Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung "Die Eleganz der Diktatur, Modephotographien in Deutschen Zeitschriften
1,018 121 34MB
German Pages 74 Year 2001
Die Eleganz der Diktatur Modephotographien in deutschen eitschriften 936 - 1943
Die Eleganz der Diktatur Modephotographien in deutschen Zeitschriften 1936-1943
herausgegeben von Ulrich Pohlmann und Simone Förster
Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum Wolf & Sohn
Yva, Flacher Hut aus stahlblauem Stroh, 1936
Inhalt Ulrich Pohlmann Die Eleganz der Diktatur. Modephotographien in deutschen Zeitschriften 1 936-1 943
4
Simone Förster
die neue linie im Nationalsozialismus. Modezeitschriften
zwischen Realität undPropaganda
12
Tafelteil
f8
Ausstellungsverzeichnis
60
Biographien
67
Bibliographie
40
Impressum
72
Ulrich Pohlmann Die Eleganz der Diktatur. Modephotographien in deutschen Zeitschriften 1936-1943
1 Enno Kaufhold, Fixierte
Eleganz. Photographien der Berliner Mode, in: F.C. Grundlach/Uli Richter
IHg.l, Berlin en vogue. Berliner Mode in der Photographie,
Tübingen, Berlin 1993, S. 13
Als im Januar 1961 die Deutsche Meisterschule für Mode München dem Münchner Stadtmuseum ein Konvolut von 2386 Originalphotographien aus dem Zeitraum von 1936 bis 1943 als Stiftung übergab, ahnte wohl niemand deren kulturhistorischen Wert. Folglich ruhte das Archiv jahrzehntelang mehr oder weniger unbeachtet in den Museumsschränken, bevor es anläßlich der von Uli Richter und F.C. Gundlach konzipierten Ausstellung „Berlin en vogue Berliner Mode in der Photographie" 1995 wiederentdeckt und der Samm lung des Fotomuseums übergeben wurde. Die Modeaufnahmen stammen von bekannten französischen und deutschen Photographen wie Binder, Brassai, Dorvyne, Hubs und Ilse Flöter, Sonja Georgi, K. L. Haenchen, Ewald Hoinkis, François Kollar, Willy Maywald, Regina Relang, Georges Saad, Imre von Santho, Maurice Tabard und Yva, um hier nur einige repräsentative Namen aufzuführen. Auf der Rückseite der Aufnahmen befinden sich neben Photogra phenstempeln weitere Markierungen, die auf eine Veröffentlichung in der zeit genössischen Modepresse wie der im Leipziger Otto Beyer Verlag erschiene nen Zeitschrift die neue ¡¡nie verweisen; andere Aufnahmen sind vermutlich in den Modejournalen Die Mode, Die Dame und Der Silberspiegel publiziert worden, die als moderne Lifestyle-Magazine auch im Ausland gerne gelesen wurden. Im Verbund mit den Photonachlässen von Regina Relang und Hubs Flöter stellt das ehemalige Photoarchiv der Deutschen Meisterschule für Mode München eine einmalige Quelle dar, um die vielfältigen Erscheinungsformen der Modephotographie und insbesondere das Modeschaffen in Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur zu studieren. Der vorliegende Katalog „Die Eleganz der Diktatur" stellt nicht den An spruch, eine erschöpfende Darstellung des Phänomens zu sein, sondern möchte vielmehr Einblicke in zeitspezifische Gebrauchsweisen vermitteln, die sich vom heutigen Medienverständnis grundlegend unterscheiden. In den 30er und 40er Jahren wurde die Modephotographie weniger als Kunst wahrgenommen, sondern sie war ausschließlich als Vorlage für die druck technische Vervielfältigung in Illustrierten bestimmt. Die wichtigste Aufgabe der Modephotographie besteht bekanntlich darin, werbend zwischen dem Produkt, der Kleidung-und dem Käufer zu vermitteln, um diesen zum Kauf zu animieren. „Und da die Zahl der zu Informierenden groß sein soll, ist auch nicht das einzelne, exklusive Bild von Bedeutung, sondern das gedruckte, massenhaft vervielfältigte."1 Nach den Prinzipien der Warenästhetik sollte
die Bekleidung in möglichst verführerischen Bildern angepriesen werden. Doch über diese Zweckbestimmung hinaus betrachten wir Modephotogra phien auch als Zeugnisse eines zeitspezifischen Lebensgefühles, in denen damalige Vorstellungen von idealer Schönheit und Identität mitschwingen.
4
Als die amerikanische Modezeitschrift Vanity Fair im November 1932 Adolf Hitler eine Titelzeichnung widmete und der Kolumnist von der „fantas tischen Uniform" des „weißgesichtigen Mannes mit zuckenden Händen und dunkel brennenden Augen" schwärmte, war eine weit verbreitete Faszina tion für die Uniform als auratisches Symbol von Macht zum Ausdruck ge kommen. Erstmals war der deutsche Diktator in die Öffentlichkeit der inter nationalen Modepresse gerückt, und Vanity Fair phantasierte von Hitler sogar als Schöpfer einer eigenen „Hitler-Couture". Auch wenn Hitler nicht, wie prophezeit, selbst als Gestalter der deut schen Mode in Erscheinung treten sollte, war der Einfluß der Nationalsozia listen auf die Modeindustrie und Modephotographie auf politischer Ebene unübersehbar. Wurde in Berlin im Jahr der Machtergreifung noch die Hälfte der Bekleidung von jüdischen Schneidereien hergestellt, so gelang es den Nationalsozialisten innerhalb von fünf Jahren durch Enteignung die Betriebe zu arisieren, die jüdischen Inhaber und ihre Mitarbeiter in die Emigration zu treiben bzw. mittels Deportation in Konzentrationslager physisch zu vernich ten. Die entrichteten Zahlungen bei der erzwungenen Übereignung der
Titelblatt Vanity Fair, November 1932 von Garetto
Unternehmen entsprachen nur zu einem geringen Teil dem tatsächlichen Wert, dem die jüdischen Geschäftsleute aufgrund ihrer desolaten Lage meist widerspruchslos zustimmen mußten. Der Exodus der etablierten jüdischen Modesalons bedeutete eine empfindliche Schwächung der deutschen Mode als internationale Exportindustrie, obwohl Berlin mit Modeschöpfern wie Hanns Bisegger, Gehringer und Glupp, Annemarie Heise, Rolf Horn, Schulze-Bibernell und Staebe-Seeger immer noch das Zentrum der deut schen Mode bildete. Ähnlich wie die Mode war auch die Photographie von den politischen
Veränderungen nachhaltig betroffen. Die Gleichschaltung der Presse schuf besondere Arbeitsbedingungen, denen sich auch die Modephotographen nicht entziehen konnten. Das sogenannte Schriftleitergesetz, vom Reichs ministerium für Volksaufklärung und Propaganda im Jahre 1933 erlassen, regulierte die Arbeitsmöglichkeiten im Sinne der NS-ldeologie. So durften „nur deutsche Reichsangehörige arischer Abstammung über 21 Jahre, die nicht mit einem jüdischen Ehepartner verheiratet waren", sich als Journalis ten, Verleger oder Photographen betätigen.3 Obwohl die Modeberichter stattung selbst von Zensurmaßnahmen kaum betroffen war, wirkte sich die neue Politik auf den Berufsstand der Photographen entscheidend aus: „Nach den NS-Gesetzen traf die Fotografen eine doppelte Berufskontrolle: Durch das neue Berufsbild des 'Bildberichterstatters' wurden sie rechtlich den anderen Presseberufen gleichgestellt und unterstanden damit den poli tischen Bestimmungen des Schriftleitergesetzes, dessen Verordnungen für jüdische Fotografen ein sofortiges Berufsverbot nach sich zog. Die traditio nell arbeitenden Fotoateliers waren dagegen unter die Kontrolle der neuge schaffenen Berufskammern gestellt, so daß auch hier die Arbeit für jüdische Fotografen nur noch sehr eingeschränkt, nach 1 938 gar nicht mehr möglich
5
2 Vgl. Gloria Sultano,
Wie geistiges Kokain... Mode unterm Hakenkreuz,
Wien 1995, S. 57f. 3 Martina Caspers, Mode fotografie und Presse, in: Almut Junker IHg.l, Frankfurt
macht Mode 1933-1945,
Marburg 1999, S. 43 f.
war."4 Das prominenteste Opfer der antisemitischen Gesetze war neben Erich Salomon die jüdische Photographin Yva, die eines der angesehendsten Studios in Berlin während der Weimarer Republik unterhielt. Nachdem sie ihre Aufnahmen noch gelegentlich bis 1938 in den einschlägigen Modejournalen veröffentlichen konnte, wurde sie 1942 gemeinsam mit ihrem Mann Alfred Simon deportiert und in Majdanek/Sobibor ermordet.5 Ungeachtet der ideologischen Vorgaben der NS-Politik, die den Frauen vor allem Aufgaben in der Familie als Mutter und Ehefrau zuwies, waren in den 30er Jahren mehr Photographinnen als Photographen im Bereich der Mode tätig, ein Zeichen für die Kontinuität des in den 20er Jahren entwi ckelten Selbstverständnisses der kreativen Frau. Die meisten Photographin nen arbeiteten in Berlin, nur einzelne ließen sich, wie Emy Limpert in Frank furt am Main oder Hanna Seewald in München, in einer der anderen deutschen Modestädte nieder. Einige von ihnen wie Hedda Walther waren bereits in der Weimarer Republik in ihrem Metier erfolgreich, andere wie Sonja Georgi (geb. Walther), Ingeborg Hoppe, Urs Lang-Kurz, Barbara Lüdecke, Lilli Niebuhr, Regina Relang, Charlotte Rohrbach oder Ruth Wilhelmi sollten sich nach 1933 als Mitarbeiterinnen von Modezeitschriften etablie ren. Ob der hohe Anteil von Photographinnen einen anderen geschlechts spezifischen Blick auf die Mode und ein eigenes Frauenbild entwickelt hat, oder ob die Aufnahmen vor allem die auftragsbedingten Vorgaben der Modeindustrie erfüllten, läßt sich nicht schlüssig beantworten. Ein erklärtes Ziel der nationalsozialistischen Politik lautete, unabhängig von der Pariser Mode eine spezifisch deutsche Mode zu kreieren. Zu die sem Zweck wurde 1933 das Deutsche Modeamt unter oberster Leitung von Magda Goebbels gegründet und die Arbeit der Modeinstitute in München und Frankfurt intensiviert.6 Daß das Vorhaben, eine vom internationalen Stil
unabhängige deutsche Mode zu etablieren, nicht gelang, wird vor allem an den zahlreichen, bis 1939 zur französischen Mode erschienenen Aufsätzen in den führenden deutschen Modejournalen Elegante Welt, Silberspiegel oder die neue linie ersichtlich. In dieser Zeit orientierten sich die deutschen Modeschöpfer, Photographen und Zeitschriften unverändert an den Krea
4 Ebenda, S. 46
Marion Beckers/Elisabeth
Moortgat, Yva. Photographien / 925- / 938, Tübingen,
Berlin 2001 Andreas Ley, Mode für Deutsch
land. 50 Jahre Meisterschule für Mode München 1931-1981, München 1981. Almut Junker fHg.l, Frankfurt
macht Mode 1933-1945,
Marburg 1999
tionen aus Paris als unangefochtener Drehscheibe der internationalen Mode. So war es für den Leser selbstverständlich, ungeachtet der staat lichen Gleichschaltung und Zensur weiterhin über die neuesten Pariser Mo delle unterrichtet zu werden, wie auch zahlreiche Bildstrecken von jüdischen und ausländischen Photographen wie Yva (bis 1938), Brassai (1936/37) oder Cecil Beaton (1936-38) erscheinen konnten. Aufnahmen der in Paris tätigen Photographen Dorvyne, François Kollar, Dora Maar, Man Ray, Arik Nepo, Roger Schall, Maurice Tabard oder Willy Maywald waren in den Redaktionen von Illustrierten begehrt und lassen eine mögliche Abkoppelung der deutschen Mode von internationalen Entwicklungen als fragwürdig er scheinen. Die hier im Katalog wiedergegebenen Aufnahmen französischer Photographen, die zumeist in der neuen linie veröffentlicht worden sind, ver
6
anschaulichen den Einfluß des neoklassizistischen Stils, der von Horst P. Horst, George Hoyningen-Huene und Cecil Beaton geprägt worden war. Vor antikisierenden Hintergründen und dekorativen Requisiten wie Säulen und Skulpturenfragmente wirken die Modelle wie lebende Skulpturen kon trastreich in ein dramatisches Licht- und Schattenspiel gerückt. Die daraus re sultierende Verrätselung der Frau als mondäne Gestalt war in den Inszenie rungen der deutschen Modephotographie der 30er Jahre weniger ge wünscht, vielmehr dominierte in deren Kompositionen das Bild eleganter, aber gediegener Weiblichkeit. Insbesondere die Aufnahmen in den international verbreiteten Modezeit schriften die neue linie und Die Dame vermittelten großstädtisches Flair und kühle Eleganz. In der deutschen Modepresse herrschte durchaus ein pluralis tisches Erscheinungsbild der Mode, repräsentiert durch verschiedene Stile der Modephotographie. Ästhetisch waren die Unterschiede zwischen den
Leni Riefenstahl, Die Logenschule bei ihren Springseilübungen, aus:
L. Riefenstahl, Schönheit im olympi schen Kampf, Berlin 1937, S.91
auf Eleganz bedachten Pariser Modephotos eines Willy Maywald oder Ge orges Saad zu den Berliner Modebildern von Ewald Hoinkis oder Karl Lud wig Haenchen unerheblich. Obgleich bestimmte, für das Neue Sehen charakteristische Gestaltungs merkmale wie die Wiedergabe von Oberflächenstrukturen oder die Wahl extremer Bildausschnitte eher selten waren, kamen gelegentlich auch experi mentelle Techniken zur Anwendung. Für seine „Lebenden Schatten" hatte Imre von Santho ein Modell in verschiedenen Posen photographiert und die Einzelmotive mit Hilfe der Montage in einer Komposition vereint. Besonde re Beachtung verdient auch eine Reihe von Photocollagen von Santhos, die Modelle vor architektonischen Wahrzeichen Berlins in Schrägperspektive und Untersicht wiedergeben. Diese Aufnahmen verströmen etwas von der Dynamik des modernen Großstadtlebens, wie auch die stets sich wiederho lenden Requisiten Auto, Flugzeug oder Zeitschriftenkiosk in den Modebil dern als Symbole für Kommunikation auf den Lebensrhythmus der modernen Metropole verweisen. Nur selten wird die Frau in ihrer ideologisch zuge dachten Rolle als Mutter und häusliche Ehefrau abgelichtet, doch wird sie auch nicht als moderne emanzipierte Frau dargestellt, deren Platz im Ar
beitsleben ist. Ein ganz anderes Frauenbild verbildlichen die Photographien von Bade moden, in denen Einflüsse der „Kraft-durch-Freude"-Bewegung lebendig wer den. Als Echo auf die Körperdarstellungen der sportlich-dynamischen Frauen, die im Dritten Reich ihren visuellen Höhepunkt in Leni Riefenstahls Olympia film erlebten, entsprechen die Modephotos nur bedingt ihren politischen Vorbildern, denn die fröhlich-entspannte Pose der Modelle läßt auch andere Lesarten zu. Man könnte aus dieser Differenz schließen, daß die Modepho tographie den Vorgaben der politischen Rhetorik eher ausweicht statt diese zu erfüllen, um im Gegensatz zu den ornamenthaften Leitbildern disziplinier ter Jungmädchen gewisse individuelle Freiräume zu offerieren. Dennoch war jegliche offene oder sublime Erotik im Unterschied zur Libertinage der 20er
7
7 lebende Schatten, in: Die Dame, Juli 1937. Vgl. Abb. S. 44.
