Die Geschichte der Erde: Ein Atlas
 3406822304, 9783406822308

Table of contents :
Der Planet der Menschen und der Anderen
1. Vom Urknall zum Planeten Erde (seit 13,8 Milliarden Jahren)
2 Vom Kern zur Stratosphäre (seit 4,5 Milliarden Jahren)
3 Planet des Lebens (seit 3,5 Milliarden Jahren)
4 Ein Tier unter Tieren: der Mensch (seit 7 Millionen Jahren)
5 Domestizierung (seit 12 000 Jahren)
6 Die Ära der Landwirtschaft (seit 6000 Jahren)
7 Die Globalisierung der Ressourcen (seit dem 15. Jahrhundert)
8 Das Kohlezeitalter (seit dem 18. Jahrhundert)
9 Der überlastete Planet (seit dem 20. Jahrhundert)
Danksagung
Bibliografie
Begriffe
Orte
Akteure
Nachweise und Quellen
Inhalt
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Vita

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CHRISTIAN GRATALOUP

Die Geschichte

ERDE Ein ATLAS der

Unter Mitarbeit von Charlotte Becquart-Rousset, Léna Hespel und Héloïse Kolebka

Aus dem Französischen übersetzt von Frank Sievers, Martin Bayer, Nele Boysen und Jens Hagestedt

C.H.BECK

Titel der französischen Originalausgabe: «Atlas historique de la Terre et de son usage par les humains» © Les Arènes & Croque Futur, Paris, 2022 Martin Bayer, Nele Boysen und Jens Hagestedt haben die Karten übersetzt, Frank Sievers die begleitenden Texte. Projektleitung Valérie Hannin, Philippe Pajot und Jean-Baptiste Bourrat Gestaltung Vincent Lever Leitung der Kartografie Héloïse Kolebka (L’Histoire) und Frédéric Miotto (Légendes Cartographie) Karten Marie-Sophie Putfin, Frédéric Miotto, Lucille Dugast, Allix Piot und Salomé Choukroun Redaktion der Begleittexte Christian Grataloup, Charlotte Becquart-Rousset, Léna Hespel und Héloïse Kolebka mit Jeanne Barnicaud Textrevision Sarah Ahnou und Isabelle Paccalet mit Alice Posière Für die deutsche Ausgabe: © Verlag C.H.Beck oHG, München 2024 Alle urheberrechtlichen Nutzungsrechte bleiben vorbehalten. Der Verlag behält sich auch das Recht vor, Vervielfältigungen dieses Werks zum Zwecke des Text and Data Mining vorzunehmen. Umschlagentwurf: Rothfos & Gabler, Hamburg Umschlagabbildung: Geologie der Erde (S. 32/33) Satz: Fotosatz Amann, Memmingen ISBN Buch 978 3 406 82230 8 ISBN eBook (PDF) 978 3 406 82231 5 Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website www.chbeck.de. Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele weitere Informationen.

Für François Durand-Dastès (1931 – 2021)

Dieser Atlas ist die Ernte dessen, was François Durand-Dastès gesät hat: eine geografische Darstellung der Menschen auf der Erde, die die Komplexität der Interaktionen zwischen den menschlichen Gesellschaften und der biophysischen Welt ebenso berücksichtigt wie die wissenschaftliche und didaktische Notwendigkeit, sie in einfachen, verständlichen Karten und Modellen darzustellen.

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Die Geschichte der Erde. Ein Atlas: Autoren und Beiträger Christian Grataloup, «der Historiker unter den Geografen», ist Agrégé (Absolvent) und Doktor der Geografie, ehemaliger Professor an der Universität Paris-Cité und Spezialist für Erdgeschichte. Mitautor zahlreicher Buchveröffentlichungen: Géohistoire de la mondialisation (Armand Colin 2015), Atlas global (Les Arènes 2016), Le Monde dans nos tasses (Armand Colin 2017), Atlas historique mondial (Les Arènes 2019; dt.: Die Geschichte der Welt. Ein Atlas, C.H.Beck 2023), L’Invention des continents et des océans (Larousse 2020; dt.: Die Erfindung der Kontinente, WBG 2021) und Atlas historique de la France (Les Arènes 2020). Außerdem betreut er in der Zeitschrift Carto eine Rubrik mit Nachrichten aus der erdgeschichtlichen Forschung. Héloïse Kolebka, DiplomPolitologin (Universität Paris), ist seit 2014 Chefredakteurin der Zeitschrift L’Histoire. Sie zeichnet seit über 20 Jahren gemeinsam mit den Kartografen von Légendes Cartographie Landkarten und hat bereits an den beiden Vorgängerwerken des vorliegenden Buchs mitgearbeitet, dem Atlas historique mondial (Les Arènes 2019) und dem Atlas historique de la France (Les Arènes 2020).

Charlotte Becquart-Rousset, Agrégée (Absolventin) der Geografie, unterrichtet an der Sorbonne. Sie befasst sich insbesondere mit der Vorbereitung von Lehramtsprüfungen (Capes, Agrégation) und gehörte der Jury des Capes-Wettbewerbs für historische Geografie an. Sie hat an der Redaktion mehrerer Gesamtdarstellungen und Handbücher mitgewirkt, unter anderem am Atlas historique mondial (Les Arènes 2019) und am Atlas historique de la France (Les Arènes 2020). Philippe Pajot hat sich nach dem Studienabschluss in Astrophysik (1994) seine Sporen als Wissenschaftsjournalist bei der Zeitschrift Pour la science verdient, wo er als stellvertretender Chefredakteur tätig war. Anschließend war er Chefredakteur bei Ciel et Espace und schrieb anschließend zehn Jahre lang Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften (Science et Vie junior, Le Monde, Ça m’intéresse, Sciences et Avenir) und arbeitete an Büchern u. a. für das CNES und den Verlag Cherche midi mit. Seit 2017 ist er Chefredakteur der Zeitschrift La Recherche. 2011 erschien im Verlag Le Cavalier bleu sein Buch Parcours de mathématiciens.

Léna Hespel ist Wissenschaftsjournalistin. Nach ihrem Masterabschluss in Biologie und einem Studium an der École supérieure de journalisme (ESJ) in Lille schreibt sie für verschiedene Wissenschafts- (u. a. Pour la science, Science et Vie, La Recherche) und Publikumszeitschriften. Légendes Cartographie ist eine Kartografieagentur, die seit 1996 die Karten für die Zeitschrift L’Histoire erstellt. Légendes Cartographie war für sämtliche Landkarten der bisherigen Veröffentlichungen Christian Grataloups beim Verlag Les Arènes zuständig und ist auch an der großen Atlantenserie beteiligt, die Le Monde/La Vie seit 2007 herausgibt. Die Agentur ist außerdem in wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Verlage Nathan, Hachette, Hatier und Belin éditeur sehr präsent und arbeitet regelmäßig für die Zeitschrift Carto.

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Romain Amiot Paläontologe Jeanne Barnicaud Doktorandin im Fach Zeitgeschichte an der Universität Paris-1 Isabelle Catteddu Archäologin am Institut national de recherches archéologiques préventives (INRAP) mit Spezialgebiet Landwirtschaft und bäuerliche Kultur im Frühmittelalter Jean-Paul Demoule Emeritierter Professor für europäische Ur- und Frühgeschichte an der Universität Paris-1 François Durand-Dastès Geograf Jean-Baptiste Fressoz Umwelthistoriker Éric Guilyardi Meeresforscher und Klimakundler Liliane Hilaire-Pérez Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Paris-Cité, Spezialistin für Technikgeschichte François Jarrige Spezialist für Geschichte der Industrialisierung im 19. Jahrhundert

Jacques Jaubert Ur- und Frühgeschichtler und Archäologe

Lionel Ranjard Bodenökologe, Spezialist für Mikrobiologie des Bodens

Guillaume Lecointre, Zoologe und Spezialist für Taxonomie

Stephen Rostain Forschungsleiter am Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Spezialgebiet: Archäologie des Amazonasbeckens

Florian Mazel Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Rennes-2 Fabrice Not Meeresbiologe Didier Paillard Paläoklimatologe am Laboratoire des sciences du climat et de l’environnement (Labor für Klimatologie und Umweltwissenschaft) Fabien Paquet Moderator der Tagungen zur mittelalterlichen Geschichte an der Universität Caen Antonio Pérez Balarezo Anthropologe Catherine Perlès Emeritierte Professorin an der Universität Paris-Nanterre, Spezialistin für jungsteinzeitliche Archäologie Yann Potin Historiker und Archivar an den Archives nationales de France (Französisches Nationalarchiv), Spezialist für Ur- und Frühgeschichte

Dalila Sekkaï Doktorin der Biochemie, Agrégée (Absolventin) der Biochemie mit Fachrichtung Biologie und Professorin für Biotechnologie Gabriel Tobie Planetologe Boris Valentin Professor für Archäologie der Ur- und Frühgeschichte an der Universität Paris-1 Catherine Virlouvet Emeritierte Professorin für Römische Geschichte an der Universität Aix-en-ProvenceMarseille

9

Der Planet der Menschen und der Anderen

W

ir, die 8 Milliarden Menschen, wohnen auf einem unbedeutenden Planeten, der sich um einen ganz gewöhnlichen Stern dreht. Aber dieser Planet hat eine Besonderheit, die bislang noch nirgendwo sonst beobachtet wurde: Er birgt Leben. Natürlich sind wir nur eine Variante im bunten Strauß der Lebensformen auf diesem Planeten, aber immerhin eine, die sich als besonders eroberungsfreudig erwiesen hat, um nicht zu sagen «invasiv». Die wachsende Umweltangst angesichts des Klimawandels, des Artensterbens und der schweren Umweltverschmutzung spielte bei der Entwicklung dieses Atlas eine zentrale Rolle. Sein Interesse gilt unseren heutigen Anforderungen und Fragestellungen – was in diesem Bereich etwas vollkommen Neues ist.

Die Gegenwart der Vergangenheit Wie in der rechten Spalte unserer Gliederung auf Seite 11 zu sehen ist, hat alles einen Anfang, aber kein Ende. Das Universum existiert heute und wird auch noch morgen existieren. Der Planet Erde ist darin nur ein winziger Punkt (und wird es auch bleiben), aber es gibt auf ihm Leben (was auch so bleibt), und das menschliche Tier nimmt immer größeren Raum darauf ein (wird sich das eines Tages ändern?). Es bewirtschaftet den Boden und domestiziert die anderen Tiere. Es hat, nachdem es sich auf der gesamten Erdoberfläche ausgebreitet hatte, den Kontakt zu den verstreuten Gruppen seiner Art gesucht. Es hat Kohle abgebaut und fragt sich jetzt, nachdem seine Zahl von einer Handvoll auf 8 Milliarden angewachsen ist, wie es mit dem erodierten irdischen Kapital weiter verfahren soll. Dieser Atlas zeigt die verschiedenen Stadien dieser Entwicklung.

Alle historischen Darstellungen – darunter auch Geschichtsatlanten – können die Vergangenheit immer nur von der Gegenwart aus betrachten, aus der Zeit heraus und von dem Ort aus, wann und wo sie entstanden sind. Die Abbildung auf Seite 16/17 in diesem Atlas, mit der wir (fast) bis zum Urknall zurückgehen, ist gleichsam eine Metapher für das gesamte Buch. Auf ihr sind die zeitlichen Stadien der Geschichte des Universums gleichzeitig zu sehen. Die Reihenfolge all dieser Prozesse ist nur insofern eine Aufeinanderfolge, als diese nach ihren jeweiligen Anfängen chronologisch geordnet sind: Die Landwirtschaft setzte natürlich erst lange Zeit nach der Entstehung der Plattentektonik ein, und dennoch ernten wir unser Getreide auf Erdplatten, die sich weiterhin bewegen. Das Ende aller dieser Entwicklungen liegt jedoch in der Zukunft und kann daher nur hypothetisch beschrieben werden. Dadurch, dass auf den thematischen Doppelseiten jeweils auf andere Seiten verwiesen wird («Siehe auch» auf der rechten Seite oben), entstehen vertikale Durchbrüche, die die verschiedenen Schichten miteinander verbinden, Geologie und Industrie, Meeresströmungen und Kolonialisierung … Im Vergleich zu den beiden anderen Atlanten, die unser Team (das erweitert wurde, um das gesamte Spektrum der Wissenschaften von der Erde und ihren Bewohnern abzudecken) bereits publiziert hat, ist dieses Werk etwas Neues. Das werden Sie sofort erkennen, wenn Sie ein bisschen darin blättern, es gibt nämlich Doppelseiten mit dunklem Hintergrund, die zwischen die Darstellungen mit weißem Hintergrund eingeschoben sind. Hier werden historische Augenblicke der Wissenschaften vorgestellt. Das geophysische und biologische Wissen, aber auch das Wissen über vergangene Gesell-

10

Einleitung

schaften sind menschliche Konstrukte, die es ins Verhältnis zueinander zu setzen gilt. Vor allem da die Schwerpunkte, die wir auf diesen schwarzen Seiten gesetzt haben, auf beispielhafte Weise zeitgenössische gesellschaftliche Themen betreffen, die ein Nachhall von Fragestellungen der Vergangenheit sind.

Ein Atlas mit enzyklopädischem Anspruch für die heutige Zeit Das Besondere an unserer Vorgehensweise ist die Verschränkung verschiedener Zeitabschnitte. Es gibt hervorragende Atlanten zur aktuellen Umweltkrise und wunderschöne Darstellungen der Geschichte der Geologie oder Biologie. Viel seltener findet man dagegen Bücher, die den heutigen Debatten und Herausforderungen eine historische Tiefe verleihen, und noch viel seltener geschieht dies mit den Mitteln der Geografie. Dennoch werden die älteren Leserinnen und Leser unter Ihnen vielleicht eine Art Déjàvu erleben, wie ein Biss in eine Proust’sche Madeleine. Denn tatsächlich haben die Enzyklopädien lange Zeit versucht, alle Bereiche des konkreten Wissens abzubilden, von der Geologie bis hin zur Technik. Man fand darin Tiefseegräben ebenso wie Dampfmaschinen, Stammbäume von Pflanzen ebenso wie Querschnitte von Atomreaktoren. Die Zersplitterung der Wissensgebiete und ihrer Darstellung trägt leider nicht dazu bei, dass wir die Komplexität der heutigen Probleme besser begreifen, und sie hilft uns auch nicht, einen Standpunkt zu beziehen oder Entscheidungen zu treffen. Der Versuch, eine möglichst allumfassende und zugleich offene Perspektive einzunehmen, gleicht insofern der Neugierde eines Kindes (zwischen 7 und 100 Jahren), die noch nicht von den Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen eingeengt ist, und antwortet damit auf die Fragen der Weltbürgerinnen und Weltbürger (derselben Altersgruppe). Wir dürfen uns also brüsten, mit diesem Ansatz dem enzyklopädischen Verständnis des 18. Jahrhunderts zu folgen, wobei wir es aber zugleich ganz und gar zeitgenössisch interpretieren – ja, sogar mit diesem Vermächtnis brechen. Vor ein

paar Jahrzehnten hätte dieses Werk vielleicht «Atlas vom Menschen und der Natur» geheißen. Aber bitte erwarten Sie nicht, dass auf den folgenden Seiten von dieser Dichotomie die Rede sein wird – abgesehen von der Doppelseite zur Geschichte der Wissenschaften (siehe S. 218), auf der die Trennung von Mensch und Natur in die Geschichte und Geografie des Denkens eingeordnet wird. Ansonsten wird hier die biophysische Welt, vom intergalaktischen Raum bis hin zu den Atomen, nirgends «Natur» genannt, da der Mensch immer Teil des Lebens auf diesem Planeten ist, ein Tier unter Tieren.

Ohne Nostalgie oder futuristische Illusionen Die Enzyklopädisten des 18. Jahrhunderts hätten unser Projekt, ohne zu zögern, mit einer guten Portion Fortschrittsgläubigkeit angegangen. Diese Herangehensweise hielt sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Heute hingegen kann die herrschende Umweltangst dazu führen, dass ähnlich lineare Erzählungen unter umgekehrten Vorzeichen geschrieben werden: Das Goldene Zeitalter liegt dann nicht mehr in einer strahlenden Zukunft, in der sich der Mensch zum Schöpfergott aufschwingt, sondern in der Altsteinzeit, die zur Projektionsfläche für verloren geglaubte Tugenden wird. Die Geschichte der Erde folgt keinem dieser beiden Wege. Unser Routenplaner für dieses Buch hatte das Ziel, Prozesse zu betrachten, die, wenn sie einsetzen, weitreichende Folgen haben. So verhält es sich zum Beispiel in den ersten Kapiteln des Buches zur Biophysik – das System Erde, die Evolution des Lebens – oder auch bei den Prozessen, die der Mensch in Gang gesetzt hat und die auf Dauer den Planeten überlasten – Landwirtschaft, demografische Entwicklung, Globalisierung, Industrie. Alle diese Prozesse betrachten wir ohne Nostalgie oder futuristische Illusionen. Sie werden in diesem Buch weder von einer Menschheit hören, die von fortwährendem Fortschritt motiviert ist, noch von einer Welt, die blind in ihr Verderben rennt. Wir geben Ihnen Darstellungen an die Hand, die Ihnen die Dynamiken der Erde begreiflich machen sollen und sie über große

Einleitung 11

Wenn die Geschichte des Universums nur einen Tag lang wäre (24 Stunden)

Kapitel: Stadien der Vergangenheit, die sich wie Schichten übereinanderlegen

13,8 Milliarden Jahren

Erster Tag um 00:00 Uhr

1. Vom Urknall zum Planeten Erde

der Erde

4,5 Milliarden Jahren

um 16:11 Uhr

2. Vom Kern zur Stratosphäre

des Lebens

3 Milliarden Jahren

um 17:55 Uhr

3. Planet des Lebens

der Menschen

7 Millionen Jahren

um 23:59:59 Uhr

4. Ein Tier unter Tieren: der Mensch

der Landwirtschaft

12 000 Jahren

nach 23:59:59 Uhr

5. Domestizierung

zahlreicher Gesellschaften und Kulturen

6000 Jahren

nach 23:59:59 Uhr

6. Die Ära der Landwirtschaft

der Globalisierung

500 Jahren

nach 23:59:59 Uhr

7. Die Globalisierung der Ressourcen

der Industrie

250 Jahren

nach 23:59:59 Uhr

8. Das Kohlezeitalter

der Fürsorge für die Erde

50 Jahren

nach 23:59:59 Uhr

9. Der überlastete Planet

des Endes des Planeten Erde

in 10 Milliarden Jahren

Zweiter Tag um 17:24 Uhr, also 41 Std. und 24 Min. nach dem Urknall

Entstehung und Beginn:

vor:

des Universums

Die zeitlichen Angaben zur frühen Geschichte der Erde und der Menschen sind hier und in den folgenden Kapiteln Richtwerte.

Zeiträume hinweg nachzeichnen. Damit betreiben wir einen Kampf gegen den Gedächtnisschwund: Die verschiedenen Vergangenheiten lassen sich nur in ihrer Zusammensicht verstehen. Unsere Gegenwart ist zugleich Milliarden Jahre und wenige Jahrhunderte alt. Wenn Sie auf dieser Reise von Sternen oder Ameisen, von El Niño oder der Erfindung von Pressglas, von der Suche nach Eldorado oder der Zerstörung von Saint-Pierre auf Martinique durch den Vulkan Montagne Pelée, vom Stamm der Stachelhäuter oder der Zeichnung der Dampf-

maschine träumen (oder albträumen), so ergeben diese Bilder vom Planeten der Menschen nur deshalb Sinn, weil sich alle diese Splitter zu einem Bild im Kaleidoskop zusammenfügen. Menschliches, Allzumenschliches heißt ein Buch von Friedrich Nietzsche. Die miteinander verflochtenen Geschichten von der Erde in diesem Atlas zeigen uns verschiedene Horizonte auf und erinnern uns an unsere Verantwortung als Menschen auf diesem Planeten. Christian Grataloup

1 Vom Urknall zum Planeten Erde (seit 13,8 Milliarden Jahren) Seit dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren dehnt sich das Universum aus. Derzeit gibt es noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, ob das Universum endlich oder unendlich ist. Es umfasst vermutlich 2000 Milliarden Galaxien, darunter die Milchstraße. Diese spiralförmige Galaxie ist etwa 100 000 Lichtjahre lang und enthält 100 bis 400 Milliarden Sterne. Dazu gehört auch die Sonne, um die sich unser Planet, die Erde, dreht.

14

Vom Urknall zum Planeten Erde

seit 13,8 Milliarden Jahren

Am Anfang der Geschichte

Das älteste Bild unseres Universums Dieses Bild ist das erste «Foto» des Universums, das zu diesem Zeitpunkt 380 000 Jahre alt ist, aufgenommen vom Planck-Weltraumteleskop. Zu sehen ist hier die kosmische Hintergrundstrahlung, es handelt sich gleichsam um eine Momentaufnahme vom ältesten Licht des Kosmos. Wie bei einer Erdkarte, die keine präzise Darstellung der Erde ist, sehen wir auch hier nicht

die tatsächliche Form des Universums. Es ist eigentlich eine Kugel. Die verschiedenen Farbtöne stellen winzige Temperaturschwankungen in der Strahlung dar und stehen für Bereiche mit unterschiedlicher Dichte. Damit zeichnen sich hier schon die zukünftigen Strukturen des Universums ab, die heutigen Sterne und Galaxien.

Siehe auch



Vom Geozentrismus zur Gravitation S. 18 Weltenenden S. 26

15

Heißeste, also dichteste Bereiche des Weltalls

Kälteste, also am wenigsten dichte Bereiche des Weltalls

Die kosmische Hintergrundstrahlung gibt uns Auskunft über die Struktur, das Alter und die Entwicklung des Universums. Vor deren Entstehung ist das Universum klein, dicht und heiß, das Licht ist darin eingeschlossen. Etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall wird Licht freigesetzt, wodurch die Hintergrundstrahlung entsteht, die eine Temperatur von etwa 3000 °C hat. Während sich das

Universum ausdehnt, wird diese Strahlung immer schwächer und kälter. Inzwischen beträgt ihre Durchschnittstemperatur nach der Messung durch das Planck-Weltraumteleskop ungefähr − 270 °C. Das Universum selbst ist 13,8 Milliarden Jahre alt und dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von 67 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec aus (1 Megaparsec sind 3,26 Millionen Lichtjahre).

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Vom Urknall zum Planeten Erde

seit 13,8 Milliarden Jahren

Eine kurze Geschichte des Universums

Der Gravitationswellenhintergrund (< 1 Sekunde)  Weniger als eine Sekunde nach dem Urknall beginnen Neutrinos, elektrisch neutrale Elementarteilchen, in das Universum auszufliegen. Sie bilden den diffusen Neutrinohintergrund, der sich seitdem ausdehnt. Er konnte bislang noch nicht direkt beobachtet werden, hinterlässt aber nachweisbare Spuren in der kosmischen Hintergrundstrahlung.

Die kosmische Hintergrundstrahlung (380 000 Jahre)  Als sich das Universum ausreichend abgekühlt hat, auf etwa 3000 °C, können sich zum ersten Mal Photonen, Elementarteilchen des Lichts, frei im Raum bewegen. Sie bilden die kosmische Hintergrundstrahlung, in die heute das gesamte Universum getaucht ist. Das Bild zeigt die Temperaturschwankungen dieser Strahlung, die auf Unterschiede in der Dichte zurückzuführen sind. Die wärmsten Bereiche (orange) sind gleichsam die Embryonen der zukünftigen Galaxien.

Reionisierung (zwischen 400 Millionen und 1 Milliarde Jahre)  Die ersten Generationen von Sternen bilden sich inner- und außerhalb der ersten Galaxien. Diese riesigen Sterne haben ein kurzes, aber intensives Leben. Durch ihre Strahlung wird das intergalaktische Medium ionisiert. Sie gibt oder nimmt auf ihrem Weg durch die Materie neutralen Molekülen ein Elektron, sodass Ionen entstehen. Mit dem Planck-Weltraumteleskop lässt sich die Wechselwirkung der Hintergrundstrahlung mit den durch Ionisierung entfernten Elektronen beobachten. In Kombination mit anderen Beobachtungen lässt sich daraus schließen, dass das Universum bei Beginn der Reionisierung bereits über 400 Millionen Jahre alt ist.

Siehe auch



Am Anfang der Geschichte S. 14 Vom Geozentrismus zur Gravitation S. 18

17

Materieverteilung

Neue Galaxienhaufen (ca. 6 Milliarden Jahre) 

Das galaktische Magnetfeld

Die gesamte Materie des Universums (die normale Materie und die Dunkle Materie) deformiert auf ihrer Reise zu uns durch ihre Schwerkraft die kosmische Hintergrundstrahlung. Die heute zu beobachtenden Deformationen entstehen vor allem durch Strukturen, die erst 3 Milliarden Jahre nach dem Urknall existieren.

Das Licht der kosmischen Hintergrundstrahlung wird von einem heißen Gas ausgestrahlt, das sich in den Galaxienhaufen befindet. Dank dieser Verzerrung konnte das Planck-Weltraumteleskop die Galaxienhaufen entdecken (rote Punkte), darunter einige bislang unbekannte. Mithilfe des XMM-Newton-Teleskops, das der Beobachtung von Röntgenstrahlung dient, wurde bestätigt, dass es sich tatsächlich um Galaxienhaufen handelt, die heißes Gas beinhalten.

(ca. 13,8 Milliarden Jahre)

(ca. 3 Milliarden Jahre) 

Der Staub des interstellaren Mediums liegt entlang dem galaktischen Magnetfeld. Durch die Analyse des davon ausgestrahlten Lichts konnte mit dem Planck-Weltraumteleskop eine Karte des derzeitigen Magnetfelds der Milchstraße erstellt werden. Dabei wurden einige unerwartete Phänomene entdeckt, für die die Astrophysiker bislang noch nach einer Erklärung suchen.

Das Planck-Weltraumteleskop in der Erdumlaufbahn in 1 500 000 km Höhe

Urknall

< 1 Sekunde

13,8 Milliarden Jahre Heute

18

Geschichte der Wissenschaften

Vom Geozentrismus zur Gravitation

Ptolemäus: die Erde im Mittelpunkt Bis ins 16. Jahrhundert herrschte in der europäischen Astronomie das geozentrische Weltbild vor, das intuitiv richtig schien und der Bibel entsprach. Diese Himmelskarte von 1660 aus dem Himmelsatlas von Cellarius zeigt das System, das Ptolemäus um 150 unserer Zeitrechnung im Almagest ausgearbeitet hat. Im geozentrischen Weltbild – das schon Aristoteles vertritt (4. Jahrhundert v. u. Z.) und das die islamischen Astronomen Nasir al-Din al-Tusi (1201–1274) und Ibn al-Shatir

(1304–1375) im Mittelalter weiterentwickeln – ist der Himmel eine riesige Sphäre, die sich um eine Achse dreht, in deren Mittelpunkt die Erde liegt. Die Planeten – wozu im damaligen Sinn auch Sonne und Mond gehören, die Erde indes nicht – kreisen um die unbewegliche Erde. Manche vollführen dabei zusätzliche Bewegungen, was ihren komplexen Lauf erklärt. Die Jahreszeiten und die Länge von Jahren und Tagen entstehen damit durch Bewegungen jenseits der Erde.

Was die Bibel sagt: «Damals redete Josua mit dem HERRN an dem Tage, da der HERR die Amoriter vor den Israeliten dahingab, und er sprach in Gegenwart Israels: Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! Da stand die Sonne still und der Mond blieb stehen, bis sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte. Ist dies nicht geschrieben im Buch des Redlichen? So blieb die Sonne stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag.» Altes Testament, Buch Josua 10, 12–13.

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Zwei Revolutionen: Kopernikus und Newton Diese Himmelskarte, ebenfalls aus dem Himmelsatlas von 1660, zeigt das heliozentrische Modell: die Sonne als Mittelpunkt des Universums. Kopernikus hat dieses System in De revolutionibus orbium coelestium («Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären») von 1543 mathematisch beschrieben. Darin behauptet er, die Erde drehe sich um die eigene Achse und bewege sich um die Sonne, ohne jedoch einen Beweis vorzulegen. Johannes Kepler schließlich beweist, dass die Umlaufbahnen der Planeten nicht kreisförmig, sondern elliptisch

sind und die Planeten sich nach mathematischen Regeln bewegen (die drei Keplerschen Gesetze von 1609 und 1619). Luther verwirft diese neue Theorie schon 1539, noch vor dem Erscheinen von Kopernikus Buch. Josua habe der Sonne nur befehlen können, stehen zu bleiben, wenn sie sich zuvor bewegt habe. Die katholische Kirche indiziert das Werk aber erst 1616, nachdem Galileo 1613 durch Beobachtungen mit dem Fernglas erkannt hatte, dass das heliozentrische Weltbild plausibel ist. Die Veröffentlichung seines Dialogs über die zwei großen Welt-

systeme (1632) führt dazu, dass ihn die Kirche 1633 nötigt, seiner Theorie abzuschwören. Der berühmte Ausspruch «Eppur si muove!» («Und sie bewegt sich doch!») ist aber wohl apokryph. 1687 formuliert Isaac Newton sein Gravitationsgesetz, das heute zusammen mit den Keplerschen Gesetzen genügt, um die Bewegung der Sterne in einem Raum wie dem Sonnensystem zu erklären. Aber erst 1727 beweist James Bradley als Erster per Experiment, dass die Erde um die Sonne kreist. 1757 hebt die Kirche ihren Bann der Verbreitung des heliozentrischen Weltbilds auf.

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Vom Urknall zum Planeten Erde

seit 13,8 Milliarden Jahren

Die Solarenergie Sonneneruption

Schockwelle

Feldlinien des Erdmagnetfelds

Sonnenwindströmung

Magnetosphärische Cusp Magnetopause

Der Sonnenwind 

Veränderung der Sonnenstrahlung

Anzahl der Sonnenflecken (von 0 bis 250)

Der Sonnenwind wird permanent von der Sonne in alle Richtungen in den interplanetaren Raum ausgestoßen. Er besteht aus elektrisch geladenen Teilchen und legt weite Entfernungen zurück, je nach Windart mit einer Geschwindigkeit von 200 bis 800 Kilometern pro Sekunde. Bei einer Sonneneruption wird dieser Teilchenfluss stärker. Die Erde besitzt ein Schutzschild gegen diesen Wind. Das vom Erdkern gebildete Erdmagnetfeld lenkt die Teilchen ab, wodurch eine Art Grenze entsteht, die «Magnetopause». Bei besonders starker Sonnenaktivität – ersichtlich an den vielen Flecken auf der Sonnenoberfläche – dringen Teilchen in die Erdatmosphäre ein. Das ist das Polarlicht, das in hohen Breitengraden zu sehen ist. Es kommt unter anderem auch bei den Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun vor, die ebenfalls ein Magnetfeld haben.

250 200 150 100 50 0 1750

1800 1850 1900 Jahre (von 1750 bis 2020)

1950

2000

Siehe auch



Die Erdatmosphäre S. 60 Die planetarische Zirkulation S. 62 Umweltverschmutzung S. 254

21

W/m2 = Watt pro Quadratmeter

Einfallende Sonnenstrahlung (342 W/m²)

Sonne

Von der Atmosphäre ins Weltall abgegebene Energie (235 W/m²) Von der Atmosphäre und der Erdoberfläche reflektierte Sonnenstrahlung (107 W/m²)

77

30

W/m2

W/m2

40 195

W/m2

W/m2

l We

l ta l

Treibhauseffekt

67 W/m2

Atmosphäre

168

324

350

W/m2

W/m2

Ob e S t ra r g re n to s ze phä der re

W/m2

102 W/m2

Von der Erdoberfläche absorbierte Energie (492 W/m²)

Von der Erdoberfläche abgegebene Energie (390 W/m²)

Latente Wärme (verdunstendes Wasser) und sensible Wärme (thermische Energie)

Der Strahlungshaushalt  Der Strahlungshaushalt der Erde umfasst die Energie, die diese in der Atmosphäre, im Boden und in den Meeren erhält und abgibt. Ihre Hauptenergiequelle ist die Sonne. Strahlungshaushalt heißt es deshalb, weil die Energie zum größten Teil von der Sonnenstrahlung stammt. Genauer gesagt sorgt die Sonnenstrahlung für 99,964 Prozent der gesamten Energie, die die Erde erhält. Der Rest kommt von radioaktiver Aktivität im Erdinneren (ungefähr 0,025 Prozent) sowie von fossiler Energie und Kernspaltung durch den Menschen

(ungefähr 0,009 Prozent) und von Reibung aufgrund der Gezeiten (0,002 Prozent). Um ungefähr im Gleichgewicht zu sein, muss die Erde genauso viel Energie abgeben, wie sie aufnimmt. Derzeit führt die erhöhte Konzentration von Treibhausgasen durch menschengemachte Emissionen in der Atmosphäre zu einer Störung des Gleichgewichts. Die aufgenommene Energie ist etwas höher als die abgegebene, sodass sich die Durchschnittstemperatur erhöht, solange dieses Ungleichgewicht bestehen bleibt.

22

Vom Urknall zum Planeten Erde

seit 13,8 Milliarden Jahren

Der schräge Kreisel s Herb

t Ä

tor q ua

Herbst-Tagundnachtgleiche auf der Nordhalbkugel ± 21. September

Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel ± 21. Dezember

So

m

m er

es sd krei ks e d n We boc Stein 147 Millionen km

Aphel (4. Juli) der sonnenfernste Punkt auf der Umlaufbahn der Erde

152 Millionen km

Sonne

Perihel (3. Januar) der sonnennächste Punkt auf der Umlaufbahn der Erde

Wi

eis ekr s Wend ebse r d es K

nt er Äq u

r ato

Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel ± 21. Juni

Frühjahrs-Tagundnachtgleiche auf der Nordhalbkugel ± 21. März

Frühling

Die Erdneigung  Die Erde bewegt sich in 365,25 Tagen einmal um die Sonne, mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Sekunde. Außerdem dreht sie sich innerhalb von 23 Stunden 56 Minuten und 4 Sekunden einmal um die eigene Achse. Da diese Rotationsachse geneigt ist, trifft das Sonnenlicht und damit die Sonnenenergie ungleichmäßig auf die Erdoberfläche auf. Diesem Phänomen verdanken wir die Jahreszeiten. Von März bis September ist die Nordhalbkugel der Sonne zugewandt.

s se reb K des kreis r Wende ato s Äqu ck 90° bo ein t S s is de ekre d n Tag e W

Die Tage sind länger und wärmer: Jetzt ist auf der nördlichen Hälfte unseres Planeten Frühling, dann Sommer. Auf der Südhalbkugel ist unterdessen Herbst, dann Winter. Die Auswirkungen davon sind je nach Breitengrad unterschiedlich. Auf Höhe des Äquators sind sie z. B. sehr schwach, die Länge der Tage und Nächte variiert kaum. An den Polen sind sie dagegen sehr stark, Tag und Nacht dauern dort jeweils sechs Monate.

s se reb K des kreis Wende Tag

Nacht

Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel

Sonnenstrahlen

90°

s ock inb e t S des reis k e d Nacht Wen

tor Äqua

Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel

Siehe auch

Klimata S. 68 Die Theorie der Klimata S. 70 Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird S. 182



23

Mer de Beaufort

180°

Das Erdmagnetfeld Île de Banks

20 25

20 20

15 20

20

20

00 20

19 0

0

19 50

KANADA

05

Cambridge Bay

10

80 °N

Schwankungen des Îlearktischen Victoria Magnetpols

NO R D P OL A R M EER Nordpol

Taloyoak hia Boot 90°W

90°O O°

Ellesmere-Insel BaffinInsel

500 km I

I

I

I

I

Baffin-Bucht

I

Arktischer Magnetpol Geografischer Nordpol

Magnetfeldumkehrungen

Der Schutzschild der Erde  Das Erdmagnetfeld entsteht durch die Bewegungen im Kern unseres Planeten, der hauptsächlich aus Eisen und Nickel zusammengesetzt ist. Es schützt uns vor dem Sonnenwind und der kosmischen Strahlung. Der arktische Magnetpol der Erde ist der Punkt, in dessen Richtung die Kompasse zeigen. Er liegt ganz in der Nähe des geografischen Nordpols. Das Erdmagnetfeld polt sich regelmäßig um, sodass der Magnetpol vom geografischen Nordpol an den geografischen Südpol wandert und irgendwann wieder zurück. Diese Umpolungen lassen sich auf den mittelozeanischen Rücken nachweisen. Wenn die Gesteinsschmelze (Magma) aus dem Erdmantel abkühlt, richten sich die darin enthaltenen ferromagnetischen Materialien nach der zu dieser Zeit bestehenden Polarisationsrichtung des Erdmagnetfelds aus und behalten diese Ausrichtung auch fortan bei.

Heutige Polarisationsrichtung Nordpol

Inverse Polarisationsrichtung

Mittelozeanischer Rücken Meeresgrund

Erdmantel

Nordpol

Lithosphäre: Magma Tektonische Platte

Nordpol

Heutige Polarisationsrichtung

Inverse Polarisationsrichtung

Zeit in Millionen Jahren

160

140

120

100

80

60

40

20

Heute

24

Geschichte der Wissenschaften

Die Vermessung der Welt Erde

Sonne

7,2°

Expedition nach Lappland

Grönland

1736/1737

Alexandria Wendekreis des Krebses

Amsterdam Nordatlantischer Ozean

Syene

Äquator Mittelmeer

Alexandria

Rü ck im kehr Ja na hr ch 174 E 4 uro

24°

Antillen

Entfernung ca. 5000 Stadien (ein Stadion misst ungefähr 160 m)

Paris

pa

7,2°

Ni

l

Kapverdische Inseln

Expedition zum Äquator 1736–1743 Guayaquil

Eratosthenes geht davon aus, dass Alexandria und Syene auf demselben Längengrad liegen

Südatlantischer Ozean

Wendekreis des Krebses

Vermessungsexpeditionen Frankreichs nach Lappland (1736–1737) zum Äquator (1735–1744)

Eratosthenes (um 276 bis 194 v. u. Z.)

Die geodätischen Expeditionen der Franzosen im 18. Jahrhundert

Syene

Seit Pythagoras (6. Jahrhundert v. u. Z.) wird die Erde als Kugel angesehen. Die erste geometrische Vermessung der Welt nimmt Eratosthenes um 230 v. u. Z. vor. Der Astronom geht von der Beobachtung aus, dass es in Syene (heute Assuan, Ägypten) zur Sommersonnenwende zu Mittag keinen Schatten gibt (die Sonne scheint bis auf den Grund der Brunnen), in Alexandria hingegen doch, einer Stadt auf demselben Längengrad. Nachdem er den Winkel der Sonnenstrahlen in Alexandria gemessen hat (7,2°), muss er nur noch die Entfernung zwischen Syene und Alexandria ermitteln, was allerdings ungleich schwieriger ist. Vermutlich beauftragt Eratosthenes dafür einen Bematisten. Das ist ein Spezialist, der Entfernungen misst, indem er seine Schritte zählt. Er kommt auf 5000 Stadien (790 km). Das ergibt einen Erdumfang von 39 375 km, was nur eine geringe Abweichung von den tatsächlichen 40 075 km darstellt.

Die genaue Form und die Maße der Erde sind in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Gegenstand eines Streits zwischen französischen und englischen Gelehrten. Die Pariser Akademie der Wissenschaften führt große Expeditionen zwecks Kartografierungen aus, unter anderem 1736/1737 in Lappland (wegen der Frage, ob die Pole flach oder gewölbt sind), am Äquator in der Gegend um Quito (1736–1743) und am Kap der Guten Hoffnung (1751–1753). Anhand dieser Arbeiten kann gezeigt werden, dass die Pole, wie Isaac Newton und Pierre Louis Moreau de Maupertuis vermutet haben, abgeflacht sind.

25

Cochasquí Yaruquí

Milín

Cuenca Tarqui

Ort der geodätischen und astronomischen Messung Expedition nach Lappland (R. Outhier, 1736)

Expedition zum Äquator (C. de La Condamine, 1743–1744)

Die Bestätigung der Erdabplattung Ziel einer Expedition außerhalb des Polarkreises ist die Gegend nördlich des Bottnischen Meerbusens. Diese Forschungsreise wird von vier Mitgliedern der französischen Akademie der Wissenschaften angeführt, darunter Maupertuis, und vom schwedischen Wissenschaftler Celsius begleitet. Trotz eines Schiffbruchs bei der Ankunft in Schweden geht die Triangulation, die auf einer Strecke von etwa hundert Kilometern durchgeführt wird, dank der langen Tage des Polarsommers schnell voran. Damit kann die Abplattung des Erdsphäroids an den Polen berechnet werden. Die Expedition an den Äquator, die 1735 in Frankreich beginnt, erreicht Quito 1736, hat aber mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen, nämlich mit dem Andenrelief und der Feindseligkeit der Bevölkerung.

Die geodätischen Messungen werden erst im August 1739 abgeschlossen und bis 1743 durch astronomische Messungen ergänzt. Während die meisten Wissenschaftler auf dem üblichen Weg heimkehren (über den Isthmus von Panamá und dann auf dem Seeweg von den Antillen nach Nantes), fährt Charles de La Condamine 1745 durch Amazonien bis nach Cayenne und kehrt über Amsterdam nach Paris zurück. Die erhobenen wissenschaftlichen Daten betreffen zahlreiche Fachgebiete, vor allem aber die Biologie. Das wichtigste Ergebnis ist indes die Vermessung des Winkels des Meridianbogens nahe dem Äquator, wodurch die Beobachtungen aus der Lappland-Expedition bestätigt werden können.

26

Vom Urknall zum Planeten Erde

seit 13,8 Milliarden Jahren

FTIG KÜN ZU

Weltenenden

Die Sonne am Ende ihrer Zeit (Roter Riese) Alter: 10 Milliarden Jahre

Merkur Venus

Mars

Jupiter

BLE HABITA

Erde

Saturn

Uranus

Neptun

von der Sonne absorbiert

ZONE

Das Ende der Sonne Die Lebensdauer der Sterne hängt von deren Masse ab. Je mehr Masse ein Stern hat, umso geringer ist seine Lebenserwartung. Unser Stern ist nicht besonders massereich. Die Lebenserwartung dieses gelben Zwergs beträgt etwa 10 Milliarden Jahre. Die Sonne ist jetzt 4,6 Milliarden Jahre alt, sollte also noch weitere 5 Milliarden Jahre leuchten. Aber in etwa 1 bis 2 Milliarden Jahren wird die Erde unbewohnbar. Denn im Laufe ihrer Evolution wird die Sonne immer größer, sodass sich die habitable Zone im Sonnensystem verschiebt. Auf der Erde wird es jedenfalls irgendwann zu heiß sein.

Gefahr durch große Himmelskörper  Ein Schwarzes Loch ist ein Himmelskörper, der so kompakt ist, dass keine Materie und kein Licht aus seinem Gravitationsfeld entweichen kann. Angenommen, ein Schwarzes Loch würde ins Sonnensystem eindringen, und sei es auch nur an dessen äußerstem Rand, dann würde es so große Störungen verursachen, dass zahlreiche Kometen ihre Umlaufbahn verlassen und in Richtung Sonne fliegen würden. Eine Lawine von Kometen würde sich über die Planeten ergießen, die auf ihrer Route liegen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Sonnensystem auf ein Schwarzes Loch trifft, ist extrem gering.

Siehe auch



Am Anfang der Geschichte S. 14 Wasser – Voraussetzung für das Leben S. 84 Massenaussterben in der Erdgeschichte S. 88

27

Meteoriteneinschläge  Durchmesser des Meteoritenkraters (in km) 1 5 10 50 100 200 Alter (in Milliarden Jahren) 2

1,5

1

0,5

0

Unser Planet steht permanent unter Beschuss durch Körper aus dem Weltall. Jedes Jahr dringen über 20 000 Tonnen Meteoriten-Materie in die Erdatmosphäre ein. Dabei handelt es sich vor allem um interplanetaren Staub. Die größten Staubteilchen (ca. 1 Millimeter) enden als Sternschnuppen. Schätzungen zufolge fallen im Jahr nur fünf Tonnen von Meteoriten, deren Masse mehr als ein Kilogramm beträgt. Auch wenn die meisten Meteoriteneinschläge keine Auswirkungen auf das Leben auf der Erde haben, ist das bei einem kilometergroßen Objekt anders. Schon mehrmals haben solche Asteroiden im Laufe der Geschichte unseres Planeten vermutlich zu Massenaussterben geführt. Vor 66 Millionen Jahren sind nach einem Meteoriteneinschlag die Dinosaurier sowie 75 Prozent aller bekannten Lebensformen ausgestorben. Asteroide mit einem Durchmesser von über 100 Metern treffen ungebremst auf den Boden und reißen einen Krater, der im Schnitt zwanzig Mal größer als der Asteroid selbst ist. Um eine globale Katastrophe auszulösen, bräuchte es einen Asteroiden mit einem Durchmesser von 1 Kilometer (Krater von 20 Kilometern Durchmesser). Der Krater, der vor 15 Millionen Jahren durch einen Einschlag eines Asteroids in Süddeutschland entstanden ist, ist noch heute gut zu sehen (Nördlinger Ries). Auch wenn das Risiko extrem gering ist, gibt es internationale Programme, um Bedrohungen durch Asteroiden zu erkennen.

2 Vom Kern zur Stratosphäre (seit 4,5 Milliarden Jahren) Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren beginnt sich die Erde zu bilden. Dieser primitive Planet hat damals eine Temperatur von 4700 °C und kühlt sich nur ganz allmählich ab. Die leichtesten Elemente bleiben an der Oberfläche, die schwereren, wie etwa Eisen, sinken in die Tiefe und bilden den Kern. Seit Millionen von Jahren ändert sich das Gesicht der Erde aufgrund tektonischer Ereignisse: Ozeane entstehen und vergehen, Vulkane brechen aus, Gebirge bilden sich, es gibt Erdbeben und Tsunamis. Bewohnbar wird der Planet dadurch, dass er eine Atmosphäre und Wasser besitzt.

30

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Der innere Aufbau der Erde Das Innere des Planeten Untersuchungen der Wellen, die bei großen Erdbeben entstehen, haben gezeigt, dass unser Planet aus vier Hauptschichten besteht: der Erdkruste, dem Erdmantel sowie dem äußeren und inneren Erdkern. Die Erdkruste bildet an der Oberfläche eine feste, kalte Schale, die unter dem Meer durchschnittlich 7 Kilometer mächtig ist und unter den Kontinenten 30 bis 40 Kilometer. Darunter befindet sich der Erdmantel, ein 2900 Kilometer mächtiger, aus Gestein bestehender Gürtel. Die 100 bis 200 Kilometer mächtige D’’-Schicht ist die Übergangszone zwischen Erdmantel und Erdkern. Der äußere Kern ist sehr dicht und sehr heiß, er besteht aus einer flüssigen Metalllegierung aus Eisen, Nickel und leichteren Elementen. Ab einer Tiefe von 5100 Kilometern wird diese Legierung durch den höheren Druck fest. Hier beginnt der innere Kern. Die Erde ist fast kugelförmig und ihr Radius beträgt durchschnittlich 6371 Kilometer.

Konvektion Der Erdmantel liegt zwischen Erdkruste (kalt) und Erdkern (sehr heiß). Er ist zwar fest, aber beständig in konvektiver Bewegung. Im Scheitel aufsteigender Strömungen entsteht neue ozeanische Kruste. Auf ihrer Wanderung weg vom Spreizungszentrum kühlt sie ab und wird schließlich über die Subduktionszonen in den Mantel zurückbefördert. Durch diese Festkörperkonvektion kann der Planet Hitze abführen. Hotspots Unabhängig vom konvektiven Grundmuster kann sich heißes Mantelgestein auch direkt von der D’’-Schicht an der Kern-MantelGrenze ablösen und aufsteigen. Die Stellen, an denen es die Erdkruste von unten her perforiert und an die Oberfläche tritt, werden Hotspots genannt (siehe auch S. 53). Hier kommt es in der Regel zu heftigen Vulkaneruptionen. Dadurch entstehen in den Ozeanen die Vulkan-Archipele (wie Hawaii, Tahiti oder La Réunion), an Land bilden sich so die Basaltplateaus (wie der Dekkan-Trapp in Indien oder das Columbia River-Plateau in Nordamerika). Neubildung ozeanischer Kruste Ozeanische Kruste entsteht entlang der mittelozeanischen Rücken. Diese 70 000 Kilometer lange Vulkankette prägt den Meeresgrund. Das aufsteigende heiße Mantelgestein schmilzt durch Druckentlastung teilweise auf: es entsteht OzeanbodenBasalt. Die neugebildete ozeanische Kruste ist mit 7 bis 8 Kilometern nur ein Viertel so mächtig wie die kontinentale Kruste. Subduktion Je weiter sich der Ozeanboden zu beiden Seiten von einem mittelozeanischen Rücken entfernt, umso mehr kühlt er ab, und es lagern sich Sedimente darauf ab. Dadurch wird er schwerer: In der Subduktionszone werden ab 35 Kilometer Tiefe die FeldspatMinerale in Granat umgewandelt. Dadurch steigt die Dichte des Gesteins, und es entsteht ein Zug nach unten, der in seltenen Fällen sogar zu einem Abtauchen bis an die Kern-Mantel-Grenze führt.

Siehe auch



Die Plattentektonik S. 36 Erdbeben S. 46 Erneuerbare Energien S. 276

31

Neubildung ozeanischer Kruste

D”-Schicht Konvektion

Innerer Erdkern 6371 km 365 GPa 6000 °C

Subduktionszone

Äußerer Erdkern

Kern-Mantel-Grenze 5100 km 330 GPa 5250 °C

2900 km 135 GPa 3500 °C

Unterer Erdmantel

Übergangszone und

Oberer Erdmantel

Erdkruste

660 km 23 GPa 1600 °C

GPa : Gigapascal

Hotspot

32

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

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Geologie der Erde

N O R D P O L A RMEER

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Brasilianischer Schild

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r Älteste Gesteine Präkambrischer Kontinentalkern/Schild Jüngere Gesteine Känozoikum Paläozoikum und Mesozoikum Gebirge Ältere Gebirge Junge Gebirge (u. a. alpidisch)

Vulkanismus Basaltplateau (Trapp) Meeresboden Kontinentalschelf (0 bis – 200 m) Kontinentalhang und Tiefsee Ozeanrücken, die neue Kruste produzieren (Känozoikum)

rd

GuayanaSchild

No

PAZIF ISCH ER OZE AN

Pa

Die Geologie untersucht die Struktur und Evolution der Erde und ihrer Gesteine. Eine geologische Karte zeigt, welche Gesteinsarten sich an der Oberfläche befinden und wie alt sie sind. Manche Gesteine, etwa der Granit, der innerhalb der Erdkruste entsteht, brauchen lange Zeit für ihre Bildung. Gesteine, die an der Oberfläche entstehen, wie Vulkanite oder Ablagerungsgesteine (Sedimentgesteine), entstehen dagegen verhältnismäßig rasch. Die Erdgeschichte wird in geologische Zeitalter unterteilt. Als Folge plattentektonischer Bewegungen kam es im Laufe der Zeit wiederholt zur Bildung von Gebirgen. Die jüngeren Gebirge, darunter die Alpen und der Himalaya, aber auch die nordamerikanischen Kordilleren und die Anden, besitzen ein schroffes Relief, das zeigt, dass die Gebirgsbildung noch im Gange ist. Die älteren Gebirge sind dagegen bereits stärker abgetragen, die ganz alten (aus dem Präkambrium) sogar völlig eingeebnet. Eine Übersichtskarte wie diese macht die Erdgeschichte also in gewisser Weise anschaulich. Für die Rohstoffsuche oder die Abschätzung von Naturgefahren braucht man jedoch hochaufgelöste Spezialkarten.

la

Zeugen der Vergangenheit

Gebirgsbildung S. 44 Metallische Rohstoffe S. 58 Zement S. 246



Siehe auch

33

NORD P OL ARMEER

Arabisch-Nubischer Schild

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Afrikanischer Schild Äthiopisches Hochland

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Aldanhochland Großes HingganGebirge

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Sibirischer Trapp

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ken rktischer Rüc nta -A

Geologische Zeitalter PRÄKAMBRIUM

PALÄOZOIKUM

MESOZOIKUM TRIAS JURA

Millionen Jahre

541

252

KÄNOZOIKUM

KREIDE

66

34

Geschichte der Wissenschaften

Die Darstellung der Erde

Herzförmige Weltkarte von Oronce Fine (1534, Aquarellierter Holzschnitt).

McArthur-Projektion (1979)

Mollweide-Projektion (1946)

Bottomley-Projektion (2003)

35

Typus orbis terrarum (Weltkarte) von Abraham Ortelius (1584, Museum des Schlosses Pau).

Die Erfindung der Weltkarte Eine Karte auf Papier zu zeichnen, die die gesamte Erdoberfläche darstellt, ist eine nicht zu lösende Aufgabe. Das hat einen einfachen Grund. Eine zweidimensionale Zeichnung hat immer einen Rand, die Erde dagegen besitzt eine zwar begrenzte, aber doch durchgängige Oberfläche (sie beträgt übrigens 510 065 700 km²). Bei einer Abbildung auf Papier gibt es zwangsläufig ein Zentrum und eine Peripherie, oben und unten. Eine Erdkarte ist aber noch komplexer, da alle Punkte auf der Oberfläche der Kugel auf einer ebenen Fläche verteilt werden müssen. Für diese Übertragung

Sternförmige Berghaus-Projektion (1879)

gibt es Hunderte mathematischer Methoden. Hier unten sind einige Beispiele zu sehen: Keine Abbildung kann zugleich Form und relative Größe der Kontinente korrekt wiedergeben. Insofern bedeutet die Darstellung der Erde auf einem Blatt Papier immer eine bewusste Verformung. Trotzdem wirken manche Darstellungen natürlicher auf uns, andere dagegen befremdlich. Die Beispiele links und oben stammen beide aus dem 16. Jahrhundert, als die Europäer erstmals Übersichtskarten für die gesamte Erdoberfläche anfertigen. Zu Beginn des Jahrhunderts werden

Postel-Projektion (1578)

noch viele verschiedene Methoden angewandt, besonders beliebt sind herzförmige Abbildungen wie die Karte von Oronce Fine. Doch am Ende des 16. Jahrhunderts entwickeln die flämischen Kartografen, allen voran Ortelius und Mercator, jene Erdkarte, die wir heute als die Standardkarte betrachten: eine verzerrte Darstellung der Welt mit Europa im oberen Zentrum, bei der die niedrigen Breitengrade zu kurz und damit die Länder in der Nähe des Äquators zu klein dargestellt sind, der Pazifik geteilt ist und die Welt mehrere Enden hat.

Bertin-Projektion (1953)

36

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die Plattentektonik NORDAMERIKANISCHE PLATTE NORDAMERIKANISCHE PLATTE

JUAN-DE-FUCA-PLATTE

ARABISCHE PLATTE

KARIBISCHE PLATTE KOKOSPLATTE

PAZIFISCHE PLATTE

EURASISCHE PLATTE

AFRIKANISCHE PLATTE

INDISCHE PLATTE

PHILIPPINISCHE PLATTE PAZIFISCHE PLATTE

SOMALIAPLATTE NAZCAPLATTE

AUSTRALISCHE PLATTE

SÜDAMERIKANISCHE PLATTE

SCOTIAPLATTE ANTARKTISCHE PLATTE

Transformstörung Tiefseerinne

Kontinentale Riftzone

Inselbogen Mittelozeanischer Rücken

Ozeanische Kruste

Kontinentale Kruste

Subduktionszone

Subduzierte Platte/ Abtauchende Platte

Konvektion

Wasser wird aus der subduzierten Platte ausgetrieben

Es gibt keinen festen Punkt auf der Erde …  In den obersten 100 Kilometern des Erdkörpers ist das Gestein fest und verhält sich bei hohen Deformationsraten spröd. Diesen äußersten Bereich der Erde nennt man Lithosphäre. Sie besteht aus 15 größeren Platten, die sich unterschiedlich schnell und in unterschiedlichen Richtungen bewegen. Wo ozeanische Kruste unter ozeanischer Kruste verschwindet, entsteht ein vulkanisch aktiver Inselbogen (Beispiel: Antillen). Verschwindet ozeanische Kruste unter kontinentaler Kruste, entsteht ein vulkanisch aktives Konvergenzzonen-Gebirge

(Beispiel: Anden). Kollidiert kontinentale Kruste mit kontinentaler Kruste, entsteht ein KollisionszonenGebirge (Beispiel: Alpen, Himalaya). Hotspots sind verhältnismäßig ortsfest und hinterlassen Vulkanketten auf der Platte, die sich über sie hinwegbewegt (Beispiel: Hawaii-Inselkette). Die Bewegung der Platten bildet die Konvektionsströme im Erdmantel sehr zuverlässig ab; Richtung und Betrag sind durch GPS-Messungen gut bekannt und liegen im Bereich von ein bis zwei Dezimetern pro Jahr.

Siehe auch



Der innere Aufbau der Erde S. 30 Erdbeben S. 46 Vulkanausbrüche S. 54

37

1

2

3

Das Abkühlen der Erde 1, 2 — Die Erde entsteht vor 4,46 Milliarden Jahren nach einem heftigen Meteoritenhagel. Am Anfang ist der Planet nur eine Kugel aus Magma, die langsam abkühlt. Bald wandern die schwereren Elemente in Richtung Erdinneres und bilden den Kern. Der Planet beginnt sich auszudifferenzieren. 3 — 100 Millionen Jahre später bildet sich auf der Erdoberfläche eine erste Kruste. Sie besteht aus Granit und enthält ein sehr hartes Mineral, das Zirkon, das in meist mikroskopisch kleinen Körnern vorkommt. 4 — Diese erste Kruste versinkt später im Erdmantel. Anfangs funktioniert die Plattentektonik noch anders als heute. Die ersten Granite des jungen Planeten werden weiterverarbeitet, während die Zirkone fortbestehen.

4

5 — Noch einmal 500 Millionen Jahre später funktioniert die Plattentektonik ähnlich wie heute, und die ersten Zirkone lagern sich in den jetzt vorherrschenden Sedimenten ab.

5

38

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die Vergangenheit der Platten Geologische Zeit

PRÄKAMBRIUM

Millionen Jahre vor heute (nichtlineare Skala)

PALÄOZOIKUM

800

4500

541

Temperatur Heiß (5 bis 15 °C wärmer als heute)

Pannotia (vor 620 bis Kalt (3 bis 7 °C kühler als heute) 580 Millionen Jahren) bis sehr kalt (bis zu − 50 °C) Rodinia (vor 950 bis 800 Millionen Jahren)

Aktuelle Temperaturen (ca. 15 °C)

Australien Antarktika

Asien Nordamerika

Kongo Europa

Entstehung dezimetergroßer Vielzeller (Ediacarium, vor 635 bis 541 Millionen Jahren)

Nordchina

Nordamerika Kontinentale Kruste Kontinentalschelf oder unsichere Datenlage Dauerhaft vereiste Zone Tektonische Plattengrenzen

Europa Amazonia

Australien

Indien Kongo

Tanz der Kontinente Die Oberflächengestalt der Erde, die Position und Größe der Ozeane, selbst das Klima verändern sich unablässig im Ballett der Erdplatten. Wie mag unser Planet früher ausgesehen haben? Je weiter wir in die Vergangenheit zurückblicken, umso schwieriger ist diese Frage zu beantworten. Anhand geologischer und paläomagnetischer Daten (siehe S. 23) können wir aber zumindest sagen, dass die Landmassen der Erde in deren Geschichte mehrmals Superkontinente gebildet haben.

Dabei lässt sich ein Kreislauf erkennen. Durch die Kollision der Platten entsteht ein Superkontinent, der sich später wieder aufsplittet, sodass sich neue Ozeane bilden, die irgendwann veröden, sodass ein neuer Superkontinent entsteht. In der letzten Milliarde Jahre gab es auf der Erde drei Superkontinente: Rodinia (zwischen 950 und 800 Millionen Jahren), Pannotia (zwischen 620 und 580 Millionen Jahren) und Pangäa (zwischen 325 und 175 Millionen Jahren). Der nächste Superkontinent

Siehe auch



Die Darstellung der Erde S. 34 Imaginäre Kontinente S. 42 Wenn die Erde aufreißt S. 48

39

KÄNOZOIKUM

MESOZOIKUM 251

NEOGEN

PALÄOGEN

145

66

23

QUARTÄR 2,6

heute

Pangäa (vor 325 bis 175 Millionen Jahren) Asien

Nordamerika

Chine Nordduchina Nord

Europa

SüdChine china du Sud

Amazonia Kongo Indien

Australien

Antarktika

Auseinanderbrechen von Gondwana (vor 100 bis 80 Millionen Jahren) Nordamerika

Asien Europa China

Südamerika

Afrika

Indien Australien Antarktika

müsste sich in ungefähr 250 bis 300 Millionen Jahren herausbilden (siehe S. 40). Vor 750 Millionen Jahren herrscht noch ein ganz anderes Klima als heute und die Atmosphäre ist völlig anders zusammengesetzt. Es wird angenommen, dass die Erde damals vollständig von Eis bedeckt ist. Vor etwa 700 Millionen Jahren bricht Rodinia auseinander, und es entstehen neue Ozeane. Seit etwa 540 Millionen Jahren schießt die Zahl der Vielzeller in die Höhe (siehe S. 86). Im Mittelkambrium, vor etwa 530 Millionen Jahren, gibt es

schließlich die ersten Fische. Vor etwas mehr als 300 Millionen Jahren treffen wieder die meisten Kontinentalplatten aufeinander, und es entsteht der Superkontinent Pangäa, der von üppigen Regenwäldern überzogen ist. Vor etwa 250 Millionen Jahren ereignet sich ein Massenaussterben (siehe S. 88), bevor dann vor ungefähr 230 Millionen Jahren die Dinosaurier entstehen. Vor etwa 130 Millionen Jahren bricht Gondwana auseinander (der südliche Teil von Pangäa), und es entstehen die Meere, die wir heute kennen.

40

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die Zukunft der Platten Aktuelle Karte der Erde NORDAMERIKANISCHE PLATTE JUAN-DE-FUCA-PLATTE Chicago

London Paris

EURASISCHE PLATTE Rom

New York

Los Angeles

Kairo

PAZIFISCHE PLATTE

Tokio Shanghai

Delhi

AFRIKANISCHE PLATTE Lagos

KARIBISCHE Mexiko PLATTE KOKOSPLATTE

ARABISCHE PLATTE

PHILIPPINISCHE PLATTE PAZIFISCHE PLATTE

INDISCHE PLATTE

Nairobi Lima NAZCAPLATTE

NORDAMERIKANISCHE PLATTE

Moskau

SOMALIAPLATTE

SÜDAMERIKANISCHE PLATTE

AUSTRALISCHE PLATTE Sydney

Kapstadt

SCOTIAPLATTE ANTARKTISCHE PLATTE

Novopangäa-Hypothese (Schließung des Pazifiks) 180° Paris

ISCHER OZE ZIF AN PA

RASIEN

90°W

AFRIKA

ator Äqu

NORDAMERIKA

Kairo

90°O

Kapstadt

EURASIEN

NORDAMERIKA New York

Delhi AUSTRALIEN Sydney

INDIEN

EU

N LA Z AT O

Lima

T E A IS C N HER

SÜDAMERIKA

ANTARKTIKA AFRIKA

0° Pangäa-Proxima-Hypothese (Schließung des Atlantiks) 180° Paris

ISCHER OZE ZIF AN PA

ASIEN

E

N LA Z AT O

UR

90°W

T E A IS C N HER

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NORDAMERIKA

NORDAMERIKA New York

AFRIKA

Kapstadt

90°O INDIEN

Kairo EURASIEN Delhi INDIEN

Lima

Sydney AUSTRALIEN ANTARKTIKA

AFRIKA



Tokio

SÜDAMERIKA

Siehe auch



Das Erdmagnetfeld S. 23 Wenn die Erde aufreißt S. 48

41

0° Aurica-Hypothese (Schließung von Atlantik und Pazifik und Entstehung eines neuen Ozeans) 180° ISCHER OZE ZIF AN PA

ASIEN

ator Äqu

NORDAMERIKA

NORDAMERIKA

ASIEN

90°O

INDIEN INDIEN

EUROPA Paris

Sydney SÜDKairo AMERIKA Lima AFRIKA

AUSTRALIEN

T E A IS C N HER

New York

Tokio

E

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UR

90°W

Delhi

ANTARKTIKA

Kapstadt

AFRIKA

0° Amasia-Hypothese (Schließung des Arktischen Ozeans) 180° ISCHER OZE ZIF AN PA

ASIEN

90°O

Delhi

SÜDAMERIKA AUSTRALIEN

INDIEN

Kairo

AFRIKA NORDAMERIKA Kapstadt

E

N LA Z AT O

UR

90°W

EURASIEN Paris

Lima

ator Äqu

NORDAMERIKA

New York

T E A IS C N HER

AFRIKA

ANTARKTIKA



Der nächste Superkontinent Die Bewegung der tektonischen Platten folgt einem Muster. Alle 400 bis 600 Millionen Jahre kommen sie zusammen und bilden einen Superkontinent, der dann einige hundert Millionen Jahre bestehen bleibt. Dann driften die Platten wieder auseinander, bevor sie sich erneut zu einem Superkontinent zusammenschließen. Der letzte Superkontinent, Pangäa, beginnt vor 250 Millionen Jahren auseinanderzubrechen. Der nächste Superkontinent könnte sich in ungefähr 200 bis 250 Millionen Jahren bilden. Geophysiker haben anhand der Analyse der bisherigen und derzeitigen Plattenbewegungen vier Szenarien entworfen: Novopangäa, Pangäa Proxima, Aurica und Amasia. Nach dem Auseinanderbrechen von Pangäa entstand

der Atlantik, der sich bis heute immer mehr weitet und größer wird, während der Pazifik umgekehrt immer kleiner wird. Amerika würde mit Antarktika zusammenstoßen, das sich nach Norden bewegt, und schließlich auf Afrika und Eurasien treffen. Das wäre Novopangäa, das «neue Pangäa». Aber die Erweiterung des Atlantiks könnte sich auch verlangsamen oder gar umkehren. Dann würde ein zweites, dem ersten ähnliches Pangäa entstehen: Pangäa Proxima. Denkbar wäre auch, dass Pazifik und Atlantik beide kleiner werden. Dann würde sich der panasiatische Graben öffnen, sodass ein neuer Ozean und der Superkontinent Aurica entstehen. Im letzten Szenario gleiten die Platten nach Norden, wo fast alle Kontinente zusammentreffen und Amasia bilden.

42

Geschichte der Wissenschaften

Imaginäre Kontinente Zwischen Hypothese und Mythos

ACron kt ti si ncehnetr Kon a rcttiinqeunet

Asien

Europa

Pazifischer Ozean Afrika

Atlantischer Ozean

Mu

Le m u r i a Indischer Ozean

Ozeanien

Te r ra Au s t ra l i s In c o g n i ta

Antarktika

ACron ktti isncehnetr a rc t i nqeunet Kon

Europa

At Atl laanntti idse (selon ThiméeTimaios) de Platon) (nachlePlatons

At l a n t i d e (selon At lKircher) antis (nach Kircher)

Kon ti n en t Mu

Afrika

Unser Planet wäre nicht blau, wenn es alle imaginären Kontinente tatsächlich gäbe. Atlantis ist sicher der berühmteste davon. Es wurde zwar oft versucht, ihn in der Erdgeschichte zu verorten, aber er ist eine Erfindung Platons, von der die Literatur – von Jules Verne zu Blake und Mortimer – besessen ist. Bei der Erfindung des Kontinents Mu hat der britische Autor James Churchward die Kosmogonien verschiedener Kulturen miteinander verknüpft, wie die der Drawiden, Azteken und der Osterinseln. Zur Frage, wie sich die Lemuren am Indischen Ozean verteilt haben, meint der Zoologe Philip Sclater 1864, es habe womöglich einen Kontinent gegeben, «Lemuria», der einmal Madagaskar, Indien und Malaysia miteinander verband. Diese Hypothese wird aber bald von Geologen widerlegt. Atlantis erlebt im 17. Jahrhundert ein ähnliches Schicksal (siehe rechte Seite). In die vor allem aus Wasser bestehende Südhalbkugel werden lange Zeit Kontinente hineinfantasiert. In der Physik des Aristoteles sind oben und unten allgemeingültig. Wir im Norden haben den Kopf oben, deshalb muss die Südhalbkugel schwerer sein. Deren unbekannte Länder dienen folglich als unser Gegengewicht. Erst Ende des 17. Jahrhunderts, mit Newton, verschwindet diese Hypothese von den Erdkarten.

Amerika Atlantischer Ozean

Ozeanien Pazifischer Ozean

Asien

Te r ra Au s t ra l i s In c o g n i ta Antarktika

Regionen der Welt, wie sie von den Europäern im 18./19. Jh. festgelegt wurden Mythischer Kontinent Widerlegte wissenschaftliche Hypothese Mythos, der zeitweilig als wissenschaftlich erwiesen galt

43

Die erste vollständige, aber hypothetische Darstellung der Arktis (Gerhard Mercator, 1595 posthum herausgegeben).

Kartografierte Hypothesen

Karte von Atlantis (Athanasius Kircher, 1664).

Auf der Karte der Arktis (oben) von Gerhard Mercator (1512–1594) ist der Pol umgeben von vier großen Inseln abgebildet. Das kleine Meer in der Mitte ist ein Strudel, der das Wasser der Ozeane anzieht, die, nachdem sie unterirdisch einen Kreis gezogen haben, die Quellen der Erde speisen. Mercator verdanken wir die berühmteste Darstellungsweise der Erde sowie das Wort «Atlas» als Bezeichnung für eine Kartensammlung. Der deutsche Jesuit Athanasius Kircher (1601/02–1680) entwirft 1664 die Karte links, die gesüdet ist. Atlantis ist darauf als hypothetischer Kontinent verzeichnet, um die geologischen Ähnlichkeiten zu erklären, die im 17. Jahrhundert beidseits des Südatlantiks entdeckt worden sind.

44

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Gebirgsbildung Stand vor der Entstehung der Alpen: vor 350 bis 250 Millionen Jahren

30 km

Wald, Moor Sedimente Tethys-Meer Ozeanische Kruste Akkretionskeil Eurasische Platte Afrikanische Platte Lithosphärischer Mantel Asthenosphärischer Mantel Plattengrenzen (in Entstehung) Plattengrenzen

Kontinentale Erdkruste

Erdmantel

Grabenbruch: vor 250 bis 160 Millionen Jahren

See oder Meeresarm

Ozeanbildung: vor 160 bis 130 Millionen Jahren

TethysMeer Eurasische Platte

Afrikanische Platte

Siehe auch



Geologie der Erde S. 32 Die Plattentektonik S. 36 Wenn Böden sich ergänzen S. 184

45

Konvergenz: vor 130 bis 70 Millionen Jahren

Eurasische Platte

Afrikanische Platte

Akkretionskeil Anhäufung von Sedimenten in der Tiefseerinne

Subduktion Abtauchen der dünneren, ozeanischen Platte (Eurasische Platte) unter die dickere, kontinentale Platte (Afrikanische Platte)

Kollision: vor 80 bis 10 Millionen Jahren

Eurasische Platte

Afrikanische Platte

Überreste der Ozeankruste und der Sedimente

Überreste der Ozeankruste

Das Beispiel der Alpen Teile von Afrika, die mit der eurasischen Platte kollidiert und auf sie geschoben worden sind, und die Überreste eines inzwischen verschwundenen Ozeans in Form von ehemaliger ozeanischer Kruste: Daraus bestehen die Alpen. Der Gipfel des Matterhorns und die Nördlichen Kalkalpen sind solche afrikanischen Krustenreste, der Monte Viso in den Westalpen ist Ozeanbodengestein, wogegen der Mont Blanc zum europäischen Grundgebirge gehört. Um diese Entwicklung zu verstehen, müssen wir 150 Millionen Jahre zurückgehen. Damals erstreckt sich ein riesiger Ozean, das Tethys-Meer, vom Mittelmeer bis zum Himalaya. Während die afrikanische und die eurasische Platte sich voneinander entfernen, dehnt sich die Tethys weiter aus. Vor 100 Millionen Jahren aber beginnt sich der Südatlantik zu öffnen, und die afrikanische und eurasische Platte bewegen sich nun aufeinander zu. Dadurch schließt sich das Tethys-Meer:

Es wird immer schmäler und nimmt zunehmend Schutt vom sich nähernden Kontinent auf. Diesen Ablagerungskörper nennt man Akkretionskeil. Die europäische und die afrikanische Platte treffen aufeinander und die eurasische, ozeanische Kruste schiebt sich unter die kontinentale afrikanische. Kontinentale Kruste kann wegen ihrer geringen Dichte nicht subduziert werden, aber in Kollisionszonen lässt sie sich stapeln: So bilden sich Kollisionszonen-Gebirge, deren wesentliches Merkmal gestapelte tektonische Decken sind, die kilometerdick sein können und häufig intern gefaltet sind. Auf diese Weise verdoppelt sich in Kollisionszonen die Krustendicke auf 70 Kilometer. Die Gebirge, die durch die Kollision der eurasischen und afrikanischen kontinentalen Krusten entstanden sind, sind neben unseren Alpen auch die Pyrenäen, das Andalusische Faltengebirge, das Atlasgebirge im Maghreb und der Himalaya.

46

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Erdbeben

Zerstörerische Schwingungen  Erdbeben sind die Folge von Sprödbrüchen in der Lithosphäre, die durch die Bewegungen der tektonischen Platten entstehen und die wir als Schwingungen der Erde wahrnehmen. Die meisten Erdbeben bleiben unbemerkt, was aber nicht heißt, dass sie zu vernachlässigen wären: Für die Überwachung von Erdgasspeichern im Untergrund ist beispielweise die Aufzeichnung von Nanobeben wichtig. Erdbeben können aber auch verheerende Ausmaße annehmen. Besonders viele Opfer haben die Erdbeben in China und im Nahen Osten gefordert. In Shaanxi (China) sterben 1556 etwa 800 000 Menschen. Die Stärke eines Erdbebens wird anhand der dabei freigesetzten Energie berechnet. Die bislang höchste Erdbebenstärke hat den Wert 9,5 auf der Richterskala und wird 1960 bei einem Megabeben in Valdivia (Chile) gemessen. Die Richterskala war 1935 einer der ersten Versuche, die Intensität von Erdbeben zahlenmäßig zu erfassen. Da sie ungenau und veraltet ist, wird sie eigentlich nur noch in den Medien, aber kaum mehr in der Seismologie verwendet. Diese Wissenschaft macht seit den 1960er Jahren rasante Fortschritte. Heute wird die Oberfläche des Erdballs permanent von Sensornetzwerken überwacht. Allerdings gibt es bislang noch keine Methode, um zuverlässig vorauszusagen, dass sich an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ein Erdbeben ereignen wird.

JUAN-DEFUCA-PLATTE NORDAMERIKANISCHE PLATTE 2010 Haiti 200 000 Tote

7

KARIBISCHE PLATTE KOKOSPLATTE

PAZIFISCHE PLATTE

NAZCAPLATTE Schwerstes Erdbeben 9,5 1960 Valdivia Chile 3000 Tote

SÜDAMERIKANISCHE PLATTE

SCOTIAPLATTE

Erdbeben entlang der Plattengrenzen

Richterskala (Stärke) Epizentren der Erdbeben Erdbeben der Stärke 6 und mehr Andere Erdbeben

Nanobeben

Nicht spürbar, aber messbar

Mikroerdbeben

1

2 Mikro

Spürbar, aber ohne Schäden

3 Extrem leicht

Sehr leicht

Siehe auch



Die Plattentektonik S. 36 Die Kernenergie S. 274

47

EURASISCHE PLATTE

893 Ardabil 150 000 Tote (Iran)

? 7,8 1920 Haiyuan 270 000 Tote (China)

? 526 Antiochia 240 000 Tote (heute Antakya, Türkei)

1976 Tangshan 7,8 250 000 Tote (China)

1556 Shaanxi 8 (geschätzt) 800 000 Tote (China) ? 1138 Aleppo 230 000 Tote (Syrien) ? 533 Aleppo 130 000 Tote (Syrien)

PHILIPPINISCHE PLATTE 856 Damghan 7,9 (geschätzt) 240 000 Tote (Iran)

SOMALIAPLATTE

PAZIFISCHE PLATTE

INDISCHE PLATTE

2004 Indischer Ozean 9,3 250 000 Tote

AFRIKANISCHE PLATTE

AUSTRALISCHE PLATTE Erdbebengefährdung Schwach Sehr hoch Plattengrenzen Die 10 verheerendsten Erdbeben Zahl der Opfer

270 000

ANTARKTISCHE PLATTE

150 000 100 000

7,8 Erdbebenstärke

Ernste Schäden in einer begrenzten Zone

Allgemein spürbar, selten Schäden

4

5 Leicht

Ernste Schäden in einem kilometerweiten Umkreis

6 Mittel

7 Stark

Zerstörung über Gebiete weit über 100 km

Zerstörung über weite Gebiete

8 Sehr stark

Zerstörung über hunderte von Kilometern

9 Groß

10 Verheerend

48

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Wenn die Erde aufreißt Pe

rs

Ein Ozean entsteht

is

ch

Ro

Der Ostafrikanische Graben ist ein Riss, der sich im Osten Afrikas über mehrere tausend Kilometer erstreckt und sich vor 22 bis 25 Millionen Jahren zu öffnen beginnt. Bei einer Geschwindigkeit von einigen Millimetern pro Jahr müsste sich in 10 Millionen Jahren die Somaliaplatte von der Afrikanischen Platte lösen und ein neuer Ozean entstehen. Durch die AFRIKANISCHE PLATTE Dehnungskräfte wird diese (0,52 cm/Jahr) Erdplatte stellenweise immer dünner, sodass an der Erdoberfläche ein Graben aufreißt. Darin haben sich bereits mehrere Seen gebildet, u. a. der Turkanasee, der Tanganjikasee und der Malawisee, die Turkanasee gleichsam die Vorläufer des Albertsee neuen Ozeans sind.

