Die Funktion und Bedeutung der Reiter-und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grab- und Weihreliefs des 5. und 4. Jhs. v. Chr. 9781407306780, 9781407336787

The present study aims to define the function and meaning of images of horsemen and horse leaders on Attic grave and vot

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Die Funktion und Bedeutung der Reiter-und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grab- und Weihreliefs des 5. und 4. Jhs. v. Chr.
 9781407306780, 9781407336787

Table of contents :
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Title Page
Copyright
Vorwort
Table of Contents
Literatur-und Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1. Die athenischen Hippeis als Institution
2. Antike Urteile über die athenischen Hippeis imKontext der historischen Geschehnisse des 5. und 4. Jhs. in Athen
3. Grabreliefs
4. Weihreliefs
5. Zusammenfassung
Exkurs I
Exkurs II
Katalog
Tabellen
Abbildungsnachweis
Tafeln

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BAR S2137 2010 TILLIOS DIE FUNKTION UND BEDEUTUNG DER REITER-UND PFERDEFÜHRERDARSTELLUNGEN

B A R

Die Funktion und Bedeutung der Reiter-und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grab- und Weihreliefs des 5. und 4. Jhs. v. Chr. Angelos Tillios

BAR International Series 2137 2010

Die Funktion und Bedeutung der Reiter-und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grab- und Weihreliefs des 5. und 4. Jhs. v. Chr. Angelos Tillios

BAR International Series 2137 2010

ISBN 9781407306780 paperback ISBN 9781407336787 e-format DOI https://doi.org/10.30861/9781407306780 A catalogue record for this book is available from the British Library

BAR

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Vorwort Die vorliegende Arbeit ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im März 2000 der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften (jetzige Philosophische Fakultät) der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vorgelegt wurde. Neu erschienene Literatur wurde selektiv bis 2003 berücksichtigt. Parallel, aber unabhängig von dieser Arbeit entstand unter der Betreuung von H. P. Laubscher die von der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität im Oktober 1998 angenommene Dissertation von Martin Schäfer, Zwischen Adelsethos und Demokratie. Archäologische Quellen zu den Hippeis im archaischen und klassischen Athen (2002). Während der Schwerpunkt der Arbeit von M. Schäfer auf der archaischen Epoche liegt, konzentriert sich diese auf die Klassik. Aus diesem Grund werden die Ansichten von Schäfer, sofern sie sich auf die Klassik beziehen, angeführt, jedoch nicht detailliert ausdiskutiert. Meinen wärmsten Dank schulde ich meinem Lehrer Prof. Dr. T. Hölscher, der mir dieses Thema anvertraute und mir durch seine konstruktive Kritik und weiterführenden Hinweise stets zur Seite stand. Seiner Forschungsweise verdanke ich meinen eigenen Blick auf die vielfältigen, lebendigen Facetten der Archäologie. Für die Bereitschaft zur Übernahme des Korreferates danke ich sehr herzlich Prof. Dr. A. Chaniotis, dessen Anteil an der Entstehung dieser Arbeit maßgeblich war. Zum großen Maße beigetragen hat bei der Entstehung meiner Dissertation die diskussionsfreudige und hilfsbereite Atmosphäre im Archäologischen Institut Heidelberg. Die intensiven und anregenden Gespräche setzten oft den Maßstab, an dem ich mich orientierte. Für Hinweise und Anregungen danke ich Dr. J. Franssen, Dr. A. Hoffmann, Dr. A. Heinemann, Dr. Ch. Koutsogiannis, Dr. E. Meyer, Prof. Dr. S. Muth, Dr. J. Mylonopoulos, Prof. Dr. D. Panagiotopoulos und Dr. J. Riethmüller. Für die schwierige Arbeit des Korrekturlesens von Teilen meiner Arbeit bin ich Dr. J. Franssen, Dr. A. Hoffmann, Prof. Dr. D. Panagiotopoulos und nicht zuletzt meiner Frau Eva-Maria Rembor, M. A. zu Dank verpflichtet. Für die Beschaffung von Fotomaterial danke ich der 2. Ephorie und besonders F. Nezeri. Für die Aufnahme meiner Arbeit in die Reihe BAR (International Series) bin ich D. Davison zu großem Dank verpflichtet. Dank gebührt dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der mir ein zweijähriges Promotionsstipendium gewährte, sowie der Kölner Gymnasial Stiftung e. V., die mich finanziell unterstützt hat. Mein herzlichster Dank sei meiner Familie ausgesprochen. Ohne ihre Unterstützung und finanzielle Hilfe wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen.

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INHALTSVERZEICHNIS LITERATUR- UND ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .............................................................................. VI EINLEITUNG .................................................................................................................................................. 1 1. DIE ATHENISCHEN HIPPEIS ALS INSTITUTION ............................................................................. 3 1. 1 DEFINITION DER ATHENISCHEN HIPPEIS ....................................................................................................... 3 1. 2 INSTITUTIONALISIERUNG DER ATHENISCHEN HIPPEIS ................................................................................... 4 2. ANTIKE URTEILE ÜBER DIE ATHENISCHEN HIPPEIS IM KONTEXT DER HISTORISCHEN GESCHEHNISSE DES 5. UND 4. JHS. IN ATHEN .................................................................................... 8 2. 1 BEGRIFFLICHE DEFINITION ........................................................................................................................... 8 2. 2 DAS SOZIAL-KONSTITUTIONELLE BEDEUTUNGSGEFÜGE DER ATHENISCHEN HIPPEIS .................................... 8 2. 3 DIE POLITISCHE WERTUNG DER ATHENISCHEN HIPPEIS ................................................................................ 8 2. 3. 1 Schichtenspezifische Kritik ................................................................................................................ 9 2. 3. 2 Von politisch motivierten Gruppierungen geäußerte Kritik ............................................................ 10 2. 3. 3 Kollektive Ehrungen für die Reiterei ............................................................................................... 13 2. 3. 4 Urteile und Vorschläge zur Organisation der Reiterei .................................................................... 16 3. GRABRELIEFS ......................................................................................................................................... 20 3. 1 FUNDORT, AUFSTELLUNG UND FUNKTION DER GRABMONUMENTE ........................................................... 20 3. 1. 1 Fundorte .......................................................................................................................................... 20 3. 1. 2 Aufstellung und Funktion ................................................................................................................. 22 3. 2 DIE ATTISCHEN ‘GRABLUXUSGESETZE’ UND DIE ATHENISCHE BÜRGERIDENTITÄT..................................... 26 3. 3 MENSCH UND PFERD IN VERSCHIEDENEN BILDZUSAMMENHÄNGEN........................................................... 32 3. 3. 1. Reiterkampfszenen .......................................................................................................................... 32 a) Staatsgrabmäler ..................................................................................................................................... 32 b) Privatgrabmäler ..................................................................................................................................... 35 3. 3. 2 ‘Familienbild’ - Dexiosis ................................................................................................................. 41 3. 3. 3 Reiter oder Pferdeführer als einfiguriges Bild ................................................................................. 48 3. 3. 4 Jagd ................................................................................................................................................. 49 3. 4 DIE ATHENISCHEN HIPPEIS IM SPIEGEL DER ATTISCHEN GRABRELIEFS. ZUSAMMENFASSENDE BEMERKUNGEN. 4. WEIHRELIEFS ......................................................................................................................................... 53 4.1 VERTEILUNG DER MONUMENTE IN ATHEN UND ATTIKA ............................................................................. 53 a) Weihreliefs .............................................................................................................................................. 53 b) Urkundenreliefs ...................................................................................................................................... 54 4. 2 SIEGESMONUMENTE VON HIPPISCHEN AGONEN ......................................................................................... 55 a) Anthippasia ............................................................................................................................................. 55 b) Pferderennen (κέλης δρόμος).................................................................................................................. 58 iv

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c) Stutenrennen (κάλπης δρόμος) ................................................................................................................ 60 4. 2. 1 Interpretation der Siegesmonumente ............................................................................................... 60 4. 3 DIE REITERHEROENRELIEFS ....................................................................................................................... 68 4. 3. 1 Die Ikonographie der Reiterheroen auf den Weihreliefs ................................................................. 68 4. 3. 2 Reiterheroen auf Urkundenreliefs? .................................................................................................. 69 4. 3. 3 Das Wesen der Reiterheroen ............................................................................................................ 70 4. 3. 4 Die Bedeutung des Pferdes auf den Reiterheroenreliefs .................................................................. 76 4. 3. 5 Die geographische und chronologische Verteilung der Reiterheroenreliefs ................................... 78 4. 3. 6 Motive der Weihungen an die Reiterheroen..................................................................................... 79 4. 3. 7 Die Funktion der Weihungen innerhalb der Heiligtümer und ihre Bedeutung für die Stifter.......... 80 4. 3. 8 Die soziale Stellung der Stifter der Reiterheroenreliefs ................................................................... 82 4. 4 DIE BEDEUTUNG DER REITERHEROEN IN ATTIKA. ZUSAMMENFASSENDE BEMERKUNGEN......................... 82 5. ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................................... 85 EXKURS I ...................................................................................................................................................... 89 DIE DEMOKRATISCHE POLIS ALS KOLLEKTIVE ARISTOKRATIE. PFERDEBILDER AUF KLASSISCHEN VASEN ........ 89 EXKURS II .................................................................................................................................................... 91 DIE BEDEUTUNG VON BÄRTIGKEIT UND UNBÄRTIGKEIT DER REITER UND PFERDEFÜHRER AUF ATTISCHEN GRAB- UND WEIHRELIEFS .................................................................................................................................................... 91 KATALOG ..................................................................................................................................................... 95 A. GRABRELIEFS ............................................................................................................................................... 95 B 1. WEIHRELIEFS .......................................................................................................................................... 115 B 2. URKUNDENRELIEFS ................................................................................................................................. 127 TABELLEN.................................................................................................................................................. 132 ABBILDUNGSNACHWEIS ....................................................................................................................... 134 TAFELN ....................................................................................................................................................... 137

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Literatur- und Abkürzungsverzeichnis Anderson, Horsemanship Athenian Identity Austin / Vidal-Naquet, Wirtschaft Bengston, GrG Bergemann, Grabreliefs Bergemann, Thanatos Bernbeck, Theorien Bilderwelt Binneboeßel, Studien Blümel, Klass. Skulpturen Braun, Stilgeschichte Breuer, RuE Brouskari, Catalogue Bugh, Horsemen Burckhardt, BuS Camp, Agora CEG 1 CEG 2 Clairmont, CAT Clairmont, GaE Clairmont, PN Conze Death Démocratie Athénienne Dentzer, Banquet Diepolder, Grabreliefs Dohrn, Plastik Eaverly, Equestrian Ebert, Epigramme Edelmann, Menschen Eder Ellinghaus, Leitbilder Engels, Magnificentia

J. K. Anderson, Ancient Greek Horsemanship (1961). A. L. Boegehold - A. C. Scafuro (Hrsg.), Athenian Identity and Civic Ideology (1994). M. Austin / P. Vidal-Naquet, Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland (1984). H. Bengston, Griechische Geschichte3 (1974). J. Bergemann, Attische Grabreliefs. Besprechung ausgewählter Beiträge aus den Jahren 1982 bis 1991, GGA 247, 1995, 10ff. J. Bergemann, Demos und Thanatos. Untersuchungen zum Wertesystem der Polis im Spiegel der attischen Grabreliefs des 4. Jahrhunderts v. Chr. und zur Funktion der gleichzeitigen Grabbauten (1997). R. Bernbeck, Theorien in der Archäologie (1997). C. Berárd - J.-P. Vernant u. a., Die Bilderwelt der Griechen (deutsche Übersetzung 1985). R. Binneboeßel, Studien zu den attischen Urkundenreliefs des 5. und 4. Jahrhunderts (1932). C. Blümel, Die klassisch griechischen Skulpturen der Staatlichen Museen zu Berlin (1966). K. A. I. Braun, Untersuchung zur Stilgeschichte bärtiger Köpfe auf attischen Grabreliefs und Folgerungen für einige Bildnisköpfe (1966). C. Breuer, Reliefs und Epigramme griechischer Privatgrabmäler (1995). M. S. Brouskari, The Acropolis Museum. A Descriptive Catalogue (1974). G. R. Bugh, The Horsemen of Athens (1988). L. A. Burckhardt, Bürger und Soldaten (1996). J. M. Camp, Die Agora von Athen (deutsche Übersetzung 1989). P. A. Hansen (Hrsg.), Carmina Epigraphica Graeca. Saeculorum VII-V a. Chr. n. (1983). P. A. Hansen (Hrsg.), Carmina Epigraphica Graeca. Saeculi IV a. Chr. n. (1989). C. W. Clairmont, Classical Attic Tombstones (1993). C. W. Clairmont, Gravestone and Epigramm (1970). C. W. Clairmont, Patrios Nomos. Public Burial in Athens during the Fifth and Fourth Centuries B. C. (1983). A. Conze, Die attischen Grabreliefs I-IV (1893-1922). G. J. Oliver (Hrsg.), The Epigraphy of Death. Studies in the History of Greece and Rome (2000). M. Sakellariou (Hrsg.), Colloque International Démocratie Athénienne et Culture. Organisé par l’ Académie d’ Athènes en Coopération avec l’ Unesco, 23-25 Novembre 1992 (1996). J. H. Dentzer, Le motif du banquet couché dans le Proche-Orient et le monde grec du VIIe au IVe siècle avant. J. C. (1982). H. Diepolder, Die attischen Grabreliefs des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (1931). T. Dohrn, Attische Plastik vom Tode des Phidias bis zum Wirken der großen Meister des 4. Jhs. v. Chr. (1957). M. A. Eaverly, Archaic Greek Equestrian Sculpture (1998). J. Ebert, Griechische Epigramme auf Sieger an gymnischen und hippischen Agonen (1972). M. Edelmann, Menschen auf griechischen Weihreliefs (1999). W. Eder (Hrsg.), Die athenische Demokratie im 4. Jh. v. Chr. Akten eines Symposiums 3-7 August 1992, Bellagio (1995). C. Ellinghaus, Aristokratische Leitbilder / Demokratische Leitbilder. Kampfdarstellungen auf athenischen Vasen in archaischer und frühklassischer Zeit (1997). J. Engels, Funerum sepulcrorumque magnificentia. Begräbnis- und Grabluxusgesetze in der griechisch-römischen Welt mit einigen Ausblicken auf Einschränkungen des funeralen und sepulkralen Luxus im Mittelalter und in der Neuzeit (1998). vi

Epigraphy of Death Fabricius, Totenmahlreliefs Fuchs, Skulptur Garland, Death Garland, Peribolos Güntner, Göttervereine Hamiaux, Sculptures Hansen, Demosthenes Hausmann, Weihreliefs Helbig, Hippeis Helbig4 Himmelmann, Grabreliefs Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik Hölscher, Historienbilder Hölscher, Räume Humphreys, Tombs Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal Kaltsas, Glypta Karusu, Skulpturen Kasper-Butz, Athena Kastriotis, Glypta Kavvadias, Glypta Kearns, Heroes Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ Kirchner, PA Kjellberg, Reliefs Köhne, Dioskuren Kokula, Marmorlutrophoren Kotsidu, Agone Knigge, Kerameikos Krumeich, Bildnisse Kyle, Athletics Langenfaß, MuP Lawton, Document Reliefs LGPN LIMC, Heros Equitans Lissarague, Guerrier Loraux, Invention

G. J. Oliver (Hrsg.), The Epigraphy of Death (2000). J. Fabricius, Die hellenistischen Totenmahlreliefs (1999). W. Fuchs, Die Skulptur der Griechen4 (1993). R. Garland, The Greek Way of Death (1985). R. Garland, A First Catalogue of Attic Peribolos Tombs, BSA 77, 1982, 125ff. G. Güntner, Göttervereine und Götterversammlungen auf attischen Weihreliefs (1994). M. Hamiaux, Les Sculptures Grecques I. Des origines à la fin du IVe siècle avant J. C. (1992). M. H. Hansen, Die athenische Demokratie im Zeitalter des Demosthenes (1995). U. Hausmann, Griechische Weihreliefs (1960). W. H. Helbig, Les Ἱππεῖο Atheniens, Memoires de l’ Académie des Inscriptions et Belles Lettres 1904, 157ff. W. Helbig, Führer durch die öffentliche Sammlung klassischer Altertümer in Rom4 (1972). N. Himmelmann, Attische Grabreliefs (1999). B. Hintzen-Bohlen, Die Kulturpolitik des Eubulos und des Lykurg. Die Denkmäler- und Bauprojekte in Athen zwischen 355 und 322 v. Chr. (1997). T. Hölscher, Griechische Historienbilder des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (1973). T. Hölscher, Öffentliche Räume in frühen griechischen Städten (1998). S. C. Humphreys, Family Tombs and Tomb Cult in Ancient Athens. Tradition or Traditionalism?, JHS 100, 1980, 96-126. S. Kaempf-Dimitriadou, Ein attisches Staatsgrabmal des 4. Jhs. v. Chr., AntK 29, 1986, 23ff. Ν. Καιηζάο, Δζληθό Αξραηνινγηθό Μνπζείν. Σα γιππηά (2001). S. Karusu, Archäologisches Nationalmuseum. Antike Skulpturen (1969). I. Kasper-Butz, Die Göttin Athena im klassischen Athen (1984). Π. Καζηξηώηεο, Γιππηά ηνπ Δζληθνύ Μνπζείνπ (1908). Π. Καββαδίαο, Γιππηά ηνπ Δζληθνύ Μνπζείνπ (1890-92). E. Kearns, The Heroes of Attica, Suppl. 57 BICS 1989. E. Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢, Δηθνλνγξαθηθή κειέηε ηνπ αξραίνπ ειιεληθνύ αζιεηηζκνύ (1996). J. Kirchner, Prosopographia Attica. Bd. I-II. (1966). E. Kjellberg, Studien zu den attischen Reliefs des 5. Jahrhunderts (1926). E. Köhne, Die Dioskuren in der griechischen Kunst von der Archaik bis zum Ende des 5. Jhs. v. Chr. (1998). G. Kokula, Marmorlutrophoren, 10 Beih. AM (1984). H. Kotsidu, Die musischen Agone der Panathenäen in archaischer und klassischer Zeit (1991). U. Knigge, Der Kerameikos von Athen. Führung durch Ausgrabungen und Geschichte (1988). R. Krumeich, Bildnisse griechischer Herrscher und Staatsmänner im 5. Jahrhundert v. Chr. (1997). D. G. Kyle, Athletics in Ancient Athens (1987). F. Langenfaß-Vuduroglu, Mensch und Pferd auf griechischen Grab- und Votivsteinen (1973). C. L. Lawton, Attic Document Reliefs. Art and Politics in Ancient Athens (1995). M. J. Osborne - S. G. Byrne (Hrsg.), A Lexicon of Greek Personal Names II. Attica (1994). LIMC VI (1992) 1019ff. s. v. Heros Equitans (Cermanovic-Kuzmanovic, Koukouli-Chrysanthaki, Machaira, Oppermann, Pantos, Popovic, Touratsoglou). F. Lissarrague, L’ autre guerrier. Archers, peltastes, cavaliers dans l’ imagerie attique (1990). N. Loraux, The Invention of Athens. The Funeral Oration in the Classical City. (englische Übersetzung 1986). vii

Loraux, Trauer MacDowell, Meidias Mantes, Problemata Markman, Horse Martin, Cavaliers Maul, Reiterdarstellungen McK Camp II, Horses Meyer, Epitaphs Meyer, Gesten Meyer, Urkundenreliefs Michaelis, Ancient Marbles Mind and Body Mitropoulou, Corpus I Mitropoulou, Libation Moltesen, Classical Period Morris, Death-Ritual Müller, Athleten Neumann, Probleme Nielsen u. a., Monuments Papaspiridi, Guide Poulsen, Sculpture Pritchett, War Prukakis, Evolution Raaflaub, Freiheit Rausa, Vincitore Rausch, Isonomia Reisch, Weihgeschenke Ridgway, Styles Robertson, Festivals Rouse, Offerings Salta, Grabstelen Schäfer, Hippeis Schäfer, Agathoi Schütrumpf, Xenophon Schmaltz, Grabreliefs Schmaltz, Marmorlekythen Schmitt, Krieg

N. Loraux, Die Trauer der Mütter. Weibliche Leidenschaft und die Gesetze der Politik (deutsche Übersetzung 1992). D. M. MacDowell, Against Meidias (1990). Α. Γ. Μάληεο, Πξνβιήκαηα ηεο εηθνλνγξαθίαο ησλ ηεξεηώλ θαη ησλ ηεξέσλ ζηελ αξραία ειιεληθή ηέρλε (1990). S. D. Markman, The Horse in Greek Art (1969). A. Martin, Les Cavaliers athéniens (1886). E. Maul-Mandelartz, Griechische Reiterdarstellungen in agonistischem Zusammenhang (1990). J. McK. Camp II, Horses and Horsemanship in the Athenian Agora (1998). Excavations of the Athenian Agora. Picture Books 24. E. A. Meyer, JHS 113, 1993, 99-121. M. Meyer, Gesten der Zusammengehörigkeit und Zuwendung, Thetis 5/6, 1999, 115ff. M. Meyer, Die griechischen Urkundenreliefs, 13 Beih. AM (1989). A. Michaelis, Ancient Marbles in Great Britain (1882). O. Tzachou-Alexandri (Hrsg.), Mind and Body. Athletic Contests in Ancient Greece (1989). E. Mitropoulou, Corpus I. Attic Votive Reliefs of the 6th and 5th Centuries B. C. (1977). E. Mitropoulou, Libation scenes with Oinochoe in Votive Reliefs (1975). M. Moltesen, Catalogue Greece in the Classical Period Ny Carlsberg Glyptothek (1995). I. Morris, Death-Ritual and Social Structure in Classical Antiquity (1992). S. Müller, Das Volk der Athleten. Untersuchungen zur Ideologie und Kritik des Sports in der griechisch-römischen Antike (1995). G. Neumann, Probleme des griechischen Weihreliefs (1979). T. H. Nielsen - L. Bjertrup - M. H. Hansen - L. Rubinstein - T. Vestergaard, Athenian Grave Monuments and Social Class, GrRomByzSt 30, 1989, 411ff. S. Papaspiridi, Guide du Musèe National (1927). F. Poulsen, Catalogue of Ancient Sculpture in the Ny Carlsberg Glyptothek (1951). W. K. Pritchett, The Greek State at War IV (1985). A. M. Prukakis, The Evolution of the Attic Marble Lekythoi and their relationship to the problem of identifying the dead among the figures shown on the funerary reliefs (unpubl. Diss. London 1971). K. Raaflaub, Die Entdeckung der Freiheit (1985). F. Rausa, L’ immagine del vincitore. L’ atleta nella statuaria greca dall’ età arcaica all’ ellenismo (1994). M. Rausch, Isonomia in Athen. Veränderungen des öffentlichen Lebens vom Sturz der Tyrannis bis zur zweiten Perserabwehr (1999). E. Reisch, Griechische Weihgeschenke (1890). B. S. Ridgway, Fifth Century Styles in Greek Sculpture (1981). N. Robertson, Festivals and Legends: The Formation of Greek Cities in the Light of Public Ritual (1992). W. H. D. Rouse, Greek Votive Offerings. An Essay in the History of Greek Religion (1902). M. Salta, Attische Grabstelen mit Inschriften (Diss. Tübingen 1991). M. Schäfer, Zwischen Adelsethos und Demokratie. Archäologische Quellen zu den Hippeis im archaischen und klassischen Athen (2002). T. Schäfer, Andres Agathoi. Studien zum Realitätsgehalt der Bewaffnung attischer Krieger auf Denkmälern klassischer Zeit (1997). E. Schütrumpf, Xenophon: Vorschläge zur Beschaffung von Geldmitteln oder Über die Staatseinkünfte (1982). B. Schmaltz, Griechische Grabreliefs (1983). B. Schmaltz, Untersuchungen zu den attischen Marmorlekythen (1970). O. Schmitt, Der Lamische Krieg (1992). viii

Scholl, Bildfeldstelen Schöne, Reliefs Sourvinou, Death Spence, Cavalry Stähler, Form Stähler, Geschichtsbilder Stais, Marbres Standorte Stein-Hölkeskamp, Adelskultur van Straten, Gifts van Straten, Hiera Kala van Straten, Votives Stupperich, Staatsbegräbnis Süsserott, Plastik Svoronos The Archaeology of Athens

Traill, D&T Travlos, Athen Vedder, Grabanlagen Vierneisel-Schlörb, Skulpturen II Vierneisel-Schlörb, Skulpturen III Vikela, Weihreliefs Voutiras, Ἡθαηζηίσλ Walter, Beschreibung Wegener, Elemente Weißenberger, Dokimasiereden Will, Alexander Worley, Hippeis Woysch, Animaux Wycherley, Stones Zlotogorska, Hunde

A. Scholl, Die attischen Bildfeldstelen des 4. Jhs. v. Chr. 17 Beih. AM (1996). R. Schöne, Griechische Reliefs (1872). C. Sourvinou-Inwood, ‘Reading’ Greek Death. To the End of Classical Period (1995). I. G. Spence, The Cavalry of Classical Greece (1993). K. Stähler, Form und Funktion. Kunstwerke als politisches Ausdrucksmittel. EIKON 2 (1993). K. Stähler, Griechische Geschichtsbilder klassischer Zeit. EIKON 1 (1992). V. Stais, Guide illustrè. Marbres et Bronzes du Musée National (1910). K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur (1995). E. Stein-Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft (1989). F. T. van Straten, Gifts for the Gods in: H. S. Versnel (Hrsg.), Faith, Hope and Worship. Aspects of Religious Mentality in the Ancient World (1981) 65ff. F. T. van Straten, Hiera Kala. Images of Animal Sacrifice in Archaic and Classical Greece (1995). F. T. van Straten, Votives and Votaries in Greek Sanctuaries in: A. Schachter - J. Bingen (Hrsg.), Le Sanctuaire Grec (1990) 247ff. R. Stupperich, Staatsbegräbnis und Privatgrabmal im Klassischen Athen (Diss. Münster 1977). H. K. Süsserott, Griechische Plastik des 4. Jhs. v. Chr. (1938). J. N. Svoronos, Das Athener Nationalmuseum I-III (1908-1937). W. D. E. Coulson - O. Palagia - T. L. Shear Jr. - H. A. Shapiro - F. J. Frost (Hrsg.), The Archaeology of Athens and Attica under the Democracy. Proceedings of an International Conference held at the American School of Classsical Studies at Athens, December 4-6, 1992 (1994). J. S. Traill, Demos and Trittys. Epigraphical and Topographical Studies in the Organisation of Attica (1986). J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971). U. Vedder, Untersuchungen zur plastischen Ausstattung attischer Grabanlagen des 4. Jhs. v. Chr. (1985). B. Vierneisel-Schlörb, Klassische Skulpturen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (1979). B. Vierneisel-Schlörb, Klassische Grabdenkmäler und Votivreliefs (1988). E. Vikela, Attische Weihreliefs und die Kulttopographie Attikas, AM 112, 1997, 167ff. E. Voutiras, Ἡθαηζηίσλ Ἥξσο, Egnatia 2, 1990, 123ff. O. Walter, Beschreibung der Reliefs im kleinen Akropolismuseum in Athen (1923). S. Wegener, Funktion und Bedeutung landschaftlicher Elemente in der griechischen Reliefkunst archaischer bis hellenistischer Zeit (1985). M. Weißenberger, Die Dokimasiereden des Lysias (or. 16, 25, 26, 31) (1987). W. Will, Athen und Alexander (1983). L. J. Worley, Hippeis. The Cavalry of Ancient Greece (1994). D. Woysch-Méautis, La représentation des animaux et des êtres fabuleux sur les monuments funéraires grecs de l’ époque archaique á la fin du IV e siècle avant J.C. (1982). R. E. Wycherley, The Stones of Athens (1978). M. Zlotogorska, Darstellungen von Hunden auf griechischen Grabreliefs (1997).

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Beschäftigung mit ‘Pferdebildern’ auf griechischen Denkmälern muss sich demnach an Fragen der Funktion, der Rezeption, und der Einbindung der Bilder in ihr kulturelles Umfeld orientieren.

Einleitung Wenn ‘Kunst’ als Spiegel und zugleich als Bestandteil der gegenwärtigen Realität zu verstehen ist, so kann sie dafür herangezogen werden, Mentalitäten, Ideologien und Strukturen einer Gesellschaft zu erfassen. Als kulturelle Konstruktion beruht sie auf den Vorstellungen und Verhaltensweisen - insofern erstere die letzteren bestimmen der in der Gesellschaft lebenden Menschen. Entsprechend sind die in einer Gesellschaft auftretenden Denkmäler als Ausdruck des Selbstverständnisses derer zu verstehen, die sie ‘errichten’ und benutzen.

Ziel dieser Untersuchung ist es folglich, die Funktionen der Reiter- und Pferdeführerbilder auf attischen Grabund Weihreliefs unter Einbeziehung des politischen, sozialgeschichtlichen und religiösen Kontextes zu bestimmen. Auf diesen Überlegungen aufbauend soll die Frage nach der Rezeption der ‘Pferdebilder’ in Attika gestellt werden, so dass Aussagen: 1) über das Selbstverständnis, die Wertvorstellungen und Einstellungen der Gruppen gemacht werden können, die diese Bilder benutzen, und 2) der Stellenwert der ‘Pferdebilder’ in seinem - im weitesten Sinn - historischen Kontext Attikas erkennbar wird. Die Frage nach der Rezeption der ‘Pferdebilder’ von den verschiedenen Gruppen innerhalb Attikas soll erlauben, das Verhalten von Expedient und Rezipient, sowie die Bedeutung, die das Pferd in verschiedenen Lebensbereichen hatte, zu erfassen.

Mit Blick auf diese Fragestellung sollen in dieser Arbeit die Bilder von Reitern und Pferdeführern untersucht werden, die auf attischen Grab- und Weihreliefs klassischer Zeit auftreten. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Pferd, welches als Gegenstand der Kunst in verschiedenen Epochen und Kulturen auftritt, seine spezifische Funktion und Bedeutung durch den jeweiligen Kontext erlangt, in dem es benutzt wird. Als Symbol der Macht wird es z. B. in der Herrscher- und Heiligenikonographie gebraucht. Es kann dämonische Züge in denjenigen Bildern annehmen, in denen der Teufel oder der Tod auf einem Pferd reitend zu sehen ist. Als Symbol einer ursprünglichen Welt, die im Gegensatz zur modernen Zivilisation und der gesellschaftlichen Realität steht, fassten es die Mitglieder der Künstlergruppe ‘Der Blaue Reiter’ auf.1 Im Kontext einer antifaschistischen Aussage symbolisiert das Pferd für P. Picasso im Werk Guernica das leidende spanische Volk.2 Schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Erschließung des kontextuellen Rahmens (sozialgeschichtlich, politisch, religiös, mentalitätsgeschichtlich) jeder Epoche ausschlaggebend für die Erfassung der Bedeutung des Pferdes ist.

Die Eingrenzung der Untersuchung auf die Gattungen der Grab- und Weihreliefs ergibt sich aus ihrer öffentlichen Funktion und Aufstellung. Während die Betrachtung der ‘Pferdebilder’ auf attischen Vasen Aufschlüsse über die Bedeutung des Pferdes auf einer allgemeineren Ebene erlaubt, werden in dieser Arbeit die ‘Pferdebilder’ der Reliefkunst untersucht, die in bestimmten Situationen des öffentlichen Lebens von Bedeutung sind. Dabei sollen die drei gemeinschaftlichen Pole der Stadt (Nekropole, Agora und Heiligtum) die Funktion und den Stellenwert, den das Pferd als Bildzeichen in der Öffentlichkeit inne hatte, beleuchten. Die Bildzeugnisse werden in drei Gruppen gegliedert: 1) Grabreliefs, 2) Monumente, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen errichtet wurden, und 3) Weihreliefs an einen reitenden- oder pferdeführenden Heros oder Gott. In die Gruppe der Weihreliefs werden ebenfalls die Reiter- und Pferdeführerdarstellungen der attischen Urkundenreliefs miteinbezogen, da sie in der Regel in Heiligtümern aufgestellt wurden, und dadurch ebenfalls den Charakter einer Weihung erhalten.4

Die Diskussion über die früher in der archäologischen Forschung vertretenen These, dass das Pferd auf griechischen Denkmälern chthonischen Charakter habe, kann als längst abgeschlossen betrachtet werden.3 Eine sinnvolle 1

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s. allgemein die bei H. Olbrich - D. Dolgner - H. Faensen u. a. (Hrsg.), Lexikon der Kunst. Neubearbeitung. Bd. 5 (1993) 552ff. s. v. Pferdedarstellung zusammengestellte Lit. über das Pferdebild in der Kunst. J. Thimme, Picasso und die Antike. Ausstellungskatalog Karlsruhe (1974) 42f. und Anm. 90. Mit dieser hauptsächlich von L. Malten, JdI 29, 1914, 174ff. vertretenen Ansicht, setzten sich F. Langenfaß, MuP 102ff. und später D. Woysch-Méautis, Animaux 28-33 auseinander, die darlegen konnten, dass das Pferd auf griechischer Denkmälern in profanem Sinn, d. h. als Veranschaulichung des ritterlichen Daseins (soziale Stellung) und der agonistisch-kriegerischen Aktivität des Dargestellten, zu deuten ist. Zur Forschungsgeschichte des Pferdeund Reiterbildes s. die detaillierte Darstellung bei Schäfer, Hippeis 4-9.

Die Unterscheidung der Zeugnisse in diese Gruppen bestimmt den Verlauf der Arbeit. Die ersten beiden Kapitel sollen die sozialgeschichtliche Grundlage für die Untersuchung der Grab- und Siegesmonumente liefern. Da diese Gattungen mit der Gruppe der Hippeis in Verbindung zu bringen sind, wird im ersten Kapitel die Frage nach der Zusammensetzung und chronologischen Entwicklung der Institution der Hippeis in Attika gestellt, so dass diese Gruppe in klassischer Zeit konkreter definiert 4

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Meyer, Urkundenreliefs 154ff. 212; Lawton, Document Reliefs 1417. 28; Vikela, Weihreliefs 240f.

werden kann. Das zweite Kapitel dient dazu, Aussagen über die Mentalität der Hippeis als Gruppe, aber auch über die Einstellung von einzelnen Gruppen gegenüber dem Verhalten der Hippeis zu machen. Dazu werden das sozial-konstitutionelle Bedeutungsgefüge und die spezifischen Urteile über die Hippeis untersucht. Unter den letzteren wird die schichtenspezifische und politisch motivierte Kritik sowie die kollektiv geäußerten Ehrungen und die Vorschläge zur besseren Organisation des Reitercorps als ein einheitliches Subjekt betrachtet.

wird versucht, die Bedeutung des Reiter- bzw. Pferdeführertypus’ für den attischen Heroenkult zu erfassen. Die Untersuchung der Ikonographie und der Namen der Reiterheroen soll die Bestimmung ihres Charakters und ihre Verbindung zu bestimmten Lebensbereichen aufzeigen. Ferner wird die Frage nach der Bedeutung des Pferdes für die Reiterheroen gestellt, d. h. es sollen die Eigenschaften der Heroen und Götter ausgemacht werden, die durch die Hinzufügung des Pferdes und weiterer Attribute unterstrichen werden.

Die Kehrseite dazu bilden die Selbstaussagen der Hippeis, die durch die folgende Untersuchung der Grabreliefs und der Monumente, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen aufgestellt wurden, erschlossen werden sollen.

Die Behandlung dieser Fragen soll den Hintergrund dafür bieten, die Vorstellungen der Reliefstifter zu fassen, die dazu führten, die Darstellung eines Heros oder eines Gottes als Reiter oder Pferdeführer als angemessene Bildform anzusehen.

Der Aufarbeitung der Fundorte der Grabmonumente mit ‘Pferdebildern’ in Athen und Attika soll in einem ersten, allgemeineren Ansatz, der sich auf das ganze Themenrepertoire der attischen Grabreliefs bezieht, die Herausarbeitung der gesellschaftlichen Funktion der ‘Grabbilder’ folgen. In Verbindung damit wird weiter die Frage nach dem Ausbleiben und Wiedereinsetzen der attischen Grabreliefs gestellt, die für das Verständnis des in den Grabreliefs auftretenden Symbolsystems ausschlaggebend ist.

Die Motive der Weihungen an die Reiterheroen ergeben sich aus der Funktion und der Aufstellung der Bildträger. Es wird folglich für einige Weihreliefs die Frage zu stellen sein, inwieweit das Streben des Stifters nach Selbstdarstellung in diesen erkennbar ist. Insofern wird auch auf die wenig diskutierte Frage nach der sozialen Zugehörigkeit der Stifter einzugehen sein. Den Abschluss der Arbeit bildet ein Katalogteil, der sich zum Ziel setzt, die neu hinzugekommenen Bildzeugnisse erstmals nach der Dissertation von Langenfaß-Vuduroglu5 systematisch zu erfassen. Die Materialbasis für die Grabreliefs lieferte das von Clairmont zusammengestellte Corpus der attischen Grabmonumente,6 während für weitere Neufunde die Materialsammlung des Lemmas Heros Equitans im LIMC herangezogen wurde.

In dem Spannungsfeld zwischen politischer Egalität der athenischen Demokratie und Selbstdarstellung der attischen Hippeis werden die Grabreliefs mit Pferdeführerund Reiterdarstellungen untersucht. Ein Hauptanliegen dieses Abschnitts ist es, die verschiedenen Funktionen des Pferdes in den Reliefs zu bestimmen. Folglich werden die Monumente thematisch betrachtet, so dass die verschiedenen Lebensbereiche erfasst werden können, in denen das Pferd auftritt. Die Frage nach der Akzeptanz der Pferdebilder im Rahmen des demokratischen Egalitätsprinzips ist das zweite Ziel dieses Kapitels. Die Untersuchung der Monumente, die anlässlich von hippischen Agonen aufgestellt wurden, orientiert sich an folgenden Fragen: 1) Ist in den Siegesmonumenten der Charakter einer Weihung präsent? Wenn dies der Fall ist, steht dieser oder die Selbstdarstellung der Sieger im Vordergrund? 2) Welche ist die Wirkung der Siegesmonumente im Stadtbild Athens? 3) Inwiefern werden die Siegesmonumente von der athenischen Gesellschaft akzeptiert oder nicht, und welche Aussagen sind über die Stifter zu erwarten? Im Interesse des weiteren Verlaufes der Arbeit steht das Auftreten von Reitern und Pferdeführern auf attischen Weih- und Urkundenreliefs. Die Absicht dieses Abschnittes besteht darin, die Funktion des Pferdes auf den Bildträgern zu bestimmen und die Bedeutung der Verbindung des Pferdes mit einem Heros oder einem Gott für sein Wesen und seinen ’Glauben’ zu ermitteln. Des weiteren

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F. Langenfaß-Vuduroglu, Mensch und Pferd auf griechischen Grab- und Votivsteinen (1973). Clairmont, CAT.

solonische Differenzierung der attischen Gesellschaft in dieser Zeit Bestand hatte und die soziale Stellung durch die Zugehörigkeit zu einer Klasse definiert wurde. Dementsprechend weihte Anthemion ein Pferd auf der Akropolis, das schon seit homerischer und fortwirkend in archaischer Zeit ein statuskonstituierendes Symbol der Adelsgesellschaft darstellte.13 War Anthemion aber Mitglied der militärischen Kavallerie, oder Angehöriger der Klasse der Hippeis?14 Es muss hier beachtet werden, dass die Reformen des Solon politisch-wirtschaftlicher und nicht militärischer Natur waren15 und darum im pseudoaristotelischen Text (AP 7. 4) die solonischen Schatzungsklassen gemeint sind, so dass Anthemion vielmehr als Angehöriger der Schatzungsklasse der Hippeis anzusehen ist.

1. Die athenischen Hippeis als Institution

1. 1 Definition der athenischen Hippeis Die Beschäftigung mit den athenischen Hippeis und ihrer Darstellung auf attischen Denkmälern setzt zwei grundsätzliche Fragen voraus, deren Klärung wesentlich zum besseren Verständnis dieser Gruppe beitragen kann. Welche Personengruppe ist unter dem Begriff Hippeis zu verstehen? Wie gaben sich diese gegenüber den anderen Bürgern zu erkennen und in welchen Bereichen bestanden ihre Aufgaben? In den zuletzt erschienenen Arbeiten über die athenische Reiterei besteht eine gewisse Unstimmigkeit, was den Begriff ‘cavalry class’ und die damit verbundenen Konnotationen betrifft. Spence7 verwendet den Begriff ‘cavalry class’, um eine Gruppe von Athenern zu bezeichnen, die reich genug waren, ein Pferd zu halten, von denen die Kavallerie ihre Rekruten bezog, was jedoch nicht bedeuten soll, dass die übrigen Bürger diese Gruppe als eine Klasse von Kavalleristen wahrgenommen hat und diese tatsächlich alle Kavalleristen waren. Bugh8 zieht dem Begriff der ‘cavalry class’ den der ‘hippic class’ vor, um die irreführende militärische Konnotation zu vermeiden, denn nicht alle Hippotrophoi dienten automatisch auch der Kavallerie.9

Die Veränderungen bei der Bestellung der Amtsträger auf reine Losverfahren im Gegensatz zu den Wahl-Los-/ Verfahren in der ersten Hälfte des 5. Jhs., sowie der Verzicht auf die Prokritoi, d. h. die vorgewählten Amtsanwärter, die vor der Zulassung zur Wahl in den Demen nach ihren Schatzungsklassen gefragt wurden, sind als Ursachen dafür zu deuten, dass die solonischen Schatzungsklassen seit der zweiten Hälfte des 5. Jhs. und im 4. Jh. ihre Bedeutung verloren hatten, wie in der Forschung aufzeigt werden konnte.16 In dieser Zeit scheinen diejenigen, die in die ἱππάο schatzten, und die Angehörigen der militärischen Reiterei sich nicht zu decken.17 Die festgelegte Zahl der militärischen Reiterei schließt aus, dass nur diejenigen als Reiter zu dienen hatten, die die ἱππάο schatzten. In der Zeit des ausgehenden 5. Jhs. und im 4. Jh. scheinen zur militärischen Reiterei nicht nur die Angehörigen der zwei höchsten solonischen Zensusklassen gehört zu haben, sondern auch die, die in der Lage waren ein Kriegspferd zu halten, ohne dass sie dabei von einer festen Einkommens- oder Vermögensgrenze zensitär beschränkt gewesen wären.18

Diese begriffliche Schwierigkeit äußert sich in der Fragestellung, inwieweit die Athener die Hippeis als Angehörige der wohlhabenden Schicht oder der Kavallerie wahrgenommen haben, und ob die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen den Zugang in die andere regelte. Ausgangspunkt der Diskussion bildet die Einführung einer timokratischen Ordnung10 durch Solon (594/3 v. Chr.), gemäß welcher die Grenzen der Schatzung nach landwirtschaftlichen Ertragsmengen neu festgesetzt wurden und der Zugang zu den politischen Ämtern nach einer Abstufung in Pentakosiomedimnoi, Hippeis, Zeugiten und Theten geregelt wurde.11 Die solonische Zensusklasse der Hippeis musste dieser nach mit 300 Medimnoi die ἱππάο schatzen. Die nach 480, um die Mitte des 5. Jhs.12 vollzogene Weihung eines gewissen Anthemion, Sohn des Diphilos, an die Götter, der wegen seines Aufstiegs von der Klasse der Theten in die der Hippeis eine Pferdestatue auf der Akropolis in Athen aufstellte, belegt, dass die

Wenn der Begriff der Hippeis folglich in diesem Zusammenhang gebraucht wird, ist unter ἱππεῖο derjenige Personenkreis zu verstehen, der ein Pferd halten konnte und dieses dazu einsetzte, um in Kriegszeiten in der atheni13

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Spence, Cavalry 180f.; ders., Gnomon 62, 1990, 420ff. Bugh, Horsemen 20ff.; ders., Gnomon 68, 1996, 558ff.; zur Kavallerie s. auch Worley, Hippeis 4ff. Zum Begriff Hippeis und zu dessen Differenzierung s. Schäfer, Hippeis 2f. 16f. Zum Begriff der timokratischen Ordnung s. W. Schmitz in: Eder 573-576. s. Arist. AP 7. 4; Pollux 8. 131. Zur Datierung s. A. E. Raubitschek, Dedications from the Athenian Acropolis (1949) 206; Hansen, Demosthenes 44f.; Eaverly, Equestrian 48.

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s. dazu Stein-Hölkeskamp, Adelskultur 110f.; Schäfer, Hippeis 20, der zudem noch die Weihung einer Pferdestatue nach Delphi vom Athener Kallias aufführt. Spence, Gnomon 62, 1990, 422 ist der Auffassung, dass Anthemion die Pferdestatue nicht als Mitglied der militärischen Reiterei weihte. Vorsichtig äußert sich auch Bugh, Horsemen 23-24. Bugh, Horsemen 33f.; W. Schmitz in: Eder 585ff.; Hansen, Demosthenes 44. Dass im 4. Jh. die timokratische Gliederung in Schatzungsklassen keine Rolle in der Verteilung der Ämter spielte s. W. Schmitz in: Eder 573ff.; C. Mossé in: G. Nenci - G. Thür (Hrsg.), Vorträge zur griechischen und hellenistischen Rechtsgeschichte, Symposion 1988 (1990) 123-128; Spence, Cavalry 181; Hansen, Demosthenes 110f. Schäfer, Hippeis 17 und Anm. 86. C. Mossé in: G. Nenci - G. Thür (Hrsg.), Vorträge zur griechischen und hellenistischen Rechtsgeschichte, Symposion 1988 (1990) 125; W. Schmitz in: Eder 583f.; Spence, Cavalry 182. W. Schmitz in: Eder 587f. 593.

mälden,25 die Teilnahme der jungen Rekruten am Training,26 letztlich ihre Teilnahme an Kriegsschlachten führen zu dem Schluss, dass sie den Bürgern von Athen als militärische Einheit galt, die nicht nur den Status des Aristokraten versinnbildlichte, sondern sich im neu definierenden Sinn der demokratischen Gemeinschaft den geltenden Gemeinschaftsidealen der Polis fügte, indem sie ihre Aufgaben erfüllte. Die Reiter waren zudem bei vielen Anlässen als eine Gruppe von Pferdebesitzern und Kavalleristen präsent, die als Hippeis erkannt wurden, und durch das Reiten ihren Stolz auf ihre Funktion im Rahmen der Polis dokumentierten.

schen Kavallerie zu dienen. Diese bestand demnach aus Teilen von Angehörigen der oberen Vermögensklassen (Pentakosiomedimnoi, Hippeis, und vermutlich ein Teil der Zeugiten), die wirtschaftlich in der Lage waren ein Pferd zu halten, jedoch nicht aufgrund einer Entsprechung zu den Solonischen Zensusklassen in militärische Waffengattungen eingeteilt wurden. Sinngemäß existierte für die Pentakosiomedimnoi auch keine militärische Organisation.19 So sind auch die Hippeis nicht mit der Solonischen Klasse der Hippeis identisch, auch wenn ein gewisses Vermögen für die Haltung eines Pferdes nötig war. Generell wird in der antiken Literatur nicht immer zwischen der Gruppe, die in der Lage war ein Pferd zu halten, und den Angehörigen des Standes der Reiterei unterschieden, so dass zu bemerken ist, dass dieser Unterschied vorauszusetzen oder mitzubeachten ist.

1. 2 Institutionalisierung der athenischen Hippeis Über die Frage, ab welchem Zeitpunkt Athen eine organisierte Reiterei besaß, ist in der Forschung vielfach diskutiert worden, ohne dass bisher endgültige Ergebnisse gewonnen sind. Die Erklärungsmodelle gingen dabei in zwei Hauptrichtungen: 1. In Athen habe bis zu den Perserkriegen keine Reiterei existiert,27 2. Athen habe schon seit dem 6. Jh. über eine Reiterei verfügt,28 deren genaue Organisation sich jedoch nicht fassen lasse.

Es scheint m. E., dass wann immer in den antiken Quellen die Hippeis genannt werden, die Gruppe der Kavallerie gemeint ist, sieht man von solchen Schriften ab, die sich konkret auf die sozialen Klassen beziehen, wie z. B. in der pseudoaristotelischen Athenaion Politeia. Aus den Quellen ist weiter ersichtlich, dass der konkrete Besitz eines Pferdes, das aristokratische Auftreten, der Dienst in der Kavallerie ehrenwert oder kritikwürdig sind und nicht die abstrakte Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse. Entsprechend bezieht man sich in den Quellen nicht auf die Zugehörigkeit zu den Pentakosiomedimnoi sondern auf die zu den Hippeis, den Theten oder Zeugiten, was m. E. darauf schließen lässt, dass wohl der militärische Aspekt damit gemeint ist.

Die Betrachtung der Vasenbilder des ausgehenden 6. Jhs. zeigt Reiter in verschiedenen Variationen auf,29 so dass es sicher erscheint, dass einige, die ein Pferd besaßen, auch auf diesem als ‘leichte Reiter’ kämpften. Die tatsächliche Effektivität und die Rolle dieser ‘privaten’ Reiterei in der Kampftaktik der Zeit dürfte jedoch gering gewesen sein,30 denn die literarischen Quellen der Zeit schweigen, was die Rolle der Reiterei angeht.31 Auch die Organisation

In welcher Form ferner diese Gruppe von den athenischen Bürgern wahrgenommen wurde, ist von Bugh und Spence verschieden interpretiert worden. Während Spence die Meinung vertritt, dass die Athener die Hippeis als Angehörige der ‘cavalry class’ wahrnahmen, zweifelt Bugh daran, dass diese als Kavalleristen angesehen wurden. Das öffentliche Auftreten der Hippeis in religiösen Festzügen,20 ihre Präsenz bei der Anthippasia,21 ihr exklusiver Charakter,22 ihre Repräsentation auf dem Fries des Parthenon23 ihre Selbstdarstellung auf den Grabreliefs,24 sowie ihr Auftreten auf Vasendarstellungen und auf Ge-

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So auch Schäfer, Hippeis 17 mit Anm. 83. Xen. Hipp. 2. 1, 3. 1 ff; Martin, Cavaliers 134-157; Spence, Cavalry 186-189; Xen. Hipp. 3. 6; Martin, Cavaliers 196ff.; Worley, Hippeis 81. Spence, Cavalry 182f.; Worley, Hippeis 72f. Spence, Cavalry Appendix 3 mit Literatur; Markman, Horse 68-79; Martin, Cavaliers 151ff.; L. Beschi in: H. Kyrieleis (Hrsg.), Archaische und Klassische Griechische Plastik II. Akten des Internationalen Kolloquiums vom 22-25 April 1985 in Athen (1986) 199ff. Ausführlich dazu im Abschnitt über die Grabreliefs, in dem deutlich wird, dass die Rolle der Reiter im Militär (Kavallerie) besonders hervorgehoben wird und den Stolz und die Selbsteinschätzung der Reiter und ihrer Familien im Rahmen des in Athen allgegenwärtigen Wertekanons widerspiegelt.

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Spence, Cavalry Appendix 1; T. B. L. Webster, Potter and Patron in Classical Athens (1972) 179ff.; Lissarrague, Guerrier 191ff.; Joy Barrie, The Horse on Attic Pottery from the 9th to 4th Century B. C. (Diss. Ottawa 1995); zum Gemälde des Euphranor in der Stoa Poikile s. Paus. 1. 3. 3f. Spence, Cavalry 185f.; Worley, Hippeis 77ff.; Bugh, Horsemen Appendix C. Helbig, Hippeis 170ff. vertrat die These, dass Athen im 6. Jh. keine Kavallerie besaß und dass diejenigen, die zu Pferd dargestellt sind, berittene Hopliten sind, die zum Schlachtfeld reiteten, dort abstiegen und zu Fuß kämpften. Der These Helbig’s schloss sich auch P. A. L. Greenhalgh, Early Greek Warfare. Horsemen and Chariots in the Homeric and Archaic Ages (1973) 75-7 an. A. Alföldi in: Gestalt und Geschichte. Festschrift Karl Schefold, 4 Beih. AntK 1967, 13ff.; Bugh, Horsemen 3ff.; Spence, Cavalry 11f.; Ellinghaus, Leitbilder 247-50; Rausch, Isonomia 258ff.; Schäfer, Hippeis 69-73. Schäfer, Hippeis 70ff.; nach Ellinghaus, Leitbilder 197ff. nehmen die Bilder mit Reitern auf Vasen seit 520 v. Chr. zu. Sie stellen jedoch weiterhin den geringeren Teil der Vasenbilder mit Kampfdarstellungen, im Gegensatz zu denjenigen Darstellungen mit schwergerüsteten Kriegern. Zu den verschiedenen Zusammenhängen, in denen Reiter auf Vasen auftreten I. Scheibler, JdI 102, 1987, 75ff., bes. 79; s. auch T. B. L. Webster, Potter and Patron in Classical Athens (1972) 179ff. So Anderson, Horsemanship 130. s. Bugh, Horsemen 4ff

und die Aufgaben32 dieser Reiterei sind nicht konkret zu fassen.

näre in irgendeiner Form gegeben haben muss. Die alternative Deutung, die die Pferdeführer auf dem oben genannten Gefäß als Teilnehmer bei der Vorbereitung für eine Prozession scheint nach den bisher angeführten Argumenten m. E. nicht zutreffend zu sein.39

Dennoch könnte die Existenz einer Reiterei im 6. Jh. als gesichert erscheinen, wenn man das Außenbild einer Schale33 aus dem Ende des 6. Jhs. betrachtet, auf der die Dokimasie,34 d. h. die Prüfung der Reiter dargestellt sein könnte.35 Ob die 22 dieser Reiter mit dem Musterungsverfahrens und der Dokimasie der Reiterei im 5. und 4. Jh. v. Chr. identisch ist, bleibt problematisch, denn die von Cahn36 als θαηαινγεῖο37 identifizierten Figuren auf dem Vasenbild sind nicht mit Sicherheit im 6. und im 5. Jh. zu belegen, wie in der Forschung erkannt wurde.38 Dass die dargestellten Figuren jedoch mit tatsächlichen Reitern zu identifizieren sind, die sich und ihr Pferd vor einem staatlichen Organ präsentieren, scheint m. E. einleuchtend, da die "Beamten" immerhin im Vasenbild auftreten, und da wohl angenommen werden kann, dass es Kontrollfunktio32

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Dass Athen eine Reitereieinheit besaß, überliefert die Stelle bei Pollux,40 nach der jede Naukrarie zwei Reiter stellte, demnach insgesamt 96 Reiter.41 Diese Einheit wurde wahrscheinlich in der Zeit der Reformen Solons eingerichtet und könnte in Kriegssituationen als Kundschafter, Plänkler, oder die Flucht der Phalanx unterstützend agiert haben.42 In welcher Form diese Reiterei weiterbestand, ist schwerlich zu rekonstruieren. Dass sie bis zum Ende der Perserkriege weiterhin existierte, scheint durchaus möglich; wie sie jedoch an die dem Kleisthenes zugeschriebenen Phylen- und Demenreformen (508/7) angepasst wurde, lässt sich anhand der Überlieferungssituation nicht erschließen.43 Spence hält es für möglich, dass die athenischen ‘96 naukraric cavalrymen’44 während der Perserkriege als Einheit nicht eingesetzt wurden, da sie der übermächtigen persischen Reiterei unterlegen waren, dass sie jedoch weiterbestanden haben könnten. Dass während der Perserkriege die athenischen Reiter die Funktion der Überbringer von Nachrichten erfüllen konnten, vermutete Bugh, ohne jedoch ausreichende durch Quellen belegte Argumente für eine Existenz einer Reitereinheit zusammentragen zu können, wie er selbst zugesteht.45 Die von C. Ellinghaus zusammengetragenen Vasenbilder könnten den Gedanken unterstützen, dass die athenische Reiterei in der alten Funktion auch noch nach den Reformen des Kleisthenes weitergewirkt hat und während der Perserkriege nur für kampfunterstützende Aktionen herangezogen wurde.46 Eine größere Wahrscheinlichkeit ist jedoch der These beizumessen, dass die Reiter sich unter den Hopliten eingereiht haben.47

Die von Ellinghaus, Leitbilder 248f. aus den Vasenbildern abgeleiteten Aufgaben der Reiterei, die 1. in der Begleitung von Fußsoldaten, 2. in Aktionen als Plänkler, indem sie Wurfspeere auf den Gegner schleudern, 3. in der Verfolgung flüchtender Gegner, insgesamt aus kampfunterstützenden Aktionen bestanden, sind jedenfalls denkbar, wenn man in den Vasenbildern mit Kampfdarstellungen grundsätzlich eine Umsetzung der Erfahrungen der zeitgenössischen Kriegsführung erkennt. Der Realismus der Vasenbilder scheint nach Ellinghaus, Leitbilder 208, «als eine Annäherung der Bilder an Tatsächliches bzw. Selbsterlebtes, ohne nachweislich immer an bestimmte Ereignisse in ihrer Abbildlichkeit unmittelbar orientiert zu sein». Zum Realismusbegriff s. V. Zinserling in: M. Kunze (Hrsg.), Beiträge zum antiken Realismus. Schriften der Winckelmann-Gesellschaft III (1977) 39 ff. bes. 46ff. Collection H. A. Cahn, Basel Inv. 133; Besprechung dieser Schale H. A. Cahn, RA 1973, 3ff.; Bugh, Horsemen 16ff.; Spence, Cavalry 11. 235 Nr. 14; Lissarrague, Guerrier 226f.; Schäfer, Hippeis 70 mit Anm. 406. Zur Dokimasie von Pferden und Reitern s. allgemein Hansen, Demosthenes 268. Dass Indizien für eine sichere Deutung solcher Szenen fehlen, erwähnt auch I. Scheibler, JdI 102, 1987, 84 und Anm. 101. Cahn, RA 1973, 8ff. Arist. AP 49. 2 schildert die Dokimasie der Reiter, nach der die zehn vom Volk gewählten Musterungsbeamten (θαηαινγεῖο) die neuen Rekruten auf einem θαηάινγνο verzeichneten, den sie den die Reiterei anführenden Hipparchen und Phylarchen übergaben, die sie anschließend der Boule weiterreichten. Danach leisteten diejenigen Ausgewählten einen Eid, die aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen nicht in der Lage seien, den Reiterdienst zu versehen und wurden vom Reiterdienst befreit. Diejenigen jedoch, die sich nicht mit einem Schwur entschuldigen, wurden nach einer Abstimmung der Bouleuten in einem πίλαμ, einem Verzeichnis registriert. Die von Aristoteles gezeichnete Prozedur ist jedoch nicht mit dem auf dem Vasenbild der Schale in Basel dargestellten Verfahren gleichzusetzen. Ablehnend über die Existenz von Musterungsbeamten äußerte sich G. R. Bugh, TAPhA 112, 1982, 23ff., der die Einführung der θαηαινγεῖο in die Zeit zwischen der Verfassung des xenophontischen Hipparchikos (360/50) und der Athenaion Politeia (330/20) in die Jahre nach der Schlacht von Chaironeia (338) setzt. Skeptisch auch W. Schmitz in: Eder 587 und Anm. 61; Für die Existenz der θαηαινγεῖο seit 400 s. Weißenberger, Dokimasiereden 60 und Anm. 159; Für das Bestehen der θαηαινγεῖο zu der Zeit, die Aristoteles beschreibt, spricht sich F. S. Borowski, Dokimasia: A Study in Athenian Constitutional Law (Diss. Cincinnati 1976) 42ff. aus.

Verschiedene Überlegungen führen zu der Feststellung, dass die militärische Bedeutung der athenischen Reiterei nicht zu hoch eingestuft werden kann. Zum einen wird die Reiterei in den Quellen nur in Verbindung mit den 39 40 41

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Zur Diskussion s. Bugh, Horsemen 18f.; Spence, Cavalry 11. Pollux, 8. 108. Skeptisch über die Existenz dieser von Pollux genannten Einheit äußert sich Anderson, Horsemanship 130 und Anm. 7, da diese Einheit von keinem weiteren antiken Autor erwähnt wird. Martin, Cavaliers 79ff.; zum Einsatz der Reiterei in militärischem Zusammenhang anhand der Vasenbilder s. Anm. 32 und Ellinghaus, Leitbilder 272ff.; als eine Grenz- oder Küstenwache deutete sie Anderson, Horsemanship 130; dass diese Reiter keine eigenständige Kavallerietruppe war, sondern eher für Boten- und Meldedienste gebraucht wurde Schäfer, Hippeis 26. So Bugh, Horsemen 5f. Spence, Cavalry 11f. Bugh, Horsemen 6-14. Ellinghaus, Leitbilder 274f. Schäfer, Hippeis 27 und Anm. 137.

Reiter zählte. Hinzu kamen weitere 200 ἱππνηνμόηαη56 (Bogenschützen auf Pferden), die bis in die Zeit um 395 belegt sind und in der Zeit um 365 von den ἅκηππνη57 (leichtbewaffneten Fußsoldaten, die an der Seite der Reiterei kämpften) abgelöst wurden.

Naukrarien genannt und nie etwas bezüglich ihrer tatsächlichen Funktion in Kriegssituationen überliefert. Zum anderen förderten die Änderungen in der Militärtaktik (von Formations / Promachoi - Kämpfen der homerischen Zeit48 zu der Stoßkampftaktik der Hoplitenphalanx im 6. Jh.49) keine kampfbestimmende Rolle der Reiterei. Schließlich behinderten die in der Literatur erwähnten schlechten landschaftlichen Begebenheiten des attischen Landes50 die Einrichtung einer schlagkräftigen Reiterei.

Während dieses Stadiums der athenischen Reiterei ist die Organisation der Gruppe anhand antiker Quellen weitgehend zu fassen. Die gesamte Kavallerie war in zehn nach Phylen geordneten Einheiten gegliedert, die der Führung zweier vom gesamten Volk jedes Jahr gewählten ἵππαξρνη unterstanden.58 Jeder dieser zwei Hipparchen übernahm die Führung von je fünf Phylen. Ihnen zur Seite wurden zehn θύιαξρνη gestellt, einer von jeder Phyle, die unter dem Befehl des Hipparchos je eine Phyle leiteten, um die Hipparchen bei der Durchführung ihrer Aufgaben zu unterstützen.59 Die Pflichten und Aufgaben der Hipparchen und Phylarchen, die in der Darbringung von Opfern an die Götter, in der Rekrutierung von Reitern, in der richtigen Auswahl, Haltung und Ausbildung der Pferde, in der Schulung der Reiter für Kriegssituationen und feierliche Aufzüge, in der Einführung der Reiter in militärtaktische Unternehmungen bestanden, beschreibt Xenophon ausführlich in seinem Hipparchikos und teilweise in der Schrift Πεξὶ ἱππηθῆο.60

Dass die begrenzte militärische Funktionen der Reiterei dennoch den mit der Zugehörigkeit zu den Hippeis verbundenen sozialen Stolz nicht minderte, lässt sich wohl dadurch erklären, dass die zahlenmäßig kleine Einheit der Reiter auf privater Initiative der reichen Athener beruhte und nicht auf staatliche Organisation - wie in späterer Zeit- zurückzuführen war, so dass das Reiten aufgrund seiner Kostspieligkeit weiterhin mit dem aristokratischen Ideal verbunden war und als Ausdruck hohen Sozialprestiges angesehen wurde.51 Die zweite Stufe in der Entwicklung der athenischen Reiterei bildet die Einrichtung einer Einheit von 300 Reitern, die wahrscheinlich in die Zeit zwischen 458/7 und der Mitte des 5. Jhs. zu setzen ist.52 Die Truppe wurde aus 30 Reitern aus jeder der zehn Phylen zusammengesetzt53 und war wahrscheinlich in drei Abteilungen gegliedert, die von je einem Hipparchen angeführt wurden.54

Jeder in der Reiterei dienende Athener wurde vom Staat durch die Einrichtung der θαηάζηαζηο61 unterstützt, indem er ein festgelegtes Darlehen vom Staat erhielt, das er nach seinem Ausscheiden aus der Reiterei zurückzahlen musste. Zugleich stand jedem Reiter ein täglicher ζῖηνο (Lohn)

Das starke militärische Engagement Athens außerhalb Attikas führte weiter zu der zwischen 445 und 438 datierten Neuformierung der Kavallerie,55 die nunmehr 1000

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J. Latacz, Kampfparänese, Kampfdarstellung und Kampfwirklichkeit in der Ilias, bei Kallinos und Tyrtaios (1977) 118ff.; Ellinghaus, Leitbilder 210ff. mit älterer Literatur M. P. Nilsson, Klio 22, 1929, 240ff.; A. M. Snodgrass, JHS 85, 1965, 110ff.; P. Krentz, ClAnt 4, 1985, 50f.; V. D. Hanson, (Hrsg.), Hoplites. The Classical Greek Battle Experience (1991) passim; Ellinghaus, Leitbilder 264 und Anm. 911. s. Hdt. 9. 13. 3; Bugh, Horsemen 9f. 30ff.; Ellinghaus, Leitbilder 273 und Anm. 942; zur Pferdezucht in Attika s. auch Schäfer, Hippeis 9-15. s. Bugh, Horsemen 36ff.; Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft 110f.; Ellinghaus, Leitbilder 248ff. 274ff. Zur Diskussion über die Datierung der 300 Mann Reiterei s. Bugh, Horsemen 39-52; Spence, Cavalry 12-15; Anderson, Horsemanship 131; Schäfer, Hippeis 27. Zur weitgehend unbekannten Organisation dieser Gruppe s. Worley, Hippeis 69f.; Bugh, Horsemen 52f. Die Namen der drei Hipparchen werden inschriftlich (IG I2 400) auf zwei Statuenbasen, die auf der Athener Akropolis gefunden wurden, genannt. Die Basen wurden von den Hippeis zu Ehren ihrer Hipparchen aufgestellt und werden zwischen 457 und 445 datiert. Dazu s. A. E. Raubitschek, Dedications from the Athenian Acropolis (1949) 147-152 Nr. 135a und 135b; H. von Roques de Maumont, Antike Reiterstandbilder (1958) 14ff. und Abb. 5; Anderson, Horsemanship 131; Bugh, Horsemen 45-50; Spence, Cavalry 14f.; Schäfer, Hippeis 196. 294 IB 16. Zur Datierung s. Bugh, Horsemen 75ff.; Anderson, Horsemanship 131; Spence, Cavalry 15f.; Worley, Hippeis 69f.; Schäfer, Hippeis 27.

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Die ἱππνηνμόηαη bildeten wahrscheinlich eine Art Vorhut der Reiterei, die ihre Pfeile gegen den Feind schossen. Ob sie in ihrer Mehrheit Söldner oder Bürger waren, ist unklar, sowie ihre soziale Stellung, die sie innehatten. Zu den ἱππνηνμόηαη s. die Diskussion bei Bugh, Horsemen 221-224; Spence, Cavalry 16, 56-58; ders., ZPE 67, 1987, 167 und Anm. 4; Anderson, Horsemanship 131, der in den ἱππνηνμόηαη Bürger vermutet. So auch Schäfer, Hippeis 28; Für Söldner hält sie Worley, Hippeis 70 und Anm. 64. Zu den ἅκηππνη und ihren Funktionen s. Spence, Cavalry 58-60; A. Alföldi in: Gestalt und Geschichte. Festschrift Karl Schefold, 4 Beih. AntK 1967, 19f. Arist. AP 61. 4; Pollux 8. 94; RE VIII 2 (1913) 1683 s. v. Hipparchos (Lammert). Arist. AP 61. 4; Xen. Hipp. 1.8. Dazu s. W. E. Higgins, Xenophon the Athenian. The Problem of the Individual and the Society of the Polis (1977) 133ff. Die θαηάζηαζηο wird explizit bei Lys. 16. 6 genannt, dessen Rede nach 404/3 datiert wird. s. Harpokration zu Lys. 16. 6-7 s. v. θαηάζηαζηο. Sie existierte jedoch schon vorher, wie die Erwähnungen der Ausrüstungsgelder bei einem um 429-425 datiertem Fragment des Komödiendichters Eupolis belegen. s. R. Kassel - C. Austin, PCG V (1986) 469, Frg. 293; s. auch Spence, Cavalry 271. 279-80; Bugh, Horsemen 56ff. Über die Zeit der Einführung der θαηάζηαζηο besteht in der Forschung Uneinigkeit. Bugh, Horsemen 52-53 datiert sie in die Zeit der Einrichtung der 300 Mann Kavallerie, während J. H. Kroll, Hesperia 46, 1977, 99f. sie in Verbindung mit der Neuorganisation der Reiterei zwischen 445 und 438 setzt. So auch Spence, Cavalry 16; Anderson, Horsemanship 137 nahm fälschlicherweise an, dass «this payment is only mentioned in connection with the aristocratic revolution of 404-403 B. C., and may not have been made under the democracy».

zu, der eine Drachme pro Tag betrug, monatlich ausgezahlt wurde und zur Versorgung des Pferdes bestimmt war.62

Genau diese Situation dokumentieren zuletzt die ständigen Versuche, die sich in Vorschlägen zur Steigerung der Effektivität der Reiterei und in Konzepten für leichtere Aufnahmebedingungen äußerten, um die Zahl der Reiterei wieder auf die Zahl von tausend Reitern zu bringen.

Ein weiterer Bestandteil der staatlichen Vorsorge für die Erhaltung des Reiterkontingents bildete die δνθηκαζία η῵λ ἵππσλ, die Prüfung der Pferde durch die Boule auf ihre Haltung bzw. physische Verfassung und ihre Maneuvrierfähigkeiten.63 Neben der Dokimasie der Pferde existierten die ηηκήζεηο η῵λ ἵππσλ, die Schätzung des Wertes der Pferde, die darauf hin konzipiert wurden, dass im Fall der Tötung oder des Hinscheidens eines Pferdes während einer ‘Reiteraktion’ der Besitzer des Pferdes mit dem Mindestwert des Pferdes, der von der Boule geschätzt und festgelegt war, entschädigt wurde.64 Darüber hinaus könnte diese Einrichtung als Ansporn für die Entscheidung der jungen Athener, sich der Reiterei anzuschließen, funktioniert haben, da die ηίκεζηο als eine Art Versicherungsschutz verstanden werden konnte. Neben der finanziellen Betreuung der Hippeis achtete der Staat auch auf die Erhaltung einer numerischen Kontinuität des Reiterkontingents, die anhand eines bestimmten Rekrutier- und Musterungsverfahrens zu wahren angestrebt wurde.65 Trotz der Aufrechterhaltung dieses Auswahlverfahrens scheint die Zahl der athenischen Reiterei in der Zeit zwischen 450 und dem Ende des 4. Jhs. nach den Folgen der Pest während des Peloponnesischen Krieges und nach den verschiedenen Kriegsoperationen, an denen die Reiter teilnahmen, geschwankt zu haben.66 62

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Die letzte Phase der athenischen 1000 - Mann - Reiterei klingt in der Zeit zwischen dem Ende des 4. Jhs. und 282/1 v. Chr. aus, als die Zahl der Reiter auf 200 dezimiert wurde, eine Maßnahme, die sich aus dem historischen Kontext des ausgehenden 4. Jhs. in Athen erklären lässt. Drei Dekrete67 zur Ehrung von Hipparchen und Phylarchen aus der ersten Hälfte des 3. Jhs. bezeugen, dass die Reiterei zwar in einer zahlenmäßig eingeschränkten Form bestand, jedoch nach den gleichen Prinzipien der Rekrutierung und Bezahlung wie im 4. Jh. funktionierte. Es muss jedoch bemerkt werden, dass ihre aktive Rolle in den politischen Ereignissen der Stadt nicht mehr die des 5. und auch der ersten Hälfte des 4. Jhs. war, was nunmehr durch die makedonische Herrschaft und den darauf folgenden Verlust der militärischen und politischen Souveränität des athenischen Staates bedingt war.68 Dass die Zahl der Hippeis auf zweihundert Reiter reduziert wurde, ist ein letztlich aussagekräftiger Beleg dafür.

Der ζῖηνο ist seit 410/9 inschriftlich (IG I3 375=IG I2 340A) belegt und könnte auch den nicht sehr vermögenden Athenern den Zugang zu der Reiterei erleichtert haben, wie schon Bugh, Horsemen 75 annahm. Zum ζῖηνο s. J. H. Kroll, Hesperia 46, 1977, 97ff. und Anm. 36; Bugh, Horsemen 60ff.; Spence, Cavalry 100f. 272. Die Dokimasie der Pferde beschreiben Arist. AP 49. 1; Xen. Hipp. 1. 13. und 3. 1; s. dazu Bugh, Horsemen 58f. Über die Preise der Pferde informieren uns die 574 im Jahr 1965 im Brunnen B1 des Kerameikos in Athen und die 111 im Jahr 1971 auf der Agora gefundenen Bleistreifen, die den Namen des Besitzers des Pferdes, die Farbe und das Brandzeichen, sowie den Preis des Tieres enthalten. Die Schätzung der Pferde, die wie angenommen wurde, wahrscheinlich mit der Neuformierung der 1000 Mann Reiterei in Athen zusammenfällt, wurde vom Hipparchen und mit der Hilfe der Phylarchen durchgeführt, wie aus einem ins Jahr 282/1 datierten die Hipparchen und Phylarchen ehrenden Beschluss hervorgeht. s. J. Threpsiades - E. Vanderpool, ADelt 18, 1963, Mel. 104ff.; zur ηίκεζηο als Vorgang in der athenischen Reiterei und zu den Preisen von Pferden s. K. Braun, AM 85, 1970, 114ff. und bes. 267ff.; J. H. Kroll, Hesperia 46, 1977, 83ff. und bes. 97-100; Bugh, Horsemen 57-59; Spence, Cavalry 274ff. Das Rekrutier- und Musterungsverfahren wird bei Xen. Hipp. 1. 912 und bei Arist. AP 49. 2 verschiedentlich beschrieben, eine Beobachtung, die zur Annahme führt, dass die aristotelische Stelle als eine Entwicklung in der Einberufung der Freiwilligen durch den Staat angesehen werden muss. Zu dieser Diskussion s. hier S. 5 mit Anm. 37 und 38; s. auch Bugh, Horsemen 54-56; C. Mossé in: G. Nenci - G. Thür (Hrsg.), Vorträge zur griechischen und hellenistischen Rechtsgeschichte, Symposion 1988 (1990) 126ff. Zum Umfang der Reiterei s. Spence, Cavalry 97ff.; Bugh, Horsemen 60f.; über die Zahl der Reiterei während und nach dem Peloponnesischen Krieg s. die Diskussion zwischen Bugh, Horsemen 84f. und I. G. Spence, ZPE 67, 1987, 167ff.; s. auch Gy. Németh, ZPE 104, 1994, 95ff.

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s. J. McK. Camp, Hesperia 65, 1996, 252ff.; J. Threpsiades - E. Vanderpool, ADelt 18, 1963, Meletai A’ 104-106. 109ff; zu weiteren Ehrungen für Hipparchen in späterer Zeit s. Chr. Habicht, AM 76, 1961, 127ff. Zur hellenistischen Reiterei s. Bugh, Horsemen 184ff.; Spence, Cavalry 17, 277f.; J. H. Kroll, Hesperia 46, 1977, 95ff.

die als Symbol der Zugehörigkeit zu einer vermögenden Schicht gilt und unmittelbar deren Reichtum veranschaulicht. 2) Der Reichtum der Hippeis verbindet die Hippeis mit der Aristokratie und der luxuriösen Lebensart, deren Teil die Beschäftigung mit den Pferden ist.71 3) Die in Literatur und Kunst in jugendlichem Alter geschilderten Reiter stellen die Verbindung der Hippeis mit Jugendlichkeit her,72 was nicht bedeuten muss, dass nur Jugendliche als Hippeis identifizierbar waren.73

2. Antike Urteile über die athenischen Hippeis im Kontext der historischen Geschehnisse des 5. und 4. Jhs. in Athen

2. 1 Begriffliche Definition Die Auseinandersetzung mit den Urteilen über die athenischen Hippeis, die gewissermaßen eine Beschäftigung mit den Meinungen von Mehrheiten und Minderheiten innerhalb Athens darstellt, lässt sich auf zwei Ebenen der Beurteilung aufrollen, die 1. in einer sozial-konstitutionellen Definition und 2. in der politischen Wertung der Hippeis bestehen.69

Die Hippeis wurden demnach von den athenischen Bürgern als reiche, aristokratische Jünglinge wahrgenommen, über die in den verschiedenen literarischen Gattungen nach unterschiedlichem Ermessen geurteilt worden ist. Obwohl das in der Literatur skizzierte Bild der Hippeis unmittelbar mit der Funktion und dem Kontext der schriftlichen Überlieferung zusammenhängt, ist zu beobachten, dass sich die Kritikpunkte eben auf die aristokratische Lebensart und ihr arrogantes Auftreten beziehen.74

Unter der ersten Bezeichnung ist die grundlegende allgemeingültige Perzeption der Hippeis zu verstehen, wie sie sich in den literarischen Quellen der Zeit zu erkennen gibt. Sie ist in diesem Fall die grundsätzliche Bedeutung, die als solche konstante Elemente in der Wahrnehmung der Hippeis seitens vieler Athener aufweist. Die politische Wertung andererseits der athenischen Hippeis ist stark vom historisch-politischen Kontext abhängig und reflektiert die konkrete Veränderung von ‘Umständen’ und die damit verbundenen Modifikationen von Bedeutungen und Interpretationsmustern gegenüber den Hippeis. Sie schwankt zwischen positiven und negativen Bewertungen der Hippeis, die politisch motiviert sind und sich in Maßnahmen für oder gegen sie äußern.

Man könnte folglich behaupten, dass der Begriff der Hippeis als semantische Einheit auf sozialer Ebene zum Signifikans von Reichtum, Aristokratie, Macht avanciert, ohne auszuschließen, dass verschiedene Konnotationen positiver oder negativer Einschätzung auf weiteren Ebenen möglich sind,75 wie z. B. Jugendlichkeit, Arroganz, Geschwindigkeit. Dabei muss betont werden, dass die real betriebene Pferdezucht, die Haltung eines Pferdes und die Erscheinung in Begleitung eines Pferdes eine maßgebende Rolle bei der Wahrnehmung der Hippeis als Gruppe und bei der Ingangsetzung des Konnotationsgefüges Reichtum, Aristokratie, Macht einnahm.

Um die verschiedenen Facetten im Spektrum des Diskurses über die Elite der Hippeis systematisch zu erfassen, ist es deshalb sinnvoll die Subjekte der Urteile zu trennen und zwischen den verschiedenen sozialen Reichweiten der Urteile zu unterscheiden: 1. Schichtenspezifische Kritik. 2. Von politisch motivierten Gruppierungen geäußerte Kritik. 3. Bewertung der Hippeis seitens des athenischen Staates in kollektiven, auf Mehrheitsbeschluss der Volksversammlung beruhenden Ehrungen. 4. Urteile und Vorschläge zur Verbesserung der athenischen Reiter.

2. 3 Die politische Wertung der athenischen Hippeis Im Verlauf des 5. und 4. Jhs. ist die Gruppe der Hippeis ein dynamischer Faktor in den politischen und sozialen Ereignissen Athens, so dass spezifische historische Konstellationen wechselhafte Urteile über die Hippeis zur Folge haben. So zeigt z. B. das Mitwirken der Hippeis an kriegerischen Handlungen, ihre Teilnahme an innenpolitischen Auseinandersetzungen unmittelbare Konsequenzen auf, die über die Literatur und vereinzelt die Denkmäler zurückverfolgt werden können. Dass das in Literatur und Kunst gezeichnete Bild durch eine stetige Verbindung zu

2. 2 Das sozial-konstitutionelle Bedeutungsgefüge der athenischen Hippeis Die grundlegende - zumeist neutrale - Perzeption der Hippeis weist drei charakteristische Merkmale auf, die wiederholt in den literarischen Quellen auftreten: 1) Der Besitz und die Haltung eines Pferdes besitzt schon seit archaischer Zeit70 eine statuskonstituierende Eigenschaft,

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Spence, Cavalry 191-230 spricht von der ‘allgemeinen’ und der ‘spezifischen’ Einstellung der Athener zu ihren Hippeis. Aus der meist neutralen Perzeption der Athener entstand nach Spence die parteiisch motivierte ‘spezifische’ Perzeption. Stein-Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft 110f.; Dentzer, Banquet 439ff.; L. Schneider, Zur sozialen Bedeutung der ar-

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chaischen Korenstatuen, 2. Beih. HambBeitrA (1975) 40ff.; Eaverly, Equestrian 47ff. Spence, Cavalry 193-198. Spence, Cavalry 198-202; Worley, Hippeis 73f. Nach den Ausführungen von Bugh, Horsemen 62ff. konnte man in der Reiterei von seinem zwanzigsten Lebensjahr bis zur Mitte des vierzigsten Lebensjahr dienen. Spence, Cavalry 202-210. Eine ausführliche Behandlung dieser Frage kann hier nicht geleistet werden, darum wird auf Spence verwiesen, s. auch Martin, Cavaliers 491ff. U. Eco, Einführung in die Semiotik8 (1994) 74ff. 108-111.

den ständig wechselnden Gegebenheiten der Zeit an der Fortbildung des nomologischen Wissens der attischen Bürgerschaft eine große Rolle spielte und somit den athenischen Bürgern die Möglichkeit gab, aktiv an der Politik teilzunehmen, legitimiert den Versuch, die Urteile über die Hippeis aus der die «attische Demokratie absichernden» athenischen Kultur her zu erfassen.76

vermeintlich auch in Verbindung zu ihrer kriegerischen Rolle im Peloponnesischen Krieg.82 Von größerer Bedeutung sind jedoch in diesem Zusammenhang die Ἱππῆς des Aristophanes, in denen der Chor aus Reitern besteht. Sie werden vom Demos als ἄλδξεο ἀγαζνί angesprochen83 und rühmen sich, für die Stadt und die Götter ohne Entgelt zu kämpfen. Nur um eines bitten sie: Ihr Haar lang und eine Stirnbinde zu tragen, (wenn die ζηιεγγίο (v. 580) nicht als ein Ölschaber, sondern als eine Stirnbinde zu verstehen ist).84 Sie loben ihre Pferde, die ihnen in Kriegssituationen immer zur Seite stehen und sie nie enttäuscht haben.85 Ferner erwähnt der Chor, dass der Komödiendichter würdig ist, weil er dieselben Leute hasst wie er.86 Hinter dem ηνὺο αὐηνύο ist in der Komödie Kleon zu erkennen, der ηαξαμηππόζηξαηνο genannt wird.87

Spences Versuch77 die verschiedenen Einstellungen der Athener herauszuarbeiten und im Rahmen der Entwicklung der Hippeis im klassischen Athen zu veranschaulichen, zeichnete ein klares Bild zwischen einer positiv und einer negativ schwankenden Haltung,78 die von politischen Ereignissen im historischen Kontext bestimmt wurden. Der Frage jedoch, inwieweit diese Urteile als repräsentativ für die Gesamtheit der athenischen Gesellschaft herangezogen werden können, muss mit gewissem Vorbehalt begegnet werden. Man kann schwerlich allen literarischen Quellen einen die gesamte Einheit Athens einschließenden und daher repräsentativen Anspruch zusprechen, vielmehr handelt es sich meist um Urteile von weitgehenden Mehr- oder Minderheiten, die zuweilen keineswegs den Gedanken der Verallgemeinerung nahe legen und daher zu keiner die gesamte athenische Gesellschaft betreffenden Aussage veranlassen. Es lassen sich jedoch Stimmungen aufzeigen, die das Bild der athenischen Reiter prägten.

Abgesehen von der Feindschaft zwischen Kleon und den Hippeis, die unmissverständlich eine Stellungnahme des Komödiendichters gegen Kleon darstellt, ist für unsere Fragestellung folgender Schluss zu ziehen: In Aristophanes’ Äußerungen ist eine positive Einstellung oder Be82 83 84

2. 3. 1 Schichtenspezifische Kritik Von der Neuorganisierung der athenischen Kavallerie79 zwischen 445 und 438 v. Chr. bis zum oligarchischen Umsturz der 400 im Jahr 411 scheinen die Hippeis mit vielen positiven Urteilen konfrontiert gewesen zu sein. Diese These lässt sich durch die Teilnahme der Hippeis am Peloponnesischen Krieg bekräftigen, in dem die Hippeis als militärische Einheit zum Einsatz kamen.80 Ihre militärtaktische Rolle, die in der ‘mobile defence’ Attikas bestand,81 bildete mitunter einen ausschlaggebenden Grund dafür, dass die Hippeis positiv von vielen Athenern wahrgenommen wurden.

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Diese positive Einschätzung der Teilnahme der Hippeis am Peloponnesischen Krieg findet ihren literarischen Niederschlag in den ersten zwei Komödien des Aristophanes, den Ἀχαρνῆς und den Ἱππῆς, die 425 und 424 bei den Lenaia aufgeführt wurden. In den Ἀχαρνῆς lobt der Bauer Dikaiopolis die Hippeis als würdige Hellassöhne, 76 77 78 79 80 81

Chr. Meier in: Démocratie Athénienne 199ff. und bes. 210ff. Spence, Cavalry 210-230. Zur Stellung der Hippeis s. auch Schäfer, Hippeis 18ff. s. hier S. 6f. Dazu s. Bugh, Horsemen 79ff.; Worley, Hippeis 83ff.; Spence, Cavalry 211-216. I. G. Spence, JHS 110, 1990, 91f. und bes. 97ff.; Worley, Hippeis 84 mit Anm. 3, dort weitere Literatur.

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Ar. Ach. 5-8, 300-1. Ar. Eq. 225. Zur Bedeutung von ζηιεγγίο als Strigilis oder Stirnbinde s. LSJ s. v. ζηιεγγίο; zur ζηιεγγίο als Preis s. Xen. An. 1. 2. 10: ἐλ αἶο Ξελίαο ὁ Ἀξθὰο ηὰ Λύθαηα ἔζπζε θαὶ ἀγ῵λα ἔζεθε· ηὰ δὲ ἆζια ἦζαλ ζηιεγγίδεο ρξπζαὶ; als Stirnbinde s. Pollux 7. 179; s. auch A. H. Sommerstein, The Comedies of Aristophanes II, Knights (1981) 176, 580 zur ζηιεγγίο als eine Stirnbinde; Auf dem Reiterfries des Parthenon sind Stiftlöcher an den Haaren der Reiter zu sehen, die zur Befestigung von Binden oder Kränzen dienten s. Fries: WII 2, SXIII 35, NXXXIX 121, vielleicht auch WVII. Vgl. F. Brommer, Der Parthenonfries (1977) 233, Taf. 9, 103, 104, 131. Die Stirnbide kann demnach als ein außerordentliches Requisit der Hippeis fungieren, wie auch die langen Haare, die gerade weil sie aufsehenerregend sind, von Aristophanes erwähnt werden. Aus dem Text ist auf ein Verbot oder ein Gesetz zu schließen, das den Hippeis auferlegt worden sein könnte. Ar. Eq. 595ff. Ar. Eq. 509f. Ar. Eq. 247. Die Feindschaft zwischen Kleon und den Hippeis wurde in der bisherigen Forschung weitreichend diskutiert. Dass dieses Hassverhältnis zwischen ihnen politischen Charakters ist, wird allgemein anerkannt: s. C. W. Fornara, CQ 23, 1973, 24; Bugh, Horsemen 107ff.; Spence, Cavalry 212-215; eine ausführliche Behandlung der Problematik bei D. M. MacDowell, Aristophanes and Athens (1995) 80ff. und bes. 94ff. Dass die Feindschaft zwischen Kleon und den Hippeis nicht ausschließlich aus politischen Gründen heraus zu erklären sei, sondern völlig verschiedenen Ursprungs sein könnte, versuchte H. Lind, Der Gerber Kleon in den “Rittern“ des Aristophanes (1990) 94ff. und bes. 160-164 herauszuarbeiten. Lind äußert mit Vorsicht die These, dass die Gerberei des Kleon im Demos Κπδαζελαίσλ zu einer Geruchsbelästigung unter den Angehörigen des Demos geführt habe, unter denen auch einige Hippeis gewesen seien, so dass es zu einem privaten Gezänk zwischen Kleon und den Anwohnern kam. Ob die These in diesem Umfang ihre Gültigkeit behält, ist zweifelhaft, sie scheint jedoch einen weiteren Punkt anzureißen, der in der Komödiendichtung existiert, dass nämlich auch persönliche Spannungen oder Verhältnisse komisch verarbeitet werden. Zur Politik Kleons als Nachfolger des Perikles s. auch M. Ostwald, From Popular Sovereignty to the Sovereignty of Law (1986) 199-229.

ce94 und Bugh95 herausarbeiteten und es in der ‘nacholigarchischen’ Literatur zu beobachten ist. Ausgehend von der historischen Situation der Jahre von der oligarchischen Machtergreifung der 400 im Sommer des Jahres 411, dem Übergang zum Rat der Fünftausend, dem oligarchischen Regime der Dreißig im Jahr 404/403 bis letztlich zur Wiederherstellung der Demokratie im Jahr 403/2 ist zu beobachten, dass die attischen Hippeis im Vordergrund der politischen Entwicklung standen, an der sie rege Anteil nahmen.

wertung im Bezug auf die Hippeis zu erkennen. Dabei muss beachtet werden, dass die Komödie nach der Stationierung eines Kastells in Pylos88 (425) und nach dem Sieg der Athener über die Korinther in der Schlacht bei Solygeia (424) verfasst wurde, an der die athenischen Reiter nach Thukydides besonders wirkungsvoll mitgewirkt hatten.89 Aristophanes erkennt die militärische Leistung der Hippeis in den ersten Jahren des Krieges an, auch wenn er allgemein in seinen Komödien für den Frieden plädiert.90 Anhand der oben erwähnten Rolle der Hippeis im Peloponnesischen Krieg ist in den Ἱππῆς ein Ton von Patriotismus zu erkennen, der vielleicht ein Element der politischen Entwicklung in Athen darstellt.91

Die Unterstützung der 400 durch die Hippeis kann nicht gleichbedeutend mit einer kollektiven Beteiligung der Hippeis am Sturz der Demokratie sein, die auf dem Hippios Kolonos beschlossen wurde.96 Aus den literarischen Quellen ist nämlich kein expliziter Hinweis auf die Gesamtheit der Hippeis zu ersehen. Es wird lediglich erwähnt, dass an der Herrschaft diejenigen teilhaben sollten, die körperlich und wirtschaftlich dazu in der Lage seien,97 folglich Jünglinge (λένη) und Angehörige der reicheren Schichten. Weiterhin wird jedoch erwähnt, dass 120 Jünglinge an der Einnahme des Rathauses beteiligt gewesen seien,98 unter denen wahrscheinlich auch einige der jungen Hippeis waren, wie schon Martin bemerkte.99 Außerdem werden einige η῵λ ἱππέσλ λεαλίζθνη erwähnt, die auf der Seite der 400 den gefangengenommenen Alexikles zu befreien sich anschickten.100 Aus der literarischen Überlieferung lässt sich demnach behaupten, dass von den athenischen Hippeis, die die 400 unterstützten, eine Gruppe jugendlicher Hippeis waren, die den Oligarchen zur Seite standen.

Während die bisher erwähnten Urteile über die Hippeis positiv sind, existiert in den Wolken des Aristophanes eine Stelle,92 die wie in den Ἀχαρνῆς eine negative Einstellung der bäuerlichen Bevölkerungsschicht zu ihren Hippeis widerspiegelt. Allerdings betrifft die aristophanische Stelle nicht den Dienst der Pferdebesitzer in der Kavallerie, sondern ihre Beschäftigung mit dem Pferdesport. Der dem bäuerlichen Milieu angehörende Strepsiades versucht seinen Sohn Pheidippides vom Pferdesport abzubringen, da ihn die mit diesem Sport verbundene aristokratische Lebensart finanziell in den Ruin treibt. Auch mit den für die Adligen charakteristischen Eigennamen mit -ippos ist Strepsiades nicht einverstanden.93 Aus diesem von Aristophanes getriebenen Spott wird erkenntlich, dass manche gesellschaftlichen Ideale der Hippeis für die unteren Gesellschaftsklassen keine Gültigkeit besitzen. Anhand der oben genannten Beispiele kann die Annahme geäußert werden, dass der Dienst in der Kavallerie von allen Gesellschaftsgruppen positiv beurteilt wird, während einige den adligen Gesellschaftsidealen verpflichteten Angewohnheiten (Aussehen, Pferdesport, Eigennamen) der Hippeis von den unteren Bevölkerungsschichten als kritikwürdig angesehen werden.

Die Beteiligung einiger Hippeis (d. h. Mitglieder der militärischen Reiterei) bei der Erlangung der Herrschaft durch die 400 hatte nach Bugh101 Folgen für die Hippeis, nachdem die 400 nach ihrer viermonatiger Amtszeit vom Rat der Fünftausend abgelöst wurden. Die einzige literarisch überlieferte Maßnahme ist bei Andokides102 erhalten, in der denjenigen ζηξαηη῵ηαη das Mitspracherecht oder auch die Mitgliedschaft im Rat der Fünfhundert verwehrt wurde, die während der Herrschaft der 400 in Athen geblieben waren. Fragwürdig bleibt weiterhin, ob unter den ζηξαηη῵ηαη auch die Hippeis mitein zu beziehen sind, eine Annahme, die zwar wahrscheinlich erscheint, aber nicht gesichert ist.

2. 3. 2 Von politisch motivierten Gruppierungen geäußerte Kritik Nach den Ereignissen des oligarchischen Umsturzes der 400 im Jahre 411 in Athen scheint sich die Haltung vieler Athener gegenüber den Hippeis zu verändern, wie Spen88 89 90 91 92 93

Thuk. 4. 3. 1-4. 2, 41. 1-3. Thuk. 4. 44.1. N. Spiegel, War and Peace in Classical Greek Literature (1990) 112ff. s. A. W. Gomme in: E. Segal (Hrsg.), Oxford Readings in Aristophanes (1996) 38f. Ar. Nub. 69ff.; s. hier S. 65.; dazu s. auch Schäfer, Hippeis 21f. Ar. Nub. 61ff.; zu den mit -ippos zusammengesetzten Personennamen s. L. Dubois in: S. Hornblower - E. Matthews (Hrsg.), Greek Personal Names. Their Value as Evidence (2000) 41ff.; Maul, Reiterdarstellungen 22; Schäfer, Hippeis 13.

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Spence, Cavalry 215ff. Bugh, Horsemen 114ff. Thuk. 8. 67. 2. Thuk. 8. 65. 3; Arist. AP. 29. 5. Thuk. 8. 69. 4. Martin, Cavaliers 472; Bugh, Horsemen 117. Thuk. 8. 92. 6. Bugh, Horsemen 117-118. And. Πεξί η῵λ Μπζηεξίσλ 75; s. auch M. Edwards, Andokides, Greek Orators IV (1995) 177, 75; hier Anm. 101.

Nachdem Athen im Peloponnesischen Krieg geschlagen wurde, herrschten die 30 Tyrannen über Athen,103 die nach der literarischen Überlieferung ebenso die Unterstützung der athenischen Hippeis hatten104. Xenophon105 berichtet, dass die 30 Tyrannen ζύλ ηε ηνῖο ηξηζρηιίνηο θαὶ ζύλ ηνῖο ἱππεῦζη gegen Thrasyboulos und seine Leute, die Phyle befestigten, marschierten. Als sie später nach Eleusis zogen, um für den Notfall eine Zuflucht zu finden, beorderten sie auch die Hippeis dort hin, wo sie sämtliche Männer aus Eleusis festnahmen.106 Am nächsten Tag nach der Gefangennahme riefen die 30 Tyrannen ηνὺο ἐλ ηῶ θαηαιόγῳ ὁπιίηαο θαὶ ηνὺο ἄιινπο ἱππέαο in das Odeion, wo diese ihre Loyalität zu den Oligarchen in Form von Gräueltaten an den Gefangenen demonstrieren sollten.107 Dass die Hippeis im Namen der Tyrannen allgemein Gewalttaten ausführten, ist bei Xenophon überliefert.108

1) Es wurden finanzielle Sanktionen erhoben, die sich in der Zurückzahlung der θαηάζηαζηο113 und wahrscheinlich der Herabsetzung des ζῖηνο114 auswirkten. 2) Ehemalige Mitglieder der Reiterei, die unter den Dreißig gedient hatten, wurden im öffentlichen Leben mit Misstrauen belastet, wie die bei Lysias überlieferten Vorgänge veranschaulichen.115 Es wurde jedoch in der bisherigen Forschung gezeigt, dass die Mitgliedschaft bei den Hippeis nicht unmittelbar den Ausschluss vom Rat der Fünfhundert bedeutete, auch wenn eine frühere Verbindung zu den Oligarchen Raum zu persönlichen Attacken und Verleumdungen bot.116 Vielmehr scheint das strengere Dokimasiegesetz diejenigen unter den Reitern zu treffen, die sich während der Herrschaft der Dreißig durch Gewaltverbrechen straffällig machten.117

Auch nach dem Sturz der 30 Tyrannen und der Wahl von 10 Oligarchen109 waren die Hippeis auf der Seite der Oligarchen, wie die bei Xenophon geschilderten Ereignisse zeigen.110 Die schließlich erzielte Aussöhnung der beiden rivalisierenden Parteien (Demokraten-Oligarchen) führte zur Wiederherstellung der Demokratie und zur Aussprechung einer Amnestie, die nach Aristoteles allein die Dreißig, die Elfmänner, die Zehn und die die im Piraeus regiert hatten, nicht miteinbezog. Für diese beschloss man die Übersiedlung nach Eleusis.111

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Aus den turbulenten Ereignissen der Jahre von 411 bis 401 ergaben sich Konsequenzen, die das Bild der Hippeis in der Folgezeit zeichneten. Die Sympathie der Hippeis mit den oligarchischen Strömungen trug entscheidend zum Wandel der Einstellung vieler Athener gegenüber ihren Hippeis bei, im Gegensatz zur Zeit des Peloponnesischen Krieges. Spence spricht von einer anti-hippischen Haltung, die in der Literatur zum Ausdruck kommt.112 Die wiederhergestellte Demokratie attackierte die Hippeis auf zwei Arten, unter denen die erste konkret vom Staat ausging, während die zweite vielmehr spezifische Urteile seitens einiger Athener darstellt.

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Zur historischen Situation nach dem Peloponnesischen Krieg in Athen s. B. S. Strauss, Athens after the Peloponnesian War. Class, Faction and Policy 403-386 B. C. (1986). Zu den Ereignissen des Jahres der 30 Tyrannen und zur Haltung der Hippeis in dieser Zeit s. Bugh, Horsemen 120ff.; dazu auch Spence, Cavalry 216-217; M. Ostwald, From Popular Sovereignty to the Sovereignty of Law (1986) 461ff. bes. 491f. Hell. 2. 4. 2; Diod. 14. 32.1ff. Xen. Hell. 2. 4. 8. Xen. Hell. 2. 4. 9. Xen. Hell. 2. 4. 26. Arist. AP. 38. 2; Xen. Hell. 2. 4. 24. Xen. Hell. 2. 4. 28ff. Xen. Hell. 2. 4. 39; Diod. 16. 33. 6; Arist. AP. 39ff. Spence, Cavalry 217; zu den Auswirkungen des Jahres der Dreißig Tyrannen s. auch Bugh, Horsemen 129ff.

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Lys. 16. 6; Die Zurückzahlung der θαηάζηαζηο wurde in der bisherigen Forschung verschieden beurteilt. Bugh, Horsemen 130 und Anm. 23, versteht unter den die θαηάζηαζηο Zurückzuzahlenden die Phylarchen, die unter den Dreißig gedient hatten. Bei Lysias 16. 7 wird jedoch erwähnt, dass die Phylarchen von den ἱππεύζαληαο die Ausrüstungsgelder zurückfordern sollen. Wenn sie diese ihre Pflicht nicht ordnungsgemäß erfüllten, sollen sie selber, wahrscheinlich von ihrem eigenen Eigentum, den ganzen oder einen Teil als Strafe bezahlen. Ob die Behauptung Weißenbergers richtig ist, dass die Zurückzahlung der Ausrüstungsgelder die gesamte Truppe der Hippeis betraf, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, denn Lysias, unsere unmittelbare literarische Quelle zu den Ereignissen, erwähnt nicht, inwieweit alle Reiter davon betroffen waren; s. Weißenberger, Dokimasiereden 44 und Anm. 125. Dass die Zurückzahlung der θαηάζηαζηο in diesem Kontext als eine einmalige Strafe zu verstehen ist, scheint m. E. als gesichert, da man dieses städtische Darlehen nur dann zurückzahlen musste, wenn man aus dem Kavalleriedienst ausschied. Für die Reiter jedoch, die weiterhin in der Reiterei dienten, wenn dies im Rahmen der ausgesprochenen Amnestie möglich war, und das Darlehen zurückzahlen mussten, wurde kein weiteres Darlehen vom Staat gegeben und sie mussten für die Haltung ihres Pferdes ohne jegliche finanzielle Hilfe auskommen. Wenn die gesamte Reitergruppe jedoch nach den Ereignissen der Jahre 411-403 aufgelöst wurde und die θαηάζηαζηο, wie auch im Normalfall des Ausscheidens aus der Reiterei, zurückzahlte, wie ist dann die Reduzierung des Lohnes zu bewerten? Dass die Herabsetzung des ζῖηνο wegen Finanzknappheit vollzogen wurde, scheint m. E. unwahrscheinlich, denn gleichzeitig stieg der Lohn der ἱππνηνμόηαη, so dass sich der vom Staat bezahlte Lohn insgesamt nur geringfügig - und wenn die von I. G. Spence, ZPE 67 1987, 167ff. für die Reiterei nach dem Peloponnesischen Krieg vorgeschlagene Zahl von 650 Reitern stimmt, gar nicht veränderte. Dazu s. auch G. R. Bugh, TAPhA 112, 1982, 26; zur θαηάζηαζηο s. auch hier Anm. 61. Die κηζζνθνξία wurde von einer Drachme am Tag auf vier oboloi reduziert, während die der ἱππνηνμόηαη von zwei auf acht oboloi aufgestockt wurde. Lysias, Frg. 6 Καηά Θενδνηίδνπ bei L. Gernet M. Bizos, Lysias-Discours II (1967) 257, 6; s. dazu auch die Diskussion bei G. R. Bugh, TAPhA 112, 1982, 27 und Anm. 11; ders., Horsemen 131-133. 154ff.; auch Spence, Cavalry 217f. Lysias 16. 8, 26. 10. Bugh, Horsemen 140-143; Spence, Cavalry 218f.; Weißenberger, Dokimasiereden 47 und Anm. 133. 225ff. Die bei Lysias angeführten Stellen überliefern, dass unter den Ratsherren ebenso ehemalige Reiter sitzen. Beim Ausschluss aus dem Rat müssen folglich andere Gründe, wie z. B. Verbrechen eine größere Rolle gespielt haben. Andererseits ist die Mitgliedschaft bei den Hippeis unter den Dreißig nicht völlig aus dem Bild der politischen Rivalitäten zu streichen. Zur Dokimasie s. Hansen, Demosthenes 227-8. 268.

terhin der Tatsache bewusst sein, dass das Monument primär ein Bildwerk ist, das zur Verherrlichung eines Reiters geschaffen wurde, das im Kontext der athenischen Polis gerade dieses allgemeine Ideal des für den Staat kämpfenden Bürgers versinnbildlicht. Die durch die Inschrift hervorgerufene Konnotation der in der Literatur dieser Zeit überlieferten δσξνδνθία der Hipparchen und des Bemühens der reichen Familien, ihren politischen und militärischen Aufgaben zu entgehen, werden im Dexileosmonument zurückgewiesen,123 immer jedoch sekundär nach der eigentlichen, funktionellen Bedeutung der Grabstele.124

Dass eine gewisse anti-hippische Haltung unter einigen Athenern existierte, belegt auch das bei Xenophon überlieferte Urteil, nach dem im Jahr 400/399 die Athener dem spartanischen Befehlshaber Thibron dreihundert Reiter, die unter den Dreißig gedient hatten, nach Kleinasien schickten, um den Spartanern gegen den drohenden Einfall des persischen Satrapen Tissaphernes in die ionischen Städte zu helfen.118 Nach Xenophon könne ihr eventueller Tod für die Demokratie nur ein Vorteil sein.119 Die nach dem Fall der Dreißig oben festgestellte Feindseligkeit innerhalb Athens gegenüber den Hippeis, die unter den Dreißig gedient hatten, hatte nur verhaltene Rückwirkung auf die Kunst des frühen 4. Jhs. Als ein Zeugnis einer solchen Wirkung wurde das Grabrelief des Dexileos (RK 5, Taf. 2) angesehen, das auf der Inschrift der Basis das Datum der Geburt und des Todes des Dexileos anführt. Dexileos wurde 414/3 geboren und starb während des Korinthischen Krieges im Jahr 394/3 in der Schlacht bei Korinth. Das Bildwerk, das durch das von den Staatsgräbern übernommene Motiv des sich für den Staat opfernden Reiter-Kriegers ein Paradigma von Verhaltensnormen darstellt, birgt durch den Hinweis der Inschrift eine zweite, bewusst eingesetzte Botschaft.120 Im Rahmen der allgemeinen Feindseligkeit gegenüber den Hippeis konnte die Beifügung des Geburtsjahres des Dexileos dem Betrachter verdeutlichen, dass er zu jung war, um unter den Dreißig Tyrannen zu dienen. Diese von C. Edmondson geäußerte Theorie121 wird dem Monument unter diesem Gesichtspunkt durchaus gerecht, denn die jüngeren Hippeis waren tatsächlich mit den Taten ihrer Vorgänger belastet. Die Grabstele kann in diesem Zusammenhang als ein Monument verstanden werden, das einerseits die θαινθαγαζία des gefallenen Reiters rühmt, andererseits seine demokratische Gesinnung heraushebt, und zuletzt darauf hinweisen soll, dass seine Familie keine anti-demokratische Gesinnung gepflegt hatte.122 Selbst der hervorragende Aufstellungsort an der Eckterrasse des Kerameikos setzt den Reiter örtlich in Beziehung zum Demosion Sema, der ‘staatlichen’ Gräberstraße, entlang derer die Staatsgrabmäler der Kriegsgefallenen standen. Darüber hinaus muss man sich jedoch wei-

Zieht man die historischen Tatsachen der Rolle der athenischen Hippeis hinzu,125 wird ersichtlich, dass die Hippeis militärisch durchaus nicht so erfolgreich waren, wie man aus den Kampfdarstellungen der Grabmäler dieser Zeit annehmen könnte.126 Die Deutung solcher Monumente, die von Bugh127 als ein Aufpolieren der Popularität der Hippeis angesehen wurde, ohne dass diese Funktion der Darstellung die einzige dem Betrachter signifikante war, scheint m. E. für die Interpretation des Reliefbildes wenig schlüssig zu sein, denn das ikonographische Motiv des kämpfenden Reiters oder Soldaten scheint auf den Grabstelen vielmehr als rühmender Topos benutzt zu werden, um die normierten Verhaltensideale der Polis zu veranschaulichen.128 Die Anwendung spezifischer Motive (Dexiosis, Frau im Oikos, manteltragender Mann in der Öffentlichkeit) auf den Grabreliefs scheint darüber hinaus gattungsgebunden und der Stilisierungsgrad in den Bildern erheblich zu sein, woraus sich eine gewisse Distanz zur tatsächlichen Lebenswirklichkeit ergibt. Auch wenn es möglich ist, auf konkrete historische Verhältnisse anzuspielen (Dexileosmonument), handelt es sich dabei in den Reliefbildern vielmehr um einen Ausnahmefall. Das Bedürfnis, von dem Bugh spricht, den Ruf der Hippeis zu überholen kann demnach von der Fortdauer einer anti-hippischen Gesinnung innerhalb einiger Kreise zeugen (worauf allein die Inschrift des Dexileosmonumentes anspielt), die seitens der Hippeis einer Korrektur bedurfte, die Frage jedoch inwieweit sich die Reliefbilder mit Mensch und Pferd dazu äußerten, muss m. E. mit Vorsicht behandelt werden.129 Bezeichnend beim Dexileosrelief scheint letztlich doch zu sein,

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Zur historischen Situation s. Bengston, GrG 235; Bugh, Horsemen 130f.; Spence, Cavalry 217. Xen. Hell. 3. 1. 4: Οἱ δ’ ἔπεκςαλ η῵λ ἐπὶ η῵λ ηξηάθνληα ἱππεπζάλησλ, λνκίδνληεο θὲξδνο ηῶ δήκῳ, εἰ ἀπνδεκνῖελ θαὶ ἐλαπόινηλην. Diesbezüglich ablehnend Schäfer, Hippeis 189f. und Anm. 1091, der die in der Inschrift genannte Altersangabe im Sinne einer Präzisierung des Alters des Verstorbenen ansieht. Bei den Sitzungen der American Philological Association und des Archaeological Institute of America in Washington im Jahr 1975 in einem Vortrag mit dem Titel «IG II2 6217. A Footnote to the Restoration of the Athenian Democracy» geäußert; s. Bugh, Horsemen 139 und Anm. 56; der These schloss sich auch Spence, Cavalry 219 an. So auch I. Morris in: Athenian Identity 81f.