Erich Retzlaff, Schwarzwaldtracht
(Bollenhut), vor 1936
Regina Relang, Andalusische Tracht, Sevilla 1938/39
Jahre - man denke nur an Yvas Aufnahmen von Seidenstrümpfen - Im Natio nalsozialismus verpönt und entsprach nicht dem Bild von Moral und Reinheit der Frau. Häufig erscheinen die Modelle wie 'zugeknöpft' in hochgeschlos senen Kleidern, die in der Tracht ihr traditionelles Pendant besaßen. Die Trachtenmode erlebte international auf der Pariser Weltausstellung 1937 ihren Durchbruch und inspirierte auch Pariser Couturiers. Doch der Einfluß der Tracht auf die Entwürfe der deutschen Modeschöpfer war sicher lich geringer, als die NS-Propaganda dieses glaubhaft machen wollte. Das allgemeine Interesse an historischen Trachten war vor allem durch die Bild bände der Photographen Hans und Erich Retzlaff und Erna Lendvai-Dircksen wie beispielsweise Die Deutschen Trachten von Erich Retzlaff, erschienen 1936 in der populären Reihe der „Blauen Bücher", geweckt worden. Auch die in Paris lebende Photographin Regina Relang war fasziniert von Trach ten und belieferte Die Dame ab 1 937 mit Berichten über mit Silberschmuck verzierte Bauerntrachten aus Jugoslawien8 oder über die andalusische
Tracht , die im Rahmen einer zwölfteiligen Serie über Spanien unter der Dik tatur von General Franco erschien. Die verstärkte Rückbesinnung auf die Tracht hatte zweifelsohne politische Gründe. Zum einen symbolisierte die Tracht, die im Unterschied zur All tagskleidung nur an besonderen Festtagen getragen wurde, die Kontinuität von regionalen Traditionen. Die Tracht stand für ein Gemeinschaftsgefühl und für Heimatverbundenheit und wurde propagandistisch gerne als Symbol einer intakten bäuerlichen Lebensform gegen die nervöse und „entartete" Großstadtkultur ausgespielt. Doch verhält sich das Wesen der Mode mit ih ren ständigen Innovationen und Veränderungen eigentlich konträr zu der Tracht, wie Paul Fechter erkannte. „Es scheint ein geheimes Gesetz des Le bens zu sein, dass die Menschheit sich dagegen wehrt, das Aussehen ver gangener Generationen in den Lebenden von neuem heraufzubeschwören. Das Gefühl sträubt sich offenbar dagegen, das lebendige Verhältnis zur ei genen Zeit. Was einst modischer Reiz war, ist jetzt ästhetischer Reiz gewor den und dringt vom Ästhetischen da und dort im Schnitt eines Ärmels, in der
Länge eines Rocks, in dem Rand eines Hutes spielerisch erinnerungsvoll noch einmal in eine veränderte Welt: das Ganze aber bleibt vergangen, bleibt Tracht, möglich als Verkleidung auf Festen, unmöglich als Erschei nungsform neuer Menschen für den Alltag."10
8 Vgl. Die Dame, November,
1938, S. 21-25 Vgl. Die Dame, November,
1940, S. 10-1 1 10 Vgl. Paul Fechter, Tracht
und Mode, in: die neue /¡nie, März 1933, S. 23
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte sich die Situation der Modebranche grundlegend. Man wandte sich von der französischen Mode ab, in den Zeitschriften wurden nun keine Modephotos mehr aus Paris ver öffentlicht, sondern einzig Bilder deutscher, „arischer" Photographen.11 Zu gleich verstärkten die deutschen Behörden ihre Bemühungen, die französi sche Haute Couture vollständig nach Deutschland in die Reichshauptstadt und nach Wien zu verlagern, was das geschickte Taktieren von Lucien Lelong, der von 1937 bis 1945 das Chambre Syndicale de la Couture Pari sienne leitete, verhindern konnte.
8
Die Abkehr von der internationalen Mode und die Rückbesinnung auf ei nen nationalen Stil waren ideologisch motiviert: „Die Mode muss von einem Frauentypus, wie er in einer bestimmten Rasse, einem bestimmten Volk, einer bestimmten geschichtlichen Epoche konkret vorhanden ist, ausgehen und für die Frauen wirken, die diesen Typus verkörpern."'2 Wohl in Abgrenzung zur französischen Mode, die in „kapriziöser Verspieltheit" für extravagante, mondäne Frauentypen stand, beschworen die Modezeitschriften immer wie der die „Natürlichkeit" und „Lebendigkeit" als Leitidee eines deutschen Mo destils. „Diesem Stil widerspricht ausnahmslos alles, was frivol, nur verspielt und würdelos wirkt. Denn das zentrale Formgesetz des deutschen Frauenty pus ist Zucht. Zucht in der Gelöstheit, im Spiel, ja sogar im Rausch." Mehr oder weniger unverblümt war damit ein elitärer Frauentypus gemeint, der sich seiner rassenbiologischen Überlegenheit bewußt sei. „Der deutsche Frauentypus, mit dem das Modeschaffen schon heute rechnen muß, wird in hohem Maße Elemente des Aristokratischen, der guten Rasse von gelasse ner Haltung enthalten. Man wird sich daran gewöhnen müssen, Kleider für Frauen zu schaffen, die in einem neuen Sinne 'Herrinnen' sind, für die also von vornherein Modeschöpfungen untragbar sind, die einem Dirnchen zweckdienlich erscheinen. (...) Der deutsche Frauentypus von heute, der morgen Weltgeltung haben wird: sportlich, kraftvoll, gesund, heiter, zucht voll und gelassen; gewohnt, viel und diszipliniert zu arbeiten und mit Sicher heit zu befehlen; nicht emanzipiert und verkrampft, sondern gelöst und weiblich - auch in Uniform."'4
Will man zeitgenössischen Quellen Glauben schenken, so waren viele der posierenden Mannequins Laienmodelle, „Studentinnen, Zeichnerinnen, Schauspielschülerinnen, Schriftleiterinnen"15, die dem propagierten Ideal ei ner „lebendigen Natürlichkeit" entgegen kamen. Der Beruf des Photomodells schien in Deutschland in dieser Zeit nur von wenigen professionellen Man nequins wie Karin Lahl (Stilke) oder Elfi Wildfeuer, die auch nach dem Krieg wieder zu den begehrtesten deutschen Photomodellen zählten, ausgeübt worden zu sein. Elfi Wildfeuer durfte jedoch in den Kriegsjahren wegen ih rer als „nicht-arisch" empfundenen Gesichtsphysiognomie bei repräsenta tiven Modeschauen vor Parteigrößen nur selten Kleider vorführen. Mit Kriegsbeginn verschärfte sich auch der Ton der deutschen Modebe richterstattung, es wurde zunehmend üble antisemitische Hetze betrieben. So etwa, als über die „saloppe" amerikanische Mode oder die „Modetees" der Frau des amerikanischen Präsidenten, Eleanor Roosevelt, berichtet wurde, die in einer Karikatur von A. Paul Weber im Abendkleid mit einer Petroleumkanne und einem mit Davidstern dekorierten Blasebalg - „als Symbole ihrer Tätig keit, (...) das Kriegsfeuer noch wirksamer zu schüren"16 - diffamiert wurde. Antisemitismus und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung fanden in die Modephotographie eher zufällig Eingang wie in Regina Relangs Aufnahme für die Berliner Modelle-Gesellschaft 1942, in der das lächelnde Modell vor einem Zeitungskiosk mit der Aufschrift Juden der Zutritt verboten" posierte.
9
A. Paul Weber, Karikatur von Eleanor Roosevelt, in: Die Mode, November 1941, S.21
11 Einzig der Ungar Imre von Santho konnte neben Sonja Georgi
und K. L. Haenchen als Chefpho tograph im Silberspiegel veröffent lichen. Vgl. Johannes Christoph
Moderegger, Modefotografie in
Deutschland, 1929-1955, Norderstedt 2000, S. 181 '2 Die Mode, Mai 1941, S. 5
13 Ebenda, S. 53 12 Ebenda, S. 54f. 13 Die Mode, Dezember 1941,
S. 54 16 Ernst Herbert Lehmann, Politisierende Mode in USA, in: Die Mode, November 1941,
S. 21
Eindeutiger spiegelte sich das politische Zeitgeschehen in Modereporta gen über Ausbildungslager der Hitlerjugend, den Bund deutscher Mädchen oder über politische Empfänge. Während des Krieges häuften sich auch Bildberichte von PK-Photographen über Kriegsschauplätze in Ost und West, die den Leser an dem Geschehen - natürlich ausschließlich aus der Per spektive der Sieger - teilnehmen ließen. Aufnahmen von brennenden Öl tanks, zerstörten Brücken und Dörfern oder eines Stoßtrupps von Soldaten im Morgennebel stellten einen seltsamen Kontrast dar zu den Modebildern ele gant gekleideter Frauen aus Berlin, Wien oder Budapest. Die Modezeitschriften hielten unverändert eine Welt des schönen Scheins aufrecht, um wie andere Unterhaltungsmedien auch, die Soldaten an der Front und die Frauen in der Heimat bei Laune zu halten. Der Gegen satz zwischen harter Frontwirklichkeit und den Phantasiekostümen von Thea ter- und Filmschauspielerinnen wie Hilde Krahl, Heli Finkenzeller oder Mari ka Rökk ist kaum beschreibbar und muß den Soldaten wie ein unwirkliches Traumbild erschienen sein. Für die weiblichen Leser, die neben ihren familiären Pflichten auch zu nehmend für Tätigkeiten in kriegswichtigen Betrieben herangezogen wur den, hatte die Mode und ihre Darstellung die sinnstiftende Funktion „als Freudenspenderin". Abweichend zu dem immer grauer und einheitlicher werdenden Erscheinungsbild der Frauenkleidung, die auch von einer gewis sen „Vermännlichung" durch die stark verbreiterten Schultern und Hosenan züge geprägt war, sollten die Frauen durch neue Entwürfe angeregt und auf gemuntert werden. Abwechslungsreiche Kleidung „erfüllt einen doppelten Zweck: den praktischen Urzweck der Kleidung und den psychologischen Zweck, seelische Kräfte auszulösen, die sonst in Gefahr sind, im schweren Alltag der Arbeit und des Kampfes zu ersticken."18 Als Negativbeispiel wur
17 Die Mode, Mai ]942' S. 44
Die Dame, Mai 1942, S. 44 ,9 Mode in der Zeitwende, in:
Die Mode, April 1943, S. 7
de das uniforme „bolschewistische" Erscheinungsbild der Frauenmode zi tiert, von dem man sich ebenso wie von dem als mondän bezeichneten Stil der amerikanischen und französischen Mode absetzen wollte. Verschwie gen wurde den Leserinnen jedoch, daß die vorgestellten Modellkleider in deutlicher Abgrenzung zur Gebrauchskleidung entweder für den Export oder für die nationalsozialistische Elite in Politik, Wirtschaft und Kultur ent worfen wurden. Wie wenig diese Welt der Haute Couture mit der Lebens realität der Leserschaft zu tun hatte, musste die Schriftleitung der Mode an lässlich der Einstellung des Blattes selber zugestehen. „Da viele der schönen Dinge, die wir in jedem Heft zeigten, für unsere Leserinnen 'unerreichbar' waren, haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass unsere Zeitschrift während des Krieges nicht als 'Gebrauchsanweisung' angesehen werden durfte, sondern in erster Linie der Geschmacksbildung dienen sollte."19 In den Kriegsjahren litt die deutsche Bekleidungsindustrie ähnlich wie in Frankreich und England zunehmend unter Materialknappheit, so daß seit 1939 bzw. 1941 die Kleidung für die Zivilbevölkerung rationiert werden mußte und nach den Anforderungen ihrer Nützlichkeit entworfen wurde. Die
10
