. In Europa erlebt die Landwirtschaft im Mittelalter einen enormen Aufschwung. Dank der Erfindung des Streichbrettpflugs (12. Jahrhundert) können die schweren Böden in den nördlichen Gegenden umgegraben und tiefere Furchen gezogen werden (im Mittelmeerraum wird weiterhin der für leichte Böden geeignetere Ritzpflug eingesetzt). Auch beim Gespann gibt es Fortschritte: Kummet für Pferde, Hufbeschlag für Esel, Maultiere und Pferde, Gespanne für mehrere Ochsen. In vielen Gegenden werden Rinder durch Pferde ersetzt, da sie schwerere Lasten tragen und schneller laufen können, auch wenn sie empfindlicher sind und die Haltung aufwändiger ist. Doch diese Verbesserungen allein erklären nicht die Produktionssteigerung. Hinzu kommen noch eine bessere Nutzung des Bodens mit Fruchtfolgen (S. 182), ein größerer Viehbestand aufgrund größerer Futtermengen und das mildere Klima (S. 198).
Siehe auch
—
Das Tier als Ressource S. 138 Industrielle (R)Evolution S. 240 Ein besseres Leben? S. 252
Fass (Europa)
189
Kutsche (China)
Kompass (China)
Steigbügel, Bauchriemen und Brustriemen für Pferdesättel (Asiatische Steppe und China) Wassermühle (Römisches Reich)
Spinnrad (China)
Automobil (Deutschland)
Genageltes Hufeisen (Europa) Hammermühle (Europa)
Mörser und Blasebalg Windmühle mit Wassermühlenantrieb (Persien) (China)
Erste Dampfmaschinen
Räderpflug (Europa)
Eiserne landwirtschaftliche Geräte (Egge, Sichel, Sense, Schere zum Schafscheren, Messer, Säge, Meißel) 1000 v. u. Z.
Hecksteuerruder (Europa)
0
Traktor (USA)
1000
1900
Kurbelwellenantrieb
Allzweckmühlen Pleuel
Kurbel Strömungsrichtung
Mühlrad
Nockenwellenantrieb
le
Wel
Nocke Nocke
Strömungsrichtung
Die ersten hydraulischen Geräte, der Schaduff und die Noria, werden im 3. Jahrtausend v. u. Z. im Mittleren Osten zur Bewässerung verwendet. Die Wassermühle verbreitet sich im Römischen Reich, so dass in Europa schon weit vor dem Jahr 1000 Wasserkraft eingesetzt werden kann. Im Mittelalter werden Fließgewässer immer umfangreicher genutzt und Mühlen erfüllen verschiedene Zwecke. Sie werden zum Mahlen von Weizen eingesetzt, es gibt Walk- und Sägemühlen, Papiermühlen und Mühlen, die Hammer und Blasebalg antreiben, womit in den Hochöfen die Temperatur erhöht werden kann (siehe S. 190). Mühlen mit Nockenwellen (etwa bei der Schubkurbel) wandeln eine Drehbewegung in eine Hammerbewegung um. Windmühlen verbreiten sich seit dem 12. Jahrhundert. Mühlen tragen zu einer höheren Produktivität bei: Es kann mehr hergestellt werden, teils auch in höherer Qualität, und es verringert sich dadurch die Handarbeit (weshalb sie von der Bevölkerung bisweilen abgelehnt werden).
190
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Von der Töpferei zum Hüttenwesen Im Ofen erreichte
Gewonnenes Material
Verfahren
(in Grad Celsius)
600 °C
900 °C
Keramik
Mesopotamien
Glas (gegossen,
Quarzsand + Pflanzenasche
1500 v. u. Z.
Ägypten
Hinzufügung von Mangandioxid
300 v. u. Z.
Mittelmeerraum
200 v. u. Z.
Vll. Mesopotamien oder Phönizien
Kupfer
5500 v. u. Z.
Anatolien
Bronze (Legierung aus Kupfer und Zinn)
2500 v. u. Z.
Naher Osten
Direkte Reduktion (Aushämmern der Oxide im glühenden Zustand)
2000 v. u. Z.
Anatolien
Stahl (Legierung aus Eisen und Kohlenstoff mit < 2 % Kohlenstoff)
Ausscheiden des Stahls in der Luppe (Rekarburation)
1000 v. u. Z.
Europa
Gusseisen (Legierung aus Eisen
Eisenerz + Holzkohle
500 v. u. Z.
China
Flüssigkeit, im Schmelztiegel gewonnen
300 v. u. Z.
Indien
als Flüssigkeit gewonnen
14. Jahrhundert n. u. Z.
Europa
Indirekte Reduktion (Schmelzen mit Holzkohle und Hämmern des kalten Gusseisens)
14. Jahrhundert
Europa
Mehrere Verfahren, u. a. Entkohlung von Gusseisen
14. Jahrhundert
Europa
erste Gussformen)
Schmelzpunkt von Kupfer
Schmelzofen
und Kohlenstoff mit > 2 % Kohlenstoff)
Stahl (Wootz) Hochofen
Gusseisen Eisen Stahl 1538 °C 1600 °C
China
3000 v. u. Z.
Eisen (Roheisenluppe)
1200 °C
18 000 v. u. Z. Sand + Natriumcarbonat
Geblasenes Glas
1100 °C
Ort
Glas (Glasuren)
Durchscheinendes Glas
1083 °C
Zeitpunkt
der Gewinnung bzw. bei der Verarbeitung verwendete Stoffe
Temperatur
Schmelzpunkt von Eisen Eisenerz + Koks (aus Steinkohle)
1709
Großbritannien
Eisen
Walzen und Puddeln mit Steinkohle
1750
Großbritannien
Stahl
Mehrere Verfahren, darunter Guss im Huntsman-Tiegel
1780
Großbritannien
Stahl
Industrielle Herstellung
1856
Großbritannien
Gusseisen
Ton, Glas, Metall: die Nutzung von Öfen Die meisten Metalle kommen in Form von Erz vor. Dieses Gestein muss zerkleinert und erhitzt werden, um daraus das Metall zu gewinnen. Damit entsteht das Hüttenwesen. Zunächst brennen die Menschen Ton (600 °C), später gelingt es ihnen, Kupfer und Bronze zu schmelzen (über 1000 °C). Eisen wird erstmals um 2000 v. u. Z. in Anatolien gewonnen. Schrittweise werden Tieföfen entwickelt: Eisenerz wird zusammen mit Holzkohle in den Ofen getan, mit einem Blasebalg wird Luft (und damit Sauerstoff) zugeführt, wodurch eine höhere Temperatur erreicht werden kann. Es entsteht eine breiige Masse, das Roheisen, das noch gehämmert werden muss, um – je nach dem Anteil des Kohlenstoffs – Eisen, Stahl oder
Gusseisen zu erhalten (direkte Reduktion). Mit der Einführung von Hochöfen in Europa im 14. Jahrhundert können noch höhere Temperaturen erzielt und flüssiges Gusseisen gewonnen werden. Fortan wird Eisen in Europa auch durch Raffination gewonnen, wobei das Gusseisen von Kohlenstoff gereinigt wird (indirekte Reduktion). Blasebälge und Hämmer werden mit Wasserrädern betrieben (siehe S. 188). Damit ist der Grundstein für den Aufstieg der Industrie gelegt. Auch Glas kann bei verschiedenen Temperaturen bearbeitet werden: Kieselerde (Sand) schmilzt bei 1750 °C, aber durch Beigabe von Natron kann der Schmelzpunkt auf 1000 °C gesenkt werden. So kann Glas bereits in der Antike hergestellt werden.
—
Siehe auch
Metallische Rohstoffe S. 58 Von Stein zu Metall S. 164 Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung S. 238
191
Mittelmeer ATLANTISCHER OZEAN
2500 v. u. Z.
ÄGYPTEN
Afrika: verschiedene Zentren
Nil
SAH ARA 1300 v. u. Z. Akjoujt 600 v. u. Z. MAURETANIEN Bou Khzama II Agadez Walaldé
SUDAN
1300 v. u. Z.
1000 v. u. Z. er Termit Tschadsee Douroula 650 v. u. Z. NIGERIA 500 v. u. Z. Bassar Jos énoué B Gbabiri 400 v. u. Z. Nsukka 800 v. u. Z. 450 v. u. Z. KAMERUN Golf von Guinea 500 v. u. Z.
700 v. u. Z.
Nig
2500 v. u. Z. Meroe 700 v. u. Z.
Volta
GROSSE SEEN 750 v. u. Z.
2000 km I
I
I
I
INDISCHER OZEAN
I
Gebiet früher Gewinnung von: Kupfer Eisen Ausgangsgebiet der Eisenverarbeitung Nordafrika: Kupferverarbeitung beginnt vor Eisenverarbeitung Sahara und Sahelzone: Kupfer- und Eisenverarbeitung gleichzeitig Afrika südlich der Sahelzone: Eisenverarbeitung ohne vorherige ausschließliche Verwendung von Kupfer
Naviundu
L
S
750 v. u. Z.
besi am
o pop im
Oranje
900 Ulfberht-Wikingerschwerter
Indien: hochwertiger Stahl
?
Sheffield 1750, Huntsman-Verfahren
?
Axsikent 10. Jh. China 7. bis 10. Jh.
Merv 10. Jh. 900 Damastschwerter ? ?
?
2000 km I
I
I
I
Nordafrika durchläuft dieselbe metallurgische Entwicklung wie der Nahe Osten, mit dem es in Verbindung steht: Zunächst wird Kupfer gewonnen, später dann Eisen. Neuere Forschungen haben Anzeichen für Eisenverarbeitung an Orten südlich der Sahara entdeckt, an denen zuvor keine ausschließliche Verwendung von Kupfer nachzuweisen ist – im Gegensatz zu Nordafrika, Europa oder zum Nahen Osten. In der Sahara und der Sahelzone kann es vorkommen, dass zuweilen nah beieinander liegende Orte gleichzeitig jeweils Kupfer oder Eisen verarbeiten (wie zum Beispiel Agadez und Termit). Die Menschen dieser Regionen unterhalten Beziehungen, die sich über weite Entfernungen erstrecken können. So wurde Kupfer aus den Minen von Akjoujt 360 Kilometer weiter südlich in Walaldé gefunden.
Haiderabad (Golkonda) 300 v. u. Z. Kodumanal 300 v. u. Z. Malabarküste 300 v. u. Z. Sri Lanka 300 v. u. Z.
I
Erfindung und Verbreitung des Schmelzofenstahls: 4. Jahrhundert v. u. Z. bis 18. Jahrhundert unserer Zeitrechnung Herstellung von Schmelzofenstahl Verbreitung des indischen Stahls («wootz») Verbreitung des mittelasiatischen Stahls («pulad») Herstellung von Gegenständen aus diesen Stahlsorten
Um 300 v. u. Z. wird in Indien hochwertiger Stahl hergestellt. Im Tiefofen gewonnenes Eisen wird in einen geschlossenen Schmelztiegel gefüllt, in den auch Holzkohle, Glas und Blätter gegeben werden. Das Ganze wird auf bis zu 1300 °C erhitzt. Dabei entsteht flüssiger Stahl. Diese Technik, die in der Geschichte des Hüttenwesens nur eine Randerscheinung bleibt, verbreitet sich in der Zeit der Tang-Dynastie auch in China. Mit dieser Stahlsorte werden in Iran und Syrien die berühmten Damastschwerter hergestellt, außerdem die Ulfberht-Schwerter der Wikinger, wobei sich nicht sagen lässt, ob deren Stahl aus Indien oder Zentralasien stammt. Der Engländer Benjamin Huntsman entwickelt die Technik im 18. Jahrhundert noch einmal neu.
192
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Die ersten Staaten Die Anfänge staatlicher Strukturen Die Ursprünge des Staates liegen wohl in Mesopotamien. Hier bilden sich im 4. Jahrtausend v. u. Z. Stadtstaaten heraus. Charakteristisch für sie sind die Zentralisierung der Macht und eine starke gesellschaftliche Hierarchie, die eine effiziente Verwaltung und Nutzung des «Überschusses» an Material, Menschen und Raum ermöglicht. In der Archäologie gibt es bestimmte Marker, die verwendet werden, um zu entscheiden, ob ein Gemeinwesen als Staat zu bezeichnen ist oder nicht: Darstellung der Eliten, funktionale Ausdifferenzierung des städtischen Raums rund um einen zentralen Ort, Schrift (z. B. Keilschrift im Nahen Osten, Linear B in der mykenischen Kultur) und die Verwendung von Geld. Verbreitung findet dieses politische System durch Austausch und Krieg zwischen Staaten und anderen Gruppen. Erst im 16. Jahrhundert, mit den Schriften Machiavellis, wird für diese Art von Olmeken um 1500 v. u. Z. Gemeinwesen ein Begriff eingeführt: «Staat» (it. «stato»). Seither sind verschiedene Definitionen von «Staat» entwickelt worden und historisch kommt er in den unterschiedlichsten Formen vor: Stadtstaaten, Großreiche, Nationalstaaten … Heute befassen sich vor allem die Sozialwissenschaften mit der Untersuchung von Staaten und Staatlichkeit. Einige Wissenschaftler wie Marshall Sahlins oder David Graeber hegen sogar Zweifel, ob der Staat PAZIFISCHER das beste politische System und überhaupt von Dauer sei. Derzeit ist er die OZEAN vorherrschende Form, in der sich Menschen auf der Welt organisieren. um 3000 v. u. Z. Caral-Zivilisation
Hauptmerkmale der frühesten Staaten
Verbindung von irdischer Macht mit der Welt der Götter
Entstehung von Eliten (besonders Kriegerkasten) Verwaltung, die eine gesetzliche Gewalt ausübt Bevölkerungszunahme
Sesshaftwerdung, Verstädterung
Vereinigung nicht miteinander verwandter Gemeinschaften
Gründung von «Kolonien»
Schrift und Geld Spezielle Gebäude zur Lebensmittellagerung Verwaltung eines Raums über die Spezialisierung Produktionsder Arbeit und zentren hinaus Ausdifferenzierung des Raums
Beherrschung der Bodenmelioration Beteiligung an Netzwerken (wirtschaftlich, politisch, kulturell) Eroberungspolitik
Ausbau von Handelsbeziehungen, die für Metallverarbeitung wichtig sind
Aufbau von Handelsnetzen
Staaten und Stadtstaaten nach Entstehungszeit (alle Daten v. u. Z.) 4. Jahrtausend 3000 bis 2500 2500 bis 2000 2000 bis 1500 1500 bis 1000
Siehe auch
—
Gewalt, Kampf und Krieg S. 168 Dürre und Flut S. 180 Warum Europa? S. 212
193
Oxus um 2400 v. u. Z. um 1500 v. u. Z. Mykenische Fürstentümer
um 1900 v. u. Z. China: Erlitou-Kultur Anfang des 4. Jahrtausends v. u. Z. Mesopotamien
um 2000 v. u. Z Minoische Zivilisation auf Kreta
PAZIFISCHER OZEAN
Induskultur um 2600 v. u. Z.
um 3150 v. u. Z. Ägypten
Ende des 4. Jahrtausends v. u. Z. Dschiroft Phönizien um 1200 v. u. Z.
INDISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
Uruk: Ein Beispiel für einen mesopotamischen Stadtstaat des 4. Jahrtausends v. u. Z. Mesopotamien
ANATOLIEN
Ta
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b ge
ir
Alalach
ge
Kaspisches Meer
Kupfer Kupfer
Kupfer
Karkemiš
Holz
Ugarit
Kupfer
ar-Ramadi al-Kawm
Holz
Chafadjah
Eu
Syrische Wüste
ph
ra
Za
Dascht-e Kawir («Salzwüste»)
gr
t
Nippur
os
Kupfer -
Zinn
g Ti
Kupfer
ris
Die Entstehung von Stadtstaaten zwischen Euphrat und Tigris wird begünstigt durch Wissen um Bewässerungstechniken, einen starken demografischen Aufschwung und eine intensive Nutzung der vorhandenen Metalle. Ein wichtiges Zentrum dieser Entwicklung ist Uruk, wo im späten 4. Jahrtausend v. u. Z. die erste bekannte Schrift erfunden wird (die Keilschrift). Im Herzen eines dichten Handelsnetzes gelegen, gründet Uruk zahlreiche Siedlungen und dehnt seinen kulturellen Einfluss auf weite Gebiete aus. In der Uruk-Kultur scheint sich eine neue Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt entwickelt zu haben: Auf dort gefundenen Basreliefs und Vasen sehen wir den Priesterkönig bei der Jagd auf einen Löwen – als Symbol des Sieges des Menschen über die bedrohliche Natur.
Uruk Nordarabische Trockensteppe
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G
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Chlorit f
500 km I
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Dschiroft er
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Kupfer
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I
Fruchtbares Land: Uruk und die anderen Die große Zeit der Landwirtschaft DilmunAnderer ? der sog. Fruchtbare Stadtstaaten wichtiger Ort Halbmond Uruk Einflussgebiet der Uruk-Kultur Kupfer Natürliche Ressource Stadt der Uruk-Kultur Haupthandelswege Kolonie
194
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom GALLIA COMATA (erobert zwischen 58 und 51 v. u. Z.)
Garum (fermentierte Fischsoße)
Aquileia
ATLANTISCHER OZEAN
Käse aus Ceva
c hSplit
is
Marseille
Rimini
Käse aus Luna Käse aus Trebula CORSICA
at
Narbonne
(80er Jahre v. u. Z.)
ri
(um 120 v. u. Z.)
Thunfisch aus Antibes Arles
Ad
GALLIA TRANSALPINA (später NARBONENSIS)
(227 v. u. Z.)
Schinken der Cerretani Tarragona
Rom
Aleria
es Brot M ee aus Ascoli Schweinefleisch aus Kampanien
Ostia
HISPANIA ULTERIOR
Córdoba
en
0T o nn
550
Tyrrhenisches Meer
Garum aus Cartagena
SICILIA
Karthago KÖNIGREICH MAURITANIA
Tanger
Tonnen
Cagliari
(197 v. u. Z.)
00 0
(227 v. u. Z.)
HISPANIA CITERIOR
20
SARDINIA
(197 v. u. Z.)
ILLYRIA
GALLIA Spargel CISALPINA aus Ravenna
KÖNIGREICH NUMIDIA
(227 v. u. Z.)
Utica
Trauben, Trüffel AFRICA
Honig aus Sizilien Syrakus
(146 v. u. Z.)
I
I
AFRICA (146 v. u. Z.)
Athen
500 km I I
I
I
Das Römische Reich Mitte des 1. Jahrhunderts v. u. Z. Lateinischer Name einer römischen Provinz mit dem Jahr ihrer Eingliederung ins Römische Reich Im 1. Jahrhundert v. u. Z. unterworfene andere Gebiete und Klientelstaaten Heute auf Deutsch gebräuchlicher Ortsname Zone des Mittelmeerklimas
Wichtigste Lebensmittelerzeugnisse Gebiet, aus dem Rom leichtverderbliche Lebensmittel bezieht (wie Gemüse, Milch, Eier) Salz Weizen Öl Wein Honig Anderes Erzeugnis Jährlich nach Rom verschiffter Weizen im 1. Jahrhundert v. u. Z. Die wichtigsten Handelsrouten zu Land zu Wasser
Wichtiger Hafen
er
Siehe auch
—
Wenn Böden sich ergänzen S. 184 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Die Menschheit ernähren S. 270
195
Austausch zwischen Stadt und Land Handelsgut. Die Funde von Amphoren erlauben, ein genaueres Bild vom römischen Weinhandel zu zeichnen: Die Römer mögen nur Weißwein und exportieren ihren Rotwein nach Gallien. Das dritte Produkt im mediterranen Dreiklang ist das Olivenöl, das Italien anfangs exportiert, später aber selbst importieren muss (hauptsächlich aus Spanien). Salz spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da damit Lebensmittel haltbar gemacht werden können. Ein Teil des Solds der Legionäre darf auch in Salz ausgezahlt werden (das «salarium»). Unter Cäsar und mehr noch unter Augustus kommen weitere Handelsgüter hinzu. Nun werden auch Gewürze, Perlen und Seide gehandelt, die zwar nicht vom Volumen, aber vom Wert her bedeutend sind und deretwegen das Reich auch mit weit entfernten Gegenden in Kontakt tritt. Rom ernährt sich von den Reichtümern der eroberten Gebiete und befördert zugleich die dortige Entwicklung der Landwirtschaft.
Rom hat am Ende des 1. Jahrhunderts v. u. Z. ungefähr 800 000 bis 1 Million Einwohner und überrundet damit das ägyptische Alexandria als größte Stadt der Welt. Die Versorgung der Einwohner Roms erfolgt über immer weitere Entfernungen: Während die Stadt weiter wächst und sich das Römische Reich ausdehnt, wird ein Netz von Handelswegen errichtet, die allerdings nur an der Mittelmeerküste entlang und durch die Täler großer Flüsse führen. Fernab dieser Routen herrscht weiterhin die regionale Produktion vor. Der wichtigste gehandelte Rohstoff ist Weizen. Seit den Anfängen der Republik, vor allem im 5. Jahrhundert v. u. Z., leidet Rom immer wieder an Lebensmittelknappheit und muss die umliegenden Gebiete bitten, der Stadt Weizen zu liefern. Im 1. Jahrhundert v. u. Z. kommt das Getreide dann überwiegend aus Afrika und Sizilien, aber auch aus Sardinien und Ägypten. Wein ist ein weiteres wichtiges
Rüben aus Norcia und Amiterno Schwarzes Meer Austern aus Brindisi Durrës Brindisi
PONTUS ET BITHYNIA
Istanbul (Byzantion)
MACEDONIA
Pontische Salzerzeugnisse
(63 v. u. Z.)
(146 v. u. Z.)
Thessaloniki GALATIA
Lauch aus Tarent Rindfleisch aus Bruzio
ACHAEA (146 v. u. Z.)
Delphi
Ionisches
Reggio Meer di Calabria
Ägäisches Meer
Korinth
HymettosHonig Athen
Pergamon ASIA (129 v. u. Z.)
KÖNIGREICH CAPPADOCIA
CILICIA (64 v. u. Z.)
Delos LYCIA
Antakya (Antiochia) Kretische Trauben CRETA
Syrischer Kümmel
SYRIA CYPRUS
(64 v. u. Z.)
(67 v. u. Z.)
Tyros
Mittelmeer Apollonia
Damaszener Pflaumen
IUDAEA
CYRENE (74 v. u. Z.)
Alexandria Brot aus Alexandria
Zwiebeln aus Askalon
KÖNIGREICH AEGYPTUS
Ägyptischer Essig Im gesamten Römischen Reich und allen Gebieten, die Rom unterstehen, wird Sklavenhandel betrieben.
Äthiopischer Kümmel Indischer Pfeffer Rotes Meer
Die Ära der Landwirtschaft
196
seit 6000 Jahren
Die großen Hungersnöte der Alten Welt
Sept. 1941 bis Jan. 1944 UDSSR Belagerung von Leningrad 1 Million Todesopfer (30 %) 1891/1892 RUSSLAND 2 Millionen Todesopfer 1921/1922 RUSSLAND/UDSSR Bürgerkrieg zw. 3 und 5 Millionen Todesopfer
1314 bis 1318 WESTEUROPA mehrere Millionen Todesopfer 1845 bis 1852 IRLAND Große Hungersnot 1 Million Todesopfer (10 %) 1693/1694 FRANKREICH 1,3 Millionen Todesopfer (6 %) 505 v. u. Z. Rom
1931 bis 1933 UDSSR u. a. der Holodomor (Ukraine) zw. 4,5 und 8 Millionen Todesopfer
1347 EUROPA mehrere Millionen Tote
1946/1947 UDSSR über 1 Million Todesopfer AFGHANISTAN
3. Jahrtausend v. u. Z. Ägypten ATLANTISCHER OZEAN 1984/1985 ÄTHIOPIEN über 1 Million Todesopfer
JEMEN
NIGER BURKINA FASO
NIGERIA SÜDSUDAN ÄTHIOPIEN ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK UGANDA
1967 bis 1970 NIGERIA Hungersnot in Biafra über 1 Million Todesopfer
I
I
I
2000 km I I I
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO 1991 SOMALIA 300 000 Todesopfer
ANGOLA I
I
I
Erwähnungen von Hungersnöten im Altertum Anzahl der Todesopfer (in % der Bevölkerung, falls bekannt) Gegenwärtige Hungersnot Hauptursache der Hungersnot Umweltfaktoren Krieg oder Konflikt Staatliche Politik
15. Jahrhundert SIMBABWE
Siehe auch
—
Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich S. 166 Die Menschheit ernähren S. 270
197
Klima, Krieg, Krise
1810, 1811, 1846 und 1849 CHINA 45 Millionen Todesopfer 1850 bis 1873 CHINA u. a. der Taiping-Aufstand 30 Millionen Todesopfer 1994 bis 1997 NORDKOREA zw. 1,5 und 3,5 Millionen Todesopfer 1876 bis 1878 INDIEN 5 Millionen Todesopfer 1783/1784 INDIEN Chalisa-Hungersnot 11 Millionen Todesopfer 1229 bis 1231 und 1257 bis 1260 JAPAN Kangi- und Shoga-Hungersnöte 1,5 Millionen Todesopfer?
1500 v. u. Z. China 1. Jahrhundert n. u. Z. Indien 1770 BENGALEN zw. 1 Million und 15 Millionen Todesopfer (3 bis 50 %) 1943 BENGALEN zw. 2 und 4 Millionen Todesopfer 1974 BANGLADESCH über 1 Million Todesopfer
INDISCHER OZEAN
Hungersnot mit den höchsten Opferzahlen 1958 bis 1961 CHINA «Großer Sprung nach vorn» zwischen 15 und 55 Millionen Todesopfer
Mehrere aufeinanderfolgende Missernten sind die Hauptursache für Hungersnöte – aber nicht die einzige: Epidemien, Kriege, soziale und politische Unruhen sorgen immer wieder dafür, dass die Lebensmittelknappheit bedrohliche Ausmaße annimmt. Für den Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen (Poverty and Famines, 1981) liegen die Hauptgründe im ungleichen Zugang zu Nahrung und in undemokratischen Staatsformen. Auch die Versorgung des antiken Rom, Hauptstadt eines das Mittelmeer umspannenden Reiches, ist weniger den Unwägbarkeiten der Natur ausgeliefert als menschlichem Versagen (u. a. Transportprobleme). Ab dem 14. Jahrhundert kommt es in Europa in der «Kleinen Eiszeit» (siehe S. 199) zu mehreren kalten Wintern und schlechten Ernten. Große Hungersnöte, von denen es in Europa seit dem 11. Jahrhundert kaum noch welche gegeben hat, treten in den Jahren von 1314 bis 1318 wieder auf und werden noch durch Epidemien und Kriege verstärkt. Jede Hungersnot wird weiter verschlimmert durch Spekulationen und hohe Getreidepreise (siehe S. 205, Beispiel Amiens, Ende des 17. Jahrhunderts). In Asien können unregelmäßige Regenfälle während des Monsuns zu Trockenheit oder Überschwemmungen führen. In Nordchina verstärkt die Nähe zum Wüstengürtel Probleme wegen Wassermangels. In Indien werden die zahlreichen Hungersnöte in der Kolonialzeit den britischen Machthabern angelastet, die das traditionelle System der Wasserwirtschaft umgekrempelt und die indische Wirtschaft auf den Export ausgerichtet haben. Heute entstehen die schlimmsten Hungersnöte infolge politischer Entscheidungen: Anfang der 1930er PAZIFISCHER Jahre lässt die UdSSR die Bauern OZEAN absichtlich hungern, um ihren Widerstand zu brechen, in China verhungern bei Maos «Großem Sprung nach vorn» Millionen von Menschen.
Die Ära der Landwirtschaft
198
seit 6000 Jahren
Der Einfluss des Klimas
HALBINSEL YUCATÁN
Golf von Mexiko Chichén Itzá
Austausch mit den Tolteken
Mayapan Mayapán Uxmal
Tulu’um
B A S STEISE TFELRAR N E SD
Bucht von Campeche
Calakmul
El Tigre
Santa Rita Corozal
Palenque Tikal Tayasal
H
PA ZIFISC H ER OZE A N
O
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Utatlán
200 km I
I
I
I
EB
EN
Golf von Honduras
E
I
Umwelt Bergwald Regenwald Trockenwald Savanne Tiefe Grundwasservorkommen, teilweise erreichbar durch Cenoten und Brunnen Entwaldung und rasche Erosion Vor der ersten Dürrewelle Gebiet der Mayakultur Wichtiger Stadtstaat vor 800 Stadtstaat, der zwischen 760 und 910 untergeht Erste Dürrewelle (830 bis 870) Migration der Maya, um 800 bis 1000 Neuer Hauptort zwischen 850 und 1000 Zweite Dürrewelle (1000 bis 1150) Zwischen 1000 und 1150 aktiver Stadtstaat Wichtiger Stadtstaat nach 1200 Seeweg Austausch mit den Tolteken Einwanderung aus dem Toltekengebiet
Cotzumalhuapa
Klimazyklen und die Maya-Zivilisation Zwischen 650 und 850 blüht die Maya-Zivilisation auf, wovon bis heute die beeindruckenden Pyramiden in den tropischen Regenwäldern Mittelamerikas zeugen. Doch diese Blütezeit endet offenbar abrupt. Warum? Oft werden klimatische Gründe ins Feld geführt: Tatsächlich gibt es zwischen 830 und 870 mehrere Dürren. Viele Städte werden aber schon vorher aufgegeben, was sozioökonomische und politische Gründe haben könnte. Während dieser Krise im Süden entstehen im Norden zwei neue große Zentren: Uxmal und Chichén Itzá. Archäologen konnten eine starke Bewegung der Bevölkerung hin zu den Küsten nachweisen, was sich an der neuen Lage der Städte zeigen lässt. Die Maya lassen sich in teils trockenen Gegenden nieder, wo sie allerdings Seewege nutzen und Wasser aus unterirdischen Flüssen holen können. Die Zugänge dazu bestehen vor allem in den poolartigen «cenotes», die durch den Einsturz von Karsthöhlen entstanden sind. Viele dieser Städte gehen vermutlich bei einer weiteren Dürreperiode zwischen 1000 und 1150 zugrunde. Die großen nach 1200 entstandenen Stätten zeugen von der Vitalität und Anpassungsfähigkeit der Maya, vom wachsenden Einfluss der toltekischen Kultur und dem Austausch mit ganz Mesoamerika. Die Geschichte der Maya kann nur teilweise mit den nachweisbaren klimatischen Veränderungen erklärt werden.
—
Siehe auch
Das Phänomen El Niño S. 66 Klimata S. 68 Klimawandel und Migration S. 280
199
Temperaturentwicklung auf der Nordhalbkugel Abweichung vom Mittelwert
Römisches Optimum (250 v. u. Z. bis 400 n. u. Z.) Mittelalterliche Klimaanomalie/Warmzeit (ca. 900 bis ca. 1300) Holozän-Optimum Durchschnittstemperatur der vergangenen 10 000 Jahre
+ 2 °C + 1 °C 0 °C − 1 °C
Ende der Würm-Eiszeit
Gegenwärtige Erwärmung
15 °C
Kleine Eiszeit (14. bis 19. Jahrhundert)
− 2 °C − 3 °C − 4 °C − 5 °C 18 000 v. u. Z.
8000 v. u. Z.
1
950
1650
1850
1950
2000
Jahre (logarithmische Skala)
Die Wikinger in Grönland: Reaktionen auf klimatische Veränderungen Die Gegenden des Nordatlantiks erleben etwa ab dem Jahr 900 für ungefähr 400 Jahre eine Warmzeit (mittelalterliche Klimaanomalie). Die Meere werden eisfrei und die aus Skandinavien kommenden Wikinger errichten um 985 in Grönland (dänisch Grønland: «Grünland») Siedlungen. Sie leben vom Handel mit Walrosselfenbein. Im 13. Jahrhundert ändert sich das Klima wieder (Kleine Eiszeit): Sturm und
Eis erschweren die Jagd und die Überfahrt nach Norwegen. Da die Weideflächen schrumpfen, stellen die Wikinger ihre Ernährung um und essen nun weniger Schafe und Schweine und dafür mehr Robben und Fische. Allerdings treffen sie dabei auf den Widerstand der Inuit, die ihnen den Zugang zu den besten Fanggebieten verwehren. Die letzten Siedler verlassen Grönland Anfang des 15. Jahrhunderts. NORDPOLARMEER
Barentssee
Thule
r he lic rd Nö
Baffinbucht
Grönlandsee
Po lar kre is
GRÖNLAND NORWEGEN
− 1 °C zwischen 1000 und 1500
LABRADOR VESTRIBYGD (WESTSIEDLUNG)
Sandnes
Walrosselfenbein Pelze und Häute − 0,8 °C zwischen 1000 und 1500
Labradorsee Holz I
I
I
I
MITTLERE SIEDLUNG
Brattahlíð Herjolfsnæs AUSTRIBYGD (OSTSIEDLUNG)
500 km I
Europäisches Nordmeer Holz Metall Getreide
ISLAND
Konkurrenz durch afrikanisches Elfenbein Pest in Norwegen
gen-Grönlan Norwe d: ca . 2800
km
ATLANTISCHER OZEAN
I
Wikingersiedlungen auf Grönland (985 bis 1400) Wikingische Höfe Walrossvorkommen Jagdgründe Holz Handelsware Seeweg Negative Umwelt- und Klimaveränderungen Entwaldung Höhere Sturmhäufigkeit Temperaturrückgang Vermehrtes Auftreten von Verringerung der Regenfälle, Eisbergen Schrumpfung von Weideund Ackerland
Konkurrenz durch Inuit, Abbruch des Norwegenhandels und Anpassungsversuche Die Thule-Kultur der Inuit Einwanderung der Inuit nach Grönland gegen 1300 Ausbreitung der Inuit nach Süden Besiedlung der wikingischen Jagdgründe durch die Inuit (um 1500) Abbruch des Warenaustauschs mit Norwegen Anpassungsversuch (Bewässerungskanäle)
200
Geschichte der Wissenschaften
Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit 13. Oktober
14. Oktober
12. Oktober
10. Oktober 3. Oktober
2. Oktober 28. September
30. September
1. Oktober
20. September 10. September
13. September
12. September
11. September
9. September 4. September
31. August 27. August Warme Periode 21. August 1600
1610
Kalte Periode 1620
1630
30. August Warme Periode 1640
Kalte Periode 1650
Jahr 1660
Datum des Beginns der Weinlese in Beaune (Burgund) von 1600 bis 1660.
Der Grindelwaldgletscher in den Schweizer Alpen auf einem Kupferstich des 17. Jahrhunderts und einer Fotografie um 1905.
Labore und Archive Anfang des 20. Jahrhunderts stellen Albrecht Penck und Eduard Brückner die Hypothese auf, dass es in den Alpen mehrere Glazialzeiten gegeben habe, und benennen sie nach den Nebenflüssen der Donau: Günz, Mindel, Riss und Würm (siehe S. 80). Verschiedene Untersuchungen haben diese Annahme bestätigt, und die Bezeichnungen sind bis heute geblieben. Zwischen 1950 und 1980 wird eine Technik entwickelt, um die Zusammensetzung von im Eis einge schlossenen Luftblasen zu untersuchen. Die verschiedenen Sauerstoffisotope sind je nach Umgebungstemperatur bei der Vereisung in unterschiedlicher Konzentration vorhanden. Je tiefer die Bodenprobe, umso älter ist sie auch. Die dunklen Rillen entstehen im Sommer, die hellen im Winter. Dadurch können die Proben genau datiert werden. Für die
Zeit vor Thermometer und Barometer, die erst im 17. Jahr hundert erfunden werden, können Annalen und Chroniken zurate gezogen werden, in denen vor allem ungewöhnliche Begebenheiten vermerkt sind. Rückschlüsse auf Klimabe dingungen in der Vergangenheit lassen sich indirekt jedoch auch aus den Aufzeichnungen ganz gewöhnlicher Vorkomm nisse ziehen: In Frankreich ist beispielsweise der Beginn der Weinlese – der als öffentliches Ereignis in das Gemeinde verzeichnis eingetragen wird – ein guter Anhaltspunkt, um die Temperaturen im Frühjahr und Sommer zu schätzen: Je wärmer es in diesen beiden Jahreszeiten ist, desto früher beginnt die Weinlese. Möchte man die Bewegung der Gletscher in den Alpen rekonstruieren, können Gravuren aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sowie Fotos ab dem 20. Jahr
201
Querschnitt durch eine um 1040 geschlagene Eiche, die in einem romanischen Dachstuhl im Département SeineMaritime (Frankreich) verbaut wurde.
hundert hilfreich sein. Die Anfang des 20. Jahrhun derts von dem Astronomen A. E. Douglass erfundene Dendrochronologie, die das Wachstum der Bäume anhand ihrer Jahresringe nachvollzieht, liefert Informationen zu den Bedingungen, unter denen ein Baum gewachsen ist. Die Breite eines Rings hängt nämlich von Wassermenge, Temperatur und anderen Umweltbedingungen ab. Ein Pionier der histori schen Klimatologie ist der französische Historiker Emmanuel Le Roy Ladurie, der in den 1960er Jahren eine Geschichte des Klimas verfasst, für die er alle damals verfügbaren Daten miteinander in Beziehung setzt (Histoire du climat depuis l’an mil, 1967). Eisbohrkern aus dem grönländischen Inlandeis (1837 m Tiefe, 14 250 v. u. Z.).
202
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Die großen Epidemien
Gänse/Enten PAZIFISCHER OZEAN
Spanische Grippe
rr teou aat quu ÉÄq
AT L A N T I S C H E R OZEAN
Englischer Schweiß
Flöhe Spanische Grippe
Syphilis?
