Die elektrotechnische Industrie und der chinesische Markt [Reprint 2021 ed.] 9783112392263, 9783112392256

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Die elektrotechnische Industrie und der chinesische Markt [Reprint 2021 ed.]
 9783112392263, 9783112392256

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Die elektrotechnische Industrie und der chinesische Markt

Von

Dr.-Ing. Rudolf Mangold

H e r a u s g e g e b e n von der C h i n a - S t u d i e n - G e s e l l s c h a f t für d e u t s c h - c h i n e s i s c h e w i r t s c h a f t l i c h e Zusammena r b e i t unter Mitwirkung der W i r t s c h a f t s g r u p p e Elektroindustrie

W A L T E R

D E

G R U Y T E R

&

C O .

VORMALS Q. J. GÖSCHENSCHE VERLAGSHANDLUNG • J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG • GEORG REIMER • KARL J. TRÜBNER • VEIT & COMP.

BERLIN

1935

LEIPZIG

Alle

Rechte

vorbehalten.

D r u c k : T r i l t s c h & H u t h e r . B e r l i n 0 27 Printed in Germany.

Inhaltsverzeichnis. Seite Vorbemerkung I. Abschnitt: Die chinesische Industrie A. Die regionale Gliederung Chinas B. Die Formen gewerblicher Betätigung in China C. Ursachen der langsamen industriellen Entwicklung D. Standorte der chinesischen Industrie E. Die einzelnen Industrien 1. Bergbau und Hüttenwesen 2. Werften 3. Maschinenindustrie 4. Textilindustrie a) Baumwollspinnereien und -Webereien b) Wollbearbeitungsindustrie cj Teppichwebereien d) Strumpfwirkereien e) Seidenindustrie 5. Mühlenindustrie a) Reismühlen b) Weizenmühlen c) Bohnenölmühlen 6. Zementindustrie 7. Papierindustrie 8. Zuckerindustrie 9. Zigarettenindustrie 10. Uebrige Industrien F. Stand der Energiewirtschaft

5 9 0 11 12 14 16 16 18 19 20 20 22 22 23 23 23 23 24 25 26 26 27 28 28 28

II. Abschnitt: Die chinesische Elektroindustrie A. Fabriken mit allgemeinem Fabrikationsprogramm B . Radioindustrie C. Taschenlampenindustrie in Shanghai D. Neon-Lichtfabriken in Shanghai

32 32 37 40 41

III. Abschnitt: Die China-Elektro-Einfuhr A. Abriß der allgemeinen Handelsbeziehungen in und mit China B. Die Statistik der chinesischen Zollbehörde C. Regionale Verteilung der China-Elektro-Einfuhr

42 42 44 45

IV. Abschnitt: Die Konkurrenzlage bei den verschiedenen Materialien A. Allgemeine Bemerkungen über das Kraftwerksgeschäft . . . B . Nichtelektrische Antriebsmaschinen 1. Kessel 2. Dampfturbinen 3. Dampf- und Explosionsmaschinen 4. Chinesische Wasserkraftwerke C. Das Motorengeschäft D. Transformatoren E. Schaltanlagen F. Uebertragung und Verteilung G. Kräne und Aufzüge H. Zähler und Meßinstrumente . . . I. Straßenbahnmaterial K. Lampen und Batterien

49 49 51 51 51 55 61 61 71 77 79 90 91 93 96

Seite L. Uebriger Starkstrom 98 M. Telefonie und Telegrafie mit und ohne Draht 99 I. Telegrafie mit Draht 99 II. Drahtlose Telegrafie 100 III. Telefonie 107 V. Abschnitt: Chinesischer Zehnjahresplan und andere Bauprogramme 119 VI. Abschnitt: Fabrikationsfirma und Absatzorganisationen . . .123 VII. Schlußwort 130 VIII. Anhang: 130 1. Währungseinheiten 130 2. Gewichts-, Längen- und Flächeneinheiten 130 3. Literaturverzeichnis 154 4. Karte von China 155 IX. Statistischer Teil 131 Tabelle: 1 Chinesische Kohlengruben mit über 50 000 t Jahresförderung 133 2 Chinesische Erzgruben 134 3 Die wichtigsten Eisen- und Stahlwerke 134 4 Liste der chinesischen Baumwollspinnereien 1931 135 5 Chinesische Zementfabriken 137 6 Chinesische Papierfabriken 138 7 Chinesische Zuckerfabriken 139 8 Chinesische Zigaretten- und Tabakfabriken 139 9 Elektrizitätswerke der öffentlichen Stromversorgung Chinas unter Aufgliederung nach Provinzen 140 10 Drahtlose Stationen in China 141 11 Automatische Telefonsysteme in China 143 12 Elektrifizierungsplan der Nacoco 144 13 Kursentwicklung des Haikwan Tael in Reichsmarknotierungen 147 14 China-Elektro-Einfuhr nach Warengruppen und Ländern 1903 bis 1931 148 15 China-Elektro-Einfuhr nach Warengruppen 1925—1931 . . . . 149 16 China-Elektro-Einfuhr nach Warengruppen und Ländern 1932, 1933 und 1934 150 17 Weltelektroausfuhr und China-Elektroeinfuhr 1925—1934 . . .152 18 Verteilung der japanischen Elektroeinfuhr auf die verschiedenen Zonen Chinas , 153

Vorbemerkung. Von den mannigfachen außenhandeispolitischen Schriften der letzten Jahre beschäftigen sich nur wenige mit dem Chinahandel. Ueber die besonderen Konkurrenzverhältnisse in elektrotechnischen Erzeugnissen auf dem chinesischen Markt ist mir eine größere Abhandlung gegenwärtig überhaupt nicht bekannt. Mit der wachsenden weltwirtschaftlichen Bedeutung Chinas und dem vermehrten Interesse am Chinageschäft wurde dieser Mangel immer fühlbarer. Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist es daher, diese Lücke einigermaßen auszufüllen und das verhältnismäßig zukunftsreiche Chinageschäft durch die zusammenfassende Darstellung langjähriger Erfahrungen und der Ergebnisse eines eingehenden Quellenstudiums zu fördern. Bei Beginn der Arbeit wurde eine erschöpfende Darstellung des ganzen Gebietes, einschließlich der angrenzenden allgemein-wirtschaftlichen Fragen angestrebt. Dementsprechend sollte eine umfassende Beschreibung der heutigen chinesischen Industrie und ein Kapitel über den Anteil der Großbanken am elektrotechnischen Handel mit China eingefügt werden. Leider bemerkte ich bei der Untersuchung der einzelnen Probleme, daß der gestellte Aufgabenkreis viel zu groß war, wenn die Arbeit in absehbarer Zeit beendet sein sollte. Das Kapitel über die Banken wurde daher ganz weggelassen, und die Beschreibung der gesamten chinesischen Industrie wurde durch eine abrißartige Darstellung der für den elektrotechnischen Handel wichtigsten Industriezweige ersetzt. Dafür wurde das Kapitel über die Konkurrenzlage möglichst ausführlich gehalten, um den beruflich interessierten Kreisen die notwendigen Unterlagen zu geben. Bei der Verfolgung des chinesischen Wirtschaftslebens ergeben sich die größten Schwierigkeiten aus dem Fehlen einer ausreichenden Wirtschaftsstatistik und den chinesischen Schriftzeichen. Da nämlich die Uebersetzung chinesischer Orts- und Familiennamen immer nur nach dem Gehör erfolgen kann, so hat beispielsweise eine chinesische Stadt in verschiedenen Schriften häufig einen grundsätzlich verschiedenen Namen, je nachdem es sich um einen deutschen, englischen oder französischen Uebersetzer handelt. Die Chinesen selbst haben diesen Mangel schon lange erkannt und setzen in den beiden in englischer Sprache erscheinenden periodischen Veröffentlichungen, dem 5

„Chinese Economic Bulletin" und dem „Chinese Economic Journal", hinter jeden Städtenamen die Provinz und gewöhnlich noch den Kreis, in dem die betreffende Stadt liegt. Normalerweise kann man eine Stadt, deren Lage nicht genau bekannt ist, auch in den geographischen Nachschlagewerken nicht finden, da sie dort unter ganz anders geschriebenem Namen aufgeführt ist und häufig schon die Anfangsbuchstaben verschieden sind. Ich habe mich daher in der ganzen Arbeit der international anerkannten Schreibweise von Orts- und Eigennamen nach dem System von Wade bedient. Die Orientierung wird weiterhin erschwert durch die starke Gleichartigkeit chinesischer Namen und den Umstand, daß einzelne Vorstädte in den Beschreibungen als selbständige Städte angegeben werden. Die Aehnlichkeit der Namen stört schon bei den Provinz- und Städtenamen, wirkt aber besonders irreführend bei Eigennamen und Fabrikbezeichnungen. Namentlich bei der tabellarischen Zusammenfassung gleichartiger Betriebe in den verschiedenen Gebieten Chinas bereiten diese Umstände empfindliche Schwierigkeiten. Bei statistischen Vergleichen stört das Fehlen einer einheitlichen internationalen Zollnomenklatur und verhindert zum Teil eine genaue Untersuchung. So versteht z. B. die chinesische Zollstatistik unter elektrotechnischen Erzeugnissen auch nichtelektrische Antriebsmaschinen, wie Dampf-, Oel- und Gasmaschinen, Wasserkraftmaschinen, Dampfkessel u. dergl. Aber auch bei anderen Ländern herrscht keine Einheitlichkeit in der Zusammenfassung der elektrotechnischen Erzeugnisse aus den verschiedenen Warengruppen. Während bei den Gruppen: elektrische Maschinen, Glühlampen, Akkumulatoren und Batterien, Telefon- und Telegrafenmaterial und einigen anderen ein internationaler statistischer Vergleich durchweg möglich ist, vereiteln die anderen, sich überschneidenden Zusammenfassungen eine genaue Gegenüberstellung. Zu der Statistik der chinesischen Zollbehörde ist weiter zu bemerken, daß sie als Ursprungsland eines Artikels immer dasjenige Land bezeichnet, aus dessen Hafen das die Waren einführende Schiff stammt. Deutsche Erzeugnisse, die in einem japanischen Hafen auf ein japanisches Schiff umgeladen und mit diesem in China eingeführt werden, gelten so als japanische Erzeugnisse. Allerdings spielt dieser Umstand für die vorliegende Arbeit keine größere Rolle, da nur wenige elektrotechnische Artikel auf diese Art ihr eigentliches Ursprungsland wechseln. In dem beigegebenen statistischen Teil wurde besonderer Wert auf die Zentraltabelle gelegt. Diese gibt auf einer Seite eine Uebersicht über die Einfuhr aus den verschiedenen Ländern, für die einzelnen Warengruppen und zugleich durch mehrere Jahre hindurch. In den Vorkriegsjahrzehnten wurden durch die wichtigen Phasen charak-

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teristische Schnitte gelegt. Innerhalb des Trends ist ja das einzelne Jahr bedeutungslos. Für Sonderzwecke stehen aber die vorliegenden Ergebnisse der einzelnen Jahre gerne zur Verfügung. Im übrigen sollen die eingefügten statistischen Uebersichten dem Wirtschaftspolitiker und Geschäftsmann in gleicher Weise brauchbare Aufschlüsse geben. Bei der Besprechung der geographischen Gliederung Chinas wurde die neueste Einteilung in 31 Provinzen zugrundegelegt, bei der die innere Mongolei in mehrere Provinzen unterteilt ist und auch verschiedene andere Provinzen eine Neueinteilung erfuhren. Schließlich möchte ich noch einer Dankespflicht genügen und den Herren Oberingenieur Dipl.-Ing. Ernst Kammerer, Berlin-Tempelhof, und Redakteur M. Th. Strewe, Berlin, meinen verbindlichen Dank aussprechen für die vielen Ratschläge und Anregungen, welche sie mir aus ihrer reichen Erfahrung und großen Kenntnis von Land und Leuten in China bereitwillig zur Verfügung stellten.

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I. A b s c h n i t t .

Die chinesische Industrie Zur Beurteilung der Aufnahmefähigkeit eines Landes für Erzeugnisse der elektrotechnischen Industrie ist es wichtig, Größe und Struktur der Landesindustrie zu kennen. Hochentwickelte Industrieländer decken regelmäßig den überwiegenden Teil ihres Gesamtbedarfes an elektrotechnischen Erzeugnissen aus eigener Produktion, und die Einfuhr setzt sich zumeist nur aus Spitzenleistungen oder Spezialkonstruktionen zusammen- Reine Agrarstaaten oder sich industrialisierende Länder dagegen sind zum Aufbau ihrer Energiewirtschaft und des industriellen Produktionsapparates nahezu vollständig auf die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse angewiesen. China gehört zur letzten Ländergruppe, läßt sich aber in seinem gesamtwirtschaftlichen Aufbau mit keinem anderen Land vergleichen. Deshalb werden hier zunächst die allgemeinen Grundlagen seiner Industrie kurz besprochen: Die riesenhafte Größe Chinas, seine regionale Gliederung, die einzelnen Formen gewerblicher Betätigung in China und die Ursachen seiner langsamen industriellen Entwicklung. Daran anschließend sollen die als Abnehmer von elektrotechnischen Erzeugnissen besonders wichtigen Industriezweige einzeln betrachtet werden. A. Die regionale Gliederung Chinas. China umfaßt mit seinen Außenländern ein Gebiet von 11 080 000 km*. Davon entfallen auf: km' das eigentliche China ohne Mandschurei 3900000 die Mandschurei 990 000 3 550 000 die Mongolei 1440 000 chinesisch Turkestan 1200 000 Tibet Gemäß der neuesten Schätzung des chinesischen Innenministeriums wohnten auf dieser Fläche im Februar 1931 ca. 475 Millionen Menschen, was einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 43 Einwohnern entspricht. Demgegenüber entfallen in Europa bei einem Flächeninhalt von 10,1 Millionen km' und einer Bevölkerung von ca. 470 Millionen auf 1 km' im Durchschnitt 46 Einwohner- Europa ist also noch etwas dichter bevölkert als China. Der Vergleich der 9

durchschnittlichen Bevölkerungsdichte führt aber zu einem Trugschluß; denn während in Europa die Bevölkerung ziemlich gleichmäßig verteilt ist, entfallen auf das eigentliche China einschließlich der Mandschurei mit der Hälfte der Fläche (4 890000 km2) allein 96 %> (455 Millionen) der Gesamtbevölkerung, was einer Bevölkerungsdichte von 93 Einwohnern entspricht. China einschließlich der Mandschurei ist also doppelt so dicht bevölkert als Europa, ja, wenn man die Mandschurei mit ihren ca. 27 Millionen Einwohnern vom eigentlichen China abtrennt, so zeigt dieses eine Bevölkerungsdichte von 109,5 Einwohnern, d. h. China ist 2,4 mal so dicht bevölkert als Europa. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, daß auch das eigentliche China wiederum große Provinzen mit geringer Bevölkerung enthält, sodaß auf die ausgesprochenen Wohngegenden eine außerordentlich große Bevölkerungsdichte entfällt. Als Absatzgebiet für elektrotechnische Erzeugnisse kommt das gesamte Gebiet Chinas in Frage. Die gegenwärtigen Absatzmöglichkeiten richten sich aber nach der bereits durchgeführten industriellen Entwicklung. Diese ist am meisten vorgeschritten in den Küstenprovinzen und den Provinzen des Yangtzetales. In diesen Teilen Chinas, insbesondere in den Großstädten, bestehen bereits große moderne elektrische Anlagen für Licht und Kraft und außerdem eine entwickelte Industrie, die in immer größerem Maße den elektrischen Antrieb benutzt- Es ist aber zu erwarten, daß in naher Zukunft gerade in den bisher industriell noch nicht so schnell entwickelten Provinzen, wie Shensi, Kansu, Szechuan und Hunan, ein immer größerer Bedarf an elektrischen Maschinen und Material eintreten wird. Diese Erwartung ist begründet einerseits darin, daß diese einzelnen Provinzen wirtschaftlich selbständige Gebiete darstellen und auch dort wie in den der Küste näher gelegenen Provinzen sich der Gedanke der Notwendigkeit der Industrialisierung durchgesetzt hat; es kommt ferner hinzu, daß die chinesische Zentralregierung, um diese Provinzen enger anzuschließen, die industrielle Entwicklung unter der Führung des Nationalen Wirtschaftsrates in den von ihr ausgearbeiteten Industrialisierungsplan einbezogen hat und die dortigen Bestrebungen auch mit Geldmitteln unterstützt. Aus außenpolitischen Gründen richtet sich das Interesse der Zentralregierung namentlich auch auf die westlichen Provinzen Shensi und Kansu, um dem über Turkestan vordringenden russischen Einfluß entgegenzuarbeiten. Auch die Provinz Shansi wird künftighin ein größeres Absatzgebiet für elektrische Maschinen und Material bieten, da dort unter dem energischen, seit 30 Jahren im Amt befindlichen Gouverneur Yen Shi san in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen gemacht worden sind, um die großen Kohle- und Eisenlagerstätten der Provinz industriell auszunutzen. 10

Der besseren Uebersicht wegen werden im Anschluß an die geographische Gestaltung 4 Hauptteile unterschieden: 1. S ü d c h i n a , bestehend aus den beiden Küstenprovinzen Kwangtung und Fukien und den Montanprovinzen Yünnan, Kweichow und Kwangsi, mit einer Gesamtbevölkerung von 85 Millionen Einwohnern. 2. M i t t e l c h i n a , welches fast das ganze Yangtze-Stromgebiet, sowie den größten Teil des Hwangho-Stromgebietes umfaßt, mit den Provinzen Honan, Chekiang, Kiangsu, Anhwei, Kiangsi, Hupeh, Szechuan und Hunan, mit einer Gesamtbevölkerung von 245 Millionen Einwohnern. 3. N o r d c h i n a , bestehend aus den Provinzen Hopeh, Shantung, Shansi, Shensi, Suiyuan, Chahar, Ningshia, Kansu, Chinghai, Sikong, Sinkiang, Tibet und die äußere Mongolei, mit einer Gesamtbevölkerung von 115 Millionen Einwohnern. 4. d i e M a n d s c h u r e i , bestehend aus den Provinzen Liaoning, Kirin, Heilungkiang und dem japanischen Pachtgebiet. Dazu kommt die Provinz Jehol. Gesamtbevölkerung: 30 Millionen Einwohner. Die am weitesten industriell entwickelten Provinzen Chinas sind Kiangsu, Chekiang, Kwangtung, Fukien, Shantung, Hupeh, Hunan und Shansi. Für den Absatz von elektrotechnischen Erzeugnissen gibt bereits die Bevölkerungszahl in einzelnen Regionen einen gewissen Anhaltspunkt. Der weitaus wichtigste Teil ist Mittelchina mit seiner riesigen Bevölkerung von 245 Millionen. In Abstand folgen Südchina, die Mandschurei und Nordchina. B. Die Formen gewerblicher Betatigang in China. Das provisorische chinesische Fabrikgesetz vom März 1923 bestimmt eine Fabrik als ein industrielles Unternehmen, das mehr als 100 Arbeiter beschäftigt. Diese Definition ist jedoch etwas willkürlich und stimmt häufig nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen überein. Grundsätzlich lassen sich auch in China drei Formen gewerblicher Betätigung unterscheiden: 1. D i e W e r k s t a t t i n d u s t r i e ist ähnlich den mittelalterlichen deutschen Handwerksbetrieben aufgebaut. Hier wie dort ist der Leiter des Betriebes ein gelernter Handwerksmeister, dem Gesellen und Lehrlinge zur Seite stehen. Die Grundlage des Betriebes ist die Handfertigkeit der Gesellen und eine straffe, arbeitsmäßige Organisation. Maschinen werden nur als Ergänzung der Handarbeit, niemals aber als Ersatz der menschlichen Arbeitskraft benutzt. Als obere Grenze für die maschinelle Einrichtung eines solchen Betriebes 11

kann ungefähr der Betrag von $ 10 000 gelten. Für diese Betriebsform ist weiter kennzeichnend, daß immer nur der gelernte Handwerksmeister als Leiter und Träger der Verantwortung in Erscheinung tritt. Bei Fremdfinanzierung wirkt der Geldgeber regelmäßig nur als stiller Teilhaber, der sich mit dem Handwerksmeister gemäß dem Kapitalanteil in den Reinertrag teilt. Derartige Werkstattbetriebe sind in China überaus zahlreich und eine Anzahl davon beschäftigt bedeutend mehr als 100 Arbeiter. Da aber für den Begriff des industriellen Betriebes der maschinelle Kapitaleinsatz entscheidend ist, können die großen Werkstattbetriebe entgegen der Definition des chinesischen Fabrikgesetzes nicht als „Industrie" angesprochen werden. 2. Die H e i m a r b e i t spielt auch in China eine bedeutende Rolle. Obwohl die Fabrikationstätigkeit dieser Gewerbegruppe in den Räumen einer Familie stattfindet, beschränkt sich der Kreis der Beschäftigten nicht auf die Angehörigen einer einzigen Familie. Neben diesen werden vielfach auch Verwandte und Bekannte zur gemeinsamen Arbeit herangezogen. Dabei wird teils auf eigene Rechnung, teils für Rechnung eines außerhalb stehenden Arbeitgebers fabriziert. 3. Als dritte Gruppe sind schließlich die e i g e n t l i c h e n m o d e r n e n F a b r i k b e t r i e b e zu nennen. Sie verwenden bereits moderne, rationalisierende Maschinen und spielen als Abnehmer der großen Turbosätze und der elektrischen Gesamteinrichtungen für die vorliegende Untersuchung eine wichtige Rolle, Allerdings nehmen auch die Werkstattbetriebe im Motorengeschäft eine nicht unbedeutende Stellung ein. Wenngleich bei ihnen nie die Einrichtung einer eigenen Kraftzentrale in Frage kommt, so benutzen sie doch zunehmend Fremdstrom als Antriebsenergie ihrer wenigen Maschinen. Durch den großen Anteil dieser Betriebe an der gewerblichen Produktion wird bei ihnen insgesamt doch eine erhebliche Anzahl von Motoren und Installationsmaterial abgesetzt. C. Ursachen der langsamen industriellen Entwicklung. China steht heute noch im Anfangsstadium der Industrialisierung. Obwohl in einer Anzahl von Städten zum Teil blühende Industrien vorhanden sind, muß der überwiegende Teil des Bedarfes an westlichen Industrieprodukten durch die Einfuhr gedeckt werden. Dabei besitzt das Land selbst alle notwendigen Rohmaterialien, wie Kohle, Eisen, Holz, sowie alle anderen Rohstoffe mineralischer, pflanzlicher und tierischer Herkunft. Eine wesentliche Ursache dieses unnatürlichen Zustandes und ein Haupthindernis der Weiterentwicklung bilden die unzulänglichen Verkehrsverhältnisse. 12

An Verkehrsmitteln hat China heute ca. 15 300 km Eisenbahnen aufzuweisen. Davon liegen ca. 6800 km in der Mandschurei, sodaß auf das eigentliche China etwa 8500 km entfallen, d. h. 1 km Eisenbahnstrecke kommt in China auf 53 000 Einwohner gegenüber ca. 1100 in Deutschland. Außerdem sind ungefähr 50 000 km Motorstraßen vorhanden, einschließlich der Straßen in den großen Städten. 12 000 km davon haben eine Makadam-Decke. 36 000 km sind Ueberlandstraßen, von denen auf die Mandschurei etwa 1000 km entfallen. Schließlich besitzt China ein ausgedehntes Wasserstraßennetz und Anfänge eines Luftverkehrsnetzes. Allein, alle diese Verkehrsmittel sind in Anbetracht des chinesischen Raumes nicht geeignet, die einzelnen Teile des chinesischen Reiches in ausreichender Weise zu verbinden. Welche Folgen diese unhaltbaren Zustände im Verkehrswesen zeitigen, zeigen die riesigen Hungersnöte, die in manchen Jahren Millionen von Menschen das Leben kosten. Es ist kennzeichnend, daß der Transport von Weizen aus der Provinz Shensi, der Kornkammer Chinas, nach Shanghai teurer ist als der Transport amerikanischen Weizens nach Shanghai auf einem zehnmal größeren Weg. Daß eine Gesundung der chinesischen Volkswirtschaft nur durch den Ausbau des Verkehrswesens möglich ist, haben auch die Chinesen erkannt. Gegenwärtig machen sie mit den zur Verfügung stehenden Mitteln große Anstrengungen, so schnell als möglich bessere Verkehrsverhältnisse zu schaffen. Eine der wichtigsten Aufgaben beim industriellen Aufbau Chinas ist die Heranbildung eines den wachsenden Anforderungen entsprechenden Stabes von gut ausgebildeten Ingenieuren, Technikern, Monteuren und Industriearbeitern. Auch in China ist das begreifliche Bestreben, sich möglichst unabhängig von dem fremden Ingenieur zu machen und nach Möglichkeit den eigenen Landsleuten Stellung und Verdienst sowohl im Staatsdienst als auch in den industriellen Betrieben zu verschaffen. Bei den Regierungsbehörden und in den industriellen Kreisen ist man sich aber völlig klar darüber, daß man auf lange Jahre hinaus noch die technische Hilfe, den sachverständigen technischen Berater, in vielen Fällen auch den Betriebsingenieur bei größeren Unternehmungen, nicht entbehren kann. Auch für die Anlernung von Monteuren und Industriearbeitern bedient man sich heute noch In weitem Maße der Dienste ausländischer Werkmeister. Andererseits schreitet in erfreulicher Weise die Heranbildung chinesischer Ingenieure und Techniker voran, die entweder auf den verschiedenen technischen Lehranstalten Chinas, oder im Auslande ihre technische Ausbildung durchführen. Es ist mit besonderer Genugtuung festzustellen, daß bei dem hohen Stande der deutschen Technik in immer steigendem Maße chinesische Studenten und Tech13

niker deutsche technische Lehranstalten besuchen. Noch erfreulicher ist, daß in den meisten Fällen dieser Besuch deutscher Lehranstalten sehr erfolgreich ist. Dies hat zur Folge, daß auch heute schon sowohl in Ämtern der Zentralregierung als auch bei den Behörden der Provinzialund Stadtverwaltungen und ebenso auch in den privaten Betrieben in Deutschland ausgebildete chinesische Ingenieure und Techniker in großer Anzahl tätig sind. Dies ist nicht zuletzt auf die TungchiHochschule zurückzuführen, die als chinesische Reichsschule nur deutsche, österreichische und chinesische Dozenten in ihrem Lehrkörper hat. Die Tungchi-Hochschule hat in chinesischen Kreisen einen sehr guten Namen, was sich schon an der großen, jährlich wachsenden Zahl der Studenten zeigt, die in der mit der Tungchi-Hochschule zusammenhängenden Sprachenschule vor Beginn der technischen Studien in die deutsche Sprache eingeführt werden. Gerade die Erfolge der Tungchi-Hochschule zeigen, daß der Chinese. der an und für sich schon ein guter Mathematiker ist, sich in jeder Weise für das technische Studium eignet, wobei natürlich zu berücksichtigen ist, daß China die lange technische Tradition der alten Welt fehlt. Auch der chinesische Monteur und Techniker zeigt sich meist als geschickter und anstelliger Arbeiter. Ein besonderer Vorteil für den industriellen Aufbau ist, daß China in seinem Volke einen unerschöpflichen Born fleißiger, genügsamer und williger Arbeitskräfte besitzt, die sich schneller als man bei der auch dort fehlenden technischen Tradition erwarten konnte, für die Arbeit in den technischen Betrieben eignen. Wenn auch erklärlicherweise in vielen Fällen der Industriearbeiter noch nicht die gleiche Leistungsfähigkeit wie der amerikanische oder europäische Arbeiter besitzt, so wird dieser Mangel doch in weitem Maße ausgeglichen durch die längere Arbeitszeit und die niedrigeren Löhne. Neben dem Reichtum an Rohprodukten ist damit auch das zweite Erfordernis für den Aufbau der Industrie, billige Arbeitskraft in zureichendem Maße, gegeben. D. Standorte der chinesischen Industrie. Die Mittelpunkte der m a n d s c h u r i s c h e n Industrie sind Dairen, Mukden und Harbin. Gemäß einer amtlichen japanischen Statistik existierten in Dairen 1931 insgesamt 373 industrielle Betriebe mit einem investierten Kapital von Y 128 222 856. Davon waren 219 Betriebe mit Y 121 459 216 japanisch und 154 mit Y 6 763 640 chinesisch. Die Leistungsfähigkeit dieser 373 Betriebe betrug 1930 Y 79 722 917, wovon auf japanische Unternehmungen Y 47 018 809 und auf chinesische Y 32 704 108 entfielen. In der ganzen Südmandschurei waren 1927 750 industrielle Betriebe vorhanden. 75 °/o der nordmandschu14