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s. Bugh, TAPhA 112, 1982, 29 und Anm. 18. Zur Funktion der Grabstelen s. hier Kap. 3. 1. 2. und Kap. zu den Privatgrabmälern mit Reiterkampf. Zu den Ereignissen des Korinthischen Krieges s. Xen. Hell. 4. 2. 923, besonders 4. 2. 17; Diod. 14. 83. 1ff; B. S. Strauss, Athens after the Peloponnesian War (1986) 122-125; Bugh, Horsemen 135f. s. die Reihe der Staatsgrabmäler vom Kerameikos-Demosion Sema. Bugh, Horsemen 139. s. Bergemann, Thanatos 63f. 79f. In diese Richtung argumentierte schon Schäfer, Hippeis 189f. und Anm. 1089, der zurecht eine angeblich geminderte Wertschätzung des Reiterbildes auf Grabreliefs aufgrund einer aristokratischoligarchischen Konnotation ablehnt. Folglich sieht er auch keine Reaktion in den Grabreliefs der Reiterei auf die in Schriftquellen erkennbare Kritik der Zeit.

dass die Eltern des Dexileos selbstbewusst genug waren, den Status ihres Sohnes bildlich als Reiter nicht zu verheimlichen, sondern ihn demonstrativ in den Vordergrund zu rücken, und dies alles in einer eher ungünstigen Zeit für die Reiter.

Pferde gerade von diesen Leuten, oder von den körperlich Untüchtigen einzubeziehen.136 Xenophon sah die Neuorganisierung der Hippeis als unerlässlich an,137 zumal er selbst während des Zugs in Kleinasien und später in Griechenland Erfahrungen in der Reiterei sammeln konnte.138 Er erwähnt weiter, dass das Reiten und die Kriegsführung ehrenvoller seien als ein Sieg in sportlichen Wettkämpfen, und darüber hinaus, dass die Götter die Stadt mit Glück krönen, so dass es sich mehr als irgend etwas anderes lohne, das Kriegswesen auszuüben.139 Die Äußerung Xenophons ist als ein Propagieren der Reiterei zu verstehen, die die Jugendlichen zur ehrenvollen Teilnahme bewegen soll.

Spence ist der Auffassung, dass der zeitliche Abstand nach den ‘oligarchischen Geschehnissen’ und die Erfolge nach kriegerischen Ereignissen während der ersten Hälfte des 4. Jhs. bis zur Schlacht von Mantineia (362) wesentlich dazu beigetragen haben müssen, dass sich die Hippeis in der athenischen Gemeinschaft rehabilitierten.130 Die literarischen Quellen dieser Zeit schweigen, was die Rolle der athenischen Hippeis im öffentlichen Leben der Stadt angeht, die wenigen Angaben jedoch zeigen, dass die nach dem Fall der Dreißig Tyrannen ausgesprochene Amnestie ihre Geltung auch für die Hippeis hatte und eingehalten wurde.131

Ob folglich eine allgemeine anti-hippische Gesinnung aus dem Hipparchikos zu lesen ist, scheint problematisch, denn in Xenophons Schrift werden lediglich die Schwierigkeiten, die in Athen im Rekrutieren der Reiter bestanden, beschrieben, ebenso wie die Erfordernis des Hipparchen, in die Politik Zugang zu haben. Eine spitze antihippische Haltung innerhalb Athens ist m. E. daraus schwerlich zu rekonstruieren, auch wenn die Probleme der athenischen Hippeis thematisiert werden und eine Lösung erfordern.

Die wenigen militärischen Einsätze der Hippeis, die überliefert sind, bezeugen, dass die Hippeis bis zur Schlacht von Mantineia keine effektive Rolle in der Kriegsführung der Athener spielten.132 Die von Xenophon in den Jahren von 365 bis kurz vor seinem Tod verfassten zwei Schriften Ἱππαξρηθόο und Πεξὶ Ἱππηθῆο, in denen zum einen die Aufgaben des Hipparchen und zum anderen Anweisungen für den Kauf und die Haltung eines Pferdes behandelt werden, können nach Spence133 aufschlussreich für das Weiterbestehen einer anti-hippischen Gesinnung in Athen sein. Die Notwendigkeit jedoch für einen Hipparchen, auch ein guter Politiker zu sein, was Voraussetzung dafür war, dass Reiter und Boule ihm in seinen Entscheidungen zur Seite standen,134 muss nicht im Rahmen einer anti-hippischen Gesinnung innerhalb Athens seine Geltung gehabt haben, sondern könnte in gleicher Weise in Zeiten, in denen eine positive Würdigung der Hippeis vorherrschte, Bestand gehabt haben, da Xenophons Rat viel mehr im Sinn einer 'technischen' Angelegenheit des Hipparchendienstes, als einer Andeutung einer antihippischen Gesinnung zu verstehen ist.

2. 3. 3 Kollektive Ehrungen für die Reiterei Die auf Mehrheitsbeschluss der Volksversammlung beruhende Ehrungen für die Reiterei fügen dem Diskurs über die athenischen ‘Ritter’ einen weiteren Punkt hinzu und sind für unsere Fragestellung von Belang, denn sie stellen ein Urteil über die Hippeis dar, das a) ihre öffentliche Präsenz mitprägt und b) die Einstellung des Staates gegenüber ihrer Kavallerie widerspiegelt. Grundsätzlich muss betont werden, dass ein Ehrendenkmal in der Volksversammlung beantragt werden musste.140 Die Bewilligung eines Antrages bedeutete, dass der größte Teil der Bevölkerung mit der Ehrung einverstanden war. Die Aufstellung eines Ehrendenkmals spiegelt folglich die Wirkung wider, die ein Ereignis, eine Person oder eine Gruppe innerhalb des athenischen Volkes hatte.

Aus den Schriften Xenophons ist zu entnehmen , dass diejenigen, die kraftvoll θαὶ ρξήκαζηλ θαὶ ζώκαζηλ waren, mit allen Mitteln, d. h. ἢ εἰζάγνληα εἰο δηθαζηήξηνλ ἢ πείζνληα zu ihrem Reiterdienst aktiviert werden sollen.135 Dass der Reiterdienst nicht von allen wohlhabenden Athenern mit Vergnügen unterstützt wurde, spricht er ebenso aus wie er rät das Geld für die Bezahlung der

In einer Stelle der Ritter des Aristophanes141 beklagt sich Kleon über die Rügen, die ihm der Chor der Reiter erteilt; 136 137

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Spence, Cavalry 222-224. «it seems that time (and success in battle) helped heal the wounds to its reputation caused by cavalry involvement with the Thirty». Arist. AP. 40. s. Bugh, Horsemen 143-148; Spence, Cavalry 223; zur Rolle der athenischen Hippeis im Marsch der Zehntausend s. Worley, Hippeis 123ff. Spence, Cavalry 223f. Xen. Hipp. 1. 8, 3. 5. Xen Hipp. 1. 9.

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Xen. Hipp. 9. 5-8. Dazu gehörte sicherlich auch die Rekrutierung von zweihundert Söldnern, um die Reiterei wieder auf ein Kontingent von Tausend Reitern zu bringen. Auch die Metoiken würden die Reiterpflicht als eine Ehre empfinden, wenn man sie rekrutieren sollte. So Xen. Hipp. 9. 3. ff. Die Passagen zeugen von den Problemen, die in der Zusammenstellung der athenischen Reiterei existierten. Spence, Cavalry XXI ff.; R. Keller, Xenophon, Über die ReitkunstDer Reiteroberst (1962) 5ff.; K. Widdra, Xenophon-Reitkunst (1965) 2ff. Xen. Hipp. 8. 5-8. s. Hölscher, Historienbilder 119 und Anm. 651 mit Verweisen. Ar. Eq. 266ff.

Xenophon147 überliefert: ζπλέξξαμαλ ἐξ῵ληεο ἀλαζώζαζζαη ηὴλ παηξῴαλ δόμαλ. Darunter sind die athenischen Hippeis zu verstehen, die den Ruhm ihrer Väter zu erneuern versuchten. Der Einsatz der athenischen Hippeis war zwar nicht maßgeblich entscheidend für den Ausgang der Schlacht, trug jedoch dazu bei, dass Thebaner und Thessalier keinen eindeutigen Sieg feiern konnten.148

ihm, der dem Demos einen Antrag für ein die Tapferkeit der Ritter preisendes Ehrendenkmal stellen wollte. Auch wenn die Form des Ehrendenkmals nicht genannt wird, verdeutlicht die Stelle, dass die Einstellung gegenüber den Hippeis zu dieser Zeit positiv war. Neben dem per se ehrenden Charakter, den ein solcher Antrag in der Volksversammlung gehabt haben muss, ist es von Bedeutung, dass Kleon wohl damit gerechnet haben muss, dass seinem Antrag zugestimmt worden wäre.

Die Schlacht von Mantineia schien wegen ihrer historischen Bedeutung, die in der Vorankündigung der Auflösung der Thebanischen Hegemonie bestand,149 in Athen nachdrücklichen Eindruck gemacht zu haben. Die Teilnahme der athenischen Hippeis an der Schlacht bedeutete für die Reiter, dass sie zumindest als Gleichrangige zu den besten Kavallerieeinheiten Griechenlands gehörten. In der Zeus-Stoa auf der Agora in Athen wurde demzufolge, als Teil innerhalb eines Gemäldezyklus’ des Euphranor, ein Gemälde angebracht, das allerdings nicht die Schlacht von Mantineia darstellte, sondern ein Reitergefecht davor, in dem die athenische Reiterei die thebanische einige Tage vor der eigentlichen Schlacht vor Mantineia zurückschlug.150 Es stellen sich dabei drei grundsätzliche Fragen, um die Bedeutung des in der Stoa aufgestellten Bildes zu erschließen: 1. Was ist der Grund dafür, dass das Gemälde in der Zeus-Stoa aufgestellt wurde? 2. Welche Funktion hatte das Bild innerhalb der Bildergruppe? 3. Inwieweit lässt sich aus der Aufstellung und Funktion des Gemäldes ein Urteil über die athenischen Hippeis folgern?

Die bedeutende Rolle der Reiterei und ihrer gesellschaftlichen Ideale für den demokratischen Staat wird in deutlichster Weise durch das Auftreten der Kavallerie in der Prozession des Parthenonfrieses belegt. Die Reiter repräsentieren auf dem Fries die gesamte attische Gemeinschaft. Als emblematische Vertreter der Aristokratie werden sie vom Staat eingesetzt, um ihm selber größeren Glanz zu verleihen und um im Kontext der demokratischen Verhaltensmuster die Einbindung der Reiter zu demonstrieren.142 Auf dem repräsentativsten Tempel der athenischen Polis soll die Darstellung der Reiter als Vorbild und zugleich als Einigkeitsbild für das gesamte Bürgerkollektiv funktionieren. Ein spätes Beispiel für ein die Hippeis ehrendes Monument nennt Pausanias,143 der erwähnt, dass ein ηξόπαηνλ Ἀζελαίσλ ἱππνκαρίᾳ innerhalb der Stadtmauer an einem Tor nicht weit vom Dipylontor zu sehen war.144 Auf eine erfolgreiche militärische Aktion hinweisend, in der die athenische Reiterei erwähnt wird, ist diese hippische Trophäe als ein die Reiterei ehrendes Denkmal zu verstehen, das von der Präsenz und der Anerkennung, die die Hippeis in Athen genossen, zeugt. In einer Zeit, in der die Reiterei von 1000 auf 200 Mann dezimiert wurde (zwischen dem Ende des 4. Jhs. und 282/1)145 und ihre militärische Bedeutung wegen der makedonischen Garnison in Mounichia enorm eingeschränkt wurde, zeigte der Staat, dass der Dienst in der Reiterei eine ehrenvolle Aufgabe war.

Die Stoa des Zeus Eleutherios,151 deren Erbauung um 430 begonnen wurde, beherbergte den Kult des Zeus Eleutherios, des ‘Befreiers’, dessen Einführung in Athen in die Zeit nach den Perserkriegen datiert wird.152 Aus der eingehenden Untersuchung K. Raaflaubs über den griechischen Freiheitsbegriff wird klar ersichtlich, dass Kulte von Freiheitsgöttern in Griechenland ausnahmslos Kulte sind, die «im Hinblick auf die von der Gemeinde (oder einer größeren Gemeinschaft) erkämpfte Freiheit durch

Nach der Teilnahme der athenischen Hippeis an der Schlacht von Mantineia146 (362) ist folgender Satz bei 142

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s. dazu M. Rossholm Lagerlöf, The Sculptures of the Parthenon. Aesthetics and Interpretation (2000) 108ff.; G. Fischer in: R. von den Hoff – S. Schmidt (Hrsg.), Konstruktionen von Wirklichkeit. Bilder im Griechenland des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (2001) 183ff. Paus. 1. 15. 1. Als ursprünglichen Aufstellungsort des Tropaion rekonstruiert Chr. Habicht, Pausanias und seine «Beschreibung Griechenlands» (1985) 78ff. bes. 80 und Anm. 60, den Platz vor dem Hipparcheion, das wohl an der nordwestlichen Ecke der Agora lag. Die anfängliche Datierung des Sieges der Athener über Pleistarchos in das Jahr 318 wurde in der Forschung abgelehnt und in die Jahre 303/2 gesetzt. Dazu s. Chr. Habicht, Pausanias und seine ‘Beschreibung Griechenlands’ (1985) 78ff. mit Diskussion der älteren Literatur. Dazu s. hier Anm. 67f. Zur Schilderung der Schlacht von Mantineia s. Xen. Hell. 7. 5. 15ff.; Diod. 15. 85. 1ff.

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Xen. Hell. 7. 5. 16, 25; der euphorische Ton, den Xenophon in seiner Beschreibung der Ereignisse für die athenischen Hippeis gebraucht, ist in Verbindung mit der Tatsache zu setzen, dass sein Sohn Gryllos mitkämpfte und dort fiel, wie in der Forschung bemerkt wurde. s. Bugh, Horsemen 148-150; Spence, Cavalry 224f.; Paus. 8. 9. 5. überliefert, dass in Mantineia das Grab des Gryllos in Form einer Stele mit einer Reiterdarstellung zu sehen war. Dazu s. Hölscher, Historienbilder 116ff. s. Worley, Hippeis 146ff. J. Buckler, The Theban Hegemony 371-362 B. C. (1980) 218. 219 und Anm. 61. 220ff. Paus. 1. 3. 3f.; Plut. De glor. Athen. 2; Plinius, N. H. 35. 129; J. Overbeck, Die antiken Schriftquellen zur Geschichte der Bildenden Künste bei den Griechen (1868) Nr. 1790-1795; s. dazu Hölscher, Historienbilder 116ff.; zu den Ereignissen der Schlacht s. Bugh, Horsemen 148ff.; Worley, Hippeis 146ff. Zur Halle s. H. A. Thompson - R. E. Wycherley, Agora XIV 96103; Wycherley, Stones 42ff.; Camp, Agora 119f.; Raaflaub, Freiheit 132 und Anm. 284ff. Dazu s. die Diskussion bei Raaflaub, Freiheit 132ff.

diese Gemeinde errichtet und gepflegt wurden»,153 und dass solche Kulte erst nach den Perserkriegen belegt sind. Im Kult des Zeus Eleutherios schlägt sich demnach politische Erfahrung im kultisch-religiösen Bereich nieder. Außergewöhnlich ist hierbei, dass der außenpolitische Aspekt primär ist, der innenpolitische nur sekundär.154

wahrscheinlich aus der Säulenhalle beizuwohnen.162 Im Rahmen der athenischen Feste, die zur Festigung einer gemeinschaftlichen athenischen Ideologie beitrugen, welche bei jedem Fest ins Bewusstsein der Bürger gerufen wurde, bot die Stoa einen adäquaten Rahmen für die Bürger der Polis.

Zeus Eleutherios, dessen Kult sich aus dem des Zeus Soter herausbildete,155 wird als Geber von Sieg und als Retter aus Kriegsnot verstanden. So stand der Kult im Dienst bewussten politischen Planens und wurde als Medium machtpolitischer Interessen genutzt, wie es sich aus der von Staats wegen gezielt angewandten Aufstellung von Ehrenstatuen verdienter Staatsmänner auf der Athener Agora ergibt.156 Der Beschluss der Athener im Jahr 393, eine Ehrenstatue des Admirals Konon vor der Stoa des Zeus Eleutherios aufzustellen, nachdem dieser im Jahr 394 bei Knidos einen großen Sieg über die Spartaner errang,157 sowie die Errichtung einer Bronzestatue seines Sohnes Timotheos im Jahr 375158 neben seinem Vater verdeutlichen, dass sich der Platz in und um die Stoa des Zeus Eleutherios zu einem der politisch repräsentativsten Plätze der athenischen Agora entwickelte, mit Betonung der Freiheit159 und des außenpolitischen Aspektes der Ehrung. Die Funktionalisierung des Platzes für politische Interessen führte dazu, dass die dort befindlichen Ehrenstatuen und Gemälde im Rahmen des athenischen Freiheitsbegriffes einen eindeutigen Sinn ergaben.160 Neben dieser repräsentativ-politischen Funktion der Stoa des Zeus Eleutherios hatte die Säulenhalle eine zweite Funktion, die während der großen Prozessionen in der Nutzung als Zuschauertribüne bestand.161 Genau diese Funktion beschreibt der Anfang des Dialoges ‘Miltiades’ des Sokratesschülers Aischinos, in dem geschildert wird, dass sich Sokrates, Euripides der Dichter und Agnon der Vater des Theramenes in der Stoa des Zeus Eleutherios aufhielten und unterhielten, während sie auf den großen Festzug des Panathenäenfestes warteten, um diesem

Entsprechend dieser Funktionen der Stoa, nämlich den Kult des Zeus Eleutherios zu beherbergen und während der Feste einen ‘Aufenthaltsraum’ für die Bürger zu bilden, waren auch die visuellen Reize in und um die Stoa für den Besucher vorhanden, die die Signifikanz des Ortes definierten.

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Genau an diesen Punkt schließt die Darstellung des Reitergefechtes vor der Schlacht von Mantineia an. Sie muss im Kontext des gesamten von Euphranor gemalten Gemäldezyklus gesehen werden, der, wie aus Pausanias’ Beschreibung hervorgeht,163 außer der Reiterschlacht ein Bild, mit den zwölf Göttern und eines mit Theseus, Demokratia und Demos einschloss.164 Das ungewöhnliche Bildthema eines Reitergefechts, das nicht einmal die große Schlacht von Mantineia selbst darstellte, und daher nicht von epochaler Bedeutung war, kann jedoch nicht ohne Signifikanz gewesen sein, denn sonst wäre es nicht in dieser Politik und Religion konnotierenden Stoa aufgestellt worden. Innerhalb des Zyklus wird mit den zwölf Göttern beispielhaft die göttliche Arche, daneben Theseus, Demos und Demokratia als das Pendant zur göttlichen Ordnung im Sinne einer politischen Ordnung dargestellt. Für die Freiheit165 dieser politischen - spezifisch athenischen - Ordnung eintretend und die Eleutheria verteidigend werden schließlich die athenischen Hippeis in einem weiteren Bild thematisiert. Die von Raaflaub166 herausgearbeitete begriffliche Gleichsetzung von Demokratie und Freiheit lässt in diesem Licht die Gemälde der Stoa des Zeus Eleutherios signifikant erscheinen. Die Frage, warum letztlich konkret das Gefecht der athenischen Reiter als Bildthema des dritten Bildes ausgewählt wurde, um für die zentrale Konzeption von Freiheit und Demokratie, als repräsentatives Werk an einem öffentlichen Ort, an dem offenkundig Religion, Kult und Politik verbunden sind, zu fungieren, ist nicht zufriedenstellend zu beantworten, zumal keine Nachrichten über Auftraggeber und die Praxis der Errichtung von Gemäl-

Raaflaub, Freiheit 133. Raaflaub, Freiheit 133. Raaflaub, Freiheit 135ff. Diese Praktik der Aufstellung von Ehrenstatuen reicht auf der Athener Agora vom Monument der Tyrannenmörder bis zu den Ehrenstatuen des Brutus und Cassius. Dazu s. Dem. 20. 70; Paus. 1. 3. 2; zur Statue des Konon s. R. Krumeich in: Standorte 307-309. Cornelius Nepus, Timotheos 2. 3; Aischin. 3. 243; Paus. 1. 3. 2; G. M. A. Richter, The Portraits of the Greeks II (1965) 159f.; T. Hölscher in: K. Fittschen (Hrsg.), Griechische Portraits (1988) 378; R. Krumeich in: Standorte 307-309. Zu weiteren Ehrenbildnissen s. Hölscher, Historienbilder 118f. Zur Semantik der öffentlichen Räume s. Hölscher, Räume passim. Zwei Zitate daraus sind im Zusammenhang der hier behandelten Frage als grundsätzlich zu betrachten: 1. S. 102 «Monumentales Gedächtnis wurde zur Bildung von politischer Identität eingesetzt» und 2. S. 106 «Die öffentlichen Räume erhielten durch Bildwerke visuelle Signifikanz und Definition». Über die verschiedenen Funktionen der Stoai s. G. Kuhn, JdI 100, 1985, 169ff., bes. 296; natürlich konnte man die Stoa auch als Treffpunkt an Tagen, an denen keine religiöse Prozession stattfand, nutzen: s. Camp, Agora 120.

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POxy 2889; dazu A. Patzer, ZPE 15, 1974, 271ff.; Robertson, Festivals 96 und Anm. 19. Paus. 1. 3. 3f. Dazu s. hier Anm. 150; zur Problematik der exakten Rekonstruktion der Bildkompositionen und der Aufstellung der Gemälde innerhalb der Stoa s. Hölscher, Historienbilder 118f.; R. Vasic, AJA 83, 1979, 345-349 mit einer nicht unproblematischen Rekonstruktion des Zyklus’. Freiheit wird hier vorrangig als Freiheit des athenischen Staates empfunden, als Freiheit, die durch Herrschaft legitimiert wird. Zum spezifisch athenischen Freiheitsbegriff s. Raaflaub, Freiheit 244ff. Raaflaub, Freiheit 258ff.

den bekannt ist, die nähere Informationen darüber geben könnten.167

kurz nach dem Bundesgenossenkrieg verfasst wurde und Vorschläge zur Linderung der Not des Demos bzw. ein Programm zur Beschaffung von Geldmitteln beinhaltet.173 Xenophon rät unter anderem den Reitern die herkömmlichen Zuwendungen zu gewähren.174 Die Favorisierung der Reiterei durch Xenophon, die im Licht seines konservativen politischen Standes gesehen werden muss,175 lässt sich auch in einer weiteren Passage ersehen, in der er den Reitern ohne Vorbehalt zutraut, diejenigen Feinde zu vernichten, die an Athen vorbeiziehen würden, um zu den benachbarten Silberminen zu gelangen.176

Dass die politische Wirkung, die das Bild durch seine öffentliche Aufstellung in Athen gehabt haben muss, tatsächlich auch von der Bedeutung der athenischen Hippeis innerhalb der Polis und nach der Verwicklung der Hippeis in die Tyrannenherrschaft von der Wiedererlangung ihres Ansehens zeugt, ist eine plausible Annahme, da der Repräsentationsgehalt des Bildes im konkreten Kontext beträchtlich gewesen sein muss.168 Die Tatsache schließlich, dass die Schlacht von Mantineia zu einem historischen Gedenktag erklärt wurde,169 zeigt die Bedeutung, die die Athener diesem Sieg beimaßen, auf. Das politisch-identifikatorische Moment, das das Einführen dieser Schlacht als historischen Gedenktag für die Athener mit sich brachte und durch den ritualisierten Vorgang eines Festes seinen Ausdruck fand,170 zeigt die Identität bildende Funktion von athenischer ‘Kunst’ und Kultur auf, die hier a) durch die Erinnerung an einen Sieg gegen eine geschaffene Gegenwelt, b) durch die Idealisierung von Geschichte, das kulturelle Gedächtnis wachhält.171 Die Aufstellung des Gemäldes des ‘athenischen Anteils’ am Sieg von Mantineia in der Stoa des Zeus Eleutherios ist im Licht der Tatsache zu sehen, dass Gedenktage in der Regel mit Ereignissen zusammenhingen, die mit Unabhängigkeit, Autarkie und Demokratie zu tun hatten. All dies scheint man auf der athenischen Agora gefeiert zu haben.

Originell ist auch der Vorschlag, es sollten Metoiken zur Reiterei zugelassen werden, da die Berufung in diese eine besondere Ehre für sie bedeute.177 Unter den Metoiken sind wohl die reicheren aus dieser Gruppe zu verstehen, die zu einem gewissen Vermögen gekommen waren und in der Lage waren ein Pferd zu halten.178 Austin/VidalNaquet179 sahen in diesem Vorschlag Xenophons einen Widerspruch, da die Metoiken einerseits vom Dienst im Fußvolk ausgeschlossen, andererseits aber in der die Elite repräsentierenden Reiterei zugelassen werden sollen. Dieser offensichtliche Widerspruch bleibt einerseits weiterhin bestehen, wenn man die hohe soziale Stellung Xenophons bedenkt, muss andererseits relativiert werden, denn Xenophon sieht die Rolle der Metoiken im Rahmen seines die athenische Wirtschaft stärkenden Programms, in dem diese eine finanziell dynamische Rolle spielen sollen, um die Reichen wirtschaftlich zu schonen.180 Die Problematik, die in dem von Xenophon unterbreiteten Vorschlag liegt, führt auf die Frage, inwieweit es tatsächlich dazu kam, die Metoiken in den Reiterdienst zuzulassen. In den literarischen Quellen treten die Metoiken im Militärdienst nur als Hopliten, in der Flotte und als Psiloi dienend, auf.181 Auch wenn an keiner Stelle der schriftlichen Überlieferung auf ein konkretes Verbot oder eine institutionalisierte Regelung, die seitens des athenischen

2. 3. 4 Urteile und Vorschläge zur Organisation der Reiterei Nach dem Untergang der Thebanischen Hegemonie folgte für Athen der Bundesgenossenkrieg (357-355), der den Niedergang des 2. Attischen Seebundes zur Folge hatte und die wirtschaftliche Situation in Athen immens erschwerte.172 Die πελία des Demos bildet den Gegenstand der Xenophonischen ökonomischen Schrift Πόξνη, die 167 168

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Zur Praxis der Errichtung von Bildnisstatuen s. Hölscher, Historienbilder 119 und Anm. 651.; Krumeich, Bildnisse 51ff. Die triumphale Darstellung der athenischen Reiterei in der ZeusStoa trug nach Spence, Cavalry 225 dazu bei, dass eine antihippische Einstellung in Athen zu schwinden begann. Plut. Mor. 350a: ηὴλ δὲ δσδεθάηελ ηνῦ ΢θηξξνθνξη῵λνο ἱεξσηέξαλ ἐπνίεζελ ὁ Μαληηλεηαθὸο ἀγώλ, ἐλ ᾧ η῵λ ἅιισλ ζπκκάρσλ ἐθβηαζζέλησλ θαὶ ηξαπέλησλ, κόλνη ηὸ θαζ’ ἑαπηνὺο ληθήζαληεο ἔζηεζαλ ηξόπαηνλ ἀπὸ η῵λ ληθώλησλ πνιεκίσλ. ; zum 12. Tag des Monats Skirophorion s. J. D. Mikalson, The Sacred and Civil Calendar of the Athenian Year (1975) 170. Zur Funktion und Bedeutung von Gedenktagen bei den Griechen s. A. Chaniotis in: J. Assmann (Hrsg.), Das Fest und das Heilige. Religiöse Kontrapunkte zur Alltagswelt (1991) 123ff. Zu den Typen des Verhältnisses der antiken Griechen zu ihrer Vergangenheit s. T. Hölscher in: J. Assmann - T. Hölscher (Hrsg.), Kultur und Gedächtnis (1988) 115ff. Zum Bundesgenossenkrieg s. E. Meyer, Geschichte des Altertums7 V (1981) 487ff.; Bengston, GrG 283f.; zur wirtschaftlichen Lage des 4. Jhs. s. Austin/Vidal-Naquet, Wirtschaft 114-127.

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Schütrumpf, Xenophon passim; G. Audring, XenophonÖkonomische Schriften (1992) 131ff.; J. Dillery, Historia 42, 1993, 1ff.; E. Schütrumpf in: Eder 293ff. Xen. Por. 6. 1: ἱεξεῦζη δὲ θαὶ βνπιῇ θαὶ ἀξραῖο θαὶ ἱππεῦζη ηά πάηξηα ἀπνδώζνκελ. Es wird hier der κηζζόο zu verstehen sein, der nach der Wiederherstellung der πάηξηνο πνιηηεία an die Reiter zu zahlen ist. s. Schütrumpf, Xenophon 23 und Anm. 106. 27 und Anm. 121; s. dazu auch Bugh, Horsemen 154f. J. K. Anderson, Xenophon (1974) 40 ff. Xen. Por. 4. 47. Xen. Hipp. 9. 6: λνκίδσ δὲ θαὶ κεηνίθσλ θηινηηκεῖζζαη ἄλ ηηλαο εἰο ἱππηθὸλ θαζηζηακέλνπο· ὁξ῵ γὰξ θαὶ η῵λ ἄιισλ ὁπόζσλ ἄλ θαι῵λ ὄλησλ καηαδηδ῵ζηλ αὐηνῖο νἱ πνιῖηαη, θηινηίκσο ἐλίνπο ἐζέινληαο ην πξνζηαρζὲλ δηαπξάηηεζζαη.; Xen. Por. 2. 5: θαὶ κεηαδηδόληεο δ’ ἄλ κνη δνθνῦκελ ηνῖο κεηνίθνηο η῵λ ˂ηε˃ ἄιισλ ὧλ θαιόλ κεηαδηδόλαη θαὶ ηνῦ ἱππηθνῦ εὐλνπζηέξνπο ἂλ πνηεῖζζαη θαὶ ἅκα ἰζρπξνηέξαλ ἄλ θαὶ κείδσ ηὴλ πόιηλ ἀπνδεηθλύλαη. Zur Situation der Metoiken s. Hansen, Demosthenes 63. 119ff; J. Bleicken, Die athenische Demokratie2 (1994) 86ff. Austin/Vidal-Naquet, Wirtschaft 317 Anm. 7. Schütrumpf, Xenophon 52. Thuk. 2. 13. 7, 31. 1-2; dazu s. D. Whitehead, The Ideology of the Athenian Metic (1977) 82-86; Hansen, Demosthenes 121.

Staates herangezogen wurde, um den μέλνη den Reiterdienst zu verwehren, verwiesen wird, scheint es nach dem Wortlaut der Textstellen182 wahrscheinlich, dass die Reiterei für die Metoiken tatsächlich nicht zugänglich war.

zahlt werde.190 Andererseits seien sie unentbehrlich geworden, da sie zweifelsohne besser ausgebildet seien als die schlechter ausgebildeten Bürgersoldaten, ohne die dennoch kein Krieg geführt werden könne.191

Wenn dieser Annahme ein gewisser Grad von Sicherheit zugesprochen werden kann, wie ist dann das Bild auf einem Grabrelief eines Argiver Metoiken im Kerameikos aus dem letzten Viertel des 4. Jhs., der als Reiter183 dargestellt ist, zu erklären? Man könnte annehmen, dass der mit der von Eubulos und Lykurg vertretenen Finanz- und Kulturpolitik184 verbundene mögliche Einsatz der Metoiken im Dienste der Stadt als eine entscheidend zum Aufbau der athenischen Wirtschaft beitragende Maßnahme angesehen wurde (im selben Sinn wie bei Xenophon). Die Darstellung eines Metoiken als Reiter wäre demnach zu den Zugeständnissen weitreichender Privilegien zu zählen. Die Frage inwieweit solch eine Entwicklung im Rahmen der historischen Situation dieser Zeit nachvollziehbar ist, bildet Teil eines weiterreichenden Fragenkomplexes, der im Abschnitt zu den Grabreliefs näher behandelt wird.

Die Hilfsexpeditionen, die Athen in den Jahren 349/8 nach Euboia unternahm, bestanden weitgehend aus Söldnern.192 Die Informationen über die Ereignisse dieser Expedition,193 die aus der Rede des Demosthenes “Gegen Meidias“ stammen, zeichnen ein Bild der politischen Wertung der athenischen Reiter, im Rahmen der demosthenischen Diskussionen zum athenischen Militär.194 Die privaten und politischen Elemente, die einerseits von der persönlichen Feindschaft zwischen Demosthenes und Meidias herrühren, andererseits die politischen Rivalitäten der beiden Antagonisten widerspiegeln, werden, was die Hippeis betrifft, in die Rede integriert und verschiedentlich benutzt.195 Das Bild, das sich daraus für Demosthenes’ Einstellung gegenüber den Hippeis ergibt, scheint in seinen Grundzügen positiv zu sein, denn Demosthenes richtet in seiner Rede seine Argumente gegen Meidias, der bei der Euboischen Expedition mitwirkte, und nicht gegen die Gesamtheit der Hippeis.196 Meidias, der als ein mit seinem Luxus protzender Mann dargestellt wird,197 versteht nach Demosthenes nichts von dem Amt des Hipparchen,198 das er wahrscheinlich bei der Euboischen Expedition, zusammen mit Kratinos, innehatte.199 Er entspricht zuletzt nicht dem athenischen Bürgerideal, das die wirtschaftliche aber auch persönliche Hingabe für den Staat von einem wohlhabenden Bürger erwartet.

Die Überlieferung des Deinarch185, dass unter Eubulos nach der Reformierung und Stärkung der Flotte auch eine Reform der Hippeis erfolgte, ist zwar von der Forschung wegen ihrer Isoliertheit verworfen worden,186 zeugt jedoch zumindest davon, dass wegen der Schwierigkeiten in ihrer Organisation gewisse Veränderungen in der Reiterei nötig waren. Schon im Oikonomikos187 weist Xenophon darauf hin, dass die Reiterei durch Leiturgien finanziell unterstützt werden soll, um kriegstüchtig zu bleiben. Xenophon rät darüber hinaus zur Berufung von zweihundert μέλνη, um die gesunkene Zahl der Reiter wieder auf tausend aufzustocken.188

Die athenischen Hippeis werden ferner für diese Zeit von Plutarch200 als Gruppe beim Sieg der Athener über die Truppen der Chalkideer, der Oreaten und der makedonischen Hilfstruppen bei Tamynai im Jahr 348 gelobt, als die Athener zur Unterstützung der athenischen Partei auf Euboia Hilfstruppen dorthin schickten, deren Führer

Das im 4. Jh. üblich gewordene Söldnertum fand seinen Niederschlag auch bei den athenischen Hippeis, wie aus den Philippika des Demosthenes189 ersichtlich ist. Unter den zweihundert Reitern, die die Kavallerie umfassen sollte, müssten zumindest fünfzig athenische Bürger dienen. Die übrigen Reiter sollten Berufssoldaten sein. Demosthenes besteht zwar auf dem traditionellen Muster der athenischen Bürgersoldaten, schließt aber die Söldner in das Militär ein, jedoch nicht ohne Vorbehalt, denn sie seien unzuverlässig, wenn der Sold nicht pünktlich ge-

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Dazu s. hier Anm. 177. Bildfeldstele des Argivers Menes aus dem Kerameikos, s. Kat. E 2 (Taf. 12). s. dazu Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 98, bes. 109f. Dein. I, 96; zum Werk von Deinarch s. N. C. Conomis, Dinarchi Orationes cum Fragmentis (1975). G. L. Cawkell, JHS 83, 1963, 66; I. Worthington, A Historical Commentary on Dinarchus (1992) 267. Xen. Oik. 2. 5-8. Xen. Hipp. 9. 3; s. dazu Bugh, Horsemen 156f.; ders., TAPhA 112, 1982, 29f. Dem. 4. 20-21, 24; s. dazu Bugh, Horsemen 159f; s. auch Burckhardt, BuS 214ff.

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Dem. 4. 24f. Dem. 4. 19f. Burckhardt, BuS 120ff. G. L. Cawkell, CQ 12, 1962, 127ff.; L. A. Tritle, Klio 74, 1992, 131ff. mit Literatur; Burckhardt,BuS 121ff. Dazu s. Burckhardt, BuS 197ff. mit weiterer Literatur. D. Brown, Das Geschäft mit dem Staat (1974) 163ff.; MacDowell, Meidias 5-13; Burckhardt, BuS 240ff. Dem. 21. 133; s. Bugh, Horsemen 159ff.; Spence, Cavalry 226f. Dem. 21. 132-135. Dem. 21. 173. Bugh, Horsemen 160 und Anm. 14. 161f. ist der Ansicht, dass Meidias das Amt des Hipparchen inne hatte, da er zusammen mit Kratinos als Co-Hipparch genannt wird. Nach MacDowell, Meidias 383, 385 war Meidias Hipparch vor der Euboischen Expedition. Demosthenes benutzt daher den Begriff Hipparch in der Rede in spöttischem Sinn, um auf die Unfähigkeit des Meidias solch ein Amt korrekt zu führen anzuspielen. Plut. Phok. 13. 2-3; s. auch Aischin. 3. 88, 140; L. A. Tritle, Klio 74, 1992, 131ff. mit Literatur; Bugh, Horsemen 16ff.; Spence, Cavalry 226; dagegen MacDowell, Meidias 6, der in den genannten Hippeis die Euboische Kavallerie erkennt.

Die in der Forschung208 geäußerte These, dass sich Athen im 4. Jh. als Staat nach innen und außen auf seine kulturelle Tradition zurückgreifend konstituierte und seinen Machtanspruch auf diese kulturelle Überlegenheit fundierte, behält grundsätzlich ihre Legitimität und Gültigkeit, da der Großteil der Bauaktivitäten sich in ‘kulturellem’ Rahmen vollzog und die Größe Athens im Gegensatz zum 5. Jh. nicht mit machtpolitischen Erfolgen begründet wurde. Hintzen-Bohlen209 äußerte zuletzt die These, dass die unter Eubulos und Lykurg verfolgte Kulturpolitik ebenso eine Betonung der politischen und demokratischen Tradition anstrebte und diese im Stadtbild veranschaulichte.

Plutarchos war. Der Einsatz der Hippeis soll dort wesentlich zum Ausgang der Schlacht beigetragen haben. Die Hippeis werden in dieser Schilderung als notwendiger Bestandteil der athenischen Streitkräfte angesehen,201 die trotz ihrer inneren organisatorischen Schwierigkeiten in Kriegssituationen dennoch hilfreich sein konnten, wie eben bei der Expedition in Euboia, die jedoch nichtsdestoweniger zu einem Desaster und zum Verlust der Kontrolle des euboischen Gebietes aus athenischer Sicht führte. Die immer stärker werdende Bedrohung Athens durch Philipp verursachte in Athen innenpolitische Spannungen, die sich in parteilichen Streitigkeiten zwischen den pround antimakedonisch eingestellten Fraktionen äußerten. Die Auswirkungen der Niederlage Athens bei Chaironeia 338 v. Chr.202 können auf vielen Ebenen beobachtet werden.203 Unter Lykurg wurde die Veränderung des Ephebiewesens204 vorgenommen, die forthin alle achtzehn bis zwanzigjährigen Jünglinge zu zwei Jahren militärischer Grundausbildung verpflichtete, die bauliche Aktivität im Piraeus gesteigert,205 die Stärkung der Flotte durch numerische Erhöhung und logistische Verbesserung des Schiffsbestandes vorangetrieben, die schon unter Eubulos in Angriff genommen worden war, die Förderung der Söldnerschaft propagiert und gewährleistet sowie die Einführung der θαηαινγεῖο bewerkstelligt, ein Musterungsbeamtenrat, um die Auswahl derjenigen Rekruten zu überprüfen, die in der Reiterei dienen sollten.

Die oben genannten Reformmaßnahmen zeigen, dass das Bestreben Athens innerhalb von Griechenland eine Führungsrolle einzunehmen, wohl aus der Besinnung auf die Tradition des 5. Jhs. stammte, und dass die unmittelbare Realität des Krieges dazu politische Maßnahmen erforderte, deren politische Bedeutung im Stadtbild Athens betont wurde, um Widerstand gegen die Makedonen leisten zu können. Die Wiedererbauung oder Neuplanung von Heiligtümern und Tempeln, die Aufstellung der drei Tragikerstatuen210 und die übrigen Baumaßnahmen unter Eubulos und Lykurg211 lassen andererseits erkennen, dass die kulturellen Traditionen in der öffentlichen Architektur verstärkt hervorgehoben wurden,212 da die historische Konstellation der zweiten Hälfte des 4. Jhs. keine machtpolitisch übergreifenden Aktionen Athens zuließ und sich die Repräsentation Athens darum nur in der Akzentuierung der eigenen kulturellen Identität entfalten konnte. Die oben genannten politischen Reformmaßnahmen müssen trotzdem - wenn auch weniger betont - ihre Rolle in der politischen Situation Athens gespielt haben.

Diese Reformmaßnahmen im Militärwesen wurden in der bisherigen Forschung verschieden interpretiert. Sie wurden einerseits als ein Versuch der Athener verstanden, sich gegen die Makedonen zu rüsten und dem makedonischen Herrschaftsanspruch auf ganz Griechenland Widerstand zu leisten.206 Andererseits wurde das Flottenbauprogramm als eine notwendige Maßnahme interpretiert, das nach außen hin Stärke und Unabhängigkeit demonstrieren sollte, um unter den veränderten Bedingungen des Alexanderreiches eine bevorzugte Stellung für die Stadt zu sichern.207

In diesem Kontext der inneren Sicherung ist auch die für die Hippeis bedeutende Einführung der θαηαινγεῖο213 zu verstehen, wie sie bei Aristoteles214 überliefert ist. Bugh setzt diese Reformmaßnahme in die Zeit zwischen 360 und 330/20, da keine Sicherheit über das genaue Jahr der Einführung zu gewinnen ist.215 Aus historischen Gründen scheint die Reform am ehesten nach der Schlacht von 208

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Dem. 14. 13; 13. 9. Bengston, GrG 299f.; Will, Alexander 7ff. mit Literatur; Bugh, Horsemen 166ff. Dazu s. Will, Alexander 8ff.; J. Engels, Studien zur politischen Biographie des Hypereides (1989) 99ff. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 119ff.; Burckhardt, BuS 26-75 mit ausführlicher Behandlung der einzelnen Problematiken, sowie auch älterer Literatur; P. Vidal-Naquet, Der schwarze Jäger (1989) 105ff.; Bugh, Horsemen 168 und Anm. 40. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 14ff., 150, Nr. 8, 9. Schmitt, Krieg 69 und Anm. 118f. mit älterer Literatur; HintzenBohlen, Kulturpolitik 119 und Anm. 216. Schmitt, Krieg 69 und Anm. 120-122. Dort auch weitere Literatur.

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T. Hölscher in : A. Molho - K. Raaflaub - J. Emlen (Hrsg.), CityStates in Classical Antiquity and Medieval Italy (1991) 375ff.; H. Knell in: Eder 475, 490, 498. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 135ff. Zur Bedeutung ihrer Bildnisstatuen s. P. Zanker, Die Maske des Sokrates (1995) 49ff. Zu den Denkmälern und Baumaßnahmen s. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 14ff.; dies. in: M. Flashar - H. J. Gehrke - E. Heinrich (Hrsg.), Retrospektive - Konzepte von Vergangenheit in der Griechisch-Römischen Antike (1996) 87ff. und bes. 104-106; s. auch Will, Alexander 79ff. H. Knell in: Eder 476ff. Dazu s. hier S. 5 mit Anm. 37f.; hier S. 7 mit Anm. 65. Arist. AP. 49. 2; Bei Xen. Hipp. 1. 9-12 wird ein anderes Verfahren beschrieben. G. R. Bugh, TAPhA 112, 1982, 23ff.; ders., Horsemen 170ff.; Dagegen F. S. Borokowski, Dokimasia: A Study in Athenian Constitutional Law (Diss. Cincinnati 1976) 33ff. und bes. 42f.

Chaironeia eingeführt worden zu sein. Die Annahme, dass die Einführung mit der von Deinarch (1. 96) genannten und unter Eubulos vollzogenen Reformierung der Reiterei zusammenhängen oder gar damit identisch sein könnte, scheint nach der Quellenlage möglich, da es die einzige, wenn auch ungenaue Angabe zur Reiterreform aus der Regierungszeit von Eubulos ist. Sie kann zwar nicht als sicher betrachtet werden, da selbst die Angabe von Deinarch in der Forschung als unsicher gilt.216 Dass jedoch die Einführung der θαηαινγεῖο in die Zeit der Ephebiereform und der Bautätigkeiten im militärischen Rahmen zu platzieren ist, scheint aufgrund des historischen Kontextes am wahrscheinlichsten. Dass letztlich die athenische Reiterei einer Reform bedurfte, um unter anderem die δσξνδνθία zu bekämpfen, war durch die makedonische Expansionspolitik einerseits dringlich, andererseits von den organisatorischen Schwierigkeiten der Reiterei bedingt, wie sich diese aus den Philippika und der meidiasischen Rede ergaben. Inwieweit diese Reformmaßnahme das bessere Funktionieren der athenischen Reiterei förderte und für die Angehörigen der Reiterei in ihrem Ansehen seitens der übrigen athenischen Bürger dienlich war, ist aus der Untersuchung der militärischen Ereignisse nach Chaironeia schwerlich zu ersehen, denn die athenische Reiterei wird zwar während des Lamischen Krieges217 (323-322) von Diodor,218 der die Hauptinformationen zu den Geschehnissen dieser Jahre liefert, genannt, sie scheint aber keine ausschlaggebende Rolle bei den Kriegsgeschehnissen gespielt zu haben. Vom Ausgang des Lamischen Krieges her zu urteilen,219 scheinen die Reformmaßnahmen im Militärwesen nur wenig effektiv gewesen zu sein. Der ganze Versuch Athens, sich militärisch aufzurüsten und mit machtpolitischen Erfolgen in Griechenland wieder zu einer Herrschaftsstellung zu gelangen, muss als fehlgeschlagen betrachtet werden. Dass zudem die Wiedererlangung dieser Machtposition durch kriegerische Mittel nicht möglich war, zeigt sich auch an der innenpolitischen Diskussion zwischen den Rhetoren. Die Poroi des Xenophon weisen schon viel früher Zeichen einer ebenso auf Frieden ausgerichteten Politik und auf Stabilisierung der innenpolitischen Angelegenheiten der Stadt auf.

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Hier s. Anm. 185f. Zum Lamischen Krieg s. Schmitt, Krieg 5ff. Diod. 18. 11. 3; 18. 15. 2. s. Schmitt, Krieg 147ff.

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kas aufgefunden. Eine gesonderte Gruppe bilden die Staatsgrabmäler mit Kampfdarstellungen, die am und um das Demosion Sema, die Gräberstraße der Polyandreia für die athenischen Gefallenen δεκνζίᾳ, d. h. von Staatskosten aus errichtet wurden, auch wenn ihr Fundort nicht mit dem ursprünglichen Aufstellungsort übereinstimmt.

3. Grabreliefs 3. 1 Fundort, Aufstellung und Funktion der Grabmonumente

Im Gebiet der größten Nekropole Attikas, dem Kerameikos von Athen, wurden 3 Grabstelen (E 2, Taf. 12; RK 5, Taf. 2; RK 8, Taf. 3) und 1 Grablekythos (E 10, Taf. 14) gefunden, die auf Grabterrassen aufgestellt waren. Die Bildfeldstele des Menes (E 2, Taf. 12) wurde im Grabbezirk der Samakion im Kerameikos gefunden, wo sie jedoch nicht aufgestellt gewesen sein kann. Das Grabrelief des Dexileos (RK 5, Taf. 2), das östlich vom Grabbezirk der Thorikier gefunden wurde, schmückte den für Dexileos dort von seiner Familie errichteten Kenotaph. Das in der Gegend der Hagia Triada Kirche gefundene Fragment einer Stele mit einer Kampfdarstellung muss anhand des Fundortes ebenso im Kerameikos aufgestellt gewesen sein. Im Kerameikos müssen ferner zwei Grabmonumente (FD 1, Taf. 4; E 11, Taf. 14) gestanden haben, die in Wiederverwendung im Gebiet der Nekropole gefunden wurden.

3. 1. 1 Fundorte Der Katalog der Grabreliefs mit Reiter- und Pferdeführerdarstellungen des 5. und 4. Jhs. beinhaltet insgesamt 70 Bildzeugnisse, für die Athen oder Attika als Fundort gelten oder wahrscheinlich sind. Bei 14 Stücken ist die Herkunftsangabe nur allgemein Athen oder Attika, so dass nicht genau bestimmt werden kann, in welchem Kontext sie ursprünglich aufgestellt waren.220 Bei 6 Stücken ist der Fundort gänzlich unbekannt, sie scheinen jedoch nach Material und Stil attisch zu sein.221 Für weitere 4 Stücke muss die Herkunftsangabe als unsicher angesehen werden.222 Ebenso schwerlich kann der ursprüngliche Aufstellungsort für 14 Stücke ermittelt werden, die in einer Wiederverwendung verbaut aufgefunden wurden.223 Für eine knappe Mehrzahl (36) der Grabreliefs mit Pferdeführer- oder Reiterdarstellungen ist somit nach den bekannten Fundangaben ihr Aufstellungsort in Klassischer Zeit nicht zu ermitteln, eine Feststellung, die eine strikte topographische Verteilung der Grabmonumente von sich aus deutlich erschwert und die Frage nach der Konzentration von Grabmonumenten mit Reiter- und Pferdeführerdarstellungen in attischen Nekropolen relativiert.

In der zweitgrößten Nekropole Attikas, vor dem Diocharestor von Athen,224 wurden 3 Grablekythoi und 1 ‘Grablutrophoros’ gefunden, von denen die Grablekythoi FD 26 (Taf. 8) und FD 27 (Taf. 9) dem Grabbezirk einer Familie aus Erchia, die ‘Grablutrophoros’ RK 9 (Taf. 3) dem Grabbezirk des Kleitophon aus Melite zugewiesen werden können. Für die Grablekythos FD 29 (Taf. 9) lässt sich hingegen kein konkreter Aufstellungskontext ermitteln.

Die Fundorte hingegen der weiteren 32 Grabmonumente lassen auf die ursprünglichen Aufstellungsorte der Grabstelen schließen. Die schlechte Erhaltung jedoch der verschiedenen Grabbezirke erlaubt es auch hier nicht immer, genaue Angaben über die exakte Aufstellungssituation der Denkmäler zu machen. Immerhin lassen sich einige Konstanten feststellen, die methodische Ansatzpunkte zur Art der Aufstellung und deren Funktion in den Grabbezirken bieten.

Aus einem Grabkomplex in Menidi, wo der antike Demos Acharnai der Phyle Oineis lokalisiert wird,225 stammen zwei Grablekythoi (FD 31, FD 32, Taf. 10), die wohl zusammengehören. Aus Patissia stammt die Grabstele eines Kriegers in Moskau (FD 5, Taf. 5), aus einem Bereich, wo die Ausfallstraße vom Acharnischen Tor Athens nach Norden hin verlief und in dem viele Gräber entdeckt wurden.226 Entlang der gleichen Ausfallstraße nach Norden wurde aus einem Grabbezirk in Nea Chalkidona, in einem Gebiet, in dem der antike Demos Iphistiadai der Phyle Akamantis angesetzt wird,227 eine Grablekythos mit Kampfdarstellung (RK 10, Taf. 3) zusammen mit einem Greifenkessel gefunden,228 die aus demselben Grabbezirk stammen.

Die Grabmonumente mit Darstellungen von Reitern und Pferdeführern erstrecken sich über ganz Attika. Sie wurden 1. in Nekropolen vor dem Asty von Athen, 2. entlang den aus Athen herausführenden Ausfallstraßen, sowie 3. in den Friedhöfen des Binnenlandes und der Küste Atti220

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E 1 (Taf. 12); E 5 (Taf. 13); E 4 (Taf. 13); J 2 (Taf. 15); E 9 (Taf. 14); FD 3 (Taf. 4); FD 4 (Taf. 4); FD 7 (Taf. 5); FD 14; FD 15 (Taf. 6); FD 20 (Taf. 7); FD 22 (Taf. 7); FD 25 (Taf. 8); FD 30 (Taf. 10). E 6; E 7 (Taf. 13); FD 12 (Taf. 6); FD 24 (Taf. 8); FD 42; RK 12; FD 2 (Taf. 4) Nähe der Heiligen Straße?; FD 8 Trachones?; FD 28 (Taf. 9) Marathon-Attika?; FD 40 (Taf. 12) Keratea? FD 1 (Taf. 4); RK 7? (Taf. 2); J 1 (Taf. 15); FD 6 (Taf. 5); RK 4 (Taf. 1); RK 1 (Taf. 1); RK 2 (Taf. 1); FD 9 (Taf. 5); FD 23 (Taf. 8); FD 38 (Taf. 11); E 11 (Taf. 14); RK 11 (Taf. 3), RK 13, E 12 (Taf. 14).

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Zum Friedhof s. Garland, Peribolos 154 f.; Salta, Grabstelen 25f. 66; Bergemann, Thanatos 191 F 5ff. bes. F 12. s. Traill, DT 133f. s. Salta, Grabstelen 76ff. Traill, DT 132; Salta, Grabstelen 77. Zur Lit. s. hier Kat. RK 10 (Taf. 3).

--πινο Φιπεύο genannt wird,238 sowie das Thema des Reliefbildes können m. E. mit einiger Sicherheit zu dem Schluss führen, dass dieses private Grabmal wahrscheinlich in dieser Nekropole aufgestellt war.

In einem stark verwüsteten Grabbezirk östlich der Akademie229 wurde eine dreiseitig verzierte Basis mit Kampfdarstellungen (RK 6, Taf. 2) gefunden, die wahrscheinlich zu einem Privatgrab (Kenotaph?) gehörte230 und nicht zum Demosion Sema, entlang dessen die athenischen Staatsgrabmäler aufgestellt waren.

In dem Gebiet von Peristeri, das sich mit dem antiken Demos Leukonoion der Phyle Leontis deckt,239 wurde eine Grablekythos eines Pferdeführers (FD 39) gefunden, für die sich der ursprüngliche Aufstellungsort nicht bestimmen lässt.

In der Gegend von Brachami, die zwischen der Ausfallstraße nach Aixone im Osten und den antiken Demen Euonymon und Halimous im Süden liegt,231 wurde eine Grablekythos (FD 13, Taf. 6) in einem Bereich gefunden, in dem viele Grabmonumente entdeckt wurden.232 In welchem Grabbezirk die Grablekythos jedoch aufgestellt war, lässt sich nicht ermitteln.

Eine unzureichende Angabe für die Rekonstruktion des ursprünglichen Aufstellungsortes der Grablekythos des Autophon (FD 35) wird durch die Erwähnung geliefert, dass das Gefäß entlang der Heiligen Straße gefunden wurde. Die reichen Funde, die in Grabanlagen entlang dieser Straße gemacht wurden,240 lassen an eine Aufstellung in einem Grabbezirk entlang der Straße denken, ohne jedoch für einen konkreten Aufstellungsort der Grablekythos zwingend zu sein.

Aus dem modernen Gebiet Trachones, das mit dem antiken Demos Euonymon der Phyle Erechtheis in Verbindung gebracht wird,233 stammt eine Grablekythos des Polymedes (E 8, Taf. 13). Im Gebiet von Trachones wurden Gräber entdeckt, die von der spätgeometrischen bis in die klassische Zeit reichen.234 Ob die Marmorlekythos in dieser Nekropole aufgestellt war, scheint wegen der Fundangabe wahrscheinlich, lässt sich jedoch nicht beweisen.

Eine weitere Palmetten-Rosettenstele für Verstorbene aus einer Familie aus Kephisia (FD 10, Taf. 5) wurde nach Conzes Angaben241 an Ort und Stelle im Garten des Anwesens von N. Chalkokondylis gefunden, wobei nicht weiter expliziert wird, ob sie zu einem dort befindlichen Grab gehörte. Aus den sukzessiv eingetragenen Namensinschriften242 lässt sich nur schließen, dass sie wahrscheinlich in einem gemeinsamen Familiengrabbezirk aufgestellt war.

Problematisch ist auch die Rekonstruktion der ursprünglichen Aufstellung der Grabstele FD 8, die K. B. Stark in Trachones sah. Dass sie wahrscheinlich zu einem Grabbezirk in Trachones gehören muss, legt eine von Conze erwähnte Palmetten-Rosetten-Stele235 nahe, die ebenfalls aus Trachones stammt. Sie muss aus dem selben Grabbezirk stammen wie FD 8, denn es werden in der später nachgetragenen Inschrift der PRS eben die Namen der auf FD 8 erwähnten Personen genannt.

Zu dem Grabbezirk des Menyllos und Astyphilos, im Gebiet von Voula, wo der antike Demos Halai Aixonidai der Phyle Kekropis ausgemacht wurde,243 müssen 4 Grablekythoi (FD 16-FD 19, Taf. 6) gehören, von denen drei mit Sicherheit dort gefunden sind und für die vierte (FD 19) der selbe Fundumstand angenommen werden kann. Die Grablekythoi müssen im Grabbezirk als Pendants aufgestellt gewesen sein. In Kato Voula wurde ferner eine Grablekythos (FD 34) gefunden, deren ursprünglicher Aufstellungsort sich nicht festlegen lässt.

Genauso wenig lässt sich mit absoluter Sicherheit der ursprüngliche Aufstellungsort für das Berliner Grabrelief mit einer Kampfdarstellung (RK 3, Taf. 1) bestimmen, das in Chalandri, in dem der antike Demos Phlya der Phyle Kekropis lokalisiert wird,236 gefunden wurde. Die aus dem Bereich von Phlya ans Licht gebrachten Grabmonumente,237 das Epigramm der Grabstele, in dem ein -

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Aus der Gegend von Spata, im Gebiet des antiken Demos Erchia der Phyle Aigeis,244stammen zwei Grablekythoi, von denen die erste (FD 36, Taf. 11) in einer klassischen Grabanlage gefunden wurde, die zweite (FD 37) hingegen aus Raubgrabungen stammt. In der Gegend der Ausgra-

Zu Gräbern aus dem Gebiet um die Akademie s. Salta, Grabstelen 72ff.; zu den verschiedenen Funktionen der Akademie s. C. Wacker, Das Gymnasion in Olympia. Geschichte und Funktion (1996) 145ff. So Clairmont, PN 41 und Anm. 56; ders., CAT II 151f.; R. Stupperich in: The Archaeology of Athens 95. s. Salta, Grabstelen 85f.; Traill, DT Klappkarte. Salta, Grabstelen 86 und Anm. 804ff. Traill, DT 125. Zum Fundort s. J. M. Geroulanos, AM 88, 1973, 1ff.; A. Mersch, Studien zur Siedlungsgeschichte Attikas von 950 bis 400 v. Chr. (1996) 21. 100ff.; Μ. Πεηξνπιάθνπ – Δ. Πεληάδνο, Αηηηθή. Οηθηζηηθά ζηνηρεία-πξώηε έθζεζε (1973) 133. Conze Nr. 1577, Taf. 335. Traill, DT 135. Salta, Grabstelen 37.

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s. hier Kat. RK 3 (Taf. 1). Traill, DT 130. Zu den Gräbern und Funden s. Salta, Grabstelen 70f. Conze Nr. 1111. s. dazu Scholl, Bildfeldstelen 23. C. W. J. Eliot, Coastal Demes of Attika (1962) 25ff.; Traill, DT 136; I. Andreou in: The Archaeology of Athens 191ff. Traill, DT 127.

bungen245 kamen außer einem Tumulus vier Grabterrassen ans Licht, auf einer von welchen die Grablekythos aufgestellt gewesen sein muss.

Albanirelief (RK 4, Taf. 1), das schon in der Antike nach Rom verschleppt und dort in den Gärten des Maecenas gefunden wurde, ist von der bisherigen Forschung entweder als Staatsgrab oder als ein Grabmal, das die Reiterei für ihre Gefallenen errichtete, gedeutet worden. In welchem konkreten Aufstellungskontext das Reiterrelief stand, kann nicht ermittelt werden.

Für die in Laurion gefundene Grabstele des Leokrates (E 3, Taf. 13) aus dem Demos Otryne246lässt sich der ursprüngliche Aufstellungsort nicht rekonstruieren. Aus Rhamnous stammen zwei Grabmonumente (FD 11, Taf. 5; J 3, Taf. 15), die auf der Grabterrasse des Grabbezirks des Hierokles von Rhamnous247 aufgestellt waren. Die Grabterrasse befand sich an der Westseite der Gräberstraße, in einer Entfernung ca. 150 m. nördlich des Nemesisheiligtums.

Von einem attischen Staatsgrabmal könnte ebenso das Fragment einer Stele mit einer Kampfdarstellung (RK 2, Taf. 1) stammen, das als Teil einer römischen Grundmauer nordwestlich vom Dipylon gefunden wurde. Die Entfernung des Fundortes zum Demosion Sema führte S. Kaempf-Dimitriadou zu der Vermutung, dass die Stele als öffentliches Denkmal im Staatsfriedhof aufgestellt war,252 eine These die sich jedoch nicht beweisen lässt.

In einer Grabterrasse am Ende des modernen Stadtteils Tampouria, an der Straße nach Keratsini, wurden mehrere Grabskulpturen gefunden,248 die zu einer Grabterrasse einer sich dort erstreckenden Nekropole gehören, unter denen sich auch eine Grablekythos mit einem Pferdeführer befindet (FD 21, Taf. 7).

Als einziges gesichertes Staatsgrabmal ist die Stele, die für die in Korinth und Boiotien gefallenen Reiter des Jahres 394/3 (RK 1, Taf. 1) errichtet wurde, zu betrachten. Die Bemerkung von Pausanias,253 dass am Demosion Sema neben den anderen Kriegergräbern die Stele für die in Korinth Gefallenen stand, sichert den Aufstellungsort des Staatsgrabmals.254

Der Aufstellungsort der ‘Grablutrophoros’ FD 41 (Taf. 12), die im Piraeus gefunden wurde,249 lässt sich hingegen nicht bestimmen, da keine näheren Angaben über den Fundort existieren und eine gründliche Erforschung der piräischen Nekropolen bisher unmöglich war. Abgesehen davon berichtet Pausanias250 auf seinem Weg vom Piraeus nach Athen entlang der Langen Mauern von ηάθνη γλσζηόηαηνη. Unter anderen Grabmonumenten erwähnt er auch ein Grab, auf dem ein pferdeführender Soldat zu sehen war. Ob es sich hierbei um eine Stele oder ein rundplastisches Monument gehandelt hat, erwähnt Pausanias jedoch nicht, nur dass dieses ἐπίζεκα ein Werk des Praxiteles sei.

3. 1. 2 Aufstellung und Funktion Die in der Forschung gemachten Beobachtungen zur Aufstellungsweise ergaben, dass die nebeneinander aufgestellten, eine Fassade bildenden Grabmonumente auf Terrassen errichtet wurden, die einen Familiengrabbezirk bildeten.255 Dabei wurde darauf geachtet, dass die Terrassen und die Grabmonumente auf die entlang den Nekropolen verlaufenden Straßen ausgerichtet waren, so dass sie für die vorbeigehenden Passanten des Friedhofs gut sichtbar waren.256 Genau dieses Bild ergibt sich auch aus dem obigen Abschnitt zu den Fundorten der Grabmonu-

In einem Grabbezirk wahrscheinlich nördlich oder nordwestlich des Eriai-tores251 könnte die Grablekythos eines Pferdeführers (FD 33, Taf. 11) aufgestellt gewesen sein, da als Fundort die Piraeos-Straße angegeben wird, ohne dass jedoch die genaue Höhe im Verlauf der Straße genannt wird, woraus sich eine Zuweisung an eine Nekropole außerhalb der Stadtmauer ergeben könnte.

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Neben den oben aufgeführten Grabmonumenten aus Attika wurden weitere 3 Grabstelen gefunden, die verschiedentlich als Staatsgräber gedeutet werden. Das sog. 245

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G. Steinhauer, Prakt 138, 1982, 123ff.; R. Osborne, Demos: The Discovery of Classical Attika (1985) 192; weitere Lit. s. hier Kat. FD 37. J. S. Traill, Hesperia 47, 1978, 103; ders., D&T 127. Zur Lit. s. hier Kat. FD 11 (Taf. 5). Zur Lit. s. hier Kat. FD 21 (Taf. 7); Vedder, Grabanlagen 297 T 67T 68. Zu den piräischen Nekropolen s. Salta, Grabstelen 106ff.; K.-V. von Eickstedt, Beiträge zur Topographie des antiken Piraeus (1991) 138f. 255ff.; R. Garland, The Piraeus (1987) 169. 223f. Paus. 1. 2, 2-3. Travlos, Athen 159 V und Abb. 219.

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Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 23. Paus. 1. 29. 11. Unklar ist die genaue Weise der Aufstellung. Die Einlassungen für Klammern, die auf der Oberseite der rechten Seite des Bildfrieses zu erkennen sind, sowie die Anathyrose der rechten Nebenseite können entweder auf einen einrahmenden ‘Bau’ oder auf eine Art ‘Stelenwand’ hindeuten, die die Gefallenenliste mit dem Relieffries stützte. So Clairmont, PN 63. 211 und Anm. 8-9; Schäfer, Agathoi 162, 4 mit Lit. Wäre die Stele in einen architektonischen Zusammenhang (z. B. Anten) zu bringen, wie es Stupperich, Staatsbegräbnis 17f. annahm, wäre dies das erste und einzige für eine Gefallenenliste bezeugte Beispiel mit architektonischer Rahmung. Diese Art der Aufstellung ist eher für private Grabreliefs allgemein bekannt. Bergemann, Grabreliefs 14ff. mit ausführlicher Darlegung der bisherigen Forschungsergebnisse und problemorientierter Fragestellung von einzelnen Befunden aus dem Kerameikos; ders., Thanatos 8-11. Schon A. Brückner erkannte, dass der Verlauf der Wege der Nekropole Rücksicht auf die Sichtbarkeit und Wirkung der Monumente nahm. s. A. Brückner, Der Friedhof am Eridanos (1909) 18f.; D. Ohly, AA 1965, 344ff.; Schmaltz, Grabreliefs 6f.; Bergemann, Thanatos 16f.; allein die Anlage der Grabterrassen z. B. im Kerameikos beweist diese Feststellung.

mente mit Darstellungen von Reitern und Pferdeführern, die als ursprüngliche Aufstellungsorte Nekropolen oder Einzelgräber entlang den Straßen Attikas aufweisen.257

Grabrepräsentation und dem Totenkult äußert, bewegen sich die Hinterbliebenen im Rahmen einer dynamischen Polisideologie, durch die sie als Polisbürger definiert werden, diese aber andererseits auch mitbestimmen. Zugleich wird der Akt der Errichtung eines Grabmals selbst legitimiert und als ‘politischer’ Vorgang in seinen Kontext gestellt. Kulturelle Form und Lebenswirklichkeit beziehen sich hierbei direkt aufeinander, denn es wird deutlich, dass die Grabmonumente eine konstitutive Rolle im Vollzug des Lebens spielen,263 somit selbst «Faktoren des öffentlichen Lebens»264 sind. Als solche sind sie zu einem wichtigen Symbol in der athenischen Gemeinschaft geworden, um auch den Anspruch auf das Bürgerrecht zu legitimieren.

Es wurde erkannt, dass bei der Anordnung der Denkmäler auf den Grabterrassen zwischen dem Grabschacht des Bestatteten und dem Grabmal eine räumliche Trennung besteht.258 Die Befunde belegen, dass während die Grabmäler an der Fassade der Grabterrasse errichtet wurden und auf die Gräberstraße ausgerichtet waren, die Gräber sich im Hinterraum des Grabbezirks befanden. Der private Totenkult fand demnach im hinteren Teil des Bezirks statt, während die ‘öffentlichen’ Grabmonumente sich den Besuchern des Friedhofes darboten.259 Das Bedürfnis nach einer Frontalisierung der Grabmonumente in den Grabfassaden kann somit als Ursache dafür angesehen werden, dass zwischen Grabschacht und Grabmal ein Bruch zustande kam. Die Grabmäler verloren ihre Bedeutung als Ort der Bestattung und wurden zum Denkmal.260 Die Repräsentation vor der Öffentlichkeit wurde in den Vordergrund gestellt.261

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Hinweis auf die Familiengräber zu den bei der Dokimasie geforderten Nachweisen gehörte, wie in der Forschung vielfach betont wurde.265 Diese Beobachtung verdeutlicht die Passage bei Aristoteles,266 in der darauf hingewiesen wird, dass anlässlich der Dokimasie des Thesmotheten und ihrer Grammateis, des eponymen und des Archon Basileus sowie des Polemarchen zum Beleg des Bürgerrechts die Frage nach dem Nachweis und der Lokalisierung des Familiengrabes gestellt wurde. Auch weitere literarische Quellen belegen, dass zum Nachweis des athenischen Bürgerrechts unter anderem das Familiengrab bei öffentlichen Auftritten und bei Prozessen genannt wurde.267

Die Situation ist jedoch keineswegs so eindimensional wie sie zunächst erscheint. Das Grab wurde zwar einerseits als Zeichen der Grabrepräsentation des Verstorbenen und der Hinterbliebenen angesehen. Darüber hinaus behielt es aber eine eminente Bedeutung für den Totenkult.262 Dabei ist zu beachten, dass der Totenkult selbst eine öffentliche Funktion im Rahmen der attischen Verhaltensideale erfüllt und den öffentlichen Charakter des familiären Grabbezirks verstärkt hervorhebt.

Die Familiengräber hatten daher einen wichtigen Stellenwert im öffentlichen Leben, da die gesetzmäßige Abstammung zum Beleg des Bürgerrechts als eine Art Voraussetzung für das spätere politische und ökonomische Wirken des Bürgers betrachtet werden kann und somit von großer Bedeutung gewesen sein muss.268 Die Erfüllung der λνκηδόκελα,269 (der vom Brauch geforderten Zuwendungen), die sich in der Darbringung von Spenden und Gaben sowie im Dekorieren der Stele äußern,270 macht deutlich, dass der Besuch am Grab eine eminente Bedeutung in der athenischen Gesellschaft hatte. Im Zentrum dieser Handlung stand das Grabmal, das als «mittel-

Die Grabrepräsentation des Verstorbenen und der von den Hinterbliebenen praktizierte Totenkult haben insoweit dies gemein, dass sie eine gesellschaftliche Funktion erfüllen, da sie Strukturen und Verhaltensmuster der Polis widerspiegeln. Durch die Interaktion, die sich in der 257 258 259

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Zur Aufstellung von Reiterstatuen in den Friedhöfen s. Schäfer, Hippeis 192ff. s. W. Kovacsovics, Kerameikos XIV (1990) 49ff. und Abb. 33. Grabbezirk VII; Bergemann, Grabreliefs 20f.; ders., Thanatos 9f. Einen entsprechenden Beleg liefert die Opferstätte im Hinterraum des Grabbezirks des Dionysios von Kollytos im Kerameikos. s. R. H. W. Stichel, AA 1984, 56ff. und Abb. 48; dazu auch Bergemann, Thanatos 10 und Anm. 41. Dass dies schon seit dem 6. Jh. festgestellt werden kann, zeigte A. M. D’ Onofrio, AnnAStorAnt 10, 1988, 83ff.; J. Bergemann in: E. Pöhlmann - W. Gauer (Hrsg.), Griechische Klassik. Vorträge bei der interdiszipplinären Tagung des Deutschen Archäologenverbandes und der Mommsengesellschaft vom 24.-27. 10. 1991 in Blaubeuren (1994) 286; ders., Thanatos 21 «In der Steigerung des einzelnen Grabmonuments zur familiären Grabfassade liegt daher das entscheidend Neue der Grabbezirke Attikas seit dem späten 5. Jh.»; Humphreys, Tombs 103f.; Himmelmann, Grabreliefs 98f. So z. B. die Anlage des Grabbezirks des Hierokles von Rhamnous, die Grabbezirke in der südlichen Gräberstraße des Kerameikos. Zum öffentlichen Charakter der Grabmonumente s. Schäfer, Agathoi 19f.; Bergemann, Thanatos 16f. Zum religiösen Aspekt der Grabmonumente s. Himmelmann, Grabreliefs 33ff. 98f.; ders., AW 30, 1991, 1, 21ff.

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Zum verbindenden Verhältnis zwischen Kultur und Lebenswelt s. T. Hölscher in: T. Hölscher - R. Lauter (Hrsg.), Formen der Kunst und Formen des Lebens (1995) 11ff. T. Hölscher, StItFilCl 10, 1992, 3. Serie, Fasc. 1-2, 470. Bergemann, Thanatos 24f. 32; A. C. Scafuro in: Athenian Identity 156ff.; Schäfer, Agathoi 19 und Anm. 3; Garland, Death 104; Humphreys, Tombs 96ff. und bes. 123. Arist. AP 55. 3: «εἶηα ἠξία εἰ ἔζηηλ θαὶ ηαῦηα· ἔπεηηα γνλέαο εἰ εὖ πνηεῖ, θεἰ ηὰ ηέιε ηειεῖ, θαὶ ηὰο ζηξαηείαο εἰ ἐζηξάηεπηαη.»; s. auch Xen. Mem. 2. 2. 13: «θαὶ λὴ Γία ἐάλ ηηο η῵λ γνλέσλ ηειεπηεζάλησλ ηνὺο ηάθνπο κὴ θνζκῇ θαὶ ηνῦην ἐμεηάδεη ἡ πόιηο ἐλ ηαῖο η῵λ ἀξρόλησλ δνθηκαζίαηο». Dem. 57. 66-70; Isaios 2. 25. 36f.; Lys. 31. 21-23. Bergemann, Thanatos 25 mit Anm. 224f.; Meyer, Epitaphs 106ff.; zur Entwicklung und Bedeutung des Begriffs Bürger im klassischen Athen s. P. B. Manville, The origins of citizenship in ancient Athens (1990) 210ff. Garland, Death 104-110. Garland, Death 110-118.

bares Objekt des Totenbrauches»271 immer mitzubeachten ist. Die Notwendigkeit, einen Familienbezirk zu besitzen, konnte für diejenigen Athener, die kein Kind hatten, sogar dazu führen, eines zu adoptieren, so dass dieses nach dem Hinscheiden des Adoptivvaters den Totenkult ausüben konnte.272

welt richten. In sportlicher Aktivität, Kriegertum, religiöser Funktion (Priestertum), Jagd, Ehe, Familie werden spezifische Sektionen des Lebens veranschaulicht, die pointiert hervorgehoben werden. Es handelt sich bei den Themen der Grabreliefs um eine Selektion werthafter Rollenideale innerhalb der verschiedenen Lebensbereiche des Polisbürgers, die viel mehr eine horizontale Nebeneinandersetzung der verschiedenen Leitbilder der Gemeinschaft, als eine vertikale Gliederung der sozialen Verhältnisse widerspiegeln. Besser gesagt: eine in Rollen funktionalisierte Gesellschaft, die nicht ein hierarchisch abgestuftes, sondern ein egalitär bestimmtes Bild wiedergibt. Genau diese These bestätigt auch die Feststellung, dass die Differenzierung von Grabformen und Grabausstattungen nicht als Anzeichen für eine soziale Differenzierung zu sehen ist, da sich auch ärmere Bürger und Metoiken Grabbezirke und Grabmonumente leisten konnten.278 Das Ausmaß der Grabbezirke und -Terrassen konnte natürlich variieren279 und war von wirtschaftlichen Komponenten ihrer Inhaber bedingt, es zeichnet sich jedoch allgemein die Situation ab, dass auch weniger begüterte Schichten sich Grabmonumente mit Reliefbildern leisten konnten.280

Das daraus resultierende Bild wird durch die Betrachtung der ‘Grabbilder’ um ein vielfaches evidenter. Es stellt sich hier die Frage, wie die Bilder der Grabmonumente in diesem Funktionszusammenhang zu verstehen sind. Zuerst ist auf den grundsätzlich kommunikativen Charakter der Grabreliefs hinzuweisen,273 die als Medien gesellschaftlicher Kommunikation visuelle Zeichen darstellen, deren Hauptfunktion primär darin besteht «jemandem etwas mitzuteilen».274 Sie sind somit als Träger bestimmter Bedeutungen aufzufassen, die vom Betrachter rezipiert und interpretiert werden können.275 Dies kann jedoch nur der Fall sein, wenn zwischen der semantischen Ebene der Bilder (ihrer implizierten Bedeutung) und dem Rezipienten (Gemeinschaft) eine weitere pragmatische Ebene besteht,276 die die Beziehung des Zeichens zu dem Betrachter prägt, d. h. die Ursache oder Intention für den Zeichenprozess bestimmt. Damit letztlich die Aussagen der Bilder vom Rezipienten wahrgenommen werden können, müssen diese Teil eines von allen Gesellschaftsmitgliedern verstandenen Codex sein. Konkret bedeutet das, dass die von den Bildern ausgehenden Botschaften in der gruppenspezifischen Vorstellungswelt und dem Normensystem (Kontext) des Benutzers befestigt sein müssen.

In der Forschung281 werden daher die Bilder der Grabreliefs als visuelle Vergegenwärtigung einer sozialen Rolle282 des Dargestellten interpretiert, durch die sich der Polisbürger wesentlich definiert. Die Reliefbilder können somit als identitätsschaffende Medien für die Hinterbliebenen und für die ganze athenische Gemeinschaft angesehen werden, die Aussagen über die Wertvorstellungen des Verstorbenen bzw. seiner Hinterbliebenen, und letztlich über die Rollenideale und die normierten Verhaltensweisen der athenischen Gesellschaft machen.

Vor diesem Hintergrund lässt sich nun das Themenspektrum, das auf den Grabreliefs des 5. und 4. Jhs. begegnet, betrachten und die Funktion der Bilder untersuchen. Das Repertoire der Themen auf den Grabreliefs setzt sich aus prägnanten Bereichen des öffentlichen Lebens zusammen. Einen thematischen Konvergenzpunkt bilden die Genealogie der Familien, die Versicherung der familiären Gemeinschaft, sowie die Aktivitäten in der Öffentlichkeit, die das Bildrepertoire der Grabreliefs zusammenstellen;277 insofern Themen, die verschiedenen Lebensbereichen angehören und bestimmte Botschaften an die Um271

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Eine Kongruenz zwischen Realität und Bild ist dabei nicht von vornherein vorauszusetzen. Die Bilder sind nicht als eine Wiedergabe der realen sozialen Verhältnisse heranzuziehen, sondern vielmehr als Ausdruck einer Struktur, der ein egalitäres Prinzip (egalitäre Ideologie) zugrunde liegt, zu verstehen. Egalität bedeutet für Athen politische Chancengleichheit, nicht wirtschaftliche Gleichheit. Grabausstattungen und Grabreliefs sind als Umsetzung der realen sozialen Verhältnisse in ein ideologisches System anzusehen, d. h. als Ausdruck der ‘social structure’, des idealen Leitbildes einer Gesellschaft im Gegensatz zur ‘social organisation’, die die reale Verteilung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gewichte bezeichnet.283 Die funeräre Bilderwelt, deren

Scholl, Bildfeldstelen 89; zum Totenkult s. Garland, Death 104ff.; D. C. Kurtz - J. Boardman, Thanatos. Tod und Jenseits bei den Griechen (1985) 169ff. Garland, Death 104. 166; S. B. Pomeroy, Families in Classical and Hellenistic Greece (1997) 122; L. Rubinstein, Adoption in IV. Century Athens (1993) passim. s. dazu die Überlegungen bei Scholl, Bildfeldstelen 85f. So A. Schaff, Einführung in die Semiotik (1973) 33; Zu semiotischen Ansätzen in der Archäologie s. L. Schneider - B. Fehr - K. H. Meyer, Hephaistos 1, 1979, 7ff.; K. H. Meyer, Hephaistos 1, 1979, 42ff.; J. Molino in: J. C. Gardin - C. S. Peebles (Hrsg.), Representations in Archaeology (1992) 15ff. Der Begriff Rezeption wird hier als dynamischer Vorgang des Zeichenprozesses verwendet, d. h. als «konstitutiv für das Zustandekommen von Zeichen». s. L. Schneider - B. Fehr - K. H. Meyer, Hephaistos 1, 1979, 17. s. hier Anm. 275. Bergemann, Thanatos 11ff. 129ff.

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s. dazu Nielsen u. a., Monuments 415f.; Bergemann, Thanatos 133f.; G. Oliver in: Epigraphy of Death 59ff. Bergemann, Thanatos 17f. und Anm. 143 mit Beispielen. s. Bergemann, Thanatos 142ff.; Scholl, Bildfeldstelen 171ff. s. Scholl, Bildfeldstelen 90f. Zum Konzept der ‘sozialen Person’ s. zusammenfassend bei Bernbeck, Theorien 252ff.; I. Morris, Burial and ancient Society (1987) 110ff. Zur ‘social structure’ s. Morris, Death-Ritual 3ff.; für eine substanzhaltige Zusammenfassung der theoretischen Ansätze zur Grä-

kommunikative Funktion postuliert wurde, ist unmittelbar mit einer ideologischen Dimension284 verbunden. Diese gilt es zu bestimmen und mit den Bildern der Grabmonumente zu vereinbaren.

nicht als ein von der Polis gesonderter Bereich zu verstehen ist, sondern als ein ‘Lebensraum’, der Teil der Polis ist und in den Bildern in den auf die Polis hin zielenden Funktionen veranschaulicht wird.289 In die selbe Richtung können die in den Grabreliefs auftretenden Figurentypen290 und Kompositionsschemata interpretiert werden, d. h. als gemeinsame Repräsentation der Familie vor der Öffentlichkeit - in der Öffentlichkeit. Nur vor diesem Hintergrund kann das Auftreten von Bürgern und Bürgerfrauen, Soldaten, Athleten, Priestern /-innen und Jägern innerhalb einer Familienszene gedeutet werden.291 Es ist demnach kein Anliegen der Grabreliefs, eine Absonderung der zwei Lebensbereiche Polis und Oikos zu veranschaulichen, sondern ihr Darstellungsziel besteht «in der Thematisierung ihrer wechselseitigen Beziehungen und in der Betonung ihrer Verknüpfung mit den Forderungen der Gesellschaft an ihre Mitglieder».292

Ein ungewöhnlicher Aspekt der attischen ‘Grabbilder’ besteht darin, dass ein noch Lebender gleichzeitig mit dem Toten dargestellt werden kann, wie aus der synchronen Eintragung der Namensinschriften von Angehörigen aus zwei oder sogar drei Generationen auf den Monumenten zu schließen ist.285 So z. B. im Grabnaiskos des Hierokles in Rhamnous,286 der zusammen mit seinen Söhnen Iophon, Lykeas und seiner Tochter Demostrate dargestellt ist. Es wird hier einerseits die familiäre Identität der vier Personen durch die Nebeneinandersetzung der Generationen versinnbildlicht, andererseits durch den Hinweis auf den militärischen Dienst Iophons in der Reiterei, durch die gesellschaftliche Persona der weiblichen Demostrate, sowie durch die Veranschaulichung des idealen Bürgertypus’ der bärtigen Männer auf die Normen und die Verhaltensideale der Gemeinschaft hingedeutet.287

Neben der bürgerlichen Repräsentation darf jedoch nicht der kürzlich von N. Himmelmann und M. Meyer293 in den Vordergrund gerückte Aspekt der Trauer vergessen werden, der sich in den verhaltenen Figurentypen, in den Gesten der Dargestellten, in den klagenden Sirenen auf den Stelen und in den Grabepigrammen äußert und sich in den ‘Grabbildern’ widerspiegelt.

Das Bild ist folglich eine Abstraktion, eine Selektion der Lebenserfahrung. Es ist im Zusammenhang der Wertvorstellungen und Wirklichkeitsauffassungen der umgebenden Gesellschaft zu sehen. Es werden insofern bestimmte Identitäten geleugnet, deren Träger man in der Erfahrungswelt ist, und diejenigen daraus selektiert und mit symbolischen Aussagen beladen ins Bild gesetzt, die im Rahmen der Polis als positiv definiert werden. All dies findet an Orten statt, die eine Kommunikationssituation fördern, wie schon die Ausrichtung der Grabdenkmäler auf die Straßen aufzeigte. Die Feststellung, dass ‘Grabbilder’ und Gräberanlagen allgemein einen hohen Stellenwert im öffentlichen Leben haben, da sie entscheidend zur Definition des Bürgerrechts beitrugen, wie schon festgestellt wurde, führte zur Darstellung von sozialen Rollen, die schließlich für die ganze Polisideologie stellvertretend sind.

Die weitreichende Frage nach der anthropologischen Dimension des Todes und dessen ‘Bewältigung’ wird hier bewusst nur isoliert betrachtet, da eine detaillierte Untersuchung eine Beschäftigung mit einem zu breiten Problemfeld erfordern würde, die hier nicht geleistet werden kann. Vor diesem Hintergrund sind dennoch einige Punkte von Bedeutung: Die Grabreliefs dienen in erster Linie nicht dazu, das subjektiv empfundene Leid der Hinterbliebenen auszudrücken. In der Absicht einer Reaktion auf den Tod, im Sinn einer Bewältigung des Todesfalls könnte vielmehr das Konzept zur Erklärung der Grabreliefs liegen, wie Meyer letztens annahm.294

Die Untersuchungen von A. Scholl, J. Bergemann und S. C. Humphreys288 haben eindrücklich gezeigt, dass die Themen der Grabreliefs in verstärkter Weise die Bedeutung der Familien hervorheben. Einer Familie jedoch, die

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beranalyse s. D. Graepler, Tonfiguren im Grab. Fundkontexte hellenistischer Terrakotten aus der Nekropole von Tarent (1997) 149ff. bes. 154ff.; auch Bernbeck, Theorien 251ff. In der Grabforschung wurde dazu das Konzept der ‘Ideologia funeraria’ entwickelt. s. dazu D. Graepler, Tonfiguren im Grab. Fundkontexte hellenistischer Terrakotten aus der Nekropole von Tarent (1997) 155ff. mit der diesbezüglichen Literatur. Bergemann, Thanatos 25ff. Hier Kat. FD 11 (Taf. 5). Gegen solch eine Deutungsrichtung äußerte sich Himmelmann, Grabreliefs 121 und Anm. 149, der die Zusammengehörigkeit der zwei Stelen bezweifelt. Scholl, Bildfeldstelen; Bergemann, Thanatos; S. C. Humphreys, The Family, Women and Death (1983).

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Zur begrifflichen Differenzierung von ‘Privatsphäre’ und ‘Öffentlichkeit’ s. Bergemann, Thanatos 5; S. B. Pomeroy, Families in Classical and Hellenistic Greece (1997) 17ff.; zum Verhältnis von Polis und Oikos auch B. S. Strauss in: W. R. Connor - M. H. Hansen - K. A. Raaflaub - B. S. Strauss (Hrsg.), Aspects of Athenian Democracy (1990) 101ff. Zum Verwendung des Begriffs Typus s. H. Gabelmann, Antike Audienz- und Tribunalszenen (1984) 32ff.; Hölscher, Historienbilder 12-15; Scholl, Bildfeldstelen 86f. Grundlegend sind hier die Überlegungen von Bergemann, Thanatos 70ff. zur Erzählweise der Grabreliefs. Grundsätzlich wird die raumzeitliche Inkohärenz der Bilder herausgearbeitet, die darauf hinzielt, verschiedene Bereiche männlicher und weiblicher Aktivitäten (soziale Rollen) in der athenischen Gesellschaft nebeneinander in Beziehung zu setzen, so dass die komplementär laufenden Aussagen der einzelnen Bildmotive die daraus folgende Gesamtaussage konstituieren; s. auch Schmaltz, Grabreliefs 37. Bergemann, Thanatos 94. Himmelmann, Grabreliefs passim; Meyer, Gesten 115ff. Meyer, Gesten 130ff.

Nach T. Hölscher wird in den Grabmälern ihre sozialjuristische Funktion mit der anthropologischen Dimension des Todes verbunden.295 Durch die explizit oder implizit geäußerte Trauer der Figuren ist das Wissen um den bevorstehenden oder schon erfolgten Tod miteinbeschlossen. Es geht in den Bildern um viel mehr als nur um die Veranschaulichung kanonisierter Bürgerideale. Das Gedächtnis an das Leben wird nach Hölscher durch die in Konstellationen des Lebens auftretenden Figuren bewahrt, jedoch betrachtet aus dem Blickwinkel des Todes.

erkennen. Dabei ist es unumgänglich, den Sachverhalt des Ausbleibens und Wiedereinsetzens der attischen Grabdenkmäler in Attika zu untersuchen. Eine knappe Diskussion über die attischen Grabluxusgesetze und ihre Folgen für die Aufstellungspraxis der Grabmonumente und ihre Ikonographie stellen den anfänglichen Rahmen für die Untersuchung der privaten Grabdenkmäler. Da grundsätzlich die Einführung eines Grabluxusgesetzes aus bestimmten Gründen erfolgt und mit dem Bedürfnis eines Staates einher geht, seine Gemeinschaft auf eine neue Grundlage (religiös, sozialpolitisch) zu stellen, können diese für weitreichende Fragenkomplexe fruchtbar gemacht werden, die sich in drei Stufen ergeben: 1. Welche Absicht liegt dieser Veränderung zugrunde? 2. Wie verhält es sich mit der Rezeption der veränderten Maßnahmen, d. h. inwieweit werden diese befolgt? 3. In welchem Maß sind Reaktionen auf den Bildern zu sehen und in welcher Beziehung stehen sie zu dem ideologischen Konzept, von dem die einschränkende Maßnahme ausgeht? Keineswegs soll jedoch dieser methodische Schritt als ein Versuch verstanden werden, die privaten Grabmäler aus den Gräberluxusgesetzen heraus zu erklären, sondern er soll vielmehr dazu dienen festzustellen: 1. inwiefern diese wichtig für die Interpretation der privaten Grabmonumente sein können, und 2. ob das Phänomen des Aussetzens und Wiederauftretens aufwendiger privater Gräber auch etwa als Ausdruck bewusster sozialer Kontrolle ohne ein Grabluxusgesetz erklärbar ist.

Das Bild, das sich letztlich herauszukristallisieren scheint, könnte wie folgt aussehen: Im Grab, das als Schnittstelle zwischen Tod und Leben, Polis und Oikos fungiert, treffen Totenkult und Selbstdarstellung aufeinander. Die für den Verstorbenen gehegte Fürsorge, die der Vorstellung zugrunde liegt, dass der Tote diese tatsächlich braucht, ist von zentraler Bedeutung für die Hinterbliebenen: 1. Sie vergewissern sich dadurch ihrer familiären Identität innerhalb der Gemeinschaft. 2. Die Verrichtung der Totenriten und der Verweis auf die Familiengräber begründet ihre Rolle im öffentlichen Leben und ihre soziale Stellung innerhalb der Polis. Die bildliche Darstellung der Verstorbenen dient der Repräsentation der Toten sowie der Hinterbliebenen, die noch zu Lebzeiten auf attischen Grabmonumenten auftreten konnten. Die bildliche Veranschaulichung in den für die Polis werthaften Rollen und Idealen lassen ein Geflecht entstehen, in dem die Gegenwart, um sich zu legitimieren, auf die Vergangenheit projiziert wird, so dass das Gedächtnis in die Zukunft weiterlebt. Dies alles geschieht jedoch im Bewusstsein des Todes, das durch deutliche oder weniger eindringliche Gesten der Trauer veranschaulicht wird.

Das erste attische Gräberluxusgesetz, das auf Solon zurückgehen soll und in das Jahr 594 datiert wird, ist für unseren Zusammenhang unerheblich, da es sich wahrscheinlich nicht auf Grabstelen bezieht, und wird daher übergangen.298 Als zweiter Schritt der Einschränkung des Grabluxus’ in Attika wird das von Cicero299 überlieferte sog. ‘post aliquanto’ Gesetz angesehen, dessen Zuschreibung an eine historische Person und Datierung in der Forschung kontrovers diskutiert wird.300

Es wird diesbezüglich zu zeigen sein, dass die Bilder der Grabmonumente in einer öffentlich zugänglichen Nekropole296 als aussagekräftiges Medium für eine breite Bevölkerungsschicht funktionieren, und aus dem Zusammenhang der Lebenswelt, im Sinne einer Stilisierung297 dieser zu fassen sind.

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3. 2 Die attischen ‘Grabluxusgesetze’ und die athenische Bürgeridentität Die Deutung der Reliefbilder auf den attischen Grabmonumenten hängt unmittelbar mit der Frage der Beziehung zwischen Staatsgrab und Privatgrabmal zusammen, um Intention und Rezeption des bildlichen Symbolsystems zu 295

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Mündlich geäußert im Rahmen einer Vorlesung mit dem Titel “Römische Grabkunst“, im Wintersemester 1999/2000 des Archäologischen Instituts Heidelberg. Zum öffentlichen Aspekt der griechischen Nekropolen s. Hölscher, Räume 63ff. Zur Stilisierung von Reliefs und Epigrammen s. auch Breuer, RuE 41.

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Zur Lit. s. Cic. leg. 2. 59-64; Plut. Solon 21. 4-5; Dem. 43. 62; F. Eckstein, JdI 73, 1958, 18ff.; ders., GGA 216, 1964, 168ff.; E. Ruschenbusch, ΢ΟΛΩΝΟ΢ ΝΟΜΟΗ (1966) 95ff.; Stupperich, Staatsbegräbnis 71ff.; I. Morris, Burial and ancient society (1987) 50ff.; R. Garland, BICS 36, 1989, 3-5; H. A. Shapiro, AJA 95, 1991, 630f.; I. Morris, Hephaistos 11/12, 1992-93, 36-38; Engels, Magnificentia 77-96. Cic. leg. 2. 65. Für eine Verbindung des Gesetzes mit Peisistratos äußerten sich: G. M. A. Richter, The Archaic Gravestones of Attica (1961) 38ff. 90ff.; J. Boardman, BSA 50, 1955, 53f. Für eine Zuschreibung in kleisthenische Zeit: C. Karousos, Aristodikos. Zur Geschichte der spätarchaisch-attischen Plastik und der Grabstatue (1961) 43; Stupperich, Staatsbegräbnis 71ff.; Schmaltz, Grabreliefs 152f.; Clairmont, PN 74ff.; R. Garland, BICS 36, 1989, 5ff.; R. CzechSchneider in: H.- J. Drexhage - J. Sünskes Thompson (Hrsg.), Tod, Bestattung und Jenseits in der griechisch-römischen Antike. Laverna 5, 1994, 16f.; F. Eckstein, JdI 73, 1958 18ff. versteht das ‘post aliquanto’ Gesetz als Folge der kleisthenischen Reformen, sieht jedoch in der Frage der Zuschreibung ein unlösbares Problem.

Tendenz von einer allgemeineren Konzeption der Gemeinschaft des Egalitarismusprinzips hin zu einer Vorstellung, die dem Individuum größere Freiheit einräume.305 Folglich wird die Gräbersymbolik nach dem Modell der ‘expressive redundancy’ A. Cannon’s306 interpretiert, laut diesem «when the general level of funerary expenditure is high, it is among the wealthiest that display declines first, and that modest funerals become a symbol of ‘good taste’, only gradually spreading down the social latter».307 Die Einschränkung des Grabaufwandes seitens der Wohlhabenderen diene letztlich dazu, sich ‘symbolisch’ von den Ärmeren zu distanzieren, «who indulged in what was redifined as ‘vulgar’ theatricality».308

Ciceros Schilderung bezieht sich auf zwei voneinander getrennte Punkte, die 1) den wirtschaftlichen Aspekt und 2) den religiösen Aspekt des Begräbnisses betreffen. Es dürfen 1) keine Grabmäler errichtet werden, die mehr Arbeit erfordern, als zehn Männer in 3 Tagen leisten konnten. 2) Die Verzierung des Grabmales mit opus tectorium (Außenputz), sowie 3) die Aufstellung von hermae (wahrscheinlich jegliche Art von Grabplastik )301 ist nicht gestattet. 4) Grabreden bei privaten Begräbnissen werden verboten, außer bei Staatsbegräbnissen, bei denen nur der dafür bestellte Redner einen Epitaphios Logos halten darf. 5) Der große Andrang von Männern und Frauen wird unterbunden. Bei den von Cicero überlieferten Bestimmungen handelt es sich vermutlich um ein Zitat aus Demetrios von Phaleron, wobei nur der Teil zu dem Arbeitsaufwand der Grabmäler in wörtlicher Übersetzung wiedergegeben wird, während die anderen Bestimmungen lediglich zusammenfassend genannt werden.302

Berechtigte Kritik gegen die Anwendung solcher soziologisch-anthropologischer Modelle auf die antiken Verhältnisse wurde in der Forschung bereits offen geäußert.309 Eher problematisch verhält es sich m. E. auch bei der Anwendung des Modells von Cannon für die sozialpolitischen Verhältnisse Athens. Das Herantragen anachronistischer Strukturen an den ‘Befund’ der Antike muss grundsätzlich mit Vorbehalt betrachtet werden. Das Modell setzt das fragliche Postulat voraus, dass die Nachahmung des Verhaltens der Oberschicht durch die unteren Schichten in der Bestattungspraxis in verschiedenen Kulturen konstant bleibt.

Während die mehrheitlich übereinstimmende Forschungsmeinung ein rein attisches Erklärungsmodell des Aussetzens und Wiederaufkommens der attischen Grabmonumente vertritt, äußerte neuerdings I. Morris die These,303 dass die in Attika festgestellte Situation der Grabmonumente in einem weiteren panhellenischen Rahmen gesehen werden und als Phänomen erkannt werden müsse, das nicht auf ein 'frühklassisches' Grabluxusgesetz zurückgehe, sondern als Folge einer die ganze griechische Welt durchziehenden dynamischen Entwicklung von einer ‘group-oriented’ social structure hin zu ‘individualising’ structures erfasst werden solle. Einer die Grabmonumente einschränkenden Bestimmung, falls sie tatsächlich als solche existierte, wäre folgendermaßen nur wenig Bedeutung für die Interpretation der Grabmonumente beizumessen, denn um 500 sei ein den ganzen ägäischen Raum umfassender ‘Rückgang’ der aufwendigen Grabmonumente zu konstatieren.304 Dieses Nachlassen der aufwendigen Grabdenkmäler sei Ausdruck einer

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Das Erklärungsmodell von Morris birgt in seiner Konsequenz einige Punkte, die auf ihre Gültigkeit hin betrachtet werden müssen. Die Feststellung, dass die im Zeitraum von ca. 500-430 allgemein festgestellte Abnahme des Grabaufwandes in den griechischen Städten als Ausdruck einer ‘group-oriented’ social structure zu sehen ist, erscheint im Rahmen der allgemeinen Einschränkung der Grabmonumente, der einheitlichen Kleidungs- und Wohnweise in Athen310 einleuchtend. Die Auffassung von Morris, dass die in den privaten Grabmonumenten festgestellte Einschränkung ebenso auf die Staatsgrabmäler zutrifft, was ihre Größe im Vergleich zu Staatsgräbern des 4. Jhs betrifft,311 scheint jedoch keinesfalls gesichert, denn es ist nicht zu vergessen, dass sich die oben angestellten Überlegungen auf einer sehr dürftigen Materialbasis gründen, zumal sich aus den archäologischen Zeugnissen keine wirklich ergiebige Vergleichssituation für die Staatsgräber des 5. und 4. Jh. ergibt. Würde man dennoch eine Entwicklung konstatieren wollen, muss man bedenken, dass es sich hier kaum um eine Einschränkung han-

V. Zinserling, WissZJena 14, 1965, 29ff. sieht in Themistokles den Urheber des Gesetzes; so auch H. A. Shapiro, AJA 95, 1991, 647; Salta, Grabstelen 8f.; Engels, Magnificentia 105f.; K. Stears in: Epigraphy of Death 44f. bringt es mit Kimon in Verbindung. Das Fehlen präziser Zeugnisse zur Datierung des Gesetzes führt dazu, dass das ‘post aliquanto’ Gesetz über den Zeitraum 500 bis 480 nicht näher präzisiert werden kann, auch wenn die niedrige Datierung Monumente des 5. Jhs. miteinschließen würde; z. B. der wahrscheinlich um 480 datierte zu einer Grabstatue gehörende Kopf eines Jünglings vom Heiligen Tor s. U. Knigge, AM 98, 1983, 45ff. Dass die Einführung des Grabgesetzes nicht unbedingt nach dem spätesten bekannten Beispiel eines Grabmonumentes zu datieren ist s. R. Osborne in: Démocratie Athénienne 237. Stupperich, Staatsbegräbnis 72; nach Engels, Magnificentia 98 und Anm. 3 kann durchaus der Gebrauch von Hermae auf Hermen, die zum Anzeigen der Grabbegrenzung gebraucht werden, gemeint sein; s. neuerdings auch Rausch, Isonomia 213ff. Stupperich, Staatsbegräbnis 72ff.; Engels, Magnificentia 98f. I. Morris, Hephaistos 11/12, 1992-93, 38ff.; ders., Death-Ritual 149ff. Morris, Death-Ritual 145ff.

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Morris in: Athenian Identity 83f. A. Cannon, Current Anthr. 30, 1989, 437ff. Morris, Death-Ritual 147. Morris, Hephaistos 11/12, 1992-93, 43; referiert bei Engels, Magnificentia 33ff. S. C. Humphreys, Helios 17, 1990, 263-68; C. Köberle - C. Rohweder, Boreas 14/15, 1991-92, 5-13; R. S. J. Garland, Gnomon 67, 1995, 245-7; Bernbeck, Theorien 268f.; Engels, Magnificentia 34ff. Morris, Death-Ritual 152ff. Morris, Death-Ritual 141 und Anm. 9.

delt, denn die ‘Gattung’ der Staatsgrabmäler beginnt schließlich am Anfang des 5. Jhs. einzusetzen. Erstmals schafft sich Athen durch Gräber der Kriegstoten eine monumentale Symbolwelt, die ein gemeinschaftliches Ideal bilden soll. Dass folglich die Staatsgrabmäler nicht vom Beginn an aufwendig gestaltet worden sein wie im 4. Jh., lässt sich dadurch erklären, dass die am Kerameikos sich herausbildende ‘politische Nekropole’ Grabmonumente umfasst, die zunächst nicht durch Größe monumental wirken sollen, sondern in der Anlegung des hervorragenden Platzes und der Verbindung zum Grab der Tyrannenmörder von großer Bedeutung für die Athener waren.312

Wie verhält sich jedoch der archäologische Befund gegenüber diesen beiden Thesen? Die Situation in Athen scheint diese zu sein, dass nach einem Anstieg von Grabplastik um 530-510/500 sie nach der Jahrhundertwende allmählich abnimmt.317 Datiert man das Gesetz kleisthenisch, so lassen sich Bestimmung und Befund nicht in Einklang bringen. Setzt man es wiederum in Verbindung mit den Reformmaßnahmen von Themistokles, so würden sich vielleicht keine größeren Probleme mit den archäologischen Zeugnissen ergeben, die abnehmende Tendenz der Grabplastik wäre jedoch trotzdem schon vorher zu konstatieren. Das Gesetz würde somit eine Entwicklung rechtlich formulieren, die ohnehin zuvor einsetzte.

Das Ausbleiben der attischen Grabdenkmäler setzt in der Zeit der kleisthenischen Reformen313 ein, in der sich tatsächlich ‘group-oriented’ social structures erkennen lassen. Der Begriff der ἰζνλνκία314 bildet sich heraus, der die auf breitere Schichten beruhende Ordnung bezeichnet. Es wurde in der Forschung ebenso erkannt, dass ein Prozess im Gange ist, den Ch. Meier mit dem Begriff der Politisierung umschrieb,315 der die politische Gleichsetzung unter dem Bürgertum kennzeichnet und einen Hieb gegen die aristokratische=oligarchische Herrschaft darstellt. In diesem Kontext scheint es m. E. wahrscheinlich, dass ebenso das Aussetzen der aufwendigen Grabmonumente mit diesem ‘politischen’ Vorgang innerhalb der Gemeinschaft in Verbindung zu setzen ist. Das Aussetzen der aufwendigen Grabmäler könnte demnach im Rahmen eines die ganze griechische Welt durchziehenden gemeinschaftlichen Ideals interpretiert werden, für das kein Grabgesetz nötig ist. Andererseits existiert die Cicerostelle, die ein Argument für ein Grabluxusgesetz darstellt. Das bei Cicero erwähnte Gesetz würde im Rahmen der sich durchsetzenden ‘group-oriented’ social structures einleuchtend sein, auch wenn ein stichhaltiger Beweis dafür fehlt. Es bleibt weiterhin für das 5. Jh. das Beispiel Thessaliens bestehen, das veranschaulicht, dass die Grabstelen im Gegensatz zu Athen weiterhin auftreten, weil eben für Thessalien bezeichnend ist, dass ‘group-oriented’ social structures in diesem Zeitraum keine Rolle spielten.316

Grundsätzlich stellen sich zwei Fragen: 1) Wie kann die Befolgung einer solchen Regelung, falls sie tatsächlich existierte, in Wirklichkeit gewährleistet worden sein? 2) Muss man mit einem abrupten Ende der Grabkunst rechnen? Beide Fragen lassen sich im Prinzip nicht wirklich befriedigend beantworten. Die Annahme eines Grabgesetzes setzt vorab voraus, dass dieses von allen Bewohnern Attikas eingehalten wurde. Der archäologische Befund deutet allerdings nicht auf ein abruptes Abreißen der Grabkunst, sondern auf eine sukzessive Entwicklung. Um einen ähnlichen Prozess handelt es sich wohl auch bei der Verfestigung der Wertvorstellungen der neuen athenischen Isonomie bei den Angehörigen der Oberschicht. Dass archaische Denkmuster in den ersten Jahrzehnten des 5. Jhs. durchaus präsent waren, und mobilisiert werden konnten, zeigte R. Czech-Schneider bei der Karriere des Miltiades auf,318 der nicht der einzige gewesen sein müsste, bei dem ‘archaische Adelsmentalität’ aufzuzeigen wäre. Man wäre geneigt anzunehmen, dass die wenigen aufwendigen Grabmonumente als Reaktion verschiedener Adliger gegen das wahrscheinlich vom Demos erlassene Gesetz gegen den Grabluxus zu verstehen sind. Ähnliche ‘Ausnahmen’ wurden in der Forschung für Grabstelen ausgemacht, die nach stilistischen Gründen in die Zeit nach dem zwischen 317 und 307 durch Demetrios von Phaleron erlassenen Grabluxusgesetz319 zu setzen

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Paus. 1. 29. 15; Zum kompetitiven Charakter der Gräber für die im Krieg gefallenen Tote in Griechenland s. Hölscher, Räume 91ff. Chr. Meier, Die Entstehung des Politischen bei den Griechen 2 (1983) 91ff.; K. W. Welwei, Die griechische Polis. Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit (1983) 168ff.; U. Walter, An der Polis teilhaben. Bürgerschaft und Zugehörigkeit im archaischen Griechenland (1993) 201ff.; Hansen, Demosthenes 33ff. 45ff. Zum Begriff s. Raaflaub, Freiheit 115ff. mit älterer Literatur; s. auch W. Burkert in: Démocratie Athénienne 52ff. Chr. Meier, Der Wandel der politisch-sozialen Begriffswelt, ArchBegriffsGesch 21, 1977, 16ff.; ders. in: Chr. Meier - P. Veyne, Kannten die Griechen die Demokratie (1988) 51ff. bes. 67ff. s. H. Biesantz, Die thessalischen Grabreliefs (1965) Kat. 1, 2, 4-12, 15, 19-30, 35-38, 40, 54, 55. Liste Nr. 45-48; s. vergleichendes Diagramm bei Morris, Death-Ritual 145.