EURASISCHE PLATTE er

Go

lf

tes

Me

er

Eduardsee

ARABISCHE PLATTE (2,5 cm/Jahr)

G o lf v

Victoriasee

(bildet sich aus; 0,5 cm/Jahr)

INDISCHE R OZE AN

1000I km

I

I

Plattengrenze Plattenbewegung Ostafrikanischer Graben Größte Vulkane Stärkste Erdbeben Wichtigste Verwerfungen

Str aß e

vo

Malawisee

nM os am bik

Tanganjikasee

I

en

SOMALIAPLATTE

Kivusee

I

o n Ad

Entstehung eines Grabenbruchs Dehnungsbrüche

Kontinentale Kruste

Magma aus teilweise geschmolzenem aufsteigendem Erdmantel

Oberer Erdmantel

PLAQUE INDISCHE INDIENNE PLATTE

Siehe auch



Die Zukunft der Platten S. 40 Von Sahelanthropus zu Homo sapiens S. 124

49

INDISCHER SUBKONTINENT

ARABISCHE HALBINSEL

10 h Südchinesisches Meer Philippinen

Golf von Bengalen

Golf von Oman

INDISCHE PLATTE

EURASISCHE PLATTE

Sri Lanka

Su ma

Borneo

tra

SOMALIAPLATTE

1h

Sunda-Archipel

2h

3h 4h

AUSTRALISCHE PLATTE

Madagaskar AUSTRALIEN

5h IN ER OZE OZ EA AN N I ND DIISCH SCH ER 6h 7h

Die Erdbeben in Sumatra 2004

8h 9h

I

1000 kmI I I

I

Plattengrenze Plattenbewegung Sumatra-Verwerfung Erdbebenherd (26. Dez. 2004) Nachbeben: Stärke 7 Datum: 26/12/04

05/01/05

16/01/05

Ausbreitung des Tsunamis

Entlang der Insel Sumatra schiebt sich die IndischAustralische Platte mit einer Geschwindigkeit von 5 Zentimetern pro Jahr unter die Eurasische Platte. Das Sunda-Archipel ist ein junges, vulkanisch aktives Konvergenzzonen-Gebirge. Die Subduktion führt regelmäßig zu Erdbeben und Tsunamis. Weithin bekannt ist das Beben vom 26. Dezember 2004. Mit einer Stärke von 9,3 auf der Richterskala zählt es zu den größten gemessenen Erschütterungen seit 100 Jahren. Es fordert deshalb so viele Opfer, weil es einen Tsunami auslöst, der an mehreren Küstenstaaten zu Überschwemmungen mit teils 30 Meter hohen Wellen führt. Über 250 000 Menschen gelten als tot oder vermisst. Dieses Erdbeben ist damit eines der verheerendsten, und dieser Tsunami der tödlichste der jüngeren Zeit. Jedes Jahr gibt es in dieser Gegend neue, bislang aber weniger schwere Erdbeben.

50

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Erdbeben im Mittelmeergebiet 1356 Basel 1976 Friaul

AT L AN T I SC H E R OZ E A N EURASISCHE PLATTE

1564 Nizza Korsika

1424 Katalonien

Tyrrhenisches Meer

1755 Lissabon

Sardinien Balearische Inseln

Sizilien

1980 Ech Cheliff

AFRIKANISCHE PLATTE (6 mm/Jahr)

Eine 2500-jährige Geschichte Südeuropa und der Mittelmeerraum sind immer wieder Schauplatz schwerer Erdbeben mit vielen Todesopfern. Hier hat die Geschichtsschreibung eine lange und reiche Tradition, weswegen die Geschichte der Erdbeben in diesem Raum am besten dokumentiert ist. Einige berühmte Beispiele sind in das kollektive Gedächtnis eingegangen, wie die Zerstörung des berühmten Leuchtturms von Alexandria bei einem Erdbeben im Jahr 1303 oder etwa die Beben in Konstantinopel, vor allem die «kleine Apokalypse» von 1509, die einen Tsunami auslöst. 45 Tage lang gibt es Nachbeben, ungefähr 5000 Menschen sterben. In Ech Cheliff

(Algerien) kommen am 10. Oktober 1980 mehrere tausend Menschen um. Dieses Erdbeben gilt als das schwerste im westlichen Mittelmeerraum seit Beginn der Messungen. Das Risiko ist indes ungleich verteilt. Im westlichen Mittelmeerraum kommt es relativ selten zu Erdbeben, da sich die Platten nur um einige Millimeter pro Jahr bewegen. Im östlichen Mittelmeer dagegen verschieben sie sich um bis zu drei Zentimeter im Jahr, weshalb sehr viel häufiger Beben auftreten. Besonders gefährdet sind Griechenland, die Türkei und Nordsyrien. Dort bebt die Erde häufiger und deutlich stärker als in anderen Mittelmeerregionen.

Siehe auch



Die Plattentektonik S. 36 Historische Vulkanausbrüche S. 56

51

EURASISCHE PLATTE Ad

ria

Schwarzes Meer

tis

ch

es

1354, 1509 Konstantinopel (Istanbul) M

ee

r

1980 Irpinia

U E VERWERF NG NORDA N ATOLISCH

Ägäis Ionisches Meer

n

1986 Kalamata

AKK

MIT T EL M EER

I

I

500 kmI I

Zypern

Kreta

464 v. u. Z. Sparta

RETIO N S K EIL

DER SUBDUK TIO ICH NSZ ERE B ONE IM

1250 v. u. Z. Jericho I

I

Plattengrenze Plattenbewegung Subduktionszone (bedeutende Verwerfung) Vulkan Erdbeben Schwere * XII Allgemeine Katastrophe

1303 Alexandria

AFRIKANISCHE PLATTE (10 mm/Jahr)

ARABISCHE PLATTE

te sM r

* Die geschätzte Schwere wird in römischen Zahlen angegeben, im Gegensatz zur Stärke (genaue Messung), die in arabischen Ziffern angegeben wird.

ee

X Umfangreiche Zerstörung IX Zerstörung VIII Umfangreiche Schäden VII Schäden

Ro

XI Katastrophe

Vom Kern zur Stratosphäre

52

seit 4,5 Milliarden Jahren

Eruptionsmechanismen Explosive/Plinianische Eruption Gefährlicher Vulkanausbruch Beispiel: Vesuv Explosion des Vulkandoms mit zähflüssiger Lava

Effusive/Peleanische Eruption

Vulkanische Bomben (können kilometerweit geschleudert werden)

Gasausbruch

Aschewolken (werden bis zu 10 km weit in die Atmosphäre geschleudert)

Auslaufen dünnflüssiger Lava (ca. 1200 °C)

Glutwolken und Glutlawinen

Spektakuläre Eruption, aber räumlich begrenzt und selten gefährlich Beispiel: Le Piton de la Fournaise (La Réunion)

Kegel

(mehr als 500 °C)

Magmakammer

Magmakammer (in 3 bis 10 km Tiefe) Zähflüssiges oder gasreiches Magma geringerer Temperatur

Schlot

Schlot

Gasblasen

ATMOSPHÄRE

Vulkanausbrüche und ihre Gefahren

Oberfläche

Außenwand des Vulkans

KRUSTE 10–30 km

Schlot

Magmakammer im Endstadium

AUFSTEIGEN DES MAGMAS

MANTEL 100 km

(3 bis 10 km Tiefe) Dünnflüssiges, weniger gashaltiges Magma höherer Temperatur

Tiefe Magmakammer teilweise Aufschmelzung von Mantelgestein

In Tiefen zwischen 100 und 300 Kilometern befindet sich der Erdmantel in einem überhitzten Zustand; man nennt diesen Bereich Asthenosphäre. Bei Druckentlastung kommt es zur teilweisen Aufschmelzung, und diese Magmen können in die Lithosphäre aufsteigen, sich sammeln und schließlich als Vulkan an der Oberfläche ausbrechen. Je nach Zusammensetzung des Magmas gibt es verschiedene Arten von Eruptionen. Ist es flüssig und enthält wenig Gas, spricht man von einer effusiven Eruption, bei der Lavaströme aus dem Vulkankegel quellen. Ein solcher Vulkanausbruch sieht spektakulär aus, stellt aber kaum eine Gefahr dar, da er lokal sehr begrenzt ist. Bei einem dickflüssigeren, gasreichen Magma kann der Vulkandom explodieren, worauf vulkanische Bomben, Glutwolken und Aschewolken austreten. Diese explosiven Vulkanausbrüche können sehr gefährlich sein.

Siehe auch



Der innere Aufbau der Erde S. 30 Die Plattentektonik S. 36 Massenaussterben in der Erdgeschichte S. 88

53

Die wichtigsten Vulkane der Erde

EURASISCHE PLATTE NORDAMERIKANISCHE PLATTE

JUAN-DEFUCA-PLATTE

KOKOSPLATTE

AFRIKANISCHE PLATTE

KARIBISCHE PLATTE

ARABISCHE PLATTE INDISCHE PLATTE

PHILIPPINISCHE PLATTE

SOMALIAPLATTE

PAZIFISCHE PLATTE

NAZCAPLATTE

SÜDAMERIKANISCHE PLATTE

SCOTIAPLATTE Plattengrenze Vulkan entstanden aus: Subduktionszone Hotspot

Ozeanrücken Grabenbruch

AUSTRALISCHE PLATTE

ANTARKTISCHE PLATTE

Plattenbewegung Subduktion Divergenz

Seitenverschiebungsgrad

Zeugen der Plattenbewegungen Vulkane sind nicht zufällig über den Erdball verteilt. Die aktiven Vulkane befinden sich normalerweise an den Rändern der tektonischen Platten, am häufigsten über den Subduktionszonen. Wenn zwei Platten aufeinandertreffen, schiebt sich die dichtere der beiden unter die weniger dichte und es kommt zu Konvergenzzonen-Vulkanismus, bei dem das in der Subduktionszone ausgetriebene Wasser die entscheidende Rolle spielt. Vulkane können aber auch entstehen, wenn Platten auseinanderdriften, wie beispielsweise in Grabenbruch-

Hotspot

gebieten oder auf den mittelozeanischen Rücken. In beiden Fällen kommt Magma an die Oberfläche, das durch die Druckentlastung im aufsteigenden heißen Erdmantel entsteht. In Island kann man das an Land beobachten. Die mehr oder weniger ortsfesten Hotspots hingegen hinterlassen Vulkanketten auf der Platte, die sich über sie hinwegbewegt (Beispiel: Hawaii-Inselkette). Je weiter ein Vulkan (oder eine Vulkanruine) vom Hotspot entfernt ist, desto älter ist er.

Ozeanrücken

Tektonische Platten

Magma aus tiefen Bereichen des Erdmantels

Konvergenzzone

Grabenbruch

54

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Vulkanausbrüche 1783 Laki-Krater 10 000 Tote (Island)

JUAN-DE-FUCA-PLATTE

NORDAMERIKANISCHE PLATTE

1902 Montagne Pelée 30 000 Tote (Martinique, Frankreich)

Kilauea (Hawaii, USA)

KARIBISCHE PLATTE

1902 Santa María 5000 Tote (Guatemala)

KOKOSPLATTE 1985 Nevado del Ruiz 25 000 Tote (Kolumbien)

PAZIFISCHE PLATTE

SÜDAMERIKANISCHE PLATTE NAZCAPLATTE

Notwendige Überwachung Vulkanausbrüche sind allenfalls kurzfristig vorherzusagen, aber die Seismologie hat in jüngster Zeit große Fortschritte erzielt. Die explosiven Vulkanausbrüche sind die gefährlichsten, weil sie Glutwolken und Aschenebel ausstoßen (wie der Vesuv im Jahr 79) und vulkanische Bomben über Hunderte Kilometer hinausschleudern können. Die Ausbrüche mit den meisten Todesopfern fanden in Indonesien statt, wo es etwa 500 Vulkane gibt, von denen ungefähr 100 aktiv sind. Aschewolken können sogar verhindern, dass die Sonnenstrahlen die Erde erreichen, sodass es auf dem Planeten in unterschiedlich großen Gebieten zeitweise kälter wird. Der Ausbruch des Tambora 1815 hatte zur Folge, dass das Jahr 1816 auf dem gesamten Globus zum «Jahr ohne Sommer» wurde. Die heute aktivsten Vulkane befinden sich auf Hotspots, die vulkanische Inseln bilden, etwa auf Hawaii.

SCOTIAPLATTE

Siehe auch



Geologie der Erde S. 32 Der Einfluss des Klimas S. 198

55

EURASISCHE PLATTE 79 Vesuv 3000–10 000 Tote (Italien) um 1630–1600 v. u. Z. Santorin 33 000 Tote (Griechenland) 1792 Unzen 15 000 Tote (Japan)

Stromboli (Italien) Ätna (Italien)

ARABISCHE PLATTE

INDISCHE PLATTE

PAZIFISCHE PLATTE

PHILIPPINISCHE PLATTE

1815 Tambora 90 000 Tote (Indonesien)

SOMALIAPLATTE AFRIKANISCHE PLATTE

1883 Krakatau 36 000 Tote (Indonesien) 1586 Kelut 10 000 Tote (Indonesien)

Piton de la Fournaise (La Réunion, Frankreich)

Schwerste Eruption 1257 Samalas 100 000 Tote (Indonesien)

AUSTRALISCHE PLATTE

ANTARKTISCHE PLATTE

Mount Erebus (Antarktika)

Vulkan Plattengrenze Auswahl aktuell aktiver Vulkane Tödlichste Eruptionen Explosiv Effusiv Zahl der Toten 100 000 30 000 10 000

Vom Kern zur Stratosphäre

56

seit 4,5 Milliarden Jahren

Historische Vulkanausbrüche Vesuv, Avellino-Eruption vor 4000 Jahren (um 1995 v. u. Z.)

Croce del Papa Avellino

Nola

Vesuv

Capo Miseno

Pompéi

Procida

Ischia

Golf von Neapel I

I

10 Ikm I

I

Heutige Stadt Bronzezeitliche Siedlung/ Archäologische Ausgrabungsstätte Dicke der Ascheablagerungen (in m) 0,1

1

0,5

2

Vesuv

10

5

Tiefe der Lapilliablagerungen (in m) 0,1

0,3

1

0,5

Punta Campanella

Capri

1,5

Vesuv, im Jahr 79

Acerrae

Neapel Baiae Misenum

Via

Po p

ilia

Pozzuoli

Vesuv 1279 m

Herculaneum Boscoreale Capo Miseno

Pompeji Oplontis

Procida Ischia

Nuceria

Stabiae

Golf von Neapel Aequana

I

I

10 Ikm

Surrentum I

I

Antike Stadt, z. T. mit modernem Namen Reichweite des Lapilli-Regens Reichweite der Aschewolke Ablagerungen des pyroklastischen Stroms* Römerstraße

Punta Campanella

Capri

* Pyroklastische Ströme sind gewaltige Auswürfe von gasreichem Magma, Gestein, Asche und anderen Partikeln, die bei einem explosiven Vulkanausbruch an den Flanken des Vulkans hinabschießen.

Siehe auch



Erdbeben im Mittelmeergebiet S. 50 Eruptionsmechanismen S. 52

57

Santorin, um 1630 bis 1600 v. u. Z. Paros

u ti g

Naxos Kalymnos

eK

Amorgos

ü s te

Vulkane haben im Laufe der menschlichen Geschichte schon ganze Kulturen zerstört und Städte ausradiert. Der bekannteste Vulkanausbruch ist vielleicht der des Vesuvs, der im Jahr 79 wiedererwacht. Er ist dank römischer Schriftquellen und archäologischer Funde gut dokumentiert und konnte präzise rekonstruiert werden. Mindestens 2000 Personen ersticken (1500 in Pompeji und 500 in Herculaneum), weitere sterben durch den davon ausgelösten Tsunami. Allerdings wird nicht zum ersten Mal eine ganze Stadt durch einen Ausbruch des Vesuvs ausgelöscht. In der Bronzezeit gibt es mehrere schwere Ausbrüche. Die Avellino-Eruption findet zwei Kilometer westlich des heutigen Kraters statt und zerstört mehrere Siedlungen. In der Nähe des Ortes Nola sind noch Überreste (Hütten, Tongeschirr) und Viehleichen gefunden worden. Die meisten Bewohner können offenbar fliehen, aber man hat auch die Leichen zweier Menschen gefunden, die auf der Flucht von einer Glutwolke erfasst worden sind. In anderen Gebieten des Mittelmeerraums kommt es ebenfalls zu großen Vulkanausbrüchen, etwa Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. auf Santorin, was zum Untergang der minoischen Kultur geführt haben mag. Ähnlich traurige Berühmtheit erlangt hat die Eruption der Montagne Pelée 1902 auf Martinique, die in wenigen Minuten die gesamte Stadt Saint-Pierre zerstört. Die einzigen Überlebenden sind die Gefängnisinsassen. Dieser Vulkanausbruch ist der verheerendste seit dem Ausbruch des Krakataus (Indonesien), bei dem 1883 etwa 36 000 Menschen sterben.

Ägäis

He

Vulkane und ihre traurige Bekanntheit

Milos Folegandros Ios

Akrotiri (Santorin) Akrotiri Anafi

5 km

Kretisches Meer Chania Malia Kreta

Knossos

Mittelmeer

Phaistos I

I

50I km I I

Zakros I

Santorin vor der Eruption Eruption Tsunami Küste, die vom Tsunami betroffen war

Montagne Pelée, 1902

Macouba

Grand’Rivière Karibisches Meer

Piton Mont Conil 876 m Montagne Pelée Caldeira de l’Étang-Sec Le Prêcheur

Le Morne Rouge

Montagne Pelée

Verlies von Cyparis Saint-Pierre I

I

5 kmI

I

I

I

Dicke der Bimsablagerungen der Eruption im Jahr 1300 (in cm) 50 100

Martinique

200

Glutlawinen der Eruption im Jahr 1300 Fließrichtung

Ausbreitung der Aschewolke bei der Eruption im Jahr 1300 bei der Eruption am 8. Mai 1902 bei der Eruption am 30. August 1902 Wracks gesunkener Schiffe durch die Eruption im Jahr 1902

58

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Metallische Rohstoffe RUSSLAND KANADA USA SCHWEDEN KASACHSTAN MEXIKO

POLEN

CHINA

UKRAINE

IRAN MYANMAR INDIEN DEM. REPUBLIK KONGO

PERU

INDONESIEN

BRASILIEN

SAMBIA

BOLIVIEN

AUSTRALIEN

CHILE

Weltweite Vorkommen der meistverwendeten Metalle (in Tsd. Tonnen) 200 000 100 000

Kupfer Eisen Zinn

50 000 10 000 1000

Früh verwendete Metalle  Neben Gold und Silber, die vor allem für Schmuck verwendet werden, bauen Menschen seit der Antike oder sogar der Urgeschichte Kupfer, Zinn und Eisen ab. Mit der Erfindung von Bronze (einer Legierung aus Kupfer und Zinn) ist es erstmals möglich, harte Waffen und Werkzeuge aus Metall herzustellen. Die Nutzung von Eisen dank der Erfindung von Tieföfen markiert den Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit. Mit der Entwicklung von Hochöfen kann aufgrund der höheren Temperatur Eisen geschmolzen werden, das bis dahin nur erhitzt werden

konnte (Schmelzpunkt von Eisen: bei 1538 °C, Bronze: 1100 °C). Die Aufeinanderfolge der Verwendung von Kupfer, Bronze und Eisen lässt sich in Eurasien nachweisen. Die indigenen Gesellschaften Amerikas nutzten ebenfalls verschiedene Metalle, darunter Kupfer, Zinn und Platin, was im Rest der Welt unbekannt war. Eisen dagegen verwendeten sie nicht. Die heutigen Eisenvorkommen konzentrieren sich auf Amerika, Australien und Asien. In Südeuropa und im Nahen Osten ist der Großteil dieses Metalls dagegen schon früh erschöpft.



Siehe auch

Geologie der Erde S. 32 Von Stein bis Metall S. 164 Die Jagd nach wertvollen Metallen S. 228

59

Edelmetalle und wertvolle Minerale  RUSSLAND KANADA USA

POLEN CHINA

KASACHSTAN MEXIKO

USBEKISTAN

GHANA DEM. REPUBLIK KONGO

PERU

INDONESIEN

BRASILIEN

BOTSWANA

BOLIVIEN ARGENTINIEN

PAPUANEUGUINEA

SÜDAFRIKA

AUSTRALIEN

CHILE LÄNDER

Je nach Epoche und Kultur werden unterschiedliche Metalle als wertvoll angesehen. Am teuersten ist heute Rhodium, beliebt aufgrund seiner extremen Härte, seiner Korrosionsbeständigkeit und seiner chemischen Neutralität, während in früheren Zeiten Investoren und Juweliere Gold und Silber bevorzugten – und Diamant, den auch heute wichtigsten aller wertvollen Steine. Weltweite Reserven wertvoller Bodenschätze Silber Diamant Gold In Tonnen In Mio. Karat 1100

120 50 10 2

300 100 10

Die Hatz auf seltene Metalle  RUSSLAND

CHINA USA

PORTUGAL

INDIEN VIETNAM BOLIVIEN BRASILIEN

DEM. REPUBLIK KONGO

Je nach ihrer Bedeutung für die Wirtschaft oder ihrer Seltenheit sind manche Metalle von größerer strategischer Bedeutung als andere, allen voran Lithium, das z. B. für Autobatterien gebraucht wird, und Coltan, das in Raketen eingesetzt wird und von dessen Vorkommen sich mindestens 60 Prozent in der Demokratischen Republik Kongo befinden. Reserven von Seltenen Erden (in Tsd. Tonnen)

SIMBABWE

20 000 10 000 3000

ARGENTINIEN CHILE AUSTRALIEN

Lithiumvorräte (in Tsd. Tonnen) 9000 5000 2000 500

Länder mit den größten Coltan-Vorkommen

60

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die Erdatmosphäre 100

Geschichtlicher Verlauf der Zusammensetzung der Atmosphäre (in Prozent)

100

90

90

80

80 78 % heute 70

70 Stickstoff (N2) 60

60

50

50

40

Wasser (H2O)

40 30

30 Kohlenstoffdioxid (CO2)

20

Sauerstoff (O2)

10

Ozon (O3)

O Entstehung der Ozeane

Verbreitung von O2 in der Atmosphäre 4

3 O2 nur im Meer Photosynthese

Entstehung der Ozonschicht 1

2

Zeit in 0 Milliarden Jahren

O2 im Meer und der Atmosphäre Freisetzung von O2 durch chlorophyllhaltige Organismen

Pflanzen auf dem Festland Nicht erneuerbarer, fossiler Kohlenstoff

Entstehung des ersten Lebens (ca. 3,5 Milliarden Jahre) Geologische Zeit HADAIKUM

20 21 % heute 10 0,96 % heute O 0,04 % heute

ARCHAIKUM

PROTEROZOIKUM

PHANEROZOIKUM

Eine vom Leben geprägte Atmosphäre Die Erdatmosphäre ist eine Gashülle, die die gesamte Erde umgibt. Sie besteht heute vor allem aus Distickstoff (N2) und Disauerstoff (O2), hat sich aber im Laufe der Zeit stark verändert. Vor über 4,5 Milliarden Jahren ist der weit überwiegende Anteil Wasserdampf. Kohlendioxid (CO2) und Distickstoff machen damals zusammen weniger als 20 Prozent aus, Disauerstoff ist gar nicht vorhanden. Durch die Abkühlung der Erde wird das Wasser flüssig, und es entstehen die Ozeane (siehe S. 37).

Das im Meer aufkeimende Leben setzt Disauerstoff frei und bindet Kohlendioxid – durch die Lebewesen, angefangen bei den Einzellern, hat sich unsere Atmosphäre von Grund auf geändert. Die Sonnenstrahlen reagieren mit den Disauerstoff-Molekülen, die die Ozonschicht bilden. Diese Schicht filtert das ultraviolette Sonnenlicht und senkt die aufgrund des Treibhauseffekts hohe Temperatur. Erst dadurch kann Leben außerhalb des Wassers entstehen (siehe S. 86).



Siehe auch

Die Solarenergie S. 20 Wasser – Voraussetzung für das Leben S. 84 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260

61

Die Struktur der Erdatmosphäre Die Erdatmosphäre besteht aus mehreren Schichten, deren Grenzen sich anhand der Temperaturunterschiede festlegen lassen. Die erste Schicht, die Troposphäre, ist nur etwa 10 Kilometer dick. Sie enthält 80 bis 90 Prozent der gesamten Luftmasse. Hier bilden sich die Wolken, entstehen Regen und Wind. In der darüberliegenden Stratosphäre befindet sich die für das Leben auf der Erde unerlässliche Ozonschicht. Dann folgt die Mesosphäre. In ihr verglühen die meisten Meteoroide, die in die Erdatmosphäre eindringen. Darüber, in der Thermosphäre, kreist die Internationale Raumstation in einer Höhe von ca. 400 Kilometern. In dieser Schicht steigt die Temperatur mit zunehmender Höhe an und kann bis zu 1500 °C erreichen. Die Exosphäre schließlich dehnt sich bis zu einer Entfernung von 10 000 Kilometern von der Erdoberfläche aus. Höhe in Kilometern THERMOSPHÄRE

EXOSPHÄRE 600 km

Satelliten mit niedriger Umlaufbahn

90 – 80 °C

Mesopause 80

ISS (Internationale Raumstation) 70

Lichtphänomene MESOSPHÄRE

THERMOSPHÄRE

60 Meteorit Stratopause

50

etwas über 0 °C

40

Radiosonde

STRATOSPHÄRE 30 Aurora Borealis (Polarlichter)

Ozonschicht Militärflugzeug Tropopause Mount Everest

20

− 50 °C Passagierflugzeug 10

95–120 km

TROPOSPHÄRE MESOSPHÄRE

− 90 − 60 − 30 0 20

LITHOSPHÄRE

Temperatur (°C)

50–60 km STRATOSPHÄRE 8–15 km TROPOSPHÄRE

62

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die planetarische Zirkulation elle re Z a l Po

Polare Ostwinde

Polarfront l Ferre

Westwin d-Zo

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Wendekreis des Krebse s

elle y-Z e l d Ha

Passatwinde e isch e trop zzon r e Inn ergen v Kon

Äquator

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Passatwinde Wend ekre

is des Steinbocks

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Die Bewegung der Luftmassen Für die Entstehung der Winde spielen die Temperaturen eine große Rolle. Wenn sich die Luft erwärmt, dehnt sie sich aus und wird leichter, worauf sie nach oben steigt. Genau das geschieht am Äquator. Hier steigt heiße Luft nach oben, und an ihre Stelle tritt Luft aus den Tropen. Während des Aufstiegs kühlt die Luft wieder ab. Am Beginn der Stratosphäre (in ungefähr 10 Kilometern Höhe) wird sie aufgehalten und strömt in Richtung der Pole ab. Bei einem Breitengrad von etwa 30° sinkt sie schließlich wieder zur Erdoberfläche. Dieses Phänomen nennt sich Hadley-Zelle. Eine ähnliche Zelle wird über den Polen gebildet. Dort sinkt die schwerere kalte Luft nach

unten, wo sie gezwungen ist, sich in niedrigere Breiten zu bewegen. Die dritte Zelle, die Ferrel-Zelle, entsteht aus den beiden ersten und dreht sich in entgegengesetzter Richtung. Diese weltumspannende Luftzirkulation führt dazu, dass Wärme vom Äquator in Richtung der Pole transportiert wird. Die Zellen wandern je nach Jahreszeit. Im Juni verschieben sie sich um einige Grad nach Norden, im Dezember nach Süden. Auch die Erdrotation beeinflusst die Richtung der Winde. Luftmassen, die zum Äquator strömen, werden nach Westen abgelenkt. Sind sie zu den Polen unterwegs, werden sie nach Osten abgelenkt.



Siehe auch

Der schräge Kreisel S. 22 Das maritime Netz der Welt S. 214 Umweltverschmutzung S. 254

63

Juli

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Druck (in Millibar) Hochdruckgebiet (Antizyklone) Tiefdruckgebiet (Zyklone)

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997 1002 1008 1013 1024

Innertropische Konvergenzzone

Berühmte Seefahrten am Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts Vasco da Gama Christoph Kolumbus Fernando Magellan

Saisonale Winde Die planetarische Zirkulation kennt auch saisonale Unterschiede. Im Juli liegt das Gebiet, das die meiste Wärme von der Sonne erhält, auf etwa 10° nördlicher Breite. Die innertropische Konvergenzzone (ITCZ) – ein Tiefdruckgürtel, in dem die Passatwinde der Nordund Südhalbkugel aufeinandertreffen – verschiebt

sich nach Norden, sodass es in der Südsahara regnet. Auch die Niederschläge der gemäßigten Breiten fallen weiter nördlich. Im Winter kehrt sich dieser Vorgang um und die ITCZ wandert nach Süden. In der Sahelzone beginnt dann die Trockenzeit und der Regen fällt im Norden der Wüste Kalahari.

Vom Kern zur Stratosphäre

64

seit 4,5 Milliarden Jahren

Ein wahres Weltmeer Ein einziger Ozean

ASIEN ASIEN

AUSTRALIEN UND OZEANIEN

EUROPA

AFRIKA ANTARKTIS

Antarktischer Zirkumpolarstrom SÜDAMERIKA

NORDAMERIKA

NORDAMERIKA Warme Oberflächenströmung Kalte, salzige Tiefenströmung In die Atmosphäre entlassene Wärme

Atlantische Umwälzzirkulation 90°S



S

N

90°N

Wärmeaustausch mit der Atmosphäre Antarktis

Arktis

Antarktisches Zwischenwasser

Golfstrom Südatlantischer Ozean

Entstehung von antarktischen Tiefenwassern

Auftrieb (Upwelling)

Nordatlantischer Ozean

Aufsteigendes, sehr kaltes Ozeanwasser aus der Tiefe

Aufsteigendes Wasser

Nordatlantisches Tiefenwasser

Antarktisches Tiefenwasser Vermischung von Tiefenwasser und Oberflächenwasser

Entstehung von nordatlantischen Tiefenwassern

Siehe auch



Das Leben im Meer S. 106 Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Das Meer und der Permafrost S. 256

65

PAZIFISCHER OZEAN ALASKA

Beringstraße Tschuktschensee

RUSSLAND Beaufortsee Beaufortwirbel Laptewsee

KANADA

Nordpol

Karasee Labradorsee SPITZ BERG EN

Framstraße

GRÖNLAND

Barentssee

FINNLAND ISLAND

ATLANTISCHER OZEAN

p Trans

f dr i olar

SCHWEDEN t

rom tikst n a l t a Nord

NORWEGEN

Warmer Oberflächenstrom Kalter, salziger Tiefenstrom

Der Klimaregler Die Ozeane bilden in Wahrheit ein einziges weltumspannendes Meer. Man könnte die Meeresströmung mit einem riesigen Förderband vergleichen. In der Nähe der Pole und in den Polargebieten sinkt das Oberflächenwasser nach unten und dringt in die Tiefseebecken ein, um in niedrigeren Breiten wieder aufzusteigen und sich zu erwärmen. Die mittlere Geschwindigkeit der Tiefenströmungen ist sehr gering, etwa ein Millimeter pro Sekunde. Um in dieser Geschwindigkeit einmal die Welt zu umrunden, bräuchte das Wasser fast tausend Jahre. Erst im Zusammenspiel mit der Erdrotation, den Winden

und dem aufsteigenden kalten Wasser entstehen Meeresströmungen, die das Klima ganzer Regionen beeinflussen. Der Klimawandel führt vermutlich zu Veränderungen in diesen Strömungen. Wenn manche Ströme langsamer werden, könnte das zu kälteren Wintern sowie höherer Trockenheit und Hitzewellen im Sommer führen. Die Meeresströmungen spielen auch für das Leben in den Ozeanen eine Rolle. Zum Beispiel bringt das aufsteigende kalte Wasser (Auftrieb oder Upwelling genannt) Nährstoffe in die wärmeren Schichten, wodurch sich das Plankton und infolgedessen auch der Fischbestand vermehrt.

66

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Das Phänomen El Niño Normalzustand Passatwinde (schwächere und stärkere) Warmes Oberflächenwasser Kaltes Oberflächenwasser Klimatische Anomalien Sehr feucht Sehr heiß Sehr trocken Sehr kalt Viele Wirbelstürme Wenige Wirbelstürme

PAZIFISCHER OZEAN

INDONESIEN

Südamerika

AUSTRALIEN Ozeanien

El Niño in voller Stärke Asien

JAPAN

Europa INDIEN Afrika SOMALIA ÄTHIOPIEN

KANADA

PAZIFISCHER OZEAN

Nordamerika USA

INDONESIEN INDISCHER OZEAN

AUSTRALIEN

MADAGASKAR

PERU BRASILIEN Südamerika ARGENTINIEN

Ozeanien

Antarktika

La Niña in voller Stärke Asien

JAPAN

Europa INDIEN

PAZIFISCHER OZEAN

Afrika SOMALIA ÄTHIOPIEN

KANADA Nordamerika USA

INDONESIEN INDISCHER OZEAN

MADAGASKAR

AUSTRALIEN Ozeanien

Antarktika

PERU BRASILIEN Südamerika ARGENTINIEN

Siehe auch



Die planetarische Zirkulation S. 62 Tropische Wirbelstürme S. 72 Der Einfluss des Klimas S. 198

67

Normalzustand

Klimaanomalien Die El Niño-Südoszillation ist eine regelmäßig wiederkehrende Veränderung im Zusammenspiel von Ozean und Atmosphäre im Bereich des tropischen Pazifiks. Sie wirkt sich auf die Wetterverhältnisse auf der ganzen Welt aus. Dieses Phänomen tritt alle 3 bis 7 Jahre auf (im Schnitt alle 5 Jahre) und führt zu Starkregen, Dürren und anderen Störungen. Den Namen «El Niño» (spanisch «das Kind», gemeint hier: das Christkind) verdankt es peruanischen Fischern. Wenn es kurz nach Weihnachten auf Perus Küste trifft, ist damit zugleich der Höhepunkt der Wetterstörung erreicht. Unter normalen Umständen blasen die Passatwinde nach Westen über den Pazifik und bewirken, dass sich im Westpazifik warmes Oberflächenwasser sammelt. Umgekehrt steigt vor den Küsten Perus und Ecuadors kaltes Wasser auf (Upwelling), das Nährstoffe bringt, wodurch sich der Fischbestand erhöht. Manchmal kehrt sich diese Bewegung jedoch um. Die Passatwinde werden schwächer oder drehen in Richtung Osten, sodass sich dort das warme Wasser sammelt. Das Upwelling kommt zum Erliegen und der Fischbestand sinkt. Diese Veränderungen führen zu Dürre im Westen und zu starken Niederschlägen im sonst trockenen Osten. Das ist das Phänomen El Niño. Neben diesen beiden Klimaanomalien hat es aber auch Auswirkungen in zahlreichen anderen Gegenden der Welt. Seltener ist das Phänomen «La Niña», bei dem das Gegenteil von El Niño passiert. Die Passatwinde werden stärker, es kommt zu heftigen Regenfällen im Westpazifik, und die Länder am Ostpazifik erleiden Dürren.

OSTEN Peru Ecuador

WESTEN Australien Indonesien

Tiefdruck Feuchtes Klima

Hochdruck Trockenes Klima

Passatwinde

Warmes Oberflächenwasser

Kaltes Oberflächenwasser

Pazifischer Ozean line mok Ther Upwelling

Aufsteigendes, sehr kaltes Ozeanwasser aus der Tiefe

300 m

Warmes Wasser Kaltes Wasser

El Niño in voller Stärke

OSTEN Peru Ecuador

WESTEN Australien Indonesien

Anormale Regenfälle Verringerung oder Umkehrung Verdunstung der Passatwinde

Dürre Warmes Oberflächenwasser Baisse du niveau marin

Pazifischer Ozean

Erwärmung des Wassers

Anstieg der Thermokline

Unterbrechung Hausse du des Upwelling niveau marin

La Niña in voller Stärke

OSTEN Peru Ecuador

WESTEN Australien Indonesien Verdunstung

Starke Passatwinde

Starkregen

Dürre Pazifischer Ozean

Warmes Oberflächenwasser

Kaltes Oberflächenwasser Upwelling

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68

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Klimata 1. Faktor: Hitze und Kälte Schräge Strahlen Kalte Zone Strahlung SONNE

Gemäßigte Zone Senkrechte Strahlen

Heiße Zone Gemäßigte Zone Kalte Zone Die Klimazonen der Griechen in der Antike

5 Zonen (ζώνη = Gürtel) (κλίμα = Neigungswinkel)

O NC OÉRADNAT ALA T LA NT NIS T IQ CH UER E ONZOERADN

2. Faktor: Luftmassen (Hoch- und Tiefdruck) + + -

+ -

+ -

Polare Antizyklone Trockene Kälte Tiefdruck der gemäßigten Breiten Gemäßigt feucht Subtropischer Trockene Hitze (Wüste) Hochdruckgürtel Feuchte Hitze

+ -

7 Zonen

Trockene Hitze

Äquatorialer Tiefdruck

Gemäßigt fecht Trockene Kälte

+

SÜ D P PA AZ ZIF IFIS ISC CH HE ER R OZE AN

3. Faktor: Jahreszeitenwechsel Winter im Norden

Sommer im Norden

Wendekreis Sommer im Süden Été au Sud

Kalt Immer kühl Gemäßigt/subtropisch Immer trocken Trockene/feuchte Jahresz. 11 Zonen Feuchte Hitze …

Winter im Süden

4. Faktor: kontinental/ozeanisch Windrichtung

Nah/Fern vom Ozean

Westwinde Ostwinde (Passat)

Nordpol

Ozeanisches Klima Kontinentales Klima

Ozean

Schematische Darstellung der Verteilung der Klimazonen eines Kontinents vom Pol zum Äquator

Kontinent

1

Winde bringen Meeresluft ins Landesinnere und kontinentale Luft zur Küste.

5

Thermisches Gefälle: −0,6 °C pro 100 m

Gebirge blockieren die Winde.

3 8

8

7 Gebirgsketten bremsen die Zirkulation in der Atmosphäre.

2

3 4

5. Faktor: Höhe

1 2

9 10 11

13

6 10 11 12

12 Äquator

Siehe auch



Der schräge Kreisel S. 22 Die Ökoregionen der Erde S. 102 Klimawandel und Migration  S. 280

69

NORDPOLARMEER Nördlicher Polarkr eis

Mittelmeer

R RD HE O C N IS N F ZI ZEA A O P

Wendekreis des Krebses

Äquator

IN D IS C H ER

SÜDSÜD-ATLANTISCHER ATLANTISCHER OZEAN

O Z EA N

Wendekreis des Steinbock s

SÜ DP OL AR ME ER

Südlicher Polarkreis

1 Polares Klima 2 Kaltes Kontinentalklima mit großen Temperaturschwankungen 3 Gemäßigt kaltes Klima 4 Hochozeanisches Klima (kühl mit schwachen Temperaturschwankungen) 5 Ozeanisches Klima (kühl mit moderaten Temperaturschwankungen) 6 Gemäßigt feuchtes Klima mit ausgeprägten Temperaturschwankungen 7 Klima mit starker Saisonabhängigkeit (Winter mild, Sommer subtropisch trocken), genannt mediterran

8 Trockenes Klima mit warmem Sommer und kaltem Winter 9 Trockenes Klima mit sehr heißem Sommer und warmem Winter 10 Warmes Klima mit kurzer Regenzeit (Tropisch trocken oder Sahel-Klima) 11 Warmes Klima mit langer Regenzeit (Tropisch feucht) 12 Konstant warmes und feuchtes Klima (äquatorial) 13 Gebirgsklima Grenze für Durchschnittstemperaturen unter 10 °C im wärmsten Monat Meereszone mit geringen Niederschlägen (< 500 mm/Jahr)

70

Geschichte der Wissenschaften

Die Theorie der Klimata

Zonenkarte in der Philosophia mundi von Wilhelm von Conches (Kopie aus dem Jahr 1277).

71

Weder zu warm noch zu kalt Die Vorstellung von Klimazonen geht auf Aristoteles Abhandlung Über den Himmel zurück. Ausgehend von der Bewegung der Sonne um die unbewegliche Erde (siehe S. 18) – mit der die Veränderung der Höhe der Sonne über dem Horizont im Laufe eines Jahres einhergeht – teilt er die Erdoberfläche in fünf Zonen auf, die sich durch parallel zum Äquator verlaufende Linien voneinander abgrenzen lassen. In der Sprache der Gelehrten hat sich über die Jahrhunderte der griechische Begriff zōnē (ζώνη, wörtlich «Gürtel») erhalten, den wir heute noch immer verwenden. Im Mittelalter wird diese Einteilung der Erde beibehalten und auch in den Weltkarten benutzt, wie etwa auf dieser Karte, die einen Text des Philosophen Wilhelm von Conches illustriert. Die Zonen sind äquidistant, sie geben nicht die genauen Breitengrade der Wendekreise oder der Polarkreise wieder. Zwischen den Querstrichen in der Mitte sind die zwölf Tierkreiszeichen eingetragen.

Kalte nördliche Zone

Gemäßigte nördliche Zone

ne er Son Lauf d Heiße Zone

Gemäßigte südliche Zone

Kalte südliche Zone

Bei Aristoteles findet sich die Idee, das gemäßigte Klima sei den anderen Klimata überlegen und eigne sich eher zur Herausbildung einer «Kultur». Für ihn sind die Völker des kalten Europas sehr mutig, aber weniger intelligent. In Asien seien die Völker feinsinnig, aber zaghaft. Die Griechen, die topografisch in der Mitte liegen, vereinen alle diese Eigenschaften. Europa beginnt bei Aristoteles nördlich von Griechenland, Asien liegt im Osten und Süden, große Teile von Afrika sind noch unbekannt. Nach Ibn Chaldun und Jean Bodin findet diese Theorie ihren höchsten Ausdruck in Montesquieus Vom Geist der Gesetze. Heute gilt der Geodeterminismus zwar als veraltet, aber unterschwellig lebt die Vorstellung weiter, die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten eines Landes hingen mit dessen geografischer Lage zusammen, was die Analyse der historischen Prozesse erschwert (siehe S. 232).

72

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Tropische Wirbelstürme

1900 Galveston 4 8000 bis 12 000 Tote (USA)

PAZIFISCHER OZEAN 1780 Großer Hurrikan 5 25 000 Tote (Antillen)

1998 Mitch 5 11 000 bis 18 000 Tote (Mittelamerika)

ATLANTISCHER OZEAN

Ein mörderisches Phänomen Die tropischen Wirbelstürme, die mit ihren sintflutartigen Regenfällen und Sturmwinden schwere Zerstörungen bewirken können, tragen je nach Gegend unterschiedliche Namen. Im Nordatlantik und Nordostpazifik heißen sie Hurrikane, in Ostasien Taifune und in den anderen Meeresbecken Zyklone. Diese heftigen Stürme entstehen in den Meeren der innertropischen Zone und beginnen meist in der Nähe des Äquators. Damit ein tropischer Wirbelsturm entstehen kann, muss die Wassertemperatur bis in eine Tiefe von mindestens 50 Metern über 26 °C betragen. Warmes Wasser verdunstet schneller, wenn Wind darüberbläst. Die warme, feuchte Luft steigt in die Höhe und kondensiert zu Wolken. Während sich die Luft abkühlt, setzt sie Wärme frei, was zu starken Winden führt, die wiederum über die warme Meeresoberfläche wehen, wodurch sich das Phänomen weiter verstärkt. Auf dem gesamten Globus gibt es die meisten tropischen Wirbelstürme am Ende des Sommers, wenn die Wassertemperatur am höchsten ist. Wirbelstürme gehören zu den häufigsten Naturgefahren. Sie fordern jedes Jahr zahlreiche Opfer. Am schlimmsten wüten sie auf dem Indischen Subkontinent und in Südostasien, wo Stürme schon einmal über 300 000 Menschenleben fordern.

Siehe auch



Die planetarische Zirkulation S. 62 Das Phänomen El Niño S. 66 Klimawandel und Migration  S. 280

73

Die längste Strecke 1979 Taifun Tip Japan 2170 km 1970 Bhola-Zyklon 3 300 000 bis 350 000 Tote (Bangladesch, Indien) 1737 Hooghly River/Kalkutta 300 000 Tote (Indien)

1839 Coringa 300 000 Tote (Indien)

1991 Gorky 5 140 000 Tote (Bangladesch)

? 1975 Nina 4 100 000 Tote (China)

?

2008 Nargis 4 100 000 Tote (Myanmar)

INDISCHER OZEAN

1881 Haiphong 300 000 Tote (Vietnam)

?

Der heftigste Wirbelsturm 1996 Zyklon Olivia Barrow Island – Australien 408 km/h (registrierter Windstoß)

Durchschnittliche Temperatur des Oberflächenwassers (in °C) 4

8 16 20 24 28 Zyklon, Hurrikan, Taifun Grenze der tropischen Sturmbildungszone Die verheerendsten Stürme Zahl der Opfer

300 000

5 Stärke

100 000

10 000

74

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Binnengewässer gu

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Brahmaputra Jangtsekiang

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Ayeyarwady Saluen

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Indus Kaspisches Meer Blauer Nil

M

Nil

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Senegal

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Victoriasee Tanganjikasee

Kasai Lualaba

Malawisee

S

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Oranje

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Ungleiche Verteilung Das meiste Wasser unseres Planeten ist in den Ozeanen gespeichert, aber auch die Binnengewässer spielen für die Ökosysteme eine wichtige Rolle. Dazu gehören die an der Oberfläche befindlichen Flüsse, Seen und Eiskappen sowie das unterirdische Grundwasser. Bis auf einige große Salzwasserseen (u. a. der Titicacasee und der Große Salzsee), das Kaspische Meer und die Flussmündungen führen die Gewässer des Festlands Süßwasser. Die weitaus größte Menge des Süßwassers befindet sich in den Polkappen, gefolgt vom Grundwasser. Die Oberflächengewässer (Seen,

Bäche, Flüsse) führen nur einen verschwindend geringen Teil des Festlandwassers (weniger als 1 Prozent). Zudem ist Süßwasser sehr ungleich über den Planeten verteilt. Manche Länder wie Jordanien oder Libyen haben so gut wie keine Süßwasserreserven. Umgekehrt verfügen nur neun Länder über mehr als die Hälfte der gesamten Ressourcen: Kanada, die USA, Kolumbien, Peru, Brasilien, Russland, China, Indonesien und Indien. Doch trotz großer Ressourcen verbrauchen manche Länder zu viel Grundwasser, allen voran Indien, aber auch China und die USA.

Antarktika

Siehe auch



Antarktika S. 78 Dürre und Flut S. 180 Wasser zwischen Mangel und Überfluss S. 284

75

Grönland Großer Bärensee Großer Sklavensee n Yu k o

Winnipegsee

Sas ka

Oberer See ewan River tch

Huronsee

Missou

ri

Großer Salzsee or

Ontariosee

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Eriesee

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Co

Michigansee Mississippi Rio Grande

Rio Negro

Salzwasser 44 % Süßwasser 66 %

Malawisee 5 %

a

Uyacali Titicacasee

Paraguay

Andere große Süßwasserseen 17 % Große künstlich geschaffene Seen 2 % Kleine Süßwasserseen 5 % (unter 500 km2)

Andere große Salzwasserseen 3 %

Marañón

Amazo nas ra

São Fra nc

Oberer See 8%

Xingu T ocantins

Tanganjikasee 13 %

M

Kaspisches Meer 41 %

Aufteilung der Wasseroberfläche der größten Seen

Orinoco

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Baikalsee 16 %

Nicaraguasee

isco

Paraná

St ar k Um fan M gre itt i elm ch Sc äß hw ig ac h

Grundwasserneubildung (in mm/Ar/Jahr)

300 100

20

0

In Regionen mit umfangreichen Grundwasserspeichern In hydrologisch komplexen Regionen In Regionen mit kleinen Grundwasserspeichern Oberflächengewässer Große Flüsse Große Salzwasserseen Große Süßwasserseen Eiskappen

76

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die Wüsten Arkt is Nördl icher P olarkrei s

Gr oß e s B e c ke n

ATLANTISCHER OZEAN

S onor a  Wendekreis d es

Ch ih u ah u a Krebses

Äquator

L e nç óis Mar anh e nse s

PAZIFISCHER OZEAN

des Wendekreis

Steinbocks

At ac am a

P at agonisc h e Wü st e

Lebensfeindliches Gebiet Wüsten gibt es auf allen Kontinenten, sie nehmen etwa ein Drittel der Erdoberfläche ein. Die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere dort sind schwierig, weil es zu selten und zu wenig regnet. Deshalb sind die meisten Kontinentalwüsten kaum besiedelt. Jedoch sind sie nicht gänzlich ohne Leben: Es gibt Arten, die sich an diese lebensfeindlichen Bedingungen angepasst haben. Auch das Meer kennt solche Gebiete, wo die Dichte lebender Organismen sehr gering ist. In diesen ozeanischen Wüsten gibt es nur wenige lebensnotwendige Nährstoffe. Die größte Wüste der Welt auf dem Festland ist die Sahara. Sie erstreckt sich über fast 9 Millionen Quadratkilometer und hat vielfältige Landschaften zu bieten. Die Sanddünen, die unser Bild von der Sahara prägen, stellen dabei nur 20 Prozent der Oberfläche dar. Die restlichen 80 Prozent bestehen aus Felsflächen mit überwiegend Sedimentgestein. Heute entstehen vor allem aufgrund von Entwaldung, Klimawandel und übermäßiger Nutzung der Wasserressourcen immer neue Wüstengebiete.

Siehe auch



Klimata S. 68 Dürre und Flut S. 180 Klimawandel und Migration S. 280

77

NORDPOLARMEER

Ky z y lk u m

G obi

Ka r a k u m

Ta k lam akan

Nordarabische Trockensteppe

T h ar

Nefud

S ahar a

Rub a l- C h a li S ahe l

INDISCHER OZEAN

Nami

Ka la h a r i

b Gr oß e Vic t oriaWü st e

Anta rk t i ka

Südliche r

Die Wüsten der Erde Polark re

is

Se hr Tr troc oc ke k Ha en n lbt Ha roc lbf ken eu ch t

SÜDPOLARMEER

Warme Winter Gemäßigte Winter Kühle Winter Kalte Winter G obi Wichtigste Wüsten Polare Wüsten Ozeanische Wüsten

78

Vom Kern zur Stratosphäre OCÉAN PACIFIQUE

seit 4,5 Milliarden Jahren

ATLANTISCHER OZEAN

90°W

Antarktika

Feuerland

FalklandInseln

Uferlinie (Beginn des Schelfeises) Schelfeis Gebirge Bereich, in dem die Polkappe unter den Meeresspiegel sinkt

SÜDPOLARMEER Larsen-Schelfeis Thwaites-Gletscher und Pine-Island-Gletscher

Academy-Gletscher und Support-Force-Gletscher Filchner-RonneSchelfeis

Land-Gletscher

Ross-Schelfeis

Südpol

180°

0° Nullmeridian

Wostok

LambertGletscher DenmanGletscher

90°O

SÜDPOLARMEER

Siehe auch



Binnengewässer S. 74 Klimawandel und Migration S. 280 Das Meer als neue Grenze S. 290

79

Unterm Eis Antarktikas aber noch mit der Eiskappe des Südpols verbunden ist. Sie entsteht, wenn ein Gletscher ins Meer fließt. Das Schelfeis wird vom Menschen sehr genau überwacht. Die größte Fläche stellt mit ca. 487 000 Quadratkilometern das Ross-Schelfeis dar – damit entspricht es fast der Fläche Frankreichs (551 000 m²). In der antarktischen Polkappe sind ca. 61 Prozent des gesamten Süßwassers der Erde gebunden. Um zu verstehen, wie sie sich verhält, wenn die Temperaturen steigen, haben Glaziologen eine präzise topografische Karte der unsichtbaren Felsformationen dieses Kontinents erstellt (siehe Abbildung unten).

Antarktika, auch «Südkontinent» oder «weißer Kontinent» genannt, ist der südlichste Kontinent der Erde mit den extremsten Bedingungen. In Wostok liegen die Temperaturen im Winter bei � 70 °C und im Sommer bei � 50 °C. Das Inlandeis (die Polkappe) von Antarktika bedeckt den größten Teil des Kontinents. Diese Eisschicht ist bis zu 4000 Meter dick. Etwa 50 Prozent der Polkappe liegen auf Gestein, das sich unter dem Meeresspiegel befindet. Im Osten (unten auf der Karte) befindet sich das Grundgestein größtenteils über dem Meeresspiegel, im Westen bis zu 2500 Meter darunter. Als Schelfeis bezeichnet man eine große Eisplatte, die auf dem Meer schwimmt,

90°W

Höhe (in m) 1000

0

− 3000

Südpol 180°

LambertGletscher

Gle tsc he

rgre nze 90°O



80

Vom Kern zur Stratosphäre

seit 4,5 Milliarden Jahren

Die letzten Eiszeiten Veränderungen während der letzten Eiszeiten Temperatur in Antarktika (in °C) H

R

E

W

h

R

0 °C −5 − 10

W

0m − 50 − 100 − 150

H

300 ppm 250

E

Meeresspiegel (in m)

Kohlendioxidkonzentration (in ppm)

200

h 300

200

130

10 In Jahrtausenden vor heute

100

Kaltzeiten (Glazialzeiten) Riss-Kaltzeit (vor 300 000 bis 128 000 Jahren) Würm-Kaltzeit (vor 117 000 bis 11 700 Jahren) Warmzeiten (Interglazialzeiten) Holstein-Warmzeit (vor 335 000 bis 300 000 Jahren) Eem-Warmzeit (vor 128 000 bis 117 000 Jahren) Holozän-Warmzeit (vor 11 700 Jahren bis heute)

Nordpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren) Z PA

IFIS

CHER OZEAN Tokio Beringsee

Ochotskisches Meer

Golf von Alaska

Los Angeles

Vancouver

Beijing

Nö r

Ottawa

Altai

Grönländischer Eisschild

L AT

Island

A

N

Eisschild und Gletscher Packeis Landfläche, die heute unter Wasser ist Landfläche

T

ima

Barents-KaraEisschild

H

Washington

c h e r P o l a rk r e i s

Laurentidischer Eisschild

Fennoskandischer Eisschild Moskau

s

asu

IS

k Kau

CH

Dublin

ER

OZ

Hamburg Paris

EAN

laya

dli

KordillerenEisschild

Alpen

Siehe auch



Der Übergang zum Holozän S. 146 Warum eigentlich Landwirtschaft? S. 162 Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit S. 200

81

Frühere Eiswelten Die Erde ist geprägt von regelmäßigen Kaltzeit-Zyklen. Phasen globaler Abkühlung, in denen die Kontinente teilweise von Eis überzogen werden, und Erwärmungsphasen, die man Interglazialzeiten nennt, wechseln sich ab. Seit Beginn des Quartärs, des jüngsten Zeitabschnitts in der Chronologie der geologischen Zeit, vor 2,58 Millionen Jahren hat es siebzehn jeweils etwa 100 000 Jahre dauernde Eiszeiten gegeben. Die Interglazialzeiten wiederum dauern jeweils 10 000 bis 20 000 Jahre. Zu einem Umschwung in einer Eiszeit tragen verschiedene Faktoren bei, u. a. die Zusammensetzung der Atmosphäre, Änderungen in der Erdumlaufbahn, die Bewegung der tektonischen Platten und Schwankungen der Sonnenaktivität. Aber so ein Umschwung kann auch andere, plötzlich auftretende Ursachen haben, etwa wenn ein großer Asteroid auf die Erde prallt oder durch besonders große vulkanische

Aktivität. Die letzte Eiszeit beginnt vor 117 000 Jahren und endet vor 11 700 Jahren. Das letzteiszeitliche Maximum wird vor ungefähr 21 000 Jahren erreicht. In den Alpen heißt diese letzte Kaltzeit auch «WürmKaltzeit», in Nordamerika «Wisconsin Glaciation», in Nordeuropa «Weichsel-Kaltzeit». Der Meeresspiegel senkt sich damals um etwa 120 Meter ab. Dadurch können manche Spezies, darunter auch die zu der Zeit auf der Erde lebenden Arten der Gattung Homo, neue Gebiete erkunden und besiedeln. Die Menschen gelangen nach Australien und über Beringia nach Amerika (siehe S. 128). Das periglaziale Klima in Europa, Nordasien und Nordamerika führt aber auch zu tiefgreifenden Veränderungen in Flora und Fauna. Die Enteisung, bei der der Meeresspiegel und die Temperaturen wieder steigen, erstreckt sich über ungefähr 8000 Jahre.

Südpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren) TI

S

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Kapstadt

nie

KerguelenArchipel

n Ushuaia

CHE

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Santiago

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am Sü er dik a

Südgeorgien Buenos Aires

R OZEAN

Antarktika



S

Eisschild und Gletscher Landfläche, die heute unter Wasser ist Landfläche

H

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Perth

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C

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Tasmanien

A

Neuseeland Wellington

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PA

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Sydney

u

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3 Planet des Lebens (seit 3,5 Milliarden Jahren) Die Erde ist einzigartig in unserem Sonnensystem, denn seit mindestens 3,5 Milliarden Jahren gibt es auf dem blauen Planeten Leben. Angefangen im Meer, bildet sich eine Vielzahl von Lebewesen heraus, die alle von einem gemeinsamen Urahn abstammen: von LUCA (last universal common ancestor). Manche Lebewesen verlassen das Meer und erobern über Land und Luft die Kontinente. Heute findet sich selbst im hintersten Winkel und an den ungastlichsten Orten Leben, in tiefen Erdschichten ebenso wie in den mittelozeanischen Rücken.

Planet des Lebens

84

seit 3,5 Milliarden Jahren

Wasser – Voraussetzung für das Leben Der einzige bewohnbare Planet im Sonnensystem Oberflächentemperatur (°C)

Zu heiß: Wasser verdampft

HABITABLE ZONE

10 000 Hauptreihenstern Klasse B

Gesteinsplaneten Venus

Merkur

Mond

Erde Mars

HABITABLE ZONE

6000 Hauptreihenstern Klasse G («Gelber Zwerg», z. B. Sonne)

HABITABLE ZONE

Zu heiß:

300 Roter Zwerg

Zu kalt: Wasser gefriert

Wasser verdampft 0 0,36 0,7 Abstand der Planeten zur Sonne in AE (Astronomische Einheiten) 1 AE = Abstand Erde − Sonne (ca. 150 Millionen km)

1

1,25

Atmosphärischer Druck (Bar, nichtlineare Skala)

Der Zustand des Wassers  200

Kritischer Punkt

100

Venus Flüssiges Wasser

Erde 1 Wasserdampf Wassereis

0,01 Tripelpunkt

Mars

−61 0

15

300 460 Temperatur (°C, nichtlineare Skala)

In welchem Zustand sich Wasser befindet, hängt von Temperatur und Partialdruck ab. Bei einem Planeten ist für diese beiden Parameter entscheidend, wie weit er von der Sonne entfernt ist und welche Dichte und Zusammen­ setzung seine Atmosphäre hat. Die auf der Erde herrschenden Bedingungen ermöglichen Wasser in flüssigem Zustand. Auf dem Mars, der weiter von der Sonne entfernt und damit kälter ist und auf dem ein geringerer Druck herrscht, gibt es Wasser nur an den Polen in Form von Dampf oder Eis. Auf der Venus, bei 460 °C, gibt es nur Wasserdampf. Die hohe Temperatur liegt an ihrer großen Nähe zur Sonne und der dichten Atmosphäre, die zu 96 Prozent aus CO2 besteht und einen starken Treibhauseffekt bewirkt.

Siehe auch



Die Solarenergie S. 20 Weltenenden S. 26 Die Erdatmosphäre S. 60

85

Zu kalt: Wasser gefriert

Gasplaneten Titan

Enceladus

Callisto

Europa Io

Jupiter

Saturn

Uranus

Neptun

9

20

30

Ganymed

5,2

Europa

Ganymed

Metallischer Kern Gesteinsmantel

Hochdruckeis

Wasserschicht

Auf der Suche nach Leben  Leben existiert schon auf der Erde, als deren Atmosphäre noch keinen Sauerstoff enthält. Flüssiges Wasser dagegen ist unerlässlich, damit Leben überhaupt möglich ist, weil darin chemische Reaktionen ablaufen. Demnach lässt sich rund um einen Stern eine habitable Zone bestimmen, in der die aufgenommene Energie das Vorhandensein flüssigen Wassers an der Oberfläche ermöglicht. Dieses Modell gilt jedoch nur mit Einschränkungen, da auch andere Parameter eine Rolle spielen, zum Beispiel die Dichte oder die Existenz einer Atmosphäre oder eines

Magnetfelds. Der Mond befindet sich zwar in der habitablen Zone, führt aber trotzdem kein flüssiges Wasser. Obwohl das Modell seine Grenzen hat, ist es ein guter Ausgangspunkt, um nach Exoplaneten zu suchen, die womöglich flüssiges Wasser und damit Leben bergen, etwa einige Eismonde von Jupiter und Saturn, wo sich unter der Eisdecke flüssiges Wasser befinden könnte. Auf dem Jupitermond Europa herrschen einige Kilometer unter dem Eis, auf Tuchfühlung mit dem Felsmantel, Bedingungen im Wasser, die denen auf der Erde ähneln.

Durchmesser 5280 km

Silikatmantel

Silikatmantel

Gefrorene Oberfläche: − 185 °C Eis Salzwasser

800 km

100 km

Festes oder flüssiges Wasser

Metallischer Kern

Durchmesser 3120 km

Gefrorene Oberfläche: − 170 °C

86

Planet des Lebens

seit 3,5 Milliarden Jahren

Die Geschichte des Lebens vor 135 Ma Erste Blütenpflanzen

3,8 Milliarden Jahre Evolution   5 14 Ma

JU

RA

vor 150 Ma Erste Vögel

vor 180 Ma Erste Säugetiere 201 M

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vor 230 Ma Erste Dinosaurier

MES OZO IKU M

a 4. Ma

T RIAS rben ausste assen M . 3 251 Ma

PE 300

Ma

RM

Wie das Leben auf der Erde entstanden ist, ist bislang noch ein ziemlich großes Rätsel. Die Hypothese, Meteoriten könnten bakterienartige Organismen mitgebracht haben, gilt heute als unwahrscheinlich. Als wahrscheinlich gilt hingegen, dass das Leben auf der Erde an heißen Quellen am Grund der Ozeane entstand. Dort stand sowohl eine erhöhte Konzentration an gelösten Stoffen als auch genügend Wärmeenergie zur Verfügung, und so bildeten sich komplexe organische Polymere, die schließlich sogar die Fähigkeit zur Selbstproduktion erwarben. Als sie sich bis in den durchlichteten Teil des Ozeans und in die festländischen Feuchtgebiete ausbreiteten, erwarben sie die Fähigkeit zur Photosynthese, und damit nahm alles Weitere seinen Lauf. In Steinen, die 3800 Jahrmillionen (Ma) alt sind, wurde Kohlenstoff in einem Isotopenverhältnis gefunden, das für Lebewesen charakteristisch ist. Die ältesten Hinweise auf primitives Leben sind bakterienähnliche Mikrofossilien sowie Fossilien von Stromatolithen (von Bakterien gebildete Riffe). Sie sind 3500 Ma alt. Somit entsteht sehr früh in der Geschichte der Erde Leben, im Grunde schon zu der Zeit, als sich die ersten Gesteine bilden. Während des gesamten Präkambriums entwickelt sich eine Vielzahl unter­ schiedlicher Lebewesen, anfangs noch Einzeller ohne Zellkern (Prokaryoten), dann Einzeller mit Zellkern (Eukaryoten) und schließlich mehrzellige Organismen. Erst spät kommen die ersten Pflanzen und Formen animalischen Lebens hinzu. Im Kambrium beschleunigt sich die Ausdifferenzierung, und es entwickeln sich neue Arten des Körperbaus, aus denen die heutigen großen Tiergruppen entstehen. Damit einher geht eine massive Biomineralisierung, die zahlreiche fossile Spuren hinterlässt. Immerfort entwickeln sich die Organismen weiter, und es entstehen neue Organismen. Sie haben die ganze Welt besiedelt, im Wasser und an Land, selbst dort, wo extreme Bedingungen herrschen. Auf Zeiten umfassenden Artensterbens folgt neues Leben, das sich wieder ausdifferenziert. Leben ist erdgebunden, also abhängig von den Bedingungen, die unser Planet bietet: Durch die Photosynthese der Bakterien kommt Sauerstoff in die Atmosphäre, sodass eine Ozonschicht entsteht, und die Wälder werden zu Kohlenstoffspeichern, worauf der CO�­Gehalt in der Luft sinkt – diese Veränderungen nehmen wiederum neben geologischen Ereignissen und Meteoriten­ einschlägen Einfluss auf das Leben. Diese jahrmilliarden­ alte Geschichte schreibt sich immer weiter fort. Und obwohl die Menschen durch ihr Handeln die Biodiversi­ tät bedrohen und ihre eigene Existenz gefährden, wird sich das Leben immer weiter an die Bedingungen auf der Erde anpassen.

Große Wälder, Ursprung der meisten Steinkohlelagerstätten * Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum)

Siehe auch



Geologie der Erde S. 32 Die Archive des Lebens S. 100 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272

87

vor 80 Ma Erste Primaten 66 Ma

Ma

und NE

O GEN

ute

PALÄOGEN

QU KÄN OZO IKU M

PRÄKAMBRIUM

vor 2100 Ma Erste Mehrzeller (wahrscheinlich Eukaryoten)

KAMB RI UM

vor 3500 Ma Erste Mikroorganismen (Stromatolithen, Cyanobakterien)

Erste landlebende Tiere

M

ZIU

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KU OI Z O LÄ PA 1. M

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44

4M

DEVON

a

400 Ma

2. Massenaussterben 359 Ma

vor 365 Ma Erste landlebende Tetrapoden (vierfüßige Wirbeltiere)

vor 541 bis 530 Ma Kambrische Explosion (kleine Schalentiere, Trilobiten)

500 Ma vor 500 Ma

vor 2700 Ma Anzeichen für Eukaryoten

BON

TÄ R

541 Ma

vor 3800 Ma Mögliche erste Anzeichen für Leben

vor 1200 Ma Erste Algen

KAR

AR

Ediacara-Fauna (molluskenartige Tiere, ausgestorben)

vor 4500 Ma* ENTSTEHUNG DER ERDE vor 2400 Ma Große Sauerstoffkatastrophe. Die meisten anaeroben Lebensformen sterben aus

He

EIT

2,58

5. Massenaussterben

K

EZ REID

vor 7 Ma Erste Homininen

vor 480 Ma Erste landlebende Pflanzen

88

Planet des Lebens

seit 3,5 Milliarden Jahren

Massenaussterben in der Erdgeschichte

100 145

200

PERIODE

GESCHICHTE DES LEBENS

Neogen

Erste Homininen

DURCHSCHNITTSTEMPERATUR OROGENESE* KALTZEIT

BETROFFENE GRUPPEN Anzahl der Familien

200

400

600

10 °C

20 °C

25 °C

Paläogen Vorwiegend Blütenpflanzen

Plankton

Rudisten Ammoniten Dinosaurier

etwa 66 Ma 65 % aller Arten

Alpidisch

100

Kreidezeit Erste Vögel Jura Erste Säugetiere Trias

Muscheln Ammoniten

Perm

Armfüßer

200

etwa 201 Ma 75 % aller Arten

251 Ammoniten Trilobiten Therapsiden

etwa 251 Ma 95 % aller Arten

Uralidisch

300

400 444

PALÄOZOIKUM (ERDALTERTUM)

300

350

Millionen Jahre

(ERDNEUZEIT)

KÄNOZOIKUM

MESOZOIKUM (ERDMITTELALTER)

Millionen Jahre

ÄRA

Karbon

Erste Reptilien

Devon

Erste Landwirbeltiere

Armfüßer

Ammoniten Tentaculiten Ostracoden

etwa 359 Ma 75 % aller Arten

Variszisch

400 Silur

Ordovizium

Erste Landpflanzen

Armfüßer

Trilobiten Stachelhäuter

etwa 444 Ma 85 % aller Arten

Kaledonisch

Erste Fische 500

500 Kambrium 541

Anzahl der ausgestorbenen Familien

Entfaltung der Artenvielfalt im Meer PRÄKAMBRIUM

10 °C

600 200

Unterschiedliche Gründe   Ein Großteil der Organismen, die einmal auf der Erde gelebt haben, ist heute ausgestorben. Allerdings ist das Fließgleich­ gewicht zwischen aussterbenden und neu entstehenden Arten positiv, sodass die Biodiversität im Laufe der Erd­ geschichte zunimmt. Aber es gibt auch Zeiten massiven Artensterbens. Bei einem solchen Massenaussterben, auch Faunenschnitt oder Faunenwechsel genannt, verschwinden in einer nach geologischen Maßstäben kurzen Zeit mindes­ tens 65 Prozent aller Tierarten, die an Land und in den

400

600

20 °C

25 °C

* Gebirgsbildung durch Plattenbewegungen

Meeren leben. In den letzten 500 Jahren hat die Erde bereits fünf Massenaussterben erlebt. Das berühmteste ist das letzte Artensterben, das zum Aussterben der Nichtvogel­ dinosaurier vor 66 Millionen Jahren führte. Sehr wahrschein­ lich ist der Einschlag eines Meteoriten im Bereich der heu­ tigen Halbinsel Yucatán (Mexiko) die Ursache. In Verbindung mit der fast gleichzeitigen Eruption der Dekkan­Flutbasalte in Indien dürfte er zu einer Versauerung der Ozeane geführt haben. Wegen der enormen Menge an Staub in der Stratosphäre kam die Photosynthese vorübergehend fast



Weltenenden S. 26 Von den Dinosauriern zu den Vögeln S. 96 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272

Millionen Jahre

KOHLENDIOXIDGEHALT DER ATMOSPHÄRE 1

10

20

MEERESSPIEGELHÖHE PAL* − 200 m

0m

+ 200 m + 400 m

89

FLUTBASALTE/TRAPPS* Ma**

METEORITENEINSCHLÄGE Ma**

Columbia-RiverPlateau Äthiopisches Hochland

16 30

1 200 in die Meere durch Flüsse (in Millionen Tonnen pro Jahr)

Mangrovensümpfe

Siehe auch



Ein wahres Weltmeer S. 64 Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Das Meer als neue Grenze S. 290

Korallenriffe

107

NORDPOLARMEER

Korallenriff

PAZIFISCHER OZEAN t Ro es M r ee

ie

ie

s

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n

n

es

e

la

Karibik

n

INDISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

ie

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Australien

on

o

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Me

P

ly

Südchinesisches Mik Meer r

Great Barrier Reef

Meeresschutzgebiet Great Barrier Reef Länge: 2300 km Fläche: 344 400 km² 900 Inseln, 2500 Korallenriffe 200 Vogelarten

Eine unbekannte Welt  Cape-YorkHalbinsel

134 Hai- und Rochenarten 1500 Fischarten 400 Korallenarten Cooktown

30 Wal-, Delfin- und Schweinswalarten

Cairns Korallensee Townsville BUNDESSTAAT QUEENSLAND AUSTRALIEN

Mackay

–2 00

00 m – 20 m 00 – 10

Das Leben ist im Meer entstanden, und bis heute beherbergen die Ozeane die meisten auf der Erde lebenden Organismen. Sie scheinen sich an bestimmten Orten zu konzentrieren, in Küstennähe und zwischen den Wendekreisen. In den Korallenriffen existiert eine ungeheure, bedrohte Vielfalt. Dort gedeihen die Organismen dank der vom Festland kommenden Nährstoffe und milder Temperaturen. 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Ozean bedeckt, dessen mittlere Tiefe 3700 Meter beträgt. Das ist eine enorme Menge an Wasser. Es mag aussehen, als wäre das Meer kaum bevölkert, was aber nur daran liegt, dass es für uns noch ein großes Rätsel ist. Erst vier Menschen sind bislang in eine Tiefe unter 10 000 Meter getaucht, während immerhin schon zwölf Menschen auf dem Mond waren. Das Meer ist und bleibt eine kaum erforschte Welt. Während man früher noch dachte, in den tiefsten Tiefen der Ozeane könne kein Leben existieren, haben Meereskundler herausgefunden, dass bestimmte Gegenden wie etwa die Hydrothermalquellen der mittelozeanischen Rücken eine große Biodiversität aufweisen. Vermutlich gibt es im Meer noch viel zu entdecken. Das Leben im Wasser und das Leben auf dem Land sind eng miteinander verbunden: Umweltverschmutzung, Änderungen im Kohlenstoffkreislauf, steigende Temperaturen und steigende Meeresspiegel schaden dem Leben im Meer. Umgekehrt haben die Meere eine wichtige Funktion für das Ökosystem Erde, die über die Nährstoffzufuhr weit hinausgeht: etwa bei der Klimaregulierung, der CO2-Speicherung und der Produktion von Sauerstoff.

m

Wendekreis des Steinbocks

Gladstone

200 km I

I

I

Meeresschutzgebiet Korallenriff Während der Hitzewelle 2020 besonders stark ausgebleichte Korallenriffe Gebiet heftiger Wirbelstürme Steinkohle- und Erzbergbau Industriehafen Wasserverschmutzung durch Flusseintrag Verbreitungsschwerpunkte des in das Schutzgebiet eindringenden Dornenkronen-Seesterns

108

Planet des Lebens

seit 3,5 Milliarden Jahren

Boden als Lebensgrundlage Bodenbildung

A

A

C C

B C

C Anstehendes Gestein C Anstehendes Gestein

C

C

Verwitterung

Bildung des humosen Oberbodens

C Verwittertes Ausgangsgestein

A Humoser Oberboden

Verschiedene Bodenarten mit ihren unterschiedlichen Vegetationstypen Gemäßigte Zone

A

C Bildung des mineralischen Unterbodens B Mineralischer Unterboden: angereichert durch Ton, Eisen, Aluminium und mineralische Substanzen

Tropen

Wüste

A

B B

C

A Humus B Eisen- und Aluminiumoxid, gelöster Kalk C Granit

B

C

A Humus fehlt fast völlig B Eisen- und Aluminiumoxid, Spuren von Aluminiumhydroxid C Magnesium- und eisenreiches Gestein

C

B Kohlensaurer Kalk (Kalziumkarbonat) C Sandstein, Schiefer, Kalkstein

Siehe auch



Geologie der Erde S. 32 Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird S. 182 Umweltverschmutzung S. 254

109

Böden als Träger der Artenvielfalt

Wimmelndes Leben 

30 %

33 %

30 % der Artenvielfalt des Planeten befinden sich im Boden.

33 % der Böden weltweit sind verarmt.

Ein Esslöffel Erde enthält mehr lebende Organismen, als es Menschen auf der Erde gibt.

> Die Biomasse der Pflanzen und Tiere über der Erdoberfläche ist gleich groß wie die Biomasse der Pilze und Bakterien im Boden.

Pflanzliche und tierische Biomasse im Boden Bis zu 3,5 Tonnen Pilze pro Hektar Bis zu 2,5 Tonnen Bakterien pro Hektar Zwischen 100 und 480 Regenwürmer je Kubikmeter 1 Million Fadenwürmer je Kubikmeter

Anzahl der Regenwürmer in den Böden Frankreichs (Exemplare pro Kubikmeter im Zeitraum 2000 bis 2009)

Biomasse der Mikroben in den Böden Frankreichs (mikrobielle DNS-Moleküle in Mikrogramm je Gramm Boden im Zeitraum 2005 bis 2015)

Wald und weitgehend naturbelassene Gebiete

Grasland

Forste und Plantagen Wald Weinberge und Obstgärten Felder Grasland Felder 0

50 100 150 200 250 300 350 400 450

Weinberge und Obstgärten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Der Boden ist die äußerste Schicht der Erdkruste, die sich wiederum zwischen Atmosphäre und Lithosphäre befindet. Bodenkundler unterscheiden verschiedene Schichten, die sie «Horizonte» nennen. Der C-Horizont bezeichnet sowohl das feste, anstehende Gestein der Lithosphäre als auch die verwitterte und zerkleinerte Gesteinsauflage. Daraus entwickelt sich im Laufe von mehreren Tausend Jahren ein Boden (A- und B-Horizonte): Durch Frost, Unwetter und Sonne zerkleinert sich das Gestein immer mehr, und es können sich so Pionierpflanzen und Mikroorganismen ansiedeln. Die Dicke des Bodens variiert zwischen 10 Zentimetern und 10 Metern. Aus der von Pflanzen und toten Tieren gebildeten organischen Materie entsteht an der Erdoberfläche die «Streu», die von der Fauna und Mikroflora im Boden zu Humus zersetzt wird. In der obersten Schicht bis etwa 30 Zentimeter Tiefe wimmelt es vor Leben: Im Grasland befindet sich zum Beispiel mehr Biomasse im Boden als über der Erdoberfläche. Die im Boden befindlichen Pilze und Bakterien haben dasselbe Gewicht wie alle Pflanzen und Tiere darüber. 30 Prozent der Biodiversität unseres Planeten befinden sich im Boden, der aber eine große Unbekannte für uns bleibt – nur 10 Prozent des Erdbodens sind erforscht. Die höchst vielfältigen Organismen, die dort leben, sind meist sehr klein und daher schwer zu erkennen und zu identifizieren. Zwar gibt es inzwischen geeignete Instrumente für ihre Erforschung, aber die Erdbewohner sind beim Menschen meist eher unbeliebt (Insekten, Würmer, Spinnen, Tausendfüßer, Bakterien, Pilze), obwohl unser Leben von ihnen abhängt. Die Zerstörung des Bodens kann sehr schnell vor sich gehen, umgekehrt dauert die Bildung neuen Bodens sehr lange, er wächst nur durchschnittlich 0,02 Millimeter pro Jahr.

110

Planet des Lebens

seit 3,5 Milliarden Jahren

Fossile Rohstoffe Kohle

CHINA Abbau seit dem 4. Jahrhundert als Heilmittel

KANADA 6582 USA 250 219

GROSSBRITANNIEN Abbau seit dem 18. Jahrhundert, Industrielle Revolution

RUSSLAND 160 364

MONGOLEI 2520

POLEN 26 479 BELGIEN KASACHSTAN Schachtpächter und Bergleute DEUTSCHLAND 25 605 seit dem Mittelalter

CHINA 138 819

36 103

TÜRKEI 11 526

FRANKREICH Gründung des Bergwerks der Compagnie d'Anzin 1756

Äquator

INDIEN 101 363

KOLUMBIEN 4881

PAZIFISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

INDISCHER OZEAN

INDONESIEN 37 000

SÜDAFRIKA 9893 Nachgewiesene Kohlereserven weltweit (Anteil in %, Stand 2018) Unter 0,2 0,2 bis 1 1 bis 5 5 bis 15 Über 15 Wichtige Kohlelagerstätten Nachgewiesene Kohlereserven der Hauptabbauländer (in Millionen Tonnen) Beginn des Abbaus Spätestens im 12. Jahrhundert Anfang des 19. Jahrhunderts Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts 20. und 21. Jahrhundert

AUSTRALIEN 147 437 SÜDPOLARMEER

Lebewesen als Ursprung fossiler Rohstoffe  Kohle, Erdöl und Erdgas sind fossile Rohstoffe. Das Ausgangsmaterial sind Lebewesen aus Sümpfen oder dem Ozean, vom Plankton über Blätter und Holz bis hin zu Fischleichen, die nach ihrer Einbettung in ein Sediment nicht verrotten, sondern nur allmählich entwässern, weil der Wasserkörper sauerstoffarm ist. Im Zuge der Versenkung unter dem Gewicht nachfolgender Ablagerungen und einer sanften Erwärmung werden langkettige Moleküle immer kürzer und alles, was

flüchtig oder flüssig ist, entweicht. Erdöl wird zwischen 65 °C und 135 °C mobilisiert, Erdgas jenseits davon. Hochwertige Kohle entsteht oberhalb von 200 °C. Vom Muttergestein wandert das Erdöl in ein Speichergestein und nur, wenn es sich dort in Fallenstrukturen anreichert, kann man es auch gewinnen. Von dort aus gelangt es über natürliche artesische Quellen (wie beispielsweise in Pechelbronn im Elsass) oder durch künstliche Bohrungen an die Oberfläche.