rischen Industrie entfallen auf Harbin mit seinen Vorstädten. Im Tsitsihar-Distrikt sind erst Anfänge einer Industrie vorhanden. In der P r o v i n z H o p e h i s t Tientsin ein Industriezentrum, welches nach einer amtlichen Statistik 2371 Betriebe mit einem Aktienkapital von m$ 31 226 944 beherbergen soll. Auch die Stadt Tongshan in der Nähe von Tientsin hat eine Industrie, die sich aus einigen großen Werken zusammensetzt: die Kailan-Grubengesellschaft, die Chee Hsin Zementfabrik, eine Baumwollspinnerei und eine große Eisenbahnwerkstätte. Außer Tientsin beherbergt noch Peiping einige Industrie. Die P r o v i n z S h a n t u n g besitzt mit Tsingtau eine größere Industriestadt von 128 Fabrikbetrieben, wovon 107 chinesisch und 21 ausländisch sind. Von dem gesamten Aktienkapital dieser Betriebe von m$ 110 Mill. entfallen allein m$ 100 Mill. auf die Kiaotsi-Eisenbahngesellschaft. Von Bedeutung ist ferner noch der Tsinan-Bezirk mit einer Reihe größerer Industriebetriebe, wie Weizenmühlen, Baumwollspinnereien, Seidenhaspeleien und einigen anderen. Die industriell wichtigste Provinz ist K i a n g s u mit Shanghai. Shanghai macht als einzige Stadt genaue statistische Mitteilungen. Danach waren 1929 1781 Betriebe mit einem Kapital von m$ 293 282 401 vorhanden; 1931 waren die Betriebe bereits auf über 2000 gestiegen. Shanghai und mit ihm die ganze Provinz entwickelt sich ständig und kräftig aufwärts. Allerdings wandert durch die bevorstehende Abschaffung der ausländischen Konzessionen ein Teil der Shanghaier Industrie nach den anderen Städten ab, die bereits eine gewisse industrielle Entwicklung durchgemacht haben. Nach einer vom Aufbauministerium durchgeführten Erhebung über die Industrieentwicklung der P r o v i n z C h e k i a n g waren Anfang 1929 dort 349 Betriebe mit einem Gesamtkapital von m$ 14 839 310 vorhanden. Hauptstandorte sind: Hangchow, Ningpo und Wenchow. Chekiang hat zweifelsohne eine große industrielle Zukunft. Mit Hankow, Hanyang und Tayeh entstehen auch in der P r o v i n z H u p e h industrielle Mittelpunkte. Da Hankow, trotzdem es über 1000 km flußaufwärts von der Küste liegt, während 4 Monaten von Hochseedampfern angelaufen werden kann, bietet Hupeh einer industriellen Entwicklung nahezu die gleichen günstigen Verhältnisse wie eine Küstenprovinz. Dazu treten noch ergänzend große Erzreichtümer. S ü d c h i n a wird repräsentiert durch die Provinzen Kwangtung und Kwangsi. Bedeutende Industrien sind heute zwar noch nicht vorhanden, doch wird die Entwicklung zur Industrie stark gefördert durch den unverkennbaren Zug nach dem Süden und die geistige Regsamkeit und Behendigkeit des Südchinesen, der neuen Ideen leichter 15

zugänglich und begeisterungsfähiger ist als der langsame und bedächtige Nordchinese. Von den übrigen Provinzen ist in diesem Zusammenhang nicht viel zu sagen. In den Bergbaugebieten sind zwar industrielle Anlagen zu treffen, fiberwiegend bewahren aber diese Provinzen ihren Agrarcharakter. Der in verschiedenen Gegenden des Landes unternommene Versuch zur Bewässerung von Reisfeldern mit elektrisch angetriebenen Pumpen ist allerdings geeignet, auch nach diesen Gegenden das Liefergeschäft von Kleinmotoren zu beleben. Darüber hinaus dürfte bei Erfolg der Versuche eine nachfolgende industrielle Entwicklung eine natürliche Folge des steigenden Wohlstandes sein. Da die für die Verwendung elektrischer Pumpenantriebe erforderlichen Ueberlandnetze gegenwärtig noch fehlen, werden vorläufig Oelmotoren als Pumpenantriebsmaschinen benutzt. Versuche der künstlichen Berieselung von Reisfeldern wurden bereits in den Provinzen Fukien und Kiangsu unternommen. In Kiangsu gründete eine deutsche Firma zu diesem Zweck eine eigene Elektrizitätslieferungsgesellschaft. Gegenwärtig schwebt ein Großprojekt von 40 000 ha in der Provinz Shensi. E. Die einzelnen Industrien. Nach dieser allgemeinen Uebersicht werden im folgenden die wichtigsten chinesischen Industriezweige einer Sonderuntersuchung unterzogen. Dabei wird vornehmlich ihre Bedeutung als Abnehmer elektrotechnischer Erzeugnisse und nach Möglichkeit Stand und Herkunft ihrer elektrischen Einrichtungen besprochen. 1. B e r g b a u u n d H ü t t e n w e s e n . Bergbau und Hüttenwesen sind in China umsomehr Hauptabnehmer elektrotechnischer Erzeugnisse, als erst wenige Gruben, einige Eisenwerke und 2 Stahlwerke, mit modernen Maschinenanlagen ausgerüstet sind. Dank dem großen Kohlenreichtum und den immerhin beachtlichen Erzvorräten haben aber gerade diese Grundstoffindustrien im Zuge der Industrialisierung mit einer starken Aufwärtsentwicklung zu rechnen. China ist ein kohlenreiches Land. Nach einer Schätzung des Chinese Geological Survey von 1926 besitzt China 217 626 Mill. t Kohle, wovon 43 593 Mill. t auf Anthrazit, 173 465 Mill. t auf Steinkohle und 568 Mill. t auf Braunkohle entfallen. Den Großanteil der Jahresförderung liefern einige 40 Kohlengruben mit über 50 000 t Jahresförderung. Davon liegen 11 mit einer Jahresförderung von ca. 9 200 000 t in der Mandschurei, 2 mit ca. 600 000 t in Jehol, 9 mit ca. 7 200 000 t in Hopeh, 4 mit ca. 1700 000 t in Honan, 16

4 mit ca. 900 000 t in Shantung, 4 mit ca. 700 000 t in Shansi, 2 mit ca. 200 000 t in Kiangsu und je eine in den Provinzen Kiangsi, Hupeh, Chekiang und Szechuan. Schon diese kurze Uebersicht zeigt die ungeheure Wichtigkeit der Mandschurei für die zukünftige Kohlenversorgung Chinas, werden doch in der Mandschurei einschließlich der in ihrer Interessensphäre liegenden Provinz Jehol jährlich ungefähr 10 Mill. t Kohle gefördert, gegenüber nur 11 Mill. t im ganzen übrigen China. Etwa 10—12 der in Tabelle 1 des statistischen Teiles aufgeführten Gruben mit mehr als 50 000 t Jahresförderung besitzen größere elektrische Zentralen. Von sämtlichen chinesischen Gruben haben, nach einer Aufstellung der Nacoco, heute 23 Gruben elektrische Einrichtungen. Die beiden größten Kohlengruben, Fushun (in japanischem Besitz) und Kailan (in englischem Besitz) verfügen über neuzeitlich ausgebaute elektrische Kraftwerke. Die F u s h u n gruben besitzen die beste Einrichtung und zugleich das größte zusammenhängende Kohlenlager der Welt. Sie sind ganz in japanischem Besitz und haben drei große Kraftwerke von zusammen fast 100 000 kW Turbinenleistung. Dabei werden dauernd große Erweiterungen geplant. Die Zentralen beliefern außer den eigenen Gruben ein weites umliegendes Gebiet mit elektrischer Energie und haben ein Hochspannungsnetz von mehreren 100 km Länge. Während früher der Bedarf bei Neuinvestitionen und Erneuerungen vorwiegend in Deutschland und den USA gedeckt wurde, kommen jetzt für Neubestellungen fast nur noch japanische Firmen in Frage. Außer den in Fushun selbst gelegenen Zentralen besitzt die Gesellschaft noch drei großzügig angelegte Kohlenverladehäfen in Dairen und Newchwang, deren elektrische Anlagen sich auf hohem technischen Stand befinden. So wird beispielsweise die elektrische Einrichtung des Kohlenhafens in Kanchingtsu bei Dairen allein auf Y 300 000 veranschlagt. Die drei Kohlenhäfen haben Umschlagseinrichtungen für über 4 Mill. t Kohle jährlich. Gegenüber dem Kohlenreichtum sind die Erzvorräte beschränkt. Die gesamten Eisenerzvorräte sollen ca. 800 Mill. t betragen und verteilen sich im allgemeinen auf nur 4 Provinzen, nämlich auf Liaoning mit ca. 738, Hupeh mit ca. 35, Anhwei mit ca. 15 und Shantung mit ca. 14 Millionen t. Die Provinz Liaoning nimmt also innerhalb der chinesischen Eisenversorgung geradezu eine Monopolstellung ein. Allerdings enthalten die Liaoning-Eisenerzlagerstätten durchschnittlich nur 36 %> Fe gegenüber 55—61 °/o Fe in den übrigen Erzlagerstätten. Außer Eisen besitzt China noch Antimon, Wolfram und Zinn. In den beiden ersteren deckt China zwar rund 50 °/c des Weltbedarfs, da 17

dieser jedoch klein ist, spielen diese Gruben als Abnehmer elektrotechnischer Erzeugnisse nur eine untergeordnete Rolle. Zinn wird in Yünnan gewonnen, das reiche Lagerstätten besitzt. Die Ausbeute steht unter französischer Kontrolle. Die Zinnausfuhr steigt von Jahr zu Jahr und bildet einen wichtigen Faktor der chinesischen Handelsbilanz. In den vier oben genannten Provinzen gibt es 10 Eisengruben von mehr als örtlicher Bedeutung. Wie aus Tabelle 2 ersichtlich, hat die größte eine Jahresförderung von ca. 500 000 t, die kleinste eine solche von ca. 40000 t Erz. Von den vier Gruben mit elektrischen Zentralen ist die eine ganz in japanischem Besitz, während die anderen drei lediglich japanische Beteiligung aufweisen. Bedeutende Kraftwerke haben die Anshan- und Penchihou-Eisengruben. Nach ihrem endgültigen Ausbau soll die elektrische Leistung von Anshan noch größer werden als die von Fushun. Die 9 chinesischen Eisen- und Stahlwerke sind in Tabelle 3 aufgeführt. Sie besitzen zusammen 24 Hochöfen mit einer Gesamttagesleistung von ca. 4400 t. 14 von den 24 Hochöfen mit ca. 3200 t Tagesleistung sind teils erloschen, teils überhaupt noch nicht angeblasen worden. All die hier gegebenen Daten haben naturgemäß gegenüber der riesenhaften Größe des Landes einen bescheidenen Charakter. Trotzdem kommt dieser Verbrauchergruppe für die Lieferung von elektrischen Gütern im Verhältnis zur Gesamtbelieferung des Landes hohe Bedeutung zu: von den etwas über 300 nach China gelieferten Turbosätzen entfallen mehr als 50 auf Bergbau und Hüttenwesen. 2. W e r f t e n . Die chinesische Schiffbauindustrie besteht aus 11 Konzernen. Dabei ist die englische Kronkolonie Hongkong einbezogen und von den Schiffbaufirmen abgesehen, welche nur kleine chinesische Dschunken bauen. Die größte Schiffbauindustrie weist Hongkong auf mit etwa 12 000 Beschäftigten. Seine 4 großen Werften sind: 1. H o n g k o n g a n d W h a m p o a D o c k Co., eine der besteingerichteten Werften der Welt, in der jährlich fast 17 000 Schiffe mit ca. 20 Mill. t repariert werden. Die Werft besitzt 8 Docks. 2. Butterfield & Swire Dockyard mit 4 Docks. 3. British Naval Dockyard mit 1 Dock. 4. South China Motor Ship Building & Repairing Works, die 1930 erbaut wurde, ein Aktienkapital von 2 Mill. Dollars besitzt und 3 Hellings im Betrieb hat. Da alle 4 Gesellschaften rein englisch sind, kommt für die elektro18

technische Ausstattung der Schiffe außerenglische Konkurrenz kaum in Frage. In Shanghai gibt es ebenfalls 4 größere Sehiffbauanstalten: 1. Kiangnang Dock and Engineering Works. Ein reines Regierungsunternehmen mit 2 Docks. Bauaufträge der Amerikaner während des Krieges führten zu vorwiegend amerikanischen Maschinenanlagen. 2. Shanghai Dock and Engineering Co. Beide Gesellschaften sind rein englisch. 3. New Engineering and Shipbuilding Works. 4. Soc. Franco-Chinoise de Constr. Metallique et Mecanique. Eine französisch-chinesische Gesellschaft und meist mit französischem Material beliefert. Außer den oben genannten Werften existieren noch chinesische Werften in Tientsin und Foochow, die für internationale Konkurrenz offen sind. Die Foochow-Werft hat außer strategischem Interesse keine besondere Bedeutung; das letzte Schiff wurde hier 1917 gebaut. Eine japanische Werft in Port Arthur ist nur japanischen Lieferanten zugänglich. Für elektrotechnisches Material bilden die chinesischen Werften gegenwärtig noch keinen erheblichen Markt. Soweit bekannt, ist bis heute noch keine einzige Turboanlage an eine chinesische Werft geliefert worden. In der Aufstellung der Nacoco über die chinesischen Kraftwerke ist die ganze Zentralenleistung in Werften mit nur 213 kW angegeben. 3.

Maschinenindustrie. Eine Maschinenindustrie westeuropäischer Prägung ist in China nicht vorhanden. Lediglich einige Eisenbahnreparaturwerkstätten und Arsenale können als größere Maschinenwerkstätten angesprochen werden. Nach der von der Nacoco aufgestellten Statistik stehen in Eisenbahnwerken und Arsenalen insgesamt Generatoren für 23 500 kW elektrischer Leistung. Neben diesen „Großwerken" zählt aber nahezu jede Stadt eine Unmenge kleiner Maschinenfabriken und mittlerer Reparaturwerkstätten. Allein in Tientsin wurden zwischen 1918 und 1921 etwa 200 Maschinenwerkstätten mit zusammen 30—40 000 Arbeitern aufgemacht. Außerdem installierten sich noch etwa 30 bis 40 Schmiede mit durchschnittlich je 6 Arbeitern. Shanghai zählt 292 Maschinenfabriken mit einem Totalkapital von 2,5 Mill. Dollars. All diese kleinen Maschinenfabriken kommen heute schon für die Lieferung von elektrotechnischen Maschinen und Installationsmaterial in Frage. In der Messingwarenindustrie von Hankow wird beispielsweise das Polieren mit motorangetriebenen Poliermaschinen ausge19

führt. Ueberhaupt kommt hier dem Kleinmotor in Anbetracht der Betriebsgröße und -struktur eine besondere Rolle zu. Wenngleich Maschinenpark und Bedarf dieser kleinen Maschinenfabriken im einzelnen nicht groß sind, so bildet die chinesische Maschinenindustrie doch durch die große Zahl dieser Fabriken heute schon einen bedeutenden Markt für den Absatz elektrotechnischer Artikel. Internationale Konkurrenz findet hier offenen Zugang. 4.

Textilindustrie.

a) B a u m w o l l s p i n n e r e i e n u n d - W e b e r e i e n . Gemäß der als Tabelle 4 beigefügten Uebersicht der chinesischen Baumwollfabrikanten-Vereinigung gab es 1931 in China 128 Baumwollspinnereien mit insgesamt 4 327 282 Spindeln und 32 824 Webstühlen. Nach den Besitzverhältnissen verteilten sich diese 128 Spinnereien wie folgt: 81 chinesische Spinnereien 42 japanische „ 4 englische „

mit 2 467 574 Spindeln u. 17 740 Webstühlen „ 1 760 636 „ u. 14 082 „ 99 072 „ u. 1002

Die 81 chinesischen Spinnereien gehören 63 Firmen mit einem Gesamtkapital einschl. Reserven von T 33 855 621 und m$ 94 105 053. 6 Firmen besitzen allein 24 Spinnereien. Die 43 japanischen Spinnereien gehören 17 Firmen, 7 Firmen besitzen allein 33 Spinnereien. Die japanischen Firmen haben an Kapital und Reserven: T 43 692 000, m$ 2 400 000 und Y 294 055 000. Von den 4 englischen Spinnereien gehören drei der EWO; das Gesamtkapital der englischen Gesellschaften beträgt T 11 600000. Demnach sind in den Baumwollspinnereien Chinas an Kapital und Reserven insgesamt angelegt: T 89 142 621, m$ 96 505 053, Y 294 055 000. Wie aus Tabelle 4 ersichtlich, haben von den 128 Spinnereien nur noch 23 reinen Dampfantrieb. 16 Spinnereien besitzen Dampfantrieb und elektrischen Antrieb, wobei der ältere Dampfantrieb sukzessive durch elektrischen Antrieb ersetzt wird. Die 88 übrigen Spinnereien haben schon heute nur noch elektrischen Antrieb. Von den 39 Spinnereien mit reinem oder teilweisem Dampfantrieb sind 16 nach dem Kriege gebaut worden und davon auffallenderweise 2 noch in den Jahren 1927 und 1930. Hier mögen wohl besondere Verhältnisse vorgelegen haben, denn heute werden neue Spinnereien eigentlich nur noch mit elektrischem Antrieb eingerichtet. Für den Verkauf von Motoren ist es wichtig, ob eine Spinnerei mit Gruppen- oder Einzelantrieb ausgestattet wird. Reinen Gruppenantrieb haben fast nur noch die Spinnereien mit reinem Dampfantrieb, während die meisten gemischt angetriebenen Spinnereien für den Dampfteil mit Gruppenantrieb und für den elektrischen Teil mit Einzelantrieb versehen sind.

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Die Verwendung von Gruppenantrieb trotz elektrischem Antrieb ist aus unzureichendem Gründungskapital zu erklären. Nach dem Kraftwerksverzeichnis der Nacoco waren Ende 1929 in allen Spinnereien Chinas insgesamt 127 000 kW installiert, von denen je die Hälfte auf chinesische bzw. auf japanische und englische Finnen entfiel. In den chinesischen Spinnereien waren 1931 insgesamt 44 000 PS und 161 000 kW installiert. Nach eigenen Untersuchungen entfällt der größte Teil der 127 000 kW des Jahres 1929 auf Eigenanlagen, während nur ein kleiner Rest von städtischen Zentralen bezogen wird. Da die Spinnereien den Hauptabnehmer elektrischer Maschinen darstellen, ist der Kampf um den Anteil am Spinnereigeschäft zwischen den einzelnen Elektrofirmen sehr heftig. Die rein elektrotechnische Konkurrenzstellung wird dadurch verschoben, daß es in China üblich ist, die ganze Fabrikeinrichtung bei einem Generalunternehmer zu bestellen. Muß bei der Neueinrichtung einer Spinnerei neben dem elektrischen Teil auch der ganze mechanische Teil geliefert werden, so sind diejenigen ortsansässigen Firmen im Vorteil, die den mechanischen und den elektrischen Teil anbieten und liefern können. Viele ortsansässige Firmen verstärken ihre Stellung daher durch die gleichzeitige Vertretung beider Industriegruppen. So hat die amerikanische Firma Andersen Meyer & Co. für folgende Spinnereien die komplette mechanische und elektrische Einrichtung einschließlich der elektrischen Kraftstation geliefert: Heng Dah, Yu Yuan, Peiyang, Heng Yuen, Wah Sing und Mukden Government Cotton Mill. Die obengenannten Werkzentralen der Spinnereien sind aus Europa und den USA bezogen worden, während anscheinend nirgends japanische Turbosätze in chinesischen Spinnereien aufgestellt wurden. Da aber heute die japanische Elektroindustrie durchaus in der Lage ist, größere Zentralen betriebssicher zu bauen und konkurrenzfähig anzubieten, dürften in Zukunft wenigstens in den Japan-eigenen Spinnereien Chinas nur noch japanische Kraftzentralen aufgestellt werden. Die japanischen Spinnereien in Shanghai sind heute schon für nicht-japanische Konkurrenz praktisch nicht vorhanden. Die reinchinesischen Spinnereien sind dagegen für europäische und amerikanische Konkurrenz durchaus offen. Allerdings spitzt sich der Kampf zwischen den amerikanischen und europäischen Firmen einerseits und den japanischen Firmen andererseits immer mehr zu. Interessant ist hier, daß die japanischen Spinnereien mit mehr als einem Turbosatz in ihren Fabriken stets nur einen Satz bei der gleichen Firma gekauft haben. Das legt die Vermutung nahe, daß alle diese Käufe von den Lieferfirmen als Einführungsgeschäfte getätigt worden sind und die Preisstellung wahrscheinlich lediglich den Käufer befriedigt hat.

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Mit der Verarbeitung von Baumwollabfällen befassen sich nur 2 der aufgeführten Spinnereien. Da der Verschleiß von Rohbaumwolle in den chinesischen Spinnereien aber sehr hoch ist, interessieren sich in neuester Zeit viele Spinnereien für Maschinen zur Verarbeitung von Baumwollabfällen. Für die nächste Zeit ist damit zu rechnen, daß für die Verarbeitung von Baumwollabfällen neue Spinnereien gegründet oder den bereits bestehenden Spinnereien entsprechende Sonderabteilungen angegliedert werden. Das würde natürlich auch eine Erweiterung des Bedarfes an elektrotechnischem Material bedeuten. Das auffallende Mißverhältnis zwischen Spindeln und Webstühlen beruht darauf, daß das Tuchweben auch heute noch in China vorwiegend Hausindustrie ist und es auf absehbare Zeit noch bleiben wird. Trotzdem wird der Webstuhlanteil in Zukunft noch steigen, ohne die Bedeutung der Hausindustrie zu verkleinern, da heute noch große Mengen an Baumwolltuch in China eingeführt werden. b)

Wollbearbeitungsindustrie.

Während die Baumwollspinnereien als Kunden der elektrotechnischen Industrie des Auslandes eine außerordentlich wichtige Rolle spielen, kommt vorläufig den übrigen Textilfabriken für die Belieferung mit elektrotechnischem Material nur geringe Bedeutung zu. Die wenigen Wollfabriken Chinas verwenden Elektrizität kaum als Antriebsenergie. Bis jetzt existieren nur etwa 4 größere Wollfabriken, die bedeutendste ist die von Japanern gegründete Manchuria-Mongolia Woolweaving Co. in Mukden- Von einiger Bedeutung sind noch: die Hupeh Carpet and Woolen Cloths Manufacturing Co. in Wuchang, die China Woolen Weaving Mill Nr. 1 in Shanghai und das Kansu Woolen Goods Bureau in Lanchow. Zwei dieser Fabriken sind mit deutschen Maschinen ausgerüstet. Da die Einfuhr wollener Stückgüter von Jahr zu Jahr zunimmt, wird dem Aufbau einer eigenen Wollwarenindustrie täglich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. c) T e p p i c h w e b e r e i e n . Teppichwebereien gibt es in Tientsin, Shanghai und Peiping. Die Teppichweberei Peipings hat sich während des Weltkrieges stark entwickelt und nimmt ständig zu. Gegenwärtig zählt Peiping 176 Teppichwebereien mit je 20—600 Arbeitern, sowie eine große Zahl kleinerer Betriebe. Nur die großen haben Ringspinnmaschinen oder einen Krempelsatz mit Selfactor. Außerdem sind noch einige Hanfspinnereien zu erwähnen, z. B. 2 große Hanfspinnereien in Hanyang, von denen die eine eine 390 PS- und die andere eine 300 PS-Dampfmaschine aufgestellt hat. Eine Wiederkehr der Weltkonjunktur wird

