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German Pages 972 Year 1785
porwletto
Smith
Morblin
D. Anton Frieðrich Büſching, Asnigl. preuß. Dberconfiftorialrathe, Directors des vereiniga ten Berliniſchen und Edlniſchen Opmnaſiums in Berlin , und der davon abhangenden Sdulen ,
Erobe fchreibung
fünfter
Theil ,
der
die
in
das
Einleitung
deutſche
Reich ,
Böheim , Mähren, die Lauſik und den öſtreichiſchen Kreis
enthält.
Siebente rechtmäßige und ſtark verbeſſerte und vermehrte Ausgabe. arit rom . Salf,und Churf.Sadr. wie auch der hochl. Eidgenoſſensor Zürich, Olarus, Barel Appenzell und der1861. Reichsſtädte St. Gallen , otuptbaufen und Biel, Frepbeiten.
Hamburg, bey Carl Ernſt Bobn . 1789.
9 RAY 1956
Kes
:
Kaiſerliches allergnädigſtes PRIVIL EG I V M. Sir Joſeph der Andere , von Gottes Gnaden er : WirJofeph derAndere, von zuGottes allen Zeiten Meh wählter Römiſcher Kaiſer, rer des Reichs , in Germanien und zu Jeruſalem KS nig , Mitregent und Erbthronfolger der Rinigreiche Ungarn , Böheim , Dalmatien , Croatien und Slavo nien , Erzherzog zu Deſtreich , Herzog zu Burgund, und Lothringen , Großherzog zu Toſcana , Großfürſt zu Siebenbürgen , Herzog zu Mayland, und Bar, ges fürſteter Grafzu Habsburg, Flandern , und Tyrolu.. Bekennen öffentlichmit dieſem Brief und thur kund allermins niglich , daß uns Unſer, und des Reichs lieber Getreuer , Carl krnſtBohn, Buchhandler in unſer und des heiligen Reichs Stadt Hamburg , unterthänigft zu vernehmen gegeben, was
maaßen das ſeinem abgelebten Vater , Johann Cart Bohn , von unſeres Heren Vaters und nachftem Vorfahrers am Keich , weyland staiſersFranz Majeftåt , glorwürdigſten Andenkens, über das Buch ſub titulo: des Doctoris et Pro fefforis UntonFriedrich Burchings ueue Erdbeſchreibung ausführlich und in Auszug oder Compendio, ſowohl in Deutſchs.
als Franzöſiſcher Sprachein Octavo , unterm Sechszehnten Ja nuarii Siebzehnhundert Acht und Funfzig gnädigſt ertheilte, unddem Sechs und zwanzigſtenAuguſti Siebenzehen Hundert Sechs und Sechzig auf andere Zehen Jahre erneuerte Privile.
gium impreſſorium zu exſpitiren beginne, und uns dahero er Supplicant allerunterthänigft gebeten , Wir ſothanes Privile gium , nunmehro nach Abſterben des gedachten ſeines Vaters auf ihn tranſcribiren , und auf andere Zehen Jahre , jedoch a lapſu priorum, extendiren zu laſſen gnädigft geruhen möchten.
Wenn wir nun mildeſt angeſehen ſolch des CarlErnſt Bohn demüthigfte ziemliche Sitte ; als haben wir ihme, ſeinen Érs ben, und nachkommen, die Gnade gethan, und Freyheit gege: ben'; thun ſolches auchhiermit wiſſentlich in Kraft dieſesBriefs
alſo und dergeſtalten , daßgedachter Carl Ernit Bobn , ſeine Erbenund Nachkommen, obgeſagtAnton Friedrich Büſchings neue Erdbeſchreibung ausführlich , und im Ansjuge aber
Compendio ſowoh! in Deutſcher als Franzöſiſcher Sprache, in Octavogleichfalsinoffenen Drudauflegen,ausgeben,hinund wiederausgeben, feil haben und verkaufen laſſenmögen, auch ihnen ſolche niemand ohne ihren Conſens, Wiſſen oder Willen innerhalb deren fernerenzehn Jahren vom Verlaufdes erftes ternKaiſerlichen Privilegii an zu rechnen im heil. Nomiſchen Neiche weber mit, noch ohne siamen des Verfaſſers, oder aucy water anderm Citul weder gani, noch extractweiſe,weder Deutſch noch
+
nochSandfiſch, in keinerlep Format Gachbruden und vertaus fen ſolle. Had gebieten darauf allen und jeden uøſern und des hell. Xeichs Unterthanen und Getreuen , inſonderheit aber allen Buchdrudern, Buchführern, Buchbinderu,und Buchhändlern , bep Vermeidung einer Pån son zehn mart lothigen Golds, die ein jeder, fo oft er freventlich hierwider tbåte, uns halb in Unſere StaiſerlicheStammer, undden andern halben Cheilmehrs beſagtem Bohn oder ſeinen Erben und Nachkommen unnache låßig zu bezahlen ,derfallen feon rolle, biermit ernſtlich, und
wollen , daß ihr, noch einiger aus euch ſelbftoder jemand von guretwegen obangeregte Buſchings neue Erdbeſchreibung innerbaik den beftimmten ferneren Zehn Jahren obverfiandener maaßen weder mit noch ohne Namen des Verfaſſers ,von denen darinnen beſchriebenen einzelnen Länderen, tweder Ausjuge, od pielweniger ganz ſothanes Werk nachdrucket , diftrahiret, feil habet, unitraget oder verkaufet, noch auch ſolches andern zu
thun geſtattet, inkeinerler Weiſe noch Wege, alles bey Vers meidung unſererstaiſerlichen Ungnade und obbeftimmter Pön der ZebnMark ldthigen Golds, auch Verlierung deſſelbeneus ren Druds, den vielgemeldter Sohn oder feine Erben und Nachkommen oder deren Befehlsbabere, mit Hülfe und Zuthun eines jeden Orts Obrigkeit, wo ſie dergleichen bei euch und einem jeden findenwerden, alſo gleich aus eigener Gewalt obne Verhinderung manniglichen ju fich nebrán , und damit nach ihrem Gefallen handelu uvo thun mögen. Hingegen fole er Dobber Verluſt dieſer Staiſerlichen
Frenbeit ,die gewohnliden Fünf Eremplarien son jeder Forni und Sprache zu unſerm Staiſerlichen Reichs : Hof. Rath julies fern, und diefes Privilegium andern jurNachricht undWarnung bem Werte poran bruden zu laſſen , ſchuldig und verbunden ſeyn. Srit Urkund dieſes Briefs beſiegelt mit unſerm aufgedruds , er geben till ju Wien den ten Staiſerlichen Secret. Inſiegel d
Fünften AnguftAnno Siebzehn Hundert Sechs und Siebens jig , unfer Reichs im dreptebuten .
Joſeph mppr. (L. S.)
Vi R. Fürſt Coloredo mppr. Ad mandatum Sac. Caef. Majeſtatis proprium Andreas Edler sok Stod .
Porres
A
Borrede
zu der ganzen Beſchreibung des deutſchen Reichs.
Och habe im Anfange meiner geographic habe F ſchen Arbeit ſelbſt weder gewußt , noch 5
geglaubet, daß uns Deutſchen , aller geo
graphiſchen Bücher ungeachtet ,das deuts Iche Reich noch ſo ſehr unbekannt ſen , als ich nachher ben angeſtellter genauer Uns terſuchung gefunden habe.
Um deſto mehr
preiſe ich die göttliche Regierung, welche Für ften ,
Grafen , Prálaten, Reichsſtädte, Res
gierungs -Collegia ,
und einige hundert ge
lehrte und erfahrneMänner von allen drenex im heiligen römiſchen Reich feverlich privile: girten Kirchen ,
willig gemacht hat , mich,
durch Ueberſendung erwünſchter Beyträge, in den Stand zu regen ,
das deutiche Reich volls
A 3
VI
Vorrede.
vollſtändiger, genauer und richtiger zu bes ſchreiben , als anderen , die vor mir gearbei:
tet haben , möglich geweſen iſt. Weil ich aber nicht unmittelbar aus allen und jeden Ländern des deutſchen Reichs, die zu
ihrer Beſchreibung nöthigen Nachrichten ha be bekonimen können ; auch ben einem ſolchen
Werk , als das meinige iſt, vele Bücher nothwendig gebraucher werden müſſen : ſo iſt
mir von 1754 bis 1761 der vortreffliche got tingiſche Univerſitäts - Bücherſaal ungemein zu ſtatten gekommen . Denn der großen
Menge hiſtoriſcher und geographiſcher Wer: ke, die derſelbe enthalt, nicht zu geben : ken , so iſt mir der wichtige Vorrath son ſo genannten Deductionen , oder Staatsſchrif ten , die die Streitigkeiten , die über viele
Reichslander geführet worden ſind, angehen, eben ſo nothig als núblich, obgleich ſehrmüha. ſam zu gebrauchen, geweſen. Wer erivåget, wie viele Zeit und Mühe es koſte, aus eini gen hundert Deductionen , und weit mehre
ren Büchern , die zum Theil ſehr weitläuftig und unangenehm geſchrieben ſind, das We ſentlichſte und Nothwendigſte heraus zu ſu chen , zu gleicher Zeit einige tauſend geogra phiſche Briefe zu ſchreiben, die durchLeſung
und Briefwechſel geſammleten Nachrichten ju
Vorrede.
VII
zu beurtheilen , in Ordnung und fruchtbarç Kürze zu bringen , und die wufig vorkom : menden Dunkelheiten, Schwierigkeiten und Widerſprůche, ſo viel es möglich iſt, theils
ſelbſt, theils durch Briefwechſel zu heben : wird die fünf Jahre , die ich auf die erſte Ausarbeitung dieſer Beſchreibung des deut: ſchen Reichs gewendet habe, cherfür zu kurz,
als, für zu lang,halten ; zumal da ich in den: ſelben einige Hauptveränderungen meiner außern Umſtände erfahren, und viele andere pflichtmäßige Arbeiten zugleich ausgerichtet
habe.
Ob nun gleich meine tägliche Bemu
hung bey dieſer Arbeit unbeſchreiblich groß geweſen iſt; und ob ich gleich mit Wahrheit behaupten kann , daß der Leſer hier nicht nur in Anſehung des ganzen deutſchen Reichs, ſondern auch der einzelnen dazugehdrigenLán : der, eine neueGrundlage,und allenthalben et: was neues finde, davon alle vor der meinigen
geſchriebeneGeographien nichts haben : To iſt doch an dieſem Werk noch viel zu verbeſſern. Esſindnoch Schreib:und Druck : Fehler in Namen, Zahlen und Worten zu verbeſſern ; es ſind noch Stellen übrig , wo ich entweder aus Mangel an hinlänglichen unddeutlichen Nachrichten, oder durch eine unrichtige Vor
ſtellung, gefehlet habe. Die erſte Ausga. À 4
ber
VIII
Vorrede.
be, die in Anſehung des erſten Banbe$ 1757 , und in Anſehung des zweyten und Dritten 1759 an das Licht getreten iſt, hat mehrere
dergleichen Fehler und Máirgel, als die zweyte, die in Abſicht auf den erſten Band, 1758, und in Abſichtaufdie benden übrigen 1759 fertig geworden. Die dritte Auflas Se von 1761 iſt ideit vollkommener , als die
beyden vorhergehenden, weil ich zuderſelben viel neue ſchriftliche Nachrichten bekommen habe. Noch vollkommencr iſtdie vierte Aufa lagevon 1765 , in der nicht nur viele einzel
neArtikel, ſondern auch viele ganze Capitel verbeſſert worden . Die fünfte Ausgabe
von 1771 hat wieder anſehnliche Vorzüge vor allen vorhergehenden ,und noch grdßere die ſechſte, von 1779, wie einen jeden , der fie mit den vorhergehenden verglichen , der Alugenſchein gelehret hat. Nichts deſtoives
niger iſt noch viel zu verbeſſern übrig geölies ben, woran theils der Mangel an Hülfsmita
teln, theils menſchliche Schwachheit Schuld iſt; und beſtändige Veränderungen bringt die Natur der in dieſem Werke abgehandels
ten Materien mit ſich. Den Mängeln und Fehlern habe ich bey dieſer Riebenten Aus gabe großen Theils abzuhelfen geſucht :allein
es hat Gott gefallen, mich im Maymonat 1788
IX
Vorrede.
1788 ſo krank und ſchwach werden zu laſſen, daß ich weder habe arbeiten können noch dür: fen ,
ja daß mir und anderen mein Abſchied
von der Erde mehrmals ganz nahe und un. vermeidlich zu feyn geſchienen hat , weil die auf meiner Lunge liegenbe gichtiſche Materie , mir ſchwere Stickflüſſe verurſachet hat.
In
dieſem Zuſtande, habe id ; doch aus Drang des an beſtändige Arbeit gewohntenGemüths, zur Verbeſſerung dieſes fünften Theils mehr gethan ,
als
man verlangen
und erwarten
konnen , ja ich habe Bdheim faſt ganz um : gearbeitet. Dieſer Theil nebſt den drey oder vier fols genden , handelt das deutſche Reich nach ſeiner jetzigen
Staatsverfaſſung ab.
Ich
habe alſo die von dem Reich abgeriſſenen , und zum Theil feyerlich abgetretenen Länder , int dieſem
Theil übergangen ,
und nur diejenis
gen , die jeßt wirklich zum deutſchen Reich gehdren , beſchrieben .
Solchergeſtalt ſuchet
man hier Elſaß, Lothringen , das preußiſche Antheil an Schleſien , u . a. m . vergeblich ; hingegen der burgundiſche Kreis, ſo weit er noch urter der Oberherrſchaft des deutſchen Reichs ſtehet, hat hiefelbftPlat finden müſſen . Hiernacht habe ich die Kreisabtheilung gea Mau beobachtet; denn ob fie gleich ſehr ver : wors A 5
X
Vorrede.
forren iſt, weil die Lageder Länder bey ders felben ſchlecht wahrgenommen worden , ſo iſt fie doch die eigentliche politiſche Abtheilung des deutſchen Reichs, und muß alſo in einem
Buch , welches deſſelben Staatsverfaſſung richtig darſtellen ſoll, zum Grunde geleget werden . Ja, ich bin noch ſtrenger zu Wer:
ke gegangen , und habe auch die Länder und
Stände eines jeden Kreiſes, nach der Ord nung , in welcher fie auf den Kreistagen Sie und Stimmehaben , ſo weit ſolche zu erfors fchen geweſen iſt, abgehandelt ; hingegen diejenigen Länder, die zu ſolchem Sig- und Stimm = Recht bey den Kreiſen noch nicht ge;
langet ſind , ob ſie gleich im Umfange derſels ben liegen , habe ich von jenen abgeſondert,
und am Ende der Beſchreibung des deutſchen
Neichs angeführet. Bey dieſer ſorgfältigen Bemühung, habe ich die Unrichtigkeiten und Mångel der Reichs's uud liſual -Matrikelit unzähligemal beklaget : denn ſie ſind der ge
genwertigen Staatsverfaſſung des deutſchen Reichs nicht gemäß ; wovon ich aber hier nichtweitläuftig handeln kann. Wer auch nur in dieſer Abſicht meinBuch mit den übris
gen Geographien , die allerneueſten und be ſten nicht ausgenommen , (jie waren denn aus der reinigen entlehnet, oder wenigſtens durch
XI
Vorrede.
durch dieſelbige verbeſſert worden ,) verglei dhen will, wird ſich über die Verwirrung und Unordnung, die in denſelben herſdhet, verwundern, und finden , daß die Lehrer des deutſchen Staatsrechts Urſache gehabt ha ben , mit den Geographien , die vor der mei nigen herausgekommen ſind , unzufrieden zu Doch iſt nicht zu leugnen , daß auch reyn. die Erdbeſchreiber Grund haben, über die Pubfiriſten zu klagen, weil dieſelben viel Unt Ale richtiges und Verführeriſches lehren. menſchliche Bemühungen ſind unvollkom : men , und es werden noch viele Jahre ver fließen, ehe unſere Erkenntniß auch nur von denjenigen Fehlern und Mängeln, die be kannt ſind, und gehoben werden können , be Die allgemeine Verfaſſung frenet wird. eines jeden Kreiſes habe ich vorläufig , aber wogen Mangel des Raums, nur in ihrem Grundriß , vor Augen gelegt. Ich habe mich aber bemühet ,
das deut
fiche Reich nicht nur im Ganzen ,
ſondern
auch in Anſehung der einzelnen Lånder, aus welchen es beſtehet,ſtaatsmäßig abzuhandeln.. Daher habe ich die politiſche Verfaſſung ei nes jeden unmittelbaren Reichs- und Kreis Landes
zuerſt
überhaupt,
und zwar bald
weitläuftig, bald kurz , je, nachdem es dic
Wich
Xil
Vorrede .
Wichtigkeit des Landes und meine Hülff. mittel erfordert und zugelaſſen haben ,abges
bildet , und hierauf daſſelbe nach ſeiner poli tiſchen Abtheilung, ſo viel es mir möglich ges weſen iſt , genauer beſchrieben. Ob nun
gleich eiiten jeden aufmerkſamen Leſer der
Augenſchein lehren wird, daß durch dieſem Theil meiner Erdbeſchreibung das Deutſche Reich weit bekannter geworden , als es vor
1757 geiveſen iſt: ſo kann ich doch leider nicht ſagen, daß es nun vollkommen und hins
långlich bekanntſen , ſondern es iſt, wie ich vorhin ſchon bekannt habe, noch vieles zú verbeſſern und zu ergänzen übrig geblieben.
Nur ein einziges Land nach allen Hauptabs Fichten vollkommen zu beſchreiben , iſt ſchon etwas ſehr ſchweres, geſchweige denn ſo viele
Lånder, diein Anſehung ihrer Beſchaffenheit und Verfaſſung ganz von einander abgehen. Håtte ich entweder den ehemaligenweitläuftis gen Briefwechſel fortſeken,auchalle neueLån: der- und Derter- Beſchreibungen anſchaffen und gebrauchen können ; over håtten mir der einzelnen Länder kundige und dienſtfertige
Månner, von ſelbſt Verbeſſerungen und Ers gånzungen meiner Beſchreibung derſelben gůs
tigſt zugeſchicket: und hätte ſich nicht ſeit 1757 die Zahl der Schriftſteller, die , nachs bem
Vorrede,
XIII
dem fie mein Werf inach Belieben gebrauchet,
fich vonanderen Perſonen einigeNachrichyen Don dieſen und jenen Ländern geben und ſchis cken laſſen, um das Anſehen der Selbſtbes arbeitung der Erdbeſchreibung zu haben, ſo
ſtark vermehret: ſo würde mein Werk auch in Anſehung der beſondern Länder, ſchon viel vollkommener reyn.
Ich habe mir die Mühe gegeben , die
Geſchichte allerLändernothdürftig zu erzäha len , welches mich oft lánger, als alles übris ge, aufgehalten hat. Da wir aber von den
wenigſten Påndern des deutſchen Reichs rich tige Geſchichtbücher haben : ſo werden dieje: nigen , die die Geſchichte einzelner Sánder gefliſſentlich unterſuchen, manches zu verber ſern finden .
Es können aber andere
mit meiner in fruchtbarer Kürze abgefaßten
Erzählung der Geſchichte vieler Lånder, zur frieden ſeyn. Ben den Fehlern und Mån-, geln anderer Geographien,habe ichmich nicht aufgehalten , ob ich gleich tauſendfältige Ges
legenheit gehabt hätte, dergleichen anzumers fen, welches ich aber für unnúg angeſehen habe. Ich wiederhole meine ehemaligeBitter es mir nicht zu verdenken , daß ich dasjenige,
was meine Ab - und Ausſchreiber,Nachfolger und Nachahmer, von einzelnen Ländern und Ders
XIV
Vorrede
Dertern richtiger haben , nicht aufgeſucht und gebraucht, ſondern mich bloß auf meine uns mittelbaren Sammlungen eingeſchränket ha be.
Die geographiſchen Bücher haben die
res mit den Cafendern gemein , daß ſie alle Jahr ſehr
verändert werden
müſſen.
An
meiner Aufinerkſamkeit auf alle Veränderun gen , wird es Lebenslang nicht fehlen , tvenn es Gott gefällt, mich långer aufder Erde zu laſſen ,
und zu ſtärken : gefällt ihm aber we
der dieſes noch jenes, ſo unterwerfe ich mich völlig ſeinem Willen, und danke ihm für den Beyſtand,
den
er mir bisher
Werk geleiſtet hat. lius 1789
bey dieſem
Berlin am erſten
Juz
Nach =
M
Nad richt don de
gehabten ſchriftlichen Húlfsmitteln .
M
Deine Beſchreibung der geſammten zum deuts
fchen Reich gepdrigen Erblande des
Erzhauſes Deſtreich , iſt durch die Fürſorge des verſtorbenen Sreyherrn Philipp Ludwig von Moltke , Kaiſerl. Ķón. wirklichen geheimen Sammerers, Hof Kriegsraths, General. Feldmare ſchalls,Obriſten eines Regiments zu Fuß,undBurge
grafen zu Wulfsen , von gelehrten und erfahrnen Månnern durchgeſehen, von vielen Fehlern gereini
get, und mit unzähligen någlichen und beträchtlichen Anmerkungen bereichert worden. Vorzüglich aber hat ſich der nun verſtorbne farferl. fönigl. Regie: rungs- Rath Sriedrich Wilh . von Taube, um
dieſe Abſchnitte febr verdient gemacht, nicht nur zu der Zeit, als er noch Secretár des eben gedach ten Freyberrn von Moltke war , ſondern auce nachher. Es war mir dieſe Hülfe um deſto nos
thiger und wichtiger , je mangelhafter unb febler þafter bisher alle geographiſche Nachrichten von dieſen Ländern geweſen ſind. " Don Böheim iſt
verſchiedenes angebracht, das nachher in meinen
wöchentlichen Nachrichten gedrudtworden : und das Lagerbuch von Böheim , aus welchem in dem 13ten Theil meines Magazins ein Auszug ſteht,
habe ich bey dieſer fiebenten Uusgabe gebrauchr. Die
XVI
Nachricht
Die Beſchreibung des Markgrafthums Midba ren , iſt nach Unleitung eines Verzeichniſſes aller zu jedem Kreiſe gehörigen Herrſchaften und Gůs ter , und der dazu gehörigen Anzahl der Lahner und Häuſer , eingerichtet. Die vorderöſtreis chiſchen Lande ſehen jekt ganz anders aus, als ehemals , und durch igre richtigere Abhandlung, iſt eine beträchtliche Lůde in der Erdbeſchreibung ausgefüllet worden. Das Kapitel von Steyers mart , hat einem berühmten Gelehrten viele Ders beſſerungen zu verdanken , und um die Beſchreia bung der gefürſtecen Grafſchaft Tyrol, gat ein gelehrter Gönner große Verdienſte. Von der Staatsverfaſſung , den Manufakturen und dem Handel der Oberlauſig , iſt mir ein großer Vorrath wichtiger geſchriebener Urkunden und Nachridyten , von einer Freundſchaftlichen Perfor mitgetheilt worden. Voor den burgundiſchert Kreislanden, habe ich keine ſchriftliche Nachricten gehabt ; deſto mehrere aber von den niederrheis niſch - weſtphaliſchen Rreislanden . Von des Serzogthums Cleve und der Grafſchaft Mare Beſchaffenheit, Verfaſſung und Abtheilung nach ben Landgerichten , Kreiſen , Hemtern , Kirdyſpie len, Bauerſchaften 2c. ſind mir ſehr genaue Nach . richten gütigſt mitgetheilet worden . Von der Grafſchaft Mark hat mir auch der verſtorbene, um die weſtphäliſche Geſchichte ſehr verdiente J. D, von Steinen , einen Auszug aus feiner großern Beſchreibung derſelben , vor ihrem Druck mitgetheilet. Von der Grafſchaft Ravens berg , babe ich durch die Gätigkeit eines derſelben genan
von den ſchriftlichen Hülfsmitteln
XVII
genau Fundigen Mannes , eine vollſtåndige Bes ſdyreibung erhalten . Von den Berzogehuimern Jülich und Berg, habe ich ſchon zum Behuf der fünften Ausgabe lange gewünſchte Nachricyten zur Verbeſſerung und Ergänzung meiner Beſchreis
bung , von drey gütigen und dienſtfertigen Mån nern, auch endlid, die Landesmatrifeln von dieſen Ländern erlalten . Von dem Bisthum Paders born hat der verſtorbene Prediger , Philipp Jo.
hann Dorrie,zu Wóbbeld in der Grafichaft Lippe, eine Beſchreibung aufgeſekt, und mir überlaſſen,
ein biſchöflicher Bedienter aber Hat mein ſchon ge drucktes Kapitel von dieſem Lande durchgeſehen,
und verbeffert, und ich habe nachher die Landes. matrikel ſchriftlich erhalten. Die Beſchreibung des Bisthums Osnabrück , iſt aus ſehr um : ſtåndlichen und genauen Nachrichten entſtanden, die mir von daher ſind zugeſchicket worden , und
mitwelchen der verſtorbeneR. Strootmann den
Anfang machte. Eben dergleichen habe ich auch vom Fürſtenthum Minden erhalten, und das SürſtenthumVerden iſt ganz aus ſchriftlichen
Nachrichten abgefaſſet. Von der Abtey Corvey habe ich unterſchiedene gute Nachrichten erhalten. Die Beſcreibung der naſſauiſchen Lande , iſt zu Dillenburg durchgeſehen , und verbeſſert wor. den. Zu Bertrams geographiſchen Beſchreibung des Fürſtenthums Oſtfriesland, haben mir eis nige Gönner und Freunde Zufäße und Verbeſſe: rungen, andere aber wichtigere politiſche Nachrichs ten , mitgetheilet. Das Sürſtenthum Mörs,
iſt großentheils aus ſchriftlichen Nachrichten bes Th . 72
XVIII
Nachricht
farieben . Von der Grafſchaft Wied - Runkel hat inir der regierende Herr Graf derſelben , eine vollſtändige Beſchreibung durd, Seinen Gehei wien Rath und Oberamtmann, Freyherrn von Gu: denus , gnådig überſenden laſſen : und von der Grafſchaft Wied - 17enwied hat mir der Herr
Erbgraf Friedrich Karl , eine Beſchreibung gnå dig überſchickt. Von der Grafichaft Schau enburg , ſowohl lippiſchen als heſſiſchen Antheils, habe ich genaue Verzeichniſſe aller dazu gehörigen Hemter", Dörfer , Vorwerke und adelichen Güter,
erhalten. Von dem nunmehrigen Herzogthum Oldenburg , hat inir der verſtorbene Etatsrath Udalrich von Witken , ſeine vollſtåndige und
gründlidje Beſchreibung , mitgetheilet , mit wel- . cher des Kangley - u ffeffors und Ardyivarius Jos
hann Seinrich Schloifers Beſchreibung derſel ben , die mir gleich alls zum Geſchenk überſande worden , und nun ist meinem Magazin gedruckt
ſteht, vortrefflid, úbereinſtunnet . Von der Graf
ſchaft Lippe, habe ich unterſd ,iedene beträchtliche Nachrichten , und von der dazn gehörigen Graf
ſchaft Šternberg eine genaue Beſchreibung er halten . Von den Grafſchaften Bentheim, Steinfurt , Tecklenburg , Lingen , Ravens berg , Boya , Diepholz und Spiegelberg , und von den errfchaften Jever und Knip hauſen , habe ich volfiändige Beſchreibungen empfangen , inſonderheit hat ein ſehr gefälliger Mann mir einige Jahre nach einander von der
Grafſchaft Teflenburg erhebliche Nachrichten
zugeſchicket. Meine Nachrichten von den Reichs ſtades
Von den ſchriftlichen Hůlfsmitteln . XIX ſtådten Cöln und Vachen , ſind durch einige Freunde verbeſſert worden . Die Beſchreibung des Erzſtifts Maynz, haben ein Paar Gönner zu Maynz , vor dem Druck geleſen , und durch
unterſchiedene Anmerkungen bereichert und verbef. ſert, und die Stadt Erfurt mit ihrem Gebiet, und das Eichsfeld inſonderheit, ſind aus von daher mitgetheilten , umſtåndlidjen , genauen und
zuverlåßigenNachrichten beſchrieben worden. Ein gütiger Freund hat mir betrảchtliche geſchriebene
Nachrichten, die unterſchiedeneStücke der Staats verfaſſung der churpfälziſchen Lande betreffen , mitgetheilt.
Von den Bisthumern Worms
und Speyer , und von der Probſtey Weiſſen burg ſind mir vollſtändige Beſdzreibungen von gütigen Händen überſandt worden . Meinen Ar.
tikel von der Reichsprobſtey Odenheim , bat auch eine gůtige Hand mit einigen Anmerkungen
vermehret. Vom Sürſtenthum Zweybrücken, hat mir ein berüşmter Gelehrter , auſſer ſeinen eigenen Anmerkungen , den Extrait du denom . brement du Duché de Deux - Ponts, der 1694 an
die franzöſiſche Reunionskammer zu Mek hat eins geſchickt werden müſſen , mitgetheilet, und ein
hochfürſtlicher Kammerrach hat das übrige , was zur Verbeſſerung dieſes Articels nöthig gewefen iſt, aufgelegt. Ein anderer ſchon verſtorbener
Gönner , fat mir einen genguen geograpiſchen Entwurf der Seſſen - Darmſtadtiſchen Lande,
und ein auderer Freund eine ſchriftliche Nachricht von der Serrſchaft Jtter überſandt, noch ein
Bonner aber meine Beſchreibung der. Seſlents 62
Cailee
XX Nachricht Caffelſchen Lande durchgeſehen , und wieder verbeſſert.
hin und
Die Beſchreibung der Graf
Tchaft Sponheim , habe ich größtentheils einer gütigen Hand zu verdanken . Ein unbekannter
1
geſchickter Mann hat mir , zur Beſchreibung aller in der Wetterau belegenen Lånder , dadurch ſehr gedienet, daß er mir den bekannten wetterauiſchen Geographum , mit ſeinen bengeſdyriebenen bes tráchtlidyen Verbeſſerungen und Vermehrungen, gütigſt zugeſendet hat. Meinen Abſchnitt von ben Tafjau - Saarbruck - Uſingiſchen Landen , hat ein derſelben ſehr fundiger Gönner, verbeſſert. Von der Grafſchaft Waldeck , hat mir der ver forbene geſchichte Rector Prikolai zu Corbach , auf Befehl der hochfürſtlichen Regierung , gute Nachrichten ertheilet.
Von den Grafſchaften
Sanau - Münzenberg und
Sanau - Lichten
berg , habe ich aucı ſöhriftliche Nachrichten gee braucht. Die Beſchreibung der Lande des fürſtlichen und gräflichen Sauſes Solms , habe id ) größtentheils aus den fdyriftliden Nadys richten eines gütigen Freindes verfertiget. Pon der Grafſchaft Ober - Pfenburg , hat ein vor nehmer Sonner durch einen geſd iften Mann rine Beſchreibung für mich auffeßen laſſen . Ein Paar berühmte Gelehrte haben mich mit betracht lichen Nadzrichten von den wild- und rhein gräflichen
Landen ,
beſdyenfet.
Von
dem
Lande des hochgräflich - leiningen - weſter burgiſchen Sauſes - habe id; ſehr brandybare ſchriftliche Nachrichten
gehabt, dergleichen
ich
auch von den Lånden des hochgräflich - leinins. gen
Von der ſchriftlichen Hülfsmittelit. XXI gen -hartenburgiſchen Bauſes gewünſchet und geſuchet, aber nicht erhalten habe. Meine Bes ſchreibung der GraffdraftWirgenſtein , hat die hochfürſtlich - vormundſchaftliche Sayn -wit gen- und hohenſteiniſche Regierung 1761
durchgeſehen , und einige Anmerkungen darüber mir gütigſt mitgetheilet. Der regierende Serr Graf von Wartenberg , hat meine Beſchreis
bung der Grafſchaft Wartenberg durch Seine Kanzley vollſtändiger madjen laſſen. Meine Artiefel von den Reichsſtadten Worms und
Speyer , find von erfahrnen Männern daſelbſt gåtigſt verbeſſert und ergånzet worden. Die Bes
ſchreibung des Verzogthums Würtemberg, iſt zum Theil aus mir freundſchafilich mitgetheile ten geſchriebenen Nachrichten entſtanden. Seine
Sochfürſtliche Durchlauchten der regierende
Serr Märkgraf zu Baaden - Durlach , haben gnådigſt geruhet, mir von Höchſtderoſelben Lan den eine vollſtändige Befdyreibuug durch Dero Hofrath und geheimen Secretår , Herrn Cella
rius , mittheilen zu laſſen. Von den fürſtlich und gräflich - ottingiſchen Landen , habe ich einige ſchriftliche Nachrichten gehabt. Die Bes ſelreibung des Stifts Salmansweyler, hat der hodywürdige Prålat derfelben , Herr Anfel inus II mir durch Seinen Archivarium Schindele
zuſchicken laſſen . Von der Grafſchaft Ebers ſtein , babe ich unterſchiedene, von den Lans
den der Reichsgrafen Fugger auch einige, aber unzulänglide, und von den Landen der
Heichsgrafen Truchfeffen von Waldburg, 63
beſſere
XXII
Nachricht
beſſere ſchriftliche Nachrichten gehabt, welche leg. te durch gnådige Fürſorge eines vortrefflidyen Herrn dieſes hohen Hauſes , von deſſelben gelehrs ten und erfahrnen Hofrath aufgeſegt worden . Aus der Reichsſtadt. Menmingen find mir von einer Magiſtratsperſon Verbeſſerungen mei
nes Årtifels von derſelben und ihrein Gebiet zuges
ſchickt worden ; und von der ReichsſtadtSchwa, biſch -rall und ihrem Gebiet , habe ich eine auss führliche Beſchreibung erhalten. Vom Boch
ſtift Salzburg und von den oberpfälziſchen Landen , habeich unterſchiedene Nachrichten ge. habt, und der hochwürdigſt hod :gebohrne Reichs fürſt, Probſt und Gerr zu Berchtesgaden , hat meine Befhreibung der gefürſteten Probſten durd; Seinen Kanzler Lobr verbeſſern und er: weitern laſſen . Aus Bamberg habe ich ein Ver. zeichniß der zum Kochſtift Bamberg gehörigen Aemter und Derter, nebſt einer allgemeinen Nachs richt von dieſem Bisthuin , befommen. Von den Fürſtenthümern Culmbach und Onolzbach ,
habe ich nicht nur unterſchiedene fchriftliche Nady richten in Hånden gehabt, fondern es haben auch
des regierenden Serrn Markgrafen zu Bran: denburg - Onolzbach , Chriſtian Friedrich Carl Aleranders Sochfürſtliche Durch
laucht, meine unterthänigſte Bitte um Verbeſſes rung meiner Beſchreibung höchſtderoſelben Für. ftenthums, gnädigſt aufgenominen , und Dero geheimes Rathscollegium hat dieſelbe durd, den
gelehrten Herrn Archivrath Stieber bewerkſiellis gen laſſen. Noch wichtiger ſind die Verbeſſerun. gent
von den ſchriftlichen Hülfsmitteln.
XXIII
gen meiner Beſchreibung des Fürſtenthums Ban : reuth geweſen, die mir auf gnädigſten Befehl Sr. Sochfürſtlichen Durchlauchten des regieren : den Serrn Markgrafen Friedrichs, Fochilde: roſelben geheimes miniſterium durch den hodı. fürftlichen Regierungsrath und geheimen Secres Zu der Bes tår Herrn Rrauß überſandt hat. ſchreibung des deutſchen Ordens Mieiſterthum und deſſelben Balleyen , haben einige Freunde, inſonderheit M.S. Cnopf, etwas beygetragen ; ich habe auch aus Utrecht eine Nadzricht von der Ballen Utrecht erhalten , von der man vorher Der hoch in Deutſdyland' nichts gewußt hat. löbliche Magiſtrat der Reichsſtadt Roten burg ob der Tauber , hat mir einige Anmers kungen über meine Beſchreibung derſelben gütigit Aus den churfürſtlich - fächſiſchen überſandt. Landen des oberſächſiſchen Kreiſes , ſind mir viele Nachrichten von den dazu gehörigen Oertern und Landſchaften überſandt worden : es hat mir auch ein vornehmer Gönner einen geſchriebenen Generalplan von der jeßigen Eintheilung der churſächſiſchen Lande in Kreiſe, Aemter, Siådte, Flecken und Dörfer mitgetheilet , aus weldjem id die angeführte Anzahl der Dorfer , Schrift- und Ueberhaupt aber hat Amtſaften genommen habe. fich der geſchickte Herr Johann Gottlob Jin : manuel Breitkopf um meine Beſchreibung des Churfürſtenthums Sachſen auf mehr als eine Weiſe verdient gemacht.
Die Beſchreibung der
Fürſtenthümer Gotha , Altenbung burg ,
und
Co
babe ich , ehe ſie gedruckt worden, zu Go tha b4
XXIV
Nachricht
tha und Coburg von geſchickten Männern vers beſſern laſſen.
Sowohl von der Mark Bran
denburg überhaupt, als inſonderheit vom Ba velland, von der Grafſcyaft Ruppin , von der
likermart, von der Veumark, und vom ſoldi niſdien Kreiſe derſelben , haben mir unterſchiede ne Freunde und Gönner ſehr gute Nachridyten
nad , Göttingen zugeſendet, ich habe auc, M. S. Muthreichs ungedruckte Beſchreibnng von Sol din , .gebraucht: zu der fünften und ſechſten Ausgabe aber habe ich vorzüglich viele Unterſtů. kung erfahren , die ich jederzeit in dankbarein Ans
gedenken behalten werde. Vom ganzen Berzog thum pommern , hat mir ein unbekannter, aber geſchichter und dienſtfertiger Mann, eine von ihm
aufgeſekte Beſchreibungüberſandt, und ein erfahr ner und gütiger pommerſcher Edelmann hat mich ehedeſſen von der Kreisverfaſſung des königl. preuß. Pominerns unterrichtet. In Anſehung des Fürs
ſtenthums Anbalt, und inſonderheit des cothen ſchen , bernburgiſchen und Zerbſter Antheils deſ reiben , ſind mir die Nadyrid ten einiger Freunde feậr zu ftatten gekommen. Von der Grafſchaft Mansfeld habe ich eine ſchriftliche Befilreibung zur Hand gehabt, die ein an den Churfürſten Friedrich III zu Brandenburg abgeſtarteter Bes
richt eines churfürſtlichen Bedienten iſt; es hat ſich auch Paſtor Biring und deſſen Sohn wie um die Landcharte von dieſer Grafſchaft, alſo audy'um
meine Beſchreibungvon derſelben durch ihre Verbeſ ſerung verdient gemacht. Vouden fürſtl. und gråf
lich -rcuißiſchen Serrſchaften, habe ich eine felyt
von den ſchriftlichen Hůlfsmitteln .
XXV
fehr genaue ſchriftliche Beſchreibung erhalten , in Anſehung deren ſich ein werther Freund große Mühe gegeben hat. Eben dergleidyrn iſt mir auf gnädigen Befehl der geſammten Herren Reichs: grafen von Schönburg , von hochderoſelben Graf- und Herrſchaften zugeſendet worden . Die Grafſchaft Wernigerode iſt bloß aus ſchriftli chen Nachrichten , die mir von einigen Freunden und Gönnern mitgetheilt worden , beſchrieben . Von der Grafſchaft Kohnſtein habe
ich auch
Nachrichten gehabt. Von dem niederſächſia fchen Breiſe habe ich den großeſten Vorrath von guten Nachrichten zuſammen gebracht. In An fehung der geſaminten chur- braunſchweigiſch: liineburgiſchen Lande ; habe ich vorzügliche Hůlfstnittel gehabt ,
und ſolche infonderheit der gnådigen Fürſorge der Königlichen und chur: fürftlichen hohen Landesregierung zu 5a . nover unterthånig zu verdanken . Es fertigte nåmlich dieſes hobe Collegium 1755 an alle Pleni : ter in den Fürſtenthumern Calenberg , Lune: burg , Grubenbagen und Lauenburg , und in den Grafſchaften Boya und Diepholz.; und die königliche Regierung zu Stade an alle Nenrici im Bremiſchen und Verðiſchen , eine gedruckte Verordnung aus, fraft welcher fie , za Beyuf meiner geographiſchen Beſchreibung von Sr. f& nigl. Majeſtát deutſchen Landen , die benanntent Beſchreibungen der Aemter , in welchen ſie beſtel let worden, verfertigen und einſchicken ſollten, aus welchen derſelben Große, Lage und natürliche Be fựaffenheit, Kirdyſpiele und Dörfer, Landespro 65 ducte,
XXVI
Nachricht
ducte , Gewerbe und Nahrung erſehen werden könne. Zu dieſen mir nach ihrer ¥ nkunft von der
hohen Regierung gnädig mitgetheilten Beſdyreis bungen , iſt nicht nur der zur Kenntniß aller Stådte , Stifter, Kliſter und geſchloſſenen ades lichen Gerichte in den Fürſtenthümern Calenberg und Grubenhagen, und der dazu gehörigen Dörs fer ſehr brauchbare Extract cataſtri der Fåmmthis dhen Gebäude, die zu den - in den Fürſtenthus mern Calenberg und Grubenbagen errichteten Brand- Affecurationsfocietat gehören , die mir die
hochlöbliche calenbergiſdze Landſchaft hochgeneigt geſchenket hat , und Rothens geographiſche Bes ſchreibung der Herzogthümer Bremen und Vers den , die man nur handſchriftlich þat, gefoinmen ; ſondern es haben n:ir auch ſowohl Magiſtratsper fonen vieler Stådte , als unterſchiedene in dieſen Landen angeſeſſene , erfahrne und gütige Perſos nen , adelichen und bürgerlichen Standes , theils auf ineine Bitte , theils aus eigner Bewegung, viele und ſehr nüßliche Nachrichten von Städten und Diſtricten überſandt. Auch zu der fünften Ausgabe baben einige Gönner und Freunde una
terſchiedene Anmerkungen und Nachrichten gelie fert. Von Sürſtenthumn Wolfenbrittel, habe ich durch unterſchiedene Gönner und Freunde vies
le gute Nachrichten , und infonderheit vom Wes ferdiſtrict deſſelben , von einem geſdyickten Mann eine vollſtändige Beſchreibung erhalten. Zur
Abhandlung des Fürſtenthums Salberſtadt, Þaben mich einige Gönner mit erwünſchten Nach.
riçten unterſtület. Von den acht Aemtern des Ser:
Von den ſchriftlichen Hůlfsmitteln. XXVII BerzogthumsMeklenburg -Schwerin , die dem chur- und Fürſtlichen Hauſe Braunſchweig und Lünebury verpfändet waren , hatte id, ſchon ges:
naue Beſchreibungen , und von dein ſtargardis ſchen Kreiſe der meklenburgiſchen Lande una terſchiedne Rachrichter erlanget: als Seine hoch :
fürſtliche Durchlaucht der regierende Sers zog von Meklenburg - Schwerin Frie : drich gnådigſt gerubeten , mir vollſtändigeVera jeidyuiſſe von allen Dero Domainen Aemtern und dazu gehörigen Höfen , Mühlen und Dörfern, und von allen adelichen Gütern Dero Länder, aus Dero Regierung und Rentfammer zufertigen zu laffen. , Es hat mic ; auch eine freundſchaftliche
Hand mit einer vollſtändigen Beſdireibung des Fürſtenthums Hageburg verſehen. · Von des Bisthums Lubec's Nemtern und dazu gehörigen Dertern , hat mir ein Mitglied des hochwürdigen
Domkapitels ein genaues Verzeichniß , gütigſt er: theilt. Von dem Sevzogthum Solſtein, Bis thum Sildesheim , und der Grafſchaft Ran: zau , habe ich audy die ausführlichſten und hins långlichften Nachrichten in Hånden , die mir von
vielen landesfürſtliden Beamten und andern er. Fahrnen und dienſtfertigen Månnern , nach und nach gütigſt mitgetheilt worden . Die Beſchreia bung der Reichsſtadz Bremen , iſt blos aus
fchriftlichen Nachrichten entſtanden , und die Bez
ſchreibung der Reichsſtadt Samburg , habe ich ſo eingerückt, wie ſie daſelbſt von der geſchickten Hand eines Gönners aufgefekt worden, anßer daß
ich ſchon in der vierten Auflage die Beſchreibung tyres
XXVIII Nachr. von den ſchriftl. Hülfsm . ihres Gebiets verändert und erweitert, und die fünfte Ausgabe mit neuen nöthigen und erheblis den Nachrid ; ten , die mir gütigſt zugeſchickt wors Jn Anſehung der unmit. den , bereichert habe. telbaren reichsritterſchaftlichen Preiſe, bin id, von unterſchiedenen Gönnern unterſtüßet wore den. Ich muß zum Beſchluß noch diejenigen dank: barlich rühmen , die ſich die Mühe gegeben haben , entweder meine ganze Erdbeſchreibung, und inſon derheit die Bånde vom deutſchen Reiche, von vies len Schreib- und Druck - Fehlern , und andern klei nen Urrichtigkeiten zu reinigen , oder ſonſt viele Zu dens Stellen zu ergänzen und zu verbeſſern . felben gehören vornehmlich der ehemalige Profeſſor Meuſchen zu Berlin, und der vormaligeK. K. Regierungsrath Friedrich Wilhelm von Taube .
DirYachricht von den Bey des deutſchen Reichs Beſchrcibung gebrauchten vielen hun dert Büchern , laſſe ich weg, weil ich ſie jest nicht ganz vollſtändig machen kann : denn eis nes Sheils habe ich viele vergeſſen ,
und andern
Theils fehlet es mir an Kraft, alle aufzuſeßen und nachzuſehen. Bey den erſten vier Theilen habe ich die Verzeichniſſe der gebrauchten Bücher , die in den erſten Ausgaben , meines Werkes ſtehen , auch weggelaſſen , es iſt auch nun nicht mehr ſo nöthig und nüglich , ſie zu liefern , als es im Ana fang war. Wer etwa Verzeichniſſe gebrauchter Bů. cher in neuern Geographien findet, der wiſſe und ei's irinere fich , daß ich dergleichen zuerſt geliefert und eingeführet gabe, ob id , ſie gleich jekt weglaſſe.
Eins
1
Einleitung in die
Beſchreibung
des
deutſchen Reiches.
istb .
.
N1
Einleitung in die
Beſchreibung desdeutſchen Reiches. 1
$. !.
nter den vielen Charten von Deutſch land, gehören die homanniſche yon 1741, welche nach Maßgebung der fehakiſchen Anfangsgründe methodiſch illuminiret iſt, und die große eiſenſchmidtfche auf 4 Bogen , wel
U
de auch von Homann an das Licht geſtellet, und 1758 zu Paris von Julien wieder aufgelegtwors den, zu den brauchbarſten. Alleix , wie wenig dieſe und alle vorhergehenden Charten von Deutſch land taugen , wenn man ihre innere Güte genau
unterſuchet, beweiſet die vortreffliche Mappa crie tica Gernianie , welche Tobias Mayer mit mit unſågs
licher Mühe zu Stande gebracht, und 1750 durch diehomanniſchen Erben herausgegeben hat: Vers moge derſelben , haben wir bis dahin nur von einis gen 20 Dertern ihre wahre Lage und Entfernung gewußt , und Deutſchland iſt von den alten Erdbe ſchreibern um einen ganzen Grad zu weit gegen Dſtenausgedehnet worden. Dieſe Bemühung hat Lambert zu Berlin , fortgeſeket, und die Lage vieler ſolcher Derter beſtimmet, die in der mayer
ſchen Charte nicht vorkommen , auch durch zuver
laßigegenaue Beobachtungen nicht beſtimmet was ren . Seine Tafel der Långe und Breite der meh reſten Städte Deutſchlandes, nach aſtronomiſchen
Beobachtungen und richtigen Einſchaltungsarten beſtimmet, welche man in der berliniſchen Akademie aſtros
>
Einleitung.
3
aſtronomiſchem Handbuch für das Jahr 1777 fins det , welches 1775 gedrucket worden, hat in einem Raum von einer guten Quartſeite weit mehr Ders ter, als die manerſche auf einem Bogen in dem ges wdhnlichen Landchartenformat.
So lange nicht
von noch mehreren Dertern ihre wahre Långe und Breite ausfindig gemacht, und die Lånder, aus welchen Deutſchland beſteget, richtig gemeſſen , und regelinåßig abgezeichnet worden, iſt keine gute allgemeine Charte von Deutſchland zu erwarten . Unterdeſſen hat die homanniſche Werkſtate zu Nürnberg die meiſten und beſten Landcharten von Deutſchland geliefert, von welchen 1752 der erſte Band unter dem Titel: Atlas Germaniæ fpecia. lis, — zuſammengetragen worden . Er enthält alle Charten von Deutſchland, die in der homanniſchen Werkſtåte bis an das Ende des Jahrs 1753 andas Licht getreten , und deren 125 ſind, welche 146 Blåtter oder Bogen ausmachen . Seit dieſer Zeit ſind unterſchiedene dieſer Charten von S. L.Guf fefeld für die homanniſche Werkſtåte umgezeichnet und verbeſſert worden , unter welchen nun auch ( 1789) die algemeine Charte von dem deutſchen Reich iſt. Die obengenannte mayerſche Charte iſt in dem erſten Bande die achte. Die Charte von , Deutſchland , welche die Akademie der Wiſſenſchaf ten zu Berlin 1762 zum zweytenmal herausgeges ben , und 3. C. Rhode gezeichnet hat , übertrifft die obengenannte eiſenſchmidt -homanniſche,dienet auch zur Poſtcharte. Sie gründet ſich theils auf diemanerſche mappam criticam , theils auf einige andere Unterſuchungen , hat aber keinen ſo deutli chen
Einleitung in die Beſchreibung chen und angenehmen Stich , als man wünſchet, wird auch durch die Striche, welcheden Lauf der Poſten anzeigen , undeutlich . Wahrſcheinlicher weiſe. liegt ſie zum Grunde , ben der nach einema
großern Maasſtabe gezeichneten, und auf vier großen Bogen , die zuſammengeſéget werden kön . nen, abgedruckten Map ofthe empire ofGermany,
Welcze L. de la Rochette zu London geliefert þat. Wirhaben keine ſo gute Charte von gleicher Große
in Deutſchland, an ausländiſchen Charten aber kann ihr die nouvelle Carte d'Allemagneen neuf feuilles grand aigle, par M. Chauchard , Capi taine d'Infanterie, Paris, ben Dezauche, an die Seite gefeßet, ja vorgezogen werden ; denn ſie hat
ein gutes Maaß der Große, iſt ſchön, gründet ſich auf gute.Hůlfsmittel an Charten und Büchern und aufMechain Beſtimmung derLånge und Breite
vieler Stådte; iſt aber in den Namen zu fehlers! haft. Des Abts Courtelon Atlas elementaire de l'empire d'Allemagne, iſt ein Werk großen Fleißes,
und in Anſehung der Staatsverfaſſung und Geos graphie von Deutſchland, gröſtentheils richtig. Auf deutſche Charten von Deutſchland wieder zu kommen , ſo hat die homanniſche Officin 1764. Fr. Joh. Hegers große Poſtcharte von Deutſchy land an das Licht geſtellet, welche in Anſehung der
Poſten ſehr brauchbar iſt. Allein die anſehnlichſte Charte von Deutſchland , hat von 1768 an, die
jagerfche Buchhandlung zu Frankfurt am Mann, auf 81Bogen im gewöhnlichen Format geliefert. Sie hat den Vorzug, daß alle Blätter
ps von einerlen Große, auch nach einerley Maaßſtab gelie
des deutſchen Reiches.
5
geliefert ſind, und alſo zufainmengeſeket werden können , um eine einzige große Charte auszur machen. Sie iſt nach den beſten geſtochenen Spes cialcharten , zum Theil auch nach ungeſtochenen Charten gezeichnet, fann alſo an ſtart vieler Spe
cialcharten gebrauchet werden. Ob ſie nun gleich nicht ſo vollkommen iſt, als zu wünſchen wäre, ro hat ſich doch ihr Herausgeber, der Ingenieur Ca
pitain - Lieutenant J. W. Jäger, durch dieſelbe ein nahmhaftes Verdienſt erworben . $. 2. Anfänglich erſtreckte ſich Deutſdıland ge gen Abend nur bis an den Rhein , undgegen Mit tag bis an die Donau.
Als es aber ein Theil der
großen frånkiſchen Monarchie ward , wurden der felben Grånzen gegen Mittag über die Donau bis an Helvetien und Jtalien ausgedehnet. Es grånzet alſo
gegen Mitternacht an die Eider, den holſteiniſcher Canal,u. die Oſtſee, gegen Morgen an Preußen ,Po len, Ungarn, Slawodnien u. Croatien, gegen Mittag an den Venediger Meerbuſen, Italien u. Helvetien, und gegen Abend an den Rhein , die vereinigten
Niederlande und die Nordfee. Nach dieſem Uin fang, iſt Deutſchland auf der vorhin angezeigten mayeriſchen Charte abgebildet worden, lieget nad ſeiner äußerſten Ausdehnung zwiſchen 45 Grad 4 Min. und 54 Grad 40 Min .nordlicher Breite, der
Långe nach aber zwiſden 23 Grad 30 Min . und 36 Grad 52 Min . und iſt i1124 deutſche Duadrat meilen groß.
1. 3. Das deutſche Reich hat zu verſchiedes nen Zeiten einen verſchiedenen Umfang gehabt. Als es nach 2. Ludwigs I Tod ein eigenes unab શ 3
hån
6
Einleitung üt die Beſchreibung
hängiges Reich wurde , trennete es der Rhein vom 3
lothringiſchen Reich , außer daß das Erzbisthuin Maynz und die Bisthümer Wormsund Spener , mit zum deutſchen Reich geſchlagen wurden . Sein erſter König Ludwig, brachte die eine Hälfte, und
dieſes Sohn gleidyes Namens, die andere Hälfte
des lothringiſchen Reichsan das deutſche Reich : allein , Frankreich hat von demſelben die Bisthús mer Meş, Toul undVerdun , das Elſas undSund gau , und ganz Lothringen an fich gebracht, und die ſieben vereinigten Provinzen ſind eineunabhån gige Republik geworden ; alſo daß das deutſche Reich von dem lothringiſchen Reich jenſeits des
Rheins, nur noch den Reſt des burgundiſchen Kreis fes, die Herzogthümer Jülich und Cleve,die Erz ſtifter Cölln und Trier , das Bisthum Lüttich , die
Pfalz, und unterſchiedene kleine Fürſtenthümer, Graf-und Herrſchaften , die zu dem oberrheini
fchen Kreiſe gerechnet werden , übrig hat. Das arelatiſche oder burgundiſche Reich wurde zwar 1033 auch mit dem deutſchen Reich verknüpfet: allein , Frankreich hat Dauphiné , die Grafſchaft
Burgund, und Provence an ſich gebracht, Helves tien hat ſich in Freyheit geſeket , und es werden nur noch das Herzogthum Savonen, das Bisthum Baſel,die gefürſt. Grafſch.Můmpelgard,dasBisth .
Chur, und der Erzbiſchofzu Biſanz, zum deutſchen Reich gerechnet, wiewohl der Herzog von Savoyen
und der Erzbiſchof zu Biſanz ſich weder zu einein Kreiſe halten , noch den Reichstag beſchicken. Man kanndie Größe des deutſchen Reiches aufmehr
als 12000 geographiſche Quadratmeilen ſchåben , unter
des Deutſchen Reiches. ünterwelchem Anſchlag das Herzogthum Savonen nicht, hingegen ganz Schleſien mit begriffen iſt.
Denn obgleich derKönig von Preußen denihm 1742 durch den BerlinerFrieden abgetretenen , und 1745. durch den Dreßdener, auch 1763 durch den Huberts : burger Frieden ,beſtåtigten größten Theil von Schles fien , aus aller Verbindung mit dem deutſchen Rei che geſeket hat : ſo hat doch das Reich den Dreßdonet Friedennur falvis juribus imperii garantirt. Sonſt iſt noch das rdmiſche Kaiſeöthum , und das italienis fiche oder longobardiſche Reich mit dem deutſchen
Reich verbunden. $. 4. Das deutſche Reich wird ſowohl von den Deutſchen ſelbſt, als von anderen , mit unterſchie: denen Benennungen beleget. Man nennet es das
Reich, imvorzüglichen Verſtande, * und auch das Deutſche Reich , (Regnum Germanicum .) Der Name Imperium wird ihm auch ſchlechthin , und auf dieſe Weiſe ſonſt keinem Reich , beygeleget. Der Name Germanien , wird heutiges Tages
fchwerlich anders, als in der kaiſerlichen und chur maynziſchen Titulatur, gebrauchet. Der franzd. N 4 fiſche Mit dieſer Benennung müſſen andere nicht verwecha felt werden ; es pflegen nämlich die Sachſen , Oeſtrei: dyer und andere , im gemeinen Leben den Theil des beuta
ſchen Reichs , welcher aus Franken , Schwaben und dem Rheinſtrom beſteht , im vorzüglichen Verſtande
das Reichzu nennen ; es wird auch die Gegend um das Städtchen Hayn zur Dreyeichen in der Grafſchaft Obers Iſenburg , im beſondern Verſtande das Reich genennet ; und die ehemaligen Reichsdorfer im Untern
Elſas, welche unter der Landvogtey Hagenau geſtans den haben , werden in Fleckenſteiniſchen Urkunden aus dem 14ten Jahrhundert , auch das Reich genennet.
Einleitung in die Beſchreibung fiſche Name Allemagne , iſt aus dem lateiniſchen Namen Alemannia entſtanden , der ehedeflent Nicht bloß von Schwaben , ſondern auch zuweilert in weitern Verſtande von ganz Deutſchland, gea
brauchet worden . Das römiſche Reich oder Raiſerthum , (Imperium romanum ),iſteinName, welcher dem deutſchen Reich eigentlich nicht zu . +
kommt; denn dasrömiſche Kaiſerthum und deutſche Reich ſind zwar unzertrennlich verknüpfet, aber doch an und für ſich ſelbſt ganz von einander unter : fchieden. Den Namen des heil. Reichs, ( facrum Imperium ) þat es ganz eigenthümlich , und man þålt dafür, daß er daler rühre , weil der Kaiſer der Beſchůber und Beſchirmer des Stuhls zu Rom , und der ganzen Chriſtenheit iſt. Außerdem nennet
man es das heil. römiſche Reich , (facrum roma
num Imperium ) das römiſch -Deutſche Reich , ( Imperium romano -germanicum ) das rómiſche Reich deutſcherration , und das heil. rồmi riche Reich deutſcher Pation , ( ſacrum Impo rium romano - germanicum .)
S. 5. Obgleich Deutſchland überhaupt eine ges måßigte Luft hat, fo bemerket und empfindet man
doch, in Anſehung der Warme, Reinigkeit, Lieb lichkeit und Geſundheit derſelben , einen großen Unterſchied. Dieſer rühret nicht nur von der ſüd lichern oder nordlichern Lage , von der Nähe und Entfernung der Meere, ſondern auch von dem Un terſchiede desBodens her. Die ebenen Gegenden Haben eine andere Luft, als die bergichten ; die tie
fen , feuchten und moraſtigen eine andere, als die Bdheren , trocneren und fandichten . Daher wer den
des deutſchen Reiches. ben auch die Feld- Garten-und Baum -Früchtenach einem merklichen Unterſchiede der Zeitreif. Joh. Bernh. 6.Fiſcher behauptet in ſeiner Schrift de Se. nio daß unter den Europäern die Deutſchen am 1
långſtenlebten .
. 6. Es giebt in Deutſchland viele Berge,
und zum Theil große Gebirge. Zu den lekten ge:
Hören das fuderiſche Gebirge zwiſchen Böheim und mähren auf einer, und Schleſien auf der an dern Seite, der Rahleberg, welcher ſich aus dem Lande unter der Ens bis in Krain erſtrecker, der
Birnbaumerwald in Krain , die Alb und der
Schwarzwald in Schwaben , der Sarz, u. a . m. In alten Zeiten war Deutſchland ein ſehr wal dichtes Land, iſt auch noch beutiges Tages mit nuk
baren Waldern überhaupt reichlich verſehen; doch werden ſie immer dånner, und manches Land hat fchon großen Mangel am Bau- und Brenn -Holz, brauchet aber zum Theil ſtatt des legten , Torf, Steinkoblen und Stroh . Unter den großen
Wåldern ſind die berühmteſten und anſehnlichſten,
der große bëheimiſche Wald, der Speifart, det Schwarzwald , Barzwald und Thüringer: wald .
Die deutſchen Wålder liefern Eichen - Bü:
chen -Föhren oder Kiefern- weiße und rothe Tannens Érlen- Éfchen- Birken- kinders Aſpen- oder Paps peln- Lerchen-u . Ahorn-Bäume, u . Franken, und
inſonderheit das bambergiſche Gebiet, hat viel Süßholz; die Unterpfalz und die Bergſtraße ganze Caſtanienwälder, auch viele Delbäume, und vor:
nehmlicheine Menge Nußbaume. Zum Behufdes Seidenbaues werden in einigen fåndern vieleweiſſe U 5
Mauls
10
Einleitung in die Beſchreibung
Maulbeerbäume gezogen .
1
Die Hölzungen und
Wålder von Eichen und Büchen , geben vortreff liche Schweinmaſt ; es wird auch viele Waidaſche zubereitet , und in den Harz- und Pech - Wåldern werden hin und wieder Pech und Holzkohlen gea In einigen Bergen giebt es merkwürdige macht. Göhlen und natürliche Grotten, dergleichen find infonderheit in Krain , im Herzogthum Wirtems berg das Nebelloch und Erdloch , und nicht weit von Blankenburg die berühmte Baumannshöhle . In allen dieſen Höhlen , werden viele ſeltſame und prachtige Figuren von Tropfſtein gefunden. N. 7. Deutſchland hat viele kleine und große Sluſſe, unter welchen einige ſchiffbare find. Ich nenne nur die Hauptflüſſe , welche insgeſammt fchiffbar ſind. 1. Die Donau , Danubius, enſpringer in Schwa: ben , und zwar, der gemeinen Mennung nach , ben dem fürſtenbergiſchen Städtchen Doneſchingen . Es iſt zwar gewiß, daß von dein Waſſer, welches unterhalb Doneſchingen fließet, und die Donau ge nennet wird, ein großerer Theil aus dem Wirtem = bergiſchen in den kleinen Flüſſen Briege und Breege herkomme; allein, der von Doneſchingen kommende Bach, iſt von alten Zeiten ber im Beſig des Namens Donau. Graf von Marſigli, hat den Urſprung der Donau auf 3 großen Halben Bogen abgebildet. Dberhalb ulm, woſelbſt der Fluß Jler in die Do naufällt, wird ſie ſdyiffbar. Unterhalb Donawerth nimmt ſie den Lech , der aus Tyrol fommt, un terhalb Deckendorf den Fluß Iſer , der auch in Tyrol entſpringt, bey Paſſau den Inn , der aus dem Lande
des deutſchen Reiches.
I1
Lande der Graubündner fommt, und bey Ens die Ens , die im Erzbisthum Salzburg entſpringet, nebſt andern Flüſſen, auf. Eine halbe Meile un
ter Grein in Oberdſtreich, nichtweitvonder Kapelle St. Nicolas , iſt ein Štrudel und Wirbel in der
ſelben , deſſen Durchfahrt, wegen der vielen Klips pen, die daſelbſt unter dem Waſſer waren ,
und
beyniedrigem Stromhervorragten, gefährlich war. Der Wirbel war gefährlich , weil daben ein unter: wårts gerichteter Zug war , alſo , daß kleine und
große gar zu ſchwer beladene Schiffe unterſinken konnten. Wenn der Strom groß war , ſo hatte es bey dem Strudel keine Noth ; denn das Waſſer
gieng alsdenn hoch überdie Klippen weg, aber der Wirbel war alsdenn deſto ungeſtümer und gefähr
licher , weil er ſich ſtårker 'umdrehte und anzog ,
und ſein Umfang großer war. Dieſe Gefahr ver mehrte alsdenn noch ein Gegenſtrom , der rechter Hand, von dem ſogenannten Loch , dazu kam , welches ein ſchmaler Gang iſt, der ſich um den
großen Felſen herumſchlinget, und bey niedrigein Waſſer ganz trocken iſt: wächſet aber daſſelbe an, fo können daſelbſt die kleinern Schiffe durchkom men , und dem Wirbel ſolchergeſtalt ausweichen. Auf der rechten Seite des Strudels , gehet auch
ein folder kleiner Arin der Donau für kleine Fahr
zeuge herum , welcher der Seßgang genennet wird , und bey hohem Waſſer befahren werden
kann. War das Waſſer niedrig , ſo hielt ſich der Wirbel ganz ruhig, und man konnte alsdann ohne
alle Gefahr, ſowohl darüber , als darinn herums fahren : zu der Zeit aber fam man bey dem Stru . del
1
1
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Einleitung in die Beſchreibung
del wegen der Hervorragenden Felſen deſto ſchwerer durch , und man muſte einen des Orts wohlerfahr
nen und nüchternen Schiffer haben. Dieſen Be fchwerlichkeiten und Gefahren war ſchon 1781 viel abgeholfen , nachdem die kaiſerlich - Fönigliche Na vigations-Direction an der Donau in den Wintern, da keine Schiffahrt auf der Donau iſt, in dem Strudel 30240CubifFuß Felſen weggeſprenget und
aus dem Waſſer gehoben hatte , dadurch die Schif .
fahrt weit bequemer geworden . Die Einfahrtin den Strudel war ſchon ganzrein und ſicher , und der
Seitenſtrom , der die Schiffe in das gefährliche Wildnis zog, war ſchon ſehr vermindert. Es kam , um die Schiffahrt durch den Strudel ganz ſicher zu machen , nur noch darauf an , daß noch ein Theil des üfers der Inſel Werthe, und eines dagegen
liegenden Felſens weggeſprenget, und dadurch die Fahrt breitund tief genug gemachet würde. Unter halb der Stadt Haimburg, verläßt die Donau
Deſtreich und Deutſchland, und trit in Ungarn ein. Ihren ferneren Lauf habe ich im erſten Theil be fchrieben. Sie iſt der größte Strom in Europa, und zugleich einer von den wenigen , die von
Abend gegen Morgen laufen. Der Hauſen (An. taccus), welcher der größte Flußfiſch iſt, und in Rußland , ſeiner weiſſen Farbe wegen, Beluga Heißet , wird in dieſem Strom gefangen. 2. Der Rhein , Rhenus, entſtehet in Helvetien , und zwar im obern oder grauen Bund , und
wird in Anfehung feines Urſprungs, in den obern oder vordern , mittlern und hintern
Rhein abgetheilet, wie in der Beſchreibung Hels
des deutſchen Reiches .
13
Helvetiens umſtändlicher angegeben wird. Ben der Stadt Chur iſt der Rhein fchon ſchiffbar. Unter
Rheined fållt er in den Bodenſee, aus welchem er bey Coſtuiß wieder herauskommt, aber gleich darauf wieder durch den Theil deſſelben , welcher der Zellerfeegenennetwird, fließet. Sowohl neben , als eine kleine Stunde unter Sdyafhaufen, bey 2 Dertern, Namens Laufen, hat er einen Fall, und nimmt nachher die Flüffe Ébur und Par auf. Bey Laufenburg hat er wieder einen Fall, und Baſel
iſt die lekte helpetiſche Stadt, welche er berühret. Bey Mannheim nimmt er den ſchiffbaren Deckar
auf, der im Herzogtýum Wirtemberg ente ſpringet, und bey Maynz denMaynſtrom , bis dahin er der Oberrhein , von hieran aber der lies derrhein genennet wird. Unter Bingen, fließet er
durch das ſogenannteBingerloch , welcheGegend für die Schiffe gefährlich iſt. Bey Goarshauſen iſt in demſelben ein Strudel, der die Werb oder
Bank genennet wird. Ben Oberlahnſtein nimmt er den Fluß Lahn, oder Lahn, Lohn, ben Coblenz aber die fchiffbare mofel auf, die in dem was:
gauiſchen Gebirge entſtebet , und ſich mit ſolcher Geſchwindigkeit in den Rhein ſtürzet, daß man bepder Ströme Waſſer eine ziemliche Strecke weit von einander unterſcheiden kann, Bey Duisburg .
fließt die Roer in den Rhein , und bey Weſel die
Lippe. Von ſeinem Lauf und Schickſal in den vereinigten Niederlanden , muß man die Bee
ſchreibung derſelben nachleſen.
Unter den Fie
fchen , welche dieſer Strom reichlich beget, find
inſonderheit die Salmen oder kachle , welche ben
16
Einleitung in die Beſchreibung
und verlieret fich endlich im deutſchen Meer, aber in der Nordſee. Es iſt inſonderheit bey der Elbe anzumerken , daß ſich die Ebbe und Fluth aus der Nordfee un gefähr 22 Meilen weit in diefelbe hinauferſtredet, fo daß zur Zeit der Fluch , die etwa fünf Stun ben währet , der natürliche Lauf des Stroms in die See hinein gar nicht zu bemerken iſt. Bey ſtarkem Weſtwind und hoher Fluth , können die mit
+ telmäßig beladenen Schiffe bis in die Gegend von Hamburg kommen ; ben niedrigem Waſſer aber müſſen , inſonderheit die ſchwer beladenen Schiffe, etwa eine Meile unterhalb dieſer Stadt vor Anker tegen , um ſodann geldſchet , d. i. von ihren Waa ren erleichtert zu werden , tozu man theils andere mittelınáßige Schiffe ,, welche man lichter nennet, theils auch kleinere, welche Ever und Pramen gee nannt werden , gebrauchet.
Wenn ſie aber gelos
feet ſind , können auch die größten von ihnen bis in den Hafen der Stadt Hamburg gebracht werden . Oberhalb der Stadt Hamburg aber werden faſt nur platte Fahrzeuge zu weiterer Verſendung der Waaren gebrauchet. Zur Erleichterung und Si cherheit der Sdjiffahrt auf der Elbe , find von der Stadt Hamburg viele Anſtalten gemacht worden . Uebrigens findet man in den daſigen Calendern von den mancherley Gattungen von Fiſchen , die in der untern Elbe gefangen werden , und unter welden infonderheit die Lachre, Store , Karpfen, Karautſchen , Braffen , Álandet, nebit andes ren , von gutem Geſchmack ſind , ein nacı den Monaten eingerichtetes Verzeichniß ; auch ſind in den
des deutſchen Reiches.
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denfelben die Abwechſelungen der Ebbe und Flurh bemerket , deren Eintritt tåglich ungefähr um eine Stunde unterſchieden iſt. 5. Die Oder ; Ader , Odera , Viadrus , ento fpringet in Mähren, im Olmůßer Kreiſe, zwiſchen Bautſch und Span , nicht weit von Hof, fängt ben Ratibor in Schleſien an, ( chiffbar zu werden , und tritt , nachdem ſie ganzSchleſien durchfloſſen , und unterhalb Croſſen den Bober und dieWeiße aufgenommen hat, in die Mark Brandenburg , darinn ſie die Warte empfånget, " aus derſelben aber in Pommern , ergießet ſich in das große Es giebt Baf , und aus demſelben in die Oſtſee. viele Sandbånke darinn, welcheihre groſſere Schiff Unter ihren Fifchen ſind Lachree barkeit hindern. Welſe, Store, Zanter, Lampreten , Neunaugen, u. a. m.
6. Die Weſer , Vifurgis , entſtehet aus den beyden FlüſſenWerra und Sulda , davon jene im Fürſtenthum Hildburghauſen , dieſe aber im Fuldaiſden entſpringet. Bende vereinigen fich ben Månden im Fürſtenthum Calenberg , und heißen alsdann die Weſer , welches aber kein neuer Name, ſondern mit Werra einerley iſt , als welcher aus jenem zuſaınmen gezogen worden . Nachdem ſie im Fürſtenthuin Verden die Aller und im Herzogthum Bremen die Wümme auf genommen hat, erweitert ſie ſich anſehnlich , und Die großen Schiffe können fällt in die Nordſee. mit ihrer Ladung nicht bis Bremen kommen , fons bern müſſen bey Brake oder Elsfleth , dren bis vier Meilen unterhalb der Stadt , ausgeladen wer:. sth. 72.
18
Einleitung in die Beſchreibung
werden , und alle Anfchläge zur Vertiefung der Sie iſt Weſer, ſind bisher vergeblich geweſen . auch reich an Fifchen . 8. 8. Bon der Oſtfee, ordfee,
und dem
Golfo di Venetia , an welche Deutſchland grån ! get , iſt ſchon im erſten Theil, in der Einleitung zu - 13 Europa , gehandelt worden . Es giebt auch große und kleine Landſeen in Deutſchland , unter wel chen folgende die merkwürdigſten find : Der Bos denſee , der auch der Roſtniger und Bregenzer, See ,
imgleichen das deutſche Meer genennet
wird , und zwiſchen Schwaben und Helvetien liegt ; der Chiemſee , oder das ſo genannte bayeriſche Meer ; der Cirknizer See , im Herzogthum Krain , welche nichtſeiner Größe wegen , ſondern um deswillen zu bemerken iſt , weil ſein Waſſer auf eine fonderbare Weiſe ab - und wieder anläuft ; der Seeburger: füße und geſalzene See , in der Grafſchaft Mannsfeld ; das große und kleine friſche Saf in Pommern ; einige mecklenburgi ſche Seen , und der Dummer See , zwiſchen der Grafſchaft Münſter.
Diepholz
und
dem
Bisthum
8. 9. Deutſchland überhaupt genommen , iſt ein geſegnetes Land , welches mit allen Dingen , die zur Nothdurft und Bequemlichkeit des Lebens gehdren , theils reichlich , theils hinlänglich verſes hen iſt. Es hat zwar nicht durchgångig einen fruchtbaren Boden, ſondern viele mittelinăßige und ſchlechte Gegenden : allein , es erfeget niche
1.
nur eine Landſchaft durch ihren Ueberfluß den Mangel der andern, ſondern es kann auch Deutſch land
?
des deutſchen Reiches.
)
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fand einen anſehnlichen Theil von ſeinen Landes früchren und Gütern auswärtigen Låndern übers laſſen . Es wird auch noch immer beffer angebauet, und alſo auch immer fruchtbarer, reichyer unb fchöner . Es hat alle Arten des Getreides , als Roggen , Weißen , Mayß oder türkiſchen Weißen , Spelt oder Dinkel, Gerſten , Hafer, Erbſen , Bohnen , Wicken, Linſen , Kichern , Hirre, Buch weißen oder Heideforn, überflüßig , und kann eis nen guten Theil davon ausführen : in einigen Låns dern bauet man auch Reis. Man hat Schwader oder Manna , bauet Hanf , Flachs, Hopfen , Anis , Kåmmel, Taback , Fårberrothe , Waid , Safran , Kalmus ac... Es giebt Trüffel, : Kare tuffeln , vielerley und vortreffliche Gartengewächſe und Küchenfråuter. An heilſamen und nůzlichen Pflanzen , findet man mancherley Arten . Mart hat allerlen gemeines , franzöſiſches und italieni ſches Obſt, als Aepfel, Birnen , Kirſchen , Pflau men , Kaſtanien , Mandeln , Dliven , Miſpeln , Feigen , Pfirſchen , Apricoſen , Pomeranzen, Cir tronen , Limonen , imgleichen Haſelnüſſe , Zeller nůfle, und wålſche Nüſſe. Deutſchland hat Weine, die es mit den franzöſiſchen und unga rifden vergleichen , ja ihnen entgegen ſeßen kann . Die beſten wachſen in dem niederrheiniſchen Kreiſe, und ſind die vielerley Rheinweine ( unter welchen die Rhingauer die edelſten in Deutſchland ſind ,) und Molekerweine. Die Franken - Teckara Kocher-und Muſcareller -Weine ſind auch zum Theil ſehr gut. Man hat auch rothe Beine und Bleicherte, In Deſtreich giebt es treffliche Weine , Die B &
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Einleitung in die Beſchreibung
Die bdgeimiſchea , mähriſchen , Miederlaufikiſden ( anter welchen der gubenſche rothe Wein der vors nebmſte iſt,) und die oberfächyfiſchen , haben ſo viel nicht auf fich , wie die vorhergehenden . Die Bies nenzucht ift erheblich . Die Viehzucht iſt ſehr anfehnlich und wichtig , ſo daß die Menge der Pferde , Ochſen , Kühe, Scafe, Ziegen und Schweine, unbeſchreiblich groß iſt . Die Marſch länder im Herzogthum Holſtein , Fürſtenthum Oſtfriesland , Herzogthum Bremen , zc. liefern Käſe und Butter von der vortrefflichſten Art in der größten Menge.
An zahmen Federvieh , hat
man Hühner, wålſche Hühner, Perlhühner, Tau ben , Gänſe und Enten. Es giebt ferner Stór che, Löffelgånſe, wilde Gänſe und Enten, Schwa ne, Trappen, Faſanen , Auer -Hähne und Hühner, Rephühner, Birk- und Haſelhühner, Schneppen , Lerchen , Krammetsvogel, Ortolanen, Wachteln, und anderes Geflügel, imgleichen Faffen , Reis Die ger , Habichte , und dergleichen mehr. Wildbahnen und Jagden ſind zahlreich und gut. Man hat Hirſche, Rehe , wilde Schweine, Hafen , Kaninchen. In Steyermark, Deſtreich, Tyrol und Salzburg ſind Gemſen , und in den beyden lekten Ländern auch Steinböcke. Es giebt auch Båren , Wölfe , Lüchſe, Füchſe , wilde Kac ken , Dachfe , Marder, Hamſter, Biber , uc. ja in Mähren auch eine Art von Leoparden . Die unzähligen Fluffe, Bache, Landſeenund Teiche,find reich an mancherlen guten und angenehmen Siſchen . Sie liefern Hauſen ,
Store , Welſe, Lachle ,
Sechte , Karpfen , Forellen , Neunaugen , Båra fche,
des deutſchen Reiches.
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fche, Karauſchen , Barben oder. Rochbårte, Zan ter , Mürånen , Aalraupen ,
Yale , iund viele an
dere Arten , imgleichen Krebſe ;; der vielerley See fiſche nicht zu gedenken , welche von den Einwoh nern der an der See liegenden Lånder gefan : gen iverden . 9. 10. Das Mineralreich iſt anſehnlich. Von Erdarten , will ich nur der mancherlen Fars benerden , des mannigfaltigen Thons , der geſies gelten Erde, der feinen Porcellanerde , und des Friepels gedenken . Von Steinarten nenne ich nur den mannigfaltigen einfarbigen und geſpret kelten Marmor, den Alabaſter, Schiefer, Sands ſtein , mancherley Achat, als Carneol, Chalcedo nier , Onyr, imgleichen Jaſpis , Lajurſtein und Jafponir, Criſtalle, und Edelſteine, als Diamans ten , Rubinen , ( in Böheim ) Sapphire, Topafen , Smaragde , Chryſolithe, Amethyſte , Granate und Hyazinthe. Yon Erzarten will ich anfüh ren die ſauren Satze, Vitriot, Alaun , und Sala peter, ferner das Berg- oder Stein -Salz im Lande ob der Ens , in Tyrol und Salzburg, das Brun : Menſalz ; an welchem Deutſchland unter allen euros påifchen Staaten den größten Reichthum hat, in gleichen das fedliger, egerſche, 2. Šaly , Steins kohlen , Schwefel, Queckſilber , Zinober , Spies glas , Kobold , Wismuth , Galmen und Arſenit; und an Metallen , Eiſen , Stahl, Kupfer, Ku pferwaſſer xc . Blen , Zinn , ( in Bdheim und Meißen , ) Silber, daran es unter allen europäis fchen Staaten die größte Menge hat , und Gold, welches lekte nicht nur in Bergwerfen , ſondern B 3 auck
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Einleitung in die Beſchreibung
auch in Flüſſen, als im Rhein, der Eber, und art deren, gefunden wird . Die Menge und Mannig
faltigkeit der verſteinerten Sachen , iſt groß . Man gråbet auch an verſchiedenen Orten Knochen
von großen und in Deutſchland ungewohnlichen Thieren aus der Erde,
. : von andern merkwürdigen Dingen , wil ich hier noch der Perlen gedenken , unter welchenſich
die ſilberfarbigen und zum Theil milchweißen bdheis miſchen , hervorthun. § . II. Die Anzahlder vortrefflichen Sauets
brunnen und warmen Båder, iſt groß, und die
Öſtreichiſchen Kreislande haben die meiſten. - Ich will aber nur die berühmteſten nennen . InBöheim
ift das Carlsbad , das Toplikerbad , und der
Sauerbrunn zu Éger. In der Grafſchaft Glas Fennet man das warıneBad zu Landeck , und die Sauerbrunnen zu Kodowa, Reinerz, und Alt wilmsdorf. In Schleſien iſt das warme Bad zu
Warmbrunn , welches auch dasHirſchbergische ge nennet wird , berühint. In Bayern iſt das Wild
bad zu Äbach bekannt. Unter den fchwäbiſchen warmenBådern, thut ſich vornehmlich dasWild bad im Herzogthum Wirtemberg bervor, und uns ter den Sauerbrunnen fennet man den Göppinger, 1
and andere mehr... Die oberrheiniſchen und chur rheiniſchen Kreislande, find vorzüglich reich an mi nečaliſchen Waſſern ; die warmen Båder zu Ems
und Wisbaden , und das Schlangenbad, die Sauerbrunnen zu Schwalbach und Nieder-Sel ters , find ſehr berühmt,
der Tönniesſteiner
Sauerbrunnen iſt auch bekannt.
In Franken giebt
des deutſchenReiches. giebt es viele Geſundbrunnen zu Mark-Burgbernheiın .
23
als das Wildbad
Den obec - und nieders
fächſiſcher Kreislanden fehlts auch nicht an minera. fiſchen Waſſern , und in den weſtphäliſchen iſt vor: Hehmlich der Pyrmonter Sauerbrunn berühmt. Ø. 12. Vor Alters waren in Deutſchland wes der Stadte noc Seſtungen . Man bauete an bequemen Orten einzelne von einander abgeſona derte Wohnungen auf, die mehrentheils Stroh Hütten , zum Theil aber übertůnchet waren. Die verſchanzten Plåge Find álter , als die Städte. Die Römer haben die erſten Caſtele in Deutſchland angeleget, und dieſes Einwohner folgten zum Theit dem Beyſpiel derſelben, andere aber bedienten ſich nur der Flüſſe , Gråben und Zäune, (welche Has gen , Hecken , Hammen und Knicke genennet wur : den,) zu ihrer Beſchůzung. Weil am Rhein einige Jahrhunderte lang der Streitplag der Deutſchert und Römer geweſen , ſo ſind auch in der Gegend deſſelben zur Sicherheit die erſten Städte ángeles get worden , als Maynz, Trier, Edlln , Bonn . Unter die erſten befeſtigten Derter gehören Eresa burg und Sigeburg, Zwo Feſtungen der Sachſen . Zur Zeit der frånfiſchen Kaiſer,wurden Kloſter,Kics dhen u .andere Gebäude nach ſo genannter gothiſcher Bauart aufgeführet, und alle Berge und Hüget mit Caſtelen bereket. Die Kriege der Hunnen veranlaſſeten den König Heinrich I, Städte und Feſtungen anlegen zu laſſen ,und von der Zeit an iſt die bürgerliche- u .Krieges-Baukunftin Deutſche land iinmer höher geſtiegen. Ich habe in Böheim , Mähren , Schleſien , Glas und der Lauſik, int B4 der
Einleitang in die Beſchreibung ben 10 Kreifert , und in den übrigen Reichslanden , über 2300 Städte) und noch etwas mehrere Marktflecken , ( welche man in Niederdeutſchland Unter den Slecken ſchlechthin nennet,) gegåhlet. Stådten iſt manche ſehr anſehnliche, große und ſchöne , auch wichtige Feſtung. Die Anzahl der Dörfer ſchåße ich ungefährauf 80000 , der großen Menge Klöſter , Schlöſſer und Ritterſike nicht zu gedenken . S. 13. Deutſchland murbe in alten Zeiten von pielerley Rationen bewohnet , unter welchen ei nige, nåmlich die Selvetier , Boier , Tectora ger und Gothiner , celtiſchen Urſprungs wag ren; und die Derter , welche ſich auf durum , dus num und bona endigen , gebanet haben : und oba gleich alle Nationen ſeit vielen Jahrhunderten uns ter dem allgemeinen Namen der Deutſchen begrif fen werden , ſo find doch auch noch Namen einzel her Nationen übrig geblieben ; denn es giebt in Schwaben , Franken , Bayern , Sachſen , Thüringer , u . a . m . Im nordlichen und dftlichen Theil von Deutſchland , haben ſich im fünften FahrhundertSlawen oder Wenden nie dergelaſſen , von welchen die Namen der ſich auf is , wig und leben oder leven endigenden Derter Deutſchland
peugen , und ſeit dem Ende des 17ten Jahrhuns verts haben ſich viele tauſend Franzoſen nach Deutſchland zu wohnen begeben. Den algeinei nen Namen Deutſche, leiten einige
von den
Teutonen , oder beffer Theutonen , her, welche auf den Inſeln , die ißt zum Königreich Dåne mark geboren, neben den Cimbriern gewohnet, und in
24
ou des deutſchen Reiches. : ")
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in Geſellſchaft derſelben einen Einfall in die Händer der Rómer vorgenominen , nadymals aber fich faſt durch das ganze jeßige Deutſchland ausgebreitet
håtten , da der Name allen darinn wohnenden Na tionen und dem ganzen Lande gemein geworden .
Underegedenken an das deutſche Wort Deut oder Dot, ein Verwandter, und ſagen, unter den Ståm: men eines uralten und großen Volks , welches in
den Gegenden des Caſpiſchenund ſchwarzen Meers
gewohnet, waren einige geweſen ,die ſich von dannen weggejogeft, und zwiſchen dem Rhein und der
Weichſelniedergelaſſen håtten. Zu denfelben håt ten die zu Tacitus Zeit fo genannten Tungrer
gehört, die entweder als nähere Verwandte, oder als Verbündete gegen die Gallier, oder wegen ben der Urſachen zugleich von dem Wort, Deut oder
Dot , Deutiſche, suſaminen gezogen, Deutſche, genennet worden , oder ſich ſelbſt genennet håtten. Diefen Namen hätten die Römer durch Germani, d.i. Brüder, überſeket,wie Tacitus in ſeinem Buch de fitu , moribus et populis Germaniæ c. 2. in folgenden melde: Ceterum Germaniæ vocabulum recens et nuper auditum : quoniam qui primi
Rhenum transgreſſi Gallos expulerint , ac nunc Tungri , tunc Germani vocari funt.
Ira natio .
nis nomen , non gentis evaluiffe paulatim , ut
omnes primum a victore ob métum , mox a ſe ipfis , invento nomine, Germani vocarentur. Ein aufmerkſamer Reiſender , nimmt unter
den Deutſchen einen merklichen Unterſchied in An fehung derSitten, Gemüths-und Lebens-Artwahr, welcher nicht undeutlich anzeiget , daß ſie aus vie B 5
lerley
26
Einleitung in die Beſchreibung
terler Nationen beſtehen ; und diefeunterſcheidungga merkmale werden wohl fortdauern .
Uebrigens ge
reidjet es den Deutſchen zu großer Ehre , daß faſt alleReiche in Europa von Prinzen aus deutſdem
Geblüt beherrſchet werden , vornehmlich Großbri tannien und Jerland, Dänemark und Norwegen, Schweden , Ungarn , Preuſſen , Böheim , und
felbft Rußland. Die Könige von Frankreich ſtam . men in den Franken von deutſchen Blut ab, und folglich auch die jeßigen Könige von Spanien und beyden Sicilien ; des deutſchen Bluts, .wels
ches- Purch das weibliche Geſchlecht in die königlia chen Häuſer gebracht worden , nicht zu gedenken . Mit dem königlichen fardiniſchen Haufe verhålt
es ſich auf eine ähnliche Weiſe, und in dem königlis den portugieſiſchen Hauſe iſt auch deutſches Blut,
Die Bevölkerung derProvinzen, auswelchen das deutſche Reich beſtehet , iſt ſehr verſchieden ; denn ſie ſteiget von sauſend bis auf vier tauſend
Menſchen innerhalb einer deutſchen Quadratmeile, im Durchſchnitt berechnet. Alſo kann man des gan gen Deutſchlands Bevölkerung, nicht nach der Bevölkerung eines einzelnen Theils deſſelben bes ftiminen , denn bey dieſem Verfahren würde jene
bald zu klein , bald zu groß angegeben werden, Man kann aber wohl annehmen , daß in Deutſch land im Durchſchnitt innerhalb tauſend Quadrat meilen , gwen Millionen Menſchen , und alſo in
ganz Deutſchland vier und zwanzig Millionen
Menſchen ſind. Einige glauben berechtigt zu fenn, noch eine ja gwen Millioner mehr anzunehmen . Die 1
des deutſchen Reiches . :)
27
Die deutſche Sprache, hat nicht nur eine fo groke Beränderung erfahren , daß nur wenige Gelehrte die deutſchen Schriftſteller der: mittlečn Zeit , z . E. einen Ottfried p verſtehen ; ſondern es iſt auch noch jeßt die Ausſprache, Mundart,
und der Wörtergebrauch fö ſehr unterſchieden, daß ein Deutſcher oftmals den andern nicht verſtehet.
Dieallerwenigſten ſchreiben und ſprechen die deuts fche Spracheirecht und rein, und die Sprachleho rer find und bleiben , in Anſehung der Grundſåke
und Regeln unterſchiedener Meynung; welches Schickſat aber diefe Sprache mit allen andern fo genannten lebendigen Sprachen gemein bat. Es ſind zwar vom Aufang des vorigen Jahrhunderts an bis jekt, in Deutſchland nach und nach viele Gefellſchaften geſtiftet worden , die zur Ver beſſerung derdeutſchen Sprache Hoffnung ges machet haben , und man findet noch dergleichen in Leipzig , Jena, Göttingen , Helmſtådt, Greifs walde, Bremen , und an anderen Orten : allein , fie
Haben. faft bloß die Wohlredenheit zur Abſicht, und verabſäumen hingegen die critiſchen Unterſu chungen derMundarten , Wörter , u. fów . dock trift dieſe Anmerkung die bremifche nidt, welche fich durdy das bremiſch niederſächſiſche Wörter
buch , um die deutſche Sprache verdient gemacyt hat. Conft aber giebt die deutſche Sprache jetzt
an Zierlichkeit, Zärtlichkeit undlieblicherAnnehm lid,keit , feiner einzigen Sprache etwas nach. Die flawoniſche Sprache, iſt die zweyte Haupt ſprache in Deutſchland, und ipird in Böheim , Mähren , der Lauſik , einem Theilvon Stener Tiza
mart,
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Einleitung in dieBeſchreibung
marf, und in Krain geredet. Die Deutſchen haben auch große Neigung und Fähigkeit zur Erlernung vieler anderen , fowohl lebenden als todtent Spčas
then , ſo daß ihnen darinn kaum einanderes Bole gleichet.
S. 14. Von den Bürgern und Bauern in Deutſchland, will ich nur anmerken , daß diefe in unterſchiedenen Ländern , z. E. in Franken ,
Schwaben , am Rhein sc. gemeiniglich frene Leute find , oder doch nur gewiſſe Frohndienſte leiſten
und Geldabgaben entrichten : hingegen in der Mark Brandenburg, Pommern , der Pauſik , Mähren , Böheim , Deſtreich ic. in einer Art der Unfreyheit auf unterſchiedene Weiſe leben; und daß unterſchiedene Stådte anſehnliche Rechte, auch zuweilen hohe Regalien haben. Die Bürger und Bauern ſind die eigentlichen rechten Unterthanen in Deutſchland.
Nadı Tacitus Bericht, waren ehemals in Deutſchland, außer dem Adel , (nobiles) noch
Sreygeborne, (ingenui) Freygelaſſene (liberti) und Knechte ,( ſervi) anzutreffen. In den mitts ( ern Zeiten , erwarb ſich ein Theil der Frengebore nen durch beſondere Verdienſte gewiſſe Vorzüge,
Ehre und Frenheiten , die ihnen vor den übri gen zu ihrer Claſſe gehdrigen Einwohnern , ein großes Anſehen gaben , auch auf die Kinder ge bracht, undmit dem Namen des dels gleichfalls beleget wurden . Da aber dieſer aus der Claffe
der ſo genannten Freygebornen herſtammende Adel, von dem vorzüglich ſo genannten Abelunterſchie den blieb :, fo entſtand hieraus die noch fortdauernde
Eintheilung in den hohen und niedern Adel. Wer
des Deutſchen Reiches. Ber Ritter miles,
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denn dazumal war der Name
eques noch nicht gewöhnlichi) werden wollte, wel de Ehre auch die vom bogen Adel , ( ja ſelbft Ko nige und Kaiſer annahmen ,) mußte vorher als Schildtråger oder Knecht, Knape , Edels Enecht ( armiger, famulus, ) ben dem Kriegesheer gedienet haben. Der niedere Adel war in unſe bung ſeiner Lehen entweder zu Kriegs - oder Hof dienſten verpflichtet , und bey der lekten Verpflich tung bekam man den Namen Dienſtmann. (mi niſterialis ). Der Name Baron , der in den àlteſten Zeiten überhaupt einen Mann anzeigee ; ſehr zeitig aber in dem Sinn eines Serrn gebraucht wurde, ward endlich ein Ehrentitel des ganzen hohen Adels . Nachher ward er gebraucht , einen Dinaſten oder Freyherrn anzuzeigen ; die Dynas ften aber haben nach und nach den gråflichen Titet angenommen , und die jebigen Barone oder Sreyberren ſind von jenen weit unterſchieden , Þaben auch vor dem alten Stammadel feinen Porzug. Die Patricien , findet man erſt gegen i den Ausgang des 12ten Jahrhunderts genennet , und urſprünglich belegte man mit dieſem Namen eigentlich diejenigen , die um ihrer Geburt willen , ein Recht hatten ', an dem Stadtregiment Antheil zu nehmen , und andere Bürger, die nicht von gleichmäßiger Geburt waren , davon entweder gånzlich , oder doch in Anſehung gewiſſer Aemter, auszuſchließen . Alles dieſes hat Chrift. Lud. Scheidt, in ſeinen hiſtoriſchen und diplomatiſchen Tachrichten von dem hohen und niedern Adel in Deutſchland ,
auf eine bey
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Einleitung in die Beſchreibung
benfallswürdige Art bewieſen . Der niedere Abel
oder Ritterſtand iſt in Deutſchland ſehr zahlreich , und der alte hat vor dem neuen in vielen Fällent anſehnlicheVorzüge;, es wird auch für keineMiss heurath gehalten , wenn einer vom hohen Adel ,
ein Reichsfürſt und Reichsgraf, fich mit einer Perſon voin Ritterſtand , die aus einem alten Ge ſchlecht iſt , vermåhlet.
9.15. Die alten deutſchen Nationen waren zwar Heiden , hatten aber doch weit vernünftigere Grundſåße in der Religion , als die Griechen und Römer. Von der chriſtlichen Lehre, iſt ihnen gegen das Ende des ſiebenten Jahrhundert von
dem irelándiſchen Biſchof Kilian,denEngländern: Suidbert und Ewald und Ruprecht von Worms,
der fich zu Salzburg niedergelaſſen hat , etwas bekannt gemacht worden . Jin achten Jahrhun dert wurde dieſe Bemühung durch Corbian aus Chartres , und noch mehr durch Winfried aus England fortgeſekt, welcher lekte unter den Thü ringerr , Heſſen und Sachſen geprediget hat , im
Jahr 723 gu Rom zum Biſchof der Deutſchen jenſeits des Rheins, verordnet, und Bonifacius genennet worden; auch nachmals gar das Pallium
und die erzbiſchöfliche Würde über Deutſchland , bekommen hat. Er hat vielen Eifer angewendet, um , nebſt der chriſtlichen Lehre, den Gehorſam gegen die römiſche Kirche auszubreiten , auch gegen die
jenigen Biſchöfe und Prieſter, welche ſich der römis fchenBothmåßigkeit und Einrichtung des Gottes dienſtes nicht unterwerfen wollten , ſogar obriga
keitlichen Zwang gebraucht. Die meiſten Biſchöfe und
1
1
... des deutſchen Reiches,
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und Aebte , die er verordnete, Waren Englan
der , die ſich auch der Sprache wegen dazu am beſten ſchickten. Der frånkiſche König Karl brachte die Sachſen durch einen langwierigenKrieg dnhin,
daß işe Mund ſich zum Bekenntniß des chriſtlichen Namens entſchloß , infonderheit als ihr König Wittefind ſich im Jahr785 zu Attigni taufen ließ. Sein Sohn , der ſehr gottesdienſtliche Ludwig , beſchenkte die Stiftskirchen und Klöſter aufs reich. lichſte und häufigſte mit Låndern . Anfänglich waren die Kloſter ihren Lebten ,
dieſe aber ſowohl, als die Biſchöfe und geſammte Geiſtlichkeit, der Landesobrigkeit unterworfen .
Nach und nach wurden die Kloſter der Gerichts barkeit der Biſchöfe, in deren Sprengel fie lagen , unterwürfig gemacht; trachteten aber wieder nach
ihrer ehemaligen Freyheit, und frchten ſich der biſchöflichen Gerichtsbarkeit zu entziehen , welches ihnen auch nicht mislung. Es geſchah aber ihre
Befrenung vom Sten bis 1iten Jahrhundertnicht anders , als mit Bewilligung der Könige und Für:
ſten , und ſelbſt der Biſchofe, und es bedurfte der påpſtlichen Beſtåtigung nicht; ſie geſchah auch nur in Anſehung gewiſſer Stücke: diejenigen aber , welche völlig fren wurden , (dahin inſonderheit die
kaiſerlichen und königlichen Kloſter gehörten , ſtan den entweder bloß unter den Kaiſern und Königen, oder wurden zuweilen mit derfelben Bewilligung dem römiſchen Stuhl unmittelbar untergeben.
Allein ums eilfte Jahrhundert fieng der Papſt an, ohne Einwilligung der Könige und Fürſten , und
wider den Willen der Biſchöfe, nicht nur einzelne Klo
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Einleitung in die Beſchreibung
Klöſter , ſondern auch ganze Orden von der bis fchöflichen Gerichtsbarkett loszuſprechen, und dem rómiſchen Stuhl unmittelbar zu unterwerfen . Soldergeſtalt entſtand der Unterſchied unter uns
mittelbaren und mittelbaren Xebten und Pras
laten , der bis auf den heutigen Tag fortdauert. Nad, Heinrichs V Zeit , ſuchten die Kaiſer die riditerlicheGewalt, welche die deutſchen Könige bis ins" uite Jahrhundert über die Kirche unwider: ſprechlich gehabt und ausgeübet, nebſt der Frenheit der deutſchen Kirche, wieder herzuſtellen ; und auf
der allgemeinen Kirchenverſammlung zu Coſtnią 1415 f. würden die neuen Befrerungen der Kir chen und Kldſter , die nach des Papſtes Grego rius XI Tod von deſſelben Nachfolgern " ertheilet waren , für ungültig erklåret: allein , der Miss brauch der Befrenungen konnte doch nicht ganz gehindert werden . Gewiſſe Decrete der Basler
Kirchenverſammlung, find, wie Gorir 1743 ge geiget hat, der Grundvertrag , auf welchen das
Berhåltniß der deutſchen Kirche zu den rồmiſchen Stuhl beruhet; 1448 aber wurden von dem Kaiſer Friederich III und einigen geiſt- und weltlichen Reichsſtanden , dem Papſt Nikolaus V. noch zu
Aſchaffenburg gewiſſe Ausnahmen eingeräumet, Welche man mit Unrecht Concordata nationis ger manicæ nennet ; wie Joh. Phil. Gregel , wohl bemerket hat , mitwelchen die geiſt - undweltlichen
Reichsſtände nicht zufrieden waren. Unterdeſſen ift doch der Aſchaffenburger Auffak in Uebung ge kommen , und wird noch jeßt durch die kaiſerliche Wahlcapitulationen , auch ſonſt beſtåtiget, doch 10,
des deutſchen Reiches.
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ro , daß der Kaiſer verpflichtet wird , den dieſem Vertrag zuwider laufenden vielfältigen Eingriffen und Uebertretungen des roniſchen Hofes, abzu
helfen , zugleich wird, aber feſtgeſekt, daß er wi der die evangeliſchen Stånde keine Kraft þau ben ſoll.
Der unbeſchreiblich große und höchſt beklagens würdige Verfall, in welchem die Lehre und Zucht der Kirche in den mittleren Zeiten gerathen war,
verurſachte den redlichen Perſonen aller Jahrhun derte , viele wehmüthige Empfindungen ; erregte aber auch ihre feurige Sehnſucht nach einer bal digen Verbeſſerung. Dieſe ward endlich im 16ten Jahrhundert von D. Martin Luther inu:
thig verſuchet. Die Stånde des Reichs, welche die Kirchenverbeſſerung eingeführet hatten, prote
ftirten 1529 wider den Schluß des Reichstags zu Speyer , durch welchen alle Veränderung in Res ligionsſachen bis auf erfolgten Ausſpruch einer an zuſtellenden Kirchenverſammlung für unrechtmäßig erkläret wurden , und wurden daher Proteſtan ten , von ihrem Glaubensbekenntniß aber , wels ches fie im folgenden Jahr auf dem Reichstag zu
Augsburg fenerlich übergaben , augsburgiſche Confeßions-Verwandten benennet.
Der Res
ligionsfrieg , welcher 1546 entſtand, wurde 1552
vorläufig durch den paſſauiſchen Vertrag geen diget , durch welchen ſowohl, als durch den 1555
zu Augsburg in dem Reichstags-Abſchied fenerlich und förmlich geſtifteten Religionsfrieden , die augsburgiſchen Confeßions - Verwandten in ihrer völligen Religionsfrenheit und Verfaſſung bis zu endlie C s Th . 7 A.
34
Einleitung in die Beſchreibung
endlicher Vergleichung bender Religionen ,
und
wenn dieſelbe nicht erfolgte , ' auf ewig, beſtåtiget worden . Zur Feſthaltung dieſeswichtigen Reichs Grundgefeges , haben ſich die Kaiſer und römiſch katholiſchen Stånde oft aufs neue verpflichtet, und inſonderheit die erſten daſſelbe alemal in ihren Die darüber Wahlcapitulationen beſchworen . entſtandenen Zweifel, find 1648 durch den weſt phäliſchen Šrieden gehoben , der Religions friede iſt auch in einigen Stücken geåndert worden. J. 16. Vermöge dieſes erneuerten und beſtå tigten Religionsfriedens, fou Keine andere, als die römiſch - katholiſche, und evangeli ſche, ( das iſt : evangeliſch - lutheriſche und evangeliſch - reformirte ) Religion , in dem beil. römiſchen Reich eingeführet oder ge duldet werden.
Dennoch giebt es wirklich Par
theien in demſelben ,
die ſich zu keiner von dies
ſen dreyen ſogenannten Religionen oder Kirchen bekennen , und doch an einigen Orten fogar frenje Religionsübung haben. Ein jeder Landesherr iſt verbunden , ſeine Lehnsleute und Unterthanen , welche einer andern Religion , als er , zugethan ſind,
in dem
Beſig der öffentlichen und Privat
oder Haus-Religionsübung , wie auch aller zu dem Religions - und Kirchen - Weſen gehörigen Sachen , als , Kirchen , Sculen , geiſtlicher Güter und Einkünfte , Conſiſtorien :c. zu laſſen , ſo , und wie fie am erſten Jenner 1624 (welches Jahr der annus decretorius genennet wird ) fich darinnen befunden haben ; wenn aber die Landesherren und Unter thanon
1
des deutſchen Reiches.
35.
thanen darinn freywillig eine Veränderung verab reden , ſo kann und darf ſolche gemacht werden. Bo aber in einem Lande Unterthanen ſind , die
einer Religion beypflichten , welche in demſelben 1624 Jahr weder öffentliche noch Privatubung
gehabt hat, oder fünftig eine ſolche erwählen , (als welches ihnen frey fteht, und von dem Lan desherrn nicht gehindert werden ſoll ,) ſo ſteht es bey dem Landesherrn , ob und wie lange er ſie in
ſeinem Lande dulden will, oder nicht. Errichtet er mit ihnen Verträge , und verſpricht ihnen in denfelben , ſie zu dulden , ſo müſſen ſolche ſowohl von ihm als feinen Nachfolgern gehalten , und die Rechte folcher Unterthanen nicht gekránketwer
den. Bid er fie aber nicht dulben , ſo muß er denen , welche ſich ſchon zur Zeit des weſtphälis
fchen Friedens in ſeinem Lande aufgehalten haben, wenigſtens 5 Jahre , denen aber , welche nachher in daſſelbe gekommen ſind , oder die Religion ges
åndert haben , wenigſtens 3 Jahre verſtatten , damit ſie ihre Sachen in Richtigkeit bringen kon nen , das iſt , ihre Güter entweder verkaufen oder
behalten , und im legten Fall verwalten laſſen , auch deswegen ab- und zureiſen dürfen . Er muß ſogar einen Leibeigenen fortziehen , und die Leib eigenſchaft gegen einen billigen Abtrag fallen laſſen . Er darf auch niemand nöthigen , an gewiſſe bes ſtimmte Oerter zu ziehen. In ſofern nun obige Einſchránkungen es verſtatten , Şaben alle Reichs ſtånde, als ein Stück der Landeshoheit, das Resi formationsrecht, das iſt, fie fónnen ſowohl einges
ſchlichene Febler in gottesdienſtlichen Sachen vers beſſern,
Einleitung in die Beſchreibung
36 beſſern ,
als eine Religion abſchaffen , und eine
andere einführen , andere Religionsverwandte dula den oder vertreiben.
Iſt die Landeshoheit ftreitig,
ſo bleibt das Reformationsrecht dem , der 1624 % im Beſik deſſelben geweſen ; doch können die Un- u terthanen , ſo lange der Streit unausgemacht iſt, nicht gezwungen werden , wegen indeſſen verån derter Religion das Land zu råumen . In einem wieder eingeldſetem Lande , kommt es auf einen Vergleich zwiſchen dem
wiedereinlöſenden Landes
herrn und den Unterthanen an , wiefern jener die ſen ihre öffentliche Religionsübung verſtatten will. Ein Landesherr kann zum Behuf feines und ſeines Hofſtaats Privat-Gottesdienſtes, an dem Ort ſeiner Reſidenz , wenn derſelbe einer andern Kirche zuge than iſt; eine Schloßkapelle erbauen , auch ſonſt an ſeinem Hoflager aller Orten in ſeinen Zimmern Gottesdienſt halten laſſen . Ob ein Landesherr bes fugt ſey , ohne Nachtheil der andern und alten Reli gionsverwandten , in einein Lande oder an einem Ort eine daſelbſt 1624 nicht geweſene öffentliche Religionsübung zu verſtatten ? iſt einenoch unent ſchiedene Frage. So viel iſt gewiß , daß das fogenannte ſimultaneum wider den weſtphäliſchen Frieden Tern , wenn es den åltern Religionsver wandten auch nur die geringſte Beſchwerlichkeit verurſachet. Katholiſche geiſtliche Stånde,
üben die
geiſtliche Gerichtsbarkeit über die ihrer Kirche zu gethanen Unterthanen nicht als Stånde des Reichs, ſondern bloß als
geiſtliche,
nåmlich als Erzbi
ſchöfe, Biſchofe u. ſ. w. und zwar nach Vorſchrift des
7
27
1
1
3
des deutſchen Reiches.
37
des canoniſchen Rechts , und abhängig von dem Papft, aus. Hingegen die weltlichen Katho liſchen Reichsſtånde, überlaſſen nach dem Grundſak ihrer Kirche , die geſaminte geiſtliche Gerichtsbarkeit über die ihrer Kirche ergebenen
geiſt- und weltlichen Unterthanen , dem Papſt , deſſen Geſandten , und den Erzbiſchofen und Bis
fchofen , in deren Sprengel ſie liegen, je nachdem , vermoge der påpſtlichen Kirchenrechte, eine Sache vor dieſen oder jenen gehåret. Jedoch genießen viele , in Anſehung der ihnen über ihre mittelbaren
Kloſter gemeiniglich zuſtändigen Vogtey oder Ka ſtenvogter, oder des . Patronatrechts , auch in
Kirchenſachen inancherley Gerechtigkeit. Von der geiſt- und weltlichen katholiſchen Lan desherren -Gewalt in Kirchenſachen über ihre evan geliſchen Unterthanen , wird ſowohl zwiſchen den Lehrern des Staatsrechts, als den Stånden des
Reidys ſelbſt, heftig geſtritten ; und die evangeli fchen Unterthanen bringen viele Klagen vor. Ueber die evangeliſchen Reichsſtånde und
ihre Unterthanen , iſt die geiſtliche Gerichtsbarkeit des Papſtes, und der übrigen katholiſchen Geiſtlich
keit , bis zum endlichen gåtlichen Vergleich bender Religionen , eingeſtellet; und da derſelbe vermuth
lich nie erfolgen wird, ſo iſt ſie wirklich und in der That ganz aufgehoben. Sie ſind alſo , in ſofern als die Reichsgeſeke ihnen nicht in einigen Stücken die Hände binden , inReligionsſachenvollkommen
fren und unabhängig.
Ein jeder evangeliſchet
Stand kann das Kirchen - und Schul-Weſen in ſeis nem Gebiet nach Gefallen einrichten und andern , E 3
in
38
Einleitung in die Beſchreibung
in denjenigen Stücken ausgenommen , in welchen ihn etwa die mit ſeinen Landſtånden und Untertha
nen errichteten Vertråge, einſchränken. Daher
iſt auch die äußerliche Verfaſſung des Kirchen und Schul-Weſens in den evangeliſchen Ländern des deutſchen Reichs ſehr unterſchieden. Um den allgemeinſten und fürzeſten Begriff davon zu ge /
ben , ſo behält ſich der Landesherr gemeiniglich den Ausſchlag in allen wichtigen Sachen vor, repet
oder beſtåtiget, verfeket, befördert, ſchaffet ab oder beſtrafet ſonſt die Kirchen- und Schulbe diente ; machet Kirchenordnungen , richtet die
Foſt - Faſt- und Bustage ein , und beſtellet Colles gia , die in ſeinem Namen das übrige Kirchenwes -
fen beſorgen. Gemeiniglich werden von den evan geliſchen Stånden Conſiſtoria beſtellet, die meh rentheils aus welt- und geiſtlichen Råthen zugleich
beſtehen , die aber eine ſehrunterſchiedene Einrich tung und Gewalt Şaben , wie denn auch an eini gen Orten mehrere, und an andern wenigere Sac
chen Davor gehören . An unterſchiedenen Orten ſind auch noch beſondere Synoden und Rirchen : råthe vorhanden. Die Kirchen- und Schulbes Diente, werden entweder von dem Landesherrn ,
oder von den Conſiſtorien , oder von den Kirchen Aelteſten , oder von den Patronen , oder auch von ben Gemeinen beſtellet , und denſelben Jaſpectos res , oder Probſte, oder Superintendenten , und
manchmal auch wohl General Superintendenten , vorgeſeket.
Die Gewalt der evangeliſchen Stände über
igre katholiſchen Unterthanen , iſt eben dieſelbe, welche
des deutſchen Reiches .
39
welche die katholiſchen Stände über ihre evangelis kchen Unterthanen haben. Wegen derjenigen , welche 1624 öffentliche Religionsübung gehabt haben , iſt verſehen , daß die fatholiſchen Biſchöfe,
unter deren Sprengel fie gehören , die geiſtliche Gerichtsbarkeit überſolche, ſofern ſie 1624 in dem Beſiß derſelben geweſen , behalten ſollen . Folg lich ſind die, welche nur eine beſondere Uebung ih rer Religion gehabt haben , oder die nur aus Gna den geduldet werden , auch in dieſem Stück der Oberbothmaßigkeit des Landesherrn völlig über
laſſen , der ihnen aber nichts , was wider die Grundſåge ihier Kirche låuft, anmuthen kann. Es ſoll auch kein in den Landen der evangelis ſchen Landesherren gelegenes Kloſter, in einen andern Orden verwandelt werden, es ſen denn der vorige völlig erloſchen ; aber auch in dieſem Fall ſoll das Kloſter nur mit Geiſtlichen beſeget werden, deren Orden ſchon vor den entſtandenen Religions irrungen üblich geweſen. Endlich haben die Evangeliſchen unter einan
der verabredet, daß , wenn künftig ein lutheriſcher Landesherr zu der reformirten Kirche übertreten oder ein derſelben zugethanes Land erhalten würde ; wie auch , iin umgekehrten Fall, derſelbe alsdann
die Unterthanen bey ihrer Religionsübung, ge ſammten Verfaſſung des Kirchen- und Schulwes ſens , und allen Gerechtigkeiten laſſen ſolle. Wolle aber eine Gemeine ſich von ſelbſt zu des Landes
Herrn Kirche bekennen, ſo ſollte ihr zwardie dffent liche Religionsübung zugeſtanden werden , jedoch auf eigene Koſten , und ohne der andern Nachs C4 theil.
40
Einleitung in die Beſchreibung
theil.
Die Conſiſtorialråthe, Superintendenten
und Profeſſores der Theologie und Philoſophie, ſollen der Religion zugethan ſeyn , welche zur Zeit des weſtphäliſchen Friedens im Lande üblich . gewefen iſt.
Es werden auch viele tauſendJuden in deut ſchen Reich geduldet", welche fraft der Reichsges feße von denen , welche Regalien von dem Reich haben , oder darauf privilegiret find, in ihrem
Lande und Gebiet aufgenommen werden können , und denen auch , vermoge des Reichsherkommens,
an vielen Orten der offentliche Gottesdienft vers ſtattet wird. Ehemals hatten ſie große Rechte und Vorzüge, fie find aber durch Verleumdungen der vormaligen Mönche immer mehr verhaßt ge
machet, gedrůcket, und ihrer aften Rechte beraubet, oder vertrieben worden.
S. 17. In Anſehung der Gelehrſamkeit , machen die Deutſchen jeßt allen Votfern den Vor
jug ſtreitig . Nicht nur die natürliche Fähigkeit und ſtarke Nachahmungsbegierde , ſondern auch
die Menge der Herrſchaften in Deutſchland, die )
Eiferſucht unter denfelben , und bey den Protez ftanten , die ziemlich große Freyheit, nach ihrer
Einſicht zu ſchreiben , hat den Wiſſenſchaften in Deutſchland die anſehnlichſte Aufnahme verſchaffet.
Die Begierde zu leſen, iſt, infonderheit unter den Proteſtanten , fehr groß und allgemein , ſo daß
man es dem weiblichen Geſchlecht, und Leuten von allerlen Lebensart,
für unanſtåndig hålt ,
nichts zu leſen oder geleſen zu haben. Es wird auch nirgends in der Welt mehr geſchrieben und ges
des deutſchen Reiches.
41
gedruckt, als unter den Deutſchen ; und obgleich die Schreibſucht ſehr viel mittelmäßiges und ſchlechtes wirket , ro treten doch auch von Zeit zu
Zeit viele erhebliche und wichtige Schriften und Werke an das Licht. Die Franzoſen hatten ehe deffen den Ruhm , daß fie in den ſo genannten
ſchönen Wiſſenſchaften alle Völfer übertråfen : aber jeßt haben ſie darinn vor den proteſtantiſchen Deutſchen keinen Vorzug. An der Einrichtung
Der niedern und hohen Sdulen , und geſammten Anſtalten zur Beförderung der Gelehrſamkeit, wäre zwar vieles zu verbeſſern : es kommt aber
doch auch darinn kein Volk den Deutſchen gleich.
Man zåhlet im deutſchen Reiche 37 Univerſità ten , nåmlich 18 proteſtantiſche , zu Altorf, Bukow , Duisburg, Erlangen , Frankfurt an
der Oder, Gieffen , Göttingen, Greifswalde, Halle, Helmſtådt , Jena, Kiel, Leipzig , Mar
burg, Rinteln, Roſtock, Tübingen, Wittenberg; 18 römiſch -katholiſche, zu Bamberg, Breslau, Colln , Dillingen, Freyburg, Fulda, Gråk, Ingol ftadt,Inſpruck, Lowen, Maynz, Olmůk, Pader born, Prag, Salzburg, Trier , Wien , Würzburg;
und 2 vermiſchte, zu Erfurt und Heidelberg. DieAnzahl der Ritter-Akademien , Collegien ,
Gymnaſien , Pédagogien und lateiniſchen Schulen , iſt groß. Es giebt auch gelehite
Geſellſchaften , als die kaiſerlich- leopoldiſche Üfa demie der Naturforſcher , die Akademie der Wiſ ſenſchaften zu Berlin , die Geſellſchaft der Wiſſen ſchaften zu Göttingen , die Akademie der Wiſſen ſchaften zu ,München , u. a. m. Unter den öffentlis ES
1
chen
42 Einleitung in die Beſchreibung chen Bücherſåten , ſind die berühmteſten , der zu Wien , ' zu Wolfenbüttel, Hannover, Göttingen, Berlin , Weimar , und der Univerſitats - und Rathsbücherſaal zu Leipzig. Es iſt keine Art und kein Theil der Gelehrfamu
keit, der nicht bis hieher von den Deutſchen ges trieben , ja durch ſie vollkommener gemacht wäre. Ich will die vornehmſten Verdienſte und Er:
findungen der Deutſchen in einzelnenTheilen 1
der Gelehrſamkeit , fürzlich berühren. Die theologiſchen Wiſſenſchaften , Şaben keinen mehr als den proteſtantiſchen Deutſchen zu ver
danken , und durch eben diefelben werden ſie auch hoffentlich noch immer vollkommener werden . um die römiſche Rechtslehre haben ſich die Deutſchen nicht wenig verdient gemacht. Ritter hus , Funk und Burgermeiſter, haben die Geſeke
der 12 Tafeln erklåret ; Heineccius hat ſich an das edictum perpetuum gemacht, Ritter an den codi
cem theodoſianum . Haloander hat ſich unge meine Mühe gegeben , das corpusjuris richtig zu liefern ; eine noch beſſere Ausgabe aber þat Ges bauer angefangen , und Spangenberg fortgeſeket.
Borcholten, Ritterhus, Bachov und Otto , ha ben die Inſtitutiones gründlich erklåret. Lenſer , Gundling , Hofmann , Zaſius und Schilter, ha ben ſich um die Pandecten , Wiſſenbach um den
Codicem , Strauch um die Deciſiones, Ritterhus und Hombergf zu Pach , um die Novellen , ſehr verdient gemacht. “ Dem J. Löwenklau , haben
die libri baſilicon, und andereTheile der griechiſchen Rechtsgelehrſamkeit, dem Mylius die paraphraſis Theo
des deutſchen Reiches.
43
Theophili, dem Beck die Novellæ Leonis, eitt großes zu danken. Um andere Theile der Rechts .
gelehrſamkeit, haben die Deutſchen auch Vers dienſte. Job. Semeca iſt der erſte, der Gloſs ſen über das Jus canonicum gemacht hat. Res
gino Abt zu Prům , und Burchard Biſchof zu Worms, haben lange vor dem Joo and Gratian,
dergleichen Sammlungen unternommen , als man nachher in dem Decret der ganzen Chriſtenheit
zur Richtſchnur vorgeſchriebenhat.
I. S.Bdh
mer hat eine vortreffliche Ausgabe des Corporis
juris canonici geliefert, und er ſowohl als einige andere proteſtantiſche Deutſche, žaben ſich um das Kirchenrecht fehr verdientgemacht. Die Vers dienſte der Deutſchen um das Staatsrecht, und um die Geſchichte der römiſchen Rechte und Ges
fege, find auch wichtig.
In der Arzneywiſſens
fchaft, haben ſie auch große Verdienſte , und in fonderheit haben in neuern Zeiten Stahl und
Sofmann ungemein viel geleiſtet, und ſich den Namen allgemeiner Lebrer erworben . Um das
Kråuterreich haben ſichdie Deutſchen am allerver: dienteſten gemacht; Rivinus hat in demſelben zuerſt ein Licht angezündet, und von ihm haben alle gelernet. Den Ruhm , den er ſich in An
fehung der großen und vollkommenen Pflanzen erworben , hat Dillenius hernach um die Moore und Schwämme erlanget. In der Zergliedes rungs- und Heilungs -Kunft hat Seiſter großeEnts deckungen und Verbeſſerungen gemacht, und vors nehmlich der leßten eine ganz andere Geſtalt gege
ben , indem er viele gefährliche Operationen auf eine
44
Einleitung in die Beſchreibung
eine ſichere Art vorzunehmen gelehret hat. In der Chemie , hat nie eine Nation mehr geleiſtet , als die deutſche. Von ihren Erfindungen in der ſelben , zeugen das ſchöne åchte Porzellan , der
Phosphorus, das Rubinglas, das Berliner Blau , und viele vortreffliche Arzeneyen , die der, gans Den geſchickten zen Welt zuſtatten kommen.
Männern Pott und Marggraf, wird niemand ihren vorzüglichen Ruhm in der Chemie ſtreitig
machen. In der Philoſophie, iſt der Ruhm der Deutſdien groß , inſonderheit aber ſind der
großen Gelehrten Leibnis und Wolf Verdienſte, ünſterblid ), obgleich einige Stücke ihrer Philoſo phie nicht ungegründeten Widerſpruch gefunden
Haben. Wolf hat nicht nur die mathematiſche Lehrart zuerſt in der Philofophie angebracht, ſon dern auch die ganze Philoſophie , inſonderheit die Ontologie , fehr verbeſſert, und die theoretiſche Philoſophie mit der Cosmologie , und die practi fche mit der allgemeinen Sittenlehre , vermehret.
Das Recht der Natur, iſt durch Puffendorf, Thomaſius und Wolf, ſehr aufgeklåret worden . Die Erfindung und Ausführung der Aeſthetik ,
welche die Anfangsgründe aller ſchönen Wiſſens
fdyaften enthålt , wird den verdienten Månnern Aler. Gottl. Baumgarten und Georg Fr. Meier
zugeſchrieben. Die Naturlehre , iſt von den Deutſchen mit wichtigen Entdeckungen und Erfins dungen bereichert worden. Nur einige derſelben zu nennen , fo bat Otto von Guericke die Luſts
pumpe erfunden, Kepler und Sunrichs aber has ben vorzügliche Erklärungen der Ebbe und Fluth geges
des deutſchen Reiches.
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gegeben ; und die Deutſchen haben den Anfang gemacht , mit electriſchen Kugeln Verſuche anzus ſtellen . Die Viaturgeſchichte hat den Deuts ſchen viel zu danken . Die mathematik iſt von Wolfen inſonderheit mit der Aerometrie , und von andern Deutſchen mit andern wichtigen Lehr fåßen und Entdeckungen bereichert worden ; denn ſo hat z. E. Leibnis ſich durch die wichtige Diffe rential - und Integralrechnung verdient gemadit ; in Anſehung der Aſtronomie hat Simon Marius zuerſt dieTrabanten des Jupiters entdeckt; Kepler þat gefunden , daß die krumme Linie , in welcher ſich die Planeten
bewegen ,
eine
Ellipſis ſey ;
Meyern hat man eine genauere Kenntniß des Mondes und ſeiner Bewegungen zu danken ; Euler war außerordentlich groß in der Analyſis. 4. a. m. In dem geſammten Umfang der Geſchichte , haben die Deutſchen vortrefflich gearbeitet. Die Staatslehre iſt zuerſt und am meiſten in Deutſch land auf Univerſitäten vorgetragen worden , und nirgends wird ſie håufiger gelehret , noch, frener und beſſer darinn geſchrieben , als im deutſchen Reich . Die Deutſchen haben die beſten Erdbe ſchreibungen geliefert. In der gelehrten Rennts niß der Sprachen , haben ſie vielgeleiſtet. J. 18. In den ſchönen Runſten ,
haben
ſich auch die Deutſchen ausnehmend hervorges than . Jn der Tonkunſt, können ſie ſich der Werfe eines Telemann , Hendel, Graun , Bach und Haſſe, rühmen . Einige ihrer Dichter haben ſo vortrefflich geſungen , ſodaß ſie den beſten auslän . diſchen
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40 1
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difchen Dichtern entgegen gefeßet werden können . Die Verdienſte der Deutſchen um die Malers kunſt, find ſo groß, daß ihnen nach den Jtalies nern der erſte Plak gebühret. Albrecht Dürer , Luc. Cranach , : Joachim von Sandrart, Chriſt. Wilh . Ernſt Dieterich , C. B. Ro
de, Angelika Raufmann , Raphael Mengs,
u. a. m . haben ſich einen unſterblichen Ruhm erworben .
Die erſten Kupferſtiche ſind in
Deutſchland erſchienen , und um Nürnberg find die ſicherſten Spuren der Erfindung des Kupfers ſtichsanzutreffen . Ulbrecht Dürer hat auch eber,
als die Jtaliener, in Rupfer geddet; die ſchwarze Runſt iſt von dem heſſiſchen Obriſt lieutenant von Sichem 1648 erfunden ; und die
Solzſchnitte ſind auch die Erfindung eines Deut ſcen. Es giebt auc, nody jekt in D :utſchland Kupferſtecher und Formſchneider, deren Werke überaus ſauber und richtig gerathen . In der Bildhauerkunſt , haben ſich die Deutſchen auch hervorgethan. Die bürgerliche Baukunft, iſt durch N. Goldmann und den jüngern Sturm ,
und die Kriegesbaukunſt, durch unterſchiedene Deutſche anſebnlich verbeſſert worden. Berthold
Schwarz, der vermuthlich zugleich mit Albert dem Großen im Izten Jahrhundert gelebet, bat ju Cdin erfunden , wie das Pulver zum Kriege dienlich ſeyn indgte. Die erſte Erfindung der
Buchdruckerkunſt, kann den Deutſchen nicht ab geſprochen werden ; denn es iſt gewiß , daß Joh.
Gutenberg , von Mannz gebürtig , ihr erſter Er finder geweſen ſey , und um das Jahr 1436 mit derſelben zuStraßburg die erſten Verſuche gemacht habe.
des deutſchen Reiches.
47
habe. DerCompaß iſt auch vermuthlichwonicht von einem Deutſchen erfunden , doch wenigſtens,
fehr verbeſſert worden. Zur Beförderung einiger der obgedachten Künſte , find auch in Deutſchland Akademien geſtiftet worden ; denn zu Wien iſt eine Akademie der Maler - Bildhauer- und Bau. kunſt , zu Berlin auch , zu Dreßden und Nürna
berg find Malerakademien , und zu Augsburg iſt die Faiſerliche franciſcaniſdje Akademie freyer Künſte.
$. 19. Deutſchland hat allerlen Bandwerks: leute und Manufakturiſten in großer Menge.
Unterſchiedene Manufakturen ſind infonderheit !
ſeit der Zeit eingeführetund verbeſſert worden , da
ſich viele tauſend reformirte Franzoſen , die um
der Religion willen aus Frankreich geflüchtet ſind, in Deutſchland niedergelaſſen baben; und alle Manufakturen werden von Zeit zu Zeit mehr auss gebreitet und vollkommener gemacht, welches die Franzoſen , Hollander und Engländer am meiſten verſpüren , da der Abſaß ihrer Manufakturwaaren
in Deutſchland immer geringer wird. Man könnte der ausländiſchen Manufakturwaaren gar wohl entbehren , wenn man nur allenthalben mehr der Vernunft, als eiteln und th :richten Lüftern
heit, folgen wollte. Unterſchiedene Manufaktu 1
ren und Fabriken ſind ſo gut , daß die Waaren derſelben häufig ausgeführet werden : und da
man den Seidenbau immer höher zu treiben ſus chet, (worauf inſonderheit in den königl. preußis
fchen Landen großer und nachahmenswürdiger Fleiß verwendet wird ,) ſo iſt kein Zweifel, daß die
48
Einleitung in die Beſchreibung
die Seidenmanufakturen werden immer häufiger und vollkommener werden . Man ſpinnetmancherley flåchfern Garn , welches zum Theil gezwirntet wird , weber grobe , mittelmäßige und feine Lein
wande, machet auch bunte Leinwande , inſonders heit die vortrefflichſten Damaſtleinwande, ferner
geſtreifte, geäugelte oder geſteinte, gewichſete , geleimte , gefärbte, gedruckte und gemalte Lein wande, und Zwillig oder Drell. Man verferti get Schreib - Druck - Pack- und Löſch-Papier , ge
fårbtes, gemaltes, Gold - Siiber- und Brocat= Papier. Der Zwirn wird auf mancherley Weiſe, als zu Band 2. hauptſächlich aber zu Spiken , verarbeitet , welche man von der feinſten Art ver
fertiget, Aus Hanf wird mancherley Arbeit ge macht. Die Tabaksblåtter , werden zu Rauch und Schnupf-Tabak zugerichtet. Die Färber röthe und der Waid werden zu allerley Farben ges ſchickt gemacht. Die Zuckerläuterungen ſind håufig.. Die Baumwolle wird zu mancherlen Geweben und Sachen angewendet . Man verfer tiget mancherley irdenes Geſchirr, Tabakspfeifen, unächtes und åchtes Porzellan , und aus Farben erden macht man Farben zu allerley Gebrauch. Man gießet die anſehnlichſten und vortrefflichſten Spiegel, blåfet auch andere Spiegel und ſchöne Glåſer , bereitet Vitriol , fiedet Alaun , Salpes. S
ter und Schwefel, macht Zinnober, Arſenik, und blaue Farbe oder Schmalte. Gold und Silber, werden nicht nur zu allerlen Zierarten , Geſchmei den und Geråthſchaften verarbeitet , und zu důn
nen Blåttern geſchlagen , ſondern man ziehet auch Golds
des deutſchen Retches.
49
Gold- und Silberdrach , plattet denfelben zu Lahn, ſpinnet ihn über ſeidene Fåden , und verfertiget Borten , Spiken, Franſen, Trotteln und Stickes
renen. Kupfer, Eiſen , Zinn und Blen , ima gleichen die fünſtlichen Metalle, Meſſing, Prinza
metall, Tomback, Pinſcheback, Glocfengut und Stahl, werden auf alle gewöhnlichen Weiſen vers arbeitet. Uus Håuten und Fellen , werden aller ley Rederarbeiten bereitet. Die Schafwolle (ſowohl
einheimiſche, als feine ausländiſche) wird zu allers
len Tüchern, Zeugen , Tapeten , Strümpfen , Mügen , Kamiſålern 2c. auch mit Seide und leia
nenem Garn vermiſcht, verarbeitet. Die Haare der Menſchen und Thiere, werden zu vielerley Ges brauch angewendet. Aus Seide werden Band , Borten , Stoffen , Zeuge , Strümpfe, und ans dere Sachen verfertiget. Das Wachs wird ge bleichet, gefårbet, zu gegoſſenen und poſirten Fi guren , und zu anderm Gebrauch verwendet.
S. 20. Zum Sandel hat Deutſchland große Bequemlichkeit; denn es grånzet nicht nur an das
deutſche Meer, die Offee, und den Venediger Meerbuſen , (S. 2.) fondern wird auch von unter ſchiedenen ſchiffbaren Flüffen durchſtrómet (9. 6.), und liegt überdieß mitten in Europa. Solchers geſtalt fann es ſowohl den Ueberfluß ſeiner Landes,
güter und Manufakturwaaren bequem ausführen , als auch auswärtige Waaren an ſich ziehen . Zur Beförderung des innern Handels , ſind auch zwis fchen den vornehmſten Handelsſtådten ſo viele Landfuhren eingeführet worden , daß die Fracht auf einen måßigen Preis zu ſtehen kommt. Ein jeder 5 25. 72.
50
Einleitung in die Beſchreibung
jeder Landesherr im deutſchen Reich iſt befugt, allerhand Manufakturen anzulegen oder anlegen zu laſſen , ausländiſche Waaren zit verbieten, oder mit Abgaben zu belegen ; die Ausfuhr der rohen Landeswaaren zu unterſagen oder einzuſchrånken , den Fremden den Handel im Lande , außer den Fahrmårften, zu verbieten, oder ihn einzuſchrán ken : auch Kauf- Handels- und Wechſel-Ordnun gen ausgehen zu laſſen, und Handels- Collegia zu beſtellen : nur ſollte nichts auf einen Aleinhandel þinauslaufen . Ungefährin der Mitte des izten Jahrhunderts traten viele Stådte in Deutſchland ſowohl, als int andern an der Nords u . Oſt-See belegenen Låndern, zur Sicherheit und Beförderung der Handlung und Schiffahrt, in einen Bund mit einander, und wurden davon Sanſeſtadtė benennet. Ob nunt gleich ihr Handel im 15ten Jahrhundert ſehr in Verfall gerathen iſt, und der Naine des Bundes mit der Zeit aufgehöret hat , ſo pflegen ſich doch noch die Handelsſtådte Hamburg , Lúbed und Bremen Hanſeſtådte zu nennen , haben auch noch wirklich einen Bund unter ſich , und ſchlieſſen un ter dem angezeigten Namen mit auswårtigen Staaten Handlungsvertråge; es iſt auch in der neueſten Kaiſerl. Wahlcapitulation einiges zu ihrem Beſten verſehen . Hamburg iſt die wichtigſte Hans dels - Stadt in Deutſchland , und hat ihr Anſehen vornehmlich der Schiffahrt zu danken ,, wie fie denn auch von Engländern und Holländern unter allen deutſchen Städten am ineiſten beſuchet Die übrigen vornehmſten Handelsſtådte wird. ſind,
des deutſchen Reiches.
51
find, Frankfurt am Mann und an der Oder, Leipzig, Nürnberg, Augsburg, Wien , und Trieſte, welche
legte Stabt ein Frenhafen iſt. Es haben auch unterſchiedene Stådte von dem Kaiſer das Recht bekommen, Meſſen, oder große freie Jahrmärkte zu halten. Frankfurt am Mayn hålt die wichtigſten, und hiernachft Leipzig ; die übrigen ſind zu Braun
fchweig , Frankfurt an der Oder , Naumburg und Maynz .
Die Waaren , von welchen aus Deutſchland in die benachbarten und entfernteren Lånder für viele Milionen Thaler ausgeführet werden , ſind
Getraide , Tabak , Pferde, magere Ochſen , ges råuchert Fleiſch , Butter und Käſe, Honig, Sys rup , Weine, inſonderheit Rhein - und Mofels
Weine , Leinwand , Tücher, Garn , Band, fete dene , baumwollene und wollene Zeuge , Nürn berger Waaren , Ziegenfelle, Wolle , allerlen
Holz , infonderheit zum Schiffbau, eiſerne Plate ten und Ofen , Kanonen , Kugeln ; Bomben , Granaten , Blech , Stahlarbeit, Kupfer, Mera
fingdrath , Porcellan , trden Geſchirr, Spiegel, Glåfer , Bier , braunſchweigiſche Mumme, Weine ſtein, Saflor, Pacyfiſche blaue Somalte,( Farbe, Stårke, Berliner Blau, Schweineborſten, Buch bruderſchwarze, und viele andere. $. 21. Das Recht zu münzen , hat in Deutſchland der Kaiſer urſprünglich und eigens
thümlich , die Churfürſten žaben es kraft der gols denen Bulle , und die Reichsgeſeke verſtatten es
überhaupt den Reichsſtånden, welche eigene Bergs werke Gaben, doch nur in ſo fern, daß ſie die Auss beure
52
Einleitung in die Beſchreibung
beute derſelben zu vetmünzen berechtiget ſeyn ſollen . Die meiſten Reichsfürſten , gewiſſe Prälaten und Aebtiſſinnen , viele alte Grafen und Herren , auch Reichsſtådte, haben das Münzrecht entwe der kraft faiſerlicher Frenheiten , oder kraft alten
Herkommens. Bermoge der kaiſerlichen Wahlca pitulation , foll und will der Kaiſer mit derMünz freyheit niemanden begaben und begnadigen , ohne Vorwiſſen und Einwilligung der Churfürſten , und
ohne Vernehmung und billige Beobachtung des Bedenkens des Kreiſes , in welchem der neue Münzſtand anſäſſig iſt. Der Kaiſer und alle
Churfürſten haben das Münzrecht im höchſten Grad , in Gold und Silber.
Einigen anderen
Reichsſtånden iſt es ausdrücklich erlaubet, in Gold und Silber zu münzen , anderen nur in Silber , andere dürfen nur Scheidemünzen prågen laſſen , andere nur gewiſſe Sorten , entweder von groben oder Scheidemünzen , oder nur ſo viel als ſie oder die ihrigen nöthig haben : anderen iſt die Münz
gerechtigkeit überhaupt verliehen , ohne etwas zu benennen, und ohne Einſchrånkung. Doch bedie nen ſich viele Reichsſtände zur Erſparung der Ko ften dieſes Rechtes ſelten , oder gar nicht. Nicht einem jeden , der die Münzgerechtigkeit hat , iſt erlaubet, eine eigene Münzſtåte anzurichten , ſon dern es ſollen in jedem Kreiſe nur 3 oder 4 Münz
ſtåte fenn , es wäre denn , daß ein Reichsſtand ei 1
gene Bergwerke håtte , und eine Münzſtåte dane ben halten wollte.
Es ſoll auch keiner , der
die Münzgerechtigkeit hat , dieſelbe ändern verkau fen oder verleihen , vielweniger mit dem Münz meis
des deutſchen Reiches.
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meiſter den Gewinn theilen , ſondern auf ſeine ei genen Koſten und eigenen Verlag můnzen. Alle Jahr ſollen in jedem Kreiſe von den Münzges noſſen 1 oder 2 Münzprobationstage gehalten werden , und der Kaiſer verſpricht in der Wahlca pitulation, darob zu ſeyn, daß ſie in allen Kreiſen
gehalten werden. Das deutſche Reich hat keine allgemeine Münze , die unter des Kaiſers Namen ,
Titel und Wapen ausgepråget worden : denn die unter des Kaiſers Bild, Namen uc. vorhandenen Můngen , ſind entweder Privatmünzen des Kai
fers , oder ſie rühren von den Reichsſtådten her. Die 1559 auf dem Reichstage zu Augsburg be
liebte und ſehr gute allgemeine Reichs-Münzord nung , iſt vorlängſt nicht mehrbeobachtet worden .
1667 verabredeten die Churfürſten zu Sachſen und Brandenburg im Kloſter Zinna , daß ſie dert
Fuß des Reichsthalers nad , der Reichs-Valvation von 1559 beybehalten , zu Groſchen und kleineren Münzſorten die feine Mark, (welche man bisher
für 9 Thlr. 2 Gr. ausgenůnzet batte ,) für 10 1 Thaler ausmünzen wollten . Dieſem zinnais fchen fuß , trat auch Braunſchweig ben , es ſole
len auch der frånfiſche, bayeriſche und ſchwäbiſche Kreis denſelben angenommen haben. 1690 tra fen Chur -Sacyſen , Chur - Brandenburg und
Braunſchweig - Lüneburg zu Leipzig einen neuen Vergleich, vermoge deſſen die colniſche Marf fein in , } und Stůcken für 12 Thlr. in 2 Groa
ſchen -Stücken für 12 Thlr. 9 gl. und in Sechs pfennig-Stücken für 13 Thlr. ausgemündetwerden follte. Dieſes iſt der ſogenannte Leipziger Suß. D3
1753
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Einleitung in die Beſchreibung
1753 wurde zwiſchen Deftreich und Bayern , dere ſo genannte Conventions - Fuß verabredet. Die Convention faget, der Leipziger Fuß ſey wegen der ben demſelben befindlichen gar zu großen Dispra
portion zwiſchen Silber und Gold , nicht auf: recht zu erhalten , noch ohne namhaften Schaden
und ohne gånzliche Verſchwindung des Silbers zur Ausübung zubringen . Sie håtten fich alſo perglichen , 14 , böchitens 1441 Mark Silbers, gegen 1 Mark Goldes zu ſegen, die cóllniſche Mark Siibers , vom Thaler bis zum Groſchen , gu 20 Fl. und die collniſche Mark feinen Goldes zu 283 Fl. & Kr. 3 47 Fl. auszumůngen , alſo den Duca ten auf 4 Fl. 10 Kr. zu ſeken . Den Zuſtand des Münzweſens in Deutſchland , ſo wie er jeßt iſt , betreffend, ſo můnzet inan in Deſkreich , Bayern Chur-Sachſen , Franken , Schwaben und am Rhein , nach dem Conventions- Fuß von 20 Fl. ; €s werden auch alle Sorten bis aufdie 6 Kr. Stůck por Stůck juſtiret; allein , es iſt doch ein Inter:
ſchied vorhanden, dar darinn beſtehet, daß der Conventions- Thaler in Deſtreich und Chur-Sach fen nur 2 Fl. und der Ducat 4 F. 77 kr. gilt, in Bayern , Schwaben , Franken und am Rhein 1
aber gilt der Conventions -Thaler ftatt 2 Fl. noch 74 Ky, mehr , der Ducat aber s Fl. und fo andere
Sorten nach Proportion . Alſo gilt pie Mark Sils ber doch 24 Fl., und alſo zu wenig in Anſehung
des Goldes , Char- Braunſchweig und per Herzog von Braunſchweig můngen nach dem Leipziger Fuß, Die Reichsſtådte Hamburg und fůbed , und deç
Herzog zu Mecklenburg -Schwerin , münzen den Ducao
des deutſchen Reiches.
55
Ducaten und Reichsthaler nach dem ſo genannten Reichsfuß aus , das iſt, aus einer cóllniſchen Mark von 23 Karaten 8 Grån feinem Gold , 67 Ducaten , und aus einer cólniſchen Mark von 14
Loth 4 Grån feinem Silber ; 8 ganze Species Reichsthaler.
An Courantgeld von 2 Mark bis
2 Schil.Stücken zu rechnen , wird eine collniſche
Marf feinen Silbers zu ni Thaler, in Anſehung der Scheidemünze aber zu 12 Thalern an einzelnen Schillingen , und zu 12į Thalern an Sechslingen und Dreylingen , ausgemünzet. Der Hamburger Banco-Reichsthaler gleichet dem Amſterdammer Banco-Thaler.
Id nenne auch die deutſchen goldenen , ſilber men und kupfernen Münzen .
An goldenen Münzen, prågen Hamburg und Lübeck die größten , nåmlich Portugal: ſer von io Ducaten . Man hat auch halbe, und zu Hams
þurg auch Viertel. Die Deſtreichiſchen Severi: nen pder Souvereynen , ſind zu 3 Ducaten . Man hat auch halbe. In unterſchiedenen Lån pern hat man auch Goldſtücke von gleichem Werth mit dem vollwichtigen alten franz. Louisd’or von Ludewig XIV , als Auguſt d'or in Sachſen , Cas rolinsd'or in Pfalz und Bayern . Carl d'or in
Braunſchweig , Georgs d'or im Churf. Braun fchweig-Lüneburg, Friedrichs d’or in den preußi fchen Ländern, u.ſ.w. Vonallen hat man auch halbe und doppelte. Die bayeriſchen Map d'or ſindzu 12 Fl. 16.Kr. Die Ducaten, welchein Deutſch
fand gepråget werden , ſind von gleichem Werth D4
mit
1
56.
Einleitung in die Beſchreibung
mit den holländiſchen. Man hat auch Goldguts den zu 2 Reichsthalern . An ſilbernen Münzen hat man Species: Thaler zu if Thaler.