Antonin «Pest»
Pocken
Justinianische Pest
Mücken Seuche in Athen Affen AT L A N T I S C H E R OZEAN
Herd und Ausbreitung der Seuchen Englischer Schweiß Nachweis eines Pestausbruchs (1485 bis 1551) zwischen 3000 und 800 v. u. Z. Syphilis Seuche in Athen (Ende des 15. Jahrhunderts) (Die Athenische «Pest»* war vermutlich Typhus und kam Pocken (in der Neuen Welt) nicht, wie von manchen (Anfang des 16. Jahrhunderts) Zeitgenossen angenommen, Spanische Grippe aus Äthiopien.) (1918/1919) (430 bis 426/425 v. u. Z.) Cholera Antoninische «Pest»* (seit 1817) (165 bis 180 n. u. Z.) Justinianische Pest * Das lateinische Wort «pestis», von (541 bis 750) dem das deutsche Wort «Pest» stammt, bezeichnete alle möglichen Seuchen, Pest: Der «Schwarze Tod» nicht nur die vom Bakterium Yersinia (1338 bis 1353) pestis ausgelöste Pest.
AIDS Ebola
Zika
Affen Asiatische Grippe (1956 bis 1967) Zika (seit 1970) Ebola (seit 1976) AIDS (seit 1981) Covid-19 (seit 2019) Tierisches Seuchenreservoir Tierischer Seuchenüberträger
Siehe auch
—
Transportmittel S. 244 Die Bevölkerungsexplosion S. 264 Hygienische Herausforderungen S. 282
203
Seuchen als globales Problem
Gänse/Enten PAZIFISCHER OZEAN
Spanische Grippe
nische »
Covid-19 «Schwarzer Asiatische Tod» Grippe Ratten und Flöhe
Cholera
INDISCHER OZEAN
Ab der Jungsteinzeit führt das Zusammenleben mit den domestizierten Tieren und tierischen Schmarotzern wie etwa Ratten ebenso wie das Zurückdrängen der Wildnis zu Krankheiten. Bevor die Menschen sesshaft werden und die Bevölkerungszahl zunimmt (siehe S. 166), haben Krankheiten in den kleinen, nicht miteinander in Kontakt stehenden Gruppen weniger schwerwiegende Auswirkungen. Die Zusammenballung von Menschen und der zunehmende wirtschaftliche Austausch hingegen begünstigen die Ausbreitung von Epidemien. Schon in Grabstätten aus den Jahren 3000 bis 800 v. u. Z. finden sich in mehreren Gegenden der Welt Spuren der Pest. Im 14. Jahrhundert sterben dann 75 bis 200 Millionen Menschen in der Alten Welt (über ein Drittel aller Europäer) an dem aus Zentralasien stammenden sogenannten Schwarzen Tod. Diese Pestwelle hat sich vermutlich über Handelsrouten, wie zum Beispiel die Seidenstraßen, verbreitet. Die Eroberung und Kolonisierung des amerikanischen Kontinents durch die Europäer ab dem 16. Jahrhundert löst zahlreiche Epidemien in der indigenen Bevölkerung aus, die zu einer demografischen Katastrophe führen (siehe S. 216). Heute tragen touristische und berufliche Flugreisen dazu bei, dass sich Krankheiten sehr schnell weltweit ausbreiten können, wie zuletzt Covid-19.
Todesopfer der großen Seuchen Justinianische Pest «Schwarzer Tod» (541 bis 750) 20 Millionen Todesopfer (1338 bis 1353) 75 bis 200 Millionen Antoninische «Pest» Todesopfer (Pocken? 165 bis 180 n. u. Z.) 5 bis 10 Millionen Todesopfer
Seuche in Athen (Typhus? 430 bis 426 v. u. Z.) 75 000 bis 100 000 Todesopfer
Pocken (Anfang des 16. Jahrhunderts) 25 bis 55 Millionen Todesopfer
Spanische Grippe (1918/1919) etwa 40 Millionen Todesopfer
Asiatische Grippe (1956/1957) 1,1 Millionen Todesopfer Ebola (seit 1976) 11 000 Todesopfer
Cholera (seit 1817) 1 Million Todesopfer
AIDS (seit 1981) etwa 35 Millionen Todesopfer
Die Ära der Landwirtschaft
204
seit 6000 Jahren
Bevölkerungsaufschwung und -krise China als Motor demografischen Wachstums Reiches zur Zeit seiner größten Ausdehnung entspricht (2. Jahrhundert n. u. Z.). Im Norden Chinas ist die Bevölkerungsdichte für die damalige Zeit bereits außergewöhnlich hoch. Die Menschen dort leben von der Landwirtschaft, vor allem vom Weizen- und Hirseanbau. Reis spielt noch kaum eine Rolle. Während im 18. Jahrhundert die Bevölkerungen Indiens und Afrikas (das durch den Sklavenhandel ausblutet, siehe S. 226) stagnieren, verdoppelt sich in China die Bevölkerungszahl (von 180 auf 350 Millionen, das sind 35 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 1800). Da zeichnen sich bereits die demografischen Entwicklungen ab, die ein bis dahin ungekanntes Wachstum zur Folge haben (siehe S. 264).
Nach der Bevölkerungsexplosion in der Jungsteinzeit wächst die menschliche Population weiter, wenn auch nicht ohne Schwankungen. Friedenszeiten sind kaum überraschend Blütezeiten, da sie die Verbreitung technischer Innovationen und alle Arten von Austausch begünstigen, während Kriege durch Zerstörungen und die Verschlimmerung von Hungersnöten (siehe S. 196) und Epidemien (siehe S. 202) oft zu einem Bevölkerungsrückgang führen. Am besten belegt ist die Bevölkerungsentwicklung in China, da dort seit dem Jahr 2 n. u. Z. Volkszählungen durchgeführt werden. Damals hat das Land 60 Millionen Einwohner (25 Prozent der Weltbevölkerung), was der Bevölkerungszahl des Römischen
Han-China, 1. Jahrhundert v. u. Z.
n g He
Kutscha Kaschgar
Lanzhou
Khotan
Hirse Weizen Luoyang
ua
Dunhuang
Xi’an
I
Chengdu
I
0
10
Ja
Bevölkerungsdichte (Ew./km2) : 50 150
ia
1000 km I I I
Hefei Yiling Xingan
ek
I
ng
Yufu I
Danyang
H
Wüste Taklamakan
Gelbes Dingxiang Meer Handan Taiyuan
ng
ts
Reis Yelang Lingfang
Grenze zwischen Weizenund Hirseanbau (im Norden) und Reisanbau (im Süden)
Südchinesisches Meer
CHINA Krise der Drei Reiche
110 Millionen
CHINA 60 Millionen
Warmzeit: Römisches Klimaoptimum -10000 1000 v. u. Z. 1 n. u. Z.
100
200
300
400
500
600
700
800
Siehe auch
—
Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich S. 166 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216 Die Bevölkerungsexplosion S. 264
205
Die Hungersnot in Amiens 1693/1694 1000
Anzahl der Geburten und Todesfälle Weizenpreis in Sol (Währungseinheit) je Setier (Raummaß) Weltbevölkerung in Millionen 800
800 Millionen
100
Beginn des demografischen Wandels
Jahr
10 1691
Weizenpreis
1692
1693
Todesfälle
Geburten
1694
1695
AFRIKA 8. bis 19. Jahrhundert durch Sklavenhandel ausgeblutet (etwa 40 Millionen Tote)
700
Todesfallüberschuss 600 AMERIKA Seucheneinbruch nach 1500
Bevölkerung nach Erdteilen Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien
EURASIEN und AFRIKA 1347/1348 «Schwarzer Tod» 500 Millionen
500
400
300
200
100
Warmzeit: Mittelalterliche Klimaanomalie
Kleine Eiszeit 0
900
1000
1100
1200
1300
1400
1500
1600
1700
1770
206
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Die Globalisierung im 15. Jahrhundert Oslo
Stockholm Riga
Edinburgh Wolle London Zinn
Groningen Brügge
Bolgar Moskau
Danzig Lübeck Eisen
Nürnberg
Ukek
Kiev
Wien Paris Asow Sarai La Rochelle 25 Tage Venedig Mailand OSMANISCHES REICH Lyon ÄUSSERSTER Schwerter Kaspisches WESTEN: EUROPA Ragusa Schwarzes Meer Meer Marseille Genua Ka uka Istanbul Edirne Barcelona sus Korfu Wolle, Leder Seide, Täbris Lissabon Palermo Granada Baumwolle Rhodos Tunis Damaskus Fès Tlemcen Leder Mittelmeer Bagdad Baumwolle Leder Marrakesch Tripoli Alexandria Basra In Salah Kairo Schiras Arabische Halbinsel
MAMLUKENSULTANAT
Wüste
Dschidda
Sahara
er Me tes Ro
Eurasien und Afrika pflegen seit langer Zeit Beziehungen. Nachdem der Austausch im 14. Jahrhundert abgenommen hat (vor allem wegen des Ausbruchs der Pest, siehe S. 202), knüpfen sie neue Verbindungen, und der Handel blüht wieder auf. Die Seidenstraße bleibt unter den Nachfahren Timurs, den Timuriden, bis weit ins 15. Jahrhundert ein wichtiges Handelsroutennetz, verliert dann aber zu Gunsten der sichereren 'Seewege an Bedeutung. Mittelpunkt dieses Geflechts aus Handelswegen und -beziehungen ist der Indische Ozean als Bindeglied zwischen Mittelmeer und Chinesischem Meer. Vor dem Eindringen der Portugiesen in diesen Wirtschaftsraum zu Beginn des 16. Jahrhunderts sind im Indischen Ozean vor allem muslimische und indische Händler unterwegs. Es bilden sich «Zentren» und «Peripherien» heraus: Die Zentren – China, das ägyptische Mamlukenreich, das Osmanische Reich und Indien – verkaufen handgefertigte Erzeugnisse, während aus den Peripherien hauptsächlich Rohstoffe und Sklaven kommen. Indien exportiert Gewürze und Baumwolle und profitiert dabei vor allem vom Handel mit dem Westen, während es aus dem Osten mehr Waren einführt, zum Beispiel Seide und Porzellan. Das Rückgrat dieses Weltsystems ist das Netz der großen Häfen wie Aden im Süden der Arabischen Halbinsel, Hormuz am immer wichtiger werdenden Persischen Golf, Khambhat und Kozhikode (frühere Namen: Cambay und Calicut) in Indien und vor allem Malakka: damals einer der bedeutendsten Häfen der Welt und der wichtigste im Indischen Ozean. Auch die swahilische Welt
Eisen
Bergen
Die Alte Welt im 15. Jahrhundert
Timbuktu MALIREICH
Gao Djenné
Niani
Mekka
Aksum
Ghana
Kano
Ngazargamu
Weihrauch Aden
Leder
Begho Benin Mogadischu Golf von Guinea
ATLA N T I SC H E R OZ E A N
M’banza Kongo
SWAHILIKÜSTE
Kongobecken
Mombasa Kilwa Vohémar
an der afrikanischen Ostküste wird immer mehr eingebunden. Europa ist im 15. Jahrhundert nur das äußerste, westliche Ende dieser Welt und mit den großen Handelsnetzwerken über das Mittelmeer und die venezianischen und genuesischen Händler verbunden. Die asiatische Wirtschaft dominiert die Alte Welt – und das bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Langany Groß-Simbabwe
Sofala
Madagaskar
s
Siehe auch
—
Pelztierjagd S. 140 Warum Europa? S. 212 Transportmittel S. 244
207
Anteil am Welt-Bruttoinlandsprodukt 100
Die Alte Welt in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
%
80
8 10 7
9 9
7
18
20
12
75 70
60
10
7
7
65
66
1500
1600
40 20 0 1
1000
Europa Afrika
Asien davon Indien
MONGOLISCHE KHANATE Aralsee 80 Tage 28 Urgentsch Ta ge Samarkand
Kaschgar
Buchara Herat
Jahr
davon China Rest der Welt
Karakorum YUAN
Almaliq
Turfan 70 Ta
ge
ßen nstra Seide TIBETISCHE REICHE
TIMURIDENREICH
DSCHÜRTSCHEN
Silber
Shangdu Japanisches Meer
Beijing Ganzhou
KÖNIGREICH JOSEON
KAISERREICH CHINA
Ingwer Seide Kyoto Nankin Busan Sakai ÄUSSERSTER OSTEN Kaifeng Chengdu Hakata Ningbo JAPAN Porzellan, Papier Hangzhou Naha (MING-DYNASTIE) ln Fuzhou s e KÖNIGREICH Guangzhou In Xi’an
Delhi Seide Hormuz Gaur INDISCHE REICHE BENGALEN Khambhat yu Saptagram uk MYANMAR y R Bidar Thang Long ODISHA Cuttack Pfeffer Mottama PEGU Hampi Golf von Ayutthaya Bhatkal Philippinen Baumwolle Vijaya Pulicat Bengalen Cannanore SüdArabisches chinesisches Kozhikode VIJAYANAGAR Meer Meer Pfeffer Sri Lanka Bandar Samudera Seri Begawan Muskat Seide
RYUKYU
Kon k a n
-
Malakka
IN D I SC H ER OZ E A N
Schwerter
Borneo
Sumatra
MALAIISCHER ARCHIPEL
Molukken Sulawesi
Palembang
PAZIF ISCH ER OZE AN
Muskat Neuguinea
Zimt Demak Java
Gresik
«Zentrum des Systems»: beherrschende Wirtschaftsmacht Andere wichtige Wirtschaftsmacht Stadt (Die Größe des Kreises zeigt die relative Größe an.) Aden Wichtige Häfen und Stapelplätze Haupthandelsrouten: Seewege Landwege (inkl. schiffbare Flüsse) 70 Tage Reisezeit Monsun
Gewürznelken
Ausfuhrgüter: Gold Anderes Metall Salz Zucker Getreide Wein Gewürze
Elfenbein Stoffe Andere Waren Kriegswichtige Tiere: Pferd Elefant
208
Die Ära der Landwirtschaft
seit 6000 Jahren
Die Nutzung der Erde im 15. Jahrhundert Grönland
INUIT
TLINGIT ALEUTEN
PAZIFISCHER OZEAN Die Süßkartoffel stammt aus Amerika und ist im 15. Jahrhundert in ganz Polynesien verbreitet.
ountains Rocky M
HAIDA
Die europäische Landwirtschaft nutzt die meisten Tiere und Pflanzen.
ALGONKIN
EUROPA
SIOUX
Die auf den Maisanbau gegründeten Gesellschaften profitieren von derjenigen Getreideart, die den höchsten Nährwert im Verhältnis zum Arbeitsaufwand hat. Der Mais erklärt die hohe Bevölkerungsdichte im präkolumbianischen Amerika, das aus Mangel an Zugtieren nur den Hackfeldbau kannte.
APACHEN COMANCHEN
Wendekreis des Krebses
MAYA
KARIBEN
Ungleiche Verbindungen
S ahar a
WARAO YANOMAMI Der Brandrodungsfeldbau mit seinen langen Brachzeiten (bis zu 50 Jahren) verlangt wenig Arbeitseinsatz, hat aber eine geringe Bevölkerungsdichte zur Folge.
Amazonien ANDINE
GESELLSCHAFTEN
An
Seit der Jungsteinzeit entwickeln Menschen ganz unterschiedliche Formen, in denen sie Äquator die Erde bewohnen und bewirtschaften. Die verschiedenen Lebensweisen sind vor allem geprägt von derPAZIFISCHER Bevölkerungsdichte und der Intensität der Verbindungen zwischen den OZEAN Gesellschaften. Ende des 15. Jahrhunderts erreicht die Zahl der menschlichen Erdbewohner eine halbedes Milliarde. Drei Viertel von Wendekreis Steinbocks ihnen leben in einer bereits globalisierten Welt, nämlich auf der Achse der Alten Welt. Diese dichten, von Landwirtschaft geprägten Gebiete (China, Indien, Europa) sind über Land und Wasser miteinander verbunden (siehe S. 208). An ihrer Peripherie müssen die von Viehzucht lebenden Gesellschaften unter schwierigen oder gar lebensfeindlichen Bedingungen wirtschaften. Sie sind zwar weit zerstreut, aber ebenfalls gut vernetzt (Karawanen) und können Waren über weite Strecken transportieren (Pferde, Dromedare). Die Karawanenstraßen der Sahara und die Seewege durch den Indischen Ozean binden einen immer größeren Teil des afrikanischen Kontinents südlich der Sahara in das Beziehungsgeflecht der Alten Welt ein. Aber es gibt auch Gesellschaften, die von dieser ersten Globalisierung fast vollständig abgekoppelt sind, in Amerika, im Pazifikraum und vor allem in Australien.
NORDAFRIKA
de
n
GUARANÍ ACHÉ
ATLANTISCHER OZEAN TEHUELCHE
CHONO
Patagonien
KAWESKAR
SELK’NAM
YAGHAN HAUSH Die Bewohner der Osterinsel (Rapa Nui) waren trotz ihrer extremen Randlage in Polynesien in das Netz der Langstreckenseewege zwischen den Inseln eingebunden.
Vom Menschen unberührte Gebiete
Siehe auch
—
Die Besiedlung der Neuen Welt S. 128 Jäger und Sammler der Welt S. 172 Die Einteilung der Welt in Nord und Süd S. 232
209
Einige Gesellschaften sind gleichzeitig Züchter und Jäger des Tiers, das ihre grundlegende Ressource darstellt: das Rentier.
Die Viehzüchtergesellschaften der Steppe hängen am stärksten vom Nutzvieh ab (auch wenn einige zusätzlich schnellwachsende Pflanzen anbauen), das ihnen alle wesentlichen Nahrungsmittel liefert und als Fortbewegungsmittel dient (nomadische Gesellschaften).
TUNGUSEN
SAMEN Sápmi
TSCHUKTSCHEN
Östliches Sibirien
NENZEN
NIWCHEN
OSTEUROPA
TSAATAN
ALEUTEN
KASACHEN/KIRGISEN/MONGOLEN AINU
Achse der Alten Welt NAHER OSTEN
Hi
TIBETER
ma
CHINA
JAPAN
laya
Die Regionen, in denen vorrangig bewässerter Reisanbau betrieben wird, haben die höchste Kulturdichte aller Landwirtschaften auf der Erde. Der Preis dafür ist intensive gemeinschaftliche Feldarbeit das ganze Jahr über (siehe S. 189).
ÄGYPTEN INDIEN Arabische Halbinsel
SENTINELESEN SÜDOSTASIEN JARAWA ONGES
Borneo
VEDDA
PAZIFISCHER OZEAN
PYGMÄEN Sumatra
OSTAFRIKA
Neuguinea
ORANG RIMBA
KOROWAI Madagaskar
SAN
MIKEA
Kalahari
INDISCHER OZEAN ABORIGINES
Die Gesellschaften der australischen Aborigines lebten praktisch ohne Verbindung zu anderen Gesellschaften. Die Kenntnis von Pfeil und Bogen beispielsweise ist daher nicht bis zu ihnen durchgedrungen.
Kultur- und Bevölkerungsdichte
+
–
Gesellschaften, die in den Bergen wohnen und Gartenbau betreiben
Präkolumbianische Gesellschaft mit hoher Bevölkerungsdichte und regionalen Verbindungen Brandrodungsbauern
Isolierte Jäger und Sammler
Jäger und Sammler in wechselseitigen Beziehungen mit benachbarten Agrargesellschaften
Pazifische Gesellschaften, die Gartenbau betreiben; verstreut, aber untereinander in Verbindung
Achse der Alten Welt
Gesellschaft mit hoher Bevölkerungsdichte, Ackerbau mit Haken- u. Räderpflug
Ackerbaugesellschaft, Agrargesellschaft mit Haken- und Räderpflug am Rande der Achse der Alten Welt Eng untereinander verbundene Viehzüchtergesellschaften Untereinander verbundene Gesellschaften der Eng untereinander Hochebenen verbundene Gesellschaften in Trockengebieten
Verbundenheit der Gesellschaften untereinander
+
7 Die Globalisierung der Ressourcen (seit dem 15. Jahrhundert) Vom 15. Jahrhundert an macht sich vor allem Europa auf, die Länder zu erkunden, die bis dahin außerhalb des Beziehungsgeflechts der Alten Welt lagen. Die amerikanischen, später auch die australischen und polynesischen Völker werden von eingeschleppten Krankheiten und der Brutalität der Kolonisatoren überrollt. Die Europäer interessieren sich zunächst für Gegenden, in denen sie durch Bergbau und Plantagen Erzeugnisse herstellen können, an denen es ihnen mangelt. Diese Wirtschaftsweise ist allerdings nur möglich dank massiver Sklavenarbeit. Später, als sich Europa im demografischen Wandel befindet, besiedelt es auch kältere Regionen in Übersee und begründet damit die «westliche Welt».
212
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Warum Europa?
G r ön lan d N o r d amerika
EUROPA
ATLANTISCHER OZEAN
CHINA
OSMANISCHES REICH PERSIEN SIAM Af rika
Équateur Äquator PAZIFISCHER OZEAN
Süd ameri ka
INDISCHER OZEAN
Europa kolonisiert die Welt Europäische Kolonialmächte Übriges Europa Grenzen Europas am Ende des 15. Jahrhunderts SÜDPOLARMEER Kolonisierung und europäische Vorherrschaft 1400 bis 1600 1600 bis 1850 An t arktika 1850 bis 1940 Staaten, die nicht von Europa kolonisiert worden sind, aber im 19. Jahrhundert von Europa wirtschaftlich dominiert werden Japan: Ein Land, das die Europäer erfolgreich auf Distanz gehalten hat
Austr alien und Oz e anien
Im Westen der Alten Welt Indem die Europäer einen Großteil des Globus besiedeln, schaffen sie eine neue geografische Situation, die die gesamte Menschheit betrifft. Europa hat durch seine Lage indes keine besonderen Vorteile gegenüber den anderen Gesellschaften, da es am Ende der Hauptachse liegt, auf der deren Austausch stattfindet. Die Stärke der Osmanen, Perser, Inder, Chinesen, Japaner und auch der nordafrikanischen Herrschaften verhindert lange Zeit, dass Europa die Oberhand gewinnt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, als einige europäische Staaten dank der Industrialisierung und ihres Bevölkerungswachstums einen echten Wettbewerbsvorteil erlangen, kolonisieren sie fast alle Weltregionen. Bis dahin können die Europäer
nur die Gebiete der «Neuen Welt» teilweise unter ihre Kontrolle bringen – insbesondere Amerika –, weil diese bis dahin nicht in die etablierten Herrschaften der Alten Welt eingegliedert und zudem durch die von Europa eingeschleppten Krankheiten geschwächt sind. Nun aber erlangt Europa eine Vormachtstellung, die mit der wirtschaftlichen Neuordnung im 19. Jahrhundert einhergeht. Auch andere Gesellschaften hätten diese Rolle einnehmen können, aber ein entscheidender Trumpf der Europäer ist die Entscheidung, nach Übersee zu fahren, die bekannte Welt hinter sich zu lassen und sich auf die Suche nach erschöpften oder im eigenen Land unauffindbaren Ressourcen zu machen.
Siehe auch
—
Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung S. 238
213
Die europäische Kenntnis der Erde im 15. Jahrhundert
Grand Banks: Fischgründe vor Neufundland, von europäischen Fischern seit dem 15. Jahrhundert aufgesucht Ansammlung von Kapital und Wissen durch Kaufleute 3 2 1 MINGMINGCHI N A CHINA
EUROPA
Azoren
Antillen
Cathay: Das sagenhafte China
Madeira Kanarische Inseln Kapverdische Inseln
Makaronesien Anfang der Atlantikschifffahrt und des Zuckerrohranbaus
Zypern S ahar a
3
Gold aus Mali Guinea
Der erfundene Verbündete: Angebliches Reich des Priesterkönigs Johannes Malindi
1432 Malindi Endpunkt der chinesischen Forschungsreisen Zheng He’s
Gold aus Monomotapa
In Europa bekannte und kartografierte Gebiete 2 Gebiete, über die Europäer nur lückenhaftes Wissen besitzen oder gar nur Legenden kennen 3 In Europa unbekannte Gebiete Imaginierter Ort Handelsrouten auf der Achse der Alten Welt Landwege, u. a. «Seidenstraßen» Seewege, u. a. «Gewürzroute» Sperrung durch Osmanisches Reich (seit Mitte des 15. Jahrhunderts) 1
Europäische Lust auf Produkte, die es in den gemäßigten Breiten nicht gibt Nordgrenze des winterlosen Klimas Gewürzländer Zuckerinsel unter europäischer Herrschaft Regionen, die Zucker nach Europa exportieren Europäischer Bedarf an Edelmetallen Erschöpfung der europäischen Gold- und Silberbergwerke Goldgewinnung in neuen Gebieten
Voraussetzungen der Entdeckungsreisen Weiteste Vorstöße europäischer Fischer und Kaufleute Portugiesische Versuche einer Umsegelung Afrikas Seemännische Erfahrung auf dem Atlantik (Strömungen und Passatwinde) Christoph Kolumbus erste Reise Geopolitische Konkurrenzstruktur (nach dem französischen Historiker Fernand Braudel) Europäische Weltwirtschaft (keine Macht kann die Erweiterung nach Übersee aufhalten) Chinesisches Weltreich Chinesische Forschungsreise
214
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Das maritime Netz der Welt Übersee liegt in weiter Ferne
PA
ZI
F
N
EA
6 Piraten der Karibik (1640 bis 1714) Die Seeräuberüberfälle auf die spanischen Galeonen in den Antillen fallen zeitlich mit den europäischen Kriegen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zusammen. Nach dem Frieden von 1713/1714 wird die Seeräuberei von den europäischen Seemächten unterdrückt.
Acapulco
NORDAMERIKA
Veracruz Mississippi
Havanna
Hudson
land Grön
Callao
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1
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4 2
RO Z
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Azoren
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Madeira
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1
São Francisco
Kanarische Inseln
1 2
Gibraltar
2 Kapverdische Inseln Gorea
Recife
Rio de Janeiro
Senegal
3 Mina Überfahrt ab Ame er der rika Dau
20 T a
Sao Tomé
Sankt Helena
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Abfahrt von Amerika te a n
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5
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Abfahrt von Europa
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Küstenschifffahrt gibt es seit der Altsteinzeit. Vor dreitausend Jahren setzt im Indischen Ozean dann die Hochseeschifffahrt ein. Seit Beginn unserer Zeitrechnung besiedeln die Polynesier den gesamten Pazifikraum. Der intensivste maritime Austausch findet lange Zeit auf dem Indischen Ozean statt. Dank der Monsune können die Schiffe mit permanentem Rückenwind zwischen Ost und West hin- und herfahren. Der westliche Pazifik und das Mittelmeer bilden die Verlängerung dieser maritimen Mittelachse. Paradoxerweise stechen die Europäer nach Westen in See, sodass sie mit Gegenwind fahren müssen. Bis dahin bekannt ist nur die Route über den Hohen Norden, die die Wikinger während der Warmzeit im 8. bis 13. Jahrhundert genommen haben (siehe S. 199). Die Seewege des Südens erkunden die Europäer erst im 15. Jahrhundert, um nach Makaronesien zu gelangen (Madeira, Azoren, Kanarische Inseln). Dort lernen sie, wie sie die Passatwinde nutzen können, um weiter nach Westen zu fahren, und kehren mit dem Golfstrom wieder heim. So gelangt Kolumbus nach Amerika. Diese Route führt sowohl nach Amerika als auch nach Süden und dann in den Indischen Ozean, weswegen sie auch von den Ostindienkompanien genutzt wird. Diese weiten Reisen sind alles andere als selbstverständlich, da sie teuer und gefährlich sind und lange dauern. Um den Nordatlantik zu überqueren, braucht es zwar nur ein paar Wochen, eine Fahrt nach China aber kann mehrere Jahre dauern. Um solche Strecken zu bewältigen, braucht es gewichtige Gründe, die für die Europäer vor allem wirtschaftlicher Art sind.
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Die planetarische Zirkulation S. 62 Ein wahres Weltmeer S. 64 Transportmittel S. 244
215
Route der Manila-Galeonen von Acapulco zu den Philippinen und zurück. 1565 von Andrés de Urdaneta eingerichtet, der die Wind- und Strömungsmuster im Nordpazifik We nd richtig erkennt. ek rei sd es St ein bo ck PA Z Äq IFIS ua CH to ER r OZ W en EA de N kr ei
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Japan
Bedingungen der Schifffahrt Strömung und Wind nach Westen Strömung und Wind nach Osten Wechselnde Wind- und Strömungsverhältnisse Kalmen (windstilles Gebiet): eine Falle für Segelschiffe Hochdruckgebiet A Stabiles (Antizyklone) über dem offenen Meer Gebiet der Monsunwinde: von Ost nach West im Winter, von West nach Ost im Sommer Sturmgürtel der Roaring Forties («Brüllende Vierziger»): Südgrenze der europäischen Schifffahrt
Neuguinea
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NORDPOLARMEER Perlflussdelta Neben dem Hafen von Kanton wichtigstes CHINA Einfallstor der Europäer in China. Die PortuMacao giesen besetzen 1557 die Insel Macao, die Briten 1842 Hongkong.
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Das Mittelmeer bleibt eine wichtige Verkehrsachse, auch wenn die Bedeutung dieser Funktion abnimmt. Ab 1597 sind in Antwerpen Versicherungen für Fahrten in den Indischen Ozean günstiger als für solche ins Mittelmeer.
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Maskarenen Sambesi
Madagaskar
Kap der Guten Hoffnung
Kap der Guten Hoffnung Unentbehrlicher Zwischenhalt («Taverne der Meere») am Eingang zum Indischen Ozean. Zuerst portugiesisch (1510), dann niederländisch (1652), schließlich britisch (1808).
Piraten des Indischen Ozeans (1715 bis 1730) Neues Betätigungsfeld für ehemalige karibische Piraten sind die Handelswege der Ostindienkompanien.
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—
Siehe auch
Die Seewege nach Übersee Von den Europäern ab dem 15. Jahrhundert erschlossene Seewege 1 Direkter Seeweg ins tropische Amerika 2 Route des Dreieckshandels 3 Südatlantik-Rundkurs der Portugiesen 4 Nordatlantikroute 5 Seewege der Ostindienkompanien 6 Route der Manila-Galeonen Wichtiger europäischer Hafen Wichtiger Hafen für Zwischenstationen Piratengebiet Flussrouten ins Inland Schiffbarer Fluss Fluss mit unregelmäßiger Wasserführung, erst später befahren
Die Globalisierung der Ressourcen
216
seit dem 15. Jahrhundert
Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas Zusammenbruch der indigenen Bevölkerung Amerikas 7 Entwicklung der indigenen Bevölkerung Nordamerikas (in Millionen) 3,2 ier s Cart 1534: Jacque
1,8 0,37 NORDAMERIKA − 50 % (Mehrere Entvölkerungswellen bis 1900)
Ankunft der Europäer Misshandlung und Versklavung der Indigenen, Kriege und Einschleppung von Seuchen wie Pocken, Röteln, Grippe und Pest
1528 bis 1536: Álvar Núñez Cabeza de Vaca Cuba
MEXIKO − 90 % 1519: Hernán Cortés
bus Kolum h p o t s i 1492: Chr ATLANTISCHER Hispaniola OZEAN ANTILLEN/KARIBIK − 99 %
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1500 1700 1860 2000
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1526: Francisco Pizarro
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PAZIFISCHER OZEAN
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Erste europäische Eroberungsund Entdeckungsfahrten Erste Eroberungswellen Spanier 1492 bis 1514 Portugiesen 1500 bis 1536 Spanier 1519 bis 1521 Spanier 1532 bis 1535 Um 1500 landwirtschaftlich genutztes Gebiet intensiv bebaut extensiv bebaut Um 1600 von Seuchen heimgesuchte Gebiete Belegbare Wiederaufforstung − 90 % Rückgang der indigenen Bevölkerung innerhalb eines Jahrhunderts
ÜBRIGES SÜDAMERIKA ?
Entwicklung der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas (in Millionen) 61
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30 16,5 9 1492 1650 1800 1850 1900
Siehe auch
—
Die Besiedlung der Neuen Welt S. 128 Frühe Veränderungen Amazoniens S. 170 Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204
217
Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre im zweiten Jahrtausend 300
CO2-Gehalt (in ppm) Rückgang des CO2-Gehalts in Zusammenhang mit einer Zunahme CO2-speichernder Vegetation
290
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270 1000
Jahr 1200
Rückgang der Landwirtschaft
1400
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1920
1600
Ausmaß der landwirtschaftlichen Nutzung Gering Mittel Intensiv
Zusammenbruch der amerikanischen Bevölkerung Die ersten Europäer, die den amerikanischen Kontinent erreichen, sind die Wikinger. Die Besiedlung Amerikas durch Europa beginnt aber erst nach 1492. Die Europäer schleppen Krankheiten in die Neue Welt ein, die seit mehreren tausend Jahren von Eurasien abgeschnitten ist. Pocken, Masern, Grippe und Typhus entfesseln in ganz Amerika Epidemien. Hinzu kommt die Gewalt der Europäer gegenüber der indigenen Bevölkerung, Sklaverei und Kriege. Die Zahl der Amerikaner geht drastisch zurück, in der Karibik sinkt sie in 100 Jahren um 99 Prozent, in Mexiko um 90 Prozent. 70 Prozent der Maya in Guatemala stirbt in den 30 Jahren nach
der ersten Begegnung mit den Konquistadoren. Ende der 1520er Jahre sind zwischen 30 und 50 Prozent aller Inka tot. Die indigenen Gesellschaften bewirtschaften weite Gebiete, die nun aufgegeben und später wiederaufgeforstet werden, was einer neueren Studie zufolge zwischen 1520 und 1610 zu einer Abnahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre führt – die wiederum neben geringerer Sonnenaktivität (siehe S. 20) und Vulkanausbrüchen (siehe S. 54) womöglich eine der Ursachen für die «Kleine Eiszeit» ist, eine Periode, in der das Klima ungewöhnlich kalt ist (siehe S. 198).
218
Geschichte der Wissenschaften
«Herr und Meister der Natur»
Chinesische Grüne Grande muraille verte deMauer Chine Vorhaben die Projet pour lutter contregegen l'avancée Ausbreitung Wüste duder désert de Gobi La forêt des steppes russes Russischer Steppenwald Projet stalinienNatürliches de barrièreHindernis naturelle Vorhaben der Stalinzeit: en bordure des steppesSteppen russes gegen die Ausbreitung der russischen
Le Shelterbelt 1942 angepflanzter égétale réalisée enGrüngürtel 1942 pour gegende Staubstürme e les tempêtes poussières
Plan Davidov Dawidow-Plan Projet stalinien de détournement Vorhaben der Stalinzeit: Geplante des cours d'eaunordsibirischer du Nord de la Sibérie Umleitung Flüsse
Home Insurance Building Erster Wolkenkratzer, 1885 fertiggestellt emier gratte-ciel achevé en 1885 Cape Cap Canaveral Seit 1950 epuiswichtigster 1950, principale base spatiale US-amerikanischer Apollo Weltraumbahnhofdu(z.programme B. Projekt Apollo)
Niederländische Polder Polders des Pays-Bas Landgewinnung durch Eindeichung seit jours 1200 Ensemble d'aménagements de 1200 à nos
Tunnel sous la Manche Ärmelkanaltunnel 50 km, achevé enGroß1994, verbindet Länge 50 km, 1994 fertiggestellt, réunit et Royaume-Uni britannien ilmit demFrance europäischen Festland Canal Panamakanal de Panama Länge 77 km,é 1914 en 1914, il réunit fertiggestellt, Tunnel de base du Saint-Gothard Gotthard-Basistunnel tlantique et le Pacifique verbindet Atlantik und Pazifik 57 km, achevé 2016,fertiggestellt, c’est le plus Länge 57 km,en2015 long tunnel monde längster Tunnelduder Welt
Système MOSE MOSE-System Depuis 2020, systèmeSystem de barrages mobiles 2020 fertiggestelltes qui protège Venise des hautes marées beweglicher Flutsperren in Venedig
Pont ou tunnel de Gibraltar Gibraltar-Brücke/-Tunnel Envisagé depuiswürde 1869, Seit 1869 projektiert, il réunirait deux continents Europa mit Afrika verbinden
e spatial guyanais (Kourou) Weltraumbahnhof Kourou (Frz.-Guyana) 4, base de lancement spatiale Seit 1964 französischer und europäischer ançaise et européenne (fusées Ariane) Weltraumbahnhof (Ariane-Raketen)
Kosmodrom Baikonur Cosmodrome de Baïkonour Depuis Seit 1956 1956, wichtigster principale base spatiale soviétique sowjetischer und später russischer Weltraumbahnhof
Atlantropa Projet des annéesder 1920 consistant faire baisser Vorhaben 1920er Jahre àzur teilweisen le niveau des de laMittelmeers Méditerranée par Dammbauten des barrages Trockenlegung durch Grande verte für pour le Sahara le Sahel Großemuraille Grüne Mauer Sahara und et Sahelzone Projet critiqué contreProjekt le changement climatique (Kritisiertes) gegen Klimawandel etund la désertification eninAfrique Wüstenbildung Afrika
Bosporuskanal Canal d'Istanbul (Umstrittenes) Vorhabenpour zur Projet controversé Entlastung des Bosporus désengorger le Bosphore
Pyramide de Khéops Cheopspyramide Edifiée sous la IVeder dynastie, elle fut, à 146 mètres, Fertiggestellt während IV. Dynastie; mit Metern e l'édifice haut du monde jusqu'au XIV siècle bis insle14.plus Jahrhundert der höchste Bau der Welt Canal de Suez Sueskanal km, achevékürzeste en 1869, fertiggestellt, Länge 193 km, 1869193 la routeEuropa maritime plus Seeverbindungc’est zwischen undlaAsien directe entre Europe et Asie
Tour Djeddah Turmde von Dschidda Projet cours,menschliches qui devrait être Im Bau;enerstes la première humaine Bauwerk vonstructure über einem àKilometer dépasserHöhe le kilomètre
Der prometheische Traum Anfang des 19. Jahrhunderts kommt der Begriff «Moderne» auf, der für Fortschrittsglauben, die Befreiung von alten Fesseln und die Beherrschung der Natur im Dienste des Menschen steht. Damit, so scheint es, haben die politischen und industriellen Revolutionen das Programm der Aufklärung umgesetzt. Prophetisch erscheint heute eine Passage aus dem sechsten Abschnitt der Abhandlung über die Methode von Descartes (1637): «[Man kann] eine praktische [Philosophie] finden, welche uns die Kraft und Wirkungen des Feuers, des Wassers, der Luft, der Gestirne, des Himmels und aller Körper, die uns umgeben, so genau kennen lernt […], dass wir jene ebenso wie diese zu allen
passenden Zwecken verwenden und uns so zu dem Herrn und Meister der Natur machen können.» Diesem Aufruf zur Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik folgen wir willfährig seit über 300 Jahren. Der Saint-Simonismus ist im 19. Jahrhundert eine einflussreiche Bewegung, die den Eintritt in das «positive, industrielle Zeitalter» propagiert (Auguste Comte). Seine Anhänger setzen große Projekte wie Bahnstrecken oder Verbindungskanäle zwischen den Meeren in Gang, um Handel und Industrie weiterzuentwickeln. Ihre Arbeit sehen sie in der Tradition der großen Bauten der Menschheitsgeschichte, die sie mit Bezug auf die spektakulären Bauwerke der Antike
Dreischluchtendamm Barrage des Trois-Gorges 2012 fertiggestellt, größtes Achevé en 2012, c’est la plus grande centrale Wasserkraftwerk dermonde Welt hydroélectrique du Barrage de Shuangjiankou Shuangjiangkou-Damm En Bau, construction, il sera, à 312 m, le plus grand Im wird mit 312 Metern barrage du monde." der Welt höchster Staudamm Base de lancement de Wenchang Kosmodrom Wenchang Principale base spatiale chinoise créée en 2005 Wichtigster chinesischer (fusées Longue Marche 5 à 7)in Betrieb Weltraumbahnhof, seit 2005 (Raketen «Langer Marsch» 5 bis 7) Barrage de Jinping I Jinping-I-Staudamm Achevé enMeter, 2014. Haut 305 m, Höhe 305 2014 de fertiggestellt, c'est le höchster plus grandStaudamm barrage du monde zurzeit der Welt Burj Khalifa Höhe 828 Meter, zurzeit Actuellement la plus haute structure jamais höchstes Gebäude construite, à 828 m.der Welt Palm Islands Im Bau;enkünstliche Inselgruppe d'archipels Projet cours de constructions in Form einer Palmede palmiers artificiels en forme
Projekt verwirklicht Projekt aufgegeben Überquerung von Wasser Überquerung von Land und Gebirge Aufforstung Beherrschung des Wassers Landgewinnung Höhengewinnung Satellitenstarts
«pharaonisch» nennen. Auf der obigen Karte sind einige von ihnen verzeichnet. Doch auch wenn am Ende des 20. Jahrhunderts in den alten Industriegesellschaften Stimmen gegen die Moderne laut werden, da sie die Natur zerstöre und ihre Universalität Augenwischerei sei, ist der Durst nach quantitativem Fortschritt längst nicht gelöscht, vor allem in Gesellschaften, die bislang noch nicht vom Wirtschaftswachstum profitiert haben – was sich an den Wolkenkratzern sehen lässt, die besonders in Asien und im arabischen Raum gerade aus der Erde schießen.