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den für elektrische Lieferungen gegenwärtig kleinen Markt voraussichtlich erweitern. d) S t r u m p f w i r k e r e i e n . Außer den Baumwollspinnereien und -Webereien gibt es in Shanghai, Hangchow und Hongkong-Kowloon einige größere Strumpfwirkereien. Ein großer Teil der Strickmaschinen wird auch heute noch handbetätigt. In größeren Betrieben sind die Maschinen jeweils zu Gruppen zusammengefaßt und werden elektrisch oder durch Oelmotoren angetrieben. Von den ca. 35 modern eingerichteten Strumpfwirkereien Shanghais hat die ganz neuzeitlich eingerichtete Pioneer Knitting Mill elektrischen Betrieb. e) S e i d e n i n d u s t r i e . Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde der Weltverbrauch an Seide nahezu ausschließlich durch die berühmte chinesische Seidenraupenzucht gedeckt. Seit etwa 2 Jahrzehnten wurde diese Stellung Chinas innerhalb des ständig wachsenden Weltseidenverbrauchs durch das Aufkommen neuer Konkurrenzländer, namentlich Japans, abgeschwächt. Die Seidenausfuhr Chinas betrug 1913 149 000 Pikuls und 1928 178 000 Pikuls, zeigt also eine Steigerung um 20°/o, während der Weltverbrauch im gleichen Zeitraum um 200 °/o gestiegen ist. Die zunehmende Konkurrenz Japans verursacht in China eine Verlagerung der Seidenweberei und -haspelei zum fabrikmäßigen Betrieb. Die zahlreichen Seidenhaspeleien Chinas bilden für die elektrotechnische Industrie heute noch einen unerheblichen Markt, da sie schon ihrer Fabrikationsweise nach mehr zum Dampfmaschinenbetrieb neigen. Gegenüber der vorwiegenden Dampfmaschinenausrüstung ist der elektrische Antrieb selten. Höchstens für die Beleuchtung der Fabriken können die Elektrofirmen in nächster Zukunft einige Geschäfte tätigen. 5. M ü h l e n i n d u s t r i e , a) R e i s m ü h 1 e n. Die auf 21—61 Millionen Tonnen geschätzte Reisernte Chinas reicht für den Inlandverbrauch nicht aus und muß durch Einfuhr aus anderen asiatischen Ländern ergänzt werden. Ungeachtet der großen Menge wird die Verarbeitung fast überall mit der Hand durchgeführt und nur an einigen großen Plätzen mittels Reismühlen und Polierereien. So gibt es im Canton-Distrikt 30—40 maschinell angetriebene Reisschälereien, in Hangchow 3, in Kiukiang 1, in Nanking 3 große und 5 kleine, in Wuhu 6 und in Shanghai 41. Alle sind rein chinesische Unternehmen. Die meisten haben elektrischen Antrieb. Außerdem betreiben die Japaner in Mukden 5 Reisschälereien und in Dairen 1. Als Abnehmer elektrotechnischer Erzeugnisse kom23

men die Reismühlen für kleinere Zentralen und Motoren in Frage. Die in südchinesischen Reismühlen installierte Leistung ist sogar ziemlich bedeutend. In Hongkong-Kowloon sind beispielsweise in einer einzigen Straße 2000—3000 PS installiert. Auch in anderen dichtbevölkerten Städten des Perlfluß-Deltas findet man Reismühlen mit Kraftantrieb, der teils aus elektrischen Motoren, teils aus Sauggasmotoren und teils aus kleinen Dieselmotoren besteht, b) W e i z e n m ü h l e n . Nördlich vom Yangtze wird in der Hauptsache Weizen angebaut, das wichtigste Nahrungsmittel Nordchinas. Da die Mühlenindustrie eines Landes stets von dem Vorhandensein guter und billiger Verkehrsmittel abhängt, befindet sich in den eigentlichen Kornkammern Chinas, den Provinzen Shensi und Honan, wegen der unzulänglichen Verkehrsmittel nur eine einzige Großmühle, in Kaifeng. Die chinesische Mühlenindustrie hat sich in Gegenden mit guten Transportverhältnissen angesiedelt und verarbeitet zum großen Teil amerikanisches Getreide. So wurde China immer mehr ein Weizenimportland. Gegen 155 000 kg im Jahre 1912 betrug die Weizeneinfuhr 1929 330 Mill. kg und wurde noch erweitert durch die Einfuhr von Weizenmehl in Höhe von 440 Mill. kg. Die wirtschaftliche Lage der chinesischen Großmühlen ist trotz des gewaltigen Mehlbedarfs nicht glänzend. Da aber außer der gewaltigen Mehleinfuhr 1930 noch ungefähr 30 Mill. t chinesischen Weizens in primitivster Weise von den bäuerlichen Mühlen verarbeitet wurden, ist für die chinesische Mühlenindustrie bei einer Besserung der Verkehrsverhältnisse ein gleichlaufender Aufstieg zu erwarten. 1928 waren in China 193 Weizenmühlen vorhanden. Davon wurden 119 nach 1914 gegründet. Das Gesamtaktienkapital beträgt: m. $ 36 128 000, Rubel 1020 000, S. T. 3 158 000, Y 18 423000 und Kleingeld im Gesamtwert von ca. m. $ 60 000 000. Die 1930 in China vorhandenen 106 rein-chinesischen Mühlen hatten ein Aktienkapital von: m. $ 35 870 000, Rubel 8 000 000, S. T. 1 736 000. Davon befinden sich 44 in der Mandschurei, 20 in Shanghai, 7 in Hankow, 7 in Tientsin, 9 in Tsinan und 5 in Wusih. Die größte chinesische Mühle ist die F o u - F o o n g - W e i z e n m ü h 1 e in Shanghai mit einer Tagesleistung von über 21 000 Sack. Sie ist ganz elektrisch eingerichtet und hat einen Energieverbrauch von 1 PS für je 20 Sack zu 49 lb. Die anderen Mühlen haben bis jetzt nur vereinzelt elektrischen Antrieb, der Dampfantrieb ist überwiegend. Wie beim Spinnereigeschäft erfolgt auch hier bei Neuinstallation die Lieferung des mechanischen und des elektrischen Teiles gemeinsam. An der Lieferung von Stahlmühlen hat Deutschland bereits einen ansehnlichen Anteil. 24

cj B o h n e n ö 1 mii h 1 e n. Neben den Weizenmühlen kommt auch den Oelmühlen in der chinesischen Wirtschaft erhebliche Bedeutung zu. China führt den größten Teil der Bohnen in Form von Bohnenöl oder Oelkuchen und auch direkt aus, sodaß die Industrie von großer Wichtigkeit für die Außenhandelsbilanz ist. China deckt ungefähr den halben Weltbohnenkonsum und hiervon die Mandschurei 80 %>. Allein in Harbin und seinen Vorstädten befinden sich 53 modern eingerichtete Bohnenölmühlen, die jährlich ca. 490000 t Bohnen verarbeiten, bei einer Leistungsfähigkeit von 1 100 000 t. Der Verarbeitungswert beläuft sich auf ca. m. $ 35 Mill. Neben diesen modernen Mühlen gibt es über 1000 Betriebe, welche nach alten Methoden jährlich ca. 325 000 t Bohnen verarbeiten. Auch in anderen Städten entlang der ostchinesischen Eisenbahn, sowie vornehmlich in den Provinzen Hopeh, Shantung, Hupeh und Kiangsu gibt es noch eine Anzahl modern eingerichteter Mühlen. Mittelpunkt der südmandschurischen Bohnenverarbeitung sind Dairen und Newchwang. Ersteres hat ca. 85, letzteres ca. 25 Oelmühlen. Von den beiden Oelbehältern der größten Oelfabrik Shanghais hat der eine ein Fassungsvermögen von 150 000 Gallonen und der andere ein solches von 60 000 Gallonen. Die Gewinnung erfolgt immer mehr mit sogenannten hydraulischen Pressen. Neuerdings werden Versuche durch Oelextraktion mittels Alkohol angestellt, wobei praktisch das gesamte Oel der Bohnen gewonnen werden kann. Wo in diesen Fabriken Kraftantrieb vorhanden ist, sind es in der Hauptsache Dampfmaschinen. Auch die neuen Oelmühlen von Haichow haben alle Dampfantrieb. Eine 100 PS-Dampfmaschine kann 12—13 Pressen antreiben und täglich 22 000 kg Oel erzeugen, während eine 40 PS-Dampfmaschine 6 Pressen antreiben und ca. 9200 kg Oel erzeugen kann. Die geringe Verwendung des elektrischen Antriebs läßt bei einer Besserung der wirtschaftlichen Lage der Bohnenindustrie günstige Entwicklüngs- und Absatzaussichten erhoffen. Vorbereitende Arbeiten der einschlägigen Firmen für die Aufschließung dieses Marktes dürften zweckmäßig sein. Ein nicht zu unterschätzendes Absatzgebiet für Elektromotoren bilden die vielen Hunderte von Kleinmühlen, welche außer Weizen und Koaliang Hirse u. dergl. vermählen. Viele dieser Mühlen haben bereits den Esels- und Menschenantrieb durch motorischen Antrieb ersetzt. Ein Elektromotor von 4—5 PS kann 4—5 Steinmühlen eintreiben. In Peiping gibt es beispielsweise über 2000 solcher Mühlen, und in Tientsin wurden vor einigen Jahren in kurzer Zeit mehrere hundert Motoren in diesen Mühlen abgesetzt.

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6.

Zementindustrie. Die Zementerzeugung Chinas einschließlich Mandschurei, Hongkong und Macao betrug 1927 8 300 000 Faß zu je 376 lb. Sie verteilte sich folgendermaßen auf die vier Gebiete: China allein Mandschurei Hongkong Macao

6 285 000 900 000 900 000 300 000

FaB „ „ ,,

im Gesamtwert von G.$ 18 855 000,— „ „ „ „ 2 700 000,— „ „ „ „ 2 700 000,— „ „ „ „ 900 000,—

Die größte chinesische Zementfabrik ist die C h e e H s i n Z e m e n t C o . Sie hatte seit ihrer Gründung bis vor wenigen Jahren einen deutschen Zementfachmann als Betriebsleiter und ist fast ausschließlich mit deutschen Maschinen ausgerüstet. Ihre elektrische Einrichtung wird jedes Jahr vergrößert, wobei die Motoren meist nach Deutschland fallen. Verteilungstransformatoren sind infolge günstigerer Preisstellung in den letzten J a h r e n aus Japan bezogen worden. Auch die S h a n g h a i P o r t l a n d Z e m e n t C o . hat ausschließlich deutsche Motoren aufgestellt; Krane und Packmaschinen sind mit elektrischen Motoren ausgerüstet. Ueberhaupt ist die Einrichtung der meisten Zementfabriken deutsch; allerdings dürften künftig für den elektrischen Teil bei japanischen Fabriken nur japanische Erzeugnisse in Frage kommen, wie auch bei den englischen Fabriken nur englisches Material. Die hauptsächlichen Zementwerke sind in Tabelle 5 des Statistischen Teiles aufgeführt. 7.

Papierindustrie. Nach Ueberwindung zahlreicher Anfangsschwierigkeiten existiert heute in China eine ganze Anzahl von Papierfabriken. Trotzdem kann der Papierbedarf nicht aus eigener Produktion gedeckt werden, sondern erfordert eine beträchtliche Papiereinfuhr. Diese betrug 1919 T 10 Mill. und 1927 sogar T 25 Mill. 1928 wurden allein 55 000 t Zeitungspapier im Gesamtwert von m$ 10 Mill. importiert. Die große Papiereinfuhr ist eine ziemliche Belastung der chinesischen Handelsbilanz und aus den nicht-wissenschaftlichen Methoden der chinesischen Papierherstellung zu erklären. Eine Verminderung der Einfuhr durch Förderung der Eigenproduktion begegnet daher ernster Aufmerksamkeit und die Regierung beabsichtigt die Schaffung einer staatlichen Papierindustrie. Da die Herstellung des Papierbreies und die eigentliche Papierherstellung zwei ganz getrennte Fabrikationen sind, wird von Regierungsseite der Plan erwogen, nur Fabriken zur Papierherstellung zu errichten und den Papierbrei einzuführen. Ein schon lange schwebendes Riesenprojekt hat zwar bis heute noch keine greifbare Form angenommen, doch ist in Anbetracht der ganzen Sachlage mit der Schaffung einer größeren Papierindustrie in absehbarer 26

Zeit zu rechnen. Das wird zweifelsohne auch einen belebenden Einfluß auf den Import elektrischer Anlagen ausüben. Am Sungari in der Mandschurei soll eine große Papierfabrik errichtet werden, deren elektrische Energie durch Wasserkraft erzeugt werden wird. Ferner wollen einige Shanghaier Zeitungsleute eine Papierfabrik in Wenchow, Chekiang errichten. — In Tabelle 6 sind die chinesischen Papierfabriken aufgeführt und einige Daten angegeben. 8.

Zuckerindustrie. Obwohl im Süden Chinas Zuckerrohr gedeiht und in Mittel- und Nordchina Zuckerrüben angebaut werden, kommt der chinesischen Zuckerindustrie nur geringe Bedeutung zu. Es gibt nur eine ganz geringe Zahl größerer Zuckerfabriken, von denen gut die Hälfte in ausländischem Besitz ist. Dabei ist der Zuckerverbrauch in stetigem Steigen begriffen: Jahr 1912 1917 1922 1927

Zuckerverbrauch pro Kopf d . Bev. in Catties 1,14 1,55 1,92 2,50

Wert in $ Cts. 7,38 17,25 23,90 28,80

Der Zuckerverbrauch Chinas wurde 1927 auf 850 000 t geschätzt, wovon 2/s importiert werden mußten. Der große Import ist auf die bekannte Billigkeit des kubanischen und javanischen Zuckers zurückzuführen. Dementsprechend sind die einzigen Rübenzuckerfabriken chinesischen Besitzes, die Hulan Zuckerfabrik und die Rübenzuckerfabrik in Tsinanfu geschlossen, und die Rübenzuckerplantagen wurden wegen Unrentabilität aufgegeben. Zur Förderung der Eigenversorgung hat die Nanking-Regierung den Aufbau einer nationalen Zuckerindustrie in ihr Programm aufgenommen. Das dazu erforderliche Kapital wird auf 250 Mill. Dollars geschätzt. Außerdem hat schon 1931 das Industrieministerium mit der kubanischen Siawana International Sugar-Co. einen Vertrag abgeschlossen zur Errichtung einer großen Zuckerfabrik in Shanghai, die unter staatlicher Aufsicht und chinesischen Gesetzen stehen soll. Das Betriebskapital von G. $ 5 Mill. soll der chinesischen Regierung in Form einer Anleihe von der obigen Gesellschaft gegeben werden. Als Gegenleistung verlangt das Konsortium ein 3jähriges Exportmonopol von Raffinadesucker. Die Maschinen für die Fabrik — deren Tageskapazität 1000 t betragen soll — werden von dem Konsortium eingekauft. Unter den in Tabelle 7 aufgeführten Zuckerfabriken mit einigermaßen größerem Produktionsumfang ist nur die Taikoo-Zuckerfabrik in Hongkong — soweit bekannt — mit elektrischem Antrieb ausgerüstet. Das Fehlen von elektrischen Maschinen in den Zuckerfabriken ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß die Zuckerfabri27

Kation nur während ungefähr 5 Monaten — also saisonmäßig — durchgeführt wird. 9.

Zigarettenindustrie. Der Tabakwarenkonsum der Chinesen verlagert sich unter staatlichem Zwang zusehends vom Opium zur Zigarette. Unterstützt von einer sehr geschickten Reklame nimmt der Zigarettenverbrauch von Jahr zu Jahr zu und beträgt heute jährlich ca. 40 Milliarden Stück. Die Hauptplätze der Zigarettenindustrie sind Shanghai, Mukden, Harbin, Newchwang und Hongkong. In Shanghai gibt es zurzeit etwa 60 Zigarettenfabriken mit einem Aktienkapital zwischen $ 10 000 und $ 15 Mill. pro Unternehmen. Diese sind für die elektrotechnische Industrie besonders interessant, da sie die Tabakblätter auf elektrisch beheizten Wärmeplatten trocknen. Ca. 75 % des Gesamtkonsums werden von 7 großen und einigen kleinen Shanghaier Fabriken hergestellt. Auf die Mandschurei entfallen etwa 7 600 000 000 Stück, die zum weitaus größten Teil von der British American Tobacco Co. hergestellt werden. Die größte Gesellschaft ist die Nanyang Brothers Tobacco Co. mit Fabriken in Shanghai und Hongkong, dann folgt die BritishAmerican Tobacco Co., dazu kommen russische, japanische und chinesische Fabriken. Die wichtigsten Zigarettenfabriken sind in Tabelle 8 genannt. 10. U e b r i g e I n d u s t r i e n . Außer den bereits skizzierten Industriezweigen sind hier noch zu nennen: Zündholzfabriken, kosmetische Fabriken, Teeziegelfabriken, Ledergerbereien, Fabriken für Eierprodukte, Glasfabriken und einige andere. Diese nehmen 2war in ihrer Gesamtheit einen Teil der elektrotechnischen Einfuhr auf, sind aber einzeln als Abnehmer elektrotechnischer Erzeugnisse nur von untergeordneter Bedeutung. Immerhin ist anzunehmen, daß die in verschiedenen Fabriken aufgestellten Kleindampfmaschinen in absehbarer Zeit durch elektrischen Antrieb ersetzt werden. In den Ledergerbereien existiert heute schon neben Dampfmaschinen eine ganze Anzahl elektrischer Motoren.

F. Stand der Energiewirtschaft. Bei Besprechung der einzelnen Industrien wurde bereits erwähnt, daß die verschiedenen Unternehmungen ihren Energiebedarf zum Teil durch eine eigene elektrische Kraftanlage decken, zum anderen aber von Werken der öffentlichen Versorgung oder von den Eigenanlagen anderer Unternehmungen beziehen. Da gegenwärtige Größe und Struktur der chinesischen Energiewirtschaft für das elektrotechnische

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Geschäft mit China grundlegend sind, sollen die öffentlichen Werke und Eigenanlagen mit ihren wesentlichen Daten nachfolgend dargestellt werden. Die chinesische Aufbaukommission, die Chinese National Construction Commission (Nacoco) hat anläßlich der Weltkraftkonferenz in Tokyo ein Verzeichnis der chinesischen Elektrizitätswerke nach dem Stand vom Dezember 1929 herausgegeben. Allerdings ist das Verzeichnis — wie sich beim Vergleichen im Lauf dieser Untersuchungen ergab — nicht ganz vollständig. Auf etwaige Lücken wird an den betreffenden Stellen aufmerksam gemacht werden. Nach dem Verzeichnis gab es Ende 1929 im eigentlichen China, also ohne äußere Mongolei und Tibet, die zusammen nur ein einziges Kraftwerk aufweisen, insgesamt 724 Elektrizitätswerke mit einer installierten Leistung von 835 366 kW (Deutschland: 12 416 000 kW; Großbritannien: 10 945 000 kW; Japan: 2 539000 kW). Die Verteilung dieser Leistung auf die verschiedenen Werke nach ihren Eigentumsverhältnissen und dem investierten Kapital zeigt nachstehende Uebersicht. Eine Aufgliederung der chinesischen Elektrizitätswerke der öffentlichen Versorgung nach den verschiedenen Provinzen enthält Tabelle 9 des Statistischen Teiles. Art der Werke

Anzahl

Oeffentliche Werke 575 davon im Besitz von Privatgesellschaften 523 17 der öffentlichen Hand ausländ. Gesellschaften 35 Eigenanlagen 149 Insgesamt 724 *) Angaben liegen nicht vor.

Installierte Leistung in kW in v. H. 527 240 63,1 206 138 47 840 273 262 308 126 835 366

24,7 5,7 32,7 36,9 100,0

Kapital in 1000$ 221 025 55 407 16 795 148 822

Die Eigenanlagen der Fabriken verteilen sich auf die einzelnen Industriezweige wie folgt: Industriezweig Bergwerke Spinnereien in chinesischem Besitz in engl. u. japan. Besitz Arsenale Eisenbahnwerke Münzen Werften Andere Insgesamt

Anzahl 23 62 40 22 12 20 6 3 23 149

Leistung Kraftwerke in k W in v. H. 144119 46,7 41,2 127 1 % 20,6 63 601 63 595 20,6 15 909 5,2 2,6 7 563 0,4 1460 — 213 11 666 3,9 100,0 308 126

Für die Beurteilung der Geschäftsmöglichkeiten in den verschiedenen Antriebsmaschinen ist es wichtig, die Verwendung der einzel-

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nen Antriebsarten in den Kraftwerken zu kennen. Nachstehend wird daher eine Uebersicht über Anzahl und Leistung der einzelnen Antriebsmaschinen gegeben. Dabei enthält Abteilung a Daten nach dem Kraftwerksverzeichnis der Nacoco. Um die Zahl der erfaßten Kraftwerke zu erweitern, wurden einige Untersuchungen über die Verteilung der verschiedenen Energiequellen durchgeführt die den tatsächlichen Verhältnissen näher kommen und in Abteilung b aufgeführt sind. In der Statistik der Nacoco ist nämlich die Zahl der Eigenanlagen zu hoch und die mit 835 366 kW angegebene installierte Leistung dürfte um etwa 60 000 kW zu groß sein. Unter Außerachtlassung dieser 60 000 kW ergibt sich eine Gesamtleistung von rd. 775 000 kW, wovon in nachstehender Aufgliederung der Energiequellen unter b 739 000 kW erfaßt werden. Die noch verbleibenden rd. 35 000 kW dürften sich wohl ausnahmslos auf kleine Dampfmaschinen, Oel- und Gasmaschinenstationen verteilen, da kaum anzunehmen ist, daß Turbinenstationen nicht erfaßt wurden. Auch die errechnete Durchschnittsleistung der noch fehlenden Kraftwerke von ca. 135 kW spricht für die Richtigkeit dieser Annahme. Art der Werke Wärmekraftwerke davon: Dampf Oel Gas Wasserkraftwerke Insgesamt

a Inst. Leistung Anzahl in kW 302 697 059 175 635 502 7 304 108 19 4 253 3 1 750 305 698 809

Anzahl 430 260 110 60 6 436

b Inst. Leistung in kW in v. H. 737 000 99,8 705 000 95,4 21000 2,9 11000 1,5 2 000 0,2 739000 100,0

In Teil D dieses Abschnittes wurde bereits auf die verschiedene wirtschaftliche Struktur der einzelnen Provinzen hingewiesen. Da für die Beurteilung des Bedarfs einer Provinz an elektrotechnischen Erzeugnissen die installierte Leistung der Kraftwerke eine erhebliche Rolle spielt, wird in der nachstehenden Tabelle die Gesamtleistung (öffentliche Versorgung plus Eigenanlagen) in den einzelnen Provinzen angegeben. Das Gesamtergebnis dieser eigenen Untersuchungen stimmt gut mit der oben angegebenen Gesamtleistung von ca. 775 000 kW überein. Gesamtleistg. kW Kiangsu 274 428 Hopeh 112 311 Kwangtung 33 884 Hupeh 36 578 Chekiang 15 667 Fukien 5 876 Shantung 26 698 Hunan 7 849 Provinz

30

Provinz

Gesamtleistg. kW 3 987 Anhwei Szechuan 3170 Yfinnan 1005 Honan 7 512 Kiangsi 5 349 Kwangsi 5883 Shansi 4 543 Heilungkiang 3 780

Gesamtleistg. kW Chahar 432 Suiyuan 500 Shensi 300 1680 Jehol Kansu 80 Kweichow 150 Kirin 25 646 Liaoning 203 481 780789 total

Provinz

Kiangsu mit Shanghai ist also gegenwärtig die wichtigste Provinz für den Absatz elektrotechnischer Erzeugnisse. Danach kommt Liaoning mit dem riesigen Bedarf der südmandschurischen Elektrizitätsgesellschaft, sowie der verschiedenen Kohlen- und Eisengruben. Dieser bedeutende Markt wird für absehbare Zeit von Japan beherrscht. Allerdings nehmen manche Wirtschaftler an, daß mit einem raschen industriellen Aufschwung der Mandschurei ein großer Teil des anschwellenden Bedarfs in Europa und Amerika gedeckt werden müsse. Ein sicheres Urteil kann darüber indes augenblicklich nicht abgegeben werden. Als dritte Provinz ist Hopeh mit den Städten Peiping und Tientsin zu nennen. Kwangtung und Hupeh bewegen sich ungefähr auf gleicher Höhe, ebenso Shantung und Kirin. Außer Chekiang mit fast 16 000 kW liegen alle anderen Provinzen unter 10 000 kW. Besonders zurückgeblieben sind die Mongolei-Provinzen.

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II. A b s c h n i t t .

D i e c h i n e s i s c h e Elektroindustrie Daß die chinesische elektrotechnische Industrie ihrer Struktur und Leistungsfähigkeit nach nicht mit den großen Elektroindustrien Europas und Nordamerikas vergleichbar ist, braucht nach den Skizzierungen der anderen Industrien nicht näher ausgeführt zu werden. Immerhin entwickelt sich diese junge Industrie ziemlich rasch und vermag bereits heute in manchen Erzeugnissen die Einfuhr abzuschwächen. In China dürften sich heute insgesamt ungefähr 50 Firmen mit der Herstellung von Artikeln befassen, die zu dem elektrotechnischen Fabrikationsprogramm gehören. Ca. 20 Firmen, meist Handwerksbetriebe in Shanghai, fabrizieren in kleinem Umfang elektrotechnisches Zubehör, 18 Betriebe befassen sich mit der Fabrikation von einem Spezialartikel, und nur der Rest von 13 Betrieben hat ein größeres Fabrikationsprogramm. Der Hauptsitz der chinesischen Elektroindustrie ist Shanghai. Das investierte Kapital betrug 1927 ca. 5 Mill. G. Dollars, dürfte aber 1933 schon doppelt so hoch gewesen sein. Die Zusammenstellung authentischer Daten wird durch das völlige Fehlen einer zusammenhängenden Darstellung erschwert. Lediglich über verschiedene Teilgebiete konnten einige Veröffentlichungen festgestellt werden. Zur indirekten Charakterisierung der chinesischen Elektroindustrie wurde daher in den folgenden Ausführungen der Beschreibung der einzelnen Firmen ein breiterer Raum gewährt. A. Fabriken mit allgemeinem Fabrikationsprogramm. 1. C h i n a G e n e r a l E d i s o n Co. Die Firma wurde 1917 von der GEC unter den günstigen Weltkriegsbedingungen als reine Lampenfabrik gegründet und hat von Anfang an befriedigend gearbeitet. Gegenüber ihrer mit 20 000 verpackten Lampen angegebenen täglichen Leistungsfähigkeit betrug die wirkliche Produktion 1924: 1,3, 1927 : 3,0 und 1930 : 3,3 Millionen Lampen. Die Kapazität wurde also noch nie ausgenützt. Die Belegschaft betrug 1927 : 500 chinesische Arbeiter und Angestellte und etwa 5 amerikanische Ingenieure. Mit den ca. 120 Arbeitern der angegliederten Porzellanfabrik ergibt sich eine Gesamtbelegschaft von 600—650 Köpfen. Das Fabrikareal beträgt 139 mow oder 85 500 m : . Die Fabrik besteht aus 4 getrennten Teilen: 32