Siehe auch



Das Ökosystem Erde S. 104 Kohlenstoff S. 236 Kohlenwasserstoffe S. 242

111

Erdöl und Erdgas

Nachgewiesene Erdölreserven weltweit (Anteil in %) 0,2 bis 1 1 bis 2 2 bis 5 5 bis 10 Über 10 Wichtige Erdölfelder Wichtige Gasfelder Nachgewiesene Erdölreserven der wichtigsten Förderländer (in Millionen Tonnen, Stand 2018) 15 000 5000 40 000

AUSTRALIEN

INDONESIEN

MALAYSIA

Beginn der Förderung Spätestens im 12. Jahrhundert Anfang des 19. Jahrhunderts Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts

MYANMAR INDIEN CHINA

VAE

TURKMENISTAN KASACHSTAN

IRAN KATAR

RUSSLAND

SAUDI-ARABIEN KUWAIT IRAK

RUMÄNIEN – 1857 Erste Raffinerie in Ploieşti

KANADA

ÄGYPTEN LIBYEN

NORWEGEN NIEDERLANDE NIGERIA ALGERIEN GROSSBRITANNIEN

USA

MEXIKO

ANGOLA Nachgewiesene Erdgasreserven, Stand 2018 (in Millionen Kubikmetern)

RUSSLAND

38,9

IRAN

31,9

KATAR

24,7

TURKMENISTAN

19,5

USA

11,9

VENEZUELA

6,3

SAUDI-ARABIEN

6,1

CHINA

5,9

VAE

5,9

NIGERIA

5,3

VENEZUELA

BRASILIEN

112

Planet des Lebens

seit 3,5 Milliarden Jahren

Große Wanderer

Baffinbucht

Grönlandsee

Europäisches Nordmeer

GRÖNLAND Labradorsee Golf von Alaska

SCANDIN SKANDIN

ALASKA

KANADA

ÉTATS-UNIS USA Sargassosee Golf von Mexiko NORDPAZIFISCHER OZEAN

MEXIKO

NORDATLANTISCHER OZEAN

Antillen

SAHARA

Kapverdische Inseln

SAHELZON

Wandernde Tiere  Lachse, die im Sommer den Fluss hinaufziehen, Schmetterlinge, die zum Überwintern von Kanada nach Mexiko fliegen, Buckelwale, die von ihren Sommerquartieren (wo sie fressen) zu ihren Winterquartieren (wo sie sich fortpflanzen) 10 000 Kilometer zurücklegen – viele Tiere sind jedes Jahr Tausende Kilometer unterwegs. Den längsten Weg hat die Küstenseeschwalbe, 70 000 Kilometer von Antarktika zur Arktis und zurück. Manche Vögel, Fische, Insekten oder Säugetiere suchen die Wärme, andere ziehen in ferne Gebiete, da sie dort mehr zu fressen finden oder sich fortpflanzen. Der Lachs etwa unternimmt eine lange, beschwerliche Reise gegen den Strom, um sich am Ort seiner Geburt fortzupflanzen – und dort auch zu sterben. Einige Tiere orientieren sich am Licht der Sonne, andere am Mond, den Sternen oder dem Magnetfeld der Erde. Dass Lachse und Aale wandern, ist seit Langem bekannt, bei Vögeln wissen wir es erst seit dem 18. Jahrhundert, als einige beringt werden. Heute lassen sich ihre Migrationsrouten per Satellit sehr genau nachvollziehen.

SÜDAMERIKA

SÜDLICHES AFRIQUE AFRIKA AUSTRALE

SÜDATLANTISCHER OZEAN

SÜDPOLARMEER

Weddellsee ANTARKTIKA

Siehe auch



Klimata S. 68 Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260

113

s Barentssee NORDPOLARMEER

Ochotskisches Meer

Beringsee

Nördlicher Polarkreis

NAVIE NAVIEN

SIBIRIEN

RUSSLAND

ZENTRALASIEN

JAPAN CHINA Wendekreis des Krebses NORDPAZIFISCHER OZEAN

INDIEN Arabisches Meer

E

Hawaii

Äquator

OSTAFRIKA AFRIQUE ORIENTALE INDISCHER OZEAN Fidschi Neukaledonien

MADAGASKAR

AUSTRALIEN

Wendekreis des Steinbocks SÜDPAZIFISCHER OZEAN

Straße von Mosambik

Südlicher Polarkreis

Jahreszeitliche Wanderungen Lebensraum im Sommer (der Nordhalbkugel) Lebensraum im Winter (der Nordhalbkugel) Vögel Küstenseeschwalbe Weißstorch Streifengans Knutt Rosapelikan Insekten Monarchfalter

Wanderungen zu Brut- und Weidegebieten Weidegebiet Brutgebiet Säugetiere Buckelwal Fische Lachs Aal

Planet des Lebens

114

seit 3,5 Milliarden Jahren

Die Bäume

Kanada 318 Milliarden Nördlicher Polarkreis

NORD POLARM

USA 228 Milliarden ATLANTISCHER OZEAN

Brasilien 302 Milliarden PAZIFISCHER OZEAN

Baumbestand (Anzahl in Milliarden)

Walddichte (Anzahl der Bäume pro km2)

749

Borealer Nadelwald

48 351

156

Tropischer Trockenlaubwald

40 678

799

Tropischer Regenlaubwald

40 020

151

Nadelwald der gemäßigten Breiten

35 104

22

Tropischer Nadelwald

34 305

363

Gemäßigter Laubwald

28 844

8

Mangroven

26 368

53

Mediterraner Wald

16 298

SÜDPOLARMEER OCÉAN AUSTRAL Südlicher Polarkreis

DMEER

Siehe auch



Frühe Veränderungen Amazoniens S. 170 Geisterwälder S. 178 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216

Schweden 69 000 Bäume/km2

115

Russland 642 Milliarden

Finnland 73 000 Bäume/km2

Deutschland 260 076 Bäume/km2 Slowenien 71 000 Bäume/km2 China 140 Milliarden PAZIFISCHER OZEAN Wendekreis des Krebses

Äquatorialguinea 62 000 Bäume/km2

Taiwan 63 000 Bäume/km2

INDISCHER OZEAN

Äquator

Demokratische Republik Kongo 101 Milliarden

Brunei 62 000 Bäume/km2

Wendekreis des Steinbocks

Gegenwärtige Riesen  Seitdem vor 500 Millionen Jahren die ersten Pflanzen das Festland bevölkern, haben sich auf allen Kontinenten auch Bäume angesiedelt. Sie haben sich an die verschiedensten klimatischen Bedingungen angepasst und finden sich sowohl in warmen, trockenen als auch in kalten, feuchten Gegenden. In den Tropen ist die Vielfalt am größten, etwa in Französisch-Guayana, wo es 1700 verschiedene Baumarten gibt. Deutschland zählt zu den Regionen, die am dichtesten bewaldet sind: Auf einem Drittel der Landesfläche wachsen etwa 93 Millionen Bäume. Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen sind in Deutschland die vorherrschenden Arten, wobei der Fichtenbestand abnimmt: Einerseits haben bereits die Sturmkatastrophen der 1990er Jahre die Größe der reinen Fichtenwälder reduziert, andererseits ist die Fichte am anfälligsten für die Folgen des Klimawandels.

Es gibt nicht den einen Urahn, von dem alle Bäume abstammen, und sie sind in Lebensweise, Fortpflanzung und Aussehen sehr unterschiedlich. Der höchste Baum der Welt ist der Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens). Dieser Nadelbaum ist an der Pazifikküste der USA beheimatet. Das größte bekannte Exemplar ist der «Hyperion», der über 110 Meter misst und 700 bis 800 Jahre alt ist. Eine andere Art ist besonders voluminös: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) kann ein Volumen von bis zu 1500 Kubikmetern erreichen. Aber diese Bäume sind noch nicht einmal die ältesten. Eine Langlebige Kiefer (Pinus longaeva) in Nevada ist über 5000 Jahre alt. Forscher schätzen, dass es 73 000 Baumarten auf der Welt gibt, von denen etwa 9000 Arten noch nicht erforscht sind. 40 Prozent der unbekannten Arten befinden sich in Südamerika.

116

Planet des Lebens

seit 3,5 Milliarden Jahren

Die Säugetiere – eine Minderheit unter den Lebewesen Aufteilung der Biomasse nach Lebensräumen

Der grüne Planet  an Land (470 Milliarden Tonnen Kohlenstoff)

tief im Boden (70 Milliarden Tonnen Kohlenstoff)

im Meer (6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff)

0

Verteilung auf die Lebensräume (in %) 20 40 60 80

Pflanzen Pilze Protisten Tiere Bakterien Archaeen An Land

Im Meer

Tief im Boden

100

Forscher haben die gesamte Masse der Lebewesen auf der Erde (die Biomasse) geschätzt und in Kategorien eingeteilt. Das Leben ist zwar im Meer entstanden und über 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, dennoch findet sich der überwiegende Teil der Lebewesen an Land. Große Pflanzen wachsen vor allem auf dem Festland, während eine größere Formenvielfalt der Tiere im Wasser besteht. Es gibt sehr viel mehr Fische als Säugetiere. Die Biomasse der Bakterien und Archaeen steckt vor allem in der Tiefe: in den Meeressedimenten und der ozeanischen Erdkruste sowie in unter dem Festland liegendem Gestein. Alles in allem stehen die Pflanzen mit weitem Abstand auf dem ersten Platz, mit 80 Prozent der gesamten Biomasse, gefolgt von den Bakterien mit 13 Prozent. Erst danach kommen weit abgeschlagen die Tiere. Betrachtet man nur diese Gruppe von Lebewesen, so stellen die Säugetiere – darunter die Menschen und die domestizierten Säugetiere – nur eine Minderheit dar. Die Biomasse der Menschen beträgt das Zehnfache der Biomasse aller wildlebenden Säugetiere, die Biomasse der domestizierten Säugetiere sogar das Vierzehnfache. Ähnliches gilt für die Vögel: Die Biomasse der gezüchteten Vögel ist fast dreimal so groß wie die der Wildvögel.

Siehe auch



Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 Boden als Lebensgrundlage S. 108 Die Domestizierung der Tiere S. 158

117

Pflanzen beherrschen die Welt

Bakterien (70)

Pflanzen (450)

In Milliarden Tonnen Kohlenstoff Pflanzen Bakterien Pilze Archaeen Protisten Tiere Viren Archaeen: Einzellige Lebensformen ohne Kern und Organellen, den Bakterien ähnlich Protisten: Einzellige Lebensformen mit Kern und Organellen

Pilze (12)

Archaeen (7) Protisten (4) Viren (0,2)

Tiere (2) Tiere Fadenwürmer (0,02) Weichtiere (0,2)

Nesseltiere (0,1) Gliederfüßer (1) Menschen (0,06)

Ringelwürmer (0,2)

Fische (0,7)

Säugetiere (wildlebend) (0,007) Vögel (wildlebend) (0,002) Säugetiere (Nutz- und Haustiere) (0,1) Nutzgeflügel (0,005)

Der menschliche Einfluss auf die Populationen wildlebender Säugetiere VOR 100 000 JAHREN Wildlebende Säugetiere (0,04)

HEUTE

Wildlebende Säugetiere (0,007) Säugetiere als Nutz- und Haustiere (0,1) In Milliarden Tonnen Kohlenstoff

In Milliarden Tonnen Kohlenstoff Gliederfüßer Fische Ringelwürmer Weichtiere Nesseltiere Säugetiere (Nutz- und Haustiere) Menschen Fadenwürmer Säugetiere (wildlebend) Nutzgeflügel Vögel (wildlebend) Gliederfüßer: Insekten, Spinnentiere, Krustentiere, Tausendfüßer usw. Ringelwürmer: Gegliederte Würmer Nesseltiere: Quallen, Korallen, Seeanemonen usw. Fadenwürmer: Ungegliederte Würmer

4 Ein Tier unter Tieren: der Mensch (seit 7 Millionen Jahren) Vor etwa 7 Millionen Jahren entstehen in Afrika die ersten Menschen aus der Unterfamilie der Homininen, zu der auch Schimpansen und Gorillas gehören. Es entwickeln sich zahlreiche Menschenarten, die oft gleichzeitig existieren und sich teilweise auch kreuzen. Seit 40 000 Jahren existiert nur noch eine Art, die unsere. Inzwischen hat Homo sapiens den gesamten Planeten besiedelt, mit Ausnahme der allzu unwirtlichen Antarktis. Als Jäger, Sammler und Fischer machen die letzten Vertreter der Gattung Mensch alle Gegenden der Welt urbar.

120

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

Die Menschensippe

seit 7 Millionen Jahren

Spinnenaffen Wollaffen

Brüllaffen

Ein Affe unter Affen  Die Menschen gehören zur großen Ordnung der Primaten, zu der aktuell über 400 Arten zählen. Die ersten Primaten leben in den tropischen Wäldern von Subsahara-Afrika auf Bäumen. Mit Ausnahme der Menschen, die alle Kontinente bevölkern, sind bis heute die meisten Primaten in den tropischen oder subtropischen Gegenden Amerikas, Afrikas und Asiens geblieben. Die Angehörigen dieser Ordnung sind in Größe, Gewicht und Farbe höchst vielfältig. Ein Gorilla, der größte und stärkste aller Primaten, wiegt im Schnitt 175 Kilogramm, während der BertheMausmaki, ein Lemur auf Madagaskar, gerade einmal 30 Gramm wiegt und 9 Zentimeter groß ist. Was wir landläufig «Affen» nennen, ist tatsächlich nur eine Gruppe innerhalb der Primaten: die Anthropoidea. Dazu gehören die Altweltaffen – u. a. Makaken, Paviane, Gibbons, Schimpansen, Gorillas und Menschen – und die Neuweltaffen, darunter die Büschelaffen und Brüllaffen. Zahlreiche Primaten werden nicht in diese Gruppe eingeordnet, etwa die Koboldmakis, die Lemuren und die Loris. Die Menschen gehören also zu den Altweltaffen. Unsere nächsten Verwandten sind die Schimpansen, mit denen wir ungefähr 98 Prozent unseres Erbguts teilen.

Klammerschwanzaffen Atelidae

43 Ma

Affen Anthropoidea

Nachtaffen Aotus Nachtaffen Aotidae

Breitnasenaffen Platyrrhini (Neuweltaffen: Mittel- und Südamerika)

Sakiaffen Pitheciidae Uakaris Springaffen

Kapuzinerartige Cebidae

Sakis Kapuzineräffchen

Büschelaffen Totenkopfaffen Tamarine

Verteilung der Primaten Stummelaffen Weißlid-Mangaben Husarenaffen Meerkatzen

Zwergmeerkatzen Paviane Pottos Gorillas Bärenmakis Schimpansen Buschbabys

Makaken NORDAFRIKA ASIEN Breitnasenaffen SÜDAMERIKA

SUBSAHARAAFRIKA

Natürlicher Lebensraum der heutigen Primaten ohne Menschen

Lemuren Buschbabys MADAGASKAR

Nasenaffen Stumpfnasenaffen Koboldmakis Orang-Utans Makaken Gibbons Loris

Mutmaßliches Entstehungsgebiet der Primaten

Stammbaum der Primaten Ordnung Unterordnung Teilordnung Mikroordnung Überfamilie Familie Unterfamilie Gattung Art Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum)

Siehe auch



Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 Kreationismus und Evolutionismus S. 94 Die Erfindung der Rassen S. 132

121

Stumpfnasenaffen Meerkatzen

Nasenaffen

Husarenaffen

Stummelaffen Schlank- und Stummelaffen

Zwergmeerkatzen

Backentaschenaffen Geschwänzte Schmalnasenaffen Cercopithecoidea

Weißlid-Mangaben

Schmalnasenaffen Catarrhini (Altweltaffen: Afrika, Asien, Europa) 29,5 Ma

Makaken

Paviane

Gibbons Hylobatidae

Gibbons

Menschenartige 20,4 Ma Hominoidea

Menschenaffen Hominidae Trockennasenprimaten Haplorrhini

15,6 Ma

67 Ma

Schimpansen

73,5 Ma Orang-Utans Koboldmakis Tarsiiformes

PRIMATEN

Homininen Homininae

7 Ma

9 Ma

Koboldmakis Tarsiidae

Gorillas

Menschen Homo

Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini

Fingertier (Aye-Aye)

59 Ma Fingertiere Daubentoniidae

Loriartige Lorisiformes

BertheMausmaki Buschbabys Galagidae

Lemuren Lemuriformes

Loris Lorisidae Bärenmakis

Galagos Schlankloris

Katzenmakis Cheirogaleidae

Pottos

Wieselmakis

Allocebus

Mausmakis Indriartige Indriidae

Lepilemuridae

Sifakas Gewöhnliche Makis Lemuridae Indris

Lemuren Bambuslemuren/ Halbmakis

Große Makis

Wollmakis

122

Geschichte der Wissenschaften

Die Geschichte der Urgeschichte 1800 Funde von Feuersteinwerkzeugen in Hoxne (Suffolk)

1843 1836 Einteilung der Hypothese des Urgeschichte Missing Link (zwischen Menschen in Stein-, Bronzeund Eisenzeit und anderen Affen)

1879 Entdeckung von Höhlenmalereien im spanischen Altamira, deren Echtheit zunächst umstritten ist

1856 Fund einer menschlichen Schädelkalotte im Neandertal bei Düsseldorf, die sich von der des anatomisch modernen Menschen unterscheidet

1868 1865 1859 Knochenfunde Einführung der Charles Darwins Schrift anatomisch moderner Begriffe «paläolithisch» Über die Entstehung Menschen (Abri (altsteinzeitlich) und der Arten erscheint de Cro-Magnon, «neolithisch» Dordogne) (jungsteinzeitlich)

1891 1925 1924 Entdeckung des Java- 1901 V. Gordon Childe veröffentlicht Kind von Taung Menschen (später der Höhlenmalereien The Dawn of European Civilization: Art des Homo erectus und -reliefs aus dem (Australopithecus). Afrika wird zur Wiege Definition der «neolithischen zugeordnet): Urheimat Magdalénien Revolution» der Menschheit des Menschen in Asien vermutet 1940 1928 1950 1932 Entdeckung erster Spuren Erste C14-Datierung Entdeckung der Höhle Fund eines Schädels von Lascaux und ihrer eines Homo sapiens in von Sesshaftigkeit in Palästina: Malereien (Datierung Südafrika (292 000 bis Das Natufien (12 000 bis 9000 v. u. Z.) umstritten: Von 16 900 222 000 v. u. Z.) bis 13 500 v. u. Z.) 1974 1952–1958 Entdeckung des Erforschung der gemauerten Bauten in Australopithecus Jericho (Palästina) aus «Lucy» in Äthiopien der Zeit von ca. 8800 (3,2 Millionen Jahre) bis 7000 v. u. Z.

1994 2000 Entdeckung der Entdeckung des Orrorin Chauvet-Höhle. Höhlen- tugenensis in Kenia malereien reichen bis (ca. 6 Millionen Jahre alt) ca. 33 000 v. u. Z. zurück

2017 2007 Fund eines Schädels Sequenzierung der mitochondriellen DNS eines archaischen Homo sapiens von vor des Neandertalers 300 000 Jahren im Djebel Irhoud (Marokko)

ZEITALTER:

2004 2001 Entdeckung der Entdeckung des Fossils ältesten Spuren namens Toumaï im Tschad menschlicher Nutzung (ca. 7 Millionen Jahre alt) von Feuer (800 000 Jahre) in Israel

P A L Ä O L I T H I K U M / A L T S T E I N Z E I T ALTPALÄOLITHIKUM

3,3 Millionen Jahre Erste Werkzeuge Lomekwi, Turkanasee (Kenia) 3,3 Millionen Jahre

2,7 – 1,3 Millionen Jahre Oldowan-Werkzeugkultur Olduvai-Schlucht (Tansania) 1,8 Millionen Jahre

800 000 v. u. Z. Beherrschung des Feuers

MITTELPALÄOLITHIKUM 100 000 v. u. Z. Erste Grabstätten 0,4 Millionen Jahre

JUNGPALÄOLITHIKUM

50 000 v. u. Z.

123 Alle Daten vor unserer Zeitrechnung * Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum) Saint-Acheul

1872

A CHEULÉEN 1,5 Ma* bis 200 000 Jahre

Châtelperron

1906

C HÂTELPERRONIEN

Solutré

36 000 bis 30 000 Jahre

1866

S OLUTRÉEN

La Madeleine

1863

M AGDALÉNIEN 15 000 bis 12 000 Jahre

21 000 bis 15 000 Jahre Moustier

1872

M OUSTÉRIEN

La Gravette

350 000 bis 35 000 Jahre

?

G RAVETTIEN 28 000 bis 21 000 Jahre

Olduvai-Schlucht

Aurignac-Höhle

1860

1936 Höhle von Mas-d’Azil

O LDOWAN

1889

A URIGNACIEN

2,7 bis 1,3 Ma*

A ZILIEN

40 000 bis 25 000 Jahre

12 000 bis 8000 Jahre

Eine europäische Disziplin Damit eine so frühe Geschichte überhaupt vorstellbar wird, müssen erst einmal die zeitlichen Darstellungen der Bibel überwunden werden. Mithilfe der Bibel wurde die Schöpfung der Welt lange Zeit auf ca. 4000 v. u. Z. festgelegt. Erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird das Alter der Erde in Frage gestellt und zurückdatiert. Zugleich wird darüber diskutiert, warum es Fossilien von Tieren gibt, die bis dahin als «vorsintflutlich» bezeichnet

worden sind. In dieser Epoche werden vor allem mit den Arbeiten von Lamarck (siehe S. 94) die Voraussetzungen für die Evolutionstheorie gelegt. Professionelle Forscher und begeisterte Amateure finden die ersten Fossilien. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein stützt sich die Forschung der Urgeschichte auf Laien, die seit 1904 in der Société préhistorique française (der «Französischen urgeschichtlichen Gesellschaft») organisiert sind. Von der

Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Urgeschichte in der Wissenschaft eine einzelne Disziplin, angesiedelt zwischen Anthropologie, Naturalismus und Geschichte. Frankreich spielt dabei eine zentrale Rolle, was sich auch an den Namen der archäologischen Kulturstufen ablesen lässt – Magdalénien, Moustérien, Solutréen. Sie beziehen sich auf die Fundorte der ersten Fossilplatten, die allesamt in Frankreich liegen.

MESOLITHIKUM/ NEOLITHIKUM/ BRONZE- EISENMITTELSTEINZEIT JUNGSTEINZEIT* ZEIT ZEIT SPÄTPALÄOLITHIKUM 12 000 v. u. Z. Erste Dörfer im Nahen Osten 15 000 v. u. Z.

Ab ca. 9500 v. u. Z. Ackerbau und Viehzucht im Nahen Osten 10 000 v. u. Z.

4. Jt. v. u. Z. Anfänge der Schrift in Mesopotamien 5000 v. u. Z.

3000 v. u. Z.

* Das Neolithikum setzt in unterschiedlichen Regionen der Erde zu unterschiedlichen Zeiten ein, eines seiner Kennzeichen ist die sesshafte Lebensweise der Menschen. Für Mitteleuropa gilt dies ca. ab dem 6., für den Nahen Osten ca. ab dem 10. Jahrtausend v. u. Z., siehe S. 152 f.

0

124

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Von Sahelanthropus zu Homo sapiens Millionen Jahre Denisova-Mensch

sapiens 0

luzonensis

0,05 0,1 floresiensis 0,2 naledi 0,3 0,3 HOMO

0,2

Neandertaler 0,3 0,4

Homo heidelbergensis 610 000 Jahre

heidelbergensis 0,8

A

AFRIK

0,8 –1

erectus

antecessor 1

1,2

1,2 PARANTHROPUS

ergaster 1,5

georgicus 1,9

1,8 –2

habilis 1,8

Cro-Magnon-Mensch 28 000 Jahre

1,5

1,6

boisei

robustus

2 sediba

2,2 2,4

2,3

2,4

Mensch von Dmanissi 1,8 Ma

Mensch von Tautavel 450 000 Jahre

2,3

2,5

aethiopicus

2,5 garhi

rudolfensis

africanus –3

3

AUSTRALOPITHECUS 3

Abel Lucy bahrelghazali

2,7

deyiremeda

3,2 3,4 3,4 3,5 3,5 afarensis Kenyanthropus 3,7 prometheus platyops 3,8 3,9 –4

Fossil Misliya-1 180 000 Jahre

Djebel Irhoud

Homo sapiens 300 000 Jahre

3,5–3 Ma Abel Lucy 3,2 Ma

7,2–6,9 Ma Toumaï

anamensis 4,2

4,4

Omo-Kibish 233 000 Jahre

ramidus

Orrorin 6 Ma

Ardipithecus –5 ERSTE HOMININI

kadabba 5,7 –6

ATLA NT ISCH ER OZE AN

Orrorin tugenensis Orrorin 6 Ma Homo naledi 335 000–236 000 Jahre

–7

Sahelanthropus tchadensis Toumaï 7 Ma

Homo Australopithecus Paranthropus Erste Hominini Grenze zwischen ausschließlich afrikanischen und weltweiten Vorkommen

Paranthropus boisei 1,9 Ma

Florisbad-Mensch 260 000 Jahre

Siehe auch



Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 Neandertaler und Homo sapiens S. 130

125

Die Menschenlinie  

Denisova-Mensch 41 000 Jahre

ALTAI

Peking-Mensch 780 000–400 000 Jahre

Homo luzonensis 50 000 Jahre

Die Geschichte der Menschen verzeichnet zahlreiche Arten. Unser Stammbaum gleicht einem üppigen Busch. Oft existieren mehrere Arten gleichzeitig, kommen infolge von Wanderungen und veränderten Umweltbedingungen zusammen und gehen wieder auseinander. Dass die Menschenlinie von den anderen Menschenaffen abzweigt, liegt mindestens 7 Millionen Jahre zurück. Die Grenze zwischen den letzten Populationen nichtmenschlicher Affen und den ersten Populationen der Menschen ist jedoch schwer zu ziehen. Für Paläontologen sind der aufrechte Gang und die Morphologie der Zähne zwei Eigenschaften, die eine Unterscheidung der beiden Gruppen zulassen. Aber es gibt auch Zweifel, ob Toumaï (Sahelanthropus), Orrorin oder die Gattung Ardipithecus als Vorfahren der Menschen einzuordnen sind. Seit einigen Jahren wird Ardipithecus eher nur als Vorfahr der Schimpansen angesehen. Toumaï und Orrorin könnten zwar möglicherweise zu den Vorfahren der Menschen gezählt werden, allerdings bräuchte es dafür mehr Fossilfunde, die leider rar sind. Lange Zeit bleibt die Ausbreitung der Menschen auf den afrikanischen Kontinent beschränkt. Als erste verlässt Afrika die Gattung Homo, vor 2 Millionen Jahren. Dieser Zweifüßer ist ein großer Wanderer. Außerdem kann er gut jagen, fertigt aus Stein Werkzeuge und macht schon vor 800 000 Jahren Gebrauch von Feuer. In den letzten zwei Millionen Jahren existieren zahlreiche Arten in Afrika und Eurasien, darunter die Neandertaler und die DenisovaMenschen, bis schließlich nur noch eine einzige Art übrigbleibt, die unsere: Homo sapiens. 2000 km I

INDISCHER OZEAN

Java-Mensch 500 000 Jahre Flores-Mensch (Homo floresiensis) 100 000–60 000 Jahre

Ma = Jahrmillion (lat. Megaannum)

I

I

I

I

Hominini-Fundstätten: Homo sapiens Denisova-Mensch Neandertaler luzonensis, floresiensis, naledi erectus habilis Paranthropus boisei, robustus, aethiopicus Australopithecus afarensis, bahrelghazali ... Erste Hominini Toumai, Orrorin … Verbreitungsgebiet Denisova-Mensch Neandertaler Homo luzonensis, floresiensis, naledi, erectus, habilis Paranthropus Australopithecus Lucy Name des Fossils/

der Fundstätte des Fossils

126

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Verbreitung und Vermischung von Homo EUROPA

I

B

I

R

I

E

N

25 0

00

S

Altai

55 0 00

EUROPA

45 000 Kaspisches K Schwarzes auka Meer sus Meer Honshu

115 000 Skhul-Höhle

TIBET H

I

M A

Misliya-Höhle 180 000

Djebel Irhoud 300 000

LA YA

100 00

CHINA & JAPAN

0

ARABISCHE HALBINSEL

AFRIKA

INDIEN

Luzon

Omo-Kibish 233 000 Borneo

0

Java

ATLANTISCHER OZEAN

65 0

00

SÜDOSTASIEN & OZEANIEN

65

INDISCHER OZEAN

tr a ma Su

AFRIKA

00

Neuguinea

Flores

Madagaskar AUSTRALIEN

Florisbad 280 000

Der lange Marsch der Menschen  Die ersten Menschen, die seit zwei Millionen Jahren weite Teile der Alten Welt erobern, sind die Frühmenschen der Art Homo erectus. Allerdings gelangen sie im Gegensatz zu Homo sapiens noch nicht nach Amerika. Von Afrika bis Feuerland bevölkert Homo sapiens binnen 200 000 Jahren den gesamten Planeten. Während ihrer Expansion treffen sie dabei auf andere Menschenarten, was sich übrigens auch in ihren Genen zeigt. Einige Populationen in Ozeanien besitzen über 5 Prozent der DNS der Neandertaler und Denisova-Menschen. In Afrika kreuzt sich Homo sapiens möglicherweise mit einer oder mehreren unbekannten Arten, sogenannten Geisterpopulationen. Sie scheinen sich auch in unserer DNS widerzuspiegeln, Fossilien sind indes bislang nicht von ihnen gefunden worden.

Mutmaßliches Verbreitungsgebiet von Homo erectus Ausbreitung von Homo sapiens: Fundorte der bislang ältesten fossilen Überreste von Homo sapiens in Afrika Sukzessive Migration von Homo sapiens Erste Migrationswelle Zweite Migrationswelle Fundorte der bislang ältesten fossilen Überreste von Homo sapiens außerhalb Afrikas Wahrscheinliche Präsenz von Homo sapiens (Jahre vor heute)

10 000 25 000 70 000 120 000 300 000 DNS-Anteil der aktuellen Populationen aus:

Homo sapiens Neandertaler 1 Feld = 1 %

Denisova-Mensch Unbekannt

Siehe auch



Die Menschensippe S. 120 Die Veränderung der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit S. 150

sapiens

Jahre vor heute

AFRIKA

EURASIEN

H o m o

10 000

127

AMERIKA OZEANIEN

S a p i e n s

> 3 5 0 0 0 J a h re

Vermischung

Beringstraße ALASKA

Vermischung 50 000

Vermischung Métissage

Métissage? Vermischung

Asiatischer Denisova-Mensch

Vermischung Métissage

AMERIKA Westlicher Neandertaler

FloresMensch

Métissage Vermischung ?

100 000 Östlicher Neandertaler

Unbekannte Bevölkerungsgruppen*

Insularer Denisova-Mensch

Altai-Denisova-Mensch

150 000

200 000

Unbekannte Bevölkerungsgruppen*

icklung

le Entw

paralle

g

450 000

kl u n

PAPUA-NEUGUINEA

Homo naledi

parallele Entwic

PAZIFISCHER OZEAN

650 000

ll e para le E

ntw ic

ickl u n g parallele Entw

ng klu

2 000 000

Erste Ausbreitungswelle aus Afrika * Geisterpopulationen: Kein Fossil gefunden, aber DNS in heutiger Bevölkerung vorhanden

Die Vermischung von Homo sapiens und anderen Menschenarten 

Alle Daten vor heute

Anhand genetischer Untersuchungen lässt sich zeigen, dass Homo sapiens die anderen Menschenarten nicht einfach ersetzt, sondern sich mit ihnen vermischt. Die bekanntesten Hybridisierungen erfolgen mit den Neandertalern und den DenisovaMenschen. Der Vergleich der DNS einiger ihrer Vertreter mit der DNS heutiger Menschenpopulationen in Eurasien zeigt, dass es zu Kreuzungen gekommen ist und einige Gene von ihnen erhalten geblieben sind. Aber diese beiden Arten sind nicht die Einzigen, die sich noch in unserem Genom finden. Homo sapiens hat auch Gene gut angepasster archaischer Menschen übernommen. Dieser Genfluss könnte sogar der Grund für den weltumspannenden Erfolg unserer Art sein.

128

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Die Besiedlung der Neuen Welt Sibirien B

ER

>3

50

I N G 00 IA Beringsee Bluefish-Höhlen > 16 000 ?

KordillerenEisschild

Grönland

ng itu re sb Au

30 000 Golf von Alaska

Old Crow > 23 000 ?

MacKenzieKorridor

(eisfreie Zone)

de r

PAZ I FI SCH E R OZE AN

Gl

ets

Labradorsee

Laurentidischer Eisschild

ch e

r

Paisley-Höhlen 30 000

Meadowcroft

? 31 000–27 000

Channel Islands Cerutti Mastodon I

2000I km I I

Cactus Hill Topper

Clovis Gault

I

Page Ladson

Ausdehnung der Gletscher Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums Möglicher Wanderungsweg Archäologische Ausgrabungsstätte

ATL A N TI SC H E R OZ E A N

El Cedral Tlapacoya 31 000

(Zeiträume vor heute)

Karibisches Meer

Mehr als 30 000 Von 30 000 bis 18 000 Von 18 000 bis 13 000 Von 13 000 bis 11 000 Weniger als 11 000

Taima-Taima El Abra 19 000

Tibito

24 000

Die ersten Amerikaner  Neuere archäologische Funde deuten darauf hin, dass es Menschen auf dem amerikanischen Kontinent vor mehr als 30 000 Jahren gegeben haben muss. Noch vor dem letzteiszeitlichen Maximum, etwa vor 20 000 Jahren, scheinen sie den gesamten Kontinent besiedelt zu haben. Die Ausbreitung vollzieht sich in Wellen, vermutlich aus dem Nordosten Asiens. Dabei muss die Beringstraße (Beringia), die während der Eiszeit so weit aus dem Wasser ragt, dass sie (mit Booten) gut passierbar ist, nicht der einzige Weg nach Amerika gewesen sein. Die Menschen könnten ebenfalls entlang der Pazifik- oder vielleicht auch der Atlantikküste dorthin gelangt sein.

?

Pedra Pintada

Las Vegas Paijan

Toca do Sítio do Meio

Cueva del Guitarrero Pachamachay

Pedra Furada

Telarmachay Pikimachay Quebrada Jaguay Santa Elina 31 000

Go-Ja-1

PAZIF ISCH ER OZE AN Arroyo Vizcaino Monte Verde

Cerro la China

33 000–18 500

Los Toldos Piedra Museo Fell Cerro Tres Tetas Cueva del Milodon Cueva Casa del Minero Cueva del Medio Kap Horn Tres Arroyos

48 000 Pedra Furada Boquete Santana do Riacho

Die Veränderungen der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit S. 150 Die Sintflut S. 148 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216



Siehe auch

129

Die ersten Australier 

PAZIFISCHER OZEAN S

U

Sumatra

N

D A

Borneo Wa

lla c e a

Neuguinea INDISCHER OZEAN S

I

I

I

A

2000 km I

I

H

U L Aktuelle Landfläche Australien Landfläche während der letzten Eiszeit (Zustand hier vor ca. 27 000 vor 60 000 Jahren Mungo bis 18 000 Jahren) Wanderungsweg Tasmanien Archäologische Ausgrabungsstätte SUNDA Kontinentale Kruste, die während der letzten Eiszeit trockenliegt

NORTH

ARNHEM

EAST CAPE

Die Archäologie datiert die Ankunft von Homo sapiens in Australien auf etwa 60 000 Jahre vor heute, vermutlich sind darunter Nachfahren der ersten Menschen, die Afrika verlassen. In der letzten Eiszeit bilden Australien, Tasmanien und Neuguinea noch einen zusammenhängenden Kontinent, genannt Sahul. Nach der Entstehung der insulindischen Landmasse, Sunda, ist der Weg dorthin mit Booten ein leichter. Unterdessen legen genetische Untersuchungen nahe, dass sich die Vorfahren der Aborigines teilweise mit Neandertalern und Denisova-Menschen gekreuzt haben, was vor etwa 50 000 Jahren geschehen sein muss. Insofern muss Australien mindestens zwei Migrationswellen erlebt haben, wobei die Menschen der zweiten Welle die der ersten verdrängen.

Die Aborigines, ein Mosaik verschiedener Gesellschaften 

WEST CAPE KIMBERLEY

FITZMAURICE GULF

NORTHEAST

DESERT NORTHWEST

RAINFOREST

EYRE

RIVERINE SPENCER SOUTHWEST

Vor dem ersten Kontakt mit den Europäern umfasst die Population der Aborigines zwischen 300 000 und 750 000 Menschen und besteht aus ungefähr fünfhundert verschiedenen Gesellschaften, die fünfhundert verschiedene Sprachen sprechen und ihre jeweils eigene Kultur haben. Da die traditionellen Gesellschaftsformen sehr komplex sind und sich je nach Region und Umweltbedingungen unterscheiden, lässt sich in Australien kaum von der einen Aborigines-Kultur sprechen.

SOUTHEAST

I

TASMANIA

500 km

I

I

I

I

I

Indigene Gruppen Fehlende Daten Gebietsgrenze (Einteilung nach N. Peterson in «cultural areas»)

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

N

130

Neandertaler und Homo sapiens

Zwischen 250 000 und 55 000 vor heute

ALTAI

Tschagyrskaja-Höhle 61 000 bis 46 000 Denisova-Höhle 90 000

Tibet

HIM

Homo sapiens lässt sich schon vor 180 000 Jahren im heutigen Israel nieder, Europa dagegen betritt er noch nicht. Einen Großteil des Kontinents besiedeln hingegen Neandertaler, die dort seit 400 000 Jahren leben. Daneben gibt es noch Denisova-Menschen, mit denen Neandertaler einen gemeinsamen Vorfahren haben, der etwa 450 000 Jahre alt ist. Zwischen den beiden Arten existieren im Übrigen mehrfache Kreuzungen. Der Mensch, dessen Überreste unter anderem im Neandertal gefunden worden sind (1856), ist besonders gut an das kalte Klima angepasst und körperlich robust, schwerer und gedrungener als Homo sapiens. Nachdem er lange Zeit als ungehobelt und brutal dargestellt worden war, hat er in den letzten Jahren gleichsam seine Rehabilitation erlebt. Dass er die Toten bestattet und bereits eine Sprache ausgebildet hat, sind Merkmale, die bislang allein Homo sapiens zugeschrieben worden sind.

A L AY A

Neandertaler, Herrscher von Europa 

URAL

Kaspisches Meer

Schanidar-Höhle > 50 000 Misliya-Höhle 180 000 Tabun-Höhle Schwarzes Meer Kebara-Höhle

58 000

Fennoskandischer Eisschild Mittelmeer

Höhle von Krapina 125 000 I

I

1000 km I I I

I

Maximale Ausdehnung der Gletscher Landfläche Vorkommen von: Neandertaler Homo sapiens Gleichzeitiges Auftreten im selben Gebiet Nachgewiesene Überreste von: Neandertaler Homo sapiens Die angegebenen Daten sind vor heute

ALPEN

SAHARA

Höhle von La Chapelle-aux-Saints 58 000

Isländischer Eisschild

Höhle von Figueira Brava 100 000

ATLANTISCHER OZEAN

Höhle im Djebel Irhoud 300 000



Die Geschichte der Urgeschichte S. 122 Die Sintflut S. 148

131

N

Siehe auch

Homo sapiens und Neandertaler im Wechsel  Um 60 000 v. u. Z. beginnt Homo sapiens Eurasien zu besiedeln, bis er schließlich auch im Siedlungsgebiet der Neandertaler eintrifft. Zuvor sind sich beide Arten bereits im Mittleren Osten begegnet, wo sie sich auch kreuzen. Einige Fundorte bezeugen, dass beide Arten in derselben Gegend gelebt haben. Zumeist aber begegnen sie sich nicht, sondern folgen aufeinander, etwa in einer Höhle des Altai in Sibirien. Nur sehr selten leben sie tatsächlich auch zusammen, zum Beispiel vermutlich um 52 000 v. u. Z. in der Grotte Mandrin (Frankreich). Einmal lebt Homo sapiens etwa vierzig Jahre lang an einem Ort, den der Neandertaler erst ein Jahr zuvor entdeckt hat. Die Vermutung liegt zwar nahe, dass Homo sapiens und Neandertaler von Osteuropa bis zum Rhônetal im Westen nebenoder gar miteinander gelebt haben, zumeist aber bewohnen die beiden Arten diese Gegenden nacheinander. Betrachtet man die Urgeschichte als Ganzes, ist das Zusammenleben in Europa nur von kurzer Dauer: Um 40 000 v. u. Z. verschwinden die Neandertaler aus noch unbekannten Gründen endgültig von der Bildfläche, sodass nur noch Homo sapiens übrigbleibt.

ALTAI

URAL

Kaspisches Meer

Schanidar-Höhle 42 000 Mezmaiskaya 40 000 Schwarzes Meer Fennoskandischer Eisschild

I

I

1000 km I I I

I

Maximale Ausdehnung der Gletscher Landfläche Vorkommen von: Homo sapiens Gleichzeitiges Auftreten im selben Gebiet von Neandertaler und Homo sapiens Wanderungsweg von Homo sapiens Nachgewiesene Überreste von: Neandertaler Homo sapiens Isländischer Eisschild Nachweisliches Auftreten von beiden Arten an demselben Ort Die angegebenen Daten sind vor heute

HIM

Tibet

A L AY A

Zwischen 55 000 und 35 000 vor heute

Bacho-Kiro-Höhle 43 000 Peștera cu Oase («Knochenhöhle») 38 000 VindijaMittelmeer Höhle 43 000 Zlaty Kun 43 000 ALPEN

Neandertal Grotte Mandrin Höhle von Spy 52 000 42 000 Jahre La Quina La Ferassie 40 000 40 000 Le Moustier 54 000 bis 40 000

ATLANTISCHER OZEAN

SAHARA

132

Geschichte der Wissenschaften

Die Erfindung der Rassen

Deutsche Darstellung der Rassentypen, die auf die Arbeiten des Naturforschers J. F. Blumenbach zurückgeht (um 1850). Aus dem französischen Kinderbuch Petite géographie pour les enfants sages (Librairie Gründ, 1947).

Wissenschaftliche Überheblichkeit Die Rassentheorien wurzeln in alten Vorurteilen und in dem Versuch, die menschliche Vielfalt zu erklären. Aristoteles entwickelt eine Klimatheorie (in jeder Klimazone leben entsprechend angepasste Völker, siehe S. 71), die zunächst im Mittelmeerraum und dann im gesamten Westen weitreichenden Einfluss hat. Vorstellungen von körperlichen und kulturellen Unterschieden zwischen verschiedenen Völkern gibt es in mehreren Kulturen (beispielsweise waren die Japaner im 16. Jahrhundert entsetzt über das Aussehen der Portugiesen). Was wir heute als rassistisches Denken bezeichnen würden, entwickelt sich jedoch in Europa: In den christlichen Herrschaften auf der Iberischen Halbinsel werden ab dem 15. Jahrhundert Juden und deren Nachfahren, selbst wenn sie zum Christentum konvertiert sind, wegen der sogenannten Limpieza de sangre («Blutreinheit») von der Gesellschaft ausgeschlossen. In den Kolonialgesellschaften Amerikas verstärkt der atlantische Dreieckshandel die Dichotomie zwischen «Schwarz» und «Weiß». Der schwedische Naturforscher C. v. Linné – der die Bezeichnung «Homo sapiens» erfunden hat – unterscheidet in seiner einflussreichen Schrift Systema naturæ (ab 1735 in zwölf Auflagen erschienen) vier Menschensorten, die den vier Weltteilen entsprechen: Schwarz, Weiß, Rot und Gelb. Im 19. Jahrhundert versuchen sich Anthropologen immer wieder an einer «wissenschaftlichen» Definition von Rasse. Die Nationalsozialisten steigern den Rassismus zum systematischen Massenmord. Die UNESCO, die 1945 gegründet wird, nimmt als erste Amtshandlung den Kampf gegen den Rassismus auf.

133

«Wissenschaftler auf der ganzen Welt verurteilen einen absurden Mythos: den Rassismus» (Titelblatt von Le Courrier (herausgegeben von der UNESCO), Bd. III, Nr. 6/7, Juli/August 1950).

134

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Die Vielfalt der Sprachen im 15. Jahrhundert URALISCH URALISCH TUNGUSISCH

ALTAISCHE SPRACHEN

Estnisch

INDOEUROPÄISCH Ungarisch Georgisch

TURKOMONGOLISCH

Ainu

Baskisch

CHINESISCH BERBERISCH

INDOEUROPÄISCH

SEMITISCH

SEMITISCH

TIBETOBIRMANISCH

NILOSAHARANISCH TSCHADISCH NIGER-KONGO-SPRACHEN

OCÉAN ATLANTIQUE

ATLANTISCHER OZEAN

TAI-KADAI DRAWIDISCH KUSCHITISCH

AUSTRONESISCH INDISCHER OZEAN

NIGER-KONGOSPRACHEN

PAPUA

OCÉAN INDIEN

KHOISAN

AUSTRONESISCH NORDWEST

SÜD

TASMANISCH

Sprachfamilie Alte Welt Sinotibetisch Afroasiatisch

Indoeuropäisch AltaischeSprachen Tschuktschokamtschadalisch Uralisch

Die «neuen Welten» Grenzgebiete der Alten Welt Gemischtsprachliche Südostasien Nordwest Drawidisch Indigen Region und Polynesien Australisch und Tai-Kadai Süd Isolierte Tasmanisch Austronesisch Tasmanisch Sprache Semitisch Papua Berberisch Amerikanisch Eskimoaleutisch Tschadisch Na-Dené SubsaharaNilosaharanisch Afrika Kuschitisch Algonkin Niger-Kongo Penuti Khoisan Hoka-Sioux Turkomongolisch Utoaztekisch Tungusisch Maya Quechua Makro-Gé Andere amerikanische Sprachen Chinesisch Tibetobirmanisch

Siehe auch



Verbreitung und Vermischung von Homo sapiens S. 126 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206

135

OCÉAN GLACIAL ARCTIQUE

NORDPOLARMEER

Nördlicher Polarkreis

TSCHUKTSCHO-

ESKIMOALEUTISCH

KAMTSCHADALISCH

NA-DENÉ

ALGONKIN ATLANTISCHER OZEAN

PENUTI

HOKA-SIOUX UTOAZTEKISCH

Wendekreis des Krebses

MAYA

OCÉAN ATLANTIQUE

PAZIFISCHER OZEAN Äquator

QUECHUA AUSTRONESISCH

QUECHUA MACRO-GÉ Wendekreis des Steinbocks

AUSTRONESISCH

Als sich die Sprachen in der Welt verstreuen  Viele Tiere kommunizieren mithilfe verschiedenster Geräusche. Die menschliche Sprache ist indes sehr viel komplexer und vielseitiger. Zum ersten Mal hat Sprache womöglich schon vor über 2 Millionen Jahren Homo habilis benutzt. Außerdem wird vermutet, dass es auch in anderen Zweigen der Menschenlinie Protosprachen gibt, etwa bei Neandertalern. Aber erst mit Homo sapiens bildet sich die Sprache in ihrer vollen Komplexität heraus. Seinen Ursprung hat dieses Kommunikationssystem wahrscheinlich in Afrika. Als sich die verschiedenen Menschengruppen über die Erde verteilen, entwickeln sie die Sprache weiter, und es entstehen neue Sprachen. Sie geben uns Anhaltspunkte zur Geschichte der Gesellschaften. Um etwa die Besiedlung der Pazifischen

Inseln nachzuvollziehen, kann man sich die Verbindungen zwischen den verschiedenen austronesischen Sprachen ansehen. Die großen Sprachräume im 15. Jahrhundert zeugen von althergebrachten Herrschaftsgebieten: das Römische Reich (romanisch), das Persische Reich, Nordindien (Hindi und Urdu), die arabischen Reiche, China, Mittelamerika, der Andenraum. Umgekehrt führt die geopolitische Zersplitterung zu einer Ausdifferenzierung der Sprachen. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen dort, wo die Populationen stark abgeschottet leben, wie etwa auf Inseln: Auf den Philippinen gibt es siebzig verschiedene Sprachen, auf dem indonesischen Archipel über zweihundert und auf Neuguinea, in Melanesien und Polynesien sogar mehrere tausend.

136

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Der humanisierte Planet Jäger und Sammler in Nordeuropa, vor 15 000 Jahren

Nomadische Gesellschaften WOHNEN Schlafbereich

Feuersteinherstellung

JAGD WINTER

Aufteilung in Kleingruppen mit Nahrungsmittelvorräten FRÜHLING UND SOMMER

HERBST

Wiedervereinigung der Familien, um Rentiere zu jagen

Étiolles

Wildpferdjagd von verteilten Jagdquartieren aus

Hund oder Wolf? Mögliche frühe Domestizierung des Hundes vor 31 700 Jahren Hund von Goyet

vor 33 000 Jahren Hund von Altai

vor 31 000 Jahren Hund von Předmostí

I

2000 km I

I

I

I

Die drei ältesten Hunde der Welt? Geschätzte Datierung früher Hunde-Fossilien: vor 17 000 bis 13 000 Jahren vor 13 000 bis 11 000 Jahren

Noch bevor die Menschen sesshaft werden und anfangen, Landwirtschaft zu betreiben, entwickeln sie Gruppenstrukturen. Sie leben als Jäger und Sammler in kleinen nomadischen Gemeinschaften. Zum Beispiel treffen sich im Magdalénien vor etwa 15 000 Jahren in der Gegend um Paris Jäger, um gemeinsam Jagd auf Rentiere zu machen. Den Winter verbringen sie in zerstreuten Habitaten, wo sie von ihren Vorräten leben, bis sie sich im Frühjahr gemeinsam auf die Jagd nach Pferden machen. Danach finden die Familien wieder zusammen. Bisweilen schlagen sie Jahr für Jahr am selben Ort ihr Lager auf, wie etwa in der Nähe des heutigen Étiolles. Diese nomadischen Gesellschaften haben möglicherweise bereits vor mehr als 32 000 Jahren den Wolf zum Hund gemacht, der damit das erste domestizierte Tier ist. Einigen Forschungen zufolge, die auf Klimasimulationen beruhen, sind Feuer machende Menschen mit ein Grund dafür, dass in Europa Steppenvegetation vorherrscht. Allerdings lassen sich in dieser Zeit enormer Klimaschwankungen größere Brände nicht zweifelsfrei auf den Menschen zurückführen. In Ozeanien haben Studien hingegen zeigen können, dass die ersten Menschen, die auf diese Inseln kamen, starken Einfluss auf die Vogelpopulationen hatten. Die präzisesten Aussagen lassen sich dabei über die letzte Besiedlung dieser Inseln um 1000 v. u. Z. treffen. Alles in allem hinterlassen diese Nomadengruppen, die noch keine große Zahl darstellen (am Ende der Altsteinzeit handelt es sich vielleicht um zwei Millionen Menschen), nur einen schwachen Fußabdruck.

Siehe auch



Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Jäger und Sammler der Welt S. 172 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272

Das steinzeitliche Europa: Hat der Mensch Flora und Fauna schon damals verändert?

137

E issch il d

TUNDRA T UND R A

Al

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STEPPE

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ST E P P E U N D NA DE LWA L D

I

500 km I I I

I

Schwarzes Meer

STEPPE UND NAD ELWAL D

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Mittelmeer I

Gletscher während des letzteiszeitlichen Maximums (Zustand hier vor etwa 20 000 Jahren) Küstenverlauf während des letzteiszeitlichen Maximums Küstenverlauf heute Permafrostgrenze

Die ausgestorbenen Vögel Ozeaniens Taiwan Luzon

Nachgewiesene Bewaldung (in Prozent) Fehlende Daten 10

20

30

40

50

60

Waldgebiet laut Klimamodellen, wenn der Mensch nicht eingegriffen hätte: Es herrschten günstige Bedingungen für Wälder in weiten Teilen des Kontinents. Vom Menschen ausgelöste Brände 160 ° I

180 °

2000 v. u. Z. 1000 v. u. Z.

PA ZIFISCHER

OZE A N Marianen Guam Palau M I K R O N E S I E N Sumatra Borneo Marshallinseln Molukken Sulawesi Java 500 Neuguinea Nauru Timor Bougainville GilbertHawaii New Georgia Salomonen inseln 800 I N D I SC HER 1000 v. u. Z. Kiribati Esperitu Santo OZ E AN Phoenixinseln MELANESIEN Äq Fidschi Neukaledonien ua to r Tonga Philippinen Mindanao

1000 v. u. Z.

Tasmanien

P O LY N E S I E N Cookinseln Tahiti

1250 Austral-Inseln

Marquesas

500 Pitcairn

1200 ? Rapa Nui (Osterinsel)

16



30 °

I

Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 27 000 bis 18 000 Jahren) Maximale Verbreitung der Art vor 60 000 Jahren Erste Migration vor 50 000 bis 40 000 Jahren Zweite Migration ab 2500 v. u. Z. Ratten und Hunde (Fressfeinde der Vögel)

Artensterben seit den ersten Migrationen des Menschen: Verlust von mehr als 10 % der weltweiten Artenvielfalt der Vögel Verschwinden von 1000 bis 2000 Arten von Landvögeln Starke Schrumpfung der Verbreitungsgebiete von Seevögeln 2/3 der Vögel Ozeaniens sind zwischen der ersten Ankunft der Menschen und dem Kontakt mit Europa ausgestorben ° 10

Neuseeland

2000 km I I I

138

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Das Tier als Ressource Die Bedeutung des Rentiers  Kleidung Harpunen

Speere

Zelte Häute

Geweih Zähne

Schmuck

Bänder und Schnüre

Speerschleudern Knochen

Sehnen

Fleisch und Innereien

Knochenmark Nadeln

Nahrung

Nahrung (Fette)

Die paläolithische Ernährung 50

Gerbwerkzeuge

In Europa weiden die Jäger und Sammler gegen Ende der Altsteinzeit (um 20 000 v. u. Z. im Jungpaläolithikum) die Rentiere bis auf die Knochen aus, um Zelte, Kleidung, Waffen, Werkzeuge und Schmuck herzustellen. Sie essen etwa 700 bis 800 Gramm Fleisch pro Tag, womit 35 Prozent ihres Nahrungsbedarfs gedeckt sind (65 Prozent sind pflanzlichen Ursprungs). Beeren und Knollen liefern Kohlenhydrate, Fische und Mark Fett. Durch den Übergang zur Landwirtschaft ändert sich in der Jungsteinzeit die Ernährung: sehr viel weniger Fleisch, dafür mehr Milchprodukte und langsamverdauliche Kohlenhydrate aus Brotgetreide. Diese Entwicklung führt auch dazu, dass heute in den westlichen Ländern viele (zu viele?) tierische Fette konsumiert werden.

Ernährung eines Adligen im Mittelalter

Europäer im Jungpaläolithikum Europäer heute

40

Brot (1 kg) 30

Tagesration

20

Fleisch und Speck (350 g)

Pflanzliche Fette

Tierische Fette

Schnell verdauliche Kohlenhydrate

Langsam verdauliche Kohlenhydrate

Pflanzliches Eiweiß

0

Tierisches Eiweiß

10

Obst, Milch, Gewürze, Gemüse

Käse (74 g) Fisch (33 g) Butter (13 g)

Siehe auch



Die Domestizierung der Tiere S. 158 Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Die Menschheit ernähren S. 270

139

Fleischkonsum im Jahr 2014

EUROPA

Äquator

Täglicher Fleischkonsum pro Person (2014, in Gramm) Unbekannt 10 20 55 135 200 270 410 Kalorien aus tierischen Quellen (Durchschnitt 2000–2004, über 30 %) Geflügel Schaf Rind Schwein Fisch

Entwicklung des Fleischkonsums In kg.cwe/Einw./Jahr* 80,3 80 60

42 40

32,8

20

11,7

0 1962

1970

1980

1990

2000

2010

Industrieländer

Globaler Durchschnitt Entwicklungsländer

Durchschnittlicher Konsum an Fleischprodukten in Frankreich pro Person pro Tag (in Gramm) 200

135 110

Am wenigsten entwickelte Länder 2020

* Alle Fleischsorten, in kg Schlachtkörperäquivalent (kg.cwe = Carcass Weight Equivalence)

1890

1985

2019

Fleischverzehr: ein Privileg reicher Länder  In seiner langen Geschichte ist der Verzehr von Fleisch, der als Genuss angesehen wird und oft mit Privilegien verbunden ist, zahlreichen religiösen und gesellschaftlichen Verboten unterworfen. Jede Region hat ihr Vorzugsfleisch: in Ostasien Schwein und Huhn, in Nord- und Südamerika Rind, in der Mongolei mit ihren nomadischen Hirten Schaf und in Europa Schwein. Dank der Industrialisierung der Fleischproduktion, die

Ende des 19. Jahrhunderts mit den Schlachthöfen von Chicago beginnt, können die Kosten gesenkt werden, was zu höherem Fleischkonsum führt. Der erreicht im Westen zwischen 1960 und 1980 seinen Höhepunkt und nimmt dort heute immer mehr ab. In Lateinamerika und Ostasien dagegen steigt er noch. Fast 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen auf der Welt sind Ställe und Weiden für Vieh, das zu Fleisch verarbeitet wird.

140

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

Pelztierjagd

Lake Superior

NORDAMERIKA

York Factory

r nk ra -F eu N

Charleston NeuNiederlande NeuAmsterdam Plymouth Neu-England

Hudson Bay

ch

ei

Borealer Nadelwald Pelztierjagd und Pelzhandel Großes Gebiet der Pelzgewinnung (Jagd) Lager und Markt Exporthafen Handelsroute Zentrum der Pelzverarbeitung Importzentrum Pelztierjagd und Pelzhandel über die Jahrhunderte Vom Beginn des 11. Jahrhunderts Ab dem 16. Jahrhundert Ab dem 17. Jahrhundert Ab dem 18. Jahrhundert

seit 7 Millionen Jahren

Tadoussac Labradorsee Neufundland

Grönland

ATLANTISCHER OZEAN

Amsterdam London Visby

Córdoba

Paris

Leipzig Prag

Sevilla

Venedig Fes Narbonne

Palermo

Kairouan

PA Z

IFISCH ER OZE AN

Konstantinopel

Kamtschatka

AFRIKA

Mi tte lme er

Kairo

S

A IK

AM

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RD

NORDPOLARMEER Grönland

L AT

A

N

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CH

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Alaska

OZ

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N

O UR

P

A

Verbreitungsgebiet der Pelztiere Polarfuchs Marder Nerz, Zobel und Eurasischer Luchs Biber und Hermelin Bisamratte Rotluchs, Kojote, Waschbär Seeotter Walross

Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Europa und die kalten Regionen in Übersee S. 222



Siehe auch

141

Ex p

ten eu Al

n V. Bering n vo itio ed

ALASKA

Beringsee

Beringstraße

KamtschatkaHalbinsel

NORDPOLARMEER

PetropawlowskKamtschatski

Le

Ochotskisches Meer

Ochotsk a

n

Nowaja Semlja Barentssee

PAZIFISCHER OZEAN n Je

Irkutsk

Bolgar

Wo lga

E

Tobolsk

Nowgorod

Moskau

I

Stepp

Hauptroute bis 1706 Qiqihar

Nertschinsk

Baikalsee

Ob

Sankt Petersburg

Kiew

B j S I

e iss

Archangelsk

I R

N

Selenginsk Kjachta Wüste Gobi

Gelbes

Beijing Meer

A LTA I Hauptroute von 1706 bis 1762

e

Astrachan

Eine der ersten Routen für Karawanen A TI

Kaspisches Meer

Buchara Samarra

Bagdad

N

Lanzhou

AN SH

Wüste Taklamakan

Xi’an CHINA

Chengdu

Ningbo Hangzhou Quanzhou Kanton

Samarkand A H I M A L A Y

Lahore INDIEN

Weiches Gold   Schon seit mindestens dem 8. Jahrhundert liefern die Menschen aus Nordeuropa den Städten weiter im Süden Pelze, ein Symbol für Reichtum. Wichtige Abnehmer werden die muslimischen Länder in Nordafrika, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Zentralasien. Im Mittelalter sind Nordasien und Nordeuropa noch von dichten Wäldern bedeckt. Über mehrere Jahrhunderte hinweg stoßen russische Jäger, Fallensteller und Händler auf der Suche nach wertvollen Pelzen immer weiter in diese Wälder nach Osten vor. Sie kolonisieren Sibirien und erreichen in der

ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Pazifik. Dieses «weiche Gold» wird zum Hauptpfeiler der russischen Wirtschaft. Da es in Sibirien wegen der intensiven Nachfrage immer weniger Pelztiere gibt, treibt es die Jäger bis nach Alaska. Im 16. Jahrhundert beginnen die Europäer, den Nordosten Amerikas zu besiedeln und dort Pelztiere zu jagen. Der Pelzhandel stellt im 18. und 19. Jahrhundert dann einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in Kanada dar. Die Ware ist dabei fast ausschließlich für den europäischen Markt bestimmt (Großbritannien, Frankreich).

142

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

seit 7 Millionen Jahren

Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit

TLINGIT, HAIDA San Miguel Island r ve Ri (11 000 v. u. Z.) ia b

lum

Co

(9000 v. u. Z.) Isla de Cedros Baja California (6000 v. u. Z.)

Y

INUIT MI’KMAQ

New Bedford

TAINO POLYNESIER

ISLÄNDER Alta (4000 v. u. Z.)

Azoren

PAZIFISCHER OZEAN

BASKEN Francouzská (Brno) und Dolní Věstonice (21 000 v. u. Z.) LIPOWANER

Quebrada de los Burros (8000 v. u. Z.)

URU

Kapverdische Inseln

LÉBOU BOZO

Nachweise für Fischerei zwischen 40 000 und 4000 v. u. Z. Fischereigeräte Nachgewiesener Konsum von Fisch oder anderen Meerestieren Meeresfauna auf Felsbildern Fischergesellschaft (mindestens bis zum 15. Jahrhundert) URU Gesellschaft, für die Fischerei von entscheidender Bedeutung war 19. Jahrhundert: das Jahrhundert des Wals Route der Pequod in Herman Melvilles Roman Moby Dick (1851) Walfanggebiet im 19. Jahrhundert Fischerei heute Fischereiertrag (Fisch, Muscheln und Krustentiere) in Tonnen pro km2 und Jahr

St. Helena

ÄGYPTER

Nil

er

ATLANTISCHER OZEAN

3 5 10

(13 000 v. u. Z.) Altes Ägypten Jungpaläolithikum (12 000 bis 8000 v. u. Z.) Nig

Buenos Aires

0,05 0,2 1

SKANDINAVIER

Siehe auch



Das Leben im Meer S. 106 Jäger und Sammler der Welt S. 172 Das Meer als neue Grenze S. 290

143

Alle Daten vor unserer Zeitrechnung Alaska (9500 v. u. Z.)

Yukon River

Arcy-sur-Cure (35 000)

Golf von Biskaya

PAZIFISCHER OZEAN

(13 000) Altamira El Pindal (15 000)

Abri du Poisson (23 000) Pech Merle (20 000)

Moro Chufín Le Mas-d’Azil (15 000) (17 000) Ker de Massat (15 000)

AINU

Cosquer (17 000) Bédeilhac (12 000)

Ardales (18 000) Nerja (40 000)

Maedun-Höhle (27 000 v. u. Z.) Tianyuan-Höhle (40 000 v. u. Z.)

Ahabs Tod Okinawa (21 000 v. u. Z.)

Neuirland (16 000 v. u. Z.)

Kostënki (30 000 und 19 000 v. u. Z.)

BAJAU Sulawesi

BUGIS

INDISCHER OZEAN

VEZO

Höhlen im Arnhemland (7000 v. u. Z.) Jerimalai-Höhle (40 000 v. u. Z.)

Homo sapiens, ein Fischliebhaber  Um die Nahrungsgewohnheiten der Menschen früherer Zeiten zu ermitteln, untersuchen Archäologen und Anthropologen die Überreste von Tieren sowie die verwendeten Werkzeuge und Waffen, aber auch die chemischen Elemente (Stickstoff, Kohlenstoff, Kalzium, Zink), die sich in den Knochen, Zähnen und Haaren der Fossilien finden. So weiß man, dass Australopithecus ein Pflanzenesser, die ersten Menschen der Gattung Homo, wie etwa Homo habilis, Allesesser (omnivor) waren, und die Neandertaler sich vor allem von Fleisch ernährten. Und Homo sapiens? Diese Menschen waren Sammler und Jäger, aber auch Fischer. Die ältesten Angelhaken datieren um 40 000 v. u. Z. und stammen aus dem südöstlichen Asien. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen von Knochen eines Homo sapiens, der vor 20 000 bis 30 000 Jahren in Eurasien lebte, dass Fisch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an ihrer Nahrung einnahm. Im Übrigen waren ganze Gesellschaften vom Fischfang geprägt, etwa die Tlingit und Haida in Nordamerika, die Ainu in Japan oder die Polynesier. Heute sind viele Fischarten durch intensiven Fang bedroht, und selbst die Zucht in Aquakulturen kann die Nachfrage nicht decken.

5 Domestizierung (seit 12 000 Jahren) Die Jungsteinzeit wird im 19. Jahrhundert als eigenständige Epoche vom Rest der Steinzeit abgetrennt. Der Brite John Lubbock unterscheidet zwischen Alt- und Jungsteinzeit (Paläo- und Neolithikum) anhand der Herstellungsweise von Steinartefakten: Während die älteren geschlagen waren, sind die jüngeren geschliffen und poliert. Diese urgeschichtliche Epoche ist jedoch durch eine noch viel bedeutendere Neuerung gekennzeichnet: durch Ackerbau und Viehzucht sowie die damit zusammenhängende Domestizierung von Pflanzen und Tieren, die am Ende der letzten Eiszeit in verschiedenen Teilen der Welt einsetzt. Diese «Revolution» ermöglicht eine wahre Bevölkerungsexplosion: Innerhalb von 10 000 Jahren steigt die Zahl der menschlichen Erdbewohner von 2 auf 100 Millionen. Die Dörfer wachsen, die Gesellschaftshierarchien festigen sich, und es kommt vermehrt zu Konflikten. Womöglich ändert sich auch jetzt schon die Vorstellung des Menschen davon, was sein Platz auf der Erde sein könnte.

Domestizierung

146

seit 12 000 Jahren

Der Übergang zum Holozän Das Ende des vereisten Europas: vor 20 000 bis 7000 Jahren

Isländischer Eisschild

25

00

PACKEIS

20

Fennoskandischer Eisschild

00

100

1500

nd erla gg

Do Brown Bank Vor etwa 8200 Jahren in der Nordsee versunkenes Dorf

Meeresspiegel vor etwa 20 000 Jahren: 120 Meter niedriger als heute

0

50

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er letsch en-G Versunkener Tell von Taraschina Alp Überflutung durch die Donau vor etwa 7000 Jahren

ATLANTISCHER OZEAN

Grotte Cosquer Vor 27 000 bis 19 000 Jahren regelmäßig besucht Eingang 36 m unter dem heutigen Meeresspiegel

PyrenäenGletscher

Schwarzes Meer

Donau

Bosporus Dardanellen Öffnung der Meerenge während der letzten Eisschmelze

Mittelmeer

Temperaturanstieg 16

Durchschnittstemperatur (°C)

I

14 12

Eiszeit

Holozän

10 8 6 60 000

Zeit (in Jahren) 40 000

20 000

1

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I

I

1000 km I I I

I

I

I

I

Packeis Gletscher und Eisschild Gletscherschmelze Eisdicke während des letzteiszeitlichen Maximums (in m) Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums Durchfluss von Meerwasser nach Überflutung der Schwellen Heutige Landfläche Heute überflutete archäologische Fundstelle

Siehe auch



Die letzten Eiszeiten S. 80 Neandertaler und Homo sapiens S. 130 Der Einfluss des Klimas S. 198

147

Als die Sahara grün war …

Vor 20 000 Jahren

Klimatische Umwälzungen  Sa

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Mittelmeer

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Fouta Djallon

Adamaoua Golf von Guinea

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Mittelmeer

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Großer Tschadsee

Darfur

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Vor etwa 20 000 Jahren beginnt sich der Planet zu erwärmen. Mit dem Ende der letzten Eiszeit (vor etwa 11 700 Jahren) fängt das sogenannte Holozän an. In allen Gegenden der Welt verändert sich das Klima, was zu großen Umwälzungen führt. In Nordeuropa werden durch die Eisschmelze neue Gebiete Äthiopische freigelegt. Aber es steigt Hochebene auch der Meeresspiegel an, wodurch einstmals bewohnte Gegenden überschwemmt werden. In der Sahara entstehen durch die Erderwärmung Vor 10 000 Jahren zunächst saftig grüne Landschaften mit großen Seen, Flüssen und Quellen, die Flora und Fauna anlocken. Heftige Monsunregen gehen über Afrika nieder, in manchen Gegenden gibt es aber auch mediterrane Regenfälle. Die afrikanische Feuchtperiode dauert ungefähr 6000 Jahre an, sie beginnt vor 11 000 Jahren und endet vor 5000 Jahren. Dann führen Äthiopische Temperaturänderungen auf Hochebene der Nordhalbkugel dazu, dass es in der Sahara sehr schnell trocken wird.

Fouta Djallon Adamaoua Golf von Guinea

Vor 4000 Jahren

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Mittelmeer

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Fouta Djallon

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Tschadsee

Äthiopische Hochebene

Adamaoua Golf von Guinea

Beginn der Erwärmung der nördlichen Hemisphäre, oberhalb 60° nördlicher Breite.

Die südliche Hemisphäre erwärmt sich und die nördliche kühlt ab.

Die südliche Hemisphäre hört auf, sich zu erwärmen, die nördliche Hemisphäre erwärmt sich. Meeresspiegel steigt 4 bis 5 Meter pro Jahrhundert.

vor 19 000 Jahren

vor 16 500 Jahren

vor 14 600 Jahren

1000 km I I I

I

Heutige Küste Landfläche während des letzteiszeitlichen Maximums Sumpfgebiet Trockenwüste Tropische Halbwüste Steppe Trockene Savanne Dornstrauchsavanne Mittelmeervegetation Tropenwald Mischwald Darstellungen von Rindern auf Felsbildern in der Sahara

Die nördliche Stabilisierung Hemisphäre kühlt des Klimas auf ein zweites Mal ab. einem ähnlichen Die Antarktis erwärmt sich. Niveau wie heute. vor 12 900 Jahren

vor 11 700 Jahren

148

Geschichte der Wissenschaften

Die Sintflut Die von Wasser bedeckte Erde + Nordpol

Die Sintflut in der Bibel und im Koran «Und er [der HERR] sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.» (Genesis 6,7). Aber Noah findet beim Allmächtigen Gnade. Gott verlangt von dem Patriarchen, dass er eine Arche baut, um je sieben Paare aller reinen und je ein Paar aller unreinen Tiere zu retten. «Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel.» (Genesis 6,17). Nach vierzig Tagen und vierzig Nächten ist die gesamte Erde von Wasser bedeckt, und die Arche strandet auf dem für die Menschen des östlichen Mittelmeer­ raums höchsten Berg, dem Ararat. Nunmehr wird die Menschheit neu geboren. Die drei Söhne Noahs ziehen in drei verschiedene Himmels­ richtungen: Sem, der Älteste, nach Osten, der Zweitgeborene, Jafet, nach Nordwesten und der Jüngste, Ham, nach Südwesten. Auf diesen biblischen Informationen baut der Kirchenvater Isidor von Sevilla seine Beschreibung der Welt auf, die wiederum zur Grundlage für einen Typ mittelalterlicher Weltkarten wird: Hier besteht die bewohnte Erde aus drei Gebieten, Asien (Sem), Europa (Jafet) und Afrika (Ham). Neben der Geschichte von Adam und Eva ist die Legende von Noah unter Juden, Christen und Muslimen am weitesten verbreitet. Dabei unterscheidet sich die Version im Koran in mehreren Punkten von der Bibel. Im Koran wird ein vierter Sohn Noahs, der sich dem göttlichen Befehl widersetzt, ertränkt, die Arche strandet auf dem Berg Dschudi, und – der wichtigste Aspekt – die Überschwemmung betrifft nur die Gegend, in der das Volk Noahs lebt. Folgt man unter­ dessen der Bibel, wird die vollständig von Wasser bedeckte Erde zu einem wahrhaft blauen Planeten.

Wendekreis des Krebses Äquator Wendekreis des Steinbocks

Südpol +

Berge, die beim Rückzug des Wassers auftauchen Denali (Mount McKinley) Mount Saint Elias

Alaska Range Elbrus Ararat

K2

Himalaya Mount Everest

Pico de Orizaba Chimborazo

Anden Nevado Huascarán

Aconcagua

Mount Kenya Ruwenzori- Kilimandscharo Gebirge Ancohuma Ojos de Salado

Besiedlung durch Noahs Söhne laut der Bibel

Ararat Jafet Sem Cham

Tatsächliche Migration des Menschen

Migration der Nachkommen der Söhne Noahs laut der Bibel

149

Altes Griechenland 1. Jh. unserer Zeit Bibliotheke des Apollodor (Kompendium der griechischen Mythologie)

Persisches Reich Mindestens 6. Jh. v. u. Z. Avesta (heilige Schrift)

Naher Osten Mindestens ab dem 8. Jh. v. u. Z. Genesis

Indien Sumer

Mindestens 7. Jh. v. u. Z. Satapatha-Brahmana (vedische Schrift)

2. Jt. v. u. Z. Gilgamesch-Epos I

500I km I

Die Mythen der Sintflut Der älteste Mythos über die Sintflut stammt aus Sumer und wird im Gilgamesch-Epos erzählt, das in Keilschrift auf Tontafeln festgehalten ist. George Smith hat die im British Museum lagernden Tafeln 1872 als Erster entziffert. Demnach wollen die Götter die Menschen verschwinden lassen, da diese mit ihrem Getöse die Ruhe stören. Aber Ea, der Gott des unterirdischen Wassers, warnt seinen

S

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Freund Atrahasis und hält ihn dazu an, eine Arche zu bauen und darin je ein Paar aller lebenden Tiere zu versammeln. Diese noch vor der Bibel entstandene Erzählung schöpft aus demselben mythologischen Fundus. In einer mazdaistischen Fassung, die in Iran entdeckt wird, ist die Katastrophe Folge einer gigantischen Schneeschmelze. Darüber hinaus existieren auch mehrere griechische

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Geht dieser Mythos auf den Anstieg des Meeresspiegels zurück?

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SCHWARZES MEER: Vom See zum Binnenmeer Das Mittelmeer läuft ins Schwarze Meer über (Transgression) I

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Dardanellen

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500 kmI I

Fassungen, und Apollodor, der Autor der Bibliotheke, erzählt die Geschichte noch einmal anders. Je weiter wir uns vom fruchtbaren Halbmond entfernen, umso größer sind die Abweichungen der Geschichten. Zudem sind aus zahlreichen Gegenden der Welt ähnliche Mythen überliefert, etwa im altindischen SatapathaBrahmana.

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I

Anstieg des Meeresspiegels von 120 auf 130 Meter während der letzten Eisschmelze (zwischen 19 000 und 4000 Jahre v. u. Z.)

Dass Geschichten von einer Sintflut in einem riesigen Gebiet erzählt werden, das vom Mittelmeer bis nach Südasien reicht, legt die Hypothese nahe, dass diese Mythen mit dem Anstieg des Meeres­ spiegels am Ende der Eiszeit in Verbindung stehen (siehe S. 148). Ein Beispiel für solch eine sintflutartige Überschwemmung mag die Entstehung des Schwarzen Meeres sein: Dabei ist das Mittelmeer übergelau­ fen und große Wassermassen haben sich an der Stelle, an der heute Dardanellen und Bosporus liegen, in einen See ergossen, aus dem dadurch das Schwarze Meer wird. Kommt diese marine Transgression so plötzlich, dass die Menschen das Ereignis in Form von Geschichten zu verarbeiten suchen, woraus dann der Mythos von der Sintflut wird? Wir wissen es nicht.

150

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die Veränderung der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit zentralsibirische Hochebene

Westsibirien

Skandinavien Osteuropa

Westeuropa Nordchinesische Hochebene

Südeuropa Iranische Hochebene Arabische Halbinsel

Sahara

H

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AL

Japan

AY A

DekkanHochland

sien Südosta

Äthiopisches Hochland

S U N DA

Kongobecken

Kalahari

Mada ga

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ATLANTISCHER OZEAN

Südchinesische Tiefebene

INDISCHER OZEAN

Ne ug uin ea SA H U L

Australien

Die Wälder kehren zurück  Während des letzteiszeitlichen Maximums ist die Erde nur spärlich von Wald bedeckt. Der Amazonasregenwald besteht aus zwei Teilen, zwischen denen ein breiter Streifen Savanne verläuft. In Südeuropa, Japan und dem Osten der heutigen USA gibt es noch einige boreale Nadelwälder, während ein Großteil Sibiriens, Europas und Nordamerikas von Eis bedeckt ist. Die Sahara ist wie fast alle Wüsten sehr viel größer als heute. Dann beginnt vor

etwa 20 000 Jahren auf der Nordhalbkugel das Eis zu schmelzen (siehe S. 146), und in vielen Gegenden kehren allmählich die Wälder zurück. Der boreale Nadelwald zieht nach Norden und erweitert sich, während die Vegetation von Steppe und Tundra zurückgeht. In Afrika wird ein großer Teil des Kongobeckens von tropischem Regenwald überzogen, in Südamerika weitet sich der tropische Regenwald in Amazonien aus.

Siehe auch



Die letzten Eiszeiten S. 80 Die Ökoregionen der Erde S. 102 Warum eigentlich Landwirtschaft? S. 162

151

NORDPOLARMEER

Ostsibirien

Nordpolarkreis

BERINGIA Alaska

M KY ROC

Labrador

S AIN NT OU

PAZIFISCHER OZEAN

Great Plains

Wendekreis des Krebses ATLANTISCHER OZEAN

Äquator Amazonien

ANDEN

ta

go

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Wendekreis des Steinbocks

Pa

Neuseeland

Ökoregionen während der letzten Eiszeit (Die Karte bildet den Zustand ab vor 25 000 bis 15 000 Jahren, was ungefähr dem letzteiszeitlichen Maximum entspricht.) Ökoregionen mit tropischem und subtropischem Klima Tropische Regenwälder Tropische Trockenwälder Feuchtsavanne Tropische Extremwüste und tropische Halbwüste Ökoregionen mit trockenem Klima Strauch- und Trockensteppe Hartlaubvegetation Ökoregionen mit gemäßigtem Klima Laubwald Nadelwald Prärie und Savanne Wüste und Halbwüste der gemäßigten Breiten Ökoregionen mit kühlem Klima Borealer Nadelwald Tundra Eis und Felsen Polare und Alpine Wüste Entwicklung der Ökoregionen zwischen dem letzteiszeitlichen Maximum und heute Verschiebung oder Ausdehnung Verringerung oder Verschwinden

Südlicher Polarkreis

152

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen

4500 Ertebølle 5500 Weizen, Gerste

Bandkeramische Kultur 5700

Nordchina 7000 v. u. Z.