Größen und Längen der Kleider waren ebenso vorgeschrieben, wie auch die Produktion auf wenige Modelle reduziert war.20 Nicht mehr wegzuden ken waren Ersatzmaterialen wie hochragende Hüte aus Papier, die Jean Cocteau und Colette an überdimensioniertes Backwerk erinnerten, oder Schuhe, die wegen Mangels an Leder aus Bast mit Plateauholz- und Kork sohlen gefertigt wurden. Infolge der Rationierung von Kleidungsstoffen ge wannen auch Mode-Accessoires wie Handtaschen und Schmuck aus Ersatz materialien an Bedeutung, die in den Modejournalen in stillebenhaften Objektaufnahmen vorgestellt wurden. Meist waren die Gegenstände ein fallslos photographiert worden, nur selten wurde das gestalterische Niveau der neusachlichen Photographie in der Wiedergabe von Oberfläche und Form erreicht. Eine wohltuende Ausnahme repräsentieren die Aufnahmen von Regina Relang von Pelzmützen, die, zwischen 1940 und 1943 ent standen, surrealen Witz versprühen. In anderen Studioaufnahmen Relangs tauchen die vom Kubismus inspirierten Bühnenhintergründe ihres Mannes Arkadij Kusmin auf, die Relang auch nach 1945 verwendete. Bis zu Kriegsbeginn verströmten viele Modephotos die Aura von Sorglo sigkeit und Eleganz - man vergegenwärtige sich beispielsweise Relangs Modereportagen vom Badeleben an der Côte d'Azur oder vom Winter sport in der Schweiz, die das Bild einer glücklichen 'jeunesse dorée' zeich neten. Mit den Kriegsjahren verflog diese unbekümmerte Fröhlichkeit und eine Spur von düsterer Schwermut bahnte sich ihren Weg ins Bild: nicht sel ten verharren die Modelle in ernster, feierlicher Stimmung und manche, der in dunkle Persianermäntel gehüllten Frauen wirken hinter ihren Schleiern wie wohlhabende schöne Witwen. Andere Modelle sind in düsteren, schicksals schweren Stimmungen festgehalten, und obwohl die klassische Eleganz weiterlebt, haben sich Körpersprache und Posen der Modelle verändert. Mit der Erklärung des „totalen Krieges" durch Goebbels im Frühjahr 1943 kam das Modeschaffen und die Modephotographie in Deutschland zum Still stand. Sämtliche anspruchsvolle Modejournale mußten ihr Erscheinen ein stellen, Modeschauen fanden nicht mehr statt. Die individuelle Bekleidung war nun dem „Gemeinschaftskleid", der Uniform, gewichen. Endgültig zerriß der Schleier des schönen Scheins durch die 1945 er schienene Photoreportage „Germans are like this" von Lee Miller. Aufnah men von KZ-Wächtern, der Verbrennungsöfen und Knochenasche in Dach au und Buchenwald enthielten eine verstörende politische Botschaft, die für die Berichterstattung der amerikanischen Vogue einzigartig war. Auch wenn diese Bilder in Deutschland vermutlich kaum wahrgenommen worden sind, prägten sie das Deutschlandbild im Ausland und insbesondere in den USA nachhaltig. Die Deutschen haben, wie Augenzeugin Lee Miller aus Aachen berichtet, den Krieg zwar nur in zerbombten Kellern und Verschlägen über standen, aber sie „trugen Pelzmäntel, Seidenstrümpfe und unbändige häss liche Hüte".21
20 Vgl. Elizabeth Ewing, History of twentieth century fashion, London 1978 - Zur französischen
Mode vgl. Nadine Gase,
Haute Couture and Fashion 1939 -1946, in: Theatre de la Mode, hg. von Susan Train,
New York 1991 21 Lee Miller, Germans are like
this, in: Vogue /amerikanische
Ausgabe), Juni 1945, S. 102-103
Simone Förster die neue ¡¡nie im Nationalsozialismus. Modezeitschriften zwischen Realität und Propaganda
Uber die Mode schrieb Walter Benjamin 1940 in seinem PassagenWerk: „Wer sie zu lesen verstünde, der wüßte im voraus nicht nur um neue Strömungen der Kunst, sondern um neue Gesetzbücher, Kriege und Revolu tionen." Mode reagiert wie ein Seismograph auf die leisesten gesellschaft lichen und kulturellen Veränderungen. Sie kann im Detail ein Vorbote von zu künftigem Wandel im Gesamten sein. Im Nationalsozialismus wurde zusätzlich ihr Potential als Propagandamedium erkannt und sie wurde politi siert. Die 'Lesbarkeit' der Mode war allerdings aufgrund der oft begrenzten finanziellen Möglichkeiten für die Allgemeinheit auf Modezeitschriften und Magazine, wie zum Beispiel die neue linie, Die Dame oder Die Mode be schränkt, die ab den späten 30er Jahren ein stark propagandistisch gelenk tes Modebild vermittelten. Bereits 1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialis ten, war ein Netzwerk an Institutionen zur Ausrichtung der Mode auf die na tionalsozialistische Ideologie geschaffen. Die Deutsche Arbeitsfront, das Wirtschafts-, das Propaganda- und das Erziehungsministerium waren für die Belange der deutschen Mode zuständig. Das Deutsche Modeamt, das Deutsche Mode-Institut, die Berliner Modelle GmbH und der Reichsbeauf tragte für Mode hatten zum Ziel, den öffentlichen Geschmack 'auf Linie' zu bringen und der deutschen Mode zu Weltgeltung zu verhelfen. Deutsche Mode sollte von arischen Modebetrieben aus deutschen Mate rialien hergestellt und nach deutschen Ideen entworfen werden. Der Einfluß der ausländischen Mode, vor allem aus Paris und den USA, auf den modi schen Geschmack in Deutschland sollte unterbunden werden. Durch die ra dikale Arisierung des Wirtschaftszweiges hatte die Bedeutung Deutschlands im internationalen Modegeschehen einen deutlichen Einbruch erfahren.2
Walter, Benjamin, Das Passa-
gen-Werk, 1. Bd., Frankfurt am
Main 1982, S. 112 2 Etwa die Hälfte der Textilfirmen in Berlin war 1933 in jüdischem
Besitz. Der Anteil der jüdischen
Angestellten lag weitaus höher. 3 Brief von Gauleiter Oberdonau gez. Eigruber an Gauleiter Joseph
Bürckel. Zitiert nach: Gloria Sultano, Wie geistiges Kokain ... Mode unterm Hakenkreuz, Wien 1995, S. 149
Mit der Besetzung von Belgien, Holland und Frankreich erlebte das Export geschäft mit deutscher Mode wieder eine kurzfristige Steigerung. 1940 schrieb der Gauleiter von Oberdonau an einen Kollegen: „Die Parisermode ist ausgeschaltet, sodass jetzt Wien die grössten Chancen hätte. Obwohl bedeutende holländische Firmen sich bisher weigerten, deutsche Waren zu kaufen, so liegt es aber im Charakter der Holländer, dass sie dennoch jetzt deutsche Waren kaufen würden, weil sie eben Geschäfte machen wollen. Wiener-Mode hat in Holland einen guten Ruf. Es wäre jetzt leicht, dass Wien mit Holland ins Geschäft kommt, wodurch auch deutsche Propagan da vordringen könnte.''3
Mode war zum zivilen Medium geworden, politische Propaganda im In land zu betreiben und die Ideologie des Dritten Reichs ins Ausland zu ex portieren: „Auch Mode muß politisch sein... Denn wie soll man die zentrale
12
Frage des Modeschaffens nach dem inneren Stilgesetz eines bestimmten Frauentypus beantworten, ohne klares Bild von den Gegebenheiten der Ras se, des Volkstums, der geschichtlichen, der wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Entwicklung."4
Neben sogenannten 'Richtungskollektionen', Modenschauen der Berliner und Wiener Modeinstitute, kam den Druckmedien, wie illustrierten Zeitschrif ten und Magazinen, die bedeutendste Rolle in der Verbreitung der ideolo gisch geprägten Modetendenzen zu. In den vom Reichspropagandaministe rium an sämtliche Redaktionen ausgegebenden Tages- und Wochenparolen wurden Themen vorgegeben, die auch für die Frauen- und Gesellschafts presse verbindlich waren.5 Eine wissenschaftliche Abhandlung beschrieb schon 1935 die Rolle der deutschen Modezeitschriften: „Auch der Mode presse [steht] ein wichtiger Dienst im Volksganzen zu. Denn sie ist es, die die Mode verbreitet und unter die Masse bringt, sie ist das Orakel der Mo debeflissenen und bestimmt das Bild der äußeren Erscheinung des Men schen, und ideal hat sie eine Macht, deren Grenzen sie vielleicht selbst noch nicht ganz ahnt, die sie aber in klarer Erkenntnis zum Besten des Vol kes verwerten soll und wird."6
1940 erschienen in Deutschland über 40 Zeitschriften, die sich regel mäßig oder hauptsächlich dem Thema Mode widmeten. Viele dieser Blät ter hatten ihren Erscheinungsort in der Pressehauptstadt Berlin, zum Beispiel im Ullstein-Verlag oder erschienen im Leipziger Otto Beyer Verlag. Zu den lu xuriösen Mode- und Gesellschaftsmagazinen zählten Der Silberspiegel, Die Elegante Welt, Die Dame, die neue linie und die erst 1941 gegründete Die Mode. Die meisten Zeitschriften erschienen vierzehntägig, waren großfor matig (ca. 25 x 35 cm), hatten farbige Titelblätter und waren mit zahlrei chen Photographien und Modezeichnungen im Innenteil bebildert. Preislich und inhaltlich waren sie für das gutgestellte, großstädtische Bürgertum be
stimmt. die neue ¡¡nie erschien ab 1929 monatlich im Leipziger Verlag Otto Be yer. Der Name der Zeitschrift war Programm. Formal wie auch inhaltlich wollte die neue linie ein modernes Lebensgefühl und einen zeitgemäßen Le bensstil vermitteln. Bis 1938 wurden modernen Gestaltungsideen verpflichtete Graphiker, Zeichner und Photographen engagiert, um dem oftmals über 100 Seiten starken Blatt ein fortschrittliches Erscheinungsbild zu verleihen. So finden sich zum Beispiel die Namen der Bauhaus-Künstler Herbert Bayer, Lâszlà Moholy-Nagy und Kurf Kranz unter den Graphikern. Als Photographen sind unter anderen Lotte Jacobi, Yva, Atelier Binder, François Kollar, Maurice Tabard, Cecil Beaton und Madame d'Ora vertreten. Die Zeitschrift zeichnet sich durch ein großzügiges Layout, durch einen eigenen Stil in der Mode zeichnung und durch üppige photographische Bebilderung aus. Die Titel bilder sind aufwendig gestaltet und immer farbig, oft auch gold- oder silber farben gedruckt. Sie nehmen inhaltlich auf die Saison und ab 1936 auch
13
Titelblatt die neue linie, September
1935 von Herbert Bayer
4 M.W., Weltgeltung der Deutschen Frau - Weltgeltung der Deutschen
Mode, in: Die Mode, Mai 1941, S. 53 5 Josef Wulf /Hg.), Presse und Funk
im Dritten Reich. Eine Dokumenta
tion, Gütersloh 1964, S. 87-105. Sylvia Lott, Die Frauenzeitschriften von Hans Huffzky und John Jahr. Zur
Geschichte der deutschen Frauen
zeitschriften zwischen 1933 und 1970, Berlin 1985, S. 160-162 6 Lore Krempel, Die deutsche Mode zeitschrift, Coburg 1935, S.l 18. 7 Johannes Christoph Moderegger, Modefotografie in Deutschland
1929- 1955, Norderstedt 2000, S. 79. Vgl. Edith Rosenbrock, Die
Anfänge des Modebildes in der
Deutschen Zeitschrift, Berlin-Charlot tenburg 1942, S. 165. Sie zählt im
November 1939 insgesamt 243 deutsche Frauen-, Haus- und Mode
blätter. 8 Zu Herbert Bayer und Otto Um-
behr in der neuen linie vgl. Patrick
Rößler, Exil daheim, die neue linie
und der braune Geist - Beobachtun gen zur Avantgarde im NaziDeutschland, in: Markus Behmer
(Hg.l, Deutsche Publizistik im Exil 1933- 1945, Münster 2000, S. 261-281
auf die politische Situation bezug. Im Inneren finden sich aufwendige Aus klapptafeln, Sonderbeiträge sind auf unterschiedliches Papier, wie Transpa rent- oder Büttenpapier gedruckt. Schrift und Typographie passen sich dem jeweiligen Zusammenhang an: freie Schwünge und Zierschriften übertiteln meist zeichnerische Darstellungen, strengere Typographien die photographi schen Beiträge. Schon 1933 hatte die neue linie eine Auflage von 40.000 Exemplaren, wovon drei Viertel in festen Abonnements verkauft wurden.9
Layoutentwurf „Pendelschlag
der Mode" von Kurt Kranz für
die neue linie, Februar 1938
Aufnahme: Atelier der Dame,
Zeichnung: Gerd Hartung
9 Ebenda, S. 266 10 Bis in die 40er Jahre bleibt die
farbige Darstellung und Akzen tuierung der Mode der Zeichnung
vorbehalten. 11 Edith Rosenbrock, a.a.O., S. 171 2 Die Dame, August 1940, o.P.