Von den übrigen
filber
nen und kupfernen Münzen , will ich angeben , wie viel derfelben auf 1 Thaler gehen , und dieſel ben in alphabetiſcher Ordnung nennen : Albuſſe, ober- und churreinſche 45, cólniſche 78 , und gefa fiſche 32 , auf einen Thaler. Baben , 22 aufeiner Thaler. Blafferte, 1971 aufeinen Thaler. Blas müfer , 8 einen Thaler. Buſche, 324 auf einen Thaler. Denare, 480 auf einen Thaler. Dreyer, 96 auf einen Thaler. Dreylinge, 192 auf einen Thater . Drittel, 3 auf einen Thaler. Dutgen , eingebildete Münze, 16 auf einen Thaler. Sett månnchen , clevifche 120 , cölniſche 117 auf einen Thaler. Slinderke und Slinriche, 18 auf einen Thaler. Füchſe , 240 auf einen Thaler. Gåsgen , 48 auf einen Thaler. Gröſchel, 120 Groſchen , gute Groſchen auf einen Thaler. 24 ,
Kaiſergroſchen
30 ,
Mariengroſchen
36,
weiße Groſchen 45, auf einen Thaler. Grote, (-4. Pf. ) 72 aufeinen Thaler. Gulden , Reichs gulden i , cóUniſche 3 , füttidyer 4 , aackener 12 auf einen Thaler , meisnifche Gülden , eine ein gebildete Münze von 21 guten Groſchen. Seler , in Ober- und Niederfachfen , 576 auf einen Tha fer.
Ropfſtück , zu Bremen 6, zu Frankfurt
am Mayn , Nürnberg 2c. 41 auf einen Thaler. Rreuzer , 90 auf einen Thaler. Landmünzen , Mark, Hackener, 72, 36 auf einen Thaler. Bremer, eine eingebildete Münze, 2 bambur gifde,
des deutſchen Reiches.
57 ..
giſche , lůbeckiſche und mecklenburgiſche , 3 , oft frieſiſche auch 3r fundiſche 6 auf einen Chaler. Macchier , ( - 4 Pf.)
72 auf
einen Thaler.
Oertgen , 216 auf einen Thaler. Ortjes , 320 auf einen Thaler. Petermannchen , Nackener 72, Coblenzer 18 große und 54 gemeine aufeinen Thaler. Pfennige, in Ober- und Nieder -Sachſen 288 , osnabruggiſche 252 , weiße 270 , můnſters fche 336 , zu Frankfurt am Mayn , Nürnberg 2c. 360 , cleviſche, 480 auf einen Thaler. Schafe , 27 auf einen Thaler. Schillinge, Aachener, cles viſche und lüttidyer 8 , Oſtfrieſiſche 9 , osnabrüggi ſche 21 , münſterſche 28 , ſtettinfche 36 , Bremer, Hamburger, Lübecker, mecklenburgiſche und ſtral fundiſche, 48 auf einen Thaler. ' Schocke , ein . gebildete Münze ,
alte 20 Ggr. neue 60 Ggr.
Schware , 360 auf einen Thaler.
Sechslinge
96 , Sechspfennige 48, Silbergroſchen ,
30
auf einen Thaler. Stiver , oſtfrieſiſche 54 , cles viſche 60, lüttichiſche, so auf einen Thaler. Sy ferts , 108 auf einen Thaler. Weispfennige oder Albuſſe, 45 auf einen Thaler.
Witten ,
lüneburgiſche 96 , ſtetriniſche 144 , ſtralſundiſche 192 , oftfrieſiſche, 540 auf einen Thaler. Zwey drittel
oder ein Reichsgulden ,
it auf einen
Thaler. S. 22. In den erſten Jahrhunderten nach der Geburt des Herrn, war Deutſchland in viele
Kleine Staaten vertheilet, die fein gemeinſchaft liches Oberhaupt hatten. Nach dem Untergange des abendländiſchen römiſchen Reichs, entſtanden 6 Hauptnationen , nämlich die Schwaben und Ales
58
Einleitung in die Beſchreibung .
Ateinannen , Franken , Frieſen , Sachſen, Thů Die Franken machten ſich unter Anführung ihres Königes Klodwig, Gallien ringer und Bayern.
unterwürfig , und bezwungen endlich auch die ebengenannten deutſchen Nationen , ſo daß unteç Karl dem Großen ganz Deutſchland zu einem Reich verbunden , jedoch nicht unabhängig , fons
dern ein Theil der frånfiſchen Monarchie ward, Anfänglich batten die begwungenen deutſchen Vol ker ihre eigenen erblichen Herzoge und eigene Ge rebe ; Karl aber ſchaffte jene ab , und regierte die
Landſchaften durch Grafen und Miſſos regios ; die von Alters her gewöhnlich geweſenen Reichstage aber wurden beybehalten . Kari brachte auch im Jahre 8co die erneuerte Würde eines fémiſchen Raiſers auf ſich und ſein Haus. Er legte abeç
feinem Sohn Ludwig die königliche Würde nicht eher bey , als bis alle Stånde darein gewilliget
hatten . Dieſer ſein Sohn und Nachfolger, Lud wig I, theilete das Reich unter ſeine Söhne, miç Bewilligung der Stånde; allein , es entſtunden ůbeş dieſe Theilung die größten Unruhen , die im
Jahr 843 durch einen zu Verdun geſtifteten Per trag bengeleget wurden , da denn Ludwig der Deutſche, Deutſdyland bis an den Rhein , nebſt Den 3 Städten , Speyer , Worms und Maynz,
bekam , und Deutſchland ſolchergeſtalt ein ei
genes'unabhängiges Reich ward. Jeştge bachter Ludwig brachte im Jahr 870 die eine Hälfte des lotharingiſchen Reichs, und ſein Sohn Ludwig
der Jüngere 879. die andere an ſich . Es hatte fich der leßtę 876 mit ſeinen beyden Brüdern in das
des deutſchen Reiches. das båterliche Reich getheilet,
59
ſo daß Karlmann
König in Bayern , Ludwig, König in Oſtfranken, und Karl der dicke , König in Alemannien ge worden . Ob nun gleich der lekte reine Brüder überlebte ,
und nicht nur ihre Länder ,
ſondern
auch das Kaiſerthum , nebſt Jtalien und Frank reich an fick brachte, und alſo die ganze alte från fiſche Monarchie beperrſchte; fo war er doch von ſo ſchwachen Leibes - und Gemüths-Kräften , und perſahe daher die Regierung ſo ſchlecht, daß ihn die deutſchen Stånde 887 abfekten , und feines Bruders Karlmann natürlichen Sohn Arnulph zum König in Deutſchland machten . Dieſer fchlug die Normanner , die in Deutſchland eine große Verwüſtung angerichtet hatten , und be: jwang die Böhmen , jedoch mit Hülfe der Hun . ken , welchen dadurch der Weg zu den nachmaligen Einfällen in Deutſchland gebahnet waro .
Sein
Sohn Ludwig das Kind beſchloß 911 mit ſeinem God die deutſche Karolingiſche Linie . $ . 33. Mach Ludwigs des Kindes Tod, mollten
die deutſchen Stånde den Herzog Otto zu Sadyſen zum König machen ; er lehnete aber ſolche Würoe ab , welche brerauf einem frånfiſchen Herrn , Na mens Spirrad , der von Ludwig des erſten Tochter abſtammete, Durch einmůthige Wahl zu Theil waro, Er hatte ſeinen Feind Heinrich , Herzog pon Sachſen , des vorþin gedachten Otto Sohn, den er ſterbend den Stånden empfohl, zum Mach folger im Reich , um dieſe Zeit ſind die Herzog thümer Schwaben , Franken und Bayern ent ftanden,
Heinrichs
Sohn und Nachfolger im Reich
60
Einleitung in die Beſchreibung
Reich, Otto , brachte Lothringen , Italien und die
kaiſerliche Würde wieder an das Reich , machte fich auch ganz Jütland und Bdheim unterthänig.
Mit Heinrich IIgieng der männliche Stamm
der bisherigen ſächſiſchen Könige und Raiſer 1024 zum Ende. Die Stånde erwåhlten hier nächſt ben Tribur auf offenein Feld am Rhein, Conrad II, mit dem Zunamen Salicus , zu ihrem König , dazu ihn auch die italieniſchen Ståndë an nahmen , worauf er auch die Kaiſerwürde erhielt.
Er brachte in ſeinem Sohn das Königreich Burs gund an das Reich , machte demſelben auch Polen unterwürfig, fekte aber in einem Vergleich mit Dånemark, die Eider wieder zur Grånge des deutſchen Reiches. Heinrich III, regte 3 Påpſ , die ſich wider einander aufgeworfen hatten , ab, und einen andern ein ; von welcher Zeit an die Er ledigung des päpſtlichen Stuhls dem Kaiſer alles
mal berid ,tet , von demſelben aus Deutſchland eine
Perſon nach Rom geſchicfet, und nach der Kaiſers Bilen ein Papſt erwähletworden . Ungarn wurs
De zwar dem deutſchen Reid, zinsbar ; gieng aber zur Zeit der Unruhen unter Heinrich IV und V. ,
wieder verlohren . Heinrich IV wurde von dem Papſt in den Bann gethan , und darüber von den Stånden abgeſeket. Heinrich der V nahm , als
nåchſter Anverwandter , die mathildiſche Erbſchaft in Beſik. Er verglich rich 1122 auf dem Reichs tage zu Worms mit dem Papſt Calift II, entſagte
der Belehnung der geiſtlichen Würde, die bisher durch das Zeichen des Kinges und Stabes gefche
ben war, und behielt ſich bloß die Belehnung der Geiſt
des deutſchen Reiches.
61
Geiſtlichen , wegen ihrer weltlichen Güter und Res galien , durch den Scepter, vor. Mit ihm ſtarb
1125 der männliche Stamm der frånkirchen Kaiſer aus.
Der Papſt brachte es dahin , daß
der Herzog in Sachſen , Lotharius oder Luther, geivåhlet, und endlich , nach einem zehnjährigen Kriege, von ganz Deutſchland angenommen wurde. Nach ihm gelangte Conrad von Hohen ſtaufen zur Krone. Kaiſer Friedrich I Hat' ſeine Oberherrſchaft über die Stadt Rom noch ausdrück.
lich ausgeübet, auch die Oberherrſchaft über das Königreich Arelat, durch die Krönung zu Arles
beybehalten , und Polen zum Tribut und Lehneid gezwungen . Heinrich VIbemühete ſich vergeblich , die Krone ben ſeiner Familie erblich zu machen. Bey der ſtreitigen Wahl Philipp und Otto des Vierten , maßete ſich der Papſt viele Gewalt an , wurde auch von der Zeit völliger und einziger Herr der Stadt Rom , und bemachtigte ſich der ganzen mathildiſchen Erbſchaft. Mit Friederich II gieng alles Anſehen der deutſchen Kaiſer in Jtalien vers
loren. Nach des legten ſchwäbiſchenRaiſers, Conrad des Vierten, 1254 erfolgtem Tode, ward Wilhelm , Graf von Holland, erwåblet, fam
aber nach 2 Jahren um , und es entſtund das große Interregnum ; denn obgleich auf einmal Könige , nämlich Alphonſus von Caſtilien , und
Richard von England , erwählet wurden , ſo kam doch jener gar nicht, und dieſer nur zweymal auf
kurze Zeit nach Deutſchland , ſo daß er in der That eben ſoviel war , als wenn das Reich gar keinen König gehabt hätte. 8.24.
62
Einleitung in die Beſchreibung
V. 24. Deutſchland fieng an , ſich von ſeiner Zerrüttung zu erholen , als 1273 Der Rudolfvon Sabsburg , Durch einen Compromiß der übrigen
Churfürſten , welche die Wahl dem Pfalzgrafen Ludwig überließen , zum Oberhaupt deſſelben er: måhletwurde , welcher der Stammdater des oſtreichiſchen Sauſes geworden. Sein Nach folger, Graf Adolf von Naſſau , ward auch durch ein Compromniß von dem Churfürſten von Maynj erwählet: aber weder dieſe benden römiſchen Ko nige , nod; Ulbrecht der I von Oeſtreich , ſind zu römiſchen Kaiſern gefrdnet worden. Heinrich VII,
Graf von Lügelburg, wurde durch bevollmächtigre Cardinale ; und Ludwig von Bayern , gar erft
durch den Præfe&tum zu Rom , und hernach durch den von ihm aufgeworfenen , nachymals aber wie : der verlaſſenen Papſt, gefrånet. Seine Gegens
kaiſer waren Friederich von Oeſtreich und der bdhei ntiſche Prinz Karl; welcher lekte nach Ludwigs Tode einmüthiglich zum König angenommen , zu
Rom durch bevollmachtigte Cardinále zum Kaiſer, und zu Arles zum legtenmal zum König von Ares lat gekršnet worden. Dieſer Karl IV hat 1356 auf dem Reichstage zu Nürnberg , und auf dem
Churfürſtentage zu Mek , die heilſamen Verords nungen , wegen der deurſchen Königswahlen , ges
macht, welche bis auf den heutigen Tag unter dein Namen der goldenen Bulebekannt ſind, und bes obachtet werden. Erließ bey ſeinen Lebzeiten ſeinen Sohn Wenzel zum römiſchen König wählen. Alle
dieſe Könige ḥaben die påpftliche Beſtätigung ges fuche, obgleich ſchon 1338 durch einen Reichse ſcyluß
63
des deutſchen Reiches.
fluß feſtgefeget worden , daß es derſelben nicht Es hat aber weder Wenzel , noch der ! bedürfe. Pfalzgraf Ruprecht, die r /miſche Kaiſerkrone em , pfangen : allgemeine 1431 eine cher erſten
wohl aber Sigmund , der 1414 eine Kirchenverſammlung nach Coſtnik, und andere nach Baſel ausſchrieb , auf wela 3 Påpſte ab- und ein neuer, eingeſekel,
auch Johann Huß und Hieronymus verbrannt; auf der 2ten aber die Beſchwerden der Nation vor: geträgert , und unterſchiedene derſelben abgeſtellet wurden .
Albrechts IŤ von Oeſtreich Regierung
war kurz . Friederich III von Oeſtreich , erhield nach der italieniſchen Krone , von dem Papſt auch die kaiſerliche.
Sein Sohn Marimilian ward bey
feinen Lebzeiten zum römiſchen König erwählet , und erhielt nachmals , ohne nach Rom zu kom men , vom Papſt den Titel eines erwählten ros miſchen Kaiſers. Auf dem erſten Reichstage, den er 1495 zu Worme hielt , ward ſowohl der långſtgewünſchte ewige allgemeine Landfriede, als ein allgemeines kaiſerliches und Reichs - Kammer gericht geſtiftet;
und 1512 wurde das Reich in
zehn Kreiſe abgetheilet . Karl V beſchwor eine Capitulation, führte gleich Anfangs den Titel eic nes erwählten römiſchen & aiſers , ließ ſich aber doch hernach ben ſeiner Durdyreiſe durch Italien vom Papſt die Kaiſerkrone auffeßen . Der Nelis gions Krieg und Friede gehören unter die wichtigſten Merkwürdigkeiten
ſeiner Regierung .
Auf fein
Begehren , ward ſein Bruder Ferdinand Iſchon 1531 zum rómifchen König erwählet, nachdem er gleichfalls
eine Capitulation
beſchworen
hatte.
64
Einleitung in die Beſchreibung
Er ſtiftete den Reichshofrath.
Dieſes Sohn
Marimilian II ward ſowohl, als ſein Sohn Ru 1
dolph II , zum römiſchen König erwählet; der
legte aber war nicht zu bewegen , einen Nachfolger ben ſeinen Lebzeiten wählen zu laſſen. Ihm folgte fein Bruder Matthias , in deſſen Capitulation zum erſtenmal geſeßet worden , daß fünftig die Chur
fürſten , auch wider Wilen des Kaiſers, einen römiſchen König zu wählen befugt ſenn ſollten . In Ferdinand des IIten Zeit, fållt der 30jährige Krieg, der unter ſeinem Sohn Ferdinand III
( der noch ben ſeinem Leben zum rómiſchen König erwählet wurde ,) im Jahr 1648 durd , den weſt phåliſchen Frieden geendiget ward. Dieſem folgte 1658 ſein Sohn Leopold, durch einmüthige Wahl. Der zu ſeiner Zeit 1663 zu Regenſpurg eröffnete
Reichstag, dauert noch fort, und das Kammerge rictward 1689 von Speyer nach Weßlar verles get. Er ertheilte dem Herzog Ernſt Auguſt von
Braunſchweig - Lüneburg die neunte Churwürde. Ihm folgte ſein Sohn , der r /miſche König Jo ſeph , in der kaiſerlichen Würde , und dieſem ſein Bruder , Karl VI, welcher 1713 eine Verord nung in vim fanétionis pragmaticæ , wegen der Erbfolge in ſeinem Hauſe , machte, und 1740 ohne månnliche Erben ſtarb. 1742 ward Karl VII
aus Bayern , mit Suſpendirung der bóheimiſchen Stimme, und nach ſeinem Tode 1745 der Große
Herzog von Toſcana und Herzog von Lothringen Franz I , zum Kaiſer ermåhlet : dem ſein Sohn Joſeph II in der kaiſerlichen Würde folgte. 9.25 .
des Deutſchen Reiches.
65
$. 25. Das deutſcheReich beſteht aus einigent Hundert gemeinen Weſen , ' von unterſchiedenec Große, Wichtigkeit und Würde, welche mit ein ander in Verbindung ſtehen , und ein gemeins
ſchaftliches Oberhaupt haben . Eins derſelben iſt ein Königreich , die übrigen aber beißen Erzbisa thúmer , Bisthümer , Abteyen , Probſteyen ,
Herzogthümer , Markgrafſchaften , Fürſtenthus mer , Landgrafſchaften , (deren aber nur einige die fürſtliche Würde haben , als Heſſen ,) gefür>
ftete Grafſchaften , Grafſchaften , Herrſchaftent und Reichsſtädte.
Zu denſelben kommen noch
gewiſſe ritterſchaftliche Gebiete , Ganerben , (communes heredes, ' condomini,) und Reichss dörfer.
! §. 26. Dieſe gemeinen Weſen haben ihre bes ſondere Regierungen, welchen die Landeshoheitmit allen davon abhangenden und dazu gehörigen Ges rechtſamen zukommt. Unterſdyiedene derſelben
haben ,andere Erzbiſchöfe, Biſchofe, Prålaten, Herzoge , Fürſten , Grafen , Herren, Ritterund
Edelleute unter ihrer landesherrlichen Bothmåßige keit.
Die Landesherren werden unmittelbare
Glieder des deutſchen Reiches , ihre Vafallen
und Unterthanen aber mittelbare Glieder deſſels ben genennet.
0:27 . Unter den Landesherren giebt es nicht nur ſolche, welche einige undmehrere der gemei
nen Weſen , aus welchen das deutſche Reich gute ſammengeſeket iſt, beſigen , und alſo unterſchie: dene Herzoge , Fürſten , Grafen und Herren vore ſtellen ; ſondern auch ſolche, welche Könige in an dern E 5 Th . 74.
66
Einleitung in die Beſchreibung
dern europäiſchen Reichen ſind , aber doch , in fo fern ſie unmittelbare Glieder des deutſchen Reiches ſind, unter demſelben und ſeinem Ober
þaupt ſtehen. S. 28. Die meiſten dieſer gemeinen Wefen ,
find in 10 Kreiſe vertheilet. Kaiſer Wenzel iſt der erſte geweſen , der verſucht hat, die Stånde
des Reichs in 4 Partheyen oder Zirkel einzutheie len , welches ſein 1383 zu Nürnberg errichteter
Landfrieden bezeuget; es gelung ihin aber nicht: indeſſen haben ſid , nachher die Kaiſer Sigismund 1415 , 1427 , ' 1435 und auf anderen Reichstas gen , und Albrecht II im Jahr 1438 darauf bezo gen. Der lekte theilete im gedachten Jahr auf
dem Reichstage zu Nürnberg das Reich in 4, und gleich hernach auf einem andern Reichstage in 6 Kreiſe ; ſie ſind aber nie zu Stande gekommen . Marimilian I theilete Deutſchland 1500 auf dem Reichstage zu Vugsburg, zu beſſerer Handhas bung des Landfriedens , in folgende 6 Kreiſe ein , nåmlich in den frånkiſchen , baneriſchen , ſchwabi
fchen , oberrheiniſchen , weſtphäliſchen und Fachfi fchen , unter welcher Ubtheilung aber weder die Churfürſten , nochDeſtreich, noch Burgund, noch Böheim begriffen waren. Daher wurden 1512
auf dem Reichstage zu Cöln , noch der öſtreichis
fche, burgundiſche , chur- oder niederrheiniſche und oberſachſiſche Kreis hinzugethan , und die geſammte Einrichtung der 10 Kreiſe 1521 ward auf dem Reichstage zu Worins , und 1522 auf
dem Reichstage zu Nürnberg beſtätiget. Sie dienen zur Erhaltung und Beförderung der innern Эube
des deutſchen Reiches.
67
Ruhe und Sicherheit, zur Abhaltung feindlidyer Gewalt, zur beſſern Ueberlegung und Veranſtal
tung ſolcher Sachen , die das gemeine Beſte
betreffen, zur richtigeren Eintheilung und Zuſam . menbringung dervom Reiche bewilligten Hülfe an
Mannſchaft oder Geld , zur Vollziehung der Urs theile der höchſten Reichsgerichte wider die Reichs ſtånde, zur Ernennung der Kammergerichts - Up
feſſoren , zur Verhinderung oder Ubhelfung der Zoll- und Münz - Únordnungen , u . f.wo. Dieſe Kreiſe haben keinen völlig ausgemachten Rang un ter ſich , ſondern werden in den Reichs -Ordnune
gen , Receſſen und Acten in febr unterſchiedenec Ordnung angeführet. Wenn man aber auf den Rang der von den Kreiſen präſentirten Kammere
gerichts - Aſſeſſoren , und auf die unter einigen Kreiſen verglichene, oder ſonſt hergebracite Ord nung ſiehet, ſo kommtfolgendeOrdnung der Kreiſe
heraus: der øſtreichiſche, burgundiſche, churrheis niſche, frånfiſche, baneriſche, ſchwäbiſche, ober rheiniſche, niederrheiniſch-weſtphäliſche, ober- und nieder-fachfiſche. Es iſt aber die Eintheilung der Kreiſe unvolle
kommen. Denn 1) ſind nicht alle Stånde und Lånder des deutſchen Reichs unter dieſen Kreiſen
begriffen ; wie hernach gezeiget werden wird. 2) Ben der Einrichtung der Kreiſe, iſt nicht ges nug auf die Lage der Lånder geſehen worden ; 3. E. cin Theil der Lånder des óſtreichiſchen Kreiſes, lieget durch ganz Schwaben zerſtreuet, und einige
Lånder des oberrheiniſchen Kreiſes, liegen auch in Schwaben , da doch alle dieſe Lånder füglicher zum
68
Einleitung in die Beſchreibung
zum ſchwäbiſchen Kreiſe geſchlagen waren . Die jeßige Vermiſchung der Lånder desweſtphåliſchen
chur- und ober-rheiniſchen Kreiſes hätte auch vers þútet werden können , u . ſ. w. 3) Es werden
juweilen Reichsſtånde zu einem Kreiſe gerechnet, die doch in demſelben keine unmittelbare lande
haben , ja dergleichen wohl überhaupt gar nicht 1
befißen. So iſt das fürſtliche Haus von Thurn und Taris , ein Stand des churrheiniſchen Kreis
fes, ohne in demſelben ein unmittelbares Land zu haben. Die Grafen von Plate , haben wegen der Grafſchaft Halermund Siß und Stimme aufden weſtphäliſchen Kreistagen , beſiken aber von dieſer Grafſchaft nichts. Ein jeder Kreis kann nach Belieben neue Mit
glieder annehmen. Einige haben einen Zuwachs bekommen , andere aber, inſonderheit der ober:
rheiniſche, find verringert worden. Von Rechts wegen ſollte ſich kein Kreisſtand einem Kreiſe ent
ziehen ; es gefdyieht aber doch wohl. In Anſehung der Religion werden die Kreiſe abgetheilet, theils in ganz katholiſche, welche find der 8ſtreichiſche und burgundiſche, theils in
ganz evangeliſche , welche ſind der ober - und nies der-fädyſiſche, theils in vermiſchte, dahin die übris gen gehören .
Die Kreiſe haben ihre Kreis -ausſchreibende
Fürſten , welche die Zuſammenkünfte einzelner Kreiſe anſegen , die Kreistage regieren , alle ar
die Kreiſe einlaufende Sachen annehmen , und den andern Stånden mittheilen , die wider einen
Stand ihres Kreiſes ergangenen Urtheile der höchs ſten
des deutſchen Reiches.
69
ften Reichsgerichte vollziehen , u. 7. " . Von den 6 ålteſten Kreiſen , hat jeder 2 ſolche Kreis -aus
ſchreibende Fürſten , nåmlich einen geiſtlichen und einen weltlichen , von den 4 neuern aber hat jeder nur einen . Die lekten ſind zugleid, Directores der Rreiſe ; und iin bayeriſchen Kreiſe ſind beyde
Kreis - ausſchreibende Fürſten auch Directores, in den 5 übrigen Kreifen aber iſt nur einer der Kreis - ausſchreibenden Fürſten Director des Kreis
ſes. Ein jeder Kreis follte nach den Reichsges feßen einen Kreis -Oberſten erwählen und ha ben , der ehemals Kreis-Hauptmann genennet tourde; heutiges Tages aber manchmal den Titel als General - Feldmarſchall bekommt, und den
Befehl und die Ober -Uufficht über die Kreiss foldaten und Kriegesgeråthfchaft haben ſollte: al lein , einige haben nie einen gehabt, und in ans
deren iſt dieſes Amt eingegangen ; ſo daß jekt nur
der frånfiſche und oberrheiniſche Kreis einen Obris ften hat. Ein jeder Kreis - Obriſter aber ſou feine Zugeordneten haben , von welchen der erſte ein
Nachgeordneter Heißet.
Andere geringere Kreisa
bediente , übergehe ich mit Stillſchweigen. Das Beſte des Reichs und der Kreiſe, roll auf
den Kreistagen berathſchlaget werden. Solche Kreistage ſind entweder algemeine , da dieKreiss
qusſchreibenden Fürſten , und nebſt ſolchen auch wohl die Kreis - Nach- und Zugeordneten aller Kreiſe, zuſammen kommen, und von Chur-Manng
ausgeſchrieben, aber ſehr ſelten gehalten werden, undheute zu Tage nicht mehr zu vermuthen ſind ; oder ſie werden von einzelnen Kreiſen angeſtellet, E 3
ders
70
Einleitung in die Beſchreibung
dergleichen aber im öftreichiſchen und burgundis ſchen , weil jeder nur unter einem Herrn ſteht , und im ober - und niederſächſiſchen , wegen innerli cher Verdrießlichkeiten , nicht üblich ſind , in den übrigen aber gehalten werden , und zwar ſo , daß entweder alle Stånde zuſammen kommen , oder nur Ausſchußtage angeſtellet werden .' Wer Siz und Stimme auf einem Kreistage hat , iſt ein Kreisſtand . Wenn in einem Kreis alle Arten von Ständen vorhanden ſind , ro pflegen ſie ſich auf Kreistagen in 5 Bänke zu theilen , nåmlich in die Bank der geiſtlichen und weltlichen Fürſten , der Prälaten , der Grafen ,und Herren , und der Reichsſtådte. Die Churfürſten ſiken mit auf der Fürſten -Banf. Seit 1691 Şaben die franzöſi
fchen Kriege meþrmals eine Verbindung der vordern Reichskreiſe , die dem Rhein am nächſten liegen , veranlaſſet, deren Zweck ſowohl ihre gemeinſchaftliche als des Reichs Beſchüßung geweſen iſt. Endlich werden auch von dem frånfi ſchen , ſchwäbiſchen und bayeriſchen Kreiſe, zum Beſten des Münz- Wefens,
ſo genannte Münz Probationstage wechſelsweiſe zu Nürnberg , Augsburg und Regensburg gehalten, und von dem Biſchof zu Bamberg ausgeſchrieben. S. 29. Es giebt aber , wie vorhin ſchon be
rühret worden iſt, noch andere unmittelbare ge: meine Weſen , die nicht zu dieſen 10 Kreiſen gehören ; und dieſe ſind das Königreich Böheiin , die Markgrafſchaften Mähren und Laufik , das Herzogth . Schleſien, die gefürſt. Grafſch . Můmpel gard , unterſchiedene unmittelbare Graf- und Hercs
+
des deutſchen Reiches.
71
Herrſchaften , die im Umfang einiger Kreiſe liegen , die Grafſchaften , Herrſchaften und Gů: ter der unmittelbaren Reichsritterſchaft in Schwa: ben , Franken und am Rhein, einige unmittelbare Abteyen , unterſchiedene Ganerben , und einige Reichsddrfer. $. 30. Das deutſche Reich iſt von ſeinem Ans
fang an und allezeit ein Wahlreich geweſen ; man iſt aber gemeiniglich bey einem einmal erwåhl ten Hauſe , ſo lange daſſelbe gedauret hat , geblies ben . Noch heutiges Tages muß ein jedes erwähl tes Oberhaupt des Reichs, aller Bemühung, das Reid, auf ſeine Erben und Nachkommen erblich zu Unter den unmittel. bringen , feverlich entſagen. baren Erzbiſchöfen des Reichs Find 3 , und unter den unmittelbaren Reichsfürften find 6 , die das Recht haben , im Namen des ganzen Reiches, demſelben ein Oberhaupt zu erwählen , und wegen dieſer Chur (Rur) oder Wahl , Churfürſten , Ihr eigentlicher Urſprung , genennet werden . Einige mens kann nicht genau beſtimmet werden. nen , ſie wären ſchon zur Zeit Karls des Großen aufgekommen ; andere feßen ihren Urſprung in das Jahr 996, andere ſagen , daß von K. Heinrich IV an , die eigentlichen Wahlſtiminen nur auf 7 bis 8 Fürſten berupet håtten , und daß man nach Abs gang der hohenſtaufiſchen Könige , bey der Wahl Alphonſus und Richards ſchon deutliche Spuren von 7 Churfürſten finde, die ſchon von undenklis den Jahren das Wahlrecht gehabt håtten . So viel iſt gewiß , daß K. Karl IV die Churfürſten , deren damals 7 waren , durch die goldene Bulle in
72
Einleitung in die Beſchreibung .
in ihren Rechten und Vorzügen
beſtåtiget habe.
Gebt ſind 8 Churfürſten. Die geiſtlichen ſind , die Erzbiſchöfe zu Maynz., zu Trier und zu Cölln ; die weltlichen ſind, der König zu Böheim , der erſtgeborne Herzog zu Sachſen vom albertiniſchen Stamm , der erſtgeborne Markgraf zu Brandens burg von der älteſten Linie, der erſtgeborne Pfalz graf ben Rhein rudolphiſcher ålteſten Linie , und der erſtgeborne Herzog zu Braunſchweig - Lunes burg þannoveriſcher Linie. $. 31. Die Wahl eines Oberhaupts des Reichs , wird innerhalb 4 Wochen nach erhaltener Nachricht von des vorigen Tode , von dem Chur fürſten zu Maynz durch Geſandte und offene Schreiben ben jedemn Churfürſten auf einen Ters min pon 3 Monaten angeſaget, und zu Frank furt am Mayn verrichtet. Bleibet ein Churfürſt ſo iſt die Wahl doch gültig. Die Churfürs ften erſcheinen entweder in Perſon , oder durch Ge ſandre , deren gemeiniglich 2 bis 3 ſind , und mit genugſamer Vollmacht, und ganz freyer Gewalt verſehen ſeyn müſſen . Nach vollendeten Berath ſchlagungen ſowohl über die Wahlcapitulation , als andere von den Ständen, fremden Geſandten, oder anderen angebrachte Sachen , und nachdem allen Fremden, die nicht zu dem Gefolge der Chur fürſten oder ibrer Geſandten gehören , angekündi get worden , ſich vor dem Wahltag aus der Stadt zu begeben , gehet die Wahl vor ſich. Es begeben fich nåmlich die gegenwärtigen Churfürſten in ihrer beſondern Churfleidung, und der abweſenden erſte Geſandten in einem fenerlichen Aufzuge, reiten .bon
1
1
des deutſchen Reiches.
73
von dem Rathhauſe nach der Kirche des heil. Bars tholomåus , verſprechen , nac, vollendeter Meſſe, vor dem Altar eidlich , daß ſie den tüchtigſten wähs len wollen , und verſchließen ſich alsdann in der Wahlcapelle. Nachdem ſie ſich noch einmal vers pflichtet haben , die meiſten Stimmen gelten zu laſſen , werden die Stimmen von Churmannz nach der Rang - Ordnung der Churfürſten geſammlet, und zulegt wird Chur-Maynz 'von Chur-Sachſen um ſeine eigene befraget. Wer mehr als dię. Hälfte der Stimmen des ganzen Collegiums für fich hat , iſt erwåhlet ; es kann auch ein Churfürft fich ſelbſt die Stimme geben. Nach geſchehener Wahl, muß der Erwählte oder fein Bevollmådys
tigter, die Wahlcapitulation ſogleich beſchwd ren und unterſchreiben ; worauf ihm Glück gewüns
ſchet, und die Wahl in der Kirche öffentlich bes kannt gemacht wird. Wenn der erwåhlte råinis ſche König nicht ſelbſt gegenwärtig iſt , muß er noch einen beſondern Revers , wegen Feſthaltung der Wahlcapitulation , ausſtellen , und dieſelbe
vor der Kronung in Perſon beſchworen , bis das hin er ſich auch der Regierung nidyt annehmen varf, fondern diefelbe den Reichsverweſern übers Iaſſen muß .
Von der Wahlcapitulation , wird
einem jeden Churfürſten eine von dem Erwählten oder deſſelben Geſandten unterſchriebene, und mit jenes . Inſiegel bekräftigte Urkunde zugeſtellet; hingegen das churfürſtliche Colegium läßt dem Erwählten ein Wahlinſtrument zuſtellen , und , wenn er abweſend iſt, nebſt einem Bekanntma
chung8.- Schreiben durch einen Fürſten überbrin E 5
gen .
74 gen .
Einleitung in die Beſchreibung Hierauf beſtimmet derſelbe einen Tag zu ſeis
ner Rrdnung , die zwar in der Reichsſtadt Na chen geſchehen ſollte , aber nunmehr jederzeit in der Wahlſtadt verrichtet, der Stadt Aachen hins Die Reichs gegen ein Nevers gegeben wird . Kleinodien , werden theils zu lachen , theils zu Nürnberg verwahret , und ſollen meiſtens von Karl dem Großen herkommen . Sie werden gegen einen Revers abgefordert, Krónung feyerlich geliefert.
und an den Ort der Außer unterſchiede
nen Kleidungsſtücken , gehdren dahin die goldene Króne, das ſilberne Scepter , der goldene Reichs apfel, 2 Ringe , 2 Schwerdter und i Degen 1 Evangelienbuch , ic. Àm Tage der Krónung , begleiten ihn die weltlichen Churfürſten und der abweſenden Geſandten , mit Vortragung der Reichskleinodien , reitend aus ſeiner Wohnung in die Kirche, woſelbſt ihn auch die geiſtlichen Churs fürſten empfangen. Unter der meſſe , ſchwöret der Ermählte einen allgemeinen Regenteneid , und gelobet unter andern auch dem Papſt und der Kirs Hiernachſt wird che gebührende Ehrerbietung. er entweder von dem Churfürſten zu Manny oder dem zu Cöln , ſiebenmal geſalbet, alsdann mit der alten Kleidung und den Reichsinſignien verſehen und gefrånet ,
und nochmals beeidiget. Er ſchlägt ſodann Ritter , låßt fich zu einem Chor Herren der Marien -Stiftskirche zu Aachen aufneh
men , und wird alsdenn im feyerlichen Aufzuge zu Fuß auf das Rathhaus zur Tafel begleitet , vor welcher die hernach zu beſchreibenden Erz- oder 1 Bisher iſt Erb-Beamte igre demter verrichten. kein
NA
des deutſchen Reiches. fein anderer ,
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als ein römiſch - katholiſcher Fürk
zum Kaiſer erwählet worden , nothwendig aber iſt es um deswillen nicht, weil die Proteſtanten mit den Katholiken in Deutſchland gleiche Rechte haben. $ . 32. Aus dem obigen kurzen Zuſammenhang der Geſchichte ( 9. 22 - 24.) des deutſchen Reiches, erhellet , daß das Oberhaupt oder der König defe ſelben zugleich , und ſobald er gewählet worden , auc 1 ). erwahlter rėmiſcher Raiſer ſey , wel: chen Titel er ſich auch ſeit Marimilians I Zeit bes ſtåndig bengeleget hat; das römiſche Kaiſerthum aber iſt ſeit Otto des Großen Zeit mit dem deutſchen Reich verbunden. Bis auf Karl den fünften ließen ſich die Kaiſer zu Rom von dem Papſt fro nen , und nenneten ſich alsdann ſchlechthin römis ſahe Kaiſer : feit der Zeit aber iſt dieſe påpſtliche Krónung unterblieben , der Titel eines Kaiſers aber beſtandig fortgeſeket worden , und zwar mit dem obgedachten Beyſak. Der Kaiſer bezeuget gleich nach angetretener Regierung , dem Papſt durch eine Geſandſchaft ſeine Ehrerbietung , (ob. fervantiam er reverentiam ,) nicht aber , wie der Es Papſiverlanget, Gehorſam . (obedientiam .) iſt aber das römiſche Raiſerthum , wenn man 21 Reichsleben , die in dem Kirchenſtaat liegen , ausnimmt, ein bloßer Titel. 2 ) Italieniſcher oder Longobardiſcher König. Es erſtrecet des Herzogthums ſich dieſes Reich, von der Grånge Savonen und der Schweiz, bis an den Kirchenſtaat, und iſt von dem Kaiſer Otto theils durch Krieg, theils durch Heurath (in Anſehung der Allodialien ) an
76 .
Einleitung in die Beſchreibung
an das deutſche Reich gebracht worden ; doch haben die Könige und Kaiſer niemals davon weder Titel
noch Wapen geführet, fich auch ſeit Karlo V Zeit nicht mehr als Könige in Italien frånen laſſen . Es iſt auch heutiges Tages dieGewalt des Kaiſers in dieſem Reich gering ; indeſſen åbet er doch noch folgende Gerechtfame aus : (1 ) Nimmt er Stan deserhöhungen vor , und verleihet den Gliedern dieſes Reichs , ihren Ländern und Unterthanen , allerhand Freyheiten. (2) Sowohl die unmittels baren als mittelbaren Glieder dieſes Reichs , můf
fen in Sachen , die ihre Perſonen und Lande be
treffen , vor dem Reichshofrath erſcheinen ; wer den auch wohl , wenn ſie widerſpenſtig ſind , und es mit den Feinden des Reichs halten , in die Acht erkläret, und ihrer Güter beraubet; doch wollen die mächtigere Glieder die kaiſerliche Obergerichts
barkeit nicht erfennen. ( 3 ) Der Kaiſer und das Reich haben noch viele Leben in Jtalien , die
am kaiſerlichen Hof eingetheilet werden , a ) in lombardiſche, deren 13 find , als die Herzog thümer Mayland , Mantua und Montferat, ale
gonzagiſche Fürſtenthümer, und das Fürſtenthum Mirandola, u.f. w . b) in liguriſche, deren 19 find , von welchen die Fürſten d'Oria die vornehms
ften beſiken ; c) in bononiſche, deren 20 ſind, worunter die Herzoge von Modena , Ferrara , die Fürſten Spinola , d'Oria , u. a. m. d) in toſca
niſche, deren 10 ſind , darunterdas Großherzog.
thuin Toſcana, Piombino , Soramo, Comacchio 1
u. ſ. w. e) in tirniſaniſche, deren 11 ſind , das runter die Fürſten zu Maſia, Malaſpina, u. a. m. ( 4) Jn
7
des deutſchen Reiches . 77 (4 ) In Kriegeszeiten müſſen ſie Steuern entricha ten , welches ſie aber felten ungendthiget thun. Außerdem aber beſtehen die Einkünfte des Kaiſers aus dieſem Reich , in Friedenzeiten in den Laudes mien , Sporteln ,x . und inſonderheit in den Eins künften des Herzogthums Mantua, welches als ein verwirktes Reichslehn eingezogen iſt, und von dem Kaiſer im Namen des Reichs beſeſſen werden ſollte. Es kann aber der Kaiſer, ohne Einwillis gung der Churfürſten , Fürſten und Stände des
deutſchen Reichs , über die italieniſchen Lande nichtsverfügen. $. 33. Der Titel des Kaiſers iſt alſo : N. von
Gottes Gnaden , erwählter römiſcher Kaiſer, ( electus romanorum imperator) zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, (ſemper Auguftus,) in (zu) Germanien König . ( Germaniæ rex.) Hiernächſt, folgen die Titel der kaiſerlichen Erblande. Die Reichsſtånde geben dem Kaiſer den Titel : aller:
durchlauchtigſter , großmächtigſter , und unübers windlichſter römiſcher Kaiſer , auch in Germanien König , allergnädigſter Kaiſer und Herr. Des
Raiſers und des Reichs Wapen iſt ein ſchwar jer mit ausgebreiteten Flügeln ſchwebender Adler, mit 2 Hålſen und Köpfen , im goldenen Felde ; und über den Köpfen des Adlers erblicket man die kais
ſerliche Krone. Die Wapen der Erblande , kom
inen auch noch hinzu. Manchmal wird noch bey Lebzeiten eines Kaiſers demſelben ein fünftiger
Nachfolger in der Regierung, von den Churfürs ften erwåhlet; und eine ſolche Perſon heißet ein
römiſcher Rönig.
Er wird eben ſo wie ein Raia
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Einleitung in die Beſchreibung
Kaiſer gewählet und gekronet, iſt ein wirklich ges króntesHaupt, bekommt das Ehrenwort Majes ſtåt, führet den Titel , allezeit Mehrer des Reichs und König in Germanien, und hat einen eina Föpfigen Adler im Wapen . Wenn er wirklicher Kaiſer wird , gåhlet er die Jahre ſeiner Regierung
nicht nach dem Antritt derſelben , ſondern von ſei ner Wahlan. S. 34. Vor Alters , als die Kaiſer und Rode
nige zur Handhabung der Gerechtigkeit umher: reiſeten , hatten ſie hin und wieder auf ihren Do
mainen Palatia , auf deutſch Pfalzen genannt , dergleichen auch in Städten errichtet wurden , die
daher Kaiſerliche Pfalzſtädte hießen. Sie ha ben dber vorlängſt aufgehåret, und das Reich hat dem Kaiſer keine Reſidenz angewieſen ; er foll ſich aber , (es erfordere denn der Zuſtand der Zeiten ein anderes ,) nirgends anders, als im Reich , aufhalten. Daher hatten die Kaiſer ihr Hofla
ger , ſchon ſeit langer Zeit, in ihren Erblanden , und Wien iſt der Kaiſer, aus dem åſtreichiſchen Hauſe, ordentlicher Sik geweſen . Was den Sof- und Canzley-Staat des Kaiſers betrifft, ſo þat er zu ſeiner Bedienung : 1. Die Reichs - Erz &mter , die alle durch Churfürſten verſehen werden , wie denn alle Churs fürſten Erzämter entweder wirklich haben , oder doch nach der gemeinen Meynung , haben ſollten : weil ſie aber nicht allemal zugegen ſind , wenn ihre Erzämter auf Wahl- und Krönungs -Tagen , und
gum Theil auch auf Reicýstagen , zu verrichten find ; ſo haben ſie ihre Verweſer, die bey den welt
des deutſchen Reiches..
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weltlichenChurfürſten-Erb &mter heißen,durch wels de die Erzämter allezeit und allein vertreten werden . Hiervon folget unten eine genauere Abhandelung. 2. Seine beſondere Sofámter , deren An
zaht, Rang, Verrichtungen .c. lediglich von des Kaiſers Willkühr und eigenen Unfoſten abhangen. Weil der Reichs -Vicecanzler oder Reichshof- Vices canzler , den Chur - Maynz an ſeiner Stait ernens
net, fich jederzeit an dem kaiſerlichen Hof aufhalt, ſo gålt der Kaiſer keinen Hofcanzler. Die Reidysſachen, die an den faiſerlichen Hof gehören oder gelangen ,werden theils in des Žaiſers geheimen Rath , theils in dem Reichshofrath (davon bernach ein mehreres,) überleget. Was der Kaiſer als dieſer beſchließet, wird durch die Reichs
kanzley ausgefertiget, die aus dem Reidys - Vices kanzler, den kaiſerlichen Hofråthen oder geheimen Reichshoffecretarien und Referendarien, deutſcher
und lateiniſcher Ausfertigung, und andern Bedien ten , beſtehet. Alle dieſe Perſonen nimmtChurs Mainzals Reichs-Erzkanzleran, und hat die Obers bothmåßigkeit über dieſelben. In der Reichskanzley wird keine andere, als die deutſche und lateiniſche Sprade, gebraucht. Das Reichsardhiv, oder das am kaiſerlichen Hofbefindliche Reichsarchiv , wels
dyes aus der geheimen Reichs-Hof-Regiſtratur, und aus dergeheimen Reichs -Hofraths-Regiſtratur bes ſtehet, iſt ein Theil der Reichskanzlen , und wird das her bey derſelben aufbehalten , ſtehet alſo auch un. ter churmaynziſcher Aufſicht. Q. 35. In alten Zeiten haben die Raiſer an.
ſehnliche Einkünfte aus großen ihnen unmittelbar zuſter
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Einleitung in die Beſchreibung
zuſtehenden Landſchaften ,aus anderen Landen aber, und von verſchiedenen Kidſtern , Zinſen oder andere Gefälle, auch alle Zölle, Münzgefälle, Bergwerke, Salzgruben, oder dod; den Zehenden von denſelben , gehabt, und dieſe Einkünfte betrugen zur Zeit Fries drichs I faſt 60 Tonnen Goldes,unter Rudolph I aber nur 20 Tonnen Goldes . Sie ſind nach und nach an Reichsſiảnde verpfändet und veräußert, auch an die Stifter und Kloſter verſchenket worden . Daher klage te ſchon K. Heinric IV gar fehr über den ſchlechten Zuſtand der kaiſerliden Einfünfte , und zu K. Lud wigs von Bayern Zeit, war faſt nichts mehr übrig . Gegenwårtig beſtehen die gewiſſen Einfünfte des Kaiſers,bloß in einigen geringen Steuern, die unter ſchiedene Reichøſtådtedem Kaiſer jährlich geben ; al lein , entweder haben ſich die meiſten Städte davou losgemacht, oder ſie ſind auf mancherley Weiſe an andere Stände des Reichs oder Privatperſonen ge rathen : und was jeật noch einkommt , mag etwa 12000,höchſtens 20000 Fl.betragen. Doch in dein gåtting. hiſt. Magazin B. 4. St. 1. Art: 7. ſtehet ein authentiſcher Beweis, daß ſich fåmeliche ordent liche Einkünfte eines Kaiſers jährlilich nur auf 13884 Fl. 32 Kr.belaufen. Die Kaiſer KarlVI und VII haben die Kronſteuer , die ehemals alle Juden im rómiſdjen Reich dem Kaiſer beym An: fang der Regierung erlegen mußten , und ihren jährlichen Opferpfennig um Weihnachten , wieder. einzuführen geſucher, aber nicht durchdringen fons Unter die ungemiſſen Einkünfte , gehören nen. die Reichshofrath.jefälle, die aber alle vertheis let und angewieſen ſind , freywillige Verehrun .
gen
des deutſchen Reiches. gen einzelner Reichsſtände ,
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oder eines und des
andern Collegiums derſelben , und freywillige Ge ſchenke der Reichsritterſchaft. Als Karl VII ſeine Erblande entbehren mußte , wurden ihm einmal 50 Römermonate bewilliget. Zur Vermehrung der kaiſerlichen Einkünfte aufs Künftige, verſpres chen die Kaiſer in ihren Wahlcapitulationen , daß, wenn künftig erhebliche Leben dem Reich durch Todesfälle oder Verwirkung eröffnet werden , ſie folche zu des Reichs und ihrer Unterhaltung beye behalten wollen , welcher Fall ſich aber nicht leicht zutrågt , auch da er ſich mit der 1760 eröffneten Grafſchaft Hohenembs zugetragen bat , anders behandelt worden iſt; imgleichen , daß ſie die eichsſteuern der Städte und andere Gefälle , die beſonderen Perſonen verſchrieben find , ' wies der zum Reich gießen, und zu deſſelben Nußen anwenden wollen , wozu aber auch keine Hoff nung iſt. die das Q. 36. Diejenigen Churfürſten , deutſche Reich entweder nach dem Tode eines Rais fers bis zur Wiederbelegung des Throns , wenn
kein römiſcher König vorhanden iſt , oder während der Minderjährigkeit, oder auch bey laager Abwe ſenheit des Kaiſers außer dem Reich , und wenn derſelbe durch andere Umſtånde geğindert wird der Regierung vorzuſtehen , regieren , werden Reichsverweſer (in der goldenen Bule, Provi: fores imperii ,) genennet. Vermoge der goldes nen Bulle, ſind nach dem Tode eines römiſchen die Churfürſten zu Pfalz und Sachſen , Reichs - Vicarii : jener am Rhein , in Schwaben ind S. : sth. 74 .
Kaiſers ,
82
Einleitung in die Beſchreibung
und im frånfiſchen Recht; (über welcher lekten Worte Verſtand man ſtreitet,) diefer aber in den Gegenden , wo die fådfiſchen Rechte zur Zeie der goldenen Bulle üblich geweſen ſind. Als aber Bayern durch den weſtphäliſchen Frieden die alte pfälziſche, und Pfalz eine neue Chur erhielt, entſtand zwiſchen beyden Häuſern wegen des Reichs - Vicariats Streit : und ob ſie ſich gleich 1724 in der Stille verglichen , daſſelbe ges meinſchaftlich zu führen , welches auch 1740 , 41 und 42 wirklich geſchah; ſo wurde doch dieſe Sas de in K. Franzens Wahlcapitulation zu volliger Entſcheidung an den Reichstag verwieſen , und auf demfelben 1752 der zwiſchen beyden hohen Häuſern 1745 getroffene Vergleich ,
daß fie das
Vicariat wechſelsweiſe führen wollten, beſtåtiget. Seit des bayerſchen Hauſes Abgang, verwaltet es Pfalz alleiu . Einige Lånder, nåmlich Deſtreich und Burgund , erkennen gar keines Reichs - Vicariat Hofgerichts - Jurisdiction , und Maynz hat mit Pfalz 1658 einen Vertrag errichtet. Die Gewale dieſer Reichsverweſer währet ſo lange, bis ein neuer Kaiſer die Wahlcapitulation perſönlich bes fchworen hat, und beſtehet darinn , daß fie Bica riat - Hofgerichte halten, wie denn auch das Reichs Kammergericht während ſolcher Zeit alles unter bender Namen ausfertiget; daß ſie Kirchenpfründe vergeben , die Reichs - Einkünfte heben,
mit den
Reichslehen (die Fürſten- und Fahnleben , oder die Lehen , die vor dem kaiſerlichen Thron empfan gen werden , ausgenommen ,) belehnen , ( ſo daß dieſelben von dem neuen Kaiſer nicht wieder ema pfans
des deutſchen Reiches.
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pfangen werden dürfen ,) und einen Reichstag hals ten können . 9. 37. In Anſehung fremder Staaten , beſtehen des Raiſers Vorzuge theils darinn , daß er von allen anderen gefronten Häuptern und Staaten in Europa , für den erſten europåiſchen Potentaten gehalten , und folglich auch ihm und ſeinen Geſandten der Rang gelaſſen wird , theils in dem obgedachten Titel , ( 9. 33.) theils in der Benennung des Advocaten und weltliden Haupts In Anſehung des deutſchen der Chriſtenheit. Reiche, hat er den Vorzug , daß er deſſelben Oberhaupt iſt und genennet wird , und als ein ſols Seine Gewalt in Res ches allerlen Rechte hat. gierungs -Sachen des deutſchen Reichs , iſt durch die Wahlcapitulation und andere Reichsgeſeke und Verträge, imgleichen durch das Reichsherkoms men , eingeſchrånfet. Diejenigen Rechte aber, die er allein und ohne Zuziehung der Reichsſtände ausüben kann , werden ſeine Reſervate genennet: doch iſt er auch
darinn nicht ſouverain ,
es beſtehet auch
und in denſelben ſeine größte Gewalt nicht, ſie ſind den Gerechtſamen der Reichsſtànde nicht entgegen . Seine Rechte in Anſehung der Rirchens Sachen , ſind theils das Schußrecht über die Chriſtenheit, den Stuhl zu Rom und den Papſt, und über die chriſtliche Kirche, ſowohl die katho lifche , als evangeliſch -lutheriſche und reformirte ; theils die Erneurung der Reichsgefeße von Reli gionsſachen ,
an welchen er aber nichts åndern , noch F 2
84
Einleitung in die Beſchreibung
noch etwas neues befehlen darf; theils die Beſtá tigung der geiſtlichen Stiftungen, theils das Recht Commiſſarien zu den Wahlen der Erzbiſchöfe, Biſchöfe und Hebte zu ſchicfen, damit fie in ges bührender Ordnung geſchehen ; doch iſt der Com
miffarius bey der Wahl ſelbſt nicht zugegen ; theils das Recht der erſten Bitte (jus primariarum precum), kraft deſſen er in allen Stiftern und
Kloſtern des Reichs, ſowohl katholiſchen als evane geliſchen , (bey den unmittelbaren , wo er es vor dem weſtphäliſchen Frieden ausgeübet hat , bey den mittelbaren aber , wenn er am i Jenner 1624 im Beſik geweſen ,) in der Zeit feiner Regierung einmal eine Pfrůnde (beneficium ) an eine nach den
Statuten derſelben dazu tůchtige Perſon vergeben fann , die , wenn ſie eine erledigte Stelle mit Vors jeigung der kaiſerlichen Bitte , ben demjenigen ,
der ſie vergiebt , innerhalb Monatszeit ſuchet, allen andern vorgezogen werden muß ; theils das Recht, auf ein jedes Stift oder Kloſter in dem
Reich, einen Panis-Briefauszuſtellen , kraft deſſen daſſelbe verpflichtet wird , diejenige Perſon die dergleichen von dem Kaiſer erhålt , in das Kloſter aufzunehmen , und Lebenslang mit Eſſen , Trins fen , Kleidung und anderer Leibesnothdurft - zu verſorgen. Andere geringere Rechte, übergehe ich mit Stillſchweigen.
In Anſehung weltlicher Sachen , beſteht des Kaiſers einſeitige Gewalt , in folgenden Stů. chen . Er kann den Reichsſtänden , und andern unmittelbaren Perſonen und Communen , aller
hand Begnadigungen ertheilen ; nämlich er hat bas
des deutſchen Reiches.
85
das Recht, perſönliche Standesérhöhungen vor. gunehmen , 3. E. Edelleute, Edle, Ritter , edle Herren , Frenherren, Grafen, gefürſtete Grafen, Fürſten ac. zu machen , die Länder und Gebiete
in einen Hdhern Stand zu erheben , hdhere Canje tentitulaturen benzulegen , andere Wůrden und Aemter , j. E. eines Pfalzgrafen zc. und Wapen
zu ertheilen, auch , die legten zu vermehren, zu ver beſſern und zu ändern . Hiernachit hat er die Macht, Privilegien zu verleihen , als, de non appellando , de non evocando , ele &tionis fori, der Austråge, Univerſitåten zu beſtåtigen und ihs nen die Macht zu ertheilen , akademiſche Würden ju vergeben , das Meß- und Markt-Recht zu vers leihen , das Recht zu geben, einen andern an Kins des Statt aufzunehmen , einen Ort zu einer ſichern
Zuflucht zu machen, (jus aſyli,) das Recht zu ers theilen , fich von ſeinen Gütern zu ſchreiben , und daß der unterlaſſene Gebrauch erlangter Priviles gien, nicht nachtheilig ſeyn ſoll, u. ſ . w. Er hat ferner die Gewalt, eiſerne Briefe , (moratoria ,
die einen Schuldener wider feine Gläubiger in Sicherheit feßen ,) Schußbriefe wider unrecht måßige Gewalt, ( conſervatoria, die von ähnli chein Inhalt mit den vorigen,) und das Recht der
Voljährigkeit, zu ertheilen ; er kann außer der Ehe geborne Kinder , den ehelich gebornen gleich
machen, die Vergleiche und Vertråge der Reichs glieder beſtåtigen , Reichsgliedern die abgedrunge nen Eide in fo fern erlaſſen , daß ſie den andern
wegen der Sache, worüber fie den Eid geſchwo. ren baben , rechtlich belangen können ; diejenigen ,
& 3
wel
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Einleitung in die Beſchreibung
welche Lehen von dem Reich beſigen , damit beteha nen, und in Reichslehenfachen ſprechen ; er hat auch das Poſtredyt, und die Fürſten von Thurn und Tajis tragen das General-Reichs - Erb-und taiſerliche Hof- Poſtamt von dem Kaiſer und dem
Reich zu einem Thronlehn ; doch haben viele Stånde des Reichs eigene Poſten angeleget. Ja Unſehung der mittelbaren Glieder des Reichs, fann er alerley Begnadigungen , als perſönliche
Standeserhöhungen , Titel und Wapen, und Pris vilegien ertheilen , doch die lekten fo , daß den Rechten der Landesherren daraus kein Nachtheil
erwachſe. Hieher gehöret auch das Recht, Pri vilegien wegen des Bücherdrucks, und über neu erfundene Künſte zc. zu ertheilen , u. a. m. In
Anſehung fremder Machte, kann er, wenn er von denſelben von Reichs wegen angegriffen wird,
fich aller dem Reich unnachtheiligen Hülfe bedies nen , und folglich einen Defenſiv-Krieg führen ; er iſt auch befugt, fremden Mächten , mit des Landesherren Bewilligung, zuweilen Werbungen in dem Reich zu verſtatten.
Die gemeinſchaftlichen Rechte des Rais fers und der Churfürſten , betreffen die Reichs bündniſſe, Reichskriege, Veräußerungen oder
Verpfändungen der Reichslande, imgleichen die Wiedererwerbung der von dem Reich abgeriſſenen Stůce, und alle des Reichs Sicherheit und Staat
angehende Sachen , als worinn der Kaiſer, ohne Zuziebung und Einwilligung der Churfürſten ,
nichts thun foll ; worůber fich aber die Reichsfür ften befchweren . Die
des deutſchen Reiches.
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Die gemeinſchaftlichen Rechte des Rais
fers, der Churfürſten und gewiſſer anderer Stånde, betreffen das Recht, zolle zu verlei hen , fu erhöhen , und die nur auf eine gewiſſe Zeit gegebenen zu verlängern oder zu verweigern ;
die Stapelgerechtigkeit.zu ertheilen , Münzen zu ſchlagen , und die Verleihung großer Frenheiten an mittelbare Reichsglieder. Endlich iſt der Kai fer nicht befugt, ohne Bewilligung der geſammten
Stände des Reichs, einen Reichsſtand in die Acht oder den Reichsbann, des Reichs Ungnade :c. zuers klåren , Reichsgüter entweder zu veråußern , oder zu beſchweren ,einen Reichsſtand von Sik und Stimme
in den Reichscollegienauszuſchließen, neue Reichss geſeke zu machen , alte zu verbeſſern oder zu erlåus tern , Bündniſſe in Reichs-Sachen zu ſchließen ,
Reichskriege anzufangen , und Werbungen anzu ſtellen , einen Reichskrieg zu regieren , Reiches
frieden zu ſchließen, Reichsſteuern anzuſehen , Reichsmünz-Sachen einzurichten , Reichsfeſtuns gen zu erbauer , und Religions-Angelegenheiten und Streitigkeiten abzuthun.
$. 38. Weil der Kaiſer zu den wichtigſten Nes gierungsgeſchäften der Einwilligung der unmittel baren Reichsglieder bedarf (9.37.), ſo wird zur gemeinſchaftlichen Berathſchlagung über des deuts fden Reichs Angelegenheiten, eine Verſammlung gehalten, die der Reichstag genennet wird. Ale unmittelbare Reichsglieder, die Sik und Stim me auf demſelben, entweder beſonders, oderTheil
nehmungsweiſe haben , ſind Reichsſtånde. Er wird von dem Kaiſer" ausgeſchrieben , der auch , F 4
nach
1
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Einleitung in die Beſchreibung
nach geſchehener Verabredung mit den Churfüre ſten , Zeit und Ortdeſſelben beſtimmet, und er muß im deutſchen Reich gehalten werden. Sollte er einmal aufhören , ſo muß er doch wenigſtens alle
10 Jahre erneuert werden. Der erſte Reichstag
eines Kaiſers ſollte zu Nürnberg gehalten werden, Der jeßige , hat 1663 zu Regensburg feinen An fang genommen , und iſt bisher ohne eine neue
Ausſchreibung fortgeſeget,auch nur 1713 wegen der Peſt nach Augsburg , und 1742 vom Kaiſer Karl VII auf einige Jahre nach Frankfurt verlegeç
worden. Die Ausſchreibung geſchiehet durch gea dructe , und von dem Kaiſer ſelbſt unterſchriebene Patente , die in Geſtalt eines Schreibens ges . meiniglich 6 Monate vor dem Anfang des Reichs
tags an jeden Reichsſtand insbeſondere abgeſchicket werden, und zugleich die Veranlaſſung und die
wichtigſten Stücke der Berathſchlagung fürzlich anzeigen.
Der Kaiſer erſcheine(" entweder in
Perſon , oder hålt einen principal: Commiffa: rius , der heutiges Tages allemal ein Fürſt ift,
und dem gemeiniglich ein Con - Commiſſarius zugeordnet wird , der ein alter Reichshofrath , und in den Adel- oder Freyherren - Stand erhobes ner Gelehrter zu ſeyn pfleget. Die Stånde kön = nen entweder ſelbſt erſcheinen , oder Geſandte fchicken, oder ihre Stimmen einem andern Stand, oder deſſen Geſandten , auftragen. Auf Seiten derStånde, führet der Churfürſt zu Mayng, oder deſſen Gefandte, das allgemeine Directorium , und dieſe Geſandten legitimiren ſich allein ben dem
Principal - Commiffarius, der dieſes dem Reich durch
des Deutſchen Reiches.
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durch ein Commiſſions - Decret bekannt machet; Alle übrige Geſandte der Ståndę aber legitimiren fich ſowohl bey Chur- Maynz oder deſſen Gefand: ten , als bey dem kaiſerlichen Principal - Commiſ ſarius. Die Reichsſtånde theilen ſich in ihren Bez fathſchlagungen in 3 Collegia , nåmlid, in das churfürſtliche, fürſtliche, welches die Prálaten, Grafen und Herren' mit begreifet , und reichisa ſtädtiſche. Die erſten benden , werden die he: Ein jedes hern Reichs- Collegia genennet :
Collegium , hat ſeine eigenen Haupt- und Neben : gimmer , alle 3 Collegia aber verſammlen ſich zuç Anhörung des faiſețlichen Vortrags , und bei der Auswechſelung der Schlüſſe der beyden hdøern Collegien gegen das reichsſtådtiſche , auf dem Res und Correlations -Saal. In jedem Collegium wird der Schluß nac , den mehreren Stimmen gemacht ; doch fömmt es nicht auf die Mehrheit der Stim : men an , wenn-Religionsſache abgehandelt wer : n den , oder Sachen , da die Stände nicht als ein einiger Körper betrachtet werden können , oder wo alle Katholiken (corpus catholicum ) einer , und Alle Proteſtanten (corpus evangelicum f. evangeli çorum ) einer andern Meynung find . Sind alle 3 Collegia einig , ſo wird ein Schluß der 3 Reichs -Collegien , und aus dieſem ein Reichs gutachten an den Kaiſer oder deflen Principal Commiſſarius , abgefaſſet ;' find aber nur 2 Colle: gia mit einander einig , ſo wird ihr Sdıluß , nebſt des dritten beſondern Schluſſe , anſtatt eines Reichsgutachtens der kaiſerlichen Commiſſion über : geben .
Wenn der Kaiſer entweder das Reichs gut FS
90
ng
Einleitu
bung
in die Beſchrei
1 gutachten , oder den Schluß zweyer Collegien ges nehm galt , ſo wird ein verbindlicher Reichs fchluß daraus , und ſogleich zur Vollziehung , am Ende eines Reichstages aber in den Reichsabs ſchied gebracht. 8. 39. Von den Reichsſtanden , iſt jegt eine Das Recht der genauere Nachricht nöthig . Reichsſtandſchaft, und die Aufnahme in das fürſts liche oder gråfliche Collegium , wird nicht anders erlanget , als wenn einer Beſiker eines unmittel baren Fürſtenthums, oder einer unmittelbaren Reichsgrafſchaft, oder wenigſtens Herrſchaft iſt, und ſich mit einem ftandeswürdigen Reichsanſchlag (deſſentwegen auf dem Reichstag vorher das Nöthis ge feſtgeſegt iſt), in einen gewiſſen Kreis eingelaſſen und verbunden hat , und außerdem neben dem chura fürſtlichen , auch das fürſtliche Collegium , und die Bank, darinn er aufgenommen werden fou, in die Aufnahme ordentlich gewilliget hat. Man hat zwar ſchon oft , ſowohl ben Fürſten , als Gras fen , nachgeſehen , wenn ſie gleich keine unmittels bare noch ſtandesmåßige Güter gehabt, fondern nur einen gewiſſen Anſchlag übernommen haben ; doch iſt allemal dabey bedungen worden , daß ſola ches fünftig von niemand zu einiger Folge angezos gen werden , hingegen der neue Stand fich bald : möglichſt mit unmittelbaren Gütern verſehen , oder das Si - und Stimmrecht ſeinen Erben nicht zu gute kommen ſolle. Das Recht, Sig und Stim me auf Reichs- und Kreis -Tagen zu führen , haftet eigentlich aufdem Lande, und nicht auf der Perſon . Es giebt aber in Deutſchland Fürſten , die auf dem
des Deutſchen Reiches,
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Reichstage weder eigene Siße und Stimmen , noch an einem voto curiato Theil haben , und doch un ſtreitige Reichsſtånde ſind , auch die übrigen Ges rechtſame der Stånde des Reichs genießen.
Die
Urſache davon iſt , entweder weil ſie ihr Recht nicht ausüben wollen , oder weil die Ausübung deſſelben gewiſſer Urſachen wegen ſuſpendiret wird. So wenig ein jeder Reichsſtand deswegen auch ein Kreisſtand iſt , ( f. oben S. 63.) eben ſo wenig iſt ein jeder Kreisſtand deswegen auch ein Reichs Die unmittelbare Reichs - Ritterſchaft , ſtand. gehöret nicht zu den Reichsſtänden ,
im eigentlis
chen Verſtand alſo genannt , ob ſie wohl gleich anderen Stånden unmittelbar unter dem Kais fer ſtehet. S. 40. Die Reichsſtånde find theils geiſtlis chen , theils weltlichen Standes. Die geiſt= lichen ſind entweder evangeliſch oder katholiſch ausgenommen , daß das Bisthum Osnabrůd wechſelsweiſe mit einem evangeliſchen und katholis ſchen beſeßet wird . Die evangeliſchen Stånde find alle evangeliſch- lutheriſch , außer der Lebtiſs finn zu Herford , die reformirt iſt. Sie ſind fers Rer'entweder Biſchöfe, als Osnabrück und Lübeck , oder Lebtiſſinnen , als Quedlinburg , 2c. entwes der Fürſten , wie beyde genannte Biſchöfe, oder ges fürſtete debtiſſinnen, als Quedlinburg, Herford, 2c. Sie gelangen alle durch die Wahl der Capitel zu dieſer Würde , doch iſt die Wahl zu Osnabrück , Lübeck und Quedlinburg , eingeſchrånket. Sie haben weder des Kaiſers , (es wåre denn durch ein beſonderes Herfomninen
gewöhnlich ,)
noch des Paps
92
Einleitung in die Beſchreißung
ftes Beſtätigung , weder eine Ordination , noch das Pallium nöthig , leiſten niemand einen Eid ,
ſtehen unter keinem Metropolitan , und geben keine Annaten , ſondern melden ſich nur innerhalb Jahr und Tag nach ihrer Wahl bey dem Kaiſer wegen der Belehnung mit der Landeshoheit über ihr Stift. Sie müſſen beſtåndig den Titel, erwählá ter oder poſtulirter Biſchof, zc. führen ; bekommen
aber die bey den katholiſchen geiſtlichen Stånden ihres gleichen üblichen Titel , und dürfen wenn
die Capitulation nicht im Wege ſteht, beurathen, führen ſich auch ſonſt völlig als weltliche Standesa Die katholiſchen geiſtlichen perſonen auf. Reichsſtånde, find entipeder weltlicheGeiſtliche,
oder Ordensleute, oder Erzbiſchöfe, Biſchöfe, debte , Probſte , Xebtiſſinnen, Primate, (welchen Titel der Erzbiſchof zu Salzburg und Biſchof zu
Fulda führen ,) und legati nati des Stuhls zu Rom ; (ſo ſchreiben ſich der Churfürſt zu Cöln , und die Erzbiſchöfe zu Salzburg und Prag ; ) es gehören auch der Hoch und Deutſchemeiſter, und
2 deutſche Ordens- Land- Commenthure , imgleia chen der Großprior des Johanniter - Ordens in Deutſchland, hieher. In Anſehung der weltli chen Würde, ſind ſie Churfürſten , Fürſten , und fowohl gefürſtete als gemeine lebte , Próbſte und
Aebtiſſinnen , und üben in ihren Landen und Ges biethen alle Landeshoheit aus. Sie gelangen auch durch die Wahl der Domcapitel oder Kloſtercon vente zu dieſer Würde; doch ſind durch die con cordata nationis germanicæ einige Fälle ausge= nommen . Die Wahl wird entweder von dem
Papſt,
des deutſchen Reiches .
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Papſt , oder (welches von den nicht befreneten Abteyen gilt ,) von dem Biſchof, unter deſſen Sprengel das Kloſter gehöret, beſtätiget. Sie müſſen ihr Glaubensbekenntniß ablegen , und dem Papſt den Eid der Treue leiſten , worauf alsdenn die Conſecration und Benediction erfolget. Die. jenigen , welche das Recht des Pallii haben , můſ fen dieſe theure Binde von weiſſer Wolle , inners Halb 3 Monaten nach ihrer Conſecration , von dem Papſt löſen . Alle neuerwählte Erzbiſchöfe , Bis ſchöfe und Aebte , můſſen von den Einkünften , die ſie in den erſten benden Jahren ziehen ,
dem
Papſt eine ſtarke Summe bezahlen , welches Geld man die Annaten nennet. Die Erzbiſchöfe ſtehen insgeſammt unmittelbar unter dem Papſt ; ihre lande heißen Erzſtifte,
ihr geiſtliches Ge biet eine Provinz , und die Domkirche eine Me tropolitankirche. Jeder Biſchof ſteht unter einem Erzbiſchof, der ſein Metropolitan , er aber deſſelben Suffraganeus heißt ; doch ſind die Bie fchöfe zu Bamberg , Regensburg und Paſſau ausgenommen , die unmittelbar unter dem Papſt ſtehen .
Ihre Lande heißen Kochſtifte, die Dom
kirchen werden Cathedralkirchen , und ihre Ges biete Kirchſprengel , ( Dióceſen ) genennet. Die debte ſtehen unter den Biſchöfen , in deren Kirch . ſprenget fie liegen , es wåre denn ein Kloſter von dem Papſt dießfalls beſonders befrenet, in welchem Fal es exemt genennet wird. Die Kloſter heißen Stifre. Viele unmittelbare Stifte und Kidſter, haben ihre Advocaten , oder Vogte , Kaſtena végte , Schuß- und Schirm - Serren . Endlich pflegen
94
Einleitung in die Beſchreibung
pflegen alle geiſtliche Reichsfürſten , gefürſtete Uebte und Aebtiſſinnen , gewiſſe fürſtliche, gråflis che , freyherrliche oder adeliche Familien, mit iha res Stifts - Erb- Råmmerer - Truchſes -Schenkens
Marſchall - und andern Aemtern zu belehnen , vor. nehme Familien aber ſolche wieder an andere nies
drigere Familien , als Afterlehen zu geben. Die weltlichen Stände, ſind Churfürs
ſten , Sürſten , Grafen , Serren und Reichs ſtådte, die aber einander nicht unterworfen ſind.
Sie gelangen zur Regierungsnachfolge durch Ger blüts -Erbfolge, Bewilligung des Kaiſers und Reichs , öffentliche Vertråge , Erbſchaft und Erbs verbrüderungen . Ordentlicher Weiſe gelangen nur die Söhne zur Erbfolge, und das Reche der Erſtgeburtwird nach u. nach in allen fürſtlichen- u. gråflichen Häuſern eingeführet. Die von der Rea
gierung ausgeſchloſſenen Söhne , werden gemei
niglich apanagirte , beſſer aber nicht regierende Serren genennet, und entweder mit Land und Leuten , oder, welches immer mehr gewöhnlich wird , mit Geld abgefunden. Die Stånde des Reichs, find, vermoge des Reichsherkommens ,
verbunden , ſich eine ſtandesmåßige Gemahlinn zu erwählen , wenn anders die Gemahlion und
Kinder gleicher Würde theilhaftig werden , und lekte des Vaters Lande erben ſollen. Die Vers
måhlung eines Churfürſten oder Fürſten mit einer Gråfinn, und eines Fürſten und Grafen mit einer von altein Adel , iſt nicht unſtandesmåßig .
S. 41. Von dem muthmaßlichen Urſprung der
Churfürſten , und von iþrem Recht, den Kaiſer 34
AM VII
des deutſchen Reiches.
zu wählen ,
95
iſt oben ( S. 30.) gehandelt worden .
Jegt find andere Vorrechte derſelben anzuführen . Der Kaiſer giebt ſeit 1711 den Geiſtlichen den Titel: hochwürdigſte und Neven ; den weltlichen aber, durchlauchtigſte and Dheimne. Die weltlis den haben den Titel, Churfürſtl. Durchlaucht, franz. Son Alteſſe électorale Sereniſſime, ange nommen , die geiſtlichen aber , die feine geborne Prinzen ſind , führen noch den Titel Churfürſtl. Gnaden ,
franz. Son Alteſſe
électorale.
In
Aufſchriften wird ein geiſtlicher Churfürſt Hochs würdigſter , Reverendiſſimus, und ein weltlicher, Durchlauchtigſter , Sereniſſimus, genannt. Ob gleich von Älters her die geiſtlichen Churfürſten den erzbiſchöflichen , und die weltlichen , den bere zoglichen , mark- und pfalz - gråflichen Titel , dent curfürſtlichen vorſeßen , ſo iſt und bleibt doch die durfürſtliche Würde höher , als die erzbiſchöfliche, Herzogliche, mark - und pfalzgräfliche. Sie ſeken auch ihr Erzamt vor dem churfürſtlichen Titel. Bey ihren Belehnungen , ſind ſie frer von den Spors teln . Sie können Geſandte von dem erſten Rang an den Kaiſer ſchicken , und zwar zu gleicher Zeit mehr als einen . Ein neuerwählter Kaiſer muß ihnen ſogleich ihre Freyheiten und Würde beſtåti In Anſehung des Reidysbündniſſe , Reichs kriege , Peräußerungen und Verpfändungen der Reichslande , ic. und aller der Reichs Sicherheit gen.
und
öffentlichen Staat angehenden Fålle ,
kann
der Kaiſer nichts ohne Zuziehung derſelben thun ; denn ſie ſind , wie die Wahlcapitulation ſaget , feine innerfte Råthe. Die Reichstage , werden von
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Einleitung in die Beſchreibung
von dem Kaiſer mit der Churfürſten Bewilligung oder auf derſelben Verlangen , gehalten. Jeder Churfürſt hat das Recht, wenn die Zahl der 50 4
Aſſeſſoren voll iſt ; 2 Kammergerichts - Beyfiger zu präſentiren , es gehen auch die von ihnen prá: ſentirten Affeſſoren den vom Kaiſer ſelbſt pråſen ,
tirten , im Rang vor. Ihre Churlande haben ein unumſchrånktes privilegium de non appellando .
Sie haben ihre beſondere 1338 abgefaßte, und nachmals , inſonderheit aber 1521, erneuerte Vereinigung und Verbindung unter ſic); ſie fón
nen zu gemeinſchaftlichen Berathſchlagungen zu: fammen kommen , oder ſogenannten Churfür: ſtentage halten ; man kann an ihnen das Verbrea chen der beleidigten Majeſtåt begehen , und ihre
eigentlichen Churlande ſind untheilbar , ſo daß ſie jederzeit aufden erſtgebornen fallen ; ja nunmehr verbleiben demſelben die ſämmtlichen Lande. Sie baben ſich in der kaiſerlichen Wahlcapitulation ausbedungen , daß ihre Geſandten den Fürſten in Perſon ohne Unterſchied vorgehen ſollen : dieſe aber beſchweren ſich ſowohl darüber, als über eini
ge andere Stücke.
Sie weichen zwar den Konia
gen , und ihre Geſandten den königlichen Geſande ten ; hingegen erhalten ſie und ihre Geſandten von allen Staaten alle Ehrenbezeugungen , die
den Königen und ihren Geſandten wiederfahren, und geben weder einem Cardinal, noch einem påpſt: lichen Geſandten , noc, auch einer freyen Republik den Rang. Auswårtige Könige nennen die welta lichen Churfürſten und von den geiſtlichen , die,
welche geborne Prinzen ſind, Brüder.
Endlich iſt
des deutſchen Reiches.
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iſt noch zu bemerken , daß ein Churfürſt nach zu. rückgelegtem 18ten Jahrvolljährig ſen. . 42. Das beſondere Erzamt, welches erb
lich und unzertrennlich auf dem Erzſtift und welt lichen Churland haftet, und die beſonderen Vors rechte eines jeden Churfürſten , find folgende. 1. Der Churfürſt zu maynz, des heil. róm. Reichs Erzkanzler durch Germanien iſt Director des churfürſtlichen Collegii, oder, wie er ſich ſelbſt nennet , auch oft von andern genennet wird , Dechant, (Decanus ) deſſelben , macht,
das Abſterben eines römiſchen Kaiſers ſeinen Mit: Churfürſten bekannt, ſchreibet den Wahltag aus, niinmt den fåmmtlichen Churfürſten oder ihren Geſandten den Wahleid ab, ſammlet ihre Stim
men , und verfündiget die geſchehene Wahl , ſal bet den erwählten Kaiſer , wenn die Krónung deſſelben in ſeinem Sprengel geſchiehet: wird ſie aber an einem Ort verrichtet, der weder in ſeinem
noch in des Erzbiſchofs von Cölln Sprengel lieget , ſo wechſelt er mit demſelben ab. Auf dein Reichs tage führet er das algemeine Directorium ; und der Kaiſer ſoll ihm keinen Einhalt thun , wenn
er , der kaiſerlichen Propoſition zufolge, und dem Reich zum Beſten , ein und andere Sacher ,
wie auch der klagenden Stånde Beſchwerniſſe, in
das churfürſtliche,oder in alleReichscollegia, bringt, noch ſonſt dem Churmannziſchen Erzkanzelariat und Reichsdirectorio Ziel und Maaß geben , noch daran hinderlich ſeyn wollen , sc.
Bey ihm oder
ſeinen Geſandten , legitimiren ſich alle Geſandte,
ſowohl der Reichsſtånde, als der auswårtigen Macho sth. 7 A.
98
Einleitung in die Beſchreibung
Mächte.
Er ernennet einen Reichs-Vicekanzler
oder Reichs - Hof- Vicekanzle , der ihm ſowohl, als dem Kaiſer , ſchwören muß , reket alle Bes dienten der Reichskanzley , und hat die Oberboth
måßigkeit über dieſelben , wie auch die Aufſicht über das Reichsarchiv. Der Kaiſer låßt durch ihn den Reichshofrath viſitiren. Er hat die Pro tection über das Poſtweſen im römiſchen Reich, und ſeine Råthe bezahlen féin Poſtgeld auf den Reichspoſten. Der Kaiſer nennet ihn ſeinen lie ben Neven , Churfürſten und Rath. Andere
Vorrechte übergehe ich ſtillſchweigend. 2. Der Churfürſt zu Trier , iſt des heil. rom. Reichs Erzkanzler durch Gallien und
das Königreich Arelat, welches aber jegtnur ein bloßer Eitel iſt , ohne Verrichtungen.
Ben
einer rómiſchen Königswahl, hat er die erſte Stim me , und gehet Chur- Cölln beſtåndig vor : vor der Wahl nimmt er den Eid von Chur - Manny ab ; fonſt aber wechſelt er mit dem Churfürſten von Edln im Range ab. 3. Der Churfürſt zu Cölln , iſt des heil. róm. Reiche Erzfanzler durch Italien , (welches jekt auch nur ein bloßer Titel iſt , hat bey der Wahl eines römiſchen Königs die zirente Stimme, und wenn derſelbe zu Aachen und in
dem cóllniſchen Erzftift gefrånet wird , das Recht, ſolche Krónung allein zu verrichten ; gefchiehet fie aber an einem dritten Ort , der weder in ſeinem
nod, im maynziſchen Erzſtift lieget , fo wechſelt er darinn mit Chur -Maynz ab. 4. Der
des deutſchen Reiches.
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4. Der König und Churfürſt in Böheim, iſt (Erzſchenk des heil. rom . Reichs , ( davon er aber weder Titel noch Wapen führet,) und überreicher als ſolcher dem römiſchen Kaiſer den mit Wein und Waſſer angefüllten Credenzbecher, und erſten Trunk an der Tafel in einem ſilbernen Becyer , von 12 Marf ſchmer, der hernach , nebſt dem Pferd, feinem Vicarius zu Theil wird . Seine übrigen Vorrechte ſind, daß er aden andern welt: lichen Churfürſten vorgehet, in Proceſſionen uns mittelbar nach dem u omiſchen Kaiſer gehet , da ihm denn die römiſche Kaiſerinn und die Churfürs ften von Maynz und Cölln folgen ; im churfürſi lichen Colegium die dritte Stimme hat , u . a . m. Er hat zu Reichs - Erbſchenken ſeit 1714 die Grafen von Althan , von des Grafen Michael Johannes , geweſenen kaiſerlichen Obriſtſtallmeis ſters , Linie , die Wapen führen.
deswegen einen
Becher
im
s . Der Churfürſt von Pfalz -Bayern, iſt des beil. róm. Reichs Erz - Truchſes , (oder Erzs Rüchen -Meiſter) und führet wegen dieſes Erz amts , außer dem Titel, auch den goldenen Reidys apfel im Wapen ; tråget dem Raiſer bey der Kro nung den Reichsapfel vor , hat ſeine Stelle gleich nach Böheim , reket ben der kaiſerlichen Krdnung 4 ſilberne Schüſſeln , 12 Mark ſchwer , auf die kaiſerliche Tafel , und überreicht die erſte Speiſe. Zu Reichs - Erb - Truchfefſen , hat er die Graa fen von Waldburg, die dieſerwegen den goldenen Reichsapfel im Wapen Haben . Schon 1329 verglichen ſich die beyden hohen und verwandten Håu
11
100
Einleitung in die Beſchreibung
Häuſer, Bayern und Pfalz , daß die Chur unter ihnen wechſelsweiſe umgehen ſollte : Pfalz aber eignete ſie ſich bald allein zu , und wurde 1356 darinn beſtätiget: allein , 1623 , als der Chur fürſt von der Pfalz, wegen der båheimiſchen Håne del , in die Acht erkläret wurde , bekam der Herzog Marimilian von Bayern die Chur ; die auch im toeſtphäliſchen Frieden beym bayerſchen Hauſe blieb.
1706 wurde Bayern in die Udit erklåret , weil es auf die franzöſiſche Seite trat , und da bekam Pfalz, deſſelben Erfamt und Vorzüge ; Bayern aber ward im baadenſchen Frieden völlig
wieder hergeſtellet. Als der WilhelminſcheManns ſtamm des Hauſes Bayern 1777 ausſtarb, fiel die bayerſche Churwürde nebſt dem Erzamt wieder mit dem alten Rang an das Haus Pfalz, welches ſeitdem Pfalz - Bayern genennet wird. Wegen des auf dem Erztruchfeſſen - Amt haftenden Vica riats, waren ehedeſſen zwiſchen Bayern und Pfalz große Streitigkeiten , die nun wegfallen. Sonjë hat das Haus Pfalz die Schußgerecktigkeit über alle Keßler eines großen Diſtricts , iſt durch ganz Deutſchland Schußherr des Johanniter- Ordens, kann adeln , und Edelleute in den Grafenſtand erheben , und hat das Wildfangsrecht, kraft deſſen es alle unehelich, geborne und andere fremde Perſonen , die innerhalb Jahr und Tag keinen nachfolgenden Herrn Şaben , an ſolchen Dertern , die dergleichen Gerechtigkeit unterworfen ſind , zu Leibeigenen machen kann , alſo , daß ſie ſich zu den Churpflichten , und zur Erlegung eines ge wiſſen
IOI
des deutſchen Reiches .
wiſſen Bahrzinſens und zu Sterbegefällen verpflich : ten müſſen. 6. Der Churfürſt zu Sachſen , iſt des heil. róm . Reichs Erzmarſchall, und führet , außer dem
Titel, dieſerwegen 2 freuzweis über
einander gelegte Schwerdter im Wapen .
Wegen
Der den Churlanden anklebenden Pfalzgrafſd aft, iſt er ,
wenn das Reich fein Oberhaupt hat,
in
den Landen des fächſiſchen Rechts, und in andern in ſolches Vicariat gehörigen Gegenden, Vicarius des Reichs. Auf den Reichstagen und bep andern fenerlichen Gelegenheiten , tråget er dem Kaiſer das Reichsſchwerdt vor ; reitet auch bey der Kro nung in einen Haufen Hafer, und füllet von denſels ben ein ſilbernes Maaß vol . Wenn Chur-Sachſen auf den Reichstagen zugegen iſt , ſo überſchicket Chur - Maynz demſelben die Citationszettel zur Reichsverſammlung, die derſelbe ro fort dem Reichs - Erbmarſchall zuſendet , um die Zuſam menberufung der Churfürſten und anderen Stan de zu veranſtalten ;
weiſet auf den Reichstågen
den Churfürſten oder ihren Geſandten durch ſeinen Erbmarſchall die Quartiere an , durch den er auch andere Anſtalten , wegen der Lebensmittel und Sicherheit, machet; hat, ſolangedie Reichs tage währen , die Gerichtsbarkeit über alle chur: fürſtliche und anderer Reichsſtande Bediente, auch in Criminalſachen ; þat 'ferner, wenn das churmaynziſche Directorium erlediget iſt, das Di rectorium
aufdem Reichstag ,
und die Schußge
rechtigkeit über die Reidysſtadt Mühlhauſen , im gleichen über alle Trompeter im ganzen römiſchen G, 3 Reich .
102 Einleitung in die Beſchreibung
Reich. Zu Reichs - Erbmarſchallen , hat er die Grafen von Pappenheim , die wegen dieſes Umts auch die churfächſiſchen Schwerdter im Wapen führen. Auf den Fall des pappenheimis ſchen Hauſes , haben die Grafen von Calenberg
zu Muſka, die Anwartſchaft auf dieſes Reichs Erbamt bekommen .
7. Der Churfürſt zu Brandenburg , ift des heil. r & m . Reichs Erzkämmerer , tråget dem Kaiſer das Scepter vor , welches er auch im Wapen , fo wie das Erzamt im Titel, führet;
reichet dem Kaiſer in einem ſilbernen Handbecken das Waffer , um die Hände zu waſchen ; darf mit
ſeinen Lehnſchaften, Fürſtenthümern und Lån dern, als mit Alodialgütern verfahren, nach eige nem Gefallen neue Zolle, und auf allen Stromen
Mühlen anlegen. Sein Erbkåinmerer , iſtder Fürſt von Hohenzollern , der zum Wapen 2 kreuz
weis und ſchråg geſtellte goldene Scepter im rothen Schilde, und auf einem goldenen gefron ten Helm , ein gerades goldenes Scepter , iin Wapen führet.
8. Der Churfürſt zu Pfalz, war ehemals
Erztruchſes , in dem weſtphäliſchen Frieden aber ward er Erzſchafmeiſter; welches Erzamt er im Titel , und wegen deſſelben die kaiſerliche Krone im Wapen führte, und feit 1653 die Gra: fen von Sinzendorf zu.Reichs - Erb -Schaßmei ſtern hatte , die deswegen die kaiſerliche Kro ne ihrem Wapen einverteibet haben. 5
Als der
Churfürſt von Bayern in die Reichsacht erklåret
ward , und Pfalz das Erztrudyſeſſenaint wieder era
des deutſchen Reiches.
103
erhielt, bekam der Churfürſt zu Braunſchweig Lüneburg das Erzſchaßmeiſteramt, von weldjem er 1706 ſich auch v und welches nach des Churhauſes Bayern gånzli chem Abgang , da Pfalz in deſſelben Stelle getre ten , - dem Churhauſe Braunſchweig - Lüneburg völlig eigen geworden. Der Erzſchatzmeiſter. wirft bey der Krönung des Kaiſers goldene und filberne Krónungsmünzen unter das Volf , und tråget bey dein fenerlichen Umgange diefaiſerliche Krone. Das djurfürſtliche Haus Braun ſchweig - Lüneburg hat die umwechſelnde Re gierungsfolge im Hochſtift Osnabrůç , und einige andere Rechte und Privilegia . - Kaiſer Leopold erhob zwar das durchlauchtigſte hannoveriſche Haus , wegen der ihm und dem Reich geleiſteten vortrefflichen Dienſte , ſdon 1692 zur neunten Churwürde ; es bekam aber erſt 1708 Sig und Stimme im churfürſtlichen Collegio . 9. 43.
Dem Range nach , folgen hiernachli
die Reichsfürſten , das iſt, diejenigen Fürſten, die auf dem Reichstag im Reichsfürſtenrath ein votum virile führen , die theils geiſtliche, theils weltliche, theils alte , theils neue , (die erft ſeit Ferdinands II Zeit in dieſen Stand erhoben wor den ) und zum Theil auch nur gefürſtete Prålaten und Grafen ſind . Die geiſtlichen ſind entwe der Erzbiſchöfe , oder Biſchöfe,
oder gefürſtete
Aebte und Probſte, und zu denſelben gehören auch der Hoch- und Deutſchmeiſter , und der Jo þannitermeiſter. Der Kaiſer nennet ſie ehrwür dige ,
und im Zuſammenhang , S4
Dr. Andacht, wenn
104 Einleitung in die Beſchreibung wenn ſie aber von fürſtlicher Herkunft find , Dr. Andacht und Liebden . Unter den weltlichen iſt ein Erzherzog, und die übrigen ſind Herzoge , Pfalzgrafen, Markgrafen , Landgrafen , Fürſten und gefürſtete Grafen. Der Kaiſer giebt ihnen den Titel : Hochgebohrner lieber Vetter und Fürſt, und im Zuſammenhang, Dr. oder Dero Liebden,
doch baben die meiſten alten fürſtlichen Häufer vom Kaiſer den Titel Durchlauchtigſte Hochgea borne , und in Handſchreiben den Titel , Euet Liebden , erhalten . Dr. Pol Deiner heißen, wird
aber gern Dero geleſen. In dem reichsfürſtlichen Collegio oder Rath find 3. Bánke. Auf der fo genannten geiſtlichen Bank, fißen die geiſtlichen Fürſten , nebſt den Erzherzogen zu Deſtreich und Herzogen zu Burgund , und zwar ſo wechſelt
Deſtreich tåglich mit Salzburg in der erſten Stelle ab ; es haben auch die Directoria der Reichsprå laten unten auf dieſer Bank ihren Sik.
Die
übrigen Reichsprålaten ſiken zwar nidyt auf dieſer Banf , aber doch mit im fürſtlichen Collegio .
Auf der weltlichen Bank , fiken die übrigen weltli chen Fürſten , und die Directoria der Reichsgra
fen , die übrigen Reichsgrafen aber haben ihren beſonderen Plaß im Reichsfürſtenrach. Endlich rigen auf der Querbank die Biſchöfe von Lübeck und Osnabrück , wenn der lekte evangeliſch iſt:
Die geiſtlichen Reichsfürſten , welche Siß und Stimme im Reichsfürſtenrath haben, ſind die Erzbiſchöfe von Salzburg und Biſana, (Be ſançon ,) welcher legte aber den Reichstag ſchon ſeit langer Zeit nicht mehr beſchicfet, der Hoch
und Deutſchmeiſter , die Biſchöfe zu Bamberg, Würz
des deutſchen Reiches.
.
105
Würzburg, Worms, Eichſtädt, Spener, Straß. burg , Coſtanz , Augsburg , Hildesheim, Pader, born , Frenſingen , Regensburg , Paſſau , Tris dent , Bripen , Baſel, Münſter, Osnabrúd , Lüttich , Chur , Lübeck, Fulda, der geſtiftete Abt zu Kempten , der gefürſtete Probſt zu Berchtols. gaden , die gefürſtete Probſten Weiſſenburg , die gefürſteten Abteyen Prům , Stablo und Corver ; zuſammen 33 Die weltlichen Reichsfürſten , welche Siz und Stimme im Reichsfürſtenrath haben , fino der Erzherzog zu Deſtreich , die Herzoge zu Bure gund , Bayern und Magdeburg, der Pfalzgraf ju Lautern , zu Simmern und Neuburg , der Herzog zu Bremen, der Pfalzgraf zu Zweybrůs den , zu Veldenz und Lauterec , der Herzog zu Sachſen - Weimar , zu Eiſenach , zu Coburg , zu Gotha , ju Altenburg , der Markgraf zu Bran , denburg - Culmbach , und der Markgraf zu Brans denburg - Onolzbady, der Herzog zu Braunſchweig. Zell, - zu Grubenhagen , zu Calenberg und zu Wolfenbüttel, der Fürſt zu Halberſtadt, der Her: zog zu Vorpommern , zu Hinterpommern , zu Verden , zu Mecklenburg -Schwerin, zu Mecklens burg - Güſtrom , zu Wirtemberg , der Landgraf von Heſſen - Caſſel und von Heſſen - Darmſtadt, der Markgraf von Baaden - Baaden , von Baa: den - Durlac , und von Baaden - Hochberg , der Herzog zu Holſtein - Glückſtadt und zu Holſtein Gottorf,
der Herzog
zu
Sachſen - Lauenburg ,
der Fürſt zu Minden , der Herzog von Savoyen, (der ſich aber feines Siß- und Stimm -Rechts G5 nidyt
106 Einleitung in dieBeſchreibung nicht bedienet,) der Landgraf zu leuchtenberg, die Fürſten zu Anhalt , die gefürſteten Grafen zu
Henneberg, die Fürſten zuSchwerin, zu Camin , zu Rakeburg , zu Hersfeld , der gefürſtete Graf zu Mümpelgard , (obige pflegen zu den alten und die folgenden zu den neuen gerethnet zu werden ,)
der Herzog von Aremberg , die Fürſten zu Hohen
zollern , zu Lobkowiß, zu Salm , zu Dietrich ſtein , zu Naſſau - Hadamar , zu Naſſau - Dillen burg , zu Aursberg , von Oſtfriesland, von Für ftenberg , von Schwarzenberg, von Lichtenſtein , von Thurn und Taris , ( deßen Aufrufung die alt
fürſtlichen Häuſer beſtändig widerſprechen ,) und hie Fürſten von Sdywarzburg, zuſammen 61 . Dieſe Reichsfürſten haben zum Theil viele Rang ftreitigkeiten unter ſich , in Anſehung deren die
von Pommern , Mecklenburg , Wirtenberg, Her fen , Baaden und Holſtein - Glückſtadt ſid, vergii chen haben , und daher die alternirenden oder
umwechſelnden S & uſer genennet werden. Ben dem Aufrufen in dem Reichsfürſtenrath , wird von der geiſtlichen auf die weltliche Bank abgea wechſelt. 1
Jülich , Cleve und Berg haben unſtreitiges Recht zu fürſtlidyen Stimmen im Reidysfürſtens rath , die aber ſeit 1609 dergeſtalt ruhen , daß ſie nicht einmal aufgerufen werden .
Die übrigen
Fürſten aber haben bisher noch keine Stelle im
Reichsfürſtenrath erhalten ; doch haben ſich ſchon unterſchiedene darzu gemeldet , einige haben auch entweder aller , oder doch einiger Reichscollegien Schlüt
des deutſchen Reiches . Schlüſſe , für ſich ,
107
und andere des Kaiſers Empfehlung,
9. 44. Die Reichsprälaten oder Aebte, Probſte und Pebtiſſinnen , die Sik und Stim me auf dem Reichstage haben , theilen ſich in die ſchwabiſche und rheiniſche Bank ,
deren jede
in dem Reichsfürſtenrath nur eine Stimme hat , und wechſelsweiſe mit den Grafen aufgerufen · wird . Die Prålaten und Aebtiſſinnen auf der fchwäbiſchen Bank, ſind die Uebte zu Sala mansweiler, Weingarten , Odyſenhauſen , Elchin gen , Yrſee, Urſperg , Kayſersheim , Roggen burg , Roth , Weiſenau , Schuſſenried , March thal, Petershauſen , der Probſt zu Bettenhauſen , der Abt zu Zwiefalten , der Abt zu Gengenbach , Hegbach , Gutenzel , die debtiſſinnen zu Roten münſter , Baind , und Neresheim. Auf der rheiniſchen Bank, ſollen der Sage nach , ſigen , der Landcommenthur der Balley Coblenz , der Probſt zu Odenheim , die Aebte zu Werden , zu St. Ulrich und áfra in Augsburg , zu St. Geor gen in Iſay , zu St. Cornelii Münſter ; und zu St. Emeran in Regensburg ; die Aebtiſſinnen za Erlen , zu Buchau am Federſee, zu Quedlinburg, zu Hervorden , zu Gernrode , zu Nieder- und Ober -Münſter in Regensburg , zu Burſcheid, Gan : dersheim und Thoren . Dieſe zwey prålatiſchen Col: legia ſtehen aufder katholiſchen Seite, ungeachtet in dem rheiniſchen 3 anſehnliche gefürſtete evangeli de Aebtiſſinnen find. Das ſchwäbiſche Colle: gium hat einen Director und Mit-Director , die es Lebenslang bleiben , auch einen gemeinſchaftli chen
108
Einleitung in die Beſchreibung
chen Syndicus .
Des rheiniſchen beſtåndiger
Director , iſt der Prälat zu Werden . . 45. Die Reichsgrafen und Serren , die Siz und Stimine auf den Reichstagen haben , þeißen größtentheils Grafen , zum Theil aber Land grafen , Burggrafen , Wild- und Rheingrafen , Es ſind auch in den Frey - und edle Herren . gråflichen Collegien noch viele Fürſten , die biss her feine eigene Siße und Stimmen auf dein Reichstage þaben erhalten können .
Die Reichs
grafen' und Herren theilen ſich in 4 Collegia , de : ren jedes auf dem Reichstage in dem Reichsfür ſtenrath eine eigene Stimme hat. Der Graf oder Geſandte, der ſolches Collegium vorſtellet, fiket auf der weltlichen Fürſten - Banf , nach allen Das Wetterauiſche und fürſtlichen Geſandten . ſchwabiſche Collegium wechſeln mit einander im Rang ab . Das
wetterauiſche
Colegium ,
deſſen
Mitglieder alle evangeliſcy ſind , beſtehet aus den Fürſten und Grafen zu Solms , ju Menburg und zu Stolberg , aus den Grafen zu Witgenſtein , den Rheingrafen , den Grafen zu Leiningen - Har: tenburg, Leiningen - Weſterburg, Reuß, Schöns burg , Ortenburg . Die Grafen von Wartenberg find wieder ausgeſchloſſen worden . Wied - Runkel weggen Kridingen , Hanau, Naſſau Saarbrücken , uſingen und Weilburg , Waldeck und Schwarz burg, haben ſich abgeſondert. Königſtein gehörte aud, dazu . Das ſchwäbiſche Collegium , beſtehet aus
den Beſikern der Graf- Landgraf- und Herrſchaf ten
i
,
des deutſchen Reiches .,
109
ten Heiligenberg und Werdenberg, Straßberg , Arſchhauſen , Dettingen, Montfort , Helfenſtein, Kletgau , Königsegg, Waldburg , Eberſtein , Hohen -Geroldseck, den Grafen Fugger wegen
ihrer ſchwäbiſchen Kreislande , Eglof, Bondorf, Thannhauſen , Eglingen , imgleichen den Grafen
von Khevenhüller , von Kuffſtein , Harrach), Sternberg und Neipperg', die ſo wie der Fürſt von Colloredo , nur als Perſonaliſten anzuſehen ſind. Churpfalz hålt ſid, 'nun auch zu dieſem Collegio , und Wirtemberg wegen Juſtingen , hingegen Oeſtreich iſt wegen Hohenems noch nicht dazu getreten. Die Mitglieder dieſes Collegiums
ſind insgeſammt katholiſch , und es ſucht ſehr zu verhüten , daß fein evangeliſcjer Siß und Stim me darinn bekommen moge.
Das frånkiſche Collegium , beſtehet aus Hohenlohe, Caſtell, Wertheim , Erbach , kims burg, Seinsheim , Rieneck, Wolfſtein , Reis chelsberg , Wiſentheid, Windiſchgråk , Roſens berg , Stahrenberg , Wurmbrand, Giech , Grås veniß und Púckler . Die 7 lekten ſind Perſonali ſten . In dieſem Collegium ſind die evangeliſchen Mitglieder zahlreicher als die katholiſchen .
Das weſtphäliſche Collegium , machen aus Sayn - Altenkirchen , Sayn- Hachenburg, Wied, Schauenburg , Oldenburg , Delmenhorſt, Lippe, Bentheim - Bentheim , Tecklenburg, Bentheim Steinfurt, Hoya, Virneburg , Diepholz, Spies, gelberg , Rittberg , Pyrmont, Gronsfeld, Red . heim , Anholt , Winneburg - Beilſtein , Holz.
apfel, Blankenheim und Geroldſtein , Wittem , Geb.
110 Einleitung in die Beſchreibung
1
Gehmen , Gymborn - Neuſtadt, Widerabt, My, lendonk, Reichenſtein , Schleiden , Kerpen und Lommerſum , Dyck , Saffenburg, Hallermund,
Rheineck. Die evangeliſchen Mitglieder dieſes Collegiums find zahlreicher als die katholiſchen. 1784 wurde zwiſchen den Mitgliedern beyder Kir
den der Vergleich geſcloſſen , daß ſie zuſammen gwen Geſandte, einen von der katholiſchen , und einen von der evangeliſchen Kirche bey dem Reichs tage anſtellen wollten , daß unter dieſen nach den
Nationen abgewechſelt, nnd von den katholiſden der Anfang gemacht werden ſolle. Im großen gerechnet, ſind von jeher , das .
wetterauiſche, frånkiſche undweſtphåliſche Gra fen - Collegium , für evangeliſch , das ſchwäbiſche aber für fatholiſch gehalten worden . Ein jedes Collegium hat ſein beſonderes Dis rectorium , und dieſes in einigen gewiſſe Adjuncte. 1
Ben dem wetterauiſchen Colegio, wird das Directorium ordentlicher Weiſe alle 3 Jahre ver åndert , und die gewöhnlichen 4 adjuncti Di rectoris, führen die Adjunctur auch nur 3 Jahre. Drey werden allemal aus den wetterauiſchen und rheiniſchen gråflichen Familien , der vierte aber
von den ſogenannten oberſächſiſchen zugewandten Håuſern Schwarzburg , Reuß und Schönburg,
erwåhlet. Das ſchwäbiſche Collegiuin hat 2 Directores und 4 Adjunctos , die alle erwählet
werden , und es Lebenslang bleiben.
Jin från
kiſchen Collegio wird mit dem Directorio nach
dem Alter abgewechſelt, und es bleibt 3 Jahre ben cinem . Auf des Directors Begehren , wird ihm ein
des deutſchen Reiches.
III
ein Adjunctus beygefüget. Vormals iſt das Die rectorium allezeit nur bey den s alten Häuſern
Hohenlohe, Caſtell, Erbach , Wertheim und Limburg, geweſen. Im weſtphaliſchen Gra fent - Collegio, ſind die Directores immer auf Les benslang erwählet worden , und keine Adjuncti gewöhnlich geweſen .
Ø. 46. Reichsſtädte, nennet man diejenigen Stådte in Deutſchland , die durch ihren eigenen Magiſtrát regieret werden, unmittelbar unter dem Kaiſer und dem Reich ſtehen, und aufdem Reichs
tage Siß und Stimme haben , als auf welchein ſie ein eigenes , und zwar das dritte und legte
Collegium ausmachen. Einige find ganz katho liſch , andere , und zwar die meiſten , gang evan geliſaly, und noch andere gemiſcht, zu welchen lekten diejenigen gehören , von deren Bügerſchaft, oder vielmehr von deren Rath , ein Theil 1624 öffentliche und eigene Religionsübung in der Stade gehabt hat. In ihrem Gebiet, üben ſie die Lan deshoheit aus. Einiger Gebiete ſind ſo anſehn
lich , daß ſie ſich wohl Republiken nennen könnten, weldjes Titels ſie ſich aber im ſtilo curiali enthal Einige haben noc, von alten Zeiten her ten . Reichsvogte und Reichsſchultheiſſen ; einige be
zahlen auch nody die alten Reichsſteuern : diemeis ſten aber ſind von beyden frey.
Es theilet ſich
aber ihr Collegium auf dem Reichstag in die rheiniſche und ſchwabiſche Bank. Beym Auf ruf wird von jener der Anfang gemacht, und als denn von einer Bank auf die andere mit den eins
zelnen Städten abgewechſelt.
Auf der theinia ſchen
112
Einleitung in die Beſchreib ung
ſchen Bank, figen folgende 14 , Coln , Nadyen , Lůbeck , Worms , Speyer , Frankfurt am Main, Goslar, Bremen , Hamburg, (ſeit 1769 ;) Mühle þauſen , Nordhauſen , Dortmund, Friedberg , Weßlar. Auf der ſchwäbiſchen Bank ſiken folgende 37 , Regensburg, Augsburg , Nürn , berg, Ulm , Eslingen , Reutlingen, Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber, (dwabiſch Hall, Nothweil , Ueberlingen , Heilbron , ſchwäbiſch Gemůnd , Memmingen , Lindau , Dünfelsbül, Biberach , Ravensburg, Schweinfurt, Kempten , Windsheim , Kaufbeuren , Weil, Wangen , Iſny , Pfullendorf, Offenburg , Leutkirchen , Wimpfen , Weiſſenburg im Nordgau , Giengen , Gengenbach , Zell am Hammersbach, Calen, Buchau am Federſee,
Buchhorn ,
und Bopfingen .
8. 47. Die Reichsgerichte, find theils bes fondere oder nicdere , theils allgemeine oder höhere. Zu der erſten Claſſe, gehören das Kai ferliche Landgericht in Ober- und Dieder : ſchwabeit, welches in den dren Reichsſtädten Ravensburg , Wangen und Finn , und in dem Flecken Altdorf gehalten wird ; das Kaiſerliche Landgericht Burggrafthums
Türnberg ,
welches den Fürften zu Anſpach zuſteher, und ju Anſpach gehalten wird ; u. a . m . inſonderheit das Kaiſerliche Sofgericht zu Rothweil, wel ches unter den niedern Reichsgerichten das vor : nehmſteļift, und allein von dem Kaiſer abhånget. Von dieſen niedern Reichsgerichten wird an die höchſten Reichsgerichte appelliret, die ſich or dentli .
des deutſchen Reiches.
113
dentlicher Weiſe über alle unmittelbare und mittela bare Reichsglieder (Båþeim , Deſireich und Bure gund ausgenommen), und über alle Sachen ere ſtrecken , deren Ausſprüche den Sachen die legte
Entſcheidung geben . Eigentlich können ſowohl die unmittelbaren als mittelbaren Reichsglieder erſt in der zweyten Inſtanz vor dieſelben gezogen werdent; doch giebt es auch Sachen , die in der
erſten Inſtanz dahin gedren. Ordentlicher Weiſe fann man ſich entweder an das eine oder andere wenden , und die Sache muß alsdenn bey demjes nigen bleiben , ben welchem ſie zuerſt anhångig gemacht wird ; doch giebt es auch gewiſſe Sachen , die nur vor eines von benden allein gehören . Die
Vollziehung der von demſelben gefålleten Urtheile, wird , wenn ſie inittelbare Reichsglieder betreffen ,
den Landeslerren , wenn ſie aber unmittelbare ans gehen , dem Obriſten des Kreiſes , worinn derjes nige iſt, wider welchen das Urtheil ergangen ,
oder (welches heut zu Tage am gewöhnlichſten iſt), dem Kreis- ausſereibenden Fürſten , aufgetragen. Es ſind aber dieſe bodyfteReichsgerichte vorhanden .
1. Der Reichshofrath, der an dem faie ferlichenHof gehaltenwird, und von dem Kaiſer allein abhånget, der deſſelben oberſtes Haupt und Richter iſt,
an welchen auch in allen
wichtigen Sachen von dem Reichshofrath ein Gutachten abgeſtattet wird. Er beſtehet aus einem Pråſidenten , dem Reichshof- Vicekanje
ler, ( der zugleich wirklicher kaiſerlicher gehei= mer Rath und Hofrath iſt ,) einem Picepråſic s Th. 72.
☆
dens
114 Einleitung in die Beſchreibung denten (wenn es dem Kaiſer beliebet, dieſe Stelle
ju befeßen ), einer Anzahl von Reichshofråthen , darunter 6 evangeliſche ſeyn ſollen , und davon einer , der auf der Herrenbank fikt, ordentlicher Weiſe nur 2600 , einer auf der Gelehrtenbank aber 4000 Gulden Beſoldung , nebit anderent
Vortheilen und Freyheiten , hat ; 2 Secretarien, und einem Reichsfiſcal. Es gehdren auc, die Reichshofrathsagenten hieher , die die Sdyriften übergeben , die Reſolutionen betreiben , u . ſ. w. Die jeßige Reichshofrathsverordnung , iſt 1654 vom Kaiſer Ferdinand III vorgeſchrieben .
Die Titularreichshofråthe, die es hin und wieder giebt , haben mit dieſem Reichsgericht nichts zu thun.
2. Das Kaiſerliche und Reichskaminer gericht, wird von dem Kaiſer und den Standen des Reichs zugleich befekt, von den fekten aber allein unterhalten. Es wird jeßt in der Reichs ſtadt Weßlgr gehalten , und vermuthlich nicht teicht von dannen verleget werden .
Doch hatdas
Kammergericht 1751 der Reichsverſammlung zu Regensburg vorgeſtellet, daß es nicht långer zu Weßlar bleiben könne, und daß es nach Franf furt am Mayn verlegt zu werden wünſche. Es beſtehet aus einem Kainmerrichter , den allezeit
der Kaiſer beſtellet, 2 Kammergerichtspräſidenten , davon einer der römiſcy-kacholifdyen , und der andere der evangeliſchen Kirche zugethan iſt , und
einer Anzahl Reichskammergerichtsaſſeſſoren , de ren jegt nur 17 ſind , (nämlich y katholiſche und 8 evans
des deutſchen Reiches.
115
evangeliſce), nach dem weſtphåliſchen Friedens fichluß aber 50 , und nach einem Reichsſdaluß vor 1720 , halb ſo viel oder 25 Penn ſollten ; es gehoa ren auch ein Generalfiſcal und Advocatus Fiſci , 30 Procuratores , und eine Anzahl Advocaten Das Kammergericht hat auch ſeine eigene dazu. Kanzlen , und einen Kammergerichtspfennigmeis ſter , der die eingehenden Kammerzieler verwaltet . Die Kammergeridtsordnung, iſt zuerſt 1495 gemacht,
hernach oft, vornehmlich aber 1555,
geåndert und verbeffert, in der folgenden Zeit aber wieder verſchiedentlich erläutert, verbeſſert únd geändert worden . . 1768 yat der Kammera meiſter 11733 Rthlr ., der Präſident 3656 Rthlr., und ein jeder Affeffor 2666 Rthlr. Gehalt bekom men , die fämmtlichen Officianten , Pedellen und Boten aber koſteten 5674 Rthlr.
V. 48. Die Reichsſteuren und dergleichen Auflagen , ſollen von dem Kaiſer nicht anders , als mit Rath , Wiſſen und Bewilligung der Churfürſten , Fürſten und Stände, auf allge meinen Reichstagen angefeßet werden . Sie find theils ordentliche, theils außerordentlidze. Jene ſind, die ſogenannten Rammerzieler , oder die Gelder , die jeder Reichsſtand jährlich zur Unters Haltung des faiſerlichen und Reichskammerges Der Anſchlag iſt aus der richts bentragen ſoll. Kammermatrikel zu erſehen . Vermöge derjee nigen , die 1720 durch einen Reichsſchluß anges nommen und erhöhet , und vom Kaiſer beſtätiget worden ,
ſollten
die
Kammerzieler $ 2
jährlich
103600
116 Einleitung in die Beſchreibung 103600'Rehlr. betragen: ſie ħaben aber auss gemacht 1782 , 91392 Thaler 3517 Kr. 1783, 90162 Thaler 86 kr.
und am Ende dieſes legten Jahres , war in der Caſſe ein Vorrath von 148394 Thalern 76 Kr. Am 15 May 1784 betrug der Caſſen - Vorrath 151761 Thaler 48 Kreuzer, und am i Dec. 1786, 184255 Thaler , mit Jnbegriff der ausges
liehenen 120000 Thaler. 1786 giengen an Kammers zielern ein 94874 Rthlr. 811 r. und an Zinſen von den äus geliehenen Capitalien 4278 36 -
Zufanimen 99155 Rthlr. 32, Kr. ausgegeben wurden . 87998
177
alſo blieben in Vorrato 11000 Rthlr .; und der ganze badre Caffen - Beſtand machte am 31 Dec. aus 62041 Thaler 4 Kr. alſo hat ſich
der Zuſtand der Caſſe ſeit 1763 fehr verbeſſert
denn vorber war allezeit Geidmangel. Die außerordentlichen Steuren , ſind folche, welche manchmal im Nothfall, auf Verlangen des Rais fers, von den Stånden bewilliget werden , z. E. zur Unterhaltung des Kaiſers , oder des Reichs,
Kriegsheers , oder der Reichsfeftung Philipsburg, oder zu Türkenkriegen , zu Reichsgeſandtſchafts koſten , zur Erbauung oder Erhaltung der Feſtun
gen wider die Türken , zur Erbauung eines Haus ſes für das Kammergericht, zum Geſchenk für den com
des deutſchen Reiches
117
commandirenden Reichs - General, u . ſ. to. IHre Bewilligung geſchiehet in Deutſchland nach ſoge nannten Römermonaten , deren Benennung von jenen Zeiten herrühret, da die Kaiſer, um die påpſtliche Krönung zu empfangen , einen Zug nach Rom vornahmen ,und die deutſchen Reichsa ſtånde- verbunden waren , ſie mit einer gewiffer Mannſchaft zu Pferde und zu Fuß 6 Monate lang auf eigene Koſten zu begleiten , oder monata lich für einen Reuter 12 Gulden , und für einen Fußgånger 4 Gulden zu erlegen , welches Geld den Namen der Romermonate befain . Dieſer Fuß iſt nachher beybehalten , und der Reichsan ſchlag , wie viel ein jeder Stand entweder an Mannſchaft oder an Geld liefern foll , in der ſoge: nannten Reichsmatrikel gemacht worden. Die neueffe , iſt noch immer diejenige, die 1521 auf dem Reichstage zu Worins verfertiget ward . Sie iſt 1758 zu Regensburg , nach dem im churmannziſchen Reichsarchiv befindlichen åchten Original , gedruckt worden . Sie hat vom An fang an piele Gebrechen gehabt, die nach und nach ſehr vermehret, denen aber noch nicht ab : geholfen worden . Allein , obgleich dem Kaiſer manchmal gewiſſe Romermonate bewilliget wers den , so werden ſie doch nicht richtig bezah let. Ein Römermonat bringt ungefähr 50000 Gulden .
$ . 49. Der Kaiſer hålt als Kaiſer fein Kriegesheer, ſondern das Reichskriegesheer wird von den Reichsſtånden geſtellet. Die Mann . $ 3
118
Einleitung in die Beſchreibung
Mannſchaft , die ein jeder Reichsſtand zur Zeit des Krieges liefern , unterhalten und ergånzers muß , und die ſein Reichs- und Kreis -Contin gent genennet wird , wird in jedem Kreiſe zu gewiſlen Regimentern zuſammengeſekt, e8 bat Der auch ein jeder Kreis feine Generalitåt. 1681 ausfindig gemachte , und von dem Kaiſer genehmigte Fuß ,
40000 Mann zur einfachen " Ausrüſtung aufzubringen , iſt in den folgenden Zeiten , als 1702 , 1734 u . f. w . beybehalten , die Anzahl aber ørenfach beſchloſſen worden . Die einfache Anzahl war 1734 folgendermaßens cingetheilet : zu Pferde, zu Fuß Churrhein Dber -Šachfen Deſtretch Burgund Franken Bayern
600
2707
1322 2522 1321
2707 5507
980 800
2708 1902
1494 2707 2853
Schwaben Dberrhein Weſtphalen
1321 491 I 221
Nieder -Sachſen
1322
2708 2707
12000
28000 I 2000
Summa 40000 Mann . Einen Keichskrieg fann der Kaifer nicht ohne Bewilligung der Cþurfürſten , Fürſten und Står de auf offenem Reichstage anfangen. Wenn aber das
des deutſchen Reiches
119
das Keidy einen Krieg beſchließet, ſoll die Reichsa generalitåt fammt den Kriegsdirectoren und Rås then von dem Kaiſer und den geſammten Stån den, und zwar von benden Religionen eine gleiche Anzahl, ernennet, und nebſt dem ganzen Kriegesa þeer in des Kaiſers und Reids Pflicht genommen , der Krieg aber den Reichsverordnungen , der Eres cutionsordnung, dem weſtphäliſchen Friedens ſchluß , und den auf ſolche Reichskriegsgefälle er: gangenen Reichsſchlüſſen gemäß, geführet werden. Der oberſte Befehlshaber über das Reichsfriegs þeer zur Zeit des Krieges , wird entweder durch die Mehrheit der Stimmen auf dem Reichstage ausgemacht, oder auch wohl dem Kaiſer die Er nennung deſſelben überlaſſen.
Es wird auch zur
Zeit des Kriegs eine Reichsoperationscaſſe ere richtet. Um 1 Million Chaler oder 1500000
Fl. Churrhein
105654 156360 306390
Ober-Sachſen Deſtreich Burgund
unnon
Gulden aufzubringen , iſt 1708 folgende Einthei lung gemacht worden.
Kr.
25 35 20
Franken Bayern
156360 113481 91261
15 25
Schwaben Oberrhein Weſtphalen
156360 IO1411 156360
15 30 15
Nieder -Sachſen
156360
15
S
Summa 1500000 Fl.
H 4
Heus
1
120 Einleitung in die Beſchreibung Heutiges Tages ſind keine Reichskriegsrathsdi: rectoren und Råthe mehr üblich , und der Krieg iſt bisher meiſtens von dein Kaiſer und ſeinem
Hofkriegsrath allein regieret worden . Der Kai fer fol feiner Frieden ohne der Churfürſten ,
Fürſten und Stände Zuthun und Einwilligung
fichließen.
2
Das
Das
Königreid ) Bóbeim
nebſt
Mähren
und der Lauſis,
welche Länder nicht zu den Kreifen des deutſchen Reichs gehören .
* S
I 22
I.
Das
Königreich
Böheim .
§ . I. ie erſte noch ſehr rohe Charte von Bdheim , hat Griginger 1568 , eine beſſere ſchon in die Kreiſe abgetheilete Charte ,
1620
Aegid . Sadeler, eine noch beſſere auf 2 Bogen , Morig Vogt , ein Ciſtercienſer aus dem Kloſter Plaß , die allerbeſte aber der Ingenieur - Haupt mann Joh . Chriſtoph Müller, auf faiſerlichen Befehl und der Stånde Koſten , auf 25 zuſam menhangenden Blåttern geliefert , die zu Augs burg von Michael Kauffern 1720 im großen , und Hernach, im kleinern Format , in Kupfer geſtochen worden. Joh. Wolfgang Wieland , hat die můl leriſche große Charte 1726 auf eine andere Weiſe verkleinert in 25 Blåttern . Julien hat die můl leriſche Chart in den erſten Theil ſeines 1758 zu Paris ans Licht getretenen Atlas topographique & militaire , in einem Nachſtid, gebracht. Aus den 25 Blåttern iſt ein einziges im gewöhnlichen Landchartenformat heraus gezogen , und zuerſt von Michael Kauffern geſtochen , nochmals aber mit unterſchiedenen Veränderungen von den hoc manniſchen Erben , Peter Schenk, Tob . Conr. Lotter , Joh. Jac . Lidl, Covens und Mortier , und anderen, herausgegeben worden.
Le Rouge hat
.
.
Einleitung.
123
þat 1757 diemülleriſchen kleineren Blåtter, auf , großere gebracht. Der JeſuitBernhard Erber, hat im erſten volumine ſeiner Notitiæ regni Bohemiæ , die er 1760 drucken laſſen , außer der homannis
fchen allgemeinen Charte von Böheim , 13 beſons dere von 12 Kreiſen und vom egriſchen Diſtrict,
aus denen vom Wieland ins kleinere gebrachten mülleriſchen Blåttern, geliefert, und zwar alſo, daß jedes Blatt weiter nichts , als einen Kreis , dargeſtellet, ohne von den angränzenden Kreiſen
und Ländern etwas abzubilden. 1769 haben die honianniſchen Erben angefangen , aus den milles riſden Charten, 1.2 Bogen von eben ſo viel Kreis fen zu zeichnen , und die angränzenden Kreiſe und Lånder nothdürftig mit zu berühren. Sie haben
die böheimiſchen Nainen der Stådte aus denſel ben weggelaſſen , welches nicht gut iſt. Hieraus iſt der Atlas regni Bohemiæ , confiftens in quin decim mappis , cdentibus Homannianis heredibus, Norimbergae 1776 , erwachſen , in welchen auch
die homanniſche Charte von ganz Böheim, und von dem egecſchen und elnbogener Gebiet, gebrachtwor den ſind. Die mülleriſchen Charten , ſind in der That ſehr brauchbar und ſchåkbar, haben aber doch
noch nicht die zu wünſchende Vollkommenheit. Da auch Böheim jekt in 15 Kreiſe vertheilet iſt, fo müſſen , wenn dieſe Abtheilung dauerhaft iſt , auch die Charten darnach verändertwerden . Des Commerzienraths Boc neue Charte von Böheim auf vier zuſammenhangenden Bogen , iſt zwar ſchon 1778 erwartet worden, meines Wiſſens
aber noch nicht erſchienen. f . von derſelben meine we:
I24
Dag
Rdnigreich Bdheim .
wöchentliche Fiachrichten , Jahrg. 2. St. 35. S. 280. Jahrg. 6. St. 15. S. 120. Des
4 5
Geh . Raths von Desfeld verbeſſerte Ausgabe der mülleriſchen Charte von Böheim , iſt noch nicht zu Stande gekommen. ſ . von derſelben meine wds chentliche Nachrichten Jahrg. 7. St. 2. S. 16 . Zůrner hat auf 2 Blåttern die Gegenden vom Carlsbad und von Töplig gezeichnet, und ſowohl dieſe Blåtter ,
als ein beſonderes vom egerſchen
Gebiet , hat der jüngere Schenk zu Amſterdam , in Kupfer geſtochen. Es ſind auch Charten vor : Handen , die Bðheim , Måhren , Schleſien und die Lauſik auf einem
Bogen
abbilden .
Nic.
Sanfon hat eine ſolche Charte zuerſt entworfen, und 1680 ans Lidyt geſtellet, Schenk kat bieſel bige zuerſt, und bierauf haben Jaillot , du Val, Nolin , Witt , Viſſcher , Valf, Dankert , de Ram , Homann , Seutter, Weigel , Covensuno Mortiër , eben dieſe Charte einander nachgeſto chen. Le Rouge Hat dieſelbige 1742 , noch mehr aber Tobias Maier durch die homanniſchen Erben 1748 , verbeſſert geliefert, und dieſe Charte hat Boudet 175 ! zu Paris wieder aufgelegt. S. 2. Böheim , Bojerheim , Bojheim , (nach der verdorbenen Ausſprache Böhmen ,) d . i. Die Heimath, Lohnung, der Siß der Bojer, Hat den Namen von den frånfiſchen Schriftſtel lern des Sten Jahrhunderts um desmillen befoms men , weil es vor Ålters von den Bojern beſeſſen worden , welches celtiſche Volk neben den Helve tiern im bercyniſdyen Walde gewohnet hat , und jur Zeit Äuguſts von den Markomannen vertrie ben
1
Einleitung. ben worden .
125
Die Böhmen felbft nennen fick
Tſchechen , und ibr Land Czeska ( Tſchesta ) Ziemie, das iſt, das Land der Tſchechen, davon unten 8. 10. ein mehreres vorkommt. Es grån: zet aber Böheim gegen Mitternacht an Meißen , die Lauſik und Sdyleſien ; gegen Abend an den
erzgebirgiſchen Kreis , das Vogtland , Fürjtene thum Culmbach und die Oberpfalz; gegen Mittag
an Bayern und Deſfreich, und gegen Morgen an Mähren , Schleſien und die Grafſchaft Glas. Die Große deſſelben , betrågt nach den alten Charten 973} , nach der neuen 977 deutſche Q' 1 dratmeilen , die Grafkhaft Elaß mitgerechnet, die aber jekt nidyt mehr zu Böheim gehåret, und für die alſo 393 Meilen abgeben.
5. 3. Es iſt rund umbermit hohen Gebirgen und großen dicken Wäldern umgeben. Jene Bergkette beſteht aus ungeheuren Granit Felſen , die deſto mehr Zeichen von Verwitterung an fick tragen , je håber ſie find.
Unter denſelben iſt
nach Schleſien zu das båheimiſche Gebirge, welches ein Strich des ſudetiſchen Gebirges iſt, und deſſen hódíte Gipfel, die das Rieſengebirge genennet werden , zu Schleſien gehören : unter dieſen aber der beheimiſche Wald , (Silva Gan breta , båbeimiſch Sfumava ,) Der Böheim von Bayern , der Oberpfalz , Franken und Vogtland abſondert, vornehmlich zu bemerken. Für den höchſten Berg im ganzen Lande wird der große
Donnerberg bey Mileſſow , im Leutmerißer Kreiſe , ausgegeben.
Bóbeim liegt boch , denn
die Flüſſe und Gemåffer die darinn entſpringen , fließen
126
Das Königreich Böheim .
fließen alle aus denſelben hinaus , aus den benach barten Ländern aber kommt keiner hieher , die
Eger ausgenommen , die fvon dem Fichtelberg kommt. Er iſt mehrentheils eben , hat eine war me , angenehme und gefunde Luft, einen fetten und nur an wenigen Orten fandichten Boden ,
aber auch viele Gegenden die gar nicht genuket werden.
Daher wurde unterm 22 Dec. 1766
die Verbeſſerung des Ackerbaues befohlen , auch 1
unterm 25 Nov. 1769 eine eigene Ackerbau- Coms miſſion verordnet , bey welcher ſich alle Verwalter, Pächter sc. immatriculiren , und zum Theil prüfen laſſen muſten , vermoge Befehls vom 28 October 1773.
In den Jahren 1769, 70, 72 und 73
iſt die Austrocknung der kleinern Moråſte durch
Åbzugsgraben, befohlen worden . Im gangen iſt das Reich ſehr fruchtbar an Getreide, davon vie les ausgeführet wird , inſonderheit nach dem erz
gebirgiſchen Kreiſe des Churfürſtenth. Sachſen, an Buchweißen , Kirſe , Garten- und Baum Früchten , und vortrefflichen Sopfen. Es bringt auch Safran , Ingwer, Calmus, ein ſogenanntes Manna ; (welches die Böhmen ſonſt Ber kennen , aber einerlen mit dem Sench oder Suchsſchwanz iſt ,) und Taback ; hat auch gute rothe Weine , unter welchen der Mielnicker Wein , ob er gleich berbe iſt, und inſonderheit
der ſüße und ſtarke Podskalſiy, dér bey Außig wachſet, vorzüglich beliebt iſt ; gute Weide und Viehzucht , vortreffliche Wildbahnen und wil
des Geflügel, aucı Båren , Lüchfe, Wölfe, Füchſe, Marder, Dachfe, Biber und Ottern . Wohlo
Einleitung.
127
Wohlſchmeckende Siſche von allerley Art, find in
den Flüſſen und Teichen, vorzüglid in den Bacyie ner Kreiſe , und in dem daſigen fürſtlich -ſchwarze
burgiſchen Gebiet, es werden auch vielenad, Deft reich zum Verkauf gebracht. In alten Zeiten ſind zwar zu Sclan , Bilina, und bey dem Dorf Außowik , weldes im Gebier des tåpler Kloſters
liegt, und bey dem Dorf Erlebach im egerſchen
Gebiet, Salzwerke geweſen : ſie ſind aber einge gangen .
Man bat auch noch an andern Orten
Salzquellen gefunden , und Balbin meldet, daß im Prachiner Kreiſe bey Nehoſſovitz ein Berg ſen , der Steinſalz enthalte , dergleichen aud) im Bechis ner Gebirge zu finden iſt :allein , man ſiedet und
gråbet ißt fein Salz in Bdheim , ſondern läßt fich daſſelbe zuführen . Die geſiegelte Erde, die ben Jablona, Liheſchik , unweit Lewin , auf dem heil. Berge , 1 Meile von Cgulm , und an andern
Orten gefunden wird , iſt gut. Frauenglas iſt: vorhanden . Johann Jacob Ferber hat die böheimiſchen Bergwerke 1768 und 1770 beſuche,
und 1774 feine Beytråge zu der Mineralgeſchichte von Böhmen , drucken laſſen , aus welchen ich folgenwen Auszug einrücke. Es ſind jeßt nur 20 königliche freye Bergſtådte im Böheim , und dieſe
werden in die deutſchen und båbmiſchen abgetheilet. In jeder königl. Bergſtadt iſt ein Bergamt, alle dieſe Bergåmter aber ſtehen unter dem Oberberge
amt zu Joachimsthal, und dieſes unter dem Obriſt můnjmeiſteramt in Prag , weldzes wieder von der Hoffammer zu Wien abhängt. Die 12 königl. deutſchen Bergſtädte, liegen insgeſammt in Ein bogner
t
128
Das Königreich Böheim . iſe ey inander nd treibert b e , u thal
e Pogner und Saazerkr
noch wirklicſhteBergbau. 1) St. Joachims
,
die vornehm
und gröfte , hat reiecnhe Silberm-tund n t e l b o u b Ko -Gr , undkuennter deſſelbm Berga ſtes h het auc der Bergflec Aberda , deſſen Sil
bergruben ehedeſſaeln ergiebig waren . 2 ) Boh miſch -Wieſeenstghab , hat Zinn. 3 ) Plartten , haben Zinn und Silbe , es und 4 ) Gott
de gehören auch die kleinen Berggebåu Sengrſzt und Raff dazu , die Zidntn , Eiſen und Kupfere hags ben . 5 ) Blebyeſrtga , hat Bleye.in 6 ) Preßni mebſt Kupfer und Srautehnſt , hat Silber und Eiſen . 7 ) Webiepreg , hat Silber und
Eiſenſ.tol8)lenSonnen
, treinbsebt enrugr einen Hoff nungs kenw.ald9 ) Sebaſtia , und 1d0 ) Schlnc , haben Zinnſ.ta1d1t ) Schönfel , iſt die älteſte fönigi. Zinnberg .rrſc1h2af)teLnau : h e h c t a a b n v r e u i t e r i i a t , h Z te. D P zu n e d g å i t n r e ſ e ö g k g c b d r a m e Be un Fl ge in de Sa rs und Elnbognerkreiſe, find: Catharinaberg, Gråfliß, mit anliegenden Kupfergruben, Mef finggieſſerey und Drathziehwerk, Seinrichsgrün , weldes Blen bat, Sribuß , ein Marktflecken , der Zinn hat, Mückenberg , ' wo Kupfer und Zinn , Vleudeck , ein Flecken, Lichtenſtadt,
ein Marktflecken , Petſchau, welche 3 Derter
Zinn gerinnen , Schönbach welcher Ort ebe deſſen viel Queckſilber hatte, Tſchüren , wo Gall mey anzutreffen ſeyn ſoll: der Älaun - und Schwes
felwerke, und der Steinkoblengruben nicht zu ge Denken. Die Steinkohlengruben bey Rutterfélq und Schwab, liefern jährlich über 60000 Kübel zum
Einleitung.
1
I292
zum Verkauf. Jin Leutmerißer Kreiſe giebt
es Zinn gu Graupen, undzu böhmiſch Zinns wald , und Silber zu Offeg , Grab , Rons ,
genſtock und Viklasberg. An dem Billners .
berge findet man verſchiedene Edelſteine. Jnt Bunzlauer Preiſe findet man verſchiedene Edel
fteine inMenge, die zu Turnau geſchliffen und poliret werden.
Man macht auch daſelbſt viele
künſtliche Steine oder gefärbtes Glas zu Petſchafs ten , Knopfen zc. womit weit und breit in Deutſche land gehandelt wird. Die ſchönen böhmiſchen Granaten , die die orientaliſchen übertreffen , wers den in verſchiedenen Kreifen durch die Flüſſe von
den Bergen losgeriſſen , und in folcher Menge gefunden , daß man die Gartenbette mit denſelbert beſtreuet. Jegt werden ſie in den gråflichen Kos
lowratſchen Herrſchaften geſchliffen und gebohret, und in die Niederlage zu Prag verkauft. Im Rönigingr&ger Rreiſe, find die an Seifengold 1
reichen ufer der Elbe, unddie alten Gold : Sila ber- und Kupfer- Bergwerke, verdienten wieder
aufgenommen zu werden. Man findet hier vere fchiedene Edelſteine, dergleichen auch der Chrus
Dimer Rreis hat , in welchem einige Eiſenhåm mer gangbar ſind. In dem Czaslauer Kreiſe , iſt das uralte Silber - und Kupfer . Bergwerk zu
Kuttenberg. ImBechiner Rreiſe,ſind Sila ber : Bergwerke im Gange zu Radiboſchig oder
Bergſtadt und Altwolchis , zu Jungenwo ſchis und Rudolphſtadt, welches eine böhmis
ſche königl. Bergſtadt iſt. Dir Erge follen auch
Gold halten . gm Raurzimer Kreiſe, iſt die 5.Th. 74
3
königl.
130
Das Rdnigreich Blheim .
Fdnigl. böhmiſche Bergſtadt Eula , to jest auswärtige Gewerbebauen , und einigemahl reiche gediegene Goldſtufen in Duarz und gråua .
lichtem Hörnſchiefer gebrochen haben.
Im Bes
rauner Kreiſe , find unterſchiedene Eiſenwerke.
In der Herrſchaft Dobrziſcy zu Obeczniz iſt eine Šilbergrube im Gange, wo oft friſtalfiniſches Silber - Fahlerz einbricht. Es find in dieſem
Kreiſe 2 fðnigl. böhmiſche Bergſtädte. Knien an der Moldau, hatte ehedefſen Gold, Prizibram hat noch Silber und Bley. Auch brechen in die ſem Kreiſe die ſchönſten böhmiſchen Marmorarten .
In dem Prachiner Kreiſe , findet man Berna ſtein und viele Granaten. Bei der königl. böhs miſchen Bergſtadt Berg - Reichenſtein , ſucht man den Bergbau wieder in Gang zu bringen.
Der Pilsner Kreis hat Bien , Silber , Kupfer, Eiſen , auch Alaun- und Vitriolſiedereyen , ein Blaufarbenwerk, und ein Eiſenwerk. Im Egers
fchen Gebiet, hat man Alaun , Vitriol, Bley und Granaten . Jekt ſind in Böheim feineQueck
filber-Bergwerke gangbar, welches wohl gröſten theils daher rühren mag, weil man zu Foria einen
Reichthum an dieſem Halbmetall hat , und dein Abgäng und Preiß deſſelben nicht ſchaden will. Die böhmiſchen Landſtånde haben aber das Recht, Queckſilber - Bergwerke auf ihrem Grund und Boa den anzulegen. Man hat dem Herrn Verfaſſet
verſichert, daß von 2 oder 3 Gruben im Joas chimsthal, und von einigen zu Gottesgab und Cathrinaberg , von 1756 bis 61 , und alſo inners
halb 6 Jahren, 61677 Mark 7 Loth feines Brands füber
Einleitung.
I31
filber gewonnen , und in die königl. Münze zu Prag geliefert worden ſey . Jede Mark nach dem
Einlieferungspreiſe der Münze zu 22 fl. 25 fr. gerechnet , beträgt dieſes Silber in Gelde
1382593 ft. Die Schwarzkupfer, werden nach der fächſiſchen Seigerhütte ju Grünthal gefüh ret , um gefeigert zu werden , weil man daſelbſt
das Silber mit gröſſern Vortheilen und aus årmern
Schwarzkupfern , als an vielen andern Orten , auszubringen weiß.
Nach alten Vertragen, bes
zablet die grünthaler Seigerhütte für jeden Leipzi ger Centner des in dem gelieferten böhmiſchen
Schwarzkupfer befindlichen Garkupfers, 32 Gul den , und giebt das herausgebrachte Silber zurück. Sie vergütiget auch noch auf jeden Leipziger Cent
ner des gelieferten Schwarzkupfers, an Beytrag
į
zum Fuhrlohn i Gulden . Der böhmiſche Liefe rant zahlet für jeden Schwarzkupferkönig von 2 bis 4 Centnern , ungefähr 1 fl. 18 fr. an die Seigerhütte, die für die Seigerungsarbeit nichts empfängt, hingegen das Kupfer mit Vortheil vers arbeitet und verkauft. -Es werden jährlich unge.
fähr 2000 Centner Alaun erzeuget, er gehet aber jeßt ſchlecht ab , daher man den Centner auf
12 fi. berabgelegt hat.
Auch der blaue Vitriol
gehet jeßt ſchlecht ab , ſo daß der Centner kaum für 14 fl. verkauft werden kann. An Robolt bat man in neuern Zeiten jährlich auf 10000 Centner gewonnen , aber auch nicht verfaufen fdu nen , nun man ihn aber reiner und beſſer ausſcheis det , als vorher, und den Käufern Credit giebt ,
gebet er! beſſer ab .
Der böhmiſche Kobolt ift 92
gwar
132.
Das Königreich Böheim.
zwar ſo gut als der ſächſiſche, man kann hier aber aus demſelben die Smalte nicht ſo gut, als int Meißen bereiten. Von dem Betrage der Berg
werke im Jahr 1770 habe ich folgende Nachricht. Das ausgefchmolzene verkaufte Zinn und Blen , betrug 92105 Fl. 39$ Kr. Das ausgemünzte Gold und Silber, machte die Summe von
1815682 Fl. 30 Kr. und das ausgemůngte Kupfer, 32397 Fl. 12 Kr. aus. An edlen Steinen giebt es Diamanten , denen nicht der ſchöne Glanz , fondern nur die Hårte, mangelt , die auch der
Rubinen und Chryſoliten fehlet, Smaragde, Gras nate, Sapphire, Topaſe, Amethyſte, Hyacin , ebe , Berille, Carfunkel, imgleichen Jaſpis , Chalcedonier , Carneole , Türkiffe. 1775 fand: man einen Diamant , der roh 421 Karat wog. Die ſilberweißen und zum Theilmilchweißen Perlen , die an unterſchiedenen Orten , inſonderheit in der Watawa und Witawa , geſammlet werden , find
fchon . Die vornehmſten böheimiſchen Bitters waſſer, entſpringen beutiges Tages auf der Ana, höhe von Sedlig bis Sevdſchůş, und werden in die Ober- und Unterbrunnen , und ſolchergeſtalt in die Ober- und Unter - Waſſer getheilet: jene ſind:
meiſtens Sendſchůger , dieſe meiſiens Sedliget Brunnen .
Die Ober -Waſſer ſind die reichſten
an Salz. An beyden Orten rieſelt das Bitter Waſſer aus einem aſchgrauen Thon , in welchen man auch Criſtalle von Luftfalz antrift. Endlich giebt es auch hieſelbſt warme Båder , zu Carls bad und Toplik , das kalte Bad denKukusbrunn
im Königingråßer Kreis , und die Sauerbruns
nenunweit Eger und 34. Deſny. Was
W
Einleitung
133
Was die vornehmſten Slufte des Landes anbetőifft, To wachſet die auf dem Rieſenger
birge entſtehende Elbe, die die Bdhmen Labs be nennen , durch die Aupe, Metga , dope pelte Worlif oder Erlis ,
Chrudimka ,
Dobrowa, Cidlina , Melino , Iſer , mol dau und Bſchowka , fo an , daß ſie ſchon ber Leutmerik ſchiffbar wird.
Sie nimmt nachher
auch die Chablowks und die Eger auf, tråge alsdenn ſchon ſchwache beladene Schiffe, und nach.
dem ſich auch die Pulsnis , den Bodenbach , und die Rannig mit ihr vereiniget haben , gehet fie nad Meißen , u . ſa w .
Die ſchon genannte
Moldau oder Mulda , auf böhmiſch Witawa, entſpringet im Prachiner Kreis , nicht weit von der Gränze des Bisthums Paſſau , an den Carlss bergen , in 5 oder 6 Quellen , die ſich bey der Glashütte Barter vereinigen , und nun den Na
men Moldau bekommen . Nachdem ſie den Sol lenbach , viete Bache und Gewäffer, und die
Malſch ben böhmiſch Badwa, aufgenommert hat , kann ſie ſchon Salzfloße tragen ; und nach
dem ſie außer der Luſchwitz, dieWatawa , die Zazawa, die Beraun, und unterſchiedeneBache und Gewäſſer empfangen hat, fcheidet fie die Hauptſtadt Prag in zwey Theile, und vereinigt ſich
bey Melnik mit der Elbe. Daß die Eger, bey den fandeseinwohnern fonſt auch Orize oder Sorize genannt, aus dem frånkiſchen Kreifen dem
Fichtelberg komme, iſt ſchon bemerket worden ; doch muß nicht unangezeigt bleiben , daß mar
vermuthlich egedeſſen dafür gehalten habe, fie ents I 3
ſtehe
Das
134
Königreich
ftege aus der Töpel ,
Bdheim .
in welche das Carlsbader
Gleich nach ihrem Ein warme Quellwaſſer fållt. tritt in Böheim , wird ſie durch einige Båche ver größert , läuft nach der Stadt Eger , nimmt die Žwota, den Lobesbach , die Topel, und uns terſchiedene Båche auf , und vermiſchet fich ben Kopiſt mit der Elbe. Hinter Schutterhofen fins det man einen See , welcher dem Pilatus - Sée in Helvetien ähnlich iſt. . 4. Flecken ,
Böheim war Dörfern ,
VE
ehedeffen mit Stådten ,
Schlöſſern und Menſchen
reichlicher angefüllet,
als heutiges Tages. Zur Zeit Kaiſers Rudolph II , ſoll man 34700 Dóra fer, 732 große und kleine Städte , 124 Schldf: fer , ( Zámky ) die adelichen Siße ( Twrzy) unges rechnet, und über 3 Millionen Einwohner ges zählet haben , welches mir aber nicht wahrſchein lich vorkommt. Aus einer 1596 guf Befehl der Stånde verfertigten Tafel erhellet, daß dazumal in den fånigl. Kainmerdiſtrikten 14373 Untertha nen und 132 Pfarren ; in den Herrendiſtricten 67125 Unterthanen und 517 Pfarren ; in den Ritterdiſtricten 54413 Unterthanen und 520 Pfar ren ; der königlichen Städte 49 , ihrer Untertha nen 5326 , und Pfarren 101 ; der Unterthanen der Geiſtlichen 7339 , und ihrer Pfarren 72 ; dec Herren- und Ritter-Stådte 48, ihrer Unterthanen 2282 , und der Pfarren 24 ; der Befißer freyer Güter, (Swobodnicy ) aber 333 ; folglich im gan jen Königreich 150858 angeſeſſene Unterthanen , 1366 Pfarren, und 97 königl.und Herren-Stådte, geweſen . Paul Aretinus giebt in ſeiner 1619 von
1
Einleitung.