Levante und Mesopotamien Cardial- oder 10 000 v. u. Z. Impressokultur 5700 Weizen, Gerste 7000 Natufien Yarmukien 8000 6500 SAHARA

Westafrika

Tibet

Jomon 13 000

7000 Peiligang

18 000 Xianrendong Reis, Indischer Subkontinent Hirse

Nabta Playa 8500

9500

Reis, Hirse 6500 Cishan

Südchina 8000 v. u. Z.

7000 v. u. Z.

Jemen

Sorghum, Hirse Afrika

Äthiopien

5000 v. u. Z. Äquator

1500 Lapita INDISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

Neuguinea 6000 v. u. Z.

Wendekreis des Steinbocks

Domestizierung von Pflanzen und Tieren 6000 Aufkommen der Landwirtschaft

Verlauf der Verbreitung Ausbreitung der urgeschichtlichen Landwirtschaft Reis Hauptgetreidesorte Kultur sesshafter Jäger und Sammler Von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften besiedelt Ungefährer Zeitpunkt des Aufkommens der Töpferei (vor unserer Zeitrechnung) und Name der jeweiligen Kultur

Siehe auch



Der humanisierte Planet S. 136 Warum eigentlich Landwirtschaft? S. 162 Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird S. 182

153

NORDPOLARMEER

Tlingit Haida

ATLANTISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

Wendekreis des Krebses

Mesoamerika 7000 v. u. Z.

Mais 2300

Amazonien

Mehrere Ausgangsregionen  Ackerbau und Viehzucht, die ab 10 000 v. u. Z. den Übergang zur Jungsteinzeit markieren, stellen einen Umbruch dar, der unter dem Begriff «neolithische Revolution» bekannt ist (siehe S. 162). Bis dahin existieren nur etwa 2 bis 3 Millionen Menschen auf der Erde, die als Jäger, Sammler und Fischer in kleinen nomadischen Gruppen leben. Nur wenige Populationen dieser Zeit werden sesshaft. Sie bleiben dabei dennoch Jäger und Sammler, wie zum Beispiel die Jomon auf dem japanischen Archipel. Die meisten dieser Gesellschaften lebten in der Nähe von Gewässern. In der Jungsteinzeit hingegen errichten die Menschen Dörfer, die etwa im Nahen Osten mehrere hundert Bewohner haben können. Die Entwicklung von Gesellschaften, die hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, zieht sich über 2000 Jahre hin. Pflanzen und Tiere werden in verschiedenen Weltregionen unabhängig voneinander domestiziert (siehe S. 156 und 158). Ein vollständiger Überblick über diese Entwicklung lässt sich jedoch kaum geben, da nicht in allen Gegenden der Welt gleichermaßen umfassende archäologische Untersuchungen angestellt worden sind. Zu riesigen Gebieten in Afrika, Asien und Südamerika fehlen gesicherte Erkenntnisse.

6000 v. u. Z.

Mais

1900 Anden 6000 v. u. Z.

5000

Domestizierung

154

seit 12 000 Jahren

Die Menschen verändern das Leben auf der Erde Domestizierung des Rinds

Meter 2

Selektion bestimmter Eigenschaften  1,70 Auerochse Bos primigenius Charolais Bos taurus

Steinzeit-Rind Bos taurus

1

Gallisches Rind Bos taurus

Meter

0 3

2

Von der Teosinte zum Mais: ab 7000 v. u. Z.

1

0

Teosinte

Teosintenähre

Mais

Maisähre (Maiskolben) Wendekreis des Krebses

MEXIKO

Golf von Mexiko

PAZIFISCHER OZEAN

Tehuacán Río Balsas-Becken 400 km I

I

I

I

I

Fundort von Kolben alter Maisarten (ab ca. 3300 v. u. Z.) Der älteste Vorfahr des Mais: Die wilde Teosinte

Guilá Naquitz

Um 10 000 v. u. Z. werden menschliche Populationen sesshaft und beginnen nach und nach Pflanzen und Tiere zu domestizieren. Sie fangen Jungtiere und suchen dann über mehrere Generationen hinweg Exemplare mit bestimmten Eigenschaften aus. Im Nahen Osten etwa wählen die Menschen diejenigen Auerochsen, die sich am leichtesten zähmen lassen, und kreuzen sie miteinander. So entsteht eine neue Rinderrasse: kleinere Tiere mit kürzeren Beinen und kleineren, geraderen (daher weniger gefährlichen) Hörnern, deren Weibchen größere Euter haben. Im Laufe der Geschichte variiert die Größe stark, in der Antike beträgt die Widerristhöhe der gallischen Rinder ca. 1 Meter, während ihre Vorfahren noch 1,70 Meter groß sind. Später werden sie wieder größer und robuster. Bei den Pflanzen entstehen vermutlich Züchtungen dadurch, dass die Menschen Arten bevorzugen, deren Samen sich nicht so leicht zerstreuen. Zum Beispiel wählen sie die Teosinte, da deren Körner nicht zu Boden fallen, sondern fest an der Ähre sitzen, und dadurch leicht zu ernten sind. Oft könnten sich die für den Menschen nützlichen Eigenschaften eines Exemplars in einer natürlichen Umgebung nicht durchsetzen, sodass die Kulturpflanzen ohne den Menschen nicht mehr überleben können. Umgekehrt passen die Menschen ihre Ernährung und ihr Verhalten an die Domestizierung an. Es handelt sich somit um eine Koevolution.

Siehe auch



Die Vielfalt der Lebewesen S. 92 «Herr und Meister der Natur» S. 218 Die Menschheit ernähren S. 270

Ursprünglicher Bestand von Wildpflanzen oder Wildtieren

155

Selektion von Pflanzen mit relevanten Eigenschaften und Kreuzung Selektion und Kreuzung

Erzielen eines Bestands mit relevanten Eigenschaften Aufeinanderfolgende Selektion und Kreuzung

Relevante Eigenschaften für die Landwirtschaft (z. B. Ertrag, Reifezeit, Geschmack …) Caractères sauvages très variés

Von den Wild- zu den Kulturpflanzen  In einer wilden Population von Pflanzen oder Tieren gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Individuen. Manche Pflanzen sind süßer, werden früher reif oder lassen sich besser konservieren. Manche Tiere sind größer oder widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Sind die Unterschiede auffällig, werden diese Exemplare ausgewählt und mit anderen gekreuzt, die ebenfalls für den Menschen günstige Eigenschaften besitzen. Im Laufe der Zeit sammeln sich dadurch immer mehr von den erwünschten Eigenschaften in diesen Pflanzen oder Tieren an. Es handelt sich also um eine künstliche Selektion. Aber durch die Domestizierung verringert sich auch die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und Zuchttiere.

1 Identifizierung eines interessanten Gens in einem Organismus (Bakterium, Pflanze …)

Genetisch veränderte Pflanzen In den 1980er Jahren entsteht in mehreren Schritten die erste genetisch veränderte Pflanze: Zunächst wird bei einem Spenderorganismus (Bakterium, Pflanze) ein sogenanntes interessantes Gen bestimmt, das isoliert und in eine Gensequenz (Vektor) integriert wird. Dieser Vektor wird anschließend geklont, um das interessante Gen in einer ausreichenden Zahl zu erhalten. Zuletzt wird es in die Zellen der Pflanze eingeschleust. Ist die Ausprägung des interessanten Gens zufriedenstellend, setzt man es in eine Handelssorte der Pflanze ein. Die genetische Veränderung kann zum Beispiel dazu dienen, eine Pflanze widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu machen oder tolerant gegenüber Unkrautvernichtungsmitteln, oder um ihre Überlebensfähigkeit auf trockenen oder stark salzhaltigen Böden zu erhöhen.

2 Isolierung des interessanten Gens

3 Integration des interessanten Gens in eine Gensequenz, die als Vektor dient

5 Übertragung des Gens

durch direkte Übertragung von mit DNS umhüllten Mikropartikeln durch biologische Transformation mit der Einführung des Bakteriums Agrobacterium

6 Selektion der veränderten Zellen und Regenerierung

4 Klonen des Vektors

7 Auswertung der Genexpression

8 Eingliederung des Gens in eine kommerzielle Gattung mittels Kreuzung

156

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die Domestizierung der Pflanzen

Zentralasien

Europa 5500 Mohn

Apfel 8000

Naher Osten 8500 Weizen 8500 Erbse 11 000 Feige 4000 Olive

8000 Gerste Wein 10 000

Leinen 6000 Linse 8500 2000 Gurke Gerste 8500 6000 Sesam

Westafrika Afrikanischer Reis 1000 Palmöl 4000 Sorghum 6000 Jamswurzel 4000 Äquator

ATLANTISCHER OZEAN

Wendekreis des Steinbocks

China Hirse 7500

7000 Soja Tee 3000

Reis 8000 Buchweizen 6000

Aubergine 3000

3000 Baumwolle 6000 Kokos

6000 Kokos Kaffee 1000 n. u. Z.

Indischer Subkontinent

Zitrusfrüchte 6000

Südostasien Neuguinea

Ostafrika

7000 Taro INDISCHER OZEAN

2000 Rohrzucker 6000 Banane

Siehe auch



Die Ökoregionen der Erde S. 102 Reisanbau S. 186 Der Kolumbianische Austausch S. 220

157

Pflanzen als Nahrungsmittel und mehr  Zwischen 10 000 und 5000 v. u. Z. beginnen die Menschen in verschiedenen Weltgegenden unabhängig voneinander Pflanzen und Tiere zu domestizieren (siehe S. 158), etwa im Nahen Osten, in China, Südostasien und den Anden. Durch den Kontakt zwischen den menschlichen Populationen verbreiten sich diese Zuchtpflanzen. Der Ackerbau wird zur weltumspannenden Praxis. In vielen Gegenden dominieren eine oder zwei Getreidearten: im Nahen Osten und in Europa Weizen oder Gerste, in China Reis und Hirse, in Amerika Mais, in Afrika Sorghum oder Hirse. Die Zuchtpflanzen dienen nicht nur der Ernährung, sondern auch zur Herstellung von Alkohol oder Kleidung oder werden wegen ihrer halluzinogenen Eigenschaften genutzt.

Nordamerika 10 500 Tabak Kürbis 4000 PAZIFISCHER OZEAN

Sonnenblume 3000

Mesoamerika

ATLANTISCHER OZEAN

Baumwolle 3000 7000 Bohne 1000 Tomate

Wendekreis des Krebses

Kürbis 8000 Vanille 2000

4500 Avocado 7000 Mais

Süßkartoffel 4500

Ananas 4000

Polynesien Anden Brotfruchtbaum 500

Kakao 3000 Kürbis 4000

Bohne 7000 Quinoa 5000 8000 Peperoni

Ort der Pflanzendomestizierung Domestizierte Pflanze 3000 Domestizierung (Daten vor unserer Zeitrechnung) Verbreitung (bis zum 15. Jahrhundert)

Amazonien Maniok 6000 Kartoffel 2000

158

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die Domestizierung der Tiere

Sibirien Rentier 1000

Zentralasien

Europa ≈ 30 000 Hund

500 Kaninchen

Pferd 4000

China

Naher Osten Schwein 8000 7000 Katze 8500 Rind 3000 Gans 5000 Esel 1000 Perlhuhn

Ägypten

Tibet

Schaf 9000 7500 Yak Ziege 8000 Zebu 6000 Biene 7000 Taube 8000

8000 Schwein

Asiatischer Elefant 1000

Südostasien

Äquator

ATLANTISCHER OZEAN

Wendekreis des Steinbocks

INDISCHER OZEAN

Ente 2000 Seidenraupe 3000

Indischer Subkontinent

Dromedar 2000

Baktrisches Kamel 4000 Gans 3000

Huhn 6000

Siehe auch



Das Tier als Ressource S. 138 Muskeln und Werkzeuge S. 188 Der Kolumbianische Austausch S. 220

159

Tiere als Helfer der Menschen  Mit Ausnahme des Hundes, der aus dem Wolf hervorgeht und sehr früh in der Altsteinzeit domestiziert wird – schon vor 30 000 Jahren (siehe S. 136), ohne Verbindung zu Ackerbau und Viehzucht –, vollzieht sich die Domestizierung der Tiere gleichzeitig mit der Domestizierung der Pflanzen. Im Nahen Osten werden um 9000 bis 8000 v. u. Z. aus dem Auerochsen, dem Mufflon, dem Steinbock und dem Wildschwein Rind, Schaf, Ziege und Schwein. Die Tiere werden gehalten, um Fleisch, Milch, Felle und Häute zu gewinnen, aber auch wegen ihrer Fähigkeit, Gegenstände zu ziehen und zu tragen. Tiere werden überall auf der Welt domestiziert, wobei sie in Amerika noch am wenigsten genutzt werden, da es dort keine großen domestizierbaren Säugetiere gibt. In den Anden werden Lamas und Alpakas als Zugtiere eingesetzt, aber sie können weder schwere Lasten ziehen, noch liefern sie viel Fleisch.

ATLANTISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

Wendekreis des Krebses

Mesoamerika

3000 Truthahn

Anden

Warzenente (Zeitpunkt der Domestizierung unbekannt)

8000 Meerschweinchen 3000 Lama 3000 Alpaka

Ort der Domestizierung Domestiziertes Tier 3000 Domestizierung (Jahre vor unserer Zeitrechnung) Verbreitung (bis zum 15. Jahrhundert)

160

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die lange Geschichte des Alkohols

Egtved 3000

Weizen, Gerste, Hafer, Saubohne 7000 Jihau Getränk aus kontrollierter Fermentierung

Weizen, Gerste, Hafer, Saubohne

Wein Gerste 10 000 bis 6000 Hirse, Gerste, Weizen, Gerste 8000 Lilienknolle, Jamswurzel Genó 8500 Gerste, Weizen 1100–1000 5400 Hadschi Firuz Tepe Traube Hirse Theben Erster Retsina Myrtos 1600–1000 9000 Godin Tepe Gerste, 2200 11 000 Rakefet-Höhle 3500 Reis Weizen Gerste, Herstellung von gegorenem Bier Babylon Shahr-e Sokhteh 8000 Fingerhirse 3000 3000 Nekhen Gerste und andere Reis, Hirse, Taro 3150 Getreidesorten, Gerste, Dattelpalme Reis, Weizen Mungbohne 1500 Sorghum 8000

Sorghum, Hirse, Palmöl Afrikanischer Reis 4000

Taro, Bohne, Jamswurzel Zwerghirse, Dourahirse, Fingerhirse

Äquator

Jamswurzel Kochbanane

Taro, Jamswurzel, Sagopalme

INDISCHER OZEAN

Wendekreis des Steinbocks

Gebiet, in dem mit Archäologischer Nachweis für alkoholischer Gärung die Herstellung von Alkohol experimentiert wird Von 11 000 bis 10 000 v. u. Z. (30 000 v. u. Z. bis Von 7000 bis 6000 v. u. Z. Zeitenwende) Von 6000 bis 3000 v. u. Z. Wichtigste Pflanze für Von 3000 bis 2000 v. u. Z. alkoholische Gärung Von 2000 bis 1000 v. u. Z. Ort, an dem die jeweilige Von 1000 v. u. Z. bis 600 n. u. Z. Pflanze domestiziert worden ist 3000 Zeitpunkt der Domestizierung (Jahre v. u. Z.)

Taro 7000

Siehe auch



Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom S. 194

161

Früher Genuss  Die Menschen konsumieren schon Alkohol, als sie vom Vorgang der Gärung noch kaum etwas verstehen. Es gibt Hypothesen, wonach die Domestizierung von Getreide vor allem wegen der Herstellung von Alkohol vorangetrieben wird, noch bevor daraus Brot gebacken wird (siehe S. 162). Der älteste Nachweis für die Herstellung von Alkohol, und zwar von Bier, wurde in der Rakefet-Höhle an der Levante (südlich von Haifa/Israel) gefunden. Sie ist eine Grabstätte der Natufier, einer der ältesten Gruppen sesshafter Jäger und Sammler, und wird um 11 000 v. u. Z. genutzt. In den meisten Gegenden der Welt hat Bier schon damals eine

Vormachtstellung, aber auch andere alkoholische Getränke werden früh entwickelt: fermentierte Milch und Met, deren Konsum nach und nach abnimmt, und vor allem Wein. Die Domestizierung der Weinrebe erfolgt zwischen 10 000 und 5000 v. u. Z. Oft gibt es eine Verbindung zwischen der Herstellung von Alkohol und dem Sakralen: Alkohol soll den Menschen die Möglichkeit geben, mit ihren Vorfahren oder den Göttern zu kommunizieren. Auch dient er zur Behandlung von Schmerzen und Infektionen. Die Kehrseite der Medaille: übermäßiger Alkoholkonsum und damit verbundene Krankheiten.

PAZIFISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN Agave Mais 7000

Wendekreis des Krebses

Mais, Bohnen 2000

Entwicklung alkoholischer Getränke Destillierter Alkohol (Spirituosen)

Maniok, Süßkartoffel Heute

Eisenzeit

Mais, Quinoa, Kartoffel, Limabohne Maniok 6000

Cerro Baúl 600 n. u. Z.

Kartoffel 2000

Bronzezeit

Kartoffel, schwarzer Johannisbrotbaum

6 Brau-Methoden

BIERE

WEINE

MET

FERMENTIERTE MILCH

Neolithikum

4 verschiedene Arten fermentierter Getränke Wilde Getreide, Wurzeln, Spreu, Früchte, Wilder Tierische Milch Knollen, stärkehaltiges Säfte, gezuckerte Honig (Ziege, Schaf, Stute, Paläolithikum Obst, Bohnen, Körner Säfte Kamel, Kuh …)

Halb-fermentierte Getränke

162

Geschichte der Wissenschaften

Warum eigentlich Landwirtschaft? Anpassung an veränderte Umweltbedingungen? Vere Gordon Childe führt 1925 den Begriff «neolithische Revolution» ein, um damit den Übergang der Wirtschaftsweise vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht zu benennen. Nach Childe führt das immer trockenere Klima im Nahen Osten und in Nordafrika nach dem

Ende der Eiszeit dazu, dass sich Pflanzen und Tiere an den Wasser­ stellen konzentrieren. Die als Jäger und Sammler lebenden Menschen domestizieren dort Getreide und Tiere und werden sesshaft. Neuere Studien haben dieses Szenario in Frage ge­ stellt, aber das Klima spielt gewiss

eine wichtige Rolle. Wie der Archäo­ loge Ofer Bar­Yosef in den 1990er Jahren feststellt, gibt es durch die Verschlechterung des Klimas in der Jüngeren Dryaszeit immer weniger Wildgetreide und Wildbret, was die sesshaften Menschengruppen dazu veranlasst, Ackerbau zu betreiben.

Temperaturen in Grönland in °C

Konzentration Concentration des poulations von in dansLeben les oasis den Oasen Domestication Domestizierung Sédentarisation Sesshaftigkeit Poterie Töpferei

−25 JÜNGERE DRYAS

PLEISTOZÄN

−30

HOLOZÄN

−35

Eu

ris

Tig

Jordan

Immer Aridification trockeneres Klima

−40

ph

ra

t

−45

Nil

−50

I

300 km I I I

−55 14 000

Oase: Konzentration von Pflanzen, Pflanzenessern, Jägern und Sammlern

13 000

12 000

11 000

10 000

9000

8000

Vor unserer Zeitrechnung

Folge von Veränderungen in Religion und Gesellschaft? Gegen die Vorstellung, dass die Menschen aufgrund demografischer oder klimatischer Entwicklungen dazu gezwungen werden, Ackerbau zu betreiben, spricht allerdings, dass das zu Beginn nicht gewinnbringen­ der ist als das Jagen und Sammeln. Der Archäologe Jacques Cauvin

veröffentlicht 1994 die Theorie, dass dem Ackerbau eine symbolische Revolution vorausgehe. Gottheiten (Muttergöttin und Auerochse) herrschten über die Menschen, die wiederum über die Natur herrschten (siehe S. 218). Der Ethnologe Alain Testart betont 1982 die Bedeutung

Mit Auerochsenhörnern verzierte Sitzbank, Çatal Höyük (Türkei, 7. Jahrtausend v. u. Z.)

der Lagerung von Nahrungsmitteln: Gesellschaften, die diese Praxis betreiben, seien sesshaft und könnten Reichtümer anhäufen. Die Domesti­ zierung verstärkt noch die soziale Ungleichheit und erscheint dabei eher wie eine unausweichliche Konsequenz denn eine bedeutende Neuerung.

Gemeinschaftsscheune für die Lagerung von Getreide, Jerf el Ahmar (Syrien, 10.–9. Jahrtausend v. u. Z.)

163

Die Erkenntnisse der Archäologie Z

Cafer Höyük US

R

M

Mureybet Shillourokambos Klimonas Kissonerga-Mylouthkia 'Ain Mallaha/Eynan Tell Aswad Hayonim-Höhle Kfar Ha'Horesh Rakefet-Höhle Ohalo II Mugharet el-Wad 'Ain Ghazal Netiv Hagdud Zahrat adh-Dhra' Wadi Jilat 7 El-Hemmeh

E

r is T ig P O p S

Ugarit (Ra's Schamra)

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Tell Halula

G

Çayönü Nevalı Çori Boncuklu Tarla Göbekli Tepe Tell Dja'de el-Mughara Jerf el Ahmar

G

Aşıklı Höyük UR Çatal Höyük TA Tell Al-'Abr

A

Ganj Dareh Tepe

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Chogha Golan

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Tepe Guran

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IE

300 km I I

I

I

Sesshaftes Natufien (15 000–9750 v. u. Z.) Erste landwirtschaftliche Experimente (21 000 v. u. Z.) Ort mit monumentalen Bauwerken ohne Landwirtschaft (9000 v. u. Z.) Landwirtschaft mit wilden, noch nicht domestizierten Pflanzen (10. Jahrtausend v. u. Z.) Nachweisbare Fälle von Domestizierung (9. Jahrtausend v. u. Z.) Herstellung von Keramik (7. Jahrtausend v. u. Z.)

Xinglonggou Beifudi Donghulin Bianbiandong Lijiagou Jiahu

Kuahuqiao Shangshan

Xianrendong Yuchanyan

I

500 km I I I

I

I

Herstellung von Keramik (ab 18 000 v. u. Z.) Sesshaftigkeit (10. Jahrtausend v. u. Z.) Möglicherweise Landwirtschaft mit wilden, noch nicht domestizierten Pflanzen (10. Jahrtausend v. u. Z.) Nachweisbare Fälle von Domestizierung (8. Jahrtausend v. u. Z.) Saisonaler Beschäftigungsort (6. Jahrtausend)

Zahlreiche Theorien zur Entstehung der Landwirt­ schaft beruhen auf archäolo­ gischen Untersuchungen im Nahen Osten. Diese Gegend ist besonders gut erforscht. Die Neolithisierung (Ver­ breitung von Ackerbau und Viehzucht) findet jedoch in vielen Gebieten auf der Welt unabhängig voneinander statt (siehe S. 152) und hat unterschiedliche Ausprägun­ gen. In Nord­ und Mittel­ amerika sind die ersten Zuchtpflanzen (Kürbis, Peperoni, Tabak) zunächst keine Nahrungsquellen (siehe S. 156). Getreide dient auch der Herstellung von Alkohol (siehe S. 160), wofür die Funde in der Rakefet­Höhle in Israel und in der neolithischen Siedlung Jiahu (China) Zeugnisse sind. Töpferei gibt es sowohl schon vor den ersten Domestizierungen (China) als auch erst danach (Naher Osten). Bestimmte Bedingungen liegen dabei allen Domestizierungen zugrunde: die Klimaverände­ rungen am Ende der Eiszeit und der Beginn des Holozäns (siehe S. 150), reiche Naturressourcen, die Bevölkerungswachstum ermöglichen und schließlich Sesshaftigkeit und schon komplexere Gesellschafts­ formen. Ackerbau und Domestizierung entwickeln sich sehr langsam über einen Zeitraum von 2000 Jahren. Landwirtschaftlich genutzt werden zunächst wilde Arten, wobei die Auswahl der Varietäten ganz am Anfang wohl nur zufällig erfolgt.

164

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Von Stein zu Metall Ostsee

Nordsee

ATLANTISCHER OZEAN

Anatolien und Kappadokien Erste Silberminen

Karpaten Monte Arci

Schwarzes Meer

Lipari

Pantelleria

Mittelmeer

Melos Acıgöl Antiparos Gyali Nenezi Dağ Göllü Dağ

Kaspisches Meer

Zypern Berühmt für gediegene Kupfervorkommen

I

er

Ni

Me

l

tes

Letzte Steinwerkzeugindustrien der Altsteinzeit   im Magdalénien (15 000 bis 12 000 v. u. Z.) im Epigravettien (17 000 bis 9000 v. u. Z.) im Iberomaurusien (23 000 bis 8000 v. u. Z.) im Kebarien (19 000 bis 12 000 v. u. Z.) Obsidian (vulkanisches Gesteinsglas) Obsidian-Vorkommen Obsidian-Abbaugebiet in der Jungsteinzeit Artefakte aus Obsidian Einheimische Metalle Artefakte aus gediegenem Kupfer (9. bis 7. Jahrtausend v. u. Z.) Verteilung von gediegenem Kupfer (8000 bis 4500 v. u. Z.) Artefakte aus gediegenem Silber (6000 bis 4000 v. u. Z.) Artefakte aus gediegenem Gold (6000 bis 4000 v. u. Z.) Artefakte aus Meteoreisen

Persischer Golf

Ro

I

1000I kmI I

Arabisches Meer

INDISCHER OZEAN

Für Werkzeuge, Waffen und Prestige  In der Urgeschichte sind die meisten Werkzeuge der Jäger und Sammler ebenso wie die der ersten Bauern aus Stein, Holz und Knochen. Der Obsidian, ein vulkanisches Gesteinsglas, das weltweit vorkommt, wird verwendet, um die Schneiden von Waffen und Werkzeugen zu fertigen. Im westlichen Mittelmeerraum entstehen um 6000 v. u. Z. Netzwerke zum Tausch von Waren, die 4000 Jahre lang bestehen bleiben – bis die Verwendung von Eisen einsetzt. Gediegene Metalle (wie Gold, Silber oder Kupfer, die in reiner Form existieren, ohne mit anderen Elementen

verbunden zu sein, sodass zu ihrer Bearbeitung keine hohen Temperaturen nötig sind), werden in der Jungsteinzeit ebenfalls verwendet. Die Bearbeitung von Kupfer erfolgt mithilfe eines Vorgangs, der «Glühen» genannt wird. Anschließend wird es mit dem Hammer behauen, um es ein wenig härter zu machen. Das genügt aber noch nicht, um Kupfer in Werkzeugen oder Waffen einsetzen zu können. In Europa bezeichnet die Kupferzeit die Periode um 2000 bis 1800 v. u. Z.

Siehe auch



Metallische Rohstoffe S. 58 Der humanisierte Planet S. 136 Von der Töpferei zum Hüttenwesen S. 190

Ellesmere Island

165

Meteorit von Cape York Geschätzte Gesamtmasse 58,2 Tonnen Labradorsee Diskobucht

Kitlinermiut (Ab dem 1. Jahrtausend v. u. Z.)

Hudson Bay

Die Inuit verkauften ihre Eisenwerkzeuge über Tausende von Kilometern

Old-Copper-Kultur (4000 bis 1500 v. u. Z.)

ATLANTISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN Golf von Mexiko

Die intensive Verwendung gediegener Metalle in Nordamerika 

1500 km I

I

I

I

Letzte Steinwerkzeugindustrien der Altsteinzeit Clovis-Kultur (um 11 000 v. u. Z.) Steinwerkzeugindustrien nach Clovis (um 10 000 v. u. Z.) Folsom Redstone/Cumberland/Barnes Sulwannee/Simpson Northern Paleoindian Paläarktis Obsidian Obsidian-Vorkommen Obsidian-Artefakte Obsidian-Austausch Obsidian-Handel Gediegene Metalle Meteoreisen-Vorkommen Gediegene Eisen-Vorkommen Gediegene Kupfer-Vorkommen Kultur, die sich um gediegenes Eisen herum entwickelte

Afrika: Handel über weite Strecken Die Gegend um den Ostafrikanischen Graben ist besonders reich an Obsidian. Dort sind zahlreiche Vorkommen entdeckt worden. Manche aus diesem Stein gefertigte Werkzeuge wurden in über 150 Kilometern Entfernung gefunden. Es muss also Verbindungen und Austausch zwischen den Jägern, Sammlern und Fischern und den ersten Hirten gegeben haben (3. Jahrtausend v. u. Z.). Die Verwendung gediegenen Eisens ist im Süden bezeugt, wo die Nama jahrhundertelang die Bruchstücke des Gibeon-Meteoriten nutzen, um Pfeilspitzen zu fertigen.

In Nordamerika gibt es weder Bronze- noch Eisenzeit. Die menschlichen Populationen, die vor mindestens 30 000 Jahren den Kontinent besiedeln, verarbeiten kaum Metall, obwohl sie Zugang zu gediegenen Metallen haben. Der Cape-York-Meteorit liefert den Inuit in Grönland Eisen, aus dem sie Gegenstände herstellen. Außerdem entwickeln sich einige Gesellschaften am Rand der großen Vorkommen von gediegenem Kupfer. Gleichzeitig wird mit Obsidian gehandelt.

Arabische Halbinsel

Arabisches Meer Ostafrikanischer Graben

Victoriasee

2000 km I

Ostafrikanischer Graben

Tanganjikasee Kalambo-Fälle Malawisee Gwisho Twyfelfontein-Tal

Wedza

Gibeon-Meteorit Geschätzte Gesamtmasse 26 Tonnen Höhle der Wilton-Farm

I

I

I

I

Letzte Steinwerkzeugindustrien Wilton-Kultur (zwischen 7600 und 1000 v. u. Z.) Wichtigste Stätte der Wilton-Kultur Obsidian Obsidian-Vorkommen Obsidian-Artefakte Obsidian-Austausch (in der Jungsteinzeit) Gediegene Metalle und frühe Metallurgie Meteoreisenquelle Stätte früher Metallurgie

166

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich Demografischer Boom 10 Milliarden 8 6

Der demografische Wandel im Neolithikum 

8 Milliarden

4 2 1 Milliarde 800 600

Hohes Mittelalter

400 Eisenzeit

200

c 100 Millionen

100 Millionen 80 60

Bronzezeit

40 20 10 Millionen 8 6

≈ 2 Millionen

Logarithmische Skala

a Mittelpaläolithikum

Jungpaläolithikum Eiszeit PLEISTOZÄN

0,2 Besiedlung Australiens

Besiedlung Amerikas

Mesolithikum

≈ 600 000

1 Million 0,8 0,6

Spätpaläolithikum

≈ 1 Million

2

0,4

NEOLITHIKUM

b

4 3

Interglazial HOLOZÄN Besiedlung Ozeaniens

0,1 60 000 50 000 40 000 Alle Daten vor unserer Zeitrechnung

30 000

20 000 10 000

Zeitraum des Bevölkerungswachstums

a Jungpaläolithikum b Neolithikum c Industrielle Revolution

0 1000

NAHER OSTEN Das Neolithikum hat die Bevölkerung möglicherweise um ein Zehnfaches anwachsen lassen: von 500 000 auf 5 Millionen Menschen.

EUROPA Zwischen 10 000 und 9000 kann die Bevölkerung auf 200 000 Menschen anwachsen.

Die Menschheit verzeichnet enorme Wachstumsraten, von 2 Millionen Menschen, die vor 10 000 Jahren lebten, bis zu den heutigen 8 Milliarden. Diese spektakuläre Entwicklung hat sich in gerade einmal 12 000 Jahren vollzogen, das sind 4 Prozent der Zeit in der gesamten Existenz von Homo sapiens. Sie verdankt sich vor allem der Tatsache, dass die Menschen sesshaft werden, aber auch der Sicherung von Nahrungsquellen durch den im Neolithikum aufkommenden Ackerbau. Das explosionsartige Bevölkerungswachstum macht immer mehr Nahrung erforderlich, es müssen also immer größere Flächen besiedelt und urbar gemacht werden, und die Produktivität in der Landwirtschaft muss steigen. Bewässerungstechniken gibt es seit 5000 v. u. Z. Im 4. Jahrtausend v. u. Z. werden der Pflug und das Rad erfunden und Zugtiere eingesetzt. Die Ausweitung der Gebiete, die von sesshaften Bauern beansprucht werden, führt auch zu Spannungen mit den Menschen, die noch nomadisch leben, und das Zusammenleben mit Nutztieren wird zur Quelle zahlreicher Krankheiten (siehe S. 202).

EUROPA Neubesiedlung des eisfreien Nordeuropas: 400 000 Menschen Taro

≈ 2 Millionen

10 000 vor unserer Zeitrechnung

9000

8000

Sorghum

e hn Bo ais M

W eiz Ri en nd Zi eg e Re is

Esel

7000

Huhn 6000

Siehe auch



Verbreitung und Vermischung von Homo sapiens S. 126 Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204 Die Bevölkerungsexplosion S. 264

167

Sesshaftigkeit und Bevölkerungszunahme Frau in einer Jäger-und-Sammler-Kultur: durchschnittlich ein Kind alle 2 bis 3 Jahre

Weltbevölkerung in Millionen ≈ 100 Millionen

1 Jahr

100 Sesshafte Bäuerin: durchschnittlich ein Kind pro Jahr 90

EUROPA Sehr schnelle Zunahme auf über 23 Millionen Einwohner. Die Bronzezeit im Anschluss geht dann mit einem Bevölkerungsrückgang einher.

1 Jahr

80

2600 vor unserer Zeitrechnung steigt die geschätzte durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau im Nahen Osten von 4,5 auf 10 an. CHINA Die Bevölkerung steigt zwischen 4000 und 2000 v. u. Z. von 800 000 auf 20 Millionen Menschen an.

70

INDIEN Nach der Neolithisierung zwischen 4000 und 2000 v. u. Z. wächst die Bevölkerung extrem schnell: von 700 000 auf 20 Millionen Einwohner. Bevölkerungen der Kontinente Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien Domestizierung von Pflanzen und Tieren, nach Kontinent Wichtigste Domestizierung

60

50

40

Lama

Rentier

30

20

10 Pferd

NEOLITHISCHE REVOLUTION 5000

4000

3000

2000

0 1000

168

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Gewalt, Kampf und Krieg ISLAND

Sagas 13. Jh.

DEUTSCHLAND

Nibelungensage 13. Jh.

Herxheim

RUSSLAND

Bylinen 11.–13. Jh.

ENGLAND

Beowulf 7.–10. Jh. Gough’s Cave

13. Jh. v. u. Z. Tollensetal Massaker von Talheim Achenheim «Ötzi», Tisenjoch

FRANKREICH Bergheim

Rolandslied Chalain 11. Jh. Roaix El Sidrón

Grotta dei Fanciulli, Balzi Rossi Vallée des Merveilles

Gran Dolina de la Sierra d’Atapuerca

Höhle von Tautavel Gemeinschaftsgrabstätte Laguardia ca. 1274 v. u. Z

GRIECHENLAND

Ilias 8. Jh. v. u. Z. Kadesch

1773 bis 1769 v. u. Z. Aufstand der Benjaminiten 1925 bis 1794 v. u. Z. Isin und Larsa

ISRAEL

Karmel Bücher der Makkabäer 8. Jh. v. u. Z. Stadtmauer von Jericho Qermez Dere

MAROKKO

Malaba 14. Jh.

2600 und 2350 v. u. Z. Umma und Lagasch Konflikte zwischen sumerischen Stadtstaaten

INDIEN

Mahabharata 4. Jh. v. u. Z.

MALI

Epos über Sundiata Keïta 13. Jh.

Friedhof von Dschebel Sahaba TAMILEN

Silappatikaram 1. Jh. INDISCHER OZEAN

Turkanasee

Schlacht bei Kadesch, ca. 1274 v. u. Z.

Lager Truppenbewegung Konfrontation Rückzug

tes

Division Re

To ll

Oron

ÄGYPTISCHES LAGER 4 Die Na’arin kommen als 5 Ägyptischer Verstärkung Gegenangriff Division Amun LAGER DER HETHITER 3 Amun in die Kadesch Flucht geschlagen, Rückzug der 6 das ägyptische Hethiter Lager wird umzingelt 1 Angriff der 2 Re in die hethitischen Flucht geschlagen Streitwagen

Schlacht an der Tollense, zwischen ca. 1300 und ca. 1250 v. u. Z.

4 Division Ptah kommt zur Verstärkung

Grabhügel Bronzeobjekte Menschliche Überreste

en

se

Siehe auch

I

2000 km I I

Muskeln und Werkzeuge S. 188 Die ersten Staaten S. 192 Kriege und Umweltzerstörung S. 278

I

I

Mögliche Spuren von Konflikt Zeitraum Paläolithikum (3,3 Ma bis 13 000 v. u. Z.) Mesolithikum (13 000 bis 8000 v. u. Z.) Neolithikum (8000 bis 1000 v. u. Z.) Archäologische Funde, die auf Gewalt hinweisen Kriegerische Darstellung in der Kunst Befestigte Siedlung Menschliche Überreste mit möglichen Spuren von Gewalt Spuren von Kannibalismus im Zusammenhang mit einem Kampf Kriege in der Mythologie Große epische Erzählung Erste bekannte Schlachten Nachweisbarer Konflikt

169

Gewalt in der Urgeschichte  Seit wann führen die Menschen gegeneinander Krieg? Spuren von Gewalt finden sich bereits im Paläolithikum. Aber es wird nach wie vor viel darüber debattiert, ob man hier schon von «Krieg» sprechen kann. Im Neolithikum vermehren sich die Anzeichen für zwischenmenschliche Gewalt. Da die Menschen sesshaft werden, wollen sie auch ihre Besitztümer und Nahrungsreserven schützen, was unweigerlich zu Spannungen führt. Außerdem wird wegen der steigenden Bevölkerungszahl der Bedarf an Land größer, um Ackerbau zu betreiben. Die ersten Schlachten, von denen wir wissen, finden in der Eisenzeit statt. Bekannt geworden ist etwa die Schlacht bei Kadesch: Um 1274 v. u. Z. kämpfen hier die Hethiter gegen die Ägypter. Ramses II. behauptet, als Sieger aus der Schlacht hervorgegangen zu sein, aber die beeindruckenden Bilder auf den Mauern der ägyptischen Tempel zum Gedenken an diese Auseinandersetzung wirken eher wie Propaganda. Schlachten werden auch in berühmten Epen zum Thema, etwa in der Ilias, dem Mahabharata oder dem Epos über Sundiata Keïta.

Von den ersten Werkzeugen zu Kriegswaffen Jahrtausende vor heute (nichtlineare Skala) JAPAN

Hogen Monogatari Heike Monogatari 13.–14. Jh. CHINA

Geschichte der Drei Reiche 3. Jh.

2

Erste Hellebarden Erste Schwerter (3100 v. u. Z., Türkei) = erste richtige Waffe

3 4

Eisenzeit (Werkzeuge und Waffen aus Eisen) Bronzezeit (Werkzeuge und Waffen aus Bronze)

5 6

PAZIFISCHER OZEAN

7

Neolithikum (Neue landwirtschaftliche Werkzeuge)

8

Erste Bumerangs 9

Mesolithikum

Erste Bögen 10

Erste Harpunen Erste Sicheln

20

Erste Messer

30

Erste Schleudern

40

Paläolithikum

Erste Speere Arnhemland

350

Millionen Jahre

Erste Wurfhölzer 1

Erste Äxte 2

Werkzeuge, Gona (Äthiopien) Behauene Steine 3

Erste Werkzeuge, Turkanasee (Kenia) Objekte aus behauenem Stein

Paläolithikum (erste Steinwerkzeuge)

Steinzeit (Werkzeuge aus Holz, Stein, Knochen, Elfenbein, Horn …)

I



Domestizierung

170

seit 12 000 Jahren

Frühe Veränderungen Amazoniens San Jacinto 4000 v. u. Z.

Puerto Hormiga 3900 v. u. Z.

Llanos de Barinas

Dubulay 3500 v. u. Z.

O rinoco

Llanos de Apure

GuriStausee

Alaka

Mu La Lindosa

I

nc

500 km I I

I

Bra

I

o

Süßkartoffel I

al

i

J ur



Pu

Chiribiquete Tropischer Regenwald Ne g r o Paranuss Cocona Tropischer Trockenwald Überschwemmungssavanne A M A Z O N A S B E Valdivia Anzú t umayo Zeitweise überschwemmtes 3700 v. u. Z. azonas Grasland und Sumpf Am Mangroven und Küstengebiet Upanotal Hohe Dichte an terra preta Kakao (schwarzer, fruchtbarer, ón anthropogener Boden) La Florida M a r a ñ a ir Region hier nicht einbezogen 2200 v. u. Z. de Inga s u r a Pu M Erste Besiedlung ay Uc Hauptgebiete der Domestizierung Sapote Paläolithische «nomadische» Besiedlung Erste Keramik Erster Mais Acre Schleimapfel Domestizierung von Pflanzen Präzise Lage Baures Ungefähre Lage Wichtige archäologische Maniok Fundstätten Monte Castelo Schleimapfel Sambaqui 1000 v. u. Z.–500 n. u. (Zwischen 6000 v. u. Z. und 1000 n. u. Z. aufgeschüttete Trinidad-Chili Hügel, vor allem aus Muscheln, Coca Llanos de Mojos die als Wohnräume, Grablegen oder zur Markierung von Coca Gebietsgrenzen verwendet wurden. Die größten Hügel sind Titicacasee bis zu 30 m hoch und können Tabak mehrere 100 m lang sein.) Künstliche Hügel und Anhöhen (als erhöhtes Fundament für PAZIFISCHER OZEAN Wohnhäuser und als Grabhügel) Hügelbeete Geometrischer Graben Megalith Felsbilder

AN

D

EN

Siehe auch



Die Bäume S. 114 Geisterwälder S. 178 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216

171

Amazonasbewohner als Landschaftsbauer lb Hüge eete

Wageningen-3

ATLANTISCHER OZEAN

Hertenrits

Hertenrits Eva 3200 v. u. Z.

urupi-Chili?

Wageningen-1

Amapá Werehpai I

Ananas

E

C

K

E

Mina 3500 v. u. Z. Bacuri

Taperinha Ende 6. Jt. v. u. Z. Iri

I

I

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Cupuaçu

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ós

Guarana

Açai

N

2 km I

Künstliche Anhöhe Hügelbeet Bach Gegrabener Pfad: In der Regenzeit Kanal, in der Trockenzeit Pfad

Marajoara

Pedra Pintada Mitte 6. Jt. v. u. Z.

I

Z.

Cocoyam

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Ara

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Paranuss

Ein domestizierter Wald  Um 8000 v. u. Z. beginnen die Jäger und Sammler des Amazonasgebiets Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Dabei hinterlassen sie, nachdem sie sesshafte Bauern geworden sind, nicht gerade dezente Spuren. Die Bewohner des riesigen Regenwalds verwandeln ihr Habitat von Grund auf, indem sie Pflanzen domestizieren und umfangreiche Erdarbeiten vornehmen. Die Vegetation von Amazonien ist sehr viel «unnatürlicher», als ihre üppige Vielfalt vermuten lässt. Die dort lebenden Menschen haben Pflanzen entfernt, neue Pflanzen gesetzt und Arten gekreuzt (siehe S. 157). Auch die Böden haben die Ureinwohner stark verändert und daraus terra preta gemacht (Portugiesisch für «schwarze Erde»), einen mit Abfällen und Asche angereicherten Boden. Mit der Sesshaftigkeit kommt nicht nur die Domestizierung von Arten auf, sondern auch die Herstellung von Keramik. Die Bewohner des Amazonasbeckens stellen sogar früher als die Gesellschaften in Mesoamerika oder an der Pazifikküste Töpferwaren her. Die ältesten Keramiken auf dem amerikanischen Kontinent sind die aus Taperinha (Ende des 6. Jahrtausends v. u. Z.) und Pedra Pintada (Mitte des 6. Jahrtausends v. u. Z.).

172

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Jäger und Sammler der Welt ELLSCHAFTEN ZWISCHEN 1500 UND 1800 * JÄGERGES Packeis

NENZEN

Grönland

SAMEN Sápmi

INUIT

TLINGIT

ALEUTEN

ountains Rocky M

HAIDA

ALGONKIN SIOUX

APACHEN

ATLANTISCHER OZEAN

COMANCHEN

Wendekreis des Krebses

S a h a r a

WARAO YANOMAMI

Äquator

PYGMÄEN

Am az o n ien An

PAZIFISCHER OZEAN

Ostafrika

de

n

GUARANÍ

Wendekreis des Steinbocks

MIKEA

Kalahari

ACHÉ

CHONO

Madagaskar

SAN

TEHUELCHE Patagonien

KAWESKAR SELK’NAM AMERIKA, 19. Ja E S SÜ D h rh u H C YAGHAN HAUSH I n de L D Ü rt

L SÜD

S

Vogel Huemul

Nandu

EN AND

Robbe

Landtierjäger

CHONO

TEHUELCHE

MeeresMuschel tierjäger Fisch

Guanako

Patagonien

KAWESKAR

SELK’NAM

Feuerland

YAGHAN

HAUSH

Harpune 500 km I

Pfeil und Bogen

I

I

I

I

I

IC H E S

AFRIKA, 19. Jahrhu

n de rt

PYGMÄEN

AKA-MBENZELE IK ASUA EFE BAKOLA-BAGYELI BAKA OGIEK SUA & MBUTI B AKOYA Elefant BONI TWA BABONGO TWA HADZA Ostafrika

Stachelschwein Pygmäen Riesenhamsterratte Pfeil und Bogen Lanze

TWA TWA IXU KXOE SHUA HAIBOM JU|’HOANSI KUA NARO

Lanze

Pfeil und Bogen San IXOOM G|UI-G||ANA Antilope 1000 km

SAN

I I I I I

Siehe auch

Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Die Nutzung der Erde im 15. Jahrhundert S. 208



173

Skandinavien, 27 000 v. u. Z.–500 unserer Zeitrechnung Isolierte Gesellschaften Gejagtes Tier Enklaven Jagdwaffe Sesshafte Vorratssammler Rentierzüchter Inuit * nach dem französischen Berittene Jäger Anthropologen Alain Testart Jäger zu Fuß (Südamerikanische indigene Gesellschaften) SIOUX Gesellschaften

Europäisches Nordmeer

LAPPLAND

Kierikki Undsfors KARELIEN

Ladogasee

TSCHUKTSCHEN

TUNGUSEN

Viste

Östliches Sibirien

Ostsee Åmølle Ertebølle Vedbæk Vaenge Sø

NIWCHEN

TSAATAN

A LEUTEN

Tybrind Vig

AINU Hi

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I

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PAZIFISCHER OZEAN

SENTINELESEN JARAWA ONGE VEDDA

Neuguinea

ORANG RIMBA

Sarnate

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500 km I I

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Ganzjährig bewohntes Dorf Landwirtschaft eingeführt um Ort bewohnt von 2700 v. u. Z. Oktober bis März 2000 v. u. Z. April bis September 500 v. u. Z. Jagdlager 500 unserer Zeitrechnung im Winter im Sommer

KOROWAI

Sumatra

INDISCHER OZEAN Australien

ABORIGINES

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ALIEN, 19. Jahrhunder

Die letzten Jäger und Sammler  t

NORTH ARNHEM FITZMAURICE KIMBERLEY

NORTHWEST

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Känguru SOUTHWEST

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TASMANIA I

Die Jäger und Sammler der Neuzeit sind untereinander sehr verschieden und haben nur noch wenig mit den prähistorischen Jägern und Sammlern gemein. Manche waren sesshaft geworden und lagerten Nahrungsmittel, etwa die Haida in Nordamerika, die sich hauptsächlich von Lachs ernährten. Andere, wie zum Beispiel die Sioux oder die Apachen, waren reitende Jäger (deren Pferde ursprünglich aus Europa kamen). Manche waren vom Rest der Welt abgeschnitten, wie die Australier, oder lebten wie die Pygmäen in einer Enklave. Gemeinsam war ihnen allen, dass sie keinen oder kaum Ackerbau oder Viehzucht betrieben. Im Norden Europas kam der Ackerbau erst sehr spät auf und wurde auch nicht kontinuierlich verfolgt. Einige wenige Gesellschaften von Jägern und Sammlern gibt es auf der Welt bis heute.

174

Domestizierung

seit 12 000 Jahren

Die Tiere: Schauspiel und Schutz Zur Schau gestellte Tiere 2022 Großer Zoologischer Garten Länder mit Zoo Länder ohne Zoo Verbot von Zirkustieren Länder, in denen die Haltung von Walen in Gefangenschaft verboten ist

KANADA CHILE COSTA RICA KROATIEN SCHWEIZ

KANADA

NORDAMERIKA RUSSLAND NORWEGEN

MEXIKO

PAZIFISCH E R OZE A N

ISLAND GROSSBRITANNIEN ÖSTERREICH DÄNEMARK NIEDERLANDE GROSSBRITANNIEN SCHWEDEN SCHWEIZ

Ein neues Verhältnis zu Tieren (Angaben für das Jahr 2022) Vom Diener zum Gefährten Länder, in denen mehr als 25 % der Stadtbewohner ein Haustier besitzen Länder, in denen Tiere vorwiegend Nutztiere sind Tierschutz Länder, die die Zucht von Tieren zur Pelzgewinnung verbieten oder stark eingeschränken Länder, die den Handel mit Robbenfellen verbieten Gründung der Vegan Society in Großbritannien durch Donald Watson (1944) Fortbestand des traditionellen Walfangs Walfangmoratorium aufgekündigt

NAHER OSTEN

PERU

AFRIKA

SÜDAMERIKA

ATLANTISCHER OZEAN

Siehe auch



Das Tier als Ressource S. 138 Die Domestizierung der Tiere S. 158 Schutz der Erde S. 288

175

Tiere in Sport und Unterhaltung (Angaben für das Jahr 2022) KANADA USA

VIETNAM FINNLAND

MEXIKO

CHINA

FRANKREICH Antillen

PORTUGAL

PHILIPPINEN

PAKISTAN

SPANIEN

INDIEN

INDONESIEN

AUSTRALIEN

VAE

Tierrennen (Pferd, Windhund, Kamel) Stierkämpfe oder -spiele Hahnenkämpfe

ARGENTINIEN SÜDAFRIKA

Die Abhängigkeit der Menschen vom Tier 

JAPAN SÜDKOREA

PAZIF ISCH E R OZ E A N

ASIEN

AUSTRALIEN

INDISCHER OZ E A N

Seit der Altsteinzeit leben die Menschen mit Tieren zusammen. Anfangs herrscht eine Beziehung wie zwischen Raubtier und Beute: Die einen jagen die anderen und umgekehrt. Doch dann kommen andere Formen von Beziehungen hinzu, wofür die Domestizierung des Hundes, lange bevor Menschen sesshaft werden, ein gutes Beispiel ist (siehe S. 136). Die Menschen gehen eine Verbindung zu einem anderen Tier ein, von der beide Vorteile haben. Ihre Jagdtechniken werden besser, ihre Überlebenschancen größer. Ab der Jungsteinzeit schließlich domestizieren die Menschen zahlreiche Tiere, um Fleisch und Milch zu gewinnen, Lasten tragen zu lassen und sich schädliche Tiere vom Hals zu halten. Und auch der Zerstreuung dienen die Tiere: bei Wettrennen oder in Schaukämpfen, später im Zirkus. Inzwischen sind einige von ihnen nur noch Schoßtiere. In den meisten westlichen Ländern besitzen heute über 25 Prozent der Stadtbewohner ein Haustier. Die Beziehung zwischen den Menschen und den anderen Tieren wird heute jedoch intensiv diskutiert, der Umgang mit Tieren in mancherlei Hinsicht in Frage gestellt, da ihnen nun auch Empfindungen zugesprochen werden, was lange Zeit abgestritten wurde. Immer mehr Staaten verbieten, Wildtiere im Zirkus auftreten zu lassen oder Wale und Delfine in Aquazoos zu sperren. Manche Staaten verbieten sogar inzwischen, Tiere zur Pelzzucht zu halten, symbolträchtige Säugetiere wie Wale zu fangen oder Stierkämpfe zu veranstalten. In den meisten Ländern der Welt ist die Beziehung der Menschen zu den Tieren jedoch nach wie vor von deren Nutzen geprägt.

6 Die Ära der Landwirtschaft (seit 6000 Jahren) Landwirtschaft wird unter den verschiedensten klimatischen Bedingungen und in den unterschiedlichsten Ökoregionen betrieben, so ungeeignet diese dafür auch erscheinen mögen – Berge, Wüsten, Regenwälder. Die Menschen passen sich immer wieder neu an und entwickeln bei einem Mangel oder Übermaß an Wasser, bei sinkenden Erträgen oder wachsender Bevölkerung stetig neue Ideen. Bewässerung, Geräte und Maschinen werden perfektioniert, um die Produktion zu steigern. Es entstehen Staaten, in denen die Lagerung und Verteilung der Erzeugnisse organisiert werden und die untereinander über weite Entfernungen Handel treiben. Beispielsweise gelangt schon in der Antike chinesische Seide bis nach Rom. Im 15. Jahrhundert ist die Alte Welt von einem Netzwerk von Handelsrouten zu Land und zu Wasser überzogen, dessen Zentrum der Indische Ozean ist. Die Menschen bleiben weiterhin Hungersnöten und Epidemien ausgesetzt.

178

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

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ZENTRALASIEN CHINA CHINE

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ATLANTISCHER OZEAN

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DEKKAN DECCAN SAHARA

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AMAZONIEN

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Ursachen der Entwaldung (2001 bis 2015) Bebauung < 1 % Waldbrände 23 %

Landwirtschaft nach Brandrodung 24 %

Waldbestand Anfang des 20. Jahrhunderts Kulturlandschaft mit weitgehender Entwaldung Von Natur aus waldfreie Gebiete (Savanne, Steppe, Tundra) Sehr dicht besiedelte Gebiete

AUSTRALIEN

Landwirtschaft und Bergbau 27 % Forstwirtschaft 26 %

Wälder zu Wohngebieten  Mit dem Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit werden Wälder niedergebrannt, um auf dem dadurch entstehenden fruchtbaren Boden Wanderfeldbau zu betreiben (siehe S. 183). In geringerem Maße wird Wald auch abgeholzt, um Häuser oder Möbel zu bauen oder um an Metallvorkommen im Boden zu gelangen. Heute wohnen die meisten Menschen in Gegenden, die ursprünglich Waldgebiet gewesen sind, vor allem in Europa, Indien und China. In den gemäßigten Zonen haben sich die Wälder früher und weiter zurückgezogen, da dort die landwirtschaftlich genutzten Flächen seit dem Mittelalter erheblich zugenommen haben, was zum Erblühen ländlicher Gegenden geführt hat. Aber auch die tropischen Wälder (Kongobecken, Südostasien, Amazonien) werden seit einigen Jahrzehnten immer mehr verkleinert, umgenutzt oder parzelliert. Im Amazonasgebiet wird Wald derzeit vor allem zur Gewinnung von Acker- und Weideland gerodet, in Südostasien für die Zucht tropischer Pflanzen wie etwa Ölpalmen (siehe S. 230).

Siehe auch



Die Bäume S. 114 Frühe Veränderungen Amazoniens S. 170 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216

11. Jahrhundert

14. Jahrhundert

Nordsee

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Die großen Rodungen in Europa

Die Wiege Indiens, vom Indus zum Ganges 

Diese Karten stammen aus einem Buch von Guy Fourquin (1969). Sie zeigen die lange vorherrschende Vorstellung, es habe vom 11. bis 13. Jahrhundert große Rodungen gegeben. In Wirklichkeit schwindet der Wald bereits in der Steinzeit (die dichten gallischen Wälder hat es nie gegeben), und im Mittelalter ziehen sich die Rodungen über einen langen Zeitraum, vom 7. bis zum 13. Jahrhundert, wobei es große regionale Unterschiede gibt. Wälder stellen aber auch eine wichtige Ressource dar (Holz, Beeren, Weiden). Nach einer Verschnaufpause im 14. Jahrhundert aufgrund von Kriegen und Epidemien weitet sich die Landwirtschaft schließlich wieder weiter aus, da die Böden auslaugen und neue Anbauflächen benötigt werden. Vom 19. Jahrhundert an dehnt sich dann der Wald wieder aus.

Die älteste Zivilisation Indiens entsteht im Tal des Indus, wo von 3000 bis 1800 v. u. Z. dank der Fruchtbarkeit des Flusses Stadtstaaten gedeihen. Klimaveränderungen ab etwa 1900 v. u. Z. lassen die Gegend austrocknen und leiten den Niedergang der Induskultur ein. Durch dieses Gebiet wandern vermutlich um 1500 v. u. Z. Gruppen aus Zentralasien (die sich selbst «Arya» nennen) nach Osten ins Gangestal, wo sie sesshaft werden, die Wälder roden und Landwirtschaft betreiben. Die ersten Städte dieser Königreiche entstehen gegen 550 v. u. Z. in einer Gegend, die einst von Regenwäldern überzogen war und in der nunmehr Reis angebaut wird, während im trockeneren Nordwesten Weizen vorherrscht.

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um 563 v. u. Z. Kapilavatsu: Vermutlich Geburt Siddharta Gautamas, des Buddha

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BENGALEN

DEKKAN-HOCHEBENE

Arabisches Meer

Golf von Bengalen

500 km I

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Hochebenen und Gebirge Vom Indus durchflossenes Trockengebiet

Gebiet lichter Wälder, im 2. Jahrtausend v. u. Z. besiedelt Gebiet tropischer Wälder, im 1. Jahrtausend v. u. Z. besiedelt (Reisanbau)

3000 bis 1800 v. u. Z.: Stadtstaaten der Induskultur Vorstoß der «Arya» nach Osten Ende des 4. Jahrhunderts v. u. Z.: Königreich Magadha, Kern des Maurya-Reichs

Die Ära der Landwirtschaft

180

seit 6000 Jahren

Dürre und Flut Der Nil, ein fruchtbarer Fluss  

Mittelmeer

Memphis

Fayyum

Bahariya-Oase

Theben Hibis

Kharga-Oase Ain Manawir

Assuan 1. Katarakt

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Abydos el-Dakhla-Oase

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Farafra-Oase

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Nil As-Syut

Die wichtigste Herausforderung für die Landwirtschaft ist Wassermangel. Die ältesten Ackerbau betreibenden Zivilisationen entstehen daher in Flusstälern: in Mesopotamien (wo es schon seit 5000 v. u. Z. Bewässerungssysteme gibt), am Huang He, am Indus und am Nil. Gegen Ende des 4. Jahrtausends v. u. Z. werden am Nil Felder in Überschwemmungsbassins angelegt, um die jährlichen Überflutungen (Nilschwemme) effizienter für die Landwirtschaft nutzen zu können. In der Sahara und in Iran wird das Grundwasser in sogenannten Foggaras (oder Qanaten) aufgefangen und in einem Kanal aus den Bergen in die Ebene geleitet. Eines der ältesten Beispiele findet sich in Ain Manawir (Ägypten): Hier lebt vom 6. bis 4. Jahrhundert v. u. Z. eine Gemeinschaft von Bauern, die dieses Wasser nutzt, bis es versiegt. Gerste, Weizen, Gurken und Melonen werden hier im Schatten der Dattelpalmen angebaut, es werden Wein und Rizinusöl hergestellt und im Niltal verkauft.

Foggara von Ain Manawir, 5. Jahrhundert v. u. Z. Mutterbrunnen: Schacht, der Zugang zur Hauptquelle gewährt

SA HA RA

Verteilung des Weitere Schächte: Wassers über ein Zur Wartung des Kanals System von Kanälen und zur Belüftung Kanal Ausgang bewässertes Land

2. Katarakt

I

200 kmI I I

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Grundwasser

Von der Nilschwemme bewässertes Land Oase im 5. Jahrhundert v. u. Z. Hauptroute

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urc hläs sig e s G es Felsiger, te i n wasserundurchlässiger Untergrund

Überschwemmungsbassins am Nil

Landgewinnung aus dem Meer

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Erhöhter Uferdeich

flussabwärts

 

Die Niederlande entstehen in niedrigen Küstenebenen, im S Delta großer Flüsse, die unterhalb des Meeresspiegels flussaufwärts liegen. Im 3. bis 6. Jahrhundert führt eine marine Transgression dazu, dass Siedlungsgebiete so lange unbewohnbar sind, bis das Wasser wieder abgeflossen ist. Angesichts der ständigen Gefahr von Hochwasser und Sturmfluten Regulierbare werden Deiche und Kanäle gebaut. Im 12. Jahrhundert Schleuse werden die ersten Polder errichtet – dem Wasser (Meer, Bassin Sumpf, See) abgerungenes Land – und landwirtschaftlich genutzt. Im 17. Jahrhundert können sie dank der Windmühlen (siehe S. 189), die das Wasser aus den Kanälen Damm pumpen, noch erweitert werden. Die Kosten der Landgewinnung werden aufgrund der Qualität des nutzbaren Bodens leicht wieder wettgemacht. Im 19. Jahrhundert werden die Windmühlen durch Dampfpumpen ersetzt, im 20. auf der Zuiderzee die vier größten Polder errichtet, wodurch dieser zum Süßwassersee wird. Die Einpolderung endet 1991. 17 Prozent der Fläche der Niederlande besteht Hochwasserstand aus Poldern, das sind 6000 Quadratkilometer.

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Siehe auch



Binnengewässer S. 74 Die Wüsten S. 76 Wasser zwischen Mangel und Überfluss S. 284

Die Polder der Niederlande

181

NORDSEE

1700

3. bis 5. Jahrhundert MARINE TRANSGRESSION: Überschwemmung der Küstengebiete aufgrund eines Anstiegs des Meeresspiegels

Zuiderzee

Amsterdam Utrecht

Den Haag

Amsterdam Utrecht

Den Haag

Rotterdam I

Heutige Küstenlinie Hauptvorstoßrichtungen des Meeres in der Transgressionsphase Überschwemmte Küstenebene Heutige Stadt

Antwerpen de Schel

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Rotterdam 50 km I I I I I

Brügge

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Beemster Erster großflächiger Polder (1612)

2020

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Alter Polder, zwischen 1200 und 1700 angelegt

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NORDSEE

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NORDSEE

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Amsterdam

Amsterdam Den Haag

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Utrecht

Den Haag

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Brügge

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Antwerpen

Polder angelegt zwischen 1700 und 1900 zwischen 1900 und 1968 Ausgesüßte Meeresbucht Kanal Deich

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Rotterdam 50 km I I I I

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Heutige Küstenlinie Überschwemmungsgebie bei Anstieg des Meeresspiegels um 1 Meter

Was ist ein Polder? Ringkanal

Außendeich

Meeresspiegel: Amsterdamer Normalnull*

Dünen Nordsee

Felder Siel mit Pumpstation

Polder Priel

* NAP (Normaal Amsterdams Peil): Niederländische Normalnull des Meeresspiegels seit dem 17. Jahrhundert

182

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird Europäisches Mittelalter: Zwei- und Dreifelderwirtschaft

Wa ld

Wald

1. Jahr Wintergetreide 2. Jahr (z. B. Weichweizen, Frühjahrssaat Roggen …) (z. B. Hafer, Gerste, Hirse, Frühlingsweizen, Erbsen, Linsen, Bohnen …) 3. Jahr Brache

1. Jahr Das Feld wird bestellt.

2. Jahr Das Feld liegt brach.

Wald

Wald

Zweifelderwirtschaft

Dreifelderwirtschaft

Das Jahr in der Landwirtschaft: Mittel- und Westeuropa, 12. und 13. Jahrhundert Frühling • Pflügen und Einsäen der Frühjahrssaat • Pflügen und Düngen der Brachen • Rebenerziehung • Schafschur Zeit der Knappheit: Wenn die Wintervorräte aufgebraucht sind, droht Mangel.

Sommer • Heuernte • Ernte der Winter- und Frühjahrsgetreide • Drusch des Getreides • Ährenlese

Herbst • Pflügen der Felder • Lesen und Keltern der Trauben • Einsäen der Wintersaat • Eggen (um den Boden zu reinigen) • Eichelmast der Schweine

Winter • Düngen der Felder • Holzeinschlag • Schweineschlachten

Brachland, Mist und Düngemittel  Wird ein Boden bestellt, verliert er immer Nährstoffe. Er muss also regelmäßig wieder fruchtbar gemacht werden, damit der landwirtschaftliche Kreislauf aus Saat und Ernte bestehen bleibt. Es ist bekannt, dass mindestens seit der Antike in Europa, Amazonien («schwarze Erde», siehe S. 170), China und Indien tierische und menschliche Fäkalien, Streu, Asche, Algen und Sand als Dünger auf die Felder aufgebracht oder Pflanzen wie die Lupine ausgesät werden (Gründüngung). Die vorherrschende Methode besteht jedoch darin, Land immer wieder brachliegen zu lassen: Die Bauern lassen auf Feldern, die sie durch Brandrodung angelegt haben, den Wald wieder wachsen oder auf unbestellten Parzellen Tiere weiden. In Nordeuropa steigert sich im 12. und 13. Jahrhundert allmählich der Ertrag, da der bis

dahin zweijährlich durchgeführte Fruchtwechsel auf drei Jahre ausgedehnt wird. Auf einer Parzelle folgt auf ein Wintergetreide ein Sommergetreide, dann liegt das Land ein Jahr lang brach. Auf diese Weise kann auch Hafer angebaut werden, mit dem das Vieh gefüttert wird, wodurch die Bauern wiederum mehr Mist für die Düngung ihrer Felder haben. Einige Dorfgemeinschaften etablieren zur effizienteren Bewirtschaftung ihrer Felder und damit zur Ertragssteigerung eine gemeinsame Dreifelderwirtschaft. In der Neuzeit liegt das Land nicht mehr brach, sondern wird mit Hülsenfrüchten oder Futterpflanzen (Klee) bewirtschaftet, durch die der Boden mit Stickstoff angereichert wird. Mineralische oder chemische Düngemittel (Stickstoff, Phosphat, Kali) gibt es seit dem 19. Jahrhundert.

Siehe auch



Boden als Lebensgrundlage S. 108 Die Menschheit ernähren S. 270 Klimawandel und Migration S. 280

183

Der Kreislauf des Wanderfeldbaus auf Waldboden B Brandrodung A Wald r 1. Jah der g n e ll Fä rkleinerun e Z , s e e m lz u o ä B des H

15 Aufg bis 30 J abe a der Phre nach arzel le

C Anbau verschiedener Nutzpflanzen

2. Jah r und manchmal die folgenden Jauch ahr e

Düngung durch Asche, Bodenverbesserung durch Kohle, die in die Erde eingearbeitet wird

D Junge Brache

Landwirtschaft in Waldgebieten  Schon seit der Jungsteinzeit werden Waldstücke abgebrannt, um Land für den zunehmenden Ackerbau und die Viehzucht zu gewinnen. In den innertropischen Wäldern wird diese Praxis bis heute angewandt. Das Unterholz wird gerodet, die Bäume abgeholzt (mit der Axt oder später mit der Motorsäge). Wenn das Holz trocken ist, wird es noch vor der Regenzeit verbrannt und die Asche wird auf den Boden aufgebracht, dem sie Mineralien liefert. Manchmal wird das abgeholzte Gelände, nachdem es ein oder zwei Jahre brach gelegen hat, noch einmal bewirtschaftet, ehe es jahrzehntelang unangetastet bleibt. Der Feldbau verschiebt sich jedes Jahr um mehrere

Kilometer, weshalb er auch Wanderfeldbau genannt wird. Für den französischen Historiker Fernand Braudel, der sich auf die Arbeiten deutscher Geografen wie Eduard Hahn und Emil Werth stützt, ist für diese Art des Feldbaus die Verwendung von Hacke und Grabstock charakteristisch. Mit diesen Werkzeugen können die Böden umgegraben und gelockert und Knollen geerntet werden. Liegt das Land lange genug brach, kann der Wald sich regenerieren. Aber wenn der Bevölkerungsdruck zu hoch ist, wird mehr Land benötigt und daher auch früher wieder bestellt, wodurch die Böden auslaugen und das Ungleichgewicht zwischen Bedarf und Ressourcen immer größer wird.

Wanderfeldbau und Brandrodung in den Tropen

5000 v. u. Z. ? jhum 6000 v. u. Z. ?

conuco Tropisches Afrika

milpa und coamile

Indien bewar

Philippinen kaingin Indonésie Indonesien

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Mittelamerika podu 4000 v. u. Z. Amerika

Amazonie Amazonien

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3000 v. av.u.n.Z.è. ? ?

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roça ladang

Innertropische Waldgebiete Wanderfeldbau heute (Daten von 2015) Älteste Spuren von Brandrodung

Eine die Erde umspannende Zone, in der sich Hacke und Grabstock als Werkzeuge für die Bodenbearbeitung nach der Brandrodung durchgesetzt haben («Hackbaugürtel» nach Eduard Hahn, 1914). roça Ortsübliche Bezeichnung für Brandrodung und/oder Wanderfeldbau

184

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Wenn Böden sich ergänzen WESTFLANKE DER ANDEN (PERU)

Höhe in Metern

NORDSEITE DER ALPEN (SCHATTENHANG)

6000

«verschneites Land» (Tierra nevada)

Gletscher I

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Lamaweiden

Schneegrenze «gefrorenes Land» (Tierra helada) Baumgrenze

5000

4000

Gletscher

Schneegrenze Alpine Stufe Waldgrenze 2000

1000

Schnee, Eis

Tropischer Nebelwald (Anden)

Tropischer Regenwald (Anden)

Gräser, Kräuter

Tropischer Bergwald (Anden)

Nadelwald (Alpen)

Montane Stufe

Kolline Stufe

Laubwald (Alpen) Kaffee

«heißes Land» (Tierra caliente)

Kaffee Bananen

«gemäßigtes Land» (Tierra templada)

Nivale Stufe 3000

Weideland (Almen) Kartoffeln Gerste Weizen Obst

Mais Obst

Weizen Gerste Kartoffeln

«kaltes Land» (Tierra fria)

Landwirtschaftliche Nutzung

Höhenstufen im Gebirge – Möglichkeiten und Beschränkungen  Die tropischen Anden, die seit mehr als 10 000 Jahren bewohnt und vor der Eroberung durch die Spanier dicht besiedelt sind, stellen eine Ökoregion von enormer Vielfalt dar. Quinoa, Kartoffeln und zahlreiche Bohnenarten werden hier domestiziert (siehe S. 157), außerdem das Lama und das Alpaka. Während keine großen Parzellen zum Feldbau vorhanden sind, können die Charakteristika der unterschiedlichen Höhenstufen der Vegetation für die Landwirtschaft ausgenutzt werden (worauf Alexander von Humboldt 1802 hinweist): Die verschiedenen Nutzpflanzen können zu unterschiedlichen Zeiten ausgesät und geerntet werden, sodass jeder einzelne Bauer sie allesamt anbauen kann. So kann eine Q’ero-Familie in Peru, die in 4000 Metern Höhe lebt, dort ihre Lamas weiden lassen, im Sommer auf 1500 Metern Höhe Mais ernten und auf 3000 Metern Höhe pflügen und Kartoffeln setzen.

Zudem betreiben die Gemeinschaften mindestens seit dem 1. Jahrtausend v. u. Z. Handel, teils über weite Entfernungen. In den Alpen, die ebenfalls seit über 10 000 Jahren bewohnt sind, entwickelt sich die Landschaft, wie wir sie heute kennen, vor allem im Mittelalter. Gerste und Roggen, die damals bis zu einer Höhe von 2100 Metern angebaut werden, sind die beiden wichtigsten Brotgetreide. Auch bei der Viehzucht spielen die Höhenlagen eine zentrale Rolle. Noch heute wird in den Alpen Wanderweidewirtschaft (Transhumanz) betrieben: Die Tiere verbringen die Sommer auf den Almen und die Winter im Tal. Die Wälder werden ebenfalls landwirtschaftlich genutzt. Alle Berglandschaften sind mehr oder weniger von den Unterschieden dieser Höhenlagen geprägt, die aus einem Zusammenspiel von natürlichen Einschränkungen und menschlichem Wirken entstehen.

Siehe auch

Klimata S. 68 Geisterwälder S. 178 Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom S. 194



SÜDEN

185 NORDEN

Römische Zeit (1. bis 5. Jahrhundert)

Nutzung der Eichenwälder in der Ebene Einjähriger Anbau Nutzung von Tamarisken, und Obstgärten (Weinberge, Pfahlrohr und Schilf Olivenhaine usw.)

HOCHLAGEN 600 bis 1000 m Berge des Haut-Languedoc

HÜGELLAND

Mittelmeer

KÜSTENSALZMARSCHEN EBENE

EHEMALIGES SCHWEMMLAND

Ginsterheide Weidewirtschaft

Um das Jahr 1000 (10. und 11. Jahrhundert) Berge des Haut-Languedoc

Kastanien

Kastanienanbau

Agde

Getreideanbau: Hafer, Gerste, vll. auch Roggen Getreideanbau: Hirse, Gerste, Weizen

LAGUNENSEEN Tanne Buche

Steineiche (immergrün) Eiche

Erle, Esche, Weide Tamariske

Schilf, Pfahlrohr Aleppo-Pinie

Heidekraut, Ginster, Wacholder, Zwergstrauch Obstbaum, Weinrebe

Getreide Kräuter

Ein bretonischer Weiler aus dem 9. Jahrhundert 

Die Gegend zwischen der Küste und den Bergen des Haut-Languedoc wird seit der Jungsteinzeit bewirtschaftet und von der Römerzeit an immer intensiver abgeholzt. Im Jahr 1000 ist sie bereits weitflächig vom Menschen geprägt. Die Menschen bauen Getreide und Obst an, betreiben Viehzucht und bewirtschaften die Wälder. Die Waldgebiete sind nicht dicht, sondern gleichen einem Mosaik verschiedenster Formen. Sie dienen als Weideland und liefern Viehfutter und Streu.

Bei Ausgrabungen im Süden von Châteaugiron nahe Rennes wird ein Weiler aus dem 8. bis 9. Jahrhundert mit drei landwirtschaftlichen Betrieben entdeckt, die jeweils über eigene Gebäude, Silos, Öfen oder Herde und Gärten verfügen. Es gibt gemeinschaftlich genutzte Flächen, zum Beispiel eine Tenne zum Dreschen des Getreides, und wahrscheinlich auch eine eingezäunte Weide für das Vieh. Alles ist durch Wege miteinander verbunden. Rund um den Weiler gibt es Wälder, Felder und Wiesen. Vorherrschend sind Haferanbau und Viehzucht. N

Die Landschaften des Haut-Languedoc 

Lagerfläche Teich

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Wald

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Wohngrundstück Garten Verarbeitung der Ernte Viehpferch (wahrscheinlich) Wirtschaftsgebäude Wohnhaus Silo (nachgewiesen) Ofen, Herdstelle Grundstücksgrenze

Grasland, Felder

Weg Weiden oder Felder (wahrscheinlich)

Die Ära der Landwirtschaft

186

seit 6000 Jahren

Reisanbau n g He

KOREA

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JAPAN

Shangshan (8000 v. u. Z.) Jiahu (6500 è.) (6500av. v. n. u. Z.)

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Pengtoushan (8000 (6500av. v. n. u. Z.) è.)

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Kuahuqiao (5500 v. u. Z.)

Jangtsekiang 8000 v. u. Z. s de ekrei Wend

CHINA CHINE

INDISCHER SUBKONTINENT Ganges

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Xi Jiang

Yunnan um 3000 v. u. Z.

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Golf von Bengalen

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Nordostindien um 2000 v. u. Z.

Südchinesisches Meer

Südostasien um 2000 v. u. Z.

SRI LANKA

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Äquator I

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SUMATRA I

I

Chinesisches Ursprungsgebiet Ausgrabungsstätte mit nachweisbarem Reisanbau Andere Ursprungsgebiete Frühe Ausbreitung Monsunwinde im Sommer

JAVA

Die Wiege(n) des Reisanbaus  Wilder Reis braucht zum Wachsen Wärme und Feuchtigkeit. Er wächst zunächst in Indien und Südostasien, die daher lange Zeit als die Wiegen des Reisanbaus angesehen werden. Infolge der Erderwärmung im Holozän breitet sich wilder Reis aus und gedeiht auch in den Tiefebenen des Jangtsekiang. Dort wurden die ältesten Spuren von Reisanbau entdeckt (um 8000 v. u. Z. in Shangshan), ohne dass man weiß, ob es sich bereits um domestizierten Reis gehandelt hat. Ob in seiner wilden oder domestizierten Form, Reis wird in dieser Region ab 4500 v. u. Z. zu einem wichtigen Nahrungsmittel. In Indien ist domestizierter Reis

seit der Zeit zwischen 2500 und 2000 v. u. Z. belegt. Ob er aus China eingeführt oder ob in Indien einheimischer wilder Reis domestiziert worden ist, konnte bislang nicht geklärt werden. In Indien wurde der Reis nach dem Monsunregen oder nach Überschwemmungen an Flussufern auf sonst trockenen Böden angebaut, ohne weiter bewässert zu werden, während in China ein intensiver Reisanbau betrieben wurde, bei dem der Reis im Wasser steht, wie es auch heute noch größtenteils praktiziert wird. In Indien entwickelt sich diese Anbaumethode mit Bewässerung dann erst um 1000 v. u. Z.

Siehe auch



Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Die lange Geschichte des Alkohols S. 160 Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204

A T LANTISCHER OZEAN

Wendekreis des Krebses

Mittelmeer

Massina (Niger-Binnendelta) möglicherweise um 1000 v. u. Z. err N Niigge

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Séenné

187

Afrika: Anpassung an ein regenarmes Land  Der Kulturreis kennt zwei verschiedene Arten, den afrikanischen (Oryza glaberrima) und den asiatischen Reis (Oryza sativa). Die Vorfahren beider Arten beginnen sich vor etwa einer Million Jahren genetisch voneinander zu unterscheiden. Der afrikanische Reis wird im Binnendelta des Niger domestiziert und offenbar zunächst in Überschwemmungsgebieten angebaut. Mit seiner Verbreitung nach Westafrika werden auf den trockenen Böden andere Varianten genutzt (Bergreis). Nach und nach wird der afrikanische vom asiatischen Reis verdrängt, der im 16. und 17. Jahrhundert in Afrika eingeführt wird und ertragreichere Ernten verspricht, aber weniger widerstandsfähig gegen Trockenheit ist. In den Küstengebieten Westafrikas, vom Senegal bis zur Elfenbeinküste, ist Reis das Hauptgetreide.