13 Zum Frauenbild in Zeitschriften des Nationalsozialismus vgl. u.a.
Pohlmann in diesem Katalog, Edith
Rosenbrock, a.a.O., S. 180-181; Sylvia Lott, a.a.O., S. 181-191
Die Zeitschrift behandelt in ihrem umfassenden redaktionellen Teil The men, die nicht nur für die weibliche Leserschaft von Interesse waren: Reisen und ferne Länder, zeitgenössische Architektur und Technik, Kunst und Kultur geschichte sowie jährlich einen eigenen Literaturwettbewerb. Auf Bildstre cken von mehr als zehn Seiten in modernem Layout werden die neuen Ten denzen der Mode in Zeichnung und Photographie mit sparsam gehaltenen Textkommentaren vorgestellt. Dieser Modeteil wird ab Januar 1938 in einer gesonderten Modebeilage zusammengefasst und ab März des gleichen Jahres unter dem Titel die neue mode-linie geführt. Photographien und Zeichnungen stehen sich in dieser Mode-Beilage gleichberechtigt gegenüber und sind oft im Seitenlayout ineinander verwoben oder als freie Bildmontagen miteinander kombiniert. Je nach Darstellungsziel wurde das Medium gewählt. So konnten mittels der Zeichnung Details ge sondert hervorgehoben werden. Muster und Farbigkeit ließen sich entspre chend dem originalen Modell wiedergeben und es konnten unabhängig von Raum und Perspektive größere Arrangements und Situationen dargestellt wer den. „Besonders als schneidertechnisches Vorbild ist die Zeichnung eher geeignet als die Photographie, da sie Schnittlinien und Schmuckformen deut licher hervortreten lassen kann. ... Dem Modephoto dagegen sind engere Grenzen gezogen. ... Doch vermittelt es der Leserin der Zeitschrift eine grö ßere Lebensnähe, gibt ihr einen besseren Gesamteindruck und läßt die Eigen arten des Stoffes und der Muster schärfer und plastischer hervortreten.""
Photographie wurde eingesetzt, um Mode konkret in dem Kontext darzustel len, für den sie bestimmt war, zum Beispiel für den modischen 'Auftritt' auf der Straße, am Strand oder in der Oper. Unter dem Titel „Ein Kleid zweimal gesehen" wurde im Augustheft 1940 der Zeitschrift Die Dame die Modezeichnung sogar in die Photographie inte griert: das Modell, bekleidet mit einem Sommerkleid sitzt vor einer Staffelei und zeichnet sich selbst in dem Kleid lebensgroß in idealer Pose. Die Vorzüge der beiden Darstellungsweisen sind in einer Abbildung wiedergegeben.92 Photographie und Zeichnung arbeiteten Hand in Hand an dem Ziel der Ge schmacksbildung der deutschen Leserschaft und in den Jahren nach 1933 an der Prägung eines deutschen Frauen- und Gesellschaftsideals.13 Durch das Arbeitsverbot für Juden 1938 hatte sich der Mitarbeiterstab der neuen linie fast vollständig gewandelt. Zudem war die Internationalität der beschäftigten Photographen weitestgehend aufgehoben worden und es wurden nahezu ausschließlich Aufnahmen der deutschen Photographen Karl
14
Ludwig Haenchen, Hubs und Ilse Flöter, Sonja Georgi, Rolf-Werner Nehrdich und Wolff von Gudenberg abgedruckt. Trotz des weiterhin bestehen den Willens zur modernen Gestaltung des Blattes läßt sich ein Wandel in der Bildsprache der Photographien nachvollziehen. In Atelieraufnahmen wurden zwar kompositionelle Traditionen übernommen, die avantgardisti sche Ästhetik, die Extravaganz und die erotische Ausstrahlung der Mode photographie der 20er und frühen 30er Jahre wurde jedoch durch Inszenie rungen mit wesentlich weniger Aufwand an Beleuchtung und Ausstattung ersetzt. Hintergründe bildeten nicht mehr edle Wohnarrangements, sondern zum Beispiel an die Studiowand gepinnte Tageszeitungen. Erstaunlich oft wurde Tageslicht genutzt und das Modell im Freien aufgenommen. Ein Zei tungskiosk scheint die ideale Kulisse zu sein, um ein Kostüm im alltäglichen Kontext zu präsentieren. Die bis dahin in der neuen //nie auch in den Textinhalten gepflegte unter haltsame Leichtigkeit wich ab 1936 einer deutlich nationalsozialistischen Berichterstattung. Das Heft beteiligte sich mit Themenheften zur Olympiade 1936 und zur Pariser Weltausstellung 1937 am aktuellen politischen Ge schehen. Mit dem Staatenheft Italien im Januar 1938 und Jugoslawien im Januar 1939 wurde, unterstützt vom Propagandaministerium und vermutlich speziell für die Auslandspropaganda produziert, faschistische Ideologie in das Unterhaltungsprogramm der Zeitschrift integriert. Im September-Heft 1939, zeitgleich mit dem militärischen Angriff auf Po len, begann die Berichterstattung über Krieg, Militär und Frontleben, die in den folgenden Jahren den Schwerpunkt innerhalb des redaktionellen Teiles der Zeitschrift bildete. Der erste umfangreiche Artikel „Ahnengalerie der Stra tegen" galt den großen Feldherren der Geschichte seit der Antike, gefolgt von einem humoristischen Beitrag „Männer unter sich", einem Bericht über das Schachspiel als abstrahierte Kriegskunst und einem Artikel über die Ge meinschaft des Fliegerhorstes. Die Beiträge bilden einen dreizehn Seiten starken redaktionellen Teil für ein kriegseuphorisches, vermutlich nicht nur männliches Publikum. Bis 1943 bleibt die Berichterstattung zum Kriegsge schehen und Frontleben in der Zeitschrift präsent. Persönlichkeiten aller mi litärischen Hierarchien werden mit Paßbildphotographien und kurzem Wer degang vorgestellt und so die Verbindung zwischen Kriegsfront und Heimat
Titelblatt die neue linie, September 1939
gepflegt. Daß die neue linie auch im Schützengraben eine bedeutende Rolle als psychologische Stütze für den Soldaten spielte, sollte der Abdruck der Zu sendung eines Wehrmachtsangehörigen an die Zeitschrift suggerieren. Ein Leutnant und Kompanieführer sandte die Farbphotographie eines angeblich nicht gestellten Stillebens von der Westfront „am Tage vor dem Angriff auf die Aisne".15 In einem sonnenbeschienenen Weizenfeld liegt wie zufällig,
in friedlicher Idylle mit einer Feldmütze, einem Stahlhelm, einer Kanne frisch gebrühtem Kaffee, einem Rosensfräußchen und zwei Handgranaten eine Ausgabe der neuen //nie von Juni 1940. Ihr Titelbild zeigt in einem ähnlich
15
,4 Vgl. Patrick Rößler, a.a. O., S. 273 'S die neue linie, April 1941, S. 9
sentimental-martialischen Kontrast den Blick durch frisch erblühte Apfelblüten in den blauen Himmel auf Kampfflugzeuge. „Und so blättert er [der Soldat] in den Zeitschriften und Illustrierten und wägt die schlichte Gediegenheit deutscher Mode gegen die kapriziöse Verspieltheit der französischen, er ge nießt ihren herben Reiz gegenüber der noch immer englisch beeinflußten Kleidung im Norden und empfindet ungemein stark die hohe Kultur der deutschen Frau gegenüber dem jedem Geschmack entrückten, häßlichen Zweckgewand in bolschewistischen Bereichen. ... Und er träumt sich zu rück, er sieht seine Frau oder sein Mädchen in schönen Kleidern ihn am Bahnhof oder in der Türe der Wohnung erwarten."'6 Der Autor der Photo die neue linie, April 1941
graphie schrieb selbst: „Gleichzeitig soll die Aufnahme ein Dank sein für ge nussreiche Stunden, die 'die neue linie' mir und meinen Kameraden mitten im Einsatz und im Kriegserleben voller Unmittelbarkeit geben konnte. Es ist seltsam, dass man nach einem Blättern, einem Schauen und Lesen erfrischt und gesammelt seine soldatischen Aufgaben durchführte mit der dem deut schen Soldaten eigenen Einsatzfreudigkeit."17
Zumindest dieser Anklang einer Verwunderung läßt den Spagat zwi schen Täuschung und Wahrheit, zwischen Realität und Propaganda, wie er sich im Detail in der neuen linie zeigt, erkennbar werden. Obwohl die neue linie als Organ des Propagandaministers Goebbels genutzt wurde18 und in haltlich unter seinem direkten Einfluß stand, mußte sie bis zur letzten Ausga be im März 1943 in der Gestaltung wenig Zugeständnisse an eine natio nalsozialistische Ästhetik machen. Unter einem modernen Äußeren, wie zum Beispiel der bis zur Schließung beibehaltenen Klein-Schreibweise des Titels, veröffentlichte die neue linie auch propagandakonforme Inhalte. Drei Stillegungsaktionen der Zeitschriftenproduktion führten seit Mai 1941 zur nahezu gesamten Auflösung der Unterhaltungspresse zugunsten der Aufrechterhaltung der Tageszeitungen. Im Herbst 1944 betrug die Ge samtauflage aller deutschen Zeitschriften nur mehr 20 Prozent der Auflagen höhe von 1939.19
, ’6 Die Mode, März 1943, S. 7 ,z die neue linie, April 1941, S. 9
18 die neue linie, Januar 1939, S. 30 19 Sylvia Lott, a.a.O., S. 166
20
[o.A.],Konzentration der Zeit
schriften. Maßstäbe für Fort
bestand, Schließung und Zusammen legung, in: Das Reich. Deutsche
Wochenzeitung, Berlin 14. Februar 1943, S. 9, zitiert nach Sylvia Lott,
a.a.O., S. 165 21 die neue linie, März 1943, S. 3.;
Die Mode, April 1943, S. 2; Die Dame, März 1943, S. 10
Noch im Februar 1943 war die Kriegswichtigkeit der unterhaltenden Zeitschriften betont worden: „Sie entsprechen einem mit der Dauer und Här te des Krieges eher wachsenden Kulturbedürfnis, dessen Befriedigung sich auf dem Wege über Ablenkung und Entspannung wie durch die Darstellung des Vorbildes und die Beeinflussung der seelischen Haltung in Kriegsener gien umsetzt." Mit den Worten: „Die Kriegswirtschaft erfordert stärkste Konzentration al ler Kräfte. Diese Zusammenfassung macht es notwendig, daß auch unsere Zeitschrift mit dem heutigen Tage bis auf weiteres ihre Erscheinen einstellt, um Menschen und Material für andere kriegswichtige Zwecke frei zu ma chen." leiteten nach der zweiten Stillegungsaktion von Februar bis April 1943 die Magazine Die Mode, Die Dame und die neue linie, ihre jeweils letzte Ausgabe ein. die neue linie verabschiedete sich von ihren Lesern mit einem kaum über
16
dreißig Seiten starken Heft auf minderwertigem Papier. Der redaktionelle Teil dieser letzten Ausgabe widmet sich in Text und Bebilderung der Heroisie rung der Frontsoldaten und bringt neben Beiträgen zum Heldengedenktag eine theoretische Abhandlung über „Das Heldische"22. Vier Mode-Seiten
stellen sehr ernüchternd unter dem Titel „Im Rahmen des Tragbaren" Früh lingskleider als „Frühjahrsmodelle einfach und sparsam geschnitten" vor. Auf einer beigelegten Seite geben die Herausgeber ein verhältnismäßig abge klärtes letztes Editorial: „Die Darstellung der Kultur ist nunmehr abgelöst wor den durch den Kampf für die Kultur. ... In der Stunde dieser Konzentration aber bedarf es unserer Zeitschrift nicht mehr." Zudem veröffentlicht die Zeitschrift Zeichnungen von A. Paul Weber, die dieser an Kriegseinsatzstel len des Reichsarbeitsdienstes gemacht hatte und die auf den zweiten Blick den Kriegsalltag in realistisch deprimierender Weise entlarven. Die Mode, die Vorzeige-Modezeitschrift des nationalsozialistischen Staates, vermittelte hingegen die Schließung des Blattes ausführlich als ei nen heroischen Akt: „Der Feind hat alle Kräfte zusammengeballt, um uns zu vernichten und damit auch die deutsche Kultur für immer auszulöschen. Die ganze Nation ist nunmehr zum Kampf angetreten, und da wir wissen, daß der totale Krieg auch der kürzeste Krieg ist, haben wir die Hoffnung, daß unsere seinerzeit mit soviel Optimismus begonnene Arbeit nur eine kurze Unterbrechuna erfahren wird. Mode in der Zeitenwende! ... Mit diesem Programm wollen wir nach dem Sieg unsere Arbeit wieder aufnehmen." Auch wenn die Zeitschriften die Kriegslage sehr unterschiedlich an ihre Leserschaft vermittelten, bedeutete die Schließung der Redaktionen und die Verabschiedung von der Leserschaft auch eine Konfrontation mit der drasti schen Kriegsrealität. Zahlreiche Leser, die diese Realität am eigenen Leib er fuhren, hatten sich bis 1943 durch die unterhaltenden Zeitschriften in einem gewissen Rahmen darüber hinwegtäuschen können.