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ED ANIMISMUS: NATURALISMUS: Scharfe Unterscheidung Ein Tier, eine Pflanze, zwischen Mensch (Kultur) und ein Mensch können sich in Nichtmenschen (Natur) = einen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze Vergegenständlichung verwandeln. ANALOGISMUS: Nichtmenschliche Wesen haben weder dasselbe Bewusstsein noch dieselbe körperliche Existenz wie der Mensch (Hierarchie des Seins).
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Danyang-Kushan-Brücke Pont Danyang-Kunshan. Länge 164,8 km, 2011 fertiggestellt, 164,8 km, achevé en 2011, längste Brücke der Welt c’est le pont le plus long du monde
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GroßerCanal Chinesischer Grand de ChineKanal Längekm, 1794 km, seit Jahrhundert 1794 entamé dèsdem le V5.e siècle av. n. è.,v. u. Z. der längste heuteancien genutzte des Altertums c'est le plus noch long canal en Kanal activité
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219
Nach Philippe Descola
Der Mensch steht außerhalb der Natur Das westliche Denken ist wesentlich vom Dualismus von Natur und Kultur geprägt, während es diese radikale Trennung zwischen den Menschen und dem Rest der Welt in vielen anderen Kulturen nicht gibt. Der Anthropologe Philippe Descola stützt seine Einteilung der verschiedenen Beziehungen zur Welt auf die These, die Vorstellung von einer «Natur» sei bereits eine soziale Konstruktion. Seine Anthropologie ist antidualistisch, d. h. sie betrachtet sowohl die Beziehungen zwischen Menschen und Nicht-Menschen als auch zwischen Menschen untereinander. Dabei teilt sie Ontologien nach zwei Achsen ein: Physikalität (biophysische Funktionsweise) und Interiorität (Psyche). So sagen die naturalistischen (westlichen) Gesellschaften, dass die biophysikalischen Einschränkungen bei den Menschen und den anderen Lebewesen identisch sind, dass aber kulturelle Aspekte wie Sprache oder Vernunft den Menschen eigen sind, wodurch sie im Gegensatz zur Descartes’schen «Tier-Maschine» stehen. Dann ist es logischerweise auch vorstellbar, Herr und Meister des Planeten Erde zu sein.
Animismus Totemismus
Naturalismus Analogismus
220
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Ende 17./Anfang 18. Jahrhundert: Durch die Zähmung verwilderter europäischer Pferde, der Mustangs, können indigene Gesellschaften ihre Lebensgrundlage auf die Bisonjagd umstellen: Comanchen und Sioux beherrschen dadurch zeitweise große Gebiete des amerikanischen Westens.
Der Kolumbianische Austausch
NORDAMERIKA
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Weinrebe Kalifornien ni ero s e hn Pep Mai Bohn rutha bis wolle T Kür um Pferd Rind Ba VEREINIGTE
CHINA
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Orange Florida
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PAZIFISCHER OZEAN Erste Rumdestille (Barbados 1688)
SÜDOSTASIEN
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SÜDAMERIKA
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1789: Beim Transport von Brotfruchtbaumsetzlingen auf die Antillen meutert die Mannschaft der HMS Bounty im Südpazifik gegen ihren Kapitän.
Die Globalisierung der Pflanzen und Tiere Die Menschen verbreiten domestizierte und wilde Pflanzen und Tiere in alle Ökoregionen, in denen diese überleben können. Die größte Vermischung ereignet sich in der Folge der «Entdeckung» Amerikas durch Kolumbus und der damit aufkommenden Beziehungen zwischen Amerika und der Alten Welt im «Columbian Exchange», dem «Kolumbianischen Austausch», wie es der Historiker Alfred Crosby nennt. Nur wenige Tiere kommen aus Amerika, dafür aber viele Pflanzen, die heute weltweit zu finden sind (Mais, Bohne, Kartoffel, Tabak). Auch zwischen anderen Kontinenten kommt es zum
Austausch von Arten, der manchmal schon lange zurückliegt (die amerikanische Süßkartoffel in Ozeanien) oder sich erst vor Kurzem vollzogen hat (die chinesische Kiwi in Neuseeland). Viele Gesellschaften heute können kaum glauben, dass Pflanzen, die bei ihnen wachsen und zentraler Bestandteil ihrer Identität sind, ursprünglich von woanders kamen, wie etwa Peperoni in Indien oder Maniok in der Afrotropis. Überallhin folgen dem Menschen schmarotzende Tiere (Ratten, Mäuse), was oft zum Nachteil der ansässigen Arten ist.
Siehe auch
—
Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Die Domestizierung der Tiere S. 158 Veränderungen der Biosphäre S. 258
1845 bis 1852: Große Hungersnot in Irland. Die Kartoffelfäule führt in einem großenteils vom Kartoffelanbau abhängig gewordenen Land zu einer Million Todesopfern.
221
1810: Die napoleonische Kontinentalsperre verhindert die Einfuhr von Pfeffer ins französisch besetzte Europa. Als Ersatz wird in Ungarn großflächig Paprika angebaut.
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RUSSLAND
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Kartoffel IRLAND
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Ostafrika
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Maus und Ratte Ursprung: Alte Welt Verbreitung: Weltweit
ZENTRALASIEN
FRUCHTBARER HALBMOND
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Schwarzer Pfeffer Zuckerrohr
INDIEN
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SÜDOSTASIEN
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ATLANTISCHER
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BRASILIEN
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Wendekreis des Krebses
INDISCHER OZEAN
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Vanille
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Zentrum des Kolumbianischen Austauschs Überseeischer Austausch wichtiger Lebensmittel Amerikanische Lebensmittel in die übrige Welt Lebensmittel der Alten Welt nach Amerika Nachträglicher Austausch zwischen verschiedenen Erdteilen
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Wendekreis des Steinbocks
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Zeit des Austauschs Vor dem 15. Jahrhundert 16. Jahrhundert 17. und 18. Jahrhundert 19. Jahrhundert
Pflanzen, die heute kennzeichnend für das Gebiet sind, in das sie eingeführt worden sind
222
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Europa und die kalten Regionen in Übersee
Die Europäer in den gemäßigten und kalten Zonen (16. bis 18. Jahrhundert) 1728, 1741: Bering erforscht die Meeresstraße, die heute seinen Namen trägt.
1596: Barents entdeckt Spitzbergen.
r Suche auf de aken s o K ATLANTISCHER OZEAN
nach Pelztieren
JAPAN CHINA
1620: Die Pilgerväter der Mayflower gründen die erste reine Puritanerkolonie in Neuengland.
1650 bis 1842: Sakoku, die fast vollständige Abschottung Japans gegen die Europäer.
Ab dem Südatlantik werden Seereisen gefährlicher und teurer
Äquator
Tropische Zone Potosí
INDISCHER OZEAN
1840: Vertrag von Waitangi. Neuseeland wird britische Kolonie.
Sydney Buenos Aires
Richtung Europa
PAZIFISCHER OZEAN
1652: Nach einer schwachen portugiesischen Präsenz (seit 1503) gründen die Holländer Kapstadt, das 1806 von den Engländern erobert wird.
Geringes Interesse (1500–1800) Die Europäer brauchen eine starke Motivation, um maritime Expeditionen zu unternehmen, die sie in fernere Länder als bei ihren ersten «Entdeckungsfahrten» führen. Besonders reizvoll sind warme Gegenden wie Ostindien, Brasilien oder die Karibik. Die gemäßigten Breiten interessieren die Europäer dagegen kaum, da dort nur ähnliche Erzeugnisse hergestellt werden können wie daheim. Die Transportkosten sind derart hoch, dass Ausfuhren ins Mutterland bis zum 18. Jahrhundert kaum denkbar sind. Einzige Ausnahme sind Pelze, ein teures und seltenes Gut, das die kalten Regionen in Hülle und Fülle zu bieten haben. Französische und englische Expeditionen fahren über den Atlantik nach Nordwesten, um unter Umschiffung Amerikas zum sagenumwobenen Orient zu gelangen. Die Suche nach der Nordwestpassage stellt sich als vergeblich heraus, führt aber dazu, dass Handelskontore eingerichtet werden und neue Kolonien entstehen: Quebec und Neuengland, das von radikalen Protestanten gegründet wird, die eine streng religiöse Gesellschaft etablieren wollen. Im diplomatischen Ränkespiel haben diese «kalten» Siedlungen im Vergleich zu den Territorien mit Plantagen wenig Gewicht. «Für ein paar Quadratmeter Schnee» tritt Frankreich, wie Voltaire es formuliert, im Frieden von Paris 1763 Québec ab, behält jedoch seine Zuckerinseln, darunter Haiti.
1770: James Cook nimmt in Botany Bay offiziell Australien für die britische Krone in Besitz.
Nordostamerika, erreichbar in etwa zehntägiger Überfahrt Die Suche nach der Nordwestpassage und ihre Folgen Zweite Reise Jacques Cartiers Zweite Reise Henry Hudsons Französische Kolonie Neufrankreich (1697) Gebiet der Hudson Bay Company Pelztierjagd Auswanderung religiöser Minderheiten nach Amerika Die «Great Migration» Andere Glaubensflüchtlinge (z. B. zwangsgetaufte spanische Juden und französische Hugenotten) Begrenzte Reichweite der Kolonialverwaltung Offiziell spanische und portugiesische Gebiete ohne wirkliche Kontrolle durch die Kolonialmacht Heimliche Silberausfuhr Südafrika Kap der Guten Hoffnung: Wichtige Zwischenstation Nordeurasien Reise Vitus Berings Ausbreitung der Pelztierjagd Entdeckung Spitzbergens Aufbruch zu den Antipoden Reise Abel Tasmans Britische Kolonie (Bucht der Inseln) Mächtige, weit entfernte Staaten in der gemäßigten Klimazone China und Japan halten die Europäer auf Distanz
Siehe auch
—
Pelztierjagd S. 140 Transportmittel S. 244 Die Bevölkerungsexplosion S. 264
223
Auswanderung aus Europa (19. und 20. Jahrhundert)
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Die Europäer bevölkern die gemäßigten Breiten Vom 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts steigt die Bevölkerungszahl in Europa rasant, von 120 Millionen Einwohnern im Jahr 1700 auf 420 Millionen im Jahr 1900 (siehe S. 206). Eine beträchtliche Zahl von Emigranten wird per Schiff in die Neue Welt verfrachtet (60 Millionen Menschen zwischen 1820 und 1914). Ihr Ziel sind vor allem die gemäßigten Breiten: 33 Millionen gehen nach Nordamerika, 6 Millionen in den Süden Lateinamerikas (Argentinien, Chile, Uruguay, Südbrasilien), 5 Millionen nach Südafrika, 3 Millionen nach Australien und Neuseeland. Nachdem die europäischen Immigranten große Teile der indigenen Bevölkerung ermordet haben, bilden sich Gesellschaften heraus, die ihrer Herkunft nach europäisch sind. Die meisten von ihnen bezeichnen wir heute als «den Westen». Russland erfährt einen ungeheuren Bevölkerungsschub (von 37 Millionen Einwohnern Ende des 18. Jahrhunderts auf 178 Millionen im Jahr 1914). Der russische, zunächst zaristische, dann sowjetische Staat schickt Teile seiner Bevölkerung zwangsweise nach Sibirien.
Ausgangsgebiet (Ende des 19. Jahrhunderts) Auswandererströme von 1850 bis 1910 (in Millionen, geschätzt) Europäer Bevölkerungsanteil europäischer Herkunft (in Prozent, Stand 2018) 0 3 10 30 50 70 90 100
224
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Tropische Erzeugnisse für Europa 1873: Levi Strauss und Jacob Davis erfinden eine genietete, indigogefärbte Hose aus Denim-Baumwolle, die «Blue Jeans».
1740 bis 1900: Entwicklung des Baumwollstoffs in Europa
1861 bis 1865: Sezessionskrieg. Ausbau der ägyptischen Baumwollproduktion, um die fehlenden Lieferungen aus den Südstaaten auszugleichen 1760 bis 1789: Haiti wird zum Haupterzeuger von Indigo.
Madeira 17501860
US-Südstaaten
Kakao h 13.–20. Ja
Haiti
Um 1540: Erfindung der süßen Schokolade – amerikanischer Kakao mit asiatischem Zucker
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1650–185 0
Venezuela Guayana
Guineaküste
19. und 20.
1502 bis 1504: Kolumbus vierte Reise. Entdeckung des Kakaoanbaus durch die Europäer
10.–14 . Jh.
Kapverdische Inseln
Antillen
16.– 18. Jh .
Kanarische Inseln
h. 15. J
1550–1 650
2. Jahrtausend v. u. Z. Mexiko
Europa
15. Jahrhundert: Madeira wird zur ersten europäischen «Zuckerinsel».
Ecuador
Brasilien
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1822: Einführung der Kakaopflanze im portugiesischen São Tomé und Príncipe. Die Inseln werden Ende des 19. Jahrhunderts zum weltweiten Haupterzeugerland.
PAZIFISCHER OZEAN Südbrasilien Ab 1860: São Paulo wird zum weltweit wichtigsten Standort für Kaffeeplantagen.
ATLANTISCHER OZEAN
Was aus dem «Süden» kommt Als die Katholischen Könige, Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón, Kolumbus nach seiner Rückkehr von seiner ersten Reise 1493 befragen, interessiert sie zuerst: «Haben Sie Gold gefunden?» und dann: «Gibt es dort Zucker?» Auf seine zweite Reise nimmt Kolumbus daher Zuckerrohrpflanzen mit und stellt fest, dass sie auf den Antillen wunderbar gedeihen. Die Kosten für die Fahrt über den Atlantik halten sich in Grenzen. Seit den Kreuzzügen haben sich die Europäer angewöhnt, Tropenerzeugnisse zu konsumieren, und dafür keine Kosten und Mühen gescheut: «Gewürze», darunter auch Zucker, im 17. Jahrhundert dann auch andere Waren wie Tabak, Schokolade, Kaffee oder Tee. Im gemäßigten Klima Europas lassen sich diese tropischen Pflanzen nicht anbauen, weshalb die Europäer Gebiete unter ihre Herrschaft bringen müssen, in denen es keinen Winter gibt. Das sind zunächst die
Inseln des Atlantiks (Madeira, die Azoren …), später die tropischen Gegenden Amerikas. Durch die Entdeckung neuer Erzeugnisse steigt die Nachfrage in Europa, worauf die Plantagen in Übersee wiederum erweitert werden müssen. Als im 18. Jahrhundert eine neue Mahlzeit erfunden wird, das Frühstück – was durch eben jene Plantagen ermöglicht wird, in denen Tee, Kaffee, Schokolade und Zucker angebaut werden –, explodiert die Nachfrage. Zur gleichen Zeit kommt in Europa die Baumwollverarbeitung auf, wodurch die Produktion in Indien zusammenbricht. Der Rohstoff kommt aus den Südstaaten der noch jungen USA. Als eine Wirtschaftsform unter Fremdherrschaft, die allein auf den Auslandsmarkt ausgerichtet ist und die durch Arbeit unter Zwang aufrechterhalten wird, nimmt die Plantage gleichsam die Zustände in der künftigen «Dritten Welt» vorweg.
Siehe auch
—
Klimata S. 68 Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Industrieplantagen S. 230
225 Westeuropa besteht aus miteinander wettstreitenden Kolonialmächten
1850: Industrielle Zuckerherstellung aus Zuckerrüben Anfang des 18. Jahrhunderts: Erfindung des «französischen» Frühstücks mit tropischen Zutaten
Bis 1842: China ist praktisch alleiniger Teelieferant für Europa. Persien
affee
1. J 1. Jahrtausend ahr v. u. Z. tau sen d v. u. Z.
Naher Osten
Ägypten
Indigo Rohrzucker
12. Jahrhundert: Erfindung des Kaffees als Aufguss aus gerösteten Kaffeebohnen
0–1
7 50
Ostafrika 167
Kenia
Maskarenen
0
85
0–
1
42
PAZIFISCHER
Sri Lanka
OZEAN
INDISCHER
Äquator
OZEAN Mitte des 18. Jahrhunderts: Die indische Baumwollerzeugung wird von der europäischen Industrie allmählich verdrängt.
Wendekreis des Steinbocks
17 5
Wendekreis des Krebses
Südchina
Indien
Nach 18
Äthiopien
1848: Der Brite R. Fortune führt 20 000 Teepflanzen aus China nach Indien aus.
1. Jah rtause nd v. u. Z.
Baumwolle Jemen
Tee
Verbreitung des Anbaus von Tropenpflanzen Ort der Entdeckung durch Europäer Verbreitung des Anbaus und/oder Verbrauchs Tropische und subtropische Pflanzungen Erfindung und/oder Weiterentwicklung
«Tcha» oder «té»?
Herkunft des Wortes für «Tee» aus «té» «tcha»
Camellia sinensis und ihr Name in der Welt In Westeuropa sagt man tè, tea, Tee … im Osten, im arabischen Raum, Russland oder Iran chaï. Beide Wörter stammen aus dem Chinesischen. Länder, die an der Seidenstraße liegen, verwenden das aus Nordchina kommende Wort tcha, Gegenden, die von den Ostindienkompanien beliefert werden, das aus Südchina kommende Wort té. Im Maghreb heißt der mit Minze versetzte Schwarztee llatay.
226
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Sklaverei, Zwangsarbeit und Handel London Liverpool Bristol Nantes La Rochelle Ostküste der USA
Amsterdam Le Havre
Bordeaux
New York Lissabon Sevilla
Azoren
Charleston
Cap-Français
Madeira
Santo Domingo
New Orleans
Kanarische Inseln
Arguin
Havanna Kleine Antillen
Gorea Cartagena
Caracas
Kolumbien
Senegambien Oberguinea Goldküste Zentralafrika
st
Kingston
Jamaika
Kapverdische Inseln
E C lmi Ac ape na cra Co a
Kuba
Veracruz
Kopenhagen
Guayana
Ostafrika
Lagos Ouidah São Tomé
Amazonien
Zanzibar
PAZIFISCHER OZEAN
Seychellen
Luanda Peru
Kilwa
Benguela
Salvador da Bahia Brasilien
Quelimane Rio de Janeiro
ATLANTISCHER OZEAN
Fort-Dauphin
Transvaal Natal
Rio de la Plata
Madagaskar
Maskarenen
Buenos Aires
Von der Sklaverei zur Indentur (15. bis 20. Jahrhundert) Zur Kolonialisierung der Welt durch europäische Mächte gehört auch die Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung. Vor allem die Entführung und Versklavung von Menschen stillt den Hunger nach Arbeitskräften in den gierigen Kolonien. Vom 15. Jahrhundert an organisiert Portugal den Sklavenhandel von der afrikanischen Westküste zu den Azoren und Madeira. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert werden bei diesem transatlantischen Handel 12,5 Millionen Afrikaner nach Amerika verschleppt. Dort müssen sie den Schwund der indigenen Bevölkerung kompensieren, die nach der Ankunft der Europäer einem «Mikrobenschock» erliegen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts werden Sklavenhandel und Sklaverei allmählich aufgegeben, während der Bedarf an Arbeits-
kräften gleichbleibt. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts reisen Millionen Arbeiter vor allem aus China und Indien (abwertend «Kulis» genannt) mit Arbeitsverträgen nach Amerika. Rechtlich gesehen sind sie frei, aber die Arbeitsbedingungen sind schlecht: Die Abreise findet oft unter Zwang statt, und die versprochene Rückführung ist nicht immer gewährleistet. Das Blackbirding, durch das ganze Inseln im Pazifik entvölkert werden, erfolgt zuweilen per Massenverhaftung. Die Indentur, eine Form der Vertragsknechtschaft, wird ab dem Ende des 19. Jahrhunderts allmählich aufgegeben. Die Verschleppungen indessen verändern nachhaltig das demografische Bild dieser Länder.
—
Gangesebene
Kolkata Madras
Sri Lanka Indische Ostküste
Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216
227
Kalifornien
Südchinesische Küste
Kanton Macao
Xiamen Shantou Hawaii
Myanmar
Malaya
Gilbertinseln
PAZIFISCHER OZEAN
Salomonen
INDISCHER OZEAN
Neue Hebriden Fidschi-Inseln Queensland Loyalitätsinseln
FranzösischPolynesien
H E I S S E K L I M A ZO N E N
Siehe auch
Melbourne
Neuseeland
Herkunftsgebiete von Sklaven Verschiffungshafen im Sklavenhandel Einsatzgebiet von Sklaven und Vertragsarbeitern Verschleppung für den Sklavenhandel (Betroffene in Millionen) Erste portugiesische Sklavenhandelsroute (15. bis 17. Jahrhundert) Transatlantischer Sklavenhandel (16. bis 19. Jahrhundert) Innerafrikanischer Sklavenhandel Verbringung von Vertragsarbeitern (Kulis) aus Asien (Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts) Verbringung von Vertragsarbeitern (Kulis) aus Ozeanien (Blackbirding) (Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts) Zwangsarbeit
228
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Die Jagd nach wertvollen Metallen Goldrausch von Fraser Canyon (1858 bis 1860) Comstock Lode
Klondike
Kalifornischer Goldrausch (1848 bis 1856)
r Äquato
Auraria
Taxco Mineral del Monte
18 9
9)
NORDAMERIKA
Reed Gold Mine
Spa e gd un ber Ero che nis
MITTELAMERIKA
PAZIFISCHER OZEAN
N Sil orda be r
Zacatecas
r 9 che n d e r t ) h ( 18 n i s Ja h r h u c s a . ik au (19 er ld r m sch Go e u k ra ndi Klo
is 6b
ATLANTISCHER OZEAN
Novo Brdo Laurion Berg Tmolos
Sp
ani
Potosí
sc h e E r o
Silberfieber in Kutná Hora (1290) Schwarzwald Chocó Kutná Hora r N Silberrausch La ruée in vers den Vogesen l’argent eu Jahrhundert) des(16. Vosges (XVIes.) en We ahrhundert) lt (16. J SÜDAMERIKA n g (16. J ahrhun u r dert) be
Die Förderung von Gold und Silber bis zum 20. Jahrhundert Gold und Silber werden schon in der Urgeschichte als seltene und widerstandsfähige Metalle geschätzt, aus denen wertvolle Gegenstände gefertigt werden. Im Raum zwischen Mittelmeer und China werden sie im Handel als Wertreserven genutzt. Effiziente Schürftechniken gibt es bereits in der Antike, im Mittelalter werden sie weiterentwickelt. Es entstehen große Finanzzentren, vor allem in Norditalien. Es gibt Goldund Silbermünzen, und ihr Wert richtet sich nach dem jeweiligen Bestand des Metalls. Die Entdeckung von Lagerstätten ist ein wichtiger Grund für die Eroberung Amerikas durch die Spanier. Die Konquistadoren und andere Abenteurer machen sich dort auf die Suche nach einem mythischen Eldorado. Im 16. Jahrhundert gelangt das Silber aus Potosí (Bolivien) durch europäische Händler bis nach China und weckt Begehrlichkeiten bei Piraten und Freibeutern. Als der Abbau abnimmt, bricht das Geldvolumen Ende des 17. Jahrhunderts ein. Die Entdeckung neuer Edelmetallvorkommen führt zu Migrationsbewegungen, im 19. Jahrhundert vor allem wegen des Goldes («Goldrausch»), da sich inzwischen die Goldwährung durchgesetzt hat. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verliert Gold als Währung dann allmählich seine Bedeutung.
s de lfte Hä ite zwe old ( hes G Australisc
Minas Gerais
19 . Ja hrh und erts)
AFRIKA
Siehe auch
—
Metallische Rohstoffe S. 58 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216
229
Die Suche nach Eldorado AZTEKEN
ATLANTISCHER OZEAN 1529–1533 Ambroise Alfinger San José Coro 1584 Antonio de Berrio Santo Domingo
MAYA
Santa Marta
Panamá 1535–1538 Gonzalo Jiménez de Quesada
CHIBCHA
1531 Diego de Ordás 1537–1539 Nikolaus Federmann
Quito
1535–1538 Jorge de Spira 1541–1543 Gonzalo Pizarro
PAZIFISCHER OZEAN
I
1000 kmI I I
I
MAYA Mit dem Eldorado-
INKA
Mythos verbundene Kultur Frühe Kolonialstädte Wichtige Expedition
Lima
1000 km
Insel Sado SIBIRIEN
Miass-Tal sch ldrau r Go 850) e h c 1 is sis Rus (1820 b
Chinesische «Silberspeicher»
NEUGUINEA
AUSTRALIEN
s Au
tra te lisc Hälf hes G old (zweite
INDISCHER OZEAN
hrh Ja . 9 1 des
d un
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s)
Verbreitung des gemünzten Geldes im 15. Jahrhundert Zentren des Edelmetallbergbaus Gold Urgeschichte, Antike und präkolumbianische Epoche Mittelalter Neuzeit Gegenwart Silber Urgeschichte, Antike und präkolumbianische Epoche Mittelalter Neuzeit Gegenwart Edelmetallströme Verteilung des Silbers aus der Neuen Welt bis in die chinesischen «Silberspeicher» Wichtige Expeditionen, Kolonisierungsbewegungen und Goldräusche Mittelalter Neuzeit Gegenwart
230
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
St ein bo ck
Erzeugung im Süden, Verbrauch im Norden
Äqua tor
ebses es Kr eis d Wendekr
Industrieplantagen
New York
kr eis d
W en de
London
es
VIETNAM CHINA KOLUMBIEN ECUADOR INDIEN
BRASILIEN
KENIA
ELFENBEINKÜSTE GHANA
Für Kaffeepflanzungen geeignete Klimazone Hauptbörsen Haupterzeugerländer für Hauptverbraucherländer für Kaffee Kaffee Tee Tee Kakao Kakao
Neue Plantagen in den europäischen Kolonien Grund für die europäische Expansion ist zunächst der Handel mit Luxusgütern wie Zucker, Gewürzen, Kaffee, Tee, Kakao, Farben und wertvollen Hölzern. Um die eroberten Gebiete zu beherrschen und Monopole durchzusetzen, werden von Staaten und Privatleuten Kolonialkompanien geschaffen. Kaffee ist das Symbol schlechthin für ein Erzeugnis, das im «Süden» hergestellt und im «Norden» konsumiert wird. Gleiches gilt für Tee und Kakao. Bis heute werden in vielen Herstellerländern manche dieser Produkte gar nicht konsumiert, vor allem in Subsahara-Afrika und Südostasien. Die industrielle Revolution setzt einigen Pflanzenkulturen, wie etwa dem Anbau der Indigopflanze, ein Ende, während andere
dank der Industrialisierung einen Aufschwung erleben: zum Beispiel Früchte und Ölpflanzen, die sich mit Dampf- und später Kühlschiffen besser transportieren lassen. Die enormen Gewinne, die sich mit Industrieplantagen erzielen lassen, wecken Begehrlichkeiten. Große multinationale Nahrungsmittelkonzerne beginnen damit, autoritäre Regime zu unterstützen, wenn sie daraus einen Nutzen ziehen können. Ein Beispiel ist die United Fruit Company, die die Regierungen der lateinamerikanischen Länder besticht, um die Verteilung von Land zu begrenzen, und dann sogar militärische Interventionen herbeiführt, um ihre Interessen zu sichern. Für Länder dieser Art kommt 1904 der Ausdruck «Bananenrepublik» auf.
s
Siehe auch
—
Tropische Erzeugnisse für Europa S. 224 Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung S. 238 Klimawandel und Migration S. 280
231
Erzeugerstrukturen nach der Industriellen Revolution
MYANMAR CHINA ELFENBEINKÜSTE BENIN INDIEN NIGERIA HONDURAS GUATEMALA GUINEA THAILAND COSTA RICA KAMERUN KOLUMBIEN ECUADOR GHANA DEM. REP. KONGO BRASILIEN TOGO PERU MALAYSIA
LAOS VIETNAM PHILIPPINEN KAMBODSCHA
MEXIKO
PAPUA-NEUGUINEA INDONESIEN
Die Ölpalme stammt aus den afrikanischen Tropen. Zwischen 1910 und 1930 wird sie in Asien eingeführt, aber der Anbau bleibt in der ganzen Kolonialzeit geringfügig.
Der Gummibaum (Hevea) stammt aus Südamerika. 1877 führen die Engländer die Samen nach Singapur ein. Der Anbau beginnt 1890 in Malaya (heute zu Malaysia). Kautschuk aus dem Gummibaum Haupterzeugerländer (Stand 2018, Ertrag in Tonnen)
Palmöl Haupterzeugerländer (Stand 2018, Ertrag in Tonnen)
4,8 Millionen 1 Million 500 000 100 000
246 Millionen 100 Millionen 10 Millionen 1 Million
500 000
«Bananenrepubliken» zwischen 1898 und 1961
ATLANTISCHER OZEAN
USA 1961 Landung in der Schweinebucht MEXIKO
Erdnüsse Hauptanbaugebiet
BAHAMAS DOMINIKANISCHE REPUBLIK
BELIZE KUBA
Amerikanische Jungferninseln Britische Jungferninseln
1911 Staatsstreich
1954 Staatsstreich gegen Jacobo Árbenz (Befürworter der Landreform)
Sint Maarten/St. Barthélemy
HONDURAS
HAITI
Puerto Rico
Guadeloupe Martinique
GUATEMALA JAMAIKA
EL SALVADOR
Niederländische Antillen
NICARAGUA
1928 Ciénaga Bananenmassaker
COSTA RICA
VENEZUELA
PANAMÁ KOLUMBIEN
GUYANA FranzösischGuayana
PAZIFISCHER OZEAN SURINAM
ECUADOR BRASILIEN
1000 km I
I
I
I
I
Industrielle Pflanzungen Abaca (Textilfaser) Banane Tropenhölzer Kakao
Kaffee Palmöl Zucker Tabak
Der US-Konzern United Fruit Company Aktivitäten während des 20. Jahrhunderts Politische Einmischung des Unternehmens (Niederschlagung von Streiks, Unterstützung eines Staatsstreichs oder einer militärischen Strafexpedition)
Unter politischem Einfluss Frankreichs Großbritanniens der Niederlande der USA
232
Die Globalisierung der Ressourcen
seit dem 15. Jahrhundert
Die Einteilung der Welt in Nord und Süd UdSSR ganzjährig +6 °C oder mehr
USA CHINA
ganzjährig +18 °C oder mehr
ganzjährig +6 °C oder mehr
Scheinbarer Klimadeterminismus: Reichtum und Klima um 1960 Wirtschaftliche Faktoren Entwicklungsländer 1960 Abgetrennter Wirtschaftsraum Klimatische Faktoren Gebiete mit ganzjähriger Temperatur Über +18 °C Über +6 °C
Geografische Einteilung nach Temperatur und Entwicklungsstand
Heiße Zone
Entwicklungsländer Schwellenländer
Warme Zone
Zone mit ausgeprägtem Winterwetter nicht gegebener Fall
nicht gegebener Fall
Industrieländer
Hitze ist keine Erklärung für Armut Heute besteht die größte Ungleichheit unter den Menschen zwischen den verschiedenen Ländern. Das ist historisch gesehen ein neues Phänomen. Bis zum 15. Jahrhundert sind die Unterschiede zwischen den Ländern eher qualitativer Art und die Einkommensspannen innerhalb einer Gesellschaft eines Landes größer als zwischen verschiedenen Ländern. Seit dem 19. Jahrhundert verhält es sich jedoch umgekehrt. Ein Bewusstsein dafür entsteht im Zuge der Dekolonisierung (1947 etwa kommt der Begriff «Entwicklung/Unterentwicklung» als wirtschaftliche Kategorie auf). In den 1960er Jahren wird die Überschneidung von Klimazonen ohne Winter und armen Regionen besonders deutlich. Aber die Ungleichheit zwischen wärmeren und kälteren Gebieten ist nicht in erster Linie dem Klima geschuldet. Die Gründe dafür sind in der menschlichen Geschichte zu suchen, in der Kolonisierung und ihren Folgen. Grund für die Inbesitznahme von Territorien und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung ist lange Zeit die Suche nach Gebieten mit begehrten Rohstoffen und Naturerzeugnissen, die dann ins Mutterland geschickt
werden. Darüber hinaus treiben die Kolonialisten Sklavenhandel, und durch den demografischen Aderlass werden die tropischen Regionen ebenfalls destabilisiert. Die dekolonisierten Länder haben somit eine Wirtschaft übernommen, in der vor allem Rohstoffe produziert werden und die von fragilen globalisierten Märkten abhängig ist. 1980 kommt schließlich eine karikaturhafte Unterscheidung auf, die einen klimatischen Determinismus impliziert: das Nord-Süd-Gefälle. Diese Verkürzung stammt aus dem für die Weltbank erstellten Brandt-Bericht. Angesichts der räumlichen Unterscheidung verblasst der Aspekt des Fortschritts, der gemeint ist, wenn von «Entwicklung» gesprochen wird. Das Wort wird oft im Plural verwendet, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Länder der ehemaligen «Dritten Welt» seit 60 Jahren in unterschiedliche Richtungen gehen. Die asiatischen Länder (wie die «Tigerstaaten» oder China und Indien) erleben einen Aufschwung, während auf dem afrikanischen Kontinent, südlich der Sahara, viele Länder keinen Weg aus der Armut zu finden scheinen.
Siehe auch
Die Theorie der Klimata S. 70 Warum Europa? S. 212 Industrielle (R)Evolution S. 240
—
233
Entwicklungsindex nach Ländern (Stand 2019)
ATLANTISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
INDISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
0,8
0,7 0,55 0,35
hoch
niedrig
Zone mit ganzjährig über +18 °C Keine Daten
Der Nutzen des «Südens» für den «Norden» (Stand 2019)
1 NIEDERLANDE
SPANIEN JAMAIKA
KROATIEN GRIECHENLAND LIBANON
PORTUGAL
KUBA
MAROKKO
CHINA
TUNESIEN
MEXIKO PANAMÁ 2 KOLUMBIEN
DOMINIKANISCHE REPUBLIK SURINAM SENEGAL
ECUADOR PERU
BRASILIEN
THAILAND
ÄTHIOPIEN UGANDA
KENIA
TANSANIA
Hong Kong VIETNAM PHILIPPINEN MALAYSIA
MALEDIVEN SEYCHELLEN
INDONESIEN
MAURITIUS
Anbau von Blumen (z. T. in Höhenlagen) für die Märkte des Nordens (Rosen, Veilchen) Weltweite Ausfuhr Umfangreicher Anbau seit zwanzig Jahren Neues Ausfuhrland
Drang des Tourismus zur Sonne Anteil des Tourismus am BIP über 10 % Hauptzielgebiet touristischer Kreuzfahrten (ein Drittel aller Fahrgäste)
Club-Méditerranée-Feriendorf (außerhalb Europas) Hauptzielländer des Sex-Tourismus (laut Scelles-Stiftung)
8 Das Kohlezeitalter (seit dem 18. Jahrhundert) Ab dem 18. Jahrhundert und vor allem im 19. Jahrhundert verändert die Industrialisierung die Gesellschaften und ihre Beziehung zur Erde. Neue Energiequellen aus fossilen Rohstoffen haben entscheidenden Anteil an der Industriellen Revolution. Die Verbrennung dieser unter der Erdoberfläche liegenden Ressourcen bringt den gesamten Kohlenstoffkreislauf durcheinander. Die Urbanisierung und neue Transportmittel haben Einfluss darauf, wie die Menschen wohnen und wie sie Entfernungen wahrnehmen, und auch die Landschaften des immer dichter bevölkerten Planeten wandeln sich zusehends.