135
von Böheim Herausgegebenen Charte , 722 große und kleine Stadte, 200 feſte Schloſſer, und 3377 Ritterfike an.
Wenz . Hagel am Ende des aten Theils ſeiner böhmiſchen Chronik , liefert ein Vers zeichniß von 41 königlichen und 6 1 Herrenſtådtert, alſo zuſammen von 102 Stådten, von 308 Stådts lein und Märkten , 258 Haupt- Schlöſſern, und 18 Föniglichen Schlöſſern in Böheim , die Graf fchaft Glaz mit dazu gerechnet.
Er meldet auch ,
dak 2033 Pfarrkirchen , und 30363 Dörfer vore handen waren . Balbin hat dieſes Verzeicyniß wiederholet. Die mülleriſchen Special - Charten von den bóheimiſchen Kreiſen , geben 151 große und kleine Städte , und 367 Marktflecken an. Erber zählet in ſeiner Notitia illuftris regni Bo. hemiæ ſcriptorum , 84 bemauerte und 28 unbes mauerte , folglich zuſammen 112. Stådte , 145 mit Herrenſchidſſern verſehene Märkte, 286 Märkte ohne Schlöſſer, 753 Herrenfiße, 52 Collegia , Commenden , Einſiedlerenen und Klöſter , 70 Gnadenbilder , und 113 verwüſtete Schldfſer. 1771 wurden ben einer ſo genannten Confcription , 244 Städte , 303 Marktflecken , und 11184 Dörfer gegåhlet , die ich hernach ben den einzelnen Kreiſen genauer anzeigen will. Allein bey dem geringſten Theil der Stådte findet fich die wahre ſtådtiſche Beſchaffenheit. Es feblet an ſtådtiſchen Gewerbe und Fleiß , und an Polizey. Der bes ftåndige Streit wegen der Gerichtsbarkeit zwiſchen dem Lands-Unterkåinmerer , Unterkammer -Münz und Berg - Amt,
auch zwiſchen dem Oberdirecto
rio und den Kreisämtern , und das eigennükige Bes I 4
136
Das
Königreich
Bdheint.
Betragen der Wirthſchaftsbeamten , hat die Stådte mitgenommen . Ueberhaupt iſt von den Städtenzu bemerken , daß ſie abgetheilet werden ,
1
» ) in königlich privilegitte Stadte vom erſten Rang , die Sik und Stimme auf dem Landtage , und deren Bürger das Recht haben , landtåfliche Güter zu erkaufen . Sie hangen von dem ſtådtis fchen Oberdirectorium ab. Dieſe ſind die vier Prager - Städte , Pilſen , Budweis und Kuttens berg. Die Magiſtråte dieſer Stådte , oder viels mehr die Abgeordneten aus jeder , ſtellen den gans zen Bürgerſtand des Landes auf den Landtager vor. 2) In königliche Städte, deren 24 find, die unter der Aufſicht des Unterfåmmerers des Landes ſtehen. Zu dem båheiniſchen Antheil , gehören , Elnbogen , Carlsbad , Beraun , Bds
1
1
1
þeimiſch -Brod , Tſchaslau , Sung-Bunzlau , Klet tau , Kollin , Kaurzim, Nnenburg, Piſſek, Ras konik , Rokizan , Tabor , Tauſ, Schüttenhofen , Wodnian . Zu dem deutſchen Antheil gehören , Auſfig, Brür, Caaden, Laun, Leutmeriz, Mieff, Pilgram , Saaß , Deutſchbrod.
Ich bin ungea .
wiß, ob die neuangelegten Feſtungen Thereſiens ſtadt und Pleß , die 1783 zu königl. Frenſtådten erklåret wurden, von der erſten, oder zweyten Claffe der jeßt genannten königlichen Städte ſind 3 ) in 9 Leibgeding -Stadte , die zum Unterhalt der königlichen Witwen gehören , und von dem Unters Fåminerer verwaltet werden , auch ihren beſondern königl. Hofrichter , wie obige fönigl. Städte has ben .
Sie ſind , Königingråg , Trautenau , Ko
nigshof, Chrudim , Neu - Bidſchow , Jaromirz , Ho
3
Einleitung.
137
Hohenmauth , Melnick, Politſchka. 4 ) Eine Kammerſtadt, Commothau, die jeßt, wegen des nahe daben angelegten Alaun - Bergwerfs, von dem obriſten Münzmeiſteramt verwaltet wird.
5) Jn 20 Bergſtädte, die von dem böheimiſchen Obriſtmůnzmeiſteramtabhangen , nåmlich : Kuts tenberg, Prztbram , Berg - Reichenſtein , Gang, Eule, Knin , Unter Reichenſtein , Joachimsthal, Blenſtadt, Gottesgab, Platten, Preſſnik, Wenpa pert, Wieſenthal, Sebaſtianberg, Sonnenberg,
Abertham, Schlaggenwerth, Schonfeld und Laus terbach. 6) In Schusſtådte der Grundhers ren , die von verſchiedener Beſchaffenheit find,
und zum Theil ihre leibeigene Unterthanen hatten .
7) In Leibeigene Städte und Miarkte, die theils nach den Unruhen von 1619 , theils durch
die Herrſchaftlichen Beamte, theils aus eigener Nachläſſigkeit, in dieſen traurigen Stand geſeget waren. Zum Theil hatten ſie wieder leibeigeneuna terthanen, zum Theil aber wurden ſie noch ſchlecho ter als die leibeigenen Dörfer gehalten. Nun iſt ihr Zuſtand etwas verbeſſert. Uebrigens låßt man: che in Abnahmegerathene Stadt, ihre Stadtprivis
· tegien fahren, und hingegen mancher Marktfleder kommt in Aufnahme, und wird zu einer Stadt. Die Einwohner, haben ſehr abgenommen. Balbin behauptete ſchon zu ſeiner Zeit, daß nicht der 10te Theilvon der ehemaligen Anzahl übrig, und das
jekige Bdheim kaum derSchatten von dem alten ſey.
1622 und in den 3 oder 4 folgenden Jahren, ſind auf 30000 angeſeſſene Familien aus dem Lande entiis den , der Weiber, Kinder, Handwerksleute und ane
5
derer
138
Das Königreich Böheim .
berer nicht zu geðenfen , und der größte Theil des Adels gieng auch weg. 1771 Hatman 1194999 Einwohner månnlichen Gefdylechts gezáhlet,fo daß man die Summe aller Menſchen ungefähr auf 2500000 fåger konnte. Allein noch in eben dieſem Jahr und 1772, nahmen derMangel an Lebensmits teln, und todtende Krankheiten , ungemein viel Menu
fchen weg . Nichts deſtoweniger gab man 1786 an , daß in Böheim 2,757,910 Menſdien gezahlet was 2
deb
fer
ren . Am ſtärkſten ſind die Gebirge im Chrudimer,
Königinngråzer, Bunzlauer, Leutmeriger, Saager und Elnbogener Kreiſe, bewohnet. Unter derAn . fähigkeit, verſteht man den Inbegriff der ſteuerba .
h00 fer
ren liegenden Gründe, Hach dein 1654 aufgenommes nén und verbeſſerten Cataſter oder Verzeichniß, wels ches 1674 abermals verbeſſert und nachdem es 1683 erſchienen, lag es auch noch bis 1748 bey der Vera theilung der den Landesfüeſten zu entrichtenden A6gaben zum Grunde. Unterdeſſen verbeſſerte man dieſes Verzeichniß 1713 und nocy mehr 1715, vers
ju
mehrte es auch mit Anmerkungen von verſdiedes
una
nen andern Arten des Vermögens , des Gemers bes und der Nahrung an jedera Ort, und dieſes alles machte man 1748 öffentlicy bekennt, und
Tof
brauchte es zur Vertheilung der Steuern." Da:
all
mals . wiirden die angeſeſſenen in Böheim auf 42000 und einige hundert beredynet. . Ceil man
un
be
921 die
ber
CUC
th
aber überall wuſte , daß die Gegenſtände der öfs fentlichen Abgaben ſich verändert hatten , fo ward 1750 eine neue Unterſuchuug der Beſchaffenheit der Sache vorgenommen , und hierauf 1757 ein
meues Cataſtrum Serfertiget, in welchem man die anges
9
Einleitung .
( 139
angeſeſſenen auf 53440 fekte. Wenige Jahre hernach bielt man dafür, daß fie nur 1336741 betrügen , aber auch davon hatte man feine Ges
wißheit. Ein angeſeſſener zahlete jährlich 60 Gul: den zur Unterhaltung der Truppen. S. 5. Die Böhmen nennen ſich ſelbſt nicht
anders als Tſchechen , werden auch von den Vol: Fern, die ſlawoniſch ſprechen , alſo genennet. Die Bauern find Leibeigene ihrer Herrſchaften , und ihr Zuſtand iſt, inſonderheit von 1679 an , ſehr hart geweſen , da ein großer Theil derſelben , we gen der ſchweren Dienſtbarkeit, einen Aufſtand
erregte, dafür ſie aber des geringſten Reſtes ihrer etwa noch übrigen Rechte und Freybeiten , völlig beraubet wurden . Durch das 1738 ausgegan
gene kaiſerliche königliche Robothen : ( Frohn Dienſte) Patent, ward ihr Zuſtand etwas vers
beſſert. Es befam ein jeder Bauer Das Recht, fid ben dem conſeſſu delegato fummi principis zu beſchweren , wenn eine Herrſchaft ihn zu.ſtarf und willkührlich drückte , und der Kammer - Pro curator mufte ihn unentgeldlich vertreten . 1774 follte ihnen noch mehr geholfen , oder ihre Robo : then (Srohndienſte) ſouten vermindert werden :
allein ſie wollten von denſetben ganz fren fenn , und ein großer Theil derfelben fieng eine offentli che Empdrung an , die bis 1775 fortdauerte, und in welcher verſchiedene Gegenden gråulich verwů: ftet wurden. Dieſe Unruben werden durch ein kaiſerl. königl. Patent geſtillet, vermoge deſſen ein ganzer Bauer oder Vollmener , an ſtatt der bis
herigen 6 Tage, wöchentlich nur 3 Tage , ein Halb
140
Das Königreich Bdheim .
Halbmener nur 2 Tage, und ein Köther nur r Tag /
Herrendienſte thun. Endlich hatKaiſer Joſeph II im Jahr 1781 die Leibeigenſchaft in Böheim, Mähren und Schleſien aufgehoben , und die Un
terthänigkeit der Candleute der in den öſtreichiſchen Erblanden gewöhnlichen gemäß eingerichtet. Ver moge des Edicts kann ſich jeder Unterthan gegen vorherige Anzeige und unentgeldliche Meldzettel
verheirathen ; von ſeiner Herrſchaft wegziehen und fich anderswo im Lande niederlaſſen , und nach Willführ ein Handwerk oder eine Kunſt lernen; die Unterthanen dürfen audy keine Hofdienſte
mehr leiſten ;fie bleiben aber zu allen übrigen auf den Grundſtücken haftenden Robothen , Natural und Geld - Lieferungen , fo wie zum Gehorſam ge gen ihre Grundherrſchaften verpflichtet. Den Uns terthanen , welche das Eigenthum der Grundſtücke Verlangen ) muß gegen ein billiges Geld will fahret werden. Die Rechte und Einſchránkungen des Eigenthuins, find beſonders beſtimmet. Schon vorher waren an vielen Orten die Bauern berech
tiget, Höfe und Güter eigenthümlich und durch Amtsverſchreibungen an ſich zu bringen , auch durch Contracte und Teſtamente mit denſelben zu ſchalten und zu walten. Dieſe Freybauern , Diediniby und Taprawnity genannt, waren
doch von der Unterthänigkeit nicht los , ſondern ihre Frenheiten beſtunden darinn , daß fie von den
Robothen entfedigt, und nur zu gewiſſen weiten Fuhren, unter einem gewiſſen urbar måßigen Geld- und Futter -Beytrag, welchen die Obrigkeit
zu geben hat, jährlich 3 oder 4 mal verbunden waren.
Einleitung . waren .
141
Einige hatten ſogar Unterthanen ,
die
ihnen und nicht der Obrigkeit zu . Robothen vere Pflichtet waren . Ganz freye Bauern , waren die Swobodnsiy , die blos von dem fönigl. Fiſcals amt abhiengen . Zuden Landſtånden , gehören die Drålaten , Serren , Ritter , und Städte. Die Prälaten ſind der Erzbiſchof zu Prag , die Biſchofe zu leutmeriß und Königingråk , der Groß - Prior des Johanniter-Ritter - Ordens , die Dom- und
Kapitularheiten der Metropolitankir
che zu St. Veit auf dem Prager Sdiloß , unter welchen der Domprobſt der erſte Prålat im Königs
1
reich heißt, und 21 Probſte und Aebte, nåmlid die Probſte zu St. Peter Paul auf dem Wiſches rad und Alt - Bunzlau , der General und Große meiſter des Heil. und ritterl. Kreut - Ordens mit dem rothen Stern , die Aebte und Probfte zu Braunau , des Berges Sion und Mühlhauſen, auf dem Carlshof zu Prag , Montferat, gemei niglich Emaus in der Neuſtadt Prag, Chotiſchau, Topl , St. Johann in der Inſel und unter dem Felſen , ben St. Procop , an dem Fluß Sarawa, Hohenfurt, Oleg , bey St. Niklas in der alten Stadt Prag , Selau , Doran , zu Sedlik und Skalik , zur goldenen Krone , Plaß , Kladrau , Königsſaal, und der Dechant auf dem Wiſcherad zu Prag. Der Serrenſtand beſtehet aus Für ſten , Grafen und Freyherren , die im Lande das Incolat haben , und auf den Landtage eingea führet ſind. Seit 1490 find viele Ritter in den Herrenſtand aufgenommen worden , und feit der Ueberwindung der Evangeliſchen auf dem weiffen
Berge,
142
Das Rönigreich Bdheim .
Berge , find auch viele auswärtige Familien dazu: gekommen , und entweder von den Königen mit
Gütern und Herrſchaften befchenfet worden , oder fie haben dergleichen kauftlich an ſich gebracht. In den Ritterſtand , der alle Ritter begreifft , die das Incolat haben , und eingeführetworden , ſind, feit des Königs Wladislaw II Zeit, viele vom Bürgerſtande theils auf den Landtagen durch die Ritter ſelbſt, theils durch königl. Adelbriefe , vers feket worden. Allein der Ritterſtand iſt durcı die Macht des Herrenſtandes, und durch Äuskaus fung der Rittergüter , die größtentheils in Mas
jorat- oder Fidecommiß - Herrſchaften verwandelt worden , gar ſehr zurückgefekt.
Zu den Stad
ten, die auf den Landtagen erſcheinen dürfen , ge horen die oben (8. 4.) genannten königlichen privi legirten Stådte , die von den andern , die der
Landtafel nicht fähig ſind , unterſchieden werden . Die Landrage, werden von dem Königejährlich
ausgeſchrieben , und zu Prag gehalten . Den Porſię auf denſelben hat der oberſte Burggraf , der auch die Berathſchlagungen nach derMehrheit der Stimmen ſchließet. Die Geiſtlichkeit fiket auf der erſten Bank ; alsdenn folgen die Fürſten , die oberſten Landesbediente , die Häupter gewiſſer
Familien , welchen dieſer Rang zugeſtanden iſt, und alsdenn die übrigen Grafen und Freyherrent nach ifren Rang und Würde. Drittens , kom . men die Ritter nach der Ordnung , wie ihnen der
Rang entweder nach den Dienſten, oder nach
iprer Einführung zukommt, dock figen die ober . ften Landſchreiber der Landes . Unter- Kammerer , und
Einleitung.
143.
undder Burggraf desKönigingråßer Kreiſes, allen anderen vor. Ein jeder von dieſen 3 Stånden, kann vier beſondere Stimmen ablegen ; der Vierte oder Bürger - Stand aber hat nur eine einzige
Stimme, die gemeiniglich der Kanzler der Älte
ftadt Prag zu führen pfleget. Der Ausſchuß der Landſtånde, beſtehet aus dem oberſten Burg grafen als Director, aus dem Oberſteuer amts -Director als Beyfißer, und aus zwen Glies dern von jedem Stande, weldzeaus dem geiſtlichen der Erzbiſchof, aus dem Herrenſtande der oberſte Burggraf, und aus dem Ritterſtande der oberſte
Landſchreiber, auf 3. Jahre ernennet.
Beym
Bürgerſtande wechſeln die Primatores und alte ften Rathsverwandte aus den Prager vier Magis ftraten alle zwer Jahre um.
Der Bürger-und Bauer- Stand war 1776 ſo verfallen , daß kaum noch ein Scatten des ehemaligen blühenden Zuſtandes des Reichs übrig war... Die Urſachen davon , find in dem
vierzehnten Stuck meiner wochentlichen Nachrichten von 1776 angezeiget worden , und beſtehen fürzlich hierinn. Nach dem Friedens,
fchluß von 1763 , wurden zwar die Kriegesbeſchås digungen liquidiret und beſchworen , aber unge achter ſie vergåtet werden ſollten , fo büßete doch das Land 12 Millionen Gulden ein.
Auch von
den erwieſenen Supererogaten wurde ſo wenig
erreget, daß das Land in Anſehungderſelben 41 Millionen verlor." Die Viepfeuche bat an 3 bis 4 Millionen Gulden Schaden gethan , und die 1764 vetordnete Abgabe von dem Vieb, oder der Vieh
144
Das Kdnigreich Böheim .
Viehaufſchlag, Hatte die Luft zur Viehzucht niex dergeſchlagen. Ueberſchwemmungen hatten die Felder gar ſehr.verwüſtet. " Das Salz war ſehr 1
vertheuret worden. Die Abgaben an die Landese obrigkeit waren ungemein erhöhet , und die Rücks ſtånde durch Soldaten eingetrieben worden . Der Handel war geſperret.
Die wirthſchaftlichen
Beamten hatten die Bauern gewaltig gedrůcket. Die Verſchwendung vieler vornehmen Perſonen , war dem ungeachtet geſtiegen , und hatte einen Bankerot nach dem andern verurſachet, unter wela chen die bürgerlichen Leute, die ihre Gläubiger waren , ſehr gelitten hatten. 1770 åußerte ſich im ganzen Lande ein großer Mangel anGetreide,
1771 große Theurung und Hungersnoth , und 1772 brachen Krankheiten als Folgen derſelbert aus , 1775 waren die Bauern in einigen Gegen
den zum Schaden derſelben aufrühreriſch (S. 3.) und von 1778 an wurden unterſchiedene Kreiſe und
Gegenden durch den Krieg febr beſchadiget.
1 1
Die böheimiſche Sprache iſt eine Mundare don der ſlawoniſchen , aber etwas Hårter , als die Mundart der benachbarten Völker , die ſlawoniſch
ſprechen , weil dieſelben die Mitlauter und inſon derheit'das I mehr in Selbſtlauter verwandeln .
Ehemals bedienten ſich die Böhmen mit den Ruſ Ten einerley Buchſtaben : zur Zeit Boleslaws des Gütigen aber wurden die lateiniſchen eingeführet, Es wird auch viel Deutſch im Lande geſprochen in den hohen Landesſtellen wird alles deutſch vors
getragen , und Städte, Märkte und andere Ders ter,
Einleitung.
145
haben außer dem böhmiſchen , gemeiniglich auch noch einen deutſchen Namen. 8.6. Die Bihmen ſollen ſchon im 6ten Jahr þundert die chriſtliche Lehre angenommen haben ; gèroiſſer aber iſt, daß fie von den Griechen und Brüdern Methodieuß und Cyrillus , (der anfånga ter ,
lich Conſtantinus geheißen ,) um die Mitte des gten Jahrhunderts darinn unterrichtet worden ; daher fie auch anfänglich die griechiſchen gottese dienſtlichen Gebräuche hatten , bis Boleslaw dec Gårige die römiſchen einführte. Im 14 Jahr hundert fieng Joh. Milik an , wider den Papſt und die römiſch - katholiſche Geiſtlichkeit zu predix gen , und Matthias Janow trat in ſeine Fuße ftapfen ; dieſem aber folgten Johann Huß , Hica ronymus aus Prag , und Jacob von Miſa , die viele Lehrfäße und Misbråuche der römiſch - kathos liſchen Ktrche beſtritten. Als aber die Coſtnißer Kirchenverſammlung den Huß und Hieronymus auf den Scheiterhaufen ſekte und ihre Anhänger, zu welchen die meiſten Böhmen gehöreten, in den Bann that, wurden dieſe dergeſtalt aufgebrache, daß ein vieljähriger blutiger Krieg daraus entſtand. Die Huſſiten erwählten den Nik. von Huſſines und Johann von Trocznow , (Trautenau ) oder Ziſchka, zu iğren Unführern , und ſchlugen auf einem Berge im Bechiner Kreiſe, zu ihrer und ihrer gottesa dienſtlichen Verſammlungen Sicherheit , ein lae ger auf, welches aber bald in eine Stadt verwan . delt warb, und Gelegenheit gab, daß ſie Taborzt oder Taboriren genennet wurden ; denn Tabor heißet in der höheimiſchen Sprache ein Lager . Ein s Th.72
146
Das
Kidnigreich
Bdheim .
Ein Theil der Leute , die ſich zu dem Kaufen der Huſſiten hielten , und hauptſächlich die Austhei lung des Relchs im Abendmahl verlangten , bes tam dem Namen der Calirtiner , und nach des Ziſchka Tode "nennete ſich eine Parthen der Tabos Die Califtinee riten , Waiſen , ( orphanos). Kirchenvera Baſeler der mit 1433 verglichen ſich fammlung , und erhielten den Genuß des Kelches , der jedermann erlaubet wurde , bequemten fich aber übrigens zu den Gebräuchen der römiſchen Hingegen die Taboriten waren weder Kirche. durch Lockungen noch durch Drohungen und Vera folgungen zur Wiedervereinigung mit der ros Sie richteten ihren miſchen Kirche zu bringen. Lehrbegriff und ihre Kirchenzucht ihmer beſſer ein , fonderten ſich 1457 von den Caliptinern , als un achten Huſſiten ab , ließen den Krieg und die Zánkereyen fahren , und nenneten ſich 1450 die böheimiſchen Brüder , oder die Brüder des Gereges Chriſti, imgleichen die vereinigten Bruder , unitatem fratrum ; wurden aber 1547 und 48 größtentheils aus ihrem Vaterlande vers trieben , da ſie ſich denn nach Polen , und als ſie. auch hier nicht geduldet wurden , nach dem Her Unterdeſſen nahmen zogthum Preußen wendeten. doch im 16ten Jahrhundert die Evangeliſchen in Böheim ſehr zu , und der gråßte Theil der Califtis ner beſſerte ſich , und bekannte ſich auch zu dieſem Namen . Marimilian II, der ſchon 1567, dem Verlangen der Stände zufolge , auf einem Lands tage den vorhin gemachten Vergleich , der zur Zeit, des K. Sigismund' gemacht war , aufgehoben ,
und
Einleitung.
147
und jedermann eine völlige Gemtffensfrenheit vere ſtattet hatte , beſtåtigte 1575 auf einem Landtage das Glaubensbekenntniß der Evangeliſchen , und verſprach den Anhängern deſſelben alle erwünſchte Freyheit. Noch nachdrücklicher geſchah ſolches 1609 von Rudolph II , durch den ſogenannten Majeſtåtsbrief , in welchem den evangeliſchen Stånden nicht nur die freye Religionsübung , dern auch ein Unter - Conſiſtorium ,
ſon
das Recht ,
Prediger zu beſtellen , und die Univerſitát Prag , zugeſtanden ward . Matthias I verſprach nack ſeiner Krónung 1611 die Feſthaltung dieſes allea fenerlich , und Ferdinand II ward unter der Bee dingung von den Böhmen zum
König angenom .
men , daß er den Majeſtatsbrief eidlich befråftiger follte . Allein , Ferdinand errichtete 1617 , ohne der Stånde Einwilligung,
mit dem ſpaniſchen König Pyilipp III, einen vom Matthias beſtåtige ten Vergteich , daß derſelbe mit allen ſeinen Nache kommen , nach Erldſchung des männlichen erzher zoglic) - oſtreichiſchen Stammes , die Erbfolge in Boheisn haben ſolle, welches den evangeliſchen Böhmen als unangenehm und fürchterlich vorkam , und diefe hatten noch außerdem ſo viele Klagen ans zubringen , daß , als ibre Abgeordnete 1618 ir der fånigl. Kanzley zu Prag feine höfliche uud gee wierige Antwort auf ihre Vorſtellungen erhielten , je in der Hike ſick.ro vergiengen , und 2 unhoflis che königl. Råthe, nebſt einem Secretår , für Landesverråther erklåreten , und zum Fenſter binaus ſtürzten ; und , weil aufihre Klagen nicht geachtet wurde, die Waffen zu ihrer Beſchüßung etgrifs
148
Das
Königreich
Böheim .
ergriffen , und den Pfalzgrafen Friederich zu ihrein Könige machten. Auf ſolche Weiſe entſtand ein bedauernswürdiger Krieg , der ſowohl für den neuen König , als für die evangeliſchen Böhmen Sie wurden 1627 des ſehr unglücklich ablief. Majeſtatsbriefes und aller threr Rechte und Vors rechte beraubet , und diejenigen , die ſich nicht zu der römiſch - katholiſchen Kirche bekennen wolten , mußten das Land råumen .
Von der Zeit an wurde
die katholiſche Kirche die herrſchende und allein gültige in Böheim ,
und die übrig gebliebenen
Evangeliſchen , Jaben ſich nachher beſtmöglichſt verborgen . Unterdeſſen hat doch nach dem 1763 geendigten Kriege, der Commerz - Confeß zur Aufe nahme der Manufakturen und Fabriken , an Pros teſtanten Schuß- Decrete auf 10, 12 , 20 Jahre ertheilet, und ſich willig erklåret, dieſelben nach Ablauf der beſtimmten Jahre zu erneuern , daher ſich viele 1000 proteſtantiſche Manufakturiſten und Fabrikanten in Böheim niedergelaſſen haben . Dieſe Herrlichkeit hat zwar nicht lange gedauert, K. Joſeph der zweyte aber hat den nicht -rómiſch Fatholiſchen öffentliche Religionsübung wieder vers ſtattet , und wenn ſie dieſelbe weder in dem von ihm verordneten Umfang, noch ſo ungeſtört und ungekrånket genießen , als ſie könnten und ſollten : fo iſt es nicht des duldſamen Monarchen Schuld. Den Juden wird die Uebung ihrer Religion zu Prag und an andern
Orten verſtattet.
Alle
Juden zuſammengenommen , zahlen jährlich 216000 Fl. Contribution , davon 146000 Fl. zur Feuer- Wetter- und Waſſer -Schadens Vers gåtung
4
Einleitung.
149
gütung beſtimmet ſind , das übrige aber an die Kammer - Caſſe abgegeben wird .
Der Erzbiſchof zu Prag , iſt beſtåndiger legat des Heiligen apoſtoliſchen Stuhls zu Rom , auch des Heiligen römiſchen Reichs Fürſt, Primas des Königreichs , beſtåndiger Kanzler der Univera ſität zu Prag , und frånet den König von Böheim . Seine Suffraganei, ſind die Biſchöfe zu Leutmes ritz und Rönigingråg. Ehemals hat er Sig und Stimme auf dem deutſchen Reichstage gehabt. Das erzbiſchöfliche Conſiſtoriuin , hat die einzige und höchſte Gerichtsbarkeit über die geiſtlichen Perſos nen , und von demſelben appelliret man entweder an den König oder an den Papſt. $ .7 . Die Gelehrſamkeit , blühet nur mito telmäßig in dieſem Königreich. Zu Prag iſt eine Univerſitåt, die iþren größten Ruhm um die Mitte des 15ten Jahrhunderts zur Zeit Königs Die P. P. piarum Benzels IV verloren hat. ſcholarum ; haben zu Prag , Budweiß , Brür , Brandeis ob der Elbe , Beneſchau , Koßmonoß , Feitomiſchl, Schlackenwerth , legia und Gymnaſia. vorhanden .
und Schlan , Cols
Gemeine Schulen find auch
8. 8. Vor dem durch den Hubertsburger Frieden 1763 geendigten Kriege , waren in Bda þeim wenig beträchtliche Manufakturen und Fas briken , außer daß zu Leipa , Neuhaus und Rei
!
denberg gutes Tuche zu Beraun und Leipa ſchöne Töpferarbeit , zu Benſen im Leutmeriker Kreiſe feines Papier , an andern Orten gute Degen- und Mefjer- Klingen , und inſonderheit feine Slåfer Ders K 3
150
Das
Kdnigreich
Böheim .
verfertiget wurden. Nllein , nach dieſem Kriege, wurden die Manufakturen und Fabriken ſo ſehr verbeſſert und večmehret, daß man faſt alle fremde Waaren , infonderheit aber diejenigen , die aus Eiſen, Wolle und Seide verfertiget werden, ohne Ausnahme, verbieten konnte.
Man verfertiget außer den ſchon genannten Eiſen- und Glas - Waas ren, Töpferarbeiten , Papieren , Tüchern , und außer dem ſonſt bekanntem Bitterſalą, annoch unächtes Porcellan , blaue Schmalte , Compoſitions - Steis Nadeln , Gewehr , Zinngießer. ne, Spiegel, Arbeit, Hüthe, (zu welchen die hieſige ungemein große Menge Haſen , das Haar liefert,) Hande (chuhe, wollene Strümpfe, wollene Zeuge, baum wollene Zeuge, Strümpfe und Müßen , Galans terie - Waaren , twirnene Spißen , Batiſt, Tafel Auf das jeug, und überaus viele Leinwand. Schleifen und Poliren der feinen und edlen Steine, und auf das Schneiden in dieſelben, hat man fich
10
feit langer Zeit gut verſtanden , auch die Malera und Kupferſtecher - Kunſt getrieben.
7
5. 9. Was den andel anbetrifft, fo wird nach Sachren vielGetreide und Mals, das erſte auch nach Bayern ausgeführet. Hopfen , Gartengewåchſe, Pottaſche, Maſten und anderes Holz, Wolle, Wild, wohl 400000 Hafenfelle, Fiſche , und das egerſche Sauerbrunnenwaſſer, geben auch häufig aus. Von Manufactur- und Fabrik- Waaren, gehen infonders Þeit Papier, Topferarbeit,ſchöne Glåfer u . Spiegel, Schwerdtfeger-Arbeiten, Leder, Galanterie - Waa. ren , Spigen , Zwirn , gebleichtes Garn, wollene Stoffe, Strümpfe und Tücher, ( jährlich wohl für 9 Milionen Gulden ,) undwohlfür 3 Mill. Fl. Leins wand,
Einleitung.
151
Mit dieſen Waaren , werden nicht allein die dſtreichiſchen , ſondern auch
mand , aus dem Lande.
fremde Lånder, als Portugal, Spanien , Italien und die Türkery, verſehen . Die bdhmiſche Lein wand - Handels-Geſellſchaft, hat zu Cadig eine große Niderlage, und handelt von dannen nach Amerika. 1770 war ihr Fond 1 Million Gulden,
die in 1000 Actien vertheitet wurde. Die ägyps tiſche Compagnie bekam 1769 ihren Hauptſig zu Smirna , und fieng über Trieſt einen ſtarken Hans
del nach Aſien an. Der Handel und die Fabriken ſtunden unter dem Commerz - Conſeß zu Prag ,
der dem Hofcommerz - Rath zu Wien unterworfen Er beſtand aus einem Präſidenten , der allezeit Geheimerrath war, aus 6Råthen , einem war.
Secretår und anderen Perſonen.
Unter demſele
ben ſtanden 8 Land- Inſpectores , von welchen ein jeder in den ihm anvertraueten Kreiſen uinherreis ſete, die Manufakturen beſichtigte,uuid davon anden Confeß Bericht abſtattete. Jeder Inſpector batte wieder ein paar Manufaktur -Commiffarien als Handlanger unter ſich. In Fällen von einiger
Wichtigkeit, dergleichen Vorſchüſſe aus der bdh. miſchen Commerz - Caſſe, Ernennung neuer Hands lungsbeamten , Ertheilung neuer Privilegien , Anlegung neuer Manufakturen und Fabriken Verboth fremder Waaren , Erhöhung und Vers
minderung der Zölle und Mauthen , sc. konnte und durfte der Confeß nichts beſchließen, ohne
vorher an den Hofcommerz - Rath zu Wien Bericht abzuſtatten , und deſſelben Befehl einzuholen.
In die bdgeimiſche Commerz- Caſſe floßen viele K4
anſehns
.
152
Das Rdnigreich Bdheim .
anſehnliche Gefälle , und wenn fie erſchopft war wurde ſie aus der Haupt- Commerz - Caffe zu Wien ,
unterſtüßt. Allein dieſe Einrichtungen beſtanden niche lange auf dieſem Fuß , und als am
8ten
gånner 1776 der Hofcommerzien -Ratý zu Wien aufgehoben , und der Fond deſſelben der Kammer
übergeben wurde, überließ man das Handelswes fen ſeinem Schickſal. Die Juden , treiben den ftårkſten Handel mit den Landes - Producten , als mit Wolle, Potaſche, Federn , Leder, Blasbål gen , Schmalz, u. f. no. Meſſen oder Jahr mårkte welche auch von fremden Handelsleuten bez fuchet werden können , ſind zu Prag, Pilfen und Eger.
Zum Behuf des Handels fieng man 1737 am die vier Hauptſtraßen, nemlich die Leipziger, Nürnberger, Linzer und Wiener Landſtraße, in guten Stand zu leben, und als Zroangsſtraßen
auszumeſſen, ſie wurden aber durch den franzöſia fchen Krieg unterbrochen , und verwahrloſet. 1747 ward ihre Widerherſtellung befohlen , man bewies
aber feinen rechten Ernſt. 1751 wurden Verans ſtaltungen gemacht, dieſe Straßen zu Chauſſees zu bauen. Durch ein Patent vom 22. Jänner 1756 wurden 25 Zwangsſtraßen für die Handelse
treibenden angewieſen, und mit Säulen beſeket , und am 1. Jul. 1770 wurde dieſes Patent umges Drucker und bekannt gemacht.
S. 10. Die kurze Abhandlung der Geſchichte diefes Landes, fange ich mit den Bojern an , die ein Theil des celtiſchen Haufens waren, der im
Jahr 589 vor Chrifti Geburt unter Anführung des
Einleitung.
153
des Sigovefus aus Gallien oder Celtien über den Rhein gieng, undneue Sigeſuchte. Nach ihnen
iſt dieſes Land benennet; ( 6. 2.) fie ſelbſt aber ſind zur Zeit des Kaiſers Auguſt von den Mars
Bomannen vertrieben worden , (welches aber ver
muthlich nur von dem größten Theil derſelben zu verſtehen iſt , da ſie ſich denn in das Noricum ge
zogen haben , welches von ihnen Bayerland (eigent lich Bojerland) benennet worden.
Unterdeffen
fuhren die Nachbaren dieſer neuenEinwohner fort, ſieſowohl, alsihr Land, von den vorhergehenden
Einwohnern , den Bojern , zu benennen . In der folgenden Zeit , und zwar, wie man meynet,
im 6ten Jahrhundert, ſind Slawen nach Bds heim gekommen , und haben die Nachfolger der Markomannen verjaget. Die Ausländer mennes ten den Stamm der ſlawiſchen Nation , der ſich hier niedergelaſſen hatte , zum Unterſcheid von an
dern, Slavos Bojemiæ, auch wohl ſchlechtweg nur Behemanos und Bojemanos- Das Land wird in Geſchichtſchreibern des gten , gten und roten Jahrhunderts , und noch mehr in Urkunden , Boemia Sclaviæ, nåmlich pars, genannt. Kaiſer Conſtantinus Porphyrogenitus , nennet die hieſi
gen Slawen nie Böhmen , ſondern magnos et albos Chrobatos. Es findaber die hieſigen Sla: wen , nach der von Gelas Dobner vorgetragenen Meynung , derjenige Stamm , der den Namen
Tſchechen , geführet, und unter demſelben vors Her an der mootiſchen See , und am ſchwarzen Meere gewohnet hat. Der Name dieſes Stammes, kommt ſchon beym Jahr 1166 in dem Byzantiner K 5
und
154
Das Königreich Voheint.
und kaiſerlichen Grammaticus Johannes Cinna mus, und alſo anderthalb hundert Jahr vor Ers
findung der Fabel voneinem gewiſſen Tſchechvor, ben Dalemil im 14ten Jahrhundert in Bðheim
ausgehecet hat . Die böhmiſchen Slawen haben den Namen Tſchechen bis aufden heutigen Tag
behalten. Es ſind aber anfänglich mehrere ſlawis fche Republiken unter verſchiedenen Namen in Bos
heim geweſen , daher auch manchmal der Name Bojemiæ , in der vielfachen Zahl vorkommt.
P. Gelas Dobner , der dieſe Anmerkung machet, muthmaßet zugleich , daß die Republik der Šlas
wen in der Gegend von Prag , die nicht nur die mächtigſte geweſen , ſondern nach und nach auch die übrigen Republiken in Böheim durch Krieg ,
freywillige Uebergabe und Heirath igrer Fürſten
1
1
unter ſich gebracht, von den oben erwähnten Tſdyechiſchen Stamm geweſen. Die Furcht vor der anwachſenden frånkiſchen Macht, lenkte die
böhmiſchen Slawen , ſo wie andere benachbarte Völker , zu dem Entſchluß , die demokratiſche und ariſtokratiſche Regierung, mit der monarchiſchen zu vertauſchen . Herzog Przemysl , brachte die Regierung auf ſeine Nachkommen . Karl der
Große machte zwar die Böhmen dem deutſchen Reid zinsbar : allein , ihre Unterwürfigkeit war
von kurzer Dauer, und ſie hatten beſtåndig Håns del mit der Deutſchen .
Der Herzog Borziwog
ließ ſich im Jahr 874, wie Pubitſchka beweiſet, taufeu .
Wenzel wurde von dem deutſchen Kids
nig Heinrich I zur Abtragung eines Tributs gends
thiget, zu welchem ſich auch Boleslaw verſtehen mußte. .
Einleitung.
155
mußte. Wratislaw ward 1086 von dem deutſchen König Heinrich IV die königl. Würde ertheilet, die aber mit feinent' Tode wieder aufhörte ; und obgleich Kaiſer Friederich I fie 1162 abermals zum Beſten Herzogs Wladislaw II erneuerte, ſo hóa rete ſie doch wieder auf, und Böheim blieb nach
wie vor ein Herzogthüm , bis die Kaiſer Philipp 1199 und Otto IV , 1203 daſſelbe zu einem Kdo nigreich , und Przemyſi II oder Ottocar zu einem König erhoben. Unter Przemyſl Ottocar II ,
ſtieg das Kidnigreich Böheim auf den höchſten Gie pfel ſeiner Hoheit, indem dazumal Deſtreich ,
Steyermart, Kårnthen, Krain und Jſtrien dazu gehåreten , wirwohl auch eben dieſer König dieſe fånder wieder verlor. Sein Sohn , Wenzel II, ward auch Kidnig in Polen , und dieſes Sohn , Wenzel III, beſchloß 1306 den alten månnlichen Stamm der båheimiſchen Könige , der von Przes myſl an geblühet hatte. Hierauf erwählte ein großer Theil der bdheimiſchenStånde, den öſtrete chiſchen Prinzen Ripolph zum König , den fein Vater, derróm. König Albrecht, durch ein Krieges:
Heer aufdem Thron befeſtigte. Nach deſſen fråga zeitigem Tode , erwählten die Böhmen den Herz zog Heinrich von Kårnthen , resten ihn aber bald wieder ab , und erwählten des róm . Kaiſers Hein rich VII Sohn, Johannes von Lüßelburg , jedoch
mit der Bedingung, daß er des legten Königs jüngſte noch unverheirathete Schweſter zur Ger mahlinn nehmen ſollte. Er machte die ſchleſiſchen Fürſten zu Lehnsieuten der Krone Böheim , brachte
auch die Oberlaufik wieder an dieſelbe. Ihmi folgte
156
Das
Königreich Böheim.
folgte ſein Sohn Karl,
der unter den röm . Kaie
fern der 4te dieſes Namens geweſen iſt, und nicht nur die Univerſität zu Prag geſtiftet, ſondern auch die Wohlfahrt des båheimiſchen Reichs auf alle Mit ſeiner Ges Weiſe zu befördern gefuchet hat. mahlinn , des Pfalzgrafen Ruprechts Tochter , bekam er unterſchiedene Stådte und Schlöſſer, und noch mehrere brachte er durch Kauf an ſich , wora auf er ſie, nebſt den ſchleſiſchen Fürſtenthümern mit der Churfürſten Geneşmhaltung, der Krone Böheim einverleibte. Er kaufte zwar auch 1375 die Mark Brandenburg ; ſie wurde aber 1415 von ſeinem Sohn Sigismund wieder an die Burgs grafen von Nürnberg verkaufet. Uebrigens ſuchte er die böheimiſche Krone , erblich an ſein Land zu Sein Sohn und Nachfolger Wenzel , bringen. wird ſchlimmer beſchrieben , als erwirklich geweſen Unter feiner Regierung nahmen die Relis iſt. gionsunrugen den Anfang , von welchen ich oben (9.6.) gehandelt habe, und die auch verurſachten, daß der Thron nach ſeinem 1418 erfolgten Code mehrere Jahre unter Tehr blutigen Kriegen leer blieb ; denn obgleich ſein Bruder , der Kaiſer Sis gismund , 1420 Böheim an ſich zu bringen ſuchte, ſo ward er doc wieder aus dem Königreich beraus getrieben , und gelangte erſt 1436 zum Beſiz deſs ſelben , als die Huſſiten durch innerliche Zwiſtige keiten mit einander zerfallen waren , und er einen Vergleich mit ihnen geſtiftet hatte.
Er ſtarb aber
ſchon 1437 , und nach ſeinem Tode erwählten die meiſten Böhmen des Königs in Polen Bruder Caſimir , die andern aber des vorigen Königs Schwise
M 22
Einleitung.
157
Schwiegerfohn Albrecht von Deſtreich zum König, der ſich zwar 1438 krónen ließ , aber lauter un : rube hatte , und in derſelben bald verſtarb. Seine fchwangere Gemahlinn gebar nach ſeinem den Ladislar ,
Tode
der auch endlich von den Böhmen
zum Könige angenommen ward ,
während deſſen
Minderjährigkett Georg von Poðibrad, Reidys: verweſer war , und nach des jungen Königs zeitia gem Abſterben einmüthig zum König erwåhlet wurde. Er war ein eifriger Huſſit. Jhm folgte 147 1 durch die Wahl der Stånde des Königs in Polen Caſimirs Sohn Wladislaw , der ſowohl , als ſein Sohn Ludewig , zugleich Kdnig in Ungarn war. Dieſer nahm zeitig ein trauriges Ende , worauf durch einen Ausſchuß der Stånde der sſtreichiſche Erzherzog Ferdinand zum König er : Wåhlet ward , nachdem er vorher in einem ausges . ftellten Revers bekannt gemacht hatte , daß er durch freye und gutwillige Wahl der Stände ers kohren fer ,
und die Erhaltung der Rechte und
Freyheiten der Stånde beſchworen hatte. Allein , 1547 erklårete er auf einem Landtagedie Böhmen , die ſeines Religionseifers wegen , einige Mann ſchaft auf die Beine gebracht hatten , ihrer Pris vilegien für verluſtig , und das Königreich zu einem Erbs und unumſchränkten Reich . Sein Sohn Maximilian , wurde ſchon ben ſeinen Lebzeiten ge kronet , und verſtattete den Böhmen eine völlige Gewiſſensfreyheit. (S. 6.) Die Händel und Unru: hen ,
die unter ſeinen Nachfolgern Rudolph II ,
Matthias I und Ferdinand II in Anſehung der Rea ligion vorgefallen ſind , Şabe ich oben ( S. 6.) ſchon beſchrie:
ch
as
58
rei
ig Kön
eim
Böh
. d n a in 0 r ch llgss Ferd ich II in heJearh 162 . könui bef r s e g s n d e e e m n ege Krgien auf de Fri ſei nG e g eſchla te ſſe rd rg a t n i a e r a e e g , w B w P b h h ht en im eic s ein öllig he mac . E e rbr hter g E v zu ein n Bd r ric lle e 1 e n e g 2 t e b n g r s e t Re lag hi de al zo 16 ſtdain Gü h is n te n 4d9er bohe in , dere Anſc l e ten Preon e 4i4 f s r 7 a l e 0 y t a d d al f 3, dam miſ net Lan paiui 5 a Th c r h i e o c l d d a e T. 2 . wur . f. Lon Act pub ber 4 . Eben derſelbe überließ 1635 die Obers p . 43 . D ben
1
rie
und Nider-Lauſik an den Churfürſten zu Sachſen . Unter Ferdinand III , warð das Reich durch die Sein Sohn Ferdis Schweden ſehr verwüſtet. Sein nic
ſtarb aber vor ihm . Leopold , Joſeph und KarlIV , folgten unmittelbar auf einander in der Regierung, und mit dem legten erloſch 1740 der alte dſtreichi Vermöge der von ihm errich ſche Mannsſtamm . teten pragmatiſchenSanction ,nahm deſſelben álteſie Prinzeſſinn Tochter, Maria Thereſia , wie von den ſämmtlichen Erbländern , alſo inſonderheit auch von dem Königreiche Böheim , Beſiß : allein , der Churfürſt von Bayern machteAnſpruch daran, bemachtigte ſich des Reichs durcı franz . Hülfe ; und ließ ſich am 7 Dec. 1740 zum König über daſſelbe offentlich ausrufen , und bald darauf die Jedoch , die Königinn von Huldigung leiſten. Ungarn ſiegete endlich , und ward im May 1743 Die Stånde liquidirten nach zu Prag gekrönet. dem franzöſiſch - bayeriſchen Krieg 2,998768 Fl. Forderungen, und 357029 Fl. Kriegsbeſchädiguns gen : jene wurden 1772 und 73 bey der Untera bandlung mit ignen über ein Darlehn von 3 Milio nen
191
4 1 4
Einleitung ,
159
nen Gulden , aufgehoben. Von 1745 bis 1756 genoß das Reich unter ihrer Regierungerwünſchte Ruhe. Allein , im leştgedachten Jahr gieng ein langwieriger neuer Krieg mit Preußenan, in wel. chem dieſes Königreich viel erlitte , und der ſich exſt 1763 mit dem Hubertsburger Frieden endigte. Nach demſelben wurden die Superogate und
Kriegs - Beſchädigungen auf 24,189,306 Fl. bes rechnet und bengeſeket. Zu ihrer Tilgung waren
jährlich 153,367 Fl. nöthig: als nun der Vieh. Aufſchlag von welchen ſie genommen wurden , 1776 aufhdrce, wurden ſie den Stånden von den Cain
meral - Steuern in Händen gelaſſen. ( f. auch 5.5 .) S. 11. Böheim iſt heutiges Tages ein Erb reich , ehemals aber war es ein Wahlreich , obs
gleich die Stånde gemeiniglich ben der Familie des verſtorbenen Königs blieben. Ferdinand I erklåa rete ſchon 1547 das Reich durch einen Landtags
ſchluß für ein Erbreich , dergleichen es auch 1620 nach der Schlacht auf dem Weifen Berge völlig geworden iſt, (8. 10.) ſo daß ſeit der Zeit die
Stånde in Anſehung der Regierungsfolge nichts mehr zu ſagen haben . Die Kronung des Erbkde nigs , verrichtet , vermoge einer påpſtlichen Bulle
von 1345 , der Erzbiſchof zu Praga
S. 12. Der Rönig in Böheim , iſt des heil. róm. Reichs Erzſchenk, feket aber dieſes Erzamt nicht mit in ſeinen Titel. Er hat zu
Reichs -Erbſchenken die Grafen von Althan , die deswegen einen Becher im Wapen führen . Ueber
den Urſprung dieſes Erzamts , ſind die Gelehrten
unterſchiedener Meynung ; die wahrſcheinlichſte fchei.
160
1
Das Königreich
Brhein .
ſcheinet zu ſeyn , daß Kaiſer Friederich I dem Hera gog Wladislam zugleich mit dem königl. Titel, auch das Erzſchenfenamt im deutſchen Reich geges Wenigſtens hat Kaiſer RudolphI in ben habe. den Jahren 1289 und 1290 durch 2 öffentliche Urkunden erkläret ,
daß der Krone Böheim das
Erzſchenkenamt und Wahlrecht zukomme, und daß des Idamaligen Königs Wenzel Urgroßvater daſſelbe ſchon gehabt habe.
Auf dieſem Erzamt
beruhet auch das Recht des Königs von Böheim , einen rom. König mit zu erwählen , in deſſen Bes figjer ſeit der Zeit Friederichs i beſtåndig geweſen iſt, wie die eben angeführten rudolphiſchen Urkuns den beweiſen , und die Geſchichte lehret, daß daſ felbe fet, ausgeübet worden .
Wenn aber die biheis
miſchen Könige bey der Wahl einmal und das ané dere mal übergangen worden , ſo iſt ſolches nicht mit iþrer Bewilligung geſchehen, ſondern entweder daher gekommen , weil ſie mit dem Reic ; in keinem guter Vernehmen geſtanden , oder aus anderen ihrem Recht nicht nachtheiligen Urſachen. Hiers aus erhellet nun auch , daß der König von Böheim von Alters her ein wagrer Stand des deutſchen
>
Reichs geweſen ſey. Daß er egedeſſen zu den Reichsſteuern nichts gegeben þat , ſtreitet dagegen nicht: denn dieſes rühret von einem beſonderen Vorrechte ber , welches Friederich II ihm 1212 ertheilet , und ihn zugleich von der Gerichtsbarkeit Eben der höchſten Reichsgerichte befreyet hat. ſo wenig iſt dagegen , daß er nicht allemal aufden Reichstagen erſchienen iſt; denn die Erzherzoge von Oeſtreich erſcheinen auch nur, wenn ſie wollen ,
Einleitung .
161
und Erzherzog Albrecht verſprach dem bóheimiſchen König Wenzel, daß , wenn er róm. Konig wers den würde , er ihm und ſeinen Nachfolgern das Privilegium ertheilen wolle , nicht verpflichtet zu ſeyn , auf den Heerzügen, Verſammlungen, Hof gerichten 2c. der römiſchen Könige oder Kaiſer zu
erſcheinen . Es haben auch 1708 alle 3 Reichs collegia erkannt, daß der König und Churfürſt in Böheim das ungezweifelte Recht zu Sik und Stimme auf allen Reichszuſammenfünften habe, und daher dem Kaiſer, als König und Churfürſten
in Böheim , zu allergnädigſten Belieben frey ge ſtellet, ob und wenn derſelbe bey allen ordentlichen und außerordentlichen Zuſammenfünften, es ſey auf Reichsdeputations - Collegial- oder andern Tagen,
den båheimiſchen Siß und die böheimniſche Stimme, durch eine eigene genugſam bevollmächtigte Ges ſandtſchaft, inskünftige wieder einnehmen, bekleiden und führen laſſen wolle ; wobey der Kaiſer zugleich verſprochen hat, daß er wegen ſemes Erbidnige
reichs Böheim , und der dazu gehörigen Lånder, fünftig nicht nur zu allen Reichs-undKreis-Steuren
und Anlagen , einen churfürſtlichen Anſchlag , Ton dern auch zum Kammergericht jährlich 300 Fl. übernehmen und bezahlen laſſen wolle; hingegen
hat das geſammte Reich verſprochen , das König reich Böheim ſammt allen demſelben einverleibtea
Landen , in ſeinen Schuß und Schirm zu nehmen. Nach dem Tode des Kaiſers Karl VI gab es große Schwierigkeiten , wer bey der Wahl eines neuen
römiſchen Königs die böheimiſche Churſtimme vers freten rolle ? Die Königinn Maria Thereſia , 5 Th. 7 26.
L
hatte
162
Das Königreich Böheim.
hatte dieſelbe ihrem Gemahl, dem Großherzog von Toſcana , aufgetragen ; aber , es ward durch die
meiſten Stimmen im djurfürſtl. Collegio beſchloſ fen , die böheimiſche Churſtimme für dasmal, und ohne einzige Folge, ruhen zu laſſen , welches auch geſchahe. Allein ; nach Karls VII Tode wurden die Wahlgeſandten der Königinn zu Böheim zu der Wahl eines neuen róm. Königs .zugelaſſen. Uebrigens gehet der König und Churfürſt in B8 heim , vermöge der goldenen Bulle , allen weltli
dhen Churfürſten, und bey öffentlichen feyerlichen Umgången auch der Kaiſerinn vor. Böheim will
gar keinen róm. Reichsverweſer erkennen.
. 13. Das bóheimiſche Wapen, war eher beſſen ein ſchwarzer Adler im ſilbernen Felde , der aus dem Schilde des Heil. Wenceslaus entſtand , denn ſchon im zehnten Jahrh. vertrat das Bildniß dieſes Heiligen die Stelle des Wapenſdyildes . Den ſilbernen Löwen mit einem gedoppelten Schwanze im rothen Felde , hat König Ottocar II willkührlich angenommen , und er kommet zum er:
ſtenmal 1249 zum Vorſchein, wie Dobner gezeiget hat.
Die Könige pflegen nach ihrer Krdnung
Ritter des beil. Wenceslaus zu ſchlagen; ſonſt giebt es keinen böheimiſchen Ritterorden .
D. 14. Doch blühet heutiges Tages in Bdheim ſowohl, als in Måhren, Schleſien und Ungarn, der heil. ritterliche Breusorden mit dem rothen Stern, der 12 17 in Böheim aufgenommen worden.
K. Leopold hat dem General und Großmeiſter
deſſetben , 1697 einen Plak unter den böheimiſchen Pra
Einleitung.
163
Prålaten gegeben , ſo daß er gleich auf den Probit zu Alt- Bunzlau folget. ( 8. 5.) Es fat auch der Johanniterorden ein Priorat oder Großprio rat in Böheim , welches zu der deutſchen Zunge gerechnet wird. Der Się des Großpsiors iſt zu Strakoniß , im Prachiner Kreiſe.
. 15. Die oberſten Reichsbeamten , ſind : oberſte Landhofmeiſter , oberſte landkammerer
der oberſte Burggraf, oberſte Landmarſchall ,
oberſte Landrichter , oberſte Hoftehnrichter, oberſte Uppellationspråſident, oberſte Kammerpräſident Zu den Erbbeamten und oberſte Landſchreiber. 1 ) der ober . gehören vornehmlich 4 , nämlich : ſte Erbmarſchall , deſſen Stelle heutiges Tages der oberſte Landmarſchall vertritt. 2 ) Der ober: ſte Erbtruchſeß, welches Amt die Fürſten von Colloredo haben , und von welchem das oberſte Erbkůchelmeiſteramt, abgeſondert iſt , welches Es mußaud, die Grafen von Wratislaw beſiken. das Erbvorſchneideranit davon unterſchieden werden , welches den Grafen von Waldſtein zu kömmt. 3 ) Der oberſte Erbmundſchenk, wel dhes Amt bey der Familie der Grafen von Tſchernin ift. 4) Der oberſte Erbhofmeiſter , welches Oberſte Amt die Grafen von Kinski haben . Erbſilberk &mmerer ſind die Grafen von Uhles feld. Außer dieſen vornehmſten Erbåmtern , giebe es noch andere ; das Erbrhürhüteramt haben die Herren Mladota von Solopiſt ; das Erbpas nieramt vom Kjerrenſtande, die Grafen Korzensky von Tereſchau , und vom Ritterſtande, die Mara quardt
164 Das Königreich Bdheim. quardt von Hradecf; das Erbſchaßmeiſteramt die Grafen von Wrtby.
S. 16. Die bogeimiſche Hofkanzlen, die alle. zeit dem Hof folget, iſt zwar 1762 mit der öſtrei chiſchen Hofkanzley vereiniget , nachmals aber wie's derhergeſellet, doch ſind die Juſtik - und Cameral Sachen davon abgeſondertworden . Jene werden durch die Juſtigſtelle in Wien , und in Böheim durch das Appellations - Tribunal geleitet ; dieſe
Haben in Wien die faiſerlichkönigliche Hofkain mer , und in Bdheim den Cameral-Senat, in welchem der Gouvernial - Präſident den Vorſik hat. In die Stelle der 1749 verordneten Reprås ſentation , iſt 1763 das Landes - Gubernium ge.
1
kommen , welches die Staats- und Cameral - Sa.
chen beſorget, durc, welches auch die meiſten Ges ſchaffte der übrigen Stellen , ſowobl in das Land, als an den Hof, gehen müſſen . Der Erbfilbervers walter iſt der jedesmalige obriſt Burggraf in Prag. Der 1749 angelegte Conſeſſus delegatus in caufis
fummi principis,et Commiſſorum , beſorget die landesfürſtlichen Regalien.
Hiernächſt befinden
fich zu Prag , der Landesausſchuß der Stände, das fönigl. größere und kleinere Landrecht, das königl- Kammerrecht, das königl. Hoflehnrecht, das königl. Appellations - Tribunal , die königl.
Landtafel, das königl. Obriſtburggrafenrecht, das königl. Weinkelleramt, und die Polizey - Commiſ fion . Die bóheimiſchen Leben , ſind entweder eigentliche boheimiſche, oder deutſche. Die legten liegen außerhalb der böheimiſchen Gränzen , und deut
Einleitung.
165
deutſche Stånde empfangen ſie vonder Krone Bdo þeim . Man behauptet, daß fie landráſſig wåren ,
wenn ſie in dem Egeriſchenoder Elnbogiſchen Kreiſe lågen , j. E. das Gericht Arch. Die Kreiſe des Königreichs, Haben ihre ore dentlichen Kreishauptleute. Ein Reſcript vom 11 Nov. 1752 bewilligte einem Kreishauptmann
jährlich 2000 Fl. Gehalt, davon er aber die Kreis bediente befolden muſte.
Durch das Hof- Decret
vom 4 Junius 1774 wurde ſein Gehalt auf 1500 Fl. Heruntergeſekt, doch ward ihm auch die Befol duug der Kanzley - Perſonen abgenommen. Die Stådte haben ihre beſondern Magiſtrate und Ge richte. Für die obern Stånde; iſt eine eigentliche königlich -böheimiſche Landesordnung vom Kaiſer Ferdinand II von 1628 , nebſt den darüber 1640 publicirten Novellis declaratoriis, vorhanden, das
hingegen der Bürgerſtand ſich nach der ebenfalls gedruckten Verfaſſung des allgemeinen Stadtrechts im Königreich Böheim , und nach dem Codice Thereſiano , zu ridyten und zu achten hat. Der Grafvon Haudiſ hatte dielandesherrlichen
Einkünfte ſchon ſehr hoch getrieben , und vor 1763 an , ſind ſie um 2,109059 Fl. erhöhet wors
1 den . Um einige Proben ſolcher Erhöhung anzu
führen , ſo iſt die Pferdeſteuer , die 1764 mit der Klaſſenſteuer den Anfang nahm , und in den Pra ger Stådten erleget wurde , erhöhet , die 1770 angefähr 510000 Fl. ausmachte. Ehedeſſen koſtete die Donne Salz 5 Guld. 50 Kr. und dafür
kamen jährlich 1,601833 Gulden 20 Kr. ein , nun 2 3
galc
166
Das Königreich Bdheim .
galt das Faß 7 Gulden, und 1770 kamen 1,922200 Gulden für Salz ein.
Den ſteuerbaren Contris
buenten unter den Angeſeßenen , wurden 6 Gulden zugeleget, die von 53440 Angeſeßenen , 320640
Gulden betrugen. Von 738366 N.D. Faß Bier, die in Böheim, vermoge der Rechnung jährlich ge brauet werden, muſten an außerordentlicher Trank: fteuer , von jedem Fas 50 Kr. das iſt jährlich 613638 Gulden 20 Kr. gegeben werden. Der
Wollaufſchlag wurde namhaft, denn er betrug 30000 Gulden .
Die Anlage auf den Brandt:
wein, wurde neu vermehrt. Ehedeſſen trug fie 18597 Gulden ein , nun 63700 Gulden. Das
Siegel - oder Stempel-Geld , wurde hoch getrie. ben , und ſtieg jährlich von 240000 Gulden auf
720000 Gulden . Die Verpachtung des Tas backs, ſtieg von 145000 Gulden auf480000 Guls
den.
Durch das neueingeführte Gewicht und
Maaß , wurden dem Lande über 1 Million Uits 1
koſten verurſachet, und noch diente es dem Publis cum zum nachtheiligen Unterſchleif. Alle Stände muften ſowohl vom Mobiliar: als Immobiliar Vermogen 10 pro Cent Erbſteuer eriègen. Ob es bey dieſen Erhdhungen geblieben ſey, weiß ich, nicht. Das Militár- Syſtem , das 1776 galt , be
ſtand darinn , daß zur Unterhaltung des Kriegess
ſtaats jährlldy 4,156146 Fl. 54 Kr. aufgebracht wurden , von welcher Summe die Obrigkeiten alle zwey Monate 173397 Fl. 56 Kr. abtrugen , und die Unterthanen monatlich 266561 Fl. 15 Kr. Jn
dem genannten Jahr am erſten May, fing die Mi litár - Einquartirungs - Verordnungian vollzogen zu wer:
Einleitung.
;
167
werden , vermoge welcher die Dörfer, die 1763 mit Mannſchaft beleget wurden , keine Einquartis rung mehr bekamen , ſondern die Truppen in die
Stadte, und zwar in die ehemaligen Collegia der Jeſuiten, in die alten noch brauchbaren Caſematten , und in andere ſtådtiſche, die Officiere aber in die bürgerlichen Häuſer verleget wurden. Zur Vergüe tung der Quartiere der Officiere, zur Erhaltung der bequartierten Gebäude , und zur Anſchaffung
des Streuſtrohes und Lichts für die Cavalleries Stålle, wurde das erforderlide auf die Städte und Märkte vertheilet. Von dem anno militari 1776 an , und nach dein zehnjährigen Simplifici rungs - Receß , iſt das militare ordinarium oder
die Contribution , auſ 3,159,146 Fl. 54 Kr. und das Camerale auf eine Million gefeßet worden ; e$
hat ſich aber bald gezeiget , daß die Contribution für das Militare langenicht hinlänglich ſey . Durd, 1
den 1776 eingeführten Simplificirungs - Receß, iſt das extraordinarium der Obrigkeiten von den
Einfünften ihrer Herrſchaften und Güther, auf 1040386 Fl. 52 Kr. geſeget worden , ſie muſten
aber noch von einem jeden gebrautem Faß Bier, zu der Bancal: Caſſe 3 pC. bezahlen.
Die geſammten landesfürſtlichen Einkünfte aus Böheim , find um das Jahr 1770 in den Staatse Inventarium des faiſerlichen Hofes, von weldiem ich eine Abſchrift bekommen habe, auf folgende Weife verzeichnet. L 4
Das
168
Das
Königreich
Böheim .
Fl.
Kr.
Das Camerale betrug
1,239202
Das Montaniſticum Die Staatsſchulden -Steuer Das Bancale
2,000185 1,002603
173 213 25
4,091445
57
224007 6,961528
46
217091
13
Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
Summa : 15,736063 Die Ausgaben betrugen : 15,100091 Alſo war ein Ueberſchuß von
635972
599
57}
S. 18. Was endlich die richtige politiſche Abtheilung des Königreichs anbetrifft , ſo hat Balbin ſchon erinnert , daß des Paul Stranſky Vorgeben , ( dem alle neuere Erdbeſchreiber gefolget find,) unrichtig ſey , als ob Karl IV Böheim in 15 Kreiſe abgetheilet habe , und dieſe Abtheilung Er beweiſet aus einer åchyten nod, fortdaure. Handſchrift, Berna regalis genannt , in der alle Štådte und ihre Abgaben an die königliche Kam mer , die ſie zur Zeit Karls IV und ſeines Sohnes Wenzel erleget , verzeichnet worden, daß dazumal nur 12 Kreiſe geweſen , nämlich der Kaurzimer , bazu das große Prag gerechnet worden , der Pilss ner , Leutmerißer , Königingråßer , dazu auch Beraun gezählet worden ,
Rafoniker, der Chrudi
mer , Prachiner, Schlaner , dazu klein Prag ges rechnet worden , der Bunzlauer, Saaker, Tſchase lauer und Bechiner Kreis. Er muthmaßet, daß der Podiebrader und Moldauer Kreis unter dem Konig >
Einleitung.
169
König Wladiſlaw hinzugethan worden, und zeiget, daß auf den Landtagen von 1569 und 1579 die Stadt Prag nicht zu einem beſondern Kreiſe ge. macht, ſondern um ihres Anſehens willen der Ges richtsbarkeit des Kaurzimer Kreishauptmanns ent zogen worden. Im 1714ten Jahr theilten die Stande das Königreich in die Hauptſtadt Prag mit ihren Theilen , und in 12 Kreiſe ab , dazu Ans Die hangsweiſe noch der Egerſche Bezirk fam. Kreiſe waren , der Königingråßer , der Bunzlauer, Tſchaslauer , Bechiner, Prachiner, Pilsner , Chrudimer , Leutmeriger, Saaker , Rafoniker , (dazu auch der Schlaner geſchlagen worden ,) Be. rauner und Kaurzimer. Gegenwärtig iſt Böheim, außer der Hauptſtadt Prag ,
in 16 Kreiſe abges
theilet , welche ſind : der Bunzlauer, Königin: gråßer gleichen Antheils , Königingråßer Bitſchos mer Antheils , Chrudimer, Tfdyaslauer, Becyi. ner Budweiſer Antheils , Bechiner Taborer Ans theils , ' Prachiner , Pilsner gleichen Antheils , Pilsner Glattauer Antheils , Saaker gleichen Ants theils , Saaker Elnbogener Antheils, mitwelchein der Egeciſche Bezirk verbunden iſt, Leutmerißer , Rakoniger , Berauner und Kaurzimer. Ich beſchreibe nun I. Prag, die Hauptſtadt des Reichs, die ungefähr in der Mitte deſſelben an beyden Seiten der Moldau oder Molda liegt, welche hier ungefähr 700Schrittebreit, und ſeit 1762 ſchiffbar geinacht worden iſt,auch durch die 1764 errichtete Navigations - Commiſſion ziemlich ſchiffbar erhalten wird. Die ſteinerne Bride, die Karl IV im Jahr 1357 über dieſen Fluß bauen laſſen , übertrifft an Långe die 25
170
Das
Königreich
Böheim.
die Regensburger und Dresdener, weil ſie 1790 prager Schuhe lang ift. Ihre Breite beträgt 35 Fuß, 61 Zou , und es können 3 Wagen bey einander vorbey fahren . Sie ruhet auf 16 Hogen und 18 Pfeile: n , und iſt auf den Seiten mit 29 geiſt. Bildſäulen gezieret, davon die unter dem metallenen Crucifir ſtehenden Bildfäulen der Maria und Johannes des Evangeliften , nur von Stein, die ibrigen aber von Metall ſind. Die 1676 errichtete BildfågleNepomucks, welchen der König Wetzelvon dies fer Price ins Waſſer werfen und erläufen laſſen , und der 19729 unter die Heiligen verſeßt worden, wird mit vorzüglicher Andacht verehret. Die Feftungswerke von Prag beftehen nur in Wåten und Gråben , und ſind alſo nicht widrig ; Die Stadt kann auch von allen Seiten bes ſtrichen werden . 1787 war die Anzahl aller Håuſer 3209, unter welchen über 270 8ffentliche Gebäude, Pallåſte, Kirchen und seifſter. Die Häuſer ſind faſt alle von Steis nen , und zwar mehrentheils 3 Stockwerfe hoch , aber altmodiſch , gebauet . Die Anzahl der Einwohner belief Juden mit darunter begriffen , auf 70000, ſich 1770, die und 1784 auf 76011 Menſchen , ohne die Befaßung, die im legten Jahr ungefähr 8000 Kopfe ausmacht. Der Juden waren beſonders 7901. Außer Künſten, Hand werkern und Handel , beſteht die vornehmſté Nahrung im Bierbrau . In Anſehung der geographiſchen Långe dies fer Stadt, hat Triesneder berechnet, daß der Unterſchied zwiſchen ihr und Wien 7 Min . 53 Sec. Zeit betrage. Prag beſtehet jeßt aus 4 Städten , deren jede ihren bes fondern Hauptmann und Magiftrat hat , nåmlich aus der alten und neuen Stadt, die an der Oſtſeite der Mulda liegen, aus der kleinen Seite, und aus der obern Stadt Hradſchin , die an der Weſtſeite des Fluffes liegt. Die Altſtadt iſt jünger, als die ſogenannte kleine Seite, aber ålter, als die Neuſtadt, und iſt ehedeffen von dem alten Schloß auch Wiſcherad , die großere Stadt aber zum Unterſchied von der kleinern Seite oder Stadt genennet worden . Sie ſoll im Jahr 795 zuerſt angeleget ſeyn, und hat 932 Häufer, die dazu gehårigeJudenſtadt aber 268.
Prag.
171
268. Die legte brannte 1754 größtentheils ab, und in der alten Stadt gieng auch ein Theil der Häuſer in Rauch
auf.
In dem ein oder Teiner Hof, der ehedeffen ein
herzoglicher Sik geweſen , iſt jeßt die Niederlage und Waage der fremden Waaren und Güter. Die Kirche
bey demſelben, iſt die ålteſte in der alten Stadt ; und in derſelben findet man des Tycho Brahe Grabmal. Die hieſige Univerſität hat Karl IV im J. 1347 geſtiftet, und
ihr Gebäude iſt ganz anſehnlich. Das ehemalige afad. Collegium der Jeſuiten war eines der großten , welches
ihr Orden beſaß, und enthielt 73 Prieſter, 87 Scholaſti cos, 4 Magiſter, und 27 Coadjutores. Es ward von der
daran gelegenen Kirche des 1. Clemens Collegium Cle mentinum genennet, yatte einen ſchön eingerichteten Bücherſaal, womit die Univerſitäts - Bibliothek vereini get iſt, und die Sternwarte iſt in der Mitte derfelben . Die Kirche und das Spital zum h . Geiſt, iſt der Siz des Generals und Großmeiſters des heil. ritterlichen Kreuß- '. ordens mit dem rothen Stern durch Bélyeim , Mähren,
Schleſien , Polen und Ungarn , welcher einer von den geiſtl. Landſtånden iſt. Der Abt der Benedictiner-Abten S.Niklas, gehöret auch zu den Landſtånden.
Die LZeuſtadt, yat Karl IV im Jahr 1348 angelegt, fieRarlow oderKarlsſtadt genennet, und ihr gleiche Pria vilegien mit der alten Stadt gegeben. Sie umgiebt die alte Stadtgang, bis auf die Waferfeite nach , hat breite
und gerade Straßen , und 1244 Håuſer. Die Jeſuiten hatten hier auch ein Collegium, das nun ein Krankens haus für Soldaten iſt, und die P. P. piarum fcholarum
haben ein Kloſter und Kirche. Der Abt des Kloſters und der Kirche des heil. Rarls auf vem karlshof, gehöret zu den Landſtånden , und der Abt der fånigl. Abtey Emans oder Montſerrat gleichfals. Es iſt auch das freye welt liche engliſche Fräulein -Stift zu bemerken , deflen Vors
ſteherinn den Titel einer Reichsfürſtinn führet. Das ehea malige Schloß Wiſcherad , hat in einem abgelegenen Theil der Stadt auf einer Hdhe an der Mulda gelegen.
Es iſt 1420 nebſt allen ſeinen Kirchen, deren damals 13 waren,
3
( 172
Das
Königreich
Böheim .
waren , von den Hufſiten ganz verwüſtet wordent, ſo daß die Gebäude, welche jeßt noch daſelbſt vorhanden ſind, nach der Zeit neu gebauet worden, das meiſte aber bes ftehet aus Nuinen . Jegt iſt der Wiſcherad ſowohl an Der Lands als Stadtſeite befeſtigt, und gegen die ebene Landſeite mit einigen Hornwerken bedecket. Er hat die Geſtalt eines Fünfecs, und enthält 66 Häuſer. Der infulirte Probſt der befreyten königl. Kirche S. Peter und Paul auf dem Wiſcherad, gehöret zu den Landſtån : den . Nahe an dieſer Kirche iſt ein Zeughaus. Die kleine Seite oder kleinere Stadt, welche mit den vorigen , vermittelft der über die Mulda gebaueten ſtei nernen Brice, zuſammenhänget, iſt der ålteſte Theil der Stadt Prag , ſou von der Libuſſa angelegt ſeyn, und hat den Namen Prag zuerſt geführet. Sie wird in den obern und untern Theil abgetheilet. Der leßte, der unter dem Berge an der Mulda lieget, wird insbeſondere die klei: nere Seite genennet, und beſteht aus 538 Häuſern. Die & ltefte Kirche daſelbſt iſt die Kirche des heil. Wenzel. Ben der Kirchezu unſerer lieben Frauen unter der Brüde, iſt das Archio Tes Malteſerritterordens , in fo weit es Bdheim, Mähren und Schleſien angehet; und der Groß prior dieſes Drdens durch eben genannte Lånder , hatin cinem Palaſt nahe bey dem Kloſter, das bey dieſer Kirs che ift, ſeinen Sis . Die Kirche bey dem ehemaligen Profeßhaufe der Jeſuiten , iſt ungemein ſchon. Der obere Theil der kleinen Seite, liegt auf einem Berge, wird der Gradſchin , oder Schloßbezirk genennet, iſt von der Raiſerinnöniginn Maria Thereſia mit Štadt- Niechten und Privilegien verſehen , und von den übrigen3 Städten abgeſondertworden . Er hat 3 Haupt abtheilu.gen . Erſtlich das Schloß Grad ), welches den unterſten Theil ausmacht, und auch das Prager Sthloß genennet wird. In bem ſüdlichen Theil deſſelben , der nach der Stadt zu liegt, iſt die von 1756 bis 1779 neu erbauete Fönigl. Wohnung, in deren einem Plaß auf einem Brunnen eine 1373 gegoſſene Bildſäule des heil. Georg ſtehet, die ſogenannte Statthalterey , nebſt den übris
1
1
Prag.
173
übrigen Collegien, Gerichtsſtuben und Kanzleyen, wo ſelbſt auch das Zimmer zu ſehen iſt, aus deſſen Fenſter Wilhelm Herr von Slavata, Jaroslaus Herr vonMar tiniß, und Phil. Fabriz Platter 1618 geſtürzet worden ; das von der Kaiſerinn : Königinn Maria Thereſia ers bauete Stift, in welches die Stiftsdainen 1755 eingea führet worden ; die von Karl den vierten 1344 erbauete Domkirche St. Veit, die an Heiligthümern , Kirchen und Altarſchmuck ſehr reich iſt, und in welcher, außer
dem heil. Nepomuck , viele bsheimiſche Herzoge und Ko nige begraben liegen ; und der erzbiſchofliche Pallaſt. Das hieſige Erzbisthum ift 1343 aus dem 971 geſtifte ten Bisthum entſtanden . Fr. dem nordlichen Theil iſt das königliche Reithaus, der Reitſtall, der Garten .. Zweytens, der eigentliche ſogenannte Hradſchin , begreift. auch die neue Welt ; und drittens der Strahover Bezirk den Strahov und Pohorſeles. Ueberhaupt find hier 196 Håuſer. Die Capelle St. Loreto , die den Kapu cinern gehöret , iſt eine Nachahmung des heil. Hauſes zu Loreto in Italien. Derſelben gegen iber ſtehet der tſcherniniſche Pallaſt. Prag iſt ſehr oft belagert, und vielmals erobert wors den. Ich wil der åltern Zeiten nicht gedenfen, ſondern nur bey den neuern ſtehen bleiben. 1631 wurde Prag, von den Sachſen , 1648 die kleine Stadt von den Schwes den, und 1741 ganz Prag von dem Churfürften von Bayern erobert. 1742 ſchloſſen die 8ſtreichiſchen Kriegs vólfer viber 20000 Franzoſen in Prag ein , über welche die Marſchålle von Broglio und Bellisle Befehl hatten, und welche große Hungersnoth ausſtunden , aber ſich tapfer wehreten , und endlich theils entwiſchten, theils /
einen freyen Abzug erhielten. 1744 bemächtigten fich die Preußen dieſer Hauptſtadt , nachdem fie dieſelbe
7 Tage lang beſchoſſen hatten ; verließen ſie aber noch in demſelben Jahr. Als ſie wieder unter Streichiſche Bothmåßigkeit kam , ſollten Sie hieſigen Juden nus ziehen , und ganz Böheim verlaſſen ; die Königinn ån
derte aber ihren Entſchluß , und verſtattete ihnen den fernern
174
Das Königreich Böheim.
fernern Aufenthalt. 1757 lieferten die' Preußen und Deſtreicher einander bey dieſer Stadt eine ungemeint blutige Schlacht, in welcher die erſten den Sieg behiels ten, und hierauf die Stadt einſchloſſen und bombardir: ten, wodurch die Neuſtadt und halbe Altſtadt veripüftet wurdenr : fie konnten aber die Stadt nicht erobern, ſons
dern mußten nach verlorner Schlacht ben Planian , die Belagerung derſelben aufheben . Die zerſtörten Häuſer
find wieder aufgebauet worden. 1782 am 15 Sept ift in einem Bethauſe der evangeliſche Gottesdienſt für die
evangel. Militair - Gemeine zum erſtenmahl gehalten worden .
Außerhalb der Stadt fiehet das 1751 erbauete Ins validenhaus, eine halbe Stunde von der Stadt vor dem Prziczer Thor , und zum Strahover Thor hinaus, i Stunde vor der Stadt , liegt der ſogenannte weiſſe
Berg , der wegen der auf demſelben 1620 gehaltenen Schlacht, diefür den Pfalzgrafen und gekrönten König zu Bëheim , Friedrich, unglücklich ausgefallen, mert würdig iſt.
II. Die 16 Kreiſe. Anmerk. Die ſogenannten Dörfer , beſtelyen Håufig nur entweder aus einzelnen Höfen, oder aus ein paar Bauern , oder aus einzelnen Häußlern.
i Der BunzlauerRreis, Boleslawſko, Bo. leslavienfis circulus f. provincia, iſt fruchtbar an Getreide, hat denguten rothen Mielniker Wein, ver ſchiedene edle Steine und Perlen. Ein kleiner Theil deſſelben wird von dem Rieſengebirge einges
ſchloſſen . 1714 ſind bey der damaligen Kreiseins richtung, einige zu der Hauptherrſchaft Brandeis im Kaurzimer Kreiſe gehörige Dörfer, dem Bunza lauer Kreiſe, in deſſen Umfange ſie liegen, zugeſchla:
gen , es iſt auch die Herrſchaft und Stadt Melnik, imgleichen Schopka, dieſem Kreiſe zugeleget wor den.
Der Bunzlauer Kreis . den .
175
Erber zåhlet in dieſem Kreiſe 5 bemauerte
Städte, 2 Stådte ohne Mauern , 15 Stådtlein und Mårfte mit herrſchaftlichen Schloſſern , 20 Stådt lein und Märkte ohne Herrſchaftliche Sdildfſer, 45 Herrenſike, 6 Einſiedeleyen und Kloſter , 4 Gnadens bilder, und II verwüſtete Schloſſer. 1771 hatman gezáhlet, 12 Stådte, 30 Marktflecken, 989 Dörfer. Folgende Oerter ſind vornehmlich zu bemerken . 1. Die bemauerten Städte. 1 ) Mlada Boleslaw, Jung :Bunzlau , Boleslavia ju. nior, die jeßige Kreisſtadt, und eine beinauerte fånigs liche Stadt am Flus ffer, welche Boleslaw der Jiingere im Jahr 973 auf dem Hügel Hrobka erbauet haben ſoll . Sie war ehemals eine Herrenſtadt, erfaufte aber 1595 ihre Freyheit, und wurde 1600 von dem Kaiſer und Ki nig Rudolph unter die königl. Stådte verſetzet. Es iſt hier eine Kirche des Malterordens. 1760 und 177“ hat die Stadt großen Feuerſchaden erlitten . 2) X7elnik oder Mielnik, eine kleine finigl. Leibges dingſtadt, die 877 bemauert iſt, ein Schloß hat, und auf einem Hügel , welcher ehedeflen Bojpow hieß , nahe bey dem Zuſammenfluß der Elbe und Mulde liegt. Zu der Stadt gehåret die Herrſchaft Przibor ; dieserrſchaft Melnik aber iſt nach einigen Pfandherren an die Gra fen von Tſchernin gekommen . Sie hat 98 Bürger, und 33 Häußler. 3 ) 27ymburg oder Ziemberg , eine fånigl . Stadt, liegt auf einer Ebene an der Elbe , in welche hier der Fluß Marlin fällt. Sie hat erſt Wize:nil, hernach Swinibrod geheißen, und endlich ihren jezigen Namen bekommen. Von dem König Wenzel It iſt ſie vergroß ſert, und unter die königl. Stådte verſeßet worden. 4) Dub, Böhmiſch Hycha, ein Städtchen von 95 Bürgern, und 26 Håußlern, mit einem Schloß, geb8 ret dem Auguftiner Nonnen - Kloſter in Wie 5) . Gablona, Gabel, eine nach alter Art befeſtigte kleine Stadt, gehöret nebſt Wolten, dem Grafen von Pachta ,
176
Das Königreich Böheim.
Pachta, Freyherren zu Ranhofen. Sie hat 145 Bürs
ger, und 110 Häußler.
1757 wurden hieſelbſt einige
preußiſche Bataillons von den Deſtreichern angegriffen ,
und nach einer tapfern Gegenwehr zurülebergabe ge nöthiget. 1778 wurde ſie abermals von preuß. Trup pen eingenommen. Hier iſt ein wichtiger Paß. 2. Folgende offene Städte. 1) Sobotka, ein offenes Städtchen an eine Ebene.
2 ) Turnow, Turnau , eine offene Stadt, unweit der Pfer, gehåret ſowohl, als die nahe dabey gelegeneHerr Ichaft Swigan , den Grafen von Waldſtein . Es ſind zu Turnow einige Hundert Steinſchneider ,welche aller band Compoſitionsſteine für geringes Geld verfertigen,
und aus dem Lande ſchicken . Außer dem Schloß, find hier 157 Bürger, und 76 Häußler. 3. Folgende Marktflecken mit Schloßern.
Benatky , Benatek , ein Marktflecken und Schloß auf einem Berge, von 50 Bürgern, und 18 Häußlern. Der berühmte Tycho Brahe hat dieſen Ort durch ſeinen
Aufenthalt an demſelben merkwürdig gemacht. Bila oder Biela, ein Marktflecken mit einem ural ten Schloß, an einem ſehr kleinen Bach , von welchem er
fuerit Weitwaſſer geheißen hat. Byrchig , ein Marktflecken von 35 Bürgern , und 10 Häußlern.
Dobrawig , ein Marktflecken und Schloß, von 50 Bürgern und 36 Häußlern.
Friedland, ein Marktflecken und Schloß , von 96 Bürgern, uud 150 Håußlern.
Sirſchberg, ein Marktflecken und Schloß, auf bdh miſch, Dori, von 52 Bürgern, und 76 Häußlern. Gradiſtie , Münchengråg , ein Marktflecken und Schloß, von 127 Bürgern, und 185 Häußlern. Sünerwaſſer , ein Marktflecken und Schloß, von 38. Bürgern , und 86 Håußlern. Krinec , ein Marktflecken und Schloß , der wegen
ſeiner Faſanen bekannt iſt, von 49 Bürgern. 1
mún :
14
1
Der Bunzlauer Kreis .
177
Liffa , ein Marktfleden , 4 Meilen von Prag , ben welchem auf einem Berge ein Schloß ſtehet. Hat 103 Hürger, und eben ſo viel Häufler. Münchengren , an der Jfer, ein Marktfleden und
Schloß der Grafen von Waldſtein , von 127 Bürgern , und 181 Häußlern.
Ronow , ein Marktflecken und Schloß der Grafen dieſes Namens.
Reichenberg , ein Marktflecken und Schloß , von 63 Bürgern und 428 Håußlern. Hier werden jährlich an 20000 Stück Cücher, und ſehr viele Strümpfe vers
fertiget. 1757 ſchlugen die Preußen bey dieſem Ort ein sftreichiſches Corps Truppen .
Reichsſtadt, ein Marftfleden von 98 Bürgern und 40 Häußlern, mit einem Schloß. Die Herrſchaft Reichss. ftadt begreift 24 Derter.
Rosdialowig , ein Marktflecken und Schloß , vor Alters einem dem benannten Hauſe gehårig. Semile , Semilow , ein Marktfleden an der Frer,
von 13 Bürgern und 32 Håußlern. Treibet ſtarken Handel mit Lothgarn .
Stranow , 6 Meilen von Prag , woſelbſt 873 eine blutige Schlacht zwiſchen heidniſchen und chriſtlichett Bohmen vorfiel.
Wartenberg , ein Marftflecken von 174 Bürgern
und '53 H &ußlern , gehört dem Grafen von Sartig. Weißwaſſer , ein Marktflecken und Schloß, auf böhmiſch Biela, dem Grafen von Waldſtein zugehårig , hat 38 Bürger und 48 Häußler. Hier ward 1767 eitt Manufaktur - Haus , zum Behuf armer Wayſen , an gelegt.
4. Städtl und Marktfleden ohne Schloſſern. Bakow , Bakofen , ein Marktflecken von 44 Bürgern . Boſtow , ein Marktflecken. Brod, Bradetz, ein Marktflecken , 1753 neu erbauet. Buzow , ein Marftflecken . Dauba, ein Marktfl.von 14 Bürgern 4.31.Håußlern . SM
Daue
}
178
Das Königreich Bdheim .
DoIni Saurow , Unter Paugen , Unter :Bauſen , ein Marktflecken von 22 Bürgern und 14 Häußlern . Solan , ein Marktfiecfen . Sookowitz , ein Marktflecken . Knezmoft , Sürſtenbruck , ein Marktflecken . Krafa oder Kraſa , Rragau, ein Marktflecken von 93 Bürgern und 63 Häußlern. Krattau , Grottau, ein Marktfiecfen , von 15 Bür gern und 63 Häußlern. Rruftan , ein Marktflecken . Libau , ein Marftflecken, uno Majorat der Grafen v . Schlick, von 22 Bürgern und 31 þaußlern . Libenow , ein Marktflecken , von 80 Bürgern und 81 Häuflern. wiſcheno oder wemſchen , ein Marktflecken von 70 Bürgern , und 96 Häußlern. Zeuſtadt , ein Marktflecken von 50 Bürgern und 83 Häußlern. Orchwit , ein Marktflecken von 32 Bürgern und 34 Håüßlern. Radonis , ein Marktfleckett. Xowenſko , ein Marktflecken von 60 Bürgern und 68 Häußlern. alt : Bunzlau , Boleslavia vetus , bdhmiſch Stara Boleslaw , eine eheinalige Stadt , welche Wratiſtai im Jahr 915 angelegt , und fein Sohn Boleſlaw der Grauſame, 937 verbeſſert hat, die aber in den Kriegs unruhen des 15ten und 16ten Jahrhunderts zu einem Marftflecken herunter gefommen iſt, der nur 20 Bür ger und 5 Häußler hat . Die Collegiatkirche des heil. Cosmas und Damian ift uralt , und ihr Dechant iſt Herr dieſes Ortes. Bey dieſem Ort hat Boleſlaw der Grauſamne, ſeinen Bruder Herzog Wenzel ermordet . Woßenio , ein Marftflecken . Woftrow , ein Marfrflecken . - Zantorcht, ein Marktflecken . Zwickow , ein Marftflecken , dem Fürſten von Schwarz jenberg gehörig , von 150 Bürgern und ioo Haußlern . 2. 3. Der
Der Konigingraßer Kreis ,
179
2. 3. Der Königingraber Kreis, Bras detſchiko , Reginohradecenſis circulus f. provin. cia , welcher gegen Norden von dem Rieſengebire ge reingeſchloſſen iſt, macht jekt 2 Kreiſe aus, nåms
lich den RönigingraberKreis gleichen An theils, und den Königingraßer Kreis Bit ſchower Antheils, oder fürzer , den Rönigin graßer und Biſchower Rreis. 3: Adersbach , welches Dorf nicht weit von Trautenau liegt, ſind ſehr merk - und ſehenswürdige Steine von unge
heurer Größe zu ſehen . Sie machen Chůrme aus,
die meiſtens vierſeitig ,100, ja 200 Schuhe hoch find , ganz frey wie Säulen , und vollig ſenkrecht ſtehen . Keiner beſteht aus über einander liegens den Felſen , ſondern ein jeder aus einem einzigen
dichten Stein. Weil ihrer unzählige ſind, ſo gehe man unter ihnen einige tauſend Schritteweit durch verworrene Gånge , als durch einen Frrgarten,
und der Eingang bildet beynahe eine Schaubühne ab . Man muß ſie gleichſam fürdas Gerippe oder die Grundſäulen eines Berges anſehen , zwiſchen welchen die Erde von einem ſtrómenden Waſſer weggeſchwemmet worden. In dieſem Kreiſe fins detman auch viele edle Steine , und anſehnliche Fiſchteiche oder kleine Landſeen , unter welchen der
Blato , nicht weit von , Podiebrad, der vornehm . ſte iſt. Erber zählt in dieſem Kreiſe 9 bemauerte Stådte, I offene Stadt, 23 Stådtlein und Mårk. te mit Herrenſchloſſern, 26 Herren - Städtlein und
Märkte ohne Schlöſſer, 53 Herrenſize , 9 Colles gia und Klöſter , 3 Gnadenbilder, und 7 verwů.
ſtete Schlöſſer. 1771 hat man gezählt in dem M 2 Koni
180
Das Königreich Bdheim .
Königingraßer Kreiſe gleichen Antheils, 7 Städte, 31 Marktflecken , 705 Dörfer, und in dem Bit Tchower Antheil, 4 Stådte, 24 Marktflecken und 557 Dörfer. Ich nehine die.Oerter' bender Kreiſe
zuſammen , weil mir diejenigen , welche zu einem jeden inſonderheit gehören , nicht genau bekannt find. 1. Bemauterte Stådte:
i ) Kralowe Sradetſch , Königingrais , eine Eda nigliche Leibgedingſtadt und die Kreisſtadt des aigents lichen Knigingraßer Kreiſes , liegt an der Elbe, in welche hier der Adlerfinß fåült , der aus der zwiefachen Drlig entſtanden. Sie ſoll im Jahr 782 angelegt ſeyn ,
und iſt ziemlich groß und wohl gebauet, hat auch nur zu ihrem Schuß eine Feſtung, ſonſt aber 201 Bürger, und 287 Häußler. Der hieſige Biſchofftehet unter dem
Erzbiſchof zu Prag. Dem Domkapitel gehöret Skal. Es war hier ein Jeſuiter - Collegium , dem der Hof zu Tſchernuteck , Schambach und der erſte Theil von
Popowiz gehörte; auch iſt hier ein Franciſcaner Klos fter, und der deutſche Kitter - Orden hat eine Commens de. Hradetſch kommt 1055 in Urkunden als ein halt barer Ort, und 1087 als die vornehmſte Burg eines Dazu gehörigen Kreiſes vor. Eliſabeth Witwe des K8 nig Wenzeslaw und Rudolply, bekam 1307 die Stadt nebſt einigen benachbarten Schlöſſern , Städten und 1
Kreiſen zum Witwenſit, daher nachihr die Stadt Kras loweHradec, das iſt, Königinn Gradetz oder Grås genennet wird. Die Stadt iſt 1407 gang abgebrannt, 1621, 40 und 45 belagert , 1759 von den Preußen
ſtarf gebrandſchabet worden , und 1762, als Preußen und Sofafen daſelbſt waren , gerieth fie in Brand , da
denn das Jeſuiter Collegium und 160 Hauſer vom Feus er verzehret wurden . Zu derſelben gehören einige Dors fer. Nahe bey derſelben iſt die Stadt Leu :Rồnigins Oråg , angelegt worden. 1 ) Zeus
Der Königingraker Kreis.
ISI
a) Lzeu Bitſchof, eine fønigl. Leibgedingſtadt, und die Kreisſtadt des Königingraßer Kreiſes Bitſchower .
Antheis , am Fluß Tſchidlina, welche 184 Bürger und 106 Håußler hat. Alt Bitſchow , ift jeßt nur ein Pfarrdorf in der Nachbarſchaft der Stadt Neu - Bitſchof, war aber ehes deſſen eine Stadt, welche 1420 ganz und gar abbrannte. 3) Gitfchin , Stadt und Schloß am Fluß Dichida lina, hat ein ehemaliges Fefuiter Collegium , dem Miltſchowes , und dem Seminario Turíchy , gends ret hat. Die Stadt, welche 80 Bürger und 100 Häußs
ler hat, iſt wegen ihrer Getraidemårfte bekannt. The gehört der Marktflecfen Eiſenſtatt. Die Pferdezucht iſt in dieſer Gegend beträchtlich , und es ſind in derſels ben zwey Kön . Geſtüte.
4 ) Softinney , Arnau , eine kleine Stadt an der Elbe, von 94 Bürgern und 48 Häußlern, gehåret dent Grafen Schlid . Das ehemalige Schloß iſt verwüſtet . 5) Jaromirz , eine königl. Leibgedingſtadt an der
Elbe , in welche hier der Fluß Uppau oder Aupe fåült,
der zum Holzflofſen bequemiſt, und an der Landſtraße nach Schleſien . Von dem Stift regulirter Chorberrett
Auguſtiner Drdens , iſt jett nur noch die Dechanten vorhanden. 1780 brannten hier 120 Häuſer ab.
1778 war hier ein verſchanztesLager wider die Preußen . Zu der Stadt gehoren einige Dørfer. 6 ) Pleß , eine neue Feſtung und königliche Freya ſtadt an der Elbe, die hier durch die Metge oder Metall verſtårfet wird. 7 ) LZeuſtadt , eine kleine Stadt am Fluß Metau , unweit der Gränze der Grafſchaft Glaß. 8 ) Trutnow oder Trautenau, eine Fønigliche Leibs
gedingſtadt an dem Fluß üppau , von 146 Bürgern und 32 Häußlern. 1757 brannte fie ab. Der Leins wandmarkt , der hier wöchentlich gehalten wird , iſt berühmt, auch werden hier gute Tücher verfertiget, die vornehmlich wegen ihrer ſchönen Farbe bekannt ſind. m 3
Nicht
182
Das Königreich Böheim .
Nicht wett von hier , liegen die Dörfer Deutſch : Brausnit , und Sorr, bey welchen am 30 Sept. 1745 ein blutiges Treffen zwiſchen dem sſtreichiſchen und preußiſchen Kriegsbeer , zum Nachtheil des erſten , vorgefallen . 2. Eine offene Stadt. Wrchlab , Sohenelb , eine offene Stadt an der Cibe, von 276 Bürgern, gehört dem Grafen von Mor zin. Es iſt hier ein Schloß , und bey der Stadt ein Zinnbergwerf. 3) Stådtl und Marktflecken mit Schiffern . Bernſtadt, Schatlar, ein Marktflecken und Schloß , gehörte den Jeſuiten zu St. Anna in Wien , iſt nun ein Kammergut. Bolchrað oder Bielchrad., ein Marktflecken von 38 Bürgern und 33 Häußlern , mit einem Schloß. Brandeis ob der Deliß , ein Marktflecken mit 2 Schlaffern . Das auſſerhalb demſelben auf einem Ber ge belegene heißt Karlsberg . Der Ort hat 22 Bårs ger und 27 Häußler. Chlume , ein Marktflecken und Schloß. In der Nachbarſchaft iſt der Kaiſer Lotharius von den Bdha 1 men geſchlagen und gefangen genommen worden . Der Drt hat71 Bürger und 120 Häußler ; und zu der Herrs ſchaft Chlumez gehört auch der Marktflecken Zizeles, von 81 Bürgern und 30 Häußlern . Tſchaftalowitz , ein Marktfieden von 8 Bürgera und 32 Häußlern . Tſchernikowitz, ein Marktflechen und gerſtortes Schloß. Detenit , ein Marktflecken und Schloß . Lhota , ein Marftflecken und Schloß. Glemnig , Starkenbach , ein Marktflecken von 29 Birgern und 17 Håußlern , mit einem Schloß . Hier wird ſehr feitie Leinewand gewebet. Borzite, Sorig , ein Marktflecken von 216 Burs gern , der zur Invaliden - Fundation erkauft worden . Der
Der Königingraßer Kreis.
183
Der deutſche Ritterorden hat hier edeſſen eine Reſidenz gehabt. Roſteles. am Adlerfluß , ein Marktflecken mit eis nem Schloß , gehörte 1770 einer Gråfin Cavriani,, ges bornen Gräfin von Zaruba. Er hat 45 Bürger und 136 Häußler. Es iſt hier eine gute Leinewands -Bleiche. Ropidlno, ein Marktflecken und Schloß . Grulich , ein Marftflecken und Schloß , von 71 Birgern und 89 Häußlern. Kukus, ein Marktflecken und Schloß mit einem berühmten Geſuodbrunnen und Bad an der Elbe, eine halbe Meile von Jaromirz. Ryßberk, Geyersberg, ein Marktfleifen u . Schloß . Lomnitz, ein Marktflecken und jerſtortes Schloß. Miletin , ein Marftflecken und Schloß von 94 Bürgern . Zachod , ein Marktfiecfen und Schloß, des Fürſten Piccolomini Erben zugehörig. 1442 wurde es von der Schleſtern verbrannt. Zu der Herrſchaft dieſes Na mens gehören auch der Marktflecken Eypel und die Dörfer Plein :Skalis , Klenni , Wolleſchnig und Koſtelez. L7echanig , ein Marktfleden , in welchem eine Strampfweberey iſt , mit einem Schloß. Opotſchna , ein Marktflecken und Schloß , gehåret den Grafen von Colloredo. Hier iſt eine Leinwands Handlungsgeſellſchaft, und eine ſehr gute Bleiche. Pegka , ein Marftflecken und Schloß . Podiebrad, eine fånigliche Herrſchaft, von 47 Ders tern , unter welchen : 1 ) podiebrad , ein Marftfleden und Schloß , an der Elbe, und 2) Sapka , ein Marktflecfen . Etwas über Pos diebrad fließt Sie Cyblina in die Elbe. Pottenſtein , ein Marktflecken und wüſtes Schloß. Es iſt hier eine Barchent- und Tiſchzeug-Manufaktur, ein Leinwand - Einkaufs - Magazin , und eine Bleiche, auf welcher die Leinwand nach ſchleſiſcher Art zugerich tet wird . Reicher M 4
184
Das Königreich Bdheim.
Reichenau , ein Marktflecken und Schloß.
Es ift
Hier eine ſtarke Tuch -Manufaktur und Strumpfſtrices. rey , und eine gute Leinwand- Bleiche. Roketnik , Rokytnit , ein Marktfi. und Schloß. Rot : Weſleli , ein Marktfleden und Schloß. Starkow , Stareftadt, ein Marktflecken u. Schloß . Zu der davon benannten Herrſchaft, gehöret auch das Dorf Chliwis . Smiðary , ein Marktflecken und Schloß , von 38 Bürgern und 65 Häußlern. Smirſchig , ein Marktflecken und Schloß an der Elbe , von 20 Bürgern und 68 Häußlern . Zu der davon benannten Herrſchaft gehåret auch das Dorf Trchilus. Zumberk , Senftenberg , ein Marktflecken und Schloß. Ziretſch , Schurz, ein Marktflecken und Schloß , gehörte den Jeſuiten zu St. Anna in Wien . 4. Stådtl und Marktflecken ohne Schloßer. Hulibiß , ein Marktflecken , der Stammort einer alten adl . Familie. Braunau , ein Marktflecken , gehöret der hieſigent Benedictiner-übtey , derenAbteinLandſtand iſt. Sie bat 200 Bürger und 138 Häußler. Die rothen , blauen und grünen Tücher, und die Raſche , welche hier verfertiget werden , ſind wohl bekannt. 1742 und 1744 wurde fie von Preußen beregt, und 1757 von Mordbrennern in die Aſche gelegt. Der Abtey gea håret auch Slaupen ; imgleichen Kladna , Brzenios wes und Srdly im Rafonißer Kreis. Dobruſka , ein Markiflrcken , von 59 Bürgern und 217 Häußlern. Freyheit, ein Marktflecken von 103 Bürgern , in deffen Nähe ein warmes Bad iſt , welches man das Johannesbad oder den Johannesbrunnen nennet. In dieſem Ort iſt eine berühmte Leinwand - Bleiche , Er gehöret den Fürſten von Schwarzenberg. Kamenitz, ein Marktflecken . Rame:
1 Der Königingraßer Kreis .
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Königftåði, ein Marktfi.von 65 Bürg. u.45 Håußt. Riſſibl, ein Marktflecken . Brzin , ein Marftfieden . Luſcher , ein Marktflecfen . Libau , ein Marftflecfen . Mladkow , ein Marktflecken . Mokrofauft, ein Marktflecken . Zeu :Paka, ein Markt von 46 Birgern. Es wird hier ein ſtarker Handel mit Garn und Leinwand ge triebenr. Petrowitz , zwen unterſchiedene Marktfleden dies fes Namens. Pilnikau, ein Marktflecken von 145 Bürgern. Podhrady , ein Marktflecken von 16 Birgern . Polis, ein Marftflecken . Sadow , ein Marktflecfent, der Stammort der ade lichen Familie dieſes Namens. Semilav, ein Marktflecken. Solnig , ein Marktflecken , gehöret den Carmeli tern zu Prag auf der kleinen Seite. Škalig , oder Groß :Skalip , ein Marktflecken , in welchen, 1357 ein Ciſtercienſer Månchenflofter geſtiftet worden, welches mit dem Kloſter Sebliß einen gemeins ſchaftlichen Übt bekam , und als eine Tochter deſſelben angeſehen wurde. Sedlig , ein Marktflecken . Schiſchelig , Zizeler , ein Marktflecken von 81 Bürgern und 30 Haußlern. Stara , ein Marfiflecken . Strazow , ein Marktflecten . Surinig, ein Marftflecken . Teinig , ein Marktflecken an der Elbe. Trzebechowis , Treberchowis , Sohenbruck, eix Marktflecken mit einer ſehr guten Garnbleiche. Tiniſt, Tiniſcht, ein Marftflecken . Wamberg , ein Marktflecken , von 50 Bürgern und 32 åußlern.
5
wodrat ,
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Das Königreich Böheim .
wodran , ein Marktflecken , in welchem König Przemisl geboren. Woſtromir, ein Marktfleden .
Wigſtadl, ein Marftft.von 10 Bürgern u.12 Håußl. Zelesnis, ein Marktflecken bey Gitſchin , 5. Noch ein merkwürdiger Ort.
Kladrau , 3 Meilen von Chlumeß , woſelbſt eine kån. Stuterey ift. Hier empfing S. Karl VI 1723 Beſuch von R. Friedrich Wilhelm von Preußen.
4. Der Chrudimer Kreis, Chrudimſko, Chrudimenfis circulus f. provincia, iſt unter allen Kreiſen am ineiſten mit Fiſchteichen verſehen, hat
auch vorzügliche gute WeideundPferdezucht,daher in der Stadt Chrudim einige der beſten Pferdes mårfte dieſes Königreichs gehalten werden . Es
ſcheinet, daß er von dem kleinen Fluß Chrudimka bey Pardubig, der ihn durchſtromet, den Namen führe. Erber zählet in dieſem Kreiſe 6 bemauerte
und 2 Offene Stådte ,. 7 Städtlein und Markt flecken mit Herrenſiken, 18 adeliche Stadtlein und Märkte ohne Herrenſike, 19 Herrenfike, 1 Kloſter,
Gnadenbilder, 6 zerſtörte Schlöſſer. 1771 zählte man 6 Städie , 26 Dörfer, und 714 Dörfer. Man muß beinerken : I. Die bemanerten Städte.
1) Chrudim , die Kreisſtadt, welche eine fånig
liche Leibgedingſtadt iſt , und an dein Flüßchen Chru dimfa liegt. Sie beſteht aus 84 Bürgern und 132 Håußlern und bat einige Dörfer. 1075 brannte ſie všuligz aus. 1
2) Landskron, eine Stadt, den Firſten von Licha .. tenſtein zugehörig . Sie hat 77 Bürger , und 231 Håußler. 3) Litomyft, Leutomiſchl, eine Stadt an der
måhriſchen Gränze, welche, nebff ihren Dörfern , den Gras
Der Chrudimec Kreis ,
1
187
Grafen von Waldſtein gehöret, und ehemals der Siß eines 1344 von Karl IV errichteten Bißthums geweſen iſt, welches aber im 15ten Jahrhundert nach Königins gras verleget worden . Auf den hieſigen Wochenmårt ten wird ſtark mit Leinwand gehandelt. Die Stadt hat 83 Birger und 19 Håußler. Jhr gehören 11 Ders ter. Sie brannte 1540 und 1775 as. Es iſt hier ein altes Schloß. 4 ) Wiffoky meyto , Sohemaut , eine fånigliche Leibgedingſtadt, zu welcher 11 D &rfer gehören . Sie hat 116 Bürger und 71 Häußler. 1774 brannte ſie faſt ganz ab . 5) Pardubig , eine befeſtigte Stadt mit einem Schloß , iſt eine königliche Herrſchaft , zu welcher in dieſem Kreiſe, auch die Marktflecken Solitſch von 122 Hurgern , und Teynetſch oder Teinig an der Elbe, überhaupt aber 134 Derter, gehdren . In der Stadt find 109 Bürger , und 82 Häußler . Nicht weit von Pardubiß, erblickt man das alte Mauerwerf des Klo fters Oppatowig , welches ſeit Karls des IV Zeit wegen deffen daſelbſt verborgenen Sdåße berühmt war. Die Erz-Abtey Oppatowig wurde 1085. geſtiftet, und 1425 zerſtåret. Der Pardubiger Teich , genannt Czeperka , iſt ſehr fiſchreich. 6 ) politſchka , eine fönigliche Leibgedingſtadt, zu welcher 14 Dörfer gehören. Sie hat 144 Burger, und 77 Håußler. 2. Die offenen Städte. I ) Sermanſtadt, German :Mieſtetſch , Mieſtécium Hermanni, ein offenes Städtchen , gendret den Grafen von Sport , ſo wie Moraſchiz. Es wird hier Mars mor , von allerley Farben , gebrochen. In Herman ſtadt find 52 Bürger und 92 H&ußler. 2) Przelautſch , ein königliches offenes Städtchen an der Elbe. . Es hat 49 Bürger und 17 Håußler. 3. Folgende Stadtl und Marktflecken . Auſti, Wildenſchwert, ein Marktflecken am Ad lerfluß . Er gehårt zu der Herrſchaft Landskron, hat Biſtra, 44 Bürger und 20 Häußler .
188
Das
Königreich
Bdheim .
Biſtra, ein Marktflecken und Schloß , von 32 Bürs gern und 50 Håuflern . Böhmiſch Trybl, ein Marktftecken , gehöret den Flirften von Lichtenſtein. Er hat 44 Birger und eben fo viel Häußler. Boganom, ein Marktflecken , gehöret dem Fürſten bon Aursberg.
Bohdanes, ein Marktflecken , gehåret zu der Herrs ſchaft Pardubig. Choltiß , ein Marktfleden , hat ein anſehnliches Schloß. Chosen, ein Marktflecfen , den Feirſten von Kinſky zugehårig, hat 22 Bürger und 96 Håußler. Chraſt, ein Marktflecken , geboret dem Biſchof zu Kdnigingrag . Darchin , ein Marktfiecfen , (der Herrſchaft Pars dubiß gehårig ) hat 34 Bürger und 59 Håugler. Gimrawow , ein Marktfiecfen. Glinſko , ein Marktflecken der Fürſten Tinffy . Grochów Teynetſch , Teynecium Rochi, ein Markt flecfen , gehöret, nebſt Trogowig , den Pråmonſtratens fern D. S. Norb . in Mähren , hat keine Birger mehr. Jabloni, Gabel, ein Marftflecken der Fürſten von Lichtenſtein , hat 31 Bürger und 20 Häußler. Ramenig, ein Marktfleden .. Lucze, Luſche, ein Marktflecken , gehörte den jes ſuiten zu Koſſumberg, iſt nun eine fån . Kammerherr : ſchaft. Zaſfawrt , eine Herrſchaft der Fürſten von Aurs berg , zu welchen 74 Derter gehören, als der Markt flecken izaſſawrk, woſelbſt Kupferwaſſer und Vitriol iſt, und die Marktflecken Trhowa, Setſch , und Zinns berg oder Zumberg. Proßetſch , ein adlicher Marktffecten . Podhrady , Rychemburg , Reichenberg , ein Marktflecken , Schloß und Herrſchaft, gehöret, nebſt dem Schloß Roßig , den Fürſten von Kinſky . Setises
Der Chrudimer Kreis.
189
Setſchemiş , Seſewig , Jeremig, ein Marktflecken der Herrſchaft Pardubig , von 22 Birgern und 44 Häußlern.
Skutſch , ein Marktflecken des Fürſten Kinſky,
hat 85 Bürger, und ein Hoſpital, dem Soletin gehört. Swoganow , ein Marftflecken von 37 Bürgern. Switzan, ein Marktflecke:li
Tegnitz , Tegnitz , ein Marktfiecfen an der Elbe, zu der Herrſchaft Pordentiß gehårig, von 30 Bürgern , und 24 Häußlern.
Tiemehog, ein Marktfleden .
Trebanow , ein Marktflecken und Schloß , dem Fürſten von Lichtenſtein zugehörig.
4. Der Tſchaſlauer Preis, Czaſlawſko, Czaslavienfis circulus S. provincia , enthält das bes tråchtliche Silberbergwerk bey Kuttenberg, Die
Flüfte Saſawa und Dobrawa entſtehenin dies ſem Kreiſe; jener , der aus dem See Jdanſko kommt, zertheilet den Kreis, und fließet von hier in den Kaurzimer Kreis , und endlich in die Mulda ;
dieſer fällt in die Elbe , mit der ſich auch die hier fließende Cyblina vermiſchet. Erber zählt 3 bet mauerte und 2 unbemauerte Stådte , 19 Ståbt:
lein und Mårfte mit Herrenſiken , 18 adeliche Stådelein und Märkte ohne Herrenfike , 13. Hera renſiße oder Schlöſſer, 3 Kloſter, 3 Gnadenbil:
der, 6 verwüſtete Schloſſer undHöfe. 177 1 záhla te man 8 Stådte, 32 Marktflecken und 802 Dårs fer.
Wir bemerken 1. Die bemauerten Städte.
1) Czaslaw , Tſcharlau , eine königliche Stadt, am Fluß Chrudimsky , welche im Jahr 796 erbauet worden , und in deren Hauptfirche der Huſſiten Heers führer , Johann Ziffa , 1424 begraben iſt. Sie iſt jegt die Kreis - Stadt, hat ein ſchönes Rathaus, und einen
Das Königreich Bsheim .
1.90
einen ſehr großen viereckichten Marktplaß. In dere ſetben wohnen 138 Bürger - und 25.Häußler. Nicht ieit davon iſt zu Tuppadel eine fürſtlich aursbergiſche Barchentmanufaftur. Zwiſchen Tſchaflau und Kut:
tenberg wird das beſte Gartengewächs gebauet. 2 ) Rutna Sora , Ruttenberg , Cuttna, eine fo
nigliche Stadt , diee ihres Silberbergwerks wegen berühmt iſt, welches 1237 entdeckt ſeyn ſou , und ehe mals ſehr ergiebig war. 1300 ſind hier die erſten Sil bergrochen geſchlagen worden, welche die bsheimiſchen Groſchen genennet , und ſelten gefunden werden. Es iſt hier ein ehemaliges Jeſuiter Collegium , dem Zir row , Mitrow und Krfefetig gehåret haben. Die
Stadt iſt 1422 und 1424 durch Feuer und Schwert verwüſtet worden. Es gehåren ihr 8 Dörfer, als Jas nowitſchky , Lorchon , Weletof 2 .
3) Brod dziemetſchky, Deutſchbroð, einefånig : liche Stadt, am Fluß Sazawa, welche im Jahr 739 erbauet worden , 175 Bürger und 68. Håußler hat, und 8 Dörfer befißet.
Yhr ehemahliger Befiger Hein
rich von Lippa verſchafte, daß ſie 1333/zu einer königlia chen Stadt erhoben wurde. Schon um das Jahr 950 fand man in ihrer Gegend Silbererz, die zur Anle
gung einiger Gruben Gelegenheit gaben. 2. Die offenen Städte. I ) Prſibislaw , Przymist, eine Stadt an der Sas fawa, von 121 Bürgern , gehöret den Fürſten Dies trichſtein. Unweit der Stadt ſind Eiſenhåmmer und eine Pulverinůhle.
2 ) Polna , eine Stadt von 231 Bürgern, gehåret
den Fürſten von Dietrichſtein . Die Sazawa theilet fie in 2 Theile , davon einer zu Mähren gehöret. Hier werden Montirung8 - Tücher gewebet , und Wolhůthe verfertiget.
Es iſt hier ein Schloß.
3 ) Folgende Stådtl und Marktleden , Herra ſchaften , und merkwürdige Derter :
Biela , ein adelicher Marktfleden , von 17 Bür gern und 18 påußlern . Boros
Der Tſchaflauer Kreis .
191
Borowa, ein Marktflecken der Fürſten von Diets richſtein , von 53 Bürgern . Borowsko , ein Marktflecfen Martinowitſiſcher Herrſchaft. Chotiebot, oder Chotieborz , ein Marktflecken , von 103 Bürgern und 59 Häußlern . Chotuſiß , ein Marktflecken von 62 Bürgeren und 26 Håußlern , iſt wegen des Sieges merkwürdig , den die Preußen am 17 May 1742 in dieſer Gegen über die 8ſtreichiſchen Striegsvölker erfochten haben . Grusburg, Kreuzberg, Rrugenburg , ein Markts flecken der Fürſten von Dietrichſtein . Goltſch Jenikow oder Genikow , ein ſchsner Marktfieden , von 40 Bürgern und 40 Håußle rn , in welchem eine Band : Zeug- und Tabaks -Manu factur. Zabr , ein Marktflecken , von 60 Bürgern iind 32 Håußlern. Sammerſtat, ein Marktflecken, gehöret den Feirſten von Srautſon . Hier find Eiſenwerke. Sumpoletſch , ein Marktflecken , von 79 Bürgern und 66 Häußlern , hat Tuch- und Zeug-Manufa cturen. Janowigky , ein Marktflecken und Schliß , der Stadt Ruttenberg zugehörig . Hier find 19 Bürger und 11 Håußler. Ragow , eine Herrſchaft, gu iwelcher gehi ren : 1 ) Raßow , ein Marktflecken an der Ejazawa, von 31 Bürgern. 2 ) Tſcheſtin , ein Marktflecken von 9 Bürgern und 6 Håußlern . Hier iſt eine Reſidenz der Tempels herren geweſen . Rank , eine Frene Bergſtadt, unter der Gerichts barkeit des oberſten Münzmeiſteramts , war ( shemals eine Vorſtadt von Ruttenberg , und dieſer Stadt zus
gehårig . Krzyfaudow , ein Marktflecken , gehåret d em Flir: ften von Trautſon , und hat 50 Bürger. Ledetſch , Markt und Herrſchaft , welche die Rais ferinn - Königinn Maria Thereſia 1753 demn dr imaligen Beſiger,
Das Kdnigreich Blheim .
192
Beſiger , Freyherrn von Koch , für 2 40000 Fl. abges kaufet, und die Einkünfte dem neuen von ihr zu Prag
errichtetem adelichem Damenſtift geſchenket hat. Das Štåóti liegt am Fluß Safawa, hat 61 Bürger und 80 Häußler ; und beſißt 5 Dorfer:
Lipnis , adelicher Marktfleden und Schloß , von
40 Bürgern. Hier find Silberbergwerke geweſen. Lukaweg , adelicher Marktflecken und Schloß, hat
18 Bürger , 31 Häußler, und unterſchiedene Manus facturen .
Maleſchau , Marktflecken von 25 Bürgern , und Schloß.
Walin , ein Pfarrdorf, zwiſchen Kuttenberg und Neuhof, war ebedeſſen ein Städtlein , welches 1414
leichtfertige und 6sſe Bergburſche aus Kuttenberg , angezündet haben , und nachher nicht wieder hergeſtels letworden. Es giebt den beſten Meerettig in Bdheim ,
auch andere gute Gartengewächſe. ieſtetſch Wognu oder Wognumieſtetich , ein
Marktfleden , gehåret dem Zdorsfiſchen Ciſtercienſer Kloſter in Måhren.
Teuhof, čowyöwory, Marktflecken und ſchönes Schlos.
Pabenig , ein Marktflecken , deſſen Schloß ſchon
.
803 erbauet worden : Pawlikow , gebfret den Grafen ſchernin . Pegðar , eine Herrſchaft , welche die Kaiſerinns Snigina Maria Thereſia 1761 dem Feldherrn Laudon . ſchenkte. Sie hat von einem großenMarktflecken den
Namen , in welchem ein wohlgebauetes Schloß iſt. Hier werden Granate gefunden, ſo wie zu Petſchkau. Podoly , ein Marktflecken . Przibram , ein Marktfeden , von 16 Bürgern und 19 Håußlern.
Ronow , ein Marktffecten , von 12 Bürgern uud 6 Håußlern.
autis , ein Marktflecken und Schloß auf einem Berge an der Sazama, Senge
Der Tſchaſlauer Kreis .
193
Senoraty , Senorchak , gehåret dem Klofter Sea ſau ,, und iſt ein Marktfiecfen . Smrdow , ein Marktflecken , von 33 Bürgern und 67 Häuflern . Suchdol, ein Marktflecfen , von 17 Bürgern und 20 Häußlern . Swietla , ein Marftflecfen von 30 Bürgern und 10 Håußlern , in einem Thal am Fluß Saſawa. Hier werden viele Granate geſchliffen und geboret , auch werden hier Bleyſtifte , Hüte und Knopfe verfertiget. Tſchechtiß , ein Marftfleden der Fürſten von Srauton . Unter :Kralowig , ein Marktflecken , gehåret dem Yohannitter Ritterorden . Wietrny : Jenikow , Marftflecfen , Schloß und Herrſchaft , gehdret dem wålſchen Hoſpital zu Prag, und der Ort hat 28 Bürger. Wylimow , Marktflecken und Schloß an einer Un hohe , von 43 Bürgern . Zahradka, ein Marktflecken der Fürften von Trauts ſon , von 49 Birgern . Zbraslawig , Marktflecken und Schloß. Zleby , Schleby, ein Marftfl. von 24 Bürgern und 20 Håußlern , gehåret den Fürſten von Áursberg. Zrutſch , ein Marktflecken von 28 Birgern , mit einem Schloß. 11) Einige Kisſter , nämlich : Frauenthal, ein Ciſtercienſer Nonnenkloſter zwi: fchen Deutſchbrodt und Prſemiſlaw , an der Sazaiva. Sedleg , ein Mönchenfloſter Ciſtercienſer Ordens, nahe bey Kuttenberg , hat eine ſchöne Kirche. Der Abt gehåret zu den Landſtånden , und iſt zugleich Abt zu Skalig. Das Kluſter hat ehedeſen auf eigene Kos ten Bergwerfé gehabt , und Münzen geſchlagen . 6. Der Raurzimer Kreis , Raurzimſko, Caurzimenfis oder Gurimenfis circulus L. provincia, zwiſchen der Elbe und Moldau, enthält viele Wåle N der 5 Th. 74.
194
Das Königreich
Bdheim.
der , und das Holz wird auf der Saſawa und Mula da nach Prag , und noch weiter hinab geführet. Erber zählet in demſelben 4 bemauerte Städte und 1 unbemauerte , 14 Stådtlein und Märkte mit Herrenſißen , 54 Herrenſiße oder adeliche Schloſs ſer, 3 Klöſter, 1 Gnadenbild, 3 verwüſtete Schidi ſer , 1771 zählte man 22 Stådte , 19 Marktfles Dieſer Kreis hat keine den , und 664 Dörfer. beſondere Kreisſtadt, ſondern hålt ſeine Verſamme Die merkwürdigſten Derter ſind : lung zu Prag . 1. Die bemarterten Städte i ) Raurzimi; eine königl. und ſehr alte , im Jahr 653 erbaute Stadt, von 90 Bürgern und 59 Häußlern. 2 ) Kolin , eine fånigl. Stadt , die 148 Burs ger und 59 Håußler, und einen großen Marktplaß hat. Sie liegt an der Elbe. Die kaiſerl. königl. Serrſchaft Kolin iſt anſehnlich . 3 ) Böhmiſch : Brod , eine königliche Stadt , die chedeflen dem Erzbiſchof zu Prag gehåret hat. 1437 ward ſie von dem Kaiſer und Konig Sigismund zu ei ner königl . Stadt gemacht. Sie hat 83 Bürger und 49 Häußler . 1627 brannte ſie ganz ab. in der Nachbarſchaft derſelben liegt das Dorf Srzib , ber welchem die Taboriten und Waiſen 1434 eine große Niederlage erlitten haben . 4 ) Gyhlow , Eylau , Eule , Gilovia, einekinigl.; Bergſtadt , bey welcher Gold gegraben wird , deſſen aber ſo viel nicht mehr iſt, als ehedeflen . 5) Roſtelen, an der Elbe, eine fånigl. Stadt von 45 Bürgern und 136 Håußlern , gendret zu der Herr fchaft Brandeis. 2. Eine offene Stadt , nehmlich : Brandeis ob der Elbe , Stadt , Schloß und fes nigl. Herrſchaft. Die Stadt hat 96 Bürger. Zu der Herrſchaft Brandeis gehören 23 Derter , unter wels chen der Marktflecken Tichelakowigs iſt. 3. Fols
44
Der Kaurzimer Kreis.
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3. Folgende Stådtl und Marktfleden : Huwal, ein Marktfl. an der Elbe, mit einem Schloß . Beneſchow , ein Marktflecken von 191 Bürgern . Berchowiß , ein Marktflecken , 2 Meilen von Prage Byſtrzig oder Biſtrig , ein Marktfleden von 13 Bürgern und 12 Häußlern . Chlomin oder Blonin , ein Marktfl. und Schloß. Chogemiß , ein gråflich - ſternbergiſches Schloß , zwiſchen welchem und Planiany, das preußiſche Kriegs heer das sftreichiſche 1757 angriff, aber geſchlagen wurde. Dibiſchau , ein Marktflecken in einem Thal, von 160 Bürgern , und 26 Häußlern. Domarchin , ein Marktflecfen und Schloß von 61 Bürgern . Jankow , ein Marktflecfen , worelbſt die Kaiſerlia chen 1654 von den Schweden geſchlagen worden , hat 15 Bürger und 8 Häußler. Janowig Vhljrrey, ein Marktfleden von 104 Bürs gern und 2 Håußlern . Ramberg , ein Marktflecken von 24 Bürgern und 10 Häußlern , gehårte, nebſt Witanowig und Drehols tig , den Grafen von Rüenburg. Kaunig , ein Schloß , in einer Ebene , 4. Meilen von Prag. Kolowrat, jerſtortes Schloß, 2 Meilen von Prag. Stammhauß der Grafen von Kolowrat. Roſteletz an dem ſchwarzen Wald , oder am reus zel , auch Schwarg Koſteles , liegt auf einem Hügel, iſt ein Marktflecken init einem alten Schloß , hat 36 Bürger , und gehöret den Fürſten von Lichtenſtein . Lercheniß , ein Marktflecken , mit einem alten Bergſ& loß. Lounjowig , ein Marktflecken und Schloß, gehia ret dem Erzbiſchof zu Prag. Lobkowiß , ein Schloß an der Elbe, zwiſchen Kos ſteleg und Chlomin , iſt das Stammhaus der Fürſter dieſes Namene, Mies Na
Das Königreich Böheim .
196
wzichowig , ein Marktflecken von 27 Bürgern und 23 Hiußlern. Mieſchit , ein Schloß der Grafen von Noftig und
Rhinek , 2 Meilen von Prag, erbauet von 1768, bis 1776 . mochow , ein Marktflecken. Zatícheradetſch , ein Marktflecken von 88 Bürgern .
Zehwizd , Zechwist, Groß tzehwiſt , ein Marktflecken. Pyrcheli, ein Marktflecken mit einem ſchönen Schloß.
Planiany , ein Marktflecken . Die bey Choßemiş erwähnte Schlacht, wird audy von dieſem Ort benannt. Ratage oder Rattay, ein Marktflecken von 12 Bairs gern und 8 Håußlern, mit einem Schloß.
Rritſchany, Ritſchan , ein Marftfiecfen .
Sačka, ein Marktflecken,in deſſenNåhe Båder find. Satalin , gehdret den Grafen Tſchernin .
Skalit , ein Marktflecken von 18 Bürgern und 8 Håußlern , unweit Kaurzim.
Skworetſch , ein Marktflecken . Sternberg, mit dem Zunamen des bóheimiſchen , unter einem Berge an der Safawa , ein Marktflecken von 17 Bürgern , mit einem Schloß. Sſtiepanow , ein Marftflecken .
unter Brzezan , Schloß und Herrſchaft , gehåret dem Erzbiſchof zu Prag.
Winorz , ein Schloß , gehöret den Grafen von Tſchernin .
Wlaſchim , ein Marktfleden von 95 Bürgern und 17 Häußlern. Dieſem Ort gehöret Ctiborz . wondrzegow , Wondroczow , ein Marktflecken , von 22 Bürgern und 23 Håußlern.
Zalawa oder Sazawa, ein Marktflecken am Fluß gleiches Namens.
Zapy , ein Marktflecken , unweit Brandeis. Zasmuky , ein Marktflecken, von 53Bürgern und 5 Håußlern, gehåret den Grafen von Sternberg. Ben dem
Der Bechiner Kreis .
1972
demſelben iſt ein Franziſcaner Kloſter. Die Kaiſerinns Königin Maria - Thereſia , hat bei dieſem Ort , zum Angedenken an den 1757 liber die Preußen bey Cho kemiß erfochtenen Sieg , eine ſchöne Kirche erbauen laffen . Zbroslawig , ein Marftfleckee. Zdiſlawit , ein Marktflecken , 7. 8. Der Bechiner Kreis ,
Budweiſer
und Taborer -Antheils , Bechynſko, Bechi nenfis circulus S. provincia , iſt im 30jährigen Kries ge durch Feuer und Schwerdt jammerlich verwüſtet worden . Die Mulda entſtehet in demſelben , nn ter den Karlsbergen , unweit der Grånze des Bis Luſchnit , der ſich unter Tenn mit der Mulda vereiniget , komme thums
Paſſau.
Der
Fluß
aus dem großen roſenberger Teich ,nachdem dieſer die Altbach und Neubach, aufgenommen hat , und gehet unter Teyn in die Mulda. Er führet unter. ſeinem Sande auch Goldkörner . An einigen Or ten als unweit Teſchenau, ſind warine Båder, und zu Desny iſt ein Geſundbrunn . Bey Rudolphs ſtadt wird Salz ausgegraben. Erber zählet in dem alten ungetheilten Bechiner Kreiſe 13 bemauerte Stådte , i unbemauerte ; 12 Stådtlein und Marke te mit Herrenfiken ,' 38 Städtlein und Märkte oh ne Herrenſike', 61 abeliche Schlöſſer oder Herren fiße, i Collegium und 7 Kloſter , 1 Gnadenbil der , und 9 verwüſtete Schloſſer. Jekt iſt der al te Bechiner Kreis , in den Bechiner Rreis Budweiſer - Antheils , und in den Bechiner Rreis Čaborer - Antheils abgetheilet. 1771 zählte man in dem Bechiner Antheil 8 Stådte, 29 Marktflecken und 861 Dörfer , und in dem Sabo rer N 3
' I98
Das
Kidnigreich
Böheim.
rer -Antheil fünfStådte, 10 Marktflecken und 671 Dörfer . In dem Wald Wouzder Gericht, ſind die meiſten Frenbauern , denen ein Oberrichter voor
1 .
1
>
gefegt iſt. Man gåhlet 26 Glaßhütten . Zu bemerken find : 1. Die beinauerten Städte : I ) Tabor , Sraðiſchtie Bory Tabor , das iſt, die Feſtung des Berges Tabor , die königl. Kreisſtadt des Taborer Antheils am Bechiner Kreiſe, welche von den Huſſiten angeleget worden. Denn als job . Ziſchka 1420 die Stadt Auſti, genannt Sezemowo, überfals len und geplündert hatte , griff er das Schloß Shta: diſcht an , welches nahe bey derſelben auf einem ſtei Ten Berge ſtand , der dazumal Klokotſka Sora bieß, von den Huſſiten aber im vorbergebenden Jahr war Tabor genannt worden , eroberte daſſelbe , und ließ darneben von den Trümmern der abgebrannten Stadt Auſti , die Stadt Tabor erbauen , die Huſſiten aber wurden davon Taborzi oder Taboriten genennt. Die Stadt iſt ſchon wegen ihrer Lage auf einein Berge, und an dem Fluß Luſchniß , feft, auch nach alter Art burd $ einen Graben, Mauern und Bouwerke befeſtiget. Sie hat ein hohes , mit ſiebenfachen Gewölben verſehenes Schloß. Der Kaiſer Sigismund machte ſie zu einer Fönigl . Stadt. Nach ſeinem Tode fonnte Albrecht von Deſtreich fie nicht erobern. Rudolph II nahm ſie 1611 durch Lift ein. 1621, 1648 und 1744 iſt ſie auch ero bert worden. Sie hat 357 Burger , und es gehören 15 D8rfer zu derſelben . Es iſt hier eine Suchmanus factur. 2 ) Budiegowis , Budweis , eine fönigl. Kreis ſtadt, die 1265 angelegt , nach alter Art befeitis get, und wohl gebauet iſt , und an den Malſdfluß liegt, der nicht weit von hier in die Mulda fållt, wels che hier ſchiffbar wird. Es gehören Oftrolower : Aus gezd , Elernis , und überhaupt 36 Derter zu derſela ben. Das Rathhaus iſt ſchon , der Marktplaş groß und
VI
HE
11
Der Bediner Kreis.
199
und wohl bebauet. Das Artillerie - Corps hat hier in Anſehung der Magazine und Zeughauſer ſeinen beſtån digen Sik. Das Kreisamt für den Südweiſer Ans
theil des Bechiner Kreiſes, iſt hieher verlegt. Die Stadt hat 418 Birger , und eine gute Tuch Manufactur. 3 )Pelrzimow oder peldrzimow , Pilgram , eine f&
nig !. Stadt , die ehemals den Erzbiſchöfen zu Prag
gehöret hat. Esſind hier 207 Bürger und27 Sie ler , und es gendren zu der Stadt 36 Derter .Häuß litte 1766 großen Brandſchaden. 4 ) Sradetſch Gindrichu, tžeuhaus, Henrici Hre . decium ; Nova domus, eine gut angebauete Stadt, die dem Hauſe Tſchernin jugehöret , su Bürger, ein ſchönes Schloß , ein Hoſpital , welches eines der
beſten im Lande ift , gute Tuchmanufakturen , eine gu te Bleiche für die in der Nachbarſchaft gewebte Leines wand , und 4 Dörfer hat.
5) Kameniz , Ramen , ein Städtchen , von 13 Bürgern und 8 Häußlern .
6 ) Sobieslaw , eine Stadt an der Lurchniß , von
226 Bürgern und 10 Häußlern . Sie ſteht unter dem Schuß des Feirſten von Schwarzenberg, und hat eine gute Tuchmanufaftur. Es gehören zu der Stadt 18 Derter.
7) Bechynie, Bechin , eine Stadt an der Luſch nig, iſt vom Anfang an eine adeliche Stadt geweſen , hat
196 Bürger und 31 Häußler. Das bey derſelben auf einen ſteilen Felſen gelegene Schloß, haben die Tabo: riten zweyinal erobert. 8) Trzehon , Wittingau, Wittgenau , eine Stadt von 94 Bürgern und 36 Häußlern , in einer moraſtis gen Gegend , hat ein Schloß , welches ehedeſſen für Fehr feſt gehalten worden. Sie iſt 1364 von den Herrn
von Roſenberg erbauet , in ſpåtern Zeiten an die f& nigl. Kammer gezogen , nachher aber den Fürſten von Schwarzenberg überlaſſen worden. Nicht weit von der Stadt iſt der große Xoſenberger Teich , durch wels
chen der goldene Bach fließet, und welcher der gråſte N 4
Lands
200
Das
Rdnigreich
Landree in Bðheim iſt. ftårffte Gewerbe.
Böheim .
Der Fiſchhandel iſt hier das
9) LZeu : Byſtrſios oder fiſtrig , eine kleine Stadt von 65 Bürgern und 63 Häußlern, am Fluß Luſchnig , hat ein Schloß und eine Vorſtadt von 31 Häußlern . 10 ) Roſenberg , eine Stadt an der Mulda , von 34 Bürgern und 79 Håußlern , mit einem alten Schloß , uin welches die Moldau fließt, in der hier ein Perlenfang ift . Es iſt auch hier ein Geſundbrunnen . Die Herrſchaft Roſenberg gehört den Fürſten von Schwarzenberg , und begreift 77 Derter. 11) potſchatky , potſchaken , potſchatek , eitt Stådtchen von 35 Birgern und 111 Häußern, an der Grenze von Meißen . Es hat eine Tuchmanufaftur. 12) Krumlow, Rrumau, eine wohl gebauete und bemauerte Stadt an der Mulda , von 39 Birgern und
354 Häußlern , zu welcher 12 Dörfer gehören . Sie hat ein ſchönes Schloß und gute Tuchwebéreyen . Sie hat nebſt der dazu gehörigen Herrſchaft, den Titel eis nes Herzogthums , zu welchein überhaupt 215 Derter gehören , und in welchem ein ſtarker Handel mit Leins wand getrieben wird. Die Stadt haben die Herren 1 von Roſenberg erbauet, nach deren Abgang fie von der königl. Kammer eingezogen , und den Fürſten von Egs genberg gegeben worden . Nachdem auch dieſe 1717 abgegangen , iſt ſie mit dem Herzogthum 1723 dem Fürſten von Schwarzenberg überlaffen , der ſich einen Herzog von Krumau nennt. Der Erzdechanevy geh8s ren unterſchiedene Dörfer. 13 ) Auſti Seſſerin , eine Stadt, die an einem Ort angelegt worden , worelbſt ein finſtrer Wald geſtanden hatte, worauf der Zunahme Auſti geht. 1420 wurde fte von Ziſchka verbrannt. 2. Eine offene Stadt , nåinlich : Teyana Witawa , Teyn , eine offene Stadt, die den Zunamen von ihrer Lage an der Mulda hat, und der Erzbiſchof von Prag gehåret. Sie hat 66 Hier iſt eine königliche Bürger und 151 Haußler. Nies
Der Bechiner Kreis .
201
Niederlage , aus welcher das Salz auf Floffen nad Prag und bis Leutmeriß gefiihret wird . Der Holz handel iſt das ſtårffte Gewerbe. 3. Folgende Stådtl , Marktflecken , Herrſchaf ten und Kidſter. Altſtadt, ein Marktfi.von 41 Bürgern u . 19 Häußl. Beneſchau , ein Marktfl. von 10 Hiirg .11.12 Häußl. Bernarditz , ein Marktflecken , gehörte den Jefui ten in der Altſtadt Prag , nun der königl. Kammer, hat 12 Bürger und 39 Håußler. Borotin , ein Marftflecken , gehöret den Fiirſten von Lobkowiß , und hat 26 Birger und 31 Haußler. Bozejow , Borchegow , ein Marftflecken von 12 Bürgern und 9 Häuflern. Bukowrto, Buokowrko , Backowrto , ein Marft: flecken des Flirſien von Schwarzenberg, von 68 Hur gern. Es gehören dazu 3 Därfer. Cheynow , ein Marktfrecen und Schloß , gehsret dem Fürſten von Schwarzenberg, hat ein ſchones Schloß , und Silberbergwerke. Der Bürger find 39, der Haußler 28 . Deſchny , ein Marktflecken von 58 Bürgern und 54 Håuflern , bey welchem einige Geſundbrunnen . Drachau , ein Marftflecken , Stammort der alten adel . Familie dieſes Nahinens. Eigen Seilbrunn ,ein Marktfi.zu Neuhaus gehårig .. Forbes , bobm . Borowan , ein Marktflecken , mit einem Schloß. fryberg , Friburg, ein Marftfl. der ſtarken Handel mit Leinwand treibet. Er hat 35 Bürger und 32 Häußl. Giſtebnitz , ein fürſtlich Lobkowißiſcher Marktfle den , von 40 Bürgern und 79 Håußlern . Gratzen , Novohradum , ein Städtchen von 88 Bür gern . Hier iſt ein Schloß , eine gute Bleiche, auch findet man hier 3 Glaſhütten und Glaßſchleiferenen . Bayd , ( Born) nämlich Ober : und unter : Dayd , find Marktflecken , jener hat 40 Bürger, und 34 Häuß ter , dieſer 37 Bürger und 31 Häußler, NS 506
202
Das
Königreich
Böheim .
Sohenfurt, Alto vadum , oder Vadum altum , ein Marftfiecfen an der Mulda , von 36 Bürgern , gehds ret dem hieſigen Ciſtercienſer Kloſter , deſſen Abt ein Landſtand iſt, und welches Sedlo , Ltfchin , Komar : zitz , Sabrrchy, und andere Derter beſikt. Der Fluß iſt hier fchifbar, gemacht worden . Söritz , Sorzig , ein Märftflecken von 45 Búrs gern . Sorzepnik , Sorſchepnik , ein Marftffecfen , ge horen den Fürſten von Schwarzenberg. Der letzte hat 12 Birger und 69 åußler. ! Grob , Marftfeden und Schloß. Jung woofchitz , ein Marktflecken uud Schloß, gehorte nebit Wo!orſdyichow , Moravez und Danas mirchl, den Grafen vor denburg. Hier iſt ein Sit berbergwerf. Das Stadtl hat 132 Bürger und 12 Håußler. Ralſching , ein Marktfirden der Fürſten von Schwarzenberg . Kaplitz , ein anſehnlicher Marktflecken Neuhauſ fcher Herrſchaft. Die Strideren iſt das vornehmſte Nahrungsinittel der Einwohner. Sie ſtricken Kleider , Handſchuhe, Perücken und andere Dinge. Rönigsack, bohm . Rumfack , ein Marktfieden von 87 Bürgern. Hier wird viel Leinwand gewebet. Landſtein , Marktflecken und Schloß . Ledenitz, ein Marktflecken der Fürſten von Schwar genberg , von 51 Bürgern und 2 Häußlern . Liſchau oder Frauenberg , Marktflecfen von 81 Bürgern und 23 Haußlern , gehöret den Fürſten von Schwarzenberg , welche auch Lomnitz, einen Marktflecken von 97 Bürgern und 2 Håußlern, befißen . Lukawetz, ein Marftfleden . Metzaritz , ein Marktflecken . Yrilewrto , Mühlhauſen , ein Städtchen von 22 Bürgern und 84 Häußlern , welches der Pramonſtra tenſer Abtey auf dem Strohhof zu Prag gehöret, die einen
M
Der Vechirier Kreis .
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einent Adminiſtrator hieher reßet , der in dem fchos nen Kloſter wohnet. Seitdem dieſer Ort den Mönchen gehåret , iſt er ſehr in Verfau gerathen , und den leiba eigenen Stådtchen nicht ungleich. Miltſchin , ein Marktflecken und Schloß. Latſchendorf, ein Marftflecken . XZeuſtift , ein Marftfiecfen . tZeuſtupow , ein Marktflecken und Schloß , von 15 Bürgern und 24 Häußlern. Ober Trcherekwe oder Cerequitz ,' Czerekwitz, ein Marktfiecfen von 41 Bürgern und 37 Säußlern. Patzow , ein Stadtchen oder Marktecken von 86 Bürgern und 121 Häußler . ' Er hat vor Alters der Malowegiſchen Familie zugehårt, iſt aber nachher dem hieſigen Kloſter der Carmeliter Barfüßer zu Theil ge worden , mit welchem die Einwohner beſtåndig wegen der Leibeigenſchaft geſtritten . Die hieſige Tuchmanu factur iſt gut. Ober plan , ein Marktflecken , gehsret den Fir: ften von Schwarzenberg. Plaz, Stratz , ein Marktflecken und Schloß, von 24 Bürgern und 33 Häuſlern . Priedal, Przidal , ein Marktflecken der Fürſten von Schwarzenberg. Ratibor , Marktfleden , bey welchem Silberberg werke. Reichenau ode: Richnow , iſt der Zuname zweyer Marktflecfen , einer heißet Böhmiſch Reichenau , und der andere tZeu : Reichenau, mit einem Schloß. Ben de gehören dem Erzbiſchof zu Prag. Bey dem lekten Find Eiſenbergwerke; jener hat 10 Bürger und si Håußler. Roſenthal, ein Marktflecken von 30 Bürgern und 39 Håußlern . 1704 wurde hier ein Goldbergwerk entdedet. Rzetſchitz , nåmlich Roth : und Rardaſch : Xzet: fchitz ; ſind Marktflecken mit Schlöſſern , jener von 46 Bür
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Das Königreich Bsheim.
46 Bürgern und 15 Håußlern , gehöret Dem Erzbiſchof zu Prag ; dieſer dem Fürſten von Baar.
Rudolphſtadt, ein Marktflecken , wird von dem
Staiſer Rudolph II benannt, und hat reiche Silbergru ben gebabt , die von 1547 biß 1601 in 54 Jahren 1620000 Mark Silber gegeben haben. Fellt iſt hier
ein Salzbergwerf. Der Ort gehöret der Stadt Bud weis , durch Schenkung Kaiſers Ferdinand II. Št. Corona oder Güldenkron , ein fånigl. Stift
und Kloſtei Ciſtercienſer Ordens, 1262 geſtiftet, deſſen Abt ein Landfiand iſt.
Schamers , ein Marktflecfen , der viel Lein wand webet. Er hat 66 Bürger und i Häußler. Schweinitz , cin Marktflecken zu der Herrſchaft Neuhauß gehörig.
Strobnitz, ein Marktffecken von 28 Bürgern und 31 Häußlern .
Senofchat , ein Marftflecken . Sedlitz , ein Marktflecken .
Stratzow , Marktflecken und Schloß.
Swiny , ein Marktflecken. Teſchenau , ein Marktflecken , in deſſen Nachbar ſchaft ein warmes Bad iſt.
Slabnitz , ein Marktflecken und Schloß. Tremlitz, Strimilow oder Stremilow , ein Markt flecken.
Tſchernowitz, ein Marktflecken und Schloß von 26 Bürgern und 16 Håußler.