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A. M. D’ Onofrio in: A. Verbanck-Piérard - D. Viviers (Hrsg.), Culture et Cité. Actes du Colloque international organisé à l’ Université libre de Bruxelles du 25 au 27 avril 1991 (1995) 185ff. 189 und Tab. 1. R. Czech-Schneider in: H.-J. Drexhage - J. Sünskes Thompson (Hrsg.), Tod, Bestattung und Jenseits in der griechisch-römischen Antike. Laverna 5, 1994, 17-24. Lit. zum Gesetz s. Cic. leg. 66; Stupperich, Staatsbegräbnis 135ff. 261f.; H. J. Gehrke, Chiron 8, 1978, 149ff. 170; Meyer, Urkundenreliefs 258-62; I. Morris, Hephaistos 11/12, 1992-93, 44-46; R. H. W. Stichel, AA 1992, 433ff.; Scholl, Bildfeldstelen 26ff.; Engels, Magnificentia 121-154; Himmelmann, Grabreliefs 92-94. 127f.; zum Problem der Übereinstimmung von Gesetz und archäologischem Befund s. Meyer, Urkundenreliefs 260f. und Anm. 1839.; Schmaltz, Grabreliefs 194 und Anm. 474; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen III 75 und Anm. 12.; Bergemann, Thanatos 119 und Anm. 13.

wären, die wahrscheinlich mit einem Bußgeld geahndet wurden.320

Neben dem sozialpolitischen Aspekt darf der Gedanke der ‘Kanonisierung’ der Rituale beim Begräbnis, so dass die gefährliche Macht der Toten besänftigt werden könne,327 sowie die Absicht, die Trauer der Frauen einzuschränken, nicht unberücksichtigt bleiben,328 denn auf sie wird in allen Bestattungsgesetzen hingewiesen. N. Loraux sah in diesen ‘bürgerlichen’ Gesetzen das Bestreben, «die mütterliche Trauer im Zaum»329 zu halten. Ihr Ansatz bestand darin zu zeigen, dass die Trauer der Frau für die antike Stadt als eine Bedrohung ihrer Ordnung angesehen wurde.330 Sublata etiam erat celebritas virorum ac mulierum, quo lamentatio minueretur; auget enim luctum concursus hominum, schreibt Cicero.331 Der große Andrang von Männern und Frauen wurde unterbunden, um die Klagen in der Öffentlichkeit zu vermindern.

Weiterführend könnten für ein mögliches ‘post aliquanto’ Gesetz einige Überlegungen zu den religiösen Motiven solcher Bestimmungen sein. Morris äußerte die Annahme, dass die Gründe des Erlassens von Grabgesetzen immer religiöser Natur seien.321 Auch C. Sourvinou-Inwood ist der Ansicht, dass «the primary aim was to push away the physical reality of death».322 Ferner werden ja Beschränkungen auferlegt, die «die Trauer und die Rolle der Frauen im Rahmen der Trauer»323 sowie weitere Rituale des Begräbnisses reglementieren sollen. Das selbe Konzept zeigt sich auch in Grabgesetzen, die aus anderen Städten Griechenlands vom 7. bis ins 3. Jh. v. Chr. überliefert sind.324 Sicherlich werden die Totenvorstellungen der Zeit eine wichtige Rolle, vielleicht sogar die wichtigste gespielt haben.

Loraux erkannte, dass die ritualisierte Klage um einen Verstorbenen zu einem wesentlichen Ausdruck der griechischen Mentalität gehört und in literarischer Form schon bei Homer präsent ist.332 Dort klagen Heroen um ihre Toten, in archaischen Epigrammen von Grabstatuen wird der Passant aufgefordert am Grab Halt zu machen und um den Verstorbenen zu klagen.333 In der attischen Tragödie nimmt die Trauer der Frauen expressive Züge an und kann in Wut und Zorn übergehen.334 In Tränen bricht letztlich das ganze Theater aus nach einer vom Tragiker Phrynichos verfassten, wohl um 494 in Athen aufgeführten Tragödie, die die Μηιήηνπ ἄισζηλ (Zerstörung Milets durch die Perser im selben Jahr) thematisierte.335 Das Ergebnis der Aufführung war für Phrynichos folgenreich: a) Er wurde zu einer Geldstrafe von tausend Drachmen verurteilt, b) sein Stück wurde daraufhin verboten. Als Grund nennt Herodot den Verweis auf ηά νἰθήηα θαθά (das eigene Leid), zumal Athen und Milet Verbündete waren. Das Beispiel zeigt, dass Affektsituationen und übertriebene emotionale Erschütterungen von der Öffentlichkeit ferngehalten werden sollten, da sie

In den Grabgesetzen jedoch, die einschränkend fungieren sollen, ist immer die Rede vom wirtschaftlichen Aspekt des Grabmonuments, der eingeengt werden soll. Dieser Aspekt darf daher nicht gänzlich vernachlässigt werden. Wenn folglich das sog ‘post aliquanto’ Gesetz tatsächlich in die Zeit von 500-480 zu datieren ist, wird die oben festgestellte Tendenz der Politisierung den Rahmen gestellt haben. Die aufwendige Aufstellungspraxis der Archaik, die den Aristokraten zuzuschreiben ist, wird somit unterbunden, um eine sich bildende Auffassung zu veranschaulichen, die sich auf das Gleichheitsprinzip der ἰζνλνκία gründet. Es soll eine ‘group-oriented’ social structure formuliert werden, in der einerseits das Individuum politisch gestärkt wird,325 andererseits diese ihm zugesprochene Kraft nur in der Gemeinschaft ausdrücken kann, denn wirtschaftlich sind weiterhin die Aristokraten federführend. Die Tatsache letztlich, dass sich gerade in dieser Zeit der Begriff der Isonomia bildet, zeigt, dass ein Formen annehmender ‘gesellschaftlicher Dialog’ in Bewegung ist, in den ein Bestattungsgesetz durchaus Zeichen setzend funktionieren könnte.326 320

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Die These relativiert sich dadurch, dass sich wahrscheinlich das Verbot des Demetrios von Phaleron nur auf die monumentaleren Denkmäler bezog und nicht auf Naiskoi und Stelen. Auch in diesem Fall könnte dies auf einen sukzessiven Rückgang der Grabmonumente deuten. s. A. Scholl, JdI 109, 1994, 239ff. Morris, Death-Ritual 147f. C. Sourvinou-Inwood in: R. Hägg (Hrsg.), The Greek Renaissance of the Eight Century B. C.: Tradition and Innovation. Proceedings of the Second International Symposium az the Swedish Institute in Athens, 1-5 June 1981 (1983) 47f.; dies., Death 440f. Loraux, Trauer 36. s. R. Garland, BICS 36, 1989, 7-15; Engels, Magnificentia 49-75. P. Spahn in: K. Raaflaub - E. Mülller-Luckner (Hrsg.), Anfänge politischen Denkens in der Antike (1993) 343ff. bes. 360f. Engels, Magnificentia 33 versteht die Grabluxusgesetze als «von den Bürgerschaften bewusst gesetzte Zäsuren im Begräbniswesen. Grabluxusgesetze reagierten wie ein Seismograph auf einem besonders sensiblen Gebiet auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse, Verfassungswechsel und Veränderungen der Mentalität der Bürgerschaften».

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Engels, Magnificentia 38-41. Engels, Magnificentia 45-47. Loraux, Trauer 44. Loraux, Trauer 27ff. Cic. leg. 2. 65. s. dazu Loraux, Invention 44ff. mit Lit.; dies., Trauer 27ff.; M. Alexiou, The Ritual Lament in Greek Tradition (1974) 1-23; G. Holst-Warhaft, Dangerous Voices. Women’s Laments and Greek Literature (1992) 98ff. s. dazu Sourvinou, Death 279ff.; beispiele bei C. Karousos, Aristodikos. Zur Geschichte der spätarchaisch-attischen Plastik und der Grabstatue (1961) 63 A 18. 67 C1; M. Guarducci in: G. M. A. Richter, The Archaic Gravestones of Attica (1961) 158 Nr. 36. Loraux, Trauer 57ff.; zur Trauer der Frauen in der Tragödie s. auch H. P. Foley in: A. H. Sommerstein - S. Halliwell - J. Henderson - B. Zimmermann (Hrsg.), Tragedy, Comedy and the Polis. Papers from the Greek Drama Conference Nottingham, 18-20 July 1990 (1993) 101-143. Überliefert bei Hdt. 6. 21; s. W. W. How - J. Wells, A Commentary on Herodotus2 II (1928) 72.

Thanatos sind.346 Als Reaktion auf das Staatsbegräbnis könnte hier eine ‘privatization’ des privaten Begräbnisses gesehen werden. Den Grabstelen, die die ‘offizielle’ Einstellung zum Tod, bzw. Klage formulieren, wären die Lekythoi entgegenzustellen, die «a set of popular beliefs less shaped by official ideology»347 repräsentieren. Wenn man diese Auffassung teilt, wäre es verlockend, eine weitere Frage anzuschließen. Könnte es wahrscheinlich sein, dass der vom Gesetz verbotenen Klage beim Begräbnis eben durch diese Vasen Ausdruck verschafft wurde? Das zeitliche Aufkommen der ‘Grabthemen’ auf weißgrundigen Lekythen um 470/60 und ihr Auslaufen gegen das Ende des 5. Jhs.,348 sowie ihre Funktion im Totenkult349 könnten für solch eine Annahme sprechen. Es ist zumindest signifikant, dass gerade in der Zeit nach dem Bestattungsgesetz Themen der Trauer auf den Bildern auftreten. Wenn man seiner Trauer schon im Leben keinen öffentlichen Ausdruck verschaffen konnte, wären die ‘Lutrophoren’ und die Lekythen für den privatenfamiliären350 Bereich doch eine Art Äquivalent. So wie die Trauer einerseits ‘phantastisch’ in der Tragödie verarbeitet wird, könnte sie in einer konkreteren Form in diese Bilder ‘kanalisiert’ worden sein.

wohl als gefährlich für die Stadt und ihre Ordnung empfunden wurden.336 In den ‘Gräberluxusgesetzen’ sollen nun entsprechend die expressiven Formen der Trauer eingeschränkt werden.337 Absicht der Regelungen ist es, die Trauerbekundungen so weit wie möglich von der öffentlichen Sphäre fern und tunlichst innerhalb der Familie zu halten.338 Es werden somit einerseits die Rollen von Frauen und Männern am Begräbnis definiert,339 andererseits lassen sich nach Loraux die Vorstellungen, «die sich die Andres von der Frau als Mutter machen»340 erkennen, die von einem unterschwelligen Aspekt der Gefährlichkeit der trauernden Mütter geprägt seien. Dass mit der trauernden Mutter grimmiger Zorn assoziiert werden konnte, zeigt die Tragödie zur Genüge auf.341 Ob diese Vorstellungen jedoch die Realität bestimmten, muss bezweifelt werden.342 Inwieweit sich folglich in den Bestattungsgesetzen die Unkontrolliertheit des weiblichen Geschlechts, die auch das Weibliche im Mann hervorrufen könnte, widerspiegelt, oder ob damit auch der Ausschluss der Frauen vom politischen Leben dokumentiert werden soll, ist eine verlockende Frage, lässt sich jedoch anhand fehlender Zeugnisse nicht belegen. Festzuhalten bleibt, dass in den Gräberluxusgesetzen Einschränkung des Luxus’ (sozialpolitische Ebene) und Reglementierung der am Begräbnis vollzogenen Riten (sepulkrale und vor allem psychologische Ebene) Hand in Hand gehen und nicht unabhängig voneinander gesehen werden dürfen.343

Morris351 interpretierte die Darstellungen von Grabmälern,352 Prothesis und Ekphora auf den Bildern der Lekythen als ein Symbolsystem, das einige Familien heranzogen, um aristokratische Assoziationen hervorzurufen. Entsprechend sollten auch die wenigen großen attischen Grabtumuli des 5. Jhs.,353 die weiterhin benutzt wurden, eine Verbindung zur ‘heroischen’ Vergangenheit schaffen, und als ein Statement gegen das herrschende Egalitarismusprinzip, das sich in den gängigen bescheidenen Grabmonumenten äußerte, funktionieren.354 Da man jedoch mit den ‘egalitären Strukturen’ konform ging, errichtete nicht jede Familie einen aufwendigen Tumulus, sondern stellte ihre Auffassung in den Vasenbildern dar.

Aus den oben formulierten Überlegungen ist klar hervorgegangen, dass übermäßige Trauer in der Öffentlichkeit unerwünscht war und eingeschränkt werden sollte.344 Dazu sei noch auf einen letzten Punkt in Verbindung mit der Klage und der Trauer hingewiesen. Bei der Untersuchung der Ikonographie des Trauerns auf attischen ‘Grabvasen’ zeigte A. Shapiro,345 dass die Themen auf ‘Grablutrophoren’ und weißgrundigen Lekythen Klage, Prothesis, Ekphora, Vorbereitung der Frauen auf den Besuch am Grab und Darstellungen von Hypnos und

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Nach Humphreys veranschaulichten diese Vasenbilder den Wunsch einiger Familien nach aufwendigen Grabmonumenten, die sie wegen des Grabgesetzes jedoch nicht aufstellen durften. Folglich stellten sie in den Bildern das

So Chr. Meier, Die politische Kunst der griechischen Tragödie (1988) 76f.; ders., Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte 1 (1993) 234. So auch bei Plut. Solon 21. 4f. Dass dies ein Anliegen der Einschränkungen sein könnte, legt wahrscheinlich die Demetrios von Phaleron zugeschriebene Anordnung nahe, der zufolge die Bestattungen nur vor Tagesanbruch stattfinden dürften s. Cic. leg. 2. 66. s. dazu C. Sourvinou-Inwood in: Walters Art Gallery BaltimoreAntikenmuseum Basel-Sammlung Ludwig (Hrsg.), Pandora. Frauen im Klassischen Griechenland (1996) 114 und Anm. 24. 117. Loraux, Trauer 44. Loraux, Trauer 51 ff. So selbst Loraux, Trauer 76 f. s. dazu C. Ampolo, AnnAStorAnt 6, 1984, 95ff. P. Ariés, Geschichte des Todes5 (1991) 741ff. beschrieb diese Angst der Gesellschaft vor dem ‘öffentlichen’ Tod mit dem Ausdruck der «Ausbürgerung des Todes». A. Shapiro, AJA 95, 1991, 629ff.

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s. A. Fairbanks, Athenian White Lekythoi II (1914) 218ff.; J. D. Beazley, Attic White Lekythoi (1938) 7ff.; Sourvinou, Death 321ff. A. Shapiro, AJA 95, 1991, 653. A. Shapiro, AJA 95, 1991, 649f.; D. C. Kurtz, Athenian White Lekythoi (1975) 133f.; W. Philippaki, AAA 2, 1969, 290ff. W. Philippaki, AAA 2, 1969, 290ff.; D. C. Kurtz - J. Boardman, Greek Burial Customs (1971) 102ff.; Garland, Death 107f. Zur Verbindung des ‘Besuches am Grab’ und des familiären Totenkults s. Sourvinou, Death 324f.; Humphreys, Tombs 112f. I. Morris in: Athenian Identity 78-81. s. dazu N. Nakayama, Untersuchung der auf weißgrundigen Lekythen dargestellten Grabmäler (1982). Hügel G im Kerameikos, Tymbos M 6 in Rhamnous, s. Lit. Stupperich, Staatsbegräbnis 80ff.; Morris, Death-Ritual 132-38. I. Morris in: Athenian Identity 76ff.; ders., Hephaistos 11/12, 199293, 40; ders., Death-Ritual 132ff.; zu den Grabtumuli s. auch Bergemann, Thanatos 23f.

dar,«what they would like to do».355 Ob in den Bildern Konnotationen in Richtung Aristokratie intendiert waren, kann nicht ausgeschlossen werden, inwieweit sie sich jedoch gegen das Egalitarismusprinzip äußerten, scheint m. E. fraglich, da 1. ihre öffentliche Wirkung nicht enorm gewesen sein dürfte,356 und 2. ihre Thematik Ausdruck einer persönlicheren, familiären funerären Ideologie ist, in der Trauer und gängige Totenvorstellungen (rituelle Pflege) bestimmend sind.

ärmeren Bürgern zu sein, so dass die während des ausgehenden 5. bis zum Ende des 4. Jhs. über ganz Attika sich ausbreitenden, aufwendigen privaten Grabmäler nicht nur toleriert, sondern sogar auch von den Angehörigen der minderbegüterten Schichten errichtet werden können. Humphreys zufolge war es das Staatsbegräbnis für die Kriegstoten, das in der klassischen Zeit die Ehrung des heroischen Begräbnisses für jeden athenischen Bürger zugänglich gemacht hat.366 Tatsächlich wurden in archaischer Zeit aufwendige Grabmäler nur für die Aristokraten aufgestellt. Es sind die Staatsgrabmäler, in denen alle Unterschiede (soziale, wirtschaftliche) unter den hingeschiedenen Bürgern aufgehoben werden und jeder Verstorbene auf der Gefallenenliste namentlich erwähnt wird. Sie werden hier wegen ihrer ‘bürgerlichen’ und nicht wegen ihrer aristokratischen Arete geehrt.367 Die Verstorbenen werden besonders hervorgehoben, jedoch nicht heroisiert, im Sinne der homerischen Heroenbegräbnisse.368 In den Staatsgrabmälern wird ein Symbolsystem geschaffen, das - wie schon erwähnt - zur Bildung eines gemeinschaftlichen Ideals beitragen soll.

Im Gegensatz zum zweifellos nicht unproblematischen ‘post aliquanto’ Gesetz,357 existiert für das Wiedereinsetzen der Grabstelen um 430/20 kein schriftliches Zeugnis, das auf die Gründe für diese Entwicklung hindeuten könnte. In der Forschung wurden der Krieg und die Plage,358 die künstlerischen Tätigkeiten auf der Akropolis359 oder beide Faktoren gemeinsam360 als Ursachen des Wiederauftretens gewertet. Neuerdings kristallisierte sich die These heraus, dass das Wiederaufleben der Grabreliefs «auf eine Abkehr vom strengen Ideal der frühen Demokratie hinzudeuten»361 scheint. Nach Morris handle es sich um einen Wandel «of an ideological system proving too restrictive at a time of increasing economic scale».362 M. Ostwald363 umschrieb mit «Polarizations of the 420s’» die auf verschiedenen gemeinschaftlichen Ebenen zutage tretenden Veränderungen, die sich auf die Einstellung zu den Grabmonumenten ausgewirkt haben müssen.364 Es handelt sich um einen Wandel von einem starken Ideal der politischen Egalität, die außer einigen Ausnahmen auch in den schlichten Monumenten des 5. Jhs. veranschaulicht wird, zu einem Ideal, in dem politische Egalität zwar noch eine ebenso wichtige Rolle spielt, die Einstellung jedoch zu Status und Repräsentation sich zu verändern scheint.365 Das vom athenischen Staat formulierte Bürgerideal scheint m. E. das entscheidende Bindeglied zwischen reicheren und 355 356 357 358

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Dieses Symbolsystem wird von den Angehörigen der reicheren und ärmeren Schichten übernommen und in ihre privaten Grabdenkmäler eingeflochten. Während die Bilder der Grabreliefs eine in Rollen funktionalisierte Gesellschaft, die ein egalitär bestimmtes Bild wiedergibt, auf der politischen Egalität basierend veranschaulichen,369 steht die durch sehr aufwendige Grabmonumente vor Augen geführte wirtschaftliche Ungleichheit im Gegensatz dazu.370 Der Aristokrat ist hier jedoch kein Mitglied der ‘best men’ sondern ein Mitglied der Bürger.371 Dieses Bürgerideal ist auch in den Namensinschriften der privaten Grabmonumente angedeutet. E. A. Meyer zeigte, dass im Gegensatz zum 6. Jh. die Erwähnung des Namens ab dem 5. Jh. meistens mit Demotikon oder mit Patronymikon und Demotikon erfolgte.372 Seine Identität als athenischer Bürger wird hier sichtbar. Der Bürger definierte sich folglich im Kontext der Gemeinschaft, und bezog Stellung gegenüber der Forderung nach legitimer athenischer Herkunft, die seit dem auf Perikles zurückge-

Humphreys, Tombs 112f. Bergemann, Thanatos 67. M. Alexiou, The Ritual Lament in Greek Tradition (1974) 15f. W. Fuchs, Gnomon 33, 1961, 241f.; Stupperich, Staatsbegräbnis 243f.; J. D. Mikalson in: K. J. Rigsby (Hrsg.), Studies presented to Sterling Dow on his eightieth Birthday (1984) 217ff. bes. 223f. Diepolder, Grabreliefs 7f.; F. Eckstein, JdI 73, 1958, 29; Garland, Peribolos 127; auch für Schmaltz, Grabreliefs 200 könnte «die gesteigerte Kunsttätigkeit der perikleische Zeit» der allgemeinere Hintergrund gewesen sein, auch wenn er die Frage nach einem sinnfälligen historischen Anlass für das Wiedereinsetzen der attischen Grabreliefs offen lässt. Clairmont, GaE 43; ders., Boreas 9, 1986, 31ff.; zu den Ursachen s. auch Meyer, Epitaphs 112f. Bergemann, Thanatos 123. 117f. I. Morris, Hephaistos 11/12, 1992-93, 44. Nach ihm müssen die Ursachen des Wiederaufkommens der aufwendigen Grabmäler aus einer panhellenischen Perspektive gesehen werden, da spätestens um 400 die in ganz Griechenland bestehende ‘Einschränkung’ zurückzugehen scheint. s. Morris, Death-Ritual 145ff. M. Ostwald, From Popular Sovereignty to the Sovereignty of Law (1986) 199ff. Morris, Death-Ritual 155. s. dazu I. Morris in: Athenian Identity 83ff.; Meyer, Epitaphs 113ff.

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Humphreys, Tombs 123. Dort weiter: «, and ... that it was this significant change which stimulated the development in the late fifth and fourth centuries of monuments commemorating the domestic virtues of the ordinary citizen».; gegen die These von Humphreys I. Morris in: Athenian Identity 73f. Meyer, Epitaphs 108. Zu den Unterschieden zwischen den heroischen Bestattungen homerischer Zeit und der klassischen Staatsgrabmäler s. N. Loraux in: G. Gnoli - J. P. Vernant (Hrsg.), La mort, les morts dans les sociétés anciennes (1982) 27ff. Hier S. 32f. Bergemann, Thanatos 129f. Meyer, Epitaphs 109. Meyer, Epitaphs 109ff.; zu den mit δῆκνο zusammengesetzten Namen s. Himmelmann, Grabreliefs 95f.

henden Gesetz aus dem Jahr 451/0373 bestand. In dieser Form ist letztlich das von Morris vorgeschlagene Modell von ‘group-oriented’ hin zu ‘more individualising’ social structures verstehen.

das wahrscheinlich vom Staat für die zwei Gefallenen im δεκόζηνλ ζῆκα aufgestellt wurde und einen Reiterkampf zeigte.378 a) Staatsgrabmäler Der Akt des Staatsbegräbnisses ist eine der konstitutiven gemeinschaftlichen Handlungen innerhalb der Polis, mit dem der Staat die Gefallenen eines Kriegsjahres ehrte und sich gleichzeitig seiner Werte und Ideale vergewisserte. Teil des πάηξηνο λόκνο379 war unter anderem380 der ἐπηηάθηνο ιόγνο sowie die Aufstellung eines Staatsgrabes. Die Staatsgrabmäler waren entlang der Straße vom Dipylon zur Akademie aufgestellt, dem δεκόζηνλ ζῆκα,381 das in der Periegese des Pausanias beschrieben wird.382

3. 3 Mensch und Pferd in verschiedenen Bildzusammenhängen 3. 3. 1. Reiterkampfszenen Das Motiv des Reiterkampfs kommt auf ca. 19% der Gesamtzahl der klassisch-attischen Reliefbilder mit Reitern und Pferdeführern auf. Diese (Reiterkampf) machen etwa 0, 43% der fast 3000 von Clairmont katalogisierten attischen Grabdenkmäler aus, während die Bilder mit Reitern und Pferdeführern ca. 2, 2% des Gesamtinventars einnehmen. Rechnet man den Anteil der gesamten attischen Grabreliefs mit Kampfszenen, Reitern und Soldaten374 innerhalb des Gesamtbestandes aus, beträgt dieser 7, 8%, also einen eher geringen Teil, der erstaunt, da Kriege bzw. Kriegstote im klassischen Athen keine Seltenheit waren, somit mehr Kriegerdarstellungen zu erwarten sein könnten.

Die Staatsgräber, die im wesentlichen aus Gefallenenlisten bestehen,383 in denen die Namen der Gefallenen nach Phylen geordnet aufgeführt werden, sind mit einem Epigramm, das auf die Gefallenen verweist, und oft mit einer Reliefdarstellung am oberen Abschluss der Stele geschmückt.384 Die am besten dokumentierten Themen der Staatsgrabmäler sind die Kampfszenen. Dabei können die

Die Zahl der Grabreliefs, die einen Reiterkampf zeigen, beträgt dreizehn. Elf der Bilder mit Kampfszenen müssen zu Privatgrabmälern oder Monumenten gehört haben, die von den Rittern für ihre Gefallene errichtet wurden. Eins ist mit Sicherheit einem Staatsgrab zuzuschreiben und bei einem ist unsicher, ob es zu einem Staatsgrab gehörte.375 Schwerlich lässt sich hingegen die Stele RK 13 zu einem Staatsgrabmal zählen. Einerseits entspricht zwar die Form der Stele den attischen Staatsgrabmälern. Andererseits werden aber auf der Stele im Vergleich zu den Staatsgrabmälern, in denen die Gefallenen aus allen Kontingenten erwähnt werden, ausschließlich gefallene Reiter genannt, was gegen ein Staatsgrabmal spricht. Die in der Gefallenenliste aufgeführten Reiter fielen zudem bei drei verschiedenen Schlachten, die offenbar nicht in das selbe Jahr gehören, wie es sonst bei Staatsgrabmälern zu beobachten ist. Die oben genannten Punkte könnten dafür sprechen, in der Stele RK 13 ein Reitergrabmal zu erkennen, das von der attischen Ritterschaft auf einem Kenotaph für ihre Gefallenen aufgestellt wurde.376

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Aus der Beschreibung von Pausanias377 ist ein weiteres Grabmal bekannt, das des Makartatos und Melanopos,

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A. L. Boegehold in: Athenian Identity 57ff. Die Berechnungen für die ‘Soldatenbilder’ auf attischen Grabmonumenten stützen sich auf die im Katalog von Schäfer, Agathoi 162ff. aufgenommenen Denkmäler. s. Tab. 2. s. hier S. 22. 35f. die Diskussion zu ähnlichen Denkmälern; Hölscher, Historienbilder 108-110. Paus. 1. 29. 6: «Ἔζηη δὲ ἔκπξνζζελ ηνῦ κλήκαηνο ζηήιε καρνκέλνπο ἔρνπζα ἱππεῖο· Μειάλσπόο ζθηζίλ ἐζηη θαὶ Μαθάξηαηνο ὀλόκαηα, νὓο θαηέιαβελ ἀπνζαλεῖλ ἐλαληία ιαθεδαηκνλίσλ θαὶ

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βνηση῵λ ηεηαγκέλνπο, ἔλζα ηῆο Ἐιεσλίαο εἰζὶ ρώξαο πξὸο ηαλαγξαίνπο ὅξνη.» B. D. Meritt, Hesperia 16, 1947, 147f. Nr. 36; Clairmont, PN 140f., 21e; Hölscher, Historienbilder 110f.; Stupperich, Staatsbegräbnis 16 und Anm. 1. 24 und Anm. 3; CEG 1 Nr. 90. Der Zeitpunkt der Einführung des attischen Staatsbegräbnisses wurde in der Forschung verschiedentlich in solonische, peisistratidische bis in kleisthenische Zeit gesetzt. Es scheint jedoch weitgehend anerkannt, dass der πάηξηνο λόκνο nicht früher als in die Zeit des Kleisthenes zu datieren ist. s. dazu R. Stupperich in: The Archaeology of Athens 100 und Anm. 2-4; ders., Staatsbegräbnis 206ff.; Pritchett, War 112ff.; Loraux, Invention 28ff.; R. Thomas, Oral Tradition and Written Record in Classical Athens (1989) 207f.; S. Hornbowler, A Commentary on Thucydides I (1991) 292f.; für eine Datierung in die Zeit um 490 s. R. CzechSchneider in: H.- J. Drexhage - J. Sünskes Thompson (Hrsg.), Tod, Bestattung und Jenseits in der griechisch-römischen Antike. Laverna 5, 1994, 24ff. Die hauptsächlichen Tempi sind Prothesis, Ekphora, eigentliche Beisetzung der Toten, Gefallenenrede, Totenmahl. Zu den Staatsbegräbnissen s. Pritchett, War 91ff.; Loraux, Invention 17ff.; Stupperich, Staatsbegräbnis 31ff.; Clairmont, PN 7ff.; Garland, Death 93ff. Clairmont, PN 29ff. Paus. 1. 29. 4ff; die Beschreibung des Periegeten ist schwerlich für eine exakte Rekonstruktion der Anlage heranzuziehen. s. dazu Stupperich, Staatsbegräbnis 26-31; Pritchett, War 112ff. mit Lit. zur problematischen Forschungslage. Dagegen D. Knoepfler in: J. Bingen (Hrsg.), Pausanias Historien, Entretiens sur l’ Antiquité Classique 41, 1994, 277ff. Ungesichert scheint auch die Annahme, dass neben dem Demosion Sema eine regelmäßige Sonderklasse von Staatsgräbern für die Hippeis existierte, wie es D. W. Bradeen, CQ 63, 1969, 151 und Anm. 5. annahm, da die Zeugnisse, die dafür sprechen könnten, zu dürftig sind. So schon Stupperich, Staatsbegräbnis 23f. und Anm. 5. Stupperich, Staatsbegräbnis 4ff. So z. B. das Staatsgrabmal von 394, hier RK 1 (Taf. 1); Staatsgrabfragment in Oxford, s. R. Stupperich, Boreas 1, 1978, 87ff., Taf. 14.

Kämpfer entweder zu Fuß dargestellt oder auch in einem Reiterkampf gezeigt werden.385

denn einerseits beruhte die Kraft der Polis auf der Beanspruchung der Bürger sowohl im politischen als auch im militärischen Bereich, andererseits sorgte die Polis für die Witwen und Kriegswaisen der Gefallenen.391

Welche ist die konkrete Funktion und die Bedeutung dieser Bilder im spezifischen Kontext der Polis? Die Erschließung dieser Fragen geht unmittelbar mit der Betrachtung diverser Aspekte allgemeineren Charakters einher, die zum Verständnis der Bilder beitragen können.

Dieses starke Bewusstsein des athenischen Bürgers ist im Bild der Stadt zu sehen. Die monumentale Gestaltung der verschiedenen Lebensbereiche, wie Heiligtum, Agora, Nekropole zielte primär auf die Bildung von politischer Identität.392 Die Konsolidierung der athenischen Bürgeridentität393 intendiert auch das Staatsbegräbnis. Im ἐπηηάθηνο ιόγνο wird der θαιόο ζάλαηνο 394 gepriesen und aus dieser Freiwilligkeit sein Leben zu opfern folgen der Ruhm, das Weiterleben des Toten im Gedenken der Stadt, die Ehrung, die seiner Familie einerseits durch die kollektive Totenfeier und andererseits durch ihre Beachtung in der Zukunft widerfährt. Die Toten, die im Krieg für die Stadt gefallen sind, wurden zu ἄλδξεο ἀγαζνί, deren kriegerische Arete im Staatsbegräbnis gelobt wird. Sie werden als Verfechter der Werte der Polis (Freiheit, Demokratie, Autarkie) über die anderen Bürger herausgehoben, die jedoch gleiches erreichen können, wenn sie es den Gefallenen gleichtun.395

1. Die Reliefbilder sind im Rahmen eines gemeinschaftlichen Aktes der Polis konzipiert. Ihre Aufstellung in einer öffentlich zugänglichen Nekropole deutet auf den expliziten öffentlichen Charakter, den sie besitzen. Als öffentliche Denkmäler sind sie Träger von Aussagen, die von der Intention des Auftraggebers (Polis) bestimmt sind. Damit die Intention und die Bedeutung der Aussagen in den Bildern von der Gemeinschaft, an die sie gerichtet sind, rezipiert werden können, muss diese eines Codex’ mächtig sein, der den Zugang zu den zu vermittelten Botschaften ermöglicht. Der gemeinsame Nenner der Interaktion zwischen Staat und Gemeinschaft ist in diesem Funktionszusammenhang zweifelsohne der Krieg. Der Krieg und der daraus resultierende Tod liefern den Grund für das Zusammentreffen des Poliskollektivs. Die bedeutende Rolle, die der Krieg in verschiedenen Lebensbereichen des Polisbürgers spielte (Ephebie, Volksversammlung), hatte positive (materieller Reichtum, Freiheit, Autarkie) wie negative (Tod, Leid) Auswirkungen auf das Leben der Stadt, mit denen man konfrontiert wurde.386 Das schon seit homerischer Zeit bestehende kriegerische Ideal, das über die archaischen Kampfparainesen des Kallinos oder des Tyrtaios auch im klassischen Athen Gültigkeit besaß,387 muss entschieden die Mentalität des Polisbürgers geprägt haben.388 Der Bürger hatte sich kriegerisch, politisch, sportlich, wirtschaftlich zu betätigen, um dem Bürgerideal zu entsprechen. Die athenische Bürgeridentität war unmittelbar mit dem kriegerischen Ideal verbunden. Man konnte nur guter Bürger sein, wenn man auch für die Stadt in den Krieg zog. Dass im klassischen Athen Bürger- und Soldatentum kohärente Begriffe sind, ist auch in den Werken der attischen Redner des 4. Jhs. zu sehen.389 Es ist zwischen der Polis und dem Bürger ein reziproker Prozess im Gange,390

Von enormer Bedeutung ist ferner das Ideal der Jugendlichkeit, auf das in den Epigrammen der Staatsgräber oft hingewiesen wird.396 So wird das Opfern der ἥβε für den athenischen Staat als besonders ehrenvoll, zugleich als äußerst beklagenswert empfunden. Die Jugendlichkeit stellt einen Wert dar, der über den Tod hinaus weiterexistiert und den Verstorbenen zum ἀλὴξ ἀγαζόο macht. Dass die Wirkung dieser Ideale besonders identitätsfördernd war, stellte C. W. Müller397 am platonischen

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So z. B. auch das Relieffragment RK 2 (Taf. 1), das nach KaempfDimitriadou, Staatsgrabmal 23ff. das Staatsgrabmal für die Gefallenen der Schlacht bei Chaironeia sein könnte; zur Staatsgräberikonographie s. R. Stupperich in: The Archaeology of Athens 94f.; ders., Staatsbegräbnis 162ff. Zur Rolle des Krieges im klassischen Athen s. Chr. Meier, HZ 251, 1990, 555ff. bes. 584ff. Loraux, Invention 104ff.; C. W. Müller, Gymnasium 96, 1989, 317ff. Chr. Meier, HZ 251, 1990, 595. s. dazu die Arbeit von Burckhardt, BuS 154ff., der dies an den Reden des Lysias, Isokrates und Demosthenes durchexerzierte; auch Bergemann, Thanatos 129f. Der Gedanke der Reziprozität durchzieht weite Teile des öffentlichen Lebens in der Antike. Zum reziproken Verhältnis zwischen

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Stadt und Bürger s. A. Missiou in: s. C. Gill - N. Postlethwaite - R. Seaford (Hrsg.), Reciprocity in Ancient Greece (1998) 181ff. Chr. Meier, HZ 251, 1990, 600; im Epitaphios des Perikles wird auch explizit darauf hingewiesen Thuk. 2. 46. 1. Die Söhne der Gefallenen wurden bis zum Mannesalter aufgezogen, bis man sie in die Bürgerschaft aufnahm. Die Regelung wird wahrscheinlich nur für die ärmeren Schichten gegolten haben, da die Reicheren nicht unbedingt darauf angewiesen waren. s. Stupperich, Staatsbegräbnis 240ff. und Anm. 2. Auch durch diese Maßnahme, wenn die vorhergehende Annahme richtig ist, wurden die Angehörigen der Unterschicht als gleichberechtigt der Polis zugehörig angesehen. Hölscher, Räume 84ff. Zur Eigenart der athenischen Bürgeridentität s. Chr. Meier in: ders. - P. Veyne, Kannten die Griechen die Demokratie? (1988) 47ff. bes. 76ff. s. dazu C. W. Müller, Gymnasium 96, 1989, 317ff.; Chr. Meier, HZ 251, 1990, 597ff.; J. P. Vernant in: G. Gnoli - J. P. Vernant (Hrsg.), La mort, les morts dans les sociétés anciennes (1982) 45ff.; S. C. Humphreys, The Family, Women and Death (1983) 144-146. Chr. Meier, a. O. 599 betont, dass «hier zugleich der Anspruch der Polis an ihre Bürger seinen Platz» hatte. IG I2 943. 946, 3; s. dazu den wichtigen Artikel von N. Loraux, AncSoc 6, 1975, 1ff.; R. Osborne, JHS 107, 1987, 103f.; Schäfer, Agathoi 156f. C. W. Müller, Gymnasium 96, 1989, 331.; Plato, Menexenos 234c235b; zum Menexenos s. Loraux, Invention 312ff.; I. v. Loewenclau, der platonische Menexenos (1961); Breuer, RuE 117f.

einen bestimmten Interessenstandpunkt widerspiegelt.402 Demnach wurden die Reliefbilder der Staatsgrabmäler dahingehend interpretiert, dass sie auf die IdentifizierungSolidarisierung des Betrachters mit dem Sieger zielen, und ihn somit zur Nachahmung auffordern.403 Durch ihre räumliche und zeitliche Einbindung in das δεκόζηνλ ζῆκα wird einerseits das gültige Bürgerideal hervorgehoben, andererseits die Kontinuität der vorangegangenen Generationen mit der gegenwärtigen vor Augen geführt, und die Wahrung dieser übergreifenden Struktur für die nächste Generation als Aufgabe gestellt. Das emotionale Miterleben der ‘Erfindung’ Athens als ‘ideale Stadt’404 wird beim Staatsbegräbnis durch das identifikatorische Moment, das im Bild propagiert wird, beträchtlich intensiviert worden sein.

Menexenos fest, in dem zwar einerseits auf den mangelnden Realitätssinn in den Lobreden hingewiesen, andererseits jedoch die enorme psychologische Wirkung, die der Epitaphios Logos auf den Bürger hat, herausgestrichen wird. 2. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln welche Aussagen der bildlichen Darstellung transportiert werden können, sowie welche Konnotationen in den Staatsgräbern hervorgerufen werden konnten. Es muss festgehalten werden, dass der Auftraggeber der Staatsgrabmäler der Staat war. Demnach ist die Intention, die mit der Aufstellung dieser Denkmäler verbunden wurde, beim Initiator dieses Prozesses zu suchen. Nur dieser ist befugt, für die Kriegsgefallenen ein Staatsbegräbnis anzuordnen, dessen visuelles Moment -abgesehen von den Handlungen der Begräbnisfeierlichkeiten- in der aus Inschrift und Bild bestehenden Stele liegt. Sie hat primär rühmende und erinnernde Funktion. Folglich wird in der Inschrift darauf verwiesen, dass hier diejenigen liegen, die während einer bestimmten Schlacht fielen.398 Von zentraler Bedeutung sind in den Epigrammen die kriegerische Arete und der Einsatz für die Freiheit der Polis der Verstorbenen, die besonders betont werden.399 Weiter wird auf das konkretere Ereignis Bezug genommen, indem Angaben zum Ort und zur Art des Kampfes, bzw. zur gegnerischen Partei gemacht werden.

Welche Aussagen (Konnotationen) sind im Bild mit dem Reiterkampf verbunden? Die Forschungen von T. Schäfer405 haben eindrücklich gezeigt, dass die klassischen Krieger- und Kampfdarstellungen nicht die zeitgenössische Wirklichkeit widerspiegeln, sondern dass sie vielmehr zur Vermittlung übergeordneter Botschaften dienen. Genau das zeigte auch das Reliefbild des Staatsgrabmales von 394. Das in den Staatsgrabmälern angewandte Motiv des Reiterkampfes ist schon auf früheren Bildern,406 etwa auf dem Weihrelief des Pythodoros,407 zu beobachten. Nach R. Stupperich wurden diese ausgebildeten Typen des Reiterkampfes in den Staatsgrabmälern gebraucht,408 jedoch nicht im Sinne eines heroischen Kampfes.409 Die Verwendung des Reitermotivs auf den Predellae von Grabstelen, die in archaischer Zeit unter anderem auf den sozialen Status der Verstorbenen der Oberschicht hindeutet,410 wird auf den Bildern der Staatsgrabmäler für die Gesamtheit der Gefallenen angewendet. Folglich werden auf dem Staatsgrabmal von 394 (RK 1, Taf. 1) Reiter und Hoplit gemeinsam gegen den zu Boden gestürzten Feind kämpfend dargestellt. Auch in der nicht mehr erhaltenen Gefallenenliste des selben Monumentes werden wohl neben den Namen der Hippeis auch die der gefallenen

Im Bild ist das Verhältnis zwischen dem konkreten historischen Vorgang und seiner Darstellung unterschiedlich. Die Kampfszene auf dem Staatsgrabmal von 394 (RK 1, Taf. 1) und die in der Inschrift genannten zwei Schlachten lassen sich nicht in Einklang bringen. Die Athener verloren beide Schlachten, im Bild werden sie jedoch als Sieger dargestellt. Realität im Sinne der bildlichen Rekonstruktion des tatsächlich Geschehenen ist demnach kein Anliegen der Bilder.400 Diese Tatsache lässt sich einerseits aus der Funktion der Bilder im Staatsbegräbnis erklären, andererseits ist es unmöglich die kriegerische Arete der athenischen Krieger zu rühmen und sie dabei als die im Kampf Geschlagenen darzustellen.

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Durch die Bilder werden demnach allgemeinere Aussagen transportiert, die der Absicht des Auftraggebers entsprechen.401 Sie zeigen keinen speziellen, einmaligen Vorgang, sondern durch die ikonographische Formel der Kampfszene einen exemplarisch gedachten Vorgang, der

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407 408 398 399 400 401

So das Staatsgrabmal von 394, hier Kat. RK 1 (Taf. 1); Stupperich, Staatsbegräbnis 4 und Anm. 4; Clairmont, PN 103ff. Stupperich, Staatsbegräbnis 13f. und Anm. 2; Clairmont, PN 87ff. Zur Deutung des Reliefs s. Hölscher, Historienbilder 105ff.; Stähler, Geschichtsbilder 93; ders., Form 27f. Zur ‘bildlichen Konkretisierung’ im Bild s. Hölscher, Historienbilder 14ff.; dagegen Stähler, Geschichtsbilder 101ff.; B. Fehr, Gnomon 49, 1977, 183-187; C. Höcker, Hephaistos 14, 1996, 271ff.

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Stähler, Geschichtsbilder 106 sieht «das Wesentliche des Vorganges, an den das Bild erinnert» in seiner Wiederholbarkeit. Stupperich, Staatsbegräbnis 190f.; Stähler, Geschichtsbilder 111. Zur ‘Erfindung’ der athenischen Geschichte und Ideologie im Epitaphios Logos s. Loraux, Invention passim. Schäfer, Agathoi passim. So z. B. in der Amazonenschlacht der Westmetopen des Parthenon, im Perserkampf des Südfrieses am Niketempel, auf attische Vasen mit Reiter-Perserkampf. s. Hölscher, Historienbilder Taf. 3, 1; Stähler, Geschichtsbilder Taf. 4. 1.; Ellinghaus, Leitbilder Abb. 28. 31.37; Langenfaß, MuP 16-18. Weihrelief des Pythodoros s. hier Kat. SPR 2 (Taf. 27). Stupperich, Staatsbegräbnis 187f. «Indem man sie in dieser Form darstellte, wurde ihnen etwas von der heroischen Sphäre gegeben, wurde ihre Übereinstimmung mit den “alten“ Athenern angedeutet, ohne dass das eine eigentliche “Heroisierung“ wäre; vielmehr nur ein Weg, die Erfüllung des heroischen Ideals anzudeuten». In die gleiche Richtung argumentiert Woysch, Animaux 38f. Stupperich, Staatsbegräbnis 189. Langenfaß, MuP 1-9. 115-119; Woysch, Animaux 34-36; ausführlich dazu Schäfer, Hippeis 94ff.

Hopliten aufgeführt gewesen sein. Das gemeinsame Auftreten von Reiter und Hoplit im Bild und in der Gefallenenliste des Staatsgrabes soll m. E. auf das Ansehen, das beide Waffengattungen in der athenischen Gemeinschaft genossen, hindeuten.

vermutliche Aufstellung in der Nähe des Demosion Sema verdeutlicht den repräsentativen Charakter, den das Monument für die Hippeis gehabt haben muss. Durch die Einbindung schließlich des Reiterkampfmotivs in das Symbolsystem der Staatsgrabmäler wurde der athenischen Reiterei Ansehen verschafft, da man auch sie als Teil des Kollektivs betrachten konnte. Selbst die Angehörigen der reichen Oberschicht, die durch das Pferd in der Regel mit Reichtum und Aristokratie verbunden wurden und als eine distinktive Gruppe innerhalb der Gemeinschaft präsent waren, wurden im Staatsbegräbnis Teil der Polis.414 Alle Bildelemente der Darstellungen deuten ja auf Handlungen hin, die für die Stadt und im Rahmen ihrer Ideologie gebraucht wurden. In diesem Kontext wurde das Pferd in den Dienst des Staates gestellt und als solches auch von denen, die nicht zur Reiterei gehörten, als ‘politisches’ Zeichen akzeptiert.

Der Umstand jedoch, dass die mit dem aristokratischen Ideal verbundenen Pferde in dieser eindringlichen Form im Vordergrund stehen konnten, bedarf einer Erklärung. Dass das Auftreten des Pferdes und der über seinen Gegner stürmende Reiter eine assoziative Verbindung mit dem alten aristokratischen Motiv des Reiters hervorgerufen haben könnte, kann nicht völlig von der Hand gewiesen werden. Es soll dabei jedoch keineswegs auf eine Unterscheidung zwischen der sozialen Stellung der Reiter und der der Hopliten hingedeutet werden. In die richtige Richtung weist m. E. die Beobachtung von M. Schäfer, dass während auf den Reliefbildern die attischen Kavalleristen bevorzugt dargestellt werden, auf den Inschriftenstelen nur die Namen der Soldaten ohne Hinweis auf deren Waffengattung genannt werden, um auch somit den demokratischen Gleichheitsideen zu entsprechen.411 Der repräsentative Gehalt, der sich aus der Verbindung von Mensch und Pferd für den Staat und die Gefallenen ergibt, scheint dafür besonders angemessen gewesen zu sein.

b) Privatgrabmäler Die Untersuchung der privaten Grabmäler mit Darstellungen eines Reiterkampfes ergibt sich in vier Stufen der Fragestellung: 1) Welches ist die Funktion der Bildträger? 2) Handelt es sich in den Bildern tatsächlich um Reiter, die auf dem Schlachtfeld umgekommen sind? 3) Soll die Darstellung des Reiterkampfes auf dieses individuelle Schicksal hindeuten? 4) Wie sind die Bilder im Spannungsfeld zwischen egalitärer Ideologie des athenischen Staates und der Selbstdarstellung der athenischen Hippeis zu verstehen?

Die Bedeutung der Reiterkampfbilder auf den Staatsgrabmälern kann ein Vergleich mit den Reitern des Parthenonfries verdeutlichen. Auch dort wird nicht auf spezifisch aristokratische Ideale angespielt, wie das Auftreten der Pferde nahe legen könnte, sondern die Reiter sind die Vertreter der Polisgemeinschaft, die ihren Reichtum (Pferd) dazu benutzen, um die Werte der Stadt zu verteidigen, als Gleiche unter Gleichen. Nach Stähler412 sind die in den Staatsgrabmälern Bestatteten «die echten Aristokraten eines demokratischen Gemeinwesens, und sie sind es nicht durch Geburt, sondern durch ihre Leistung für ebendies Gemeinwesen».

Die Betrachtung der Aufstellungsorte der attischen Grabreliefs (Kap. 3. 1. 1.) hat ergeben, dass die Monumente in Grabbezirken aufgestellt und auf die Straßen ausgerichtet waren, die entlang den Nekropolen Athens und Attikas verliefen. Nach Schäfer muss es sich bei allen Gräbern, auf denen Grabreliefs mit Kampfdarstellungen anzutreffen sind, «ebenso wie im Falle des Dexileos um Kenotaphe handeln, weil die Gefallenen bereits in den Staatsgräbern bestattet worden waren».415 Dabei geht Schäfer von der Annahme aus, dass es sich bei den im Bild in eine Kampfsituation eingebundenen Soldaten um Verstorbene auf dem Schlachtfeld handelt.416 Bergemann hingegen äußerte jüngst die These, dass die Darstellungen der im Kampf dargestellten Soldaten nicht notwendig auf ihre Todesursache anspielen.417

Die Reiterkampfbilder der Staatsgrabmäler entsprachen folglich einerseits dem Repräsentationsbedürfnis der Reiterei, zumal durch das Pferd Reichtum, Zugehörigkeit zur Kavallerie konnotiert werden konnte. Dass ein Streben nach Repräsentation seitens der Reiterei tatsächlich existierte, belegt eindrücklich ein in der Nähe der Hagia Triada Kirche am Kerameikos gefundenes Anthemion.413 Es stammte von einem Grabmal (Kenotaph), zu dem ein heute verschollenes Reliefbild gehörte, das die Reiterei zu Ehren ihrer Gefallenen auf den Schlachtfeldern von Korinth und Koroneia im Jahr 394 in Athen errichtete. Die 411 412 413

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Schäfer, Hippeis 190f. K. Stähler, AA 1976, 71. Athen, NM Inv. 754; IG II2 5222; A. Brueckner, AM 14, 1889, 405ff.; Hölscher, Historienbilder 108 und Anm. 565; Stupperich 18 Kat. Nr. 20; Clairmont, PN 212 Nr. 68b; Kaltsas, Glypta 158 Nr. 312 mit Abb.

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35

Dazu auch Schäfer, Hippeis 190f. Schäfer, Agathoi 21; so auch Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 33. Schäfer, Agathoi 20; Stupperich, Staatsbegräbnis 194; Langenfaß, MuP 119f.; Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 33 äußert sich in die gleiche Richtung gehend für die Reiterdarstellungen, «ob nicht die Gestalt des siegreichen Reiters als Sammelbegriff für Kriegsgefallene überhaupt stehen konnte»; in die gleiche Richtung auch Schäfer, Hippeis 185f. Bergemann, Thanatos 63f. Zur Stützung dieser These wird das Epigramm der Grabstele aus Chalandri (hier Kat. Nr. 16) herangezogen, das trotz des militärischen Gehalts keinen Hinweis auf den

auf die Erfüllung des Militärdienstes gegenüber der Stadt verstanden.421

Dass kriegerische Tugend ebenso auf Grabepigrammen von Bürgern, die nicht in der Schlacht umgekommen sind, genannt werden konnte, erscheint plausibel, es bleibt jedoch weiterhin die Frage bestehen, welches dann eigentlich die Kriterien der Auswahl des Kampfbildes auf den Grabmonumenten waren. Ist das individuelle Schicksal des Verstorbenen für das Kampfbild ausschlaggebend, oder kann die Wahl dieses Bildmotivs analog zu den anderen bürgerlichen Motiven im Rahmen des Bürgerideals selektiv erfolgt sein, indem man auf diese Art auf einen rühmenden kriegerischen Topos und auf die Erfüllung des Kriegsdienstes hinweisen wollte, im Sinne der Normkonformität zu den Idealen der Polis? Der Horizont der Problemstellung ist weiter und bezieht ebenso die Darstellungen von Soldaten insgesamt auf den Grabreliefs mit ein, die in die Überlegungen der Forschung bereits Eingang gefunden haben. Hierbei verhält es sich ähnlich, wie bei den Kampfdarstellungen. Schäfer418 vertritt die These, dass es sich bei den Darstellungen von Kriegern in militärischer Rüstung (alleine oder im Kreis ihrer Familie) um keine allgemeinen Daseinsbilder handle, wie im Fall der übrigen Bildmotive auf den attischen Grabreliefs, sondern dass die spezielle Todesursache (Tod auf dem Schlachtfeld) in den Bildern durchaus thematisiert werden könne. Die ‘Ausnahme’, die der Hinweis auf das individuelle Schicksal innerhalb der attischen Grabreliefs darstellt, erkläre sich wie im Fall der Kreißszenen419 aus dem für die Stadt geleisteten Opfer, sein Leben für sie zu lassen. Wäre dem nicht so, bzw. wäre die Kriegerdarstellung eine allgemeine Areteformel, wären nach Schäfer mehr Grabreliefs mit dem selben Motiv zu erwarten. Insofern könnte sie auch von nicht im Krieg gefallenen Männern benutzt werden, was einer Usurpierung gesellschaftlichen Ansehens gleichkommen würde.

Zu den oben referierten Forschungsmeinungen wären vier weitere Punkte anzuführen. 1) Die Interpretation der privaten Grabmonumente mit Kampfdarstellungen als Kenotaphe aus dem Analogieschluss nach dem Grab des Dexileos, der tatsächlich auf dem Kriegsfeld seinen Tod fand, scheint problematisch. Betrachtet man das Reiterrelief Albani als ein Grab, das wahrscheinlich von der Ritterschaft für ihre Gefallenen errichtet wurde, liegt es zwar am nächsten, Kriegsgefallene dieser Truppe anzunehmen. Bei den meisten privaten Grabreliefs mit Darstellungen eines Reiterkampfes fehlen andererseits jegliche Zeugnisse, die einen Tod im Krieg sichern könnten.422 2) Als Argument für den Hinweis auf den Tod im Krieg führt Schäfer423 die altersmäßige Differenzierung der dargestellten Krieger an. Es sei bezeichnend, dass das Motiv des Kampfes nur für Männer jüngeren und mittleren Alters gebraucht werde. Diese Beobachtung ist zweifellos unbestreitbar, so wie es zutreffend ist, dass alle Athener in ihrer Jugend Krieger gewesen sein müssen. Muss man entsprechend jedoch erwarten, dass sich auch die alten Männer als Krieger darstellen wollten, respektive welche Intention wäre hinter solch einer Charakterisierung zu erkennen? Der Typus des alten Mannes wird in der attischen Grabkunst in Familienszenen, in der Dexiosis mit gleichaltrigen oder jüngeren Männern und Frauen sowie in seiner Funktion als Priester gebraucht.424 Es handelt sich hierbei um ein ‘Würdeschema’, durch das sie einerseits ihre Stellung als Familienoberhäupter veranschaulichen, andererseits in der Gegenüberstellung der Generationen das Fortbestehen des Oikos vor der Öffentlichkeit dokumentieren.425 Alte und Männer jugendlichen und mittleren Alters haben insofern verschiedene Funktionen und werden folglich in anderen Bildzusammenhängen gebraucht. Ähnlich wäre es nicht denkbar, einen alten Mann als Jäger oder etwa als Athlet darzustellen. Außerdem ist das Kriegertum sehr stark mit dem Ideal der Jugend verbunden, das in Athen allgegenwärtig ist.

Bergemann420 wies demgegenüber auf Soldatendarstellungen hin, auf denen die Krieger aufgrund der Inschriften oder dadurch, dass sie als Randfiguren auftreten, als Hinterbliebene gedeutet werden können. Entsprechend werden die Bilder der Soldaten als allgemeiner Verweis

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3) Die Feststellung, dass die meisten Krieger auf sog. ‘Lutrophoren’-stelen auf unverheiratet Verstorbene verweisen,426 scheint ebenso wenig unumstritten. Nach neueren Studien handelt es sich nämlich bei den ‘Lutrophoren’ nicht um eine Gefäßgattung,427 sondern es werden mit

Tod im Kampf enthält, sondern sich auf die große Zahl der getöteten Feinde und der errichteten Tropaia bezieht. «Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass dieser Mann eines natürlichen Todes gestorben ist». Überdies wird auf drei weitere Epigramme hingewiesen, in denen ebenso militärische Leistungen gepriesen werden, ohne dass jedoch die Toten in einer Schlacht umkamen. s. W. Peek, Griechische Grabgedichte (1960) Nr. 19 (Gr. des Tragikers Aischylos, jedoch nicht in Athen aufgestellt), 80 (Gr. des Kleidemos aus Melite); Clairmont, GaE 145f. Nr. 68; P. A. Hansen, Carmina Epigraphica Graeca II (1989) Nr. 519 (Gr. des Sehers Kleobolos). Schäfer, Agathoi 22-28. Zu den Kreißszenen s. U. Vedder, AM 103, 1988, 161-191, die den Tod im Kindbett analog zum Tod auf dem Schlachtfeld bewertet; dagegen s. N. Demand, Birth, Death and Motherhood in Classical Greece (1994) 123ff.; differenziert Scholl, Bildfeldstelen 159-164; Bergemann, Thanatos 64f.; Schäfer, Agathoi 23f. Bergemann, Thanatos 43f. 63f.

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Bergemann, Thanatos 79f.; so auch R. E. Leader, AJA 101, 1997, 690. J 2 (Taf. 15), RK 7 (Taf. 2), RK 3 (Taf. 1), RK 6 (Taf. 2), RK 8 (Taf. 3), RK 9 (Taf. 3), RK 10 (Taf. 3), RK 11 (Taf. 3), RK 12. Schäfer, Agathoi 26f. M. Meyer, AM 104, 1989, 49-82; Bergemann, Thanatos 100ff. bes. 106-116; Scholl, Bildfeldstelen 109-114. s. vorangehende Anm. Stupperich, Staatsbegräbnis 198f.; Schäfer, Agathoi 27. P. Wolters, AM 16, 1891, 371ff.; Kokula, Marmorlutrophoren 13ff. 96ff.

dem Begriff die Kinder, die «am Tage der Hochzeit das Bad für die Brautleute von der Kallirhoequelle holten»428 bezeichnet. Damit würde natürlich die Möglichkeit, in den dargestellten Figuren unverheiratet Verstorbene zu sehen, erheblich erschwert werden.

eher darauf zu deuten, dass das Seesoldatentum nicht als Arete-Beweis anerkannt wurde. Trifft diese Deutung das Richtige, könnten die Soldatendarstellungen als allgemeiner Verweis auf sämtliche militärische Dienste durchaus plausibel erscheinen. Für die Reiterdarstellungen der Privatgrabmäler kann das jedoch nicht bedeuten, dass sie auch von denjenigen benutzt wurden, die gar kein Pferd hatten und nicht in der militärischen Reiterei dienten. Die Darstellung mit oder auf dem Pferd deutet auf die spezifische Einheit der Kavallerie und den kennzeichnenden Dienst bei dieser.

4) Falls die obigen drei Punkte in die richtige Richtung weisen, wäre man dazu geneigt, in den Soldatendarstellungen der attischen Grabreliefs eine allgemeine Areteformel zu erkennen, deren Benutzung jedem offen stand. Wie verhält es sich dann jedoch mit dem Realitätsgehalt dieser Bilder? Es wurde in der Forschung hinreichend darauf hingewiesen, dass die Kampfszenen den Krieger immer als Sieger, nie als Unterlegenen zeigen.429 Dabei geht Schäfer zurecht davon aus, dass «nicht etwa der Moment des Todes selbst wiedergegeben wird, sondern die positiv bewerteten Begebenheiten, die diesem Ereignis unmittelbar vorausgehen».430 Ebenso ist der These zuzustimmen, dass in den Kampf- und Kreißszenen nicht auf den bevorstehenden Tod hingedeutet werden soll, der durch den Bildträger und die ‘gedankliche Abstraktion’ des Betrachters konnotiert wird.

Stupperich äußerte die Meinung, «daß Pferde allein ihren Herrn nur als Reiter, sei es unter sozialem, militärischem oder ‘heroisierend’ idealem Aspekt, nicht jedoch als Krieger ausweisen. Dazu können weitere Hinweise wie gelegentlich vielleicht gemalte - Waffen, später die Rüstung, vor allem anfangs aber die Kampfszene dienen».435 Seine Überlegungen gingen von der These aus, dass durch die Kampfbilder die Familie den Toten mit Reiterund Kriegertum in Verbindung bringen wollte. Handelt es sich aber bei der Darstellung eines pferdeführenden Mannes jugendlichen oder mittleren Alters im Rahmen seiner Familie nicht um einen Krieger, sondern nur um einen Pferdehalter, der durch das Pferd ‘sozial’ oder ‘idealisierend’ charakterisiert werden soll? Kann das Pferd in den ‘Grabbildern’ also rein als soziales Symbol benutzt werden? Zur Klärung dieser Frage kann jedenfalls kein sicherer Beleg angeführt werden, bei dem bestimmt werden kann, dass der als Krieger dargestellte Mann nicht in einer militärischen Einheit diente.

Das sich daraus ergebende Bild scheint m. E. jedoch differenzierter als von Schäfer gezeichnet. Es ist bereits beobachtet worden, dass die auf den Grabreliefs dargestellten Krieger allein als Reiter oder Hopliten auftreten, nicht aber als Mitglieder der Flotte.431 Das Grabrelief des Demokleides aus dem 1. Viertel des 4. Jhs.432 ist das einzige bekannte attische Grabmonument eines Kriegers, der durch den Schiffsbug als Marinesoldat charakterisiert wird. Das Relief könnte auf einem Kenotaph eines Soldaten gestanden haben, der seinen Tod auf See gefunden hat.433 Auch diese sehr wahrscheinliche Vermutung ist aber keine volle Erklärung, da er sicherlich nicht der einzige zu See umgekommene Krieger gewesen sein wird. Die Einzigartigkeit dieses ungewöhnlichen Motivs könnte nach Stupperich einerseits damit in Verbindung zu bringen sein, dass die Kriegsflotte erst seit der ‘new democracy’ des 5. Jhs. ihre große Bedeutung erlangte, sowie andererseits mit der fehlenden Tradition solch einer Thematik, die durch die Reiter-Kampfbilder ersetzt wurde.434 Die Isoliertheit des Motivs der Demokleidesstele scheint aber 428

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Es ist zunächst davon auszugehen, dass alle auf den Grabreliefs als Hopliten dargestellten Personen in ihrem Leben wenigstens einmal als Fußsoldaten oder bei der Marine gedient haben werden. Problematisch ist in diesem Zusammenhang allerdings die vereinzelt dastehende Bildfeldstele des Metoiken Menes aus Argos, der sich als athenischer Reiter in militärischer Rüstung darstellen lässt, während es den Metoiken scheinbar verwehrt war, in die Reiterei einzutreten.436 Falls Menes nicht als Reiter in der Kavallerie diente, wäre das Pferd einzig als soziales Zeichen des Metoiken zu verstehen. Ist es jedoch wirklich gesichert, dass Menes ein Metoike war? Könnte er nicht auch mit einem Söldner oder einem Bündner437 identifiziert werden, der in Athen begraben wurde? Falls er als Söldner für Athen im Rahmen eines

Bergemann, Thanatos 47; dazu ausführlicher ders., AM 111, 1996, 149ff. Vorbehalte gegen die traditionelle Deutung schon bei D. C. Kurtz - J. Boardman, Greek Burial Customs (1971) 152; Garland, Thanatos 87; zur Zuordnung der ‘Lutrophoren’ zu den Geschlechtern s. Ch. Dehl, AM 96, 1981, 173ff. 177f. und Anm. 54. Hölscher, Historienbilder 102ff.; Stähler, Geschichtsbilder 93f.; Schäfer, Agathoi 24. s. vorangehende Anm. R. Stupperich in: The Archaeology of Athens 97; Bergemann, Thanatos 79f. Athen, NM Inv. 752; Conze Nr. 623; Clairmont, CAT Nr. 1.330; Scholl, Bildfeldstelen 107f. Kat. Nr. 70; Kaltsas, Glypta 163 Nr. 320 mit Abb. Zum Tod auf See s. S. Georgoudi, AnnAStorAnt 10, 1988, 52ff. R. Stupperich in: The Archaeology of Athens 97; ders., Staatsbegräbnis 179.

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Stupperich, Staatsbegräbnis 199. s. oben S. 24f. Über die Forderung von Dem. 4. 20-24 nach Söldnern (vielleicht aus Metoiken bestehend), die in der Reiterei dienen sollten, sind keine weitere Informationen erhalten, so dass auch sie keine Auskunft über die Existenz von Nichtathenern in der Kavallerie geben kann. s. zum Södnertum H. W. Parke, Greek Mercenary Soldiers (1933) 143ff.; H. F. Miller, G & R 31, 1984, 153ff.; L. Marinovic, Le mercenariat grec au IVe siècle avant notre ère et la crise de la polis (1988) passim; Burckhardt, BuS 76ff. mit weiterer Literatur.

Bündnisses zwischen Argos und Athen, das für diese Zeit jedoch nicht belegt ist, gekämpft hatte, bleibt die Errichtung eines privaten Grabmonuments trotz allem problematisch. Wäre er nämlich auf dem Schlachtfeld gefallen, würde er in einem Staatsgrab beerdigt worden sein, wie dies z. B. der Fall bei den gefallenen thessalischen Reitern ist, die durch ein Staatsgrab am Demosion Sema geehrt wurden.438 Gräber für einzelne Söldner sind in Athen m. W. nicht belegt. Auch der historische Hintergrund deutet darauf, dass Menes kein Söldner oder Bündner war, sondern eher zu den Metoiken gehörte, denn in der zweiten Hälfte des 4. Jhs., in die die Stele zu datieren ist, verbündete sich Argos mit Philipp II. gegen Athen. Ein Bündnis ist also für diese Zeit ausgeschlossen. Ein Begräbnis eines argivischen Soldaten in Athen kann nicht ganz ausgeschlossen werden, es scheint jedoch eher unwahrscheinlich, zieht man den schlechten Ruf hinzu, den die Söldner in Athen hatten. Zwar soll nach Xenophon in Sparta ein guter, mutiger Söldner ehrenvoll nach seinem Tod bestattet werden,439 ob dies jedoch tatsächlich geschah und auf Athen übertragen werden kann, ist zu hypothetisch. Würde man einen Verbündeten ehren wollen, der für Athen kämpfte, würde man ihm wohl eher wie im Fall des Euphron, der durch zwei Urkunden geehrt wurde, ein Ehrendekret errichten oder in einem Polyandreion am Demosion Sema bestatten. Menes muss demnach weiterhin als Metoike angesehen werden.

schen Kavallerie gedient haben muss, auch wenn der Reiterdienst für die Metoiken - wenn auch gefordert zumindest literarisch nicht belegt ist. Das Grabrelief deutet folglich auf den Dienst Menes’ in der Reiterei, zumal er durch die Lanze, die er in der Hand hält, als Krieger charakterisiert und durch das Pferd auf den speziellen Dienst in der Kavallerie hingewiesen wird. Es kann insgesamt festgehalten werden, dass es sich bei den Kampf- und Soldatendarstellungen privater Grabmonumente durchaus nicht immer um Kenotaphe, respektive um im Krieg Verstorbene handelt. Auf einer ersten Ebene sind die Bilder als allgemeiner Verweis auf den militärischen Dienst zu verstehen. Das Auftreten des Pferdes deutet auf den Dienst in der Reiterei. Welche Bedeutung ist ferner den Reiterkampfbildern im Spannungsfeld zwischen politischer Egalität und Selbstdarstellung der athenischen Hippeis beizumessen? Die Erschließung dieses Fragenkomplexes geht eng mit der Frage nach den Konnotationen, die mit dem Thema verbunden sind, einher. Dabei ist die kurze Betrachtung der Typologie der Reiterkampfbilder unerlässlich, um Herkunft und Rezeption des Themas zu erkennen.443 Bei sieben444 von zehn Darstellungen eines Reiterkampfs auf privaten Grabmonumenten tritt der Reiter auf seinem sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferd im Typus des Dexileos auf (RK 5, Taf. 2). Indem er nach rechts reitet und im Begriff ist, auf seinen bereits unterliegenden Gegner, der unter dem Pferdekörper auf den Boden gesunken ist, einzustechen, wird er als Sieger gekennzeichnet. Dieser erstmals seit dem Ende des 5. Jhs. für ein privates Grabmonument (Relief aus Chalandri) belegte Typus ist der verbreitetste unter den Reiterkämpfen, und wird bis in die zweite Hälfte des 4. Jhs. benutzt. Den gleichen Typus des Reiters zeigt auch das Reliefbild der ‘Lutrophoros’ des Philon (RK 9, Taf. 3) aus der zweiten Hälfte des 4. Jhs. Im Gegensatz jedoch zu den zwei- bis dreifigurigen Kompositionen der übrigen Reliefs werden hier dem Reiter zwei auf den Boden Gefallene und ein auf dem Rücken eines sich vom Kampfgeschehen abwendenden Pferdes liegender Feind hinzugefügt. Das Thema des nach rechts kämpfenden Kriegers mit Pferd wird auf dem ‘Relief Albani’ (RK 4, Taf. 1) abgewandelt. Hier springt das Pferd nach rechts, der kämpfende Jüngling greift seinen bereits zu Boden gesunkenen Gegner in entgegengesetzter Richtung an. Gleichfalls vom nach rechts springenden Pferd abgesprungen ist auch ein Krieger einer dreifigurigen Kampfdarstellung (RK 12), die wahrscheinlich zu einer Grablekythos gehörte.

Wie lässt sich jedoch sein Bild verstehen? Die Bilder der Grabreliefs von Metoiken zeigen eine Assimilation der ‘bürgerlichen’ attischen Verhaltensweisen und Ideale auf, die sich in der Benutzung der selben Themen und Motive äußert.440 Selbst auf der Bildfeldstele des Sklaven Thous aus Laurion441 ist zu beobachten, dass auch die Unfreien wenn auch nicht alle - für ihre Darstellung das ‘bürgerliche’ Bildschema benutzen konnten. Kann diese Praxis jedoch auch für die militärischen Bereiche angewendet werden? Auf einigen Grabreliefs, die mit Sicherheit Metoiken zuzuweisen sind, werden μέλνη als Krieger dargestellt.442 Für die Grabstele des Menes könnte schließlich daraus geschlossen werden, dass er wahrscheinlich in der atheni438 439 440

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442

Paus. 1. 29. 6. Xen. Hell. 6. 1. 16. Bergemann, Thanatos 142-150; Scholl, Bildfeldstelen 174-176; Meyer, Epitaphs 111 stellte eine ähnliche Tendenz bei den Inschriften der Grabmonumente der Metoiken fest; Himmelmann, Grabreliefs 123 «natürlich kannte ein Metoike nichts Schöneres als dem Bürger auch im Habitus gleichgestellt zu werden»; s. auch D. Whitehead, The Ideology of the Athenian Metic (1977) 33f. Athen, NM Inv. 890; Conze Nr. 729; Clairmont, CAT Nr. 3.922; Scholl, Bildfeldstelen Kat. 98 und Taf. 43, 1; Himmelmann, Grabreliefs 46 und Abb. 16; zu ‘Sklavenstelen’ s. Scholl, Bildfeldstelen 176ff.; Bergemann, Thanatos 148f.; N. Himmelmann, Archäologisches zum Problem der griechischen Sklaverei, AbhMainz 13, 1971, 615ff. Clairmont, CAT Nr. 1.194, 1.461, 2392e Suppl.; zu Menes s. auch Schäfer, Hippeis 184f.

Bei sämtlichen oben erwähnten Reiterkampfdarstellungen handelt es sich wohl bei dem Reiter um den Toten. 443 444

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Zur Typologie schon Langenfaß, MuP 13ff. RK 3 (Taf. 1), RK 4 (Taf. 1), RK 5 (Taf. 2), RK 6 (Taf. 2), RK 10 (Taf. 3), RK 11 (Taf. 3), RK 13.

ist,448 steht auch bei den privaten Grabmonumenten im Vordergrund der Bildsprache. Zudem ist aber der soziale Aspekt mitzubeachten, da die Intention des privaten Auftraggebers eines Grabmonuments sich grundsätzlich nicht mit dem des Staates zu decken scheinen. Während sich nämlich das Symbolsystem der Staatsgräber auf die Gesamtheit der Gefallenen bezieht, wird es bei den privaten Grabmälern dazu gebraucht, um eine einzelne Person oder militärische Einheit hervorzuheben. Selbstrepräsentation und Staatsideologie werden bei den privaten Grabmälern nuancierter gehandhabt. Dies zeigt sich schon an der Größe verschiedener Monumente (RK 3, RK 4, Taf. 1; RK 5, Taf. 2; RK 13), die dem Bedürfnis nach Repräsentation entsprechen.

Einzig auf der Grabstele des Panchares (RK 7, Taf. 2) ist nach E. Papastavrou445 der Tote vermutlich in dem nach rechts stürmenden gepanzerten Hopliten zu sehen, der gegen einen Reiter (Makedonen?) kämpft, unter dem ein bereits gefallener nackter Jüngling mit Schild wiedergegeben ist. In der Forschung wird seit langem die These vertreten, dass die Reiterkampfbilder der privaten Grabmonumente von den entsprechenden Kampfszenen der Staatsgräber übernommen worden sind.446 Auch wenn für die frühesten Staatsgräber jegliche bildliche Darstellungen fehlen, stellt das Reliefbild des Staatsgrabes von 394 (RK 1, Taf. 1) ein herausragendes Beispiel für die staatlichen Kampfbilder dar. Vergleicht man das ca. fünfzig Jahre spätere Relief der Pancharesstele (RK 7, Taf. 2), können gewisse motivische Ähnlichkeiten konstatiert werden, die die Übernahme des Kampfmotivs von der Staatsikonographie verdeutlichen. 1) Beide Hippeis reiten auf einem sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferd nach links. 2) Beide halten in ihrer rechten Hand eine Lanze und tragen ein Schwert um ihre Brustbinde. 3) Ein zu Fuß kämpfender Hoplit ist ihnen auf beiden Stelen gegenübergestellt. Sie halten beide einen Schild in der linken Hand, tragen einen Helm mit Busch. 4) Zwischen Reiter und Hoplit ist ein zu Boden gestürzter nackter Gegner mit Schild dargestellt. Auch wenn bestimmte ikonographische Elemente nicht übereinstimmen, wie der phrygische Helm des Hopliten auf der Pancharesstele mit dem attischen des Staatsgrabes, die ‘leichte Bekleidung’ mit den Brustpanzern,447 die Haltung des nackten Gefallenen, ist eine generelle Beziehung zwischen Staats- und Privatgrab nicht abzusprechen.

Unter dieser Voraussetzung ist danach zu fragen, welche Rolle die Darstellung des Pferdes innerhalb der Kampfbilder spielt. Die Untersuchung des sozialkonstitutionellen Bedeutungsgefüges der Hippeis (Kap. 2. 2) ergab, dass der Besitz eines Pferdes - so wie er aus der literarischen Realität oder Fiktion entnommen werden kann - Reichtum, luxuriöse Lebensart, Jugend, aber auch Arroganz konnotieren konnte. Inwieweit konnten solche Aussagen in die Bilder einfließen? Wie sich bei den Reiterkampfbildern der Staatsgräber herausstellte, werden dort durch den Kontext der Aufstellung und die Funktion der Reliefs im Rahmen des allgemeingültigen Bürgerideals ‘negative’ Mitteilungen positiv eingesetzt. Ähnlich verhält es sich bei den privaten Grabreliefs. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Auftraggeber eines Grabmonuments eine negative Aussage zu vermeiden versucht. Das Pferd besitzt an sich zwar alle diese Nebenbedeutungen, sowohl im Kontext der Aufstellung des Bildes wie auch des Bildes selbst, es wird jedoch durch den ‘bürgerlichen’ Codex interpretiert. Es kann nicht bestritten werden, dass die Assoziation mit Reichtum unwillkürlich hervorgerufen werden konnte. Es handelt sich jedoch wohl kaum um die primäre Intention des Bildes. Das Bild sagt lediglich aus, dass der Krieger als Reiter bereit war, für seine Stadt zu kämpfen. Für diese Pflicht setzte er sein Pferd ein. Die Übernahme des Symbolsystems der Polis von allen Schichten der Athener setzt diese Normkonformität voraus. Als guter Bürger konnte man zwar seine luxuriöse Lebensart pflegen, man sollte aber gleichzeitig auch ein mittlerer Bürger sein, der seinen bürgerlichen Pflichten nachkam. Für das Einbeziehen des eigentlich gegen das Egalitätsprinzip der Polis verstoßenden Pferdes in die Bilddarstellungen der Grabreliefs wäre zu folgern, dass es auch vom Kollektiv der Bürger weitgehend akzeptiert und in den ‘Grabbildern’ entsprechend gebraucht wurde.

Welche Funktion und Bedeutung hat diese Übernahme des Reiterkampfes für die privaten ‘Grabbilder’? Es hat sich im vorangehenden Abschnitt zu den Staatsgrabmälern (Kap. 3. 3. 1. a) herausgestellt, dass das Symbolsystem der Staatsikonographie zur Bildung eines gemeinschaftlichen Ideals diente und der Intention des Staates entsprach. Die kriegerische Arete und der Einsatz der Gefallenen für das Wertesystem der Polis werden gerühmt, ohne dass zwischen reicheren und ärmeren Bürgern - sogar Nichtbürgern - unterschieden wird. Das die athenische Identität konstituierende kriegerische Ideal, das stark mit dem der Jugendlichkeit verbunden

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E. Papastavrou, AEphem 127, 1988, 67ff.; dagegen die These von Engels, Magnificentia 116 und Anm. 10 und Schäfer, Hippeis 187f., die im Reiter den Verstorbenen erkennen. Abgesehen davon, dass der Sieger in der Grabkunst immer nach rechts dargestellt ist, könnte die ‘Bedeutungsgröße’ des Hopliten gegenüber dem kleiner dargestellten Reiter dafür sprechen, wahrscheinlich im Hopliten den Toten zu erkennen. Stupperich, Staatsbegräbnis 184ff.; ders. in: The Archaeology of Athens 95ff.; Hölscher, Historienbilder 102f.; Stähler, Form 27f.; ders. Geschichtsbilder 93f. Zur Bedeutung und Realitätsgehalt der Bewaffnung attischer Krieger s. Schäfer, Agathoi 29-42. 71-104.

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Bei neun (9) Reitern handelt es sich wahrscheinlich um unbärtige Jugendliche. Dagegen ist nur auf der ‘Grablutrophoros’ des Philon der Reiter bärtig dargestellt. s. Tab. 1.

Andererseits besaßen die verschiedenen Stiftungen449 und Leiturgien450 ebenso wie das Halten von Pferden statuserhöhenden Charakter und wurden akzeptiert, da sie die Verbundenheit desjenigen, der die verschiedenen kostspieligen Aufwendungen aufbrachte, mit der Polis aufzeigt. Zugleich erlangte man durch die Leiturgien großes Ansehen in der Gemeinschaft, da man durch die öffentliche Aufstellung von Ehrenbeschlüssen, durch die Verleihung von Ehrentiteln und Privilegien geehrt wurde.451 Die meist aus politischen Motiven in den literarischen Quellen geäußerte Kritik an den Stiftungen und Leiturgien spricht nicht gegen eine allgemeine Akzeptanz dieser Einrichtungen. Diesen ambivalenten Charakter strich HintzenBohlen452 auch bei den Choregen-Monumenten seit dem 4. Jh. heraus. Einerseits «belegen sie die Akzeptanz, auf die das lykurgische Programm bei den wohlhabenden Bürgern stieß...zum anderen sind die Anatheme aussagekräftige Exempel für die Erschließung neuer Selbstdarstellungsformen». Diese Beobachtungen könnten nach Hintzen-Bohlen453 letztlich auch auf die Grabdenkmäler angewendet werden, bei denen die «Monumentalisierung der architektonischen Form zur persönlichen Repräsentation genutzt» wurde.

behalten könnten, ohne dass die Polis ihnen gegenüber Missgunst zeige. Aus dieser Passage wird ersichtlich, dass einerseits der Einsatz für die Stadt zu Pferd akzeptiert wurde, dass andererseits die Gepflogenheiten der Hippeis, die wahrscheinlich den negativ belasteten luxuriösen Lebensstil konnotierten, getadelt wurden. Einerseits war also der Besitz eines Pferdes ein Zeichen von Reichtum und die Pferdezucht eine Beschäftigung, die hohes Ansehen einbrachte, andererseits konnte dieser Besitz zum πινύηνπ επίδεηγκα werden, wenn man das Pferd nicht für die Polis, d. h. für militärische Zwecke einsetzte, um ἀλδξαγαζία zu erlangen.455 Die in den literarischen Quellen geäußerte Kritik am arroganten Verhalten der Hippeis,456 das aus ihrer Verbindung mit Jugendlichkeit und luxuriösem Lebensstil herrührt, lässt sich in den Denkmälern nicht wiederfinden. Das Auftreten der Hippeis und ihrer Pferde ist primär mit dem Einsatz für die Polis und ihre Ideale zu verbinden. Auch das Auftreten des Pferdes ist in diesem Zusammenhang ein Symbol, das zwar Zugehörigkeit zu einer begüterten Schicht veranschaulicht, andererseits aber akzeptiert wird, wenn es für den militärischen Einsatz gebraucht wird.

Das Repräsentationsbedürfnis der reicheren Schichten, aus denen die Reiter rekrutiert wurden, kann folglich nicht unterschlagen werden. Die Ausstattung und Größe des Grabbezirkes und der darauf aufgestellten Grabmonumente entsprechen dem Verlangen nach Selbstdarstellung. Der Rahmen wird somit fürs erste zum Signifikans für Reichtum und luxuriöse Lebensart und zunächst nicht die Bilder. Der Aufstellungskontext der Reiterkampfszenen innerhalb einer familiären Grabterrasse, in der bildlich die verschiedenen Bereiche des öffentlichen Auftretens einer Familie miteinander kombiniert werden, sowie das Auftreten des Motivs auf kleineren Stelen und Lekythen deuten m. E. darauf, dass das Reiterkampfmotiv nicht als sozial distinktives Zeichen benutzt wurde. Die Hippeis hatten sich folglich in den Bildern normkonform zu zeigen, konnten andererseits durch das Format der Grabausstattung ihr Repräsentationsbedürfnis befriedigen. Genau diesen Konflikt drückt die Szene aus den Ἱππῆς des Aristophanes aus,454 in der der Chor der Hippeis seine Bereitschaft für die Polis ohne Entgelt zu kämpfen äußert, wenn sie nur die lange Haartracht und das Stirnband bei449

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Die Hippeis als Angehörige der reicheren Bürger mussten insofern ihren sozialen Status auf anderem Weg konstituieren, im Gegensatz zur Archaik.457 Auf der einen Seite zeigt das relativ homogene Bildrepertoire der Grabreliefs, dass in den Bildern an das Wertesystem der Polis appelliert wird, und nicht primär auf soziale Zugehörigkeit zu schließen ist. Selbst die Größe und Ausstattung eines Grabperibolos mit verschiedenen ‘Bildträgergattungen’ deuten nicht immer auf soziale Zuordnung, nachdem in der Forschung sehr wahrscheinlich gemacht wurde, dass ebenso breitere Schichten der athenischen Bürger und der Metoiken sich eine Grabterrasse mit Skulpturausstattung leisten konnte.458 Trotzdem deuten die Größenunterschiede zwischen den privaten Gräbern auf das wirtschaftliche Potential der verschiedenen Familien,459 das dem politischen Egalitätsprinzip der Demokratie widersprach. Das besondere an dieser Situation bleibt, dass sie anscheinend akzeptiert wurde. Die Entwicklung hin zu ‘individualising’ social structures hatte wahrscheinlich auch zur Folge, dass die Einstellung zu Status, Reichtum und Macht sich wandelte und somit mehr Freiraum geboten wurde, um sich als ‘Individuum’ - jedoch immer im

B. Laum, Stiftungen in der griechischen und römischen Antike (1914) passim; H. v. Hesberg, JdI 96, 1981, 73ff.; H. Schaaf, Untersuchungen zu Gebäudestiftungen in hellenistischer Zeit (1992) 13ff. Austin/Vidal-Naquet, Wirtschaft 100f.; Hansen, Demosthenes 112ff.; J. Bleicken, Die athenische Demokratie (1985) 163ff.; W. Boochs, Die Finanzverwaltung im Altertum (1985) 106f; M. Hakkarainen in: J. Frösén (Hrsg.), Early Hellenistic Athens. Symptoms of a Change (1997) 1ff. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 112ff.; U. Kahrstedt, Staatsgebiet und Staatsangehörige in Athen (1934) 327ff. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 116f. Hintzen-Bohlen, Kulturpolitik 117. Ar. Eq. 576ff.

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Xen. Ages. 9. 6; Xen. Hiero. 11. 5; Als positiver Wert wird die Pferdezucht von Isokrates 16. 33 dem Gericht beschrieben, immer jedoch in Verbindung zu Verweisen auf Taten für die Polis; zur Pferdezucht als Zeichen von Reichtum s. Thuk. 6. 15. 3; zur Verbindung mit Reichtum und Oligarchie s. Arist. Pol. 1289b 33-5. 1321a 11. Aufführung der Quellen bei Spence, Cavalry 206-10. Zum Reiterbild in der Archaik s. Schäfer, Hippeis 51ff. Nielsen u. a., Monuments 411ff.; Bergemann, Thanatos 131ff.; Scholl, Bildfeldstelen 171ff. So auch Schäfer, Hippeis 191f.

Rahmen des allgemeingültigen Bürgerideals - der Öffentlichkeit zu präsentieren.460 Genau diese Einstellung zeigen m. E. die Motive und Inschriften der attischen Grabreliefs nach ca. 430 auf, die eine starke Bindung an die Stadt kennzeichnet.461 Es scheint schließlich, dass sich auch die Hippeis diesem Kompromiss fügten, in einer Art jedoch, die ihnen einerseits erlaubte ihr Repräsentationsbedürfnis zu befriedigen, indem man eine statusspezifische Darstellung wählte, andererseits der Forderung der Polis zur Einbindung zu genügen.

2) Warum werden für die Darstellung der Dexiosis und der Pferdeführer in diesem Motiv zumeist Grabvasen anstatt der Grabstelen benutzt? 3) Welche Bedeutung haben die verschiedenen Figurentypen, mit denen der Pferdeführer verbunden wird? 4) Welche Funktion und Bedeutung hat das von den Männern geführte Pferd innerhalb der ‘Familienbilder’? 1) Über die Deutung des Motivs der Dexiosis herrscht in der Forschung weitgehender Konsens, dass der Handschlag nicht szenisch im Sinne einer Begrüßung oder eines Abschieds zu verstehen ist, sondern vielmehr die Verbundenheit der Familienangehörigen veranschaulicht.466 Ob das Dexiosismotiv von den Kriegerabschiedsvasen über die Marmorgefäße oder von den Staatsgrabmälern -insofern das Motiv auf letzteren auftrat - von den Stelen übernommen worden sein könnte, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden.467

3. 3. 2 ‘Familienbild’ - Dexiosis Der Katalog der Grabmonumente mit einer Familienbzw. Dexiosisdarstellung mit Pferd beinhaltet zweiundvierzig Stück. Diese bilden die Mehrzahl, ca. 62, 6% der Bildzusammenhänge innerhalb der auf attischen Grabreliefs des 5. und 4. Jhs. auftretenden Reiter- und Pferdeführerdarstellungen. Innerhalb des Gesamtbefundes der klassischen Grabdenkmäler machen sie 1, 4% aus, einen erheblich höheren Anteil (um das Dreifache) im Vergleich zu den Reiterkampfbildern. Im Gegensatz zu den meist jugendlich dargestellten Reitern des Reiterkampfes überwiegen auf den Familien- und Dexiosisszenen die bärtigen Pferdeführer (28 von 42). Es treten hier außer einem der Dexiosisszene beigestellten Reiter auf einem Lekythenbild (FD 29, Taf. 9) nur Pferdeführer auf. Vorherrschende Bildträger sind die meist kleinen Grabvasen (31 von 42), während es sich bei den Bildträgern der privaten Reiterkampfszenen größtenteils um Stelen (7 Stelen, 1 Basis, 3 Lekythoi, 1 ‘Grablutrophoros’) handelte.

Wichtiger bleibt für unseren Zusammenhang die Feststellung, dass durch dieses Motiv auf den Grabreliefs das Ideal der Oikosgemeinschaft veranschaulicht wurde. Bergemann468 kam zum Ergebnis, dass auf den Grabreliefs die Verbindung von Angehörigen verschiedener Generationen deutlich häufiger als die Dexiosis bei Ehepaaren auftritt, worauf hin er bemerkt, dass «nicht die eheliche Gemeinschaft, sondern der Konsens der Generationen dort der wichtigere Aspekt» war. Die These Bergemanns bestritt letztens M. Meyer,469 die in der Dexiosis den Versuch der «Überbrückung von eigentlich unüberbrückbaren Gegensätzen...den Gegensatz zwischen Lebenden 466

Bei 29 Reliefszenen sind die Pferdeführer im Dexiosismotiv dargestellt.462 Für 2 Fragmente lässt sich nicht sicher entscheiden, ob sie in Dexiosis gezeigt werden oder einfach einander gegenübergestellt sind.463 Bei 5 Bildern ist der Pferdeführer hinter einer Dexiosisszene als Randfigur dargestellt.464 Weitere 5 Pferdeführer werden ohne Handschlagmotiv einem Mann gegenübergestellt wiedergegeben.465 In die Reihe der nebeneinander platzierten Familienangehörigen wird einzig der pferdeführende Iophon auf dem Relief des Grabnaiskos des Hierokles aus Rhamnous (FD 11, Taf. 5) gestellt. Es stellen sich bei der Betrachtung der Familien- und Dexiosisbilder folgende Fragen: 1) Welches ist die Bedeutung des Dexiosismotivs in der attischen Grabkunst? 460 461 462 463 464 465

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I. Morris in: Athenian Identity 67ff. Zum Phänomen der Anpassung an das System in den Grabreliefs s. Himmelmann, Grabreliefs 126f. FD 1-FD 42. FD 7 (Taf. 5), FD 9 (Taf. 5). FD 24 (Taf. 8), FD 25 (Taf. 8), FD 27 (Taf. 9), FD 29 (Taf. 9), FD 30 (Taf. 10). FD 5 (Taf. 5), FD 8, FD 15 (Taf. 6), FD 35, FD 38 (Taf. 11).

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41

N. Himmelmann-Wildschütz, Studien zum Ilissos-Relief (1956) 11; G. Neumann, Gesten und Gebärden in der griechischen Kunst (1965) 49ff.; Stupperich, Staatsbegräbnis 183f.; Schmaltz, Grabreliefs 210ff.; G. Davies, AJA 89, 1985, 627ff.; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen III 45 und Anm. 9. 102; Meyer, Urkundenreliefs 140ff.; Scholl, Bildfeldstelen 164ff.; Bergemann, Thanatos 61f.; Meyer, Gesten 120ff.; Breuer, RuE 15ff. unternahm den Versuch eine politische Deutung des Motivs herauszuarbeiten. Die Dexiosis solle im 5. Jh. von der Solidarität derer zeugen, die sich mit der Polis identifizierten, während im 4. Jh. dieser politische Anspruch des Motivs verloren gehe, und in den Bildern «der sich zunehmend abzeichnende Kontrast der Partner im Handschlag» (Breuer a. a. O. 60) zum Thema werde. Zu dieser nicht unkomplizierten Deutung s. Bergemann, Thanatos 93f.; C. Clairmont, Gnomon 70, 1998, 70ff.; S. Houby-Nielsen, JHS 117, 1997, 256f.; J. W. Day, AJA 101, 1997, 179f.; letztens äußerte Himmelmann, Grabreliefs 56. 80f. den Gedanken, dass auch die Trennung in der Verbundenheit in allgemeiner Weise bezeichnet werden könne. Zugleich weist er darauf hin, dass diese These nicht belegt werden kann. Für eine Übernahme des Motivs von den Staatsgrabmälern Stupperich, Staatsbegräbnis 183f. 246f.; ders. in: The Archaeology of Athens 96; Scholl, Bildfeldstelen 167; dagegen VierneiselSchlörb, Skulpturen III 102; Schmaltz, Grabreliefs 218 und Anm. 511; Nach Breuer, RuE 23 «dürften sich beide Reliefgattungen (Grabstelen, Marmorlekythoi) unabhängig von einander an einer Tradition orientiert haben, die im historischen Abstand nur noch in den rotfigurigen Kriegerabschiedsbildern fassbar ist, beide dem gleichen Ziel verpflichtet, für den Toten eine repräsentative Darstellung zu finden». Bergemann, Thanatos 92ff. Meyer, Gesten 121.

und Toten» sah. Beide Thesen behalten m. E. den Hauptgedanken der Dexiosis im Auge, nämlich, dass durch das Dexiosismotiv die ‘Geschlossenheit’ – Verbundenheit des Oikos in der Öffentlichkeit veranschaulicht wurde. Die Familie ist dabei nicht als ein vom öffentlichen Leben abgeschlossener Bereich in ihrer familiären ‘Privatsphäre’ zu verstehen, da sie als solche im Klassischen Athen gar nicht zu existieren schien,470 sondern als Familie, deren Angehörige in ihren öffentlichen werthaften Rollen auftraten.

Vielfigurigkeit der frühen Darstellungen auf die Tradition der Tonlekythen zurückzuführen ist, vollzieht sich in den Bildern der Marmorvasen ein Wandel, der im veränderten Themenrepertoire und den sich an den großen Grabstelen orientierenden Figurentypen zu konstatieren ist. Für das Dexiosismotiv würde das bedeuten, dass die familiäre Verbundenheit vor und in der Öffentlichkeit gerade für diese Gattung passend gewesen sein könnte, und darum gerade verstärkt auf den Marmorlekythen auftritt, der Wandel der Funktion der Gefäße jedoch mit einem Wandel der Bedeutung der Bilder einhergeht, die nun durch den für die Darstellungen der Grabstelen angewandten ‘bürgerlichen’ Code interpretiert werden. Die ‘erzählerische’ Komponente spielt dabei m. E. eine eher unwesentliche Rolle.

2) Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach dem Grund des mehrheitlichen Auftretens des Dexiosismotivs auf Marmorlekythen und ‘Lutrophoren’, anstatt auf den größeren Naiskoi und Grabstelen. Die in der Forschung unternommenen Untersuchungen zur Aufstellung und Funktion der Grabgefäße471 innerhalb der attischen Grabbezirke ergaben, dass die Marmorvasen als Akrotere auf Basen, als Bekrönungen von Grabtischen (ηξάπεδαη) und Grabstelen, als Eckakrotere von Grabmälern - zuweilen als Gegenstücke (Pendants) gearbeitet -, als Grenzmarkierungen der Grabbezirke, oder als selbständige Grabmonumente auf den Grabterrassen zu sehen waren. Im Vergleich zu den Palmetten- und Naiskosstelen hatten diese nach B. Schmaltz472 anfänglich eine untergeordnete dekorative Verwendung innerhalb der Grabbezirke, die den ausschmückenden Charakter der Bilder erkläre, während sie erst im 4. Jh. eine eigene Denkmalfunktion erhielten.

Wie ist daraufhin der Umstand zu erklären, dass die meisten Pferdeführerdarstellungen auf den Marmorlekythen wiedergegeben sind? Langenfaß475 äußerte die Annahme, dass das im Gegensatz zu den Stelen unbegrenzte Bildfeld der Grabvasen eine vollständige Wiedergabe des Pferdes ermöglichte und darum diese vermehrt für die Pferdebilder verwendet wurden. Diese Interpretation könnte zutreffend sein, zieht man in Betracht, dass die erhaltenen Pferdeführerdarstellungen auf Naiskosstelen (FD 2, Taf. 4; FD 5, Taf. 5) und Naiskoi (FD 11, Taf. 5) nur den Vorderleib des Pferdes zeigen. Bei entsprechenden Motiven der Palmetten- und Bildfeldstelen sind hingegen beide Varianten anzutreffen.476 Man könnte daraus für die Intention der Bilder der Naiskosstelen schließen, dass es anscheinend ausreichte, nur Kopf, Bug und Füße des Pferdes darzustellen, zumal die Hinzufügung des Schwertes die Charakterisierung des Pferdeführers als Krieger zusätzlich verstärkte.477

Ein gewisser repräsentativer Charakter ist den Marmorlekythen trotz allem jedoch einzuräumen, berücksichtigt man die auf Familienangehörige verweisenden Namensinschriften ihrer Bilder sowie ihr Bildrepertoire, das in seinen Grundzügen außer einigen Ausnahmen (z. B. Darstellungen nackter Jünglinge)473 dem der Grabstelen folgt. Schließlich konnten die Grablekythoi als eigenständige Grabmäler fungieren, die mit einer ‘dekorativen’ Interpretation nur unzureichend erklärt würden. Ihre grundsätzliche kommunikative Funktion, die sich aus dem Aufstellungsort und aus den an die Öffentlichkeit gerichteten Bildern ergibt, begründet diese Feststellung.

Die Deutung von Langenfaß ist zwar klärend für das Problem der Darstellung des ganzen oder nur des vorderen Pferdekörpers, erscheint jedoch wenig weiterführend für den Sachverhalt, dass die meisten Pferdeführerbilder auf den kleinen Grabvasen statt der größeren Grabstelen auftreten, gesteht man doch dem Pferd in seiner bildlichen Symbolhaftigkeit die Verbindung zu Reiterei, Reichtum und gesellschaftlicher Macht zu. Dabei stellt sich die grundsätzliche Frage, inwieweit sich die Größe der Grabmonumente mit dem sozialen Rang der Grabinhaber zu decken brauchen. Die letzten Untersuchungen zum sozialen Status der Besitzer der Grabmonumente478 wei-

Welche Konsequenzen sind daraus für die Deutung der Bilder zu ziehen? Es ist in der Forschung474 beobachtet worden, dass die Bilder der Grablekythoi ein erzählendes Moment beinhalten, das aus der Tradition der Tonlekythen stammt. Diese szenische Note wird in den gleichzeitigen Grabstelen vermieden und geht auch auf den Marmorvasen im Laufe des 4. Jhs. verloren. Auch wenn die 470 471

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B. Fehr, Gnomon 58, 1986, 526f.; Breuer, RuE 31ff.; Bergemann, Thanatos 94f. 129f.; s. hier S. 25f. Schmaltz, Marmorlekythen 76ff.; ders., MarbWPr 1979, 22ff.; A. Prukakis-Christodoulopoulos, AM 85, 1970, 54ff.; Kokula, Marmorlutrophoren 31ff.; Stupperich, Staatsbegräbnis 118ff.; Bergemann, Grabreliefs 21ff.; ders., Thanatos 10f. 46f. Schmaltz, Marmorlekythen 76ff.; ders., Grabreliefs 215ff. Schmaltz, Marmorlekythen 93; Breuer, RuE 31 und Anm. 91. Schmaltz, Grabreliefs 216ff.; Breuer, RuE 27f.

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Langenfaß, MuP 29f.; so auch Schäfer, Hippeis 181 und Anm. 1048. Vollständige Darstellung des Pferdes bei FD 1 (Taf. 4), FD 3 (Taf. 4), FD 6 (Taf. 5). Reduzierung auf den Vorderleib bei FD 4 (Taf. 4), FD 10 (Taf. 5). Auch auf den Bildern der Grablekythen FD 27 (Taf. 9), FD 36 (Taf. 11) ist nur der Vorderleib des Pferdes ausgearbeitet, während der hintere Körperteil skizzenhaft wiedergegeben ist. Nielsen u. a., Monuments 411ff.; Bergemann, Thanatos 131ff.; dagegen Schmaltz, Grabreliefs 138ff.; G. Oliver in: Epigraphy of Death 59ff.

Metoiken auf.485 Sie sind ebenso wenig als gruppenspezifisch zu bezeichnen.

sen in die Richtung, dass das soziale Spektrum der Grabinhaber, die auf ihren Grabterrassen Grabskulpturen errichten ließen, breit gefächert zu sein scheint. Anhand approximativer Berechnungen der Kosten für die Errichtung der Grabterrassen und Skulpturenausstattung kam man zu dem Ergebnis,479 dass von Sklaven bis zu den reichsten leiturgischen Familien mehr oder minder aufwendige Grabmonumente zugewiesen werden können. Einerseits zeigte sich zwar, dass die aufwendigeren Naiskoi mehrheitlich Bürgern zugeschrieben werden können, (84%) andererseits handelt es sich um keine nur den Bürgern vorbehaltene Grabmalgattung, da große Naiskoi auch für reiche Metoiken (16%) belegt sind.480 Ähnlich verhält es sich bei den Bildfeldstelen, bei denen wie Bergemann dargelegt hat - der Anteil der Bürger das Dreifache gegenüber dem Anteil der Metoiken bildet. Der eher geringe Anteil der Metoiken an diesen Gattungen wurde daher mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten dieser Gruppen in Verbindung gesetzt, ohne dass aber eine klare Grenze zwischen den Grabmonumenten der höheren und niedrigeren Schichten erkennbar wäre.481

Wenn die aus der obigen Untersuchung herausgestellte Gruppenunabhängigkeit der Grabmalformen zutreffend sein kann, bleibt jedoch noch immer die Frage offen, warum die meisten Pferdebilder auf den Lekythen auftreten. Das Fehlen genauer prosopographischer Zeugnisse erschwert den Versuch, den ökonomischen Status der Grabinhaber zu bestimmen. Für die Grabvasen mit Pferdebildern lassen sich Monumente nur aus zwei Bezirken reichen Bürgern zuschreiben (FD 16-19, Taf. 6; J 3, Taf. 15),486 während bei den übrigen genannten Personen der Grabvasen die Zuschreibungen unmöglich sind. Mangels eines wirklich tragfähigen ‘sozial-orientierten’ Interpretationsgerüsts, könnte ein differenzierterer ‘statistisch-bildlicher’ Ansatz Auskunft darüber geben, wie es sich mit dem Charakter der Pferdebilder auf den Grabvasen verhält. Innerhalb der 234 von Schäfer487 katalogisierten Soldatendarstellungen auf attischen Grabdenkmälern handelt es sich bei 140 um Marmorvasen, ca. 60%. Von diesen 140 liegt der Anteil derjenigen Grabvasen mit Pferdeführer- und Reiterdarstellungen (40) bei ca. 28%. Im Gesamtbefund treten die Pferdebilder viel seltener auf als diejenigen mit Hoplitendarstellungen, so dass die gleiche Frage nach dem Grund der vermehrten Darstellungen der Hopliten auf den Grabvasen auch für diese gestellt werden könnte, ohne dass eine einhellige Antwort zu erwarten wäre.

Die Beobachtungen Bergemanns lassen sich allerdings zum Teil relativieren, betrachtet man das tatsächliche zahlenmäßige Verhältnis von Bürgern und Metoiken in Athen. Auch wenn die Schätzungen der Bevölkerungszahl in Athen und Attika482 nur ungefähre Angaben über die Population machen können, zumal die Zahlen der Bürger und Metoiken im 5. und 4. Jh. ständig zu schwanken scheinen, könnte der Anteil der Metoiken und Bürger in einem Verhältnis von eins zu vier oder eins zu drei abgesteckt werden. Die Monumente der Metoiken würden folglich ihrer tatsächlichen Zahl im Verhältnis zu der der Bürger entsprechen. Somit würde einerseits die Interpretation der Verteilung der Grabmonumente, wie Bergemann sie vorschlägt, nur begrenzt Gültigkeit haben. Andererseits wäre es weiterhin zutreffend, dass beide Monumenttypen nicht als sozial-distinktive Grabmalformen angesehen werden können. Zum selben Ergebnis führt m. E. die Betrachtung der Grablekythen.483 Sie treten sowohl auf Grabterrassen reicher athenischer Bürgerfamilien484 als auch in Grabbezirken in Attika lebender 479 480 481 482

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Da die Gattungen keineswegs als strikt gruppenspezifisch angesehen werden dürfen, könnten vielleicht die Bilddarstellungen Aufschluss über die Frage geben, ob die Pferdebilder ‘sozial-distinktiv’ zu verstehen sind. Die Pferdeführer werden außer auf der Grablekythos FD 38 (Taf. 11) und der Bildfeldstele J 1 (Taf. 15) - (Bärtiger Pferdeführer in Himation / Reiter mit Himation) mit kurzem Chiton, Chlamys und z. T. Brustpanzer bekleidet wiedergegeben. Oft wird der Pferdeführer mit einem Helm, Schwert oder Lanze als Krieger charakterisiert. Diese ‘leichte’ Bekleidung deutet allerdings nicht auf die tatsächliche Ausrüstung der attischen Kavallerie oder Hopliten hin, sondern ist als Bildkonvention zu verstehen, die bewusst eingesetzt wird, um eine positive Aussage zu vermitteln.488 Die Hinzufügung verschiedener Bildzeichen in eine Szene soll den Gedanken des guten Bürgers versinnbildlichen, und in dieser Form ist auch die Darstellung des Pferdes zu deuten. Das Pferd charakterisiert primär den Mann als Reiter im militärischen Sinne und

s. vorangehende Anm. Bergemann, Thanatos 229 3b) führt 31 Metoiken zugeschriebene Naiskoi an. Bergemann, Thanatos 142ff. D. Whitehead, The Ideology of the Athenian Metic (1977) 97f.; F. Kolb, Die Stadt im Altertum (1984) 78ff.; M. H. Hansen, Demography and Democracy (1986) 26ff.; E. Ruschenbush, ZPE 72, 1988, 139ff.; W. Schuller, Griechische Geschichte4 (1993) 126; Hansen, Demosthenes 52-55. 91-95; J. Bleicken, Die athenische Demokratie4 (1995) 99f. 546-49. Dagegen Schmaltz, Marmorlekythen 102 und Anm. 176; ders., Grabreliefs 147 «Sicher darf man davon ausgehen, dass marmorne Grabmäler stets mit einem besonderen Aufwand verbunden waren, den sich nur begüterte Schichten leisten konnten». Exemplarisch angeführt die Grablekythen aus dem Grabbezirk des Astyphilos und Menyllos aus Voula s. hier Kat. FD 16-19 (Taf. 6); Grablekythos des Kleitophon aus dem Grabbezirk des Hierokles aus Rhamnous hier Kat. J 3 (Taf. 15).

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43

z. B. Marmorlekythos aus dem Grabbezirk des Agathon von Herakleia im Kerameikos s. Salta, Grabstelen 196. Bergemann, Thanatos 227 1a) T 2, N 5. Schäfer, Agathoi 162ff. Zum Realitätsgehalt der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen ohne Panzer s. Schäfer, Agathoi 36ff. 124ff. 154ff.

nicht sozial.489 Es ist somit ‘politisch’ zu verstehen, so dass die Frage nach dem Grund des Auftretens der Pferdebilder gerade auf den Marmorvasen an Relevanz verliert. Auch das Motiv des Reiterkampfes tritt ja nicht nur auf großen Stelen auf, sondern ebenso auf ‘bescheideneren’ Marmorvasen.

tärdienstes weist. Seine mit ihm im Verbundenheitsgestus dargestellte Frau beinhaltet ebenso eine positive Aussage, die sich aus dem Rahmen der kollektiven Vorstellungen von Frauen ergibt. Der in der neueren Forschung vertretene Ansatz, dass in den ‘Grabbildern’ die ‘gesellschaftliche Person’ der Frau versinnbildlicht wird,492 kann auch für unseren Zusammenhang fruchtbar gemacht werden. Es handelt sich nicht um die Frau, deren Lebensbereich der von der Öffentlichkeit abgesonderte Oikos ist,493 im Sinne der sog. ‘orientalischen’ physischen Eingeschlossenheit der Frau, die besonders Objekt der althistorischen Diskussion wurde,494 sondern um das positiv bewertete Bild der Frau, das als Ideal präsent gewesen sein muss und auf den Bildern der Grabmonumente veranschaulicht wurde.