236
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Kohlenstoff
Kurze und lange Kreisläufe Kohlenstoff ist für das organische Leben unabdingbar. Er befindet sich in verschiedenen Formen auf und unter der Erde, ist in der Atmosphäre, im Meer, in der PAZIFISCHER Biosphäre und in der LithoOZEAN sphäre gespeichert. Der Kreislauf des Kohlenstoffs kennt dabei zwei verschieden schnelle Indonesien zeitliche Abläufe, in denen Kohlenstoff zwischen diesen Speicherorten wechselt. Der Austausch von Kohlendioxid zwischen Atmosphäre, Biosphäre und Meer stellt einen kurzen 438 MtCO2 Ozeanien Kreislauf dar (Zeitspanne einer Jahreszeit bis zu einem Jahrhundert), bei dessen Regulierung die großen Äquatorialwälder und die kalten Meere eine wichtige Rolle spielen. Kalkstein und fossile Rohstoffe wiederum, in denen der Großteil des Kohlenstoffs gebunden ist, entstehen MtCO2 = Millionen Tonnen Kohlendioxid über sehr lange Zeiträume (geologische Zeit). Solange die Menschen nur in den kurzen Kohlenstoffkreislauf eingreifen (z. B. Holzverbrennung), bleibt das Gleichgewicht bestehen. Doch seit dem Ende des 18. Jahrhunderts stört die IndustrialisieAtmosphärischer Kohlendioxidgehalt rung den Kohlenstoffkreislauf Kohlendioxidmoleküle pro Million atmosphärischer Moleküle massiv. Die Industriegesell(parts per million, ppm) schaften nutzen die Speicher des langen Kreislaufs (Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energie400 gewinnung und von Kalk zur Zementherstellung) und entlassen 350 zugleich CO2 in den kurzen Kreislauf (die Atmosphäre). Die Zunahme des CO2-Gehalts in der Atmosphäre, der seit 1958 in 310 der Messstation Mauna Loa auf Hawaii kontinuierlich gemessen 275 wird, kann von den anderen Speichern (Meer und Biosphäre) nur teilweise ausgeglichen 260 ppm werden. 1700 1800 1900 2000
Siehe auch
—
Das Ökosystem Erde S. 104 Fossile Rohstoffe S. 110 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260
4946 MtCO2
5606 MtCO2
237
Europa
Nordamerika
17 756 MtCO2 Asien
Nordamerika 2568 MtCO2 Naher Osten
169 MtCO2 Mittelamerika
1326 MtCO2 Afrika
ATLANTISCHER OZEAN
Zentralafrika
Amazonien
INDISCHER OZEAN
994 MtCO2 Südamerika
Kohlenstoffspeicher Kurzer Kreislauf Hauptmasse des in der kontinentalen Biosphäre gespeicherten Kohlenstoffs Hauptmasse des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs
Hauptmasse des im Meerwasser gelösten und gespeicherten Kohlenstoffs in Gramm pro Kubikmeter 24
Menschliche Quellen Langer Kreislauf Geologisch altes Kalkgestein Kohlendioxidausstoß durch (mehrere Millionen Jahre), Verbrennung geologischer Hauptspeicher für Kohlenstoff Ressourcen 2020 auf der Erde Amazonien Schwerpunktgebiete Fossile Kohlenstoffressourcen der Entwaldung (Kohle, Erdöl, Schiefergas)
25
Der Kohlenstoffkreislauf us
wa E nt
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A HYDROSPHÄRE Organische Ablagerungen g n u Meereser Mikroorganismen e in rung rie LITHOSPHÄRE e st n i te te Vers her Ma nisc Fossile Speicher Sedimentablagerung a g r o Torf, Kohle, Erdöl, Erdgas Kalksteinablagerungen
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BIOSPHÄRE
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ATMOSPHÄRE
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Kurzer Kohlenstoffkreislauf (etwa 10 Jahre) Langer Kohlenstoffkreislauf (etwa 10 000 Jahre) Menschlicher Eingriff
238
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung USA
San Francisco Seattle
80
Los Angeles
UINTABECKEN ECKEN MEXIKO Acapulco
POWDER RIVER Hudsonbucht
USA St. Louis
ILLINOIS
Chicago KANADA (brit.) Buffalo APPALACHEN Philadelphia Boston New York Havanna NeufundKUBA land New Orleans
VEREINIGTES KÖNIGREICH DEUTSCHLAND
40
Sankt Petersburg
21 Glasgow Colon
NORDAT L A N T I S C H E R OZEAN
Moskau Berlin
London
FRANKREICH Paris
Wien
5 Istanbul
PERU Callao
BRITISCH-GUAYANA NIEDERLÄNDISCH-GUAYANA FRANZÖSISCH-GUAYANA
Gibraltar
Alger Malta
ALGERIEN
Alexandria
(frz.)
SpanischSahara
Valparaiso CHILE ARGENTINIEN Buenos Aires Kap Horn
BRASILIEN
Montevideo Santos URUGUAY Rio
FALKLANDINSELN (brit.)
Industriestaaten Anfang des 20. Jahrhunderts Industriestaat Bestehend Im Aufbau Hauptproduktionszweige 1913 Kohle und Eisen (in Millionen Tonnen) Kohlebecken Textilwirtschaft (Europa) Metallverarbeitung (Europa) Chemische Industrie (Europa)
FRANZÖSISCHWESTAFRIKA Salvador
LIBYEN ÄGYPTEN (brit.)
(ital.)
FRANZÖSISCHÄQUATORIALAFRIKA ANGLOÄGYPTISCHER SUDAN NIGERIA (brit.)
KAMERUN
SÜDAT L A N T I S C H E R OZEAN
Weltweite Vernetzung der Industrie Kolonie mit Rohstoffausfuhr Anderer Rohstoffexporteur Britisches Kohledepot Arbeitskräftewanderung Hauptseeweg Wichtiger Hafen Stadt mit über 1 Million Einwohnern Eisenbahnmagistrale
(dt.)
BELGISCHKONGO ANGOLA (port.)
DEUTSCH- TRANSVAAL
SÜDWESTAFRIKA
Kapstadt SÜDAFRIKANISCHE UNION (brit.)
Durban
Siehe auch
Fossile Rohstoffe S. 110 Von der Töpferei zum Hüttenwesen S. 190 Umweltverschmutzung S. 254
—
239
Europa um 1900 SCHOTTLAND Glasgow S C HWE D E N Nordsee LANCASHIRE Liverpool DÄ N E M A R K YORKSHIRE G ROS S M IDLANDS Rotterdam B R ITA NN I E N Hamburg N I E D E RLondon LANDE WALES E MCAG HLNAEN D RUHR- DAELULTS Cardiff WALLONIEN/ GEBIET NORDFRANKREICH Le Havre SACHSEN B E LG I E N AAR SAAR SCHLESIEN PParis ARIS
NORDPAZIFISCHER OZEAN
Tokio
JAPAN
MANDSCHUREI
LOTHRINGEN BÖHMEN FRANKREICH Bordeaux S C HWE I Z Ö ST E R R E I C HLOMBARDEI/ U N GA R N PIEMONT LOIRE BASKENLAND Genua
KOREA (jap.)
Gelbes Meer
Beijing
SHANDONG
Mittelmeer
SHANXI
Manila
I
Hong Kong
BENGALEN KAISERREICH BRITISCHINDIEN
B
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A , S BA YA A LA D S A M EI UN RUN
Sulawesi Borneo
Singapur
N IE D E R L Ä N
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TONKIN FRZ.-INDOCHINA
RA H WA K ,
Südchinesisches Meer
Kolkata
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Brisbane
Timor
AUSTRALIEN (brit.)
Mumbai
CEYLON (brit.)
Wellington NEUSEELAND Melbourne (brit.) Hobart
Sydney
C DIS
Adelaide
Tasmanien
Madras
Karatschi
400 kmI I I
PHILIPPINEN (USA)
CHINA
Basra
I TA L I E N
H-
RUSSISCHES REICH
Marseille
S PA NIEN
Shanghai
Perth
Colombo
OMAN (brit.)
MALEDIVEN (brit.)
Die Industrie verändert die Welt BRITISCH-SSOMALILAND
Dschibuti
KENIA
ITALIENISCH-S SOMALILAND SEYCHELLEN (brit.)
(brit.)
DEUTSCHOSTAFRIKA
KOMOREN (frz.)
MADAGASKAR MAURITIUS (frz.) (frz.) RÉUNION (frz.) PORTUGIESISCHOSTAFRIKA
INDISCHER OZEAN
Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Welt in fast allen Bereichen von der Industrialisierung geprägt. Schon seit 100 Jahren hat sie immer größeren Einfluss auf die Produktion und auf die Beziehung der Menschen zur Erde ausgeübt. Dieser Prozess setzt um 1780 in England ein und erfasst nach und nach ganz Europa sowie die USA und Japan. Eine Umwälzung, zu der verschiedene Faktoren führen: Bevölkerungszunahme, Kapitalakkumulation durch die Ausbeutung der Kolonien, Innovationen. Die erste Dampfmaschine, die Watt 1769 zum Patent anmeldet, wird zum Symbol der «industriellen Revolution», auch wenn es noch etwas dauert, bis sie sich verbreitet (siehe S. 240). Ein anderer Faktor ist die Kohle (Steinkohle). Dieser Brennstoff organischen Ursprungs beginnt im 17. Jahrhundert im englischen Hüttenwesen das Holz zu ersetzen, bis er im 19. Jahrhundert schließlich massenhaft abgebaut wird – in England entstehen Gegenden mit besonderen landschaftlichen Merkmalen und sozialen Strukturen, um die herum sich Industriegebiete ansiedeln («Black Country»). Die Steinkohle ermöglicht auch die Entwicklung neuer Transportmittel (Eisenbahn, Dampfschiff). Aber es werden weiterhin ebenfalls andere Energiequellen genutzt: Windkraft (vor allem in Holland), Wasserkraft (vor allem in Frankreich) sowie Tiere und Menschen.
I
240
Geschichte der Wissenschaften
Industrielle (R)Evolution Revolution oder Evolution? Die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die ab dem 18. Jahrhundert zu einem Wandel in der Herstellung von Waren führen, werden «Industrielle Revolution» genannt. Der Ausdruck kommt zuerst in Frankreich auf, durch Jean-Baptiste Say und Jean Simonde de Sismondi. Friedrich Engels liefert 1845 die Begründung für den Begriff «Revolution», da er die technische Revolution als einen Abschnitt von historischer Bedeutung ansieht, ehe der Historiker Arnold Toynbee den Ausdruck in der englischsprachigen Welt bekannt macht. Die Industrielle Revolution, begriffen als radikale Umwälzung, fußt ihm zufolge vor allem auf einer Erfindung: der Dampfmaschine von James Watt. Diese Sichtweise wird inzwischen von Historikern bezweifelt, da sich die Industrialisierung in verschiedenen Etappen und je nach Gegend in unterschiedlichem Tempo vollzieht. Darüber hinaus nimmt die Dampfmaschine in der Industrie lange nur einen unbedeutenden Platz neben anderen Energiequellen wie Holz oder Wasser, Tieren und Menschen ein. Die traditionelle Lesart, in deren Zentrum üblicherweise England steht, erfährt durch die Forschung der Globalgeschichte eine neue Komplexität. So erlaubt der Vergleich mit China dem Historiker Kenneth Pomeranz, das Vorhandensein von Kohle in England als geologischen Zufall hervorzuheben sowie vor allem die Rolle, die die Kolonisierung für die Industrialisierung in Großbritannien spielt. Die Länder des British Empire liefern nicht nur die Rohstoffe, sondern sind auch indirekt an der Industrialisierung beteiligt. In der Textilbranche etwa fördert die Konkurrenz durch indische Baumwolle die Mechanisierung der Herstellung in Europa.
Pferdegetriebenes Göpelmahlwerk zum Pulverisieren von Mennige (Frankreich, 1793).
Dampfkreislauf Mechanische Bewegung
7 Balancier
Fliehkraftregulator Fliehkraftregler
Dampfkessel 1
Ventil 6
Ventil
Zylinder 3
8 Schwungrad 9
Kolben 4
2 Kondensator 5
Die Dampfmaschine von Watt (Modell von 1782)
Im Dampfkessel (1) wird das Wasser zu Dampf erhitzt, der dann über ein Ventil (2) in einen Zylinder (3) mit Kolben (4) gelangt. Dieser Kolben wird nach oben gedrückt. Ist der Zylinder voll, wird der Dampf durch das untere Ventil in den Kondensator (5) geleitet. Daraufhin tritt wieder Dampf in den Zylinder, diesmal von oben (6). Der Kolben geht nach unten und der Dampf wird, wenn dieser wieder aufsteigt, nach oben zum Kondensator abgeführt. Durch die Wiederholung dieses Kreislaufs wird der Balancier (7) angetrieben, die die lineare Bewegung des Kolbens in eine kreisförmige Bewegung umsetzt. Der externe Kondensator ist eine Ergänzung, die Watt vornimmt, damit das Wasser abkühlen kann, ohne dass zugleich der Zylinder abkühlt. Außerdem fügt Watt zur Regelung der Drehzahl noch einen Fliehkraftregler (8) und ein Schwungrad (9) hinzu.
241
Das Britische Weltreich 1886.
Schalweber beim Fixieren der Farbe nach dem Einfärben des Stoffs (Indien, 1850).
242
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Kohlenwasserstoffe 36,3
150 Jahre Öl und Gas
Alberta Kalifornien
Arktis Nordamerika
USA
Houston
North Dakota
Texas Pittsburgh
Chicontepec Golf von Mexiko
r eru atot quua ÄÉq
In der Antike nutzen Menschen Erdöl, das sie zufällig im Oberflächengrundwasser finden. Aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Ölbohrungen durchgeführt: Zuerst 1858 in Wietze in der Lüneburger Heide und dann 1859 durch Edwin L. Drake in Pennsylvania. Damit ist der Weg für eine intensive Nutzung des schwarzen Goldes geebnet, das zunächst zur Beleuchtung dient, dann für den Antrieb von Automobilen, Flugzeugen und anderen Maschinen. Es entsteht eine Industrie, bei der die Förderung, der Transport und die Raffination gebündelt in den Händen einzelner großer Unternehmen liegen. Im Laufe der Zeit breitet sich der Markt weltweit aus. Die weiten Entfernungen zwischen den Produktionsstätten und den Standorten der Verbraucher wird für die europäischen Mächte zu einer großen Herausforderung, um die Versorgung zu sichern. Besonders im Nahen und Mittleren Osten führen sie einen heftigen Kampf um die Ressourcen. Erdgas spielt lange Zeit nur eine marginale Rolle, da es schwer zu transportieren ist, aber nach 1945 steigt auch dessen Produktion. Wegen der Vorteile gegenüber Erdöl (weniger CO2-Emissionen, bessere Ressourcenverteilung) wird es zu einer gefragten Energiequelle. Da die Ressourcen jedoch endlich sind und die Nachfrage hoch, wenden sich manche Länder, auch um in der Energieversorgung möglichst unabhängig zu sein, anderen Möglichkeiten zu, die sie zum Beispiel in unkonventionellen Kohlenwasserstoffen wie Schiefergas finden.
13
Pennsylvania 3 1,9
New York
Europa Ostsee GROSSBRITANNIEN NORDAT L A N T I S C H E R Den Haag OZEAN London
DEUTSCHLAND Karpaten
FRANKREICH Provinz Zulia ECUADOR (1973) VENEZUELA
Zorritos PERU
RUMÄNIEN
ITALIEN
Mittelme BerkineFördergebiet SyrteFördergebiet LIBYEN ALGERIEN (1962) (1969)
50,9 7 Lateinamerika ARGENTINIEN Comodoro Rivadavia
Brasilien
1850 bis 1950: Entdeckung und Verwaltung durch den Westen Wiege der Erdöl- und Erdgaswirtschaft Haupterdölmacht Industrieländer im Konflikt um Ressourcen Wichtigste bekannte Reserven bis 1960 Sitz der «Sieben Schwestern» 1950 bis 2000: Geopolitische Veränderungen Gründungsmitglied der OPEC (1960) Späteres OPEC-Mitglied Ölkrise
NIGERIA SÜD(1971) AT L A N T I S C H E R OZEAN ÄQUATORIAL-
GABUN (1975)
GUINEA (2017) Golf von Guinea
KONGO (2018)
Streit um zukünftige Fördergebiete seit 2000 Bestätigte Reserven (in Milliarden Öleinheiten, nach Region, Stand 2020) Erdgas Erdöl Offshore-Fördergebiet Lagerstätte nichtkonventioneller Kohlenwasserstoffe in Ausbeutung Öltransport-Seeweg Konflikte um Lagerstätten Konflikte um Transportrouten
ANGOLA (2007)
Siehe auch
t
Fossile Rohstoffe S. 110 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260 Erneuerbare Energien S. 276
243
Die Technik des Hydraulic Fracturing (Fracking) Wasser agen Pumptankw
0m Grundwas
serschicht
1000 m
Wasser + Sand gstoffe + Zuschla
Zement
PAZIFISCHER OZEAN
Stahlrohre
lt Der Sand häen die Risse off
55,9
19,8
tein
Risse im Ges
112,9
GUS
erung 4000 m te Versick
h Waagerec
65,8 Südchinesisches Meer
Kaspisches Meer
Timor
Borneo
D
eer
—
Baku Mittlerer Osten
Golf von Siam
Mossul IRAN 1979-1980 Kirkuk KATAR (1961–2017) IRAK Straße von 1973 Bahrain Hormus VEREINIGTE ARABISCHE Kuwait EMIRATE (1967) SAUDIARABIEN
Golf von Aden
INDONESIEN (1962–2008) Palembang
15,4
6,1
Aceh Südostasien/Ozeanien
INDISCHER OZEAN
13 16,6
Erdöl im britischen Nahen und Mittleren Osten (1920 bis 1960) Afrika
TÜRKEI Mittelmeer
Kirkuk
SYRIEN
ZYPERN Beirut Tel Aviv Jerusalem
IRAK Amman Sues
il
N
I
1000 kmI I I
I
Britische Kolonien, Schutzund Mandatsgebiete 1920 Erdölfeld Ölraffinerie (1960) Rohölleitung (1960) Achwas Britische Investitionen in die Erdölförderung Verschiffungshafen (1960)
IRAN Achwas Abadan KUWEIT (brit.) BAHRAIN (brit.) Dammam KATAR (brit.) Basra
TRANSJORDANIEN Kairo
UdSSR
Mossul
ÄGYPTEN
SAUDI-ARABIEN
TRUCIAL OMAN
Rotes Meer
SUDAN
ADEN-
JEMEN PROTEKTORAT (1967) Aden
OMAN INDISCHER OZEAN
244
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Transportmittel San Francisco
Die Revolution der Transportmittel Ab dem 19. Jahrhundert erfahren Eisenbahn- und Schiffstransport einen enormen Aufschwung, da nun Dampf als Antriebskraft verwendet werden kann. Passagiere und von der Industrie benötigte schwere Güter werden auf diesem Weg transportiert. Die Herstellung von Eisenbahnmaterial kurbelt wiederum die Metallverarbeitung an, während das Verhältnis von Zeit zu Entfernung schrumpft, sodass die expandierenden Städte leichter beliefert werden können. Der Ausbau der Bahnstrecken begleitet somit die Industrialisierung und Urbanisierung, aber auch die Eroberung bestimmter Gebiete (Russland, Amerika). Großangelegte Bahnstrecken und Kanäle (Sueskanal 1869, Panamákanal 1914) verbinden verschiedene Räume miteinander. Auch in Europa entsteht ein flächendeckendes Bahnnetz. Die Weltkriege spielen bei der Weiterentwicklung der Transportmittel ebenfalls eine Rolle, vor allem in der Luftfahrt. Die erste Luftpost über den Südatlantik fliegt Jean Mermoz im Jahr 1930. Aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es auch Personenflugverkehr. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist dann zusätzlich vom Individualverkehr geprägt, da das Automobil weltweite Verbreitung findet. Durch Flugzeuge und Autos verändert sich das Verhältnis der Menschen zu Entfernungen. Auf dem Meer revolutionieren riesige Frachtschiffe den Warentransport und beschleunigen die Globalisierung.
Los Angeles
Dallas
Chicago
New Orleans Acapulco
Detroit Newark
Atlanta Washington
Boston New York
Hamburg Glasgow
Havanna Panamákanal
Liverpool Hounslow Croydon London Paris
NORDAT L A N T I S C H E R OZEAN
Broma
Berlin Tempelhof Le Bourget
Marseille Gibraltar Tanger Casablanca
Algier
Callao AéropostaleLuftpostdienst
Dakar
Valparaíso Buenos Aires Montevideo
Rio
Bahia SÜDAT L A N T I S C H E R OZEAN
Kap Horn
1840 bis 1914: Epoche der Dampfkraft Ausbau des Eisenbahnnetzes in Europa 1840 bis 1880 Transkontinentale Eisenbahnlinie Frachtschifflinie Wichtiger Hafen im Jahr 1900 Strategisch wichtige Meerenge 1900 bis 1950: Aufkommen des Verbrennungsmotors Wiege der Kraftfahrzeugindustrie Strecke des Aéropostale-Luftpostdiensts Wichtiger früher Flughafen Seit 1950: Epoche der Hochgeschwindigkeit Hochgeschwindigkeitsbahnlinie (über 200 km/h) Wichtiger internationaler Flughafen Containerschifffahrtsweg Hauptrouten der Flussschiffahrt Ausmaß der Motorisierung (Kraftfahrzeuge pro 1000 Einwohner, Stand 2015) 0
25
250 750 900
Keine Daten
Kapstadt Kap der Guten Hoffnung
Siehe auch
—
Die großen Epidemien S. 202 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Das maritime Netz der Welt S. 214
245 Das europäische Eisenbahnnetz Nordsee
ATLANTISCHER OZEAN
1964 Shinkansen-Schnellzug Tokio Seoul Beijing
OCÉAN PAC I F I Q U E
Mittelmeer I
Shanghai
400 km I I I
I
Hong Kong Kanton Manila Sankt Petersburg Moskau
Bangkok Kolkata
Istanbul (Konstantinopel) Ankara Konya Alexandria Sueskanal Medina Dschidda Mekka Dschibuti
Delhi Mumbai
Singapur Ahmadnagar
Straße von Malakka
Madras Dubai
Sydney
Jakarta
Columbo
INDISCHER OZEAN
Der Panamákanal (1914 bis 2016) Karibik
Colón
Kanaltrasse, Eröffnung 1914, Länge 77 km I
Gatún
Agua Clara
Alajuelasee
Gatúnsee
PANAMÁ Mirafloressee Jahrhundertbrücke
Pedro Miguel Miraflores
Cocoli PanamáStadt Transamerikabrücke
10 IkmI
I
I
Kanal Kanalzone, 1903 bis 1999 Pachtgebiet der USA Stausee Schleuse nach Panamax-Norm* Containerschiffroute Neue Kanaltrasse mit neuen Schleusen (Juni 2016) * Frachter mit höchstens 5000 Containern
Das Kohlezeitalter
246
seit dem 18. Jahrhundert
Zement Von den Rohstoffen zum Zement CO2Ausstoß
ROHSTOFFE (Kalk, Ton)
FERTIGPRODUKTE (Zementklinker, Zement)
3 Pulverisierung Mischung aus 80 % 2 Kalk und 20 % Ton
Beischlagstoffe 7 (Gips, Kalk)
Abbau und 1 Zerkleinerung
Vorheizen 4 (200 °C bis 1000 °C)
6 Zementklinkersilo
Backen im Drehofen 5 (1450 °C)
500 * in Millionen Tonnen jährlich ** in Trillionen erzeugter Joule jährlich
400
3000
300
2000
200
1000
100
0 1900
1920
1940
Zusammensetzung von Beton Wasser 5,9 % Zement 11,7 %
1960
1980
2000
0 2020
Anteil der einzelnen Bestandteile bei der Betonherstellung am CO2-Ausstoß Kies 1,1 %
Sand 0,9 %
Sand 38,6 %
Kies 43,8 %
Verbrauch fossiler Energieträger**
Zementherstellung*
4000
Zement 98 %
Backen des 8 Klinkers = ZEMENT
Vom Kalk zum Zement
Weltweite Zementherstellung und Verbrauch fossiler Energieträger 5000
Verfrachtung 9 (Massengut, Säcke)
Seit der Antike wird Kalk, der durch Brennen von Kalkstein gewonnen wird, als Bindemittel im Mauerbau verwendet. Im 1. Jahrhundert v. u. Z. geben die Römer Puzzolane dazu, sodass ein Gemisch entsteht, das auch bei Kontakt mit Wasser hart werden kann. Derlei Methoden werden besonders ab dem 18. Jahrhundert angewandt, während sich zugleich die Brennverfahren verbessern. Im Fahrwasser des Briten John Smeaton arbeiten zahlreiche Forscher an der Optimierung der Herstellungstechniken. 1817 untersucht der Ingenieur Louis Vicat, als beim Bau der Dordognebrücke von Souillac Probleme auftreten, die Zusammensetzung des Kalks und ebnet damit den Weg zum heute verwendeten Zement. Er besteht zu 80 Prozent aus Kalkstein und zu 20 Prozent aus Ton, der bei 1450 Grad gebrannt und anschließend zu Pulver zermahlen wird (Zementklinker). Diese Mischung kann in industriellem Maßstab hergestellt werden. 1824 meldet der Schotte Joseph Aspdin das erste Patent für die Herstellung einer Zementsorte an: das Portlandzement (benannt nach dem sehr festen Kalkstein der Insel Portland).
Siehe auch
—
Geologie der Erde S. 32 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260 CO2-Austausch S. 262
247
1960
15 MtCO2 Deutschland 29 MtCO2 USA
6,5 MtCO2 China
1,0 MtCO2 Ägypten 4,0 MtCO2 Indien Äquator
Kohlendioxidausstoß bei der Zementherstellung (in Millionen Tonnen Gas) 850 120 40 6
2020
13 MtCO2 Deutschland 858 MtCO2 China 41 MtCO2 USA 18 MtCO2 Ägypten
Äquator
123 MtCO2 Indien
Der Zement erobert die Welt Nach und nach entstehen Zementfabriken, um den Rohstoff zu verarbeiten, der überall auf der Welt günstig zu bekommen ist, und mächtige Industriekonzerne werden gegründet. Mit Kies und Sand vermengt, ist Zement ein unerlässlicher Bestandteil von Beton, der im 20. Jahrhundert das Stadtbild einer zunehmend urbanen Welt prägt (siehe S. 248). Die massenhafte Produktion von Zement trägt aufgrund des (notwendigen)
Brennens des Kalksteins und der Nutzung fossiler Brennstoffe zum Brennen des Zementklinkers auch zur Steigerung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre bei (7 Prozent aller CO2-Emissionen im Jahr 2021). Deshalb verlagert sich die Produktion nicht nur entsprechend der Nachfrage (neue Märkte), sondern auch infolge der Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen (Auslagerung umweltschädlicher Produktion).
248
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Beton
1864 Kirche von Vésinet (Boileau und Coignet)
1904 Kirche St.-Jean de Montmartre (Baudot und Cottancin) 1903 Ingalls Building 1902 Cité industrielle (Tony Garnier), unverwirklichtes Konzept 1884 Ransom Alvord Lake Bridge
1. Jahrhundert v. u. Z.: Erste überlieferte Beschreibung des römischen Herstellungsverfahrens für Baukalk in Zehn Bücher über Architektur von Vitruv
Einsturz des Stegs über die Avenue de Suffren in Paris während der Weltausstellung von 1900
Gründung von Zementwerken
Verbreitung von Konkurrenz Betonbauten in den Kolonien durch Stahlskelettbau (erster Wolkenkratzer) ERSTE EPOCHE
VOR DEM STAHLBETON
1750 1810
1760 1820
18301780
1818 Vicat, Technik des Abbindens unter Wasser
1840 1790
DES STAHLBETONS
1800 1850
1824 Portlandzement
18101860 1820 1870 1830
1840 1880
1854 Coignet-Beton 1849 Lambot-Barke
1890 1860 1900 1870 1889 Cottancin-System
1867 Monier-System
1892 Hennebique-System
Beispiel für ein weltweites Unternehmensnetzwerk: Die Hennebique-Organisation (1892 bis 1914)
Zentrale Sitz in der Pariser Rue Danton (1899) Sankt Petersburg 1904 Lagerhalle in Manchester Stockholm 1900 Weltausstellung in Paris Warschau NORDASIEN 1903 Villa Hennebique in Bourg-la-Reine AMERIKA Boston EUROPA Cleveland Konstantinopel (Istanbul) New York Athen St. Louis Baltimore Cincinnati 1910 Ponte del Risorgimento in Rom Kairo Veracruz Mexico
Tianjin
Hanoi
Mérida AFRIKA
Caracas
Saigon Äquator
INDISCHER OZEAN
SÜDAMERIKA PAZIFISCHER OZEAN
1910 1880
ATLANTISCHER OZEAN OZEANIEN
Johannesburg Montevideo
...
Zentrale Bevollmächtigter Konzessionär Bevollmächtigter und Konzessionär ... Bedeutendes Bauwerk
Siehe auch
—
Geologie der Erde S. 32 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260 CO2-Austausch S. 262
249
1911 Jahrhunderthalle in Breslau (Max Berg) 1914 Dom-Imo-System (Le Corbusier) 1926 Bauhaus in Dessau (Gropius)
2002 Friedenssteg in Seoul (Ricciotti)
1957 Kirche St.-Joseph du Havre (Perret)
1936 Fallingwater House (Wright) 2009 Burj Khalifa
1967 Habitat 67 (Safdie)
1939 bis 1945 Zweiter Weltkrieg, Aufkommen vorgefertigter Bauteile
Stadtbrand in San Francisco
Bauhaus
Brutalismus
NEUE BAUÄSTHETIK
1920
1930
Mechanisierung der Zementwerke, hohe Produktion
MATERIAL DES WIEDERAUFBAUS
1940
1950
1960
BESCHLEUNIGTE VERSTÄDTERUNG
1970
1980
1990
1929 Freyssinet, vorgespannter Beton
2000
2010
2020
Ende des 20. Jahrhunderts Zement und Beton mit niedrigem Kohlenstoffgehalt
Erfindung oder technische Neuerung Bemerkenswertes Bauvorhaben
Wichtiges Ereignis
Der Stahlbeton erobert die Welt In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es eine ganze Reihe von Innovationen (Lambot, Coignet, Monier, Hennebique), die schließlich die Produktion von Stahlbeton ermöglichen: ein Beton, bei dem Kunststein aus Zement und Zuschlagstoffen mit einer Metallstruktur kombiniert wird. Zunächst wird Stahlbeton zur Herstellung von Werkstücken verwendet (Böden, Träger, Behälter). Ein Pionier ist der Franzose François Hennebique, der mithilfe von Stahlbeton ein feuersicheres Landhaus baut. Zwischen 1892 und 1914 entwickelt sein in Paris ansässiges Unternehmen ein Netzwerk in zwanzig Ländern, bei dem lokale Vertreter neue Märkte aufspüren
und Vertragshändler die Arbeiten ausführen. Diese Marktstrategie, der auch die Publikation der Fachzeitschrift Le Béton Armé («Stahlbeton») dient, hat großen Anteil daran, dass sich dieses Material verbreitet. Es eröffnet den Architekten zahlreiche Möglichkeiten (freie Gestaltung und Formen, Überhänge) und trägt auf diese Weise zur Geburt der modernen Architektur bei. Stahlbeton ist nicht nur charakteristisch für die Avantgarde des 20. Jahrhunderts (vertreten von Architekten wie Le Corbusier, Gropius, Niemeyer), sondern nach 1945 auch das Material des Wiederaufbaus, des Fertigbaus und der Vereinheitlichung urbaner Landschaften.
Die Hennebique-Organisation
Zentrale zahlt eine Provision (10 % der Auftragssumme)
beauftragt und zahlt eine Kommission (20 bis 40 % der Einnahmen)
verkauft
Lizenz
Bevollmächtigter sucht und handelt aus
kauft Beteiligter Von zwei Beteiligten verkauftes oder genutztes Element
Konzessionär
Konzession vertreibt
finanziert und veröffentlicht
Zeitschrift Le Béton Armé («Der Stahlbeton») vertreibt
Das Kohlezeitalter
250
seit dem 18. Jahrhundert
Die Urbanisierung Burj Khalifa 828 m 800 m 700 m 600 m 500 m
Empire State Building 381 m
400 m Eiffelturm 324 m 300 m 200 m
Taipei 101 509 m
Willis Tower 442 m
Petronas Towers 452 m
Chicago (USA) 1974
Kuala Lumpur (Malaysia) 1998
Metropolitan Life Tower 213 m
Home Insurance Building 55 m
100 m 0m
Paris Chicago (Frankreich) (USA) 1889 1885, abgerissen 1931
Indischer Ozean
New York (USA) 1909
New York (USA) 1931
Seit 2010 Dubai
SAUDIARABIEN
CHINA 2004–2010 Taipeh Pazifischer Ozean
Stadt, die den Rekord des höchsten Wolkenkratzers hält Seit 2010 Dubai Die 25 Städte mit den meisten Wolkenkratzern, Stand 2020 (Anzahl der Wolkenkratzer) 852
454
234
RUSSLAND
Atlantischer Ozean 1890–1973 NewYork 1885–1890 Chicago 1973–1998 Chicago USA
Dubai (VAE) 2010
In die Senkrechte
1998–2004 Kuala Lumpur
INDIEN
Taipeh (Taiwan) 2004
Die Erfindung einer Sicherheits fangvorrichtung für Aufzüge durch Elisha Graves Otis 1854 sowie der Einbau des ersten Aufzugs in ein großes New Yorker Warenhaus 1867 machen den Weg frei für die Entwicklung der Städte in der Senkrechten. Angesichts des rapiden Wachstums der Städte ist das Bauen in die Höhe eine Antwort auf den zunehmenden Platz bedarf. Die boomende Industrie liefert die Materialien für die neuen Gebäude. In Chicago, das 1871 durch einen Brand zerstört wird, entsteht 1885 der erste Wolkenkratzer mit Stahlskelett. Die Stadt wird zum Ausgangs punkt einer architektonischen Revolution. Der Wolkenkratzer, Symbol der nordamerikanischen Stadtlandschaft, verbreitet sich auf der ganzen Welt, die noch einhundert Jahre später immer weiter in die Höhe wächst.
Siehe auch
—
Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom S. 194 «Herr und Meister der Natur» S. 218 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272
251
1700 550 000 London
650 000 Beijing
Äquator
37 260 Lima
1900 6 480 000 London 1 100 000 Beijing
Die Urbanisierung der Welt seit 1800 In zweihundert Jahren wächst der Anteil der Städter von unter 10 auf über 50 Prozent der Welt bevölkerung. In Amerika, Europa und Japan leben inzwischen mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land, in Subsahara Afrika und einigen asiatischen Ländern ist die Verstädterung unterdessen noch in vollem Gange. Die Konzentration der Bevölkerung in den Städten zieht eine tiefgreifende Umstrukturierung der urbanen Räume nach sich. Die Städte wachsen in die Höhe und fransen an den Rändern aus.