UntersTſcherekwe oder Cerequitz , ein Marktfles den , gehöret dem Erzbiſchof zu Prag. Welleſchin , ein Marktflecken zu Neuſchloß gehörige
Weſſely, ein Marktfiecfen von 135 Bürgern und 7 Håußlern , und Wefrit , ein Marktflecfert.
Wuldau , ein Marktflecken , gehören dem Fürſten von Schwarzenberg.
Zerowitz, Serowitz, ein Marktflecken und Schloß von 28 Birgern und 31 Käußlern . Zet
7
1
Der Brachiner Kreis,
205
Zetwing , Zottwing , ein Marktflecken von 22 Bürgern und 37 Häußlern. Zweſtau , ein Marftflecfen.
9. Der Prachiner Kreis , Prachenſko, Prachenfis circulus S. provincia, hat ſeinen Namen von dem ehemaligen Schloß Prachno oder De
prachow , deſſen Trümmer bey Soruſchdiovis , auf einem hohen Berge, zu finden ſind. In dies
ſein Kreiſe giebt es viele edle Steine , auch Gold
und Silber. Die Wattawa, (Wotawa, Ot: tawa , Ottau ,) entſtehet in derſelben, ſo daß nur ein Bergrúden zwiſchen ihnen und der Wultawa
Urſprung iſt , mit welcher ſie ſich nachher vereinis get. Erber záblet 7 bemauerte und 3 unbemauer . te Ståpte , 12 Stádlein und Märkte mit Herren
fiken , 16 Städtlein und Märkte ohne Herrenfiße, 05 Herrenſike, 2 Kloſter, 6 Gnadenbilder , und 13 zerſtörte Schlöſſer. 1771 hat man gezählec ig Stådte , 19 Marktflecken und 940 Dörfer. Wir bemerken : 1. Die bemauerten Städte
1) Piſek , eine fönigliche Stadt , an dem Fluß Wotawa, deren Name ſo viel als Sand bedeutet, und daher kommt , weil ehemals hieſelbſt aus dem Sande des Fluſſes Gold gewaſchen worden. Sie iſt im 30jäh
rigen Kriege durch Feuer und Schwerdt ſehr verwüſtet worden. Jeßt iſt ſie die Kreisſtadt, hat ein wohlges bauetes Rathbaus , 53 Bürger und 92 H &ußler . Bu derſelben gehören 6 Dörfer.
2 ) Suſſitze, Suſchitz, Schüttenhofen , eine 790 erbauete fönigl. Stadt, liegt in einem mit Bergen um
gebenen Thal , am Fluß Wotawa , und hat den Na men vom Trocknen , weil hier ehedefſen Gold geiva ſchen , und an der Sonne getrocnet worden . Nach
andern vom Ausſchütten , weil das aus dem Sand auล้ว
206
Das Kdnigreich Böheim .
ausgewaſchene Gold ausgeſchüttet und getrodnet wors Sie hat 26 Bürger und 149 Häußler. Es ge
den .
bfren 7 D8rfer zu derſelben .
3) Wodnany , Wodnian , eine fånigl. Stadt am Fluß Blanik ; bat 1486. und 1620 von feindlichen Kriegsvolfern viel gelitten . Sie ſtehet unter dem Schus des Herzogs von Krumau , hat 122 Bürger und 8 Håußler. 4 ) Prachatitz , war ehemals eine königl. Stadt, ſteht aber jegt unter dem Schuß des Fürſten von
Schwarzenberg , hat 134 Bürger, und 72 Häußler. 1420, 1619 und 1620 hat ſie im Kriege viel gelitten. 5) Wimberg , Winterberg , eine Stadt am Fluß
Wolnika , von 68 Bürgern und 85 Håußlern, woſelbſt die beſten Kreidenglåſer gemacht werden, gehdret den Fürſten von Schwarzenberg. Den hieſigen Pråmon
ſtratenſern gehöret Albrechtitz. 6 ) Strakonitz , eine Sadt am Fluß Wotawa,
von 157 Bürgern und 52 Häußlern, welche dem Groß prior des Fohannitterordens in Bdheim gehdret. Sie bat gute Vieh- und Wochen -Märfte. 1442 litte ſie groß ſen Brandſchaden . 7) Soraſchdiowitz , eine Stadt an der Wotawa, gehöret den Fürfien von L'wenſtein . Sie hat 50 Bir ger und 107 Häußler. 2. Die ofnen Städte.
1) Bawarow, Barau , eine Bergſtadt am Bach Blatniß, von 73 Bürgern und 17 Häußlern. Sie ſteht unter dem Schuß des Herzogs von rumau .
2) Brzeznitz , eine Stadtvon 117 Bürgern. Ges hårt jeßt dem Hauſe Rollowrat.
3) Zetolitz , eine Stadt von 135 Bürgern und 26 Häuſlern, gehört dem Fürſten von Schwarzenberg , oder Herzog von Krumau .
3. Folgende Stådtl, Marktflecken , Herrſchaftent und Derter.
Bergs
Der Prachiner Kreis.
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Bergſtadtl oder Unſrer lieben Frauen Bergſtådel, ein Marktflecken oder freyes Bergſtådtgen , von 8 Bürs gern und 7 Häußlern. Bieltſchitz , ein Marftflecken . Blatna , wobey ein Landſee , daraus der Fluß uf lava fimmt , iſt ein Marktflecken von 64 Birgern, mit einem alten Schloß. Brzesſy , ein ein Marktflecken. Bukowant , ein Marftflecfen . Chlumetz , ein Marftflecken . Drahenitz, ein Marktflecken und Schloß in einem Thal bey Brzoniß. Drhowle , eiri Schloß , gehöret den Grafen von Iſchernin . Elhenitz , ein Marktflecken von 93 Bürgern und 24 Håußlern. Elirchau , eine Herrſchaft von 23 Dertern. Bartmanitz, ein Marktflecken, gehåret der Stadt Schüttenhofen , hat 2 Bürger und 10 Hånßler. Sluboky , Sluboka , frauenberg , ein Marftfles den an der Mulda , mit einem Bergid !oß , gehåret dem Fürſten von Schwarzenberg . Zorzy , ein Städtl von 40 Bürgern und 27 Håuß lern. Suſſenetz Susnitz, ein Marktflecken kan 41 Bür gern und 39 Häußlern , am Fluș Blanice, nt Johann Huflens Geburtsort , und gehört dem Fürffen vott Schwarzenberg. Raſegowitz, ein Marktflecken von 190 Burgern. Raſchperffy Sory , Berg : Reidenſtein , ein Sergſtädtlein auf einem Berge, und Unter : Reichenſtein , ein königlich Bergſtädtlein an der Wotaiva , find Marktflecken , die jetzt feiren Bergbau mehi treiben , ſondern ſich von den hieſigen Glashütten ernähren. Es ſind hier 93 Bürger und 23 Häußler. Ratowitz , ein Marktflecken , gehörte den Yeſui ten zu Klattau , nun gehört er der königl. Kammer. Rolis
208
Das Königreich Böheim.
Kolinetz , Solinetz, ein Marktflecken von 29 Birs gern und 7 Håuflern , hat ein Schlok. Machowitz , Matſchowitz, Marktflecken und Schloß. Mirotitz , ein Marktflecken , gehåret dem Kloſter Schlögl in Deſtreich , und hat 58 Bürger . Mirowitz, Nierowitz, ein Marktflecken , gehåret auch dem Kloſter Schlögl. LZalſchow , Marktflecken und Schloß , hat ehedef ren Gold- und Silber- Bergwerfe gehabt. Zibofchowitz , ein Schloß , geb8ret dem Doms Probſt zu Prag. Przebomißlitz , ein Marftflecfen . Protiwin , am Fluß Blanit , ein Marktflecken , und Schloß , von 17 Birgern und 19 Hanßlern , ges håret den Fürſten von Schwarzenberg. Xaby , am Fluß Wotawa , ein Marktflecken von 19 Birgern , hatte ehedeſſen ein berühmtes Schloß , bey deſſen Belagerung Ziſchka 1421 ſein zweites Nuge verlor. Radomiſchl, ein Marktflecken von 22 Bürgern und eben ſo viel Häußlern, gehöret dem Großprior des yo banniterordens in Böheim . Xoſmithal,Roſenthal, ein Marktfl. u. Schloß , von 34 Bürg . u. 40 Häußl. gehåret dein Erzbiſchof zu prag. Sablat , Zablat , ein Marktflecfen von 22 Bür gern und 51 Håußlern , gehöret dem Fürſten von Schwarzenberg. Sahay , ein Kirchdorf, nicht weit von Hlubofa , bey welchem die Deſtreicher 1742 von den Franzoſent geſchlagen wurden . Samoſty , Zainoſt , ein Marktflecken an der Mols dau , gehöret den Grafen von Kolowrat. Sedlitz , Sedletz , ein Marktflecken von 35 Bürs gern und 54 Kauflern , mit einem Schloß , gehåret den Fürſten von Lobkowiß . Silberberg , ein Marktflecken und Schloß , hat den Namen von einem ehemaligen Kupfer- und Sils ber - Bergwerf. Sſtieto
Der Prachiner Kreiß,
209
Stiekna, am Fluß Wotawa, ein Märftflecfert vott 19 Bürgern und 7 Häußlern , mit einem Schloß.
Strunkowig , ein Marktflecken , gehöret den Fürs ften von Schwarzenberg.
Trichiſchow , Cziſchowa , eitt Schloß an einem Berge, geboret den Grafen von Tſchernin .
Wallern, Wolarn , ein Marktflecken von 130 Bürs gern und 52 Håußlern , gehöret dem Fürſten von Schwarzenberg.
Welſchbirken, wäliſch Búrfen, wiacho Brezy, ein Marktflecken von 24 Bürgern und 22 Håußlern, mit einem Schloß , gehöret den Fürſten von Dietricha ſtein . Welhartig , Wehlradis , ein Marktflecken vort
20 Bürgern und 23: Håußlern. Auf dem hieſigen Schloſſe wurden die Reichs - Fr: fignien verwahret, ehe Karlſtein erbauet war.
Wolynie , Wolin , Marktfieder und Schloß an
Fluß Wolnifa, gehöret dem Domprobſt zu Prag. Das Stadtl hat 156 Bürger , 5 Håußler, und gute Tucha manufacturen .
Anmerkung. Zwiſchen der Stadt Prachatik und dent Marktflecken Wallern, liegen 12 Dörfer , deren Namen fich insgeſammt auf ſchlag endigen. Man findet ſie auf dermütles riſchen Charte. Vogt in ſeinem jegtlebenden Böhmen, faget daß diefir Dörfer über 30 waren .
10. 11. Der Pilsner Kreis, Plzenſio, Pilsnenfis circulus L. provincia , iſt an Schafheera den vorzüglid, reich , und man hålt dafür, daß die Einwohner die beſten Kåſe im Reich machen. Ehe deſſen waren hier Silberbergwerke im Gang : jekt
wird viel Eifen geſchmolzen. Die Flüſſe Mza (Miza , Mieß,) und Radbuze oder Cadburze entſpringen darinnt, und der lekte, nachdem er den
Fluß Braðawke aufgenommen hat, vermiſcher ſich mit dem erſten eben ſowohl, als die Uhlava. » Der 5 Th. 74.
210
Das Königreich Böheim .
Der Fluß miza wird alsdann Beraun Mza ges nennet, und nachdem er nocy 5 Flüßchen aufge nommen hat , fållt er in die Mulda. Heutiges Tages wird dieſer Kreis in den eigentlichenPils ner Rreis , und in den Pilsner Kreis Blats
tauer Antheils, abgetheilet. In dem alten gans zen Pilsner Kreiſe, zählet Erber i'i bemauerte
Städte , II Stådtlein und Märkte mit Herrenſi ken , 36 Städtlein und Märkte ohne Herrenfike, 119 Herrenſiße oder Schloſſer, 5 Kloſter, 12 Onde
denbilder, und 16 zerſtörte Schlöſſer. 1771 hat man in dem eigentlichen Pilsner Kreiſe i Städte, 21 Marktflecken und 612 Dörfer , in dem Klat
tauer Antheil aber 2 Stådte, 21 Marktflecken und 587 Dörfer gezáhlet. Wir merken an : 1. Die bemauerten Städte.
1) Plzn', Plzna, Pilſen , eine Fönigliche Kreis Stadt , die ziviſchen den Flüſſen Mza und Nadbuze liegt , wohl gebauet und befeſtiget ift, 262 Bür ger und 38 Håußler hat. Sie wird im Gegenſak von Alt - Piljen , jekt Plzeness , Zeu : pilien ges
nennet, iſt im Jahr 775 erbauet , 1421 und 33 von den Huſſiten vergeblich belagert worden ; aber 1553
von Georg Podiebrad, 1618 von dem Grafen von smansfeld , und 1621 von dem General Silly eingenom
men , und 1507 abgebrannt. Es werden hier gute Tücher gewebet , fie handelt auch mit Eiſen , und hat
jährlich zwey anſehnliche Jahrmårfte , die von den Sachſen und Nürnbergern ſtarf beſuchet werden. Die Wollcontracte, Potaſche, Leder , Federn, Tücher und Leinwand , machen die Hauptfache aus . Die Vieh und Pferde-Mårfte ſind auch erheblich . Es geboren
21 Dörfer zu derſelben , und das Schloß Gradek. 2) RIA
Der Pilsner Kreis .
211
2 ) Klatowy , Klattau , eine fånigliche Kreis Stadt , die 771 gebauet , uud 1000 mit Wallett und Mauern umgeben worden iſt. Sie hat 149 Bür ger und 165 Häußler , und es gehåren ihr 4 Dörfer. 3 ) Strzibro , Mies , eine königliche Stadt am Fluß Mja , die 1131 erbauet worden , und ihren b8h miſchen Namen , welcher Silber bedeutet , daher bes fommen hat , weil bey der Grundlegung der Mauerit Silbererz gefunden worden. Sie hat 108 Bürger , 43 Häußler , und es gehören ihr 9 Dörfer. 4 ) Domazlitz , Tauß , eine fönigl. Stadt , die ehemals wider die Einfälle der Bayern errichtet wors den . Sie hat ein Schloß , 148 Birger und 134 H& uß Hier und ler. Es gehören 12 Dörfer zu derſelben . in dieſer Gegend wird ſehr viel leinen Band verfers tiget. 5) Rokytſchany , Rokygan , hat ehedeſſen dem Erzbiſchof zu Prag gehåret , iſt aber 1583 eine fdnigl. Stadt geworden , hat 122 Birger und 73 Häußler , und beſigt 7 Derter. Hier werden Tücher geivebet, auch wird hier mit Eiſen gehandelt. 6) Bor , Sayd ; eine Stadt von 109 Bürgern und 56 H & ußlern , dem Fürſten von Lewenſtein -Wertheim gehårig. 1726 brannte ſie größtentheils ab. 7) Teyn Sorſchow , Biſchofs : Teinit , eine kleis ne Stadt an der Bayerſchen Gränze und am Fluß Rada buſe , hat ein Schloß. 1547 brannte ſie ab. 8) Tauſim , Deiſing , Teuſing , Teifling, eine kleine Stadt mit einem Schloß, welche dem Marfgras fen von Baden gehöret. Man findet hier ſehr gute Walfererde. 9) Topl, Taepula , eine Stadt von 278 Bürgerne und 5 Häußlern , an dem kleinen Flåß gleiches Nas mens , gehåret dein darunter liegenden Prämonſtras tenſer Kloſter , deſſen Abt ein Landſtand iſt. 1643 wurde ſie von den Schweden mit Sturm erobert. ÉS quillet hier warmes Waſſer aus einem Teich hervor. 10 ) plan ,
1
212
Das Königreich Böheint.
10) plan , eine Stadt von 2771 Bürgern und 3 $&ußlern, mit einem Schloß. 11) Tachow , eine Stadt von 118 Bürgern und
73 Häußlert , iſt 1126 zum zweyten mal erbauet, und hat ein Schloß , deſſen in der bsheimiſchen Geſchichte oft gedacht wird.
2. Folgende Stadtl , Marktflecken und Herr: ſchaften : Uutery, ein Marktfiecfent. Alt : Zedliſcht oder Zeltſch , ein adelicher Markt
flecken von 34 Bürgern und 48 Häußlern. Biſtrig , ein Marktflecken und Schloß an der Uhlawa.
Blowig , ein Marktflecken von 64 Bürgern und 60 Båußlern.
Boritſch , ein 'Marktflecken und Schloß , gehåret dem Domkapitel zu Prag.
Borow , ein Marktflecken des Grafen von Mara tiniß. Chudenig , eine Herrſchaft von 44 Derternt , dent
Grafen von Tſchernin gehdrig. Chudenig iſt ein Marktflecken von 12 Bürgern und 24 Häußlern , mit einem Schloß.
Cerloſin , Scherloſchin , ein Marktflecken von 50 Bürgern und 12 Håußlern. Crchowig , ein Marktflecfen .
Dobrzem , Dobrzań , Dobrzany , ein Stadtl am
Fluß Kadbußi von 72 Bürgern und 72 Häußlern , das dem nahgelegenen 1150 geſtifteten Pråmonſtratens
ſer Nonnenfloſter Chotieſchau zugehåret, deſſen Probſt ein landſtand ift.
Droſſau , Droſchau, ein Marktflecken von 39 Bůr gern und 54 Häußlern. Einſidl, ein Marktflecken von 90 Bürgern und
3 Häußlern , gehåret dem Pråmonſtratenſer Kloſter zu Tspl.
Beiligenkreuz , Marktflecken , Schloß und Herr ſchaft. Der Ort hat 35 Bürger und 33 Häußler. hoi
Der Pilsner Kreis.
213
Soſtau, Marktflecken von 49 Bürgern und 1 Häuß
ler , mit einem Schloß.. Zu dieſer Herrſchaft gehoren 20 Derter.
Janowitz , ein Städtchen , am Fluß Bradawf& bey Klattau, von 40 Bürgern und 27 Håußlern. Jtwa , ein Marktflecken von 61 Bürgern. Kaut , Marktflecken und Schloß. Ratow , ein Marktfieden . Kdyn , ein Marktfieden .
Rladrau, Cladrubum , ein Städtchen von 149 Bürs gern , welches dem darneben liegenden Mönchenflofter
Benedictiner Ordens gehöret , deſſen Abt ein land ſtand ift. Rlengu , Marktflecken und Schloß.
Rlentſch , ein Marftflecken von 42 Bürgern und 21 Håuflern.
Kolowetſch , ein Marktfleden pon 20 Bürgerk und 23 Häußlern . Romarow , ein Marktfleden . Königswart , ein Marktfleden von 10 Bürgerk
und 8 Håußlern. Zu der Herrſchaft dieſes Namens gehåren 12 Derter. Rotſcha, ein Marktflecken .
Kunſtwart, ein Marktflecken und Schloß. Hier rke. find Bergweplan , ein Marktflecken von 41 Bürgeru Rutten und 39 Håußlern. Er treibet ftarfen Weinhandel. Nicht weit davon zu Prumershofen , wird blaue Fars be oder Schmalte , verfertiget.
Leſkow , ein Marktflecken des Fürſten von Löwens ſtein - Werthheim . · Lichtin , Lichton , ein Marktfiedett. Lichtenſtein , ein Schloß und Kirchdorf, gehöre einem Grafen von Hamilton .
Manetin , ein Marktflecken , von 80 Bürgerz und
30 Häußlern , mit einem Schloß , gehöret dent Sta fen von Lazanſky . 3
Tet:
214
Das KönigreichBöheim .
Merklin , ein Marktfleden von 34 Bürgern und 12 Håußlern , mit einem Schloß .
Megin , ein Marktflecken. Michelsberg , ein Marftflecken , von 41 Bürs gern , geh$rt zu der Herrſchaft Plan . Wietſchin, Metſchin , Mesin , ein Marktflecken. Muttietow , Muttersdorf, ein Marktflecken von
37 Bürgern und 14 Håuflern, mit einein Schloß.
Zegirzk, iſt wegen einer Schlacht von 1467 inerk wirdig.
17epomuk , ein Marktflecfen von 25 Bürgern und 75 Håuflern , iſt der Geburtsort des heil. Nepomuk. Nahe dabey liegt das Schloß Zelena Sora , Grün: berg , von dem Berge an welchem es ſteht, alſo ges
pannt , welches aus einem ehemaligen Ciſtercienſer Klofter entſtanden iſt, das von den Huffiten zerſtdret worden . Beyde gehren dem Grafen von Martiniß .
Letſchetin , ein Marktflecken von 21 Bürgern und 30 Håußiern.
Zeuern , am Fluß Brabawka , ein Städtl, wels dhes in Ober- und Unter : 17euern abgetheilet wird, 31 Bürger und 56 Håußler hat. tiengedeyn , 17eygetin , ein Marktflecken von 40 Bürgern und 20 Häußlern , in welchem eine anſehnlis
The Wollenzeug - Manufaktur angelegt worden. Zeumart , ein Marftflecken von 100 Bürgernt, der dem Pråmonſtratenſer Kloſter zu Topl geh8ret. LZeuſtadtl, ein Marftflecken des Fürſten von LS wenſtein , von 60 Bürgern und 46 Häußlern. Planig , ein Marktflecken von 32 Birgern und 69 Häußlern , gehört den Grafen von Martiniß. Plzenet , Pilſener , Alt : Pilſen, gehåret dem Gra fen Tſchernin , und iſt ein Marktflecken von 19 Bürs gern und 25 Håußlern.
Przerchſtit , ein Marktflecfent, am Fluß Bradaws ka , der dem Benedictiner Kloſter zu Klaſchdrau ges Håret. por:
Der Pilsner Kreis .
215.
Porziſcht das verbrannte, ein Marktfieden von 61 Birgern und 15 Häußlern , dem " Domfapitel zu Prag gehdrig. Es iſt hier ein Schloß. Przinda , frauenberg , ein Fehr hochliegendes, aber verfallenes Bergſchloß , welches nebſt der Herrs ſchaft und dem Marktflechen dieſes Namens, den Gras fen von Kolowrat gehöret. Radni , ein Marftflecken und Schloß von 26 Büra gern und 68 Häuſlern . Kadyn , ein Marktflecken , Ronsberg , ein Marktffecfen von 36 Bürgern und 41 Häußlern , mit einem Sdloß. Rupau , Xaupow , ein Marktflecken und Schloß, von 11 Bürgern und 30 Håußlern . Sandau oder Unter Sandau , ein Marktflecken , von 17 Bürgern und 10 Häuflerni . Schental,Schönthal,ein Marktfi.von 66 Bürgern . Scherau , ein Marktflecfen . Stab, böhm . Stob , ein Marktflecken von 42Bürs gern und 21 Häußlern , am Fluß Radbuſe , gehdret dem Nonnenfloſter zu Chotieſchau , welches auch Stankow , einen Marftflecken von 34 Bürgern und 15 Häußlern , an eben demſelben Flus, beſibet. Stiahlaw , ein Schloß , gehöret dem Grafen Schernill. Strachow , Marftflecken und Schloß . Sjwihow , Sewichau , ein Marfiriecfen von 77 Bürgern und 14 Häußlern , denen ehemaliges Schloß berühmt geweſen , gendret dem Grafen von Oſchernün . Tauſchka , eiu Marktfleden . Taurkow , Sartmannow , welchen Namen zwery Derter führen ; einer , der an der Mies liegt, iſt ein Marktflecken, und gehört dem Benedictiner Klos ſter zu Kladrau. útwa, ein Marktflecken . Weßeritz , ein Marktfleden von 25 Bürgern und 12 Häußlern , mit einem Schloß , gehöret den Für : ften von Löwenſtein - Wertheim . D4
wo
216
Das Königreich Bdheim .
Wſcherub, .ein Marktflecken von 50 Bürgern und 39 Håußlern. 12. 13. Der Saager Kreis ,. Ziatesko,
Zatecenfis circulus S. provincia , wird auch Luſto, Lucenfis circulus, von den Wieſen genennet, hat auch den Namen Borotinka geführet, und iſt ehemals eine Zeitlang von beſondern Prinzen aus der przemysliſchen Familie, unter dem Namen ei
nes Herzogthums, beherrſchet worden . Der Hos pfen , der hier wådyſet, wird für. den beſten in Böheim gehalten , und an Getraide iſt dieſe
Landſchaftauch ſebr fruchtbar. Scon ebedeſſen, als der kerbaunoch nicht ſtark getrieben wurde, war man der Meynung, daß eine einzige gutę
Erndte iin Thal Kautſchka, (welches mitten in dem Kreiſe iſt,) ganz Böheim ein Jahr lang ernähren könnte. Der Fluß Eger (Ohrze) zertheilet die fen Kreis von Abend gegen Morgen in 2 Hålften .
Das Elnbogener Gebiet, welches gute Bergs werke, feine Porcellanerde, und marine Båder þat, iſt 1714 mitdem Saaget Kreis verbunden worden. Jegt iſt der Kreis in 2 Kreiſe abgetheilt,
nämlich in den eigentlichen Saager Kreis, und in den Saaber Kreis Elnbogner Ana theils , mit welchem nun auch der Egerſche Bee zirf verçiniget iſt. In dem gangen alten Saager Kreis , zählet Erber 10 bemauerte und 7 unbe: mauerte Städte , 13 Städtlein und Märkte mit Herrenſißen , 32 Stådtlein und Märkte ohne Her
renſige, 92 Herrenfige oder Schlöſſer, i Com = menthuren, Collegium , 3 Kldſter, 10 Gnadens
bilder, und 8 zerſtörte Schlöſſer. 1771 fand man 机,
Der Saaker Kreis .
217
in dem eigentlichen Saaker Kreiſe 28 Stådte, I Marktflecken und 465 Dörfer, in dem Elnboga ner Antheil aber 29 Stådte , 8 Marktflecken, 541 Dörfer,
A. In dem alten und eigentlichen Saa: ger Kreiſe, hat man zu bemerken : 1 ) Zatec , ( Zater ), Sach , eine fånigl. Kreis Stadt am Fluß Eger, welche im Sten Jahrhundert er:
bauet iſt, und ehedem Luczko und nachher Slaslys: law Geheißen hat. Sie hat 1767 großen Brand ſchaden erlitten , der dren Viertel der Stadt auf
gerieben , und bald darauf hatauch das ausgetretene Waſſer des Egerfluſſes großen Schaden gethan. Nacha
ber iſt eine zweyte große Feuersbrunft, die grøfte aber 1788 erfolget, und durch die legte iſt die Stadt ganz eingeiſchert worden. Sonſt hat ſie 336 Bürger und 110 Håußler gehabt.
2) Moſt, Hrip oder Brüf , eine königl. Stadt, liegt an dem kleinen Fluß Bila , am Fuß eines Bera ges, auf weldrem ehemals ein fehr feſtes Schloß ſtand, iſt wohl gebauet , hat eine Commenthurer des ritters lichen Kreukordens init dem rothen Stern , und reit 1768 auch ein Piariſten Collegium . Es ſind hier 153
Bürger und 123 Håußler. 1647 wurde ſie von den Schweden verbrannt. Es gehören derſelben 22 Derter. 3) Launy , Laun , eine fönigl. Stadt am Flug
Eger. Die Stadt an ſich ſelbſt , ohne die Vorftädte, hat 186 Häuſer , in welchen 700. Familien wohnen . Sie führet viel Getreide aus. Dein Hoſpital gehåren 4 Dörfer,
4 ) Radan , Caaden , eine fönigliche Stadt von 280 Bürgern , welche auch am Fluß Eger liegt , und
im Jahr 821 erbauet iſt. Der hieſigen Brüderſchaft
desh. Roſenkranzes gehåren 5 Derter undder Stadt 14. Sie iſt 1362 abgebrannt,
5) Chomotowu oder Commotau , eine fönigliche
Stadt von 277 Bürgern und 117 Häußlern , die wes D 5
gen
218
Das Königreich Böheim .
gen ihres vielen Dbſtes und der guten wålſchen Kaſta : nien , berühmut iſt. Der deutſche Ritterorden hat ſie an den König Wenzel iy für hundert tauſend Dufaten verkauft. Es gehören derſelben 9 Derter. In hieſ ger Gegend wird viel Alaun geſotten. 6) Falkenau, eine Stadt von 198 Hiirgerr , an der Eger , den Grafen von Noftiz zugehårig , worelbſt Alaun und Schwefel bereitet, auch viel Hopfen gebau et wird. Es iſt hier ein 'Schlos. 7) Rabenſtein , ein Städtchen von 25 Bürgern , welches der Fluß Schipka ganz umfließt , mit einem Schloß. 8) Ludis , Zlutig , eine kleine Stadt von 121 Bür gern und 30 Häußlern , ſteht unter dem Schuße der Grafen von Kotorzowo 14-2 ward es von den Pra gern verbrannt. Es hat ein Schloß . 9) Jórkow , Gerkow , auch Boret , eine kleine Stadt von 99 Bürgern und 97 Häußlern , dem Fürs ſten von Auersberg zugehårig . 2. Die offenen Städte : 1 ) Weypert, eine fånigl. freye Bergſtadt von 150 Hürgern. Man macht hier viel Spißen und Schieß gewehr. 2 ) Buchau , Wochow , eiue kleine adeliche Stadt, von 105 Bürgern . 3. Folgende Stådti Marktflecfent, Herrſchaften und Derter : Basberg oder Sebaſtiansberg , ein befreyetes Bergſtädtchen von 61 Bürgern und 10 Hauflern . Hier iſt der Paß von Commothau nach Leipzig. Nahe da bey ward 1759 ein sſtreichiſches Corps Truppen von einem preußiſchen geſchlagen . Böhmiſch Wieſenthal, ein königl. freyes Berg ſtådtchen von 32 Bürgern , dicht an der ſächſiſchen Grånze. Die Einwohner verfertigen Spigen. Brzeznitz oder Presnit , eine königliche freye Berg ſtadt von 129 Birgern 38 Häußlern . Es wer den hier viel Spigen von allerley Art gemacht , auch wer
1
1 !
Der Saager Kreis. werden hier Schmalte oder blaue Farbe ,
219
Feuerge
wehr , Eiſen , Drat und Blech gemacht. Man bricht auch in diefer Gegend weißen Marmor , und in dem benachbarten Wernsdorf iſt auch eine Gewehrfabrik. 3
Der Ort gehörte ehedem den Grafen von Schlick, ward aber 1545 zu der königl. Kammer gezogen , und 1546 erhielt er Stadt Privilegien . 1778 ruidte hier ein preußiſches Ehor Truppenin den Saatzer Streis ein. Burkowig oder Puſchwitz , ein Marktflecken . Catharinenberg , ein Marktflecken an der fåch fi
[ chen Grånze, der dem Grafen von Rothenbahn gehi ret, die dafigen Silber - und Kupfer -Gruben aber find fåniglich .
Chiffe, Chirch , ein adelicher Marktflecken von 48 Bürgern und 41 Häußlern , mit einein Schloß. brannte 1777 ganz ab.
Cloſterle, am Fluß Eger, ein Marktflecken von 52 Bürgern , mit einem Schloß , gehåret Den Grafen von Thun. 1784 brannte er bis auf 12 Häufer ab. Hier werden edle Steine gefunden . Lidlis , ein Markfflecken des Fürſten von Aurs berg , von 18 Bürgern und 16 Häußlern , mit einem Schloß.
Eiſenberg, Schloß und Horrſchaft der Fürſten von Lobkowis. Hier wird Alaun geſotten . Engelhaus oder Engelsberg , Angelſka Gora ,
ein Marktflecken von 58 Bürgern. Von dem hieſigen atten , feſten und berühinten Schloß ſind noch Trim mér zu fehen .
Šlehau , fléhau , ein Marktflecken von 31 Bürs gern und 10 Häußlern , gehåret dem Grafen Tſchernin. Seinreichsgrun , ein Marktflecken von 90 Bürs gern , mit einem Schloß , gehåret den Grafen von Noſtiz. Rrolupy , ein Marktflecken von 47 Bürgern und 57 Håußlern .
Kriegern , ein Marftflecken von 29 Birgern und 11 Häußlern , der Fürſtev von Dietrichſtein. Ru:
220 220
Das Königreich Bdheim .
Kupferberg, ein Marktflechen von 32 Bürgern und 20 Håußlern. Man hat hier Kupferwaſſer, verfertiget auch Spigen. Libenz , Lubenz , ein Marktflecken . marchau , ein Marktflecken von 80 Bürgern . Milowiß , ein Marftflecken und Schloß, 17eudeck , ein Marktfiecfen von 118 Bürgern mit einem Schloß des Grafen von Hartig . Hier werden viel Spigen gemacht. Man þricht hier Zinnerze und Eiſenſtein . Petersburg , ein Schloß , gehørt einen Grafen von Tſchernin . plaz , ein Marktflecken von 33 Bürgern . Podhorfan , ein Marktflecken von 75 Bürgern und 7 Håußlern . Pomèiſl , ein Marktflecken von 38 Bürgern uno 10 Håußlern , mit einem Schloß , gehöret dem Für ſten von Dietrichſtein. Poſtoloprty , Poſtelberg, Apoftolorum porta , ein Marktflecken von 47 Burgern , mit einem Schloß, ge båret dem Fürſten von Schwarzenberg. Der Ort wur de 1420 von den Taboriten zerſtört. Priſen , Prifien , Priffen , ein Marktfleden von 86 Bürgern und 5 Häußlern , gehöret nebſt Pruners. dorf , dem Grafen von Martiniz. Radonis : ein Marktflecken von 100 Bürgern. Xothenhaus , Schloß und Herrſchaft von 30 Dera tern , gehåret dem Fürſten von Auersberg. Rudig , ein Marktflecken von 71 Bürgern , gehsa ret dem Grafen von Tſchernin . Sedlig , ein Dorf zwiſchen Brüd und Laun , wos felbſt der berühmte Arzt Friedrich Hofmann 1724 ei nen bittern Brunnen entdecfet hat , aus welchem das Sedlißer Purgierſalz geſotten wird . Bon dieſem Bits terraſſer fiehe oben. Seeftåtl, ein Marktflecken von 59 Bürgern und 9 Häußlern , gehöret dem Fürſten von Lobkowig. Seid:
+
Der Saager Kreis .
221
Seidſchig , gehåret dem Grafen Oſchernin . Dies fer Ort liegt unweit Sedliß , und hat einen noch bit terern und kräftigern Brunnen. Scholes, ein Marktflecken vort 22 Bürgern und 18 H&ußlern gehört ſowohl als Schönhof, ein Schloß , dent Grafen Iſchernin . Sonneberg, ein fånigl. freyes Bergſtädtchen von 83 Bürgern . Hier werden viel Spigen gemacht, auch Wurzeln und Kräuter für die Upotheken geſammler und ausgeführet. Stecknig , ein adeliches Schloß , hat einen neu entdeckten Sauerbrunuen , welcher dem Spaa - Was . ſer gleichen fou . Tuppow , Topau , ein Marftflecken und Schloß. Waltſch , ein Marktflecken und Schloß von 8 Burs Bürgern und 6 Häußlernt.
B. Der Saager Kreis Elnbogener An Loketſko , Cubitenſe territorium , roll ſchon zur Zeit des Herzogs Wogen , und alſo im theils ,
gten Jahrhundert unter der Herrſchaft der båbei miſchen Fürſten , und von Böhmen bewohnet ges weſen feyn . Gewiß iſt , daß der römiſche König, Rudolph von Habsburg , dieſe Provinz 1285 rei nem Schwiegerſohn, dem König Wenzel II , zum Heirathsgut gegeben hat. Zur Zeit des Königs Johannes , um das Jahr 1330 , hatte die Koni ginn Eliſabeth den Genuß davon. Der Kaiſer Sigismund gab ſie feinem Vicekanzler , Caſpar Schlick , deſſen Nachkommen auch das Münzrecht bekamen . 1547 fiel ſie an die bobeimiſche Kam mer . Man bemerke : 1. Die bemauerten Stådte. 1 ) Loket, Elnbogen , Cubitus, eine königl. Treis Stadt von 146 Bürgern , liegt , nebſt dem Schloß , auf einem hohen und ſteilen Felfen , und iſt mit eben
222
Das Königreich Böheim ..
1
gleichen Bergen umgeben. Der Fluß Eger , welcher
an der linken Seite dieſes Felſen vorbey rauſchet, ma chet eine Krümme , welche einem Elnbogen åhnlich iſt, daher die Benennung der Stadt fommt. Der Weg, der zu derſelben fülret, iſt enge. Kaiſer Sigmund
ſchenkte fie dein Grafen Schlick , 1547 aber wurde ſie zu der königlichen Kamwer gezogen. Sie iſt 1506 und 1647 vergeblich belagert , aber 1621 und 31 erobert
worden. 1725 hat ſie großen Brandſchaden erlitten .
2) Schlackenwerth , ehedefjen Oſtrow , eine Stadt , dem Markgrafen von Baaden zugehörig. Bey dein Schloß iſt ein prachtiger Lufgarten , und in der
Vorſtadt ein Collegium und Gymnaſium der der P. P. piarum ſcholarum .
3) Wary , Carlsbad , Thermae Carolinae, eine f &
nigliche offene Stadt von 272 Bürgern , durch welche Der Fluß Topi fließet. Ihre beriihmten warmen Bas der find 1370 zur Zeit Karls IV entdecfet worden, und
haben die Erbauung dieſer kleinen Stadt veranlaſſet, 1759 brannte ſie größtentheils ab. Das hieſige Wars fer wird getrunken .
Der Sprudel , der die vor
nehanſte Quelle ift , hat nach D. Springsfeld Unterſus chung 151 , nach D. Bechers interſuchung aber 165 Grade des Fahrenheitiſchen Wärmmaßes , enthält ets
was Eiſen und Schwefel, ein ſaugenſalz, ein bitteres Mittelfalz, deflen Striſtalle prismatiſch und fpigig ſind , eine alkaliſche und eine ſelenitiſche Erde , und fchmes
cet wie ganz dünne ungefalzene Fleiſchbrühe. Der Sprudel ſpringt aus feine Ståmber 4 Ellen hoch. Die Wärme des Mühlenbades iſt geringer , und noch füh ler iſt der Neuebrunn , welcher dem Nachenſchen Waf
for ziemlich & hnlich iſt. Endlich iſt hier noch der Bruchs fåuerling , welcher falt iſt, fäuerlich und eiſenhaft ſchmecket. Es wird hier viel Nadler - Zinn - und Gifts
ler - Arbeit , auch Schießgewehr verfertiget. Das hies rigę Salz iſt auch bertihmt. 2. Die
.
Der Saaber Kreis.
223
2. Die ofnen Städte :
1) Jochmstal, Joachimsthal, eine befreyete of
fene Bergſtadt von 419 Bürgern , welche wegen ihres 1516 entdeckten Silberbergwerks berühmt iſt, das von 1586 bis 1601 , 305790 Mark Silber lieferte , 1556 aber ;; da die beſten Urbeiter , welche Proteſtanten was
ren , wegen der Verfolgung nach Sachſen flichteten, gar ſehr in Abnahme gerieth).
1725 fieng man an,
demſelben wieder aufzuhelfen , uod ſeit 1754 hates ſich ſo verbeſſert, daß 1757 und 58 zio Zechen jährlic )
24000 Marf Silbers geliefert haben. 1517 hat Graf Schlich bieſelbſt die erſten groben Silbermünzen aus den hieſigen Bergwerken ſchlagen laſſen , welche Foa chimici, auf deutſch , Thaler, genennet worden. Bena de Namen hat man nachyer auch andern zwevíðthigen
Münzen beygelegt. Die Stadt war ein Dorf Pas mens Conradgrún , bis zur Entdeckung des Silber
bergwerfs , nach welcher ihr damaliger Beſiger Graf Caſpar vou Schlick den Ort zu einer Stadt machte , und darüber 1520 Beſtätigung von dem König Ludwig erhielt. 418 1540 die Güter des Grafen von Schlick
eingezogen worden , betraf ſolche Einziehung auch die ſe Stadt, und 1579 ward fie der Krone Böheim einverleibt. Nachdem der Bergbau abgenommen hat,
ernähren ſich die Einwohner jegt vom Spißen -Kisp= peln . Fhr gehört der nah gelegene Bergfiecfen Abertamm .
2) Slawkow oder Slawka , Schlackenwald, ei
ne befreyete königliche Bergſtadt, von 320 Bürgern, woſelbſt gutes Zinnerzt gegraben tvird, hat zuerſt den Gebrüdern Schlaco von Rieſenberg gehåret, nach
mals iſt ſie durch Heirath an die Grafen von Gleichen gekommen , 1440 aber an Heinrich von Plauen , und 1502 an die Freyherren Pflug von Rabenſtein verfaus
fet ; als aber Caſpar Pflug in die Acht erklåret wurde, 1547 von der fåniglichen Kammer eingezogen worden .
Im Jahr 1531 wurde ſie für eine königl. Bergſtadt er klåret. Der Stadt gehåret Rabensgrün. 3) Pets
224
Das Königreich
Böheim .
3 ) Detſchau , eine kleine offene Stadt von 116 . Bürgern und 23 Haußlern , mit einem ſchenen Berg fchloß. 1760 litte fie großen Brandſchaden . Hier find Zinnbergwerfe; und nicht weit von hier, zu Grabhorn , findet man gute Porcellan -Erde. 3. Folgende Stådtl, Marftflecken u . Herrſchaften : Abertamm , ein Marktflecken der Stadt Yoga chimsthal gehårig. Bleyſtadt oder pleyſtadt, ein befrevetes offenes Bergſtadtlein von 119 Birgernt. Ihr Beſiber der Graf von Schlick , erhob ſie 1523 zu einer Stadt, und als ſie an die fonigl. Kammer gezogen war , befreyte fie König Ferdinand 1 von der interwürfigkeit unter die Herrſchaft Hartenberg und erklärte ſie für eine freye fos nigliche Bergſtadt. Das hier gewonnene Bleyerz, wird roh an die Topfer zur Glaſur der irdenen Gefäße verkauft. Chulm oder Culm , ein Marftffecten von 24 Bür gern und 9 Håußlern, hat ein berühıntes Marienbild, zu welchem gewallfahrtet wird , und gehöret den hieſi gen Kreugherren vom rothen Stern, welche auch Khan beſigen . Fribus , Ober : Íribus , ein Marktflecken, von 81 Bürgern . Goffengrun , ein Marktflecken von 68 Bürgerit. Gottesgab , ein befreyetes offenes Bergſtädtlein , welches von einem Herrn von Tettau angeleget, 1533 an den Churfürften zu Sachſen , und unter Ferdinand I 1546 an das R $ nigreich Biheim gekommen iſt. Es hat gute Zinnerze und Kobolde , macht auch Spigen. Graflig , Rraßlie , eine Bergſtadt von 342 Bür gern und 62 Häußlern , mit einem Schloß. Es iſt hier eine Meſſingfabrik. Königsberg , ein Marktflecken von 95 Bürgerit und 45 Båußlern , mit einem Schloß. Hier und in dieſer Gegend find viel Zeug - Manufakturen. . Lauterbach , ein befrenetes offenes Bergſtadtlein , von 57 Bürgern und 37 Häußtern . Ziba
Der Saager Kreis.
225
Lichtenſtadt, ein Marktflecken von 47 Birgern. Hier find Zinnbergwerfe. moitau , Maſchtow , ein Marktflecken von 80 Bürgern , mit einein Schloß , an der Eger . Er hat ehedeffen dem Haufe Kollowrat gehåret.
Perninger , Peringer , ein Marftflecken ,woſelbſt Zinnbergwerke find. platten , ein befreyetes offenes Bergftädtlein , iſt unter Karl V von Meiffen an Bdheim gekommen . Hier
wird blaue Farbe oder Schmalte bereitet , man macht auch Spigen.
Schönbach , ein Marktflecken mit einem Sdloß, von 116 Bürgern und 20 Haußlern. Schonfeld , ein befreyetes offenes Bergſtådtlein, iſt von den von Rieſenberg an die Herren von Plauen, nach ber an die Freyherrn von Pflug , und endlich an
die böheimiſche Kammer gefommen.
Der Egerſche Bezirk. Hebanum f. Oegranum, egrenſe territorium. Der Egerſche Bezirk, gehört nunmehr zu dem
Saaker Kreiſe Elnbogener Antheils. Den Na men hat er von dem Hauptort Eger, der von dem e vorben menfließenden ze ennen , enbedin ſe benennetworden ze Fluſſe h r r i ö b r h n B elbe O en , O , t O bbne . E be diedſ ernenn ret dieſe Stand Cahcehte oeder Seienbiſche , un mdeah rürh zdeorg obe emgyedſl eorcſtarlat z r t a e r e t N . ricDt H n P Ozog hat edrine 3 o t m 9 n r h n ſ e 1 n o e c e ſ Di ege ſriſſe 1 d hH erigevn Baåyndes d
n ac enin im gKerni ent Veetr t , uem lnnbog e i ſ n b gn b t n u e e r ſ n r i ſcehe , n gde ſoEh lph G b,urbeon
s dein5 römi nem Köwniieger Rudo vmon Haeibmiſch , 12n8igeſei nzelSch , de enbåþ es i ö e e I nter em am in K
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raths
226
Das Königreich Bdheim.
rathøgutes , abermals gegeben worden, aber wies derunter bayeriſche Herrſchaft gekommen , bis er 1322 von dem Kaiſer Ludewig aus Bayern, dem
bóheimiſchen Könige Johannes , für die zum Bes ften des Kaiſers angewendeten 4000 MarkKriegos unfoſten , verpfändet worden. Der Sauerbrunn , welcher 1 halbeMeilevon
der Stadt Eger, nicht weit von dem Dorfe Schlea da , gefunden wird, iſt berühmt, und wird in Fla
fchen , die mit des Raths Wapen verſiegelt ſind, weit und breit ausgeführet. Ehedeflen gehörte dieſes Gebiet in kirchlichen Sachen unter das Bisthum Regensburg , es iſt aber 1787 zu dem Prager Erzbisthum geleget worden .
Chebbe oder Eger , der Hauptort dieſes Gebietes , iſt eine feine und wohlbefeſtigte Stadt am Fluß Eger, welche noch ihre alten Gelege und Rechte hat.
Von
Den richterlichen Urtheilen des Stadtraths, kann nur an den Konig apelliret werden. Dein Kloſter der heis ligen Clara, gehöret Ober- und Unter : Schoffenried .
Der Mithridat;, welchen die hieſigen Nonnen verferti gen , wird weit und breit ausgeführet , auch die Spis Benbilder geben viel Nahrung. In dem feſten Schloß
wobnet der königl. Hurggraf, und zu dem Schloß ges bsren 3 Derter. Ehedeflen iſt dieſe Stadt eine Reichs
ftadt geweſen. Sie iſt oft belagert und erobert wor den. 1742 ward ſie von den Franzoſen eingenommen , welche ſie erſt 1743 nach einer langen Einſchließung räumten. Fhr gehören , Rhornau, im Saaber Krei
ſe, der Marktflecken Redwig mit ſeinem Diſtrict, wel cher zwiſchen der Bayreuthifchen Amtshauptinann
ſchaftWunſiedel und dem Oberpfalziſchen Pfleggericht Waldfachſen belegen iſt, und in einem Bezirk die Hera
tenſiße Ober : Runreit, Palio , Pokrat, Sauer: brunn
Der Leutmerißer Kreis .
227
brnnn , Seeberg , Seehof und wildſtein hat. Ute berhaupt gehøren zu dieſem Bezirk , nebſt der Stadt Eger , 83 Derter. 14. Der Leutmeriter Kreis , Litomier : ziſchko , Litomierzicenfis oder litomericenſis circu lusS.provincia , iſt ſo fruchtbar und ſchön , daß man ihn das böheimiſche Paradies genennet hat. Ueberdies führet die Elbe demſelben die Güter der übrigen Landſchaften des Königreichs, und ander rer Länder zu . DerWein Podſkalſky; welcher bey Auſti wächſet, iſt berühmt ; und das Topliser. warme mineraliſche Waſſer iſt ſehr heilſain. Man findet auch viel Steinfolen, Zinn und edle Stei ne.
Etwa tauſend Schritte von der ſogenannten
Schneekuppe gegen Mitternacht, wo ſich die böh miſche und ſchleſiſche Grånze ſcheidet , entſpringet die Elbe ; inſonderheit wird die Quelle derfelben, die ſich, auf der ſogenannten Mechydelwieſe zwiſchen 2 Quellen des von dem alten Schloß Navor bes nannten Berges befindet, der Elbbrunnen, dero ſen Waſſer erſt durch einige andere kleine Bäche verſtärkt wird, und hernach eine gute Strecke ge gegen Abend
läuft, hierauf ſich gegen Mittag
wendet, von ſehr hohen Steinklippen , die man den Feigelſtein nennet, herab fållt , und in das Thal, welches man die Elbgrund nennet , läuft, woſelbſt ſich alle eilf Quellen der Elbe vereinigen. Erber zählet 6 bemauerte unt z unbemauerte Ståd te , 6 Stådtlein und Märkte mit Herrenfiken , 21 Stådtlein und Märkte ohne Herrenſihe, 55 ades liche Schlöſſer oder Herrenſike, 1 Kloſter, 7 Gnas denbilder , 22 verwüſtete Schloſſer. P 22
1771 har man
228
Das Kdnigreich Bdheim .
man 38 Stådte , 4 Marktflecken, und 866 Dår fer gezählet. Wir bemerken folgende Derter 1. Die bemauerten Städte :
1) Litomierzis, Leit : oder Leutmerit , eine f8
nigliche Kreis - Stadt von 215 Bürgern und 177 Häuß lern , liegt an der Elbe, über welche ein 1632 und * 1778 in Brand geſteckte Brücke führt, iſt wohl gebauet, und der Siß eines Biſchofs , der unter dem Erz
biſchof zu Prag ſtehet. Der Stadt gehøret Reblis, dem Domdechanten Teynis , den hieſigen Dominica nern Groß Augezd , und den Franciſcanern Tſcher :
niſcht. Sonſt hat die Stadt guten Weinwachs, und in der Elbe iſt ein ſtarker Lachsfang. 1626 wanderten an 600 Perſonen wegen der Religion aus. Die Stadt iſt 771 zuerſt erbaut.
2 ) Thereſienſtadt, eine neue Feſtung und fånigl. Freyſtadt an der Elbe, um welcher willen der Lauf des Fluffes Eger verändert , und bey dieſer Feſtung vor: über geführet worden. Sie iſt nach der Raiſerin Maria
Thereſia benannt; und unter Kaiſer Joſeph II vollen det worden.
3) Ausſti , Aullig , Aufta , Ufa, eine königliche
Stadt, liegt in einer engen bergichten Gegend an deri Elbe , und hat 107 Bürger. Zu derſelben gehåret Wannow. Der rothe , fuiße und ftarfe Wein pod:
fkalſky, welcher im Gebiet der Stadt wächret, iſt ge meiniglich tribe, und bleibet felten über ein Jahr gut ;
es werden auch jährlich höchſtens 30 bis 40 Eimer das von gebauet. Die Stadt iſt 827 angelegt. 1426 wur de fie von den Taboriten , nachdem ſie bey derſelben
über die deutſchen Hülfsvšifer Kaiſers Sigmunds den Sieg erfochten hatten , dergeſtalt verwiiſtet, daß fie 3 Jahre lang ode ſtand. 1583 brannte ſie ganz ab. Nahe bey derſelben iſt das Dorf Przedlity, bey wels
chem 1426 zwiſchen den Taboriten und Meidnern eine ſehr blutige Schlacht gehalten worden. Der
Der Leutincrizer Kreis.
229
Der Strich Landes von Auſlig bis Bruix, an der Biela , iſt voller Steinfohlen.
4 ) Lippey , böhmiſch ' Leypa , eine bemauerte Stadt , dein Fürften von Kiruniz zugehörig.
Sie iſt
eine der volfreichſten in Böheim , denn fie hat 296 Bürger. Es wohnen hier Tuchweber , Töpfer und Glasſchneider , und ihr Getraide- u.18 Wochen -Markt
iſt einer der benen iin Kande. Es ſind hier 2 Sølöſſer. 2. Die offenen Städte :
1 ) Kameniz , böhmiſch Kamnit , eine unbemau
erte Stadt von 70 Bürgern und 178 Häußlern , dem Fürten von Kinffy zugebdrig. Das Schloß liegt nicht feit davor auf einen Berge. 1766 waren hier ſchon
232 Strumpfweberfiisle , und nachher iſt die Anzahl derfelben noch vermehret worden.
In der umliegen
den Gegend ſind auf den D &rfern Raufleute, welche
d18 aus allen Glashlitten des Landes zugeführte Glas ſchneiden , ſchleifen und vergolden laſſen , und es hier:
auf aus dein lande weit und breit verſenden . 2) Dietſchin , Tegen , Tetſchen , eine offeneſchd ne Stadt an der Elbe, hat ein ſchönes Schloß , wel
ches an einem hohen Felſen liegt , 128 Bürger und 55 Häußler.
Es wird
bier
ein ftarfer Getraide
und Holz- Handel nach Sachſen getrieben. Zu der
Stadt gehöret Teutſchenkau. 3) Beneſchow , Benſen , Penſen , paugen , eine
offene kleine Stadt von 30 Bürgern und 43 Haußlern, gehöret den HåuſernClary und Thun,und hat ein Schloß. Hier wird das beſte Papier in Bdheim gemacht.
4 ) Auſchti, Auſche, eine Stadt von 42 Bürgern und 77 Häußlern , die ießt der fåniglichen Kammer
gehåret. Sie hat viel Tuchmacher , auch guten Ho pfenbau und Handel. 5) Tepliz , Toplis , lat. Teplicia , eine kleine
Stadt von 121 Bürgern und 57 Häußlern , dem Fürs . ſten von Clary zugehårig , iſt ihrer warmen Båderwe gen berühmt, die ſchon im Jahr 762 entdecket worden,
und, theils innerhalb , theils auſſerhalb der Stadt ſind, P 3
eins
Das Königreich Böheim .
230
eins iſt auch nicht weit von dem Dorfe Schönau . 68 iſt hier ein neues Schloß mit einem ſchönen Garten. Nicht weit von dieſem Ort , bey dem Dorf Rra: drup , fiel 1762 ein bißiges Gefecht zwiſchen einem
dſtreichiſchen und preußiſchen Corps Truppen, zum Vor theil des erſten , vor. 6) Bilin , Bylin , eine Fleine bemauerte Stadt,
von 84 Birgern , die 744 angelegt iſt, gehöret dem Fürften von Lobkowit , hat ein ſchönes Schloß und ei
men Sauerbrunnen . ' Fhr gehöret Jablonit. Man hat hier Salzgruben eröfnet, aber wieder eingehen laſ ſen . ftet.
1421 wurde die Stadt von den Huffiten verwu 1568 brannte fie ab .
.
3. Folgende Stådtl, Marktflecken und Herr: ſchaften :
Birkſtein , Bürgſtein , Birgſtein , ein Schloß
und Ort des Grafen Kinsky. Hier wohnen viele Glas håndler. Man verfertiget hieſelbſt Spiegel von aller Art , Wachsleinwand , Baumivolle , Barchent, ge;o gen Tifchzeug, und fårbet auch Leinwand. Die hieſi: gen Bleichen ſind gut. Man finder in dieſer Gegend edle Steine und überſteinertes Holz. In einem Felſen iſt hier eine ſehenswürdige Einſiedelen , mit Gången, Zimmern und Capellen ausgehauen. Brofany , Broſchan , ein Marftflecken des Für ften von Lobkowiß.
Chlumz, ein Marktflecfen . Duchtſchow , Duchzan , Duchs, Dur, ein Stasi, dem Grafen von Waldſtein zugehörig, von 52 Bürgern und 52 Häußlern. Es ſind hier viele Strumpfweber, und die hieſigen feinen wollenen Strümpfe find bekannt.
Das bey der Stadt befindliche ſchöne Schloß , hat ei nen ſehenswirdigen Garten. 1762 ward dieſes Stådti
von preußiſchen Truppen geplündert und ſehr ver wiiſtet.
Drum , Stolniky, ein Marktflecken und Schloß, gehåret dem Biſchof zu Leutmerik . Hat 9 Bürger und 15 Hiußler. Geor:
Der Leutmeriger Kreis.
231
Georgenthal , Jorgenthal, Unter- und Ober ; fürſtlich lichtenſteiniſcher Marktflecfeti, von 75 Bür: gern und 76 Håußlern . Groß : Priſen , ein Schloß und Herrſchaft an der Elbe , dem Grafen von Harrach zugehörig. Sainſpach , Sainsbach oder Sanfpach , Schloß und Drt , woſelbſt geſtreifter Gingang , leinen Band, Zwien und Barchent, auch ſehr feines Papier, verfer tiget werden . Sayda , ein von den Grafen yoreph von Kinsky angelegtes Städtl , in welchem der großte Glashandel getrieben wird. Solan , ein Marktflecken des Fürſten von Kauniß, von 34 Bürgern und eben ſo viel Haußlern . Gorka, Gaſtorf, ein Marktflecken des Feirſten von Lobkowit , von 128 Birgern . Srob , Grab oder Kloſter Grab , ein Marktfles, chen , dem Kloſter Osreg zugehörig , von 37 Bürgern und 36 Häußlern. Rameye , ein adelicher Marktflecken mit einem Schloß . Karwitz , Karbit , ein Marftflecken des Grafen von Kolowrat. Kreibig , Kreibitſch , Kreywig , ein Städtlein von 46 Bürgern und 72 Häußlern , zur Herrſchaft Ramnis gehörig . Es iſt hier eine ſtarke Leinwand Weberey , und gute Glashütte. Rremis , ein Marktflecteit. Krupka , Krauppen , Graupen , Crupna , eine offene und kleine Bergſtadt von 115 Hürgern, beywel cher Zinnbergwerke find. 1769 waren hier 87 Strumf weber - Stühle. Dem Stadtchen gehåret Roſenthal, 2 Lewin , ein Marktflecken von 46 Birgern und 44 Häußlern , ehemals den Jeſuiten zu St. Clemens in Prag , ießt der fåniglichen Rammer gehårig. Hier find ſehr viel Topfer. Libochowan , Marktflecken und Schloß ,, in einer fruchtbaren Gegend, Libo : 4
232
Das
Königreich
Böheim.
Libochowig , ein Marktflecken und Schloß, gehe ret dem Fürſten von Dietrichſtein , und hat 65 Bir: ger und 28 Håugler. Lowofit , ein Städtlein von 45 Bürgern und 20 Håuflern , mit einem Soloß , bat den ſtårfſten Ge traidehandel nach Sachſen. In der Gegend dieſes Drts , fiel am 1 Octob. 1756 zwiſchen den Preußen und Deſtreichern ein ſehr hißiges Treffen vor , und der Ort ward zu gleicher Zeit eingeäſchert. Zu der Herrſchaft dieſes Namens, gehåren außer dem Städtchen , noch 35 Dörfer . Mirleſchau , Marftflecken und Schloß . Lieuſtadtl , ein Marktflecen des Fürſten von Rau niß , von 41 Bürgern und 40 Håuflern . Liiklasberg , tickelsberg , ein Marftflecken des Fürſten von Lobkowiß. Ober : Leutesdorf, Ober : Leidensdorf oder Ober : Leitendorf, ein Marktflecken des Grafen von Wald ftein . Hier iſt eine Cuchweberen , welche das feinſte Tuc in Bohein liefert, inſonderheit Londrins , welche in die Surfer geſchidet werden. Peterswald , gehåret dem Grafen von Bratislaw, und zu deſſelben Herrſchaft Schånwalde. Hier woh nen ſehr viel Schnallenmacher. Es iſt bier ein paß in das Churfirſtenthum Sachſen . pleiswadi, Pleiswedel , ein Marktfiecfen des Bi ſchofs von Leutineriß . Polis , ein Marftfiecfen . Radauſſow , Radaufinan , Grabern , ein Markts Recen des Biſchofs zu Leutmerik . Rarchig , ein adelicher Marftflecken mit einem Schlos . Rumburg, ein Marktflecfen von 100 Bürgern und 152 Haußlern , mit einem Schloß , gendret den Fürs ften von Lichtenſtein. Hier und in den umliegender Dörfern , iſt eine ftarfe Leinwand- Weberer , auch Tas felzeug - Manufaktur , auch ſind hier 2 große Bleichen , 3 Fårs
Der Leutmeriter Kreis.
233
3 Fårbereyen, und viel Drechsler. . In dieſer Gegend brachen 1778 preußiſche Truppen in Bdhmen ein.
Rzechlowin , ein Marftflecken . Sandau , ein Marktflecken des Herzogs von Zweys bruicen .
Schlufenau , ein Marktfieden von 95 Bürgern, und 72 Häußlern. Es iſt hier eine ſtarke Leinwand Weberey ; man bleicht viel Garn , und verfertiget viel Zwirn. Schónlinde, ein Marftflecken zur Herrſchaft Ram
niß gehårig . Die hieſigen Garnbleichen ſind beruhmt, auch wird hier viel Zwirn verfertiget. Schreckenſtein , Streckenſtein , ein Bergſchloß des Fürſten von Lobkowiß. In der Elbe iſt hier ein merf licher Wafferfau.
Schwaden , Swadan , eine Herrſchaft an der Elbe.
Schwaz , ein Schloß , gehåret dem Erzbiſchof zu Prag.
Steg , ein Marktffccfen . 1
Tirmis , Turmitz , ein Marktflecken und Schloß ,
gehöret , nebſt Trchernioſek , Libochowan, Kauonik und Trdioka , den Grafen von Noſtig. Wågſtådtl, Wegſtåttl, ein Marftflecfen .' Wernſtåttl, ein Marftflecken , gehörte den Geſuis ten zu St. Clemens in Prag , nun gehört er der könig: licher: Kaminer .
Zaborzan , ein Marftflecfen und Schloß. Zelenitz , ein Marktflecken. Zinwald , ein Bergflecfen auf bshmiſchem Grund und Boden an der fåchfiſchen Gränze. Er fann in den böheimiſchen und fächſiſchen Zinwald abgetheilet werden . Jeder theilet ſich wieder in den vordern und hintern , und an beyden haben jeßt der Fürſt von Lob: fowik in Bilin , der Fürſt Clari von Tspliß , und der Rath zu Graupen Theil. Der vierte Theil des Zin : walds ſtehet unter adelich - búnauiſcher Derrſchaft zu
Lauenſtein und Weeſenſtein im churjådyfiſchen Amt Pir P 5
na,
!
Das Königreich Vdheiin .
234
na , und der fünfte Theil gehöret unter dem Namen St. Georgenfeld, in das churſächſiſche Umt Altenberg. Das hieſige Zinnbergwerf iſt ſehr ergiebig. 4. Das Ciftercienſer Kloſter Offeg oder Orek , deſſen Abt ein landffand ift ., 1759 wurde es von den Preuſſen, un : Repreſalien auszuüben , ausgeplundert.
Es hat eine gute Zeugmanufaktur. Dem Kloſter gehört Skyrl im Saager Kreis.
15. Der Rakownitzer oder Rakonitzer
Kreis , Radzownit chro , Racownicenfis circu lus S. provincia , mit welchem 1714 der ehemalige Slaner Kreis, Slanſko, Zrzitſko, (vom Berg Zrzit alſo benannt,) verbunden worden. Jener iſt waldicht und bergicht, dieſer iſt an Getraide
ſehr fruchtbar. Die Pferdezudyt iſt hier ſehr gut. Man findet hieſelbit feine Porcellanerde. Die ehemaligen Salzgruben, hat man wegen Mangel an Holz wieder eingehen laſſen müſſen. Dieſer vereinigte Kreis , enthålt nach Erbers Zahlung s bemauerte Städte, 6 Stadtlein und Märkte
mit Herrenſißen , 9 Stådtlein und Märfte ohne Herrenfiße 52 adeliche Schlöſſer oder Herrenſike, 6 Kloſter, 3 Gnadenbilder, 4 zerſtörteSchloſſer .
Er hålt ſeinen Siß zu Prag, und hat alſo keine beſondere Kreisſtadt. 1771 hat man gezáhlet 12 Stådte , 6 Marktflecken und 526 Dörfer. Wir bemerken 1. Die bemauerten Städte :
1) Xakownig , Xakonit , welche 1588 eine fs nigliche Stadt geworden , iſt von feinem großen Ums
fang, hat auch nur 61 Bürger und 20 Häußler. Sie liegt an der Mieß.
Es gehsret derſelben Senomat,
ein Marktflecken , 2 ) Wel
Der Rakownißer Kreis .
235
2) Welwarn , eine kleine im Jahr 956 erbauete Stadt, von 88 Bürgern und 10 Häußlern, welche unter dem Schuß des oberſten Burggrafen zu. Prag ſteht. 3 ) Slan , Schlan , ein Städtchen vost 70 Bair gern und 57 Håuflern, dem Grafen von Martiniß zu gehörig , iſt ehede ſen eine fönigliche Stadt geweſen . Es find hier Salzgruben geweſen , und ehedem nannte man ſie Salzburg. Anmerfung. Unweit Slan hat die Stadt Budes an einem ſteilen Berge geſtanden , die 678 angelegt , aber ſchon 858 von den Lauſikern ruinirt wurde. Uus ihren Trümmern wurde das Schloß Buſchtiehrad er : bauet , das ſchon lange wuifte lieget. 4 ) Raudnitz , Rudniß , ein Städtchen an der El be von 124 Bürgern , gehåret dem Fürſten von Lobfo Man findet hier feine Granate. Die Herr wit . ſchaft Raudniß von 33 Dertern hat Kaiſer Foreph II 1776 zu einem Herzogthum erhoben , nachdem das fürſtliche Haus lobkowiß das Herzogthum Sagan in Sdleſien verkauft hatte. 5) Budynie , Budin , eine Stadt von 92 Bür : gern an der Eger , ſtehet unter dem Schug des Fürs ſten von Dietrichſtein . Im Jahr 881 wurde ſie als ein Dorf zu einer Stadt gemacht. 1750 wurde ſie von Preuſſen geplündert und eingeåſchert, und 1783 brannte ſie bis auf 6 Häuſer ab. 2. Folgende Marktfieden und Herrſchaften : Punhoſt, Anholt , ein Städtl von 65 Bürgern, dem Fürſten von Fürſtenberg gehårig. Augezdes , das weiße, ein Marftfiecfen . Bürglit , Pürglis , Krzimenlad , Schloß und Herrſchaft des Fürſten von Fürſtenberg, hat einen ſtar ken Eiſenhammer. Das Schloß iſt 1110 erbaut, und auf demſelben ſind ehedeflen die königlichen Schåße vera wahret worden . Der alte Kerker in welchen Kidnig Wenzel unterſchiedene bëheimiſche Herren eingeſperrt hat, iſt ſchrecklich, Doch :
236
Das
Königreich
Böheim .
Dod ) fan , Doran , ein Marftflecken mit einem 1144 geſtifteten Pråmonſtratenſer Noninenflofter , der fen Probſt ein Landſtand iſt. Dem Klofter gebdret Klein : Brieſen , und Deutſchkopiſt im Leutmerißer Rreis . Kladno , ein Marktflecken , gehöret dem Benedi ctiner Kloſter zu Braunau . Rornhaus , ein Marftflecfen , Schloß und Herrs ſchaft , dein Fürſten von Schwarzenberg zugehörig. Kozlan , ein Marktflecken von 50 Bärgern und 68 Hauffern . Kralowiß , ein Marktflecken von 95 Birgern und 13 Häußlern , in deſſen Nachbarſchaft das adeliche Schloß Kralovitz (Rothſchloß ) liegt, woraufſich Jos bann Huß 1413 eine Zeitlang aufhielt. Kraſchau , ein Schloß ,am Fluß Beraun, welches dern Ciftercienſer Kloſter Plas gehört , defien Abt ein Landſiand iſt. Es ward 1146 von Wladislaw II ge ſtiftet. fchen , Milleno, ein fürfilich finskiſcher Marft fleden mit einem Schloß. Miungifay , Yuntſchifay , ein Marftflecken und Schloß des Grafen von Martiniß. Pern , ein Marktflecken und Schloß. Petrowitz , Marftflecken und Schloß. Powna , ein Marktflecfen . Ober : Perſchkowiß oder Berskowitz , ein Schloß, dazu 8 Oerter gehören . Senomat , ein Marktfiecfen , welcher der Stadt Rafonig gehåret. Er hat 16 Bürger und 17 Häußler . Slawietin , ein Marktflecken von 14 Bürgern und 18 Häußlern . Slonig , Zloniß , ein Marktflecken von 12 Bür gern und 8 Häußlern, mit einenz Schloß, gehöret dem Grafen von Kinsky . In dieſer Gegend findet man Ugat , Marmor und Jaſpis. Smetſchna , ein Marktflecken von 37 Bürgern, mit einem Schloß, gehåret dem Grafen von Martiniß. Stras
Der Rakownizer Kreis .
237
Straſchen , Stasnig , ein Marktflecken des Fürs ften von Fürſtenberg, von 68 Hürgern u . 11 Häußlern . Teinetſch oder Jungfern Teinig , ein Marktfles cen , geh8ret dem Nonnenkloſter bey St. Agnes in der Altſtadt Prag . Tſchiftay, Cziſtey , sin Marktfleden . Unter: Perſchkowią oder Bernowig, ein Schloß, gebfret dem Fürſten von Lobkowitz. Wrany , Wranny , Wrannay , ein Marftflecken von 9 Bürgern und 38 Haußlern mit einein Schloß, gehöret, nebſt Rlobauk,einem Marktflecken von 11 Bürs gern und 4 Schalupnern , Robylnik, mit einem Schloß , Lukow und Strſebis , dem Domkapitel zu Prag. Zbezno , ein Marktflecken. 16. Der Berauner Kreis , Beraunſko , iſt aus dem ehemaligen podebirader Preiſe, Pod brorko , und Muldauer Kreiſe, Wultawſko, zuſammen gefegt. Er hat viel Fiſche ; yolz und Getraide, und der Ueberfluß an dieſen natürlichen Gütern , kann auf der Mulda bequem nach Prag geführet werden. Es wird hier viel Eiſen geſchmol fen . Erber zählet i bemauerte Stadt, 3 unbea mauerte Stådte, 7 Stådtlein und Märkte ohne Herrenfike, 16 Stådtlein und Märkte mit Her: renſiken oder adelichen Schlöſſern ,
50 adeliche
Siße, 5 Kldſter, 3 Gnadenbilder, 4 verwüſtete Schloſſer. 1771 hat man gezáblet 10 Städte, 22 Marktflecken und 784 Dörfer. Wir bemerken 1. Eine bemauerte Stadt. Beraun , eine königliche Kreisſtadt am Fluß Bes raun , die nachher die Mies heißet. Sie hat 138 Bür: ger. Als ſie 718 erbauet wurde , hieß ſie Slarvo: ichow . In Kriegszeiten , als 1421 , 1611 , 20 und 32, hat ſie viel gelitten, iſt auch 1600 faſt ganz abgebrannt iſt. 1744 fiel bey derſelben zwiſchen den Deſtreichern UNS
238
Das
Königreich
Böheim.
und Preuſſen ein ſcharfes Gefecht vor , in welchem je: ne ſiegten . Ehedem ivar hier ein Silberbergiverf. 2. Dren) Offene Städte : I ) Przibram , eine offene fønigliche Bergſtadt, von 192 Bürgern , dazu 10 Derter gehören . Fhre Ers bauung fieng .884 an, und ſie ſtand ehedeſſen unter der Herrſchaft des Erzbiſchofs von Prag, der hier ein Schloß batte. 2 ) Sedlzan , Seltſchan , ein offenes Städtchen des Fürſten von Lobkowig , von 140. Bürgern . Es liegt theils auf der Höhe , tóeils in einem Thal. 3 ) Boſtowig , ein offenes Städtchen , von 57 Bür gern , unter Carlſtein , dahin es auch gehårt. 3. Folgende Städti, Marftflecken u .Herrſchaften : allt: Knin , ein Schloß bey Knin , gehöret den Kreugherren mit dein rother Stern an der Prager Brücke. Carlſtein , Rarlſtein , ein berühmtes aber nun vers wüſtetes Bergſchloß zwiſchen Beraun und snigsſaal, 3 deutſche Meilen von Prag , welches Karl der IV yon 1348 bis 58 erbauen ließ , und zur Verwahrung der . Reichskleinodien , Privilegien und Reliquien beſtimm te. 1422 hielt es eine harte Belagerung der Huſſiten aus. · Es hat einen tiefen Brunnen von 244 Prager Schuhen . Die Herrſchaft Carlſtein gehöret dem Kö nige zu Böheim. Chlumen , ein Marktflecken und Schloß , gehåret den Fürſten von Lobkowi . Dawle , an der Moldau , ein Marktfiecfen . Dobrziß , ein Marktflecfen von 48 Bürgern , ber . :: welchem ein Sdloß liegt. Zorzowitz, Sorſchowig , ein Marftflecken von 77 Bürgern. Es iſt hier ein Blechhammer und zwery Drathmihlen , man macht blecherne Löffel und Schmals falder Arbeit. Die Waffenſchmiede haben auch viel zu thun. braucht. geboren.
In der Glashütte werden Steinkohlen ge Auf dem alten Schloſſe iſt König Podiebrad Bey dein Flecken ſind Eiſenbergwerke. Gintz ,
Der Berauner Kreis,
:
239
Gintz , Marktfieden und Scloß. Sory , Birkenberg , ein Marktflecken an einem Berge , nahe bey Przibram , welcher Stadt er auch gehört. Kameyk , an der Moldav , ein Marktfleden des Fürſten von Lobkowiß , von 5 Bürgern und 18 Häuß lern. Knin , ein Bergſtådtlein und Schloß, von 38 Bür gern und 40 Håußlern , bey welchem ehedein ein Gold bergiverf war . Rozowa hora, Umſchelberg , ein adel. Markt flecken in einem Thal. Krasna horá , ein Marktflecken des Fürſten von Lobkowiß , von 22 Bürgern und 11 Häußlern. Lochowitz , ein Marktflecken und Schloß, iſt 1039 von den Polen erbauet. Marſchowitz , ein Marktfleden von ' 33 Bür gern . Maut , ein Marktflecken von 88 Bürgern , zu der Zbiwober Herrſchaft gehårig. Milin , ein Marktflecken in einem Thal. Wniſchek , ein adelicher Marktflecken mit einem Schloß , von 13 Bürgern und 11 Saußlern . 17etworitz , ein Marktflecken , dein Domčapitel zu Prag gehörig , von 52 Bürgern. Lzeweklow , ein Marktflecfen von 48 Bürgern. Prtiſchitz , ein Marktflecken von 65 Bürgern . Schebrack , Zebrak , Bettlern , ein Marftflecken , von 70 Bürgern . Šedletz , ein Marktflecken , der Zbirower Herr fchaft gehårig. Stiechowitz , ein Marktflecken von 17 Bürgern , gehåret nebſt Sukdol, dem Herrn Haugwiß von Bif rupit . Šuchomoft, ein wohl privilegirter Marktflecken mit einem Sdloß. Tetin , ein Dorf, nicht weit von Beraun , wela ches ehemals eine Stadt geweſen , und jeßt noch dess wegen
240
Das Königreich Bsheim xe.
wegen in Anſehen iſt, weil die heilige Pudmilla daſelbit getödtet worden. Hier wird ſehr ſchåner Marmor ge
brochen, und ebedeſſen hat man hier Gold gewaſchen . Wotitz , ein Marktflecken von 210 Birgern , mit einem Schloß , gehöret dem Grafen von Wrtby. Zabradka , ein Marktflecken und Schloß. Zagezow , ein Marktflecfen. Zbirow, ein Marktflecken von 76 Birgern, mit ei
nem darneben liegenden Bergſchlofie, (welches aufeia nem Berge von ſchönein Jaſpis ſtehet,) iſt eine königl. Herrſchaft, zu welcher 35 Derter , auch das Schloß Königshof und die Marktflecken Neyto oder maut, und Sedletz gehören, ingleichen Dulchnik , ein durch den Konig Wenzel bekannt gewordenes Bergſchloß , Tſcherkowitz , ein Marktflecfen von 45 Bürgern , u. a. m. Es ſind in derſelben 14 hohe Defen , und das Glas werf iſt eines der berühmteſten im Lande.
Zebrak , ein Marktflecken von 70 Bürgern, in eis Hem Thal .
4. Folgende Kloſter : Der heiligen Benigne oder Dobrotiwa, ein Uus
guſtiner Månchenflofter , welches 1163 geſtiftet worden. Det heilige Berg , nahe bey Przibram , woſelbſt die Jeſuiten von Brſefniß , im Prachiner Kreis , eine Reſidenz hatten . Des heiligen Johannes unter dem Selſen , ein Benedictinerkloſter , in der Nachbarſchaft von Carla ſtein , dahin inſonderheit die Prager wallfahrten. Es iſt im Jahe 909 gefijftet worden. Der Abt iſt ein land ſtand , und dem Kloſter gehöret Dawle , der oben ges nannte Marktflecken an der Mulda.
Rönigsſaal, Zbraslaw , Aula regia, ein 1296 ge ſtiftetes fånigliches Stift und Kloſter Ciſtercienſer- Or dens , an der Mulda , deren Abt ein Landſtand ift.
Bey demſelben iſt ein Marktflecken mit einein Schloß. Oſtrow , Corrobium inſulanum , ein Benedictiners
kloſter auf einer Inſel in der Mulda zu St. Johann genannt. U. Das
Das Markgrafthum Mähren. 241
II.
Das
Markgrafthum
Måhren .
$. 1 . ie Geſchichte der Landcharten dieſes Mark: grafthuins, hat D. Yauber in ſeinem Ver: ſuch einer umſtändlichen Hiſtorie der Landcharten S. 174-188 . binlänglich beſchrieben . Die erſte Charte, weldze Paul Sabricius 1570 ans Licze geſtellet, bat Ubraham Ortelius , nachdem ſie von einigen gelehrten mähriſchen Edelleuten ver beſſert worden , in fein theatrum orbis terrarum eingeråcket; ſie iſt auch von Gerard de Jode , Perer Kaer und Gerard Mercator wieder auf gelegt, von andern aber ſo verſchlimmert worden, daß J. A. Comenius dadurch bewogen wurde, eine beſſere zu verzeichnen . ,, welche Viſcher am beſten Heraus gegebun Hat ; die aber auch durck Das vielmalige Nachſtechen nach und nach derdore ben iſt. In Granelli Germania auſtriaca, ſteber eine beſſere; die neueſten und vollkommenſten aber hat der Ingenier - Hauptmann J.C. Müller mit großem Fleiß entworfen, und Ž. B. Bomann auf 9 Blättern geliefert, welche in dem Atlas von Deutſchland von Num . 18 bis 26 angetroffen were den , und in einer allgemeinen Charte von dem ganzen Markgrafthum , und 8 beſondern von den 6 Kreiſen beſtehen. Ich weis nicht , ob die ofte maligen Fehler in den Namen , auf Müllers oder 5 Th.73
242 Das Markgrafthum Mähren. des Kupferſtechers Rechnung gefeßet werdent müf ſen. Die allgemeine Charte von Måhren , haben Covens und Mortier , Beaurain und andere,
nachgeſtochen , und die beſonderen Charten, hat Julien zu Paris mit in den erſten Theil ſeines At las topographique et militaire von 1758, gebracht. 1779 kündigte der Lieutenant von Geyer einevers beſſerte Ausgabe der müllerſchen Charte von Måh, ren auf 6 Bogen an , ich weiß aber nicht, ob fie
erſdienen iſt. f. meine wöchentliche Nachrichten , Jahrg. 7, St. 2. S. 16. $. 2. Es wird dieſes Land gegen Abend von
Böheim, gegen Mitternacht von Glaß und Schles ſien , gegenMorgen von Schleſien und Ungarn, und gegen Mittag von Oeſtreich, umgeben , und ift 417 deutſche Quadratmeilen groß. Den Namen Midhren , Moravia, ſoll es von dem Fluß 776 ravia oder March haben.
S. 3. Nach Ungarn , Böheim und Schleſien zu , wird'es theils von Bergen, theils von Wål
dern , umgeben. Von Schleſien wird es durch das ſogenannte máhriſche Gebirge, welches ein Theil des ſudetiſchen Gebirges iſt, geſchieden. 看
Mehr als die Hälfte des Landes iſt bergicht und waldicht. In den ebenern Kreiſen, Landſtrichen und Gegenden, ſind viele Moråſte, Sümpfe und Teiche ; und das Waſſer iſt daſelbſt ungeſund, vor
nehmlich im Brünner, Hradiſcher- und Znoymer Kreis. In den bergichten Gegenden iſt die Luft zwar rauh und kalt, ſo daß man an vielen Orten
faſt den ganzen Sommer einheißen muß, aber doch gefunder, als in den gedachten ebenen Gegenden . unter
Einleitung
.243
Unterdeſſeis wåd fet doch mehr Getraide , als die Einwohner verzehren ; daher ſie das, was ſie über flüßig haben , nac, Glak ,
Sdyleſien , Bóbeint
und Deſtreich führen : es iſt aud , im Olmützer und Prerauer Kreiſe Hanf und Flachs reichlich vors Handen, und Gartengewächſe und Obſtbåume vers miſſet man auch nicht. Man bauet auch Reiß ; es wachſet hier auch guter Safran . Man hat etwas weißen und rothen Wein , vornehmlich int dem nad Oeſtreid, und Ungarn zu liegenden Strichy Landes. Die Weide iſt gut, und ernåhret allerley Vieh . Es iſt merkwürdig, daß man auch Weih-. raud) und Mirryen aus der Erde gråbet, vornehm lich in den Herrſchaften Boſkowiß und Tſcherna hora ; wo es nicht eine Art von Bernſtein iſt. Die guten Wålder koinmen dem Lande wohl zu ſtatten , geben auch Gelegenheit zum ftarken Bienenbau . Un Wildpret iſt kein Mangel ; es giebt audy Wol fe, Båren, und eine Art Leoparden, von der Grd Be der Hunde, aber dicker, weldje Ryſowe genen Viber ſind auch vorhanden . net werden .
In dem Brünner Kreiſe giebt es Marmorbrửa de, unáciyte Diamanten und Amethyſte, und an dere Mineralien , imgleichen Alaun , und Eiſens gruben. In den Znoymer Kreis ſind ehedeſſen Goldgruben geweſen ; und jeßt ſind noch Eiſengru Im Iglauer Kreiſe, in der Herr ben vorhanden. ſchaft Trieſ , iſt ein Silberbergwerk. Schwefel, Salpeter und Vitriol, findet man auch. Hin und wieder trifft man heilſame mineraliſche Waſſer an , die Schwefel, Alaun , Vitriol und Salpeter mit fich führen , einige ſind auch etwas warm , und Sauera 2 .
244 Das Markgrafthum Mährent . Sauerbrunnen find auch vorhanden. Båder giebt es zu Loſchin oder Schumberg, zu Hranik oder Weißkirchen , zu Wiroman , zu Bochori,
zu Zlatin, Buchlowiß, Petrow und unweit Strasza niß, Korytna. Sauerbrunnen find zu Nez
denicz, Zabowicz, Suchaczona. Bey Czeicz iſt ein See, deſſen Waſſer Schwefel, Salpeter und Erd pech enthält, daher es bitter iſt, und alle Fiſche
tödtet , aber es wird als ein bewährtes Heilbad
gebraucht. Salz fehlet. Die Oder entſpringet zwar in dieſem Lande, und zwar im Ölmůßer Kreiſe, wird aber erſt in
Schleſien bey Ratibor ſchiffbar. Der Fluß March oder Morau, Morava, vor Alters Marus, ents ſtehet nahe an der Gränze der Grafſchaft Glaß, durchſtromet die Markgrafſchaft von Mitternacht gegen Mittag init unterſchiedenen Beugungen, nimmt da , wo er auö dem Brünner Kreiſe tritt,
und die Grånze zwiſchen Ungarn und Deſtreich
macht, vie vereinigten Flüſſe Teya, Svarczava, 1
Svitava und Gihlawa auf, und fällt unweit Presburg bey Deben in die Donau. Er iſt nun größtentheils ſchiffbar. Dieſe und andere kleine Flüſſe ſowohl, als die Landſeen und Teiche, liefern mancherley Fiſche. $. 4. Von der Anzahl der Stadte, Slecken und Dörfer in Mähren, werden, eben ſo wieben Böheim , übertriebene Zahlen angegeben. Die Regiſter , welche ich in Händen habe, enthalten 99 großere und kleinere Stådte, 159 Marktflecken, und über 2478 Dörfer. In allen dieſen Oertern
find 87271 Häuſer, und 1 Million Menſchen . Das
Einleitung.
245
Das Ucker - und Weide - Land wird nach Lahnen ( lanci , manfus, im Feldmaas) ausgerechnet: dies Te aber theilet man nach Unterſchied des Bodens in 3 Claſſen ,
in die beſten , mittelmäßigen und
ſchlechten , und rechnet auf jeden Landlahn der er: ſten Claſſe 100 , der zweyten 125 , und der dritten 150 niederöſtreichiſche Meßen Ausſaat. Der geiſt liche Stand beſikt an lehngütern 4583 Lahnen, die übrigen Lehngüter betragen 456 Lahnen, uub Fideicommiß -Herrſchaften, 4994 die Majorat - und Lahnen . Die Sprache der Einwohner iſt eine ſlawoniſche Mundart , und von der böhmiſchen we: nig unterſchieden . Die deutſche Sprache iſt in Mähren ſehr gemein. Die Bauern im Hradiſcher Kreiſe, werden Walachen , und die übrigensa naken genennet. Die Landſtånde beſtehen aus dein
Geiſtlichen - Herren - Ritter- und
Bürger
Stande. Den geiſtlichen Stand,machen ans, der Biſchof zu Olmůß , die Dom- und Kapitularhers ren daſelbſt, die Prälaten , Aebte und Probſte zu Wellehrad, Hradiſch bey Olmüş, Bruck an der Teya , Obrowik , Saar , Raygern , Neureuſch, Sternberg, bey St.Thomas nahe bey Brünn, zu Allerheiligen in Olmůk, zu Pöltenberg bey Znaim , der Karthaus Vallis Joſaphat ta Olmůk, und auf dem Königsfelde bey Brúnn , imgleichen die Rit terorden , welche in dieſem Markgrafthum Coms menden haben. Den Berrenſtand machen Fürſten, Grafen und Freyherren ; den Ritterſtand der übrige Adel , und den Bürgerſtand die for niglichen Städte Olmůş, Brünn , Znaym , Iglau, Ungariſchbrod, Hradifch , mähriſch Neuſtadt und Gaya, 3
246
Das Markgrafthum Mähren .
Die Landtage, werden von dem Gaya, aus. Landesfürſten , ausgeſchrieben , und zu Brůnut gehalten . 8. 5. Die chriſtliche Lehre iſt hieſelbſt ſchon im achten Jahrhundert befanntgeweſen. Nach dem Jahr 791 wurde der måhriſche König Samoſlaw von dem Kaiſer Karl dem Großen genöthiget, ſich taufen zu laſſen . In dein Jahr 801 ſind durch den Benedictiner Mönch Godwin, 806 durch den paſſauiſchen Biſchof Yrolph , und nach ihm durch Reginar oder Richar, der auch Biſchof zu Paſſau war, viele zur Annehmung der
Taufe bewogen
worden .
Unter denſelben war auch der König Mogemir , welchen der große Biſchof Yrolph im
Jahr 822 taufte, und der unterſchiedene Kirchen ſtiftete. Sein Nachfolger Brynno ſuchte die Aus breitung des Chriſtenthums eifrigſt zu befördern . Die berühmten Griechen und Brüder, Methudius und Cyrillus, unterrichteten die Mähren von dem Jahr 856 an noch mehr in der chriſtlichen Lehre, und traten zur lateiniſchen oder römiſchen Kirche, oder vielmehr nach Gelaſius Dobner Behaus ptung, fie unterrichteten vom Anfang an nach den Grundſågen, Lehren und Gebrauchen der römiſch catholiſchen Kirché, zu der ſie ſich ſchon vorher be kannt hatten, und der auch Mähren bis ins 15te Jahrhundert ganz zugethan war. An den huſ fitifchen Bewegungen in Böheim , nahmen die Måhren großes Antheil, und nach Endigung der Jelben nenneten ſich die Huffiten in Mähren, wel che ſich von den Califtinern, die ſich mit der ro miſchen Kirche pereiniget þatten, trenneten , måh fiſche
Einleitung.
247
riſche Brüder , und misbilligten das vormalige Verfahren der Huſſiten öffentlich. Im 16 Jahr hundert wurde alle ihre Verfaſſung aufgehoben und ausgerottet, und ſie flúcyteten nad , Polen , woſelbſt ihre Kirchenzucht fortdauerte, ob ſie gleich zu der reformirten Kirche traten ; hingegen die, in Mähren zurück gebliebenen, mußten ſich zur äußern Gemeinſchaft mit der römiſchen Kirche bequemen. Von ihnen ſowohl, als von den Lutheranern und Reformirten , die im 16ten Jahrhundert hieſelbſt håufig geweſen ', find noch jekt Nachkommen und Ueberbleibſel im Lande vorhanden, die ſich ehedeflen åußerlich zur römiſchen Kirche bekenneten, heimlich aber beſondere Verſammlungen hielten, welches fie feitk.Joſeph II Regierung nicht mehr nöthig haben . Das ganze Land iſt alſo offentlich der römiſchkatho liſchen Kirche zugethan, und der geiſtlichen Ge richtsbarkeit des Erz-Biſchofs zu Olmutz unter worfen , der fich einen Herzog , des heil. rdin. Reichs Fürſten, und der königl. böheimiſchen Kas pelle Grafen nennet, und ehemals Sik und Stims me auf dem Reichstage gehabt hat.
Er ſteht jeßt
unmittelbar unter dem Pabſt, und iſt erſt 1777 aus einem Biſchof zum Erzbiſchof erhoben. Unter ihm ſtehen die Biſchoffe zu Brünn und Oppeln. Das erzbiſchöfliche Lehnrecht pfleget jährlich zwen mal gehalten zu werden ; vorher aber wird ein Af terlebnrecht gehalten * ).
Die Anzahl der gottes 2.4 dienſt
* ). Erzbiſchofliche Lehen ſind : Lugetd , Branky , Chorin , Deutſch Paulnaz , Sennerſtorf, Sertitz, Kattendorf, Rapalowiz, Lautſchka , Leutersdorf, Lu :
248
Das Markgrafthum Mähren.
dienſtlichen Perſonen iſt in Mähren ſehr groß.
Stredowsſky giebt 40 Land-Dechaneykirchen, und über 500 Pfarren an .
$.6. Die Wiſſenſchaften ſind noch in feine große Aufnahme gekommen, doch hat man in den
Schulen beſſere Bücher eingeführet, und die Uni verſitåt zu Olmük iſt in ein Lyceum verwandelt
worden : eben daſelbſt iſt auch eine gelehrte Geſell ſchaft unter dem Namen der Incognitorum .
V. 7. Die vornehmſten Manufacturen inn Lande, ſind die Tucymanufakturen zu Iglau, Zna:
ym, Fülneck und Trebitſch , vornehmlich aber zu Brúnn, welche legte , ſchönes Tuch , die Elle von 4 bis 8 Fl. verfertiget; Plüſch -Manufakturen zu
Brůnn, Schönberg und Langendorf, Mancheſter: und Sammet - Manufakturen zu Brünn und
Schönberg , eine Wollenzeug-Manufaktur zu Tu: teſchitſd ), eine Leinewand - Manufaktur zu Letto wiß, Huth-Manufakturen an unterſchiedenen Or: ten, und Papierinanufacturen , davon die beſten zu
Langendorf unweit Schönberg find. Es giebt auch
Eiſenwerke und Glashütten , und man machet Pul: ver und einige andere Sachen . Zu Brünn war bis zum Anfang des 1776ſten Jahrs eben ein ſok: cher Commerz - Conſeß , wie zu Prag , der für die Aufnahme der Manufakturen und des Hans dels ſorgte. Es geben jährlich viele tauſend Stů:
de Tuch über Trieſt in andere Lånder. $. 8. Lutopez , Malhotiz, Teuhůbel, Paulowitz, Podo: ly, Roketniz ein Gut, zikowiz , Schönſtein , Sie kopez , Skalizka, Traubet, und mehrere.
Einleitung.
249
8. Måhren iſt, ſo wie Biheim , in alter
Zeiten theils von den Cuaden , theils von den ſo : genannten Markomannen , bewohnet geweſen . als ſie daſſelbige verlaſſen hatten , rückten nach und nach Scyren , Rugen und Heruler, auch bis
zum 548ſten Jahre Longobarden in dieſe Gegens den ein , die aber von den Slawen vertrieben wurden , die von der Donau berkamen, als ſie da:
ſelbſt von den Walachen gedrånget wurden. Sie nahmen von dem Fluß Morawa , den Namen Moraver au , und ihr Reich wurde Marháva: nia genennet, breiteten ſich imıner weiter aus, und
errichteten nach und nach das Königreich Groß Mahren , welches einen großern Umfang hatte, als das jeßige Måhren, und fich inſonderheit in Ungarn hinein bis an den Fluß Gran erſtreckte. Die Könige dieſes Landes , waren bis zum gten
Jahrhundert måchtig und unabhängig ; nachmals aber überwand nicht nur Kaiſer Karl der Große den König Samoslav (S. 5.) ſondern fein Sohn und Nachfolger Ludewig , machte auch den König Megomir zu ſeinem Lehnsmann. Ludewig der Deutſche; nahm den måhriſchen König Ratſchko, (oder Radiſlaw, Raſtiz,) gefangen , und derdeut ſche König Arnulph bezwang, mit Hülfe der Hun nen , den König Suatopolk , gegen den Ausgang des Sten Jahrhunderts . Unter deſſelben Sohn Suatobog, gieng das große mähriſche Reich im Jahr 908 unter , und ward ein Raub der Deut: ſchen , Polen und Ungarn. Derjenige Theil der ſelben, weldjer Böheim am nächſten lag , begab
ſich freywillig in den Schuß des boheimiſchen Her: 25
jogs
250 jogs
Das Markgrafthum Mühren. Wratislav
I ,
der
die
Ungarn
zurück
ſchlug, und den ganzen Strich Landes gegen Mor gen bis an den Fluß March , unter ſeine Both Der böheimiſche Herzog ul måßigkeit brachte. rich , vergrößerte Mähren , nody mehr aber der Brzetislav , der 1026 ſelben Sohn , Herzog den Polen , und bald hernad , auch den Ungarn ein gutes Stück entriß, ſo daß Mähren damals unges fåhr den Uinfang bekam , den es jeßt noch hat, und von der Zeit an mit Bdheim vereiniget blieb, aber oftmals von den Herzogen und Königen zu Böheim an ihre Söhne , oder Verwandte, als ein Lehn überlaſſen , und einigemal vertheilet wurde. Herzog Brgetislav machte den Anfang ; denn er gab ſeinem zweyten Sohn Wratislav den Diſtrict von Olmüş , der dritte , Otto, bekam den Diſtrict : von Brúnn , und der vierte ,' Conrad , erhielt Als der erſte nach ſeines ålteſten Bru: Znaym . ders Spitignaus Tode Herzog zu Böheim wurde, überließ er Olmůß an ſeinen Bruder Otto , und Den Herzog Brünn wurde Conraden zugeleget. wegen der ihm Heinrich , IV erhob K. Wratislaw wider die Sachſen geleiſteten Hülfe, 1085 auf ei nem Reichstage zu Maynz zu einem König von B8 þeim , und erklårte das zu der Krone Böheim ge legte Måþren , zu einer Markgrafſchaft, daher ſich die Könige zu Böheim auch Markgrafen zu Måh ren nennen . Als Karl IV init der Markgrafſchaft ſeinem Bruder Johann , und ſeinen Schwieger ſohn Albrecht, Herzog von Oeſtreich , belehnete, wurde das Bisthum Olmůk und Fürſtenthum Op pau, oder Troppau, (welches ebemals zu Mahren gehd
Einleitung .
251 ,
1
gehöret hat,) ausgenoinmen, und erkläret, daß bey de unmittelbar mit der Strone Böheim vereiniget
wåren , und von derſelben abhiengen. Seit des Königes Matthias Zeit , hat Mahren feinen bes
ſondern Markgrafen wieder gehabt, ſondern iſt der Krone Boheim allezeit einverleibet geblieben.
1697 iſt das böhmiſche Stadtrecht in allen måh riſchen Städteneingeführet worden. 8. 9. Das máhriſche Wapen , iſt ein von Silber und roth geſchachter gekrönter Adler, im blauen Felde. Die beſondern Markgrafen , wels
che Mähren ehedefſen oftmals gehabt hat , find zwar allezeit böheimiſche Vaſallen , aber auch zu
gleich Fürſten und Stånde des Reid:s geweſen. Das Markgrafthum hat noch ſeine beſondere Lan desverfaſſung. Von den Landſtånden habe ich (don oben (). 4.) gehandelt. Die vornehmſten Landesbedienten find : der Landeshauptmann, 5 Kreishauptleute, der oberſte Landfåmmerer, der
oberſte Čandrichter, der oberfte Hofrichter , der Landſchreiber , der Land-Unterkåmmerer, der Vi celandrichter , der Kleinſchreiber , der Landburg
graf. - Von dieſen Landofficianten ſind die 6 lekë ten allemal aus dein Ritterſtande, die vorherge henden aber aus dem Herrenſtande, und jeder be kleidet ſein Amt ordentlicherweiſe nur 5 Jahre.
. 10. Das höchſte Landescollegium , heißt das Gubernium , welches an die Stelle der Re
präſentation undKammer gekommen , und der b8 heimiſchen und Öſtreichiſchen Hofkanzley zu Wien unterworfen iſt.
1783 iſt hier ein allgemeines
máhriſch - ſchleſiſchesAppellations - Gericht, und
252
Das Markgrafthum Mähren.
und ein landesfürſtlich - adeliches Gericht unter dem
Nainen des mähriſch - ſchleſiſchen Landrechts , errichtet worden. Die Landes - Ausſchuß-Com miſion aus den Städten , und die Landtafel, find auch zu bemerken. Von dem erzbiſchöflichen Lehnrecht und Confiftorium , habe ich ſchon oben (S. 5.) gehandelt. $. 11. Im Jahr 1770 hat Mähren folgende Suinnen aufgebracyt:
/
:
293381 Fl.585 Kr. Das Camerale betrug Das Montaniſticum nichts DieStaats-Schulden -Steuer 409013 -- 47 Das Bancale
Das Politicum Das Coniributionale Das Commerciale
187998 1 79112 -
171 19
3,080221 - 42 51409
Summa 5,793120 Fl. sf Kr. §. 12. Die ganze Markgrafſchaft iſt in 5 Kreis re abgetheilet, deren jederſeinen Kreishauptinann
hat, deſſen Aufſicht ſich über die Einquartirung, Durchmårſche und unterhaltung der Soldaten , erſtredet.
1. Der Olmůßer Kreis , Krag Holo maußky , Circulus Olomucenſis , iſt der größte unter allen , und iſt daher in 4 Viertel abgethei Er begreift 52 Städte, 32 Marktflecken und
let.
984 Dörfer , zu welchen Dertern 38754 Häuſer, und 6845 Lahnen Acker- und Weide-Land gehören. Die Viertel find : 1. Das
Der Olmůßer Kreis.
1. Das
Goldenſteiner
und
253
Tribauer
Viertel , zu welchem 32 Stådte , 20 Marktfile cen , 584 Dörfer , und zu allen dieſen Oertern 23504 Häuſer, und 4445 | Lahnen , gehören. 1 ) Olmůg, Solomautz, die Hauptſtadt der Marke grafſchaft und dieſes Kreiſes, die erſtekönigliche Stadt, und der Siß eines Erz - Biſchofs , liegt in einer mo raftigen Gegend , wird ganz von dem FlußMarch um : geben , iſt wohl befeſtiget , gut gebauet und volfreich, und wird in die Stadt felbſt , und in den Dom abge theilet. Sie enthält 12 Kirchen , unter weldien die erzs biſchoffiche Cathedralkirche des heil. Wenzels vornehm lich zu bemerken iſt , 5 Mönchen- und 3 Nonnen-KI8 ſter , unterſchiedene Boſpitåler , ein Zucht- und Wai Tenhaus , ein Lyc& um , welches 1782 aus der 1567 er errichteten Univerſität errichtet worden , nachdem ſie einige Jahre zu Brünn geweſen war, und eine gelehr té Geſellſchaft, deren Mitglieder ſich Incogniti nennen. Die Stadt iſt oft belagert , und durch Feuersbrünfte beſchädiget worden . 1741 ward ſie von den Preußen einige Monate lang beſeget, 1758 aber von eben den ſelben zwar belagert , aber nicht erobert. Hingegen erhob die Kaiſerinn - Keniginn Maria Thereſia den ge ſammten Stadtrath nebſt vielen Bürgern, wegen ihrer während dieſer Belagerung bewieſenen Tapferkeit und Treue , in den Adelſtand. Sie kann nur auf der Sfireis chiſchen Seite eingeſchloſſen und belagert werden, weil daſelbſt eine Anhöhe iſt, von welcher die Stadt beſtri chen werden kann : hingegen auf der ſchleſiſchen Seite kann ſie nicht angegriffen , wohl aber unter Waſſer ge feßt werden. Zu den Gütern der Stadt , gehgrent ( 1 ) 22 Dor: fer , die 150 und 2 Achttheil Lahnen , und dazu 629 Häuſer gehsren. ( 2 ) Die Herrſchaft Deutſch Sauſe, Zemetzka Saurowa , welche in dem Marktfiecfen die ſes Namens beſteht, der 146 Håuſer hat , und dazu 18 und 2 Achttheil Lahnen gehören . 2 ) Dem
Das Markgrafthum Mähren .
254
2 ) Dem Domkapitel zu Olmuş gehören in dieſest Vierteln
(1) Wiſternitz, ein Marktflecken am Flüſchen Fiftrig , von 71 Häuſern .
( 2) Tieſſitz, ein Marktflecken. (3) 66 Dfrfer.
Alle hier belegenen Derter des
Domkapitels , haben 431 und 5 Achtel Lahnen , und enthalten 1525 Häuſer. 3) Dein Kloſter Allerheiligen zu Olmuş gehdren 11 Dörfer, dazu 32 und i Uchttheil Lahnen gehören.
4 ) Der Carthauſe zu Dimit gehören (1 ) Gibau , Gibawa , ein Städtchett.
(2) 7 Dörfer. Zu allen dieſen Dertern gehören 58 und 2 Achttheil Lahnen. 5) Dem St. Claren 17onnenklofter zu Olmuş ge høren 5 Dörfer, und eins zum Theil , die zuſamunen 35 Lahnen haben . 16 Dem St. Catharinen Sonnenkloſter zu Di mit gehoren 7 Dörfer mit 38 und 2 Achttheil fahnen. 7) Sradiſch , ein ehemaliges 1074 geſtiftetes Kelo : ſter regulirter Chorherren Pråmonſtratenſer Ordens, welches einen infulirten Abt hatte, der aus ihrem Mit tel erw &blet ivurde. Es liegt nahe bey Dlmäß auf einen
felfichten Hügel, und iſt ſeit 1787 ein General- Semi nariuin für Mähren und Schleſien . Es gehdren dazu
( 1 ) Oſtrau , eine Vorſtadt von Olmig , von 19 Häuſern.
(2) Switawka , ein kleines Städtchen am Fluß: chen Switawa , von 47 Häuſern . (3) Rinnitz , ein Marftflecken von 63 Häufern. ( 4) Konitz , ein Marftflecken von 38 Häuſern .
(5) .51 Dörfer. Zu allen dieſen Oertern gehören 235 und 2 Achttheil Lahnen. (6) Der heilige Berg , eine foſtbare Kirche, I Sturde von Olmuş , dabin zu einem Marienbilde gewallfahrtet wird .
8) Das Gut Augesd, bey Mügliß, welches einem
Barop Bukowfa gehåret,begreift 24 Håuſeru.3 lahnen. 22 Die
Der Olmůßer Kreis.
255
9) Die Seriſchaft Auſſee, welche dena Feirſten von Lichtenſtein zuſtändig ifi, enthält überhaupt 810 Håuto Ter, und 194 und 6 Achtheil Labnen, inſonderheit aber (1 ) Auſſee , Luſſow ; ein kleines Städtchen von 53 Häuſern , mit einem verwiiſteten Bergſchloß. ( 2 ) 29 Dörfer .
10 ) Das Gut Baufſau , welches zu des deutſchen Ordens Meiſterthum Mergentheim gehåret , begreift
überhaupt 117 Häuſer , 11 und 4 Achttheil Lahnen, inſonderheit aber
(1) Baufſau , einen Marktflecken . (2) . 13 Dörfer.
11) Das Gut Biſkupitz, einem Grafen von Rola lowrat zugehörig, von 3 Dörfern, dazu 47 Häuſer ges hdren. 12) Die Serrſchaft Bobkowitz , dem Fürſten von Dietrichſtein zugehörig , begreift überhaupt 40 und . 6 Nchttheil Lahnen, und 529 Häuſer, inſonderheit aber ( 1) Boßkowitz, eine kleine Stadt von 128 Håu fern , mit einem wüſten Bergſchloß. (2) 38 D &rfer. 13) Die Serrſchaft Carlsberg , welche dem Fürs
ſten von Lichtenſtein gehåret , hat 532 Häuſer , und 93 und 6 Achttheil Lahnen.
(1) Soff , Dworze , eine kleine Stadt von 141 Håuſern.
(2) 14 Dörfer , darunter auch Carlsberg ift. 14 ) Das Gut Chudowein , einem Grafen von Andler zuſtändig, beſteht aus 11 Dörfern, dazu 19 und 5 Achttheil Labnen , und 94 Häuſer gehfren . 15) Das Gut Dobromilitz, einem Baron von Prre pißky zuſtändig, beſtehet aus dem Dorfe dieſes Namens von 35 Häuſern , und 16 und 3 Achttheil Labnen.
16) Das Gut Dolloploß, zu welchem 49 Häuſer gehåren .
17) Das Gut Dranowitz , einem Grafen Peros tholdt zuſtändig , beſtehet qus a Dörfern von 31 Håuke ſern , upo 5 Lahnene 18 ) D45
256
Das Markgrafthum Mähren.
18 ) Das Gut Drſchewanowitz, von 22 Häuſern 7 und 3 Achttheil Sahnen , gehöret auch einem Grafen Pertholdt. 19 ) Dië Serrſchaft Eulenberg , welche zu des deutſchen Ordens Herrſchaft Freudenthal in Schle fien gehdret , begreift überhaupt 1038 Häuſer , und 211 und 1 Achttheil Lahnen , infonderheit aber ; ( 1 ) Eulenberg , Sowinetz , ein kleines Stadta den von 26.Häuſern, mit einem verwüſteten Bergſchloß. (2) Braunſeiffen , Bruncefaga , ein Stådtchen von 21 Häuſern . (3 ) Friðland; ein kleines Städtchen von 61 Häuſern. ( 4 ) 22 D & rfer. 20 ) Die Gerrſchaft Eiſenberg, welche dem Fürſtent von Lichtenſtein gehåret , begreift diberhaupt 169 und Häuſer, inſonderheit aber 7 Uchttheil Lahnen und 1114 ( 1) Eiſenberg, ein Dorf mit einem wüſten Schloß. ( 2 ) Schildberg , ein Städtchen von 121 Häu fernt , welches die Preuſſen 1744 in Brand ſteckten. (3 ) Noch 34 Derter. 21) Das Gut Eywanowitz , welches auch dem Fürſten von liotenſtein gehöret, hat überhaupt 51 und 3 Uchttheil Lahnen und 205 Häuſer, inſonderheit aber ( 1 ) Eywanowitz, ein Städtchen von 73 Häuſern. (2) 3 Dorfer. 22) Das Gut Geffenetz , welches Sem Pråmont ſtratenſerkloſter zu Obronlik zuſtändig iſt, und 7 Dör fer begreift, dazu 119 åuſer , und in und 6 Acht theil Lahnen gehören. 23 ) Gewitſch , ein Städtchen von 99 Häufernt. 24) Die Serrſchaft Goldenſtein, welche der Fürft von Lichtenſtein beſiget. Ueberhaupt gehåren dazu, mit einem Kloſter der Auguſtiner - Eremiten , welchem leßten 3 Dörfer mit 14 Lahnen gehören , 950 Häuſer und 139 und 1 Achttheil Lahnen , inſonderheit aber ( 1) Goldenſtein , ein kleines Städtchen von 63 Hånfern am Flüßchen Bord. ( 2 ) AC
!
Der Olmüger Kreis .
1
257
(2) Altenſtadt, Stare Meſto , ein Städtchen am Flübchen Graupen von 120 Häuſern. (3) 25 Dörfer . 25) Die Gerrſchaft Sohenſtadt , die dem Fürs ſten von Lichtenſtein zuſtändig iſt, und zu welcher übers haupt 1100 Häufer gehoren , und 169 und 6 Achttheil Lahnen , inſonderheit aber ( 1 ) Sohenſtadt, Sabrſeh , eine kleine Stadtvoit 140 Häuſern , mit einem Schloß. (2) 38 Dörfer . 26 ) Das Gut Gulchau , dazu 24. Häuſer gehören . 27) Das GutGradisko , dazu 19 Häufer gehören. 28 ) Das Gut Jaromierzis , dazu 60 Häuſer ges håren. 29) Die Zerrſchaft Kogetin , zu welcher diber: haupt 369 Häuſer , und 106 und 3 Achttheil Lahnen gehören , inſonderheit aber ( 1) Rogetin , eine kleine Stadt von 203 Håu fern , welche 1753 großen Brandſchaden erlitten hat. Ehemals hat ſie dem Erzbiſchof zu Prag gehöret. ( 2 ) Zimtſchig oder LZimbſchůz, ein Marktfles cen von 56 Häuſern . 1 ( 3 ) 4 Dörfer. 30) Das Gut Rrakowes ,. einem Grafen von Berta
1 1
holdt zuſtändig. Es begreift 10 Dörfer, dazu 154 Håus ſer , und 14 Lahnen gehören. 31) Das Gut Rralig , zu welchem der Marktfles cfen Rralig , 3 Dörfer , und überhaupt 135 Häuſer, und 45 und 5 Achttheil Laynen gehören . 32 ) Das Gut Rrumpiſch , welches einem Grafen Zierotin gehöret , und 8 Dorfer hat, dazu überhaupt 298 H & uſer , und 36 und 1 halbe Lahnen gehören . 33 ) Das Gut Langendorf, welches der deutſche Drden beſikt, und dazu 125 Håuſer, und 31 und 7 Achttheil Lahnen gehåren. 34) Das Hut Lautſchka Studena , zu welchemn 24 Håuſer, und 2 und 1 balbe Fahne gebåren. 5 Th. 74.
R
35 ) Das
258
Das Markgrafthum Mühren .
35) Das Gut Lauzian , dazu 2 Dörfer , mit 13 und 5 Achttheil Lahnen gehåren . 36 ) Das Gut Lerchen , welches in dem Marktfiles den Lerchen beſtehet , der nur 14 Häuſer , und 4 und I Achttheil Lahnen bat. 37 ) Die Serrſchaft Littau, welche der Fürſt von Lichtenſtein beſikt, und dazu überhaupt 47 und 6 Achts theil Lahnen gehören , infonderheit aber ( 1 ) Littau , Littowle, eine Stadt am Fluß March . Sie iſt ehedelſen lendesfürſtlich geweſen , nun aber ſteht fie unter dem Schug des Fürſten von Lichtenſtein . ( 2 ) 7 Dörfer. 38 ) Das Gut Lůbenis, von 4 H & uſern und 1 und 3 Achttheil fahnen . 39) Das Gut Ludertſchau , zu welchem 2 Dør fer gehören , die 28 Häuſer , und 2 und í Achttheil Lahnen haben. 40) Måhriſch Zeuſtadt, Unitſchau , eine fånig liche Stadt. Es gehören derſelben ( 1 ) gewiſſe Dérfer , welche 49 und 2 Achttheil Lahnen haben . (2 ) Lorchis , Loftize , ein Städtchen von 105 Häuſern . 41 ) Die Herrſchaft Målriſch Tribau, welche der Fürſt von Lichtenſtein beſikt , enthält überhaupt 1410 Håuſer, 280 und 3 Achttheil Lahnen , inſonderheit aber ( 1) måhriſch Tribau , Morawska Trebowa, eine Stadt von 576 Håuſern , mit einem Schloß. Sie ſiehet unter dem Schug des Fürſten von Lichtenſtein . 1744 wurde ſie von Preußen geplündert. ( 2) Rrenau , ein Marktflecken von 36 Håuſern , (3) 28 Dörfer . 42) Die Serrſchaft Mirau und Zwittau , gehåret dem Erzbiſchof zu Dlmůk. Sie begreift überhaupt 1649 Håuſer , und 267 und 2 Achttheil Lahnen , inſonder heit aber (1) Múgi
Der Olmůßer Kreis .
259.
( 1) můglitz, mohelnig , eine kleine Stadt von 269 Häuſern, welche noch 1180 ein Dorf war. Sie ſtehet unter dem Schug des Erzbiſchofs von Olmüş. (2) Jwittau , eine Stadt, welche auch unterdem Schuß des Erzbiſchofs von Olmiş ſiehet. Sie hatte 306 Håuſer , als ſie 1781 ganz abbrannte. ( 3) Briffau , Brfeſowoa , ein Marktflecken von 85 Häuſern . (4 ) Wirau ,ein Dorfmit einem wüſten Bergſchloß , (5 ) 47 Dörfer. 43) Das Gut Markowig , zu welchem der Markt: fleden Markowig von 37 Häuſern, und 3 Dorfer ger boren , alle 4 Derter aber haben 169 Håuſer , und 18 und 5 Achttheil labnen.
44) Das Gut Morſchiß , welches überhaupt 133 Nåuſer , und 33 und 6 Achttheil Lahnen hat, und den Paulanern zu Wranau gehåret. Die Derter find : ( 1 ) Tiſcht (chin , ein Marktflecken . ( 2) Das Dorf Morſchiß , und noch 3 andere Dörfer. 45 ) Das Gut Zamieſt , von 78 Häuſern , 19 und i Uchttheil Lahnen , gehöret auch den Paulanern zu Wranau , und begreift ( 1 ) 17amieft, eiran Marktflecken von 36 Häuferu. (2) 6 Dörfer , und die Fuden zu foſchik. 46 ) Das Gut Oppatowig , von 4 Dörfern , dazu 95 Häuſer , und 18 und 7 Achttheil Lahnen gehören . 47) Das Gut Ottaslawit , dazu 68 Håujer, 9 und 7 Achttheil Lahnen gehören . 48 ) Das Gut Patſchlawiß , zu welchem der Marftflecken Patſchlawig von 28 Häuſern , und 2 Dör fer , zu allen dieſen drey Dertern aber 72 Häuſer und 11 Lahnen gehören . 49) Die Serrſchaft Plumenau , welche dem Gras fen von Zierotin gehöret, und überhaupt 707 Häuſer, und 119. und 3 Achttheil Lahnen begreift. Inſonders heit enthält ſie R 2
(1 ) Pim
260
Das Márkgrafthum Mähren. (1) plumenau oder Blumenau, Plumlow , ein
kleines Städtchen von 40 Håuſern , mit einem wüſten Bergſchloß.
(2) Koſtelets, ein kleines Städtchen von 58 Håu fern .
(3) Uhrtſchůg , ein kleines Städtchen von 45 Håuſern. ( 4) 27 Dörfer. 50 ) Das Gut Prodlis , einem Grafen von ihler
feld gehårig , beſteht aus dem Marktflecken Pródlig von 30 Häuſern , und aus 2 Dörfern. Zu allent 3 Dertern gehören nur 40 Häuſer , 8 und 2 Achttheil Lahnen .
51) Die Serrſchaft Proſtniß , welche der Fürſt von Lichtenſtein beſigt, und die überhaupt 507 Häuſer,
and 72 und 7 Achttheil Lahnen begreift. Dazu gehfren : ( 1) Proſtniß , Proſtiegow , eine Stadt von 447
Häuſern , welche unter den Schuß des Fürſten von Lichtenſtein ſteht. Es wohnen hier viele Juden. (2) 4 Dörfer.
52) Das Gut Ptyn und Sugbol, von 3 Dörfernt, dazu 87 Håuſer, und 10 und 6 Achttheil Lahnen gehdren. 53) Die Serrſchaft Rabenſtein , welche von einem Bergſchloß den Namen hat, uud éinem Grafen von Hars rach gehöret, und überhaupt 668 Häuſer und 110 und 2 Achttheil Lahnen begreift. Sie enthalt : (1 ) Römerſtadt, Xymarow , eine fleine Stadt
von 196 Håuſern , welche von den Némern , die hier in ihren Kriegen mit den Markomannen und Quaden
Poſtirungen gehabt haben, den Namen befommen. Es iſt hier eine Eiſendrathfabrik , und in der Nachbars ſchaft ſind Eiſengrubent.
(2) Bergſtadt, ein Marktflecken von 100 Häuſernt. (3) 12 Dörfer. 54) Das Gut Raubanint, dazu 4 D &rfer gehd 1 ren , welche nur 31 Häuſer , und 4 und 5 Uchttheil Lahnen haben.
55) DA .
Der Olmüger Kreis...:.
261
55) Das Gut Rotholhůtten, welches der deutſche
Orden beſigt, und dazu 5 Dorfer, mit 55 Håuſern, und 6 und 2 Achttheil Bahnen gehören.
56) Schönberg, Schumberg , eine Stadt von 421 Häuſern , welche 1621 von Ferdinand II an die Fürſten von Lichtenſtein geſchenket worden , aber noch viele Freyheiten genießit, und dem Fürſten als ihrem
Sdukherrn jährlich 1000 Gulden zahlet. Es wird hier viel Pliſch verfertiget. Zu dieſer Stadt gehören ( 1 ) Rabenſeiffen , ein Dorf.
(2) Die Serrſchaft frankſtadt von 112 Häuſern, 20 und 6 Uchttheil Lahnen .
57) Schwabenitz , ein Marktflecken .
58) Das Gut Skaliſchea , welches in dem Dorf dieſes Namens beſteht.
59) Die Zerrſchaft Sternberg , beſigt der Fürſt von Lichtenſtein . Sie enthält 1195 Håuſer , und 243 und 3 Achttheil Lahnen. (1) Sternberg , eine Fleine Stadt, welche unter dem Schuß des Fürſten von Lichtenſtein ſteht. Sie iſt ums Jahr 1245 erbauet worden , und hat ein Kloſter regulirter Chorherren Auguftiner - Ordens , welchem 10 Dörfer gehören .
(2) Båorn , ein Städtchen von 118 Häuſern . (3) Domſtått!, Domaſſau , ein Marktflecken von 62 Häuſern. ( 4 ) 27 Dörfer .
60 ) Die Serrſchaft Tobitſchau , hat überhaupt 517 Häufer, und 156 Lahnen . Sie enthält ( 1 ) Tobitſchau , Lowatſchau , ein Städtchen von 111 Häuſern , mit einem Schloß .. ( 2 ) 17 Dörfer .
61) Die Serrſchaft Tyrnau , welche der Fürſt von Lichtenſtein beſiket, hat überhaupt 277 Häuſer , und 45 und 6 Achttheil Laynen. Es gehåren dazu
(1) Tyrnau , ein Marktflecfen von 35 Häuſern, mit einem Bergſchloß. * 3
( 2 ) DAS
262
Das Markgrafthum Mähren .
( 2 ) Das Dorf Alt : Tyrnau , und noch 9 andere Dörfer . 62 ) Die Serrſchaft ulersdorf, gehåret einem Grafen von Zierotin , und beſtehet aus 15 Dörfern , zu welchem 55 Häuſer , und 83 und 3 Achttheil Lab nen gehören . 63 ) Das Gut Uhrſpig , zu welchem 2 Dörfer ges hören , die 26 Håuſer enthalten . 64 ) Das Gut Wieſenberg , gehåret einem Gres fen von Zierotin , und hat 9 Dörfer , zu welchen 525 Häuſer u , nd 66 und 6 Uchttheil labnen gehören . 65) Das Gut Weiſſölhůtten , Dazu 4 Dšrfer ges hören , die 37 Häuſer , und 3 und 5 Achttheil Lahnen haben. 66 ) Wrachaßlawigs und Langendorf, von 25 Håuſern . 67) Das Gut wigomiertſchitſch , von 9 und I Achttheil fahnen . 68 ) Das Gut Wranowa Thotta , von 2 Dora fern, welches der Fürſt von Lichtenſtein befizet. Esges hören dazu 32 Häuſer , und 2 und 7 Achttheil Lahnen . 2.
Das
Prerauer
und
Freudenthaler
Viertel , find auf den Landcharten als ein beſon derer Kreis, unter dem Namen prérauer Kreis, Krag Prerowky, angegeben . Der dazu gehos rig geweſene und in Schleſien liegende Diſtrict Katſcher, iſt 1742 unter preußiſche Oberherrſchaft gekommen . Beyde Viertel begreifen 20 Stådte, 12 Marktflecken , faſt 400 Dörfer , und zu allen dieſen Oertern gehören ungefähr 15250 Fåuſer, und 2400 Lahnen Acker- und Weide - Land . 1 ) Das Gut Altendorf, nebo poſtkowis, einem Baron Podſtazły zugehörig , hat 97 Håuſer , II und 7 Achttheil Lahnen . 2 ) Die Serrſchaft Alt : Titſchein , beſteht aus 277 Häuſern und 42 und 5 Achttheil Lahnen, und enthålt ( 1 ) Alt
Der Preraúer Kreis.
263
( 1 ) Ult : Titſchein , einen Marktfleden init eis nem Bergſchloß. ( 2 ) 13 Dörfer. 3 ) Die Serrſchaft Bodenſtadt, welche einem Graz fen von Walderode zugehöret , beſtehet aus 436 H &us fernt , und 188 und i balben Lahnen , und enthält ( 1 ) Bodenſtadt ; Podſtata , ein Städtchen von 104 Häuſern . ( 2 ) 11 Dörfer. Die Serrſchaft Biſtritz , begreift 628 Håuſer , und 128 und 6 Achttheil Lahnen, und enthält
1
( 1 ) Biſtritz , ein Städtchen von 96 Håuſern , nicht weit vom Berg Softein . ( 2 ) 24 Dörfer. 5) Das Gut Baranky , zu welchem das Dorf dies res Namens gehåret. Es hat 35 Häuſer und i und 2 Achttheil Lahnen . 6. 7) Das Gut Cborein und Lautſchka , von 4 Dörfern , dazu 74 Håuſer, und 11 und 1 halbe tah nen gehören . 8) Die Serrſchaft Creinſier , welche dem Landesa firſten gehöret, 1717 Håuſer und 32 und 2 uchttheil Lahnen begreift , enthält ( 1) Cremſier oder Kremſier , Rromerziz , eine fleine Stadt von 141 Häuſern , nicht weit vom Fluß March . Sie hat eine dem heiligen Moriß gewidmete Collegiatfirche, und ein Collegiuin der P. P. piarum ſcho larum , und ſtehet unterm Schug des Erzbiſchofs von Dimus , der in dem hieſigen Schloß feinen ordentlis chen Wohaſig hat . Das Schloß brannte 1752 nebſt dem Archiv, der Vorſtadt, und 55 Bürgerhåuſern in der Stadt , ab. 1643 und 56 iſt die Stadt auch durch Feuersbrünſte fehr beſchädiget worden . Auſſerhalb dera ſelben iſt ein Franciſcriner Kloſter. ( 2 ) Sulein , ein Städtchen von 121 Häuſern.
( 3) Chropin und Kropin , ein Markifleden von 32 Häuſern , am Fluß March . R 4
( 4 ) Lies
264
Das Markgrafthum Mähren .
( 4 ) Liebau, Libova , ein. Städtchen von 118 Häuſern.
(5) Baurich , Budiſſau , eine kleine Stadt von 175 Häuſern .
(6) Eine gute Anzahl Dörfer, die 1130 Häuſer enthalten .
3 ) Das Gut Deutſch : Jaßnig , von 3 Dirfern , dazu 114 Håuſer und 31 Lahnen gehören. 10) Das Gut Deutſch -Pawlowitz, dazu 47 Håns fer 10 und 6 Achttheil Lahnen gehšien . 11) Das Gut Dorchna, beſteht aus dem Dorfdies fes Namens von 42 Häuſern , sund 2 Achttheil fahnen. 12) Die Serrſchaft Drſchewohoſtitz und Doma: zelitz , welche einem Grafen von Oppersdorf gehöret, begreift 375 Häuſer und 50 und 7 Achttheil Lahnen, und enthalt
(1) Drſchewohoſtitz, eine kleine Stadt von 208 Bäuſern. (2) Das Dorf Damazelitz , und 7 andere. 13) Das Domkapitel zu Olmuş beſiget hier 13 D8r 3
• fer , dazu 358 Håuſer gehören. 14 ) Die Serrſchaft Fulnek, welche einen Grafen
von Würben gehsret , begreift 539 Häuſer , und 128 1
und 3 Achttheil Lahnen, und enthält ( 1 ) Fulnek , eine kleine Stadt von 198 Håuſern , mit einem Schloß , welches auf einem Hügel liegt. ( 2 ) 11 Dörfer.
15 ) Das Gut Groffee von 2 Dørfern , dazu 59
Häuſer, und 8 und 2 Achttheil Lahnen gehåren . 16 ) Das LehngutHansdorf, zuwelchem das Dorf diefes Namens, mit 32 Häuſern und 5 und 1. Achttheil Lahtren gehöret.
17). Die Serrſchaft Sennersdorf, zu welcher 387 Håuſer und 43 und5 Achttheil Lahnen gehören . Sie enthält das Schloß Sennersdorf, den Marktflecken Johannsthal, und 5 Dörfer . 18 ) Die Serrſchaft Sochwald , deren Befißer der Erzbiſchof von Dlmüş iſt, und zu welcher 1570 Häuſer, und
Der Prerauer Kreis .
265
und 256 und 3 Uchttheil Lahnen gehören. Sie ente hålt ( 1 ) Sochwald , ein Bergſchloß. (2) máhriſch Oſtrau , ein Städtchen von go Häuſern , am Fluß Oſtrawißa. ( 3) Braunsberg , einen Marktflecken von 86 Håuſern. ( 4) Freyberg , Przibor , eine Stadt vom 261 Häuſern . ( 5 ) Miſtek , Miſtko , einen Marktflecken von 115 Häuſern. ( 6 ) frankſtadt , einen Marftflecken son 147 Häuſern. ( 7 ) 34 Dörfer.
Anmerkung. Die Herrſchaften Hochwald und meferitſch mit Roſenau , ſcheidet an der Gränze von migarn und Schle: ſien , ein über der Quelle des uutern Fluſſes Betſchwa liegen: der Berg, Namens Radhorſt , welcher berühnt iſt , weil die ehemaligen heidniſchen Mähren auf demſelben das Gößenbild des Radgoft verehret haben . 19 ) Die Serrſchaft Solerchau , einem Grafen von Rottal zugehårig , beſteht aus 510 Håuſern , und 94 und 6. Achttheil Lahnen , und enthålt ( 1 ) Soleſchau , eine kleine Stadt von beynahe 200 Häuſern . (2) 13 D8rfer . 2) Die Serrſchaft Sotzeplotz, welche dem Erzbi ſchof zu Dimus gehöret , and den Namen bat von Sogeblotz , Boffeblaha, einer kleinen Stadt am Fluß gleiches Namens, welche.197 Häuſer enthält. 21 ) Das Gut Suſtopetſchky , welches 104 Håu fer , und 12 und 3 Achttheil Lahnen enthält, begreift (1 ) Suſtopetſchky , ein geringes Städtchen vor 55 Häuſern , mit einem Schloß. ( 2 ) 2 Dörfer. 22) Das Gut Kattendorf, von 3 und 1 Achttheil Kahnen, 23 ) Das Gut Kellersdorf, von 2 Lahnen. RS 24 ) Die
266
Das Markgrafthum Mähren.
24 ) Die Herrſchaft Beltſch ,deren Beſiger der Erzbi fchof von Olmik ift, und welche 416.Häuſer, und 185 und 3 Achttheil Lahnen begreiſt. Sie enthält ( 1 ) Keltſch , ein Städtchen von 102 Häuſern. ( 2 ) 16 Dsrfer. 25) Das Gut Riffelowitz, welches aus 2 Antheis len beſteht , deren einen das Kloſter Sternberg berist, dazu 13 Häuſer gehören , zu dem andern aber gehören 18 Hauſer. 26) Das Gut Bühnewald , dazu 3 Dörfer mit 237 Häuſern und 68 und 7 Achttheil Lahnen gehören. 27 ) Die Serrſchaft Leipnie, welche der Fürſt von Dietrichſtein befizet, enthält 841 Hauſer, und 168 und I Achttheil Labaen. Sie begreift ( 1 ) Leipnik , eine Fleine Stadt von 186 -Håuſern , in deren Vorſtadt ein Collegium P. P. piarum ſchola rum iſt. 1643 wurde ſie von Schweden ſehr be fchädiget. Der Stadt gegen über liegt das Bergſloß Selfenftein . ( 2 ) 25.Dörfer. 28) Das Gut Leuttersdorf, von 2 Dörfern, das zu 7 und 4 Achttheil Lahnen gehören . 29 ) Das Gut Lorchna , von 5 Dörfern , dazu 69 Säuſer , und 8 und 7 Achttheil Lahnen gehåren. 30 ) Das Gut Litopetſch und Kowalowitz, dazu 23 Håuſer und 3 und 6 Achttheil Lahnen gehören . 31 ) Das GutMalhotitz, von 34 Häuſern , und 5 und 2 Achttheil Lahnen . 32) Die Commenthurey Meydelberg, welche aus dem Schloß und Dorf maydelberg oder Dewitſch , und 3 andern Dörfern beſteht, dazu 136 Häuſer , 28 und i Uchttheil Lahnen gehören. Sie gehörer dem Jos hanniterritter Orden . 33) Das Gut Watzdorf , von 28 Häuſern und 5 und 1 Achttheil Lahnen . 34) Die Berrſchaft Meſeritſch oder Roſenau , eis nem Grafen Zierotin zugehörig , begreift 955 Håaſer, and 119 und 3 Achttheil Lahnen , und enthält
( 1 ) Rrak:
! Der Prerauer Kreis .
267
( 1 ) Krafno, einen Marktflecken von 81Häuſern. (2) Roſenau, einen Marktflecken von 92 Hauſern. (3) 24 Dörfer. 35 ) Das Lehn Meſeritſch , welches eben demſel ben Grafen Zierotin gehöret , begreift (1 ) Meſeritſch , eine kleine Stadt von 157 Hiu fern , am Fluß Betſdwa. ( 2 ) 4 Dörfer. 36 ) Das Gut Moſchtienitz und Lobieſchütz, von 55 Håuſern und 13 Lahnen . 37) Das Gut lzeuhůbl , dazu 3 Dörfer, mit 97 Häuſern , 20 und 3 Achttheil Lahnen gehören . 38) Die Serrſchaft 17eu : Titſchein , welche dem Olmuger Convict gehöret, begreift überhaupt 924 Håus fer , und 108 und 2 Achttheil Lahnen , inſonderheit aber ( 1 ) tieu :Titſchein , Zowy Gitfchin , eine Stadt von 370 Häuſern , welche die nahrhaftefte im Lande ift. ( 2 ) Stramberg , einen Marktflecken von 55 Häuſern . (3) 12 Dörfer. 39 ) Das Gut Partſchendorf, von 108 Håuſern und 16 und 3 Achttheil Lahnen . 40 ) Das Gut Parfau ,' von 184 Häuſern , und 26 und 3 Achttheil Lahnen , begreift ( 1 ) Parkau, einen Marktflecken von 31 Häuſern. (2) 7 Dörfer. 41) Des Lehngut Unter- und Obers Pawlowitz, von 4 D8rfern , dazu 133 Hånfer gehfren . 42) Das Gut Pientſchitzky oder Klein :Pient: ſchitz , von 14 Häuſern. 43) Das Gut Podoly , von 6 Häuſern , welches der Leipnifer Dechantey gehöret. 44 ) Die Serrſchaft Prerau , welche einem Fren herrn von Peterwalsky gehåret, und 373 Håuſer, und 50 und 1 halbe Lahren begreift , hat den Namen von
der kleinen Stadt Prerau , Prferow , welche eine der ålteſien im Lande ift. Zu dem obrigkeitlichen Antheil gehören in und vor der Stadt und in 4 Dörfern , 73 åus
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Das Markgrafthum Mähren .
73 Häuſer und 19 Lahnen , zu dem Stadtantheil aber gehören 300 Häuſer und 31 und 4 Achttheil Kahnen. 45) Das Gut Prrcheſtawelk , von 3 Dörferti, 41 Häuſern , und 7 und 2 Achttheil Lahneit. 46 ) Das Gut Pruſinowitz , von 5 Dörfern , da ju 173 Hår: ſer gehören . 47) Das Gut Rirnitz, welches aus 2 Dörfern, 38 Hiuſern , und 9 und 2 Achttheil kahnen beſteht. 48 ) Das Gut Roketnitz , welches 131 H & uſer, 16 und 7 Achttheil Lahnen begreift. Es enthält ( 1 ) Xoketnitz , ein Dorf von 36 Häuſern. ( 2 ) Koker , Rokory , einen Marktflecfen von 33 Håuſern . (3) 6 Dörfer. 49) Die Serrichaft Roßwald und Silſtein , iſt ein Lehn, welches ein Graf von Hodik beſikt, 223 Häuſer und 23 und 1 Achttheil Lahnen begreift, und enthält ( 1 ) Roswald , einen Marktflecken von 38 Håu fern , mit einem Schloß. ( 2 ) Silſtein oder Fülſtein , ein uraltes Berg ſchloß , mit einen Kirchdorf , und noch 7 Dörfer. 50) Das Gut Richikowitz und Jugesd , von 46 Häuſern , 5 und 2 Achttheil Lahnen. 51 ) Sedlnitz, iſt der Name eines Erbguts und eines Lehnguts ; zu jenem gehören 48 Häuſer und 4 und 5 Uchts theil Lahnen , zu dieſem 12 und 2 Achttijeil Lahnen. 52) Neun Freybauern zu Sobiffee , welche 3 und 6 Achttheil Lahnen beſigen . 53 ) Dás Lehngut Schönſtein , dazu 2 Dörfer, 52 Häuſer, 6 und 7 Achttheil Lahnen gehören . 54 ) Das Lehngut Schlakau, zu welchem ein Dorf von 44 Häuſern , und 4 und 3 Achttheil Lahnen gehören. 55) Das Lehngut Schlatten, von 2 Dørfern, das zu 21 Häuſer und 3 Lahnen gehören . 56 ) Das Lehngut Sealitſchka , von 22 Häuſern und 2 und 7 Achttheil Lahnen . 57) Das Lehngut Sponau, von 4 Dörfern, dazu 135 Håuſer, und 20 und5 Achtthetl Lahnen gehören . 58 ) Das
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Der Hradiſcher Kreis.
269
58) Das Lehngut Stablowitz, von 2 Dörfern, dazu 114 Häuſer, und 4 und 5 Achttheil Lahnen ges høren.
59 ) Das Gut Tichekin , von 3 Dorfern, dazu 52 Häuſer , und 4 und 3 Uchttheil Lahnen gehdren .
60 ) Das Gat Türnawka , von 24 Håuſern. 61) Das Gut Waltersdorf, von 2D8rfern, dazu 103 Häuſer , 17 und 3 Achttheil Lahnen gehören. ' 62 ) Die Serrſchaft Weißkirch , welche ein Fürk von Dietrichſtein beſikt, und dazu überhaupt 1100
Häuſer, und 191 und 3 AchttheilLahnen gehören, in: ſonderheit aber
( 1) Weißkirch , Sranitſche, eine kleine Stadt am Fluß Betſchwa , von 213 Säuſern.
( 2) Drahotauſch , ein Städtchen von 96 Håuſern. (3) 29 Dorfer .
63) Die Serrſchaft Wenelitſchko, einem Grafent
von Podſtazky zugehårig, beſteht aus 11 Dörfern, dazu 154 Häuſer, und 16 und 7 AchttheilLahnen gehören. 64) Das Lehngut Weſſechowitz, von 2 Dörfern ,
zu welchem 45 Häuſer, und 7 und 2 Achttheil Lahnen gehören .
65) Das Gut Zabetſchni Lhotta , von 10 H & u fern , und 1 und 5 Achtheil Lahnen.
66) DasGut Zielatowitz, von 2 Dörfern, dazu 34 Häuſer und 6 und 6 Achttheil Lahnen gehåren.
II. Der Hradiſcher Kreis, Krag Hra disky , Circulus Hradiſtienſis, iſt mit Wein und Obſt, wie auch mit andern Früchten , reichlich vers ſehen , vornehmlich in der Mitte, wo die March durchfließet. Er enthält 13 Stådte , 22 Markt flecken , und 180 Dörfer, zu welchen Oertern 11831 Häuſer, und 2224 Lahnen Acker - und Weide - Land gehören . 1. Sradiſch , Sradiſte, eine königliche Stadt am Marchfluß , mit einem Franciſcanerkloſter. Sie iſt oft vers
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Das Markgrafthum Mähren .
vergeblich belagert worden , inſonderheit 1643 von den Schweden. Es gehören ihr in dieſem Kreiſe 8 Dors fer , und zu denſelben 325 Håuſer und 92 Lahnen . 2. Gaya , Rygow , eine königliche Fleine Stadt, welche 3 Dörfer beſigt, dazu 193 Häuſer, und 12 Lah ben gehdren . 3. Das Gut Banau , welches einem Grafen vont Flieſchazy gehöret , begreift 11 Häuſer, und enthält . I ) Banau , einen Marktflecken . 2) Biſtritz , ein Dorf. 4. Die Serrſchaft Brumau ,iſt in 4 Theile getheilet. 1 ) Einen Theil beſigt ein Graf von Juieſchazy, und dazu gehören 7 Häuſer in den Städtchen Brumau und 4 Dörfer , welche 113 Häuſer enthalten . 2 ) Einen Theil beſigt ein Graf von Podſtazky , zu welchein gehåren ) 1 ) im Städtchen Brumau 13 Häuſer. (2) Im Städtchen Rlobuk , i8 Häuſer. (3) 8 Dörfer von 160 Häuſern. 3 ) Einen Theil beſigt ein Freyherr von Selbiſch , zu welchem gehören ( 1 ) Im Städtchen Brumau 17 Häuſer. ( 2) Jin Städtchen Klobuk oder Blobauky 54 R & uſer. ( 3 ) 10 D8rfer von 269 Häuſern . 4 ) Einen Theil beſigt ein Graf von Roſenberg, zu welchein gehören ( 1 ) Im Städtchen Brumau 4 Hauſer. (2 ) Fin Städtchen Klobuk 81 Hauſer . (3 ) DerMarrtft.Wlachowitz , von 47 Håuſern . ( 4) 10 Dörfer von 261 H & uſern . 5. Das Gut Billowitz, von 30 Häuſern 1 und 7 Achttheil Lahnten . 6. Das Gut Biskupitz , ' von 25 Häuſern , und 2 und 1 Achttheil Lahnen . 7. Die Serrſchaft Biſſentz , welche ein Graf von Pruškowsky beſigt , und dazu 349 Håuſer und 47und i halbe Lahnen gehören , begreift * Bili
Der Hradiſcher Kreis .
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1 ) Biffentz , ein Städtchen von 156 Häuſern , woſelbſt der beſte måhriſche Wein wächſet. 2 ) Wratzau ,einen Marktflecken von 123 Häuſern. 3) 3 Dörfer. 8. Die Serrſchaft Buchlau , welche ein Freyherr von Peterwalsky befißt, und dazu 270 Häuſer und 31 und 7 Achttheil Lahnen gehören , begreift 1 ) Buchlau , ein Bergſchloß. Buchlowitz , einen Marktflecken , woſelbſt ein Seſundbrunn iff. 3 ) Scherawitz und Lipow , Marktflecken . 4 ) 5 Dörfer. 9. Die Stadt Cremſier hat hier 3 Dörfer. 10. Das Gut Chwalnau , von 3 Dörfern , dazu 59 Håuſer , und 2 Lahnen gehören. 11. Das Gut Diwnitz, dazu 20 Håuſer , und 4 und i Achttheil Lahnen gehören . 12. Das Gut Deſchinau , von 3 Dorfern , dazu 45 Häuſer , und 8 und 2 Achttheil Lahnen gehåren . 13. Das Gut Frantzowa Lhotła , welches in eis nem Marktflecken von 37 Häuſern und 9 und 2 Achts theil Lahnen beſteht. 14. Das Gut Soſtitz , dazu 19 H &uſer', 2.und 2 Uchttheil Lahnen gehören. 15. Das Gut Zoſtiatkau , zu welchem 50 Häuſer und 3 und 1 halbe Lahnen gehören . 16. Das Gut Sowitſchy ,dazu 84 Häuſer , und 11 und 4 Achttheil Lahnen gehören. : 17. Das Gut Sradek, von 2 Dörfern , zu welchem 52 Häuſer , und 5 und 6 Achttheil Lahnen gehören. 18. Die Serrſchaft Sungariſch Brod , welche dem Fürſten von Kauniß gehåret, und überhaupt 943 Håus ſer und 219 urd 7 Achttheil Lahnen begreift, enthält : I ) Sungariſch Brod, Sun Brod , Brod Uhers ty , eine kleine Stadt von 205 Håuſern , woſelbſt ein Kloſter der Predigermånche , und ein Sauera brunn iſt. 2 ) 24 Dörfer. 19. Das
7
Das Markgrafthum Mähren .
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19. Das Gut Koritſchane, zu welchem der MarEte flechen dieſes Namens von 99 Häuſern , und 10 und
2 AchttheilLahnen gehören. In der Nachbarſchaft dies ſes Orts find Marmorbruche.
20. Das Gut Roſteletz, dazu 33 Häuſer und 2 und i Achttheil Lahnen gehdren . 21. Das Gut Romorau und Chwalkowitz , von
39 Häuſern , und 6 und 3 Achttheil Lahnen . 22. Das Gut Lebedau , von 6 Håuſern .
23. Das Gut Lipthal , von 43 Häuſern , 6 und 5 Adyttheil Lahnen.
24. Das Gut Littenſchutz, dazu der Marktflecken
dieſes Namens , und 3 Dörfer, zu dieſen 4 Dertera aber 113 Häuſer , und 14 Lahnen gehdren . 25. Die Serrſchaft Lukkau , welche ein Graf von
Sailer beſitt , und dazu 422 Häufer , und 85 und 5 Achttheil Lahnen gehören.
Sie begreift
1) Lukkau , ein Bergſchloß. 2) Freyſtåtti, Friſtak , einen Marktflecken von
$ 8 H &uſern. 3 ) Schluſchowitz, einen Marktflecken von 38 Häuſern . 4 ) 23 Dörfer.
26. Das Gut Mallenowitz , von 221 H &uſernt und 36 und 1 Achttheil Lahnen. Es gehören dazu 1) Wallenowitz , ein Marftflecken von 84 Håus Tern . 2) 5 D8rfer .
27. Das Gut Millotitz, von 6 Dörfern , dazu
152 Häuſer und 54 und 6 Achttheil Lahnen gehåren . 28. Das Gut Yriladotitz, von 29 Häuſern. 29. Das Gut moſtienitz, von 4 Dörfern , dazu 82 Häuſer , und 16 und 1 halbe Lahnen gehören. 30. Die Serrſchaft Vapaydı , einem Grafen von
Rottal zugehörig. Sie begreift 545 Häuſer, und 93 und 6 Achttheil Lahnen , und enthålt :
1) zapayol , tapagedla , einen Marktflecker von 120 Håuſern. 2 ) Thus
1
Der Gradiſcher Kreis.