3) Die Untersuchung der Figurentypen, mit denen die Pferdeführer in den Dexiosis- und Familienbildern verbunden werden, verdeutlicht die Feststellung, dass der Verweis auf das Militär die wesentliche Intention des Auftretens des Pferdes auf den Grabmonumenten ist. Die Figurentypen, mit denen die Pferdeführer in einem Bildzusammenhang auftreten, können in folgende unterteilt werden:

Grundsätzlich muss dazu bemerkt werden, dass der methodische Schritt, von den typisierenden Frauendarstellungen der Grabreliefs auf die soziale Stellung der Frauen in der Realität zu schließen, höchst fragwürdig ist. Lebenswirklichkeit und bildliche Darstellung entsprechen sich nur partiell. Die Wertprädikationen der Frauen in den Grabepigrammen berichten von der positiven Wertschätzung der Frauen, die mit Begriffen wie Sophrosyne, Arete, Eusebeia, Sophia u. a. verbunden werden.495 Alle diese Ideale führen dazu, dass die Frau eine gesellschaftlich anerkannte Person ist, und sich dadurch auch für öffentliche Aufgaben (z. B. als Priesterin) prädestiniert. Die Verbindung mit dem Ehemann deutet auf den Wert der Ehe, der räumliche Kontext enthält jedoch keinen Verweis auf den Oikos als isolierten Lebensraum, sondern zeigt eine idealtypische Beziehung, die den normierten Verhaltensmustern der athenischen Polis entspricht. In

a) Pferdeführer und Typus des auf den Stock gestützten Alten. Diese Kombination zeigen Bilder der Stele des Panaitios (FD 1, Taf. 4) und der Marmorlekythos des Lysanias, Polyklees und Epiklees (FD 34). Die Betrachtung des betreffenden Figurentypus’ wird in der Forschung dahingehend interpretiert, dass er einerseits als Charakterisierung des alten, würdigen Mannes benutzt wird, und ferner den Habitus des ‘idealen’ athenischen Bürgers assoziiert.490 Es ist der Mann, der außerhalb des Oikos agiert und sich im öffentlichen Leben der Polis bewegt. Dabei wird das Ideal der ζσθξνζύλε und der πξαόηεο veranschaulicht, die beim öffentlichen Auftreten des athenischen Bürgers offensichtlich eine eminent wichtige Rolle spielten. b) Pferdeführer und gegenüberstehende Frau in Dexiosis. Die Darstellung einer solchen Verbindung ist auf fünf Stelen (FD 2, FD 3, FD 4, Taf. 4; FD 8; FD 10, Taf. 5) und auf zwei Grablekythen (FD 20, Taf. 7; FD 23, Taf. 8) zu sehen. Die Deutung der Figuren als Ehepaar scheint die wahrscheinlichste, auch wenn explizite Verweise darauf in den Bildern fehlen. Die geringe Zahl dieses Kompositionsschemas im Gegensatz zu den Bildern, die die Gegenüberstellung der Generationen zum Thema haben, führt zu dem Schluss, dass das Ideal der Ehe weniger tonangebend für das Bildrepertoire der Grabreliefs war, als die Zurschaustellung der familiären Abfolge der Generationen.491 Der Mann tritt in seiner öffentlichen Rolle auf, die durch das Pferd auf die Erfüllung des Mili489 490

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Dagegen der Beitrag von G. Hoffmann in Clairmont, CAT Introductiony Volume 170ff. Stupperich, Staatsbegräbnis 97ff.; B. Fehr, Bewegungsweisen und Verhaltensideale (1979) 16ff.; L. Giuliani, Bildnis und Botschaft 1 (1986) 131ff.; J. Bergemann in: E. Pöhlmann - W. Gauer (Hrsg.), Griechische Klassik. Vorträge bei der interdisziplinären Tagung des Deutschen Archäologenverbandes und der Mommsengesellschaft vom 24.-27. 10. 1991 in Blaubeuren (1994) 287ff.; ders. Thanatos 76ff.; Scholl, Bildfeldstelen 109ff.; T. Hölscher in: T. Hölscher - R. Lauter (Hrsg.), Formen der Kunst und Formen des Lebens (1995) 18ff.; dass der Figurentypus trotz allem ein kontextabhängiges Bildzeichen darstellt s. Himmelmann, Grabreliefs 117. Dazu s. Bergemann, Thanatos 92f. 152.; R. E. Leader, AJA 101, 1997, 694ff.

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Sourvinou, Death 140ff. 279ff.; dies. in: Walters Art Gallery Baltimore-Antikenmuseum Basel-Sammlung Ludwig (Hrsg.), Pandora. Frauen im Klassischen Griechenland (1996)117-119; R. E. Leader, AJA 101, 1997, 694ff.; J. Gould, JHS 100, 1980, 38ff.; ein Abriss der Geschichte der ‘Frauenforschung’ in der Archäologie bei M. A. Katz in: R. Hawley - B. Levick (Hrsg.), Women in Antiquity. New Assessments (1995) 21ff. Dass öffentlich=draußen, privat=drinnen keine Isolation für die Frauen in Athen bedeutete s. D. Cohen GaR 36, 1989, 3ff. Nochmals abgedruckt in: I. Mc Auslan - P. Walcot (Hrsg.), Women in Antiquity (1996) 134ff. A. W. Gomme, ClPhil 20, 1925, 1ff.; W. K. Lacey, The Family in Classical Greece (1968) 151ff.; S. B. Pomeroy, Frauenleben im klassischen Altertum (1985) 86ff.; C. Bérard in: Bilderwelt 127ff.; W. Schuller, Frauen in der griechischen Geschichte (1985) 44ff. und Anm. 2; R. Sealey, Women and Law in Classical Greece (1990); P. Schmitt Pantel in: dies. (Hrsg.), Geschichte der Frauen I. Antike (1993) 513ff.; J. Bleicken, Die athenische Demokratie 2 (1994) 96f.; C. Schnurr-Redford, Frauen im klassischen Athen. Sozialer Raum und reale Bewegungsfreiheit (1996) 1-55 zur Forschungsgeschichte. 241-274 zum anthropologischen Ansatz; Diskussion der anthropologischen Methode bei C. Sourvinou-Inwood in: Walters Art Gallery Baltimore-Antikenmuseum BaselSammlung Ludwig (Hrsg.), Pandora. Frauen im Klassischen Griechenland (1996)11ff.; Lit. auch bei Scholl, Bildfeldstelen 96 und Anm. 639. Breuer, RuE 80ff. Tab. 2; K. Stears in: N. Spencer (Hrsg.), Time, Tradition and Society in Greek Archaeology (1995) 109ff. 118ff.; Humphreys, Tombs 114.

welcher Beziehung die Frau zum Oikos steht, verdeutlichen darüber hinaus die Darstellungen sitzender Frauen.

‘vornehmen Zurückgezogenheit’, das die Frau erfüllen sollte, zugleich um das Ideal der Sicherung der Weiterexistenz der Familie, das in den Bildern vor Augen geführt wurde.

c) Pferdeführer und sitzende Frau. Unter den sieben Bilddarstellungen, in denen sitzende Frauen im selben Bildkontext mit einem Pferdeführer auftreten,496 wird die sitzende Frau zweimal im Dexiosismotiv mit dem Pferdeführer verbunden wiedergegeben,497 während sie bei den übrigen entweder ohne Handschlag dem Pferdeführer gegenübergestellt erscheint oder Teil einer Dexiosisgruppe ist, der der Pferdeführer oder Reiter als Randperson beigestellt ist. In fünf Fällen ist die sitzende Frau durch die beigefügte Namensinschrift als Verstorbene zu deuten, während bei den anderen zwei nicht sicher zu entscheiden ist, ob sie nicht auch eine Hinterbliebene bezeichnen könnte.498 Dies soll allerdings keineswegs dazu verleiten, und bietet kein Argument dafür, in den ‘thronenden’ Figuren der attischen Grabreliefs grundsätzlich die Toten zu benennen, wie Bergemann letztens darlegen konnte.499 Ebenso zu weit scheint die Deutung des Sitzens als Hinweis auf eine Heroisierung zu führen.500

In den Bildern soll nicht die reale Oikoshierarchie dargelegt werden, die ohnehin allen Einwohnern Attikas präsent war und tatsächlich gelebt wurde, auch nicht die juristische Unmündigkeit und politische Abgeschlossenheit der Frau, sondern die Bilder heben auf die gesellschaftliche Dimension der Grabmonumente ab, die die soziale Rolle der Frau vor der Öffentlichkeit zur Schau stellen. Diese bestand einerseits in ihrer aktiven Rolle in der Religion,504 die bei den öffentlichen Festen prononciert hervortrat, und andererseits in ihrer Rolle als Ehefrau, Mutter, Verantwortliche für die Haushaltsführung.505 Darüber hinaus werden die Frauen in den Grabinschriften mit Tugenden verbunden, die den normativen Verhaltensidealen der Polis entsprechen, genau wie es bei den Männern der Fall war.506 Damit wird ein Ideal versinnbildlicht und nicht die tägliche Realität. Es handelt sich um die Darstellung des Habitus der idealtypischen athenischen Frau, für die der für Grabreliefs kontextunabhängige Bildtypus der Sitzenden gebraucht wird.507 Die darin verflochtenen Bedeutungsebenen des allgemeingültigen Frauenlobes entsprechen vollauf der Intention des Bildes und des Bildträgers und können vom Betrachter interpretiert werden. Die Stilisierung der Lebenswelt der Frauen wird im Bild sehr deutlich, da ihre Darstellungen von den kollektiven Verhaltensnormen diktiert werden, die dem realen Leben nicht strikt zu entsprechen brauchen.

Wie weit reicht der Bedeutungshorizont der sitzenden Frauen? Die Untersuchungen zu den Sitzmöbeln auf attischen Grabreliefs weisen in die Richtung, dass Thronos, Klismos und Diphros501 sich wahrscheinlich an den üblichen Möbelstücken der athenischen Bürgerhäuser orientierten, und nicht von der Sphäre der Götter und Heroen abgeleitet werden mussten.502 Für die Darstellungen der sitzenden Frau503 könnten folgende Schlüsse gezogen werden: 1) Sie werden durch das Sitzen als Hausherrinnen hervorgehoben. 2) Da die Sitzmöbel aus dem häuslichen Bereich stammen, wird die Frau mit dem Oikos verbunden. 3) Durch die Einbeziehung der sitzenden Frau in die Gesellschaft ihrer Familienangehörigen wird das Ideal der Familie versinnbildlicht, dem die Frau verpflichtet ist. 4) Durch das Sitzen wird eine positive Aussage vermittelt, die die soziale Rolle der Frau vor der Öffentlichkeit veranschaulicht. Es handelt sich um das Ideal der 496 497 498

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d) Pferdeführer und sitzende Männer. Das Kompositionsschema des auf einem Klismos sitzenden Mannes, der im Verbundenheitsgestus mit einem Pferdeführer dargestellt ist, tritt nur auf 2 Grablekythen und 1 ‘Grablutrophoros’ auf.508 Sonst findet sich der auf den Klismos sitzende bärtige Mann im selben Bildkontext mit einem Pferdeführer nur auf dem großen Grabnaiskos des Hierokles aus Rhamnous (FD 11, Taf. 5). Dort reicht er nicht dem Pferdeführer Iophon die Hand, sondern dem ihm gegenüberstehenden Lykeas.

FD 6 (Taf. 5), FD 15 (Taf. 6), FD 28 (Taf. 9), FD 29 (Taf. 9) Reiter, FD 30 (Taf. 10), FD 38 (Taf. 11), FD 41 (Taf. 12). FD 6 (Taf. 5), FD 28 (Taf. 9). Unsicher FD 15 (Taf. 6), FD 29 (Taf. 9). Verstorbene FD 6 (Taf. 5), FD 28 (Taf. 9), FD 30 (Taf. 10), FD 38 (Taf. 11), FD 41 (Taf. 12). Bergemann, Thanatos 37f. So N. Himmelmann, Ideale Nacktheit in der griechischen Kunst, 26. Ergh. JdI 1990, 69 und Anm. 141. Zur Typologie der Sitzmöbel s. G. M. A. Richter, The Furniture of the Greeks, Etruscans and Romans (1966) 13-33 Thronos. 33-38 Klismos. 38-43 Diphros; H. Kyrieleis, Throne und Klinen, 24 Ergh. JdI 1969, 98ff.; Stupperich, Staatsbegräbnis 89f.; Scholl, Bildfeldstelen 100-104; J. Welp, Thronos. Untersuchungen zu thronenden und sitzenden Göttern und Königen in der griechischen Kunst und Kultur des 6. und 5. Jhs. v. Chr. (2002). T. Klauser, Die Cathedra im Totenkult der heidnischen und christlichen Antike (1927/19793) 55f.; Scholl, Bildfeldstelen 105ff.; Bergemann, Thanatos 38ff. Ein Liste der Grabmonumente mit sitzenden Frauen bei Bergemann, Thanatos 223, Anhang 4 b).

Im Gegensatz zu den Frauen, die auch auf Diphroi sitzen können, sitzen die Männer fast ausschließlich509 auf Klismoi, selten auf Thronoi.510 Es handelt sich bei den sitzenden Männern, mit wenigen Ausnahmen jugendlicher

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C. Schnurr-Redford, Frauen im klassischen Athen (1996) 202ff. C. Reinsberg, Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Griechenland (1989) 34ff. Reinsberg a. O. 48f. Breuer, RuE 71ff. FD 12 (Taf. 6), FD 39, FD 40 (Taf. 12). Clairmont, CAT Nr. 2190, 3.922, 3. 846. s. dazu Scholl, Bildfeldstelen 97. Liste der sitzenden Männer auf attischen Grabmonumenten bei Bergemann, Thanatos 224, Anhang 4c).

Sitzender,511 nur um bärtige ältere und alte Männer. Das Motiv des Sitzens wurde daraufhin in der Forschung dahingehend interpretiert, dass es zur Kennzeichnung des fortgeschrittenen Alters dient.512 Darüber hinaus wurde erkannt, dass die sitzenden Männer ebenso verstorbene wie auch hinterbliebene Personen sein konnten.513

sie sich bei den übrigen 3 einfach gegenüberstehen.520 Für die Bestimmung des Toten lassen sich auch hier nicht unanfechtbare Kriterien ausfindig machen. Tatsächlich kann entweder der Pferdeführer521 oder der bärtige Mantelträger522 als verstorben gekennzeichnet sein, oftmals aber auch alle in der Bildszene auftretenden Personen.523

Bei der Deutung der sitzenden Männer verhält es sich etwas differenzierter als bei den sitzenden Frauen, auch wenn das Sitzmöbel gleich bleibt. Bei den Frauen deutet der Stuhl auf ihre Verbindung mit dem Oikos, eine Beobachtung, die nicht analog auf die Darstellungen sitzender Männer angewendet werden kann. Durch den Stuhl wird der alte Mann als pater familias des Oikos charakterisiert. Durch das Sitzen und die Altersphysiognomie514 wird seine hervorragende Stellung als Familienoberhaupt innerhalb der Generationen verdeutlicht515 und der Aspekt der Würde mit eingebunden.516 Das Tragen des bürgerlichen Mantels und das Halten des Stockes verweisen zugleich aber auf den öffentlichen Bereich der Polis und der Volksversammlung, in dem die Männer fortgeschrittenen Alters weiterhin aktiv blieben.517 Im Bild des sitzenden Alten handelt es sich um die Darstellung des Habitus des guten Bürgers, durch den einerseits seine Stellung innerhalb des Oikos dokumentiert und andererseits seine öffentliche Aktivität für die Polis demonstriert wird.

Das Motiv des bärtigen Mannes im bürgerlichen Mantel wurde von B. Fehr und J. Bergemann überzeugend als gültige Verhaltensweise des außerhalb des Oikos agierenden athenischen Bürgers interpretiert 524. Es handelt sich wiederum um den Habitus des in der Öffentlichkeit agierenden athenischen Mannes, dem man im täglichen Leben entsprechen sollte.525 Dieses als Leitbild des guten Bürgers fungierende Motiv entspricht durchaus der Intention der Symbolsprache der Grabmonumente und muss für den Betrachter des Bildes auch als solches verständlich gewesen sein. In einen weiteren Bereich des öffentlichen Lebens weisen die Reliefbilder dreier (3) Grablekythen (FD 31, FD 32, Taf. 10; FD 37), auf denen im selben Bildzusammenhang Pferdeführer, stehende Frau und ein durch HaarbindeNetz und Opfermesser charakterisierter Priester wiedergegeben sind. Die geringe Zahl526 und das ausschließliche Auftreten von Priester /-innendarstellungen auf Bildfeldstelen und Grabvasen wurde in der Forschung in die Richtung interpretiert, dass die stärker an politischer Einflussnahme interessierten, wohlhabenderen athenischen Bürger bewusst andere Darstellungstypen wählten, da das Priesteramt dafür nicht von großem Nutzen war.527 Andererseits bedeutete das Innehaben eines Priesteramtes für die weniger begüterten athenischen Bürger gesteigertes soziales Prestige,528 das sich in den ‘Grabbildern’ widerspie-

e) Das verbreitetste Kompositionsschema, in dem der Pferdeführer auftritt, ist die Verbindung mit einem gegenüberstehenden bärtigen Mann im Mantel.518 Bei 18 Reliefs werden sie im Handschlagmotiv gezeigt,519 während 511 512 513

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Scholl, Bildfeldstelen Kat. 207, 226; Abb. bei Clairmont, CAT Nr. 3.406a, 2.368a, 2.373; H. Möbius, AM 81, 1966, 139 und Beil. 77. Scholl, Bildfeldstelen 99 und Anm. 662; Stupperich, Staatsgrabmäler 94. z. B. Clairmont, CAT Nr. 2.282b; Stupperich, Staatsgrabmäler 96 und Anm. 2; M. Meyer, AM 104, 1989, 68f.; Bergemann, Thanatos 37f. M. Meyer, AM 104, 1989, 49ff.; Dass die Darstellung des Alters im Rahmen des positiv gewerteten allgemeinen Bürgerbildes zu verstehen ist s. L. Giuliani, Bildnis und Botschaft1 (1986) 136ff.; P. Zanker, Die Maske des Sokrates (1995) 57-61. 76-79; Bergemann, Thanatos 112ff. Diesen Gedanken bestätigt die in der Forschung gemachte Beobachtung, dass immer nur eine Person sitzend dargestellt ist. Darüber hinaus treten sitzende alte Männer immer in Verbindung mit anderen Personen und nie alleine auf, wie bei den einfigurigen Stelen mit sitzenden Frauen. Vgl. das Schema des ‘würdevollen’ Sitzens bei den Götterdarstellungen griechischer Kunst. H. Jung, Thronende und sitzende Götter (1982) 30ff.; J. Welp, Thronos. Untersuchungen zu thronenden und sitzenden Göttern und Königen in der griechischen Kunst und Kultur des 6. und 5. Jhs. v. Chr. (2002); Stupperich, Staatsbegräbnis 95; Scholl, Bildfeldstelen 98f.; Bergemann, Thanatos 39. So R. E. Leader, AJA 101, 1997, 691. FD 5 (Taf. 5), FD 7 (Taf. 5), FD 9 (Taf. 5), FD 11 (Taf. 5), FD 14, FD 16, FD 17 (Taf. 6), FD 18, FD 19, FD 21 (Taf. 7), FD 22 (Taf. 7), FD 23 (Taf. 8), FD 26 (Taf. 8), FD 31 (Taf. 10), FD 32 (Taf. 10), FD 33 (Taf. 11), FD 35, FD 36 (Taf. 11), FD 37, FD 41 (Taf. 12), FD 42. FD 7? (Taf. 5), FD 9 (Taf. 5), FD 14, FD 16, FD 17 (Taf. 6), FD 18, FD 19, FD 21 (Taf. 7), FD 22 (Taf. 7), FD 23 (Taf. 8), FD 26

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(Taf. 8), FD 31 (Taf. 10), FD 32 (Taf. 10), FD 33 (Taf. 11), FD 36 (Taf. 11), FD 37, FD 41 (Taf. 12), FD 42. FD 5 (Taf. 5), FD 11 (Taf. 5), FD 35. FD 21 (Taf. 7), FD 22 (Taf. 7), FD 42? FD 26 (Taf. 8); auf der Grablekythos FD 36 (Taf. 11) wird der bärtige Mantelträger durch die Namensinschrift auf seiner Seite als der Tote gekennzeichnet, während beim jugendlichen Pferdeführer jegliche Inschrift fehlt, die auf einen Toten deuten könnte. FD 9 (Taf. 5), FD 16-19 (Taf. 6), FD 31 (Taf. 10), FD 32 (Taf. 10), FD 37, FD 41 (Taf. 12); unsicher wer der Verstorbene ist bei FD 5 (Taf. 5), FD 7 (Taf. 5), FD 14, FD 24 (Taf. 8), FD 33 (Taf. 11). B. Fehr, Bewegungsweisen und Verhaltensideale (1979) 18 und Anm. 102; Bergemann, Thanatos 77f.; Aischin. 1. 25; Dem. 19. 251. 255; Plut. Phok 4. 2. s. hier Anm. 490. Clairmont, CAT Nr. 11, 13, 14, 157?, 1.186, 1.248, 1.250, 1.269, 1.316, 1.334, 1.336, 1.350a, 1.377, 1.380, 1.390, 1.469, 1.934, 2.270b, 2.341, 2.362, 2.370e, 2.412a, 3.192, 3.297, 3.297a, 3.305?, 3.320b, 3.374?, 3.390b, 4.358, 4.781, 4.782; s. auch Liste bei Bergemann, Thanatos 120 und Anm. 19. 45; Scholl, Bildfeldstelen 136-147; Salta, Grabstelen 242-6; Mantes, Problemata 44-51. 85103. s. dazu Scholl, Bildfeldstelen 147f. W. Burkert, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche (1977) 157ff. bes. 161f.; J. A. Turner, Hiereiai. Acquisition of Feminine Priesterhoods in Ancient Greece (1983) 397ff.; L. Bruit Zaidman - P. Schmitt Pantel, Die Religion der Griechen (1994) 50-54; Scholl, Bildfeldstelen 148.

gelte. Im Rahmen der die normativen Ideale des athenischen Bürgers preisenden Grabreliefs lässt sich folglich die Darstellung der Priester als Veranschaulichung eines öffentlichen Amtes, dessen Bekleiden nicht nur als Verweis auf biographisches Detail des Dargestellten zu verstehen ist, sondern im Sinne des allgemeingültigen Bürgerideals als Verweis auf eine öffentliche soziale Rolle im Dienste der Polis interpretieren.529 Die Verbindung mit einem Pferdeführer, der ebenso in seiner öffentlichen Rolle dargestellt ist, stützt den Gedanken, dass es sich bei den Priesterdarstellungen um mit positiven Aussagen verbundene werthafte Rollen handelt, die jedoch seltener auf den Grabmonumenten auftreten, als die weniger spezifischen Figurentypen, die einen weiteren Konnotationshorizont beim Betrachter freilegten.

In diesem Kontext der sich an den athenischen Bürgeridealen orientierenden ‘Grabbilder’ funktioniert das Pferd als ein Bildzeichen, das primär auf die militärische Sphäre verweist. Im Rahmen der ‘familiären Verbundenheit’ mit der Polis akzentuiert das Pferd genau diesen Aspekt, der vollauf der Intention des an die Öffentlichkeit gerichteten Reliefbildes entspricht. Andererseits darf ein weiterer Gesichtspunkt keineswegs unterschlagen werden. Als Angehöriger der athenischen Kavallerie war man natürlich stolz darauf in dieser dienen zu dürfen, auch wenn einige literarische Quellen nicht exakt dieses Bild widerspiegeln,531 und somit drückte sich dieses Selbstwertgefühl durch die Bilder aus. Der in der Darstellung des Pferdes implizierte und sich auf die Familie auswirkende Statuscharakter wird in den Reliefs präsent gewesen, und wahrscheinlich als solcher auch wahrgenommen worden sein. Die Anspielung auf wirtschaftlichen Wohlstand, den das Pferd per se enthält, steht dagegen nicht im Vordergrund der Bildsprache der Grabreliefs mit Pferdebildern.

f) Das am wenigsten belegte Kompositionsschema, in dem ein Pferdeführer auftritt, ist die Verbindung mit einem bewaffneten Hopliten. Auf der Grablekythos FD 13 (Taf. 6) aus Brahami sind der Hoplit Antiphon und der pferdeführende Niketes im Handschlagmotiv verbunden dargestellt. Die Seltenheit dieses Bildschemas lässt sich m. E. mit der Intention des Grabbezirks und der darin aufgestellten Grabmonumente verbinden. Antiphon und Niketes verweisen hier zwar auf ihren militärischen Dienst, der bestimmende Aspekt der attischen ‘Grabbilder’ jedoch liegt in der Betonung und Veranschaulichung idealer familiärer Einheit, die sich aus mehreren Bereichen des öffentlichen Lebens konstituiert. Darum bilden die ausschließlich ein Sujet (Militär, Palästra)530 zum Thema machenden Darstellungen den geringeren Teil der Bilddarstellungen. In die selbe Richtung weisen die verschiedenen Bildzusammenhänge und die Verknüpfungen der unterschiedlichen sozialen Rollen der im Bild auftretenden Personen.

Darauf könnten m. E. vielmehr die Darstellungen von Stalljungen oder Pferdeknechten,532 die entweder das Pferd ihres Herrn am Zügel führen533 oder ihn als Randfigur begleiten, deuten.534 Sie tragen in den meisten Fällen die Exomis (außer auf der Lekythos E 8, Taf. 13: nackt) und werden oft (E 5, Taf. 13; FD 10?, Taf. 5; FD 12?, Taf. 6; E 12, Taf. 14) durch ihre Physiognomie als Sklaven barbarischer Herkunft gekennzeichnet. Bezeichnenderweise treten diejenigen Stalljungen, die ein Pferd führen, in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. auf. Gegen Ende des 4. Jhs. beschreibt Theophrast535 in seinen Charakteren den κηθξνθηιόηηκνο, der sich - um zu protzen - in der Öffentlichkeit von einem Αἰζίνς begleiten lassen möchte. Dass die Pferdeknechte - insbesondere Aithiopier - im klassischen Athen als Prestigeobjekte, die wirtschaftlichen Status repräsentieren, angesehen wurden, wies unter anderen W. Raeck536 im Rahmen seiner Untersuchung zum Barbarenbild in der attischen Kunst nach. Er orientierte sich dabei an Vasendarstellungen der Spätarchaik und der Frühklassik und schloss daraus, dass der Sklave den Themenbereich vorführe, der seinem Herrn besonders am Herzen lag, wie z. B. die Beschäftigung mit Pferden oder die Teilnahme am Symposion. Zugleich birgt das Bild des exotischen Fremden eine wertende Aussage gegenüber den Sklaven, die die politische und kulturelle Identität des athenischen Bürgers nach außen hin veranschaulicht und über die Bilddarstellungen der Grabmonumente konnotiert werden konnte. Bei der Hinzufügung

4) Aus der Betrachtung der ‘Familienbilder’ stellte sich heraus, dass die Demonstration der Einheit der Oikosgemeinschaft auf einer ersten Ebene durch das Motiv der Dexiosis versinnbildlicht wurde. Es ist ferner erkenntlich geworden, dass die Angehörigen eines Oikos in ihren sozialen Rollen auftreten, die auf den öffentlichen Bereich weisen. Das dafür geschaffene Symbolsystem zielt demnach auf die verschiedenen Bereiche der Polis, orientiert sich zugleich an deren allgemeingültigen Idealen, die es durch die verschiedenen Figuren- und Kompositionstypen versinnbildlicht. Neben der durch das Familienbild demonstrierten Einheit des Oikos wird durch die standardisierten Bildtypen auch die Einheit mit der Polis symbolisiert. Es konstituiert sich in den Bildern eine Art ‘Kleinstpolis’, die die verschiedenen Lebens- und Wirkungsbereiche der Oikosangehörigen miteinander verbindet.

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So schon Bergemann, Thanatos 120. Bergemann, Thanatos 127f.

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s. z. B. Lys. 16. 13ff.; Lys. 14. 7ff. s. Stupperich, Staatsbegräbnis 110f. FD 10 (Taf. 5), FD 11 (Taf. 5), FD 12 (Taf. 6), E 5 (Taf. 13), E 8 (Taf. 13), E 12 (Taf. 14). J 1 (Taf. 15), J 3 (Taf. 15), FD 22 (Taf. 7). Theophr. Char. 21. 4; 21. 8. W. Raeck, Zum Barbarenbild in der Kunst Athens im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. (1981) 164ff.; N. Himmelmann, Archäologisches um Problem der griechischen Sklaverei (1971) 31f.

numents ausmachen.544 Dabei werden sie auf vier Grabstelen545 und wahrscheinlich einer Grablekythos546 als Reiter wiedergegeben. Auf zwei Stelen547 und zwei Grablekythen548 treten sie hingegen als Pferdeführer auf.

eines dienenden Pferdeknechtes in ein ‘Familienbild’ muss die Unterstreichung des Gesichtspunktes von Wichtigkeit gewesen sein, dass der Sklave, respektive der Pferdeknecht als Eigentum seines Herrn und Teil des Oikos im Sinne seines ganzen Besitzumfanges betrachtet wird.537 Parallel zu dieser Funktion der Stalljungen berichten die antiken Quellen,538 dass die sonst ‘unpolitischen’ Sklaven539 als ἱππνθόκνη oder ζθεπνθόξνη, oder sogar bei militärischen Täuschungsmanövern tätig sein konnten.540 Die Annahme, dass diese ihre sekundäre Funktion im Kriegsdienst541, die vielleicht in militärischen Situationen von Belang war, als solche auch auf den Grabreliefs dem Betrachter vermittelt werden konnte, kann jedoch nicht bewiesen werden.542 Die Darstellungen der Stalljungen sind demnach wohl als Hinweis auf den wirtschaftlichen Status ihres Herrn und des Oikos zu verstehen. Entsprechend handelt es sich beim Auftreten von Dienern /-innen auf attischen Grabreliefs um eine Aussage über den sozialen Status der Dargestellten. Während sich die Dienerinnen in Verbindung mit ihren Herrinnen im Bereich des Oikos bewegen, treten die Diener in den Lebensbereichen Krieg, Jagd und Palästra auf.543 Neben ihrer attributiv-funktionalen Bedeutung, die sie in diesen Kontexten innehaben, liegt ihre primäre Intention darin, den wirtschaftlichen Status ihres Herrn zu veranschaulichen.

Auch auf diesen Grabreliefs sind die Reiter im militärischen Sinne zu verstehen. Xenokles (E 4, Taf. 13) trägt über dem Chiton einen Brustpanzer, Menes (E 2, Taf. 12) hält eine Lanze in seiner rechten Hand. Der Reiter der Stele E 7 (Taf. 13) trägt ebenso Brustpanzer und Helm, es ist jedoch m. E. nicht gesichert, dass die Stele als ein Grabmonument zu deuten ist,549 betrachtet man das Format der Stele, das vielmehr an ein Weihrelief denken lässt. Das Motiv des vor seiner Grabstele reitenden Verstorbenen ist zwar auf den Tonlekythen bezeugt, wie Clairmont argumentiert, kommt aber auf den Grabmonumenten nicht weiter vor. Als Krieger ist der Reiter auf dem Bruchstück einer Lekythos anzusehen (E 11, Taf. 14), der sein Schwert um die Brust gegürtet hat.550 Die Pferdeführer Nikon (E 9, Taf. 14) und Leokrates (E 3, Taf. 13) tragen ‘leichte’ Bekleidung und boiotischen Helm, so dass sie gleichfalls in den militärischen Bereich weisend zu verstehen sein könnten. Einzig über die Grabmonumente E 6 und E 10 (Taf. 14) können keine weiterführenden Bemerkungen gemacht werden, da das erste Relief verschollen ist und der nur ansatzweise erhaltene Pferdeführer des zweiten nichts Konkretes erkennen lässt. Problematisch ist ferner die Darstellung der Bildfeldstele des Antipatros (E 1, Taf. 12), der zwei Pferde am Zügel hält und darum von Stupperich551 als ein Mann gedeutet wurde, der wahrscheinlich beruflich mit Pferden zu tun habe. Erkennt man jedoch im in der rechten Hand gehaltenen Gegenstand eine Lanze, scheint sich der Widerspruch Stupperichs aufzulösen, da in ihm ein Krieger zu erkennen wäre.

3. 3. 3 Reiter oder Pferdeführer als einfiguriges Bild Eine weitere nicht sehr häufige Darstellungsvariante, in der Pferd und Mensch auf attischen Grabreliefs auftreten, bilden diejenigen Reliefkompositionen, in denen sie ohne weitere Nebenfiguren das alleinige Bild eines Grabmo-

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Zu einem sehr aufwendigen Grabmonument wird letztlich wohl das sog. Pferdebändigerrelief (E 12, Taf. 14) gehört haben, dessen Rekonstruktion wegen fehlender, wirklich weiterführender Indizien weiterhin unsicher bleiben muss. Der Vorschlag von G. Despinis,552 dass vor dem in einem Naiskos vorzustellenden Relief die Statue des Grabherrn gestanden haben muss, kann gegenwärtig als das am nähesten kommende Modell angesehen werden. Sicherlich beziehen sich Stalljunge und Pferd auf den militärischen Einsatz und zudem auf die wirtschaftliche Potenz des Grabherrn.

s. H. Klees, Herren und Sklaven. Die Sklaverei im oikonomischen und politischen Schrifttum der Griechen in klassischer Zeit (1975) 29ff. 102ff. Xen. Hell. 4. 3; Thuk. 3. 17. Zur Sklaverei im klassischen Athen s. J. Bleicken, Die athenische Demokratie2 (1994) 91ff.; Hansen, Demokratie 123ff.; K.-W. Welwei, Die griechische Polis2 (1998) 220ff. Xen. Hipp. 4. 4; 5. 6. K.-W. Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (1974) 60f. Problematisch ist die Deutung des Reliefbildes auf der Lekythos des Kleitophon aus Rhamnous (Taf. 15, J 3), auf dem der wahrscheinlich einen Askos auf dem Rücken tragende Diener auf den Bereich der Jagd deuten könnte, ohne dass diese Deutung wirklich gesichert ist. Würde dem so sein, stellt sich die Frage, wie das zweite dargestellte Pferd zu verstehen ist, denn auf Jagdbildern ist immer nur ein Pferd dargestellt. Auf frühen Vasendarstellungen treten hingegen zwei Pferde im militärischen Rahmen auf (s. A. Alföldi in: M. Rohde-Liegle - H. A. Cahn - H. Chr. Ackermann (Hrsg.), Gestalt und Geschichte. FS Karl Schefold, 4. Beih. AntK (1967) 14 mit Abb. 1. Taf. 4. 5, 2), doch ist solch ein Vergleich wenig stichhaltig. Die Interpretation des Reiters als einfacher Reisender erscheint für das Relief im Rahmen der auf die Ebene der Bürgertugenden abhebenden ‘Grabbilder’ m. E. ebenso wenig schlüssig zu sein. Eine situative Interpretation der Szene muss demnach weiterhin offen gelassen werden. Stupperich, Staatsbegräbnis 109ff.

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s. Langenfaß, MuP 31; Stupperich, Staatsbegräbnis 177. E 2 (Taf. 12), E 4 (Taf. 13), E 6, E 7 (Taf. 13). E 11 (Taf. 14). E 1 (Taf. 12), E 3 (Taf. 13). E 9 (Taf. 14), E 10 (Taf. 14). So Clairmont, CAT Nr. 1.209. Es ist natürlich nicht gesichert, dass die Bilddarstellung nur aus diesem Reiter bestand. Stupperich, Staatsbegräbnis 172 und Anm. 2. Von Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 146f. vorgestellt.

Diese Aspekte sollen auch auf der Lekythos des Polymedes (E 8, Taf. 13) veranschaulicht werden, bei der hinter dem kriegerisch gekleideten Grabbesitzer ein pferdeführende Stalljunge folgt. In die selbe Richtung wird letztlich auch das fragmentiert erhaltene Seitenrelief eines Naiskos (E 5, Taf. 13) zu interpretieren sein, das einen Stalljungen zeigt, der ein Pferd am Zügel hält.

der Hund keinen dämonisch-chthonischen Charakter hat, sondern in den Bildern auf seine alltäglichen positiven Eigenschaften (Jagd, Spielgefährte, Wächter) anspielt. Der Jagdhund kennzeichnet den Mann als guten Jäger im Rahmen der bürgerlichen Arete. Die Deutung wird verständlicher vor dem Hintergrund der Rolle, die die Jagd in Athen innehatte.559 Xenophons und Platons Schriften560 zur Bedeutung der Jagd betonen deren Wert für die Erziehung der jungen Epheben. Für Xenophon ist die Jagd sogar eine Vorbereitung zum Krieg.561 Auch wenn die Belege für den Realitätsanspruch dieser Vorstellungen (Jagd als Teil der Ephebie) fehlen, so kann doch festgehalten werden, dass die Jagd als eine Tugend aufgefasst wurde, der man nachgehen sollte. Auf dieses Ideal scheint auch auf den Grabreliefs angespielt zu werden.

3. 3. 4 Jagd In den Bereich der Jagd weisen diejenigen Darstellungen, in denen ein Jagdhund oder ein jagbares Tier in die Komposition integriert ist oder die Hinzufügung von ‘Jagdutensilien’ (Lagobolon o. ä.) auf die Jagd deutet.553 Das einzige Grabrelief, das den Moment einer Jagd wiedergibt, tritt m. W. auf einer Lutrophorenstele (J 2, Taf. 15) auf, von der zwar der untere Teil der Darstellung abgebrochen ist, die Keule jedoch des von rechts angreifenden Mannes auf den konkreten Augenblick des Erlegens der Beute (etwa eines Ebers oder eines Hirsches und nicht eines gefallenen Gegners) während einer Jagd weist.554 Auf der Stele FD 10 (Taf. 5) und der Lekythos FD 22 (Taf. 7) werden den Dexiosisszenen jeweils zwei Hunde beigefügt, die als Jagdhunde zu deuten sind. Als Jäger wurde ebenso Theodorides auf der Grablekythos FD 30 (Taf. 10) gedeutet, zumal der Gegenstand in seiner linken Hand von Clairmont555 als Lagobolon interpretiert wurde; ebenso gut könnte er jedoch zu einem Schwert gehören und somit einen Soldaten bezeichnen.556 Unsicher ist ferner die Deutung als Aufbruch zur Jagd bei dem Reliefbild der Grabstele des Aristokles (J 1, Taf. 15), wenn man in dem über die linke Schulter gelegten Gegenstand des Knaben kein Lagobolon, sondern eine Lanze erkennt.557 Andererseits könnte die Erwähnung in der Inschrift ὁκνήιηθνο ἡδέα παίζαο, sowie ein Vergleich mit der Darstellung des gleichen Kompositionsschemas auf dem Weihrelief eines Reiterheros (R 17), trotz allem die Deutung des Bildes als Jagdszene wahrscheinlich machen.

b) Dass Jagd und Krieg in Beziehung stehend verstanden wurden, ist neuerdings von A. Schnapp562 herausgearbeitet worden. Diese Verbindung ist m. E. ebenso auf den Bildern der Grabmonumente wiederzufinden. Im Bild des reitenden bzw. pferdeführenden Mannes werden Jagd und Krieg als bürgerliche Tugenden versinnbildlicht.563 Diese Verweise auf bürgerliche Tugenden sind allerdings nicht isoliert zu betrachten, sondern dienen in ihrer Kombination der Veranschaulichung des allgemeingültigen Politenideals, dessen Bestandteil Krieg und Jagd sind.564 In diesem Sinne ist auch die Darstellung des manteltragenden bärtigen Reiters auf der Grabstele des Aristokles (J 1, Taf. 15) zu verstehen, der durch sein Himation den öffentlichen Bereich seines Bürgerseins thematisiert, gleichzeitig jedoch durch die Darstellung des Pais auf die Jagd deutet. Durch das attributiv funktionierende Pferd wird sowohl auf seine Verwendung bei der Jagd als auch im Militärdienst verwiesen.565 Das Pferd fungiert einerseits als soziales Symbol und andererseits als Bildzeichen, das eine Verbindung zwischen Jagd und Kriegertum aufweist, zumal die Bereiche Krieg und Jagd eng miteinander verbunden sind, und eben durch die verschiedenen

Wie können diese Darstellungen, die den Bereich der Jagd thematisieren, vor dem Hintergrund des athenischen Bürgerideals gedeutet werden, und auf welcher Ebene sind die verschiedenen Bildzeichen zu verstehen?

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a) Die letzten Untersuchungen zu den Darstellungen von Hunden auf attischen Grabmonumenten558 legten dar, dass

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Nach Schäfer, Hippes 184 und Anm. 1061 weist das Vorkommen von Hunden bei Reiterdarstellungen nicht immer auf den Bereich der Jagd. s. Parallelen zur Hirsch- und Eberjagd, zur ‘Jagdkeule’ in der Vasenmalerei bei J.-L. Durand - A. Schnapp in: Bilderwelt Abb. 89, 91, 97. Clairmont, CAT Nr. 4.770. So Schäfer, Agathoi 188 Nr. 195. Clairmont, CAT Nr. 2.209a. Woysch, Animaux 53ff.; Zlotogorska, Hunde 61ff.; H. Boesantz, Die thessalischen Grabreliefs. Studien zu nordgriechischen Kunst

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(1965) 87; Vedder, Grabanlagen 120f.; G. M. A. Hanfmann, AJA 58, 1954, 228. Zlotogorska, Hunde 65ff.; Woysch, Animaux 58f.; J.-L. Durand A. Schnapp in: Bilderwelt 86ff.; A. Schnapp, Le Chasseur et la Cité (1997) 133ff.; P. Vidal-Naquet, Der schwarze Jäger (1989) 117ff.; V. Schild-Xenidou, AM 112, 1997, 260-68; Schäfer, Hippeis 6668. Xen. Kyn.; Pl. Nom. VI, 763c. VII, 823c. VII, 824a. Xen. Kyn. 1. 18, 8. 1. A. Schnapp, Le Chasseur et la Cité (1997) 150ff. Zur Schwierigkeit zwischen Soldat und Jäger zu unterscheiden s. Stupperich, Staatsbegräbnis 115f. Zur Verbindung der Bereiche Jagd, Athletentum, Krieg s. Bergemann, Thanatos 80ff.; Zlotogorska, Hunde 67f. Ein vergleichbares Beispiel stellt die Stele im Brauronmuseum Inv. BE 6 dar, auf der der in der Mitte dargestellte Jüngling einen Hasen in der rechten, Strigilis und Arybalos in der linken Hand hält. Auf dem Boden sitzt ein Jagdhund. Rechts von ihm steht ein bärtiger Hoplit, links ein Mann im Himation. Auch hier werden die verschiedenen öffentlichen Bereiche des Bürgers veranschaulicht. Der Jüngling in der Mitte ist durch die Attribute gleichzeitig als Jäger und Athlet gekennzeichnet. s. Clairmont, CAT Nr. 3.195 und 3.200; Bergemann, Thanatos 81 und Anm. 131. 159 Nr. 45.

Bildzeichen dieses Beziehungsgeflecht der idealen Verhaltensweisen zum Ausdruck gebracht werden soll.

inwiefern sie sich diesem Kanon unterordnen oder sich davon abheben. Dazu wurden die konkreten Funktionszusammenhänge der Grabbezirke und -monumente in der athenischen Lebenswelt betrachtet, sowie die einzelnen Bildzusammenhänge mit Mensch und Pferd auf den Reliefs behandelt, um eine Verbindung zwischen ‘idealer’ Bilderwelt und konkreter Lebenserfahrung herzustellen. Das Bild, das daraus resultierte, sollte schließlich den Grad der Aussagekraft der Reliefbilder im kulturellen Kontext Athens sichtbar machen sowie die Stellung der athenischen Reiter dokumentieren, soweit die Bilder darauf hinweisen.

c) Wie verhält es sich ferner mit der sozialen Zuordnung der Jagdbilder? Schnapp566 vertritt die Meinung, dass der reitende Jäger ein Zeichen von sozialem Status darstellt, und kennzeichnet ihn darüber hinaus übersteigernd als «maître». In einer kurzen Besprechung von Bergemann567 wurde diese These letztens in die Richtung gehend problematisiert, dass die soziale Bewertung der Jagd schwerlich auf die Grabstelen übertragen werden kann. Tatsächlich liegt die Beweislage nicht sehr vorteilhaft für eine ‘sozial-distinktive’ Deutung des Motivs. Auch wenn die Teilnahme an der Jagd nicht für jeden athenischen Bürger möglich gewesen sein wird, muss dies nicht automatisch auf eine Wiedergabe realer Tatbestände in den Grabreliefs zurückzuführen sein. Das Fehlen stichhaltiger prosopographischer Indizien, die eine soziale Zuschreibung sichern könnten, erschwert die Erklärung des Motivs. Ausschlaggebend ist bei den Bilddarstellungen ja deren distinktiver Anspruch und nicht die Übereinstimmung mit der Realität, woraus man allerdings nicht schließen wird, dass die Dargestellten keine Jäger im tatsächlichen Leben waren.

Grabmonumente mit Reiter- und Pferdeführerdarstellungen sind in ganz Attika vertreten. Um die Hälfte der Grabmonumente, über die Aussagen zu den ursprünglichen Aufstellungsorten gemacht werden können, sind den Nekropolen vor den Toren Athens, denen der attischen Ebene und des Piraeus zuzuweisen. Eine klare Konzentration von ‘Pferdebildern’, die eine Bevorzugung spezieller Friedhöfe für diese nahe legen könnte, lässt sich hingegen kaum ausmachen. Der Stellenwert, den die auf den Grabterrassen aufgestellten Grabmonumente im öffentlichen Leben Athens einnehmen, kann an ihrer gesellschaftlichen Funktion abgelesen werden: 1) Sie konnten zum Nachweis der gesetzmäßigen Abstammung eines athenischen Bürgers dienen, wovon ihr politisches und wirtschaftliches Wirken abhängen konnte. 2) Ihr religiöses Motiv, bzw. die Erfüllung der λνκηδόκελα wurde ebenso von der Gemeinschaft eingefordert. Es lassen sich folglich in den Grabmonumenten die normierten Verhaltensmuster der Polis wiederfinden, unter Berücksichtigung des bevorstehenden oder schon eingetretenen Todes. Oikos und Polis, Totenkult und Selbstdarstellung nehmen hierbei direkten Bezug aufeinander.

Bei den Jagdbildern mit Pferdedarstellungen kann keine Aussage über den Fundort und über die soziale Stellung des Grabinhabers gemacht werden. Auch über die Grabmalgattungen ist keine hilfreiche Lösung zu erwarten, zumal sie auch in Grabbezirken weniger reicher Bürger gestanden haben könnten. Ob sich nur athenische Bürger in Jagdszenen darstellen ließen, kann ebenso wenig bestimmt werden. Die geringe Zahl568 der Jagdbilder auf den attischen Grabmonumenten scheint m. E. dahingehend interpretiert werden zu können, dass für die Veranschaulichung des demokratischen bürgerlichen Ideals das Thema der Jagd kein sehr geeignetes Bildzeichen war, auch wenn es in den öffentlichen Bereich der Polis deutet und die Jagd in Verbindung zum Krieg gesehen wird. Es tritt andererseits auf einigen großen Grabstelen auf, wird daher als ein positiver Wert zu verstehen sein, und ist sicherlich als solcher auch von den Betrachtern aufgefasst worden.

In dieses Beziehungsgeflecht sind auch die bildlichen Darstellungen der Grabmonumente eingebunden. Die Untersuchung der Funktion und Bedeutung der einzelnen Figurentypen auf den attischen Grabreliefs ergab, dass die an die Öffentlichkeit gerichteten Bilder die sozialen Rollen der dargestellten Personen veranschaulichen sollen, die den allgemeingültigen Verhaltensmustern und Idealen der athenischen Gesellschaft entsprechen. Sie brauchen sich somit nicht von vornherein mit den realen sozialen Verhältnissen zu decken, sondern sind vielmehr Ausdruck eines idealen Leitbildes, das der ideologischen Dimension der athenischen Gemeinschaft entspricht. Infolgedessen sind Aussagen zum tatsächlichen sozialen Stand des Grabinhabers nur begrenzt möglich. Zum selben Ergebnis führt die Betrachtung der Grabmälergattungen, die eine eher breit gefächerte Palette darstellt, wie sich in der neueren Forschung herausstellte. Von diesem Standpunkt aus ergibt sich die Deutung der ‘Pferdebilder’, die in der

3. 4 Die athenischen Hippeis im Spiegel der attischen Grabreliefs. Zusammenfassende Bemerkungen. Ziel der vorausgehenden Untersuchung war es, die Bilder mit Reitern und Pferdeführern auf attischen Grabmonumenten als bildliches Symbolsystem aufzufassen, das im Kontext des normativen athenischen Wertekanons zu interpretieren ist, und auf den Punkt hin zu befragen, 566 567 568

A. Schnapp, AnnAStorAnt 10, 1988, 156ff. Bergemann, Grabreliefs 44ff. Clairmont, CAT VI, 120 zählt 28 Jagdbilder.; s. auch Bergemann, Thanatos 224 f)-g).

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Darstellung der öffentlichen Rolle der Reiter und Pferdeführer besteht.

privaten Grabdenkmälern äußerte, mit den Interessen der Polis ausschlaggebend. Solch einer Form des Kompromisses scheinen sich folglich die Hippeis gefügt zu haben.

Die Untersuchung der Beziehungen zwischen den Staatsund den Privatgrabmälern ergab, dass das ideologische Gerüst des Staatsbegräbnisses, das das athenische Bürgerideal thematisierte, Eingang in die privaten Grabmonumente fand, indem man es für diese beanspruchte. In den Staatsgräbern mit Reiterkampfszenen zeigte sich, dass die primär rühmende und erinnernde Funktionen einnehmenden Bilder von der Intention des Staates ausgingen. Das Hervorheben der männlichen kriegerischen Arete, die eng mit dem Ideal der Jugendlichkeit verbunden ist, steht im Mittelpunkt der Bildsprache. In diesem Kontext wird das Pferd in den Dienst des Staates gestellt. Die Polis repräsentiert sich gewissermaßen durch die Reiterei, die bei einem der konstitutivsten Anlässe des Staates für das Kollektiv der Bürger angewendet wird.

Ferner ergab die Betrachtung der verschiedenen Bildzusammenhänge, in denen Mensch und Pferd auftreten, dass die darin verwendeten Figurentypen auf gesellschaftliche Rollen hindeuten, jedoch immer im Rahmen des athenischen Bürgerideals. Die Lebensbereiche zwischen Mann und Frau werden veranschaulicht, der Wert der Familie herausgehoben, die Generationsabfolge als Nachweis legitimer Herkunft betont, die verschiedenen Ideale, denen der Bürger entsprechen sollte, versinnbildlicht. In diesem Sinn sind m. E. die ‘Pferdebilder’ in Bezug auf die Polis zu verstehen und nicht in erster Linie als sozialkonstitutive Zeichen. Nur unter dieser Voraussetzung scheinen die Darstellungen mit Pferd letztlich akzeptiert worden zu sein. Infolgedessen sind die Soldatendarstellungen auf den privaten Grabmonumenten nicht als Bilder im Krieg Gefallener zu interpretieren, sondern als allgemeiner Hinweis auf die Erfüllung des Militärdienstes - in diesem Fall der Kavallerie - zu verstehen.

Bei den Privatgrabmälern stellt sich die Lage differenzierter dar. Während sich der Staat in den Staatsgrabmälern das Pferd zum ‘politischen’ Bildzeichen macht, das das demokratische Egalitätsprinzip versinnbildlichen soll, ist in den Privatgrabmälern ein gewisser Widerspruch erkennbar. Gesteht man nämlich dem Pferd in seiner Symbolhaftigkeit die Konnotation von wirtschaftlicher Potenz und Macht des einzelnen Individuums zu, steht die Selbstdarstellung des Einzelnen im Gegensatz zum allgemeingültigen Gleichheitsprinzip der athenischen Demokratie. Wie verhalten sich die Bilder gegenüber diesem Tatbestand? Auch wenn das sozial-konstitutive Bedeutungsgefüge der athenischen Hippeis die Verbindung zu Reichtum, luxuriöser Lebensart, etc. nahe legt, zeigte die Untersuchung der Reliefbilder, dass es zur ihrer primären Intention gehört, den Dargestellten in seiner öffentlichen ‘politischen’ Rolle zu zeigen. Genau in dieser Funktion treten die Reiter und Pferdeführer auf. Man konnte zwar seine individuelle Lebensart pflegen, sollte gleichzeitig jedoch mittlerer Bürger sein. Das Pferd demonstriert einerseits Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe, die in der Lage war, ein Pferd zu halten. Darauf deutet grundsätzlich das Hinzufügen des Pferdes, denn andernfalls hätte man die typische Darstellung des Bürgers im einfachen Mantel benutzt und nicht die statusspezifische Darstellung mit Pferd. Diese Eigenschaft einer begüterten Schicht wurde jedoch nicht von vornherein negativ belastet. Voraussetzung dafür war, dass man sein Pferd für den Einsatz im Krieg bereithielt. Das die athenische Demokratie durchziehende Egalitätsprinzip wurde in den Grabmonumenten insofern ausgeweitet, dass man durch das Ausmaß des Grabbezirks und der Grabmonumente sein finanzielles Potential zur Schau stellte. Auch das in den Grabreliefs auftretende Pferd wies in die selbe Richtung. Damit jedoch die Egalität weiterhin als Ideal gültig bleiben und solch eine Form der Selbstdarstellung in der Gemeinschaft weiterhin akzeptiert werden konnte, war die Verbindung des wirtschaftlichen Aspekts, der sich in den

Schließlich ist auf die in der Forschung geäußerte These,569 dass die Reiter- und Pferdeführerdarstellungen der attischen Grabreliefs die Stellung der athenischen Reiterei widerspiegeln, einzugehen. Auf die Schwierigkeit aus chronologischer Statistik570 und Qualitätsschwankungen der Grabreliefs historische Schlüsse ziehen zu wollen, wies schon Vedder571 hin. Die Darstellung eines Reiters oder Pferdeführers signalisiert sicherlich den Stolz, in der Reiterei zu dienen, deren exklusiver Charakter unumstritten ist. Inwieweit jedoch dieser Umstand den Schluss zulässt, die Pferdebilder als Dokumentation der Realität der athenischen Kavallerie zu verstehen und über die Grabdenkmäler ‘grandeur’ und ‘decadence’ der Reiterei zu erkennen, erscheint m. E. sehr fragwürdig. Zwar ist es unbestreitbar, dass das Auftreten von Reiter- und Pferdeführerbilder auf den Grabstelen mit der Existenz einer Reiterei zusammenhängen,572 da sonst der diesbezügliche Bezugspunkt fehlen würde. Es ist daher auf die Stellung, die die Kavallerie in Athen innehatte, zu schließen. Dass die Qualitätsschwankungen der Grabreliefs allerdings auf die Schwierigkeiten in der Rekrutierung der Reiterei, auf ihre militärischen Erfolge oder Niederlagen etc. deuten, scheint mir zu weit gegriffen, zumal a) die ‘anspruchslosen’ Grabreliefs der zweiten Hälfte des 4. Jhs., in der der ‘Verfall’ der athenischen Reiterei zu erkennen sei, ebenso in der ersten Jahrhunderthälfte anzutreffen sind und auf monumentalen Grabterrassen gestanden haben können, 569 570 571 572

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Langenfaß, MuP 122; Woysch, Animaux 37. Zur zeitlichen Verteilung der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen s. hier Tab. 3. U. Vedder, Gnomon 61, 1989, 154. Entsprechend bemerkt Langenfaß, MuP 124, dass «Stelen mit Reiterbildern in der Grabkunst der griechischen Inseln unbekannt waren, da in diesen Teilen Griechenlands ein bewaffnete Reiterei nicht existierte».

und b) die Zahl der in die zweite Jahrhunderthälfte datierten Grabmonumente etwa einem Drittel der Gesamtzahl der Reliefs mit Reitern bzw. Pferdeführern entsprechen, was gegen eine zahlenmäßige Auswertung sprechen würde. In den Bildern wird m. E. nicht auf die militärische Durchschlagskraft der Kavallerie hingewiesen, sondern auf ihren Wert innerhalb des Ideals des guten athenischen Bürgers, der ein Pferd besitzen kann, dieses jedoch für seinen Staat einsetzt. Die Reliefs veranschaulichen folglich einerseits das Bild, das sich die Polis von ihren Hippeis macht. Die Hippeis stellen somit ihre Loyalität zum Staat und seinen Idealen dar. Andererseits wird ihr Stolz, zu diesen zu gehören, verdeutlicht. Ihr Repräsentationsbedürfnis wird vielmehr durch Größe und Ausmaß des Grabbezirkes befriedigt und sekundär durch die Darstellung des Pferdes auf den Bildern. Die Haltung und Zurschaustellung des Pferdes wurde als positiver Wert schließlich nur im Rahmen der Ideale der Polis akzeptiert. Analog lässt das Auftreten des Pferdes in den Jagdszenen nicht allein auf soziale Zugehörigkeit schließen, sondern ist als Bildzeichen zu verstehen, das in eine Szene integriert werden kann, um die verschiedenen positiv bewerteten Rollen und Eigenschaften, die ein athenischer Bürger zu erfüllen hatte, zu unterstützen.

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Hinweise zur Fundsituation der Reiterheroenreliefs fehlen. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass es sich bei den meisten auf der Burg gefundenen Reliefs um Siegesmonumente, die wohl aufgrund von hippischen Siegen aufgestellt wurden, handelt. Nur drei Reliefs beziehen sich auf Weihungen an einen Heros, der im Bildtypus des Reiters oder Pferdeführers dargestellt ist.

4. Weihreliefs 4.1 Verteilung der Monumente in Athen und Attika Die Verbindung zwischen Mensch und Pferd tritt nicht nur auf den ‘Grabbildern’ sondern auch auf 53 attischen Weihreliefs auf, welche die Basis des hier zusammengetragenen Katalogteils bilden.573 Neben diesen sind weitere 13 Urkundenreliefs574 zu zählen, die entweder Reiter oder einen Pferdeführer zeigen.575 Die Untersuchung der jeweiligen Fundorte zeigt einige Konzentrationspunkte der Aufstellung im attischen und besonders im athenischen Raum auf, die für die Bestimmung der Funktion der Reliefs und ihre Auswertung hilfreich sein können.

Neben der Akropolis wurde im Bereich der Agora von Athen eine Gruppe von Reliefplatten- und basen gefunden, die anlässlich nach hippischen Siegen geweiht worden sind.579 Dazu gehört auch die in situ gefundene Basis des Bryaxis (S 1, Taf. 15). Speziell der nordwestliche Bereich der Agora lässt eine gewisse Konzentration solcher Monumente erkennen, so dass man daraus schließen kann, dass sie ursprünglich in dieser Gegend aufgestellt gewesen sein müssen. Agora und Akropolis waren demnach wohl Schnittpunkte im Stadtbild, was die Aufstellung hippischer Siegesmonumente betrifft.

a) Weihreliefs Bei 12576 der 53 Weihreliefs sind die Fundumstände gänzlich unbekannt. Nur der Stil und der Marmor deuten auf den attischen Bereich. Bei 9 Reliefs wird als Herkunftsort lediglich Athen und Attika genannt, ohne dass Genaueres zu den Fundumständen bekannt ist.577 14 Reliefstelen, die z. T. fragmentarisch erhalten sind, stammen von der Akropolis.578 Sie weist somit als Aufstellungsort den größten Anteil der Weihreliefs mit Pferde- und Reiterdarstellungen auf. Die Vorrangstellung der Burg und die dichte Ansammlung heiliger Stätten auf dieser erklären einerseits den Befund. Andererseits ist eben diese dichte Ansammlung von Heiligtümern und Heroa auf und an den Abhängen der Akropolis dafür verantwortlich zu machen, dass eine Zuweisung der Reliefstelen mit Reiter- und Pferdeführerdarstellungen an eine bestimmte, auf der Akropolis verehrte Gottheit oder einen Heros nicht möglich ist. Dazu kommt, dass konkrete

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Speziell der NW-Bereich der Agora war ein entschieden von der Präsenz der athenischen Reiterei geprägter Platz. Darauf weisen abgesehen von den Siegesmonumenten der Reiterei: a) die im Brunnen an der Nordwestecke der Agora gefundenen Bleistreifen, die als Schätzungsbelege der Pferde der athenischen Reiterei während der jährlichen ‘ReiterHeerschau’ benutzt wurden.580 Ihr ursprünglicher Aufbewahrungsort wird wahrscheinlich das Archiv des Hipparcheions gewesen sein, das im nordwestlichen Teil der Agora zu lokalisieren ist. b) Zwei in diesem Bereich aufgestellte Phylarchen- und Hipparchenehrungen. Die erste wird ins Jahr 282/1 datiert581 und sollte ἐλ ηῆη ζηνᾶη η῵λ Ἑξκ῵λ errichtet werden, ihr Pendant hingegen im Heiligtum des Poseidon Hippios auf dem Kolonos, wie die Inschrift des Monuments berichtet. Die zweite zwischen 286 und 281 datierte Stele sollte πξὸο ηνῖο Ἑξκαῖο aufgestellt werden. Ein Dekret, das wahrscheinlich die γξακκαηεῖο der athenischen Kavallerie ehrte und in der Nordwestecke der Agora gefunden wurde, muss ebenso in diesem Bereich aufgestellt gewesen sein.582

Im Katalog unter B. 1 aufgeführte Weihreliefs. U 1 - U 13. In den Katalog wurden nicht die attischen ‘Totenmahlreliefs’ aufgenommen, auf denen oftmals ein Pferdeführer oder einfach ein oder mehrere Pferdeköpfe in einem Rahmen dargestellt werden. Zur katalogartigen Erfassung der Zeugnisse s. am ausführlichsten J.-M. Dentzer, Le motif du banquet couché dans le Proche - Orient et le monde grec du VIIe au IVe siècle avant J.-C. (1982) 301-363. 490-493 zur Deutung des Pferdes; s. generell auch Svoronos 533ff.; R. Thönges-Stringaris, AM 80, 1965, 1ff. bes. 58f.; Langenfaß, MuP 79f. und Anm. 304; E. Mitropoulou, Horses’ Heads and Snake in Banquet Reliefs and their Meaning (1976) 14-81; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen III 150f. und Anm. 8f.; Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 149 und Anm. 93; van Straten, Hiera Kala 92ff.; Fabricius, Totenmahlreliefs 21-27. 58-60. R 1 (Taf. 19), R 3 (Taf. 20), R 11 (Taf. 22), R 12 (Taf. 22), R 14 (Taf. 23), R 18 (Taf. 24), R 19 (Taf. 24), RS 2 (Taf. 26), RS 6, RS 7 (Taf. 26), RS 8 (Taf. 26), RS 9 (Taf. 27). R 2 (Taf. 20), R 9 (Taf. 22), R 15 (Taf. 23), R 16 (Taf. 23), R 17, R 21 (Taf. 25), R 25 (Taf. 25), S 12 (Taf. 18), SPR 3. Bei den aus Walter, Beschreibung V aufgenommenen Zeugnissen gilt die Angabe, dass «bei den im kleinen Museum verwahrten Reliefs wie bei allen jetzt auf der Akropolis befindlichen Antiken diese als Fundort vorauszusetzen» ist. R 8 (Taf. 21), R 22 (Taf. 25), R 23, S 4 (Taf. 16), S 5, S 7 (Taf. 17), S 8 (Taf. 17), S 9 (Taf. 17), S 13, S 14 (Taf. 18), S 15 (Taf. 19), RS 3 (Taf. 26), RS 4, RS 5, SPR 1 (Taf. 27).

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S 1 (Taf. 15), S 2 (Taf. 15), S 3 (Taf. 16), S 6 (Taf. 17). T. L. Shear Jr., Hesperia 42, 1973, 130-4. 176-9; J. H. Kroll, Hesperia 46, 1977, 83ff.; Bugh, Horsemen 57ff.; Spence, Cavalry 274ff.; ähnliche Bleistreifen wurden auch in einem Brunnen im Torhof des Dipylon gefunden; s. dazu K. Braun, AM 85, 1970, 198ff.; zu weiteren Zeugnissen (Bleitäfelchen für die Waffenausgabe, Tontäfelchen des Hipparchen Pheidon), die mit der Kavallerie in Verbindung zu bringen sind, s. auch Camp, Agora 135ff.; McKCamp II, Horses 35ff. J. Threpsiades - E. Vanderpool, ADelt 18, 1963 Meletai A´ 103ff. Nr. 1. 109 Nr. 2. Athen, Agoramuseum Inv. I 7551; G. R. Bugh, Hesperia 67, 1998, 83f. Nr. 2.

tene Weihreliefs gefunden,590 die wahrscheinlich nicht auf Weihungen anlässlich von Siegen bei Reiterwettkämpfen zurückzuführen sind. Bei dem Bruchstück RS 1 (Taf. 25), das einen nach links reitenden nackten Jüngling zeigt, kann nicht sicher entschieden werden, ob es einen siegreichen Reiter oder einen Reiterheros darstellte. Die Bilddarstellung des Fragmentes R 7 (Taf. 21) zeigt eine Göttin oder eine Heroine neben einem Altar und einem im Hintergrund aufgestellten Weihrelief. Links ist das Vorderbein eines auf sie zureitenden Pferdes erhalten, zu dem entweder ein pferdeführender oder reitender Heros zu ergänzen ist. Die Größe des Pferdebeins deutet darauf hin, dass es sich um keinen Sterblichen, sondern um einen Heros handeln muss. In welchem Kontext letztlich beide Reliefs aufgestellt waren, kann nicht bestimmt werden.

c) Der bei Athenaios überlieferte Passus des Komödiendichters Mnesimachos aus der Mitte des 4. Jhs.,583 nach dem die Reiter ihre Übungen bei den Hermen durchführten. Aufgrund der genannten Zeugnisse wurde von der Forschung im NW-Bereich das Hipparcheion, der Amtssitz der Hipparchen der athenischen Reiterei lokalisiert,584 von dem zwar bisher keine baulichen Überreste ans Licht kamen, die Fundsituation jedoch eine mögliche Lokalisierung erlauben könnte. Die Auffindung eines bronzenen Lanzenschuhes in der selben Schicht des Brunnens, in dem die Schätzungsbelege und die Bleistreifen der athenischen Reiter gefunden wurden, führte J. McK Camp II585 zu der Annahme, dass die beim Aufstand Mytilenes (428/7) erbeutete Lanze, die den Dioskuren geweiht war, im Hipparcheion untergebracht war, in dem sich wohl ein Dioskurenschrein befunden haben wird. Somit würde sich eine kultische Verbindung zwischen den Dioskuren und den Reitern ergeben, die dem tatsächlichen Verhältnis, das zwischen den Reitern und dem Heiligtum der Dioskuren, dem Anakeion586 bestand, wo sich die Reiter versammelten,587 entsprechen würde.

Ein weiteres Weihrelief mit einer Pferde- und einer der Reiterdarstellung, das in einem Heiligtum gefunden wurde, ist das Telemachosmonument (R 26), das im Athener Asklepieion aufgestellt war. Entweder im Heiligtum für die Nymphen und Pan591 oder im Metroon,592 südöstlich des Olympeions, stand wahrscheinlich das Weihrelief der attischen Wäscher (R 6, Taf. 21) an die Nymphen und alle Götter. Den eleusinischen Göttinnen Demeter und Persephone ist das Relief des Pythodoros (SPR 2, Taf. 27) geweiht, das wohl in einer byzantinischen Mauer in Eleusis verbaut aufgefunden worden ist. Dass es im lokalen Demeterheiligtum stand, ist zwar die wahrscheinlichste Annahme, lässt sich jedoch nicht wirklich belegen.

E. Köhne588 hat in diesem Zusammenhang zu zeigen versucht, dass der Ausbau des Anakeions mit der Erweiterung der Reiterei auf 1000 Mann589 in Verbindung gebracht werden könnte. Aufgrund der genannten Argumente scheint es klar, dass ein enger Bezug zwischen den Hippeis und den Dioskuren bestand. Die zwar sehr ansprechende Vermutung von McK Camp II, dass die den Dioskuren geweihte Lanze im Hipparcheion stand, muss jedoch mangels stichhaltiger Belege mit Vorbehalt herangezogen werden, so dass die Bezeichnung der Dioskuren als Götter der Reiterei nur begrenzt Geltung besitzt.

Ebenso wenig können die ursprünglichen Aufstellungsorte zweier Reliefs (R 13, Taf. 23; R 20, Taf. 24) aus der Gegend des Piraeus rekonstruiert werden. Das gleiche gilt für ein Weihrelief (R 10, Taf. 22), das vom Nordwestabhang des Areopag stammt, und für fünf weitere,593 die in Zweitverwendung verbaut aufgefunden worden sind. b) Urkundenreliefs 6594 der 13 Urkundenreliefs mit einer Reiter- oder Pferdedarstellung wurden auf der Akropolis gefunden. Ein weiteres (U 6, Taf. 29), das unter den Ruinen des Kapuzinerklosters in der Nähe des Lysikratesmonumentes gefunden wurde, stand nach Aussage der Inschrift ursprünglich ebenfalls auf der Akropolis. Der genaue Aufstellungsort wird im südlichen und westlichen Teil der Burg lokalisiert, weil dort die meisten Urkundenreliefs gefunden wurden.595

Neben diesen Reliefbildern agonistischen Charakters wurden im Bereich der Agora zwei fragmentarisch erhal583

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Athen. 9. 402 F 2-7; R. Kassel - C. Austin, Poetae Comici Graeci (PCG) VII (1989) 19f. Nr. 4; dazu auch Camp, Agora 135; s. ferner die Erzählung Hegesanders bei Athenaios 4. 167 Ef., derzufolge der Hipparch Demetrios (Onkel des Demetrios von Phaleron) seiner Hetäre Aristagora für die Panathenäen ein Gerüst bei den Hermen errichten ließ, so dass sie die Reiterwettkämpfe besser beobachten konnte. Dazu Chr. Habicht AM 76, 1961, 137. Zu den literarischen Zeugnissen über den Bereich der Hermen-Stoa s. R. E. Wycherley, Agora III 105-108 Nr. 302-316. Chr. Habicht, AM 76, 1961, 138ff.; H. A. Thompson - R. E. Wycherley, Agora XIV 73 und Anm. 199; Wycherley, Stones 46 und Anm. 48; J. H. Kroll, Hesperia 46, 1977, 83f.; Camp, Agora 134ff.; Bugh, Horsemen 219f.; Maul, Reiterdarstellungen 199f.; McK Camp II, Horses 33-37; Schäfer, Hippeis 201 und Anm. 1152. J. McK Camp II, Hesperia 47, 1978, 192-5. B. Hemberg, Anax, Anassa und Anakes (1955); R. E. Wycherley, Agora III, 61-65; Köhne, Dioskuren 121ff. Andokides 1. 45. a. O. 124f. s. hier Kap. 1. 2.

590 591 592 593 594 595

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R 7 (Taf. 21), RS 1 (Taf. 25). G. Rodenwaldt, AM 37, 1912, 141ff.; Travlos, Athen 289. H. Möbius, AM 60/61, 1935/36, 234ff.; Wycherley, Stones 171; E. Simon, Festivals of Attica (1983) 26f.; Robertson, Festivals 27-30. R 4 (Taf. 20), R 5 (Taf. 21), R 24, S 10 (Taf. 18), S 11 (Taf. 18). U 2 (Taf. 28), U 3 (Taf. 28), U 4 (Taf. 28), U 5 (Taf. 28), U 7 (Taf. 29), U 13 (Taf. 31). Binneboeßel, Studien 22; M. B. Walbank, Athenian Proxenies of the 5th Century B. C. (1978) 8f.; Meyer, Urkundenreliefs 22; A. Herda in: Standorte 191f.; Lawton, Document Reliefs 14f. Für die meisten Stelen lässt sich der konkrete Aufstellungskontext nicht re-

te, die sich auf Siege bei hippischen Agonen beziehen.601 Es handelt sich dabei um Denkmäler, die anlässlich eines Sieges a) bei der Ἀλζηππαζία, einem Scheingefecht der Reiterei, b) dem θέιεο δξόκνο (dem eigentlichen Pferderennen) und c) vermutlich dem θάιπεο δξόκνο (Stutenrennen) aufgestellt wurden.602

Ein Ehrendekret (U 8, Taf. 29) wurde im Athener Asklepieion gefunden. Ein weiteres wurde in einem modernen Haus südöstlich der Akropolis entdeckt (U 1, Taf. 27), das aber nach Angaben der Inschrift im Heiligtum des Neleus, der Basile und des Kodros stand, welches südwestlich vom Olympieion lokalisiert wird.596 Das Ehrendekret für Euphron aus Sikyon von 313/312 (U 11, Taf. 30) wurde zwar in spätrömischen Befestigungen in der Nähe der Attalos-Stoa gefunden, es war aber ursprünglich bei der Stoa des Zeus Eleutherios auf der Agora aufgestellt, wie aus der Inschrift ersichtlich wird. Ein zweites sollte auf der Akropolis errichtet werden.597 Bei zwei Urkundenreliefs (U 10, Taf. 30; U 12, Taf. 31) wird in den jeweiligen Museumsinventaren als Herkunftsort Athen genannt. Der genaue Fundort ist jedoch nicht zu bestimmen. Gänzlich unbekannt ist ferner der Fundort des Fragments einer Urkundenstele (U 9, Taf. 30), auf der eine weibliche Figur einen Reiter bekränzt.

a) Anthippasia Der Verlauf der Anthippasia wird am ausführlichsten bei Xenophon geschildert.603 Nachdem Xenophon seine Anweisungen an die Hipparchen zur besseren Formierung der Reiterei bei den Prozessionen gibt, ὅηαλ γε κὴλ ἐλ ηῶ ἱππνδξόκῳ604 ἡ ἐπίδεημηο ᾖ605, beschreibt er den Ablauf 601

602

Zusammenfassend ist zu bemerken, dass diese Fundsituation nicht zu erstaunen braucht, denn die Akropolis ist wie bei den Weihreliefs, so auch bei den übrigen Urkundenstelen mit anderen Bildmotiven der geeignetste und repräsentativste Aufstellungsort, was die politischen Angelegenheiten Athens betrifft. Selbst die Agora steht in diesem Punkt der Akropolis nach.598 Der größte Teil der klassischen Urkundenreliefs insgesamt stammt tatsächlich von der Akropolis. M. Meyer und C. Lawton wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass, wenn die Urkunde an einem anderen Ort als den der Akropolis aufgestellt werden sollte,599 diese von der Boule gefasste Entscheidung auf einen mit dem Heiligtum zusammenhängenden Grund hinweisen musste, wie z. B. der Beschluss über die Einzäunung und Verpachtung des Heiligtums des Neleus, der Basile und des Kodros (U 1, Taf. 27), was auch in der Inschrift ausdrücklich genannt wird. Beim Ehrendekret des Euphron (U 11, Taf. 30) ist ein inhaltlicher Grund entscheidender gewesen, um die Stele bei der Stoa des Zeus Eleutherios aufzustellen,600 wie auch beim Ehrendekret des Rheboulas (U 8, Taf. 29) im oder beim Athener Asklepieion.

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4. 2 Siegesmonumente von hippischen Agonen Eine spezielle Gruppe von attischen Stelen- und Basisreliefs mit Reiterdarstellungen bilden diejenigen Monumen-

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konstruieren, da sie oft wiederverwendet wurden und die Inschrift mehrfach nicht erhalten ist. R. E. Wycherley, BSA 55, 1960, 60ff.; G. T. W. Hooker, JHS 80, 1960, 115f.; Travlos, Athen 332ff.; Wycherley, Stones 168f. IG II2 448. Meyer, Urkundenreliefs 23. Zu den verschiedenen Gründen (inhaltliche, historische, religiöse) der Aufstellung s. Meyer, Urkundenreliefs 23-26. Zur Funktion und Bedeutung der Stoa des Zeus Eleutherios s. hier S. 14ff.

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Eine erste Zusammenstellung der inschriften- und reliefgeschmückten Monumente, die anlässlich von Siegen bei der Anthippasia aufgestellt wurden, unternahm Maul, Reiterdarstellungen 192-200. Zumindest anhand der heutigen Fundlage sind abgesehen von den Monumenten, die anlässlich von Siegen beim Wagenrennen aufgestellt wurden, m. E. reliefgeschmückte Monumente mit Reiterdarstellungen nur mit diesen drei Disziplinen in Verbindung zu bringen. Xen. Hipp. 3. 10-13. Die Lokalisierung des Hippodroms in Athen bereitet große Probleme, da weder archäologische Hinweise existieren, noch die griechische Pferderennbahnen eine dauerhafte architektonische Gestaltung besaßen. Zu diesem letzen Aspekt s. W. Decker, Sport in der griechischen Antike (1995) 177 und Anm. 62; H. A. Harris, Sport in Greece and Rome (1972) 162; Der Neue Pauly V (1998) 583 s. v. Hippodromos (Höcker). Dass die athenische Pferderennbahn wahrscheinlich keine Absperrung besaß, impliziert das Zitat bei Xenophon, Hipp. 3. 10, die Reiter sollten ἐμειάζεηαλ ηνὺο ἐθ ηνῦ κέζνπ ἀλζξώπνπο, worauf schon Kyle, Athletics 96 und Anm. 250 hinwies. In der Forschung wurden verschiedene Orte mit dem athenischen Hippodrom in Verbindung gebracht. W. Judeich, Topographie von Athen2 (1931) lokalisiert es in der nordwestlichen Umgebung des Piraeus; W. S. Ferguson, Hesperia 7, 1938, 25f. im Bereich des Neo Phaleron; S. Benton, BSA 67, 1972, 13ff.; Schäfer, Hippeis 201 und Anm. 1152; nordwestlich von Athen in der Nähe des Kolonos Hippios Hügels; dagegen Kyle, Athletics 96 und Robertson, Festivals 140, die sich der Meinung Fergusons anschließen; Travlos, Athen 2f. ist der Ansicht, dass das Hippodrom, in dem die Anthippasia stattfand, das der Agora sei. So auch Kotsidu, Agone 131; dagegen E. Vanderpool, Hesperia 43, 1974 311 und Anm. 2; F. Kolb, Agora und Theater, Volks- und Festversammlung (1981) 24 und Anm. 30. Tatsächlich scheint der Austragungsort der Anthippasia nicht der δξόκνο der Agora zu sein, sondern das Hippodrom, denn während Xenophon bei den übrigen Paraden und Aufzügen der Reiter vom δξόκνο spricht, benutzt er den Begriff ἱππόδξνκνο, um eine spezielle topographische Aussage zu machen, als er zur Beschreibung der Anthippasia übergeht. Während Xenophon die Anthippasia nicht explizit als hippischen Agon charakterisiert, tritt sie in späteren Quellen als ἱππηθόο ἀγώλ auf, s. z. B. Hesych. s. v. ἀλζηππαζία; Suda s. v. ἀλζηππαζία, δηππαζία. Maul, Reiterdarstellungen 193 äußerte die Annahme, dass «sie (die Anthippasia) am Rande der wichtigen Feste als Attraktion und spektakuläre Schau stattfand», da sie bis zu ihrer ersten Erwähnung auf einer Inschrift von 334/3 v. Chr. für die Olympien in Athen (IG II2 1496 A 82) in den sonstigen panathenäischen Siegerlisten (IG II2 2311) nicht angegeben wird. Folglich sprach sich H. W. Parke, Athenische Feste (1987) 224 für den hauptsächlich militärischen Charakter der Anthippasia aus. Es handle sich «um eine Folge von Operationen, einer militärischen Parade entsprechend, und in der Tat war es als ein Training in der Reitkunst gedacht, das von praktischem Nutzen in der Schlacht sein würde». Zustimmend auch Kyle, Athletics 190. Es ist zu vermuten, dass anfänglich der militärische Aspekt vor dem agonistischen stand. Die Austragung

der Anthippasia.606 Es sollen sich je fünf Phylen in zwei Kontingenten unter der Führung der Hipparchen in breiter Front formieren und auf Kommando gegeneinander reiten, bis sie zwischeneinander hindurchgaloppieren. Danach sollen sie feierlich das Hippodrom entlangreiten, so dass sie sich anschließend wieder gegenüberstehen. Auf Kommando der ζάιπηγμ soll die Prozedur ein zweites und ein drittes Mal in erhöhtem Tempo wiederholt werden, bis die Reiter schließlich geschlossen vor die Boule reiten. Diese hat anschließend die siegreiche Phyle bestimmt, auch wenn die Kriterien, nach denen die Sieger ausgewählt wurden, nicht überliefert sind. Während beim Pferderennen wahrscheinlich Pferdebesitzer teilnehmen konnten, die nicht in der Kavallerie dienten, stammten die Teilnehmer bei der Anthippasia aus den Reihen der Kavallerie. Dabei ging es wohl um einen kollektiven Wettkampf zwischen den verschiedenen Phylen. Die Bedeutung, die der Anthippasia beigemessen wurde, verdeutlicht nicht zuletzt die Zahl der anlässlich eines solchen Sieges aufgestellten Monumente.

Darstellung von fünf nach rechts reitenden Männern in Verbindung gebracht werden (S 4, Taf. 16), zumal offenkundige ikonographische Ähnlichkeiten mit dem vorangehenden Monument (S 3, Taf. 16) existieren. 4) Anlässlich eines Sieges bei einem hippischen Agon könnte ferner ein im nordwestlichen Teil der Agora verbaut aufgefundenes Relief (S 2, Taf. 15) aufgestellt worden sein, von dessen Reliefdarstellung lediglich Reste von zwei Reitern erhalten sind. Die fragmentarisch erhaltene Inschrift könnte auf eine Weihung des siegreichen Phylarchen hinweisen, ohne dass Sicherheit darüber erzielt werden kann. 5) Problematischer ist die Situation bei dem im Romatempel auf der Akropolis verbauten Relief des Prokles (S 5), das drei nach rechts springende Reiter zeigt. Es wurde in der Forschung meistens als Hipparchenehrung gedeutet, das Motiv mag jedoch wahrscheinlicher auf einen Sieg bei einem hippischen Wettkampf (Anthippasia?) deuten.610

Auf einen Sieg bei der Anthippasia beziehen sich wahrscheinlich folgende Monumente: 1) Die von Bryaxis signierte Basis (S 1, Taf. 15), die drei Siege bei der Anthippasia feiert.607 Auf der um die Mitte des 4. Jhs. entstandenen Basis stand ein Dreifuß, der wohl als Siegespreis verliehen wurde.608 Nach M. Edelmann handelt es sich um nacheinander erfolgte Siege bei der Anthippasia, «woraufhin dann einer der drei Dreifüße, die die Siegespreise waren, auf die Basis gestellt wurde».609

6) Auf ein Siegesmonument, das anlässlich eines hippischen Sieges - vermutlich bei der Anthippasia errichtet wurde, weisen die Inschriftenreste der im NW Teil der Agora wiederverwendet aufgefundenen Basis (S 6, Taf. 17) mit der Darstellung eines nach links reitenden bärtigen Mannes (wohl des Hipparchen-Phylarchen) hin. 7) Die Darstellungen zweier nach rechts reitender Männer auf zwei Stelen (S 14, Taf. 18; S 15, Taf. 19) sind nur mit Vorsicht als Monumente für einen Sieg bei der Anthippasia zu betrachten. Der Vergleich der beiden nach links springenden Reiter der Stele S 15 mit denen der Stele S 2 (Taf. 15), die wahrscheinlich zu einem Monument für einen Sieg bei der Anthippasia gehört, könnte für die Deutung des Fragments S 15 als Siegesmonument sprechen. Wenn in den beiden nach links reitenden bärtigen Männern der Stele S 14 (Taf. 18) die zwei Hipparchen der athenischen Reiterei erkannt werden können, wie es in der Forschung geäußert wurde,611 wäre auch die Stele von der Akropolis (S 15) als eine Weihung anzusehen, die nach einem Sieg bei der Anthippasia aufgestellt wurde. Die Verkettung dieser meist hypothetischen Annahmen kann aber diese Deutung nicht völlig sichern. Die Behauptung von Walter und Langenfaß,612 dass die Stelen S 14 und S 15 als Oberteile von Urkundenreliefs anzusehen seien, trifft wohl nicht das Richtige, wenn man die Bilddarstellung der Stele S 2 (Taf. 15) berücksichtigt, die wahrscheinlich nicht zu einem Dekret gehörte.

2) Das Relieffragment (S 3, Taf. 16), auf dem die Reiter der siegreichen Phyle Leontis dargestellt sind, muss ebenfalls auf einen Sieg bei der Anthippasia hindeuten. Auch wenn in der Inschrift die Anthippasia nicht genannt wird, weist die Darstellung und der Fundort, der nur ca. 7m von dem der Bryaxis-Basis entfernt liegt, darauf hin, dass ein Sieg bei der Anthippasia der Aufstellungsgrund des Reliefs gewesen sein muss. 3) Mit einem Sieg bei der Anthippasia könnte auch ein auf der Akropolis gefundenes Relieffragment mit der

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jedoch bei einem Fest für eine Gottheit betont m. E. den agonistischen Charakter der Anthippasia. Xen. Hipp. 3. 10-13; s. RE I, 2 (1894) 2378f. s. v. Ἀλζηππαζία (Reisch); Kyle, Athletics 189f.; Maul, Reiterdarstellungen 192ff. Sowohl der Vater Demainetos als auch seine beiden Söhne Demeas und Demosthenes aus dem Demos Paiania waren als Phylarchen siegreich. Dazu s. J. E. Kirchner, Prosopographia Attica (1901-03) Nr. 3596, 3323, 3265. Zum Dreifuß als Siegespreis s. Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 104-109, die die Ansicht vertritt, dass der auf dem Relief dargestellte Dreifuß der Bryaxis-Basis vielleicht gar kein tatsächlicher sondern nur ein symbolischer Preis sein könnte. Die Tatsache jedoch, dass auf der Basis ein wirklicher Dreifuß gestanden haben muss, weist m. E. in die Richtung, dass auch die Darstellung des Dreifußes auf den tatsächlichen Siegespreis deutet; s. auch E. Manakidou, Παξαζηάζεηο κε άξκαηα (1994) 55f. und Anm. 110. Edelmann, Menschen 171.

8) Zu einem Siegesmonument, das zwei nach links reitende Hipparchen oder Phylarchen darstellt, oder allenfalls zu einer Weihung an die Dioskuren gehört das untere 610 611 612

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So schon Schäfer, Agathoi 142 und Anm. 48. Langenfaß, MuP 92. Walter, Beschreibung 24f.; Langenfaß, MuP 38f.

rechte Bruchstück der Stele S 16 (Taf. 19) aus Athen. Die Tatsache, dass die beiden Reiter Schwerter tragen, entspricht mehr den Darstellungen von Hipparchen oder Phylarchen auf athenischen Siegesmonumenten, wie z. B. bei S 3 (Taf. 16) und S 6 (Taf. 17), die ebenfalls Schwerter um die Brust gegürtet haben, als den Darstellungen der Dioskuren, die in der Regel nackt und mit einer Lanze bewaffnet erscheinen. Der fragmentarische Erhaltungszustand des Reliefs erschwert es jedoch, eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Die Inschrift nennt die Phyle Erechtheis, die im Wettkampf siegreich war. Der Name des Mannes aus Lamptrai, der mit der Phyle Erechtheis siegte, ist zwar weggebrochen, unter dem Bildfeld sind jedoch zwei große Kränze dargestellt, in denen der Geehrte als Hipparch und als Strategos bezeichnet wird. Die Ehrung wurde diesmal wahrscheinlich vom Staat und nicht vom Sieger selbst, für den das Hipparchen- und Strategenamt einnehmenden Mann errichtet. 4) Von einem Sieg bei der Anthippasia an den großen Panathenäen berichtet ferner die Inschrift auf einem Fragment eines großen dreieckigen Monuments, das im Bereich der Attalos-Stoa gefunden wurde.619 Die Namen der beiden als Hipparchen ergänzten Sieger sind nicht erhalten. Es ist in die gleiche Zeit zu datieren wie die vorhergehende Stele. Wenn man das Monument mit den dreieckigen, konkaven Basen der Choregenmonumente vergleicht,620 könnte man auch für dieses annehmen, dass es einen Dreifuß trug, somit als Siegesmonument der siegreichen Phyle bei der Anthippasia aufgestellt wurde. Die Nennung der Hipparchennamen dient wahrscheinlich dazu, das Ereignis zeitlich zu fixieren und die an der Anthippasia teilnehmenden Hipparchen zu ehren.

Neben diesen reliefgeschmückten Monumenten sind weitere Inschriftenstelen und Basen zu nennen, die möglicherweise anlässlich von Siegen bei der Anthippasia aufgestellt wurden, jedoch keine Bildszene tragen. 1) Rechtes Fragment eines Blocks aus hymettischem Marmor aus dem 4. Jh., das zu einem Weihgeschenk gehörte und von einem heute weggebrochenen Gesims bekrönt wurde.613 Die erhaltene Inschrift614 deutet darauf, dass eine Phyle unter dem Kommando eines Phylarchen siegreich war. Dass das Siegesmonument anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia aufgestellt wurde, ist durchaus denkbar, lässt sich jedoch nicht beweisen. 2) Basis aus eleusinischem Kalkstein, die als Stütze einer späteren Monumentbasis im nördlichen Teil der AttalosStoa wiederverwendet aufgefunden wurde.615 Die ins 4. Jh. zu datierende Basis wurde von den Hipparchen und Phylarchen der attischen Reiterei geweiht. Eine rechteckige Einlassung an der Unterseite der Basis führt zu dem Schluss, dass sie auf einer weiteren Basisplatte stand. Ob die Fußeinlassungen der Statue auf ihrer Oberseite von einer Wiederverwendung herrühren oder auf eine ursprüngliche Weihung weisen, ist mir unbekannt, so dass sich die Art von Anathem, die darauf aufgestellt war, nicht sicher rekonstruieren lässt. Ob die Weihung letztlich anlässlich eines Sieges bei einem hippischen Agon aufgestellt wurde oder ob sie zu den religiösen Pflichten gehört, die Xenophon von den Hipparchen gegenüber den Göttern fordert616 oder womöglich auf einen militärischen Sieg der athenischen Hippeis zurückgeht, ist m. E. nicht zu entscheiden.

5) Von Siegen bei der Anthippasia an den Olympien und den großen Panathenäen spricht auch die Inschrift einer Dreifußbasis, die im Dionysostheater gefunden wurde.621 Phylarch war Glaukon, der Sohn des Eteokles, der mit der Phyle Leontis siegreich war. 6) Ein Sieg bei der Anthippasia an den Olympien wird schließlich auf dem auf der Agora gefundenen Ehrendekret für einen Phylarchen genannt.622 Die Phyle erhielt als Siegespreis einen Dreifuß, wie die aus dem Anfang des 3. Jhs. stammende Inschrift berichtet. M. Edelmann623 bemerkte, dass für einen Erfolg bei der Anthippasia hauptsächlich die Phylarchen zuständig waren. Die Zusprechung des Sieges an die Phylen würde somit die Weihung eines Phylarchen oder der Phyle erwarten lassen. Die Hipparchen, die Staatsbeamte waren, wären durch staatliche Denkmäler geehrt worden, so dass

3) Auf einen Sieg bei der Anthippasia an den Olympien617 deutet eine im Bereich der römischen Agora gefundene Marmorplatte aus dem letzen Viertel des 4. Jhs. hin.618 613

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Athen, Agoramuseum Inv. I 882; im NW Bereich der Agora gefunden s. B. D. Meritt, Hesperia 15, 1946, 176f. Nr. 24; Maul, Reiterdarstellungen 193 AN 5. 197f. Nr. 2. Die Inschrift des am Nordende der Zeus-Stoa gefundenen Blocks lautet: [Οἰλεὶο ἐ]λίθα / [-----------] ἐθπιάξρεη / [------]λ ὆ῆζελ. Athen, Agoramuseum Inv. I 6532; H. A. Thompson, Hesperia 22, 1953, 49-51. Xen. Hipp. 1. 1, 3. 1, 7. 1, 9. 9. Zum Fest der Olympieia s. Robertson, Festivals 134ff.; H. W. Parke, Athenische Feste (1987) 223-5. Athen, EM Inv. 13367; E. Vanderpool, Hesperia 43, 1974, 312f. Nr. 1; Maul, Reiterdarstellungen 193 AN 7. 198 Nr. 2.

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Athen, Agoramuseum I 3495; E. Vanderpool, Hesperia 43, 1974, 313 Nr. 2; Maul, Reiterdarstellungen 193 AN 4. 197 Nr. 1. Die Inschrift lautet: [---------]λ ἀλζηππ[αζίαη---] / [Παλαζήλαηα ηὰ κεγά]ια ἐλίθα α[-----] / vacat / [ἵππ]αξρνη / [ὁ δεῖλα----]έλνπ Πξν[ζπάιηηνο vel βαιίζηνο] / [ὁ δεῖλα----]νπο Α[Demoticum] / vacat. Zu Vergleichsbeispielen s. P. Amandry, BCH 100, 1976, 15ff. IG II2 3079; U. Koehler, AM 9, 1884, 49ff.; Maul, Reiterdarstellungen 193 AN 6. 198 Nr. 3. Die Basis datiert in den Anfang des 3. Jhs. Nach W. B. Dinsmoor, The Archons of Athens in the Hellenistic Age (1966) 80ff. ist das Archontat des Nikias, der in der Inschrift genannt wird, ins Jahr 282/1 zu datieren. Athen, Agoramuseum I 5326; W. K. Pritchett, Hesperia 9, 1940, 111f. Nr. 21; Maul, Reiterdarstellungen 193 AN 8. 198 Nr. 3. Edelmann, Menschen 172.

Hipparchenweihungen im Zusammenhang Anthippasia auszuschließen seien.

mit

der

6. Jhs., die anlässlich von Siegen bei Reiterwettkämpfen verliehen wurden.631

Tatsächlich handelt es sich bei der Anthippasia um Siege von Phylen, bzw. um kollektive Siege. Nach Xenophon624 führt jedoch je ein Hipparch fünf Phylen an, d. h. die Hipparchen nehmen am Wettkampf teil. Weiter unten betont Xenophon,625 dass es dem Amt der Hipparchen nicht gebührt, langsamer oder gleichschnell wie die Phylarchen zu reiten. Aufgrund ihrer Teilnahme an der Anthippasia ist es m. E. nicht ausgeschlossen, dass die Hipparchen bei der Anthippasia ‘siegen’ konnten, allerdings nur in Verbindung mit der siegreichen Phyle. Die Annahme Edelmanns, dass die Hipparchen nicht selbst Siegesmonumente weihten, scheint sich freilich zu bestätigen. Die Nennung ihrer Namen auf anderen Siegesmonumenten (Nr. 3 und 4 unter den oben aufgeführten Monumenten, die anlässlich von Siegen an der Anthippasia errichtet wurden, jedoch keine Bildszene aufweisen) schließt jedoch nicht aus, dass sie in die Siegesdenkmäler der Phylen (Inschrift und Bild) integriert wurden, da sie die Phylen für den Agon und wahrscheinlich auch während seines Verlaufs zurechtstellten.

Das Pferderennen wird in IG II2 965 unter denjenigen Agonen erwähnt, die als πνιεκηζηήξηνη bezeichnet werden. Die Charakterisierung des Pferderennens als kriegerischer Wettkampf bringt klar zum Ausdruck, dass neben dem agonistischen Charakter des Wettkampfes eine Verbindungslinie zwischen der Reiterei in ihrer militärischen Rolle und dem Wettkampf gezogen wurde.632 Ein weiteres bezeichnendes Merkmal des Pferderennens ist darin zu sehen, dass nicht die Reiter selbst, sondern die Besitzer der Pferde zu Siegern beim Wettkampf erklärt wurden.633 Vor diesem Hintergrund ist auch die bei Pausanias für Olympia überlieferte Erzählung634 zu verstehen, derzufolge die Stute Aura ihren Reiter am Start von sich warf, dennoch weiterrannte und das Rennen letztendlich gewann, so dass sie von den Kampfrichtern zur Siegerin erklärt wurde.635 Ihrem Besitzer Pheidolas erlaubte man daraufhin, eine Statue der Stute aufzustellen. Mit Siegen im Pferderennen könnten folgende Reliefstelen mit Pferde- und Reiterdarstellungen in Verbindung gebracht werden:

b) Pferderennen (κέλης δρόμος) Beim eigentlichen Pferderennen handelt es sich um ein Sprint-Rennen, das im Hippodrom veranstaltet wurde.626 Auch wenn die Vorgeschichte des Pferderennens nicht sehr gut greifbar ist, existieren jedoch einige Bildzeugnisse, die eine Art von Wettreiten zumindest seit spätgeometrischer Zeit belegen könnten.627 Im Jahr 648 wird nach Pausanias628 das Pferderennen in das Programm der Spiele in Olympia aufgenommen. Ab welchem Zeitpunkt hingegen der θέιεο δξόκνο in das Panathenäenfest Eingang gefunden hat, lässt sich nicht genau bestimmen. Unbekannt ist auch die Zahl der Teilnehmer am Wettkampf.629 Für die Panathenäen ist der Beginn der Pferderennen erst auf einer Inschrift aus dem 1. Viertel des 4. Jhs., die verschiedene athletische, musische, hippische Agone und ihre Preise nennt, belegt.630 Dass Pferderennen jedoch schon früher ausgetragen wurden, belegen zwei panathenäische Preisamphoren aus dem letzen Viertel des

1) Eine aus zwei Fragmenten bestehende Reliefstele (S 7, Taf. 17), mit einer fliegenden Nike, welche ein nach links springendes Pferd bekränzt. Das Motiv der Bekränzung eines Pferdes tritt auch in der Vasenmalerei auf, unter anderem auf einer panathenäischen Preisamphora aus der Zeit um 530-20.636 Hier bekränzt nicht Nike das Pferd, sondern ein bärtiger Mann in langem Himation, der als der Besitzer des Pferdes interpretiert wurde. 637 Könnte 631

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Hipp. 3. 11. Hipp. 3. 13. Zur Entwicklung und Bedeutung des Pferderennens s. besonders D. Bell, Stadion 15, 1989, 167ff.; auch Kyle, Athletics 185; ders. in: J. Neils (Hrsg.), Goddess and Polis. The Panathenaic Festival in Ancient Athens (1992) 91; Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 34f. Fragment einer Oinochoe Athen, Agoramuseum Inv. P 754; Maul, Reiterdarstellungen 35 G 7, Taf. 3, 1; E. T. H. Brann, Agora VIII 78 Nr. 414, Taf. 24; Krater in Berlin, Antikenmuseum Inv. A 16; Maul, Reiterdarstellungen 35 G 8, Taf. 3, 2; CVA Berlin (1) Taf. 7, 2. 8, 1. Zum Reiten in homerischer Zeit s. J. Wiesner, Fahren und Reiten, ArchHom 1 (1968) F110ff. Erst im 7. Jh. wird das Thema des Pferderennens in der Vasenmalerei geläufig; dazu s. Maul, Reiterdarstellungen 39ff.; Schäfer, Hippeis 38ff. Paus. 5. 8. 8. Sicher schient es hingegen zu sein, dass die Reiter zwei Umläufe zurückzulegen hatten; dazu s. J. Ebert, Nikephoros 2, 1989, 99ff. IG II2 965.

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s. M. Bentz, Panathenäische Preisamphoren 18. Beih. AntK (1998) 75f.; J. Neils (Hrsg.), Goddess and Polis. The Panathenaic Festival in Ancient Athens (1992) 172 Nr. 41. 173 Nr. 42; zu weiteren Bildzeugnissen s. Maul, Reiterdarstellungen 105ff.; Schäfer, Hippeis 40. s. dazu D. Bell, Stadion 15, 1989, 178f. In den Poxy II 222, wird bezeichnenderweise ein Ἀξγείσλ δεκόζηνο θέιεο genannt. Dazu s. R. Patrucco, Lo sport nella Grecia antica (1972) 389f.; Schäfer, Hippeis 39. Paus. 6. 13. 9; s. dazu D. Bell, Stadion 15, 1989, 168f. Eine ähnliche Erzählung ist in der Anth. Pal. 13. 18 überliefert, derzufolge der Hengst Parmenon in Olympia siegte, nachdem er seinen Reiter abwarf. Nafplion, Archäologisches Museum, Collection Glymenopoulos 1; ABV 260, 27; J. D. Beazley, AJA 47, 1943, 443; P. Valavanis in: Mind and Body 308ff. Nr. 197; Maul, Reiterdarstellungen 120 PS 4; Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 225, I1, Taf. 8. Die Deutung, dass der Besitzer des Pferdes dieses selbst bekränzt, hat neben der inhaltlichen Unzulässigkeit m. W. keine Parallele in den Bekränzungsszenen der attischen Kunst. In der Regel bekränzt entweder eine Gottheit oder eine Nike das siegreiche Pferd. s. Kylix in Florenz, Museo Nazionale V 57; ARV2 838, 30; Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 95, Taf. 9; LIMC II (1984) 962 Nr. 49 (Demargne); Kolonettenkrater in Mailand, Museo Civico Inv. 09. 1527 (3643/6); CVA Mailand (1) Taf. 9, 4-5; Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 228 I 9, Taf. 63. Wird hingegen der Siegeskranz von einem bärtigen Mann überreicht, handelt es sich um den Preisrichter; so z. B. Amphora in Washington, National Museum Inv. 136415; ABV

Problematisch ist ferner die von Svoronos640 mit den Rennsiegen des Alkibiades in Verbindung gebrachte reliefierte Basis (S 10, Taf. 18), die Paare von frei grasenden Pferden mit Stalljungen, ein alleinstehendes Pferd sowie um die neun nicht näher zu bestimmende Figuren zeigt. Das Thema der Darstellung und die Deutung der Pferde als Rennpferde könnten m. E. für ein Siegesmonument sprechen. Inwieweit die Basis auf Alkibiades und seine Siege zu beziehen ist, muss eine Annahme bleiben, die angesichts fehlender stichhaltiger Gründe und Argumente sehr fragwürdig ist.641 Zumindest aber deutet die große Anzahl der Pferde sicher auf einen wohlhabenden Pferdebesitzer, dessen Hippotrophia durch das Bildthema hervorgehoben werden soll.

aber in dem bärtigen Mann nicht viel eher ein Kampfrichter oder ein die Siegerehrung durchführender Beamte gesehen werden, der das siegreiche Pferd bekränzt? Somit wäre folglich im pferdeführenden bärtigen Mann ein ἱππνθόκνο zu sehen, der es zusammen mit dem bekränzten Reiter, der das Pferd im Rennen ritt, vor den Ausschuss bringt. Die verschiedenen literarischen und bildlichen Zeugnisse638 weisen m. E. darauf, dass auf der athenischen Stele ein siegreiches Pferd im Pferderennen zu erkennen ist. Der Fundort des größeren Fragmentes (Akropolis) des aus zwei Bruchstücken bestehenden Reliefs könnte zudem die Akropolis als Aufstellungsort der Stele wahrscheinlich machen. 2) Mit einem Sieg beim Pferderennen können vermutlich auch zwei weitere Fragmente von der Akropolis verbunden werden. Auf dem einen, entweder zu einer Stele oder einer Basis gehörenden Bruchstück (S 8, Taf. 17) ist der Oberkörper eines Mannes, der auf einem Pferd reitet, zu sehen. Über dem Kopf des Pferdes ist lediglich der Unterarm einer Figur erhalten, der entweder zu einer Göttin oder einer Nike gehören wird. Wenn dies tatsächlich zutrifft, könnte die Darstellung zu einem siegreichen Reiter ergänzt werden, dessen Pferd von einer ihm gegenüberstehenden Gottheit oder einer Nike bekränzt wird.

Rätselhaft ist auch das in der Gorgoepikoos-Kirche von Athen verbaute Relief eines nach rechts reitenden Mannes (S 11, Taf. 18), das zu einer Basis gehörte. Während auf der einen Platte eine Nike dargestellt ist, die einer weiblichen Person einen Dreifuß übergibt, zeigt die dritte Platte eine Nike, die einer Frau ein Panzertropaion reicht. Die Basis, auf der vielleicht ein Dreifuß aufgestellt gewesen sein könnte, wurde entweder als choregisches oder hippisches Siegesmonument interpretiert.642 Die Errichtung von Tropaia und das Überreichen von Dreifüßen kommt ebenfalls auf weiteren Basisreliefs von der Akropolis vor.643 Anlässlich welchen Ereignisses (Sieg bei einem militärischen, athletischen, hippischen644 oder musischen Agon) die Basen mit den vermutlich darauf aufgestellten Dreifüßen oder anderen Weihungen errichtet wurden, ist eine Frage, die m. E. nicht eindeutig beantwortet werden kann. Die Überreichung des Panzertropaions von einer Nike an eine weitere weibliche ungeflügelte Figur,645 sowie die Darstellung des vermutlich speerwerfenden Reiters könnten schließlich auch für die Annahme sprechen, dass die Basis zu einem ηξόπαηνλ ἱππνκαρίαο gehörte,646 das bei einem Siegesfest errichtet wurde. 647

Mit entsprechender Vorsicht ist weiterhin eine Gruppe von Weihrelieffragmenten zu betrachten, bei denen der unvollständige Erhaltungszustand der Bilddarstellungen die Rekonstruktion des Kontextes erschwert. So z. B. das Fragment S 9 (Taf. 17) von der Akropolis, mit der unvollständig erhaltenen Darstellung eines nach links reitenden Mannes. Ein Vergleich des schreitenden Ganges des Pferdes auf dem Fragment mit dem Pferd der BryaxisBasis (S 1, Taf. 15) zeigt offenkundige Ähnlichkeiten auf. Auch die Sitzart und der Fall des Chitons der Reiter auf die Lende des Pferdes scheinen sich zu entsprechen. Ob der Reiter des Akropolisfragments folglich wie bei der Bryaxis-Basis in einem feierlichen Moment dargestellt war und vielleicht von einer fliegenden Nike anlässlich eines Sieges beim Pferderennen bekränzt wurde, erscheint daher denkbar, lässt sich jedoch nicht wirklich sichern, da das Relief letztlich auch einen Reiterheros darstellen könnte639 und nicht unbedingt zu einem Siegesmonument gehören muss.

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197, 18, Para 129; Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 184 G 28, Taf. 14; Pseudo-Panathenäische Amphora in London BM Inv. B 138; CVA British Museum (1) Taf. 4. 3a-b; 185 G 31, Taf. 30. Zum Akt der Bekränzung s. M. Blech, Studien zum Kranz bei den Griechen 109ff.; Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 62ff. Dazu s. besonders Kephalidou, ΝΗΚΖΣΖ΢ 94-96, die die Quellen, die sich auf die den siegreichen Pferden dargebrachten Ehren beziehen, zusammentrug. So auch Vikela, Weihreliefs 187 und Anm. 66, die unter Vorbehalt Hippolytos in Erwägung zog.

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Svoronos 465ff. Nr. 161. Zu Alkibiades’ Hippotrophia s. Mann, Athlet und Polis 102ff. Nach P. Steiner, AM 31, 1906, 327 deute der Reiter auf einen Sieg im hippischen Agon. Die den Dreifuß entgegennehmende Frau wurde daraufhin als Darstellung der siegreichen Phyle verstanden; für eine Deutung als choregisches Monument s. J. Dörig in: Zur Griechischen Kunst. Hans Jörg Bloesch zum sechzigsten Geburtstag am 5. Juli 1972, 9. Beih. AntK (1973) 16; als agonistisches Anathem Reisch, Weihgeschenke 91 und Anm. 1. Athen, Akropolismuseum Inv. 4078, 4071; Walter, Beschreibung 192 Nr. 399 A-B. 194 Nr. 400 A-B; zum Motiv der ein Tropaion errichtenden Nike s. C. Thöne, Ikonographische Studien zu Nike im 5. Jahrhundert v. Chr. (1999) 69f. mit Besprechung der Zeugnisse. Vielleicht beim Schildstechen (ἀθνληίδεηλ ἀθ’ ἵππνπ) s. dazu Maul, Reiterdarstellungen 175ff. Zu weiteren Beispielen s. LIMC VI (1992) 865 Nr. 159ff. 878f. Nr. 341-3 (Goulaki-Voutira). Vgl. hier Anm. 143. Zur Entwicklung des Begriffs Tropaion s. K. Woelke, BJb 120, 1911, 127ff.; RE VII A, 1 (1939) 663ff. bes. 669f. (Lammert).

Handelt es sich andererseits um ein agonistischeshippisches Siegesmonument, wäre das Auftreten der vielleicht etwas ungewöhnlichen Tropaia in solch einem Kontext als eine symbolische Andeutung des Sieges zu verstehen. Entsprechend ist das in den Anfang des 5. Jhs. zu datierende Epigramm auf einem Siegesmonument des Pankratiasten Hagias, Sohnes des Aknonios aus Pharsala in Delphi648 zu verstehen, das erwähnt, dass bisher keiner ηξόπαηα für seine Siege aufgestellt hat. Sehr wahrscheinlich ist auch hier die Verwendung des Begriffs ηξόπαηνλ als ein das Siegeszeichen bezeichnender Terminus zu deuten.

schließen ist, dass es auch in anderen Städten ausgetragen wurde. Andererseits wird in den antiken Quellen berichtet, dass Sieger in Olympia neben den Siegesmonumenten in Olympia solche auch in ihren Heimatstädten errichten konnten.652 Einzig auf solch einen Fall könnte sich das m. E. mit einem Sieg im Stutenrennen in Olympia in Verbindung zu bringende Fragment einer Stele aus Athen (S 12, Taf. 18) beziehen. Eine genaue Datierung des Reliefs ist aufgrund seines schlechten Erhaltungszustandes nicht möglich. Der stilistische und formale Vergleich mit Pferdedarstellungen des 5. und 4. Jhs. lässt m. E. ebenfalls nur eine approximative Datierung zu, die in das 5. Jh. geht.

Zu einem Siegesmonument, das nach einen Sieg entweder bei einem Pferde- oder einem Wagenrennen errichtet wurde, muss das fragmentarisch erhaltene Relief von der Akropolis (S 13) mit der Darstellung eines nach rechts springenden Pferdes gehört haben.

Der Vergleich der Darstellung des vom Pferd springenden Jünglings des athenischen Fragments (S 12) mit solchen auf Vasenbildern, Terrakottareliefs, Kleinbronzen und Münzen, die einen von der Schulter des Pferdes herabgleitenden Jüngling zeigen, dessen Beine in der selben Weise gestreckt und nebeneinander gehalten sind wie bei dem Reiter des Bruchstücks S 12,653 kann m. E. der Ansicht Raum geben, dass auf dem athenischen Relief tatsächlich ein Kalpereiter zu erkennen ist. Auch wenn sich diese Annahme nicht wirklich belegen lässt, zeigen jedoch die vielzähligen Darstellungen, die als Kalpeszenen gedeutet werden können, dass das Stutenrennen in vielen Teilen der ‘griechischen Welt’ bekannt gewesen sein muss.