Einwohner je Stadt 13 000 000 6 000 000 3 000 000 200 000
Äquator
122 000 Lima
2000 7 070 000 London
7 300 000 Beijing
Äquator
7 200 000 Lima
252
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Ein besseres Leben? 14 16 KANADA
PAZIFISCHER USA
OZEAN MEXIKO RUSSLAND
7 4 12 13
GUATEMALA BELIZE EL SALVADOR HONDURAS KUBA NICARAGUA
HAITI DOMINIKANISCHE REPUBLIK
PANAMÁ
KOLUMBIEN VENEZUELA
ATLANTISCHER OZEAN es
12 11 3
9 10 11
GUYANA Frz.-Guayana
SPANIEN
Kr eb se s
Westsahara
Äq ua tor
PARAGUAY ARGENTINIEN
We n
17 World Wide Web Tim Berners-Lee 1991 Genf-Meyrin
TURMENISTAN
2
TÜRKEI
IRAN GRIECHENLAND SYRIEN IRAK TUNESIEN PAKISTAN ISRAEL JORDANIEN VAE ALGERIEN OMAN SAUDILIBYEN ÄGYPTEN ARABIEN
de kre is d es
Ste inb oc k s
SENEGAL JEMEN MALI GAMBIA ERITREA NIGER GUINEA-BISSAU SUDAN DSCHIBUTI GUINEA BURKINA TSCHAD FASO SIERRA LEONE ÄTHIOPIEN GHANA LIBERIA NIGERIA ZENTRAL- SÜDSUDAN ELFENBEINSOMALIA AFRIKANISCHE KÜSTE KENIA REPUBLIK TOGO KAMERUN UGANDA BENIN RUANDA GABUN ÄQUATORIALGUINEA DEM. REP. BURUNDI KONGO KONGO TANSANIA MADAGASKAR
MALAWI
ANGOLA
16 Arpanet (Vorgänger des Internets) 1969 Los Angeles
UKRAINE
MAURITANIEN
BRASILIEN
URUGUAY
TADSCHIKISTAN USBEKISTAN
MAROKKO
SURINAM
BOLIVIEN
KIRGISISTAN
8 10 5 15 17
AFGHANISTAN
d
PERU
KASACHSTAN
SCHWEDEN
6
is re ek nd We
14
CHILE
FINNLAND NORWEGEN
1
COSTA RICA
ECUADOR
ISLAND
SAMBIA
MOSAMBIK SIMBABWE
BOTSWANA
15
Erster Hochgeschwindigkeitszug 1964 Tokio-Osaka
NAMIBIA
14
Orale 13 Empfängnisverhütung Gregory Pincus Erfolgreiche Organ1956 Puerto Rico transplantation Joseph Murray 1954 Boston
ESWATINI
SÜDAFRIKA
12 Penizillin Alexander Fleming 1928 London
LESOTHO
11 Kinematograph Brüder Lumière 1895 Paris
Siehe auch
Muskeln und Werkzeuge S. 188 Die großen Hungersnöte der Alten Welt S. 196 Die Bevölkerungsexplosion S. 264
—
253
Steigende Lebenserwartung und steigender Konsum
Dampfmaschine James Watt 1769 Glasgow Elektrische Batterie Alessandro Volta 1800 Italien
1 2
PAZIFISCHER
Konservendose Benjamin Appert 1804 Ivry-sur-Seine
3
OZEAN
15
Telefon Alexander Graham Bell 4 1876 Boston
JAPAN NORDKOREA SÜDKOREA
MONGOLEI TAIWAN
PAPUANEUGUINEA
CHINA PHILIPPINEN
LAOS VIETNAM THAILAND MYANMAR KAMBODSCHA NEPAL BANGLADESCH
Haushaltskühlschrank von Linde 5 Carl 1876 München
BHUTAN
INDONESIEN
MALAYSIA
INDIEN
AUSTRALIEN NEUSEELAND
SRI LANKA
6 Glühbirne Joseph Swan 1877 Newcastle INDISCHER OZEAN 7 Elektrizitätskraftwerk Thomas Edison 1882 New York
8
9
10
Tollwutimpfung Louis Pasteur 1885 Paris
Erstes Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor Carl Benz 1886 Mannheim
Entdeckung des Tuberkelbazillus Robert Koch 1882 Berlin
Will man das Wohlergehen – oder das Glück – der Menschen messen, stellt sich die Frage, welche Aspekte dafür betrachtet werden sollten: Lebensstandard, Gesundheit, Sicherheit, Arbeit …? Ob das Leben heute besser ist als früher, lässt sich schwer sagen, sicher aber ist, dass es länger ist. Die Lebenserwartung steigt in Westeuropa und Nordamerika ab dem 18. Jahrhundert. Dank des Fortschritts in Landwirtschaft, Transportwesen, Medizin und Hygiene sinkt die Sterblichkeits rate (insbesondere auch bei Kindern), und es kommt zu einem demografischen Wandel (siehe S. 264). Im Laufe des 20. Jahrhun derts steigt die Lebenserwartung im weltweiten Durchschnitt von 30 auf 65 Jahre. Sie hat sich in den letzten 200 Jahren in allen Gegenden der Welt verbessert, allerdings geografisch wie zeitlich in ungleichem Maße. In manchen Ländern sinkt sie bisweilen sogar wieder (Russland, Länder des südlichen Afrikas infolge von AIDS). Und während das Leben immer länger wird, nehmen zahlreiche Innovationen Einfluss auf unseren Alltag. Sie sind meist nicht das Werk eines einzelnen genialen Erfinders, sondern entstehen durch gemeinschaft liches Forschen, und sie sind sowohl Antrieb als auch Ergebnis des weltweiten Wachstums. Vom Telefon über das Automobil bis zum Internet befriedigt die Industrie neue Bedürfnisse und schafft gleichzeitig neue. Vor allem der Übergang in das Industriezeitalter führt zu einem tiefgreifenden Wandel der Gesell schaften und ihrer Umwelt.
Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung über 54 Jahre im Zeitraum: 1945 1975 2005 2019 Durchschnittliche Lebenserwartung weiterhin unter 54 Jahren (Stand 2022) Rückgang der Lebenserwartung zwischen 1975 und 2005 wegen der AIDS-Epidemie Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung um mehr als 25 Jahre seit 1960 Wichtige Erfindung oder Entdeckung
254
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Umweltverschmutzung Gebeutelte Natur Mit der Industrialisierung, die nach und nach den gesamten Planeten erfasst, kommen auch neue Quellen der Umweltverschmutzung hinzu. Nicht nur führt die Nutzung fossiler Energie träger zu steigenden TreibhausgasEmissionen, sondern es kommt bereits bei deren Förderung (wie Wasserverschmutzung durch Gewinnung unkonventioneller Kohlenwasserstoffe) und dem Transport (Ölpest) zu Umweltverschmutzung. Neue Produktionstechniken (Landwirtschaft, chemische Industrie, Plastik, Kernkraft) und die Veränderung von Lebensweise und Konsum belasten die Umwelt ebenfalls erheblich. In den Städten ballen sich die Quellen der Umwelt verschmutzung, sodass die Bevölkerung dort besonders großen gesundheitsgefährdenden Belastungen ausgesetzt ist. Umweltverschmut zung kann plötzlich auftreten und den Menschen zum Umdenken und Handeln bewegen, wie etwa bei einem Industrieunfall («Sevesounglück» in Meda bei Mailand, 1976), sie kann sich aber auch über lange Zeiträume vollziehen und nur mit Hilfe von Messgeräten erkannt werden (Loch in der Ozonschicht).
Exxon Valdez (1989)
KANADA
USA 4713
Three Mile Island (1979) Odyssey (1988)
USA Deepwater Horizon (2010) Ixtoc I (1979)
ATL A N TI SC H E R OZ E A N
San Juan Ixhuatepec (1984) MEXIKO
Atlantic Empress (1979)
PA Z I F I SC H E R OZ E A N
VENEZUELA KOLUMBIEN ECUADOR
PERU
BRASILIEN
CHILE URUGUAY ARGENTINIEN
Schwerste Industrieunfälle mit Umweltverschmutzung Ölpest Freisetzung von Giftstoffen durch Industriebetriebe Radioaktive Verseuchung (> 5 auf der INES-Skala*) Bodenvergiftung Gebiete mit besonders hohem Risiko einer Vergiftung durch Pestizide
Trinkwasserverschmutzung Über 50 von 100 000 Einwohnern ohne sauberes Trinkwasser (Stand 2015) Meeresverschmutzung Land mit dem meisten Kunststoffabfall auf weniger als 50 Kilometer Küstenlänge (jährlich über 250 000 kg, Stand 2010) Hohes Aufkommen von Kunststoffabfall
* INES: Internationales Register für Nuklearstörfälle ** IQA: Index für Luftqualität, berechnet für vier atmosphärische Hauptschadstoffe: troposphärisches Ozon, Feinstaub, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid
Luftverschmutzung Städte mit der höchsten Luftverschmutzung (deren durchschnittlicher IQA-Indexwert** 2021 als gesundheitsschädlich gilt) Kohlendioxidausstoß nach Ländern (in Millionen Tonnen, Stand 2020, Ausstoß über 50 Millionen Tonnen) 10 000 5000 1000 500 100 50
Siehe auch
Die planetarische Zirkulation S. 62 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272 Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit S. 286
—
255
NO RD P OLARME E R
Amoco Cadiz (1978) Torrey Canyon (1967) Piper Alpha (1988)
RUSSLAND 1577
Flixborough (1974)
Honkeiko (1942)
Kazan (2008) Majak (1957)
GROSSBRITANNIEN
Baia Mare (2000)
POLEN Tschernobyl (1986) DEUTSCHLAND KASACHSTAN UKRAINE FRANKREICH Ajka (2010) Prestige ITALIEN (2002) Meda (1976) TÜRKEI MAROKKO
Feyzin (1966) AZF (2001)
Beirut (2020)
NORDKOREA SÜDKOREA
CHINA 10 668
IRAN
SAUDIARABIEN
ALGERIEN NIGER MALI TSCHAD
Minamata (1950er Jahre) Bhopal (1984)
Sea Star (1972)
PA Z I F I SC H E R OZ E A N
INDIEN 2442
ERITREA ÄTHIOPIEN
PHILIPPINEN
SÜDSUDAN
NIGERIA
MALAYSIA
KENIA
DEM. REP. KONGO
Fukushima (2011)
JAPAN 1031
SOMALIA INDONESIEN
IN D ISCH E R OZE AN
TANSANIA ABT Summer (1991) SAMBIA ANGOLA
MADAGASKAR MOSAMBIK AUSTRALIEN
SÜDAFRIKA Castillo de Bellver (1983)
Das Ozonloch
Ölpestunfälle
Millionen Quadratkilometer
Rohöl in Tonnen 600 000
25
500 000
20
400 000
15
300 000
10
200 000
5
100 000
0 1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
1970
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
256
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Das Meer und der Permafrost NORDPOLARMEER
Nördlicher P olarkreis
Europa
Wendekreis d es
Krebses
NORDPAZIFISCHER OZEAN
China
Nordamerika
NORDATLANTISCHER OZEAN
Äquator INDISCHER OZEAN
SÜDATLANTISCHER OZEAN
es Wendekreis d
Südamerika Australien
Steinbocks
SÜDPAZIFISCHER OZEAN
l Südlicher Po
arkreis SÜDPOLARMEER
Antarktika
Temperaturänderung der Meeresoberfläche (1900 bis 2008, in °C) «Totes», stark − 0,9 ° − 0,4 ° + 0,1 ° + 0,6 ° + 1,6 ° + 2,1 ° sauerstoffarmes Meeresgebiet
Erwärmung des Meeres Meeresspiegelanstieg mm 250 225 + 200 mm
200 175
Pegelmessungen Satellitendaten
+ 150 mm
150 125
+ 100 mm
100 75
+ 50 mm
50 25
0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Das Weltmeer nimmt als wichtiger Klimaregler einen Großteil der Sonnenenergie und des Kohlendioxids auf und gibt sie wieder ab. Dadurch werden Klimaschwankungen abgefedert. Die seit über 100 Jahren beobachtete Erwärmung der Atmosphäre, die vor allem auf die Treibhausgas Emissionen zurückzuführen ist, wird auf diese Weise zumindest abgemildert. Aber zugleich steigt dadurch die Temperatur der Wasserober fläche – seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Schnitt um 0,6 °C, mit starken Schwankungen in den verschiedenen Gegenden der Welt. Die Erwärmung des Meeres hat nicht nur Auswirkun gen auf das Packeis und die Biodiversität, sondern führt auch zu einer Wärmeausdehnung, durch die der Meeresspiegel steigt. Seit 100 Jahren ist der mittlere Meeresspiegel um 10 bis 25 Zentimeter angestiegen. Dieser Trend beschleunigt sich gerade, da die Eiskappen Grönlands und der Antarktis sowie weltweit Gletscher schmelzen. Je nach der Topografie der Küsten macht sich dieser Anstieg mehr oder weniger stark bemerkbar.
Siehe auch
—
Ein wahres Weltmeer S. 64 Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit S. 200 Klimawandel und Migration S. 280
257
Beringmeer
e
Beaufortsee
80° N
Banks-Insel
CHINA
is re rk la
Ostsibirisches Meer
KANADA
°O 120
Nö rdl ich er Po
raß
Alaska (USA)
Laptewsee
RUSSLAND
Victoria-Insel
MONGOLEI
120 °W
60°Ochotskisches N Meer
Bering s t
Golf von Alaska
NORDPOLARMEER Ellesmere-Insel d
Karasee
ffi
nB
ay
80° O Nowaja Semlja
Ba
Ba
ffin
lan
Grönland (dän.) Labradorsee
Spitzbergen (norweg.)
es N
o
Grönlandsee
Barentssee
rdm WEG eer E SCH N WED EN
80° W
NOR
Eur
Ausdehnung der Polareiskappe Durchschnitt 1981 bis 2010 für September Ausdehnung im September 2017 Permafrostboden durchgehend diskontinuierlich 2100 noch gefrorener Boden (Schätzung)
opä
60° N
Packeis, Schnee und Permafrost 0° vereinzelt
Schneedecke der Nordhalbkugel im Frühling in Millionen Quadratkilometer 40
35
30 1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
°O 40
isch
ATLANTISCHER OZEAN ISLAND
1990
2000
2010
Die Kryosphäre, die alles Gefrorene auf der Erde umfasst (Schneedecke, Gletscher, Packeis, Inlandeis, Permafrostböden), ist von der Erwärmung des Planeten in besonderem Maße betroffen. In der Arktis schmilzt das Packeis, dort hat das Meereis in den letzten 30 Jahren sowohl an Ausdehnung als auch an Dicke verloren. Dieses Phänomen geht auch mit einer bedeutenden Abnahme der Schneedecke einher und führt zu einem Rückgang der Albedo (Rückstrahlung des Sonnenlichts), wodurch die Erwärmung weiter beschleunigt wird. Der Permafrost, der zwischen 1/5 und 1/4 der Erd oberfläche ausmacht, in Kanada und Russland sogar die Hälfte des Landes, ist ebenfalls durch die steigenden Temperaturen im Schwinden begriffen. Wenn er schmilzt, können organische Stoffe freigesetzt werden, bei deren Zersetzung große Mengen Kohlendioxid und Methan in die Luft abgegeben werden. Das Schwinden des Permafrosts trägt also ebenfalls zur Erhöhung des Treibhauseffekts bei. Darüber hinaus sinkt der Boden ab, was zum Einsturz von Gebäuden und Infrastrukturen führen kann.
258
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Veränderungen der Biosphäre Living Planet-Index: 1970 = 1
1
Schwund des Lebens 0,8
0,6
0,42
0,4
0,2
0 1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010 2012
Der Living PlanetIndex misst die Biodiversität der Erde basierend auf der Entwicklung der Populationen wilder Wirbeltiere. Die mittlere Größe dieser Populationen ist seit 1970 aufgrund der Zerstörung der Habitate (Urbanisierung, Rodung) und Umweltver schmutzung (vor allem durch Landwirtschaft) um 68 Prozent zurückgegangen.
Die Wälder im Klimawandel Der Klimawandel stellt die Wälder vor die Heraus forderung, sich an die veränderten Bedingungen an zupassen. Mithilfe ihrer Samen können Bäume migrieren und neue Gegenden besiedeln. Die Verbreitung ist dabei meist auf einen Radius von höchstens 100 Metern rund um den Baum begrenzt, es sei denn, Extremwetter phänomene (Überschwemmungen, Stürme) oder Tiere tragen die Samen über weitere Strecken davon. Auf diese Weise «wandern» die Waldbäume am Ende der letzten Eiszeit wegen der steigenden Temperaturen nach Norden, wo die klimatischen Bedingungen ihren
Bedürfnissen entsprechen (siehe S. 150). Außerdem können sich manche Baumarten an Klimaveränderungen anpassen, indem sie ihren Stoffwechsel verändern. Allerdings können sich die äußeren Bedingungen so schnell ändern, dass manche Arten mit den für sie erforderlichen Anpassungen nicht hinterherkommen. Zum Beispiel verkümmern in den französischen Wäldern viele Stieleichen, die keine Trockenheit vertragen, während sich die Traubeneiche als widerstands und anpassungsfähiger erweist.
Im Jahr 2000
Im Jahr 2080
Dichte des Stieleichenbestands 0 Höchstwert
Siehe auch
—
Die Ökoregionen der Erde S. 102 Geisterwälder S. 178 Der Kolumbianische Austausch S. 220
1891 USA
259
EUROPA
1993 JAPAN Hawaii
P O LY N E S I
EN
1904 SÜDEUROPA
SÜDAMERIKA
SÜDAFRIKA AUSTRALIEN
1868 Buenos Aires
Ausbreitung der Argentinischen Ameise Heimat der invasiven Art Linepithema humile Erstes Auftreten in einem Gebiet Ausbreitung ab dem 19. Jahrhundert (Blumenhandel) Mittelmeerklima Nachweis im 21. Jahrhundert
Ausmaß der Ameisenkoloniebildung
Erster Weltkrieg Börsenkrach 1929
Openness-Index* 50
1
Zweiter Weltkrieg 0,5
0 1870
0 1890
1910
1930
1950
1970
1990
Ausbreitung von Ameisenarten weltweit über mehrere Kontinente regional Internationalisierung des Handels: Öffnung der Volkswirtschaften * Summe der Ein- und Ausfuhren, geteilt durch das BIP
2010
Die großen Invasionen Die Ameisen haben den gesamten Planeten mit Aus nahme der Polarregionen besiedelt. Zahlreiche Arten sind infolge der Globalisierung vertrieben worden und breiten sich in anderen Gebieten wieder aus, zu Lasten der dort heimischen Arten. Diese invasiven Arten schaden den Ökosystemen, in die sie eindringen, und stören auch den Menschen. Manche breiten sich nur regional aus, wobei sie meist auf menschengemachten Transportwegen, vor allem Straßen reisen. Die Art Camponotus herculeanus etwa fährt in Europa auf Holzlastern mit, auf denen Baumstämme transportiert werden. Andere Arten wie Linepithema humile (Argentinische Ameise) verbreiten sich auch über Kontinente hinweg. Sie wird in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts in südamerikanischen Orchideen mit transportiert und besiedelt weltweit fast alle Länder mit mediterranem Klima. Wieder andere breiten sich fast auf dem gesamten Planeten aus. Dabei folgt ihre geo grafische Ausbreitung jeweils den Bewegungen der Globalisierung: Nimmt der Handel zu, verbreiten sie sich schneller, während sich ihre Ausbreitung in Krisenzeiten (Weltwirtschaftskrise 1929, Zweiter Weltkrieg) verlang samt. Haben sich invasive Arten erst einmal irgendwo niedergelassen, ist es schwer, sie wieder loszuwerden. So ist es den USA trotz der eingesetzten Insektizide nicht gelungen, die 1939 eingewanderte Feuerameise zu eliminieren. Viele Länder versuchen sich inzwischen mithilfe strenger Biosicherheitsregeln zu schützen.
260
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Die Dekarbonisierung der Atmosphäre Wichtigste Speichermöglichkeiten für Kohlendioxid 2022
ATLANTISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
INDISCHER OZEAN
CO2-Speicher Salzhaltiger Grundwasserspeicher Ausgeschöpfte Erdöl- und Erdgaslager Unterstützte Förderung von Kohlenwasserstoffen Kohleflöz
OCÉAN AUSTRAL SÜDPOLARMEER
Methoden unterirdischer Kohlendioxidspeicherung Industriebetrieb Ableitung von Kohlendioxid durch Pipelines
Industriebetrieb Ableitung von Kohlendioxid durch Pipeline Offshore-Bohrinsel Erdgas- und Erdölförderung Anlieferung von Kohlendioxid mit Großtanker
Anlage zur Verpressung von Kohlendioxid
… in ein leergepumptes Erdöl- oder Erdgaslager
… in einen salzhaltigen Grundwasserspeicher
… in ein Erdöl- oder Erdgaslager während der Förderung
Der Kampf gegen den Kohlenstoff Um den Gehalt von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre zu verringern, werden Techniken entwickelt, mit denen das Gas eingefangen, gelagert oder weiterverwendet werden kann. Vor allem in Nordamerika nutzt die Industrie CO2 (Energie, Chemie, Bauwesen). Zum Bei spiel erleichtert Kohlendioxid die Förderung von Erdöl, wenn es in die Ölfelder gepresst wird. Bei der Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) wird das Gas in geologischen Speicherstätten gelagert, etwa in wasserspeichernden Salinen, die enorme Kapazitäten haben. Es gibt diesbezüglich zwar zahlreiche Vorhaben, die Schwierigkeiten sind jedoch immens (etwa wegen der Kosten und des Energieaufwands oder mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung).
Kohlenstoff S. 236 Die Kernenergie S. 275 Erneuerbare Energien S. 276
—
Siehe auch
261
Europa Afrika 14
71
Die Wiederaufforstung der Erde
Asien
Nordamerika
Bäume entnehmen der Luft CO2 und speichern es, während sie Sauerstoff abgeben. Wälder spielen also bei der Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre Ozeanien eine wichtige Rolle. Tatsächlich ist die Wiederaufforstung unter vielen Akteuren die bevorzugte Methode, um den CO2Gehalt in der Atmosphäre zu senken. Neben der Speicherung von CO2 hat sie je nach Region noch verschiedene Nebeneffekte: Veränderung der Biodiversität und der Funktionsweise der Böden oder Nutzungskonflikte Natürlicher Sekundärwald 57 % 7 % mit der Landwirtschaft. 12 5
39
6
201 0 14
Südamerika
0 201
199 0
200 0
0 200
0 199
Entwicklung der Vegetationsdecke (in Millionen Hektar) 125 75
Waldbestand 2010
25
36 % Urwald (Primärwald)
Westgrönland (DÄNEMARK)
Alaska
Baumplantagen
NORWEGEN
TschuktschenHalbinsel (RUSSLAND)
ISLAND
JAPAN
USA KOREA/JAPAN
ATLANTISCHER OZEAN
INDISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
INDONESIEN
SÜDPOLARMEER
ANTARKTIKA
Mitglied der Internationalen Walfangkommission (IWC) Walschutzgebiet Hauptwanderwege der Wale Erlegte Wale und Delfine 2012/2013
200 bis 850
50 bis 200
5 bis 50
Der Wal als Kohlenstoffspeicher Weniger bekannt für die Bindung von CO2 als der Wald ist der Wal. Aufgrund seiner Größe und Lebensdauer ist er der größte lebende CO2Speicher überhaupt. Allerdings nimmt ein einzelner Wal im Laufe seines Lebens nur durchschnittlich 33 Tonnen CO2 auf, was dem jährlichen Fußabdruck dreier Franzosen entspricht. Wenn er stirbt, sinkt er auf den Meeresgrund und nimmt das CO2 gleichsam mit ins Grab. Seine (wenn auch nur geringe) Rolle in der CO2Regulierung der Atmosphäre ruft den Konflikt zwischen Jagd und Schutzländern auf den Plan, die in der 1946 gegründeten Internationalen WalfangKommission zusammengeschlossen sind.
262
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
CO2-Austausch
SCHWEDEN 123 $ NORWEGEN 58 $ DÄNEMARK 26 $ GROSSBRITANNIEN 23 $
Yukon-Territorium 23 $ Nordwest-Territorien 15 $ Labrador 15 $
KANADA British Columbia 30 $
RGGI*-Bundesstaaten Kalifornien
ESTLAND 2$
ISLAND 30 $
New Brunswick 23 $ Alberta 23 $
FINNLAND 84 $
Prince Edward Island 23 $
USA MEXIKO 3$
LETTLAND EUROPÄISCHE BELARUS 10 $ UKRAINE UNION FRANKREICH 49 $ TÜRKEI PORTUGAL 26 $ SLOWENIEN 19 $
IRLAND 28 $
KASACHSTAN
SCHWEIZ 98 $
LIECHTENSTEIN 98 $
KOLUMBIEN 5$
BRASILIEN
CHILE 5$ SÜDAFRIKA 8$ ARGENTINIEN 10 $
Besteuerung des Kohlendioxids 2020 Kohlendioxidabgabe (in US-Dollar je Tonne Kohlendioxidäquivalent) Gebiet mit Emissionsquotensystem * Regional Greenhouse Gas Initiative
Entwicklung der Einnahmen aus der Kohlendioxidabgabe 45,3 Milliarden US-Dollar
47,8 Milliarden US-Dollar Kalifornien
Andere
Kohlendioxidabgabe Emissionsquotenhandel
Frankreich
22 Milliarden Dollar
2018
Europäische Union
Kanada
2019 Japan
2016
Schweden Andere
Finnland Schweiz Großbritannien
Siehe auch
—
Kohlenstoff S. 236 Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit S. 286
263
Das System des Emissionsquotenhandels Einführung der Quoten (Jahr)
Die Größe der Kreise gibt die annähernde Bedeutung des Systems für den jeweiligen Kohlendioxidausstoß an.
CHINA
2020
Ontario (KANADA) 2015
RUSSLAND
Beijing CHINA
SÜDKOREA Hebei
SÜDKOREA JAPAN 3$ Tianjin
2014
Cingqing
Saitama Tokio Shanghai
HEBEI
INDIEN
Tianjin
CHINA
CHONGQING FUJIAN GUANGDONG
Shenzen
Shenzen Shanghai Guangdong
2013
SINGAPUR 4$
Beijing KASACHSTAN Québec (KANADA) Kalifornien (USA) SCHWEIZ Saitama (JAPAN) Tokio (JAPAN) RGGI (USA) NEUSEELAND
AUSTRALIEN
2011
NEUSEELAND
2010 2009 2008
EUROPÄISCHE UNION
2005
0
20
40
60
80
100 %
Anteil der durch den Quotenhandel ausgeglichenen Emissionen
Der Preis von Kohlendioxid Bei der Unterzeichnung des KyotoProtokolls (1997) legen einige Staaten im Kampf gegen TreibhausgasEmissionen einen Preis für Kohlendioxid fest. Dabei werden zwei Instrumente genutzt: die CO2Steuer und das Emissions handelssystem (EHS oder auf Englisch Emission Trading Scheme, ETS), die einzeln angewandt oder kombiniert werden können. Bei der CO2Steuer zahlt der Verursacher einen festen Preis pro Tonne CO2, während beim EHS die staatlichen Behörden Höchstwerte festlegen. Nun kann auf CO2Märkten mit Emissionsrechten gehandelt werden: Unternehmen, die ihren Anteil nicht ausschöpfen, können
ihn in Form von Zertifikaten an die großen Umweltver schmutzer verkaufen. Einige Gebiete schließen sich zusammen, um ein gemeinsames System des Zertifikats handels einzurichten, zum Beispiel Kalifornien und Quebec, die Staaten im Nordosten der USA (Regional Greenhouse Gas Initiative, RGGI) oder die Europäische Union. Auf diese Weise können dank 30 verschiedener CO2Märkte und ebenso vieler CO2Steuern im Jahr 2019 Einnahmen in Höhe von fast 48 Milliarden USDollar erzielt werden, mit denen vor allem der Kampf gegen den Klimawandel finanziert wird.
264
Das Kohlezeitalter
seit dem 18. Jahrhundert
Die Bevölkerungsexplosion Alterspyramiden Asien 1,4 Milliarden 1950
Europa 4,67 Milliarden 2021
549,3 Millionen 1950
Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen
50
25 00 25 Millionen Menschen
50
7
3,5 00 3,5 Millionen Menschen
Afrika
12,9 Millionen 1950
Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen
40
20 00 20 Millionen Menschen
43,2 Millionen 2021
Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen
40
0,5
0,25 00 0,25 Millionen Menschen
Nordamerika 168,8 Millionen 1950
Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen
3
0,5
Südamerika 371,1 Millionen 2021
172,6 Millionen 1950
7
Australien und Ozeanien 1,3 Milliarden 2021
0,227 Milliarden 1950
747,7 Millionen 2021
Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen
1,5 00 1,5 Millionen Menschen
659,7 Millionen 2021
Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen
3
6
3 00 3 Millionen Menschen
Verdreizehnfachung der menschlichen Population (1700–2022) Die Weltbevölkerung wächst in 322 Jahren von weniger als 600 Millionen Einwohnern auf 8 Milliarden. Diese Bevölke rungsexplosion stellt einen Bruch gegenüber vergangenen Epochen dar, in denen die Zahl zwar kontinuierlich zunimmt, es aber auch immer wieder Einbrüche gibt. Das Modell des demografischen Übergangs macht diesen Wandel verständ lich. Damit wird ein Übergang beschrieben, bei dem sich ein Land mit hoher Sterblichkeit und hoher Geburtenrate zu einem Land mit niedriger Sterblichkeit und niedriger Geburtenrate wandelt. Wenn dabei die Geburtenrate lang samer sinkt als die Sterberate, wächst die Bevölkerung. Der demografische Übergang beginnt im 18. Jahrhundert in Westeuropa, die Gründe dafür sind wirtschaftliche, medizini sche, politische und auch kulturelle Veränderungen. Dabei sollte dieses theoretische Modell nicht verschleiern, dass sich dieser Übergang je nach Region auf vielfältige Weise vollzieht und auch nicht überall gleich schnell abläuft. CHINA 1850 bis 1870: Unruhen
6
WELT 1 Milliarde Menschen, davon ¼ Europäer
1750
1760
1770
1780
1790
1800
1810
1820
1830
1840
1850
1860
1870
1880
Siehe auch
—
Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204 Weltweite Überalterung S. 268 Hygienische Herausforderungen S. 282
Modellvorstellung des demografischen Wandels Geburten- und Sterberate Vor dem Wandel
Phase des Wandels
Nach dem Wandel
265 Weltbevölkerung in Milliarden
Bevölkerung der Kontinente Australien und Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien
8 Milliarden
7 Säkularisierung, bessere Schulbildung, vermehrte Empfängnisverhütung usw.
WELT Seit den 1980er Jahren: AIDS
Medizinischer Fortschritt, bessere Hygiene, höhere Ernteerträge, bessere Ernährung, Seuchenbekämpfung usw.
Altes Gleichgewicht
6
Demografischer Überschuss
Neues Gleichgewicht
5 Zeit
Geburten Todesfälle Geburtenüberschuss 4 WELT 1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg
EUROPA 1914 bis 1919: Erster Weltkrieg und Spanische Grippe
3
2
1
0 1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2022
9 Der überlastete Planet (seit dem 20. Jahrhundert) Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Beziehung der Menschen zum Planeten geprägt vom steigenden Druck auf die Ressourcen und von der Beschleunigung der wirtschaftlichen, demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die bereits in den Jahrhunderten zuvor eingesetzt haben. Nicht nur die Befürchtung, dass die Ressourcen versiegen, sondern auch die Auswirkungen der Ausbeutung der Erde auf die Gesundheit, die Ökosysteme und das Klima führen den Menschen vor Augen, dass die Erde durch ihr Handeln in Mitleidenschaft gezogen wird. Mag auch ein Großteil der Erdbewohner und der Verantwortlichen in der Politik begriffen haben, dass sie sich in einer Krise befinden, genügen die von den Staaten ergriffenen Maßnahmen jedoch nicht, um einen Planeten am Rande des Zusammenbruchs ausreichend zu entlasten.
268
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Weltweite Überalterung
2010–2020
2,1
2000–2010
2,4
1990–2000
1980–1990
2,7
3,6
1,6
1,5
Oz ea
4,6
1,8
2
2,4
5
2
2,3
2,5
1,5
5,5
1,8
1,8
6,3
1,8
Das Ende des demografischen Übergangs
ni en
er m
m
Sü da
No rd a
Af rik a
As ie
n Eu ro p
a
er
ika
ika
Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau
2,2
2,5
3,7
2,5
1970–1980
4,5
2
1960–1970
5,7
2,4
6,7
2,9
5,6
3,7
1950–1960
5,7
2,6
6,6
3,4
5,8
3,9
6,6
1,9
4,6
3
16
ho he Vo r
he
rs ag
e
Entwicklung der Bevölkerung (Projektionen)
Weltbevölkerung (in Milliarden)
14
12
12
e
rsag Vorhe e r le t it
m 10
10
nie
drig
eV orh
8
ers age
8
6
6
4
4
2
0
2000
2
2050
2100
0
Die Weltbevölkerung, die seit 200 Jahren rasant wächst, erreicht 2050 vermutlich die 10-MilliardenMarke. Zwar nimmt die Population nach wie vor zu, inzwischen verlangsamt sich das Wachstum aber. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von 5,4 auf 2,1 gesunken. In Afrika liegt die Geburtenrate nach wie vor hoch, weshalb der Kontinent derzeit der größte Treiber des Bevölkerungswachstums ist, aber viele Länder befinden sich inzwischen unter dem Reproduktionsniveau von 2,1. Verhütungsmittel (vor allem die in Indien und China weit verbreitete Sterilisation) und Abtreibungen sind zwei Gründe für die fallende Geburtenrate. Weltweit endet eine von fünf Schwangerschaften durch einen gewollten Schwangerschaftsabbruch, der zumeist illegal vorgenommen wird. Fast die Hälfte dieser Abtreibungen findet insgeheim statt und ist für die Frauen mit Risiken behaftet, auch wenn zumindest die Sterblichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen abnimmt. In manchen Gegenden gibt es auch geschlechtsselektive Abtreibungen, durch die das Verhältnis zwischen den Geschlechtern zugunsten der Jungen verschoben wird. In Verbindung mit der zunehmenden Lebensdauer führt die abnehmende Geburtenrate zur Überalterung der Gesellschaft – angesichts der Lebenserwartung, die sich im 20. Jahrhundert verdoppelt hat, kann man auch von einer Überalterung «von oben» sprechen. In Frankreich hat zum Beispiel die Zahl der Hundertjährigen zwischen 1950 und 2015 um das Hundertfache zugenommen, mit einem deutlich überwiegenden Anteil an Frauen. Da die Zahl der Geburten sinkt, nimmt auch der Anteil jüngerer Menschen an der Population ab, eine Überalterung «von unten». In den Ländern, deren demografischer Übergang später begonnen hat, vollzieht sich diese Überalterung schneller. Überall stellt sich die Frage, wie das Renten- und das Gesundheitssystem an diese gravierenden Veränderungen angepasst werden können. Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien
Siehe auch
—
Ein besseres Leben? S. 252 Die Bevölkerungsexplosion S. 264 Hygienische Herausforderungen S. 282
269
Das Altern der Bevölkerung Im Jahr 2000 Nordeuropa Osteuropa Westeuropa Zentralasien
Nordamerika
Ostasien
Südeuropa Nordafrika
Westasien Südasien
Karibik
Mittelamerika
Westafrika Südostasien
Ostafrika
Zentralafrika Südamerika
Südliches Afrika
Im Jahr 2100
Australien/Neuseeland
Nordeuropa Osteuropa
Westeuropa Nordamerika
Südeuropa Nordafrika
Mittelamerika
Zentralasien Westasien Südasien
Westafrika
Karibik
Ostasien
Ostafrika Zentralafrika
Südostasien
Südamerika Südliches Afrika Australien/Neuseeland
Bevölkerung über 65 Jahre, nach Großregion (in Millionen)
Anteil der über 65-Jährigen in der Bevölkerung (in %)
500 18 15 100 50 10
10 5
270
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Die Menschheit ernähren Landwirtschaft und Ernährung
ZENTRALASIEN ATLANTISCHER OZEAN
NORDAFRIKA
NAHER OSTEN OST- UND SÜDOSTASIEN
SÜDASIEN
MITTELAMERIKA KARIBIK WESTAFRIKA
Équateur SÜDAMERIKA
PAZIFISCHER OZEAN
ZENTRALAFRIKA OSTAFRIKA
INDISCHE OZEAN
SÜDLICHES AFRIKA
Ackerland Anstieg der Unterernährung zwischen 2000 und 2020 Rückgang der Unterernährung zwischen 2000 und 2020
AUSTRALIEN UND OZEANIEN
Anzahl unterernährter Menschen (in Millionen, 2020) 300
68
40
6
Landwirtschaftliche Revolutionen Ab dem 18. Jahrhundert und vor allem aber im 20. Jahrhundert tragen umfangreiche Veränderungen in der Landwirtschaft dazu bei, dass die stetig wachsende Bevölkerung ernährt werden kann. Durch die zunehmende Nutzung fossiler Rohstoffe zur Energieerzeugung anstelle von Holz werden Landflächen für den Ackerbau frei. Die Industrie trägt zur höheren Produktivität und zu steigenden Erträgen in der Landwirtschaft bei (Mechanisierung, Kunstdünger), und die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte wird ein Glied in einer großen Kette der Agrarindustrie. Zugleich beschleunigt sich die Globalisierung der Märkte durch die immer schneller werdenden Transportmittel (siehe S. 244). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt es in der Landwirtschaft zu einer echten Revolution, da in vielen Ländern immer weniger Arbeitskräfte benötigt werden (nur nicht in Indien, dem Land der «grünen Revolution»).
Grund dafür ist der massive Einsatz von Dünger und Pestiziden, die Verbesserung der Bewässerungstechniken und die Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen. Seit den 1970er Jahren entstehen angesichts der Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf Umwelt und Gesundheit neue Praktiken wie Biolandwirtschaft, und bestimmte Pflanzenschutzmittel werden verboten. Doch trotz optimierter Produktion sind Millionen Menschen unterernährt. Die Frage der Ernährungssicherung erinnert uns daran, dass die Landwirtschaft eine besondere Branche ist. Um die Abhängigkeit von Importen zu vermeiden, schützen die Staaten, die sich das leisten können, ihre Landwirtschaft so gut sie nur können. Einigen großen Exporteuren, die in der Cairns-Gruppe organisiert sind, gefallen diese Bremsklötze der Liberalisierung allerdings gar nicht.