SAHARA

Tschadsee

l S ASH AE HLEZL O N E

Golf von Guinea I

1000 kmI I I

Äquator I

Vorkommen wilder Reissorten Ursprungsgebiet der Domestikation am Niger Fortschreitende Austrocknung Ausbreitung des Reisanbaus

Die wichtigsten Reisanbaumethoden Regenfeldbau (Bergreis) Wanderfeldbau nach Brandrodung oder Dauerfeldbau

Reisanbau auf zeitweilig gefluteten Feldern Bewässerungsfeldbau

Gefahr der Austrocknung

bis zu drei Ernten jährlich

Reisanbau auf gefluteten Feldern Sowohl Gefahr der Überwässerung als auch der Austrocknung

Tiefwasserfeldbau Überwässerungsgefahr

Flutung selten

Zeitweilige Überflutung (mehr als 10 Tage am Stück)

Flache Überflutung

Zeitweilige Überflutung

Wasser

Mangel

Mehr als 10 Tage jährlich überflutet Überschuss

Der Kreislauf des Bewässerungsfeldbaus Saatgut keimt in den Saatbeeten

Ernährung oder Vorrat

1

Wasserbedarf  min des ten s

25 T

e ag

5

2

Setzlinge werden auf den gefluteten Feldern ausgepflanzt

Reiskörner werden aus den Ähren gedroschen 4 Ernte

3

mindestens 15 Tage

Wasser wird abgelassen

mindestens 60 Tage

Reis wird auf der ganzen Welt angebaut. Aber er braucht viel Wasser: Regenwasser (Bergreis), durch Dämme und Kanäle kontrolliertes Wasser (bewässerter Reis), Wasser aus Überschwemmungen und in Schwemmebenen (gefluteter Reis). Für ein Kilogramm gefluteten Reis werden 5000 Liter Wasser benötigt (Weizen: 600 Liter). Die künstliche Bewässerung erfordert viel Arbeit (Bau der Kanäle, Verpflanzung des Reises in Büscheln von drei bis fünf Halmen, Unkrautjäten, Ernte, Dreschen). In einer Parzelle kann bis zu dreimal pro Jahr geerntet werden.

188

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Muskeln und Werkzeuge Wichtige technische Erfindungen Verkehr Speichenrad (Ägypten, Russland)

Schleife (Europa), Scheibenrad (Naher Osten, Europa)

Zugtiere Gebiss (Zentralasien)

Joch zum Anspannen von Ochsen, für Zugarbeit und zum Wassertragen

Maschinen, Werkzeuge

Spinnwirtel, Gewichtswebstuhl, Gewichte für Fischernetze

Töpferscheibe (Naher Osten)

«Noria»/Radschöpfwerk (Naher Osten)

Schaduff zum Wasserschöpfen mit Hebelkraft (Mesopotamien)

Landwirtschaftliche Geräte Holzhacke, Sichel, Steinaxt, Dreschflegel, Getreidemühle

Hakenpflug (Mesopotamien)

4000 vor unserer Zeit

3000 v. u. Z.

2000 v. u. Z.

Pflugkarren

Räderpflug

Hakenpflug Sterz

Deichsel Grindel

Sterz mit Handgriffen

Schar

Mittelsteg

Sech (aus Eisen)

Zughaken Zugrichtung

Streichbrett (aus Eisen)

Schar (aus Eisen)

Zugrichtung

Muskelkraft im Vergleich

Aufschwung der Landwirtschaft

Zugpferd Ochse Maultier Esel Mensch (an einer Kurbel)

Mensch (an einer Pumpe)

0

10

20

30 40 50 60 Vergleichseinheit der Muskelkraft

Bauern weltweit im Jahr 2000 Von 1,23 Milliarden Bauern arbeiten 800 Millionen (65 %) ohne Maschinen oder Zugtiere 400 Millionen (33 %) mit Zugtieren 30 Millionen (2 %) mit Maschinen und Motorkraft

Technische Neuerungen ermöglichen seit der Jungsteinzeit eine Intensivierung des Landbaus. In Europa erlebt die Landwirtschaft im Mittelalter einen enormen Aufschwung. Dank der Erfindung des Streichbrettpflugs (12. Jahrhundert) können die schweren Böden in den nördlichen Gegenden umgegraben und tiefere Furchen gezogen werden (im Mittelmeerraum wird weiterhin der für leichte Böden geeignetere Ritzpflug eingesetzt). Auch beim Gespann gibt es Fortschritte: Kummet für Pferde, Hufbeschlag für Esel, Maultiere und Pferde, Gespanne für mehrere Ochsen. In vielen Gegenden werden Rinder durch Pferde ersetzt, da sie schwerere Lasten tragen und schneller laufen können, auch wenn sie empfindlicher sind und die Haltung aufwändiger ist. Doch diese Verbesserungen allein erklären nicht die Produktionssteigerung. Hinzu kommen noch eine bessere Nutzung des Bodens mit Fruchtfolgen (S. 182), ein größerer Viehbestand aufgrund größerer Futtermengen und das mildere Klima (S. 198).

Siehe auch



Das Tier als Ressource S. 138 Industrielle (R)Evolution S. 240 Ein besseres Leben? S. 252

Fass (Europa)

189

Kutsche (China)

Kompass (China)

Steigbügel, Bauchriemen und Brustriemen für Pferdesättel (Asiatische Steppe und China) Wassermühle (Römisches Reich)

Spinnrad (China)

Automobil (Deutschland)

Genageltes Hufeisen (Europa) Hammermühle (Europa)

Mörser und Blasebalg Windmühle mit Wassermühlenantrieb (Persien) (China)

Erste Dampfmaschinen

Räderpflug (Europa)

Eiserne landwirtschaftliche Geräte (Egge, Sichel, Sense, Schere zum Schafscheren, Messer, Säge, Meißel) 1000 v. u. Z.

Hecksteuerruder (Europa)

0

Traktor (USA)

1000

1900

Kurbelwellenantrieb

Allzweckmühlen  Pleuel

Kurbel Strömungsrichtung

Mühlrad

Nockenwellenantrieb

le

Wel

Nocke Nocke

Strömungsrichtung

Die ersten hydraulischen Geräte, der Schaduff und die Noria, werden im 3. Jahrtausend v. u. Z. im Mittleren Osten zur Bewässerung verwendet. Die Wassermühle verbreitet sich im Römischen Reich, so dass in Europa schon weit vor dem Jahr 1000 Wasserkraft eingesetzt werden kann. Im Mittelalter werden Fließgewässer immer umfangreicher genutzt und Mühlen erfüllen verschiedene Zwecke. Sie werden zum Mahlen von Weizen eingesetzt, es gibt Walk- und Sägemühlen, Papiermühlen und Mühlen, die Hammer und Blasebalg antreiben, womit in den Hochöfen die Temperatur erhöht werden kann (siehe S. 190). Mühlen mit Nockenwellen (etwa bei der Schubkurbel) wandeln eine Drehbewegung in eine Hammerbewegung um. Windmühlen verbreiten sich seit dem 12. Jahrhundert. Mühlen tragen zu einer höheren Produktivität bei: Es kann mehr hergestellt werden, teils auch in höherer Qualität, und es verringert sich dadurch die Handarbeit (weshalb sie von der Bevölkerung bisweilen abgelehnt werden).

190

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Von der Töpferei zum Hüttenwesen Im Ofen erreichte

Gewonnenes Material

Verfahren

(in Grad Celsius)

600 °C

900 °C

Keramik

Mesopotamien

Glas (gegossen,

Quarzsand + Pflanzenasche

1500 v. u. Z.

Ägypten

Hinzufügung von Mangandioxid

300 v. u. Z.

Mittelmeerraum

200 v. u. Z.

Vll. Mesopotamien oder Phönizien

Kupfer

5500 v. u. Z.

Anatolien

Bronze (Legierung aus Kupfer und Zinn)

2500 v. u. Z.

Naher Osten

Direkte Reduktion (Aushämmern der Oxide im glühenden Zustand)

2000 v. u. Z.

Anatolien

Stahl (Legierung aus Eisen und Kohlenstoff mit < 2 % Kohlenstoff)

Ausscheiden des Stahls in der Luppe (Rekarburation)

1000 v. u. Z.

Europa

Gusseisen (Legierung aus Eisen

Eisenerz + Holzkohle

500 v. u. Z.

China

Flüssigkeit, im Schmelztiegel gewonnen

300 v. u. Z.

Indien

als Flüssigkeit gewonnen

14. Jahrhundert n. u. Z.

Europa

Indirekte Reduktion (Schmelzen mit Holzkohle und Hämmern des kalten Gusseisens)

14. Jahrhundert

Europa

Mehrere Verfahren, u. a. Entkohlung von Gusseisen

14. Jahrhundert

Europa

erste Gussformen)

Schmelzpunkt von Kupfer

Schmelzofen

und Kohlenstoff mit > 2 % Kohlenstoff)

Stahl (Wootz) Hochofen

Gusseisen Eisen Stahl 1538 °C 1600 °C

China

3000 v. u. Z.

Eisen (Roheisenluppe)

1200 °C

18 000 v. u. Z. Sand + Natriumcarbonat

Geblasenes Glas

1100 °C

Ort

Glas (Glasuren)

Durchscheinendes Glas

1083 °C

Zeitpunkt

der Gewinnung bzw. bei der Verarbeitung verwendete Stoffe

Temperatur

Schmelzpunkt von Eisen Eisenerz + Koks (aus Steinkohle)

1709

Großbritannien

Eisen

Walzen und Puddeln mit Steinkohle

1750

Großbritannien

Stahl

Mehrere Verfahren, darunter Guss im Huntsman-Tiegel

1780

Großbritannien

Stahl

Industrielle Herstellung

1856

Großbritannien

Gusseisen

Ton, Glas, Metall: die Nutzung von Öfen  Die meisten Metalle kommen in Form von Erz vor. Dieses Gestein muss zerkleinert und erhitzt werden, um daraus das Metall zu gewinnen. Damit entsteht das Hüttenwesen. Zunächst brennen die Menschen Ton (600 °C), später gelingt es ihnen, Kupfer und Bronze zu schmelzen (über 1000 °C). Eisen wird erstmals um 2000 v. u. Z. in Anatolien gewonnen. Schrittweise werden Tieföfen entwickelt: Eisenerz wird zusammen mit Holzkohle in den Ofen getan, mit einem Blasebalg wird Luft (und damit Sauerstoff) zugeführt, wodurch eine höhere Temperatur erreicht werden kann. Es entsteht eine breiige Masse, das Roheisen, das noch gehämmert werden muss, um – je nach dem Anteil des Kohlenstoffs – Eisen, Stahl oder

Gusseisen zu erhalten (direkte Reduktion). Mit der Einführung von Hochöfen in Europa im 14. Jahrhundert können noch höhere Temperaturen erzielt und flüssiges Gusseisen gewonnen werden. Fortan wird Eisen in Europa auch durch Raffination gewonnen, wobei das Gusseisen von Kohlenstoff gereinigt wird (indirekte Reduktion). Blasebälge und Hämmer werden mit Wasserrädern betrieben (siehe S. 188). Damit ist der Grundstein für den Aufstieg der Industrie gelegt. Auch Glas kann bei verschiedenen Temperaturen bearbeitet werden: Kieselerde (Sand) schmilzt bei 1750 °C, aber durch Beigabe von Natron kann der Schmelzpunkt auf 1000 °C gesenkt werden. So kann Glas bereits in der Antike hergestellt werden.



Siehe auch

Metallische Rohstoffe S. 58 Von Stein zu Metall S. 164 Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung S. 238

191

Mittelmeer ATLANTISCHER OZEAN

2500 v. u. Z.

ÄGYPTEN

Afrika: verschiedene Zentren

Nil

SAH ARA 1300 v. u. Z. Akjoujt 600 v. u. Z. MAURETANIEN Bou Khzama II Agadez Walaldé

SUDAN

1300 v. u. Z.

1000 v. u. Z. er Termit Tschadsee Douroula 650 v. u. Z. NIGERIA 500 v. u. Z. Bassar Jos énoué B Gbabiri 400 v. u. Z. Nsukka 800 v. u. Z. 450 v. u. Z. KAMERUN Golf von Guinea 500 v. u. Z.

700 v. u. Z.

Nig

2500 v. u. Z. Meroe 700 v. u. Z.

Volta

GROSSE SEEN 750 v. u. Z.

2000 km I

I

I

I

INDISCHER OZEAN

I

Gebiet früher Gewinnung von: Kupfer Eisen Ausgangsgebiet der Eisenverarbeitung Nordafrika: Kupferverarbeitung beginnt vor Eisenverarbeitung Sahara und Sahelzone: Kupfer- und Eisenverarbeitung gleichzeitig Afrika südlich der Sahelzone: Eisenverarbeitung ohne vorherige ausschließliche Verwendung von Kupfer

Naviundu

L

S

750 v. u. Z.

besi am

o pop im

Oranje

900 Ulfberht-Wikingerschwerter

Indien: hochwertiger Stahl 

?

Sheffield 1750, Huntsman-Verfahren

?

Axsikent 10. Jh. China 7. bis 10. Jh.

Merv 10. Jh. 900 Damastschwerter ? ?

?

2000 km I

I

I

I

Nordafrika durchläuft dieselbe metallurgische Entwicklung wie der Nahe Osten, mit dem es in Verbindung steht: Zunächst wird Kupfer gewonnen, später dann Eisen. Neuere Forschungen haben Anzeichen für Eisenverarbeitung an Orten südlich der Sahara entdeckt, an denen zuvor keine ausschließliche Verwendung von Kupfer nachzuweisen ist – im Gegensatz zu Nordafrika, Europa oder zum Nahen Osten. In der Sahara und der Sahelzone kann es vorkommen, dass zuweilen nah beieinander liegende Orte gleichzeitig jeweils Kupfer oder Eisen verarbeiten (wie zum Beispiel Agadez und Termit). Die Menschen dieser Regionen unterhalten Beziehungen, die sich über weite Entfernungen erstrecken können. So wurde Kupfer aus den Minen von Akjoujt 360 Kilometer weiter südlich in Walaldé gefunden.

Haiderabad (Golkonda) 300 v. u. Z. Kodumanal 300 v. u. Z. Malabarküste 300 v. u. Z. Sri Lanka 300 v. u. Z.

I

Erfindung und Verbreitung des Schmelzofenstahls: 4. Jahrhundert v. u. Z. bis 18. Jahrhundert unserer Zeitrechnung Herstellung von Schmelzofenstahl Verbreitung des indischen Stahls («wootz») Verbreitung des mittelasiatischen Stahls («pulad») Herstellung von Gegenständen aus diesen Stahlsorten

Um 300 v. u. Z. wird in Indien hochwertiger Stahl hergestellt. Im Tiefofen gewonnenes Eisen wird in einen geschlossenen Schmelztiegel gefüllt, in den auch Holzkohle, Glas und Blätter gegeben werden. Das Ganze wird auf bis zu 1300 °C erhitzt. Dabei entsteht flüssiger Stahl. Diese Technik, die in der Geschichte des Hüttenwesens nur eine Randerscheinung bleibt, verbreitet sich in der Zeit der Tang-Dynastie auch in China. Mit dieser Stahlsorte werden in Iran und Syrien die berühmten Damastschwerter hergestellt, außerdem die Ulfberht-Schwerter der Wikinger, wobei sich nicht sagen lässt, ob deren Stahl aus Indien oder Zentralasien stammt. Der Engländer Benjamin Huntsman entwickelt die Technik im 18. Jahrhundert noch einmal neu.

192

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Die ersten Staaten Die Anfänge staatlicher Strukturen  Die Ursprünge des Staates liegen wohl in Mesopotamien. Hier bilden sich im 4. Jahrtausend v. u. Z. Stadtstaaten heraus. Charakteristisch für sie sind die Zentralisierung der Macht und eine starke gesellschaftliche Hierarchie, die eine effiziente Verwaltung und Nutzung des «Überschusses» an Material, Menschen und Raum ermöglicht. In der Archäologie gibt es bestimmte Marker, die verwendet werden, um zu entscheiden, ob ein Gemeinwesen als Staat zu bezeichnen ist oder nicht: Darstellung der Eliten, funktionale Ausdifferenzierung des städtischen Raums rund um einen zentralen Ort, Schrift (z. B. Keilschrift im Nahen Osten, Linear B in der mykenischen Kultur) und die Verwendung von Geld. Verbreitung findet dieses politische System durch Austausch und Krieg zwischen Staaten und anderen Gruppen. Erst im 16. Jahrhundert, mit den Schriften Machiavellis, wird für diese Art von Olmeken um 1500 v. u. Z. Gemeinwesen ein Begriff eingeführt: «Staat» (it. «stato»). Seither sind verschiedene Definitionen von «Staat» entwickelt worden und historisch kommt er in den unterschiedlichsten Formen vor: Stadtstaaten, Großreiche, Nationalstaaten … Heute befassen sich vor allem die Sozialwissenschaften mit der Untersuchung von Staaten und Staatlichkeit. Einige Wissenschaftler wie Marshall Sahlins oder David Graeber hegen sogar Zweifel, ob der Staat PAZIFISCHER das beste politische System und überhaupt von Dauer sei. Derzeit ist er die OZEAN vorherrschende Form, in der sich Menschen auf der Welt organisieren. um 3000 v. u. Z. Caral-Zivilisation

Hauptmerkmale der frühesten Staaten

Verbindung von irdischer Macht mit der Welt der Götter

Entstehung von Eliten (besonders Kriegerkasten) Verwaltung, die eine gesetzliche Gewalt ausübt Bevölkerungszunahme

Sesshaftwerdung, Verstädterung

Vereinigung nicht miteinander verwandter Gemeinschaften

Gründung von «Kolonien»

Schrift und Geld Spezielle Gebäude zur Lebensmittellagerung Verwaltung eines Raums über die Spezialisierung Produktionsder Arbeit und zentren hinaus Ausdifferenzierung des Raums

Beherrschung der Bodenmelioration Beteiligung an Netzwerken (wirtschaftlich, politisch, kulturell) Eroberungspolitik

Ausbau von Handelsbeziehungen, die für Metallverarbeitung wichtig sind

Aufbau von Handelsnetzen

Staaten und Stadtstaaten nach Entstehungszeit (alle Daten v. u. Z.) 4. Jahrtausend 3000 bis 2500 2500 bis 2000 2000 bis 1500 1500 bis 1000

Siehe auch



Gewalt, Kampf und Krieg S. 168 Dürre und Flut S. 180 Warum Europa? S. 212

193

Oxus um 2400 v. u. Z. um 1500 v. u. Z. Mykenische Fürstentümer

um 1900 v. u. Z. China: Erlitou-Kultur Anfang des 4. Jahrtausends v. u. Z. Mesopotamien

um 2000 v. u. Z Minoische Zivilisation auf Kreta

PAZIFISCHER OZEAN

Induskultur um 2600 v. u. Z.

um 3150 v. u. Z. Ägypten

Ende des 4. Jahrtausends v. u. Z. Dschiroft Phönizien um 1200 v. u. Z.

INDISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

Uruk: Ein Beispiel für einen mesopotamischen Stadtstaat des 4. Jahrtausends v. u. Z.  Mesopotamien

ANATOLIEN

Ta

ur

us

b ge

ir

Alalach

ge

Kaspisches Meer

Kupfer Kupfer

Kupfer

Karkemiš

Holz

Ugarit

Kupfer

ar-Ramadi al-Kawm

Holz

Chafadjah

Eu

Syrische Wüste

ph

ra

Za

Dascht-e Kawir («Salzwüste»)

gr

t

Nippur

os

Kupfer -

Zinn

g Ti

Kupfer

ris

Die Entstehung von Stadtstaaten zwischen Euphrat und Tigris wird begünstigt durch Wissen um Bewässerungstechniken, einen starken demografischen Aufschwung und eine intensive Nutzung der vorhandenen Metalle. Ein wichtiges Zentrum dieser Entwicklung ist Uruk, wo im späten 4. Jahrtausend v. u. Z. die erste bekannte Schrift erfunden wird (die Keilschrift). Im Herzen eines dichten Handelsnetzes gelegen, gründet Uruk zahlreiche Siedlungen und dehnt seinen kulturellen Einfluss auf weite Gebiete aus. In der Uruk-Kultur scheint sich eine neue Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt entwickelt zu haben: Auf dort gefundenen Basreliefs und Vasen sehen wir den Priesterkönig bei der Jagd auf einen Löwen – als Symbol des Sieges des Menschen über die bedrohliche Natur.

Uruk Nordarabische Trockensteppe

ge

Ur

Eridu

Pe

I

G

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Chlorit f

500 km I

e

Dschiroft er

I

rg

Kupfer

rs is

ch

I

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I

I

Fruchtbares Land: Uruk und die anderen Die große Zeit der Landwirtschaft DilmunAnderer ? der sog. Fruchtbare Stadtstaaten wichtiger Ort Halbmond Uruk Einflussgebiet der Uruk-Kultur Kupfer Natürliche Ressource Stadt der Uruk-Kultur Haupthandelswege Kolonie

194

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom GALLIA COMATA (erobert zwischen 58 und 51 v. u. Z.)

Garum (fermentierte Fischsoße)

Aquileia

ATLANTISCHER OZEAN

Käse aus Ceva

c hSplit

is

Marseille

Rimini

Käse aus Luna Käse aus Trebula CORSICA

at

Narbonne

(80er Jahre v. u. Z.)

ri

(um 120 v. u. Z.)

Thunfisch aus Antibes Arles

Ad

GALLIA TRANSALPINA (später NARBONENSIS)

(227 v. u. Z.)

Schinken der Cerretani Tarragona

Rom

Aleria

es Brot M ee aus Ascoli Schweinefleisch aus Kampanien

Ostia

HISPANIA ULTERIOR

Córdoba

en

0T o nn

550

Tyrrhenisches Meer

Garum aus Cartagena

SICILIA

Karthago KÖNIGREICH MAURITANIA

Tanger

Tonnen

Cagliari

(197 v. u. Z.)

00 0

(227 v. u. Z.)

HISPANIA CITERIOR

20

SARDINIA

(197 v. u. Z.)

ILLYRIA

GALLIA Spargel CISALPINA aus Ravenna

KÖNIGREICH NUMIDIA

(227 v. u. Z.)

Utica

Trauben, Trüffel AFRICA

Honig aus Sizilien Syrakus

(146 v. u. Z.)

I

I

AFRICA (146 v. u. Z.)

Athen

500 km I I

I

I

Das Römische Reich Mitte des 1. Jahrhunderts v. u. Z. Lateinischer Name einer römischen Provinz mit dem Jahr ihrer Eingliederung ins Römische Reich Im 1. Jahrhundert v. u. Z. unterworfene andere Gebiete und Klientelstaaten Heute auf Deutsch gebräuchlicher Ortsname Zone des Mittelmeerklimas

Wichtigste Lebensmittelerzeugnisse Gebiet, aus dem Rom leichtverderbliche Lebensmittel bezieht (wie Gemüse, Milch, Eier) Salz Weizen Öl Wein Honig Anderes Erzeugnis Jährlich nach Rom verschiffter Weizen im 1. Jahrhundert v. u. Z. Die wichtigsten Handelsrouten zu Land zu Wasser

Wichtiger Hafen

er

Siehe auch



Wenn Böden sich ergänzen S. 184 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Die Menschheit ernähren S. 270

195

Austausch zwischen Stadt und Land  Handelsgut. Die Funde von Amphoren erlauben, ein genaueres Bild vom römischen Weinhandel zu zeichnen: Die Römer mögen nur Weißwein und exportieren ihren Rotwein nach Gallien. Das dritte Produkt im mediterranen Dreiklang ist das Olivenöl, das Italien anfangs exportiert, später aber selbst importieren muss (hauptsächlich aus Spanien). Salz spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da damit Lebensmittel haltbar gemacht werden können. Ein Teil des Solds der Legionäre darf auch in Salz ausgezahlt werden (das «salarium»). Unter Cäsar und mehr noch unter Augustus kommen weitere Handelsgüter hinzu. Nun werden auch Gewürze, Perlen und Seide gehandelt, die zwar nicht vom Volumen, aber vom Wert her bedeutend sind und deretwegen das Reich auch mit weit entfernten Gegenden in Kontakt tritt. Rom ernährt sich von den Reichtümern der eroberten Gebiete und befördert zugleich die dortige Entwicklung der Landwirtschaft.

Rom hat am Ende des 1. Jahrhunderts v. u. Z. ungefähr 800 000 bis 1 Million Einwohner und überrundet damit das ägyptische Alexandria als größte Stadt der Welt. Die Versorgung der Einwohner Roms erfolgt über immer weitere Entfernungen: Während die Stadt weiter wächst und sich das Römische Reich ausdehnt, wird ein Netz von Handelswegen errichtet, die allerdings nur an der Mittelmeerküste entlang und durch die Täler großer Flüsse führen. Fernab dieser Routen herrscht weiterhin die regionale Produktion vor. Der wichtigste gehandelte Rohstoff ist Weizen. Seit den Anfängen der Republik, vor allem im 5. Jahrhundert v. u. Z., leidet Rom immer wieder an Lebensmittelknappheit und muss die umliegenden Gebiete bitten, der Stadt Weizen zu liefern. Im 1. Jahrhundert v. u. Z. kommt das Getreide dann überwiegend aus Afrika und Sizilien, aber auch aus Sardinien und Ägypten. Wein ist ein weiteres wichtiges

Rüben aus Norcia und Amiterno Schwarzes Meer Austern aus Brindisi Durrës Brindisi

PONTUS ET BITHYNIA

Istanbul (Byzantion)

MACEDONIA

Pontische Salzerzeugnisse

(63 v. u. Z.)

(146 v. u. Z.)

Thessaloniki GALATIA

Lauch aus Tarent Rindfleisch aus Bruzio

ACHAEA (146 v. u. Z.)

Delphi

Ionisches

Reggio Meer di Calabria

Ägäisches Meer

Korinth

HymettosHonig Athen

Pergamon ASIA (129 v. u. Z.)

KÖNIGREICH CAPPADOCIA

CILICIA (64 v. u. Z.)

Delos LYCIA

Antakya (Antiochia) Kretische Trauben CRETA

Syrischer Kümmel

SYRIA CYPRUS

(64 v. u. Z.)

(67 v. u. Z.)

Tyros

Mittelmeer Apollonia

Damaszener Pflaumen

IUDAEA

CYRENE (74 v. u. Z.)

Alexandria Brot aus Alexandria

Zwiebeln aus Askalon

KÖNIGREICH AEGYPTUS

Ägyptischer Essig Im gesamten Römischen Reich und allen Gebieten, die Rom unterstehen, wird Sklavenhandel betrieben.

Äthiopischer Kümmel Indischer Pfeffer Rotes Meer

Die Ära der Landwirtschaft

196

seit 6000 Jahren

Die großen Hungersnöte der Alten Welt

Sept. 1941 bis Jan. 1944 UDSSR Belagerung von Leningrad 1 Million Todesopfer (30 %) 1891/1892 RUSSLAND 2 Millionen Todesopfer 1921/1922 RUSSLAND/UDSSR Bürgerkrieg zw. 3 und 5 Millionen Todesopfer

1314 bis 1318 WESTEUROPA mehrere Millionen Todesopfer 1845 bis 1852 IRLAND Große Hungersnot 1 Million Todesopfer (10 %) 1693/1694 FRANKREICH 1,3 Millionen Todesopfer (6 %) 505 v. u. Z. Rom

1931 bis 1933 UDSSR u. a. der Holodomor (Ukraine) zw. 4,5 und 8 Millionen Todesopfer

1347 EUROPA mehrere Millionen Tote

1946/1947 UDSSR über 1 Million Todesopfer AFGHANISTAN

3. Jahrtausend v. u. Z. Ägypten ATLANTISCHER OZEAN 1984/1985 ÄTHIOPIEN über 1 Million Todesopfer

JEMEN

NIGER BURKINA FASO

NIGERIA SÜDSUDAN ÄTHIOPIEN ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK UGANDA

1967 bis 1970 NIGERIA Hungersnot in Biafra über 1 Million Todesopfer

I

I

I

2000 km I I I

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO 1991 SOMALIA 300 000 Todesopfer

ANGOLA I

I

I

Erwähnungen von Hungersnöten im Altertum Anzahl der Todesopfer (in % der Bevölkerung, falls bekannt) Gegenwärtige Hungersnot Hauptursache der Hungersnot Umweltfaktoren Krieg oder Konflikt Staatliche Politik

15. Jahrhundert SIMBABWE

Siehe auch



Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen S. 152 Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich S. 166 Die Menschheit ernähren S. 270

197

Klima, Krieg, Krise 

1810, 1811, 1846 und 1849 CHINA 45 Millionen Todesopfer 1850 bis 1873 CHINA u. a. der Taiping-Aufstand 30 Millionen Todesopfer 1994 bis 1997 NORDKOREA zw. 1,5 und 3,5 Millionen Todesopfer 1876 bis 1878 INDIEN 5 Millionen Todesopfer 1783/1784 INDIEN Chalisa-Hungersnot 11 Millionen Todesopfer 1229 bis 1231 und 1257 bis 1260 JAPAN Kangi- und Shoga-Hungersnöte 1,5 Millionen Todesopfer?

1500 v. u. Z. China 1. Jahrhundert n. u. Z. Indien 1770 BENGALEN zw. 1 Million und 15 Millionen Todesopfer (3 bis 50 %) 1943 BENGALEN zw. 2 und 4 Millionen Todesopfer 1974 BANGLADESCH über 1 Million Todesopfer

INDISCHER OZEAN

Hungersnot mit den höchsten Opferzahlen 1958 bis 1961 CHINA «Großer Sprung nach vorn» zwischen 15 und 55 Millionen Todesopfer

Mehrere aufeinanderfolgende Missernten sind die Hauptursache für Hungersnöte – aber nicht die einzige: Epidemien, Kriege, soziale und politische Unruhen sorgen immer wieder dafür, dass die Lebensmittelknappheit bedrohliche Ausmaße annimmt. Für den Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen (Poverty and Famines, 1981) liegen die Hauptgründe im ungleichen Zugang zu Nahrung und in undemokratischen Staatsformen. Auch die Versorgung des antiken Rom, Hauptstadt eines das Mittelmeer umspannenden Reiches, ist weniger den Unwägbarkeiten der Natur ausgeliefert als menschlichem Versagen (u. a. Transportprobleme). Ab dem 14. Jahrhundert kommt es in Europa in der «Kleinen Eiszeit» (siehe S. 199) zu mehreren kalten Wintern und schlechten Ernten. Große Hungersnöte, von denen es in Europa seit dem 11. Jahrhundert kaum noch welche gegeben hat, treten in den Jahren von 1314 bis 1318 wieder auf und werden noch durch Epidemien und Kriege verstärkt. Jede Hungersnot wird weiter verschlimmert durch Spekulationen und hohe Getreidepreise (siehe S. 205, Beispiel Amiens, Ende des 17. Jahrhunderts). In Asien können unregelmäßige Regenfälle während des Monsuns zu Trockenheit oder Überschwemmungen führen. In Nordchina verstärkt die Nähe zum Wüstengürtel Probleme wegen Wassermangels. In Indien werden die zahlreichen Hungersnöte in der Kolonialzeit den britischen Machthabern angelastet, die das traditionelle System der Wasserwirtschaft umgekrempelt und die indische Wirtschaft auf den Export ausgerichtet haben. Heute entstehen die schlimmsten Hungersnöte infolge politischer Entscheidungen: Anfang der 1930er PAZIFISCHER Jahre lässt die UdSSR die Bauern OZEAN absichtlich hungern, um ihren Widerstand zu brechen, in China verhungern bei Maos «Großem Sprung nach vorn» Millionen von Menschen.

Die Ära der Landwirtschaft

198

seit 6000 Jahren

Der Einfluss des Klimas

HALBINSEL YUCATÁN

Golf von Mexiko Chichén Itzá

Austausch mit den Tolteken

Mayapan Mayapán Uxmal

Tulu’um

B A S STEISE TFELRAR N E SD

Bucht von Campeche

Calakmul

El Tigre

Santa Rita Corozal

Palenque Tikal Tayasal

H

PA ZIFISC H ER OZE A N

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CH

Utatlán

200 km I

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EN

Golf von Honduras

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I

Umwelt Bergwald Regenwald Trockenwald Savanne Tiefe Grundwasservorkommen, teilweise erreichbar durch Cenoten und Brunnen Entwaldung und rasche Erosion Vor der ersten Dürrewelle Gebiet der Mayakultur Wichtiger Stadtstaat vor 800 Stadtstaat, der zwischen 760 und 910 untergeht Erste Dürrewelle (830 bis 870) Migration der Maya, um 800 bis 1000 Neuer Hauptort zwischen 850 und 1000 Zweite Dürrewelle (1000 bis 1150) Zwischen 1000 und 1150 aktiver Stadtstaat Wichtiger Stadtstaat nach 1200 Seeweg Austausch mit den Tolteken Einwanderung aus dem Toltekengebiet

Cotzumalhuapa

Klimazyklen und die Maya-Zivilisation  Zwischen 650 und 850 blüht die Maya-Zivilisation auf, wovon bis heute die beeindruckenden Pyramiden in den tropischen Regenwäldern Mittelamerikas zeugen. Doch diese Blütezeit endet offenbar abrupt. Warum? Oft werden klimatische Gründe ins Feld geführt: Tatsächlich gibt es zwischen 830 und 870 mehrere Dürren. Viele Städte werden aber schon vorher aufgegeben, was sozioökonomische und politische Gründe haben könnte. Während dieser Krise im Süden entstehen im Norden zwei neue große Zentren: Uxmal und Chichén Itzá. Archäologen konnten eine starke Bewegung der Bevölkerung hin zu den Küsten nachweisen, was sich an der neuen Lage der Städte zeigen lässt. Die Maya lassen sich in teils trockenen Gegenden nieder, wo sie allerdings Seewege nutzen und Wasser aus unterirdischen Flüssen holen können. Die Zugänge dazu bestehen vor allem in den poolartigen «cenotes», die durch den Einsturz von Karsthöhlen entstanden sind. Viele dieser Städte gehen vermutlich bei einer weiteren Dürreperiode zwischen 1000 und 1150 zugrunde. Die großen nach 1200 entstandenen Stätten zeugen von der Vitalität und Anpassungsfähigkeit der Maya, vom wachsenden Einfluss der toltekischen Kultur und dem Austausch mit ganz Mesoamerika. Die Geschichte der Maya kann nur teilweise mit den nachweisbaren klimatischen Veränderungen erklärt werden.



Siehe auch

Das Phänomen El Niño S. 66 Klimata S. 68 Klimawandel und Migration S. 280

199

Temperaturentwicklung auf der Nordhalbkugel Abweichung vom Mittelwert

Römisches Optimum (250 v. u. Z. bis 400 n. u. Z.) Mittelalterliche Klimaanomalie/Warmzeit (ca. 900 bis ca. 1300) Holozän-Optimum Durchschnittstemperatur der vergangenen 10 000 Jahre

+ 2 °C + 1 °C 0 °C − 1 °C

Ende der Würm-Eiszeit

Gegenwärtige Erwärmung

15 °C

Kleine Eiszeit (14. bis 19. Jahrhundert)

− 2 °C − 3 °C − 4 °C − 5 °C 18 000 v. u. Z.

8000 v. u. Z.

1

950

1650

1850

1950

2000

Jahre (logarithmische Skala)

Die Wikinger in Grönland: Reaktionen auf klimatische Veränderungen  Die Gegenden des Nordatlantiks erleben etwa ab dem Jahr 900 für ungefähr 400 Jahre eine Warmzeit (mittelalterliche Klimaanomalie). Die Meere werden eisfrei und die aus Skandinavien kommenden Wikinger errichten um 985 in Grönland (dänisch Grønland: «Grünland») Siedlungen. Sie leben vom Handel mit Walrosselfenbein. Im 13. Jahrhundert ändert sich das Klima wieder (Kleine Eiszeit): Sturm und

Eis erschweren die Jagd und die Überfahrt nach Norwegen. Da die Weideflächen schrumpfen, stellen die Wikinger ihre Ernährung um und essen nun weniger Schafe und Schweine und dafür mehr Robben und Fische. Allerdings treffen sie dabei auf den Widerstand der Inuit, die ihnen den Zugang zu den besten Fanggebieten verwehren. Die letzten Siedler verlassen Grönland Anfang des 15. Jahrhunderts. NORDPOLARMEER

Barentssee

Thule

r he lic rd Nö

Baffinbucht

Grönlandsee

Po lar kre is

GRÖNLAND NORWEGEN

− 1 °C zwischen 1000 und 1500

LABRADOR VESTRIBYGD (WESTSIEDLUNG)

Sandnes

Walrosselfenbein Pelze und Häute − 0,8 °C zwischen 1000 und 1500

Labradorsee Holz I

I

I

I

MITTLERE SIEDLUNG

Brattahlíð Herjolfsnæs AUSTRIBYGD (OSTSIEDLUNG)

500 km I

Europäisches Nordmeer Holz Metall Getreide

ISLAND

Konkurrenz durch afrikanisches Elfenbein Pest in Norwegen

gen-Grönlan Norwe d: ca . 2800

km

ATLANTISCHER OZEAN

I

Wikingersiedlungen auf Grönland (985 bis 1400) Wikingische Höfe Walrossvorkommen Jagdgründe Holz Handelsware Seeweg Negative Umwelt- und Klimaveränderungen Entwaldung Höhere Sturmhäufigkeit Temperaturrückgang Vermehrtes Auftreten von Verringerung der Regenfälle, Eisbergen Schrumpfung von Weideund Ackerland

Konkurrenz durch Inuit, Abbruch des Norwegenhandels und Anpassungsversuche Die Thule-Kultur der Inuit Einwanderung der Inuit nach Grönland gegen 1300 Ausbreitung der Inuit nach Süden Besiedlung der wikingischen Jagdgründe durch die Inuit (um 1500) Abbruch des Warenaustauschs mit Norwegen Anpassungsversuch (Bewässerungskanäle)

200

Geschichte der Wissenschaften

Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit 13. Oktober

14. Oktober

12. Oktober

10. Oktober 3. Oktober

2. Oktober 28. September

30. September

1. Oktober

20. September 10. September

13. September

12. September

11. September

9. September 4. September

31. August 27. August Warme Periode 21. August 1600

1610

Kalte Periode 1620

1630

30. August Warme Periode 1640

Kalte Periode 1650

Jahr 1660

Datum des Beginns der Weinlese in Beaune (Burgund) von 1600 bis 1660.

Der Grindelwaldgletscher in den Schweizer Alpen auf einem Kupferstich des 17. Jahrhunderts und einer Fotografie um 1905.

Labore und Archive Anfang des 20. Jahrhunderts stellen Albrecht Penck und Eduard Brückner die Hypothese auf, dass es in den Alpen mehrere Glazialzeiten gegeben habe, und benennen sie nach den Nebenflüssen der Donau: Günz, Mindel, Riss und Würm (siehe S. 80). Verschiedene Untersuchungen haben diese Annahme bestätigt, und die Bezeichnungen sind bis heute geblieben. Zwischen 1950 und 1980 wird eine Technik entwickelt, um die Zusammensetzung von im Eis einge­ schlossenen Luftblasen zu untersuchen. Die verschiedenen Sauerstoffisotope sind je nach Umgebungstemperatur bei der Vereisung in unterschiedlicher Konzentration vorhanden. Je tiefer die Bodenprobe, umso älter ist sie auch. Die dunklen Rillen entstehen im Sommer, die hellen im Winter. Dadurch können die Proben genau datiert werden. Für die

Zeit vor Thermometer und Barometer, die erst im 17. Jahr­ hundert erfunden werden, können Annalen und Chroniken zurate gezogen werden, in denen vor allem ungewöhnliche Begebenheiten vermerkt sind. Rückschlüsse auf Klimabe­ dingungen in der Vergangenheit lassen sich indirekt jedoch auch aus den Aufzeichnungen ganz gewöhnlicher Vorkomm­ nisse ziehen: In Frankreich ist beispielsweise der Beginn der Weinlese – der als öffentliches Ereignis in das Gemeinde­ verzeichnis eingetragen wird – ein guter Anhaltspunkt, um die Temperaturen im Frühjahr und Sommer zu schätzen: Je wärmer es in diesen beiden Jahreszeiten ist, desto früher beginnt die Weinlese. Möchte man die Bewegung der Gletscher in den Alpen rekonstruieren, können Gravuren aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sowie Fotos ab dem 20. Jahr­

201

Querschnitt durch eine um 1040 geschlagene Eiche, die in einem romanischen Dachstuhl im Département Seine­Maritime (Frankreich) verbaut wurde.

hundert hilfreich sein. Die Anfang des 20. Jahrhun­ derts von dem Astronomen A. E. Douglass erfundene Dendrochronologie, die das Wachstum der Bäume anhand ihrer Jahresringe nachvollzieht, liefert Informationen zu den Bedingungen, unter denen ein Baum gewachsen ist. Die Breite eines Rings hängt nämlich von Wassermenge, Temperatur und anderen Umweltbedingungen ab. Ein Pionier der histori­ schen Klimatologie ist der französische Historiker Emmanuel Le Roy Ladurie, der in den 1960er Jahren eine Geschichte des Klimas verfasst, für die er alle damals verfügbaren Daten miteinander in Beziehung setzt (Histoire du climat depuis l’an mil, 1967). Eisbohrkern aus dem grönländischen Inlandeis (1837 m Tiefe, 14 250 v. u. Z.).

202

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Die großen Epidemien

Gänse/Enten PAZIFISCHER OZEAN

Spanische Grippe

rr teou aat quu ÉÄq

AT L A N T I S C H E R OZEAN

Englischer Schweiß

Flöhe Spanische Grippe

Syphilis?

Antonin «Pest»

Pocken

Justinianische Pest

Mücken Seuche in Athen Affen AT L A N T I S C H E R OZEAN

Herd und Ausbreitung der Seuchen Englischer Schweiß Nachweis eines Pestausbruchs (1485 bis 1551) zwischen 3000 und 800 v. u. Z. Syphilis Seuche in Athen (Ende des 15. Jahrhunderts) (Die Athenische «Pest»* war vermutlich Typhus und kam Pocken (in der Neuen Welt) nicht, wie von manchen (Anfang des 16. Jahrhunderts) Zeitgenossen angenommen, Spanische Grippe aus Äthiopien.) (1918/1919) (430 bis 426/425 v. u. Z.) Cholera Antoninische «Pest»* (seit 1817) (165 bis 180 n. u. Z.) Justinianische Pest * Das lateinische Wort «pestis», von (541 bis 750) dem das deutsche Wort «Pest» stammt, bezeichnete alle möglichen Seuchen, Pest: Der «Schwarze Tod» nicht nur die vom Bakterium Yersinia (1338 bis 1353) pestis ausgelöste Pest.

AIDS Ebola

Zika

Affen Asiatische Grippe (1956 bis 1967) Zika (seit 1970) Ebola (seit 1976) AIDS (seit 1981) Covid-19 (seit 2019) Tierisches Seuchenreservoir Tierischer Seuchenüberträger

Siehe auch



Transportmittel S. 244 Die Bevölkerungsexplosion S. 264 Hygienische Herausforderungen S. 282

203

Seuchen als globales Problem 

Gänse/Enten PAZIFISCHER OZEAN

Spanische Grippe

nische »

Covid-19 «Schwarzer Asiatische Tod» Grippe Ratten und Flöhe

Cholera

INDISCHER OZEAN

Ab der Jungsteinzeit führt das Zusammenleben mit den domestizierten Tieren und tierischen Schmarotzern wie etwa Ratten ebenso wie das Zurückdrängen der Wildnis zu Krankheiten. Bevor die Menschen sesshaft werden und die Bevölkerungszahl zunimmt (siehe S. 166), haben Krankheiten in den kleinen, nicht miteinander in Kontakt stehenden Gruppen weniger schwerwiegende Auswirkungen. Die Zusammenballung von Menschen und der zunehmende wirtschaftliche Austausch hingegen begünstigen die Ausbreitung von Epidemien. Schon in Grabstätten aus den Jahren 3000 bis 800 v. u. Z. finden sich in mehreren Gegenden der Welt Spuren der Pest. Im 14. Jahrhundert sterben dann 75 bis 200 Millionen Menschen in der Alten Welt (über ein Drittel aller Europäer) an dem aus Zentralasien stammenden sogenannten Schwarzen Tod. Diese Pestwelle hat sich vermutlich über Handelsrouten, wie zum Beispiel die Seidenstraßen, verbreitet. Die Eroberung und Kolonisierung des amerikanischen Kontinents durch die Europäer ab dem 16. Jahrhundert löst zahlreiche Epidemien in der indigenen Bevölkerung aus, die zu einer demografischen Katastrophe führen (siehe S. 216). Heute tragen touristische und berufliche Flugreisen dazu bei, dass sich Krankheiten sehr schnell weltweit ausbreiten können, wie zuletzt Covid-19.

Todesopfer der großen Seuchen Justinianische Pest «Schwarzer Tod» (541 bis 750) 20 Millionen Todesopfer (1338 bis 1353) 75 bis 200 Millionen Antoninische «Pest» Todesopfer (Pocken? 165 bis 180 n. u. Z.) 5 bis 10 Millionen Todesopfer

Seuche in Athen (Typhus? 430 bis 426 v. u. Z.) 75 000 bis 100 000 Todesopfer

Pocken (Anfang des 16. Jahrhunderts) 25 bis 55 Millionen Todesopfer

Spanische Grippe (1918/1919) etwa 40 Millionen Todesopfer

Asiatische Grippe (1956/1957) 1,1 Millionen Todesopfer Ebola (seit 1976) 11 000 Todesopfer

Cholera (seit 1817) 1 Million Todesopfer

AIDS (seit 1981) etwa 35 Millionen Todesopfer

Die Ära der Landwirtschaft

204

seit 6000 Jahren

Bevölkerungsaufschwung und -krise China als Motor demografischen Wachstums  Reiches zur Zeit seiner größten Ausdehnung entspricht (2. Jahrhundert n. u. Z.). Im Norden Chinas ist die Bevölkerungsdichte für die damalige Zeit bereits außergewöhnlich hoch. Die Menschen dort leben von der Landwirtschaft, vor allem vom Weizen- und Hirseanbau. Reis spielt noch kaum eine Rolle. Während im 18. Jahrhundert die Bevölkerungen Indiens und Afrikas (das durch den Sklavenhandel ausblutet, siehe S. 226) stagnieren, verdoppelt sich in China die Bevölkerungszahl (von 180 auf 350 Millionen, das sind 35 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 1800). Da zeichnen sich bereits die demografischen Entwicklungen ab, die ein bis dahin ungekanntes Wachstum zur Folge haben (siehe S. 264).

Nach der Bevölkerungsexplosion in der Jungsteinzeit wächst die menschliche Population weiter, wenn auch nicht ohne Schwankungen. Friedenszeiten sind kaum überraschend Blütezeiten, da sie die Verbreitung technischer Innovationen und alle Arten von Austausch begünstigen, während Kriege durch Zerstörungen und die Verschlimmerung von Hungersnöten (siehe S. 196) und Epidemien (siehe S. 202) oft zu einem Bevölkerungsrückgang führen. Am besten belegt ist die Bevölkerungsentwicklung in China, da dort seit dem Jahr 2 n. u. Z. Volkszählungen durchgeführt werden. Damals hat das Land 60 Millionen Einwohner (25 Prozent der Weltbevölkerung), was der Bevölkerungszahl des Römischen

Han-China, 1. Jahrhundert v. u. Z.

n g He

Kutscha Kaschgar

Lanzhou

Khotan

Hirse Weizen Luoyang

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Dunhuang

Xi’an

I

Chengdu

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0

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Bevölkerungsdichte (Ew./km2) : 50 150

ia

1000 km I I I

Hefei Yiling Xingan

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Danyang

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Wüste Taklamakan

Gelbes Dingxiang Meer Handan Taiyuan

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Reis Yelang Lingfang

Grenze zwischen Weizenund Hirseanbau (im Norden) und Reisanbau (im Süden)

Südchinesisches Meer

CHINA Krise der Drei Reiche

110 Millionen

CHINA 60 Millionen

Warmzeit: Römisches Klimaoptimum -10000 1000 v. u. Z. 1 n. u. Z.

100

200

300

400

500

600

700

800

Siehe auch



Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich S. 166 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216 Die Bevölkerungsexplosion S. 264

205

Die Hungersnot in Amiens 1693/1694 1000

Anzahl der Geburten und Todesfälle Weizenpreis in Sol (Währungseinheit) je Setier (Raummaß) Weltbevölkerung in Millionen 800

800 Millionen

100

Beginn des demografischen Wandels

Jahr

10 1691

Weizenpreis

1692

1693

Todesfälle

Geburten

1694

1695

AFRIKA 8. bis 19. Jahrhundert durch Sklavenhandel ausgeblutet (etwa 40 Millionen Tote)

700

Todesfallüberschuss 600 AMERIKA Seucheneinbruch nach 1500

Bevölkerung nach Erdteilen Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien

EURASIEN und AFRIKA 1347/1348 «Schwarzer Tod» 500 Millionen

500

400

300

200

100

Warmzeit: Mittelalterliche Klimaanomalie

Kleine Eiszeit 0

900

1000

1100

1200

1300

1400

1500

1600

1700

1770

206

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Die Globalisierung im 15. Jahrhundert Oslo

Stockholm Riga

Edinburgh Wolle London Zinn

Groningen Brügge

Bolgar Moskau

Danzig Lübeck Eisen

Nürnberg

Ukek

Kiev

Wien Paris Asow Sarai La Rochelle 25 Tage Venedig Mailand OSMANISCHES REICH Lyon ÄUSSERSTER Schwerter Kaspisches WESTEN: EUROPA Ragusa Schwarzes Meer Meer Marseille Genua Ka uka Istanbul Edirne Barcelona sus Korfu Wolle, Leder Seide, Täbris Lissabon Palermo Granada Baumwolle Rhodos Tunis Damaskus Fès Tlemcen Leder Mittelmeer Bagdad Baumwolle Leder Marrakesch Tripoli Alexandria Basra In Salah Kairo Schiras Arabische Halbinsel

MAMLUKENSULTANAT

Wüste

Dschidda

Sahara

er Me tes Ro

Eurasien und Afrika pflegen seit langer Zeit Beziehungen. Nachdem der Austausch im 14. Jahrhundert abgenommen hat (vor allem wegen des Ausbruchs der Pest, siehe S. 202), knüpfen sie neue Verbindungen, und der Handel blüht wieder auf. Die Seidenstraße bleibt unter den Nachfahren Timurs, den Timuriden, bis weit ins 15. Jahrhundert ein wichtiges Handelsroutennetz, verliert dann aber zu Gunsten der sichereren 'Seewege an Bedeutung. Mittelpunkt dieses Geflechts aus Handelswegen und -beziehungen ist der Indische Ozean als Bindeglied zwischen Mittelmeer und Chinesischem Meer. Vor dem Eindringen der Portugiesen in diesen Wirtschaftsraum zu Beginn des 16. Jahrhunderts sind im Indischen Ozean vor allem muslimische und indische Händler unterwegs. Es bilden sich «Zentren» und «Peripherien» heraus: Die Zentren – China, das ägyptische Mamlukenreich, das Osmanische Reich und Indien – verkaufen handgefertigte Erzeugnisse, während aus den Peripherien hauptsächlich Rohstoffe und Sklaven kommen. Indien exportiert Gewürze und Baumwolle und profitiert dabei vor allem vom Handel mit dem Westen, während es aus dem Osten mehr Waren einführt, zum Beispiel Seide und Porzellan. Das Rückgrat dieses Weltsystems ist das Netz der großen Häfen wie Aden im Süden der Arabischen Halbinsel, Hormuz am immer wichtiger werdenden Persischen Golf, Khambhat und Kozhikode (frühere Namen: Cambay und Calicut) in Indien und vor allem Malakka: damals einer der bedeutendsten Häfen der Welt und der wichtigste im Indischen Ozean. Auch die swahilische Welt

Eisen

Bergen

Die Alte Welt im 15. Jahrhundert 

Timbuktu MALIREICH

Gao Djenné

Niani

Mekka

Aksum

Ghana

Kano

Ngazargamu

Weihrauch Aden

Leder

Begho Benin Mogadischu Golf von Guinea

ATLA N T I SC H E R OZ E A N

M’banza Kongo

SWAHILIKÜSTE

Kongobecken

Mombasa Kilwa Vohémar

an der afrikanischen Ostküste wird immer mehr eingebunden. Europa ist im 15. Jahrhundert nur das äußerste, westliche Ende dieser Welt und mit den großen Handelsnetzwerken über das Mittelmeer und die venezianischen und genuesischen Händler verbunden. Die asiatische Wirtschaft dominiert die Alte Welt – und das bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Langany Groß-Simbabwe

Sofala

Madagaskar

s

Siehe auch



Pelztierjagd S. 140 Warum Europa? S. 212 Transportmittel S. 244

207

Anteil am Welt-Bruttoinlandsprodukt 100

Die Alte Welt in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts

%

80

8 10 7

9 9

7

18

20

12

75 70

60

10

7

7

65

66

1500

1600

40 20 0 1

1000

Europa Afrika

Asien davon Indien

MONGOLISCHE KHANATE Aralsee 80 Tage 28 Urgentsch Ta ge Samarkand

Kaschgar

Buchara Herat

Jahr

davon China Rest der Welt

Karakorum YUAN

Almaliq

Turfan 70 Ta

ge

ßen nstra Seide TIBETISCHE REICHE

TIMURIDENREICH

DSCHÜRTSCHEN

Silber

Shangdu Japanisches Meer

Beijing Ganzhou

KÖNIGREICH JOSEON

KAISERREICH CHINA

Ingwer Seide Kyoto Nankin Busan Sakai ÄUSSERSTER OSTEN Kaifeng Chengdu Hakata Ningbo JAPAN Porzellan, Papier Hangzhou Naha (MING-DYNASTIE) ln Fuzhou s e KÖNIGREICH Guangzhou In Xi’an

Delhi Seide Hormuz Gaur INDISCHE REICHE BENGALEN Khambhat yu Saptagram uk MYANMAR y R Bidar Thang Long ODISHA Cuttack Pfeffer Mottama PEGU Hampi Golf von Ayutthaya Bhatkal Philippinen Baumwolle Vijaya Pulicat Bengalen Cannanore SüdArabisches chinesisches Kozhikode VIJAYANAGAR Meer Meer Pfeffer Sri Lanka Bandar Samudera Seri Begawan Muskat Seide

RYUKYU

Kon k a n

-

Malakka

IN D I SC H ER OZ E A N

Schwerter

Borneo

Sumatra

MALAIISCHER ARCHIPEL

Molukken Sulawesi

Palembang

PAZIF ISCH ER OZE AN

Muskat Neuguinea

Zimt Demak Java

Gresik

«Zentrum des Systems»: beherrschende Wirtschaftsmacht Andere wichtige Wirtschaftsmacht Stadt (Die Größe des Kreises zeigt die relative Größe an.) Aden Wichtige Häfen und Stapelplätze Haupthandelsrouten: Seewege Landwege (inkl. schiffbare Flüsse) 70 Tage Reisezeit Monsun

Gewürznelken

Ausfuhrgüter: Gold Anderes Metall Salz Zucker Getreide Wein Gewürze

Elfenbein Stoffe Andere Waren Kriegswichtige Tiere: Pferd Elefant

208

Die Ära der Landwirtschaft

seit 6000 Jahren

Die Nutzung der Erde im 15. Jahrhundert Grönland

INUIT

TLINGIT ALEUTEN

PAZIFISCHER OZEAN Die Süßkartoffel stammt aus Amerika und ist im 15. Jahrhundert in ganz Polynesien verbreitet.

ountains Rocky M

HAIDA

Die europäische Landwirtschaft nutzt die meisten Tiere und Pflanzen.

ALGONKIN

EUROPA

SIOUX

Die auf den Maisanbau gegründeten Gesellschaften profitieren von derjenigen Getreideart, die den höchsten Nährwert im Verhältnis zum Arbeitsaufwand hat. Der Mais erklärt die hohe Bevölkerungsdichte im präkolumbianischen Amerika, das aus Mangel an Zugtieren nur den Hackfeldbau kannte.

APACHEN COMANCHEN

Wendekreis des Krebses

MAYA

KARIBEN

Ungleiche Verbindungen

S ahar a

WARAO YANOMAMI Der Brandrodungsfeldbau mit seinen langen Brachzeiten (bis zu 50 Jahren) verlangt wenig Arbeitseinsatz, hat aber eine geringe Bevölkerungsdichte zur Folge.

Amazonien ANDINE

GESELLSCHAFTEN

An

Seit der Jungsteinzeit entwickeln Menschen ganz unterschiedliche Formen, in denen sie Äquator die Erde bewohnen und bewirtschaften. Die verschiedenen Lebensweisen sind vor allem geprägt von derPAZIFISCHER Bevölkerungsdichte und der Intensität der Verbindungen zwischen den OZEAN Gesellschaften. Ende des 15. Jahrhunderts erreicht die Zahl der menschlichen Erdbewohner eine halbedes Milliarde. Drei Viertel von Wendekreis Steinbocks ihnen leben in einer bereits globalisierten Welt, nämlich auf der Achse der Alten Welt. Diese dichten, von Landwirtschaft geprägten Gebiete (China, Indien, Europa) sind über Land und Wasser miteinander verbunden (siehe S. 208). An ihrer Peripherie müssen die von Viehzucht lebenden Gesellschaften unter schwierigen oder gar lebensfeindlichen Bedingungen wirtschaften. Sie sind zwar weit zerstreut, aber ebenfalls gut vernetzt (Karawanen) und können Waren über weite Strecken transportieren (Pferde, Dromedare). Die Karawanenstraßen der Sahara und die Seewege durch den Indischen Ozean binden einen immer größeren Teil des afrikanischen Kontinents südlich der Sahara in das Beziehungsgeflecht der Alten Welt ein. Aber es gibt auch Gesellschaften, die von dieser ersten Globalisierung fast vollständig abgekoppelt sind, in Amerika, im Pazifikraum und vor allem in Australien.

NORDAFRIKA

de

n

GUARANÍ ACHÉ

ATLANTISCHER OZEAN TEHUELCHE

CHONO

Patagonien

KAWESKAR

SELK’NAM

YAGHAN HAUSH Die Bewohner der Osterinsel (Rapa Nui) waren trotz ihrer extremen Randlage in Polynesien in das Netz der Langstreckenseewege zwischen den Inseln eingebunden.

Vom Menschen unberührte Gebiete

Siehe auch



Die Besiedlung der Neuen Welt S. 128 Jäger und Sammler der Welt S. 172 Die Einteilung der Welt in Nord und Süd S. 232

209

Einige Gesellschaften sind gleichzeitig Züchter und Jäger des Tiers, das ihre grundlegende Ressource darstellt: das Rentier.

Die Viehzüchtergesellschaften der Steppe hängen am stärksten vom Nutzvieh ab (auch wenn einige zusätzlich schnellwachsende Pflanzen anbauen), das ihnen alle wesentlichen Nahrungsmittel liefert und als Fortbewegungsmittel dient (nomadische Gesellschaften).

TUNGUSEN

SAMEN Sápmi

TSCHUKTSCHEN

Östliches Sibirien

NENZEN

NIWCHEN

OSTEUROPA

TSAATAN

ALEUTEN

KASACHEN/KIRGISEN/MONGOLEN AINU

Achse der Alten Welt NAHER OSTEN

Hi

TIBETER

ma

CHINA

JAPAN

laya

Die Regionen, in denen vorrangig bewässerter Reisanbau betrieben wird, haben die höchste Kulturdichte aller Landwirtschaften auf der Erde. Der Preis dafür ist intensive gemeinschaftliche Feldarbeit das ganze Jahr über (siehe S. 189).

ÄGYPTEN INDIEN Arabische Halbinsel

SENTINELESEN SÜDOSTASIEN JARAWA ONGES

Borneo

VEDDA

PAZIFISCHER OZEAN

PYGMÄEN Sumatra

OSTAFRIKA

Neuguinea

ORANG RIMBA

KOROWAI Madagaskar

SAN

MIKEA

Kalahari

INDISCHER OZEAN ABORIGINES

Die Gesellschaften der australischen Aborigines lebten praktisch ohne Verbindung zu anderen Gesellschaften. Die Kenntnis von Pfeil und Bogen beispielsweise ist daher nicht bis zu ihnen durchgedrungen.

Kultur- und Bevölkerungsdichte

+



Gesellschaften, die in den Bergen wohnen und Gartenbau betreiben

Präkolumbianische Gesellschaft mit hoher Bevölkerungsdichte und regionalen Verbindungen Brandrodungsbauern

Isolierte Jäger und Sammler

Jäger und Sammler in wechselseitigen Beziehungen mit benachbarten Agrargesellschaften

Pazifische Gesellschaften, die Gartenbau betreiben; verstreut, aber untereinander in Verbindung

Achse der Alten Welt

Gesellschaft mit hoher Bevölkerungsdichte, Ackerbau mit Haken- u. Räderpflug

Ackerbaugesellschaft, Agrargesellschaft mit Haken- und Räderpflug am Rande der Achse der Alten Welt Eng untereinander verbundene Viehzüchtergesellschaften Untereinander verbundene Gesellschaften der Eng untereinander Hochebenen verbundene Gesellschaften in Trockengebieten

Verbundenheit der Gesellschaften untereinander

+

7 Die Globalisierung der Ressourcen (seit dem 15. Jahrhundert) Vom 15. Jahrhundert an macht sich vor allem Europa auf, die Länder zu erkunden, die bis dahin außerhalb des Beziehungsgeflechts der Alten Welt lagen. Die amerikanischen, später auch die australischen und polynesischen Völker werden von eingeschleppten Krankheiten und der Brutalität der Kolonisatoren überrollt. Die Europäer interessieren sich zunächst für Gegenden, in denen sie durch Bergbau und Plantagen Erzeugnisse herstellen können, an denen es ihnen mangelt. Diese Wirtschaftsweise ist allerdings nur möglich dank massiver Sklavenarbeit. Später, als sich Europa im demografischen Wandel befindet, besiedelt es auch kältere Regionen in Übersee und begründet damit die «westliche Welt».

212

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Warum Europa?

G r ön lan d N o r d amerika

EUROPA

ATLANTISCHER OZEAN

CHINA

OSMANISCHES REICH PERSIEN SIAM Af rika

Équateur Äquator PAZIFISCHER OZEAN

Süd ameri ka

INDISCHER OZEAN

Europa kolonisiert die Welt Europäische Kolonialmächte Übriges Europa Grenzen Europas am Ende des 15. Jahrhunderts SÜDPOLARMEER Kolonisierung und europäische Vorherrschaft 1400 bis 1600 1600 bis 1850 An t arktika 1850 bis 1940 Staaten, die nicht von Europa kolonisiert worden sind, aber im 19. Jahrhundert von Europa wirtschaftlich dominiert werden Japan: Ein Land, das die Europäer erfolgreich auf Distanz gehalten hat

Austr alien und Oz e anien

Im Westen der Alten Welt  Indem die Europäer einen Großteil des Globus besiedeln, schaffen sie eine neue geografische Situation, die die gesamte Menschheit betrifft. Europa hat durch seine Lage indes keine besonderen Vorteile gegenüber den anderen Gesellschaften, da es am Ende der Hauptachse liegt, auf der deren Austausch stattfindet. Die Stärke der Osmanen, Perser, Inder, Chinesen, Japaner und auch der nordafrikanischen Herrschaften verhindert lange Zeit, dass Europa die Oberhand gewinnt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, als einige europäische Staaten dank der Industrialisierung und ihres Bevölkerungswachstums einen echten Wettbewerbsvorteil erlangen, kolonisieren sie fast alle Weltregionen. Bis dahin können die Europäer

nur die Gebiete der «Neuen Welt» teilweise unter ihre Kontrolle bringen – insbesondere Amerika –, weil diese bis dahin nicht in die etablierten Herrschaften der Alten Welt eingegliedert und zudem durch die von Europa eingeschleppten Krankheiten geschwächt sind. Nun aber erlangt Europa eine Vormachtstellung, die mit der wirtschaftlichen Neuordnung im 19. Jahrhundert einhergeht. Auch andere Gesellschaften hätten diese Rolle einnehmen können, aber ein entscheidender Trumpf der Europäer ist die Entscheidung, nach Übersee zu fahren, die bekannte Welt hinter sich zu lassen und sich auf die Suche nach erschöpften oder im eigenen Land unauffindbaren Ressourcen zu machen.

Siehe auch



Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung S. 238

213

Die europäische Kenntnis der Erde im 15. Jahrhundert

Grand Banks: Fischgründe vor Neufundland, von europäischen Fischern seit dem 15. Jahrhundert aufgesucht Ansammlung von Kapital und Wissen durch Kaufleute 3 2 1 MINGMINGCHI N A CHINA

EUROPA

Azoren

Antillen

Cathay: Das sagenhafte China

Madeira Kanarische Inseln Kapverdische Inseln

Makaronesien Anfang der Atlantikschifffahrt und des Zuckerrohranbaus

Zypern S ahar a

3

Gold aus Mali Guinea

Der erfundene Verbündete: Angebliches Reich des Priesterkönigs Johannes Malindi

1432 Malindi Endpunkt der chinesischen Forschungsreisen Zheng He’s

Gold aus Monomotapa

In Europa bekannte und kartografierte Gebiete 2 Gebiete, über die Europäer nur lückenhaftes Wissen besitzen oder gar nur Legenden kennen 3 In Europa unbekannte Gebiete Imaginierter Ort Handelsrouten auf der Achse der Alten Welt Landwege, u. a. «Seidenstraßen» Seewege, u. a. «Gewürzroute» Sperrung durch Osmanisches Reich (seit Mitte des 15. Jahrhunderts) 1

Europäische Lust auf Produkte, die es in den gemäßigten Breiten nicht gibt Nordgrenze des winterlosen Klimas Gewürzländer Zuckerinsel unter europäischer Herrschaft Regionen, die Zucker nach Europa exportieren Europäischer Bedarf an Edelmetallen Erschöpfung der europäischen Gold- und Silberbergwerke Goldgewinnung in neuen Gebieten

Voraussetzungen der Entdeckungsreisen Weiteste Vorstöße europäischer Fischer und Kaufleute Portugiesische Versuche einer Umsegelung Afrikas Seemännische Erfahrung auf dem Atlantik (Strömungen und Passatwinde) Christoph Kolumbus erste Reise Geopolitische Konkurrenzstruktur (nach dem französischen Historiker Fernand Braudel) Europäische Weltwirtschaft (keine Macht kann die Erweiterung nach Übersee aufhalten) Chinesisches Weltreich Chinesische Forschungsreise

214

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Das maritime Netz der Welt Übersee liegt in weiter Ferne

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6 Piraten der Karibik (1640 bis 1714) Die Seeräuberüberfälle auf die spanischen Galeonen in den Antillen fallen zeitlich mit den europäischen Kriegen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zusammen. Nach dem Frieden von 1713/1714 wird die Seeräuberei von den europäischen Seemächten unterdrückt.

Acapulco

NORDAMERIKA

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Abfahrt von Europa

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Küstenschifffahrt gibt es seit der Altsteinzeit. Vor dreitausend Jahren setzt im Indischen Ozean dann die Hochseeschifffahrt ein. Seit Beginn unserer Zeitrechnung besiedeln die Polynesier den gesamten Pazifikraum. Der intensivste maritime Austausch findet lange Zeit auf dem Indischen Ozean statt. Dank der Monsune können die Schiffe mit permanentem Rückenwind zwischen Ost und West hin- und herfahren. Der westliche Pazifik und das Mittelmeer bilden die Verlängerung dieser maritimen Mittelachse. Paradoxerweise stechen die Europäer nach Westen in See, sodass sie mit Gegenwind fahren müssen. Bis dahin bekannt ist nur die Route über den Hohen Norden, die die Wikinger während der Warmzeit im 8. bis 13. Jahrhundert genommen haben (siehe S. 199). Die Seewege des Südens erkunden die Europäer erst im 15. Jahrhundert, um nach Makaronesien zu gelangen (Madeira, Azoren, Kanarische Inseln). Dort lernen sie, wie sie die Passatwinde nutzen können, um weiter nach Westen zu fahren, und kehren mit dem Golfstrom wieder heim. So gelangt Kolumbus nach Amerika. Diese Route führt sowohl nach Amerika als auch nach Süden und dann in den Indischen Ozean, weswegen sie auch von den Ostindienkompanien genutzt wird. Diese weiten Reisen sind alles andere als selbstverständlich, da sie teuer und gefährlich sind und lange dauern. Um den Nordatlantik zu überqueren, braucht es zwar nur ein paar Wochen, eine Fahrt nach China aber kann mehrere Jahre dauern. Um solche Strecken zu bewältigen, braucht es gewichtige Gründe, die für die Europäer vor allem wirtschaftlicher Art sind.

Z RO E CH IS

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Die planetarische Zirkulation S. 62 Ein wahres Weltmeer S. 64 Transportmittel S. 244

215

Route der Manila-Galeonen von Acapulco zu den Philippinen und zurück. 1565 von Andrés de Urdaneta eingerichtet, der die Wind- und Strömungsmuster im Nordpazifik We nd richtig erkennt. ek rei sd es St ein bo ck PA Z Äq IFIS ua CH to ER r OZ W en EA de N kr ei

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Japan

Bedingungen der Schifffahrt Strömung und Wind nach Westen Strömung und Wind nach Osten Wechselnde Wind- und Strömungsverhältnisse Kalmen (windstilles Gebiet): eine Falle für Segelschiffe Hochdruckgebiet A Stabiles (Antizyklone) über dem offenen Meer Gebiet der Monsunwinde: von Ost nach West im Winter, von West nach Ost im Sommer Sturmgürtel der Roaring Forties («Brüllende Vierziger»): Südgrenze der europäischen Schifffahrt

Neuguinea

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6

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NORDPOLARMEER Perlflussdelta Neben dem Hafen von Kanton wichtigstes CHINA Einfallstor der Europäer in China. Die PortuMacao giesen besetzen 1557 die Insel Macao, die Briten 1842 Hongkong.

Sulawesi

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Borneo

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Java

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Malakka Chandannagar Sumatra Kolkata

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Das Mittelmeer bleibt eine wichtige Verkehrsachse, auch wenn die Bedeutung dieser Funktion abnimmt. Ab 1597 sind in Antwerpen Versicherungen für Fahrten in den Indischen Ozean günstiger als für solche ins Mittelmeer.

Manila

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Maskarenen Sambesi

Madagaskar

Kap der Guten Hoffnung

Kap der Guten Hoffnung Unentbehrlicher Zwischenhalt («Taverne der Meere») am Eingang zum Indischen Ozean. Zuerst portugiesisch (1510), dann niederländisch (1652), schließlich britisch (1808).

Piraten des Indischen Ozeans (1715 bis 1730) Neues Betätigungsfeld für ehemalige karibische Piraten sind die Handelswege der Ostindienkompanien.

IN

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Siehe auch

Die Seewege nach Übersee Von den Europäern ab dem 15. Jahrhundert erschlossene Seewege 1 Direkter Seeweg ins tropische Amerika 2 Route des Dreieckshandels 3 Südatlantik-Rundkurs der Portugiesen 4 Nordatlantikroute 5 Seewege der Ostindienkompanien 6 Route der Manila-Galeonen Wichtiger europäischer Hafen Wichtiger Hafen für Zwischenstationen Piratengebiet Flussrouten ins Inland Schiffbarer Fluss Fluss mit unregelmäßiger Wasserführung, erst später befahren

Die Globalisierung der Ressourcen

216

seit dem 15. Jahrhundert

Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas Zusammenbruch der indigenen Bevölkerung Amerikas 7 Entwicklung der indigenen Bevölkerung Nordamerikas (in Millionen) 3,2 ier s Cart 1534: Jacque

1,8 0,37 NORDAMERIKA − 50 % (Mehrere Entvölkerungswellen bis 1900)

Ankunft der Europäer Misshandlung und Versklavung der Indigenen, Kriege und Einschleppung von Seuchen wie Pocken, Röteln, Grippe und Pest

1528 bis 1536: Álvar Núñez Cabeza de Vaca Cuba

MEXIKO − 90 % 1519: Hernán Cortés

bus Kolum h p o t s i 1492: Chr ATLANTISCHER Hispaniola OZEAN ANTILLEN/KARIBIK − 99 %

lva res Cab ral

1500 1700 1860 2000

AMAZONIEN ?

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1526: Francisco Pizarro

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MITTELAMERIKA − 90 %

PAZIFISCHER OZEAN

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BRASILIEN

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Erste europäische Eroberungsund Entdeckungsfahrten Erste Eroberungswellen Spanier 1492 bis 1514 Portugiesen 1500 bis 1536 Spanier 1519 bis 1521 Spanier 1532 bis 1535 Um 1500 landwirtschaftlich genutztes Gebiet intensiv bebaut extensiv bebaut Um 1600 von Seuchen heimgesuchte Gebiete Belegbare Wiederaufforstung − 90 % Rückgang der indigenen Bevölkerung innerhalb eines Jahrhunderts

ÜBRIGES SÜDAMERIKA ?

Entwicklung der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas (in Millionen) 61

50

30 16,5 9 1492 1650 1800 1850 1900

Siehe auch



Die Besiedlung der Neuen Welt S. 128 Frühe Veränderungen Amazoniens S. 170 Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204

217

Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre im zweiten Jahrtausend 300

CO2-Gehalt (in ppm) Rückgang des CO2-Gehalts in Zusammenhang mit einer Zunahme CO2-speichernder Vegetation

290

280

270 1000

Jahr 1200

Rückgang der Landwirtschaft

1400

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1600

Ausmaß der landwirtschaftlichen Nutzung Gering Mittel Intensiv

Zusammenbruch der amerikanischen Bevölkerung  Die ersten Europäer, die den amerikanischen Kontinent erreichen, sind die Wikinger. Die Besiedlung Amerikas durch Europa beginnt aber erst nach 1492. Die Europäer schleppen Krankheiten in die Neue Welt ein, die seit mehreren tausend Jahren von Eurasien abgeschnitten ist. Pocken, Masern, Grippe und Typhus entfesseln in ganz Amerika Epidemien. Hinzu kommt die Gewalt der Europäer gegenüber der indigenen Bevölkerung, Sklaverei und Kriege. Die Zahl der Amerikaner geht drastisch zurück, in der Karibik sinkt sie in 100 Jahren um 99 Prozent, in Mexiko um 90 Prozent. 70 Prozent der Maya in Guatemala stirbt in den 30 Jahren nach

der ersten Begegnung mit den Konquistadoren. Ende der 1520er Jahre sind zwischen 30 und 50 Prozent aller Inka tot. Die indigenen Gesellschaften bewirtschaften weite Gebiete, die nun aufgegeben und später wiederaufgeforstet werden, was einer neueren Studie zufolge zwischen 1520 und 1610 zu einer Abnahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre führt – die wiederum neben geringerer Sonnenaktivität (siehe S. 20) und Vulkanausbrüchen (siehe S. 54) womöglich eine der Ursachen für die «Kleine Eiszeit» ist, eine Periode, in der das Klima ungewöhnlich kalt ist (siehe S. 198).

218

Geschichte der Wissenschaften

«Herr und Meister der Natur»

Chinesische Grüne Grande muraille verte deMauer Chine Vorhaben die Projet pour lutter contregegen l'avancée Ausbreitung Wüste duder désert de Gobi La forêt des steppes russes Russischer Steppenwald Projet stalinienNatürliches de barrièreHindernis naturelle Vorhaben der Stalinzeit: en bordure des steppesSteppen russes gegen die Ausbreitung der russischen

Le Shelterbelt 1942 angepflanzter égétale réalisée enGrüngürtel 1942 pour gegende Staubstürme e les tempêtes poussières

Plan Davidov Dawidow-Plan Projet stalinien de détournement Vorhaben der Stalinzeit: Geplante des cours d'eaunordsibirischer du Nord de la Sibérie Umleitung Flüsse

Home Insurance Building Erster Wolkenkratzer, 1885 fertiggestellt emier gratte-ciel achevé en 1885 Cape Cap Canaveral Seit 1950 epuiswichtigster 1950, principale base spatiale US-amerikanischer Apollo Weltraumbahnhofdu(z.programme B. Projekt Apollo)

Niederländische Polder Polders des Pays-Bas Landgewinnung durch Eindeichung seit jours 1200 Ensemble d'aménagements de 1200 à nos

Tunnel sous la Manche Ärmelkanaltunnel 50 km, achevé enGroß1994, verbindet Länge 50 km, 1994 fertiggestellt, réunit et Royaume-Uni britannien ilmit demFrance europäischen Festland Canal Panamakanal de Panama Länge 77 km,é 1914 en 1914, il réunit fertiggestellt, Tunnel de base du Saint-Gothard Gotthard-Basistunnel tlantique et le Pacifique verbindet Atlantik und Pazifik 57 km, achevé 2016,fertiggestellt, c’est le plus Länge 57 km,en2015 long tunnel monde längster Tunnelduder Welt

Système MOSE MOSE-System Depuis 2020, systèmeSystem de barrages mobiles 2020 fertiggestelltes qui protège Venise des hautes marées beweglicher Flutsperren in Venedig

Pont ou tunnel de Gibraltar Gibraltar-Brücke/-Tunnel Envisagé depuiswürde 1869, Seit 1869 projektiert, il réunirait deux continents Europa mit Afrika verbinden

e spatial guyanais (Kourou) Weltraumbahnhof Kourou (Frz.-Guyana) 4, base de lancement spatiale Seit 1964 französischer und europäischer ançaise et européenne (fusées Ariane) Weltraumbahnhof (Ariane-Raketen)

Kosmodrom Baikonur Cosmodrome de Baïkonour Depuis Seit 1956 1956, wichtigster principale base spatiale soviétique sowjetischer und später russischer Weltraumbahnhof

Atlantropa Projet des annéesder 1920 consistant faire baisser Vorhaben 1920er Jahre àzur teilweisen le niveau des de laMittelmeers Méditerranée par Dammbauten des barrages Trockenlegung durch Grande verte für pour le Sahara le Sahel Großemuraille Grüne Mauer Sahara und et Sahelzone Projet critiqué contreProjekt le changement climatique (Kritisiertes) gegen Klimawandel etund la désertification eninAfrique Wüstenbildung Afrika

Bosporuskanal Canal d'Istanbul (Umstrittenes) Vorhabenpour zur Projet controversé Entlastung des Bosporus désengorger le Bosphore

Pyramide de Khéops Cheopspyramide Edifiée sous la IVeder dynastie, elle fut, à 146 mètres, Fertiggestellt während IV. Dynastie; mit Metern e l'édifice haut du monde jusqu'au XIV siècle bis insle14.plus Jahrhundert der höchste Bau der Welt Canal de Suez Sueskanal km, achevékürzeste en 1869, fertiggestellt, Länge 193 km, 1869193 la routeEuropa maritime plus Seeverbindungc’est zwischen undlaAsien directe entre Europe et Asie

Tour Djeddah Turmde von Dschidda Projet cours,menschliches qui devrait être Im Bau;enerstes la première humaine Bauwerk vonstructure über einem àKilometer dépasserHöhe le kilomètre

Der prometheische Traum Anfang des 19. Jahrhunderts kommt der Begriff «Moderne» auf, der für Fortschrittsglauben, die Befreiung von alten Fesseln und die Beherrschung der Natur im Dienste des Menschen steht. Damit, so scheint es, haben die politischen und industriellen Revolutionen das Programm der Aufklärung umgesetzt. Prophetisch erscheint heute eine Passage aus dem sechsten Abschnitt der Abhandlung über die Methode von Descartes (1637): «[Man kann] eine praktische [Philosophie] finden, welche uns die Kraft und Wirkungen des Feuers, des Wassers, der Luft, der Gestirne, des Himmels und aller Körper, die uns umgeben, so genau kennen lernt […], dass wir jene ebenso wie diese zu allen

passenden Zwecken verwenden und uns so zu dem Herrn und Meister der Natur machen können.» Diesem Aufruf zur Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik folgen wir willfährig seit über 300 Jahren. Der Saint-Simonismus ist im 19. Jahrhundert eine einflussreiche Bewegung, die den Eintritt in das «positive, industrielle Zeitalter» propagiert (Auguste Comte). Seine Anhänger setzen große Projekte wie Bahnstrecken oder Verbindungskanäle zwischen den Meeren in Gang, um Handel und Industrie weiterzuentwickeln. Ihre Arbeit sehen sie in der Tradition der großen Bauten der Menschheitsgeschichte, die sie mit Bezug auf die spektakulären Bauwerke der Antike

Dreischluchtendamm Barrage des Trois-Gorges 2012 fertiggestellt, größtes Achevé en 2012, c’est la plus grande centrale Wasserkraftwerk dermonde Welt hydroélectrique du Barrage de Shuangjiankou Shuangjiangkou-Damm En Bau, construction, il sera, à 312 m, le plus grand Im wird mit 312 Metern barrage du monde." der Welt höchster Staudamm Base de lancement de Wenchang Kosmodrom Wenchang Principale base spatiale chinoise créée en 2005 Wichtigster chinesischer (fusées Longue Marche 5 à 7)in Betrieb Weltraumbahnhof, seit 2005 (Raketen «Langer Marsch» 5 bis 7) Barrage de Jinping I Jinping-I-Staudamm Achevé enMeter, 2014. Haut 305 m, Höhe 305 2014 de fertiggestellt, c'est le höchster plus grandStaudamm barrage du monde zurzeit der Welt Burj Khalifa Höhe 828 Meter, zurzeit Actuellement la plus haute structure jamais höchstes Gebäude construite, à 828 m.der Welt Palm Islands Im Bau;enkünstliche Inselgruppe d'archipels Projet cours de constructions in Form einer Palmede palmiers artificiels en forme

Projekt verwirklicht Projekt aufgegeben Überquerung von Wasser Überquerung von Land und Gebirge Aufforstung Beherrschung des Wassers Landgewinnung Höhengewinnung Satellitenstarts

«pharaonisch» nennen. Auf der obigen Karte sind einige von ihnen verzeichnet. Doch auch wenn am Ende des 20. Jahrhunderts in den alten Industriegesellschaften Stimmen gegen die Moderne laut werden, da sie die Natur zerstöre und ihre Universalität Augenwischerei sei, ist der Durst nach quantitativem Fortschritt längst nicht gelöscht, vor allem in Gesellschaften, die bislang noch nicht vom Wirtschaftswachstum profitiert haben – was sich an den Wolkenkratzern sehen lässt, die besonders in Asien und im arabischen Raum gerade aus der Erde schießen.

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IT TOTEMISMUS: Eine Totemklasse ähnelt gleichermaßen Menschen wie Nichtmenschen (Hybridisierung).

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ED ANIMISMUS: NATURALISMUS: Scharfe Unterscheidung Ein Tier, eine Pflanze, zwischen Mensch (Kultur) und ein Mensch können sich in Nichtmenschen (Natur) = einen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze Vergegenständlichung verwandeln. ANALOGISMUS: Nichtmenschliche Wesen haben weder dasselbe Bewusstsein noch dieselbe körperliche Existenz wie der Mensch (Hierarchie des Seins).

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Danyang-Kushan-Brücke Pont Danyang-Kunshan. Länge 164,8 km, 2011 fertiggestellt, 164,8 km, achevé en 2011, längste Brücke der Welt c’est le pont le plus long du monde

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GroßerCanal Chinesischer Grand de ChineKanal Längekm, 1794 km, seit Jahrhundert 1794 entamé dèsdem le V5.e siècle av. n. è.,v. u. Z. der längste heuteancien genutzte des Altertums c'est le plus noch long canal en Kanal activité

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219

Nach Philippe Descola

Der Mensch steht außerhalb der Natur Das westliche Denken ist wesentlich vom Dualismus von Natur und Kultur geprägt, während es diese radikale Trennung zwischen den Menschen und dem Rest der Welt in vielen anderen Kulturen nicht gibt. Der Anthropologe Philippe Descola stützt seine Einteilung der verschiedenen Beziehungen zur Welt auf die These, die Vorstellung von einer «Natur» sei bereits eine soziale Konstruktion. Seine Anthropologie ist antidualistisch, d. h. sie betrachtet sowohl die Beziehungen zwischen Menschen und Nicht-Menschen als auch zwischen Menschen untereinander. Dabei teilt sie Ontologien nach zwei Achsen ein: Physikalität (biophysische Funktionsweise) und Interiorität (Psyche). So sagen die naturalistischen (westlichen) Gesellschaften, dass die biophysikalischen Einschränkungen bei den Menschen und den anderen Lebewesen identisch sind, dass aber kulturelle Aspekte wie Sprache oder Vernunft den Menschen eigen sind, wodurch sie im Gegensatz zur Descartes’schen «Tier-Maschine» stehen. Dann ist es logischerweise auch vorstellbar, Herr und Meister des Planeten Erde zu sein.

Animismus Totemismus

Naturalismus Analogismus

220

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Ende 17./Anfang 18. Jahrhundert: Durch die Zähmung verwilderter europäischer Pferde, der Mustangs, können indigene Gesellschaften ihre Lebensgrundlage auf die Bisonjagd umstellen: Comanchen und Sioux beherrschen dadurch zeitweise große Gebiete des amerikanischen Westens.

Der Kolumbianische Austausch

NORDAMERIKA

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Weinrebe Kalifornien ni ero s e hn Pep Mai Bohn rutha bis wolle T Kür um Pferd Rind Ba VEREINIGTE

CHINA

STAATEN

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Kiwi Zuckerrohr Antillen

PAZIFISCHER OZEAN Erste Rumdestille (Barbados 1688)

SÜDOSTASIEN

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Brotfruchtbaum

ate k Tom Taba ffel to ne Kar Boh sente ss u nu ni sch Erd pero chen e Mo P ein chw s r e Me el toff r a k Süß

SÜDAMERIKA

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1789: Beim Transport von Brotfruchtbaumsetzlingen auf die Antillen meutert die Mannschaft der HMS Bounty im Südpazifik gegen ihren Kapitän.

Die Globalisierung der Pflanzen und Tiere  Die Menschen verbreiten domestizierte und wilde Pflanzen und Tiere in alle Ökoregionen, in denen diese überleben können. Die größte Vermischung ereignet sich in der Folge der «Entdeckung» Amerikas durch Kolumbus und der damit aufkommenden Beziehungen zwischen Amerika und der Alten Welt im «Columbian Exchange», dem «Kolumbianischen Austausch», wie es der Historiker Alfred Crosby nennt. Nur wenige Tiere kommen aus Amerika, dafür aber viele Pflanzen, die heute weltweit zu finden sind (Mais, Bohne, Kartoffel, Tabak). Auch zwischen anderen Kontinenten kommt es zum

Austausch von Arten, der manchmal schon lange zurückliegt (die amerikanische Süßkartoffel in Ozeanien) oder sich erst vor Kurzem vollzogen hat (die chinesische Kiwi in Neuseeland). Viele Gesellschaften heute können kaum glauben, dass Pflanzen, die bei ihnen wachsen und zentraler Bestandteil ihrer Identität sind, ursprünglich von woanders kamen, wie etwa Peperoni in Indien oder Maniok in der Afrotropis. Überallhin folgen dem Menschen schmarotzende Tiere (Ratten, Mäuse), was oft zum Nachteil der ansässigen Arten ist.

Siehe auch



Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Die Domestizierung der Tiere S. 158 Veränderungen der Biosphäre S. 258

1845 bis 1852: Große Hungersnot in Irland. Die Kartoffelfäule führt in einem großenteils vom Kartoffelanbau abhängig gewordenen Land zu einer Million Todesopfern.

221

1810: Die napoleonische Kontinentalsperre verhindert die Einfuhr von Pfeffer ins französisch besetzte Europa. Als Ersatz wird in Ungarn großflächig Paprika angebaut.

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RUSSLAND

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Maus und Ratte Ursprung: Alte Welt Verbreitung: Weltweit

ZENTRALASIEN

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Schwarzer Pfeffer Zuckerrohr

INDIEN

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SÜDOSTASIEN

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Maniok Kaffee

Wendekreis des Krebses

INDISCHER OZEAN

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Vanille

MADAGASKAR

Zentrum des Kolumbianischen Austauschs Überseeischer Austausch wichtiger Lebensmittel Amerikanische Lebensmittel in die übrige Welt Lebensmittel der Alten Welt nach Amerika Nachträglicher Austausch zwischen verschiedenen Erdteilen

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Wendekreis des Steinbocks

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Zeit des Austauschs Vor dem 15. Jahrhundert 16. Jahrhundert 17. und 18. Jahrhundert 19. Jahrhundert

Pflanzen, die heute kennzeichnend für das Gebiet sind, in das sie eingeführt worden sind

222

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Europa und die kalten Regionen in Übersee

Die Europäer in den gemäßigten und kalten Zonen (16. bis 18. Jahrhundert) 1728, 1741: Bering erforscht die Meeresstraße, die heute seinen Namen trägt.

1596: Barents entdeckt Spitzbergen.

r Suche auf de aken s o K ATLANTISCHER OZEAN

nach Pelztieren

JAPAN CHINA

1620: Die Pilgerväter der Mayflower gründen die erste reine Puritanerkolonie in Neuengland.

1650 bis 1842: Sakoku, die fast vollständige Abschottung Japans gegen die Europäer.

Ab dem Südatlantik werden Seereisen gefährlicher und teurer

Äquator

Tropische Zone Potosí

INDISCHER OZEAN

1840: Vertrag von Waitangi. Neuseeland wird britische Kolonie.

Sydney Buenos Aires

Richtung Europa

PAZIFISCHER OZEAN

1652: Nach einer schwachen portugiesischen Präsenz (seit 1503) gründen die Holländer Kapstadt, das 1806 von den Engländern erobert wird.

Geringes Interesse (1500–1800) Die Europäer brauchen eine starke Motivation, um maritime Expeditionen zu unternehmen, die sie in fernere Länder als bei ihren ersten «Entdeckungsfahrten» führen. Besonders reizvoll sind warme Gegenden wie Ostindien, Brasilien oder die Karibik. Die gemäßigten Breiten interessieren die Europäer dagegen kaum, da dort nur ähnliche Erzeugnisse hergestellt werden können wie daheim. Die Transportkosten sind derart hoch, dass Ausfuhren ins Mutterland bis zum 18. Jahrhundert kaum denkbar sind. Einzige Ausnahme sind Pelze, ein teures und seltenes Gut, das die kalten Regionen in Hülle und Fülle zu bieten haben. Französische und englische Expeditionen fahren über den Atlantik nach Nordwesten, um unter Umschiffung Amerikas zum sagenumwobenen Orient zu gelangen. Die Suche nach der Nordwestpassage stellt sich als vergeblich heraus, führt aber dazu, dass Handelskontore eingerichtet werden und neue Kolonien entstehen: Quebec und Neuengland, das von radikalen Protestanten gegründet wird, die eine streng religiöse Gesellschaft etablieren wollen. Im diplomatischen Ränkespiel haben diese «kalten» Siedlungen im Vergleich zu den Territorien mit Plantagen wenig Gewicht. «Für ein paar Quadratmeter Schnee» tritt Frankreich, wie Voltaire es formuliert, im Frieden von Paris 1763 Québec ab, behält jedoch seine Zuckerinseln, darunter Haiti.

1770: James Cook nimmt in Botany Bay offiziell Australien für die britische Krone in Besitz.

Nordostamerika, erreichbar in etwa zehntägiger Überfahrt Die Suche nach der Nordwestpassage und ihre Folgen Zweite Reise Jacques Cartiers Zweite Reise Henry Hudsons Französische Kolonie Neufrankreich (1697) Gebiet der Hudson Bay Company Pelztierjagd Auswanderung religiöser Minderheiten nach Amerika Die «Great Migration» Andere Glaubensflüchtlinge (z. B. zwangsgetaufte spanische Juden und französische Hugenotten) Begrenzte Reichweite der Kolonialverwaltung Offiziell spanische und portugiesische Gebiete ohne wirkliche Kontrolle durch die Kolonialmacht Heimliche Silberausfuhr Südafrika Kap der Guten Hoffnung: Wichtige Zwischenstation Nordeurasien Reise Vitus Berings Ausbreitung der Pelztierjagd Entdeckung Spitzbergens Aufbruch zu den Antipoden Reise Abel Tasmans Britische Kolonie (Bucht der Inseln) Mächtige, weit entfernte Staaten in der gemäßigten Klimazone China und Japan halten die Europäer auf Distanz  

Siehe auch



Pelztierjagd S. 140 Transportmittel S. 244 Die Bevölkerungsexplosion S. 264

223

Auswanderung aus Europa (19. und 20. Jahrhundert)

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Die Europäer bevölkern die gemäßigten Breiten Vom 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts steigt die Bevölkerungszahl in Europa rasant, von 120 Millionen Einwohnern im Jahr 1700 auf 420 Millionen im Jahr 1900 (siehe S. 206). Eine beträchtliche Zahl von Emigranten wird per Schiff in die Neue Welt verfrachtet (60 Millionen Menschen zwischen 1820 und 1914). Ihr Ziel sind vor allem die gemäßigten Breiten: 33 Millionen gehen nach Nordamerika, 6 Millionen in den Süden Lateinamerikas (Argentinien, Chile, Uruguay, Südbrasilien), 5 Millionen nach Südafrika, 3 Millionen nach Australien und Neuseeland. Nachdem die europäischen Immigranten große Teile der indigenen Bevölkerung ermordet haben, bilden sich Gesellschaften heraus, die ihrer Herkunft nach europäisch sind. Die meisten von ihnen bezeichnen wir heute als «den Westen». Russland erfährt einen ungeheuren Bevölkerungsschub (von 37 Millionen Einwohnern Ende des 18. Jahrhunderts auf 178 Millionen im Jahr 1914). Der russische, zunächst zaristische, dann sowjetische Staat schickt Teile seiner Bevölkerung zwangsweise nach Sibirien.

Ausgangsgebiet (Ende des 19. Jahrhunderts) Auswandererströme von 1850 bis 1910 (in Millionen, geschätzt) Europäer Bevölkerungsanteil europäischer Herkunft (in Prozent, Stand 2018) 0 3 10 30 50 70 90 100

224

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Tropische Erzeugnisse für Europa 1873: Levi Strauss und Jacob Davis erfinden eine genietete, indigogefärbte Hose aus Denim-Baumwolle, die «Blue Jeans».

1740 bis 1900: Entwicklung des Baumwollstoffs in Europa

1861 bis 1865: Sezessionskrieg. Ausbau der ägyptischen Baumwollproduktion, um die fehlenden Lieferungen aus den Südstaaten auszugleichen 1760 bis 1789: Haiti wird zum Haupterzeuger von Indigo.

Madeira 17501860

US-Südstaaten

Kakao h 13.–20. Ja

Haiti

Um 1540: Erfindung der süßen Schokolade – amerikanischer Kakao mit asiatischem Zucker

rhundert

Ka 1728: J.-B. Guimet Marokko erfindet den ersten künstlichen Ersatz für Indigoblau.

1650–185 0

Venezuela Guayana

Guineaküste

19. und 20.

1502 bis 1504: Kolumbus vierte Reise. Entdeckung des Kakaoanbaus durch die Europäer

10.–14 . Jh.

Kapverdische Inseln

Antillen

16.– 18. Jh .

Kanarische Inseln

h. 15. J

1550–1 650

2. Jahrtausend v. u. Z. Mexiko

Europa

15. Jahrhundert: Madeira wird zur ersten europäischen «Zuckerinsel».

Ecuador

Brasilien

Jahrhu n d ert

1822: Einführung der Kakaopflanze im portugiesischen São Tomé und Príncipe. Die Inseln werden Ende des 19. Jahrhunderts zum weltweiten Haupterzeugerland.

PAZIFISCHER OZEAN Südbrasilien Ab 1860: São Paulo wird zum weltweit wichtigsten Standort für Kaffeeplantagen.

ATLANTISCHER OZEAN

Was aus dem «Süden» kommt Als die Katholischen Könige, Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón, Kolumbus nach seiner Rückkehr von seiner ersten Reise 1493 befragen, interessiert sie zuerst: «Haben Sie Gold gefunden?» und dann: «Gibt es dort Zucker?» Auf seine zweite Reise nimmt Kolumbus daher Zuckerrohrpflanzen mit und stellt fest, dass sie auf den Antillen wunderbar gedeihen. Die Kosten für die Fahrt über den Atlantik halten sich in Grenzen. Seit den Kreuzzügen haben sich die Europäer angewöhnt, Tropenerzeugnisse zu konsumieren, und dafür keine Kosten und Mühen gescheut: «Gewürze», darunter auch Zucker, im 17. Jahrhundert dann auch andere Waren wie Tabak, Schokolade, Kaffee oder Tee. Im gemäßigten Klima Europas lassen sich diese tropischen Pflanzen nicht anbauen, weshalb die Europäer Gebiete unter ihre Herrschaft bringen müssen, in denen es keinen Winter gibt. Das sind zunächst die

Inseln des Atlantiks (Madeira, die Azoren …), später die tropischen Gegenden Amerikas. Durch die Entdeckung neuer Erzeugnisse steigt die Nachfrage in Europa, worauf die Plantagen in Übersee wiederum erweitert werden müssen. Als im 18. Jahrhundert eine neue Mahlzeit erfunden wird, das Frühstück – was durch eben jene Plantagen ermöglicht wird, in denen Tee, Kaffee, Schokolade und Zucker angebaut werden –, explodiert die Nachfrage. Zur gleichen Zeit kommt in Europa die Baumwollverarbeitung auf, wodurch die Produktion in Indien zusammenbricht. Der Rohstoff kommt aus den Südstaaten der noch jungen USA. Als eine Wirtschaftsform unter Fremdherrschaft, die allein auf den Auslandsmarkt ausgerichtet ist und die durch Arbeit unter Zwang aufrechterhalten wird, nimmt die Plantage gleichsam die Zustände in der künftigen «Dritten Welt» vorweg.

Siehe auch



Klimata S. 68 Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Industrieplantagen S. 230

225 Westeuropa besteht aus miteinander wettstreitenden Kolonialmächten

1850: Industrielle Zuckerherstellung aus Zuckerrüben Anfang des 18. Jahrhunderts: Erfindung des «französischen» Frühstücks mit tropischen Zutaten

Bis 1842: China ist praktisch alleiniger Teelieferant für Europa. Persien

affee

1. J 1. Jahrtausend ahr v. u. Z. tau sen d v. u. Z.

Naher Osten

Ägypten

Indigo Rohrzucker

12. Jahrhundert: Erfindung des Kaffees als Aufguss aus gerösteten Kaffeebohnen

0–1

7 50

Ostafrika 167

Kenia

Maskarenen

0

85

0–

1

42

PAZIFISCHER

Sri Lanka

OZEAN

INDISCHER

Äquator

OZEAN Mitte des 18. Jahrhunderts: Die indische Baumwollerzeugung wird von der europäischen Industrie allmählich verdrängt.

Wendekreis des Steinbocks

17 5

Wendekreis des Krebses

Südchina

Indien

Nach 18

Äthiopien

1848: Der Brite R. Fortune führt 20 000 Teepflanzen aus China nach Indien aus.

1. Jah rtause nd v. u. Z.

Baumwolle Jemen

Tee

Verbreitung des Anbaus von Tropenpflanzen Ort der Entdeckung durch Europäer Verbreitung des Anbaus und/oder Verbrauchs Tropische und subtropische Pflanzungen Erfindung und/oder Weiterentwicklung

«Tcha» oder «té»?

Herkunft des Wortes für «Tee» aus «té» «tcha»

Camellia sinensis und ihr Name in der Welt   In Westeuropa sagt man tè, tea, Tee … im Osten, im arabischen Raum, Russland oder Iran chaï. Beide Wörter stammen aus dem Chinesischen. Länder, die an der Seidenstraße liegen, verwenden das aus Nordchina kommende Wort tcha, Gegenden, die von den Ostindienkompanien beliefert werden, das aus Südchina kommende Wort té. Im Maghreb heißt der mit Minze versetzte Schwarztee llatay.

226

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Sklaverei, Zwangsarbeit und Handel London Liverpool Bristol Nantes La Rochelle Ostküste der USA

Amsterdam Le Havre

Bordeaux

New York Lissabon Sevilla

Azoren

Charleston

Cap-Français

Madeira

Santo Domingo

New Orleans

Kanarische Inseln

Arguin

Havanna Kleine Antillen

Gorea Cartagena

Caracas

Kolumbien

Senegambien Oberguinea Goldküste Zentralafrika

st

Kingston

Jamaika

Kapverdische Inseln

E C lmi Ac ape na cra Co a

Kuba

Veracruz

Kopenhagen

Guayana

Ostafrika

Lagos Ouidah São Tomé

Amazonien

Zanzibar

PAZIFISCHER OZEAN

Seychellen

Luanda Peru

Kilwa

Benguela

Salvador da Bahia Brasilien

Quelimane Rio de Janeiro

ATLANTISCHER OZEAN

Fort-Dauphin

Transvaal Natal

Rio de la Plata

Madagaskar

Maskarenen

Buenos Aires

Von der Sklaverei zur Indentur (15. bis 20. Jahrhundert)  Zur Kolonialisierung der Welt durch europäische Mächte gehört auch die Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung. Vor allem die Entführung und Versklavung von Menschen stillt den Hunger nach Arbeitskräften in den gierigen Kolonien. Vom 15. Jahrhundert an organisiert Portugal den Sklavenhandel von der afrikanischen Westküste zu den Azoren und Madeira. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert werden bei diesem transatlantischen Handel 12,5 Millionen Afrikaner nach Amerika verschleppt. Dort müssen sie den Schwund der indigenen Bevölkerung kompensieren, die nach der Ankunft der Europäer einem «Mikrobenschock» erliegen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts werden Sklavenhandel und Sklaverei allmählich aufgegeben, während der Bedarf an Arbeits-

kräften gleichbleibt. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts reisen Millionen Arbeiter vor allem aus China und Indien (abwertend «Kulis» genannt) mit Arbeitsverträgen nach Amerika. Rechtlich gesehen sind sie frei, aber die Arbeitsbedingungen sind schlecht: Die Abreise findet oft unter Zwang statt, und die versprochene Rückführung ist nicht immer gewährleistet. Das Blackbirding, durch das ganze Inseln im Pazifik entvölkert werden, erfolgt zuweilen per Massenverhaftung. Die Indentur, eine Form der Vertragsknechtschaft, wird ab dem Ende des 19. Jahrhunderts allmählich aufgegeben. Die Verschleppungen indessen verändern nachhaltig das demografische Bild dieser Länder.



Gangesebene

Kolkata Madras

Sri Lanka Indische Ostküste

Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216

227

Kalifornien

Südchinesische Küste

Kanton Macao

Xiamen Shantou Hawaii

Myanmar

Malaya

Gilbertinseln

PAZIFISCHER OZEAN

Salomonen

INDISCHER OZEAN

Neue Hebriden Fidschi-Inseln Queensland Loyalitätsinseln

FranzösischPolynesien

H E I S S E K L I M A ZO N E N

Siehe auch

Melbourne

Neuseeland

Herkunftsgebiete von Sklaven Verschiffungshafen im Sklavenhandel Einsatzgebiet von Sklaven und Vertragsarbeitern Verschleppung für den Sklavenhandel (Betroffene in Millionen) Erste portugiesische Sklavenhandelsroute (15. bis 17. Jahrhundert) Transatlantischer Sklavenhandel (16. bis 19. Jahrhundert) Innerafrikanischer Sklavenhandel Verbringung von Vertragsarbeitern (Kulis) aus Asien (Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts) Verbringung von Vertragsarbeitern (Kulis) aus Ozeanien (Blackbirding) (Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts) Zwangsarbeit

228

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Die Jagd nach wertvollen Metallen Goldrausch von Fraser Canyon (1858 bis 1860) Comstock Lode

Klondike

Kalifornischer Goldrausch (1848 bis 1856)

r Äquato

Auraria

Taxco Mineral del Monte

18 9

9)

NORDAMERIKA

Reed Gold Mine

Spa e gd un ber Ero che nis

MITTELAMERIKA

PAZIFISCHER OZEAN

N Sil orda be r

Zacatecas

r 9 che n d e r t ) h ( 18 n i s Ja h r h u c s a . ik au (19 er ld r m sch Go e u k ra ndi Klo

is 6b

ATLANTISCHER OZEAN

Novo Brdo Laurion Berg Tmolos

Sp

ani

Potosí

sc h e E r o

Silberfieber in Kutná Hora (1290) Schwarzwald Chocó Kutná Hora r N Silberrausch La ruée in vers den Vogesen l’argent eu Jahrhundert) des(16. Vosges (XVIes.) en We ahrhundert) lt (16. J SÜDAMERIKA n g (16. J ahrhun u r dert) be

Die Förderung von Gold und Silber bis zum 20. Jahrhundert  Gold und Silber werden schon in der Urgeschichte als seltene und widerstandsfähige Metalle geschätzt, aus denen wertvolle Gegenstände gefertigt werden. Im Raum zwischen Mittelmeer und China werden sie im Handel als Wertreserven genutzt. Effiziente Schürftechniken gibt es bereits in der Antike, im Mittelalter werden sie weiterentwickelt. Es entstehen große Finanzzentren, vor allem in Norditalien. Es gibt Goldund Silbermünzen, und ihr Wert richtet sich nach dem jeweiligen Bestand des Metalls. Die Entdeckung von Lagerstätten ist ein wichtiger Grund für die Eroberung Amerikas durch die Spanier. Die Konquistadoren und andere Abenteurer machen sich dort auf die Suche nach einem mythischen Eldorado. Im 16. Jahrhundert gelangt das Silber aus Potosí (Bolivien) durch europäische Händler bis nach China und weckt Begehrlichkeiten bei Piraten und Freibeutern. Als der Abbau abnimmt, bricht das Geldvolumen Ende des 17. Jahrhunderts ein. Die Entdeckung neuer Edelmetallvorkommen führt zu Migrationsbewegungen, im 19. Jahrhundert vor allem wegen des Goldes («Goldrausch»), da sich inzwischen die Goldwährung durchgesetzt hat. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verliert Gold als Währung dann allmählich seine Bedeutung.

s de lfte Hä ite zwe old ( hes G Australisc

Minas Gerais

19 . Ja hrh und erts)

AFRIKA

Siehe auch



Metallische Rohstoffe S. 58 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas S. 216

229

Die Suche nach Eldorado AZTEKEN

ATLANTISCHER OZEAN 1529–1533 Ambroise Alfinger San José Coro 1584 Antonio de Berrio Santo Domingo

MAYA

Santa Marta

Panamá 1535–1538 Gonzalo Jiménez de Quesada

CHIBCHA

1531 Diego de Ordás 1537–1539 Nikolaus Federmann

Quito

1535–1538 Jorge de Spira 1541–1543 Gonzalo Pizarro

PAZIFISCHER OZEAN

I

1000 kmI I I

I

MAYA Mit dem Eldorado-

INKA

Mythos verbundene Kultur Frühe Kolonialstädte Wichtige Expedition

Lima

1000 km

Insel Sado SIBIRIEN

Miass-Tal sch ldrau r Go 850) e h c 1 is sis Rus (1820 b

Chinesische «Silberspeicher»

NEUGUINEA

AUSTRALIEN

s Au

tra te lisc Hälf hes G old (zweite

INDISCHER OZEAN

hrh Ja . 9 1 des

d un

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s)

Verbreitung des gemünzten Geldes im 15. Jahrhundert Zentren des Edelmetallbergbaus Gold Urgeschichte, Antike und präkolumbianische Epoche Mittelalter Neuzeit Gegenwart Silber Urgeschichte, Antike und präkolumbianische Epoche Mittelalter Neuzeit Gegenwart Edelmetallströme Verteilung des Silbers aus der Neuen Welt bis in die chinesischen «Silberspeicher» Wichtige Expeditionen, Kolonisierungsbewegungen und Goldräusche Mittelalter Neuzeit Gegenwart

230

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

St ein bo ck

Erzeugung im Süden, Verbrauch im Norden

Äqua tor

ebses es Kr eis d Wendekr

Industrieplantagen

New York

kr eis d

W en de

London

es

VIETNAM CHINA KOLUMBIEN ECUADOR INDIEN

BRASILIEN

KENIA

ELFENBEINKÜSTE GHANA

Für Kaffeepflanzungen geeignete Klimazone Hauptbörsen Haupterzeugerländer für Hauptverbraucherländer für Kaffee Kaffee Tee Tee Kakao Kakao

Neue Plantagen in den europäischen Kolonien  Grund für die europäische Expansion ist zunächst der Handel mit Luxusgütern wie Zucker, Gewürzen, Kaffee, Tee, Kakao, Farben und wertvollen Hölzern. Um die eroberten Gebiete zu beherrschen und Monopole durchzusetzen, werden von Staaten und Privatleuten Kolonialkompanien geschaffen. Kaffee ist das Symbol schlechthin für ein Erzeugnis, das im «Süden» hergestellt und im «Norden» konsumiert wird. Gleiches gilt für Tee und Kakao. Bis heute werden in vielen Herstellerländern manche dieser Produkte gar nicht konsumiert, vor allem in Subsahara-Afrika und Südostasien. Die industrielle Revolution setzt einigen Pflanzenkulturen, wie etwa dem Anbau der Indigopflanze, ein Ende, während andere

dank der Industrialisierung einen Aufschwung erleben: zum Beispiel Früchte und Ölpflanzen, die sich mit Dampf- und später Kühlschiffen besser transportieren lassen. Die enormen Gewinne, die sich mit Industrieplantagen erzielen lassen, wecken Begehrlichkeiten. Große multinationale Nahrungsmittelkonzerne beginnen damit, autoritäre Regime zu unterstützen, wenn sie daraus einen Nutzen ziehen können. Ein Beispiel ist die United Fruit Company, die die Regierungen der lateinamerikanischen Länder besticht, um die Verteilung von Land zu begrenzen, und dann sogar militärische Interventionen herbeiführt, um ihre Interessen zu sichern. Für Länder dieser Art kommt 1904 der Ausdruck «Bananenrepublik» auf.

s

Siehe auch



Tropische Erzeugnisse für Europa S. 224 Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung S. 238 Klimawandel und Migration S. 280

231

Erzeugerstrukturen nach der Industriellen Revolution

MYANMAR CHINA ELFENBEINKÜSTE BENIN INDIEN NIGERIA HONDURAS GUATEMALA GUINEA THAILAND COSTA RICA KAMERUN KOLUMBIEN ECUADOR GHANA DEM. REP. KONGO BRASILIEN TOGO PERU MALAYSIA

LAOS VIETNAM PHILIPPINEN KAMBODSCHA

MEXIKO

PAPUA-NEUGUINEA INDONESIEN

Die Ölpalme stammt aus den afrikanischen Tropen. Zwischen 1910 und 1930 wird sie in Asien eingeführt, aber der Anbau bleibt in der ganzen Kolonialzeit geringfügig.

Der Gummibaum (Hevea) stammt aus Südamerika. 1877 führen die Engländer die Samen nach Singapur ein. Der Anbau beginnt 1890 in Malaya (heute zu Malaysia). Kautschuk aus dem Gummibaum Haupterzeugerländer (Stand 2018, Ertrag in Tonnen)

Palmöl Haupterzeugerländer (Stand 2018, Ertrag in Tonnen)

4,8 Millionen 1 Million 500 000 100 000

246 Millionen 100 Millionen 10 Millionen 1 Million

500 000

«Bananenrepubliken» zwischen 1898 und 1961

ATLANTISCHER OZEAN

USA 1961 Landung in der Schweinebucht MEXIKO

Erdnüsse Hauptanbaugebiet

BAHAMAS DOMINIKANISCHE REPUBLIK

BELIZE KUBA

Amerikanische Jungferninseln Britische Jungferninseln

1911 Staatsstreich

1954 Staatsstreich gegen Jacobo Árbenz (Befürworter der Landreform)

Sint Maarten/St. Barthélemy

HONDURAS

HAITI

Puerto Rico

Guadeloupe Martinique

GUATEMALA JAMAIKA

EL SALVADOR

Niederländische Antillen

NICARAGUA

1928 Ciénaga Bananenmassaker

COSTA RICA

VENEZUELA

PANAMÁ KOLUMBIEN

GUYANA FranzösischGuayana

PAZIFISCHER OZEAN SURINAM

ECUADOR BRASILIEN

1000 km I

I

I

I

I

Industrielle Pflanzungen Abaca (Textilfaser) Banane Tropenhölzer Kakao

Kaffee Palmöl Zucker Tabak

Der US-Konzern United Fruit Company Aktivitäten während des 20. Jahrhunderts Politische Einmischung des Unternehmens (Niederschlagung von Streiks, Unterstützung eines Staatsstreichs oder einer militärischen Strafexpedition)

Unter politischem Einfluss Frankreichs Großbritanniens der Niederlande der USA

232

Die Globalisierung der Ressourcen

seit dem 15. Jahrhundert

Die Einteilung der Welt in Nord und Süd UdSSR ganzjährig +6 °C oder mehr

USA CHINA

ganzjährig +18 °C oder mehr

ganzjährig +6 °C oder mehr

Scheinbarer Klimadeterminismus: Reichtum und Klima um 1960 Wirtschaftliche Faktoren Entwicklungsländer 1960 Abgetrennter Wirtschaftsraum Klimatische Faktoren Gebiete mit ganzjähriger Temperatur Über +18 °C Über +6 °C

Geografische Einteilung nach Temperatur und Entwicklungsstand

Heiße Zone

Entwicklungsländer Schwellenländer

Warme Zone

Zone mit ausgeprägtem Winterwetter nicht gegebener Fall

nicht gegebener Fall

Industrieländer

Hitze ist keine Erklärung für Armut  Heute besteht die größte Ungleichheit unter den Menschen zwischen den verschiedenen Ländern. Das ist historisch gesehen ein neues Phänomen. Bis zum 15. Jahrhundert sind die Unterschiede zwischen den Ländern eher qualitativer Art und die Einkommensspannen innerhalb einer Gesellschaft eines Landes größer als zwischen verschiedenen Ländern. Seit dem 19. Jahrhundert verhält es sich jedoch umgekehrt. Ein Bewusstsein dafür entsteht im Zuge der Dekolonisierung (1947 etwa kommt der Begriff «Entwicklung/Unterentwicklung» als wirtschaftliche Kategorie auf). In den 1960er Jahren wird die Überschneidung von Klimazonen ohne Winter und armen Regionen besonders deutlich. Aber die Ungleichheit zwischen wärmeren und kälteren Gebieten ist nicht in erster Linie dem Klima geschuldet. Die Gründe dafür sind in der menschlichen Geschichte zu suchen, in der Kolonisierung und ihren Folgen. Grund für die Inbesitznahme von Territorien und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung ist lange Zeit die Suche nach Gebieten mit begehrten Rohstoffen und Naturerzeugnissen, die dann ins Mutterland geschickt

werden. Darüber hinaus treiben die Kolonialisten Sklavenhandel, und durch den demografischen Aderlass werden die tropischen Regionen ebenfalls destabilisiert. Die dekolonisierten Länder haben somit eine Wirtschaft übernommen, in der vor allem Rohstoffe produziert werden und die von fragilen globalisierten Märkten abhängig ist. 1980 kommt schließlich eine karikaturhafte Unterscheidung auf, die einen klimatischen Determinismus impliziert: das Nord-Süd-Gefälle. Diese Verkürzung stammt aus dem für die Weltbank erstellten Brandt-Bericht. Angesichts der räumlichen Unterscheidung verblasst der Aspekt des Fortschritts, der gemeint ist, wenn von «Entwicklung» gesprochen wird. Das Wort wird oft im Plural verwendet, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Länder der ehemaligen «Dritten Welt» seit 60 Jahren in unterschiedliche Richtungen gehen. Die asiatischen Länder (wie die «Tigerstaaten» oder China und Indien) erleben einen Aufschwung, während auf dem afrikanischen Kontinent, südlich der Sahara, viele Länder keinen Weg aus der Armut zu finden scheinen.

Siehe auch

Die Theorie der Klimata S. 70 Warum Europa? S. 212 Industrielle (R)Evolution S. 240



233

Entwicklungsindex nach Ländern (Stand 2019)

ATLANTISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

INDISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

0,8

0,7 0,55 0,35

hoch

niedrig

Zone mit ganzjährig über +18 °C Keine Daten

Der Nutzen des «Südens» für den «Norden» (Stand 2019)

1 NIEDERLANDE

SPANIEN JAMAIKA

KROATIEN GRIECHENLAND LIBANON

PORTUGAL

KUBA

MAROKKO

CHINA

TUNESIEN

MEXIKO PANAMÁ 2 KOLUMBIEN

DOMINIKANISCHE REPUBLIK SURINAM SENEGAL

ECUADOR PERU

BRASILIEN

THAILAND

ÄTHIOPIEN UGANDA

KENIA

TANSANIA

Hong Kong VIETNAM PHILIPPINEN MALAYSIA

MALEDIVEN SEYCHELLEN

INDONESIEN

MAURITIUS

Anbau von Blumen (z. T. in Höhenlagen) für die Märkte des Nordens (Rosen, Veilchen) Weltweite Ausfuhr Umfangreicher Anbau seit zwanzig Jahren Neues Ausfuhrland

Drang des Tourismus zur Sonne Anteil des Tourismus am BIP über 10 % Hauptzielgebiet touristischer Kreuzfahrten (ein Drittel aller Fahrgäste)

Club-Méditerranée-Feriendorf (außerhalb Europas) Hauptzielländer des Sex-Tourismus (laut Scelles-Stiftung)

8 Das Kohlezeitalter (seit dem 18. Jahrhundert) Ab dem 18. Jahrhundert und vor allem im 19. Jahrhundert verändert die Industrialisierung die Gesellschaften und ihre Beziehung zur Erde. Neue Energiequellen aus fossilen Rohstoffen haben entscheidenden Anteil an der Industriellen Revolution. Die Verbrennung dieser unter der Erdoberfläche liegenden Ressourcen bringt den gesamten Kohlenstoffkreislauf durcheinander. Die Urbanisierung und neue Transportmittel haben Einfluss darauf, wie die Menschen wohnen und wie sie Entfernungen wahrnehmen, und auch die Landschaften des immer dichter bevölkerten Planeten wandeln sich zusehends.

236

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Kohlenstoff

Kurze und lange Kreisläufe   Kohlenstoff ist für das organische Leben unabdingbar. Er befindet sich in verschiedenen Formen auf und unter der Erde, ist in der Atmosphäre, im Meer, in der PAZIFISCHER Biosphäre und in der LithoOZEAN sphäre gespeichert. Der Kreislauf des Kohlenstoffs kennt dabei zwei verschieden schnelle Indonesien zeitliche Abläufe, in denen Kohlenstoff zwischen diesen Speicherorten wechselt. Der Austausch von Kohlendioxid zwischen Atmosphäre, Biosphäre und Meer stellt einen kurzen 438 MtCO2 Ozeanien Kreislauf dar (Zeitspanne einer Jahreszeit bis zu einem Jahrhundert), bei dessen Regulierung die großen Äquatorialwälder und die kalten Meere eine wichtige Rolle spielen. Kalkstein und fossile Rohstoffe wiederum, in denen der Großteil des Kohlenstoffs gebunden ist, entstehen MtCO2 = Millionen Tonnen Kohlendioxid über sehr lange Zeiträume (geologische Zeit). Solange die Menschen nur in den kurzen Kohlenstoffkreislauf eingreifen (z. B. Holzverbrennung), bleibt das Gleichgewicht bestehen. Doch seit dem Ende des 18. Jahrhunderts stört die IndustrialisieAtmosphärischer Kohlendioxidgehalt rung den Kohlenstoffkreislauf Kohlendioxidmoleküle pro Million atmosphärischer Moleküle massiv. Die Industriegesell(parts per million, ppm) schaften nutzen die Speicher des langen Kreislaufs (Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energie400 gewinnung und von Kalk zur Zementherstellung) und entlassen 350 zugleich CO2 in den kurzen Kreislauf (die Atmosphäre). Die Zunahme des CO2-Gehalts in der Atmosphäre, der seit 1958 in 310 der Messstation Mauna Loa auf Hawaii kontinuierlich gemessen 275 wird, kann von den anderen Speichern (Meer und Biosphäre) nur teilweise ausgeglichen 260 ppm werden. 1700 1800 1900 2000

Siehe auch



Das Ökosystem Erde S. 104 Fossile Rohstoffe S. 110 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260

4946 MtCO2

5606 MtCO2

237

Europa

Nordamerika

17 756 MtCO2 Asien

Nordamerika 2568 MtCO2 Naher Osten

169 MtCO2 Mittelamerika

1326 MtCO2 Afrika

ATLANTISCHER OZEAN

Zentralafrika

Amazonien

INDISCHER OZEAN

994 MtCO2 Südamerika

Kohlenstoffspeicher Kurzer Kreislauf Hauptmasse des in der kontinentalen Biosphäre gespeicherten Kohlenstoffs Hauptmasse des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs

Hauptmasse des im Meerwasser gelösten und gespeicherten Kohlenstoffs in Gramm pro Kubikmeter 24

Menschliche Quellen Langer Kreislauf Geologisch altes Kalkgestein Kohlendioxidausstoß durch (mehrere Millionen Jahre), Verbrennung geologischer Hauptspeicher für Kohlenstoff Ressourcen 2020 auf der Erde Amazonien Schwerpunktgebiete Fossile Kohlenstoffressourcen der Entwaldung (Kohle, Erdöl, Schiefergas)

25

Der Kohlenstoffkreislauf us

wa E nt

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A HYDROSPHÄRE Organische Ablagerungen g n u Meereser Mikroorganismen e in rung rie LITHOSPHÄRE e st n i te te Vers her Ma nisc Fossile Speicher Sedimentablagerung a g r o Torf, Kohle, Erdöl, Erdgas Kalksteinablagerungen

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Kurzer Kohlenstoffkreislauf (etwa 10 Jahre) Langer Kohlenstoffkreislauf (etwa 10 000 Jahre) Menschlicher Eingriff

238

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung USA

San Francisco Seattle

80

Los Angeles

UINTABECKEN ECKEN MEXIKO Acapulco

POWDER RIVER Hudsonbucht

USA St. Louis

ILLINOIS

Chicago KANADA (brit.) Buffalo APPALACHEN Philadelphia Boston New York Havanna NeufundKUBA land New Orleans

VEREINIGTES KÖNIGREICH DEUTSCHLAND

40

Sankt Petersburg

21 Glasgow Colon

NORDAT L A N T I S C H E R OZEAN

Moskau Berlin

London

FRANKREICH Paris

Wien

5 Istanbul

PERU Callao

BRITISCH-GUAYANA NIEDERLÄNDISCH-GUAYANA FRANZÖSISCH-GUAYANA

Gibraltar

Alger Malta

ALGERIEN

Alexandria

(frz.)

SpanischSahara

Valparaiso CHILE ARGENTINIEN Buenos Aires Kap Horn

BRASILIEN

Montevideo Santos URUGUAY Rio

FALKLANDINSELN (brit.)

Industriestaaten Anfang des 20. Jahrhunderts Industriestaat Bestehend Im Aufbau Hauptproduktionszweige 1913 Kohle und Eisen (in Millionen Tonnen) Kohlebecken Textilwirtschaft (Europa) Metallverarbeitung (Europa) Chemische Industrie (Europa)

FRANZÖSISCHWESTAFRIKA Salvador

LIBYEN ÄGYPTEN (brit.)

(ital.)

FRANZÖSISCHÄQUATORIALAFRIKA ANGLOÄGYPTISCHER SUDAN NIGERIA (brit.)

KAMERUN

SÜDAT L A N T I S C H E R OZEAN

Weltweite Vernetzung der Industrie Kolonie mit Rohstoffausfuhr Anderer Rohstoffexporteur Britisches Kohledepot Arbeitskräftewanderung Hauptseeweg Wichtiger Hafen Stadt mit über 1 Million Einwohnern Eisenbahnmagistrale

(dt.)

BELGISCHKONGO ANGOLA (port.)

DEUTSCH- TRANSVAAL

SÜDWESTAFRIKA

Kapstadt SÜDAFRIKANISCHE UNION (brit.)

Durban

Siehe auch

Fossile Rohstoffe S. 110 Von der Töpferei zum Hüttenwesen S. 190 Umweltverschmutzung S. 254



239

Europa um 1900 SCHOTTLAND Glasgow S C HWE D E N Nordsee LANCASHIRE Liverpool DÄ N E M A R K YORKSHIRE G ROS S M IDLANDS Rotterdam B R ITA NN I E N Hamburg N I E D E RLondon LANDE WALES E MCAG HLNAEN D RUHR- DAELULTS Cardiff WALLONIEN/ GEBIET NORDFRANKREICH Le Havre SACHSEN B E LG I E N AAR SAAR SCHLESIEN PParis ARIS

NORDPAZIFISCHER OZEAN

Tokio

JAPAN

MANDSCHUREI

LOTHRINGEN BÖHMEN FRANKREICH Bordeaux S C HWE I Z Ö ST E R R E I C HLOMBARDEI/ U N GA R N PIEMONT LOIRE BASKENLAND Genua

KOREA (jap.)

Gelbes Meer

Beijing

SHANDONG

Mittelmeer

SHANXI

Manila

I

Hong Kong

BENGALEN KAISERREICH BRITISCHINDIEN

B

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it .)

A , S BA YA A LA D S A M EI UN RUN

Sulawesi Borneo

Singapur

N IE D E R L Ä N

IND

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TONKIN FRZ.-INDOCHINA

RA H WA K ,

Südchinesisches Meer

Kolkata

Darwin

Brisbane

Timor

AUSTRALIEN (brit.)

Mumbai

CEYLON (brit.)

Wellington NEUSEELAND Melbourne (brit.) Hobart

Sydney

C DIS

Adelaide

Tasmanien

Madras

Karatschi

400 kmI I I

PHILIPPINEN (USA)

CHINA

Basra

I TA L I E N

H-

RUSSISCHES REICH

Marseille

S PA NIEN

Shanghai

Perth

Colombo

OMAN (brit.)

MALEDIVEN (brit.)

Die Industrie verändert die Welt  BRITISCH-SSOMALILAND

Dschibuti

KENIA

ITALIENISCH-S SOMALILAND SEYCHELLEN (brit.)

(brit.)

DEUTSCHOSTAFRIKA

KOMOREN (frz.)

MADAGASKAR MAURITIUS (frz.) (frz.) RÉUNION (frz.) PORTUGIESISCHOSTAFRIKA

INDISCHER OZEAN

Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Welt in fast allen Bereichen von der Industrialisierung geprägt. Schon seit 100 Jahren hat sie immer größeren Einfluss auf die Produktion und auf die Beziehung der Menschen zur Erde ausgeübt. Dieser Prozess setzt um 1780 in England ein und erfasst nach und nach ganz Europa sowie die USA und Japan. Eine Umwälzung, zu der verschiedene Faktoren führen: Bevölkerungszunahme, Kapitalakkumulation durch die Ausbeutung der Kolonien, Innovationen. Die erste Dampfmaschine, die Watt 1769 zum Patent anmeldet, wird zum Symbol der «industriellen Revolution», auch wenn es noch etwas dauert, bis sie sich verbreitet (siehe S. 240). Ein anderer Faktor ist die Kohle (Steinkohle). Dieser Brennstoff organischen Ursprungs beginnt im 17. Jahrhundert im englischen Hüttenwesen das Holz zu ersetzen, bis er im 19. Jahrhundert schließlich massenhaft abgebaut wird – in England entstehen Gegenden mit besonderen landschaftlichen Merkmalen und sozialen Strukturen, um die herum sich Industriegebiete ansiedeln («Black Country»). Die Steinkohle ermöglicht auch die Entwicklung neuer Transportmittel (Eisenbahn, Dampfschiff). Aber es werden weiterhin ebenfalls andere Energiequellen genutzt: Windkraft (vor allem in Holland), Wasserkraft (vor allem in Frankreich) sowie Tiere und Menschen.

I

240

Geschichte der Wissenschaften

Industrielle (R)Evolution Revolution oder Evolution? Die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die ab dem 18. Jahrhundert zu einem Wandel in der Herstellung von Waren führen, werden «Industrielle Revolution» genannt. Der Ausdruck kommt zuerst in Frankreich auf, durch Jean-Baptiste Say und Jean Simonde de Sismondi. Friedrich Engels liefert 1845 die Begründung für den Begriff «Revolution», da er die technische Revolution als einen Abschnitt von historischer Bedeutung ansieht, ehe der Historiker Arnold Toynbee den Ausdruck in der englischsprachigen Welt bekannt macht. Die Industrielle Revolution, begriffen als radikale Umwälzung, fußt ihm zufolge vor allem auf einer Erfindung: der Dampfmaschine von James Watt. Diese Sichtweise wird inzwischen von Historikern bezweifelt, da sich die Industrialisierung in verschiedenen Etappen und je nach Gegend in unterschiedlichem Tempo vollzieht. Darüber hinaus nimmt die Dampfmaschine in der Industrie lange nur einen unbedeutenden Platz neben anderen Energiequellen wie Holz oder Wasser, Tieren und Menschen ein. Die traditionelle Lesart, in deren Zentrum üblicherweise England steht, erfährt durch die Forschung der Globalgeschichte eine neue Komplexität. So erlaubt der Vergleich mit China dem Historiker Kenneth Pomeranz, das Vorhandensein von Kohle in England als geologischen Zufall hervorzuheben sowie vor allem die Rolle, die die Kolonisierung für die Industrialisierung in Großbritannien spielt. Die Länder des British Empire liefern nicht nur die Rohstoffe, sondern sind auch indirekt an der Industrialisierung beteiligt. In der Textilbranche etwa fördert die Konkurrenz durch indische Baumwolle die Mechanisierung der Herstellung in Europa.

Pferdegetriebenes Göpelmahlwerk zum Pulverisieren von Mennige (Frankreich, 1793).

Dampfkreislauf Mechanische Bewegung

7 Balancier

Fliehkraftregulator Fliehkraftregler

Dampfkessel 1

Ventil 6

Ventil

Zylinder 3

8 Schwungrad 9

Kolben 4

2 Kondensator 5

Die Dampfmaschine von Watt (Modell von 1782)

Im Dampfkessel (1) wird das Wasser zu Dampf erhitzt, der dann über ein Ventil (2) in einen Zylinder (3) mit Kolben (4) gelangt. Dieser Kolben wird nach oben gedrückt. Ist der Zylinder voll, wird der Dampf durch das untere Ventil in den Kondensator (5) geleitet. Daraufhin tritt wieder Dampf in den Zylinder, diesmal von oben (6). Der Kolben geht nach unten und der Dampf wird, wenn dieser wieder aufsteigt, nach oben zum Kondensator abgeführt. Durch die Wiederholung dieses Kreislaufs wird der Balancier (7) angetrieben, die die lineare Bewegung des Kolbens in eine kreisförmige Bewegung umsetzt. Der externe Kondensator ist eine Ergänzung, die Watt vornimmt, damit das Wasser abkühlen kann, ohne dass zugleich der Zylinder abkühlt. Außerdem fügt Watt zur Regelung der Drehzahl noch einen Fliehkraftregler (8) und ein Schwungrad (9) hinzu.

241

Das Britische Weltreich 1886.

Schalweber beim Fixieren der Farbe nach dem Einfärben des Stoffs (Indien, 1850).

242

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Kohlenwasserstoffe 36,3

150 Jahre Öl und Gas 

Alberta Kalifornien

Arktis Nordamerika

USA

Houston

North Dakota

Texas Pittsburgh

Chicontepec Golf von Mexiko

r eru atot quua ÄÉq

In der Antike nutzen Menschen Erdöl, das sie zufällig im Oberflächengrundwasser finden. Aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Ölbohrungen durchgeführt: Zuerst 1858 in Wietze in der Lüneburger Heide und dann 1859 durch Edwin L. Drake in Pennsylvania. Damit ist der Weg für eine intensive Nutzung des schwarzen Goldes geebnet, das zunächst zur Beleuchtung dient, dann für den Antrieb von Automobilen, Flugzeugen und anderen Maschinen. Es entsteht eine Industrie, bei der die Förderung, der Transport und die Raffination gebündelt in den Händen einzelner großer Unternehmen liegen. Im Laufe der Zeit breitet sich der Markt weltweit aus. Die weiten Entfernungen zwischen den Produktionsstätten und den Standorten der Verbraucher wird für die europäischen Mächte zu einer großen Herausforderung, um die Versorgung zu sichern. Besonders im Nahen und Mittleren Osten führen sie einen heftigen Kampf um die Ressourcen. Erdgas spielt lange Zeit nur eine marginale Rolle, da es schwer zu transportieren ist, aber nach 1945 steigt auch dessen Produktion. Wegen der Vorteile gegenüber Erdöl (weniger CO2-Emissionen, bessere Ressourcenverteilung) wird es zu einer gefragten Energiequelle. Da die Ressourcen jedoch endlich sind und die Nachfrage hoch, wenden sich manche Länder, auch um in der Energieversorgung möglichst unabhängig zu sein, anderen Möglichkeiten zu, die sie zum Beispiel in unkonventionellen Kohlenwasserstoffen wie Schiefergas finden.

13

Pennsylvania 3 1,9

New York

Europa Ostsee GROSSBRITANNIEN NORDAT L A N T I S C H E R Den Haag OZEAN London

DEUTSCHLAND Karpaten

FRANKREICH Provinz Zulia ECUADOR (1973) VENEZUELA

Zorritos PERU

RUMÄNIEN

ITALIEN

Mittelme BerkineFördergebiet SyrteFördergebiet LIBYEN ALGERIEN (1962) (1969)

50,9 7 Lateinamerika ARGENTINIEN Comodoro Rivadavia

Brasilien

1850 bis 1950: Entdeckung und Verwaltung durch den Westen Wiege der Erdöl- und Erdgaswirtschaft Haupterdölmacht Industrieländer im Konflikt um Ressourcen Wichtigste bekannte Reserven bis 1960 Sitz der «Sieben Schwestern» 1950 bis 2000: Geopolitische Veränderungen Gründungsmitglied der OPEC (1960) Späteres OPEC-Mitglied Ölkrise

NIGERIA SÜD(1971) AT L A N T I S C H E R OZEAN ÄQUATORIAL-

GABUN (1975)

GUINEA (2017) Golf von Guinea

KONGO (2018)

Streit um zukünftige Fördergebiete seit 2000 Bestätigte Reserven (in Milliarden Öleinheiten, nach Region, Stand 2020) Erdgas Erdöl Offshore-Fördergebiet Lagerstätte nichtkonventioneller Kohlenwasserstoffe in Ausbeutung Öltransport-Seeweg Konflikte um Lagerstätten Konflikte um Transportrouten 

ANGOLA (2007)

Siehe auch

t

Fossile Rohstoffe S. 110 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260 Erneuerbare Energien S. 276

243

Die Technik des Hydraulic Fracturing (Fracking) Wasser agen Pumptankw

0m Grundwas

serschicht

1000 m

Wasser + Sand gstoffe + Zuschla

Zement

PAZIFISCHER OZEAN

Stahlrohre

lt Der Sand häen die Risse off

55,9

19,8

tein

Risse im Ges

112,9

GUS

erung 4000 m te Versick

h Waagerec

65,8 Südchinesisches Meer

Kaspisches Meer

Timor

Borneo

D

eer



Baku Mittlerer Osten

Golf von Siam

Mossul IRAN 1979-1980 Kirkuk KATAR (1961–2017) IRAK Straße von 1973 Bahrain Hormus VEREINIGTE ARABISCHE Kuwait EMIRATE (1967) SAUDIARABIEN

Golf von Aden

INDONESIEN (1962–2008) Palembang

15,4

6,1

Aceh Südostasien/Ozeanien

INDISCHER OZEAN

13 16,6

Erdöl im britischen Nahen und Mittleren Osten (1920 bis 1960) Afrika

TÜRKEI Mittelmeer

Kirkuk

SYRIEN

ZYPERN Beirut Tel Aviv Jerusalem

IRAK Amman Sues

il

N

I

1000 kmI I I

I

Britische Kolonien, Schutzund Mandatsgebiete 1920 Erdölfeld Ölraffinerie (1960) Rohölleitung (1960) Achwas Britische Investitionen in die Erdölförderung Verschiffungshafen (1960)

IRAN Achwas Abadan KUWEIT (brit.) BAHRAIN (brit.) Dammam KATAR (brit.) Basra

TRANSJORDANIEN Kairo

UdSSR

Mossul

ÄGYPTEN

SAUDI-ARABIEN

TRUCIAL OMAN

Rotes Meer

SUDAN

ADEN-

JEMEN PROTEKTORAT (1967) Aden

OMAN INDISCHER OZEAN

244

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Transportmittel San Francisco

Die Revolution der Transportmittel Ab dem 19. Jahrhundert erfahren Eisenbahn- und Schiffstransport einen enormen Aufschwung, da nun Dampf als Antriebskraft verwendet werden kann. Passagiere und von der Industrie benötigte schwere Güter werden auf diesem Weg transportiert. Die Herstellung von Eisenbahnmaterial kurbelt wiederum die Metallverarbeitung an, während das Verhältnis von Zeit zu Entfernung schrumpft, sodass die expandierenden Städte leichter beliefert werden können. Der Ausbau der Bahnstrecken begleitet somit die Industrialisierung und Urbanisierung, aber auch die Eroberung bestimmter Gebiete (Russland, Amerika). Großangelegte Bahnstrecken und Kanäle (Sueskanal 1869, Panamákanal 1914) verbinden verschiedene Räume miteinander. Auch in Europa entsteht ein flächendeckendes Bahnnetz. Die Weltkriege spielen bei der Weiterentwicklung der Transportmittel ebenfalls eine Rolle, vor allem in der Luftfahrt. Die erste Luftpost über den Südatlantik fliegt Jean Mermoz im Jahr 1930. Aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es auch Personenflugverkehr. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist dann zusätzlich vom Individualverkehr geprägt, da das Automobil weltweite Verbreitung findet. Durch Flugzeuge und Autos verändert sich das Verhältnis der Menschen zu Entfernungen. Auf dem Meer revolutionieren riesige Frachtschiffe den Warentransport und beschleunigen die Globalisierung.

Los Angeles

Dallas

Chicago

New Orleans Acapulco

Detroit Newark

Atlanta Washington

Boston New York

Hamburg Glasgow

Havanna Panamákanal

Liverpool Hounslow Croydon London Paris

NORDAT L A N T I S C H E R OZEAN

Broma

Berlin Tempelhof Le Bourget

Marseille Gibraltar Tanger Casablanca

Algier

Callao AéropostaleLuftpostdienst

Dakar

Valparaíso Buenos Aires Montevideo

Rio

Bahia SÜDAT L A N T I S C H E R OZEAN

Kap Horn

1840 bis 1914: Epoche der Dampfkraft Ausbau des Eisenbahnnetzes in Europa 1840 bis 1880 Transkontinentale Eisenbahnlinie Frachtschifflinie Wichtiger Hafen im Jahr 1900 Strategisch wichtige Meerenge 1900 bis 1950: Aufkommen des Verbrennungsmotors Wiege der Kraftfahrzeugindustrie Strecke des Aéropostale-Luftpostdiensts Wichtiger früher Flughafen Seit 1950: Epoche der Hochgeschwindigkeit Hochgeschwindigkeitsbahnlinie (über 200 km/h) Wichtiger internationaler Flughafen Containerschifffahrtsweg Hauptrouten der Flussschiffahrt Ausmaß der Motorisierung (Kraftfahrzeuge pro 1000 Einwohner, Stand 2015) 0

25

250 750 900

Keine Daten

Kapstadt Kap der Guten Hoffnung

Siehe auch



Die großen Epidemien S. 202 Die Globalisierung im 15. Jahrhundert S. 206 Das maritime Netz der Welt S. 214

245 Das europäische Eisenbahnnetz Nordsee

ATLANTISCHER OZEAN

1964 Shinkansen-Schnellzug Tokio Seoul Beijing

OCÉAN PAC I F I Q U E

Mittelmeer I

Shanghai

400 km I I I

I

Hong Kong Kanton Manila Sankt Petersburg Moskau

Bangkok Kolkata

Istanbul (Konstantinopel) Ankara Konya Alexandria Sueskanal Medina Dschidda Mekka Dschibuti

Delhi Mumbai

Singapur Ahmadnagar

Straße von Malakka

Madras Dubai

Sydney

Jakarta

Columbo

INDISCHER OZEAN

Der Panamákanal (1914 bis 2016) Karibik

Colón

Kanaltrasse, Eröffnung 1914, Länge 77 km I

Gatún

Agua Clara

Alajuelasee

Gatúnsee

PANAMÁ Mirafloressee Jahrhundertbrücke

Pedro Miguel Miraflores

Cocoli PanamáStadt Transamerikabrücke

10 IkmI

I

I

Kanal Kanalzone, 1903 bis 1999 Pachtgebiet der USA Stausee Schleuse nach Panamax-Norm* Containerschiffroute Neue Kanaltrasse mit neuen Schleusen (Juni 2016) * Frachter mit höchstens 5000 Containern

Das Kohlezeitalter

246

seit dem 18. Jahrhundert

Zement Von den Rohstoffen zum Zement CO2Ausstoß

ROHSTOFFE (Kalk, Ton)

FERTIGPRODUKTE (Zementklinker, Zement)

3 Pulverisierung Mischung aus 80 % 2 Kalk und 20 % Ton

Beischlagstoffe 7 (Gips, Kalk)

Abbau und 1 Zerkleinerung

Vorheizen 4 (200 °C bis 1000 °C)

6 Zementklinkersilo

Backen im Drehofen 5 (1450 °C)

500 * in Millionen Tonnen jährlich ** in Trillionen erzeugter Joule jährlich

400

3000

300

2000

200

1000

100

0 1900

1920

1940

Zusammensetzung von Beton Wasser 5,9 % Zement 11,7 %

1960

1980

2000

0 2020

Anteil der einzelnen Bestandteile bei der Betonherstellung am CO2-Ausstoß Kies 1,1 %

Sand 0,9 %

Sand 38,6 %

Kies 43,8 %

Verbrauch fossiler Energieträger**

Zementherstellung*

4000

Zement 98 %

Backen des 8 Klinkers = ZEMENT

Vom Kalk zum Zement  

Weltweite Zementherstellung und Verbrauch fossiler Energieträger 5000

Verfrachtung 9 (Massengut, Säcke)

Seit der Antike wird Kalk, der durch Brennen von Kalkstein gewonnen wird, als Bindemittel im Mauerbau verwendet. Im 1. Jahrhundert v. u. Z. geben die Römer Puzzolane dazu, sodass ein Gemisch entsteht, das auch bei Kontakt mit Wasser hart werden kann. Derlei Methoden werden besonders ab dem 18. Jahrhundert angewandt, während sich zugleich die Brennverfahren verbessern. Im Fahrwasser des Briten John Smeaton arbeiten zahlreiche Forscher an der Optimierung der Herstellungstechniken. 1817 untersucht der Ingenieur Louis Vicat, als beim Bau der Dordognebrücke von Souillac Probleme auftreten, die Zusammensetzung des Kalks und ebnet damit den Weg zum heute verwendeten Zement. Er besteht zu 80 Prozent aus Kalkstein und zu 20 Prozent aus Ton, der bei 1450 Grad gebrannt und anschließend zu Pulver zermahlen wird (Zementklinker). Diese Mischung kann in industriellem Maßstab hergestellt werden. 1824 meldet der Schotte Joseph Aspdin das erste Patent für die Herstellung einer Zementsorte an: das Portlandzement (benannt nach dem sehr festen Kalkstein der Insel Portland).

Siehe auch



Geologie der Erde S. 32 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260 CO2-Austausch S. 262

247

1960

15 MtCO2 Deutschland 29 MtCO2 USA

6,5 MtCO2 China

1,0 MtCO2 Ägypten 4,0 MtCO2 Indien Äquator

Kohlendioxidausstoß bei der Zementherstellung (in Millionen Tonnen Gas) 850 120 40 6

2020

13 MtCO2 Deutschland 858 MtCO2 China 41 MtCO2 USA 18 MtCO2 Ägypten

Äquator

123 MtCO2 Indien

Der Zement erobert die Welt  Nach und nach entstehen Zementfabriken, um den Rohstoff zu verarbeiten, der überall auf der Welt günstig zu bekommen ist, und mächtige Industriekonzerne werden gegründet. Mit Kies und Sand vermengt, ist Zement ein unerlässlicher Bestandteil von Beton, der im 20. Jahrhundert das Stadtbild einer zunehmend urbanen Welt prägt (siehe S. 248). Die massenhafte Produktion von Zement trägt aufgrund des (notwendigen)

Brennens des Kalksteins und der Nutzung fossiler Brennstoffe zum Brennen des Zementklinkers auch zur Steigerung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre bei (7 Prozent aller CO2-Emissionen im Jahr 2021). Deshalb verlagert sich die Produktion nicht nur entsprechend der Nachfrage (neue Märkte), sondern auch infolge der Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen (Auslagerung umweltschädlicher Produktion).

248

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Beton

1864 Kirche von Vésinet (Boileau und Coignet)

1904 Kirche St.-Jean de Montmartre (Baudot und Cottancin) 1903 Ingalls Building 1902 Cité industrielle (Tony Garnier), unverwirklichtes Konzept 1884 Ransom Alvord Lake Bridge

1. Jahrhundert v. u. Z.: Erste überlieferte Beschreibung des römischen Herstellungsverfahrens für Baukalk in Zehn Bücher über Architektur von Vitruv

Einsturz des Stegs über die Avenue de Suffren in Paris während der Weltausstellung von 1900

Gründung von Zementwerken

Verbreitung von Konkurrenz Betonbauten in den Kolonien durch Stahlskelettbau (erster Wolkenkratzer) ERSTE EPOCHE

VOR DEM STAHLBETON

1750 1810

1760 1820

18301780

1818 Vicat, Technik des Abbindens unter Wasser

1840 1790

DES STAHLBETONS

1800 1850

1824 Portlandzement

18101860 1820 1870 1830

1840 1880

1854 Coignet-Beton 1849 Lambot-Barke

1890 1860 1900 1870 1889 Cottancin-System

1867  Monier-System

1892 Hennebique-System

Beispiel für ein weltweites Unternehmensnetzwerk: Die Hennebique-Organisation (1892 bis 1914)

Zentrale Sitz in der Pariser Rue Danton (1899) Sankt Petersburg 1904 Lagerhalle in Manchester Stockholm 1900 Weltausstellung in Paris Warschau NORDASIEN 1903 Villa Hennebique in Bourg-la-Reine AMERIKA Boston EUROPA Cleveland Konstantinopel (Istanbul) New York Athen St. Louis Baltimore Cincinnati 1910 Ponte del Risorgimento in Rom Kairo Veracruz Mexico

Tianjin

Hanoi

Mérida AFRIKA

Caracas

Saigon Äquator

INDISCHER OZEAN

SÜDAMERIKA PAZIFISCHER OZEAN

1910 1880

ATLANTISCHER OZEAN OZEANIEN

Johannesburg Montevideo

...

Zentrale Bevollmächtigter Konzessionär Bevollmächtigter und Konzessionär ... Bedeutendes Bauwerk

Siehe auch



Geologie der Erde S. 32 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260 CO2-Austausch S. 262

249

1911 Jahrhunderthalle in Breslau (Max Berg) 1914 Dom-Imo-System (Le Corbusier) 1926 Bauhaus in Dessau (Gropius)

2002 Friedenssteg in Seoul (Ricciotti)

1957 Kirche St.-Joseph du Havre (Perret)

1936 Fallingwater House (Wright) 2009 Burj Khalifa

1967 Habitat 67 (Safdie)

1939 bis 1945 Zweiter Weltkrieg, Aufkommen vorgefertigter Bauteile

Stadtbrand in San Francisco

Bauhaus

Brutalismus

NEUE BAUÄSTHETIK

1920

1930

Mechanisierung der Zementwerke, hohe Produktion

MATERIAL DES WIEDERAUFBAUS

1940

1950

1960

BESCHLEUNIGTE VERSTÄDTERUNG

1970

1980

1990

1929 Freyssinet, vorgespannter Beton

2000

2010

2020

Ende des 20. Jahrhunderts Zement und Beton mit niedrigem Kohlenstoffgehalt

Erfindung oder technische Neuerung Bemerkenswertes Bauvorhaben

Wichtiges Ereignis

Der Stahlbeton erobert die Welt  In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es eine ganze Reihe von Innovationen (Lambot, Coignet, Monier, Hennebique), die schließlich die Produktion von Stahlbeton ermöglichen: ein Beton, bei dem Kunststein aus Zement und Zuschlagstoffen mit einer Metallstruktur kombiniert wird. Zunächst wird Stahlbeton zur Herstellung von Werkstücken verwendet (Böden, Träger, Behälter). Ein Pionier ist der Franzose François Hennebique, der mithilfe von Stahlbeton ein feuersicheres Landhaus baut. Zwischen 1892 und 1914 entwickelt sein in Paris ansässiges Unternehmen ein Netzwerk in zwanzig Ländern, bei dem lokale Vertreter neue Märkte aufspüren

und Vertragshändler die Arbeiten ausführen. Diese Marktstrategie, der auch die Publikation der Fachzeitschrift Le Béton Armé («Stahlbeton») dient, hat großen Anteil daran, dass sich dieses Material verbreitet. Es eröffnet den Architekten zahlreiche Möglichkeiten (freie Gestaltung und Formen, Überhänge) und trägt auf diese Weise zur Geburt der modernen Architektur bei. Stahlbeton ist nicht nur charakteristisch für die Avantgarde des 20. Jahrhunderts (vertreten von Architekten wie Le Corbusier, Gropius, Niemeyer), sondern nach 1945 auch das Material des Wiederaufbaus, des Fertigbaus und der Vereinheitlichung urbaner Landschaften.

Die Hennebique-Organisation

Zentrale zahlt eine Provision (10 % der Auftragssumme)

beauftragt und zahlt eine Kommission (20 bis 40 % der Einnahmen)

verkauft

Lizenz

Bevollmächtigter sucht und handelt aus

kauft Beteiligter Von zwei Beteiligten verkauftes oder genutztes Element

Konzessionär

Konzession vertreibt

finanziert und veröffentlicht

Zeitschrift Le Béton Armé («Der Stahlbeton») vertreibt

Das Kohlezeitalter

250

seit dem 18. Jahrhundert

Die Urbanisierung Burj Khalifa 828 m 800 m 700 m 600 m 500 m

Empire State Building 381 m

400 m Eiffelturm 324 m 300 m 200 m

Taipei 101 509 m

Willis Tower 442 m

Petronas Towers 452 m

Chicago (USA) 1974

Kuala Lumpur (Malaysia) 1998

Metropolitan Life Tower 213 m

Home Insurance Building 55 m

100 m 0m

Paris Chicago (Frankreich) (USA) 1889 1885, abgerissen 1931

Indischer Ozean

New York (USA) 1909

New York (USA) 1931

Seit 2010 Dubai

SAUDIARABIEN

CHINA 2004–2010 Taipeh Pazifischer Ozean

Stadt, die den Rekord des höchsten Wolkenkratzers hält Seit 2010 Dubai Die 25 Städte mit den meisten Wolkenkratzern, Stand 2020 (Anzahl der Wolkenkratzer) 852

454

234

RUSSLAND

Atlantischer Ozean 1890–1973 NewYork 1885–1890 Chicago 1973–1998 Chicago USA

Dubai (VAE) 2010

In die Senkrechte 

1998–2004 Kuala Lumpur

INDIEN

Taipeh (Taiwan) 2004

Die Erfindung einer Sicherheits­ fangvorrichtung für Aufzüge durch Elisha Graves Otis 1854 sowie der Einbau des ersten Aufzugs in ein großes New Yorker Warenhaus 1867 machen den Weg frei für die Entwicklung der Städte in der Senkrechten. Angesichts des rapiden Wachstums der Städte ist das Bauen in die Höhe eine Antwort auf den zunehmenden Platz­ bedarf. Die boomende Industrie liefert die Materialien für die neuen Gebäude. In Chicago, das 1871 durch einen Brand zerstört wird, entsteht 1885 der erste Wolkenkratzer mit Stahlskelett. Die Stadt wird zum Ausgangs­ punkt einer architektonischen Revolution. Der Wolkenkratzer, Symbol der nordamerikanischen Stadtlandschaft, verbreitet sich auf der ganzen Welt, die noch einhundert Jahre später immer weiter in die Höhe wächst.

Siehe auch



Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom S. 194 «Herr und Meister der Natur» S. 218 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272

251

1700 550 000 London

650 000 Beijing

Äquator

37 260 Lima

1900 6 480 000 London 1 100 000 Beijing

Die Urbanisierung der Welt seit 1800  In zweihundert Jahren wächst der Anteil der Städter von unter 10 auf über 50 Prozent der Welt­ bevölkerung. In Amerika, Europa und Japan leben inzwischen mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land, in Subsahara­ Afrika und einigen asiatischen Ländern ist die Verstädterung unterdessen noch in vollem Gange. Die Konzentration der Bevölkerung in den Städten zieht eine tiefgreifende Umstrukturierung der urbanen Räume nach sich. Die Städte wachsen in die Höhe und fransen an den Rändern aus.

Einwohner je Stadt 13 000 000 6 000 000 3 000 000 200 000

Äquator

122 000 Lima

2000 7 070 000 London

7 300 000 Beijing

Äquator

7 200 000 Lima

252

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Ein besseres Leben? 14 16 KANADA

PAZIFISCHER USA

OZEAN MEXIKO RUSSLAND

7 4 12 13

GUATEMALA BELIZE EL SALVADOR HONDURAS KUBA NICARAGUA

HAITI DOMINIKANISCHE REPUBLIK

PANAMÁ

KOLUMBIEN VENEZUELA

ATLANTISCHER OZEAN es

12 11 3

9 10 11

GUYANA Frz.-Guayana

SPANIEN

Kr eb se s

Westsahara

Äq ua tor

PARAGUAY ARGENTINIEN

We n

17 World Wide Web Tim Berners-Lee 1991 Genf-Meyrin

TURMENISTAN

2

TÜRKEI

IRAN GRIECHENLAND SYRIEN IRAK TUNESIEN PAKISTAN ISRAEL JORDANIEN VAE ALGERIEN OMAN SAUDILIBYEN ÄGYPTEN ARABIEN

de kre is d es

Ste inb oc k s

SENEGAL JEMEN MALI GAMBIA ERITREA NIGER GUINEA-BISSAU SUDAN DSCHIBUTI GUINEA BURKINA TSCHAD FASO SIERRA LEONE ÄTHIOPIEN GHANA LIBERIA NIGERIA ZENTRAL- SÜDSUDAN ELFENBEINSOMALIA AFRIKANISCHE KÜSTE KENIA REPUBLIK TOGO KAMERUN UGANDA BENIN RUANDA GABUN ÄQUATORIALGUINEA DEM. REP. BURUNDI KONGO KONGO TANSANIA MADAGASKAR

MALAWI

ANGOLA

16 Arpanet (Vorgänger des Internets) 1969 Los Angeles

UKRAINE

MAURITANIEN

BRASILIEN

URUGUAY

TADSCHIKISTAN USBEKISTAN

MAROKKO

SURINAM

BOLIVIEN

KIRGISISTAN

8 10 5 15 17

AFGHANISTAN

d

PERU

KASACHSTAN

SCHWEDEN

6

is re ek nd We

14

CHILE

FINNLAND NORWEGEN

1

COSTA RICA

ECUADOR

ISLAND

SAMBIA

MOSAMBIK SIMBABWE

BOTSWANA

15

Erster Hochgeschwindigkeitszug 1964 Tokio-Osaka

NAMIBIA

14

Orale 13 Empfängnisverhütung Gregory Pincus Erfolgreiche Organ1956 Puerto Rico transplantation Joseph Murray 1954 Boston

ESWATINI

SÜDAFRIKA

12 Penizillin Alexander Fleming 1928 London

LESOTHO

11 Kinematograph Brüder Lumière 1895 Paris

Siehe auch

Muskeln und Werkzeuge S. 188 Die großen Hungersnöte der Alten Welt S. 196 Die Bevölkerungsexplosion S. 264



253

Steigende Lebenserwartung und steigender Konsum 

Dampfmaschine James Watt 1769 Glasgow Elektrische Batterie Alessandro Volta 1800 Italien

1 2

PAZIFISCHER

Konservendose Benjamin Appert 1804 Ivry-sur-Seine

3

OZEAN

15

Telefon Alexander Graham Bell 4 1876 Boston

JAPAN NORDKOREA SÜDKOREA

MONGOLEI TAIWAN

PAPUANEUGUINEA

CHINA PHILIPPINEN

LAOS VIETNAM THAILAND MYANMAR KAMBODSCHA NEPAL BANGLADESCH

Haushaltskühlschrank von Linde 5 Carl 1876 München

BHUTAN

INDONESIEN

MALAYSIA

INDIEN

AUSTRALIEN NEUSEELAND

SRI LANKA

6 Glühbirne Joseph Swan 1877 Newcastle INDISCHER OZEAN 7 Elektrizitätskraftwerk Thomas Edison 1882 New York

8

9

10

Tollwutimpfung Louis Pasteur 1885 Paris

Erstes Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor Carl Benz 1886 Mannheim

Entdeckung des Tuberkelbazillus Robert Koch 1882 Berlin

Will man das Wohlergehen – oder das Glück – der Menschen messen, stellt sich die Frage, welche Aspekte dafür betrachtet werden sollten: Lebensstandard, Gesundheit, Sicherheit, Arbeit …? Ob das Leben heute besser ist als früher, lässt sich schwer sagen, sicher aber ist, dass es länger ist. Die Lebenserwartung steigt in Westeuropa und Nordamerika ab dem 18. Jahrhundert. Dank des Fortschritts in Landwirtschaft, Transportwesen, Medizin und Hygiene sinkt die Sterblichkeits­ rate (insbesondere auch bei Kindern), und es kommt zu einem demografischen Wandel (siehe S. 264). Im Laufe des 20. Jahrhun­ derts steigt die Lebenserwartung im weltweiten Durchschnitt von 30 auf 65 Jahre. Sie hat sich in den letzten 200 Jahren in allen Gegenden der Welt verbessert, allerdings geografisch wie zeitlich in ungleichem Maße. In manchen Ländern sinkt sie bisweilen sogar wieder (Russland, Länder des südlichen Afrikas infolge von AIDS). Und während das Leben immer länger wird, nehmen zahlreiche Innovationen Einfluss auf unseren Alltag. Sie sind meist nicht das Werk eines einzelnen genialen Erfinders, sondern entstehen durch gemeinschaft­ liches Forschen, und sie sind sowohl Antrieb als auch Ergebnis des weltweiten Wachstums. Vom Telefon über das Automobil bis zum Internet befriedigt die Industrie neue Bedürfnisse und schafft gleichzeitig neue. Vor allem der Übergang in das Industriezeitalter führt zu einem tiefgreifenden Wandel der Gesell­ schaften und ihrer Umwelt.

Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung über 54 Jahre im Zeitraum: 1945 1975 2005 2019 Durchschnittliche Lebenserwartung weiterhin unter 54 Jahren (Stand 2022) Rückgang der Lebenserwartung zwischen 1975 und 2005 wegen der AIDS-Epidemie Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung um mehr als 25 Jahre seit 1960 Wichtige Erfindung oder Entdeckung

254

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Umweltverschmutzung Gebeutelte Natur  Mit der Industrialisierung, die nach und nach den gesamten Planeten erfasst, kommen auch neue Quellen der Umweltverschmutzung hinzu. Nicht nur führt die Nutzung fossiler Energie­ träger zu steigenden Treibhausgas­Emissionen, sondern es kommt bereits bei deren Förderung (wie Wasserverschmutzung durch Gewinnung unkonventioneller Kohlenwasserstoffe) und dem Transport (Ölpest) zu Umweltverschmutzung. Neue Produktionstechniken (Landwirtschaft, chemische Industrie, Plastik, Kernkraft) und die Veränderung von Lebensweise und Konsum belasten die Umwelt ebenfalls erheblich. In den Städten ballen sich die Quellen der Umwelt­ verschmutzung, sodass die Bevölkerung dort besonders großen gesundheitsgefährdenden Belastungen ausgesetzt ist. Umweltverschmut­ zung kann plötzlich auftreten und den Menschen zum Umdenken und Handeln bewegen, wie etwa bei einem Industrieunfall («Sevesounglück» in Meda bei Mailand, 1976), sie kann sich aber auch über lange Zeiträume vollziehen und nur mit Hilfe von Messgeräten erkannt werden (Loch in der Ozonschicht).

Exxon Valdez (1989)

KANADA

USA 4713

Three Mile Island (1979) Odyssey (1988)

USA Deepwater Horizon (2010) Ixtoc I (1979)

ATL A N TI SC H E R OZ E A N

San Juan Ixhuatepec (1984) MEXIKO

Atlantic Empress (1979)

PA Z I F I SC H E R OZ E A N

VENEZUELA KOLUMBIEN ECUADOR

PERU

BRASILIEN

CHILE URUGUAY ARGENTINIEN

Schwerste Industrieunfälle mit Umweltverschmutzung Ölpest Freisetzung von Giftstoffen durch Industriebetriebe Radioaktive Verseuchung (> 5 auf der INES-Skala*) Bodenvergiftung Gebiete mit besonders hohem Risiko einer Vergiftung durch Pestizide

Trinkwasserverschmutzung Über 50 von 100 000 Einwohnern ohne sauberes Trinkwasser (Stand 2015) Meeresverschmutzung Land mit dem meisten Kunststoffabfall auf weniger als 50 Kilometer Küstenlänge (jährlich über 250 000 kg, Stand 2010) Hohes Aufkommen von Kunststoffabfall

* INES: Internationales Register für Nuklearstörfälle ** IQA: Index für Luftqualität, berechnet für vier atmosphärische Hauptschadstoffe: troposphärisches Ozon, Feinstaub, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid

Luftverschmutzung Städte mit der höchsten Luftverschmutzung (deren durchschnittlicher IQA-Indexwert** 2021 als gesundheitsschädlich gilt) Kohlendioxidausstoß nach Ländern (in Millionen Tonnen, Stand 2020, Ausstoß über 50 Millionen Tonnen) 10 000 5000 1000 500 100 50

Siehe auch

Die planetarische Zirkulation S. 62 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272 Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit S. 286



255

NO RD P OLARME E R

Amoco Cadiz (1978) Torrey Canyon (1967) Piper Alpha (1988)

RUSSLAND 1577

Flixborough (1974)

Honkeiko (1942)

Kazan (2008) Majak (1957)

GROSSBRITANNIEN

Baia Mare (2000)

POLEN Tschernobyl (1986) DEUTSCHLAND KASACHSTAN UKRAINE FRANKREICH Ajka (2010) Prestige ITALIEN (2002) Meda (1976) TÜRKEI MAROKKO

Feyzin (1966) AZF (2001)

Beirut (2020)

NORDKOREA SÜDKOREA

CHINA 10 668

IRAN

SAUDIARABIEN

ALGERIEN NIGER MALI TSCHAD

Minamata (1950er Jahre) Bhopal (1984)

Sea Star (1972)

PA Z I F I SC H E R OZ E A N

INDIEN 2442

ERITREA ÄTHIOPIEN

PHILIPPINEN

SÜDSUDAN

NIGERIA

MALAYSIA

KENIA

DEM. REP. KONGO

Fukushima (2011)

JAPAN 1031

SOMALIA INDONESIEN

IN D ISCH E R OZE AN

TANSANIA ABT Summer (1991) SAMBIA ANGOLA

MADAGASKAR MOSAMBIK AUSTRALIEN

SÜDAFRIKA Castillo de Bellver (1983)

Das Ozonloch

Ölpestunfälle

Millionen Quadratkilometer

Rohöl in Tonnen 600 000

25

500 000

20

400 000

15

300 000

10

200 000

5

100 000

0 1980

1985

1990

1995

2000

2005

2010

2015

1970

1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

256

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Das Meer und der Permafrost NORDPOLARMEER

Nördlicher P olarkreis

Europa

Wendekreis d es

Krebses

NORDPAZIFISCHER OZEAN

China

Nordamerika

NORDATLANTISCHER OZEAN

Äquator INDISCHER OZEAN

SÜDATLANTISCHER OZEAN

es Wendekreis d

Südamerika Australien

Steinbocks

SÜDPAZIFISCHER OZEAN

l Südlicher Po

arkreis SÜDPOLARMEER

Antarktika

Temperaturänderung der Meeresoberfläche (1900 bis 2008, in °C) «Totes», stark − 0,9 ° − 0,4 ° + 0,1 ° + 0,6 ° + 1,6 ° + 2,1 ° sauerstoffarmes Meeresgebiet

Erwärmung des Meeres   Meeresspiegelanstieg mm 250 225 + 200 mm

200 175

Pegelmessungen Satellitendaten

+ 150 mm

150 125

+ 100 mm

100 75

+ 50 mm

50 25

0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020

Das Weltmeer nimmt als wichtiger Klimaregler einen Großteil der Sonnenenergie und des Kohlendioxids auf und gibt sie wieder ab. Dadurch werden Klimaschwankungen abgefedert. Die seit über 100 Jahren beobachtete Erwärmung der Atmosphäre, die vor allem auf die Treibhausgas­ Emissionen zurückzuführen ist, wird auf diese Weise zumindest abgemildert. Aber zugleich steigt dadurch die Temperatur der Wasserober­ fläche – seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Schnitt um 0,6 °C, mit starken Schwankungen in den verschiedenen Gegenden der Welt. Die Erwärmung des Meeres hat nicht nur Auswirkun­ gen auf das Packeis und die Biodiversität, sondern führt auch zu einer Wärmeausdehnung, durch die der Meeresspiegel steigt. Seit 100 Jahren ist der mittlere Meeresspiegel um 10 bis 25 Zentimeter angestiegen. Dieser Trend beschleunigt sich gerade, da die Eiskappen Grönlands und der Antarktis sowie weltweit Gletscher schmelzen. Je nach der Topografie der Küsten macht sich dieser Anstieg mehr oder weniger stark bemerkbar.

Siehe auch



Ein wahres Weltmeer S. 64 Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit S. 200 Klimawandel und Migration S. 280

257

Beringmeer

e

Beaufortsee

80° N

Banks-Insel

CHINA

is re rk la

Ostsibirisches Meer

KANADA

°O 120

Nö rdl ich er Po

raß

Alaska (USA)

Laptewsee

RUSSLAND

Victoria-Insel

MONGOLEI

120 °W

60°Ochotskisches N Meer

Bering s t

Golf von Alaska

NORDPOLARMEER Ellesmere-Insel d

Karasee



nB

ay

80° O Nowaja Semlja

Ba

Ba

ffin

lan

Grönland (dän.) Labradorsee

Spitzbergen (norweg.)

es N

o

Grönlandsee

Barentssee

rdm WEG eer E SCH N WED EN

80° W

NOR

Eur

Ausdehnung der Polareiskappe Durchschnitt 1981 bis 2010 für September Ausdehnung im September 2017 Permafrostboden durchgehend diskontinuierlich 2100 noch gefrorener Boden (Schätzung)

opä

60° N

Packeis, Schnee und Permafrost   0° vereinzelt

Schneedecke der Nordhalbkugel im Frühling in Millionen Quadratkilometer 40

35

30 1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

°O 40

isch

ATLANTISCHER OZEAN ISLAND

1990

2000

2010

Die Kryosphäre, die alles Gefrorene auf der Erde umfasst (Schneedecke, Gletscher, Packeis, Inlandeis, Permafrostböden), ist von der Erwärmung des Planeten in besonderem Maße betroffen. In der Arktis schmilzt das Packeis, dort hat das Meereis in den letzten 30 Jahren sowohl an Ausdehnung als auch an Dicke verloren. Dieses Phänomen geht auch mit einer bedeutenden Abnahme der Schneedecke einher und führt zu einem Rückgang der Albedo (Rückstrahlung des Sonnenlichts), wodurch die Erwärmung weiter beschleunigt wird. Der Permafrost, der zwischen 1/5 und 1/4 der Erd­ oberfläche ausmacht, in Kanada und Russland sogar die Hälfte des Landes, ist ebenfalls durch die steigenden Temperaturen im Schwinden begriffen. Wenn er schmilzt, können organische Stoffe freigesetzt werden, bei deren Zersetzung große Mengen Kohlendioxid und Methan in die Luft abgegeben werden. Das Schwinden des Permafrosts trägt also ebenfalls zur Erhöhung des Treibhauseffekts bei. Darüber hinaus sinkt der Boden ab, was zum Einsturz von Gebäuden und Infrastrukturen führen kann.

258

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Veränderungen der Biosphäre Living Planet-Index: 1970 = 1

1

Schwund des Lebens  0,8

0,6

0,42

0,4

0,2

0 1970

1975

1980

1985

1990

1995

2000

2005

2010 2012

Der Living Planet­Index misst die Biodiversität der Erde basierend auf der Entwicklung der Populationen wilder Wirbeltiere. Die mittlere Größe dieser Populationen ist seit 1970 aufgrund der Zerstörung der Habitate (Urbanisierung, Rodung) und Umweltver­ schmutzung (vor allem durch Landwirtschaft) um 68 Prozent zurückgegangen.

Die Wälder im Klimawandel Der Klimawandel stellt die Wälder vor die Heraus­ forderung, sich an die veränderten Bedingungen an­ zupassen. Mithilfe ihrer Samen können Bäume migrieren und neue Gegenden besiedeln. Die Verbreitung ist dabei meist auf einen Radius von höchstens 100 Metern rund um den Baum begrenzt, es sei denn, Extremwetter­ phänomene (Überschwemmungen, Stürme) oder Tiere tragen die Samen über weitere Strecken davon. Auf diese Weise «wandern» die Waldbäume am Ende der letzten Eiszeit wegen der steigenden Temperaturen nach Norden, wo die klimatischen Bedingungen ihren

Bedürfnissen entsprechen (siehe S. 150). Außerdem können sich manche Baumarten an Klimaveränderungen anpassen, indem sie ihren Stoffwechsel verändern. Allerdings können sich die äußeren Bedingungen so schnell ändern, dass manche Arten mit den für sie erforderlichen Anpassungen nicht hinterherkommen. Zum Beispiel verkümmern in den französischen Wäldern viele Stieleichen, die keine Trockenheit vertragen, während sich die Traubeneiche als widerstands­ und anpassungsfähiger erweist.

Im Jahr 2000

Im Jahr 2080

Dichte des Stieleichenbestands 0 Höchstwert

Siehe auch



Die Ökoregionen der Erde S. 102 Geisterwälder S. 178 Der Kolumbianische Austausch S. 220

1891 USA

259

EUROPA

1993 JAPAN Hawaii

P O LY N E S I

EN

1904 SÜDEUROPA

SÜDAMERIKA

SÜDAFRIKA AUSTRALIEN

1868 Buenos Aires

Ausbreitung der Argentinischen Ameise Heimat der invasiven Art Linepithema humile Erstes Auftreten in einem Gebiet Ausbreitung ab dem 19. Jahrhundert (Blumenhandel) Mittelmeerklima Nachweis im 21. Jahrhundert

Ausmaß der Ameisenkoloniebildung

Erster Weltkrieg Börsenkrach 1929

Openness-Index* 50

1

Zweiter Weltkrieg 0,5

0 1870

0 1890

1910

1930

1950

1970

1990

Ausbreitung von Ameisenarten weltweit über mehrere Kontinente regional Internationalisierung des Handels: Öffnung der Volkswirtschaften * Summe der Ein- und Ausfuhren, geteilt durch das BIP

2010

Die großen Invasionen  Die Ameisen haben den gesamten Planeten mit Aus­ nahme der Polarregionen besiedelt. Zahlreiche Arten sind infolge der Globalisierung vertrieben worden und breiten sich in anderen Gebieten wieder aus, zu Lasten der dort heimischen Arten. Diese invasiven Arten schaden den Ökosystemen, in die sie eindringen, und stören auch den Menschen. Manche breiten sich nur regional aus, wobei sie meist auf menschengemachten Transportwegen, vor allem Straßen reisen. Die Art Camponotus herculeanus etwa fährt in Europa auf Holzlastern mit, auf denen Baumstämme transportiert werden. Andere Arten wie Linepithema humile (Argentinische Ameise) verbreiten sich auch über Kontinente hinweg. Sie wird in der zweiten Hälfte des

19. Jahrhunderts in südamerikanischen Orchideen mit­ transportiert und besiedelt weltweit fast alle Länder mit mediterranem Klima. Wieder andere breiten sich fast auf dem gesamten Planeten aus. Dabei folgt ihre geo­ grafische Ausbreitung jeweils den Bewegungen der Globalisierung: Nimmt der Handel zu, verbreiten sie sich schneller, während sich ihre Ausbreitung in Krisenzeiten (Weltwirtschaftskrise 1929, Zweiter Weltkrieg) verlang­ samt. Haben sich invasive Arten erst einmal irgendwo niedergelassen, ist es schwer, sie wieder loszuwerden. So ist es den USA trotz der eingesetzten Insektizide nicht gelungen, die 1939 eingewanderte Feuerameise zu eliminieren. Viele Länder versuchen sich inzwischen mithilfe strenger Biosicherheitsregeln zu schützen.

260

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Die Dekarbonisierung der Atmosphäre Wichtigste Speichermöglichkeiten für Kohlendioxid 2022

ATLANTISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

INDISCHER OZEAN

CO2-Speicher Salzhaltiger Grundwasserspeicher Ausgeschöpfte Erdöl- und Erdgaslager Unterstützte Förderung von Kohlenwasserstoffen Kohleflöz

OCÉAN AUSTRAL SÜDPOLARMEER

Methoden unterirdischer Kohlendioxidspeicherung Industriebetrieb Ableitung von Kohlendioxid durch Pipelines

Industriebetrieb Ableitung von Kohlendioxid durch Pipeline Offshore-Bohrinsel Erdgas- und Erdölförderung Anlieferung von Kohlendioxid mit Großtanker

Anlage zur Verpressung von Kohlendioxid

… in ein leergepumptes Erdöl- oder Erdgaslager

… in einen salzhaltigen Grundwasserspeicher

… in ein Erdöl- oder Erdgaslager während der Förderung

Der Kampf gegen den Kohlenstoff  Um den Gehalt von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre zu verringern, werden Techniken entwickelt, mit denen das Gas eingefangen, gelagert oder weiterverwendet werden kann. Vor allem in Nordamerika nutzt die Industrie CO2 (Energie, Chemie, Bauwesen). Zum Bei­ spiel erleichtert Kohlendioxid die Förderung von Erdöl, wenn es in die Ölfelder gepresst wird. Bei der Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) wird das Gas in geologischen Speicherstätten gelagert, etwa in wasserspeichernden Salinen, die enorme Kapazitäten haben. Es gibt diesbezüglich zwar zahlreiche Vorhaben, die Schwierigkeiten sind jedoch immens (etwa wegen der Kosten und des Energieaufwands oder mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung).

Kohlenstoff  S. 236 Die Kernenergie S. 275 Erneuerbare Energien S. 276



Siehe auch

261

Europa Afrika 14

71

Die Wiederaufforstung der Erde 

Asien

Nordamerika

Bäume entnehmen der Luft CO2 und speichern es, während sie Sauerstoff abgeben. Wälder spielen also bei der Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre Ozeanien eine wichtige Rolle. Tatsächlich ist die Wiederaufforstung unter vielen Akteuren die bevorzugte Methode, um den CO2­Gehalt in der Atmosphäre zu senken. Neben der Speicherung von CO2 hat sie je nach Region noch verschiedene Nebeneffekte: Veränderung der Biodiversität und der Funktionsweise der Böden oder Nutzungskonflikte Natürlicher Sekundärwald 57 % 7 % mit der Landwirtschaft. 12 5

39

6

201 0 14

Südamerika

0 201

199 0

200 0

0 200

0 199

Entwicklung der Vegetationsdecke (in Millionen Hektar) 125 75

Waldbestand 2010

25

36 % Urwald (Primärwald)

Westgrönland (DÄNEMARK)

Alaska

Baumplantagen

NORWEGEN

TschuktschenHalbinsel (RUSSLAND)

ISLAND

JAPAN

USA KOREA/JAPAN

ATLANTISCHER OZEAN

INDISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

INDONESIEN

SÜDPOLARMEER

ANTARKTIKA

Mitglied der Internationalen Walfangkommission (IWC) Walschutzgebiet Hauptwanderwege der Wale Erlegte Wale und Delfine 2012/2013

200 bis 850

50 bis 200

5 bis 50

Der Wal als Kohlenstoffspeicher   Weniger bekannt für die Bindung von CO2 als der Wald ist der Wal. Aufgrund seiner Größe und Lebensdauer ist er der größte lebende CO2­Speicher überhaupt. Allerdings nimmt ein einzelner Wal im Laufe seines Lebens nur durchschnittlich 33 Tonnen CO2 auf, was dem jährlichen Fußabdruck dreier Franzosen entspricht. Wenn er stirbt, sinkt er auf den Meeresgrund und nimmt das CO2 gleichsam mit ins Grab. Seine (wenn auch nur geringe) Rolle in der CO2­Regulierung der Atmosphäre ruft den Konflikt zwischen Jagd­ und Schutzländern auf den Plan, die in der 1946 gegründeten Internationalen Walfang­Kommission zusammengeschlossen sind.

262

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

CO2-Austausch

SCHWEDEN 123 $ NORWEGEN 58 $ DÄNEMARK 26 $ GROSSBRITANNIEN 23 $

Yukon-Territorium 23 $ Nordwest-Territorien 15 $ Labrador 15 $

KANADA British Columbia 30 $

RGGI*-Bundesstaaten Kalifornien

ESTLAND 2$

ISLAND 30 $

New Brunswick 23 $ Alberta 23 $

FINNLAND 84 $

Prince Edward Island 23 $

USA MEXIKO 3$

LETTLAND EUROPÄISCHE BELARUS 10 $ UKRAINE UNION FRANKREICH 49 $ TÜRKEI PORTUGAL 26 $ SLOWENIEN 19 $

IRLAND 28 $

KASACHSTAN

SCHWEIZ 98 $

LIECHTENSTEIN 98 $

KOLUMBIEN 5$

BRASILIEN

CHILE 5$ SÜDAFRIKA 8$ ARGENTINIEN 10 $

Besteuerung des Kohlendioxids 2020 Kohlendioxidabgabe (in US-Dollar je Tonne Kohlendioxidäquivalent) Gebiet mit Emissionsquotensystem * Regional Greenhouse Gas Initiative

Entwicklung der Einnahmen aus der Kohlendioxidabgabe 45,3 Milliarden US-Dollar

47,8 Milliarden US-Dollar Kalifornien

Andere

Kohlendioxidabgabe Emissionsquotenhandel

Frankreich

22 Milliarden Dollar

2018

Europäische Union

Kanada

2019 Japan

2016

Schweden Andere

Finnland Schweiz Großbritannien

Siehe auch



Kohlenstoff S. 236 Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit S. 286

263

Das System des Emissionsquotenhandels Einführung der Quoten (Jahr)

Die Größe der Kreise gibt die annähernde Bedeutung des Systems für den jeweiligen Kohlendioxidausstoß an.

CHINA

2020

Ontario (KANADA) 2015

RUSSLAND

Beijing CHINA

SÜDKOREA Hebei

SÜDKOREA JAPAN 3$ Tianjin

2014

Cingqing

Saitama Tokio Shanghai

HEBEI

INDIEN

Tianjin

CHINA

CHONGQING FUJIAN GUANGDONG

Shenzen

Shenzen Shanghai Guangdong

2013

SINGAPUR 4$

Beijing KASACHSTAN Québec (KANADA) Kalifornien (USA) SCHWEIZ Saitama (JAPAN) Tokio (JAPAN) RGGI (USA) NEUSEELAND

AUSTRALIEN

2011

NEUSEELAND

2010 2009 2008

EUROPÄISCHE UNION

2005

0

20

40

60

80

100 %

Anteil der durch den Quotenhandel ausgeglichenen Emissionen

Der Preis von Kohlendioxid  Bei der Unterzeichnung des Kyoto­Protokolls (1997) legen einige Staaten im Kampf gegen Treibhausgas­Emissionen einen Preis für Kohlendioxid fest. Dabei werden zwei Instrumente genutzt: die CO2­Steuer und das Emissions­ handelssystem (EHS oder auf Englisch Emission Trading Scheme, ETS), die einzeln angewandt oder kombiniert werden können. Bei der CO2­Steuer zahlt der Verursacher einen festen Preis pro Tonne CO2, während beim EHS die staatlichen Behörden Höchstwerte festlegen. Nun kann auf CO2­Märkten mit Emissionsrechten gehandelt werden: Unternehmen, die ihren Anteil nicht ausschöpfen, können

ihn in Form von Zertifikaten an die großen Umweltver­ schmutzer verkaufen. Einige Gebiete schließen sich zusammen, um ein gemeinsames System des Zertifikats­ handels einzurichten, zum Beispiel Kalifornien und Quebec, die Staaten im Nordosten der USA (Regional Greenhouse Gas Initiative, RGGI) oder die Europäische Union. Auf diese Weise können dank 30 verschiedener CO2­Märkte und ebenso vieler CO2­Steuern im Jahr 2019 Einnahmen in Höhe von fast 48 Milliarden US­Dollar erzielt werden, mit denen vor allem der Kampf gegen den Klimawandel finanziert wird.

264

Das Kohlezeitalter

seit dem 18. Jahrhundert

Die Bevölkerungsexplosion Alterspyramiden Asien 1,4 Milliarden 1950

Europa 4,67 Milliarden 2021

549,3 Millionen 1950

Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen

50

25 00 25 Millionen Menschen

50

7

3,5 00 3,5 Millionen Menschen

Afrika

12,9 Millionen 1950

Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen

40

20 00 20 Millionen Menschen

43,2 Millionen 2021

Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen

40

0,5

0,25 00 0,25 Millionen Menschen

Nordamerika 168,8 Millionen 1950

Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen

3

0,5

Südamerika 371,1 Millionen 2021

172,6 Millionen 1950

7

Australien und Ozeanien 1,3 Milliarden 2021

0,227 Milliarden 1950

747,7 Millionen 2021

Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen

1,5 00 1,5 Millionen Menschen

659,7 Millionen 2021

Lebensalter in Jahren 100 Männer Frauen

3

6

3 00 3 Millionen Menschen

Verdreizehnfachung der menschlichen Population (1700–2022) Die Weltbevölkerung wächst in 322 Jahren von weniger als 600 Millionen Einwohnern auf 8 Milliarden. Diese Bevölke­ rungsexplosion stellt einen Bruch gegenüber vergangenen Epochen dar, in denen die Zahl zwar kontinuierlich zunimmt, es aber auch immer wieder Einbrüche gibt. Das Modell des demografischen Übergangs macht diesen Wandel verständ­ lich. Damit wird ein Übergang beschrieben, bei dem sich ein Land mit hoher Sterblichkeit und hoher Geburtenrate zu einem Land mit niedriger Sterblichkeit und niedriger Geburtenrate wandelt. Wenn dabei die Geburtenrate lang­ samer sinkt als die Sterberate, wächst die Bevölkerung. Der demografische Übergang beginnt im 18. Jahrhundert in Westeuropa, die Gründe dafür sind wirtschaftliche, medizini­ sche, politische und auch kulturelle Veränderungen. Dabei sollte dieses theoretische Modell nicht verschleiern, dass sich dieser Übergang je nach Region auf vielfältige Weise vollzieht und auch nicht überall gleich schnell abläuft. CHINA 1850 bis 1870: Unruhen

6

WELT 1 Milliarde Menschen, davon ¼ Europäer

1750

1760

1770

1780

1790

1800

1810

1820

1830

1840

1850

1860

1870

1880

Siehe auch



Bevölkerungsaufschwung und -krise S. 204 Weltweite Überalterung S. 268 Hygienische Herausforderungen S. 282

Modellvorstellung des demografischen Wandels Geburten- und Sterberate Vor dem Wandel

Phase des Wandels

Nach dem Wandel

265 Weltbevölkerung in Milliarden

Bevölkerung der Kontinente Australien und Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien

8 Milliarden

7 Säkularisierung, bessere Schulbildung, vermehrte Empfängnisverhütung usw.

WELT Seit den 1980er Jahren: AIDS

Medizinischer Fortschritt, bessere Hygiene, höhere Ernteerträge, bessere Ernährung, Seuchenbekämpfung usw.

Altes Gleichgewicht

6

Demografischer Überschuss

Neues Gleichgewicht

5 Zeit

Geburten Todesfälle Geburtenüberschuss 4 WELT 1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg

EUROPA 1914 bis 1919: Erster Weltkrieg und Spanische Grippe

3

2

1

0 1890

1900

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

2022

9 Der überlastete Planet (seit dem 20. Jahrhundert) Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Beziehung der Menschen zum Planeten geprägt vom steigenden Druck auf die Ressourcen und von der Beschleunigung der wirtschaftlichen, demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die bereits in den Jahrhunderten zuvor eingesetzt haben. Nicht nur die Befürchtung, dass die Ressourcen versiegen, sondern auch die Auswirkungen der Ausbeutung der Erde auf die Gesundheit, die Ökosysteme und das Klima führen den Menschen vor Augen, dass die Erde durch ihr Handeln in Mitleidenschaft gezogen wird. Mag auch ein Großteil der Erdbewohner und der Verantwortlichen in der Politik begriffen haben, dass sie sich in einer Krise befinden, genügen die von den Staaten ergriffenen Maßnahmen jedoch nicht, um einen Planeten am Rande des Zusammenbruchs ausreichend zu entlasten.

268

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Weltweite Überalterung

2010–2020

2,1

2000–2010

2,4

1990–2000

1980–1990

2,7

3,6

1,6

1,5

Oz ea

4,6

1,8

2

2,4

5

2

2,3

2,5

1,5

5,5

1,8

1,8

6,3

1,8

Das Ende des demografischen Übergangs  

ni en

er m

m

Sü da

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Af rik a

As ie

n Eu ro p

a

er

ika

ika

Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau

2,2

2,5

3,7

2,5

1970–1980

4,5

2

1960–1970

5,7

2,4

6,7

2,9

5,6

3,7

1950–1960

5,7

2,6

6,6

3,4

5,8

3,9

6,6

1,9

4,6

3

16

ho he Vo r

he

rs ag

e

Entwicklung der Bevölkerung (Projektionen)

Weltbevölkerung (in Milliarden)

14

12

12

e

rsag Vorhe e r le t it

m 10

10

nie

drig

eV orh

8

ers age

8

6

6

4

4

2

0

2000

2

2050

2100

0

Die Weltbevölkerung, die seit 200 Jahren rasant wächst, erreicht 2050 vermutlich die 10-MilliardenMarke. Zwar nimmt die Population nach wie vor zu, inzwischen verlangsamt sich das Wachstum aber. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von 5,4 auf 2,1 gesunken. In Afrika liegt die Geburtenrate nach wie vor hoch, weshalb der Kontinent derzeit der größte Treiber des Bevölkerungswachstums ist, aber viele Länder befinden sich inzwischen unter dem Reproduktionsniveau von 2,1. Verhütungsmittel (vor allem die in Indien und China weit verbreitete Sterilisation) und Abtreibungen sind zwei Gründe für die fallende Geburtenrate. Weltweit endet eine von fünf Schwangerschaften durch einen gewollten Schwangerschaftsabbruch, der zumeist illegal vorgenommen wird. Fast die Hälfte dieser Abtreibungen findet insgeheim statt und ist für die Frauen mit Risiken behaftet, auch wenn zumindest die Sterblichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen abnimmt. In manchen Gegenden gibt es auch geschlechtsselektive Abtreibungen, durch die das Verhältnis zwischen den Geschlechtern zugunsten der Jungen verschoben wird. In Verbindung mit der zunehmenden Lebensdauer führt die abnehmende Geburtenrate zur Überalterung der Gesellschaft – angesichts der Lebenserwartung, die sich im 20. Jahrhundert verdoppelt hat, kann man auch von einer Überalterung «von oben» sprechen. In Frankreich hat zum Beispiel die Zahl der Hundertjährigen zwischen 1950 und 2015 um das Hundertfache zugenommen, mit einem deutlich überwiegenden Anteil an Frauen. Da die Zahl der Geburten sinkt, nimmt auch der Anteil jüngerer Menschen an der Population ab, eine Überalterung «von unten». In den Ländern, deren demografischer Übergang später begonnen hat, vollzieht sich diese Überalterung schneller. Überall stellt sich die Frage, wie das Renten- und das Gesundheitssystem an diese gravierenden Veränderungen angepasst werden können. Ozeanien Südamerika Nordamerika Afrika Europa Asien

Siehe auch



Ein besseres Leben? S. 252 Die Bevölkerungsexplosion S. 264 Hygienische Herausforderungen S. 282

269

Das Altern der Bevölkerung Im Jahr 2000 Nordeuropa Osteuropa Westeuropa Zentralasien

Nordamerika

Ostasien

Südeuropa Nordafrika

Westasien Südasien

Karibik

Mittelamerika

Westafrika Südostasien

Ostafrika

Zentralafrika Südamerika

Südliches Afrika

Im Jahr 2100

Australien/Neuseeland

Nordeuropa Osteuropa

Westeuropa Nordamerika

Südeuropa Nordafrika

Mittelamerika

Zentralasien Westasien Südasien

Westafrika

Karibik

Ostasien

Ostafrika Zentralafrika

Südostasien

Südamerika Südliches Afrika Australien/Neuseeland

Bevölkerung über 65 Jahre, nach Großregion (in Millionen)

Anteil der über 65-Jährigen in der Bevölkerung (in %)

500 18 15 100 50 10

10 5

270

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Die Menschheit ernähren Landwirtschaft und Ernährung

ZENTRALASIEN ATLANTISCHER OZEAN

NORDAFRIKA

NAHER OSTEN OST- UND SÜDOSTASIEN

SÜDASIEN

MITTELAMERIKA KARIBIK WESTAFRIKA

Équateur SÜDAMERIKA

PAZIFISCHER OZEAN

ZENTRALAFRIKA OSTAFRIKA

INDISCHE OZEAN

SÜDLICHES AFRIKA

Ackerland Anstieg der Unterernährung zwischen 2000 und 2020 Rückgang der Unterernährung zwischen 2000 und 2020

AUSTRALIEN UND OZEANIEN

Anzahl unterernährter Menschen (in Millionen, 2020) 300

68

40

6

Landwirtschaftliche Revolutionen Ab dem 18. Jahrhundert und vor allem aber im 20. Jahrhundert tragen umfangreiche Veränderungen in der Landwirtschaft dazu bei, dass die stetig wachsende Bevölkerung ernährt werden kann. Durch die zunehmende Nutzung fossiler Rohstoffe zur Energieerzeugung anstelle von Holz werden Landflächen für den Ackerbau frei. Die Industrie trägt zur höheren Produktivität und zu steigenden Erträgen in der Landwirtschaft bei (Mechanisierung, Kunstdünger), und die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte wird ein Glied in einer großen Kette der Agrarindustrie. Zugleich beschleunigt sich die Globalisierung der Märkte durch die immer schneller werdenden Transportmittel (siehe S. 244). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt es in der Landwirtschaft zu einer echten Revolution, da in vielen Ländern immer weniger Arbeitskräfte benötigt werden (nur nicht in Indien, dem Land der «grünen Revolution»).

Grund dafür ist der massive Einsatz von Dünger und Pestiziden, die Verbesserung der Bewässerungstechniken und die Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen. Seit den 1970er Jahren entstehen angesichts der Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf Umwelt und Gesundheit neue Praktiken wie Biolandwirtschaft, und bestimmte Pflanzenschutzmittel werden verboten. Doch trotz optimierter Produktion sind Millionen Menschen unterernährt. Die Frage der Ernährungssicherung erinnert uns daran, dass die Landwirtschaft eine besondere Branche ist. Um die Abhängigkeit von Importen zu vermeiden, schützen die Staaten, die sich das leisten können, ihre Landwirtschaft so gut sie nur können. Einigen großen Exporteuren, die in der Cairns-Gruppe organisiert sind, gefallen diese Bremsklötze der Liberalisierung allerdings gar nicht.

Siehe auch



Die Domestizierung der Pflanzen S. 156 Die großen Hungersnöte der Alten Welt S. 196 Die Bevölkerungsexplosion S. 264

271

Landwirtschaft zwischen Quantität und Qualität

DEUTSCHLAND FRANKREICH ITALIEN PORTUGAL SPANIEN ATLANTISCHER OZEAN

KANADA

75 USA VIETNAM PHILIPPINEN

CHINA

INDIEN

HONDURAS PAZIFISCHER OZEAN

COSTA RICA KOLUMBIEN BOLIVIEN CHILE

35 AUSTRALIEN

INDISCHER OZEAN BRASILIEN PARAGUAY SÜDAFRIKA

URUGUAY ARGENTINIEN Landwirtschaftliche Fläche mit GVO-Anbau* (in Millionen Hektar, ohne Baumwolle, 2017) 1 * Genetisch veränderte Organismen 75 50 20

Düngemittelverbrauch (in kg/ha Ackerfläche, 2018) 2106 1000 415 220 90 20

Landwirtschaftliche Fläche mit ökologischem Landbau (in Millionen Hektar, 2018) 3 2 1 35

Keine Daten verfügbar

Landwirtschaft zwischen Welthandel und Protektionismus

KANADA ASIEN

NORDAMERIKA

Mondelez/Kraft Foods Cargill

USA

EU Unilever

George Weston

Danone Nestlé

Xinjiang Chalkis ASIEN

Pepsi General Mills

CHINA INDIEN

Tyson Foods

MEXIKO

THAILAND BRASILIEN AFRIKA

INDONESIEN SÜDAMERIKA ARGENTINIEN

Abhängigkeit von Getreideimporten stark

schwach Hauptsitz großer Agrar- und Lebensmittelunternehmen

EU Staat/Wirtschaftsraum, der seine

Landwirtschaft stark subventioniert Mitgliedsstaat der Cairns-Gruppe Anzahl landwirtschaftlicher Transaktionen zwischen Regionen der Welt (zwischen 2000 und 2015) 170 6

70

Wert der Exporte der 10 wichtigsten Exportländer (in Milliarden US-Dollar, 2019) 35,2

9,2

4,6

2,2

272

Geschichte der Wissenschaften

Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? Stratigrafische Evidenz Im Jahr 2000 schlägt der Chemiker Paul Crutzen den Begriff «Anthropozän» vor, um ein neues geologisches Zeitalter auszurufen. Die Menschheit sei inzwischen eine verändernde Kraft auf dem Planeten, die mit den Bewegungen der Erdplatten, Vulkanausbrüchen und Meteoriteneinschlägen vergleichbar sei. Die Vorstellung, dass die Menschen die Funktionsweise der Erde verändern, ist nicht neu, wie der Begriff «anthropozoisch» zeigt, den Antonio Stoppani schon in den 1870er Jahren verwendet. Vor dem Hintergrund der Beschleunigung von Umweltproblemen vor allem beim Klima setzt sich der Begriff des Anthropozäns im 21. Jahrhundert allmählich durch. Journalisten, Umweltaktivisten und Humanwissenschaftler verwenden ihn. In der Geologie ist der Terminus indessen umstritten. Da die Handlungen der Menschen den Kohlenstoffkreislauf durcheinanderbringen und massiven Einfluss auf die Biodiversität haben, hinterlassen sie in den Erdschichten sichtbare Spuren. 2009 ruft die International Commission on Stratigraphy eine Arbeitsgruppe ins Leben, die diskutiert, ob der Begriff Anthropozän sinnvoll in die geologische Zeit einzuordnen wäre und welchen Zeitraum er genau bezeichnen würde. 2016 bejaht eine Mehrheit der Mitglieder, dass es einen stratigrafischen Nachweis für das Anthropozän gibt. Das Ende des Holozäns, der vorigen geologischen Epoche, ist indes noch nicht offiziell. Für die Wissenschaftler der Kommission stellt es ein schwieriges Unterfangen dar, den stratigrafischen Punkt zu finden (Global Stratotype Section and Point, GSSP), an dem sich die Erdzeitalter voneinander abgrenzen lassen und der Beginn des Anthropozäns festgelegt werden könnte. Paul Crutzen schlägt als Anfangspunkt die Entwicklung der Dampfmaschine vor – das Symbol der Industrialisierung. Seitdem ist über zahlreiche geologische Marker debattiert worden: Fossilien als Zeugen des Untergangs der Megafauna, der CO2-Gehalt der Gletscher, radioaktive Teilchen und Mikroplastik.

Wann und womit 300 000 v. u. Z. Auftreten des beginnt das Homo sapiens in Afrika Anthropozän? Feuer und Jagd

5000 v. u. Z. Beginn des Reisanbaus in China, Anstieg des Methangehalts in der Atmosphäre

HOLOZÄN

Erste Jahrhunderte u. Z. Ausbreitung der Menschen bis in die entlegensten Gebiete des Pazifiks: Osterinsel, Französisch-Polynesien 

2000er Jahre Die Weltbevölkerung wird überwiegend städtisch

273

200 000 v. u. Z.

60 000–35 000 v. u. Z.

Auszug aus Afrika, Beginn der Ausbreitung des Homo sapiens auf der Erde

Ankunft des Homo sapiens in Australien, Europa und später Amerika

PLEISTOZÄN

Gegen 12 000 v. u. Z.

10 000 v. u. Z.

Aussterben der Megafauna

Entstehung der Landwirtschaft, Beginn der Sesshaftigkeit

10 000 v. u. Z.

16.–17. Jahrhundert Europäer erobern Amerika. Demografischer Zusammenbruch der indigenen Bevölkerung (Kriege, Krankheiten und Zwangsarbeit), Waldrückeroberung und Rückgang des CO2-Gehalts in der Atmosphäre

1784

19. Jahrhundert

Kommerzialisierung der Dampfmaschine von J. Watt. Ausgangspunkt der «industriellen Revolution»

Industrialisierung und massiver Einsatz fossiler Rohstoffe

«KAPITALOZÄN»

«ZEITALTER DER PLANTAGEN»

1970er–1980er Jahre Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen

Ende der 1950er Jahre Beginn der Eroberung des Weltraums

Mitte des 20. Jahrhunderts Atombombe, Petrochemie und Stickstoffdünger

«THANATOZÄN*»

* gr. thanatos = Tod

Nichtlineare Skala

Der überlastete Planet

274

seit dem 20. Jahrhundert

Die Kernenergie DEUTSCHLAND FINNLAND SCHWEDEN SCHWEIZ NIEDERLANDE TSCHECHIEN SLOWAKEI GROSSBRITANNIEN BELARUS BELGIEN

RUSSLAND

FRANKREICH SPANIEN SLOWENIEN UNGARN

RUMÄNIEN ARMENIEN

BULGARIEN

CHINA

JAPAN

IRAN PAKISTAN VAE

SÜDKOREA

INDIEN

TAIWAN

PAZIFISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

INDISCHER OZEAN

SÜDAFRIKA

Der Unfall von Tschernobyl (UdSSR, 1986) Oslo

Helsinki

Stockholm Dublin

I

1000I kmI

I

I

Kernkraftwerk Tschernobyl Kumulative Ablagerung von Cäsium-137 in Böden und Pflanzen (in Becquerel/m2) 5000 Lissabon 1000 500 100 50 10 5

Rabat

Tallinn Riga Vilnius Minsk

Kopenhagen

London Amsterdam Berlin Brüssel Prag Warschau Paris Bern Wien Budapest Belgrad Madrid

Rom Algier Tunis

Moskau

Tschernobyl Kiew

Bukarest Sofia Ankara

Athen

Teheran

Siehe auch



«Herr und Meister der Natur» S. 218 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260

275

Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung

KANADA

0 USA

ATLANTISCHER OZEAN

10 25 40 55 70,6 Länder, deren Atomstromproduktion zwischen 2010 und 2020 um mehr als 20 % gestiegen ist Länder, deren Atomstromproduktion zwischen 2010 und 2020 um mehr als 20 % gesunken ist In Betrieb befindlicher Reaktor

MEXIKO

Verteilung der Uranressourcen (Kostenaufwand < 130 $/kg am 1. 1. 2019)

Eine umstrittene Energiequelle 

ANDERE LÄNDER CHINA SÜDAFRIKA 4%

10 %

BRASILIEN

NIGER

5%

BRASILIEN

5%

NAMIBIA

AUSTRALIEN

28 %

4%

7%

15 % 8%

RUSSLAND

KASACHSTAN

9%

ARGENTINIEN

KANADA

Der Unfall von Fukushima (Japan, 2011) Litate Minamisoma

I

10 Ikm

I

Kernkraftwerk Fukushima PAZIFISCHER Radioaktivität in der Luft im Jahr 2011 OZEAN (in Mikrosievert/Stunde) Katsurao

Namie Futaba

Fukushima Okuma Tomioka Kawauchi Naraha

Hirono

19 9,5 3,8 1,9 1 0,5 0,2 0,1

Bereich der Evakuierung im März 2011 der Eindämmung im März 2011 des dauerhaftens Aufenthaltsverbots Bevölkerung im Jahr 2010 Bevölkerung im Jahr 2015

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts produzieren manche Staaten Kernenergie, um weniger abhängig von fossilen Rohstoffen zu sein. Diese Energie wird durch die Kernspaltung von Uran und Plutonium erzeugt. Die im Reaktor entstehende Wärme wird anschließend in Strom umgewandelt. Uran ist auf der Welt ungleich verteilt. Die Menge an Rohstoffen, die für die Erzeugung von Kernenergie notwendig ist, ist geringer als der Bedarf der konventionellen Kraftwerke. Als kohlenstofffreie Energie nimmt die Kernenergie im Energiemix mancher Länder wie China einen zunehmenden Anteil ein. Dennoch ist sie wegen des Problems der Lagerung radioaktiver Abfälle und der Risiken von Unfällen umstritten. Während manche daher auf die Entwicklung noch leistungsfähigerer Reaktoren und die Verschärfung der Sicherheitsvorschriften setzen, raten andere zum Atomausstieg. Deutschland beschließt nach dem Unfall von Fukushima (2011), alle seine Kernkraftwerke abzuschalten.

276

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Erneuerbare Energien Der Drei-Schluchten-Staudamm (China)

Kaixian Fengjie

Xingshan Zigui Drei-Schluchten-Staudamm

Wushan Wu

Chongqing Qutang Badong

Wanxian

Xiling

Yunyang

Zhongxian

Ja ng tse k

ian g

Yichang

I

Shizhu Fengdu

Changshou Fuling Chongqing

I

I

100I km I

I

I

Der Staudamm Fluss Jangtsekiang die drei Schluchten Staudamm Die Folgen vertriebene Bevölkerungsgruppen

Wulong

150 000 100 000 30 000

Überschwemmtes Ackerland Sedimentkonzentration Verringerte Sedimenteinträge Reduziertes Hochwasserrisiko flussabwärts Industrieabwässer

Füllstand des Reservoir 175 Meter Schiffshebewerk Jang tseki ang

5 Sperren

Stromerzeugung aus Wasserkraft (in Terawattstunden)

Dammlänge = 2,3 km 185 m hoch

79,4

Wehr

Hochspannungsleitungen

87

103,6

2009 2015 2021

Die Energiewende  Energien werden als erneuerbar bezeichnet, wenn die Ressource, aus der sie gewonnen werden, durch ihre Erzeugung nicht aufgebraucht werden kann (wie Wasser-, Solar-, Erd- und Windkraft) oder wenn sich die Quelle in kurzer Zeit regenerieren kann (wie Energieholz, Biokraftstoff). Diese Energien, die zum Teil seit langer Zeit genutzt werden, haben einen großen Anteil an der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Es gibt sie in verschiedenen Formen (Strom, Wärme, Treibstoff), und sie werden für unterschiedliche Zwecke eingesetzt, in einem Zusammenspiel von Tradition und Innovation. Im Kampf gegen den Treibhauseffekt sind Erneuerbare für die Energiepolitik von zentraler Bedeutung. Obgleich die kohlenstofffreien Energiequellen für den

Klimaschutz von hohem Wert sind, sind sie dort, wo die dazu benötigten Anlagen aufgestellt werden, oft umstritten, weil sie Umwelt und Landschaftsbild beeinträchtigen. Die Akzeptanz in der Gesellschaft hängt von Art und Umfang der Anlagen ab, ist aber auch von Region zu Region unterschiedlich – zu sehen etwa an der Windkraft, gegen die in einigen Gegenden heftig protestiert wird (besonders in Frankreich, zum Beispiel). Die großen Staudämme, Symbol der Macht und der Beherrschung der Natur, haben einen besonders starken Einfluss auf die Umwelt (Ablagerung von Sedimenten, Verlust bebaubarer Erde u. a.) und die Bevölkerung. Für den Bau der Drei-Schluchten-Talsperre in der chinesischen Provinz Hubei, die 2006 fertiggestellt wird, müssen eine Million Menschen umgesiedelt werden.

Siehe auch



Die Plattentektonik S. 36 Binnengewässer S. 74 Die Dekarbonisierung der Atmosphäre S. 260

277

Das Potential erneuerbarer Energien

PAZIFISCHER OZEAN INDISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

Potential für Gezeitenenergie durchschnittlicher Tidenhub > 2 m Potential > 2000 kWh/m2/Jahr Großes hydraulisches Potential Hauptflüsse

Geothermie mit hohem Energiepotential Vulkanische Regionen an den Rändern von Lithosphärenplatten Geothermiepotential mit geringem Energiebedarf Sedimentbecken Windpotential Geschwindigkeit > 10 m/s in 100 m Höhe über dem Boden

Produktion und Verbrauch erneuerbarer Energien Cercle polaire Arctique

103 KANADA 143 DEUTSCHLAND Grand Coulee The Geysers Hoover Cerro Prieto Tropique du Cancer

Tilbury La Rance

357 USA

61 FRANKREICH

1056 CHINA Fântânele-Cogealac

Gansu Sihwa-ho

Nourek

65 SPANIEN

Horse Hollow

61 ITALIEN

Roscoe

PAZIFISCHER OZEAN

ATLANTISCHER OZEAN

Tenger 1547 Badla Noor

Jaisalmer

Renaissance

152 INDIEN

Guri

134 JAPAN

Drei Schluchten Xiluodu

PAZIFISCHER OZEAN

Équateur

160 BRASILIEN

Tropique du Capricorne

INDISCHER OZEAN

Itaipu

Cercle polaire Antarctique

Verbrauch erneuerbarer Energien (in % des Gesamtverbrauchs) 0

5

15 30 50 96

Hauptproduktionseinheiten Bioenergie Gezeitenkraft Geothermie Solarenergie Windkraft Wasserkraft

Installierte Produktionskapazität für

61 erneuerbare Energie im Jahr 2019

(in Gigawattstunden)

278

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Kriege und Umweltzerstörung Nowaja Semlja (UdSSR)

NORDPOLARMEER

RUSSLAND GROSSBRITANNIEN

Semipalatinsk (UdSSR) Berg-Karabach Lop Nor (CHINA) SYRIEN UKRAINE

FRANKREICH KOSOVO

Südlibanon Reggane (FRANKREICH)

JAPAN

IRAK

AFGHANISTAN

CHINA

6. August 1945 Hiroshima 9. August 1945 Nagasaki

1990–1991 Golfkrieg

1955–1975 Vietnamkrieg

AT LANTI SCH E R OZE AN

Bikini (USA)

Christmas Island (GROSSBRITANNIEN) Montebello (GROSSBRITANNIEN)

Umwelt – Kollateralschäden und Kriegseinsatz (seit 1945) Mit den Armeen, die in bewaffneten Konflikten an Land, auf dem Meer und in der Luft operieren, kommt es zur Umweltverschmutzung aller irdischer Lebensräume. Beispielsweise treiben tausende Bruchstücke von Militäranlagen über das Meer und drohen es zu vergiften. Radioaktives Material aus Atomversuchen gelangt in die Luft und fällt zu Boden, während Abfälle ins Meer sinken oder im Sand vergraben werden. Konventionelle, chemische und biologische Waffen sind in der Lage, ganze Ökosysteme zu zerstören, sodass die Auswirkungen dieser Waffeneinsätze über den militärischen Konflikt weit hinausgehen (zum Beispiel Böden, die über Jahrzehnte unfruchtbar sind). Manche Kriegsführer zielen direkt auf die Umwelt, um strategisch wichtige Ressourcen zu vernichten (wie etwa 1991 der Irak, der die Erdölquellen in Kuwait abbrennt) oder um den Gegner aus seinem Versteck zu vertreiben (Vietnamkrieg). Trotz der ENMOD-Konvention der Vereinten Nationen (eines Übereinkommens über das Verbot der militärischen oder einer sonstigen feindseligen Nutzung umweltverändernder Techniken), die nach dem Vietnamkrieg unterzeichnet wird, ist die Natur – darunter auch die Tiere – nach wie vor durch zahlreiche Konflikte bedroht.

PA

Siehe auch



Gewalt, Kampf und Krieg S. 168 «Herr und Meister der Natur» S. 218 Umweltverschmutzung S. 254

279

Umweltzerstörung in Vietnam   In Vietnam versprüht die amerikanische Armee zwischen 1961 und 1971 fast 75 Millionen Liter Unkrautbekämpfungsmittel (u. a. Agent Orange), um den Dschungel zu zerstören, in dem sich die Kämpfer der nationalen Befreiungsfront verstecken, und auch um Nutzpflanzen zu vernichten. Diese Strategie der Veränderung der Umwelt zu militärischen Zwecken wird auch 1966 bei der Operation «Popeye» angewandt. Die US Air Force sprüht Silberiodid in die Wolken, um starke Regenfälle zu provozieren, sodass die Nachschubwege verschlammen. Hué Tourane (Da Nang)

Nevada USA

AT L AN T ISCH ER OZE AN Qui Nhon

SÜDVIETNAM ZIF ISCHER OZ E A N

Nha Trang

Mururoa (FRANKREICH)

M

Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg Atombombenangriff (durch die USA) Oberirdische Atomtests zwischen 1945 und 1980 (Stärke in Millionen Tonnen TNT) 200

I

I

Saigon

eko

200 km I I

Bien Hoa

ng

I

I

Menge des von den Vereinigten Staaten während des Vietnamkriegs versprühten Agent Orange (in Millionen Litern) 100

10 1

6 4 2 1

Entlaubtes Gebiet

(LAND) Den Atomtest ausführender Staat

Hauptbereich radioaktiven Fallouts von Atomtests Umweltzerstörender Konflikt größte durch Krieg zerstörte Gebiete (unfruchtbares Land) Länder, die die ENMOD-Konvention (Umweltkriegsübereinkommen, 1976) nicht ratifiziert haben

Operation «Popeye» Silberiodid Wolke

Ho-Chi-Minh-Pfad

280

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Klimawandel und Migration KANADA

Vancouver 2020 Brände 2021 Dixie Fire

USA

New York

ATLANTISCHER

Los Angeles Klimawandel und Folgen OZEAN Wüstenbildung Erhöhte Brandgefahr New Orleans Erhöhte Wirbelsturmaktivität KUBA Packeisschmelze HAITI MEXIKO DOMINIKANISCHE Rasche Permafrostschmelze REPUBLIK Gletscherschmelze HONDURAS GUATEMALA Anstieg des Meeresspiegels NICARAGUA Gefahrenbereiche und «natürliche» Katastrophen KOLUMBIEN Verschlechterung der Agrarsysteme Hohe Bevölkerungsdichte an der Küste Bedrohtes großes Flussdelta ECUADOR Durch den Anstieg des Meeresspiegels Recife bedrohte Großstadt PERU 2019… Große «Natur»-katastrophe zwischen Lima 2019 und 2021 BRASILIEN Anzahl der Menschen, die aufgrund BOLIVIEN Französisch einer durch den Klimawandel verursachten Polynesien Katastrophe vertrieben wurden (in Millionen, zwischen 2008 und 2021) Rio de Janeiro 86

CHILE

50

Buenos Aires ARGENTINIEN

10 1 0,1

Gefährdung durch den Klimawandel: Ungleichheit zwischen den Ländern Während die Zunahme von Treibhausgas-Emissionen die Aufmerksamkeit auf die Erwärmung der Atmosphäre lenkt, haben klimatische Veränderungen die verschiedensten Ausprägungen: Anstieg des Meeresspiegels, häufigere und heftigere Wirbelstürme, Dürreperioden, Schmelzen des Permafrosts u. a. Manche Gefahren treten plötzlich auf, in anderen Fällen verschlechtert sich die Lage nur ganz allmählich. Um zu messen, inwiefern verschiedene Gebiete vom Klimawandel betroffen sind, hat ein französischer Thinktank, die Fondation pour les Études et Recherches sur le Développement International (Ferdi), einen Index zur Anfälligkeit gegenüber klimatischen Veränderungen entwickelt, der große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern offenbart. Auch haben

nicht alle Gesellschaften dieselben Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen. Zusätzlich erhöht sich die Gefahr durch die zunehmende Bevölkerungsdichte und die Besiedlung von besonders gefährdeten Küstenregionen. Diese Risiken führen zu Wanderbewegungen, die aber schwer zu quantifizieren sind. 2021 verzeichnet das Internal Displacement Monitoring Centre fast 6 Millionen Menschen, die infolge von «Naturkatastrophen» migriert sind, worin aber die Migration aufgrund langfristiger Risiken noch nicht enthalten ist. Diese Wanderbewegungen sind größtenteils auf einen kleinen Radius beschränkt und finden vor allem in Asien und Afrika statt. Besonders gefährdet sind jedoch Inselstaaten, die vollständig im Meer zu versinken drohen.

Siehe auch



Tropische Wirbelstürme S. 72 Die Wüsten S. 76 Das Anthropozän: Ein neues Erdzeitalter? S. 272

281

NORDPOLARMEER

London Amsterdam-Rotterdam Hamburg 2021 Bruch eines Gletschers Venedig

JAPAN

Tianjin

Istanbul IRAK

Alexandria

AFGHANISTAN IRAN PAKISTAN

Kairo

Karatschi MALI

NEPAL BANGLADESCH

INDIEN

KAMERUN KENIA DEM. REP. KONGO KONGO 2019 Dürre Cotonou RUANDA

Lomé Lagos

ANGOLA

MALAWI 2019 Zyklon Idai

2019 Taifun Lekima

MYANMAR

Manila

LAOS

PAZIFISCHER OZEAN

Bangkok Madras

2020 Heuschreckeninvasion

2019 Taifun Hagibis

Dhaka

Massaua

BURKINA FASO ÄTHIOPIEN BENIN BÉNIN GHANA NIGERIA ZENTRALAFR. REPUBLIK

Tokio Osaka

Shanghai

Kolkata

Mumbai

NIGER

Seoul

CHINA

FÖDERIERTE STAATEN VON MIKRONESIEN

KAMBODSCHA

SRI LANKA

Malé

MALAYSIA

MALEDIVEN INDONESIEN

INDISCHER OZEAN

Jakarta 2021 Zyklon Seroja

SALOMONINSELN

MADAGASKAR MOSAMBIK NAMIBIA

VANUATU AUSTRALIEN

2020 Brände 2021 Überschwemmungen

Risikoexposition

Index für die physische Gefährdung durch den Klimawandel 45 50 60 70

Der überlastete Planet

282

seit dem 20. Jahrhundert

Hygienische Herausforderungen Versammlung von Evangelikalen im Elsass (Frankreich) Amsterdam DEUTSCHLAND GROSSBRITANNIEN POLEN London Paris

RUSSLAND

Frankfurt UKRAINE

FRANKREICH

Shincheonji (Taegu, Südkorea)

Beijing

SPANIEN

CHINA

ITALIEN Delhi

Spiel Bergamo – Valencia (Mailand, Italien)

Abu Dhabi

Seoul

Tokio

Wuhan HuananMeeresfrüchtemarkt

Shanghai

Kreuzfahrtschiff Diamond Princess (Okinawa, Japan)

Guangzhou

INDIEN

Hongkong Bangkok

Kreuzfahrtschiff MS Westerdam (Sihanoukville, Kambodscha)

Singapur

ATLANTISCHER OZEAN

IN D ISC H E R OZE A N

SÜDAFRIKA

Die Covid-19-Pandemie Anzahl der Todesfälle zwischen Januar 2020 Erster Cluster und Mai 2022 (> 10 000) Die 20 verkehrs992 415 (USA) reichsten Flughäfen 500 000 Wuhan: 1. Fall 300 000 100 000 10 000

AIDS HIV-Prävalenz im Jahr 2020

(in % der Bevölkerung älter als 15 Jahre) 26,8 12

6

3

0,1

Neue Infektionsfälle im Jahr 2020 (mehr als 5000 Fälle in der Bevölkerung älter als 15 Jahre) 200 000

50 000

10 000

5000

NIGERIA SAMBIA

TANSANIA MOSAMBIK SÜDAFRIKA

Siehe auch



Die großen Epidemien S. 202 Ein besseres Leben? S. 252 Weltweite Überalterung S. 268

283

Gesellschaften, Gesundheit und Umwelt  

PA ZIFISC HE R OZ E A N

USA

Chicago New York

Denver Los Angeles

Atlanta

ATLANTISCHER OZEAN

Dallas

s MEXIKO

Dez.

Januar Februar

März

April

Mai

Vermutliche Ausbreitung der Epidemie im Jahr 2020 nach Angaben der Staaten

3. April 2020 mehr als 1 Million Menschen infiziert 17. März 2020 Schließung der Außengrenzen des Schengen-Raums 11. März 2020 Die WHO betrachtet die Epidemie als Pandemie 20. Januar 2020 Sperrung der Region Hubei 9. Januar 2020 1. Todesfall 16. Dezember 2019 1. Fall entdeckt

BRASILIEN PERU

ARGENTINIEN

August bis November 2019 Wahrscheinlicher Beginn der Epidemie

Malaria Innertropische Konvergenzzone Malaria-Index (pro 1000 gefährdete Personen) 260 187 98,5 30

W

en de

kr

Äq

eis

de

sK

rebse

s

uat or

We nd ekr eis des Stein bocks

Durch Epidemien, bei denen sich eine Krankheit rasant ausbreitet, wird die Beziehung der Gesellschaften zu den Tieren und zu ihrer Umwelt ebenso wie untereinander in Frage gestellt (Migration, Globalisierung). Zwar können im Laufe des 20. Jahrhunderts dank des Fortschritts in der Medizin (Impfungen, Antibiotika) und bei der Hygiene die meisten Infektionskrankheiten eingedämmt werden, aber die Verbreitung neuer Viren seit den 1980er Jahren lässt Zweifel an diesen Mitteln aufkommen. Das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS), das zum ersten Mal 1981 diagnostiziert wird, breitet sich rapide weltweit aus und tötet in 30 Jahren über 30 Millionen Menschen, vor allem in Afrika. Es folgt eine Vielzahl weiterer Pandemien (Epidemien, die sich auf der gesamten Welt ausbreiten): Vogelgrippe und H1N1, Ebola, Covid-19. Hinzu kommen endemische Krankheiten, die in einem Gebiet dauerhaft auftreten, wie etwa Cholera, Gelb- oder Denguefieber. In den tropischen Gegenden sterben jedes Jahr Hunderttausende Personen an Malaria.

284

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Wasser zwischen Mangel und Überfluss 1960

August 1982

August 1993

Aral

Aral

Kleiner Aralsee

Aral

Syrdarja

ARALSEE

ARALSEE Großer Aralsee alter Küstenverlauf

Mo'ynoq

Mo'ynoq

Mo'ynoq

Amudarja

August 2006

Der Aralsee  

August 2018 Kleiner Aralsee

Aral

Salzsee Barsakelmes

Kleiner Aralsee Aral

Kokaral-Damm (2005))

Westliches Becken

Westliches Becken

Östliches Becken

intermittierender See UE TE NE -WÜS UM K AL AR

Mo'ynoq

Mo'ynoq I

100 km I I I I

KASACHSTAN Balchaschsee

Aralsee

rd

Wüste Wüste Sy Kyzylkum

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KIRGISISTAN

Am

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USBEKISTAN

ud

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MEER

Wüste Karakum

TURKMENISTAN ja

IRAN

TADSCHIKISTAN CHINA

Der Aralsee 1960 Wasserscheide des Aralsees Intensive Bewirtschaftung des Agrarlands Bewässerter Bereich Hauptdamm

AFGHANISTAN PAKISTAN

INDIEN

500 km I

I

I

I

Der Aralsee liegt in Zentralasien in einer regenarmen Gegend zwischen Usbekistan und Kasachstan. Er wird von zwei großen Flüssen gespeist, dem Amudarja und dem Syrdarja. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nutzen die UdSSR die Wasserressourcen seines Einzugsgebiets für die Landwirtschaft (Baumwolle und Reis). Durch die intensive Nutzung sinkt der Seespiegel, wodurch sich der Salzgehalt erhöht. Der See zieht sich jedes Jahr weiter zurück, bis er sich 1986 schließlich in den nördlichen Kleinen Aralsee und den südlichen Großen Aralsee teilt. Durch die hohe Salzkonzentration verschwinden endemische Arten, der Fischfang kommt zum Erliegen, und der durch das Austrocknen des Sees freigelegte Salzstaub wird vom Wind fortgeweht, wodurch die Böden in der Umgebung unfruchtbar werden. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR schließen sich die Anrainerstaaten zusammen, um Maßnahmen gegen die Austrocknung zu ergreifen, es gelingt ihnen aber nicht, ihre Aktionen zu koordinieren. Der Zustand des Großen Aralsees verschlechtert sich weiter, während sich die Lage beim Kleinen Aralsee auf kasachischer Seite seit den 2000er Jahren nach und nach wieder verbessert.

I

I

Siehe auch



Binnengewässer S. 74 Dürre und Flut S. 180 «Herr und Meister der Natur» S. 218

285

Mittelmeer

Das Nilbecken   Idfina Zifta Delta

Alexandria

Kairo Asyut

Ni

Asyut

l

Naga Hammadi

ÄGYPTEN

BewässerungsEsna projekt New Valley Assuan Assuan-Staudamm

Assuan

er Me tes Ro

Nassersee

SAHARA Kajbar Merowe

Omdurman At

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Khartum

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Jebel Aulia AL-DSCHASIRA

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SUDAN G h aza

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Grand-EthiopianRenaissance-Staudamm

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Addis-Abeba Tanasee

ba t

SUDD SUDD er Nil eiiß We W

SÜDSUDAN

DEM. REP. KONGO

Albertsee

Jonglei-Kanal

ÄTHIOPIEN Dschuba

UGANDA Owen

Eduardsee

RUANDA

Kampala KENIA Victoriasee

Kigali

INDISCHER OZEAN

BURUNDI I

I

200I km I

I

Ein komplexes und kontrastreiches Becken Wasserscheide Sumpf Niederschlag (in mm/Jahr) < 500 500 bis 1000 > 1000 Anteil des Nils am gesamten Wasserverbrauch jedes Landes (1 Quadrat = 1 %)

TANSANIA

Starker demografischer Druck Bevölkerung der wichtigsten Städte (in Millionen Einwohner)

9,6

5

2

1 0,5

Ein gestalteter und aufgewerteter Fluss Bewässerungsfeldwirtschaft Bewässerungsprojekt New Valley aufgegebenes Projekt Staudamm

Von den Sümpfen des Sudd (Südsudan), wo sich der Weiße Nil zu einem breiten Sumpfgebiet ausweitet, über die Wasserfälle des Blauen Nils (Äthiopien) bis zu dem langen ruhigen Fluss, der die Sahara durchquert (Ägypten), ist der Nil von starken Kontrasten geprägt. Sein Einzugsgebiet, das über 3 Millionen Quadratkilometer umfasst, liegt in mehreren Klimazonen und unterschiedlichsten Staaten, sodass der Nil auf seiner Reise viele Kulturen, Reichtum und Armut erlebt. In seinem Unterlauf nimmt der Fluss kein Wasser mehr auf. Der Abbai oder Blaue Nil, auf den im Sommer heftige Regenfälle niedergehen, sorgt für die Überschwemmungen, die für Ägypten so segensreich sind. Das Land ist sehr stark von diesen Ressourcen aus dem äthiopischen Hochland abhängig, um die wachsenden Bedürfnisse seiner Bevölkerung und seiner Wirtschaft zu befriedigen (Bodenbewässerung, Stromerzeugung). Die britischen Kolonialbehörden, denen dieser Schwachpunkt bewusst ist, bemühen sich ebenso wie später die unabhängige Regierung, Ägypten zu einer hydrohegemonischen Macht zu entwickeln. Abkommen und Staudämme tragen zur Beherrschung des Wassers bei. Während Ägypten meint, am Fluss «historische Rechte» zu besitzen, wird diese Geopolitik des Wassers (oder Hydropolitik) von den Ansprüchen der flussaufwärts gelegenen Länder unterwandert. Mit dem Großen RenaissanceStaudamm stellt Äthiopien das asymmetrische Kolonialerbe in Frage und schürt Spannungen mit Ägypten und dem Sudan.

Rivalitäten und Kooperation LAND Alte «hydro-hegemoniale» Macht LAND Aufstrebende Konkurrenzmacht Wasseraufteilungsabkommen (1959) zwischen Ägypten und dem Sudan Mitgliedsland der Nile Basin Initiative/ Nilbeckeninitiative* (1999) Umstrittener Staudamm * Vereinbarung, die eine nachhaltige Entwicklung im politischen und sozialen Bereich und eine gerechte Nutzung gemeinsamer Ressourcen anstrebt.

286

Der überlastete Planet

seit dem 20. Jahrhundert

Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit Die Jugend und das Klima

(23. Sept. 2019) New York

Aug ust 2

(UN)

2018 Stockholm Jan. 2019

019 /23. (23. April 2019) London (23. Juli 2019) Paris Nov. 2019

Katowice (4. Dez. 2018)

(Jan. 2019) Davos

Anzahl der Klimaproteste Jugendlicher seit 2018 3273 (USA) 1000 500 100

Wiege der Mobilisierung der Jugend für das Klima Berühmte Rede von Greta Thunberg Reise Greta Thunbergs

Ein wissenschaftliches und politisches Thema

Anteil der Kinder unter 14 Jahren an der Bevölkerung (in %, im Jahr 2019) 10 17 22 28 34 50

Große Weltkonferenzen und die Schaffung internationalen Rechts 1971 Ramsar-Konvention zu Feuchtgebieten

Widerstände von Klimaleugnern

Bewusstwerdung des Klimaproblems 1950er-Jahre

1967

Katastrophe von Minamata (Freisetzung von Schwermetallen in Japan)

Ölpest im Torrey Canyon Im Ärmelkanal

Gründung von mächtigen Nichtregierungsorganisationen 1948

1961

1969

IUCN (International Union

WWF

Friends of the Earth

for Conservation of Nature)

Wissenschaftliche Fortschritte 1824 Nachweis des Treibhauseffekts (Joseph Fourier)

1896 Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen CO2 und der Erwärmung der Atmosphäre (Svante Arrhenius)

1941 Erkenntnis des anthropogenen Einflusses auf das Klima (Hermann Flohn)

1954 Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Entwaldung und CO2-Anstieg (Evelyn Hutchinson)

1958

Beginn der kontinuierlichen Messung von CO2 in der Atmosphäre am Mauna Loa (Hawaii)

)

Siehe auch



Die großen Epidemien S. 202 Umweltverschmutzung S. 254 CO2-Austausch S. 262

Umweltparteien

287

NORWEGEN DEUTSCHLAND DÄNEMARK NIEDERLANDE

SCHWEDEN

GROSSBRITANNIEN (2017) Liverpool IRLAND

KANADA

FINNLAND POLEN UNGARN

GEORGIEN NORDMAZEDONIEN MONTENEGRO

BELGIEN PORTUGAL LUXEMBURG MEXIKO

FRANKREICH

Dakar (2012) PAZIFISCHER KOLUMBIEN OZEAN

ÖSTERREICH SCHWEIZ TSCHAD

PAZIFISCHER OZEAN

RUANDA

KONGO

BRASILIEN

Seoul (2023)

ATLANTISCHER OZEAN

INDISCHER OZEAN

(2008) São Paulo

AUSTRALIEN (2001)

CHILE

Canberra NEUSEELAND

Das Netzwerk der Global Greens Sitz Kongress des Netzwerks

Anzahl der im Juli 2022 gewählten grünen Parlamentarier Ein gewählter Amtsträger (Abgeordneter oder Senator)

Länder im Juli 2022 mit einer Umweltpartei einer Umweltpartei mit gewählten Abgeordneten

Die Erde zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Seit dem 19. Jahrhundert untersuchen Wissenschaftler die Verbindungen zwischen Industrialisierung und Klima. Die Befürchtung, die Ressourcen könnten versiegen, sowie die mediale Darstellung der Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf Gesundheit und Natur führen dazu, dass der Erhalt der Erde ab den 1960er Jahren als globale politische Herausforderung angesehen wird. Die Weltumweltkonferenz von Stockholm 1972 und die nachfolgenden Konferenzen sind Ausdruck dieses Sinneswandels, ohne dass es gelingt, den CO2-Ausstoß

oder den Druck auf den Planeten zu verringern. Vier Jahre nachdem der Weltklimarat ins Leben gerufen wird (1988), stellt der Erdgipfel in Rio 1992 die «nachhaltige Entwicklung» in den Mittelpunkt der globalen Bestrebungen. Auf nationaler Ebene entstehen aus der politischen Ökologie heraus grüne Parteien. Ende der 2010er Jahre setzen Proteste von Jugendlichen ein, die sich gegen die Untätigkeit oder Ineffizienz der Umweltpolitik vor allem in Bezug auf den Klimawandel auflehnen.

1972

1997

2002

2010

2015

KyotoProtokoll

Erdgipfel von Johannesburg

NagoyaProtokoll

Pariser Abkommen (COP21)

Weltumweltkonferenz von Stockholm

1972

1984

The Limits to Growth

Gründung des George C. Marshall Institute und des Heartland Institute

1987

1992

MontrealProtokoll

Erdgipfel in Rio

1987 BrundtlandBericht

People’s Climate-Marsch 2014

1988

2017–2018 2019 Wahl von D. Trump und J. Bolsonaro Fridays for Future

Gründung des IPCC

1971

2018

Greenpeace

Extinction Rebellion

1974

1990

1995

2001

2007

2014

2021–23

FCKW-Problem für

1. IPCCBericht

2. IPCCBericht

3. IPCCBericht

4. IPCCBericht

5. IPCCBericht

6. IPCCBericht

die Ozonschicht

Der überlastete Planet

288

seit dem 20. Jahrhundert

Schutz der Erde arktische Regionen

Vanoise 1963, FRANKREICH Port Cros

Sibirien

Pribaikalski

Nordeuropa

1986, RUSSLAND

Westeuropa Balkan

1963, FRANKREICH

Parangalitza 1931, BULGARIEN Naher Osten

Südeuropa

Zembra 1973, TUNESIEN

Zentralasien Japan

Yakushima

Indien Westafrika

1964, JAPAN

Golf von Kachchh 1982, INDIEN

Zentralafrika

Ansongo Ménaka 1950, MALI

Südostasien

Ostafrika

Great Barrier Reef 1975, AUSTRALIEN

Virunga 1925, DEM. REP. KONGO Khao Sok 1980, THAILAND INDISCHER OZEAN

Victoria Falls 1848, SAMBIA

Australien

Wildreservate, Jagdreservate Krüger-Nationalpark 1898, SÜDAFRIKA

Südafrika

Royal 1879, AUSTRALIEN

Entwicklung geschützter Oberflächen in Millionen km2 Nordamerika Südamerika Asien Afrika

Ozeanien Naher Osten Europa

3

2

1

0 1880

1900

1920

1940

1960

1980

2000

Entstehung und Ausbreitung von Naturschutz Erstes geschütztes Gebiet Ausbreitung des Umweltschutzes 1870–1920 Antarktis 1920–1940 1940–1960 Seit den 1970er Jahren Geschützte Gebiete im Jahr 2022 Schutz von Festland Schutz von Meeresgebiet Inoffiziell geschütztes Gebiet (andere wirksame Schutzmaßnahmen)

Siehe auch



Die Tiere: Schauspiel und Schutz S. 174 Geisterwälder S. 178 Veränderungen der Biosphäre S. 258

NORDPOLARMEER Denali arktische Regionen

289

Grönland

1917, ALASKA

Nordostgrönland 1974, DÄNEMARK Glacier-Nationalpark 1886, KANADA

Nordamerika Wilderness Area

Yellowstone 1872, USA

ATLANTISCHER OZEAN Blue Mountains 1850, JAMAIKA

Karibik Ozeanien

Lateinamerika PAZIFISCHER OZEAN

Chacrinha 1934, BRASILIEN

Korallensee 2014, Neukaledonien, FRANKREICH

Neuseeland

Nahuel Huapi 1903, ARGENTINIEN

Südkegel

Von «wilderness» zur Standardbegrünung 1872 wird in den USA mit Yellowstone der erste Nationalpark gegründet, der als Vorbild für alle weiteren Nationalparks dient. Auf diesem Gebiet, das gerade erst in das Territorium der Vereinigten Staaten aufgenommen worden ist, soll vor allem «wilderness», Wildnis, erhalten werden, ein Gründungselement der Nation – obwohl genau dieses Gebiet von indigenen Gruppen besiedelt ist. Sie werden vertrieben. In den folgenden Jahrzehnten richten die Kolonialbehörden in Afrika und später auch in Südostasien Wildschutzgebiete ein, um gegen Wilderei vorzugehen. Auch hier wird die einheimische Bevölkerung ihres Landes beraubt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts nimmt angesichts des wachsenden Drucks auf die Ressourcen das Bestreben

zu, Arten und Landschaften zu erhalten. Dieses Verständnis von der Natur als schützenswertem Gut ist der Leitgedanke bei der Gründung der International Union for Conservation of Nature (IUCN) im Jahr 1948. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Schutzgebiete mit der Entwicklung des Tourismus und den aufkommenden Umweltproblemen zu. Bedeutende Areale auf dem Land und im Meer sind heute geschützt. Der Schutz des Planeten darf jedoch nicht nur in begrenzten Bereichen gedacht werden. Wer die Erde schützen will, muss die Natur auch dort sorgsam behandeln, wo sie den Interessen der Menschen unterworfen ist, in Städten und in der Landwirtschaft.

Der überlastete Planet

290

Das Meer als neue Grenze

seit dem 20. Jahrhundert

Südchinesisches Meer Südchinesisches Meer

CHINA S um atr a

ÖSTLICHER INDISCHER OZEAN

J av a

Asie n

6,77 INDIEN RUSSLAND

Kasachstan





▲ ▲▲▲

▲ ▲▲ ▲▲

▲▲▲▲▲ ▲ ▲ ▲ ▲▲▲▲▲



▲ ▲▲ ▲▲

Barentssee



▲▲

▲▲

▲ ▲▲



▲▲

▲ ▲ ▲▲▲▲ ▲ ▲

▲▲



▲▲

Arktis

▲ ▲▲▲▲▲





▲▲ ▲▲ ▲

▲▲▲ ▲ ▲ ▲▲ ▲▲

▲▲ ▲ ▲▲ ▲ ▲

Usbekistan

G r ö nla nd

NORDOSTATLANTIK 9,32

Golf von Guinea

Ende der Offshore-Gasreserven*

An tarkti ka

1,55

SÜDWESTATLANTIK

MITTELOSTATLANTIK

Zahlreiche Ressourcen 5,5 Meeresfischfang nach Fanggebiet (in Millionen Tonnen, 2018) Neufundland Wichtiges Kohlenwasserstofffeld KANADA ATLANTISCHER 1,68 ▲▲▲ Pionierarbeit im Bereich OZEAN Offshore-Kohlenwasserstoffe NORDWESTMineralische Ressource ATLANTIK Hohe Konzentration mariner Artenvielfalt 1,49 Land, das Patente für Gene marinen Ursprungs angemeldet hat MITTELWESTWachsende und manchmal ATLANTIK konfliktträchtige Territorialisierung Land, das das Übereinkommen von Montego Bay nicht unterzeichnet hat USA Küstenmeer und AWZ Spannungen in Bezug auf die Abgrenzung der AWZ Hochsee: Raum von Begehrlichkeiten

Ende der Offshore-Ölreserven*

INDISCHER OZEAN

Straße von Hormus

Persischer 5,51 Turkmenistan Golf Kaspisches WESTINDISCHER N ahe r O s te n Meer OZEAN Aserbaidschan Syrien Türkei Israel Af r i ka MITTELMEER UND SCHWARZES MEER 1,31 SÜDOSTEuropa Mittelmeer ATLANTIK Östliches Mittelmeer Nordsee



▲▲ ▲▲ ▲▲ ▲▲

Beaufortsee

Indischer Ozean

Kirgisistan Tadschikistan

1,79

Brasilien ARGENTINIEN 10,27

SÜDOSTPAZIFIK S üd am e r i ka

Venezuela

Peru Ecuador

Venezuela

EUROPA RUSSLAND – MITTEL- UND NORDAMERIKA ASIEN-PAZIFIK AFRIKA ZENTRALASIEN SÜDAMERIKA NAHER OSTEN 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090 2100 MITTEL- UND EUROPA NORDAMERIKA ASIEN-PAZIFIK AFRIKA SÜDAMERIKA

r n

Siehe auch



Das Leben im Meer S. 106 Angeln: die letzte neue Praxis der Altsteinzeit S. 142 Umweltverschmutzung S. 254

291

Ressourcen und Territorialisierung der Gewässer 

CHINA

Südchinesisches Meer

Tai w a n

Ostchinesisches Meer

Sul a w e s i

13,54

JAPAN

RUSSLAND

MITTLERER WESTPAZIFIK

20,06

Timorsee NORDWESTPAZIFIK

Austr a l ie n

RUSSLAND

SÜDWESTPAZIFIK 0,45

PAZIFISCHER OZEAN 3,09

NORDOSTPAZIFIK

1,75

MITTLERER OSTPAZIFIK

KANADA

Kalifornien

K

No r da m e r i ka

USA

Golf von Mexiko

M itt el a m e r i ka

2170

2180

2190

2210

RUSSLAND – ZENTRALASIEN

* Hypothetische Angaben bei aktuellem Fördervolumen 2220 2230 Jahre im Meer und unter Berücksichtigung der bekannten NAHER OSTEN Offshore-Reserven

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden mehrere Zehnmillionen Quadratkilometer Meer zu Staatsgebiet. Diese beispiellose «territoriale Eroberung» verdankt sich der Fähigkeit der menschlichen Gesellschaften, stetig neue Reichtümer aufzutun und zu erschließen. Die Fischerei, die immer weitere Kreise ziehen muss, die Entwicklung von U-Booten, die Entdeckung von Erdöl- und Erdgasvorkommen auf offener See und von Manganknollen (Mangan, Cobalt, Nickel) erfordern neue Regeln zur Verwaltung und Nutzung dieser Gebiete. Es entsteht das Seevölkerrecht, dessen wichtigste Bestimmungen 1982 im UN-Seerechtsübereinkommen in Montego Bay ausgearbeitet werden. In diesem Übereinkommen, das die Mehrzahl der Länder – jedoch u. a. nicht die USA – unterzeichnet, wird die Größe des Hoheitsgebiets festgelegt, das unter alleiniger Souveränität der Staaten liegt (bis 12 Seemeilen vor der Küste). Außerdem legt es die Ausschließliche Wirtschaftszone fest (AWZ, 200 Seemeilen bzw. 390 Kilometer), innerhalb derer die Staaten Nutzungsrechte erhalten. Und sie enthält eine juristische Definition der Kontinentalplatte. Die Konflikte um die Abgrenzung maritimer Gebiete zeugen von der strategischen Bedeutung der Meere. Das größte Potential bei Fischfang und Energiegewinnung befindet sich zwar an diesen Rändern der Kontinente, aber die Hochsee und der Meeresgrund der internationalen Gewässer sind aufgrund ihrer mineralischen und genetischen Ressourcen ebenfalls begehrt.