Keine Sicherheit über den Anlass der Errichtung ist letztlich bei den Fragmenten RS 1 - RS 8 zu erlangen, da der Erhaltungszustand der Bilddarstellungen keine nähere Bestimmung erlaubt. Die fehlenden Angaben zum Fundort des Reliefs RS 9 (Taf. 27), das einen nach links reitenden Jüngling zeigt, sowie das Motiv der erhobenen Hand, die auf den Kopf des Pferdes gelegt wird, sowohl auf Weihungen an Reiterheroen (R 18, Taf. 24) als auch auf Siegesmonumenten, die anlässlich von Siegen an hippischen Agonen errichtet wurden (S 1, Taf. 15), bieten keine Anhaltspunkte, um den Reiter auf dem Relief RS 9 (Taf. 27) zu bestimmen. Ob folglich in den Reitern oder Pferdeführern dieser Weihreliefs Sterbliche oder Reiterheroen zu sehen sind, muss weiterhin offen bleiben.

4. 2. 1 Interpretation der Siegesmonumente Will man die Monumente, die anlässlich hippischer Siege aufgestellt wurden, auf ihre Funktion und Bedeutung hin erschließen, ist auf folgende Fragen einzugehen: 1) Handelt es sich bei diesen Siegesmonumenten um Weihungen im strikten Sinne oder steht der Aspekt der Selbstrepräsentation der Sieger im Vordergrund der Aufstellung? 2) Hängt ihre Deutung mit dem jeweiligen Aufstellungsort zusammen? 3) Welche Bedeutung ist ihnen im Stadtbild Athens beizumessen? 4) Welche Aussagen liefern die Monumente zur Stellung der Hippeis in Athen?

c) Stutenrennen (κάλπης δρόμος)649 Beim θάιπεο δξόκνο handelt es sich um einen hippischen Agon, bei dem die Reiter am Ende der Strecke von ihren Stuten sprangen und mit ihnen am Zügel durch das Ziel liefen.650 Diese Disziplin wurde nach Pausanias651 im Jahr 496 in das Programm der Reiterwettkämpfe von Olympia aufgenommen, um im Jahr 444 zusammen mit dem vier Jahre früher eingeführten Agon der ἀπήλε (einem Maultierrennen) wieder abgeschafft zu werden. Das Kalperennen wird auch in den Wettkampfprogrammen der anderen panhellenischen Feste nicht aufgeführt, so dass es nach dem heutigen Forschungsstand eher auszu648

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Es wurde in der Forschung654 vielfach darauf hingewiesen, dass in den Inschriften auf Siegesmonumenten, die anlässlich von Siegen an gymnischen, hippischen, und musischen Agonen aufgestellt wurden, seit dem 5. Jh. die übliche Weiheformel ἀλέζεθε in der Regel wegfällt. Da-

Πξ῵ηνο ὆ιύκπηα παγθξάηηνλ, Φαξζάιηε, ληθᾶηο / Ἁγία Ἀθλνλίνπ, γῆο ἀπό Θεζζαιίαο / πεληάθηο ἐλ Νεκέαη, ηξὶο Πύζηα, πεληάθηο Ἰζζκνῖ / θαὶ ζ῵λ νὐδείο πσ ζηῆζε ηξόπαηνλ ρεξ῵λ. s. Ebert, Epigramme 138 Nr. 43; L. Moretti, MemLinc 8, 8, Fasc. 2, 1957, 86 Nr. 192. Es soll vorweg bemerkt werden, dass die folgenden Ausführungen einem gewissen Vorbehalt unterliegen müssen, da das Stutenrennen für die athenischen Feste literarisch nicht belegt ist. Paus. 5. 9. 1; s. dazu D. Bell, Stadion 15, 1989,173f.; Maul, Reiterdarstellungen 155ff.; N. B. Crowther, Nikephoros 7, 1994, 123f. und Anm. 15. Paus. 5. 9. 1; s. auch Plut. Mor. 675c.

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H. Buhmann, Der Sieg in Olympia und in anderen panhellenischen Spielen (1972) 53ff. 104ff.; A. Mallwitz, Olympia und seine Bauten (1972) 55ff.; W. W. Hyde, Olympic Victor Monuments (1921) 361ff.; H.-V. Herrmann, Nikephoros 1, 1988, 120 und Anm. 7 mit Lit. Eine Zusammenstellung der Monumente bei Maul, Reiterdarstellungen 156ff. Beispielhaft sei der Glockenkrater in London BM Inv. 1987. 6-15. 1 genannt, auf dem ein Kalpereiter von einer Nike bekränzt wird. s. E. M. W. Tillyard, The Hope Vases (1923) Taf. 31, 5; Trendall, LCS 97 Nr. 506. Zur Literatur s. hier die Diskussion der Beiträge.

rum wurde die Frage gestellt, ob diese Monumente überhaupt noch als Weihungen aufzufassen sind, oder ob nicht der Aspekt der Ehrung bzw. der Selbstdarstellung des Siegers im Vordergrund der Aussage steht. Auch wenn die Diskussion hauptsächlich die olympischen Siegerstatuen anbelangt, so betrifft sie doch auch die attischen Monumente, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen errichtet wurden, bei denen eine ähnliche Situation (Fehlen der ἀλέζεθε-Formel) festzustellen ist.

gestellte Siegerstatue hatte demnach den selben Charakter wie eine geweihte Strigilis.661 Sie wurden folglich als Monumente erkannt, die auch ohne die explizite Hinzufügung von ἀλέζεθε als Weihungen aufgefasst wurden. F. Rausa662 äußerte daraufhin die Meinung, dass sich die als ex-voto aufgestellten Siegerstatuen der Akropolis wegen ihres von Pausanias erwähnten Weihcharakters nach dem Habitus des idealtypischen jungen Athleten ohne individuelle Züge richteten und das athletische Ideal veranschaulichen sollten.

Es kristallisierten sich hierbei zwei Ansätze heraus: a) Die in den Heiligtümern aufgestellten Siegesmonumente sind keine Weihgeschenke an die Gottheit, sondern werden aufgrund des Rechtes, nach einem Sieg ein Monument aufzustellen, zur Verkündigung des durch den Sieg erworbenen eigenen Ruhmes errichtet.655 Einzig die Monumente, die sich auf Siege bei hippischen Agonen in Olympia beziehen, wurden von W. Dittenberger656 als Weihungen angesehen, die zum Dank für den errungenen Sieg dem Gott geweiht wurden. b) Bei den Siegesmonumenten schwingt trotz des Wegfalls der dedikatorischen Formel der Weihgedanke weiter mit.657 Das Recht, eine Statue oder den Siegespreis zu weihen, ist als Teil des Siegespreises zu verstehen, und entspricht dem Brauch, die ‘Siegesbeute’ dem Gott darzubringen.658

W. H. D. Rouse663 vertrat hingegen die Ansicht, dass ein Monument im Heiligtum gestanden haben und dennoch keine Weihgabe an die Gottheit gewesen sein konnte, da sich das Motiv der Aufstellung änderte. Die Athletenstatuen wurden dabei zu Ehrendenkmälern, während die Pferdestatuen, Wagenweihungen ihren Weihcharakter beibehielten.664 Grundsätzlich bleibt zu fragen, warum eigentlich die Dedikationsformel ἀλέζεθε sukzessiv aus den Inschriften der Siegesmonumente verschwindet. Auf archaischen Weihungen auf der Akropolis, die mit agonistischen Siegen in Verbindung zu bringen sind, bildet die Formel ἀλέζεθε die Regel.665 Auf den Epigrammen von Siegesmonumenten des 5. Jhs. hingegen fehlt sie. J. Ebert666 äußerte die Meinung, «daß dieser Entwicklung (von der Weihung) zu einem Ehrendenkmal eine allgemeine Lockerung alter religiöser Bindungen Vorschub geleistet haben wird». Weiter erkennt er einen praktischen Gesichtpunkt, der eine Rolle gespielt haben könne, nämlich «wenn das Epigramm nicht speziell auf die Aufstellung im heiligen Bezirk eines bestimmten Gottes zugeschnitten war, so ließ sich das Gedicht bei einem eventuellen zweiten Denkmal in der Heimat bequem wiederverwenden». Letztlich seien die Gründe des Wegfallens der ἀλέζεθε-Formel und die Ausbreitung eines verstärkten Ich-Bewusstseins, das seinen Ausdruck in den Statuenmonumenten fand, in «sozialökonomischen, politischen und geistigen Wandlungen zu suchen».667

Als vermutlich irreführend fasste N. Spivey659 die in der Forschung gemachte Unterscheidung der Siegesmonumente zwischen Weihungen und Ehrenmonumente auf. Die Athleten erfreuten die Götter durch ihren Sieg und erwarben sich somit das Recht eine Statue zu errichten. Durch die Aufstellung von Siegerstatuen erschien ihr Sieg als Folge göttlicher Gunst. Die Aufstellung des Siegesmonuments hatte somit einen deutlichen ex-voto Charakter. In der wissenschaftlichen Diskussion über die Bedeutung der Siegesmonumente tritt immer wieder die bei Pausanias660 überlieferte Nachricht auf, dass ἐλ ἀθξνπόιεη νἵ ηε ἀλδξηάληεο θαὶ ὁπόζα ἄιια, ηὰ πάληα ἐζηὶλ ὁκνίσο ἀλαζήκαηα· ἐλ δὲ ηῇ Ἄιηεη ηὰ κὲλ ηηκῇ ηῇ ἐο ηὸ ζεῖνλ ἀλάθεηηαη, νἱ δὲ ἀλδξηάληεο η῵λ ληθώλησλ ἐλ ἄζινπ ιόγῳ ζθίζη θαὶ νὗηνη δίδνληαη. Nach Pausanias gab es auf der Akropolis keine Unterscheidung zwischen Monumenten mit weihendem und solchen mit explizit ehrendem Charakter. Alle wurden als Weihungen angesehen. Eine auf655

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Die Annahme von Ebert, dass die ἀλέζεθε-Formel der Intention einer zweiten Aufstellung des Siegesmonuments in der Heimatstadt zum Opfer gefallen sein könnte, scheint wenig schlüssig. Bei den entsprechenden Epigrammen auf den Tripodenbasen der choregischen Siegesmonumente fällt nämlich die Formel ἀλέζεθε in der selben Zeit ebenfalls weg.668 Sie galten Dionysos,

A. Furtwängler, AM 5, 1880, 29ff.; W. Dittenberger - K. Purgold, Die Inschriften von Olympia (1896) 235ff.; RE II A, 2 (1923) 2266f. s. v. Siegerstatuen (Lippold). W. Dittenberger - K. Purgold, Die Inschriften von Olympia (1896) 239f. Reisch, Weihgeschenke 35ff.; Ebert, Epigramme 16ff.; Rausa, Vincitore 17. Den Brauch den Siegespreis (Dreifuß) im Heiligtum dem Gott zu weihen überliefert Hdt. 1. 144 für die Kampfspiele des Apollon Triopios auf Knidos; Reisch, Weihgeschenke 57ff.; N. Spivey, Understanding Greek Sculpture. Ancient Meanings, Modern Readings (1996) 88f. Paus. 5. 21. 1.

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Zu den Siegerstatuen auf der Akropolis s. Rausa, Vincitore 67-69. Rausa, Vincitore 17. Rouse, Offerings 167 und Anm. 10. Rouse, Offerings 168ff. s. A. E. Raubitschek, Dedications from the Athenian Acropolis (1949) Nr. 206?, 317, 318, 322, 323 Ebert, Epigramme 17. Ebert, Epigramme 22. CIG I 909 Nr. 226; IG I2 769, 771; IG II2 3033, 3038, 3051, 3052, 3053, 3054, 3073, 3074; P. Amandry, BCH 100, 1976, 1ff. bes.

Apollon u. a., da sie auf Siege anlässlich ihrer Feste zurückgehen, konnten aber an anderen Plätzen aufgestellt werden und nicht nur in deren Heiligtümern. Der Bezug des Siegesmonuments zur jeweiligen Gottheit muss trotzdem sinnfällig gewesen sein.

nehmbar, dass die Dreifußmonumente die Aspekte der Ehrung und der Weihung in gleichem Maß in sich vereinen und veranschaulichen sollen. Dort waren die Dreifüße aufgestellt, die anlässlich bestimmter Feste bei Agonen für bestimmte Gottheiten errichtet wurden. Der repräsentative Charakter, den die Straße besessen haben muss, kann für die Vermutung sprechen, dass es sich bei der Aufstellung der Dreifüße entlang dieser Straße um eine Gewohnheit gehandelt haben könnte, die sich mit der Zeit etablierte. Der Zusammenhang, der zwischen den Siegesmonumenten und der Gottheit bestand, muss sinnfällig gewesen sein, da die Siege auf Wettbewerbe zurückgingen, die an festgelegten Festen für bestimmte Götter veranstaltet wurden.

Inwieweit sich ferner diese von Ebert in Betracht gezogenen ‘kontextuellen’ Wandlungen an den Siegesmonumenten konkret ablesen und bestimmen lassen, muss näher betrachtet werden, um die Funktion der Monumente zu erschließen. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass die Wettkämpfe immer im Rahmen der entsprechenden Götterfeste abgehalten werden. Entsprechend stehen die den Sieg rühmenden Monumente in Verbindung mit dem Fest, das zu Ehren einer Gottheit veranstaltet wird. Der Aufstellungsort der Siegesmonumente ist jedoch nicht immer das Heiligtum der entsprechenden Gottheit. Die antiken Quellen berichten, dass z. B. die anlässlich choregischer Siege aufgestellten Dreifüße anfänglich im Heiligtum des Dionysos und im Pythion aufgestellt wurden, sie konnten aber auch anderen Göttern geweiht werden.669 Erst seit dem 5. Jh. wurde es zum Brauch, sie auf der sog. Tripodenstraße zu errichten.670 Ebenso wenig bildet die inschriftliche Nennung des Festes, bei dem ein Sieg errungen wurde, die Regel bei den Epigrammen. H. Kotsidu671 nahm in diesem Zusammenhang an, dass die auf der Akropolis aufgestellten agonistischen Weihgeschenke sich auf agonistische Siege anlässlich des Festes der Panathenäen beziehen.

Eine vergleichbare Situation ist auch bei den Siegesmonumenten zu erkennen, die auf Siege bei hippischen Agonen zurückzuführen sind. Als ursprüngliche Aufstellungsorte können in diesen Fällen die Akropolis und die Agora rekonstruiert werden. Mit der Akropolis sind diejenigen Stelen zu verbinden, die auf einen Sieg beim Pferderennen zurückgehen.675 Allerdings stammt von der Akropolis auch eine Stele (S 4, Taf. 16), die wahrscheinlich anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia errichtet wurde. Normalerweise aber stammen Siegesmonumente, die von einem Sieg bei der Anthippasia herrühren, von der Agora. Mit der Agora als Aufstellungsort lässt sich ferner die südlich der Attalos-Stoa in der Nähe des Eleusinion gefundene Basis676 verbinden, die wahrscheinlich anlässlich eines Sieges beim Apobatenrennen errichtet wurde. Auch hier ist der Aufstellungskontext nicht das Heiligtum der Gottheit. Trotzdem ist bei diesen Siegesmonumenten der Weihgedanke gleichermaßen vorhanden wie bei den in den Heiligtümern aufgestellten Weihreliefs, da die Siege bei einem Götterfest errungen wurden.

Bedeutet jedoch die öffentliche Aufstellung des Siegesmonuments außerhalb des Heiligtums, dass der Aspekt der Weihung in den Hintergrund tritt? Die öffentliche Aufstellung des für den Sieg verliehenen Dreifußes, die als Teil des Siegespreises betrachtet werden kann, sowie der Umstand, dass eben diese Errichtung des Dreifußes einen deutlichen ex-voto Charakter aufweist, deutet m. E. vielmehr in die andere Richtung. Die Aufstellung der Dreifüße auf der Tripodenstraße geht doch sicherlich mit einer Funktionalisierung der Straße einher. Auch wenn sich nicht genau bestimmen lässt, ob die Tripodenstraße Teil einer Prozessionsstraße bei einem Fest672 - etwa den Dionysien -, Flanierallee673 oder Verkehrsader zwischen den Heiligtümern des Dionysos-Lenaios und des Dionysos-Eleuthereus674 gewesen ist, scheint es jedoch an-

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Die Beantwortung dieser Frage geht mit einer kurzen Betrachtung der wesentlichen Unterschiede zwischen den gängigen Weihreliefs und denen, die auf einen agonistischen Sieg zurückgehen, einher. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Weihreliefs, die zu verschiedenen Gelegenheiten einer Gottheit oder einem Heros geweiht werden, Angaben über allgemeingültige und persönliche religiöse Vorstellungen machen. Als - wenn auch nur partieller - Ausdruck der religiösen Praxis veranschaulichen sie die Beziehung, die zwischen Gott und Mensch

27f.; RE Suppl. VIII (1956) 867ff. s. v. Tripodes (Riemann); Reisch, Weihgeschenke 63ff. Isaios 5. 41; Plut. Arist. 1. 3; Plut. Nic. 3. 3; Plato, Gorgias 472a. Dazu s. Reisch, Weihgeschenke 85ff.; Rouse, Offerings 157f.; Kotsidu, Agone 75 und Anm. 154. 76 und Anm. 162. Paus. 1. 20. 1; G. Welter, AM 47, 1922, 72ff.; RE Suppl. VIII (1956) 864ff. s. v. Tripodes (Riemann); Travlos, Athen 566f.; Wycherley, Stones 184f.; A. Choremi-Spetsieri in: The Archaeology of Athens 31ff.; K. N. Kazamiakis in: The Archaeology of Athens 43f.; Ch. Schnurr, ZPE 105, 1995, 146ff. Kotsidu, Agone 76. Choremi-Spetsieri in: The Archaeology of Athens 31f. s. Athenaios. 12. 542f. Travlos, Athen 566;

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Dass auch Siegsmonumente, die auf Siege in anderen hippischen Disziplinen zurückgehen, auf der Akropolis aufgestellt waren veranschaulicht z. B. die dort gefundene, anlässlich eines Sieges beim Wagenrennen errichtete Basis des Pronapes s. IG II2 3123; A. E. Raubitschek, Dedications from the Athenian Acropolis (1949) 205 Nr. 174; Kyle, Athletics 185 und Anm. 59. 210 A 57. Athen, Agoramuseum S 399 (Inv. 8114); T. L. Shear, Hesperia 4, 1935, 379-81, Abb. 8; H. A. Thompson - R. E. Wycherley, Agora XIV 121, Taf. 66a; Kyle, Athletics 205, A 37; V. Machaira in: Mind and Body 299 Nr. 187; zum Eleusinion s. H. A. Thompson R. E. Wycherley, Agora XIV 150ff.; M. M. Miles, Agora XXXI passim.

existiert.677 Die Weihung als elementarer Akt des religiösen Lebens zeugt von der Frömmigkeit und Religiosität des Menschen. Man weiht hauptsächlich, um dem Gott zu danken, ihn um etwas zu bitten, ihn zu ehren oder aufgrund eines Gelübdes.678 Die Reliefs und Epigramme der Votive verdeutlichen dieses für die Weihungen charakteristische reziproke Verhältnis, das die griechische Religion durchzieht.679

Hipparchen werden auch auf den übrigen Stelen und Basen (S 1, S 2, Taf. 15; S 5; S 6, Taf. 17) genannt worden sein, die anlässlich von Siegen bei der Anthippasia errichtet wurden, sind jedoch nicht immer erhalten (S 4, Taf. 16; S 14, Taf. 18; S 15, S 16, Taf. 19). Oft kommt der Name der siegreichen Phyle hinzu (S 3, Taf. 16). Die Namensnennungen zeigen demnach, dass der Aspekt der Ehrung bzw. der Selbstrepräsentation in den Siegesmonumenten betont wird. Das soll jedoch keineswegs dazu verleiten, den Aspekt der Weihung nicht mitzuberücksichtigen.

Die Weihung eines Reliefs in einem Heiligtum oder Heroon birgt ferner den repräsentativen Aspekt in sich. Es steht in der Öffentlichkeit und wird daher von den übrigen Besuchern eines Heroons oder Heiligtums als Weihung einer entsprechenden Person oder Familie wahrgenommen. Neben dem religiösen Aspekt werden demnach auch soziale Wertvorstellungen und Ansprüche zum Ausdruck gebracht.

Welcher dieser beiden Aspekte stand jedoch im Vordergrund der Siegesmonumente? Es muss betont werden, dass die Siege bei hippischen Wettkämpfen erfolgten, die anlässlich von bestimmten Götterfesten veranstaltet wurden. Der identitätsbildende Charakter der griechischen Feste wurde in der Forschung oft betont.680 Durch das Fest wurden die kollektiven religiösen Vorstellungen erfüllt und die Gemeinschaft gleichzeitig als solche definiert und gefestigt. Auch die Teilnehmer der musischen, dramatischen und agonistischen Wettkämpfe waren sich dessen bewusst. Durch die Teilnahme am Fest zeigte man, dass man Teil der athenischen Gemeinschaft war und am athenischen Leben aktiv mitwirkte. Durch den Sieg bei einem solchen Agon hob man sich einerseits von den übrigen Athenern ab, andererseits deutete man auf das allgemeingültige athenische Bürger-Ideal, dem der Sport unterlag. Die Teilnahme an einem Agon zeigte, dass man dieses akzeptierte und erfüllte. Sieht man die Siegesmonumente vor diesem Hintergrund, könnten sie als Bekenntnis zu den kollektiven Vorstellungen und Idealen der Stadt und ihrer Götter, die mittels der Feste demonstriert wurden, verstanden werden. Für die Interpretation der Siegesmonumente würde dies zunächst bedeuten, dass die Aspekte der Selbstrepräsentation und der Weihung in den Monumenten komplementär zueinander stehen.

Was ist hingegen die Intention der reliefierten Stelen und Basen, die als Siegesmonumente nach einem Erfolg in einem hippischen Agon errichtet wurden? Durch die Aufstellung eines Siegesmonuments soll auf den errungenen Sieg verwiesen werden. Zudem wird der Gottheit gedankt, dass man den Sieg davontragen konnte. Die Errichtung des als Siegespreis erhaltenen Dreifußes birgt deutlich den ex-voto Charakter der Aufstellung in sich (z. B. S 1, Taf. 15; S 6?, Taf. 17; S 11?, Taf. 18; Nr. 4, 5 unter Anthippasia). Durch die Nennung des siegreichen Pferdebesitzers oder der entsprechenden Phyle wird daneben das Bedürfnis nach Selbstrepräsentation befriedigt. Bei denjenigen Stelen, die vermutlich mit einem Sieg im Pferderennen verbunden werden können, sind keine Namen erhalten, so dass dieses Streben nach Prestige nicht klar erkenntlich ist. Der Szene z. B. der Bekränzung eines siegreichen Pferdes von einer fliegenden Nike auf einer Reliefstele (S 7, Taf. 17), die wahrscheinlich auf der Akropolis stand, sind weder der Name des Pferdes noch der des Besitzers beigeschrieben. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass die entsprechenden Namen nicht auf dem die Stele stützenden Schaft oder auf einer Basis erwähnt wurden. Das Bildthema deutet m. E. deutlich auf einen hippischen Sieg, demnach ist der Name des Pferdes und / oder des Besitzers zu erwarten.

Trotzdem wird wohl der Aspekt der Ehrung, die durch ein öffentlich aufgestelltes Siegesmonument zuteil wurde, im Vordergrund gestanden haben. Einerseits wird Integration demonstriert, andererseits ist das Prestigestreben sehr deutlich erkennbar. In diesem Sinne werden bei den Siegesmonumenten, genau wie bei den Weihreliefs, religiöse und gesellschaftlich-soziale Wertvorstellungen zum Ausdruck gebracht, nur dass der auf Repräsentation ausgelegte Gedanke hier stärker betont wurde. In diese Richtung deutet auch der in der Forschung erkannte Umstand, dass für die griechischen Sportler nur der Sieg wirklich zählte.681 Im Vergleich zu den Weihreliefs hat die Verleihung eines Siegespreises bzw. das Recht, nach einem Sieg ein

Anders verhält es sich bei den Stelen und Basen, die anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia aufgestellt wurden. Auf der Bryaxis-Basis (S 1, Taf. 15) werden Name, Patronymikon und Demotikon der siegreichen Phylarchen genannt. Die Namen der siegreichen Phylarchen oder 677

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W. Burkert, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche (1977) 154-7; Hausmann, Weihreliefs 3ff.; Neumann, Probleme 3f. 79f.; Vikela, Weihreliefs 171f. Zu den Motiven und Anlässen der Weihungen s. grundlegend van Straten, Gifts 78ff.; N. Spivey, Understanding Greek Sculpture. Ancient Meanings, Modern Readings (1996) 84ff. s. dazu J.-M. Bremmer in: C. Gill - N. Postlethwaite - R. Seaford (Hrsg.), Reciprocity in Ancient Greece (1998) 127ff.

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P. Cartledge in: P. E. Easterling - J. V. Muir (Hrsg.), Greek Religion and Society (1985) 98ff.; W. R. Connor in: Démocratie Athénienne 79ff. H. W. Pleket, Stadion 1, 1975, 79f.; M. B. Poliakoff, Kampfsport in der Antike (1987) 144ff.; Müller, Athleten 124f.

Grenzpunkt der panathenäischen Prozessionsstraße684 verdeutlichen die Bedeutung, die man ihm bei den Festen beigemessen haben muss. Dass schließlich der Eingang und der Ausgang der Agora durch die Aufstellung von Siegesmonumenten an diesen beiden Plätzen als topographische Fixpunkte des ‘agonistischen Dromos’ bestimmt wurden, scheint m. E. bei der Wahl der Aufstellungsplätze der Siegesmonumente durchaus eine Rolle gespielt zu haben.

Monument aufzustellen, einen per se ausgeprägteren ehrenden Charakter in sich. Inwieweit sich diese vorausgehenden Überlegungen auch bei den Siegesmonumenten, die anlässlich von Siegen bei Reiterwettkämpfen errichtet wurden, verifizieren lassen, soll anhand der hier zusammengetragenen Zeugnisse überprüft werden. Es ist dabei auf die Frage einzugehen, welche Funktion und Bedeutung sie in ihrem ursprünglichen Aufstellungskontext hatten.

Diese durch die Aufstellung hergestellte Verbindung der Siegesmonumente zu den jeweiligen Festen und Gottheiten könnte letztlich das Fehlen der ἀλέζεθε-Formel erklären. Bei den anlässlich von Siegen bei der Anthippasia aufgestellten Siegesmonumenten fiel die bisher übliche Weiheformel weg, da der Bezug zur Gottheit, zu deren Ehren man den Sieg errang und das Siegesmonument aufstellte, durch die Bilddarstellung sinnfällig gewesen sein muss und auf der Inschrift nicht ausdrücklich erwähnt werden musste. So könnten zumindest die Siegesmonumente, die anlässlich von Siegen bei der Anthippasia, die für die Olympien und die Panathenäen belegt ist, aufgestellt wurden, als Weihungen an Zeus und Athena angesehen werden.

Die Siegesmonumente, die sich auf Siege bei der Anthippasia beziehen, wurden größtenteils auf der Agora gefunden. Eine Konzentration der Funde im NW Bereich könnte durchaus dafür sprechen, dass sie ursprünglich in dieser Gegend standen. Wie bereits oben erwähnt wurde (Kap. 4. 1. a), war die Reiterei durch die Siegesmonumente, die Hipparchen- und Phylarchenehrungen, ihre Übungen, die sie ‘bei den Hermen’ abhielt, in diesem Bereich stark vertreten. Wenn die Rekonstruktion des ursprünglichen Aufstellungsortes der Siegesmonumente tatsächlich im Bereich des Hipparcheions und der Hermen-Stoa liegen sollte, läge es nahe, eine Verbindung zwischen der Reiterei und ihrem öffentlichen Auftreten bei Prozessionen anzunehmen, die ausschlaggebend für die Aufstellung der Siegesmonumente im nordwestlichen Bereich der Agora gewesen sein könnte. Nach Xenophon682 sollten nämlich die Reiter bei den feierlichen Aufzügen im Bereich der Hermen anfangen und dann um die Denkmäler und Heiligtümer der Agora herumreiten. Danach sollten sie, nach Phylen geordnet (θαηὰ θπιὰο), in schnellem Tempo bis zum Eleusinion reiten. Es scheint, dass der Bereich zwischen der Nordwestecke der Agora und dem Eleusinion bezeichnend für die Prozessionen der Reiter und für die Reiterwettkämpfe war, die bei den Festen veranstaltet wurden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Anfang und das Ende dieser Strecke durch die Aufstellung von Siegesmonumenten, die sich auf hippische Agone beziehen, visuell hervorgehoben wurde. Dafür spricht, dass sich solche dem Bereich der HermenStoa zuschreiben lassen können und vermutlich auch in der Gegend des Eleusinions standen, worauf die unterhalb des Eleusinions allerdings in Wiederverwendung gefundene Basis deutet, die auf einen Sieg beim Apobatenrennen zurückgeht.683 Dass sie in der Gegend des Eleusinions gestanden haben könnte, ist eine wahrscheinliche Vermutung. Die Austragung des Apobatenrennens auf der Agora, bei dem das Eleusinion als Wendepunkt genutzt wurde, und dessen Funktion als

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Als Vergleichsbeispiel könnte das aus Athen stammende Weihrelief an die Göttin Bendis herangezogen werden.685 Die in der rechten Ecke der Bildszene dargestellte Bendis hält in ihrer rechten Hand eine Schale, um von der von links herannahenden Mannschaft einer Phyle ein Libationsopfer zu empfangen. Die Gruppe ist nach Funktionen und Altersgruppen aufgeteilt. Sie besteht aus zwei bärtigen, in ein Himation gekleideten Männern (Funktionäre?), von denen der erste eine Fackel in der linken Hand hält, und acht nackten Jünglingen, von denen der erste ebenfalls eine Fackel trägt. Das ins 4. Jh. zu datierende Relief muss anlässlich eines Sieges beim Fackelrennen (ἀθηππνιακπάο)686 aufgestellt worden sein. Diese Deutung ergibt sich aus einer literarischen Überlieferung, nach welcher für Bendis ein berittener Fackellauf am Abend (πξὸο ἑζπέξαλ) belegt ist.687 Es handelt sich bei dem Relief um eine Weihung an die Göttin, zu deren Ehren man den betreffenden Wettlauf veranstaltete. Gleichzeitig muss es sich um ein Siegesmonument gehandelt haben, wenn auch der Aufstellungsort sich nicht 684

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Xen. Hipp. 3. 1-3. Athen, Agoramuseum S 399; T. L. Shear, Hesperia 4, 1935, 379-81 mit Abb. 8; H. A. Thompson, AA 1961 228; H. A. Thompson - R. E. Wycherley, Agora XIV 121; V. Machaira in: Mind and Body 299 Nr. 187.

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H. A. Thompson-R. E. Wycherley, Agora XIV 121. 150ff.; Kyle, Athletics 60-64; M. M. Miles, Agora XXXI 84f.; D. G. Kyle in: J. Neils (Hrsg.), Goddess and Polis. The Panathenaic Festival in Ancient Athens (1992) 89ff.; zu den literarischen Zeugnissen s. R. E. Wycherley, Agora III 74ff. London, BM Inv. 2155; A. H. Smith, Catalogue of Sculpture in the British Museum III (1904) 226 Nr. 2155, Taf. 24; J. Jüthner, Die athletischen Leibesübungen der Griechen II (1965) 150, Taf. 33a; Maul, Reiterdarstellungen 185ff. F1, Taf. 46, 1; Edelmann, Menschen 125f. RE XII, 1, (1924) 569ff. s. v. Λακπαδεδξνκία (Jüthner); H. W. Parke, Athenische Feste (1987) 231ff.; Kyle, Athletics 193; Maul, Reiterdarstellungen 186ff. Pl. Rep. 327A. 328A.

rekonstruieren lässt und keine ἀλέζεθε-Formel erhalten ist, die durchaus auf der unteren Rahmung des Bildfeldes oder auf dem Bathron der Stele gestanden haben könnte. Jedenfalls scheint es anhand der Bilddarstellung einleuchtend, dass das Relief auf einen Sieg beim berittenen Fackelrennen zurückgehen muss.

Adligen vorbehalten war, konzentrierten sich die Angehörige der Oberschicht nun verstärkt auf den Pferdesport, der für die unteren Schichten weiterhin unerschwinglich blieb. 692 Welche Bedeutung konnte folglich ein anlässlich eines hippischen Sieges aufgestelltes Monument für die Angehörigen der niedrigeren Schichten, die nur zu den Zuschauern der Reiter- und Wagenrennen gehörten, gehabt haben? Um die Frage zu beantworten, muss die unmittelbar damit zusammenhängende Frage nach der Bedeutung, die überhaupt einem Sieg bei einem hippischen Agon beigemessen wurde, kurz behandelt werden.

Die Aufstellung der Siegesmonumente außerhalb des Heiligtums der Gottheit - in diesem Fall im politischen Zentrum der Polis im Gegensatz zum religiösen, das die Akropolis darstellt - könnte folglich einer lockereren, jedoch durchaus durchdachten Praxis gefolgt sein, nach der Monumente, die eigentlich in einen religiösöffentlichen Kontext gehörten, auch in einem politischöffentlichen Rahmen aufgestellt werden konnten. Die Funktion des Aufstellungsortes deutete dann auf die religiöse Bestimmung der Siegesmonumente. Die Bilddarstellung verdeutlichte die Disziplin, in der man siegreich war und bildete den Bezugspunkt zwischen dem Agon und der Gottheit, zu deren Ehren er veranstaltet wurde.

Die Popularität , die der Pferdesport und die Wagenrennen im klassischen Athen genossen, zeigen die vielfachen literarischen und bildlichen Zeugnisse sehr deutlich auf. Die Bedeutung des Sieges beim Pferde- und Wagenrennen, der mit politischen Motiven693 und gesellschaftlichem Ansehen verbunden wurde, wird in seiner komischen Variante bei Aristophanes geschildert, in der die dem aristokratischen Lebensstil verhaftete Mutter des Pheidippides ihren Sohn gerne mit dem Wagen in die Stadt einfahren sehen würde, genau wie ihren Onkel Megakles, der Rennpferde hielt.694 Im Gegensatz zu ihr würde Strepsiades, der bäuerliche Vater des Pheidippides, aus ihm einen Schäfer machen, so wie er selbst einst einer gewesen war, zumal er nichts von der Beschäftigung mit Pferden hält. Die Szene lässt klar erkennen, dass der Pferdesport und seine Ideale (Sieg im Rennen) nur für die Oberschicht Geltung besaßen, während sie für die bürgerlichen Mittelschicht von geringem Interesse waren, für die die tägliche Arbeit Vorrang hatte.

Wie verhält es sich schließlich mit der Rezeption dieser Monumente? Grundsätzlich muss betont werden, dass im antiken Griechenland ein Sieg bei einem gymnischen oder hippischen Wettkampf von großer Bedeutung war. Aus dem sog. Prytaneion-Dekret (IG I3 131)688 wissen wir, dass den athenischen Siegern in den olympischen, pythischen, nemeischen und isthmischen Spielen besondere Ehrungen durch ihre Heimatstadt zukamen, z. B. die kostenlose Speisung im Prytaneion. Die Bedeutung, die einem Sieg bei einem gymnischen und mehr noch bei einem hippischen Agon beigemessen wurde, veranschaulichen die schon seit archaischer und frühklassischer Zeit bezeichnenden Rivalitäten, die zwischen adligen Familien existierten.689

Inwieweit ist jedoch dieser punktuelle Hinweis repräsentativ für die Einstellung der Athener insgesamt zum Pferdesport? Der damit zusammenhängende Fragenkomplex um das Bestehen eines Vorurteils der athenischen Demokratie gegenüber dem Sport als Bestandteil der adligen Lebensweise kann hier nur umrissen werden. Zu der in verschiedenen zeitgenössischen Schriften geäußerten Kritik am Sport insgesamt herrscht in der Forschung Konsens darüber,695 dass es sich dabei mehr um literarische Topoi handelt, als um stichhaltige Belege dafür, dass der Wert des Sports bei breiten Bevölkerungsschichten in Frage gestellt wurde. Die Bedeutung des Sieges muss weiterhin die gleiche geblieben sein. Die Umdeutung von adligen Begriffen wie θηινηηκία und die starken demokra-

Um die Grundlage für die Bewertung der hippischen Siege zu schaffen, muss zuvor erwähnt werden, dass die Pferdezucht und der Pferdesport dem Adelsethos und dem aristokratischen Lebensstil der Oberschicht entsprachen, wofür sie statuskonstituierende Symbole waren.690 Seit dem 5. Jh. betätigten sich im Pferdesport nicht nur Angehörige der traditionellen adligen Familien, deren Reichtum auf familiärem Landbesitz basierte, sondern auch diejenigen, die über ein entsprechendes Vermögen verfügten, deren Herkunft indes nicht unbedingt aristokratisch war.691 Ausschlaggebend war bei diesen λεόπινπηνη somit die wirtschaftliche Potenz. Seitdem schließlich vom Ende des 5. Jhs. an verstärkt Angehörige der gesellschaftlich untergeordneten Gruppen zu den gymnischen Sportarten strömten und der Sport nicht ausschließlich den 688 689 690 691

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2

IG I 77; R. Schoell, Hermes 6, 1872, 14ff.; W. G. Thompson, AJPhil 92, 1971, 226ff.; Kyle, Athletics 145ff. Kyle, Athletics 110-113; Mann, Athlet und Polis 82ff. Stein-Hölkeskamp, Adelskultur 110-4; W. Decker, Sport in der griechischen Antike (1995) 107f. Kyle, Athletics 113-20; H. W. Pleket, MededRom 36, 1974, N.S. 1, 57ff.; Schäfer, Hippeis 40f.

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E. N. Gardiner, Greek Athletic Sports and Festivals (1910) 132f.; H. W. Pleket, MededRom 36, 1974, N.S. 1, 72ff.; ders., Stadion 1, 1975, 71-74. Kyle, Athletics 155ff. Ar. Nub. 69ff. s. dazu Kyle, Athletics 124ff.; Müller, Athleten 72ff. bes. 123ff.; N. Pechstein, Euripides Satyrographos (1998) 70ff.; Mann, Athlet und Polis 113-117; I. Mangidis, Euripides’ Satyrspiel Autolykos (2003) 41ff.

tischen Strukturen führten nach S. Müller696 dazu, dass durch den sportlichen Sieg zwar viel Prestige errungen werden konnte, «doch dies diente nicht seiner (d. h. des Siegers) persönlichen Selbstdarstellung, sondern es fiel auf seine Polis zurück und erhöhte deren Ansehen».

jedoch jedem Sieger, der sich ein solches leisten konnte, offen. Betrachtet man diese Denkmäler unter dem Licht des allgegenwärtigen demokratischen Egalitätsprinzips, läge der Schluss nahe, sie als Beleg dafür zu deuten, dass sie sich diesem widersetzen und eher den aristokratischen Werten und Idealen einer elitären Gruppe entsprechen. Allerdings scheinen diese Siegesmonumente und ihre damit verbundenen Stifter in der Öffentlichkeit akzeptiert worden zu sein. Im enormen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports, der seinen Rahmen in den großen Götterfesten hatte, muss wohl der gemeinsame Nenner dafür gesehen werden, dass das der reicheren Oberschicht entsprechende Symbol des Pferdes und die auf Egalität beruhende Ideologie der athenischen Demokratie nicht im Gegensatz zueinander standen. Die Beschäftigung mit Pferden und dem Pferdesport entstammte zwar dem adligen Wertekanon, konnte jedoch im Kontext des Sports auch Integration demonstrieren. Die Darstellung von Reitern und Apobaten auf dem Parthenonfries wäre andernfalls entsprechend problematisch. Voraussetzung für solch eine Akzeptanz musste die Popularität des Sports in allen Bevölkerungsschichten sein.

Inwiefern diese Beobachtungen auf die hippischen Siegesmonumente in Athen angewendet werden dürfen und wie die Denkmäler innerhalb dieses Spannungsgeflechts zwischen Adelsethos und demokratischer Gesinnung zu verstehen sind, geht mit der Untersuchung der Einstellung der Athener zu Reichtum und zu dessen Gebrauch einher. Die bisherigen Forschungen dazu weisen in die Richtung, dass Reichtum im allgemeinen als ein positiver Wert aufgefasst wurde, immer jedoch in Bezug auf die Polis.697 Anders sind allerdings die Äußerungen von Isokrates zu verstehen, der erwähnt, dass man sich in seiner Zeit für seinen Reichtum rechtfertigen müsse, während früher die Reichen beneidet wurden.698 Überwiegend ist in den literarischen Quellen die Rede davon, dass die Leiturgien, zu denen das Halten von Pferden gehörte, also Leistungen, welche die Polis von ihren reichen Bürgern forderte, alle ehrenhaften Charakter hatten und oft, wie z. B. bei Gerichtsreden, als positive Argumente herangezogen wurden, um die Verbundenheit des Einzelnen zur Polis zu veranschaulichen.699 Nach Thukydides700 erwecken die Choregien und die übrigen Prachtentfaltungen, die auf einzelne Bürger zurückgehen - in diesem Fall ist es Alkibiades701 - unter den Bürgern zwar Neid. Gegenüber den Fremden wird dadurch jedoch Macht demonstriert. Man verschafft durch eigene Aufwendungen nicht nur sich selbst, sondern auch der Polis einen Vorteil. Reichtum wurde andererseits kritisiert, wenn er der Prahlerei diente und mit Arroganz verbunden war.702 Der Besitz eines Pferdes wurde zum πινύηνπ ἐπίδεηγκα, wenn er nicht für die Polis (militärische Zwecke) eingesetzt wurde.703 Nicht der Besitz eines Pferdes wurde getadelt, auch nicht der finanzielle Reichtum, der dahinter stand, sondern der falsche Umgang damit.704

Der Drang nach Selbstdarstellung kann in den Siegesmonumenten nicht geleugnet werden, da sich ja die Siege auf bestimmte Personen bezogen, die sich durch die Denkmäler Ruhm und Gedenken ihres Sieges sichern wollten, und dies durch die prägnante Darstellung mit Pferd taten. Als Hinweis auf aristokratisches Standesbewusstsein sind die Reiterbilder nicht ausschließlich zu verstehen, sondern im Rahmen des sportlichen Sieges zu sehen, der die Aufstellung eines Siegesmonuments legitimierte. Natürlich wird die Individualität des Siegers herausgehoben, also seine Zugehörigkeit zur vermögenden Schicht, die sich das Halten von Rennpferden leisten konnte. Der Sieger erlangte nicht nur durch den eigentlichen Sieg, sondern auch durch das darauf bezogene Denkmal Bekanntheit in der athenischen Gesellschaft, so dass sein öffentliches Ansehen stieg. Um die Siegesmonumente jedoch in der Öffentlichkeit aufzustellen, mussten sie schließlich vom Staat akzeptiert worden sein, der durch die Einbindung des Sports in seine kollektiven Wertvorstellungen sich zudem selbst als solcher konstituierte. Einerseits wird der Sieger durch das Recht, sich ein Monument zu errichten, geehrt, andererseits der Staat, der ihm diese Möglichkeit dazu gibt.

Es wurde bereits betont, dass der Pferdesport einer reichen Oberschicht vorbehalten war. Die Aufstellung von Monumenten für Siege bei hippischen Agonen, stand 696 697 698 699

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Müller, Athleten 140.; D. Whitehead, C&M 34, 1983, 55ff. J. Hemelrijk, Penia und Ploutos (1925); F. Gschnitzer, Griechische Sozialgeschichte (1981) 126ff. Isok. 7. 31-5; 15. 160. Dem. 21. 189f.; Xen. Oik. 2. 6; Isok. 16. 32-4; Hansen, Demosthenes 112ff.; M. I. Finley, Die antike Wirtschaft 3 (1993) 176ff.; J. Bleicken, Die athenische Demokratie (1985) 163ff.; M. Hakkarainen in: J. Frösén (Hrsg.), Early Hellenistic Athens. Symptoms of a Change (1997) 1ff. Thuk. 6. 16. 3 Mann, Athlet und Polis 111-113. Theophr. Char. 23. 2.; Dem. 42. 24. s. hier Anm. 455. s. die gegen den Hippotrophos Megakles gerichteten Ostraka aus den 470er Jahren. Dazu S. Brenne AM 107, 1992, 162ff.; Rausch, Isonomia 353f. und Anm. 1530.

Bei den anlässlich von Siegen bei der Anthippasia aufgestellten Monumenten ist die Beweislage ähnlich. Wie bereits erwähnt, wurde die Anthippasia in Phylen ausgetragen. Es nahmen also nur Reiter teil, die auch in der Kavallerie dienten. Das Bild, das sich über die Stellung der Hippeis aus der Aufstellung der Siegesmonumente im Bereich der Hermen und allgemein im nordwestlichen Bereich der Agora sowie über die alltägliche und festliche Präsenz der Reiterei an diesem Platz ergibt, scheint grundsätzlich positiv gewesen zu sein. Der zentrale Platz 66

der Aufstellung ihrer Siegesmonumente sowie ihrer Ehrendekrete zeigt die Bedeutung auf, die die Reiterei für die Athener gehabt haben muss. Die Siegesmonumente der Reiterei an dem zentralen Handlungsort der Stadt drücken den eigenen Stolz der Reiter über sich, sowie den Stolz des Gemeinwesens über ihre Kavallerie aus. Konkreter stand wohl die Selbstrepräsentation der siegreichen Phyle und ihrer Phylarchen oder Hipparchen im Vordergrund der Aussage der Monumente. Dass zwischen den verschiedenen Phylen eine gewisse Rivalität existierte, kann aus den Denkmälern selbst nicht erschlossen werden, wird aber anzunehmen sein, wenn man den agonalen Charakter der Anthippasia bedenkt. Die im Vergleich zu den Tripodenmonumenten der Choregen verhältnismäßig gleichbleibende Größe der Siegesmonumente der Hippeis deutet jedenfalls in die Richtung, dass der Konkurrenzgedanke, der für die Anthippasia zwischen den Phylen bestanden haben wird, nicht durch die Monumente ausgetragen wurde.

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4. 3 Die Reiterheroenreliefs

(Altar oder Eingang des Heiligtums-Heroons) zu deuten ist.

4. 3. 1 Die Ikonographie der Reiterheroen auf den Weihreliefs Zu den charakteristischen Bildtypen der Heroen gehört in der griechischen Kunst der des Reiters oder Pferdeführers. Für die Darstellungen von Heroen in diesem Typus wird im Folgenden der konventionelle Begriff des Reiterheros benutzt.705 Der Typus ist nicht nur im attischen Bereich anzutreffen, sondern tritt in ganz ‘Griechenland’ auf.706 Solche Darstellungen, die einen Heros als Reiter oder als Pferdeführer zeigen, können auf sechsundzwanzig707 attischen Weihreliefs ausfindig gemacht werden.

Der Bezug zum Kultort, respektive dem Heiligtum wird durch die Darstellung des Altars und der hügeligen Felslandschaft im oberen Abschnitt des Weihreliefs der attischen Wäscher an die Nymphen und alle Götter (R 6, Taf. 21) hergestellt, in dem sich Hermes und der Nymphenreigen bewegen. Als Hinweis auf ein Temenos oder ein Heroon ist ebenfalls das Bild auf dem Weihrelief R 7 (Taf. 21) zu deuten, auf dem hinter einem Altar eine Stele, die einen Pinax oder ein Weihrelief trägt, dargestellt sind. Bei beiden Weihreliefs ist ein Reiterheros in Gegenwart von weiblichen Gottheiten dargestellt, die zusammen mit ihm kultisch verehrt werden.

Die Reiterheroenbilder lassen sich in zwei Gruppen untergliedern: 1. diejenigen, die den Kult bzw. die Verehrung eines Heros thematisieren, und 2. die Reliefs, in denen die verschiedenen Aktivitäten und Lebensbereiche, mit denen ein Heros verbunden wird, veranschaulicht werden.

2. Zur zweiten Gruppe der Reiterheroenreliefs sind diejenigen Weihreliefs zu zählen, die einen Reiterheros mit den Bereichen der Jagd und des Krieges verbinden. Bei einigen Reliefs dieser Gruppe ergibt sich grundsätzlich folgende Schwierigkeit: Der Heros wird oft in Begleitung von Dienern, von Jagdhunden, also von Elementen begleitet, die vielmehr in die Sphäre eines Sterblichen gehören, da sie auf die soziale Zugehörigkeit des Reiters verweisen. Dass es sich aber auch bei den Reitern und Pferdeführern mit diesen Attributen um Heroen handelt und nicht um gewöhnliche Sterbliche, verdeutlicht z. B. die Bildszene des Reliefs R 18 (Taf. 24), auf welcher der reitende Heros einem in kleinerem Maßstab dargestellten Adoranten entgegenreitet. Das verehrungswürdige Wesen des Reiters bezeugt der Adorationsgestus des Verehrers und der zwischen beiden Figuren dargestellte Altar, der sich auf den Heros bezieht. Knappen/Diener und Jagdhunde sind somit als Attribute des Heros anzusehen, die sein Wesen bildlich näher definieren sollen. Entsprechend sind die Pferdeführerdarstellungen der Reliefs R 5 (Taf. 21) und R 19 (Taf. 24) zu verstehen.

1. Unter den Reliefbildern, die auf den kultischen Aspekt eines Reiterheros anspielen, sind an erster Stelle diejenigen zu nennen, auf denen der Heros eine Phiale in der Hand hält und bereit ist, von einer Frau eine Spende zu empfangen (R 1, Taf. 19; R 2, Taf. 20). In der weiblichen Figur wird in der Forschung gemeinhin die Gefährtin des Heros, eine Heroine erkannt. Bei dem Weihrelief R 4 (Taf. 20) ist hingegen nicht zu entscheiden, ob der eine Phiale in der Hand haltende Pferdeführer ebenfalls ein Libationsopfer von einer Heroine empfangen soll, oder ob er selbst spendend dargestellt ist, wie bei dem Weihrelief R 3 (Taf. 20), auf dem der Pferdeführer mit einer Schale in der Hand vor einem Altar stehend gezeigt wird. Ebenfalls auf die kultische Verehrung eines Heros beziehen sich die Darstellungen R 9, R 10, R 11 (Taf. 22), auf denen ein Reiterheros vor einem Einzelnen oder einen ganzen Familie von Adoranten stehend oder reitend dargestellt wird. Auf weiteren drei Reliefstelen (R 5, Taf. 21; R 12, Taf. 22; R 18, Taf. 24) stehen die in ein Himation gehüllten Adoranten vor einem Altar und heben ihre rechte Hand in einem Gestus der Verehrung. Auf dem Relieffragment R 8 (Taf. 21) treten die adorierenden Personen vor einem viereckigen Aufbau auf, der wahrscheinlich als topographischer Hinweis auf das Heiligtum bzw. Heroon

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Bei der Eberjagd wird ein reitender Heros auf dem Weihrelief R 15 (Taf. 23) gezeigt, während er im Begriff ist, mit einer Lanze auf das heranstürmende Tier einzustechen. Außer bei der Eberjagd wird ein berittener Heros bei der Jagd auf einen Löwen dargestellt, wie aus dem Relieffragment R 16 (Taf. 23) zu schließen ist. Die Rückkehr von der Jagd ist bei drei Reliefdarstellungen zu erkennen, in denen ein Diener seinen Herrn begleitet. Bei den Reliefs R 17 und R 18 (Taf. 24) ist ein Heros reitend dargestellt, während er bei R 14 (Taf. 23) neben seinem Pferd steht. In allen drei Fällen hängt an einem Stock, den der hinter dem Heros folgende Diener hält, die Jagdbeute. Auf R 17 und R 18 wird der Bezug zur Jagd durch die Darstellung von Jagdhunden verstärkt.

Zur Verwendung des Begriffs des Reiterheros vor dem 5. Jh. s. die treffliche Darstellung bei Schäfer, Hippeis 169-172, der sich gegen die Anwendung des Begriffs für die Archaik äußert. Zum Gebrauch des Begriffs Reiterheros in der Klassik s. Schäfer, Hippeis 204 und Anm. 1173. s. dazu die ausführliche Materialsammlung und die Kommentare im LIMC, Heros Equitans 1019ff.; auch Langenfaß, MuP 34ff. R 1 - R 26.

Der kriegerische Aspekt des Heros steht bei denjenigen Reliefs im Vordergrund, die einen Reiterheros mit Panzer, Lanze und Helm zeigen (R 10, Taf. 22; R 22, Taf. 68

25) oder ihn neben seinen Waffen auftreten lassen, wie bei dem Relief R 19 (Taf. 24) auf dem er auf einen Baum zureitet, hinter dem sein attributiv beigefügte Knappe steht, der Schild und Lanze seines Herrn hält.708 Die Auffassung des Heros als Krieger ist auch in der Szene des Reliefs R 3 (Taf. 20) zu erkennen, in der der Pferdeführer zwar in einem Spendevorgang gezeigt wird, jedoch einen attischen Helm trägt. Auf der fragmentierten Reliefstele R 13 (Taf. 23) ist der sich am Schweif des Pferdes festhaltende Knappe des Heros, der einen Piloshelm trägt, in seiner kriegerischen Funktion dargestellt, die wahrscheinlich darin besteht, seinem Herrn als Hamippos zu folgen.709

4. 3. 2 Reiterheroen auf Urkundenreliefs? Neben den Weihreliefs kann der Bildtypus des Reiterheros auch auf den attischen Urkundenreliefs vorkommen. Bei dem Relief U 1 (Taf. 27), das ein Dekret über die Verpachtung und Einzäunung des Kodros, Neleus und Basile Heiligtums schmückte, ist aufgrund der Stellung innerhalb der Bildszene und der Größe des Reiters im Verhältnis zu den Gottheiten, die sich von der der Geehrten deutlich unterscheidet, ein Reiterheros zu erkennen. Ebenfalls als ein Reiterheros ist der Pferdeführer auf der Reliefdarstellung wohl eines Ehrendekrets (U 12, Taf. 31) zu deuten,710 der einem in kleinerem Maßstab wiedergegebenen Mann (Geehrter) einen Kranz überreicht. Die beiden Grundtypen eines Heros als Reiter und Pferdeführer entsprechen folglich denen der Weihreliefs. Problematischer verhält es sich mit den Pferde- und Reiterdarstellungen auf weiteren Urkundenreliefs, die entweder Ehren- oder Vertragsurkunden schmückten. Es stellt sich bei diesen die grundsätzliche Frage, ob es sich um Reiterheroen, um die Geehrten oder um Parasemata (wappenartige Darstellungen) der jeweiligen Poleis handelt.

Schwer lässt sich hingegen der Bildkontext des panzertragenden Reiters auf dem Bruchstück R 25 (Taf. 25) eines Weihreliefs bestimmen. Der Reiter wird in seiner rechten Hand eine Lanze gehalten haben, mit der er im Begriff gewesen sein wird, entweder auf ein Tier oder einen unterlegenen Gegner einzustechen. Die Bekleidung des Reiters mit einem Panzer muss nicht von vornherein auf eine kriegerische Kampfdarstellung deuten, da auch der jagende Reiter der Stele R 15 (Taf. 23) einen Panzer trägt und eine Lanze in der Hand hält. Der Umstand, dass außer dem Weihrelief des Pythodoros (SPR 2, Taf. 27) keine Kampfdarstellungen für Weihreliefs belegt sind, spricht eher dafür, das Bild als Jagdszene zu rekonstruieren.

a) Ehrenurkunden Auf der Ehrenurkunde des Euphron (U 11, Taf. 30) tritt hinter der geehrten Person ein Stalljunge auf, der an den Zügeln das Pferd des Euphron hält. Das Pferd bezieht sich somit zunächst auf einen Sterblichen.711 Ob das Pferd hinter Rheboulas auf dem Urkundenrelief U 8 (Taf. 29) von einem Diener am Zügel gehalten wurde, und sich somit auf den Geehrten bezieht, oder ob es sich um einen pferdeführenden Reiterheros handelt, der stellvertretend für die Stadt des Geehrten dargestellt ist, kann anhand des schlechten Erhaltungszustandes nicht entschieden werden.

In einem weiteren Bildtypus kann ein Reiterheros auch alleine, in Epiphanie dargestellt werden. Er kann entweder als Reiter oder als Pferdeführer auftreten. Auf dem Relief R 20 (Taf. 24) wird ein pferdeführender Heros vor einer sich emporrichtenden Schlange gezeigt, die auf seinen chthonischen Charakter anspielt. Bei dem Weihrelief R 21 (Taf. 25) ist der Reiter alleine nach rechts reitend dargestellt. Für die fragmentierten Reliefstelen R 22 (Taf. 25), R 23 und R 24 kann der Bildkontext hingegen nicht bestimmt werden.

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Auf dem fragmentierten Relief U 9 (Taf. 30), das wahrscheinlich zu einer Ehrenurkunde gehörte, hält eine weibliche Figur (wohl Göttin) einen Kranz über den Kopf eines Pferdes, während der darauf aufgesessene Reiter diesen entgegenzunehmen scheint. Das Fehlen jeglicher Inschriftenreste erschwert es, den Reiter des Reliefs zu bestimmen. Die Größe der Figur könnte einerseits gegen die Annahme sprechen, in dem Reiter einen sterblichen Geehrten zu sehen. Andererseits ist eine Kranzehrung für einen Heros auf attischen Urkundenreliefs nicht zu belegen. Auch wenn eine endgültige Entscheidung über die Natur des Pferdeführers schwerlich möglich ist, scheint es wahrscheinlicher, in dem Pferdeführer einen Sieger beim Pferderennen zu erkennen, der von einer Göttin bekränzt wird. Die Darstellung des Reiters auf der Urkundenstele des Arybbas (U 7, Taf. 29), die sich auf Siege des Geehr-

Nach Edelmann, Menschen 171 mit Anm. 1138 muss der Reiter nicht unbedingt als Heros verstanden werden, da die kleine Figur am Baum keine verehrende Figur ist. «Möglicherweise ist hier auf ein kriegerisches Ereignis angespielt (Langenfaß, MuP 95), das jedoch auch aus einem mythologischen Zusammenhang entstammen kann». Tatsächlich ist in der kleinen Gestalt kein Adorant zu erkennen. Einen mythologischen Zusammenhang zu rekonstruieren, scheint m. E. zu hypothetisch. Die Funktion der kleinen Figur besteht jedoch darin, die Waffen seines Herrn zu tragen, welcher der Heros ist. Wie beim Relief R 20 (Taf. 24), auf dem sich der Reiterheros auf eine sich emporringelnde ihm gegenüber dargestellte Schlange zubewegt, so ist die waffentragende Figur des Reliefs R 19 (Taf. 24) - in Entsprechung zur Schlange - dazu präsent, um eine bestimmte Eigenschaft seines Herrn, nämlich die des Kriegers, zu veranschaulichen. Spence, Cavalry 59 bezeichnet das Relief fälschlicherweise als Grabmonument.

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U. Kron, Die zehn attischen Phylenheroen, 5. Beih. AM (1976) 186. 238 erkannte im Pferdeführer den Phylenheros Hypothoon. Zu der Ansicht von Meyer, Urkundenreliefs 214 und Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 149-51, das Pferd sei als symbolische Verkörperung der heroischen Ehren zu verstehen, die dem Geehrten Euphron nach dem Tod verleiht wurden, s. unten Kap. 4. 3. 4.

ten beim Pferderennen bezieht,712 würde für die oben geäußerte Deutung des Reiters auf dem Urkundenrelief U 9 sprechen.

sollte. Der repräsentative Aspekt, welcher der Reiterei eigen ist, wird wohl bei der Wahl des Bildthemas ausschlaggebend gewesen sein.718

Dass es sich bei dem zum Teil erhaltenen Reiter des Urkundenreliefs U 13 (Taf. 31) um den Geehrten handeln muss, ist sehr wahrscheinlich, lässt sich jedoch aufgrund fehlender Informationen, der ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenen Inschrift nicht beweisen. Aus dieser ist jedenfalls zu erfahren, dass Athen für eine uns unbekannte Person eine Ehrendekret errichtete, die den attischen Hipparchen hilfreich zur Seite stand.713

Problematisch verhält es sich weiter bei den Urkundenreliefs, die Ehrungen für Thraker schmücken (U 2, U 5, Taf. 28; U 6, U 8, Taf. 29; U 10?, Taf. 30). Lawton 719 äußerte zur Interpretation dieser Reiter- und Pferdebilder auf den attischen Urkundenreliefs die Annahme, dass die Darstellung eines Reiters auf die Kenntnis des Kultes des ‘Thrakischen Reiters’ hindeutet, obwohl die Ikonographie des reitenden Heros erst in hellenistischer Zeit unter dem Einfluss der griechischen Kunst und ihrer ausgebildeten Typen des Reiterheros in Thrakien übernommen wurde.720

b) Vertragsurkunden Schwierig ist die Identifizierung der Reiter als Heroen auf den Urkundenreliefs U 4 und U 5 (Taf. 28). Es handelt sich hierbei um Bündnisse, die zwischen Athen und Thessalien sowie zwischen Athen und Thrakien, Paionien und Illyrien geschlossen wurden. Die Gemeinsamkeit beider Reliefs besteht in der Darstellung eines nach rechts reitenden Mannes. M. Meyer interpretierte die Reiterbilder zurecht als «angemessene Charakterisierung des Vertragpartners»714 seitens der Athener. Ausschlaggebend für die Wahl der Darstellung soll nach Meyer 715 die Verbindung gewesen sein, die die Athener bei ihren Vertragspartnern (Thrakien, Thessalien) zur Pferdezucht herstellten. S. Ritter nahm kürzlich an, dass das Fehlen Athenas –auf athenischer Seite- auf den Reliefs dadurch zu erklären ist, dass ebenfalls Götter und Heroen als Vertreter der nicht – athenischen Partei fehlen, da es «nicht um griechische Poleis, sondern um Stammesstaaten oder deren Herrscher»716 handelt.

Es ist durchaus möglich, dass die Athener den Kult eines Heros in Thrakien kannten, der womöglich dort als Reiter aufgefasst wurde, auch wenn keine bildlichen Zeugnisse existieren. Die Ikonographie eines reitenden Heros ging jedoch nicht von Thrakien aus. Frühere Belege z. B. aus Sparta,721 Eltynia bei Knossos722 oder Athen723 zeigen, dass der Bildtypus des Reiterheros in ganz Griechenland bekannt war. Die Darstellung des Reiters auf einem athenischen Urkundenrelief orientierte sich wahrscheinlich an den athenischen Vorstellungen von den Thrakern, die als Reitervolk aufgefasst wurden. Da Thrakien als Land angesehen wurde, in dem Pferdezucht und Reiterei eine lange Tradition hatte, muss es sich bei dem Reiter und dem Pferd um wappenartige Symbole gehandelt haben, die zur Charakterisierung der Thraker auf den Urkundenreliefs gebraucht wurden. Als Parasemon ist ferner das auf der Ehrenurkunde des Alketas aus Syrakus (U 3, Taf. 28) dargestellte Pferd zu verstehen.

Betrachtet man den Text der Urkunde U 4 (Taf. 28), wird darauf hingewiesen, dass der athenische Strategos, die Hipparchen und die Hippeis die Verbündeten Thessalier mit aller Kraft bei kriegerischen Unternehmungen unterstützen sollen. Den gleichen Eid haben auch die thessalischen Kontingente (Polemarch, Hipparch, Hippeis) zu leisten. Die Darstellung eines Reiters auf dem Urkundenrelief U 4 kann demnach als Illustration der Inschrift im Sinne einer konkreten militärischen Zusammenarbeit der militärischen Einheiten der beiden Städte verstanden werden. Da man sich im Text der Inschrift neben den Hopliten auch auf die Reiterei beider Städte bezog, entschied man sich folglich bei dem Reliefbild für die Darstellung eines Reiters, die dem Inhalt der Inschrift entsprechen717 und alle militärischen Gattungen vertreten

4. 3. 3 Das Wesen der Reiterheroen Die Erschließung des Charakters der Reiterheroen auf den attischen Weihreliefs geht mit der grundsätzlichen Frage nach dem Wesen des Heros in der griechischen Religion einher. Da der Reiterheros als ein idealer Bildtypus des Heros angesehen werden kann, kommt die Deutung der

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Meyer, Urkundenreliefs 156f. IG II2 503. Z. 13f. Meyer, Urkundenreliefs 155. s. vorangehende Anm. S. Ritter, JdI 116, 2001, 135. Die Beziehung zwischen Text und Bild veranschaulicht ebenfalls beispielhaft die Antityrannenurkunde von 337/6 (Athen, Agoramuseum I 6524). In der Inschrift wird die Beziehung zwischen Demos und Demokrateia dreimal erwähnt. Auf dem Relief wird genau diese Verbindung thematisiert, indem Demokrateia den sitzenden

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Demos bekränzt. s. dazu B. D. Meritt, Hesperia 21, 1952, 355ff. Nr. 5, Taf. 89-90; SEG 18. 12; Meyer, Urkundenreliefs 293 A 97, Taf. 30, 2; Lawton, Document Reliefs Nr. 38, Taf. 20; O. TzachouAlexandri in: The Archaeology of Athens 55ff. Zur Frage nach der Konzipierung der Urkundenreliefs s. die Diskussion bei S. Ritter, JdI 116, 2001 158ff. Lawton, Document Reliefs 62. G. I. Kazarow, Die Denkmäler des thrakischen Reitergottes in Bulgarien (1938) 11f.; I. Goceva - M. Oppermann, Corpus Cultus Equitis Thracii I-II 1/II 2 (1979-84); LIMC, Heros Equitans 1073ff. (Oppermann); Schäfer, Hippeis 170 und Anm. 992. Athen, NM Inv. 15670 (2. H. 7. Jh. v. Chr.); LIMC, Heros Equitans 1036 Nr. 214. s. LIMC, Heros Equitans 1036 Nr. 70, 215, 604. s. z. B. hier Kat. R 1 (Taf. 19), R 5 (Taf. 21), R 9 (Taf. 22).

Bildzeugnisse ohne eine kurze Betrachtung der Natur und der Funktion des Heroenglaubens bei den Griechen nicht aus.

Heroen- und dem Götterkult besteht darin, dass die Heroen wegen ihres lokalen, ortsgebundenen Charakters leichter zugänglich - in geographischem und geistigem Sinn waren als die großen Götter.728 Dafür spricht das Fragment aus den aristophanischen Heroen,729 in dem erwähnt wird, dass νἱ γὰξ ἥξσο ἐγγύο εἰζηλ. Es ist darum wahrscheinlich, dass man viel eher zu der lokalen Kultstätte eines Heros ging, um verschiedene Bitten zu äußern, als zu den Heiligtümern der poliadischen Götter. Die Kultgebräuche des Heroenkultes zeigen den chthonischen Charakter des Heros auf. Das Gießen der Spenden oder des Blutes der Tiere (ἐλαγίζκαηα) auf die Erde (Erdbodenaltar-ἐζράξα) oder auf einen architektonisch gestalteten Altar (βσκόο)730 soll die Vorstellung der Adoranten veranschaulichen, dass der im Grab liegende Heros diese tatsächlich erhält und durch sie gesättigt werden soll (αἱκαθνπξίαη).

Auf einer Ebene zwischen den Göttern und den Menschen stehen in der griechischen Religion die Heroen, bzw. Halbgötter.724 Sie stehen am Schnittpunkt zwischen der Vermenschlichung des Göttlichen und der Vergöttlichung des Menschlichen, die die griechische Religion charakterisiert. Die Heroen heben sich von den Menschen dadurch ab, dass sie kultisch verehrt werden. Im Gegensatz zum Götterkult ist es für einen Heros bezeichnend, dass er ortsgebunden ist. Sein Kult bezieht sich auf eine Familie, eine Gruppe oder eine ganze Stadt. Will man die griechischen Heroen klassifizieren, könnte man sie in folgende Kategorien einordnen: 1. Heroen der Mythologie, 2. Oikistenheroen, 3. Namenlose oder benennbare lokale Heroen, 4. Heroisierte historische Personen, denen nach ihrem Tod heroische Ehren zuerkannt wurden. Den Heroen ist die Bindung an eine Grabstätte gemein, von der aus sie wirken und bei welcher ihre kultische Verehrung stattfindet. Heroengräber, die durch kultische Verehrung ausgezeichnet sind, können ab dem 8. Jh. belegt werden.725 Die Entstehung der griechischen Polis wurde in konkreten Bezug zu einer verstärkten Gründung von Heroenkulten in dieser Zeit gesetzt. In die selbe Richtung weisen auch die Mythen, in denen Heroen für die Gründung verschiedener Städte beansprucht werden.726 Der identitätsstiftende Charakter für die griechischen Poleis, der die Heroen und ihre Mythen auszeichnete, ist daraus klar erkennbar.

Auf dem Relief R 3 (Taf. 20) erscheint ein Reiterheros selbst in einer Spendehandlung. Aus dem Vergleich zu den Darstellungen spendender Götter, deren Spende in der Forschung731 als Ausdruck der Erneuerung und Verwirklichung ihrer Macht interpretiert wurde, deutete Langenfaß732 die Spende der Reiterheroen in entsprechender Weise als Attribut ihres Wesens und als Ausdruck ihrer Macht. Die weiteren Elemente der Darstellungen weisen nach Langenfaß jedoch darauf hin, «daß der Heros als Mensch» opfere. E. Voutiras733 erkannte hingegen zurecht im Akt des spendenden Heros eine Form eines kultische Grußes, den nicht die Adoranten ausführen, sondern der Heros, der sich in dieser Form in Epiphanie vor seinen Verehrern zeigt. Auf den Reliefs R 1 (Taf. 19) und R 2 (Taf. 20) empfängt ein Reiterheros die Spende von seiner Gefährtin, der Heroine.734

Abgesehen von dieser Funktionalisierung der Heroen für die historische Legitimierung der griechischen Poleis, sind die Aufgabenbereiche der Heroen viel breiter gestreut. Allgemein haben sie wohlwollenden, schützenden und helfenden Charakter. Andererseits konnten sie auch Unheil verbreiten, wenn sie kultisch vernachlässigt wurden. In der sehr fragmentarisch erhaltenen aristophanischen Komödie Ἥξσεο727 werden die Heroen als ηακίαη η῵λ θαθ῵λ θαὶ η῵λ ἀγαζ῵λ (Hüter der guten und üblen Dinge) genannt. Insofern können sich ihre Funktionen mit denen, die den Göttern zugeschrieben werden, überschneiden. Der grundsätzliche Unterschied zwischen dem

Die chthonische Natur des Heros veranschaulicht letztlich auch die in den Weih- und Heroenbankettreliefs auftretende Schlange, die dem Heros attributiv beigefügt wird, und symbolhaft für den Bereich der Erde steht.735 Genau diese Vorstellung wird mit der Darstellung eines pferdeführenden Reiterheros vor einer sich aufbäumenden Schlange auf dem Relief R 20 (Taf. 24) veranschaulicht. 728 729

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Roscher, ML I. 2 (1886-90) 2441ff. s. v. Heros (Deneken); L. R. Farnell, Greek Hero Cult and Ideas of Immortality (1921); A. Brelich, Gli Eroi Greci. Un Problema Storico-Religioso (1958) 7ff.; W. Burkert, Griechische Religion (1977) 312ff.; Dentzer, Banquet 472ff.; D. Q. Adams, Glotta 65, 1987 171ff; Kearns, Heroes 1ff.; LIMC, Heros Equitans 1018-20. 1064-66; L. Bruit Zaidman - P. Schmitt Pantel, Die Religion der Griechen (1994) 181-85; J.-P. Vernant, Mythos und Religion im alten Griechenland (1995) 5260; M. Deoudi, Heroenkulte in homerischer Zeit (1999) 2-5. s. dazu J. N. Coldstream, JHS 96, 1976, 8ff.; H. A. Shapiro, Art and Cult under the Tyrants in Athens (1989) 142. Dazu T. Hölscher, Aus der Frühzeit der Griechen. Räume-KörperMythen (1998) 56ff. mit Anm. 70. R. Kassel - C. Austin, Poetae Comici Graeci (PCG) III 2 (1984) 173ff. Nr. 322.

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So van Straten, Hiera Kala 96. R. Kassel - C. Austin, Poetae Comici Graeci (PCG) III 2 (1984) 173ff. Nr. 318. H. V. Herrmann, Omphalos (1959) 60ff. H. Abramson, Greek Hero-Shrines (1978) 91f.; E. Kearns in: A. Schachter - J. Bingen (Hrsg.), Le Sanctuaire Grec (1990) 67f.; zur Typologie der Altäre auf griechischer Kunst s. D. Aktseli, Altäre in der archaischen und klassischen Kunst. Untersuchungen zu Typologie und Ikonographie (1996) 5ff. E. Simon, Opfernde Götter (1953) 69ff.; W. Fuchs, RM 68, 1961, 176ff.; N. Himmelmann, Minima Archaeologica (1996) 54-61. Langenfaß, MuP 76. Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 154f. Langenfaß, MuP 76ff.; Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 154 und Anm. 116. E. Küster, Die Schlange in der griechischen Kunst und Religion (1913) 72ff.; Langenfaß, MuP 81; Dentzer, Banquet 495ff.; Fabricius, Totenmahlreliefs 63-66.

diesem ist es sicher, dass die Stele zu Ehren Hephaistions, des heroisierten Freundes Alexanders des Großen, geweiht wurde. Der Unterschied jedoch zu den attischen Stelen mit Reiterheroendarstellungen ist darin zu sehen, dass Hephaistion eine historische Person war. Der Grund dafür wird in der sich im Frühhellenismus verändernden Einstellung zur Heroisierung historischer Personen zu sehen sein.744 Für die Zeit des 5. und 4. Jhs. ist die Heroisierung historischer Personen in Athen nur sehr selten belegt. Wenn dies der Fall ist, handelt es sich um Kulte der Polis. Den Gefallenen in der Schlacht bei Marathon und den Tyrannenmördern wurden vom athenischen Staat Kulte eingerichtet.745 Auch für Sophokles, Plato, Lykurg wurden postume Ehren beantragt.746 Ein Begriff jedoch, der die Heroisierung einer Person bezeichnet (ἀθεξσίδεηλ), ist erst auf einem Dekret der Dionysiasten vom Piraeus aus dem 2. Jh. v. Chr. belegt.747

Nähere Informationen über das Wesen der Heroen können ferner die Namen, mit denen sie bezeichnet werden, liefern. Es ist charakteristisch, dass für eine Vielzahl von Heroen keine konkreten Eigennamen existieren, sondern dass sie einen Funktionstitel besitzen. Heroen werden Aleximachos in Tanagra, Symmachos in Thessalien, Iatros in Athen, Sosineos in Thorikos, Patroos, Soter auf Thasos, Zeuxippos in Attika usw.736 genannt. Für das Fehlen eines Eigennamens wurden in der frühen Forschung737 folgende Gründe geltend gemacht: 1. Der Name des Heros geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit, oder 2. der Name war durch den Aufstellungsort bekannt, so dass er weggelassen werden konnte. F. van Straten738 bemerkte dazu, dass die Intimität und Popularität zwischen den Heroen und ihren Verehrern gerade durch das Fehlen eines Eigennamens zum Ausdruck gebracht wurde, da in der verehrten Person der Heros an sich gesehen wurde. Tatsächlich scheint nicht die Person des Heros, die durch den Eigennamen betont wird - falls er einen solchen hatte - derart von Bedeutung gewesen sein, dass er auf allen Weihungen aufkommen musste, sondern vielmehr die Eigenschaft des Heros, den der Stifter durch seine Weihung für sich beanspruchen wollte.

Kann es sich demnach bei den Reiter- und Pferdeführerdarstellungen der Weihreliefs um historische Personen handeln, die nach ihrem Tod in den Stand des Heros gehoben wurden? Das Fehlen eines Eigennamens der Reiterheroen sowie das Ausbleiben des Titels Heros auf den attischen Weihreliefs deutet m. E. darauf, dass es sich schwerlich um heroisierte Verstorbene im Sinne der hellenistischen Heroen handelt.748 Andererseits ist es mangels inschriftlicher Hinweise nicht wirklich möglich zu bestimmen, ob in den Reiterdarstellungen der attischen Weihreliefs epische Heroen, Gründerheroen oder Heroen von Genossenschaftskulten zu erkennen sind.

Genau diese Situation zeigen die Weihungen an einen Heros, der im Bildtypus des Reiters dargestellt wird, auf. Auf den attischen Weihungen klassischer Zeit wird auf keinem der Reliefs ein Name oder zumindest eine Bezeichnung seiner Eigenschaft genannt.739 Einzig der eponyme Heros des Demos Kolonos wird bei Sophokles740 als ἱππόηεο Κνισλόο bezeichnet. Auf Weihreliefs hingegen aus anderen Teilen Griechenlands treten solche Funktionstitel auf. Zu nennen wären: 1) das ins 2. Viertel des 4. Jhs. zu datierende Weihrelief aus Pharsalos, das Hestia und dem Heros Symmachos geweiht ist;741 2) das in die zweite Hälfte des 4. Jhs. gehörende Weihrelief an Aleximachos aus Tanagra.742

In der Reiterdarstellung eines Reliefs (R 21, Taf. 25), das wahrscheinlich aus Attika stammt, wurde Demetrios Poliorketes gesehen.749 Man nahm weiter an, dass dieses Relief nach dem Vorbild seiner auf der Agora aufgestellten bronzenen Reiterstatue ihm zu Ehren errichtet worden sein soll. Die Einführung eines Kultes seitens der Athener für Demetrios und seinen Vater Antigonos als Soteres soll dafür den Hintergrund gebildet haben.750 Auch wenn die Datierung des Reliefs ins ausgehende 4. Jh., d. h. in die Zeit des Demetrios fällt, basiert die Identifizierung des Reiters mit Demetrios auf sehr hypothetischen Annah-

Den Eigennamen des Heros erwähnt hingegen das aus dem letzten Drittel des 4. Jhs. stammende Weihrelief des Diogenes an den Heros Hephaistion aus Pella.743 Bei 736 737 738 739 740

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s. dazu LIMC, Heros Equitans 1020 mit Verweisen; Kearns, Heroes 139ff.; van Straten, Hiera Kala 95f. Roscher, ML I. 2 (1886-90) 2510f. s. v. Heros (Deneken). Van Straten, Hiera Kala 96. S. dazu auch Schäfer, Hippeis 204. Soph. O. C. 59f.; Nach Schäfer, Hippeis 201f. handelt es sich um eine Reiterstatue des eponymen Gründerheros des Demos Kolonos, die auf dem Kolonos-Hügel stand. Volos, Museum Inv. 391; s. dazu S. Miller, OpRom 9, 1973, 167ff.; Langenfaß, MuP 57 Nr. 106; H. Biesantz, Die thessalischen Grabreliefs (1965) 31 Nr. 50, Taf. 47; LIMC, Heros Equitans 1028 Nr. 55. Berlin, Staatliche Museen Inv. SK 807; Blümel, Klass. Skulpturen 67 Nr. 77, Abb. 113; Langenfaß, MuP 49 Nr. 102; LIMC, Heros Equitans 1027 Nr. 43. Thessaloniki, Archäologische Museum Inv. 1084; Langenfaß, MuP 57 Nr. 108. 71f.; Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 123ff.; LIMC, Heros Equitans 1027 Nr. 40; E. Voutiras in: G. Despinis - Th. Stefanidou-

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Tiveriou - E. Voutiras (Hrsg.), Catalogue of Sculpture in the Archaeological Museum of Thessaloniki I (1997) 42 Nr. 23. Chr. Habicht, Gottmenschentum und griechische Städte (1956) 204f.; A. Geyer, JdI 104, 1989, 11-13; N. Himmelmann, Ideale Nacktheit in der griechischen Kunst, 26. Ergh. JdI 1990, 119f. D. Boehringer in: M. Flashar - H. J. Gehrke - E. Heinrich (Hrsg.), Retrospektive. Konzepte von Vergangenheit in der griechischrömischen Antike (1996) 49f.; Rausch, Isonomia 59ff. Roscher, ML I. 2 (1886-90) 2534ff. s. v. Heros (Deneken). SIG 1101, Z. 46; Chr. Habicht, Gottmenschentum und griechische Städte (1956) 179 und Anm. 62. S. dazu Schäfer, Hippeis 208; ders., AM 114, 1999, 49ff. C. C. Vermeule - A. Brauer, Stone Sculptures. The Greek, Roman, and Etruscan Collections of the Harvard University Art Museums (1990) 59 Nr. 42. Zu dem Kult von Antigonos und Demetrios Poliorketes in Athen s. Chr. Habicht, Gottmenschentum und griechische Städte (1956) 4455; J. D. Mikalson, Religion in Hellenistic Athens (1998) 75ff.

men. Die für die Porträts von Demetrios Poliorketes charakteristischen Hörner, die zwischen seinen Haaren hervorstechen,751 sind wegen des abgeriebenen Erhaltungszustandes der Haarpartie des Reiters auf dem Relief nicht zu belegen, falls sie tatsächlich vorhanden waren. Auch der Vergleich der Gesichtspartien führt zu keiner Übereinstimmung. Das für eine private Weihung sprechende kleine Format der Stele könnte zudem gegen die Verbindung mit Demetrios Poliorketes sprechen, da in den antiken Quellen lediglich berichtet wird, dass nach einem Antrag des Stratokles man Demetrios jedes Mal wenn er nach Athen kommen würde ein aus öffentlichen Geldern bezahltes Weihgeschenk überreichen sollte.752 Dies wäre bestimmt kein einfaches Weihrelief. Will man in dem Reiter dennoch Demetrios erkennen, wäre die Stele die einzige, die Demetrios Poliorketes von einer Privatperson geweiht wurde. Es ist ferner nicht belegt, dass man Weihreliefs für Demetrios aufstellte. Das Weihrelief für Hephaistion legt andererseits Zeugnis dafür ab, dass auch Privatpersonen einer vergöttlichten Person eine Stele weihen konnten. Die Reiterdarstellungen auf Münzen des Demetrios Poliorketes zeigen, dass der Typus des Reiters für Demetrios benutzt wurde.753 Ob ihm jedoch in diesem Typus geweiht wurde, kann nicht bestimmt werden. Da es grundsätzlich möglich war einer mit göttlichen Ehren versehenen Persönlichkeit ein Weihrelief aufzustellen, kann die Verbindung des Reiters auf dem Relief R 21 (Taf. 25) mit Demetrios Poliorketes nicht völlig geleugnet werden. Die Vergleiche jedoch mit den Porträts des Herrschers und das Fehlen des Namens deuten in die andere Richtung. In der Reliefdarstellung wird vorerst ein nicht benennbarer Reiterheros zu sehen sein, dem die Stele geweiht wurde.

Reiterheros Kephalos, den Stammvater der Kephaliden. Die Felsangabe im Hintergrund stelle das Gentilheiligtum der Kephaliden am Aigaleosgebirge in der Nähe von Daphni dar und in den sitzenden Figuren seien rechts Apollon und links Artemis, die vor dem Grab des Kephalos sitzen, zu erkennen. Die manteltragende Figur vor dem Tetrastylon, von dem noch zwei Säulen im Zentrum hinter dem Pferdeführer zu erkennen sind, wäre ebenfalls der als Bürger Athens dargestellte Kephalos. J. Riethmüller756 sah hingegen in diesem stehenden Mann Asklepios in seinem ‘Heroon’, dem Tetrastylon auf der Bothros-Terrasse. Ferner deutete er die sitzende weibliche Figur links in Chiton und Himation als Aphrodite oder Themis und die sitzende männliche Figur rechts im Himation als Dionysos, so dass die Figuren genauer zu der topographischen Situation der Akropolis passen.757 Bei dem Pferdeführer, dem die Weihung gilt, handle es sich um Hippolytos. Der Verweis auf ein entweder auf der Akropolis oder im Asklepieion gefundenes Relief758 aus dem 4. Jh. mit der Darstellung des sitzenden Asklepios und der sitzenden Hygieia vor einer Gruppe von Adoranten und der Angabe eines Tetrastylons im Hintergrund, das das ‘Heroon’ des Asklepios wiedergibt, zeigt nach Riethmüller, dass auch im ‘Torlonia-Relief’ der topographische Kontext des Akropolisabhangs gemeint ist. Unter Betrachtung der oben referierten Deutungsansätze können einige weiterführende Überlegungen angestellt werden. Grundsätzlich besteht die Funktion der Felsenlandschaft im Hintergrund darin, die topographischen Kultverhältnisse eines Ortes zu veranschaulichen. Kann sich aber in diesem Sinn auch die Funktion der im Bild dargestellten Gottheiten auf die bloße Zurschaustellung einer bestimmten Kultlandschaft beschränken, oder sind vielmehr inhaltliche Gründe für die gemeinsame Darstellung von Göttern auf den Weihreliefs ausschlaggebend? Die Betrachtung der ‘Götterversammlungen’ auf attischen Weihreliefs von G. Güntner zeigte, dass zu solchen nur Gottheiten zusammengeschlossen wurden, die «entweder (1.) als untergeordnete Götter demselben Lebens- oder Funktionsbereich angehören und einen festen kultisch

Auch bei den übrigen Reiterheroendarstellungen ist die Frage nach der Benennung des Heros problematisch. Für den Reiterheros auf dem Relief im Museo Torlonia (R 5, Taf. 21) wurden entweder Hippolytos oder Kephalos vorgeschlagen.754 Die Identifizierung des Pferdeführers hängt dabei mit der Deutung der ihn umgebenden Personen zusammen. Während ein Teil der Forschung die Felsenlandschaft im Hintergrund als den südlichen Akropolisabhang deutete und die Benennung der Götterfiguren von dem Gesichtspunkt der topographischen Situation der Kulte auf dem Burgabhang abhängig machte, fasste E. Simon755 die Götterfiguren nicht als Kultnachbarn auf, sondern als solche, die das Wesen des Reiterheros näher bestimmen. Sie erkannte in dem 751

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s. Kopf in Neapel, Nationalmuseum Inv. 6149; G. M. A. Richter, The Portraits of the Greeks (1984) 228 Abb. 193; E. T. Newell, The Coinages of Demetrios Poliorketes (1927). Plut. Demetrius 12. 1. E. T. Newell, The Coinages of Demetrios Poliorketes (1927) Taf. 8 Nr. 2, 3. Zur Diskussion s. Güntner, Göttervereine 47f.; gegen eine Identifizierung mit Hippolytos äußert sich Schäfer, Hippeis 207. E. Simon in: Festschrift. Studiengenossenfest 1990 des KronbergGymnasiums Aschaffenburg. 23-25 Juni 1990 (1990) 73ff.

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J. W. Riethmüller, Asklepios. Heiligtümer und Kulte (2005) I. 271f. und Anm. 164. Pausanias 1. 22. 1-2 erwähnt, dass man auf dem Weg vom Asklepieion hinauf zur Akropolis an einem Tempel der Themis vorbeikommt. Vor diesem liegt ein zusammengetragener Haufen von Erde, der als κλῆκα Ἱππνιύηῳ bezeichnet wird. In diesem wird wohl das Heroon des Hippolytos in Athen zu erkennen sein, da nach Paus. 2. 32. 4 das tatsächliche Grab des Heros in Troizen lag. Nach Eur. Hipp. 29-33 und Schol. Eur. Hipp. 30 wurde von Phaidra in der Nähe des ‘Hippolytosgrabes’ in Athen ein Heiligtum der Aphrodite gegründet, das man Ἀθξνδίηελ ἐθ’ Ἱππνιύηῳ nannte. s. dazu Wycherley, Stones 180; LIMC V (1990) 446 (De Bellefonds). Athen, NM Inv. 2417; Svoronos 641 Nr. 375, Taf. 150, 1; U. Hausmann, Kunst und Heiltum (1948) 176 Nr. 130; J. W. Riethmüller, Asklepios. Heiligtümer und Kulte (2005) I. 271 und Anm. 164.

müller betonte,768 Asklepios durch die Darstellung vor dem Tetrastylon in seinem doppelten Wesen als Heros und olympische Gottheit dargestellt. Neben der schützenden Funktion, die Hippolytos und Asklepios gemein sind, kommt ihr chthonischer Charakter hinzu, der auf dem Relief betont wird.

verehrten Götterverein bildeten, oder (2.) als selbständige Gottheiten aufgrund eines konkreten Anlasses zu einer Götterversammlung zusammengestellt sind».759 Dabei wurde oft kaum Rücksicht auf örtliche Kultverhältnisse genommen. Ausgehend von diesem Ansatz sind für das ‘TorloniaRelief’ folgende Schlüsse zu ziehen: 1. Der von Riethmüller in Erwägung gezogene Vergleich mit dem Relief Athen, NM Inv. 2417, das ein Tetrastylon zeigt, spricht dafür, dass sich die Szenerie des Reliefs auf den Südabhang der Akropolis bezieht.760

4. Eine inhaltliche Beziehung zwischen Hippolytos, Asklepios und den beiden auf den Felsvorsprüngen sitzenden Gottheiten wäre sicherlich ebenfalls auszumachen, könnten die Figuren mit Sicherheit identifiziert werden. Die Benennung der sitzenden Frau links als Themis oder Aphrodite und der männlichen Figur rechts als Dionysos scheint auf Grund der topographischen Kultsituation des Südabhangs der Akropolis zwar schlüssig, da diese auf einem Relief in sehr bezeichnender Weise wiedergegeben wäre, sie lässt sich jedoch nicht wirklich beweisen.

2. Die Benennung des Heros als Hippolytos scheint nur angeblich an der Darstellung des Pferdes zu scheitern. Da Hippolytos von Pferden zerrissen wurde, kann ihm nach Simon kein Pferd zur Seite gestellt werden. Aus den Quellen ist dagegen die Verbindung von Hippolytos zu den Pferden belegt.761 Im Heiligtum des Asklepios in Epidauros weihte er zwanzig Pferde.762 Auf einem Weihrelief aus dem Asklepieion in Epidauros763 sind Asklepios und Hygieia vor einem jugendlichen pferdeführenden Heros dargestellt, in dem Hippolytos erkannt wurde.764 Das attributiv funktionierende Pferd dient dazu, die Verbindung zu den Bereichen Krieg und Jagd zu veranschaulichen. Es erlangt seine Bedeutung nicht aus dem konkreten Lebensverlauf des Heros, sondern aus seiner Funktion in der täglichen Lebenswelt. Durch das Pferd wird das Wesen des Heros präzisiert. Es regt zur Assoziation mit dem Konnotationsgefüge Krieg, Jagd, Reichtum, Adelsethos an, welches das Pferd auslösen konnte.

5. Empfänger der Weihung ist nur Hippolytos. Die übrigen Gottheiten sind auf einer anderen Bildebene unter sich dargestellt. Sie unterstreichen die Aspekte, die der Adorant durch seine Weihung ansprechen möchte. Auf einem Relief vom Westabhang des Areopags vermutete M. Edelmann769 in der Darstellung eines behelmten Reiters, der vor einen in kleinerem Maßstab wiedergegebenen Adoranten tritt (R 10, Taf. 22), aufgrund des Fundorts ein Bild des Ares. Tatsächlich kann das kriegerische Auftreten des Reiters auf Ares weisen. Ob jedoch Ares ein Heiligtum auf dem Areopag hatte, in dem die Weihung gestanden haben könnte, ist unklar. Die Existenz weiterer Schreine auf dem Areopag770 deutet darauf, dass die Identifizierung des Reiters mit Ares nicht als wirklich gesichert betrachtet werden kann.

3. Die Verbindung zwischen Hippolytos und Asklepios ist nicht nur durch die topographische Kultsituation der Akropolis bedingt, sondern hat einen inhaltlichen Grund. Asklepios erweckte Hippolytos zum Leben, nachdem dieser durch die Flüche des Theseus gestorben war. Daraufhin weihte er Asklepios zwanzig Pferde in Epidauros.765 Im Temenos des Hippolytos in Troizen stand nach Pausanias766 sogar eine Statue des Asklepios. Außerdem ist wahrscheinlich Hippolytos vor Asklepios auf dem Relief aus Epidauros pferdeführend dargestellt.767 Beim ‘Torlonia-Relief’ wird zudem, wie Rieth-

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Ähnliche Probleme der Benennung bestehen auch für den bärtigen Pferdeführer auf dem Relief der attischen Wäscher (R 6, Taf. 21). H. Möbius äußerte die Annahme, dass vielleicht der Heros Demophon771 in dem Pferdeführer erkannt werden könnte.772 Güntner deutete die beiden im unteren Register dargestellten Göttinnen nicht als Demeter und Kore, sondern als Göttermutter und Artemis-Hekate, woraus sich keine inhaltliche Verbindung zwischen Demophon und den eleusinischen Göttern ergebe, wie Möbius meinte, und sah somit den Pferdeführer als einen Schutzheros der Wäscher an,773 der in dieser

Güntner, Göttervereine 82. Der Viersäulenbau wird hauptsächlich in Verbindung mit Herakles dargestellt, der entweder auf den Stufen des Baues sitzt, vor ihm oder seitlich neben ihm stehen kann. Dazu s. E. Tagalidou, Weihreliefs an Herakles aus Klassischer Zeit (1993) 19ff. Eur. Hipp. 110-112. 1131-1133; Paus. 2. 32. 1-5. Paus. 2. 27. 4. Athen, NM Inv. 1392; Svoronos 341ff. Nr. 89, Taf. 57; LIMC II (1984) 872 Nr. 53 (Holtzmann); Güntner, Göttervereine 43. 144 C 48. Svoronos 341ff.; Langenfaß, MuP 96f. Paus. 2. 27. 4. Auch in der mythischen Tradition ist er mit Asklepios verbunden s. Eur. Hipp. 1195ff. 1423. Paus. 2. 32. 1-4. s. hier Anm. 763f.

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J. W. Riethmüller in: R. Hägg (Hrsg.), Ancient Greek Hero Cult. Proceedings of the Fifth International Seminar on Ancient Greek Cult Göteborg 1995, ActaAth 8 (1999) 135ff. Für sein doppeltes Wesen spricht auch das Fest der Ἡξώηα, das abgesehen von den Epidaureia und den Asklepieia für Asklepios in Athen veranstaltet wurde. Edelmann, Menschen 63. s. Paus. 1. 28. 6f.; Wycherley, Stones 179. s. Kearns, Heroes 155. H. Möbius, AM 60/61, 1935/36, 244. Güntner, Göttervereine 24.

Funktion stellvertretend für die Wäscher vor die beiden Gottheiten tritt.

Basile, während sich C. Lawton für Athena und Kodros aussprach.777

Auch wenn letztlich aufgrund weiterer fehlender Evidenz keine Sicherheit über die Benennung der Figuren erzielt werden kann, da beide Deutungen Richtiges erkennen,774 scheinen mir folgende Punkte doch klar:

Die systematisch abgearbeitete Oberfläche des Reliefs erschwert von vornherein einen Deutungsversuch. Da in der griechischen Bildkunst für keinen der beiden vorgeschlagenen Heroen eine Darstellung als Reiter belegt ist, muss die Argumentation auf dem Auftreten der Figur - sei es nun Kodros oder Neleus - als Reiter beruhen. Das Motiv des reitenden Heros ist von den entsprechenden Darstellungen der Weihreliefs herzuleiten. Das heroische Wesen der Reiter auf den Weihreliefs ist folglich auch bei dem Reiter des Urkundenreliefs vorauszusetzen. Für beide Figuren können solche Wesenscharakteristika ausgemacht werden.778 Die Beobachtung Lawton’s, dass das Heiligtum nicht nur Neleus und Basile, sondern allen drei Gestalten galt, worauf die Inschrift weist, sowie der chthonische Charakter, der allen drei eigen ist, erschwert m. E. eine endgültige Deutung der Figuren, so dass eine Identifizierung vorerst offen gelassen werden muss.

1. Die Deutung des Pferdeführers als Schutzheros der attischen Wäscher entspricht der Weihinschrift, die besagt, dass die Wäscher das Relief den Nymphen und allen Göttern weihen. Die Deutung von Güntner, dass der Pferdeführer als Schutzheros der Wäscher anzusehen ist, scheint wohl die wahrscheinlichste, denn am wichtigsten muss doch die Verbindung der Wäscher mit diesen speziellen Gottheiten gewesen sein, so dass sie unter den sämtlichen Göttern ausgewählt und dargestellt wurden. Da in dem Pferdeführer kein Gott zu erkennen sein wird, ist die Charakterisierung als Heros sehr wahrscheinlich.775 Die Ausrichtung aller drei Figuren auf einen gemeinsamen Altar ist als Zeichen dafür zu deuten, dass ein topographischer und vielleicht auch kultischer Zusammenhang zwischen den dargestellten Göttern existiert.776

Als Reiterheros ist der nackte pferdeführende Jüngling auf dem Urkundenrelief U 12 (Taf. 31) zu deuten, der einem in kleinerem Maßstab dargestellten Sterblichen einen Ehrenkranz überreicht. U. Kron identifizierte den Pferdeführer mit dem eponymen Phylenheros Hippothoon, hinter dem nach Lawton die wahrscheinlich in Chiton und Himation gehüllte Demeter steht.779

2. Die Annahme von Güntner, dass der Pferdeführer als Schutzherr der Wäscher für sie vor die Gottheiten tritt, entspricht m. E. nicht der Funktion der dargestellten Figuren, da das Relief sowohl den Gottheiten als auch dem pferdeführenden Heros gilt. Wenn der Reiterheros schon als Schutzherr der Wäscher gedeutet wird und für die Wäscher wichtig war, so doch nicht als Vermittler zwischen Mensch und Gott, sondern als ebenbürtiges Kultwesen. Die Motive der Weihenden, die sich hinter der Weihung verbergen, beziehen sich in gleichem Maße auf die Gottheiten und den Reiterheros.

Vergleicht man die im gleichen ikonographischen Typus dargestellte weibliche Figur auf einem Relief in Athen,780 die inschriftlich als Personifikation der Boule781 bezeichnet wird, und der weiblichen Figur auf dem Urkundenrelief U 12 weitgehend entspricht, liegt die Deutung nahe, auch in dieser eher Boule als Demeter zu erkennen. Auch wenn dieser typologische Vergleich nicht wirklich eindeutig ist, würde zumindest die Darstellung von Boule eher einer staatlichen Ehrenurkunde entsprechen als Demeter. Ob die Identifizierung des nackten Pferdeführers mit Hippothoon tatsächlich zutrifft, kann nicht wirklich bewiesen werden da, wie Kron selbst einräumt, die Verbindung eines Phylenheros mit einem Pferd sonst nicht

3. Das Fehlen jeglicher Namensinschriften der dargestellten Gottheiten deutet darauf, dass in dem Relief eine konkrete Kultsituation im Ilissos-Gebiet veranschaulicht wurde, die den Einwohnern dieser Gegend bekannt gewesen sein muss. Auf die konkrete Kultsituation des örtlichen Heiligtums spielt wohl auch die Reliefdarstellung einer sitzenden Göttin und eines Reiterheros auf der Urkundenstele U 1 (Taf. 27) an, welche die Regelungen zur Einzäunung und Verpachtung des Heiligtums des Kodros, des Neleus und der Basile enthält. Die Benennung der beiden Figuren ist auch hier fraglich. M. Meyer deutete sie als Neleus und

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So auch Vikela, Weihreliefs 214. Als nicht namentlich bekannten Heros sieht ihn auch Schäfer, Hippeis 209. Nach A. Filges, Standbilder jugendlicher Göttinnen (1997) 61. stellt das Relief «ein Konglomerat der an dieser Stelle verehrten Naturgottheiten, eines Lokalheros und der eleusinischen Göttinnen dar».

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Meyer, Urkundenreliefs 145. 201; Lawton, Document Reliefs 83f. Problematisch ist auch die Identifizierung von Neleus. Nach Kearns, Heroes 188 handle es sich bei Neleus nicht um den homerischen Neleus, den Vater des Nestor, sondern um den Sohn von Kodros, den Gründer von Erythrai und Milet. E. Simon vertritt hingegen im LIMC VI (1992) 728 die Ansicht, dass das Heiligtum in Athen «sicher nicht nur für den Gründer von Milet, sondern zugleich und vor allem für den gleichnamigen Stammvater» errichtet sei. Zu Kodros und Neleus s. LIMC VI (1992) 86ff. (Ganschow); LIMC VI (1992) 727ff. (Simon); Kearns, Heroes 178. 188. U. Kron, Die zehn attischen Phylenheroen, 5. Beih. AM (1976) 186. 238; Lawton, Document Reliefs 145. Athen, NM Inv. 1473 (3. Viertel 4. Jh.); Svoronos 616 Nr. 251; Meyer, Urkundenreliefs 303 A 137, Taf. 41, 1; O. TzachouAlexandri in: The Archaeology of Athens 56 und Abb. 2; Lawton, Document Reliefs 142 Nr. 142, Taf. 75. Zu weiteren Darstellungen der Boule s. LIMC III (1986) 145ff. (Komninos).

belegt ist. Die Frage, welcher Heros letztlich auf dem Relief zu erkennen ist, muss weiterhin offen bleiben.

Adorationsgestus zu dem gelagerten Heroenpaar wendet. Auf einigen Bankettszenen bringen sie ihm sogar ein Tier zum Opfer dar. Zum festen Bestandteil der Bankettszenen gehört auch eine meist unter der Kline oder dem Tisch sich ringelnde Schlange. Auf einer großen Zahl von Heroenmahlbildern wird schließlich in einem Pinax die Protome eines oder mehrerer Pferde in die Darstellung miteingebunden. Gelegentlich kann auch ein Reiter in dem Pinax auftreten.

Als einer der Dioskuren ist hingegen die nach links reitende Figur auf der Schmalseite des Trägerpfeilers des Telemachos-Monumentes (R 26) zu deuten, wenn man eine entsprechende Figur auf der anderen Schmalseite des Trägerpfeilers rekonstruiert.782 Die Darstellung der Zwillinge als Reiter oder Pferdeführer ist seit der Archaik zu einem ihrer charakteristischen Merkmale geworden, wird jedoch in klassischer Zeit immer seltener verwendet, um die Dioskuren zu kennzeichnen.783 Obwohl die Dioskuren die einzigen berittenen Götter dieser Zeit in Athen sind, unterscheiden sie sich in ihrer Herkunft von der der ἥξσεο ἱππεῖο. Ihre Funktion als Schutzgottheiten und Retter784 entspricht allerdings der der Reiterheroen, denen ebenfalls schützende und helfende Eigenschaften zugeschrieben wurden.

Die ältere Forschung interpretierte das Pferd als chthonisches Symbol, das in den Vorstellungen der Griechen mit der Unterwelt verbunden sei.786 Dass jedoch das als Attribut des Heros auftretende Pferd keinen chthonischen Charakter hat, zeigte Langenfaß in einer Behandlung von L. Maltens These deutlich auf.787 J.-M. Dentzer788 wies folglich in ihrer Arbeit zu den Bankettreliefs auf die Bedeutung des Pferdes als Statussymbol für eine adlige Oberschicht hin. Im Rahmen der aristokratischen Ideologie beziehe sich das Pferd auf den Bereich des Krieges und der Jagd. B. Fehr789 setzte dieser von ihm als ‘harte’ leistungsorientierte Komponente der Adelsideologie bezeichneten Deutung eine ‘weiche’ Auslegung im Sinne eines demonstrativen Sinnen- und Glücksgenusses entgegen, bei der das Pferd als «Symbol eines für sie (die Stifter) nicht finanzierbaren Luxuslebens» aufgefasst wurde. Die Kriegsthematik würde damit nicht im Vordergrund der Bildsprache stehen. Nach Fehr wäre die Interpretation der Pferdeköpfe von Dentzer überzeugender «wenn in Attika im 5. / 4. Jh. neben der Serie der für die übrigen griechischen Werkstätten vorbildhaften BR (Bankettreliefs) ein komplementärer Typus des Votivreliefs mit Darstellungen von kriegerischen Reiterheroen geschaffen worden wäre».790

Zusammenfassend ist zu bemerken, dass die auf attischen Weihreliefs dargestellten Reiterheroen ihrem Wesen nach eher mit mythischen Heroen lokalen oder ‘städtischen’ Charakters, vielleicht sogar mit Göttern in Verbindung zu bringen sind, als mit historischen Personen, die nach ihrem Tod heroisiert wurden. Diese allgemeine Feststellung kann jedoch nur unter gewissem Vorbehalt auf alle Reiterheroenreliefs übertragen werden, da nur für wenige Darstellungen auswertbare Hinweise zur Natur des Heros vorliegen. Das Fehlen hingegen jeglicher Anzeichen in der Literatur und auf den Weihreliefs, die für eine Heroisierung historischer Personen sprechen würden, kann zumindest die hier geäußerte Annahme wahrscheinlich machen. 4. 3. 4 Die Bedeutung des Pferdes auf den Reiterheroenreliefs Die erste grundsätzliche Frage, die man bei der Betrachtung der Reiterheroenreliefs stellen muss, ist die nach der Funktion des Pferdes auf den Reliefdarstellungen. Auf diese Weise lässt sich die Bedeutung, die die Verbindung von Pferd und Heros für den Heroenglauben der Athener hatte, erschließen.

Tatsächlich ist aber solch ein Typus in Attika und in ganz Griechenland entstanden, in dem Bereiche wie Krieg und Jagd bewusst in den Vordergrund gestellt wurden. Die Darstellungen der hier im Katalog aufgenommenen Reiterheroenreliefs zeigen den Reiterheros oft in seiner Rüstung, mit Helm, bei der Jagd oder von dieser zurückkehrend.791 Selbst der Bezug der Namen der Reiterheroen zum Krieg (Aleximachos, Symmachos) oder zu den Hippeis (Hippolytos, Zeuxippos) verdeutlicht, dass Krieg und Jagd als charakteristische Lebensbereiche der griechischen Reiterheroen aufgefasst wurden und somit zu

Für die Deutung der Darstellungen des Reiterheros wurden in der Forschung die typologisch standardisierten Heroenmahlreliefs herangezogen, die in der Regel den auf einer Kline liegenden Heros - zumeist in Begleitung einer Heroine - zeigen.785 In die Szene integriert sind meistens ein nackt dargestellter Mundschenk und oft auch ein Adorant oder ein Adorantenzug, der sich im 782 783 784 785

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Zweifel an der Deutung als Dioskuren äußerte Schäfer, Hippeis 206. Köhne, Dioskuren 92ff.145ff.; Zusammenstellung der Zeugnisse im LIMC III (1986) 567ff. (Hermary). Köhne, Dioskuren 110; H. A. Shapiro, Art and Cult under the Tyrants in Athens (1989) 149ff. Lit. über die Heroenmahlreliefs s. hier Anm. 575.

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L. Malten, JdI 29, 1924, 218ff.; R. Thönges-Stringaris, AM 80, 1965, 57f. Langenfaß, MuP 102ff.; Schon Deneken war der Auffassung, dass das Pferd nichts Chthonisches an sich hat. s. Roscher, ML I. 2 (1886-90) 2584 s. v. Heros. Dentzer, Banquet 490ff. B. Fehr, Gnomon 56, 1984, 339f. B. Fehr, Gnomon 56, 1984, 340. R 3 (Taf. 20), R 10 (Taf. 22), R 13 (Taf. 23), R 14 (Taf. 23), R 15 (Taf. 23), R 16 (Taf. 23), R 17, R 18 (Taf. 24), R 19 (Taf. 24), R 22 (Taf. 25), R 25 (Taf. 25). Bereits Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 149 und Anm. 93 lehnte die Deutung Fehrs ab.

den wesentlichen Merkmalen ihrer bildlichen Darstellungen gehören.

Insofern scheint die These von Voutiras,798 dass das Pferd auf der Urkundestele des Euphron als symbolisches Zeichen der heroischen Ehren zu verstehen sei, die ihm nach seinem Tod verliehen wurden, nicht wirklich stichhaltig zu sein. Zunächst werden in dem Text der Urkunde keine heroischen Ehren bzw. kultische Verehrung für Euphron genannt. Im Gegensatz zu den Göttern wird Euphron auf dem Relief in kleinerem Maßstab wiedergegeben, was ihn als Sterblichen kennzeichnet. Die Darstellung des Knappen, der das Pferd am Zügel hält, könnte auf den sozialen Status Euphrons deuten. Zwar sind solche Hinweise auf den Urkundenreliefs nicht belegt, aber ebenso wenig treten heroisierende Attribute auf diesen auf. Der Zusammenhang, in dem Euphron in der Inschrift lobend erwähnt wird, ist seine militärische Leistung. Auf diese Verdienste anspielend ist m. E. das dem Geehrten zugeordnete Pferd zu verstehen. Entsprechend sind die Darstellungen der bewaffnet auftretenden Personen auf zwei weiteren Urkundenreliefs799 zu deuten, die wegen ihres militärischen Einsatzes von Athen geehrt wurden. Berücksichtigt man schließlich den Aufstellungsort der Urkunde, der bei der Stoa des Zeus Eleutherios (Befreiers) auf der Agora liegt, wird die ‘programmatische’ Darstellung, in deren Rahmen auch das Pferd fällt, und der Hinweis auf die kriegerisch Arete Euphrons in vielfacher Weise evident.