Titelblatt die neue Unie,
März 1943
22 Prof. Wilhelm Böhm, Das Hel
dische, in: die neue /¡nie, März 1943, S. 9 und 32 23 die neue ¡¡nie, März 1943,
o.P. 24 Ebenda, S. 14, 15 25 Die Mode, April 1943, S. 2
1Z
Brassai, Abendkleid, 1938/39
18
Maurice Tabard, Frisur, 1939
19
Studio Dorvyne, Abendkleid, 1937
20
Georges Saad, Kleid aus weißem Organza, 1937
21
François Kollar, Schleierkleid aus schwarzer Seide, 1937
François Kollar, Sportanzug aus Tweed, 1937
23
Arik Nepo, Sportkostüm, 1937
24
Norman Parkinson, Kostüm aus Tweed, 1938
25
Atelier Binder, Sportkappe, 1936
26
Yva, Großer schwarzer Strohhut für den Nachmittag, 1937
27
Imre von Santho, Sportkostüm, 1936
28
Karl Ludwig Haenchen, Jadegrünes Angorakleid, 1936/37
29
Imre von Santho, Cape-Couplet mit senfgelber Bluse, 1938
30
Imre von Santho, Leopardenmantel, 1938
31
Atelier Binder, Links: blaues Kleid, rechts: weißes Wollkleid, 1937
32
Atelier Binder, Brauner Reisemantel, 1937/38
33
Karl Ludwig Haenchen, Weißer gummierter Mantel, 1939
34
Atelier Binder, Badeanzug, 1938
35
Hein Gorny, Badeanzug, 1938/39
36
Hein Gorny, Badeanzug mit farbigem Druckmuster, 1938
37
Regina Relang, Fausthandschuhe aus Luchs, 1943
38
Karl Ludwig Haenchen, Dunkelbraune Jacke mit schweinslederner Passe, 1938
39
Rolf-Werner Nehrdich, Zwei Skiblusen, 1938
40
Hubs und Ilse Flöter, Hemdblusen, 1942
41
Imre von Sontho, Nachmittagskleid, Abendtoilette mit Cape, Schwarzes Tuchkostüm, 1938
42
Ewald Hoinkis, Abendmantel aus königsblauem Rips, 1937
43
Imre von Santho, Kleid aus grün-rotem Seidenkrepp, 1938
44
Karl Ludwig Haenchen, Weinroter Schutenhut, 1937/38
45
Erich Balg, Wäschestück, 1939
46
Erich Balg, Toilettengarnitur, 1939
47
Ewald Hoinkis, Strumpf und schwarzer Wildleder-Trotteurschuh, 1938
48
Karl Ludwig Haenchen, Bedruckter Organza in blau und violett, 1937
49
Regina Relang, Grauer Persianermantel, 1942
50
M J k if?
Regina Relang, Schwarzer Strohhut mit Schleife und Schleier, 1943
51
♦
Rolf-Werner Nehrdich, Jagdanzug, 1942
52
Sonja Georgi, Hellgraue bayerische Hosen, 1938
53
Regina Relang, Schwarzes Kostüm, 1942
54
Regina Relang, Braune Filzkappe, getragen von Elfi Wildfeuer, 1942
55
Rolf-Werner Nehrdich, Weiß-rosa gestreifter Strandanzug, 1941/42
56
Regina Relang, Mantel aus noppigem Wollstoff, 1942
57
Hubs Flöter, Rock und Bluse, 1941
58
Hubs und Ilse Flöter, Hutmode, 1941
59
Ausstellungsverzeichnis Soweit nicht anders angegeben, stammen die Photogra
6
phien aus der Sammlung des Fotomuseums im Münchner
Erich Balg
Toilettengarnitur: Spiegel, Bürsten, Kamm von Scherk,
Stadtmuseum. Originaltitel sind aus Beschriftungen oder
1939
Erstveröffentlichungen übernommen, gegebenenfalls ins
21.2 x 16,8 cm (22,3 x 1 8 cm)
Deutsche übertragen und kursiv gesetzt. Modell bezeichnet
Inv. 1961/11/61
den Modeschöpfer/die Modeschöpferin oder die Modefir
die neue linie, Dezember 1939, H.4, 1 1 Jg.,
ma. Wenn nicht anders beschrieben, handelt es sich um
Beilage die neue mode-linie, S.l
Abzüge auf Silbergelatinepapier. Sie messen Höhe vor
(Abb. S.47)
Breite, dem Bildmaß folgt in Klammern das Blatt- oder Kar
tonmaß. Die Veröffentlichung in der Zeitschrift die neue li-
7
nie ist vermerkt.
Atelier Binder
Sportkappe, 1936 16.2 x 22,6 cm (16,6 x 23,1 cm)
Inv. 1961/11/433 1
Anonym
(Abb. S.26)
Sfraßenkleid mit Nerztaschen, Modell: Lochte & Co.,
Berlin, 1942
8
Atelier Binder
23,7 x 1 8,1 cm
Links: blaues Kleid mit weißem Band aufgesteppt.
Inv. 1961/11/1450
Rechts: weißes Wollkleid mit aufgesetzten Taschen,
Anonym
des Flughafen Berlin-Tempelhof, 1937
türkisches Muster, Modelle: Jersey Club, Im Gebäude
2
Schutenartiger Schmetterlingshut aus braunem Exoten
22,8 x 16,3 cm (23,3 x 16,7 cm)
stroh, Modell: Haus der Mode, Wien, 1942
die neue linie, Mai 1937, H.9, 8Jg., S.40
17 x 22 cm
(Abb. S.32)
Inv. 1961/1 1/2198 9 3
Atelier Binder
Anonym
Eleganter brauner kragenloser Reisemantel, Modell:
Zum schwarzen Rock eine weiße Jacke mit schmalen
Klyhs, Berlin, Am Flughafen Berlin-Tempelhof, 1937/38
Revers, Modell: Kuhnen, Berlin, 1942
23 x 16,4 cm (23,4 x 16,7cm)
23.4 x 17,5 cm
Inv. 1961/11/79
Inv. 1961/11/2030
die neue linie, Mai 1937, H.9, 8Jg., S.41 (Abb. S.33)
4
Erich Balg Buntbestickter, weißer Badeanzug mit einem kleidsamen,
10
Atelier Binder
eingearbeiteten Röckchen, Modell: Juvena, Chemnitz,
Interessanter Diagonalstreifen in 2 Farben, Modell:
1938/39
Forma, Doertenbach, 1938
20,1 x 16,1 cm |21,3 x 17,2 cm)
23,1 x 17 cm (23,5 x 17,5 cm)
Inv. 1961/1 1/52
Inv. 1961/1 1/1062.2
die neue linie, Juni 1939, H.10, lO.Jg.,
die neue linie, Juni 1938, H. 10, 9Jg.,
Titelblatt der Beilage die neue mode-linie
Beilage die neue mode-linie, S.VI
(Abb. S.35)
5
Erich Balg Graziös und elegant wie das Druckmuster ist das ganze
1 1
Atelier Binder
Wäschestück. Die hohe Brustlinie im Empire-Stil wird
Weiße Leinenbluse, rot-weiß-karierter Leinenrock,
durch unsichtbar eingearbeitete Gummifäden betont,
schwarz abgesetzt und rote Schürze, Modelle: Skihütte,
Modell: Juvena, Chemnitz, 1939
1938
22.5 x 15,8 cm (23,2 x 16,5 cm)
23,4 x 17,3 cm (23,7 x 17,4 cm)
Inv. 1961/1 1/1
Inv. 1961/11/87
(Abb. S.46)
die neue linie, Mai 1938, H.9, 9Jg., Beilage die neue mode-linie, S.X
60
12
Brassa'i
18
Abendkleid in Silberlamestoff besetzt mit silbernen Zier
Hubs und Ilse Flöter
Modell: Gehringer und Glupp, Berlin; Hut: Adele List,
plättchen, Modell: Jacques Heim, Paris, 1938/39
Wien, 1941
23,7 x 15,1 cm
29,7 x 24 cm
Inv. 1961/1 1/286
Nachlaß Hubs Flöter Inv. 94/717
die neue linie, Februar 1938, H.6, lOJg.,
(Abb. S.59)
Beilage die neue mode-linie, S.X (Abb. S. 18)
19
Hubs und Ilse Flöter Hemdblusen, Modell: Ruan, Berlin, 1942
13
Studio Dorvyne
25,9 x 19 cm
Abendkleid aus drapiertem Seidenjersey in blaß
Inv. 1961/11/199
blau-grau, Modell: Marcelle Dormoy Paris, 1937
die neue linie, April 1942, H.8, 1 3Jg.,
26.6 x 1 8,8 cm (32,1 x 23,6 cm)
Beilage die neue mode-linie, S.34
Inv. 1961/11/803
(Abb. S.41)
die neue linie, Dezember 1937, H.4, 9Jg., S.47
(Abb. S.20)
20
Sonja Georgi Hellgraue bayerische Hosen, weiße Strümpfe in Zopf
14
H. Eicher
muster, grüne Dirndlschuhe, Modell: Skihütte, 1938
o.T., Layoutentwurf für die neue linie, Bademoden, 1938
29 x 20,3 cm
Collage
Inv. 1961/11/1046
Neun Silbergelatineabzüge von Atelier Binder und von
die neue linie, August 1938, H. 1 2, 9Jg.,
Pressefoto Juvena, Goldfisch, Venus auf bemaltem Karton
Beilage die neue mode-linie, S.V
38.5 x 53,5 cm
(Abb. S.53)
Von Parish-Kostümbibliothek, Abt. des Münchner
Stadtmuseums
21
Sonja Georgi Kleine Pepitakleider in braun und blau, Modelle:
die neue linie, Juni 1938, H. 10, 9Jg., Beilage die neue mode-linie, S.VI/VII
Schroeder-Eggeringhaus, Berlin, Vor dem Schauspielhaus
(Abb. Umschlag)
am Gendarmenmarkt, 1942 23,2 x 17,5 cm (23,9 x 1 8,2 cm|
15
Hubs Flöter
Inv. 1961/11/1345
Rogostrumpf mit ajour Durchbruch, dunkelblau, 1939 23.7 x 17,4 cm
22
Hein Gorny
Inv. 1961/11/498
Die Bademode 1938 schwelgt in bunten Farben. Dieses
die neue linie, Juni 1939, H.l 1, lO.Jg., S.48
Modell ist am schönsten in grün mit zartgelb bestickt.
Natürlich besticktl Bestickt ist der letzte Schrei. Drei
16
Hubs Flöter
fast unsichtbare Nähte sind so raffiniert gesetzt, daß
Rogostrumpf mit bestickter Naht und bemalter Ferse,
die Trägerin ganz schlank wirkt, Modell: Goldfisch,
1939
Oberlungwitz/Sachsen, 1938
25.5 x 15 cm
rückseitig Stoffmuster aufgeklebt
Inv. 1961/1 1/496
23 x 17,1 cm (24 x 18,2 cm)
die neue linie, Juni 1939, H.10, lOJg., S.68
Inv. 1961/1 1/1067.1
die neue linie, Juni 1938, H. 10, 9Jg., 17
Hubs Flöter
Beilage die neue mode-linie, S.VII
Modell: Ruan, Berlin, 1941
(Abb. S.37)
30,4 x 23,9 cm
Inv. 1961/11/1036 (Abb. S.58)
61
23
Hein Gorny Der mit Gummifäden verarbeitete und infolgedessen
Inv. 1961/1 l/267a
außerordentlich gut sitzende Badeanzug zeigt ein farbi
die neue linie, Juli 1937, H. 1 1, 8 Jg., S.43
ges Druckmuster auf hellgrünem Grund, Modell: Venus,
(Abb. S.49)
1 3 x 1 1,8 cm
Chemnitz, 1938/39
21 x 17,2 cm (21,4 x 17,7 cm)
30
Karl Ludwig Haenchen
Inv. 1961/1 1/46
Bedruckter Organza in blau und violett, Modell: Klyhs,
die neue linie, Juni 1939, H.10, lO.Jg.,
Berlin, 1937
Beilage, die neue mode-linie, S.IV
13.1 x 1 1,7cm
(Abb. S.36)
Inv. 1961/1 1/266a die neue linie, Juli 1937, H. 1 1, 8 Jg., S.43
24
Freiherr Wolff von Gudenberg
(Abb. S.49)
Handtasche, 1942 23,9 x 18,1 cm
31
Inv. 1961/1 1/2350
Karl Ludwig Haenchen
Bedruckter Organza in blau und violett, Modell: Klyhs, Berlin, 1937
25
Freiherr Wolff von Gudenberg
1 3 x 1 1,8 cm
Braunes Seidenkleid mit gezogenen Partien und Seiden
Inv. 1961/1 1/266b
schleife, getragen von Elfi Wildfeuer, Modell: Jochums,
die neue linie, Juli 1937, H. 1 1, 8 Jg., S.43
Salzburg, 1942
(Abb. S.49)
Flexichromverfahren
27.2 x 16,5 cm
32
Karl Ludwig Haenchen
Inv. 1961/11/21 1
Weißes Tenniskleid aus Seidenleinen mit Hosenrock,
die neue linie, März 1943, H.7, 14Jg.,
Modell: Este, Berlin, 1937
Beilage die neue mode-linie, S.28
29.1 x 22,7 cm
Inv. 1961/1 1/1051 26
Freiherr Wolff von Gudenberg
die neue linie, August 1937, H. 1 2, 8 Jg., S.36
Pepita-Mantel, getragen von Elfi Wildfeuer, Modell:
Jochums, Salzburg, 1942
33
Karl Ludwig Haenchen
Flexichromverfahren
Weinroter Schutenhut mit bunter Blumenranke, Modell:
27.3 x 16,5 cm
Johanna König, Berlin, 1937/38
Inv. 1961/11/212
28x21 cm
die neue linie, März 1943, H.7, 14Jg.,
Inv. 1961/11/385
Beilage die neue mode-linie, S.28
die neue linie, Juli 1938, H. 1 1,9Jg., Beilage die neue mode-linie, S.XII
27
Karl Ludwig Haenchen
(Abb. S.45)
Jadegrünes Angorakleid mit Möwen appliziert, Modell:
Roeckl, 1936/37
34
Karl Ludwig Haenchen
25 x 22,9 cm
Dunkelbraune Jacke mit schweinslederner Passe und
Inv. 1961/1 1/1050.1
Gürtel, Modell: Rochlitz, 1938
die neue linie, August 1937, H. 1 2, 8.Jg., S.36
24.1 x 22,4 cm
(Abb. S.29)
Inv. 1961/1 1/1086.1 die neue linie, November 1938, H.3, lO.Jg.,
28
Karl Ludwig Haenchen
Beilage die neue mode-linie, S.ll
Badeanzug aus hellblauer Wolle, Modell: Goldfisch,
(Abb. S.39)
Oberlungwitz/Sachsen, 1937
28,4x 22,7 cm
35
Karl Ludwig Haenchen
Inv. 1961/1 1/1066.2
Weißer gummierter Mantel mit Kapuze, Modell:
die neue linie, Juni 1937, H.10, 8Jg, S.50
Rappolt & Söhne, Berlin, 1939
Karl Ludwig Haenchen
Inv. 1961/11/828
Bedruckter Organza in blau und violett, Modell: Klyhs,
die neue linie, Mai 1939, H.9, lO.Jg., S.79
Berlin, 1937
(Abb. S.34)
24 x 22,9 cm 29
62
36
Karl Ludwig Haenchen
42
König-Rohde
Rote Stoffschuhe mit schwarz-weißer Musterung, Modell:
Tuch und Gürtel, Modell: Rosenberg, 1939
Hauser Stuttgart, Berliner Modelle GmbH, 1943
Farbstoffabsaugverfahren
23,4 x 17 cm |24,5 x 18 cm)
16,7 x 20,6 cm
Inv. 1961/11/2340
Inv. 1961/1 1/1243.2 die neue linie, Oktober 1936, H.2, 8Jg., S.35
37
Ewald Hoinkis
Abendmantel aus königsblauem Rips über orchideen
43
König-Rohde
farbigem Abendkleid, Modell: Textil- und Modeschule
Tuch und Stoffblüten, Modell: Rosenberg, 1939
der Stadt Berlin, Modehandwerkliche Abteilung Eva
Farbstoffabsaugverfahren
Lemke, 1937
16,7 x 20 cm
28,3 x 20 cm die neue linie, Oktober 1937, H.2, 9Jg., S.44
Inv. 1961/1 1/1243.1
die neue linie, Oktober 1936, H.2, 8.Jg., S.35
(Abb. S.43)
44 38
Kurt Kranz
Pendelschlag der Mode, Layoutentwurf für die neue linie,
Ewald Hoinkis
Strumpf Elbeo. Schwarzer Wildleder-Trotteurschuh Bereit,
1937
1938
Collage
29,1 x 20,7 cm
Acht Silbergelatineabzüge von Anzo, Diaz, Sonja Geor
Inv. 1961/1 1/1208.2
gi, Studio Franz, K.L. Haenchen auf bemaltem Karton
die neue linie, April 1938, H.8, 9Jg., S.71
51 x 38,8 cm
(Abb. S.48)
Von Parish-Kostümbibliothek, Abt. des
Münchner Stadtmuseums 39
François Kollar
die neue linie, Februar 1938, H.6, 9Jg.,
Sporfanzug aus Tweed mit einfarbigem Bein-kleid,
Beilage die neue-mode linie, o.P.