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2) Thumatſchan , einen Marktflecken von 48 Häuſerit. 7. 3) 14 Dorfer. 31. Das Gut Lemochowig , von 36 Baxſern. 32. Das Gut Itebdieniz , von 2 Dörfern , dazu
43 Häuſer und 13 und 1 Achttheil Lahnen gehåren. 33. Das Gut teufihloß , beſteht aus 2 Theilen ; - zu einem gehören 51 , und zu dein andern 40 Häuſer, zu dem ganzen Gute aber 8 und e halbe Lahnen .
34. Das Gut Orſchechau , von 47. Häuſern und 17 und 2 Achttheil Lahnen . 35. Die Serrſchaft Oſtrau , welche der Fürſt vont Lichtenſtein beſikt, und dazu 1548 Häuſer , und 354 und 6 Achttheil Lahnen gehören , enthalt
1) Oſtrau, ein Städtchen von 96 Häuſern auf einer Inſel im Marchfluß.
2) Kủnowis , die Marktflecfen Zug , t7iwnis , und welfa .
3) 18 Dorfer.
36. Das Gut Pohorſichelis , von 3 Dörfern, das zu 76 Häufer und 4 fahren gehdren.
37. Das Gut Prafſchit , von 40 Håuſern und 6 !
und i Achttheil Lahnen.
38. Das Gut Prrchercholup , von 2 Dirfern, da zu 82 Häuſer und 7 Lahnen gehren..
39. Das Gut Prſchilep , von 21 Häuſern und' i und i balben lainen. 40. Das Gut Quaſis, einem Grafen von Rottal
zugehörig , beſteht aus dem Marktflecfen Quaſſicz oder Rmaſis am Fluß Mard ), und 8 Dörfern , zu welchen 9 Derter, 247 Häuſer, und 25 und 6 Achttheil Lahnen gehören .
41. Das Gut Roketnis , von 24 Häuſern, 3 und 5 Achttheil Lahnen.
42: Das Gut Slawitſchin , von 2 Dörfernt, daju - 47 Häuſer und 7 Lahnen gehören. 43. Das Gut Straſchiowig , von 32 Häuſern, 4 und 6 Achttheil Labnen . 5th, 272 ,
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44. Die
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Das Markgrafthum Mähren .
44. Die Serrſchaft Strasnitz , welche ein Graf Magni befißt, von 77 Häuſern und 179 und 6 Achttheil Lahneni 1h : Hauptort iſt Stiasnis , ein Städtchen am March - Fluß, mit einem Schloß , und einem Collegio der P. P. piaruin ſcholarum . 1753 litté es großen Brandſchaden. In dem nahe gelegenen Dorf Petrau, iſt ein Ges ſundbrunnen. 45. Das Gut Štrſchilsy , Strilef, zu welchem der Marftflecken dieſes Namens , und 2 Dörfer , zu allen 3 Derterit aber 83 Häuſer , und io und 5 Acht theil Lahnen gehören . 46. Das Gut Swatoborſhit , von 4 D &rfern , daju 126 Häuſer , und 30 Lahnen gehören . 47. Die Gerrſchaft Swietłau, welche, ſo wie das vorhergehende Gut , einem Grafeu Sereni gendret und aus 391 Häuſern , und 83 und 1 Achttheil Lahner beftehet. Die dazu gehårigen Derter find : I ) Swietlau , ein Bergſchlof. 2) Bogkowitz, ein Städtchen von 137 Häuſern. 3 ) 13 D8rfer . 48. Das Gut Traubek , von 11 Häuſern , und 4 üno 3 Uchttheil Lahnen. 49. Das Gut Tſchetechowis , von 47 Häuſern, und 2 Lahnen . 50. Wellehrad , ein Ciſtercienſer Kloſter , deffen Ubt auf den Landtngen unter den regulirten Prälaten der erſte iſt. Es ſtehet an dem Ort , wo vor Alters die Hauptſtadt des fönigreichs Warhawania oder indh : ren, Welegrod oderWelegrad , geſtanden hat. Marfs graf Wladislaw und Ottar König von Böheim , ſouten es 1202 geſtiftet haben ; andere geben andere Fahre aft, geiviß iſt , daß die Stiftskirche erſt ain 27 Nov. 1228 eingeweihet worden . Es beſiget: 1 ) Poleſchowiß , einen Marktflecken , von 103 Håuſern, woſelbſt ehedeſſen der Sig der måhriſchen Sifcheife gewefen ift . 2) 12
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Der Hradiſcher Kreis.
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/ 2) 12 Dörfer, von 567 Häuſern . Zu denfelben und dem Marktfleden, gehören 143 und 2: Uchttheil Lahnen . 3 ) Dießerrſchaft Werfely, zu welcher überhaupt gehören 337 Häuſer , und 58 und i halbe Lahnen, in ſonderheit aber ( 1 ) Weffely , ein geringes Städtchen , von 28 Häufern , mit einer Vorſtadt von 125 Håuſern , auf einer Inſel im Fluß March . (2) 3 Dorfer. 51. Das Gut Weßky , zu welchem 28 Håufer und I Lahn gehgren . 52. Die Serrſchaft Wiffowitz von 387 Häufernt und 49 fahnen , befißt ein Graf Flieſchazy . Sie enthält 1) Wiſſowis , eine kleine Stadt von 162 Häuſern. 2) 12 Dorfer. 53. Die Serrſchaft Wfetin , dazu 369 Häufer und 60 und 6 Achttheil Lahnen gehören , beſtehet, aus 3 Theilen. 1 ) Zu dem gräflichen illieſchaziſchen Untheil ges hören ( 1 ) DAS obere Stadtchen wretin , von 59 Såuſern. (2) 13 Dörfer , von 269 Häuſern . 2 ) Zu den Bucelliniſchen Untheil gehörét das Dorf Ratibor , von 26 Häuſern . 3) Zu den Zablaßkirchen Antheil gehfret ( 1) Das untere Städtchen wretin , von 8 Häuſern. (3 ) Ein Theil des Dorfes Ober :Lobfta . 54. Das Gut Zborowis , von 38 Häuſern und 4 und 3 Achttheil Lahnen . 55. Die Serrſchaft Zdaunky , von 244 Häuſern AND 42 Lahnen , begreift i ) Zdaunty , einen Marktflecken von 50 $&us fern . 2) 11 Dorfer. 56. Das Gut Zdislawig , von 2 D8rfern , baju 25 Häuſer , und 3 und i halbe Lahn gehören. 57. Dac
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Das Markgrafthum
Mähren.
57. Das Lehngut Zradowity , oon 2 D8rfern , sa zu 63 Hluſer und 4 und 6 Achttheil Lahnen gehören. 58. Das Gut Zieranowig , von 27 Häuſern und 3 und 1 Achttheil Lahnen . 59. Die Serrſchaft Zlin , von 279 Häuſern und 39 und 7 Uchttheil Lahnen , befißt ein Graf von Rot tal.
Dazu gehören 1 ) Žlin , ein Städtchen von 125 Häuſern . 2) 8 D8rfer. III . Der Brúnner Kreis , Krag Bre:
nenski), Circulus Brennenfis . Er wird in den Der legte iſt meh . obern und untern abgetheilet. rentheils eben .
Es giebt in dieſein Kreiſe unter
fchiedene Eiſengruben und Marmorbrüche, auch in dem Berge Kwietniß bey Tiſchnowiß unachte Diamanten und Amethyſten , und an einigen Orz ten Geſundbrunnen.
Man hat auch Eiſen- und
Glas-Hütten, bereitet auch Alaun .Der ganze Kreis enthålt 19 Stådte , 57 Marktflecken , über 676 Dörfer, und zu allen ſolchen Oertern gehören 20871 Hauſer, und 42903 Lahnen Acker - und Weide - Land. 1. Brúnn , Brinn , Brno , die zweyte königliche Stadt der Marfgrafſchaft Mähren , liegt nahe beym Zuſammenflug der Schwartſchawa und Switawa. Sie ift wohl gebauet und wohl bewohnt, die beſte Hans delsſtadt in Mähren , und der Sig der oben . 10. an geführten Landescollegien , auch ſeit 1777 eines Bi ſchofs. Sie hat 1236 Feuerſtellen . Die mertwürdig ften Gebäude find der Biſchofshof, bas landhaus, die Collegiatfirche auf dem Petersberge , die ſehr ſchone Kirche der ehemaligen Yeſuiten , 6 Kløfter, unter wels chen das Kloſter der Auguſtiner Ereiniten bey der Kirs che des heiligen Thomas , wegen eines Gnadenbildes der Jungfrau Maria , welches Lucas gemalet habent foll ,
.
Der Brünner Kreis .
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foll , berühmt iſt, und ein Kloſter der Carmelitterin nen. Die Siadt iſt einigemal belagert und eingeſchlof fen , aber nie erobert worden .
Unweit der Stadt gegen Abend , lieget,das feſte Bergſchloß Spilberg , und unter demſelben die Vor
ftadt Alt :Brúnn , in welcher man 2 Nonnenkloſter, und ein Hoſpital des Jobaniter Ritterordens findet. Sie hat 98 Häuſer , und geboret der Rørliginn Blo : ſter , Marienſaal , Sala oder Aula Marise ,
in der
Landesſprache Kralowly Schlaſter , welches noch außerdem 16 Dörfer von 471 Häuſern , und 122 und
6. Achttheil Lahren , wie auch die Herrſchaft Rúnſtadt und das Gut slowan , beſibet.
Gegen Mitternacht der Stadt , ſtehet auf freyein Felde die Karthauſe Königsfeld , welder die Dorn Rißel - Nadlofer- und Neu - Gaffen bey Brünn , von 45 Häuſern , das Dorf Königsfeld , und noch 5 Dörfer , zuſainmen von 238 Häuſern , und 63 und 5 Achttheil Lahnen gehdren.
Gegen Morgen der Stadt iſt die Pråmonſtratenſer Abtey Zabrdowiſ, welche gemeiniglic, Obrowitz ge nennet wird , und welcher die Gane Obrowiſz, von 16 Haaſern , der Marktfleden Ober :Klobauß von 126
Häuſern , und 9 Dörfer von 267 Häuſern , gehören. Alle dieſe Derter beſigen 77 und i Achttleil Lahnen. Dem Magiſtrat zu Brünn gehöret das Gut Gu: rein , von 296 Häuſern und 55 Lahnen, und das Gut
Wohantfchig , von 3 Dörfern , zu welchen 35 Häuſer und 3 Lahnen gehören.
Das Sanet Peters Collegium , befißet 13 Dörfer von 289 Håuſern , 75 und 5 Achttheil Fahnen , und
die Sanct Peters Probſtey , 5 Dörfer von 7 Häuſern und 28 Lahnen.
Zu dem Kreutzhof des Johanniterordens, gehören
die Kreuzgaſſe von 14.Häuſern , und 3 Dðrfer von 36 Hånfern , zuſammen von 17 und 2 Achttheil Lahnen . Dem Sanct Thomas Kloſter der Auguſtiner , ge
håret der Marktfiecfeni Zeu : Wieslig, von 49 Håus S 3 ſern ,
278
Das Markgrafthum Mähren .
fern , und 7 Dörfer von 279 Häuſern , zuſammen 62 und i halbe Lahn . Das Sanct Annen Kloſter:,' hat 11 Dörfer von 279 Häuſern , und 63 und 2 Uchttheil Lahnen , und das Sanct Michaels Kloſter hat 40 Häuſer und 6 Lahnen. 2. Die Serrſchaft Auſterlig , welche dem Fürſten pon Kauniß und Rietberg geb &ret, und überhaupt 644 Hauſer, und 133 und 1 balbe Faha begreift, enhålt 1 ) Auſterlig , Slapkow , ein Städtchen von 134 Häuſern , init einem Schloß, bey welchem ein forts barer Garten iſt. 7eu :Rausnitz , einen Marktflecken von 64 2) Häuſern. 3). 16 Dörfer ,Dazu 444 Häuſer gehören . 3. Das Lehn Blansko , welches ein Graf von Gelhorn beſigt , begreift überhaupt 179 Häufer , uno 19 und 1 Achttheil Lahnen, inſonderheit aber 1 ) Ult : und & žeu Blansko , einen Marktflecken an der Switama , von 61 Häufern . 2 ) 13.Dörfer, 4. Das Gut Bochdalig , dazu 95 Håuſer und 17 und 5 Achttheil Lahnen gehren, und welches aus 4 Dsr fern beſtehet, beſaßen ehedeſſen die Jeſuiten zu Dimiiß, 5. Das GutBorotin von 4 Dörfern , daju 69 Håu . fer , und io und 7 Achttheil Lahnen gehdren , 6. Das Gut Bonienis , dazu 56 Häuſer gehören. 7. Das Gut Boyanowig , anzu 54 Häuſer , und 12 und 1 Achttheil Lahnen gehören . 8. Das Gut Branis oder Deutſch : Branis , das zu 40 Häufer, und 52 und 5 Achttheil Lahnen gehgren, 9. Das Gut Budiſchau , welches ein Graf von Paar befißt , und zu welchem 168 Häuſer, und zo und i Uchtheil Lahnen gehören , begreift 1) Budiſchau ,einen Marktflecfen von 44 Håuſern. 2) Taſchau, einen Marktflecken von 45 Häuſern. 3 ) 6 Dörfer und 1 Bauer zu Studniß, zuſammen 79 Säuſer, 10.Die
Der Brúnner Kreis .
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10. Die Serrſchaft Butſchowiß und Tſcheriſchin , welche auch der Graf von Paar beſikt, und dazu iber haupt 479 Håuſer, und 70 und 5 Achttheil Lahnen ge: hören , begreift 1 ) Butſchowig , ein Stådtchen von 100 bäuſern , mit einem Schloß . 2 ) 14 Dörfe:, von 379 Hduſern. 11. Die Berrſchaft Byſtrig ,deren Beſiger der Fürft von Lichtenſtein iſt, und zu welcher uberhaupt 378 Håuſer , und 47 und 1 halb Lahnen gehåren , begreift 1 ) Byſtris , eine kleine Stadt von 132 Häuſera . 2) 21 Dörfer , von 246 Håuſern . 12. Das Gut Bytiſchka ifowa, beſtehet aus dem Marktflecken Klein : Bytiſchka von 32 Häuſern , und 12 Dörfern von 104 Häuſern : Zu allen dieſen Bertern gehåren 22 und 6 dttheil fahnen . 13. Das Gut Cherlit, ſammt der Thuraſſer Pfarr, gehört dein Erzbiſchof von Olmuß , und begreift über haupt 241 Häuſer , und 71 und 2 Achttheil Lahnen, inſonderheit aber 1 ) Iederig , einen Marftfiecfen an der Schwarz za , von 75 Häuſern . 2) Schlappanitz , einen Marktflecken von 50 Häuſern. 3 ) 7 Dörfer von 116 Häuſern . 14. Dem Domkapitel zu Olmůß gebdren , Dörfer von 63 Säuſern . 15. Das Gut Dörfel im Gebirge, von 5 Dörfern . 16, Der Marktflecken Dietitz , Wigomirſchiger Antheils , dazu 40 Häuſer gehdren , 17. Die Serrſchaft Důrnholz, einem Grafen von Trautmannsdorf zugehårig , welche 603 Häuſer und 200 und 1 halben Lahnen begreift , enthält I ) Dürnholz, einen Marktflecfen am Fluß Teya von 90 Häuſern . 2) Unter : Tanowitz , einen Marktflecken von 149 Häuſern. 3 ) Troskowitz, einen Marktf. von 83 Häuſern . 4) 7
. 1
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Das Markgrafthum Mähren .
4 ) 7 Dfrfer von 281 Häuſern. 18. Das Gut Dürnowitz, von 10 Dörfern, das zu 149 Häuſer geboren . 19. Die Serrſchaft Eisgrub und Auſpitz, deren Befiger der Fürſt von Lichtenſtein iſt, und die ibers baupt 535 Häuſer, und 102 und 6 Achttheil Lahnen begreift , enthält 1) Uuſpitz , Buſtopetz , eine kleine Stadt von
200 Häuſern . 2) Eisgrub , Lednitſche, einen Marktfleefen von 92 Häuſern . 3 ) 7 Dörfer.
20. Die Serrſchaft Göding , hat bis 1762 den Grafen von Zoar gehört , iſt aber in gedachtein Jahr vom Kaiſer Franz I für eine Million gekauft worden.
Sie hat überhaupt 1150 Häuſer', . und 144 und i hal ben Lahnen , inſonderheit aber
1) Göding , Sodonin , ein Städtchen von 119 Häuſern , an einem Arm des Marchfluſſes , mit einein
fchönen Schloß , welches nun der Sig einiger Manu facturen iſt.
2) 18 Dörfer von 831 Häuſern . 21. Das Gut GroßszZimtſchutz, dazu der Marft fleden dieſes Namens von 92 Häuſern an der Schwar ža , und der Sudfershof von 2 Häuſern , zuſammen aber 23 und 6 Achttheil Lahnen gehdren . 22. Das Gut Sabrowane , von 158 Håuſern und
37 und 3 Achttheil Lahnen, gehörte ehedeſſen dem Hra diſcher Jeſuitercollegio. 23. Das Gut Ingrowitz , von 132 Häuſern und 20 und 5 Achttheil Lahnen , begreift
1) Ingrowitz , ein kleines Städtchen von 65 Häuſern .
2 ) 7 Dörfer von 67 Häuſern. 24. Die Serrſchaft Raunitz oder Woſtitz , dein Fürſten von Dietrichſtein zugehårig, hat 794 Håu ſer, und 174 und 5 Achttheil Lahnen. "Es gehören dazu
+ ) Xem
11
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Der Brúnner Kreis .
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1 ) Raunitz, Ravanitz, eine kleine Stadt an der Iglawa , von 153 Häuſern , mit einem Bergſchloß, welches das Stammhaus der Fürften von Kuniga Rietberg iſt. 2) Pralitz . Prawlau , ein Marktflecken von 65 Häuſern an der Yglawa. 3 ) Woſtitz, ein Marktflecken von 84 Håuſern, mit einem Schloß. 4 ) 15 Dörfer von 492 Häuſern . 25. Das Gut Rochau von 7 Häuſern , gehåret nach Mirau . 26. Das Gut Royatka von 22 Håurſern , 2 und i Achttheil Lahnen . 27. Das Gut Krratin , dazu 10 Dörfer, zu dieſen aber 114 Häuſer und 24 und 3 Achttheil Lahnen gehören . 28. Das Gut Krlitſchankau , von 9 b & uſern , 3 und 2 Achttheil Lahnen . 29. Das Gut Rufiranau , gehåret dem Kloſter zu Saar , hat 217 Häuſer, und 17 und 5 Achttheil Lah nen . Es gehåren dazu 1 ) Krfiſanau , ein fleines Städtchen von 83 Häuſern . 2) 9 Dörfer von 134 Häuſern . sni 30. Die Herrſchaft Růnſtadt , welche der
ginn Stift in der Vorſtadt Alt - Brünn gehåret , über haupt 850 Häuſer und 121 und 1 halben fahnen be greift , inſonderheit aber 1 ) Rúnſtadt, einen Marktflecken von 75 Håu fernt , mit einem Bergſchloß. 2 ) Ollerchitz, Els , einen Marktflecken von 120 H &uſern. 3 ) 46 Dörfer von 673 Häuſern. 31. Landshut , Landsinit , ein fürftlich lichten
ſteiniſcher Marktflecken von 78 Häuſern , dazu 18 und 6 Achttheil Lahnen gehören . 32. Die Serrſchaft Lettowitz , welche dem Gra fen oon Blümegen gehöret , 289 Häuſer ,und 51lah men hat , begreift 1) Let : SS
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Das Markgrafthum Mähren .
1 ) Lettowitz , einen Marktflecken von 82 Håus fern , an der Zwittawa , mit einem feſten Bergſchloß. 2 ) 30 Dörfer , wovon aber einige nur zum Theil hieher gehören . 33. Das Gut Loſch , von 110 Häuſern und 26 und s uchttheil Lahnen , gehåret einem Freyherrn von Frey enfels, und beſtehet aus dem Marktflecken Lorch , Lib : na , und 2 Dörfern. 34. Die Serrſchaft Lomnitz, welche ein GrafSe reni berigt ,299 Häuſer, 43 und 1 Uchttheil Lahnen hat , begreift 1 ) Lomnitz, ein kleines Städtchen von 51 Håu fern. 2) 21 Dörfer von 248 Häuſern . 35. Die Serrſchaft Luntenburg, welche der Firſt von Lichtenſtein beſißt, 646 Häuſer und 121 Lahnen hat , begreift 1 ) Koſtel, Podiwin , ein Städtchea von 95 Håus fern , welches vor Alters eine der anſehnlichſten Städte des Landes , und ein biſchöflicher Sig geweſen iſt. 1774 brannte es ab. 2 ) Luntenburg , Brſeðslaw , einen Marktflea den an der Taya , von 40 Håuſern. Teinitz., einen Marktfleçken, 28 D8rfer. Häuſern und 11 lah 36. Das Gut Lyſſitz, von 101 men , beſteht aus dem Marktflecken Lyſſitz , von 74 Häuſern , und 2 Dörfern . 37. Mauchnitz , von 6 Häuſern , 38. Marrchowitz , ein Dorf von 20 Häuſern . 39. Medlenko , ein Dorf von 13 Häuſern . 40. Das GutWorawetz , yon 106 Häuſern und 8 labnen. Es beſtehet aus dem Marktflecken Stras: Bau von 26 Häuſern , und 7 Dörfern von 80 Häuſern . 41. Das Gut Wittrau von 8 Dörfern, dazu aber nur 46 Håuſer und 5 und 7 Achttheil Lahnen gehåren. 42. Das Gut Zeu : Weſſely, von 126 Häuſern, die in den Marktfleden 7eu -Weſfely und.5 Dörfern find. 43. Das
Der Brúnner Kreis ,
283
43. Das Gut Zamieſt , von 18 Häuſern . 34. zZennowitz, ein Dorfvon 33 Häuſern , 19 und i Achttheil Lahnen. 45, 46. Die Serrſchaft £ Zeuſtadtel und Krſiſan : ky , welche dem StiftMaria - Schul gehåret, 437-Håu halben Lahnen begreift , enthält fer und 76 und 1) Zeuſt& otel, Lowe Mieſtor , ein Städtchen pon 114 Häuſern . 2) 23 Dörfer von 323 Häuſern . 47. Die Serrſchaft Erikolsburg, welche der Fürft
von Dietrichſtein beſißt, 962 Häuſer und 267, Lahnen begreift , enthält 1 ) tzikolsburg , eine kleine Stadt von 207 Håu: fern , mit einer Collegiatfirche, einem 1631 geſtifteten Collegio der P. P. piarum ſcholarum , einem Stapuzinera Kloſter , deſſen Våter die Loreto Kirche, welche ein be rühmteß Marienbild und einen großen Schaß hat, bez ſorgen , und einem auf einem hohen Felſen gelegenen Schloß, Es wohnen hier ſehr viele Juden. . 1719 brannte ſie ab . 2) Dunawitz oder Dunagowitz, einen Markt flecken . 3 ) Unter : Wiſterritz, einen Marktflecken an der Saya . 4 ) Murchau , einen Warftfleden . 5) Tracht, Trachtin , einen Marktflecken an der Jaya, 6) Pausram , pausdrani , einen Marktflecken . 7 ) 8 Dörfer . 45. Das Gut Oslawan , welches der Königink Kloſter in der Vorſtadt Alt - Brünn gehåret, 183 Hau fer und 37 Lahnen begreift , und aus dem Marktfle den Oflawan und 6 Dörfern beſteht. Das ehema lige Ciſtercienſer Nonnenkloſter Oflawan , Vallis Me riae , war um das Jahr 1228 von einer Frau Na mens Hedwig geſtiftet worden , wvie Konigo Ottocar Beftätigungs Urkunde beſaget.
49. Die
Das Markgrafthum Mähren. 5 . 49 Die Serrſchaft Pernſtein , von 502 Häuſern , und 56 und 7 Achttheil Lahnen , begreift 1 ) Pernſtein , ein Bergſchlof. 2) Daubrawnik , einen Marktflecken an der Schwarzau, von 61 Häuſern . 3) L7edwieditz , einen Marktflecken von 29 Häufern. 4 ) Stiepanow , einen Marktflecken von 27 Hiuſ. 5 ) 41 Dörfer und 4 Affe. 50. Die Serrſchaft Poljoritz, welche dem Fir: ften von Lichtenſtein gehörét, und 18 Dårfer hat, das zu 351 Häuſer , und 68 Lahnen gehdren . 5 :. Die errſchaft Raytz, einein Grafen von Ros gendorf zuſtändig , hat 435 Säuſer , und 65 und 6 Achttheil Lahnen . Es gehören dazu : 1 ) Daubrawitz, ein Marftflecken von 58 H &uſ. 2) Jedownity, ein Marktflecken von 46 Häuſern . 3 ) Raytz , ein Dorf , und noch 16 andere. 52. Das Gut Radſchitz , von 136 Hiuſeen und 17 und 7 Uchttheil Lahnen , beſtehet aus dem Markt: fleden Ratſchitz, bey welchem ein Bergſchloß iſt, und ş Dörfern . 53. Kaysern , eim Benedictiner Kloffer an der Schwarza , weldes das erſte in Mähren , und 1048 angelegtworden iſt. Der Probſt , welchet unter die Prälaten in Mályren gehöret, ſteht unter der Abtes Braunau in Bdheim . Dem Kloſter gehöret der auf der andern Seite der Sdwarza gelegene Marktflecken Raygern von 37 Häufern , nebſt 8 Dörfern von 169 Häuſern . Zu allen dieſen Dertern gehören 77 Lahnen . 54. Die Serrſchaft Kitſchan und Eichhorn , wele dhe einem Grafen von Sinzendorf gehåret , 321 Håu fer und 71 und 7 Achttheil Lahnen begreift. Der vors nehinfie Drt derſelben , iſt das Städtchen Eichhorn , Wewerzy , ehedeſſen Wewery , über welchem ein Bergs fchloß an der Schwarza liegt. 55. Das Gut Rohrbach , von 63 Häuſern , 7 und 1 balben Bahnen. 284
56. Das
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6
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Der Brünner Kreis .
285
56. Das Gút Hotzinku, von 3 Dörfernt, dazu 31 Häuſer, 3 und 6 Achttheil fahnen gehören.
57. Die Serrſchaft Roſitz und Strutz , von 264 Häuſern , 62 und 2 Achttheil Lahnen , begreift 1 ) Xollitz, einen Marktileden . 2 ) 15 Dörfer.
.58 . Die Berrſchaft Xfetſchkowitz, welche ehedef ſen die geſuiten zu Brünn beſaßen, begreift 229 Haus jer , 4 uud 1 Achttheil Lahnen. Dazu gehören außer der Neuen- und Schwaben - Gaſſe bey Brünn,
I) Pollehrad , ein Marktflecfen von 40 Håuſern. 2 ) 6 Dörfer.
59. zdier, Saar , ein Ciſtercienſer måndhenfloa fter , welches Gerhard genannt Botſchko der erſte,
Graf von Bernan und Nidda , um 1243 oder 1245 int einem Thal bey dem Flecken Zbiar oder Saar anges fangen , und es Marien : Brunn genannt hat. Er widmetė demſelben die Einkünfte aus den Dörfern Saar , Nowa Wes (Neudorf) Rohrbach , Gutwarfes und Jamma, u. f. w. Es befißt überhaupt 629 Håus ſer und 88 Lahnen, inſonderheitaber
1) Saat , goiar, ein Städtchen von 109 H &u ſern , nicht weit vom Kloſter . 2 ) Ober- und unter : Bobrowa , Marftfedent
die audy Ober- und Unter : Brokawa genennet wers den : jener hat 46 , dieſer 56 Håuſer. 3) 30 Dörfer von 422 Häuſern .
Die Güter dieſes Stifs ſind oft verändert worden ; die ſtårffte Veränderung aber war dieſe. Das Herzog lich Münſterbergiſche Haus , trat das 1498 erlangte Schußrecht über Saar, 1588 dem
Fürſt - Bifchof zu
Olmütz ab, und Franz, Cardinal von Dietrichſtein, His ſchof zu Dimit , brachte es erſtlich zu Nom dahin, das 1600 Die råmtlichen Gůther des Stifts Saar der bis
ſchöflichen Tafel zugeſchlagen wurden , und herriach 1611 , daß er die von Olmig zu weit entlegnen Saa rer Güther, gegen ſein råheresGut zu Chropin austaus fchen durfte. Auf ſolche Weiſe wurde Saar eine Fideis coma
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Das Markgrafthum Mähren.
commiß Herrſchaft des Fürftlich Dietrichſteiniſchen Hauſes. Eben dieſer Fürſt und Biſchof erhob den Marktflecken ( ſo wie er vor 1263 war ) Saar zu einer Stadt. Allein fein Erbe, Fürſt Maximilian von Dies trichſtein , verkaufte , um Schulden zu bezahlen , die Herrſchaft Saar , fammt dem Schloß ( ehemaligen Štift , der Stadt Saar , den Marktflecken Ober- und Unter -Bobrawa und Miftritz - Wognow , 41 Dörfer und übrigen Zugehör , für 146000 rheiniſche Gulden. Das Stift hat 1709 dasGutideu : Weffely für 53000 Gülden erkauft. Das Stift oder Kloſter iſt verbrannt und verwüſtet worden . 60. Das Gut Scharditſchka, von 17 Häuſern und 5 Lahnen . 61. Das Gut Slatina , von 9 Häufernt, 4 und 1 Achttheil Lahnen . 62: Die Serrſchaft Sellowitz, welche eitt Graf von Sinzendorf beſikt , und iberhaupt 980 Häuſer, und 172 und 2 Uchttheil Lahnen enthält , begraift 1 ) Die Altſtadt pohorlitz, Bohorſelitz, unweit des Fluſſes Iglawa , von 81 Häufern. 26 Sellowitz , Sidlowochitz, einen Marktfies den an der Schwarza. 3 ) Die Marktflecken Dreskowitz , Lautſchitz, Wienitz oder Menes , Luslau an der Schwarza , und Auertſchitz auch an der Schwarza. 63. Die Serrſchaft Stanitzund Borchowitz, wel che einein Fürſten von Dietrichſtein geh8ret, und übers haupt 935 Häuſer , und 179 und 3 Achttheil Bahnen begreift , enthalt 1) Dic Marftflecken Stanitz , Arktebau ,Dom borſchitz und Borchowitz, welche zuſammen 334 Håus fer ausmachen. 2 ) 16 Dørfer von 603 H & uſernt. 64. Die Serrſchaft Tiſchnowitz gehöret dem 1234 geftifteten Ciſtercienſer Nonnenkloſter simmelpforte, Porta Coeli, begreift 620 Häuſer , und 131 und 2 Achts theil Lahnen , und entyålt 1) Tiſch
Der Brünner Kreis .
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1 ) Tiſchnowitz , ein Städtchen von 138 H &us fern , an der Schwarza , nahe bey dem Kloſter. Der nahgelegene hohe Berg Kwietnicze, beſtehetaus Mar: mor, und ſein Gipfel aus ſechseckigen Amethiſten. 2 ) 34 Dörfer von 488 Häuſern . 65. Das Gut Thuras , von 17 Häuſern , 4 und s Achttheil Lahnen , gehsret dem Kloſter St. Joſeph . 66. Das Gut Ticheikowitz , von 154 şvåuſerni, uns 54 und 7 Achttheil Lahnen , begreift 1 ) Tſcheikowitz , einen Marktflecfert von 59 Häuſern. 2 ) 2 Dørfer von 95 Håufernt. 67. Die Herrſchaft Tſchernahora, welche ein Fürft von Äuersberg beſigt, hat 296 Häuſer , und 53 und 2 Achttheil Rahnen . 1 ) Tſcherna hora , ein kleines Städtchen von $6 Häuſern , init einem Bergſchoß . 2) 19 Dörfer: 68. Das Gut Urſpitz, von 44 Håuſern , 8 und 2 Achttheil Lahnen. 69. Die Serrſchaftwilchau,welche dem Erzbiſchof von Olmük gehsret , 613 Häuſer, und 56 und 6 Ucht: theil Lahnen hat. Daju gehfren 1) Wiſchau, eine kleine Stadt von 154 Häuferit, welche unter dem Schug des Erzbiſchofs von Olmie ſteht. 1753 brannte zuerſt das erzbiſch &fliche Schloß nebſt vielen Häuſern ab, und nachher zündete der Blig die Stadt an , ſo daß fie faſt ganz eingeäſchert ward . Uußerhalb derſelben liegt ein 1616 geſtiftetes Kapuzia nerkloſter. Es gehören ihr 2 Dörfer. 2) Puſtumirtſch oder Puſtomerz, ein Marktflée den von 44 Häuſern , welcher der Mittelpunkt von Måhren renn fou. Er war ehemals wegen eines Bea nedictiner Nonnenfloſters und der ſogenannten golde» nen Mefie berühmt. 3 ) Dieditz , ein Marktflecken von 33 Adufern. 4 ) 19 Dörfer von 381 Häuſern .
70. Das
288
Das Markgrafthum Mähren .
7o. Das Gut Witchomielitz , von 35 Häuſern , 3 uud 2 Achttheil Lahnen . 71. Das Gut Zieltſch , von 26 Häuſern , 7 und 3 Achttheil Lahnen .
IV . Der Znoymer Kreis, Krag Zno gemsky), Circulus Znoymenſis, begreift 9 Ståd te , 33. Marktflecken , und 344 Dörfer, zu welder Dertern 8905 Häuſer, und 26523 Lahnen Aders und Weide - Land gehören. 1. Znaim , Znoymo , Znoyma , eine fånigliche Stadt auf einem Berg, an deffen Fuß die Taya fließet, in einer angenehmen Gegend; hat 819 Feuerſtellen , iſt wohlgebauet , und enthält auffer 4 Kisſtern ein Schloß , welches den Freyherrn von Deblin als ein böh miſches Lehn gehöret , und davon ſich der älteſte des Hauſes einen Burggrafen neunet. Die Stadt ſoll an dem jeßigen Ort ums Jahr 1222 angelegt ſeyn ; dena vorhin hat ſie an einem andern Ort geſtanden , anwel chem ſie 1145 von dem böheimiſchen Fürſten Wladise law vermiſtet worden. 1437 iſt hier Kaiſer Sigis : mund geſtorben . zu den Gütern der Stadt , gehåren überhaupt 305 Häuſer , und 84 und 3 Ådttheil Lahnen ; inſon derheit aber 1 ) Wolframitzkircheni, Olbrami ecclefia ; Marktflecken von 32 Häuſern .
ein
2) Lyſpitz , ein Marktflecken von 8 Häuſern. 3) 10 Dörfer von 265 Häuſern . Die bürgerlichen Unterthanen der Stadt beſigen 3 Lahnen . Dem St. Claren -Kloſter in der Stadt , gehgren 4 Dfrfer mit 193 Häuſern und 51 und 6 Achttheil lahnen. Dem dafigeu Kloſter Heiligen Kreuß, gehören 3 Dörfer mit 52 Håuſern. Den Jeſuiten, welche ehedeflen dafelbſtwaren ,geh8r ten die Güter Ulthort,Bochtitz oder Babitzmit 6 Dóra fern, 114 Häuſern , 32 und 7 Achttheil Lahnen . Unter
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Der Znoymer Kreis.
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Unterhalb der Stadt liegt an der Taya daß reiche Pråmonſtratenſer Stift Bruck oder Luka, defien Probſt
aus dem Mittel des Kapitels erwähiet wird. Es be fißt daſſelbe folgende Derter, zu welchen 1010 Håuſer, und 256 und 7 Achttheil Labnen gehören :
1) Kauſſenbruck, Strachotintz, einen Marktfles cken von 61 Häuſern .
2) Olkowitz oder Groß: Olfowis , Alepowits, einen Marktflecken von 55 Häuſern . 3) 35 Dorfer.
Oberhalb der Stadt lieget auf einem hohen Berge das Klofier Peltenberg oder Pöltenberg, Mons ſancti Hyppoliti, welches den Kreußherren mit dem rothen
Stern gensret. Dieſe Probſtey beſiket folgendeDerter, zu welchen 213 Häuſer , und 59 Labnen geboren . I ) Polenberg , einen Marktflecken von 21
· Häuſern. 2) 6 Dårfer , vor 194 Häufern. 2. Lugesd , ein Dorf von 14 Häuſern. 3. Die Dörfer Bonit , Gaywitz , Peutſch und
Techwig an der Wieſen , von 65 Häuſern , und 20 und 6 Adyttheil Lahnen.
4. Das Gut Boskowſtein , von 3 Dörfern , dazu 27 Häufer, und's und 5 Achttheil Lainen gehören . 5. Das Gut Buðiſchkowig, von 8 Dörfern , bazu 144 Häufer, und 28 und 6 Achttheil Lahnen gehören. 6. Das Gut Budkau , von 5 Dörfern , dazu 180
Bäuſer und 44 Lahnen gehåren. 7. Biskupig , ein Marktflecken von 31 Hauſerit, und Bitowany, ein Dorf von 13 Häuſern. Zu jes
nen gehören 8 und 2 Achttheil , zu dieſem 3 Achttheil Lahnen. 8. Die Herrſchaft Cromau oder Rrumau, melche
dem Feirſten von Lichten lein gehört, und 1010 Håuſer, und 347 Lahnen begreift. Es gehören dazu 1 ) Cromau odermehriſch Brumau, Krumlow ,
ein Städtchen von 63 Häuſern, woſelbſt ein Eremitens kloſter des heil. Pauls , und ein gutes Schloß iſt. 5 Th. 72 .
Das Markgrafthum Mühren.
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2) Eibenſchitz, Ewanzig , eine kleine Stadt von
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189 Häuſern , nahe beym Fluß Jglawa , welche ehe deſſen eine königliche Stadt geweſen iſt. 3) Softerlic , Softeradis , ein Marktflecken von 75 Häuſern. 1
4 ) Proſtmeriz, ein Marktfiecfen von 35 Häuſerit. 5) Rauchowan oder Ruchowan , ein Marktfle = den von 38 Häuſern .
6) Wolfframis,ein Marktflecken von 34 Håuſern . 7) 34 Dörfer .
9. Das Gut Dalleſchitz, welches aus dem Markt
feden Dalleſchitz und 3 Dörfern beſtehet , dazu 65 Håuſer , und 16 und 3 Achttheil Lahnen gehören. 10. Dannowig, ein Dorf von 36 Häuſern, und s und 5 Achttheil Lahnen. 11. Das Gut Dombſchits, von 5 Dörfern , dazu 100 Häuſer und 21 Lahnen geh Sren .
12. Das Gut Döſchna und Zoppanz, beſtehet aus den Dörfern dieſes Namens von 66 Häuſern , und 18 und 2 Achttheil Lahnen.
13. Důkowann , ein Dorf von 31 Häuſern, und 6 und 2 Achttheil Lahnen.
14. Die Herrſchaft Frain , deren Befißer ein Graf Ulthan iſt, und welche überhaupt 431 Håuſer, und 175
und i balbe Lahnen begreift. Es gehören dazu 1) Frain , Wranow , ein Marktflecken von 42 Häuſern , an der Taya.
2) Lukau , Lauka , ein Marktflecken von 39 Håuſern.
3) 4) 5) 15.
Schilter , ein Marftflecken von 75 Häuſern . Schåffa , ein Marktflecken von 48 Häuſern, 10 Dörfer, von 227 Håuſern, Das Gut friſchau , von 2 Dørfern , dazu 29
Häuſer , und 26 und 5 Achttheil Lahnen gehören.
16. Das Gut Goalchau , von 3 Dörfern , dazu 27 Dörfer und 8 und 5 Achttheil Lahnen gehören.
17. Das Gut und Dorf Graſſonits, von 40 Håuz fern , und 7 und 7 Achttheil fahnen.
18. Das :
2
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Der Znogmer Kreis .
291
18. Das Gut Grusbach , welches aus dem Markts flecken Grusbach , Bruſſowany , und 3 Dirfern bes lehet , dazu 170 Häuſer, 42 und 1 Achttheil Lahnen gehören . 19. Sardt und Mitten , nebſt 4 andern Dörfern , dazu 112 Häuſer gehören. 20. Das Gut und Dorf Jagkau, von 11 Häuſern , 3 und 3 Achttheil Lahnen. 21. Die Herrſchaft Jamnig, welche ein Graf Wlos Ichin beſigt, hat 241 Håuſer", 104 und 7 Achttheil Laynen . Ihre Derter find 1 ) Jamnig , Geminit , ein Stådtchen von 115 Häuſern auf einem hohen Berge. 2) 8 Dörfer. 22. Die Herrſchaft Jaromieris , deren Beſitzer ein Graf von Queſtenberg iſt, und zu welcher 349 Häuſer, uud 82 und 3 Achttheil Lahnen gehören . Ihre Ders ter ſind : 1 ) Jaromieris , ein Städtchen von 85 Häuſern , mit einem Hoſpital, welchem das Dorf Lhotta von 23. Håuſern gehåret. .2) 13 Dörfer. 23. Die Herrſchaft Jayſpis , deren Befiker eint Graf de Soudes iſt , und welche 228 Häuſer, 84 und und 7 Achttheil Lahnen enthält. Es gehören dazu 1) , goſting , Soſtin , ein Marktflecken von 32 Häuſern . 2) 12 Dörfer. 24. Jayfpiß , ein kleines Städtchen von 52 H &u fern , auf einem Berge. 25. Die Herrſchaft Joslowig, welche einem Gras fen von Althan zuſtändig iſt, und 539 Häuſer, 163 und i Achttheil Lahnen enthält. Es gehören dazu 1 ) Joslowitz , Jaroslowitz , ein Marktflecken mit einem Bergſchloß . 2) Die Marktflecken Schattau , Bradlersdorf, Erdberg oder Sradek, und mislitz oderMiroslaw . 3) 9 Dörfer. 46,36
292 Das Markgrafthum Mühren . 26. Jrritz, ein Marktfiecfen von 40 Håuſern , und 16 und 3 UchttheilLahnen , welcher dem Probſt zu Ni kolsburg gehøret.
27. Der Königinn Kloſter zu Ält - Brinn, befißet das Dorf Litmeritz, und einen Theil von Orchmaritz. Es gehören dazu 16 Häuſer:
28. Deutſch Könitz , ein Dorf von 67 Häufern. 29. Die DS Fer Kůthaugrottowitz, und 6 andere,
dazu 115 Häuſer, 44.und 6 Uchttheil Lahnen gehåren. 30. Kentſchitz, ein Dorf von 15 Häuſern und 4 und 5 Achttheil Lahnen. 31. Das Gut Kunitz und Ratkowitz , von 60 H & us
fern , 12 und 7 Achttheil Lahnen. 32. Die Dorfer Latein , Skalitza und Chlupitz, von 45 Häuſern, und der Marktflecken Ober:Raunitz
von 25 Häufern. Zu dieſen 4 Dertern gehdren 13 und 6 Achttheil Lahnen.
33. Leffonitz und Roth:7artinkau , nebſt 6 ans Bern Dörfern , insgeſammt von 81 Häuſern , 25 und 1 Achttheil Labnen.
34. 97åhriſch :Budweis, Budiegowitz, ein Städts chen von 121 Häuſern , mit den Vorſtådten Rlein Dorf: fel, von 8 Häuſern, Deutſch Dorffel, von 12 Häuſern ,
und Gertzmannitz, von 19 Häuſern , gehöret den Gra fen von Cleno, und beſikt 16 und 6 Uchttheil Lahnen . Die dazu gehörigen 3 Dörfer , haben 38 Häuſer und 34 Lahnen. 35. Meſeritſchko, ein Dorfvon 19 Håuſern, i und 3 Achttheil Laynen, gehöret den Fürſten von Lichtenſtein . 36. Mislibortſchitz , ein Marktflecken mit 3 Dir fern . Zu dieſen Dertern gehgren 53 Häuſer , 19 und 2 Achttheil Lahnert.
· 37. ziklowitz, ein Dorfvon 39 Häuſern u. 8. Labn, 38. Die Herrſchaft Zamieſt , begreift 1) Groß Bitech , ein ſehr altes Städtchen von 118 Häuſern.
2) LZamieſt, einen Marktp. von 25 Hårtſern, am
Fluß Oslawa, jenſeits welchem ein Bergſchloß liegt. 3) W7o :
Der Znonmer Kreis .
293
3 ) Mohelno, einen Marktflecken von 70 H & ufern . 4 ) 47 Dörfer von 593 Häuſern . 39. Zeu : Serowitz und noch 2 Dörfer , zuſam men von 34 Häuſern , 16 und 6 Achttheil Labnen. 40. Pisling , ein Dorf, und 2 Vemter, zuſammen von 55 Häuſern , und 6 und 5 Achttheil Lahnen . 41. Pulitz und Ratotitz, und noch 9 andere DÅrs fer , zuſaminen von 149 Häuſern , und 58 und 5 Achts theil Lahnen . 42. Qualkowitz , ein Dorf von 13 Häuſern , 2 und 7 Pichttheit fahnen . 43. Ranzerni , ein Dorf von 37 Häuſern , in und 5 Achttheil Lahnen . 44. Ratiborſchitz , und noch 2 D8rfer, zuſammen von 35 Häuſern , 10 und 2 Uchttheil Lahnen . 45. Roketnitz , ein Dorf von 29 Häuſern , 8 und 6 Achttheil Lahnen . 46. Das DorfRoſchitz und 17euſtift von 22 H & u fern , 1 und 3 Achttheil Laynen . 47. Das GutSadek und Laukowitz von 187 H &u fern und 52 Lahnen . Es gehören dazy 1 ) Sadek , ein Bergſchloß. 2) Startſch , ein geringes Städtchen von 45 Haur. 3 ) 8 Dörfer von 133 Häuſern . 48. Slawierig und Lippian von 41 Häuſern, 1 und 7 Achttheil Lahneit. 49. Slawitz und Lõikulowitz von 34 Häuſern , 9 und 5 Achttheil Lahnen . 50. Das Gut Taykowitz, dazu 43 Häuſer, 14 und I halben Lahnen gehdren , begreift 1 ) Taykowitz , ein Schloß. 2) Vicharſchowitz, einen Marktflecken voo 13 Häuſern , zwiſchen Jayſpiß und Ober- Kauniß. 3) 5 Dfrfer. si . Tichermakowitz , ein Dorf und noch 2 ande: re , zuſammen von 64 Häuſern , und 8 und 6 Achttheil Lahnen . 52. Tulnitz, eia Dorf von 13 Häuſern . 53. Die I 3
294 Das Markgrafthum Mähren. 53. Die HerrſchaftUngarſchitz, von 232 Häuſern , 95 und 1 Achttheil Lahnen , gehåret einem Grafert Håußler , und begreift 1 ) Ungarſchitz , ein Schloß.
2) Frating oder Wrateni und Freyſtein , 2 Markts fleden .
3) 4 Dörfer.
54. Die Herrſchaft vottau , von 148 Häuſern , und 53 und 1 Achttheil Lahnen , gehöret einem Grafen Moſchin , und begreift
1) Våttau , Bitow , einen Marktflecken von 24 Häuſern mit einem Bergſchloß. 2) 7 Dörfer von 124 Häuſern.
55. waltſch und noch 2 Dörfer, zuſammen von 46 Håuſern , 3 und 1 Achttheil Lahnen.
56. Wilimowitz, ein Dorf von 26 Häuſern. 57. Wimislitz, ein Marftflecken von 64 Häuſern, gehöret zur Herrſchaft Tiſchnowitz im Brinner Kreiſe. 58. Das Dorf Wiſchnau and 3 andere , zuſams men von 136 Håuſern , 21 und 3 Achttheil Lahnen.
59. Witſchap , von 35 Häuſern, und 4 und 1 Achta theil Lahnen . 60. Zdenkow , von 9 Häuſern.
61. Zierotitz, von 22 Häuſern , 12 u. I halb Lahnen.
v. Der Iglauer Kreis,KragGihlawsky, Circulus Iglavienfis, enthält 6 Stådte, 15 Markt
flecken, und 294 Dörfer,zu welchen Oertern 6433 Håuſer, und 1202į Lahnen gehören. Die Güter,
Herrſchaften undOerter dieſes Kreiſes ſind folgende: 1. Iglau, Gihlawa, eine fånigliche Stadt am Fluß glawa, hat 1196 Feuerſtellen , iſt wohl gebauet, befeſti get und volfreich , und hat2 Kloſter. Es werden hier gute Tücher verfertiget, mit welchen über Trieſt nach Italien Handel getrieben wird. Auch mit Getraide und Hopfen wird ſtark gehandelt. Sie hat zuweilen eigne Herzoge gehabt, das alte hieſige Stadt- und Berg - Recht, iſt zwis
fchen 1248 und 1253 gegeben , und 1779 in dem vierten Pans
Der Iglauer Kreis.
295
Bande der monumentorum hiſtoricorum Bohemiae, von Gelafius Dobner, gedrudt. Sie iſt oft belagert und einges nommen worden . Im 16ten Jahrhundert war ſie unter allen königlichen Städten die erſte , welche die lutheris che Lehre annahm . Zu ihren Gütern gehéren überhaupt 350 Häuſer, und 113 und 5 Achttheil Lahnen, inſonderheit aber 1 ) Stannern , Stonarow , ein Marktflecken vox 61 Häuſern. 2) 22 D &rfer von 289 Häuſern . Das Gut Meſeritſchko von 5 Dörfern , dazu 87 Häuſer , 11 and 5 Achttheil Lahnen gehoren , beſaßen die Jeſuiten zu Iglau . Dem Dominicaner Kloſter gehåret das Gut fuß: dorf, von 7 Häuſern 1 Lahn .
}
2. Das Gut Battelau , von 104 Häuſern , 18 und 7 Achttheil Lahnen . 3. Das Gut Berenau , von 16 Håuſern . 4. Das Gut Böhmiſch Woileſchna, von 26 Haus fern , 5 und 3 Achttheil Lahnen . 5. Das Gut Borowna , von 9 Håuſern , i und 2 Achttheil Lahnen . 6. Die Herrſchaft Datſchitz , begreift 1 ) Datſchitz, eine kleine Stadt von 168 Håuſern, an der Taya . Bey derſelben liegt auf einem Berg eint Franciſcaner Kloſter. 2) 18 Dörfer von 338 Häuſern. 7. Das Gut Rirchwiedern , von 3 Dörfern , dazu 43 Häuſer , 6 und 3. Achttheil Lahnen gehsren . 8. Das Gut Blein Jenikau ,dazu z Häuſer gehåren. 9. Das Gut Yarquaretz, dazu 3 Dörfer von 57 Håuſern und 10 und 6 Achttheil Lahnen gehåren . 10. Das Gut Warſchau , dazu 6 Häuſer geh8rent. 11. Die Herrſchaft Groß Meſeritſch , von 649 Häuſern und 92 und 7 Achttheil Lahnen , begreift 1 ) Großmeſeritſch , eineStadtvon 267 Håuſern , am Fluß Delawa. Zur hieſigen Dechaney gehåretdas Gut pettowez, von 6 Häuſern ,und 3 Achttheil Lahnen. 2 ) Xe: 24
296
Das Markgrafthum Mähren .
2 ) Xadoſtin , einen Marktflecken , und
3) 30 Dörfer,juwelchenDertern 382 Håuſ.gehdre . 12. Das Gut Mayres von 12 Häuſern, 2 und 3 Uchttheil Labnen .
13. Das Gut Zamieſtvon 4 Dörfern , dazu 33 Håuſ, 14. L7eureiſch , ein Primonſtratenſer Kloster mit ei nem infulirten Probft. Es gehören demſelben der Marftit,
17eureifh von 68 Häuſern, und in Dörfer von 128 Häu
fern. Zu dieſen Dertern gehören 51 und 2 Uchtth.Lahnen. 15. Ortſchiſchko, ein Dorf von 17 Häuſern, 1 und 7 Achttheil Lahnen .
16. Das Gut Ober { Zimtſchitz , von 3 : Dörfern , dazu 71 Hauler geodren.
17. Das Gutpoforowitz, dazu 4Häuſer gehören. 18. DasGut polupin, von 9 Häufern,5 Achtth.kahn. 19. Das Gut Poppelin, von 20 Häuſern u.4 fahnen. 20. Das Gut Pullitz von 4 Dörfern , dazu 38
Häuſer , 4 und 7 Achttheil fahnen gehören. 21. Die Herrſchafi Purnitz, von 637 Häuſern, 136 und 1 Achttheil Lahnen , begreift 1) Purnitz, einen Marftflecken von 100.Häuferit. 2) Alt Reiſch ,einen Marktflecken von 45 Häuſern .
3 ) Opparan , einen Marktflecken von 49 Häuſern . 4) 29 Dörfer von 443 Häuſern. 22. Das Gut Ratſchitz,von 8 Hauſ.2 u. I halb.lahn . 23. Die Herrſchaft Böhniſch : Rudoletz, von 7
Dörfern , dazu 107 Häuſer gehören. 24. Die Herrſchaft Deutſch : Rudoletz , von 313
Håuſern , zu welcher gehören 1) Wolein ,Mirſchin ,ein Marftfl.von 71 Hauſern . 2) Bachdalow , ein Marktfiecfen von 46 Häufern. !
3) 13 Dörfer von 196 Häuſern. 25. Teltſch, eine Stadt von 236 Häuſern . 26. Die Herrſchaft Teltſch , gehöret dem Hauſe Lichtenſtein , und beſtehet aus 1159 Håüſern , 362 und 5 Achttheil fahnen.
Ihre Derter find
1) Mrakotin , ein Marftflecken von 35 Häuſern .
2 ) Studein , ein Marktflecfen von 44 Hậuſern. 3) Sche:
Der Iglauer Kreis.
297
3) Scheletau , ein Marftflecken von 67 Häuſern . 4 ) 70 Dorfer von 1013 Häuſern . 27. Die Herrſchaft Trieſch , gehåret einem Grafen von Herberſtein , und hat ein uraltes Silberbergwerf, welches 1761 von neuem zu bauen angefangen worden . Es gehören dazu 206 Häuſer , 39 und 7 Achttheil Lah nen. Ihre Derter find 1) Trieſch , ein Marktflecken von 111 Häufern . 2) 6 Dörfer von 95 Häuſern. 28. Die Sverrſchaft Trebitſih , welche ein Graf von Waldſtein beſigt , hat 986 Häuſer , 202 und 6 Achttheil Lahnen , und begreift 1 ) Trebitſch , Trebicium , eine wohlgebauete Stadt am Fluß Igawa, von 331 Qåuſern , woſelbſt gute Tuch . manufaftaren find. Da, ivo nun das Schloß ſtehet, hat ein 1109 geſtiftetes Benedictiner Kloſter geſtanden. 2) Kamenitz , einen Marktfiecfen . 3 ) Wladislaw ,einen Marftflecken an der Iglawa . 4 ) 35 Dörfer, von 477 Häuſern . Das Dorf pod : ziatek liegt auf einem Hügel, an deſſen Fuß ein Ges ſundbrunnen entſpringt, welcher, wie Sagar in ſeinein Hericht von demſelben meldet , einen flåſigen , rehr flüchtigen , dem Hofinanniſchen Mineralgeiſt ähnlichen Schwefel, nebſt einem geringen Theil untüchtiger Er de , enthält. Er iſt kaum 500 Schritte gegen Often von Wladislaw entlegen . 29. Wieſe, ein Marftflecken, dem Grafen vonColalto zuſtändig, nebſt 5 Dörfern. Zu folchen 6 Dertern ge håren 110 Häuſer , 27 und 2 Achttheil Lahnen. 30. Witfchetin , von 4 Häuſern, 2 Achttheil Lahuen . 31. Das Dorf Wolfchan und Groß Janifau, von 78 Häuſern , 8 und 1 Achttheil Lahnen. 32. Wolkin , von 12 Hauſern . 33. Zlabings, Slawgniz, eine ſehr alte Stadt, die , wie ihr Nameanzeigt , von den Slawen erbauet worden . Sie hat 229 Häuſer. 34. Das Gut Zhortſch, von 9 Dörfern, dazu 89 Håufer, 19 and 7 Achttheil Lahnen gehören. IS III. Die
298
Die
ümer
Markgrafth
III:
Die Markgrafthümer Ober und Nieder
Laufis.
N. 1 .
der.Ober-Lauſik, nach ihm aber Sam. Groſ ſer in ſeinen lauſißiſchen Merkwürdigkeiten 2 klei ne Charten von der Ober- und Nieder - Laufik ge liefert, welche auch Hofmanns ſcriptoribus rerum lufaticarum , und dein Köleriſchen Atlas einver leibet worden . Joh . Chriſt. Weigels Atlas portát, enthält eine allgemeine Charte von der Lauſik, dergleichen nachmals Joh. Bapt. Homann, ſeine Erben aber 1732 Joh. Georg Schreibers Charte von der Ober - Lauſik, 1749 eine Charte von den Budiſſiniſchen , 1753 eben dergleichen von dem Görlißer Kreis , und 1768 von der Nieder - Lau: fik , beraus gegeben haben .
Jn Peter Schen : Eens fächſiſchen Atlas, iſt von jedem Markgraf thum eine 1759 geſtochene Charte von 4 Bogen enthalten ; und dieſe ſind jeßt die vornehmſten und beſten. Mortier hat dieſe 8 Bogen , auf 2 Bo gen gebracht, und 1759 ausgegeben. Jäger zu Frankfurt am Mayn, Fat die 4 Blåtter ſeiner groſ ſen Charte von Deutſchland, welche die Laufik vor ſtellen, 1778 mit einem beſondern Titul verſehen. S. 2. Die Lauſik ſtrecket ſich von Nord - Wes
ſten gegen Süd - Oſten , und wird gegen Morgen von
Ober- und Nieder - Lauſik.
299
von Schleſien , gegen Mittag von Böheim , gegen Abend von Meiſſen , und gegen Mitternacht von der Mark Brandenburg umgeben , und iſt (das Brandenburgiſche Antheil , das etwa 20 geogr. Quadratineilen ausmaczet , nicht mitgerechnet ,) ungefähr 180 geographiſche Quadratmeilen groß . Der ſlawiſche Name Luzice oder Lauſis , foll, nach Abr. Frenzels Meynung, ein waldiges oder wäſſeriges Land bedeuten. Das niedere Marks grafthum hat denſelben zuerſt, und an 350 Jahre, nämlich bis in die Mitte des 15ten Jahrhunderts, allein geführet; um dieſe Zeit aber iſt er auch auf das obere Maregrafthum ausgedehnet worden, wel ches vorher die Mark , oder das Land zu Budiſ ſin und Görlik, imgleichen die 6 Lande und Ståd: te, genennet worden . Die erſte Urkunde, darinn des Namens Ober - Lauſis gedacht wird , iſt von 1466 ; doch war zu eben der Zeit , wie man aus andein Urkunden emſiehet, auch nod, die lekte von den vorher gedachyten Benennungen gewöhnlich. Unter dem König Matthias nennete ſich der das malige Landvogt von Stein in den Lehnbriefen, beyder Laufik Vogt , und die andern folgten ihm darinn nach . 8. 3. Die Ober - Lauſik hat mehr Berge und Hügel , und eine reinere Luft, als die Nieder-Laus Tiß, in welcher es viele ſumpfige und nioraftige Ge genden giebt, die aber vielleicht Corf enthalten ; hingegen hat dieſe mehr und beſſere Hdlzungen , als jene , deren fette Gegenden gemeiniglich ſtar ken Mangel an Holz haben , womit aber doch die übrigen Gegenden hinlänglich, ja die Heiden ůber :
flüßig
300
Die Markgrafthúmer
füßig verſehen ſind. Man findet auch an unters (diedenen Orten im Görliger Kreiſe Torf, di E.
zu Tauchriſ, im Gebiet des Stifts Foadyimſtein , woſelbſt der beſte geſtochen wird, zu Kieslingswal da , Meile von Lauban, zu Hoyersdorf, in der mufaiſchen Heide , im Gebiet der Stadt Zittau ,
ben Neufretſcham und Schreibersdorf. In den gebirgigen Gegenden der Ober - Lauſis, an der 68
þeimiſchen und ſchleſiſchen Gränze, iſt zum Acker bau wenige Gelegenbeit. Die Heiden an der nies derlauſitiſchen und zum Theil an der ſchleſiſchen
Gránze, haben ſchlechten Boden , der wenig her: vor bringet, aber gute Jagden.
Das Gefilde iſt
theilsmager , theils ein fettes und ſehr eintrågli ches Marſchland, welches lezte man im Mittel punkt der Ober -Lauſi findet. In der Nieder Lauſik giebt es ſowohl Heiden, als fruchtbare Ge genden , und im Ganzen genommen , iſt die Pro vinz nurmittelmåßig fruchtbar, doch ſo , daß es
ihr an der Nothdurft des Lebens nicht fehlet. In beyden Markgrafthümern bauet man Roggen,
Weizen, Gerſte, Hafer, viel Heidekorn, auch Erba fen, Linſen, Bohnen und Hirſe; man hat auch Sdwaden, oder ſogenanntesManna . Der Flachs: bau iſt ziemlich gut. In Anſehung der Baum und Garten- Früchte, des Hopfen - Tabaf und Wein - Baues , hat die Nieder - Lauſiz vor der obern einen großen Vorzug. Man bauet etwas ro
then und weißen Wein , und der gubenſche Wein iſt der beſte. Dieſe Landesfrüchte reichen aber zur
Nothdurft der Einwohner nicht ganz hin, ſondern es wird noch Getreide, Obſt, Hopfen , Gartenges wachs
Ober- und Nieder - Lauſitz.
301
wachs und Wein in die Laufik eingeführet . Zur Beförderung der Bienenzudyt, hat ſich in der Obers Lauſig die ökonomiſche Bienengeſellſchaft, zuſam men gethan. Die Viehzucht iſt ganz anſehnlich, in der Ober - Lauſik ſind auch ganze und halbe ſpa niſche Schäferenen ,
weldie Wolle bringen , von
welcher der Stein (22 Pfund) der erſte io bis 12 . Thaler, und der zweyte 9 bis 10 Thaler koſtet. An Wildpret iſt kein Mangel : und die Flüſſe, Seen und Zeiche liefern mancherlen gute Fiſche. Hin und wieder findet man eine weiſſe, weißgraue und röthliche Thon - Erde, welde zu allerhand Ger ſchirren und Tabackspfeifen gebraucht wird , und Steinbrüche. Auf den Löbauer und Königsheya ner Feldern zeigen ſich Diamanten, die den bohei miſchen ähnlich ſind ,und in den Gegenden von . Lauban findet man zuweilen Agate und Jaſpiß. Ben Altdóberri, Zabeltiſ und Königsbrůck findet 'nan Kieſel (eigentlich Quarzgeſchiebe) die ſchön in die Augen fallen , wenn ſie geſchliffen ſind. Bey Senftenberg ſind hornartige Steine, als Chalce donien , Achate mo Carniole vorhanden . Ben Muſka iſt ein Alaunwerk ; und in dem Dorf Großs mehre in der Nieder + Laufik hat man Vitriot - und Kupferwaſſer, es finden ſich auch ſonſt einzeln und nierenweiſe Schwefel- und Vitriols Kiefe. Un unterſchiedenen Orten wird ziemlich guter Raſen . Eiſenſtein angetroffen, und in zwey Hammern, de ren ciner in der Herrſchaft Garutý, der andere eine Viertelmeile von Pförten iſt, bearbeitet ; das Eiſen aber iſt nicht zu verachten . Vermuthlid , könnten noch mehrere Eiſenhåmmer angeleget werden . An Ralf
302
Die Markgrafthümer
Kalkſtein Fehlt es nicht, wenigſtens find 24 Meile von Luckau oſtfüdwärts ben Weiſſac und eine hals be Meile von Lucau gegen Weſtnord Kalkfldke.
Die Geſundbrunnen ben Gutſdydorf, in der Herrſchaft Königsbrück , bey Ldbau, Zittau , zu
Schönberg, bey Lübben und Guben , ſind nid )t unerheblich.
În der Lauſią entſpringen folgende Flüſſe : 1 ) die Spree,wendiſch Sprowa,böhiniſchjŠpro, entſpringer in dem budiſſiniſchen Kreiſe, zwiſchen den zittauiſchen Dörfern Ebersbach und Gersdorf, nimmt den Fluß Schops auf, und fålt in der Mark Brandenburg ber Spandau in die Havel.
2) Die ſchwarze Elſter , entſtehet auch in dem budiſſiniſchen Kreiſe, nimmt bey Hoyerswerda das
ſchwarze Waſſer auf, und tritt in den meiſnis
ſchen Kreis. 3) Die Pulsnig entſtehet auch in dem budiſſiniſchen Kreiſe, oberhalb dem Stådt:
chen Pulsniß , und fållt ben Elſterwerda im meira niſchen Kreis in die ſchwarze Elſter. Andere Fleis nere übergehe ich. Die Weiſe entſpringet zwar in Böheim im Bunzlauer Kreiſe, fließt aber vor
nehmlich in der Lauſik, nimmtdie Wittge, Lu ba oder Lubus und andere Flüßchen auf, und er gießer ſich unterhalb Guben in die Oder.
Der
Queis fließet auf der Grånze von der Lauſik und Sduleſien ; und in demſelbenwerden zuweilen Pers
lenmuſcheln gefunden. Wahrſcheinlicher weiſe hat fich in ſehr alten Zeiten ein Buſen der Oſtſee durch
die Marf bis in die Nieder-Lauſią erſtrecket , und ſo kann man die bieſigen Verſteinerungen undFlóka oder Kalk - Gebirge am beſten erklären. S. 4 .
1
Ober - und Nieder - Lauſig.
303
§. 4. In der Ober -Lauſię zählet man 6 Ståde te , welche vorzüglich Städte , oder die Sechss ſtådte heißen , 16 Landſtådrchen und 7 Marktfles cen ; in der Niedern aber 4 Städte , die auf den
In der Nieder-Lauſig 50903
54882
177157 192028
192028
ill
Landtagen erſcheinen, 13 Landſtådte und 4Markt flecken. 1775 þat man gefunden männliche weibliche Perſonen In der Ober-Lauſik . 126254 137146
Zuſammen 369185 Menſchen. Nach einer andern Ungabe find 1785 vorhan den geweſen in der Ober- Lauſiß 336,348, und in der Nieder - Laufik 111,444 Menſchen , alſo in benden Provinzen 447892 Menſchen. Wenn dies ſe lekte Angabe zuverlåßig iſt, fo iſt jene falſch . Die ålteſtenEinwohner dieſes Landes, welde wir gewiß kennen, ſind die Semnoner oder Ses
noner, eine ſueviſche Nation, welche in der Obers Lauſik gewohnet, aber durch ihre angeſtellte Wan derung den Wandalen , und dieſe durch einen
gleichmåßigen Auszug , im 7ten Jahrhundert den Wenden , einem ſlawiſchen Volf, Plaß gemacht haben. Im 12ten Jahrhundert ſind auch aus den Niederlanden und vom Rhein neue Anbauer bies
her gekommen. Heutiges Tages ſind die Stådte faſt ganz mit deutſchen Einwohnern befeßt: auf den Dörfern aber ſind mehr Wenden als Deutſche zu finden . Die Wohnungen der Wenden fangen
ſich bey Löbau an, und erſtrecken ſich durch Ober #nd
304
Die
Markgrafthümer
und Nieder-Pauſig bis an die Mark Brandenburg. In der Ober- kauſik weiß man nichts von Leibei genſchaft, aber die Bauern leiſten gewiſſe Frohn dienſte. In den wendiſchen Dertern haben die Bauern mehrentheils Laſtgůther , find aber keine Leibeignen . Die Wenden in der Lauſik behalten die wendiſche Kleidung und Sprache beſtåndig bey : die lekte aber iſt nicht nur von andern flawonis ſchen Mund- und Schreib -Arten unterſchieden, ſon: Dern wird and, in der Ober- Lauſik nach einer ganz andern Mundart geſprochen , als
in der
Nieder
Lauſik, ſo daß die Ober- und Nieder - Lauſißer Wenden einander nicht gut verſtehen . Es iſt auch das Wendiſche, welches in der Ober- Lawik um Budiſſin , Löbau und Camenz geredet wird , ets was von demjenigen, welches in den Standesherr daften Hoyerswerda und Muſkau geſprochen wird , unterſchieden , z. E. das durchſtrichenel (t) wirð im budiſfiniſchen wie ein w , in den leştges dachten Herrſchaften aber wie ein wirkliches I aus geſprochen. Die Wenden nennen ſich Šſerbojo , in der einfachen Zahl Sferb , woraus der lateini fdye Name Sorabi, gemacht worden . Bende lau fibiſdie Haupt - Mundarten ſind wieder von derje : nigen , welche in der Herrſchaft Mußkau gewohn: lich iſt, und von der ſlawoniſch - wendiſchen Spra die, welche in Krain , Dalmatien, Croatien, Un garn und andern Ländern geredet wird , ſehr un terſchieden.
Das Haupt heißt ben BudiffinWo
wa, ben Mußkau Glowa , das Herz bey Budif fix Wutroba , in der Nieder - Laufig und bey Cot: bus,
1
Ober- und Nieder - Lauſik.
305
bus Butſchoba. Ja derOber - Lauſik find uns gefähr 449 wendiſche Dörfer. Ein jedes Markgrafthum hat zwenerley Stån: de , nåmlich Land und Städte, welche nachher ben
der Beſchreibung eines jeden Markgrafthums ge nauer abgehandelt werden ſollen . Hier iſt nur von
dem laufikiſden Adel etwas Allgemeines anzufühs ren. Einige adeliche Geflechteſtammen vermuth .
lich von den alten Slawen ab, wohin gemeiniglich diejenigen gerechnet werden, deren Namen ſich auf iß und zin endigen ; einige andere ſind ſo alt, oaß
man iğrenUrſprung kaum oðer gar nicht erforſchen kann , dahin z. E. die von Gersdorf gehören : die meiſten aber ſind entweder ſchon vor Älters, oder
in neuern Zeiten aus Böheim, Schleſien, Polen, Sachſen und unterſchiedenen andern deutſchen und auswärtigen Ländern , hieher gekommen, und auf: genommen worden. Wenn ein Ober -Lauſiker von
Adel fich in der Nieder - Lauſig ein Lehngut ankaus fet, wird er eben ſo wenig für einen fremden Auss lånder gehalten , als ein Nieder - Lauſiker in der
Ober - Lauſią dafür angeſehen wird ; welches 1689 und go von den Landſtånden bender Markgrafthů: mer gelegentlich aufs neue erklåret worden.
Š. 5. Von der chriſtlichen Lehre, iſt den hies ſigen Wenden zuerſt im gten Jahrhundert etwas weniges bekannt gemacht worden : es dauerte aber
unterſchiedene Jahrhunderte, ehe ſie unter den Geg horſam der römiſchen Kirche gebracht werden konn ten , und der dabey gebrauchte Zwang, mußte ſie nothwendig erbittern , ob er ſie gleich zum Theil gu Heuchlern machte . Dom inten Jahrhundert t an s Th. 7A .
306
Die
Markgrafthümer
an wurden viele Kloſter und Kirchen im Lande er bauet , durch welche das Chriſtenthum unter den Wenden ausgebreitet werden ſollte , deſſen wahre Beſchaffenheit ihnen aber doch ſowohl, als den åbris gen Einwohnern des Landes , noch ſehr lange une bekannt blieb. D. Luthers Lehre , fand ſchon 1521 fowohl in der Ober- als Nieder - Laufik Beyfall, welche ſich nach und nad, dergeſtalt ausbreitete , daß die evangeliſch -lutheriſche Rirche die herrs ſchende ward, wie ſie es denn auch noch iſt. In der Ober- Lauſik find 40 bis 50000 evangeliſche Wenden , welche 62 Kirchen haben , in denen in ihrer Sprache geprediget wird. Ein Theil der Benden ,
der etwa 8000 Seelen ausmacht,
iſt
rômiſch - katholiſch , und hat 10 Kirchen , Kapel. len und Oratoria . Im Jahr 1722 haben ſich wels de von den vereinigten evangeliſchen Bru dern , deren oben S. 146. gedadyt worden , aus Böheim und Mähren in der Nieder - Lauſik einges funden , und den Ort Herrenhuth erbauet. Sie haben ſich von der Zeit an nidyt nur daſelbſt vers mehret, ſondern auch ein Anſehen erhalten , wels . ches die daſige evangeliſche Kirche ſehr aufmerkſam gemacht hat. 1950'ergieng an den damaligen Ober - Umtshauptmann zu Budiſſin , Grafen von Gersdorf, ein königliches Schreiben , des Inhalts, daß die in der Ober -Lauſik beſindlichen Brüder. gemeinen in der Qualitåt augsburgiſcher Confeſ fionsvermandten und getreuer Unterthanen , ferner geduldet und geſchůßet , auch in Hoffnung ihres Fernern rnhigen und anſtändigen Betragens , foe wohl des wirklichen Genuſſes der ihnen verſpro chenen
Ober- und Nieder - Lauſik. 1
1
?
307
denen Freyheiten und Rechte theilhaftig genache werden , als auch ferner überzeugende Merkmale landesfürſtlicher Huld und Gnade bekommen ſolls ten. Unterſchiedene Glieder dieſer Brüdergemeine
befigen anſehnliche Rittergüter in der Ober - Caste ſik , und haben , gleich andern Landſtånden , obrigkeitliche Gewalt, und das Kirchenpatronat.
S. 6. Die Gelehrſamkeit wird in beyden
F
3
Markgrafthümern geliebetund geachtet, und ſie gas ben manchen berühmten Gelehrten geliefert. Die Ober-Lauſik kann ſich eines Vorzugs růhmen . Jm Izten Jahrhundert fieng die grobe Unwiſſenheit an daſelbſt zu verſchwinden , und bis 1450 fand fich eine Art der Gelehrfamikeit nach und nach mit den Kidſtern ein. Von 1450 bis zu der Kirchens verbeſſerung wuchs ſie noch mehr; denn es kamen aus fremden Ländern Gelehrte an, welche Bücher und Wiſſenſchaften mitbrachten , und die Schulen wurden verbeſſert. Von der Zeit an hat die Obere Lauſig von ihren Kindern fremden Ländern Ges tehrte mitgetheilet, die in Kirchen und Schus len , auf Univerſitåten und an fürſtl. und königl.
Höfen , gebrauchet worden. Die Gelehrſamkeit bekam aber doch erſt nach der Kirchenverbeſſerung eine geſunde Geſtalt, und ſeitdem iſt ſie in der
Ober -Laufig zu einem nicht geringen Unſehen ge
1
1
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#
ſtiegen. Unter den Schulen in den 6 Städten , thun ſich vornehmlich die Gymnaſien zu Görlik, Budiffin und Zittau hervor , und bey den Schu len ſind gute Stipendien. Die Buchdruckereyen find auch vermehret und verbeſſert worden. In
der Nieders Lauſi find auch einige gute Schu: M
lent,
Die Markgrafthümer
308
len , und für die Studirenden unterſchiedene Sti: pendien .
Denn es haben nicht allein die Stände
dergleichen für Adeliche und Bürgerliche ausge macht, und die Stådte einige beſtimmt, ſondern es ſind auch Familien -Stipendien vorhanden, wos durd, der Fleiß junger Leute ermuntert und unters halten wird , und ſie Gelegenheit bekommen , fich zum Dienſt des Landes geſchickt zu machen.
8.7 . Ohne Manufacturen, konnte die Lauſikiş. re Einwohner nicht ernähren : ſie hat aber an den zahlreichen und guten Wollen- und Leinen -Mas nufakturen , ein wichtiges Nahrungsmittel; und dieſe ſind vornehmlich in der Ober-Lauſią im Gan ge. Die Tuchmanufakturen ſind die älteſten ; denn ſie ſind ſchon im 13ten Jahrhundert in unter ſchiedenen Städten vorhanden geweſen, und haben dieſelben empor gebracht. Die Stadt Görlik al
lein ,hat vormals durchden Tuchhandel mehr als eine Tonne Goldes jährlid, aus den benachbarten Låndern an ſich gezogen. Die Manufakturen find
aber ſeþr geſchwächet worden , nadıdem die Auss fuhr der Tücher in die brandenburgiſchen und dftreje chiſchen Lånder , verboten worden. Sonſt ſind die laufikiſhen Tücher von unterſchiedener Art,
und die beſten geben den holländiſchen wenig nach. Zu Budiffin und in der umliegenden Gegend, wers den ſehr viele Strümpfe, Camaſchev, Müßen und Handſchuhe verfertiget. Die Leinenmanufak: turen ſind auch wichtig , und in der Ober - Laufik am anſehnlichſten. Das Verfahren der Kaiſer Fers dinand II, III und Leopold gegen die Proteſtanten
in Böheim und Schleſien, veranlaſſete eine große Men
1
Ober- und Nieder - Lauſią.
309
Menge Menſchen , fidy nach der Ober - Laufik zu begeben, welche die an den Gränzen dieſer Länder, größtentheils im Gebirge gelegenen Dörfer, ſtarf anbaueten, und mehrentheils das ſeinweber-Hand Von dieſer Zeit, das iſt, von 1623 werk trieben . an , bekam das Land ein ganz anderes und beſſe res Anſehen ; denn es ward volfreicher undvermos gender , und dieſe neuen Einwohner, veren Nachs kommen ſo angewachſen, ſind der Grund der nach maligen großen Uusbreitung der Leinwandmanus fafturen und des Handels in der Ober - Lauſik, die vornehmlich zwiſchen 1660 und 1690 erfolget iſt. Es werden aber in der Lauſik allerley Leinwande, von ungebleichtem und gebleichtem Garn, gemeine und feine, imgleichen die ſchönſten weiſſen Dama ſte zu Tafel- und Bett - Zeugen , und weiſſe Zwil Da aber ſeit mehreren Jahren liche, verfertiget. der Abſak mancher Art roher und weiſſer Leinwand, abgenommen hat, hingegen die gefärbten, bunten, modulirten und gedruckten Arten mehr geſuchet worden : ſo hat ſoldes zu einem neuen Verdienſt, und zur Verbeſſerung dieſer Arbeit Anlaß gegeben , welche überaus (dydn gemacherwird . Die Schwarz und Schön - Fårbereyen ernähren auch viel Men = fchen. Außerdein giebt es in der Lauſik gute Huth: Leder - Papier - Pulver - Eiſen - und Glas - Manus fakturen , und Wachsbleichen , nebſt andern Ar beiten der Künſtler und Handwerksleute. 9. 8. Mit dieſen Manufakturwaaren , inſons Berheit den Tüchern und Leinwanden , wird ein wichtiger Sandel getrieben , der zwar nicht mehr ſo anſehnlich iſt, als er ehedeſſen geweſen, aber doch nocy U 3
310
Die Markgrafthümer
noch viel auf ſich hat , und der Lauſik große Vors theile bringet, weil er die Einfuhr an Wolfe, Garn und Seide, welche zu den Manufakturen gebraus chet wird, an ausländiſchen ſeidenen und wollenen Manufakturwaaren , goldenen und ſilbernen Tref: ſen , Spißen sc. an Weinen, Specereyen, Getrais de, friſchem und gebackenem
Obſt, Gartengewäch
ſen und Hopfen , übertrifft. Der Großhandel mit Leinewand , hat 1684 den Anfang genommen . Wegen der Handwerker und des Leinewand
Handels auf den Dörfern, ſind zwiſchen den Stád ten und Landſtånden vieljährige Streitigkeiten ges weſen , die auch 1712 und 14 Commiſſionen vers urſachet haben . Die 6 Städte in der Ober - Lau fik , berufen ſich auf die 1682 , 83 , 84 , 1706 und 1708 ergangenen landesherrſchaftlichen Reſcripte, durch welche der Großhandel den Landleuten und allen andern , die nicht darauf ausgelernet haben , ben Strafe der Confifcation verboten ſen. Allein, die Landſtånde behaupten , daß die mehreſten auf cinſeitige Vorſtellungen der Kaufleute in den 6 Städten erfolget , und daß das Refcript von 1682 , auf welches ſie ſich am meiſten gründen , dem Lande niemals bekannt gemacht worden ſery. Sie berufen ſich auf ein rechtskräftig gewordenes Urtheil des Appellationsgerichts zu Dresden von 1674, durch welches das Land in der Beſik des freyen Leinewandhandels geſchüket worden , und auf andere Verordnungen und Gründe, welche den Landhandel nothwendig und nůßlich machten ; und behaupten, daß der Leinewandhandel ein allgemei nes Naþrungsmittel fey, woran Land und Städte, als
11
si
Ober- und Nieder - Lauſit .
311
Glieder eines politiſchen Körpers , Antheil zu neh men berechtiget waren . 9. 9. Die Geſchichte dieſer beyden Marf
grafthümer , muß nidyt mit einander verinenget werden . Die jeßige Ober - Lauſig , hat evedeſs ſen zu Böheim gehöret , und iſt alſo von den Hers zogen und Königen deſſelben beherrſchet worden ; dod , hat die Stadt Budiſſin , nebſt dem Strich Lans des riiſin (der fid , von Noffen in Meißen bis gen Budiſſin erſtrecket Hat ,) eine Zeitlang, nåmlich in der lekten Hälfte des riten , und erſten Hälfte des 12 ten Jahrhunderts , dem Grafen von Groikſch gehöret. Der König Wenzel Ottocar , gab ſeiner Tochter Beatrice , als dieſelbe 1231 den Markgras fen von Brandenburg , Otto den Frommen, beira thete , die Städte Budiſſin , Gorlik, Lauban und Löbau , nebſt den dazu gehörigen Diſtricten , mit, und dieſer Markgraf bekam auch Camenz und Ruh land, als Mechtildis , des Churfürſten zu Brans denburg Albert II Gemahlinn , ſtarb , welche dieſe Stadt Oerter ihrem Gemahl zugebracht hatte. Die Zittau , nebſt ihrein Diſtrict, blieb mit der Krone Boheim vereiniget. Was ungefähr ſeit 1466 die Ober -Lauſiz heißet , das nennte man vorher die ſechs Lande und Stadte . S. oben S. 299. Der erſte Markgraf von der Tieder - Lauſiß , Gero , iſt von dem deutſchen König Heinrich I im Jahr 931 ernennet, und von Otto dem Großen be. Der Markgraf von Brandens ſtåtiget worden . burg, Johann III , brachte einen Theil der Nieder Lauſik , und deſſelben Bruder , der Churfürſt und Markgraf Waldemar I, den übrigen Theil an ſich , und U 4
312
Die Markgrafthümer
und beherrſchte die ganze Ober- und Nieder- Laufig. Allein , nach ſeinem 1319 erfolgtem Tod , begab fich die Ober-Laxfiş freywillig unter boheimiſchen Schuß; und König Johann von Lúkelburg, ward
im gedachten Jahr 1319 von dem Kaiſer Ludwig aus Bayern mit derſelben belehnet : doch ward fie erſt 1355 von dem Kaiſer Karl IV der Krone
Biheim völlig einverleibet, und eben derſelbe nahm 1370 gleiche Einverleibung mit der gekauften Nies der - Lauſik vor , von welcher aber 1461 und 1550 einige Städte und Diſtricte an Churbrandenburg abgetreten worden. 1623 wurden die Markgrafs thümer Ober- und Nieder -Lauſik von dem Kaiſer
Ferdinand II, als bóheimiſche Lehen, an den Churs fürſten zu Sachſen , Johann Georg , für die 72 Connen Goldes Unkoſten , weldze derſelbe aufges
wendet, alser dein Kaiſer wider die Böhmen Hüls fe geleiſtet, Pfandweiſe, 1635 aber durch den Pras
ger Frieden völlig , mit vollkommener Landesho heit , und erblich , jedoch Lehnweiſe, und zu einem rechten Mannlehn , abgetreten , und 1636 einge råumet. Der Kaiſer bedung ſich aber für ſich und
feine Nachfolger auf dem båheimiſchen Thron, die Benbehaltung und Führung des Titels und Was pens von der Lauſik aus, jedoch dieſec Uebergabe ganz unbeſchadet. Churfürft Johann Georg ver machte 1562 durch ſein Teſtament die Ober-Lauſik
ſeinem Nad folger in der Churwürde, die Nieders Lauſiß aber dem Apminiſtrator des Stifts Merſes bnrg, Herzog Chriſtian I. Als Konig und Chur
fürſt Friedrich AuguſtIII, die Stiftsregierung 1738 übernahm , wurde die Nieder - Lauſig wieder mit dem
Ober- und Nieder - Lauſik . :
813
dem Churhauſe verbunden , welches ſeit der Zeit wieder beyde Markgrafthümer beherrſchet, die aber den alten churfürſtl. Erblanden nicht einverleibet find, ſondern ganz abgeſonderte Länder ſind und bleiben. S. 10. Dieſe benden Markgrafthümer ſind in Anſehung der Landesverfaſſung , der Regierung, des juris collectandi und der Abgaben merflich yor einander unterſchieden , und was inſonderheit die landesherrfdjafel. Einfünfte von denſelben anbe trifft, so haben ſie ſich nie gern in einen verhålt: nißmäßigen Anſchlag bringen laſſen wollen , ſon dern die Stände eines jeden Markgrafthums ga ben ſich eine freye Bewilligung vorbehalten . Der Rang der beyden Markgrafthümer unter einander, ſcheinet ehedeſſen zweifelhaft geweſen zu ſeyn : es hat aber ſchon ſeit langer Zeit das obere den Vor gang vor dem niedern . . 11.
Dar Wapen des Markgrafthums
Ober - Lauſit , iſt eine goldeneMauer mitſchwar. gen Mauerſtrichen, auf Zinnen -Art gebauet , im blauen Felde, und der Wapenſchild trågt einen ge Fronten Helm , auf welchem die goldene Mauer, nebſt z laſurblauen Adlersflügeln , ſtehet.
Das
Wapen des Markgrafthums Vieder - Lan : fis , iſt ein rother Ochre im weißen Felde, welcher von der Linken zur Rechten ſtehet. Nunmehr folget die beſondere und genauere Beſchreibung der Verfaſſung und merkwürdigſten Derter eines jeden Markgrafthums.
U
5
I. Das
314 Das Markgrafthum Ober-Lauſit.
I. Das Markgrafthum Ober-Lauſis. $.
I.
Es hat daſſelbe zwenerler Stånde, nåmlich Land und Stadte.
I. Die Landſtånde heilen ſich ein : 1. In Serren , weiche auch Standesherren, Proceres, Domini, Majores, auf böhmiſch Ro
rauſewny Pani Wetſy, genennet werden , und ihre Afterlehnleute oder Untervafaller , und eige ne Gerichte haben. Solche ſind die Beſiker der
4 Standesherrſchaften Hoyerswerda, Kidnigsbrid , Mußkau und Seidenberg.
2. In Prélaten , welche ſind: L -er Dechant zu Budiffin, die Hebtiſſinnen zu Marienſtern und Marienthal , und die Priorinn zu Lau
ban. Als dein Churhauſe Sachſen 1635 die Mark: grafthümer völlig abgetreten wurden , verſprach daſſelbe in dem Prager Receß, die Stifter und Klo fter bey ihren Privilegien und Rechten , inſonders heit ben ihrer Befreyung in geiſtlichen Dingen von allem weltlichen Gericht, zu ſchůken, aud; den ors dentlichen und General - Viſitationen ihre Unterſu chung und Xufficht zu laſſen . Permöge eben die fes Neceſſes, hat der jedesmalige König zu Bd. heim das Ober - Schußrecht über die katholiſchen
Stifter, Keldſter urto Geiſtlichkeit in þenden Mark. grafthümern , das ſich aber nur auf gottes dienſtliche Sachen erſtrecket; denn in allen übrigen find fie der Landeshoheit unterworfen . Daher ſchi det der König von Böheim zu den Wahlen der
Vorſteher des Domkapitels zu Budiſfin , und der Stif
Einleitung .
315
Stifter Marienſtern und Marienthal , einen Be vollmächtigten ab, in deſſen Gegenwart ſie geſche hen . Wenn ſie zum Stande gekommen ſind, wird der König zu Böheim als Beſchüßer und Advocat um die Beſtätigung erſuchet. Die Wahl eines
"
neuen Dechantın zu Budiſfin , wird auch dem Chur fürſten zu Sachſen geziemend angezeiget, und der's felbe , als Landesherr , um die Beſtätigung gebe then , ihm auch von dem Neuerwählten die Erb huldigungspflidt geleiſtet. Der Dechant zu Bu diſti:, verrichtet die Huldigung ordentlicher Wei ſe bey dein Oberamt, und ſtellet ſich alsdann zur Bezeigung ſeiner allergehorſamſten Unterwürfig Feit , zu Dresden dem Churfürſten perſönlich : es haben aber einige neue Dechanten geſucht, die. Leh :15pflicht zu Dresden vor dem geheimen Rathss collegio abzulegen , anch die Erlaubniß dazu als eine beſondere Gnade , die den Geredytſamen des Oberamts nicht nachtheilig feyn rolle , erlanget. In dem Domkapitels - Gericht, hat der Dechant den Vorſik . ' Der Stiftsſyndicus muß alleinal der . evangeliſchen Kirche zugethan feyn . Die Kidſter Marienſtern und Marienthal, leiſten dem Chur: fürſten , wenn er die markgräfliche Regierung an tritt, durch ihre ſogenannten Próbſte die Huldi: gung . Sie werden von dem Abt zu Olieg in Bo
+ heim in Anſehung der geiſtlichen Sachen unterſucht, der auch die ſtatutenmäßig geſchehene Wahl der Aebtiſſinnen, dem Könige zu Bðheim anzei get, und um gnådige Beſtårigung derſelben bittet. Jedes dieſer beyden Kldſter hat die Ober- und Uns tergerichte, und einen Evangeliſchen von Adelaus der
316 Das Markgrafthum Ober-Lauſitz, der ober - lauſißiſchen Ritterſchaft zum Kloſter vogt , der von dem Stift mit Vorwiſſen des
Landesherrn beſtellet und beſoldet, und auf ben Landtagen zu Siß und Stiinme öffentlich aufge: nommen wird. Es kommt ihm der Vorſie in dem
kidſterlichen Gericht, nebſt andern Gerechtſamen, zu : er wird aber fehr davon verdrångt, und man
ſucht die innerlichen Flöſterlichen Angelegenheiten des Kloſters, und die Beſchaffenheit und Verwals tung der Kloſtergåter, aufs möglichſte vor ihm zu verbergen. Die Priorinn zu Lauban wird von dem Convent in Gegenwart des Dechanten zu Bus
diffin , der Probſt des Kloſters iſt, erwählet, und feine Beſtätigung von dem König zu Bdheim
geſucht. Gedachter Dechant unterſucht audy das Kloſter ganz allein , und verordnet demſelben aus den Chorherren zu Budiſſin gewiſſe Beichtvåter.
Zur Verwaltung der Gerichte dieſes Kloſters , it ein öffentlicher Amtinann beſtellet.
3. In Ritterſchaft und Mannſchaft. Dies
fe beſtehet aus den gråfliden , freyherrlichen, ade lichen und bürgerlichen Beſikern der Ritter - und Lehn-Güter. 1769 warenhier 2 1 gråfliche, 14 frey: herrliche, und 87 adeliche Familien anſäſſig. In
der Ober -Lauſig iſtdas eigentliche Indigenat- oder Landmannſchafts - Recht nie gewöhnlich geweſen, fondern , wenn entweder ein Fremder oder Nieders
Lauſiger von Adel fich hieſelbſt ein Rittergut ans kaufen wollen , iſt folches ihm niemals verwehret,
noch hierzu eine beſondere Bewilligung und Geld zahlung erfordert worden ; doch muß er, von Al
ters ber, den Landſtånden einen zulånglichen Stamms
Einleitung
317
Stammbaum überliefern , und von denſelben 8f fentlich aufgenommen werden , wenn er auf den Landtagen erſcheinen will : denn ſie ħaben 1503 und 1541 beſchloſſen , niemanden in ihr Mittel aufzunehmen , als einen vierſchildigen Ritter ; und vor der öffentlichen Aufnabıne findet man ſchon in dem Lehnsvertragivon 1619 eine Spur. Wenn eine bürgerliche Perſon ein Rittergut kaufet, muß ſie auf dem Landtage erſcheinen , und einen gies vers von ſich ſtellen , daß ſie, bey fünftigem Wies derkauf des Gutes , folches den Landſtånden zue nächſt anbieten wolle .
II. Zu den Städten gehören die uninittelbas ren landesherrlichen Städte , welche vorzüglich Stådte , oder die Sechsſtadce heißen, auch fós nigl. und churfürſtl. Weichbildſtådte genennet worx den ſind . Sie folgen in dieſer Ordnung : Budif ſin , Görlit , Zittau , Lauban , Camenz und Löbau ; und die 3 erſten werden die vorherges henden Städte genennet. ' Dieſe 6 Stådte has ben ihre Privilegien und Frenheiten unmittelbar von dem Landesherrn ; und es find ſolche theils bloße Begnadigungen , theils erkaufet, theils von vermiſchter Art. Ihr Anſehen iſt vom i zten Jahr hundert an zu rechnen , da ſie anfiengen , ſich mit einander zu verbinden , welches auch der Adel wis der die Städte that. Unter den Kaiſern Karl IV , Wenzel (von welchem ſie viele Privilegien erkaus fet haben,) und Sigismund, ſtieg ihr Anſehen noch höher , und ſie hatten in den Feldzügen ſogar ihre Sie ſind aber zweymal in des eigene Rennfahne. Landesherrn Ungnade verfallen , nåmlich in dem (mal
318 Das Markgrafthum Ober-Lauſie. kaldiſchen Kriege 1547 , und in dem 3ojėhrigen Kriege 1620 ; die erſte fam ihnen hoch zu ſtehen ; die zweyte aber ward durch Churſadyfens Fürbitte gehoben. Ihre wichtigſten Privilegien ſind, daß
ſie den zweyten Stand dieſesMarkgrafthums auss machen ; die freye Religionsübung , nebſt den das · mit verbundenen Rechten , haben ; die freye Ver waltung der Stadtgüter, wenn die Bürgermeis ſter und Rathmånner redlich und gewiſſenhaft das ben verfahren; die erſte Inſta ::z; die Obergerichtss barkeit und der Fiſcus der Strafen ; daß die Bür:
ger und Unterthanen den Råthen gehorſam fenn müſſen ; die frene Rathswahl, aufwelche jedod der Herr Landesvogt und Landeshauptman Acht zu haben befehliget worden ; die Raths-Stadtkels ler haben den Weinſchank, auch zum Theil den fremden Bierſchank, ,und den freyen Salzflank u. f. 10. Budiſſinhat das Recht, Statutenund Ordnungen zu machen und zu verändern, auch un mittelbar an den Landesherrn zu apelliren ; und die übrigen Städte wollen ſich daſſelbe auch zueig
nen. Die Sechsſtådte haben noch andere Privis legien , und behaupten , unterſchiedene zu baben.
Zwiſchen ihnen und dem Lande , find wegen der
Braunahrung , Handwerker, Handlung und an. Berer Dinge , vieljährige Streitigkeiten . Der ans
gezeigten Frenheiten ungeachtet, ſind die Sechos ſtådte keine Freyſtådte, ſondern Land- und Fürſtens
ſtådte, deren Unterwürfigkeit die Formel des Huldi: gungseides genugſam anzeiget. Sie haltenihre Zus ſammenkünfte in der Stadt Löbau , dabin die Zuſams
menberufung durch die Stadt Budiſſin geſchiebet. $. 2.
Einleitung .
319
$ . 2. Dieſe 2 Stände des
Markgrafthums,
vermoge des pragiſchen Vertrags von 1534 , und der ferdinandiſchen Entſcheidung von 1544, bey allen Berathfchlagungen über die ge. meinen Landesangelegenheiten , 2 Stimmen aus, machen ,
nämlich die Stände vom Lande die eine , und die Sie helfen vereinigten Sechsſtådte die zweyte. alles , was des Landes allgemeinen Nußen und Wohlfahrt angehet, beratöldılagen, beſchließen und verordnen , und ohne ihre eingeholte Meynung und freye Bewilligung, kann keine Steuerabgas be angeleget, noch ſonſt etwas , das der Verfaſe fung des Markgrafthums entgegen ſtehet , geſches ben , oder zugelaſſen werden . S. 3. Das Markgrafthun wird in den budiſ ſiniſchen und gårlitiſchen Kreis abgetheilet, ju deren jedem wieder beſondere Kreiſe geboren . In jedem diefer beſondern Hauptfreiſe, ſind die oben ($ . 1.) gedachten zweyerlen Stande. Die Lands ſtånde theilen ſich in einem jeden in den engern und weitern Ausſchuß , und in die übrige Rit : terſchaft ; und von ihnen werden die Landesbe. diente ihres Kreiſes ohne Zuziehung der Landſtåne de des andern Kreiſes, erwählet. Den ſtådtiſchen Stand , machen die Råthe der einem jeden Kreiſe einverleihten 3 Secheſtádte aus , welche zu den Landtagen ihre Abgeordnete ſchicken. . 4. Dieſe Stånde verſammlen fick auf den Landtagen. Solche find : : 1) gewöhnliche und or. dentliche des ganzen Markgrafthums, welche ohne Zuſammenberufung jährlich dreymal zu Budiſſin gehalten , und am Mentage nach Oculi, am Bar tholo :
320 Das Markgräfthum Ober-Lauſit . tholoinåus Cage ( am 24ten Aug.) und am Tage Eliſabeth (am 19. Nov.) angefangen werden, und
die wiúkührlichen Landtageheißen ;imglei den der Landtag nad, dem Feſt der Heil. Dreykds nige, der zu Görlik gehalten wird , und dazu die Stände vom Lande durd, ein offenes Ausſchreis ben des Kreisamts zuſaminen berufen werden.
2) Áußerordentliche, wenn die Stände entweder auf Befehl des Landesherrn durch das Oberamt zu ſammen berufen werden, um ſich über gewiſſe Fors
derungen , die durd abgeſchickte Commiſſarien vorgetragen werden, zu berathſchlagen , oder der
Einführung eines neuen Landvogts benzuwohnen ; oder wenn die Landesålteſten wegen wichtiger Lan- . desangelegenheiten , die keinen Aufſchub teiden, die Aemter zu Budiſſik und Görlik uin eine ſoldie
Zuſammenberufung erſuchen. Zu dieſen außerors deutlichen Landtagen werden die Beſitßer derStan desherrſchaften durch beſondere Schreiben , und die übrigen vierſchildigen adelichen Beſiker der Rittergåter , durch offene Briefe berufen . Die
Ausſchußs Verſammlungen beyder Stånde, werden , wenn ſienöthig ſind, durch die Landesålte:
ſten des budiſſiniſchen Kreiſes ausgeſchrieben. S. 5. Die Landesbeamte undBediente, iver: den theils von dem Landesherrn , theils von den Stånden erwählet und beſtellet. Der Lanovogt,
als der höchſte Landesbeamte , wird von dem Lan desfürſten beſtellet, und gat ſeinen Siz ordentli.
cherweiſe zu Budiſſin. Er wird auf einem dahin ausgeſchriebenen Landtage eingeführet, nachdem er vorher den Stånden einen beſiegelten Revers AUS:
Einleitung .
321
ausgeſtellet hat, daß er alle und jede ben allen ih. ren Rechten , Briefen , Privilegien , Handfeſten , Gnaden , Gerichten , Freyheiten und guten Ges wohnheiten , die ſie von Alters her von Kaiſern, Königen, Fürſten und Herren wohlerworben, bers gebracht und gebrauchet haben, feſtiglich erhalten,
3
Land, Stådte und Straßen ſchůken , und die Stån. de nadly ihrem Rath init Hauptleuten verſorgen molle. Dieſer Revers iſt ſeit 1420 gewohnlich ges wefen .
Er bekommt von dem Landesfürſten eine
Anweiſung , wie er ſich zu verhalten habe, (welche Kaiſer Ferdinand I im Jahr 1561 zuerſt ertheilet hat,) und darinn er unter andern angewieſen wird, die Obergerichte, Hof- und Land-Gerichte und allen gerichtlichen Proceß, in des Landesfürſten Namen zu handeln und zu verwalten ; die Leben in Gegen . wart des Landeshauptmanns zu verleihen , eben demſelben zur Ausrichtung der ihm ertheilten An. weiſung behůlflid, zu ſeyn , aber in deſſelben Amt eben ſo wenig Eingriffe zu thun , als dieſer in das feinige. Er verſorget das Land mit Rath und Wiſſen der Stånde ( als welche das Wahlrecht hai ben) mit Hauptleuten in den benden Aemtern zu Budiſſin und Görliß , beſtellet auch den Hofridyter , und ' Kanzler. Wenn die Stånde ihre Gerichte misbrauchen , ſoll er die Mitgerichtsbarkeit haben . Er beſorget auch die Einquartirung 2. Von 1737 an hat der Churprinz das hohe landvogteyliche Amt bekleidet: 1764 aber iſt ein churfürſtlicher Mini ſter zum Landvogt beſtellet worden . Der Lana Deshauptmann wird aus 6 tůchtigen Perſonen Des Herren- und Ritter -Standes , welche die Lands 5 Th.7
.
ſtande,
322
Das Markgrafthum Ober- Laufiz.
ſtånde, vermoge eines 1603 von dem Kaiſer Ru : Dolph II für 7000 Rthaler erlangten Privilegiums, dem Landesfürſten vorgeſchlagen , von demſelben etwåhlet , und zu dem Ende beſtellet, daß er alle loudesherrſchaftliche Gefälle , Einfünfte und Nu kungen in dein Markgrafthum heben und verwal ten ſolle ; - zu welchem Zweck ihm auch von dem ein Gegenhindler ritterlichen Landesfürſten Standes zugeordnet wird . Er verſiehet die 6 Stád te , die landesherrlichen Kammergüter, die geiſt und weltlichen Burgieben , neben dem Landvegt. Er ſiehet auch dahin , daß den landesherrlichen Statuten und Ordnungen in den Städten nachges lebet , und die Gerechtigkeit gebührend gehandha: bet werde ; und giebt , nebſt dem Landvogt, dar auf Adt, daß tüchtige Perſonen zu Bürgermei ſtern und Råthen beſtellet werden . Der Ram merprocurator wird auch von dem Landesherrn gerekt. Der Ober -Amtshauptmann des budiſſini ſchen Kreiſes, wird von dem engern Ausſchuß (9.2 .), vermoge eines Landtagsſchluſſes von 1675 , nach uralter Gewohnheit einzig und allein aus dein Mits tel des engern und weitern Ausſchuſſes erwählet, und zwar ſo , daß zuerſt 5 Perſonen , und aus die fen wieder 3 durch die Mehrheit der Stiminen er nannt werden , aus welchen die Landſtånde einen Ober - Amtshauptmann erwählen ; welche Wahl Hierauf den Abgeordneten der 3 einverleibten Stads te angezeiget wird , um ihre Stimine auch zu vers nehmen . Wenn ſie nun dieſeltige dem Neuerwähl ten auch gegeben haben, wird demſelben durcı De putir :
1
Einleitung ..
323 .
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putirte vom engern und weitern Ausſchuß, von der Ritterſchaft und von den Abgeordneten der Stidte , die auf ihn gefallene Wahl eröffnet , und derſelbe erſudjet , dieſes Amt bis auf landesherrſchaftliche Genehmhaltung zu übernehmen. Der Amts hauptmann des Górlikziſdyen Kreiſes , wird auf gleiche Weiſe erwählt. Die 2 Landesélteſten eines jeden Kreiſes,
werden von der Landſchaft
deſſelben auf den Landtagen aus der Ritterfelyafe erwählet, und von dem Landvogt beſiåriget. Sie werden für des Landes Våter und Vorſteher ge halten, und ihre Amtsverrichtungen auf den Lands tagen , bey den Kreisämtern , und bey dem Obers amé c . ſind weitläuftig und wicytig. Der Lan desbeſtallter wird von beyden Kreiſen zugleich, jedoch wedſelsweiſe, nad ) Inhalt des hierüber zu Budiſſin 1665 errichteten Vergleids, aus dem Rita terſtand erwåhlet, imd führer auf den allgeineinen Landtagen im Namen der Stande das Wort und die Feder. Der Landfyndicus, oder der Conſus lent der Landſtånde iſt ein Rechtsgelehrter bürgers lichen Standes . S. 6. Sowohl zu Budiſſin , als Görlik, iſt ein Kreisamt, vor meldjes alle Rechts- und Lehn
fachen eines jeden Kreiſes in der erſten Inſtanz ges In jenem igen , außer dem Ober Amts . hören . hauptmann, die 2 Landesålteſten des budiſſiniſchert Kreiſes, und die Abgeordneten der 3 Sechsſtadte ; in dieſem , auſſer dem Amtshauptmann, die 2 Lans desålteſten des gårlißiſchen Kreiſes , und die Ab Es wird auch in geordneten der 3 Sechsſtådte. dieſem Markgrafthum nach uraltem Gebrauch ein E 2 Bof
324
Das Markgrafthum Ober -Lauſik.
Sofgericht gehalten, vor welches Vermächtniſſe, Verzichte, Aufgebothe und andere gerichtliche Sas chen gehören . In dem budiſſiniſchen Kreiſe bes ſtellet der Landvogt einen beſondern Hofrichteraus der Ritterſchaft , der das Hofgeridyt jährlich drey mal , nåmlich um die Zeit der willkührlichen Landtage', hålt ; und im görlißiſchen Kreiſe, hålt es der Amtshauptmann , ſo oft es nöthig iſt und verlanget wird, berde aber halten es mit Zuziehung dreyer Benſiker , welche von den Landſtånden ers wåblet werden . Ein Hofrichter hat bey der Ver regung und Verkaufung der Güter Udt zu haben , daß dieſelben den Mitbelehnten vor andern gegóns net und gelaſſen werden ; er inuß auch auf die Cris minalſachen , die unter dem Adel vorfallen, achten . Das hochlibliche Oberamt und Judicium or dinarium der hoch - und wohlverordneten von Land und Städten, wird zu Budiſſin auf dem Schloß Ortenburg, jährlich drey mal, nåmlich nach geendigten willkührlichen Landtagen ($: 3.), gebals ten , und ſoll 1505 feinen Anfang genommen has ben. In demſelben hat der Herr Landvogt den Vorſik , in deſſen Namen den Verordneten ' von Land und Städten die Urtheile und gerichtlichen Beſcheide eröffnet , und, mit Vorbehalt, oder Äp pellation an den Landesfürſten, geſprochen und aus. gefertiget werden . Nach demſelben hat der lans deshauptmann die nächſte Stelle . Die Benfiker ſind: der Ober - Umtshauptmann und der Amts hauptmann ; die 4 Landesålteſten bender Kreiſe ; 4 Perſonen aus der Ritterſchaft eines jeden Kreis ſes , und die 9 Abgeordneten der Sechsſtädte. Dems
Einleitung.
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Demſelben find alle Landfaſſen , ihre Unterthanen und die Bürger in den Stådten, unterworfen, und die Handlungen , welche vor daſſelbe kommen , ſind: wenn von des Landvogts , beyder Hauptleus te und den Hofgerichts- Abrhieden , von der Geiſt lichkeit in weltlichen Sachen , von den Urtheilen in den adelichen Gericiten und der Råthe in den Ståds ten , apelliret wird ; wenn der Landvogt einen aus der Stånde Mittel , oder einer aus den Ständen den Landvogt in Anſpruch nimmt ; wenn die Sa. chen die gemeine Landesfreyheit und Gerechtigkeit betreffen , oder ſonſt ſo wichtig ſind, daß ſie ohne Rath der Verordneten nicht können noch follen er: drtert werden ; wenn ſie Grånzſtreitigkeiten, Waſ
+
:
ſerläufe : nd andere dergleichen Sachen betreffen, peinliche Sachen in gewiſſen Fällen, und Injuriens Bei dieſein Oberamt iſt ein Kanzler, ſachen. Vicekanzler, (unter welche die Ausfertigungen vers theilet ſind ,) und ein Protonotarius . Bey demſels ben iſt auch der Lehnhof dieſes Markgrafthums. Es hångt , ſo wie das ganze Markgrafthum Ober- kauſik , von dem churfürſtlichen geheimer Rath ab. Es iſt hier auch noch der adelichen Waiſen Hemter zu gedenken , deren eines im budiſſinſchen, und eines im gårlißiſchen Kreiſe iſt. Jedes beſte het aus 3 adelichen Perſonen und einem Rechtsges lehrten , welcher im budiſfiniſchen Kreiſe allemal der Landſyndicus iſt. Es erſtrecket ſich über alle Waiſen der Beſiker folcher Güter , die unmittel
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3
bar unter die Gerichtsbarkeit der beyden Aemter gehören , ſie mogen adeliche oder bürgerliche ſenn. LE 3 9.7.
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Das Markgrafthum Ober-Lauſik.
9. 7. In der Ober- Lauſik iſt kein allgemeines geiſtliches Gericht oder Conſiſtorium . Wer bey ſei nem Gut das Patronatrecht hat, übet ſolches nach den Landesgeſegen , und nach der darinnen vorge fariebenen Art, wie die Probepredigten gehalten werden ſollen , für ſich allein aus, und ertheilet uns ter reinein Namen den Ruf und das Präſentations
fayreiben zur Prüfung des Candidaten ; der fich alsdann zu Leipzig , oder Wittenberg , oder Dress
den , prüfen und einweihen laſſen fann. Die 06
ſegung eines Predigers , fommt nicht auf den ei: genen Willen eines Patrons an , fondern ſolche ges
ſchiehet, wenn hinlängliche Urſachen darzu vorhan: den ſind, vor dem Oberamt.
Die Diſpenſationen
in Eheſachen , werden heutiges Tages von den Lu:
theranern (die, welche Unterthanen des Dedyanten ſind, ausgenommen )nidyt mehr von dem Dedyanten zu Budiſſin, ſondern uiimittelbar ben dem Landes: herrn geſucht, und durch den Ober- Amtshaupt:
mann ausgefertiget. Genachter' Dedyant hat ein Stiftsconſiſtorium , und übet unter den Römiſch
katholiſchen alle ſogenannte biſchöfliche Redyte aus. Es ſind in der Ober - Lauſik 62 wendiſche Kir
chen , nåmlich 8 fatholiſche, und 54 evangeliſche, von weldien lekten 37 im budiſſinfden, und 17 im
gårlişiſchen Kreiſe find. Zu dieſenKirchen geho ren 449 Dorfer.
9. 8. Der Landesfürſt ziehet aus der Ober-Lau. fiß theils die von den Stånden bewilligten Anlas gen , darunter nunmehr aud, Kopf- und Vermo
gen -Steuer gehöret, theils Bierſteuer, Acciſe, Zól le ac. Die Stände bringen die bewilligten Steuern ,
nach
25
Einleitung.
327
nad, dem zwiſchen Land und Stadten verabredeten Verhältniß (welder Vertrag fic, von 1581 her ſchyreibt, und durch die Türfenſteuer veranlaſſet
worden iſt,) ſelbſt zuſammen. In Anſehung deč Ståbte ,fille der größte Betrag anf die Stadt Görlit ; dein , wenn z. E. aufdieSedisſtädte zu: fammen 400 Rthli. kommen , ſo muß fie 149 da zu geben. Die Städte und ihre Bürger haben Güter , welche zur Stadtnritleidung gehören,
aber auch ſolche , welche ehedeſſen dem Land adel gehöret haben, und von ihnen angekauft ſind, und dieſe gehören zu der Landesmitleidung, das iſt, ſie geben ihr Untheil zu den Steuern und andern Contributionen nicht zur Stadt, fondern zum Lan
de, entweder nad, Budiſſin oder Görlik zur Kreis einnahme. Die Reviſion der Steuern bey Land und Städten , ſtehet dem Landesfürſten frey, ju mal, da wegen des Lieberſchuſſes , deſſen ſich die Herrſchaften anmaßen wollen, dfters Beſchwerden einlaufen.
$ . 9. Was nunmehr die genaue Beſchreibung
7:
y
des Landes anbetrift, ſobeſtehet dieſes Markgrafa thum aus 2 Kreiſen , welche ſind:
I. Der budiffinſohe Kreis. Dieſer Kreis , der unter dem Ober - Amts .
hauptman zu Budiſſin ftehet, wird wieder abge theilet in den obern, niedern und Queis -Kreis ; und begreift
I. Zwo Standesherrſchaften , welche find: 1. Die Herrſchaft Hoyerswerda. Sie hat den Naš men von dem Hauptort, und iſt 1357 von dem Kaiſer
Karl IV , der ſie für 1400 Schook an ſich gekaufet E 4 hatte,
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Das Markgrafthum Ober-Lauſik.
hatte , der Krone Bdheim einverleibet worden. Von 1382 bis 1448 hat die Familie von Dube dieſelbe als
ein bsheimiſches Lehn beſeffen ; von 1448 bis 1461 der Churfürſt zu Sachſen , Friedrich II; von 1461 bis 1471 Friederich , Herr von Schönburg ; von 1471 bis 1486 Jaroſlaw von Sternberg ; von 1486 bis 1492 Georg von Stein ; von 1492 bis 1571 die Herren von Schon burg ; 1571 befam fie Heinrich von Maltig für 110000 Thlr. erblich ; von 1582 bis 1615 die Freyherren von Promnig ; von 1615 bis 1620 Seyfried von Kitlik ; von 1620 bis 1651 die Herren von Ponifau ; von 1651 bis 1700 das Churhaus Sachſen , außer daß fie von
1662 bis 69 dem Markgrafen zu Baaden uud Hoch berg , Leopold Wilhelm, für i Tonne Goldes verpfåna
det gewefen iſt. 1700 ward fie an Wolf Dietrich , Gra fen von Beuchling, får 200000 Thir., and 1704 an die Fürſtinn von Teſchen , und nachmalige Herzoginn von Würtemberg , für 250000 Thlr. Species überlaſſen ; welche ſie aber 1737 für dieſe Summe an den Einig
und Churfürſten , Friedrich Auguſt III, wieder verkaufs Die Eintiinfte werden jeßt der churfürſtlichen Rammer berechnet. Die Herrſchaft enthalt : I) Soyerswerda , auf wendiſch Wojrez oder te.
Wojgrezg , d. i. am Waſſer, eine kleine Landſtadt mit einein Schloß, aufwelchem das churſächſiſche Umt ſeiz men Siß hat. Sie liegt an der ſchwarzen Elſter , die
mitten durchhin fließet, hat 240 Håuſer und 1000 Ein wohner. Die Stadtfirche iſt durch die Thurmmauer für die deutſche und wendiſche Gemeine in 2 Theile abs
geſondert. Bey der Stadt wurde 1759 ein Šftreichis Id,es Corps Truppen von einem preußiſchen geſchlagen . Der Stadt gehåret das Dorf Zeydau.
2) Die Pfarrkirchdörfer Bluno, Colm , Geyers: walde, Groß : Dartwig , Sårichen , Sprowing und Tågſchwig , und 10 Rittergüter. Zu Burg iſt ein
Eiſenhammer an einem Arm der Spree , der dem Grafen von Redern gehåret. 2. Die
Der budiſſinſche Kreis .
329
2. Die Herrſchaft Königsbrück , im budiſfinſchen , Niederkreiſe , hat ehedeflen den Burggrafen von Doh na , nachmals den Freyherren von Schellendorf , und von 1726 an dem gräflich - frieſiſchen Hauſe gehdret, nach deſſen Abgang fie 1756 an Joh. Friedr. Ernſt, Freyherrn von Frieſen auf Róthaí und 1773 f& uflich an Sigismund Ehrenreich Grafen von Nedern, fånig lich preußiſchen Kammerherrn , gekommen iſt. Sie begreift : 1 ) Königsbrück , wend. Kunsberg , ein wohl angelegtes und nahrhaftes Landſtädtchen am Fluß Pulss nin , der die Laufis von Meißen ſcheidet , mit ei nem Schloß und 2 Kirchen. 1760 brannten mehr als zwey Drittel der Stadt ab . 2) 4 Pfarrkirchdorfer , nämlich Groß : Grabe, 17eukirch , Schmorka, ( welches zum Theil zu Meiß fen gehöret,) und Schwepniz, und 2 Rittergiter. Bey Gotſchdorf iſt ein mineraliſcher Brunn . II. Zwey geiſtliche Stifter und ihre Gebiete. 1. Das Decanat und Domkapitel zu St. Peter in Budiſſin , fou der meißniſche Biſchof Bruno II im Jahr 1213 zu ſtiften angefangen , und 1221 vollendet haben . Es iſt auch dazumal dem hohen Stift Meißen einverleibet worden ; als aber 1560 der meißniſche Bi ſchof Johann IX von Haugwiß zu der evangeliſchen Kirche trat, befreyete der Kaiſer Ferdinand Idas Stift Budiſſin von der ehemaligen geiſtlichen Gerichtsbarkeit des Bisthums Meißen , und erklärte 1562 den dama ligen Dechanten , mit Senehmhaltung des påbſtlichen Stuhls , Kaiſer Maximilian II aber 1575 auch , auf den Fall der Erledigung des Decanats , das Domfa: pitel zum Adminiſtratore epifcopatus Miſnenfis per utramque Lauſatiam . Daher nennet ſich der infulirte Dechant und Prälat , noch jeßt einen Adminiſtratorein ecclefiafticum , oder noch genauer , des Bisthums Meißen durch Ober : und Zieder : Lauſis apoſto: liſch : verordneten geiſtlichen Adminiſtratorem und Loci Y 5
330
Das Markgrafthum Ober-Lauſik.
Loci ordinarium. Der Churfürſiaber geſtehet-ihm die /
ſen Titel nicht zu , wie ich in einem Ober - Anatóbericht an den König von 1722 geleſen habe.
Indeffen hat
er das Niecht , unter den Römiſchkatholiſchen in der Ober - Laulis, und unter einen evangeliſcheit Ilnter
thanen in Eheſachen zu difpenfiren. Ein mehreres von dem Dechanten ſ. pben (5. 1.). Es iſt alleinal ein Ca nonicus der mciſniiden Stadtfiche, und alſo ein evan geliſcher , rooft des budifiniſchen Stifts. Das Dom
kapitel beſtehet aus 7 Canonicis praeſentibus, und 5 extraneis und honorariis. 1770 hat der Churfürf dem Stift einen Orden verliehen , deffen Zeichen ein acht
eckigtes weiß emaillirtes Bruſtkreuz.mit einer goldeten Einfafang , und zwiſchen den Eden hervorſtehenden goldenen uitd rothen Stralen , auf deren Nitte ein
Schild iſt , der den Heiland der Welt vorſtellet, wie er dem vor ihn Fnienden Apoſtel Petrus mit der linken Hand dis Golů jei darreichet, mit der rechten aber die eben auf einen Berge frebeide Kirche zeiget , ivobey
im achtedigten Streus die Umſchrift ftohet : Tu es Pe trus , et ſuper hanc pertram etc. Der Nievers des
: Saildes enthält des Churfürſten vergogenen Namen . Das Kreuz wird an einem violetfarbenen Hande um den Hals getragen. Dem Dechant und Domkapitel
gehören 34 gatije Dörfer, darunter die Pfarrkirchdorfer Ober - Cunnersdorf und Wehrsdorf find , Antheile an 3 Dörfern , und das Dorf Schirgiswalda , wel ches bdheimiſcher Hoheit iſt.
2. Das jungfråuiiche Stift und Kloſter Ciſter: cienſer Ordens Marienfiern , Stella Mariae, ift 1264
von ben Markgrafen zu Brandenburg , Johann und Otro , geftiſtet worden, und hat, verridge ſeines Stifs tungsbriefes , von dem Geſchlecht der Herren von Ca
meniz die Güter , welche daſſelbe von dem Landesherrn zu Lehn gehabt , mit alien Rechten und Gerichtsbar Feit befommen . Außer dem , was bereits ober ($. 1. ) davon geſagt worden , iſt noch anzumerken , daß die
Gebäude des Kloſters , welches . Meile von Camenz an
Der Budiſſimiſche Kreis .
11
331
an der Straße nach Budifin , ſiehet, gut in das Yuge fallen , und daß das Stift ein anſehnliches Gebiet bat, deflen Güter aber zum Theil mit andern Herrſchaften vermiſchet find . Man theilet das Gebiet in 2 Be zirfe ab. 1 ) Der erſte , wird wieder in 12 fleinere Bezirfe abgetheilet, und begreift, auffer den katholiſchen Pfarr kirchdorfern Croſtwir , mit dem Filialfirchdorf Ko : fenthal , dahin zu einem berühmten Marienbilde ge wallfahrtet wird , Rallbits ; 17ebelſchitz , und einem Spital bey Camenz, noch 36 Dörfer, die dem Kloſter ganz gehören ; an 11 Dörfern aber hat es Antheil. Inſonderheit aber geboret hieber Wittichenau oder Wittgenau , wendiſch Rulow, ein Städtchen an der Elſter , mit 2 Kirchen , welches 1654 , 76 , 87 und so großen Brandſchaden erlitten hat , und 1780 faſt ganz abgebrannt iſt. Es iſt eines von den alten wendifchen Städtchen , und hat nur fa tholiſchen Gottesdienſi . 2) Der eigniſche oder eigenſche Kreis , gehöreté bis 1328 den Herren von Camens , wurde aber in de dachtem Jahr dein Editig zu Böheiin , Johann , ver faufet, der einen Herrn von Biberfrein damit beleh nete , der ihn ſeiner Frauen Schweſter , welche Mes tiſſin des Kloſters Marienſern war , zn eigen oder ei: genthůmlich verinachte, (daher der Name des Kreiſes entftanden ſeyn foll ) nach deren Tod er bey dem Klos fter verblieb. Er begreift : ( 1 ) Bernſtadt, vor Alters gemeiniglich Bern : ſtådel , wendiſch Bernadzize ; ein nahrbaftes Stadt chen , das ohngefähr 200 Häuſer und 800 Einwoh ner hat. Es wurde 1429 von den Huſſiten ſehr ver wuiffet , und litte 1680 farfen Brandſchaden . 1786 brannte die ganze Meuſtadt von 30 Häuſern ab. (2) Sieben Dörfer , darunter die Kirchdorfer Bertsdorf, Dietrichsbach und Schönau ſind , ſamut A dem Nonnenwalde, III. Kit
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Das Markgrafthum Ober-Lauſik. III.
1
Ritterſchaftliche Derter :
i . Im obern Kreiſe, der die Gegend über Budiſſin bis an den gårlißiſchen Hauptfreis und die beheimniſche Grange, begreift. 1 ) Deutſche Pfarrkirchd8rfer, Kottmarkdorf, Cunewalda , Sennersdorf, in gemeinen Reden Dürr: Sennersdorf genannt, Serwigsdorf, Kroſtau , La walda, Oppach , Schånbach, Sohland an der Spree, Strahwalda , Taubenheim.
1
2) Wendiſche Pfarrkirchdorfer ; ( 1) Baruth , ein Marktflecfen ain išbauiſchen Waſſer , ungefähr 3 Viertel Meilen von Weiſſenberg , und i und eine halbe Meile von Budiſſin , in einer vor füglich angenehinen und fruchtbaren Gegend, welche dié goldene Uue genennet wird, hålt Jahrmärkte, hat ein wohlgebauetes Schloß, und gehöret der gråflich gersdorfirden Familie. Es iſt ſchon 1266 Heinrich von Gersdorf Beſiger von Baruth geweſen . In dem fola genden Jahrhundert iſt der Ort an die von Kittlitz ge kommen ; 1500 aber ſchon wieder bey der gersdorfi fchen Familie geweſen , und nachher, ſo viel man weiß , beſtändig verblieben . Das ehemalige Schloß iſt eine Feſtung geweſen . Dem jeßigen hochgråflichen Berger von Baruth , gehdren noch 13.in der Ober -lauſig be legene Rittergüter. (2) Die Dörfer Corel , Creba , förſtgen , Gr8: dit , Klein Baugen , Rlir , Roti , Rittlig , malo ſchwin , Merzdorf , Wilkel , 17oſtits , Radibor, Uhyrt , auf wendiſch Wuesd , mit einem Schloß der Grafen von Gersdorf. (3 ) Sohkirch , zwiſchen welchem Dorf und dem Stådtchen Weiſſenberg 1758 das preußiſche Kriegs heer von dem & ftreichiſchen plotklich überfallen , und zum Weichen gen8thiget wurde. Das Dorf Hohfirch ſtecten die öftreichiſchen Truppen gleich anfänglich in Brand . Auf
E
Der bubifſinſche Kreis .
333
Auf dem Kirchhofe iſt dem hier gebliebenen Feld marſchall Reith ein Monument von weißem und bune ten Marmor mit einer Inſchrift errichtet worden.
2. Im niedern Rreiſe, der die Gegend, ui :ter der Stadt Budiſſin bis an die meißniſche und nieder - lauſikiſche Grånze begreift 1 ) Elſtra oder Elſter , wend. Saltſtrow und Sal:
ſtrow , ein adeliches Städtchen in deſſen Nachbarſchaft
bey dem Dorf Kindifck , die Elſter entſtehet, gehåret der adelichen Familie von Knoch .
Es gehören unter :
ſchiedene Dårfer dagu. 1767 brannten 70 Wohnhäus fer nebſt der Kirche ab. 2) Pulsnig, wend. Polſena, Polsniga, ein Städts den , am Fluß gleiches Namens , mit einem Schloß, geh8ret dem adelichen Geſchlecht von Gersdorf. Es gehdren 7 Dörfer dazu.
3) Ruhland , ein nahrhaftes Städtchen an der ſchwarzen Elſter, auf der meißniſchen Gränze, geh8 ret dem Grafen von Hoym . 1661 litt es großen Brandſchaden , und 1768 brannte es faft ganz ab. Von demſelben wird der ganze umliegende Diſtrict bis
Camenz, der ruhländiſche Kreis genannt. 4 ) Seyda , ein Landeshauptmannſchaftlicher Ort
nahe ben Budiffin , der 1767 und 1772 durch Ferk ersbrünfte ſehr verwüſtet worden.
5) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer , Biſchheim , Burkau , Frankenthal , Gersdorf , Saufwalda ,
Sermsdorf, Kroppen , Lindenau, Zeukirch , Prie: tiß , Rammenau, Reichenbach .
6) Die wendiſchen Pfarrkirchdorfer Gauſſig , so: hen : Bucka , und Rönigswartha , auf wendiſch Xas Bege , ein Marktflecken und Schloß , dem Grafen von
Dalwig gehårig, woſelbſt 1788 , 35 Wohngebäude, auch eine Anzahl Stålle , Scheunen und Schuppen
abbrannten , Lohra , Zeſchwis , Ofling , pohla, Schmellen, IV . Drey
334
Das MarkgrafthumOber - Lauſig .
IV. Drer Sechsſtädte init ihren Gebiethen . 1. Budiſſin oder Baugen , ( Bidifchyn ) die Haupts ſtadt des ganzen Markgrafthums, und die erſte unter den Sechsſtädten , hat an der Spree eine bergichte las ge , iſt nach alter Urt befeſtiget , ziemlich groß, ini at ſie auf 8000 Einwohner , und 700 Feuerſtellen. bat, ben vorhin genannten Ort Seyda ungerechnet , der als eine beſondere Stadt anzuſehen iſt , und über 200 Gebäude hat. Sie iſt wohl gebauet und wohl bewone net , auch des Nachts durd) Laternen erle :chtet , und der ordentliche Siß des Landvogis, Landhauptmanns, derlandtage der Stånde, desberamts, bes Hofgerichts , des budiflinchen Kreisamts, des Ober- Poſtamts ac. Die bieſige Saizniederlage verſorget die ganze Ober :Lauſits und in dem hier auch befindlichen Getraide - Magas zin , wird das aus der Ober- Lauſis gelieferte Getraide aufgeſchattet. Das Schloß Ortenburg, welches auf ei nem hohen Felſen liegt , und der eigentliche Sitz des Landvogts iſt, wird von der Stadt durch ſeine Mauer und Graben getrennet ., iſt aber noch innerhalb den Stadtmauern . Sowohl der budiffinfde als gårligis ſche Kreis hat hier ein Landhaus. Außer der Doms firde zu St. Peter, in deren großern und untern Half te die Evangeliſchen , in der Fleinern und obern aber die Katholiſchen Gottesdienſt halten, iſt hier noch eine Kirche für die evangeliſchen Wenden , und eine für die katholiſchen ; mid die 3 Hoſpitaler haben auch Kirden . Das anſehnliche Nathhaus , das budiſfiniſche und das gårlißiſche Kreis - Landhaus , bende neben einander, das berühmte Gymnaſium , der Raths - Bücherſaal inn Syndicathaus , der Gersdorfiſche Bücherſaal auf dem Burglenn , das Waiſenhaus , und das Zucht- und Spinn -Haus , imgleichen die erſt im Jahr 1783 von dem Oberfämmerer und Kaufmann Prenzel geſtiftete Urmenſchule für 120 Kinder beyderley Geſchlechts ; der erhebliche Handel mit Leinwand , Buiten , Strim pfen und Handſchuhen, die Saffian und Glanzleder Tuch - Barchents und andere manufakturen, worunter die
Der Budiſſinſche Kreis.
335
die Cattun - Leinen- Harchent - Strumpf- und Leders Manufakturen die erheblichften find , gehören zu den Merfwirdigfeiten der Stadt. Das Schloß Orten : burg , welches auf einem Granitfelfen liegt, und von der Stadt und dem Landvogter - Dorfe Seye au einges ſchloſſen wird , iſt der Wohnfiz des Landboigis , der Siß des Oberhofgerichts , der Ober - Rent expedition , des Archivs u . f. iv . auch werden auf demſelben die all gemeinen Landesverſammlungen gehalten , wogegen die beſondern Berathſchlagungen der Streiſe auf zwery beſonderá Landhauſern angeffellet werden. Es ift dieſes Schloß weit eher angeleget worden , als die Stadt, die ihren Anfang im gten Jahrhundert genominen hat. 1142 ward ſie zerſtöret , hierauf aber nach der jeßigen Anlage wieder erbauet . Sie hat oftmals, und am jüngſten noch 1760 beträchtlichen Brandſdaden er litten , und iſt einige mal, nämlich 1400 und 1634 ganz , oder gutentiseils , als 1709 , abgebrannt. 1757 wurde ſie von Preußen bereßt, und als dieſe ſich weg begeben hatten , von Oeſtreichern eingenommen , die auch das Solos Ortenburg , und die darinn liegende kleine preußiſche Beratung zur Uebergabe nöthigten . Ihre Güter , gehören theils zur Landes- treils zur Stadt - Mitleibung, und die letzten find theils ivirf lich) dienſtbar , oder ſieben nur unter des Raths Ges richtsbarkeit, oder gehören den Hoſpitälern und Stif tungen . Ihre Pfarrkirdysrfer find : Poftwis oder Groß Portwig an der Spree , über welche bier eine ſteinerne Brücke gebauet iſt, Purſchwiz und Uhyſt am Tauder , welches der Nameeines Waldes ift. 2. Camenz , wend . Kamienz , die ste unter den Sechsſtädten , hat eine bergichte Lage an der Elſter, gegen 400 Häuſer und 5500 Einwohner , und enthält, außer der Stadt- und Pfarr-Kirche, eine wendiſche Kirs che, und 3 andere kleine Kirchen und 3 Hoſpitåler , im gleichen eine lateiniſche Schule. Es wird hier Tuch und Leinewand gemacht. Ungefähr im 13ten Jahrhun dert
336
Das Markgrafthum Ober -Lauſig.
dert iſt hiefelbſt ein Flecken angeleget , und 1255 nach einem Brande von neuem erbauet, und zu einer Stadt
gemacht worden. Dieſe gehörte der davon benannten adelichen Familie, welche anfänglich Greifenſtein hieß, fie faufte ſich aber von derſelben los , und trat 1336
mit den übrigen Städten in ein Bündnis. 1706 branns te fie ganz ab. Des Xaths Gebiet beſtehet aus einigen D &rfern .
3. Löbau oder Liebe , wend. Libije oder Lobije, iſt zwar die ålteſte, aber doch , dem Rang nach die leß te unter den Sechsſtädten , welche von undenklichen Zeiten ber auf hieſigen Rathbauſe ihre Zuſammenfünf
te gehalten. Sie liegt zwar auf einer Höhe, doch auch am Fuß eines ziemlich boben Berges , der libauiſche Berg genannt. Das Wafjer , welches bey derſelben
fließt, heißet eigentlichLobbeta, gemeiniglich aber das idbauiſche Waſſer. Die Stadt iſt flein , aber ziemlich
gut gebauet, hat 300 Häuſer und 2500 Einwohner, 2 Pfarrkirchen, ein Begräbniß- und ein Katechismus Kirchlein , ein Hoſpital, eine lateiniſche Schule, und guten Handel mit Garn und Leinewand. 1430 ward die Stadt durch einen Mordbrenner angezündet. 1570 brannte ſie auch faſt ganz ab.
1678 und 1710 iſt ſie
jedesmal über die Hälfteabgebrannt. Bey der Stadt iſt ein mineraliſcher Brunn.
į Zu dem Rathsgebiet gehören unterſchiedene Dör fer , worunter das Kirchdorf Walddorf iſt.
3. Im Queis - Rreiſe , der von dem Fluß Queiß den Namen hat , und an der Grånze von Böheim und Schleſien iſt, liegen folgende rit terſchaftliche Oerter. 1. Warkliffa oder warglifa , wend. Lifcha , ein Stådtchen aufeiner Hihe, am Queis - Fluß, der hier die Laufig von Schleſien ſcheidet. Es gehdret der adelichen Familie von Dobſchug, und treibt ſtarken Handel mit Leinwand und Barchent. Man würfet hier beſonders
weißgarnicht Leinewand und gezogenes Tiſchzeug. Mit
Der budiſſinſche Kreis .
337
Mit dieſen Waaren wird ein anſehnlicher Handel nach Spanien und Portugnu getrieben. 1698 brannte es über die Hälfte ab . 2. Goldentraum , ein Bergſtädtchen, welches um die Mitte des 17ten Jahrhunderts angelegt , und von dem Churfürſten Johann Georg II privilegiret worden. Es liegt auf dem ſogenanten Goldberge, unter welchem die Queiß fließet. Der Beſiber dieſes Orts iſt ein Herr von Schindel und Dromsdorf . Das Städtchen treiber beträchtlichen Handel mit den Nachbaren , und verfertiget gute Tiſchlerwaaren . 3. Wiegandsthal , ein Marktflecfent , der den Herri von Gersdorf gehöret . Er hat 1667 Berg-und Markt-Recht erhalten. Die Einwohner handeln theils mit Leineivand , theils init Granaten , und die hiesia gen Fahrmårfte werden von Schleſiern und Böhmen ſtark beſuchet. 4. Die Pfarrkirchdörfer Friedersdorf, Gebhardts dorf, Rengersdorf, dahin das alte und feſte Berg fchlos Tſchoche eingepfarret iſt, Schwerta , Volkers . dorf von engliſchen Böhmen angebauet, Ober :Wieſa , 17ieder : Wiera and wingendorf. 5. Das Frenſtädtchen Weiffenberg, wendiſch Woß : pork, ſtehet auf einem Berge, davon es auch den Na men hat , und unter welchen das ldbauiſche Waſſer fließet. Ehedeffen war es der Herrſchaft Maltig unter worfen , faufte fid aber 1625 fren), und hat ſeitdem keinen Erb- und Lehns -Herrn , ſondern erwählet fich nur einen Schubherrn , welcher entweder der Ober -Amts hauptinann, oder ein Landes -Uelteſter des budiſſiniſchen Spreiſes zu feyn pfleget , und ſteht unter des budiſſin fchen Amts Gerichtsbarkeit. II . Der
görlißiſche Kreis,
welcher von dein König Johannes zu einem Für. ſtenthum erhoben wurde , ſtehet unter dem Amts Hauptmann zu Görlik , wird wieder in den gårli Ý Biſchen 5 Th. 74.
338 Das Markgrafthum Ober-Lauſitz. Biſchen , zittauiſchen, und laubanſchen Rreis abgetheilet, und begreift
1. Zwen Standesgerrſchaften . 1. Die Herrſchaft Murka , welche 7 Meilen im Umfange, große Heiden (Wilder) und guten Getrni debau hat, gehörte in der 2ten Hälfte des 16ten Fahrs hunderts , der Familie von Schönaich , fiel hierauf an
den Kaiſer Rudolph II, der ſie 1597 an die burggråfa lich -Dohnaiſche Familie erblich verkaufte, von welcher fie 1645 an die freyberrliche caltenbergiſche Familie tam , wie ſie denn auch noch jeßt den Grafen don Cala
lenberg gehåret.
Sie haben ein eigenes Hofge
richt und Confiftorium , welches leßte ſich über die Geiſts
lichen dieſer Standesherrſchaft erſtrecket, und unters Ichiedene Vaſallen. Unter den vielen und fiſchreichen Tei: chen in der Herrſchaft,iſt der lange Dammteichder groß té, und übereine halbe Meile lang,auch eineVierte! Meis
le und darüber breit. Nicht weit von dem Städtchen Muſka , ift, nahe bey der Neiſſe, eine Ulaunhütte . In dieſer Herrſchaft wird eine beſondere Mundart der wendiſchen Sprache geredet, welche von der ober- und nieder - lauſigiſchen unterſchieden iſt. 1 ) muffa, Yufkau , Morka, wend. Yuzakow , ein Stådtchen an der Neille, mit einem ſchönen Schloß ,
und 2 Kirchen , it eine der ålteſten unter den 6 wen: diſchen Städten . 1766 brannten hier 163 Gebäude, die deutſche und wendiſche Kirche , das Viatohaus,
3 Prediger -und 2 Schul-Häuſer ab. Das Schloß ward gerettet, und die Begräbnißkirche vor dem Thor blieb auch ſtehen . Das Städtchen iſt ſeitdem von Steinen
regelmäßig wieder aufgebauet worden. In demſelben wird vorzüglich gute Topferwaare gemacht, die auch weit und breit verfahren wird , auch verfertiget man
hier Tobakspfeifen und gutes Papier. 2) Die Filialfirchdorfer Spree und Pechern, und
die Pfarrkirchdorfer Gablenz, 47ochten , mit dem lial Fi
1
Der gårlitiſche Kreis .
339
lial Tichelln, Podroſch, Schleiffa und Ziebelle, wel ches lekte adelich iſt. 2. Die Herrſchaft Seidenberg , welche auch Xei. bersdorf genennet wird , iſt ſeit dem 15ten Jahrhuns dert von den Herren von Coldik, von Bieberſtein , von Räder , von Noftiß und von Einſiedel beſeffen worden, und gehöret jeßt den Grafen von Einſiedel. Es geh8 ret dahin : Seidenberg , ein Städtchent genau an der 68bein mifchen Grånze, welches theils auf dem Michaelsberg, theils im Thal liegt. 1769 brannten 180 Hiuſer ab. Es iſt hier eine Suchmanufaftur. Reibersdorf, ein Pfarrfirchdorf init einem anſehnte lid,en gråflichen Schloß .Eswird hieſelbſt engliſches Bier gebrauet, und mit demſelben ein ſtarkerHandel getrieben . Diehſa und friedersdorf, adeliche Pfarrkirchddrfer. II . Zwey geiſtliche Stifter. 1. Das jungfråuliche Stift und Kloſter Cifter: cienſer Ordens 7arienthal, Vallis Mariae, liegt na be bey der Neiſſe und bey Oſtrig , in einem angeneh men Thal , und ſoll 1234 von des b &heimiſchen R8 nigs Wenzels Gemahlinn Kunigunda geſtiftet, und 1238 von dem Kidnig ſelbſt beſtätiget worden ſeyn. Es war anfänglich in der Gegend von Seiffersdorf, und i iſt erſt im 15ten Jahrhundert an den jeßigen Ort vers reget worden . Außer dem , was oben (5. 1.) davon geſaget worden, iſt hier noch anzumerken , daß demſel ben , außer den fatholiſchen Pfarrkirche drfern , Gruh : na , Jauernick und Seitendorf, und evangeliſchen Pfarrkirchofrfern Lcuba, mi &uſelwig , Melaune, Reis chenau , Ober : Seiffersdorf und { Zieder : Seiffers: dorf, noch unterſchiedene andere Dörfer', theils ganz, theils halb gehören , daß es einige evangeliſche Pfar ren zu vergeben hat , und daß inſonderheit Oftris , wen ) . Wotrow oder Woſtrozau , ein Stådtchen , welches 1527, 61 und 83 großen Brands ſchaden erlitten hat , dazu gehåret.
340
Das Markgrafthum Ober-Lauſik.
2. Das Priorat und jungfräuliche Rloſter des Ordens Mariae Magdalenae de poenitentia, zu Lauban, welches 1320 von dem Herzog Heinreich II zu Yauer geſtiftet worden . Es iſt ſchon oben ($. 1. ) davon ge handelt worden . Die Pfarrkirchdorfer deſſelben ſind, Zieder : Bennersdorf, ein katholiſches , bey) welchem 1545 zwiſchen den Preußen und Sachſen ein blutiger Sdarmügel, zum Nachtheil der lebten , vorgefallen iſt , Pfaffendorf, auch ein katholiſches , und. Satigs; dorf , ein evangeliſches . III . Ritterſchaftliche Oerter . 1. Im gårlitiſchen Rreiſe. I ) Salbau , ein kleines aber wohlgebauetes Stads chen in der Heide, an der ſchleſiſchen Grånze. Es hat ein Schloß. Die Vorſtadt wird das Dorf Salbau ges nannt. Der Beſiger iſt ein Graf von Kospoth. 2 ) Rothenburg , ein offenes Städtchen , welches einem von Meyer gehöret, und an der Neiße lieget. 3 ) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer Arnsdorf, Curt: nersdorf , Ebersbach , Såhnichen , Sorka mit dem Filial Jankendorf , Königshayn, Rengersdorf, Så: niß , gemeiniglich Senſe genannt, und Ullersdorf. 4 ) Liesky , ein Ort, den bdheimiſche Brüder auf dem Gebiet des Guts Trebus angeleget haben , und woſelbſt viele Profeſſioniſten und Manufafturiſten wohs nen , auch ein Pädagogium der vereinigten evangelis
fchen Brüder ift. 4) Die wendifchen Pfarrkircherter. ( 1) Daubig , ein Marftflecken an der Muffaer Heide , mit einem Ritterſiz. Es gehöret einem von Widebach . ( 2 ) Die Dörfer Colmen , Gebelzig , Gutta, Klitten , Kriſche, Petershayn , Xadiſch insgemein Groß : Radiſch , See , Tetta , auch Groß Tetta genannt. (3) Reichwalda , ein Marktflecken . 2. Im
Der gørlitiſche Kreis. 2.
341
Im zittauer Kreiſe.
1 1 ) Reichenbach , ein Städtchen , welches dem ades lichen Geſchlecht von Gersdorf gehöret, 1670 abges brannt iſt , und zwtfchen 2 Rittergütern liegt , von welchen eines das obere , und das andere das niedere Dorf heißt. 2) Die deutſchen Pfarrkircho &rfer, Berthelsdorf, Burfersdorf, Cunnersdorf, Gersdorf, Jaynewalde, mit einem ſchönen Schloß der Familie von Caniß. 3 ) Sennersdorf oder Groß Sennersdorf, ein Marktflecken eine halbe Meile von Herrenhuthy, an dem ſo genannten Königshoije , hat ein herrſchaftliches Saloß , sehåret der Baroneſſe von Wattewille, gebor nen Gräfin von Zinzendorf , und iſt wegen einer das felbſt 1748 gehaltenen berühinten Commiſſion merf würdig , in welcher die vereinigten evangeliſchen Brü der für idite Verwandte der unveränderten augsbur giſchen Confeſſion erfannt ſeyn ſollen . Die hieſige An ftalt zur Erziehung junger Mågdchen , wird Catharis nenhof genennet. 4 ) Berrenhuth , ein berühmter Ort, welcher 1722 zuerſt angeleget wordent , als ſich auf den Feldern des gråfl. zingendorfiſchen Dorfs Berthelsdorf, vor dem Huthberge, einige mähriſche Brüder anbaueten, nach mals aber ſtark angewachſen , und der Stammort der davon benannten Serrenhuther geworden iſt , die ſich ſelbſt vereinigte evangeliſche Brüder nennen . Sie haben hier ein ſchönes Bethhaus , ein Waarenlager, eine Apothefe , und viele geſchickte Profeſſioniſten . 5) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer Remnig , Lerchi witz , Leutersdorf , welches dicht an Bohinen liegt, und Marktrecht hat , Markersdorf , Lžieda , Ober: Oderwig , { Zieder : Oderwin , Rennersdorf, Rup : persdorf, Sohland am rothen Stein , auch Langen: Sohland genannt, mit 5 Ritterfiken , Tauchrig, ul: lersdorf oder Ober : Ullersdorf, Weigsdorf, welches zum Theil zu Böheim gehåret, Wendiſch : Offig . 6 ) Xad : Y 3
342 Das Markgrafthum Ober-Lauſik. 6 ) Radmerig , ein Pfarrkirchdorf, in der angeneh men Gegend , wo die Wittich und Reiß zuſammen
fließen . Joachim Sigismund von Ziegler und Klipp hauſen , bauete hier in den erſten Jahren des 18ten
Jahrhunderts ein ſchönes Schloß , welches er Joa: achimſtein nennete.
Dieſes widmete er zu einem freya
en weltlichen adelichen Fräuleinſtift evangeliſch luthe riſcher Religion , welches von dem Landesfürſten beſtå tiget, 1728 eingeweihet, und init einer Oberhofmeiſterin
und 12 Fräulein bereßtwurde. DieGüter, welche da: zu gehören , find Radmeris , Niche , Nieder-Linde und ein Theil von Marfersdorf.
3. Im laubaner Kreiſe. 1 ) Schönberg , ein Städtchen und Schloß , von etwa 200 Häuſern und 800 Einwohnern, weldes dem fremherrlichen Geſchlecht von Rechenberg gehåret. 1688
brannte es ganz ab. In der hieſigen Wollen - Zeug manufaktur werden diebekannten Schånberger Zeuge
verfertiget,init welchen ein ſtarker Handelgetrieben wird. 2) Die Pfarrkirchd8rfer Bellmansdorf, Dohms, Gerlachsheim , Gersdorf, Grünau , Serrmansdorf,
Sohkirche, Solzkirche, Küpper, Lichtenau , lin: da , Schönbrunn , dahin der Marktflecken Runna, welcher ein Schloß hat , eingepfarret ift, Schòndorf,
Schreibersdorf, Siegesdorf. Sohre, Tieffenfurth , Thommendorf, Trchirna , Waldau. 3) Rieslingswalde , ein Kirchdorf und Ritterfik , ein und eine halbe Meile von Lauban, einem von Froma berg zugehörig . Dieſer Ort iſt durch ſeinen ehemali gen Beſiger , den gelehrten Ehrenfried Walther von Tſchirnhauſen , berühmt geworden. 4 ) Unter der Herrſchaft Kliprchdorf, ober- lauſi siſchen Antheils , verſtehet man das nach Schåndorf
eingepfarrte Dorf wáhrau am Queiß , welches dem
ſchleſiſchen Schloß Klikſchdorf, im Fürſtenthum Jauer , gegen aber liegt. In demſelben iſt ein Schloß , ein hoher Ofen , eine Papiermühle, und ein Kalkſteinbrud).
Der Befiger iſt der Graf zu Solms, Erbherr der Herra ſchaf
Der gårlißiſche Kreis .
343
ſchaften Baruth und Klipſchdorf. Es gehåret auch ein Theil des vorhin angeführten Kirchdorfs Tiefenfurth , zu dieſer Herrſchaft.
IV . Drey Sechsſtådte. 1. Görlig , die Hauptſtadt dieſes Kreiſes, und die zwerte unter den Sechsſtädten, liegt an der Meiſle, iſt ſchon gebauet, auch bey Nacht durch Laternen erleuch tet , hat 1335 Häuſer und 8600 Einivohner . Sie iſt die grofte , volfreichſte und nahrhafteſte Stadt in der Dber - Lauſis , und enthält im Umfang ihrer Mauernt 3 Kirchen , ein berühmtes Gymnaſium , ein Wayſens und Zucht- Haus, und den Vogtshof, auf welchem ſich die Ritterſchaft des gårlitiſchen Kreiſes jährlich einmal verſammlet , auch das gårlißiſche Kreisåmt unter des Amtshauptmanns Vorſiß gehalten wird, und über wel chen ſich der Magiſtrat das Gebiet zueignet , wiewohl die Landſtånde ihm folches nicht zugeſtehen ; aufler den Mauern aber findet man noch Vorſtådte , 3 Kirchen mit Hoſpitålern und 2 Begräbnißkirchen , iingleichen das ſogenannte heil. Grab, welches der Hürgermeiſter Georg Emerich 1480 nach dein Muſter des erdichteten heil . Grabes zu Jeruſalem hat anlegen laſſen , nebſt einer Capelle. ' Die Tücher , die hier verfertiget werden, ſind fchon : daß aber der Handel mit denſelben lange ſo groß nicht mehr rey), als er ehedeſſen geweſen , habe ich oben , S. 308. ſchon angezeiget. An dem Ort, wo jeßt die Nifolai Vorſtadt iſt, war vor Alters ein Dorf, wels ches der båheimiſche Herzog Sovieslaus I in einen Marktflecken verwandelte , und zu deſſelben Beſchů kung ein feſtes Haus auf der Höhe, wo jegt der Vogts hof iſt, bauete. Dieſer Flecken , welcher Drewnow hieß , brannte 1131 ab ; der Herzog bauete ihn aber nicht nur wieder auf, ſondern verwandelte ihn auch in eine Stadt, welche des Brandes wegen Zgorzelice, das iſt , Brandſtadt, genennet ward, woraus der Nas me Görlig entſtanden iſt. 1691 brannte faſt die Hälfs te der Stadt ab. 1757 fiel in der Nachbarſchaft der felben Y 4
344
Das Markgrafthum Ober -Laufin:
ſelben zwiſchen Preußen und Deſtreichern ein hißi ges Gefecht, zum Nachtheil der erſten , vor. Das Rathsgebiet iſt weitläuftig, und begreift eine gute Anzahl Dörfer , darunter 11 Kirchdorfer ſind , nämlich Ober : Biela , zieder : Biela , Friedersdorf, Sennersdorf, Rohlfurth , Langenau , Lichtenberg, Penzig , Rauſcha , Rothwaffer , Trotſchendorf. Die Kirchdorfer, welche zu der Stadt Mitleiden geho ren , find: Deutſch : Ullig , Leopoldshayn , Liffa , Ludwigsdorf, Jodel. Es liegt auch der vornehmſte Berg in der Ober - Lauſik im Rathsgebiet, der die Landeskrone genennet wird. 2. Zittau , wend. Zitawa , die dritte unter den
1
Sechsſtädten , iſt eine der beſten Städte in der Lauſiſ , und nach Leipzig die großte Handelsſtadt in den ge ſammten Churfürfil. Sachfiſchen Landen , altmodiſch befeſtiget, aber fein gebauet, treibet beträchtlichen Han del mit Tüchern , Leinewand und blauem Papier, inſons derheit aber mit Damaft- und anderer Leinewand nach Holland, der Schweiß , Ytalien , Frankreich , Spanien , innerhalb der Mauern 4 und England , und enthålt 2 Hauptkirchen , ein Hoſpital, einen Rathsbücherſaal, ein gutes Gymnaſium und ein Waiſenhaus, außerhalb aber 3 Kirchen , die zu Leichenpredigten gebraucht wev den , und ein Hoſpital mit einer Capelle , und noch 2 Hoſpitåler. Den alten Flecken , welcher hiefelbft ge ſtanden , hat 1255 der bsheimiſche König Primislaus der II zu einer Stadt gemacht, welche deſſelben Sohn und Nachfolger Wenzel II Ottocar um Jahr 1287 zu Stande gebracht , und mit Mauern umgeben hat. 1359 brannte fie großtentheils ab , und nacher hat fie noch manches widrige Schickſal erlitten. 1756 und 57 litte fie und die darinn gelegenen Preußen, von den Deftreichern viele Anfechtung, fie ward auch im leßtge dachten Fahr den Preußen abgenommen , und durch die vielen von den Deſtreichern eingeworfenen Feuer kugeln und Pechfrånze , wurden 564 Häufer eingeå = fchert, wobey auch viele Einwohner umkamen , und nur
Der gørlißiſche Kreis .
345
nur 138 Häufer ſtehen blieben. Unter den abgebrann ten Gebäuden waren die zwo Hauptfirchen , das Wai ſenhaus , Gymnaſium , Nathhaus und die Waage. Die böhmiſche Hirche und die Rathsbibliothek, hat das Feuer verſchonet. Die Zahl der Einwohner iſt. jeßt auf bhngefähr 11000 geſtiegen , uud vermehrt ſich jährs lich mit dem Aufbau der Häuſer. Das Xathsgebiet begreift 1 ) Zirſchfeld, ein Städtlein an der Neiß, welches ehemals adeliche Beſiber gehabt , aber 1506 die Stadt Zittau an ſich gefauft hat. 2 ) Eine Anzahl Dörfer , welche in der Nachbars ſchaft der Stadt um dieſelbe herliegen , und darunter 11 Kirchberfer find , nämlich Berzdorf, Alt :Gers : dorf, Serwigsdorf, (im gemeinen Leben erſchdorf, vor Alters Sartwigsdorf.) Johnsdorf, Lütkerdorf, Oywin , an der boheimiſchen Grånze , zwiſchen Ber gen und Felfen , auf deren einem , der auch Dywin heißt , ein Kloſter und ein Schloß geſtanden hat , Groß : Schönau, deſſen Leinwandmanufaktur bekannt iſt , Blein: Schönau , Turchau , Waltersdorf, wo felbft guter Zwillich verfertiget wird , und Wittichens dorf. 3 ) Dren Gebiete , welche im Umfang des budis finſchen Kreiſes liegen , und dazu 3 Stirchdorfer gehos . ybau , und Sens ren , nämlich Ebersbach , Groß E nersdorf in Seiffen oder Seiff Bennersdorf, welches vom bsheimiſchen Lande umgeben iſt. 3. Lauban , wend. Luban , die vierte unter dent Sechsſtädten , hat gegen 577 Håuſer und 8000 Ein wohner , und iſt nach dem 7jährigen Kriege faſt ganz neu von Steinen erbauet. Sie liegt nahe bey dem Fluß Queis , der den durch die Stadt fließenden Bach , Alte Lauban genannt, aufnimmt, handelt mit Tuch und Leinewand , und enthält das Ciftercienſer Nonnenkloſter des Ordens der Maria Magdalena von der Buße , bey der Kirche zur heil. Anna , davon vors hin ſchon gehandelt worden , eine lateiniſche Schule, 2 Stir Ý 5
346 Das Markgrafthum Nieder -Lauſik. 2 Kirchen , und eine Kirche aufdem Gottesacker, ein
Hoſpital und ein Armen- Zucht- und Waiſenhaus mit einer Kirche.
1180 war ſie nur noch ein offener Fles
den , der 1364 eripeitert, und mit einem Eraben um geben , 1318 aber mit einer Ringmauer verſehen wor den. 1427 und 1431 iſt die Stadt von den Huſſiten verwüſtet worden , und hat bis 1435 8de gelegen. 1487 , 1554 , 1659 und 1670 hat ſie große Feuers
briinſte erlitten , iſt auch 1760 ganz abgebrannt, Das Rathsgebiet begreift 3 D & rfer , unter wel
chen das Pfarrkirchdorf Geibsdorf, iſt.
II, Das Markgrafthum Nieder -Lauſiß. S. 1 .
DieinStä nde der Nieder-Lauſik, theilen ſich auch die vom Lande und von den Städten ein. 1. Die Stånde vom Lande ſind:
1) Der Prälatenſtand, nåmlich das Ciſter: cienſer Stift Vleuzelle, und die Aemter oder Commenthureyen Friedland und Schenkendorf, welche dem Herrenmeiſterthum Sonnenburg ge hören. Der Herrenmeiſter beſtellet einen Ordens: hauptmann aus der Ritterſchaft , der in ſeinem
Nainen die Vafallenpflidyt beobachtet, und zum größern Ausſchuß gehåret. 2. Der Serrenſtand , nåmlich die Beſiger
der Herrſchaften Dobrilugk, Sorſta, Pforten, Sorau , Leuthel, Drehna , Straupis , Lie berofa , Lübbenau und Amti .
3) Der Ritterſtand , dahin'die gräflichen, freyherrlichen und adelichen Beſißer der Ritter
und Lehn-Süter gehören. Die nieder - lauſißiſchen Lehngüter können nach Gefallen der Beſiger ver äußert,
Einleitung.
347
äußert, verwechſelt und verpfändet werden , und in Ermangelung der Lehnerben , ohne weitere Be lehnung auf die Brüder , oder Brüderſöhne, oder Brüdertochter , oder nådyſten Erben kommen. Ehemals war gewöhnlicy, daß derjenige, welcher das Indigenatrecht oder Antheil an den Priviles · gien erhalten wollte, vorher ein gewiſſes Matrikel oder Einſchreibe-Geld bezahlen , und ſich dadurch gewißermaßen einkaufen mußte : feit vielen Jah ren aber iſt dieſes Geld aus der Gewohnheit ge fominen , und die Verſtattung des Landsmann ſchaftsrecht dem Landesfürſten allein überlaſſen worden . 2. Die Stånde von den Städten, maden die Abgeordneten der 4 Kreisſtådte Luckau , Gu ben , Lübben und Kalau aus . 5. 2. Das Markgrafthum Nieder-Lauſik wird in 5 Rreiſe eingetheilet , nämlich in den Luckaui ſchen , gubenſchen, lúbbenſchen , kalauiſchen und ſprembergiſchen , in welche die vorhin ge. dachten Stånde vertheiler ſind. Jeder Kreis hålt in ſeiner Kreisſtadt unter der Aufſicht des Landes ålteſten eine Kreisverſammlung. Die Stånde vom Lande machen den engern und großern Aus ſchuß aus, welche ſich , wenn wichtige und eilfer tige Sachen vorfallen , mit Vorwiſſen und Ge nehmhaltung der Ober - Amtsregierung verſamm : ten , die auch von den gefaſſeten Schlüſſen dem landesfürſtlichen Hof Bericht abſtattet. Was die Landtage dieſes Markgrafthums betrifft, ſo wer: den 1 ) jährlich 2 ſo genannte willkührliche Land tage gehalten , zu welchen die landesfürſtliche Er laub
348
Das Markgrafthumu Nieder -Lauſik.
laubniß bey der Ober - Amtsregierung geſuchet wird , die nicht nur den Tag anſeget, ſondern auch dem Ober - Amtspråſidenten den Vorfig auftrågt, und die Standesherrſchaften durch beſondere Schreiben , die übrigen Stände aber durch offene Briefe zuſammen beruft.
Dieſe Landtage werden
ordentlicher Weiſe um das Feſt der Heil. Dreyfos nige und Johannestag, und zwar zu Lübben ge halten . 2) Wenn der Landesfürſt nach Gefallen die Stände zuſammen berufen , und ihnen durch abgeſchickte Commiſſerien Vortråge thun låßt, fo wird ſolches ein großer Landtag genennet.
$. 3. Die Landesbeamten und Bedienten , werden theils von dem Landesfürſten , theils von den Stånden geſeket. Der Ober - Amtspråſi dent, vertritt die Stelle des ehemaligen Landoogts. Den Landeshauptmann verordnet der Landes fürſt zur Verwaltung ſeiner Einfünfte , und be ſtellet auch einen Gegenhåndler und Rammer procurator , welche beide aus dem bürgerlichen Stande genommen werden . Der Landrichter wird auch von dem Landesfürſten , und zwar aus eini gen von den Ständen wechſelsweiſe aus dem Herrn - und Ritter- Stande vorgeſchlagen Perſonen erwåhlet und verordnet. Jeder Kreis Hat feinen adelichen Landesalteſten , zu welcher Stelle , wenn ſie erlediget iſi, der Kreis der verſammleten Landſtånde einige Perſonen vorſchlägt, aus wels den einer durch die Mehrheit der Stimmen er wählet wird. Zu denſelben kommen noch zwey bürgerliche Landesalteſten , wozu die Landſtår de auf den Landtagen einen Bürgermeiſter aus Lu cau,
Einleitung dau , und einen aus Guben ,
349 erwählen .
Die
adelichen Landesålteſten des lufauiſchen , guben fchen und kalauiſchen Kreiſes , haben an den drey Landesdeputirten , welche aus der Ritterſchaft erwählet werden , in nöthigen Fällen Stellvertres ter. Der Ober - Steuereinnehmer wird von den Stånden aus der Ritterſchaft erwählet , und ihm ein Steuercaſſirer bürgerlichen Standes zugeord net. Der Landesbeſtallter, der auf den Lande tagen im Namen der Stånde die Feder und das Wort führet, ift bürgerlichen Standes, der Land ſyndicus aber vom Ritterſtande. S.4. Das Stift, die Ordensåmter, die Stans desherrſchaften , Rittergüter und Städte , habent ihre beſondern Gerichte , von welchen an das Landgericht appelliret werden kann , welches jährlich zweimal zu Lübben gehalten wird , und, außer dem Landrichter, aus 2 adelichen und 6 búrs gerlichen Benſikern beſtehet; jene ernennet das ganze Land ; von dieſen reket 2 der Landesfürſt, 2 der Herrenſtand , I die Stadt Luckau, und i die Stadt Guben ; und der Landesfürſt beſtåriget fie Unterſchiedene Sachen gehen das Landges alle. richt vorben , und gerade an die Ober - Amtsre: gierung, an welche auch von dem Landgericht ap pelliret werden kann . Sie iſt 1666 ' anſtatt des Amts der Landvogter verordnet worden , und hat ihren Siß zu Lübben. An dieſelbe gelangen alle Juſtik - Lehn- und Policey- Sachen aus den Kreiſen theils unmittelbar , theils
1
durch die Apellation. Sie beſtehet aus einem Ober- Amtspråſidenten , Vicepråſidenten , 4 wirklichen Ober -Amtsråthen, davon
350 Das Markgrafthum Nieder-Lauſig. davon 2 aus dem Herren- oder Ritter-Stande, und
2 aus bürgerlichem Stande ſind, und andern Bes dienten. Von derſelben kann man ſich nach Be
ſchaffenheit der Sachen an das landesfürſtliche ge þeime Rathscollegium wenden. Sie iſt der or: dentliche Lehnhof für die Nieder - Lauſik. . 5. Die geiſtlichen Sachen, gehören für das
1668 geſtiftete Conſiſtorium , welches aus einem Director , einem adelichen und einem bürgerlichen Conſiſtorialrath , und 2 Beyſikern , welche der General -Superintendent zu Lübben , und der ers ſte Prediger zu Lucau ſind, beſtehet.
S. 6. Jeder Kreis hat ſeine eigene Caſſe, in welde die ordentlichen Steuern geliefert, von der ſelben aber an die Hauptcaſſe abgegeben werden,
welche den oben (§. 3.) ſchon genannten Oberſteu er - Einnehmer zu Vorſteher hat , der auch von der Einnahme dem Lande jährlich Rechnung able : get, und darüber von den Abgeordneten der Stån de Quittung empfångt.
$. 7. Das Markgrafthum Nieder - Lauſik be: ſtehet aus folgenden 5 Kreiſen.
1. Der luckauiſche Kreis. Dahin gehåret 1. Die Herrfchaft Dobrilugt , welche ſeit 1623 ein churfürſtliches Aint iſt.
Sie enthalt :
1 ) Dobriluge oder Doberlug , wend. Dobralug, ein vormaliges Ciſtercienſer Kloſter, welches Marfgraf Dietrich 1184 geſtiftet , die Huſſiten 1431 verwüſtet,
und zur Zeit der Kirchenverbeſſerung die Mönche vers laſſen haben , daher Kaiſer Ferdinand I daſſelbe 1540 eingezogen.
Heinrich Anshelm von Promniß faufte es
1602 vom Kaiſer Rudolph II für 230000 Thaler, un ter
F
1
Der luckauifche Kreis.
351
ter dein Namen einer freyen weltlichen Herrſchaft. 1623 kaufte dieſeide Churfürſt Johann Georg I zu ei nem Rammergut, und deſſelben Sohn Chriſtiani, Udminiſtrator des Stiftes Merſeburg , verwandelte das
ehemalige Kloſter in ein Schloß , und legte ein Stád chen an , welches an der kleinen Elter liegt, und ohn gefähr 160 Häuſer und 900 Einwohner enthält. Der
legte Herzog zu Merſeburg , Heinrich , iſt 1738 auf dem hieſigen Schloß geſtorben .
2) Rirchhayn , ein amträffig Stadtchen an der
kleinen Elſter, von 200 Häuſern und 600 Einwohnern , welches 1667 und 71 großen Brandſchadenerlitten hat. 3) Die Pfarrkirchdorfer Trebuß , Schönborn , frankenau an der kleinen Elſter , Lugau , Frieders:
dorf, Sallgaſt , welches adelich iſt , Dolenigen oder Dollånchen , welches ſowohl als Liska oder Lieskau,
zum meißniſchen Unt Finſterwald gehåret , und Rem : liß , welches adelich iſt.
2. Die Herrſchaft Drehna oder Dráhna , gehåret dem Churfürſten , und begreift , auſſer dem Schloß Dråbna , 11 Dórfer.
3. Golzen, Golßen , ein offenes landſtädtchen, welches 1773 Sigismund Ehrenreich , Graf von Res
dern , königl. preußiſcher Kammerherr, fåuflich an ſich gebracht hat. 4. Die adelichen Pfarrkirchofrfer Waltersdorf Bornsdorf, Weißag , Groß Jehrer , Görlsdorf,
Zieche oder Ziecko , Cafel oder Caſſel, Waldo, Oderin ,
5. Die Kreisſtadt Lucław , Lucke , Lucca, welche
die Hauptſtadt der Nieder: Lauſik iſt, gegen 450 Håu fer und 1500 Einwohner hat , und an dem Fluißchen
Perſte liegt, eine lateiniſche Schule , eine Pfarrkirche, eineKloſterkirche, eine Hoſpitalkirche, und ein 1744 angelegtes Zuchi- undArmenhaus mit einer Kirche hat. Sie iſt 1143 init Mauern umgeben worden. 1644 und
1632 brannte ſie ab. Zu dem Rathsgebiet gehören 22 Dörfer , unter welchen die Pfarrkirchosrfer Ge: bren ,
352 Das Markgrafthum Nieder-Lauſitz. bren , daran auch ein Rittergut Theil hat , und Gies ... mansdorf, dein Hoſpital gehören. Wenn die Gegend von Luckau mit Verftand und
Fleiß unterſucíjet wird, To iſt wahrſcheinlich , daß fich Mineralien in Deutelben finden werden, welche die Mů be belohnen.
2. Der gubenſche Kreis. Zu demſelben gehöret 1. Das Stift Ciſtercienſer Ordens L7eu : Zell, Nova Cella, 2 Meilen von Gubent, welches. 1268 von
Heinrich dem Erlauchten gefiiftet worden. 1431wur de es von den Huſſiten ganz zerſtöret. Der Abt iſt der vornehmſte Prålat und erſte Landſtand in der Nieder Laurits. Die Stiftskanzley hat einen evangeliſchen Kanzler.
Das Stift beſikt
i) Das Stådtchen Fürſtenberg , welches an der Oder einen gefährlichen und ſchädlichen Nachbar hat.
Es enthält 150 Håuſer und 700 Einwohner , wels che der evangeliſchen Kirche zugethan find. Es iſt hier ein Schloß. Im ten Art. des Dresdener Fries
dens wurde verabredet , daß dieſe Stadt, der hieſige zou , und das Dorf Schidlo , von Churſachſen an Churbrandenburg, gegen ein Requivalent an fand und
Leuten , abgetreten werden ſolle. Uis aber dieſer Uins tauſch bewerkſtelliget iverden ſollte , fanden ſich viele Schwierigkeiten. Man fam alſo im Hubertsburger Frieden Art. 8. mit einander überein , daß die Stadt Fürſtenberg mit ihrem Zugehör diefſeits der Oder , in dieſem Tauſch nicht mit begriffen ſeyn , ſondern Chur ſachſen verbleiben, dieſes aber an Churbrandenburg den bisher zu Fürſtenberg erhobenen Oderzoll und das Dorf Schidlo , nebſt deffelben Zugehår jenſeits der Oder , ja alles , was es von den Ufern der Oder auf der laufibifchen und marfiſden Seite , beſeffen, abtre ten ſolle , damit die Oder die Landesgrånge ausmache,
und die Landeshoheit über beyde
, dem König in
Preußen ganz und allein zukomme. Es iſt aber auch dieſer
Der gubenſche Kreis . *
353
dieſer Vergleich nicht vollzogen . Der Oberjod und das
Dorf Schidlo , ſolen ungefähr 5000 Thaler jährlich eintragen .
2) Das einige inal genannte adeliche Dorf Schid : lo , welches jenſeits der Oder , unde alſo auf der Seite der Markbrandenburg liegt , hat eine Schanze,
3) Die Pfarrkirchdorfer Welmiß oder Welmnis und Göhlen . 4 ) Uußer den übrigen in der Lauſih belegenen D8rs fern , hat das Stift Neu - Zell auch Dörfer in der Neu marf, über welche es von der Regierung zu Cůſtrit , die Belehnung empfängt. 2. Das Amt Schenkendorf, welches dem Herren
meiſter des Johanniter Ordens zu Sonnenburg gehës ret , begreift die Kirchdorfer Schenkendorf, Grieſen , Atterwigſch oder Atterwaſch , Schenkendóber und andere Dörfer. Am zideşten hat ein Edelmann , und am dritten die Stadt Guben Antheil.
3. Die Herrſchaft Forſta , gehåret jeßt dem Reichs grafen von Brühl , und hat eine eigne Kanzler , Lehn
hof und Conſiſtorium . Von der Fuſtizfanzley fann man ſich an die Oberamtsregierungwenden , von dem Lehnhof aber gehen die Sachen an das landesfürſtli che geheime Rathscollegium , und das Conſiſtorium ſteht nicht unter dem lubbenſchen Conſiſtorio. Zu der Herrſchaft gehøret 1) Forfta, eine kleine aber wohlgebauete Stadt, welche oon der Neiſſe umgeben wird, hat ein altes und neues Schloß , und iſt nach dem legten Brande von
1748, regelmäßiger und beſſer gebauetworden , als ſie vorhin geweſen. Es werden hier feine Tücher, Leines wand und Tapeten verfertiget.
2 ) 38 Dörfer , davon 18 von Vafallen beſeffen werden . Die Pfarrkirchdorfer ſind Eulo, ezoßdorf, Groß Bademeuſel , Groß : Deuplig , Preſchen , Tichalsdorf und Groß : Kölzig , welche adelich ſind, 4. Die Herrſdaft Pforten ,yaben die Grafen von
Dobna, die von Hiberſtein, dieGrafen von Ronov, und sth. 74 .
die
354
Das Markgrafthum Nieder -Lauſik.
die Grafen von Promnig , nach einander beſeſſen ; jest gehöret ſie auch dem Grafen von Brühl , und begreift 1) Das kleine Städtchen Pförten , wend . Brode, d. i. ein Furt, deſſen Schloß die Preußen 1758 verwüſtet haben . 2 ) Die Pfarrkirchdorfer Kohlo , welches adelich if , Jehrer , Sakro , welches zum Theil zur Herrſchaft Forſta gehfret , Mulknis , Canich und Bomsdorf, welchesadelich iſt. $) Die Herrſchaften Sorau und Triebel, wurbert 1558 von Balthaſar von Promniß , Bifchof zu Bress lau , dem běheimiſchen König Ferdinat :), dem ſie nach Chriſtoph von Bieberſtein Ableben heimgefallen waren , für 124000 rheiniſche Gülden erblich abgekaufet. Vers moge feines Teſtaments , fam 1562 Siegfried vont Promnie zum Beſig derſelben , deſſen Enkel Siegmund Siegfried , nebſt ſeiner Nachkommenſchaft, vom Kaiſer Ferdinand I, 1652 in den reichsgråf . Stand erhoben wurde. Seit 1760 gehören fie dem Churfürſten , welcher für dieſelben , nach dem Tode des Grafen Siegfried von Promniß, dem åltern Bruder deſſelben 12000 Thaler Leibrenten bezahlet, und ein Amt daraus gemacht hat. Sie begreifen 1 ) Sorau , wend. Zarow , eine Stadt , wel che ein anſehnliches Schloß mit einer Kirche und eis nem luſtgarten , eine gute Schule , und en Kirchen , die Haupt- Kloſter - Peters - Hoſpital- und Begräbniß kirche hat. Es wird hier viel Tuch gemacht, auch mit Garn und Leinewand gehandelt. Man hålt die Stadt får eine der ålteſten in der Laufig. 1207 iſt ſie mit ei ner Mauer umgeben worden ; 1260 hat ſie ihr erſtes Privilegium bekommen ; 1556 hat Kaiſer Ferdinand I ihre Privilegien erneuert und vermehret. Sie hat oft mals Brandſchaden erlitten , vornehmlich aber in den Fahren 1424 , 1619 , 1684 und 1701 , da ſie jedesmal faſt ganz abgebrannt iſt. Nahe bey der Stadt iſt ein Thiergarten mit einem Fagdſchloß. 2) Chri:
Der gubenſche Kreiß.
355
0 ) Chriſtianſtadt; ein Städtchen am Fluß Bober, bon 150 Häuſern und 560 Einwohnern, welches 1659 aus einem Dorf entſtanden , und von geflüchteten Schles fernt angebauet iſt. Es bat ein kleines gráfiches Schloß, auch Leinewand - und Tuch -Manufacturen . 3 ) Triedel , ein Marktflecken mit einem gråflichert Schloß , iſt der Hauptort der davon benannten Herr fchaft. Die Einwohner Berfertigen Leinewand und vorzüglich gute Töpfergefåge. 4 ) Die Pfarrkirchd årfer Linderodd, Öbet:uders: dorf, welches adelich iſt, Wellersdorf, Benau, Fries bersdorf , welches adelich iſt , Wigen. 6. Die Herrſchaft Umtig, gehåret ißt áls ein Mas jorat dem vom Könige von Preußen in den Fürſtenſtand erhobenen Hauſe Schönaich , und begreift 1 ) Den Marktflecken Ämtis , mit einem Schloß. 2 ) Stargard , ein Pfarrkirchdorf. 7. Folgende ritterſchaftliche Berter. 1 ) Der Marktflecken oder das Stadtleitt Gaffen , tvelcher dem abelich - binauiſchen Hauſe zugehöret. zu dieſem Kittergut gebåret auch ein Theil des Pfarr: kirchdorfs Baubach . 2) Die Pfarrkirchddrfer Dölzig,Beigſch ,Štatzedel.
}
8. Die Kreisſtadt Guben, wend. Gobin , welche ani Fluß Lubeſt oder Lübbe, liegt, der unterhalb derſelben in die Reiffe fåüt. Sie enthält 560 Häuſer und 2600 Einwohner , hat , außer der Pfarrkirche ; auch eine wendiſche Kirche , ein Hoſpital mit einer Kirche, und eine Begräbnißkirche, eine lateiniſche Schule, ein Salz amt, unter deſſen Aufſicht aus dem im Waſſer zerlass fenen Seeſalz , reines Salz geſotten wird , und dazu 4 Dörfer gehören , (unter welchen das Pfarrkirchdorf üzieniigich it,) gute Tuchmanufakturen , und bauet ziemlich vielen und guten Wein , vornehmlich rothen . Um das Fahr 1331 tft fie mit Mauern umgeben , und 1437 von den Huſſiten verwiiſtet worden. Zu des Kaths Gebiet geboren 6 Dorfer. 3. Der
356 DasMarkgrafthum Nieder -Lauſie. 2. Der lůbbenſche Kreis. Er wird auch der krumſpreeiſche genennet, und zu demſelben gehöret 1. Die Herrſchaft Friedland , welche ehedeflen die Burggrafen zu Dohna gehabt haben , ſeit 1523 aber dem Herrenmeiſter des Yohanniter Ordens zu Sonnes burg gehåret. Sie begreift 1) friedland , wend. Brilan , ein Stådtlein von
70 Häuſern und ohngefähr 300 Einwohnern. 2) Die Kirchdorfer Groß- 77ucro , Gruno, nebft andern Dörfern .
2. Die Herrſchaft Leuthel oder Letuen, gehöret der gråflich -ſchulenburgiſchen Familie, und begreift, außer dem Kirchdorf Leuthel oder Leuten , noch 6 D &rfer.
3. Die Herrſchaft Straupig , gehåret der adeliche honwaldiſchen Familie , und begreift außer dem Kirchdorf Straupig , woſelbſt ein Schloß iſt , noch 6 Dörfer.
4. Die Herrſchaft Lieberoſe und Trebis, gehöret dem gråf. ſchulenburgiſchen Hauſe, und enthålt 1) Lieberore, ein Stådtchen mit einem Schloß, von 100 Häuſern und 400 Einwohnern. 2) Die Pfarrkirchdorfer Zaue und Trebig , und unterſchiedene andere Dorfer.
5. Die ehemalige Herrſchaft L7euenzauche, iſt ſeit
1674 ein churfürſtliches Amt. 6. Das churfirftliche Amt Lúbben , zu welchem
außer andern Dörfern , auch das PfarrkirchdorfRrus gau gehöret. 7. Die Kreisſtadt Lübben, wend. Lubio oder Slu : bio , an der Spree , iſt der Siß der Oberamtsregies rung , des Landgerichts , der fandtage (die in dem neuen uud anſehnlichen Landhauſe gehalten werden,) und des niederlauſißiſchen Confiftoriums.
Sie hat eis
ne Pfarr- Wendiſche- Hoſpital - und Begräbniß-Kirche.
Die umliegende Gegend iſt moraftig. 4. Der
Der kalauiſche Kreis.
357
4. Der kalauiſche Kreis . 1. Die Herrſchbft Lübbenau , gehöret dem reiches
gråffich - lynariſchen Hauſe. Es ſtammet daffelbe aus Italien , und zwar aus dem Großherzogthum Toſcana ab , und gehöret unter die älteſten dafigen vornehmen Håuſer. Ein Graf von Gverini ( denn dieſes iſt der
åltefte Name des Geſchlechts ) brachte das Schloß Li: nar im florentiniſchen Gebiet an fich , und benannte
fich von demſelben . Es war daſſelbe fchon um das Jahr 1360 bey dieſem Hauſe , wurde aber nachmals
zerſtöret. Graf Rochus Gverini zu Lynar wurde we gen der Nachſtellung , die er von den Markgrafen Ma laſpina litte , von dem Großherzoge Coſmus Medices
nach Frankreich geſchict, woſelbſt er zu anſehnlichen Bedienungen gelangete, aber als ein Reforinirter 1568 nach Deutſchland flutete , und in churſachfiſchen und
.. IM
in churbrandenburgiſchen Dienſten- gebrauchet wurde. Seines Sohns, Grafen Johann Caſimir zu Lynar, Ges mahlinn , Eliſabeth von Dieſtelmayer , Faufte 1621, nach ihres Gemahls Tod ; die Herrſchaft Lübbenau ,
von den freyherrlich - fchulenburgiſchen Gläubigern ,und erbete dieſeibe auf ihren Sohn Johann Sigmund, der
durch ſeine Heirath das Šut Glienic ,und deſſen Sohn Siginund Caſimir auch durch Heirath das Gut Groß: beuche an die Herrſchaft brachte . Diefes Enkel Mo riß Karl , Graf zu Lynar , war bis 1768 Beſißer der Herrſchaft, da ſie nach ſeinem Tode ſeinem Bruder ,Gra fen Rochus Friedrich zu Lynar, zufiel. Es gehdren dazu 1 ) Lübbenau , wend. Lubnow , eine kleineStadt
an der Spree , mit einem Schloß, von ohngefähr 250 Håuſern und 1000 Einwohnern. Sie hat einigereiche
Handelshåuſer , gegen 150 Leinweberſtühle , ſo wie in der ganzen Herrſchaft über 350 Leinweber find. Das neue Kanzleygebäude und die neue ſchone Pfarrkirche hat Graf Moriß Karl zu Lynar aufbauen laſſen. 2) Die Pfarrkirchdorfer Schonfeld und Bucko; 'und 18 andere Dårfer. Das Gut Groß Beuche, ſtes
Het unter charbrandenburgiſcher Landeshoheit. 2 )Fol 33
358
Das Markgrafthum Nieder -Lauſig.
2. Folgende ritterſchaftliche Derter : 1) Veprchau , ein offenes Landſtädtchen , iſt eine von den 6 tendiſchen Städten , und gehørte dem Gra fen von Promnis zu Sorau . 2 ) Drebkon , ein offenes Städtlein und Ritter gut, von etwa: 70 Häuſern und 300 Einwohnern, wels ches auch zu den wendiſchen Städten gehåret. Der jes kige Beſißer iſt ein Herr von Kidkrig . 3) Die Pfarrkirchdorfer Terpt, Saßleben , Groß : Mehro , Lipten , Mormlage , Prieſen , Reddern, Wüſtenhayn , Ogerore x . 3. Die Kreibſtadt Kalau oder Calau , wend. Rae Jawa, iſt heutiges Tages klein , und in geringen Ums fånden , nachdein fie in Kriegeszeiten unddurch Feners brünſte ſehr viel gelitten hat. Sie enthalt phngefähr 180 Häuſer , und 400 Einwohner, 5. Der ſprembergiſche Kreis begreift 1. Das churfürſtliche Amt Spremberg, in welchem 1) Spremberg , wend. Grook oder Srook , ei ne kleine Stadt von der Spree umgeben , und von ohngefähr 350 Häuſern und 1500 Einwohnern , Sie iſt nach dem Brande von 1705 wohl wieder aufgere bauet , und hat ein ſchönes Schloß , welches der lekte Herzog vont Merſeburg , Heinrich , bis 1731 beidoha net hat.
2 ) Die Pfarrkirchdšrfer Groß - Bucko , Grquen: ſtein , ipelches zur Hälfte ritterſchaftlich iſt , und Groß Luga . 2. Die ritterſchaftlichen Pfarrkirchofrfer Grquen : ftein zur Hälfte Sorne oder forngu und Dubrąucker
Der
Der
öſtreichiſche
Kreis .
1
34
360
Von dem öſtreichiſchen Kreiſe überhaupt 1
§. I.
Viſchers, deWitt , des jüngernSanſon chiſchen Kreiſe, hat Somann in ſeiner Germa nia auſtriaca, oder Circulo auſtriaco , zwar in vies
len Stúden verbeſſert , aber wegen großer Eile
auch nichts recht brauchbares geliefert. Ob nun gleich dieſe Zeichnung 1747 durch den Profeſſor Tob. Mayer merklich vollkommener gemachtwor. den : ſo mangelt uns doch noch eine ganz richtige Charte von dieſem Kreiſe. Boudet 2 Bogen von Deſtreich, Steyermark, Kärnthen und Krain , Pas
ris 1752, liefern dieſelbige nicht. Die mayeriſche Charte iſt in dem Atlas von Deutſchland die zifte. S. 2. Es grånzet diefer Kreis gegen Mitters nacht an Mähren , Böheim , und an den bagers ſchen Kreis ; gegen Abend an Helvetien ; gegen
Mittag an das Gebiet der Republik Venedig und an das adriatiſche Meer ; gegen Morgen an das ungariſche Jllyrien , und an Ungarn . Die vors
der - dſtreichiſchenLande, liegen an und in Schwas ben zerſtreuet. Alle øſtreichiſche Kreisländer, bes. tragen ungefähr 2025 geographiſche Quadratmeis len, ſo daß dieſer Kreis der größte unter allen iſt. 5. 3. Den Namen hat er von dem Erzherzog
thum Oeſtreich bekommen , welches den vornehm ſter
Einleitung.
361
Ken Theil der Kreislande qusmachet. Die erſte Einrichtung deſſelben iſt 1512 durch Marimilian I auf dem Reichstage zu Edin gemacht, und 1521 und 22 zu Worms und Nürnberg beſtåtiget wors den ; doch ſind dazumal einige als Kreisſtåndean gegeben , welche nachmals nicht mehr dazu geredy net worden ; z. E. die Biſchöffe von Gurf, Se dau, Lavant u. a . m. Er wird unter die ganz katholiſchen Kreiſe gerechnet. $ . 4. Die Stånde dieſes Kreiſes ſind: 1 ) das erzherzoglich . sſtreichiſche Haus wegen Nieder Inner - Ober- und Vorder - Deſtreich . Der Bis Tchof zu Trient. 3 ) Der Biſchof zu Briren. 4 ) Der deutſche Orden wegen ſeiner Balleyen in > Deſtreich, wie auch an der Etſch und am Gebirge. 5 ) Der Fürſt von Dietrichſtein wegen der Herr. ſchaft Traſp in Tyrol. S. s . Der Kreis ausſchreibende Fürſt, Dires ctor und Oberſter, iſt der Erzherzog zu Deſtreich . Kreistage ſind in dieſem Kreis nicht üblich , weil er in der That unter einem einigen Herrn ſteht; den die Biſchoffe zu Trient und Briren, der deuts ſche Orden , und der Fürſt von Dietrichſtein , wer: den von dem Hauſe Deftreich als Landraſſen behan delt.
Ein Beyſpiel., daß auch dieſer Kreis ſich
nöthigenfalls mit andern Kreiſen genauer verbin de , giebt die nördlingiſche Verbindung von 1702 , zu welcher auch der öſtreichiſche Kreis trat. 8. 6. Zu der Reichshülfe trågt dieſer Kreis das ſeinige mit ben ,
ſo oft es die offentliche Si
cherheit erfordert, welcher Beytrag gemeiniglich ungefähr den sten Theil von dem , was das ganze 35 Reich
362 Von dein Oſtreichiſchen Kreis überhaupt. Reich bewilligt, rowohl in Anſehung der Manna ſchaft, als des Geldes, austragt; z. E. als 1702 beſchloſſen wurde, daß ale to Kreiſe zum einfa =' den Beytrag 39993 Mann ſtellen ſollten , fieler auf den öſtreichiſchen Kreis 8028 Mann ; und als
1707 durch einen Reichsſchluß 300000 Gulden bewilliget wurden, betrug das Untheil dieſes Krei
res 61278 Fl. Es iſt zwar das Erzhaus Deſtreich ,
vermöge der Privilegien, welche es von Friedrich I und Karl erhalten hat, von allen ordentlichen
und außerordentlichen Reichsſteuern befrenet; hat aber doch freywillig den Anſchlag zweyer Churfürs ften übernommen, und Bertritt auch bey den außer ordentlichen Reichsſteuern wegen Tyrot die Bisa
thümer Trient und Brifen , und den Fürſten von
Dietrichſtein. Zu des Reichs - Kammergerichts Unterhaltung , roll Trient zu jedem Ziel 8 1 Rthlr.
141 Kreuzer, Briren eben ſo viel , und der Fürſt
BonDietrichſtein 49 Rthlr. 70 Kr. geben . 8. 7. Der Kreis hat , vermoge des Reichsaba ſchiedes zu Regensburg voit 1654 , das Recht, 2 Kammergerichts - UfTeffores zu beſtellen , welches der Erzherzog , mit Ausſchließung der übrigen
Kreisſtånde, ausübet ; dody wird jeßt nur einer beſtellet, nadydem die Anzahl der Affefforen des
Kammergerichts verringert worden ift,
1. Das
.
363
I.
Das
eigentliche
thum
Deſtreich
welches das
Land
Erzherzog:
auch
oder Deſtreich
unter
ob
und
der Ens ;
und kanzlenmäßig Nieder . Deftreidy , und in alten Urkunden da 8
Niederland
genennet wird . S.
1,
Auguſtin Stesvogels undWolfgangLar zius Charten von ganz Deſtreich , und Abrah, Solzwurms, inngleichen Joh. Bapt. Sutein gers Charten vom Lande ob der Ens, hat Georg Matthäus Viſcher mit ſeinen 12 Blåttern vom Lande ob der Ens, und 16 Blåttern vom Lande unter der Ens entbehrlich gemacht: dieſe aber hat Joh . Bapt. Somann in das gewöhnliche For mat gebracht, und auf 2 Blättern ans Licht geſtel let, welde in dem Atlas von Deutſchland Num. 32 und
364
Das Erzherzogthum Deſtreich.
und 33 zu finden find .
Weil aber die großen die
ſcheriſchen Charten voller Fehler ſind , ſo ſind die kleinen homanniſchen auch nicht frey davon. Eben dieſes gilt auch von den ſeuterſchen und weigel fchen Nachſtichen . S. 2. Der Name Oeſtreich , bedeutet fo viel, als Oſterland , das iſt, ein gegen Oſten belegenes Land , plaga oder provincia orientalis, und fðinmt zuerſt in einer Urkunde Ottens III vom Jahr 996 vor , in den Worten : in regione vulgari nominc Oſtirrichi. P. Hundü Metrop.Salisb . T. I. p . 139 . In der verdorbenen lateiniſden Schreibart der Schriftſteller der mittlern Zeit, wurde auſtralis und auftrius anſtatt orientalis gebraucht , und ans fatt terra, oder regio , oder provincia orientalis, festen ſie terra, oder regio, oder provincia auſtria, ja in Anſehung dieſes Landes iſt das Beywort Au ftria ,' mit Beglaſſung der erſten Hauptvorter, zum Nennwort gemacht, und bis auf den heuti ' gen Tag alſo gebraucht worden . 5. 3. Dieſes eigentliche Oeſtreich , wird über. haupt in 2 Theile abgeſondert, die in Anſehung ih rer Größe ſehr unterſchieden ſind. Der größte þeißt das Land unter der Ens , und iſt der dſt liche Theil des Landes , der kleinere das Land ob der Ens, und iſt der weſtliche Theil, welcher 1156 durch Kaiſer Friedrich I von Bayern getrennet, und zu der Markgrafſchaft Deſtreich , welche da: zumal in ein Herzogthum verwandelt wurde , ge leget worden ; es hat auch der Churfürſt zu Bans ern in dem weſtphåfiſchen Frieden für ſich und reis ne Erben aller Anforderung auf daſſelbe entfaget. Won
Einleitung.
365 1 4
Von da an , wo der Fluß Ens aus Steyermark
!
in Deftreich tritt, bis zu der Stadt Stenr , liegt vom Lande ob der Ens auch ein ſchmaler Strich Landes , der ungefähr & Meile breit iſt ; an der öſtlichen Seite des Fluſſes , von Stenr an bis zu der Vermiſchung dieſes Fluſſes mit der Donau, macht er genau die Grånze zwiſchen dem Lande ob und unter der Ens . An der mitternachtlidyen Seite der Donau , täuft die Grånze von da an, wo das Flüßchen Ijper unter Sarblingſtain in die Donau fållt, in einer krummen Linie bis nach Böheim zu. Oeſtreich iſt das warınſte land in ganz Deutſchland . Der Sommer fångt einen Monat früher an , und dauert einen Monat länger als im niederſächſiſchen und weſtphäliſchen Kreiſe. Der Winter iſt in dem ebnen . Lande ſehr gelinde , aber in den bergichten Gegenden rauh und ſtrenge. Wenn die Hike groß iſt, und lange anhålt, zeigen ſich Scorpionen . Es giebt hier zu Lande Kräuter, Gewächre und Blumen , die in andern K'reiſen des deutſchen Reichs entweder gar nicht wachſen, oder doch mühſam gezogen werden müſſen, als Safran , Brocely , u. a. in. Es iſt aber der beſtåndige Staub , etwas ſehr unangenehmes . Die Ober fläche des Erdbodens iſt eine leichte Kreidenerde, die der geringſte Wind empor hebet, und hoch in die Luft führet. Daher ſehen die Bäume an der Heerſtraße nicht grün , ſondern grau aus , weil ſie dick mit Staub bedecket ſind. Dieſe Beſchaffene heit des Erdbodens , erſtrecket ſich ſich tief in un garn şinein . $. 4 .
366
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
9. 4. Das Land unter der sens , hat vora züglich angenehme Luft und Witterung , ſie wür: deaber ungeſund' ſeyn , wenn nicht beſtåndig Wins
de weheten, die meiſtens Oſtwinde find, des Mort gens anheben , und ſidy gegen Abend wieder legett. Es iſt größtentþeils uneben und bergicht; nach Steyermark zu aber das meifte und höchſte Ges birge. Das hohe Gebirge, welches ſich eine Stun de oberhalb Wien , an der Donau, anfängt, und auf so Meilen bis an die Sau in Krain erſtrecket,
iſt vorzüglich bekannt, und wird der kable Berg,
oder richtiger Ralenberg genennet , welchen Na men es allen Anſehen nac, von einem áin Fuß deſ ſelben befindlichen uralten Dorf Kalen hat.
Die
erſte Spiße deſſelben , helßt der Leopoldsberg, und die zweyte wird beſonders der Kalenberg ges nennet. Auf lateiniſch i£ er fowohl Mons Cetius; von der alten römiſchen Colonia Cetia, welche ver muthlich an der Stelle der heutigen Stadt Kloſter Neuburg zu ſuchen iſt , als nachmals Montes Co. mageni , von der römiſchen Stade Comagena, des ren Trümmer zwiſchen Greifenſtein und Zeiſele mauer an der Donau zu ſehen ſind, genennet wors
den. Beſondere Theile dieſes Gebirges , heißen,
Annaberg, Saurüffel, Teufelſtaig, Golach , , Semeeing mering , auf deſſen Gipfel Deſtreich und Steyer
mark ſich ſcheiden , iſt 1728 ein bewundernswür diger Weg angeleget worden. Das Land iſt ſehr warm , (daher die Erndte ſchon vor dem Ende des
Junius anfångt,) vortrefflich angebauet, und ſcheis net ein Garten zu ſeyn. Die Hågel ſind mit Wein bedes
Einleitung .
367
bedecet, und in den Thålern erblicket man blu. menreiche Wieſen , Safrangårten , Waigen - und Hirſe - Felder. Wohin man nur das Auge fehret,
fiehet man Landhäuſer, Sdyöſſer und Landguter. Der Safran ernähret viel tauſend Bauern , und iſt dreymal ſo theuer als der türkiſche. Es iſt aber der Anbau deſſelben mühſam , mit zu vielem Zwang verbunden , und nicht ſo eintråglid , als man ver: muthen ſollte. DerWeinbau iſt vortrefflid ), und macht die Hauptnahrung des Landmanns aus.
Diejenigen , welche denſelben treiben, heißen nicht
Bauern , ſondern Sauer , weil igre vornehmſte Arbeit in den Weinbergen das Hauen ift. In
den benden ſüdlichen Diſtricten jenſeits der Donau, iſt der Weinſtock weit ergiebiger, als in den beye den Vierteln ob und unter dem
Wiener Walde
aber jener , ſchlechthin der Donauwein genannt, iſt ſchlechter als dieſer. Denn er verbeſſert fick gar nicht durch die Zeit, ſondern muß jung getrun ken werden , hingegen der Wein auf der Südſeite der Donau, der Gebirgwein genannt wird, muß
10 bis 20 Jahre alt werden , um dem Rheinwein gleich zu kommen , ja ihn wohl gar zu übertreffen. Der befte Wein wächſet auf dem Kalenberg, im .
gleichen zu Kloſter Neuburg , Gumpoltskircheu, Mödling, Brunn u . ſ. w. Es iſt von Älters her verboten, den Donauwein in die ſüdlichen Vier:
tel zu führen :esgeſchiehet aber doch zum großen Schaden des Weinbauesin den ſüdlichen Vierteln. An vielen Orten wachſet der Weinſtock wild , und 7
die Trauben deſſelben dienen den Faſanen und
1
Schnepfen zur Nahrung. Die Viehzucht bedeutec wenig, 1
368
Das Erzherzogthum Deſtreich ..
wenig , weil dieWeinberge zu Viehweiden keinen Plak laſſen , und von der ſtarken Sonnenhiße das Gras vertrocknet. An wildem und zahmen Ge: flügel, Qat man Ueberfluß. Die Menge des Wile
bes iſt dem Hauer und Bauer ſehr beſchwerlich, inſonderheit richten die wilden Schweine in den Weinbergen zur Leſezeit oft großeVerwüſtung an.
Im Wienerwalde halten ſich Wolfe auf, und zu: weilen laſſen ſich auch Båren ſehen. Die Höls zungen und Wålder , ſind gut. Unweit St. An
naberg, nach der ſteyermårkiſchen Gränze zu , hat Joh. Heinr. Gottlob von Juſti ein Silberberg werk entdecket , mit deſſen Bearbeitung 1754 der Anfang gemacht worden. In demſelben ſollte man eine neue Silber - Erzart, nåmlich eine alfa liſche, gefunden haben : Ullein , 1770 hat man
mir gemeldet , daß das Bergwerk ſtark abgenom men habe, und bald gar eingehen werde : und das Ecz wird richtiger für Kalkgeſtein mit ſehr zartem
eingeſprengten Glaserz und gediegenem Silber, gehalten. Im Gebiet des Stifs Göttwich , iſt ein
Steinkohlenbergwerk. Unweit Krems, iſt ein reis ches Alaunbergwerk. Salpeter wird häufig be: reitet, und machet nächſt dem Wein ein Haupts
nahrungsmittel der Einwohner aus. Zu Baden find berühmte warmeBåder. Man legt ſich nun
ziemlich ſtark auf denSeidenbau, unddie hieſige Seide giebt der italieniſchen nicyts nach. Die Donau, welche ganz Deſtreich von Abend gegen Morgen durchſtromet, und oben im Anfang dieſes fünften Theils beſchrieben iſt , nimmt alle große
und kleine Flüſſe dieſes Landes auf.
Jene ſind die
X
3
Einleitung.
369
die Traun , die Ens , die Morawa, oder der march , fo die Teya aufnimmt, und einen Theil des Landes von Ungarn ſcheidet ; die Leitha , die auch die Grånze von Ungarn macht; die Flüf
fe Traſen, Erlaf, Ips, Ramp , u. a. m . die meiſtentheils in benachbarten Landen entſtehen, und vielerler Fiſche führen. Das Land ob der Ens, iſt bergicht, inſont derheit nach Steyermark und Böheim zu , woſelbſt auch unterſchiedene Gegenden ungebauet liegen ;
hingegen das übrigeLand iſt angebauet und frucht bar. Die meiſten Berge findet man im Traun
und Hausruck- Viertel; nach Steyermark zu find ſie ſehr hoch . “ Die andern Gegenden ſind mit nies drigern Hügeln angefüllet. Die höchſten Berge in dieſemn Lande find, der Traunſtein am gmund ner See , und der Grefſenberg , der in den Landcharten fålſchlich der Priel genennet wird ;
denn der große Priel iſt viel niedriger, und wenn man auf den oberſten platten Gipfel deſſelben ſte het , muß man ſein Haupt erheben , um auf den Grefſenberg hinauf zu ſehen. Der Boden iſt
wegen der unzähligen Waſſerquellen naß, und die Luft das ganze Jahr hindurch feucht und fühle,
an welcherlekten Eigenſchaft auch die ſalzichte Ers de, und vorziehmlich die Lage der Landſchaft ſchuld.
zufeinfcheint ; denn weil ſiein der Schattenſeite ihres eigenen , und des noch ſtärkern und höhern ober- ſteyermarfiſchen und falzburgiſchen Gebirges liegt , ſo wird den warmen Mittags- und Abende winden der Zugang verwehret. An Schwam
men iſt das Land ob der Ens, der eben beſchriebe: શ a net 5 Th. 8 A.
370 Das Erzherzogthum Oeſtreich . nen Beſchaffenheit ſeines Bodens und feiner Luft wegen , ungemein fruchtbar, und um eben derſela
ben willen pflanzen auch die Einwohner eine unbes ſchreibliche Menge Obſtbåume; und da hier die Weingärten aufhören , ( denn der Wein, welche' an der Donau um Aſchad ), und gegen über an dem ſogenannten Rottenberg wadyfet, bedeutet nicht viel,) ſo behelfen ſich die Einwohner ſtark init Aepfel- und Birn -Moſt; es iſt auch dieſes Land das erſte Bierland , wenn man aus dem Lande unter der Ens die Donau hinankönıınt. An Getraide
hat es nicht die hinlängliche Nothdurft: dieſer Mangel aber wird aus dem Lande unter der Ens und aus Ungarn erfeket. Die Viehzucht iſt ziems lich gut ; man hat auch allerhand Wildpret. Die
Sölzungen und Walder ſind nach Böheim und Steyermark zu am ſtårkſten.
Ben Hallſtadt und
Iſchel ſind Salzbergwerke, in welchen aber ſehr ſelten reines Kriſtalſalz gefunden wird, ſondern ſie enthalten braunen , zum Theil auch röthlichen mit .
Erde vermiſcyten Salzſtein , der Kernſtein ge nennet wird . Man leitet ſüſſes Waſſer in die
Gruben , welches das Salz aufldſet und an fick nimmt, und alſo zu einer Sulze oder Soole wird.
Dieſe wird durch Schöpfråder und andere Mittel aus den Gruben beraufgebracht, und in Canålen von Föhrenholz, die man Sulzftrenne nennt, nach Gmunden , Iſchel und andern Orten geleitet, und daſelbſt ein weiſſes. Salz daraus gekoczet. Dieſe Salzbergwerke ſind zuerſt von Eliſabeth, Gras fen Meinhards zu Tyrol Tochter, und Albrechts I
Gemahlinn , entdecket worden , welches wie Fug ger
Einleitung .
371
ger berichtet, 1303, nach Gerhard von Roo Mey. nung aber 12 Fabre vorher geſchehen iſt. Sos wohl bey Spital, als ben Hall im Traunviertely iſt ein ſalziger Geſundbrunn. Die meiſten Quellen in der Gegend von Kremsmünſter, über.
ſteinern und erhöhen ihre Betten , darinnen ſie über die Abhänge des Erdreichs herunter fallen ; denn
fie überziehen das Moos , ſo darinnen wåd ſet, mit einem Abfaş von Topfſtein : und weil jährlich ein neuer Rafen von dergleichen Pflanzen nach . wächſet, ſo entſtehen daraus ganze Wände und hos
he Lagen von ſolchem Stein , der alsdenn gebros chen wird, um zu Gebåuden gebraucht zu werden. Es giebt hieſelbſt auch noch andere Arten des Tufs. Eben dieſe überſteinernde Quellen ſind aud das )
1
beſte Trinkwaſſer in dieſer Gegend , wobey Mene
ſchen und Viell ſich wohl befinden . Die größten Landſeen ſind im Traun- und Hausruck Viertel, als der Traun - Sallſtadt - Atcer -Mann- und Alben - See ; und der kleinern iſt eine großeMen
ge. Die vielen kleinern und großern Flüfte, er gießen ſich alle in die Donau. Nur ein paar der
großern anzuführen , ſo nimmt die Ens , die aus Steyermark in das Land ob der Ens trite, beny der Stadt Steyr den Fluß Steyr auf, der in
dem ThalStoderentſteht, und fließer alsdann un terhalb Ens ben Mauthaufen in die Donau. Der
1
Fluß Traun, kommt mit ſeinen Nebenbachen aus einem ſalzreichen Gebirge þinter Aufſee in der Stev. ermark von dem ſo genannten Grundelſee hervor, läuft durcı den halſtådcer und gmundner- oder ei
gentlich ſo genannten Traunſee, kommt aus dent Na 2
lekten
372
Das Erzherzogthum Oeſtreich .
lekten unter Gmunden wieder heraus , nimmt uns terſchiedene kleinere Flüſſe auf, und vermiſchet ſich unterhalb Ebersberg in der ſo genannten Ziklau mit der Donau . Die Flüffe und Seen liefern mancherlen Fiſche." Es ſind auc, 2 geſunde B& der in dieſem Lande vorhanden ; das eine iſt das Millacker Bad im Mihelviertel, unweit der Do nau ; das andere aber das Rirſchſchlager Bad , nach den bdheimiſchen Grånzen zu , im Machlands vertel. Man hatunterſdiedene Eiſenwerke. Von dem ganzen Erzherzogthum Deſtreich iſt noch zu bemerken , daß es weder ſo viel Getreide, noch Zug-und Schlacht-Vieh hervorbringe, als die Einwohner gebrauchen , welcher Mangel aber aus dem angrångenden Ungarn erfeßet wird. Die Ungarn würden von dieſer Zufuhr großen Nugen haben , wenn ſie nicht mit ſehr ſtarken Abgaben beſchweret wåre ; Denn , wenn z . E. ein ungaris ſcher Landmann 3 Malter Getreide nach Wien bringet, muß er i Malter bloß für die Abgaben rechnen. Aus Ungarn werden jährlich viele huns dert fette Ochren und ungemein viele Sdyweine hieher getrieben.
Der Mangel an Pferden
iſt
in ganz Deſtreich ,ja, wenn man Ungarn ausnimmt, in allen dſtreichiſchen Erblanden , ſehr groß ; doch hat man 1763 angefangen , auf Koſten der Com merzkaſſe , die Pferdezucht zu verbeſſern. Auch die Schafzucht könnte merklich verbeſſert werden. 8. 5. Im Lande unter der Ens , ſind 17 lane desfürſtliche Stådte , (von denen aber nur 15 Się und Stimme auf den Landtagen haben ,) 19 beſon deren Herren zugehörige Städte , 4 landesfürſtl. Mårf
Einleitung.
373
Märkte,welche auf den Landtagen Siß und Stim . men haben , viele andere gemeine Märkte , die größtentheils dem Adel gehören , 214 Stifter und Klöſter beyderley Geſchlechts , von welchen aber ſchon viele aufgehoben worden , 606 Schlöſſer und adeliche Sige, und 1510 Dörfer. Die geringern Stådte, als Ips und Pölten u . a . m . ſind beſſer gebauet und reiner , als die großen Städte im weſtphåliſchen Kreiſe, ja als viele anſehnliche Oer ter im niederſächſiſchen Kreiſe , die nur den hieſi gen Dörfern gleichen. Ein mittelmäßiges Gut bieſiger Lande , trågt auch weit mehr ein , als anſehnliche Gåther im weſtphäliſchen und nieders fächſiſchen Kreiſe , diejenigen etwa ausgenommen, bie in Holſtein , Oſtfrießland und dafiger Gegend ſind. Ueberhaupt zeiget ſich im Lande unter der Ens an Stádten ,Mårkten und Dörfern viel Wohlſtand. Jm Lande ob der Ens, find 7 landesfürſtl. Stådte, 5 beſonderen Herren zugehdrige Stådte, 81 Mark te , eine gute Anzahl Stifter und Kloſter benders ley Geſchlechts , von welchen doch auch ſchon uns terſchiedene aufgehoben worden , 223 Schldſſer und adeliche Siße, und 643 Dörfer. Märkte heißen diejenigen Oerter, welche das Recht haben, einen Pranger aufzurichten. Obgleich Deſtreich vor der Reformation , und vor den Einfällen der Türken in den Jahren 1529 und 1683, ſtårker bes wohnt geweſen iſt, als jeßt , fo rechnet man doch , daß es. 2 Millionen Menſchen enthalte. Die Dör fer gehören faſt insgeſammt der Geiſtlicykeit und dem Adel , und die Vermiſchung der mannichfal. tigen Unterthanen in einzelnen Dörfern , iſt be. WUN : A a 3
* 374
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
wunderswürdig groß ; denn es giebt ſolche, in der nen 4 , 5 , 6 bis 13 Herrſchaften ihre Bauern has Unter den landesfürſtlichen Vertern , des ben . ren oben gedacht worden , ſind diejenigen zu vers ſtehen , in welchen der Landesfürſt die Regalien ausübet , die Siß und Stimme auf den Lands tagen haben , und die dem Landesfürſten alle Monate eine beſtimmte Contribution entrichten. Sie ſenden dieſelbige nach Wien an den Steuers Einnehmer, der ſie an die ſtändiſche Contributions Landesfürſtliche Domainengüter Caſſe abliefert. giebt es im Lande nur noch zwen. Außer den be fonderen Serren zugehörigen Städten und Markten , giebts hier auch ſogenannte eigen thümliche Märkte, welche keinen unmittelbaren "Herón haben , ſondern den Einwohnern ſelbſt zus Sie ſind ehedelſen landesfürſtliche Do gehdren. mainen - oder Vicedom - Güter, und entweder ver pfåndet geweſen , da ſich denn die Einwohner für ihr Geld eingeldfet, und dadurch frey gemacht ha ben , oder fie haben ſich ſelbſt gekauft, als unter der Regierung der Kaiſerinn Königinn Maria Thes reſia alle Vice- Doingüter feil geboten, und zulegt von den Stånden für eine große Summe Geldes übernommen wurden. Sie regieren ſich alſo ſelbſt, wie andere Herrſchaften und landesjürſtliche Mårf te , und entrichten eben ſo wie dieſelben Steuern , jedoch directe an die ſtändiſche Steuercaſſe. Gleichs wohl ſind ſie nicht Landtagsfähig. Den Beſikern liegender Gründe find durch Landesgeſeke alle Weinberge und Felder Neuerungen unterſagt. müſſen in ihrem gegenwärtigen Zuſtande bleiben ; 1 1
3
Einleitung
375
3. E. der Bauer darf aus ſeinen Safrangärten oder Hirſefeldern keine Weinberge machen , ob er gleich ſehr geneigt dazu iſt , weil die Weinberge mehr eintragen , als andere Gründe. Die Waldbauern und auch einige alte Månner in den Städten , tras gen lange Bårte, viele aber nur Knebelbårte. Die Kleidertracht der Einwohner , iſt ſeltſam , inſons derheit der enchertrauner, (d . i. jenſeits der Traun wohnenden) Weiber. Die 8ſtreichiſch - deuts ſche Mundart, welche von der Hochdeutſchen ſehr abweicht, wird vom adriatiſchen Meer an nord nordweſt- und weſtwärts bis an Schleſien, Sach . ſen , Franken, Schwaben und Helvetien geredet ; fie breitet ſich auch oft - und ſüdwắrts durch Ungačn und die ſlawiſchen Länder aus ; doch bemerket man in den beſondern Gegenden dieſes großen Strick Landes einigen Unterfdyied in der Ausſprache, und eine kleine Anzahl eigener Wörter. Daß in Deſto reich ehedefſen Winden oder Wenden geweſen ſind, beweiſen die Namen der Derter , welche mit windiſch zuſammen geregt ſind , und in dem ſchd , nen Thal Stoder im Lande ob der Ens, bemerket man ſolches an der ausgedehnten und ſingenden Ausſprache, imgleichen an der Kleidung und Baus art der daſigen Einwohner. Die alten Landſtånde beſtunden 1 ) aus den Prälaten , deren Vorſteher der Abt zu Mdle war, der ſie zuſammen berief, das Directorium führte, und ihnen die landesfürſtlichen Befehle überſandte. Dié Prélaten waren , ( 1) im Lande unter der Ens , der Erzbiſchof zu Wien, der Biſchof zu wies neriſch Neuſtadt, (welche bende aber weder Siß Na 4 noch
374 Das Erzherzogthum Deſtrei wunderswürdig groß ; denn es giebt :: nen 4, 5, 6 bis 13 Herrſchaften ihre :
ben. Unter den landesfürſtliches ren oben gedacht worden , ſind di: ſtehen , in welchen der Landesfio ausübet , die Się und Stimu tagen haben , und die dem Monate eine beſtimmte Con
Sie ſenden dieſelbige nach » Einnehmer, der ſie an die ſt Caſſe abliefert. Landesf giebt es im Lande nur no
fonderen Herren zuge Märkten , giebts hier thumliche Märkte , 1 "Herrn haben , ſondern gehören .
Sie ſind er
mainen- oder Vicedo
pfåndet geweſen , da ihr Geld eingelöſet, ben , oder ſie haben der Regierung der reſia alle Vice- Do von den Stånden übernommen wurd 1
wie andere Herrf
te , und entridten jedoch directe ani wohlfind fie nich liegender Gründ
Neuerungen un müſſen in ihrem
11
FM
.
7.
Erzitung.
379
3. E. der Bauer dar " at che Kirche angeprieſen und Hirſefeldern feinern 14ten Jahrhundert bes
ſehr geneigtdas : , in den benachbarten Ländern eintragen, als 21.6 : 10he wider die römiſche Kirche und aucy einige es ausgerottet wurden , da denn gen lange Sarre, : tich nad, Mähren begab. Im
Kleidertracht der
fanden D.Luthers Bemühuns
derheit der enterstar zeitig in Oeſtreich Berfall, wohnenden mit Anhånger der evangeliſchen Leh ſcheMunimi,ir zu Jahr großer , obgleich alle abweidt , hven gemacht wurden. 1541 über
nordreſta ür, igeliſchen Deſtreicher , Steyermår ſen , Franken und Krainer dem Kaiſer Ferdinand
ſie breitet --- je Bittſchrift um die Frenheit des und diein Gottesdienſtes , die ſie auch 1555, in den beim piederholten , aber wenig oder gar
Landes einzhteten . Hingegen wurde 1564 auf eine kleine viſers Ferdinand der Gebrauch des Kel reich ehermdmahl von dem Pabſt erlaubet, und
ſind, bemeneingeführet; und 1568 bewilligte Kai windio ian II den beyden Ständen von Hers
nen Tha : materſchaft im Lande ob und unter der man ict: den 7 landesfürſtlichen Städten im Lans
Ausfvraa : uns, die freye Uebung des evangeliſchen art der Calistes , und ertheilte den 2 Stånden von L'le di Ritterſchaft im Lande unter der Ens,
Pralaren Jenner 1571 darüber eine förmliche der jie buli Berſicherung. Allein, von Rudolphs II und lydeni. die evangeliſch - dſtreichiſche Kirche nadı DiePos interdri Eng , tri nerije .
und inſonderheit von 1621
'vangeliſcheGottesdienſt hts deſtoweniger blieben viele
376 Das Erzherzogthum Oeſtreich. noch Stimme auf der Prälatenbank Hatten , die Aebte und Probſte zu Möte , Kloſter- Neuburg, Göttweig, zum 5. Kreuz im Walde, St. Pölten, Herzogburg, Lilienfeld , zum Schotten in Wien , Altenburg , Seittenſtetten , St. Dorotheen in Wien , St. Andre an der Traiſen , Seiſenſtein, Mariazell, Tierenſtein, Neuſtadt, Gerås, Perneck, Maurbach , Gåmning, Agſpach , Ardacker, Zwet tel, Eisgarn, der Domprobft der Cathedralkirche zu Wien , und der Abt zu Montſerat eben daſelbſt; (2) im Lande ob der Ens , die Aebte und Probſte zu Kremsmünſter, St. Florian, Lambach, Stey.
ergårften , Baumgartenberg, Wilhering, Wald þauſen , Monſee , Gleink,Schlogi, Engelhartse fell, Spital am Pyrn, Schlierbach .' 2) Aus den Rittern, und 4 ) aus Stådten und Märkten . Von dem lekten oder vierten Stande , machte die Stadt Wien allein den halben Theil, den übrigen
Halben Theil aber machten die übrigen Städte und Märkte aus. Der Landmarſchall ward allezeit aus
dem Herrenſtande, der Land -Untermarſchal aber aus dem Ritterſtand erwåhlet. Die Landtage der Stånde, waren entweder allgemeine Landtage, oder Ausſchüßtage , welche legte wieder in den weitern und engern Ausſchuß abgetheilet wurs den. Dieſe Landtage wurden von dem Landesfürs ften ausgeſchrieben ,und der Vortrag geſchahe ents weder von dem Hofkanzler , oder von dem erzhers
zogl. Abgeordneten ; die Berathſchlagungen aber wurden unter dem Vorfik des Landmarfchalls an
geſtellet.
In denſelben ward von den Steuern
und Abgaben , vom Kriegsweſen ; in ſo weit es die daju
Einleitung.
377
dazu nöthigen Abgaben , Stellung der Recruten,
und andere dergleichen Lieferungen betrifft, c. ge 业
1
1
handelt, und der Landtagsſchluß ward in den Landtagsabſchied gebracht, von dem Landes: Herrn beſtätiget, und alsdenn öffentlichbekanntges inacht, damit er die Kraft eines öffentlichen Geſes kes habe. Der Landtag im Lande unter der Eng wurde zu Wien , und der im Lande ob der Ens zu
Ling gehalten. Es hat aber Kaiſer Joſeph II die
Landſtånde 1783 aufgehoben, und die Deputirten des Herren- und Ritter -Standes zu Mitgliedern
der Landesregierung gemacht; und hernach 1786 befohlen , daß auf den Landtagen die Erzbiſchöffe, Biſchöffe, Dignitarii der Kapitel und die obenbe nannten Aebte, den Clerus ausmachen ſollen.Die
Verſammlungen der Stånde (welche von den Landtagen zu unterſcheiden ,) währeten ſonſt immers fort, indem die Herren Verordneten oder Depu
tirten , die einige Jahre in ihrem Poſten blieben,
eine ordentlidze und beſtåndige landſchaftliche Ráthsſtelle ausmacyten . Die Stånde baben in
ihren Gebieten ,außer dem Jagdrecht und dem Recht der Sammlung der Ubgaben , auch die Grundge richts - Obrigkeit, (Jurisdictio civilis,) und die mei ſten auch die Landgerichts -Obrigkeit (Jurisdictio criminalis ;) doch ſind beyde der landesfürſtlichen Obrigkeit und Hoheit unterthan. Wenn das Gut
nichtfelbſt ein landesfürſtliches Lehn iſt, ſo iſt auch
die Grundobrigkeit nicht Lehn, ſondern Erbe. Landgerichte aber ſind wenig zu Lehn gemachtwor ben , ſondern baften von Alters her auf vielen
Gütern. Sie haben auch die Fouſtgerechtig a feit A
s
378
Das Erzherzogthum Deſtreich .
keit, welche in dem Wildbann und Forſtrecht befteyet. Der Streichiſche Adel iſt zahlreich und ver , mögend ; er wird in den hohen oder Grafen- und Herren -Stand, und niedern oder Ritter -Stand eingetheilet.
Die adelichen Güter ſind entwes
der Allodial- oder Lehn- Güter. Die Markgrafen von Brandenburg - Culmbach , die Biſchöfe von Paſſau , und andere benachbarte Reichsfür: ſten , ja ſogar einige landfäſſige adeliche Häuſer, j. E. die Grafen von Zinzendorf und Pottendorf, haben das dominium directum über einige in Deſtreich belegene Lehen . Weil aber den Vaſal len in Oeſtreich unterſagt iſt, außerhalb Landes die Belehnung zu empfangen , fo haben die Markgra fen einen beſondern Lehnhof in Oeſtreich errichtet, an welchen die Wafallen zum Empfang des Lehns berufen werden. Eben derſelbe entſcheidet auch die Lehnsſtreitigkeiten : doch kann ſich der beſchwers te Theil an die öſtrerdyiſche Regierung wenden. Noch inehrere Lehen haben die Grafen von Zingen dorf und Pottendorf zu vergeben. Einige andere dſtreichiſche Familien , und das Hochſtift Paſſau , ertheilen dergleiden auch . Auf unterſchiedenen alten Veſten des landráſſigen hohen Adels , haftet das Münzrecht; wie denn z . E. die Fürſten und Grafen von Dietrichſtein , die Grafen von Wine diſchgråk , u . a. m . in ihren Veſten Ducaten und andere Münzen prägen laſſen .
$. 6. Die Grkenntniß der chriſtlichen Lehre iſt hieſelbſt von dem Sten Jahrhundert an und mehr ausgebreitet, und mit derſelben der Ges hors
Einleitung .
379
#
+
horſam
gegen die römiſche Kirche angeprieſen und
bewilliget worden .
Im 14ten Jahrhundert bes
fanden ſich hier und in den benachbarten Ländern viele Waldenſer, welche wider die römiſche Kirche zeugeten , aber bald ausgerottet wurden , da denn der Reſt derſelben ſich nac, mähren begab . Im i6ten Jahrhundert fanden D. Luthers Bemühun gen und Lehren gar zeitig in Deſtreich Benfall, und die Anzahl der Anhånger der evangeliſchen Leh re wurde von Jahr zu Jahr großer , obgleich alle 1541 ůber : Anſtalten dagegen gemacht wurden . gaben die evangeliſchen Deſtreicher , Steyermårs ker , Kårnther und Krainer dem Kaiſer Ferdinand eine bewegliche Bittſchrift um die Frenheit
des
evangeliſchen Gottesdienſtes , die ſie auch 1555, 56 und 58 wiederholten , aber wenig oder gar nichts ausrichteten .
Hingegen wurde 1564 auf
Anhalten Kaiſers Ferdinand der Gebrauch des Kel dies im Abendmahl von dem Pabſt erlaubet, und in Oeſtreich eingeführet; und 1568 bewilligte Kai fer Marimilian II den benden Ständen von Her ren und Ritterſchaft im Lande ob und unter der Ens , und den 7 landesfürſtlichen Städten im Lan de ob der Ens , die frene Uebung des evangeliſchen Gottesdienſtes, und ertheilte den 2 Stånden von Herren und Ritterſchaft im Lande unter der Ens, am 14ten Jenner 1571 darüber eine förmliche ſchriftliche Verſicherung. Allein , von Rudolphs II Zeit an iſt die evangeliſch - dſtreichiſche Kirche nach und nach unterdrücket, und inſonderheit von 1621 an in ganz Oeſtreich der evangeliſche Gottesdienſt
abgeſchaffet worden.
Nichts deſtoweniger blieben viele
380
Das Erzherzogthum Deſtreich.
viele heimliche Anhänger der evangeliſchen Lehre Daſelbſt , und 1753machte die Kaiſerinn Konigim Maria Thereſia bekannt , daß allen ihren protes ſtantiſchen Unterthanen in Deſtreich , Steyermark und Kärnthen , wenn ſie ſich ruhig verhielten, nicht die geringſte Drangſale noch Zwang um der Reli gion willen zugefüget; diejenigen aber, welche ſich nad, der öffentlichen Uebung ihres Gottesdienſtes ſehnten, nach Siebenbürgen verfeket, und daſelbſt im Geiſt - und Leiblichen verſorget werden ſollten . Kaiſer Joſeph II gieng weiter , und ertheilte fei nen evangeliſchen Unterthanen in dieſen Provinzen öffentliche gottesdienſtliche Freyheit, ernannte auch zwey ihrer Kirchenlehrer , den zu Wien im Lande unter der Ens, und den zu Edt im Lande ob der Ens, žu Suprintendenten der übrigen evang . Gemeinen . Kaiſer Joſeph II hat 1781 den Cartheuſerund Camaldulenſer Orden beyderlen Geſchlechts , und die Eremiten , theils alle Nonnenfidſter,( die Elis fabethånerinnen und Urfelinerinnen allein ausges nominen,) in ſeinen Staaten , und alſo auch hier, aufgehoben , und dieſe Aufhebung iſt nachher auch Kloſtern anderer Orden , inſonderheit des Benedi: ctiner Ordens, wiederfahren . Er hat aud verordnet, daß ſo wie die Uebte in Deſtreich ausſterben, die Stellen derſelben nicht wieder beſeget, ſondern für die kidſterliche Zucht follen in Gegenwart eines kaiſerlichen Commiſſarii alle 3 Jahr Prioren erwählet werden . Die Obers aufſicht über die Deconomie der Stiftsgüter , die Beobachtung der allgemeinen Befehle, die Pfarrs geſchafte , und die Handhabung der Ordnungund
Rube,
Einleitung.
381
Rube; fol in jedem Stift, ſo wie in Frankreich undItalien, ein geſchickter Weltprieſter undStifs. geiſtlicher, unter dem Namen eines Commendas tors verſehen.
: Das ehemalige Bisthum zu Wien , welches dem römiſchen Stuhl unmittelbar unterworfen war, jedoch ſo , daß der Erzherzog das Recht Batte , eit
nen Biſchof zu ernennen , iſt 1722 auf Anhalten Kaiſer Karls VI von dem Pabſt zu einer Merro:
politankirche und Erzbisthum erhoben ; auch 1723 dem Erzbiſchof Das Pallium und Kreuz era theilet , und 1729 ein Theil von des Biſchofs zu
Paſſau geiſtlichem Gebiet in Oeſtreich, ihin un tergeben worden. Der Erzbiſchof iſt des heil. romie
ſchen Reichs Fürſt, dazu ſchon Biſchof Anton 1631
erhoben worden, und hatden Biſchofzu wieneriſch | Neuſtadt, nun zu St. Pölten, unter fich, iſt aber der Landeshoheit des erzherzoglich-Oſtreichiſchen Hauſes unterworfen. Das erzbiſchöfliche Conſiſtorium beſtehet aus dem Erzbiſchof ſelbſt als Präſidenten, einer Unzahl geift- und weltlicher Råthe und Ben
$
fißer, und einem Notarius , der den Titel eis
nes Kanzlers hat. Weil ſich des Biſchofs zu Paſſau geiſtliche Gerichtsbarkeit ehedelſen auch über einen guten Theil von Oeſtreich erſtreckte, ſo war
zuWien ein eigenes paſauiſches Conſiſtoritim , welches aus einem Official, einer Anzahl geiſt and weltlicher Råthe , einem Notarius , und un
terſchiedenen geringern Bedienten beſtand: es hat aber 1783 aufgehöret, als zu Linz ein Bisthum
errichtet , und unter daſſelbige die Diſtricte geles get worden, die ehedem unter dem Biſchof von Paſs
382
Das Erzherzogthum Deſtreich .
Paſſau ſtanden . Zur Unterhaltung deſſelben giebe das Bisthum Paſſau jährlich 32000 Fl. von ſeinen Einkünften aus dem Erzherzogthum Deſtreich , welche jährlich 137000 Fl. betragen , vermoge Vertrags von 1784 . Der Erzbiſchof von Salzburg , hat auf Kaiſer Joſephs II Verlangen , ſein in Kärnthen , Steyermark und Niederöſtreich gehabtes Dióces ſan . Recht fahren laſſen , aber der Kaiſer hat dels felben Metropolitan - Recht, wenn es in den durch die Kirchengeſeke vorgeſchriebenen Schranken bleis bet , für gegründet erkannt, und 1786 entſchies, den , daß ſowohl die bisherigen Biſchofe zu Gurf, Seckau und Lavant, als der neue Biſchof zu Ldben , unter dem Erzbiſchof von Salzburg als Metropolitan bleiben ſollen , obgleich der Biſchof von Seckau zum Erzbiſchof von Gråß gemacht worden , das Bisthum Laybach zu einem Erzbiss thum erhoben, und der Biſchof von Gradiſka, (vors Her zu Górz und Trieſt ,) Zeng und Pilſen ,
als
Suffraganeos dem Erzbiſchof von Salzburg anters worfen , und dieſen auch das Recht gegeben , den neuen Biſchof von Låben eben ſo wie ſeine übrigen Suffraganeos, und den Erzbiſchof von Laybach , als Primas von Deutſchland zu beſtätigen. · Kais ſer Karl VI hat durch ein öffentliches Landesgeſek verordnet, daß die óſtreichiſche Geiſtlichkeit keine unbewegliche Güter mehr erwerben kann . Will eine Kirche oder ein Kloſter ein wohlgelegenes oder ſonſt vortheilhaftes Haus, Grundſtück sc. kaufen : ſo muß ſie (es) dagegen von ihren ( ſeinen ) vorhin gegabten Grundſtücken eben ſo viel an, weltliche Die Perſonen veräußern .
Einleitung,
383
Die hieſigen Landesgewohnheiten, weichen von den gemeinen canoniſchen Rechten ſehr ab, in Ans fehung der Fålle , welche das Zehendrecht , das Jus patronatus, die Keimlichen Eheverlobniſſe der Minderjährigen , das geiſtliche Verfahren wider Zauberkünſte , Kekerey u . d. m . betreffen. Die Appellationen nach Rom, find nicht erlaubet, und die Appellationen von den Conſiſtorien , haben in vielen Fällen ihren Zug an die weltlichen Gerichts ſtellen . Ueberdem ſind die Freyſtådte der Uebele thåter, ſchon vom Herzog Albrecht mit dem Zopf (cum trica ,) imgl. vom Raiſer Ferdinand I in gewiſſen Fällen merklich eingeſchränket, und von der R. K. Maria Thereſia bennabe ganz aufgehos ben worden .
Ueberhaupt muß die ganze Geiſt
lichkeit die öffentlichen Laſten und gemeinen lans desauflagen ſowohl in perſonalibus, als realibus, mit tragen helfen , ja , in gewiſſen Fällen müſſen die Geiſtlichen ſich vor weltlichen Gerichten belans gen laſſen , und idas dergleichen Einſchránkungen mehr find. $ . 7. Der Zuſtand der Wiſſenſchaften þat fick in neuern Zeiten nicht viel verbeſſert. Zur Beför: derung der Gelehrſamkeit dienen die niedern Schulen und Gymnaſien, die Univerſität zu Wien , die feit 1752 eine beſſere Einrichtung bekommen hat , und die favoriſch- lichtenſteiniſche Ritterafa demie zu Wien, die lowenburgiſche Akademie oder Stiftung bey den P. P. Piariſten in der Joſephs. ſtadt ben Wien, und die Ritterakademie zu Krems. münſter.
Zu Wien iſt der große und pråchtige
kaiſerliche Bücherſaal, einer der wichtigſten und berühm ,
384
Das Erzherzogthum Deſtreich .
berüşmteſten in Deutſchland und ganz Europa. Zur Beförderung der Rünfte, dienet die Akademie der Maler - Bildhauer- und Bau Kunft zu Wien. $. 8. Von der Geſchichte und dem neuern Zu ftande ſowohl der Manufakturen und Fabriken, als des Sandels in Deſtreich, und den geſammter dſtreichiſchen Erblanden , will ich hier diejenige Nachricht wörtlich einrücken , welche mir der Re: gierungsrath von Taube im Julius 1770 zugeſchickt bat , und die damals gewiß ſehr genau und zu verlaßig war. „ Die 8ſtreichiſchen Länder bringen „ den Urſtof und die rohen Materialien faſt zu allen „ Manufakturert, in großem Ueberfluß Gervor. Sie haben auch eine ſehr vortheilhafte Lage zum Handel, weil ſie an den Rþein , das adriatiſche Meer, an Wälſchland , Polen und die Türken „ grånzen , und von der Donau , der Elbe, undan ,, deren
ſchiffbaren
Flüſſen
durchſtromet werden .
„ Alein , ungeachtet aller dieſer natürlichen Vors „ theile, wußte man vor kurzer Zeit noch nicht, was „ Fabrikent , Manufakturen und Handel' waren ? Man konnte zu Wien nicht einmal einen ſeidenen „ Strumpf wirken ... „ K. Karl VI dachte zwar auf die Einführung „der Manufakturen und des Handels ;! er lockte viele reiche proteſtantiſche Kaufleute aus den „ Reichsſtådten durch große Privilegien und Vor: „ rechte nach Wien , und bauete den Seehafen ,, Trieſt : dadurch aber ward die Ausfuhr derrohen ,,Materialien , und die Einfuhr fremder Waaren , Die ſchweren Kriege, „ nur noch mehr befördert. in welche dieſer Kaiſer bald mit Frankreich und Spa
Einleitung.
385
„ Spanien , bald mit dem türkiſchen Reich vernis yckelt war, unterbrachen ſeine Entwürfe , deren
„Ausführung ohnedem ſeine beſtåndigen Bundes: „ genoſſen, die Engländer, nicht gern ſahen . Die رز
srohen Materialien giengen alſo immerfort mit eis 3,nem geringen Zoll aus dem Lande, und wenn ſie
in Manufakturen verwandelt waren, kaufte inan „fie theuer wieder . Nach England , Frankreich, Hulland, Sachſent, Målſchland , giengen jahre glich erſtaunliche Geldſummen für die Nothwen „digkeiten des menſchlichen Lebens , und das Land „ Ward immer årmer.
„Nadj dem Achener Frieden von 1748 , war „ der wieneriſche Hof endlich mit Ernſt bedacht, „Manufakturen einzuführen, und den Fleiß der „ Unterthanen rege zu machen . Es fandex fid al
,,lenthalben ungemein große Schwierigkeiten, wels sche jedoch eine Maria Thereſia nicht abſchrecken ,,konnten. Eine der großten Hinderniſſe,war der „Mangel att guten Manufakturiſten , Fabrikanten und Spinnern : weshalben man das Garn von
Flachs, Wolle und Baumwolle, aus Sadſen „ und andern benachbarten Ländern kommer laiten „mußte. Daher wurden allenthalben in Städten
und Dörfern Spinnſdjulen eröffnet, in weldien ,,die Kinder nicht nur unentgeltlich im Spinnen un „ terrichtet werden , ſondern auch nod tåglich ..,2 Kreuzer empfangen. Alle Monate wird den
fleißigſten eine kleine Belohnunggereidyet. Uebers „dem berief man viele geſchickte Manufakturiſteit „aus Frankreich, Holland, England, den Nieder: slanden, der Schweiz, Bålſchland, Sachſen u.f.f. sth. 82 .
B6
Die
386 Das Erzherzogthum Deſtreich. Die Ausfuhr roher Materialien, ward miteinem „ hoben Zoll beleget , und endlich faſt gar verboten, „ nachdem 1752 ein Commerzienrath aufgerichs „ tet , oder vielmehr zu einer beſondert unabhåns „ gigen Hofſtelle gemacht worden, welche unmittels
,,bar unter dem Landesfürſten ſteht , i Präſiden : „ten , 1 Vicepråfidenten , 8 oder 9 Benfißer, (die
„ Hofråthe Heißen ,) 3 Secretåre und noch 20 Subs „ alternen hat. Man errichtete auc) zu Wieneine
,,beſondere Commerziencaſſe, welcher man viele
„ anſehnliche Einfünfte anwies , und ſie dem Hof. „ Commerzienrath anvertrauete. Alle, welche Ma. „nufakturen und Fabriken anlegen , oder ſonſt ets „ was nůkliches zum Beſten des Handels und der „ Manufakturen unternehmen wollen , einpfangen „ aus dieſer Caſie einen unverzinslichen Vorſdjuß „ von 10, 50 bis 100000 Fl., wenn die Wieders ,,bezahlung des Capitals nur einigermaßen fidyer „ geſtellt wird. In der Hauptſtadt eines jeden Lan . „ des, nåmlich zu Wien , Linz , Inſpruck , Frem:
„burg am Rhein, Prag, Brünn, Troppau, Gråk, ,,Klagenfurth, Laybach und Gdrz, wurden 1 i Comis
„merzienconſeffe angelegt , und dem Commerz ,,rath zu Wien untergeben . Jeßt errichtet man
„ dergleichen auch in Siebenbürgen und zu Tea „meſchwar. Jeder Conſeß hat einen Präſidenten, „ der allezeit geheimer Rath iſt, und 6 bis8 Ben, ſiker , nebſt einen Secretår und anderen Beam.
„ten. Die Benſißer beißen Commerzråthe, und „ haben 1200 bis 2000 Fl. Beſoldung. Ueberdem
„hat jeder. Confeß feine eigene Commerzcaſſe, in die mancherley Gefälle fließen , und die im „ Noth
1
Einleitung.
387
„ fall von der wieneriſchen Commerzhauptcaſſe une „terſtůket wird. Diefe Confeſſe můſſen die Pro . „tokolle ihrer Sikung jedesmal dein Commerzrath ,, einſenden, und von demſelben in wichtigen Sachen „ die Befehle einholen, fo E. wenn es um Erthei „ lung neuer Privilegien , Vorſchuß für Fabrikans „ ten , Verbietung fremder Waaren , Erhöhung ,, oder Verminderung der Zölle , Ernennung neuer „ Commerzråthe und andern Beamten zu thun iſt. Es wurden auch alle øſtreichiſche Länder an dem „ adriatiſchen Meer mit einander vereiniget, und „ als Colonien dem Hofcommerzraty unterworfen, ,, der ſie durch die Intendenza zu Trieſt regieren
Darauf wurden in den vornehmſten Hans „ ließ. „ delsplåken und Seeſtådten in Portugal, Spanien, „ Frankreich und Wålſchland , imgleidzen in der „ europåiſchen und aſiatiſchen Türken , i8 Conſuls ,, beſtellet, deren Ernennung von dem Hofcommerze „ rath
abhångt.
Sie
ſchicken
aber
demſelbert
„nicht unmittelbar ihre Berichte ein ; ſondern die „in den Abendlåndern ſind an die Intendenza zu ,, Trieſt gewieſen , und die in den Morgenländern „ oder in der Türfen , an den K. K. Miniſter zu „ Conſtantinopel, der als Generalconſul dieſer „ Länder unter dem Hofcommerzrath ftehet , und „demſelben in Handelsſachen ſeine Berichte abſtats „ tet. Mit den meiſten handelnden Völkern , hat „ der K. K. Hof nach und nach Commerztractate „und Vergleiche geſchloſſen ., „ Zur Verbeſſerung der natürlichen Landesgů „ ter , die den erſten Stof zu den Manufakturen bergeben , ward auf Koſten der Commerzcaſſe Bb 2 » nid ;
388
Das Erzherzogthum Deſtreich.
„ nicht nur zu Wien , ſondern auch in den übrigen „ 10 Hauptſtådten der Landſchaften , eine K. R. „ Landwirthſchafts - Geſellſchaft ( die man hier Agri ,,culturs. Socieraer betiteit) zuſaminen gebracyt, „ und als eine ordentlidze Stelle eingerichtet. Eine „jede dieſer Geſellſchaften giebt jährlich eine Preis: ,, frage auf , deren beſte Beantwortung gedrucket „wird , und der Urheber erhålt aus der Commerz cafTe eine goldene Schaumůnge von 36 Ducaten . „Dieſe Anſtalt þat ſchon vielGutes geſtiftet, und sonderlich den Anbau der Sarbekråuter derges „ ſtalt verinehret , daß nunmehr die dftreichiſchen „ Lånder keinen Krapp, Waið und Fårberråthe aus ,, fremden Ländern mehr berholen , ja ſchon anfans „ gen , denſelben in fremde Lånder zu ſchicken . Es „ wirb auch ſchon Indigo in Slavonien und in dem Banat Temeſchwar gepflanzet.
Eben
daſelbſt,
„ imgleichen in Croatien, Dalmatien, Hiſterreich , ,, Friaul und . Tyrol , iſt der Seidenbau auf Ros „ ſten der Cominerzcaſſe ſo ausgebreitet worden, daß die Einfuhr der fremden rohen Seide , bald „durch einen hohen Zoll eingeſchyrånket werden wird. „ Vor allen hat die Seide , die in Slavonien ge „wonnen wird , einen großen Vorzug , und giebt der beſten in Walſcyland nichts nach . Bloß in Slavonten wurden 1769 úber 1600 Centner Gas letten gewonnen , deren 10 Pfund ein Pfund ro „ he Seide gaben . Zur Abwickelung der Galecten, what der Kommerzrath hie und da an kleinen Flüf „ſen 12 Spinnmůhlen ( Filatoria ) bauen laſſen . „Die größte und beſte iſt zu Fara in Friaul , wel. „ che 10000 Fl. gekoſtet hat. Zur Verbeſſerung „ der
+
Einleitung .
389
„ Der Schafzucht, hat man nicht nur aus der Bars barer , ſondern auch aus Natolien, viele Widder „ kommen laſſen , welche in Krain und Slavonien „ſehr gut arten .
Jedoch wird jährlich noch eine
„ große Menge ſpaniſche Wolle zu dem feinen Tuch „über Trieſt hereingeführet.,, „Auf ſolche Art wurden denn die Manufaktu . gren , aller Hinderniſſe ungeachtet, nach und nach „ mit einem Aufwande von mehr als 2 Millionen „Fl. endlich empor gebracht, und der Fleiß der Uns ,,terthanen allenthalben aufgemuntert. Jn Bds „ heim und in Friaul entſtanden die erſten , wozu „ die fachfiſche undwålſche Nachbarſchaft Gelegens „ heit gab. Endlich breiteten ſich die Manufaktus „ ren durch alle óſtreichiſche Länder aus : wozu der ,, lezte Krieg mehr behúlflich , als daran hinderlich „ war. Denn die Noth, die damals Sachſen und ,, andere Länder drückte , zwang viele roo geſchids ,,te Manufakturiſfen , ihr Vaterland zu verlaſſen , „ und in den dſtreichiſchen Ländern Brod zu ſuchen , „wo ſie Schuß , unterſtügung und Geldhülfe fan „ den . Jeßt , in der Mitte des 1770ſten Jahrs , „iſt es ſchon ſo weit gekommen , daß faſt alle frems „de Man : facturmgaren , inſonderheit die aus Ei „len , Stahl , Flachs , Hanf, Wolle und Seide, „verbothen ſind, und mit den einheimiſchen nicht „ nur die Oſtreichiſchen Länder verſorget , ſondern „auch ein Handel in fremde Lånder getrieben wers „ den kann .
Die Sauptwaaren , die nunmehr
„in den Staaten des Erzbauſes häufig verfertiget „werden , ſind grobe und feine Leinewand , Drell, „ Damaſtdrell, Spiegel, Glåſer, mancherlen Stahl B6 3 „ und
390.
Das Erzherzogthum Deſtreich .
„ und Eiſenwaaren , Tuch von i Fl. bis 2 Duca : „ ten die Elle, Kamelot, Barfan , Schalons, wol ,, lene und ſeidene Strümpfe, Zik, Kattun , wovon „ I ! Fabriken vorhanden ſind, reiche ſeidene Zeus „ ge, Stoffen ſowohl von bloßer Seide , als auch ,,mit Gold und Silber durchwirkt, Peruvians, „ Großdetour, Luſtrins , Atias , ſeidene Capeten , „Damaſt , Taffend , glatter und geblümter Sama met von allen Arten , Plůrd , mancherley Zeuge „ Zu Beinkleidern, gewåſſerter und geblümter Mohr, „ Brocat, Velpa , goldene und ſilberne Borten , „ vielerley Blech- und Meſſingwaaren , geſchliffene „ boģeiniſche Granate, die ſtark nach England ge „ hen , mit Gold und Silber geſtickte Waaren, Spißen , Muſelin , Batiſt, Lihren, goldene Tas „bakdoſen mit erhabenem Laubwerk und Figuren, „Leder , und dergleichen mehr.,,
Wien iſt der Mittelpunkt des öſtreichiſchen Bandels . Man findet daſelbſt Kaufleute faſt aus „allen Theilen der Abend- und Morgenländer. „Die einheiiniſchen Kaufleute , welche den Große handel zu Wien treiben, find meiſtens Proteſtans „ ten und Nachkommen derjenigen , die Kari VI „ aus den Reichsſtädten hieher berief. Sie heißen „ Tiederleger , machen einen eigenen politiſchen Körper aus , genießen große Vorrechte, find von „ allen bürgerlichen Abgaben befrenet, und zahlen „ eine Kleinigkeit in die Commerzcaſſe. Ihrer ſind Viele von ihnen ſind zugleich , 48 an der Zahl. „ Wechsler , und die meiſten fangen an Fabriken z;anzulegen . Außer dieſen giebt es unter dem bůr „ gerli
Einleitung .
391
„ gerlichen Handelsſtande noch unterſchiedliche, die ,,im Großen handeln.,,
„ Der Saupthandel gehet nad der Türkey. „ Durch den Belgrader Frieden von 1739, find den
7
>
„Türfen in Oeſtreich, und den Deſtreichern in der „Türker , große Vorrechte in Handelsſachen aus: „ bedungen worden , und nach den Worten des „ Friedensſchluſſes, ſollen beyde Nationen wechſel ſeitig tanquam gens amiciſſima angeſehen werden.
Daher haben ſich viele Türken , Griechen, Urme. „ nier und andere Unterthaneni der Pforte wegen „ des Handels zu Wien, Trieſt und in Ungarn nies „ dergelaſſen , die aber noch immer ihre Kopfſteuer „ dem Großſultan jährlich entrichten , um ſeine Un
,,terthanen zu bleiben . Die meiſten oftreichiſchen „ Waaren , die nach der Türken gehen , ſind Glas
„fer , Spiegel , Tuch , dſtreichiſche Thaler, die zu „Wien aus ſpaniſchem Silber gepråget werden ,
„ und in der ganzen Türker, gangbar ſind, vornehm „lich aber Eiſenwaaren. Da die Ausfuhr desros „ hen Eiſens verbothen iſt: fo werden meiſtens Meſs „fer und Senſen nach der Türker geführet. Um ,,ein Beyſpiel von der Wichtigkeit dieſes Handels „ ful geben , ſo merke ich an , daß zu Kirch- und
,,Mühldorf in Oeſtreich ob der Ens , .42 Senſens „ ſchmiede befindlich ſind, welche alle Jahr für „ 400000 Fl. Senſen ins türkiſche Reich ſchicken. „Die daher kommenden Waaren , ſind hauptſächlich
„Baumwolle, Kameelgarn , Leder, Caffe, Früch „ te, Wein, macedoniſche Wolle u . f. f. In einein „Zeitraumn von 2 Jahren , ſind über Trieſt 12000
Centner türkiſche Baumwolle hereingekominen .,,e B6 4
» Du
392 Das Erzherzogthum Deſtreich. „ Zur Beförderung des Handels find reie
,,20 Jahren 5 privilegirte Sandlungsgeſellſchafa ,,ten entſtanden. Die ålteſte iſt,,
„ 1 ) Die fiumaner - Compagnie , deren „Hauptgewerbeim Zuckerſieden beftebet. Sie tau „ ſchet den roben Zucker mit dſtreichiſchen Waaren zein, und erhielt 1750 ein Octroy auf 25 Jahre, „ Po daß ſonſt niemand Zuckerfiedereyen anlegen „ darf, und aller fremde Zucker verbothen iſt. Das
„ her gehen ihre Actien hoch , und ſie theilet jähr: lich 15 bis 20 vom 1oo aus.,
12) Die Temeſchwarer - Compagnie,tretbe „ůber Trieſt einen ſtarken Handel nadFrankreich , „ Spanien und Wälſchland, mit Getraide, Wachs,
„ Pottaſche 'nnd ungariſcher Wolle, Jør Fonds „iſt eine Million Fl,,,
„ 3) Die Janoſchazer- Compagnie, handels ,,te ſtark nach der Türker , gerieth aber 1769
„ durch Gewinnſucht iþres Vorſtepers in große „ Zerrůttung .,
„ 4) Die böheimiſche Leinwands - Com . „pagnie, deren Einlage 1 Million Fl: iſt, entſtand
1758 in Wien , und handelt über Cadif nach „ Am er ika .,
„ 5) Die dgyptiſche Sandelsgeſellſchaft, „handelt nach Aegypten und andern aſiatiſchenLång
„ dern . Ihre Haupfniebęclage iſt zu Smirna, und „ ihr Vorſteher zu Wien. Sie führet alle Öſtreis
chiſche manufakturen nach Aſien , und bringer „ von da rohe Materialien zurück. Es hat auch „ der oben erwähnte Commerzrath, z neue Akades
„mien und3 Schulen zu Wien angelegt,über welche er
Einleitung.
I
393
„ er die Oberaufſicht hat, deren Lehrer er befoldet, „ auch alle übrige Ausgaben beſtreitet. Nämlich „ 1) eine neue Rupferſteher -Akademie, welche „ einen Vorſteher , einen Profeſſor, 6 Lehrmeiſter, „ und 6 befoldete Lehrlinge bat. In derſelben wers „ den junge Leute und Kupferſtecher im Zeichnen „ und Kupferſtechen unentgeldlich unterrichtet. Się „ hat auch viele ordentliche und Ehren -Mitglieder. „ An einem gewiſſen Tage werden für die Lehrlinge „ 3 Preiſe ausgetheilet, die beſten Stücke zur Schau „ ausgeſtellet, und neue Mitglieder aufgenommen , ,,welche 14 Tage vorher eine Zeidynung als ein „ Probeſtück zur Beurtheilung einſchicken. 2) Eia „ ne öffentliche Schule zur Erlernung der „ ſchwarzen Kunſt, ( Mezzo tinto ) . 3 ) Eine Zeichnungsakademie, welche ungefähr eine ſola che Einrichtung hat , als die Kupferſtecher - Aka. „ demie.
In derſelben wird nicyt nur eine gewiſſe
„ Anzahl bürgerlicher Kinder zu den Zeichnungen „ welche Seidenipebern , Tapetenwirkern und an ,,dere: Profeſſioniſten nöthig ſind , unentgeldlich „ angeführt , ja. jährlich mir Prämien beſchenfet, 27ſondern es befommen audy andere Lehrjungen und ,, Geſellen, inſonderheit an Sonn- und Fevertagen den nöthigen Unterricht, zu geſchickten Riſſen und „ Erfindungen . 4 ) Line Graveur - und Steins „ Schneider - Schule, welche beſoldete Lehrmeiſter „ und penſionirte Lehrlinge hat, auch Lehrjungen „ und Geſellen im Zeichnen , Modelliren, Poſfiren, 22Graviren , Steinſchneiden und andern Künſten „ unterweifet.
5 ) Eine Schule zur Erlernung
des Sandels für junge Leute , welche entweder B65 „ den
394 Das Erzherzogthum Deſtreich. „ ben Handel nach Regeln und ſyſtematiſch lernen „wollen , oder nicht luft haben , in einem Kauf „mannsladen etliche Jahre Lehrjungen abzugeben, „ und grobe Arbeit zu verrichten. In dieſer Schu ,,le wird alles gelehret , was ein Handelsmann zu „ wiſſen nöthig hat, vornehmlich die Kenntniß der
Waaren , der Redzenkunſt, die Erdbeſchreibung, „ und das Verhältniß der Lånder in Unſehung des
„Handels.,, So weit reicht der Taubiſdye Aufſak. Es hat aber dieſe Verfaſſung keinen langen Beſtand gehabt, ſondern nach einigen Jahren ſind
alleCommerz - Inſpectoren und Commiſſarien als Rreis - Commiffarien den Kreisåmtern, und alle Confeſſe, als Cammerz-Commiſſionen dem Höchften Collegio jeder Provinz unterworfer , und gewiſſermaßen einverleibet , die 3 Conſelle in Steyermark , Kernthen und Krain aber gan; aufgehoben worden : doch iſt der Sof-Com : merzienrath und die Intendenza vollig aufdem alten Fuß geblieben. Nun mußten alſo die Coms
merz - Commiſſionen ihre Bericyte durd; die Lans deshauptmannſchaften oder Gubernia , an den Hof gelangen laſſen . Anſtatt der wieneriſchen Wie: derleger, wurden Großhandler gemacht, die faſt
alle Privilegien befamen , deren ſich jene erfreues ten.
Die eigenen Unterthanen, wurden den túrs
fiſchen in Verzolung türkiſcher Waarin ganzgleich gemacht, und die türkiſchen Unterthanen in una garn , durch das Patent vom roten Dec. 1774
ſo ſehr eingeſchränket, daß fie entweder åſtreichiſche Unterthanen , durch Ablegung des Huldigungsa
Eides werden , oder ihren bisherigen Handel als unbe.
Einleitung .
1
unbefugt aufgeben mußten.
395
Auf der Donau und
Sau, imgleichen auf der Elbe und Moldau ,"mur de die Schiffahrt merklich erleichtert und ſtark vers beſſert. Das Patent vom 14ten Oct. 1774, wel. ches am Iſten Nov. ſeine Kraft zu haben anfieng, hat das Verbot fremder Waaren ſehr gemildert, und die Einfuhr fremder Leinwande, Südyer, oſtin diſcher Ziße, brochirter Seidenſtoffe, Taffente, Spigen und vieler andern mehr, jedoch mit hohen Zollen , wieder erlaubet. Es iſt auch das ganze Zollweſen verbeſſert, und ein neuer Tarif gemacht worden ,
der am aften May 1775 anfieng, und
1
die hohen Zölle, als die wahre Urſadje des ſtars ken Schleichhandels, verininderte, doch wurde um
1
die böheimiſchen Lander herum ein Cordon von Reutern gezogen . Der deutſche Handel, ward mit dem wålſchen , niederländiſchen und polniſchen, enger verknüpft, und alle Waaren aus der öſter : reichiſchen Lombardey und den Niederlanden, wur. den nunmehr mit dem Galben Zou (dod nicht in Ungarn) eingelaſſen , und auch umgekehrt. Die Handelsgeſellſchaften nahmen alle ein Ende, nur nicht die ägyptiſche , die Fiumer , und die drey jů . diſchen , nåmlidy des Tabaks , der Pottaſche und der måþriſchen Lehnbank. Seit dem 1 ſien Jånner des 1775ſten Jahrs , beſtanden die Tabakspåchter aus Chriſten und Juden , und bezahlten jährlich über 400,000 Ducaten , oder 1 Million Rthlr. Pacht, und ihre viele Beamte und Aufſeher koſteten ihnen faſt eben ſo viel an Beſoldungen . Bey dieſen Beränderungen iſt es nicht geblieben , ſondern am Sten Jänner 1776 iſt zu Wien der Sof- Coms mer :
396
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
merzienrath aufgehoben, der Commerzial Fonds , ber 1770 einnahm 1,194940 Fl. 26 Kr. und ausgab 1080390 Fl. 2
Kr. der Kammer übers
geben , die Herrſchaft Buccari zu Croatien ges Tchlagen, und die Intendenza mit der Landeshaupts mannſchaft zu Górz vereiniget worden . Man beo gab ſich der bisher entworfenen Handelsplane, und überließ das ganze Handelsweſen ſeinem Schickſal. 1783 hob Kaiſer Joſeph II die Geſellſchaft der Großhåndler zu Wien ganz auf, und erlaubte eis nem jeben, der 30000 Fl. Vermogen angeben konns te , den Handel ini Großen .
$ . 9. Zur Zeit der frånfiſchen Könige, inſon . derheit Karls des Großen, gehörte das Land unter der Ens zu Pannonien, das Land ob der Ens aber ſtand unter der Bothinaßigkeit der bayeriſchen Ver : zoge. Als Karl der Große den bayeriſchen Herzog Tafſilo abgeleget hatte, brachte er den Theil Pan Koniens , der ſich von der Ens bis an die Raab erſtreckete, unter ficky, fdlug ihn zu Bayern, und fekte die erſten Markgrafen dahin , welche waren Gonteranus , Berenharius, Albericus, Godefridus Nach Karls des Großen Tode, und Geroldus . ſchickte K. Ludewig I im Jahr 814 ſeinen Sohn Luther nacı Bayern, um daſſelbe zu regieren , und das vorhin genannte Stück von Pannonien, uns tergab er einigen als Grafen dahin gerekten Bay Im Jahr 817 gab er Bayern ſeinem Sohn ern . Ludewig , und legte demſelben zugleich den kønig . lichen Titel bey . Unmittelbar unter demſelben ſtand der Oſtreichiſche Markgraf Ratbod . S. Bernardi Norici Chronicum auſtriacum , in Pezii Script, auftr.
1 Einleitung.
397
auftr. verglichen mit den reb . geſtis Caroli magni cum Hunnis bey Du Chesne T. 2. p . 121 . Auf gleiche Weiſe haban ferner alle hieher gefekte Markgrafen unmittelbar unter den bayeriſchen Kos nigen geſtanden ; und nachdent Bayern mit den übrigen Deutſchland im Jahr 882 wieder vereini get worden , ſind ſie unmittelbare Reichsfürſten geblieben , audy von den Kaiſern und Königen in Deutſchland verordnet worden , haben aber in Kriegesfachen unter den bayeriſchen Herzogen ges ftanden , und ſind auf den Eindtagen derſelben er: ſchienen. Leopold der Erlauchte , Graf zu Baben berg oder Bamberg , war der erſte Markgraf von Deſtreich , der dieſe Würde im Jahr 944 vom König Heinrich, erblich bekam , und durd, ſeinen glücklichen Krieg mit dem ungariſchen König Stes phan II, die Gränzen der Markgraffdjaft gegen Morgen ausbreitete . 1156 wurde das Land ob der Ens von dem Herzogthum Bayern getrennet, und zu dem Lande unter der Ens oder zu der Mark: grafſchaft Deftreich geſchlagen , und dieſe vereinig . ten Lande wurden vom Kaiſer Friederid ; I zum Herzogthum erhoben. Heinrich II oder Jaſainer: gott , war der erſte Herzog zu Oeſtreich , und wur: de in eben dieſem Jahr von dem Kaiſer Friedrich I Seinem Sohn Leopold VI zum Herzog gemacht. wurde 1186 Steyermark vermacht , und dieſes Sohn Friedrich II oder der Streitbare , weldiem 1232 Krain zuerkannt wurde, war der lebte offreis chiſche Herzog aus dem babenbergiſchen Stamm. Nach ſeinem 1246 erfolgren Code, bemachtigte ſich der böheimiſche König Przemyſl Ottocar II der ges famm . 1
398
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
fammten dſtreichiſchen Länder ;
die ihm
aber von
dem römiſchen König Rudolph. I wieder abgenoms men wurden. Dieſer
Rudolph I von Habsburg ,
iſt
der
Stammvater des nachmaligen dſtreichiſchen Bau ſes geworden. Von dem Urſprung der Grafen von Habsburg , giebt es vielerlen Meynungen : es iſt aber nunmehr gewiß , daß ſie vom Ethico, Herzog in Alemannien und Elſas, berſtammen , der umsJahr 690 geſtorben iſt. Die Geſchichtſchrei ber leiten ſie aber von demſelben nicht auf eineclen Weiſe her , es iſt auch ihre Geſchichte bis auf den Grafen Guntram , wirklich dunkel; daber die Stammtafeln , welche Vignier, Eccard, Herrgott und Schöpflin vom Ethico bis Guntram geliefert haben, merklich von einander abgehen : allein, von Guntram dem reidyen an , welcher um die Mitte des roten Jahrhunderts gelebet hat ,
und . Graf
bon Elſas geweſen iſt, Kaben wir bis auf Rudolph I, der römiſcher König geworden iſt , ein zuvers läffiges Geſchlechtsregiſter , ſeitdem die Acta Mau . renſia ans Licht geſtellet worden ſind, und der Bau ron Zurlauben in den Memoires de l'Academie des inſcriptions T.35. Num. 32. eine den vorhin genannten Gelehrten unbekannt geweſene Urkunde von 1153 aus der vormaligen Benedictiner Abten zu Zürich , mitgetheilet und erläutert hat, welche beweiſet , daß Adalbert, Graf von Habsburg , Aeltervater Rudolphs I, ein Sohn des Grafen Wer ner von Habsburg geweſen ſen . Man kann auch in meiner BeſchreibungHelvetiens die Artikel Mus ciq und Habsburg nachleſen.
Graf Rudolph I erbete
7
Einleitung. erbete von ſeinem Vater ,
399
Albrecht dein Weiſen ,
die Grafſchaft Habsburg , und obere Landſchaft Elſas, auch 1264. die Grafſchaften Kyburg, Baa. den und Lenzburg. 1273 ward er zum römiſchent König erwåblet. Er bereicherte ſein Haus glück. lich . Sein Sohn Albrecht wurde 1282 auf dein Reichstage zu Augsburg von dem Reich mit Deft reich ,
Steyermarf ,
Krain und der rindiſuhen
Marf, welche Länder fein Vater dem obgedacten biheimiſchen Kidnig von Reichswegen entriſſen hats te , belehnet, und zugleid, verordnet , daß nach Abgang feiner Nachkommen , die Lebnsfolge an ſeinen Bruder. Rudolph und deſſen Nachkommen , gelangen ſolle . 1283 brachte der König aud, die Markgrafſchaft Burgau als ein eröffnetes Reicys . lehn an ſein Haus. Nac , feinem Tode, war ſein ålteſter Sohn Albrecht I der Erbe aller dieſer Lån . der . Unter feines Sohns Otto Regierung, fiel Kårnthen 133.1, vermöge des 1286 errichteten Vertrags, an das dſtreichiſche Haus , und Otto wurde 1335 damit belehnet.
An eben denſelben
verpfändete Kaiſer Ludwig aus Bayern die Städte Breiſach und Rheinfelden. Albrecht II, der auch ein Sohn von Albredyt I war , hat das Oſireichis ſche Haus fortgepflanzet, und an daſſelbedie Grafa ſchaft Pfird, und die Städte Rapperſchweil, Wans delberg und Stein gebracıt.
Unter Rudolph IV
kam die Grafſchaft Tyrol dazu ; unter Albrecht III wurden nod , einige Derter hinzugethan ; und Leo : pold III Faufte die Grafſchaften Feldkirchen , Plus deng , Sonneberg und Hohenberg ; es ward ihm auch die Landvogten Schwaben verpfändet.
Fries drich
400
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
drid III, der auch Kaiſer war, unachtè dett erzherzoglichen Titel , den fich Rudolph IV zuerſt beygelegt, und zuerſt in einer Urkunde von 1359 geführet hat , 1453 dudurch ein beſonderes Privilegium für das Oſtreichiſche Haus fanzleymáſ fig. Marimiliar I bedfente ſich zuerſt des erzhers zoglichen Titels beſtandig, brachte durch ſeine Hei ratly die Niederlande an das Öſtreichiſche Haus ; unter ihm wurden auch die 8ſtreichiſchen Länder, welche 134 Jahr lang getheilet gewefent, wieder Vereiniget, und isoo kam noch die Grafſchaft Górz dazu . Erzherzog Philipps erſter Sohn Karl, ſtif tëte die burgundiſch -ſpaniſche Linie des Hauſes Deſtreich, welche 1700 mit dem ſpaniſchen König Karl II erloſch ; ſein zweyter Sohn Ferdinand I aber ,
durch
den
die Königreiche Ungarn
und
Boheim an das Oſtreidyifdye Haus auf beſtandig verknůpfer worden, pflangete die deutſche Linie deſ ſelben forç. Er hinterließ 3 Söhne. Der ålteſte, Marimilian II , wurde Erzberzog von Oeſtreich , König von Ungarn und Bdheim , und Kaiſer, wel ches auch ſeine Söhne Rudolph II und Matthias nach einander geweſen. Der zte , Namens Fers dinand , ſtiftete die tyroliſche Linie , die aber mit ſeinen Kart ,
Kindern ausſtarb. Der zte , Namens der Steyermark, Kårnthen und Krain
bekam , iſt der Urheber der ſogenannten gråßiſchen Linie , und ſein Sohn Ferdinand III , der unter den Kaiſern der 2te dieſes Namens geweſen , wur de von dem vorhin gedachten Kaiſer Matthias an Kindes State angenommen, und folgte ihm in ſeis nen Reichen .
Nach ihm kamen ſein Sohn Ferdi . nand
Einleitung.
401
Händ IV (unter den Kaiſern der zte,) und Enfet Leopold, der nad Erlöſchung der neuen tyroliſchert Linie , welde ſeines Großvaters Bruder geſtiftet Hatte , Tyrol wieder an das Erzherzogthum Deſta reich bradite, ben weldjeiti es auch nachmals ges Seine Sdyne Joſeph und Kårl VL blieben iſt. folgten ihm nacy einander in der Regierung; und Der legte brachte von des ſpaniſchen Königes Karl 17 Verlaffenſchaft, die italieniſchen Staaten und die Niederlande an ſein Haus , und löſete unterſchie Dene verſekt geweſene Länder wieder ein . Er mach , te 1713, und beſtätigte 1724 das Erbfolgegefeier daß alle sſtreichiſche Erbländer unzertrennlich bera Fanimen bleiben , und nach dem Recht der Erſtges burt 'auf das männliche, in Ermangelung deſſelben aber auf das weibliche Geſchlecht kommen ſollten . Er ſtarb 1740 , und mit ihm erloſch dei ganze Stamm des erzherzoglic a dſtreichiſchen Hauſes, worauf ſeine ältejie , 'und an den Herzog von Los thringen , Großherzog von Toſcana, und nachma: figen Kaiſer Frang , vermählte Cochter, Marid Thereſia , Beſik von den geſammten åſtreichiſchen Erbreiden und Ländern nahm. Es find aber von den Ländern , welche obger
?
dach termaßen nach und nac, an das óſtreichiſche Haus gekommen , viele wieder verloren gegången, als die Habsburgiſa en Erblånder in Helvetien , eitt großer Theil von Schwaben , die vereinigten Nte : Verlande, die Landgrafſchaft Elſas, das Sundgaut; die Landvogter, der egemaligen 1o Neidysſtådte im Effas, der größte Theil der ſpaniſchen Monarchie, das Königreich Napoli und Sicilien , ein großer Theil 5 Th.72 .
402
Das Erzherzogthum Oeſtreich .
Cheil von Mayland , die Herzogthümer Parma, Piacenza und Guaſtalla, und der größte Theil von Schleſien . . 10. Zu den hohen Vorrechten des öftreis chiſchen Sauſes , gehöret 1 ) der erzberzoglis che Titel , den fonft tein Fürſt in der Welt fanzlenmäßig führet . 2) Daß es 1245 von dem Kaiſer Friedric II zur fånigl. Würde erhoben wor . den , ob ſich gleich die Erzherzoge des fönigl. Tie sels nie bedienet haben . 3) Daß es den Erzgero gogen fren ſtehet , ob ſie auf dem Reichstag erſcheio nen wollen oder nicht, ob ſie gleich von dem Kaie fer allezeit dazu eingeladen werden . Privileg . Frie. drichs I von 1156. Wenn ſie aber in Perſon oder durch ifre Geſandten erſcheinen , ſo fißen ſie in dem Reichsfürſten - Rath um größern Anfehens willen , auf der geiſtlichen Bant , baben im Anfang die erſte Stelle, und wechſeln şierauf inderſelben tåga lich mit Salzburg ; haben auch nach Beſchaffene heit der Sachen wechſelsweiſe das Directorium , aber nur eine Stimme. 4) Daß fie des Kaiſers und des Reichs beſtändige und allergeheimſte Rås tõe beißen , ohne deren Vorwiſſen nichts beſchloſe Privilegium ſen werden , noch geſchehen ſoll. Karls V von 1530. 5 ) Daß , ob ſie gleich zu kei nen Reichsſteuern verpflichtet ſind, fie dennoch des Reichs Scuk genießen ſollen . Privilegium Fries drichs I. 6 ) Daß fie von der Gerichtsbarkeit aller Reichsgerichte befreyet find; Privilegium Frir. drichs I ; und daß ihre Unterthanen von iþren Ge richten gar nicht appelliren können , es wåre denn im
Fall der verfagten Gerechtigkeit.
7) Daß fie Die
1
-1
Einleitung .
403
die Reichsbelehnung nicht auſſer ihrem Lande em. pfangen ; Privilegium Friedrichs I ; auch kein Lehn. geld erlegen ; u. . w. 8) Daß ſie die Kaſtenvogten ben allen und jeden Kirchen , Bisthümern und Kidſtern ihres Gebiets Şaben ; Privileg, Hein richo IV und Karls V , welche ſie ſich auch über die Bisthümer Salzburg, Paſſau, Regensburg, Freys fingen , Briren , Trident, die Abtey Murbach, das Kloſter Königsbrunn , die Abtey Lindau, und ) Sie betracha das Kloſter.Zwiefalten zueignen. ten alle in dem Erzherzogthuin befindliche Fürſten als Landſafſen , wenn ſie gleich Sik und Stimmeauf dem Reichstag haben . 10) Daß die Erzherzoge die freyherrliche, gråfliche und fürſtliche Würde ertheilen können, welche im ganzen römiſchen Reich gilt und geachtet werden muß. Privilegium Fries drichs III undJoſephs Capitulation . 11 ) Daß die dſtreichiſchen Erblander der Gerichtsbarkeit der Reichsverweſer nicht unterworfen ſeyn wollen . 12 ) Daß das Reich in in dieſem Erzherzogthum fei ne Leben haben kann ; hingegen die Erzherzoge ſich von allen Reichsgliedern Leben- und Allodial- Güter erwerben , Zölle anlegen , und ihre Leben nach Ges fallen veräußern können. Privilegium Friedricho I, Karls V, Heinrichs IV und Friedrichs III . 13) Daß ſie die Anwartſchaft auf alle Lehen , welche dem Reich in der Landvogten Schwaben eröffnet were den , wie auch das Recht Haben, die verpfändeten Reichsgüter in Sdwaben einzulöſen. Privilegium 14 ) Daß fie in dem Bisa Wenzels von 1379. thum Regensburg das Erbmarſchallamt gaben.
CC 2
9.11 ,
: 404 Das Erzherzogthum Deſtteich. $. 11. Kaiſer Friedrich I hat in ſeinem Privit. von 1156 in dem öſtreichiſchen Hauſe das Recht
der Erſtgeburt eingeführet, und verordnet, daß nach Abgang des nånnlichen Stammes die Erba folge auf die åtteſte Tochter fallen ſolle. Eben dies
fes iſt durch Friedrid; II , Friedrich III ; Karl V nnd Karl VI beſtätiget und wiederholet worden. Die jüngern Erzherzoge ' befommen ein gewiſſes
jährlicjes Geld zu ihrem Unterhalt; es wird ihnen
auch ein bequemer Siz angewieſen . Die Erzhers žoge werden im 18ten Jahr volljährig , als Koni ģe zu Böheim aber ſchon im 14ten.
S. 12. Ein neuer Erb - Erzherzog , laßt nachy dugetretener Regierung ſich von den zuſammen bes rufenen Stånden (§. 5.) die Erbhuldigung leiſten,
woben er die erzherzogliche geſchloſſene Krone trågt, und die Freyheiten und Privilegien der Stånde ber
ſtåtiget. Die Erbåmter haben bey derſelben und der darauffolgenden prachtigen Mahlzeit, ihre Vers tichtungen. Das oberſte Erbland - vofmei fteramt, haben im Lande unter der Ens ſeit 1620 die Grafen und nunmehrigen Fürſten von Trauts
fon , iin Lande ob der Ens ſeit 1659 die Grafen von Weiſſenwolf; das oberſte Erbland -Rån : mereramt haben im Lande inter der Ens , feit
1620 die Grafen von Breuner , welche zugleich Das oberſte Erbſpiel - Grafenamt (das die Ges tichtsbarkeit über alle Gaufler und Muſikanten
hat,) beſigen , iin Lande ob der Ens ſeit 1675, die Crafen und nunmehrigen Fürſten von Lamberg,
Oas oberſte 'Erbland: Marſchallamt im Lande ob und unter der Eng, ſeit 1717, die Grafen von Stah.
Einleitung.
405
Stahremberg ; das oberſte Erbland - Stall meiſteramt im Lande ob und unter der Ens, feit 1559 die Grafen von Harrade ; das oberſte Erb land - Hilunoſchenkenamt im Lande unter der
Ens, ſeit 1486 die nunmehrigen Grafen yon Hars deg , im Lande ob der Ens ſeit 1624 die Grafert
von Zinzendorf; das oberſte Erbland - Truch :
ſeiſenenit in ganz Deftreich , die Grafen von Schönborn ; das oberſte Erbland Jägermeis ſteramt im Lande unter der Ens, die Grafen vor Zinzendorf, im Lande ob der Ens, die Fürſten von Lamberg ; das oberſte Erbland : Silberk& m .
mereramt in ganz Deſtreich , feit 1644 die Gra fen von Kufſtein ; das oberſte Erbland - Ru chelmeiſteramt in ganz Deſtreich , feit 1615 die
Freyberren von Hegenmüller; das oberſte Erb lænd - Thürhüteramt im Lande unter der Ens, die Grafen von Haugwiß , im Lande ob der Ens die Grafen von Chotek; das oberſte Erbland
Ståbelmeiſteramt in ganz Deſtreich, fat 1786 Graf Joſeph von Fuchs bekommen ; das
Erbland-Vorſchneideramtin ganzOeſtreich ,ha
ben dieGrafen von Zinzendorf; das oberſteLrb land - Falkenmeiſteramç im Lande unter der Ens, ſeit 1736 die Grafen von St. Julian , im Lande ob der Ens die Grafen von Thierheim ; das obers. ſte Erbland = Panier in ganz Deſtreid , die Gra. fen von Ubunsberg und Traun ; das oberſte Erb Land - Münzmeiſteramt in ganz Deſtreich ſeit 1672 die Grafen von Sprinzenſtein ; das Erb
land -Zeugmeiſteramt in ganz Deftreich , baben pie Grafen von St. Hilario gehabt, nach deren Ab CC3
ſterben
406
Das Erzherfogthum Deſtreich .
fterben es nicht wieder befeget worden. Das obers fte Erbland - Rampfrichter - und Rampf ſchilder & geramt in ganz Deſtreich , Haben die Grafen von Zinzendorf. Oberſt - Erb-undSof Kaplan ift im Lande unter der Ens der Probſt zu St. Pölten , im Lande ob der Ens aber der Abt zu Steyergerften . Das oberſte Sof- und ges neral Erbland-Poſtmeiſteramt haben die Gra . fen von Paar. Alle dieſe Erbåmter werden zu rechten Mannslehcn verliehen, kommen auf die ab . ſteigender månnlichen Leibeserben , werden von dein Aelteſten des Namens und Stammes verwal tet , und ſind mit nicht unerheblichen Bortheilen verbunden ; fönnen aber nunmehr von feinen an . dern , als Gliedern der katholiſchen Kirche beſefo fen werden .
So 13. Aus dem Titel Kaiſer Joſephs II, et's ſiehet man , daß der erzberzogliche Titel alſo laute: König zu Ungarn , Bdheim , Dalmatien, Croatien , Slawonien , Galizien und Lodos nerien , Erzherzog zu Deſtreich, Herzog zu Burgund , zu Lothringen , zu Steper , zu Kärnthen und zu Krain , Großherzug zu Top cana, Großfürſt zu Siebenbürgen, Markgraf zu Mähren , Herzog zu Brabant , gu Lim burg , zu Lüßenburg , zu Geldern, zu Wür: teinberg, zu Ober - und Nieder - Schleſien , zu Mayland , zu Mantua , ju Parma, Pias cenza , Guaſtala , Auſchwit und Zator , zu Calabrien , zu Bar , ju Montferat und zu Le
Einleitung.
407
Teſchen , Fürſt zu Schwaben und zu Chase loville, gefürſteter Graf zu Habsburg , zu Flandern , zu Tyrol, zu Hennegau, zu Kn .
burg , zu Górz und zu Gradiſca ; Markgraf des heil. römiſchen Reichs, zu Burgau , fu is , U Ober- und Nieder Pont a Mouſe ſon und zu Nomen , Graf zu Namur , gu y
Provi , zu Vaud
, zu Elan
,
zu Zutnpzhe , zu Saaermwoent , zu Sakelnmbeurngd zu Falkenſnt , Herr arudfender Windiſ Mark und Meienchel . Das neueWapenchdeens Erzberz Oeſtnreyic , iſt ein ſilberne Quere o g balken im rtoõtuhmesn Felde. h Von dem Ritterr - Ors
den des golde
Vlieſ , Habe ich ſchon ben
ſes Spanie gebandnen. n Dieelhöchſten t Landescollegia Oes §. 14.
erzherzoglichen Sauſes , die über alle deute ſche Erblande deſſelben gefeßet find , find 1) Die
bdheimiſche und öſtreichiſche Soffanzley, ioele che einheimiſche Staats- und Regierungs .Sachen 1
f
1
beſorget. 2) Die Staatskanzley der auswers
cigen Angelegenheiten. 3) Die Ober- oder Sinanz-Rammer, welche dieFinanz- und Cameo ralfachen unter fich far. 4) Die Credit - und Banco - Deputation . 5 ) Die hochſte Rechen
kammer. 6) Der Softriegesrath , der aus dem politiſchen und Juſtijrath beftehet. 7) Dic oberſte Juſtigſtelle , die das höchſte Obere Apellationsgericht in allen deutſchen Erblanden iſt. Alle biefe Collegia fino zu Wien , haben aber bis
Ker oftmalige Veränderungen erfahren. Cc4
Das
408
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
Das beſondere landesfürſtliche Collegium für das Land unter und ob der Ens, war bis 1783 die Regierung in Juſtikſachen , oder die nie , deróſtreichiſche Landesregierung in Wien , in dem genannten Jahr aber wurde ſie aufgehoben , und auf ein Jahr zur Probe in ein Guberniumverwan Delt. Die Landſchaftscollégia und Gerichte find , das Landmarfdals - Gericht mit dem Wai: ſenraths - Colegio , der Ausſchuß und die Verord . Heten aus den 3 obern Stånden , und die Obero commiſſarien in den 4 Vierteln , das Rait- ( Rech , nungs-) Collegium , das Obet = und Untercommiſſas fiat , und das Obereinnehmeramt. Das römiſche bürgerliche Recht , gilt auch in Deſtreich , ausgenommen in den Swicfen, in wela chen die landesfiirſtl. Verordnungen, und der Lan desbrauch ein anderes lehren . Zu jenem gehören die Landgerichtsordnung, Poliçenordnung , Ger þabſchaftsordnung u . a. m ., die in dem Codice jur, auſtriac. und der dazu gehörigen Sammlung Öſtreichiſcher Geſeke und Ordnungen, zu finden ſind, Ob und wie bald der untețnommene Codex there. ſianus zum Stande kommen werde ? kann man noch micht ſagen. Der Theil deſſelben , welcher die peinli: che Halsgerichts - Ordnung enthält , iſt 1769 zum Vorſchein gekommen , aber nachher nicht beybehale ten worden . S. 15. Der bisherige Stcucrfuß iſt 1789 ſo pie in Böheim , Mähren und Sclefien , alſo auch in Oeſtreich ob und unter der Ens , in Steya ermark, Kärnthen , Krain , Görk und Gradiſca, abgeändert worden , nachdem die Ausmeſſung der Srún:
Einleitung,
409
Gründe, und die Berechnung ihres Ertrages vol lendet worden. Der Raifer hat alſo den Beytrag
zu den offentlichen Ausgaben ſowohl für einzelne Grundbeſiger , als für ganze Gemeinen , Kreiſe und Provinzen , nach einem genauen Maasſtabe beſtimmen laſſen , und dadurch die in den bis herigen Contributions - Fuf ſo ſehr vermißtę Gleichheit verſchaft. Die ganze bisher uns
fer dem Namen Contribution erhobene Abgabe, nebſt dem , was bisher von den Häuſern des Bürs
gerſtandes , des Ydels und der Geiftlichkeit bezah: Jer worden iſt, und der Ertrag der bisherigen Zwi:
ſchen - Mauchen (zölle ) ſoll künftig einzig und al Jein als Grundſteuer aufGrund und Boden ruheit,
und im Anſchlag deſſelben durchgångig eine Gleich heit beobachtet, Hingegen ſollen die Urbaral Einkünfte der Obrigkeiten und die Gewerbe fren geſſen werden. Die übrigen neben der Contribu
ţion eingeführten Abgaben bleiben unabgeåndert, doch wird man auch hierin die nochige Gleidyheit zwiſchen den Låndern einzuführen ſuchen. Es follen nun in den genannten Provinzen von hundertGul
den des angegebenen und controllirten Ertrages, im Durchſchnitt 12 Fl. 131 Kr. entrichtet werden, und zwar von ordentlich baybaren Aeckern, Triſd ) feldern , Teichen , die nad, ihrer Eigenſchaft mit
Aeckern verglichen ſind, Weingärten, Seen und Flüſſen , 10 Fl. 371Kr. vom Hundert, von Wie
ſen und den mit Wieſen und Gårten verglichenen Gårten und Teichen, 17 Fl. 55 Kr, vom Hundert,,
pon Hutweiden, Geſtrippen uno Waldungen, 21 Fl. 15 Kr. erleget werden. CC 5
Was
410
Das Erzherzogthum Deſtreich.
Bas die Staatseinfünfte des Hauſes Oeſtreich überhaupt anbetrift, ſo hat K, Karl VI in ſeiner größten Macht, nämlich von 1718 bis 35 , unges · fåbr 40 Millionen Fl. Einkünfte gehabt: hinges gen unter ſeiner Erbtochter und Nachfolgerinn der Kaiſerinn- Königinn Maria Thereſia, ſind die Ein . künfte 1756 durch den Grafen von Chotek bis auf $ 7 Millionen Fl. getrieben worden , und 1770 machten ſie nach dem Staats - Jnventarium des Hofes , von weldjer mir eine übſchrift zugekom . men iſt , gar 90,398156 Fl. aus. Zu dieſer Sum . me trug in gedachtem Jahre ben das Land unter der Ens, das Land ob der Ens für das Came: rale 5,906243 f1.777 kr . 106805 11.59 tr. für das Monta 3 niſticuin 3,205240 403119 - 42 für die Staats 971849.- 3 Schulden - t. 491126. 18 für das Bans cale 1,972832 • 9s 3,736719 - 54 für das Politi cum 309818 - 59 26897 • 26 , für das Contris butionale 31549149 - 57 • 1,779442 -- 46 für das Coins 253113 - 59 : 301917 8 merciale
Summa 17,980938 • 14. 5,033338 · 191
5,033338 - ' 191
ganzNiederfſtr.23,014276fl. 33 ; fr. Es gehen aber die Angaben von des Oſtreichis fchen Hauſes Staatseinkünften überhaupt , und aus Niederöſtreich inſonderheit, fehr von einander ab .
1 4
$
8
Einleitung.
411
ab. Aus dem vierten Theil meiner Beytråge zu der Lebensgeſchichte denkwürdigerMännerS. 232 erhellet, daß man ſie 1760 zu Wien ungefähr auf 40 Millionen Gulden , genau auf 41,529,137.
Gulden geſchåbet habe, und aus dem fünften Theil dieſer Beycråge, oder aus meiner Schilderung des Characters Königs Friedrich II von Preußen , S. 228, daß dieſer dieſelben auf 61 Millionen Guls
den , oder 40 Millionen Thaler geſchåget gabe.
In den Briefen eines reiſenden Franzoſen von Cars par Risbed , fommt vor, theils daß die dftreichi ſchen Erblande jährlich 82 Millionen Kaiſerguiden ,
oder 98,400000 Fl. rheiniſchbetrügen, tþeils daß die Einfünfte desLandes unter und ob der Ens,
fich beynahe auf 14 Millionen fl. belaufen ſollten , uud daß die Stadt Wien zu dieſer Summe über 5 Millioner beytrage. Die Contribution des Lan. des unter der Ens für die militar Jabre 1784 und 85 , hat in jedem 2008965 Ff. 44 Kr. betra,
gen , dazu die obern Stånde 1,607,174 Fl. beys getragen haben.
$. 16. Die 8ſtreichiſche Rriegesmacht be. ſtand um die Mitte des 1770ſten Jahrs, 1 ) an deutſchen und ungariſchen Trups pen , aus 57 Regimentern zu Fuß, 18 Růrafficer,
13 Dragoners und 12 Huſaren -Regimentern. 2) Än Granz-Truppen , aus 4 Reg. Karl ftådter Generalats Infanterie, 2 Reg. Warasdi ner Generalats Infanterie , 4 Compagnien Karl ſtådter und Warasdiner Generalats Huſſaren, 3 Regimentern flawoniſder Infanterie , 1 Reg. ( lawoniſcher Bufaren, 2 Reg . Bannat croatiſcher
Das Erzherzogthum Oeſtreich.
412
Infanterie , 1 Reg . Bannat Huſſaren , 4 Reg. ſiebenbürgiſcher Infanterie, 1 Reg . Fiebenb. Dra
3
goner , und 1 Reg . ſiebenb. Huſſaren . 3 ) Aus dem Artillerie Corps , das aus dem Urtillerie Corps an ſich ſelbſt , welches in fei ne Regimenter abgetheilet iſt , und einein Artille: rie Regiment, beſtehet, dahin auch die Sappeurs gehören . 4) Aus dem Ingenieur Corps . 5 ) Aus den Pontoniers und Schifffol
Oaten. Sie machte alſo 72 Regimenter zu Fuß , und 49 Reg . zu Pferde aus , die Artilleriſten., Inges nieurs, Pontoniers und Scyifffoldaten ungerechnet. An Köpfen betrug fie ungefähr 200000 Mann . Die
hohe Generalitật war 348 Perſonen ſtark.
Es ſind aber nachher mit dem Kriegsheer ſtarke Veränderungen vorgegangen , und es iſt anſehn lich , bis auf drittehalb hundert tanfend Mann, auch noch ſtårker, vermehret worden, zu dem Sprieg mit den Osmanen , feph II im Jahr 1788 anfieng , und Ende der Kriegsſtaat wohl auf einen
inſonderheit den K. Jos nad, deſſen feſtern Fuß
geſeßet werden wird . Die adeliche ungariſche Leib jvache zu Pferde, die adeliche deutſche Leibwadze lju Prerpe, und die ſogenannten Gạrdes du palais zu Fuß , welche die K.K. Burg fu Wien, und die Ruſtichlöſſer bewahren , ſind noch beſonders zu be merfen . 1770 rechnete man , daß in Friedenszeit auf den Kriegsſtaat jährlich 181 Million Fl. ver: wendet würden, man konnte aber den geſammten Aufwand für den Spiegesſtaat faſt auf 28 Millios nen
1
Binleitung.
413
1752 hat die Kaiſerinn Königinnt zu wieneriſch Neuſtadt eine Krieges -Cadetten Ufat
Nen rechnen.
demie und Kriegesſchule , und 1754 noch eine Krieges -Akademie zu Wien geſtiftet. 1759 ftiftete ſie einen Kriègesorden unter dem Namen des Ma: ria Thereſia Ordens, mit welchem alle verdienſt volle Officiers begnaðigt werden . Für denfelbent ſind 150000 Gulden Einkünfte ausgeſeket mör den , von weldien die 20 Großfreußer einen jäþr : lichen Gehalt von
1500 Gulden empfangen , die
übrigen Gelder aber werden als Penſionen von 400 bis 600 Gulden unter die alteſten Ritter vers theilet , und ſogar die Witwen derſelben geniefien Die Ritter erhal Zeit Lebens die Hälfte davoit. Das ten auch am Hof beſondere Ehrenvorzüge . Ordenskreuß verleiht den Unedelgebornen ſogleich den Adelſtand, und alle Rechte und Vorzüge der Reidysfreyherrert, die Adelsbriefe werden Ihnen Wer dieſen Ora auch unentgeldlich ausgefertiget. den tråge, kann fein Ritter von einem andern Kriegsorden ſeyn , ausgenommen von dein Orden des goldenen Vlieſſes. Kaiſer Joſeph II hat dies fen Orden 1765 init Commandeurs als einer neuen Claſſe zwiſchen den Großkreuzen und übrijen Nita tern , vermehret, audy den Großkreuzen ein neues Nebenzeiden , nämlich ein an der Bruſt auf der linken Seite des Nocks geſticktes , und von einem Lorbeerfranz eingefaſfetes ſilbernes Kreuß auf rothen Grund , mit der Innſchrift, Fortitudini, verliehen. Es folget nunmehr die genauere Abhandlung des Erzherzogthums.
1. Das
414 I
Der Sſtreichiſche Kreis.
Das Land unter der Eng .