Siehe auch
—
Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Die großen Hungersnöte der Alten Welt S. 196 Die Bevölkerungsexplosion S. 264
271
Landwirtschaft zwischen Quantität und Qualität
DEUTSCHLAND FRANKREICH ITALIEN PORTUGAL SPANIEN ATLANTISCHER OZEAN
KANADA
75 USA VIETNAM PHILIPPINEN
CHINA
INDIEN
HONDURAS PAZIFISCHER OZEAN
COSTA RICA KOLUMBIEN BOLIVIEN CHILE
35 AUSTRALIEN
INDISCHER OZEAN BRASILIEN PARAGUAY SÜDAFRIKA
URUGUAY ARGENTINIEN Landwirtschaftliche Fläche mit GVO-Anbau* (in Millionen Hektar, ohne Baumwolle, 2017) 1 * Genetisch veränderte Organismen 75 50 20
Düngemittelverbrauch (in kg/ha Ackerfläche, 2018) 2106 1000 415 220 90 20
Landwirtschaftliche Fläche mit ökologischem Landbau (in Millionen Hektar, 2018) 3 2 1 35
Keine Daten verfügbar
Landwirtschaft zwischen Welthandel und Protektionismus
KANADA ASIEN
NORDAMERIKA
Mondelez/Kraft Foods Cargill
USA
EU Unilever
George Weston
Danone Nestlé
Xinjiang Chalkis ASIEN
Pepsi General Mills
CHINA INDIEN
Tyson Foods
MEXIKO
THAILAND BRASILIEN AFRIKA
INDONESIEN SÜDAMERIKA ARGENTINIEN
Abhängigkeit von Getreideimporten stark
schwach Hauptsitz großer Agrar- und Lebensmittelunternehmen
EU Staat/Wirtschaftsraum, der seine
Landwirtschaft stark subventioniert Mitgliedsstaat der Cairns-Gruppe Anzahl landwirtschaftlicher Transaktionen zwischen Regionen der Welt (zwischen 2000 und 2015) 170 6
70
Wert der Exporte der 10 wichtigsten Exportländer (in Milliarden US-Dollar, 2019) 35,2
9,2
4,6
2,2
272
Geschichte der Wissenschaften
Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? Stratigrafische Evidenz Im Jahr 2000 schlägt der Chemiker Paul Crutzen den Begriff «Anthropozän» vor, um ein neues geologisches Zeitalter auszurufen. Die Menschheit sei inzwischen eine verändernde Kraft auf dem Planeten, die mit den Bewegungen der Erdplatten, Vulkanausbrüchen und Meteoriteneinschlägen vergleichbar sei. Die Vorstellung, dass die Menschen die Funktionsweise der Erde verändern, ist nicht neu, wie der Begriff «anthropozoisch» zeigt, den Antonio Stoppani schon in den 1870er Jahren verwendet. Vor dem Hintergrund der Beschleunigung von Umweltproblemen vor allem beim Klima setzt sich der Begriff des Anthropozäns im 21. Jahrhundert allmählich durch. Journalisten, Umweltaktivisten und Humanwissenschaftler verwenden ihn. In der Geologie ist der Terminus indessen umstritten. Da die Handlungen der Menschen den Kohlenstoffkreislauf durcheinanderbringen und massiven Einfluss auf die Biodiversität haben, hinterlassen sie in den Erdschichten sichtbare Spuren. 2009 ruft die International Commission on Stratigraphy eine Arbeitsgruppe ins Leben, die diskutiert, ob der Begriff Anthropozän sinnvoll in die geologische Zeit einzuordnen wäre und welchen Zeitraum er genau bezeichnen würde. 2016 bejaht eine Mehrheit der Mitglieder, dass es einen stratigrafischen Nachweis für das Anthropozän gibt. Das Ende des Holozäns, der vorigen geologischen Epoche, ist indes noch nicht offiziell. Für die Wissenschaftler der Kommission stellt es ein schwieriges Unterfangen dar, den stratigrafischen Punkt zu finden (Global Stratotype Section and Point, GSSP), an dem sich die Erdzeitalter voneinander abgrenzen lassen und der Beginn des Anthropozäns festgelegt werden könnte. Paul Crutzen schlägt als Anfangspunkt die Entwicklung der Dampfmaschine vor – das Symbol der Industrialisierung. Seitdem ist über zahlreiche geologische Marker debattiert worden: Fossilien als Zeugen des Untergangs der Megafauna, der CO2-Gehalt der Gletscher, radioaktive Teilchen und Mikroplastik.
Wann und womit 300 000 v. u. Z. Auftreten des beginnt das Homo sapiens in Afrika Anthropozän? Feuer und Jagd
5000 v. u. Z. Beginn des Reisanbaus in China, Anstieg des Methangehalts in der Atmosphäre
HOLOZÄN
Erste Jahrhunderte u. Z. Ausbreitung der Menschen bis in die entlegensten Gebiete des Pazifiks: Osterinsel, Französisch-Polynesien
2000er Jahre Die Weltbevölkerung wird überwiegend städtisch
273
200 000 v. u. Z.
60 000–35 000 v. u. Z.
Auszug aus Afrika, Beginn der Ausbreitung des Homo sapiens auf der Erde
Ankunft des Homo sapiens in Australien, Europa und später Amerika
PLEISTOZÄN
Gegen 12 000 v. u. Z.
10 000 v. u. Z.
Aussterben der Megafauna
Entstehung der Landwirtschaft, Beginn der Sesshaftigkeit
10 000 v. u. Z.
16.–17. Jahrhundert Europäer erobern Amerika. Demografischer Zusammenbruch der indigenen Bevölkerung (Kriege, Krankheiten und Zwangsarbeit), Waldrückeroberung und Rückgang des CO2-Gehalts in der Atmosphäre
1784
19. Jahrhundert
Kommerzialisierung der Dampfmaschine von J. Watt. Ausgangspunkt der «industriellen Revolution»
Industrialisierung und massiver Einsatz fossiler Rohstoffe
«KAPITALOZÄN»
«ZEITALTER DER PLANTAGEN»
1970er–1980er Jahre Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen
Ende der 1950er Jahre Beginn der Eroberung des Weltraums
Mitte des 20. Jahrhunderts Atombombe, Petrochemie und Stickstoffdünger
«THANATOZÄN*»
* gr. thanatos = Tod
Nichtlineare Skala
Der überlastete Planet
274
seit dem 20. Jahrhundert
Die Kernenergie DEUTSCHLAND FINNLAND SCHWEDEN SCHWEIZ NIEDERLANDE TSCHECHIEN SLOWAKEI GROSSBRITANNIEN BELARUS BELGIEN
RUSSLAND
FRANKREICH SPANIEN SLOWENIEN UNGARN
RUMÄNIEN ARMENIEN
BULGARIEN
CHINA
JAPAN
IRAN PAKISTAN VAE
SÜDKOREA
INDIEN
TAIWAN
PAZIFISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
INDISCHER OZEAN
SÜDAFRIKA
Der Unfall von Tschernobyl (UdSSR, 1986) Oslo
Helsinki
Stockholm Dublin
I
1000I kmI
I
I
Kernkraftwerk Tschernobyl Kumulative Ablagerung von Cäsium-137 in Böden und Pflanzen (in Becquerel/m2) 5000 Lissabon 1000 500 100 50 10 5
Rabat
Tallinn Riga Vilnius Minsk
Kopenhagen
London Amsterdam Berlin Brüssel Prag Warschau Paris Bern Wien Budapest Belgrad Madrid
Rom Algier Tunis
Moskau
Tschernobyl Kiew
Bukarest Sofia Ankara
Athen
Teheran
Siehe auch
—
«Herr und Meister der Natur» S. 218 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260
275
Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung
KANADA
0 USA
ATLANTISCHER OZEAN
10 25 40 55 70,6 Länder, deren Atomstromproduktion zwischen 2010 und 2020 um mehr als 20 % gestiegen ist Länder, deren Atomstromproduktion zwischen 2010 und 2020 um mehr als 20 % gesunken ist In Betrieb befindlicher Reaktor
MEXIKO
Verteilung der Uranressourcen (Kostenaufwand < 130 $/kg am 1. 1. 2019)
Eine umstrittene Energiequelle
ANDERE LÄNDER CHINA SÜDAFRIKA 4%
10 %
BRASILIEN
NIGER
5%
BRASILIEN
5%
NAMIBIA
AUSTRALIEN
28 %
4%
7%
15 % 8%
RUSSLAND
KASACHSTAN
9%
ARGENTINIEN
KANADA
Der Unfall von Fukushima (Japan, 2011) Litate Minamisoma
I
10 Ikm
I
Kernkraftwerk Fukushima PAZIFISCHER Radioaktivität in der Luft im Jahr 2011 OZEAN (in Mikrosievert/Stunde) Katsurao
Namie Futaba
Fukushima Okuma Tomioka Kawauchi Naraha
Hirono
19 9,5 3,8 1,9 1 0,5 0,2 0,1
Bereich der Evakuierung im März 2011 der Eindämmung im März 2011 des dauerhaftens Aufenthaltsverbots Bevölkerung im Jahr 2010 Bevölkerung im Jahr 2015
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts produzieren manche Staaten Kernenergie, um weniger abhängig von fossilen Rohstoffen zu sein. Diese Energie wird durch die Kernspaltung von Uran und Plutonium erzeugt. Die im Reaktor entstehende Wärme wird anschließend in Strom umgewandelt. Uran ist auf der Welt ungleich verteilt. Die Menge an Rohstoffen, die für die Erzeugung von Kernenergie notwendig ist, ist geringer als der Bedarf der konventionellen Kraftwerke. Als kohlenstofffreie Energie nimmt die Kernenergie im Energiemix mancher Länder wie China einen zunehmenden Anteil ein. Dennoch ist sie wegen des Problems der Lagerung radioaktiver Abfälle und der Risiken von Unfällen umstritten. Während manche daher auf die Entwicklung noch leistungsfähigerer Reaktoren und die Verschärfung der Sicherheitsvorschriften setzen, raten andere zum Atomausstieg. Deutschland beschließt nach dem Unfall von Fukushima (2011), alle seine Kernkraftwerke abzuschalten.
276
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Erneuerbare Energien Der Drei-Schluchten-Staudamm (China)
Kaixian Fengjie
Xingshan Zigui Drei-Schluchten-Staudamm
Wushan Wu
Chongqing Qutang Badong
Wanxian
Xiling
Yunyang
Zhongxian
Ja ng tse k
ian g
Yichang
I
Shizhu Fengdu
Changshou Fuling Chongqing
I
I
100I km I
I
I
Der Staudamm Fluss Jangtsekiang die drei Schluchten Staudamm Die Folgen vertriebene Bevölkerungsgruppen
Wulong
150 000 100 000 30 000
Überschwemmtes Ackerland Sedimentkonzentration Verringerte Sedimenteinträge Reduziertes Hochwasserrisiko flussabwärts Industrieabwässer
Füllstand des Reservoir 175 Meter Schiffshebewerk Jang tseki ang
5 Sperren
Stromerzeugung aus Wasserkraft (in Terawattstunden)
Dammlänge = 2,3 km 185 m hoch
79,4
Wehr
Hochspannungsleitungen
87
103,6
2009 2015 2021
Die Energiewende Energien werden als erneuerbar bezeichnet, wenn die Ressource, aus der sie gewonnen werden, durch ihre Erzeugung nicht aufgebraucht werden kann (wie Wasser-, Solar-, Erd- und Windkraft) oder wenn sich die Quelle in kurzer Zeit regenerieren kann (wie Energieholz, Biokraftstoff). Diese Energien, die zum Teil seit langer Zeit genutzt werden, haben einen großen Anteil an der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Es gibt sie in verschiedenen Formen (Strom, Wärme, Treibstoff), und sie werden für unterschiedliche Zwecke eingesetzt, in einem Zusammenspiel von Tradition und Innovation. Im Kampf gegen den Treibhauseffekt sind Erneuerbare für die Energiepolitik von zentraler Bedeutung. Obgleich die kohlenstofffreien Energiequellen für den
Klimaschutz von hohem Wert sind, sind sie dort, wo die dazu benötigten Anlagen aufgestellt werden, oft umstritten, weil sie Umwelt und Landschaftsbild beeinträchtigen. Die Akzeptanz in der Gesellschaft hängt von Art und Umfang der Anlagen ab, ist aber auch von Region zu Region unterschiedlich – zu sehen etwa an der Windkraft, gegen die in einigen Gegenden heftig protestiert wird (besonders in Frankreich, zum Beispiel). Die großen Staudämme, Symbol der Macht und der Beherrschung der Natur, haben einen besonders starken Einfluss auf die Umwelt (Ablagerung von Sedimenten, Verlust bebaubarer Erde u. a.) und die Bevölkerung. Für den Bau der Drei-Schluchten-Talsperre in der chinesischen Provinz Hubei, die 2006 fertiggestellt wird, müssen eine Million Menschen umgesiedelt werden.
Siehe auch
—
Die Plattentektonik S. 36 Binnengewässer S. 74 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260
277
Das Potential erneuerbarer Energien
PAZIFISCHER OZEAN INDISCHER OZEAN
PAZIFISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
Potential für Gezeitenenergie durchschnittlicher Tidenhub > 2 m Potential > 2000 kWh/m2/Jahr Großes hydraulisches Potential Hauptflüsse
Geothermie mit hohem Energiepotential Vulkanische Regionen an den Rändern von Lithosphärenplatten Geothermiepotential mit geringem Energiebedarf Sedimentbecken Windpotential Geschwindigkeit > 10 m/s in 100 m Höhe über dem Boden
Produktion und Verbrauch erneuerbarer Energien Cercle polaire Arctique
103 KANADA 143 DEUTSCHLAND Grand Coulee The Geysers Hoover Cerro Prieto Tropique du Cancer
Tilbury La Rance
357 USA
61 FRANKREICH
1056 CHINA Fântânele-Cogealac
Gansu Sihwa-ho
Nourek
65 SPANIEN
Horse Hollow
61 ITALIEN
Roscoe
PAZIFISCHER OZEAN
ATLANTISCHER OZEAN
Tenger 1547 Badla Noor
Jaisalmer
Renaissance
152 INDIEN
Guri
134 JAPAN
Drei Schluchten Xiluodu
PAZIFISCHER OZEAN
Équateur
160 BRASILIEN
Tropique du Capricorne
INDISCHER OZEAN
Itaipu
Cercle polaire Antarctique
Verbrauch erneuerbarer Energien (in % des Gesamtverbrauchs) 0
5
15 30 50 96
Hauptproduktionseinheiten Bioenergie Gezeitenkraft Geothermie Solarenergie Windkraft Wasserkraft
Installierte Produktionskapazität für
61 erneuerbare Energie im Jahr 2019
(in Gigawattstunden)
278
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Kriege und Umweltzerstörung Nowaja Semlja (UdSSR)
NORDPOLARMEER
RUSSLAND GROSSBRITANNIEN
Semipalatinsk (UdSSR) Berg-Karabach Lop Nor (CHINA) SYRIEN UKRAINE
FRANKREICH KOSOVO
Südlibanon Reggane (FRANKREICH)
JAPAN
IRAK
AFGHANISTAN
CHINA
6. August 1945 Hiroshima 9. August 1945 Nagasaki
1990–1991 Golfkrieg
1955–1975 Vietnamkrieg
AT LANTI SCH E R OZE AN
Bikini (USA)
Christmas Island (GROSSBRITANNIEN) Montebello (GROSSBRITANNIEN)
Umwelt – Kollateralschäden und Kriegseinsatz (seit 1945) Mit den Armeen, die in bewaffneten Konflikten an Land, auf dem Meer und in der Luft operieren, kommt es zur Umweltverschmutzung aller irdischer Lebensräume. Beispielsweise treiben tausende Bruchstücke von Militäranlagen über das Meer und drohen es zu vergiften. Radioaktives Material aus Atomversuchen gelangt in die Luft und fällt zu Boden, während Abfälle ins Meer sinken oder im Sand vergraben werden. Konventionelle, chemische und biologische Waffen sind in der Lage, ganze Ökosysteme zu zerstören, sodass die Auswirkungen dieser Waffeneinsätze über den militärischen Konflikt weit hinausgehen (zum Beispiel Böden, die über Jahrzehnte unfruchtbar sind). Manche Kriegsführer zielen direkt auf die Umwelt, um strategisch wichtige Ressourcen zu vernichten (wie etwa 1991 der Irak, der die Erdölquellen in Kuwait abbrennt) oder um den Gegner aus seinem Versteck zu vertreiben (Vietnamkrieg). Trotz der ENMOD-Konvention der Vereinten Nationen (eines Übereinkommens über das Verbot der militärischen oder einer sonstigen feindseligen Nutzung umweltverändernder Techniken), die nach dem Vietnamkrieg unterzeichnet wird, ist die Natur – darunter auch die Tiere – nach wie vor durch zahlreiche Konflikte bedroht.
PA
Siehe auch
—
Gewalt, Kampf und Krieg S. 168 «Herr und Meister der Natur» S. 218 Umweltverschmutzung S. 254
279
Umweltzerstörung in Vietnam In Vietnam versprüht die amerikanische Armee zwischen 1961 und 1971 fast 75 Millionen Liter Unkrautbekämpfungsmittel (u. a. Agent Orange), um den Dschungel zu zerstören, in dem sich die Kämpfer der nationalen Befreiungsfront verstecken, und auch um Nutzpflanzen zu vernichten. Diese Strategie der Veränderung der Umwelt zu militärischen Zwecken wird auch 1966 bei der Operation «Popeye» angewandt. Die US Air Force sprüht Silberiodid in die Wolken, um starke Regenfälle zu provozieren, sodass die Nachschubwege verschlammen. Hué Tourane (Da Nang)
Nevada USA
AT L AN T ISCH ER OZE AN Qui Nhon
SÜDVIETNAM ZIF ISCHER OZ E A N
Nha Trang
Mururoa (FRANKREICH)
M
Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg Atombombenangriff (durch die USA) Oberirdische Atomtests zwischen 1945 und 1980 (Stärke in Millionen Tonnen TNT) 200
I
I
Saigon
eko
200 km I I
Bien Hoa
ng
I
I
Menge des von den Vereinigten Staaten während des Vietnamkriegs versprühten Agent Orange (in Millionen Litern) 100
10 1
6 4 2 1
Entlaubtes Gebiet
(LAND) Den Atomtest ausführender Staat
Hauptbereich radioaktiven Fallouts von Atomtests Umweltzerstörender Konflikt größte durch Krieg zerstörte Gebiete (unfruchtbares Land) Länder, die die ENMOD-Konvention (Umweltkriegsübereinkommen, 1976) nicht ratifiziert haben
Operation «Popeye» Silberiodid Wolke
Ho-Chi-Minh-Pfad
280
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Klimawandel und Migration KANADA
Vancouver 2020 Brände 2021 Dixie Fire
USA
New York
ATLANTISCHER
Los Angeles Klimawandel und Folgen OZEAN Wüstenbildung Erhöhte Brandgefahr New Orleans Erhöhte Wirbelsturmaktivität KUBA Packeisschmelze HAITI MEXIKO DOMINIKANISCHE Rasche Permafrostschmelze REPUBLIK Gletscherschmelze HONDURAS GUATEMALA Anstieg des Meeresspiegels NICARAGUA Gefahrenbereiche und «natürliche» Katastrophen KOLUMBIEN Verschlechterung der Agrarsysteme Hohe Bevölkerungsdichte an der Küste Bedrohtes großes Flussdelta ECUADOR Durch den Anstieg des Meeresspiegels Recife bedrohte Großstadt PERU 2019… Große «Natur»-katastrophe zwischen Lima 2019 und 2021 BRASILIEN Anzahl der Menschen, die aufgrund BOLIVIEN Französisch einer durch den Klimawandel verursachten Polynesien Katastrophe vertrieben wurden (in Millionen, zwischen 2008 und 2021) Rio de Janeiro 86
CHILE
50
Buenos Aires ARGENTINIEN
10 1 0,1
Gefährdung durch den Klimawandel: Ungleichheit zwischen den Ländern Während die Zunahme von Treibhausgas-Emissionen die Aufmerksamkeit auf die Erwärmung der Atmosphäre lenkt, haben klimatische Veränderungen die verschiedensten Ausprägungen: Anstieg des Meeresspiegels, häufigere und heftigere Wirbelstürme, Dürreperioden, Schmelzen des Permafrosts u. a. Manche Gefahren treten plötzlich auf, in anderen Fällen verschlechtert sich die Lage nur ganz allmählich. Um zu messen, inwiefern verschiedene Gebiete vom Klimawandel betroffen sind, hat ein französischer Thinktank, die Fondation pour les Études et Recherches sur le Développement International (Ferdi), einen Index zur Anfälligkeit gegenüber klimatischen Veränderungen entwickelt, der große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern offenbart. Auch haben
nicht alle Gesellschaften dieselben Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen. Zusätzlich erhöht sich die Gefahr durch die zunehmende Bevölkerungsdichte und die Besiedlung von besonders gefährdeten Küstenregionen. Diese Risiken führen zu Wanderbewegungen, die aber schwer zu quantifizieren sind. 2021 verzeichnet das Internal Displacement Monitoring Centre fast 6 Millionen Menschen, die infolge von «Naturkatastrophen» migriert sind, worin aber die Migration aufgrund langfristiger Risiken noch nicht enthalten ist. Diese Wanderbewegungen sind größtenteils auf einen kleinen Radius beschränkt und finden vor allem in Asien und Afrika statt. Besonders gefährdet sind jedoch Inselstaaten, die vollständig im Meer zu versinken drohen.
Siehe auch
—
Tropische Wirbelstürme S. 72 Die Wüsten S. 76 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272
281
NORDPOLARMEER
London Amsterdam-Rotterdam Hamburg 2021 Bruch eines Gletschers Venedig
JAPAN
Tianjin
Istanbul IRAK
Alexandria
AFGHANISTAN IRAN PAKISTAN
Kairo
Karatschi MALI
NEPAL BANGLADESCH
INDIEN
KAMERUN KENIA DEM. REP. KONGO KONGO 2019 Dürre Cotonou RUANDA
Lomé Lagos
ANGOLA
MALAWI 2019 Zyklon Idai
2019 Taifun Lekima
MYANMAR
Manila
LAOS
PAZIFISCHER OZEAN
Bangkok Madras
2020 Heuschreckeninvasion
2019 Taifun Hagibis
Dhaka
Massaua
BURKINA FASO ÄTHIOPIEN BENIN BÉNIN GHANA NIGERIA ZENTRALAFR. REPUBLIK
Tokio Osaka
Shanghai
Kolkata
Mumbai
NIGER
Seoul
CHINA
FÖDERIERTE STAATEN VON MIKRONESIEN
KAMBODSCHA
SRI LANKA
Malé
MALAYSIA
MALEDIVEN INDONESIEN
INDISCHER OZEAN
Jakarta 2021 Zyklon Seroja
SALOMONINSELN
MADAGASKAR MOSAMBIK NAMIBIA
VANUATU AUSTRALIEN
2020 Brände 2021 Überschwemmungen
Risikoexposition
Index für die physische Gefährdung durch den Klimawandel 45 50 60 70
Der überlastete Planet
282
seit dem 20. Jahrhundert
Hygienische Herausforderungen Versammlung von Evangelikalen im Elsass (Frankreich) Amsterdam DEUTSCHLAND GROSSBRITANNIEN POLEN London Paris
RUSSLAND
Frankfurt UKRAINE
FRANKREICH
Shincheonji (Taegu, Südkorea)
Beijing
SPANIEN
CHINA
ITALIEN Delhi
Spiel Bergamo – Valencia (Mailand, Italien)
Abu Dhabi
Seoul
Tokio
Wuhan HuananMeeresfrüchtemarkt
Shanghai
Kreuzfahrtschiff Diamond Princess (Okinawa, Japan)
Guangzhou
INDIEN
Hongkong Bangkok
Kreuzfahrtschiff MS Westerdam (Sihanoukville, Kambodscha)
Singapur
ATLANTISCHER OZEAN
IN D ISC H E R OZE A N
SÜDAFRIKA
Die Covid-19-Pandemie Anzahl der Todesfälle zwischen Januar 2020 Erster Cluster und Mai 2022 (> 10 000) Die 20 verkehrs992 415 (USA) reichsten Flughäfen 500 000 Wuhan: 1. Fall 300 000 100 000 10 000
AIDS HIV-Prävalenz im Jahr 2020
(in % der Bevölkerung älter als 15 Jahre) 26,8 12
6
3
0,1
Neue Infektionsfälle im Jahr 2020 (mehr als 5000 Fälle in der Bevölkerung älter als 15 Jahre) 200 000
50 000
10 000
5000
NIGERIA SAMBIA
TANSANIA MOSAMBIK SÜDAFRIKA
Siehe auch
—
Die großen Epidemien S. 202 Ein besseres Leben? S. 252 Weltweite Überalterung S. 268
283
Gesellschaften, Gesundheit und Umwelt
PA ZIFISC HE R OZ E A N
USA
Chicago New York
Denver Los Angeles
Atlanta
ATLANTISCHER OZEAN
Dallas
s MEXIKO
Dez.
Januar Februar
März
April
Mai
Vermutliche Ausbreitung der Epidemie im Jahr 2020 nach Angaben der Staaten
3. April 2020 mehr als 1 Million Menschen infiziert 17. März 2020 Schließung der Außengrenzen des Schengen-Raums 11. März 2020 Die WHO betrachtet die Epidemie als Pandemie 20. Januar 2020 Sperrung der Region Hubei 9. Januar 2020 1. Todesfall 16. Dezember 2019 1. Fall entdeckt
BRASILIEN PERU
ARGENTINIEN
August bis November 2019 Wahrscheinlicher Beginn der Epidemie
Malaria Innertropische Konvergenzzone Malaria-Index (pro 1000 gefährdete Personen) 260 187 98,5 30
W
en de
kr
Äq
eis
de
sK
rebse
s
uat or
We nd ekr eis des Stein bocks
Durch Epidemien, bei denen sich eine Krankheit rasant ausbreitet, wird die Beziehung der Gesellschaften zu den Tieren und zu ihrer Umwelt ebenso wie untereinander in Frage gestellt (Migration, Globalisierung). Zwar können im Laufe des 20. Jahrhunderts dank des Fortschritts in der Medizin (Impfungen, Antibiotika) und bei der Hygiene die meisten Infektionskrankheiten eingedämmt werden, aber die Verbreitung neuer Viren seit den 1980er Jahren lässt Zweifel an diesen Mitteln aufkommen. Das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS), das zum ersten Mal 1981 diagnostiziert wird, breitet sich rapide weltweit aus und tötet in 30 Jahren über 30 Millionen Menschen, vor allem in Afrika. Es folgt eine Vielzahl weiterer Pandemien (Epidemien, die sich auf der gesamten Welt ausbreiten): Vogelgrippe und H1N1, Ebola, Covid-19. Hinzu kommen endemische Krankheiten, die in einem Gebiet dauerhaft auftreten, wie etwa Cholera, Gelb- oder Denguefieber. In den tropischen Gegenden sterben jedes Jahr Hunderttausende Personen an Malaria.
284
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Wasser zwischen Mangel und Überfluss 1960
August 1982
August 1993
Aral
Aral
Kleiner Aralsee
Aral
Syrdarja
ARALSEE
ARALSEE Großer Aralsee alter Küstenverlauf
Mo'ynoq
Mo'ynoq
Mo'ynoq
Amudarja
August 2006
Der Aralsee
August 2018 Kleiner Aralsee
Aral
Salzsee Barsakelmes
Kleiner Aralsee Aral
Kokaral-Damm (2005))
Westliches Becken
Westliches Becken
Östliches Becken
intermittierender See UE TE NE -WÜS UM K AL AR
Mo'ynoq
Mo'ynoq I
100 km I I I I
KASACHSTAN Balchaschsee
Aralsee
rd
Wüste Wüste Sy Kyzylkum
ar
ja
KAS P I SC
KIRGISISTAN
Am
HES
USBEKISTAN
ud
ar
MEER
Wüste Karakum
TURKMENISTAN ja
IRAN
TADSCHIKISTAN CHINA
Der Aralsee 1960 Wasserscheide des Aralsees Intensive Bewirtschaftung des Agrarlands Bewässerter Bereich Hauptdamm
AFGHANISTAN PAKISTAN
INDIEN
500 km I
I
I
I
Der Aralsee liegt in Zentralasien in einer regenarmen Gegend zwischen Usbekistan und Kasachstan. Er wird von zwei großen Flüssen gespeist, dem Amudarja und dem Syrdarja. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nutzen die UdSSR die Wasserressourcen seines Einzugsgebiets für die Landwirtschaft (Baumwolle und Reis). Durch die intensive Nutzung sinkt der Seespiegel, wodurch sich der Salzgehalt erhöht. Der See zieht sich jedes Jahr weiter zurück, bis er sich 1986 schließlich in den nördlichen Kleinen Aralsee und den südlichen Großen Aralsee teilt. Durch die hohe Salzkonzentration verschwinden endemische Arten, der Fischfang kommt zum Erliegen, und der durch das Austrocknen des Sees freigelegte Salzstaub wird vom Wind fortgeweht, wodurch die Böden in der Umgebung unfruchtbar werden. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR schließen sich die Anrainerstaaten zusammen, um Maßnahmen gegen die Austrocknung zu ergreifen, es gelingt ihnen aber nicht, ihre Aktionen zu koordinieren. Der Zustand des Großen Aralsees verschlechtert sich weiter, während sich die Lage beim Kleinen Aralsee auf kasachischer Seite seit den 2000er Jahren nach und nach wieder verbessert.
I
I
Siehe auch
—
Binnengewässer S. 74 Dürre und Flut S. 180 «Herr und Meister der Natur» S. 218
285
Mittelmeer
Das Nilbecken Idfina Zifta Delta
Alexandria
Kairo Asyut
Ni
Asyut
l
Naga Hammadi
ÄGYPTEN
BewässerungsEsna projekt New Valley Assuan Assuan-Staudamm
Assuan
er Me tes Ro
Nassersee
SAHARA Kajbar Merowe
Omdurman At
ba
Khartum
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ERITREA Bl
aue
Girba
r Ni l
Jebel Aulia AL-DSCHASIRA
Bahr al-
ß er Nil
Er Roseires Tana Beles
Wei
SUDAN G h aza
Tekeze
Sannar
Grand-EthiopianRenaissance-Staudamm
l
So
Addis-Abeba Tanasee
ba t
SUDD SUDD er Nil eiiß We W
SÜDSUDAN
DEM. REP. KONGO
Albertsee
Jonglei-Kanal
ÄTHIOPIEN Dschuba
UGANDA Owen
Eduardsee
RUANDA
Kampala KENIA Victoriasee
Kigali
INDISCHER OZEAN
BURUNDI I
I
200I km I
I
Ein komplexes und kontrastreiches Becken Wasserscheide Sumpf Niederschlag (in mm/Jahr) < 500 500 bis 1000 > 1000 Anteil des Nils am gesamten Wasserverbrauch jedes Landes (1 Quadrat = 1 %)
TANSANIA
Starker demografischer Druck Bevölkerung der wichtigsten Städte (in Millionen Einwohner)
9,6
5
2
1 0,5
Ein gestalteter und aufgewerteter Fluss Bewässerungsfeldwirtschaft Bewässerungsprojekt New Valley aufgegebenes Projekt Staudamm
Von den Sümpfen des Sudd (Südsudan), wo sich der Weiße Nil zu einem breiten Sumpfgebiet ausweitet, über die Wasserfälle des Blauen Nils (Äthiopien) bis zu dem langen ruhigen Fluss, der die Sahara durchquert (Ägypten), ist der Nil von starken Kontrasten geprägt. Sein Einzugsgebiet, das über 3 Millionen Quadratkilometer umfasst, liegt in mehreren Klimazonen und unterschiedlichsten Staaten, sodass der Nil auf seiner Reise viele Kulturen, Reichtum und Armut erlebt. In seinem Unterlauf nimmt der Fluss kein Wasser mehr auf. Der Abbai oder Blaue Nil, auf den im Sommer heftige Regenfälle niedergehen, sorgt für die Überschwemmungen, die für Ägypten so segensreich sind. Das Land ist sehr stark von diesen Ressourcen aus dem äthiopischen Hochland abhängig, um die wachsenden Bedürfnisse seiner Bevölkerung und seiner Wirtschaft zu befriedigen (Bodenbewässerung, Stromerzeugung). Die britischen Kolonialbehörden, denen dieser Schwachpunkt bewusst ist, bemühen sich ebenso wie später die unabhängige Regierung, Ägypten zu einer hydrohegemonischen Macht zu entwickeln. Abkommen und Staudämme tragen zur Beherrschung des Wassers bei. Während Ägypten meint, am Fluss «historische Rechte» zu besitzen, wird diese Geopolitik des Wassers (oder Hydropolitik) von den Ansprüchen der flussaufwärts gelegenen Länder unterwandert. Mit dem Großen RenaissanceStaudamm stellt Äthiopien das asymmetrische Kolonialerbe in Frage und schürt Spannungen mit Ägypten und dem Sudan.
Rivalitäten und Kooperation LAND Alte «hydro-hegemoniale» Macht LAND Aufstrebende Konkurrenzmacht Wasseraufteilungsabkommen (1959) zwischen Ägypten und dem Sudan Mitgliedsland der Nile Basin Initiative/ Nilbeckeninitiative* (1999) Umstrittener Staudamm * Vereinbarung, die eine nachhaltige Entwicklung im politischen und sozialen Bereich und eine gerechte Nutzung gemeinsamer Ressourcen anstrebt.
286
Der überlastete Planet
seit dem 20. Jahrhundert
Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit Die Jugend und das Klima
(23. Sept. 2019) New York
Aug ust 2
(UN)
2018 Stockholm Jan. 2019
019 /23. (23. April 2019) London (23. Juli 2019) Paris Nov. 2019
Katowice (4. Dez. 2018)
(Jan. 2019) Davos
Anzahl der Klimaproteste Jugendlicher seit 2018 3273 (USA) 1000 500 100
Wiege der Mobilisierung der Jugend für das Klima Berühmte Rede von Greta Thunberg Reise Greta Thunbergs
Ein wissenschaftliches und politisches Thema
Anteil der Kinder unter 14 Jahren an der Bevölkerung (in %, im Jahr 2019) 10 17 22 28 34 50
Große Weltkonferenzen und die Schaffung internationalen Rechts 1971 Ramsar-Konvention zu Feuchtgebieten
Widerstände von Klimaleugnern
Bewusstwerdung des Klimaproblems 1950er-Jahre
1967
Katastrophe von Minamata (Freisetzung von Schwermetallen in Japan)
Ölpest im Torrey Canyon Im Ärmelkanal
Gründung von mächtigen Nichtregierungsorganisationen 1948
1961
1969
IUCN (International Union
WWF
Friends of the Earth
for Conservation of Nature)
Wissenschaftliche Fortschritte 1824 Nachweis des Treibhauseffekts (Joseph Fourier)
1896 Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen CO2 und der Erwärmung der Atmosphäre (Svante Arrhenius)
1941 Erkenntnis des anthropogenen Einflusses auf das Klima (Hermann Flohn)
1954 Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Entwaldung und CO2-Anstieg (Evelyn Hutchinson)
1958
Beginn der kontinuierlichen Messung von CO2 in der Atmosphäre am Mauna Loa (Hawaii)
)
Siehe auch
—
Die großen Epidemien S. 202 Umweltverschmutzung S. 254 CO2-Austausch S. 262
Umweltparteien
287
NORWEGEN DEUTSCHLAND DÄNEMARK NIEDERLANDE
SCHWEDEN
GROSSBRITANNIEN (2017) Liverpool IRLAND
KANADA
FINNLAND POLEN UNGARN
GEORGIEN NORDMAZEDONIEN MONTENEGRO
BELGIEN PORTUGAL LUXEMBURG MEXIKO
FRANKREICH
Dakar (2012) PAZIFISCHER KOLUMBIEN OZEAN
ÖSTERREICH SCHWEIZ TSCHAD
PAZIFISCHER OZEAN
RUANDA
KONGO
BRASILIEN
Seoul (2023)
ATLANTISCHER OZEAN
INDISCHER OZEAN
(2008) São Paulo
AUSTRALIEN (2001)
CHILE
Canberra NEUSEELAND
Das Netzwerk der Global Greens Sitz Kongress des Netzwerks
Anzahl der im Juli 2022 gewählten grünen Parlamentarier Ein gewählter Amtsträger (Abgeordneter oder Senator)
Länder im Juli 2022 mit einer Umweltpartei einer Umweltpartei mit gewählten Abgeordneten
Die Erde zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Seit dem 19. Jahrhundert untersuchen Wissenschaftler die Verbindungen zwischen Industrialisierung und Klima. Die Befürchtung, die Ressourcen könnten versiegen, sowie die mediale Darstellung der Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf Gesundheit und Natur führen dazu, dass der Erhalt der Erde ab den 1960er Jahren als globale politische Herausforderung angesehen wird. Die Weltumweltkonferenz von Stockholm 1972 und die nachfolgenden Konferenzen sind Ausdruck dieses Sinneswandels, ohne dass es gelingt, den CO2-Ausstoß
oder den Druck auf den Planeten zu verringern. Vier Jahre nachdem der Weltklimarat ins Leben gerufen wird (1988), stellt der Erdgipfel in Rio 1992 die «nachhaltige Entwicklung» in den Mittelpunkt der globalen Bestrebungen. Auf nationaler Ebene entstehen aus der politischen Ökologie heraus grüne Parteien. Ende der 2010er Jahre setzen Proteste von Jugendlichen ein, die sich gegen die Untätigkeit oder Ineffizienz der Umweltpolitik vor allem in Bezug auf den Klimawandel auflehnen.
1972
1997
2002
2010
2015
KyotoProtokoll
Erdgipfel von Johannesburg
NagoyaProtokoll
Pariser Abkommen (COP21)
Weltumweltkonferenz von Stockholm
1972
1984
The Limits to Growth
Gründung des George C. Marshall Institute und des Heartland Institute
1987
1992
MontrealProtokoll
Erdgipfel in Rio
1987 BrundtlandBericht
People’s Climate-Marsch 2014
1988
2017–2018 2019 Wahl von D. Trump und J. Bolsonaro Fridays for Future
Gründung des IPCC
1971
2018
Greenpeace
Extinction Rebellion
1974
1990
1995
2001
2007
2014
2021–23
FCKW-Problem für
1. IPCCBericht
2. IPCCBericht
3. IPCCBericht
4. IPCCBericht
5. IPCCBericht
6. IPCCBericht
die Ozonschicht
Der überlastete Planet
288
seit dem 20. Jahrhundert
Schutz der Erde arktische Regionen
Vanoise 1963, FRANKREICH Port Cros
Sibirien
Pribaikalski
Nordeuropa
1986, RUSSLAND
Westeuropa Balkan
1963, FRANKREICH
Parangalitza 1931, BULGARIEN Naher Osten
Südeuropa
Zembra 1973, TUNESIEN
Zentralasien Japan
Yakushima
Indien Westafrika
1964, JAPAN
Golf von Kachchh 1982, INDIEN
Zentralafrika
Ansongo Ménaka 1950, MALI
Südostasien
Ostafrika
Great Barrier Reef 1975, AUSTRALIEN
Virunga 1925, DEM. REP. KONGO Khao Sok 1980, THAILAND INDISCHER OZEAN
Victoria Falls 1848, SAMBIA
Australien
Wildreservate, Jagdreservate Krüger-Nationalpark 1898, SÜDAFRIKA
Südafrika
Royal 1879, AUSTRALIEN
Entwicklung geschützter Oberflächen in Millionen km2 Nordamerika Südamerika Asien Afrika
Ozeanien Naher Osten Europa
3
2
1
0 1880
1900
1920
1940
1960
1980
2000
Entstehung und Ausbreitung von Naturschutz Erstes geschütztes Gebiet Ausbreitung des Umweltschutzes 1870–1920 Antarktis 1920–1940 1940–1960 Seit den 1970er Jahren Geschützte Gebiete im Jahr 2022 Schutz von Festland Schutz von Meeresgebiet Inoffiziell geschütztes Gebiet (andere wirksame Schutzmaßnahmen)
Siehe auch
—
Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Geisterwälder S. 178 Veränderungen der Biosphäre S. 258
NORDPOLARMEER Denali arktische Regionen
289
Grönland
1917, ALASKA
Nordostgrönland 1974, DÄNEMARK Glacier-Nationalpark 1886, KANADA
Nordamerika Wilderness Area
Yellowstone 1872, USA
ATLANTISCHER OZEAN Blue Mountains 1850, JAMAIKA
Karibik Ozeanien
Lateinamerika PAZIFISCHER OZEAN
Chacrinha 1934, BRASILIEN
Korallensee 2014, Neukaledonien, FRANKREICH
Neuseeland
Nahuel Huapi 1903, ARGENTINIEN
Südkegel
Von «wilderness» zur Standardbegrünung 1872 wird in den USA mit Yellowstone der erste Nationalpark gegründet, der als Vorbild für alle weiteren Nationalparks dient. Auf diesem Gebiet, das gerade erst in das Territorium der Vereinigten Staaten aufgenommen worden ist, soll vor allem «wilderness», Wildnis, erhalten werden, ein Gründungselement der Nation – obwohl genau dieses Gebiet von indigenen Gruppen besiedelt ist. Sie werden vertrieben. In den folgenden Jahrzehnten richten die Kolonialbehörden in Afrika und später auch in Südostasien Wildschutzgebiete ein, um gegen Wilderei vorzugehen. Auch hier wird die einheimische Bevölkerung ihres Landes beraubt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts nimmt angesichts des wachsenden Drucks auf die Ressourcen das Bestreben
zu, Arten und Landschaften zu erhalten. Dieses Verständnis von der Natur als schützenswertem Gut ist der Leitgedanke bei der Gründung der International Union for Conservation of Nature (IUCN) im Jahr 1948. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Schutzgebiete mit der Entwicklung des Tourismus und den aufkommenden Umweltproblemen zu. Bedeutende Areale auf dem Land und im Meer sind heute geschützt. Der Schutz des Planeten darf jedoch nicht nur in begrenzten Bereichen gedacht werden. Wer die Erde schützen will, muss die Natur auch dort sorgsam behandeln, wo sie den Interessen der Menschen unterworfen ist, in Städten und in der Landwirtschaft.