Danksagung Bibliografie Begriffe Orte Akteure Nachweise und Quellen Inhalt

294

Danksagung

DANKSAGUNG

Im Herbst 2019 veröffentlichten wir in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift L'Histoire den Atlas «Geschichte der Welt», der sofort gleichermaßen bei der Kritik wie beim Publikum ein großer Erfolg wurde. Seitdem ist das Buch in 12 Sprachen übersetzt worden und bis heute die Nummer eins der Bestsellerlisten in seiner Kategorie. Angesichts dieser Erfahrung beschlossen wir, eine Reihe von historischen Atlanten unter der Leitung von Christian Grataloup zu starten. Eine ehrgeizige und innovative Kollektion. Es gab den Historischen Atlas von Frankreich und nun den Atlas der Erde. Trotz der Größe der Aufgabe hatten wir das Glück, auf denselben harten Kern von Autorinnen und Autoren zählen zu können. Dafür sei ihnen herzlich gedankt. Dieses Buch ist auch ihr Buch. Für die Projektleitung und die Koedition: Valérie Hannin, Guillaume Malaurie, Philippe Menat und Philippe Pajot. Vielen Dank für ihr Vertrauen und ihre niemals nachlassende Unterstützung. Da ein Buch ohne Autor kein Buch ist, geht unser Dank an Christian Grataloup, Charlotte Becquart-Rousset, Léna Hespel, Héloïse Kolebka, Frédéric Miotto und seine Kartografinnen Jeanne Barnicaud und Dalila Sekkai. Ein riesiger Dank geht auch an die Gemeinschaft der Historiker, der Geografen und anderer Wissenschaftler, die diesen Atlas zu einem Referenzwerk gemacht haben, indem sie Karten entworfen, Texte verfasst und jede Seite des Buches sorgfältig Korrektur gelesen haben: Romain Amiot, Isabelle Catteddu, Christophe Darmangeat, Stéphanie Delaire-Échard, Jean-Paul Demoule, François Durand-Dastès, Éric Guilyardi, Liliane Hilaire-Pérez, François Jarrige, Jacques Jaubert, Guillaume Lecointre, Florian Mazel, Fabrice Not, Didier Paillard, Fabien Paquet, Antonio Pérez Balarezo, Catherine Perlès, Yann Potin, Pierre-François Souyri, Lionel Ranjard, Stephen Rostain, Pierre-Olivier Thébault, Gabriel Tobie, Boris Valentin, Catherine Virlouvet. Da ein Atlas ohne Karten kein Atlas ist, danken wir dem gesamten Team von Légendes Cartographie: Marie-Sophie Putfin, Frédéric Miotto, Lucille Dugast, Allix Piot und Salomé Choukroun. Dieser Atlas wäre nicht entstanden ohne die Arbeit der Redaktion der Zeitschrift L'Histoire, insbesondere Huguette Meunier-Chuvin, sowie das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Les Arènes. Dank an alle, die ihren Teil dazu beigetragen haben: Vincent Lever für das Layout, Sarah Ahnou, Isabelle Paccalet und Alice Posière bei der Überarbeitung der Texte, nicht zu vergessen Marie Baird-Smith, Lucie Le Bon und die Gruppe der «Fabulous». Ein Buch zu machen, ist eine Sache, es bekannt zu machen, eine andere. Vielen Dank an Laura Darmon, Isabelle Mazzaschi und Axelle Vergeade. Schließlich wäre ein zweijähriges Projekt nicht möglich gewesen ohne den unermüdlichen Einsatz von Bertille Comar. Sie war das Fundament dieses Unternehmens.

Bibliografie 295

BIBLIOGRAFIE

Allgemeine Werke David Blanchon, Atlas mondial de l’eau, Paris 32017. François-Marie Bréon, Gilles Luneau, Atlas du climat, Paris 2021. Jérôme Chave, Herman Shugart, Sassan Saatchi, Peter White, Le Grand Atlas des arbres et forêts, Boulogne-Billancourt 2022. Jean-Paul Demoule, Dominique Garcia, Alain Schnapp (Hg.), Une histoire des civilisations, Paris 2018. Stéphane Durand, 20 000 ans ou la grande histoire de la nature, Arles 2018. Muriel Gargaud (Hg.), La Plus Grande Histoire jamais contée. Des origines de l’univers à la vie sur Terre, Paris 2017. François Gemenne, Aleksandar Rankovic, Thomas Ansart, Benoît Martin, Patrice Mitrano, Antoine Rio, Atlas de l’anthropocène, Paris 2021. Christian Grataloup (Hg.), Die Geschichte der Welt, München 2022. Georges Rossi, L’Ingérence écologique. Environnement et développement rural du Nord au Sud, Paris 2000. Laurent Testot, Cataclysmes. Une histoire environnementale de l’humanité, Paris 2017. Dictionnaire critique de l’anthropocène, Paris 2020.

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296

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9. Der überlastete Planet Stefan Cihan Aykut, Amy Dahan, Gouverner le climat? Vingt ans de négociations internationales, Paris 2015. Jacques Bethemont, Les Grands Fleuves, entre nature et société, Paris 2002. Christophe Bonneuil, Jean-Baptiste Fressoz, L’Événement anthropocène. La Terre, l’histoire et nous, Paris 2013. Sylvie Brunel, Plaidoyer pour nos agriculteurs: Il faudra demain nourrir le monde …, Paris 2017. Valérie Chansigaud, L’Homme et la nature. Une histoire mouvementée, Paris 2013. Cyrille P. Coutansais, La Terre est bleue. Atlas de la mer au XXIe siècle, Paris 2015. Frédéric Denhez, Atlas du changement climatique. Du global au local, changer les comportements, Paris 2009. Jean-Baptiste Fressoz, Fabien Locher, Les Révoltes du ciel. Une histoire du changement climatique, XVe-XXe siècle, Paris 2020. Dina Ionesco, Daria Mokhnacheva, François Gemenne, Atlas des migrations environnementales, Paris 2016. John R. McNeill, Blue Planet. Die Geschichte der Umwelt im 20. Jahrhundert, aus dem Englischen übers. von Frank Elstner, Frankfurt a. M. 2003. Bruno Parmantier, Nourrir l’humanité, Paris 2009. Yvette Veyret, Paul Arnould, Atlas du développement durable, Paris 2019.

Zeitschriften L’Histoire, insbesondere: « 5000 ans de catastrophes », Les Collections de L’Histoire n° 86, Januar–März 2020. « Amazonie. L’Indien, le conquistador et la forêt-monde », Les Collections de L’Histoire n° 92, Juli–September 2021. « L’Âge industriel », Les Collections de L’Histoire n° 91, April–Juni 2021. « Néolithique. L’agriculture a-t-elle fait le malheur des hommes ? » (dossier), L’Histoire n° 492, Februar 2022. « Manger de la viande» (dossier), L’Histoire n° 466, Dezember 2019. « Les Sociétés préhistoriques » (dossier), L’Histoire n° 420, Februar 2016. « La Fabrique des races » (dossier), L’Histoire n° 493, März 2022. « Des animaux et des hommes » (dossier), L’Histoire n° 338, Januar 2009. « Le Climat depuis 5000 ans » (dossier), L’Histoire n° 257, September 2001. La Recherche, insbesondere: « La Préhistoire revisitée » (dossier), La Recherche n° 570, Juli–September 2022. « L’Odyssée de l’homme. Le scénario de nos origines se précise », La Recherche, Sonderheft n° 17, März–April 2016. « Néandertal, le bâtisseur » (dossier), La Recherche n° 521, März 2017. « La Symbiose » (dossier), La Recherche n° 569, April–Juni 2022.

298

Bibliografie

Online-Quellen Le Centre national de la recherche scientifique (CNRS): www.cnrs.fr/fr/espace-presse Le Service géologique national, BRGM: www.brgm.fr L’Institut national de recherche pour l’agriculture, l’alimentation et l’environnement (Inrae): https://www.inrae.fr/apprendre-comprendre L’Organisation des Nations unies pour l’alimentation et l’agriculture (FAO): www.fao.org La Banque mondiale: www.banquemondiale.org/fr/home L’Institut national de recherches archéologiques préventives (Inrap): https://frise-chronologique.inrap.fr/ Planet Terre et Planet Vie de l’ENS Lyon: https://planet-terre.ens-lyon.fr/ et https://planet-vie.ens.fr/

Demografische Daten: https://ourworldindata.org/

Begriffe 299

BEGRIFFE

A Abfallfresser 104 Ablagerungsgesteine siehe Sedimentgesteine Ackerbau siehe Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht Ackerland, Boden 182, 184 Affe 120 f. AIDS 203, 253 Akkretionskeil 45 Alge 86 Alkohol 160 Alm 182 Altsteinzeit / Paläolithikum 122, 166, 169 Amasia-Hypothese 41 Ameise 260 Anpassung, morpho-anatomische 96 Anthropozän 272 Aphel 22 Äquator 22, 25 Archaeen 92, 93, 116 f. Archaeopterix 96, 100 Ardipithecus 124 Aridifizierung 162 Art 88, 125 Artensterben siehe Massenaussterben Asteroid 27, 81 Atmosphäre 60 f., 236 Atmung 104 Auftrieb (Upwelling) 64, 67 Aurica-Hypothese 41 Ausbreitung, Expansion 98, 126, 150, 152, 273 Australopithecus 124 Auto 242, 244 AWZ (Ausschließliche Wirtschaftszone) 291

B Bakterien 92, 116, 117 «Bananenrepublik» 231 Bandkeramik 152 Basalt siehe auch Trapp, Basaltplateau 32 Bäume, Baumbestand 114 Bernstein 100 Besiedlung 128

Beton 246-249 Bevölkerungswachstum 166 f., 169, 177, 204 f., 212, 253, 264 f., 268 Bewässerung, Bewässerungstechnik 166, 180, 186, 192, 285 Bewässerungsfeldbau 187 Bimsstein 57 Biodiversität 256 Biomasse 116 Biosphäre 236 Blackbirding 226 Blasebalg 189 Blütenpflanzen 86 Boden 21, 105, 108, 254 Börse 230 Brachland 182 Brandrodung 178, 183, 209 Breitengrad 35 Bronze 58 Bronzezeit 122, 167 Buckelwal 112 f., 261

C Cardial- oder Impressokultur Cholera 203 Chromosom 93 Coltan 59 Cyanobakterien 86, 90

D D’’-Schicht 30 Dampfmaschine 189, 240, 253 Dehnungsbruch 48 Deich 180 f. Demografie 204, 216, 253, 264 Demografischer Wandel 166, 253, 264, 268 Dendrochronologie 201 Deportation siehe Verschleppung, Deportation Devon 87 f. Dinosaurier 27, 39,86,88, 90, 96 DNS 92, 94, 120, 126, 157 Domestizierung 136, 153 f., 156, 158, 162 Domestizierung, Ausgangsregionen der 152 Drachen 100

Dreieckshandel 215, 226 «Dritte Welt» 224 Dryas 162 Dünger, Düngemittel 182 Dunkle Materie 16 Dürre 281

E Ebola 202 Edelmetalle 59, 228 Edelstein 59 Eisen 58 Eisenbahn 244 Eisenzeit 122, 166, 169 Eiskappe 74, 78, 80, 146, 256 Eisschmelze 147, 150 Eiszeit 80, 98, 146, 150, 199 Eiszeit, Kleine 199, 216 f. El Niño 66 f. Energiewende 276 Englischer Schweiß 202 Entwaldung 178 Entwicklung 232 Entwicklungsindex 233 Epidemie 202, 216, 283 Epidemiologischer Schock 204, 216 Epigravettien 164 Erdbeben 46, 49 f. Erdbebengefährdung 46 Erdbebenschwere 50 Erdbebenstärke 46, 49 Erde, Abkühlen der 37 Erdgas 110 Erdkarte 14, 34 Erdkern 20, 37 Erdmagnetfeld 20, 23 Erdmantel 31, 36, 44 Erdöl 110 Erdrinde 32 Erdsphäroid 25 Ernährung 138 Ernährungssicherung 270 Erneuerbare Energien 276 Eroberung 216 Eukaryoten 86, 92 Evolution 100 Evolutionäre Ausdifferenzierung 93 Evolutionstheorie 94 Exoplanet 85 Exosphäre 61

300

Begriffe

F Fass 189 Federn 96 f. Felsbilder 146 Fermentierug 161 Ferrel-Zelle 62 Fischfang 142 Fixismus 94 Fleisch 139 Flugzeug 242, 244 Flüsse 74 f., 106, 180 Flüsse (Wassereintrag) 106 Foggara 180 Fortpflanzung 112 Fortschritt 218 Fossile Energie, fossile Rohstoffe 21, 110 Fossile Energieträger 236 Fossilien 100, 122 f., 272 Fossilienlagerstätte 101 Frachtschiffe 244 Frachtschifflinie 244 Fracking 243 Fruchtbarkeit 182 Fruchtfolge 182 Fruchtfolge 182, 188 Frühstück 224

G Galaktisches Magnetfeld 17 Galaxie 13, 16 Gebirge siehe auch Orogenese, Gebirgsbildung 36, 44, 69 Gebiss, Kandare 188 Geburtenrate 167, 264 Geisterpopulation 126 f. Gelber Zwerg (Hauptreihenstern Klasse G) 26, 84 Geld 192, 226, 228 Gene 126, 157 Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) 155, 272, 273 Geodätische Expedition 24 Geografischer Pol 22 Geografischer Norden 23 Geologie 32 Geologische Zeit 86, 88 Geozentrismus 18 Gesellschaften (Verbundenheit untereinander) 209 Gestein 32 Gestein, anstehendes 108 Gewürze 224 Gezeiten 21, 180 Glas 190 Gletscher 200

Globalisierung 206 Glühen 164 Glutwolke 57 Goldrausch 228 Golfstrom 64, 214 Gondwana 39 GPS (Navigationssatellitensystem) 36 Graben, Riftzone 36, 41, 44, 48, 53, 165 Granit 32, 37 Gravitation 18 Gravitationswellenhintergrund 14 Grippe, Asiatische 203 Grippe, Spanische 202 Grundwasser 74 Grundwasserneubildung 74 Grundwasserspeicher 74 Günz (Eiszeit) 200 Gusseisen 190

Industrielle Revolution 240 Inlandeis, Eisschild 146 Inneramerikanischer Austausch 98 Innerer Erdkern 30 Innertropische Konvergenzzone 62 f. Internet 242 Isolation 98 Isthmus 98

J Jäger und Sammler 136, 150, 172 Jahr 22 Jahreszeit 22, 68, 112, 134, 182 Joch 188 Jungsteinzeit, Neolithikum 102, 122, 152, 163, 166, 169, 188, 203, 204 Jura 86, 88

K H Habitable Zone 26, 84 Hacke 183, 188 Hadaikum 60 Hadley-Zelle 62 Hahnenkampf 175 Halbkugel 22 Hammer, Hämmern 164, 190 Handel 141, 164 f., 177, 192–195, 203, 206 f., 220–222, 224–233 Hecksteuerruder 189 Heliozentrismus 19 Hochdruckgebiet 63 Hochofen 190 Hochseeschifffahrt 214 Höhenstufen, Höhenlagen 184 Holozän 80, 146, 162, 166, 186, 199, 172 Homininen 87 f., 121, 124 f. Horizont, Bodenschicht 108 f. Hotspot 30, 53 Hufeisen 189 Humanisierung 136 Hund 136 Hungersnot 196, 205 Hüttenwesen 190 Hydrosphäre 237, 254 Hydrothermalquellen 106 Hygienische Herausforderungen 282

I Impfung 283 Indentur 227 Industrialisierung 238, 254

Kalkstein 236, 244 Kaltzeit, Glazialzeit siehe Eiszeit Kambrium 39, 87 f. Kampf 168 Kanal 180, 218, 244 Kannibalismus 169 Känozoikum 33, 39, 87, 88 Karbon 86-88 Karbon / Kohlenstoff 216, 236, 260, 262 Kartografierung 24 Katastrophismus 94 Kautschuk 231 Kernenergie 274 Kernspaltung 21 Klima 65, 68, 71, 108, 198, 200, 226 Klima, kontinentales 68 Klimaanomalie 67 Klimaanomalie, mittelalterliche 199, 214 Klimazone 68, 70, 132, 232 Klinker 246 Koevolution 154 Kohle, Holzkohle 110, 238 Kohlelagerstätte 110 Kohlenstoffdioxid (Kohlendioxid) 60, 84, 89, 236, 254, 260, 272 Kohlenstoffkreislauf 104, 107 Kohlenwasserstoffe 111, 242 Kolonie, Kolonisierung 192, 212, 222, 226 Kolumbianischer Austausch 220 Komet 26 Kompass 189

Begriffe 301

Kontinent 32 Kontinent, imaginärer 42 Kontinentalplatte 291 Konvektion 30, 36 Konvektionsstrom 36 Korallenriff 107 Kosmische Hintergrundstrahlung 14, 16 Kosmos 14 Kreationismus 94 Kreidezeit, Kreide 86, 88 Kreislauf 104, 236 Kreislauf, Rückkehr in den 104 Kreuzung 130 Kreuzung, Vermischung 126, 130 Krieg 168, 192, 244, 278 Kritischer Punkt 84 Kruste, kontinentale 31, 36, 44 f. Kruste, ozeanische 30, 36, 44 f. Kryosphäre 257 Kulis 226 Kultur 219 Kupfer 58 Kupferzeit 164 Küstenschifffahrt 128, 214 Kutsche 189

L La Niña 66 f. Lachs 172 Lagerstätte 110, 228 Lamarckismus 94 f. Landgang / Terrestrialisierung 90 Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht 162 f., 188, 253, 270, 272 Längengrad 35 Lapilli-Regen 56 Latente Wärme 21 Leben 85 f., 100 Leben im Meer / Wasser 106 Lebenserwartung 253 Lebewesen / Tiere 92, 138, 140 Letzteiszeitliches Maximum 146 Lithium 59 Lithosphäre 36, 61, 236 Lösung 104 Luftdruck 63, 84 Luftmasse 68

M Magdalénien 123, 136, 164 Magma 52 Magnetfeldumkehrung 23 Magnetopause 20

Magnetosphärische Cusp 20 Magnetpol 23 Malaria 283 Mangroven 103, 106, 114 Massenaussterben 27, 86, 88, 137 Meeresboden 32 Meeresspiegel 256 Meeresspiegel (Absenkung) 81 Meeresspiegel (Anstieg) 147–149 Meeresströmung 64 Megabeben 46 Megafauna 272 Mensch 120 f. Menschenartige 121 Meridianbogen 25 Mesosphäre 61 Mesozoikum 33 Metall, gediegenes 165 Meteorit 27, 37, 86, 89, 165 Migration (Menschen) 223, 228 Migration (Tiere) 112 Mikrofossilien 86 Mindel (Eiszeit) 200 Minerale 58 Mineralstoffe 104 Missing Link 122 Mist 182 Mittelozeanischer Rücken 23, 30, 36, 53, 197 Mittelsteinzeit, Mesolithikum 123, 166, 169 Moderne 218 Monsunwinde 207, 214 Mörser 189 Mühle 189 Mustang 220

N Nahrung 138, 142 Nationalstaat 192 Naturalismus 219 Natürliche Auslese 94 Neodarwinismus 94 Neogen 87 f. Neolithische Revolution 162 Neue Welt 128 Neutrino 16 Nilschwemme 180 Nitrat 104 Nord-Süd-Gefälle 232 Nordwestpassage 222 Noria, Radschöpfwerk 188 Novopangäa 40 f.

O Obsidian 164 Ofen, Schmelzofen 190 Offshore-Fördergebiet 242 Ökoregion 102 f., 150, 221 Ölkrise 242 Ölpestunfälle 255 Ontologie 219 Ordovizium 87 f. Orkan 72 Orogenese, Gebirgsbildung 32, 44, 88 Ozean 21, 44, 106 Ozonloch 254 f. Ozonschicht 60 f., 90

P Packeis 146, 257 Paläogen 87 f. Paläomagnetismus 38 Paläozoikum 33, 38, 87, 88 Palmöl 231 Pandemie 282 Pangäa 39 Pangäa Proxima 40 f. Paranthropus 124 Passatwinde 62, 66 Pelze 140 Pelztierjagd 140 Perihel 22 Perm 86, 88 Permafrost 256, 281 Pest, Antoninische 202 Pest, Schwarzer Tod 202 Pferd 173 Pflanzen 86 f., 90, 105, 117, 155–157 Pflanzen, an extreme Trockenheit angepasste 102 Pflug 166, 168, 188 Phanerozoikum 60 Photon 16 Photosynthese 60, 104 Pilz 105, 109, 116 Planet 13, 18, 26 Planetarische Zirkulation 62 f. Plankton 104, 106 Plantage 224, 230 Platten siehe Tektonische Platten Plattengrenzen 46 Plattentektonik 36 Pleistozän 162, 164, 272 Pocken 202 Polare Erdabplattung 25 Polarisation 23 Polarlicht 20, 61 Polder 181, 218

302

Begriffe

Polkappe 78 f. Präkambrium 33, 38, 86, 88 Primaten 87f, 121 Projektion 34 Proterozoikum 60 Protisten 116 f. Protosprache 135 Pterosaurus 96 Pyroklastischer Strom 56

Q Quartär 87

R Radioaktive Verseuchung 254 Radioaktivität 275 Raffinerie 242 Rasse 132, 154 Rassismus 132 f. Regenwurm 109 Reich, Großreich 192 Reionisierung 16 Reis, afrikanischer 187 Reis, asiatischer 186 f. Reisanbau 186 f. Rentier, Rentierzüchter 173 Reptilien 90 f. Richterskala 46 Riesenwuchs 99 Riss (Eiszeit) 200 Rodinia 38 Rodung 179

S Sauerstoff 86, 90, 104 Säugetiere 86, 90, 117 Säugetiere, domestizierte 117 Savanne 102 f., 146, 150, 198 Schaduff 188 Schiefergas 242 Schimmelpilz 105 Schleife 188 Schrift 192 Schwarzes Loch 26 Schweineschlachten 182 Schwellenländer 232 Sedimentgesteine 32, 100 Sedimente 32, 110 Seismologie 46 Selektion 154 f. Seltene Erden 59 Sesshaftigkeit, Sesshaftwerdung 122, 162 f., 166, 171, 192, 272 Silur 87 f. Sintflut 94, 100, 148

Sklavenhandel 132, 226 Sklaverei 217, 226, 232 Solarenergie 20 Sonneneruption 20 Sonnenstrahlung 20 f. Sonnenstrahlung, einfallende 21 Sonnensystem 19, 26, 84 Sonnenwende 22 Sonnenwind 20 Speichenrad 188 Spinnrad 189 Spirituosen 161 Sprache 134 Sprache, artikulierte 130 Sprachfamilie 134 Sprachraum 135 Staat 192 Stadtstaat 179, 192 Stahl 190 Staudamm 218, 276, 285 Steigbügel 189 Steinkohle 239 Steinwerkzeugindustrie, Werkzeugkultur 122, 164 Steppe 103 Sterblichkeit 264 Stern 13, 16, 26, 84 Sternschnuppe 27 Stickstoff 60 Stickstoff 104 Stickstoffkreislauf 104 Stierkampf 175 Strahlungshaushalt 21 Stratigrafie 272 Stratigrafischer Punkt 272 Stratosphäre 21, 61 Streu 109 Stromatolithen 86 Subduktion 30, 36, 45, 53 Superkontinent 38, 40 Syphilis 202

T Tagundnachtgleiche 22 Taifun 72 Taiga 102 f. Tektonische Platten 36, 38, 40, 44, 46, 48, 50, 53 Temperatur 146 Tetrapoden 87, 93 Thanatozän 273 Thermokline 67 Thermosphäre 61 Tiefdruckgebiet 63 Tiefofen 190

Tiefseebecken 65 Tiere (zur Unterhaltung) 175 Tiere, nachsintflutliche 100 Tiere, schmarotzende 220 Tiere, wandernde 112 Tierkreiszeichen 71 Töpferei, Keramik 152, 162, 188, 190 Transformationsstörung 36 Transgression, marine 149, 180 f. Transportmittel 244 Trapp, Basaltplateau 32, 89 Treibhauseffekt 21 Treibhausgase 247, 254, 281 Triangulation 25 Trias 86, 88 Troposphäre 61 Tsunami 49, 57 Tundra 102 f.

U Überalterung 268 Übersee 214 Universum 13, 17 Unterentwicklung 232 Unterernährung 270 Uran 275 Urbanisierung, Verstädterung 250, 254 Urgeschichte 122 Urknall 14-17

V Veganismus 174 Velociraptor 96 Verdunstung 104 f. Verdunstung von Wasser aus Tier- und Pflanzenwelt 104 Vererbung 94 Verschleppung, Deportation 226 Verwaltung 192 Viehzucht siehe Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht Virus 117 Vogel 86, 96 Vorsintflutliche Zeiten 94 Vulkan 52, 54, 56 Vulkanausbruch 52, 54 Vulkanismus 32, 36, 81

W Waffen 169 Wald 86, 114, 137, 140, 150, 170, 178, 182, 236, 258, 261 Wald (Ausbreitung) 150, 217 Wanderweidewirtschaft 184

Begriffe 303

Warmzeit, Interglazialzeit 80, 146 Wasser 60, 84, 104, 180 Wasserkraft 239, 276, 285 Wasserkreislauf 104 Wasserverschmutzung 106, 254 Weinlese 200 Weltkarte, herzförmige 34 Weltmeer 64, 256, 292 Weltsystem 206 Wendekreis 22, 24, 68 Werkzeuge siehe Steinwerkzeugindustrie, Werkzeugkultur Wertreserve 228 Westwindzone 63

Wiederaufforstung 216, 261 Wildnis 289 Wirbelsturm 63, 66, 72, 107, 281 Wirbeltiere 92 Wolkenkratzer 218, 250 Wurm 109 Würm (Eiszeit) 80, 200 Wüste 76 f., 108, 147 Wüste, ozeanische 76 f.

Y Yarmukien 152

Z Zeitalter 122 Zeitalter der Plantagen 273

Zeitalter, geologisches 32 f., 88, 272 Zement 236, 246 Zementfabrik 247 Zersetzer 105 Zika 202 Zinn 58 Zirkon 37 Zivilisation 71 Zone 68, 70 f., 232 Zoo 174 Zucker 156, 224 f. Zugtiere 166 Zwangsarbeit 226 Zweifüßer 125 Zwergenwuchs 99

304

Orte

ORTE

A Academy-Gletscher 78 Adamaoua 147 Aden 206 Ägypten 169, 180, 188–190 f., 193, 195 f., 208, 247, 285 Äquator 24 f., 62 f. Ärmelkanal 218 Äthiopien 122, 147, 196, 285 Ätna 54 Afghanistan 196 Afrika 42, 45, 48, 71, 98, 122, 126, 135, 187, 156, 167, 187, 190 f., 232, 236, 264, 268 Afrika (Ursprung der Menschen) 126, 272 Ahaggar 147 Ain Manawir 180 Aïr 147 Ajalon 18 Alaska 141 Aleppo 47 Alexandria 24, 195, 206 Algerien 50, 223 Alpen 36, 44 f., 80, 146, 182, 184, 200 Altai 80, 125 f., 130, 136 Altamira 122, 143 Alte Welt 134, 196, 206, 212, 221 Amazonien 25, 157, 170 f., 172, 178, 182, 226, 237 Amerika 42, 98, 126, 128, 216, 220, 272 Amerika (USA), Vereinigte Staaten von 58 f., 74, 111, 189, 220, 223 f., 226, 231, 238, 247, 263, 271, 279, 291 Amiens 205 Amsterdam 24 f. Anatolien siehe Türkei Andalusisches Faltengebirge 45 Anden 25, 36, 148, 157, 170, 172, 184 Angola 196 Antakya, Antiochia 47 Antarktika, Antarktis 42, 64, 76–78, 81, 119, 256 Antillen 36, 72, 213, 216, 220, 224, 226 Antiochia siehe Antakya Arabische Halbinsel 165, 206 f. Aralsee 74, 284 Ararat 148 Ardabil 47

Argentinien 59, 220, 224 Arktis 43, 64 f., 76, 257 Arktischer Kontinent 42 Arnhemland 143, 169 Asien 42, 58, 71, 122, 165, 237, 264, 268 Assuan 24 Atacama 76 Atlantis 42 f. Atlantischer Ozean 43, 64, 214 Atlasgebirge siehe Saharaatlas Aurignac-Höhle 123 Australien 58 f., 73, 107, 126, 129, 173, 222 f., 229, 271

B Bacho Kiro-Höhle 131 Bagdad 140 Baikalsee 74 f., 141 Balchaschsee 74 Bangladesch 197 Barents-Kara-Eisschild 80 Basel 50 Batavia 215 Beijing 141 Belgien 110 Bengalen 179, 197 Beringia 81, 128, 150 Beringstraße 222 Bikini-Atoll 278 Bluefish-Höhlen 128 Bolivien 58 f. Bosporus 146, 149 Botswana 59 Bottnischer Meerbusen 25 Brasilien 58 f., 74 f., 221, 224, 226, 230 f., 233 Bretagne 185 Britisches Weltreich, British Empire 240 f. Brown Bank 146 Buchara 141 Burgess-Shale-Fauna 100 f. Burgund 200 Burkina Faso 196

C Cairns 270 Callisto 85 Cape-York 165

Caral 192 Çatal Höyük 162 f. Cathay 213 Cayenne 25 Châteaugiron 185 Châtelperron 123 Chauvet-Höhle 122 Chicago 250 Chichén Itzá 198 Chihuahua 76 Chile 58 f., 174 China 46 f., 58 f., 74 f., 96, 110, 126, 156, 163, 167, 169, 186, 190, 193, 197, 204, 206 f., 212, 214 f., 220, 222, 225 f., 228, 230–234, 247, 263 f., 268, 276 Clovis 128, 165 Córdoba 140 Cosquer, Grotte 146 Costa Rica 174 Cro-Magnon, Abri de 122, 124

D Damaskus 190 Damghan 47 Dardanellen 46, 146, 149 Darfur 147 Dekkan-Hochebene 88, 179 Denisova-Höhle 130 Denman-Gletscher 78 Detroit 244 Deutschland 96, 168, 189, 238 f., 242, 247, 275 Djebel Irhoud 122, 124, 126, 130 Doggerland 146 Donau 74, 179 Dschidda 218 Dschiroft 193 Dschudi 148 Dubai 250

E Ech Cheliff 50 Ecuador 24, 65, 224, 230 f., 242 Ediacara-Fauna 87, 100 Eldorado 229 f. Elfenbeinküste 187, 230 f. Enceladus 85 England siehe Großbritannien Erde 13 f., 18, 20, 24, 26, 30, 34, 48, 84, 86, 148

Orte 305

Étiolles 136 Euphrat 162 f. Eurasien 58, 98, 141, 222 Europa 42, 71, 123, 126, 130, 136 f., 146, 156, 166 f., 182, 188–191, 196, 203, 206, 209, 212, 214, 222 f., 237, 264, 268 Europa (Jupitermond) 85 Europäische Union 263, 271

F Fennoskandischer Eisschild 80, 130 f., 146 Fessan 147 Figueira Brava 130 Filchner-Ronne-Schelfeis 78 Flores 99, 126 Florisbad 124, 126 Fouta Djallon 147 Fränkische Alb 96 Frankreich 110, 123, 168, 196, 231, 239 Französisch Guayana 115 Friaul 50 Fukushima 255, 275

G Galápagos-Inseln 99 Ganges 179 Ganymed 85 Gewürzroute 213 Ghana 59, 230 f. Gibeon 18 Gibeon (Meteoriteneinschlag) 165 Gibraltar 218 Goa 215 Gobi 77 Göbekli Tepe 163 Gondwana 39 Great Barrier Reef 107 Griechenland 50 f., 71, 149, 168, 233 Grönland 162, 199, 256 Grönländischer Eisschild 80 Großbritannien 110, 190, 231, 238 f., 240 Große Victoria-Wüste 77 Großer Salzsee 74 Großes Becken 76 Guatemala 231 Guineaküste 221, 224

H Habitable Zone 26 Hadschi Firuz Tepe 160

Haiti 46, 222, 224 Haiyuan 47 Hamburg 239 Harappa 179 Hawaii 30, 36, 53, 126, 236, 273 Hertenrits 170 Himalaya 36, 80, 148 Hiroshima 278 Honduras 231 Hong Kong 214 Hormus, Straße von 243 Hormuz (Hafen im Mittelalter) 206 Huang He 180

I Indien 42, 58 f., 73 f., 126, 186, 188–191, 197, 207 f., 209, 220 f., 225 f., 230 f., 232 f., 239–241, 247, 268 Indischer Ozean 47, 107, 206 f., 214 f. Indischer Subkontinent 72 f., 156, 168, 207 Indonesien 57–59, 74, 135, 231, 236 Indus 179 f. Inkareich 216 Insulindische Landmasse 129 Io 85 Irak 243, 278 Iran, Persien 58, 111, 135, 180, 189, 212, 225, 243 Irland 196, 220 Irpinia 51 Island 168 Israel 122, 163, 168 Istanbul, Konstantinopel, Byzantion 50, 206, 218, 244 Italien 221, 239

J Jangtsekiang 276 Japan 73, 120, 126, 153, 169, 212, 222, 239 Jemen 196, 225 Jerf el Ahmar 162 f. Jericho 51, 122 Jiahu 160, 186 Jordan 162 f. Jordanien 74 Jupiter 20, 26, 85

K Kadesch 168 Kairo 140, 206 Kalahari 63, 77, 172 Kalamata 51 Kalifornien 228 Kamerun 231

Kanada 50 f., 74, 141, 174 f., 223, 257, 263 Kanarische Inseln 224 Kanton 214 Kap der Guten Hoffnung 24, 214, 222, 244 Kap Horn 244 Kapilavatsu 179 Kappadokien 164 Kapverdische Inseln 224 Karakum 77 Karibik 107, 214, 216 Karpaten 164 Kasachstan 58 f., 284 Kaspisches Meer 74 f. Katalonien 50 Katar 111 Kebara-Höhle 130 Kelut 55 Kenia 122, 164 f., 169, 225, 230, 233 Khambhat 206 Kilauea 55 Kitlinermiut 165 Klondike 228 Kolkata 239 Kolumbien 74 f., 226, 230 f. Kongo, Demokratische Republik 58 f., 196, 231 Konstantinopel siehe Istanbul Kordilleren-Eisschild 80 Korea 196, 212 Kozhikode 206 f. Krakatau 55, 57 Krapina 130 Kreta 193 Kroatien 174, 233 Kuahuqiao 186 Kuala Lumpur 250 Kuba 225, 231, 233 Kuwait 278 Kyzylkum 77

L La Chapelle-aux-Saints, Höhle von 130 La Ferassie 131 La Gravette 123 La Madeleine 123 La Quina 131 La Réunion 30 Lahore 141 Laki 54 Lambert-Gletscher 78 Land-Gletscher 78 Languedoc 185 Lappland 24, 173

306

Orte

Lascaux 122 Lateinamerika 216, 223, 230 f. Laurentidischer Eisschild 80, 128 Lemuria 42 Lençois Maranhenses 76 Levante 161, 192 Libanon 233 Libyen 74 Lima 251 Lissabon 50 London 140, 206, 251 Luzon 125

Monomotapa 213 Montagne Pelée 54, 57 Mont Blanc 45 Monte Viso 45 Montego Bay 290 Montréal 287 Moskau 140, 206, 238 Moustier 123, 131 Mu 42 Mumbai 215 Mururoa 279 Myanmar 58 Mykene 193

M Macao 214 MacKenzie-Korridor 128 Madagaskar 42, 172, 221 Madeira 213, 224 Maghreb 47 Mailand 254 Makaronesien 213 f., 226 Malaiischer Archipel 207 Malakka 206, 215, 244 Malawisee 48, 74 f. Malaysia 42 Mali 168 Malindi 213 Malireich 206 Mamlukensultanat 208 Mandrin, Grotte 131 Manila 214 Marokko 122, 168, 233 Mars 26, 84 Mas-d’Azil, Höhle von 123, 143 Matterhorn 45 Mauretanien 191 Mayapán 198 Melanesien 107, 135, 137 Merkur 26, 84 Mesoamerika siehe auch Mittelamerika 154, 157 Mesopotamien 123, 163, 180, 190, 192 Mexiko 58 f., 88, 154, 198, 216, 222, 224, 233 Mezmaiskaya 131 Mikronesien 107, 137 Milchstraße 13, 17 Minamata 286 Misliya-Höhle 124, 126, 130 Mittelamerika siehe auch Lateinamerika 198, 216, 220, 237 Mittelmeer, Mittelmeerraum 50, 146, 164, 190, 194, 206, 214 f. Mohenjo-Daro 179 Mond 18, 84

N Nagasaki 278 Nagoya 287 Namib 77 Nantes 25 Natufien 122, 163 Neandertal 122, 130 Neapel 56 Nefud 77 Neptun 20, 26, 85 Neuengland 222 Neufundland 213 Neuguinea 129, 135, 156, 173 Neuseeland 220, 222 f., 272 Nevado del Ruiz 54 New York 250 Niederlande 180 f., 231, 233 Niger 187, 196 Nigeria 111, 191, 196, 231 Nil 24, 162.164, 180, 285 Nizza 50 Nordafrika 162 Nordamerika 98, 157, 167, 216, 220, 237, 264, 268, 279 Nordarabische Trockensteppe 50 f., 77, 194 Nordkorea 197 Nördlinger Ries 27 Nordpol 23–25, 62, 65, 80 Nordsee 146, 181 Norwegen 199

O Oberer See 75 Österreich, Österreich-Ungarn 239 Old Crow 128 Olduvai-Schlucht 122 f. Omo-Kibish 124, 126 Osmanisches Reich siehe Türkei Ostafrika 48, 156, 172, 221, 225 Ostafrikanischer Graben 48, 165

Osten, Mittlerer 242 f. Osten, Naher 46, 123, 153, 156, 158, 162 f., 166, 189–191, 225, 237, 243 Osterinseln 42, 272 Ostindien 222, 227 Oxus 193 Ozeanien 126, 136 f., 167, 220, 236, 264, 268

P Palästina 122 Panamá 25, 98 Panamá, Isthmus von 25, 98 Panamákanal 118, 244 Pangäa 38–41 Pannotia 38 Papua-Neuguinea 59, 126 Paris 244, 248, 250, 287 Patagonien 76, 81 Pazifischer Ozean 66 f., 214, 272 Pedra Furada 128 Pengtoushan 186 Pennsylvania 111, 242 Perlflussdelta 215 Persien siehe Iran Peru 58 f., 67, 74, 216, 226 Peştera cu Oase 130 Philippinen 135 Phönizien 190, 193 Pine-Island-Gletscher 78 Piton de la Fournaise, le (La Réunion) 52, 55 Polarkreis 25 Polen 58 f. Polynesien 107, 135, 137, 157 Pompeji 56 f. Portugal 226, 233 Potosí 222, 228 Pyrenäen 45, 146

Q Québec 222 Quito 24 f.

R Rakefet-Höhle 160, 163 Reggane 278 Rhein 74, 179, 181 Rio 287 Rocky Mountains 172 Rodinia 38 Rom 194 f. Rom (Antike), Römisches Reich 189, 194–197 Ross-Schelfeis 78 Rotes Meer 107

Orte 307

Rub al-Chali 77 Ruhrgebiet 239 Rumänien 111 Russland, Russisches Reich, UdSSR 58 f., 74, 168, 188, 196, 221, 238 f., 257

S Saar 239 Sachsen 239 Sahara 147, 150, 180, 187, 191 Saharaatlas, Atlasgebirge 33, 45, 147 Sahelzone 129, 150 Sahul 129, 150 Saint-Acheul 123 Saint-Pierre de la Martinique 57 Samalas 55 Samarkand 141 Sambia 58 Santa María 54 Santorin 55, 57 São Paulo 224 São Tomé und Príncipe 224 Sápmi 172 Saturn 20, 26 Saudi-Arabien 110, 243 Schanidar-Höhle 128 Schwarzes Meer 149 Schwarzwald 228 Schweden 25 Schweiz 174, 200, 239 Seidenstraßen 203, 207, 213, 225 Senegal 187 Shaanxi 47 Shangshan 186 Siam 212 Sibirien 141, 150, 173, 223, 228 Simbabwe, Groß-Simbabwe 59, 196, 206 Skandinavien 173 Solnhofen 100 f. Solutré 123 Somalia 196 Sonne 13, 18, 20, 22, 26, 84 Sonora 76 Souillac, Dordogne-Brücke von 246 Spanien 132, 233 Sparta 51 Spitzbergen 222 Spy 131 Steppe, Asiatische 189 Stockholm 286

Stromboli 55 Subsahara-Afrika 230, 232 Sudan 191, 285 Südafrika 59, 122, 223, 288 Südamerika siehe auch Lateinamerika 98, 167, 220, 231, 237, 264, 268 Südchinesisches Meer 107 Südostasien 72 f., 126, 156, 186, 221, 230, 232 Südpol 23–25, 62, 78 f., 81 Südpolarmeer 78 f. Südsudan 196 Sueskanal 218, 245 Sumatra 49 Sumer 149, 168 Sunda 129, 150 Sunda-Archipel 49 Support-Force-Gletscher 78 Swahili-Küste 206 Syene 24 Syrien 191

T Tabun-Höhle 130 Tadoussac 140 Tahiti 30 Taipei 250 Taklamakan 77 Tambora 55 Tanganjikasee 48, 74 f. Tangshan 47 Tansania 233 Taraschina 146 Tasmanien 129 Tassili n’Ajjer 147 Taung 122 Terra Australis Incognita 42 Thailand 231 Thar 77 Thwaites-Gletscher 78 Tethys-Meer 44 Tibesti 147 Tigris 162 f. Tikal 198 Titan 85 Titicacasee 75 Titusville 242 Tollense 168 Tropen 62, 72 f., 108, 184, 231 Tschad 122, 147 Tschadsee 147 Tschagyrskaja-Höhle 130

Tschernobyl 255, 274 Tula 198 Turkanasee 48 Türkei, Anatolien, Osmanisches Reich 50 f., 162–164, 190, 206, 212, 255

U UdSSR siehe Russland Uganda 196, 233 Ugarit 163 Ukraine 58, 196 Unzen 55 Uranus 20, 26, 85 Uruk 193 Usbekistan 59, 77, 284 Uxmal 198

V Valdivia 46 Venedig 206, 218 Venezuela 111, 242 Venus 26, 84 Vereinigte Arabische Emirate (VAE) 111 Vesuv 52, 55–57 Victoriasee 74 Vietnam 59, 230 f., 233, 278 Vindija-Höhle 130

W Wallacea 129 Wattenmeer 181 Weihnachtsinseln 278 Westafrika 156, 187 Wietze 242 Wostok 78 Wüste, Große Victoria- 77 Wüste, Patagonische 76, 81 Wüste, Syrische 193 Wuhan 282

Y Yellowstone 289 Yucatán 88, 198 Yunnan 186

Z Zentralafrika 221, 226, 237 Zentralafrikanische Republik 196 Zentralasien 156, 179, 188, 203, 221 Zlaty Kun 131 Zuidersee 181 Zypern 164, 213

308

Akteure

AKTEURE (Völker, Wissenschaftler, Autoren, Institutionen, Unternehmen) A Abel (Australopithecus) 124 Aborigines 129, 173, 209 Aché 172 Adam und Eva 148 Aéropostale 244 Ägypter 142, 168 f. Ahab 143 Ainu 143, 173, 209 Akademie der Wissenschaften, Pariser 24 Aleuten 172 f., 208 f. Algonkin 172, 208 Amazonien, indigene Gesellschaften in 170 Amerikaner (indigene Bevölkerung) 58, 128, 132, 135, 142, 153, f. 157, 159, 161, 165, 167, 170–173, 184, 192, 198, 203, 205, 208, 212, 216 f., 220 f., 226, 229, 238, 289 Andine Gesellschaften 208 Apachen 172 f., 206, 208 Apollodor 149 Appert, Benjamin 253 Aristoteles 18, 42, 70 Arrhenius, Svante 280 Arya 179 Aspdin, Joseph 246 Atrahasis 149

B Bajau 142 Barents, Willem 222 Bar-Yosef, Ofer 162 Basken 142 Bell, Alexander Graham 253 Bematist 24 Benjaminiten 168 Benz, Carl 253 Bering, Vitus 141, 222 Berners-Lee, Tim 252 Blake und Mortimer 42 Blumenbach, Johann Friedrich 132 Bodenkundler 109 Bodin, Jean 71 Bozo 142 Bradley, James 19 Brandt, Willy 232 Braudel, Fernand 183, 213

Brückner, Eduard 200 Brüder Lumière 252 Buddha, Siddharta Gautama, der 179 Buffon, Georges-Louis Leclerc de 100 Bugis 142

C CAIRNS-Gruppe 270 f.

Cauvin, Jacques 162 Cellarius, Andreas 18 Celsius, Anders 25 Childe, Vere Gordon 162 Chinesen 100, 212 Churchward, James 42 Comanchen 172, 209 Comte, Auguste 218 Conches, Wilhelm von 71 Cortés, Hernán 216 Crosby, Alfred 220 Crutzen, Paul 272 Cuvier, Georges 94

D Darwin, Charles 94 f., 99, 122 Denisova-Mensch 124, 126 Descartes, René 218 Descola, Philippe 219 Douglass, Andrew Ellicott 201 Drake, Edwin L. 242

E Ea 149 Edison, Thomas 253 Engels, Friedrich 240 Eratosthenes 24 Europäer 35, 212, 214, 223

F Ferdinand II. von Aragón, König 224 Fine, Oronce 34 Fleming, Alexander 252 Flohn, Hermann 280 Florisbad-Mensch 124 Fortune, Robert 225 Fourier, Joseph 280 Fourquin, Guy 179 Französische urgeschichtliche Gesellschaft 123

G Galilei, Galileo 19 Gama, Vasco da 63 Garnier, Tony 248 Gilgamesch 149 Global Greens 281 Gould, John 99 Graeber, David 192 Greenpeace 281 Gropius, Walter 249 Grünen, die siehe Global Greens Guaraní 172, 208 Guimet, Jean-Baptiste 224

H Haida 142, 172 f., 208 Hennebique-Organisation 248 f. Hethiter 168 f. Homo antecessor 124 Homo erectus 124 Homo ergaster 124 Homo georgicus 124 Homo habilis 124 Homo heidelbergensis 124 Homo luzonensis 125 Homo naledi 124 Homo rudolfensis 124 Homo sapiens 122, 124, 126, 130, 272 Humboldt, Alexander von 184 Hund von Altai 136 Hund von Goyet 136 Hund von Předmostí 136 Huntsman, Benjamin 191 Hutchinson, Evelyn 280

I Ibn al-Shatir 18 Ibn Chaldun 71 Inder 212 Indianer siehe Amerikaner (indigene Bevölkerung) Inuit 142, 165, 172, 208 IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) 281 Isabella I. von Kastilien, Königin 224 Isidor von Sevilla 148 Isländer 142 Israeliten 18

Akteure 309

J Jafet 148 Japaner 132 Java-Mensch 122, 135 Jomon 153 Josua 18

K Kariben 208 Kartografen 35 Kasachen 209 Kepler, Johannes 19 Kind von Taung 122 Kirche, katholische 19 Kircher, Athanasius 43 Kirgisen 209 Koch, Robert 253 Kolumbus, Christoph 63, 213 f., 216, 224, 230 Kopernikus, Nikolaus 19

L La Condamine, Charles de 25 Lamarck, Jean-Baptiste de 94 Le Corbusier 249 Le Roy Ladurie, Emmanuel 201 Lébou 142 Leech, John 100 Linde, Carl von 253 Linné, Carl von 132 Lipowaner 142 LUCA (Letzter gemeinsamer Vorfahr aller Lebensformen) 92 Lucy 122, 124 Luther, Martin 19

M Machiavelli, Niccolò 192 Magellan, Fernando 63 Makkabäer 168 Mamluken 206 Maupertuis, Pierre Louis Moreau de 24 Maya 198, 208 Mensch 218 Mercator, Gerhard 35, 43 Mermoz, Jean 244 Mi’kmaq 142 Mikea 172, 209 Ming 207, 213

Mongolen 207, 209 Montesquieu, Charles Louis de 71 Murray, Joseph 252

N Nama 165 Nasir al-Din al-Tusi 18 Natufier 122, 161, 163 Neandertaler 124, 126, 130, 135 Nenzen 172 Newton, Isaac 19, 24, 42 Niemeyer, Oscar 249 Noah 148

Samen 172, 209 San 172, 209 Sem 148 Sen, Amartya 197 Sioux 172 f., 208, 220 Sismondi, Jean Simonde de 240 Skandinavier 142, 172 f. Smeaton, John 246 Smith, George 149 Stoppani, Antonio 272 Sundiata Keïta 168 f. Swan, Joseph 253

T O Olmeken 192 OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) 242 Orrorin 124 Ortelius, Abraham 35 Osmanen 212 Ostindienkompanie 214, 225 Ötzi 168

Taino 142 Testart, Alain 162, 173 Thunberg, Greta 280 Tibeter 209 Timur 206 Timuriden 206 f. Tlingit 142, 172, 208 Tolteken 198 Toumaï 122, 124 Toynbee, Arnold 240

P Paranthropus bosei 124 Pasteur, Louis 253 Peking-Mensch 125 Penck, Albrecht 200 Perser 212 Pilgerväter 222 Pincus, Gregory 252 Piraten 214, 228 Pizarro, Francisco 216 Platon 42 Polynesier 142 Pomeranz, Kenneth 240 Portugiesen 132, 206, 214 Priesterkönig Johannes 213 Ptolemäus 18 Pygmäen 172 f., 209 Pythagoras 24

R Raffael 94 Ramses II. 169 Rapa Nui 208, 272

U UN (Vereinte Nationen) 278 UNESCO 132

United Fruit Company 230 f. Uru 142 US-amerikanisches Militär 279

V Verne, Jules 42 Vezo 142 Vicat, Louis 246 Vitruv 248 Volta, Alessandro 253 Voltaire 222

W Watson, Donald 174 Watt, James 239 f., 253, 272 Weltbank 232 Wikinger 199, 214

X Xenophanes 100

S Sahlins, Marshall 192 Saint-Simonisten 218

Z Zheng He 213

310

Nachweise und Quellen

NACHWEISE UND QUELLEN

Nachweise: S. 14: © ESA und collaboration Planck; S. 16: © Bruno Bourgeois; S. 18–19: © British Library Board. All Rights Reserved/Bridgeman Images; S. 25: (links) Carte du fleuve de Torneå dans l’espace compris par les operations trigonométriques/Outhier fecit © Bibliothèque nationale de France und (rechts) Carte du cours du Maragnon ou de la grande route des Amazones dans sa partie navigable depuis Jaen de Bracomoros jusqu’à son embouchure et qui comprend la Province de Quito, et la côte de la Guiane depuis le Cap de Nord jusqu’à Essequebè/levée en 1743 et 1744 et assujetie aux observations astronomiques par M. de La Condamine, G. N. Delahaye sculpsit. © Bibliothèque nationale de France; S. 26: (unten) © Didier Florentz; S. 30–31: © Grégoire Cirade; S. 34: Oronce Fine, Recens et integra orbis descriptio…, Orontius F [inaeus] Delph [inas], Regis [s] mathematic [us] facebiat, Paris, Berthaud, 1534. Koninklijke Bibliotheek – domaine public; S. 35: © Archives Larbor; S. 37: © Didier Florentz; S. 43: (oben) Gerhard Mercator, Septentrionalium terrarum descriptio, Belgique, Duisburg, 1595. Domaine public und (unten) Map Of Atlantis, 1678. Atlantis as a very large island midway between the Pillars of Hercules and America is depicted in this map from Athanasius Kircher’s ‘Mundus Subterraneus’, 1678. © The Granger Collection/Alamy Stock Photo; S. 70–71: Ms 2200. Guillaume de Conches. Philosophia mundi, vers 1276–1277, fol. 34v. «Climata» et zones climatiques de la Terre. © Bibliothèque Sainte-Geneviève, Paris, cliché IRHT; S. 100: John Leech, Visite des reptiles antédiluviens à Sydenham – Maître Tom s’oppose fermement à l’amélioration de son esprit, Pictures of Life and Character, 1890. © Look and Learn/Bridgeman Images; S. 132: (oben) German study of racial types, based on the theories of anthropologist Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), 1850. © Collection Christophel © Granger N. Y. und (unten) © Ph. Coll. Archives Larousse; S. 133: © UNESCO; S. 162: (links) © Jason Quinlan und (rechts) © M. 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Olson et al., BioScience, 51, 933, 2001; S. 116–117: Yinon M. Bar-On, Rob Phillips, Ron Milo “The biomass distribution on Earth”, PNAS, 2018; S. 134: Christian Grataloup, Gilles Fumey, L’Atlas global, Les Arènes, 2016; S. 136: (oben) Gilles Tosello, https://archeologie.culture.gouv.fr/etiolles/fr/; S. 137: (oben) Kaplan Jo, Pfeiffer M, Kolen JCA, Davis Bas, Large Scale Anthropogenic Reduction of Forest Cover in Last Glacial Maximum Europe, Robert F. Baldwin, 2016 und (unten) Richard P. Duncan et al., «Magnitude and variation of prehistoric bird extinctions in the Pacific», PNAS, 2013; S. 138: (oben) Pascal Depaepe, La France du Paléolithique, La Découverte, 2009; S. 139: Gilles Fumey, Pierre Raffard, Atlas de l’alimentation, CNRS Éditions, 2018; S. 140: Platonova, Natalia. « Le commerce des caravanes russes en Chine du XVIIe siècle à 1762 », Histoire, économie & société, vol. 30, no. 3, 2011, S. 3–27 und Lombard Maurice. 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Gallimard, « Folio histoire », 2022; S. 174–175: Christian Grataloup, Gilles Fumey, L’Atlas global, Les Arènes, 2016; S. 178: Guy Fourquin, Histoire économique de l’Occident médiéval, Armand Colin, « U », 1969; S. 180: (unten) Marcel Mazoyer, Laurence Roudart, Histoire des agricultures du monde, Seuil, 1997, Neuausgabe « Points histoire », 2002; S. 181: (oben links) Stéphane Lebecq, Hommes, mers et terres du Nord au

Nachweise und Quellen 311

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Amiens, capitale provinciale, Paris-La Haye, Mouton, 1967; S. 218: Philippe Descola, Par-delà nature et culture, Gallimard, 2005; S. 220: Alfred W. Crosby Jr., The Columbian Exchange. Biological and Cultural Consequences of 1492, Library of Congress, 2003 und Alfred W. Crosby Jr., Ecological Imperialism. The Biological Expansion of Europe, 900–1900, Cambridge University Press, 2004; S. 232: (links) Yves Lacoste, Géographie du sous-développement, PUF, 1965; S. 236: « Hausse de la concentration de CO2 dans l’atmosphère », L’Histoire – les Collections, n° 91, S. 63; S. 238: « L’exploitation du monde », L’Histoire – les Collections, n° 91, S. 39; S. 240: (unten) Victor Neveu; S. 242–243: BP, 2020, World Nuclear Association, 2020, J.-J. Lacour, Tensions sur le pétrole. 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312

Inhalt

INHALT

Der Planet der Menschen und der Anderen . . . . . 9 von Christian Grataloup

1

Vom Urknall zum Planeten Erde

(seit 13,8 Milliarden Jahren)

Am Anfang der Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Das Erdmagnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Das älteste Bild unseres Universums

Der Schutzschild der Erde Schwankungen des arktischen Magnetpols Magnetfeldumkehrungen

Eine kurze Geschichte des Universums . . . . . . . . 16 GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Die Vermessung der Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Vom Geozentrismus zur Gravitation . . . . . . . . . . 18 Ptolemäus: die Erde im Mittelpunkt Was die Bibel sagt Zwei Revolutionen: Kopernikus und Newton

Eratosthenes (um 276–194 v. u. Z.) Die geodätischen Expeditionen der Franzosen im 18. Jahrhundert Die Bestätigung der Erdabplattung

Die Solarenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Weltenenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Der Sonnenwind Veränderung der Sonnenstrahlung Der Strahlungshaushalt

Das Ende der Sonne Gefahr durch große Himmelskörper Meteoriteneinschläge

Der schräge Kreisel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Die Erdneigung

2

Vom Kern zur Stratosphäre

(seit 4,5 Milliarden Jahren)

Der innere Aufbau der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Die Vergangenheit der Platten . . . . . . . . . . . . . . 38

Das Innere des Planeten

Tanz der Kontinente

Geologie der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Die Zukunft der Platten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Zeugen der Vergangenheit Geologische Zeitalter

Der nächste Superkontinent

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Imaginäre Kontinente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Die Darstellung der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Zwischen Hypothese und Mythos Kartografierte Hypothesen

Die Erfindung der Weltkarte

Die Plattentektonik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Gebirgsbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Es gibt keinen festen Punkt auf der Erde Das Abkühlen der Erde

Das Beispiel der Alpen

Inhalt 313

Erdbeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Ein wahres Weltmeer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Zerstörerische Schwingungen Erdbeben entlang der Plattengrenzen Richterskala (Stärke)

Der Klimaregler Ein einziger Ozean Atlantische Umwälzzirkulation

Wenn die Erde aufreißt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Das Phänomen El Niño . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Ein Ozean entsteht Entstehung eines Grabenbruchs Die Erdbeben in Sumatra 2004

Klimaanomalien Normalzustand El Niño in voller Stärke La Niña in voller Stärke

Erdbeben im Mittelmeergebiet . . . . . . . . . . . . . . 50 Eine 2500-jährige Geschichte

Klimata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Schematische Darstellung der Verteilung der Klimazonen eines Kontinents vom Pol zum Äquator

Eruptionsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Vulkanausbrüche und ihre Gefahren Explosive/Plinianische Eruption Effusive/Peleanische Eruption Zeugen der Plattenbewegungen Die wichtigsten Vulkane der Erde

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Die Theorie der Klimata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Weder zu warm noch zu kalt

Tropische Wirbelstürme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Vulkanausbrüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Ein mörderisches Phänomen

Notwendige Überwachung

Binnengewässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Historische Vulkanausbrüche. . . . . . . . . . . . . . . 56

Ungleiche Verteilung

Vulkane und ihre traurige Bekanntheit Vesuv, Avellino-Eruption vor 4000 Jahren (um 1995 v. u. Z.) Vesuv, im Jahr 79 Santorin, um 1630 bis 1600 v. u. Z. Montagne Pelée, 1902

Die Wüsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Lebensfeindliches Gebiet

Antarktika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Metallische Rohstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

Unterm Eis Antarktikas

Früh verwendete Metalle Edelmetalle und wertvolle Minerale Die Hatz auf seltene Metalle

Die letzten Eiszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Die Erdatmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Eine vom Leben geprägte Atmosphäre Die Struktur der Erdatmosphäre

Die planetarische Zirkulation . . . . . . . . . . . . . . . 62 Die Bewegung der Luftmassen Saisonale Winde

Frühere Eiswelten Veränderungen während der letzten Eiszeiten Nordpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren) Südpol während des letzteiszeitlichen Maximums (vor 21 000 Jahren)

314

3

Inhalt

Planet des Lebens

(seit 3,5 Milliarden Jahren)

Wasser – Voraussetzung für das Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Der Zustand des Wassers Der einzige bewohnbare Planet im Sonnensystem Auf der Suche nach Leben

Die Ökoregionen der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Unterschiedliche Umweltbedingungen

Das Ökosystem Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Das planetare Gleichgewicht: Interaktion zwischen Lebewesen und Umwelt

Die Geschichte des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . 86 3,8 Milliarden Jahre Evolution

Das Leben im Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Massenaussterben in der Erdgeschichte . . . . . . 88 Unterschiedliche Gründe

Eine unbekannte Welt Planktondichte Flusseinträge, Mangrovensümpfe Korallenriffe

Vom Wasser an Land (und zurück) . . . . . . . . . . 90 Anpassungen aller Art

Boden als Lebensgrundlage . . . . . . . . . . . . . . . 108

Die Vielfalt der Lebewesen . . . . . . . . . . . . . . . 92

Wimmelndes Leben Bodenbildung Verschiedene Bodenarten mit ihren unterschiedlichen Vegetationstypen Böden als Träger der Artenvielfalt

Der Baum des Lebens

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Kreationismus und Evolutionismus . . . . . . . . . . 94

Fossile Rohstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

Von der Vorsintflut zur natürlichen Auslese Lamarck und Darwin

Lebewesen als Ursprung fossiler Brennstoffe Kohle Erdöl und Erdgas

Von den Dinosauriern zu den Vögeln. . . . . . . . . 96 Dinosaurier am Himmel Die ältesten Vögel Als die Tiere vom Boden abheben

Große Wanderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Wandernde Tiere

Die Bäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Austausch und Isolation . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Expansion durch Amerika Isolierte Riesen und Zwerge Die Darwinfinken

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Die Archive des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Zeugen des Lebens

Gegenwärtige Riesen

Die Säugetiere – eine Minderheit unter den Lebewesen. . . . . . . . 116 Der grüne Planet Aufteilung der Biomasse nach Lebensräumen Pflanzen beherrschen die Welt Tiere Der menschliche Einfluss auf die Populationen wildlebender Säugetiere

Inhalt 315

4

Ein Tier unter Tieren: der Mensch

Die Menschensippe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Ein Affe unter Affen Verteilung der Primaten

(seit 7 Millionen Jahren) Die Vielfalt der Sprachen im 15. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Als sich die Sprachen in der Welt verstreuen

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Der humanisierte Planet . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

Die Geschichte der Urgeschichte . . . . . . . . . . . 122

Nomadische Gesellschaften Jäger und Sammler in Nordeuropa, vor 15 000 Jahren Hund oder Wolf? Mögliche frühe Domestizierung des Hundes Das steinzeitliche Europa: Hat der Mensch Flora und Fauna schon damals verändert? Die ausgestorbenen Vögel Ozeaniens

Eine europäische Disziplin

Von Sahelanthropus zu Homo sapiens . . . . . . . . 124 Die Menschenlinie

Verbreitung und Vermischung von Homo sapiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Der lange Marsch der Menschen Die Vermischung von Homo sapiens und anderen Menschenarten

Die Besiedlung der Neuen Welt. . . . . . . . . . . . . 128 Die ersten Amerikaner Die ersten Australier Die Aborigines, ein Mosaik verschiedener Gesellschaften

Neandertaler und Homo sapiens . . . . . . . . . . . . 130 Neandertaler, Herrscher von Europa Homo sapiens und Neandertaler im Wechsel

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Die Erfindung der Rassen . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Wissenschaftliche Überheblichkeit

Das Tier als Ressource . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Die Bedeutung des Rentiers Die paläolithische Ernährung Ernährung eines Adligen im Mittelalter Fleischverzehr: ein Privileg reicher Länder Fleischkonsum im Jahr 2014 Entwicklung des Fleischkonsums

Pelztierjagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Weiches Gold

Fischfang als letzte neue Praxis der Altsteinzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Homo sapiens, ein Fischliebhaber

316

5

Inhalt

Domestizierung

(seit 12 000 Jahren)

Der Übergang zum Holozän . . . . . . . . . . . . . . . 146

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Klimatische Umwälzungen Das Ende des vereisten Europas: vor 20 000 bis 7000 Jahren Temperaturanstieg Als die Sahara grün war …

Anpassung an veränderte Umweltbedingungen? Folge von Veränderungen in Religion und Gesellschaft? Die Erkenntnisse der Archäologie

Warum eigentlich Landwirtschaft? . . . . . . . . . . 162

Von Stein zu Metall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Die Sintflut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Die Sintflut in der Bibel und im Koran Die Mythen der Sintflut Geht dieser Mythos auf den Anstieg des Meeresspiegels zurück?

Für Werkzeuge, Waffen und Prestige Die intensive Verwendung gediegener Metalle in Nordamerika Afrika: Handel über weite Strecken

Die Menschen werden sesshaft und vermehren sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Die Veränderung der Ökoregionen nach der letzten Eiszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Die Wälder kehren zurück

Die Ausbreitung jungsteinzeitlicher Lebensformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .152 Mehrere Ausgangsregionen

Die Menschen verändern das Leben auf der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Selektion bestimmter Eigenschaften Domestizierung des Rinds Von der Teosinte zum Mais Von den Wild- zu den Kulturpflanzen Genetisch veränderte Pflanzen

Der demografische Wandel im Neolithikum Demografischer Boom Sesshaftigkeit und Bevölkerungszunahme

Gewalt, Kampf und Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Gewalt in der Urgeschichte Von den ersten Werkzeugen zu Kriegswaffen Schlacht bei Kadesch, ca. 1274 v. u. Z. Schlacht an der Tollense, zwischen ca. 1300 und ca. 1250 v. u. Z.

Frühe Veränderungen Amazoniens . . . . . . . . . . 170 Ein domestizierter Wald Amazonasbewohner als Landschaftsbauer

Jäger und Sammler der Welt . . . . . . . . . . . . . . 172 Pflanzen als Nahrungsmittel und mehr

Die letzten Jäger und Sammler Skandinavien, 27 000 v. u. Z.–500 unserer Zeitrechnung

Die Domestizierung der Tiere. . . . . . . . . . . . . . 158

Die Tiere: Schauspiel und Schutz . . . . . . . . . . . 174

Tiere als Helfer der Menschen

Die Abhängigkeit der Menschen vom Tier Zur Schau gestellte Tiere 2022 Ein neues Verhältnis zu Tieren (Angaben für das Jahr 2022) Tiere in Sport und Unterhaltung (Angaben für das Jahr 2022)

Die Domestizierung der Pflanzen . . . . . . . . . . . 156

Die lange Geschichte des Alkohols . . . . . . . . . . 160 Früher Genuss Entwicklung alkoholischer Getränke

Inhalt 317

6

Die Ära der Landwirtschaft

(seit 6000 Jahren)

Geisterwälder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

Die ersten Staaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192

Wälder zu Wohngebieten Die großen Rodungen in Europa Die Wiege Indiens, vom Indus zum Ganges

Die Anfänge staatlicher Strukturen Hauptmerkmale der frühesten Staaten Uruk: Ein Beispiel für einen mesopotamischen Stadtstaat des 4. Jahrtausends v. u. Z.

Dürre und Flut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Der Nil, ein fruchtbarer Fluss Überschwemmungsbassins am Nil Foggara von Ain Manawir, 5. Jahrhundert v. u. Z. Landgewinnung aus dem Meer Die Polder der Niederlande Was ist ein Polder?

Wie man eine Stadt ernährt: Das antike Rom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Austausch zwischen Stadt und Land

Die großen Hungersnöte der Alten Welt . . . . . . 196 Klima, Krieg, Krise

Wie Boden wieder fruchtbar gemacht wird . . . . 182 Brachland, Mist und Düngemittel Europäisches Mittelalter: Zwei- und Dreifelderwirtschaft Das Jahr in der Landwirtschaft: Mittel- und Westeuropa, 12. und 13. Jahrhundert Landwirtschaft in Waldgebieten Der Kreislauf des Wanderfeldbaus auf Waldboden Wanderfeldbau und Brandrodung in den Tropen

Der Einfluss des Klimas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Klimazyklen und die Maya-Zivilisation Temperaturentwicklung auf der Nordhalbkugel Die Wikinger in Grönland: Reaktionen auf klimatische Veränderungen

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit . . . . . 200 Wenn Böden sich ergänzen . . . . . . . . . . . . . . . 184 Höhenstufen im Gebirge – Möglichkeiten und Beschränkungen Die Landschaften des Haut-Languedoc Ein bretonischer Weiler aus dem 9. Jahrhundert

Labore und Archive

Die großen Epidemien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Seuchen als globales Problem Todesopfer der großen Seuchen

Reisanbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Die Wiege(n) des Reisanbaus Afrika: Anpassung an ein regenarmes Land Die wichtigsten Reisanbaumethoden Wasserbedarf Der Kreislauf des Bewässerungsfeldbaus

Bevölkerungsaufschwung und -krise . . . . . . . . 204 China als Motor demografischen Wachstums Han-China, 1. Jahrhundert v. u. Z. Die Hungersnot in Amiens 1693/1694

Die Globalisierung im 15. Jahrhundert . . . . . . . . 206 Muskeln und Werkzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Wichtige technische Erfindungen Aufschwung der Landwirtschaft Allzweckmühlen

Die Alte Welt im 15. Jahrhundert Anteil am Welt-Bruttoinlandsprodukt

Die Nutzung der Erde im 15. Jahrhundert. . . . . . 208 Ungleiche Verbindungen

Von der Töpferei zum Hüttenwesen . . . . . . . . . 190 Ton, Glas, Metall: die Nutzung von Öfen Afrika: verschiedene Zentren Indien: hochwertiger Stahl

318

7

Inhalt

Die Globalisierung der Ressourcen

(seit dem 15. Jahrhundert)

Warum Europa? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212

Tropische Erzeugnisse für Europa . . . . . . . . . . 224

Im Westen der Alten Welt Europa kolonisiert die Welt Die europäische Kenntnis der Erde im 15. Jahrhundert

Was aus dem «Süden» kommt «Tcha» oder «té»? Camellia sinensis und ihr Name in der Welt

Das maritime Netz der Welt . . . . . . . . . . . . . . . 214

Sklaverei, Zwangsarbeit und Handel . . . . . . . . . 226

Übersee liegt in weiter Ferne

Von der Sklaverei zur Indentur (15. bis 20. Jahrhundert)

Die demografische Katastrophe und die Wiederaufforstung Amerikas . . . . . . . . . . . 216

Die Jagd nach wertvollen Metallen . . . . . . . . . . 228

Zusammenbruch der indigenen Bevölkerung Amerikas Zusammenbruch der amerikanischen Bevölkerung Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre im zweiten Jahrtausend Rückgang der Landwirtschaft

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

«Herr und Meister der Natur» . . . . . . . . . . . . . . 218 Der prometheische Traum Der Mensch steht außerhalb der Natur

Der Kolumbianische Austausch . . . . . . . . . . . . 220 Die Globalisierung der Pflanzen und Tiere

Europa und die kalten Regionen in Übersee . . . . 222 Geringes Interesse (1500–1800) Die Europäer in den gemäßigten und kalten Zonen (16. bis 18. Jahrhundert) Die Europäer bevölkern die gemäßigten Breiten Auswanderung aus Europa (19. und 20. Jahrhundert)

8

Das Kohlezeitalter

Die Förderung von Gold und Silber bis zum 20. Jahrhundert Die Suche nach Eldorado

Industrieplantagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 Neue Plantagen in den europäischen Kolonien Erzeugung im Süden, Verbrauch im Norden Erzeugerstrukturen nach der Industriellen Revolution «Bananenrepubliken» zwischen 1898 und 1961

Die Einteilung der Welt in Nord und Süd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Hitze ist keine Erklärung für Armut Scheinbarer Klimadeterminismus: Reichtum und Klima um 1960 Entwicklungsindex nach Ländern (Stand 2019) Der Nutzen des «Südens» für den «Norden» (Stand 2019)

(seit dem 18. Jahrhundert)

Kohlenstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236

Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

Kurze und lange Kreisläufe Atmosphärischer Kohlendioxidgehalt Der Kohlenstoffkreislauf

150 Jahre Öl und Gas Die Technik des Hydraulic Fracturing (Fracking) Erdöl im britischen Nahen und Mittleren Osten (1920 bis 1960)

Die Rolle des Kohlenstoffs bei der ersten Industrialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 Die Industrie verändert die Welt

GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Industrielle (R)Evolution . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Revolution oder Evolution?

Transportmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Die Revolution der Transportmittel Das europäische Eisenbahnnetz Der Panamákanal (1914 bis 2016)

Inhalt 319

Zement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

Veränderungen der Biosphäre . . . . . . . . . . . . . 258

Vom Kalk zum Zement Von den Rohstoffen zum Zement Weltweite Zementherstellung und Verbrauch fossiler Energieträger Der Zement erobert die Welt

Schwund des Lebens Die Wälder im Klimawandel Die großen Invasionen

Die Dekarbonisierung der Atmosphäre . . . . . . . 260 Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Der Stahlbeton erobert die Welt Beispiel für ein weltweites Unternehmensnetzwerk: Die Hennebique-Organisation (1892 bis 1914) Die Hennebique-Organisation

Der Kampf gegen den Kohlenstoff Wichtigste Speichermöglichkeiten für Kohlendioxid 2022 Methoden unterirdischer Kohlendioxidspeicherung Die Wiederaufforstung der Erde Der Wal als Kohlenstoffspeicher

In die Senkrechte Die Urbanisierung der Welt seit 1800

CO2-Austausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 Der Preis von Kohlendioxid Entwicklung der Einnahmen aus der Kohlendioxidabgabe Das System des Emissionsquotenhandels

Ein besseres Leben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252

Die Bevölkerungsexplosion . . . . . . . . . . . . . . . 264

Steigende Lebenserwartung und steigender Konsum

Verdreizehnfachung der menschlichen Population (1700–2022) Alterspyramiden Modellvorstellung des demografischen Wandels

Die Urbanisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250

Umweltverschmutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 Gebeutelte Natur Das Ozonloch Ölpestunfälle

Das Meer und der Permafrost . . . . . . . . . . . . . 256 Erwärmung des Meeres Meeresspiegelanstieg Packeis, Schnee und Permafrost Schneedecke der Nordhalbkugel im Frühling

9

Der überlastete Planet

(seit dem 20. Jahrhundert)

Weltweite Überalterung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 268

Die Kernenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274

Das Ende des demografischen Übergangs Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau Entwicklung der Bevölkerung (Projektionen) Das Altern der Bevölkerung

Eine umstrittene Energiequelle Der Unfall von Tschernobyl (UdSSR, 1986) Der Unfall von Fukushima (Japan, 2011)

Erneuerbare Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 Die Menschheit ernähren . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 Landwirtschaftliche Revolutionen Landwirtschaft und Ernährung Landwirtschaft zwischen Quantität und Qualität Landwirtschaft zwischen Welthandel und Protektionismus

Die Energiewende Der Drei-Schluchten-Staudamm (China) Das Potential erneuerbarer Energien Produktion und Verbrauch erneuerbarer Energien

Kriege und Umweltzerstörung . . . . . . . . . . . . . 278 GESCHICHTE DER WISSENSCHAFTEN

Das Anthropozän: ein neues Erdzeitalter? . . . . . 272 Stratigrafische Evidenz

Umwelt – Kollateralschäden und Kriegseinsatz (seit 1945) Umweltzerstörung in Vietnam Operation «Popeye»

320

Inhalt

Klimawandel und Migration . . . . . . . . . . . . . . . 280

Schutz der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288

Gefährdung durch den Klimawandel: Ungleichheit zwischen den Ländern Index für die physische Gefährdung durch den Klimawandel

Von «wilderness» zur Standardbegrünung Entwicklung geschützter Oberflächen

Das Meer als neue Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Ressourcen und Territorialisierung der Gewässer

Hygienische Herausforderungen . . . . . . . . . . . 282 Gesellschaften, Gesundheit und Umwelt Die Covid-19-Pandemie AIDS

Malaria

Danksagung Wasser zwischen Mangel und Überfluss . . . . . . 284 Der Aralsee Das Nilbecken

Bibliografie Begriffe

Die Erde als politische Herausforderung für die Menschheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Die Erde zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Die Jugend und das Klima Ein wissenschaftliches und politisches Thema Grüne Parteien

Orte Akteure Nachweise und Quellen

ZUM BUCH „Sie werden in diesem Buch weder von einer Menschheit hören, die von fortwährendem Fortschritt motiviert ist, noch von einer Welt, die blind in ihr Verderben rennt. Wir geben Ihnen Darstellungen an die Hand, die Ihnen die Dynamiken der Erde begreiflich machen sollen und sie über große Zeiträume hinweg nachzeichnen.“ Die Erde, ein unauffälliger Planet, der um einen Stern kreist, hat eine Besonderheit zu bieten, die es – soweit bislang bekannt – nirgendwo sonst gibt: Sie beherbergt Leben. In der Fülle des Lebendigen hat sich eine seiner Erscheinungsformen, die Spezies Mensch, über alle anderen erhoben und die Erde in einem Ausmaß beansprucht, das ihre eigene Zukunft gefährdet. In über 300 farbigen Karten, Grafiken und Schaubildern schildert dieser Band den Weg von den Anfängen des Universums bis zu den Umweltkatastrophen der Gegenwart. Archäologen, Astrophysiker, Biologen, Klimawissenschaftler, Historiker, Geologen, Paläontologen, Ozeanographen, Zoologen – Christian Grataloup hat 30 von ihnen zusammengetrommelt und erneut einen Atlas geschaffen, wie es ihn noch nie gab. Ebenso spannend wie lehrreich und ein grandioser Nachfolger des Bestsellers „Die Geschichte der Welt“.

VITA Christian Grataloup ist "der Historiker unter den Geografen" und emeritierter Professor für Geogeschichte an der Universität Paris Cité. Sein Atlas "Die Geschichte der Welt" ist ein internationaler Bestseller und steht bei C.H.Beck in der 8. Auflage. Für "Die Geschichte der Erde" hat er mit einem Team von 30 Experten zusammengearbeitet.