DasLandunterderens,welches in den Erdbeſchreibungen und Landcharten , aber nicht kanzleymåßig , Unter - oder Wieder - Oes ſtreich genennet wird , iſt in 4 Rreiſe abgeſone dert, und einem jeden iſt ſeit 1753 ein Kreishaupts mann vorgeſeket worden . Von dieſen Rreiſen
/ liegen 2 an der Südſeite , und 2 an der Nordſeite der Donau ; jene werden nach ihrer Lage , in Ano ſehung des Wiener Waldes , die Rreiſejunter und ob dem Wiener Walde,dieſe aber nach ihrer Lage in Anſehung des Manhartsberges ,die Kreiſe unter und ob dem Manhartsberg , genennet. Die Kreiſe unter dem Wiener Wald und Manhartsberg, ſteßen nun unter dem Erzbiſchofzu Wien , die bey , den andern unter dem Biſchof zu St. Pölten. Es kommen jährlich aus Steyermark, Kårn then und Salzburg ein paar tauſend Männer und Weiber zur Sommerarbeit hieħer, bereiten Ziegel, machen Heu, dienen bey der Erndte , und caſtri ren das Vieh . Wenn ſie gegen den Wirter wie. der nach Hauſe gehen , ſo nehmen ſie wenigſtens 60000 Fl. dahin mit. Es fehlet alſo auf dem Lan de an Volf , weil die Menge des Geſindes in der Städten groß iſt. Ein paartauſend Schritte von der Stadt Brud
an der Leitha, entdeckte der preuſſiſche Major von Zerbſt, der ſich 1760 als Kriegs - Gefangener zu Brud aufộielt, ein reiches Alaunbergwerk, welches Alaun giebet, der eben ſo fein und ſtark , als dec_ türkiſche iſt, davon man den Centner damals mit I. Der 15 bis 18 Gulden bezahlte.
.
-
Das Land unter der Ens.
I. Der
Kreis
unter
415
dem Wiener
Walde. Circulus infra nemus viennenſe, der auch das Steinfeld genennet wird. Die beſten Weinberge in demſelben find : zu Höflein , Unter. Krüßendorf, Kloſter . Neuburg, Kalenberg, Nuß . dorf, Heiligenſtadt, Salmersdorf, Hernals , Dorn. bach , Breitenſee , Berchtolsdorf , Liefing, Mau , ertalfsburg , Brunn , Döbling, Grinzing, Obera und Unter - Sifring , Währing, Ottakring, Weins þauß , Pókleinſtorf, Neuſtift, Engerdorf und um Lichtenſtein , Mddling , Neudorf, Gundermanss dorf, Gumpoltskirchen , Pfaffſtåten . Das ſoges nannte Vice Dom Amt, welches die um Wien lies gende Kaiſerl. Kammergüter verwaltete , iſt 1781 abgeſchafft. Es enthält dieſer Kreis 1. Folgende landesfürſtlidze Städte. 1) Die Hauptſtadt des ganzen Erzherzogthumns Wien , Vienna , welche die Ungarn und Türken Betſch , und die Polen mieden , nennen , und in des ren Gegend die alte Stadt Vindobona geſtanden hat. Nach des P. Lingganing Wahrnehmung , iſt die Pok hdhe dieſer Stadt 48 °, 12', 32 " , und ihre Långe vom Pariſer Mittagszirfel angerechnet, 14 ”, 2 ', 30". Sie liegt an einem Arm der Donau , welcher die Vorſtade Leopoldſtadt von der Stadt ſelbſt abſondert, und den fleinen Fluß Wien aufnimmt , der zwiſchen der Stadt und den Vorſtådten durchfließet. Ihre Lage iſt anges nehm . Denn gegen Morgen und Mitternacht iſt die umliegende Gegend eben , gegen Abend und Mitta zu aber ſiehet man ein mit Bäumen und Weinſtocken befektes Gebirge ; und die breite Donau theilet ſich in der Gegend der Stadt in unterſchiedene Arme, welche Inſeln einſchließen , die mit Holz bewachſen ſind. Sie tft die erſte unter den landesfürfil. Städten im Lande unter der End , die Hauptſtadt des Erzherzogthums Deftreich ,
416
Der dſtreichiſche Kreis .
Deftreich , und iſt auch der Wohnſitz der Raiſer aus dem dftreichiſchen Hauſe geweſen , fo wi : ſie auch der Siß des jeßigen Kaiſers iſt. Sie inadyt allein den hal ben Theil des 4ten oder Bürgerſtandes im Lande unter
der Ens aus , ſo wie die übrigen 21 landesfirſtlichen Städte uad Märkte den andern halben Theil , das iſt, fie zahlt monatlich ſo viel Cortribution, als alle übrige landesfürſtliche Derter zuſammen . Die Lage; Geſtalt
undGrdfe der Stadt,zeigt die topohydrographiſchesarte der Stadt Wien mit ihren umliegenden Gegenden, die
der Ingenieur F. J. Maire 1788 auf4 Bogen heraus gegeben hat.
Die Stadt felbſt iſt für Voit inittelmäßiger Große; benn ihr Umkreis aufler dem Wal hat nur 2944; und
um die Palliſadett, 3966 geometriſche Schritte, und fie hat nur 1299 Häuſer , die 3ayl ihrer Einwohner
aber hat 1770 betragen 53519 Perſonten . Sie kann , ihrer Lage nach eine gute Feſtung abgebent, iſt auch
wirklich wohl befeſtiget; denn ſie hat einen ſtarfent Waú , 12 ſtarfe Baſteven , 11 Ravelinen , fehr breite und tiefe gefütterte Graben , und die nöthigen Äußen
werke, route aber keine Feſtung fernt. Die vielen Kir chert und weitläuftigen Klöſter , bei welcheti miehrenta theils Gårten und Spaziergänge ſind, nehmen faſt dett 6ten Theil des Raums der Stadt ein , daher ſind nicht
nur der Häuſer nicht mehrere, als angeführt wor beit , ſondern ſie ſind auch ſehr ſchmal, aber auch ge meiniglich 2 , 3 , 4 und mehr Stocwerfe hoch , songe
bauenen und a backenen Steinen erstentheils wohl gebauet , und mit großen und guter Kellern verfehen : es find auch viele anſehnliche und prächtige Paläfie
barüntet. In atten Birgerhåüfern mußte ehedeflent das zweyte und vierte Stockwerk zu Wohnungen der faiſerl. Hofoedtentent hergegebent, auch der zte Guldent der Hausiniethe als eine Abgabe erlegt werdent, es hat aber K. Joſeph II dieſe Laſt 1781 abgeſchafft , und ans
ftatt derſelben die Häufer - Beſitzer auf eine beſtiminte jabrliche Abgabe gefeßt, welche ſie in das Quartierămt erlegert.
Das Land unter der Ens.
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erlegen . Die Straßen , deren man 117 große und kleine gåhlt , find frumm und enge , und bey feuchtem und regenhaftem Wetter ungemeint unrein , hingegen wenn es troden ist, mit bein allerbeſchwerlichſten Stau : be bededet , der überhaupt im ganzen Lande befchwer lich fått. Des Abends werden ſie feit 1704 durch Las ternen erleuchtet. Die Stadt wird in 4 Viertel einges theilet, nåmlich in das Schotten :Wiedmer . Stuben : und Kärntner : Viertel. Unter den 8 großen und 14 Fleinen Pläßen , find inſonderheit u bemerken : 1 ) der Bof, welcher der größte und ſchånfte unter allen iſt, und auf welchem , zwiſchen 2 feinertien Brunnen , ein prachtiges metalenes Denkmaal ſtehet , welches Rais Ter Leopold 1667 zum Gedächtniß der unbeflecten Ems pfängniß der Jungfrau Maria errichten laſſen . Dieſer Plag dienet des Abends zu einem öffentlichen Spaßters gang. 2 ) Der Burgplas , oder außerſte Schloßhof der kaiſerl. Burg, worelbſt die Wache ſtehet. 3 ) Der Zeumarkt, auf welchem ein mit Bildſäulen von Bler gezierter Brünn iſt. 4 ) Die Freyung , welcher pia ganz unregelmäßig iſt. 5) Der Grabeit, auf welchem , außer 2 ſchönett Springbrunnen , die 1693 ostendete marmorne Dreyfaltigkeitsfäule ftehet, welche 66 Schuh hoch iſt. Auf dieſen Plaz wird heutiges Tages nichts mehr verfauft. 6 ) Der hohe markt , auf welchen die marmorne Såule der Vermåhlung Maria und Fox fephs ftehet , welche 1732 aufgerichtet worden , und 2 Vrunnen zu leben find. 1782 find folgende Paros chien feſtgefeßet, und zugleich die dazu gehörigen Hårs ſer und Seelen gezåblet worden. Parochiett. Št. Stephan Schotten St. Michael Dominicaner
5 Th . 7 8.
äufer . Familient.
Seelen.
304 232 88 127
2524 1216 564 834
14118 6903 3703 4709
751
$ 138
29432
Waros
/
418
Der Sſtreichiſche Kreis. Parochiert.
Transport. Auguftiner St. Peter
Franciſcaner Der Hof
8 Parochien .
Häuſer . Familien. Seelen . 751
5138
29432
99 182
601
4167
94 173
1464 590
3644
1136
5969
1299
8909
51523
8311
Der milden Stiftungen ſind nicht wenige, aber uns
ter denſelben iſt das allgemeine Haupt- Hoſpital oder Krankenhaus in der Alftergaffe , welches K.Jofeph II hat einrichten laffen , die merkwürdigfte. . 1785 find
alle Stiftungen und ihre Fonds einer beſondern Com miſſion untergeben. Die Kaiſerliche Burg , welche an der ſüdweſtlichen Ede der Stadt, ben dem von ihr benannten Thor liegt, iſt ein altes unanſehnliches Gebäude , welches 3 Hffe und mit Einbegriff des ſogenannten Controlleurgangs,
4 Stocwerke hat. In derſelben findet man die Schags fammer , welche in die weltliche und geiſtliche (wegen der Hetligthümer alſo genannt,) eingetheilet wird, das mechaniſch - phyſikaliſche Kunſt - Cabinet , das Naturalien Münz- und Medaillen - Cabinet , wel che Sammlungen unter die reichften und vortref lichſten in Europa geboren. Die Reichskanzley und die bedeckte Reitſchule , find neumodiſch ſchöne Ses
bäude. Der ſehr große und prächtige kaiſerliche Bůs cherſaal , deflen Gebäude zwiſchen der Burg und dem
i
Auguſtiner Kloſter ſtehet ; ſüdwårts an den Wal ſtoßt, und nun nach der Stadt zu ganz fren ſtehet', fann in Anſehung der Menge und Wichtigkeit der gedruckten Bücher , Handſchriften und römiſchen Alterthümer , der vaticaniſchen und fånigl. franz &fifcher an die Seite gereget werden , welche er fogar in Anſehung der gea dructen Bücher libertrifft. Der Vorrath an Hands fchriften , beſchreiben die prachtigen Commentarii Au .
guftae bibliothecae vindobonenſis. Das Schauſpiels haus
Das Land unter der Ens .
419
haus auf dem Michaelis - Plaß , welches mit der Burg Gemeinſchaft hat , iſt gut ausgezieret. Um die Stadt etwas genauer nach ihren oben genannten Vierteln zu beſchreiben , fo find dieſelben 1 ) Das Stuben : Viertel , welches von dem Stus benthor , dieſes aber von den Badſtuben , welche ehes mals vor demſelben geweſen , den Namen hat. Das hin gehåren folgende inerkwürdige Gebäude : die fchine Kirche und das Collegium , welches ehemals den foges nannten äußern Jeſuiten gehårten, und gegen welchent über die hohe Schule iſt , davon bernach ; das Domis nicaner Kloſter mit der Kirche St. Maria rotunda ; die Kirche der Heiligen Barbara im kaiſerl. fånigl. Cons vict ; das Kloſter und die Kirche zu St. Lorenz am als ten Fleiſchmarft; die Kirche zu St. Ruprecht, die Dreyfaltigkeitskirche , fünf Capellen , der erzbiſchoflis che Hof , die kaiſerl. königl. Kriegskanzeley , das gráfi. Paariſche Haus , in welchem das faiſerl. königl. Hofs poftamt iſt, das gräflich finskyſche Haus, und dievors hin genannte hohe Schule , welches ſchöne Gebäude 1756 eingeweihet iſt , eine wichtige Sammlung von anatomiſchen Präparaten , und eine wohlverfebene Sternwarte hat. Die Stifter der Univerſitåt, find eigentlich die Herzoge Rudolph IV und Albrecht III ; denn obgleich ſchon Kaiſer Friedrich II hieſelbſt 1237 eine Schule geſtiftet hat, ſo iſt doch erſt 1365 vom Pasji Urban V, auf Verlangen Herzogs Rudolph IV, ein Prix vilegium zu Errichtung einer Univerſitåt ertheilet wore den , und Pabſt Urban vi beſtätigte und vermehrte dies relbe 1384 , auf Anhalten Herzogs Albrecht II, mit der theologiſchen Facultåt ; ſie wurde auch dazumal in die Häuſer , welche ebedeſſen von den Tempelherren bewohnet waren , verleget. Raiſer Ferdinand II übers gab die Univerſität 1622 den Jeſuiten . Der Rector hat einen ſehr hohen Riang , und gebet ben fenerlichert Umgången unmittelbar vor dem Kaiſer het. Die Unis verſität beſtehet aus 4 Facultåten und 4 Nationen , welche legtere find , die 8ſtreichiſche, rheiniſche, ungas 2 riſche
420
Der Sſtreichiſche Kreis.
gariſde und fächfiſche. 1752 iſt wegen Verbefferung Der Lehrart, eine kaiſerl, fönigl. Verordnungergangen. Der Windhagiſche Bücherfaal, welcher von ſeis
nemi Stifter den Graferi Joachim Windhag benannt wird , iſt in einem Hauſe nicht weit von der bober Schule , und neben den Dominicanern. Er ſtehet uns
ter der Oberaufſicht des niederöftreichiſchen Landmars fchal - Umts. 1678 ward er zum gemeinen Gebrauch erffnet. Der Gíchwindſche Bücherſaal iſt auch in
dieſer Segend, und offentlich. Job. Martin Sichwind, Freyherr von Pdcfftein hat denſelben 1723 zum öffent lichen Gebrauch gewidinet. 2. Das Rärntner : Viertel, welches von dem Thor
den Nameti hat , durch welches die Straße nach Kårns ten und Italien gebet. Hier ſtebet die vornehmſte Kirs
che, nåmlich die Metropolitankirche des heiligen Stephant. Sie iſt ein gothiſches Febr Dunkles Gebåus de von lauter Quaderſteinen , von außen mit allerler finſtlicher Arbeit von Bildniſfen sc. gezieret , und ihr
großter achteckigter Thürin 434 und 1 balben ſtreichis Tiche Werfſchuhe hoch von großen Quaderſtücken ges báuet. In demſelben hängt eine große Glocke , die Kaiſer Foſeph 17i í aus vielen von Ben Türken erober
ten Stricken hat gießen lasſen , und die über io Sous be hoch iſt, im Umkreiſe 32 Schuhe und 2. Zoule, und am Gewicht, ohne den Schwengel, 354 Centnet hat, der Schwengel aber iſt 13 Centner und 28 Pf . ſchwer.
Inwendig in der Kirche findet-mait, außer dem koſta baren Hochaltat, welder 25487 Fl. gefoftet hat; 37 Seitenaltåre , diee meiſtens von gutem Marmor
find, viele Heiligthümer und Koſtbarkeiten , die alte érzherzogliche Begräbnißgruft, in welche auch ſeit Fer dinands III Zeit die Eingeweide der verſtorbenen Pers
ſonen aus dem erzherzogl. Hauſe gebracht werden, das prächtige marmorne Grabmal Kaiſers Friedrich IV , welches 40000 Ducaten gefoftet haben ſod , das nicht weniger prachtige Grabmal, welches Herzogs Emas
nuel Thomas von Savoyen Witwe Thereſia Anna Fes licitas,
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Das Land unter der Ens.
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ficitas , geborne Fürſtinn von Lichtenſtein , dem großen Kriegeshelden Eugen , Prinzen von Savonen , mit 20000 Fi. Unfoſten errichtet hat , und am Ende des
1759ſten Jahrs fertig geworden iſt, das Grabmal des Cardinals Kolonitſch , die Grabmale anderer Cardis Nåle und Bifchofe , und andere Merkwürdigkeiten .
Gleich neben der Stephanskirche iſt die erzbiſchofliche Wohnung. 1480 wurde das hieſige Bisthum geftifs tet , und 1722 zu einem Erzbisthum erhoben. Der
Erzbiſchof hat ungefähr 30000 Kaiſergulden jährliche
Einkünfte. In der Nachbarſchaft der Stadt beſiget er Zeudorf, nicht weit von Larenburg, und andes re Derter, Das Domkapitel beftebet aus 5 Prilgter und 1o Domherren , und hat große Einkünfte. Es ges håret demſelben das DorfBernals nahe bey der Stadt,
woſelbſt ein künſtlicher Calvgrienberg ift. Die übrigen Kirchen und Kloſter in dieſem Viertel find: die Kirche der beil. Magdalena ; die Reſidenz der Piariſten , mit Der Kirche des heiligen Yvo , jetzt das Kielmansecis fche Stift genannt, das Auguſtiner Nonnenfloſter und
die KircheSt. Jacobs, die Kirche der Heil. Eliſabeth in dein Deutſchen Ordenshauſe , welches zu der Lands commentburev Wien und Neuſtadt gehsret, und um
das Jahr 1200 als eineCapelle den Anfang genommen hat; das ehemaligeNonnenkloſter derClariſſerinnen nebſt der Kirche des heil. Pifolaus , das Klofter der Recols
lecten oder Franciſcai:er der ſtrengen Obfervanz, mit der Kirche des heil. Hieronymus ; die Kirche und das Nonnenkloſter bey St. Agnes zur Himınelspforte, Cas nonifinnen des hail . Auguſtins von St. Jakob zuges
bfrig ; die Kirche des heil. Johannes des Täufers,den Yohanniterrittern von der Commenthurey Mailberg zugehörig ; das Nonnenfloſter und die Kirche der heil.
Urſula , die ſchöne Kirche der heil. Anna , nebſt dem ehemaligen Novitiathauſe der Jeſuiten ; 14 Capellen ; Das R.
. Hofcameralhaus , die Stadtbank; das R.
8. Commendantenhaus, das R. S. Zeughans, es X. S. oberſte Münz- upo Bergweſens- Uint in dem ehe DO 3
maligen
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Der dftreichiſche Kreis.
maligen prinzlich Eugenſchen Paulaft ; der Pataft, wels cher ver verwitweten Herzoginn von Savoyen gehåret hat , die K. K. Rechnungskammer im gräflich Sins zendorfiſchen Haufe , das Kauniß Queſtenbergiſche Haus , der Tåubelhof, in welchein die Zeichnungss und Kupferſtecher - Ufademie ihren Siß hat ; das alte firſtliche Lichtenſteiniſche Haus , u . n . m . 3. Das Wiedmer Viertel , welches genteittiglich , aber unrichtig , das wümner -Viertel genannt wird, und feinen Namen von dem Burgthor hat , welches chedeffen das Wiedmer Thor hieß. Hier ſind die Pfarr Kirche zu St. Michael, nahe ben der R. R. Burg, nebſt dem Collegio der regulirten Prieſter der heil. Paulus und Barnabas , die ſchöne Kirche der heil. Dorothea, mit dem Colegio der regulirten Chorherren Uuguftiner Ordens , deffen infulirter Probſt ein Landſtand war, welches aber 1781 fecularifirt iſt; das Kloßer und die Kirche des heil. Auguſtin , gemeiniglich die Sofkirche genannt , in welcher die Herzen der hohen Perſonen des erzherzoglichen Hauſes verwahret werden , die auch feit 1772 init dem prächtigen marmornen Denkmal pranget, welches Maria Thereſia, ihrem Leibarzt Gers hard Freyherrn von Swieten neben ſeinem Grabmal errichten laſſen ; die Pfarrkirche der heil. Clara im Hirs gerhoſpital, das Capuzinerflofter mit ſeiner Kirche, in welcher ſeit dem 17ten Jahrhundert das erzherzogliche Begräbniß iſt; die prachtige Colegiatkirche des heil. Peters auf dem Freyhof diefes Namens , das ehema lige Profe $ haus der Feſuiten mit ſeiner dönen Kirs che , ehedeſſen bey den obern Jefuiten genannt; die Kirche des Geit. Eajetans nebft dem Collegio der Theas tiner ; 15 Capellen; das ſchone burgerliche Zeughaus , die ſchöne bëheimiſche und 8ſtreichiſche Hoffanzlen , das aurſpergiſche, fobkowißiſche, ſchwarzenbergifche Haus, u. a. m. Nachdem das Clariffer Nonnenklofter , ges meiniglich das königliche Klofier genannt, aufgehoben wurden , haben die hieſigen evangeliſchen Lutheraner die Kircheund einen Theil des Kloſters für 16000 Fl. gekauft,
Das Land unter der Ens.
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gekauft, und noch 30000 Fl. an der Kirche verbauet, worauf fie 1783 eingeweihet worden. Die hieſige evans geliſche Gemeine iſt in Nieder8ſtreid die einzige , und der erſte Prediger bey derſelben , iſt zugleich nieders oftreichiſcher Superintendent. Nahe bey dieſem Bet bauſe der Lutheraner, ſtebet das Bethaus der Refors mirten. 4. Das Schotten :Viertel, welches von der Bes nedictiner Abtey zum Schotten , dem älteſten Kloſter in Wien , deſſen infulirter übt ein Landſtand iſt, den Namen hat. Zu der ſogenannten Abter), gehåret die Pfarrkirche anſier Frau und des beil. Gregorius. Die übrigen merkwirdigen Gebäude find : Das Minoriten Flofter nebſt der Kirche der heil. Catharine , die Kirche des heil. Yoſeph mit dem Kloſter für Ordensſchweſtern der heil. Catharine vom Berge Carmel, die Kirche uns fers Herrn oder Sanct Salvator ; die Kirche unfrer Frau am Geſtade oder Maria Stiegen , welche dem Bisthum Paſſau gehöret, deſſen infulirter Official ben demſelben ſeinen Siß , und ein eigenes Conſiſtorium bat ; 10.Kapellen , das Eſterhazyſche Haus, die S.R. geheime Hof- und Staatskanzler, das lichtenſteiniſche Haus in der Herrengaſie, das große fürſtlid lichtens ſteiniſche Majorathaus , bey den Minoriten , mit einer Foſtbaren Gemälde - Sammlung , das nieder ſtreichis fche Landhaus , die R. K. niederländiſche und italienis ( che Langley , die ſiebenbürgiſche Hofkanzley , das bas thyaniſche Haus , und andere , die K. T. nieder8ftreis chiſche Regierung , das K. A. Zeughaus in der Renna gaile , das Rathhaus der Stadt ; das untere Arſenal, . a. m. Die Vorſtådte find weit grøffer , als die Stadt felbſt, und 1782 enthielten ſie 4068 Häuſer, deren Un zahl von Zeit zu Zeit wuchs. Sie liegen rund um die Stadt her , find aber 5 bis 600 genreine Schritte von den Feftungswerfen entfernet. Die Linie, welche dies felben einſchließet, und fich auf beyden Seiten bis in die Leopoldsfiadt erftredet, iſt 1704 wider die ungariſchen Uufa DO. 4
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Der dftreichiſche Rreis.
Aufrührer angelegt , und nachmals mit Bachſteiner gefüttert worden , und die Thore und Eingänge ſind mit ordentlichen Waden befest.
Der füdliche Halbs
zirkel dieſer Linien , beträgt auf 8496, der nordliche, pom erſten bis zum zienten Donauarm , auf 8064 , und der ganze Umfang auf 16560 geometriſche Schrit te , welche über vier gemeine deutfoe Meilen, jede z4,
4000 Schritten gerechnet, betragen. Sie ſtehen großs tentheils unter der Gerichtsbarkeit des Stadtraths, an welchen von den Beſcheiden des Richters und der Beys
figer deſſelben , ivomit eine jede verſehen iſt, appelliret werden kann. In allen Vorſtådten find 19 Pfarren uud Vicariate. Die Häuſer ſind von Steinen , und
größtentheils gut gebauet. Der meiſte Adel, und an= bere wohlhabende Leute, wohnen des Somiers indies ſen angenehmen Vorſtådten. Die Leopoldſtadt iſt die
großte und vornehmſte unter den Vorſtädten , ja ſię ůbertrifft die Stadt felbſt an Große , iſt aber im Wins ter den Ueberſchwemmungen fehr ausgefegt: Sie liegt der Stadt am nächſten auf einer Ynſel der Donau, und
ward ehemals die Fudenſtadt genannt: als aber Rais
fer Leopold die Juden 1670 aus derſelben verjagte, bez fam ſie von ihm den Nainen . Sie begreift 1 Pfarra Firche, die Kirche zu St. Johann Baptiſt , nebſt dem
Kloſter und Spital der barmherzigen Brüder, die Kira dhe der heil. Thereſia , nebſt dem Kloſter der Carmelis ter Barfüßer, 4 Capellen , den weitläuftigen 2u :Gars ten, bey der 1683 von den Dürfen zerſtårten alten fais
ferl. Favorita, welchen S. Joreph II verſchönert, bis an die Donau erweitert, und 1775 zur Sffentlichen Ers gögung gewidmet hat , die Caferne für die Reuterey, das Zuchthaus, und unterſchiedene anſehnliche und chine Häuſer und Garten. Derſelben gegen über, auf der andern Seite der Donau , liegt die große Vors
ſtadt Roſſau, welche eine fchine Kirche und Servitens Kloſter , den prächtigen fürſtl. lichtenſteiniſchen Pallaft und Garten , die fehenswürdigen Gartenhäuſer der
Grafen von Kaunis, Collalto, Zinzendorf, und andere, hat,
fil
1
14
Das Land unter der Ens.
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bat. Sowohl in der Leopoldſtadt als Rofau , find an
der Donau viele öffentliche Bäder erbauet , weil die Hiße in den 5 Sommermonaten hier ſehr groß iſt. An
die Roſſau , ſtoßt die Karlſtadt im Lichtenthal, auf der Wieſe genannt, deren Hauptgaſſen mit Alleen von Maulbeerbäumen befekt ſind. Hier iſt eine Porcellan
Manufaktur , in welcher dichtes Porcelan verfertiget wird , welches an dufſerlicher Schönheit dem meißnis fchen nicht gleich fommt , an innerer Güte aber daffels be übertrifft.
Man kann darinn fochen.
Der Thon
zu demſelben wird an vielen Orten in i en 8ſtreichiſchen
Erblanden mühſam geſammtet. Dieſe Vorſtadt hat eine ſchöne Pfarrkirce, zu den vierzehn Zothhelfernt genannt. In der Vorſtadt Waringerganie , iſt die
Pfarrkirche zu St. Johann Baptiſt im Lazareth , vor Zeiten Sichenals , oder im Als, und die Kirche fan ctae Mariae de mercede famtdem fpaniſchen Hoſpital, welches vortreffliche Gebäude auf einer Anhdhe liegt.
In der Alſtergaſſe iſt die gråp. paariſche Reitſchule, bie Benedtctiner Abtey Zontſerrat , deren infulirter
Abt ein Landftand iſt , die Kirche und das Klofter der
P. P. Trinitarier de redemtione captivorum , die Pfarr Firche zum heil. Kreuß in dem großen Armenhauſe, wels ches ſehr anſehnliche Einfünfte bat , das Ccatumaja
haus , die Kaferne für ein Regiment zu Fuß, : ind das gråff. ſchönborniſche Sommergebäude. Die Joſeph8 ſtadt, welche zur Zeit des rómiſchen Königs Yoſeph angeleget worden , nebſt dem an dieſelbige ſtoßendem , noch innerhalb der Linie belegenem alten Lerchenfelde.
Die P. P. piarum ſcholarum baben hier ein Kloſter und cine Pfarrkirche , welche bende fehr anſehnliche Ges bäude find. Sie halten öffentliche Deutſche und latei niſche Schulen, und beſorgen auch die towenburgi: che akademie . Unter den Gebäuden find die faifers
lichen Ståle mit einer Reitbahn , die Sommerpallåſte des Fürften Kindfy , und andere, Der Buchdruder edler von Tratner , hat hier mit einem Vorſchuß der
Commerzcaffe, ein anſehnliches Gebäude aufgeführet, DOS
und
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Der dftreichiſche Kreis.
und in demſelben eine Schriftgießeren , Kupferſteches rey, Buchbinderey und Drucerey angelegt. Bey dem felben iſt auch ein fehenswürdiger Garten. Die febr poffreiche Vorftadt St. Ulrich , das Zeuſtift , der Zeubau , der Spitalberg xc . Find der Gerichtsbarfeit der Benedictiner Abtey zum Schotten in Wien unter: worfen . In denſelben findet man die Pfarrkirche zu St. Ulrich , welche wohl gebauet ift , ein Rapuziners Kloſter mit einer Kirche , und über 100 Gärten, unter welchen der gråfl. efterhaziſche iſt. Der prächtige trauts fonſde Pallaſt , iſt 1760 fiir die ungariſche adeliche Leibwache zu Pferde , erkauft und eingerichtet worden. In der Vorſtadt, welche die Leimgrube genennet wird , iſt eine Karmeliter -Kirche und Kloſter , und das ebes malige fanziſche Stifthaus in Marienhülfe , welches die Kafferinn Königinn Maria Thereſia 1754 gekaufet, und darinn eine Rriegesakademie angelegt hat, welche aus einer Cadettenſchule und einer Ritterakademie, zwey ganz verſchiedenen Anſtalten , beſteht. Die gleich baran froßeade Vorſtadt Mariahůlf , ſonſt auch im Schoff genannt, enthält ein Collegium der Barnabis biten , deren prachtige Sirche zu Mariahůlf genennet wird , und die eheinalige favoyrch : lichtenſteiniſche Ritteratademie , welche Thereſia Anna Felicitas, vers wittwete Herzoginn von Savoyen , geborne Firſtinn von Lichtenſtein , geſtiftet, aber 1759 an die Kaiſerinn Maria Thereſia ohne Vorbehalt übertragen hat, alſo daß ſie jegt landesfürſtlich iſt. Dieſe beyden Vorſtåda te , die Leimgrube und Mariahülfe , haben breite und gerade Gaſſen , wohlgebauete Håufer, luſtige Gårs ten , und ſind unter allen Vorſtådten die ſchönſten , has ben aber Mangel an Waffer , welches die Einwohner theuer kaufen müſſen . Zwiſchen der Leimgrube und dein Spitalbers , der zu St. Ulrich gerechnet wird, liegt auf einer Unhdhe , gerade gegen dem Burgthor über , der kaiſerl. Marſtall, der vortreflich in die Augen fållt , aber zu enge Ställe hat. Die Vorſtadt, auf der Wien genannt, hat den Namen von dem durchs fließen
Das Land unter der Ens.
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Mießenden kleinen Fluß Wien . In derſelben iſt eine les
by
der- Manufaftur. Gundendorf, gemeiniglich Gumpens dorf, enthält eine kleine Pfarrkirche , welche dem Beg nedictinerftift zum Schotten in Wien gehöret. Der 1
ehemalige gråſ. fånigsediſche Garten , iſt für die Ins genieurſchule erfauft. Das Schloß oder Landgut War: garethendorf, liegt auf der andern Seite des Fluites, und iſt der Stadt Wien zuſtändig. In dieſer Vorſtadt Margarethen, iſt nicht nur ein weitläuftiges Hoſpital, der Sonnenhof genannt, und eine Salpeterſiederey, fondern auch eine anſehnliche Manufaftur zur Verfers
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tigung lioniſcher oder unachter Borten , mit welchen die türkiſchen Kaufleute einen ſtarken Handel nach Cons ftantinopel treiben. Die Wieden iſt weitläuftig, und enthält ein Kloſter der Paulaner , die fehr prachtige Kirche des heil. Karl Boromaus, welche Kaiſer Karl VI erbauet , und den Kreußherren mit dein rothen Stern dibergeben hat , und das Novitiathaus der P. P. Pias riſten. Das thereſianiſche Collegium , welches Teinen Sig in der ehemaligen neuen faiſerl. Favorita hatte, und eine von der Raiſerinn Röniginn Maria Thereſia geſtiftete Ritterafadeinie war, iſt 1784 init der Biblios
thef nach Ofen perfekt worden . Der Kennweg ift wegen unterſchiedener Kirchen , Kidſter, Pallafte und anſehnlicher H &uſer , merkwürdig. Das Kloſter der Saleſianerinnen iſt anſehnlich, und hat eine zwar fleis
ne, aber koſtbar gebauete Kirche. Die Nonnen find verpflichtet, junges adeliches Frauerizimmer zu erzie hen und zu unterrichten . Der fürſtl. ſchwarzenbergi
Tche: Pallaſt und Garten , iſt ungemein ſchön . In der Ungargaffe find 2 prachtige Gartengebäude des Fürſten von Lobkowiß und Grafen von Harrach , eine Reſidenz und deutſche Schule der P. P. Piariſten , und das große Waiſenhaus. Die ſogenannte Landſtraße , liegt der
Leopoldſtadt gerade gegen über , auf der andern Seite der Donau . Es enthält dieſe Vorſtadt ein ſchönes Kilo fter der Eremiten Auguſtiner Ordens mit weiten Er
meln , ein Kioſter der Eliſabethanerinnen oder barm herzigen
Der dftreichiſche Kreis.
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herzigen Schweſtern , ein Reconvalefcenshaus für die Kranken der barmherzigen Brider, ein paar Kapellen , das prachtige Johannis - Hoſpital, das Hoſpital St. Marx , (in welchein Kranfe von allerley Art unents
geldlich geheilet , Schwangere entbunden und im Wos chenßetre verpd get , auch Wahnſinnige und Raſende veriðahret werden,) und ſchöne Häufer. Die Vorſtadt Erdberg , hat nichts merkwürdiges , als eine Bley
ftift - und eine engliſche Stabl-Fabrif. In derſelben ward K. Richard von England 1192 in einem Wirths hauſe erfannt und gefangen genommen. Dieſer Gaſts hof iſt jegt ein Jägerhaus , und heißt Das Ringhaus, Uußerhalb der linie , und alſo auch außerhalb der See
richtsbarkeit der Stadt, iſt das neue Lerchenfeld , wel
ches den Chorherren zu Kloſter Neuburg gehåret, das alte Lerchenfeld aber liegt innerhalb der Linie , und gehgret der.Schottenabtei). Der Prater ober kaiſerl, Thiergarten , iſt eine ziemlich große, mit Holz bewacha fene und mit allem verfebene landesfirſtliche Inſel in der Donau. Das Stadtgut ift nur durch einen fchmas ten Graben davon abgeſondert. Beyde find mit Hirs fchen , wilden Schweinen und Hafen befest, und ing :
den Rit 1764 , da Kaiſer Joſeph II den Eingang zum Prater den ganzen Sommer über , allen Leuten ohne Unterſcheid , fie mogen zu Fuße, oder zu Wagen , oder
zu Pferde Foinmen, erfffnet hat, den vornehmſten Lufts
prt ben Wien aus. Zwiſchen der Staột und den Weiße gårbern , liegt das große Amphitheater , welches Ges bàude viele 1000 Zuſchauer faffen kann , und wofelbft
an Sonn- und Fevertagen f8wen , Båren , Wolfe, Båffel und andere Shiere , theils unter fich kämpfen ,
theils mit Hunden geheget werden , daber es auch die Såge heift.
Die Einwohner der Stadt find Deutſche, Ungarn , gtaliener, Spanier, Niederländer, Lothringer, Schweis Ber , Raißen , Griechen , Armenier , Türken und Jue ben.
Die Zahl der Einwohner der eigentlichen Stadt,
welche 1781 aufgeſchrieben worden , ftehet ſchon oben. Die
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Die Anzahl der Bürger und der Hofbefreyeten , ( wele che bürgerliche Nahrung zu treiben Erlaubniß haberi, ohne das Bürgerrecht zu geiviainen ,) in der Stadt und allen Vorſtädten , beläuft sich auf 70,000 . 1783 find in dem ganzen Umfange von Wien , 11094 geforbert, und 9230 getaufet, außer welchen noch 340 Kinder todt geboren . In dieſem Jahr betrugen alle rominh katholiſche Menſchen in und vor der Stadt 208383 , die nicht Katholiſchen ſchåste man auf 3000 , und zu allen dieſen fam noch die Beſagung und die Freuden . Die Befagung , welche in der Stadt und in Oc : Bors ſtådten liegt , wohnet in Kaſernen. Uus Ober - Defts, reich , andern an der Donau belegenten Nieichslanderit, Böheim , Måbrent , Ungarn , Steyermarf, Tyroland Italien , werden allerley Lebensinittel, nðihige, nuk: liche und angenehme Sachen , hicber gebracht. Alles, was zum Eſſen und Trinken gehöret, ( den Wein aus genommen ,) iſt wohlfeil, andere Sachen aber ſind ſehr theuer. Dis Griechen, welche ſich mit der fatholicchett Kirche vereiniget haben , verrichten ihren Gottesdienfi in der Stephans- und Peters - Kirche , in tuelchen ilys hett einige Altåre angewieſen find ; die übrigen Gries chen aber halten ihren Gottesdienſt in einem Hauſe, beſuchen auch die Kapelle des ruſiſchen Geſandten . Die Urmenier haben ſtillen Gottesdienſt, die fatholis Ichen Engländer halten ihn in der ſogenannten Tootens kapelle ber St. Stephan . Die Juden und Turfen has ben auch ſtillen Gottesdienſt, und zwar die leßten in der Leopoldſtadt. Unter den hieſigen männichfaltigen Mas nufakturert, ſind die Seidenmanufakturen vorzüglich in gutem Stande , weil die fiorenziſche Seide für ſehr geringen Mauth eingeführet wird. Um die Mitte des 1770ſten Jahres zählte man hier 463 Seidenweber, welche nebſt 224 Weibsleuten unter 91 Metſtern arbeit teten ., 24 Seidenftrumpf- Strider , 15 Seidenfarbet, 9 Eincartierſeiðenhåndler und 16 Seidenzeughånd ler . Es werden hier auch goldene und ſilberne Bors ten , Tapetett , Spiegel, bas oben beſchriebene dichte Por
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Porceltan , Waldh8rner , Geigen , Flåten , Zinnober , Wienerlack , und andere Farben , Galanteriewaaren , und andere Waaren verfertiget. Die mancherley ho ben Collegia und Gerichte , welche biefelbſt ihren Sis
haben , und die vielen tauſend Fremden , welde fich hier aufhalten , vermehren die Lebhaftigkeit der Stadt. Die öffentliche Ruhe und Sicherheit , wird bey Tage durch die Rumorwache , und des Nachts ſowohl durch
die Nacht- als Reuter-Wache, unter der Oberaufſicht 7
eines Collegiums, welches die Sicherheit genannt
wird , erhalten . Der älteſte Theil der Stadt , ift der fogenannte Berghof neben dem hohen Markt. Die Stadt hat ihre erſte Einrichtung dem Streichiſchen Hers zog Heinrich I zu danken , der fie um das Jahr
1142 zu ſeinem Wohnſit machte. Ob Rie nụn gleich fchon damals eine Stadt genennet wird , und um das Fahr 1158 fchon Mauern gehabt hat : fo hat ſie doch erſt 1198 vom Herzog Leopold VIII ihre rechte bürger
liche Einrichtung, und eine beſſere Befeſtigung befonia men. 1237 wurde ſie von K. Friedrich II zu einer freyen Reichsſtadt erklåret , welche Herrlichkeit aber nur 4 Jahre währete. 1477 iſt ſie von den Ungarn,
1529 und 1683 von den Türfen vergeblich belagert ; hingegen 1241 von dem 8ſtreichiſchen Herzog Fries drich II, 1277 von dem Kaiſer Rudolph I, und 1485 von dem ungariſchen Könige Matthias, erobert worden . In der Nachbarſchaft von Wien, find folgende Kaiſerl. königl. Schlofier zu bemerfen. ( 1) Belvedere , liegt an dem oben beſchriebenen Rennwege , in der wieneriſchen Linie , vor dem fårns therthor , und iſt ein prächtiger Pallaſt , den 1716 der große Kriegesheld, Prinz Eugen von Savogen erbauet, und der einen vortrefflichen Garten bat. Das lans
desfürſtliche Haus brachte ihn von des Prinzen Erben an ſich, und R. Joſeph II hat die wichtige Gemäldes Gallerie in dieſen Pataft bringen , und durch den bes rühmten Kupferſtecher Chriſtan von Mechel einrichten
laſſen . 1786 wurden die Heder bey dieſem Pallaft uers
1 Das Land unter der Ens .
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Fauft, damit Häufer auf dem Plan derſelben erbauet werden könnten und mögten. (2) Schönbrunn , liegt i Stunde von der Stadt, an dem kleinen Fluß Wien, in einem moraftigen Thal, und iſt das ſchönſte unter allen . Raifer Leopold fieng Den prächtigen Bau 1696 für den römiſchen König yu ſeph an , und Maria Thereſia hat ihn von 1744 bis 1749 vollendet. Hinter demſelben iſt ein ichsner { ufts garten , und neben demſelben ein großer Thiergarten. S. Franz I hat hier eine Menagerie bon ſeltenen viers füßigen Thieren und Vågeln angelegt. Ganz nahe das bey iſt Siging oder Maria : Siging, ein Kirchdorf und Gut des Stifts Kloſter Neuburg , deſſen Kirche ein berühmter Snabenort ift. ( 3) Sanct Veit , ein Schloß und Pfarrdorf, nahe bey Schönbrunn , am Bach Wien , mit einer Herr: ſchaft. Bende hat die Kaiſerinn Königinn Maria Thes reſia 1762 Dem Erzbisthum Wien fir 110000 Fl. ab gekauft , und hierauf das Schloß zu einein bequeinen Sommeraufenthalte. Des Hofes , eingerichtet. Der Garten iſt voller Springbrunnen und Waſſerfälle. Die hieſige Luft wird für geſunder, als die zu Schönbrunn , gehalten . ( 4 ) Breitenfurt, ein ehemaliges faiſerl. Luftſchloß mitten im Wiener Walde , mit ſchönen Waſſerfällen , ſchattigen Spaziergången , und einer Einſiedlerey), in welcher ſich ehedem Einſiedler aufhielten , hat ein reicher Bürger zu Wien, Namens Kirchner , erbauet, und dem Kaiſer Karl VI vermacht, die R. K. Maria Thereſia aber hat es in eine Stiftung für Arme verwandelt. ( 5 ) Setendorf, ein Luftſchloß , welches vor allen faiſerl. Luftſchiffreru geſunde Luft hat. Es madyt nebit den dazu gehårigen Unterthanen , ein landesfürſtl. Domainenamt aus. ( 6) Lachſenberg , Laremburg , ein Luftſchlos, welches 2 Meilen von Wien an einem luſtigen Wald chen , der Yrrgarten genannt , liegt , und mit einem Waſſergraben umgeben , aber alt, klein , und nicht ſondern
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Der Sſtreichiſche Kreis .
lich ausgezieret iſt. Bey demſelben iſt ein offentët Marftflectent , in welchem viele Palåſte und Sommer häuſer ſind , Darunter der chotekiſche Pauaſt jich inſons derheit hervorthut, auch einen ſchönen Garten hat. Der Ort latebemals Lachſendorf geheißen . Er macht mit den umliegenden Affen und Unterthanen ein lan desfürſtl. Domainenamtaus . Die umliegende weite Ebene giebt fehr gute Gelegenheit zur Reigerbaiße, welche aud; hieſelbft im Frühling von der kaiſerl. foc nigl. Herrſchaft angeſtellet wird . Von hier bis Bient iſt ein ſch & nes fettes Land , und ein angenehmer Weg in Alleen über den Wiener Berg , der von Feinet ſon derlichen Höhe iſt, aber eine gute Ausſicht nach Wiert giebt. 25 Rioſter : LZeuburg, eine Stadt an der Donau, die ihren Zunamen dem hieſigen reichen Stift der regus firten Choriyerren Auguſtiner Ordens gu danfen hat, welches zum erſtenmal ii 14 , und 1730 zum Theil vott Heuein anſehnlich erbauet worden . Es verwehret nicht nur die Gebeine ſeines Stifters , des heil. Leopold, fondern auch die erzherzogliche Krone , welche 1516 verfertiget worden iſt, und viele andere Altertheimer . Der infultrte Probſt iſt ein Landſtand. Dem Stifte gehören die Derter Eypolta , Seiligenſtadt, Siging, oder Marià : Siging , nahe bei Schånbrunn , woſelbft ein berühmtes Marienbild iſt, Ober : und unter:Rris gendorf, Pirhawart, u . a . m . Es hat die bergherra liche Gerichtsbarkeit åber folgende Weinórter, nåmlich ju und um Kalenberg , Meidling , um Kloſter - Neu Burg , Kritzendorf und Höflein , Heiligenſtadt , Nußs dorf , Grinzing , Unter - Töblingent, Salmanſtorf und Ottakritt. Die Stadt ſelbſt iſt iſt ſchlecht gebauet, und hat lauter arme Einwohner , welches daher råbrety weil ſeit einigen hundert Jahren , die reichen Einwoh Her ihre Sehne habent in das hieſige Stift aufnehment laſſen , und ihnen die beſten Weinberge zur Uusſteuer mit gegeben , nachdem ſie die darauf haftenden Abga beu auf ihre übriget Weinberge und Grundſtüce légek laſſette
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(affent. Daher gehöret der beſte Theil der Stadtgüter dem Stift , und von dem Ueberreſt , müſſen die Eins wohner alle öffentliche Abgaben und Steuern tragen . Der Ort iſt älter als das Stift , denn als der heilige Leopold dieſes errichtete , war 17iwenburch ſchon eine Pfarre. Vor Ulters ſtund in dieſer Gegend Citium . 3) Baden, Baaden , vor Alters Aquae Pannonicae,, eine Stadt an dem kleinen Fluſſe Schwócha , die ih ren Namen von den hieſigen , wegen ihrer heilſamen Wirkung berühinten warmen Bådern hat, die ſowohl imerhalb als außerhalb der Stadt find , und etwas Ataun, aber noch mehr Salz, und vornehmlich Schwe fel führen ; wie man denn auch hieſelbſt einen farfent Schwefelduft verſpåret. Die berühmteſten Båder find, das Herzogsbad , Thereſiåbad , Antonsbad, u. a . m. Den Badegåſten ſtehen die um die Stadt her liegenden anmuthigen Luſtgårten ineiſtens offen , es fehlet auch nicht an andern Luſtbarkeiten , daher die Wiener ſtark hieher reiſen , um ſich zu vergnügen. Auf dem Plaße ſteht ein ſchönes Denkmal, welches der heiligen Dreya einigkeit gewidmet iſt. Baden iſt erſt 1480 zu einer Stadt gemacht worden . Zwo Stunden davon , zu tieuhauß, we!ches ein altes Bergſchloß, iſt eine Spie gel - und Meſſing- Fabrit, und leßtere ſo fünſtlich , daß durch ein einziges Waſſerrad, 16 Drechſelbånfe getries ben werden können , die auch alle erforderliche Bewes gung haben , ſo daß ein jeder Arbeiter in einem Qua genblick , bloß durch einen Fußtritt, innehalten kann , um ſeine Arbeit einzuſpannen, ohne Stellung des Waſ ſerrades , und ohne Verhinderung eines andern. € 4 ) Zeuſtadt oder Wieneriſch : 1.Zeuſtadt, ehedeſ ſen Nova civitas , eine angenehme und wohlgebauete, aber nicht volfreiche Stadt von etwa 5oo Häuſern, liegt beym Zuſammenfluſſe der kleinen Fiſcha und des Kehrbachs , iſt nach alter Art befeſtiget, hat breite ebene Straßen , und ſchöne Pläge , die mit Ehren ſåulen für die Jungfrau Maria ausgezieret ſind. Das hieſige landesfårſtliche Schloß , iſt der neuerrichteten Kriegss 5 Th . 74 .
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Der Sftreichiſche Kreis .
Kriegsakademie eingeräumet worden , und wird nun von jungen Leuten bewohnet , die hieſelbſt durch Officiere in allen Theilen der Kriegskunft, und von andern in der Matheinatif und den ſchönen Wiſſens ſchaften unterrichtet, auch wie andere Soldaten , in den Waffen gelibet werden .Das hieſige Bisthum iſt 1470 geſtiftet worden , und der Biſchof iſt des Erzbiſchofs zu Wien Süffragant, hat aber nun ſeinen Sig zu St. Pols. ten . Es find hier, ein Ciftercienſer Kloſter, deſſen infülire ter Abt ein Landſtand iſt, 6 Klöſter , und ein Commenthu reyhaus des deutſchen Ordens. 1763 zählte man in der Stadt 4099, und in der Burg 394, zuſamninen 4493 Pers fonen . Die Stadt hat die Stapelgerechtigfeit in Anſe bung der aus Jtalien kommenden Waaren : es ſind hier auch Niederlagen von Eiſen und Stahl, welches die Ei fenwerke im Märzthal in Steyermart liefert, und von Getreide ; jenes gehetnach Wien und Ungarn ,dieſes nach Steyermark, Kärnten und Krain, wird auch wohl nad Italien , geführet. Die Stadt hat ums Jahr 1198 von dem Herzoge Leopold VII die erfte.Handvefte bes kommen , daher er für ihren Erbauer gehalten wird. Herzog Friedrich II hat hier 1237 und Kaiſer Fries drich mīl im Jahre 1452 Schuß und Sicherheit gefuns den . : 1487 mußte fie fich an den ungariſchen Kinig Matthias , nach einer 7 monatlichen Belagerung, ers geben. 1529 ſchlug flé 7 türkiſche Stürme an einem Tage ab . Als man 1770 den sochaltar der Schloß: firche abbrach , fand man unter dem Altarſtein Sas Grabmal Raiſers Marimilians I, welcher hier am 24ſten gånner 1529 begraben worden . Der Sarg ward geöffnet , und am 11ten Mårz mit großer Feyer lichkeit und einer neuen Inſchrift wieder unter dem neuen Hochaltar beygeſett. 1768 ward dieſe Stadt durch ein heftiges Erdbeben febr beſchadiget. Es woh net hier viel ädel , der nicht reich genug iſt , um ju Wien zu leben. Unweit dieſer Stadt , bey dem Dorfe Lichtenwerth , iſt eine gute Nadel- und Meſling-Fas brik, die tzadelburg genannt , und eine Fabric des foges
Das Land unter der Ens. 435 fogenannten Gefundgeſchirrs , welches aus einer Mis Ichung von Eiſen und Zinn zu beſtehen ſcheinet. Ziviſchen Neuſtadt und Salenau , iſt die Zeuſtad: ter Seide , eine fandige Wüſte , welche eine Stunde laug , und etliche Stunden breit iſt , weder Bäume noch Gras hat. In derſelben ift 1763 das Pfarrdorf Thereſienfelo , mit großen Koſten erbauet, und init · Ackerleuten aus Schwaben und Tyrol bereget worden . Als aber dieſe wegliefen , uud die ihren geſchenktent Häuſer verließen , nahmen auf Penſion geſetzte Offi ciers dieſelben ein. Jegt wird hier guter Indigo gemacht. 5 ) Saimburg , Saynburg, Sainbürg , eine Stadt an der Donau , am Fuß eines Felſen , auf dem man die Trümmer von einem alten Schloſſe erblickt, wels ches dem Grafen Bethlem gehørt. Felt haben die d Einwohner ihre befte Nahrung - Mas rvon der dt Tabacs rs en ur eſe Sta at vor Alte n der Geg ft . i i h d I a d die Stadt Carnuntum geſtanden , man hat hier auch von Zeit zu Zeit römiſch : Alterthümer aus der Erde gegraben. 1777 faufte der Bürger Moshard zu Haims Burg ein wüſtes Grundſtück , um ein Haus mit tiefen Weinfellern darauf zu bauen . Die Arbeiter kamen auf ein römiſches Bad son ſchönern weißen Marinor, init Bildfåufen und Inſchriften verſehen, das noch in recht gutem Stande tvar. Er machte zwar dieſe Entdeckung zu Wien am gehörigen Ort befannt, weil ſie aber nicht geachtet wurde , ließ er das Bad wieder mit Erde bea decfen , und ſein Haus liber deinſelben erbauen , das durch es alſo der Nachwelt aufgehobeti, und gegen allen Diebſtahl in Sicherheit gefeßet iſt. 6 ) Bruck an der Leytha , Leythae pontum , eine kleine Stadt , welche in die alte und neue abgetheilet ift ; die lekte hat nur Mauern, und jene ſieht wie eine Vorſtadt aus . Es ſind hier zwey Kisfter. Sie wurde 1484 von dein König Matthias nach einer langwieris gen Belagerung erobert. 1766 litte Rie großen Brands ſchaden. Die Herrſchaft des benachbarten Schloffes, Ee 2 welches
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Kreis .
welche das gråflich Harrachirohe Haus jüngerer Linie, iſt, und das Kloſter heiligen Kreuz , haben hier einige Gerechtſame. 2. Eine Herren - Stadt , nåmlich : Ebenfurth , eine kleine Stadt , welche mit Maus ern und Graben umgeben , und zuerſt von den Tems pelherren erbauet iſt. Schloß , Stadt und Baronie Ebenfurth . gehören dem von Morer. Die Leys tha , die ehedeffen bey dem Schloß vorbey floß , has 1787 ben einer ſtarken Ueberſchwemmung einen andern Lauf über Wieſen und Leder genommen . 3. Mårkte , Oerter und Heerſchaften . 1) Altenmarkt , ein Markt und Amt des Stifts Flein Mariazell , an der Trieſting. 2 ) Au , ein Markt am Leithaberge, unter die . S. Herrſchaft Scharfeneck gehørig. 3) Bertolsdorf oder Petersdorf, ein landesfürft ficher Markt , der auf den Landtagen Sig und Stima me bat. 4 ) Brunn , am Gebirge , Marft und Pfarre. 5) Burkersdorf; ein landesfürſtliches Kammers gut , an dem Flüßchen Wien , mit der Burg und der Pfarrborfe dieſes Namens. 6 Draskirchen oder Traskirchen , ein Marft an der Schwacha , welcher dem Kloſter Mdle gehåret. 7) Deutſch : Altenburg , Herrſchaft, Schloß und Dorf an der Donau und ungariſchen Grånze, woſelbſt ein heilſames Bad ift. Edeſſen war das Dorf eitt Markt. 8) Erbreichsdorf am Moos , ein freyherrlicha bartenfteiniſches Schloß und Pfarrdorf. 9 ) Ebersdorf, ein landesfürſtliches Pfarrborf an der Donau , woſelbft ehedeſſen ein faiſerl. Luftſchloß geweſen , welches aber die Kaiſerinn - Kiniginn Maria Thereſia 1752 zur Erziehung armer Officierstochter widmete , und dazu die Einfünfte dieſes ehemaligen faiferl. Domainenamys beftimmter. 1770 aber es in ein
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ein Armenhaus verwandelte. Zu dem Gebiet dieſes Amts , gehåret auch der Markt Schwechat.
10) Eðliß , ein Pfarrdorf, welches großtentheils zu der Herrſchaft Krumbach gehåret.
11) Enzersdorf, eine gråflich - bathyaniſche Herra fchaft mit einem Schloſſe und Pfarrdorf. 12) Enzesfeld , Bergfchloß und Herrſchaft der Grafen von Zinzendorf und Pottendorf , zu welcher das Pfarrdorf Enzesfeld , und der Markt Leobers:
dorf oder Loibersdorf, gehören. 13) Erdberg, ein Kirchdorf an der Donau, in der
Linie von Wien , und dem Magiſtrat dieſer Stadt zu:
gehörig , iſt merkwürdig , weil der engländiſche König Richard tafelbſt 1192 vom Herzoge Leopold aufgefan: gen worden .
14) Fiſchamund oder Viſchamund, auch Fiſcha: ment , ein Markt , über welchem die Fiſcha in die Do
nau fållt. Zu dem hieſigen Schlopie gehåret eine an fehnliche Herrſchaft , von welcher ein Graf Bathyani der Beſißer iſt. 15) Gegendorf ober Gogendorf, Schloß und
Markt des Fürſten Bathtany. 16 ) Gumpoldskirchen ,ein landesfürſtlicher Markt; bat Siß und Stimme auf den Landtagen . Der Wein, welcher hier wächfet , iſt dorzuiglich gut.
17) Guntramsdorf oder Gundersdorf, ein Markt.
18) Gutenſtein , ein verfallenes Schloß aufeinem
erhabenen Felfen. Auf denselben iſt Kaiſer Friedrich von Deſtreich 1330 geſtorben . Die davon benannte Herrſchaft, gehåret den Grafen von Hoyos , welche zwiſchen den Geyer und Schneeberge noch ein anderes Schloß Gutenſtein beſigen , dazu der Markt gleiches Namens an der Pieſting, gehöret. Das daſige Ser
siten- Kloſter hat eine Kirche, welche ein berühmter Gnadenort iſt.
19) Sernals oder Serrenals, Schloß und Pfarr borf nur einen Steinwurf von den Linien der Stadt Ee 3 Wien
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Kreis .
Wien , welches mit Pallaften , und ſchsnen Gårten und Landhäuſern angefüllet iſt. Die Wiener beſuchen den hieſigen Calvarienberg, bey welchem ein Pauliners kloſter iſt. 20) Simberg , ein landesfürſtlicher frevyer Markt. 21 ) Soflein , welchen Namen 2 Derter führeii ; einer liegt an der Donau , unter Kloſter- Neuburg, und einer unweit Bruck an der Leytha. Beyde find Pfarrd &rfer, und das leßte war ehemals ein Markt. 22) Sundsheim , ein freyherrlich -walterskirchi ſcher ehemaliger Markt, jegt ein Pfarrdorf bey einem alten Schlos. 23 ) Babelsdorf , Schloß , Dorf und Gut an der Leytha , der Familie von Menshengen zugehårig. Es iſt mit dem Amt Schonau verbunden . Auf der ans dern Seite des Fluſſes , ftehet ein franciſcanerkloſter auf einem anmuthigen Berge. 24 ) Rirchberg am Wechfel, ein Marft , mit eis nem Nonnenklofter , zu welchein Kloſter eine Herrſchaft von 4 Lemtern gehöret, die meiſtens aus zerſtreueten Unterthanen im Gebirge , beſtehen . 25) Rirchſchlag , ein Schloß und Markt, welcher 1712 durch einen ſchrecklichen Wafferguß ſehr verwůs ſtet worden. Er gehåret ſowohl als 26 ) Krumbach , ein Schloß und Markt, den Gra fen Palfi. 27) Leopoldsdorf, Schloß , Dorf und Gut, den Grafen von Dietrichſtein zugehörig . 28 ) Alt : und Zeu : Lichtenſtein , zwey Bergſchlof ſer , von welchen das alte unbewolynet ift. Sie haben ehedefſen dem fürſtlichen Hauſe Lichtenſtein gehöret : jeßt aber find fie mit der Burg und Herrſchaft Meds ling verbundent, und gehfren den Freyherrn von Wafs fenberg. 29) Månnerſtorf, ein großer landesfürſtlicher Markt , liegt jenſeits der Leytha , an der Grånze von Ungarn , und im Kirchſprengel des Biſchofs zu Raab . S. Franz I faufté ihn , und ließ wegen des hieſigen berühma
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berühmten falten Bades , 1757 und 58 ein weitläuf= tiges und ſchones Gebäude für die Badegåſte erbauen, welche unentgeldlich von Wien hieher geführet wurden, uin den Ort in Aufnahme zu bringen . Die Haupts quelle iſt unter der Pfarrkirche. Das Waſſer iſt wea niger ſchwefelhaft, als das zu Baden. 1761 brannte der Markt faſt halb , und 1786 faſt ganz nebſt dem Schloß und Badehauſe ab. Er iſt der Herrfchaft Scharffeneck einverleibet. 30 ) Die Mauer , ein an dem dftlichen Abhange des ehemaligen cetiſchen oder comageniſchen Gebirges, nicht weit von Wien , belegener Markt , welcher groß, mit luſtigen Weinbergen und Landhäuſern untermiſcht ift , und zu welchem ſo viele kleine Dörfer und Hofe gehören , daß er eine weitläuftige und einträgliche Herrſchaft ausmacht, in deren Beſit ehedeffen die ge Sien waren . Dieſer Ort iſt berühmt, weil ſuiten zu Wien die Hofleute und andere Standesperſonen , welche ſich einige Wochen oder Tage dem Getümmel der großen Welt entziehen wollen , ſich hieher begeben , um in der Einſamkeit die geiſtlichen Uebungen zu treiben . Die von Klerf haben hier ein ſchönes Landhaus auf einem Hügel , mit einern zierlichen und ſehr luſtigen Garten, aus welchem ſich die Ausſicht bis in Ungarn erſtrecket. Es wachſet hier viel guter Wein , auch wird hier viel Krapp gebauet. 31 ) Wedling oder Mödling , ein landesfürſtli Marft , deffen Pfarre auch bis 1762 laudesfürſtlich geweſen , damals aber dem Erzbisthum Wien für das Schloß St. Veit überleſſen worden iſt. Eine Viertel ſtunde von hier iſt ein zerſtörtes Bergſchloß , auf wel chem viele Sftreichiſche Prinzen aus dem babenbergi ſchen Hauſe gewohnet haben. Der hieſige Wein iſt vors züglich gut. 32) Leudorf, ein Schloß und Kirchdorf, gehåret . dem Erzbiſchof zu Wien. 33 ) L7eunkirchen , ein Markt , welcher auch dein Erzbiſchof von Wien gehåret. Die hieſigen Wieſen Ee 4 werden
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werden mit dem aus dem Gebirge fommenden Quells waſſer gewåſſert. 34) Zusdorf , ein Dorf, nahe ben Wien an der
Donau , und am Fuße des Kalenberges , iſt groß und wohl gebauet , und ſiehet wie eine kleine Stadt aus. 1751 litte es durch Feuersbrunft großen Schaden . Es hat über 13 Herren. 35 ) Ober: Uſpang , ein Bergſchloß , Herrſchaft und Pfarrborf des Grafen von Pergen . Der Markt Afpang , am Traſenbach , iſt landesfürſtlich. 36 ) Ober : Gofing oder Gåfling , ein befeſtigtes Schloß an der Fifcha , mit einer dazu geh & rigen Herrs ſchaft, gehörte dem fürſtlichen Hauſe Lichtenſtein , wel ches fie an den Wiener Buchhåndler edlen don Tratner verfauft hat. Es iſt daſelbſt eine vortrefliche Stuck bohrerer , und eine Papierinůhle, in welder Papier nach holländiſcher und franzöſiſcher Art gemacht wird . 37 ) Odtakrint , Ottokrin oder Ottakring , am Kalenberg , ein Pfarrdorf, welches vortrefficheWeins berge hat , und vor Alters ein berührter Ort geweſen iſt, der von der Heruler König Ddoafer , von den las teiniſchen Schriftſtellern Odoacer genannt, den Namen führet, und wofelbft Karl der Großt nach Vertreibung der Awaren eine Kirche erbauet hat. 38 ) Penzing, ein Pfarrborf, bey dem kaiſerl. Luft fchloß Schönbrunn , welches wegen er dafigen prach tigen und wohleingerichteten Luſfonteiten, bersihmt iſt. 39) Petronel , eine gräflich - traunifche Majorat herrſchaft mit einem Thiergarten , ringen Markt, aber ſchönen Schloß, an der Donau . Hier find 1772 Ueberbleibfel von einem rónaiſchen B : atdecket for Alterthümer den . Ein großer Theil diefer gefui:: wird in dem Gerrſchaftlichen Schloß unb Luftgarten aufbewahret ; man hat ſie auch gezeichnet und in Kupfer ſtechen laſſen . Auf dem eften Blatt dieſer Kupferſtiche iſt auch die Pforte abgebildet , welche in dieſer Gegend unter dem Namen des heidniſchen Tho: rés bekannt iſt. 40 ) Obers
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40) Ober : und Unter : Pieſting , jenes ein Dorf,
dieſes ein Marft, zu der Herrſchaft Stahrenberg gea hårig . 1
41) Pitten , ein Markt , über welchem ein Bergs rohloß liegt , welches ehedeſſen der Hauptort einer Grafſchaft geweſen iſt , gehåret der gråflichen Familie POM Hoyos.
42) Pottendorf, Herrſchaft , Baurenmarkt und altes berühmtes Schloß , iſt gråflich- ftahrenbergiſch . 43) Pottenſtein oder Bodenſtein , ein Markt, ge
håret zu der Herrſchaft Merkenſtein , und alſo dem gråflich - dietrichfteiniſchen Hauſe. 1760 iſt hier eine Degenklingenfabrik angeleget worden.
44) Reiſenberg, ein Marft , gehåret zu der Herr fd,aft Unter : Waltersdorf.
45) Rohrau , eine gräflich -harrachiſche Majorat herrſchaft, Schloß und Markt. 46) Salenau, ein Dorf an dem Fliißchen Ralten gang , gehåret ſowohl, als das Dorf Günzelſtorf, zu dem Schloß Schönau , welches der freyherrlichen Familie von Touſſaint zuſtändig iſt. 47) St. Veit , ein uraltes Bergſchloß und Pfarrs dorf, welches 1761 von dem Erzbisthum Wien an den Landesfürſten gefommen iſt.
48 ) Schodwien , Schottwien , Schaidtwien, ein Markt, liegt am Fuße des Berges Semmering, der Oeſtreich von Steyermarf fcheidet , und ein Kalf gebirge iſt. Der Weg, welcher aus einem Landein das andere führet, wird hier durch die Felſen enge ; Kaiſer
Karl VI aber hat ihn durch große Mühe und Koſtenin guten Stand regen laſſen . Zur Beſchüßung dieſes Paries , dienet auch tas hieſige Schloß Clam ,welches auf einem hohen Felfen liegt , und nebſt dein Markt,
dem Grafen Walleg gehöret. Bey Schodwien iſt ein Gipsbruch .
49) Schwadorf, Schloß, Herrſchaft und Pfarr dorf , dem Bisthum Paſſau zugehörig. In der hieſt gen Kirche iſt ein berühmtes Marienbild . Ee 5 50) Schwar:
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50) Schwarzenbach , eine fürſtlich - efterhazyſche, Herrſchaft , mit einem Markt und Schloß. 51) Schwechat, ein landesfürſtlicher Markt am Fluffe Schwächa ,, der hier in die Donau fållt. Es find hiereibſt 2 anſehnliche Cattunmanufakturen , von welchen die neueſte in dem Schloß Rettenhof iſt. Der . Drt gehöret zu der Herrſchaft Ebersdorf. Gemeinigs fich haben die türkiſchen Großbotſchafter hier ihr lebtes Nachtquartier , ehe ſie ihren Einzug in Wien halten. 52) Sebenſtein , ein Schloß, und große Herr ſchaft des Grafen von Pergen . 53 ) Seibersdorf , ein Schloß , gehøret dem Gras fen Cavriani, und zu deſſelben Herrſchaft Unter Wal: tersdorf. 54 ) Sierning, ein Markt und Umt der Herrſchaft Stüchenſtein . 55) Ober :Sivering , zwiſchen Nußdorf und der Spiße des Safenbergs , iſt ein Pfarrborf, deſſen Kirs che zur Hälfte ein altes r /miſches Gebäude iſt. Vor Alters war hier eine römiſche Burg . Fin sten Jahre hundert hielt ſich der heil . Severin hieſelbit viel auf, von welchem auch der Ort ſeinen lebigen Namen hat, Er gendret nach Kloſter - Neuburg . 56) Stahrenberg , ein uraltes Bergſchloß des grafichen Hauſes Heſſenſtein . Die dazu gehårige Herrſchaft theilet ſich in Stahrenberg : Piefting, und Stahrenberg - Fiſchau , und nach dieſer Abtheilung werden die beiden Linien des gråflichen Hauſes benannt. 57) Steyersberg und Berg - Stickelberg , find Schlöſſer, welche dem Grafen von Wurmbrand ges bören . Das Schloß Stuppach haben nun die Gra fen von Walſeg. 58 ) Trianon , ein Luftſchloß des Grafen Korzens ky, an der Donau . 59) Tooling oder Dobling , ein luſtiges Dorf, welches in Ober- und Unter: Tebling abgetheilet wird, und auf einer Anhöhe liegt , von welcher man Wien überſiehet. Es ſind hier viele Pallåſte und landhåu fery
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fer , unter welchen ſich das fürſtlich Poniatowskirche hervorthut. Es pflegen hier die auswärtigen Geſands ten am Wiener Hofe des Sommers zu wohnen. 60 ) Trautmansdorf, Schloß und fürſtlich-bathy aniſche Herrſchaft. 61 ) Waring , ein großes wohlgebauetes Kirchdorf, zwiſchen lauter Weingårten , welches an die Linien der Stadt Wien ſtoßt, und viele Sommerwohnungen und Luſtgårten enthält. 62) Wienerherberg , ehemals ein Markt, iſt ein Pfarrdorf am Fluß Fiſcha , gehöret zu der fürſtlich lichtenſteiniſchen Herrſchaft Ebergaſſing. 63) Ziegersberg , ein Bergſchloß und Pfarrborf des Grafen von Walfeg.
4. Folgende zum Theil aufgehobene Keldſter. I ) Das Rlofter der regulirten Eremiten des Cas maldulenſer Ordens , auf einer Spige des Kalen : bergs , welcher auch der Joſephsberg genennet wird. Raiſer Ferdinand II hat dieſes Kloſter 1628 geſtiftet, und obgleich die Türken daſſelbe 1683. ganz verwuiftet haben , iſt es doch wieder aufgebauet worden . Man trifft in demſelben einen ſehr guten , ja faſt den beſten dſtreichiſchen Wein an , der um dieſe Gegend wächſet. Das hieſige Waſſer iſt berühmt . Dieſem Kloſter gegen aber iſt die erſte Spiße des Kalenberges, welche der Leopoldsberg genennet wird, und auf welcher man theils die Ueberbleibrel eines als ten Schloſſes , auf welchem der heil. Leopold gewoha net haben foll, theils eine demſelben zu Ehren von den Kaiſern Leopold und Karl VI erbauete fchone Kirche ſiehet , die mit vielen von den Türfen eroberten Sies geszeichen ausgeſchmückt iſt. Die Ausſicht von dieſem Berge über die Stadt Wien , iber die umliegende Ge gend, und bis nach Presburg in Ungarn, iſt ungemein fchån . Nach geſchehener Aufhebung dieres Ordens in den R. K. Erblanden, hat der Feldinarſchall Laſcy 1782 dieſes Kloſter mit ſeinem Zugehör für 200000 Fl.gekauft. 2 ) Maur :
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2) Maurbach oder Allerheiligen Thal, Vallis omnium fanctorum , eine aufgehobene Karthauſe, mitten in einem hoben Walde , welche Raiſer Friedrich III mit dem Zu namen der Schöne, erbauet hat, der auch in derſel ben begraben liegt. Zu dieſer Prälatur gehoren 1 53 Häuſer in den beyden eigenen Dörfern Yiqurbach und Gablit , und 3 auswärtige Derter. Es ſind auch 16 Pfarren und Filiale dem Stift einverleibet, und die Gliter fronhofen und Sellm , das Kaſtenamt St. Leonhard im Forſt , und einige andere , hangen das von 16 . 3 ) Seilig Breuß , ein Ciſtercienſer Kloſter , wels ches 1136 geſtiftet worden . Es liegen darinn unter: ſchiedene otreichiſche Herzoge begraben. Zu dieſer Pra latur gehören die Derter Gaden , Thalern , Pfaff: ft&oten , 178rsdorf, Trumau, Ober : Waltersdorf, Wildeck , Sulz, Wůlfersdorf, bey dem Kloſter Maurbach . 4) :Mariazell, ein 1136 geſtiftetes Benedictiner Klofter , welches zum Unterſchted von dem ſtepermår Fiſchen , Rlein :Mariazell genennet wird. Zu dieſer Prälatur gehören 289 unterthänige Hüffer , welche in 5 Weiter getheilet find. Das Pfarrtref gleiches Nas miens , iſt ihr unterworfen . 5) Glognig oder Glocknig , eine Benedictiner Probſtey ; nach Klofter Farnbach oder Hormbach in Bayern gehårig , liegt neben dem Markte dieſes Namens. 6) Kirchberg, ein aufgehobenes Kloſter regalirter Chorfrauen Auguſtiner Ordens , an der ſteyriſchen Grånze , mit einem Markt. II . Der Kreis ob dem Wiener Walde, Circulus fupra nemus viennenfe , der auch das Die beſten Weinbers Tulnerfeld genennet wird. ge ſind zu Greiffenſtein , Königſtåtten , und Tul Es enthält dieſer Kreis bing. I. For
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5. Folgende landesfürſtliche Städte. 1) Tuln , eine alte Stadt, bei welcher das Flåg chen gleiches Namens in die Donau fließt. Sie iſt der ordentliche Siß eines Vicarii des Biſchofs von Paſau , der eine Inful trågt.
Außer -einer Pfarr
Firche , find hier 3 Kloſter , nämlich ein Nonnenfioffer und 2 Mönchenkidſter. Das merkwürdigſte hieſelbſt, iſt ein unbeſchädigt gebliebener Tempel der Römer, welcher in eine chriſtliche Kirche verwandelt worden .
2) St. Pölten , Fanum S. Hippolytı, eine wohl gebauete und ziemlich lebhafte Stadt am Fluſie Tra Ten , welche ihren Urſprung dem hieſigen Stift der re
galirten Chorherren Auguſtiner Ordens, zu danfen hat. Dieſes Kloſter iſt im Sten Jahrhundert von den
Brüdern und Grafen Adalbert und Otfar geffiftet. Der Probſt iſt Oberſt Erb- und Hoffaplan in Unter: Deftreich . Die Gerichtsbarkeit über die Stadt, geh8: ret theils dem Landesfürſten , in Anſehung der eigent: lichen Stadt von 226 Häuſern , theils dem Stift, in
Unſehung des Kloſterviertels von 40 Häuſern , theils der fürſtl. trautſonſchen Familie, in Anſehung der Herr ſchaft St. Pölten zu welcher die Grundherrlichfeit
åber die eigentliche Stadt , oder der landesfiirſtliche Antheil nebſt noch 6 Håuſern in der Stadt, und 74 Häuſern in 6 D8rfern , gehoren . Die Stadt wird wie ein landesfür; iiches Kaminergut betrachtet, und erle
get ihre Ubgaben , nicht zu dem Kreisamt, ſondern un mittelbar in das Landhaus nach Wien. Sie pflegt ſich eine kaiſerliche Kreis- und Viertels - Stadt zu nenneu, weil ſie der Sit des landesfürſtl. Kreisamts ob dem Wiener Walde iſt. Hier hat nun auch der Biſchof von
Neuſtadt ſeinen Siß . ueberhauptſind hier 4 Mannss und 2 Nonnenkløfter. Bey derſelben wachſet viel und guter Safran .
3 ) Ips , Ipfum , Ibiſſa, eine kleine aber wohlges bañete Stadt, bey welcher der Fluß Ips in die Do: nau fließt. In dieſer Gegend ſcheint vor Alters die Stadt Pons Ifix oder Ilipontum geſtanden zu haben. Die
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Die hier verfertigten Schmelztiegel, ſind wegen ihrer vorzüglichen Gåte berühmt. Das Ipsfeld Ver tredet ſich von hier bis St. GÅrgen .
2. Folgende Herren
Städte.
1 ) Mautern , eine kleine Stadt an der Donau, über welche hieſelbſt eine 800 Schritt lange Brüde ge bauet iſt , die nach der Stadt Stein führet. Sie ge håret einem Grafen von Schånborn . 1482 wurden die Deſtreicher bey derſelben von den Ungarn geſchlagen. 2 ) Pechlarn , pochlarn oder Groß pechlarn , vor Alters Arlape , ein Städtchen , nahe bey welchem die Erlaph in die Donau fått. Es gehåret nebſt dem Schloß und der Herrſchaft , dem Biſchof zu Regens burg . 1766 brannte es bis auf wenige Häuſer nach, ab. Gegen dieſem Städtchen liber , an der Donau, liegt der Markt Pechlarn oder Alt : oder Rlein Pech larn , welcher auch dieſer Herrſchaft gehöret. 3 ) Waidhoven oder bayriſch Waidhoven , eine Stadt am Fluſſe Ips , welche dem Biſchof zu Freiſins gen gehåret . Sie iſt im Jahr 995 oder im folgenden von dein Kaiſer Otto II dem Bisthum geſchenket wors drn. Auf der dabey gelegenen ſogenannten ſchwarzen Wieſe , wurde 1529 eine - Unzahl Türken , die es wagte , daſelbſt ſich zu lagern , von den Einwohnern erſchlagen . 1570 brannte die Stadt g..sßtentheils ab.
3. Märkte und Flecken . 1) Abſtetten oder Amſtetten, ein gråflich Schon borniſcher Markt. 2) Aroacer , ein Markt, an der Donau , geh8: ret der hieſigen weltlichen Probſtery. 3 ) Agſtein, ein altes Schloß auf einem hohen Felſen , an der Donau , welches dem fürſtl. und gråfi. Hauſe Stahrenberg zugehöret. 4 ) Uggſpach , ein Flecken bey dem Karthäuſer Klöſter gleiches Namens , dem er auch gehöret. 5) B
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$) Böheimkirchen , ein Markt am Bach Persling. 6 ) Alt und tieu : Schloß Burgſtall , jenes ges håret der evangeliſchen , dieſes der katholiſchen Linie des gråflichen Hauſes Aursberg , und zu jedem eine Herrſchaft. Der lebten , iſt der Markt Burgſtall an der großen Erlaph , einverleibet. 7) Eedt , ein Marft , gehåret dem Grafen von Salaburg. 8) Eggendorf, ein Marft und Schlaf. 9) Fersnig , ein Markt an der kleinen Erlaph. 10 ) Fridau , Schloß und Herrſchaft, am Sluſie Bielach , in welcher eine anſehnliche Cattun - ianu: faktur iſt. 11 ) furth , ein Marft, welcher dem Kloſter Gått: weig gehöret , liegt am Fuße des Verges ; auf wela chem dieſes Kloſter ftehet. 12 ) Gaming , ein Marft , neben dem Karthårk fer Kloſter dieſes Namens. 13 ) Gögerndorf , Schloß und Marft des Fürſten Bathiany . 14) Goldegg, ein fürſtlich trautſoniſches Schloß mit einer Herrſchaft. 15) Gráfendorf, ein Marft am Flule Bielach , gehöret nach Fridau . 16 ) Greifenſtein , ein Schloß auf einem Felſen , an der Donau , unter welchem ein fleines Dorf liegt, iſt paſſanisch . Zwiſchen dieſem Ort und Zeiſeluquer, hat vor Alters die Stadt Comagena geſtanden. 17 ) Greften , ein Schloß und Marft , gehöret zu des gråflich zingendorfiſchen Hauſes Herrſchaft Saufect . 18 ) Saag , ein Marft, 19) Safnerbach , ein Marft, gehöret zu des mark gråflichen Hnuſes von Montecuculi Herrſchaft go : beneck . 20 ) Sainfelden , ein Markt des Kloſters Lilienfeld , in der Ramſau. 21) .Serzogenburg , ein Marft, ' am Fluſſe Tra fen , neben einem 1112 geſtifteten Collegio regulirter Chor:
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Chorherren Auguſtiner Ordens. Der Obermarkt ges. håret zu dieſem Stift, der Untermarkt den Benedictis nern zu Formbach in Bayern . 22 ) Zolenburg , Schloß, Herrſchaft und Marft; an der Donau , gehåret dem Biſchof von Freyſingen , kam zwar unter dem Biſchof Johann IV unter Raiſers Friedrich IV Bothmåßigkeit ; wurde aber von dem Bis Tchof Sixtus vor dem Jahr 1495 für 1500 rheiniſche Gulden wieder eingeldſet. 23 ) Karlſtetten , Schloß und Herrſchaft der Gras fen von Zinzendorf und Pottendorf. 24 ) Karlsbach , Schloß und Herrſchaft der Fürs ften und Grafen von Stahrenberg. 25) Rönigſtetten , Herrſchaft, Rent- und Keller amt, und Marft , gehört dem Bisthum Paſſau . 26) Loſtorf , ein Markt , woſelbſt die Oſtreichis ſchen evangeliſchen Landſtånde ebedeſſen ein Collegium , oder eine Schule gehabt haben . 27) Wdle oder Melk , Medicium , war ehedeſſen eine Stadt, iſt aber jeßt nur ein bemauerter Marktfles den . Unter demſelben liegt auf einem hohen Felſen , an der Donau , ein befreyetes Benedictiner Kloſter, welches ſchon gebauet , reich , und ſeiner natürlichen Lage wegen feſt ift, daher es auch 1612 eine Belages -rung aushielt. . Auf dieſem Felſen frand vor Alters ein Schloß , welches die Römer Caftrum ferreum ge nannt hatten, und welches Leopold I im zehnten Jahr hundert einnahm , die Feſtungswerke zerſtörte , und hierauf 12 Chorherren in das Schloß feste , die bis 1089 daſelbſt verblieben , in welchem Jahr Leopold III die Chorherren wegnahm , und das Kloſter Benedictis ner Monchen einräumte. Leopold IV vermehrete 1113 die Güter deſſelben , nachdem 3 Jahre vorher der Pabſt auf ſein Anhalten das Kloſter von des Biſchofs zu Paſſau Gerichtsbarkeit befreyet, und dem påbſtlichen Stuhl unmittelbar unterwürfig gemacht hatte. Der Abt wird für den Primas der Landſtånde im Lande un ter der Ens gehalten , und war Pråres des Prälaten ſtandes .
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ftandes. Der hieſige Bücherſaal iſt infonderheit der Handſchriften wegen merkwürdig. 28) Michelbach , ein Markt am Sache gleiches Namens. 29) Murſtetten , Schloß , Herrſchaft und Pfarrs dorf, der gråflich althaniſchen Familie zuſtändig . 30 ) Zeuhofen , ein Marft, gehöret zu der Freys fingſchen Herrſchaft Ulmerfeld . 31 ) Zieder : Walſee , ein Marft des Grafen von Daun , liegt an der Donau , und bat neben ſich ein Schloß auf einem hohen Felſen . 32 ) Ober : Wdlbing , ein Schloß und Pfarrdorf, gehöret dem Erzbisthum Salzburg. 33) Unter :Wolbing , ein Schloß und Dorf, gee hört dem Prälaten von St. Andrå . 34) Pipendorf oder Büchſendorf, ein Schloß und Pfarrdorf, welches das römiſche Pirum tortum ſeyn ſou . 35 ) Rabenſtein , Schloß, Herrſchaft und Markt, gehåret dem Freyherrn Grechtler zu Friedau. 36 ) Randeck , ein Marft, welcher mit der davon benannten Herrſchaft dem Biſchof zu Freyfingen ges Håret. 37 ) Roſſig , Xoßar , Schloß und Marft an der Donau , gehöret einem von Schendel. 38 ) Ruprecytshofen , ein Pfarrdorf und Umt des aufgehobenen Stifts Gaming. 39) St. Andrå vor dem Sagenthal, ein Marft, an der Gränze des Kreiſes unter dem Wiener Walde, iſt biſchoflich paſſauiſch. 40) St. Leonhard im forft , ein Markt und Herrenhof, iſt gråflich aursbergiſch. 41) St. Peter in der Au , Schloß , Herrſchaft und Markt , iſt gråfiich windiſchgråßiſch . 42) Scheibs , Schloß , Herrſchaft und anſehnlis cher Marft , an der Erlapb , der Karthauſe Gaming zugehårig . Neben demſelben liegt ein Kapuciner
Kloſter.
s.Th. 7X .
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43 ) Schorte
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e Der dſtreichiſch Kreis .
43) Schönbühel, Schloß, Herrſchaft und Markt, an der Donau , gehåret dem gräflich ſtahrenbergiſchen Hauſe. Nahe dabey iſt ein Serviten Kloſter. 44) Strengberg , ein Marft an dem Gebirge dies ſes Namens. 45) Thirnitz oder Dürnig , ein Marft , welcher dem Kloſter Lilienfeld gehgret . Er liegt am Wafer gleiches Namens, mit welchem ſich hier der Traſenbach vereiniget. 46 ) Trasmauer , Schloß und Herrſchaft des Erzs ſtifts Salzburg , mit dem Markt Trasmauer , welcher an dem Fluß Traſen liegt. 47) Vyiſiß oder Ipſitz , Markt und Herrſchaft, dem Stift Seitenſtädten zugehörig: 48) Ulmerfeld , ein Markt , Schloß und Herrs ſchaft , gehåret dem Biſchof zu Freyſing. 49 ) Wagram , ein gråflich englicher Markt. 50 ) Waſſerburg , ein Schloß , gehåret dem gråf lich zinzendorfiſchen Hauſe. ŠI)" Wilhelmsburg , ein Markt, am Fluß Traſen , gehöret dem Kloſter Lilienfeld . 52) Zeilern , Zeidlern , ein Marft und Schloß des firfil. und gråfl. Hauſes von Stahrenberg. 53) Zeiſelmauer , ein uralter Marft an der Dos nau, dem Biſchof von Palau zugehörig. Er wird ſchon von der Kaiſer Ludewig I im Jahr 823 anges führt, und hatte damals ſchon eine Kirche. 4. Noch einige zum Theil aufgehobene Klöſter. 1 ) Gottwich oder Göttweih , eine befreyete Bes nedictiner Abtei), welche nicht weit von der Donau und von Mautern , auf einem hohen Felſen liegt , und 1072 geſtiftet worden . Sie oder ihr Abt , Gottfried von Beſſel, hat ſich durch das vortrefliche Chronicon Gottwicenſe um die deutſche Diplomatif , und um Deutſchlands Geographie der mittlern Zeit , unſterba lich verdient gemacht. Zu dem jekigen neuen Gebäus de , iſt 1719 der Grund gelegt worden . Der Bücher ſaal
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faal iſt der beſte in Deftreich , und hat die ſeltenſter Handſchriften. 2 ) St. Andrá , ein Collegium regulirter Chorhers ren Auguſtiner Ordens , am Fluſſe Trafen , gerade gegen Herzogenburg über , iſt im Jahr 998 genftet. Bey demſelben liegt.ein Pfarrdorf. 3 ) Lilienfeld , Campililium ; ein reiches Ciſtercienſer Kloſter am Fluß Traſen , welches 1206 geſtiftet,und 1789 aufgehoben worden . Die Kirche, eine der prächtigſten in ganz Defreich, bat herrliche Altåre von ſchwarzem Mars mor , der nahe bey dieſem Kloſter gebrochen wird . Es gehören demiſelben die Schlöſſer und Herrſchaften Araberg , Kreisbach , Beygarten , und Unter : Dire renbach , die Märfte Seinfelden , Raumberg , Wils hemsburg, 97årttel , Dirnis , St. Veit, Strüring und Xoſeldorf, und die Reſidenz St. Annaberg . 4 ) Die Kartbaure Aggſpach , oder unſrer frauen Pforte , Porta St. Mariae, liegt an einem Bach gleis ches Namens , der unterhalb derſelben in die Donau . fållt. 3 5 ) Die Karthauſe Gaming , vor Alters Gemnik , welche auch Marienthron genennet wird , liegt bey Scheibs , und iſt 1330 geſtiftet, zu dem Gebäude aber erſt 1332 der Grundſtein gelegt worden . 6 ) Sontagberg , eine Benedictiner Reſidenz auf einem Berge , dahin viele Wallfahrten geſchehen , und welche eine ſehr ſchöne Kirche hat. Sie ſtehet unter der Abten zu Seitenſtetten . 7) Seiffenftein oder Såuſenſtein , eigentlich St. Lorenz im Gottesthal , genannt , ein Ciſtercienſer Klofter , beym Einfluß der Jps in die Donau. 8) Seitenſtetten oder Seittenſtadten , ein reiches 1112 geſtiftetes Benedictiner Kloſter , welches einen infulirten Abt hat.
III. Der Kreis unter dem Manharts Berge , Circulus fub monte Meinhardi, welcher Die beſtent auch das Marchfeld genennet wird. Meine Ff 2
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Weinberge in demſelben, ſind zu Biſambers, Ena zersdorf, Windiſd) · Baumgarten , Zißersdorf, Db . und Untern - Helb , Ob - Mittler - und Unters Rosbach , Rok , Falkenſtein , Stilfrið , Puelen. dorf , Hoben • Ruppersdorf , Ober- und Nieders Sålz , Wilffersdorf, Mißbach , Ober -Hollabrunn , Marfersdorf, Puléau , Dråſenhofen , Herrn Baumgarten , Poisdorf, Feldsburg ,
Garſchend
thal , Hausbrunn , Schrottenberg , Lidtenwart. Der Kreis enthålt 1. Folgende landesfürſtliche Städte . 1 ) Korn : Zeuburg , eine Stadt , welche gegen Kloſter - Neuburg åber , an der Donau liegt . Es find hier 2 Klšſter . 1645 wurde ſie von den Schweden ers øbert , und einigermaßen befeſtiget, aber im folgenden Jahre wieder verlaſſen. 2) Xen oder Ros , ehedeflen Regis, Rachs, Ras gez , Rakuz , ein Städtchen an der mähriſchen Gråte je , in einer angenehmen Gegend , welches in Kriegess zeiten viel ausgeſtanden hat. Das gråft. gatterburs giſche Haus beſigt hier das Schloß und Landgericht über die Stadt , die Pfar e aber gehöret dem Kloſter zu St. Pilten. Es iſt hier ein Dominicanerkloſter. 3 ) Laa oder Laab, Laha , Lada, eine fleine Stade an der Tepa , welche in der Geſchichte berühmt iſt, und für die älteſte Stadt in Deſtreich gehalten wird . Herzog Friedrich II ſchenkte dieſelbe dem bsheimiſdsen König Wenzel, damit er von demſelben wider den Fcais ſer Friedrich H Hülfe erhielt. Als er aber wieder zum Befit ſeiner Länder kam, fiel die Stadt ihm wieder zu , welches einen Krieg mit Bdheim veranlaſſete. Es ſind auch 1260 und 78 Schlachten bey dieſer Stadt vorges fallen , und 1620 ift fie von den Mähren , 1645 aber von den Schweden eingenommen worden . Die bieſia ge Burg befißet der Fürſt vop Trautſon , als eine bea fondere Herrſchaft, 2. FOR
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2. Folgende Herren Städte . 1 ) Enzersdorf oder Ståttl : Enzersdorf , eik etadtchen nahe bey der Donau , welches dem Biſchof zu Freyfingen gehöret . Es wird zum Unterſchied von dem Markte dieſes Namens , Ståttl: Enzersdorf ges nanat ; und hat ein mit Graben und Mauern umges benes Schloß , welches Groß - Enzersdorf genannt wird. 2 ) Marcheck oder Yareck , ein Städtchen am Fluje March , gehåret dem Grafen Palfy von Erpsd und Voröſfo ; und hat ein altes befeſtigtes Schloß, welches der bsheimiſche Kønig Ottofar 1268 erbau et bat . 3 ) Ziſtersdorf, ein Städtchen , welches der gråfs lich- althaniſchen Familie gehört , und ein Schloß hat. 1704 wurde es von den aufrühriſchen Ungarn ſehr ver wüſtet, und 1774.brannte es durch angelegten Brand, ab. Zu dieſer Majoratherrſchaft , gehöret auch der Marft Dröſing , nebft verſchiedenen andern Dertern. 4 ) Feldsburg oder Feldsberg , ein fürſtlich - lich tenſteiniſche Stadt und Majorat -Herrſchaft, mit eis nem Schloſſe und anſehnlichem Pallaſt. 5) Schratenthal , ein Städtchen , welches dem Grafen von Hartig gehöret, und ein gutes Schloß hat. 6 ) Meiſſau , ein Städtchen mit einem Schloß, gehöret' den Grafen von Traun und Abensberg , als eine Majorets Herrſchaft , ehemals aber der anſehnlis chen adelichen Familie gleiches Namens, die vorlängſt erloſchen iſt. 3. Folgende Mårkte und Flecken . 1 ) Angern , ein Dorfmåfiger Marft, gehåret dent gräflichen Haufe von Kinskyy, und zu dem Schlofie Ans germühle , nicht weit von dem marchfluſſe. 2) Aſpa : n , ein Markt mit einem ſchinen Schlonie, gehdret dem Grafen von Breuner. Die Pfarrkirche vers walten die Minoriten , welche hier ein Kloſter habeii. 3) Baum Af 3
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3) Baumgarten oder Serren - Baumgarten, ein
Markt mit einem Schloßle , an der mähriſchen Grån je, iſt flirſilich - lichtenſteiniſch, und gehåret zu der Herrſchaft Feldsberg .
4) Bernharðsthal, ein Pfarrdorf zu der Herrs
fchaft Nabensberg gehörig , ehedeffen ein Marft mit einem Schlofe , bev der Thera.
5 ) Böhmiſch Krut, ein Markt, gehöret dem Non nenflofter zu Talin . 6) Bulka oder Pulka , ein anſehnlicher und ſchs Her Markt, an einem gleichnamigen Fluſſe, iſt lan desfitfflicly.
7 ) Dröſing , ein Markt , welcher den Grafen von Althan gehåret. Es liegt nicht weit vom Marchpuffe. 8 ) Dürnkrut , ein Markt und Schloß am Fluß March , gehåret der gråfi. hamiltonſchen Familie . Er litte 1774 großen Brandſchaden. Man hålt dafür, daß Kaiſer Antonin in dieſer Gegend von den Markos
mannen eingeſchloffen worden . 9) Ebenthal, ein graf. koharyſches Schloß und Pfarrdorf. 10 ) Eckarðsau , Schloß , Herrſchaft und Markt an dem Flåfchen Rusbach , in einer waldigten Ges gend , woſelbſt vortrefliche Wildbahnen find , daher Kaiſer Franz I dieſe Herrſchaft faufte. 11) Ehrensbriinn , eine gräflich - finzendorfiſche Berrſchaft mit einen Schloß und Marft.
12) Eibesthal, ein Markt der Herrſchaft Wůls fersdorf, über der Zaya.
13) Enzersdorf im Langenthal , ein Marft mit
einem befeſtigten Schlofie , gehåret dem Grafen von Zinzendorf. 14 ) Falkenſtein , ein Bergſchloß und Marft , gee
håret dem fürſtl. Hauſe Trautſon. Der Beſiger, wel cher ſid , einen Grafen von Falkenſtein nennet , hat das
Recht, Münzen zu prägen, beſißet auch das Patronats recht über die Kirche. 15) Fellabrunn oder Unter : Fellabrunn ,ein Markt. 16 ) Galk
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16) Gaunerſtorf, ein Markt, gehåret den Grafen don Perlas und zu derſelben Herrſchaft Pasdorf. Hier aft das landesfürſtliche Kreisamt vos dein Viertel Uns ter - Manhartsberg. 17 ) Göllersdorf , ein Markt und Schloß , gehåret dem Grafen Schoubort von Puchhaim . 18 ) Grafenberg , ein Markt zu des Stifts Liliente feld Herrichaft Unter - Diirrenbach gehörig. 19) Grafeneck , ein Schloß am Fluß Ramp . Zu dieſer Herrſchaft gehåret Schloß und Markt Grafen : worth oder Grafenwerd . 20) Gunderſtorf oder Guntersdorf, ein Markt mit einem Schloß , gehåret den Freyherrn von Lud wigſtorf. 21) Såderſtorf, ein Marft , am Fluß Großen : Kamp , der nunmehr dem Ciftercienſer Kloſter Zwets tel zugehåret, und mit der Herrſchaft Rammern vers bunden iſt. 22 ) Sochenau , ein fürſtlich s fichtenſteiniſcher Marft an der mähriſchen Gränze , mit einem zerftor: ten Bergſchloſſe. Ift init der Herrſchaft Rabensberg verbunden . 23) . Sof ober @fmarkt ; f. Schloßhof. 24) Sohen Rupersdorf, ein landesfürſtl. Markt. 25 ) Groß : Xußbach , ein Marft , am Nußbache. 26 ). Solenwart , ein wohlgebauetes Pfarrdorf, zu Bes Klofters Lilienfeld Herrſchaft U :iter- Dürrenbach gehörig . 277 Ober- und Zieder : Sollabrun , jenes ein Marft der gráfich - dietrichſreiniſden Derrſchaft Sonn berg , mit einem Kloffer : dieſes ein Pfarrdorf. 28 ) Ragaran oder Gagaran , ein Pfarrdorf, nach Klofter - Neuburg gehšrig. Hier wird ſeit 1768 viel Strapp -gebauet , und von den Fårbern ſtarf geſucht. 29 ) Kreugenſtein , Bergfchloß und Herrſchaft, ift. gråfi. welzecfifch . 30) agen oder Metzen , Schlos, Herrſchaft und Markt, gehšret dem gråfl. Finſfiſchen Hauſe. 31) mal Ff4
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e Kreis .
Der dſtreichiſch
31 ) Walberg , ein Schloß und Marft, an der mähriſchen Gränze , gehåret der Johanniter Ordens Commenthurey) zu Wien. 32 ) Miſtelbach , ein anſehnlicher Marft, mit eis nem Barnabiten Kloſter , ift fürftlich lichtenſteiniſch, und gehört zu der Herrſchaft Wulfersdorf. 33 ) Ober : und Unter :Fellabrun , jenes ein Pfarre dorf, diefes ein Marft. 34 ) Ober : und Lieder : Xosbach , jenes ein altes Schloß, diefes ein dazu gehgriges Pfarrdorf, beyde mit der Herrſchaft Städteldorf verbunden. 35 ) Ort , Markt , Schloß und Herrſchaft. 36) Püſenberg , Biſainberg, eine gråf. trauntſche Majorat - Herrſchaft mit einem prachtigen Schlofie, und einein Garten , der wegen ſeiner Waſſerkünfte, Springwaffer , Sprißwerke , Jrrgårten und Bildfånts len , fehr vorzliglich iſt. Es liegt bey dem Schloß ein Pfarrdorf. 37) Pockflies oder Bockfluiß , Bogflus, ein Markt mit einem Schloffe , gehöret bein gråf . trauniſchen Hauſe. Nabe daben iſt Pirawart, ein Pfarrdorf, was felbst ein warmes bad ift. anneck. Der Strich Landes , welcher ſich von hier nach beni Fluiſe March erftrecket, wird das marchfeld genennet. 38) Poyſtorf , ein Markt , welcher zu der fürſtl. lichtenſteiniſchen Herrſchaft Wülfersdorf gehåret. 39) Rabensburg , eitt Bergſchloß und Dorf an der Seya , gendret den fürſtl. fichtenſteiniſchen Hauſe. 40) Nadelbrun, ein ehemaliger Marft, iibt ein Kirchdorf, welches dem Kloſter Lilienfeld , und zu dels friben Herrſchaft Unter -Dürrenbach geb dret. 41 ) Reggendorf, ein Schloß und Marft , wele dhes dem 1763 ausgeſtorbenen gråfi. Hauſe von Som nau gehåret yat. Es iſt mit der Befte Pilligsdorf vereiniget. 42) Xofichitz , ein Markt unter dem Landgericht der Herrſchaft Rot.
43) Schloß
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43 ) Schloßhof oder Sof, eine Herrſchaft am Fluſe fe March , die Kaiſer Franz von den Erben des Prins zen Eugen von Savoyen gekaufet, und deſſelben Ges malin Maria Thereſia 1780 dem Erzherzog Mariini han vermadyt bat. R. Franz ließ einen Berg durchs graben , der gegen Ungarn zu liegt , und die Ausſicht nach Presburg verhinderte , dahin von hier eine Atlee angeleget worden . Das Luftſchloß iſt ſchön , und hat einen weitläuftigen und ſehr angenehmen Garten. Unter dieſer Herrſchaft ftehet der Markt Sof oder Sof: markt. 44) Schönborn , gemeiniglich Lieu : Schönborn , eines der ſchönſten Schlöſſer in Deſtreich , welches Fries drich Scarl , Graf von Schonborn - Puchheim hat er: bauen laſſen , und dazu 1712 der Grund geleget wors den . Das vorige alte Schloß hieß Wühlberg. 45) Sierendorf, ein gråft. colorediſches ſchönes Schloß mit einem Marft. 46) Stapfenreut , ein Marft mit einem alten
Schloß, ftehet unter der Herrſchaft Schloßhof , und liegt an der Donau . 47) Staas , Bergſchloß , Herrſchaft und Marft, des Fürſten von Colloredo. 48 ) Steinakirchen am Forſt , Markt des Gras fen von Schönborn , vereiniget mit der Herrſchaft Mautern . 49) Stillfried , ein Marft , welcher der Karthaus re Maurbach gehårte, und ein Geſundbad hat. Hier iſt der bsheimiſche Kidnig Ottocar 1278 von dem Raiſer Nudolph überwunden worden, und umgekonimen. 50) Stockerau , ein landesfürſtlicher großer Marft an der Donau , welcher wegen ſeiner Kornmårfte be råbmt it. Das Erzſtift Pafau hat hier ein Keller und Kaften -Amt, und das hieſige Schloß Freyſecť, ift ein beforberes Gut. 51) Stadteldorf, Herrſchaft und Marft, gehåret Dem grån. Hardegſchen Hauſe. Zu der Herrſchaft gez foret das rajone Schloß Juliusburg. 52) Strans Ff5
$
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iſche
Der dftreich
Kreis .
52) Stransdorf, Schloß und Markt, unweit der Stadt Laa , geboret dem Grafen von Sinzendorf. 53) Straß , ein Markt, gehöret zu der Herrſchaft Scharfenech. 54 ) Sulz oder Ober : Sulz , ein Marft der fürfte lid lichtenſteiniſchen Herrſhaft Wilfersdorf. 55) Sumerein , Schloß und Marft der Herr fchaft Scharfened.. . 56) Trieben ſee , ein Dorf des Biſchofs von Par fau , deffen Kaſtenamt mit dem zu Stockerau vereini get is. 57 ) Ulrichskirchen , Schloß , Herrſchaft und Marft , iſt fürfil. dietrichſteiniſch . 58) Walterskirchen , ein gråfl. hohenfeldiſches Sdio . 59 ) Weickendorf, Schloß und anſehnlicher Markt, gehöret dem Stift MDF . 60) Weickersdorf oder Groß : Weickersdorf, ein Marft , gehöret zu der Herrſchaft Grafenecf. 61) Weyerburg, Schloß , Herrſchaft und dorſmål figer Marft des Brafen von Schonborn : Puchheim . 62 ) Wigelsdorf, ein Marft des Stifts Lilienfeld , jum heil nach Schloßhof gehörig . 63 ) Wilferſtorf, ein Schloß und Markt des re gierenden Fürfen von Lichtenſtein , an der Zaya , iſt das anſehnlichſte Majorat diefes Hauſes in Nieders dftreich , und führt den Namen eines Oberamts , weil das dazu gehörige Gebiet aus verſchiedenen Güterft befieht. 64) Wolfpafing, iſt ein gran.hardediſches Schloß und dorfmåfiger Markt, ju der Herrſchaft Stadtel dorf gehörig. 65) Wolkersdorf an der Sochleuthen , welches ein großer landesfürſtl. Wald ift ) eitt Markt, Schloß und Herrſchaft, gehåret den Kaiſerſpital zu Wien. 66 ) Wulerſtorf, ein Markt, welcher dem Stifte Msik gehöret.
IV. Der
Das Land unter der Ens.
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IV. Der Kreis ob dem Manhards Berg , Circulus fupra montem Meinhardi, der auch ins Gänſefeld genennet wird. Er iſt zwar bergicht, und hat wenig ebenes Land , aber dochy vortreflich angebauet, und mit Bein , Getreide, Felds und Baux-Frůdyten reichlidy verſehen, bringt aud) den beſten Safran hervor , und iſt ſtårker bes wohnt, als die 3 erſten Kreiſe. Vielieicht iſt er die volkreichſte Provinz in ganz Deutſdland ; denn ob er gleich nur 46 Stunden , oder 23 Meilen in
Umfang hat, fo enthält er doch 12 wohlgebauete Stådte , 36 anſehnlidye Mårfte , 217 ſchöne Sdlóffer, 482 volfreiche Dörfer, und ungefähr eben ſo viel Weiler und Mayerhofe.
Der in den
Gegenden an der Donau ýäufig wachſende Wein, iſt, wenn er alt geworden , ſehr gut, aber nach der böhmiſch und mähriſchen Grånze zu , nehmen die Weingarten ab , und der dafige Wein taugé
nicht viel, wird aber doch ſtark nach Böheim ge führet.
Er enthält
1. Folgende landesfürſtliche Städte. 1 ) Krembs oder Krems, eine wohlgebauete Stadt unweit der Donau , in welche unterhalb dieſer Stadt
der Fluß Krems fällt. Sie tennet ſich eine K. K. Kreisſtadt , weil das Kreisamt des Viertels ob dein
Manhardsberg hier ſeinen Siz hat.
Es iſt hier ein
Dominicaner Kloſter , und ein Stifthaus von engli fchen Fräulein. Sie muß monatlich 808 Fl. Contri bution bezahlen , und dadurch iſt ſie in Abnahme ge rathen. Um ihr wieder anfzuhelfen , ift 1768 eine große Sainiet- Manufaktur aus Wien hieher verleget worden. Es iſt hier von der Haupt -Maut zu Wien eine Filialmaut, das Schlüſſelamt genannt. 1645 ward
460
e Der dſtreichiſch Kreis ,
ward Rie von den Schweden eingenommen.
Unweit
derſelben iſt 1760 von dem preußiſchen Obriſt - Wachta meiſter , Freiherrn von Zerbſt, der als Sriegsgefana gener hier war , ein reiches Alaunbergwerf entdedet worden , welches zur Anlegung einer Alaunſiederer Gelegenheit gegeben hat. Es wird auch in dieſer Sex gend die Farbener:De gegraben , aus welcher das ſoger nannte Bremſer weis verfertiget wird,
Sonſt lebet
der Landmann in diefer Gegend ineiſt vom Bau rehr guten Safrans, init welchem die Stadt Handel treibt. Zwiſchen Kiemás und Stein, welche Städte eine
ſchine Atlee verbindet , ftchet ein Kapuziner Kloſter, welches und heißet.
2) Stein , eine fleine Stadt an der Donau , die nur aus 2 Straßen befiebet. Sie liegt nur eine Diers telſtunde von Streinb8, (beren Hafen fie gleichfain ift ,) und hat mit dieſer Stadt in Juſtißfachen einerley Mas
giftrat, beffen Sigunger aber jedesmal zu Krembs ges haiten werden. · Beroe Städte wechſeln ihre Vorges Fegten dergeſialt ,daß einmal der Bürgerineiſter aus dem Rath zu Kremós, und der Stadtrichter von Stein
gewåhlet , bei der nächſten Wahl aber der Bürgermeis fter aus dein Nath von Stein , und der Stadtrichter von Kremas genommen wird. Nabe bey dem Hrůz derthor liegt eine verfallene landesfürſtliche Gurg auf einein Berge. Stein hångt mit Mautern durch eine hölzerne Bricfe von 800 Schritten zuſammen . 3 ) Egenburg , eine alte Stadt am Manhardse
Berge, mit einem Franciſcanerkloſter. Die Veſte, oder Herrſchaft Egenburg , nebſt dem Landgerichte, bat der Prälat zu Altenburg , wenigſtens hat er fie Noch 1767 gehabt.
4 ) Waidhofen oder höhmiſch Waidhofen , eine Stadt und Schloß an der deutſchen Sena , mit einem
Kapuciner Kloſter. Das Schloß getjöret dem freys berrn Gudenus.
5) Jwetl oder Zwetthal, eine kleine Stadt an eis
Nem gleichnamnigen Flüßchen, welches gleich unterhalb derſels
Das Land unter der Ens .
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derfelben ſich mit dem Flufte kamp vermiſchet. 1772 brannte es größtentheiis ab. 1422'wurde Rie von den Huſīten belagert, und als der Erzherzog Albrecht zum Entras herzu eilete , famn es zu einem Treffen . Von dem darneben liegenden Kloſter f. Num . 4. 1 .
2. Folgende Herren - Städte. 1 ) Sorn , eine Stadt mit einem Schloß , und Collegio der P. P. piarum ſcholarum , liegt an dem Flugs chen Tefler , welches nicht weit von hier in den Kamp fließt. Es gehöret den Grafen von Honos. Die vors nehmſte Nahrung der Einivohner befiehet sarind , ons fie aus Weinſtein und Hafer ein milchweißes Bier brauen , welches wie Simonenſaft ſchmecft und fühlet. Es wird zu Waffer durch ganz Deſtreich verfahren . Vor Alters gehörte diere Stadt den Grafen von Beils ftein , im 16ten Jahrhundert aber ein Herren von Buchwald , und damais motten hier die Lutheraner eine anſehnliche Pandidule. Vor der Stadt auf dem Molterberge iſt ein Wallfahrtsort , die Kirche unſer rer frau zu drep Eichen genannt. 2) Sardeck, eine kleine Stadt an der großen Teya, mit einer uralten Burg , gehöret nebſt den Herrſchaf ten Prugendorf, Frohnsburg, Starein und Diet manns , den Grafen von Khevenbuter - Metſch . Sie iſt eine alte Grafſchaft , von welcher das gråfliche Ges ſchlecht von Hardeck den Nahmen führet. 3 ) Droſendorf, tadt und Schloß an der großen Sepa , auf einem felſigten Berge , welche nur einen Zugang har, gehörer dein Grafen von Lamberg-Sprints jenſteia . 4 ) Litſchau , ein Städtchen und Schloß an der bsheimiſchen Gränze , mit einer dazu gehårigen Herrs Tchaft. Gebdret bem Grafen von Seilern . 5) Gemünd , ein Städtchen und Schloß, gehåret dem gråfliden Hauſe Geyersberg. 6 ) Weitra oder Weitrach , Stadt und Schloß, an dem Flüßchen lainſik , gehöret dem fürſtlich - fürs ſtenbers
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Der Oſtreichiſche Kreis .
ftenbergiſchen Hauſe. Gleich daneben liegt Alt :Wek trach , ein Dorf. 7) Altenſteig , eine fleire Stadt mit einem Schloß, gehåret.den Grafen von Falkenhayn . 8 ) Dürrenſtein , insgemein Thietenſtein , ein gräflich - ſtahrenbergifces Städtchen an der Donau, mit einein Collegio regulirter Choriyei'ren Vuguſtiner Ordens . Auf einem Berge bey demſelb : n , war ebes mals ein Schloß , auf welches 1192 der englandiſche König Nichard geſegt wurde , als ihn Herzog Leopold gefangen genommen hatte. Das neue Schloß liegt in der Stadt.
3. Folgende Märkte und Flecken . 1 ) Aggfbach , aggſpach , ein Marft an der Do nau , gegen welchein über an der andern Seite des Stroins , die oben angeführte Starthauſe gleiches Na mens liegt , gehöret zu des fürſtlichen Hauſes Traut ſon Herrſchaft Goldeci . Man muß dentſetben mit dem Flecken Aggſbach bey dem Kloſter dieſes Namens, nicht verwechſeln . 2) Berenboig, Poſenbeug, ein uralter Ort, Markt und Schloß , an der Donau . Er heißt auch Perſen : burg . Dieſe Herrſchaft gehåret den Grafen von Hoyos zu Horn , iſt anſehnlich , und war ehedefſen eine freye Reichsgrafſchaft , welche die bayeriſchen Grafen von Sempt und Ebersberg beſaßen . 3 ) Doberſberg , iſt ein gräflich - herberſteiniſches Schloß , mit einer Herrſchaft, zu welcher der Markt gleiches Namens geboret. 4 ) Emmerſtorf, Schlog , Herrſchaft und Pfarr dorf an der Donau , gehåret den Grafen von Hoyos. 5 ) Gars, Schloß und Herrſchaft am Fluß Kamp, gehöret dem freyberrlichen Hauſe von Rumel. Am Schloßberge liegt ein zu dieſer Herrſchaft gehöriges Dorf, der Markt Gars aber , welcher dem Schloſſe gégen über auf der andern Seite des Fluſſes liegt , iſt landesfürſtlich . 6 ) 'Gfått
1
Das Land unter der Ens.
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6) Gfäl oder Gefall, Herrſchaft und Markt, ge båret dem gråflich- finzendorfiſchen Hauſe. 7) Greulenſtein , ein Schloß und Majorat des
gråflichen - kuefſteiniſchen Hnuſes , hat den Titel einer Baronie.
8) Seidenreichſtein oder Seinrichſtein , Marft, Schloß und Grafſchaft der Grafen von Palfy), iſt mit der Herrſchaft Weißenbach verbunden.
9 ) Ifpern , ein Marft an einem gleichnainigen Bache, gehåret dem gråflichen Hauſe von Horos. 10 ) Karlſtein , Schloß, Herrſchaft und vorfmåſ figer Marft des Grafen von Cordua.
11 ) Rattau , Schloß , Herrſchaft und Pfarrdorf des Grafen von Gilleis.
12 ) Kirchberg am Walde , Schloß , Sverrſchaft und Marft des Grafen Veteran vori Mallenbeint. 13) Komeggen , ein dorfmásiger Marft mit einem
alten Bergſchloß am Fluß. Komp, iſt zum Theil der Herrſchaft Horn unterivorfen .
14) Rottis , ein Markt , zu des Kloſter Göttweih Herrſchaft Brandhof Geherig . 15) Rrumau , Solo , Herrſchaft und Marft,
am Kempfiuß , gehöret dem Freyherrn von Magier. 16) Kuenring , vor Alters eine berühmte Veſte und Herrſchaft, jekt ein Dorf und Gut zu den Stros
ſtrrs Geraß Herrſchaft Walfenſtein gehårig. 17) Laad, am Jauerling , ein gråflich -dietrich ſteiniſcher Marft, in deffen Kirche ein berubinies Mas rienbild iſt, zu welchem Wallfahrten geſchehen . Er
gehörer zum Gut Zaijing, und zu der Herrſchaft Spiß. 18) Langenlois , ein anſehnlicher landes firftlia
cher marft , weicher Sitz und Stimme auf den Land tagen , und ein Franciſcaner Klofter bat. 19 ) Leiben , Schloß , Herrſchaft und Batterns marft. Muß nicht mit dem Marft Låuben oder Lau : ben verwechſelt werden , welcher zu der Dietrichſteinis
niſchen Herrſchaft Spiß gehåret, 20 ) Lang :
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Der Sſtreichiſche Kreis.
10 ) Langfeld oder långenfeld , Schloß , Heriss fchaft und Markt, hat ehedeſſen den Jefuiten zu Krembo gehsret. 21) Lichtenau , Schloß, Herrſchaft und Pfarr dorf, des Grafen von Herberſtein zu Otterſchlag. 22 ) Ludweiß , ein dorfináßiger Markt der Herr fchaft Dråsſiedel. 23) Marbach , ein Warft an der Donau, gehsret dem gråflich - ſtahrenbergiſchen Hauſe , und zu deffel ben Herrſchaft Weißenburg. Zu der benachbarten Kirs che , Maria Tåfferl genannt , welche unter dem His fchof zu Paſſau fiebt , geſchehen viele Wallfahrten . 24 ) Mühldorf, ein Markt ,welcher zu des Klo: fters Östtweih Herrſchaft Brandhof, gehöret. 25) martinsberg , Markt und Herrſchaft des Stifts MSIE. 26 ) LeupoHa, ein Marft der Herrſchaft Krumad . 27) L7euſtädtel, ein Marft und Amt der freyberrl. Rieſenfelfiſchen Herrſchaft Såufeneck , über der Jps. 28) Ottenſchlag , Schloß, Herrſchaft und Baus renmarft , gehåret den Grafen von Herberſtein . 29 ) Ottenſtein , Schloß und Baronie der gr & fl. Familie von Lamberg - Springenſtein . 30 ) pockfall oder Böckſtall, ein Markt zu dem hieſigen Schloß Rogendorf gehörig. 31) Rapotenſtein , Kapoldenſtein ,, ein uraltes Bergſchloß mit einem Markt , iſt eine Majoratherrs Ichaft des gräft. Trauniſchen Hauſes. 32) Xaps , ein großer Marftflecken mit einem Schloß , liegt an der deutſchen Tena , die hier in die biheimiſche fließet, und gehöret der freyherrlichen Fas milie von Partenſtein .
.
33) Raftenberg, Schloß und Herrſchaft der Freya herren von Partenſtein . Es gehöret dazu der Markt Raſtenfeld, 34) Rechberg , Schloß und Marft des Freyherrn von Hohenect , am Kremsfluß.
852 Ros
Das Land unter der Ens .
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35) Roſenau , Schloß, Herrſchaft und Pfarrdorf, iſt gräflich - challenbergiſch. 30) Roſenberg und Rothenbach , Schlifier uns Herrſchaften des Grafen von Hords. 37 ) St. Michael in der Herrſchaft Wachau , ein gräflich Fahrenbergiſches Pfarrdorf an der Donau, welches ein Markt geweſen iſt. 38) Schildern , Schloß und Markt des Herrn von Moſer. 39 ) Schönberg , Šdylos, Herrſchaft und Markt. 40 ) Schrems, Markt, Schloß und Sperrſchaft des Grafen von Faffenhayn . 41 ) Schwallenbach , Schloß und Markt an der Donaú, Jit mit der Herrſdaft Spiß verbunden . 42) Schweigers , ein Markt der StiftSverrſchaft Zwettel ; bey der deutſchen Teva. 43) Senftenberg , Schloß , Herrſchaft und Marft ,
der gräflich - ftahrer:Bergiſien Faniilie wegen des Dberft - Erblandmarſchauaintes in ganz Deſfreich , juz gehårig , liegt áin Fiuß Kremos . 44) Sieghards, Groß - Siegharðs, Schloß, Herrſchaft und Markt , init einen frenen Landgericht. 45 ) Spin , an der Donau , ein Märft, Schloß und Herrſchaft, gehöret dem gråflich; - dietrichſteiniſchen Hauſe. 46) Teya, ein Sdloß und Markt an der deutſchert Seya. 47) Tótlersheim , ein Markt der lambergiſchert Herrſchaft Ottenſtein . 48 ) Trauenſtein , ein Markt der Herrſchaft Ots tenſchlag , und zum Sheil ein Amt der Herrſchaft Raj potenſtein . 49 ) Weickardſchlag , ein Schloß und Marft an der bsheimiſchen Teva . 50) Weiſſenkirchent und Weifendorf, Márfte in dem Thal und der Herrſchaft Wachau , dem gräfliche ftahrenbergiſchen Hauſe zugehårig. Das Patronat rect 5 Th . 74 .
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Der Sſtreichiſche Kreis
recht ben den Kirchen der M &rfte , hat das Stift zu St. Florian. 51) Weiten , ein Markt bey dem Schloß Wollens burg ; gehåret der adelichen Familie von Sindecf. 52) Weideneck, Weiteneg, ein dorfmåfiger Marft und Schloß an der Donau . 53 ) Weitrafeld , Weitersfeld , Markt und Herrs Tchaft Hardecf. 54 ) Wetles, Schloß und Gut des Freyherrn Ehrs mann von Schlug, der hier eine Sternwarte angelegt hat. Es gehåret zu' der Herrſchaft Dobra . 55) Windiſch : Steig , ein Markt gegen Bdheim fu , in der Herrſchaft Mayers. 56 ) Wurmsdorf, ein Markt bei dem Schloß Sins Zenect , gehörer zu der Herrſchaft Nogendorf. 57) Jobing , am Kampfluß , ein Marft, gehöret der gråflich ſtahrenbergiſchen Familie, und iſt der Herr ſchaft Seftenberg einverleibet. 4. Einige zum Theil aufgehobene Kloſter. 1 ) Das Stift Unſrer lieben Frau im Lichtenthal, ein Ciftercienſer Kloſter , nahe bey der Stadt Zwett, ift 1138 geſtiftet worden. Der Name fommt von dem Namen der Stadt Zwettel her , welcher von dem flas woniſchen Wort vietlo , licht, herrühret. 2 ) Das Kloſter zu Geras , Pråmonſtratenſer Ors
dens , an der mähriſchen Gränze, velches Egobert oder Erquard , Graf von Perneck , aus ſeinem Schloß geſtiftet, und Dipold , Bifchof zu Paſau 1188 beſtås tiget hat. 3 ) Das Pråmonſtratenſer Kloſter Berneck oder Pernect , welches mit dem vorhergehenden einerlen Stifter hat, und auch ein Schloß geweſen iſt, von wels them eine Herrſchaft benannt worden, zu der auch das Sdloß Geras gehörete. 4 ) Altenburg , ein Benedictiner Kloſter , nicht weit vom Fluß Kamp , welches 1144 geſtiftet worben . Es hat 502 angeſeſſene Unterthanen in g eigenen Dörs fern ,
Das Land unter der Ens.
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fernt, und 28 auswärtigen Dertern , auch geh8ren daz zu die Herrſchaften Droſſiedel und wildberg , nebſt einigen anderen Gritern . 5 ) Imbach , ein Dominicaner Nonnenkloſter, am Fluß Krembs , mit einem Pfarrborf. 6 ) St. Beruherd , litgt nahe bey dem vorherges henden , und war ehemals ein Ciſtercienſer Nonnenflo ſter , welches Otto von Meiſſen im 14ten Jahrhundert geſtiftet bat , fam aber nachber an die Jeſuiten zu Wien , die das akademiſche Collegium Bewohnten . 7) Das Kloſter Kana oder Ranna , war von Eres miten des Heil. Paul bewohnet , und iſt in dem alten Schloß Ober : Ranna.
2. Das Land ob der Ens . jas Land ob der Ens , welches in den Erd . beſchreibungen und Landcharten , aber nicht kanzleymåßig , Ober- Oeſtreich genennet wird, erſtreckte ſich anfänglich , als es 1156 auf dem Reichstage zu Regensburg vom Kaiſer Friedrich I der Markgrafſchaft einverleibet, und mit derſelben zu einem Herzogthum erhoben ward, nur von dem Fluß Ens bis an den Bach Rundſal, oder von dem Paſſauer Walde bis an die Ens , hat aber nach . mals anſehnlichen Zuwachs bekommen . Die Eins wohner ſind ſtarke und dauerbafte Leute, und groſ fer , als die Einwohner des Landes unter der Ens : daher ſind auch zu Wien die meiſten Senftentrå . ger von den Einwohnern dieſes Landes. Es wird in folgende 4 Kreiſe abgetheilet.
1. Der Hausruck - Kreis , welcher von dem großen Hausruckwalde den Namen hat, wird auf der viſcheriſch . homanniſchen Ebarte viel Fleia ner
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Der Sſtreichiſche Kreis .
ner vorgeſtellet, als er nach des Freyherrn yor
Hoheneck , und Matth . Fuhrmanns Berichten iſt, weldje ihn als den größten Kreis angeben . Ich folge ihnen , und rechne alſo zu dieſem Kreiſe 1. Folgende landesfürſtliche Stådte. 1 ) Linz , zur Zeit der Römer Lentia , die Haupta
ſtadt in Deſtreich ob der Ens , hat an der Donau eine angenehme Lage, iſt wohlgebauet und volfreich , und hat ſchöne Verſtådte. Die alte Stadt beſtehet faſt nur aus einer einzigen Straße , und begreift auch das auf
einem Hügel belegene landes fürſtlicheSchloß, von wels chem man eine frene und ſchöne Ausſicht hat. Man
findet hieſelbſt die Landshauptmannſchaft des Erzher zogthums, ein 1783 fiir alle offreichiſche Diſtricte, die ehedem unter dem Bisthum Paſſau fanden , errichtes tes Bisthum , deffen Biſchof der Fürſt Biſchof von
Paſſau vorſchläget , ein Mercantil - und Wechſelges richt der erſten und zweyten Jnfianz, das ſchone lands haus der Stånde des Landes ob der Gne , ihr Lands : hauptmannsgericht , eine Pfarrkirche, ein Lyceum , ein ehemaliges Jeſuiter - Collegium , mit einer ſchönen Kir che, welchem Kaiſer Ferdinand II die Herrſchaft Ots tensheim oder die Herrſchaft Pulgaren oder Bulgarn , ohnweit Steyereck , wvelde einem dortigen Nonnenfis fter zugehöret hatte , zugelegt hat , und nun eine Cas
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ſerne iſt, s MŠnchen-und 3 Nonnen -Kloſter, eine Coms menthuren des deutſchen Ordens, welche verinige der Stiftung fein anderer , als ein Graf Harrach, beſiken kann, ein Zucht- und Arbeits- Haus, und einige Ma nufakturen . Unter dieſen war die Wollenzeug -Manus
faftur 1770 die wichtigſte ; denn fie verfertigte mehr als zwanzigerley Arten von Zeugen , und inußte von dem Gewinn monatlich 3000 Fl . an die Wieneriſche
Commerzcaije zahlen , man beſchlof aber in eben dies ſem Jahr , daß man ſie den Handelsleuten verkaufen
wollte , welches doch nicht geſchehen , und viele Mae
nufakturi ten wurden nach und nach zu Bettlern. Die Ma
Das Land ob der Ens.
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manufaktur dauert noch fort , aber nicht mehr in ihs rem ehemaligen Zuſtande. Die Stadt treibet ziemlich
ſtarfen Handel , und hat zu Oſtern und Bartholomåó wohl privilegirte und anſehnliche Fahrmärkte. Ehes mals gehfrete fie zu der Grafſchaft Kyrnberg , wurde
aber nebſt derſelben um das Jahr 1140 von dem , leks ten Grafen an Leopold VI, Şerzog zu Deſtreich , vers
RE
kaufet.
1289 und 4 Jahre nacher find noch anſehn
liche firfiliche Zuſammenfünfte gehalten worden. In einem Privilegium von 1490, iſt ſie zuerſt die Haupts ſtadt des Fürſtenthums ob der Ens genennet worden. 1542 brannte ſie ab , ward aber beſſer wieder aufs gebauet. 2) Wels , eine wohlgebauete Stadt am Fluß Traun , in welcher inan eine fürſtlich aursbergiſche
Burg , die ehedeſſen landesfürſtlich geweſen iſt, und zu welcher die Grafſchaft Wels gehöret , das alte Schloß Polhaim , welches das Stammhaus der ural
:
ten Familie dieſes Namens ift, aber jegt der Stadt gehöret , eine Pfarrkirche, ein Minoriten und ein Ka puciner Klofter , und ein Spitni mit einer Kirche, fins
det. In der Vorſtadt iſt ein Bethhaus der Evangelis
fchen . Es wird hier ein großer Holzhandel getrieben.
$
Sie gehdrete ehedefien eigenen Grafen , von welchen
fie an die weirzburgiſche Kirche diberlaſſen , nachmals aber von dem Herzog Leopold wieder eingelåſet worden . Von dieſer Stadt hat die große Welſer Seide den Namnen.
3 ) Gmunden , vor Alters Laciacum, eine landes fürſtliche Stadt am Gmunder oder Trauner See,
aus welchem bey derſelben der Fluß Traun wieder her
aus kommt. Hier wird Salz seſotten , und die Stadt hat nicht nur 1340 die Freyheit des Salzhandels be
kommen , foni ern iſt auch der Siß des landesfürſtli: chen Salzam s , welches ein Kaminergut iſt , daju 5 Mårfte und Flecken , als Salftatt , Ifihel gehes ren, an den beyden genannten Orten bereitet man jahrs G93
lid
Der Sſtreichiſche Kreis.
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lich 600000 Centner Salg, davon allein nach Böheim 20000 Centner gehen. Anmerk. Nicht weit von der'Stadt liegt auf einer Inſel im Gmunder See ein luſtiges landesfürftliches Schloß, Nas meus Ort , welches mit dent Lande durch eine Brücke zuſama
men hångt. An der Oſtſeite des Sees , iſt der hohe Felſen Traunſtein ,
4 ) föcklabruck oder voklabruck , Veclaepontum , eine wohlgebauete Stadt, in einer ebenen angenehmen Gegend ; am VSEI- Fluß. Sie hat das Privilegium ,
alle Leibeigene in Schuß zu nehmen , und ihre Bürger und Handeléleute ſind mit ihren Wraren in den ſåmints lichen 8ſtreichiſchen Ländern zoutfrei . Durch 2 große
Feuersbrünſte Hat ſie ſehr viel gelitten. Sie iſt viele Jahre lang erft an Churbayern , und nachmais an die Grafen von Salburg verpfåndet geweſen , aber wieder ausgelöſet worden , und hat 1718 wieder Sit und Stimme bey der Landſchaft befommen , von wele
cher ſie während der Pfandſchaft ausgeſchloſſen se weſen. 1626 wurden bey derſelben die aufrtihriſchen Bauero geſchlagen .
2. Folgende Herren . Stådte. 1) Eferding oder Eferting, eine kleine Stadt in dem ſogenannten Donauthal , unweit der Donau, ges håret der gråflich - ſfahrenbergiſchen Familie. Man fins det hier eine Pfarrfirche , ein Spital mit einer Kirche,
und eine Burg, welche anſehnliche Regalien hat. Die Stadt und Burg hat ehemals als eine beſondere Herrs ſchaft zu der vormaligen Reichsgrafſchaft Schaumberg gehåret : und die Grafen von Stahrenberg werden noch jeßt mit dem Landgericht und Blutbanu uber Effers ding vom Kaifer und eich belehnet. Die Evangelis Ichen haben hier ein Bethbaus , welches ehemals, und noch 1581 ein evangeliſches Pfarrbaui geweſen iſt. 2 ) Sdwanſtatt oder Schwanenſtatt , liegt uns weit des Egerfluffes , uit gehöret zu der Herrſchaft
Puecham oder Puchaim , welche die Grafen von Sala burg
ho
Das Land op der Ens.
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burg befißen. Das Schloß Puchaim liegt zwiſchen dieſer Stadt und Diflaóruc am Agerfluß.
3)Grieskirchen , eine kleine Stadt ,welche dem grafi. wciffenwolfiſchen Hauſe gehdret. Kaiſer Mats thias hat diereibe 1613 zu einer Stadt erhoben. Nahe bey derfelben liegt das Schloß Parz, welches
auch der gr & flich - weiſſenwolfiſchen Familie gehåret.
3. Folgende Mårfte . 1 ) 24cha, ein Markt mit einem Schloß und zou an der Donau , gehåret der gråflich -harrachiſchen Fas milie. Die Gegend dieſes Orts wird gemeiniglich der
Aſch.uerwinkel genennet , und hat Weinbau. 2 ) Aiſtersheim , ein Schloßund Marftflecken, iſt ein Majoratgut der Grafen von Hohenfeld. 3) PIKofen , ein Markt. 4 ) Engelhartszell, ein Markt mit einem Zou an der Donau, iſt lancesfürſtlich .
5) Frankenburg, liegt nach der bayeriſchen Orån je zu , nahe bey dem Hausruckwalde, in einer guten
Gegend, und hat gutes Gewerbe. In dem Marktfles .den in ein herrſchaftliches Schloß ; von dem alten Schloß aber ſiehet man unweit der Stadt auf einem Berge nur noch einiges Gemäuer , und der Ort, wo es geſtanden hat , wird der Sofberg genennet. Die
dazu gehdrige Grafſchaft , mit den einverleibter. Herr ſchaften , gehdret der gråflich - fhevenhülleriſchen Fa milie als ein Majorat erblich , nachdem ſie derſelben 1581 von dem Kaiſer Rudolph II verkauft wreden.
Die einverleibten Herrſchaften ſind, außer Sumeregk, die in Kärntben liegt:
(1) Kogl , fu welcher Herrſchaft gehåret a) Das Soloß Kogl , welches zuerft 17eu : At terſee gebeißen hat , und auf einem Berge liegt. b) St. Jørgen , ein feiner Marktfieden.
(2) Kammer, welche Herrſchaft in dem ſogenann ten Attergau liegt ; dieſe Gegend aber hat von dem zu dieſer Herrſchaft gehörigen Atterſee den hamen, wels
cher der größte , und wegen der umliegenden Schloß Gg 4
rer,
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Der $ ſtreichiſche Kreis .
: fer , Kirchen und anderer Gebäude , der ſchönſte und angenehmſte in dieſern lanbe , auch reich an köſtlichen Fiſchen iſt , deren er alle Monate eine neue Gattung liefert. Aus demiſelben kommt der Fluß Ager. Das gråflidskhevenhüleriſche Schloß Kamnier , liegt in dem See , und hat eine ſehr ſchöne Ausſicht, 6 ) Frankenmarkt, ein Marft, iſt gråflich - fhevens bütleriſch. 7) Galfpach , ein Markt, mit einem Schloß, liegt in einem kleinen Thal, und iſt 1709 fåuflich an die freyherrlich hohenediſche Familie gekommen . 8 ) Saag , ein Markt , liegt an der bayeriſchen Gränze , und iſt fremherrlic - clamiſch . 9) Sallſtatt, ein Marft , liegt an einem davon benannten See , hat ein Salzbergwerf , und gehåret zu dem landeftirſtl. Salzaint, davon oben bey Gmun den gehandelt worden . 10 ) Irchei, am Fluß Traun , hat auch ein Salz bergwerf , und gehåret auch zu dem Salzamt. 11) Rematen , cin Markt, nahe bey der Jhn . 12) Lambach , am Fluß Traun, iſt wohl gebauet, und hat gute Nahrung, weil fowohl das Salz aus dem landesfürſtl. Salzamt hier durchgeführet wird, als auch die Hauptlandſtraße nach Salzburg hier durchgehet. In dem Kreisamt Lambach bey Scharten , iſt zu Edt eitt evangeliſches Beth - Schuls und Pfarr-Haus, welches 1782 zu Stande getoininen . Die Geineine beſteht ungefähr aus 2000 Seelen . Der Prediger wurde 1783 von dem Kaiſer zum Superintendenten und Schul- Viſitator der evangeliſchen Gemeinen in Obers und Vorder - Deffreich und in Tyrol, ernennet. 13 ) Lauffen , ein Markt, am Fluß Traun. 14) manſee, oder beſſer monſee, ein Markt, liegt an dem gleichnamigen See , der ſich durch den Bach 1774 brannte er gråſtens Ug in den Atterſee ergießt theils ab. 15) Zeukirchen , ein Markt, gehöret dem Biſchof yon Pafſau . 16 17eys
Das Land ob der Ens.
473
169 47eumarkt , ein Markt , iſt gråflich - ftahren : bergiſch ,
17) Offenhauſen, ein Marft, gehoret einen Gras fen von Secau .
18) Peyrbach , ein Markt, iſt mit Mauern ums geben , lat ein Schloß , und gehåret dem Grafen von Strattmann. 19) Pucham , ein Marft.
20) Riedau, ein Markt init einem Schloß , liegt an der bayeriſchen Grånze , und iſt 1703 : 110 1704 IIN
Krieg ſehr tibel zugerichtet worden. Er gehöret der gräflich - falzburgiſuyen Familie.
21 ) St. Wolfgang , eiir Marft, liegt an einem bavon benannten See, der auch der Abernſee beif fet , und großtentheils zum Bisthuin Salzburg sehda tet.
Es iſt hier eine Benedictiner Probſter).
22) Scharfling , cin Markt , am Atterſee. 23 ) Timelkham , ein Marft mit einen Schloß, gehsret zu der Herrſchaft Wartenberg , welche 1729 qoh. Ulbr. Herr von St. Julian , Graf von und zu
Waiſee , an ſeine Familie fäuflich gebracht hat , und liegt am Fluß SET.
24) Vöklmarft , ein Marft am Fluf Voki.
25) Waizenkirchen , ein Markt , iſt gråflich -fuef .
41
ſteiniſch. 26) Werenurfar , ein Markt an der Donau. 27) Wolfseck , ein Markt nebſt einem Schloß ,
Das auf einer ungemeinen Hobe liegt, po daß man von deinſelben einen großen Strich fandes iberſiehet,
und es auch an weit entlegenen Orten ſehen kann. Es iſt an dem Haubructwald , und fam 1727 durch Kauf an das gråf. Haus von Tige.
4. Folgende Kidſter , die Siß und Stimme bey der Landſchaft haben . 1 ) Lambech , ein Benedictiner Kloſter, neben dem pben angeführten Markt dieſes Namens. Es iſt im
uiten Jahrhundert geſtiftet worden . 8 $
2 ) mon
474
Der Sſtreichiſche Kreis .
2) monfee , Lunae lacus,, gemeiniglich Manree genannt, ein Benedictiner Kloſter , in dem obgedachs ten Markt dieſes Namens , iin Jahr 748 geſtiftet. 1774 brannte es ab . Demſelben gehöret die Herrſchaft Wildeneck , deren Schloß aber ſchon 1242' villig zers ftoret worden . 3 ) Wilhering , ein Ciftercienſer Klofter in einer Tiefe , unweit der Stadt Linz , welches an der einen Seite die Donau , an der andern aber den fogenann ten Kiernberg hat. Es ilk 1146 den Ciſtercienſern verliehen . 4 ) Engelszell oder Engelhardezell , ein Ciſtercis enrer Kloſter , welches 1293 geſtiftet worden , liegt nea ben dem obgedachten Marft Engelhartszel .
5. Ein Paar andere Kidſter. 1 ) Strohåm , eine Filial - Commentharey des Joa hanniter - Drdens , welche zu der in Unter : Deſtreich belegenen Cominenthurey Mailberg gehdret, liegt nicht weit von Efferding. 2) Pupping , ein Franciſcaner Kloſter , nahe bey dem vorhergehenden .
6. Folgende Graf- und Herrſchaften. 1 ) Die Grafſchaft Schaumberg oder Schaum . burg , welche ſeit 1572 der gråflich fahrenbergiſchen Familie gehåret. Sie war ehemals eine unmittelbare Reichsgrafſchaft, von anſehnlichem Umfang : es wer : den auch die Grafen von Stahrenberg noc jest von dem Kaiſer und Reich mit dem Landgericht und Bluts bann über dieſe Grafichaft belehnet. Das Schloßgleis ches Namens , liegt auf einer Höhe , und war vor Al ters eine der beſten Feſtungen dieſes Landes. 2) Traun , ein Schloß an der Welſer Heide , uns weit des Fluffes Traun , mit einer Herrſchaft , gehd ret dem grå . Hauſe von Abensberg und Traun , und iſt das Stammhaus dieſer uralten sftreichiſchen Fas milie. 3) EM
Das Land ob der Ens .
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3) Erfach , ein Schloß , nicht weit vom Neumarft, mit einer Herrſchaft, iſt gråflich - wetſſenwolfiſch , und hat ein Landgericht. 4) etohrenberg , ein Schloß und Stammhaus der Grafen von Stabrenberg , gehåret jebt dem Hochs ftift Paſſau . 5) Walchen , Schloß und Herrſchaft, nicht weit vom F !uß Bsfla , gehöret , nebſt der Herrſchaft Wil: denhag , der gråflichen Familie von Schauenberg. 6) Wagram , ein Schloß und Majoratgut der Grafen von Engl. 7 ) Puechberg , Xeith und Würthing, Schlsfjer, gehören den Grafen von Secau . 8) Ottensheim , eine Herrſchaft, welche von einem Schloß und Marftfiecfen den Namen hat, und 2 Stuns den von Linz lieget. Sie gehört dem Schul - Fonds, nach aufgehobenen Jeſuiterorden , zu deſſen Zeit ne das Jeſuiter Collegium zu Linz befaß. 9 ) Die Grafſchaft Zeuburg, am Fluß ghn , nahe bey Paſſau , iſt zwar von ganz Bayern umgeben , ges håret aber zu Deſtreich . Sie hatte esemals eigene Reichsgrafen , wurde nach dem Tode des leßten , dem Markgrafen Berchtold von Hiſterreich zu Tiril , fam 1232 durch kaiſerliche Schenkung an die Herzoge zu Bayern , gab aber nachmals Gelegenheit zu Kriegen zwiſchen Bayern und Deſtreich , davon das Ende war , baß fie an das sftreichiſche Haus fam , welches vor 1459 geſchehen iſt. Kaiſer Friedrich IV verfaufte fie 1463 an Hans von Rohrbach , und deſſen månnliche Erben , für 36000 ungariſche Guldent, bekam ſie aber 1473 wieder. 1528 ward fie dem Lande ob der Ens einverleibet, und dem Grafen von Salm , hierauf aber dem Grafen von Sinzendorf , und alsdann dem Grafen von Hamilton , überlaffen . Nachmals faufte fie ein Graf von Lamberg , der ſie aber 1731 dem Hochſtift Paſſau überließ. Es gehfren dazu die Sold fer Zeuburg , Wehrſtein , Frauenhaus und Lieu : fels. gr
476
ſche reis . K
Der Oſtreichi
Inden Dorfern Wallern , Thůningen und zu Xunt: gen = 117oos, find nun evangeliſche Bethhäuſer. Die Mooſer Gemeine verſammlete ſich vorher zu Pilling.
II. Der Traun - Kreis, welcher von dem Traunfluß den Namen bat , enthält 1. Folgende landesfürſtliche Städte. 1 ) Lis , Aniſia oder Anafum , Anafianum , eine
wohlgebauete und Befefiigte Stadt auf einer Höhe, an dem Fluß Ens , welcher nicht weit von hier in die Do nau fållt. Es iſt hier ein Minoriten Flofter . Die hies
fige landesfürſtliche Burs , brachte die graft. weiffens wolfiche Familie von dem Kaiſer Foreph eigenthůms Tich an ſich , verkaufte fie aber 1722 an die adel. faus thenſche Familie. E3 liegt auch im Umfang dar Mau ern das anſehnliche Schlos Ensburg, welches , nebſt
der dazu gehörigen Herrſchaft , durch Heirath an das gråſ. aursbergiſche Haus gekommen . Dieſe Stadt Ens iſt ums Gahr goo erbauet worden. A13 Kaiſer Rudolph den böheimiſchen König Przemyſl Ottocar II befriegte , und ihin Oeſtreich abnahm , ibergab ſich
ihm diere Stadt freywillig. 1729 litte fie großen Brandfinaden . 2) Steyr , eine Rainmerguts - Stadt am Fluß gleiches Namens , welcher bey derſelben in die Ens
fällt. Sie hat unter den 7 fandesfürſtlichen Städten im Lande ob der Ens die erſte Stelle , es iſt aber jest
Faum noch der Schatten von ihrem vormaligen Anſehn
und Wohlſtand übrig. Sie beſtehet aus 3 Theilen, welche ſind die Stadt ſelbſt , und die Vorſtådte , das Ens- und Steyr: Dorf, die beyde durch Brüden mit
jener zuſammenhangen. Man findet darinn ein Schluß, welches innerhalb der Ringmauer auf einem feilen Fels fen an der Spige', wo die Flüffe zuſammen fomment,
liegt, der Hof genennet wird , und jeßt dein fürſtl. Tambergiſchen Hauſe gehåret ; ferner eine Pfarrkirche, ein eheinaliges Jeſuiter Collegium und Gymnaſium , ein Dominicaner Kloſter , ein Nonnenflofter, ein Spi: tal,
7
Das Land sb der Eis.
477
tal , -und auſſerhalb der Stadt ein Capuciner Kloſter, alle mit Kirden .
Die meiſten Bürger arbeiten in
Stahl und Eiſen; wie denn das Eiſen aus dem ſoges nannten innerbergiſchen Eiſenwerk auf der Ens bieber gebracht , und in den an der Steyr angelegten Werfs titten verarbeitet wird. Sie war ehemals die Haupts
jtadt einer Grafſchaft, und gehörte zu Steyermark ; ward aber , als der fevermarfiſche Herzog Ottocar
fein Herzogthum ſeinem Schwiegervater , dem Herzog Leopold zu Deſtreich , bergab , von Steuermark abs geſondert, und zu dem Lande ob der Ens geſchlagen , auch von der Zeit an nur fir eine Herrſchaft gerech net . 1502, 22, 54 und 1707 hat ſie großen Feuer fchade:1 erlitten.
2. Folgende Mårkte und Schlöſſer. 1 ) Bernau , ein gräflich - ſpindleriſches Schloß. 2) Ebersberg oder Ebelsperg , am Fluß Traun, gehfret dein Hochſeift Paſau. Es iſt hier ſchon ums. Fabr goo ein Schloß erbauet worden . Der Markt brannte 1586 ab.