Der überlastete Planet
290
Das Meer als neue Grenze
seit dem 20. Jahrhundert
Südchinesisches Meer Südchinesisches Meer
CHINA S um atr a
ÖSTLICHER INDISCHER OZEAN
J av a
Asie n
6,77 INDIEN RUSSLAND
Kasachstan
▲
▲
▲ ▲▲▲
▲ ▲▲ ▲▲
▲▲▲▲▲ ▲ ▲ ▲ ▲▲▲▲▲
▲
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Barentssee
▲
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▲▲
▲
▲▲
Arktis
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▲▲ ▲ ▲▲ ▲ ▲
Usbekistan
G r ö nla nd
NORDOSTATLANTIK 9,32
Golf von Guinea
Ende der Offshore-Gasreserven*
An tarkti ka
1,55
SÜDWESTATLANTIK
MITTELOSTATLANTIK
Zahlreiche Ressourcen 5,5 Meeresfischfang nach Fanggebiet (in Millionen Tonnen, 2018) Neufundland Wichtiges Kohlenwasserstofffeld KANADA ATLANTISCHER 1,68 ▲▲▲ Pionierarbeit im Bereich OZEAN Offshore-Kohlenwasserstoffe NORDWESTMineralische Ressource ATLANTIK Hohe Konzentration mariner Artenvielfalt 1,49 Land, das Patente für Gene marinen Ursprungs angemeldet hat MITTELWESTWachsende und manchmal ATLANTIK konfliktträchtige Territorialisierung Land, das das Übereinkommen von Montego Bay nicht unterzeichnet hat USA Küstenmeer und AWZ Spannungen in Bezug auf die Abgrenzung der AWZ Hochsee: Raum von Begehrlichkeiten
Ende der Offshore-Ölreserven*
INDISCHER OZEAN
Straße von Hormus
Persischer 5,51 Turkmenistan Golf Kaspisches WESTINDISCHER N ahe r O s te n Meer OZEAN Aserbaidschan Syrien Türkei Israel Af r i ka MITTELMEER UND SCHWARZES MEER 1,31 SÜDOSTEuropa Mittelmeer ATLANTIK Östliches Mittelmeer Nordsee
▲
▲▲ ▲▲ ▲▲ ▲▲
Beaufortsee
Indischer Ozean
Kirgisistan Tadschikistan
1,79
Brasilien ARGENTINIEN 10,27
SÜDOSTPAZIFIK S üd am e r i ka
Venezuela
Peru Ecuador
Venezuela
EUROPA RUSSLAND – MITTEL- UND NORDAMERIKA ASIEN-PAZIFIK AFRIKA ZENTRALASIEN SÜDAMERIKA NAHER OSTEN 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090 2100 MITTEL- UND EUROPA NORDAMERIKA ASIEN-PAZIFIK AFRIKA SÜDAMERIKA
r n
Siehe auch
—
Das Leben im Meer S. 106 Angeln: die letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Umweltverschmutzung S. 254
291
Ressourcen und Territorialisierung der Gewässer
CHINA
Südchinesisches Meer
Tai w a n
Ostchinesisches Meer
Sul a w e s i
13,54
JAPAN
RUSSLAND
MITTLERER WESTPAZIFIK
20,06
Timorsee NORDWESTPAZIFIK
Austr a l ie n
RUSSLAND
SÜDWESTPAZIFIK 0,45
PAZIFISCHER OZEAN 3,09
NORDOSTPAZIFIK
1,75
MITTLERER OSTPAZIFIK
KANADA
Kalifornien
K
No r da m e r i ka
USA
Golf von Mexiko
M itt el a m e r i ka
2170
2180
2190
2210
RUSSLAND – ZENTRALASIEN
* Hypothetische Angaben bei aktuellem Fördervolumen 2220 2230 Jahre im Meer und unter Berücksichtigung der bekannten NAHER OSTEN Offshore-Reserven
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden mehrere Zehnmillionen Quadratkilometer Meer zu Staatsgebiet. Diese beispiellose «territoriale Eroberung» verdankt sich der Fähigkeit der menschlichen Gesellschaften, stetig neue Reichtümer aufzutun und zu erschließen. Die Fischerei, die immer weitere Kreise ziehen muss, die Entwicklung von U-Booten, die Entdeckung von Erdöl- und Erdgasvorkommen auf offener See und von Manganknollen (Mangan, Cobalt, Nickel) erfordern neue Regeln zur Verwaltung und Nutzung dieser Gebiete. Es entsteht das Seevölkerrecht, dessen wichtigste Bestimmungen 1982 im UN-Seerechtsübereinkommen in Montego Bay ausgearbeitet werden. In diesem Übereinkommen, das die Mehrzahl der Länder – jedoch u. a. nicht die USA – unterzeichnet, wird die Größe des Hoheitsgebiets festgelegt, das unter alleiniger Souveränität der Staaten liegt (bis 12 Seemeilen vor der Küste). Außerdem legt es die Ausschließliche Wirtschaftszone fest (AWZ, 200 Seemeilen bzw. 390 Kilometer), innerhalb derer die Staaten Nutzungsrechte erhalten. Und sie enthält eine juristische Definition der Kontinentalplatte. Die Konflikte um die Abgrenzung maritimer Gebiete zeugen von der strategischen Bedeutung der Meere. Das größte Potential bei Fischfang und Energiegewinnung befindet sich zwar an diesen Rändern der Kontinente, aber die Hochsee und der Meeresgrund der internationalen Gewässer sind aufgrund ihrer mineralischen und genetischen Ressourcen ebenfalls begehrt.
Danksagung Bibliografie Begriffe Orte Akteure Nachweise und Quellen Inhalt
294
Danksagung
DANKSAGUNG
Im Herbst 2019 veröffentlichten wir in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift L'Histoire den Atlas «Geschichte der Welt», der sofort gleichermaßen bei der Kritik wie beim Publikum ein großer Erfolg wurde. Seitdem ist das Buch in 12 Sprachen übersetzt worden und bis heute die Nummer eins der Bestsellerlisten in seiner Kategorie. Angesichts dieser Erfahrung beschlossen wir, eine Reihe von historischen Atlanten unter der Leitung von Christian Grataloup zu starten. Eine ehrgeizige und innovative Kollektion. Es gab den Historischen Atlas von Frankreich und nun den Atlas der Erde. Trotz der Größe der Aufgabe hatten wir das Glück, auf denselben harten Kern von Autorinnen und Autoren zählen zu können. Dafür sei ihnen herzlich gedankt. Dieses Buch ist auch ihr Buch. Für die Projektleitung und die Koedition: Valérie Hannin, Guillaume Malaurie, Philippe Menat und Philippe Pajot. Vielen Dank für ihr Vertrauen und ihre niemals nachlassende Unterstützung. Da ein Buch ohne Autor kein Buch ist, geht unser Dank an Christian Grataloup, Charlotte Becquart-Rousset, Léna Hespel, Héloïse Kolebka, Frédéric Miotto und seine Kartografinnen Jeanne Barnicaud und Dalila Sekkai. Ein riesiger Dank geht auch an die Gemeinschaft der Historiker, der Geografen und anderer Wissenschaftler, die diesen Atlas zu einem Referenzwerk gemacht haben, indem sie Karten entworfen, Texte verfasst und jede Seite des Buches sorgfältig Korrektur gelesen haben: Romain Amiot, Isabelle Catteddu, Christophe Darmangeat, Stéphanie Delaire-Échard, Jean-Paul Demoule, François Durand-Dastès, Éric Guilyardi, Liliane Hilaire-Pérez, François Jarrige, Jacques Jaubert, Guillaume Lecointre, Florian Mazel, Fabrice Not, Didier Paillard, Fabien Paquet, Antonio Pérez Balarezo, Catherine Perlès, Yann Potin, Pierre-François Souyri, Lionel Ranjard, Stephen Rostain, Pierre-Olivier Thébault, Gabriel Tobie, Boris Valentin, Catherine Virlouvet. Da ein Atlas ohne Karten kein Atlas ist, danken wir dem gesamten Team von Légendes Cartographie: Marie-Sophie Putfin, Frédéric Miotto, Lucille Dugast, Allix Piot und Salomé Choukroun. Dieser Atlas wäre nicht entstanden ohne die Arbeit der Redaktion der Zeitschrift L'Histoire, insbesondere Huguette Meunier-Chuvin, sowie das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Les Arènes. Dank an alle, die ihren Teil dazu beigetragen haben: Vincent Lever für das Layout, Sarah Ahnou, Isabelle Paccalet und Alice Posière bei der Überarbeitung der Texte, nicht zu vergessen Marie Baird-Smith, Lucie Le Bon und die Gruppe der «Fabulous». Ein Buch zu machen, ist eine Sache, es bekannt zu machen, eine andere. Vielen Dank an Laura Darmon, Isabelle Mazzaschi und Axelle Vergeade. Schließlich wäre ein zweijähriges Projekt nicht möglich gewesen ohne den unermüdlichen Einsatz von Bertille Comar. Sie war das Fundament dieses Unternehmens.
Bibliografie 295
BIBLIOGRAFIE
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Begriffe 299
BEGRIFFE
A Abfallfresser 104 Ablagerungsgesteine siehe Sedimentgesteine Ackerbau siehe Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht Ackerland, Boden 182, 184 Affe 120 f. AIDS 203, 253 Akkretionskeil 45 Alge 86 Alkohol 160 Alm 182 Altsteinzeit / Paläolithikum 122, 166, 169 Amasia-Hypothese 41 Ameise 260 Anpassung, morpho-anatomische 96 Anthropozän 272 Aphel 22 Äquator 22, 25 Archaeen 92, 93, 116 f. Archaeopterix 96, 100 Ardipithecus 124 Aridifizierung 162 Art 88, 125 Artensterben siehe Massenaussterben Asteroid 27, 81 Atmosphäre 60 f., 236 Atmung 104 Auftrieb (Upwelling) 64, 67 Aurica-Hypothese 41 Ausbreitung, Expansion 98, 126, 150, 152, 273 Australopithecus 124 Auto 242, 244 AWZ (Ausschließliche Wirtschaftszone) 291
B Bakterien 92, 116, 117 «Bananenrepublik» 231 Bandkeramik 152 Basalt siehe auch Trapp, Basaltplateau 32 Bäume, Baumbestand 114 Bernstein 100 Besiedlung 128
Beton 246-249 Bevölkerungswachstum 166 f., 169, 177, 204 f., 212, 253, 264 f., 268 Bewässerung, Bewässerungstechnik 166, 180, 186, 192, 285 Bewässerungsfeldbau 187 Bimsstein 57 Biodiversität 256 Biomasse 116 Biosphäre 236 Blackbirding 226 Blasebalg 189 Blütenpflanzen 86 Boden 21, 105, 108, 254 Börse 230 Brachland 182 Brandrodung 178, 183, 209 Breitengrad 35 Bronze 58 Bronzezeit 122, 167 Buckelwal 112 f., 261
C Cardial- oder Impressokultur Cholera 203 Chromosom 93 Coltan 59 Cyanobakterien 86, 90
D D’’-Schicht 30 Dampfmaschine 189, 240, 253 Dehnungsbruch 48 Deich 180 f. Demografie 204, 216, 253, 264 Demografischer Wandel 166, 253, 264, 268 Dendrochronologie 201 Deportation siehe Verschleppung, Deportation Devon 87 f. Dinosaurier 27, 39,86,88, 90, 96 DNS 92, 94, 120, 126, 157 Domestizierung 136, 153 f., 156, 158, 162 Domestizierung, Ausgangsregionen der 152 Drachen 100
Dreieckshandel 215, 226 «Dritte Welt» 224 Dryas 162 Dünger, Düngemittel 182 Dunkle Materie 16 Dürre 281
E Ebola 202 Edelmetalle 59, 228 Edelstein 59 Eisen 58 Eisenbahn 244 Eisenzeit 122, 166, 169 Eiskappe 74, 78, 80, 146, 256 Eisschmelze 147, 150 Eiszeit 80, 98, 146, 150, 199 Eiszeit, Kleine 199, 216 f. El Niño 66 f. Energiewende 276 Englischer Schweiß 202 Entwaldung 178 Entwicklung 232 Entwicklungsindex 233 Epidemie 202, 216, 283 Epidemiologischer Schock 204, 216 Epigravettien 164 Erdbeben 46, 49 f. Erdbebengefährdung 46 Erdbebenschwere 50 Erdbebenstärke 46, 49 Erde, Abkühlen der 37 Erdgas 110 Erdkarte 14, 34 Erdkern 20, 37 Erdmagnetfeld 20, 23 Erdmantel 31, 36, 44 Erdöl 110 Erdrinde 32 Erdsphäroid 25 Ernährung 138 Ernährungssicherung 270 Erneuerbare Energien 276 Eroberung 216 Eukaryoten 86, 92 Evolution 100 Evolutionäre Ausdifferenzierung 93 Evolutionstheorie 94 Exoplanet 85 Exosphäre 61
300
Begriffe
F Fass 189 Federn 96 f. Felsbilder 146 Fermentierug 161 Ferrel-Zelle 62 Fischfang 142 Fixismus 94 Fleisch 139 Flugzeug 242, 244 Flüsse 74 f., 106, 180 Flüsse (Wassereintrag) 106 Foggara 180 Fortpflanzung 112 Fortschritt 218 Fossile Energie, fossile Rohstoffe 21, 110 Fossile Energieträger 236 Fossilien 100, 122 f., 272 Fossilienlagerstätte 101 Frachtschiffe 244 Frachtschifflinie 244 Fracking 243 Fruchtbarkeit 182 Fruchtfolge 182 Fruchtfolge 182, 188 Frühstück 224
G Galaktisches Magnetfeld 17 Galaxie 13, 16 Gebirge siehe auch Orogenese, Gebirgsbildung 36, 44, 69 Gebiss, Kandare 188 Geburtenrate 167, 264 Geisterpopulation 126 f. Gelber Zwerg (Hauptreihenstern Klasse G) 26, 84 Geld 192, 226, 228 Gene 126, 157 Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) 155, 272, 273 Geodätische Expedition 24 Geografischer Pol 22 Geografischer Norden 23 Geologie 32 Geologische Zeit 86, 88 Geozentrismus 18 Gesellschaften (Verbundenheit untereinander) 209 Gestein 32 Gestein, anstehendes 108 Gewürze 224 Gezeiten 21, 180 Glas 190 Gletscher 200
Globalisierung 206 Glühen 164 Glutwolke 57 Goldrausch 228 Golfstrom 64, 214 Gondwana 39 GPS (Navigationssatellitensystem) 36 Graben, Riftzone 36, 41, 44, 48, 53, 165 Granit 32, 37 Gravitation 18 Gravitationswellenhintergrund 14 Grippe, Asiatische 203 Grippe, Spanische 202 Grundwasser 74 Grundwasserneubildung 74 Grundwasserspeicher 74 Günz (Eiszeit) 200 Gusseisen 190
Industrielle Revolution 240 Inlandeis, Eisschild 146 Inneramerikanischer Austausch 98 Innerer Erdkern 30 Innertropische Konvergenzzone 62 f. Internet 242 Isolation 98 Isthmus 98
J Jäger und Sammler 136, 150, 172 Jahr 22 Jahreszeit 22, 68, 112, 134, 182 Joch 188 Jungsteinzeit, Neolithikum 102, 122, 152, 163, 166, 169, 188, 203, 204 Jura 86, 88
K H Habitable Zone 26, 84 Hacke 183, 188 Hadaikum 60 Hadley-Zelle 62 Hahnenkampf 175 Halbkugel 22 Hammer, Hämmern 164, 190 Handel 141, 164 f., 177, 192–195, 203, 206 f., 220–222, 224–233 Hecksteuerruder 189 Heliozentrismus 19 Hochdruckgebiet 63 Hochofen 190 Hochseeschifffahrt 214 Höhenstufen, Höhenlagen 184 Holozän 80, 146, 162, 166, 186, 199, 172 Homininen 87 f., 121, 124 f. Horizont, Bodenschicht 108 f. Hotspot 30, 53 Hufeisen 189 Humanisierung 136 Hund 136 Hungersnot 196, 205 Hüttenwesen 190 Hydrosphäre 237, 254 Hydrothermalquellen 106 Hygienische Herausforderungen 282
I Impfung 283 Indentur 227 Industrialisierung 238, 254
Kalkstein 236, 244 Kaltzeit, Glazialzeit siehe Eiszeit Kambrium 39, 87 f. Kampf 168 Kanal 180, 218, 244 Kannibalismus 169 Känozoikum 33, 39, 87, 88 Karbon 86-88 Karbon / Kohlenstoff 216, 236, 260, 262 Kartografierung 24 Katastrophismus 94 Kautschuk 231 Kernenergie 274 Kernspaltung 21 Klima 65, 68, 71, 108, 198, 200, 226 Klima, kontinentales 68 Klimaanomalie 67 Klimaanomalie, mittelalterliche 199, 214 Klimazone 68, 70, 132, 232 Klinker 246 Koevolution 154 Kohle, Holzkohle 110, 238 Kohlelagerstätte 110 Kohlenstoffdioxid (Kohlendioxid) 60, 84, 89, 236, 254, 260, 272 Kohlenstoffkreislauf 104, 107 Kohlenwasserstoffe 111, 242 Kolonie, Kolonisierung 192, 212, 222, 226 Kolumbianischer Austausch 220 Komet 26 Kompass 189
Begriffe 301
Kontinent 32 Kontinent, imaginärer 42 Kontinentalplatte 291 Konvektion 30, 36 Konvektionsstrom 36 Korallenriff 107 Kosmische Hintergrundstrahlung 14, 16 Kosmos 14 Kreationismus 94 Kreidezeit, Kreide 86, 88 Kreislauf 104, 236 Kreislauf, Rückkehr in den 104 Kreuzung 130 Kreuzung, Vermischung 126, 130 Krieg 168, 192, 244, 278 Kritischer Punkt 84 Kruste, kontinentale 31, 36, 44 f. Kruste, ozeanische 30, 36, 44 f. Kryosphäre 257 Kulis 226 Kultur 219 Kupfer 58 Kupferzeit 164 Küstenschifffahrt 128, 214 Kutsche 189
L La Niña 66 f. Lachs 172 Lagerstätte 110, 228 Lamarckismus 94 f. Landgang / Terrestrialisierung 90 Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht 162 f., 188, 253, 270, 272 Längengrad 35 Lapilli-Regen 56 Latente Wärme 21 Leben 85 f., 100 Leben im Meer / Wasser 106 Lebenserwartung 253 Lebewesen / Tiere 92, 138, 140 Letzteiszeitliches Maximum 146 Lithium 59 Lithosphäre 36, 61, 236 Lösung 104 Luftdruck 63, 84 Luftmasse 68
M Magdalénien 123, 136, 164 Magma 52 Magnetfeldumkehrung 23 Magnetopause 20
Magnetosphärische Cusp 20 Magnetpol 23 Malaria 283 Mangroven 103, 106, 114 Massenaussterben 27, 86, 88, 137 Meeresboden 32 Meeresspiegel 256 Meeresspiegel (Absenkung) 81 Meeresspiegel (Anstieg) 147–149 Meeresströmung 64 Megabeben 46 Megafauna 272 Mensch 120 f. Menschenartige 121 Meridianbogen 25 Mesosphäre 61 Mesozoikum 33 Metall, gediegenes 165 Meteorit 27, 37, 86, 89, 165 Migration (Menschen) 223, 228 Migration (Tiere) 112 Mikrofossilien 86 Mindel (Eiszeit) 200 Minerale 58 Mineralstoffe 104 Missing Link 122 Mist 182 Mittelozeanischer Rücken 23, 30, 36, 53, 197 Mittelsteinzeit, Mesolithikum 123, 166, 169 Moderne 218 Monsunwinde 207, 214 Mörser 189 Mühle 189 Mustang 220
N Nahrung 138, 142 Nationalstaat 192 Naturalismus 219 Natürliche Auslese 94 Neodarwinismus 94 Neogen 87 f. Neolithische Revolution 162 Neue Welt 128 Neutrino 16 Nilschwemme 180 Nitrat 104 Nord-Süd-Gefälle 232 Nordwestpassage 222 Noria, Radschöpfwerk 188 Novopangäa 40 f.
O Obsidian 164 Ofen, Schmelzofen 190 Offshore-Fördergebiet 242 Ökoregion 102 f., 150, 221 Ölkrise 242 Ölpestunfälle 255 Ontologie 219 Ordovizium 87 f. Orkan 72 Orogenese, Gebirgsbildung 32, 44, 88 Ozean 21, 44, 106 Ozonloch 254 f. Ozonschicht 60 f., 90
P Packeis 146, 257 Paläogen 87 f. Paläomagnetismus 38 Paläozoikum 33, 38, 87, 88 Palmöl 231 Pandemie 282 Pangäa 39 Pangäa Proxima 40 f. Paranthropus 124 Passatwinde 62, 66 Pelze 140 Pelztierjagd 140 Perihel 22 Perm 86, 88 Permafrost 256, 281 Pest, Antoninische 202 Pest, Schwarzer Tod 202 Pferd 173 Pflanzen 86 f., 90, 105, 117, 155–157 Pflanzen, an extreme Trockenheit angepasste 102 Pflug 166, 168, 188 Phanerozoikum 60 Photon 16 Photosynthese 60, 104 Pilz 105, 109, 116 Planet 13, 18, 26 Planetarische Zirkulation 62 f. Plankton 104, 106 Plantage 224, 230 Platten siehe Tektonische Platten Plattengrenzen 46 Plattentektonik 36 Pleistozän 162, 164, 272 Pocken 202 Polare Erdabplattung 25 Polarisation 23 Polarlicht 20, 61 Polder 181, 218
302
Begriffe
Polkappe 78 f. Präkambrium 33, 38, 86, 88 Primaten 87f, 121 Projektion 34 Proterozoikum 60 Protisten 116 f. Protosprache 135 Pterosaurus 96 Pyroklastischer Strom 56
Q Quartär 87
R Radioaktive Verseuchung 254 Radioaktivität 275 Raffinerie 242 Rasse 132, 154 Rassismus 132 f. Regenwurm 109 Reich, Großreich 192 Reionisierung 16 Reis, afrikanischer 187 Reis, asiatischer 186 f. Reisanbau 186 f. Rentier, Rentierzüchter 173 Reptilien 90 f. Richterskala 46 Riesenwuchs 99 Riss (Eiszeit) 200 Rodinia 38 Rodung 179
S Sauerstoff 86, 90, 104 Säugetiere 86, 90, 117 Säugetiere, domestizierte 117 Savanne 102 f., 146, 150, 198 Schaduff 188 Schiefergas 242 Schimmelpilz 105 Schleife 188 Schrift 192 Schwarzes Loch 26 Schweineschlachten 182 Schwellenländer 232 Sedimentgesteine 32, 100 Sedimente 32, 110 Seismologie 46 Selektion 154 f. Seltene Erden 59 Sesshaftigkeit, Sesshaftwerdung 122, 162 f., 166, 171, 192, 272 Silur 87 f. Sintflut 94, 100, 148
Sklavenhandel 132, 226 Sklaverei 217, 226, 232 Solarenergie 20 Sonneneruption 20 Sonnenstrahlung 20 f. Sonnenstrahlung, einfallende 21 Sonnensystem 19, 26, 84 Sonnenwende 22 Sonnenwind 20 Speichenrad 188 Spinnrad 189 Spirituosen 161 Sprache 134 Sprache, artikulierte 130 Sprachfamilie 134 Sprachraum 135 Staat 192 Stadtstaat 179, 192 Stahl 190 Staudamm 218, 276, 285 Steigbügel 189 Steinkohle 239 Steinwerkzeugindustrie, Werkzeugkultur 122, 164 Steppe 103 Sterblichkeit 264 Stern 13, 16, 26, 84 Sternschnuppe 27 Stickstoff 60 Stickstoff 104 Stickstoffkreislauf 104 Stierkampf 175 Strahlungshaushalt 21 Stratigrafie 272 Stratigrafischer Punkt 272 Stratosphäre 21, 61 Streu 109 Stromatolithen 86 Subduktion 30, 36, 45, 53 Superkontinent 38, 40 Syphilis 202
T Tagundnachtgleiche 22 Taifun 72 Taiga 102 f. Tektonische Platten 36, 38, 40, 44, 46, 48, 50, 53 Temperatur 146 Tetrapoden 87, 93 Thanatozän 273 Thermokline 67 Thermosphäre 61 Tiefdruckgebiet 63 Tiefofen 190
Tiefseebecken 65 Tiere (zur Unterhaltung) 175 Tiere, nachsintflutliche 100 Tiere, schmarotzende 220 Tiere, wandernde 112 Tierkreiszeichen 71 Töpferei, Keramik 152, 162, 188, 190 Transformationsstörung 36 Transgression, marine 149, 180 f. Transportmittel 244 Trapp, Basaltplateau 32, 89 Treibhauseffekt 21 Treibhausgase 247, 254, 281 Triangulation 25 Trias 86, 88 Troposphäre 61 Tsunami 49, 57 Tundra 102 f.
U Überalterung 268 Übersee 214 Universum 13, 17 Unterentwicklung 232 Unterernährung 270 Uran 275 Urbanisierung, Verstädterung 250, 254 Urgeschichte 122 Urknall 14-17
V Veganismus 174 Velociraptor 96 Verdunstung 104 f. Verdunstung von Wasser aus Tier- und Pflanzenwelt 104 Vererbung 94 Verschleppung, Deportation 226 Verwaltung 192 Viehzucht siehe Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht Virus 117 Vogel 86, 96 Vorsintflutliche Zeiten 94 Vulkan 52, 54, 56 Vulkanausbruch 52, 54 Vulkanismus 32, 36, 81
W Waffen 169 Wald 86, 114, 137, 140, 150, 170, 178, 182, 236, 258, 261 Wald (Ausbreitung) 150, 217 Wanderweidewirtschaft 184
Begriffe 303
Warmzeit, Interglazialzeit 80, 146 Wasser 60, 84, 104, 180 Wasserkraft 239, 276, 285 Wasserkreislauf 104 Wasserverschmutzung 106, 254 Weinlese 200 Weltkarte, herzförmige 34 Weltmeer 64, 256, 292 Weltsystem 206 Wendekreis 22, 24, 68 Werkzeuge siehe Steinwerkzeugindustrie, Werkzeugkultur Wertreserve 228 Westwindzone 63
Wiederaufforstung 216, 261 Wildnis 289 Wirbelsturm 63, 66, 72, 107, 281 Wirbeltiere 92 Wolkenkratzer 218, 250 Wurm 109 Würm (Eiszeit) 80, 200 Wüste 76 f., 108, 147 Wüste, ozeanische 76 f.
Y Yarmukien 152
Z Zeitalter 122 Zeitalter der Plantagen 273
Zeitalter, geologisches 32 f., 88, 272 Zement 236, 246 Zementfabrik 247 Zersetzer 105 Zika 202 Zinn 58 Zirkon 37 Zivilisation 71 Zone 68, 70 f., 232 Zoo 174 Zucker 156, 224 f. Zugtiere 166 Zwangsarbeit 226 Zweifüßer 125 Zwergenwuchs 99
304
Orte
ORTE
A Academy-Gletscher 78 Adamaoua 147 Aden 206 Ägypten 169, 180, 188–190 f., 193, 195 f., 208, 247, 285 Äquator 24 f., 62 f. Ärmelkanal 218 Äthiopien 122, 147, 196, 285 Ätna 54 Afghanistan 196 Afrika 42, 45, 48, 71, 98, 122, 126, 135, 187, 156, 167, 187, 190 f., 232, 236, 264, 268 Afrika (Ursprung der Menschen) 126, 272 Ahaggar 147 Ain Manawir 180 Aïr 147 Ajalon 18 Alaska 141 Aleppo 47 Alexandria 24, 195, 206 Algerien 50, 223 Alpen 36, 44 f., 80, 146, 182, 184, 200 Altai 80, 125 f., 130, 136 Altamira 122, 143 Alte Welt 134, 196, 206, 212, 221 Amazonien 25, 157, 170 f., 172, 178, 182, 226, 237 Amerika 42, 98, 126, 128, 216, 220, 272 Amerika (USA), Vereinigte Staaten von 58 f., 74, 111, 189, 220, 223 f., 226, 231, 238, 247, 263, 271, 279, 291 Amiens 205 Amsterdam 24 f. Anatolien siehe Türkei Andalusisches Faltengebirge 45 Anden 25, 36, 148, 157, 170, 172, 184 Angola 196 Antakya, Antiochia 47 Antarktika, Antarktis 42, 64, 76–78, 81, 119, 256 Antillen 36, 72, 213, 216, 220, 224, 226 Antiochia siehe Antakya Arabische Halbinsel 165, 206 f. Aralsee 74, 284 Ararat 148 Ardabil 47
Argentinien 59, 220, 224 Arktis 43, 64 f., 76, 257 Arktischer Kontinent 42 Arnhemland 143, 169 Asien 42, 58, 71, 122, 165, 237, 264, 268 Assuan 24 Atacama 76 Atlantis 42 f. Atlantischer Ozean 43, 64, 214 Atlasgebirge siehe Saharaatlas Aurignac-Höhle 123 Australien 58 f., 73, 107, 126, 129, 173, 222 f., 229, 271
B Bacho Kiro-Höhle 131 Bagdad 140 Baikalsee 74 f., 141 Balchaschsee 74 Bangladesch 197 Barents-Kara-Eisschild 80 Basel 50 Batavia 215 Beijing 141 Belgien 110 Bengalen 179, 197 Beringia 81, 128, 150 Beringstraße 222 Bikini-Atoll 278 Bluefish-Höhlen 128 Bolivien 58 f. Bosporus 146, 149 Botswana 59 Bottnischer Meerbusen 25 Brasilien 58 f., 74 f., 221, 224, 226, 230 f., 233 Bretagne 185 Britisches Weltreich, British Empire 240 f. Brown Bank 146 Buchara 141 Burgess-Shale-Fauna 100 f. Burgund 200 Burkina Faso 196
C Cairns 270 Callisto 85 Cape-York 165
Caral 192 Çatal Höyük 162 f. Cathay 213 Cayenne 25 Châteaugiron 185 Châtelperron 123 Chauvet-Höhle 122 Chicago 250 Chichén Itzá 198 Chihuahua 76 Chile 58 f., 174 China 46 f., 58 f., 74 f., 96, 110, 126, 156, 163, 167, 169, 186, 190, 193, 197, 204, 206 f., 212, 214 f., 220, 222, 225 f., 228, 230–234, 247, 263 f., 268, 276 Clovis 128, 165 Córdoba 140 Cosquer, Grotte 146 Costa Rica 174 Cro-Magnon, Abri de 122, 124
D Damaskus 190 Damghan 47 Dardanellen 46, 146, 149 Darfur 147 Dekkan-Hochebene 88, 179 Denisova-Höhle 130 Denman-Gletscher 78 Detroit 244 Deutschland 96, 168, 189, 238 f., 242, 247, 275 Djebel Irhoud 122, 124, 126, 130 Doggerland 146 Donau 74, 179 Dschidda 218 Dschiroft 193 Dschudi 148 Dubai 250
E Ech Cheliff 50 Ecuador 24, 65, 224, 230 f., 242 Ediacara-Fauna 87, 100 Eldorado 229 f. Elfenbeinküste 187, 230 f. Enceladus 85 England siehe Großbritannien Erde 13 f., 18, 20, 24, 26, 30, 34, 48, 84, 86, 148
Orte 305
Étiolles 136 Euphrat 162 f. Eurasien 58, 98, 141, 222 Europa 42, 71, 123, 126, 130, 136 f., 146, 156, 166 f., 182, 188–191, 196, 203, 206, 209, 212, 214, 222 f., 237, 264, 268 Europa (Jupitermond) 85 Europäische Union 263, 271
F Fennoskandischer Eisschild 80, 130 f., 146 Fessan 147 Figueira Brava 130 Filchner-Ronne-Schelfeis 78 Flores 99, 126 Florisbad 124, 126 Fouta Djallon 147 Fränkische Alb 96 Frankreich 110, 123, 168, 196, 231, 239 Französisch Guayana 115 Friaul 50 Fukushima 255, 275
G Galápagos-Inseln 99 Ganges 179 Ganymed 85 Gewürzroute 213 Ghana 59, 230 f. Gibeon 18 Gibeon (Meteoriteneinschlag) 165 Gibraltar 218 Goa 215 Gobi 77 Göbekli Tepe 163 Gondwana 39 Great Barrier Reef 107 Griechenland 50 f., 71, 149, 168, 233 Grönland 162, 199, 256 Grönländischer Eisschild 80 Großbritannien 110, 190, 231, 238 f., 240 Große Victoria-Wüste 77 Großer Salzsee 74 Großes Becken 76 Guatemala 231 Guineaküste 221, 224
H Habitable Zone 26 Hadschi Firuz Tepe 160
Haiti 46, 222, 224 Haiyuan 47 Hamburg 239 Harappa 179 Hawaii 30, 36, 53, 126, 236, 273 Hertenrits 170 Himalaya 36, 80, 148 Hiroshima 278 Honduras 231 Hong Kong 214 Hormus, Straße von 243 Hormuz (Hafen im Mittelalter) 206 Huang He 180
I Indien 42, 58 f., 73 f., 126, 186, 188–191, 197, 207 f., 209, 220 f., 225 f., 230 f., 232 f., 239–241, 247, 268 Indischer Ozean 47, 107, 206 f., 214 f. Indischer Subkontinent 72 f., 156, 168, 207 Indonesien 57–59, 74, 135, 231, 236 Indus 179 f. Inkareich 216 Insulindische Landmasse 129 Io 85 Irak 243, 278 Iran, Persien 58, 111, 135, 180, 189, 212, 225, 243 Irland 196, 220 Irpinia 51 Island 168 Israel 122, 163, 168 Istanbul, Konstantinopel, Byzantion 50, 206, 218, 244 Italien 221, 239
J Jangtsekiang 276 Japan 73, 120, 126, 153, 169, 212, 222, 239 Jemen 196, 225 Jerf el Ahmar 162 f. Jericho 51, 122 Jiahu 160, 186 Jordan 162 f. Jordanien 74 Jupiter 20, 26, 85
K Kadesch 168 Kairo 140, 206 Kalahari 63, 77, 172 Kalamata 51 Kalifornien 228 Kamerun 231
Kanada 50 f., 74, 141, 174 f., 223, 257, 263 Kanarische Inseln 224 Kanton 214 Kap der Guten Hoffnung 24, 214, 222, 244 Kap Horn 244 Kapilavatsu 179 Kappadokien 164 Kapverdische Inseln 224 Karakum 77 Karibik 107, 214, 216 Karpaten 164 Kasachstan 58 f., 284 Kaspisches Meer 74 f. Katalonien 50 Katar 111 Kebara-Höhle 130 Kelut 55 Kenia 122, 164 f., 169, 225, 230, 233 Khambhat 206 Kilauea 55 Kitlinermiut 165 Klondike 228 Kolkata 239 Kolumbien 74 f., 226, 230 f. Kongo, Demokratische Republik 58 f., 196, 231 Konstantinopel siehe Istanbul Kordilleren-Eisschild 80 Korea 196, 212 Kozhikode 206 f. Krakatau 55, 57 Krapina 130 Kreta 193 Kroatien 174, 233 Kuahuqiao 186 Kuala Lumpur 250 Kuba 225, 231, 233 Kuwait 278 Kyzylkum 77
L La Chapelle-aux-Saints, Höhle von 130 La Ferassie 131 La Gravette 123 La Madeleine 123 La Quina 131 La Réunion 30 Lahore 141 Laki 54 Lambert-Gletscher 78 Land-Gletscher 78 Languedoc 185 Lappland 24, 173
306
Orte
Lascaux 122 Lateinamerika 216, 223, 230 f. Laurentidischer Eisschild 80, 128 Lemuria 42 Lençois Maranhenses 76 Levante 161, 192 Libanon 233 Libyen 74 Lima 251 Lissabon 50 London 140, 206, 251 Luzon 125
Monomotapa 213 Montagne Pelée 54, 57 Mont Blanc 45 Monte Viso 45 Montego Bay 290 Montréal 287 Moskau 140, 206, 238 Moustier 123, 131 Mu 42 Mumbai 215 Mururoa 279 Myanmar 58 Mykene 193
M Macao 214 MacKenzie-Korridor 128 Madagaskar 42, 172, 221 Madeira 213, 224 Maghreb 47 Mailand 254 Makaronesien 213 f., 226 Malaiischer Archipel 207 Malakka 206, 215, 244 Malawisee 48, 74 f. Malaysia 42 Mali 168 Malindi 213 Malireich 206 Mamlukensultanat 208 Mandrin, Grotte 131 Manila 214 Marokko 122, 168, 233 Mars 26, 84 Mas-d’Azil, Höhle von 123, 143 Matterhorn 45 Mauretanien 191 Mayapán 198 Melanesien 107, 135, 137 Merkur 26, 84 Mesoamerika siehe auch Mittelamerika 154, 157 Mesopotamien 123, 163, 180, 190, 192 Mexiko 58 f., 88, 154, 198, 216, 222, 224, 233 Mezmaiskaya 131 Mikronesien 107, 137 Milchstraße 13, 17 Minamata 286 Misliya-Höhle 124, 126, 130 Mittelamerika siehe auch Lateinamerika 198, 216, 220, 237 Mittelmeer, Mittelmeerraum 50, 146, 164, 190, 194, 206, 214 f. Mohenjo-Daro 179 Mond 18, 84
N Nagasaki 278 Nagoya 287 Namib 77 Nantes 25 Natufien 122, 163 Neandertal 122, 130 Neapel 56 Nefud 77 Neptun 20, 26, 85 Neuengland 222 Neufundland 213 Neuguinea 129, 135, 156, 173 Neuseeland 220, 222 f., 272 Nevado del Ruiz 54 New York 250 Niederlande 180 f., 231, 233 Niger 187, 196 Nigeria 111, 191, 196, 231 Nil 24, 162.164, 180, 285 Nizza 50 Nordafrika 162 Nordamerika 98, 157, 167, 216, 220, 237, 264, 268, 279 Nordarabische Trockensteppe 50 f., 77, 194 Nordkorea 197 Nördlinger Ries 27 Nordpol 23–25, 62, 65, 80 Nordsee 146, 181 Norwegen 199
O Oberer See 75 Österreich, Österreich-Ungarn 239 Old Crow 128 Olduvai-Schlucht 122 f. Omo-Kibish 124, 126 Osmanisches Reich siehe Türkei Ostafrika 48, 156, 172, 221, 225 Ostafrikanischer Graben 48, 165
Osten, Mittlerer 242 f. Osten, Naher 46, 123, 153, 156, 158, 162 f., 166, 189–191, 225, 237, 243 Osterinseln 42, 272 Ostindien 222, 227 Oxus 193 Ozeanien 126, 136 f., 167, 220, 236, 264, 268
P Palästina 122 Panamá 25, 98 Panamá, Isthmus von 25, 98 Panamákanal 118, 244 Pangäa 38–41 Pannotia 38 Papua-Neuguinea 59, 126 Paris 244, 248, 250, 287 Patagonien 76, 81 Pazifischer Ozean 66 f., 214, 272 Pedra Furada 128 Pengtoushan 186 Pennsylvania 111, 242 Perlflussdelta 215 Persien siehe Iran Peru 58 f., 67, 74, 216, 226 Peştera cu Oase 130 Philippinen 135 Phönizien 190, 193 Pine-Island-Gletscher 78 Piton de la Fournaise, le (La Réunion) 52, 55 Polarkreis 25 Polen 58 f. Polynesien 107, 135, 137, 157 Pompeji 56 f. Portugal 226, 233 Potosí 222, 228 Pyrenäen 45, 146
Q Québec 222 Quito 24 f.