1. Die Glasfabrik zur Fabrikation von Glaskolben und -röhren. 2. Die Porzellanfabrik, welche Porzellanteile für Lampen, Schalter und Isolatoren fabriziert. 3. Das Messingwerk. 4. Die Lampenfabrik. Bis 1931 beschränkte sich das Fabrikationsprogramm dementsprechend auf Glühlampen, kleinere Schalter und Installationsmaterial. Ende 1931 wurde jedoch die lokale Fächerfabrikation, sowie die Herstellung von Kleinmotoren aufgenommen. Wie sich diese Zweige entwickeln, ist augenblicklich noch nicht abzusehen. Wahrscheinlich soll die Stellung der inländischen Fächerkonkurrenz geschwächt und die Einfuhr von Kleinmotoren abgedrosselt werden. Die von der C. G. E. Co. eröffnete Fabrik ist ganz groß aufgezogen, doch sind Einzelheiten nicht bekannt. — Die Rohmaterialien werden nach Möglichkeit aus dem Inland bezogen. Soweit das Glas nicht in der eigenen Glasfabrik hergestellt wird, kommt es aus den USA. — Die Porzellanfabrik stellt außer den Porzellanteilen für Lampen auch Schalter, Wand- und Deckenbefestigungen her. Ihre Erzeugnisse werden nur zum Teil in China selbst verbraucht. Die ,,Edison-Lampe" ist in China als Qualitätslampe bekannt, was neben der tatsächlichen Qualität einer geschickten Propaganda zuzuschreiben ist. Außer in China werden die Lampen in den Malaiischen Staaten und auf den Philippinen abgesetzt. Die meisten Lampen haben 40 W, es werden aber auch Lampen von 21/: W bis 500 W und für Spannungen von 10 V—260 V hergestellt. (In China selbst kommen über 40 verschiedene Spannungen zur Verwendung.) Der Konkurrenzkampf der Firma mit den anderen 5 chinesischen Lampenfabriken in Shanghai, sowie mit japanischen Importeuren wird immer schärfer. Der Verkaufspreis der Lampen ist 40 °/o niedriger als der entsprechende Preis in USA. Die japanischen Importeure, die allerdings manchmal sehr schlechte Lampen verkaufen, bieten wieder 4 0 % unter den Preisen der C. G. E. Co. an, sodaß sie also ungefähr zu 36 °/o des Preises verkaufen, den man für eine in USA hergestellte Lampe verlangen müßte. Trotzdem wurde noch 1930 von der C. G. E. Co. das Lampengeschäft für 1931 als gut eingeschätzt. Wahrscheinlich deshalb, weil die Güte der japanischen Lampen noch nicht einmal diesen geringen Preis rechtfertigt. Die Arbeitsverhältnisse sind in der C. G. E. Co. im Gegensatz zu den üblichen Streiks und Unruhen in den chinesischen Fabriken sehr gut. In der Hauptsache arbeiten Frauen in der Fabrik, deren Mindesttageslohn 35 Cents beträgt. Die Männer erhalten einen Mindesttageslohn von 50 Cents und einen Höchsttageslohn von m$ 1,—. Die gute Behandlung der chinesischen Arbeiter in dieser amerikani33

sehen Fabrik geht von der Erkenntnis aus, daß zufriedene Arbeiter besser arbeiten als unzufriedene. Außerdem soll einem Eingreifen der Regierung in jeder Hinsicht vorgebeugt und der Beweis erbracht werden, daß die Fabrik zum Wohle der Chinesen da ist. 2. W a h s o n Co. S h a n g h a i . Die Gesellschaft wurde 1916 mit einem Kapital von $ 1000 gegründet und beschäftigte kaum 12 Arbeiter. Ihr Arbeitsprogramm erschöpfte sich in der Reparatur von Maschinen und der Anfertigung von Maschinenteilen. Der Jahresumsatz betrug kaum 4—5000 $. 1918 wurde das Aktienkapital auf 100 000 $ erhöht und das Geschäft auf eine breitere Grundlage gestellt. Außer der Herstellung elektrischer Geräte wurde der Import von elektrischem Material aufgenommen und elektrische Anlagen auf Kontrakt gelegt. Nachdem die Erweiterung vom Publikum gut aufgenommen worden war, wurde die Firma in eigens dazu gebaute Räume verlegt und die Belegschaft auf über 100 Mann erhöht. Das Geschäft ging rasch aufwärts und nach weiteren 10 Jahren betrug im Jahre 1929 der Jahresumsatz bereits $ 200 000. Das Aktienkapital soll heute ca. $ 500 000 betragen; wieviel davon eingezahlt ist, ist nicht bekannt. Das Schwergewicht der Fabrikation liegt im Ventilatorenbau. Ihre Fächer sind bei niedrigeren Preisen den eingeführten gleichwertig. Durch die von der C. G. E. Co. groß angelegte Fächerfabrikation ist aber auch ihr Geschäft gefährdet. Die Firma baut hauptsächlich 3 Typen: 1. einen Einphasenstrom-Tischventilator mit 4 Flügeln, 16" Flügelweite, 1250 UpM, Gewicht 9,5 kg, Preis T 24,90, 2. einen Einphasenstrom-Deckenventilator mit 4 Flügeln, 5 6 " Flügelweite, 200 UpM, Gewicht 29,5 kg, Preis T 42,—, 3. einen Einphasenstrom-Ventilator mit 6 Flügeln, 16" Flügelweite, 1250 UpM, Gewicht 9 kg, Preis T 25,—. Die Fächer werden hauptsächlich in China verkauft, jedoch auch, teilweise (für ca. $ 20 000 jährlich) nach den Malaiischen Staaten exportiert. Außer dem Ventilatorenbau wird noch der Bau von Oeltransformatoren, Gleich- und Wechselstromgeneratoren, Schalttafeln, Heizapparaten, Hochspannungsölschaltern, Kochtöpfen, Ampere- und Voltmetern und Strombegrenzern betrieben. Der Preis der Erzeugnisse liegt ca. 20 %> unter den Preisen von importierten gleichwertigen Artikeln. Das Fabrikationsprogramm umfaßt weiter den Bau von Drehstromgeneratoren 1—20 kVA, 200—300 Volt, 50 Hertz in der Preislage zwischen 100 bis 2000 Taels und Gleichstromgeneratoren 5—62 kW, Niederspannung, Preislage 100—1300 Taels. Außerdem wird eine

34

6-Volt-Generatoren-Reihe für 60—300 A gebaut- Ferner werden Einphasentransformatoren 1—100 kVA, 600—6000 Volt, 50 Hertz und Drehstromtransformatoren bis 350 kVA, 600—6000 Volt, 50 Hertz zu Preisen zwischen 75 und 1600 Taels fabriziert. Schließlich werden noch Bügeleisen 300—600 W, Kochplatten 400—600 W und Radiatoren 600—3000 W hergestellt. Die Rohmaterialien werden vornehmlich aus Deutschland und Japan bezogen. Die Maschinen werden meist selbst angefertigt. Die Belegschaft betrug 1929: 160 Mann. Die Arbeitslöhne bewegen sich zwischen 70 Cents und m. $ 1,80 pro Tag. Der Abnehmerkreis setzt sich außer den oben erwähnten aus den elektrischen Licht- und Kraftstationen in den Städten des Yangtzetales zusammen. Die rührige Firma hat bereits eine größere Anzahl Kraftstationen installiert. 3. C h i n e s e N a t i o n a l E n g i n e e r i n g a n d M a n u f a c t u t i n g Co., P o o t u n g . Die Gesellschaft wurde 1921 mit einem Aktienkapital von $ 100 000 und einer Belegschaft von 50 Mann gegründet. 1927 betrug das Aktienkapital bereits $ 500 000 und die Belegschaft 300 Mann, während die Jahresproduktion auf 1 Million Dollars gestiegen war. Das Fabrikationsprogramm umfaßt elektrische Maschinen, Beleuchtungsartikel und Haushaltapparate. In der Abteilung für elektrische Maschinen werden ein- und dreiphasige Verteilungstransformatoren 1—100 kVA, sowie Leistungstransformatoren 100—¡1000 kVA hergestellt für normale Hochspannung von 2200—6600 Volt, Niederspannung 110 bis 380 Volt und 50 und 60 Hertz. Die Oelkästen bestehen für Transformatoren bis 20 kVA aus Gußeisen, darüber aus Wellblech. Außer den oben angeführten Transformatoren werden noch Anlaß-, Prüf- und Spezialtransformatoren, Drosselspulen, Spannungswandler für 2300—11 000 Volt, sowie Stromwandler für 100 bis 600 A hergestellt. Außerdem betreibt die Firma den Bau von Induktionsmotoren von 3—15 PS, deren Preise ungefähr denjenigen der importierten Motoren gleichkommen. Bei einer Lieferung von Verteilungstransformatoren an das Kraftwerk Hsin Hsiang wurden im Vergleich mit den Preisen für das entsprechende ausländische Fabrikat folgende Preise erzielt: Drehstromtransformatoren 5 kVA 10 „ 20 „ 30 „

Tis. 159,— 245,— 376,— 414,—

Preis des Inlandsfabrikates Auslandsfabrikates G. $ G. $ = 51,— 105,— = 78,— 125,— = 120— 151,— = 132,— 167,—

In der Abteilung für Beleuchtungsmaterial werden Wand- und Deckenarmaturen, Sicherungen und Schalter jeder Art hergestellt, 35

wobei besonders bemerkenswert ist, daß die Porzellanfabrikate billiger sind als diejenigen der C. G. E. Co. Es findet ein geringer Export nach den Philippinen statt. In der Abteilung für Haushaltartikel werden Bügeleisen, Heizplatten, elektrische Grills und Heaters hergestellt, welche alle ca. 30 °/o billiger sind als die eingeführten. Außerdem werden noch eine Anzahl spezifisch chinesische Artikel, wie elektrische Handwärmer, Heizplatten fabriziert. Alle Artikel werden mit einjähriger Garantie abgegeben, während für die ausländischen Artikel eine 5—10jährige Garantie gewährt wird. Die in der Fabrik bezahlten Löhn« betragen für Mechaniker 1,50 m. $ und für Frauen 20—60 Cents pro Tag. 4. C h i n a S c i e n t i f i c I n s t r u m e n t Co., S h a n g h a i . Die Gesellschaft wurde 1924 gegründet und besitzt heute eigene Fabrikräume. Gegenüber $ 15 000 im Jahre 1924 beträgt das Aktienkapital heute $ 200 000. Die Erzeugung betrug 1926 $ 300 000. Die Belegschaft zählt 200 Mann. Das Fabrikationsprogramm umfaßt Radioapparate, Laboratoriumsbedarf, Kleinmotoren, Lichtarmaturen und Schalter. Die von einem Amerikaner geleitete Radioabteilung baut Radioapparate für militärische Zwecke, beliefert Schiffahrtsgesellschaften und sogar einige fremde Gebäude. Sie repariert ferner Radioapparate jeglichen Fabrikats. Die Firma macht hauptsächlich Spezialartikel, welche die anderen Firmen nicht herstellen. Sie will ein großes Versuchsfeld bauen und sucht zu dessen Finanzierung eine Anleihe von $ 50000. Die Firma gibt das Chinese Engineering Society Journal heraus. 5. R i v e r s i d e E l e c t r i c Co. Die Leitung ist englisch. Das Fabrikationsprogramm sieht vor: Bügeleisen, Haushaltgeräte, Ventilatoren. Die Preise sind ca. 30 %> unter denen für eingeführte Erzeugnisse, was in der Hauptsache auf den schlechten Tael-Kurs zurückzuführen ist. 6.

AsiaElectricCo. Die Firma ist eine chinesische Neugründung mit einem Aktienkapital von S. T. 5 Millionen. Das Fabrikationsprogramm sieht den Bau von Ventilatoren, Meßinstrumenten und Motoren vor. Bereits Mitte 1931 machte sich ihre Motorenkonkurrenz bei den ausländischen Firmen bemerkbar. Die Leitung ist in den Händen eines äußerst fähigen, in Amerika ausgebildeten Chinesen. 7. V a h T u n g . Das Fabrikationsprogramm der Firma umfaßt: Schalter, Oelschalter, Schaltanlagen, alles in recht guter Ausführung, außerdem 36

Transformatoren bis 150 kVA, ebenfalls in guter Ausführung, aber mit schlechtem Wirkungsgrad. Die Preise bewegen sich infolge des schlechten Silberkurses ca. 30 °/o unter den Preisen der ausländischen Konkurrenz. 8. T s e n g H u a E l e c t r i c M a n u f a c t u r i n g Co. Die Firma hat heute keine eigene Fabrikation mehr, sondern ist nur noch Kraftwerksgesellschaft. 9. C h i n a E l e c t r i c C o n s t r u c t i o n Co. Die Firma fabriziert elektrische Maschinen und Materialien. Transformatoren werden von ihr, gleichwie von Wahson und Riverside Electric Co., bis zu 150 kVA-Einheiten gebaut. 10. u. 11. K a t o h Co. E l e c t r i c W i r e s F a c t o r y Y a s u k a w a E l e c t r i c Co. Beide Firmen wurden 1930 von den Japanern in Shanghai gegründet. Die Katoh Electric Wires Factory hat ein Aktienkapital von $ 50 000, fabriziert Drähte für die Elektrotechnik und soll einen Monatsumsatz von S. T. 100 000 haben. Die Yasukawa fabriziert bei einem Aktienkapital von S. T. 100 000 elektrische Maschinen. Einzelheiten über beide Firmen sind nicht bekannt. 12. U n i o n l r o n W o r k s , S h a n g h a i . Ueber die Firma sind nähere Angaben nicht zu erfahren; sie soll Motoren und Generatoren bauen. 13. L o k o m o t i v w e r k s t a t t d e r U n i v e r s i t ä t M u k d e n . Diese baut neuerdings kleine Lichtdynamos und Kopflichtscheinwerfer. B. Radioindustrie. Beim Aufkommen des drahtlosen Nachrichtenwesens in Europa und Amerika brachten zwar einige Kaufleute und „Returned Students" Empfangsgeräte nach China mit, bei der Bevölkerung blieb aber das drahtlose Nachrichtenwesen unbekannt. Bezeichnend dafür ist, daß einige Studenten der Nanyang-Universität, als sie sich Empfangsgeräte in ihren Wohnungen eingebaut hatten, wegen Spionage verhaftet und erst auf Vorstellung der Universitätsbehörden freigelassen wurden. Die Verbreitung des drahtlosen Nachrichtenwesens wurde nach und nach eingeleitet durch die Bastelarbeiten der Schüler und der jungen Leute aus den gebildeten Ständen. Einzelteile wurden aus dem Ausland bezogen, und ein selbstgebautes 3-Röhren-Empfangsgerät kam nur auf ca. $ 35,—, während es komplett aus dem Ausland bezogen ca. $ 70,— kostete. Auch Sendeanlagen wurden zum gegen37

seitigen Nachrichtenaustausch in modernen chinesischen Familien selbst gebaut. Solche Sendeanlagen kamen ebenfalls nur auf etwa 50 %> des Preises eines kompletten und gleichwertigen Auslandapparates. Daneben wurden immer mehr fremde Empfangsgeräte eingeführt, vornehmlich aus Deutschland, Frankreich, Amerika und Japan. Trotzdem wollte lange Zeit kein Radiodienst aufkommen. Ein vom Verkehrsministerium eingerichteter drahtloser Dienst mit langen Wellen wurde nach einiger Zeit wieder aufgegeben, und erst als nach Jahren des Stillstandes die Militärbehörde auf dem Feldzug nach dem Norden 1926 Kurzwellenstationen mitführte, erfuhr das drahtlose Nachrichtenwesen eine nachhaltige Belebung. Bereits im Jahre 1929 gab es dann eine Anzahl von Empfangs- und Sendestationen, die mittlerweile auf über 80 Stationen angewachsen sind. Da bei der derzeitigen inneren Lage Chinas die Zerstörung von Telegrafenlinien nicht selten ist, gewinnt der drahtlose Nachrichtendienst erhöhte Bedeutung, und die Provinzialregierungen haben bereits mit der Anlage kleiner Sende- und Empfangsstationen angefangen. Damit waren auch die Voraussetzungen für eine einheimische Radioindustrie gegeben. Diese entwickelte sich ziemlich rasch und heute fabrizieren bereits zahlreiche chinesische Fabriken Radioapparate. Die vier bedeutendsten sind: 1. C h i n e s e G o v e r n m e n t R a d i o W o r k s ,

Shanghai.

Die rein staatlichen Werke wurden im Mai 1927 unter den Auspizien des militärischen Hauptquartiers in Nanking eingerichtet und dann dauernd subventioniert. Im November 1928 wurde die Firma von der Nacoco mit der Absicht übernommen, auf dem großen Gelände eine moderne Großfabrik für elektrotechnische Artikel zu erstellen. Die Nacoco plante eine Anlage im Gesamtwerte von m. $ 10 Millionen; für den Bau der Glühlampenfabrik sollten allein m. $ 500 000 bereitgestellt werden. Die 10 Millionen sollten je zur Hälfte aus chinesischem und ausländischem Kapital aufgebracht werden. Das Fabrikationsprogramm sollte sich erstrecken auf: elektrische Generatoren und Motoren, Transformatoren, Oelschalter und Kontroller, Schiffsmaschinen und Zubehör, Zähler jeder Art, kleine Schalter und Zubehör, Isolatoren, Drähte und Kabel, Batterien und Haushaltapparate. Die Firma hat einen 250 W-Sender herausgebracht, der mit m. $ 10 000 verkauft wird. Das von ihr gebaute 6-Röhren-Gerät trägt die Schutzmarke „Chigora". Ueber 50 von diesen Apparaten wurden innerhalb von 2 Monaten verkauft. Heute wird die Firma auf kaufmännischer Basis betrieben. Ihr Wert wird mit m. $ 90 000 angegeben und ihre Monatsproduktion beträgt 20—40 Apparate. 38

2. D i e T r i o C o. beliefert bei wachsendem Geschäftsumfang hauptsächlich Behörden. Sie repariert auch elektrische Apparate und besitzt eigene Fabrikations- und Ausstellungsräume. 3. D i e S h a n g h a i E l e c t r i c Co. besitzt ebenfalls eigene Fabrikations- und Ausstellungsräume und baut außer Radiogeräten noch andere elektrische Artikel. 4. D i e C h i n a S c i e n t i f i c I n s t r u m e n t C o . wurde bereits unter den Fabriken mit allgemeinem Fabrikationsprogramm beschrieben. Diese vier Werke stellen alle Teile selbst her, mit Ausnahme der vom Ausland bezogenen Röhren und Hochspannungsmaschinen. Allerdings betonen die Chinesen immer wieder, daß sie dank ihrer im Ausland vorgebildeten Ingenieure auch diese Teile sehr wohl selbst herstellen könnten. Nur wäre der derzeitige Markt noch zu klein, um die Investition des zur Errichtung einer Fabrik für Radioröhren und Hochspannungsgeneratoren erforderlichen Kapitals zu rechtfertigen. Von den übrigen Firmen bauen einige nur die aus dem Ausland bezogenen Einzelteile zusammen, andere wiederum machen kleine Teile selbst und beziehen lediglich empfindlichere Teile aus dem Ausland. Alle diese in China hergestellten Apparate aber bedeuten eine erhebliche Konkurrenz für die an der Einfuhr beteiligten Länder. Noch vor sieben Jahren war der Handel in Radiogeräten von einigen wenigen fremden Firmen beherrscht. Das damals außerrodentlich hohe Preisniveau wurde beim Erscheinen der billigen in China selbst gebauten Apparate stark heruntergedrückt. Es läßt sich vielleicht sagen, daß die damaligen Preise eine eigene Radioindustrie geradezu hervorrufen mußten. Die chinesische Regierung verwendete damals in ihren Stationen entweder englische Marconi-Apparate oder deutsche Telefunken-Apparate. Ein gewöhnliches transportables Militärgerät beispielsweise kostete m. $ 12 000, während jetzt ungefähr dieselben Geräte chinesischen Fabrikats für m. $ 2000 gekauft werden können. Eine Gegenüberstellung der Preise für importierte und für chinesische Apparate, einschließlich Reserveteilen und Zubehör, zeigt folgendes Bild: Art der Apparate Für Stationsgebrauch

Für militärische

Zwecke

Leistung in W 500 250 100 15 50

Preise in m. $ der importierten in China gebauten Apparate Apparate 15 000,— 5 000,— 10 000,— 3 800,— 7 000,— 2 800,— 5 000,— 2 000,— 6 000,— 2 400,—

39

C. Taschenlampenindustrie in Shanghai. Durch Unsicherheit und mangelhafte Beleuchtung der Straßen in den chinesischen Städten hat der Taschenlampenverbrauch in China ungewohnte Dimensionen angenommen. Der Bedarf wurde bis 1928/29 ausschließlich durch eine bedeutende Einfuhr gedeckt. Nachstehende Uebersicht zeigt Größe und Herkunft der Taschenlampeneinfuhr, die noch zu ergänzen ist durch eine größenmäßig gleichgeordnete Einfuhr von Taschenlampenbatterien: von USA Japan Deutschland Hongkong England Frankreich Schweden Uebrige total

1928 HT 368 812,— 177 011,— 87 827,— 3 911,— 2 052,— 5 146,— 220,— —

644 979,—

1929 HT 357 711,— 141 724,— 104 292,— 27 824,— 916,— 1 666,— 781,— 1 496,— 636 409,—

1930 HT 258 642,— 144 470,— 92 341,— 75 214,— 65,— 481,— —

3 904,— 575 117,—

Da die Herstellung von Taschenlampen und deren Batterien verhältnismäßig einfach ist, gingen nunmehr chinesische Fabrikanten zur Eigenproduktion über. So erschien 1928 zuerst die Hwa Chen Electric Co., 1929 folgte die Yung Feng Electric Co. und 1930/31 entstand rasch eine ganze Reihe einschlägiger Fabriken. Nachstehend werden die wichtigsten Unternehmen mit einem Aktienkapital zwischen m. $ 3 000 und m. $ 50000 genannt: Cheng Min Electric Co., Teh Yu Electric Co., Yung Feng Electric Co., Yung Feng II Electric Co., Ta Chen Electric Co., Tung Min Electric Co., Yung Min Flash Light Manufacturing Co., Hwa Chen Electric Co., Ching Ta Co., Cheng Hing Machine Works, Yao Hwa Electric Co., Cheng Hwa Electric Co., Cheng Hwa II Electric Co., Kwan Chiu Co. und Yung Kwong Electric Co. 1931 wurde weiterhin in Macao eine Batteriefabrik gegründet, die mit modernsten Maschinen ausgestattet ist und deren Ingenieure im Ausland vorgebildet sind. 1926 wurde in Hangchow eine Batteriefabrik gegründet und die 1918 gegründete Great Eastern Carbon and Battery Manufacturing Co. 1927 erweitert. Sie unterhält 3 Abteilungen: eine Kohleabteilung, eine Abteilung für große und eine andere für kleine Batterien. Die Gesamterzeugung kann nicht genau festgestellt werden. Schätzungsweise werden täglich etwas über 10 000 Lampen der 300 Fuß-Type in Shanghai hergestellt. Da diese Lampe etwa 90°/o des Bedarfs deckt, ist die Gesamterzeugung mit 11—12000 Lampen pro Tag anzunehmen. Da in China jährlich an ca. 350 Tagen gearbeitet wird, ergibt das jährlich ca. 4 Millionen Stück im Gesamt40

wert von zirka 4 Millionen Dollar. Bei dieser Schätzung ist allerdings noch die bekannte Abhängigkeit des Taschenlampenverbrauchs von der Jahreszeit zu beachten. Dank dieser Eigenproduktion ist die Einfuhr von Taschenlampen — wie aus der Tabelle ersichtlich — seit 1928/29 ständig zurückgegangen. Dabei dürfte der mengenmäßige Einfuhrrückgang noch größer sein, da der Haikwan Tael seit dem Absinken des Außenwertes eine kleinere Warenmenge repräsentiert. Von den chinesischen Taschenlampen sind hauptsächlich zwei Typen am Markt: eine kleine Lampe, hergestellt von Yung Kwong und Kwan Chiu, die per Dutzend für m. $ 2,20 verkauft wird, sowie eine größere und teurere Type. Die Preise der chinesischen Taschenlampen schwanken entsprechend der Lichtstärke wie folgt: Leuchtweite 200 Fuß 300 „ 400 „ 500 „ 700 „ 1000 „ 1500 „

Preis per Dutzend } 9,20 $ 10,20 $ 13,20 $ 15.— $ 17,50 $ 20,40 $ 22,80

Hauptabnehmer der Taschenlampen sind die nordchinesischen Hafenstädte und das Yangtze-Tal. Ein Teil der Erzeugnisse wird von der Armee aufgenommen und ein weiterer Teil wird nach Singapore, Java und den Straits Settlements exportiert, da hier überall Chinesen wohnen, die nur chinesische Erzeugnisse kaufen. D. Neonlicht-Fabriken in Shanghai. Der Chinese liebt grelle und starke Beleuchtung. Chinesische Restaurationen und Warenhäuser sind besser beleuchtet als solche in Europa und Amerika. Obwohl die Einrichtung der Neon-Beleuchtung kostspielig ist, hat das Neon-Licht in China rasch Eingang gefunden und findet außer in der Lichtreklame auch für Flugplatzbeleuchtung und als Leuchtturmfeuer Verwendung. In Shanghai bestehen drei Neonlicht-Fabriken: Claude Neon Light Federal Inc. USA, Beige Neonlite Co., Hsin Kwang Co. In erstgenannter Fabrik sind unter der Leitung amerikanischer Ingenieure Chinesen herangebildet worden. Die Fabrik befindet sich auf dem höchsten Stand der Technik und nichts, was mit Maschinen fabriziert werden kann, wird von Hand hergestellt. Die drittgenannte Gesellschaft wurde 1929 mit einem Aktienkapital von $ 120 000 von Japanern gegründet. Ihr monatlicher Umsatz soll S. T. 10 000 betragen. 41

m . A b s c h n i 11.