gemusterter Jacke und Wollschal, Modell: Hermès, Paris, 27.9 x 21 cm
Urs Lang-Kurz Brautkleid, weiße Webspitze, Posamentengürtel und
45
1937
40
Inv. 1961/1 1/1080.1
Blüten aus weißer Seidenlitze gearbeitet, 1936
die neue linie, Januar 1937, H.5, 8Jg., S.55
29.4 x 19 cm (30,4 x 19,4 cm)
(Abb. S.23)
Inv. 1961/11/736 46
François Kollar
Norbert Leonard
Abendkleid aus schwarzem Tüll mit einer Corsage,
Puppen in historisierenden Kostümen, 1936/37
gänzlich bedeckt mit blauen Klematisblüten, Modell:
30.4 x 23,9 cm
Molyneux, Paris, 1937
Inv. 1961/11/564
28.9 x 20,3 cm
die neue linie, Dezember 1942, H.4, 14.Jg., S. 1
Inv. 1961/11/730
47 Atelier Meisenbach, Riffarth & Co.
die neue linie, Mai 1937, H.9, 8Jg., S.34
Hauchfeiner Seidenstrumpf mit stumpfer Außenseite, 41
François Kollar
1937
Schleierkleid aus schwarzer Seide verziert mit Blattwerk
22.5 x 15,8 cm (23,1 x 16,1 cm)
aus weißem Filz. Fächer aus schwarzem Seidenschleier,
Inv. 1961/1 1/493
mit weißem Filz geschmückt, Modell: Marcel Rochas,
die neue linie, Dezember 1937, H.4, 9Jg., S.93
Paris, 1937 48
27,8 x 21,8 cm
Rolf-Werner Nehrdich Knöpfe, Entwurf: Emil Baldauf, Annaberg, 1937/38
Inv. 1961/11/754 die neue linie, Januar 1937, H.5, 8Jg., S.52
23 x 17,3 cm (23,8 x 18,2 cm)
(Abb. S.22)
die neue linie, Mai 1937, H.9, 8.Jg., S.42
63
49
Rolf-Werner Nehrdich
55
Regina Relang
Zwei Skiblusen: Angorawolle, gelb-schwarz-weiß und
Rollei Modes, 1936
Baumwollstoff rot-blau-gelb kariert, Modell: von laco,
Ringbuch mit 152 Silbergelatine-Kontaktabzügen
1938
je ca. 6 x 5,5 cm (Ringbuch 32 x 24 cm)
19.4 x 17,3 (22,8 x 18,8 cm)
Nachlaß Regina Relang Inv. 88/37
Inv. 1961/1 1/194 die neue ¡¡nie, November 1938, H.3, 10.Jg., S.68
56
(Abb. S.40)
Regina Relang
Pelzkleinigkeiten, 1940-1943
Album mit 107 Silbergelatine-Kontaktabzügen 50
Rolf-Werner Nehrdich
je ca. 6 x 5,5 cm (Album 34,5 x 24,5 cm)
Das „Haus der Mode, Wien“ zeigt: Weiß-rosagestreifter
Nachlaß Regina Relang Inv. 88/37
Strandanzug mit schwarzer Bluse, Modell: Jenny Berger,
(Abb. Innenklappe vorne und hinten)
Wien, 1941/42
22,8x 17cm
57
Inv. 1961/1 1/2053
Regina Relang Rückenansicht: Frau mit Schnittbogen, 1941/42
(Abb. S.56)
23.6 x 17,6 cm
Inv. 1961/11/2339 51
Rolf-Werner Nehrdich
Interessanter Jagdanzug, bestehend aus Hose, Jacke und
52
58
Regina Relang
dunkler mit Taschen besetzter Bluse. Neuartig sind die
Das „Haus der Mode in Wien" zeigt: Hohe braune Filz
Patronentaschen an der Bluse, Modell: Jenny Berger,
kappe, getragen von Elfi Wildfeuer, Modell: Adele List,
Wien, 1942
Wien, 1942
22.5 x 17,7 cm
23 x 16,7 cm
Inv. 1961/1 1/2079
Inv. 1961/1 1/2243
(Abb. S.52)
(Abb. S.55)
Arik Nepo
59
Regina Relang
Jacke aus geripptem Samt in bordeauxrot, Wollrock
Ein Mantel, auf Taille gearbeitet, aus weißem,
in Schottenmuster hellblau und rot, Modell: Schiaparelli,
noppigem Wollstoff mit breiten, aber zarten
Paris, 1937
Streifen und großen, schwarzen Revers, Modell: Kuhnen,
24,9x 23 cm (25,4 x 23,5 cm)
Berliner Modelle GmbH, 1942
Inv. 1961/11/945
23,2 x 1 8,4 cm
die neue linie, März 1937, H.7, 8.Jg., S.39
Inv. 1961/11/1660 (Abb. S.57)
53
Arik Nepo Sportkostüm: Jacke aus graugrünem Leder, Rock aus
60
Regina Relang
geripptem Samt, Bluse und Tuch in schottischem Karo
Grauer Persianermantel mit kleinem Kragen,
grün und blau, Modell: Henry Creed, Paris und London,
Modell: Hansen Bang, Berliner Modelle GmbH, 1942
1937
24 x 17,6 cm
23,3 x 17,1 cm (24,1 x 1 8,1 cm)
Inv. 1961/11/2136
Inv. 1961/1 1/54
(Abb. S.50)
die neue /¡nie, November 1937, H.3, 9. Jg., S.39
(Abb. S.24)
61
Regina Relang Neuartig und elegant wirken die tütenartigen Taschen
54
Norman Parkinson
und der Kragen aus schwarzem Persianer an einem
Kostüm aus Tweed, weißer Jerseypullover, Modell:
schwarzen Kostüm, Modell: Gebrüder Horn, Berliner
Winifred Mandsley, 1938
Modelle GmbH, 1942
20,5x 15,7cm (21,6x 16,5cm)
23.7 x 17,4 cm
Inv. 1961/1 l/40a
Inv. 1961/11/1963
die neue linie, H. 1 2, 7. Jg., August 1939, S.38
(Abb. S.54)
(Abb. S.25)
64
62
Regina Relang
68
Fausthandschuhe aus Luchs, die Innenhand aus schwar
Imre von Santho Kleid aus grün-rotem Seidenkrepp zu einem mit dem
zem Tuch, Modell: Hanns Bisegger, Berliner Modelle
Kleiderstoff gefütterten beigegrauen Wollmantel,
GmbH, 1943
Modell: Este, Berlin, 1938
23.6 x 17,6 cm
Collage
Inv. 1961/11/2154
35,2 x 27,8 cm
(Abb. S.38)
Inv. 1961/1 1/888 die neue linie, August 1938, H.12, 9Jg.,
63
Regina Relang
Beilage die neue mode-linie, S.ll
Schwarzer Strohhut mit großer Schleife und Schleier, 1943
(Abb. S.44)
23.8 x 19,2 cm Inv. 1961/1 1/2213
69
Imre von Santho
Nachmittagskleid aus schwarzem Borkenkrepp mit Inkru
(Abb. S.51)
stationen aus Spitze. Abendtoilette mit Cape aus Gold
64
Regina Relang
lame und grünem Velourstransparent. Schwarzes Tuch
Schwarzes Kostüm mit Soutache-Stickerei und gleich
kostüm mit Sealbesatz, Modelle: Strube/Berlin; Hüte:
artiger Tasche, Modell: Hilda Romatzki, Berliner
Gurau-Friedrichs, Berlin, 1938
Modelle GmbH, 1943
28,4 x 16,7 cm
24 x 17,3 cm
Inv. 1961/11/705
Inv. 1961/1 1/1967
die neue linie, Februar 1938, H.6, 9.Jg., Beilage die neue-mode linie, o.P.
65
Georges Saad
(Abb. S.42)
Kleid aus weißem Organza mit Halskrause, geschmückt mit Bändern in vielen Farbtönen, Modell: Bruyere, Paris,
70
Imre von Santho
1937
Bordeaufarbenes Spitzenkleid mit Rock im Sonnenplissee
22.8 x 16,8 cm (23,8 x 17,8 cm)
und kurzen Flügelärmeln. Ein ausgesprochen jugend
Inv. 1961/11/293
liches Modell und bemerkenswert, weil Spitze im allge
die neue linie, August 1937, H.12, 8.Jg.,S.37
meinen sich nicht leicht jugendlich verarbeiten läßt,
(Abb. S.21)
Modell: Frekato, Berlin, 1938 28,6 x 21,2 cm
66
Ernst Sandau
Inv. 1961/11/713
Zwei Abendkleider aus Wien: Shantungabendkleid,
die neue linie, September 1938 H. 1, Jg. 10,
vierfarbig, gelber weiter Rock, fraise Bluse, dunkelgelber
Beilage die neue mode-linie, S.lll
und brauner Gürtel, dazu ein gefranstes Tuch in dersel
ben Farbe wie der Rock. Rechts: kleines Abendkleid
71
Imre von Santho
mit grünweissem Imprimerock, Goldbluse und indisches
Leopardenmantel, Modell: Hanns Bisegger, Berlin,
Kretonnetuch als Gürtel, Modelle: Höchsmann und
Vordem Brandenburger Tor, 1938
Heisinger, Wien, 1937/38
Collage
26.7 x 22,6 cm (27,3 x 23,2 cm)
28,1 x 22,3 cm (29,4x23,7 cm)
Inv. 1961/11/783
Inv. 1961/11/936
die neue linie, September 1938, H. 1, lOJg.,
die neue linie, Januar 1938, H.5, 9Jg.,
Beilage die neue mode-linie, S.V
Sonderbeilage Mode aus Hamburg, Berlin,
München, o.P.