Für die Deutung der Heroenmahlreliefs ist folglich festzuhalten: 1. Die Lebensform des Glücksgenusses, die in den Bankettszenen der Heroenreliefs, in attischen Bildfeldstelen des 4. Jhs.792 und in Symposionbildern793 der Klassik zum Ausdruck gebracht wird, hat eine wichtige Rolle in den Wertvorstellungen der attischen Gesellschaft gespielt. 2. In den Bankettszenen werden die Vorstellungen vom kriegerischen und jagenden Heros (‘harte’ Komponente der Adelsideologie) mit denen des zechenden Heros (‘weiche’ Komponente der adligen Lebensart) verbunden. 3. Das Pferd ist ein Attribut des Heros. Es bezieht sich sowohl auf die kriegerischen und agonistischen Eigenschaften des Heros als auch auf seine ‘equestrian qualities’, wie van Straten bemerkte.794 In attributivem Sinn ist das Pferd auch in den Darstellungen des Heros als Reiter oder Pferdeführer zu verstehen. Durch die Hinzufügung des Pferdes werden die Wesenszüge und Eigenschaften des Heros um diejenigen Aspekte ausgeweitet und zugleich präzisiert, die sich aus den mit dem Pferd verbundenen Konnotationen ergeben. Seine Bedeutung erlangt es folglich aus seinen Funktionen in der täglichen Lebenswelt. Das Pferd wird für den Einsatz im Krieg und für die Jagd benutzt. Es hat demnach eine Leitbildfunktion. Ferner ist dem Pferd weiterhin der Charakter als Statussymbol eigen, den es seit frühester Zeit für die reiche Oberschicht besitzt.

Eine grundsätzliche Frage, die sich an die Bedeutung des Pferdes auf den Reiterheroenreliefs anschließt, ist die nach den Vorstellungen der Stifter, die dazu führten, die Darstellung der reitenden und pferdeführenden Heroen oder Götter als adäquate Bildform in den Weihreliefs anzusehen. Dazu ist auf drei Punkte hinzuweisen, die zur Beantwortung dieser Frage beitragen können.

Bei der Darstellung des Heros als Reiter oder Pferdeführer werden ihm diese Aspekte zugeschrieben, so dass seine Macht größer und sein Beistand effektiver wird. Genau dieser Vorstellung liegen auch die Darstellungen zugrunde, in denen der Heros oder sein Knappe die Waffen trägt.795 Die Bedeutung des Heros als verehrungswürdiges Wesen unterstreicht auch der oft beigefügte Adorant.796 Der Heros wird als ein Reiter von vornehmer Herkunft und als tüchtiger, zumeist jugendlicher Krieger und Jäger wahrgenommen, der er zu Lebzeiten war. Alle diese Funktionen sollen seine Kraft demonstrieren und grundlegend für sein schützendes-helfendes Eingreifen sein. Durch das Bildzeichen des Pferdes sollen die Stärke und die Fähigkeiten des Heros symbolhaft zum Ausdruck gebracht werden.797 Es wird als Symbol für das Wesen, die Eigenschaften und die Funktion des Heros gebraucht. 792 793

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1. Bei der Untersuchung der Ikonographie der Reiterheroen800 stellte sich heraus, dass Heroen oft in Begleitung eines Dieners oder eines Knappen dargestellt wurden. Diesem Ergebnis würden auch die auf den Heroenmahlreliefs durchgehend auftretenden Mundschenke entsprechen. In beiden Gattungen sind die Diener als Attribute des Heros zu verstehen und spielen auf seinen Rang an. Als Bildzeichen, das auf die wirtschaftliche Potenz und den sozialen Status seines Besitzers deutet, kommen Diener- und Knappendarstellungen auch auf den attischen Grabreliefs vor.801 2. Die Verbindung eines Reiterheros mit den Bereichen des Krieges und der Jagd veranschaulichen in den Weih-

Scholl, Bildfeldstelen 149-59; Fabricius, Totenmahlreliefs 27-30. B. Fehr, Orientalische und griechische Gelage (1971); F. Lissarague, Un flot d’ images. Une esthétique du banquet grec (1987); B. Gossel-Raeck in: K. Vierneisel - B. Kaeser (Hrsg.), Kunst der Schale. Kultur des Trinkens. Ausstellungskatalog München (1990) 222ff.; E. Stein-Hölkeskamp in: Euphronios und seine Zeit. Kolloquium Berlin 19./20. April 1991 (1992) 39ff. Hiera Kala 94. Langenfaß, MuP 84f.; R. Thönges-Stringaris, AM 80, 1965, 58; Dentzer, Banquet 189f.; Fabricius, Totenmahlreliefs 60-63. So schon Edelmann, Menschen 66f. So auch Schäfer, Hippeis 208.

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Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 150. 1). Ehrung für Phokonos, Nikandros und Dexippos in Avignon, Musée Cave Inv. 28; Meyer, Urkundenreliefs 291 A 91, Taf. 27, 2; Lawton, Document Reliefs 99 Nr. 36, Taf. 19. 2). Ehrendekret in Athen NM Inv. 2946; Meyer, Urkundenreliefs 298 A 115, Taf. 34, 2; Lawton, Document Reliefs 145 Nr. 149, Taf. 79. s. hier Kap. 4. 3. 1. s. hier die Besprechung der Darstellungen von Stalljungen oder Pferdeknechten auf den attischen Grabreliefs S. 47ff.

reliefs das Pferd, die kriegerische Rüstung, die Waffen und der Hund als Verweis auf die Jagd. Es handelt sich dabei um Ideale, die tatsächlich den attischen bürgerlichen Verhaltensidealen entsprechen.

Ein Vergleich mit den Reiterheroenreliefs aus dem gesamten Bereich Griechenlands zeigt, dass die Reiterheroenreliefs in Attika zahlenmäßig stärker vertreten sind als in den übrigen Teilen Griechenlands. Während für den Zeitraum vom 5. bis in das ausgehende 4. Jh. eine kleine, verhältnismäßig einheitliche Gruppe von Reiterheroenreliefs ebenfalls in Thessalien und Boiotien808 auszumachen ist, treten Reiterheroen auf Weihreliefs aus dem übrigen griechischen Bereich809 eher vereinzelt auf.

3. Die ‘Verbürgerlichung’ der Götter und der Heroen auf den attischen Weihreliefs, wie z. B. die Darstellung von Götterpaaren und Götterfamilien mit ihren Söhnen und Töchtern802 oder die Paardarstellungen der Heroen auf den Heroenmahlreliefs803 deuten darauf hin, dass man in diesen Bildern bürgerliche Ideale verwirklicht sah.

Die oben aufgezeigte Situation deutet zunächst darauf, dass der Typus des Heros als Reiter oder als Pferdeführer in Attika besonders beliebt war und darum auch auf den Weihreliefs gebraucht wurde. Die Anwendung dieses ikonographischen Typus’ ist - wie bereits oben (Kap. 4. 3. 2 b) bemerkt - schon früher aus anderen Gegenden Griechenlands bekannt, so dass Attika nicht der Ursprungsort der Vorstellung eines Heros als Reiter oder Pferdeführer gewesen sein kann. Bezeichnend ist vielmehr der Umstand, dass im Vergleich zu den übrigen Teilen Griechenlands besonders in Attika der Typus der Reiterheroen in diesem Ausmaß auf Weihreliefs auftritt. Die Gründe, die dafür geltend gemacht werden können, müssen vielschichtiger Natur gewesen sein, und sind somit mit allgemeineren Überlegungen zu verbinden:

Für die Reiterheroenreliefs kann daraus geschlossen werden, dass sie als Projektion bürgerlicher Werte, die in der griechischen Lebenswelt von Bedeutung waren, in die heroische Sphäre zu verstehen sind. Die in der Lebenswelt positiv bewerteten Lebensbereiche und Ideale, an denen man sich orientierte, waren in der Welt der Götter und Heroen realisiert. Die Reiterheroen besaßen folglich eine Vorbildfunktion für ihre Verehrer. Man schrieb den Reiterheroen kriegerische Arete, körperliche Tüchtigkeit bei der Jagd, sozialen Status zu, indem man ihnen die entsprechenden Attribute im Bild zuwies. Ihre Bedeutung erlangten diese Bildzeichen aus ihrer konkreten Bedeutung im täglichen Leben der Gesellschaft, die diese Reiterheroenbilder benutzte. Die Benutzung des Pferdes als Bildzeichen auf den Weihungen verdeutlicht schließlich den Stellenwert, den es im 5. und 4. Jh. in Attika hatte. Seine Verbindung zu geltenden Verhaltensidealen und sein repräsentativer Aussagewert bestimmten die Bedeutung des Pferdes für die Heroenreliefs.

Die Betrachtung der Gattung der Weihreliefs in Griechenland führt zu dem Schluss, dass in Klassischer Zeit Attika der wichtigste Entstehungsort der Reliefweihungen ist, wofür politische, soziale und religiöse Faktoren verantwortlich zu machen sein werden. G. Neumann810 sah in: 1. technischen Gründen, wie z. B. dem Fehlen von Marmor in anderen Teilen Griechenlands, 2. in sozialgeschichtlichen Konstellationen der attischen Gesellschaft, 3. im volkstümlichen Charakter der Weihreliefs, 4. in den wirtschaftlichen Verhältnissen der attischen Gesellschaft des 5. und 4. Jhs., 5. in der veränderten Situation nach dem Peloponnesischen Krieg und der Pest, die eine neue Religiosität hervorbrachte, und «die Erfüllung fester ritueller Pflichten des Kultus» mit sich zog, 6. in politischen Vorgängen, wie z. B. dem Sturz der Tyrannis und der Einführung der Isonomie eine Situation, die das Wiederaufleben und das verstärkte Erscheinen der Weihreliefs in Attika hervorrief.

4. 3. 5 Die geographische und chronologische Verteilung der Reiterheroenreliefs Die ersten attischen Reiterheroenreliefs sind gleichzeitig mit dem verstärkten Einsetzten der Reihe der klassischen Weihreliefs um 430 in Attika804 belegt. Während des späteren 5. und des 4. Jhs. sind sie im attischen Bereich stark vertreten. In das letzte Viertel des 5. Jhs. können sieben Zeugnisse805 datiert werden, während in der ersten Hälfte des 4. Jhs. nur zwei Beispiele806 auftreten. Ab der Mitte des 4. Jhs. bis zum ausgehenden 4. Jh. steigt ihre Zahl wieder an und bildet die Mehrzahl (17) 807 unter den Reiterheroenreliefs.

802 803 804 805 806 807

Diese spezifische kulturelle - im weitesten Sinne - Konstellation in Attika ist zunächst wohl auch für die Konzentration der Reiterheroenreliefs in Attika heranzuziehen. Noch wichtiger scheint jedoch dabei die Verbindung des

s. dazu Fabricius, Totenmahlreliefs 26 und Anm. 41; M. Meyer, AM 102, 1987, 217ff.; Güntner, Göttervereine passim. s. hier S. 81f. Neumann, Probleme 45f. 72; R 1 (Taf. 19), R 5 (Taf. 21), R 9 (Taf. 22), R 12 (Taf. 22), R 23, R 24, R 26. R 3 (Taf. 20), R 17. R 2 (Taf. 20), R 4 (Taf. 20), R 6 (Taf. 21), R 7 (Taf. 21), R 8 (Taf. 21), R 10 (Taf. 22), R 11 (Taf. 22), R 13 (Taf. 23), R 14 (Taf. 23),

808 809 810

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R 15 (Taf. 23), R 16 (Taf. 23), R 18 (Taf. 24), R 19 (Taf. 24), R 20 (Taf. 24), R 21 (Taf. 25), R 22 (Taf. 25), R 25 (Taf. 25). s. dazu die Materialsammlung bei Langenfaß, MuP 47-49. 57-59; auch LIMC, Heros Equitans Nr. 1, 2, 55, 38, 43, 46, 602. Langenfaß, MuP 57-59; LIMC, Heros Equitans Nr. 5, 38, 40, 44, 49, 50, 281, 57, 250, 281, 284, 346, 449, 603, 605, 607bis, 610. Neumann, Probleme 42f. 47f. 70-74.

Pferdes mit der attischen Reiterei und den damit verbundenen Idealen (Krieg, Jagd, Reichtum) der attischen Gesellschaft gewesen zu sein, die in die heroische Sphäre projiziert wurden.811 Dass diese Ideale in starkem Maße auch für Sterbliche beansprucht wurden, zeigen nicht zuletzt die Reiter- und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grabreliefs, welche in Analogie zu den Reiterheroenreliefs ebenfalls die Mehrheit unter den griechischen Grabreliefs stellen.

Grundsätzlich ist zu betonen, dass die Stele als private Votivgabe von der Religiosität der Stifter zeugt. Ihre öffentliche Aufstellung in großen poliadischen oder kleineren Heiligtümern lokalen Charakters spiegelt das Anliegen der Stifter und ihrer Familien wider, sich als Teil der Gemeinschaft zu präsentieren und zugleich Zeugnis über ihre Frömmigkeit abzulegen.815 Religiöse Motivation und Selbstrepräsentation sind jeweils in den Weihreliefs vertreten.

Zusammenfassend ergibt die Betrachtung der chronologischen Verteilung der Reiterheroenreliefs für die Bedeutung des Pferdes im 5. und 4. Jh. in Attika, dass das Pferd im spezifischen Kontext Attikas einen hohen Stellenwert hatte, wofür die konstant auftretende Verbindung zwischen einem Heros oder einem Gott und einem Pferd auf den Reliefs spricht.

Während das Motiv bei der Errichtung eines Siegesmonuments auf der Hand zu liegen scheint, verhält es sich bei den übrigen Weihreliefs etwas differenzierter. Die Anlässe können verschiedener Art, wie z. B. eine Initiation, ein Unglück oder eine Gefahr, beruflicher Erfolg, Krankheit, Besänftigung der Gottheit oder des Heros, die Erfüllung oder die Hoffnung auf die Erfüllung einer Bitte etc. sein.816 Anlässlich welchen Motivs die jeweiligen Weihungen errichtet wurden, kann im Einzelnen nicht immer ausgemacht werden. Es kann jedoch gesagt werden, dass der Funktions- und Geltungsbereich einer Gottheit oder eines Heros mit dem Motiv der Weihung in der Regel zusammenhängt.817 B. Forsén818 konnte etwa anhand der griechischen Gliederweihungen zeigen, dass diese Heilgottheiten sowie Geburts- und Frauengottheiten geweiht wurden, wobei die Grenzen dieser beiden Gruppen fließend sind. Im Gegensatz zu den Gliederweihungen, bei denen das Motiv der Weihung klar ist, kann bei den Weihreliefs mit Darstellungen eines Reiterheros das jeweilige Motiv der Weihung nicht ausgemacht werden. Die Betrachtung der Ikonographie eines Reiterheros ergab, dass sein Geltungsbereich der Krieg und die Jagd sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Motive der Stifter ausschließlich auf Erfolg im Krieg oder auf der Jagd zurückgehen müssten, wie das Weihrelief der attischen Wäscher (R 6, Taf. 21) belegt, das auf keinen dieser beiden Gründe zurückzuführen ist. Die Motive könnten sich teilweise unter Berücksichtigung derjenigen Reliefs ergeben, die den Reiterheros zusammen mit weiteren Gottheiten zeigen. Das gemeinsame Auftreten eines Reiterheros mit den Fruchtbarkeitsgottheiten Demeter, Kore und den Nymphen auf dem Relief R 6 (Taf. 21), sowie die wahrscheinliche Verbindung von Hippolytos mit dem Heilgott Asklepios auf dem ‘Torlonia-Relief’ (R 5, Taf. 21) verdeutlichen, dass ein Reiterheros in diesen Kreis gerückt wurde, um seinen helfend-schützenden Charakter aufzuzeigen.

4. 3. 6 Motive der Weihungen an die Reiterheroen Ein eher außergewöhnliches Motiv einer Weihung an einen Heros überliefert Aineias Taktikos, ein Schriftsteller des 4. Jhs. v. Chr., der eine Schrift Πεξί ηνῦ π῵ο ρξῆ πνιηνξθνπκέλνπο ἀληέρεηλ verfasste.812 In einem Kapitel über die Überbringung von Geheimnachrichten schreibt Aineias,813 dass ein Weg darin bestünde, eine Nachricht auf einen Votivpinax (πηλάθηνλ ἠξσηθὸλ) zu schreiben, ihn danach weiß anzustreichen und darauf mit weißer oder einer anderen Farbe außer Schwarz einen Reiter darzustellen (γξἀςαη ἱππέα). Danach solle man es jemandem geben, der es in einem Heiligtum in der Nähe der Stadt aufstellt. Derjenige, an den es gerichtet ist, solle es mit zu sich nach Hause nehmen, in Öl tauchen und danach lesen. Obwohl sich dieser Passus wohl auf hölzerne Pinakes bezieht,814 und auf keine religiösen Vorstellungen zurückgeht, ist er für die marmornen Weihreliefs insofern aussagekräftig, dass die Aufstellung solcher Pinakes mit der Darstellung eines Heros als Reiter zur gewöhnlichen Weihepraxis gehörte, und offenbar in vielen Heiligtümern oder Heroa anzutreffen war. Welche Motive stehen aber hinter den marmornen Reliefs mit der Darstellung eines Reiterheros? Ist ihr kriegerischer Charakter oder ihre schützend-helfende Funktion ausschlaggebend für eine Weihung?

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812 813 814

Die Frage nach den konkreten Motiven der Aufstellung der Weihreliefs kann folglich nur sehr allgemein beantwortet werden. Dass als vorrangiges Motiv der Weihungen der erhoffte schützende Effekt anzusehen ist, den ein Reiterheros unterstützen soll, scheint sehr wahr-

Schon Langenfaß, MuP 89 beobachtete, dass sich das Reiterheroenbild derjenigen Elemente bedient, deren Elemente annähernd bestimmbar sind. «Hierzu ist das Reiten zu rechnen, denn entsprechend dem Adelsideal der Zeit wird der Heros nicht als Wagenlenker, sondern als Reiter oder Pferdeführer dargestellt». s. dazu D. Whithead, Aineias the Tactician. How to Survive under Siege (1990). Aineias Taktikos 31. 15. s. van Straten, Hiera Kala 92f.

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s. dazu Edelmann, Menschen 175ff. Zu den Motiven s. hier S.66. Edelmann, Menschen 66. B. Forsén, Griechische Gliederweihungen (1996) 133ff.

scheinlich. Das Auftreten der Namen Alexikakos und Symmachos auf außerattischen Weihreliefs an Reiterheroen spricht für die These, dass das Abwehren des Unglücks und der Beistand in jeder Situation zu dem Hauptfunktionsbereich eines Reiterheros gehörten. Das Hinzufügen des Pferdes, der Waffen, der Schlange und der Adoranten selbst soll lediglich die Macht des Heros vergrößern und seine verehrungswürdige Natur veranschaulichen, damit sein Eingreifen wirksamer und für den Stifter hilfreicher ist. Andererseits können verschiedene andere Anlässe wie z. B. Dank für schon geleistete Hilfe, Erfüllung der Kultgebräuche, Initiation nicht ausgeschlossen werden.

1. Das linke Bruchstück eines Weihreliefs von der Athener Akropolis (SPR 1, Taf. 27) zeigt einen bärtigen Adoranten, der an den wahrscheinlich gemalten Zügeln ein neben ihm dargestelltes Pferd hält. Der Mann ist in ein Himation gehüllt und hebt seine Rechte im Adorationsgestus, während er einer ihm gegenüberstehenden - zu ergänzenden - Gottheit entgegentritt. Die Reliefdarstellung stellt insofern einen Sonderfall dar, als es die einzige aus dem 4. Jh. ist, bei der der Stifter zwar in der idealen Bürgertracht erscheint, mit sich jedoch ein Pferd führt, das als Verweis auf den sozialen Status des Stifters zu verstehen ist, was auf den Weihreliefs in der Regel nicht der Fall ist.

Ob der Bildtypus des Reiterheros auf einem Weihrelief dazu herangezogen werden konnte, den eventuellen sozialen Aufstieg des Stifters zum Ausdruck zu bringen, wie es bei der um die Mitte des 5. Jhs. zu datierenden Weihung einer Pferdestatue des Anthemion an die Götter819 der Fall ist, muss eher bezweifelt werden. Wenn dies beabsichtigt wäre, würde man doch den Stifter in der Begleitung des Pferdes erwarten und nicht den Heros, an den die Weihung gerichtet ist.

Die verschiedenen archaischen freiplastischen Reiter und Pferdeführergruppen von der Akropolis821 sowie ein ebenfalls von der Akropolis stammende Weihreliefbruchstück aus dem Anfang des 5. Jhs.,822 das einen Mann zeigt, der sich seinem ihm gegenüberstehenden Pferd zuwendet, belegen, dass dieses Thema für Weihgeschenke schon früher üblich war. Die Darstellung des Stifters mit einem Pferd weist ihn als Angehörigen entweder der Kavallerie oder als Mitglied der Oberschicht aus. Durch das Bildzeichen des Pferdes soll eben diese Zugehörigkeit demonstriert werden.

4. 3. 7 Die Funktion der Weihungen innerhalb der Heiligtümer und ihre Bedeutung für die Stifter Die Aufstellung der Weihreliefs an einem sichtbaren Platz im Areal eines Heiligtums kann mit verschiedenen Funktionen verbunden werden:

Entsprechend ist in der Darstellung des Pferdes auf dem Weihrelief SPR 1 (Taf. 27) das gesteigerte Bestreben des Stifters nach Selbstdarstellung klar erkenntlich. Gerade weil das Pferd sonst nicht im Kreis der Adoranten bei den übrigen Weihreliefs auftritt, wird es hier wahrscheinlich mit der tatsächlichen sozialen Stellung des Stifters in Verbindung zu bringen sein. Wenn auch die Haltung eines Pferdes im 4. Jh. nicht mehr nur den Angehörigen des traditionellen Adels vorbehalten war, zeugt es dennoch von der wirtschaftlichen Potenz des Stifters und seiner Familie. Die Darstellung des Stifters im bürgerlichen Mantel und im Adorationsgestus bremsen andererseits seinen Repräsentationsdrang, da sie sich an den gängigen Vorstellungen über das Auftreten eines Adoranten orientieren. Selbstdarstellung und gesellschaftliche Integration ergänzen sich somit in der Weihung.

1. Sie gehörten zum gängigen Bild der Heiligtümer und wurden als θόζκεκα der Götter und Heroen empfunden. Sie trugen zur Prächtigkeit des Erscheinungsbildes eines Heiligtums bei. Auf der am Pfeiler angebrachten Inschrift eines Weihreliefs aus dem 4. Jh. v. Chr. an den Heros Kallistephanos von der Athener Agora wird z. B. erwähnt, dass die Stele den Heros schmücken soll (ἥξσ θνζκεῖ).820 2. Die Reliefs legen Zeugnis über die Religiosität der Stifter ab, die durch die Aufstellung eines Weihreliefs veranschaulicht wurde. 3. Die Stifter präsentierten sich mittels der Weihreliefs als Teil der religiösen Gemeinschaft und erlangen dadurch Ansehen im öffentlichen Leben der Stadt.

2. Der Aspekt der Selbstdarstellung ist auch in der Darstellung eines Reiterkampfes auf dem privaten Weihgeschenk des athenischen Hipparchen Pythodoros aus Eleusis zu erkennen (SPR 2, Taf. 27). Sowohl die Darstellung eines historischen Ereignisses eines Sieges das

Vor dem Hintergrund des zuletzt genannten Punktes sind zwei Reliefweihungen zu betrachten, die im Gegensatz zu den Reiterheroenreliefs nun die Stifter als Reiter oder Pferdeführer zeigen. 819 820

821

s. hier Kap. 1. 1. J. McK Camp II, AJA 77 1963, 209; Camp, Agora 166-69 und Abb. 126; van Straten, Votives 268 und Anm. 75. Ferner weist van Straten, Votives 269 darauf hin, dass man die Heiligtümer mit ihren Anathemata auch einfach nur besichtigen konnte, s. z. B. Eur. Ion 184ff. 301 für Delphi.

822

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E. Kluwe, Die Tyrannis der Peisistratiden und ihr Niederschlag in der Kunst (1966) 153ff.; C. M. Keesling, Monumental Private Votive Dedications on the Athenian Acropolis, ca. 600-400 B. C. (Diss. Michigan 1995) 160-179; Eaverly, Equestrian passim; Edelmann, Menschen 25ff. Athen, Akropolismuseum Inv. 3706; Langenfaß, MuP 2 Nr. 7; Brouskari, Catalogue 75, Abb. 143; Vikela, Weihreliefs 179, Taf. 21, 2; Edelmann, Menschen 25. 184 A 16; Schäfer, Hippeis 278 WR 4.

auf einen Sieg der Athener in einer Schlacht im Peloponnesischen Krieg, als auch das militärische Amt des Stifters, der wahrscheinlich als einer unter den zwei Hipparchen der athenischen Reiterei an dem Gefecht teilnahm, führten W. Gauer und T. Hölscher dazu, die politische Bedeutung des Denkmals herauszustreichen.823 Die Weihung des Reliefs an Demeter und Kore - falls die Ergänzung der Inschrift zutrifft - und die daher wahrscheinliche Aufstellung im Demeterheiligtum zeigt neben dem politischen Aspekt die religiöse Motivation der Aufstellung auf. Pythodoros bezeugt seinen Dank an Demeter und Kore, die nach Hölscher824 «als Gottheiten der Gegend, in der das Gefecht stattfand, eine Rolle gespielt haben» könnten. R. Krumeich wies weiter darauf hin, dass obwohl der Hipparch im Bild in vorderster Front der ersten Schlachtreihe auftritt,825 es bei der Darstellung nicht um die Schilderung des persönlichen Erfolges des Pythodoros geht, sondern um einen gemeinsamen Sieg der Athener. Nach Krumeich «wird die Selbstdarstellung des Pythodoros in die Darstellung eines athenischen Sieges integriert und dadurch relativiert».826 Wenn auch die Schilderung der Kampfszene nicht allein von der Gestalt des Hipparchen bestimmt wird, so verdeutlicht doch die Tatsache, dass das Relief von Pythodoros und unabhängig von der ganzen Gruppe der Hippeis geweiht wurde, das persönliche Anliegen des Hipparchen nach Selbstrepräsentation und religiöser Pflichterfüllung.

enmahlreliefs kann folglich auf den übrigen Weihreliefs auch eine Frau, ohne in Begleitung ihres Mannes zu sein, auftreten. Obwohl Xenokrateia alleine als Stifterin erscheint und in der Inschrift genannt wird, bezieht sich die Bitte auf eine familiäre Angelegenheit. Durch die Darstellung der Familie in einem Opferzug, welche die Regel in den attischen Weihreliefs ist, wird den Bitten, die sich auf das Wohl und den Schutz der ganze Familie beziehen, sowie dem Ideal des Oikos, das der familiären Darstellung zugrunde liegt, bildlich Ausdruck verliehen. Auf den Reliefdarstellungen der Weihungen an einen Reiterheros ist diese Darstellung der ganzen Stifterfamilie viermal bezeugt,830 während in fünf Bildern der Mann alleine erscheint.831 Dass letztlich keine Adorantengruppen als Mitglieder von Kultgemeinschaften (ὀξγε῵λεο)832 zu deuten sind, spricht einerseits für den ‘familiären’ Charakter der Heroen, die als Reiter oder Pferdeführer dargestellt werden. Andererseits kann nicht ausgeschlossen werden, dass solche Kultvereine auch für die Reiterheroen existierten und ihnen Reliefweihungen darbrachten. Die Bedeutung, die die familiäre Darstellung auf den Weihreliefs für die Stifter hatte, könnte vielleicht auch auf die Ikonographie der Reiterheroen übertragen werden. J. Fabricius äußerte letztens die Annahme, dass die Paardarstellungen der Götter und der Heroen auf den ‘Totenmahlreliefs’ eine Vorbildfunktion einnahmen, «in dem Sinne, dass man in ihnen beispielsweise bürgerliche Eheideale verwirklicht sah».833 Auf den Weihreliefs an einen Reiterheros jedoch tritt dieser nur zweimal in Begleitung einer Heroine auf (R 1, Taf. 19; R 2, Taf. 20). Die Heroine ist zwar die engste Gefährtin - eben die Frau - des Heros und das Bild könnte insofern als Übertragung des ehelichen Bürger-Ideals in den heroischen Bereich verstanden werden, die geringe Zahl jedoch dieser Darstellungen weist in die Richtung, dass beim Bildtypus des Reiterheros die vorrangige Bedeutung in den dem Reiterheros zugeschriebenen Wesenscharakteristika liegt, zu denen nicht unbedingt die Ehe zählen musste.

Ein weiterer Aspekt, der bei den Darstellungen der Weihreliefs von Bedeutung gewesen sein muss, wird durch das regelmäßige Auftreten der Adoranten in einer Familiengruppe verdeutlicht.827 Wie van Straten nach der statistischen Auswertung der Heroenmahlreliefs feststellte,828 zogen es die Dedikanten der Weihreliefs vor, sich als Teil einer Familie darzustellen. Er beobachtete weiter, dass die Weihungen von Männern als persönliche Angelegenheit des Mannes zu verstehen sind, während die der Frauen meistens als Familiensache betrachtet werden müssen. Das Auftreten von einzelnen Männern auf den Weihreliefs und das Fehlen von Darstellungen alleine erscheinender Frauen führe letztlich zu diesem Schluss.

Es lässt sich zusammenfassend sagen, dass die in den lokalen und poliadischen Heiligtümern aufgestellten Weihreliefs834 an einen Reiterheros von Bedeutung für die Stifter waren, da sie 1. religiöse Verhaltensmuster widerspiegeln, 2. ihrer Selbstdarstellung dienen, 3. gesellschaftliche Ideale demonstrieren.

Auf einem Relief aus dem Neon Phaleron, das im dortigen Heiligtum des Kephisos aufgestellt war, und als Hauptempfänger Kephisos nennt, ist die Stifterin Xenokrateia aus Cholleidai zu sehen, die die Erziehung ihres neben ihr auftretenden Sohnes Xeniades in die Hände des Kephisos und der in der Szene ebenfalls auftretenden ζύκβσκνη ζενί stellt.829 Im Gegensatz zu den Hero823 824 825 826 827 828 829

W. Gauer, JdI 83, 1968, 146; Hölscher, Historienbilder 100. Hölscher, Historienbilder 100. Zur Frage s. hier Exkurs II. Krumeich, Bildnisse 129. Zu den Familienbildern und ‘Familienvereinen’ s. die ausführliche Behandlung bei Edelmann, Menschen 90ff. Van Straten, Votives 281-83. Athen, NM Inv. 2756 (420-410); V. Stais, AEphem 1909, 239ff.; Svoronos 493 Nr. 168, Taf. 181; Mitropoulou, Corpus I 43 Nr. 65,

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Abb. 103; Güntner, Göttervereine 78-80. 161 G 5, Taf. 36, 2; CEG 2 Nr. 744. R 2 (Taf. 20), R 3 (Taf. 20), R 8 (Taf. 21), R 11 (Taf. 22). R 5 (Taf. 21), R 9 (Taf. 22), R 10 (Taf. 22), R 12 (Taf. 22), R 18 (Taf. 24). W. S. Ferguson - A. D. Nock, HarvTheolR 37, 1944, 61ff.; ders., Hesperia Suppl. 8 (1949) 130ff.; M. Leiwo in: J. Frösén (Hrsg.), Early Hellenistic Athens. Symptoms of a Change (1997) 103ff. Fabricius, Totenmahlreliefs 26f. s. dazu hier Kap. 4. 1. a).

einer sich konstituierenden Weihegewohnheit angesehen werden».838 4. 3. 8 Die soziale Stellung der Stifter der Reiterheroenreliefs Die Frage nach der sozialen Stellung der Stifter der Reiterheroenreliefs ist Teil der allgemeinen Problematik der gesellschaftlichen Herkunft der Dedikanten der attischen Weihreliefs. Die Darstellungen selbst und die Weihinschriften geben zu selten Aufschlüsse über die soziale Zugehörigkeit der Stifter. Folglich wurden die Reliefweihungen in der bisherigen Forschung mit einer weniger vermögenden Schicht - sozialen Mittelschicht - in Verbindung gebracht, worauf die nicht sehr hohe handwerkliche Qualität der Reliefs weise.835 G. Güntner äußerte sich etwas differenzierter zu der Frage, denn «nicht immer handelt es sich - wie angenommen wurde - um Votive mit einfachem Gabencharakter, die von einer ärmeren Schicht oder der Landbevölkerung geweiht sind».836 G. Neumann stuft sie zwischen den einfachen Weihungen und den größeren rundplastischen Weihungen ein.837 Tatsächlich übertreffen viele marmornen Weihreliefs den einfachen Gabencharakter der Weihepinakes. Betrachtet man zudem die verschiedenen Bildmotive der Weihreliefs, ist jedenfalls deren hohe Anspruch klar erkennbar.

Die Bedeutung des im Gegensatz zu den großformatigen Weihungen stehenden kleinen Formats der Weihreliefs ist vielmehr im religiösen Verhalten der Verehrer eines Heros oder einer Gottheit verankert, und muss nicht von vornherein vom Aspekt der Veranschaulichung der persönlichen wirtschaftlichen Lage des jeweiligen Stifters abhängig gemacht werden. Selbstrepräsentation kann nicht nur durch das Großformat einer Weihung erreicht werden, sondern kann auch durch einen prominenten Aufstellungsort, wie es z. B. die Akropolis oder die Agora ist, ausgedrückt werden. Nach K. Stähler erleichtern das Kleinformat und das oft einfache Material der Weihgeschenke «mit der Handlichkeit den entscheidenden Akt der Übergabe und bekunden damit ein intimes Verhältnis zwischen Gebendem und Empfangendem».839 Aus diesem zuerst von der religiösen Funktion des Weihreliefs ausgehenden Blickwinkel sind m. E. auch die übrigen Votivstelen zu betrachten. Die Darstellungen der Votivstelen SPR 1 und SPR 2 (Taf. 27), die jedoch nicht einem Reiterheros geweiht wurden, könnten diesen Ansatz bestärken. Hier treten die Stifter als Pferdeführer oder Reiter auf. Die Bilder deuten auf den sozialer Status der Dedikanten. Pythodoros (SPR 2, Taf. 27) wird wohl aus einer reicheren Schicht stammen, und Ähnliches kann auch bei der Darstellung des Pferdeführers (SPR 1, Taf. 27) angenommen werden. Trotzdem wird für ihre Weihungen das Kleinformat benutzt, um zugleich ihrer Religiosität und ihrem Verlangen nach Selbstrepräsentation Ausdruck zu verleihen.

Untersucht man die Weihreliefs an einen Reiterheros in Bezug auf die Frage nach der sozialen Stellung der Stifter, erweisen sie sich als nicht besonders hilfreich. Außer auf dem Relief der attischen Wäscher (R 6, Taf. 21) ist auf keinem anderen Stück eine Inschrift erhalten, die den Namen oder den Demos des Stifters nennt. Beim Relief der attischen Wäscher steht zwischen den beiden Bildabschnitten die Weihinschrift, die dreizehn Namen aufführt, einige mit und einige ohne Patronymikon. Unter diesen wird auch eine Frau genannt. Diejenigen Namen, die mit Patronymikon aufgeführt werden, müssen wohl Bürger gewesen sein, während diejenigen ohne Patronymikon wohl Sklaven waren, die wahrscheinlich von ihren Arbeitgebern in die Weihung miteinbezogen worden sind.

4. 4 Die Bedeutung der Reiterheroen in Attika. Zusammenfassende Bemerkungen Bei der Darstellung eines Heros als Reiter oder als Pferdeführer auf attischen Weihreliefs handelt es sich um einen Bildtypus, der in der ganzen griechischen Welt verbreitet ist. Ziel der Untersuchung war es insofern, Funktion und Bedeutung, die der Bildtypus für den Heroenglauben in Attika hat, herauszuarbeiten.

Mangels weiterer aussagekräftiger inschriftlicher, literarischer oder bildlicher Zeugnisse könnten die Stifter der Reiterheroenreliefs in einer wirtschaftlichen Mittelschicht lokalisiert werden, ohne zugleich ‘Abweichungen’ in ärmere oder reichere Schichten auszuschließen. Ob die handwerkliche Qualität der Weihreliefs allein dazu ausreicht, um Unterscheidungen, die den gesellschaftlichen Status der Stifter betreffen, auszumachen, muss für die Beurteilung der Weihungen als ein methodisch eher problematischer Schritt angesehen werden. Nach M. Edelmann «kann die mangelhafte Qualität auch als Ausdruck

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Die Bildzeugnisse lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen unterscheiden: 1. Darstellungen, in denen der Heroenkult im Vordergrund der Bildsprache steht, und 2. diejenigen, in denen die Eigenschaften und die Natur des Heros versinnbildlicht werden. In den Bildern der ersten Gruppe äußert sich der Heroenkult entweder durch die Darstellung einer Spendehandlung, die der Heros selbst, eine Heroine oder Adoranten vollziehen. Die Betrachtung der zweiten Gruppe zeigt, dass zu den charakteristischen Lebensbe-

Neumann, Probleme 69-75; B. Fehr, Gnomon 56, 1984, 339f.; Fabricius, Totenmahlreliefs 27. Güntner, Göttervereine 84. Neumann, Probleme 70.

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Edelmann, Menschen 180f. K. Stähler, Zur Bedeutung des Formats. EIKON 3 (1996) 104.

reichen, mit denen der sog. Heros Equitans verbunden wird, die Jagd und der Krieg gehören.

roen zu verschiedenen ‘Kategorien’ gehören konnten. Die fehlenden Inschriften und die nur schwerlich zu rekonstruierenden Aufstellungsorte erlauben es nicht, die Eigenart der jeweiligen Reiterheroen zu ermitteln.

Abgesehen von den Weihreliefs, können Reiterheroen auch auf Urkundenreliefs auftreten, wo sie dem Geehrten einen Kranz überreichen. Nicht alle Reiter oder Pferdeführer auf Urkundenreliefs sind jedoch Reiterheroen. Das Motiv wird entweder dazu benutzt, den Vertragspartner adäquat zu charakterisieren, z. B. die Thraker, die von den Athenern als Reitervolk aufgefasst wurden, oder um den Inhalt des Vertrags zu illustrieren, z. B. mit Thessalien.

Welche Aspekte jedoch wichtig für den Heroenglauben waren, verdeutlichen die Attribute, die dem Heros im Bild beigefügt wurden, um seine Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen. In diesem Sinn konkretisiert die Hinzufügung des Pferdes die Eigenschaften und den Lebensbereich des Heros. Dabei ist das Pferd nicht als chthonisches Symbol zu verstehen, das mit den Mächten der Unterwelt verbunden ist, sondern es erhält seine Bedeutung aus der täglichen Lebenswelt: a) Es charakterisiert den Heros als Krieger, worauf auch die Waffen hinweisen. b) Er wird als guter Jäger bezeichnet, indem er bei der Jagd oder von dieser zurückkehrend dargestellt ist. c) Der Charakter als Statussymbol, der dem Pferd zugesprochen werden kann, und seine Verbindung zum Adelsideal werden dem Heros zugeschrieben. Das Pferd dient folglich als Symbol, welches das Wesen und die Eigenschaften des Heros definiert, und zugleich zur Steigerung seiner Macht und Stärke eingesetzt wird, so dass sein Eingreifen effektiver ist.

Der schützend-helfende Charakter ist allgemein den griechischen Heroen eigen. Sie können aber auch Unheil herbeiführen, wenn sie kultisch vernachlässigt werden. Darum werden ihnen die ἐλαγίζκαηα und die αἱκαθνπξίαη dargebracht, um ein wohlwollendes Eingreifen für die Menschen zu sichern. Diese positiven Eigenschaften, die den Heroen zugeschrieben werden, sind auch in ihren Namen wiederzufinden. Sucht man jedoch bei den Weihreliefs an attische Reiterheroen nach Eigennamen, so zeigt sich, dass solche auf den Marmorweihungen nicht auftreten. Im Gegensatz zu außerattischen Reiterheroen, die Symmachos oder Aleximachos genannt werden, ist auf attischen Reiterheroenreliefs weder ein Eigenname noch ein Funktionstitel zu beobachten. Dieser Umstand muss allerdings nicht unbedingt darauf deuten, dass sie keinen Namen dieser beiden Arten hatten, sondern kann durch die Intimität, die zwischen dem Dedikanten und dem Heros herrschte, erklärt werden. Die schützenden, helfenden oder rettenden Eigenschaften, die man ihm zuschrieb, waren von Interesse und nicht der Eigenname. Die Namen waren demnach allen bekannt und mussten nicht wiederholt werden. Der Aufstellungsort der Weihreliefs konnte die Nennung des Namens des Heros oder des Gottes als überflüssig erscheinen lassen, wenn es speziell sein Heiligtum war.

Die Verbindung der Reiterheroen auf den Weihreliefs mit Bereichen wie Krieg, Jagd, sowie das Hinzufügen von Hunden, Dienern, Knappen, die eigentlich als Andeutung des sozialen Status des Heros zu verstehen wären, deuten darauf, dass in den Reiterheroenbildern positiv bewertete Lebensbereiche und Ideale, die in der bürgerlichen Lebenswelt von Bedeutung sind, in die heroische Sphäre projiziert werden. Die Vorbildfunktion, die die Reiterheroen einnehmen, wird demnach durch Bildzeichen hervorgehoben, die ihre Bedeutung aus ihrer Funktion in der Lebenswelt erhalten. Das Auftreten der Reiterheroenreliefs im 5. und 4. Jh. und ihre Konzentration auf Attika ergeben sich aus der Verbindung des Pferdes mit der attischen Reiterei und den damit verbundenen Idealen und verdeutlichen den Stellenwert des Pferdes in Attika.

Handelt es sich folglich bei den Reiterheroen um historische Personen, die nach ihrem Tod heroisiert wurden, wie es bei dem Makedonen Hephaistion der Fall ist, oder um mythische eponyme Heroen lokalen oder ‘städtischen’ Charakters? Die Untersuchung der Weihreliefs, auf denen Reiterheroen zu sehen sind, und durch inschriftliche oder bildliche Hinweise (gemeinsame Darstellung mit weiteren Gottheiten) mit einem bestimmten Heros verbunden werden können, zeigte, dass es sich um Heroen handelt, die aus dem Mythos kommen. Die ‘Herkunft’ kann jedoch nicht bei allen Reiterheroen bestimmt werden. Ein Reiterheros kann auch Schutzherr einer Berufsgruppe (Wäscher) gewesen sein, zu dessen Geltungsbereich ein bestimmter Demos gehörte. Ein eponymer Heros des gleichnamigen Demos war Kolonos, der als ἱππόηεο bezeichnet wurde. Es zeigt sich demnach, dass die Reiterhe-

Die Motive der Weihungen an einen Reiterheros können wie bei den übrigen Weihreliefs auch hier nur sehr allgemein gefasst werden. Im erhofften schützenden Effekt, in der Dankesbekundung, im Nachgehen der ‘kultischen Pflicht’ sind auch bei den Reiterheroenreliefs die hauptsächlichen Gründe der Aufstellung zu sehen. Das vereinzelte gemeinsame Auftreten eines Reiterheros mit Fruchtbarkeitsgottheiten oder mit Asklepios weist zumindest in die Richtung, dass durch die Weihung die positiven schützenden Eigenschaften eines Reiterheros beansprucht werden sollen. Sicher kann hingegen gesagt werden, dass zu den Motiven der Weihungen an einen Reiterheros nicht die Dokumentierung des sozialen Aufstiegs zu zählen ist, wie etwa 83

bei der Weihung des Anthemion, da sonst das Pferd zusammen mit dem Stifter dargestellt gewesen wäre. Dies ist der Fall bei zwei Reliefs (SPR 1, SPR 2, Taf. 27) von der Akropolis und aus Eleusis. Wie sich bei den Reiterheroenreliefs Selbstrepräsentation und Religiosität ergänzen, so werden auch bei diesen Weihungen beide Aspekte berücksichtigt. Die Betonung liegt hier jedoch stärker auf der Selbstdarstellung der Stifter.

werden, dass auch Mitglieder einer wirtschaftlich wohlhabenderen Schicht ‘einfache’ Weihreliefs stiften konnten. Es kann letztlich gesagt werden, dass der Hinweis auf die wirtschaftliche Lage des Stifters nicht zu den Hauptanliegen der Dedikanten gehörte. Seine religiöse und kultische Stellung stehen im Vordergrund der Bildsprache.

Durch die Darstellung der Familie in einem Opferzug wird die Religiosität der Familie und zugleich das Ideal der Familie selbst zum Ausdruck gebracht. Vier Zeugnisse können diese These belegen. Andererseits scheint die Annahme von Fabricius für die Heroenmahldarstellungen, dass man in den Paardarstellungen der Heroen bürgerliche Eheideale verwirklicht sah, für die Reiterheroenreliefs nicht zuzutreffen. Eine Paardarstellung ist nur auf zwei Reliefs zu sehen. Erklären lässt sich dieser Umstand dadurch, dass bei den Reiterheroenbildern die schützenden und helfenden Eigenschaften von größerer Bedeutung waren, die man dem Heros zuschrieb, und durch die das Eingreifen des Heros als wirksamer erhofft wurde, als die Veranschaulichung des ehelichen Ideals. Die Anzahl der Weihungen an verschiedene Heroen, für die der Bildtypus des Reiters oder Pferdeführers gebraucht wird, weist darauf hin, dass der Typus in Attika gängig war und eine Rolle im Heroenglauben spielte. Die Darstellungen des Heros als Reiter deuten auf seine schon zu Lebzeiten existierende Beziehung zu den Pferden. Das Pferd war demnach von Bedeutung für das Tun des Heros während des Verlaufs seines Lebens und wurde ihm folglich auch als solches im Bild beigestellt. Man fasste den Heros als jugendlichen Helden auf, der sich als Jäger und Krieger bewährt hatte und diese seine schützendhelfenden Eigenschaften für seine Verehrer einsetzen sollte. Die Frage nach der sozialen Stellung der Dedikanten der Weihreliefs kann letztlich mangels inschriftlicher Belege nicht wirklich zufriedenstellend beantwortet werden. Wie bei den übrigen Weihreliefs müssen auch hier die meisten Stifter in der wirtschaftlichen Mittelklasse lokalisiert werden, wie z. B. das Weihrelief der attischen Wäscher zeigt, unter denen wahrscheinlich auch Sklaven miteinbezogen waren. Andererseits ist das Kleinformat der Weihreliefs nicht unbedingt mit der sozialen Stellung der Stifter in Zusammenhang zu bringen, wenn man die Weihreliefs als Ausdruck der religiösen Frömmigkeit der Stifter ansieht. Die marmornen Weihreliefs, die sicherlich den einfachen Gabencharakter der Ton- oder Holzpinakes übertreffen, können auch von Angehörigen reicherer Schichten gestiftet werden, wie z. B. die Reliefs SPR 1 und SPR 2 (Taf. 27), die den Stifter mit seinem Pferd darstellen. Auch wenn diese beiden Beispiele nicht als Beleg dafür ausreichen, um die Stifter der Reiterheroenreliefs zu bestimmen, können sie jedoch dafür angeführt 84

zeigen, dass Athen zumindest im ausgehenden sechsten Jahrhundert über eine militärische Reiterei verfügte.

5. Zusammenfassung

Die gesellschaftliche Stellung der Hippeis innerhalb Athens lässt sich auf zwei Ebenen der Beurteilung fassen: a) In ihrem sozial-konstitutionellen Bedeutungsgefüge, das konstante Elemente in der Wahrnehmung der Hippeis seitens vieler Athener aufweist. Der Besitz eines Pferdes deutet auf die Zugehörigkeit zu einer vermögenden Schicht, woraus sich die Verbindungen der Reiter zur Aristokratie und zu einer luxuriösen Lebensart ergeben. Das Konnotationsgefüge Reichtum, Macht, Jugendlichkeit, aber auch Arroganz gehörten folglich zur grundsätzlichen Bedeutung der Hippeis.

Ziel dieser Untersuchung ist es, die verschiedenen Funktionen der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grab- und Weihreliefs herauszuarbeiten und ihre Bedeutung innerhalb Attikas unter Berücksichtigung der religiösen, politischen und sozialgeschichtlichen Verhältnisse zu erfassen. Die verschiedenen Fragestellungen ergeben sich dabei aus den konkreten Funktionszusammenhängen der Bildzeugnisse, den Nekropolen, der Agora und den poliadischen und lokalen attischen Heiligtümern. Daher werden die Reliefdenkmäler in drei verschiedene Gruppen unterteilt: 1) Grabreliefs der Staats- und Privatgrabmäler, 2) Monumente, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen errichtet wurden, und 3) Weihreliefs an Reiterheroen. Entsprechend werden die Reiter- und Pferdeführerdarstellungen auf folgende Fragen hin untersucht: Auf welche Vorstellungen beruhen sie? Inwiefern tragen sie zur Signifikanz der Aufstellungsorte bei? Mit welchen gesellschaftlichen Gruppen sind die Zeugnisse zu verbinden? Wie verhält es sich mit der Rezeption der Bilder? Das sich daraus ergebende Bild erlaubt es schließlich, Aussagen über die Bedeutung der ‘Pferdebilder’ für die Gesellschaft Athens und Attikas in klassischer Zeit zu machen.

b) Die Wertung der Hippeis, d. h. die spezifischen Urteile über die Hippeis, die aus dem Handeln und der Position der Hippeis in verschiedenen Situationen des politischen Lebens Athens resultierten. Diese politisch motivierten Bewertungen schwanken zwischen positiven und negativen Urteilen, die die Stellung der Hippeis innerhalb der attischen Gesellschaft dokumentieren und vom Handeln der Reiter in konkreten Situationen abhängig waren. Vor diesem Hintergrund werden die Grabmonumente der Hippeis untersucht, die abgesehen von den Staatsgrabmälern die Selbsteinschätzung der Hippeis dokumentieren. Ihre Fundorte zeigen, dass sie sich dort finden, wo auch die übrigen attischen Grabmonumente erscheinen: in den Nekropolen vor dem Asty Athens, entlang der aus Athen herauslaufenden Straßen und in den Friedhöfen des Binnenlandes und der attischen Küste.

Der Diskussion der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen werden drei einführende Abschnitte vorangestellt, die den historischen und theoretischen Rahmen für die Interpretation der Grabreliefs und der Siegesmonumente bieten. Dieser Hintergrund wird für die Deutung der Weihreliefs an Reiterheroen nicht herangezogen, da die Reiterheroenreliefs einem anderen Vorstellungsbereich entstammen, der die Anwendung differenzierender Erklärungsmuster bedingt.

Diese öffentliche Aufstellung der ‘Reitergrabmonumente’ zeigt - wie bei den übrigen attischen Grabmälern - ihre gesellschaftliche Funktion auf, die in der religiösen und sozial-juristischen Bestimmung besteht. Bei den Bildern der Grabreliefs handelt es sich allgemein um die Darstellung werthafter sozialer Rollen und Ideale, während die von den Bildern evozierte Stimmung auf die anthropologische Dimension des Todes weist. Die Behandlung der Problematik liefert letztlich die theoretische Grundlage, auf der die ‘Pferdebilder’ zu interpretieren sind.

Die Betrachtung der sozialgeschichtlichen Verhältnisse in klassischer Zeit führen zu dem Schluss, dass unter den Hippeis diejenige Gruppe zu verstehen ist, deren Mitglieder wirtschaftlich potent genug waren sich ein Pferd zu halten und in Kriegszeiten in der Kavallerie dienten. Das Eintreten in die Gruppe der Hippeis war nicht von einer festen Einkommens- oder Vermögensgrenze zensitär bedingt. Entsprechend beziehen sich die antiken Quellen nicht auf die solonischen Schatzungsklassen, sondern auf die Kavallerie, deren Dienst für die Stadt, in Verbindung mit ihrem aristokratischen Auftreten, als kritikwürdig oder ehrenwert und somit als erwähnenswert empfunden wird, während die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht dafür nicht ausschlaggebend ist. Ferner zeigt sich, dass nicht alle Hippotrophoi auch in der Kavallerie dienten.

Im Rahmen der Frage nach der Eigenart der Grabmonumente mit Reiter- und Pferdeführerdarstellungen wird in einem weiteren methodischen Schritt die Problematik des Ausbleibens und Wiedereinsetzens der attischen Grabmonumente behandelt. Während einerseits das Ausbleiben der attischen Grabdenkmäler als Phänomen bewusster sozialer Kontrolle interpretiert werden kann, das auf ‘group-oriented social structures’ zurückzuführen ist, existiert andererseits das bei Cicero überlieferte Grabluxusgesetz, das für den Prozess dieser ‘Wandlungen’ ausschlaggebend gewesen sein kann. Ein endgültiges Ergebnis kann auch im Rahmen dieser Arbeit nicht vorgelegt werden, da keine neuen Quellen vorliegen. Die Betonung

Es ist nicht klar zu ermitteln, ab wann Athen eine Kavallerie besaß, doch scheint es aufgrund einiger Vasendarstellungen, die wahrscheinlich die Dokimasie der Reiter 85

der wirtschaftlichen und religiösen Motive (sozialpolitische und religiös-psychologische Ebene) im literarisch überlieferten Grabluxusgesetz erschweren es aber, solch ein Gesetz ohne weiteres beiseite zu tun.

die Zugehörigkeit zu einer begüterten Schicht, die zu Pferd kämpfte. Einerseits überschreitet die Darstellung mit Pferd die Grenzen des demokratischen Egalitätsprinzips, da es sich um ein statusspezifisches Charakteristikum handelt, andererseits zeigt die Bindung der Reiter an die Stadt und ihre Ideale, dass der Egalitätsbegriff ausgedehnt werden konnte und die Darstellung mit Pferd noch immer im Rahmen des Egalitätsprinzips blieb. Die Einstellung der Athener zu Reichtum zeigt, dass man zwar sein luxuriöses Leben führen konnte, gleichzeitig aber auch ‘mittlerer’ Bürger zu sein hatte. Daher ist im Reiterbild nicht von vornherein ein sozial-distinktives Bildzeichen zu sehen, da es auch auf kleineren Grabstelen und Grabgefäßen auftritt. Von Bedeutung ist, dass die Darstellung mit Pferd von der athenischen Gesellschaft akzeptiert wurde. Der persönlichen Repräsentation diente eher die Monumentalisierung der architektonischen Form der Grabmonumente.

Das Wiedereinsetzen der attischen Grabmonumente deutet auf eine Abkehr vom strengen Ideal der frühen Demokratie (gegen Ende des 5. Jhs.), die ihren Ausdruck auch in der Grabkunst fand. Politische Egalität und die Einstellung zu Status und Repräsentation unterliegen einem Wandel. Das Bindeglied zwischen ärmeren und reicheren Bürgern liefert das vom athenischen Staat formulierte Bürger-Ideal. Das Symbolsystem der athenischen Staatsgrabmäler, das zur Bildung eines gemeinschaftlichen Ideals beiträgt, wird von den Privatgrabmälern übernommen und von allen Schichten der athenischen Gesellschaft angewendet. Auf den attischen Staatsgrabmälern wird das Motiv des Reiterkampfs auf die Gesamtheit der Gefallenen bezogen. Ein aristokratisches Symbol wird konkret auf die Polis und ihre Gefallenen angewandt, folglich zum ‘politischen’ Bildzeichen. Es ist somit repräsentativ für die Polis, die gewissermaßen ihre Größe durch die Reiterei konstituiert, genau wie dies der Fall bei den Reitern des Parthenonfrieses ist.

Die Kritik, die in den literarischen Quellen gegenüber den Hippeis zum Ausdruck kommt, ist jedenfalls in den Denkmälern nicht wiederzufinden, denn die Bilder der Grabmonumente dienen natürlich dazu, den Stolz der Hippeis über sich selbst zum Ausdruck zu bringen. Dass sie dies als Verfechter des attischen Bürgerkollektivs taten, trug entschieden zu ihrer Akzeptanz bei, obwohl ihre Stellung bei der oligarchischen Machtergreifung im Jahr 411 dagegen spricht.

Die enge Beziehung, die zwischen Staats- und Privatgrabmälern existiert, ist bei der Übernahme des Reiterkampfmotivs klar ersichtlich. Im Gegensatz jedoch zu den Staatsgrabmälern handelt es sich bei den Kriegerbildern auf privaten Grabmonumenten nicht unbedingt um Gefallene, die ihren Tod auf dem Schlachtfeld fanden. Während einige Grabmäler zu Kenotaphen gefallener Soldaten im Krieg gehörten, ist dies jedoch nicht die Regel. Die Soldatenbilder können somit vielmehr als allgemeiner Hinweis auf sämtliche militärische Dienste angesehen werden.

Die Mehrheit der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Grabreliefs stellen jedoch nicht die Reiterkampfszenen, sondern die Familienbilder. Die verschiedenen darin auftretenden Figurentypen veranschaulichen die gesellschaftlichen Rollen der Familienangehörigen, die dem attischen Bürger-Ideal entsprechen. In seiner öffentlichen Rolle wird auch der Reiter gezeigt. Der Hinweis des Reiters auf seinen Dienst in der Kavallerie steht hier ebenfalls im Vordergrund der Bildersprache. Der Tatbestand, dass die meisten Familienszenen auf Marmorlekythen auftreten, die als sozial unspezifisch anzusehen sind, führen zu dem Schluss, dass auch die ‘Pferdebilder’ auf den Lekythen nicht unbedingt sozial-distinktiv zu verstehen sind. Durch die Darstellung mit Pferd wurde primär der Stolz zum Ausdruck gebracht, in der Reiterei gedient und somit dem Bürger-Ideal entsprochen zu haben. Der Hinweis auf die wirtschaftliche Situation der Familie, die sicherlich durch das Hinzufügen des Pferdes erkenntlich war, bildet nicht die primäre Intention des Bildes. Darauf deuten vielmehr die Darstellungen der Diener auf den Grabreliefs.

Die Darstellung mit Pferd deutet auf den konkreten Dienst in der Kavallerie. Während alle als Reiter dargestellten athenischen Bürger wenigstens einmal in ihrem Leben in der Kavallerie gedient haben müssen, fällt die Darstellung des reitenden Metoiken Menes aus dem Rahmen. Auch bei Menes kann angenommen werden, dass er in der Kavallerie gedient haben muss, obwohl er als Metoike anzusehen ist, denen der Reiterdienst verwehrt wurde. Die Bedeutung, die den Reiterkampfbildern der privaten Grabmäler im Spannungsfeld zwischen politischer Egalität und Selbstdarstellung beizumessen ist, zeigt im Vergleich zu den Staatsgrabmälern ein differenziertes Bild. Zur primären Intention der Bilder gehört es zu zeigen, dass der dargestellte Reiter bereit war, für seine Stadt zu kämpfen. Für die Erfüllung dieser Pflicht setzte er sein Pferd ein. Zugleich deutet die Darstellung mit Pferd auf

Aus den Grabmonumenten sind letztlich keine Aussagen über die militärische Stellung der Kavallerie in Athen zu erwarten, im dem Sinne, dass Höhepunkt und Verfall der Reiterei auf diesen nicht zu erkennen sind. Die Zahl der ‘Pferdebilder’ auf attischen Grabreliefs, die weitgehend bis zum Ende des 4. Jhs. konstant bleibt, weist vielmehr 86

darauf, dass man noch immer stolz darauf war, in der Kavallerie zu dienen. Die Einstellung gegenüber den attischen Hippeis mag zwar während des 5. und 4. Jhs. schwanken, grundsätzlich sind jedoch negative Einstellungen auf den Denkmälern der Reiter nicht zu erkennen.

der Selbstrepräsentation stärker betont wird. Durch den Sieg verschaffte man sich Prestige und öffentliche Anerkennung in Anbetracht des gesellschaftlichen Stellenwerts, den der Pferdesport in Athen hatte. Die Errichtung eines Siegesmonuments trug entschieden dazu bei.

Die zweite Gruppe der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen ist auf attischen Weih- und Urkundenreliefs zu sehen, die in drei Kategorien aufzuteilen ist: 1) Diejenigen auf Monumenten, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen errichtet wurden. 2) Weihungen an Heroen und Götter, für die der konventionelle Begriff der Reiterheroenreliefs benutzt wird. 3) Urkundenreliefs.

Wie verhält es sich jedoch mit der Rezeption der Siegesmonumente? Zunächst ist festzuhalten, dass der Pferdesport einer reichen Oberschicht vorbehalten war. Die Popularität des Pferdesports war entscheidend dafür, dass die durch die Siegesmonumente manifestierte Selbstrepräsentation der Pferdebesitzer akzeptiert und anerkannt wurde. Obwohl die Siegesmonumente eine Verbindung zu den aristokratischen Idealen herstellten, konnten sie auch Integration in die kollektiven Wertvorstellungen Athens demonstrieren. Man veranschaulichte einerseits seine wirtschaftliche Potenz, respektive die Zugehörigkeit zu einer vermögenden Schicht; andererseits tat man dies jedoch im Rahmen der religiösen Feste, die dem Sieger das Recht und zugleich die Ehre gaben, ein Siegesmonument aufzustellen. Der Pferdesport, der von jeher zur Lebensart der Aristokraten gehörte, wurde in dem Sinne demokratisiert, dass das durch die Siegesmonumente veranschaulichte Standesbewusstsein der Stifter im Rahmen der kollektiven demokratischen Strukturen geäußert wurde. Letztlich wird die Größe des Staates dokumentiert, der es den Siegern ermöglicht, ein Siegesmonument zu errichten.

Die Siegesmonumente für hippische Agone können auf drei Disziplinen zurückgeführt werden: 1) Weihungen anlässlich von kollektiven Siegen bei der Anthippasia. Die meisten von ihnen wurden im NW Bereich der Agora gefunden und gehen auf Weihungen von Phylen und Phylarchen zurück. 2) Weihungen anlässlich von Siegen beim eigentlichen Pferderennen, von denen die Mehrzahl auf der Akropolis gestanden haben dürfte. Bei diesen Monumenten handelt es sich um Einzelsiege. 3) Auf einen Sieg im Stutenrennen in Olympia könnte ein Monument zurückgeführt werden, das in Athen aufgestellt wurde. Auf einer ersten Ebene werden die Monumente daraufhin befragt, ob der Aspekt der Weihung auch bei denjenigen Reliefs vorhanden ist, die nicht in einem Heiligtum aufgestellt wurden. Die Behandlung der ‘Anthippasiamonumente’, die zum größten Teil in der NW Ecke der Agora aufgestellt wurden, führen zum Schluss, dass auch sie den Charakter eines Weihgeschenks hatten. Die Austragung der Anthippasia bei den Olympieia und den Panathenäen, bei der nur diejenigen Reiter in Phylen geordnet teilnehmen durften, die in der Kavallerie dienten, sowie die Funktion des Aufstellungsplatzes, der bei den Festen einen topographischen Anhaltspunkt für den agonistischen Dromos bietet, können dafür sprechen, dass Siegesmonumente auch im politischöffentlichen Rahmen aufgestellt werden können, ohne ihren religiösen Bezug zu verlieren. Der Vergleich mit den Tripodenweihungen siegreicher Choregen auf der Tripodenstraße deutet in dieselbe Richtung. Die ‘Anthippasiamonumente’ können somit als Weihungen an Zeus und Athena angesehen werden. Durch die Bilddarstellung oder die Inschrift wird der Agon und folglich der Bezug zur Gottheit hergestellt.

Die Aufstellung der ‘Anthippasiamonumente’ auf dem zentralen Platz der Stadt, der Agora, zeugt von der Bedeutung, die den Hippeis als repräsentative Gruppe in Athen beigemessen wurde. Sie drücken den Stolz der Reiter über sich selbst und zugleich den Stolz des athenischen Staates gegenüber ihnen aus. Die Selbstrepräsentation der siegreichen Phylen und Phylarchen gehört ebenfalls zur Intention dieser Denkmäler. Eine unterschiedliche Funktion ist in den Reiter- und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Weih- und Urkundenreliefs zu erkennen. Auf den Urkundenreliefs sind die meisten ‘Pferdebilder’ als Parasemata zu deuten. Sie sollen symbolhaft den Vertragspartner charakterisieren oder auch den Inhalt der Urkunde versinnbildlichen. Abgesehen davon, können auch Reiterheroen auf den Urkundenreliefs auftreten. Bei der Darstellung eines Reiters oder eines Pferdeführers auf den Weihreliefs handelt es sich um einen charakteristischen Bildtypus, der für Heroen oder auch Götter benutzt werden kann, und der abgesehen von Attika im ganzen griechischen Raum auftritt.

In einem zweiten Schritt stellt sich die Frage, ob die Selbstdarstellung des Siegers oder der Votiv-Charakter der Siegesmonumente im Vordergrund steht. Bei den Monumenten, die nach einem Sieg bei einem Pferderennen, beim Stutenrennen oder beim Apobatenrennen errichtet wurden, stellt sich heraus, dass obwohl der ex-voto Charakter der Monumente klar erkennbar ist, der Aspekt

Ziel der Untersuchung der Reiterheroenreliefs ist es, ihre Bedeutung für die Weihepraxis und ihre Rolle für den Heroenglauben in Attika zu ermitteln. Die Betrachtung der Ikonographie der Reiterheroen zeigt, dass die Jagd 87

und der Krieg zu ihren charakteristischen Lebensbereichen gehören. Ein weiterer Aspekt, der die Ikonographie des Reiterheros bestimmt, ist der seiner kultischen Verehrung.

gesellschaftliche Ideale demonstriert, wie die Darstellung der Familien und Adoranten verdeutlichen. Der Hinweis auf die soziale Stellung der Stifter gehört nicht zu den Hauptmotiven der Reliefdarstellungen. Diese kann allgemein nur schwer aus den Weihreliefs erschlossen werden. Die Annahme, dass die Stifter einer sozialen Mittelschicht entstammen, kann nicht auf alle Reliefs übertragen werden. Die Darstellung eines Stifters, der sich im Relief mit seinem Pferd darstellen lässt (SPR 1, Taf. 27), kann als Beleg dafür herangezogen werden, dass auch Angehörige einer vermögenden Schicht Weihreliefs aufstellen konnten. Das Format muss nicht von vornherein auf soziale Zugehörigkeit weisen, sondern kann auch im Rahmen einer gewöhnlichen Weihepraxis gesehen werden, die vielmehr auf religiösen Vorstellungen beruht.

Die Frage nach der Benennung der Heroen zeigt, dass Namen in der Regel nicht auftreten. Der Vergleich mit attischen Heroen und weiteren außerattischen Reiterheroen, die anstelle von Eigennamen Funktionstitel haben, führt zu dem Schluss, dass sich das Fehlen ihrer Namen aus der Bedeutung, die ihre schützenden und helfenden Eigenschaften für die Stifter hatten, ergibt, da diese für die Adoranten von Belang waren. Die Aufstellung in einem bestimmten Heiligtum machte zudem die Nennung des Namens überflüssig. Aus der Behandlung der Frage, ob in den Reiterheroen heroisierte historische Personen oder mythische Heroen lokalen oder ‘städtischen’ Charakters zu erkennen sind), wird deutlich, dass die Reiterheroen aus dem Mythos stammen. Sie können etwa eponyme Heroen (z. B. Ἥξσο ἱππόηεο Κνισλόο) oder / und Schutzgottheiten einer Berufsgruppe (Schutzheros der attischen Wäscher) sein.

Insgesamt kann für die Bewertung der Reiterheroenreliefs festgehalten werden, dass die Darstellung des Heros mit Pferd zu den gängigen Vorstellungen der Heroen in Attika gehörte. Die Aufstellung der Reliefs in den verschiedenen Heiligtümern zeugt von der Bekanntheit und Beliebtheit dieser Vorstellung. Die Bildzeugnisse beleuchten einen weiteren Aspekt des Heroenglaubens in Attika, der, da er nicht auf eine Staatsreligion zurückgeht, sondern Ausdruck persönlicher religiöser Anschauungen ist, diese Vielschichtigkeit aufweist.

Die Aspekte, die für den Reiterheros von Bedeutung waren, verdeutlichen die ihm im Bild beigefügten Attribute. Das symbolhafte Hinzufügen des Pferdes weitet in diesem Zusammenhang den Lebensbereich des Heros aus und präzisiert ihn zugleich. Die Bedeutung, die das Pferd aus seinen Funktionen in der täglichen Lebenswelt erlangt, werden auf das Wesen des Heros übertragen. Das Pferd, das von Bedeutung im Leben des Heros war, soll sein hilfreiches und schützendes Eingreifen für den Menschen effektiver machen. Die Bedeutung des Reitens im Rahmen des aristokratischen Ideals, seine Funktion im Krieg und bei der Jagd werden dem Heros zugeschrieben. Die Beziehung des Heros zu seinen Waffen, Dienern und Hunden deutet darauf, dass in die Reiterheroenbilder Werte und Ideale projiziert werden, die in der Lebenswelt von Bedeutung sind.

Abschließend erlaubt die Untersuchung, in den Reiterund Pferdeführerdarstellungen ein eigentümliches Bildthema zu erkennen, das in den drei zentralen Versammlungsplätzen der Polis vertreten ist. Als Bilder auf Monumenten, die als öffentliche Medien eine wichtige Rolle bei der Signifikanz der Aufstellungsorte spielten, veranschaulichen sie gruppenspezifische Wertvorstellungen, die im Rahmen der demokratischen Leitvorstellungen auf den Grab- und Siegesmonumenten durchaus ambivalent sind. Einerseits demonstrieren sie die Einbindung der Reiter in den ‘bürgerlichen’ Wertekanon. Andererseits heben sie sich durch die Darstellung mit Pferd von diesem ab und bringen ihr Standesbewusstsein zum Ausdruck. Auf den Weihreliefs an Reiterheroen hingegen bestimmt die religiöse Funktion der Monumente ihre Bedeutung. Das Auftreten des Pferdes in diesen unterschiedlichen Funktionszusammenhängen veranschaulicht die Bedeutung, die man dem Pferd beimaß.

Im Vergleich zu den übrigen Teilen Griechenlands, in denen die klassischen Reiterheroenreliefs seltener auftreten, ist in Athen eine Konzentration solcher Heroenbilder auszumachen, die den enormen Stellenwert, den das Pferd in Attika hatte, veranschaulicht. Die konkreten Motive der Stifter bei den Weihungen an die Reiterheroen reihen sich in die allgemeine Weihepraxis der übrigen Weihreliefs ein. Ihr Funktionsbereich weist darauf hin, dass der erhoffte oder schon eingetretene schützende Effekt des Heros ausschlaggebend für die Weihungen ist. In den Reliefweihungen an die Reiterheroen sind folglich religiöse Verhaltensmuster zu erkennen, die der Frömmigkeit der Stifter Ausdruck verleihen. Zugleich werden 88

wicklung festzustellen.843 Die Bereiche Militär-Krieg, Sport und Reitausbildung, die auf den klassischen Vasenbildern vertreten sind, zeigen einen chronologischen Verlauf auf, der mit der sozialgeschichtlichen Entwicklung der athenischen Polis zusammenläuft.

Exkurs I Die demokratische Polis als kollektive Aristokratie. Pferdebilder auf klassischen Vasen Die Betrachtung der Bildwerke, in denen die Hippeis und ihre gesellschaftlichen Ideale thematisiert werden, legen im Rahmen der politischen Spannungen zwischen der Mentalität der aristokratischen Elite und dem Egalitätsprinzip der Demokratie den Gedanken nahe, dass aristokratische Ideale in Zeiten von besonders starker Egalität besonders auf öffentlichen Monumenten zum Thema gemacht wurden, während in Zeiten, in denen sich die Einstellung zu Status und Repräsentation zu verändern scheint, privater Pferdebesitz wieder in den Vordergrund gestellt wurde.

Die Vasendarstellungen der Reiter (alleine oder in Begleitung) in militärischem Zusammenhang sind von der Spätarchaik bis 475 konstant vertreten.844 Ab 470 ist im Zuge der abnehmenden Darstellung der Kriegsthematik ein Abnehmen der Reiterkampfbilder festzustellen,845 das nach Ellinghaus846 unter anderem mit dem Bedeutungswandel, dem sich die Reiter im Zuge der sich veränderten Gemeinschaftsstrukturen unterziehen mussten, zu erklären ist. Die nunmehr als Leichtbewaffnete dargestellten Reiter847 hatten im Sinne dieser Gemeinschaft ihre Aufgaben zu erfüllen. Von 450 bis 420 treten Reiter im militärischen Zusammenhang wieder verstärkt auf.848 Beispielsweise kommen auf den Vasen in den fünfziger Jahren des 5. Jhs. wieder Paradeszenen junger bartloser Männer auf, die nach G. Fischer849 mit der Institutionalisierung der attischen Reiterei in dieser Zeit in Verbindung zu bringen sind. In den militärischen Bereich weisen weiter die in die Zeit von 420 bis 390 zu datierenden Darstellungen von Reitern am Grab850 und von Reitern im Kampf gegen Hopliten.851 Schließlich nehmen die Vasendarstellungen von Kavalleristen im 4. Jh. stark ab und erscheinen nur

Das Auftreten der Reiter auf dem Parthenonfries,840 die Anwendung des Reiterkampfmotivs auf den Bildern der Staatsgrabmäler für die Gesamtheit der Gefallenen, zeigen jedenfalls auf, dass die zunächst einmal mit den gesellschaftlichen Idealen einer aristokratischen Gruppe von Athenern in Verbindung stehenden Reiterbilder auf das gesamte athenische Bürgerkollektiv übertragen werden und Geltung besitzen sollen. Der ritterliche Arete-Kanon wird vom Staat zum allgemeingültigen Ideal gemacht. Ob also aristokratische Ideale vielleicht nicht mehr für den einzelnen Bürger maßgebend sein mussten, wie sich ja sehr deutlich in der bei Aristophanes841 geschilderten negativen Einstellung des Strepsiades zu der Lebensweise und den Idealen der Hippeis zeigt, wohl aber für den ganzen Staat, ist eine Annahme, der nachzugehen ist. Betrachtet man die Themen der klassischen Vasendarstellungen mit Pferdebildern842 ist eine entsprechende Ent840 841 842

s. dazu zuletzt Schäfer, Hippeis 209-214. Ar. Nub. 69ff. Die Pferdedarstellungen auf klassischen Vasen wurden von der bisherigen Forschung nur punktuell und in speziellen Teilaspekten behandelt. Martin, Cavaliers passim zog in seiner Betrachtung der athenischen Hippeis die Vasendarstellungen hinzu, um die Entwicklung, die Organisation und die Funktion der Hippeis bildlich zu belegen. Der selben Betrachtungsweise folgte auch Helbig, Hippeis passim. Eine erste nach Motiven und Themen geordnete Liste von Wagen-und Reiterdarstellungen auf schwarz- und rotfigurigen Vasen stellte T. B. L. Webster, Potter and Patron in Classical Athens (1972) 179ff. zusammen, in der jedoch interpretatorische Ansätze nicht weiter verfolgt werden. Maul, Reiterdarstellungen passim untersuchte in ihrer Arbeit die Reiterbilder in agonistischem Zusammenhang und betrachtete ihren Verlauf von mykenischer Zeit bis in die ausgehende Klassik. Die Disziplinen und Zusammenhänge der agonistischen Pferdedarstellungen werden auf ihre stilistische und motivische Entwicklung hin sehr detailliert untersucht, aber nicht in einen weiteren Kontext gestellt, um ihre gesellschaftliche Funktion konkreter zu bestimmen. Lissarague, Guerrier 191ff. zog die Vasenbilder, die Reiter als Thraker oder Perser zeigen, heran, um die Bedeutung der Andersartigkeit in Athen zu erfassen. In der Dissertation von Joy Barrie, The Horse on Attic Pottery from the 9th to 4th Century B. C. (Diss. Ottawa 1995) sind die Pferdedarstellungen zwar nach Themen geordnet, werden aber hauptsächlich nach typologischen und stilisti-

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schen Gesichtspunkten untersucht. Ellinghaus, Leitbilder passim stellte im Rahmen ihrer Arbeit die auf Vasen auftretenden Kampfdarstellungen mit Reitern in ihren sozialgeschichtlichen Kontext, beschränkte sich aber auf die archaische und frühklassische Zeit. Zur Ikonographie der Reiterdarstellungen auf archaischen Vasen s. die Darstellung bei Schäfer, Hippeis 51-75. Eine umfassende sozialgeschichtliche Untersuchung der klassischen Vasen mit Reiterdarstellungen steht bisher noch immer aus. Die hier vorgenommene Auswertung der klassischen Vasenbilder mit Pferdedarstellungen basiert auf der Liste von Spence, Cavalry Appendix I 231-260, die die erste entsprechende Zusammenstellung von T. B. L. Webster, Potter and Patron in Classical Athens (1972) 179ff. ergänzen soll. Auch wenn die Liste sicher noch immer unvollständig ist, zeigen die insgesamt 203 von Spence aufgenommenen Vasenbilder Konstanten auf, die als Basis für eine dienliche Auswertung herangezogen werden können. Ein kurze Skizzierung der Entwicklung der klassischen Vasendarstellungen mit Pferdebildern leistete zuletzt Schäfer, Hippeis 179-181. s. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 3, 4, 5, 8, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29. Ellinghaus, Leitbilder 155ff. 197ff.; Spence, Cavalry Appendix I Nr. 33, 35, 39. Ellinghaus, Leitbilder 250. 276. Ellinghaus, Leitbilder 274f. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 48, 49, 51, 52, 53, 58, 80, 81, 92, 101, 104, 106, 107, 114, 120, 122, 123, 130, 131, 132, 133. G. Fischer in: R. von den Hoff – S. Schmitt (Hrsg.), Konstruktionen von Wirklichkeit. Bilder im Griechenland des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (2001) 193 mit Anm. 34. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 50, 54, 110, 141, 142, 143, 144, 155, 156. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 136, 145, 146, 147, 148.

vereinzelt als Teil eines Hoplitenkampfes852 oder im Kreis ihrer Familie auf.853

Häufigkeit des 5. Jhs. auf den Vasenbildern des 4. thematisiert.

Neben den militärischen Tätigkeiten treten in der rotfigurigen Vasenmalerei Darstellungen hippischer Disziplinen aus dem sportlichen Bereich auf.854 Wie schon Maul-Mandelartz feststellte855, werden die Darstellungen von Pferderennen und weiteren hippischen Agonen seit der Wende des 6. zum 5. Jh. immer seltener. Nach einem Anstieg der Pferdewettkampfdarstellungen in der Zeit von 450 bis 420856 nehmen sie bis zur Spätklassik konstant immer mehr ab.857

Für die Pferdebilder auf klassischen Vasen kann demzufolge festgehalten werden, dass die Auswahl der Themen mit Reiterdarstellungen der Einstellung zum demokratischen Egalitätsanspruch und zu den allgemeingültigen Verhaltensidealen der athenischen Polis unterliegt. Im Gegensatz dazu lassen die Themen der Grabreliefs kein solches Wechselspiel erkennen. Sie treten konstant vom 5. bis zum Ende des 4. Jhs. auf. Auf den Vasen wird die Heranziehung des Pferdes im Rahmen des militärischen Einsatzes für die Polis, seine Hervorhebung in sportlichen Disziplinen während der Götterfeste der Stadt und die Ausbildung zum guten Reiter in Zeiten thematisiert, in denen die Gemeinschaftsstrukturen Athens das egalitäre Funktionieren der Demokratie widerspiegeln. Im Gegensatz dazu erscheinen die Reiter auf den Vasendarstellungen in Zeiten, in denen privater Reichtum und Luxus gelebt werden können, nicht mehr für die Belange der Polis eintretend auf. Wenn aber der Staat GemeinschaftFreiheit-Identität propagieren möchte, wird das Reiterbild immer wieder paradigmatisch auf öffentlichen Monumenten gebraucht, wie an dem Gemälde des Reitgefechts der athenischen Reiterei in der Stoa des Zeus Eleutherios klar ersichtlich wird. Durch das Reiterbild wird dem Gefecht Größe, dem Sieg und dem eigenen Staat mehr Glanz verliehen. Die aristokratischen Ideale der aus einer Glücks, bzw. Wunschwelt865 stammenden Reiter werden vom demokratischen Staat durch die Bilddarstellung auf sich und die Gemeinschaft übertragen, so dass der Gedanke des demokratischen Staats als kollektive Aristokratie im Sinn eines übergreifenden Bürgerideals zum identitätsbildenden Element eines athenischen Bürgers avanciert.

In der Zeit von 475 bis zum Ende des 5. Jhs. tritt in der Vasenmalerei das Thema der Reitausbildung auf, das im 4. Jh. gänzlich verschwindet.858 Aus dieser kurzen Betrachtung des chronologischen Verlaufs der Pferdebilder auf rotfigurigen Vasen kann geschlossen werden, dass Themen wie militärischer Einsatz, Sport und Reitausbildung, die einen deutlichen Bezug zur Polis aufweisen, besonders stark im 5. Jh. auftreten. Bezeichnend für diese Zeit ist, dass Darstellungen aus den «aristokratischen» Betätigungsbereichen wie die Jagd zu Pferd fast gar nicht auftreten.859 Diejenigen Themen, die sich persönliche Belange des Reiteradels zum Thema machen, wie die Darstellung eines reitenden Persers bei der Jagd,860 die Darstellungen von reitenden Persern gegen Hopliten oder gegen Amazonen,861 Perser oder Skyther im Kampf gegen Greifen,862 reitende Komasten und Reiter im orientalischen Kostüm im Kampf gegen Hopliten863 stammen aus dem 4. Jh. Im Gegensatz zu den Themen des 5. Jhs. ist in denen des 4. Jhs. eine unterschiedliche Einstellung zu Luxus, Reichtum, und zu Formen der Veranschaulichung von bestimmten Idealen zu erkennen.864 Belange der Polis werden nicht mehr mit der 852 853

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Spence, Cavalry Appendix I Nr. 160, 180, 184, 192. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 199, 200. Zu rotfigurigen Kriegerabschiedsbildern s. A. B. Spieß, Der Kriegerabschied auf attischen Vasen der archaischen Zeit (1992) 161f. 174ff. Dazu s. Maul, Reiterdarstellungen 155ff. Maul, Reiterdarstellungen 201ff. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 73, 74, 93, 108, 134, 151. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 159, 161, 198, 202, 203. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 42, 44, 88, 96, 152. Zur Bedeutung des Wechsels in der Jagdikonographie und zu Jagdbildern in der klassischen Zeit s. J. Fornasier, Jagddarstellungen des 6. –4. Jhs. v. Chr. (2001) 179ff. 76f. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 157. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 184, 192, 186. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 157, 167-179. Spence, Cavalry Appendix I Nr. 191, 181. Zur gleichen Feststellung führt die Betrachtung der Symposionszenen auf den attischen Vasen. Während den der aristokratischen Lebensführung verhafteten Gelageszenen der Zeit von 450 bis 410 ein affirmativer Anspruch zugesprochen werden kann, der auf Einbindung des lagernden Aristokraten in die Polisideale abzielte und die gesamte Bürgerschaft einbeziehen sollte, steht bei den Gelageszenen des 4. Jhs. der Aspekt der luxuriösen Prachtentfaltung und das Bedürfnis nach Wohlstand, das durch Bilder aus einer Wunsch, bzw. Traumwelt veranschaulicht wurde, im Vorder-

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grund. Dazu s. A. Schäfer, Unterhaltung beim griechischen Symposion (1997) 72ff. 91ff. Zu den Gegenwelten der Griechen s. T. Hölscher in: T. Hölscher (Hrsg.), Gegenwelten zu den Kulturen Griechenlands und Roms in der Antike (2000) 287ff.

Abgesehen von den Reiter- und Pferdeführerdarstellungen ist die selbe Situation auch bei den übrigen attischen Grabreliefs auszumachen. Jäger und Athleten treten in der Regel als unbärtige Jugendliche auf. Sie werden zumeist in einer Zweifigurengruppe in Verbindung mit ihrem Vater dargestellt. Vergleicht man die Hoplitendarstellungen auf attischen Grabreliefs, zeigt sich, dass die Mehrheit dieser bärtig dargestellt ist.873 Andererseits treten auch hier unbärtige Hopliten auf, woraus zu schließen ist, dass es einige unter ihnen gegeben haben wird, die sich rasierten, und andere die einen Bart trugen.

Exkurs II Die Bedeutung von Bärtigkeit und Unbärtigkeit der Reiter und Pferdeführer auf attischen Grab- und Weihreliefs Bei den Darstellungen von jugendlichen unbärtigen und älteren bärtigen Reitern in der attischer Kunst stellt sich die grundsätzliche Frage nach der idealisierten oder realistischen Wiedergabe der in Athen geltenden Verhältnisse.866 Bei der Betrachtung der Problematik ist auf folgende Fragen einzugehen: 1) Rasierten sich die athenischen Reiter? 2) Falls dies der Fall war, in welchem Lebensjahr fingen sie damit an? 3) Welche Konnotationen wurden mit der Unbärtigkeit verbunden? 4) Welche Bedeutung ist der Bärtigkeit zuzuschreiben? 5) Inwiefern sind diese Phänomene Thema der Reiterbilder auf den Grab- und Weihreliefs?

b) Weihreliefs Bei den Weihreliefs mit Reiter- und Pferdeführerdarstellungen ist zwischen solchen zu unterscheiden, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen errichtet wurden und somit Sterbliche zeigen, und denen, die einen Reiterheros darstellen.

Die Bildzeugnisse bringen folgende Situation zum Vorschein: a) Grabreliefs867 In den Reiterkampfbildern überwiegen die unbärtigen Reiter. Elf Reiter sind unbärtig dargestellt. Nur auf einer Lutrophoros aus dem 3. Viertel des 4. Jhs. (RK 10, Taf. 3) ist der Reiter bärtig. In den Dexiosis- und Familienbildern treten Unbärtige zwölfmal auf. Bärtige Reiter oder Pferdeführer sind hingegen auf vierundzwanzig Grabreliefs zu sehen. Bei den in den Bereich der Jagd deutenden Bildern werden die als Jäger gekennzeichnenden Männer zweimal unbärtig und einmal bärtig dargestellt.

Bei den Reiterdarstellungen der Siegesmonumente, die anlässlich von Siegen bei der Anthippasia aufgestellt wurden, sind die bärtigen Figuren mit Hipparchen oder Phylarchen zu identifizieren. Die bärtigen Reiter der Bryaxis-Basis (S 1, Taf. 15) sind nach der Inschrift sicher Phylarchen. In den bärtigen Reitern der Reliefdarstellungen S 3 (Taf. 16), S 4 (Taf. 16) und S 14 (Taf. 18) sind wohl Hipparchen zu sehen. Für S 3 und S 4 scheint diese Differenzierung durch die Angabe des Bartes für die Reiter, welche die Gruppe der übrigen unbärtigen Reiter der siegreichen Phyle anführen, expliziert zu werden und für die Deutung der Bärtigen als Hipparchen zu sprechen. Auch in dem bärtigen Reiter der Basis S 6 (Taf. 17) ist entweder ein Phylarch oder ein Hipparch zu erkennen. Der schlechte Erhaltungszustand der Monumente S 2 (Taf. 15), S 5 und S 15 (Taf. 19) lässt hingegen keine weiterführende Schlüsse zur Klärung der Frage nach der Bärtigkeit der Reiter zu. Es kann festgehalten werden, dass die als Hipparchen oder Phylarchen identifizierten Reiter bei den Darstellungen des in Gruppen ausgetragenen Agons der Anthippasia 1. durch ihre führende Stellung im Bild und 2. durch die Angabe des Bartes von den anderen unbärtigen Reitern unterschieden werden können.

Treten bärtige Männer ohne einen Unbärtigen in einem ‘Grabbild’ auf, werden sie in der Regel zusammen mit ihren Frauen868 oder mit einem zweiten Bärtigen,869 der entweder als ein weiterer Verwandter oder als ihr Vater zu deuten ist, dargestellt. Nur zweimal sind sie hingegen mit einem ebenfalls bärtigen Krieger verbunden.870 Jugendliche Unbärtige werden in den Familienbildern entweder in Verbindung mit einem bärtigen Mann,871 der zumeist ihr Vater ist, gezeigt, oder als Nebenfiguren einer Dexiosisgruppe beigegeben.872 Nur bei einer Darstellung (FD 20, Taf. 7) ist ein unbärtiger Mann zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern dargestellt. 866 867 868

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Zur Bedeutung von Bärtigkeit und Unbärtigkeit auf griechischen Monumenten s. demnächst ausführlicher T. Hölscher. Die Angaben beziehen sich auf die in Tabelle 1 aufgenommenen Reiter- und Pferdeführerdarstellungen. FD 2 (Taf. 4), FD 3 (Taf. 4), FD 4 (Taf. 4), FD 8, FD 10 (Taf. 5), FD 12 (Taf. 6), FD 23 (Taf. 8), FD 28 (Taf. 9), FD 30 (Taf. 10), FD 38 (Taf. 11). FD 5 (Taf. 5), FD 6 (Taf. 5), FD 16-19 (Taf. 6), FD 33 (Taf. 11), FD 34, FD 37?, FD 39, FD 41 (Taf. 12), FD 42. FD 9 (Taf. 5), FD 13 (Taf. 6). FD 1 (Taf. 4), FD 21 (Taf. 7), FD 22 (Taf. 7), FD 31 (Taf. 10), FD 32 (Taf. 10), FD 35, FD 36 (Taf. 11). FD 25 (Taf. 8), FD 27 (Taf. 9).

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Unter den 161 im Katalog von Schäfer, Agathoi 162ff. verzeichnenden Fußsoldaten sind sechsundsiebzig bärtig dargestellt. Sie sind entweder mit einem bärtigen Alten oder mit ihrer Frau im Handschlag verbunden. In vier Fällen werden sie zusammen mit unbärtigen Kriegern dargestellt. Unbärtige Krieger sind dreißigmal mit ihrem bärtig dargestellten Vater zu sehen. In vierzehn Fällen können sie auch mit einer sitzenden oder stehenden Frau verbunden werden, die entweder mit ihrer Mutter oder ihrer Ehefrau identifiziert werden kann. Im Dexiosisgestus mit einem weiteren unbärtigen Krieger sind sie nur dreimal zu sehen, während sie viermal alleine auftreten. Bei dreißig Grabmonumenten lässt sich letztlich wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht entscheiden, ob die Soldaten bärtig oder unbärtig dargestellt waren.

bärtig. M. Robertson879 äußerte die Annahme, dass in diesen beiden Figuren die Hipparchen der Reiterei zu erkennen sind. Wenn man zu dem einen als Hipparch zu deutenden, bärtigen Reiter auf dem Siegesmonument der Phyle Leontis einen zweiten bärtigen auf der fehlenden Seite rekonstruiert, die die Gruppe der unbärtigen Reitern einrahmen, wäre zumindest ein erstes entsprechendes Vergleichsbeispiel gefunden, das für die Deutung der beiden bärtigen Reiter auf dem Parthenonfries als Hipparchen sprechen würde.

Bärtig ist auch der in der Mitte des oberen Registers dargestellte Reiter auf dem Pythodorosrelief (SPR 2, Taf. 27), der, falls er tatsächlich den Hipparchen Pythodoros darstellt,874 wofür Bart und Rüstung passen würden, für die These spricht, dass Hipparchen und Phylarchen durch die Angabe des Bartes von der übrigen Reitern unterschieden werden können. Zum selben Ergebnis gelangte Spence,875 der bei der Betrachtung der Reiterbilder auf attischen Vasen feststellte, dass die meisten Reiter jugendlich und ohne Bart dargestellt sind. In den wenigen Fällen, in denen die Reiter bärtig auftreten, können nach Spence ebenfalls Hipparchen oder Phylarchen erkannt werden.876

Ist daraus jedoch zu folgern, dass sich die athenischen Hippeis außer der Hipparchen und vielleicht auch der Phylarchen rasierten, oder dass die in der Kavallerie dienenden Reiter idealisiert wiedergegeben werden? Wenn man für die idealisierte Wiedergabe der Reiter plädiert, könnte der bei Athenaios880 überlieferte Passus des Chrysippos, dass es unter Alexander dem Großen zur Sitte wurde, sich das ganze Gesicht zu rasieren, auch für die athenischen Reiter wörtlich verstanden werden. In Aristophanes’ Thesmophoriazusen (218ff.) finden wir jedoch schon einen früheren Beleg, dass man sich in Athen rasierte.881 Euripides bittet hier seinen Freund Agathon, ihm sein Rasiermesser zu leihen, das er immer bei sich hat (μπξνθνξεῖ), um Mnesilochos zu rasieren. Die Unterscheidung zwischen Bärtigen (Hipparchen) und Unbärtigen (einfachen Reitern) muss folglich auf eine wirkliche Praxis zurückzuführen sein. Auch wenn der Parthenonfries keinen wirklichen Beleg dafür liefert, dass die Reiter sich tatsächlich rasierten, da die Darstellung der Prozession keine photographische Wiedergabe der πνκπή, sondern vielmehr eine stilisierte Version dieser ist.882

Nicht mit einem Hipparchen ist hingegen der bärtige Pferdeführer auf einem fragmentiert erhaltenen Weihrelief von der Akropolis (SPR 1, Taf. 27) zu verbinden. Der in kleinem Maßstab dargestellte bärtige Mann tritt in bürgerlichem Mantel vor einen nicht mehr erhaltenen Heros oder eine Gottheit. Es muss bei dieser Darstellung bemerkt werden, dass es das einzige Beispiel unter den klassischen Weihreliefs ist, bei dem der Adorant der Pferdeführer ist und nicht der Heros. Bei den Siegesmonumenten, die auf einen Sieg im Pferderennen zurückgehen, kann nicht bestimmt werden, ob die Sieger beim θέιεο δξόκνο in der Kavallerie dienten, so dass eine Zuweisung im Sinne der Darstellung eines militärischen Ranges nicht möglich ist. Außer dem unbärtigen Reiter auf dem Relief S 11 (Taf. 18) erlaubt der fragmentarische Erhaltungszustand der übrigen Reliefs ebenfalls keinen Aufschluss über die Bärtigkeit oder Unbärtigkeit der Reiter.

Die Darstellungen von bärtigen und unbärtigen Reitern auf Weih- und Grabreliefs sowie auf den Vasen deuten darauf, dass sich einige unter ihnen rasierten und andere nicht. Dass auf dem Parthenonfries außer den Hipparchen alle Reiter unbärtig sind, muss jedoch nicht als Beweis dafür gelten, dass sich alle Reiter tatsächlich rasierten, da ein gewisser Stilisierungsgrad in der Darstellung des Frieses zu erkennen ist. Die bärtigen Reiter und Pferdeführer auf den Grabreliefs, die ja nicht als Hipparchen, sondern als ganz normale Reiter zu deuten sind, sprechen

Bei der zweiten Gruppe der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen auf attischen Weihreliefs, die einen Reiterheros zeigen, ist schließlich zu beobachten, dass dieser in fünfzehn Fällen877 jugendlich und ohne Bart erscheint, während er nur auf fünf Reliefs878 einen Bart trägt. Haben sich die unbärtigen Reiter tatsächlich rasiert oder sind sie von der Bildniskunst jugendlich idealisiert worden? Die Betrachtung der Reiter auf dem Parthenonfries erweist sich für die Klärung der Frage als nur begrenzt hilfreich. Unter den Reitern der Prozession sind nur die Figuren 8 und 15 auf der westlichen Seite des Frieses 874

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A. Brueckner, AM 14, 1889, 402; W. Gauer, JdI 83, 1968, 146; Hölscher, Historienbilder 100f.; Bugh, Horsemen 92f.; Krumeich, Bildnisse 128; gegen eine Identifizierung des Reiters mit dem Hipparchen Pythodoros sprechen sich Stähler, Geschichtsbilder 96 und Edelmann, Menschen 173 aus. Spence, Cavalry 231ff. Appendix 1. Spence, Cavalry 200. R 1 (Taf. 19), R 2 (Taf. 20), R 5 (Taf. 21), R 10? (Taf. 22), R 12 (Taf. 22), R 14 (Taf. 23), R 17, R 18? (Taf. 24), R 19 (Taf. 24), R 21 (Taf. 25), R 25? (Taf. 25), R 26?, U 9? (Taf. 30), U 12 (Taf. 31). R 3 (Taf. 20), R 4 (Taf. 20), R 6 (Taf. 21), R 11 (Taf. 22), R 23.

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M. Robertson - A. Frantz, The Parthenon Frieze (1975) West IV, 8. VIII, 15; zustimmend auch L. Beschi in: H. Kyrieleis (Hrsg.), Archaische und Klassische Griechische Plastik II. Akten des Internationalen Kolloquiums vom 22-25 April 1985 in Athen (1986) 218 und Anm. 61. Athen. 13. 565a. Zu früheren Belegen s. RE III, 1 (1897) 30ff. s. v. Bart (Mau); S. Marinatos, Kleidung Haar- und Baartracht ArchHom 1 (1967) B 22ff.; Der Neue Pauly 2 (1997) 456ff. s. v. Bart (Hinz). So letztlich L. Maurizio in: D. Boedeker - K. A. Raaflaub (Hrsg.), Democracy, Empire, and Arts in Fifth Century Athens (1998) 297ff. Das Fehlen der Metoiken/- innen und Hopliten führten sie (a. O. 301) zu der Annahme, dass diese fehlenden Gruppen durch die Reiter verkörpert werden.

allerdings dafür, dass sich einige rasierten und andere nicht.

ist aber noch nicht Kyrios des väterlichen Oikos, da die Ehe noch bevorsteht.

Es stellt sich folglich die Frage, wann man anfing sich zu rasieren und wann man sich einen Bart wachsen ließ und so in der Öffentlichkeit auftrat? Thesenhaft formuliert könnte man folgende Behauptung aufstellen: Durch den Übergang in das Eheleben und die Übernahme der Verantwortung des Oikos vom Vater wurde man zum θύξηνο des Oikos. Das Tragen des Bartes veranschaulichte diesen Übergang vom jugendlichen Mann, der sich anlehnend an das Bild des unbärtigen, jugendlichen Heros rasiert in der Öffentlichkeit zeigt, zum Herr des Oikos, der nicht mehr ein λένο ist, sondern der Vaterfigur entspricht. Diesen Übergang signalisierte das Tragen des Bartes in der Öffentlichkeit.

Nach einer Nachricht von Xenophon887 dauerte die λεόηεο bis zum 30. Lebensjahr an, so dass man rechtsmündig werden konnte. Schon in der Zeit von Solon bis zu Aristoteles war das dreißigste Lebensjahr die unterste Grenze, um Mitglied des Gerichts zu werden.888 Ob jedoch diese Altersgrenze damit in Verbindung zu bringen ist, dass man sich in der Öffentlichkeit mit Bart bewegte, um das Ende der Jugend zu signalisieren, ist eine eher vage Vermutung, die sich nicht belegen lässt. Derjenige Aspekt, der in den Darstellungen der unbärtigen Reiter und Krieger von Bedeutung ist, ist der des jugendlichen Helden. Bei den Darstellungen des Reiterheros und der Reiterkämpfe zeigte sich, dass die Reiter meistens unbärtig dargestellt sind. Auch Heroen wie Theseus, Achill und Hippolytos, Götter wie Apollon, Hermes oder Herakles werden in der klassischen Kunst meist unbärtig gezeigt.889 In der Unbärtigkeit wird somit mythisches heldenhaftes Wesen, Jugend und männliche Kraft signalisiert.

Das genaue Alter der Heirat kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, da sich die literarischen Angaben zu diesem Thema auf das ideale Heiratsalter beziehen. Dieses liegt nach den Auffassungen der antiken Autoren für die Männer zwischen dem siebenundzwanzigsten und dem siebenunddreißigsten Lebensjahr und für die Frauen zwischen dreizehn und höchstens neunzehn.883 Nachdem der Mann jedoch heiratete, war er in einem Alter, in dem er das väterliche Erbe und die wirtschaftliche Verantwortung des Oikos übernehmen konnte.884 Der bereits mündige Sohn der Familie wurde nun zum Kyrios des Oikos, da sein Vater sich zur Ruhe setzte. Er war verantwortlich für familiäre Angelegenheiten, während sich die Alten weitgehend davon zurückzogen.885

Auf diese Ideale scheint sich Alexander der Große berufen zu haben, die er durch seine Unbärtigkeit in seinen Porträts bewusst in den Vordergrund stellte. Der Unterschied, der in den Alexanderporträts zu seinen Vorgängern existiert, liegt darin, dass er durch dieses Bild das Ideal des jugendlichen Helden und zugleich das des Herrschers vereint.890 In der Bildsprache der archaischen und klassischen Kunst wurde hingegen die Darstellung mit Bart dazu gebraucht, um politische Führung, Staatsmännertum, letztlich hohe soziale Verantwortung zu veranschaulichen.891

Zieht man die Hochzeitsszenen auf den attischen Vasenbildern hinzu, zeigt sich, dass der Bräutigam auf den meisten unbärtig dargestellt ist.886 Auch wenn diese Bilder eine idealisierte Wiedergabe des Hochzeitzeremoniells sind, so ist es dennoch bezeichnend, dass die Mehrzahl der Bräutigame unbärtig ist. Diese Unbärtigkeit kann einerseits als künstlerische Konvention erklärt werden, andererseits muss die Charakterisierung durch Unbärtigkeit als Zeichen dafür herangezogen worden sein, dass sich der noch Unverheiratete in einer Zwischenstellung befindet: Er ist zwar ein mündiger Bürger,

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Die Darstellung eines Reiters als unbärtiger jugendlicher Mann versinnbildlicht schließlich das Ideal der heldenhaften Jugendlichkeit. Auf einer zweiten Ebene ist auch eine Verbindungslinie zu der in klassischer Zeit in vielen Bereichen vorherrschenden Adelsideologie zu ziehen. Die Unbärtigkeit, sowie der Wunsch der Hippeis ihr Haar lang zu tragen, beziehen sich darauf. Der Grund dafür ist wohl auch darin zu sehen, dass sie durch ihr Aussehen als 887

s. dazu R. Zoepffel in: E. W. Müller (Hrsg.), Geschlechtsreife und Legitimation zur Zeugung (1985) 392f.; C. Sourvinou-Inwood, Studies in Girls’ Transitions (1988) 26ff.; R. Garland, The Greek Way of Life (1990) 210ff.; J. H. Oakley - R. H. Sinos, The Wedding in Ancient Athens (1993) 10; S. B. Pomeroy, Families in Classical and Hellenistic Greece (1997) 5ff. Zum Ablauf der Übernahme des Oikos s. B. S. Strauss, Fathers and Sons in Athens (1993) 66ff. s. ‘Wespen’ des Aristophanes, in denen der junge Bdelykleon die Angelegenheiten des Oikos von seinem Vater Philokeon übernommen hat. Das Sich-zur-Ruhe-setzen der älteren Männer belegt auch Isaios 2. 10ff., der von Menekles berichtet, der einen Sohn adoptiert, damit sich dieser um das Haus kümmern kann. s. die Bildzeugnisse zusammengestellt bei J. H. Oakley - R. H. Sinos, The Wedding in Ancient Athens (1993).

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Xen. Mem. 1. 2. 35. Dem. 24. 150; Arist. AP 63. 3. Zur Bärtigkeit und Unbärtigkeit griechischer Götter und Helden in archaischer Zeit s. J. Fink, Hermes 80, 1952, 110ff.; Zu Theseus als Leitbild der attischen Jugend s. Schäfer, Agathoi 149ff.; B. S. Strauss, Fathers and Sons in Athens (1993) 100ff. T. Hölscher, Ideal und Wirklichkeit in den Bildnissen Alexanders des Großen (1971) 25ff.; A. Stewart, Faces of Power (1993) 74f. s. beispielhaft das Porträt des Perikles, das eine Darstellung mit Vollbart zeigt. Zum Perikles-Bildnis s. T. Hölscher in: K. Fittschen (Hrsg.), Griechische Porträts (1988) 377ff.; E. Voutiras, Studien zu Interpretation und Stil griechischer Porträts des 5. und frühen 4. Jahrhunderts (1980) 98ff.; Krumeich, Bildnisse 114ff. Porträts von Themistokles und Miltiades. s. Krumeich, Bildnisse 72ff. 109ff.; P. Zanker, Die Maske des Sokrates (1995) 66ff.

Hippeis identifiziert werden sollten. Ferner soll durch die Unbärtigkeit letztlich die physische Kraft der Jugend, der für den Staat zu Pferd kämpfenden Reiter ausgedrückt werden. Die Kombination bärtiger Reiter auf den Grabreliefs mit ihren Frauen oder mit ihren Vätern deutet auf die Bedeutung der Ehe und das Fortlaufen der Generationen des Oikos. Die Darstellung mit Bart wird dafür adäquat gewesen sein. Die am häufigsten auftretende Verbindung unbärtiger Reiter mit ihren Vätern deutet auf die Gegenüberstellung der Generationen. Der unbärtige Reiter ist zwar ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft, er ist aber noch nicht Herr des Oikos. Er ist folglich noch unverheiratet, und darum ist er auf den Grabreliefs in der Regel in Verbindung mit seinem Vater zu sehen.

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attischen Helm, ein Schwert, einen Speer und einen Rundschild trägt, ist der Schweif eines nach links gerichteten Pferdes erhalten, der auf eine weitere - zu ergänzende - Kampfhandlung in der verlorengegangenen linken Hälfte der Stele deutet. Unter der figürlichen Darstellung folgt der obere Abschluss einer Verlustenliste, der die Inschrift trägt: [Ἀζελαίσλ νἵδε ἀπέζα]λνλ ἐλ Κνξίλζση θαὶ ἐκ Βνησηνῖ[ο]. Dat.: 394 v. Chr. Lit.: A. Brueckner, AM 35, 1810, 219ff.; IG II 2 5221; F. Studniczka, NJbb 35, 1915, 302f.; Dohrn, Plastik 77; W. Gauer, JdI 83, 1968, 144ff.; Langenfaß, MuP Nr. 13; Hölscher, Historienbilder 105ff.; Stupperich, Staatsbegräbnis 17f. Kat. Nr. 124; ders., Boreas 1, 1978, 91f.; Karusu, Skulpturen 83 Nr. 2744; Clairmont, PN 209ff. Nr. 68a; Woysch, Animaux Nr. 23; Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 31f.; Bugh, Horsemen 135f., Abb. 11; Stähler, Geschichtsbilder 93f.; ders., Form 27f.; Spence, Cavalry 264f. Nr. 25; Schäfer, Agathoi 162f. Nr. 4; Kaltsas, Glypta 159 Nr. 313 mit Abb.; Schäfer, Hippeis 268 GR 8.

Katalog Der Katalog enthält die in dieser Arbeit besprochenen attischen Grab- und Weihreliefs, auf denen Reiter oder Pferdeführer dargestellt sind. Die Gliederung des Katalogs folgt dem Aufbau der Arbeit. Die Bildzeugnisse werden dabei thematisch aufgeführt. Den ersten Teil des Katalogs bilden die Grabreliefs. Es folgen die Monumente, die anlässlich von Siegen bei hippischen Agonen aufgestellt wurden. Den dritten Teil bilden die Reiterheroenreliefs und die Urkundenreliefs. Folgende Siglen werden benutzt: RK: Reiterkampfszenen FD: ‘Familienbild’-Dexiosis E: Reiter oder Pferdeführer als einfiguriges Bild J: Jagdszenen S: Siegesmonumente bei hippischen Agonen R: Reiterheroenreliefs RS: Nicht sicher bestimmbare Weihreliefs (Reiterheroen oder Siegesmonumente) SPR: Stifter der Weihungen als Pferdeführer oder Reiter U: Urkundenreliefs Aufb.: Aufbewahrungsort Mat.: Material Fund.: Fundort Bes.: Beschreibung Dat.: Datierung Lit.: Literatur

RK 2. (Taf. 1) Fragmentierte Reliefstele mit Kampfdarstellung Aufb.: Athen, Magazin der 3. Ephorie Inv. M 2347. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 12 m, Br 0. 63 m, D 0. 7. 5 m. Fund.: Bei einer Notgrabung der 3. Ephorie im Dezember 1979 verbaut als Teil einer römischen Grundmauer nordwestlich vom Dipylon gefunden, an der heutigen Straßenecke Plataion und Kerameikou 93. Bes.: Das Fragment, das den rechten Abschluss einer Stele bildete, zeigt einen in kurzärmligem Chitoniskos und Exomis gekleideten Jüngling, der wahrscheinlich den rechten Arm zu einem Schwerthieb hebt und in der herunterhängenden linken Hand eine Schwertscheide trug, von der nur ein Teil zu sehen ist. Seinen nach hinten gerichteten Körper überkreuzt das linke Vorderbein eines Pferdes, das in die wahrscheinliche Kampfhandlung integriert war. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Um 340-330. Lit.: Th. Karagiorga-Stathakopoulou, ADelt 34, 1979, 22f. Nr. 23; Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 23ff.; Clairmont, CAT Nr. 2.490, Text; Schäfer, Agathoi 163 Nr. 5; Schäfer, Hippeis 271 GR 13.