Die China-Elektro-Einfuhr A,, Abriß der allgemeinen Handelsbeziehungen in und mit China. Die Staaten des westlichen Europas gingen bereits im frühen Mittelalter von der geschlossenen Familien- oder Hauswirtschaft zur Stadtwirtschaft über. Mit dem Wandel der Staatsauffassung erweiterte sich die Stadtwirtschaft im späten Mittelalter zur Staatswirtschaft merkantilistischer Prägung. Nach Ueberwindung der bevormundenden staatlichen Wirtschaftspolitik entwickelte sich mit dem Gedankengut der Aufklärung und dem Fallen vieler wirtschaftlicher Bindungen und Vormachtstellungen im 19. Jahrhundert die freie Verkehrswirtschaft: die durch weitgehende Arbeitsteilung getrennte und durch den Markt wieder verbundene Volkswirtschaft. Die Vereinigten Staaten durchliefen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung diese einzelnen Stadien in erheblich kürzerer Zeit und standen nach der militärischen Beendigung des Weltkrieges auf einer Stufe mit den beiden modernsten Volkswirtschaften: Deutschland und Großbritannien. In China dagegen war die geschlossene Hauswirtschaft noch bedeutend länger eine wesentliche Form der Wirtschaftsordnung. Erst in den letzten Jahrzehnten lassen sich die Ansätze einer rascheren Entwicklung beobachten. Daß sich in China ein Austausch von Gütern und Leistungen zwischen den verschiedenen Einzelwirtschaften auf wenige Gegenstände beschränkte und sich nur in verhältnismäßig geringem Umfange durchsetzen konnte, erklärt sich zu einem guten Teil aus der chinesischen Weltanschauung. Diese bewertet eine Ausweitung des Güterbestandes und eine Erhöhung des Lebensstandards innerhalb des menschlichen Lebensglücks bedeutend geringer als etwa die Sozialsysteme des Liberalismus, des Marxismus und des Kommunismus bolschewistischer Prägung. Noch ein Laotze verurteilt jeden Handel und Verkehr als etwas Naturwidriges und erblickt in einer einfachen Lebensführung unter Reinhaltung des völkischen Lebens das Ideal der menschlichen Gesellschaft. Auch die Urkunden des Konfuzius sind voll Warnungen an die Fürsten, sich der seltenen und kostbaren Güter zu enthalten. Dementsprechend war auch in früher Zeit in China der Außenhandel durch Verfügungen der Regierung verboten. Kennzeichnend ist, daß von den vier chinesischen Ständen der Händlerstand der unterste war. Trotz dieser mannigfaltigen Be42

schränkungen konnte weder der Binnenhandel noch der Außenhandel auf die Dauer vollständig unterbunden werden. Die Verbote und Beschränkungen waren vielmehr mit die Ursachen für eine entgegengesetzte Entwicklung. Um den skeptischen Einheimischen nicht allein und unter Umständen schutzlos gegenüber zu stehen, schlössen sich die fremden Händler in sogenannten Gilden oder Klubs zusammen. Schon in ziemlich früher Zeit vereinigten sich die Händler einer oder auch mehrerer Nachbarprovinzen in solchen Gilden. Diese Organisationen zu gegenseitigem Schutz besaßen als geschäftliche und gesellschaftliche Mittelpunkte häufig große eigene Gebäude. Um die ihnen von allen Seiten entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden und das Ansehen des Handels und der Händler zu verbessern, befleißigten sich die Gildenmitglieder einer besonders reellen und einwandfreien geschäftlichen Betätigung. So war jeder einzelne Kaufmann der Gildeleitung für ein unbedingt einwandfreies Geschäftsgebaren verantwortlich. Die spätere Zusammenarbeit dieser Organisationen mit den einheimischen Handelskammern in den größeren Städten bewirkte, daß der Kaufmannsstand langsam aber ständig an Ansehen und Macht gewann. Die Zusammenarbeit zwischen fremdem Kaufmann und einheimischem Händler ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung. Da ein direkter Handel zwischen den Ausländern und einheimischen Kunden meist schon an mangelnden Sprachkenntnissen und fehlenden gesellschaftlichen Verbindungen scheiterte, wurden ihnen an den Orten, wo sie sich niederlassen durften, von der chinesischen Regierung einheimische Kaufleute beigegeben. Diese hatten über das Geschäftsgebaren der Ausländer ein gewisses Kontrollrecht und waren für sie gegenüber der Regierung verantwortlich. Daraus entwickelte sich mit der Zeit der Brauch, daß jede ausländische Firma einen chinesischen Handelsagenten hatte, der ihr Bestellungen zubrachte und aus den getätigten Abschlüssen eine gewisse Provision bezog. Der Handelsagent — Compradore genannt — hatte ursprünglich den Charakter eines kaufmännischen Angestellten. Im Laufe der Entwicklung kam es aber immer mehr vor, daß der Handelsagent neben seiner Arbeitskraft auch Kapital zur Verfügung stellte und so stiller Teilhaber wurde- In neuerer Zeit finden sich sogar Verhältnisse, in denen das Betriebskapital ganz von Chinesen aufgebracht wird und die fremden Firmenchefs nur die Einkaufsagenten ihrer chinesischen Partner sind. Seit Beginn dieses Jahrhunderts vergrößerte sich das chinesische Außenhandelsvolumen ständig bis in die letzten Jahre. Der A n t e i l d e r e l e k t r o t e c h n i s c h e n E r z e u g n i s s e an der Gesamteinfuhr Chinas betrug: 1903: 0,126%; 1913: 0,67 °/o; 1923: 1,36°/« und 43

1933: 1,9 °/o. Der Anteil der elektrotechnischen Erzeugnisse an der chinesischen Gesamteinfuhr ist also auch heute noch verhältnismäßig gering. In Anbetracht der neuesten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und der ungeheuren Größe des chinesischen Wirtschaftsgebietes dürften daher die Erzeugnisse der elektrotechnischen Industrie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ihren Anteil an der Gesamteinfuhr vergrößern. B. Die Statistik der chinesischen Zollbehörde. Die chinesische Statistik erfaßt die Einfuhr nach ihrem Ursprungshafen. Das ist für die Betrachtung der elektrotechnischen Erzeugnisse günstig. Elektrotechnische Erzeugnisse werden aus den USA nach China wohl kaum von einem anderen Hafen als einem USA-Hafen verschifft; nur in wenigen Fällen kommt vielleicht ein kanadischer Hafen in Betracht. Ebenso werden die elektrotechnischen Erzeugnisse aus Japan, England und Deutschland regelmäßig in einem Hafen des tatsächlichen Lieferlandes verschifft. Nur bei Deutschland ist etwas Vorsicht geboten, da die Erzeugnisse der rheinischen elektrotechnischen Industrie wahrscheinlich teilweise unter belgischer oder niederländischer Flagge in der chinesischen Einfuhrstatistik auftreten. Die von Hongkong nach China eingeführten elektrotechnischen Erzeugnisse werden von Hongkong selbst wieder aus einem dritten Land eingeführt, da Hongkong keine eigenen elektrotechnischen Fabrikationsstätten besitzt. Im großen und ganzen stammen die aus Hongkong nach China gelieferten Waren aus England. In der Statistik der chinesischen Zollbehörde erscheint zum ersten Mal 1903 eine Rubrik „elektrotechnische Erzeugnisse und Zubehör". 1906 folgte eine zweite Position „Telegrafen- und Telefonmaterial" und erst 1923 werden „Maschinen für elektrische Kraftstationen" (Generatoren, Dynamos) als dritte Position hinzugefügt. Von 1924 an wird die Position „elektrotechnische Erzeugnisse und Zubehör" in 11 Untergruppen aufgegliedert, doch werden für diese Gruppen keine Angaben über das Herkunftsland gemacht. Seit dem Jahre 1932 gibt die Statistik der chinesischen Zollbehörde eine weitgehende Aufgliederung nach Warengruppen und Herkunftsländern. Damit werden zum ersten Mal genaue Untersuchungen über die Struktur der chinesischen Elektroeinfuhr möglich. Eine Uebersicht über die China-Elektroeinfuhr in der großen Zeitspanne von 1 9 0 3 — 1 9 3 1 gibt die Tabelle 1 4 . Da im Verlauf einer derartigen Entwicklung das einzelne Jahr kein zuverlässiges Bild gibt und die Uebersicht über die typischen Momente der Entwicklung stört, wurden durch charakteristische Zeitspannen Schnitte gelegt. Zur Bezugseinheit wurde der Haikwan Tael gewählt, da die dauernde 44

Schwankung seines Außenwertes in der vorgelegten Zeit sonst die Vergleichbarkeit trüben würde. In dieser Aufstellung sind die Einfuhranteile der wichtigsten Länder in absoluten Werten und in Prozentsätzen angegeben. Neben diesen tragenden Ländern enthält die Rubrik „Uebrige" im wesentlichen die Einfuhr aus Schweden, Norwegen, Frankreich, Schweiz, Oesterreich und der Tschechoslowakei. Die China-Elektroeinfuhr in den Jahren 1925—1931 wird nach Warengruppen in Tabelle 15 dargestellt. Die gegenwärtige Struktur der China-Elektroeinfuhr ist in weitgehendster Aufgliederung aus Tabelle 16 ersichtlich. Die Zentraltabelle gibt für jede Warengruppe den Anteil an der gesamtelektrotechnischen Einfuhr, die Einfuhr aus den einzelnen wichtigen Lieferländern in absoluten Werten und schließlich den prozentualen Anteil des Einfuhrlandes an der Gesamteinfuhr der Gruppe und der gesamtchinesischen Einfuhr an. Die Bedeutung des chinesischen Marktes in der Welt-Elektroausfuhr und innerhalb der deutschen Elektroausfuhr wird für die Jahre 1925—1934 durch Tabelle 17 skizziert. Die Wiederausfuhr spielt für die Gesamtbeurteilung keine Rolle, da sie nur einen geringen Teil der Einfuhr ausmacht und nur selten bis zu 5 °/o beträgt. Da die Statistik der chinesischen Zollbehörde erst von 1903 an eine besondere Position für elektrotechnische Erzeugnisse kennt, kann nach ihr die Einfuhr in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nicht festgestellt werden. Um für die Entwicklung in diesem Zeitraum einen einigermaßen geeigneten Anhaltspunkt zu finden, wurde auf die Statistik der Ausfuhrländer zurückgegangen. Da aber dieser Methode grundsätzliche statistische Bedenken entgegenstehen und vor allem dieser Zeitabschnitt für eine Beurteilung der heute interessierenden Verhältnisse in keiner Weise erheblich oder aufschlußreich ist, wurde auf eine Wiedergabe im Rahmen dieser Arbeit verzichtet. Der Durchschnittskurs des Haikwan Tael ist in Reichsmarknotierungen in Tabelle 13 enthalten. C. Regionale Verteilung der China-Elektro-Einiuhr. Bei der Besprechung der chinesischen Industrie wurde China in vier Zonen eingeteilt: Südchina, Mittelchina, Nordchina und die Mandschurei. Hier wird nun versucht, die Verteilung der elektrotechnischen Einfuhr auf die verschiedenen Zonen darzustellen, indem die Elektro-Einfuhr nach den Häfen der einzelnen Zonen zusammengefaßt wird. Als m a n d s c h u r i s c h e Häfen sind zu betrachten: Aigun, Manchouli, Suifenho, Harbin, Antung, Lahasusu, Hunchun, Dairen, Lungchingtsun, Newchwang.

45

Die Häfen von N o r d c h i n a Lungtow, Chefoo, Kiaochow.

sind: Tientsin,

Chingwangtao,

Bei M i t t e l c h i n a sind drei verschiedene Gebiete und Hafengruppen zu unterscheiden: 1. Die Häfen des o b e r e n Y a n g t z e : Chungking, Wanhsien, Ichang, Shasi, Changsha, Yochow. 2. die Häfen des u n t e r e n Y a n g t z e : Hankow, Kiukiang, Wuhu, Nanking und Chingkiang. 3. die Häfen der m i t t e l c h i n e s i s c h e n K ü s t e : Shanghai, Soochow, Hangchow, Ningpo und Wenchow. In S ü d c h i n a schließlich kommen die Häfen der Südküste, des Westflusses und der südlichen Grenze in Betracht, nämlich: Santuao, Foochow, Swatow, Amoy, Canton, Kowloon, Lappa, Kongmoon, Samshui, Wuchow, Nanning, Kiungchow, Pakhoi, Lungchow, Mengtze, Szemao und Tengyueh. 1. D i e E i n f u h r n a c h d e r M a n d s c h u r e i bewegt sich zwischen 15 % und 33 % der gesamten Elektro-Einfuhr, und zwar hat die Mandschurei seit 1925 dauernd mehr als ein Viertel der Gesamteinfuhr aufgenommen. Die Einfuhr von Maschinen für elektrische Kraftstationen hat 1928 mit 25,5 % ihren Höhepunkt erreicht und seitdem stark abgenommen, da eine gewisse Sättigung im Zentralenbau eingetreten ist. Die dagegen steigende Einfuhr von elektrischem Material nach der Mandschurei erklärt sich einfach daraus, daß nach beendigtem Zentralenbau der Ausbau der Netze und die Durchführung der Hausinstallation erfolgt. Im Telefon- und Telegrafenmaterial wurde ebenfalls mit ca. 30% der Gesamteinfuhr im Jahre 1928 der Höhepunkt erreicht. In den beiden folgenden Jahren liegt der Anteil dieser Gruppe unter 10 %. 2. D i e E i n f u h r n a c h N o r d c h i n a . Die Einfuhr von elektrischem Material nach Nordchina machte vor dem Kriege 10 bis 15 % der Gesamteinfuhr aus. In den Nachkriegs jähren war eine ständige Steigerung zu beobachten, die 1922 ca. 21 %, 1925 ca. 17 % betrug und sich seit 1928 ziemlich gleichmäßig um 10 %> der Gesamteinfuhr bewegt. Die Einfuhr von Maschinen für elektrische Kraftstationen, die 1924 11 % der Gesamteinfuhr erreichte, ist starken Schwankungen unterworfen und betrug 1930 17°/o. Diese hohe Ziffer hängt mit der Einfuhr einer großen Turboanlage aus Deutschland zusammen. Anders liegen die Verhältnisse bei Telegrafen -und Telefonmaterial. 1913 betrug der Anteil Nordchinas an der Gesamteinfuhr fast 50 %, und auch nach dem Kriege war er bis 1927 dauernd sehr hoch, nämlich 37°/» 1922, 3 5 % 1924 und 39% 1926. Seit 1928 nimmt er ständig ab und 46

erreichte 1930 noch nicht 5 %. Auch hier ist eine gewisse Sättigung eingetreten. 3. D i e E i n f u h r n a c h M i t t e i c h i n a . Mittelchina mit Shanghai an der Spitze nahm — wie nicht anders zu erwarten ist — stets den ersten Platz ein. Sein Anteil an der Einfuhr von elektrotechnischem Material betrug nur in den Jahren 1 9 2 4 — 1 9 2 7 weniger als die Hälfte der Gesamteinfuhr, lag aber immer noch über 40 %. Shanghai ist der Hauptabnehmer, während der untere Yangtze dauernd unter 10 °/o bleibt und der obere Yangtze nur ein einziges Mal 3 % erreichte, sonst aber mit 2 Ausnahmen stets unter 2 % liegt. Von den insgesamt eingeführten Maschinen für elektrische Kraftstationen bewegte sich der Anteil Mittelchinas zwischen 50 und 80 %, wobei wieder der Löwenanteil auf die Häfen der mittelchinesischen Küste entfiel.. Der untere Yangtze blieb mit Ausnahme von 1 9 1 3 , wo er fast 3 3 ° / » der gesamten Einfuhr an Antriebsmaschinen aufnahm, dauernd weit unter 1 0 ° / o . 1 9 3 0 betrug sein Anteil sogar unter i ° / o . Der obere Yangtze blieb nach dem Kriege mit zwei Ausnahmen unter 1 %• Von den total eingeführten Maschinen für elektrische Kraftstationen entfielen 1923 fast 70 °/o auf die Shanghaigruppe, welche auch in den folgenden Jahren nie unter 4 3 % sank und meist über 5 0 ® / o lag. Der untere Yangtze hatte einen bemerkenswerten Bedarf an Maschinen für elektrische Kraftstationen, der 1924 fast 2 7 % der Gesamteinfuhr erreichte, aber auch 1923, 1925 und 1926 über 11 % betrug und nur in den folgenden Jahren unter 10% blieb. Der obere Yangtze ist auch hier unbedeutend. Sein Anteil betrug mit 2 Ausnahmen dauernd unter 2 %. Etwas anders lagen die Verhältnisse bei Telefon- und Telegrafenmaterial. 1913 nahmen die Häfen der mittelchinesischen Küste knapp 16% der Gesamteinfuhr auf, während der untere und der obere Yangtze mit je über 7 % beteiligt waren. Schon 1921 aber führte die Shanghai-Gruppe mit ca. 49%, zeigte in den Jahren 1922 bis 1928 starke Schwankungen bis zu 1 6 % herunter, erreichte 1929 wieder 50 % und führte 1930 mit 65 %. Aber auch der untere Yangtze nahm ziemlich viel auf. 1921 ca. 13%, blieb dann bis 1928 unter 10%, stieg jedoch 1929 und 1930 wieder auf 17%, bzw. 19%. Der obere Yangtze ist ganz unbedeutend. Seit 1921 hat er nur einmal 2°/» erreicht und stand 1930 bei knapp 1 %. 4. D i e E i n f u h r n a c h S ü d c h i n a . Südchina steht im Anfangsstadium des Elektrifizierungsprozesses. 1913 und 1914 nahm es ca. 10% und 1915 sogar 14% der Gesamteinfuhr an elektrotechnischem Material auf. Bei den Maschinen für elektrische Kraftstationen ist der Anteil auch 1930 noch unbedeutend. Allerdings wurde auch diesem Gebiet in den letzten Jahren erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, und es ist anzunehmen, daß die Elektrifizierung Südchinas in den 47

nächsten Jahren ziemlich schnell vor sich gehen wird. Schon heute verstärken daher viele der in China tätigen elektrotechnischen Firmen ihren in Südchina stationierten Beamtenstab. In den verschiedenen Städten werden Zweigbüros errichtet und namentlich von Hongkong aus wird dieser unerschlossene Markt intensiver bearbeitet. Neben den schon früher aufgetretenen Amerikanern bemühen sich vor allem deutsche, japanische und englische Firmen. Zusammenfassend ist zu sagen, daß nach wie vor die Küstenprovinzen von Mittelchina das dankbarste Feld für den Absatz elektrotechnischer Erzeugnisse bilden. Allen voran steht verständlicherweise Shanghai mit seinem großen mannigfaltigen Bedarf an elektrotechnischen Erzeugnissen jeder Art. Allerdings ist hier der Kampf auch weitaus am stärksten und wird von allen Konkurrenten rücksichtslos geführt. Zudem bildet hier die aufstrebende elektrotechnische Industrie eine immer fühlbarer werdende Konkurrenz, die sich jedoch langsam auch auf das Hinterland erstreckt und bereits Plätze am unteren Yangtze erreicht hat. Japan gibt seit 1926 für isolierte Drähte und elektrische Maschinen die Verteilung seiner Einfuhr auf die verschiedenen Zonen Chinas an. Da diese Gruppen — wie aus Tabelle 16 ersichtlich — einen tragenden Teil der gesamtjapanischen Elektroeinfuhr in China ausmachen und in Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse eine Beobachtung zum mindesten aufschlußreich ist, wird diese regionale Verteilung in Tabelle 18 wiedergegeben.

48

IV. A b s c h n i 11

Die Konkurrenzlage bei den verschiedenen Materialien A. Allgemeine Bemerkungen über das Kraftwerksgeschäft. Als Einleitung zu der Besprechung der einzelnen Materialien und ihrer Absatzmöglichkeiten in China seien zunächst ergänzende Ausfährungen über die chinesische Energiewirtschaft gegeben. Aus der Uebersicht über die installierte Leistung und ihre Verteilung auf die einzelnen Werke in Teil F des Abschnittes I ergibt sich, daß 24,7 °/o der Gesamtleistung in Händen von chinesischen Privatfirmen sind, die der Zahl nach 72,3 °/o ausmachen. Da aber mit Chinesen zu bearbeitende Geschäfte äußerst zeitraubend, kostspielig und unsicher sind, kann man wohl sagen, daß bei Bearbeitung des chinesischen Kraftwerksgeschäftes der größte Teil der Unkosten auf V4 der Leistung entfällt. Normalerweise können diese Verhandlungen auch nicht ohne Zuhilfenahme von Compradoren durchgeführt werden, die namentlich im Innern des Landes ganz unentbehrlich sind. Die meisten Kunden kennen außer chinesisch keine andere Sprache, sind gewöhnlich erst mit wenigen Ausländern zusammengekommen und ganz in chinesischen Sitten befangen. 5 , 7 % der Leistung und 2,3 °/o der Zahl aller Kraftwerke sind im Besitz von Behörden. Da die entscheidenden Personen hier durchweg Regierungsbeamte sind, ist die Einzelbearbeitung ebenfalls zeitraubend und deshalb schwierig, weil sie bei der Vergebung von großen Aufträgen von allen interessierten Firmen stark umworben werden. Das Geschäft ist allerdings auch etwas einfacher, da es sich um verhältnismäßig große Werke mit wenigen Leitern handelt. Das Geschäft mit den in ausländischem Besitz befindlichen Kraftwerken ist verhältnismäßig einfach, da ca. 32,7 % der Gesamtleistung in nur 4,8 °/o der Gesamthände liegen. Allein hier ist die dem Scheine nach offene Konkurrenz in Wirklichkeit gebunden durch die Rücksichtnahme auf die Industrie des Heimatlandes. Soweit die Kraftwerke in englischem, französischem, amerikanischem, japanischem und auch belgischem Besitz sind, ist die Erfolgsaussicht der deutschen Firmen von vornherein durch diese nationale Rücksicht belastet. Die in chinesischen Händen befindlichen Fabrikkraftwerke erfordern zwar eine zeitraubende und langwierige Bearbeitung, sie bie49

ten aber allen Konkurrenten grundsätzlich die gleichen Abschlußmöglichkeiten. Soweit die Fabrikkraftwerke in ausländischem Besitz sind, gelten die gleichen Verhältnisse wie bei den Kraftwerken der öffentlichen Versorgung. Der Umfang des Kraftwerksgeschäftes war in den Vorkriegsjahren nicht bedeutend. 1913 gab es in China kaum 60 öffentliche Werke. Da in der Statistik der Nacoco von 1929 575 Werke aufgeführt sind, müssen in den 16 Jahren 515 neue Werke hinzugekommen sein. Nachstehend ist die Zunahme der Kraftwerke von 1913—1928 angegeben. Das Gründungsjahr von 244 Kraftwerken ist nicht bekannt. Es handelt sich dabei aber ausnahmslos um kleine und kleinste Werke, die das Gesamtbild der installierten Leistung nicht stark verändern können. Sie wurden daher gleichmäßig auf die einzelnen Jahre verteilt. bis 1913,

60

Zunahme der chinesischen Kraftwerke 1913—1928 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26,

neu hinzugekomm. 24

32

34

42

38

36

47

39

32

56

31

28

30

27,

28

18

24

Außer den öffentlichen Werken gab es 1913 noch eine Anzahl von Kraftwerken in Fabriken und Gruben, sowie 2 Straßenbahnen in Shanghai und eine in Peiping. In Anbetracht der riesenhaften Größe des Landes und der Vorliebe des Chinesen für Helligkeit ist die Zahl von ca. 70 Kraftwerken zu Beginn des Weltkrieges natürlich außerordentlich klein. Hätte die chinesische Regierung nicht den Landerwerb außerhalb der Vertragshäfen nur für Chinesen erlaubt, so hätte sich voraussichtlich damals schon ein Netz von Zentralen über das ganze Land ausgebreitet. So befinden sich ausländische Zentralen lediglich in den „offenen" Städten. Nun könnten allerdings ausländische Unternehmungen schon Wege finden, um solche Kraftwerke zu betreiben, da aber das Risiko immer noch sehr groß ist, haben sich Ausländer bis heute gescheut, außerhalb der Vertragshäfen eigene Kraftwerke zu bauen. Obwohl die privaten chinesischen Werke meistens Aktiengesellschaften sind und eine stille Teilhaberschaft von Ausländern durch Uebernahme eines Aktienpaketes daher grundsätzlich möglich ist, hat sich, vielleicht mit Ausnahme Japans, ausländisches Kapital noch nicht in größerem Umfang an der Finanzierung derartiger Werke beteiligt. Das Risiko ist eben gegenüber dem zu erwartenden Gewinn immer noch zu hoch. Gewöhnlich kann sich die Firma, die beim ersten Ausbau des Kraftwerks die Maschinen geliefert hat, auch die nachfolgenden Bestellungen sichern. Auch dieser Umstand hat es bisher nicht vermocht, ausländisches Kapital in größerem Umfang für den chinesischen 50

Kraftwerksbau ins Land zu ziehen. Anscheinend wartet man auf ruhige Zeiten, in denen ausländische Finanzkreise wohl eher daran denken, durch Beteiligung an chinesischen Kraftwerksgesellschaften sich Bestellungen auf Kraftwerksbedarf zu sichern. B. Nichtelektrische Antriebsmaschinen. 1. K e s s e l . Vor dem Weltkriege wurden in China fast nur Flammrohr- oder Lancashire-Kessel verwendet. Im Kriege und nachher ist man zum Rauchrohrkessel übergegangen. Obwohl man einige deutsche und amerikanische Kessel antreffen kann, ist das weitaus größte Geschäft englisch und liegt in den Händen einer einzigen Firma. Nur bei ganz großen Anlagen wurden und werden heute noch die einzelnen Teile getrennt ausgeschrieben, während normalerweise die Lieferung des Zubehörs zum Kesselhaus mit dem Kessel geht. Erfahrungsgemäß führen nur jene Angebote zu Bestellungen, bei denen der Vertreter in China in der Lage ist, ein einheitliches Angebot auf Kessel, Stocker, Economiser, Pumpen usw. abzugeben. Solche Angebote können aber nur jene Firmen abgeben, welche in China geschultes Ingenieurpersonal zur Verfügung haben. Während früher elektrotechnische Erzeugnisse nur von den Importhäusern gehandelt wurden, sind aus den erwähnten Gründen — die ja bei jedem Großprojekt auftreten — die großen Fabrikationsfirmen des Auslandes dazu übergegangen, in China eigene Ingenieurbüros einzurichten. Diese bearbeiten teils selbständig, teils mit den angeschlossenen Importhäusern zusammen die anfallenden Projekte und erhöhen so wiederum die Stoßkraft der Importhäuser, da sie die umständliche und zeitraubende Einschaltung des in der Heimat gelegenen Stammhauses vermeiden. 2.

Dampfturbinen. Schon vor dem Kriege sind in China eine ganze Anzahl Dampfturbinen in Betrieb gekommen. Die Konkurrenz in diesen großen Einheiten war sehr stark; deutsche, englische, amerikanische und schweizerische Firmen konkurrierten mit Erfolg. Nach einer eingehenden Untersuchung über die amerikanischen und europäischen Dampfturbinenlieferungen zwischen 1903 und 1932 kann folgendes gesagt werden: Die Dampfturbine ist in China 1910 eingezogen. Deutsche Firmen lieferten bereits damals Dampfturbinen großer Leistungen nach China. Eine amerikanische Firma belieferte das neu gegründete Mukdener Elektrizitätswerk mit einer kleinen Dampfturbine von 350 kW und scheint damals schon eine Typenreihe kleiner Dampfturbinen für chinesische Zwecke entwickelt zu haben. Diese ameri51

kanische Firma hat bis 1932 über 30 Dampfturbinen unter 1000 kW nach China geliefert. Bereits 1911 treten wieder deutsche Firmen mit beachtlichen Lieferungen am chinesischen Markt auf. Daneben verkaufte auch eine englische Firma 2 Turbinen zu je 3000 kW Leistung an die englische Kailan Mining Administration. In ganz kurzer Zeit wurden über 20 Turbinen in China verkauft, und es setzte nun ein regelrechter Run auf den chinesischen Turbinenmarkt ein. 1914 ist anscheinend von den europäischen Firmen infolge anderweitiger Inanspruchnahme kein Geschäft getätigt worden, nur eine amerikanische Firma hat an das 1910 gegründete Foochower Elektrizitätswerk eine 500 kW-Turbine verkauft. Das Elektrizitätswerk, welches seit 1914 anscheinend in amerikanische Abhängigkeit geriet, erhöhte in den nächsten Jahren mehrmals sein Aktienkapital und erweiterte sein Kraftwerk 1917 um 2 weitere Turbinen von je 1000 kW, obwohl 1915 kaum die Hälfte der vorhandenen Leistung gebraucht wurde. In den beiden letzten Kriegsjahren eroberte sich eine andere amerikanische Firma mit der Lieferung von 18 Turbinen von insgesamt 38 300 kW einen wesentlichen Anteil am chinesischen Turbinengeschäft, um allerdings nach dieser reinen Kriegskonjunktur wieder vollständig zurückzutreten. Nach einem nochmals bedeutenden Turbinengeschäft in den ersten Nachkriegsjahren (1918—1923: 115 800 kW), verlor auch die ersterwähnte amerikanische Firma in Nordchina ein erhebliches Absatzgebiet. In der Hochburg des bisherigen amerikanischen Turbinengeschäftes, Mukden, gingen die Lieferungen an deutsche Firmen über und auch sonst verminderte sich der Anteil der USA am chinesischen Turbinengeschäft. Dafür fanden die Amerikaner nach und nach einen Ausgleich durch ihr Vordringen am südchinesischen Markt. Durch kapitalsmäßige Einflußnahme auf die bedeutenden Shanghaier Elektrizitätswerke und das Cantoner Elektrizitätswerk sicherten sie sich die Bedarfsdeckung wichtiger Kunden. So ist das Cantoner Werk rein mit amerikanischen Turbinen ausgerüstet. Es hat überhaupt den Anschein, als ob die Amerikaner der starken Einflußnahme Japans auf die Mandschurei ausweichen und sich mehr der wirtschaftlichen Erschließung des südlichen Teiles von China zuwenden. Zudem haben ja auch die Amerikaner in Südchina gewaltige Summen bereits investiert. Die deutschen Firmen waren naturgemäß während des Krieges am chinesischen Markt verschwunden. Dafür konnten sie sich mit der Lieferung von 104 800 kW auch in den Nachkriegsjahren einen beachtlichen Platz innerhalb des chinesischen Turbinengeschäftes sichern. Weniger erfolgreich waren dagegen die Engländer im allgemeinen Turbinengeschäft. Nachstehende Uebersicht zeigt den Anteil der einzelnen Länder an dem gesamten chinesischen Turbinengeschäft bis 1932. 52

Land England USA Deutschland Schweiz Tschechoslowakei Nordische Länder Frankreich

?

insgesamt

Turbinenzahl

68

97 64 45 3

8 3

1 289

Leistung in kW 250 440 185 575 141 816 118 800 25 500 14 600 8 400

?