67
Imre von Santho
(Abb. S.31)
Sportkostüm bestehend aus einem braunen Wollrock und
einer graubraun karierten Jacke. Brauner Filzhut, Modell: Schneemann, 1936 28,6 x 19,9 cm
Inv. 1961/1 1/1048.1 (Abb. S.28)
65
71
Imre von Santho Schwarzes Jackenkleid mit Breitschwanzbesatz und
77 Wiencke Wien, Wien, Wien! Layoutentwurf für die neue linie,
lavendelfarbenen Blenden, Modell: Annemarie Heise,
1938
Berlin, Vor dem Berliner Stadtschloß, 1938
Collage
Collage
Zeichnung und fünf Silbergelatineabzüge von Imre von
32,1 x 22 cm (32,4x22,6 cm)
Santho auf Karton
Inv. 1961/11/1012 die neue linie, Januar 1938, H.5, 9Jg.,
44.3 x 59,5 cm Von Parish-Kostümbibliothek, Abt. des Münchner
Sonderbeilage Mode aus Hamburg, Berlin,
Stadtmuseums
München, o.P.
die neue linie, Mai 1938, H.9, 9Jg.,
Beilage die neue mode-linie, S.VI/VII 73
Imre von Santho Weißer Fohlenmantel mit schwarzem Wildleder verar-
eifet und schwarzem Wildledergürtel. Modell: Hanns
Yva Flacher Hut aus grobem, stahlblauem Stroh mit gleich
Bisegger, Berlin, Vor der Gedächtniskirche, 1938
farbiger Feder, Modell: Elisabeth Kraft, 1936
Collage
22.4 x 16,7 cm (23,1 x 17,5 cm)
28,4x 22,7 cm (29,7 x 23,7cm)
Inv. 1961/11/408
Inv. 1961/11/937
die neue linie, März 1936, H.7, 8.Jg., S.31
die neue linie, Januar 1938, H.5, 9Jg., Sonderbeilage Mode aus Hamburg, Berlin,
(Frontispiz)
München, o.P. 74
78
79
Yva Großer schwarzer Strohhut für den Nachmittag,
Imre von Santho Cape-Couplet mit senfgelber Bluse und Schal, Modell:
Modell: Elisabeth Kraft, 1937
Este, Berlin. Brauner Hut, Modell: Grete Kiaup, Berlin,
Inv. 1961/11/403
Vor dem Shell-Haus, 1938
die neue linie, Mai 1937, H.9,8.Jg., S.54
Collage
(Abb. S.27)
16,7x22,9 cm (17,1 x23,2 cm)
28,5 x 22,7 cm (29,9 x 24,3 cm) die neue//nie, Januar 1938, H.5, 9Jg.,
Yva Elegante Tasche aus Sämisch-Leder, Modell:
Sonderbeilage Mode aus Hamburg, Berlin,
Goldpfeil, Offenbach 1937/38
München, o.P.
22,4 x 16,8 cm (23,1 x 17,5 cm)
(Abb. S.30)
Inv. 1961/1 1/462
80
Inv. 1961/1 1/884
75
81
H. Stockmann ...und warum, Layoutentwurf für die neue linie, 1938
einer handgesponnenen, naturfarbenen Schafwolle,
Collage Silbergelatineabzug von Atelier Binder unterlegt mit Tüll
Modell: Stradal, 1938
auf bemaltem Karton
23 x 16,6 cm (23,5 x 17,1 cm)
48,7 x 34,3 cm Von Parish-Kostümbibliothek, Abt. des Münchner Stadt
Inv. 1961/11/192
museums die neue linie, April 1938, H.8, 9.Jg.,
Beilage die neue mode-linie, S.VI/VII
die neue linie, Juli 1938, H.l 1,9Jg.,
Beilage die neue mode-linie, S.l
76
Yva Trachtenjäckchen aus deutscher Schldsswolle,
Maurice Tabard Neue Frisur von Defosse, Paris, 1939 23,4 x 17 cm
Inv. 1961/11/448 die neue linie, April 1939, H.8, lO.Jg., Beilage die neue mode-linie, S.VIII
(Abb. S.l9)
66
Biographien Erich Balg
1932 in der Meisterklasse von Willy Zielke ab. Assistenz
1904 Berlin - 1977 Prien am Chiemsee
bei Hugo Schmölz in Köln und Mitarbeiter im Atelier Binder.
1921 - 23 absolviert er eine Lehre im Atelier des Vaters
1938 eröffnet er ein eigenes Atelier in Berlin. 1940 Heirat
Martin Balg in Berlin und besucht anschließend bis 1925 die
mit Ilse Reyer, die in der Zeit seines Kriegsdienstes das Atelier
Staatslehranstalt für Photographie in München. In den folgen
weiterführt und unter dem Namen „Hubs und Ilse Flöter" vor
den Jahren arbeitet er im Berliner Atelier Binder als Porträt
rangig in der Zeitschrift Die Mode veröffentlicht. Nach einer
photograph. Gemeinsam mit dem Architekten Fritz Breuhaus
Verwundung 1942 kehrt er nach Berlin zurück und wird Chef
gründet er 1933 die „Contempora, Schule für angewandte
photograph der UFA. Ab 1946 Zusammenarbeit mit seiner
Werkkunst, Berlin" und leitet sie bis zur Schließung 1938.
Frau als Reportage- und Modephotograph. 1948 Beginn der
1940 - 1945 Kriegsdienst als Luftbildauswerter in Golm bei
Arbeit für die Redaktion Film und Frau. Bis 1972 ist er in Stutt
Potsdam. Er betreibt bis 1967 ein Atelier für Mode- und Wer
gart, Berlin und München tätig.
bephotographie in Hamburg. Ilse Flöter (geb. Reyer)
Atelier Binder
1919 Berlin - vermisst seit 1949
1913 - 1948/49 Berlin
Ausbildung zur Photographin von 1934 - 1937 im Atelier
An der Münchner Staatslehranstalt für Photographie aus
Binder. 1940 heiratet sie Hubs Flöter und führt während
gebildet, gründet Alexander Binder 1913 ein Atelier für Por
seines Kriegsdienstes 1940-1942 das Atelier. Ab 1946
trät- und Werbephotographie in Berlin. Nach seinem Tod
arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann als Reportage- und
1929 wird das Atelier unter seinem Namen von Elisabeth von
Modephotographin und ab 1948 in enger Zusammenarbeit
Stengel weitergeführt. In den 30er Jahren gilt es als das größ
mit der Redaktion Film und Frau. Seit einer Reise nach Öster
te Atelier für Modephotographie und Prominentenporträts in
reich 1949 gilt Ilse Flöter als vermisst, sie wird 1951 für tot
Europa. Es beschäftigt zahlreiche Photographen, wie Hubs
erklärt.
Flöter, Ilse Flöter, Sonja Georgi, Rolf-Werner Nehrdich und
Sonja Georgi (geb. Walther)
Erich Balg und wird 1948/49 von der Firma Hasse & Wiese
1915 Berlin - 1957 Düsseldorf
übernommen.
Die Mutter Hedda Walther, selbst Porträt- und Modephoto
Brassai (d.i. Gyula Halász)
graphin, bildet sie zur Photographin aus. 1935 besucht sie
1 899 Brasso/ Ungarn - 1984 Nizza
die Lehranstalt des Lette-Vereins in Berlin und arbeitet anschlie
Studium an der Kunstakademie in Budapest und 1921-22 in
ßend im Atelier Binder. 1936 eröffnet sie ein eigenes Atelier
Berlin. Dort verkehrt er im Kreis um László Moholy-Nagy.
am Kurfürstendamm. Bis etwa 1943 arbeitet sie als erfolgrei
1924 zieht er nach Paris und verdient seinen Lebensunterhalt
che Modephotographin in Berlin. Flucht nach Sylt und Tätig
durch Mitarbeit bei deutschen und ungarischen Zeitschriften.
keit in Wenningstedt für Angehörige der englischen Besat
1925 Bekanntschaft mit Eugène Atget und Henri Michaux.
zungstruppen. 1952 zieht sie nach Hamburg. Bekanntschaft
1929 beginnt er zu photographieren und widmet sich vor
mit Hubs Flöter. Ab 1954 arbeitet sie verstärkt für Kataloge
allem der Stadt Paris als Motiv und zeichnet ab 1932 mit
der Textilindustrie. Sie begeht 1957 Selbstmord.
dem Pseudonym Brassaï. Mitarbeit bei der Surrealisten-Zeitschrift Minotaure. Ab 1937 bis in die 60er Jahre fertigt er für
Harpers Bazaar Künstlerporträts und veröffentlicht seine Photo
Hein Gorny 1904 Witten an der Ruhr - 1967 Hannover
graphien in zahlreichen Zeitschriften. Anfang der 40er Jahre
Der gelernte Tischler zieht 1922 nach Hannover und kommt
Arbeits- und Veröffentlichungsverbot. Er schreibt 1943 an
in Kontakt mit Kurt Schwitters, Ernst Thomas und Curt Buchheis
Bistro Tabac, einem Buch über die Besatzungszeit und veröf
ter. 1924 beginnt er auf Reisen nach Italien und Griechen
fentlicht bis in die 70er Jahre Bücher mit eigenen Texten und
land zu photographieren. Bei einer Ausstellung der Kestner-
Photographien.
Gesellschaft begegnet er 1927 Albert Renger-Patzsch, dessen
Studio Dorvyne
er sich hauptberuflich der Photographie, eröffnet ein Atelier
Atelier für Modephotographie in den 30er Jahren in Paris.
und arbeitet als Werbe- und Modephotograph für die Firmen
Hubs (Hubertus) Flöter
der emigrierten Photographin Lotte Jacobi. 1938 emigriert er
neusachliche Bildauffassung ihn beeinflußt. Ab 1929 widmet
Bahlsen und Pelikan. 1935 übernimmt er in Berlin das Studio
1910 Köln - 1976 München
in die USA, kehrt aber 1941 zurück, da seiner Frau Ruth Les
Im Kölner Atelier seines Onkels Eugen Coubillier sammelt er
sing die Aufenthaltsgenehmigung verweigert wird. Ab 1954
erste Erfahrungen in der Photographie. 1928 besucht er die
lebt er wieder in Hannover.
Staatslehranstalt für Photographie in München und schließt sie
67
Freiherr Wolff von Gudenberg
Bauhaus in Dessau in der Reklamewerkstatt bei Joost Schmidt
1 890 - Sterbejahr unbekannt
und in der Photographieklasse bei Walter Peterhans. Bis
Tätig als Mode- und Theaterphotograph seit Ende der 20er
1938 arbeitet er im Büro des Graphikers und Photographen
Jahre in Berlin und unter dem Namen Gudenberg-Bildberichte
Herbert Bayer in Berlin und entwirft zahlreiche Layouts für Zeit
in den 40er Jahren in Wien.
schriften und Magazine, 1940- 1945 Kriegsdienst. Ab
Karl Ludwig Haenchen
ren Hochschule der Künste, freie Graphik,
1950 lehrt er an der Landeskunstschule Hamburg, der späte 1911 Berlin
Nach einem Geschichts- und Sportstudium eröffnet er um 1930
Urs Lang-Kurz
ein photographisches Atelier in Berlin. Bis in die 50er Jahre ar
1909 Stuttgart - 1998 Stuttgart Schwester der Photographin Regina Relang. Ab 1929 Ausbil
beitet er dort vor allem als Starporträtist für die Filmfirma Tobis
und als Modephotograph für zahlreiche Zeitschriften und Illus
dung zur Photographin im Atelier Binder in Berlin. Ab 1932
trierte. 1954 zieht er nach Hamburg um und ist bis 1970 als
Mitarbeit im Studio Meerson für Modephotographie in Paris.
Photograph, Filmproduzent und Schlagertexter tätig.
1935 eröffnet sie ein eigenes Atelier in Stuttgart und absol viert 1938 die Meisterprüfung. Sie arbeitet hauptsächlich für
Ewald Hoinkis
die Firmen Bleyle und Daimler Benz und für die Deutsche
1 897 Görlitz - 1960 Bühl/ Baden
Meisterschule für Mode in München. 1944 werden ihre Ate
Schon als Schüler beginnt er zu photographieren und veröf
lierräume durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt. Nach
fentlicht noch als Amateur in Zeitschriften wie UHU und Die
dem Krieg arbeitet sie wieder als Mode-, Porträt- und Werbe
Gartenlaube. Ab 1929 arbeitet er in Berlin als Reportagepho
photographin. 1956 zieht sie sich aus dem Berufsleben zu
tograph vor allem für Zeitschriften des Verlages Ullstein und
rück und wendet sich der Malerei zu.
experimentiert mit Farbphotographie, 1937 Berufung als Do
zent an die Meisterschule für Graphik und Buchkunst in Leip
Norbert Leonard (d.i. Wilhelm Levy)
zig. Ab 1949 Berufsphotograph in München und ab 1954
1913 Berlin - 1971 Teneriffa
in Frankfurt am Main.