A. Grabreliefs A 1. Reiterkampf RK 1. (Taf. 1) Staatsgrabmal von 394 v. Chr. Aufb.: Athen, NM Inv. 2744. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 60 m, Br 0. 67 m, D 0. 19 m. Fund.: 1907 vom damaligen Ephoros V. Stais verbaut auf dem Grundstück von H. Zervas an der Ecke der Basileos Herakleiou und Psaromelingoustraße gefunden, die sich 200 Meter nordöstlich vom Dipylontor befindet. Bes.: Nach links springender Reiter in kurzem Chiton und Chlamys, der in seiner linken Hand die Zügel seines sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferdes und in der gehobenen Rechten eine Lanze hält. Er trägt einen boiotischen Helm und hat sein Schwert in der Scheide stecken. Links daneben ein zu Boden gefallener nackter Krieger, der als einzige Waffe einen Rundschild hält. Dieser wird von einem nach rechts springenden Krieger an den Haaren gepackt. Hinter dem in kurzem Chiton und Chlamys gekleideten stehenden Krieger, der einen

RK 3. (Taf. 1) Fragmentierte Stele mit Kampfdarstellung Aufb.: Berlin, Staatliche Museen (Pergamon Museum) Inv. 742. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 86 m, Br 0. 61 m, D 0. 17. 5 m. Fund.: Als Fundort wird Chalandri in Athen angegeben. Im Jahr 1845 von L. Ross nach Berlin gebracht. 95

Bes.: Vorderkörper eines nach rechts springenden Pferdes, auf dem ein Reiter sitzt. Von diesem sind nur ein Teil der Haarpartie, das linke Bein und ein Stück des Umrisses seines Gewandes erhalten. Unter den aufgerichteten Vorderbeinen des Pferdes liegt ein unterlegener Krieger, der in seiner linken Hand ein Schwert hält und sich zu wehren versucht. Hinter ihm ist der innere Teil eines Schildes erkennbar. Über der Darstellung auf dem vorspringenden Rand der Stele Rest einer metrischen Inschrift:[---]ζαζηλ θαὶ παηξίο ὡο πνιιν[ύ]ο ὤιεζα δπζκελ[έσλ] / [---]ζζε κάξηπξεο ὅζζ’ ἀξεηῆο (ζ)ηῆζα ηξόπαηα κά[ρεο] / [---]πινο Φιπεύο. Dat.: Ende 5. Jh. Lit.: Conze Nr. 1160; IG II2 7716; CEG 1 Nr. 99; Dohrn, Plastik 133ff. Nr. 33; Blümel, Klass. Skulpturen 28 Nr. 19, Abb. 26; Clairmont, GaE 100 Nr. 28; Hölscher, Historienbilder 102f. und Anm. 529; Langenfaß, MuP Nr. 12; Stupperich, Staatsbegräbnis 20. Kat. Nr. 376; Woysch, Animaux Nr. 22; Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 32 und Anm. 69; Salta, Grabstelen 37 und Anm. 301ff.; Spence, Cavalry 263 Nr. 14; Clairmont, CAT Nr. 2.130; Stupperich in: The Archaeology of Athens 95 und Anm. 34; Bergemann, Thanatos 63 und Anm. 306. 159 Nr. 59; Schäfer, Agathoi 165 Nr. 17.

Nr. 546; Ridgway, Styles 144f.; Woysch, Animaux Nr. 21; Wegener, Elemente 162f., Kat. Nr. 190; P. C. Bol in: Forschungen zur Villa Albani, Katalog der antiken Bildwerke I (1988) 246 Nr. 80; Stähler, Geschichtsbilder 94f.; ders., Form 28f.; Spence, Cavalry 263 Nr. 10; Clairmont, CAT Nr. 2.131; Bergemann, Thanatos 160 Nr. 85; Schäfer, Agathoi 162 Nr. 1. RK 5. (Taf. 2) Grabstele des Dexileos Aufb.: Athen, Kerameikos Museum Inv. P 1130. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 75 m, Br 1. 35 m, D 0. 11 m.-0. 14 m. Fund.: 1863 östlich des Grabbezirks der Thorikier, vor der Ostecke des Nachbarbezirks der Herakleioten im Athener Kerameikos gefunden. Bes.: Auf der von einem Giebel bekrönten Stele wird der in kurzem Chiton und Chlamys gekleidete Dexileos gezeigt, der mit der linken Hand die Zügel seines auf die Hinterbeine aufgebäumten Pferdes hält und im Begriff ist, mit der gehobenen rechten Hand, in der er wahrscheinlich eine Lanze hielt, auf den unter seinem Pferd befindlichen nackten Mann einzustechen. Der Unterlegene stützt sich auf seinem linken Knie ab und versucht sich mit dem über seinen Kopf angewinkelten rechten Arm, in dem er ein Schwert hielt, zu wehren. Hinter ihm ist die Innenseite seines Schildes zu sehen, den er mit der in seinen Mantel gehüllten Hand festhält. Auf der Basis der Stele ist die Inschrift zu lesen: Γεμίιεσο Λπζαλίν Θνξίθηνο / ἐγέλεην ἐπὶ Σεηζάλδξν ἄξρνληνο / ἀπέζαλε ἐπ’ Δὐβνιίδν / ἐγ Κνξίλζση η῵λ πέληε ἱππέσλ. Dat.: 394/3 v. Chr. Lit.: Conze Nr. 1158; IG II2 6217; SEG 37. 165; Kirchner, PA 3229; E. Vermeule, JdI 85, 1970, 94ff.; Langenfaß, MuP Nr. 14; Hölscher, Historienbilder 102f.; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 266; Clairmont, PN 219 Nr. 68a; Garland, Peribolos 135f.; Woysch, Animaux Nr. 24; S. Ensoli, L’ Heróon di Dexileos nel Ceramico di Atene RendLinc 29, 1987, fasc. 2 156ff.; Bugh, Horsemen 136f., Abb. 12; R. H. W. Stichel, Gnomon 61, 1989, 157ff.; Knigge, Kerameikos 111 Nr. 18; Stähler, Geschichtsbilder 93f.; ders., Form 27f.; Spence, Cavalry 263 Nr. 12; Clairmont, CAT Nr. 2.209; LGPN s. v. Γεμίιεσο Nr. 1; Gy. Németh, ZPE 104, 1994, 95ff.; S. Langer in: Standorte 51f.; Bergemann, Thanatos 158 Nr. 8; B. S. Ridgway, Fourth Century Styles in Greek Sculpture (1997) 3ff.; Schäfer, Agathoi 165 Nr. 18; R. Osborne, Archaic and Classical Greek Art (1998) 15f.; Schäfer, Hippeis 188ff. 268 GR 9.

RK 4. (Taf. 1) Fragmentiert erhaltenes Grabrelief mit Kampfdarstellung (sog. Reiterrelief Albani) Aufb.: Rom, Villa Albani Inv. 985. Mat.: Feinkristalliner, weißer Marmor mit waagerechten, vielfach ausgewitterten, grauen Schichten. Maße: H 1. 80 m, Br 2. 28-2. 30 m. Fund.: 1764 unweit des Gallienusbogens bei S. Vico in der Vigna des Duca di Caserta auf dem Esquilin in Rom gefunden, auf einem Gebiet, das zu den Gartenanlagen des Maecenas gehörte. Bes.: In der Mitte der Stele ein in Chiton und Chlamys gekleideter Jüngling, der mit der linken Hand die Zügel seines aufgebäumten Pferdes hält und den rechten Arm hebt, um wahrscheinlich mit einem Schwert auf den links unter ihm zu Boden gefallenen Jüngling einzuschlagen. Dieser stützt sich mit dem rechten Arm auf den Boden ab und hebt den in seinen Mantel gehüllten linken Arm, um sich noch zu schützen. Neben und oberhalb des Pferdeschweifes ist ein in Relief wiedergegebener Felsen oder Berg zu sehen, der die Landschaft darstellt, in der die Aktion stattfindet. Dat.: Um 430-420. Lit.: Conze Nr. 1153, Taf. 247; W. Fuchs in: Helbig4 IV 231 Nr. 3257; Clairmont, GaE 43, 100ff.; Γ. Γεζπίλεο, ΢πκβνιή ζηε κειέηε ηνπ έξγνπ ηνπ Αγνξάθξηηνπ (1971) 189f.; Langenfaß, MuP Nr. 10; Hölscher, Historienbilder 109f.; K. Stähler, AA 1976, 67; Stupperich, Staatsbegräbnis 18f. Kat.

RK 6. (Taf. 2) Dreiseitig verzierte Basis mit Kampfdarstellungen Aufb.: Athen, NM Inv. 3708. 96

Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 67 m, L 0. 61 m, T 0. 58 m. Fund.: Am 27. Juni 1931 bei Ausgrabungen der Archäologischen Gesellschaft in einem sehr stark verwüsteten Grabbezirk, östlich vom Gelände der Akademie gefunden. Bes.: Auf den drei reliefierten Seiten der Basis drei dem selben Motiv entsprechende Kampfdarstellungen. Auf allen drei Seiten ein Reiter, der mit der linken Hand die Zügel seines die Vorderbeine aufbäumenden Pferdes hält. Er hebt seine Linke, in der er wahrscheinlich eine Lanze hielt. Unter den Vorderbeinen des Pferdes gefallener Krieger, dessen Darstellungsweise auf jeder Seite variiert. Auf der breiteren Seite stützt sich der eine Exomis und einen attischen Helm tragende Gefallene auf sein angewinkeltes linke Knie und kehrt dem Reiter den Rücken zu, wobei er sich mit dem linken Arm an seinen Schild anlehnt. Auf dem Relief der linken Seite versucht der nackt dargestellte gefallene Krieger sich mit seinem dem Reiter entgegengehaltenen Schild zu schützen. Auf der rechten Seite der sich mit der rechten Hand am Boden abstützende bärtige, in Exomis gekleidete Unterlegene in liegender Haltung. Er hält in seiner rechten Hand ein Messer, senkt sein Gesicht und hält seinen Schild in der linken Hand. Die vierte Seite der Basis grob behauen, trägt keine figürliche Darstellung. Die Oberfläche der Oberseite der Basis ist geglättet und weist eine längliche Eintiefung auf von ca. L. 0. 45m. X Br. 0. 15m. und T. 0. 5m.-0. 6m. auf, in die wahrscheinlich eine Stele hineingesetzt war. Unverständlich erscheint mir die Angabe Schäfers, der ein Grabgefäß? auf der Basis rekonstruiert. Dat.: Anfang 4. Jh. Lit.: G. Karo, AA 1931, 217ff., Abb. 1-3; J. Frel - B. M. Kingsley, GrRomByzSt 11, 1970, 200 Nr. 4, Abb. 11, 1; Langenfaß, MuP Nr. 15; Stupperich, Staatsbegräbnis 21 und Anm. 1-2. Kat. Nr. 151; Woysch, Animaux Nr. 25; Clairmont, PN 41 und Anm. 56; Spence, Cavalry 265 Nr. 27; Clairmont, CAT Nr. 2.213; Stupperich in: The Archaeology of Athens 95; Bergemann, Thanatos 59 und Anm. 268; Schäfer, Agathoi 166 Nr. 19; Kaltsas, Glypta 171 Nr. 337 mit Abb.

Stele von Kranarbeiten beschädigt, bevor die Archäologische Behörde eintraf. Bes.: Die schmale Stele schließt am oberen Rand mit einer Querleiste ab. Darunter zwei in Relief wiedergegebene Rosettenblüten. In der Mitte der Stele das Bildthema auf einer Standleiste. Zu Fuß ein nach rechts gewandter bärtiger Krieger mit phrygischem Helm, der auf den ihm gegenübergestellten unbärtigen Reiter stürmt, dessen Pferd sich aufbäumt. Unter dem Pferd gefallener Jüngling, der sich auf die Knie stützt und seine rechte Hand auf den Boden legt. Unter dieser Kampfdarstellung folgt eine in Relief wiedergegebene ‘Lutrophoros’ mit Volutenhenkeln und einem plastischen Ring um den Hals. Zwischen Rosetten und Bildthema steht die Inschrift: Παγράξνπο / Λενράξνπο. Dat.: Mitte des 4. Jh. Lit.: Paus. 1. 2, 2-3; E. Papastavrou, AEphem 127, 1988, 61ff.; Kokula, Marmorlutrophoren 29ff.; Clairmont, CAT Nr. 3.443; LGPN s. v. Παγράξεο Nr. 1; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 523; Bergemann, Thanatos 220 Nr. 231; Schäfer, Agathoi 164 Nr. 13; Γ. ΢ηατλράνπεξ, Σν αξραηνινγηθό κνπζείν Πεηξαηώο (2001) 276f. Abb. 408-9; Schäfer, Hippeis 270 GR 11. RK 8. (Taf. 3) Fragmentierte Grabstele mit Kampfdarstellung Aufb.: Unbekannt. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 25. 5 m, Br 0. 20 m. Fund.: Nach Conze wahrscheinlich aus der Gegend der Hagia Triada Kirche im Kerameikos. Später im Varvakeion. Bes.: Ein nach rechts reitender Krieger in kurzem Chiton, Chlamys und boiotischem Helm hält in der linken Hand die Zügel seines sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferdes. Mit der gehobenen Rechten, in der er wahrscheinlich eine Lanze hielt, ist er gerade im Begriff auf den zu ergänzenden, gefallenen Gegner einzustechen, von dem nur noch die Seite seines Schildes erhalten ist. Dat.: 2. Hälfte des 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 1159; P. M. Fraser - T. Rönne, Boeotian and West Greek Tombstones (1957) 67 und Anm. 10; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 206; S. Ensoli, L’ Heróon di Dexileos nel Ceramico di Atene RendLinc 29, 1987, fasc. 2, 278 und Anm. 381; Spence, Cavalry 263 Nr. 13; Clairmont, CAT Nr. 2.412b; Schäfer, Agathoi 167 Nr. 24.

RK 7. (Taf. 2) Grabstele des Panchares Aufb.: Piraeusmuseum, Inv. 5280. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 3. 03 m, Br ob 0. 54 m, Br unt 0. 61. 5 m, D 0. 19. 2 m. Fund.: 1986 zufällig bei Wasserleitungsarbeiten in der Androsstraße im Bezirk Apollon von Piraeus gefunden, in einer Tiefe von 2.50m., ca. 15m. von der Piraeosstraße entfernt ausgegraben. Nach dem Bericht des Ausgräbers Papastavrou wurde die

RK 9. (Taf. 3) ‘Grablutrophoros’ des Philon Aufb.: Athen, Magazin der 3. Ephorie Inv. M 977. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 02 m. 97

Fund.: 1969 im Grabbezirk des Kleitophon aus Melite in der Nekropole vor dem Diocharestor, in der modernen Nikis Straße 27 gefunden. Bes.: Die figürliche Darstellung auf einer plastisch wiedergegebenen Standleiste. Zentrale Figur des Reliefbildes ist der bärtige Philon, der auf seinem sich auf die Hinterbeine aufgerichteten Pferd nach rechts reitet. Er trägt kurzen gegürteten Chiton, Stiefel und einen boiotischen Helm. Über seine Brust verläuft der Gurt seines Schwertes. Philon hebt die rechte Hand, in der er eine Lanze hielt, und setzt zum Schlag gegen einen unter die Vorderbeine des Pferdes gefallenen, in Exomis gekleideten Gegner an, der sich mit den Knien und der linken Hand auf den Boden stützt, während er versucht sein Schwert zu ziehen und dabei auf Philon hinaufsieht. Weiter rechts vom knienden Krieger ein nackter auf dem Rücken liegender bärtiger Mann, der wohl bereits tot ist. Links von dieser Dreiergruppe ein nach links springendes Pferd, auf dessen Rücken ein sterbender Krieger liegt, der zwar noch seinen rechten Arm hebt um eventuell die Zügel seines Pferdes zu halten, sein linker jedoch steil zu Boden sinkt. Unter ihm ein bereits toter, in Exomis gekleideter liegender Krieger, dessen Arm auf seinem Rücken liegt und sein Gesicht zu Boden gerichtet ist. Über dem in der Bildmitte dargestellten Reiter steht die Inschrift: Φίισλ Ἀξηζηνθιένο / Μειηηεύο. Dat.: 2. Viertel 4. Jh. Lit.: Y. Nikopoulou, AAA 2, 1969, 331ff. Nr. 3; SEG 25. 257; O. Alexandri, ADelt 25, 1970, 78; J. P. Michaud, BCH 94, 1970, 912 Nr. 3; P. M. Fraser, ARepLond 16, 1969-70, 4 und Abb. 2; Langenfaß 23, Nr. 20; Stupperich, Staatsbegräbnis 178f. Kat. Nr. 239; Garland, Peribolos 154 F 5; Woysch, Animaux Nr. 28; Kokula, Marmorlutrophoren 175 L 70; Kaempf-Dimitriadou, Staatsgrabmal 33 und Anm. 73; L. Guerrini, ScAnt 2, 1988, 377ff.; Salta, Grabstelen 66 und Anm. 581-582; Spence, Cavalry 265 Nr. 29; Clairmont, CAT Nr. 4.432; LGPN s. v. Φίισλ Nr. 145. s. v. Ἀξηζηνθιῆο Nr. 59; Bergemann, Thanatos 191 F 5; Schäfer, Agathoi 166f. Nr. 22; S. Kaempf-Dimitriadou, AntK 43, 2000, 70ff.

gegürteten Chiton und Piloshelm gekleidete ‘knabenhafte’ Figur (Knappe?). Rechts von ihm ein auf seinem aufgerichteten Pferd nach rechts reitender Mann, der kurzen Chiton und Chlamys und boiotischen Helm trägt. In seiner rechten erhobenen Hand hielt er einen wahrscheinlich gemalten Speer. Er richtet seinen Angriff gegen den unter die Vorderbeine des Pferdes, mit dem linken Knie sich auf den Boden stützenden Krieger in kurzem gegürteten Chiton und wahrscheinlich attischem Helm. Er hebt den rechten Arm um sich zu wehren, streckt dabei sein rechtes Bein nach vorne und stützt sich auch mit seinen Rundschild, der seine linke Körperhälfte bedeckt, am Boden ab. Über dem Reliefbild steht die Inschrift: Κεθηζόδνηνο Κόλσλνο Αἰζαιηάδεο. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: E. von Mercklin, AM 51, 1926, 100 Nr. 3; S. Karusu, ADelt 19, 1964, Mel., 13; IG II2 5391; Schmaltz, Marmorlekythen A 268; Prukakis, Evolution Nr. 165; dies., AM 85, 1970, 60. 68. Taf. 41; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 145; Woysch, Animaux Nr. 27; Salta, Grabstelen 77 und Anm. 704-706; Spence, Cavalry 265 Nr. 26; Clairmont, CAT Nr. 3.430a; LGPN s. v. Κεθηζόδνηνο Nr. 26. s. v. Κόλσλ Nr. 16; Bergemann, Thanatos 191 F 4e, Taf. 7, 1; Schäfer, Agathoi 167 Nr. 23; Kaltsas, Glypta 186f. Nr. 368 mit Abb. RK 11. (Taf. 3) Fragment einer Grablekythos (?) mit Kampfdarstellung Aufb.: Athen, Agoramuseum Inv. S 963. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 28 m, Br 0. 35. 3 m. Fund.: Am 10. Juli 1937 in einer Erdaufschüttung auf der Athener Agora gefunden. Bes.: Erhalten sind ein nach rechts reitender Krieger, sowie Hals, Kopf und Vorderbeine seines Pferdes. Unter dem Pferd Teil des Oberkörpers, der rechte Arm und das rechte Bein seines zu Boden gefallenen Gegners, der seinen Körper nach links richtet. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: Clairmont, CAT Nr. 2.215. RK 12. Fragment einer Grablekythos (?) mit drei Kriegerfiguren Aufb.: Athen, NM Inv. 1674. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 36 m. Fund.: Unbekannt. Nach Clairmont wahrscheinlich Athen. Stand einst im Varvakeion. Bes.: Das Relief ist nach Conze während einer Zweitverwendung unten und oben horizontal abgearbeitet worden. Es sind daher nur noch die Oberkörper der Figuren zu sehen. Links ein nach rechts springender Krieger, der nur eine Chlamys um den Hals

RK 10. (Taf. 3) Grablekythos des Kephisodotos aus Aithalidai mit Kampfdarstellung Aufb.: Athen, NM Inv. 3620a. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 95 m. Fund.: 1926 in einem Grabbezirk, wohl in der Nähe des antiken Demos Iphistiadai, am nördlichen Ende der Acharnon Straße, im modernen Stadtteil Nea Chalkidona gefunden. Bes.: Auf der plastisch hervorspringenden Standleiste von links eine nach rechts gewandte, in kurzem 98

trägt. Sein Petasos ist ihm in den Rücken gefallen und quer über die Brust verläuft seine Schwertbinde. In der linken Hand hält er eine Lanze. Neben ihm ein zweiter in Frontal-ansicht dargestellter Krieger, der Chiton, Chlamys und boiotischen Helm trägt. Hinter ihm ist der Hals und der Kopf seines nach rechts gerichteten Pferdes erhalten. Rechts anschließend nach links gerichteter Krieger, der Chlamys, attischen Helm und eine Schwertbinde quer über seine Brust trägt. Er hält in seiner linken Hand ein Schwert, mit dem er zu einem Hieb ausholt. Über diesem steht die Namensinschrift: Υξύζεξσο. Die Inschrift muss während der Zweitverwendung beigeschrieben worden sein. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: Zeichnung bei Conze Nr. 1154; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 101; KaempfDimitriadou, Staatsgrabmal 33 und Anm. 75; N. Himmelmann, AA 1988, 355 und Anm. 22 sieht das Fragment nicht einer Grabvase zugehörig; Spence, Cavalry 263 Nr. 11; Clairmont, CAT Nr. 3.206; Schäfer, Agathoi 166 Nr. 20.

der 19 verstorbenen Hippeis und des 1 Hippotoxoten genannt. Diese fielen in der Schlacht von Spartolos (429/8) und Tanagra (426). Zwischen der anfänglich angebrachten Gefallenenliste und der Querleiste der Bilddarstellung wurden später die Namen der 12 im Jahr 409 in der Nähe von Megara gefallenen athenischen Reiter hinzugefügt. Die Inschriften können anhand Anordnung und der Form der Buchstaben voneinander zeitlich unterschieden werden. Dat.: 420-400. Lit.: Λ. Παξιακά in: Τπνπξγείν Πνιηηηζκνύ-Μνπζείν Κπθιαδηθήο Σέρλεο (Hrsg.), Ζ πόιε θάησ από ηελ πόιε. Δπξήκαηα από ηηο αλαζθαθέο ηνπ κεηξνπνιηηηθνύ ζηδεξόδξνκνπ ησλ Αζελώλ (2000) 396ff. Nr. 452; Schäfer, Hippeis 266 GR 6; zum Piloshelm als charakteristisches Bildzeichen der attischen Gegner s. Schäfer, Agathoi 114ff. A 2.

‘Familienbild’-Dexiosis

FD 1. (Taf. 4) Grabstele des Panaitios Aufb.: Athen, NM Inv. 884. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 1. 51 m. Br 0. 83 m. Fund.: 1880 bei Ausgrabungen der griechischen Archäologischen Gesellschaft, außerhalb der Stadtmauer in der Nähe der Hagia Triada Kirche im Kerameikos gefunden. In Zweitverwendung, als Deckplatte eines Kanals benutzt. Bes.: In der Mitte der Stele ‘Lutrophoros’, die von zwei Lekythen flankiert wird. Am oberen Teil der Stele plastisch wiedergegebene Tänie, die die ‘Lutrophoros’ kreuzt und an der zwei Alabastra hängen. Auf der ‘Lutrophoros’ ein Jüngling in kurzem Chiton und Petasos, der in seiner linken Hand zwei Speere trägt und mit einem älteren in einen Mantel gehüllten bärtigen Mann, der sich auf einen Stock stützt, im Dexiosismotiv verbunden ist. Neben dem Jüngling sein nach rechts schreitendes Pferd. Hinter dem bärtigen Mann folgt letztlich ein Knabe. Eine zweite Darstellung bildet ein nackter reifenspielender Jüngling auf der linken Lekythos, der in der rechten Hand einen Stab hält und nach rechts schreitet. Über den Figuren auf der ‘Lutrophoros’ steht die Inschrift: Παλαίηηνο Ἁκαμαληε[ύο]. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: S. Kumanudis, Prakt 1880/81, 8f.; IG II2 5601; P. Wolters, AM 16, 1891, 395f.; Conze Nr. 1062, Taf. 216; F. Studniczka, Die griechische Kunst an Kriegergräbern (1915) 17f.; P. Gardner, Sculptured Tombs of Hellas (1896) 115; Dohrn, Plastik 144 Nr. 67. 147f.; Schmaltz, Marmorlekythen 34, 42, 80, 94; A. PrukakisChristodoulopoulos, AM 85, 1970, 57, Taf. 28; Langenfaß, MuP Nr. 33; Woysch, Animaux Nr.

RK 13. Reiterdenkmal für die gefallenen attischen Reiter in Spartolos, Tanagra und Megara Aufb.: Athen, 3. Ephorie, Inv. M 4551. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 2. 10 m, Br 0. 82-0. 89 m, D 0. 255-0. 268 m. Fund.: 1995 während der Metroarbeiten in Zweitverwendung als Deckel eines Sarkophags in Athen gefunden (Φξέαξ Παιαηνιόγνπ) in der Nähe des Larissa Bahnhofes. Bes.: Die Stele besteht aus zwei Teilen: Einem Reliefbild und darunter einer Gefallenenliste. Bilddarstellung auf einer plastischen Leiste aufgebaut zeigt einen nach links stürmenden Himation tragender Reiter, dessen Pferd sich auf seine Hinterbeine aufgebäumt hat. Er reitet auf einen nach rechts stürmenden, Pilos tragenden Hopliten zu, der einen Schild in seiner linken Hand hält, und sich auf einen Felsvorsprung tretend gegen den Reiter wendet. Zwischen den beiden Figuren und unter den Vorderbeinen des Pferdes ist ein auf den Boden gesunkener kuren Chiton und Himation tragender dritter Krieger zu sehen, der sich vor dem Angriff des Reiters zu wehren versucht. Der schlechte Erhaltungszustand des Reliefs erlaubt es nicht Einzelheiten über Bärtigkeit oder Unbärtigkeit der Krieger zu erkennen. Am rechten Ende der Bilddarstellung ist der Vorderleib eines nach links stürmenden Pferdes zu sehen, das über einen plastisch ausgeführten Felsvorsprung springt. Unterhalb des Reiterkampfes folgt die Gefallenenliste, die zwei Phasen aufweist. Nach Phylen geordnet werden in der ersten Inschrift die Namen 99

41, Taf. 9; Knigge, Kerameikos 152, Abb. 151b; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 52; ders., Boreas 1, 1978, 101f.; Kokula, Marmorlutrophoren G3, passim; C. Dehl, AM 96, 1991, 164 Nr. 3; Salta, Grabstelen 17; Spence, Cavalry 264 Nr. 20; Clairmont, CAT Nr. 2.710; LGPN s. v. Παλαίηηνο Nr. 10; Schäfer, Agathoi 187 Nr. 189; Kaltsas, Glypta 170 Nr. 335 mit Abb.; Schäfer, Hippeis 267 GR 7.

Lit.:

FD 2. (Taf. 4) Grabstele des ---aion und der Nikomede Aufb.: Athen, NM Inv. 3793. Befindet sich heute im inneren Garten des Museums. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 70 m, Br 1. 17 m. Fund.: Genauer Fundort unbekannt. Nach Angaben von Clairmont, 1937 in der Nähe der Heiligen Straße gefunden. Bes.: In der naiskosförmigen Grabstele, die von zwei Anten umrahmt und von einem Giebel bekrönt wird, sind eine männliche die Zügel eines Pferdes haltende und eine gegenüberstehende weibliche Figur dargestellt, die im Dexiosismotiv miteinander verbunden sind. Dazwischen ist das Pferd platziert, das seinen Kopf zur linken Seite hin neigt. Reste einer Inschrift sind auf dem horizontalen Geison erhalten. Die Inschrift lautet: [---]αησλ : Νηθνκήδε. Dat.: Mitte bis 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Schmaltz, Marmorlekythen 53und Anm. 72; IG II2 12293a; Langenfaß, MuP Nr. 46; Karusu, Skulpturen 75 Nr. 3793; H. Lohmann, Grabmäler auf unteritalischen Vasen (1979) 63; Woysch, Animaux Nr. 54; Clairmont, CAT Nr. 2.444; LGPN s. v. Νηθνκήδε Nr. 1; Bergemann, Thanatos 167 Nr. 334, Taf. 119, 2. Er ergänzt zum Demotikon Xypetaion; Schäfer, Agathoi 192 Nr. 226.

Conze Nr. 1099; IG II2 7807; Schmaltz, Marmorlekythen 105, Nr. 185; Stupperich, Staatsbegräbnis 172 und Anm. 1. Kat. Nr. 506; Langenfaß, MuP Nr. 25; Woysch, Animaux Nr. 33; Vedder, Grabanlagen 36f. 247 Nr. F 50; Spence, Cavalry 262 Nr. 9; Clairmont, CAT Nr. 2.335a; LGPN s. v. Φηιόδεκνο Nr. 18. s. v. Λπζηκάρε Nr. 12; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 461; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 209.

FD 4. (Taf. 4) Bildfeldstele des Philochares und der Timagora Aufb.: Paris, Louvre Inv. MA 781. Mat.: Weißer, nach P. Boillon pentelischer Marmor. Maße: H 0. 75 m, Br 0. 42-0. 39 m. Fund.: Als Herkunftsort wird Athen angegeben. Wurde nach der Auffindung nach Konstantinopel gebracht. 1648 vom Marquis de Nointel in die Collection Baudeloit de Daivual gebracht. Seit 1722 im Louvre. Bes.: Die von einem Akroter bekrönte Bildfeldstele zeigt im eingetieften Rahmen in der Mitte den bärtigen Philochares, der seine rechte Hand der ihm gegenübergestellten Timagora reicht. Von links hinter Philochares der Vorderkörper seines herannahenden Pferdes. Über dem Bildfeld die Inschrift: Φηινράξεο Σηκαγόξα / Φηισλίδν Ἡθαηζηνδώξν / Κεθηζεύο. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Um 380-370. Lit.: P. Bouillon, Musée des Antiquités III (1821) Taf. 2, Nr. 8; Conze Nr. 1098; IG II2 6446; Kirchner, PA 11566/7; Langenfaß 25. 30. Nr. 24; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 528; Woysch, Animaux Nr. 32; Hamiaux, Sculptures 190 Nr. 193; Spence, Cavalry 262 Nr. 8; Clairmont, CAT Nr. 2.216; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 467; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 208. FD 5. (Taf. 5) Grabstele eines Kriegers Aufb.: Moskau, Puschkin Museum Inv. P La 935. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 15 m, Br 0. 85 m. Fund.: Aus Athen. Bei Woysch wird der athenische Stadtteil Patissia als Fundort genannt. 1888 taucht die Stele im Kunsthandel auf. Anfänglich Sammlung Tyszkiewitz in Rom. Bes.: Von links ein bärtiger Mann in kurzem Chiton, Chlamys und in den Nacken gefallenen Petasos, der in der linken Hand wahrscheinlich sein Schwert hält. Hinter ihm der Vorderkörper seines Pferdes, das die Mitte der Bilddarstellung einnimmt. Ihnen gegenüber steht ein älterer bärtiger in Himation gekleideter Mann. Dat.: 1. bis 2. Viertel 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 1001; W. Fröhner, Collection Tyszkiewitz (1892) 43, Taf. 46; Diepolder, Grabreliefs 37f.; Langenfaß, MuP 30. Nr. 32; Woysch,

FD 3. (Taf. 4) Grabstele des Philodemos und der Lysimache Aufb.: Oxford, Ashmolean Museum Inv. 118. Mat.: Grauer hymettischer Marmor Maße: H 0. 67 m, Br 0. 35 m. Fund.: Als Herkunftsort wird Attika genannt. 1676 von G. Wheeler der Bodleian Library der Oxford Universität geschenkt. Bes.: Von links Philodemos, der in seiner linken Hand die Zügel seines hinter ihm dargestellten, nach rechts schreitenden Pferdes hält. Er reicht seine rechte Hand seiner ihm gegenüberstehenden Frau Lysimache. Den giebelförmigen Abschluss der Stele schmückt eine in Frontalansicht wiedergegebene Sirene. Darunter steht die Inschrift: Φηιόδεκνο ΢νθίινπ / Υνιιείδεο / Λπζηκάρε Σηκνγείηνλνο / Φξεαξξίνπ. Dat.: Mitte 4. Jh. 100

Animaux Nr. 42; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen II 223 und Anm. 17; Spence, Cavalry 262 Nr. 4; Salta, Grabstelen 77 und Anm. 701; Clairmont, CAT Nr. 2.331; Bergemann, Thanatos 163 Nr. 212; Schäfer, Agathoi 188 Nr. 196.

Fund.: Von K. B. Stark in Trachones gesehen. Ob die Stele dort gefunden wurde ist zwar wahrscheinlich jedoch nicht sicher zu bestimmen. Bes.: Nach der Beschreibung Starks auf der Stele ein von seinem Pferd begleiteter Jüngling, der sich einer ihm gegenüberstehenden Frau zuwendet. In der Bilddarstellung sind auch zwei Kinder integriert. Ob die inschriftlich benannte Figur als älterer Mann dargestellt wurde, wie Clairmont annahm, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Über den Figuren steht die Inschrift: Νηθόκαρνο Νηθνκέλνπ Πεηξαηεύο / Φίιε Δὐθήξν Κεθηζέσο. Dat.: Wahrscheinlich 2.-3. Viertel 4. Jh. Lit.: K. B. Stark, Nach dem griechischen Orient (1874) 407 Nr. 2; Clairmont, CAT Nr. 354; LGPN s. v. Νηθόκαρνο Nr. 64. s. v. Νηθνκέλεο Nr. 11.

FD 6. (Taf. 5) Grabstele des Phrynion und der Paregoria Aufb.: Die Stele gilt als verschollen. Ehemals Kephisia. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 1. 00 m, Br 0. 46 m. Fund.: Conze sah die Stele als Türschwelle der Kapelle der Hagioi Taxiarchoi in Kephisia verbaut. Bes.: Die Bildfeldstele zeigt den nach rechts schreitenden Phrynion (Kopf abgebrochen), der in der linken Hand die Zügel seines hinter ihm dargestellten Pferdes hält und seiner ihm gegenübersitzenden Frau auf einem Klismos die rechte Hand reicht. Über dem Bildfeld und unter zwei plastisch wiedergegebenen Rosetten steht die Inschrift: Φξπλίσλ Καιηππί[δνπ] / Κεθηζηεύο Παξεγν[ξία]. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 270, Taf. 62; IG II2 6449; Kirchner, PA 15016; Langenfaß, MuP Nr. 38; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 343; Woysch, Animaux Nr. 47; Spence, Cavalry 261 Nr. 1; Clairmont, CAT Nr. 2.430a; LGPN s. v. Φξπλίσλ Nr. 6. s. v. Παξεγνξίο Nr. 1; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 322; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 217.

FD 9. (Taf. 5) Zwei obere Fragmente einer Grabstele mit Pferdeführer im Dexiosismotiv Aufb.: Athen, Agoramuseum Inv. I 119. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 37 m, Br 0. 42 m, D 0. 10. 8 m. Fund.: Beide Fragmente der Stele am 30. Januar und 23. Februar 1932 in den Mauern eines modernen Hauses, östlich des Metroon gefunden. Bes.: Die Stele bekrönt ein Geison mit drei Akroteren. Darunter auf einem Querstreifen die Namensinschriften der Figuren des Reliefs, die auf der weiter unten folgenden Relieffläche anschließen: Ἱεξνθ[῵λ] : Κξάηεηνο : ἐθ Κνίιεο. Darunter von links nach rechts die Köpfe eines bärtigen Mannes, der einen boiotischen Helm trägt, ein nach rechts gerichteter Pferdekopf und ein der Zweiergruppe entgegensehender bärtiger Kopf. Die Bilddarstellung muss wie folgt ergänzt werden: bärtiger Pferdeführer, der im Dexiosismotiv mit einem ebenso bärtigen Mann im Mantel verbunden ist. Dat.: 3. Viertel bis Mitte 4. Jh. Lit.: B. J. Meritt, Hesperia 3, 1934, 82 Nr. 92 mit Abb.; IG II2 6489; D. W. Bradeen, The Athenian Agora XVII. Inscriptions. The Funerary Monuments (1974) 59 Nr. 183; Clairmont, CAT Nr. 2.338; LGPN s. v. Ἱεξνθ῵λ Nr. 9; Schäfer, Agathoi 189 Nr. 202.

FD 7. (Taf. 5) Grabstelenfragment eines bärtigen Mannes Aufb.: Istanbul, Archäologisches Museum Inv. 580. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 41 m, Br 0. 67 m. Fund.: Als Herkunftsort wird Athen genannt. 1892 von J. M. von Radowitz aus Athen nach Istanbul gebracht. Bes.: Auf der polygonal gebrochenen Reliefplatte ist links der Vorderteil eines Pferdekopfes bis zum Mähnenansatz zu sehen. Ihm gegenübergestellt bärtiger Mann mit Alterszügen. An der linken Ecke neben dem Pferdekopf, Teil einer Drapierung, wahrscheinlich einer zweiten Figur erhalten. Dat.: 4. Viertel 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 774; Braun, Stilgeschichte 71; Schmaltz, Marmorlekythen 53, Nr. 72; Langenfaß, MuP Nr. 55; Stupperich, Staatsbegräbnis 171f. Kat. Nr. 430; Woysch, Animaux Nr. 63; Clairmont, CAT Nr. 2.490; Schäfer, Agathoi 192 Nr. 228.

FD 10. (Taf. 5) Grabstele des Antimenes und der Olbia Aufb.: Athen, NM ohne Inv. Nach Clairmont ist der Aufbewahrungsort unbekannt. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 2. 02 m, Br 0. 50- 0. 55 m. Fund.: Nach A. Conzes Angaben im Garten des Anwesens von Nikolaos Chalkokondylis in Kephissia “an Ort und Stelle“ gefunden. Bes.: Die figürliche Darstellung der Stele ist auf einer plastisch wiedergegebenen Standleiste aufgebaut und zeigt einen bärtigen Mann, der Petasos, kurzen

FD 8. Grabstele des Nikomachos und der Phile Aufb.: Unbekannt. Mat.: Marmor. Maße: Unbekannt.

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Chiton, Chlamys trägt und mit einer ihm entgegengesetzten Frau in Chiton und Himation im Dexiosismotiv verbunden ist. Hinter ihm ein Stalljunge in Exomis, der die Zügel des Pferdes seines Herrn in der linken Hand hält. Vom Pferd nur ein Teil des Vorderkörpers und ein Vorderbein dargestellt. Zwei Jagdhunde folgen dem bärtigen Mann, von denen der eine seinen Kopf hebt, der andere ihn zu Boden senkt. Der abschließende obere Rand zeigt ein viereckiges Dübelloch auf, das für die Einlassung eines Akroterion bestimmt sein muss. Über der Bilddarstellung folgen vier Inschriften, die von zwei in Relief gearbeiteten Rosetten getrennt werden. Über den Rosetten: Πη[ζηνθι]έεο / Ἀληηκέλνπο / Κεθηζηεύο. Unter den Rosetten: ὆ιβία / Καιιαίζρξνπ / [Φ]εγνπζίνπ / Ἀληηκέλεο / Πηζηνθιένπο / Κεθηζηεύο / Πεηζηθξάηεηα / Πιεηζηίνπ / Κεθηζηεύο. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Um 330-320. Lit.: Conze Nr. 1111; IG II2 6437; Langenfaß, MuP Nr. 37; Stupperich, Staatsbegräbnis Nr. 353; Woysch, Animaux Nr. 46; Clairmont, CAT Nr. 2.959; LGPN s. v. Ἀληηκέλεο Nr. 7. s. v. ὆ιβία Nr. 1. s. v. Πηζηνθιῆο Nr. 7-8; Scholl, Bildfeldstelen 23. Kat. Nr. 255; Zlotogorska, Hunde 36. Kat. Nr. 55; Bergemann, Thanatos 31 und Anm. 270. 213 Nr. 31; Schäfer, Agathoi 193 Nr. 233.

bene bärtige Iophon, der kurzen gegürteten Chiton und Chlamys und Lederstiefel trägt. Er ist durch seine quer über die Brust verlaufende Schwertbinde und das neben ihm dargestellte Pferd als Reitersoldat gekennzeichnet. Neben dem Pferd, von dem nur die Vorderbeine und ein Teil des Kopfes erhalten ist, der rechte Fuß und das linke Schienbein eines Stalljungen, der wahrscheinlich das Pferd seines Herrn an den Zügeln gehalten hat. Auf dem Epistyl des Naiskos stehen die Namensinschriften der Figuren: Ἱεξνθιῆο Ἱέξσλνο Ρακλό[ζ]ηνο Λπθέαο Ἱεξνθιένπο Ἰνθ῵[λ] Ἱεξνθιένπο Γεκνζηξά[η]ῃ [Φ]εη[δ]εζη[ξ]άη[νπ γπλ]ὴ Ρακλόο[η]νο Ρακλόζηνο Dat.: Um 330. Lit.: Zum Relief Athen, NM 4796 s. Clairmont, CAT Nr. 3.480 mit Lit.; s. auch Bergemann, Thanatos 175 Nr. 660 und 199 Grabbezirk N 5; IG II2 11707; SEG 30. 215; Zum Pferdeführerrelief s. V. C. Petrakos, Prakt 1976, 33 Nr. 4; ders., Prakt 1977, 12f. Nr. 389; ders., AEphem 1979, 40 Abb. 17 (überholte Rekonstruktion), Taf. 11g; ders. in : ΢ΣΖΛΖ-Σόκνο εηο Μλήκελ Νηθνιάνπ Κνληνιένληνο (1980) 404 Nr. 2; Garland, Peribolos 165 N 5 (j), (a), (b); ders., AEphem 1987, 290ff. und Abb. 18; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen III 56f. Nr. 7; Salta, Grabstelen 219 und Anm. 2275; V. C. Petrakos, Prakt 1992, 11ff., Abb. 4; ders., Ergon 39, 1992, 6f., Abb. 6; ders., Ergon 42, 1995, 19f., Abb. 5; Clairmont, CAT Nr. 1981; LGPN s. v. Ἱεξνθιῆο Nr. 55; Bergemann, a. O.; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 215; Β. Υ. Πεηξάθνο, Ο δήκνο ηνπ Ρακλνύληνο. ΢ύλνςε ησλ αλαζθαθώλ θαη ησλ εξεπλώλ (1813-1998) Η. Σνπνγξαθία (1999) 387ff. II. Οη επηγξαθέο 182 Nr. 270.

FD 11. (Taf. 5) Grabnaiskos des Hierokles aus Rhamnous Aufb.: Rhamnous, Museum Inv. 107, 306, 389 (Frgm. des Iophon mit Stalljungen), 310 (Inschrift), Athen NM 576, 577, 1006, 4796 (Relief mit Hierokles, Demostrate und Lykeas). Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 90 m, Br, 1. 23 m, (Iophon und Stalljunge) H 1. 93 m, Br 1. 52 m, (Hierokles, Demostrate, Lykeas) H 0. 24 m, T 0. 70-0. 73m, Br 3. 40 m, (Geison) Br 3. 20 m, (Epistyl mit Inschrift). Fund.: Die verschiedenen Fragmente wurden seit 1960 bis 1976-77 im und um den Grabbezirk des Hierokles in Rhamnous gefunden, der sich an der Gräberstraße nördlich des Nemesisheiligtums, an einer Weggabelung, auf der Westseite der Straße befindet. Bes.: Links der nach rechts gerichtete bärtige, in Himation gehüllte Hierokles sitzend auf einem Klismos. Neben ihm die in Chiton und Himation gekleidete Demostrate, die mit ihrer linken Hand den Saum ihres den Kopf bedeckenden Himations hält. Ihnen gegenüber steht der bärtige Lykeas in Himation, das seinen Oberkörper frei lässt. Die beiden männlichen Figuren (Vater und Sohn) sind wahrscheinlich im Dexiosismotiv verbunden, ihre Arme sind jedoch abgebrochen. Auf der zweiten anschließenden Platte rechts der in Frontansicht wiedergege-

FD 12. (Taf. 6) Grablekythos eines Kriegers Aufb.: Athen, NM Inv. 2586. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: Nach Clairmont H 0. 67 m. In der sonstigen Lit. H 0. 42 m. Fund.: Der Herkunftsort des Gefäßes ist unbekannt. Es muss sich um ein attisches Stück handeln, da die Gattung der Grablekythen mit diesem Thema fast ausschließlich in Attika vorkommt. Bevor die Lekythos in das NM gelangte, befand es sich im Haus von J. Paparigopoulos in Athen. Bes.: Die Auf einer plastisch wiedergegebenen Standleiste aufgebaute figürliche Darstellung zeigt ein von links herannahendes Pferd, das ein in Exomis gekleideter Stalljunge an den Zügeln führt. Davor steht sein bärtiger Herr, der kurzen Chiton, Brustpanzer, Chlamys und einen boiotischen Helm trägt. Er reicht seine rechte Hand einem auf einem Klismos sitzenden bärtigen, in einen Mantel gehüllten älteren Mann, den Clairmont mit dem Va102

ter der stehenden Person identifizierte. Die linke gehobene Hand des Kriegers hielt die wahrscheinlich gemalte Lanze. Dat.: 2. Hälfte 4. Jhs. Lit.: Conze Nr. 745; Schmaltz, Marmorlekyhen A 270; Prukakis, Evolution Nr. 213; O. Alexandri, AEphem 1973, 98 und Taf. 54b; Langenfaß, MuP Nr. 53; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 119; Woysch, Animaux Nr. 61; Spence, Cavalry 264 Nr. 24; Clairmont, CAT Nr. 2.879a; Schäfer, Agathoi 189 Nr. 206.

Lit.:

Schmaltz, Marmorlekythen A 44; Prukakis, Evolution Nr. 246; Langenfaß, MuP Nr. 34; Stupperich, Staatsbegräbnis Nr. 479; Woysch, Animaux Nr. 43; Clairmont, CAT Nr. 2.180; Schäfer, Agathoi 188 Nr. 198.

FD 15. (Taf. 6) Grablekythos eines Pferdeführers und einer sitzenden Frau Aufb.: Athen, Römische Agora Inv. RA 1081. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 57. 5 m. Fund.: Der genaue Herkunftsort ist nicht bekannt. Wahrscheinlich Attika. Früher im Theater des Dionysos. Bes.: Die auf einer Standleiste aufgebaute flache Reliefdarstellung zeigt von links einen in Himation gekleideten bärtigen Mann, der mit der linken Hand die Zügel seines nach rechts schreitenden Pferdes hält. Ihm gegenüber eine in Chiton und Himation gekleidete, auf einem Klismos sitzende weibliche Figur. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Prukakis, Evolution Nr. 411; Clairmont, CAT Nr. 2.358.

FD 13. (Taf. 6) Grablekythos des Antiphon und des Niketes Aufb.: Athen, NM Inv. 2016. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 52 m. Fund.: Nach Clairmont in Brachami in Athen gefunden. Genauere Informationen fehlen. Bes.: Die auf der plastisch ausgebildeten Standleiste aufgebaute Bilddarstellung zeigt von links den in kurzem Chiton und Chlamys dargestellten bärtigen Antiphon, der einen attischen Helm trägt und mit seiner linken Hand seinen Rundschild hält. Er ist im Dexiosismotiv mit dem ebenso bärtigen Niketes verbunden, der kurzen Chiton und Chlamys trägt und in der linken Hand eine Lanze hält. Zwischen den beiden Figuren der geneigte Kopf eines neben Niketes stehenden Pferdes. Über den Köpfen der Figuren steht die Inschrift: Ἀληηθ῵λ Νηθεηήο. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: Schmaltz, Marmorlekythen A 55; IG II2 10702; Prukakis, Evolution Nr. 248; Langenfaß, MuP Nr. 36; Stupperich, Staatsbegräbnis Nr. 112; Woysch, Animaux Nr. 45; Salta, Grabstelen 86 und Anm. 806; Clairmont, CAT Nr. 2.220a; Schäfer, Agathoi 170 Nr. 49; Schäfer, Hippeis 273 ML 2.

FD 16. Grablekythos des Menyllos Aufb.: Athen, NM Inv. Theseion 168. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 70 m. Fund.: Grabbezirk des Menyllos und Astyphilos im Bereich der Kirche des Ag. Nikolaos in Voula, dort wo der antike Demos Halai Aixonides lokalisiert wird. Bes.: Die auf einer plastisch wiedergegebenen Standleiste aufgebaute Komposition zeigt von links den bärtigen Menyllos in kurzem Chiton und Chlamys, der mit seiner linken Hand die Zügel seines neben ihm schreitenden Pferdes hält. Er ist im Dexiosismotiv mit seinem bärtigen, ein Himation tragenden Vater Astyphilos verbunden. Über den Köpfen der Figuren steht die Inschrift: Μέ]λπιινο Ἁιαηεύο / Ἀζηύθηινο Ἁιαηεύο. Dat.: 350-330 v. Chr. Lit.: N. Kyparissis, ADelt 11, 1927-28, Par. 45f. Nr. 168; IG II2 5497; Schmaltz, Marmorlekythen A 266; Prukakis, Evolution Nr. 272; D. PeppasDelmousou, AAA 10, 1977, Symm. 226ff. 231 (a); Langenfaß, MuP Nr. 49; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 249; Garland, Peribolos 171f. T 2; Woysch, Animaux Nr. 57; Salta, Grabstelen 42; Spence, Cavalry 264 Nr. 18; Clairmont, CAT Nr. 2.395b; LGPN s. v. Ἀζηύθηινο Nr. 5. s. v. Μέλπιινο Nr. 1; Bergemann, Thanatos 205 T 1-2; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 219-220.

FD 14. Grablekythos zweier Pferdeführer im Dexiosismotiv Aufb.: Megara, Museum ohne Inv. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Attika. Bes.: Von links ein in kurzem Chiton, Chlamys und Petasos gekleideter unbärtiger Mann, der seinen Kopf senkt und im Dexiosismotiv mit einem bärtigen Mann verbunden ist. Dieser ist ebenfalls in kurzem Chiton und Chlamys gekleidet, trägt jedoch keinen Hut. Beiden Männern ist je ein Pferd beigestellt. Der unbärtige Mann hält die Zügel seines Pferdes in der gehobenen linken Hand, während bei der bärtigen Figur nicht klar ersichtlich wird, ob sie die Zügel seines hinter ihm stehenden Pferdes hält. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh.

FD 17. (Taf. 6) Grablekythos des Menyllos Aufb.: Athen, NM Inv. Theseion 170. Mat.: Weißer Marmor. 103

Maße: H 0. 55 m. Fund.: Derselbe Fundort, wie die Grablekythos Theseion 168. Bes.: Die figürliche Darstellung ist identisch mit FD 16, was das Thema betrifft. Die Bearbeitung der Figuren und ihrer Gewänder ist hier einfacher und härter modelliert. Auch die Inschriften der beiden Lekythoi stimmen überein. Dat.: 350-330 v. Chr. Lit.: N. Kyparissis, ADelt 11, 1927-28, Par. 47. Nr. 170; IG II2 5498; Schmaltz, Marmorlekythen A 266; Prukakis, Evolution Nr. 273; D. PeppasDelmousou, AAA 10, 1977, Symm. 226ff. 233f. (b); Langenfaß, MuP Nr. 49; Stupperich, Staatsbegräbnis Nr. 249; Garland, Peribolos 171f. T 2; Woysch, Animaux Nr. 50; Salta, Grabstelen 42; Spence, Cavalry 264 Nr. 19; Clairmont, CAT Nr. 2.396b; Bergemann, Thanatos 205 T 1-2; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 219-220.

Handschlag mit einem rechts vor ihm stehenden Bärtigen im Himation vereinigt». Peek sah über dem Pferdeführer die Inschrift: Μέλπιινο Ἁιαηεύο. Die zweite größtenteils zerstörte Inschrift muss nach Peek Ἀζηύθηινο Ἁιαηεύο lauten. Dat.: 350-330 v. Chr. Lit.: W. Peek, AM 67, 1942, 91f. Nr. 149; Schmaltz, Marmorlekythen A 266; Prukakis, Evolution Nr. 274; D. Peppas-Delmousou, AAA 10, 1977, Symm. 226ff. 234 (d); Langenfaß, MuP Nr. 51; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 559; Garland, Peribolos 171f. T 2 (e); Woysch, Animaux Nr. 59; Salta, Grabstelen 42; Clairmont, CAT Nr. 2.398b; Bergemann, Thanatos 205 T 1-2; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 221. FD 20. (Taf. 7) Grablekythos mit Dexiosisdarstellung Aufb.: Unbekannt. Früher im Haus der Familie Komninos in Trachones. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 1. 02 m. Fund.: Attika. Bes.: Die figürliche Darstellung bilden von links ein nach rechts gewandter unbärtiger Mann, der kurzen Chiton, Chlamys und Petasos trägt. In der linken Hand hält er einen Speer und reicht die rechte seiner ihm gegenüberstehenden Frau, die in Chiton und Himation gehüllt ist. Zwischen den beiden Figuren zwei in Mäntel gekleidete Kinder, die nach links gerichtet sind und zu der männlichen Person aufsehen. Neben dem Speerträger folgt sein Pferd, dessen Kopf zwischen den stehenden Figuren hervorscheint. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 1124; F. Studniczka, Die griechische Kunst an Kriegergräbern (1915) 17, Taf. 13 mit Abb. 22; Kjellberg, Reliefs 133, Abb. 40-41; Dohrn, Plastik 145 Nr. 68; Schmaltz, Marmorlekythen A 12; Prukakis, Evolution Nr. 241; Langenfaß, MuP Nr. 22; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 354; Woysch, Animaux Nr. 30; Kokula, Marmorlutrophoren 74 und Anm. 32; VierneiselSchlörb, Skulpturen III 104 und Anm. 5; Clairmont, CAT Nr. 2.651; Schäfer, Agathoi 188 Nr. 197.

FD 18. Grablekythos des Menyllos Aufb.: Kopenhagen, NY Carlsberg Glyptothek Inv. 2786. Mat.: Weißer pentelischer Marmor. Maße: H 0. 63 m. Fund.: Ist identisch mit diesem der beiden Grablekythoi im Athener NM. 1929 aus dem Pariser Kunsthandel von der NYCG erworben. Bes.: Das Bildthema der Lekythos ist dasselbe, wie dieses der obigen Marmorlekythen in Athen. Gleiches gilt auch für die Inschrift des Gefäßes. Dat.: 350-330 v. Chr. Lit.: Poulsen, Sculpture Nr. 221b; IG II2 5499; F. Poulsen, ActaArch 5, 1934, 60f. Nr.4; G. Richter in: B. Lullies (Hrsg.), Festschrift zum 60. Geburtstag von Bernhard Schweitzer (1954) 257 Nr. 5; Dohrn, Plastik 241 und Anm. 8-9; Schmaltz, Marmorlekythen A 266; Prukakis, Evolution Nr. 271; D. Peppas-Delmousou, AAA 10, 1977, Symm. 226ff., 234f., (g); Langenfaß, MuP Nr. 48; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 442; Garland, Peribolos 171f. T 2 (d); Woysch, Animaux Nr. 56; Salta, Grabstelen 42; Spence, Cavalry 266 Nr. 34; Clairmont, CAT Nr. 2.397b; Moltesen, Classical Period 126 Nr. 65; Bergemann, Thanatos 205 T 12; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 218. FD 19. Grablekythos des Menyllos Aufb.: Unbekannt. W. Peek sah das Gefäß 1942 im Kunsthandel in Athen. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 55 m. Fund.: Muss aus dem selben Fundumstand, wie die übrigen drei Lekythoi stammen. Bes.: Nach der Beschreibung Peeks, muss die Darstellung mit diesen der übrigen drei Lekythoi identisch sein. Peek: «Im Flachrelief links bärtiger Mann in Chlamys und Mantel, ein Pferd heranführend, im

FD 21. (Taf. 7) Grablekythos des Diopeithes Aufb.: Piraeusmuseum Inv. 1535. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 74.5 m. Fund.: 1926 bei Ausgrabungen der Archäologischen Gesellschaft bei der Grabterrasse am Ende des Stadtteils Tampouria, an der Straße nach Keratsini gefunden. In der Nähe der nicht mehr vorhandenen Peramatos oder Georgiou B’ Nr. 12 Straßen, identisch mit der heutigen Leophoros Demokratias.

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Bes.: Auf der plastisch wiedergegebenen Standleiste von links ein in kurzem Chiton, Brustpanzer, Chlamys und boiotischem Helm gekleideter unbärtiger Mann, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm stehenden Pferdes hält und im Dexiosismotiv mit einem weiteren bärtigen Mann verbunden ist. Dieser ist älter als der Pferdeführer und trägt ein Himation. Über dem Kopf des Pferdeführers beginnt die Inschrift: Γηνπείζεο. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: N. Kyparissis, ADelt 10, 1926, Par. 82f.; I. A. Meletopoulos, Polemon 3, 1947/48, Symm. 15f.; IG II2 11193; Schmaltz, Marmorlekythen A 267; Prukakis, Evolution Nr. 270; Langenfaß, MuP Nr. 52; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 320; Woysch, Animaux Nr. 60; Salta, Grabstelen 136 und Anm. 1347; Clairmont, CAT Nr. 2.420a; Bergemann, Thanatos 196 L 16; Schäfer, Agathoi 189 Nr. 205.

FD 23. (Taf. 8) Grablekythos des Charias und der Hippostrate Aufb.: Athen, Magazin der 3. Ephorie Inv. M 687. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 46 m. Fund.: 1965 in einem an der Xenophontos Str. 10 liegenden Grundstück, westlich des Nationalgartens und südlich des heutigen Syntagmatos Platzes gefunden. Das Gefäß war in einem Brunnen verbaut. Bes.: Das Bildthema des Gefäßes bildet von links der kurzen Chiton, Chlamys und Petasos tragende bärtige Charias, der im Dexiosismotiv mit der ihm gegenüberstehenden, in Chiton und Himation gehüllten Hippostrate verbunden ist. Hinter ihm sein Pferd, dessen Kopf zwischen den beiden Figuren zu sehen ist. Hinter Hippostrate ein in den Mantel gehüllter Mann, der seine rechte Hand in einem emotionalen Gestus auf seinen Kopf schlägt. Über den Köpfen der Figuren stehen die Namensinschriften: Υαξίαο Ἱππνζηξάηε : Δὐξπκαΐδεο. Dat.: Anfang 4. Jh. Lit.: A. K. Andreiomenou, ADelt 23, 1968, Mel. A’, 135 Nr. 11, Taf. 59; SEG 25. 312; Schmaltz, Marmorlekythen A 56; Prukakis, Evolution Nr. 95; Langenfaß, MuP Nr. 28; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 325; Woysch, Animaux Nr. 38; Clairmont, CAT Nr. 3.210; LGPN s. v. Υαξίαο Nr. 97. s. v. Ἱππνζηξάηε Nr. 5. s. v. Δὐξπκαΐδεο Nr. 2; Bergemann, Thanatos 8 und Anm. 10. 71 und Anm. 17; Schäfer, Agathoi 187 Nr. 190.

FD 22. (Taf. 7) Grablekythos des Hegemon Aufb.: Cambridge, Fitzwilliam Museum Inv. Gr. 20. 1865. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 94 m. Fund.: Soll aus der Küste der Propontis stammen. Als Herkunftsort ist jedoch Athen / Attika zu betrachten. Bes.: Die bildliche Darstellung umfasst den Großteil des Gefäßes. Im Mittelpunkt ein in kurzem Chiton und Chlamys gekleideter junger Mann, der im Dexiosismotiv mit einem ihm gegenübergestellten älteren, in Himation gekleideten bärtigen Mann verbunden ist. Er hält sein neben ihm dargestelltes Pferd an den Zügeln, die er in der linken Hand hält. Sein Petasos ist ihm in die Schulter gefallen. Hinter ihm ein in Himation gekleideter Knabe, der neben ihm zwei Jagdhunde an der Leine hält. Über dem Pferdekopf und dem bärtigen Mann steht die Inschrift: [Ἡ]γήκσλ / Ἐπηθεθίζη[νο]. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 1065; IG II2 6060; L. Budde - R. Nicholls, A Catalogue of the Greek and Roman Sculpture in the Fitzwilliam Museum Cambridge (1964) 13 Nr. 29, Taf. 6; Schmaltz, Marmorlekythen A 26; Prukakis, Evolution Nr. 71; Langenfaß, MuP Nr. 23; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 416; Woysch, Animaux Nr. 31; Kokula, Marmorlutrophoren 78 und Anm. 46. 65 und Anm. 100; Spence, Cavalry 266 Nr. 37; Clairmont, CAT Nr. 2.867a; LGPN s. v. Ἡγήκσλ Nr. 12; Zlotogorska, Hunde 38f. 127f. Kat. Nr. 60; Bergemann, Thanatos 36 und Anm. 13. 40 und Anm. 56. 44 und Anm. 95. Taf. 113. 5; Schäfer, Agathoi 192 Nr. 229.

FD 24. (Taf. 8) Fragment einer Grablekythos mit mehrfigurigen Bilddarstellung Aufb.: Chapel Hill, North Carolina, University of North Carolina, Ackland Art Museum Inv. 76. 24. 1. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 40 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Von links ein bärtiger, einen Mantel tragender Mann, der in seiner gehobenen linken Hand einen Stock hält. Er ist im Dexiosismotiv mit einer ihm gegenüberstehenden in Chiton und Himation gekleideten Frau verbunden, die mit der linken Hand den Saum ihres Himations hält. Zwischen ihnen ein nackter Knabe, der zum stocktragenden Mann hinaufsieht. Hinter der weiblichen Person ein nach links gerichteter bärtiger Mann, der mit der rechten Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. Er trägt kurzen Chiton, Chlamys und auf dem Kopf einen boiotischen Helm. Er ist als Krieger charakterisiert, worauf die über seine Brust verlaufende Schwertbinde deutet. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: C. C. Vermeule, Greek and Roman Sculpture in America (1981) 96 Nr. 65 mit Abbildung; M. Meyer, AM 104, 1989, 61 und Anm. 75;

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Clairmont, CAT Nr. 3.694; Bergemann, Thanatos 71 und Anm. 22; Schäfer, Agathoi 188 Nr. 199.

FD 27. (Taf. 9) Grablekythos des Thereus, des Pheidestratos, der Xenarete und des Autodikos Aufb.: Athen, NM Inv. 1824. Mat.: Weißer Marmor Maße: H 1. 04 m. Fund.: 1864 zusammen mit der Lekythos Athen, NM 1074 im Grabbezirk einer Familie aus Erchia, in der Nekropole vor dem Diocharestor, an der Ecke der modernen Straßen Kolokotroni und Stadiou gefunden. Bes.: Schulterpartie, obere und untere Bauchgegend sind mit gemalten floralen Mustern geschmückt. Dazwischen ist in die eingetiefte Oberfläche des Gefäßes die figürliche Reliefdarstellung gearbeitet. Von links ein nach rechts gerichtetes Pferd, das das linke Vorderbein hebt und wahrscheinlich von seinem rechts dargestellten Besitzer an den Zügeln gehalten wurde. Dieser ist nach links gerichtet, unbärtig, trägt kurzen Chiton, Chlamys und Petasos. Er hebt seinen rechten Arm und legt seine Hand auf die Schulter eines bärtigen Mannes, der in sein Himation gehüllt ist, und im Dexiosismotiv mit der ihm gegenüberstehenden, in Chiton und Himation gekleideten Xenarete verbunden ist. Es folgt rechts ein in Himation gekleideter bärtiger Mann, der mit seinem linken Arm die Brust kreuzt und mit der rechten Hand den geneigten Kopf, bzw. Wange stützt. Zwischen und über den Köpfen der Figuren stehen die Inschriften: Θεξεύο Φεηδέζηξαηνο / Ἐξρ[ηεύο] Ξελαξέηε Αὐηόδηθνο / Δξρηεύο. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 1127; IG II2 6117; Kirchner, PA 2707; E. I. Mastrokostas in: Υαξηζηήξηνλ εἰο Ἀλαζηάζηνλ Κ. ὆ξιάλδνλ III (1966) 293 XVII b; Schmaltz, Marmorlekythen A 147; Prukakis, Evolution Nr. 19; Langenfaß, MuP Nr. 31; Stupperich, Staatsbegräbnis Nr. 107; Woysch, Animaux Nr. 40; Kokula, Marmorlutrophoren 75 und Anm. 34; Salta, Grabstelen 30 und Anm. 236; Spence, Cavalry 264 Nr. 22; Clairmont, CAT Nr. 4.219; LGPN s. v. Θεξεύο Nr. 1. s. v. Φεηδέζηξαηνο Nr. 4. s. v. Ξελαξέηε Nr. 1; Bergemann, Thanatos 192 F 12; Schäfer, Agathoi 188 Nr. 194.

FD 25. (Taf. 8) Grablekythos mit Pferdeführer und Dexiosis Aufb.: Piraeusmuseum Inv. 1934. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 85-86 m. Fund.: Unbekannt. Wahrscheinlich Attika. Bes.: Die in eine eingetiefte Fläche gearbeitete figürliche Darstellung zeigt von links einen in kurzen Chiton und Chlamys gekleideten Jüngling, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm stehenden Pferdes hält. Seine Haare werden von einem Netz bedeckt. Neben dem Pferdeführer nach rechts eine weibliche Figur in Chiton und Himation, die im Dexiosismotiv mit einem bärtigen, ihr gegenübergestellten manteltragenden Mann verbunden ist. Dat.: 1. Viertel bis Mitte 4. Jh. Lit.: Prukakis, Evolution Nr. 84; Woysch, Animaux Nr. 64a; Clairmont, CAT Nr. 4.181; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 214. FD 26. (Taf. 8) Grablekythos des Autodikos Aufb.: Athen, NM Inv. 1074. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 55 m. Fund.: 1864 zusammen mit der Lekythos Athen, NM 1824 im Grabbezirk einer Familie aus Erchia, in der Nekropole vor dem Diocharestor, an der Ecke der modernen Straßen Kolokotroni und Stadiou gefunden. Bes.: Von links ein nach rechts gewandter bärtiger Mann, der einen Mantel trägt und im Dexiosismotiv mit einer Figur verbunden ist, von der nur noch der Unterkörper erhalten ist, da der rechte Teil des Gefäßes abgebrochen ist. Er trägt kurzen Chiton und wahrscheinlich Chlamys. Hinter ihm sind die Vorderbeine seines Pferdes erhalten, das er vermutlich am Zügel gehalten hat. Links über der bärtigen Figur beginnt die Inschrift: Αὐηόδηθνο Ἐξ[ρηεύο]. Dat.: Anfang 4. Jhs. Lit.: Conze Nr. 1011; IG II2 6103; Kirchner, PA 2707; Schmaltz, Marmorlekythen A 53; Prukakis, Evolution Nr. 245; E. I. Mastrokostas in: Υαξηζηήξηνλ εἰο Ἀλαζηάζηνλ Κ. ὆ξιάλδνλ III (1966) 293 XVII a; Langenfaß, MuP Nr. 35; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 86; Woysch, Animaux Nr. 44; Kokula, Marmorlutrophoren 75 und Anm. 34; Salta, Grabstelen 30 und Anm. 236; Spence, Cavalry 262 Nr. 5; Clairmont, CAT Nr. 2.219a; LGPN 80 s. v. Αὐηόδηθνο; Bergemann, Thanatos 192 F 12; Schäfer, Agathoi 192 Nr. 224.

FD 28. (Taf. 9) Grablekythos des Antiphon und des Antias Aufb.: Paris, Louvre Inv. MA 789. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 79 m, ergänzt 1. 40 m. Fund.: Nach der Angabe von M. Fauvel in Marathon gefunden. A. Conze hält diese Angabe für fragwürdig, denn bei der ersten Aufnahme des Stückes in die Choiseul Collection fehlt die Herkunftsangabe. Bes.: Die vierfigürliche Darstellung besteht links vom nach rechts gerichteten bärtigen himationtragenden 106

Antiphon, dem vor ihm dargestellten bärtigen, einen kurzen Chiton und Chlamys tragenden Antias, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm laufenden Pferdes hält. Er ist im Dexiosismotiv mit einer auf einem Klismos ihm gegenübersitzenden Frau in Chiton und Himation, die ihre Füße auf eine Fußbank legt, verbunden. Dahinter eine nach links gerichtete Figur, wahrscheinlich in Chiton und Himation, von der nur der Unterkörper erhalten ist. Zwischen den Köpfen der Figuren stehen die Namensinschriften: Ἀληηθ῵λ / Ἀληίαο / […]ξηηα. Dat.: Mitte des 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 441; M. Chevallier-Vérel in: Encyclopédie Photographique de l’ Art III (1938) 208 B; IG II2 10700; Kirchner, PA 973a, 1282b; P. J. Charbonneaux, La Sculpture Grec et Romain au Musée du Louvre (1963) 111 Nr. 789; Schmaltz, Marmorlekythen A 200; Prukakis, Evolution Nr. 48; Langenfaß, MuP Nr. 42; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 514; Woysch, Animaux Nr. 50; Kokula, Marmorlutrophoren 100 und Anm. 39; Hamiaux, Sculptures 180 Nr. 178; Spence, Cavalry 261f. Nr. 3; Clairmont, CAT Nr. 4.383; LGPN s. v. Ἀληηθ῵λ Nr. 13. s. v. Ἀληίαο Nr. 8; Bergemann, Thanatos 71 und Anm. 17; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 216.

einen Korinthischen Helm tragen. Sie halten jeweils einen Rundschild an ihren Armen und einen Speer, der nur bei dem links dargestellten Krieger zu sehen ist. Dat.: 420 - 400. Lit.: Conze Nr. 1073; Kavvadias, Glypta 404 Nr. 835; Kastriotou, Glypta 134 Nr. 835; Stais, Marbres I 149 Nr. 835; Karusu, Skulpturen 84 Nr. 835; Papaspiridi, Guide 149 Nr. 835; Dohrn, Plastik 127 Nr. 35, 134; Schmaltz, Marmorlekythen A 1; Prukakis, Evolution Nr. 2; Langenfaß, MuP Nr. 11; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 39; A. Prukakis-Christodoulopoulos, AM 85, 1970, 59 und Anm. 25; C. W. Clairmont, MededRom 1980, N. S. 7, 71ff.; Woysch, Animaux Nr. 16; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen III 102 und Anm. 14f.; Salta, Grabstelen 26 und Anm. 197; Spence, Cavalry Nr. 7; Clairmont, CAT Nr. 4.650; D. Fillies in: Standorte 48f. A39; Zum Fundort s. S. I. Charitonidis, AEphem 1958, 125; Garland, Peribolos 154f.; Bergemann, Thanatos 191 F 5-F 12a; Schäfer, Agathoi 182 Nr. 148; Kaltsas, Glypta 150 Nr. 290 mit Abb. FD 30. (Taf. 10) Grablekythos der Hippostrate, der Lysistrate und des Theodorides Aufb.: Athen, NM Inv. 3499. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 70 m. Fund.: Attika. Bes.: Die figürliche Darstellung bilden von links eine nach rechts gerichtete Dienerin in Chiton und Himation, die in ihren Armen ein Wickelkind hält. In größerem Maßstab wiedergegeben neben ihr die in Chiton und Himation gehüllte Hippostrate, die mit der auf einem Diphros sitzenden Lysistrate im Dexiosismotiv verbunden ist. Lysistrate trägt Chiton und Himation und legt ihre Füße auf eine Fußbank. Rechts neben ihr folgt der nach links gerichtete bärtige Theodorides, der kurzen Chiton, Chlamys und einen in den Nacken fallenden Petasos trägt. Er hält in seiner rechten Hand die Zügel seines nach links gerichteten Pferdes und in der linken Hand wahrscheinlich ein Lagobolon. Über den Köpfen der jeweiligen Figuren stehen die Namensinschriften: Ἱππνζηξάηε Λπζηζηξάηε Θενδσξίδεο. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: Schmaltz, Marmorlekythen A 69; IG II2 11727; Prukakis, Evolution Nr. 35; Langenfaß, MuP Nr. 30; Stupperich, Staatsbegräbnis Nr. 141; Woysch, Animaux Nr. 39; S. Pfisterer-Haas, AM 105, 1990, 184, Taf. 31, 1; Clairmont, CAT Nr. 4.770; LGPN s. v. Ἱππνζηξάηε Nr. 8. s. v. Λπζηζηξάηε Nr. 25. s. v. Θενδσξίδεο Nr. 19; zum Wickelkind s. Bergemann, Thanatos 44f. und Anm. 100; Schäfer, Agathoi 188 Nr. 195.

FD 29. (Taf. 9) Grablekythos eines Reiters und zweier Krieger im Dexiosismotiv Aufb.: Athen, NM Inv. 835. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 58 m, H 1. 80 m ergänzt. Fund.: 1849 östlich des alten Parlamentes, gegenüber dem königlichen Marstall in der Musenstraße gefunden, im Gebiet, in dem sich die antike Nekropole östlich des Diochares Tores erstreckte. Bes.: Die Reliefdarstellung ist auf einem eingetieften Streifen der Bauchpartie gearbeitet. Links eine auf einem Diphros sitzende weibliche Figur in Peplos und Himation, die ihre rechte Hand hebt, in der sie wahrscheinlich einen gemalten Gegenstand gehalten haben könnte. Hinter ihr eine in Chiton gekleidete Frau, die mit ihren Händen die rechte Schulter und den linken Oberarm der sitzenden Frau umarmt. Beide Figuren sind im Gegensatz zu den weiteren Figuren der Darstellung in sehr flachem Relief gearbeitet und müssen nicht zum ursprünglichen Entwurf gehört haben. Rechts folgt ein mit kurzem Chiton, Panzer, Petasos und Stiefeln gekleideter Jüngling, der auf einem sich auf die Hinterbeine aufgerichteten nach rechtes springenden Pferd reitet. Er hält in der linken Hand die Zügel seines Pferdes und in der zusammengeballten rechten Hand einen wahrscheinlich gemalten Speer. Rechts folgen zwei im Dexiosismotiv verbundene Krieger, die einen kurzen gegürteten Chiton und 107

gen, ihm gegenüberstehenden Amphimenes, der langen Chiton, Binde um das Haar und ein Messer in seiner linken Hand trägt. Er ist somit als Priester gekennzeichnet, wie beim Schweizer Pendant. Hinter ihm eine weibliche Figur, die ihre linke Hand in einer Geste der Verbundenheit auf die Schulter des Priesters legt. Über den zwei männlichen Figuren stehen die Namensinschriften: [Π]ξνκέλεο Ἀ[κθ]ηκέλεο. Dat.: Um die Mitte des 4. Jhs. Vielleicht etwas später als die Schweizer Lekythos. Lit.: Mantes, Problemata 87 Nr. 15. 90f.; Salta, Grabstelen 242f. 245 und Anm. 2568; Clairmont, CAT Nr. 3.297a; Bergemann, Thanatos 202 O 6, Taf. 10, 2b.

FD 31. (Taf. 10) Grablekythos des Promenes, des Amphimenes und der Chairestrate Aufb.: Privatsammlung von D. Micheli-Bodmer, Château de Chardonney, Bussy-Chardonney, Schweiz. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 99. 5 m. Fund.: Athen. Stammt wahrscheinlich zusammen mit der Grablekythos im Brauronmuseum Inv. 107 aus dem selben Grabkomplex in Menidi. Bes.: Die auf einer plastisch wiedergegebenen Standleiste aufgebaute figürliche Darstellung zeigt von links den nach rechts gewandten bärtigen Promenes, der durch kurzen Chiton, Chlamys und Brustpanzer als Krieger charakterisiert ist, und mit der linken Hand die Zügels seines neben ihm dargestellten Pferdes führt. Er ist im Dexiosismotiv mit dem ihm gegenübergestellten bärtigen Amphimenes verbunden, der durch das offen über seine linke Schulter geworfenes Himation und das Messer in seiner linken Hand als Priester gekennzeichnet ist. Er trägt eine Binde oder ein Netz in seinen Haaren. Hinter ihm ist Chairestrate in Chiton und über den Kopf gelegten Himation dargestellt, die den Kopf senkt und ihre rechte Hand in einem Gestus von Emotionalität zu ihrer Wange hin hebt. Die Figuren sind durch Namensinschriften bezeichnet: Πξνκέλεο Ἀκθηκέλεο Υαηξεζηξάηε. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: K. A. Neugebauer, Antiken in deutschem Privatbesitz (1938) 12 Nr. 10; Ars Antiqua III, Auktion am 29. April 1961, 11 Nr. 20; Schmaltz, Marmorlekythen A 117; IG II2 12528; Prukakis, Evolution Nr. 101; Langenfaß, MuP Nr. 41; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 562; Woysch, Animaux Nr. 49; Mantes, Problemata 87 Nr. 14. 90f.; Salta, Grabstelen 242f. 245 und Anm. 2568; Clairmont, CAT Nr. 3.297; LGPN s. v. Πξνκέλεο Nr. 6. s. v. Ἀκθηκέλεο Nr. 1. s. v. Υαηξεζηξάηε Nr. 26; Bergemann, Thanatos 202 O 6, Taf. 10, 2a; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 210.

FD 33. (Taf. 11) Grablekythos zweier Pferdeführer und eines bärtigen Mannes Aufb.: Athen, NM Inv. Theseion 176. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 06 m. Fund.: 1924 bei Ausgrabungen des Grundstücks von H. Sakellariadis in der Peiraeos Straße (heutige Panagioti Tsaldari Straße) gefunden. Eine genaue Herkunftsangabe wird von N. Kyparissis nicht gemacht. Bes.: Links ein nach rechts schreitender bärtiger Mann in gegürtetem kurzen Chiton, Chlamys und Petasos, der in den Nacken gefallen ist. In der linken Hand hält er die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes. Rechts anschließend ein bärtiger in Himation gehüllter Mann, der im Dexiosismotiv mit einem ihm gegenüberstehenden Mann verbunden ist und dieselbe Tracht wie der am linken Bildfeldrand dargestellte Pferdeführer trägt. Er hält in seiner linken Hand zwei Speere und lässt somit sein nach links gerichtetes Pferd alleine stehen, ohne es am Zügel zu halten. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: N. Kyparissis, ADelt 11, 1927/8, Par. 50 Nr. 176, Abb. 7-8; Schmaltz, Marmorlekythen A 35; Prukakis, Evolution Nr. 88; J. Frel - B. M. Kingsley, GrRomByzSt 11, 1970, 207 Anm. 11 (b); Langenfaß, MuP Nr. 26; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 238; Woysch, Animaux Nr. 35; Clairmont, CAT Nr. 3.217; Schäfer, Agathoi 187 Nr. 191.

FD 32. (Taf. 10) Grablekythos des Promenes und des Amphimenes Aufb.: Brauron, Museum Inv. 2920. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 64 m. Fund.: Kam durch Beschlagnahmung ins Museum nach Brauron. Soll in der Gegend von Menidi gefunden worden sein. Salta betrachtet die Herkunftsangabe Menidi als unsicher. Bes.: Die figürliche Darstellung zeigt erhebliche Ähnlichkeiten mit dieser der Lekythos in der Schweiz auf (FD 31). Links Promenes in kurzem Chiton, Chlamys und Brustpanzer als Krieger gekennzeichnet, der in der linken Hand die Zügel seines Pferdes hält. Die rechte Hand reicht er dem bärti-

FD 34. Grablekythos des Lysanias, des Polyklees und des Epiklees Aufb.: Athen, NM Inv. 4017. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 75 m. Fund.: Kato Voula, im Bereich des antiken Demos Halai Aixonides. Bes.: Links der nach rechts gerichtete bärtige Lysanias in kurzem gegürteten Chiton, Chlamys und Peta108

sos, der in seiner linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. Er ist im Dexiosismotiv mit dem bärtigen, ihm gegenüberstehenden in Himation gehüllten Polyklees verbunden, der sich auf einen wahrscheinlich gemalten Stock aufstützt. Hinter ihm der nach links gerichtete bärtige Epiklees, der in seiner rechten Hand die Zügel seines ihn begleitenden Pferdes hält. Die Figuren werden inschriftlich benannt: Λπζαλίαο Πνιπθιέεο Ἐπηθιέεο. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: Langenfaß, MuP Nr. 27; Prukakis, Evolution Nr. 89; Woysch, Animaux 27 und Anm. 86. Kat. Nr. 36; Salta, Grabstelen 42 und Anm. 349; Clairmont, CAT Nr. 3.253; LGPN s. v. Λπζαλίαο Nr. 67; Schäfer, Agathoi 187 Nr. 193.

Dat.: 1. Hälfte bis Mitte 4. Jh. Lit.: G. Steinhauer, Prakt 138, 1982, 123ff. bes. 126; Clairmont, CAT Nr. 2.331a. FD 37. Grablekythos mit Dexiosisdarstellung und weiblicher Figur Aufb.: Laurion Museum Inv. ? Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 64 m. Fund.: Bei Raubgrabungen in der Gegend von Spata gefunden. Kam durch Beschlagnahmung ins Museum von Brauron und danach nach Laurion. Bes.: Links ein nach rechts gerichteter Krieger in kurzem Chiton und Brustpanzer, der in seiner linken Hand die Zügel seines hinter ihm, nach rechts gerichteten Pferdes hält, und im Dexiosismotiv mit einem ihm gegenüberstehenden bärtigen Mann in kurzem, gegürteten Chiton verbunden ist. Dieser ist durch das Messer in seiner linken Hand und das seine Haare umspannende Netz als Priester gekennzeichnet. Hinter ihm eine nach links gerichtete weibliche Figur, die Chiton und Himation trägt und ihren linken Arm vor ihre Brust hebt. Über den Köpfen der männlichen Figuren stehen die Namensinschriften: [---]κελᾶο Μέλσλ. Dat.: Um die Mitte 4. Jh. Lit.: Clairmont, CAT Nr. 3.320b; Bergemann, Thanatos 120 und Anm. 19. 204 Q9-Q13; Schäfer, Agathoi 192 Nr. 227; zur Topographie von Spata s. Salta, Grabstelen 221f.; G. Steinhauer in: The Archaeology of Athens 175ff.; A. Mersch, Studien zur Siedlungsgeschichte Attikas von 950 bis 400 v. Chr. (1996) 191ff. Nr. 67.

FD 35. Grablekythos des Autophon Aufb.: Athen, NM Inv. 3794. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 86 m. Nach Clairmont H 0. 79 m. Fund.: An der Heiligen Straße gefunden. Genauere Angaben zum Fundort fehlen. Bes.: Links eine nach rechts gewandte weibliche Figur in Chiton und Himation, die ihre linke Hand zum Kinn hin hebt. Rechts folgt der wahrscheinlich bärtige Autophon in Himation gekleidet und sein ihm gegenübergestellte Sohn Autophon, der kurzen gegürteten Chiton, Chlamys und Petasos trägt, und in seiner linken Hand eine vermutlich gemalte Lanze hält. Rechts neben ihm steht sein Pferd. Die Figuren werden inschriftlich genannt: Αὐηνθ῵λ Αὐηνθ῵ληνο. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: Langenfaß, MuP Nr. 29; IG II2 10911a; Prukakis, Evolution Nr. 85; Woysch, Animaux Nr. 37; Clairmont, CAT Nr. 3.295; LGPN s. v. Αὐηνθ῵λ Nr. 5; Schäfer, Agathoi 187 Nr. 192; Zu den Gräbern an der Heiligen Straße s. Salta, Grabstelen 33f. 70f.

FD 38. (Taf. 11) Grablekythos des ---emippos und der Demostrate Aufb.: Unbekannt. Mat.: Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Im frühen 18. Jh. von Fourmont in der Kirche des Heiligen Georg in Marousi/Amarousio gesehen und zeichnerisch wiedergegeben. Bes.: Links der bärtige nach rechts gewandte --emippos, der ein über die linke Schulter drapiertes Himation trägt und in der linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. Ihm gegenüber sitzt auf einem Klismos die in Chiton und Himation gekleidete Demostrate und hebt ihren rechten Arm in einem Verbundenheitsgestus. Über den Figuren stehen die Namensinschriften: [--]ήκηππνο Γεκνζηξάηε / [---]εύο. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 271 mit älterer Literatur; IG II2 7838; W. Peek, AM 67, 1942, 194 Nr. 192; Spence, Cavalry 261 Nr. 2; Clairmont, CAT Nr. 2.387d; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 212.

FD 36. (Taf. 11) Fragmentierte Grablekythos eines Pferdeführers im Dexiosismotiv Aufb.: Brauron, Museum Inv. 2918. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 67 m. Fund.: Bei den Ausgrabungen einer klassischen Grabanlage auf dem Gelände des neuen Flughafen bei Spata gefunden. Bes.: Ein nach rechts gerichteter jugendlicher Mann, der kurzen gegürteten Chiton trägt, hält in der linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. Um sein Haar trägt er ein Netz. Er ist im Dexiosismotiv mit einem ihm gegenüberstehenden älteren, bärtigen Mann verbunden, der ein Himation trägt. Über dieser Figur ist der Rest einer Namensinschrift erhalten: Ἀληηδ[---]. 109

verbunden ist. Dieser ist bärtig und trägt ein über die linke Schulter drapiertes Himation. Rechts von ihm die auf einem Klismos sitzende Ktesilla, die Chiton und Himation trägt, ihre Füße auf eine Fußbank und ihre Arme in den Schoß legt. Die Figuren sind mit Namensinschriften gekennzeichnet: Δὐζπθιῆο / Ἀξρίππνπ / Ἀραξλεύο Ἄξρηππνο Κηήζηιια. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: H. de Villefosse - A. Michon, Catalogue Sommaire des Marbres Antiques (1922) 131 Nr. 3116; M. Chevallier-Vérel in: Encyclopédie Photographique de l’ Art III (1938) 207 C ; IG II 2 5798; P. J. Charbonneaux, La Sculpture Grec et Romain au Musée du Louvre (1963) 114 Nr. 3116; Langenfaß, MuP Nr. 43; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 519; Woysch, Animaux Nr. 51; Kokula, Marmorlutrophoren 179 L 83; Hamiaux, Sculptures 278 Nr. 304; Clairmont, CAT Nr. 3.382; LGPN s. v. Ἄξρηππνο Nr. 20. s. v. Δὐζπθιῆο Nr. 10. s. v. Κηήζηιια Nr. 2; Bergemann, Thanatos 71 und Anm. 17; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 213.

FD 39. Grablekythos eines Pferdeführers im Dexiosismotiv Aufb.: Piraeusmuseum Inv. 5275. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 58 m. Fund.: Im modernen Athener Stadtteil Peristeri gefunden. Nach der Angabe Clairmont’s bekannt seit 1985. Bes.: Von links aus ein nach rechts gerichteter bärtiger Mann in kurzem Chiton und Chlamys gekleidet, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. Er ist im Dexiosismotiv mit einem bärtigen, älteren Mann verbunden, der auf einem Klismos sitzt und ein Himation trägt. Seine Füße sind auf eine Fußbank gelegt. Dat.: 4. Jh. Lit.: Clairmont, CAT Nr. 2.372a. FD 40. (Taf. 12) ‘Grablutrophoros’ eines Pferdeführers und eines sitzenden Mannes Aufb.: Unbekannt. Ehemals im Besitz von Athanasios Lukas in Keratea. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 75 m. Fund.: Muss aus der Gegend von Keratea stammen, dort wo der antike Demos Kephale lokalisiert wird. Es ist jedoch keine Sicherheit darüber zu erzielen. Bes.: Die stark bestoßene Bilddarstellung besteht von links aus einem nach rechts gewandten, in Chiton gekleideten Mann, der in der linken Hand die wahrscheinlich gemalten Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hielt und anscheinend die linke Hand dem wohl auf einem Klismos sitzenden Mann reichte. Die sitzende Figur trägt ein Himation. Dass es sich um ein Dexiosismotiv handeln muss, in dem die Figuren miteinander verbunden sind, verdeutlicht die Richtung der aufeinander zulaufenden Arme. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: A. Milchhöfer, AM 12, 1887, 290 Nr. 221; Conze Nr. 272; Langenfaß, MuP Nr. 39; Woysch, Animaux Nr. 48; Kokula, Marmorlutrophoren 173f. L 63; Clairmont, CAT Nr. 2.391b; Schäfer, Agathoi 190 Nr. 21; zu den Funden von Keratea s. Bergemann, Thanatos 207 V 4-5, mit Lit.

FD 42. Fragmentiert erhaltene ‘Lutrophoros’ mit Dexiosisdarstellung Aufb.: Athen, NM Inv. 3460. Diese Inventurnummer wird im IG angeführt. Eine im NM befindliche Platte von einer Basis eines Grabdenkmals aus der zweiten Hälfte des 4. Jhs. wird unter der gleichen Nummer angegeben. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 56 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Die Bilddarstellung bildet ein nach rechts gerichteter bärtiger Mann, neben dem sein Pferd folgt. Er ist im Dexiosismotiv mit einem ihm gegenüberstehenden bärtigen Mann verbunden. Über den Figuren steht die Inschrift: Λπθῖλνο Μελεθιείδνπ Ἀισπεθῆζελ. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: IG II2 5562; Clairmont, CAT Nr. 261; LGPN s. v. Λπθῖλνο Nr. 10 s. v. Μελεθιείδεο Nr. 6. A 3.

FD 41. (Taf. 12) ‘Grablutrophoros’ des Euthykles Aufb.: Paris, Louvre Inv. MA 3116. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: Erh. H 0. 79 m, nach Hamiaux H 0. 77 m. Fund.: Piraeus. Genaue Informationen zum Fundort fehlen. Bes.: Die figürliche Darstellung ist auf einer plastischen Standleiste aufgebaut und zeigt von links den in kurzem gegürteten Chiton und Chlamys gekleideten bärtigen Euthykles, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm stehenden Pferdes hält und im Dexiosismotiv mit seinem Vater Archippos

Reiter oder Pferdeführer als einfiguriges Bild

E 1. (Taf. 12) Bildfeldstele des Antipatros Aufb.: Kopenhagen, NY Carlsberg Glyptothek Inv. 463. Mat.: Weißer Marmor mit brauner Patina, wahrscheinlich pentelisch. Maße: H 0. 87 m, Br 0. 38 m. Fund.: Anfang des 20. Jhs. von Hartwig in Rom für das NYCG in Kopenhagen bei einer Auktion erworben. Als Fundort wird allgemein Athen genannt. Bes.: Das Hauptbild der von einem Giebel bekrönten Bildfeldstele bildet Antipatros, in knielangem Chiton und Chlamys, der zwei Pferde an den Zügeln 110

hält. In seiner rechten Hand hält er wahrscheinlich eine Peitsche oder eine Lanze. Über dem Bildfeld zwei plastisch ausgeführte Rosetten. Darüber die Inschrift: Ἀληίπαηξνο / ραῖξε. Dat.: Spätes 4. Jh. Lit.: IG II2 10692; Nielsen u. a., Monuments 419; Moltesen, Classical Period 112 Nr. 54; Poulsen, Sculpture Nr. 229; Clairmont, CAT Nr. 1.472; Scholl, Bildfeldstelen 81. Kat. Nr. 419, Taf. 27, 2 datiert sie in das 1. Jh. v. Chr.; Bergemann, Thanatos 181. 330; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 223.

keln, auf deren Bauch Leokrates in gegürtetem Chiton nach rechts gerichtet. In der linken Hand hielt er wahrscheinlich die Zügel seines hinter ihm stehenden Pferdes. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Um 340. Lit.: H. de Villefosse - A. Mischon, AA 1909, 416; IG II2 7016; Langenfaß, MuP Nr. 45; Woysch, Animaux Nr. 53; Traill, D&T 66. 69. 127; Hamiaux, Sculptures 186 Nr.187; Clairmont, CAT Nr. 1.435; Schäfer, Agathoi 189 Nr. 203; zum Gebiet von Laurion s. H. Lauter, MarWPr 1991 (1993) 10ff.; s. auch H. Lohmann, Atene 1 (1993) 49ff.

E 2. (Taf. 12) Bildfeldstele des Menes Aufb.: Athen, Kerameikos Museum Inv. P 671. Mat.: Hymettischer feinkristalliner grauweißer Marmor. Maße: H 0. 90 m, Br 0. 44 m, D 0. 10 m. Fund.: 1870 an der nördlichen Gräberstraße im Grabbezirk der Samakion im Kerameikos gefunden. Zusammen wurden die Stelen für Samakion und der Tochter des Hippokles aus dem Demos Eitea gefunden. Die Stele des Menes wird wohl nicht zusammen mit den beiden anderen Stelen aufgestellt gewesen sein, zumal Bürger und Metoiken nicht im gleichen Grabbezirk bestattet werden. Bes.: Der bärtige Menes aus Argos auf einem nach rechts galoppierenden Pferd, das auf seinen Hinterbeinen steht. Um sein Haar trägt er entweder eine Tänie od. eine Netz. In der linken Hand hält er die Zügel des Pferdes und in der rechten Hand eine Lanze. Unter dem hervortretenden Geisonabschluss steht die Inschrift: Μέλεο Καιιίνπ / Ἀξγεῖνο ραῖξε. Dat.: 4. Viertel 4. Jh. Um 320. Lit.: Conze 1161 A; IG II2 8370; J. Rodenwaldt, JdI 28, 1913, 314; H. Riemann, Kerameikos II, Die Skulpturen vom 5. Jahrhundert bis in die römische Zeit (1946) 28 Nr. 26, Taf. 8; H. Möbius, AM 71, 1956, 119; Woysch, Animaux 109f. Nr. 19; Knigge, Kerameikos 130 Nr. 33; Spence, Cavalry 263 Nr. 16; Clairmont, CAT Nr. 1.429; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 60, Taf. ; Bergemann, Thanatos 187 A 19a; Schäfer, Agathoi 187 Nr. 187; Schäfer, Hippeis 272 GR 14.

E 4. (Taf. 13) Grabstele des Xenokles Aufb.: Sammlung Brocklesby Park, Earl of Yarborough. Mat.: Weißer Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Athen. Seit dem 18. Jh. bekannt. Bes.: Nach links reitender, wahrscheinlich bärtiger Mann in kurzem Chiton und Chlamys. Er trägt einen boiotischen Helm. Das Pferd ist auf seine Hinterbeine aufgerichtet. Über dem Reiter steht die Inschrift: Ξ]ελ[ν]θιῆο Πνιπαξ[---] / Ἀισπεθ[ῆζελ. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Michaelis, Ancient Marbles 234 Nr. 53; Conze Nr. 1162; IG II2 5574; Kirchner, PA 11213; Langenfaß, MuP Nr. 19. 23; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 407; Woysch, Animaux Nr. 20; Spence, Cavalry 263f. Nr. 17; Clairmont, CAT Nr. 1.362; LGPN s. v. Ξελνθιῆο Nr. 33; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 366, Taf. 47, 4; Schäfer, Agathoi 186 Nr. 185. E 5.

(Taf. 13) Fragment eines Seitenreliefs einer Naiskosstele Aufb.: Kopenhagen, NY Carlsberg Glyptothek Inv. 2807. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 88 m, Br 0. 57 m, D 0.15. 5 m. Fund.: Als Herkunftsort wird Athen angegeben. 1930 aus Paris erworben. Bes.: Zwischen der Seitenrahmung ein exomistragender Stalljunge. In der gehobenen rechten Hand hält er die wahrscheinlich gemalten Zügel des hinter ihm stehenden Pferdes, von dem nur Nüstern, Maul, ein Teil des Halses und der Brust zu sehen sind. Dat.: 4. Viertel 4. Jh. Um 320. Lit.: Poulsen, Sculpture Nr. 229 b; ders. ActaArch 5, 1934, 62ff., Taf. 2; S. Adam, The Technique of Greek Sculpture, BSA Suppl. 3 (1966) 22; Langenfaß, MuP Nr. 56; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 447; W. H. Schuchhardt, Relief mit Pferd und Negerknaben im Nationalmuseum in Athen NM 4464, AntPl 17 (1978) 85ff.; Woysch, Animaux Nr. 64; Moltesen, Classical Period 112 Nr. 53; Clairmont CAT Nr. 23.

E 3. (Taf. 13) Grabstele des Leokrates Aufb.: Paris, Louvre Inv. Ma 4279 (MND 816). Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 06 m, Br 0. 51 m, D 0. 16. 5 m. Fund.: Am 27 Dezember 1908 vom Louvre aus Laurion erworben. Heron de Villefosse-Mischon führt sie im Katalog der Neuerwerbungen an und nennt als Herkunftsort Laurion. Genauere Informationen zu den Fundumständen sind nicht bekannt. Bes.: Die von einem Anthemion bekrönte Stele trägt unter zwei in Relief wiedergegebenen Rosetten die Inschrift: Λενθξάηεο / ὆ηξπλεύο. Darunter in flachem Relief eine ‘Lutrophoros’ mit Volutenhen111

seiner gehobenen rechten Hand an den Zügeln hält. Links über dem abgebrochenen Kopf des Kriegers steht die Inschrift: Πνιπκήδεο. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Conze Nr. 1024; IG II2 12491; Schmaltz, Marmorlekythen A 273 und Anm. 72; Prukakis, Evolution Nr. 275; Langenfaß, MuP Nr. 54; Stupperich, Staatsbegräbnis 174 und Anm. 4. Kat. Nr. 245; Woysch, Animaux Nr. 62; Spence, Cavalry 262 Nr. 6; Clairmont, CAT Nr. 1.929; Schäfer, Agathoi 191 Nr. 222.

E 6.

Verlorengegangene Grabstele mit Reiterdarstellung Aufb.: Unbekannt. Mat.: Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Unbekannt. Wurde während des Aufenthalts des mittelalterlichen Periegeten Cyriacus aus Ancona in Athen (1436) gesehen und aufgenommen. Bes.: Cyriacus aus Ancona berichtet, dass es sich um eine Stele handelt, auf der ein Reiter zu sehen ist. Wahrscheinlich Rodon, der inschriftlich benannten Hauptfigur der Darstellung. Auf derselben steht die Inschrift, so wie sie der Reisende überliefert: Ρόδσλ / Ἀξίζησλνο / Αἰμσλεύο. Dat.: Genaue Datierung ist nicht möglich. Lit.: IG II2 5443; SEG 21. 833; E. W. Bodnar, “Cyriacus of Ancona and Athens“, Latomus 43, 1960, 178; Clairmont, CAT Nr. 167 mit falsch wiedergegebener Inschrift und Literaturangabe von Peek; LGPN s. v. Ρόδσλ Nr. 5;

E 9. (Taf. 14) Grablekythos des Nikon Aufb.: Athen, EM ohne Inv. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 47 m. Fund.: Attika. Bes.: Auf der plastisch ausgebildeten Standleiste nach rechts gewandter bärtiger Mann, der kurzen Chiton, Chlamys und einen wahrscheinlich boiotischen Helm trägt. In der linken Hand hält er die Zügel seines hinter ihm dargestellten Pferdes, das Zaumzeug um seinen Hals hat. In seiner rechten Hand hielt er wahrscheinlich eine gemalte Lanze. Rechts neben dem Kopf der Figur steht die Inschrift: Νίθσλ / Νηθίνπ. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Schmaltz, Marmorlekythen A 216; Prukakis, Evolution Nr. 427; Langenfaß, MuP Nr. 47; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 244; Woysch, Animaux Nr. 55; Clairmont, CAT Nr. 1.434; Schäfer, Agathoi 189 Nr. 204; Schäfer, Hippeis 273 ML 3

E 7. (Taf. 13) Grabstele? mit Reiterdarstellung Aufb.: Unbekannt. Mat.: Marmor: Maße: H 0. 63. 5 m, Br 0. 66. 7 m. Fund.: Unbekannt. Die Stele kam 1991 in den Kunsthandel. Bes.: Die fragmentarisch erhaltene Grabstele wird von einem Geison bekrönt. Rechts galoppierenden Krieger, der kurzen Chiton, Brustpanzer, Chlamys und einen attischen Helm trägt. In der linken Hand hält er die wahrscheinlich gemalten Zügel seines Pferdes und in der Rechten eine ebenso gemalte Lanze. In der linken Ecke des Reliefs eine hohe Stele zu sehen, die auf einer Basis steht. Über dieser Stele sah Clairmont Reste einer gemalten Anthemionbekrönung. Clairmont deutete diese Stele als das Grabmal des Toten, der reitend vor dieser auftritt. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: Sotheby’s (London), Auktion 8 Juli 1991, Nr. 280; Clairmont, CAT Nr. 1.209.

E 10. (Taf. 14) Unterer Gefäßteil einer Grablekythos mit Pferdedarstellung Aufb.: Athen, Kerameikos Museum Inv. MG 16. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 91 m, Dm oben 0. 68 m. Fund.: Kerameikos-Friedhof. Genaue Angaben zum Fundort fehlen. Bes.: Der obere Teil des stark bestoßenen Gefäßes wurde abgeschlagen und das innere als Becken ausgehöhlt, um zur Verwendung als Becken zu dienen. Nach rechts bewegtes Pferd, von dem Kopf, Hals, Rückenlinie und Schwanz verloren sind. Einzig dessen Unterleib und Beine sind zu sehen. Rechts neben dem Pferd Spuren von den Beinen eines Mannes, der das Pferd wahrscheinlich an den Zügeln gehalten hat. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Lit.: A. Prukakis-Christodoulopoulos, AM 85, 1970, 85f., Taf. 27, 3; Prukakis, Evolution Nr. 430; Langenfaß, MuP Nr. 44; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 292; Woysch, Animaux Nr. 52; Clairmont, CAT Nr. 1.226; Schäfer, Agathoi 192 Nr. 225.

E 8. (Taf. 13) Grablekythos des Polymedes Aufb.: Athen, NM Inv. 2801. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 65 m. Fund.: Trachones in Attika. 1891 von der Archäologischen Gesellschaft erworben. Bes.: Das auf einer plastischen Standleiste aufgebaute Bildthema der Lekythos zeigt einen in kurzem Chiton, Brustpanzer und Chlamys gekleideten Krieger, der in seiner gehobenen linken Hand wahrscheinlich einen gemalten Speer trug. Er überschneidet das hinter ihm stehende, nach rechts gerichtete Pferd, das ein nackter Stalljunge mit 112

39; C. C. Vermeule in: A. L. Boegehold (Hrsg.), Studies presented to S. Dow on his Eightieth Birthday (1984) 297ff.; J. J. Pollitt, Art in the Hellenistic Age (1986) 112 und Anm. 4; J. Bergemann, RM 95, 1988, 119 und Anm. 22; ders., Römische Reiterstatuen (1990) 10ff. und Anm. 88; Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 145ff.; P. Moreno, Scultura ellenistica I (1994) 76ff.; R. Stupperich in: The Archaeology of Athens 95 und Abb. 2; Clairmont, CAT Nr. 2.490; H. Gabelmann, BJb 196, 1996, 26ff.; Bergemann, Thanatos 175 Nr. 633; Schäfer, Agathoi 140 und Anm. 41; Kaltsas, Glypta 206 Nr. 415 mit Abb.

E 11. (Taf. 14) Fragment einer Grablekythos mit Reiterdarstellung Aufb.: Athen, Kerameikos Museum Inv. P 1186. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 31 m. Fund.: Während der Grabungen zwischen 1956-61 in der nachklassischen Kanalisation an der westlichen Gräberstraße des Kerameikos in Wiederverwendung gefunden. Bes.: Körper eines nach rechts reitenden Kriegers, der kurzen Chiton und Chlamys trägt. Über seine Brust hat er sein Schwert gegürtet, von dem der Griff erkenntlich ist. Er hält mit beiden Händen die Zügel des Pferdes, von dem ein Teil der Schulterpartie, der Widerrist und die obere Partie des rechten Vorderbeines erhalten ist. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: D. Ohly, AA 1965, 360; Langenfaß, MuP Nr. 18; Woysch, Animaux Nr. 18; Schäfer, Hippeis 270 GR 12.

A 4.

Jagdszenen

J 1. (Taf. 15) Grabstele des Aristokles Aufb.: London, British Museum Inv. 638. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 80 m, Br 0. 42-0. 44 m. Fund.: In den sechziger Jahren des 18. Jhs. von R. Chandler in der Wand einer Schule in Athen eingemauert gesehen. Laut Conze in der Schule der Megali Panagia aufbewahrt. Von 1766 bis 1841 in der Broomhall-Scotland Collection vom Earl of Elgin. Danach muss die Stele ins BM gekommen sein. Bes.: Die auf einer plastischen Querleiste aufgebaute Reliefdarstellung zeigt den bärtigen Aristokles nach rechts reitend. Er trägt einen um seine linke Schulter geschwungenen Mantel und hebt den rechten Arm über den Kopf des Pferdes, das auf seine beiden Hinterbeine aufgerichtet ist. Hinter dem Reiter ein in Chiton gekleideter Pferdeknecht, der einen Stock in seiner linken Hand hält. Unter dem Epistyl ist eine Inschrift angebracht: Πνιιά κεζ’ ἡιηθίαο ὁκνήιηθνο ἡδέα παίζαο / ἐθ γαὶαο βιαζη῵λ γαῖα πάιηλ γέγνλα / εἰκὶ δὲ Ἀξηζηνθιῆο Πεηξαηεύο, παῖο δὲ Μέλσλνο. Dat.: 1. Viertel 4. Jh. Um 380-370. Lit.: J. Stuart - N. Revett, The Antiquities of Athens (1794) III, Taf. 35, Abb. 18; Conze Nr. 1161, Taf. 250; IG II2 7151; SEG 33. 215; CEG 2 Nr. 482; Kirchner, PA 1880; K. Vierneisel, AM 85, 1968, 120 und Anm. 21; G. Daux, BCH 96, 1972, 531f.; Clairmont, GaE 93ff. Nr. 24, Taf. 12; Langenfaß, MuP Nr. 17; M. M. Sassi, DilA 3, 1981, 33ff.; Woysch, Animaux Nr. 17; Spence, Cavalry 263 Nr. 15; Clairmont, CAT Nr. 2.209a; LGPN s. v. Ἀξηζηνθιῆο Nr. 68; Scholl, Bildfeldstelen Kat. Nr. 435, Taf. 47, 2; Schäfer, Agathoi 186 Nr. 182; Schäfer, Hippeis 269 GR 10.

E 12. (Taf. 14) Sog. Pferdebändigerrelief Aufb.: Athen, NM Inv. 4464. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 99 m, Br 1. 91 m, (Linke Platte H 1.00 m, rechte Platte H 0. 91 m.). Fund.: 1948 an der Ecke der Andrianoupoleos und Boreiou Hepeiroustraße am Kolonouplatz, ca. 300 m. südöstlich vom Kolonos Hippios Hügel und westlich des heutigen Larissabahnhofs ausgegraben. Nach Angaben des Ausgräbers N. Ch. Kotzias, deckten die Platten die Längsseiten eines Grabes aus spätrömischer oder frühchristlicher Zeit. Bes.: Das Relief zeigt rechts einen Knaben in Chiton, der versucht ein nach rechts schreitendes Pferd an den Zügeln festzuhalten. In seiner gehobenen rechten Hand hält er einen Stock oder eine Peitsche. Er trägt Stiefel, die bis zur Unterwade reichen. Auf dem Rücken des Pferdes liegt ein Pantherfell. Über den Hüften des Pferdes ist eine leicht eingetiefte Stelle zu erkennen, die mit einem boiotischen Helm zu identifizieren ist. Dat.: Ende des 4. Jh. 330-310. Lit.: N. Ch. Kotzias, Polemon 4 ΢ύκκεηθηα ε’ 19491951; H. Gallet, de Santerre, BCH 74, 1950, 291; Karusu, Skulpturen 132; U. Hausmann, AM 77, 1962, 274 und Anm. 70; Stupperich, Staatsbegräbnis 172. Kat. Nr. 161; W. H. Schuchhardt, Relief mit Pferd und Negerknaben im Nationalmuseum in Athen NM 4464, AntPl 17 (1978) 75ff.; A. Stewart, Attika. Studies in Athenian Sculpture of the Hellenistic Age (1979) 63 Nr. 98; S. Karusu, AM 96, 1981, 192 und Anm. 33, Taf. 60; K. Yfantidis, Die Polychromie der Hellenistischen Plastik (Diss. Mainz 1984) 43f. Appendix B, Kat.

J 2.

(Taf. 15) ‘Lutrophorenstele’ mit Jagddarstellung Aufb.: Budapest, Musée des Beaux-Arts Inv. 4744. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 55 m, Br 0. 39 m. 113

Fund.: Athen. Bes.: Auf der plastisch wiedergegebenen ‘Lutrophoros’ von links ein auf einem sich aufbäumenden Pferd sitzender unbärtiger Reiter, der in seiner gehobenen rechten Hand eine Lanze hält. Er trägt kurzen Chiton Chlamys und boiotischen Helm. Ihm gegenüber eine in Exomis und Chlamys dargestellte männliche Figur, die wahrscheinlich mit einem Knüppel zum Schlag gegen ein Tier (EberHirsch?) im fehlenden Teil der Darstellung ausholt. Dat.: Anfang 4. Jh. Um 390-380. Lit.: A. Hekler, Die Sammlung Antiker Skulpturen (1929) 28f. Nr. 20; Dohrn, Plastik 134 Nr. 34; Langenfaß, MuP Nr. 16; Stupperich, Staatsbegräbnis Kat. Nr. 412; C. Dehl, AM 96, 1981, 164 Nr. 6; Woysch, Animaux Nr. 26; Kokula, Marmorlutrophoren 38f. 153 Nr. L 7; Spence, Cavalry 266 Nr. 33; Clairmont, CAT Nr. 2.214a; Schäfer, Agathoi 166 Nr. 21.

(1999) 397 und Abb. 297. II. Οη επηγξαθέο 185 Nr. 274.

J 3.

(Taf. 15) Grablekythos des Kleitophon aus Rhamnous Aufb.: Rhamnous, Museum Inv. 317. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 1. 80 m, Dm 0. 60 m. Fund.: 1977 im Grabbezirk des Hierokles in Rhamnous gefunden, der sich an der Gräberstraße ca. 130 m. nördlich des Nemesisheiligtums, an einer Weggabelung, auf der Westseite der Straße befindet. Bes.: Die auf einer Standleiste aufgebaute figürliche Darstellung besteht aus dem nach rechts reitenden unbärtigen Kleitophon, der kurzen Chiton und Chlamys trägt, die Zügel des Pferdes in der linken Hand und einen wahrscheinlich gemalten Speer in der rechten Hand hielt. Neben dem auf seine Hinterbeine sich aufgerichteten Pferd des Kleitophon steht ein zweites sich nach rechts bewegendes Pferd, das ebenso zu Kleitophon gehört und von keinem geführt wird. Rechts von dieser Gruppe ein nach rechts laufender Knappe, der eine Exomis trägt, und damit beschäftigt ist einen Askos auf seinem Rücken zu tragen. Über dem Kopf des Reiters steht die Inschrift: Κιεηηνθ῵λ Ἱεξνθιένο Ῥακλνύζηνο. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Um 330. Lit.: V. C. Petrakos, Prakt 1977, 9 Nr. 317, Taf. 3a; ders. in : ΢ΣΖΛΖ-Σόκνο εἰο Μλήκελ Νηθνιάνπ Κνληνιένληνο (1980) 404f. Nr. 3; SEG 30. 221; Garland, Peribolos 165 N 5 (c); VierneiselSchlörb, Skulpturen III 56 Nr. 7; V. C. Petrakos, ERGON 39, 1992, 6 und Abb. 6; Salta, Grabstelen 219; Clairmont, CAT Nr. 1.982; LGPN s. v. Κιεηηνθ῵λ Nr. 17; Bergemann, Thanatos 199f. N 5; Schäfer, Agathoi 186 Nr. 186; Β. Υ. Πεηξάθνο, Ο δήκνο ηνπ Ρακλνύληνο. ΢ύλνςε ησλ αλαζθαθώλ θαη ησλ εξεπλώλ (1813-1998) Η. Σνπνγξαθία 114

B 1.

lichen Bereich J/13, J/18-3/7 der Athener Agora gefunden. Bes.: Vom Reliefbild sind je zwei Hinterbeine zweier nach links springender Pferde erhalten. Das zweite sich auf seine Hinterbeine aufbäumende Pferd legt diese auf einen Felsvorsprung. Vom Reiter dieses Pferdes ist ein Teil seines linken, herabhängenden Fußes erhalten. Unter dem Reliefbild steht die Inschrift: Φύι[αξρνη] Ἀξηζηνο[---] Δὐζ[-----] Υαβ[------] Κ[--------] Γ[--------] Dat.: Zwischen 446 und 403 v. Chr. Lit.: G. R. Bugh, Hesperia 67, 1998, 81ff., Taf. 14.

Weihreliefs

B. 1. 1 Siegesmonumente bei hippischen Agonen S 1.

(Taf. 15) Basis eines Dreifußes von Bryaxis signiert mit Reiterdarstellungen Aufb.: Athen, NM Inv. 1733. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 32. 5m, Br 0. 76 m, T 0. 74 m. Runde Sockel auf der Oberseite Dm 0. 42 m, H 0. 05 m. Einlassung im Sockel T 0. 16 m, Dm 0. 07 m. Fund.: 1891 auf der Agora in Athen in situ gefunden, hinter der Stoa Basileios, nördlich der Stoa des Zeus Eleutherios und nördlich von der heutigen Eisenbahnstrecke und der Adrianou Straße, westlich der Theseiou Straße. Bes.: Die figürliche Darstellung erstreckt sich auf die drei Seiten der Basis und weist jeweils das gleiche Thema eines auf einen Dreifuß zureitenden bärtigen Mannes auf. Die Komposition der drei Reiter ist außer kleinen Abweichungen identisch. Ein bärtiger in kurzem, gegürteten Chiton gekleideter Mann, der mit der linken Hand die Zügel seines Pferdes hält, reitet auf einen in der rechten Ecke dargestellten Dreifuß zu. Seine rechte Hand hat der Reiter in der Höhe der Pferdemähne, in einem feierlichen Gestus gehoben. Auf der vierten Seite steht die Weihinschrift: Φπιαξρνῦληεο ἐλίθσλ Ἀλζηππαζίαη / Γεκαίλεηνο Γεκέν Παηαληεὺο / Γεκέαο Γεκαηλέην Παηαληεὺο / Γεκνζζέλεο Γεκαηλέην Παηαληεὺο / Βξύαμηο ἐπόεζελ. Dat.: Um 350 v. Chr. Lit.: P. Kavvadias, ADelt 1891, 550ff.; ders., AEphem 1893, 39ff.; IG II2 3130; Kirchner, PA 3276, 3323, 3596; Svoronos 163ff. Nr. 15, Taf. 26-27; N. Pharaklas, ADelt 24, 1969, Mel. 59ff.; Karusu, Skulpturen 163f. Nr. 1733; Langenfaß, MuP Nr. 67; E. Vanderpool, Hesperia 43, 1974, 311ff. und Anm. 4; Thompson, Guide3 106. 198f.; Kyle, Athletics 189f.; Bugh, Horsemen 59f.; V. Machaira in: Mind and Body 320f. Nr. 205; Maul, Reiterdarstellungen 192 AN 1. 194f., Taf. 48, 1; Spence, Cavalry 264 Nr. 21; LGPN s. v. Γεκέαο Nr. 45; R. Krumeich in: Standorte 298f. C4; McK Camp II, Horses 30, Abb. 43; Kaltsas, Glypta 254 Nr. 530 mit Abb.; Schäfer, Hippeis 275 RB 3.

S 3.

(Taf. 16) Linkes Fragment eines wahrscheinlich anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia gestifteten Weihreliefs der Phyle Leontis Aufb.: Athen, Agoramuseum Inv. I 7167. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 48 m, Br 0. 61 m, D 0. 15. 7-0. 11. 1 m. Fund.: 1970 auf der Agora in Athen gefunden, westlich hinter der Stoa Basileios, ca. 7. Meter entfernt von der Bryaxis-Basis. Bes.: Rechts von der erhaltenen linke Ante der Stele fünf hintereinander dargestellte nach rechts galoppierende Reiter. Der erste Reiter, der links das Bildfeld einnimmt, ist wie die anderen Reiter in kurzem, gegürteten Chiton dargestellt. Er ist jedoch bärtig (einer der zwei Hipparchen), trägt wahrscheinlich einen boiotischen Helm und hat sein Schwert um die Brust gegürtet, von dem noch der Griff zu erkennen ist. Die Reiter halten in den linken Händen die Zügel ihrer Pferde, während sie in den rechten Händen ihre Lanzen hielten, die ebenso wie die Zügel in Bronze eingesetzt waren. Das zwischen dem dritten und vierten Pferd von links in der Höhe der Beine zu sehende hochrechteckige Gebilde könnte nach T. Schäfer eine Stele oder einen Grenzstein bezeichnen, der vermutlich als Ziel oder Wendemarke bei der Anthippasia gedeutet werden könnte. Auf der Hinterseite des Reliefs Teil des linken Hinterbeines und Teil des Schwanzes eines Löwen erhalten. Rechts folgt die Inschrift: Λενληὶο ἐλίθα. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: T. L. Shear Jr., Hesperia 40, 1971, 271f., Taf. 57 c; Thompson, Guide3 198f., Abb. 101; Langenfaß, MuP Nr. 60. 90f.; J. M. Camp, Die Agora von Athen (1989) 138, Abb. 96-97 mit Rekonstruktionsversuch; Bugh, Horsemen 60, Abb. 7; V. Machaira in: Mind and Body 335ff. Nr. 226; Maul, Reiterdarstellungen 192 AN 2, 196f., Taf. 48, 2; Spence, Cavalry 266 Nr. 36; R. Krumeich in: Standorte 298 und Anm. 14-15; B. Wesenberg,

S 2.

(Taf. 15) Fragment einer Phylarchenweihung, die wahrscheinlich anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia aufgestellt wurde Aufb.: Athen, Agoramuseum Inv. I 7518. Mat.: Weißer, Pentelischer? Marmor. Maße: H 0. 19 m, Br 0. 38. 5 m, D 0. 13. 8 m. Fund.: Am 22 Juli 1981 beim Abtragen der östwestlichen Wand des byzantinischen Raumes 1 im nordwest115

JdI 110, 1995, 174; Schäfer, Agathoi 140f.; Schäfer, Hippeis 280 WR 8.

S 6.

(Taf. 16) Rechtes Fragment eines wahrscheinlich anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia gestifteten Weihreliefs Aufb.: Athen, Epigraphisches Museum Inv. 2813. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 41 m. Fund.: Nach Pittakis 1827, nach Schöne 1837 bei Ausgrabungen südlich des Parthenon gefunden. Bes.: Das stark abgeriebene Relief wird von einem Epistyl und einem Geison, das ansatzweise erhalten ist, bekrönt. Auf dem rechten Bildfeld reitet ein bärtiger Mann auf einem nach rechts galoppierenden Pferd. Er trägt kurzen, gegürteten Chiton, Helm und hält in der linken Hand die Zügel seines Pferdes und in der rechten wahrscheinlich eine Lanze. Links hinter ihm folgen vier nach rechts reitende Männer, von denen nur die Köpfe der drei erhalten sind. Sie tragen boiotische Helme und sind wahrscheinlich bei der Anthippasia dargestellt, die ihr Phylarch oder ein Hipparch anführt. Links unter der Reliefdarstellung sind Blätter in Relief, die zu einem großen Kranz gehören, erhalten. Dat.: Anfang 4. Jh. Lit.: Schöne, Reliefs 43 Nr. 79; Svoronos 666 Nr. 439, Taf. 214; O. Walter, AM 66, 1941, 152 und Anm. 1; Meyer, Urkundenreliefs 1 und Anm. 1. 212 und Anm. 1486; Maul, Reiterdarstellungen 192 AN 3, 197; Schäfer, Agathoi 141f. und Anm. 47; Edelmann, Menschen 226 H 15.

S 7.

(Taf. 17) Fragmentiert erhaltene Basis wahrscheinlich anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia? gestiftet Aufb.: Athen, Agoramuseum I 7515 (unpubliziert). Mat.: Marmor. Maße: H 0. 32 m, Br 0. 67 m, T 0. 49 m. Einlassung auf der Oberfläche 0. 395 m. (restauriert 0. 29 m.) X 0. 06 m. Fund.: 1982 und 1990 in 9 Fragmenten im nordwestlichen Teil der Agora (um die 25 Meter nördlich der Panathenäenstraße) in byzantinischen Kontexten gefunden. Bes.: Die Basis trägt auf den beiden Längsseiten figürliche Darstellungen. Auf der schlechter erhaltenen Seite ein Reiter. Auf der am besten erhaltenen Seite ein nach links reitender bärtiger Mann. Sein Pferd richtet sich auf seine Hinterbeine auf. Der Reiter trägt einen kurzen Chiton, einen Helm und hat ein Schwert über seine Brust gebunden. Über ihm ist der Rest der Inschrift erhalten: Ἱεξνθάλεο Πνιπαξάην Ἀισπε[θῆζελ. Auf der darüber folgenden profilierten Leiste ist der Rest der Inschrift [---]ρηδνο Φπ[---], die vielleicht zu Ἀληηνρίδνο Φπιή ergänzt werden kann, erhalten. Auf der linken Schmalseite ist der Rest der Inschrift [---]ιεηαη zu lesen. Die rechte Schmalseite hingegen ist glatt ohne Inschrift oder Relief. Dat.: 4. Jh. Lit.: McK Camp II, Horses 31-33 und Abb. 45; Schäfer, Hippeis 201 und Anm. 1153.

S 4.

(Taf. 17) Zwei Fragmente eines Weihreliefs mit Nike, die ein Pferd bekränzt Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 4688 und Athen, NM Inv. 2970. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: Gesamthöhe 0. 45 m, Br 0. 36 m, D 0. 11 m. Fund.: Das Fragment 4688 stammt von der Akropolis. Das Fragment 2970 aus Athen. Eine sichere Information zum Fundumstand fehlt. Bes.: Ein nach links springendes Pferd, das sich auf seine Hinterbeine aufgebäumt hat, wird von einer ihm entgegenfliegenden Nike bekränzt. Von Nike sind nur die Arme, ein Teil ihres Gewandes und der Kranz, den sie in den Händen hält, erhalten. Vom Pferd fehlen die Vorderbeine. Das Bildfeld wird von einer Bodenleiste, Anten und einem Epistyl mit Akroteren bekrönt. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: Schöne, Reliefs 43f. Nr. 80, Taf. 18; O. Walter, ÖJh 14, 1911, Beibl. 61; Conze Nr. 17; Walter, Beschreibung 110f. Nr. 244; Svoronos 660 Nr. 2970; O. Walter in: Δπηηύκβηνλ Υξήζηνπ Σζνύληα (1941) 411, Taf. 1b; Meyer, Urkundenreliefs 1 und Anm. 1. 134 und Anm. 897; Maul, Reiterdarstellungen 129 und Anm. 524.

S 5.

Fragment eines anlässlich eines Sieges bei der Anthippasia? gestifteten Reliefs mit nach rechts springenden Reitern Aufb.: Athen, NM Inv. 5068. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: Nach IG II2 12523 H 0. 38 m, Br 0. 30 m, D 0. 06 m. Nach Langenfaß H 0. 34 m, Br 0. 27 m. Fund.: 1887 verbaut in den Fundamenten des Romatempels auf der Akropolis gefunden. Bes.: Auf dem von einem Giebel bekrönten Bildfeld drei nach rechts springende Reiter in kurzem Chiton und boiotischem Helm. Im Giebel eine Rosette. Auf dem Epistyl ist die Inschrift zu lesen: Πξνθιῆο Γλίθσλνο[---]. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: P. Wolters, AM 12, 1887, 268; IG II 2 12523; Kirchner, PA 12213; O. Walter, AM 66, 1941, 152 und Anm. 1; W. Peek, AM 67, 1942, 131 Nr. 292; Langenfaß, MuP Nr. 70; Bugh, Horsemen 237 Nr. 69; Meyer, Urkundenreliefs 212 und Anm. 1486; LGPN s. v. Πξνθιῆο Nr. 10; Schäfer, Agathoi 142 und Anm. 48; Edelmann, Menschen 227 H 16. 116

der wahrscheinlich das Pferd am Schopf hält. Es folgen zwei hintereinander dargestellte, nach links gerichtete Pferde. Weiter links zwei nach links gerichtete Pferde, von denen das eine seinen Kopf aufrichtet, während das andere geweidet oder getränkt wird. Dieses hält ein nackter Knabe im gleichen Motiv wie der vorhergehende Knabe am Schopf, wobei er seinen Kopf nach links dreht. Weiter links zwei nach rechts schreitende Pferde, hinter denen ein nackter Knabe entweder das Fell bürstet oder versucht sich auf eines der beiden zu schwingen, wie Svoronos annahm. Die hintere Langseite ist abgeklopft worden, so dass nur die Umrisse von drei Figuren zu sehen sind. Die Figuren müssen ursprünglich um die neun gewesen sein. Auf der rechten Schmalseite alleinstehendes nach links schreitendes Pferd. Die linke Schmalseite wurde rechteckig weggeschlagen, wahrscheinlich für eine Zweitverwendung. Auf der Oberseite ist eine 0. 84 m. x 0. 10 m. große und 0. 05 m. tiefe Einlassung für ein Weihrelief oder einen gemalten Pinax erhalten. Dat.: 4. Viertel 5. Jh. Nach 420. Lit.: Svoronos 465ff. Nr. 161, Taf. 67, Textabb. 219221; Karusu, Skulpturen 159f. Nr. 1464; M. Robertson, A History of Greek Art I (1975) 416 und Anm. 149, Abb. 130d; Kaltsas, Glypta 136 Nr. 263 mit Abb.

S 8.

(Taf. 17) Bruchstück eines Weihreliefs oder einer Basis mit Reiter und das Pferd bekränzende Göttin oder Nike Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2731. Mat.: Pentelischer? Marmor. Maße: H 0. 25 m, Br 0. 30 m, D 0. 18 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Auf einem nach rechts reitenden Pferd, von dem Hals, Kopf und Schulterblatt erhalten ist, sitzt ein in kurzem Chiton und Panzer gekleideter Reiter auf, der mit der linken Hand die Zügel seines Pferdes hält. Rechts über dem Kopf des Pferdes der Unterarm wahrscheinlich einer Göttin oder Nike, die das Pferd bekränzt. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 115 Nr. 253; ders. in: Δπηηύκβηνλ Υξήζηνπ Σζνύληα (1941) 411 und Anm. 18; Maul, Reiterdarstellungen 129 und Anm. 524. S 9.

(Taf. 17) Fragment eines Weihreliefs mit Reiterdarstellung Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 3360. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 29 m Br 0. 66. 5 m, D 0. 07 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Das fragmentiert erhaltene Mittelstück zeigt einen nach links reitenden Mann in kurzem, gegürteten Chiton, der in der linken Hand die Zügel seines nach links schreitenden Pferdes hält. Dat.: Ende 5. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 112f. Nr. 249; J. Dörig in: Zur Griechischen Kunst. Hans Jörg Bloesch zum sechzigsten Geburtstag am 5. Juli 1972, 9. Beih. AntK (1973) 16, Taf. 6, 1; Langenfaß, MuP Nr. 65; Mitropoulou, Corpus I 40 Nr. 55, Abb. 91; Brouskari, Catalogue 168 Nr. 3360, Abb. 360; Vikela, Weihreliefs 187 und Anm. 66; Edelmann, Menschen 226 H 14 mit Datierung in die 2. H. des 4. Jhs.?

S 11. (Taf. 18) Zwei Bruchstücke eines Reliefs von der Basis eines Monumentes mit Reiterdarstellung Aufb.: Sind an der NÖ und SÖ Ecke des Ostgiebels der Panagia Gorgoepikoos Kirche oder der sog. Kleinen Metropolis am Metropoleosplatz in Athen verbaut. Vom gleichen Monument stammen zwei weitere Reliefs, die ebenso in Zweitverwendung am Ostgiebel vermauert sind. Mat.: Weißer Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Am Aufbewahrungsort. Bes.: Auf dem stark verwitterten Relief ein auf einem nach rechts springenden Pferd dargestellter nackter Reiter, der auf dem Kopf einen Piloshelm trägt. Mit der linken Hand hält er die Zügel seines Pferdes, von dem die Hinterbeine und der Schwanz abgebrochen sind, während er seinen rechten Arm hochhebt. Was er in der Hand hält (Lanze?) und bei welchem Anlass (Reiterkampf?, ἀθνληίδεηλ ἀθ’ ἵππνπ?) der Reiter dargestellt ist, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Dat.: Ende 5. Jh. Lit.: P. Steiner, AM 31, 1906, 325ff.; H. Froning, Dithyrambos und Vasenmalerei in Athen (1971) 18; J. Dörig in: Zur Griechischen Kunst. Hans Jörg Bloesch zum sechzigsten Geburtstag am 5. Juli

S 10. (Taf. 18) Fragmentarisch erhaltene Basis, die mit einer die Rennsiege des Alkibiades rühmenden Weihung mit frei herumlaufenden Pferden und Stalljungen in Verbindung gebracht wurde Aufb.: Athen, NM Inv. 1464. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 37 m, Br 1. 42 m T 0. 32 m. Fund.: 1861 in der damals niedergerissenen Fränkischen, der sog. Valerianischen Mauer, östlich vom Turm der Winde am östlichen Ende der Kyrrhestos Straße gefunden. Bes.: Auf der an den Ecken stark bestoßenen Langseite rechts ein Kopf eines nach links gerichteten Pferdes erhalten, das im Begriff ist zu weiden. Links neben dem Tier nackter Knabe mit kurzem Haar, 117

1972, 9. Beih. AntK (1973) 14ff., Taf. 5; LIMC VI (1992) 878f. Nr. 341-2 (Goulaki-Voutira).

liefs 1 und Anm. 1; Edelmann, Menschen 226 H 13.

S 12. (Taf. 18) Mittleres Bruchstück eines Weihreliefs mit Kalpereiter Aufb.: Athen, NM Inv. 2377. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 24 m, Br 0. 33 m. Fund.: Athen. Bes.: Auf einem sich nach rechts bewegenden Pferd, von dem Kopf, Hals und ein Teil seines Körpers erhalten sind, Beine und die Partie bis knapp über die Hüfte eines vom Pferd abspringenden nackten Jünglings. Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen am Stutenrennen (θάιπεο δξόκνο) errungenen Sieg, anlässlich dessen der Sieger das Relief weihte. Dat.: Um die Mitte 5. Jh. Lit.: Svoronos 639 Nr. 366 Taf. 145; zu Darstellungen von Stutenrennen s. Maul, Reiterdarstellungen 155ff., Taf. 37-40.

S 15. (Taf. 19) Fragment einer Weihung mit zwei nach links reitenden Reitern, das auf einen Sieg bei der Anthippasia zurückgehen könnte Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2461. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 20 m, Br 0. 35 m, D 0. 12-15 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Die figürliche Darstellung in eine leicht eingetiefte Fläche der Stele gearbeitet. In welcher Form die Stele gerahmt war, ist unbekannt, da alles abgebrochen ist. Vom ersten Pferd ist die BauchRippengegend, die Hinterbeine und der Ansatz des Fußes des Reiters erhalten. Vom zweiten Pferd nur das linke Vorderbein. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 25 Nr. 36; Langenfaß, MuP Nr. 72; C. Lawton, Attic Document Reliefs of the Classical and Hellenistic Periods II (Diss. Princeton 1984) 391 Nr. 212.

S 13. Linkes obere Bruchstück eines Pferdes Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2462. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 27 m, Br 0. 20 m, D 0. 12 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Hals und Kopf eines nach rechts springenden Pferdes, das seinen Mund wegen der angezogenen Zügel öffnet. Das Pferd gehört entweder einem Wagen oder einem Reiter an. Dat.: 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 117 Nr. 258.

S 16. (Taf. 19) Rechter unterer Abschluss einer Weihung mit zwei Reitern (Anthippasia?) Aufb.: London, British Museum Inv. 666. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 51 m, Br 0. 59 m. Fund.: Athen. Ehemals in der Strangford Collection. Bes.: Erhalten sind zwei nach links galoppierende Reiter in kurzem Chiton und Chlamys, die wahrscheinlich ein Schwert um die Brust gegürtet haben. Der rechte Reiter unterhalb des Hüftansatzes erhalten. Vom sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferd Hals und Kopf weggebrochen. Der zweite Reiter ist nur ansatzweise zu sehen. Dat.: 3. Viertel 5. Jh. Lit.: A. H. Smith, A Catalogue of Sculpture in the Department of Greek and Roman Antiquities, British Museum I (1892) 321 Nr. 666; Mitropoulou, Corpus I 41 Nr. 59, Abb. 95.

S 14. (Taf. 18) Fragment einer Weihung mit zwei Reitern, die wahrscheinlich für zwei Phylarchen oder Hipparchen nach einem Sieg wohl bei der Anthippasia aufgestellt wurde Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2726. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 36 m, Br 0. 38 m, D 0. 15 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Auf einer profilierten Leiste und einem Giebel mit Mittelhakroter bekrönt, zwei in kurzem Chiton und Chlamys gekleidete, bärtige nach links galoppierende Reiter, von denen nur die Oberkörper erhalten sind. In der linken Hand halten sie die Zügel ihrer Pferde und erheben ihre rechten Arme in einem feierlichen Gestus. Ob sie auf einen in der linke Reliefecke dargestellten Gegenstand, etwa einen Dreifuß oder ein architektonisches Bestandteil eines Heiligtums zureiten, ist unsicher. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 24f. Nr. 35; Langenfaß, MuP Nr. 71; C. Lawton, Attic Document Reliefs of the Classical and Hellenistic Periods II (Diss. Princeton 1984) 386 Nr. 205; Meyer, Urkundenre-

B 1. 2 Reiterheroenreliefs R 1.

(Taf. 19) Weihrelief mit “grasendem“ Pferd, Reiterheros und Heroine Aufb.: Turin, Museo di Antichita Inv. 591. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 46 m, Br 0. 46 m. Fund.: Unbekannt. Muss aus Attika stammen. Bes.: Von zwei Anten und dem Epistyl eingerahmt links ein nackter nach rechts gewandter, den Kopf neigender Jüngling, der nur eine Chlamys über den Schultern trägt. Hinter ihm ein nach rechts gerichtetes “grasendes“ Pferd. Der Jüngling hält in der linken Hand wahrscheinlich die Zügel seines Pferdes und in der rechten Hand eine Phiale, die er zu 118

kippen scheint, um eine Flüssigkeit als Spende auf den Boden zu gießen. Ihm gegenüber eine nach links gerichtete Frau (Heroine), die einen tief gegürteten Peplos trägt und den Saum mit ihren beiden Händen festhält. Dat.: 4. Viertel 5. Jh. Lit.: H. Dütschke, Antike Bildwerke in Oberitalien IV (1880) 96 Nr. 180; L. Curtius, BABesch 29, 1954, 4ff., Abb. 1; Langenfaß, MuP Nr. 77; Mitropoulou Corpus I 60 Nr. 113, Abb. 167; Meyer, Urkundenreliefs 174 und Anm. 1196; L. E. Baumer, Vorbilder und Vorlagen (1997) 152 R 61, Taf. 37, 5.

Bes.: Darstellung zwischen zwei horizontalen Leisten aufgebaut. Links ein nach rechts gerichteter bärtiger Mann, der kurzen gegürteten Chiton, Chlamys und einen attischen Helm trägt. Er hält in seiner linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes und in der rechten Hand wahrscheinlich eine Schale. Ihm gegenüberstehend eine in Chiton und Himation gehüllte Frau, ein bärtiger in Himation gekleideter Mann und ein manteltragendes Kind, die ihren linken Arm in einem Adorationsgestus heben. Zwischen dieser Gruppe und dieser des Pferdeführers in der Mitte des Bildes ein rechteckiger Altar. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: E. Berger - H. A. Cahn - M. Schmidt, Kunstwerke der Antike aus der Sammlung Käppeli (1963) A 6; R. Lullies, Griechische Plastik-Vasen und Kleinkunst, Ausstellungskatalog Kassel (1964) Nr. 3; Langenfaß, MuP Nr. 81.

R 2.

(Taf. 20) Weihrelief mit Reiterheros und Heroine vor fünf Adoranten Aufb.: Athen, NM Inv. 1410. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 27 m, Br 0. 34 m. Fund.: 1888 von der Polizei beim Antiquitätenhändler P. Rhνussos in Athen beschlagnahmt. Svoronos nimmt daher an, dass die Stele wahrscheinlich auch in Athen gefunden worden ist. Bes.: Die figürliche Darstellung von zwei Anten und Geison eingerahmt. Links ein nach rechts gerichteter Jüngling, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. Er trägt kurzen Chiton und Chlamys und hält in der ausgestreckten linken Hand eine Schale, in die die ihm gegenüberstehende Frau in Chiton und Himation spendend aus einer Oinochoe eingießt. Beide Figuren hinter einem Omphalos (Erdaltar), der den Mittelpunkt der Handlung bildet. Hinter der weiblichen Gestalt manteltragender bärtiger Mann, seine in Chiton und Himation gehüllte Frau, ihre zwei vor ihnen dargestellten Kinder und eine in Chiton und Himation gekleidete Dienerin, die auf ihrem Kopf eine Cista trägt. Diese in kleinerem Maßstab wiedergegebenen Adoranten wenden sich Heros und Heroine in einem Adorationsgestus zu. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Svoronos 359 Nr. 108, Taf. 65; H.-V. Herrmann, Omphalos (1959) 60ff., Anm. 176; Langenfaß, MuP Nr. 82; Mitropoulou, Libation 17 Nr. 6; LIMC, Heros Equitans 1027 Nr. 45; Edelmann, Menschen 203 D 20.

R 4.

(Taf. 20) Fragment eines pferdeführenden Reiterheros Aufb.: Athen, Magazin der 3. Ephorie Inv. M 915 (MAL 5a). Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 31 m, Br 0. 23 m, D 0. 05 m. Fund.: 1969 in der Kekropos Straße 7-9, in den Aufschüttungen eines spätrömischen Hauses des 4. Jhs. n. Chr. gefunden. Der Fundort ist ca. 300 m. nordöstlich der Akropolis gelegen. Bes.: Die von einem Epistyl und Anten gerahmte Bilddarstellung zeigt einen nach rechts gerichteten Pferdeführer, der kurzen Chiton, Chlamys und Petasos trägt und mit der linken Hand die Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes hält. In der ausgestreckten rechten Hand hält er eine Phiale, die er wahrscheinlich einer nicht mehr erhaltenen weiblichen Figur am anderen Ende des Bildfeldes reichte. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: O. Alexandri, ADelt 24, 1969, II/1, 52 und Taf. 46 g; J. P. Michaud, BCH 95, 1971, 822, Abb. 31; Langenfaß, MuP Nr. 83; Mitropoulou, Libation 16 Nr. 5, Abb. 5; LIMC, Heros Equitans 1025 Nr. 7; Schäfer, Hippeis 282 WR 12.

R 3.

(Taf. 20) Weihrelief eines Reiterheros vor einer Familie von Adoranten Aufb.: Basel, Antikenmuseum ohne Inv. Gehörte der Sammlung Käppeli an, bis die ganze Sammlung von R. Käppeli dem Antikenmuseum geschenkt wurde. Das Stück hat die Inv. 230, diejenige, die es innerhalb der Sammlung Käppeli besaß. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 27 m, Br 0. 33. 7 m. Fund.: Unbekannt. Wahrscheinlich attisch.

R 5.

(Taf. 21) Fragmentiert erhaltenes Weihrelief an Hippolytos? Aufb.: Rom, Museo Torlonia Inv. 433. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 40 m, Br 0. 67 m, D unten 0. 04 m, D oben 0. 02 m. Fund.: 1874 an der Via Appia in Rom, beim Grab der Caecilia Metella gefunden. Attischer Herkunft. Bes.: Mittelpunkt der vielfigurigen Darstellung ein nach links schreitender Mann in kurzem Chiton, Himation und Petasos, der in seiner rechten Hand die 119

Zügel seines neben ihm dargestellten Pferdes und in der linken ein Lagobolon hält. Er bewegt sich auf einen Erdaltar zu, links von dem ein bärtiger in kleinerem Maßstab wiedergegebener nach links gerichteter Mann dem Reiter adorierend gegenübersteht. Dem Reiter folgt rechts sein Jagdhund. Hinter dieser Gruppe felsiger Hintergrund mit Vorsprüngen, auf denen je eine Gottheit sitzt. Auf einer Ebene hinter diesen ein Tetrastylon, in dem eine stehende Figur im Himation erkennbar ist. Zur Identifizierung der Personen s. hier Kap. 4. 3. 3. Dat.: Spätes 5. Jh. Lit.: E. Visconti, Catalogo del Museo Torlonia (1880) 343; C. Blinkenberg, Archäologische Studien (1904) 48ff., Taf. 1; V. Herrmann, Omphalos (1959) 60. 69. Taf. 6,1; H. Kenner, ÖJh 47, 1964/65, 44ff., Abb. 31-32; L. Beschi, ASAtene, 45/46, N. S. 29/30, 1967/68, 515ff., Abb. 2; Mitropoulou, Corpus I 40 Nr. 58, Abb. 94; C. Gasparri, MemLinc 24, 2, 1980, 206 Nr. 433; Wegener, Elemente 131ff., Kat. 120, Taf. 24,1; Ridgway, Styles 136f., Abb. 100; E. Simon in: Festschrift. Studiengenossenfest 1990 des KronbergGymnasiums Aschaffenburg. 23-25 Juni 1990 (1990) 73ff.; Güntner, Göttervereine 47f. 147 Nr. C 54, Taf. 26, 2; J. W. Riethmüller, Asklepios. Heiligtümer und Kulte (2005) I. 271 und Anm. 164; ders. in: R. Hägg (Hrsg.), Ancient Greek Hero Cult. Proceedings of the Fifth International Seminar on Ancient Greek Cult Göteborg 1995, ActaAth 8 (1999) 142f.; Vikela, Weihreliefs 187 und Anm. 67; Edelmann, Menschen 79f. 196 B 75; Schäfer, Hippeis 280 WR 7.

gemaltes Kerykeion. Unter dem Relief folgt in vier Reihen die Inschrift: νἱ πιπλῆο Νύκθαηο εὐμάκελνη ἀλέζεζαλ θαὶ ζενῖο πᾶζηλ / Εσαγόξαο [Ε]σθύπξνπ Εσαγόξνλ Θάιινο Λεύθε / ΢σθξάηεο Πνιπθξάηνπο Ἀπνιινθάλεο Δὐπνξίσλνο ΢σζίζηξαηνο / Μάλεο Μπξξίλε ΢σζίαο ΢σζηγέλεο Μίδαο. Im unteren Bildfeld links ein nach rechts gewandter bärtiger Mann in kurzem, gegürteten Chiton und Chlamys, der in seiner linken Hand die Zügel seines neben ihm stehenden Pferdes hält. Ihm gegenüber eine sitzende weibliche Figur, die Chiton, Himation und einen Kalathos auf dem Kopf trägt und eine stehende Frau in Chiton und Himation, die in jeder Hand eine Fackel hält. Diese Figuren wurden als Gottheiten gedeutet, die entweder mit Demeter und Kore oder mit der Göttermutter Meter und Artemis-Hekate identifiziert wurden. Zwischen den Göttinnen und dem Pferdeführer rechteckiger Altar. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: G. Rodenwaldt, AM 37, 1912, 146ff., Abb. 4; IG II2 2934; Blümel, Klass. Skulpturen 77 Nr. 90, Abb. 123-124; Langenfaß, MuP Nr. 85; Mitropoulou, Corpus I 58 Nr. 105, Abb. 152; Wycherley, Stones 170 und Anm. 34; Neumann, Probleme 74 und Anm 19, Abb. 47b; LIMC I (1981) 24 Nr. 202 (Isler); C. M. Edwards, Greek Votive Reliefs to Pan and The Nymphs (1985) 529ff. Nr. 30; Meyer, Urkundenreliefs 233 und Anm. 1649; M. Kunze in: Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.), Die Antikensammlung im Pergamonmuseum und in Charlottenburg (1992) 130 Nr. 40; LIMC, Heros Equitans 1028 Nr. 53; Güntner, Göttervereine 23ff. 128 A 53, Taf. 12, 1; B. Stanley Spaeth, AJA 98, 1994, 81 und Abb. 12; A. Filges, Standbilder jugendlicher Göttinnen (1997) 61. 260 Kat. Nr. 87; Vikela, Weihreliefs 213f.; Schäfer, Hippeis 283 WR 13.

R 6.

(Taf. 21) Weihrelief der attischen Wäscher an die Nymphen und alle Götter Aufb.: Berlin, Staatliche Museen Inv. SK 709 (K 87). Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 40. 5 m. Br 0. 44 m. Fund.: 1759 im Stadion von Athen, im Ilissosgebiet gefunden. 1841 für Berlin aus dem Museum Nani in Venedig erworben. Bes.: Platte in zwei Abschnitte (obere und untere Reliefdarstellung) gegliedert, und von einer horizontalen Leiste, auf der die Weihinschrift steht, getrennt. Das obere Bildfeld, dessen oberer Rand abgerundet ist und einen höhligen Platz wiedergibt, rahmt links der Kopf des personifizierten und nach links blickenden bärtigen und gehörnten Acheloos ein. Rechts sitzt der in Frontalansicht wiedergegebene, seine Bocksbeine überkreuzende, syrinxspielende Pan. Zwischen diesen Figuren der eine Chlamys tragende, nach links gerichtete Hermes, der einen Reigen dreier in Chiton und Himation gekleideter Nymphen anführt. In seiner gehobenen rechten Hand hielt er sein wahrscheinlich

R 7.

(Taf. 21) Rechtes Fragment eines Weihreliefs mit einem pferdeführenden oder reitenden Heros vor einer Göttin Aufb.: Athen, NM Inv. 1383. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 53 m, Br 0. 50 m, nach Stais Br 0. 56 m. Fund.: 1891 bei Erdarbeiten für die Eisensbahnstrecke in der Nähe des sog. Theseion gefunden. Bes.: In der rechten Ecke des Bildfeldes eine stehende, in Frontalansicht wiedergegebene weibliche Gottheit in Chiton und Himation, die sich mit der linken Hand an die rechte Ante der Stele stützt. Sie hat das linke Bein über das rechte gekreuzt und legt die Hand ihres angewinkelten rechten Armes auf ihre Hüfte. Ihr Gesicht ist abgeschlagen worden. Links neben ihr ein rechteckiger Altar und dahinter ein auf einem Pfeiler aufgebautes Weihrelief oder ein Pinax. Auf sie zukommend links der 120

linke Vorderfuß eines nach rechts schreitenden Pferdes erhalten, das in seiner Größe dem gleichen Maßstab der Göttin entspricht, und mit einer pferdeführenden oder reitenden Figur zu ergänzen ist. Dat.: 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Svoronos 328f. Nr. 80, Taf. 38, 4; Meyer, Urkundenreliefs 24 und Anm. 139. 122 und Anm. 803; van Straten, Votives 257 und Anm. 34; Vikela, Weihreliefs 194 und Anm. 90, Taf. 24, 2.

Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 25 m, Br 0. 30 m, D 0. 05 m. Fund.: Nordwestabhang des Areopag. Mitropoulou gibt als Fundort die Enneakrounos? an. Bes.: Nach rechts reitender Jüngling, dessen Chlamys um die Unterarme geschlungen ist und nach hinten flattert. Er trägt attischen Helm und hält mit beiden Händen die Zügel seines das linke Vorderbein hebenden Pferdes. Ihm gegenüber steht ein in kleinerem Maßstab wiedergegebener ein Himation tragender Mann, der seine rechte Hand in einem Adorationsgestus hebt. Dat.: Ende 4. bis Anfang 3. Jh. Lit.: C. Watzinger, AM 26, 1901, 323f. Nr. 4, Abb. 16; Mitropoulou, Corpus I 40 Nr. 57, Abb. 93; LIMC, Heros Equitans 1040 Nr. 286; Meyer, Urkundenreliefs 145 und Anm. 975; Edelmann, Menschen 63. 189 B 25.

R 8.

(Taf. 21) Rechtes Fragmentteil eines Weihreliefs mit Reiterheros? und Adoranten Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2405. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 18 m, Br 0. 24 m, D 0. 06. 5 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Links erhalten das gehobene Vorderbein eines nach rechts schreitenden Pferdes, das entweder zu einem Reiter oder einem Pferdeführer gehört. Rechts vor einem Eingang eines Heroons oder vor einem Altar zwei nach links gerichtete Figuren, die ihre rechte Hand in einem Adorationsgestus heben. Der Mann trägt ein über die linke Schulter drapiertes Himation, die hinter ihm dargestellte Frau Chiton und Himation. Dat.: 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 113 Nr. 250; Edelmann, Menschen 198 C 2.

R 11. (Taf. 22) Weihrelief eines Reiterheros vor einer Familie von Adoranten Aufb.: Athen, NM Inv. 1413. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 34 m, Br 0. 44 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Bildfeld von zwei Anten, der Bodenleiste und einem Epistyl eingerahmt. Links ein nach rechts reitender Mann, der kurzen Chiton und Chlamys trägt. In den beiden Händen hält er die Zügel seines sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferdes, dessen Schwanz von der linken Ante überschnitten wird. Am rechten Bildfeldrand ein in Himation gehüllter bärtiger Mann, dahinter eine Chiton und Himation tragende Frau und ein manteltragendes Kind. Alle drei dem Reiter zugewandte Figuren heben die rechte Hand in einem Adorationsgestus. Dat.: Mitte bis 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Svoronos 360 Nr. 111, Taf. 33, 3; LIMC, Heros Equitans 1040 Nr. 283; Edelmann, Menschen 203 D 22.

R 9.

(Taf. 22) Weihrelief eines Reiterheros vor einem Adoranten Aufb.: Verona, Museo Maffeiano Inv. 216. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 43 m, Br 0. 40 m, D 0. 06. 8 m. Fund.: Attika. Bes.: Zwischen zwei horizontalen Leisten links ein nach rechts gerichtetes Pferd, das ein Jüngling mit der rechten Hand am Zügel hält. Sein Körper in Hinteransicht und sein Kopf im Profil. Er trägt nur eine Chlamys über seine Schulter. Rechts von dieser Zweiergruppe ein nach links gewandter älterer Mann in Himation, der in kleinerem Maßstab wiedergegeben dem Pferdeführer adorierend entgegentritt. Dat.: 430-420. Nachparthenonisch. Lit.: H. Dütschke, Antike Bildwerke in Oberitalien IV (1880) 204 Nr. 466; L. Curtius, BABesch 29, 1954, 4ff., Abb. 3; L. Beschi, ASAtene 45/46, N. S. 29/30, 1967/68, 530f., Abb. 14; Langenfaß, MuP Nr. 76; Mitropoulou, Corpus I 34 Nr. 37, Abb. 59; T. Ritti, Inscrizioni e Rilievi Greci nel Museo Maffeiano di Verona (1981) 48-49 Nr. 16; Edelmann, Menschen 63. 191 B 43.

R 12. (Taf. 22) Weihrelief eines Reiterheros vor einem Adoranten Aufb.: Vatikan, Vatikanische Museen, Museo Gregoriano Etrusco, Saletta degli originali Greci Inv. 1900. Ehemals Museo Chiaramonti. Mat.: Feinkörniger gelblicher Marmor. Maße: H 0. 40 m, Br 0. 45 m, D 0. 07 m. Fund.: Unbekannt. Helbig äußerte die Annahme, dass der Stil des Stückes entweder auf Athen oder einen dem attischen Kunstbereich angehörigen Ort hinweise. Bes.: Zwischen dem unteren schmalen Bodenstreifen und der oberen Randleiste ein auf einem nach rechts springenden Pferd dargestellter Reiter in kurzem Chiton, Chlamys und Petasos. In seiner

R 10. (Taf. 22) Weihrelief eines Reiterheros vor einem Adoranten Aufb.: Athen, NM Inv. 3531. 121

linken Hand hält er die Zügel seines auf die Hinterbeine sich aufbäumenden Pferdes und in der rechten möglicherweise eine gemalte Lanze. Unter den Vorderbeinen des Pferdes ein rechteckiger Altar und rechts daneben ein in kleinerem Maßstab wiedergegebener nach links gerichteter manteltragender Mann, der seine linke Hand in einem Adorationsgestus hebt. Dat.: 4. Viertel 5. Jh. Lit.: W. Amelung, Die Sculpturen des Vaticanischen Museums I (1903) 441 Nr. 186; Helbig4 II 629f. Nr. 864; Langenfaß, MuP Nr. 58; Mitropoulou, Corpus I 66 Nr. 130, Abb. 188; Meyer, Urkundenreliefs 145 und Anm. 975; Edelmann, Menschen 63f. 190 B 36.

Athen, NM Inv. 1386, Kaltsas, Glypta 213 Nr. 436 mit Abb. R 15. (Taf. 23) Weihrelief eines Reiterheros im Kampf gegen eine Eber Aufb.: Athen, NM Inv. 2965. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 39 m, Br 0. 49 m. Fund.: Athen. Bes.: Bildfeld von zwei Anten und einem Epistyl mit Akroteren umrahmt. Ein nach rechts gerichteter Reiter in kurzem Chiton, Panzer und Chlamys hebt die rechte Hand, in der er eine Lanze hielt, um auf einen ihm gegenüberstehenden Eber einzustechen. Das Pferd hat sich vor dem angreifenden Eber auf seine Hinterbeine aufgerichtet. Dat.: Ende 4. bis Anfang 3. Jh. Lit.: Schöne, Reliefs 43 Nr. 78; Svoronos 660 Nr. 418, Taf. 194; Langenfaß, MuP Nr. 75; LIMC, Heros Equitans 1052 Nr. 457.

R 13. (Taf. 23) Weihrelief eines Reiterheros mit seinem Knappen Aufb.: Paris, Louvre Inv. Ma 744. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 45 m, Br 0. 52 m, D 0. 09 m. Fund.: In der Nähe des Piraeus gefunden. Genaue Informationen zum Fundkontext fehlen. Bes.: Im von Anten und einem Epistyl umrahmten Bildfeld ein nach rechts galoppierender Reiter in kurzem Chiton, Chlamys und in den Nacken gefallenen Petasos. Vom Vorderteil des auf die Hinterbeine aufgerichteten Pferdes nichts erhalten. Hinter dem Pferd nach rechts rennender Knappe in Exomis, Chlamys und Piloshelm, der mit der rechten Hand den Schweif des Pferdes umfasst. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: J. Charbonneaux, La Sculpture Grec et Romain au Musée du Louvre (1963) 119 Nr. 744; Langenfaß, MuP Nr. 64; Hamiaux, Sculptures 223 Nr. 236 mit Abb.; Spence, Cavalry 266 Nr. 32.

R 16. (Taf. 23) Rechtes Fragment eines Weihreliefs mit Reiterheros im Kampf gegen einen Löwen Aufb.: Athen, NM Inv. 2966. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 26 m, Br 0. 22 m. Fund.: Athen. Bes.: Vorderkörper, Beine und der unteren Teil des Halses eines nach rechts springenden Pferdes, auf dem ein Reiter in kurzem Chiton und wahrscheinlich Panzer aufsitzt, von dem das rechte Bein und der linke Fuß erhalten sind. Das Pferd hat sich auf seine beiden Hinterbeine aufgebäumt. Rechts neben ihm nach links schreitender Löwe, der seinen Kopf zum Reiter hin dreht. Dat.: Ende 4. Jh. Lit.: Svoronos 660 Nr. 418, Taf. 194; Langenfaß, MuP Nr. 74; LIMC, Heros Equitans 1052 Nr. 453 mit Datierung in das 3/2. Jh. v. Chr.

R 14. (Taf. 23) Weihrelief eines Reiterheros mit seinem Knappen Aufb.: Athen, NM Inv. 1393. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 43 m, Br 0. 54 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Im von zwei Anten und einem Epistyl umrahmten Bildfeld nach rechts gerichteter unbärtiger Mann, der kurzen Chiton, Chlamys und einem in seinen Nacken gefallenen Petasos trägt. In seinen Händen hält er die Zügel seines neben ihm schreitenden Pferdes. Am hinteren Ende des Pferdes ein dem Pferd folgender Diener-Knappe, der in Exomis gekleidet ist und an einem über seine linke Schulter verlaufenden Stock einen Hasen hängen hat, der als Jagdbeute zu verstehen ist. Hinter den Vorderbeinen des Pferdes nach rechts springender Hund. Dat.: Ende 4. bis Anfang 3. Jh. Lit.: Svoronos 345f. Nr. 90, Taf. 58; LIMC, Heros Equitans 1029 Nr. 61; vgl. zum Motiv das Relief

R 17. Linker Teil eines Weihreliefs mit Reiterheros und seinem Knappen Aufb.: Rom, Museo Barraco Inv. 135. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 36m, Br 0. 32m. Fund.: Athen. Bes.: Zwischen zwei horizontalen Querleisten nach rechts galoppierender jugendlicher Reiter, der kurzen Chiton und Chlamys trägt. Sein Petasos ist ihm in den Nacken gefallen. Er hält in der linken Hand die Zügel seines sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferdes und hebt seine rechte Hand über dessen Kopf. Hinter dem Reiter folgt sein in den Schweif des Pferdes fassende Knappe. Dieser trägt Exomis und hält einen Stock über seine linke Schulter, an dem ein Hase hängt. Unter dem Pferd

122

der Hund des Reiters, der ebenso wie der tote Hase in den Bereich der Jagd deutet. Dat.: 1. Hälfte 4. Jh. Lit.: C. Pietrangeli, Museo Barraco di Scultura antica. Guida (1960) 74 Nr. 135; Helbig4 II 640 Nr. 1885.

26f. Nr. 109, Taf. 34; Mitropoulou, Corpus I 69 Nr. 137, Abb. 197; Clairmont, GaE 94 und Anm. 71; Langenfaß, MuP Nr. 68; E. Pantermali, AEephem 1980, 174ff., Taf. 65 b; C. C. Vermeule, Greek and Roman Sculpture in America (1981) 194 Nr. 160; Die Pferde von San Marco, Ausstellung Berlin (1982) 161 Nr. 48; LIMC, Heros Equitans 1039 Nr. 270; Schäfer, Agathoi 143 und Anm. 53.

R 18. (Taf. 24) Weihrelief eines Reiterheros bei der Rückkehr von der Jagd Aufb.: Piraeusmuseum Inv. 2041. Mat.: Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Unbekannt. Bes.: In der Mitte des Bildfelds auf einem nach links sich aufbäumenden Pferd ein Reiter, der kurzen, gegürteten Chiton, Chlamys und Petasos trägt. Er hält in der linken Hand die Zügel seines Pferdes und hebt seinen rechten Arm in einem feierlichen Gestus. Hinter ihm ein jugendlicher Diener, der in seinen Händen wahrscheinlich die bei der Jagd erlegte Beute hielt. Ein am Boden riechender und ein zweiter nach links rennender Hund gehören zur Begleitung des Reiters, dem zwischen einem rechteckigen Altar ein bärtiger Mann gegenübersteht. Dieser trägt Himation und hebt seine rechte Hand in einem Adorationsgestus. Dat.: Mitte bis 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: LIMC, Heros Equitans 1061 Nr. 597.

R 20. (Taf. 24) Weihrelief eines Reiterheros vor einer Schlange Aufb.: Athen, NM Inv. 1415. Früher in der Sammlung von A. Dokos, von der die Platte 1889 erworben wurde. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 39 m, Br 0. 55 m. Fund.: Piraeus. Bes.: Die figürliche Darstellung von zwei Anten, von der Standleiste und dem Epistyl eingerahmt. Nach rechts gerichteter Mann in kurzem Chiton und Chlamys, der in der linken Hand die Zügel seines neben ihm stehenden Pferdes hält, das das linke Vorderbein hebt. Im unteren rechten Bildfeld eine sich emporringelnde Schlange. Dat.: Mitte bis 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Svoronos 260 Nr. 113 Taf. 33, 5; LIMC, Heros Equitans 1024 Nr. 3.

R 19. (Taf. 24) Hellenistisches Weihrelief eines Reiterheros vor einem Baumstamm und Knappen seine Waffen haltend Aufb.: New York, W. C. Baker Collection Inv. 1972. 118. 107. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 40. 5 m Br 0. 46 m. Fund.: Unbekannt. Soll nach mündlicher Überlieferung aus Athen stammen. Bes.: Die figürliche Darstellung auf einer plastischen Bodenleiste aufgebaut. Ein nach rechts gerichteter unbärtiger Reiter in kurzem, gegürtetem Chiton und Chlamys und Stiefeln hält in der linken Hand die Zügel seines Pferdes und hebt die rechte Hand in Höhe der Pferdemähne an. Das Pferd, das seinen Kopf nach unten neigt, bewegt sich auf einen Baum zu, hinter dem eine in kleinerem Maßstab wiedergegebene Figur steht, die in der rechten Hand eine Lanze hält, und dessen Körper völlig hinter einem Rundschild versteckt ist. Auf dem Kopf trägt er einen Helm. Es handelt sich bei dieser Figur um den Knappen des Reiters, der die Waffen seines Herrn trägt. Dat.: Frühes 1. Jh. v. Chr. Nach einem Vorbild um die Mitte des 4. Jh. Lit.: D. von Bothmer, Greek, Etruscan and Roman Antiquities (1950) Nr. 55; F. Eckstein, Gnomon 31, 1959, 643 Nr. 55; D. von Bothmer, Ancient Art from New York Private Collections (1961)

R 21. (Taf. 25) Linkes Weihrelieffragment eines Reiterheros Aufb.: Harvard University Art Museum, Inv. 1902, 5. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 47 m, Br 0. 34. 3 m. Fund.: Athen. Bes.: Die figürliche Darstellung ist auf einer Standleiste aufgebaut. Nach rechts reitender unbärtiger Mann, der kurzen, gegürteten Chiton und Chlamys trägt. In der linken Hand hält er die Zügel seines sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferdes, von dem Kopf und Vorderbeine abgebrochen sind. Dat.: Ende 4. bis Anfang 3. Jh. Lit.: C. C. Vermeule - A. Brauer, Stone Sculptures. The Greek, Roman, and Etruscan Collections of the Harvard University Art Museums (1990) 59 Nr. 42. R 22. (Taf. 25) Linkes obere Fragment eines Weihreliefs mit pferdeführendem Reiterheros Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2988. Mat.: Pentelischer? Marmor. Maße: H 0. 22 m, Br 0. 19 m, D 0. 05. 8 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: In Dreiviertelansicht wiedergegebener Mann, der kurzen Chiton, darüber einen Panzer mit Pteryges und eine Chlamys trägt. Er hält in der rechten Hand die Zügel seines hinter ihm nach rechts ge123

richteten Pferdes, das stark beschädigt ist. Die linke Ante überschneidet den Körper des Pferdes, der an dieser Stelle geendet haben muss. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 114 Nr. 251.

R 26. Sog. Telemachos-Monument Aufb.: 1. Athen, NM Inv. 2477+London, British Museum ohne Inv., Inv. 1920, 6-161+Athen, Magazin NM (früher Akropolismuseum) Inv. 2530+Athen, NM Inv. 2490, 2491+Padua, Museo Civico ohne Inv.+Verona, Museo Maffeiano ohne Inv. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: Zu den Maßen der einzelnen Fragmente s. Mitropoulou. Fund.: Fragmente in verschiedenen Stellen Athens gefunden. Das Monument stand ursprünglich im Athener Asklepieion. Bes.: Das als Amphiglyphon gearbeitete Monument ist sehr fragmentarisch erhalten. Es ist in drei nach unten schmaler werdende Reliefzonen aufgeteilt. Darunter folgt die auf den Trägerpfeiler gemeißelte Inschrift, die zum Thema die Gründungslegende des Athener Asklepieions hat. s. IG II2 4961. 4960a. 4960b. IG II2 4960c. Seite A: Auf dem oberen Panel auf einer Trapeza die sitzende Hygeia, die ihren Kopf zum neben ihr stehenden Asklepios zuwendet. Beide Figuren in einem Heiligtum begriffen, wie die Utensilien (medizinische Geräte, Schröpfkopf) an den Wänden andeuten. Von links ein bärtiger in Himation gehüllter Mann, der seine rechte Hand in einem Adorationsgestus zu den Göttern hin hebt. In ihm wurde Telemachos erkannt. Auf dem folgenden Bildfeld, das zum Trägerpfeiler gehört, links ein in Chlamys gekleideter Jüngling mit Speer, hinter dem ein Hund steht. Er ist wahrscheinlich mit einem Heros zu identifizieren. Hinter ihm in zwei Rahmen zwei Pferdeprotomen mit zwei weiblichen Figuren und dazwischen ein nackter Knabe. Weiter unten folgt zwischen der Inschrift und der zuvor genannten Darstellung ein auf seinen Stock gestützter bärtiger Mann in Himation, dem eine in Himation gehüllte weibliche Figur gegenübersteht. Seite B: Auf dem obersten Panel die Fassade einer Eingangstür, wahrscheinlich des Asklepieions. Rechts daneben eine Begrenzungsmauer, über der auf dem Ast eines Baumes ein Storch sitzt. Rechts neben der geschlossenen Tür auf einer Basis die Statue eines nackten Jünglings. Rechts weiter ein Fragment einer nach links gerichteten Pferdeprotome eingefügt, neben der auf einem Pfeiler ein Pinax mit Heilungs- oder Inkubationsszene folgt. Darunter ein nach rechts liegender Hund und weiter unten der Bug eines Schiffes. Auf dem darunter folgenden Bildfeld, diesmal des Trägerpfeilers, Gelagerter auf einer Kline, der mit Sophokles identifiziert wurde. Am linken Ende des Bildfeldes steht eine Wein einschänkende Figur. Schmalseite A: Auf dem obersten Bildfeld des Trägerpfeilers Artemis, die Peplos, Nebris und Köcherband trägt. Neben ihr nach rechts gerichte-

R 23. Fragment eines Weihreliefs mit bärtigem Reiterheros? Aufb.: Brocklesby Park, Harbrough, Lincolnshire Inv. 42. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 20 m, Br 0. 13 m. Fund.: Im Athena Tempel auf der Akropolis gefunden. Bes.: Nach rechts reitender unbärtiger Mann in kurzem Chiton und wahrscheinlich Chlamys, der in seiner linken Hand die Zügel seines nach rechts springenden Pferdes hält. Dat.: 4. Viertel 5. Jh. Um 420. Lit.: Conze 257 mit Textabbildung; Michaelis, Ancient Marbles 234 Nr. 42; E. Langlotz, Phidiasprobleme (1947) 100 mit Anm. 9; C. Vermeule - D. von Bothmer, AJA 60, 1956, 324 Nr. 42; Mitropoulou, Corpus I 39 Nr. 53, Abb. 89. R 24. Fragmentiertes Mittelstück eines Weihreliefs mit Reiterheroendarstellung? Aufb.: Rom, Kirche San Lorenzo Fuori Le Mura. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 0. 30 m, Br 0. 40 m. Fund.: Eingemauert in einer Wand der Kirche. Bes.: Nach rechts galoppierendes Pferd, von dem Hals, Kopf, das linke und Teil des rechten Vorderbeines abgebrochen sind. Auf dem Pferd sitzt ein in kurzem Chiton und Chlamys gekleideter Reiter. Von diesem ist nur das rechte Bein und Teil seiner Bekleidung (kurzer Chiton, Chlamys) erhalten. Dat.: Ende 5. bis Anfang 4. Jh. Lit.: Mitropoulou, Corpus I 68f. Nr. 136, Abb. 196; J. Frel, Les Sculpteurs Anonymes 430-300 (1969) 31 Nr. 175; E. Pantermali, AEphem 1980, 171, Taf. 64 b; Spence, Cavalry 266 Nr. 31. R 25. (Taf. 25) Bruchstück eines Weihreliefs mit Reiterheroendarstellung? Aufb.: Athen, NM Inv. 2375. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 35 m. Fund.: Athen. Bes.: Ein auf seinem sich aufbäumenden Pferd nach links reitender Jüngling in kurzem Chiton, Panzer, Chlamys und Helm hält mit der linken Hand die Zügel seines Pferdes und hebt die zusammengeballte linke Hand, in der er wahrscheinlich eine Lanze hielt. Die Bilddarstellung wird von einer horizontalen Querleiste bekrönt. Dat.: 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: Svoronos 639 Nr. 366, Taf. 145; Schäfer, Agathoi 142 und Anm. 51. 124

ter Hund. Von der ihr gegenüberstehenden Figur nur eine Taube, die sie in der Hand hielt erhalten, was dazu führte in ihr Aphrodite zu erkennen. Unter dieser Darstellung ein nach links galoppierender Reiter in kurzem Chiton und Chlamys, dem wohl ein ähnlicher auf der anderen Schmalseite des Trägerpfeilers entsprach. Man erkannte in diesen Reiterfiguren die Dioskuren. Schmalseite B: In einen gerahmten Bildfeld rechts der bärtige Zeus, der auf der linken Hand einen Adler hält. Ihm gegenüber steht Athena, die einen attischen Helm, Lanze und wahrscheinlich eine Eule auf der rechten Hand trägt. Dat.: Kurz nach der Gründung des Heiligtums des Asklepios in Athen im Jahr 413/412. Lit.: Svoronos 648 Nr. 386a, Taf. 162-163; O. Walter, ÖJh 26, 1930, 75ff.; L. Beschi, ASAtene, 45/46, N. S. 29/30, 1967/68, 381ff.; E. Berger, Das Basler Arztrelief (1970) 81ff.; Langenfaß, MuP Nr. 59; E. Mitropoulou, A new interpretation of the Telemachos-Monument (1975); Dentzer, Banquet 464ff. 586 Nr. R 160; Ridgway, Styles 136; L. Beschi, AAA 15, 1982, 31ff.; Wegener, Elemente 133ff., Kat. 122; van Straten, Votives 255f.; LGPN s. v. Σειέκαρνο Nr. 5; Güntner, Göttervereine 34. 45ff. 146 Nr. C 53, Taf. 25; Vikela, Weihreliefs 190ff. und Anm. 76; Edelmann, Menschen 76f. 196 B 78; Schäfer, Hippeis 279 WR 6.

Bes.: Nach rechts gerichteter, wahrscheinlich reitender bärtiger Mann, der Chiton, Chlamys und boiotischen Helm trägt. In der linken Hand hielt er vermutlich die Zügel seines Pferdes, während er in der ausgestreckten rechten Hand ein Schwert oder eine Lanze gehalten haben wird. Dat.: Ende 5. Jh. Nach Mitropoulou 410-409. Lit.: Mitropoulou, Corpus I 62 Nr. 120, Abb. 172 bis; Schäfer, Agathoi 142 und Anm. 50.

B. 1. 3 Nicht sicher bestimmbare (Reiterheroen oder Siegesmonumente) Weihreliefs mit Reiter- oder Pferdeführerdarstellungen

RS 4. Mittleres Bruchstück eines Weihreliefs mit Pferdeführer Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2725. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 26. 5 m, Br 0. 15 m, D 0. 10 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Ein nach rechts schreitendes Pferd, von dem der bestoßene Kopf, der Hals und das rechte Bein erhalten sind, wird von einem rechts neben ihm stehenden Jüngling am Zügel gehalten. Vom Jüngling sind einige Falten seiner Chlamys und sein Arm zu sehen. Dat.: 4. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 112 Nr. 247.

RS 3. (Taf. 26) Rechtes Fragment eines Weihreliefs mit Jüngling hinter einem Pferd Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2760. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 32 m, Br 0. 29 m, D 0. 09 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Nach links schreitenden Jüngling, der als einziges Kleidungsstück eine Chlamys trägt. Sein linker Arm fällt auf seinen Oberschenkel, während er wahrscheinlich die linke Hand in einem Adorationsgestus gehoben haben wird. Links vor ihm der Hinterteil eines nach links schreitenden Pferdes, das wahrscheinlich an eine nicht mehr erhaltene Gottheit herantritt. Dat.: Ende 5. Jh. Lit.: Walter, Beschreibung 111f. Nr. 246; J. Frel, Eirene V, 1966, 92 Nr. 1; Langenfaß, MuP Nr. 78; Brouskari, Catalogue 167f. Nr. 2760, Abb. 357.

RS 1. (Taf. 25) Rechtes Mittlere Fragment eines Weihreliefs mit Reiterdarstellung Aufb.: Athen, Agoramuseum Inv. S 1289. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 16 m, Br 0. 22 m, D 0. 02 m. Fund.: 1947 am Westfuß des Areopag gefunden. Bes.: Erhalten ist ein Teil vom Körper eines reitenden Jünglings, der über die linke Schulter fallende Chlamys trägt und in der linken Hand die Zügel seines nach rechts schreitenden Pferdes hält. Seine rechte Hand, in der er vielleicht eine Lanze hielt, fällt nach unten ab. Vom Pferd sind das linke Vorderbein, der Hals und der Kopfansatz erhalten. Dat.: 4. Viertel 5. Jh. Lit.: H. A. Thompson, Hesperia 17, 1948, 176 und Anm. 37, Taf. 54, 1; Langenfaß, MuP Nr. 61; Mitropoulou, Corpus I 34 Nr. 35, Abb. 56. RS 2. (Taf. 26) Fragmentiertes Mittelstück eines Weihreliefs mit bärtigem Reiter Aufb.: Eleusis, Museum ohne Inv. Mat.: Weißer, feinkörniger Marmor. Maße: H 0. 12 m, Br 0. 16 m, D 0. 0.45 m. Fund.: Unbekannt. 125

Lit.:

RS 5. Unteres Bruchstück eines Weihreliefs mit Pferdedarstellung Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2730. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 29 m, Br 0. 25. 5 m, D 0. 07 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Auf der unteren Bodenleiste die Hinterbeine und der Schweif eines nach rechts schreitenden Pferdes. Dat.: 4Jh.? Lit.: Walter, Beschreibung 112 Nr. 248.

Svoronos 677f. Nr. 476f. Nr. 11 (186), Taf. 249.

RS 9. (Taf. 27) Weihrelief mit Reiterdarstellung Aufb.: New York, Metropolitan Museum Inv. 12. 229. 1 Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 25 m, Br 0. 39 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Auf dem viereckigen Weihrelief ohne seitliche Rahmung nach links reitender Jüngling in kurzem Chiton und Chlamys. Das Pferd, das er an den Zügeln hält, hat sich auf seine Hinterläufe aufgerichtet. Dat.: Mitte bis 2. Hälfte 4. Jh. Lit.: G. M. A. Richter, Catalogue of the Metropolitan Museum of Art (1954) 73 Nr. 120, Taf. 92b; Langenfaß, MuP 35 Nr. 63; Edelmann, Menschen 227 H 18.

RS 6. Bruchstück eines Weihreliefs mit Reiterdarstellung Aufb.: Athen, NM Inv. 2365. Mat.: Marmor. Maße: H 0. 18 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Stark abgeriebene Darstellung. Im Bildfeld, das von einem Epistyl und einem Giebel bekrönt wird, der Oberkörper eines nach rechts reitenden bärtigen? Mannes in kurzem Chiton. Er hält mit der linken Hand die Zügel seines Pferdes und hebt wahrscheinlich seinen rechten Arm. Dat.: 5. Jh?. Lit.: Svoronos 638 Nr. 2365, Taf. 143.

B. 1. 3 Stifter der Weihungen als Pferdeführer oder Reiter SPR 1. (Taf. 27) Linkes Fragment eines Weihreliefs mit einem pferdeführenden Adoranten Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 2729. Mat.: Pentelischer? Marmor. Maße: H 0. 36 m, Br 0. 19. 5 m, D 0. 12 m. Fund.: Athener Akropolis. Bes.: Die figürliche Darstellung wird von einer Ante und einer Bodenleiste, die beide bestoßen sind, eingerahmt. Ein bärtiger in sein Himation gehüllter Mann, der nach rechts gerichtet ist, hält in der linken Hand die Zügel seines neben ihm und nach rechts schreitenden Pferdes. Sein gehobener rechter Arm ist von seinem Himation verhüllt, dennoch erhoben, wohl in einem Adorationsgestus. Dat.: Mitte bis 2. Hälfte 4. Jhs. Lit.: Walter, Beschreibung 114f. Nr. 252.

RS 7. (Taf. 26) Oberes Fragment eines Weihreliefs mit Pferdedarstellung Aufb.: Athen, EM Inv. 3209. Mat.: Marmor. Maße: Unbekannt. Fund.: Unbekannt. Bes.: Erhalten ist der Körper eines nach links gerichteten Pferdes, dessen Brust und Hals in Dreiviertelansicht, der Kopf, der jedoch abgebrochen ist, in Vorderansicht wiedergegeben ist. Links ist die Rundung - wahrscheinlich vom Kopf des Pferdeführers - ansatzweise erhalten. Das Bildfeld bekrönt ein Epistyl und ein Geison mit Akroteren. Auf dem Epistyl Teil der Weihinschrift erhalten: [--]ΖΘΔΛΗΦΗ[---]? Dat.: 4. Jh. Lit.: Svoronos 668 Nr. 445, 4, Taf. 219.

SPR 2. (Taf. 27) Weihrelief des Pythodoros an die eleusinischen Gottheiten Aufb.: Eleusis, Museum Inv. 51. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 74. 5 m, Br 0. 44 m, D 0. 08 m. Fund.: Nach Brueckners Angabe 1888 von Ioannis Rigo in einer byzantinischen Mauer in Eleusis gefunden worden. Hölscher hält diese Angebe für ephemer. Bes.: Erhalten ist der Mittelteil der gesammten Platte. In zwei übereinander angeordneten Registern eine Schlachtdarstellung. Die Szenen sind auf zwei gewellten Bodenlinien aufgebaut. In der oberen Zone von rechts der Vorderkörper eines nach links springenden, auf seine Hinterbeine sich aufbäumenden Pferdes, auf dem ein Reiter aufsaß. Links folgt auf einem sich aufbäumenden Pferd ein zweiter bärtiger Reiter, der die Zügel seines Pferdes in der linken Hand und in der gehobenen rechten Hand eine metalleingesetzte Lanze hielt. Er trägt

RS 8. (Taf. 26) Linkes obere Bruchstück eines Weihreliefs mit Pferdeführerdarstellung Aufb.: Athen, NM. Svoronos Nr. 476f. Nr. 11 (186). Mat.: Marmor. Maße: H 0. 29 m, Br 0. 14 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Erhalten sind die Vorderbeine, Brustpartie, Kopf und Hals eines nach links gerichteten Pferdes, das an den Zügeln gehalten wird. Vom Pferdeführer ist nur der rechte Arm und die Hand erhalten, in der er die Zügel hielt. Dat.: Ende 4. Jhs. 126

kurzen Chiton, darüber einen Brustpanzer, auf dem Kopf entweder Petasos oder boiotischen Helm und hat ein Schwert gegürtet, von dem noch die Stiftlöcher an der Hüfte zeugen. Beide Reiter stürmen gegen einen links auf den Boden gefallenen Krieger in Exomis, der mit der linken Hand seinen Rundschild hält. Über ihm der linke Arm eines Kriegers, der einen Rundschild hält und zum Angriff gegen die Reiter ansetzt. Auf der unteren Zone rechts ein nach links springender Reiter, von dem die Füße und der Vorderkörper des Pferdes erhalten sind. Unter den Vorderhufen des Pferdes gefallener Krieger in Exomis und Chlamys, der seinen linken Arm zum Schutz hebt. Hinter ihm steht ein sich zurückziehender nackter Krieger, der einen Piloshelm und einen Rundschild trägt. Dahinter nach links die Flucht ergreifender Krieger, von dem das linke Bein, sein Rundschild und ein Teil seines Helmes zu sehen sind. Hinter seinem zurückgeworfenen Bein der Hinterlauf eines nach links springenden Pferdes sichtbar. Auf der unteren Leiste der Stele steht die Weihinschrift, die ergänzt wurde zu: [Ππζόδσξν]ο Ἐπηδήιν ἱπ[π]αξρέ[ζαο ηνῖλ ζενῖλ]. Dat.: Um 420 v. Chr. Lit.: A. Brueckner, AM 14, 1889, 389ff.; IG I 2 816; Kirchner, PA 12402/10; Dohrn, Plastik 18, Taf. 10a; W. Gauer, JdI 83, 1969, 146f., Abb. 15; Hölscher, Historienbilder 99ff.; Langenfaß, MuP Nr. 57; Mitropoulou, Corpus I 38 Nr. 52, Abb. 88; K. G. Kanta, Eleusis (1979) 33, Abb. 3, als Inv. 5101 genannt; Ridgway, Styles 135, Abb. 99; Wegener, Elemente 88ff., Kat. 56; M. Caroll-Spillecke, Landscape Depictions in Greek Relief Sculpture (1985) 57, Kat. 71; Bugh, Horsemen 92f., Abb. 10; Stähler, Geschichtsbilder 96f., Taf. 8, 2; Spence, Cavalry 265 Nr. 30; LGPN s. v. Ππζόδσξνο Nr. 57; Schäfer, Agathoi 136f. und Anm. 30; Krumeich, Bildnisse 127ff. 240 Kat. A 44; Edelmann, Menschen 227 H 20.

B 2.

Bes.: Im unteren Abschnitt der Platte die Pachturkunde. Darüber folgt die figürliche Darstellung, die systematisch abgearbeitet wurde. Links eine sitzende, nach rechts gerichtete Figur, die ein Zepter in der Hand hält. Auf sie reitet ein nach links gerichteter Reiter in Chlamys zu, dessen Pferd sich auf die Hinterbeine aufgerichtet hat. Dat.: Durch die 9. Prytanie des Archon Antiphon ins Jahr 418/7 datiert. Lit.: S. Kumanudis, AEphem 1884, 161-66, Taf. 10; IG I2 94 und Add. S. 302; IG I3 84; SEG 25. 36; A. Forthingham, AJA 1, 1885, 228, 469; Binneboeßel, Studien 4 Nr. 8; D. Behrend, Attische Pachturkunden (1970) 55ff.; Mitropoulou, Corpus I 173 Nr. 10, Abb. 84; H. A. Shapiro in: W. G. Moon (Hrsg.), Ancient Greek Art and Iconography (1983) 94 und Anm. 59; ders., ZPE 63, 1986, 134ff.; N. D. Robertson, GrRomByzSt 29, 1988, 224ff.; Meyer, Urkundenreliefs 33. 84. 145. 249. 267 A 7. Taf. 6, 1; Lawton, Document Reliefs 83f. Kat. Nr. 4, Taf. 2. U 2.

(Taf. 28) Fragmentiert erhaltenes Ehrendekret für den Odrysenkönig Hebryzelmis Aufb.: Athen, EM Inv. 6941. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 71 m, H des Reliefs 0. 22. 5 m, Br 0. 40. 5 m, D 0. 11 m. Fund.: 1889 nördlich des Parthenon auf der Akropolis gefunden. Bes.: In der Mitte des Bildfeldes eine in Frontalansicht wiedergegebene weibliche Figur in langem, gegürteten Peplos oder Chiton, von der die obere Brustpartie und der Kopf abgebrochen ist. Sie wird flankiert von zwei auf sie gerichtete Reiter, die in der Mitte von beiden Anten der Stele überschnitten werden. Unter der schlecht erhaltenen Reliefdarstellung folgt die Ehreninschrift. Dat.: Datiert durch die Erwähnung des Archon Mystichides ins Jahr 386/5. Lit.: Svoronos 672 Nr. 460, Taf. 23; IG II 2 31; SEG 33. 78; Binneboeßel, Studien 9 Nr. 30; A. Billheimer, AJA 42, 1938, 466; O. Walter, ÖJh 32, 1940, 15 und Anm. 49; Meyer, Urkundenreliefs 46. 90. 154f. 277 A 42, Taf. 15, 1; Lawton, Document Reliefs 91 Kat. Nr. 18, Taf. 10.

Urkundenreliefs

U 1.

(Taf. 27) Dekret über die Verpachtung und Einzäunung des Kodros, Neleus und Basile Heiligtums Aufb.: Athen, EM Inv. 10616. Mat.: Weißer Marmor. Maße: H 1. 49 m, H des Reliefs 0. 41 m, Br des Reliefs (o.) 0. 59-(u.) 60. 5 m, Br der Inschrift (o.) 0. 59(u.) 0. 64 m, D (o.) 0. 19. 5-(u.) 0. 16 m. Fund.: 1884-85 in einem modernen Haus südöstlich der Akropolis “on the left bank“ der Eisenbahn zum Piraeus gefunden.

U 3.

(Taf. 28) Fragmentiert erhaltenes Ehrendekret für Alketas aus Syrakus Aufb.: Athen, Akropolismuseum Inv. 1349. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 51 m, Br 0. 33. 5 m, D 0. 08 m. Fund.: 1888 auf der Akropolis gefunden. Bes.: Die Stele zeigt auf einer plastisch wiedergegebenen Standleiste ein nach links gerichtetes Pferd, unter dem ein halb erhaltener Olivenkranz sichtbar ist. Über der Pferdedarstellung und auf dem Epi127

styl des die Stele bekrönenden Giebels steht die Ehreninschrift: Ἐπὶ Ἀζηείν ἄξρνληνο / Ἀιθέην ηνῦ Λεπηίλν ΢πξαθνζίν / Ἀθακαληὶο ἐπξπηάλεπε / Θνπδαίηεο Γηνκεηεὺο ἐγξακκὰηε[πε]. Dat.: Durch das Archontat des Asteios ins Jahr 373/2 datiert. Lit.: P. Perdrizet, BCH 20, 1896, 550f., Nr. 1; IG II 2 101; Binneboeßel, Studien 10 Nr. 35 O. Walter, ÖJh 32, 1940, 8f., Abb. 3; T. Ritti, MemLinc 14, 1969/70, fasc. 5, 265f. Nr. 2; J. Frel - B. M. Kingsley, GrRomByzSt 11, 1970, 202 Nr. 13; Brouskari, Catalogue 172 Nr. 1349, Abb. 370; Meyer, Urkundenreliefs 93f. 156. 251f. 280 A 52; Lawton, Document Reliefs 93 Kat. Nr. 21, Taf. 11.

Lit.:

Svoronos 666 Nr. 440, 4, Taf. 215; IG II 2 127; SEG 21. 250; Binneboeßel, Studien 10 Nr. 39; T. Ritti, MemLinc 14, 1969/70, fasc. 5, 325 Nr. IIg; Meyer, Urkundenreliefs 57. 95f. 155. 284 A 67. Taf. 20, 1; Lawton, Document Reliefs 95 Kat. Nr. 27, Taf. 14.

U 6.

(Taf. 29) Proxenieurkunde für Philiskos aus Sestos und seine Nachfahren Aufb.: Athen, NM Inv. 1474. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 92 m, H des Reliefs mit Rahmung 0. 25 m, Br des Reliefs 0. 35-36 m, Br der Inschrift 0. 38. 5 m, D 0. 09-09. 5 m. Fund.: 1867 in den Ruinen des Kapuzinerklosters, in der Nähe des Lysikratesmonuments, südwestlich der Akropolis gefunden. Bes.: Das über der Inschrift folgende Reliefbild ist von zwei Anten und einem Epistyl umrahmt. In der Mitte des Bildfeldes die in Dreiviertelansicht wiedergegebene, nach rechts gerichtete Athena im Typus der Parthenos. Sie trägt korinthischen Helm, legt ihre linke Hand auf den neben ihr dargestellten Schild, dessen Innenseite mit der sich windenden Schlange geschmückt ist. In der linken Hand hält sie eine Nike, die in ihrer Hand einst einen gemalten Kranz hielt, mit dem sie den an der rechten Ante stehenden Philiskos bekränzte. Dieser trägt Himation und hebt den rechten Arm im Adorationsgestus. Links hinter Athena folgt ein Reiter in kurzem Chiton und Chlamys, der auf einem sich auf die Hinterbeine aufbäumenden Pferd aufsitzt und seinen linken Arm in einem feierlichen Gestus erhebt. Dat.: Durch die Ergänzung des Archon Kallistratos ins Jahr 355/4 datiert. Lit.: Schöne, Reliefs 47f. Nr. 93; Svoronos 593 ff. Nr. 242, Taf. 105; IG II2 133; SEG 22. 91; Binneboeßel, Studien 11 Nr. 42; Süsserott, Plastik 199 und Anm. 11; H. Rauscher, Anisokephalie I (1971) 161f.; Karusu, Skulpturen 136f. Nr. 1474, Taf. 41; Langenfaß, MuP Nr. 66; LIMC II (1984) 1013 Nr. 612 (Demargne); A. Gerolymatos, Espionage and Treason: a Study of the Proxenia in Political and Military Intelligence Gathering in Classical Greece (1986) 46ff.; LIMC, Heros Equitans 867 Nr. 190; Meyer, Urkundenreliefs 57. 64. 97. 136. 155. 285f. A 70. Taf. 23, 1; Kasper-Butz, Athena 89ff. T 22, Taf. 27; Lawton, Document Reliefs 96f. Kat. Nr. 30, Taf. 16; Kaltsas, Glypta 236f. Nr. 497 mit Abb.

U 4.

(Taf. 28) Fragmentierte Symmachieurkunde zwischen Athen und Thessalien einschließlich der jeweiligen Bundesgenossen Aufb.: Athen, EM Inv. 7137. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 66 m, erh. H des Reliefs 0. 08 m, Br des Reliefs 0. 41 m, Br der Inschrift 0. 37 m, D 0. 11. 5 m. Fund.: Südabhang der Akropolis. Bes.: Über der Inschrift auf einem seitlich und nach vorne hervorragenden vertikalen Balken die Reliefdarstellung. Von dieser sind nur spärliche Reste erhalten, wie die Beine eines nach rechts schreitenden Pferdes, auf dem ein Reiter saß, belegen, von dem nur noch ein Fuß zu sehen ist. Dat.: Durch die Nennung des Eponymen Archonten Nikophemos ins Jahr 361/0 datiert. Lit.: U. Köhler, AM 2, 1877, 197ff.; IG II 2 116; SEG 21. 243; Svoronos 665 Nr. 434, 1, Taf. 209; Binneboeßel, Studien 10 Nr. 38; T. Ritti, MemLinc 14, 1969/70, fasc. 5, 322f. Nr. 1 b; Meyer, Urkundenreliefs 22 und Anm. 114. 49. 95. 155. 282 A 59. Taf. 20, 2; Lawton, Document Reliefs 94f. Kat. Nr. 25, Taf. 13. U 5.

(Taf. 28) Symmachieurkunde zwischen Athen und Ketriporis von Thrakien, Lyppeios von Paionien und Grabos von Illyrien Aufb.: Athen, EM Inv. 6966, 6966a, 6967. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 40 m, H des Reliefs 0. 13 m, Br 0. 28 m, D 0. 11 m. Fund.: 6966 wurde auf der Akropolis, 6966a und 6967 zwischen dem Dionysos Theater und dem Odeion des Herodes Atticus gefunden. Bes.: Auf einer hervorspringenden Leiste über der Symmachieinschrift der Schweif, der rechte Schenkel und die Hinterbeine eines nach rechts sich aufbäumenden Pferdes erhalten. Dat.: Durch die Nennung des Archon Elpines ins Jahr 356/5 datiert.

U 7.

(Taf. 29) Ehrendekret mit Aufnahmebestimmungen für den Molosserkönig Arybbas Aufb.: Athen, EM Inv. 13297. Mat.: Pentelischer Marmor.

128

Maße: H 2. 43 m, Br o. 0. 58 m, Br u. 0. 65 m, D o. 0. 21. 5 m, D u. 0. 26 m. Fund.: Die zusammengesetzten Fragmente 1840 westlich und nördlich des Parthenon gefunden. Bes.: Die am oberen Ende abgebrochene Stele enthält die Aufnahmebestimmungen des vertriebenen Molosserkönigs Arybbas in Athen, die Privilegien, die er und seine Kinder von der Stadt Athen erhalten, und den Auftrag an die Strategen ihm und seinen Kindern zur Wiedererlangung der Herrschaft zu verhelfen. Darunter folgen links ein Olivenkranz, in der Mitte ein Lorbeerkranz und rechts die Reste eines Olivenkranzes, die alle samt auf hippische Siege des Arybbas hinweisen. Unter diesen in einem in die Stele eingetieften Fries rechts ein nach links reitender nackter? Jüngling, dem ein Viergespann vorausfährt. Auf dem Wagen eine geflügelte, die Zügel haltende Nike. Eine weitere, dritte Darstellung wahrscheinlich am rechten Ende des Frieses, der abgebrochen ist. Am unteren Ende der Stele viereckige Eintiefungsleiste erhalten, die auf eine Platzierung in einer Basis deutet. Dat.: Muss um 342, kurz nach der Vertreibung von Arybbas entstanden sein. Lit.: A. R. Rangabé, Antiquites helléniques ou répertoire d’ inscriptions et d’ autres antiquités découvertes depuis d’ affranchissement de la Grèce II (1842-55) 58f. Nr. 388; IG II2 226; SEG 23. 51; Binneboeßel, Studien 13 Nr. 54; O. Walter, ÖJh 32, 1940, 1ff.; D. Peppas-Delmousou, ADelt 28, 1973, Chron. B’ 1, 11f., Taf. 7; M. J. Osborne, Naturalisation in Athens (1981-83) D 14; Meyer, Urkundenreliefs 58. 66. 99f. 156f. 291 A 90. Taf. 29, 1; Lawton, Document Reliefs 134 Kat. Nr. 122, Taf. 65.

ben ihr dargestellten Rheboulas zu bekränzen. Rheboulas, der ein langes Himation trägt, ist als Opfernder dargestellt, wie aus der Phiale in seiner rechten Hand zu schließen ist. Links neben Rheboulas scheinen sechs Pferdebeine erhalten zu sein, diejenigen eines nach rechts schreitenden Pferdes und die zwei Vorderhufe eines in Dreiviertelansicht wiedergegebenen Pferdes, von dem demnach nur das Vorderteil ausgearbeitet sein müsste. Ob die beiden Fußspuren wiederum einem das Pferd führenden Stalljungen angehören, scheint zwar nach ikonographischen Gesichtspunkten wahrscheinlich, ist jedoch mit Sicherheit nicht zu beantworten. Ebenfalls denkbar ist ein Pferdeführer, der sein Pferd im Motiv des Reiterheros auf dem Relief R 9 am Zügel gehalten hat. Dat.: Wird durch das Archontat des Aristophanes ins Jahr 331/0 datiert. Lit.: Svoronos 599ff., Nr. 246, Taf. 106; IG II 2 349; SEG 35. 239; Binneboeßel, Studien 14 Nr. 62; H. Speier, RM 47, 1932, 69ff., Taf. 28, 3; Süsserott, Plastik 218 Taf. 9, 1; O. Walter, ÖJh 32, 1940, 12f., Abb. 5; M. A. Zagdoun, Fouilles de Delphes IV, 6 (1977) 55, Abb. 33; O. Palagia, Hesperia 51, 1982, 108 Taf. 33b; C. Schwenk, Athen in the Age of Alexander: the Dated Laws and Decrees of ‘the Lycourgan Era’ 338-322 B. C. (1985) 223ff., Nr. 45; Meyer, Urkundenreliefs 59. 103. 155. 295 A 105; Kasper-Butz, Athena 101ff. T 30, Taf. 28; Lawton, Document Reliefs 103f. Kat. Nr. 46, Taf. 24. U 9.

(Taf. 30) Rechtes Fragment eines Urkundenreliefs mit Peplophoros einen Reiter bekränzend Aufb.: Athen, EM Inv. 2802. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 34 m, Br 0. 20 m, D 0. 10 m. Fund.: Unbekannt. Bes.: Eine nach links gerichtete weibliche Figur in gegürtetem Peplos (Nike) hebt ihren rechten Arm um einen nach rechts gerichteten Reiter zu bekränzen. Der Reiter, der einen kurzen Chiton trägt, hält in der linken Hand die Zügel seines Pferdes, und hebt seinen rechten Arm, entweder in einem feierlichen Gestus oder um möglicherweise den Kranz entgegenzunehmen. Der schlechte Erhaltungszustand des Reliefs erschwert eine sichere Deutung der Figuren erheblich. Auf dem das Reliefbild bekrönenden Epistyl sind Reste einer Inschrift erhalten, die ergänzt wird zu: [ἐγ]ξακκ[άηεπε]. Dat.: Mitte 4. Jh. Lit.: Svoronos 670 Nr. 452, 3, Taf. 224; O. Walter in: Δπηηύκβηνλ Υξήζηνπ Σζνύληα (1941) 410f., Taf. 1a; Langenfaß, MuP Nr. 62; Meyer, Urkundenreliefs 121 und Anm. 788. 212. 287 A 74; Maul, Reiterdarstellungen 129 und Anm. 524; Lawton, Document Reliefs 128f. Kat. Nr. 100, Taf. 53.

U 8.

(Taf. 29) Fragmentiert erhaltene Ehrenurkunde für Rheboulas Aufb.: Athen, NM Inv. 1476. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 50 m, H des Reliefs 0. 36. m, Br 0. 46 m, D 0 14 m. Fund.: Die drei zusammengehörende Fragmente 1876 im Athener Asklepieion, zwischen dem Dionysos Theater und dem Odeion des Herodes Atticus gefunden. Bes.: Über der fragmentarisch erhaltenen Inschrift folgt ein vertikaler Balken, auf dem die figürliche Darstellung aufgebaut ist. Sie wird von zwei Anten und einem Epistyl mit Akroteren umrahmt. Rechts die nach links gerichtete Athena in langem, gegürteten Ärmelchiton, darüber Ägis und Gorgoneion. Auf dem Kopf trägt sie einen attischen Helm, der bis auf das Epistyl reicht. Ihre linke Hand legt sie auf den neben ihr stehenden Schild, während sie ihre rechte Hand hebt, in dem sie einen Kranz hielt. Sie ist im Begriff den in Frontalansicht, ne129

Dat.: Durch die Erwähnung des Archon Archippos ins Jahr 318/7 datiert. Lit.: Svoronos 607ff. Nr. 249, Taf. 108; IG II2 448; SEG 26. 82; Binneboeßel, Studien 15 Nr. 68; H. Speier, RM 47, 1932, 70f., Taf. 29, 1; A. Billheimer, AJA 42, 1938, 475ff.; Süsserott, Plastik 218, Taf. 9, 4; V. Papadaki-Angelidou, Αἱ πξνζσπνπνηήζεηο εἰο ηὴλ ἀξραίαλ ἑιιεληθὴλ ηέρλελ (1960) 47; F. W. Hamdorf, Griechische Kultpersonifikationen der vorhellenischen Zeit (1964) 31, 94 T 254 o); Karusu, Skulpturen 135 Nr. 1482; H. Rauscher, Anisokephalie I (1971) 163f.; Langenfaß, MuP Nr. 86; Vierneisel-Schlörb, Skulpturen II 264 Anm. 37; O. Palagia, Euphranor (1980) 62 Nr. 7; LIMC II (1984) 1013 Nr. 613 (Demargne); LIMC, Heros Equitans 1028 Nr. 50; Meyer, Urkundenreliefs 10f. 18. 61. 105f. 172f. 181f. 253. 256f. 303 A 134. Taf. 39, 1; KasperButz, Athena 104ff., T 32, Taf. 30; Voutiras, Ἡθαηζηίσλ 149ff.; Moreno, Scultura ellenistica (1994) I 84, Abb. 93; Lawton, Document Reliefs 107f. Kat. Nr. 54, Taf. 28; Kaltsas, Glypta 236 Nr. 495 mit Abb.

U 10. (Taf. 30) Rechtes Fragment eines Urkundenreliefs mit zwei Reitern Aufb.: Athen, NM Inv. 2930. Mat.: Pentelischer? Marmor. Maße: H 0. 63 m, Br 0. 25 m. Fund.: Athen. Bes.: Die figürliche Darstellung ist in einem eingetieften Bildfeld gearbeitet. Zwei schlecht erhaltene, nach links reitende Männer in langen Manteln, die von Meyer als Thraker oder Angehörige eines nördlichen Stammes gedeutet wurden. Von der Inschrift sind keine Reste erhalten. Dat.: Mitte bis 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Svoronos 656 Nr. 410, Taf. 187, 2; Meyer, Urkundenreliefs 66. 212 und Anm. 1487. 313 A 176. Taf. 51, 4. U 11. (Taf. 30) Ehrenurkunde für Euphron, Sohn des Adeas aus Sikyon Aufb.: Athen, NM Inv. 1482. Mat.: Parischer Marmor. Maße: H 2. 35 m, H des Reliefs 0. 60 m, Br des Reliefs 0. 66 m, Br o. der Inschrift 0. 60 m, Br u. der Inschrift 0. 65 m, D des Reliefs 0. 30 m, D o. der Inschrift 0. 25 m, D u. der Inschrift 0. 29 m. Fund.: 1891 verbaut in einem spätrömischen Kontext in der Nähe der Attalos-Stoa auf der Agora gefunden. Bes.: Die figürliche Darstellung der Urkunde ist auf dem vertikalen Balken über der Inschrift aufgebaut, und wird von zwei Anten und einem Epistyl mit Geison und Akroteren umrahmt. Links die in Dreiviertelansicht wiedergegebene nach rechts gerichtete Athena, in der fälschlich der statuarische Typus der Athena aus dem Prätorianerlager im Konservatorenpalast in Rom erkannt wurde. Sie trägt über ihren gegürteten Peplos eine Ägis, das Gorgoneion und einen Mantel. Auf ihrem Kopf einen attischen Helm. In ihrer gehobenen linken Hand hielt sie eine wahrscheinlich gemalte Lanze. Rechts neben ihr folgt ein nach rechts gerichteter bärtiger Mann in Himation, der als Personifikation des athenischen Demos gedeutet wurde. Er trägt in seinen Haaren vermutlich eine Binde und einen goldenen Kranz in seiner gehobenen rechten Hand, den er im Begriff ist dem ihm gegenüberstehenden Euphron zu überreichen. Der bärtige Euphron ist in kleinerem Maßstab wiedergegeben und trägt einen kurzen Chiton und einen Mantel über seine linke Schulter. Diagonal über seine Brust verläuft seine Schwertbinde. Hinter Euphron nach links gerichteter Pferdeknecht in Chlamys, der in einer Ausholbewegung die aus Bronze gefertigten Zügel des nach rechts schreitenden Pferdes zu halten versucht. Das Pferd, von dem nur das Vorderteil zu sehen ist, wird von der rechten Ante überschnitten.

U 12. (Taf. 31) Ehrenurkunde mit weiblicher Figur, Reiterheros und Geehrten Aufb.: Berlin, Staatliche Museen, Antikensammlung Inv. K 113. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 40 m, Br 0. 52. 5 m, D 0. 09. 5 m. Fund.: Athen. 1844 von L. Ross für die Staatliche Museen erworben. Bes.: Der untere Teil mit der Inschrift der Stele ist abgebrochen. Das Reliefbild in einem eingetieften Bildfeld, das von zwei Anten und einem Epistyl umrahmt wird. Links eine nach rechts gewandte weibliche Figur in Chiton und Himation, das ihren Hinterkopf bedeckt. Rechts von ihr folgt ein nach rechts gerichteter nackter Jüngling, der über seinen linken Unterarm seine Chlamys gelegt hat. Neben ihm in flachem Relief sein nach rechts schreitendes Pferd, dessen Zügel er wahrscheinlich in seiner linken Hand hielt. Er überreicht einem ihm gegenüberstehenden in kleinerem Maßstab wiedergegebenen im Himation gekleideten Mann einen Kranz, den er in der rechten Hand hält. Dat.: Mitte bis 3. Viertel 4. Jh. Lit.: Blümel, Klass. Skulpturen 80 Nr. 93, Abb. 127; O. Walter in: Δπηηύκβηνλ Υξήζηνπ Σζνύληα (1941) 414 Anm. 28; N. Himmelmann, Gnomon 40, 1968, 632; Langenfaß, MuP Nr. 84; U. Kron, Die zehn attischen Phylenheroen, 5. Beih. AM (1976) 186. 238. 280f. Nr. 4; Meyer, Urkundenreliefs 66. 120. 188. 194. 290f. A 89. Taf. 36, 1; Lawton, Document Reliefs 145 Kat. Nr. 148, Taf. 78.

130

U 13. (Taf. 31) Ehrenurkunde für einen Unbekannten, der im Verteidigungskampf Athens gegen Kassander hilfreich für die athenische Kavallerie war Aufb.: Athen, EM Inv. 7305-7305a. Mat.: Pentelischer Marmor. Maße: H 0. 28 m, erh. H des Reliefs 0 . 04 m, Br 0. 32 m, D 0. 10 m. Fund.: Beide Fragmente wurden 1889 in der Umgebung der Propyläen und des Heiligtums der Artemis Brauronia auf der Akropolis gefunden. Bes.: Reliefdarstellung, die aus einem nach rechts auf seine Hinterbeine sich aufbäumenden Pferd besteht, auf dem ein Mann reitet, von dem nur noch sein rechter Fuß erhalten ist. Auf der hervorspringenden vertikalen Standleiste der Darstellung Reste einer Inschrift erhalten: Θ[ΔΟ]Η und ΟΒΟΛΟ. Dat.: Durch die Nennung des Archon Nikokles ins Jahr 302/1 datiert. Lit.: H. Lolling ArchDelt 1889, 13f. Nr. 4; IG II2 503; Binneboeßel, Studien 16 Nr. 75; Meyer, Urkundenreliefs 22 und Anm. 117. 62. 106. 212. 253. 309 A 153. Taf. 51, 3; Lawton, Document Reliefs 109 Nr. 58, Taf. 30.

131

Tabellen

1. Tabelle der Bildzusammenhänge, in denen Reiter, Pferdeführer und Stalljungen auftreten Dexiosis

ReiterKampf

Jagd?

‘Nebenfig. ’ im Familienbild

Unbärtige Jugendliche Reiter od. Pferdeführer

FD 1, FD 6?, FD 141, FD 20-22, FD 26?, FD 36, FD 37

RK 1-8, RK 10, RK 11?, RK 12 RK 13?

J 2?, J 3?

FD 25, FD 27, FD 29

Bärtige ältere Reiter od. Pferdeführer

FD 2-4, FD 7? FD 10°, FD 12?° FD 13, FD 15, FD 16-19, FD 23, FD 28, FD 31-34, FD 39-42

RK 9

J1

FD 11, FD 24, FD 30

Gegenüberstehende Figuren FD 8

Alleine

FD 5, FD 9, FD 35, FD 38

E 2, E 4, E 7?, E 8?, E 9, E 11?

E 1, E 3, E 6?, E 101

E 5, E 12

Pferdeführender Stalljunge od. Pais

° Die pferdeführenden Knappen oder Stalljungen werden nicht gesondert genannt, sondern in Bezug auf ihren Herrn angeführt. Einzeln wird dagegen der pferdeführende Stalljunge auf einem Relief der Seitenrahmung eines Naiskos eingezeichnet, bei dem sich sein Herr nicht bestimmen lässt. 1 Die Lekythos wurde nur aushilfsweise in die erste Rubrik eingeordnet, da von den zwei im Dexiosmotiv dargestellten Pferdeführern der erste unbärtig, der zweite mit Bart dargestellt ist. ? Es kann nicht mit absoluter Sicherheit erkannt werden, ob die Figur bärtig oder unbärtig ist. 2. Tabelle der auf den Monumentgattungen auftretenden Themen Reiterkampf Naiskoi Grabstelen Lekythoi

7, 3, 4, 5, 8, 13 10, 11?, 12?

Sog. Lutrophoroi Staatsgräber Basen

9 1, 2? 6

FamilienbildDexiosis 11 1-10 12-39

Jagd

Alleine

1-3

5, 12 1-4, 6, 7 8-11

40-42

*Die Nummern beziehen sich auf die Katalognummern der jeweiligen Themenbereiche. ? Es ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden ob das Fragment zu einem Naiskos oder zu einer Grabstele gehört.

132

3. Zeitliche Verteilung der Reiter- und Pferdeführerdarstellungen 4. V. 5. Jh. Anfang 4. Jh. RK 3, RK 4, RK 13, FD 14, FD 20, FD 22, FD 24, FD 29, FD 33

1 2

1. H. 4. Jh.

Mitte 4. Jh.

2. H. 4. Jh.

RK 1, RK 5, RK 6, FD 1, FD 4, FD 5, FD 13, FD 23, FD 25, FD 26, FD 27, FD 30, FD 34, FD 35, FD 36, E 7, E 10

RK 7, RK 9, RK 12, FD 2, FD 3, FD 9, FD 28, FD 31, FD 32, FD 37, FD 40, FD 41, FD 42

RK 2, RK 8, RK 10, FD 6, FD 7, FD 10, FD 11, FD 12, FD 15, FD 16-19, FD 21, FD 38, E 1-5, E 8, E 9, E 11, E 12

Bei E 6, FD 8, FD 39, RK 11 ist eine genaue Datierung nicht möglich. Die in den Bereich der Jagd weisenden Darstellungen wurden in der Tabelle nicht berücksichtigt.

133

Abbildungsnachweis Taf. 1: RK 1 nach S. Kaempf-Dimitriadou, AntK 29, 1986, Taf. 4, 3. RK 2 nach Clairmont, CAT 2.490. RK 3 nach Woysch, Animaux Taf. 6 Nr. 22. RK 4 nach Woysch, Animaux Taf. 6 Nr. 21. Taf. 2: RK 5 nach S. Kaempf-Dimitriadou, AntK 29, 1986, Taf. 4, 1. RK 6 nach Woysch, Animaux Taf. 6 Nr. 25. RK 7 nach E. Papastavrou, AEphem 127, 1988, 69 Abb. 4. Taf. 3: RK 8 nach Textabbildung Conze 255 Nr. 1159. RK 9 nach Bergemann, Thanatos Taf. 7, 2. RK 10 nach Bergemann, Thanatos Taf. 7, 1. RK 11 nach Clairmont, CAT 2.215. Taf. 4: FD 1 nach Woysch, Animaux Taf. 9 Nr. 41. FD 2 nach Bergemann, Thanatos Taf. 119, 2. FD 3 nach Scholl, Bildfeldstelen Taf. 47, 1. FD 4 nach Scholl, Bildfeldstelen Taf. 47, 4. Taf. 5: FD 5 nach Woysch, Animaux Taf. 10 Nr. 42. FD 6 nach Clairmont, CAT 2.430a. FD 7 nach Woysch, Animaux Taf. 12 Nr. 63. FD 9 nach B. J. Meritt, Hesperia 3, 1934, 82 Nr. 92. FD 10 nach Clairmont, CAT 2.959. FD 11 nach V. Petrakos, Ergon 1995, 19f. Abb. 5. Taf. 6: FD 12 nach O. Alexandri, AEphem 1973, Taf. 54b. FD 13 nach Woysch, Animaux Taf. 10 Nr. 45. FD 15 nach Clairmont, CAT 2.358. FD 17 nach D. Peppas-Delmousou, AAA 10, Symm. 229 Abb. 2b. Taf. 7: FD 20 nach Clairmont, CAT 2.651. FD 21 nach Woysch, Animaux Taf. 12 Nr. 60. FD 22 nach Woysch, Animaux Taf. 7 Nr. 31. Taf. 8: FD 23 nach A. Andreiomenou, ADelt, 1968, Mel. A’ Taf. 59a-b. FD 24 nach Clairmont, CAT 3.694. FD 25 nach Woysch, Animaux Taf. 12 Nr. 64a. FD 26 nach Clairmont, CAT 2.219a. Taf. 9: FD 27 nach Woysch, Animaux Taf. 9 Nr. 40. FD 28 nach Hamiaux, Sculptures 180 Nr. 178. FD 29 nach Clairmont, CAT 4.650. Taf. 10: FD 30 nach Woysch, Animaux Taf. 9 Nr. 39. FD 31 nach Woysch, Animaux Taf. 10 Nr. 49. FD 32 nach Mantes, Problemata Taf. 41a. Taf. 11: FD 33 nach Kyparissis, ADelt 11, 1927/8, Par. 50 Nr. 176 Abb. 7-8. FD 36 Photo F. Nezeri FD 38 nach Clairmont, CAT 2.387d. Taf. 12: FD 40 nach Clairmont, CAT 2.391b. FD 41 nach Hamiaux, Sculptures 278 Nr. 304. 134

E 1 nach Moltesen, Classical Period 112 Nr. 54. E 2 nach Scholl, Bildfeldstelen Taf. 47, 3. Taf. 13: E 3 nach Clairmont, CAT 1.435. E 4 nach Scholl, Bildfeldstelen Taf. 47, 4. E 5 nach Moltesen, Classical Period 112 Nr. 53. E 7 nach Clairmont, CAT 1.209. E 8 nach Woysch, Animaux Taf. 12 Nr. 62. Taf. 14: E 9 nach Woysch, Animaux Taf. 12 Nr. 55. E 10 nach Woysch, Animaux Taf. 12 Nr. 52. E 11 nach Woysch, Animaux, Taf. 5 Nr. 18. E 12 nach J. Gabelmann, BJb 196, 1996, 25 Abb. 4. Taf. 15: J 1 nach Scholl, Bildfeldstelen Taf. 47, 2. J 2 nach Clairmont, CAT 2.214a. J 3 nach V. Petrakos, Prakt 1977, Taf. 3a. S 1 nach McK Camp II, Horses 30 Abb. 43. S 2 nach G. R. Bugh, Hesperia 67, 1998, Taf. 14, 1. Taf. 16: S 3 nach Camp, Agora 139 Abb. 97. S 4 nach Svoronos Taf. 214. Taf. 17: S 6 nach McK Camp II, Horses 32 Abb. 45. S 7 nach Walter, Beschreibung 111 Nr. 244. S 8 nach Walter, Beschreibung 115 Nr. 253. S 9 nach Brouskari, Catalogue Abb. 360. Taf. 18: S 10 nach M. Robertson, A History of Greek Art II (1975) Abb. 130d. S 11 nach J. Dörig in: Zur Griechischen Kunst. Hans Jörg Bloesch zum sechzigsten Geburtstag am 5. Juli 1972, 9. Beih. AntK (1973) 14ff., Taf. 5. S 12 nach Svoronos Taf. 145. S 14 nach Walter, Beschreibung 24 Nr. 35. Taf. 19: S 15 nach Walter, Beschreibung 25 Nr. 36. S 16 nach Mitropoulou, Corpus I Abb. 95. R 1 nach Mitropoulou, Corpus I Abb. 167. Taf. 20: R 2 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 45. R 3 nach E. Berger - H. A. Cahn - M. Schmidt, Kunstwerke der Antike aus der Sammlung Käppeli (1963) A 6. R 4 nach O. Alexandri, ADelt 24, 1969, II/1, 52 und Taf. 46 g. Taf. 21: R 5 nach Güntner, Göttervereine Taf. 26, 2. R 6 nach Güntner, Göttervereine Taf. 12, 1. R 7 nach Vikela, Weihreliefs Taf. 24, 2. R 8 nach Walter, Beschreibung 113 Nr. 250. Taf. 22: R 9 nach L. Beschi, ASAtene, 45/46, N. S. 29/30, 1967/68, 515ff., Abb. 2. R 10 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 286. R 11 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 283. R 12 nach Mitropoulou, Corpus I Abb. 188. Taf. 23: R 13 nach Hamiaux, Sculptures 223 Nr. 236. R 14 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 61. R 15 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 457. R 16 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 453. 135

Taf. 24: R 18 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 597. R 19 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 270. R 20 nach LIMC, Heros Equitans Nr. 3. Taf. 25: R 21 nach C. C. Vermeule - A. Brauer, Stone Sculptures. The Greek, Roman, and Etruscan Collections of the Harvard University Art Museums (1990) 59 Nr. 42. R 22 nach Walter, Beschreibung 114 Nr. 251. R 25 nach Svoronos Taf. 154 . RS 1 nach Mitropoulou, Corpus I Abb. 56. Taf. 26: RS 2 nach Mitropoulou, Corpus I Abb. 172bis. RS 3 nach Brouskari, Catalogue Abb. 357. RS 7 nach Svoronos Taf. 219 Nr. 3209. RS 8 nach Svoronos Taf. 249 Nr. 11. Taf. 27: RS 9 nach G. M. A. Richter, Catalogue of the Metropolitan Museum of Art (1954) 73 Nr. 120, Taf. 92b. SPR 1 nach Walter, Beschreibung 115 Nr. 252. SPR 2 nach Krumeich, Bildnisse Abb. 68. U 1 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 2 Nr. 4. Taf. 28: U 2 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 10 Nr. 18. U 3 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 11 Nr. 21. U 4 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 13 Nr. 25. U 5 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 14 Nr. 27. Taf. 29: U 6 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 16 Nr. 30. U 7 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 65 Nr. 122. U 8 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 24 Nr. 46. Taf. 30: U 9 nach Svoronos Taf. 224 Nr. 2802. U 10 nach Svoronos Taf. 187 Nr. 2930. U 11 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 28 Nr. 54. Taf. 31: U 12 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 78 Nr. 148. U 13 nach Lawton, Document Reliefs Taf. 30 Nr. 58.

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Tafeln

Tafel 1

Tafel 2

Tafel 3

Tafel 4

Tafel 5

Tafel 6

Tafel 7

Tafel 8

Tafel 9

Tafel 10

Tafel 11

Tafel 12

Tafel 13

Tafel 14

Tafel 15

Tafel 16

Tafel 17

Tafel 18

Tafel 19

Tafel 20

Tafel 21

Tafel 22

Tafel 23

Tafel 24

Tafel 25

Tafel 26

Tafel 27

Tafel 28

Tafel 29

Tafel 30

Tafel 31