745 131

Die erste Stelle der Engländer ist lediglich durch die großen Lieferungen an das Skanghaier Elektrizitätswerk bedingt, an das sie bis Ende 1932 9 Turbinen mit insgesamt 102 000 kW lieferten. Mit dem Uebergang der Shanghaier Werke an die Amerikaner dürfte auch der Hauptteil ihres Bedarfs in Amerika gedeckt werden und Amerika damit an die Spitze rücken. Die Engländer werden zwar nicht ganz ausfallen, es ist aber zu berücksichtigen, daß auch die Japaner aus ihrem 25 prozentigen Anteil am Aktienkapital der Gesellschaft ein Recht auf Berücksichtigung herleiten, dem auch in den letzten Jahren in sonstigem elektrotechnischen Material bereits mehrfach entsprochen wurde. Deutschland wird seinen dritten Platz voraussichtlich behalten, sofern seine Stellung nicht von den Japanern gefährdet wird. Mangels einer Lieferstatistik über die nach China gelieferten japanischen Turbinen kann der Anteil der japanischen Turbosätze an der gesamtchinesischen Zahl nicht angegeben werden.. In japanischen Unternehmen konnten lediglich 9 japanische Turbinen mit einer Gesamtleistung von ca. 75 000 kW festgestellt werden. Es hat den Anschein, als ob bisher auch nicht viel mehr japanische Turbinen nach China geliefert worden sind, und auch in den Japan-eigenen Spinnereien Chinas sind anscheinend keine japanischen Turbinen aufgestellt worden. Nach Beendigung der militärischen Aktionen in Nordchina dürfte Japan auch in diesem elektrotechnischen Fabrikationszweig die Konkurrenz erheblich verschärfen, da seine Industrie heute schon Turbinen bis zu Leistungen von 50 000 kW betriebssicher baut. Das Vordringen J a pans dürfte sich dann namentlich im Geschäft mit den Japan-eigenen Spinnereien auswirken. Das für Deutschland Gesagte gilt noch in stärkerem Maße für die schweizerischen Firmen, da in den bisherigen 118 800 kW der Schweiz japanische Firmen mit 32 000 kW enthalten sind. Frankreich wird wahrscheinlich seine Anstrengungen vergrößern, um seinen Anteil am chinesischen Turbinengeschäft zu steigern. Bezüglich der Geschäftsmöglichkeiten der anderen Konkurrenten muß zunächst die weitere Entwicklung abgewartet werden. Die Turbinen bürgern sich also in China ein und verdrängen die kleinen Stationen immer mehr. Auch die Nacoco unterstützt nach

53

besten Kräften die Installation von Turbosätzen. Sie will mit der Zeit ein groß angelegtes Verteilungsnetz ausbauen und auch die entfernteren Orte daran anschließen. Dabei sollen die vielen kleinen, unwirtschaftlich arbeitenden Dampf- und Oelmaschinenkraftwerke geschlossen werden. Die gegenwärtige Konkurrenzlage sei noch durch die Besprechung zweier Angebote aus der letzten Zeit kurz charakterisiert. I. Turbinenangebot für eine englische Gruben-Gesellschaft Nationalität der anbietenden Firma Fianzösische Firma A Französische Firma B Englische Firma Schweizerische Firma USA-Firma II.

Leistung der Turbinen kW 10 800 10 000 11 000 10 000 10 000

Preis pro kW in G. £ 2,6 2,874 2,61 2,884 2,971

LieferMontagezeit zeit in Monaten 11 8 10 6 9 4 8 6 9 5

1000 kW-Turbine für eine chinesische Kraftwerksgesellschaft einschließlich einem Satz Hilfsmaschinen, einer Schaltanlage, einer Kesselanlage mit Hilfsmaschinen, Rohrleitungen und Kabel, Montage innerhalb der Zentrale.

Firma A Firma B

G. $ 50 000 G. $ 38 000

Anzahlung 10 °/o, Rest in drei bis vier Jahren Anzahlung 30 °/o, Rest gegen Dokumente.

Im Falle I erhielt den Auftrag die englische Firma. Da es sich hier um eine gutgehende Gesellschaft handelt, deren Zahlungsbedingungen immer annehmbar sind und besondere Zugeständnisse in dieser Hinsicht wohl unnötig waren, mag die Auftragserteilung auf der Verbindung von niederem Preis und äußerst kurzer Lieferzeit beruhen. An sich war ja das Angebot der französischen Firma noch billiger, für Lieferzeit und Montage wurde aber genau ein halbes Jahr mehr Zeit verlangt. Daß neben der Verbindung von Lieferzeit und Preis auch häufig die Zahlungsbedingungen für die Ordererteilung ausschlaggebend sind, zeigt Fall II. Trotzdem hier die Firma B um ca. 2 5 % billiger anbot als die andere Firma, ist wahrscheinlich keine Möglichkeit vorhanden, daß sie den Auftrag erhält, da die Bezahlung der Maschinen grundsätzlich aus den Betriebseinnahmen gedeckt werden soll. Häufig versucht der Kunde außerdem durch geschicktes Ausspielen der Konkurrenten gegeneinander günstige Zahlungsbedingungen u n d niedere Preise zugestanden zu erhalten. Auch in dem vorliegenden Fall wird der Kunde wahrscheinlich versuchen, bei der Firma A durch Hinweis auf das billigere Angebot der Firma B unter Aufrechterhaltung der Zahlungsbedingungen ein Heruntergehen des Preises zu erreichen. 54

Die bisherigen Ausführungen seien ergänzt durch eine Uebersicht über die bisherigen Turbinenlieferungen unter Aufgliederung nach den Provinzen. Bisherige Turbinenlieferungen nach Provinzen geordnet Anzahl der Install. Leistung Anz Anzahl der Stationen in kW Sätze 1280 1 Heilungkiang 2 26 440 9 18 Kirin 235 647 22 Liaoning 51 1500 1 Jehol 2 11 200 6 Shansi 9 130 290 22 Hopeh 52 23 700 10 Shantung 18 274 950 24 Kiangsu 64 4 038 4 Anhwei 5 2 200 1 Honan 2 41 040 Hupeh 10 26 3 000 Szecbuan 2 2 4 025 Hunan 5 9 5 800 Kiangsi 4 6 26 568 Chekiang 5 11 5100 Fukien 2 6 77 250 Kwangtung u. Hongkong 5 26 1 000 Kwangsi 1 1 Insgesamt 134 875 028 310 Provinz

3. D a m p f - u n d E x p l o s i o n s m a s c h i n e n . Unter den 724 Kraftwerken der offiziellen Liste befinden sich mindestens 400 Werke mit einer Leistung unter 100 kW. Da hier selbstverständlich keine Dampfturbinen in Anwendung kommen, sind diese Kraftwerke die Domäne des Dampfmaschinenantriebes bzw. des Antriebs durch Explosionsmotoren. Die Regierung will zwar seit mehreren Jahren durch große Elektrifizierungen diese Kleinzentralen ausschalten und hat auch bereits in entsprechenden Elektrifizierungsplänen den Ersatz bestimmter Kleinzentralen durch die Ueberlandversorgung vorgesehen. Außer den Elektrizitätswerken von Hangchow und Tsishuyen sind aber bis jetzt diese Pläne noch nicht verwirklicht. Man hält daher die Zeitspanne bis zur vollständigen Verwirklichung dieser großen Pläne für größer als die zur Abschreibung eines Aggregates notwendige Zeitspanne und errichtet immer noch neue Kleinzentralen. Deswegen ist auch heute noch ein Markt für Dampfmaschinen- und Explosionsmaschinensätze beim Ortszentralenbau in China vorhanden. Ob als Antriebsmaschine einer Kleinzentrale die Dampfmaschine oder der Explosionsmotor gewählt wird, ist eine Frage der Brennstoffversorgung. Daß vornehmlich in Südchina hauptsächlich Explosionsmotoren verwendet werden, beruht auf den mangelhaften Verkehrsverhältnissen. Obwohl China — wie bei der Besprechung der Gruben dargelegt — für die nächsten Jahrhunderte genügend Kohlen besitzt, 55

fehlen vorläufig die Transportmittel, um die Kohle von dem Ort des Vorkommens nach dem Ort des dringenden Bedarfs zu bringen. Deswegen ist es besonders in Südchina viel billiger, Petroleum — das in China selbst überhaupt nicht vorkommt — von Borneo und Sumatra zu beziehen und auf die Kohlen der nahe gelegenen Gruben in Kwangtung zu verzichten. Außer in den erwähnten Provinzen Kwangtung, Fukien und Kwangsi findet man aber auch in den Provinzen Kirin, Liaoning, Hopeh, Shantung, Kiangsu, Kiangsi und Chekiang eine ganze Anzahl von Explosionsmotoren als Antriebsmaschinen für elektrische Generatoren. Dampfmaschinen und Lokomobilen dagegen befinden sich in den Provinzen Heilungkiang, Kirin, Liaoning, Hopeh, Shantung, Kiangsu, Honan, Hupeh, Szechuan, Hunan, Kiangsi, Chekiang und Kwangtung in verhältnismäßig reicher Zahl. Die Bedeutung der Lokomobilen als Antriebsmaschinen geht in China zurück. So wurden 1928 nur noch 200 PS an Lokomobilen von Deutschland in China eingeführt, während auf Dampfmaschinen immerhin 400 PS entfielen. Allerdings werden heute bei großen Leistungen auch in den zuletzt genannten Provinzen Dampfturbinen aufgestellt. a) D a m p f m a s c h i n e n . In kleinen Zentralen bis 200 kW sind bis in den Krieg hinein fast immer Dampfmaschinen als Antriebsmaschinen verwendet worden. Da aber in diesen Kleinzentralen den Dampfmaschinen nur selten die nötige Pflege zuteil wurde, sind bei Dampfmaschinenzentralen häufig Betriebsstörungen vorgekommen, die durch das Eindringen von Wasser in den Dampfzylinder hervorgerufen wurden. Es ist daher bei Dampfmaschinenlieferungen nach China oberstes Gesetz, die Maschinen so „foolproof" wie nur irgend möglich zu machen, damit eine solche Maschine auch bei roher und bis zu einem gewissen Grade unsachgemäßer Behandlung nicht zu Bruch geht. Wenn der Kunde glaubte, eine ordentliche Behandlung nicht garantieren zu können, wurden daher schon damals kleine Dampfturbinen installiert, obwohl eigentlich Dampfmaschinen in Frage gekommen wären. Im Dampfmaschinengeschäft ist schon seit der Vorkriegszeit England führend. Daneben werden aber auch einige deutsche und amerikanische Fabrikate verwendet. b) E x p l o s i o n s m a s c h i n e n . Die — bereits erwähnte — starke Verwendung von Explosionsmotoren in Südchina beruht zunächst auf der billigeren und bequemeren Brennstoffversorgung. Außerdem ist der Wirkungsgrad solch kleiner Oelmaschinen höher als der von Dampfanlagen entsprechender Größe und dann sind diese Maschinen sehr unempfindlich gegen unsachgemäße Behandlung. Letzteres ist oft ausschlaggebend, da zu-

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verlässiges Wartepersonal außerhalb der großen Städte schwer zu bekommen ist und nur gegen verhältnismäßig hohe Bezahlung. Zur Eindämmung der Rohöleinfuhr hat die chinesische Regierung neuerdings auf Rohöl einen erheblichen Zoll gelegt. Diese Maßnahme dürfte das Dieselgeschäft ungünstig beeinflussen und eine Verlagerung zur Dampfmaschine hervorrufen. Bei Dampfmaschinen und Oelmotoren sind fast sämtliche Fabrikate aller Industrieländer vertreten. Die zeitweise Bevorzugung des einen oder anderen Fabrikates ist mehr auf die Fähigkeit der jeweiligen Vertreter zurückzuführen. Im eigentlichen Dieselgeschäft standen sich in der Vorkriegszeit englische Firmen und eine amerikanische Firma als Hauptkonkurrenten gegenüber. Da in China kein Patentschutz besteht, werden kleine Oelmaschinen aller Fabrikate heute von chinesischen Maschinenfabriken mit einem gewissen Erfolg nachgemacht. Auch diese Maschinen laufen trotz der häufigen Verwendung schlechteren Materials in den chinesischen Zentralen durchaus zur Zufriedenheit ihrer Besitzer. Die von den chinesischen Firmen verlangten Preise liegen weit unter denen der ausländischen Konkurrenz. Nachstehende Tabelle gibt eine gute Uebersicht über die Preisverhältnisse in der Vorkriegszeit. Nationalität der Firma Belgien USA Schweiz Dänemark Italien

HP 1000 1000 1200 1066 1100

kVA 795 750 790 790 790

Zyl. 4 6 4 6 6

Takt 2 4 2 4 4

Preis pro HP in f UpM Dieselmasch. Gesamt 43,% 38,80 180 60,— 180 53,91 44,90 150 36,96 50,71 150 44,70 180 44,57 53,23

Bei einer Diesel-Generatoren-Station macht der elektrische Teil also nur ca. 12—18% des Gesamtpreises aus, sodaß der Elektrotechniker nur wenig Einfluß auf die preisliche Gestaltung eines Angebotes hat. Die Preisübersicht zeigt auch, daß eine 20prozentige Preisreduktion des Generators den Gesamtpreis nur um 2—3 °/o verändern kann. Im Verlauf des Preissturzes in der Weltwirtschaftskrise sind die Dieselpreise stärker gesunken als die Generatorenpreise, sodaß heute der Anteil des elektrischen Teiles ca. 20 %> ausmachen dürfte. Da die chinesischen Firmen nur kleinere Dieselmaschinen herstellen, werden größere Dieseleinheiten auch heute noch ausschließlich aus dem Ausland bezogen. Mit dem Ausfall anderer Märkte hat sich im Verlauf der letzten Jahre der Konkurrenzkampf im chinesischen Dieselgeschäft sehr verschärft. Dabei stehen sich hauptsächlich schweizerische, deutsche und englische Firmen gegenüber. Die Folge der Konkurrenzverschärfung war hier eine außerordentliche Herabdrückung des Preisniveaus und wirklich ungesunde Zahlungsbedingungen. Bei einem Projekt von 57

insgesamt $ 12 800,— wurden beispielsweise von einer deutschen und einer schweizerischen Firma Zahlungsfristen von mehreren Jahren mit einer monatlichen Tilgung von wenigen Prozent angenommen. Für den Erfolg im Konkurrenzkampf ist daher immer mehr die Kreditausstattung des Angebotes maßgebend, wenn nicht kapitalmäßige oder persönliche Beziehungen hinzutreten. Als Folge dieser ungesunden Preisverhältnisse schien es einige Zeit, als ob das Großdieselgeschäft unter Ausschaltung des Importeurs immer mehr zu einem direkten Geschäft zwischen Fabrikant und Abnehmer werden sollte. Da jedoch die Herstellerfirma in den meisten Fällen nicht über so lange Erfahrung und so gründliche Kenntnis des Kunden verfügt wie das Importhaus, mußte sie in vielen Fällen ein untragbares Risiko übernehmen. Daher haben die Dieselfirmen ihre direkte Einschaltung in den Absatz in letzter Zeit wieder aufgegeben. Im Gegensatz zum Großdieselgeschäft ist der Anteil der Einfuhr bei den Kleindieselmaschinen ziemlich gering. Allein in Shanghai fabrizieren 10—12 Firmen unter Nachahmung ausländischer Modelle Explosionsmotoren. Der dennoch bestehende kleine Markt für ausländische Maschinen erklärt sich aus umgekehrten Verhältnissen bei der Kreditfrage. Da die chinesischen Firmen infolge ihrer schwachen finanziellen Ausstattung nicht die günstigen Zahlungsbedingungen der ausländischen Konkurrenz bieten können, wird so mancher Auftrag heute noch ins Ausland vergeben. In diesem Zusammenhang seien die Absatzmöglichkeiten für Dieselmaschinen als Schiffsantriebsmaschinen erwähnt. In den — früher besprochenen — chinesischen Werften werden hauptsächlich kleinere Motorschiffe gebaut, welche mit Dieselmaschinen zwischen 80 und 800 PS ausgestattet werden. Neuerdings sind sogar noch größere Einheiten eingebaut worden. Folgende Tabelle zeigt eine Anzahl der in Schiffe eingebauten Dieselsätze. In China eingebaute Schiffsdieselmaschinen Anzahl Leistung pro Satz in PS Lieferant 360 Benz 730 Hongkong u. Whampoa Dock Co. 630 Hongkong u. Whampoa Dock Co. 152 Gardner 600 Semi-Diesel Sumner 700 Semi-Diesel Atlas % Gardner SO Hongkong u. Whampoa Dock Co. 650 Hongkong u. Whampoa Dock Co. 330 Deutz 150 Kromhout 160 Kromhout 575 Deutz 225 Union MAN 2 500

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Bis auf die drei letztgenannten wurden alle aufgeführten Maschinen in der Hongkong and Whampoa Dock Co. verwendet. Die Dieselsätze der drei letzten Rubriken wurden in der Werft der Soc. FrancoChinoise de Construction Métallique et Méchanique, Shanghai in Motorschiffe eingebaut. Ueber die in anderen Werften eingebauten Dieselsätze sind keine Daten bekannt. Doch erlaubt schon die vorliegende Tabelle einige interessante Schlüsse. Obwohl die Hongkong and Whampoa Dock Co. eine rein englische Gesellschaft ist, sind von ihr häufig deutsche Dieselsätze verwendet worden, was sicher für die Konkurrenzfähigkeit deutscher Firmen spricht. Unter den 4 Dieselmaschinen der französischen Gesellschaft befinden sich ebenfalls 3 deutsche Maschinen. Bemerkenswert ist auch, daß 4 Dieselsätze von der Hongkong and Whampoa Dock Co. selbst gebaut wurden. Unter den Lieferfirmen von Schiffsdieselmaschinen befinden sich auch solche, die am übrigen chinesischen Dieselgeschäft nicht beteiligt sind. Der Grund dürfte wohl darin liegen, daß die Maschinenlieferungen der Hongkong und Whampoa Dock Co. in London vergeben werden. Außer Diesel- und Glühkopfmotorensätzen werden in China auch noch Sauggasanlagen aufgestellt. Diese Maschinen wurden von einigen englischen Häusern schon vor dem Kriege eingeführt. Für europäische Verhältnisse sind zwar die Sauggasanlagen infolge ihres Unsicherheitsfaktors als Antriebsmaschinen für elektrische Lichtzentralen vollständig ungeeignet. In China dagegen werden solche Maschinen für kleinere Zentralen normalerweise, und zwar in mittleren und kleinen Städten aufgestellt und auch ein Ausbleiben der elektrischen Beleuchtung nicht allzu tragisch genommen. Zudem sind in allen Häusern noch Oel- und Petroleumlampen vorhanden. Die Sauggasanlagen haben auch in China deswegen noch einen Markt, da man beim Bau die Verwendung von Reisstroh als Brennmaterial berücksichtigt. Das Geschäft in diesen Maschinen liegt vornehmlich in den Händen der Engländer, doch sind auch deutsche Firmen beteiligt, während die Konkurrenz der Amerikaner nicht erheblich ist. In vielen Fällen will sich der Kunde nicht von vornherein für den Erwerb einer Dampf- oder Dieselzentrale entscheiden. Bei einer Ausschreibung müssen daher häufig mehrere Projekte vorgelegt werden. Gewöhnlich weiß der Kunde auch zunächst nicht, für welche Größe der Zentrale die ihm zur Verfügung stehenden Mittel ausreichen. Es ist daher zweckmäßig, ihm mehrere Beispiele vorzulegen und ihn die geeignete Position selbst auswählen zu lassen. Nachstehend sind die Preise bei Dampfmaschinenantrieb und bei Dieselmaschinenantrieb gegenüber gestellt. Verlangt war bei diesem Angebot die Projektierung einer kompletten Zentrale einschließlich Schaltanlage für 600, 800, 1000 und 1500 Lampen. Außerdem wurde

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noch eine Lokomobilzentrale für 4000 Lampen angeboten. Die Preise verstehen sich cif mandschurischen Hafen bei einer Anzahlung von 30 % und Bezahlung des Restes bei Verschiffung. Größe der Station 600 Lampen 800 „ 1000 „ 1500 „

Preis in $ bei Dampfmaschinenantrieb Dieselmaschinenantrieb 2100,— 1450,— 2300,— 2000,— 2700,— 2500,— 3450,— 3000,—

Für die Berechnung der prozentualen Preisunterschiede müssen außer diesen Preisen auch die Preise für Installations- und Leitungsmaterial berücksichtigt werden. Danach ist die Dieselzentrale bei 600 Lampen um ca. 13°/o, bei 800 Lampen um 5 %>, bei 1000 Lampen um 3 °/o und bei 1500 Lampen um 5,5 % billiger in der Anschaffung als die entsprechende Dampfzentrale. Mit Ausnahme der Zentrale für 600 Lampen ist für die Wahl einer Dampf- oder Dieselzentrale allerdings weniger der Anschaffungspreis entscheidend als vielmehr die Betriebskosten. Eine Gegenüberstellung kann hier nicht vorgenommen werden, da die Betriebskosten je nach der relativen Greifbarkeit der Betriebsstoffe von Fall zu Fall verschieden sind. Vor dem Kriege gab es in China zwei große Zentralen mit Dieselmaschinenantrieb: in Canton und Macao. Außerdem besaß die Peking Electric Co. eine Sauggasmaschinenanlage. Nach dem Kriege sind noch einige Zentralen dazugekommen, worunter die LokaweiZentrale der Co. de Tramway et d'Eclairage, Shanghai als größte Dieselzentrale der Welt Beachtung verdient. Diese hat nach dem Stand von 1932 eine Leistung von 28 400 kVA. Die Firma wurde 1906 gegründet, um die französische Konzession durch eine eigene Kraftstation zu versorgen. Dementsprechend liegt das Werk auch innerhalb der französischen Niederlassung. Der erste aufgestellte Maschinensatz war ein 1500 kW Dampfmaschinensatz. Da aber die französische Niederlassung nur eine ganz schmale Wasserfront besitzt, bereitete die Zuführung des für die Dampfmaschinen nötigen Speiseund Kühlwassers große Schwierigkeiten. Zur Ueberwindung der Wasserfrage ging man daher 1921 von der Dampfmaschinen- zur Dieselmaschinenstation über. In diesem Jahr wurden durch eine schweizerische Firma zwei 4-Zylinder-2-Takt-Dieselmotoren mit einer Leistung von 1800PSmax. bei 150 UpM, gekuppelt mit 2 Oerlikon-Generatoren von je 1200 kVA, 5200 V 50 Hz, 150 UpM aufgestellt. Ihnen folgte im Oktober 1924 ein 6-Zylinder-2-Takt-Dieselmotor mit einer Leistung von 4320 PS max. bei 125 UpM. Schon im Dezember 1925 wurde wieder ein gleiches Aggregat wie im Oktober 1924 aufgestellt. Diesen 4 Maschinen folgte im Dezember 1927 ein riesiger 8-Zylinder-2-TaktMotor von 6300 PS max. bei 125 UpM, gekuppelt mit einem Oerlikon-

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Generator gleicher Drehzahl von 4850 kVA, 5200 V, 50 Hz. In den Jahren 1929, 1931 und 1932 folgten drei weitere gleiche Aggregate. Außerdem soll in nächster Zeit ein doppelwirkender Diesel von 13 700 PS max, gekuppelt mit einem Generator von 10 650 kVA, 136 UpM aufgestellt werden. Diese Lieferungen der schweizerischen Firma werden für die weitere Entwicklung ihres Dieselmotorgeschäftes in China von einschneidender Bedeutung sein. 4. C h i n e s i s c h e Wasserkraftwerke. Ueber die in China vorhandenen Wasserkräfte sind keine zuverlässigen Unterlagen vorhanden, die bisherigen rohen Schätzungen geben 20 Millionen PS an. Die tatsächlich vorhandenen Wasserkräfte dürften wahrscheinlich noch über dieser Schätzung liegen. Die bisher ausgebauten Wasserkräfte betragen ca. 2000 kW und sind nachstehend angegeben: Chinesische Wasserkraftstationen 1. Peking Hydro Electric Co. 2. Yünnanfu

Hopeh Yünnan

3. 4. 5. 6.

Szechuan Szechuan Szechuan Fukien

Tatsienlu*) Luhsien Kwanhsien Jungchun

95 kW 2 X300 kVA 2X375 kVA 25 kW 600 kW ? 100 kW

*) 12 Tage Fußreise von Chengtu, dieses drei Wochen von Shanghai entfernt.

Bisher sind also nur ca. 0,15 °/oo der vorhandenen Wasserkräfte ausgenutzt. Die großen chinesischen Wasserkräfte liegen eben in schwer zugänglichen Gegenden und dermaßen weit von den Verbrauchszentren entfernt, daß eine ökonomische Verwendung der gewonnenen Energie vorläufig nicht garantiert werden kann. Außerdem würde ein Ausbau von Wasserkraftanlagen durch den teilweisen Unterschied in der jahreszeitlichen Wassermenge auf große Schwierigkeiten stoßen. Für Wasserkraftzentralen ist demnach in der nächsten Zeit kein irgendwie nennenswertes Geschäft zu erwarten. C. Das Motorengeschäft. 1. D i e

Vorkriegslage.

Da die chinesische Regierung der Förderung der handwerklichen Betriebsform ihre besondere Aufmerksamkeit widmete und die Mehrzahl der heutigen Industrieunternehmen erst im oder nach dem Weltkrieg gegründet worden ist, waren die Verwendungs- und Absatzmöglichkeiten für elektrische Motoren in den Vorkriegsjahren verhältnismäßig sehr klein. Zudem beschränkten sie sich auf einige große

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Plätze, wie Shanghai, Tientsin, Canton. Wo sonst noch Elektrizitätswerke bestanden — in ganz China waren 1913 knapp 60 öffentliche Werke vorhanden — war schon deshalb keine Absatzmöglichkeit für Motoren gegeben, weil die Zentralen im allgemeinen nur von dem Zeitpunkt der hereinbrechenden Dunkelheit an bis etwa um 2 Uhr nachts Strom abgaben und in der übrigen Zeit außer Betrieb waren. Immerhin konnte man schon damals mit einer langsamen und zögernden Industrialisierung des Landes rechnen und innerhalb einer wachsenden Nachfrage nach elektrischen Bedarfsartikeln einen besonderen Bedarf an Elektromotoren kleiner Leistung voraussehen. Die Anschaffung eines Elektromotors durch den einen oder anderen der tausende von handwerklichen Betrieben war in absehbarer Zeit zu erwarten. Daher wurde schon vor dem Kriege von mehreren europäischen und einer amerikanischen Firma das Motorengeschäft in China gepflegt, und zwar versorgten England, Deutschland, USA und in geringem Umfang auch Japan den chinesischen Markt mit Motoren. Japan begann damals schon durch Anleihengewährung China in eine gewisse Abhängigkeit zu bringen und dadurch unter anderem auch einen Teil des Motorengeschäftes für sich zu erobern. Außerdem waren seine Preise schon vor dem Kriege äußerst niedrig und haben nur während des Weltkrieges zeitweise über den amerikanischen gelegen. Die einzige gute Statistik über den Anschluß von Motoren in ihrem Netz führte damals die Zentrale der Shanghai Municipal Council. Sie umfaßte allerdings nur Motoren im Gebiet der heutigen internationalen Niederlassung und nicht diejenigen in der französischen Niederlassung und in der Chinesenstadt. Doch waren in den beiden letzten nahezu keine Motoren installiert. Nach dieser Statistik waren im Juli 1917 1412 Motoren (ausschließlich Ventilatormotoren usw.) mit einer Gesamtleistung von 21 954 PS an das städtische Netz angeschlossen. Davon waren 100 Motoren mit einer Gesamtleistung von 851 PS Gleichstrommotoren für Aufzüge und dergleichen und 1312 Wechselstrommotoren mit einer Gesamtleistung von 21 103 PS. Die Wechselstrommotoren gliedern sich in 921 Drehstrommotoren mit einer Gesamtleistung von 18 819 PS und in 391 Einphasenmotoren mit einer Gesamtleistung von 2 2 8 4 PS. Berücksichtigt man, daß von den aufgeführten Motoren 602 Motoren mit 10 223 PS Eigentum der Gesellschaft waren und den Stromabnehmern nur mietweise überlassen wurden, so kann man sich einen Begriff machen, welch ungeheuer wichtiger Kunde das Shanghaier Elektrizitätswerk war und auch heute noch ist; nicht weniger als 42,5 °/o aller angeschlossenen Motoren mit über 51 °/o der Gesamtleistung waren im Besitz der Gesellschaft. Da der Vertrieb dieser Motoren durch englische Ingenieure 62

erfolgte, waren englische Motoren auch in der Mehrzahl. Gemessen an der Zahl der installierten PS war die Reihenfolge der im Gebrauch befindlichen Motoren wie folgt: 1. 2. 3. 4.