R Rakefet-Höhle 160, 163 Reggane 278 Rhein 74, 179, 181 Rio 287 Rocky Mountains 172 Rodinia 38 Rom 194 f. Rom (Antike), Römisches Reich 189, 194–197 Ross-Schelfeis 78 Rotes Meer 107
Orte 307
Rub al-Chali 77 Ruhrgebiet 239 Rumänien 111 Russland, Russisches Reich, UdSSR 58 f., 74, 168, 188, 196, 221, 238 f., 257
S Saar 239 Sachsen 239 Sahara 147, 150, 180, 187, 191 Saharaatlas, Atlasgebirge 33, 45, 147 Sahelzone 129, 150 Sahul 129, 150 Saint-Acheul 123 Saint-Pierre de la Martinique 57 Samalas 55 Samarkand 141 Sambia 58 Santa María 54 Santorin 55, 57 São Paulo 224 São Tomé und Príncipe 224 Sápmi 172 Saturn 20, 26 Saudi-Arabien 110, 243 Schanidar-Höhle 128 Schwarzes Meer 149 Schwarzwald 228 Schweden 25 Schweiz 174, 200, 239 Seidenstraßen 203, 207, 213, 225 Senegal 187 Shaanxi 47 Shangshan 186 Siam 212 Sibirien 141, 150, 173, 223, 228 Simbabwe, Groß-Simbabwe 59, 196, 206 Skandinavien 173 Solnhofen 100 f. Solutré 123 Somalia 196 Sonne 13, 18, 20, 22, 26, 84 Sonora 76 Souillac, Dordogne-Brücke von 246 Spanien 132, 233 Sparta 51 Spitzbergen 222 Spy 131 Steppe, Asiatische 189 Stockholm 286
Stromboli 55 Subsahara-Afrika 230, 232 Sudan 191, 285 Südafrika 59, 122, 223, 288 Südamerika siehe auch Lateinamerika 98, 167, 220, 231, 237, 264, 268 Südchinesisches Meer 107 Südostasien 72 f., 126, 156, 186, 221, 230, 232 Südpol 23–25, 62, 78 f., 81 Südpolarmeer 78 f. Südsudan 196 Sueskanal 218, 245 Sumatra 49 Sumer 149, 168 Sunda 129, 150 Sunda-Archipel 49 Support-Force-Gletscher 78 Swahili-Küste 206 Syene 24 Syrien 191
T Tabun-Höhle 130 Tadoussac 140 Tahiti 30 Taipei 250 Taklamakan 77 Tambora 55 Tanganjikasee 48, 74 f. Tangshan 47 Tansania 233 Taraschina 146 Tasmanien 129 Tassili n’Ajjer 147 Taung 122 Terra Australis Incognita 42 Thailand 231 Thar 77 Thwaites-Gletscher 78 Tethys-Meer 44 Tibesti 147 Tigris 162 f. Tikal 198 Titan 85 Titicacasee 75 Titusville 242 Tollense 168 Tropen 62, 72 f., 108, 184, 231 Tschad 122, 147 Tschadsee 147 Tschagyrskaja-Höhle 130
Tschernobyl 255, 274 Tula 198 Turkanasee 48 Türkei, Anatolien, Osmanisches Reich 50 f., 162–164, 190, 206, 212, 255
U UdSSR siehe Russland Uganda 196, 233 Ugarit 163 Ukraine 58, 196 Unzen 55 Uranus 20, 26, 85 Uruk 193 Usbekistan 59, 77, 284 Uxmal 198
V Valdivia 46 Venedig 206, 218 Venezuela 111, 242 Venus 26, 84 Vereinigte Arabische Emirate (VAE) 111 Vesuv 52, 55–57 Victoriasee 74 Vietnam 59, 230 f., 233, 278 Vindija-Höhle 130
W Wallacea 129 Wattenmeer 181 Weihnachtsinseln 278 Westafrika 156, 187 Wietze 242 Wostok 78 Wüste, Große Victoria- 77 Wüste, Patagonische 76, 81 Wüste, Syrische 193 Wuhan 282
Y Yellowstone 289 Yucatán 88, 198 Yunnan 186
Z Zentralafrika 221, 226, 237 Zentralafrikanische Republik 196 Zentralasien 156, 179, 188, 203, 221 Zlaty Kun 131 Zuidersee 181 Zypern 164, 213
308
Akteure
AKTEURE (Völker, Wissenschaftler, Autoren, Institutionen, Unternehmen) A Abel (Australopithecus) 124 Aborigines 129, 173, 209 Aché 172 Adam und Eva 148 Aéropostale 244 Ägypter 142, 168 f. Ahab 143 Ainu 143, 173, 209 Akademie der Wissenschaften, Pariser 24 Aleuten 172 f., 208 f. Algonkin 172, 208 Amazonien, indigene Gesellschaften in 170 Amerikaner (indigene Bevölkerung) 58, 128, 132, 135, 142, 153, f. 157, 159, 161, 165, 167, 170–173, 184, 192, 198, 203, 205, 208, 212, 216 f., 220 f., 226, 229, 238, 289 Andine Gesellschaften 208 Apachen 172 f., 206, 208 Apollodor 149 Appert, Benjamin 253 Aristoteles 18, 42, 70 Arrhenius, Svante 280 Arya 179 Aspdin, Joseph 246 Atrahasis 149
B Bajau 142 Barents, Willem 222 Bar-Yosef, Ofer 162 Basken 142 Bell, Alexander Graham 253 Bematist 24 Benjaminiten 168 Benz, Carl 253 Bering, Vitus 141, 222 Berners-Lee, Tim 252 Blake und Mortimer 42 Blumenbach, Johann Friedrich 132 Bodenkundler 109 Bodin, Jean 71 Bozo 142 Bradley, James 19 Brandt, Willy 232 Braudel, Fernand 183, 213
Brückner, Eduard 200 Brüder Lumière 252 Buddha, Siddharta Gautama, der 179 Buffon, Georges-Louis Leclerc de 100 Bugis 142
C CAIRNS-Gruppe 270 f.
Cauvin, Jacques 162 Cellarius, Andreas 18 Celsius, Anders 25 Childe, Vere Gordon 162 Chinesen 100, 212 Churchward, James 42 Comanchen 172, 209 Comte, Auguste 218 Conches, Wilhelm von 71 Cortés, Hernán 216 Crosby, Alfred 220 Crutzen, Paul 272 Cuvier, Georges 94
D Darwin, Charles 94 f., 99, 122 Denisova-Mensch 124, 126 Descartes, René 218 Descola, Philippe 219 Douglass, Andrew Ellicott 201 Drake, Edwin L. 242
E Ea 149 Edison, Thomas 253 Engels, Friedrich 240 Eratosthenes 24 Europäer 35, 212, 214, 223
F Ferdinand II. von Aragón, König 224 Fine, Oronce 34 Fleming, Alexander 252 Flohn, Hermann 280 Florisbad-Mensch 124 Fortune, Robert 225 Fourier, Joseph 280 Fourquin, Guy 179 Französische urgeschichtliche Gesellschaft 123
G Galilei, Galileo 19 Gama, Vasco da 63 Garnier, Tony 248 Gilgamesch 149 Global Greens 281 Gould, John 99 Graeber, David 192 Greenpeace 281 Gropius, Walter 249 Grünen, die siehe Global Greens Guaraní 172, 208 Guimet, Jean-Baptiste 224
H Haida 142, 172 f., 208 Hennebique-Organisation 248 f. Hethiter 168 f. Homo antecessor 124 Homo erectus 124 Homo ergaster 124 Homo georgicus 124 Homo habilis 124 Homo heidelbergensis 124 Homo luzonensis 125 Homo naledi 124 Homo rudolfensis 124 Homo sapiens 122, 124, 126, 130, 272 Humboldt, Alexander von 184 Hund von Altai 136 Hund von Goyet 136 Hund von Předmostí 136 Huntsman, Benjamin 191 Hutchinson, Evelyn 280
I Ibn al-Shatir 18 Ibn Chaldun 71 Inder 212 Indianer siehe Amerikaner (indigene Bevölkerung) Inuit 142, 165, 172, 208 IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) 281 Isabella I. von Kastilien, Königin 224 Isidor von Sevilla 148 Isländer 142 Israeliten 18
Akteure 309
J Jafet 148 Japaner 132 Java-Mensch 122, 135 Jomon 153 Josua 18
K Kariben 208 Kartografen 35 Kasachen 209 Kepler, Johannes 19 Kind von Taung 122 Kirche, katholische 19 Kircher, Athanasius 43 Kirgisen 209 Koch, Robert 253 Kolumbus, Christoph 63, 213 f., 216, 224, 230 Kopernikus, Nikolaus 19
L La Condamine, Charles de 25 Lamarck, Jean-Baptiste de 94 Le Corbusier 249 Le Roy Ladurie, Emmanuel 201 Lébou 142 Leech, John 100 Linde, Carl von 253 Linné, Carl von 132 Lipowaner 142 LUCA (Letzter gemeinsamer Vorfahr aller Lebensformen) 92 Lucy 122, 124 Luther, Martin 19
M Machiavelli, Niccolò 192 Magellan, Fernando 63 Makkabäer 168 Mamluken 206 Maupertuis, Pierre Louis Moreau de 24 Maya 198, 208 Mensch 218 Mercator, Gerhard 35, 43 Mermoz, Jean 244 Mi’kmaq 142 Mikea 172, 209 Ming 207, 213
Mongolen 207, 209 Montesquieu, Charles Louis de 71 Murray, Joseph 252
N Nama 165 Nasir al-Din al-Tusi 18 Natufier 122, 161, 163 Neandertaler 124, 126, 130, 135 Nenzen 172 Newton, Isaac 19, 24, 42 Niemeyer, Oscar 249 Noah 148
Samen 172, 209 San 172, 209 Sem 148 Sen, Amartya 197 Sioux 172 f., 208, 220 Sismondi, Jean Simonde de 240 Skandinavier 142, 172 f. Smeaton, John 246 Smith, George 149 Stoppani, Antonio 272 Sundiata Keïta 168 f. Swan, Joseph 253
T O Olmeken 192 OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) 242 Orrorin 124 Ortelius, Abraham 35 Osmanen 212 Ostindienkompanie 214, 225 Ötzi 168
Taino 142 Testart, Alain 162, 173 Thunberg, Greta 280 Tibeter 209 Timur 206 Timuriden 206 f. Tlingit 142, 172, 208 Tolteken 198 Toumaï 122, 124 Toynbee, Arnold 240
P Paranthropus bosei 124 Pasteur, Louis 253 Peking-Mensch 125 Penck, Albrecht 200 Perser 212 Pilgerväter 222 Pincus, Gregory 252 Piraten 214, 228 Pizarro, Francisco 216 Platon 42 Polynesier 142 Pomeranz, Kenneth 240 Portugiesen 132, 206, 214 Priesterkönig Johannes 213 Ptolemäus 18 Pygmäen 172 f., 209 Pythagoras 24
R Raffael 94 Ramses II. 169 Rapa Nui 208, 272
U UN (Vereinte Nationen) 278 UNESCO 132
United Fruit Company 230 f. Uru 142 US-amerikanisches Militär 279
V Verne, Jules 42 Vezo 142 Vicat, Louis 246 Vitruv 248 Volta, Alessandro 253 Voltaire 222
W Watson, Donald 174 Watt, James 239 f., 253, 272 Weltbank 232 Wikinger 199, 214
X Xenophanes 100
S Sahlins, Marshall 192 Saint-Simonisten 218
Z Zheng He 213
310
Nachweise und Quellen
NACHWEISE UND QUELLEN
Nachweise: S. 14: © ESA und collaboration Planck; S. 16: © Bruno Bourgeois; S. 18–19: © British Library Board. All Rights Reserved/Bridgeman Images; S. 25: (links) Carte du fleuve de Torneå dans l’espace compris par les operations trigonométriques/Outhier fecit © Bibliothèque nationale de France und (rechts) Carte du cours du Maragnon ou de la grande route des Amazones dans sa partie navigable depuis Jaen de Bracomoros jusqu’à son embouchure et qui comprend la Province de Quito, et la côte de la Guiane depuis le Cap de Nord jusqu’à Essequebè/levée en 1743 et 1744 et assujetie aux observations astronomiques par M. de La Condamine, G. N. Delahaye sculpsit. © Bibliothèque nationale de France; S. 26: (unten) © Didier Florentz; S. 30–31: © Grégoire Cirade; S. 34: Oronce Fine, Recens et integra orbis descriptio…, Orontius F [inaeus] Delph [inas], Regis [s] mathematic [us] facebiat, Paris, Berthaud, 1534. Koninklijke Bibliotheek – domaine public; S. 35: © Archives Larbor; S. 37: © Didier Florentz; S. 43: (oben) Gerhard Mercator, Septentrionalium terrarum descriptio, Belgique, Duisburg, 1595. Domaine public und (unten) Map Of Atlantis, 1678. Atlantis as a very large island midway between the Pillars of Hercules and America is depicted in this map from Athanasius Kircher’s ‘Mundus Subterraneus’, 1678. © The Granger Collection/Alamy Stock Photo; S. 70–71: Ms 2200. Guillaume de Conches. 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Nachweise und Quellen 311
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312
Inhalt
INHALT
Der Planet der Menschen und der Anderen . . . . . 9 von Christian Grataloup
1
Vom Urknall zum Planeten Erde
(seit 13,8 Milliarden Jahren)
Am Anfang der Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Das Erdmagnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Das älteste Bild unseres Universums
Der Schutzschild der Erde Schwankungen des arktischen Magnetpols Magnetfeldumkehrungen
Eine kurze Geschichte des Universums . . . . . . . . 16 GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Die Vermessung der Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Vom Geozentrismus zur Gravitation . . . . . . . . . . 18 Ptolemäus: die Erde im Mittelpunkt Was die Bibel sagt Zwei Revolutionen: Kopernikus und Newton
Eratosthenes (um 276–194 v. u. Z.) Die geodätischen Expeditionen der Franzosen im 18. Jahrhundert Die Bestätigung der Erdabplattung
Die Solarenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Weltenenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Der Sonnenwind Veränderung der Sonnenstrahlung Der Strahlungshaushalt
Das Ende der Sonne Gefahr durch große Himmelskörper Meteoriteneinschläge
Der schräge Kreisel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Die Erdneigung
2
Vom Kern zur Stratosphäre
(seit 4,5 Milliarden Jahren)
Der innere Aufbau der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Die Vergangenheit der Platten . . . . . . . . . . . . . . 38
Das Innere des Planeten
Tanz der Kontinente
Geologie der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Die Zukunft der Platten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Zeugen der Vergangenheit Geologische Zeitalter
Der nächste Superkontinent
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Imaginäre Kontinente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Die Darstellung der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Zwischen Hypothese und Mythos Kartografierte Hypothesen
Die Erfindung der Weltkarte
Die Plattentektonik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Gebirgsbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Es gibt keinen festen Punkt auf der Erde Das Abkühlen der Erde
Das Beispiel der Alpen
Inhalt 313
Erdbeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Ein wahres Weltmeer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Zerstörerische Schwingungen Erdbeben entlang der Plattengrenzen Richterskala (Stärke)
Der Klimaregler Ein einziger Ozean Atlantische Umwälzzirkulation
Wenn die Erde aufreißt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Das Phänomen El Niño . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Ein Ozean entsteht Entstehung eines Grabenbruchs Die Erdbeben in Sumatra 2004
Klimaanomalien Normalzustand El Niño in voller Stärke La Niña in voller Stärke
Erdbeben im Mittelmeergebiet . . . . . . . . . . . . . . 50 Eine 2500-jährige Geschichte
Klimata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Schematische Darstellung der Verteilung der Klimazonen eines Kontinents vom Pol zum Äquator
Eruptionsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Vulkanausbrüche und ihre Gefahren Explosive/Plinianische Eruption Effusive/Peleanische Eruption Zeugen der Plattenbewegungen Die wichtigsten Vulkane der Erde
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Die Theorie der Klimata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Weder zu warm noch zu kalt
Tropische Wirbelstürme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Vulkanausbrüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Ein mörderisches Phänomen
Notwendige Überwachung
Binnengewässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Historische Vulkanausbrüche. . . . . . . . . . . . . . . 56
Ungleiche Verteilung
Vulkane und ihre traurige Bekanntheit Vesuv, Avellino-Eruption vor 4000 Jahren (um 1995 v. u. Z.) Vesuv, im Jahr 79 Santorin, um 1630 bis 1600 v. u. Z. Montagne Pelée, 1902
Die Wüsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Lebensfeindliches Gebiet
Antarktika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Metallische Rohstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Unterm Eis Antarktikas
Früh verwendete Metalle Edelmetalle und wertvolle Minerale Die Hatz auf seltene Metalle
Die letzten Eiszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
Die Erdatmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Eine vom Leben geprägte Atmosphäre Die Struktur der Erdatmosphäre
Die planetarische Zirkulation . . . . . . . . . . . . . . . 62 Die Bewegung der Luftmassen Saisonale Winde
Frühere Eiswelten Veränderungen während der letzten Eiszeiten Nordpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren) Südpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren)
314
3
Inhalt
Planet des Lebens
(seit 3,5 Milliarden Jahren)
Wasser – Voraussetzung für das Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Der Zustand des Wassers Der einzige bewohnbare Planet im Sonnensystem Auf der Suche nach Leben
Die Ökoregionen der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Unterschiedliche Umweltbedingungen
Das Ökosystem Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Das planetare Gleichgewicht: Interaktion zwischen Lebewesen und Umwelt
Die Geschichte des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . 86 3,8 Milliarden Jahre Evolution
Das Leben im Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Massenaussterben in der Erdgeschichte . . . . . . 88 Unterschiedliche Gründe
Eine unbekannte Welt Planktondichte Flusseinträge, Mangrovensümpfe Korallenriffe
Vom Wasser an Land (und zurück) . . . . . . . . . . 90 Anpassungen aller Art
Boden als Lebensgrundlage . . . . . . . . . . . . . . . 108
Die Vielfalt der Lebewesen . . . . . . . . . . . . . . . 92
Wimmelndes Leben Bodenbildung Verschiedene Bodenarten mit ihren unterschiedlichen Vegetationstypen Böden als Träger der Artenvielfalt
Der Baum des Lebens
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Kreationismus und Evolutionismus . . . . . . . . . . 94
Fossile Rohstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
Von der Vorsintflut zur natürlichen Auslese Lamarck und Darwin
Lebewesen als Ursprung fossiler Brennstoffe Kohle Erdöl und Erdgas
Von den Dinosauriern zu den Vögeln. . . . . . . . . 96 Dinosaurier am Himmel Die ältesten Vögel Als die Tiere vom Boden abheben
Große Wanderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Wandernde Tiere
Die Bäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Austausch und Isolation . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Expansion durch Amerika Isolierte Riesen und Zwerge Die Darwinfinken
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Die Archive des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Zeugen des Lebens
Gegenwärtige Riesen
Die Säugetiere – eine Minderheit unter den Lebewesen. . . . . . . . 116 Der grüne Planet Aufteilung der Biomasse nach Lebensräumen Pflanzen beherrschen die Welt Tiere Der menschliche Einfluss auf die Populationen wildlebender Säugetiere
Inhalt 315
4
Ein Tier unter Tieren: der Mensch
Die Menschensippe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Ein Affe unter Affen Verteilung der Primaten
(seit 7 Millionen Jahren) Die Vielfalt der Sprachen im 15. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Als sich die Sprachen in der Welt verstreuen
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Der humanisierte Planet . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
Die Geschichte der Urgeschichte . . . . . . . . . . . 122
Nomadische Gesellschaften Jäger und Sammler in Nordeuropa, vor 15 000 Jahren Hund oder Wolf? Mögliche frühe Domestizierung des Hundes Das steinzeitliche Europa: Hat der Mensch Flora und Fauna schon damals verändert? Die ausgestorbenen Vögel Ozeaniens
Eine europäische Disziplin
Von Sahelanthropus zu Homo sapiens . . . . . . . . 124 Die Menschenlinie
Verbreitung und Vermischung von Homo sapiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Der lange Marsch der Menschen Die Vermischung von Homo sapiens und anderen Menschenarten
Die Besiedlung der Neuen Welt. . . . . . . . . . . . . 128 Die ersten Amerikaner Die ersten Australier Die Aborigines, ein Mosaik verschiedener Gesellschaften
Neandertaler und Homo sapiens . . . . . . . . . . . . 130 Neandertaler, Herrscher von Europa Homo sapiens und Neandertaler im Wechsel
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Die Erfindung der Rassen . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Wissenschaftliche Überheblichkeit
Das Tier als Ressource . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Die Bedeutung des Rentiers Die paläolithische Ernährung Ernährung eines Adligen im Mittelalter Fleischverzehr: ein Privileg reicher Länder Fleischkonsum im Jahr 2014 Entwicklung des Fleischkonsums
Pelztierjagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Weiches Gold
Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Homo sapiens, ein Fischliebhaber
316
5
Inhalt
Domestizierung
(seit 12 000 Jahren)
Der Übergang zum Holozän . . . . . . . . . . . . . . . 146
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Klimatische Umwälzungen Das Ende des vereisten Europas: vor 20 000 bis 7000 Jahren Temperaturanstieg Als die Sahara grün war …
Anpassung an veränderte Umweltbedingungen? Folge von Veränderungen in Religion und Gesellschaft? Die Erkenntnisse der Archäologie
Warum eigentlich Landwirtschaft? . . . . . . . . . . 162
Von Stein zu Metall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Die Sintflut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Die Sintflut in der Bibel und im Koran Die Mythen der Sintflut Geht dieser Mythos auf den Anstieg des Meeresspiegels zurück?
Für Werkzeuge, Waffen und Prestige Die intensive Verwendung gediegener Metalle in Nordamerika Afrika: Handel über weite Strecken
Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Die Veränderung der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Die Wälder kehren zurück
Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .152 Mehrere Ausgangsregionen
Die Menschen verändern das Leben auf der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Selektion bestimmter Eigenschaften Domestizierung des Rinds Von der Teosinte zum Mais Von den Wild- zu den Kulturpflanzen Genetisch veränderte Pflanzen
Der demografische Wandel im Neolithikum Demografischer Boom Sesshaftigkeit und Bevölkerungszunahme
Gewalt, Kampf und Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Gewalt in der Urgeschichte Von den ersten Werkzeugen zu Kriegswaffen Schlacht bei Kadesch, ca. 1274 v. u. Z. Schlacht an der Tollense, zwischen ca. 1300 und ca. 1250 v. u. Z.
Frühe Veränderungen Amazoniens . . . . . . . . . . 170 Ein domestizierter Wald Amazonasbewohner als Landschaftsbauer
Jäger und Sammler der Welt . . . . . . . . . . . . . . 172 Pflanzen als Nahrungsmittel und mehr
Die letzten Jäger und Sammler Skandinavien, 27 000 v. u. Z.–500 unserer Zeitrechnung
Die Domestizierung der Tiere. . . . . . . . . . . . . . 158
Die Tiere: Schauspiel und Schutz . . . . . . . . . . . 174
Tiere als Helfer der Menschen
Die Abhängigkeit der Menschen vom Tier Zur Schau gestellte Tiere 2022 Ein neues Verhältnis zu Tieren (Angaben für das Jahr 2022) Tiere in Sport und Unterhaltung (Angaben für das Jahr 2022)
Die Domestizierung der Pflanzen . . . . . . . . . . . 156
Die lange Geschichte des Alkohols . . . . . . . . . . 160 Früher Genuss Entwicklung alkoholischer Getränke
Inhalt 317
6
Die Ära der Landwirtschaft
(seit 6000 Jahren)
Geisterwälder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
Die ersten Staaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
Wälder zu Wohngebieten Die großen Rodungen in Europa Die Wiege Indiens, vom Indus zum Ganges
Die Anfänge staatlicher Strukturen Hauptmerkmale der frühesten Staaten Uruk: Ein Beispiel für einen mesopotamischen Stadtstaat des 4. Jahrtausends v. u. Z.
Dürre und Flut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Der Nil, ein fruchtbarer Fluss Überschwemmungsbassins am Nil Foggara von Ain Manawir, 5. Jahrhundert v. u. Z. Landgewinnung aus dem Meer Die Polder der Niederlande Was ist ein Polder?
Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Austausch zwischen Stadt und Land
Die großen Hungersnöte der Alten Welt . . . . . . 196 Klima, Krieg, Krise
Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird . . . . 182 Brachland, Mist und Düngemittel Europäisches Mittelalter: Zwei- und Dreifelderwirtschaft Das Jahr in der Landwirtschaft: Mittel- und Westeuropa, 12. und 13. Jahrhundert Landwirtschaft in Waldgebieten Der Kreislauf des Wanderfeldbaus auf Waldboden Wanderfeldbau und Brandrodung in den Tropen
Der Einfluss des Klimas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Klimazyklen und die Maya-Zivilisation Temperaturentwicklung auf der Nordhalbkugel Die Wikinger in Grönland: Reaktionen auf klimatische Veränderungen
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit . . . . . 200 Wenn Böden sich ergänzen . . . . . . . . . . . . . . . 184 Höhenstufen im Gebirge – Möglichkeiten und Beschränkungen Die Landschaften des Haut-Languedoc Ein bretonischer Weiler aus dem 9. Jahrhundert
Labore und Archive
Die großen Epidemien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Seuchen als globales Problem Todesopfer der großen Seuchen
Reisanbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Die Wiege(n) des Reisanbaus Afrika: Anpassung an ein regenarmes Land Die wichtigsten Reisanbaumethoden Wasserbedarf Der Kreislauf des Bewässerungsfeldbaus
Bevölkerungsaufschwung und -krise . . . . . . . . 204 China als Motor demografischen Wachstums Han-China, 1. Jahrhundert v. u. Z. Die Hungersnot in Amiens 1693/1694
Die Globalisierung im 15. Jahrhundert . . . . . . . . 206 Muskeln und Werkzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Wichtige technische Erfindungen Aufschwung der Landwirtschaft Allzweckmühlen
Die Alte Welt im 15. Jahrhundert Anteil am Welt-Bruttoinlandsprodukt
Die Nutzung der Erde im 15. Jahrhundert. . . . . . 208 Ungleiche Verbindungen
Von der Töpferei zum Hüttenwesen . . . . . . . . . 190 Ton, Glas, Metall: die Nutzung von Öfen Afrika: verschiedene Zentren Indien: hochwertiger Stahl
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Inhalt
Die Globalisierung der Ressourcen
(seit dem 15. Jahrhundert)
Warum Europa? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
Tropische Erzeugnisse für Europa . . . . . . . . . . 224
Im Westen der Alten Welt Europa kolonisiert die Welt Die europäische Kenntnis der Erde im 15. Jahrhundert
Was aus dem «Süden» kommt «Tcha» oder «té»? Camellia sinensis und ihr Name in der Welt
Das maritime Netz der Welt . . . . . . . . . . . . . . . 214
Sklaverei, Zwangsarbeit und Handel . . . . . . . . . 226
Übersee liegt in weiter Ferne
Von der Sklaverei zur Indentur (15. bis 20. Jahrhundert)
Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas . . . . . . . . . . . 216
Die Jagd nach wertvollen Metallen . . . . . . . . . . 228
Zusammenbruch der indigenen Bevölkerung Amerikas Zusammenbruch der amerikanischen Bevölkerung Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre im zweiten Jahrtausend Rückgang der Landwirtschaft
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
«Herr und Meister der Natur» . . . . . . . . . . . . . . 218 Der prometheische Traum Der Mensch steht außerhalb der Natur
Der Kolumbianische Austausch . . . . . . . . . . . . 220 Die Globalisierung der Pflanzen und Tiere
Europa und die kalten Regionen in Übersee . . . . 222 Geringes Interesse (1500–1800) Die Europäer in den gemäßigten und kalten Zonen (16. bis 18. Jahrhundert) Die Europäer bevölkern die gemäßigten Breiten Auswanderung aus Europa (19. und 20. Jahrhundert)
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Das Kohlezeitalter
Die Förderung von Gold und Silber bis zum 20. Jahrhundert Die Suche nach Eldorado
Industrieplantagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 Neue Plantagen in den europäischen Kolonien Erzeugung im Süden, Verbrauch im Norden Erzeugerstrukturen nach der Industriellen Revolution «Bananenrepubliken» zwischen 1898 und 1961
Die Einteilung der Welt in Nord und Süd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Hitze ist keine Erklärung für Armut Scheinbarer Klimadeterminismus: Reichtum und Klima um 1960 Entwicklungsindex nach Ländern (Stand 2019) Der Nutzen des «Südens» für den «Norden» (Stand 2019)
(seit dem 18. Jahrhundert)
Kohlenstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
Kurze und lange Kreisläufe Atmosphärischer Kohlendioxidgehalt Der Kohlenstoffkreislauf
150 Jahre Öl und Gas Die Technik des Hydraulic Fracturing (Fracking) Erdöl im britischen Nahen und Mittleren Osten (1920 bis 1960)
Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 Die Industrie verändert die Welt
GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Industrielle (R)Evolution . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Revolution oder Evolution?
Transportmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Die Revolution der Transportmittel Das europäische Eisenbahnnetz Der Panamákanal (1914 bis 2016)
Inhalt 319
Zement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
Veränderungen der Biosphäre . . . . . . . . . . . . . 258
Vom Kalk zum Zement Von den Rohstoffen zum Zement Weltweite Zementherstellung und Verbrauch fossiler Energieträger Der Zement erobert die Welt
Schwund des Lebens Die Wälder im Klimawandel Die großen Invasionen
Die Dekarbonisierung der Atmosphäre . . . . . . . 260 Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Der Stahlbeton erobert die Welt Beispiel für ein weltweites Unternehmensnetzwerk: Die Hennebique-Organisation (1892 bis 1914) Die Hennebique-Organisation
Der Kampf gegen den Kohlenstoff Wichtigste Speichermöglichkeiten für Kohlendioxid 2022 Methoden unterirdischer Kohlendioxidspeicherung Die Wiederaufforstung der Erde Der Wal als Kohlenstoffspeicher
In die Senkrechte Die Urbanisierung der Welt seit 1800
CO2-Austausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 Der Preis von Kohlendioxid Entwicklung der Einnahmen aus der Kohlendioxidabgabe Das System des Emissionsquotenhandels
Ein besseres Leben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
Die Bevölkerungsexplosion . . . . . . . . . . . . . . . 264
Steigende Lebenserwartung und steigender Konsum
Verdreizehnfachung der menschlichen Population (1700–2022) Alterspyramiden Modellvorstellung des demografischen Wandels
Die Urbanisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
Umweltverschmutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 Gebeutelte Natur Das Ozonloch Ölpestunfälle
Das Meer und der Permafrost . . . . . . . . . . . . . 256 Erwärmung des Meeres Meeresspiegelanstieg Packeis, Schnee und Permafrost Schneedecke der Nordhalbkugel im Frühling
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Der überlastete Planet
(seit dem 20. Jahrhundert)
Weltweite Überalterung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
Die Kernenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
Das Ende des demografischen Übergangs Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau Entwicklung der Bevölkerung (Projektionen) Das Altern der Bevölkerung
Eine umstrittene Energiequelle Der Unfall von Tschernobyl (UdSSR, 1986) Der Unfall von Fukushima (Japan, 2011)
Erneuerbare Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 Die Menschheit ernähren . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 Landwirtschaftliche Revolutionen Landwirtschaft und Ernährung Landwirtschaft zwischen Quantität und Qualität Landwirtschaft zwischen Welthandel und Protektionismus
Die Energiewende Der Drei-Schluchten-Staudamm (China) Das Potential erneuerbarer Energien Produktion und Verbrauch erneuerbarer Energien
Kriege und Umweltzerstörung . . . . . . . . . . . . . 278 GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN
Das Anthropozän: ein neues Erdzeitalter? . . . . . 272 Stratigrafische Evidenz
Umwelt – Kollateralschäden und Kriegseinsatz (seit 1945) Umweltzerstörung in Vietnam Operation «Popeye»
320
Inhalt
Klimawandel und Migration . . . . . . . . . . . . . . . 280
Schutz der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288
Gefährdung durch den Klimawandel: Ungleichheit zwischen den Ländern Index für die physische Gefährdung durch den Klimawandel
Von «wilderness» zur Standardbegrünung Entwicklung geschützter Oberflächen
Das Meer als neue Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Ressourcen und Territorialisierung der Gewässer
Hygienische Herausforderungen . . . . . . . . . . . 282 Gesellschaften, Gesundheit und Umwelt Die Covid-19-Pandemie AIDS
Malaria
Danksagung Wasser zwischen Mangel und Überfluss . . . . . . 284 Der Aralsee Das Nilbecken
Bibliografie Begriffe
Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Die Erde zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Die Jugend und das Klima Ein wissenschaftliches und politisches Thema Grüne Parteien
Orte Akteure Nachweise und Quellen
ZUM BUCH „Sie werden in diesem Buch weder von einer Menschheit hören, die von fortwährendem Fortschritt motiviert ist, noch von einer Welt, die blind in ihr Verderben rennt. Wir geben Ihnen Darstellungen an die Hand, die Ihnen die Dynamiken der Erde begreiflich machen sollen und sie über große Zeiträume hinweg nachzeichnen.“ Die Erde, ein unauffälliger Planet, der um einen Stern kreist, hat eine Besonderheit zu bieten, die es – soweit bislang bekannt – nirgendwo sonst gibt: Sie beherbergt Leben. In der Fülle des Lebendigen hat sich eine seiner Erscheinungsformen, die Spezies Mensch, über alle anderen erhoben und die Erde in einem Ausmaß beansprucht, das ihre eigene Zukunft gefährdet. In über 300 farbigen Karten, Grafiken und Schaubildern schildert dieser Band den Weg von den Anfängen des Universums bis zu den Umweltkatastrophen der Gegenwart. Archäologen, Astrophysiker, Biologen, Klimawissenschaftler, Historiker, Geologen, Paläontologen, Ozeanographen, Zoologen – Christian Grataloup hat 30 von ihnen zusammengetrommelt und erneut einen Atlas geschaffen, wie es ihn noch nie gab. Ebenso spannend wie lehrreich und ein grandioser Nachfolger des Bestsellers „Die Geschichte der Welt“.
VITA Christian Grataloup ist "der Historiker unter den Geografen" und emeritierter Professor für Geogeschichte an der Universität Paris Cité. Sein Atlas "Die Geschichte der Welt" ist ein internationaler Bestseller und steht bei C.H.Beck in der 8. Auflage. Für "Die Geschichte der Erde" hat er mit einem Team von 30 Experten zusammengearbeitet.