3) Goiſern, ein kleiner Markt, mit einem Schloß, Goiſernburg genannt , nahe bey dem Haliftiterſee. 4) Die Schleffer und Herrſchaften Gſchwend und Lorenſtein , gehören dem Fürſten von Auriberg. 5 ) Ball oder Saal , ein Warft und Solob , hat ehemals, zur Herrſchaft Stenr gehåret ; Kaiſer Ferdis nand III aber hat dieſen Markt der gräflich - traute mannsdorficzben Familie als einen Pfandfchilling ibere
laſſen . Er hat den Namen von dem dabey unten im Thal befindlichen Salzbrunnen , welcher die Kropfe heilet. 1607 brannte er faſt ganz ab. 6) Kirchdorf, ein Markt, nahe bey dem Fluß Krems, gebfret Dem nabgelegenen Klofter Schlierbach . 7) Kremsmünſter , am Fluß Krems , iſt 1490 aus einem Dorf ein Markt geworden , und wegen des
darneben liegenden berühmten Stifts merkwirdig. 8) Lorch
1
478
Der Streichiſche Rreis .
8 ) Lorch , Lorich oder Laurach , ein ,Markt am Flüßchen gleiches Namens , nicht weit von der Stadt Ens , erhält das Andenfen an die ehemalige Stadt Laureacum oder Lauriacum , welche eine rdiniſche Cos lonie geweſen , und ums' Jahr 450 von den Hunnen gerftsret worden iſt. Sie iſt zwar gleich wieder herges ſtellet, und zu einem erzbiſchoflichen Siß gemachtwor den , hat aber um das Jahr 737 aufs neue einevöllige Verwüſtung erfahren . Man findet hier noch Spuren rfmiſcher Feſtungswerke und andere Alterthümer. 9) , 47euhofen , ein Markt, ain Fluß Krems. 10 ) St. Florian , ein Marft, neben dem gleich anzuführenden Stift dieſes Namens. 11) Stadelkirchen , ein adeliches Schloß, unweit der Ens. 12 ) Tillisburg , eines der ſchönſten Schlëſſer im Lande ob der Ens , ift graft. monfortiſch. 13) Traunkirchen , ein Marft ain Traunſee ,war ehemals eine Reſidenz der Jeſuiten zu Paſſau. Ehes defien war hier eine Benedictiner Abtey . 14 ) Weyr , welches Namens 3 Derter in dieſem Kreiſe ſind, davon der an der Ens unweit Steyermark belegene , ein berühmter Marktflecken iſt , und ein Schloß hat. 15 ) Wimsbach , ein Markt mit einem Schloß, zwiſchen dem Trauns und Almfluß , und gehåret der gräflich - fahrenbergiſchen Familie. 16 ) Windiſch Gårſten , nach der Bauern Uuspras de windiſch Gårten , welcher Name beweiſet , daß hier ehedeffen Wenden oder Winden gewohnet haben . Der Markt gehåret dem Collegiatſtift Spital.
3. Folgende Klöſter, welche Siß und Stims me ben der Landſchaft haben . 1 ) Kremsmünſter , ein reiches Benedictiner Klos fter , ben dem gleichnamigen Markt , welches im Jahr 777 geſtiftet worden . Es iſt in dieſer Abtey eine Fita terakademie oder adeliche Schule , fie hat auch einen anſehus
Das Land unter der Ens . 479
anſehnlichen Bücherſaal, und befißet die Schlsfjer Kremiseck , Pernſtein, Schårnſtein und legenberg . ein Collegiatfiift regulirter 2 ) St. Florian , Chorherren Auguſtiner Ordens , bat eine überaus Es geboret demſelben das Schloß ſchine Kirche. Marbach unweit Mauthauſen in dem ſchwarzen , oder eigentlich Madland - Kreiſe. 3) Gårſten , ein Benedictiner Klofier , welches 1079 geſtiftet, und anfänglich mit weltlichen Geifili chen , 1107 aber mit Benedictinern bejezt worden . Es liegt nahe bey der Stadt Steyr ain Flui Ens . 4 ) Gleink , eigentlich Glunick , Glunicenfe coeno. bium , ein Benedictiner Klofier, welches 1124 geſtiftet worden , liegt nid )t weit von der Stadt Steyr gegen Mitternacht. 5) Schlierbach , genannt Marien Scal , oder unſer Frauen Saal, ein anſehnliches Ciſtercienſers Kloſter auf einer Höhe , welche ihm die angenehme Ausſicht in das ſchöne Kremsthal erdffnet. Es iſt 1355 geſtiftet worden , und beſigt die Schlöffer M & fenbach, Sochhaus bey Forchdorf, und Grub oder Mühlgrub. 6) Spital , am Fuß des Piern oder Porn, iſt ein Collegiatfiift von weltlichen Geiſtlichen , welches ums Jahr 1130 zu einem Spital für die nach Palås ſtina reiſenden Pilger angeleget , ums Fahr . 1418 aber zu einem Collegiatſtift geinacht worden , deſſen Vorſteher anfänglich ein Decant war , 1604 aber Probſt geworden iſt. Es gehöret demſelben das Schloß und die Herrſchaft Seyerecť , und der oben genannte Fleden windiſch Gårſten . 4. Nod, ſind zu merken . 1 ) Spilberg , ein Schloß auf einem Felſen in der Donau , unweit Ens , und dahe bey dem Einfluß des Traunfluffes in die Donau, gehöret dem gråflich -weiſe Tenwolfiſchen Hauſe. Ben demſelben iſt in der Donau eine gefåtyrlicheStelle für die Schiffarth ,welche von den Schif fern Saurůffel oder neue Bruch , genennet wird, doch fönnen
iſche reis K .
Der Streich
480
können große beladeve Sciffe , tean ſie vorſichtig ree gieret iverden , gut bindurc), bingegen fleine leicht belabente Scie , bürfen ſich nicht darüber wagen ,
Tondern mafen einen andern Arm der Donau Befals ren , welcher der oberſte Gebgang brißt.
2) Claus, in Feſtes Schloß und Paßan der Grens ze von Steverinari , bey dem Piern- oder Porn- und Sterfius , fo ehemals ein landesfarſil. Stammergut
geweſen , aber nun dem gråflids falzburgiſchen Hauſe als tin sibeco:htnip se) [ et.
3 ) Schleuthen , ein Schloß am Fluß Krems, mit einer Herr daft , zu welder auch das Schloß Sehens
berg gehåret , wird von dem Grafen von Thun bes Tefica .
4) Die evangeliſchen Gerneinen zu Geiſern , Gos fau , Salſtadt und Kemnatha.
III. Der Mühl -Kreis , welcher von den beident Flüffen , die obere und untere Mühl, den Namen bat , enthält
1 ) Ein Stift, weldjes ben den Landtagex Siß und Stimme hat , nämlich : Schlögl, oder unſrer lieben Frauen Schlag, Plagenſe coenobiuin , ein Kloſter an der großen Mühl, welches feit 1210 oder 1218 mit Prämonſtratenſer M8nchen beſegt iſt. Die Herren von Roſenberg in
Sšijeim , haben dein Kloſter einen anſehnlichen Strich Des großen bóveimiſchen Waldes , init allen ihren dars an gebabten Negalien , Rechten und Gerechtigkeiten
geſchenfet. Es gehöret auch demſelben unter andern das Schloß Schallenberg; und in Böheim die Herrs rhaft mirotice , im Prachiner Kreiſe.
2. Folgende Mårkte, Schlöſſer und Herrs fchafien. 1) Aigen , ein Markt , liegt nahe bey dem vorher erwähnten Klofter. 2) Balsfrein , ein Warft.
3) Eſchera
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Das Land ob der Ens.
481
3 ) Erchelberg, ein Schloß , iſt gråflich - fahrerte bergiſch. 4 ) Sriperg , ein Markt. 5 ) Gramaſtetten , ein Markt, an dem Fluß Groß Nottel , iſt gråflich - ftahrenbergiſch . 6 ) Sastach , ein Marft, beim Zuſammenfluß der großen und kleinen Mihl, gehörer dem Kloſter Smiggl. 7 ) Selfenberg , ein Schloß.. 8) Sofkirchen ; ein Marft. 9) Lembach , ein Markt. 10) Leonfelden , ein Marft. 11 ) Lichtenhaag und Lobenſtein , Schiffer, ges boren den Grafen von Stahrenberg. 12) Willacker , ein Dorf mit einem Bad, welches itarf beſuchet wird. 13) tieufelden , ein Marft an der großen Mili, gehdret dem Biſchof von Paſſau. 14 ) Meuhauß , ein Schloß , iſt gråflich -thurs niſch . 15) Ober : L7eukirchen , ein Markt.
16 ) Ottenheim , ein Marft , liegt an der Dos, tau , und gehöret der gräflich - ſtabrenbergiſchen Fas milie , das Schloß aber geborte ehemals den Jeſuiten 3M Linz. 17) Pugleinſtorf, ein Markt. 18 ) Rorbach , ein Markt, gehåret einem Grafen von Rosern. 19) Rosberg , ein Markt. 20) St. Peter , ein Märft. 21 ) Sårleinsbach , ein Marft.
22) Wolfsegg , gehåret einem Grafen von Tige. 34) Zwett , liegt an der großen Rottel, und ift ein Markt.
isth: 74.
$$
1
Der Sſtreichiſche Kreis .
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3. Einige Sældſſer und Herrſchaften. 1) Pihrenſtein , ein Schloß und Herrſchaft an der großen Mühl, To dem Stift Paſſau gehöret. Es gec håret auch das Schloß Liebenſtein dazu . 2 ) Sprinzenſtein , ein Schloß auf einem fteilen
Felſen an der kleinen Mühl , nahe ben Rohrbach, gehåret der gräflichen Familie von Lamberg - Spring zenſtein .
3) Warenberg, ein Schloß auf einem hohen Bers ge , mit einer dazu gehörigen Grafſchaft , welche der 1
gråflich - ſtahrenbergiſchen Familie gehöret, herrliche Regalien und ein beſonderes Landgericht hat. 4 ) Ober : Walſee , ein Schloß und Herrſchaft, jekt der gråflich -ſtahrenbergiſchen Familie, wegen des oberſten Erblandinarſchall - Amtes in ganz Deſtreich, zugehörig .
5 ) Gogendorf, Schloß und Herrſchaft der Gras fen von Dedt.
6 ) Perg , Schloß und Herrſchaft der Grafen von Kiddern . Nahe bey dem Schloß iſt der Wallfahrtsort Marien Troſt am Derg. 7) Weifenberg , am Kremsfluß , ein Schloß und
Herrſchaft, dem freyherrlichen Hauſe von und zu Weichs gehörig. 8) Lichtenau , an der großen Mühl, unweit Hag.
lach , ein Schloß und Herrſchaft, dem gräflichen Hauſe zu Welsberg und Brimor zugehörig.
4. Millacker , ein Dorf und Gefundbad, unweit der Donau.
IV. Der Machland - Kreis , von der alten Grafſchaft Machland , deren Beſiker 1186 ausgeſtorben find , alſo genannt , heißt ben
den ausländiſchen Erdbeſchreibern ohne Grund das ſchwarze Viertel. Nach des Freyherrn
von Hoheneck und des Jefuiten Granelli Anzeige, die
Das Land ob der Ens,
483
die von der viſcherſchen Charte etwas abgehet,, gehören folgende Derter dazil.
10
1. Die landesfürſtlichen Städte. 1) Freyſtadt ,,welche ehedeffen von dem Grafer bon Machland beſeffen
vorden .
Kaiſer Rudolph I
*
hat dieſe Stadt 1277 mit anſehnlichen Freybeiten bes
.
mannswaaren , die durch diefelbige geführet werden . Sie hat aber, nachdem ihr Handel durch Feuersbrüns
**
f
gabet , inſonderheit mit der Niederlage ater Kauf fte in Verfall gerathen war , folche Privilegten 1586 verkaufen uniſſen . Sie Gält um Pauli Bekehrung eis ten privilegirten Markt , von weichem faft das ganze
Land , und inſonderheit die benachbarten Derter , miç Faſteuſpeiſen verſehen werden. 1504 , 1916 , 1601
und 1699 brannte ſie faſt ganz ab. 1626 fourde file von den aufrühriſchen Bauern geplündert. Es ift hier nicht nur ein Kapucinei Kloſter , ſondern auch eine
Burg , mit einer dazu gehörigen Herrſchaft, die 1700 von dem Satſer Leopold , der gråflict, en barrachiſchert
Familie erblich überlaffen worden.
2 ) Grein, eine kleine Stadt an der Donau , mit einem Franciſcaner Kloſter, einer foretofapelle, einem Calvarienberge , und einer Einſiedeley . Von dem ir der Nachbarſchaft dieſer Stadt in der Donau befinds lichen Strudel und Wirbel , ift oben Seite 10 und ir
gehandelt worden.
3 ) Steyreck , ein Städtchen an der Donau , nes ben welchein aus einem Berge das Schloß Weiffens
wolf Itegt , gehdret der gråflic - wetſſenwolfirden Fas milie.
2. Folgende Mårfte. 1) Au , ein Marft an der Donaut.
2) Bregarten , ein Markt. 3) Clam , ein Marft mit einem Schloß und einer
Herrſchaft, gehöret der adelichen Familie dieſes Nasa mens.
4 ) Creu
484
Der dſtreichiſche Kreis.
4 ) Treugen , mit 2 Schiffern und einer Gram ſchaft, gehåret den Grafen von Salburg. 5) Dinbach , ein Markt.
6 ) Galneykirchen , ein Markt , iſt gråflich - ſtah renbergiſch .
7 ) Greinburg, ein Schloß neben der Stadt Grein auf einer Hdhe.
Das Dorf Struden , und die Herrs
dyaft Werfenſtein , gehoren dem Grafen von Sa laburg. 8) Guettau ; und
9 ) Selmannsed, find auch gräflich - ſtahrenbergi ( che Märkte.
10 ) Refermarkt, im gemeinen Leben Refferma tech , ein Markt, gehåret zu der Herrſchaft Weinberg, davon unten .
11) Königswieſen , ein Markt, iſt gråffich , fas faburgiſd . 12) . Lafberg , ein Markt.
13) Leopoldſchlag , ein Markt. 14) Mauthauſen , gemeiniglich mathauſen , ein landesfürſtlicher Marft , an der Donau , welche hier den Bach Launiß aufnimmt. 15) Münzbach , ein Markt mit einem Dominis caner Kloſter .
16) L7eumarkt , ein Markt , iſt gråflich - har: rachiſch .
17) Pabneykirchen , ein Markt. 18) Perg , ein Markt , am Fluß Narrt , iſt graf lich - råderiſch. 19) Reichenau , ein Markt , mit einem Schloß, geboret der gråflich - fahrenbergiſchen Familie. 3
20) Riederſtorf. 21 ) St. Jorgen , ein Marft.
22) St. Leonhard , ein Markt, iſt gråflich - ſpritte zenſteiniſch. 23 ) St. l7ikola , ein Markt, in deffen Nachbar fchaftder oben bey Grein und S. 10. gedachte Strus
-
Das Land ob der Ens.
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del undWirbel in der Donau ift , gehåret dom Stift Waldhauſen .
24) St. Oswald , ein Marft. 25) Sarbling tein , ein Markt und Schloß , geo
håret dem Stift Waldhauſen. 26 ) Schenkafeld , ein Markt.
27) Schwerdtberg , ein Marft mit einem Schloß, am Fluß unft , in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend , geh8ret, nebſt der dazu gehörigen Herrſchaft, der einverleibten Herrſchaft Windecê , und den Git
tern Obenberg , Sart und Pannecken , der gråflich thůrheimiſchen Familie. 28) Tragein , ein Markt, iſt gråflich -fueffteiniſch. 29 ) Waidersfelden , ein Markt, iſt gråflich-ſprin genſteiniſch. 30) Waldenfels , ein Schloß der Grafen von Grundemann .
31 ) Waldhauſen ; ein Markt, am Fluß Ayft, ges håret dem darneben liegenden Kloſter.
32 ) Weiſſenbach , ein Markt , ift gräflich - ſala burgiſch. 33) Windhag , ein Markt mit einem Nonnenklo : ſter Dominicaner Ordens , und einem Schloß. 34) Zell , ein Markt , und Zellhofen , ein Schloß,
find gråflich - ſalaburgiſch.
3. Noc find anzumnerfen . 1 ) Breitenbruch , ein gräflich fahrenbergiſches Schloß.
2 ) Dornach , ein Schloß, iſt gräflich - thierheimiſch .
3 ) Greiffenberg , ein gräfl. ſprinzenſteiniſches Schloß.
4 ) Grincu oder Grienau , ein Schloß , iſt fren : herrlich - roſenfelſiſch,
5) Rriechbun , ein Schloß ,iſt gråfi.ftahrenbergiſch . 6) Prandeck , ein Schloß , und Prandorf , find gråf. falaburgifch . 7) Potendorf, ein Schloß, iſt freyheml.riſenfelfiſch . 4. Fol . h 3
486
e Der Sſtreichiſch Kreis .
4. Folgende Stifter, die Siß und Stimme ben der Landſchaft haben. 1) Waldhauſen , ein Collegium von regulirten Chorherren Auguſtiner Drdens, welches 1144 geſtiftet worden, liegt neben dem vorher genannten Marft gleia
ches Namens. Das Kloſter beſigt auch das Schloß und die Herrſchaft Klingenberg. 3 ) Baumgartenberg , Pomarji mons , ein Cifters
cienſer Kloſter, welchesuins Jahr 1149 geſtiftet worden .
4. Folgende Herrſchaften. 1 ) Saus , Schloß und Herrſchaft, der gråfficha fahrenbergiſchen Familie zugehörig. 2) Weinberg , ein Schloß ain Bach Faiſtriz, mit
einer Herrfebaft, gehöret der gräflichen Familie von Thürheim , welche auch die nahgelegenen Herrſchaften. Dornach und Wartberg beriget. 3) Bulgarn oder Balgarn , eine Herrſchaft , die dem Nonnenklofter in dem Ort dieſes Namens jugea
hårte, aver den Jeſuiten zu ling gegeben wurde. Sie liegt unweit Stepercef.
Das Hirſchſchlagerbad, ein Geſundbad au der båbeimiſchen Gränge.
II. In:
487
II. Inner- Deſtreich. U
Von den innerdſtreichiſchen Kircſprengeln , ift oben in der Einleitung zu Niederöſtreich Nachs richt zu finden.
1. Das Herzogthum Steiermark. $. 1 .
G.
M. Viſcher , hat auf Kaiſers Leopold Beo fehl eine große Charte von dieſem Herzog.
thuin verfertiget, und Homann hat dieſelbige in
die gewöhnliche Große gebracht. Dieſe iſt in dem Atlas von Deutſchland die 35ſte Charte. Die bex ſte Charte aber iſt diejenige, welche ben der ges druckten Huldigungsacte Kaiſers Karl VI ſtehet.
§. 2. Die Steyer oder Steyerinark hat dieſen Namen iin zehnten Jahrhundert bekom men , als ſie mit einem eigenen Markgrafen verſes hen worden ; denn dazumal iſt ſie von der alten
Graffdjaft Steyer benennet worden ; dieſe aber , die nun als eine Herrſdịaft zu dem Lande oh der Ens gehöret , hat ihren Namen von den Grafen von Steier, die die Urheber des Schloſſes und der Stadt Steyer ſind.
§. 3. Sie gråinzet gegen Norden an Oeſtreich, gegen Oſten an Ungarn, (welche Grånze aber noch nidyt genau beſtimmet iſt , gegen Süden an Krain
und Slawonien, und gegen Weſten an Kärnthen (woſelbſt ein kleiner Theil eines Waldes ' zreiſdent
beyden Herzogthümernſtreitig iſt,) und Salzburg. $ 54
Dent
488
Der Offreichiſche Kreis ,
Den nordlichen Theil derſelben nennet man Ober : Steyermark, den ſüdlichen Unter - Steyer: marë. Die Große mag 440 Deutſche Quadrat: Mulen betragen . 9. 4. Ober - Steyermark enthält hohe uns ſteile Berge , unter welchen der Griming im Bruder Kreiſe , als der höchſte in ganz Steyer mark , und der Grafing im Judenburger Kreiſe, pornehmlich zu bemerken ; iſt aber doch durch den Fleiß der Einwohner ziemlich angebauet, fogar daß hin und wieder die höchſten Gipfel der Berge bewohnet werden. Die Bewohner derſelben find im Winter , wenn viel Schnee fällt, unterſchiedes ne Monate lang eingeſchloſſen , und gleichſam ge fangen ; fię kommen aber auch überhaupt
!
felten
von ihren Höhen herab. Sie ſind durch die Gee wohnheit wider die Empfindung der Hiße und Kåls te perhåștet. Sie bedienen ſich auf den fteilen Hdhen an ſtatt des Pflugs mehrentheils der Hauen oder Sjacken ; und den Dünger tragen ſie in Kora ben hinauf . Man erblice: oft auf den Gipfeln der bohen Berge zwiſchen lauter Klippen und Fela ſen , einen kleinen Flecken Erde , welcher fleißig angebauet, und mit einein Zaun umgeben iſt. Die arbeitſamen Einwohner haben auf den hohen Bergen auch den Boden der Pfalder in Precker perwandelt.
In Ober -Stener wird wenig Wei:
Ben gebauet: man hat aber daſelbit Roggen , Gerſte, Safer, groſie Seldbobren , vortreflis den Flachs, der lang und fein iſt , (aber zu Feis ner Leinwand nicht zubereitet und gebraucht wird) vielen Spele , ( Spica, Valeriana celtic4 .) weldes Kraut
Einleitung,
489
Kraut häufig ausgeführet , und zum Räuchern gebraucht wird , gutes Obit , ſtarke Rindvieh zucht, auch wildes Geflügel und Gemſen . Unter dem wilden Geflügel, find Arten , die
man in andern fåndern Deutſchlande , nicht fen net , als Hafel-und, Reb-Hühner , Sdinee - und Stein - Hühner , Aur- und Birk - Hähne u. a. m.
Die Bådze und Seen , deren es zwiſchen den hos
hen Felſen nicht wenige giebt , ſind reid, an Si
fchen. Es ſind auch hin und wieder kleine Thå ſer vorhanden. Eine kleine Stunde von Leoben, iſt ein ſehr måd tiges Steinkohlen - Slón , und eine kleine Stunde von Judenburg ein anderes, welches ſchon 1668 bearbeitet worden . Die Bers
geenthalten etwas Goldund Silber, Bley, Ru: pfer, vornehmlich aber Eiſen , daran dieſe Pro
vinz reich iſt . Die eiſenårziſchen und vordern: bergiſchen Eiſengruben, werden ſchon ſeit mehr als 1ooo Jahren bearbeitet, und bleiben immer
reich, Eiſenårz, Nadmer und Vordernberg, lies fern låhrlich zuſaminen 2,60000 Centner Rohei fen , die auf den im ganzen Lande gebaueten, und zum Theil nody in Over en befindlichen en l - O ..iſleich
Hammern , ors Stah , Stabe
und Blech verarbeitet worden, on deren enWerthenman auf i und eine halbe Milli Guld ſchab , unodn anneh .
men karianu,cdheatß nur für eine balbe Maiclhleir im Lan de vgewrberrk wird 0. DalsegeTturr en Eiſei : ber n , iſetn 166 ange moarndſtah.l Aus dhetm ſ e i g c e d i ſ h ſ r e r pa Ro opa , wies de cPhren i t genmac , der in Eurårkiſcfheein glei nich upthabe ſol.
m
Der ſtever
Stahl iſt überha $ 55
febr gut,
und
Der Oſtreichiſche Kreis .
490
und ſein Vorzug beruhet auf der Güte des Eiſens . Die Wälder , mit welchen die Rüden der Berge.
bewachſen ſind, liefern das zu den Schnelzhütten nöthige Holz in hinlänglicher Menge. Bey Zens
ring wurde ebedeſſen auch Silber gegraben: allein, feit 1158 ſind die Gruben mit Waſſer angefüllet. Man hat auch warme Båder und Geſund brunnen.
Bey Rötelſtein iſt eine Höhle , aus welcher viele Knochen von Menſchen und großen Thieren
gegraben worden. Der Eingang iſt hoch im Fel fen . Zu Auſſee im Brucker Kreiſe ſind gute Salz werke. Die vornehmſten Flüſſe, welche das Land durchſtromen , find die Miur und Ens.
Bende
kommen auš dem Bisthum Salzburg; jene , die
bey Bruck an der Mur den kleinen Fluß Mårg. aufnimmt, falt bey Legrad in die Drau , oder,
wie man ſie gemeiniglich nennet , Drage , dieſe aber unterhalb Steyer bey Mauthauſen in die Donau.
Inter - Steyermark hat weniger Berge und mehrere Ebenen . Die Hügel tragen guten Wein,
der inſonderheit be; Radkersburg, Juful, Kerſch bach, Cilli und Luetenberg reichlich und vor, trefflich iſt. Die Felder ſind fruchtbar, und tra gen viel Weißen , auch viel türkiſches Korn, Erbs ſen , Wicken und Bohnen. Die meiſten Felder tragen Wein und Getraide zugleich : denn über die Uecker wird eine Art langer Lauben von Latten
gezogen , über weldie die Reben hergebreitet und befeſtiget werden . Das cürkiſche Rorn , Ru kenes genannt, wird am häufigſten gebauet, weil ed .
!
Einleitüng .
491
e8 allein zehendfeen iſt, imd der Landmann macht ſein Brod und die meiſten Speiſen daraus.
Es
giebt warme Bader und Geſundbrunnen , in ſonderheit aber iſt der Rochitſcher Sauerbrunn bea kannt. Unter den Bergen ſind vornehmlich der
Schöckl, im Gråßer Kreiſe , und der Pacher, iin Cilier Kreiſe , zu bemerken. Es wird dieſer Theil des Landes nicht nur von der Mur, ſondern aud, von dem Drgu - oder Drage- und Sau Strom gewäſſert. An Fiſdzen, mancherley wils
dem Geflügel , als Rebhünern , Haſelhünern, Berghünern, Schnepfen u . a. m. an Rehen und Gemſen, hat man einen großen lieberfluß. Die Wolfe thun großen Schaden. Die hieſigen Bå.
ren werden Saferbåren genannt , weil ſie des Sommers gern in die Haferfelder gehen. Sie ſind etwas kleiner und nicht ſo dunkelbraun , als
die polniſden. In dem Cilier Kreiſe werden , ſo wie in Krain , Kårnthen und Italien , die Bili:
che, (glires,) die aud) Gebirginåuſe heißen, haa: fig gefangen , und entweder , nachdem die Haare
in heißem Waſſer abgebrúhet worden , gegeſſen , (weil fie, da fie ſich von der Frudt der Budybau
me ernähren , ein ſehr fdymachaftes find angeneh: ines Fleiſd haben , oder es wird ihnen das Fell abgeſtreift, welches eine Silberfarbe hat , die ing rotulidye fållt, und mit ſchwarzen und weißen Strei fen verſehen iſt.
$. 5. In dem ganzen Herzogthum find 20 Städte , faſt 95 M &rfte , und 397 Schloſſer, Herrſchaften und Güter. Viele Sdilokſer ſtehen auf den hódzſten Gipfeln der Feifen. Johann Ana ton
1
1 492
Der Sſtreichiſche Kreis .
ton edler von Schäfersfeld , rechnete 1770 in ganz Steyermark 120000 Häuſer, aber Uquilin Julius Ciſar rechnete 1773 nur 11000 Häuſer ſammt den Bergbolden , und 80000 Herrngülten . Die Anzahl aller Menſdyen , wird zwiſchen 7 und 8000oo fallen. Die Landſtraßen ſind , unges achtet der Gebirgigen Gegenden , unter Kaiſer Karin VI, in vortrefflichen Stand gefeget worden . Die Deutſchen Steyermarfer haben eine ziemlich range Spradje. Die Einwohner des Cilier Kreiſes, find Winden oder Wenden , und reden die miadiſche Sprache , welche von dem ges meinen Volt felbji bis etliche Meilen von Gråk ge ſprochen wird . Leute, die nur ein wenig über den gemeinen Stand erhaben ſind, ſprechen wendiſch , deutſch und italieniſch , und die Vornehmſten auch franzdiiſ . Die Rrópfeſind inOber-Steyermark ſehe gemein , und zugleich ſehr groß, beſonders ben den Leuten, die auf den Bergen wohnen . Man fdyreibet fie theils dein Waſſer , theils und vornehinlich der großen Fertigkeit, 'init welder die Einwohner ihre Spetſen bereiten und genießen , und ſehr kaltes Waſſer darauf trinfen , gu .
Was oben von den öſtreichiſchen Landſtån den geſagt worden , das paffet audy auf die ſtey ermarkiſden . Sie befiehen aus den Prälaten , Herren , Rittern , und den landesfürſtlichen Städten , und ihre Verſammlungen werden in der Hauptſtadt Gråk gehalten . Die Prälaten find , der Biſchof zu Seckau , der Prålat zu St. Lambrecht, die Nebte zu Adinont , Rhein , und Neuberg, der Domprobſt zu Sedau , die Probſte
Einleitung
fu Vorau, Rottemann, Péllau und Steinz.
493
Der
Adel iſt ſehr zahlreich , aber nicht ſehr vermogend ; daher hútet er ſich ſehr vor Misheirathen , um rei ne Kinder in die Domſtifter zu bringen , dazu Ah men nöthig ſind.
Wer ein Landtags fähiges Guc
beſiket, wird ein Landmann genennet. 8. 6. Ehemals waren die Einwohner größtens theils der evangeliſchen Kirche zugethan , hernach ward im ganzen Lande keine andere , als die kas tholiſche Lehre und gottesdienſtliche llebung , verſtattet: 1782 aber haben auch die Evangelis fden wieder gottesdienſtliche Freyheit erhalten. Die Steyermark hatte ehedeſſen ihren eigenen Bis fchof, welcher zu Seckau wohnere , und den Titel eines Fürſten des Heil. róm . Keidys hatte, und uns ter dem Erzbiſchof zu Salzburg ſtand, deſſen Ges neral - Vicarius er auch durch den größteu Cheil von Steyermark war , und von welchem er ernen . net , eirigeweihet und beſtåriget wurde. Es iſt zwar der Biſchof von Seckau zum Erzbiſchof von Gråß erhoben worden , aber dem erzbiſchöflich Salzburgiſchen Metropolitanrecht ungefibadet. Zu Loeben iſt ein neues Bisthum errichtet worden. 8. 7. Zum Unterricht der Jugend, dienet vor nehmlich das Gymnaſium zu Graß , welches 1586 als eine Ukademie geſtiftet worden , und nachher von dem
Kaiſer Adolph II alle Freyheiten
einer
Univerſität erlanget hat, 1782 aber auf ein Gymna: fium herunter gelegt iſt. 8. 8. Die vornehmſten Sabriken und Mas
nufakturen im Lande, find 1 ) die Eiſen - Stahl und Meſſing - Fabriken , deren Arbeit þåufig aus: gefüh :
494
Der Sſtreichiſche Kreis.
geführet wird : denn die Zollregiſter zeigen, das die Ausfuhr jährlich über eine Million Gulden bes trågt;
2) Manufacturen für grobes Tuch , und
3 ) für Leinwand. Zur Beförderung des Sans Oels ; iſt zu Grås eine zeitlang ein Commerz: confeß geweſen . $ . 9. Die Landſchaft, die jeßt Steyermark Heißet , gehörte bis in das rote Jahrhundert theils zu Ober - Pannonien , theils zu dem mittelländis fdjen Nordgau .
Im Jahr 955 gab Kaiſer Otto der erſte der Mark Stener einen eigenen, nur von dem römiſchen Kaiſer abhangenden Grafen, nema
lica Ottocarn den erſten , welcher aus bayriſchent Geblüt, und in der Stadt Steyr geboren war ; und aller Wahrſcheinlichkeit nach , Schloß und Stadt Steyr , wenigſtens jenes erbauet , und zu ſeinem Wohnfig gemacht hat. Kaiſer Friedrich I ertheilte 1180 dem Markgrafen Ottocar VI, die herzogliche Würde. Eben dieſer neue Herzog übers ließ, weil er ohne Kinder war , ſein Herzogthum mit Bewilligung der Stånde ſeinein Schwiegers vater , Herzog Leopold zu Oeſtreich. Solche Ues berlaſſung iſt zwar erft 1186 ſchriftlich und Feyers lich geſchehen : es erhellet aber aus einigen Urkuns den , daß Herzog Leopold fich ſchon 1177 und 78 einen Herzog zu Steyer genennet Şat. Als Hers jog Ottocar 1192 ſtarb, empfieng Herzog Leopold vom Kaiſer Heinrich VI die Belehnung wegen Steyermark. Als Przemyſl Ottocar II , König zu Böheim , ſich 1251 der öſtreichiſchen Lånder bee machtigte, hatten die Steyermårker keine Neigung zu ſeiner Herrſchaft, ſondern luden Heinrich , Sohn Hera
Einleitung
495
Herzogs Otto zu Bayern , ein ; diefer fragte den König Bela von Ungarn um Kath , welcher hins terliſtiger Weiſe mit den Steyermårfern ein Vers ſtändniß errichtete, und fich des Landes bemächs 1259 trugen die Steyermårfer das Land tigte. dem Könige Ottocar an , dem és aud König 1260 abtreten inufte , nach deffen Tode es Kaiſer Rudolph 1282 ſeinem Sohn Albredit verlieh . Von der Zeit an ift Steyermark beſtandig bey dem Öſtreichiſchen Hauſe, und bis jekt im Beſif beſon derer Freybeiten , Ordnungen und Landrechte, ges blieben .
$. 10. Das Wapen des Herzogthums , ift ein ſilbern feuerſperendes Panterthier, ſo wie auch die Stadt Steyr im Lande ob der Ens , die alte Reſidenzſtadt der Markgrafen von Stenr, ein Pan. terthier im Wappen führet. 5. 11. Die Land - Skrb - Nemter find : das oberſte 'Erbland - Gofmeiſter : Amt, mit wel chem die Grafen von Trautmannsdorfbelehnet ſind, welche um deſſelben willen ehedefien jährlich 100 Fuder Salz hatten ; das oberſte Erbland Råmmerer -Amt' , welches ſeit 1717 die Gra fen von Wildenſtein haben ; das oberſte Erb: land -Marſchall - Amt,
welches feit 1625 die
Grafen von Saurau, und um deſſelben willen das Schloß Frauheim im Cilier Kreiſe, und das Amt Kleinſólk im Ensthal haben ; das oberſte .Erb land : Stallmeiſter - Amt, weldes ſeit ' 1525 . die Grafen von Windiſchgråß haben'; das ober : ſte'Erbland - Mundſchenken - Amt, welches die ſtubenbergiſche Familie, und um deſſelben willen ebeder
496
he Der Sſtreichiſc Kreis .
ehedeſſen das Landgericht, welches zu Kapfenberg gehöret, mit den Piedmarchen , wie auch dein Wildbann in dem Landgericht, die Fiſchweide auf Der Mörg , und den großen und kleinen Zehnden
in der Ebene im Mörzthal, hatten ; das oberſte Ærbland - Truchfefſen - Amt, welches die Gra fen von Hardege ſeit 1508 befiken ; das oberſte
SErbland - Jägermeiſter - Amt, mit welchem 1690 die Fürſten und Grafen von Dietrichſtein belehnet worden ; das oberſte Erbland - Sil
berf&mmerer - Amt, welches die Grafen von Ros thai 1596 , nach derſelben aber 1763 die Grafen ve : Perlas, befoininen haben ; das oberſte Erb land -Ruchelmeiſter Amt, weldies ſeit 1578
bem gråflichen wurmbrandiſden Hauſe gehöret; das oberſte Erbland - Ståbelmeiſter - Umt, welches 1579 die von Urſchenbeck bekommen ha ben ; das Erblano - Vorſchneider - Amt, we!:
ches 1596 eingeführet worder. iſt, und ſeitdem vont den Grafen von Schrattenbach bereiten wird ; das
oberſte Erbland - Falkenmeiſter -Amt,welches 5
feit 1675 die Grafen von Steinpeis haben. Nacy dieſen 12 Erb : Aemtern , hat der Abt des Stifts
Rein 1761 das Erb -yofkaplan - Amt erhalten . $. 12. In der Stadt Gråt iſt das höchſte Lans des - Collegium für Juner - Oeſtreid , welches das
Gubernium genennet wird. Die Tienermårfiſche Regierung, welche unter der obertten Juſtigſtelle
zu Wien ſtehet, beſorget das Juſtigweſen in deut geſammten inner - Öſtreid ;iſchen Landen , die Hans delsſachen ausgenommen : Denn zur Entſcheidung der Streitigkeiten uber Handelsſachen und Weihs ſele
Einleitung.
497
felbriefe, ilt zu Grå ein zwiefaches Gericht, nåm lich das Mercantil- und Wechſel -Gerichter
ſter Inſtanz, welches mit lauter Kaufleuten be: ſegt iſt, und das Mercantil - undWechſelges richt zweyter Inſtanz, oder das Wechſel-Wp
pellatorium , welches halb aus Gelehrten und g
halb aus Kaufleuten beſtehet, und deſſen Präſi dent der Wechſelrichter heißet. Der Landes hauptmann iſt das Haupt der geſaminten Landa ſtånde, und macht mit den 4 Herren Verordneten
die Landeshauptmannſchaft aus. Jedem der $ Kreisåmter , in welche Steyermarf abgetheilet iſt, iſt ein Kreishauptmann und ein Kreisamtsſes cretår vorgeſeket. Die Kreisämter ſind Gråş, Şu. denburg, Marburg, Cilli und Bruck. Die Landes
caſſe verwaltet ein Vorſteher, nebſt 4 anderen Pers fonen, die auf den Landtagen erwåblet werden. Die Landesfürſtl. Linkünfte aus dieſer Provinz , haben 1770 in folgenden Summen bes ſtanden : Das Camerale
Das Montaniſticum
fo1605 Fl. 445 Kr. 2100223
54 %
Die Staatsſchulden Steuer Das Bancale
Das Politicum Das Contributionale
Das Commerciale
656429
29
891004
211
ISI 2972 2080935 6 29221 13
3
5,889221 Fl. 395 Kr. Zu Friedenszeiten pflegen hier 2 Regimenter Fußvolks zu liegen. 1. Un. gi s Th . 7 A.
1-
498
Der Sſtreichiſche Kreis .
1. Unter -Steyermark beſteht 1 ) Aus dem Gråzer Kreiſe , ehedeſſen ViertelVorau genannt ; darinn ſind
1 ) Folgende Stådte . 1 ) Grås , Graecium , ehedeſſen bayeriſch Grås, am Fluß Mur , iſt in ſpåtern Zeiten die Hauptſtadt von der Steyermark geworden , nachdem die Stadt Steyr , welche ehedeſſen die Hauptſtadt war , mit ih
rem Diſtrict zu dem Lande ob der Ens gekommen . Sie iſt auch der Siß des inner &ftreichiſchen Gu
bernii , der ſteyermärkiſchen Regierung , und des zwies fachen Mercantilgerichts , es iſt auch hier 1783 ein Erzbisthum errichtet worden , welches unter dem Erz biſchof von Salzburg als Metropolitan ſtehet. Die
Stadt ſelbſt liegt an der Oſtſeite des Fluſſes; an der Weſtſeite aber iſt die große Mur - Vorſtadt, mit wel cher die eigentliche Stadt durch eine Brücke zuſammen hånget. Die Stadt iſt wohlbefeſtiget, und nach Wien und Prag die ſch &nſte und beſte in allen sftreichiſchen Låndern. In der eigentlichen Stadt bemerketman die dem heil. Aegidius gewidmete , und 1577 den Yeſui
ten eingeräumte Hofkirche , auf deren Kirchhof das , wegen ſeiner Bauart und Bildhauerarbeit ſehenswers dige Mauſolåum ftehet, darinn Kaiſer Ferdinand II fammt ſeiner Gemahlinn begraben iſt ; das an dieſer
Kirche liegende ehemalige Jeſuiter - Collegium das Gymnaſium , welches 1782 aus der 1586 geſtifteten Univerſität entſtanden iſt; die Pfarrkirche, ben welcher
ein Archidiaconus ſtehet, mit dem landesfürſtl. Hoſpi tal ; 8 Ki8fter mit Kirchen ; ein Commenthureyhaus des deutſchen Ordens , welchem die Lechkirche vor der Stadt und derſelben Paulsthor , jugehåret ; die lans desfürſtliche Burg; das Landhaus , in welchem die
Landtage gehalten werden , nebſt dem Zeughauſe der Landſtånde, das Rathhaus , und der Biſchofshof nes
ben der Stadtpfarre. Es liegt auch zum Theil inners halb
i
Das Herzogthum Steyermark. 499 Halb der Stadt auf einem hohen Fellett eitte Feſtung von s Baſtionen , die eine eignte , dem heil. Thomas
gewidmete Kirche , und ein Zeughaus hat. In der 1
Mur - Vorſtadt find 4 Kiffter , und in dem nordlichen oder obern Theil derfelben, welcher die land genennet wird , iſt ein Fels , der nicht nur mir einer Kirche fondern auch mit 9 Kapellen befest ift , und den Eals
varienberg vorſtellen fou. Auffer dem Paulusthor iſt die Vorſtadt, der Graben genannt , in welcher viele herrſchaftliche Lufthåuſer , fammt einem Kapuzinerflos
fter , ſtehen . Vor dem Eiſenthor Itegt die Vorftadr. St. Leonhard , mit einer eigenen Pfarrkirche. Fries drich IV hat die Stadt zuerſt mit Mauern umgeben die aber unter dem Erzherzog Karl und beffelben Sohn
Ferdinand ſehr verbeſſert worden. Die hieſige Stahls und Effen - Fabrif, liefert weit und breit viel feine Waas ren. Die Cattun -Manufaftur ift anſehnlic). Den beträchtlichen Fahrmarkt, der zweymal gehalten wird
beſuchen Ungarn , Griechen , Armenier , Cürken, Jus den aus allen Ländern, Polen und Kuſſen . Die Waaa ren werden auf der Mur mit Floßen ab , und zugefühs ret , daher auch die Schiffarth auf derſelben von einer eigenen Commiſſion im Stand erhalten wird. Nahe bey Gråz iſt das ehemalige Jagdſchloß Rars
lau , das von dem Erzherzog Karl den Namen bat, und nun ein Zuchthaus iſt 2 ) Radkersburg , eine landesfürſtliche Stadt auf einer Inſel, welche die Mur macht, iſt eine der beſtent Stådte in der Steyermarf. Sie tretbet mit Ungarn und Croatien einen beträchtlichen Handel. Es iſt bier ein Kapuzinerklofter. 1418 wurden bey derſelben die
Dürfen von dem Erzherzog Ernſt geſchlagen. Hier tváchſet ſehr guter Weint.
3) fürſtenfeld , eine landesfürſtliche Stadt am Fluß Feiſtrik , der nahe bey derſelben in die Lafniß fällt.
Sie hat nur 108 Häuſer , eine Commenthuren
deß Johanniter - Ritterordene, ein Auguſtinerkloſter, und eine Stadtpfarrkirche. Fia 4 ) Sarto
Der Sſtreichiſche Kreis .
500
4 ) Sartberg , eine Stadt , die das fürſtl. Baari
ſche Haus ſeit 1573 pfandweiſe, und ſeit 1624 fåuflich
m
beſiget. 5) Friðberg, ein geringes landesfürſtliches Stadt dhen am Bach Pinf. Die Stadt an ſich ſelbſt hat nur
ge
o
64 Häuſer, die Vorſtadt Pingga 53, und die Vorſtadt Drtgraben 25. Sie iſt um das Jahr 1200 erbauet.
2) Folgende Märkte. 1) Unger, im Gebirge, gehåret einem Grafen von Khevenhüler .
2 ) Biſchofsdorf, gehåret einem Grafen von Hers berſtein . 3 ) Burgau , an der Lafniß , ift von den Grafen vonTrautmannsdorf an die Grafen von Bathyani
verkauft worden. Hat ein Schloß. 4 ) Feldbach, am Fluß Raab , iſt bemauert , hat auch eine kleine Feſtung , welche man Tabor nennet. Iſt landesfürſtlich , und hat ein frepes Landgericht. 5) Fering , iſt landesfürſtlich.
6 ) Feiſtrig , gehöret verſchiedenen Gerichtsobrigs teiten .
7 ) Fronleiten , iſt landesfürſtlich , und hat ein Servitenklofter.
8) Gleyſtorf, gehåret einem Grafen von Rols lonitſch ..
9) Onåff, gehåret einem Grafen von Traut mannsdorf
10 ) Grådwein , gehsret dem Stift Rein .
II) Il3,gehåretdenGrafen von und zu Wildenftein . 12) márktl , gehåret den Fürſten von Baar.
13) Mureck , an der Mur, ift gråfl. ſtubenber giſch , und der Hauptort einer Herrſchaft. 14) Parail , nicht weit von dem Berge School, gehöret auch den Grafen von Stubenberg. 15) Pegga , gehåret dem Stift Vorau . Hat Ues
berbleibſet eines uralten Schloſſes , und ein neues Schloß. 16 ) pirts
f
Das Herzogthum Steyermark. SOI 16 ) Pirkfeld , gehåret dem Grafen von Traut mannsdorf.
17 ) pol'au , gehöret dem gleichnamigen Stift res gulirter Chorherren Auguſtinerordens , und liegt an der Sau .
18) St. Ruprecht, an der Raab , ift fürſtlichs fectauiſch .
19 ) Šembriach, am Fuß des Bergs Schidl, gee båret einem Grafen von Dietrichſtein . 20 ) Straß , an der Mur , gehöret dem Grafer Lesbie.
21) Uebelbach , gehöret zu der Herrſchaft Wildfteint. 22) Vorau , gehåret dem gleichnamigen Stift res
gulirter Chorherren Auguſtinerordens. 23) Weig , ift gråflich Stubenbergiſch.
3. Herrſchaften und Schlöſſer, als:
1
Aichberg, Eggenberg , ein anſehnliches Schloß bey Gråg , Freyberg , Friedberg , Sürſtenfeld , eine Coinmenthürey des Johanniter - Ritterordens, Sain : feld, Serberſtein, Pfanaberg, Rieggerſpurg miteiner
Feſtung, die für untiberwindlich gehalten wird, Trauts mannsdorf, das Stammhaus der Familie dieſes Nas mens . :
2. Aus dem Mahrburger Kreiſe, ehedeſs ren das Viertel zwiſchen Mur und Drau ges nannt. In demſelben wächſet gnter Wein , es find auch einige Sauerbrunnen vorhanden , und ju Toplbab iſt ein Wildbad.
Wie bemerken
1 ) Folgende Stádte. 1) Wahrburg oderMarchburg , eine landesfürft liche Stadt am Fluß Drau , welche ehemals eigene
Grafen gehabt, Leopold der Starfe , Markgraf von Steyermarf aber von dem Grafen Bernhard an fich gebracht haben ſoll. Die hieſige Burg , wird Ober:
Wahrburg genannt, und gehåret dem Grafen von Bran gi 3
Der OſtreichiſcheKrets.
502
Brandis. Außer der Pfarrkirche , find hier 2 Mins chens und
Nonnenklofter,
2 ) Petau oder Pettau , gemeiniglich Petovium, beffer Poetavio , wendiſch Tuy, (8. i. fremd,) eine kleis ne landesfürſtliche Stadt am Fluß Drau , bat 1 Pfarr
kirche, 2 Kidſter , und außerhalb der Stadt liegt noch ein klofter.
Das Schloß gehdret den Grafen von less
lie. Die hieſigen Manufakturen haben guten Forts gang. Der Ort iſt uralt , und wird ſowohl bey den römiſchen als andern alten Schriftſtellern oft genannt, bat aber feine alte Herrlichkeit verloren. 1041 oder 42 ſvurden die Ungarn bey dieſer Stadt, von dem ſtey
ermärkiſchen Markgrafen Ottocar lll, geſchlagen . Die Stadt iſt mehr als einmal an das Erzſtift Salzburg gekommen .
Anmerk. Das Petauer Feld iſt ſchön , hat nach den umliegenden Bergen eine angenehme Ausſicht, und bringet viel feltene Pflanzen hervor, 3) Voitsberg , ein landesfürſtliches Städtchen an
dem Fluifchen Kainach , welches von einigen für die älteſte Stadt in der Stepermark gehalten wird , und zu der Römer Zeit Viana gebeifen haben ſoll. Das
Karmeliterkloſter außerhalb der Stadt, beſorget die Stadtpfarre. Die Herrſchaft Voitsberg, gehöret dem Grafen von Wagensberg,
Zwo Stunden von hier auf dem Gråßerfelde , iſt daß Doblbad oder Topelbad , deſſen Waſſer faſt kalt ift, und gewärmet iperden muß. Unter demſelben liegt
der landesfürſtliche kuſtort Gjadhof, 4 ) fridau , eine kleine Stadt, nahe berm Fluß Drau , die mit der Herrſchaft dieſes Namens 1773 der Gråfinn von Königsader gehörte,
7) Folgende 1o Márkte , die zum Theil Hauptorter von Herrſchaften ſind, Heberhaupt find in dieſem Kreiſe 92 Herrſchaften, 1) Arnisfels , Schloß, Herrſchaft und Marft des Grafen von Schönborn . 2) Ehrni.
Das Herzogthum Steyermark.
503
2 ) Ehrhauſen , ein Markt, an der Mur, mit einem Bergſchloß, und einer Herrſchaft. 3 ) Pibeswald , Markt und Herrſchaft. 4 ) St. Florian , ein Marft , dem Biſchof zu las vant gehörig . 5) Groß : Sonntag, Commenthurey des deutſchen Ritterordens , zwiſchen Pettau und Fridau. 6 ) Frauenthal , eine Herrſchaft, in welcher eine anſehnliche Meſſingfabrik iſt, die ihre Hauptniederlage zu Grås hat. 7) Gleinſtetten , Schloß und Herrſchaft. 8 ) Sohenmauth oderMauth , ein landesfürſtlis cher Marft, mit einem Kloſter. 9 ) Jåringhof, Herrſchaft des Kloſters Admont, zwiſchen Mahrburg und Murec. 10) Reflach , Markt, unweit Voitsberg, iſt dem Klofter St. Lamprecht dienſtpflichtig. 11 ) Brottenhofen , Schloß und Herrſchaftdes ehes mal. Bisthums Seckau , zwiſchen Leibniß und Wildon. 12) Landsberg oder das deutſche Landsberg, Markt undHerrſcaft, dem Erzſtift Salzburg zugehårig. 13) Leibnig, wendifch Lipniga , d. i. eine Lins denſtadt, war ehemals eine Stadt , iſt aber jeßt nur ein Marktflecfen an der Sulm, hat jedoch beſſere Häuſer , als viele Städte. Er gehöret dem ehemal. Bisthum Ses Ehedeflen waren Schloß und Markt Leibniß, cau . von der Herrſchaft Leibniß unterſchieden . 14 ) Leitſchach , ein Marft an der Sulm . Neben demſelben liegt das Schluß Trautenburg , zu welchem eine Herrſchaft gehöret. 15 ) Luttenberg , ein Marft, an dem Fluſſe Stainz, bey welchem ein ſtarker und vortreflicher Wein bằfet. 16 ) Ligiſt, Markt und Herrſchaft des Grafen von auran . 17 ) St. Leonhard , ein Markt, der dem Grafent son Herberſtein dienet.
gi 4
18) máha
504
Der Aftreichiſche Kreis.
18 ) m & hrenberg , ein Markt, geboret dem hieft gen Dominicaner -Ronnenklofter , Åber iwelchem ein Schloß lieget. 19 ) Moflifchen , ein Marft an der Rainach . 20 ) Peretinzen , eine Commenthurey des deutſchen Ritterordens , an der Drau. 21) Melling, eine Commenthuren des Johanni ter - Kitterordens. 22 ) Ober : Yurek , ein Markt mit einem Bergs chloß , liegt an der Mur. 23 ) Polſterau , ein Markt. 24) Xadkersburg oder Ober : Xaçlersburg, dief feits der Mur, gegen der Stadt Radfersburg im Grå ger Kreiſe über , iſt eine Herrſchaft. 25) Schwanberg , Markt mit einem Kloſter und Herrſchaft , gehört den Grafen von Saurau . 26 ) Seckau , Seckauberg , ein Berg.chloß über Leibniß , das ehemals der gewoshnliche Sis des Bi fchofs iber Stepermarf war : Das Bisthum aber war in dem Stift -marft dieſes Namens in Ober- Steyers marf geſtiftet. Es iſt 1783 aufgehoben worden , aber der Bifchof von Grås bat den Namen des Biſchofs pon Secqu behalten . In dein Schloß iſt ein fefter Thyrın , der aus lauter Steinen mit rdmiſchen Aufs ſchriften erbauet iſt , die von der gerſtörten Stadt Muroela , die unten auf dem Felde geſtanden hat, hins aufgebracht worden , die Steine aber fino entieder perkehrt eingemauert , oder verſtämmelt. 27) Wildon , ein Markt an der Mur , mit einer alten Peſte und Herrſchaft , die einen Gerichtsbezirk von 10 Meilen in der Kunde beſigt, und über alle dar inn gelegene adeliche und andere Güter das Landges richt oder den Blutbann ausübet. Es geboret den Gra fen von Stampfer. 28) Wernſee, ein Marft. 29) Witſchein , Schloß und Herrſchaft des Doms. ſtifts Sedau.
3) Fols
Das Herzogthum Steyermark.
505
3. Folgende Kloſter. I ) Rein, ehedeſſen Rune, Runenſe coenobium , ein Ciſtercienſer - Kloſter, 2 Meilen von Gråß, das Marts graf Leopold 1128 geſtiftet hat. Es hat 8 Pfarren. 2 ) Stainz , ein 1229 geſtiftetes Collegium regus lirter Chorherren Auguſtiner Ordens. Es gehéren dems felben in dieſem Kreiſe die Herrſchaften und Güther Horneck , Berberſtorf, St. Joſeph, Leonrad, Lan: kopig und die Mårfte Stainz und Preding, 3. Aus dem Cilier Rreiſe , ehedeſſen Viers tel Cilli oðer Zilli, genannt , welches erſt eine zu Kårnthen gehörige Mark , und nachmals eine K. Ludwig aus Bayern Grafſd aft geweſen. machte 1341 Friedrich von Sounec (oder Sån : neck, Saanegf,) zum erſten Grafen von Cilli, K. Karl IV erklärte die cilliſchen Grafen zu Reichs grafen , und K. Sigismund 1436 zu Reichsfür ſten , welches Herzog Friedrich von Oeſtreich ſehr übel nahm , nachher aber es 1443 als Kaiſer bea willigte, jedoch mit der Bedingung, daß Cilli nach Abgang des' regierenden Hauſes an Oeſtreich fale ten ſollte.
Als nun der lebte Graf Udalrich 1457
erſchlagen ward, und keine Erben hinterließ, nahın K. Friedrich III Beſik von der Grafſchaft, und Die vereinigte dieſelbige mit der Steyermark. Einwohner ſind alle Wenden oder Winden . Der hohe Berg Bacher oder Pacher , ziehet ſich von Windiſchgråß gegen Mahrburg þingb, und follo nach der Wiſcheriſchen Ausmeſſung , einen Umfang pon 15 deutſchen Meilen haben . " Er hat auf ſei nen breiten Gipfeln , die in wendiſcher Sprache Roppe genennet werden , Brunnen , Sümpfe und Seen .
Der Berg Botſch , hat viele geräu mige Jis 1
Der Sſtreichiſche Kreis.
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mige Gruben , die im Winter mit Schnee ange füllet ſind , in der übrigen Jahrszeit aber Regens waſſer ſammlen , und in das Innere des Berges
leiten . Er iſt reich an allerhand Erzarten , wel
ches die rings um denſelben hervorbrechenden mis neraliſchen Quellen anzeigen; als der berühmte Sauerbrunn, der i Stunde von Rohitſch oder
Roitſch iſt, die Quelle zum heil. Kreuß , bey Ariaviga, und bey dem KloſterStudenis , 'wel ches lekte Waſſer im Winter warm iſt und raucht. Wir bemerken
1 ) Folgende landesfürſtliche Städte. I) Cilli oder Zilli , zur Zeit ver R mer Celeja, die Hauptſtadt deralten Grafſchaft, liegt zwiſchen den
Fliſſen Sån uns Riding, mit welchem lezten ſich bey der Stadt die Vogelain vereiniget. In der Kirche des 1241 geſtifteten Minoritenkloſters, iſt das Begräbniß der ehemaligen Grafen . Außerhalb der Stadt liegt ein Bergſchloß, das geineiniglich Ober : Lilli genennet wird. Die Stadt iſt von 1450 bis 1473 mit Mauern
umgeben worden, und 1448 , 1502 und 1534 abges brannt.
Anmerk. Die Landſtraße zwiſchen Cilli und Petau , iſt urſprünglich eine römiſche Straße , bey welcher zu Neinig, unweit Hocheneg, 1715, und 10 Fahr hernach römiſche Meilenſteine und andere Denkmagle ausges graben worden .
2) Rein, Rain, ein Städtchen an der Sau , bey welchem 1475 die Chriſten von den Tirfen geſchlagen worden. 1516 brannte es ab. Das Schloß neben
deinſelben, gehöret nebſt der Herrſchaft, den Grafen pon Attems.
3) Feiftriz oder Windiſch Feiſtriz, wind. Biſtris 39, eine ſehr kleine Stadt, welche den Vornamen Wins
biſch, zum Unterſchied von 2 ſteyermärkiſchen Schloſs ſern ,
Das Herzogthum Stenermark.
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fern , die auf deutſchem Boden ſtehen , bekommen hat, Es iſt hier ein Minoritenfiofter. Das Schloß nebere Derſelben, oder Burg : Seiffriß , gehöret nebſt der Herr fchaft, den Grafen von Attems. 4 ) Windiſch : Grån, in windiſcher Sprache, Slo : weni Gradez, d. i . der Slawer Städtchen , lat. Vendo . oder Vindo - Graecium , Slavo'- Graecium , iſt ein Stådt chen . Um das Jahr 1187 und 1204 gehörte es den Markgrafen von Meran und Andechs. Aus dieſer Familie war Berthold, Patriarch zu Aglar, der Schloß und Marft Windiſch - Gråk 1251 der Kirche zu Aglar fchenkte, der ſie 1341 abermal übergeben wurden. Die noch vorhandenen Grafen von Windiſchgråg , werden von hier ihren Urſprung haben .
2) Folgende Mårkte. 1 ) Sraßlau und St. Georgen , Mårfte, jener an der Saan . 2 ) Gonowig, ein Marft, bey welchem eine merf würdige in den Markt fließende Quelle iſt, die im Win ter warın, und im Sommer kalt befunden wird. Ueber dem Markt liegt ein Schloß auf einem Felfen . Marft und Schloß gehøren den Karthåuſern zu Selt , und jener war 1151 , als das Kloſter geſtiftet wurde, noch ein Dorf. Die Türfen plånderten 1529 den Markt; und 1515 entſtand hier ein Bauernaufſtand , derglei men ſich auch unter . Karl VI ereignet hat. 3) Socheneck , ein landesfürſtl. Marft. 3 ) Sorberg, ein Markt mit einer Herrſchaft. 5 ) Das windiſche Landsberg , ein Schloß und Markt, auf einem Berge, gehåret nebſt der Herrſchaft einem Grafen von Attems, 6 ) Die Märkte Lauffen , Lemberg, mit einer Herr ſchaft, Lichtenwald an der Sau, und St, Lorenz . 7 ) Die Märkte arau , ettnig, welcher landes: fürfil. iſt , Montpreiß mit einem Schloß und einer Herrſchaft, und zeuſtift, 8) ) Ober :
.
Der dſtreichiſche Kreis.
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8) Oberburg, Marft und Stift des Biſchofs zu Faybach . 9) Die Mårfte paillenstein , mit Schloß und Herr Ichaft, Práfberg und Reichenburg an der Sau, mit Soloß und Herrſchaft.
10 ) Rochitſch , Xohitich , ein landesfürſtl. Marft, neben walchem ein Schloß liegt, das wie die Herrſoaft gleiches Namens, dem Grafen von Leblie gehört. 1 ) Die Mårfte Xiez, Såldenhofen an der Drau, Der landesfürſtlich iſt, aber ein Schloß hat, das dem
Nonnenkloſter ju Mährenberg dehårt, Schönſtein, nebſt Schloß und Herrſchaft, Sachſenfelg, der landess fürſtlich iſt. 12) Die Märkte Trackenburg, nebſt Schloß und Herrſchaft, Cuffer, der landesfürſtlich iſt, Schloß und Herrſchaft aber gehåren dem Grafen von Wildſtein , Weitenſtein , mit Schloß und Herrſchaft dem Biſchof
ju Gurk in spårnthen, gehörig, und wolan oder wol lan, nebſt Schloß und Herrſchaft des Grafen vou Sauer.
13) motnick , ein Markt, neben welchem das Schloß Ober : mätnick liegt. Er gehörte ehedeſſen zu Krain .
3) Von 116 Herrſchaften und Gütern, nur noch folgende. 1) Altenburg, Schloß und Herrſchaft des Biſchofs zu Laybach in Krain. 2) Ankenſtein , zerſtortes Schloß und Herrſchaft des Grafen von Sauer, an der Drau, über die hier eine Ueberfahrt, auf wendiſi Borlen , ift , welches Wort als ein Name von dem alten Schloß gebraucht wird.
3) Saillenſtein , eixe Commenthurey des Johans miter -Ritterorörns, liegt bey Neukloſter.
Sockenberg und Selfenberg, Herrſchaften .
Die Herrſchaften Raßenſtein , Königsberg und Kranichsfeld. 6 ) gені:
Das Herzogthum Stenermark. 509
1
6 ) Lembach , eine Herrſchaft, dem Benedictinere Klofter zu St. Paul in Kärnthen gehörig.
7 mannsberg, eine Herrſchaft. fm 16ten Jahrs hundert haben ſich die Grafenvon Montfort von dies fem Schloß geſchrirben .
8) iZeu - Cilli , eine anſehnliche gråfi. geisridiſche Herrſchaft, eine halbe Meile von der Stadt Cilli, ent: bålt das prachtige Schloß 17eu : Cilli, das ebedeffen Prumberg hieß, und einen an ſchonen Früchten ſehr
reichen Sarten hat, und den Markt Sachſenfels, der eine Viertelſtunde vom Schloß liegt.
9 ) Sånnegť, eine alte Herrſchaft , deren ehemalis. ge Herren , Grafen von Cili geworden. 4) Folgende zum Theil aufgehobene Kloſter . 1) Studenis , (d. i. Gnadenbrunn, in der Stifs tungsurkunde Fons gratiarum ;) ein adelich Frauenſtift Dominicanerordens, deſſen Vorſteberinn eine Priorinn iſt, iſt 1263 geſtiftet worden . Ben demſelben liegt ein
Markt, es gehören demſelben auch die Herrſchaft Freyſtein. 2) Seit, eine aufgehobene Karthauſe, univeit Go nowiß, in einem Thal, welche 1151 von dem Markgras,
fen Ottocar V geſtuftet worden . Aufer dem Markt Gonowis, geh &rte denſelben die Herrſchaft Opploni . 3) Geyrach , Gyrienfe Coenobium , war ebemals
eine Karthauſe , ward aber nachher dem Convictui alumnorum der Jeſuiten zu Gråß übergeben.
II. Ober - Steyermark beſtehet 1. Aus dem Judenburger Kreiſe, ehedefo ſen Viertel Judenburg genannt, in welchem 1 ) Folgende Stadte . $
1) Judenburg , zur Römer Zeit Idunum , die lane desfürſtliche Hauptſtadt in der Dber : Steyermark, liegt an dem hohen Ufer der Mur, und hat dte Ausſicht
in eine Ebene, die mit hohen Bergen umgeben iſt, die ftets
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Der Sſtreichiſche Rreis.
ftets mit Schnee bedeckt find. Sie enthält eine lans Desfürſtliche Burg , in der eine Nebenlinie des Erzs
hauſes gewohnet hat , ein Franziſcanerklofter, deſſen Kirche die Hofkirche genannt wird , weil das Kloſter neben der Burg ſtehet, und ein ehemaliges Jeſuiter Probierhaus ; und außerhalb der Stadt iſt ein Nonnens klofter. Uus hier geſchriebenen Urkunden von 1182 und 1191 erbellet , daß ſie ſchon damals eine bekannte
Stadt geweſen ſey; ja aus einer Urkunde von 1103 iſt zu erſehen , daß fie ſchon damals viel Handel ge trieben habe.
Zwiſchen Judenburg und Knittelfeld iſt die ſchönſte und gröfte Ebene in Ober- Steyermark , das Eichfeld genannt , die auch ſchon gut angebauet iſt.
2 ) Rnittelfeld, eine kleine und unanfehnliche lan desfürſtliche Stadt an der Mur. Es wird hier Sals peter geſamulet. In dieſer Gegend fånget man ant, die Mur mit kleinen Fahrzeugen, die man Floffe oder Platten nennet, zu befahren, welche Eiſen , Kupfer,
Blen, Bauholz, Fiſche, Wildpret, Håute und andere Waaren nach unter - Steyermark bringen.
In der Gegend , die an der Ingering genennet ibirs, iſt Torf vorhanden . 3) Murau , eine kleine Stadt, die jeſt nicht viel über 100 Häuſer hat, und von der Mur in 2 Theile abs
geſondert wird. Neben derſelben liegt ein Schloß auf einem Hügel. Sie gehåret dein fürſtl. ſchwarzenber
siſchen Hauſe. En ihrer Gegend find Eiſenhåmmer , eine Dratmühl und eine Nägelſchmiede. Auf einem Schieferfelſen ſteht das anſehnliche Solos Db : Yurau.
42. Xottenmann , eine landesfiirftliche Stadt im Baltenthal, an dem kleinen Fluf Balt.
Sie hat ein
1454 geſtiftetes Collegium regulirter Chorberren Aus guftinerordens. Von derſelben hat der Xottenmanner Taurn (Berg) den Namen .
5 ). Ober :Wels oder wolz, eine kleine Stadt des Biſchofs von Freyſingen. 2 ) Fols
Das Herzogthum Steyermark.
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2) Folgende Mårfte. 1) Uuſlee, ein landesfiirſtlicher Markt, nichtweit von Hallſtadt, an den falzburgiſchen und öſtreichiſchen Gränzen. 2) Admont, ein Marft zwiſchen der Ens und Bala
ta, der wahrſcheinlicher Weiſe jünger als das hieſige exempte Stift Benedictinerordens iſt, welches 1074 geſtiftet worden, einen infulirten Abt hat, und dem der
Markt gehårt, welches auch in dieſem Kreiſe das Schloß Stechau im Baltenthal, und Unter : Zeyring, beſiget. 3) Gröbming, ein fürſtlich falzburgiſcher Markt, neben dein hohen Berge Griming. 4 ) Sauß, auch ein fürftlich falzburgiſcher Markt, an der Ens, und wird unter :Baus zum Unterſchied von dem darneben liegenden Schloß Ober : Baus ge mannt.
5) Groming, ein Marft mit einem Rapuzinerflo: fter , gehåret zu der Herrſch iſt Wolkenſtein , deren
Schloß im Ensthal gelegen hat, aber zerfalten iſt. Ge MO
hørt den Grafen von Sauer .
6) Kammersberg St. Peter, ein Markt, der zu der fürſtl. freyfingiſchen Herrſchaft Rottenfels gehåret. 7) Lieumarkt und Obedach , landesfürſtliche Márfte. Bey dem erften ſteber das Schloß Forchten ſtein , das einen adelichen Beriber bat.
8 ) St. Lamprecht , ein Marft, der der hieſigen entweder 1066 oder 1074 geffifteten eremten Benedi ctinerabrer) gehöret , die in dieſem Kreiſe auch die
Schldſſer Lindt und Stein , beſiget. 9) Seckau, ein Marft, der junger iff, als das hie: fige 1149 geſtiftete Collegium regulirter Chorherren Nu 1 1 %
guſtinerordens, int defien Kirche unterſchiedene Streicht: ſche Erzherzoge begraben liegen. Er iſt auch wegen des hier 1218 von dem Erzbiſchof zu Salzburg init Bewil Itgung des Pabſtes errichteten Bisthums , deſſen oben ( $. 6.) gedacht worden , merkwürdig. Der Biſchof
wohnte gemeiniglich auf dem Bergſchloß Seckau bey leib
1
Der dſtreichiſche Kreis.
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Leibnis in Unter - Stepermart. Es gehéren bem Stift die Solsffer Dirnberg , Sautgenbichl, Pran? und Waſſerberg
10) Schladming, ein landésfürſtl. Markt, dafür er 1770 pou neuein erflåret worden , liegt an der Ens,
und war biß 1525 eine landesfürſtliche Bergſtadt, ward aber in dieſein Jahr des Stadtrechts beraubet. 11) Ungmarkt, ein Markt des Fürſten von Schwars zenberg.
12) Weißkirchen und Ober:Zeyring, landesfirſts liche Mårfte. Bey dem legten waren ehedeflen einige Silbergruben, die aber 1158 ferfielen : er ift auch der
Stammort der Herzoge von Zeyring oder Zåring.
3) 89 Schlaſſer und Herrſchaften, von welchen aber außer den ſchon angeführten, nur noc Bichlern und Donnersbach im Ensthal, Ein: ' odt oder im Bad , (von einer mineraliſchen Quelle,)
Frauenburg , Seinrichsberg , Råtſch , Lichtenſtein, iZeuhauß, Oberndorf, Puchs, Schrattenberg, Spils berg, Steinach , Wolkenſtein , Weiſſenthurn , zu merfen .
2) Ans dem Brucker Kreiſe, egedeſſen das Brucker Viertel genannt, darinn
1) Folgende Stådte. 1) Bruck oder Brugg an der Mur, Muraepon tum , eine kleine landesfürſtliche Stadt mit einer Pfarr
kirche, an der ein Archidiaconus ſtebet, 2 Kidſtern mit Kirchen , und einem Hoſpital. In derſelben nimmt man an den Menſchen die größten Kr &pfe in ganz Obers Steyermark wahr. Bey derſelben fått die Mórz in
die Nur, nachdem ſie das von ihr benannte ſchöne mórzthal durchfloſſen hat. Es kominen hier zwen Hauptſtraßen zuſaminen , nämlich die Straße von Wien
åber Bråg nach Trieft,und die Straße aus Stalien, åber Clagenfurt nad Wien , 2 ) Leos
Das Herzogthum Stevermark.
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2 ) Leoben , Leuben , eine landesfürſtl. Stade att der Mur , die ehedeflen der Hauptort einer Grafſchaft
geweſen iſt, und 1246 an den Kärnthiſchen Herzog Bern le
hard verkauft reyn ſoll. Es iſt hier 1785 von dem Landesfürſten ein Bisthum errichtet worden / zu wels chem er das Ernennungsrecht hat, und welches unter
dem Erzbiſchof von Salzburg als Metropolitan ſteht. Sie enthält ein eheutaliges Jeſuiter - Collegium , und
ein Dominicanerkloſter, beyde mit Kirchen , und außers halb den Mauern find 2 Pfarrkirchen , davon eine in der jenſeits der Mur gelegenen Vorſtadt iſt , woſelbſt ein Rapuzinerkloſter zu finden . Es wird hier ein ftars fer Eiſenhandel getrieben. Die Stadt liegt in einer
geſunden Gegend, iſt angenehm und ziemlich ſtark be . wohnt.
2. Folgende Mårfte. I ( Altenmarkt und St. Gallen , Mårftedes Stifts Admont.
2) Eiſenärzt, ein landesfürſtl. Markt, iſt anſehna lich, und wegen der daſigen reichen Eiſenbergwerke bes
rühmt, die im Jahr 712 entdecfet worden . Die hieſis. se Rad- und Rechenwerks - Wirthſchaftsſtelle, Hat die Oberaufſicht über den Stahl- und Eifen - Handel in Deſfreich und Steyermark. Der Markt litte 1615 großen Feuerſchaden.
3) Rapfenberg , ein Markt, bey welchem 1292 ein heftiges Gefecht zwiſchen den ſtubenbergiſchen und
landenbergiſchen Kriegesleuten vorgefallen iſt, gehåret der ſtubenbergiſchen Familie.
Er beißt unter : Kas
pfenberg, in Anſehung des Schloſſes Ober-Kapfena berg.
4 ) Rúðberg , ein Markt am Fluß Mirz, miten nem Schloß , das Ober : Rudberg heißet.
5) Wautern , ein Markt , woſelbſt ein Eiſenbergs wel ift.
6 ) Mörzzuſchlag, Mürzzuſchlag, ein landes fitrſtl. Markt, nahebey der März oder Mürz, und der erſte Ort, sell * s Th. 74.
514
** Der sftreichiſche Kreis.
den man berührt, wenn man aus dem Rande unter der Ens über den Semmeringnach Steyermark kommt. Er hat Eiſinhåmmer , und eine Senſen - Sichel- und Weiß - Blech - Fabrif. Die leßte iſt außer Böhmen die einzige in 8ſtreichiſchen Landen. Bon Mürzzuſchlag bis Bruck an der Muhr,erſtrecket fich das ſehr fruchtbare Mürzthal , in welchem die bes
ſte Viehzucht in ganz Steyerinärfiſt. Die in der Ebne
V
befindlichen Wieſen , werden faft alle aus der Mürz
f
fleißig gewäffert. Um Gebirge erblicket man gute Getraidefelder.
.
7) Trofeyach , ein landesfürſtlicher Markt. 8) Vordernberg , ein landesfürſtlicher Marft, iſt
f
feiner Eiſenbergwerke wegen berühmt, und der Siß eines landesfiirſtl. Domainenamts, welches das ein
3) Von 25 Schlöſſern , Herrſchaften und
20
zige in ganz Steyermarf iſt. Die Gefälle, deſſelben beſtehen meiſtens in Stahi uud Eiſen.
Gütern ; ſind inſonderheit anzumerken , 1) Gallenſtein , ein Schloß des Stifts Udmont.
2 ) Kammerſtein und Kaiſersberg, Herrſchaften ,
der Grafen vonBreuner.
3) Måffenberg, Herrſchaft und Schloß der Gras
g
fen von Wurmbrand.
4 ) Pernegg , Herrſchaft der Grafen von Leslie.
5) Weyer , Schloß und Herrſchaft der Familie von Haided .
4. Folgende zum Theil aufgehobene Kildſter. 1) Maria Zell , eine aufgehobene Benedictiner Mbtey , ift um das Fahr 1200 geſtiftet worden. Sie
war dem Kloſter St. Lambrecht einverleibet , und zu derſelben gehörten die Märkte Cell und Pflenz.
n
E
Die
Kaiſerinns Königinn Maria Thereſia beſchenktedie Kirs che 1769 mit einem filbernen Stirnblatt am Altar ( frontale, devant - d'autel) das 300 Marf wieget, 4 Fuß
breit und 2 hoch ift. Man ſiehet an demſelben von halb
C
Das Herzogthum Kärnthen .
515
halb erhabener Arbeit einen Stammbaum , und an demſelben auf vergoldeten Medaillons die
Bildniſſe Kaiſers Franz I, ſeiner Gemahlinn Ma ria Thereſia , und ihrer gemeinſchaftlichen 16 Kinder, mit der Inſchrift: Divae virgini matri Maria Thereſia Auguſta , pro parato ſibi et cariſl. conjugi Franciſco I Roin , Imper. in rebus adverſis omnibus perfugio , fer
vatis regnis, ſuſcepta frequente fobole , hoc flemma familiae grati animi ergo ſacravit, V Sept. MDCCLXIX . 2) tžeuberg , ein Ciftercienſerflofter , das Saiſer Albrechts I Sohn Otto um das Jahr 1327 geſtiftet hat.
3) Goß , ein adeliches Benedictiner - Nonnenflo fter an der Mur , das 1004 geſtiftet worden .
2. Das Herzogthum Kärnthen. $. I.
Vom dem Herzogthum Rårnthen , haben Las zius, Solzwurm , Valvaſor und ein uns genannter Jeſuit, Charten ans Licht geſtellet;
Joh. Bapt. Somann aber hat die Holzwurmis ſche Charte ſehr verbeſſert und vermehrt wieder auf geleget, und ſie iſt in dem Atlas von Deutſchland land die 36ſte.
$. 2. Die alten Carni, die eine celtiſche Colos nie waren , und in ſpåtern Zeiten Carantani und Carinthi genennet worden , haben dieſem Lande
den jebigen Tamen verurſachet , und es iſt eyes mals ein Theil von Carnia und Noricúm geweſen. Es grånzet gegen Morgen an die Steyermark, gegen Mitternacht an eben dieſelbe, und an das Erzbistum Salzburg , gegen Abend an Tyrol, und gegen Mittag an das Gebiet der Republik Venedig und an Krain. Es mag gegen 300, deute
ſche Quadratmeilen groß ſeyn. KE 2
$. 3:
che
516
Der Sſtreichiſ
Kreis .
8. 3. Ober - Rärnthen iſt febr bergicht und waldicht; Unter - Rärnthen hat måßigere Ber : ge , und einige ſchöne Ebenen , von welchem das Laventhal das fruchtbarſte iſt. In jenem Theil iſt die Luft rauher , aber geſünder , als in dieſem , woſelbſt die Frühjahrs- und Herbſt - Nebeluna geſund ſind. Für die höchſten Berge hått man die 4, die von dem heil. Ulrich , der heil. Seles na , dem heil . Veit und heil. Lorenz benennet werden ; es giebt ihnen aber der Berg Loibl, der Kärnthen von Krain -ſcheidet , und durch deffen Mitte ein Weg verfertiget iſt , nichts nach , ja er übertrifft ſie noch wohl an Höhe. Die Berge,die nach Tyrol zu liegen , ſind nicht weniger erhaben. Dieſe Berge liefern ſehr gutes Eiſen ; inſonderheit ſind die Eiſengruben ben Frieſady, und in der Ges gend der Quellen des Fluſſes Liſer, berühmt. In der Gegend von Villach , zu Blenberg und an an dern Orten , iſt gutes Bley zu finden. Es giebt Sauerbrunnen, als zu Veuſchulz und Freudents thal, jener hat Eiſentheilchen , und aus dem Ei ſen -ocker, der ſich beym abrauchen auf dem Bos den anſekt, þat man Vitriolgeiſt übergetrieben : dieſer iſt faſt geſchmacklos , hat aber Eiſen , Vi triol, und ein mineraliſches Fett. Es giebt aber auch viele und fruchtbare Thåler, welche Weißen , Roggen , Gerſte , Hafer , und vornåmlich Buchs weißen tragen ; dody hat das Land Zufuhr an Ge traide nöthig.
Der wenige Wein, der hierwach
fet, þat keine Güte : man brauet aber zwenerley Bier.
Es giebt Gemſen , róthliche, braune und
weißliche Båren.
Der Seen , Båche und Flüſſe iſt
Das Herzogthum Kärnthen.
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ift eine große Menge. Unter den Seen iſt der Wordtſee in Unter -Kårnthen der größte ; er hat $
5
2 gute Meilen in der Långe, iſt breit und fiſchreich. Nächſt deinſelben folget der Oſiacherſee in Obers Kårnthen , alsdenn der Weiſſenſee , Forchten ſee, Milſtadterſee, Fåderſee u. a. m . Der größte Fluß iſt die Drau, gemeiniglich Drage
genannt, die aus Tyrol kommt, fid, durch ganz Kårnthen von Abend gegen Morgen ergießet, und alle andere Bache und Flüſſe des Landes auf nimmt , als den Fluß Gail, der aus dem Tyliach in Tyrol kommt ; Mou, der am Kaurlſer Taurn , im Erzbisthum Salzburg , entſtehet; Liſer , der hinter St. Peter , am Kakberg , entſpringt; die Glan , die hinter Glanhofen bey St. Ulrichsberg ihren Urſprung hat ; der Fluß Gurk , der in dem Gebirge , im Thal Reichenau , hinter St.Lorenz, entſteht; der Fluß Lavant , der hinter Reichen fels im Gebirge entſpringt, u. a. m. N.. 4. In dieſem Herzogthum ſind 1 Stadte und 21 Markre. Der Einwohner werden 2 bis 300000 feyn. Sie ſtammon theils von alten Deutſchen , theils von Winden ab.
Der Adel
iſt mehrentheils aus Franken , Bayern , Schwa ben , Sởweiß, Bdheim und Deftreich hieher ges kommen. Die Landſtånde werden hier eben ſo
abgetheilet, wie in Deſtreich ; ihre Verſammlun gen geſchehen zu Clagenfurth. Der Erzbiſchof zu Salzburg hat hier anſehnliche Güter. Dieje: nigen , die dem Bisthum Bamberg zugehöret haben, und vont Kaiſer Heinrich II dem Stifter
deſſelben geſchenket worden , haben vieljährige KE 3
Strei
518
Der dſtreichiſche Rre .
Streitigkeiten zwiſchen dem Bisthüm und dem dſtreichiſchen Hauſe verurſachet, weil das legte dies felben unter ſeine Landeshoheit gezogen , und mit den öffentlichen Auflagen beſchweret hat : fie find aber demſelben 1759 von dem Bisthum verkauft, und auf ewig eigenthümlich abgetreten worden. 8. 5. Die chriſtliche Lehre iſt hier vom 7ten Jahrhundert an bekannt, und nach und nad aus: gebreitet worden . Das Land bekennet fich groß tentheils zur römiſch - katholiſchen Kirche, ehemals aber ſind hier viele Anhånger und Bekenner der evangeliſchen Lehre geweſen. : 1782 haben die noch übrigen Evangeliſchen die Freyheit erhalten, ein Bethaus zu errichten , und einen Prediger bey demſelben anzuſtellen. Die Biſchöfe zu Gurt und von Levant zu St. Andree , ſtehen unter dem Erzbiſchof zu Salzburg als Metropos litan . $ . 6. Die vornehmſten Fabriken im Lande, ſind diejenigen , in weldien Eiſen und Stahl auf vielerlei Weiſe verarbeitet , und hernach ausge führet wird . Aus dem hieſigen Stahl verfertigen die Engländer ilire
feinſten
ſtåblernen Arbeiten .
Der levantiſche Handel, hat über Venedig und Trieſt einen ſtarfen Zug ins deutſche Reich , und inſonderheit in die dſtreichiſchen Länder. Den Han del des Landes beſorgte eine zeitlang ein Com merzconfes .
$ . 7. Die alten Carnier , die anfänglich die von ihnen benannten carniſchen Alpen in dem jes bigen Ober - Krain bewohneten , baben ſich , wie es fdyeinet, um die Zeit des Untergangs des abend landi
.
Das Herzogthum
Kärnthen .
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fåndiſchen Kaiſerthums in das benachbarte Nori. cum ausgebreitet , und ſind hierauf Kärnther (S. 2.) genennet worden . Es ließen ſich nach . mals Slawen unter ihnen nieder , und fie gattek ihre eigenen Fürſten. Zur Zeit der Nachkommen Kaiſers Karl des Großen waren auch in hieſiger Gegend Markgrafen beſtellet. Scon Otto II erhob im Jahr 976 ten Markgrafen Heinrich den jůngern , Sohn des bayeriſchen Grafen Berthold, zum Herzog von Kårnthen , und von der Zeit an, kommen noch Otto , Heinrich, jwey Conrade, Adals bert, und Wolf, als Herzege bis aufKaiſerHeinrich den vierten vor . Dieſer machte 1073 einen Nas mens Marquard , der von den Grafen von Morz thal und Avelanz abftammete , zum Herzog von Kärnthen , auf welchen Heinrich III folgete . Als derſelbe 1127 ohne Erben tarb , erhob Kaiſer Loa tharius den Pfalzgrafen Erbo zu dieſer Würde ; nad, deſſen
Code fie 1140 von dem Kaiſer Con
rad III an Engelbrecht, Grafen von Sponheim und Ortenberg , überlaſſen purde , deſſen Nach kommenſchaft 1269.mit Herzog Ulrich ausſtarb ; worauf ſich der bóheimiſche König Przemyſl Otto : car II des Herzogthums, wegen eines 1268 mit dem lekten Herzog errichteten Erbvergleichs , an maßete ; weldes ihm aber von Rudolph I entriſ ſen , und 1286 von Reichswegen dem Grafen Mainhard zu Tyrol und Górz zu Lehn gegeben wurde , der mit ſeinem Sdwiegerſohn , ¥ lbrecht von Oeſtreich, einen Vergleich errichtete, vermoge deſſen Kårntyen nac, Abgang reines månnlichen Stamms an Albrechts Erben fallen follte. Als KE 4
520
Der dftreichiſche Kreis . ::
nun biefer Fall 1335 erfolgte , erkannte Kaiſer Ludwig aus Bayern diefes Herzogthum den øſtreis chiſchen Herzogen Albrecht und Otto ju , die auch mit demſelben belegnet wurden .
8. 8. Das Wapen des Herzogthums , iſt ein getheilter Schild, deſſen linke Seite aus einem weißen Schilde mit einein rothen Mittelbalken bes ſtehet, die rechte Seite aber enthält drey über ein. ander gehende Löwen im goldenen Felde. 8. 9. Die Land - Erbamter find : das ober : fte Erbland : Bofmeiſter - Amt , welches die Grafen von Roſenberg beſigen ; das oberſte Erba land - Kämmerer - Amt, welches ſeit 1566 die Grafen von Herberſtein haben ; das oberſte Erbland : Marſchall - Amt , welches die Gras fen von Wagenſperg verwalten ; das oberſte Erb land -Stallmeiſter -Amt, welches die Grafen von Khevenhüller bekleiden ; das oberſte Erblanda Mundſchenken : Amt , welches die Grafen von Dietrichſtein beſigen ; das oberſte Erbland Truchfeffen - Amt, welches die Grafen von Hers berſtein haben ; das oberſte Erbland : Jäger meiſter - Amt, welches die Grafen Paradeiſer bes kleiden ; das oberſte Erbland : Silberkåmme rer Amt, welches die Grafen von Thurn haben ; das oberſte Erbland = Rüchelmeiſter - Amt, welches die Grafen von Sailern haben ; das ober fte Erbland - Ståbelmeiſter - Amt, welches die Grafen von Wels beſigen ; das oberſte Erb land - Vorſchneider - Amt, welches die Grafen von Stürge bekleiden ;
das oberſte Erbland :
Sak
Das Herzogthum Kärnthen.
521
Falkenmeiſter - Amt , weiches die Freyherren w
von Hallerſtein beſigen.
$. 11. Kärnthen ſtehet jeßt in ' Juftißfachen über die Stånde , geadelte, Güter - Befiger und
Communitåten ,mit unter den vereinigten Landrech ten zu Laybach , von welchen an das inner- und obers öſtreichiſche Uppellations -Gericht zu Clagenfurty, apelliret werden kann.
Es iſt in 3 Rreis&mter
abgetheilet, über deren jedes ein Kreishauptmann geſeket iſt.
1770 kat für den Landesfürſten betragen 114957 Fl. 36 Kr.
Das Camérale
Das Montaniſticum
48315
9
31784 603420
35
Die Staatsſchulden Steuer Das Bancale
Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
39
17228
1264012 21109 -
47 45
2,386884 Fl. 32 Kr. Es liegt hier ein Regiment Fußvolks. ***
Kårnchen wird abgetheilet
I. In Unter-Kärnthen . 1. Folgende Srådte . 1) Elagenfurt , die Hauptſtadt des Herzogthums, deri Siß des 1782 errichteten Apellations - Gerichts für Inner - Deftreich , Tyrol , und die voralbergiſchen
Herrſchaften , und der Landeshauptmannſchaft, liegt nicht weit von dem Fluß Glan , iſt auch durch einen Canal RES
522
Der Sſtreichiſche Kreiß .
Canal mit dem Werdtſee verbunden . Sie ift mit ei nen Wat umgeben , ivohl gebauet, hat an 6000 groß ſentheils anſehnliche Häuſer , und 10000 Menſchen, eine alte Burg , die ein ſchoner Pallaft, und der Sie des Landeshauptmanns ift , ein Gymnaſium und eine Normalſchule, 6 Kirchen , 2 Mönchenfl8ſter und 1 Nons nenflofter, ein Landſchaftshaus mit einem ſchönen Por: tal, in welchem ſich die Landſtånde verſanımlen, 2 mara morne Säulen , deren eine der heil. Dreyeinigkeit, und die andere der Jungfrau Maria gewidmet iſt, eine dem Raiſer Leopold zu Ehren errichtete marmorne Bild fåule zu Pferde , und ein metallenes Standbild , wel ches die Kaiſerinn - Königinn Maria Thereſia vorftellet. Sie iſt die Hauptſtadt des Landes geworden , nach dein S. Maximilian I dieſelbe nebſt der Burg.1518 der ges treuen Landſchaft gerdsenket, worauf ſie auch beſſer an gebauet , und gegen das Ende des 16ten Jahrh . befe ftiget worden . 1600 fam Martin Biſchof zu Seckau , von 400 Kriegsleuten begleitet, hieber , verbrannte die lutheriſchen Bücher , und hob aben evangeliſchen Got : tesdienſt auf. 1635 und 1723 iſt die Stadt faſt ganz abgebrannt. 1704 iſt hier eine anſehnliche Manufats tur får feine Tücher aus ſpaniſcher Wolle , errichtet, auch eine Bleyweiß - Fabrif angelegt , ( zu welcher das Bley von Villach gekauft wird ,) und eine von der Kais ſerinn - Königinn Maria Thereſia privilegirte Geſells ſchaft zur Beförderung des Acerbaues und niglicher Künſte, geſtiftet worden , und 1767 bat die Coinmerz cafie zu Wien ein militäriſches Waiſenhaus für 300 Soldatenfinder ang legt, die angeführet werden, Wolle, achs und Baumwolle zu ſpinnen . In einer Vorſtadt iſt ein neuer Pallaſt , der zur Wohnung für die Erzherzogin Marianne ertauet worden . Anmerk. Zwiſchen dieſer und der folgenden Stadt, iſt am Fluß Glan das Saal- oder Zollfeld , Solienfis campus, welche meift fumpfige und unangebauete Ebes ne, auch das Saalermoos genennet wird, und auf der man noch Merkmale' einer alten Stadt findet, die das ſelbſt
Das Herzogthum Kärnthen.
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felbſt geſtanden hat , und die für Tiburnia gebaften Man hat auch daſelbſt viele róm . Münzen , und 1502 eine metallene Bildſäule, die einen Kriegesmann vorſtellet , und nach Salzburg gebracht worden iſt , ausgegraben . Auch iſt auf derſelben ein Stein zit fc hen, dem man die Geſtalt eines Lehnſtuhls gegeben hat, und auf welchen ebedelen die neuen Beherrider dieſer
1
Provinz mit Feierlichfeit gefeget worden, um von dem Volk die Huidigung einzunehmen . 2) St. Veit , Fanum S. Viti, eine Stadt am Fluß Glan , deren . Anlegung durch eine Kirche veranlaſiet worden , die Eberhard , Herzog zu Kärnthen, zur Er füllung eines Gelübdes , im Jahr 902 erbauet hat. Herzog Mainyard machte dieſen Ort zu feinem Sig, und 1292 zur Hauptſtadt in Kärntben , nachdem sie aber 1336 , 1359 und 1409 durch Feuer und Schwerdt ſehr verwüſtet worden , hat ſie Clagenfurt den Vors zug überlaſſen müſſen. Sie hat 6 K'irchen, und an 5000 Menſchen . Auf dem großen Plaş iſt ein weißer mars morn : r Brunnen aus einem Stück , der 5 Klafter im Umfang bat, und ein römiſches Alterthum iſt. Hier iſt ein Hauptmagazin für das Klittenberger Eiſen , das von hier weiter, und zwar meiſtens nach Italien , ge bracht wird . 3 ) Völker : oder Volkelmarkt, Gentiforum , eine kleine landesfürſtl. Stadt an der Drau , woſelbſt eine Collegiatfirche oder Probſten iſt. 4 ) Freifach oder Friefach , die älteſte Stadt in Kärnthen , an derev Stele vor Alte! Virunum ges ſtanden bat , liegt an dem Flå den Metniß , gehdret dem Erzbiſoof zu Salzburg, hat ein Schloß, eine Cols legiatkirche, deren Probſt ein Landſtand iſt , ein Do minicaner Kloſter , und eine Commenthureyy des deuts fchen Ordens , zu welcher St. Georgen im Sandho: fe gehöret, und außerhalb liegt das Schloß Geyers. berg , auf welchem der erzbiſchoffiche Vizdom wohnet. Dieſe Stadt mit ihrein Gebiet gehørte ebemals den zeltſchachiſchen Grafen , die mit Wilhelm ausſturben , deffen
524
Der Sffreichiſche Kreis .
deſſen Witwe , die heil. Hemma , die Stadt mit dent dazu gehörigen Gebiet 1080 dem Erzbisthuin Salz burg ſchenkte , welche Schenkung Rt. Heinrich II bes ſtätiget hat. In der Gegend von Frieſach find einige Eiſenwer fe ; Senſen - Fabriken und Stahlhammer. 5) Strasburg , eine Stadt am Fluß Gurf , im falzburgiſchen Gebiet, gehdret dem Biſchof von Gurf, der neben derfelben auf einem an 900 Klafter hohen Felſen ein anſehnliches Schloß zum Wohnſik hat. Der Felfen und das Reſidenzſchloß wurden 1767 durch ein Erdbeben erſchittert. Es iſt hier eine Collegiatfirche, und eine Senjenfabrik. 6 ) St. Andree , eine Stadt im ſalzburgiſchen Ges biet, am Fluß Lavant, in dem von demſelben benann : ten Thal, iſt der Sig einer Probſtey regulirter Chor: herren, und eines Bisthums. Das legte hat Eber: Hard II, Erzbiſchof zu Salzburg , entweder 1226 oder 2 Jahre fpåter geſtiftet , und der Biſchof, der den Ti tel eines Reichsfürſten führet, wird Biſchof von La : vant zu St. Andree genennet. Der Erzbiſchof zu Salzburg iſt auch ſein Metropolitan. Es gehåret ihm das Schloß Lavant.
Anmerk. Das Lavantthal, durch welches der Fluß Pavant fließet, iſt fruchtbar und angenehm. Es hatte ehemals den Titel einer Grafſchaft, welche Heinrich Herzog zu Kärnthen , im Fahr 992 ſeiner Tochter, die Šiegfried , Graf von Spanheim , heirathete , zum Brautſdag initgab. 7 ) Wolfsberg , eine landesfürſtliche Stadt am Fluß Lavant, mit einem auf einem Hügel gelegenen Schloß. K. Heinrich II hat dieſe Stadt dem Bisthum Bamberg geſchenfet, dem ſie aber nun nicht mehr ges håret. 1233 fiel bey derſelben eine Schlacht zwifchen Herzogs Bernhard und des bambergiſchen Biſchofs Kriegesošlfern vor .
8) St.
Das Herzogthum Kärnthen .
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8 ) St. Leonhard , eine landesfürſtliche kleine Stadt , nicht weit vom Fluß Lavant, die ehemals dein Sisthum Damberg zugehåret bat. 9) plepburg , Bleyburg , eine landesfürſtliche kleine Stadt mit einem Schloß ; an der Feiſtrig , hat ebebeffen Auffenſtein geheißen , und auch den Biss thum Bamberg gehöret. Das Schloß beſiseu die Gras fen von Thurn als einen Pfandfchilling. Es iſt hier ein Bleybergwerf.
2. Folgende Märkte und Derter. 1 ) Altenhofen, mit einem Schloß und Amtsdorf liegt am Fluß Gurf, im falzburgiſchen Gebiet. 2) Capel , am Fluß Vellach oder Fella. 3 ) Griffen , mit einem 1233 geſtifteten Pråmons ſtratenſer Kloſter , iſt landesfürſtlich / und hat eher deſſen dem Bisthum Bamberg zugehåret. 4 ) Gurk , im falzburgiſchen Gebiet, am Flußgleis ches Namens , mit einer Probſtey regulirter Chorher ren Auguſtiner Ordens, und einem von Gebhard, Erps biſchof zu Salzburg , geſtifteten Bisthum , das noch unter demſelben als Metropolitan (tehet. Der Biſchof bat den Titel eines Reichsfürſten. Seine Einfünfte beſtehen in Eiſen , welches in diefer Gegend das beſte iſt : er hat auch ſelbſt 17 Eiſenhåmmer. Es gehåret ihm die Stadt Strasburg , dås Schloß Grades oder Gradhus , nebſt einigen anderen Dertern. 5 ) Gutenſtein , am Fluß Myß. 6) Guttåring , iſt ſalzburgiſch. 7 ) Süttenberg , mit einem Schloß , iſt auch ralfs burgiſch . Die Eiſenerze dieſer Gegend geben das mets ſte und beſte Eiſen dieſer Provinz. 8) Lavemiind , an der Drau , da , wo der Fluß Lavant hineinfällt , mit einem Schloß.. 9 ) Reichenfels , am Fluß Lavant. 10) Unter : Traaburg oder Draaburg , d. i. eine Burg am Draufluß , mit einem Schloß und einer Probſter , 11 ) Sør:
526
Der Sſtreichiſche Kreis .
om : 11) Ferlach , ein Flecken in einer dden' Gegend , ein und eine halbe Poft von Clagenfurth , worelbſt ets ne anſehnliche Gewehrfabrik angeleget worden.
3. Folgende Sdyldſſer. 1 ) Sohen . Oſterwig und Wernberg , find gråfi. khevenhålleriſche Schidlſer. 2) Finkenſtein , das Stammhaus einer nunmehr in Preuſſen blihenden gråfl. Familie, gehåret dem dies trichſteiniſchen Hauſe. 3 ) Sollenburg , an der Drau , davon eine gråfi. dietrichſteiniſche Linie den Namen hae. 4 ) Mosburg , iſt ſehr alt , und gehöret dem gråf lichen Hauſe von Kronegg.
4. Folgende Stifter , göttesdienſtlide Oerter.
Kidſter
und
andere
1 ) Eberndorf oder Oberndorf , eine ehemalige, um das Jahr 1190 , oder , nach anderer Meynung, 1164, geſtiftete Probſtey regulirter Chorherren Augu ftinerordens , wurde den Jefuiten zu Clagenfurt ges ſchenket, als die Chorherren um die Mitte des 16ten Fahrhunderts Luthers Lehre angetrommen , und die Probſtey verlaſſen hatten . 2) Gurnig , eine Probſter . 3) Maria Saal, eine Probſteyim Saal : oder Zoufelde, die vom falzburgiſchen Kirchſprengel ganz eingeſchloſſen iſt. Ob ſie auch dazu gehöre , darüber iſt 1759 und 60 ſcharf geſtritten , und doch nichts aus: gemacht worden . Man findet daſelbſt einige Gógens bilder und andere Alterthümer in der Erde. 4 ) St. Georgen , am Lengſee , ein Fräuleinklos fter Benedictiner Ordens , welches das vornehmſte Nonnenkloſter in Kärnthen iſt. 5) St. Paul , eine ehemalige reiche Abtey Bene: dictiner Ordens im Lavantthal, iſt 1782 aufgehoben. 6 ) St. Virgilienberg, eine Probſtey bey Frieſach , im ſalzburgiſchen Gebiet . 2) Stein,
Das Herzogthum Kärnthen.
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Stein, ein Schloß auf einer Hdhe an der Drau , mit einer berühmten Kirche , die dem beil. Los renz gewidmet iſt , und den Leib der heil. Agatha Hils.
degard veripabret. Am Fuß des Hügels ſtehet noch eine Kirche, die der heil. Margaretha gewidmet iſt.
8 ) Vitring , Victoria , Victoriacum , eine Abter Ciſtercienſer Ordens , am Wdrdtſee , die 1117 geſtif tet worden .
9 ) wordt , eine Probſter am Werdtſee.
10( Wüthing oder Wieting , eine Probſter im falzburgiſchen Gebiet. 11) St. Ulrich , St. Zelena , St. Veit und St. Lorenz , find 4 Berge zwiſchen der Stadt St. Veit
und dem MarktFeldfirchen , auf welchen Ktrchen ftes hen , dahin das gemeine kandvolk am dritten Oſtertag wallfahrtet. 12) Rechberg, nahe beym Fluß Fella , und Pulft,
nicht weit von St. Veit , find Commenthureyen des Johannitee Ordens.
11. In Ober - Kärnthen. Dahingehdren 1. Folgende Stådte . 1) Villach , eine alte Stadt an der Drau, die 1006 dem Bisthum Bamberg geſcheufet worden. 1348 wurde ſie durch ein Erdbeben libel zugerichtet ; fie iſt
auch oft , inſonderheit 1523 , abgebrannt. Hier find Eiſenhåmmer , Dratzüge und Någelſchmieden. : : zu Bleyberg bey Villach , bricht ein Muſchelmare
mor, der ſich ſchon zeiget, wenn er geſchliffen iſt. Er iſt dunkelbraun , auch feuerfarbig. Auch find hier gute Blenſpate.
2) Gmünd, eine kleine Stadt am Fluß Lifer, rait einer dazu gehårigen Herrſchaft. Es ſind hier ſehr gute Stahlwerke , und auf der Eiſentraten noch gute
Eiſenwerfe , die dem Grafen von Lodron gehören . 3) ponteba , Pontafel oder Pantoffel, Pons Fel. lae, eine, Grånzſtadt, die der Sach fella in 2 ſehr anglais
Der Sſtreichiſche Kreis .
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angreiche Chéile abſondert, der kleinſte Theil , der ets liche 20 Feuerſtellen enthält , iſt dſtreichiſch , der große te aber gehöret der Republik Venedig . Mitten auf der Brücke fcheidet ſich Kärnthen vom Venediger Gebiet. Hier iſt die ordentliche Landſtraße aus Deſtreich nach Italien.
2. Folgende Märkte. I ) , Feldkivchen, im ehemaligen bambergiſchen Gea biet. Hey demſelben beſiegte Margaretha , mit dem Zunamen Maultaſche , 1334.den fårnthiſchen Landego Hauptinann von Auffenſtein . 2 ) Greifenburg , an der Drau, mit einem Schloß . 3) Walburget , iſt ehemals biſchöflich - bambers giſch geweſen . 4 ) Mauten , an dem Flüßchen Moledin , das nahe . dabei in ob 5 ) Wilſtåt oder Wühlſtåt , ein Marft an einem davon benannten See , mit einer anſehnlichen Herrs fchaft , der zuerſt der dafigen Benedictinerabtey gehors te, nachmals voin Kaiſer Friedrich IV zum Siß des Hochmeiſters des Orden des hell. Georgs gemacht, 1598 aber vom Kaiſer Ferdinand den Jeſuiten zu Grås geſchenfet wurde , die hier eine Niefidenz und einen Pfarrer hatten . 6 ) Obers Traaburg oder Draaburg , an der Drau , mit einem Schloß. 7 ) Sachſenburg , an der Drau , iſt falzburgiſch . Bey dieſen Marft find 3 Schlifier und ein feſter Pab. 8 ) St. Ermachor , an dem Flüßchen Gaſtrin. 9 ) St. Paternian, an der Drau , mit einein Schloß. 10 ) Spital, am Fluß Liſer , gehåret dem fürſtl. Hauſe von Portia . 11) Tarvis , iſt bambergiſch geweſen , jegt lans desfürſtlich . 12) Vellach , wobey das Flüßchen Campach in den Fluß m8u fåüt.
3. Fob
61
Das Herzogthum Krain.
529
3. Folgende Herrſchaften und Schloſſer. 1) Ortenburg , an der Drau , eine Herrſchaft, hatte ehemals eigene Grafen , gehöret aber jegt dem Fürften von Portia. 2) Ranchenkaiß , eine ſalzburgiſche Herrſchaft.
3) Landskron , ein Schloß , gehåret der gråflich Khevenhülleriſchen Familie. 4 ) Dietrichſtein , iſt das Stammhaus Der fürſtl. Familie dieſes Namens.
4. Folgende Kldſter. 1) Arnoldſtein oder Arlſtein , ein Benedictiner Kloſter , das ehemals ein Schloß geweſen . 2) Niach , ein Benedictiner Klofter; an einem davon benannten See , welches das ålteſte Kloſter in Kårnthen iſt.
3. Das Herzogthum Krain. Lat. Carniola.
$. 1 .
Lazius eine Charte Here VonKrainKatWolf ausgegeben ; der Freyherr Valvaſor aber in ſeiner ſogenannten Ehre des Herzogthums Krain eine beſſere, auc, von den einzelnen Theilen , in welche das Land abgeſondert wird, beſondereChårt.
chen geliefert.
Plus dieſer valvaforſchen Charte iſt
die bomanniſche entſtanden , die in dem Atlas
von Deutſchland die 7te iſt. Die beſte Charte hat
Joh . Dismas Floriantſchitſch von Grienfeld nach zehnjähriger Arbeit 1774 zu Laybach durch Abrah. Raltſchmidt auf Koſten der Landſtånde
auf 12 Bogen ſtechen laſſen. In Hacquet oryct. carn . iſt die neueſte Ebarte.
5 Th.72.
LI
530
Der Sſtreichiſche Kreis.
S. 2. Krain grånzet gegen Mitternacht an Kärnthen und Steyermark , gegen Abend an Frie aul , die Grafſchaft Górz , und einen Theil des Venediger Meerbuſens oder adriatiſchen Meers, gegen Mittag an das Antheil vom Hifterreich, wele ches die Republick Venedig beſikt, und an einen
Theil des adriatiſchen Meeres, und gegen Morgen an Liburnien, Dalmatien und Croatien . Zur Zeit
des erſten abendländiſchen römiſchen Reichs, ſtieſ ſen in dieſem Lande die Grånzen ganz unterſchies denen Lånder und Völker zuſammen, nåmlich Pan
nonica, Illyricum , (nåmlich inſofern Japidia dazu gehåret bat,) Noricum und Italia. Der Name
Rrain iſt nach aller Wahrſcheinlichkeit ſlawiſd), von Rrajna , Land, und nur zufälligerweiſe dem
Namen Carnia áhnlich, den man davon gebraucht hat , ftatt welcher Benennung der Name Carniola aufgekommen iſt, den man ſchon im achten Jahr hundert , und zwar in Paul Warnefrieds hiſtoria
Longobard. 6 B. 52 K. findet, und der in neuern Zeiten in Carniolia verwandelt worden. Die Ein
wohner ſelbſt nennen ihr Land Rreinſka des
hela. DasLand zwiſchen den Flüſſen Gurk, Culp und Sau , iſt ehedeiſen die windiſche Mark, und wegen ſeiner Lage an der Gränze von Slas
wonien , Marchia Slavoniae oder Slavonica, ges nennet , und 1374 dem Lande Krain einverleibet worden. Der Name kommt doch in dem Titel des
dſtreichiſchen Hauſes vor , welches fich Serrn der windiſchen Mark nennet.
$. 3. Das Land hat in ſeiner größten Ausdehs nung von Morgen gegen Abend, auf 30, und von Mits
Das Herzogthum Krain.
537
Mitternacht gegen Mittag auf 25 deutſche Meilen . Es mag 2 14 deutſche Quadratmeilen groß ſeyn . V. 4. Es iſt größtentheils gebirgicht. Die Berge ſind entweder bewohnet, oder unbewohnet; entweder mit Wald bewacfen , oder bloß. Diele ſind auf ihren Gipfeln beſtåndig mit Schnee bes deckt. Ober- Krain iſt allenthalben mit ſoldien
Schneebergen beſegt. Die Bauern bedienen ſich im Winter, wenn der Schnee hoch liegt, theils kleiner Korbe, welche ſie unter die Füße binden, theils ſolcher langen , aber dünnen und ſchmalen Bretter , wie die Lapplander , auf welchen ſie, mit
Hülfe eines ſtarken Steckens, von den Bergen in größter Geſchwindigkeit herabfahren. Wenn der Schnee gefroren iſt, binden ſie Fußeiſen unter die Fußſoolen. Unter den Gebirgen ſind folgende vors nehmlich zu bemerken. Ju Ober-Krain iſt der Ters
glou, in den båheimerAlpen der höchſte, ja es iftin der ganzen Provinz kein ſo hoher Berg als diefer.
Der Ralenberg ,an der Sau, bey dem Sæloß Ruzing , fann als das Ende des Montis Četii
angeſehen werden , deſſen oben ben Oeſtreid, gedacht worden.
Er liegt aber faſt ganz abgeſondert.
Der Loibel oder Löbel, bey den Krainern Lus bel , iſt ein hoher, felſigter und ſteiler Kalf - Berg, auf welchem ſich der unter K. Karl VI angelegte breite Fahrweg Schlangenweiſe eine Meile weit þinan fchlingt, und gut gebabnet iſt : allein oben , wo er nicht hat gebahnet werden können,
iſt durch den Berg ein Gang gebauen worden, der M
ungefähr 150 geometriſche Schritte lang, 12 Werks
ſchuhe hoch und 9 breit iſt, und der Krain von . £1 2
Kårns
532
Der Sſtreichiſche Kreis .
Kårnthen ſcheidet. Verinoge eines errichteten Vertrags , liefern die Kärnther das Eiſen und den Stahl, die ſie nach Trieſt fdyicken , bis hieher, und hier werden ſie von den Krainern auf ihre
iſt hier hunde
bratra
bertilo
Fuhrwerke geladen, und weiter gebracht. Die
#
Straße iſt allenthalben mit einfachen ja bis dreyfas chen Mauern eingefaßt und unterſtüßt. Die Auss
gicht, Thålet
Ficht von dieſem Berge, iſt ungemein ſchön . Auf
dern a denn
demſelben, inſonderheit aufder Seite nach Kariis then, ſind fruchtbare Wieſen. In Unter -Krain iſt der Rum - Berg der höchſte. Mittel-Krain iſt überall bergicht, und gleichſam eine Kette an einander hangender Hügel. Im innern Krain iſt
Linſen wird nern
nig
der Karſt, ( Carufadius,) auf dem man nichts als
n wiee de
Steine ohne Gewächſe erblicet ; und vornehinlich
portre
der Birnbäumer Wald (in allen Zeiten ſchlechts
darau
hin Pyrn oder Byrn , d. i. Berg,) auf krainiſch
große
.
Dlive
Sruſcheza , der vor Alters bald Alpes Juliae, bald Alpes Carnicae , geheißen hat. Es iſt ein hohes und waldigtes Gebirge, das ſich vom Urs ſprung der Sau an durch ganz Krair, weit in das türkiſche Gebiet hinein erſtrecket, und wo es am fchmalſten iſt , doch eine Breite von 3 Meilen bat. Es hat zwar einen ganz ſteinigten Boden : es ſteis gen aber doch aus demſelben die höchſten Bäume hervor. Dieſe ſind Fichten und Tannen, mit uns
dieſex
termiſchten Eichen und Buchen. Er gehört große tentheils dem Grafen von Cobenzl. Der hohe
derhe
Berg Panas liegt zwiſchen Wipach und St. Veit. Es ſind auch viele und merkwürdige Höhlen in Krain vorhanden, deren ich hernach einige nennen,
Fleiſc
und kürzlich beſchreiben werde. Un Bergfällen iſt
und in es aut
natåp
in an
Weit
meiſt
Mani
Hamı
unit 8
Balg fer al
M
1
Das Herzogthum Krain.
533
iſt hier ein Beyſpiel bekannt, denn im 14ten Jahr. hundert ſtürzte ein großer Theil des Berges Dos
bratſch in das Geisthal hinab, und bededte und vertilgete 17 Oerter , die 9 Pfarren ausmachten.
Ob nun gleich dieſes Land größtentheils gebir gicht, iſt, ſo hat es doch auch viele fruchtbare Thåler und Felder, die nicht nur gute Weide, fon dern auch jährlich eine gedoppelte Ernte geben : denn wenn Weißen , etwas Roggen und Gerſte, Linſen , Erbſen , Bohnen 2. geſchnitten ſind, wird Heidekorn oder Buchweizen (ben den Krai nern Saden genannt), und nach Flachs und we, nigen Hanf, Hirſe geſået und geerntet. Hin und wieder bauet man Safran. Es wächſet hier auch
vortrefliches Obſt, welches zeitig reif wird, und daraus auch Aepfel- und Birn -Moſt gemachtwird ; große Kaſtanien und wålſche Nüſſe ſind håufig; Olivenbäume giebt es auf dem Karſt, am Meer
und in Hiſterreich im Ueberfluß: eben daſelbſt giebt es auch Pomeranzen , Citronen , Limonien, Gra
natåpfel, Mandeln, Feigen ac. es wächſet auch in dieſem Lande guter weißer und rother Wein , der in andere Länder ausgeführet, und als målſcher Wein verkauft wird : hingegen trit:fet man hier
meiſtens óſtreichiſchen und ſteyermårtiſchen Wein, Man hat Hornvieh und Pferde in Menge, inſon derheit ſind die Karſtpferde berühmt. Die hieſigen Håmmel und Schöpfe, baben ſehrwohlfahmeckendes
Fleifas. DieBiliche werden gefangen, entweder um gegeſſen zu werden , und alsdenn gehet ihr Balg verloren , weil die Haare mit heiſſem War ſer abgebrúhet werden, oder um der Bålge willen, II 3
mit
534
Der Sſtreichiſche Kreis.
mit welchen'ein ſtarker Handel von den Gottſcheern getrieben wird . Man hat auch vielerley Wild
und Geflügel, und mancherlen Fiſche, darunter auch Seefiſche ſind. Es giebt auch allerhand Mi neralien und Metalle, inſonderheit Eiſen und Stahl , auch etwas Blen und Kupfer. Die frais niſchen Kalkſteinarten , die als Marmor angeſes
hen werden können , ſind ſchon. Salz fehlet dem Lande, und die Unterthanen müſſen ſolches aus den landesfürſtlichen Magazinen nehmen , aus
denen ſie aber kein anderes , als Meerſalz, be kommen.
Sonſt findet man in Krain auch Geſundbrun
nen und warme Båder. Die vornehmſten Flüſſe find : 1 ) die Sau , Save, welcher ſchiffbare und
ungemein ſchnelle Strom, in Ober -Krain theils bey dem Dorf Ratſchach zwiſchen Cranau und Weiſſenfels , theils in der Wochein entſpringet,
bey Radmanſtorfvereinigen ſich bende Duellen, und der Strom führet viele und große Fiſche mit
ſich. Er vermiſchet fic, bey Belgrad in Servien mit der Donau. 2 ) Die Laybach entſteht im innern Krain bey Ober - Laybach, und fällt 1 Meis te unter der Stadt Laybacı bey Oſterberg in die
Sau . Sie iſt ſchiffbar und fiſchreich. 3 ) Die Gurk entſtehet bey Ober - Gurf, und fließet int die Sau.
4) Die Culpa entſpringet in Mittel
Krain, zwiſchen Koſtel und Fiume, nnd wird ben Siſſek in Croatien von der Sau verſchlungin . Unter den Landſeen , ſind der Feldeſſer - und Wocheiner See in Ober - Krain , und der Cirk niger See in Mittel- Krain , die vornehmſten . Der
Das Herzogthum Krain.
535
Der oben gedachten natürlichen Güter"und Vors theile ungeadytet, kann man Krain doch nicht uns ter die beſten Länder rechnen , inſonderheit iſt der Getraidebau unzulänglich. 5. 5. In Krain ſiud 21 Städte, 35 Mårkte,.
3
über200 Schloſſer, und nachValvaſors Veeſiches rung , über 4000 Dorfer. Es iſt volfreicher, als
M
man vermuthen ſollte, und man rechnet über 400000 Menſchen. Die gemeinen Krainer ſind von harter und dauerhafter Natur , gehen auch wohl im Winter durchden Schnee baarfuß über Land, und die Männer allezeit mit offener Bruſt, und brauchen zur nächtlichen Ruhe weder Betten
noc Polſter , ſondern eine harte Banf. Ihre Speiſe iſt auch ſchlecht. Das gemeine Volk iſt ſlawiſchen, der vornehmſte Adel aber größtentheils deutſchen Urſprungs . Man findet unter den ges meinen Einwohnern einen merklichen Unterſchied. Sie heißen überhaupt Brainzi und Slovenzi, welche nur in der Ausſprache einiger Selbſtlauter
von einander unterſchieden ſind. Die legten heiſ. .
ſen in Nieder- Steyermark Shtajerzi, in Nieders Kårnthen Roroſhzi. Die Einwohner in Obers Krain , oder die Goreinzi , ſind rechte Krainer,
wie ſowohl ihre Sprache als Kleidung bezeuget. 1
Unter ihnen gab es ehedeſſen viel Samer, eigent lich Saumer, das iſt, Leute, die auf Saum
Roſſen die Landeswaaren ausführten, welches aber jekt, wegen der fahrbaren Straßen nicht mehr geſchiehet. Die Unter - Krainer, die gemeiniglich Doleinzi genennet werden, ſind auch rechte Krai.
ner, reden auch alle gut krainiſch, jedoch mit LI 4
einiger
536
Der dſtreichiſche Kreis.
einiger Veränderung. Ihre Kleidung kommt nicht durchgehends überein . In Mittel - Krain
find viererlen Einwohner, die in der Sprache, Kleidung und Lebensart ganz von einander abges hen . Die Einwohner um Gottſchee, Pdland X.
die mitten unter Slawen eine anfruchtbare Gegend zwiſchen rauhen Bergen bewohnen , beißen Gor:
1
E
ſcheer, eigentlich Sotſchevarin oder Chotſches varin , ſind Franken , und reden einen verdorbenen
deutſchen Dialect, den ein anderer Deutſcher nicht recht, und ein Krainer gar nicht verſtehet. Ihre Kleidung iſt faſt ſo, wie die Kleidung der Croaten.
.
Es ſcheinet, daß die Grafen von Ortenburg , die ehedeſſen Herren ihres Bezirks waren , ihre Vors fahren hieher verſeket haben. Sie haben von Äls ters hurdas Recht zu hauſiren , welches doch fonſt in allen 8ſtreichiſchen Ländern durch die Handels verordnung von 1746 (djarf verboten iſt. An dem
t
Kulpfluß ben Måttling, Freyenthurn , Weinik, Tſchernembl zc. wohnen Rrabaten oder Chro bazen , eigentlich ger - oder Chervate, oder
Shrovarki, deren Sprache die rechte froatiſche, und von der krainiſchen etwas unterſchieden iſt. Sie beſigen gutes Ackerfeld zur Viehweide , und das beſte Weingebirge . Die übrigen Einwohner ſind recyte Krainer, und in der Kleidung und Sprache den Unter- Krainern gleich .
Im innern
Krain wohnen Wipacher, ( Vipauge, um Wi pach , Leytenberg und St. Veit herum , die von
den Krainern inerklich unterſcieden ſind, Karſt (Rrasbauze, die auf dem ſchrecklich wüſten Kaiffelfen , dem Karſt ( Caruſadius) genannt,
wohnen,
E
Das Herzogthum Krain.
537
wohnen , das Krainiſche grob reden , und eine bes fondere Kleidung tragen ; Tſchitſchen , die zwis ſchen Neuhaus und St. Serf wohnen , und den Karſtnern in der Kleidung gar nahe kommen, aber
eine beſondere Sprache reden ; die rechten Krai: ner und Poyker, gemeiniglich Piuzchene, die
bev Klan , Jablaniz, und in daſiger Gegend ani der Poyf wohnen , und in der Kleidung und Spras
che von allen Anwohnenden etwas haben. In dem Giſterreichiſchen Theil find zweyerley Einwoh 1
9g
ner , nämlid) erſtlich Fiumer oder Dalmatiner,
und Liburnier, die dalmatiſch ſpreden, und zwene tens die eigentlichen Siſterreicher, die theils die gemeine hiſterreichiſche oder dalmatiſche Sprache, theils ſchlechtes Jtalieniſch reden. Ueberhaupt ge nommen , ſind die Krainer ſehr arheitſame Leute.
Die beiden Sauptſprachen in Krain, ſind die ſlawoniſdzę oder windiſche, und die deutſde; in
der legten werden alle Gerichtshåndel geführet, auch alle Schriften und Briefe geſchrieben . In Frain find 4 Landſtånde, nåmlid, 1)der
geiſtliche,dahin der Erzbiſchofvon Laybach ,die Bi ſchöfe von Freyſing, von Bripen, von Gradiſka und
von Biben, der Commenthur zu Laybach, der Dom: probſt daſelbſt, der Probſt zu Rudolphswerth, die Prålaten von Sittich , von Landſtraß und von
Freudenthal, der Domdechant zu Laybac) , und 6 Chorherren daſelbſt , gehören. 2) Der Ser:
renſtand, den die Fürſten , Grafen und Freyher ren ausmachen. 3 ) Der Ritterſtand, dahin die Ritter - oder Landleute geboren . 4) Die landess
fürſtlichen Städte. Wer auf dem Landtag erſcheie ୧( 5
nen
538
Der Oſtreichiſche
Kreis .
nen will, muß vorher ein Landmann werden , oder die Landmannſchaft annehmen, auch ſolche bey den Idblichen Landſtånden ſuchen , und auf dem Landa tag erlangen.
S. 6. Die chriſtliche Lehre iſt hieſelbſt von der zweyten Hälfte des gten Jahrhunderts an nach und nach angenommen worden. Die lutheriſche Lehre erhielt im 16ten Jahrhundert vielen Beyfall, und wurde zuerſt 1544 von einem laybachiſchen Dom . herrn , Namens Primus Truber , offentlich von der Kanzel verkündiget , hernach wurde ſie wieder unterdrückt ,
und alle Einwohner bekannten ſich zur römiſc) - katholiſchen Kirche. 1782 erhiel ten die Evangeliſchen wieder gottesdienſtliche
Freyheit , ein Bethaus und einen Prediger. In Krain waren .ehedeſſen 3 Bisthümer , das Bis thum zu Laybach , unter welches eine Anzahl Pfarren in Krain , 21 Pfarren in Steyermarf, und 16 Pfarren in Kärntõen, gehörten ; das Biss thum zu Biben , darunter 2 Städte und 11 Dörs fer , überhaupt 14 Pfarren , gehörten ;' und das Bisthum zu Trieſt. K. Joſeph II hat dieſe Verfaſſung geåndert ; denn das Bisthum Biben iſt mit dem zu Zeng und Modrus in Dalmatien vereiniget, das Bisthum Trieſt aber nach Gradiſka verlegt ; und Laybach zu einem Erzbisthum erhos ben worden ; ' doch beſtåtigt der Erzbiſchof von Salzburg , als Primas von Deutſchland, dieſen Erzs. biſchof. Viele Kldſter ſind aufgehoben , hingegen neue Pfarren errichtet worden . 9.7. Krain hat unterſchiedene gelehrte Mån ner geliefert,
und in des Freyherrn Valvaſors
Ehre
Das Herzogthum Krain.
1
539
Ehre des Herzogthums Krain , werden ſchon über
50 Schriftſteller aus dieſem Landeangegeben . $. 8. 1770 gåhlte man hier 7 Hauptfabrifen, 672 Weberſtühle , und 56 Eiſenhåmmer, die jähr: lich 20897 Centner Eiſen verarbeiteten . Jegt ſind die Leinen - Manufakturen die vornehmſten und wichtigſten , und alsdenn folgen die Eiſenwerfe. Aus Krain führet man in andere Länder aus, Eis
E
ſen , Stahl, Queckſilber, weiſſen und rothen Wein , Baumót , Kaſtanien , Oliven , Pomeranzen , Cis tronen , Limonien , Feigen ,
Granatapfel, lor.
berblåtter, Vieh. Pferde, zweyerlen Schildkro
ten , lebendige Vipern und Skorpione, Schafkåſe, Leinemand , einen halbwollenen Zeug , der Mas lan genannt, und faſt in allen ober = krainiſchen Dörfern in großer Menge gewirket wird, wolleneri
Strümpfen , Leinwand , Zwirn und Spißen , Les der , welches auch in Ober - Krain häufig bereitet
wird , Bilich - Felle, Honig , davon in Unters Krain überaus viel geſammlet wird, Wachs, aller
len Arbeit von Holz , als Sdjachteln , Schüſſeln und Teller , Löffel, Siebe zc. auch wäiſche Nüſſe und andere Dinge.
8. 9. Die Geſchichte dieſes Landes, fange ich mit den Slawen an , die auch Winden oder Wens den genannt werden. Die Zeit ihrer Ankunft in
dieſem Lande, iſt ungewiſ. .
Sie haben denſelben
ſeinen Namen gegeben. (S. 2.) Zur Zeit des Kais. fers Karl des Großen und ſeiner Nachkommen, wurde Krain von den Herzogen zu Friaul, und nachmals von den Herzogen zu Kärnthen regieret ; unter Otto II aber war Krain ſchon eine beſondere Mart,
540
Der dſtreichiſche Kreis.
Markgrafſchaft, die vielleicht von Otto I herrühs Der Markgraf katte ſeinen Siß zu Krains ret. Jm izten Jahrhundert war der größte burg . Theit von Krain ſammt der Herrſchaft Lanbach , unter der Oberherrſchaft der Herzoge von Kårns then : es kaufte aber Leopold , Herzog von Deſt reich und Steyer, aus dem babenbergiſchen Stamm , vom Biſchof von Freyſingen einige Lehns güter auf der March , und deſſelben Sohn , Frie: drich der Streitbare , erweiterte ſeine Güter in Krain alſo , daß er 1233 den Titel eines Herrn von Krain annahm.
Die Herzoge von Kårnthen
waren daben nicht gleichgültig , ſondern nannten Unterdeſſen era ſich gleichfalls Herren von Krain . laubte Kaiſer Friedrich II dem Herzog Friedrich dem Streitbaren , ſeine Herrſchaft Krain als ein Herzogthum zu beſiken , nach deſſelben Tod 30g König Rudolph I, außer den übrigen Låndern def ſelben , auch Krain als ein eröffnetes Reichslehn ein , und nad ;dem er den böheimiſchen König Ot: tocar überwunden , und ihn auc, Kráin zu vers laſſen gezwungen hatte , belehnte er 1282 mit dies ſein Lande ſeinen Sohn Albrecht: doch beſaß Graf Meinhard von Tyrol den größten Theil deſſelben, theils als ein zu Kårnthen gehöriges Stück, theils als Güter , die ihm der Kaiſer verpfändet hatte. Als aber 1335 die Grafen von Tyrol ausſturben, und zugleich Albrecht IV , Graf von Gorz , durch ein Erbverinachtniß ſeine Landſchaften , darunter auch, einige Stücke von Krain waren , 1364 den Herzogen von Oeſtreich verſchrieb , wurde ganz Krain mit Oeſtreich vereiniget, ſo wie auch Iſtrien und
Das Herzogthum Krain.
541
und Måttling nach dem Tode gedachten Albrechts des vierten , der Landſchaft Krain einverleibet wurden . In vorigen Zeiten iſt Krain durch die
beſtändigen Streifereyen der Türken ſtark beunrus higet, ja faſt alle Jahr geplündert, bis endlich, die. Feſtung Carlſtadt in Kroatien angeleget worden, deren Beſaßung und Feftungswerke die krainiſchen Landſtånde mit unterhalten můffen .
N. 10. Das Wapen des Herzogthums rain, iſt ein gekrónter Udler , auf deſſen Bruft und aus
gebreiteten Flügeln eļn weiß und roth gedachter
17
halber Mond zu ſehen iſt. Es hat ſeine jellige Einrichtung 1463 vom Kaiſer Friedrich. IV be fommen .
. 11. Die Land - '£rbåmter in Krain und 1
in der windiſchen Mark, () . 2.) werden von folgenden Häuſern verwaltet. Das Erbland
Sofmeiſte: - Amt von den Grafen von Thurn ; das oberſte Erbland - Råmmereramt und das .
oberſte Erbland -Marſchallamt von den fürſt lichen und gråflich -aursbergiſchen Hauſe ſeit 1463 ; das Erbland - Stallmeiſteramt von dem Fürs
ſten von Lamberg ; das Erbland :Mundſchen kenamt von den Grafen von Cobenzel ; das Erb
land - Truchfefſenamt von den Freyherren von
Hohenwart ; das Erbland - Jägermeiſteramt von den Grafen von Gallenberg; das Erbland Silberkåmmereramt von den Grafen Kazianer
von Kazenſtein ; das Erbland - Stabelmeiſter amt von den Freyherren von Ed ; vas Erbland
Vorſchneideramt von den Grafen Sauer van
Ankenſtein ;i das Erbland - Salkenmeiſteramt von
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Der Sſtreichiſche Kreis .
von den Grafen von Lanthieri,
und das Erbs land - Rüchenmeiſteramt , welches 1786 dem ålteften aus der freyherrlichen Familie von Wol. kensberg verlieben werden . S. 12. Der ehemalige Landesverweſer , Lan desverwalter und Landesvizdom , ſind ſchon 1748 aufgehoben worden .
In eben demſelben
Jahr
Körte auch das Hofthending- oder Schrannen - Ge richt, das Land- und Hofrecht, auf, die an def felben Stelle errichtete Landesregierung , welche erſt Deputation , bernac Repråſentation , und endlich Landeshauptmannſchaft hieß , und welche eine politiſche und einegerichtliche Abtheilung þatte, nahm ſo wie die Baner - Adminiſtration , und die verordnete Stelle , 1783 ihr Ende . Die politi ſchen und ſtändiſchen Geſchåfte,
wurden dem ins
neróſtreichiſchen Gubernium zu Gråß aufgetragen, im Lande aber blieb ein unwirkſamer ſtändiſcher Ausſchuß , und die 3 Kreisåmter erhielten eine ausgedehntere Macht, jedod, unter dem Gubers nium zu Grås . Die Rechtsſachen der Stånde, Geadetten, Gů: terbeſiker, und Communitåten nicht nur in Krain, ſondern auch in Kärnthen , beforgen in erſter In ſtanz die vereinigten Landrechte zu Laybach, welche einen Präſidenten und 7 Råthe haben . Von denſelben kann man an das inner - und ober : 8ſtreie diſdze Appellatorium zu Clagenfurth appelliren . Die Banco - Adminiſtration iſt 1785 wieder Kergeſtellet worden.
S. 13 .
3
Das Herzogthum Krain.
543
S. 13. Die landesfürſtlichen Einkünfte aus
Krain , beſtunden 1770 in folgenden Steuern : 90824 Flor. 37 Kr.
Das Camerale
Die Staatsſchulden Steuer
82621 -
1073092 —
Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
41
573
19472
733740
100207 -
19 8
.
Das Bancale
2,089952 Flor. 43 Kr. Zur Unterhaltung der Kriegesmacht des Haue ſes Oeſtreich , an Mittelmaut, an ſtåndiſchem Aufs ſchlag und an Acciſe, hat Krain bis 1789 jahr lich 445583 Fl. oder 2 K. beygetragen. *
.* *
Seit 1748 beſtehet das Land aus drey Kreiſen, weiche ſind, der Laybacher, Neuſtädtler und
Adelsberger Kreis, oder, wenn man lieber alte Nahmen will, aus Ober- Unter - und Inners Rrain . Das ehemalige Mittel - Krain , iſt theils zu dem zweyten, theils zu dem dritten Kreiſe
geſchlagen , das Oſtreichiſche Antheil an Siſter, reich aber dem Adelsbergiſchen Kreiſe einverlei. bet worden .
I. Der Laybacher Kreis oder Ober: Krain , gemeiniglich Gérenſka Stran. Er hat geſunde Luft und friſche Quellen . Unter den vielen Bergen, iſt mancher beſtåndig mit Schnee
bedeckt. Der Berg Terglou , der der höchſte in Krain
544
Der Sſtreichiſche Kreis.
Krain iſt, iſt über den lanbachiſchen Horizont 1399 Pariſer Toiſen erhaben. Der Weinberge ſind we nige. Gold und Silber wird nicht aufgeſuchet, aber Eiſen und Stahl iſt deſto håufiger vorhanden. Zu Eiſnern , auf krainiſch Schelesnike, iſt ein vors
trefliches Eiſenwerk , und zu Jauerburg ein wichs tiges Stahlwerf. Der Feldeſfer See, der von dem Schloß Feldes den Namen hat , iſt i Meile lang und į breit. Er iſt ungemein tief, mitten in demſelben aber raget ein runder Berg hervor, auf dem eine kleine Kirche ſtehet, unten an dem
ſelben aber iſt eine ſchöne Quelle. Der Wochei: ner See , entſtehet aus einer ſtarfen Quelle , die aus einem ſehr hohen Felſen im Wocheiner Thal Stromweiſe herab ſtürzet.
Er iſt { Meile lang,
und 4 Meile breit. Aus demſelben låuft ein Fluß, der die Wocheiner Sau genennet , und nach eis nem Lauf von 4 Meilen von dem Sauſtrom vers ſchlungen wird . In dem See ſowohl, als in dem Fluß ſind vortreffliche Forellen .
Das ſogenannte trockene oder Oůrre Kiain, welches ein Strich Landes von 4 bis 5 Meilen, und , wenn man den Temnißer Boden , der auch kein Waſſer hat , dazu rechnet, von 6 bis 7 Mei
len iſt. Dieſer Stric, lances iſt aber doch mit
großen und kleinen Dörfern wohl beſeket, ob er gleich faſt allenthalben bergicht und ſteinicht iſt, und die Einwohner bisweilen 2 bis 3 Meilen weit nach Waſſer gehen müſſen. Hin und wieder wach
ſet guter Wein . Der berühmte Cirknitzer See, auf krainiſch Cirkniſku Jeſeru , iſt in der That
ſehr merkwürdig. Die Charte von demſelben, welche
1
Das Herzogthum Krain .
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welche Franz Anton von Steinberg in ſeiner Nachy. richt von dieſem See hat, iſt in Tob. Grubers Briefen Hydrogr. und phyſik. Inhalts aus Rrain , ſchöner nachygeſtochen zu finden. Er hat den Namen von dem nahgelegenen Markt Cirkniß, und iſt von einem Gebirge umgeben , welches aus
FlüftigenSteinſchichten von Kalf beſtehet, auf feis nerOberfläche eine großeMenge geſchloſſener Thår ler, Klüfte und Gruben (umgeſtürzte Grotten) hat, und inwendig einen grottenartigen Bau hat, und unter dem Boden des Sees ſtreichen Canåle weg. Der gråſte und höchſte Berg liegt auf der Südſeite des Sees, und heißet Javornig, Sru:
ſchiza , Birnbaumerwald. Es liegen aber auch 2 bewohnte Schiaffer, 9 Dörfer und 20 Kira chen und Capellen um denſelben her.
Er iſt von
Often und Weſten & Meilen lang, von Nordent
gegen Süden 4 Meile breit, und man ſchåbet reiz nen Flächen Inhalt über 3 deutſche Quadratmei
len groß . Seine Tiefe beträgt 1 , 2, 3 bis 4 Klafo ter , die Gruben ausgenommen , die zum Theil
s bis 6, 7, 8 bis 9 Klafter tief ſind. Es liegen
4 Inſeln darinn : Vornek, aufwelchen das Dorf. Ottok mit einer Kirche; Velka (Groß-) Gori 3a , Mala ( Rlein-) Goriza , und Penetek, ( Klein -Venedig. ) Es erſtrecket fich auch eine
Halbinſel, Namens Derr:-) ſchez in denſelben, der von der Inſel Vornef durch einen Canal getren net wird. In den See ergießen ſich 8 große unb
kleine Båche. Der See läuft manchmal, aber. nicht alle Jahr, ab ; denn bisweilen , jedoch nur
ſelten ,geſchiehet folches in2 bis 3 Jahren nur eine 5 Th. 72
mm
mal,
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Der dſtreichiſche Kreis .
mal , fingegen läuft er auch wohl in einem Jahre 2, 3mal ab. Wenn es viel regnet , läuft er an; Das Anlaufen ge bey trockner Witterung ab. Alſo iſt ſchiehet geſchwinder , als das Ablaufen . das Steigen und Fallen des Sees nicht ganz und regelmäßig periodiſch. Er hat zuſammenhangende Ldcher, unterirrdiſche Gange und Höhlen , die das Waſſer verſchlingen , ſo daß der See trocken wird , und Locher, die das Waſſer ausſpenen , ſo daß er Der Löcher , die das Waſſer wieder voll wird . ausſpenen und verſchlingen , ſind 12 , der bloß ver: ſchlingenden 28 ; die ausſpeyenden ſind gegen Oſten und Süden, die verſchlingenden gegen Weſten und Norden . Die Gruben oder Grotten Groß- und Klein - Karlauzá verſchlingen das Waſſer znerſt, und werden alſo auch zuerſt trocken . Die Höhlen Ura. Grubers Briefen abgebildet. nya Jama und Sucha Dulza , (deren Eingange itt Grubers Briefen abgebildet ſind,) können den See: boden innerhalb einigen Stunden mit Waſſer ans füllen , und mit Fiſchen beſegen , außer welchen anch Enten und ſchwarze Rohrhühner aus denſel ben Bervor kommen , die ihre Zuflucht dahin ges aber nur alsdenn , wenn das Man machet auf dieſelben , ſo wie auf anderes wildes Geflügel, das ſich auf den See einfindet, und in Rebhühnern , Schnepfen und wilden Gånſen beſteht , zu allen Zeiten Jagd.
nommen haben , Waſſer abläuft.
So bald der Anfang des Abfluſies von den Baus ern zu Oberſeedorf bemerket wird, zeigen ſie ſols ces den , um den See herwohnenden Fiſchern an , worauf die Fiſcheren in den Gruben nach einer ger
wiſſen
Das Herzogthum Kraitt.
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wiffen Ordnung den Anfang nimmt. Es habent aber 5 Herrſchaften das Recyt in dieſem See zu
11 21
firden, nämlich Haasberg , als Landesgerichts
1
als Pfandesinhaber, Aursberg, das Stift Sittig ,
Herr, und an deſſelben ſtatt das Stift Frankenthat, Laas'und Schneeberg. INan fiſcher in dem See große Hechte , Schleien und Ruten. Ze ofter der See ablauft, je geringer iſt der Fiſchfang. Die Sům pfe Polfar und Piauza trocknen nie ganz aus, ſon: dern bleiben moraſtig, und in denſelben bleiben nicht nur viele Fiſche mit ihrer Brüt , ſondern ſie enta halten auch eine große Menge Blutigel , von wela den der zwente Sumpf den Namen hat.
Wenn
der See frühzeitig abgelaufen iſt , wächſet in 20 Tagen Gras darinn , das abgemåhet wird, her: nach wird der Rand bepflüger , und mit Hirſe
7
befået. Läuft aber das Waſſer nicht zeitig ab, fo
1
kann nicyts geſået werden , und wenn das Waſſer bald zurück kommt, geht die Saat verloren. Conſt
werden nach der Hirre- Ernte Haſen darinn geja
get und geſchoffen . Es finden ſich auch wohlBås ren , Hirſche, Rehe und wilde Sdyweine auf dem trocknen und abgemåheten Boden ein , die von
beni anliegenden Berg Javornig herab komment. Im Winter ſteiget das Waſſer des Sees ſo hochy, daß es einen guten Theil der umliegenden Felder überſchwemmt.
Bey Kutupale fowohl, als bety dem Dorfe
Podpezpio, iſt ein See tief in einem felſichrett Berge , zu welchem man mit Fackeln geht. In dieſem Theil des Landes ſind viele Fließwaſſer, die
nach kürzerm oder långerm Lauf von der Erde vere mm a ſchluta
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Der Sſtreichiſche Kreis .
ſchlungen werden .
Es giebt auch hiefelbft viele
und große unterirdiſche Höhlen oder Grotten . In dieſem Theile ſind
1. Folgende Stådte . 1) Laybach , Laubach , Lublana , Labacum , die Hauptſtadt in Strain , liegtan dem ſchiffbaren Fluffe Steiches Namens , der die Stadt gertheilet. Der in bem legten jenſeits des Fluffies liegende Theil, iſt der größte und ſchönſte. Sie hat 4 Vorſtädte , welche die St. Peter - Pðlander -Burgſtaller und Carlſtädter Vors ſtadt genennet werden ; es werden auch 3 nahe gelege ne Dörfer dazu gerechnet , in deren einem , Namens Utmath , die Metcher , in dem zweyten , das Krakau (Rrakhovo ,) heißet, mehrentheils Fiſcher, und in dem dritten , das von dem vorhergehenden durch das Waſ fer Klein - laybach getrennet wird, und Tyrnau ( Ter: novo ) heißt, mehrentheils Schiffleute wohnen . Das landesfürſtliche Schloß , liegt auf einem mit grünen Bäumen bewachſenen Berg , iſt ſehr alt, und hat eine kleine Kirche. In der Stadt (die Vorſtådte ungerech net ) find auf soo Häuſer. Die Straßen find etwas eng. Man bemerket das Landhaus , das Rathhaus, und 3 Zeughäuſer , nåmlich ein landesfürſtliches, land ſchaftliches und birgerliches . Das hieſige Bisthum iſt 1461 von dem Kaiſer Friedrich IV geſtiftet , 1788 aber zum Erzbisthum erhoben worden, unter welchem die Bisthümer Gradiſta , Zeng und Biben ſtehen . Der Erzbiſchof hat den Titel eines Fürſten des heil. róm . Reichs. In der Stadt und ihren Vorſtåsten fins det man die Domfirche , die St. Niklas - Pfarrkirche, die Kirche zu St. Florian , die ehemalige Jeſuiters Kirche , nun Pfarrkirche , vor der eine Bildſäule ut frer lieben Frauen von Marmor und Metal ſtebet ; die Kirche unſrer lieben Frauen in dem deutſchen Hauſe oder in der Commenthuren des deutſchen Ritter Dr dens , und die St. Peters Pfarrkirche. Es iſt auch in
Das Herzogthum Krain.
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in laybach 1693 eine gelehrte Geſellſchaft unter dem Namen Academia operoſorum errichtet, und 1781 uns ter dem Namen der Wirkſamen erneuert worden , hat aber auch feit dieſer Zeit nichts erhebliches gethan , Hingegen die Agricultur -Geſellſchaft hat ihre Schriften drucken laſſen. Außer dem Gymnaſium , iſt hier reit 1775 eine Normalſchule. Die Stadt hat an 15000 Menichen , iſt ein guter Handelsort , and vertreibet Landes- und italieniſche Waaren. Vor Alters roll hier, nach Cluvers und Schönlebens nicht ſehr wahrſcheinlis der Meynung , die Stadt Aemona oder Haemona, Haemonia, Gejtanden haben. Die jeßigr Stadt iſt erſt 1416 zu einee Stadt gemacht worden . Sie iſt oft, und noch 1774 , durch Feuersbrünſte verwüſtet, und durch Erdbeben erſchüttert worden , Der große Poraſt vor dieſer Stadt, der beynahe 40000 Yoo Landes (jede zu 40 Klaftern ins Gevierte , groß iſt , und der, wenn der Fluß Laybach liber ſeine Ufer ſteiget, einige Meilen unter Waſſer ftehet, iſt durch ſeis ne Lusdunſtungen der Stadt Laybach ſchädlich. Man hat alſo einen Theil des Waſſers vom Laybach - Fluffe abzuleiteu geſucht, und 1773 einen Canal angefan gen , der eine Länge von 1015 , mad, andern von 1047 Klaftern haben ſollte, auch eine fiinftliche Brücke über demſelben erbauet, die 38 Klafter lang iſt, und u Bos gen hat. Lilein 1781 war der Canal noch nicht vol lendet, man zweifele auch , daß er der Ueberſchwem mung vorbeugen werde. An dieſe und áhnliche Unter nehmungen in Krain waren 1781 Tchon auf 300000 Gulden verwendet worden. 2) Biſchoflack , Schioflaloka , Locopolis, ehe deſſen ſchlechthin Lach , eine nahrhafte Stadt zwiſchen dem Waſſer Poland und Zeyer, in einer ſchönen