Drehstrommotoren England USA Deutschland Japan

Einphasenmotoren 1. USA 2. England 3. Schweiz 4. Deutschland

Die besten Einphasenmotoren waren die amerikanischen, dann folgten englische. Auch einige deutsche und schweizerische, jedoch keine japanischen Einphasenstrommotoren waren anzutreffen. Während die Amerikaner trotz höherer Preise ein gutes Drehstrommotorengeschäft machten, war in Gleichstrommotoren Europa unbedingt führend. Schon damals war zu beobachten, daß man den Chinesen wohl einige Male eine schlechtere Ware verkaufen konnte, daß dann aber der Markt gründlich verdorben war und auch bei nachträglicher Verbesserung des Fabrikates kaum wiedererobert werden konnte. Das gleiche gilt in noch stärkerem Maße für die heutigen Verhältnisse. Die Zeit, da man den Chinesen einen „sich garantiert drehenden" Motor verkaufen konnte, sind endgültig vorbei. Der Chinese wird auch in technischer Hinsicht „erwachsen". Während des Krieges und in den Nachkriegsjahren setzte in China eine rege industrielle Tätigkeit ein. Hunderte von neuen Fabriken wurden gegründet, welche entweder eigene Kraftstationen errichteten oder ihren Kraftbedarf durch bestehende Elektrizitätswerke deckten. Bei der Errichtung von Eigenanlagen wurden vollständige Zentralenausrüstungen aus dem Ausland bezogen, im anderen Fall kam wenigstens die Anschaffung einer ein- oder mehrfeldrigen Schalttafel mit den dazu gehörenden Apparaten in Betracht. In allen Fällen aber mußten Motoren beschafft werden. So entstand nach dem Krieg ein wirklich blühender Motorenmarkt, der auch für die Konkurrenzverhältnisse von Bedeutung war und die bisherige Kräfteverteilung grundlegend änderte. Auf den chinesischen Elektromotoren-Markt setzte ein ausgesprochener Run ein, der mit ausbrechender Weltwirtschaftskrise noch an Heftigkeit gewann. Durch das Fehlen jeglicher Investitionen in den hochindustralisierten Ländern interessierten sich immer mehr Firmen für den chinesischen Markt oder wendeten ihre Aufmerksamkeit auch solchen Absatzgebieten zu, die sie bisher vernachlässigt hatten. Alle möglichen großen und kleinen Firmen ließen den chinesischen Elektromotorenmarkt durch eigene Büros oder Importhäuser bearbeiten. Häufig arbeiteten die beiden Absatzorganisationen auch nebeneinander und mitunter sogar gegeneinander. Die Chinesen fanden dabei bald heraus, daß man bei geschick-

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tem Verhalten diese heftigen Bemühungen dazu benutzen könne, um auf bequeme Art bei äußerst gedrückten Preisen auch das Zugeständnis langfristiger Zahlungsbedingungen zu erlangen. Konnte während des Krieges eine „sich garantiert drehende" Maschine ohne Schwierigkeit in China abgesetzt werden, so sind heute die konkurrierenden Firmen durch eigene Schuld gezwungen, ihre besten Maschinen bei großem Risiko billig zu verkaufen. Die folgenden Betrachtungen der Konkurrenzverhältnisse im Motorengeschäft geben davon einen typischen Ausschnitt. 2. A l l g e m e i n e s z u r

Nachkriegslage.

Bezüglich der Käufer und der Motorengröße ist der Markt sehr mannigfaltig. Der verschiedene Entwicklungsgrad der einzelnen Industrien und die Verschiedenheit der Betriebsweise innerhalb einer Industrie lassen nahezu bei jedem Bedarfsfall Sonderverhältnisse entstehen. Zudem sind bei jedem Geschäft andere Gesichtspunkte zu berücksichtigen als etwa in Europa oder in den Vereinigten Staaten. Die wichtigste Kundengruppe bilden hier die Baumwollspinnereien. Handelt es sich bei ihnen um Einzelantrieb, so kommen Motoren von 0,3—10 PS in Betracht, während bei Gruppenantrieb Motoren zwischen 5 und ca. 70 PS verlangt werden. Gelegentlich kommen auch Motoren von mehreren hundert PS vor. Die Webereien sind erst in neuester Zeit vom Transmissionsantrieb zum elektrischen Einzelantrieb übergegangen. Bei einer solchen Umstellung werden jeweils größere Stückzahlen von Webstuhlmotoren benötigt. Die Leistung eines derartigen Motors schwankt zwischen 0,4 und 1 PS. Der derzeitige Jahresbedarf an Spinnmotoren wird für die Shanghaier Spinnereien auf ca. 1000 Stück geschätzt. Von den Städten mit namhaften Spinnereien außerhalb Shanghais sind als besonders wichtig Wusih, Changchow, Tientsin, Wuchang, Tsingtao und Dairen zu erwähnen- Da die chinesische Baumwolle sehr kurzfaserig ist, können und Schleifringmotoren bis 55 PS mit knapp 33 °/o bzw. 57,5 °/o beteiligt waren. Auch im Verkauf von Motoren mit über 60 PS war diese Firma führend. 1929. Von 1926 bis 1929 hatten sich die deutschen Firmen dank deutscher Ausdauer und Zähigkeit weiter gut entwickelt. Deutsche Firmen verkauften in Shanghai allein ca. 1200 Motoren und lagen mit ihren Preisen ungefähr gleich, wobei irgendwelche Preisbindungen zwischen den Firmen nicht bestanden. An außerdeutscher Konkurrenz machte sich eine dänische Firma bemerkbar und außerdem lag eine amerikanische Firma mit Motoren aus ihrem belgischen Werk sehr niedrig im Preis. 1930. Der Jahresumsatz in Shanghai wurde auf ca. 1000 Spinnmotoren und ca. 5000 PS an anderen Motoren geschätzt im Werte von etwa 250 000 Reichsmark, während der übrige Teil von Mittelund Südchina Motoren im Gesamtwert von ca. 110 000 Reichsmark aufnahm. Die von einer deutschen Firma auf den Markt gebrachten Stahlmotoren in Größen bis 30 PS erwiesen sich als konkurrenzfähig, und da das Hauptgeschäft sich in diesen Leistungsgrößen abspielt, blieb der Erfolg nicht aus. Bei den größeren Motoren führte England vor den USA und Deutschland. Die deutschen Firmen hatten im Laufe der letzten Jahre dank ihrer Marktbeobachtung und schnellen Anpassung an die sich ändernden Verhältnisse ihre Position gewaltig verstärkt. 67

1931 und 1932. In welchem Umfang wirtschaftspolitische Maßnahmen die jahrelangen Bemühungen der einzelnen Unternehmen unwirksam machen können, zeigte das Jahr 1931. Mit dem Abweichen des englischen Pfundes vom Goldstandard im September 1931 verschob sich die Marktstellung der einzelnen Länder geradezu über Nacht. Aehnliche Wirkungen zeitigte dann später die Dollarentwertung. Das Angleichen der deutschen Motorenpreise an die Preise der englischen und amerikanischen Konkurrenz besteht nämlich nicht aus ein paar Federstrichen, mit denen man von Berlin aus die Shanghaier Vertretung ermächtigt, von einem bestimmten Zeitpunkt an mit einem etwas größeren Rabatt auf die Listenpreise zu rechnen. Bis zum Zugeständnis einer solch generellen Preisreduktion durch das Stammhaus sind vielmehr langwierige und kostspielige Untersuchungen erforderlich. Es ist sogar vorgekommen, daß nach einer kostspieligen Entwicklung eine neue Typenreihe gerade fertig geworden ist und dann knapp nach ihrem Erscheinen bereits durch die Tatsachen überholt war. Unter finanziellen Opfern mußten dann abermals neue Reihen entwickelt werden, um die in der Zwischenzeit eingetretene Preissenkung der ausländischen Konkurrenz auszugleichen. In den Zeiten der unmittelbaren Währungsentwertung ist es fast unmöglich, Verkäufe zu tätigen. Erstens läuft bei Eintritt einer Währungsentwertung immer noch eine ganze Anzahl von Angeboten, sodaß es nicht möglich ist, durch äußerst gestellte Preise und besonders sorgfältige Auswahl der zur Verfügung stehenden Typen den der Konkurrenz in den Schoß gefallenen Preisvorteil einigermaßen zu parieren. Eine nachträglich niedrigere Preismeldung ist bei einem bereits abgegebenen Angebot nur in den seltensten Fällen möglich und macht bestenfalls einen schlechten Eindruck. Dann aber — das zeigte sich in hohem Maße beim Pfundsturz — merken die Kunden gewöhnlich gleich, daß ihnen für den Einkauf von Motoren nicht bald wieder eine so günstige Gelegenheit geboten werden dürfte. Daher führen zunächst einmal alle jene Angebote zu Bestellungen, die von den Firmen des Entwertungslandes noch v o r Eintritt der Devalvation kalkuliert und abgegeben wurden und bei denen die Bindefrist noch nicht abgelaufen ist. Da auch der latente Bedarf in diesem Zeitpunkt zur effektiven Nachfrage wird, konzentrieren auch hier alle Bestellungen und für die nächste Zukunft entsteht gewissermaßen ein Vakuum. So hat die Pfundentwertung damals geradezu einen Run auf englische Motoren bewirkt. Die Preisverhältnisse mußten ja auch den zögerndsten Chinesen zum Kaufentschluß bewegen. Nachstehende Uebersicht über die Preise eines Entwertungslandes und eines Goldwährungslandes gibt für jene Zeit ein ebenso lehrreiches wie für deutsche Firmen erschütterndes Bild.

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Engl. Motorstärke in PS 3 6 21 Ringspinnmaschine 8,5 PS mit Schaltkasten

A

Firma A Vo 100 117 100

Deutsche Firmen

140 °/o

B

126 °/o

C

108 °/o

I.

103

Engl. Firma B %> 125 100 103 100

Deutsche Firma 155 185 135 140

II. Schwedische Firma 100 °/o

Englische Firma 153 %>

Leider fehlte eine gemeinsame Abwehrfront der deutschen Firmen. Es ist bisher im Auslandsgeschäft nicht möglich gewesen, zwischen den einzelnen deutschen Firmen ein Preisabkommen zu erzielen, wie es in Deutschland selbst schon lange besteht. Man mu3 allerdings zugeben, daß im chinesischen Geschäft den Preisvereinbarungen noch eine besondere Schwierigkeit entgegensteht: die Tätigkeit der Compradoren. Die europäischen und amerikanischen Firmen können ja zur Aufrechterhaltung der Preiskonventionen die Tätigkeit und das Geschäftsgebaren der Compradoren viel zu wenig überwachen. Zudem geben die Compradoren in den wenigsten Fällen den wahren Kunden an und verhindern so ein etwaiges Zugreifen der Firma. In diesem Zusammenhang seien auch die sogenannten Shroffs noch einmal erwähnt. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß bei Verwendung dieser chinesischen Motorenverkäufer der Absatz an Motoren mittlerer Größe außerordentlich gesteigert werden kann. So hat beispielsweise in den letzten Jahren eine Firma, die ohne Shroffs arbeitete, nur etwa ein Viertel der Motoren abgesetzt, die eine andere, ihr sonst gleichwertige Firma mit einer Anzahl von Shroffs abgesetzt hat. Im Geschäft für normale Motoren führten 1931 zwei deutsche Firmen vor drei englischen und einer schwedischen Firma. Eine amerikanische Firma hat ihre belgischen Motoren zu nicht unterbietbaren Preisen angeboten, während die in USA selbst hergestellten Motoren ziemlich teuer waren. Unter den vom Pfundsturz geführten Preisen der englischen Firmen lagen lediglich die Preise der Japaner, doch war die japanische Konkurrenz infolge der militärischen Aktionen in der Mandschurei nicht so sehr zu spüren. Immerhin war ein weiteres Vordringen unverkennbar und japanische Offerten wurden bereits in Soochow und Chinkiang angetroffen. Bei Kleinmotoren war im Herbst 1931 das folgende Preisverhältnis zu beobachten: 69

Motorstärke in PS n = 1 450 UpM

1

2 3

Preise in °/o Englische Deutsche Firment A Firma B 124 100 116 130 100 110 120 100 105

Schwedische Firma 102 103 102

In diesem Jahre wurde auf diesem Gebiet zum ersten Mal auch die chinesische Konkurrenz spürbar. Die neu gegründete Shanghaier Fabrik Asia Electric bot Motoren eigener Fabrikation auf dem Shanghaier Markt an. Auch im Innern des Landes konnte man hie und da bereits Angebote der Asia Electric feststellen. Ihr Leiter ist ein tüchtiger, im Ausland ausgebildeter Chinese. Die deutschen Firmen konnten in Taiyuanfu, dessen Gouverneur sehr deutschfreundlich ist, ungefähr 90 °/o des Gesamtgeschäftes tätigen und sich auch in der Mandschurei trotz der äußerst niederen Preise der Amerikaner gut behaupten. 1932 hat sich das Bild nicht wesentlich geändert. Mit dem weiteren Abgleiten des Pfundes waren die Engländer natürlich auch in diesem Jahr gegenüber der anderen Weltkonkurrenz stark im Vorteil. In geschlossenen Motoren war Deutschland gegenüber den englischen, einer schweizerischen und einer schwedischen Firma außerordentlich teuer. Lediglich eine amerikanische Firma konnte mit ihren belgischen Motoren die Preise der Engländer unterbieten. Zwei japanische Firmen traten in diesem Jahr stärker hervor und unterboten die europäische Konkurrenz um durchschnittlich 25 °/o. — Die militärischen Ereignisse im Shanghai-Bezirk sind übrigens nicht ohne Einfluß auf das Motorengeschäft geblieben. Chapei — einst gerade für deutsche Firmen ein guter Markt — ist völlig zerstört und es wird lange dauern, bis die Motorennachfrage aus diesem Teil Shanghais wieder den Stand vor der Zerstörung erreicht haben wird. Diese Ausführungen seien noch ergänzt durch einige Angaben über die Preisbildung. Den in einem Angebot angegebenen Preis betrachtet der Chinese zunächst als rein informatorisch. Es hat sich deshalb bei den in China tätigen Firmen der Brauch entwickelt, in den ersten Angeboten nur Schätzungspreise anzugeben, auch wenn für die Ausarbeitung des Angebotes genügend Zeit und Personal zur Verfügung stand. Einige Firmen teilen sogar dem Kunden gleich bei Abgabe des Angebotes im Vertrauen mit, daß sich über den Preis ja noch reden ließe. Er sei vorläufig als ein informatorischer Preis anzusehen. Man wolle erst einmal die Preise der Konkurrenz abwarten, denn dann sei es ja noch Zeit, über die endgültige Festsetzung des Preises zu reden. Daß ein solcher Preisbildungsprozeß der erste Schritt zu einem ruinösen Konkurrenzkampf ist, braucht wohl nicht näher aus70

geführt zu werden. Manche Firmen geben trotz der niedrig gestellten Verkaufspreise die Montage kostenlos mit. Regelmäßig unterhalten diese Firmen in China einen kleinen Monteurstab und sind dadurch den nicht kostenlos montierenden Firmen gegenüber im Vorteil, da bei Preisvergleichen die tatsächliche Ursache des niederen Preises nicht in Erscheinung tritt. Der Dienst am Kunden geht teilweise so weit, daß ganze Turbostationen kostenlos montiert werden, während europäische Firmen ohne eigene Monteure in China für eine solche Montage ca. 10 000 Reichsmark berechnen müssen. — Die Squeeze-Gewährung ist aus dem chinesischen Wirtschaftsleben vorläufig nicht wegzudenken und wird auch von den Firmen nicht übersehen werden dürfen, die sich heute noch von der Gewährung von Squeeze fernhalten. Die sich seit der Absatzkrise auf den übrigen Weltmärkten erstmalig dem chinesischen Markt zuwendenden Firmen drohen den gegenwärtigen Status des Elektromotorenmarktes zu gefährden. Denn mangels ausreichender Kenntnis der chinesischen Verhältnisse verderben diese neuen Firmen mit sogenannten Einführungsgeschäften manchmal den Markt auch in solchen Warengruppen, bei denen bisher noch ein verhältnismäßig guter Nutzen erzielbar war. D. Transformatoren. Da es vor dem Kriege in China keine Hochspannungsübertragungsleitungen gab, war auch kein Markt für Hochspannungsleistungstransformatoren vorhanden. Lediglich die Shanghaier Elektrizitätswerke verteilten ihre Energie in die größeren Unterstationen mit 22 000 V. Dagegen bestand bereits in den Vorkriegsjahren ein gewisser Markt für Verteilungstransformatoren, hauptsächlich Masttransformatoren. Die Hauptkonkurrenten waren amerikanische, deutsche und englische Firmen, außerdem waren Anfänge der japanischen Konkurrenz zu bemerken. Die amerikanischen Transformatoren waren im Preise höher als alle anderen. Die deutschen Transformatoren wurden zu etwa des amerikanischen Transformatorenpreises angeboten. Englische Masttransformatoren wurden zu 80 bis 85 %> des entsprechenden amerikanischen Preises angeboten. Dabei waren die englischen und deutschen Transformatoren bei gleicher Leistung durchweg leichter als die amerikanischen. Der Hauptabnehmer, die Shanghaier Elektrizitätswerke, bezog fast ausschließlich englische und amerikanische Transformatoren. Die Amerikaner waren in großen Leistungstransformatoren auch im Preise niedriger als die europäischen Firmen. Eine große Transformatorenausschreibung der Shanghaier Elektrizitätswerke auf große Oeltransformatoren 71

aus dem Jahre 1915, in der also deutsche Firmen waren, ergab folgende Konkurrenzangebote: Firma Amerikanische Firma A Amerikanische Firma B Englische Firma A Schweizerische Firma Englische Firma B

ausgeschlossen

Preise in $ 59 276,— einschl. Oel 91 850,— ,, „ 107 214,— „ „ 112 173,— ohne Oel 128 008,— einschl. Oel

Außerhalb von Shanghai und Kanton tätigten die Japaner bei den chinesischen Firmen ein umfangreiches Geschäft. Ihre Preise lagen durchweg eine gute Spanne unter den amerikanischen und europäischen. Ueberschläge zwischen Hochspannungs- und Niederspannungswicklung waren allerdings auch nicht selten und verursachten manchen ernsten Unfall. Eine der besten japanischen Transformatorenfabriken verkaufte ihre Transformatoren zu ungefähr 88 °/o des entsprechenden amerikanischen Preises bei ungefähr 80-—85 %> des Gewichtes. 1917 wurden japanische Transformatoren cif chinesischen Hafen zu folgenden Preisen angeboten: 5 kVA G. $ 48,—; 7,5 kVA G. $ 63,— ; 10 kVA G. $ 77,— ; 15 kVA G. $ 100,—. Während bei den europäischen und amerikanischen Transformatoren stets Hochspannungs-Anzapfungen vorhanden waren, wurden die japanischen Transformatoren ohne solche angeboten und Anzapfungen nur gegen Mehrpreis geliefert. Nach dem Kriege änderten sich die Verhältnisse am Transformatorenmarkt vollkommen. Durch den Bau von HochspannungsKraftübertragungsleitungen in den übrigen Teilen des Landes beschränkte sich der Bedarf an großen Leistungstransformatoren nicht mehr auf Shanghai. Heute sind an Leitungsnetzen — allerdings mit verhältnismäßig geringer Ausdehnung vorhanden: Chapei Electricity and Waterworks Yünnanfu Tsishuyen South Manchurian Electric Co. Pataochow (Mandschurei) Dairen (Mandschurei)

für M 11 »» II ii

33 kV 23 ii 35 t» 44 it 35 it 35 II

Aber auch die städtischen Werke, große Spinnereien, Berg- und Hüttenwerke und andere industrielle Betriebe mit größeren Zentralen verwenden in steigendem Maße große Transformatoren. Wie in allen überseeischen Ländern sind auch in China Transformatoren über 1000—2000 kVA selten. Wenn gerade im letzten Jahr von einer deutschen Firma an eine chinesische Spinnerei ein Transformator für 5800 kVA verkauft und von einer anderen deutschen Firma an eine chinesische Kraftwerksgesellschaft sogar ein 15 000 kVA-Transformator geliefert wurde, so gehören doch derart große Transformatoren im Ueberseegeschäft auch heute noch zu den Ausnahmen. 72

Bei der Besprechung der Vorkriegsverhältnisse wurde bereits bemerkt, daß die von Amerika auf den Markt gebrachten Transformatoren in der Regel bedeutend schwerer sind als europäische Transformatoren gleicher Leistung. Da es leider auch heute noch einige überseeische Kunden gibt, die bei gleichem Preis den schweren Transformator vorziehen, da sie stillschweigend von dem Gewicht auf die Güte schließen, sei die Ursache dieses Gewichtsunterschiedes hier kurz auseinandergesetzt. In Amerika sind die Materialpreise niedriger als in Europa, demgegenüber aber die Arbeitslöhne höher. Man verwendet daher in Amerika auf die Durchkonstruierung, Durchrechnung und den Zusammenbau der Maschinen lange nicht so viel Zeit und Sorgfalt als in Europa. In USA gilt für die Auslegung einer Maschine der Grundsatz: „Höchster Wirkungsgrad bei kleinster Arbeitsaufwendung", während für Europa die Umkehrung richtig ist: „Höchster Wirkungsgrad bei kleinstem Materialverbrauch". Wie ungünstig die Verhältnisse auf den Rohstoffmärkten für die deutsche Elektroindustrie liegen, geht daraus hervor, daß sie einen großen Teil ihres Elektrolytkupfers aus USA beziehen muß. Das amerikanische Kupferkartell wird aber von den amerikanischen elektrotechnischen Fabrikationsfirmen mindestens insoweit kontrolliert, als die letzteren bei der Festsetzung des Kupferpreises für das In- und Ausland maßgebenden Einfluß haben. Die deutsche Elektroindustrie muß also mit einem Kupferpreis kalkulieren, auf dessen Festsetzung ihre amerikanische Konkurrenz maßgebenden Einfluß nimmt. Sie versucht daher durch sorgfältige Durchkonstruierung, durch gute Lüftung und zweckmäßigste Anordnung der Oelumlaufkanäle möglichst wenig Material zu verbrauchen. Ein nach diesen Grundsätzen ausgelegter Transformator ist dann natürlich leichter als der entsprechende amerikanische, bei dem weniger Wert gelegt wird auf Verminderung des Materialaufwandes als vielmehr auf Beschränkung des Arbeitsaufwandes, sowohl in der Werkstatt als auch im Konstruktionsbüro. An sich ist ein schwerer amerikanischer Transformator weniger empfindlich gegen gelegentliche Ueberlastungen als der entsprechende leichtere europäische, da aber auch die europäischen Transformatoren ohne weiteres die im normalen Betrieb vorkommenden Ueberlastungen aushalten können, sind sie tatsächlich den schweren amerikanischen Transformatoren gleichwertig. Der größte Einzelkunde in ganz China ist die Shanghai Power Co., früher eine englische, heute eine amerikanische Firma. Ein Teil der Aktien befindet sich auch heute noch in englischem Besitz. Von ihrer Beteiligung von etwa 25 %> leiten die Japaner ein Recht auf Berücksichtigung bei Auftragsvergebungen ab und haben auch schon einige größere Transformatorenaufträge erhalten. Die Bedeutung der Ge73

sellschaft für den Transformatorenmarkt wird schon dadurch charakterisiert, daß sie Ende 1929 167 Unterstationen und 91 Mast- und Freiluft-Transformatorenstationen mit insgesamt 426 installierten Transformatoren von 353000 kVA besaß. Die Unterstationen in Yangchow, Pearon und Tonquin haben je eine Drehstrombank für 12 600 kVA und in der Unterstation Connought Road sind vier Freiluft-Transformatoren von je 7500 kVA aufgestellt. Die Verteilungsstationen haben alle Drehstromtransformatoren der normalisierten Leistung von 325, 62S und 1000 kVA. Bei großen Transformatoren herrschen englische und amerikanische Fabrikate vor, während Verteilungstransformatoren infolge des niedrigen Preises in steigendem Maße aus Japan bezogen werden. Auch andere große Elektrizitätswerke in Shanghai sind wichtige Abnehmer von Transformatoren, so Chapei Electricity and Waterworks, Soc. française de Tramway et d'Eclairage, die Elektrizitätswerke von Pootung und Pao Ming, sowie die beiden Werke Hsiangwah und Chenju. Die beiden letzten haben zudem keine eigene Stromerzeugung, sondern beziehen ihren Strom von Chapei. Shanghai allein ist also schon äußerst wichtig innerhalb des chinesischen Transformatorengeschäftes. Doch sind auch die über ganz China zerstreuten rund 50 Kraftwerksgesellschaften mit einer Leistung von über 1000 kW bedeutende Transformatorenverbraucher. Ihrer regionalen Verteilung nach entfallen auf die Provinzen Kiangsu und Hopeh je 9, auf Liaoning 7, Kirin 6, Hupeh 3, auf die Provinzen Kwangtung, Chekiang, Fukien, Shantung, Hunan und Kwangsi je 2 und schließlich auf Anhwei, Yünnan, Honan, Shansi und Heilungkiang je 1 öffentliches Elektrizitätswerk mit mehr als 1000 kW installierte Leistung. Der bedeutendste Transformatorenabnehmer unter ihnen ist die South Manchurian Electricity Co., die heute schon einen gewaltigen Bedarf an Transformatoren aufweist. Doch kommen für diese Gesellschaft heute amerikanische und europäische Lieferfirmen nicht mehr in Betracht. Der Bedarf wird vollständig in Japan gedeckt, allerdings ist eine indirekte Beteiligung amerikanischer und einer deutschen Firma über ihre japanischen Zweigfabriken möglich. Neben den Werken der öffentlichen Versorgung besteht noch bei ca. 60 Fabrikkraftwerken mit über 1000 kW Einzelleistung ein gewisser Bedarf an Transformatoren, der allerdings nicht so erheblich ist wie bei den Elektrizitätslieferungsgesellschaften mit der großen räumlichen Ausdehnung ihres Verbraucherkreises. Die Richtung der Bedarfsdeckung an Transformatoren wird bei einigen Kraftwerkgesellschaften bestimmt durch das finanzkapitalistisch begründete Kontrollrecht ausländischer elektrotechnischer Produktionsfirmen. So ist das Elektrizitätswerk von Kanton eine rein amerikanische Anlage, und mit der Belieferung des Elektrizitäts74

Werkes von Mukden — dem ersten mandschurischen Werk — leiteten die Amerikaner ihre Monopolstellung für Kraftwerksbelieferungen in der Mandschurei ein. Aus dieser Position wurden die Amerikaner erst in den letzten Jahren von deutschen und japanischen Firmen verdrängt- Die Anstrengungen der Amerikaner wendfen sich daher gegenwärtig den übrigen Teilen Chinas zu und konzentrieren sich namentlich in Südchina, das ja in elektrotechnischer Beziehung noch nahezu unerschlossen ist. Weiterhin ist eine neue Zentrale der Chapei Electricity and Waterworks ganz von Skoda eingerichtet, doch soll die große Turbinenlieferung nicht restlos befriedigt haben. Die Soc- française de Tramway et d'Eclairage in Shanghai steht ganz unter französischem Einfluß, sodaß für die Zukunft meist französische oder schweizerische Lieferungen zu erwarten sind. Die King Cheng Electric Co. in Wuchang ist im Besitz der japanischen Oriental Development Co., während die Electric Light Plant in Tientsin ganz unter englischer Kontrolle steht. An ihrer Transformatorenbelieferung sind ausschließlich zwei englische Firmen beteiligt. Die Zentrale der Chee Hsin Zementfabrik in Tongshan besitzt zwar eine größtenteils deutsche Einrichtung, doch wurden in letzter Zeit die Verteilungstransformatoren infolge der bekannten japanischen Preisstellung nach Japan vergeben. Das unter der Verwaltung der National Construction Commission stehende Werk Tsishuyen hat eine größere Anzahl deutscher Transformatoren gekauft. Die Chinese Electric Power Co. in Nantao, deren Maschinenpark aus Deutschland stammt, hat neben vielen deutschen Transformatoren drei Transformatoren zu je 1000 kVA und zwei zu je 3000 kVA aus England bezogen. Bei einer Ausschreibung der letztgenannten Firma auf 3 Drehstromtransformatoren zu je 1000 kVA, 5,25 kV/Niederspannung wurden im November 1931 die Angebote der Uebersicht I abgegeben. Die Preise gelten einschließlich 7,5 °/o Zoll für die Lieferung frei Nantao. Eine Ausschreibung der gleichen Gesellschaft auf 2 Drehstromtransformatoren zu je 3000 kVA, 31,5/5,5 kV, 50 Hz und SterndreieckSchaltung im Jahre 1932 ergab die in Uebersicht II zusammengestellten Angebote für Lieferung cif Shanghai einschließlich 8,5 %> Zoll. I. II. Nationalität det Firma England A Deutschland A Deutschland B Tschechoslowakei England B Norwegen

Preise in ®/o 100

111

117 122 106 109

Preise Nationalität der Firma in °/o England A 100 Deutschland A 142 Deutschland B 118 99 England B 105 England C 117 England D 200 USA USA. Belgisches Fabrikat 126

75

Der auf der Pfundentwertung beruhende Vorteil der Engländer wird hier offensichtlich. Gleichzeitig ist aber auch die Leistungsfähigkeit der deutschen Firmen zu erkennen, deren eine dicht an die Grenze des englischen Angebotes kam und sogar billiger war als das belgische Fabrikat. Der Auftrag fiel an eine der konkurrierenden englischen Firmen. Die Konkurrenzstellung der japanischen Industrie sei an zwei Beispielen der Preisgestaltung dargelegt. Der Fall I stellt das Ergebnis der Ausschreibung einer mandschurischen Kraftwerksgesellschaft für Masttransformatoren aus dem Jahre 1931 dar. Die Transformatoren hatten bei 60 Perioden 2,3/0,23 kV und wurden einschließlich Oelfüllung cif angeboten. Die Preisgegenüberstellung im Falle II bezieht sich auf einen 360 kVA-Transformator, dessen Ausschreibung Mitte 1931 stattfand. I. Le'st ntf ^y 1 ^ 3 5 10 15 3 5 10 15

DS DS DS DS ES ES ES ES

Preise der Japanischer Preis in °/o deutschen Firmen in °/o des niedersten deutschen A B Preises 100 94 26 1Ö0 109 30 112 42 100 162 (20 kVA) 100 53 30 100 75 100 83 35 100 78 53 100 51 125 (20 kVA) Nationalität USA Deutschland A Deutschland B Schweden Japan

II.

Preise in °/o 132 100 97 64 46

Die deutschen Angebote sind also gegenüber diesen japanischen Preisen außerordentlich teuer. Daher haben die Chinesen entgegen ihrer grundsätzlichen Antipathie gegen japanische Erzeugnisse in beiden Fällen den Auftrag nach Japan vergeben. Zudem hat sich auch die Güte der japanischen Transformatoren seit dem Kriegsende ständig verbessert, so daß trotz des niedrigen Preises ein großes Risiko nicht vorhanden ist. In den letzten Jahren wird ferner ein allmählich wachsender Marktanteil der chinesischen Eigenproduktion spürbar. Es mehren sich täglich die Fälle, in denen sich die chinesischen Firmen Wahson, Chinese National Engineering and Manufacturing Co., Riverside Electric Co., Chinese Electric Construction und Wah Tung an Ausschreibungen beteiligen und durch den tatsächlichen Erhalt wichtiger Aufträge den Absatz der ausländischen Konkurrenz ein76

engen. Die Preise der Riverside Electric Co. und der Wah Tung sind ungefähr 30 °/o niedriger als diejenigen der deutschen Erzeugnisse. Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß der schlechte Silberkurs die Konkurrenzfähigkeit der chinesischen Firmen begünstigt und diese von der chinesischen Regierung durch die National Construction Commission nach Möglichkeit bei der Auftragsvergebung berücksichtigt werden. Bei einer Ausschreibung von Ende 1932, an der sich neben einer deutschen Firma die Chinese National Engineering and Manufacturing Co. beteiligt hat, ergaben sich folgende Preisvergleiche: Transformator kVA — DS 5 10 20 30

Preise in % der Chinese National Engideutschen neering and Manufact. Co. Firma 100 206 100 175 100 126 100 127

Immerhin gelingt es der ausländischen elektrotechnischen Industrie auch heute noch, Transformatoren in China zu verkaufen. Die Nacoco hat beispielsweise schon öfter Kleintransformatoren ab Lager Shanghai von deutschen und amerikanischen Firmen gekauft. Die Hauptkonkurrenz der deutschen Industrie sind die von dem günstigen Pfundkurs getragenen englischen Firmen. Auch eine schwedische Firma lag 1932 bei einem Auftrag auf einen 800 kVA Transformator ca. 20 %> unter den deutschen Preisen. Ferner beunruhigen einige andere Firmen zeitweise den Markt. Welche Umstände schließlich außer der Preisfrage mitunter die Erfolgsaussichten eines Angebotes bestimmen, zeigt folgendes Beispiel: eine deutsche Firma erhielt in letzter Zeit einen Auftrag auf 5 Transformatoren zu je 1000 kVA von einer chinesischen Spinnerei zu einem guten Preis nur deshalb, weil ihre Transformatoren in die bereits bestehende Schaltanlage eingebaut werden konnten.

E. Schaltanlagen. Im Schaltanlagengeschäft ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Schaltanlagen kleiner, mittlerer, großer Zentralen und den Spezialschaltanlagen. Bei den kleinen Zentralen geht, wie bereits vor dem Kriege, die Schaltanlage immer mit den Maschinen, da eine solche Schaltanlage auch heute noch lediglich aus < einem kleinen Hauptölschalter, einem Volt- und Amperemeter und einer Sicherung besteht. Bei ganz großen Zentralen dagegen wird die Schaltanlage getrennt vergeben. Einen Preisvergleich der 1915 ausgeschriebenen 22 kV-Schaltanlage der Zentrale des Elektrizitätswerkes von Shanghai 77

zeigt Uebersicht I, während Uebersicht II die Angebotsreihenfolge für die dazugehörige 6,6 kV-Schaltanlage enthält. Nationalität der Firma England A England B USA A England C USA B

I.

Preis

in $ 43 555,— 35 200,— 34 630,— 31 048,— 27 252,—

Nationalität der Firma USA A England C England B

II.

Preis in $

9 806,— 8 200,—

7 616,—

Beide Anlagen wurden der englischen Firma B in Auftrag gegeben, deren Angebot vollkommen den Angebotsbedingungen entsprach. Den besonderen Ausschlag aber gab, daß die Firma auf der Hochspannungsseite das sogenannte „Split conductor system" herstellt, auf das in der Ausschreibung besonderer Wert gelegt wurde. Aus der neuesten Zeit seien folgende Vergleichspreise einer Schaltanlage für die Zentrale der Chinese Power Co. in Nantao gegeben. Die Schaltanlage bestand in der Hauptsache aus 2 Oelschaltern und 6 Trennschaltern für je 31,5 kV. Nationalität der Firma England A England B England C England D Deutschland A Deutschland B Belgien USA

Preis in $

1 640,— 1 420,— 900,— 1 774,— 1 050,750,— 1200,— 1 304,—

Der Auftrag wurde mit den früher beschriebenen Transformatoren zusammen nach England vergeben. In einem ähnlichen Fall dagegen fiel die Schaltanlage nach Deutschland. Die Schaltanlagen der Shanghai Power Co. sind zwar von verschiedenen Firmen geliefert worden, doch haben sin den riesigen Schaltanlagen der Gesellschaft eine englische und eine amerikanische Firma den Hauptanteil. Die Größenordnung dieser Aufträge geht daraus hervor, daß diese englische Firma im Jahre 1915 allein eine Hochspannungsschaltanlage für £ 7515 und eine Niederspannungsschaltanlage für £ 7116, also einen Auftrag von rund Mk. 300000 erhielt. England ist überhaupt sehr erheblich an der Lieferung größerer Schaltanlagen nach China beteiligt. So vergaben die Shanghaier Wasserwerke 1930 die Schaltanlage für eine 3000 kW, 6 kV-Anlage an eine englische Firma, und die vorerwähnte englische Firma erhielt von der Stadt Shanghai 1929 den Auftrag auf die gesamte elektrische Einrichtung von 5 Entwässerungsstationen. Auch 78

die 12 Generator- und die 13 Feederpaneele der Hankow Light and Power Co. sind anscheinend von den Engländern geliefert worden. Die Schaltanlage der neuen Anlage der Harbiner Electric Light and Tramway wurde mit der übrigen Einrichtung zusammen aus Deutschland bezogen. Eine der wenigen französischen Schaltanlagen befindet sich in den Chapei Electricity and Waterworks in Shanghai und wurde 1926 geliefert. Die Hochspannungsschaltanlage der Electric Light and Power Plant in Tientsin ist englisch, während die gesamte Niederspannungsanlage der Gesellschaft von ihr selbst hergestellt wurde. Spezialschaltanlagen werden gewöhnlich aus dem Ausland bezogen. Angaben über die Herkunft dieser Anlagen werden dadurch vereitelt, daß in all diesen Einzelfällen die Schaltanlage mit den Maschinen geliefert wird. Auch Hochspannungsschaltzeug wird in den meisten Fällen mit den Maschinen zu einer Bestellung zusammengefaßt. Die früher aus dem Ausland bezogenen mittleren Schaltanlagen werden heute vielfach in chinesischen elektrotechnischen Unternehmen produziert. Fast sämtliche Fabriken der chinesischen elektrotechnischen Industrie befassen sich mit dem Bau von Schaltanlagen. Ihre Fabrikate sind oft gut und ansprechend ausgeführt. Die Absatzfähigkeit ausländischer Schaltanlagen verschiebt sich von den billigen Schaltgeräten zu den hochwertigen Schaltkästen mit automatischen Schaltern und eisengekapselten Schaltgeräten. Besonders deutsches eisengekapseltes Schaltgerät hat in China günstige Aufnahme gefunden. Ein in neuester Zeit von einer deutschen Firma herausgebrachter Schaltkasten kann gut abgesetzt werden, entweder mit Spinnmotoren zusammen an Spinnereien oder an Kraftwerksgesellschaften. F. Uebertragung und Verteilung. 1. V o r k r i e g s j a h r e u n d e r s t e s N a c h k r i e g s jahrzehnt. Mit Ausnahme des Shanghaier Verteilungsnetzes gab es in dem China der Vorkriegsjahre kaum Möglichkeiten, Hochspannungskraftübertragungs-Ausrüstungen zu verkaufen. Das Shanghaier Netz wies eine Verteilerspannung von 22 kV auf und war bereits damals ziemlich ausgedehnt. Es wurde nur gutes Hochspannungsgerät verwendet das meist englischen Ursprungs war. Ende 1919 waren vorhanden: 22 kV Kabelstrecken 6,6 kV Nsp„ Telefon- und MeßKabelstrecken total

33 Meilen 10 17 109 Meilen

79

Unterstationm gebaut und beordert Mast- u. Frelufttransformatoren-Stationen Installierte Transformatoren Gesamtleistuig der installierten Transformatoren Anzahl der StraBenlampen Kerzenstärke dieser Straßenlampen

73 11 182 59 735 kVA 3 706 355 280 HK

Während ii Hongkong und Shanghai Kabelverteilung vorherrschte, war ai allen anderen Plätzen oberirdische Kraftverteilung üblich. Diese tiug stets die typischen Merkmale ihres Ursprungslandes und je nach dem Lieferantenland wurde eine andere Spannung bevorzugt. Für ganz kleine Zentralen verwendeten die Engländer Gleichstrom von 100 V oder noch niedrigerer Spannung. Die Häuser anderer Länder dagegen wählten bei Gleichstromanlagen gewöhnlich Zweileiteranlages 220 V oder Dreileiteranlagen 2 X 220 V. Da nur die Engländer 100 V-Anlagen einrichteten, waren bei Gleichstromanlagen solche mit 220 V bzw. 2 X 220 V in der Mehrzahl. Schon vor dem Kriege wurden in steigendem Maße kleine Zentralen mit Wechsel- bzw. Drehstrom angelegt, wobei die Lampenspannung 100 bis 110 V betrug bei Zweileiter- bzw. Dreileiterverlegung. Die Wahl der Primärspannung kennzeichnete ebenfalls das Lieferland. So bevorzugten englische und deutsche Häuser 5000 und 6000 V, die Japaner neigten zu 3300 V und die Amerikaner hatten sich für 2300 V entschieden. Während die letzteren 60 Perioden als Netzfrequenz wählten, hielten sich alle anderen Länder grundsätzlich an 50 Perioden und wählten nur 60 Perioden, wenn sie mit Amerika im Wettbewerb standen oder ein dringender Grund vorlag. Schon damals gab es so etwas ähnliches wie chinesische Normalien und ein besonders dafür ernanntes Komitee empfahl den Lieferanten Neuanlagen möglichst nach den von ihm aufgestellten Grundsätzen anzulegen. Bei oberirdischer Verteilung wurden gewöhnlich Holzmaste verlegt, die aus China selbst stammten. In Kowloon, Hongkong und Peking dagegen waren teilweise Stahlmaste im Gebrauch, während in der französischen Konzession in Shanghai Betonmaste verwendet wurden. Bei Straßenoberleitungen wurden runde Stahlmaste benutzt. Verteilungstransformatoren wurden gewöhnlich als Maststationen angelegt, allerdings kam gemäß der europäischen Praxis auch Niederspannungsverteilung mit Unterstationen in den einzelnen Bezirken vor. Straßenbeleuchtung war außerhalb der fremden Niederlassungen nicht üblich, und wo sie in Ausnahmefällen vorhanden war, verdankte sie ihr Dasein gewöhnlich der Initiative eines ausländischen Betriebsleiters. Di$ amerikanischen Anlagen hatten Serienschaltung, alle anderen Parallelschaltung. Freiluftschalter wurden kaum verwendet; hier und da traf man Blitzschutzvorrichtungen an.

80

2. D i e g e g e n w ä r t i g e L a g e . a) A l l g e m e i n . Heute bestehen im ganzen Lamd Anfänge von Hochspannungs-Kraftübertragungsleitungen, die bereits bei der Besprechung des Transformatorengeschäftes aufgeführt wurden. Außer diesen ausgesprochenen Fernleitungen gibt es aber eine ganze Anzahl von Werken, welche bei ihrer Erzeugung Hochspannung benutzen. Das trifft vor allem für die japanischen Fushun-Gruben zu, doch haben auch die anderen großen Gruben, wie beispielsweise die KailanGruben, Hochspannungsvei teilung und damit einen ziemlichen Bedarf an Hochspannungsverteilungsmaterial. Bei den großen Industriewerken ist ebenfalls ein steigender Bedarf an Hochspannungsverteilungsmaterial zu beobachten. Wie die Chee Hsin Zementfabrik in Tongshan, geben auch die Kraftanlagen anderer Industrien einen Teil der erzeugten Energie an die umliegenden Fabriken und Dörfer ab. Der Bedarf an Niederspannungsverteilungsmaterial ist naturgemäß noch größer, da hier neben den Großkraftwerken auch kleine und kleinste Zentralen als Käufer auftreten. Die Art der Energieverteilung bei diesen kleinen Zentralen ist bestimmend für die Art des benötigten Materials. In China gibt es zwar den VDE-Vorschriften ähnliche Errichtungsvorschriften für elektrische Anlagen, doch sind diese noch nicht Allgemeingut der Elektrizitätserzeuger und -Verbraucher geworden. In manchen Netzen sind die Verhältnisse für deutsche Verhältnisse einfach unverständlich. Mitunter haben Hochspannungsleitungen nur 20 cm Abstand von Niederspannungsleitungen oder sogar von Telephonleitungen und das primitive Annageln von Leitungen mit 220 V innerhalb der Häuser ist durchaus keine Seltenheit. War ein Leiterquerschnitt von 35 mm2 notwendig und projektiert und hat man sich bei der Kalkulation verrechnet, so wird zum finanziellen Ausgleich einfach ein viel kleinerer Drahtquerschnitt verwendet. Häufig werden auch Hochspannungsdrähte auf Niederspannungsisolatoren verlegt. Daß bei einer derartigen Installation größere Unglücksfälle unvermeidbar und auch Todesfälle nicht selten sind, bedarf keines näheren Hinweises. Es wird dann zwar eine Untersuchung eingeleitet und wohl etwas vorsichtiger installiert, nach geraumer Zeit geht dann aber wieder die Billigkeit der Installation der technischen Sicherheit vor. Der Schlüssel für diese Zustände liegt in den Umständen, die bei der Gründung einer Ortszentrale im Innern Chinas mitwirken. An der Gründung eines solchen Elektrizitätswerkes beteiligen sich meist einige vermögende Kaufleute und die Banken der betreffenden Stadt. Die Gründungsversammlung ernennt gewöhnlich eine Zweierkommission und beauftragt diese mit dem Einkauf der für die Errichtung des Kraftwerkes erforderlichen Maschinen, sowie des für das 81

Verteilungsnetz benötigten Materials. Die Kommission besorgt den Einkauf dann entweder persönlich in einer Hafenstadt oder beauftragt ihrerseits wieder Freunde mit den Vorarbeiten. Auf jeden Fall entstehen so bereits vor dem Baubeginn und auch während des Baues bis zur endgültigen Fertigstellung allerlei Nebenunkosten, die im Voranschlag nicht berücksichtigt waren. Diese werden dann einfach den Baukosten zugeschlagen, sodaß, wenn ursprünglich Mittel für eine 150 kW-Anlage bereitgestellt waren, die tatsächlichen Mittel schließlich nur noch zur Errichtung eines 100 kW-Kraftwerkes bei knappster Auslegung ausreichen. Bei diesen Verhältnissen entschließt man sich womöglich zur Verlegung eines Leiterquerschnittes von nur 10 mm2, obgleich ein Leiterquerschnitt von 35 mm2 veranschlagt war. Da aber Abnehmer für den ursprünglich vorgesehenen Leiterquerschnitt vorhanden sind und am Anfang auch angeschlossen werden, sind infolge der großen Leitungsverluste Spannungsabsenkungen bis zu 50 °/o und darüber keine Seltenheit. Das damit eingeleitete Absinken der Einnahmen aus dem verkauften Strom versucht man nun mit dem zweifelhaften Mittel höherer Stromtarife auszugleichen. Da nur Lichtbelastung vorhanden ist, hilft man sich damit, daß man in einem 220 V Netz nacheinander 150 V, 110 V und schließlich 65 V Lampen einschaltet, wodurch allerdings die Brenndauer der Lampen nicht gefördert wird. Das Netz wird so immer mehr überlastet, die Leitungsverluste steigen auf einen noch höheren Prozentsatz der generierten Leistung an und die Tarife werden so weit erhöht, bis sich auch große Geschäfte nur noch 2—3 Lampen leisten können und der Großteil des Verbraucherkreises wieder auf die Oellampen zurückgreift. Daß mit einer derart billigen und folgenschweren Installation die chinesische Elektrizitätswirtschaft keine Förderung erfährt, hat auch die Nationalregierung in Nanking erkannt. Mit der Anlage von großen Ueberlandzentralen an einigen günstig gelegenen Punkten des Landes und der Errichtung von Unterstationen in den einzelnen Ortschaften hat die Nacoco bereits begonnen. So entspricht das Tsishuyen-Ueberlandnetz schon den Erfordernissen einer zweckmäßigen Energiewirtschaft. Man will sogar einen Schritt weiter gehen und auch solche Ortschaften an diese Ueberlandnetze anschließen, die bereits eine eigene Zentrale mit Oel- oder Gasmaschinenantrieb besitzen. Die letzteren sollen dann stillgelegt werden. Diesen weitgehenden Plänen stehen jedoch vorläufig noch mannigfaltige Hindernisse entgegen. Nicht nur die Besitzer der kleinen Dorfzentralen befürchten bei einer Verwirklichung der Pläne finanzielle Nachteile, die Opposition erstreckt sich vielmehr von den hohen Provinzbehörden bis hinunter zum kleinsten Mechaniker. Sie alle befürchten durch die Errichtung von Ueberlandnetzen den Verlust mancher Einnahmen zu

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erleiden, die bisher aus den verschiedensten Tätigkeiten resultierten. Außerdem wenden die einzelnen städtischen Körperschaften mit Recht ein, daß in einem Lande, in dem dauernd mit kriegerischen und räuberischen Verwicklungen zu rechnen ist, einer Licht- und Kraftversorguing durch eine weit entfernte Zentrale besondere Gefahren innewohnen, die durch eine Aufteilung der Kraftversorgung in viele örtliche Kleinzentralen bedeutend abgeschwächt werden. Unter diesen Umständen ist auch für die nächste Zukunft noch mit dem nicht unerheblichen Bedarf der kleinen Ortszentralen zu rechnen. b) K a b e l . Da bis zum Kriegsende Erdkabel nur in Shanghai und Hongkong verlegt waren, beschränkte sich der Kabelabsatz auf diese beiden Orte. Bei einer 22 kV Kabelausschreibung für eine 25 000 kW Erweiterung des Shanghaier Elektrizitätswerkes wurden in der Kriegszeit nachstehende Angebote abgegeben: Tenderfirma

auf gleiche Basis umgerechnete Angebote $ Amerikanische Firma C 168 999,— Siemens Brothers 178 440,— British. Ins. Wires & Helsby Cables Co. 186 151,— Johnson & Philips 189 698,— W. T. Henley's Telegraph Co. 193 872,— Pirelli 194 190,— 201 451,— Amerikanische Firma D Callendar Cable Co. 211 482,— Union Cable Co. 228 053,— W. T. Glover & Co. 231 322,—

Das Kabel wurde daraufhin nicht bestellt, sondern in einer neuen Ausschreibung auf ein Spezialkabel — das nur wenige Firmen herstellten — wurden nachstehende Unternehmen zur Ausarbeitung eines neuen Angebots eingeladen und dann bei der ersten Firma bestellt. British Ins. Wires & Helsby Cables Co. Siemens Brothers W. T. Henley's Telegraph Co.

$ 211 645,— $ 199 808.— $ 213 640,—

In den letzten Jahren dagegen handelt es sich in den allermeisten Fällen um Erdkabel. Dabei macht sich die japanische Konkurrenz außerordentlich bemerkbar und 2 japanische Firmen liegen mit ihren Preisen um 10—25 °/o unter den entsprechenden Preisen der europäischen Firmen. Zudem sind die von der japanischen Kabelindustrie gelieferten Kabel durchaus einwandfrei. Trotzdem gelingt es auch heute noch europäischen Firmen, beim Mitwirken von günstigen Umständen in China Kabelgeschäfte abzuschließen. Teils werden solche Aufträge von den in China tätigen ausländischen Gesellschaften an die Industrie des Heimatlandes vergeben, teils beruht der Wettbewerbserfolg auf einer sehr günstigen Kreditausstattung, oder das

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Verlangen einer bestimmten Spezialausführung — wie bei dem 1915er Auftrag der Shanghaier Elektrizitätswerke — läßt alle anderen Finnen von vornherein ausscheiden, die in dieser Spezialausführung nicht führend sind. Mitunter ist auch die grundsätzliche Abneigung der Chinesen gegen japanische Industrieerzeugnisse größer als der Preisvorteil des japanischen Angebots. Ob allerdings diese Verhältnisse auch in einigen Jahren noch zutreffen, vermag niemand zu sagen. 1928 fiel ein großer Grubenkabelauftrag nach England und 1930 lieferte die British Ins. Cables Co. Prescot 96 000 Yards Untergrundkabel an die Shanghai Power Co. In Zukunft werden wohl die Kabelaufträge dieser Gesellschaft nach Amerika oder Japan fallen. Bereits 1931 bestellte sie 22 Meilen 22 kV Kabel bei der japanischen Firma Furukawa, deren Kabel ca. 37 °/o billiger waren als die entsprechenden europäischen. Die Kabel wurden von einer Spezialkommission in Japan abgenommen und waren bis jetzt durchaus zufriedenstellend. Auch Deutschland konnte sich in den letzten Jahren einige bedeutende Kabellieferungen sichern. So wurde in der Zeit der Zerstörung Chapeis durch die Japaner ein 22 km 33 kV Kabel an die Chapei Electricity and Waterworks geliefert. Von den Kabellieferungen der englischen Callender Cables and Construction ist der Auftrag auf das Unterwasserkabel Nanking—Pukow und des größten Teils des Hongkonger Kabelnetzes zu erwähnen. In Kabelgarnituren sind einige deutsche und englische Firmen gut vertreten, während andere Firmen der gleichen Länder in schweren Kabelgarnituren gar nicht konkurrenzfähig sind. In China wird eben auch dann auf die Billigkeit viel Wert gelegt, wenn der teure Preis mehr als notwendig durch solide Ausführung aufgewogen wird. An den im Jahre 1929/30 in Shanghai für insgesamt G. $ 230 000 getätigten Kabelaufträgen sind die einzelnen Länder wie folgt beteiligt: Japan ca. 65 %>; Deutschland ca. 13%; USA ca. 11 Vo; England ca. 4,5 °/o. In die restlichen 6 % teilen sich die übrigen Länder. Der Bedarf Chinas an Kabeln soll durch Aufführung der in den Jahren 1920—