Er geht bei seinem Vater in die Lehre und arbeitet ab 1933
als selbständiger Architekturphotograph in Berlin. 1941
François Kollar
photographiert er neben Hubs und Ilse Flöter maßgeblich für
1904 Sznec/ Ungarn - 1979 Créteil
die Zeitschrift Die Mode. 1941/42 Verschleppung ins Kon
1924 kommt Kollar ohne photographische Kenntnisse nach
zentrationslager Auschwitz. Ab 1942 Zwangsarbeit im KZ
Paris und arbeitet bei Renault. Ab 1927, nach Tätigkeiten in
Sachsenhausen. 1945 Flucht aus dem KZ Schlier in Öster
verschiedenen Photographenateliers und Agenturen, arbeitet
reich nach Italien. Er kehrt 1947 nach Berlin zurück, heiratet
er als Industrie- und Werbephotograph u.a. für Oméga, Chris-
die Redakteurin Gisela Leonard und arbeitet ab 1949 wieder
toffle und Hermès und veröffentlicht seine Photographien in
als Modephotograph.
zahlreichen Illustrierten und Zeitschriften wie Harpers Bazaar, L'Illustration, Vu, Voilà und Plaisir de France. Für Modeschöp
Atelier Meisenbach, Riffarth & Co
fer wie Schiapparelli, Coco Chanel und Marcel Rochas
1 892 - 30er Jahre in Berlin
photographiert er Modelle in extravaganten Lichtinszenierun
Die im Zusammenschluß der Photochemigraphischen Kunst-
gen. 1931-1934 erstellt er im Auftrag des Verlages Horizon
Anstalt von Heinrich Riffarth mit der Firma des Münchners
eine großangelegte photographische Dokumentation zum The
Georg Meisenbach gegründete Graphische Kunstanstalt in
ma Arbeit, die unter dem Titel La France travaille veröffentlicht
Berlin-Schöneberg zählt um die Jahrhundertwende zu den
wird. 1951 nimmt er einen umfassenden Bildbericht über
größten graphischen Kunstanstalten Europas. Besonders durch
Westafrika auf und widmet sich ab den 60er Jahren wieder
Reproduktionen von Gemälden und Photographien im Kupfer
zunehmend der Industriereportage.
druck und als Heliogravüre erlangt die Anstalt europaweit
Anerkennung und wird auf der Pariser Weltausstellung prä
König-Rohde
miert. Noch in den 30er Jahren hat der Betrieb seinen Sitz in
Modephotograph in den 30er Jahren in Berlin. Er arbeitet für
Schöneberg und tritt nun durch den Vertrieb von Modephoto
die Zeitschrift die neue ¡¡nie und experimentiert mit Farbphoto
graphien in Erscheinung.
graphie, Rolf-Werner Nehrdich Kurt Kranz
1912 Kassel
1910 Emmerich/Rhein - 1997 Wedel
Nach der Ausbildung bei seinem Vater, dem Theaterphotogra
Nach einer Lithographenlehre studiert er 1930 - 1933 am
phen Max Nehrdich, arbeitet er ab 1929 in Berlin im Atelier
68
Binder. 1935 legt er die Meisterprüfung ab und eröffnet im
H. Stockmann
folgenden Jahr ein eigenes Atelier für Mode-, Porträt- und In
Tätig in den 30er Jahren als Zeichner und Graphiker für die
dustriephotographie am Kurfürstendamm. Bis 1945 erhält er
Zeitschrift die neue linie.
offizielle Aufträge, die deutsche Mode zu photographieren und gefährdete Kunst- und Kulturdenkmäler umfassend in
Maurice Tabard
Farbphotographien zu dokumentieren. Er gründet 1947 die
1 897 Lyon - 1984 Nizza
„Private Lehranstalt für moderne Lichtbildkunst" in Kassel und
Nach einer Musikausbildung übersiedelt er 1914 nach
lehrt dort bis etwa 1950. Nach mehrjähriger Tätigkeit für den
Amerika und studiert bei dem Photographen Emile Brunel in
Burda-Verlag in Hamburg zieht er nach Düsseldorf um und
New York. 1928 kehrt er nach Paris zurück und lernt Philippe
führt dort bis 1977/78 ein eigenes Atelier.
Soupault, Alexej Brodovitch und Lucien Vogel kennen und
Arik Nepo
Modemagazine. 1929 Beteiligung an der Ausstellung Film
arbeitet als Werbephotograph für zahlreiche Illustrierte und Modephotograph in den 30er Jahren in Paris. Im August
und Foto in Stuttgart und in den folgenden Jahren zahlreiche
1955 wird er in der Zeitschrift Camera als einer der innova
Veröffentlichungen seiner Modeaufnahmen. 1946 geht er in
die USA und arbeitet für Harpers Bazaar. Er begegnet Martin
tivsten Modephotographen erwähnt.
Munkacsi und Erwin Blumenfeld und lehrt an der Winona
School of Photography. 1951 kehrt er wieder nach Frank
Regina Relang 1906 Stuttgart - 1989 München
reich zurück und arbeitet frei für Vogue, Marie-Claire, Elle und
Schwester der Photographin Urs Kurz-Lang. 1928 - 1932
Jardin des modes.
Studium der Malerei an der Kunstakademie Stuttgart und der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin. 1932 geht sie als
Wiencke
Malerin nach Paris und beschäftigt sich, angeregt durch ihre
Tätig in den 30er Jahren als Zeichner und Graphiker für die
Schwester mit Photographie. Sie veröffentlicht Reiseberichte in
Zeitschrift die neue linie.
Text und Bild vor allem aus Spanien und Portugal und arbeitet ab T936 auch als Modephotographin für die Zeitschrift Die
Yva (d.i. Else Neuländer-Simon)
Dame und ab 1938 für Vogue. 1939 heiratet sie den Maler
1900 Berlin - vermutlich 1942 Majdanek/Sobibor
Arkadij Kusmin, kehrt nach Deutschland zurück und widmet
Vermutlich besucht sie die Lette-Schule in Berlin und arbeitet
sich ab 1941 nahezu ausschließlich der Modephotographie.
anschließend in einem Filmstudio. 1925 gründet sie ein eige
Ab 1948 arbeitet sie in München vor allem für deutsche Zeit
nes Atelier für Porträt- und Modephotographie. 1926 Zu
schriften und avanciert in den 50er und 60er Jahren zur füh
sammenarbeit mit Heinz Hajek-Halke. 1934 Heirat mit Alfred
renden deutschen Modephotographin.
Simon, der die kaufmännische Leitung des inzwischen sehr
renommierten Ateliers in großzügigen Räumlichkeiten in der Nähe des Kurfürstendamm übernimmt. Sie gilt als eine der be
Georges Saad um 1 895 Ägypten - um 1965
deutendsten Modephotographinnen und arbeitet für Zeitschrif
Der Werbephotograph arbeitet bis 1928 mit Aram Alban zu
ten wie UHU, die neue linie und Silberspiegel. 1936 wird
sammen. Er spezialisiert sich zunehmend auf Modephotogra
das Atelier arisiert und offiziell von der befreundeten Kunsthis
phie und photographiert ab 1937 für die Zeitschrift Marie-
torikerin Charlotte Weidler betrieben, Yva arbeitet bis zum Be
Claire Titelbilder in Farbe. Desweiteren veröffentlicht er seine
rufsverbot 1938 weiter. 1942 wird sie gemeinsam mit ihrem
Photographien in den französischen Zeitschriften Jardin des
Mann vermutlich nach Majdanek/Sobibor verschleppt und er
modes und Votre Beauté und in der deutschen Zeitschrift die
mordet.
neue linie. Ernst Sandau Tätig als Modephotograph, ab den 10er Jahren bis Ende der
30erJahre in Berlin. Imre von Santho 1900 Budapest - 1945 Budapest Nach dreijährigem Aufenthalt in London arbeitet er als Maler,
Modezeichner und Karikaturist in Berlin. Seit den 30er Jahren ist
Zusammengestellt von Simone Förster, ausgehend von J.C.
er dort als Modephotograph tätig und zählt zum Freundeskreis
Moderegger, Modefotografie in Deutschland 1929-1955,
um Magda Goebbels. 1945 begeht er in Budapest Selbstmord.
Norderstedt 2000.
69
Bibliographie
(Auswahl)
Ackermann, Susa, Couture in Deutschland, München 1961
Hall-Duncan, Nancy, History of Fashion Photography,
New York 1979 Aperture Foundation (Hg.), The Idealizing Image. The Art of Fashion Photography, New York 1991
Howell, Georgina, In Vogue. 75 Years of Style, London
1981
Bailey, David (Hg.), Shots of Style. Great Fashion Photo graphs, London 1985
Huster, Gabriele, „Die Verdrängung der femme fatale und
ihrer Schwestern. Nachdenken über das Frauenbild im Natio Baker, Patricia, Fashions of a decade - The 1940s, London
nalsozialismus", in: Neue Gesellschaft Bildende Kunst (Hg.),
1991
Inszenierung der Macht, Berlin 1987, S. 143-151
Barthes, Roland, Die Sprache der Mode, Frankfurt a.M.
Junker, Almut (Hg.), Frankfurt macht Mode 1933- 1945,
1981
Ausst.Kat. Historisches Museum Frankfurt, Marburg 1999
Beckers, Marion und Elisabeth Moortgat, Yva. Photographien
Kerbs, Diethard, Uka, Walter und Brigitte Walz-Richter,
1925- 1938, Berlin 2001
Die Gleichschaltung der Bilder. Zur Geschichte der Pressefoto grafie 1930- 1936, Berlin 1983
Benz, Ute, Frauen im Nationalsozialismus. Dokumente und
Zeugnisse, München 1993
Krempel, Lore, Die deutsche Modezeitschrift. Schriftenreihe
Zeitung und Leben, Bd. XIV, Coburg 1935
Brügger, Ingrid (Hg.), Modefotografie von 1900 bis heute, Wien 1990
Ley, Andreas, Mode für Deutschland. 50 Jahre Meisterschule für Mode München 1931-1981, Ausst.Kat. Münchner Stadt
Deslandres, Yvonne, Mode des Années 40, Paris 1992
museum, München 1981
Devlin, Polly und Alexander Liberman, Vogue - Geschichte
Liberman, Alexander (Hg.), On the Edge. Images from
der Modefotografie, Herrsching am Ammersee 1980
100 Years of Vogue, New York 1992
Domröse, Ulrich (Hg.), Leitbilder für Volk und Welt. National
Loschek, Ingrid, Mode im 20. Jahrhundert, München 1988
sozialismus und Photographie, Ausst.Kat. Berlinische Galerie Berlin 1995
Lott, Sylvia, Die Frauenzeitschriften von Hans Huffzky und
John Jahr. Zur Geschichte der deutschen Frauenzeitschriften
Eskildsen, Ute (Zus.), Fotografie in deutschen Zeitschriften
zwischen 1933 und 1970, Berlin 1985
1924- 1933, Stuttgart 1982 Moderegger, Johannes Christoph, Modefoto
Ferber, Christian (Hg.), Die Dame. Ein deutsches Journal für
grafie in Deutschland 1929 - 1955, Norderstedt 2000
den verwöhnten Geschmack 1912- 1943, Berlin 1980 Mulvagh, Jane, Vogue History of 20th Century Fashion, frauenobjektiv. Fotografinnen 1940 bis 1950, Ausst. Kat.
London 1988
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bonn,
Köln 2001
Nerdinger, Winfried, Bauhaus - Moderne im National
Sozialismus. Zwischen Anbiederung und Verfolgung, München Grappa, Carol di (Hg.), Fashion: Theory, New York 1980
1993
Gundlach, F.C. und Uli Richter (Hg.), Berlin en vogue. Berliner
Owen, Elizabeth, Fashion Photographs 1920- 1940,
Mode in der Photographie, Tübingen, Berlin 1993
London 1993
Gundlach, F.C. und Claudia Gabriele Philipp, Mode-Körper-
Petsch, Joachim, Kunst im Dritten Reich. Architektur, Plastik,
Mode. Photographien eines Jahrhunderts, Dokumente der
Malerei, Alltagsästhetik, Köln 1994
Photographie 5, Ausst.Kat. Museum für Kunst und Gewerbe
Hamburg 2000
70
Rasche, Adelheid (Hg.), Botschafterinnen der Mode. Starman
Schmidt, Maruta und Gabi Dietz (Hg.), Frauen unterm Haken
nequins und Fotomodelle der Fünfziger Jahre in internatibnaler
kreuz, Berlin 1985
Modefotografie. Susanne Erichsen, Denise Sarrault, Elfi Wild
feuer, Ausst.Kat. Kunstbibliothek, Berlin 2001
Scimé, Giuliana (Hg.), Fotografía della libertó e delle
Richardson, Annie, „The Nazification of Women in Art",
Mailand 1995
dittature. Da Sander a Cartier-Bresson 1922 - 1946,
in: Taylor, Brandon und Wilfried Will (Hg.), The Nazification of Art. Art, Design, Music, Architecture and Film in the Third
Sultano, Gloria, Wie geistiges Kokain ... . Mode unterm
Reich, Winchester/Hampshire 1990, S.53-79
Hakenkreuz, Wien 1995
Robinson, Julian, Fashion in the 30ties, London 1978
Wagner, Leonie, Nationalsozialistische Frauenansichten, Frankfurt a. M. 1996
Rößler, Patrick, „Exil daheim, die neue linie und der braune Geist - Beobachtungen zur Avantgarde im Nazi-Deutsch
Wagner, Gretel, „Das Deutsche Mode-Institut 1933 - 1941",
land", in: Markus Behmer (Hg.), Deutsche Publizistik im Exil
in: Waffen- und Kostümkunde, H. 1/2, 1997
1933- 1945. Personen-Positionen-Perspektiven, Festschrift für
Ursula E. Koch, Münster 2000, S.261-281
Westphal, Uwe, Werbung im Dritten Reich, Berlin 1989
Rosenbrock, Edith, Die Anfänge des Modebildes in der
Westphal, Uwe, Berliner Konfektion und Mode 1936 - 1939.
Deutschen Zeitschrift, Berlin-Charlottenburg 1942
Die Zerstörung einer Tradition, Berlin 1992
Salvy, Gerard Julien, Mode des Annees 30, Paris 1991
71
Impressum Der Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung „Die Eleganz der Diktatur. Modephotographien in deut schen Zeitschriften 1936-1943" im Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum vom 9. November 2001 bis 20. Januar 2002
Herausgeber: Ulrich Pohlmann und Simone Förster Konzeption und Bearbeitung: Ulrich Pohlmann und Simone Förster Sekretariat: Monika Gallasch Herstellung: Wolf & Sohn, München Photographien: Julia Köbel, Kerstin Schuhbaum und Roman Franke Photorestaurierung: Gisela Harich-Hamburger und Antje Havemann ©2001 Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum Verlag Wolf & Sohn, München
© für die abgebildeten Photographien bei den Photographen
Umschlag: H. Eicher, Layoutentwurf für die neue ¡¡nie, Bademoden, 1938 Von Parish-Kostümbibliothek, Abteilung des Münchner Stadtmuseums Innenklappe vorne und hinten: Regina Relang Doppelseite aus dem Album Pelzkleinigkeiten, 1 940-43 Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum
ISBN-Nr. 3-934609-03-1
Dank für Rat und Unterstützung gilt: Dr. Elisabeth Heller-Winter, Von Parish-Kostümbibliothek, Abt. des Münchner Stadtmuseums Dr. Andreas Ley, Modemuseum im Münchner Stadtmuseum Rolf-Werner und Gerda Nehrdich, Mettmann Felix Wasmuth, Berlin Therese Hofbauer, München Matthias Harder, Berlin
Simone Förster war als Stipendiatin des Programmes Museumskuratoren für Fotografie der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung tätig.
72
Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum