Die dynamische Preisrechnung: Neue Aussichten der betrieblichen Umsatzvermehrung [1 ed.] 9783428402069, 9783428002061

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Die dynamische Preisrechnung: Neue Aussichten der betrieblichen Umsatzvermehrung [1 ed.]
 9783428402069, 9783428002061

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Die dynamische Preisrechnung Neue Aussichten der betrieblichen Umsatzvermehrung

Von

Ernst Reinhard Blottner

Duncker & Humblot . Berlin

Ernst Reinhard Blottner / Die Dynamische Preisrechnung

Die Dynamische Preisrechnung Neue Aussichten der betrieblichen Umsatzvermehrung

Von

Dr. E r n s t R e i n h a r d

D U N C K E R

&

Blottner

H U M B L O T

/

B E R L I N

Alle Rechte vorbehalten © 1960 Duncker & Humblot, Berlin Gedruckt 1960 bei F. Zimmermann & Co, Berlin-Neukölln Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis Einführung I.

9

Die betriebliche Preisrechnung als volkswirtschaftliches Bindeglied und ihre ungenügende Wirkung infolge der Preiserhöhungen

12

1. Kostenrechnung und Preisrechnung

12

2. Kooperation der Wirtschaftsbetriebe und unvollständige nation ihrer Tätigkeit durch die Preisrechnung

II.

Koordi14

3. Tiefgreifende Dauerspannung zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markte

14

4. Angebliche Vollbeschäftigung der Arbeitskräfte und Unterbeschäftigung der Wirtschaftsbetriebe

15

5. Disordinierende Wirkung primärer Gewinnsatz-Überspannungen .

.

20

Gewinnorientierung der Preisrechnung: statischer und dynamischer Grundsatz

21

1. Der maßvolle Gewinnsatz

21

optimale,

dynamisch

wirkende,

umsatzerhöhende

2. Der maximale kontinuierliche Gewinn

23

3. Zwei Ziele des Gewinnansatzes: Investitionsausdehnung durch Gewinnerhöhung und Gewinnerhöhung durch die Umsatzvermehrung .

25

4. Konsumorientierte und investitionsorientierte Preisgestaltung . . .

26

5. Konsumorientierte Kapitalinvestition

28

und investitionsorientierte

Kapitalbildung

und

6. Statische oder investitionsorientierte Preisrechnung als Quelle erzwungener und investitionsorientierter Kapitalbildung

29

7. Dynamische oder konsumorientierte Preisrechnung als Quelle zwangloser, kontinuierlich erhöhter und konsumorientierter Kapitalbildung

30

ΠΙ. Das Verfahren der Statischen Preisrechnung und das Verfahren der Dynamischen Preisrechnung

31

1. Verfahrensprinzip der Statischen Preisrechnung

31

2. Verfahrensprinzip

34

der Dynamischen Preisrechnung

6

Inhaltsverzeichnis 3. Anwendung der Dynamischen Preisrechnung anstelle der betrieblichen Preispolitik

37

4. Bestehen der Dynamischen Preisrechnung und erforderliche allgemeine Einführung infolge der fortschreitenden Anwendung der Automation

42

5. Grundschema des dynamischen Preisrechnungs-Vergleichs . . . .

44

IV. Kostengestaltung und Preisrechnung: Entscheidende Quellen der Kostenerhöhung und Kostensenkung 1. Zusammenhänge zwischen den Kosten-Kategorien

53

2. Aufgabe und Wege der Kostensenkung

58

3. Vermeidung der erhöhung führen

Abwege

der

Kostensenkung,

die

zur

Kosten-

4. Kostenüberwachende und preisrechnerische Kostenrechnung

V.

53

59 . . .

67

5. Dynamische Kostenrechnung und Dynamische Preisrechnung . . .

69

Primäre und sekundäre Kostensenkung als Mittel der Dynamischen Preisrechnung und ihrer Preissenkung

71

1. Isolierte, primäre, einfache und multiple-sekundäre Kostensenkung .

71

2. Bedingungen der sekundären Kostensenkung

72

3. Quellen der sekundären Kostenerhöhung

75

4. Eine andere Hauptquelle der multiplen-sekundären Kostenerhöhung oder Kostensenkung: die Besteuerung VI. Betriebliche Preisentwicklung im Rahmen der Dynamischen Preisrechnung: nominale und reale Preissenkung

76

78

1. Das heuristische Prinzip der Dynamischen Preisrechnung . . . .

78

2. Nominale und reale Preisbewegungen und Preisstände

79

3. Umwandlung der Nutzenserhöhung in eine nominale Preiserhöhung bei realer Preissenkung

83

4. Die stufenweisen Preissenkungen und der Bedarfsumfang . . . .

85

VII. Differenzierung und Anwendbarkeit der Dynamischen Preisrechnung nach den Wirtschaftszweigen

89

1. Produktionsarten der Massenproduktion

89

2. Typische Teilfertigungsverfahren der Massenherstellung von Waren

91

3. Anwendbarkeit der Dynamischen Preisrechnung nach den Fertigungsverfahren in den Produktionszweigen

91

Inhaltsverzeichnis 4. Anwendbarkeit der Dynamischen Preisrechnung in den wichtigsten Zweigen des Warenhandels und des Dienstleistungshandels . . .

100

VIII. Tatsächliche und erwogene Wirkungen der dynamischen Preissenkung: Allgemeine Umsatzerhöhung durch preisliche Wettbewerbsverschärfung . 109 1. Statistischer

Nachweis

des Zusammenhanges

von

Umsatzhöhen

und Preisen

109

2. Bedenken gegen die Dynamische Preisrechnung

113

3. Dynamische Preisrechnung und Wettbewerbsfreiheit 4. Dynamische Preisrechnung und Marktwirtschaftsreform

118 .

·

· ·

IX. Volkswirtschaftliche Koordination durch die Dynamische Preisrechnung . 1. Die allgemeine Kaufkrafterhöhung rechnung

X.

.

120 124

durch die Dynamische Preis124

2. Die dirigistischen Preise und die freien Marktpreise der Dynamischen Preisrechnung

127

3. Künstliche, fiskalische und Wirtschaftsmobilisierung

129

natürliche,

marktwirtschaftsgemäße

4. Wirtschaftspolitische Aussichten der Dynamischen Preisrechnung .

131

Technische Dynamik und unternehmerische Wirtschaftswandlung

. .

133

1. Tragbare Umsatzgestaltung durch die Statische Preisrechnung in der statischen Handwerkswirtschaft

133

2. Dynamische Entwicklung der Industriewirtschaft

134

.

.

3. Aktive autonome Umsatzgestaltung durch die Dynamische Preisrechnung in der dynamischen Industriewirtschaft 4. Radikales Maßhalten in der Kosten- und Gewinnsatzgestaltung . ·

135 137

Personenregister

140

Sachregister

141 Tabellen-Verzeichnis Numerierte Tabellen (preisrechnerische)

Tabelle 1: Dynamische Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis (Beispiel)

46

Tabelle 2: Dynamische Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis (Beispiel),

48

Tabelle 3: Statische Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis (Beispiel)

49

Inhaltsverzeichnis

8

Unnumerierte Tabellen A. Statistische Tabellen a) Die Zahl der Arbeitslosen in den Jahren 1921 -1940 im Deutschen Reich und in den Jahren 1947- 1958 i n der Bundesrepublik Deutschland (in Millionen),

16

b) Umsatzbewegung und Preisbewegung einiger Massen-Konsumartikel i n der Bundesrepublik Deutschland während der Jahre 1949—1957 (in absoluten Zahlen und Indexzahlen),

110

B. Textliche Übersichts-Tabellen a) Gesamtsystem der produktionsbetrieblichen Kostenrechnung, . . .

12

b) Verteilung der preisrechnerischen Kostenelemente sowie der Entwicklungs- und Rationalisierungskosten auf die dynamischen Kostengruppen

55

Einführung Jede einzelne Betriebswirtschaft besteht nur i m Zusammenhang m i t ihrer Volkswirtschaft. Dieser Zusammenhang erstreckt sich nicht nur auf die zwischenbetriebliche Arbeitsteilung. Er liegt auch i n der vielseitigen Einflußnahme jedes Wirtschaftsbetriebes auf andere Wirtschaftsbetriebe u n d auf die Konsumenten durch die f ü r die gelieferten W a r e n berechneten Preise. Dieser Einfluß jedes Wirtschaftsbetriebes ist also grundlegend f ü r den gesamten volkswirtschaftlichen Güterkreislauf. Er vollzieht sich als preisrechnerischer u n d als preisbeeinflussender wirtschaftspolitischer Einfluß gegenüber den Wettbewerbern u n d Kunden. D i e Betriebswirtschaftslehre ist nicht, w i e manche ihr Fernerstehende meinen, die Lehre von der rohen, gewaltsamen listigen A r t des „Geldverdienens", v o m bloßen Gewinnerzielen ohne Rücksicht auf dessen A r t . Sie ist allerdings die Lehre von der Erzielung höherer Renditen, die Lehre von der Rentabilität des betrieblichen Handelns. Sie ist aber zugleich die Lehre von den Wegen der Produktivität, m i t deren H i l f e die Renditen sich w i r k sam u n d dauerhaft erhöhen. Sie ist die Wissenschaft v o n den genauen, konkreten betrieblichen Vorgängen, i n denen sich alles wirtschaftliche Geschehen allein vollzieht oder vollziehen muß. A u c h die Volkswirtschaft stellt nur die mehr oder koordinierte oder disordinierte Summe aller betriebswirtschaftlichen Vorgänge dar. D i e Durchdringung der Volkswirtschaft u n d ihrer Lehren mit den betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen nahm m i t dem führenden u n d einzigartigen W i r k e n Schmalenbachs, etwa seit 1925, weit über Deutschland hinaus, einen bedeutenden Aufschwung. W i r tuen gut, auf diesem Wege fortzuschreiten. D i e zunehmende K o o r d i n a t i o n des Zusammenwirkens der Betriebe i n der Volkswirtschaft ist das M i t t e l der betriebswirtschaftlichen Erfolgserhöhung. Sie k a n n nur i m betriebswirtschaftlichen W i r k e n selbst ihren U r sprung haben, u n d da dieses i n der Preisrechnung sein Zentrum besitzt, nur i n dieser. D i e koordinierende W i r k u n g der betrieblichen Preisrechnung ist aber bisher ebenso unzulänglich geblieben w i e die beabsichtigte Koordinationsw i r k u n g der meisten wirtschaftspolitischen Maßnahmen. D i e Preisrechnung wurde zwar als das wichtigste abschließende M i t t e l zur Gewinnerzielung i m Wettbewerb benutzt. Sie wurde aber nicht allgemein als M i t tel der Koordinierung v o n Angebot u n d Nachfrage erkannt. D i e meisten Wirtschaftsbetriebe halten sich f ü r sehr oder sogar f ü r v ö l l i g abhängig von

10

Einführung

der W i r t s c h a f t s p o l i t i k des Staates u n d ihrer Kartelle, d. h. f ü r abhängig i n ihrer Preisgestaltung. N u r wenige von ihnen haben sich durch ein i n t u i t i v angewandtes fortschrittliches Verfahren der Preisrechnung eine autonome Stellung auf dem M a r k t e geschaffen. Aus diesen Erwägungen ergeben sich die Gesichtspunkte der vorliegenden Abhandlung. Tatsächlich liegt die wirtschaftliche Macht i n der M a r k t wirtschaft weitgehend bei den Wirtschaftsbetrieben. Sie besteht i n ihrer grundsätzlichen M a c h t zur Preisgestaltung, soweit diese nicht durch staatliche oder verbandliche Eingriffe beschränkt ist. Diese Macht w i r d also durch einen scharfen freien Wettbewerb nicht verringert, sondern vermehrt. M a c h t kann objektiv genutzt oder mißbraucht werden. Jeder M i ß brauch höhlt sie aus u n d legt sogar den K e i m des Zweifels an i h r Bestehen i n ihre Besitzer. D i e Unternehmer müssen sich also als Betriebsbesitzer auf ihre preisgestaltende Macht besinnen, u n d diese i n einer neuen, sehr zeitgemäßen, industriewirtschaftlichen Weise anwenden. So können sie die wirtschaftliche W e l t , sie ordnend u n d i h r dienend gewinnen. Jeder preisrechnerische Machtmißbrauch d ü r f t e i n Groß- u n d Mittelbetrieben gewöhnlich an dem allgemeinen Mangel der preisrechnerischen Erkenntnis liegen. D i e unzulängliche koordinierende W i r k u n g der betrieblichen Preisrechnung kann nur auf ihrem bisher üblichen Verfahren beruhen. Es ist also notwendig, dieses Verfahren i n seinem leitenden P r i n z i p u n d die M ö g l i c h k e i t seiner A b w a n d l u n g zu erkennen. D i e Volkswirtschaft läßt sich nur durch ein richtiges, ihr gemäßes betriebswirtschaftliches Verfahren der Preisrechnung der Betriebe ausreichend f ü r die ständige Ausdehnung der Umsätze koordinieren. D i e Volkswirtschaft hängt mehr von dem Verfahren der Preisrechnung der W i r t schaftsbetriebe ab, als diese jemals mit irgendwelchen künstlichen d i r i gistischen M i t t e l n von den verbandlichen u n d staatlichen Lenkern der Volkswirtschaft gefördert werden können. Diese Einsicht ist zunächst eine Hypothese. Umsatzausdehnung u n d Gewinnerhöhung d u r c h rationelle Preissenkungen b i l d e n bisher überhaupt nur den I n h a l t einer PraktikerHypothese ohne Verfahrensgestaltung u n d Beweiskraft. I n den K a p i t e l n I u n d I I dieser A b h a n d l u n g werden deshalb die Zusammenhänge zwischen der betrieblichen Preisrechnung u n d ihren volksw i r t s c h a f t l i c h e n Folgen i n der W i r k u n g des Kaufkraftmechanismus ebenfalls i n hypothetischer Weise, aber systematisch behandelt. D i e anschließende Untersuchung der K a p i t e l I I I bis V I I I beweist die vorausgeschickte Hypothese. Sie bietet anregende Beiträge zur besseren O r d n u n g der marktwirtschaftlichen W e l t auf der Grundlage einer erfolgreicheren betrieblichen Gewinngestaltung durch die Umsatzvermehrung. I n den Abschnitten I X u n d X werden volkswirtschaftliche u n d betriebswirtschaftliche Schlußfolgerungen aus der Untersuchung gezogen.

Einführung D i e Hauptbegriffe, die i n der vorliegenden i m Juni 1959 abgeschlossenen A b h a n d l u n g entwickelt u n d behandelt werden: „Statische Preisrechnung" u n d „ D y n a m i s c h e Preisrechnung" sind als stehende Begriffe aufzufassen. Sie stellen Grundarten der Preisrechnung dar, nicht bloße Kennzeichnungen möglicher Eigenschaften der Preisrechnung. D i e i n der vorliegenden A b h a n d l u n g enthaltene Erkenntnis des volkswirtschaftlichen Kaufkräftemechanismus besteht i n der Lehre von der kalkulatorischen Entstehung aller K a u f k r ä f t e (im K a p i t e l I I , 4 u. a.). Diese Lehre läßt sich zur k a l k u latorischen Volkswirtschaftslehre ausbauen.

I. Die betriebliche Preisrechnung als volkswirtschaftliches Bindeglied und ihre ungenügende W i r k u n g infolge der Preiserhöhungen 1. Kostenrechnung u n d Preisrechnung D i e Kostenrechnung neuzeitlicher Produktionsbetriebe,

vor allem der

Industriebetriebe gliedert sich i n zwei Säulen, die beide aus zwei Stufen bestehen. Sie läßt sich schematisch i n folgender Weise darstellen: Gesamtsystem der produktionsbetrieblichen Kostenrechnung Kostenstellenrechnung

1.

Kontroll-

Kostenstellen-

grundlagen a)

Zeitrechnung

Zuschlagsrechnung 2.

Preisredinungs-

in der

grundlagen c)

KostenträgerZeitrechnung d)

a) b) c) d) e)

Kostenträgerrechnung Kostenträger-Zeitrechnung (PeriodenNachkalkulation) b) KostenträgerStückrechnung (Vorkalkulation, Mengen-Nachkalkulation Fertigkalkulation e)

Besonders des Fertigungsbereichs. Ist eine vollständige Nachkalkulation. Abschließende Kostenrechnungsstufen. Mittel der Kostenträger-Stückrechnung (preisrechnerisches Mittel). Auch einschließlich der Standardkostenrechnung.

D i e gesamte Kostenrechnung mündet i n die Kostenträger-Stückrechnung oder preisrechnerische Kostenrechnung als Endrechnung. Diese w i r d i n deutschen Betrieben überlieferungsgemäß meist kurzweg als „ K a l k u l a t i o n " bezeichnet. Für die Gesamtrechnung bis zur Preisfestlegung, also einschließlich des Gewinnzuschlags hat main dagegen keine andere Bezeichnung. M a n sieht d i e angebotliche betriebliche Preisfestsetzung nach der kostenmäßigen „ K a l k u l a t i o n " als eine H a n d l u n g der betrieblichen Preisp o l i t i k an. W i r können f ü r die vollständige Preisermittlung oder betriebliche Preisbildung - zweckmäßig sogar einschließlich des „ p r e i s p o l i t i schen" innerbetrieblichen Preisausgleichs auch den klaren Begriff ,,Preisrechnung" verwenden 1 . D i e preisrechnerische Kostenrechnung ist also der kostenrechnerische T e i l dieser Preisrechnung. 1

Auch der angelsächsische Begriff „pricing" hat nicht dieselbe Bedeutung.

Kostenrechnung und Preisrechnung

13

D i e Kostensteilen-Zeitrechnung geht zwar der gesamten Kostenträgerrechnung voraus. Andererseits b i l d e t die Kostenträjer-Stückrechnung als Mengen-Nachkalkulation 2 die Voraussetzung f ü r den abschließenden kostenrechnerischen T e i l der Preisrechnung: die kalkulatorische Endrechnung oder Fertigkalkulation 3 . Es ist dabei unerheblich, i n welcher Form u n d i n welchem U m f a n g die Mengen-Nachkalkulation durchgeführt w i r d . I n der Fertigkalkulation werden die Zahlenwerte der Vor- u n d N a c h k a l k u lation aufeinander abgestimmt. D i e Verwendung der Zeitrechnungs-Kostenzahlen innerhalb des gesamten Bilanzierungsverfahrens, ihre Übertragung aus der Betriebsbuchhaltung 4 i n die Finanzbuchhaltung ist gewiß ein wertvolles u n d notwendiges Verfahren i m gesamten betrieblichen Rechnungswesen eines entwickelteren Produktionsbetriebes. Das gilt besonders f ü r die Heranziehung der Zahlen der Kosten-Zeitrechnung i n der langfristigen u n d kurzfristigen Erfolgsrechnung. D i e periodenbezogenen Kostenzahlen werden aber n i c h t n u r zur Feststellung der d u r c h die Preisrechnung i m W a r e n v e r k a u f erzielten Geschäftserfolge angewandt. Sie dienen vielmehr zur Untersuchung des Grades u n d der A r t dieser Erfolge oder Mißerfolge. Sie werden als M i t t e l zur Prüfung ihrer Fehlerquellen benutzt. A u c h f ü r die endgültige Preisbildung auf dem M a r k t e oder, bei Kartellbindung, f ü r den M a r k t stellen diese Kostenzahlen Kontrollzahlen dar. D i e Leistungen der einzelnen Kostenstellen können n u r über die Kostenstellen-Zeitrechnung geprüft werden. Ebenso lassen sich die Erfolge v o n Entscheidungen der Betriebsleitung, z.B. über technische Entwicklungsu n d Rationalisierungsfragen n u r über d i e Kostensteilen-Zeitrechnung u n d die Kostenträger-Zeitrechnung nachprüfen. ü b e r die allgemeine bilanzrechnerische Aufgabe u n d die K o n t r o l l a u f gabe hinaus sind die Kostenzahlen aber letzthin die Grundlagen der gesamten Preisrechnung. I n dieser, der entscheidenden rechnerischen Funktion jedes Wirtschaftsbetriehies fließen die Kostenzahlen zusammen. Es kommt jedoch sehr darauf an, w i e das geschieht: w i e die Kostenrechnung sich i n der Preisrechnung auswirkt. Es k o m m t darauf an, ob ein niedriger Kostenstand sich i n ^einem niedrigen, umsatzvermehrenden Preise äußert oder ob er sich a u f einen hohen Gewinnzuschlag beschränkt. 2 A u f Stück- oder Mengenserien bezogene Nachkalkulation (Kostennachrechnung). 3 Dieser Ausdruck wurde u. a. in einem großen Industriebetrieb der metallverarbeitenden Industrie gebraucht, in dem der Verfasser eine Reihe von Jahren tätig war. 4 über die Betriebsabrechnung und den BAB.

14

Die Preisrechnung als volkswirtschaftliches Bindeglied

2. Kooperation der Wirtschaftsbetriebe u n d unvollständige K o o r d i n a t i o n ihrer Tätigkeit d u r c h die Preisrechnung D i e betriebliche Preisrechnung bringt die Angebotspreise a u f dem Markte, u n d bei f r e i e r Preisbildung über die Angebotspreise die tatsächlichen Marktpreise zustande. D i e Marktpreise verbinden die Wirtschaftsbetriebe untereinander u n d m i t den keine dinglichen Leistungen 5 v o l l b r i n genden Konsumenten. A l s solche treten die Arbeitsleistungen vollziehenden natürlichen Personen u n d die vorzugsweise Hoheitsleistungen 6 v o l l bringenden Gebietskörperschaften, besonders der Staat a u f 7 . D i e M a r k t preise w i r k e n kooperativ. Sie ergänzen die zwischenbetriebliche Arbeitsteilung zwischen den Angebots- u n d Nachfragebetrieben zur Arbeitsvereinigung. Sie vollziehen die gesamtwirtschaftliche Kooperation auch zwischen den Konsumenten u n d den Konsumgüter herstellenden u n d vertreibenden Wirtschaftsbetrieben. D i e kooperative W i r k u n g der Marktpreise genügt aber nicht. Erst w e n n sie koordinierend wirken, u n d soweit sie koordinierend wirken, gleichen sie Angebote u n d Nachfragen, Kapazitäten der Betriebseinrichtungen u n d latenten Bedarf i m V e r k a u f u n d E i n k a u f mengenmäßig aus. Tatsächlich besteht aber - etwa seit einem Jahrhundert - eine überwiegend disordinierend w i r k e n d e Preisgestaltung. D i e Preise sind gegenüber den stets unbefriedigten, latenten Bedürfnissen der Bevölkerung, der Gebietskörperschaften u n d der Wirtschaftsbetriebe zu hoch, u m sie ausreichend zu decken. Das könnte u n d müßte man als eine Folge ungenügender Prod u k t i v k r ä f t e betrachten, w e n n n i c h t gleichzeitig Produktionskapazitäten jeder fachlichen A r t unbeschäftigt wären. 3. Tiefgreifende Dauerspannung zwischen Angebot u n d Nachfrage a u f dem M a r k t e Seit einem Jahrhundert industrietechnischen u n d industriewirtschaftlichen Fortschritts s i n d der unbefriedigte Bedarf bei langfristig unbeschäftigten oder unterbeschäftigten Produktionskapazitäten u n d die ungenügende Nachfrage die Hauptmerkmale der Wirtschaftslage i n allen I n d u strieländern der W e l t : i n alten u n d jungen. N u r zeitweilig h i n k e n die W a renangebote h i n t e r der Nachfrage her. Unabhängig v o n a l l e n K o n j u n k t u r schwankungen, auch i n Aufschwungszeiten bestand diese Spannung zwischen Nachfrage u n d Angebot. N i c h t als eine natürliche Folge der bloßen Einschätzung der Marktverhältnisse trat sie auf, sondern als eine tiefgreifende Dauerspannung. Periodische Preisschwankungen m i t einem langfristig anhaltenden Dauertrend der Preissteigerung kennzeichnen diese E n t w i c k l u n g ebenso w i e das fast völlige Versickern einer unermeßlichen 5 6 7

Waren- oder Dienstleistungen. Politische Ordnungs- oder Rechtsleistungen. Politischer Quasi-Konsum z. B. für Rüstungszwecke.

Unvollständige Koordination der Wirtschaftsbetriebe

15

Z a h l v o n Kostensenkungen. Herbeigeführt d u r c h eine wahre Flut v o n Rationalisierungsmaßnahmen gelangten diese nicht annähernd i n den Preisen zur A u s w i r k u n g . Das gilt besonders f ü r die letzten f ü n f z i g Jahre, die erste H ä l f t e des zwanzigsten Jahrhunderts. Trotz den vielseitigen u n d engen Zusammenhängen zwischen den Preissteigerungen u n d ihrer Äußerung i m G e l d u m l a u f , sind beide wirtschaftliche Erscheinungsformen verschiedenen Grades u n d verschiedener A r t . Sie erfordern eine verschiedenartige Betrachtung. Preissteigerungen s i n d zunächst a u f einzelne W a r e n oder Warengattungen bezogen. I n f l a t i o n s vorgänge aber s i n d i m G e l d u m l a u f zur A u s w i r k u n g gelangende .allgemeinere v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e Preiserhöhungen. A l s Inflationsquelle w i r d gerade die kalkulatorische Quelle der Preiserhöhungen bisher nicht genügend herausgestellt. Das aber geschieht nachfolgend 8 . 4. Angebliche Vollbeschäftigung der Arbeitskräfte u n d Unterbeschäftigung der Wirtschaftsbetriebe D i e Dauerspannung zwischen den angebotlichen P r o d u k t i v k r ä f t e n u n d den nachfragenden K a u f k r ä f t e n a u f dem M a r k t e f ü h r t e zu einem Dauerbestand an Arbeitslosen. A u c h abgesehen v o n den sogenannten Saisonarbeitslosen 9 gibt es seit der Jahrhundertwende i n allen Industrieländern eine mehr oder m i n d e r beträchtliche Dauerzahl v o n Arbeitslosen. Jahrelang, ausgenommen die Kriegszeit, sinkt diese n i c h t unter einen hohen Mindeststand. D i e nachfolgende Tabelle zeigt den Dauerbestand an A r beitslosen i m deutschen Wirtschaftsbereich. A l l e n besseren Kennern des Wirtschaftslebens u n d seiner Geschichte ist es bekannt, daß die Arbeitslosigkeit seit dem Beginn des Industriez,eitalters entstand u n d niemals v ö l l i g abriß. Es ist aber wertvoll, gerade hier, hier i m Zusammenhang m i t dem Beschäftigungsgrade der Wirtschaftsbetriebe d u r c h die A u f w e i s u n g ihrer Zahlen erneut an sie zu erinnern. Sie hat nicht n u r staatspolitische Ursachen w i e die Reparationslasten des Dawes- u n d Youngplanes f ü r Deutschland nach dem ersten Weltkriege, oder die zerstörten Produktionskapazitäten u n d den Flüchtlingszustrom i n der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkriege. Sie bestand schon vor dem 8

Vom Kapitel I I ab. über die Inflationsseite der Preiserhöhungen, dieses viel zu wenig beachtete und wissenschaftlich bearbeitete zentrale Schicksalsthema unserer neuzeitlichen Industriewirtschaft siehe Röpke, Wilhelm: Jenseits von Angebot und Nachfrage (Erlenbach - Zürich, 1958), 4. Kapitel, u.a. Abschnitt 6: Lohninflation. Röpke stellt die Arten der mehr oder minder offenen oder versteckten, rasanten oder schleichenden Inflation in einer anschaulichen, übersichtlichen Weise dar. Die von der hier behandelten Preiserhöhung durch (die verallgemeinert angewandte Statische Preisrechnung (Kapitel I I I , 1) ausgelöste schleichende Inflation kann man - unter Bezugnahme auf ihre wesentliche Ursache - als Gewinnsatzinflation bezeichnen. Sie dürfte die inflationistische Hauptquelle der Gegenwart bilden. 9 Sogar in der Bauindustrie ist ihr Anfall in Ländern mit einem gemäßigten Klima weitgehend überholt. Er dürfte sich noch stärker zurückdrängen lassen.

16

Die Preisrechnung als volkswirtschaftliches Bindeglied

ersten Weltkriege, auch i n Deutschland. Seit dem A n f a n g e des zwanzigsten Jahrhunderts, seit fast sechs Jahrzehnten ist die Arbeitslosigkeit ein H a u p t m e r k m a l des anormalen Güterkreislaufs der industriellen Gesamtwirtschaft. Zeitspannen der eindeutigen Vollbeschäftigung hat es bisher nur i n den kriegswirtschaftlichen Rüstungsperioden u n d zu ihrer Liquidation gegeben. I n diesen Zeitspannen war die M a r k t w i r t s c h a f t samt ihrer A r t der Preisbildung weitgehend aufgehoben. Die Zahl der Arbeitslosen in den Jahren 1921-1940 im Deutschen Reich und in den Jahren 1947-1958 in der Bundesrepublik Deutschland (in Millionen) (Im Jahresdurchschnitt) Jahr a)

Millionen

Jahr

Millionen

Jahr

Millionen

Jahr

Millionen

1921

0,311

1931

4,520

1941

0,044 b)

1951

1,432

1922

0,077

1932

5,576

1942

1952

1,379

1923

0,392

1933

4,804

1943



1953

1,259

1924

0,728

1934

2,718

1944



1954

1,221

1925

0,385

1935

2,151

1945



1955

0,770 d)

1926

1,683

1936

1,593

1946

1956

0,750 d)

1927

1,016

1937

0,912

1947

0,595 c)

1957

0,790 d)

1928

1,052

1938

0,430

1948

0,604 c)

1958

0,630 d)

1929

1,899

1939

0,119

1949

1,223

1959

1930

3,076

1940

0,052

1950

1,580

1960

e)

a) Trotz der nicht unbeträchtlichen Unterschiede der Arbeitslosenzahlen der zwanziger Jahre i n den verschiedenen Einzelquellen ist ihre Größenordnung etwa dieselbe. Die Zahlen von 1921-1928 enthalten die „Sonderfürsorgeempfänger" nicht. Die Gesamtzahlen lagen also noch höher. b) A m 31. 5. c) A m 30. 6. d) Medianwerte zwischen den Januar- und Dezemberzahlen. e) Der Höchststand an Arbeitslosen lag i n vielen Jahren - durchweg nach 1945 - zum Jahresende (31. Dezember), teilweise bedeutend, über dem Stand im Jahresdurchschnitt. Quellen: Woytinski, Wladimir: Zehn Jahre Neues Deutschland. Ein Gesamtüberblick in Zahlen (Berlin, 1929), S. 136: (1921-1928), Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich: 1939/40: S. 389 (1929-1939), desgl. 1941/42: S. 426 (1933-1941), Wirtschaftskunde der Bundesrepublik Deutschland (hrsg. vom Statistischen Bundesamt, Wiesbaden, 1955), S. 74 (1949-1954), Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland: 1954: S. 129, 1955: S. 119, 1956: S. 121, 1957: S. 127, 1958: S. 117, 1959: S. 121 (1955-1958).

Arbeitskräfte-Voll-, Wirtschaftsbetriebe-Unterbeschäftigung

17

A u c h die unmittelbaren w i r t s c h a f t l i c h e n Ursachen des chronischen u n d ehedem lawinenartig zunehmenden Beschäftigungsmangels der Industriebetriebe u n d ihrer Arbeitnehmer sind bekannt. Es waren u n d sind die A u f tragsrückgänge i m K a m p f u m den W e l t m a r k t , die Überkapazitäten, die besonders durch starke Rationalisierungsmaßnahmen entstehen u n d zu Entlassungen v o n Arbeitsnehmern f ü h r e n sowie die Kostensteigerungen, die sich aus allen derartigen Vorgängen ergeben. M a n begnügte sich lange damit, diese vielseitig verflochtenen Erscheinungen m i t einem Entwicklungs- u n d Kreislaufgesetz zu erklären, das i n den angeblich unabänderlichen Konjunkturschwankungen liegen sollte. Oder m a n deutete sie v o n sozialistischer Seite apodiktisch m i t der i n der Frühzeit der, „ K a p i t a l i s m u s " genannten Industriewirtschaft allgemein bestehenden Ausbeutung, d. h. der Unterbezahlung der Arbeitnehmer, indem man diese einseitig-konstruktiv auf die Lohnarbeiter bezog. Derartige Erklärungen reichen aber n i c h t aus. Eine w i r k l i c h e Erklärung des chronischen industriewirtschaftlichen Beschäftigungsmangels k a n n nur i m Kaufkräftemechanismus gefunden werden, w e i l a l l e i n dieser die Leistungen der vielen Wirtschaftsbetriebe miteinander verbindet. Schon der Begriff „ K o n j u n k t u r " weist a u f die entscheidende Bedeutung dieser Leistungsverbindung hin. Der Beschäftigungsmangel der Wirtschaftsbetriebe ist aber - entgegen den Auffassungen der K o n j u n k t u r l e h r e - k e i n notwendiger, normaler, periodischen Verstärkungen u n d Abschwächungen unterliegender Vorgang. Der Beschäftigungsmangel ist vielmehr i n der Industriewirtschaft grundsätzlich, f u n k t i o n e l l anormal, also sinnwidrig, w e i l er i h r e n erhöhten Beschäftigungsmöglichkeiten widerspricht. Diese vermehren sich infolge der zunehmenden Prod u k t i v k r ä f t e ständig 1 0 . A l s o muß die U r q u e l l e des Beschäftigungsmangels i n den M i t t e l n des Kaufkraftmechanismus oder i n ihrer falschen A n w e n d u n g liegen. Dessen M i t t e l bestehen nicht n u r i n der Höhe der N o m i n a l e i n k o m m e n der A r b e i t nehmer als der wichtigsten Massenkonsumenten. Sie bestehen ebenso oder noch mehr i n dem Stande der Warenpreise aller Konsumartikel, die das Realeinkommen aller Konsumenten bestimmen. Der dauerhafte Beschäftigungsmangel, die ständige Arbeitslosigkeit entsprechen nicht den Produktionsbedingungen, den P r o d u k t i v k r ä f t e n des Industriezeitalters. Er w a r w o h l i n den antiken Großstädten unvermeidlich, welche Sammelstätten proletarischer Bevölkerungsüberschüsse waren, ohne daß der sich entwickelnde Handwerksstand diesen genügend Beschäftigung geben konnte. 10

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M i t der einzigen Ausnahme ihrer teilweisen Zerstörung im Kriege.

Blottner, Die Dynamische Preisrechnung

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Die Preisrechnung als volkswirtschaftliches Bindeglied

Der Beschäftigungsgrad der neuzeitlichen Wirtschaftsbetriebe 1 1 , besonders der Industriebetriebe, d ü r f t e aber v i e l f a c h noch weit geringer sein, als man nach ihren durchschnittlichen Umsätzen u n d nach der i m m e r h i n schwankenden Z a h l v o n Arbeitslosen vermuten kann. W e r jemals i n größeren Industriebetrieben tätig war, weiß, daß i n vielen v o n ihnen - sogar i n Zeiten der H o c h k o n j u n k t u r - zahlreiche Maschinenaggregate, Teile v o l l ausgestatteter Werkstätten, leere oder halbbestückte Fabriksäle unausgenutzt blieben. Das gilt besonders f ü r Gemischtfertigungsbetriebe der metallverarbeitenden Industrie. N i c h t nur u m selten einsetzbare Spezialmaschinen u n d -geräte handelte es sich dabei, sondern auch u m Universalschinen, Vielzweckmaschinen. Z u derartigen lahmliegenden Produktionsm i t t e l n gehören nicht nur v o l l oder überwiegend abgeschriebene oder i n ihrer Leistungsfähigkeit veraltete Stücke, f ü r die schon Ersatzstücke benutzt werden. Jeder Kenner dieser Verhältnisse weiß, daß manche Fabrikbetriebe zahlreiche leistungsfähige Maschinen sogar a u f Reservelager legten, u m sie günstigstenfalls wieder einmal einsetzen zu können. A u c h gegenwärtig d ü r f t e n viele Betriebe ä h n l i c h verfahren. W i e stark unsere Fabriken i n der Regel m i t Überkapazitäts-Elementen versorgt sind, hat auch die riesenhafte sowjetische Demontage-Aktion i n der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands i n den Jahren 1945 u n d 1946 bewiesen. Obgleich damals viele sowjetzonale Fabriken total u n d die meisten zu einem hohen Prozentsatz demontiert w u r d e n 1 2 , waren die verfügbaren, teilweise aus Fabriktrümmern ausgegrabenen u n d wiederhergestellten Maschinen, Geräte u n d anderen Fabrikeinrichtungen noch zahlreich genug. Der alte Kapazitätsstand der Produktionseinrichtungen der Industrie w u r d e i n etwa v i e r Jahren i n der Sowjetzone annähernd, auch d u r c h Ergänzungen m i t neuen Produktionsmitteln, soweit wiederhergestellt, w i e er sich tatsächlich, m i t den verfügbaren Arbeitskräften nutzen ließ. D i e mehr oder minder versteckten betrieblichen Überkapazitäten zahlreicher Wirtschaftsbetriebe lösen zwar die Progression der f i x e n Kosten nicht unmittelbar aus. Sie tragen aber d u r c h die Erhöhung des absoluten Standes der f i x e n Kosten zur beständigen Kostenvermehrung u n d dadurch auch mittelbar zur Umsatzbeschränkung u n d progressiven W i r k u n g der f i x e n Kosten bei. U n t e r anderem werden schon d u r c h ungenügend genutzte Raum-Kapazitäten infolge ihrer langfristigen Abschreibung die Raumkosten erhöht. Eine kurzfristige Abschreibung erhöht sie noch stärker. Dasselbe gilt f ü r die technischen Einrichtungen des Betriebes. H i e r liegen also wichtige Elemente der f i x e n Gesamtkosten vor, die bei d e m 11 über die von der Arbeitnehmer-Beschäftigung zu unterscheidende .BetriebsBeschäftigung siehe Schäfer, Erich: Beschäftigung und Beschäftigungsmessung in Unternehmung und Betrieb (Nürnberg, 1931) bes. S. 60 ff. u. S. 140 ff. 12 Siehe Harmssen, G. W.: Reparationen, Sozialprodukt, Lebensstandard. /Bremen, 1948) H. 1, S. 113-124.

Disordinationswirkungen primärer Gewinnsatz-Uberspannungen

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chronischen u n d großenteils versteckten Beschäftigungsmangel der Betriebe zu dem seit ganzen Geschlechterfolgen sich vollziehenden Prozeß der Preiserhöhungen entscheidend beitragen 1 3 . Der übliche Teil-Leerlauf unserer Fabriken legt allerdings die Frage nahe wo sich eigentlich die - wenigstens i n den Aufschwungzeiten - annähernd „ v o l l b e s c h ä f t i g t e n " Arbeitskräfte befinden. Ein erheblicher T e i l der beschäftigten Arbeitstätigen w i r k t dann allerdings i n den Betrieben, aber n i c h t i n den Fabrik-Sälen u n d -Hallen, sondern i n den unzähligen, ständig an Z a h l u n d U m f a n g zunehmenden Lagern, Büros, Kontrollstellen, Forschungsstellen u n d anderen Gemeinkostenstellen. Das Verhältnis der A n z a h l der Angestellten zu der Z a h l aller Arbeiter u n d besonders zu der Z a h l der Fertigungsarbeiter hat sich i m Laufe der letzten Jahrzehnte i n vielen Industriebetrieben stetig verschlechtert. D i e Ursache lag nur teilweise i n grundlegenden Verbesserungen der Fertigungsverfahren. D i e j e n i gen der sogenannten M e ß z i f f e r n oder Kennziffern, welche jenes Verhältnis der produzierenden zu den n i c h t produzierenden Arbeitskräften i n einem Wirtschaftsbetriebe u n d f ü r ganze Industriezweige angeben 1 4 , gehören zu den v i e l zu wenig beachteten entscheidenden Maßstäben der rationellen Arbeitsweise v o n Fabrikbetrieben 1 5 . Außerdem pflegen - i n Wirtschaftsperioden zunehmender staatlicher Lenkung besonders stark - die Behördenbetriebe mittels überhöhter Steuerlasten u n d wachsender Staatsausgaben 16 l a u f e n d Arbeitskräfte relativ u n p r o d u k t i v zu binden. Das freie Kapital, das alle derart bürokratisch beschäftigten Arbeitskräfte rationell einsetzen könnte u n d müßte, kann sich aber ebenfalls n i c h t betätigen. Es ist gleichfalls relativ u n p r o d u k t i v , z. B. i n überspannten Selbstinvestitionen, i n Spekulationen, faulen Gründungen tätig. Oder es befindet sich „ a r b e i t s l o s " i m Strickstrumpf bäuerlicher Bevölkerungskreise. Es ist ein vagabundierendes K a p i t a l u n d k o m m t nur zeitweilig, i n A u f s c h w u n g p e r i o d e n zur fruchtbaren W i r k u n g . A u s allen diesen Gründen sind die Fertigungs-Gemeinkosten u n d die f i x e n Kosten, auch abgesehen v o n der periodischen Progression ihrer Auswirkung, i m Zeitdurchschnitt i n den meisten Wirtschaftsbetrieben v i e l zu h o c h 1 7 . Sie w i r k e n sich bei jeder Konjunkturverschlechterung als schwere progressive Kostenbelastung preisrechnerisch aus. Dasselbe gilt f ü r die Entwicklungskosten der Fabrikbetriebe. Diese w u r d e n v i e l f a c h aus Ver13

Siehe auch Kapitel V I I I , 3. Diese sind von den sowjetischen Kennziffern der Staatlichen Planwirtschaft scharf zu unterscheiden. 15 Siehe Blottner, R.: Bessere Nutzbarmachung der Wirtschaftsgruppenstatistik (in: Die Deutsche Volkswirtschaft, 1939, Nr. 8). Ferner Antoine, Herbert: Kennzahlen, Richtzahlen, Planungszahlen (Wiesbaden, 1956). llî über das Gesetz der wachsenden Staatsaufgaben siehe Wagner, Adolf: Theoretische Sozialökonomik (Erste Abt., Leipzig, 1907), S. 105 ff. 17 Siehe bei Schwalenbach, Eugen: Der Freien Wirtschaft zum Gedächtnis (Köln-Opladen, 1949), S. 83 ff. 14

2*

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Die Preisrechnung als volkswirtschaftliches Bindeglied

z w e i f l u n g aufgewandt, u m dem mehr oder minder chronischen Beschäftigungsmangel abzuhelfen, u m die Gewinne zu erhalten oder zu normalisieren. 5. Disordinierende W i r k u n g primärer

Gewinnsatz-Überspannungen

A l l e diese a u f den tiefgreifenden Dauerspannungen zwischen dem A n gebot u n d der Nachfrage beruhenden Disordinationsvorgänge auf dem Waren-, Arbeits- u n d K a p i t a l m a r k t e 1 8 werden v o n der disordinierenden W i r k u n g der Angebotspreise verursacht, die überwiegend n i c h t i n v o l l e m Maße dem Sinn des Marktmechanismus entsprechen. Besonders das H a u p t merkmal aller irregulären Marktvorgänge, der periodisch in Aufschwungzeiten - u n d langfristig beharrlich steigende T r e n d der M a r k t preise w i r d v o n den meist, entgegen den Kostensenkungen steigenden A n gebotspreisen hervorgerufen. So können w i r zunächst schlußfolgern. D i e Spannung zwischen der Selbstkostengrundlage u n d dem Angebotspreis a u f dem Markte, die Gewinnspanne ist bei vielen W a r e n zu groß. Sie ist i n unzähligen Industriebetrieben der P r o d u k t i o n v o n Massengütern so groß, daß sie umsatzsenkend w i r k t , die Kosten erhöht u n d m i t der A u f zehrung der vorhergegangenen Kostensenkungen selbst sehr schnell wieder sinkt. A u c h d u r c h den sinkenden Marktpreis w i r d der Gewinnsatz bei v i e l e n W a r e n b a l d geschmälert. D i e Gewinnsätze s i n d vor allem am A n f a n g neuer Preisrechnungen, nach jeder neuen Kostensenkung zu hoch. D i e n i c h t mehr beharrlich gewinnstrebige, sondern ungeduldige, gewinnsüchtige Geschäftsinitiative verhindert die allmähliche, fest i m Massenabsatz verankerte, also gesicherte Erhöhung der Gewinnsätze (Gewinnzuschläge) u n d Bilanzgewinne. Sie unterbindet eine Erzielung von Bilanzgewinnen, die alles i n den letzten Jahrzehnten - wenigstens i n den europäischen Wirtschaftsbetrieben - zeitweilig Erreichte weit i n Schatten stellen würden. D e r allseitige kooperative K a m p f u m die Einkommensverteilung, der nicht n u r i n der Festlegung der Arbeitnehmer-Einkommenstarife w i r k t e , sondern ebenso i n der B i l d u n g der Warenpreise nach w i e vor zur Ausw i r k u n g gelangt, disordiniert dagegen den gesamten Wirtschaftskreislauf i n vielfacher Weise. A u c h langfristige Aufschwungperioden d ü r f e n darüber nicht täuschen.

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Einschließlich des Geldmarktes.

II. Gewinnorientierung der Preisrechnung: statischer und dynamischer Grundsatz 1. Der maßvolle optimale, dynamisch wirkende, umsatzerhöhende Gewinnsatz D i e Bestrebung, d u r c h einen maßvollen Gewinnsatz den Umsatz einer Ware zu vermehren u n d dadurch den G e w i n n an i h r zu erhöhen, ist eine dynamische Bestrebung. Sie überträgt die natürliche D y n a m i k der gewachsenen u n d weiter zunehmenden industriellen, d. h. maschinellen Produkt i v k r ä f t e 1 i n die Preisrechnung. D i e zunehmenden P r o d u k t i v k r ä f t e erfordern eine ständig erweiterte, möglichst vollständige Ausnutzung. D u r c h die Ansetzung eines angemessenen preisrechnerischen Gewinnsatzes w i r k t die Preisrechnung grundsätzlich umsatzvermehrend. D i e D y n a m i k der U m satzerweiterung w i r d zur D y n a m i k der Preisrechnung. Schon Schwalenbach beurteilte die Ansetzung des richtigen, zweckmäßigsten Gewinnzuschlages als entscheidend: ,,Der Gewinnzuschlag neben der richtigen Selbstkostenrechnung ist das wesentliche M i t t e l der Preispolitik, u m den nach den Umständen besten Beschäftigungsgrad u n d die nach den Umständen beste Beschäftigungsart zu erreichen" 2 . Schmalenbach fügte hinzu, daß es notwendig ist, i n jedem Produktionsbetriebe 3 überlastete Betriebsteile d u r c h höhere Bruttogewinnzuschläge zu entlasten, hingegen beschäftigungshungrige Betriebsteile d u r c h niedrigere Gewinnzuschläge stärker heranzuziehen, d. h. m i t Beschäftigung zu versorgen. Schmalenbach setzt nach seiner umfassenden Erfahrung als selbstverständlich voraus, daß i n der Regel Preissenkungen zu Umsatzvermehrungen u n d Preiserhöhungen zu Umsatzverminderungen führen. Er gibt eine Regel an, nach der die umsatzgestaltenden Preisveränderungen sich gewinnerhöhend nutzen lassen. D i e Entlastung oder stärkere Heranziehung der einschlägigen Kostenstellen erfolgt nach dieser Regel bei gemischter Fertigung d u r c h die Preiserhöhung oder die Preissenkung f ü r die betreffenden Kostenträger. Ebenso gilt diese Regel auch f ü r eine Kostenträgergruppe m i t einheitlicher Kostengestaltung sowie bei M o n o f e r t i gung u n d D i v i s i o n s k a l k u l a t i o n i n vereinfachter Weise. 1 Auch in der landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion kommen diese zur Wirkung. 2 Siehe Schmalenbach, Eugen: Kostenrechnung und Preispolitik (7. erweiterte u. verbesserte Aufl., bearbeitet v. R. Bauer, Köln u. Opladen, 1956), S. 495. 3 Ceteris paribus gilt für Handelsbetriebe Ähnliches.

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Gewinnorientierung der Preisrechnung: statische, dynamische

V o n der unter Umständen sehr vorteilhaften, auch ohne Kostenprogression möglichen Erweiterung der Produktionskapazitäten ist i n der angef ü h r t e n Schmalenbachschen Preisrechnungsregel allerdings noch abgesehen. Soweit eine rationelle Vermehrung der Produktionskapazitäten mögl i c h ist, gilt die Schmalenbachsche Regel auch f ü r einen beschäftigungshungrigen Gesamtbetrieb, gleich ob dieser eine Monofertigung m i t D i v i sionskalkulation oder eine gemischte Fertigung m i t Zuschlagskalkulation besitzt. D i e angeführte Regel läßt sich also je nach den vorliegenden V o r aussetzungen u n d unter Anpassung an sie weitgehend anwenden. W i r werden weiter h i n t e n a u f i h r e n aktiven Gebrauch noch zurückkommen 4 , einen Gebrauch, der sie etwas einschränkt. Trotz ihrer a u f die gemischte Fertigung u n d die einzelnen, i n dieser w i r kenden Betriebsteile oder Kostenstellen begrenzten Formulierung enthält die Schmalenbachsche Entlastungund Belastungsregel 5 bereits das dynamische Prinzip der Gewinnsatzgestaltung. Schmalenbach nennt die von i h m angeführte Festlegung rationeller Gewinnsätze zwar nicht dynamisch, aber er kennzeichnet sie als beweglich u n d fordert sie. Er empfiehlt sie i m Gegensatz zu starren, ohne Rücksicht a u f die Betriebskapazitäten angesetzten Gewinnzuschlägen. Schmalenbach richtet seine Gewinnzuschlagsregel allerdings nur nach den innerbetrieblichen Verhältnissen: der A r t der Zusammensetzung der Produktionskapazitäten, der Anpassung der Warenangebote an diese. Er geht a u f die volle, zweckmäßigste A r t der Nutzung der bestehenden Betriebskapazitäten, nicht aber zugleich a u f die Bedingungen f ü r deren Ausweitung aus. V o n Erwägungen über den Bedarf der Verbraucher u n d die Nachfragegestaltung auf dem M a r k t e sieht er i n diesem Zusammenhange ab. W i r w o l l e n dagegen auch diese Bedingungen des Umsatzes u n d der Kostengestaltung heranziehen. Es gilt also ein Verfahren zu finden, m i t dem der maßvolle, f ü r die beschäftigungshungrigen Produktionskapazitäten erforderliche Gewinnsatz sich ermitteln läßt. Es ist unsere Aufgabe, zu erkennen, w i e man den Gewinnsatz überhaupt zur Umsatzvermehrung, zur Bedarfsdeckung u n d Gewinnerhöhung meßbar macht. Dazu müssen w i r den Gewinnsatz i n seinen grundsätzlichen Zusammenhängen m i t dem absoluten Gewinn, m i t dessen Zielsetzung - der K a p i t a l b i l d u n g - m i t der Umsatzvermehrung sowie mit der Kostenlage eingehender untersuchen. Schließlich müssen w i r das statische Prinzip der Preisrechnung, das sich aus der statischen Festlegung des Gewinnsatzes ergibt, ebenso prüfen, w i e das dynamische Prinzip der Preisrechnung, das aus dem dynamischen Prinzip der Gewinnsatzgestaltung folgt. 4 5

Siehe z. B. Kapitel IV, Abschnitt I ff. Wahl der kapazitätsmäßig rationellsten Kundenaufträge usw.

Der maximale kontinuierliche Gewinn

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2. Der maximale kontinuierliche G e w i n n Es kommt darauf an, durch die Festlegung optimaler preisrechnerischer Gewinnsätze die absoluten optimalen Kostenträgergewinne u n d über diese den optimalen Bilanzgewinn der betriebsgebundenen Erfolgsrechnung 6 zu erzielen. Jeder Bilanzgewinn ist periodenbezogen u n d steht deshalb als ein G l i e d i n der zeitlichen Folge der Bilanzgewinne 7 , gleich ob es sich u m die Jahresgewinne oder u m die Gewinne der kurzfristigen Erfolgsrechnung handelt. Ebenso w i e die Bilanz als Ganzes ist der Bilanzgewinn dem Kontinuitätsprinzip unterworfen. Schon i n seiner K o n t i n u i t ä t liegt ein dynamisches Element: die Forderung der Erhaltung seiner H ö h e oder seiner Zunahme oder überhaupt die M ö g l i c h k e i t seiner Veränderung. W ä h r e n d die Gewinnsätze auch statisch, d. h. fest sein können, sind die Brutto-Bilanzgewinne immer dynamisch, also veränderlich. A u c h die Kostenträgergewinne s i n d k o n t i n u i e r l i c h u n d müssen kont i n u i e r l i c h i n ihrer Höhe erhalten werden oder zunehmen. Senkungen des Marktpreises können zwar grundsätzlich den an einer W a r e erzielten Gew i n n vermindern. Langfristig, also v i e l l e i c h t i n der nächsten oder i n einer folgenden Produktionsperiode steigt der G e w i n n an der v e r b i l l i g t e n Ware jedoch m i t der zunehmenden K a u f k r a f t u n d der Umsatzvermehrung wieder. Sinkt auch der Angebotspreis d u r c h abnehmende Kosten, so tritt auch vorübergehend keine Senkung des Gewinns an der betreffenden Ware ein. O p t i m a l sind n i c h t die f ü r eine kurze Periode, z. B. f ü r einen M o n a t zu erzielenden m a x i m a l e n Kostenträgergewinne samt dem Bilanzgewinn. Optimal ist n u r der k o n t i n u i e r l i c h , d. h. der i n einer längeren Produktionsperiode erreichbare höchste G e w i n n eines Kostenträgers u n d entsprechend der i n i h r erzielbare maximale Brutto-Bilanzgewinn. Optimale Bilanzgewinne entstehen d u r c h optimale Kostenträgergewinne. Diese kommen durch optimale Gewinnsätze zustande. O p t i m a l sind aber bei allen Massenerzeugnissen i m Regelfalle die relativ niedrigen Gewinnsätze. Sogar bei eindeutigen M o n o p o l w a r e n 8 , z. B. bei patentgeschützten A r t i k e l n m i t einem hohen N u t z w e r t 9 läßt sich m i t optimaler Erfolgsaussicht k e i n beliebiger Gewinnsatz verwenden, also k e i n beliebiger, überhöhter Kostenträgergewinn erreichen. Der optimale Gewinnsatz ergibt sich bei derartigen W a r e n aus einem Preis, der auch ihrem Käufer noch eine annehmbare Kostensenkung u n d Gewinnerhöhung gestattet. A u c h die 6

Also unter Ausschließung der betriebsfremden und Brutto-Bilanzgewinne einschließlich der etwa in und nicht unter Kosten verrechenbaren Umsatzsteuer, licher Gewinnverwendungen (z. B. Spenden). 8 Bei denen die Monopoleigenschaft nicht in der triebes, sondern in der Ware liegt. 9 Kostenersparniswert. 7

neutralen Erfolgsrechnung. einem Lande bestehenden sowie einschließlich ähnVerbandsbindung des Be-

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Gewinnorientierung der Preisrechnung: statische, dynamische

Konsumenten rechnen bei ihren K ä u f e n m i t derartigen Kostensenkungen. Der Umsatz steigt bei jeder W a r e m i t der Leistung, d i e sie i m Verhältnis zu i h r e m Preise bietet. W i r werden später eindeutig, d. h. d u r c h einen mathematischen Nachweis u n d eine zahlenmäßige Berechnung 1 0 erkennen, daß gerade ein maßv o l l angesetzter Gewinnsatz bei gleichzeitig aktiv betriebener Kostensenkung oder bei der N u t z u n g eines schon vorliegenden niedrigen Kostenstandes zur ständigen Erhöhung des betreffenden Kostenträger-Gewinnanteils u n d m i t h i n des Brutto-Bilanzgewinns f ü h r t . W i r werden feststellen, daß eine gesicherte Gewinnerhöhung u n d die Stärkung aller Nachfrage-Kaufkräfte miteinander gleichgerichtet zusammenhängen. H i e r halten w i r zunächst fest, daß die dynamische W i r k u n g des Gewinnsatzes u n d m i t h i n des Preises überhaupt i n einer Veränderung des Kostenträgergewinns u n d des Bilanzgewinns besteht. Ebenso stellen w i r fest, daß der dynamische Charakter des Gewinnsatzes gerade i n seinem Tiefstande vorliegt, w e i l die D y n a m i k des Kostenträger- u n d Bilanzgewinns sich i n deren langfristiger ständiger Zunahme äußert. Der Prozeß der k o n t i n u i e r l i c h e n Gewinnerzielung ist unter allen U m ständen, auch bei der Mißachtung ihrer Steigerungsbedingungen ein dynamischer. Zunächst erscheinen ein dynamisch wirkender, d. h. ein tieferer Gewinnsatz u n d ein dynamisch erzielter, d. h. ein höherer Kostenträger- u n d Bilanzgewinn als unvereinbar miteinander. Es w i r d sich jedoch herausstellen, daß sie sogar untrennbar miteinander verbunden sind. Der Schmalenbachsche B e g r i f f der ,,Dynamischen B i l a n z " weist keine unmittelbaren Beziehungen zu dem dynamischen Gewinnsatz u n d d e m dynamischen G e w i n n a u f 1 1 . Schmalenbach versteht unter ,»Dynamischer B i l a n z " die d u r c h die Erfolgsrechnung entstehende Erfolgsbilanz oder A u f w a n d s - u n d Ertragsbilanz. A u c h bezieht er die Bestandsveränderung d u r c h das i n der Erfolgsbilanz zum A u s d r u c k gelangende betriebliche Erfolgsbemühen i n d i e ,,Dynamische B i l a n z " i m weiteren Sinne e i n 1 2 . Er kennzeichnet den dynamischen Charakter der gesamten betrieblichen Erfolgs- u n d Bestandsrechnung u n d Bilanzierung d u r c h die betrieblichen Erfolgsbemühungen. Mittelbar, auch durch die Hervorhebung der Bilanzk o n t i n u i t ä t besteht also dennoch eine Ä h n l i c h k e i t zwischen der Bilanzd y n a m i k u n d der G e w i n n d y n a m i k , die nur eine letzte Schlußfolgerung aus der Schmalenbachschen Erkenntnis des dynamischen Prinzips der betrieblichen Rechnungsführung ist. 10

I m Kapitel I I I . Siehe Schmalenbach, Eugen: Dynamische Bilanz (unter Mitwirkung R.Bauer, 12. Aufl., Köln u. Opladen, 1956) S. 27. 12 I m Abschnitt F, a.a.O., bei der Behandlung der Bestandsbilanz. 11

von

Gewinnsatzziele: Investitionsausdehnung und Gewinnerhöhung

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3. Z w e i Ziele des Gewinnansatzes: Investitionsausdehnung d u r c h Gewinnerhöhung u n d Gewinnerhöhung d u r c h die Umsatzvermehrung D i e Beschränkung des preisrechnerischen Gewinnansatzes auf das Z i e l der unmittelbaren Kapitalvermehrung u n d Investitionsausdehnung drängt zur unmittelbaren jederzeitigen Erhöhung der Gewinnsätze. Sie verführt besonders dazu, Kostensenkungen - vor allem i n Perioden der allgemeinen Zunahme der Nachfrage u n d Umsatzausdehnung - sofort zu einer sprunghaften Erhöhung der Gewinnsätze zu benutzen. D i e unvermeidbare Folge: eine Umsatzverminderung u n d Gewinnsenkung w i r d dabei nicht berücksichtigt. Sie w i r d außer A c h t gelassen, w e i l sie erst k o n t i n u i e r l i c h , auf längere F r i s t 1 3 eintritt. Eine dauerhafte Gewinnerhöhung kann bei diesem kurzsichtigen, gesamtwirtschaftlich planlosen Preisrechnungsverfahren nicht Zustandekommen. A u c h anderen, wirtschaftspolitischen Quellen der Umsatzvermehrung w i r k t es entgegen. D i e K a u f k r a f t der Nachfrage n i m m t bei i h m n i c h t i n angemessener Weise an der Kostensenkung teil. D u r c h Entlassungen v o n Arbeitskräften i m Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen n i m m t sie a u f dem M a r k t e sogar ab, w e n n diese stoßweise erfolgen. Früher oder später, bisweilen sogar recht schnell, entsteht auf diese Weise eine Gewinnsenkung. Diese Gewinnsenkung w i r d der Verschlechterung der Marktlage als der großen Unbekannten zugeschoben. D e r M a r k t w i r d zum Schuldigen erklärt. V o n der erneuten Verbesserung der ,,Marktlage" w i r d die Verbesserung der Umsatzgröße samt der Gewinnerhöhung erwartet. D e m M a r k t w i r d schließlich auch das Verdienst f ü r den später durch zwangsläufige Preissenkungen erfolgenden U m s c h w u n g der Umsatzstockungen und -rückgänge zugeschrieben. A u f diese Weise k o m m e n die K o n j u n k t u r z y k l e n zustande. Berücksichtigt man aber bei der Ansetzung der preisrechnerischen Gewinnsätze v o n vorneherein auch - oder sogar vorrangig - das Z i e l der Umsatzausdehnung, so v o l l z i e h t sich der gesamte Umsatzprozeß i n einer anderen Weise. D u r c h die angemessene Stärkung der K a u f k r a f t der Verbraucher n i m m t der Umsatz der preisgesenkten W a r e n ständig zu. D i e Gewinnbeiträge der betreffenden Kostenträger steigen, der Bilanzgewinn erhöht sich allmählich. D u r c h die Beschränkung der Gewinnansätze a u f die Z i e l r i c h t u n g der unmittelbaren Kapitalvermehrung werden die Umsätze der Investitionsgüterindustrie langfristig keineswegs stärker gefördert als die Umsätze der Konsumgüterindustrie. Sie werden vielmehr beide i n ihrer Zunahme gehemmt. Diese Folge t r i t t wenigstens i n einer v o l l e n t w i c k e l t e n industriellen M a r k t - V o l k s w i r t s c h a f t ein. I n dieser können bei einer so einseitigen 13

On the long run.

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Gewinnorientierung der Preisrechnung: statische, dynamische

Zielsetzung gerade größere Rationalisierungsmaßnahmen n i c h t ohne Schaden, d. h. auf ,,Kosten" der Konsumgüter-Umsätze stattfinden. D a d u r c h w i r d auch die K a u f k r a f t der Konsumgüterindustrie vermindert. I n gleicher Weise vollzieht sich die gewaltsame Betreibung der K a p i t a l b i l d u n g durch überhöhte preisrechnerische Gewinnsätze v o n der G r u n d s t o f f i n dustrie aus. V o n i h r aus erfolgt sie sogar i n besonders disordinierender Weise, w e i l sie sich a u f die Kartellpreise stützen k a n n u n d w e i l ihre Erzeugnisse kurzfristig i n die Kostenrechnung der Betriebe aller anderen Industriezweige eingehen. Es ist also notwendig, die beiden Zielsetzungen der Preisrechnung: Ausdehnung der K a p i t a l b i l d u n g u n d unmittelbare Vermehrung des Umsatzes einer W a r e durch ihre enge Verbindung i n der preisrechnerischen Gewinnansetzung zu berücksichtigen. D i e Kostensenkung ist n i c h t nur das normale M i t t e l der Gewinnerhöhung, sondern zugleich das einzige M i t t e l einer dauerhaften Preissenkung u n d Umsatzvermehrung. Sie läßt sich einerseits unmittelbar i n v o l l e m U m fange oder vorwiegend f ü r die Gewinnerhöhung nutzen. I n diesem Falle hat sie keine umsatzvermehrende W i r k u n g . Ihre gewinnerhöhende W i r kung versickert schnell u n d schlägt schließlich i n eine Gewinnsenkung um. D i e Kostensenkung läßt sich aber andererseits auch mittelbar, d. h. über die Preissenkung u n d Umsatzvermehrung zur Gewinnerhöhung verwenden. Sie läßt sich ganz oder überwiegend zur Preissenkung verwenden. I n diesem Falle versickert ihre gewinnerhöhende W i r k u n g nicht. Sie kommt langsam zum Zuge, aber sie w i r k t k o n t i n u i e r l i c h u n d unter U m ständen progressiv. Deshalb ist eine allmähliche anstelle der meist ü b l i chen sprunghaften Gewinnerhöhung nach jeder Kostensenkung notwendig. D i e Spannung zwischen der Selbstkosten-Preisgrundlage u n d dem A n gebotspreis einer W a r e muß deshalb weitgehend verringert werden. Kostensenkungen lassen sich n u r durch Preissenkungen wirksam, d. h. über die Umsatzvermehrung f ü r die Gewinnerhöhung ausnutzen. Das gilt f ü r alle Güter, die Kostensenkungen unterliegen können, also vor allem f ü r Industriewaren aller i n d u s t r i e l l e n Erzeugungsgruppen 1 4 . Jede stärkere Umsatzvermehrung w i r k t zudem progressiv gewinnerhöhend, w e i l sie zur degressiven A u s w i r k u n g der f i x e n Kosten, also zu einer weiteren relativen Kostensenkung führt. 4. Konsumorientierte u n d investitionsorientierte

Preisgestaltung

D i e Preisrechnung der Wirtschaftsbetriebe ist das M i t t e l der gesamten nominalen u n d realen v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Einkommensverteilung. Einerseits sind die Löhne u n d Gehälter der Wirtschaftsbetriebe, die Renten, Pensionen, Arbeitslosenversicherungsbeiträge anteilig, sowie die sonstigen 14

Der Grundstoff-, Investitionsgüter-, Konsumgüter-, Lebensmittelindustrien.

Konsumorientierte, investitionsorientierte

Preisgestaltung

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individual-personellen E i n k o m m e n 1 5 u n d die kollektiv-personellen Einkommensteile: Zinsen, Z ö l l e u n d Steuern u n d dergleichen irgendwie i n der Preisrechnung als Kostenbestandteile enthalten 1 6 . D i e Gewinne gehören i n ihrer M e h r z a h l zu den individual-personellen, teilweise aber auch zu den kollektiv-personellen E i n k o m m e n 1 7 . Andererseits bestimmt die Preisrechnung durch die Relation v o n Kosten u n d Gewinnsatz auch die gesamte reale Einkommensverteilung, i n d e m sie die Preise niedriger oder höher ansetzt. Hohe u n d besonders i m Verhältnis zu den Kosten überhöhte kalkulatorische Gewinne u n d Preise erhöhen die Kapitalbildungsu n d Investitions-Kaufkräfte. Niedrige u n d besonders i m Verhältnis zu den Kosten maßvolle kalkulatorische Gewinne u n d Preise erhöhen die Konsumenten-Kaufkräfte. D i e erhöhten K a u f k r ä f t e erhöhen i n dem einen Falle vorübergehend die Umsätze der Investitionsgüterindustrie, i m anderen erhöhen sie die Umsätze der Konsumgüterindustrie. Jede Preisrechnung stärkt oder schwächt also unmittelbar die K a u f k r ä f t e der V o l k s w i r t s c h a f t i n einer der beiden großen Verbrauchergruppen: der Investitoren u n d der Konsumenten. Sie verschiebt die K a u f k r ä f t e untereinander. D i e investitionsorientierte Preisrechnung senkt außerdem d e n möglichen, schon erreichbaren K a u f k r a f t s t a n d der Volkswirtschaft i m ganzen. D i e konsumorientierte Preissenkung hebt außerdem den K a u f k r a f t stand der V o l k s w i r t s c h a f t i m ganzen i n der Richtung a u f seine kapazitätsmäßig schon erreichbare Höhe. M i t t e l b a r werden also alle K a u f k r ä f t e nur d u r c h die konsumorientierte Preisgestaltung gehoben. Jede Preisrechnung w i r k t d u r c h die i n i h r enthaltene Stufenleiter der Kaufkräfteverteilung auf die M ö g l i c h k e i t aller k ü n f t i g e n Warenumsätze ein. Sie erweitert oder verengt diese. I n d e m die Preisrechnung zur D u r c h führung der jeweiligen, aktuellen Umsätze dient, legt sie gleichzeitig den K e i m f ü r den U m f a n g der künftigen. D a r i n liegt ihre verborgene, umsatzhemmende oder -fördernde Macht. Niedrige Konsumgüterpreise erhöhen alle K a u f k r ä f t e u n d bringen den gesamten Güterkreislauf der V o l k s w i r t s c h a f t auf einen großen Umfang. H o h e Konsumgüterpreise senken alle K a u f k r ä f t e u n d drosseln den gesamten Güterkreislauf. D i e Konsumenten sind die wichtigsten grundlegenden Kostenverursacher. I h r Realeinkommen, das von den Preisen gestaltet w i r d , ist deshalb v o n ebenso großer Bedeuutng f ü r das gesamte W i r t schaftsleben w i e das N o m i n a l e i n k o m m e n ihrer Hauptgruppe i n jeder I n dustrievolkswirtschaft, der Arbeitnehmer. 15

z. B. die Unternehmerlöhne. A u f dem Wege über die Kostenrechnung und die Aufwandszahlungen. 17 Sie gehen z. B. an andere A.G. und die öffentliche Hand, welche deren Mitgliedsrechte besitzt. ,ß

28

Gewinnorientierung der Preisrechnung: statische, dynamische 5. Konsumorientierte u n d investitionsorientierte und Kapitalinvestition

Kapitalbildung

Eine normale K a p i t a l b i l d u n g u n d K a p i t a l i n v e s t i t i o n ist eine K a p i t a l b i l dung u n d K a p i t a l i n v e s t i t i o n i m angemessenen Verhältnis zum Konsum, d. h. zur Beschäftigung der schon vorhandenen Produktionskapazitäten der Konsumgüterindustrie u n d der Landwirtschaft sowie der Leistungskapazitäten des Einfuhrhandels. Diese Beschäftigung w i r d durch eine angemessene K a u f k r a f t gesichert, also d u r c h angemessene N o m i n a l - u n d Real-Arbeitseinkommen der Arbeitnehmer sowie der kleinen Betriebsbesitzer, z. B. der H a n d w e r k e r u n d der K l e i n l a n d w i r t e 1 8 . Sie läßt sich also nur unter M i t w i r k u n g des maßvollen Standes aller Warenpreise sichern. D u r c h jeden gewaltsamen A n t r i e b der K a p i t a l b i l d u n g w i r d der Umsatzprozeß der Konsumgüterindustrie gestört. D i e angetriebene K a p i t a l b i l d u n g mag zwar der Investitionsgüterindustrie vorübergehend die V o r t e i l e der erzwungenen Umsatzerhöhung bringen. Für die Inbetriebnahme der neuen Produktionskapazitäten, also f ü r eine Umsatzvermehrung ist die K a u f kraftgrundlage der Verbraucher aber zu gering, w e n n es sich u m Konsumgüter-Produktionskapazitäten handelt. Falls die neuen Produktionskapazitäten sich jedoch - w i e gewöhnlich - a u f die Industriezweige der I n vestitionsgütererzeugung oder der U r p r o d u k t i o n , besonders der montanen erstrecken, verschiebt sich der endgültige Erfolg des ausgeweiteten Beschäftigungsprozesses, seine Bewährung zeitlich. Diese w i r d aber n i c h t aufgehoben u n d läßt sich als Aufgabe nicht aufheben. A u c h Kapitalexporte oder gewöhnliche Investitionsgüter-Exporte führen zur Erhöhung der Produktionskapazitäten. Sie erhöhen den Wettbewerb i n diesen u n d v e r m i n d e r n an sich die weiteren Exporte oder sogar den Inlandsumsatz der v o n i h n e n hergestellten W a r e n i n den A l t v o l k s wirtschaften. Z u m mindesten schränken sie den Warenumsatz der A l t b e triebe zeitweilig ein. Dieser Prozeß w i r d unbedenklich, w e n n die K a u f kräfte der Konsumenten d u r c h eine maßvolle Ansetzung der G e w i n n sätze der Preisrechnung sich ebenfalls i n angemessener Weise vermehren. I n diesem Falle entwickelt sich die Kapazitätsausdehnung m i t der Umsatzvermehrung i n der eigenen V o l k s w i r t s c h a f t u n d i n der W e l t w i r t schaft durch die k o n t i n u i e r l i c h wachsende Beschäftigung i n den Zweigen aller Industriegruppen gleichmäßig 1 9 . D i e Industrieausdehnung w i r k t sich unter dieser Voraussetzung nur i n größeren Umstellungen der M a r k t b e ziehungen aus. A l l e neuen Investitionsgüter-Kapazitäten f i n d e n ihre Beschäftigung auf die Dauer nur durch gleichfalls i n ausreichendem Maße gewachsene K o n 18 Durch Abspaltung der persönlichen Einkommen der Betriebsbesitzer vom Gewinn oder als Betriebsbesitzerlohn. 19 M i t dieser Frage befassen sich die volkswirtschaftlichen Gleichgewidhtstheorien.

Statische oder investitionsorientierte Preisrechnung

29

sumgüter-Kapazitäten, einschließlich der agraren u n d der KonsumgüterU r p r o d u k t e herstellenden. Sie müssen sich i n deren Vollbeschäftigung bewähren. Das ist nur durch die vorangehende Stärkung der Konsum-Kaufkräfte u n d gegebenenfalls durch die ebenfalls vorangehende A u s w e i t u n g der Konsumgüter-Kapazitäten ohne Depressions-Intervalle möglich. Z u r Bewährung der ausgeweiteten Investitionsgüter-Kapazitäten gehört vor allem die zunehmende Beschäftigung der Konsumgüterindustrie der Altindustrieländer. Diese bedarf also einer ausreichenden, langfristig vorbereiteten u n d l a u f e n d erhaltenen K o n s u m k a u f k r a f t als Grundlage. A u c h die Kapazitätserweiterungen durch Waren- oder Kapitalexporte v o n I n vestitionsgütern nach den unterentwickelten Ländern d ü r f e n n i c h t zu einer Beschränkung i n der Beschäftigung der inländischen Konsumgüter-Kapazitäten führen. Sie d ü r f e n n i c h t a u f ,,Kosten" der inländischen Konsumenten-Kaufkräfte organisiert werden. H i e r f ü r liegt die entscheidende Verantwortung i n der Preisrechnung 2 0 . 6. Statische oder investitionsorientierte Preisrechnung als Quelle erzwungener und investitionsorientierter Kapitalbildung D i e erzwungene, überholte A r t der K a p i t a l b i l d u n g erfolgt i n der M a r k t wirtschaft d u r c h eine irrationale Preisrechnung, welche die G e w i n n sätze, vor allem bei der entscheidenden Gelegenheit ihrer Richtigstellung: nach Kostensenkungen, zu hoch veranschlagt 2 1 . Diese irrationale Preisrechnung ist eine statische, w e i l sie die A u s w i r k u n g der Verteilung der K a u f k r ä f t e auf den Investitionsgütersektor u n d den Konsumgütersektor der P r o d u k t i o n i m v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Güterkreislauf, also die dynamische W i r k u n g der Kaufkräfteverteilung mißachtet. Sie besteht i n der statischen, starren, geschätzten Ansetzung überhöhter preisrechnerischer Gewinnsätze. Gewinnerzielung u n d K a p i t a l b i l d u n g d u r c h die Statische Preisrechnung s i n d degressiv. Obgleich die Statische Preisrechnung als M i t t e l der angetriebenen, zeitl i c h gerafften, investitionsorientierten K a p i t a l b i l d u n g das übliche, am meisten verbreitete Verfahren der Preisbildung d u r c h die Preisrechnung ist, stellt sie keineswegs das der Industriewirtschaft gemäße Preisrechnungsverfahren dar. D i e i n i h r angewandten überhöhten Gewinnsätze sind w i l l kürlich. Sie w i r k e n bremsend a u f den gesamten Umsatzprozeß jedes W i r t schaftsbetriebes u n d damit der Volkswirtschaft, den Umsatzprozeß, dessen Ausdehnung die Grundlage f ü r gleichmäßig, aber w e i t stärker zunehmende Investitionskräfte ist. N i c h t n u r als breitere Grundlage f ü r zunehmende Kapitalexporte ist die Statische Preisrechnung weniger geeignet. 20

Entsprechendes gilt für die Kapitalimporte. I n der Staatlichen Planwirtschaft der Ostblockländer kommt die staatliche Kapitalbildung durch die staatliche Finanz- und Preisplanung zustande. 21

30

Gewinnorientierung der Preisrechnung: statische, dynamische

A u c h als M i t t e l zur schnelleren Abtragung v o n Sonderlasten 2 2 ist künstlich durch sie angetriebene K a p i t a l b i l d u n g zu schwach. 7. Dynamische oder konsumorientierte

die

Preisrechnung

als Quelle zwangloser, k o n t i n u i e r l i c h erhöhter u n d konsumorientierter Kapitalbildung Eine optimale K a p i t a l b i l d u n g kann, w e i l sie von der produzierenden Gesamtwirtschaft getragen w i r d , w o diese schon einen größeren Konsumgütersektor besitzt, n u r auf eine objektive Weise, d. h. gestützt auf die V o l l beschäftigung der Gesamtwirtschaft Zustandekommen. Dazu ist - vor allem a u f die Dauer - eine rationelle Preisrechnung, die Dynamische Preisrechnung erforderlich. Diese besteht i n der dynamischen, beweglichen, berechneten Ansetzung maßvoller preisrechnerischer Gewinnsätze. Gewinnerzielung u n d K a p i t a l b i l d u n g durch die Dynamische Preisrechnung sind progressiv. D i e preissenkende Preisrechnung ist n i c h t dynamisch, w e i l sie die Preise selbst i n Bewegung bringt. Diese Folge hat die preiserhöhende oder Statische Preisrechnung ebenfalls. Außerdem vollziehen sich die Preisbewegungen i n jedem Betriebe n u r vorübergehend, periodisch. D i e preissenkende Preisrechnung ist dynamisch, w e i l sie zu k o n t i n u i e r l i c h e n Umsatzvermehrungen u n d Gewinnerhöhungen f ü h r t . I n diesem Vorgang liegt die D y n a m i k , auf die es ankommt. Preissteigerungen w i r k e n nicht dynamisch, sondern statisch, umsatzbeschränkend, gewinnbeschränkend. Ihre umsatzsenkende, negativ-dynamische W i r k u n g gleicht sich - langfristig gesehen - durch die zwangsläufigen Marktpreissenkungen der Depressionsperioden i n den Aufschwungsperioden etwas aus. I m ganzen liegt bei der preiserhöhenden Preisrechnung eine statische, die Umsatzerhöhung bremsende W i r k u n g vor. D i e Dynamische Preisrechnung empfiehlt sich als wirtschaftsgemäßes Preisrechnungsverfahren. Sie ist besonders f ü r alle industrialisierten Betriebe geeignet, die eine Massenproduktion betreiben. D i e i n i h r angewandten maßvollen Gewinnsätze w i r k e n natürlich-antreibend a u f den gesamten Umsatzprozeß. D i e n i c h t erzwungene konsumorientierte K a p i t a l b i l d u n g durch die Dynamische Preisrechnung f ü h r t a l l m ä h l i c h zu weit höheren Investitionen als die gewaltsame durch die Statische Preisrechnung. Sie f ü h r t vor allem zu umsatzgesicherten, dauernd zunehmenden neuen Produktionskapazitäten, die als vollbeschäftigte auch politisch-sozial befriedend wirken.

22

z. B. der Lastenausgleichskosten in Deutschland

I I I . Das Verfahren der Statischen Preisrechnung und das Verfahren der Dynamischen Preisrechnung 1. Verfahrensprinzip

der Statischen Preisrechnung

I n der statischen, gewöhnlich i n den Wirtschaftsbetrieben angewandten Preisrechnung w i r d zu der Summe aller Kosten, auch Selbstkosten genannt, ein möglichst hoher G e w i n n geschlagen. Dessen Höhe, am prozentualen Gewinnsatz gemessen, richtet sich nach dem überlieferten Preis, dem bestehenden Marktpreis u n d der Umsatzfähigkeit, welche die W a r e unter i h m als Angebotspreis - entsprechend der jeweiligen Marktlage besitzt. Je nach der Lebenswichtigkeit der Ware, der Größe des Bedürfnisses an ihr, der K a u f k r a f t u n d Nachfrage a u f dem M a r k t e verleiht der Preis 1 dieser eine mehr oder minder große Umsatzfähigkeit. Keine Ware ist v o n diesem E i n f l u ß ganz ausgenommen. D e m Preis k o m m t deshalb i m eigentlichen Sinne die Umsatzfähigkeit der W a r e zu 2 . D i e Umsatzfähigkeit, die der Preis einer W a r e verleiht, w i r d bei seiner Ansetzung i n der Statischen Preisrechnung roh geschätzt. Erhöhungen u n d Senkungen des Preises werden der Schätzung nach der laufenden Umsatzerfahrung unterworfen. Sie werden schließlich sogar ohne eine u n m i t t e l bare Berücksichtigung der Selbstkosten vorgenommen. Preissenkungen erfolgen also n u r unter dem Zwange des Marktes, unter dem Einfluß eindringlicher niedriger Preisforderungen der Nachfrager sowie niedriger Preisangebote der Wettbewerber 3 . D i e Mengenauflage richtet sich nach den Umsatzaussichten der W a r e bei einem noch tragbaren Preise a u f dem Markte, dem i m M a r k t v e r k e h r gebildeten Marktpreise. A u c h die Menge, die ein Wirtschaftsbetrieb selbst v o n einer W a r e auflegt, beeinflußt den Marktpreis, falls sie n i c h t selbst v o n diesem bestimmt w i r d , was gewöhnlich zutrifft. Kostensenkungen werden unter der Herrschaft der Statischen Preisrechnung meist n u r nachträglich erstrebt u n d durchgeführt, sobald sich 1

Der etwas herabgesetzte oder erhöhte Angebotspreis als Marktpreis. Siehe dazu Mellerowicz, Konrad: Kosten und Kostenrechnung, Bd. I Theorie der Kosten (3. unveränderte Aufl., Berlin, 1957), S. 479. „Gerade in der Wirtschaft mit gelenkter Preisbildung zeigt sich am deutlichsten, daß nicht nur Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, sondern daß der Preis seinerseits auf die Menge von Angebot und Nachfrage einwirkt. Es besteht somit eine allseitige Interdependenz von Angebot und Nachfrage und Preis, von Kosten, Bedarf und Preis." 3 Unter Vergleich der Warenqualitäten und soweit ein freier Wettbewerb besteht. 2

32

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

herausstellt, daß die Umsatzfähigkeit einer Ware bei einem schließlich übernommenen niedrigeren Marktpreis weiter sinkt. W e n n die erreichte Kostensenkung beträchtlich ist, w i r d sie aber gewöhnlich nicht durch eine größere Preissenkung zur Eroberung des Marktes ausgenutzt, sondern zur Eroberung des höheren Gewinns, bei einem zwar n i c h t sinkenden, aber annähernd beständigen, statischen Umsatz. Der statisch eroberte höhere G e w i n n ist n i c h t v o n Dauer. Er k a n n sich nicht längere Zeit halten, w e i l die d u r c h überspannte G e w i n n e i n der Breite der V o l k s w i r t s c h a f t eintretenden Ausdehnungen der Produktionskapazitäten a l l m ä h l i c h dennoch - aber über sinkende Marktpreise - zu Umsatzerhöhungen führen. D i e erzwungenermaßen gesenkten Preise w i r ken nicht mehr als eine aktive Stärkung der K a u f k r ä f t e der Verbraucher. Die Kostensenkungen w u r d e n eben dauernd i n v o l l e m U m f a n g f ü r die vergänglichen stoßweisen Gewinnerhöhungen verbraucht. D i e Preissenkungen stellen dann nur noch Anpassungen an die i m m e r zu schwachen u n d durch gelegentliche Marktpreiserhöhungen weiter geschwächten Verbraucher-Kaufkräfte, besonders der Konsumenten dar. I m eigentlichen Sinne ist die Statische Preisrechnung keine Preisrechnung, wenigstens keine strenge, umfassende. Sie stellt den abschätzenden, anordnenden rechnerischen A u s d r u c k einer Preispolitik des fluktuierenden Mitgehens m i t der M a r k t p r e i s b i l d u n g her. D i e Gewinnrechnung unter dem Gesichtspunkt der Umsatzausdehnung f e h l t ihr. I n der Statischen Preisrechnung rundet die als m a x i m a l erstrebte, stets geschätzte Gewinnquote 4 die preisrechnerische Kostenrechnung ab. Schmalenbach behandelte die Preisfestlegung des Betriebes demgemäß ausdrücklich unter dem Verfahrensbegriff der P r e i s p o l i t i k 5 . Das nachfolgende Beispiel gibt die preisrechnerische Verwendung v o n Kostenersparnissen durch Rationalisierungs-Maßnahmen nach dem statischen Verfahren wieder: I. Volle Verwendung der Kostenersparnis für die Gewinnerhöhung Ε — Ersparte Kosten, Κ G Ρ χ y K' G' P' 4

= Alte preisrechnerische Kostensumme, = Alter preisrechnerischer Gewinn, = Alter Preis, = Kostensenkungsanteil am Preis, — Kostensenkungsanteil am Gewinn, = Neue preisrechnerische Kostensumme, — Neuer preisrechnerischer Gewinn, = Neuer Preis.

Entsprechend einem prozentualen Gewinnsatz. Siehe Schmalenbach, Eugen: Kostenrechnung und Preispolitik, Abschnitt J 1 und II, S. 458-496. 5

Verfahrensprinzip der Statischen Preisrechnung K' = K - E Κ = 90.—

, ,

G' = G + E G = 10.-

Κ ' = 90 - 20 = 70 Κ' = D M 70,G' = D M 3 0 , P' = D M 100,-

,

,

,

P' = P

,

χ= Ε

Ρ = 100—

,

Ε = 20.— ( D M )

G ' = 10 + 20 = 30

,

33

, y = 0 ,

Ρ' = 100

oder 70% des neuen Preises, oder 30% des neuen Preises,

Der Preis ist also nach diesem Beispiel der Statischen Preisrechnung unverändert geblieben. Dagegen hat sich der preisrechnerische G e w i n n auf das Dreifache, also u m 2 0 0 % erhöht. Der Gewinnsatz ist i m gleichen Maß, v o n 1 0 % a u f 3 0 % gestiegen. D i e K a u f k r a f t der Verbraucher w u r d e nicht gestärkt. Diese übliche A r t der A n w e n d u n g der Statischen Preisrechnung a u f die Verwendung v o n Kostensenkungen unterliegt jenem Bedenken, das i m einzelnen Betrieb häufig, aber meist wirkungslos geäußert w i r d : A u c h die Wettbewerber gehen, oft zur gleichen Zeit, zu Kostensenkungen über. Der Wettbewerb senkt den Marktpreis der m i t verminderten Kosten hergestellten W a r e n nach u n d nach, bis ein normaler Gewinnsatz i n den Herstellerbetrieben erreicht ist. N o c h mehr tragen kostenerhöhende Umsatzverminderungen d u r c h Entlassungen v o n Arbeitskräften infolge der Rationalisierungs-Maßnahmen dazu bei. D i e gemeinsame Eroberung des Marktes d u r c h die Wettbewerber, die Umsatzausdehnung durch die Stärkung der Verbraucher-Kaufkräfte ist verpaßt. A l l m ä h l i c h kommt, spätestens i n einer gesamtwirtschaftlichen Depressionsperiode eine v o l l e Preissenkung, entsprechend dem Durchschnittsstand der Kostensenkungen, zustande. Sie w i r k t sich i n kartellfreien Betrieben w i e - m i t besonders großen Verzögerungen - i n Betrieben, die an Kartellpreise gebunden sind, aus. Vorübergehend, durch ungenügende Kapazitätsnutzungen gestiegene Kosten sinken wieder. I n f o l g e unzähliger sekundärer Kostenerhöhungen durch Preiserhöhungen i n der Industrieversorgung t r i t t aber keine Kostensenkung auf den alten Kostenstand mehr ein. Besonders v o n den Kartellpreisen der U r p r o d u k t i o n her w i r k t die allgemeine Kostenerhöhung der betrieblichen Kostensenkung entgegen. Kartellgebundene Rohstoff- u n d Halbstoffpreise h i n d e r n den natürlichen wettbewerblichen Preissenkungsprozeß i n den weiterverarbeitenden Betrieben besonders stark 6 . A u c h die Preissenkung w i r k t aus den angeführten G r ü n d e n i n jedem kostensenkenden Betriebe n u r wenig umsatzför6 Vereinzelt kann auch ein patentgeschütztes, kostensenkendes Herstellungsverfahren die volle Preissenkung verhindern. Eine teilweise Preissenkung reicht in einem solchen Falle zur Erringung einer Überlegenheit über die Wettbewerber vielleicht aus. Der Betrieb w i l l aber zugleich den Vorteil einer Gewinnüberhöhung mitnehmen. Hier liegt also eine berechtigte, durch eine fortschrittliche Leistung begründete Anwendung des statischen Preisrechnungsprinzips vor.

3

Blottner, Die Dynamische Preierechnung

34

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

dernd, w e n n er sie i m Rahmen seiner aktuellen M ö g l i c h k e i t e n nicht unverzüglich d u r c h f ü h r t . D i e Statische Preisrechnung f ü h r t die Kartellierung durch die mehr oder minder starken K o n j u n k t u r z y k l e n , die sie auslöst, erst herbei. D i e Statische Preisrechnung veranlaßt vor allem die Preisabreden der U r p r o duktionskartelle. Ohne sie gäbe es w o h l Kartelle. Diese w ü r d e n sich aber mit den positiven Aufgaben der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Koordinierung u n d ihren M i t t e l n , besonders m i t der Dynamischen Preisrechnung befassen. Preisabreden zu organisieren, würde sich bei der Vorherrschaft der D y namischen Preisrechnung f ü r sie erübrigen. 2. Verfahrensprinzip der Dynamischen Preisrechnung D i e Dynamische Preisrechnung ist nicht - w i e die Statische Preisrechnung - a u f rohe Schätzungen der Absatzfähigkeit verleihenden Höhe eines Preises unter der jeweils bestehenden Marktlage aufgebaut. Sie beruht vielmehr a u f der Erkenntnis, daß grundsätzlich, u n d immer bei i n dustriellen Massenerzeugnissen niedrige Preise zu hohen Umsätzen, sinkende Preise zu steigenden Umsätzen führen. D i e Dynamische Preisrechnung schafft sich die günstige Marktlage a u f der Nachfrageseite des M a r k tes u n d paßt das Angebot an diese an. Sie legt dazu einen niedrigen Gewinnsatz u n d einen Kostenträger-Anfangsgewinn fest, der k o n t i n u i e r l i c h m i t der Umsatzerhöhung - absolut u n d meist auch relativ - steigt. D i e Dynamische Preisrechnung besitzt eine dynamische Gewinnorientierung. Z u r ständigen Erhaltung u n d Stärkung der a l l e i n umsatzbegründenden, umsatzerhaltenden u n d umsatzhebenden K a u f k r ä f t e der Verbraucher ist die preisrechnerische Spanne zwischen den Selbstkosten u n d dem Angebotspreis, die Gewinnspanne 7 bei der Dynamischen Preisrechnung maßvoll. I m Z w e i f e l f a l l e w i r d sie eher zu k l e i n als zu groß angesetzt. Sinkende Kosten werden i n der Dynamischen Preisrechnung also unverzüglich zur Preissenkung ausgenutzt. Das nachfolgende Beispiel veranschaulicht die preisrechnerische Verwendung v o n Kostenersparnissen d u r c h Rationalisierungs-Maßnahmen nach dem dynamischen Verfahren: I I . Proportionale Verwendung der Kostenersparnis für die preisrechnerische Gewinnerhöhung und die Preissenkung Ε Κ G Ρ χ y K' G' P'

= Ersparte Kosten, = Alte preisrechnerische Kostensumme, — Alter preisrechnerischer Gewinn, = Alter Preis, — Kostensenkungsanteil am Preis, = Kostensenkungsanteil am Gewinn, = Neue preisrechnerische Kostensumme, — Neuer preisrechnerischer Gewinn, = Neuer Preis.

7

Der Gewinnzuschlag oder der preisrechnische Gewinnsatz.

Verfahrensprinzip der Dynamischen Preisrechnung E = x + y

,

y = E - x

,

(

1

Α

+

)

χ=

. χ

Κ

=

G Κ = 90.—

x = _ . y

=

, _ . Ε

1+(K:G)

,

Ρ = 100— =

180

1+9

= E — x = 20 — 1 8 =

(E-x)

(K:G).E

' 9 . 20

,

κ . χ = —



Β

G = 10.—

f

(90: 10). 20

Κ χ + —

f

G

1+(90:10) y

,

χ= —

-, Κ . Ε - —

Κ χ = — Χ

x:y = K : G

35

,

Ε = 20.— (sämtlich in D M )

.. , = 18 oder D M 18.—

10 2 oder D M

2.—

Κ ' = Κ ~ χ = 90 ~ 18 = 72 oder D M 72.— oder85 /7°/o ] des > neuen G* = G - f y = 10 + 2 = 12 oder D M 12.— oder 14,3°/o J Preises Ρ ' = Κ ' + G ' = 72 + 12 = 84 oder D M 84.— Der Preis ist also v o n D M 100, - a u f D M 84, - oder u m 16% gesunken. Zugleich ist der G e w i n n aber v o n D M 1 0 , - a u f D M 1 2 , - , also u m 2 0 % gestiegen. D e r Gewinnsatz v o m Preis hat sich ebenfalls: v o n 1 0 % auf 14,3% erhöht. Ob n u n die Preissenkung v o n 16% ausreicht, u m bei einer sofortigen Erhöhung des Gewinnsatzes u m 4 , 3 % als Kaufkraftstärkung der Verbraucher den Gewinnsatz langfristig, wenigstens i n der alten Höhe v o n 10% zu halten, muß ausprobiert werden. D i e zunehmende absolute Gewinnhöhe am steigenden Umsatz, an der v o l l e n Betriebsauslastung oder sogar an einer Kapazitätsausweitung ist das vorrangige, führende Ziel. U m eine größere Ausdehnung des Umsatzes u n d mindestens die Festigung des erreichten Umsatzvolumens herbeizuführen, ist gegebenenfalls eine größere Verwendung 8 der Kostenersparnis Ε zugunsten der Preissenkung erforderlich. Betrachten w i r deshalb nunmehr den zweiten Grenzfall der möglichen Verwendung der Kostenersparnis f ü r den Angebotspreis a u f dem M a r k t e : 9 I I I . Volle Verwendung der Kostenersparnis für die preisrechnerische Preissenkung Κ = 90.— , G = 10.— , Ρ = 100.— , Ε = 2 0 . - (sämtlidi in D M ) Κ' = Κ - Ε

,

GJ = G + 0 = G

Κ ' = 90 - 20 = 70

,

G ' = 10

,

,

P' = P — E = K ' + G '

'

Ρ ' = 100 — 20 = 80

Ρ ' = Κ ' + G , = 70 + 10 = 80 der D M 80.— als neuer Preis, Κ ' = D M 70.— oder 87,5°lo des neuen Preises, G' — D M 10.— oder 12,5 °/o des neuen Preises. 8

Progressive. 9 Unabhängig von etwaigen sonstigen Einflüssen auf dem Markte, die nicht mehr belangvoll sind: ζ. B. Angebotsveränderungen der Wettbewerber. 3*

36

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

Der Gewinnsatz ist m i t h i n sogar i n diesem Grenzfalle noch gestiegen, d . h . v o n 10% auf 12,5%. A l l e r d i n g s ist der absolute G e w i n n an der W a reneinheit m i t D M 10, - unverändert geblieben. D i e absolute Gewinnerhöhung hängt also i n diesem Preisrechnungsfalle ganz v o m Grade der Umsatzvermehrung ab. Steigt der Umsatz u m 20%, entsprechend der K a u f kraftstärkung der Nachfrage, so erhöht sich der absolute G e w i n n a n t e i l an dem betreffenden Warenumsatz ebenfalls u m 20 % 1 0 . D i e Kaufkraftstärkung der Nachfrage u m die Preissenkungs-Spanne zwischen dem alten Preis v o n D M 1 0 0 , - u n d dem neuen Preis v o n D M 8 0 , - , also u m D M 20, - d ü r f t e i n vielen Fällen ausreichen, u m den Gewinnsatz langfristig auf derselben Höhe zu halten u n d den absoluten Kostenträger-Gew i n n a n t e i l zu erhöhen. Der zweite Grenzfall, der Preisrechnungsfall I I I ist also nur i m formalen Sinne ein Grenzfall. Betrachtet man i h n dagegen grundsätzlich als einen unübersteigbaren Grenzfall, so wäre auch diese A n s i c h t ein Rückf a l l i n die der Statischen Preisrechnung zugrundeliegende Haltung. Sobald sich bei der A n w e n d u n g dieses Grenzfalles eine stärkere Umsatzvermehrung herausstellt, läßt sich a u f der Grundlage einer kurzfristigen Kostenträger-Erfolgsrechnung 1 1 die Preissenkung noch weiter vorwärts treiben. Sie läßt sich über die ursprüngliche Kostensenkung hinaus d u r c h f ü h r e n 1 2 . Es kann dabei also gegebenenfalls unter den alten Gewinn-Zuschlagsatz v o n 1 0 % heruntergegangen werden: etwa auf 8 % oder 5 % , falls die Umsatzvermehrung i m v o l l e n Zuge ist. A l l e r d i n g s muß man beachten, daß alle diese Grade der Ansetzung der Preise u n d Gewinnsätze noch v o n zwei weiteren Bedingungen abhängen! Sie sind 1. brancheabhängig u n d vor allem artikelabhängig, u n d 2. v o m Grade der auch bei einer gemischten Warenfertigung immer bestehenden M ö g l i c h k e i t u n d N o t w e n d i g k e i t der optimalen Betriebsauslastung abhängig. Das gilt wenigstens solange eine Kapazitätsausweitung noch n i c h t a k t u e l l w i r d . W i r werden etwas weiter h i n t e n 1 3 die erste dieser beiden Bedingungen i n groben Umrissen erörtern. D i e zweite dieser beiden Bedingungen wurde i n der betriebswirtschaftlichen Theorie u n d Praxis bereits sehr eingehend behandelt. W i r w o l l e n sie aber hier i n V e r b i n d u n g m i t der Dynamischen Preisrechnung untersuchen 1 4 . Soviel sei jedoch schon vorweggenommen: 10 Soweit die Betriebsauslastung ihrem Optimum näherrückt, und dieses noch nicht überschreitet. 11 Kosten-Erlösrechnung unter Berücksichtigung möglicher Zahlungsausfälle. Nicht Kosten-Ausbringungsrechnung ! 12 Die letzte Kostensenkung, die den Prozeß der Preissenkung einleitete. 13 Im Abschnitt VII. u Ohne sie positiv und kritisch in aller Breite zu prüfen und zu wiederholen.

Dynamische Preisrechnung statt betrieblicher Preispolitik

37

jede verallgemeinernde, schematisierende, stereotype A n w e n d u n g des Prinzips der Dynamischen Preisrechnung ist abwegig. Eine solche verträgt sich nicht m i t ihren Zwecken: Gewinnerhöhung durch Preissenkung u n d Umsatzerhöhung. V i e l m e h r sind die gesamten überlieferten Erkenntnisse u n d Erfahrungen der neuzeitlichen Kostenrechnung i n allen ihren Sparten auch i n Verbindung m i t der Dynamischen Preisrechnung heranzuziehen u n d aufs sorgfältigste anzuwenden. D i e stärkere Anspannung der Preisrechnung zur Preissenkung erfordert sogar eine besonders genaue Kostenrechnung, welche den Kostenstand u n d jede Kostensenkung zuverlässig ermittelt. Jedes andere Vorgehen beschwört die Gefahren v o n Fehlrechnungen herauf. N u r w o Gefahren vorliegen, besteht aber auch die Aussicht, Sicherheiten zu erringen. N u r soweit der Unternehmer Wagnisse eingeht u n d seien es die entscheidenden kostenrechnerischen, die alle anderen Wagnisse einbegreifen, - ö f f n e n sich auch die größeren nutzbaren Aussichten. D e n Wagnissen u n d Aussichten den W e g zu bereiten u n d gegen die Gefahren rechnerische Sicherheiten zu schaffen, ist d i e Aufgabe jeder Wissenschaft, auch der betriebswirtschaftlichen. 3. A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung anstelle der betrieblichen Preispolitik D i e P o l i t i k ist bekanntlich - auch nach einem Ausspruch Bismarcks die Kunst des Möglichen, die Kunst der Ausnutzung der Möglichkeiten. A l s Kunst unterliegt sie i n t u i t i v e n Erwägungen, also Schätzungen, subj e k t i v e n Wertungen, die mehr oder m i n d e r m i t den tatsächlichen objektiven Gegebenheiten übereinstimmen können. A u c h die innerbetriebliche u n d verbandliche Preispolitik ist die Kunst der möglichen erfolgreichsten, den Bilanzgewinn o p t i m a l erhöhenden Preisgestaltung. Betrachten w i r unter diesem Gesichtspunkte der Kunst des M ö g l i c h e n die autonome 1 5 betriebswirtschaftliche Preispolitik u n d die Prinzipien der Preisrechnung, so liegen folgende Erwägungen nahe: Statisch ist i n der Preisrechnung n u r die unbewegliche Grundhaltung einer falschen Einschätzung der Umsatzdynamik, der Außerachtlassung oder ungenügenden Berücksichtigung schon erfolgter oder möglicher Kostensenkungen i n der Preisrechnung. Statisch ist ferner die ungenügende Nutzung der beträchtlichen Möglichkeiten, welche die großartig verfeinerte, ausgebaute neuzeitliche industrielle Kostenrechnung der Preisrechnung auch i n der K o stenüberwachung u n d Kostengestaltung gewährt. So wenig s i n n v o l l u n d zeitgemäß eine „ P r e i s p o l i t i k " i m Sinne der passiven Preisgestaltung u n d der bloßen Einschätzung der Marktlage ist, so w e r t v o l l k a n n dagegen eine betriebliche „ P o l i t i k " der Preissenkung wer15

Im Gegensatz zu den staatlichen Preiseingriffen, zur staatlichen Preispolitik.

38

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

den. H i e r hat die Kunst der M ö g l i c h e n noch einen weiten Spielraum a u f dem Gebiet der Kostengestaltung zum Zwecke der Kostensenkung. D i e Preisgestaltung selbst ist dagegen nur ein Aufgabengebiet der Berechnung: der Kostenrechnung u n d Dynamischen Preisrechnung. Eine betriebliche Preispolitik i n diesem fruchtbaren Sinne hängt i n der neuzeitlichen Industriewirtschaft f ü r alle Industrieerzeugnisse sowie f ü r alle sonstigen Waren, die m i t industriellen Produktionsverfahren als Massenartikel hergestellt werden oder sich herstellen lassen, v o n der P o l i t i k der Kostengestaltung einerseits u n d von der sehr „ u n p o l i t i s c h e n " Kostenverrechnung andererseits ab. D a der I n h a l t der betrieblichen Preispolitik aber größtenteils a u f Kostenberechnungen beruht, verliert die betriebliche Preisgestaltung mehr u n d mehr ihre Eigenschaft als „ P r e i s p o l i t i k " . Sie w i r d zur betrieblichen Preisrechnung u n d muß zu i h r werden. Z u r v o l l ständigen, umfassenden Preisrechnung kann die betriebliche Preisgestaltung aber nur i n der Form der Dynamischen Preisrechnung werden. D i e Statische Preisrechnung stützt sich - auch bei A n w e n d u n g einer genauen Kostenrechnung - a u f gesamtwirtschaftlich labile, meist steigende Kosten u n d eine labile Kostengestaltung. Sie macht dadurch auch die Gewinne langfristig, i n der n i c h t eben erstrebenswerten Richtung der Gewinnsenkung 1 6 labil. Diese Behauptung kann zunächst einen W i d e r spruch erwecken. M a n k a n n i h r die grundlegenden Untersuchungen des Altmeisters Schmalenbach über die optimalen Bedingungen der betrieblichen „ P r e i s p o l i t i k " entgegenhalten 1 7 . A u f einschlägige Einwände dieser A r t ist folgendes zu erwidern: Schmalenbach geht, a.a.O., a u f die umsatzorganisatorischen Bedingungen der sinkenden Kostengestaltung i n der Form der Einflüsse der eigenen W a renpreise a u f die optimale Auslastung der Betriebskapazitäten ein. Dagegen stellt er die große, entscheidende Bedeutung, welche die grundsätzliche rechnerische Preissenkung f ü r die planmäßige Kostensenkung besitzt, n i c h t heraus. Er behandelt nur die Kostensenkung durch die u n m i t telbare Beeinflussung des innerbetrieblichen Kostenanfalls mittels der „ A u f t r a g s w a h l " u n d Umsatzgestaltung. Dazu geht er besonders a u f die Analyse der W i r k u n g ein, die degressive u n d progressive Kostenelemente unter den Einzelkosten u n d Gemeinkosten auf den gesamten Kostenstand haben, u m die Grundsätze der optimalen Kostengestaltung 1 8 aufzudecken. So geht Schmalenbach auch nicht auf den größeren, primären, aktiven Einfluß ein, den der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e Güterkreislauf auf den Kostenstand des Betriebes hat. D i e optimale Kostengestaltung w i r d - v o r allem 10 Zum mindesten in der Richtung einer Hemmung der Gewinnfestigung und Gewinnerhöhung. 17 Siehe Schmalenbach, Eugen: a.a.O., S. 458-496. 18 Ob Schmalenbach diesen Begriff sinngemäß neben dem der „optimalen Beschäftigung" selbst gebraucht, ist dabei unerheblich.

Dynamische Preisrechnung statt betrieblicher Preispolitik

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bei einer gemischten Fertigung, aber auch bei einem einseitigen A r t i k e l p r o g r a m m 1 9 - zugleich v o n der A r t der Verwendung aller Kostenersparnisse f ü r die Preisgestaltung beeinflußt. N a c h den vorangegangenen Ausführungen über das Prinzip der Dynamischen Preisrechnung läßt sich dieser Einfluß leicht erkennen. W i r können diese Erkenntnis eindeutig formulieren.· A u c h die Preisgestaltung durch die vollständige Preisrechnung, einschließlich der Ansetzung der Gewinnzuschläge, hat einen großen Einfluß a u f die langfristige Kostengestaltung. Sie kann durch Umsatzvermehrungen zusätzlich weiter kostensenkend u n d durch weitere sekundäre Preissenkungen verstärkt umsatzvermehrend w i r k e n 2 0 . Der sekundäre kostensenkende E i n f l u ß der Preissenkungen k a n n so stark werden, daß er sogar die Kostenprogressionen, die d u r c h die Überschreitung einer optimalen Auslastung der gerade vorhandenen Betriebskapazitäten entstehen, neutralisiert u n d überflügelt. W i e weit dieser Vorgang eintritt, bedarf i m Einzelfalle genauer Untersuchungen. D i e v o n Schmalenbach behandelten Fälle der Kostensenkung sind also sekundärer A r t . V o n dieser können w i r die der Dynamischen Preisrechnung zugrundeliegende A r t der Kostensenkung als primäre unterscheiden. Eine Kostenrechnung mit der sekundären Kostensenkung genügt nicht. Erforderlich ist eine K o stenpolitik m i t der primären Kostensenkung. Diese geht über das Prinzip der o p t i m a l e n Kostengestaltung w e i t hinaus. Deshalb w o l l e n w i r die einschlägigen Zusammenhänge der primären Kostensenkung zunächst grundsätzlich f ü r ihre wichtigste Quelle, die Rationalisierung klären. Beispielsweise sollen d u r c h Rationalisierungs-Maßnahmen, also d u r c h die A u f w e n d u n g v o n Rationalisierungskosten - z. B. infolge der Beschaffung neuer Produktionseinrichtungen, die kostenmäßig i n der Form zusätzlicher Abschreibungen a u f t r i t t - die Einzelkosten 2 1 gesenkt werden. Oder eine Umstellung des betrieblichen Warenflusses - die ebenfalls einen größeren zusätzlichen Kostenanfall verursacht - soll dazu dienen. N u n d ü r f e n die Rationalisierungskosten die durch i h r e n A u f w a n d erreichte Senkung der Einzelkosten u n d Fertigungs-Gemeinkosten 2 2 unter keinen Umständen überschreiten. Sie müssen mindestens i n ihren dauernd, n a c h w i r k e n d auftretenden Teilen niedriger sein als diese, w e i l die erstrebte Kostensenkung anderenfalls nicht eintritt. Abgesehen v o n dieser N o t w e n d i g k e i t heben viele Rationalisierungs-Maßnahmen, w e n n sie Erfolg haben, den vor i h n e n bestehenden Zustand der optimalen Betriebsauslastung i n seiner Kapazitätsgrundlage aus den A n geln. Sie können n i c h t n u r zu einer Verminderung der A n z a h l der ange19 20 21 22

Monofertigung mit Divisionskalkulation. Siehe dazu Kapitel V. d. h. die Fertigungslohnkosten. Fertigungskosten insgesamt.

40

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

setzten Fertigungsarbeiter f ü h r e n 2 3 , sondern auch - oder nur - zu einer Erhöhung der Produktionskapazitäten. Das geschieht z. B. wenn die Rationalisierung den Produktionsprozeß beschleunigt u n d dadurch die Menge der je Zeiteinheit ausgebrachten Ware vermehrt. A u f diese Weise w i r d aber die Ausgangsgrundlage der Kostendegression u n d Kostenprogression - unter Umständen sogar bedeutend - verändert. Betriebsorganisatorische u n d kostenrechnerische Erwägungen über derartige Vorgänge genügen nicht, wenn sie nicht i n einer Preissenkung zur A u s w i r k u n g gelangen, die d u r c h jede A r t der Kostensenkung vorgezeichnet ist. W e n n n i c h t schon vor der Rationalisierung durch progressive K o sten oder infolge der progressiven W i r k u n g f i x e r Kosten oder gar wegen zu hoher Einzelkosten 2 4 m i t Verlusten oder o f f e n k u n d i g e n M i n d e r g e w i n nen produziert wurde, muß die Preissenkung die notwendige Schlußfolgerung jeder Rationalisierung sein. U n t e r den Fertigungs-Gemeinkosten können durch RationalisierungsMaßnahmen z. B. die innerbetrieblichen Transportkosten sinken. Andere Gemeinkosten w i e etwa die Maschinen-Instandsetzungskosten können dagegen durch die erhöhte Beanspruchung der Maschinen steigen. Diese Tatsachen sind jedem betrieblichen Praktiker bekannt. Sie haben d u r c h ihre M a n n i g f a l t i g k e i t , i h r e H ä u f u n g u n d ihre verschiedenartige V e r b i n d u n g eine vorrangige Bedeutung! Der v o n Schmalenbach 25 eingehend dargestellte Entwicklungszusammenhang zwischen degressiven, progressiven u n d regressiven Kostenwirkungen muß jedoch i n der Kostenrechnung u n d Kostengestaltung ebenfalls berücksichtigt werden. Eine Vermehrung der Produktionsausbringung über das O p t i m u m des Beschäftigungsgrades 2 6 , also über die normale N u t z u n g der Produktionskapazität i n einer Einschichtarbeit hinaus, erhöht die Einzelkosten — z. B. d u r c h die Schichtlohnzuschläge progressiv 2 7 . Extensive, a d d i t i v e Vermehrungen der Produktionskapazitäten können bei gemischter Fertigung, je nach den technischen Bedingungen, die gesamten Fertigungsstückkosten 2 8 unverändert lassen. Sie können durch progressive Kostenwirkungen, z. B. infolge höherer Abschreibungen auf neu beschaffte Maschinen, die Fertigungsgemeinkosten auch erhöhen. Unter Umständen f ü h r e n Kapazitätserhöhungen aber durch degressive Kostenwirkungen u. a. bei einer breiteren Verteilung der f i x e n Kosten - zu Kostensenkungen. 23

Und zur Senkung der aufgewendeten Anteile an Fertigungslöhnen. Infolge technischer und produktionstechnischer Rückständigkeit gegenüber den Wettbewerbern. 25 a.a.O., Kostenrechnung und Preispolitik, Abschnitt C über Kostenabhängigkeiten, S. 45-114. 26 Das im Umsatz realisierbare Ausbringungsoptimum. 27 z. B. sprungweise. 28 Einzelkosten- und Fertigungsgemeinkosten. 24

Dynamische Preisrechnung statt betrieblicher Preispolitik

41

Zweifellos w i r k e n extensive Kapazitätsveränderungen außerordentlich verschieden. Meist w i r d es sich bei ihnen u m Kapazitätsvermehrungen, seltener u m Kapazitätsverminderungen handeln. Extensive Kapazitätsvermehrungen sind bei einer gemischten Fertigung - i m Gegensatz zur Einartikelfertigung, z. B. des durchlaufenden Fließbandverfahrens 2 9 möglich. W ä h r e n d die intensiven Kapazitätserhöhungen durch RationalisierungsMaßnahmen normalerweise kostensenkend wirken, können die extensiven, a d d i t i v e n Kapazitätserhöhungen zu Kostensenkungen oder unter Umständen zu Kostenerhöhungen führen. Selten werden diese den Kostenstand unverändert lassen. A u c h die extensiven Kapazitätsveränderungen unterliegen den angeführten Feststellungen Schmalenbachs über die optimale Ausbringungsgröße der P r o d u k t i o n 3 0 . D i e optimale Ausbringungsgröße ist diejenige, von der ab der absolute G e w i n n a n t e i l an den betreffenden Kostenträgern nicht mehr steigt, sondern f ä l l t . Sie ist allerdings eine theoretische Feststellung der isolierenden Abstraktion. Praktisch muß man z. B. bei einer Fließbandfertigung die optimale Ausbringung m i t der maximalen gleichsetzen. Bei einer gemischten Serienfertigung läßt sich die optimale Ausbringung aber durch geeignete verfahrenstechnische Maßnahmen fast immer auf einen höheren Stand bringen. D u r c h solche Maßnahmen entsteht unter U m ständen eine intensive Kapazitätserhöhung. I n ihrer A u f f i n d u n g u n d D u r c h f ü h r u n g liegt gerade die besondere Leistung der Betriebsingenieure. D u r c h rentable 3 1 Rationalisierungs-Maßnahmen k a n n man die optimale Ausbringungsgröße f ü r die meisten A r t i k e l der gemischten Fertigung i n weiten Grenzen erhöhen. Das Schmalenbachsche Beispiel aus dem Bergbau stellt eine Ausnahme dar, die v o n den Naturbedingungen abhängt 3 2 . D i e Verallgemeinerung der Feststellung, daß eine Kostendegression sich einmal erschöpfen muß, u n d i n eine Kostenprogression umschlagen muß, ist also eine abwegige Annahme. D i e Produktionstechnik ist meist, vor allem a u f dem Gebiet der Weiterverarbeitung dynamisch, d. h. veränderbar. N u r Naturbedingungen, Kapitalmangel, Schwierigkeiten der Rationalisierung - die u. a. i n der U n m ö g l i c h k e i t einer auch nur vorübergehenden Unterbrechung der Fertigung liegen können, - setzen der Verbesserung der Produktionstechnik nähere Grenzen. Deshalb ist die verallgemeinerte A n n a h m e der optimalen Ausbringungsgröße statisch. D e n dynamischen Bedingungen der industriellen Massenerzeugung entspricht also i m allgemeinen u n d vorrangig nur die Dynamische Preisrechnung. Dieses Preisrechnungsverfahren zwingt nicht zur passiven Anpassung an die zufällig mögliche, k o n j u n k t u r e l l bestimmte A u f t r a g s w a h l un29 30 31 32

Monofertigung, z. B. auch der Fertigungsstraßen von Walzwerken. Oder optimale Umsatzhöhe, die ihr langfristig gleichgesetzt werden kann. Im Sinne der Kostenträger-„Rentabilität". Siehe a.a.O., Uber die herangezogene, weniger ergiebige Lagerstätte, S. 48(>.

42

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

ter dem Gesichtspunkt einer konkludenten Kostenveränderung 3 3 zwecks Verbesserung des betrieblichen Beschäftigungsgrades. D i e Dynamische Preisrechnung geht vielmehr a k t i v auf die Verbesserung des Kostenstandes durch Rationalisierungs-Maßnahmen u n d auf die Erhöhung der optimalen Ausbringungsgröße, die kontinuierliche Umsatzvermehrung aus. Erst wenn die Periode der A u s w i r k u n g einer Umsatzvermehrung abgeschlossen ist, kann zeitweilig wieder das i n technischer Beziehung statische Verfahren der optimalen Betriebsauslastung zur A n w e n d u n g kommen. D a n n kann vorübergehend auch die Statische Preisrechnung auf dem dynamisch erreichten Preisstande angewandt werden. Das bedeutet allerdings nur ein durchschnittliches Verharren auf dem niedrigen Preisstande, denn der Ansatz eines w i l l k ü r l i c h e n überhöhten Gewinnsatzes w ü r d e das laufende Umsatzvolumen schnell zu drosseln beginnen. I m übrigen bleibt das betriebswirtschaftliche Z i e l stets die Verbesserung des technischen Zustandes, des Produktionsverfahrens. D i e einseitige, recht passive Kostengestaltung 3 4 nach der optimalen Betriebsauslastung gefährdet dagegen die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung nicht nur. Sie verhindert sie sogar. M a n stelle derartige Überlegungen unter allen Verhältnissen an, u m welche produktionsorganisatorische Maßnahme es sich auch handelt. M a n stelle sie frühzeitig, u n d möglichst v o l l ständig an. D i e Vielseitigkeit der erforderlichen Überlegungen, das Ineinandergreifen der dynamischen u n d statischen Bedingungen der Betriebsbeschäftigung zwingen i n jedem Einzelfalle zur sorgfältigen A b s t i m m u n g u n d Beratung zwischen den technischen u n d betriebswirtschaftlichen Kostenfachleuten. 4. Bestehen der Dynamischen Preisrechnung 3 5 u n d erforderliche allgemeine E i n f ü h r u n g infolge der fortschreitenden A n w e n d u n g der A u t o m a t i o n D i e Dynamische Preisrechnung besteht allerdings schon. Für das Bestehen eines physischen oder sozialen Geschehens ist es nicht kennzeichnend, daß es einen N a m e n erhielt u n d schon der analytischen Forschung unterworfen wurde. D i e Zunahme der aus dieser gewonnenen Erkenntnis weist vielmehr darauf hin, daß i h r Gegenstand nicht soeben erfunden, sondern daß er entdeckt wurde. Ein natürliches wirtschaftsgemäßes Verfahren findet auch ohne bewußte Festlegung u n d wissenschaftliche D u r c h dringung seine i n t u i t i v e , improvisierte Anwendung. Verwendet wurde die Dynamische Preisrechnung durch jeden Industrieunternehmer oder Handelskaufmann, der die Erfahrung machte, daß er 33

Berechnung von Kostendegressionen und -progressionen. Kostengestaltungspolitik oder „Preispolitik". Siehe darüber auch Wiederholungen und Ergänzungen in den Kapiteln VIL 4, V I I I , 1 und IX, 1. 34 35

Bestehen und Vordringen der Dynamischen Preisrechnung

43

m i t Preissenkungen an Massenerzeugnissen jederzeit seinen Umsatz wesentlich erhöhte. Besonders w e n n ein Unternehmer das Preisrechnungsverfahren laufend ausprobierte, ist er zur Dynamischen Preisrechnung übergegangen. A u c h ohne die hier nachfolgend dargestellte Vergleichsrechnung i n der Verwendung v o n Kostensenkungen wendet ein Unternehmer das dynamische Verfahren an, wenn er Kostensenkungen zu Preissenkungen, besonders zu weitgehenden, systematischen benutzt. Ganze Einrichtungsgruppen der W i r t s c h a f t beruhen i n diesem Sinne auf der Dynamischen Preisrechnung: z. B. die allgemeinen Warenhäuser u n d die Spezialwarenhäuser f ü r Konfektionsartikel. Eine saisonmäßige A n w e n dung f i n d e n der I n v e n t u r v e r k a u f u n d der A u s v e r k a u f v o n Restbeständen als dynamische Preisausgleichsverfahren. Bei diesen Verkaufsverfahren werden großenteils vollwertige Qualitätswaren zu stark gesenkten Preisen, aber ohne Verlustpreise umgesetzt. A u c h Industriekonzerne, die sich m i t der Herstellung von Konsumartikeln des Massenverbrauchs befassen, w i e u. a. die meisten pharmazeutischen Großfirmen, wenden systematische Preissenkungen an, u m ihre Umsätze zu steigern. Sie verwenden z. B. vorgeschriebene Einzelhandelspreise m i t beträchtlichen Mengenrabatten zugunsten der Einzelhändler u n d sogar der Konsumenten 3 6 . I n großem Umfange d ü r f t e die Dynamische Preisrechnung - seit etwa zwei lahrzehnten - i n improvisierter Form u n d i n t u i t i v , ohne grundsätzliche Erkenntnisse ihres Verfahrens i n den Vereinigten Staaten von N o r d amerika angewendet werden. Zahlreiche Tatsachen, besonders das unaufhörliche dortige Ringen u m neue preissenkende Formen des Einzelhandels, die riesenhaften Umsätze von Massenartikeln u n d der beispiellos hohe Lebensstandard des nordamerikanischen Volkes weisen darauf hin. Es ist nicht verwunderlich, daß die wahrscheinlich i n sehr vielen nordamerikanischen Wirtschaftsbetrieben gebrauchten dynamischen Preisrechnungsverfahren nicht an die Ö f f e n t l i c h k e i t gelangten. Preisrechnungsgewohnheiten sind nach geschlechterlanger, erst i n der Gegenwart etwas veraltender Überlieferung i n fast allen Wirtschaftsbetrieben aus Wettbewerbsgründen i n ein völliges Geheimnis gehüllt. Neben der räumlichen Größe des nordamerikanischen Binnenmarktes u n d den natürlichen Bodenreichtümern des weiten Halbkontinents dürfte die dynamische Einstellung i n der Preisrechnung eine wesentliche Quelle der hohen Warenumsätze i n der Volkswirtschaft der Vereinigten Staaten sein 3 7 . Das dort wahrscheinlich als sehr erfolgreich bewährte dynamische 36

Siehe nähere Ausführungen zu diesen Tatsachen im Kapitel VII. Einen Vorschlag in der Richtung der Dynamischen Preisrechnung brachten nordamerikanische Betriebswirtschafter in einem Zeitschriftenartikel. Siehe McNair, Malcolm P. und Eleanor G. May: Pricing for Profit. - A revolutionary approach to retail accounting - in·. Harvard Business Review, M a y - J u n e 1957, p. 109-122, besonders S. 122 Conclusion: Tentative Proposals. - Siehe auch Kap. IX, 1 die angeführten Zitate. 37

44

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

Preisrechnungsverfahren muß nunmehr offen, von der Wissenschaft weiterentwickelt, eine allgemeine A n w e n d u n g finden. Besonders i n unseren europäischen Industrieländern tut das not, w e i l w i r hier - i m schroffen Gegensatz zu unsrer v o r b i l d l i c h ausgebauten Kostenzeitrechnung in dem abschließenden, a u f die Kostenträger-Stückrechnung aufgestockten Preisrechnungsverfahren noch zurückstehen. D i e i m letzten Jahrzehnt stark entwickelte A u t o m a t i o n hat schon gegenwärtig zu bedeutenden Kostensenkungen i n der Massenerzeugung v o n I n dustriewaren geführt. Sowohl die Fertigungskosten w i e die VerwaltungsGemeinkosten u n d unter ihnen ein T e i l der f i x e n Kosten i n der Form der Angestellten-Gehaltssummen werden durch die A u t o m a t i o n gesenkt. D i e einen werden durch die elektronischen Steuerungsgeräte der Teilefertigung, die anderen durch die Elektronen-Rechenautomaten bedeutend vermindert. Viele Unternehmer suchen - man k a n n w o h l sagen verzweifelt - , was andere schon besitzen. Sie suchen ein angemessenes, genaues Verfahren, das ihnen die sinnvolle A u f t e i l u n g der Kostensenkungen auf die Preise u n d Arbeitseinkommen, also a u f die Realeinkommen der A r beitnehmer einerseits u n d auf die Gewinne andererseits möglich macht. H i e r f ü r bietet sich die Dynamische Preisrechnung als einziges wirksames, erfolgverheißendes M i t t e l an. Sie allein vermag die fortschrittlichen W i r kungen aller Rationalisierungs-Maßnahmen betriebswirtschaftlich u n d zugleich v o l k s w i r t s c h a f t l i c h nutzbar zu machen. D i e Angst vor einer neuen Wirtschaftskrise besteht nach w i e vor. Trotz des großen beständigen Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegszeit steht sie auch i n der Bundesrepublik i m H i n t e r g r u n d des wirtschaftlichen Geschehens. Gewiß beugt man heutzutage Depressionen m i t wirksamen M i t teln - besonders m i t Erhöhungen der N o m i n a l - A r b e i t s e i n k o m m e n - vor. I n Ländern, i n denen das nicht ausreichend geschieht, macht sich eine regionale Krise breit, z. B. gegenwärtig i n Kanada. A u c h der gegenwärtige Wirtschaftskreislauf der marktwirtschaftlichen W e l t ist also keineswegs krisenfrei. D i e umsatzbelebende W i r k u n g der Einführung des gemeinsamen Marktes der E W G w i r d auf die Dauer ebensowenig genügen w i e die Erhöhungen der Einkommenstarife u n d ein langsames Herangehen an die Einführung der A u t o m a t i o n , u m Depressionen unmöglich zu machen. D i e schwelende Sorge vor ihnen w i r d u m so größer, je länger sie ausbleiben. .Man w i r d die Gefahr ihres Heraufziehens, sobald diese einmal offener hervortritt, nur durch die rechtzeitige Einführung der Dynamischen Preisrechnung bannen können. 5. Grundschema des dynamischen Preisrechnungs-Vergleichs D i e Ansetzung einer Kostensenkung zur Preissenkung begegnet schon bisher einem beliebten Einwand. Preispolitische Praktiker i n Wirtschaftsbetrieben behaupten: der absolute Gewinn-Beitrag einer Umsatzkategorie,

Grundschema des dynamischen Preisrechnungsvergleichs

45

also eines Kostenträgers oder einer Kostenträgergruppe, steigt bei einer durch die Preissenkung ausgelösten Umsatzvermehrung überhaupt n i c h t oder nicht i n gleichem Maße w i e diese. Es w i r d sogar angenommen, daß jener Gewinn-Beitrag sinkt. Gewiß herrscht diese M e i n u n g nicht allgemein, aber man k a n n sie doch als vorherrschend betrachten. Schon d i e Darstellung der drei G r u n d f ä l l e der Verwendung der Kostensenkung beweist das Gegenteil. Jener verbreitete, beliebte E i n w a n d ist falsch. I n i h m ist der zeitliche A b l a u f des Umsatzprozesses nicht beachtet. Allerdings kann eine absolute Gewinnverminderung anfänglich, nach einer Preissenkung -

je nach dem

A r t i k e l i m ersten M o n a t oder i n den unmittelbar folgenden M o n a t e n

-

noch eintreten. Sie kann eintreten, w e i l die Umsatzvermehrung gewöhnlich nicht sofort u n d schlagartig zustandekommt, sondern erst a l l m ä h l i c h u n d progressiv. A u c h der Umsatzgrad der optimalen Kostengestaltung, der z. B. i n einem Industriebetrieb selten unmittelbar nach einer Rationalisierung erreicht ist, w i r d durch die Preissenkung erst a l l m ä h l i c h ausgelöst. Dieser entscheidende Zusammenhang w i r d i n der Preisgestaltung der

meisten,

Wirtschaftsbetriebe überhaupt nicht oder n u r zufällig, gefühlsmäßig einmal berücksichtigt 3 8 . A u c h der gleichfalls sehr übliche E i n w a n d gegen die Vorteile einer Betriebspolitik systematischer, aktiver, nicht auf einem Zwang zur Abstoßung überschüssiger Lagerwaren beruhender Preissenkungen, der E i n w a n d der Bedarfsgrenzen t r i f f t bei Massenartikeln n i c h t zu. Der Bedarf an ihnen ist meist größer als die kaufkraftbegründete Nachfrage. V o r allem ist der Bedarf an Konsumgütern jeder A r t fast immer unbegrenzt 3 9 . Der Warenhunger ist das H a u p t m e r k m a l jeder bisherigen Wirtschaftsepoche. die Verbraucher der Industriewirtschaft

Auch

leiden bis heute, sogar i n den

fortgeschrittensten Industrieländern noch unter ihm. Gleichzeitig sind aber bedeutende Produktionskapazitäten unbeschäftigt, u n d periodisch besteht sogar ein Überfluß an nicht v e r k ä u f l i c h e n Waren. Bei einer folgerichtigen A n w e n d u n g k a n n die Dynamische Preisrechnung nur zu einer Absatzvermehrung u n d m i t i h r zu einer Erhöhung der absoluten Gewinnbeiträge der berechneten Kostenträger-Einheiten führen. Zur weiteren Klärung ihres Verfahrens w i r d nachfolgend eine genauere Vergleichsrechnung der dynamischen Kosten-, Gewinn- u n d Preisgestaltung gegeben.· 38 über die Nutzung der sekundären Kostensenkung, die denselben Wirkungen unterliegt, siehe u. a. Kapitel V. über die Multiplikatorwirkung siehe Kapitel IX, 1. 39 Siehe darüber auch Kapitel VI, 4.

46

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung Tabelle

1

Dynamische Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis (Beispiel) (Bezogen auf eine anfängliche Umsatzmengen-Einheit M einer Ware, ca. 55,6% Kostensenkung, 5 0 % Preissenkung und 10% Gewinnerhöhung am neuen Preis P' gegenüber dem alten Preis P) Kosten a)

DM

%

DM

%

2.—

10%

20.-

100%

Alte Rechnung (P für M)

18.-

90 °/o

2.

Kostensenkung d)

10.-

(55,6 °/o)

3.

Angesetzte Gewinnsatz-Erhöhung e)



4.

Anteilige Preissenkung e)



5.

Neue Rechnung ( F für M)

7.

Neuer Umsatz (P> für Ί M) g)

8.

Prozentuale Veränderung innerhalb des Rechenteiles h)

f)

Preis c)

%

1.

6. Kaufkrafterhöhung

Gewinn b)

DM

























~ 10.-

(50 %)

8.—

80°/o

2.—

20%

10 —

100%

8.—

80%

2.—

20%

+ 10.-

100%

16.—

80%

4.-

20%

20.-

100% i



i) 1

a) b) c) d) e) f) g) h) i)

f 100%



— 50 °/o i) iί

Gesamtkosten (Einzelkosten und Gemeinkosten jeder Art). Rohgewinn-Anteil des Kostenträgers. Angebotspreis bzw. bei alter Rechnung erzielter Marktpreis. Angenommen durch größere Rationalisierung und Einsparung infolge Materialumstellung. Verwendung der Kostensenkung. Zur Umsatzerhöhung von M auf 2 M. 2 M = doppelte Warenmenge. Bei einer Umsatzmenge 2 M gegenüber der alten M. Die Verschiedenheit der prozentualen Bezugsgrundlagen ist zu beachten.

A u s den Zahlen des Tabellen-Beispiels 1 zur Dynamischen Preisrechn u n g 4 0 ergibt sich, daß infolge der Preissenkung a u f die H ä l f t e des ursprünglichen Preises die K a u f k r a f t der Nachfragenden u m 100% gegen40 Das scheinbar radikale Beispiel einer über 50 prozentigen Kosten- und 50 prozentigen Preissenkung wurde gewählt, weil es die Wirkung der Nutzung des Kaufkraftprozesses durchsichtiger macht als ein gemäßigteres.

Grundschema des dynamischen Preisrechnungsvergleichs

47

über dem auf die Warenmenge M bezogenen K a u f k r a f t a n t e i l Für den alten K a u f k r a f t a n t e i l Ρ erhält der Verbraucher durch die doppelte Warenmenge 2 M . Der absolute Gewinnanteil 100% des alten Gewinnbeitrags v o n D M 2, - a u f D M 4, die Preise bezogen - v o n 1 0 % a u f 2 0 % erhöht.

gestiegen ist. den Preis P' hat sich u m oder - a u f

D i e i n der vorstehenden Tabelle dargestellten Zusammenhänge decken das Wesen des gewöhnlich übersehenen u n d verkannten K a u f k r a f t m e chanismus auf. D i e übliche statische Annahme, i n der Preisrechnung führe die Preissenkung stets zur Schmälerung des Gewinns, ist falsch. Sie ist vulgär. Bei Massengütern f ü h r t jede aktive Preissenkung zugleich eine Kaufkräfteerhöhung des anbietenden Betriebes u n d der kaufenden K u n den herbei. Verpaßte aktive Preissenkungen lösen zwar nachträglich passive Preissenkungen aus. Diese sind aber infolge der schon eingetretenen Produktionsbeschränkungen i n den mittels der Rationalisierungs-Maßnahmen vergrößerten Produktionskapazitäten v o n weit schwächerer W i r k u n g . Sie stehen i m Gegensatz zu den durch die unteroptimale Betriebsauslastung wieder erhöhten Kosten. Sie stärken die K a u f k r a f t der Verbraucher nicht i n demselben Maße w i e die aktiven Preissenkungen u n d gehen zu Lasten des Gewinns, dessen A n t e i l e sie bei dem betreffenden Kostenträger unter U m ständen ganz aufzehren. Sie k ö n n e n sogar zu Verlustpreisen führen, welche die Gewinnbeiträge anderer Kostenträger vermindern. Bei einer Einartikelfertigung oder der gleichen verfehlten Kostensenkungs- u n d Preiserhaltungspolitik f ü r mehrere Kostenträger können die passiven Preissenkungen starke Bilanzverluste heraufbeschwören. W e n n derartige Vorgänge langfristig anhalten, gefährden sie das gesamte Unternehmen. Sie treiben es i n eine betriebliche Absatz- u n d Zahlungskrise hinein. Das nachfolgende Schemabeispiel auf Seite 48 weist eine Kostensenkung u n d Preissenkung geringeren Grades auf. A u s den Zahlen des nachstehenden Tabellen-Beispiels 2 zur Dynamischen Preisrechnung ergibt sich, daß infolge der Preissenkung u m 1 5 % des ursprünglichen Preises die K a u f k r a f t der Nachfragenden u m 1 5 % gegenüber dem a u f die Warenmenge M bezogenen K a u f k r a f t a n t e i l gestiegen ist. Für den alten K a u f k r a f t a n t e i l Ρ erhält der Verbraucher durch die Preissumme Ρ zum Preis P' eine u m 1 5 % vermehrte Warenmenge M ' . Der A n teil des Gewinns am Preis hat sich u m rd. 5 0 % des alten Gewinnanteils von D M 2, - a u f D M 2,99, oder i n Bezug zu den Preisen v o n 1 0 % a u f 14,95% erhöht. D i e Unternehmerkauf k r a f t ist nach dem vorliegenden Beispiel über dreimal so stark gestiegen als die K a u f k r a f t der Nachfragenden. D i e Ursache liegt i n der auch f ü r die ursprüngliche Warenmenge M angesetzten Gewinnerhöhung v o n D M 0,60. Dieses Verfahren ist ungenügend, w e i l es die K a u f k r ä f t e der Nachfragenden nicht ausreichend stärkt.

48

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

I m allgemeinen w i r d mindestens die prozentuale Gleichheit des K a u f k r a f t zuwachses der anbietenden Betriebe u n d der nachfragenden Verbraucher zu erstreben sein. Sie entspricht der proportionalen Verteilung der Kostensenkung. Tabelle

2

Dynamische Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis (Beispiel) (Bezogen auf die anfängliche Umsatzmengen-Einheit M einer Ware, 20% Kostensenkung, 15% Preissenkung und rd. 50% Gewinnerhöhung am neuen Preis P' gegenüber dem alten Preis P) Kosten a)

%

DM

°/o

DM

%

2.—

10%

20.-

100%

Alte Rechnung (P für M )

18.-

90°/o

2.

Kostensenkung d)

—3,60

(20 °/o)

3.

Angesetzte Gewinnsatz-Erhöhung e)





4.

Anteilige Preissenkung e)





5.

Neue Rechnung (P' für M)

7.

Neuer Umsatz ( P ' f ü r M ' ) g)

8.

Prozentuale Veränderung innerhalb des Rechenteiles h)

a) b) c) d) e) f) g) h) i)

f)

Preis c)

DM 1.

6. Kaufkrafterhöhung

Gewinn b)



+ 0,60









3%







- 3 . -

(15 %)

14,40

84,7 %

2,60

15,3 %

17 —

100%

2,61

87 °/o

0,39

13%

+ 3.-

100%

17,01

85,05 °/o

2,99

14,95 °/o

20.-

100 %

rund

+ 50 °/o

i

i)



— 15%



i)

Gesamtkosten (Einzelkosten und Gemeinkosten). Rohgewinnanteil des Kostenträgers. Angebotspreis bzw. bei alter Rechnung erzielter Marktpreis. Angenommen durch eine Rationalisierungs-Maßnahme und Steuersenkung. Verwendung der Kostensenkung. Zur Umsatzerhöhung um 15% die weitere Gewinnerhöhung von D M 0,39. M = M + 15%. Bei neuer Umsatzmenge (gegenüber der alten. Die Verschiedenheit der prozentualen Bezugsgrundlagen ist zu beachten.

U m die A n w e n d u n g des Prinzips der Dynamischen Preisrechnung wenigstens i m allgemeinen Rahmen abschließend zu klären, w i r d ihren vor-

Grundschema des dynamischen Preisrechnungsvergleichs

49

angestellten Beispielen zweckmäßig das Beispiel der v o l l e n statischen Verwendung der Kostensenkung gegenübergestellt. Das nachfolgende Schemabeispiel zeigt die Preisrechnung unter voller Verwertung einer Kostensenkung f ü r die augenblickliche Gewinnerhöhung: Tabelle

3

Statische Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis (Bezogen auf die Umsatzmengen-Einheit M einer Ware, 30% Kostensenkung und eine dieser entsprechende Gewinnerhöhung am gleichbleibenden Preise P' = P) Kosten a)

Gewinn b)

DM

%

DM

%

DM

%

10%

20.-

100%

1.

Alte Rechnung (P für M)

18.—

90%

2.-

2.

Kostensenkung d)

-6.-

30%



3.

Angesetzte Gewinnsatz-Erhöhung e)





4.

Anteilige Preissenkung e)





5.

Neue Rechnung ( F = P)

6. Kaufkrafterhöhung 7.

Neuer Umsatz ( M ' = M ) g)

8.

Prozentuale Veränderung innerhalb des Rechenteiles h)

a) b) c) d) e) f) g) h) i)

12.— f)

Preis c)



12.—



60%



60%



+ 6.-





+30%



8.—

40%

(6.-)

(30%)

8.—

40%

400 %















20.—



20.-

0%

100%



100%



i)

Gesamtkosten (Einzelkosten und Gemeinkosten). Rohgewinnanteil des Kostenträgers. Durchschnittlicher Marktpreis. Angenommen durch eine qualitätserhöhende Vereinfachung der Ware und eine zusätzliche Rationalisierung des Fertigungsverfahrens. Verwendung der Kostensenkung nur für den Gewinnsatz. Nur beim anbietenden Unternehmer. M ' = M + 0%. Bei unveränderter Umsatzmenge. Die Verschiedenheit der prozentualen Bezugsgrundlagen ist zu beachten.

A u s den Zahlen des vorstehenden Tabellen-Beispiels 3 zur Statischen Preisrechnung ergibt sich, daß diese keinen Beitrag zur Stärkung der K a u f 4

Blottner, Die Dynamische Preierechnung

50

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

k r a f t der Verbraucher leistet. W e n n i n der gesamten Volkswirtschaft anläßlich der Kostensenkungen n u r eine Statische Preisrechnung A n w e n dung findet, so ist von der Preisgestaltung her keine Umsatzerhöhung mehr möglich. Es kann dann nur noch eine kurzfristige Umsatzstockung oder Umsatzfestigung eintreten u n d anschließend ein Rückgang der U m sätze nach dem Grade der Bedürfnis-Rangfolge 4 1 . Kostensenkungen entstehen meist durch Rationalisierungen, also infolge von Verminderungen der Arbeitsaufwendungen u n d der aktuellen Beschäftigung v o n Arbeitskräften. Sie f ü h r e n m i t h i n unmittelbar zu V e r m i n derungen der Konsum-Kaufkräfte u n d zu Umsatzschrumpfungen. D i e anfänglich erhöhten Gewinne bringen zwangsläufig, soweit sie nicht zur A b deckung der Rationalisierungs-Investitionen dienen, extensive Neuinvestitionen u n d damit eine einseitige vorübergehende Vermehrung des Verbrauchs von Investitionsgütern u n d v o n Gütern der industriellen Betriebserhaltung 4 2 . M i t der Ausdehnung der Produktionskapazitäten 4 3 i n der I n vestitionsgüter - u n d der Materialgüterindustrie 4 4 geht aber keine proportionale Ausdehnung der Produktionskapazitäten u n d ihrer Nutzung i n der Konsumgüterindustrie 4 5 einher. Diese ist der letzte Ergänzungs- u n d A u f fangbereich f ü r die zunehmende Betätigung der beiden anderen großen Industrieabteilungen 4 6 . Ihre zunehmende Beschäftigung ist deshalb unerläßlich. D a ihre Kapazitätserweiterungen sich nicht zügig nutzen lassen, treten weitere Umsatz-Schrumpfungen u n d Kostenerhöhungen i n allen I n dustrieabteilungen auf. D i e laufende Stärkung der Nachfrage-Kaufkräfte der Konsumenten ist notwendig, u m die gewachsenen Produktionskapazitäten aller Industrieabteilungen l a u f e n d zu beschäftigen. N u r d u r c h sie k a n n der weitgehend ungedeckte Bedarf der Konsumenten den Investitionsbedarf a u f einer sinnvollen, erfolgversprechenden Höhe halten. N u r durch sie k a n n er selbst zur zunehmenden Deckung gelangen. D i e Konsumenten-Kaufkräfte werden aber nicht a l l e i n d u r c h die N o m i n a l e i n k o m m e n der Arbeitnehmer erhalten. Sie werden auch durch die kostenabhängigen Preissenkungen i n allen Industrieabteilungen u n d i n der Landwirtschaft gestärkt. Tatsächlich vollzieht sich der Drosselungsprozeß der allgemeinen U m satzgestaltung i m bisherigen V e r l a u f des Industriezeitalters selten u n d allgemein - i m gesamten Bereich aller Wirtschaftszweige - radikal. N i c h t nur unter dem Zwang der Wirtschaftsdepressionen oder durch den freien Wettbewerb vieler Betriebe erfolgen f r e i l i c h vorwiegend passive, verspätete 41

Etwa entsprechend der Mengerschen Bedürfnisskala. Fertigungs- und Hilfsstoffe der Investitionsgüterindustrie. 43 Durch Eigeninvestitionen, d. h. Betriebserweiterungen und Fremdinvestitionen in neuen Betrieben. 44 Grundstoffindustrien. 45 Einschließlich der Lebensmittelindustrie. 46 Siehe auch Kapitel II. 42

Grundschema des dynamischen Preisrechnungsvergleichs

51

Preissenkungen. Erhöhungen der nominellen Arbeitseinkommen ; b i l d e n ebenso w i e plötzliche i n t u i t i v e A n w e n d u n g e n des dynamischen Preisrechnungsverfahrens i m rechten A u g e n b l i c k gerade vollzogener Rationalisierungen die Rettungsmittel. M i t ihrer H i l f e stolpert u n d h i n k t unsere i n ihren technischen u n d sonstigen betriebswirtschaftlichen Grundlagen so fortschrittliche Industriewirtschaft weiter i n eine ungewisse Z u k u n f t . . . D i e laufende Stärkung der entscheidenden Konsumenten-Kaufkräfte kann nur durch die Dynamische Preisrechnung erfolgen. I m konkludenten Prozeß der Einkommensverteilung des Wirtschaftskreislaufs gibt es von der Seite der industriellen Massengüter k e i n anderes gleich wirksames M i t t e l . W o h e r soll die K a u f k r a f t der Verbrauchermassen sonst kommen? Sie k a n n nicht aus den W o l k e n fallen. Schiller sagt zwar: „ A u s den W o l ken muß es fallen, aus der Götter Schoß das G l ü c k u n d der mächtigste von allen Herrschern ist der A u g e n b l i c k . " Dieses U r t e i l drückt gewiß abgesehen v o n seiner unpassenden Symbolik - eine weit verbreitete u n d scheinbar unternehmergemäße H a l t u n g aus. Es ist aber ein sehr einseitiger Maßstab f ü r das betriebswirtschaftliche Handeln, das niemals i n entscheidender Weise dem A u g e n b l i c k gewidmet sein darf, sondern m i t einer weitsichtigen, v o l k s w i r t s c h a f t l i c h eingestellten Berechnung gerade a u f die zeitliche Dauer ausgehen muß. V o m Nominal-Arbeitseinkommen, v o m Zins, v o n einem privaten Verwendungsteile des Unternehmergewinns usw. a l l e i n k a n n die Zunahme der Konsumenten-Kaufkräfte n i c h t herkommen. Sie sind zwar i n jeder Preisrechnung durch die Kostenelemente enthalten. Es k o m m t zwar a u f ihre richtige Verteilung an. Diese Verteilung k a n n endgültig, wirksam aber nur über den Preis Zustandekommen. D i e ausreichende reale K a u f k r a f t der Verbrauchermassen entsteht nur durch aktive Preissenkungen f ü r Massenkonsumgüter u n d industrielle Massenverbrauchsgüter, Kostengüter. Es ist n i c h t möglich, d u r c h Lohn- u n d Gehaltssenkungen oder Preiserhöhungen, durch niedrige N o m i n a l - A r b e i t s e i n k o m m e n u n d hohe Preise die A r beitnehmer sowie auch die sehr zahlreichen mittelständischen Betriebsi n h a b e r 4 7 als Produzenten u n d Konsumenten zu übervorteilen 4 8 , ohne zugleich langfristig die Unternehmergewinne zu beschneiden. D i e zur Zeit noch vorherrschende industrielle Preispolitik unter Benutzung der Statischen Preisrechnung ist deshalb industriefeindlich. Trotz ihres dauernden Gebrauchs ist sie utopisch 4 9 . W o r a u f es bei der industriellen Preisrechnung ankommt, sei hier i n eine kurze Regel gekleidet: Preissenkungen d ü r f e n sich nicht nach dem Markte, d. h. gemäß dem - zum mindesten i n seiner Verallgemeinerung - i n d u 47

Landwirte, Handwerker usw. Die Sozialisten nennen es, unter einseitige Zuspitzung auf die Fertigungslöhne „ausheuten". 49 d. h. in der hochgradigen Verallgemeinerung ihrer Anwendung. 48

4*

52

Statische Preisrechnung und Dynamische Preisrechnung

striefeindlichen Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage, nach der sinkenden Nachfrage richten. Sie müssen an die Kostensenkungen anknüpfen, u m diese v o l k s w i r t s c h a f t l i c h zu nutzen. Fast alle Warenverkäufer starren w i e hypnotisiert - hypnotisiert durch das Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage - auf den M a r k t , u m die Gelegenheiten der kämpferischen Gewinnerhöhung d u r c h Preissteigerungen nicht zu verpassen. Aber gerade dadurch drosseln sie auf die Dauer ihre Gewinnerhöhungs-Aussichten. I n der Industriewirtschaft hängen die wahren, beständigen Aussichten der Gewinnerhöhung nicht v o n Preissteigerungen, sondern nur v o n Preissenkungen ab. Sie sind die Aussichten der m i t den Nachfragenden solidarischen Gewinnerhöhung.

I V . Kostengestaltung und Preisrechnung: Entscheidende Quellen der Kostenerhöhung und Kostensenkung 1. Zusammenhänge zwischen den Kosten-Kategorien D i e Kosten sind mittelbar f ü r die Bildung eines Angebotspreises u n d damit des Marktpreises maßgebend. A l s Preisgrundlage leiten sie die Preisrechnung. Sie lassen sich nicht übergehen, sondern erfordern eine strenge Beachtung. Deshalb ist der Zusammenhang aller Kostengruppen von besonderer Bedeutung. Für die Preisrechnung einer Ware, f ü r ihre Stückoder Mengenrechnung - auch Kostenträger-Stückrechnung 1 genannt werden die nachfolgend aufgeführten Kosten-Kategorien w i r k s a m : A. Die einzelnen Gemeinkostenarten: (Sie erscheinen in der Kostenstellenrechnung und in der Kostenträger-Zeitrechnung 2 und werden auf die Gemeinkostenstellen der unter Β angeführten preisrechnerischen Kostenelemente aufgeschlüsselt verteilt.)

ζ. B. Strom- und Gaskosten, Transport-, Reparatur-, Werkzeug-, Lagerhaltungsund Verwaltungskosten (Gehälter, Löhne usw. Steuern, Mieten, Beiträge, Spesen, Werbekosten, Abschreibungen usw.) 3

B. Die preisrechnerischen Kostenelemente: (Kalkulatorische Kostengliederungsgruppen nach Kostenträger- und Kostenstellen-Bereichen, auch verrechnungstechnische Kosten genannt 4 . Sie werden, soweit sie Gemeinkosten sind, aus den angefallenen Gemeinkostenarten-Beträgen gebildet.) C. Die dynamischen Kostengruppen: (Kostengruppen nach der Abhängigkeit vom Beschäftigungsgrad sowie von ihm relativ unabhängige Kostengruppen wie die FertigungsEinzelkosten, deren Umfang aber den Beschäftigungsgrad anzeigt.)

Fertigungs-Einzelkosten, (Fertigungslohn und -material), Fertigungs-Gemeinkosten, Material-Gemeinkosten, SonderEinzelkosten sowie die kalkulatorischen Zusammenfassungen: Herstellkosten, Selbstkosten5.

D. Die Entwicklungund Rationalisierungskosten: Eine Gemeinkostengruppe, die eigentlich eine Sondergruppe ist. 1

Variable und fixe Kosten (unabhängige und abhängige variable, sowie unter diesen proportionale, degressive und progressive Kosten) 6 .

Sind relativ variable unabhängige Kosten, lassen sich mehr oder minder degressiv oder progressiv gestalten.

Oder Kostenträger-Mengenrechnung. Soweit diese selbst kostspielige Kostenrechnungsart in einem Betriebe besteht. 3 Siehe u. a. die Gliederung des BAB's (Betriebsabrechnungsbogens) im: Lexikon des kaufmännischen Rechnungswesens (hrsg. von Karl Bott, 2. Aufl., Stuttgart, 1955) 1. Bd. Sp. 385 ff. 4 - 6 siehe Seite 54 unten. 2

54

Kostenerhöhung und Kostensenkung in der Preisrechnung

D i e Tabelle a u f Seite 55 stellt die Zusammenhänge zwischen den Kosten-Kategorien B f C u n d D der vorstehenden A u f s t e l l u n g dar, während die einzelnen Gemeinkosten der Kostenkategorie A über die Kostenstellenrechnung (Zuschlagsrechnung bei gemischter Fertigung) i n die Elemente der Kostenträger-Stückrechnung der Gruppe Β übergehen. D i e nachfolgende Tabelle zeigt die sehr verwickelten Zusammenhänge jln der preisrechnerischen Kostenverrechnung. Ihre Feinheiten sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem kann die v i e l f a c h v o n den besonderen Betriebsbedingungen u n d Fertigungsverfahren abhängige Zuordnung einzelner preisrechnerischer Kostenelemente i n der Tabelle auch objektiv strittig sein. A u s der vorstehenden Ubersicht können w i r jedoch schon einige Zusammenhänge zwischen den preisrechnerisch wichtigen dynamischen Kostengruppen klarer erkennen, als dies gewöhnlich geschieht. D y n a m i s c h sind die besonders von Schmalenbach, a.a.O., i n ihren Zusammenhängen, Ursachen u n d Folgen analysierten, v o m Beschäftigungsgrad des Betriebes abhängigen Kostengruppen aus folgendem Grunde: Sie betreffen die Umsatzbewegung des Betriebes. Ihre Unterscheidung dient dazu, den sogenannten optimalen Beschäftigungsgrad zu erreichen. I m höheren Sinne dynamisch sind jedoch die Entwicklungs- u n d Rationalisierungskosten, w e i l die erfolgreiche Gestaltung der E n t w i c k l u n g u n d Rationalisierung die Ausdehnung der Produktionskapazitäten zur weiteren U m satzvermehrung sichert 7 . W a r e n e n t w i c k l u n g u n d Rationalisierung sind unabhängig v o m bestehenden Beschäftigungsgrad des Betriebes. Sie bestimmen dessen Verbesserung i n aktiver Weise. Sie können i h n erhöhen u n d seine optimale N u t z u n g a u f einen höheren Stand haben. Schmalenbach wies i n seinem am Anfange dieses Kapitels erneut zitierten grundlegenden W e r k a u f die Abhängigkeit der Kosten v o m Beschäftigungsgrad hin. Er behandelte diese Abshängigkeit sehr eingehend, i n d e m er die Einzelkosten-Behandlung der Fertigungsaufträge 8 m i t dem Ziele der optimalen Gestaltung des gesamten Fertigungsprozesses zur Senkung der Gesamtkosten auf einen möglichst niedrigen Stand herausstellte. Schmalenbach wies nach, daß v o n der auftragsgemäßen Arbeitsgliederung u n d 4 Siehe Mellerowicz, Konrad: a.a.O., Kosten und Kostenrechnung Bd. I: Theorie der Kosten, S. 97 Die funktionellen Kostengruppen - und Bd. II, 1: Allgemeine Fragen der Kostenrechnung und Betriebsabrechnung (2. und 3. völlig umgearbeitete Aufl., Berlin, 1958) S. 212 ff. Einzelkosten S. 252 ff. Gemeinkosten. Ferner Kosiol, Erich: Kalkulatorische Buchhaltung (Betriebsbuchhaltung) (Wiesbaden, 1950), S. 240: Ubersichtsschema über die Einzel-, Gruppen- und Gemeinkosten. 5 Siehe auch Lexikon des kaufm. Rechnungswesens, 2. Bd., Sp. 1587 Kostenbereiche und Sp. 1589 Kostengruppierung. 6 Siehe Schmalenbach, a.a.O., (Kostenrechnung . . .) S. 41 ff. 7 Wenigstens bei jeder gemischten und nicht fließenden Fertigung, ζ. B. auch in der Bergbauerzeugung. 8 Siehe in der Tabelle unter „Proportionale Kosten" in der Spalte „Unabhängige variable Kosten".

Zusammenhänge zwischen den Kostenarten-Kategorien

55

Verteilung der preisrechnerischen Kostenelemente sowie der Entwicklungs- und Rationalisierungskosten auf die dynamischen Kostengruppen (Kombination der Kostenkategorien B, D und C) Bezogen auf den steigenden Umsatz a) Degressive Kosten c)

Progressive Kosten d)

FertigungsUnabhängige Einzelkosten (Fertigungslohnvariable und MaterialKosten kosten) e)

Meist Entwicklungskosten, bisweilen Rationalisierungskosten f)

Bisweilen Entwicklungskosten, meist Rationalisierungskosten f)

Material- und FertigungsGemeinkosten, z. B. innerbetriebliche Transportkosten, Wagniszuschlagkosten g)

Vertriebsgemeinkosten mit Werbekosten, Fertigungs-Verwaltungskosten, Lagerhaltungskosten h)

Fertigungs-Einzelkosten für Uberkapazitäten, Fertigungs-Gemeinkosten wie Maschinenreparaturen, Ausschuß i)

Bezogen auf gleichbleibenden Umsatz

Bezogen auf steigenden Umsatz

Bezogen auf sinkenden Umsatz

Proportional wirkend k)

Degressiv wirkend 1)

Propressiv wirkend m)

Proportionale Kosten b)

Variable Kosten

Abhängige variable Kosten

Fixe Kosten j)

a) b) c) d) e) f) g) h) i) j) k) 1) m)

Sowie Mengen- oder Stückeinheiten. Bei sinkendem Umsatz proportional abnehmend. Bei sinkendem Umsatz progressive (Regression). Bei sinkendem Umsatz degressive (Regression). Einschließlich der Sonder-Einzelkosten. Die Verrechnung unter den Gemeinkosten der Fertigungskostenstellen hebt die Unabhängigkeit dieser Kostengruppe nicht auf, gleich welche Gemeinkostenarten unmittelbar oder durch Umlegung an ihnen beteiligt sind. Soweit Wagniszuschläge ordnungsgemäß im BAB verrechnet werden. Im Fertigwarenlager, das eine zunehmende Entlastung erfährt. z. B. Schichtlohnzuschläge, ferner erhöhte Kosten für Investitionskredite samt Sonderabschreibungen auf neue Investitionsmittel, die aber richtiger zu den Entwicklungs- und Rationalisierungskosten gehören. Im wesentlichen Verwaltungs-Gemeinkosten. Sie sind nur relativ fix, z. T. in gewissen Grenzen aber auch unabhängig oder abhängig variabel wie etwa gewisse Steuerkosten, Abschreibungen u. a. m. Bei hohem und niedrigem Umsatzstand. Bis zum Umsatz-Optimum, das sehr oft variabel ist. Ebenso bei sinkendem Umsatz oberhalb des Umsatz-Optimums (Regression). Unter dem Umsatz-Optimum. Ebenso bei steigendem Umsatz oberhalb des Umsatz-Optimums.

56

Kostenerhöhung und Kostensenkung in der Preisrechnung

dem U m f a n g der Fertigung die relative Größe der gesamten abhängigen variablen Kosten - i n ihren degressiven u n d progressiven Kostengruppen - sowie der Belastungsgrad der f i x e n Kosten abhängt. D i e gegenwärtig sehr aktuelle, besonders von den U S A ausgehende, fortgeschrittene betriebliche Programmplanung 9 stellt i m Grunde nur eine W e i t e r e n t w i c k l u n g der schon 1928 von Schmalenbach veröffentlichten Grundsätze über die Handhabung der Hereinnahme v o n Kundenaufträgen nach A r t u n d Menge dar. Das Z i e l dieser Grundsätze war die optimale Auftragsgestaltung u n d Betriebsbelastung zur Erzielung eines optimalen Kostenstandes i m Verhältnis zur möglichen Preisgestaltung u n d zum BruttoGewinn. Dagegen ging Schmalenbach auf die i n der vorstehenden Tabelle unter den unabhängigen variablen Kosten angeführten Entwicklungskosten 1 0 u n d auf die Rationalisierungskosten 1 1 nicht näher ein. Diese Lücke d ü r f t e dadurch entstanden sein, daß Entwicklungs- u n d Rationalisierungskosten i n den meisten Betrieben, auch soweit sie auf besonderen Kostenstellen anfallen, i n die allgemeine Verrechnung der Fertigungs-Ge^meinkosten eingehen, ohne zugleich einer anderen Behandlung als der üblichen Überwachung zu unterliegen. Tatsächlich haben diese beiden Kostengruppen aber eine besondere Bedeutung, die nachfolgend noch näher dargestellt w i r d . Vorweg sei jedoch darauf hingewiesen, daß sie i m Rahmen der gesamten betrieblichen A u f wandsgestaltung i n Fertigungsbetrieben eine enge Beziehung zu den Gewinnsätzen der Preisrechnung besitzen. Technische Entwicklungsarbeiten u n d Rationalisierungs-Maßnahmen verursachen einerseits i n erheblichem Umfange Kosten, die einseitig kostenträgerabhängig sind, aber kostenstellenmäßig verrechnet w e r d e n 1 2 . Diese Kostenteile s i n d großenteils A u f wendungen, die sich weder bilanzmäßig aktivieren lassen, noch aktivierungspflichtig sind. Andererseits f ü h r e n technische Entwicklungs- u n d Rationalisierungs-Maßnahmen aber auch zu mehr oder minder großen aktivierungspflichtigen Aufwendungen, z. B. f ü r Beschaffungen v o n Spezialmaschinen, Ergänzungsaggregaten usw. Größere Warenentwicklungs- u n d Rationalisierungs-Maßnahmen erfordern deshalb auch größere Kapitalaufwendungen, welche die Betriebe sich d u r c h den Versuch der Gewinnsatzerhöhung zum Zwecke der Selbstfinanzierung beschaffen wollen. Derartige Versuche w i r k e n dem Grundsatz der Dynamischen Preisrechnung eindeutig entgegen. 9

Linearprogramming usw. Siehe dazu: Neue Wege zur Fortführung der Automation (hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Betriebswirtschaft, Berlin, 1957), besonders den Beitrag von Hans-Hermann Böhm, S. 78 ff. 10 Kosten der technischen Warenentwicklung. 11 Kosten der Einführung von Rationalisierungsverfahren. 12 Dieser Gegensatz tritt wenigstens bei der Zuschlagkalkulation in Erscheinung.

Zusammenhänge zwischen den Kostenarten-Kategorien

57

Starke, übermäßig beschleunigte Entwicklungs- u n d RationalisierungsMaßnahmen zehren einerseits anderweitige Kostenverminderungen, die sie außerdem f ö r d e r n sollen, auf. Sie erschweren also die Kostensenkung. Andererseits w i r k e n sie der Preissenkung aber auch v o n der Gewinnseite her entgegen. A u f die aus diesem Zusammenhange sich ergebende Forderung eines zeitlichen Maßhaltens i n den Entwicklungs- u n d Rationalisierungs-Maßnahmen w i r d i n den nachfolgenden A b s c h n i t t e n 1 3 noch näher eingegangen. I m System der gesamten Kostenrechnung dient die Kostenstellen-Zeitrechnung als vorbereitende Stufe der Kostenträger- Stück- oder Mengenrechnung. W o eine D i v i s i o n s k a l k u l a t i o n besteht 1 4 , werden die gesamten Kosten - Einzelkosten 1 5 u n d Gemeinkosten - unmittelbar verrechnet. W o die Zuschlagskalkulation A n w e n d u n g f i n d e t 1 6 , werden die Gemeinkostenzuschläge i n der Kostenstellenrechnung, gewöhnlich über den Betriebsabrechnungsbogen (BAB) ermittelt. Außerdem dient die gesamte Kostenstellen- u n d Kostenträger-Zeitrechnung als das entscheidende M i t t e l der Kostenkontrolle u n d damit als H a u p t m i t t e l der Kostensenkung u n d Preissenkung. Daran wurde schon eingangs erinnert. D i e Zeitrechnungen u n d die Verfahren der Standardkostenrechnung zeigen, wo z. B. Rationalisierungs-Maßnahmen notwendig, vordringlich, möglich u n d einfach s i n d 1 7 . Eine sorgfältig ausgebaute Kostenrechnung ermöglicht es nicht nur, betriebliche Arbeitsfehler u n d Entscheidungsfehler als Kosten-Vermehrungsquellen, als Verschwendungsquellen aufzudecken u n d abzustellen. Sie gestattet es auch, die selbsttätige W i r k u n g v o n Kostendegressionen u n d Kostenprogressionen i n der gesamten betrieblichen Absatz- u n d Investitionsplanung rationell anzusetzen. Allerdings müßte dies auch m i t den Entwicklungs- u n d Rationalisierungskosten geschehen! I n diesen M ö g l i c h k e i t e n liegt die höchste Aufgabe der gesamten Kostenrechnung. D u r c h deren bewußte u n d planmäßige Nutzung w i r d sie zum M i t t e l der Kostensenkung. D u r c h ihre Vernachlässigung treten fast immer Kostenerhöhungen gegenüber dem normalen Mindestmaß unvermeidbarer Kosten ein. Das gilt besonders f ü r die Gemeinkosten, v o n denen viele den Kosten-Degressionen u n d -Progressionen unterliegen 1 8 . 13

Dieses Kapitels. Divisions-Preisrechnung. Siehe dazu u. a. Gablers Wirtschafts-Lexikon (hrsg. von R. Sellien und W. Sellien I. Bd., Wiesbaden, 1956) Sp. 1495-1498: Kosiol, E.: Kalkulation. 15 Auch Erzeugnis- oder Leistungs-Maßkosten genannt. Siehe Lexikon des kaufm. Rechnungswesens, 3. Bd., Sp. 1880. 16 Zuschlags-Preisrechnung siehe a.a.O., in Gablers Wirtschafts-Lexikon. 17 Siehe u. a. Elbinger, Theodor: Rationalisierung durch Standardkostenreichnung - Erweiterung ihrer Anwendung auf gemischte Fertigung (Stuttgart, 1954). 18 le nach den besonderen Verhältnissen der Produktion oder der Absatzmöglichkeiten. 14

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Kostenerhöhung und Kostensenkung in der Preisrechnung 2. Aufgabe u n d Wege der Kostensenkung

D i e Dynamische Preissenkung geht auf die Preissenkung aus. Das bedeutet zugleich, daß sie a u f die Kostensenkung ausgeht. Gewiß kann auch ein zeitweilig gefestigter Kostenstand, der dem jeweiligen allgemeinen Preisstande entspricht, weiter gesenkt werden. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß sich diese Kostensenkung durch eine scharfe Kostenprüfung mittels der Kostenzeitrechnung durchführen läßt. D i e Ursachen der relativen Kostenhöhe müssen herausgefunden u n d eingehend untersucht werden. D i e Kostenzeitrechnung bietet zwar nur den A n f a l l u n d die Verteilung der einzelnen Wertbeträge auf d i e Kostenstellen u n d -träger. Sie macht aber Schlußfolgerungen auf die Ursachen der Kostenhöhe möglich. Z u m Beispiel kann ein hoher A n f a l l an Ausschußarbeit v o m Material, v o n den Werkzeugen, v o n den Maschinen, v o n Zeichnungsfehlern, v o n Organisationsmängeln, von ungenügenden Arbeitsstudien u n d verschiedenen anderen abzustellenden Ursachen verschuldet sein. A u c h die Abstellung zahlreicher kleinerer betrieblicher Mängel k a n n zu beachtlichen Kostensenkungen führen. Ebenso lassen sich mittels der Dynamischen Preisrechnung o f f e n k u n dige Gewinnüberspannungen jederzeit zur Preissenkung verwenden, solange der Umsatz noch n i c h t m i t der Folge einer Kostenerhöhung zurückgegangen ist. Der bequemere, sichere, verlustlose, v o n A n f a n g an zur allmählichen Gewinnerhöhung führende W e g besteht aber i n der frischen Nutzung einer soeben erzielten Kostensenkung. D a r i n liegt überhaupt das Geheimnis der Dynamischen Preisrechnung. Sobald Kostensenkungen einmal auf Gewinnkonto verbraucht, also letzth i n i n der Regel i n ü b e r - u n d Fehlinvestitionen u n d nutzlosen Kapitalbewegungen versickert sind, stehen sie nicht mehr i m v o l l e n Umfange u n d ohne weiteres f ü r Preissenkungen zur Verfügung. D i e Kosten leben, sie verändern sich ständig. V o n sich aus, ohne die ständige Gegenwirkung der Betriebsleitung neigen die Kosten stets zur Erhöhung. A u c h v o m M a r k t e her, v o m Umsatzrückgang aus werden die Kosten — nach jeder ihrer Senkungen - bald unfehlbar wieder i n die Höhe getrieben. Das Saatgut der w i r t s c h a f t l i c h e n Blüte ist infolge der verpaßten Gelegenheiten der sofortigen Nutzung der Kostensenkungen verzehrt. Es muß dann unter Umständen künstlich, d. h. auf Verlustkonto, durch eine zeitweise erhebliche Gewinnschmälerung oder ratenweise neu gesammelt werden. A u c h überschüssige flüssige M i t t e l u n d billige Kredite können dabei m i t w i r k e n . I n der Dynamischen Preisrechnung werden also normalerweise die Ergebnisse jeder Kostensenkung sofort nach dem Vorliegen des errechneten aktuellen Kostenstandes verwertet. I n diesem Vorgehen liegt ihre einzige Kraftquelle, allerdings eine K r a f t q u e l l s v o n ungewöhnlichem Ausmaß. D i e Dynamische Preisrechnung muß also a u f die jederzeitige schnelle N u t -

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zung dieser K r a f t q u e l l e gerichtet sein. Darüber hinaus ist deren ständige weitere Erschließung zu sichern. Dazu muß die gesamte technische A r b e i t unserer Fabriken i n den Dienst u n d unter die unerbittliche K o n t r o l l e der Dynamischen Preisrechnung sowie der f ü r diese unerläßlichen fortgeschrittenen Kostenzeitrechnung gestellt werden. Erst dann ist die unentbehrliche, feste u n d breite Brücke zwischen der dynamischen industriellen Betriebstechnik u n d der neuzeitlichen Betriebswirtschaft i m betrieblichen Arbeitsablauf geschlagen. 3. Vermeidung der Abwege der Kostensenkung, die zur Kostenerhöhung f ü h r e n Neben dem Ausbau der A r b e i t s t e c h n i k 1 9 ist die betriebswirtschaftliche Rationalisierung 2 0 besonders i m Fertigungsbereich das wichtigste M i t t e l der Kostensenkung i m Fabrikbetrieb. D i e Rationalisierungskosten sollen sich möglichst, soweit sie nicht aus einer völligen fabrikatorischen Betriebsumstellung u n d Neueinrichtung stammen, schon i n der Periode ihres A u f w a n d s 2 1 i n einer Senkung der Fertigungskosten u n d damit der Herstellkosten u n d Selbstkosten 2 2 äußern. D a m i t das geschehen kann, ist es notwendig, l a u f e n d auch die Gemeinkostenarten n i c h t ungewollt durch neue Kostenursachen zu erhöhen. Langfristig ist das Vorgehen nach dieser Regel ein eisernes Gebot. Anderenfalls sind weitgehende Rationalisierungs-Maßnahmen n i c h t nur überflüssig, sondern sogar schädlich. Es nützt keinem Betrieb, w e n n sich Senkungen v o n Fertigungskosten u n d anderen Einzelkosten i n erheblichem Umfange oder gar v ö l l i g i n versteckte Gemeinkosten verwandeln. Der H i n w e i s a u f diesen Vorgang ist keineswegs überflüssig. Seine A b arten äußern sich i n jedem Betriebs. Sie lassen sich nur durch gründliche Untersuchungen klarstellen. Diese werden meist erstaunliche Zusammenhänge ans Licht bringen! Es muß also durch planmäßige rechtzeitige U n tersuchungen vermieden werden, irgendwelche beabsichtigten Kostensenkungen durch gleichzeitig eintretende oder nachfolgende Kostenerhöhungen anderer A r t aufzuheben, zu vermindern oder gar zu überflügeln. Solche Kostenerhöhungen können sich besonders aus den KostensenkungsMaßnahmen selbst ergeben. Der Fall der innerbetrieblich, organisatorisch verursachten Kostenerhöhung k a n n z. B. d u r c h eine improvisierte Kette schnell aufeinander f o l gender, produktionsteohnisch nicht v o l l aufeinander abgestimmter, i n ihren Eigenkosten zu hoher Rationalisierungs-Maßnahmen eintreten. A u c h die 19

Taylorsystem usw. Produktionstechnik, Maschineneinsatz pp. Je nach ihrem Umfang im Quartal, Halbjahr usw. 22 Siehe u. a. Lexikon des kaufmänn. Rechnungswesens, 2. Bd., unter Bezugskalkulation, Sp. 1590-1709. 20

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öfters vollzogenen mehrfachen Änderungen der ursprünglich ungenügend geplanten u n d i n ihrer W i r t s c h a f t l i c h k e i t nicht e i n h e i t l i c h berechneten Rationalisierungs-Vorgänge können diese unerwünschte Folge haben. Es ist i n größeren Industriebetrieben, besonders i n Aufschwungzeiten häufiger vorgekommen, daß die Rationalisierungskosten einschließlich der A b schreibungen zahlreicher Ergänzungs-Betriebsmittel oder ersatzweise investierter Betriebseinrichtungen schließlich - unerwartet - höher ausfielen als die d u r c h sie erzielte Senkung der Fertigungskosten. I n solchen Fällen w u r d e die periodenweise Kostenplanung falsch u n d lückenhaft aufgebaut. Für jeden Rationalisierungsplan ist also unter dem Gesichtspunkt der komplexen Veränderung der Kosten eine gründliche W i r t s c h a f t l i c h keits-Berechnung 2 3 erforderlich. Das Verfahren der systematischen Rationalisierung w i r d i n vielen größeren u n d Groß-Betrieben seit Jahrzehnten i n periodischen Wiederholungen zur Kostensenkung angewandt. Es muß jedoch l a u f e n d einer speziellen Wirtschaftlichkeits-Prüfung unterworfen werden. A u c h eine Überspannung von Entwicklungskosten kann alle Verfahren der Kostensenkung, die i n Rationalisierungs-Maßnahmen bestehen, zum Scheitern bringen. Der irrationale Glaube an den umsatzsteigernden W e r t auch einseitiger warentechnischer Übertreibungen u n d Spitzfindigkeiten ist i n den i n d u s t r i e l l produzierenden Wirtschaftsbetrieben weit verbreitet. Dieser Glaube, ein Zwillingsbruder des echten technischen Fortschrittsglaubens treibt die betriebliche Forschungsarbeit i n die Sackgasse v o n Versuchen, die sich häufig nicht einmal technisch, vor allem aber wirtschaftl i c h nicht rechtfertigen. D i e Rechtfertigung liegt nur vor, w e n n d i e Ergebnisse derartiger Versuche überhaupt nach dem vernünftigen Ermessen einer großen Verbraucherzahl zu Umsatzerfolgen führen können, welche die aufgewendete E n t w i c k l u n g v o l l einbringen. H i e r sollte i m voraus eine spezifizierte qualitative Bedarfsforschung 2 4 einsetzen. Z i e l b l i n d e warentechnische Entwicklungsversuche sind nicht die richtige A r t des Unternehmerwagnisses. Entwicklungskosten gehören ebenso w i e Rationalisierungskosten u n d w i e die normalen Fertigungs-Einzelkosten zu den unabhängigen variablen Kosten. Bei einer beharrlich andauernden Umsatzerhöhung ist i h r A u f w a n d weniger dringend als der A u f w a n d von Rationalisierungskosten. M i t den Rationalisierungs-Maßnahmen können außerdem die durch Warenentwicklungen leicht anschwellenden Fertigungs-Gemeinkosten ausgeglichen werden. Der A u f w a n d von Entwicklungskosten ist eher bei einem schon einsetzenden oder drohenden Umsatzrückgang angebracht. Technische Fortschritte i n der W a r e n e n t w i c k l u n g führen aber nur zu Umsatzvermehrun23 Nach dem überlieferten betriebswirtschaftlichen rechnung! 24 I m Unterschied zur bloßen Nachfrageforschung.

Verfahren

der Erfolgs-

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gen, falls sie außergewöhnlich u n d überzeugend s i n d 2 5 u n d werbungsweise genügend empfohlen werden. A m zweckmäßigsten stützt ein Betrieb seine technische E n t w i c k l u n g f ü r Industrie-Ausstattungs- u n d -Versorgungsartikel u n d ebenso f ü r Konsumartikel auf einwandfreie Qualitätsverbesserungen. Er soll also z.B. nach der Erhöhung der Sicherheit, der Bequemlichkeit, der Haltbarkeit, der Einfachheit der Ware trachten oder auf die durch sie i m Gebrauch herbeizuführende Kostensenkung - etwa durch Zeitersparnisse - ausgehen. A u f die Erhöhung der Schnelligkeit k o m m t es jedoch f ü r die Mehrzahl der Käufer bei einschlägigen Waren, z. B. bei Verkehrsmitteln, erst i n zweiter Linie an. Sie d a r f n i c h t zu Einschränkungen der Grundansprüche führen, die alle Käufer i m Grunde stellen, also besonders n i c h t zu Lasten der Sicherheit gehen. Gegen diese Forderung w i r d i n weitem U m f a n g gesündigt. Versuche, den eigenen Wettbewerb gar durch zweifelhafte Warenwerte m i t Pseudoqualitäten zu stärken, scheitern am Ende immer. Sie rauben den anbietenden Betrieben das Vertrauen der Käufer u n d damit die M ö g l i c h k e i t der laufenden Umsatzvermehrung. D i e kostensenkenden Erfolge v o n Rationalisierungs-Maßnahmen werden i n vielen Industriebetrieben u n d sogar i n ganzen Industriezweigen 2 6 auch d u r c h eine I n f l a t i o n v o n Warenmustern aufgehoben. D i e Urheber der übermäßigen, i n einzelnen Betrieben geradezu maßlosen Musterangebote meinen, auf diese Weise ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. D i e W e t t bewerber verfahren jedoch ebenso. D i e Ü b e r f ü l l e v o n Sortimenten erhöht die Kosten - o f t beträchtlich - u n d verwandelt gediegene Massenartikel i n eine A r t v o n Luxusgegenständen bisweilen sehr geringer Qualität. Obgleich die M u s t e r f ü l l e dazu dienen soll, die Umsätze zu erhöhen, senkt sie diese, denn die m i t der M u s t e r i n f l a t i o n unvermeidbar verbundenen zahlreichen Erhöhungen v o n Gemeinkosten w i e auch der Einzelkosten 'führen zu Preiserhöhungen 2 7 . Z u m mindesten verhindern sie die umsatzvermehrenden Preissenkungen u n d die Dynamische Preisrechnung. Einige hundert oder tausend Muster v o n Stoffen, Tapeten, Möbelstücken usw. e r f ü l l e n i n der V o l k s w i r t s c h a f t die Aufgabe der Anpassung an die Verschiedenheit der Geschmacksbedürfnisse der Konsumenten oder an unterschiedliche technische Anforderungen der Verbrauchsbetriebe ebenso wie einige Zehntausend u n d mehr. A u c h i m Angebot v o n Investitionsgütern zeigt sich die Neigung, allzuviele M o d e l l e u n d A r t i k e l a b w a n d l u n g e n auf den M a r k t zu bringen oder bewährte M o d e l l e durch häufige Ergänzungen u n d U m k o n s t r u k t i o n e n zu verändern. Das gilt z. B. f ü r verschie25 Oder sich so darstellen lassen, wobei aber die Werbung sich in den Gefahrenbereich des unlauteren Wettbewerbs begibt. 26 z. B. bei der Herstellung von Haushalts-Gebrauchsartikeln, Beschlägen, Textilstoffen. 27 I n den Angebots- und Marktpreisen.

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dene Zweige der Maschinenindustrie, die sich teilweise m i t den Herstellungen eigentlicher Massenartikel befassen, besonders i m Werkzeugmaschinenbau 2 8 . Konstruktionsbüros, Bemusterungs- u n d Programmbüros müssen ihre „ V o l l b e s c h ä f t i g u n g " nachweisen! Einige wenige hervorragende M o d e l l e von Spezialmaschinentypen oder Universalmaschinen dienen den Bedürfnissen der Verbraucher mehr, w e n n sie zu mäßigen Preisen auf den M a r k t gelangen. Dazu k a n n die Gemeinkosten senkende Muster- u n d Modellbeschränkung wesentlich beitragen. Soweit Investitionsgüter zugleich oder ausschließlich f ü r konsumtive Gebrauchszwecke verwendet werden, w i e u. a. Personenkraftwagen, ist jede M o d e l l i n f l a t i o n u n d häufige Modellveränderung besonders verfehlt, zumal wenn es sich - w i e meist - nur u m mutmaßliche Verbesserungen handelt, die ohne eine Bedarfs- u n d Meinungsforschung Zustandekommen. Jede M o d e l l i n f l a t i o n stellt einen groben Verstoß gegen den Massenbedarfscharakter vieler technischer A r t i k e l dar, bei denen es vor allem auf die Preissenkung ankommt. Sie erschwert auch die A n w e n d u n g der D y n a m i schen Preisrechnung. D i e Beschränkung der Muster- und Modellzahl bildet nicht weniger als alle Standardisierungs-, Typisierungs- u n d Normungsmaßnahmen eine dankbare fruchtbringende Aufgabe. Ihre D u r c h f ü h r u n g dürfte sich, w e i l sie i n autonomer Weise den Betrieben k a u m möglich ist, vor allem f ü r viele Kartelle eignen. I n manchen Industriezweigen ließen sich klassifizierte Muster u n d M o d e l l e w o h l von den Verbänden a u f ihre Mitgliedsf i r m e n aufteilen, u m diesen den Übergang zu einer rationalen Massenp r o d u k t i o n u n d zur Dynamischen Preisrechnung zu sichern. Das gilt z. B. f ü r den größten T e i l der textilen Halbstoffindustrie u n d f ü r die Möbelindustrie. Ein derartiges Verfahren würde den freien Wettbewerb i n der tatsächlichen Leistung nicht i m geringsten beeinträchtigen, zumal da es sich keineswegs a u f urheberrechtlich schützbare, echte erfinderische Fortsçhritte erstrecken würde. Umsatzerhöhungen erfolgen aber i n größerem Ausmaße durch Preissenkungen als Folge v o n Kostensenkungen, also i m Zuge v o n Rationalisierungs-Maßnahmen. Diese entsprechen der arbeitsteiligen, technisierten u n d gegebenenfalls automatisierten industriellen Produktionsweise. Besser als durch die technische W a r e n e n t w i c k l u n g stützt man den Wettbewerb also auf die ständige Kostensenkung u n d die Dynamische Preisrechnung. Diese d ü r f e n vergleichsweise auch bei einer Entwicklung neuer Warenmuster oder -modelle nicht außer A c h t gelassen werden. 28 Im Elektromotorenbau, Landmaschinenbau und Haushaltsmaschinenbau werden dagegen in der Mehrzahl echte Massenartikel erzeugt.

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Sogar bei v ö l l i g neu entwickelten A r t i k e l n : Ersatzartikeln, grundsätzlich neuen M o d e l l e n u n d Mustern sowie W a r e n m i t neuen Z w e c k e n 2 9 läßt sich die Dynamische Preisrechnung m i t angemessenen, a l l m ä h l i c h gesenkten Gewinnsätzen zur ständigen Umsatzvermehrung anwenden. Teilweise hat die Industrie i n dieser Weise verfahren. Unter Heranziehung des Vergleichs m i t den Marktpreisen ähnlicher A r t i k e l u n d Muster bei eingeführten Warengattungen k a n n man die Dynamische Preisrechnung weit w i r k samer benutzen, w e n n keine Kostenerhöhungen bei neuen Modellen, M u stern u n d Ersatzartikeln sie stören. Dazu ist es notwendig, daß man die gesamten Beziehungen v o n Kostensenkungen u n d Kostenerhöhungen auch bei neuen A r t i k e l n genau untersucht. Entwicklungskosten werden zunächst meist auf die alten A r t i k e l verrechnet, die dadurch leicht zu Verlustartikeln werden. N u r erhöhte Abschreibungen w i r k e n sich bei den neuen A r t i k e l n aus, w e n n diese oder soweit diese i n besonderen Kostenstellen hergestellt werden. D i e schnelle A m o r t i s a t i o n zusätzlicher Kapitalaufwendungen ist betriebswirtschaftlich selten erforderlich. Der überspannte Versuch, sie durchzusetzen u n d so das finanzielle Polster an s t i l l e n Reserven zu vermehren, verlangsamt die Umsatzerhöhung u n d damit die M ö g l i c h k e i t einer späteren bequemen Kapitalamortisation sogar. Eine erfolgreiche progressive K a p i t a l a k k u m u l a t i o n aus dem Reingewinn stützt sich auf die rechnerisch ermittelte U m satzerhöhung. D i e umsatzweise fundierte dauerhafte K a p i t a l a k k u m u l a t i o n muß das Z i e l der G e w i n n b i l d u n g u n d Kostengestaltung sein. I m allgemeinen ziehen die Betriebe allerdings die Ansetzung höherer Abschreibungen vor, u m ihre stillen Reserven zu vermehren. Sie schaffen sich einen gegen Krisengefahren oder - w i e man i n i h n e n sagt - gegen ,,schlechte Z e i t e n " sichernden unterbewerteten, tatsächlich höheren Vermögensstand. A u c h sparen sie a u f solche Weise an Steuerzahlungen. D u r c h dieses Verfahren trüben sie aber die W a h r h e i t ihrer Kostenrechnung. A u c h überspannte Abschreibungen führen über die Kostenerhöhung zur Preisüberhöhung u n d damit zur Umsatzdrosselung, zum mindesten i n der Form der H i n d e r u n g v o n Umsatzerhöhungen. Der Wettbewerb auf dem M a r k t e stört das verschärfte Abschreibungsverfahren nicht, w e i l es i n allen Betrieben gewohnheitsmäßig angewandt w i r d , ganz abgesehen davon, daß der Wettbewerb vielfachen Beschränkungen unterliegt. Gerade i m Abschreibungsverfahren ist eine strenge Mäßigung notwendig. Abschreibungen sollen normalerweise die Deckung des Veraltens u n d einer - sehr langsam eintretenden - Abnutzung der Güter des Anlagevermögens nicht überschreiten. Der Abschreibungsplan läßt sich auch bei großen 29 Als solche Waren traten z. B. seinerzeit die Rundfunkgeräte, Tonbandgeräte, Fernsehgeräte auf.

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Neuinvestitionen so gestalten, daß er nicht zu Kostenerhöhungen welche die Kostensenkungen per saldo wesentlich vermindern.

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W ä h r e n d Abschreibungen, vor allem erhöhte, zusätzliche sich teilweise aus Selbstinvestitionen 3 0 , also aus der Gewinnverwendung ergeben, k ö n nen kalkulatorische Wagnissätze, wenigstens grundsätzlich, den Bilanzgew i n n erhöhen. Bei ihnen handelt es sich i n einem w e i t größeren U m f a n g e als bei den Abschreibungen u m eine unabhängige Kostenart. D i e Ansetzung kalkulatorischer Wagnisse ist oft nicht mehr als das Element einer kostenrechnerischen Vogel-Strauß-Politik. Kalkulatorische Wagnisse sind i n ihrer meist angewandten Form der abstrakten F i k t i o n i n W a h r h e i t versteckte Gewinnerhöhungen. A l s fingierte Werte können sie nicht zur Bildung stiller Reserven beitragen. A l s versteckte Gewinnerhöhungen gelangen sie aber außerdem meist nicht zum Zuge. Sie w i r k e n vielmehr als Bequemlichkeitsprämien f ü r alle an der Herstellung oder an dem Vertrieb der k a l k u l i e r t e n W a r e beteiligten Kostenstellen. Wagnis-Gewinne u n d -Verluste gehören als Ergebnisse kennzeichnender, ureigener Unternehmerleistung zur unternehmerischen Gewinnrechnung. Fettel hebt das treff e n d h e r v o r 3 1 . A l s n u r fingierte Werte s i n d unmittelbar k a l k u l i e r t e Wagnisse auch ein Element des staatlich regulierten Selbstkostenpreises. Das kalkulierte, also kostenrechnerisch eingerechnete Wagnis kann allerdings auch als M i t t e l der Selbstversicherung verwendet werden. I n diesem Falle muß es zur Bildung eines o f f e n ausgewiesenen Fonds benutzt werden. Ein derartiger Fonds k a n n zum zeitlichen Ausgleich von Kostenschwankungen, d. h. zur innerbetrieblichen Preisfestigung dienen. Er kann sogar zu Senkungen des Angebotspreises entsprechend der Marktlage verwendet werden. Er k a n n auch zur leichteren Abstoßung ungängiger Waren durch Sonder-Preissenkungen verhelfen, d. h. bei gemischter Fertigung 3 2 mittels des innerbetrieblichen Preisausgleichs zwischen verschiedenen Kostenträgern. A l s Selbstversicherungsprämie mittelbar einkalkuliert könnte das kalkulatorische Wagnis sich eher rechtfertigen. Überspannungen, grobe Schätzungen der kalkulatorischen Wagnissätze anstelle versicherungstechnischer Ermittlungen sind aber ebenso verfehlt w i e die entsprechenden Maßnahmen bei den Abschreibungssätzen. Wagnis Verluste werden v i e l f a c h auch nach ihrem Eintritt durch den innerbetrieblichen Preisausgleich, also ,,preispolitisch" verrechnet. Dieser ist noch gefährlicher als die kalkulierte Form des Kostenausgleichs, als das kalkulatorische Wagnis. A l l e Kostenträger-Verluste müssen zur Rentabilitätsüberwachung der Kostenträger o f f e n erscheinen. Dazu d ü r f e n sie also weder einkalkuliert, noch ^preispolitisch" ausgeglichen werden. Er30

Selbstfinanzierungen. Siehe Fettel, Johannes: Marktpreis und Kostenpreis (Schriften zur wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, Meisenheim am Glan, 1954), S. 94, 95. 32 Und Zuschlagskalkulation. 31

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forderlichenfalls müssen sie zur Sicherung des optimalen Beschäftigungsgrades hingenommen werden, oder durch Kostensenkungen bei dem betroffenen A r t i k e l oder durch seine selektive Ausschaltung aus dem A b satzprogramm beseitigt werden. A l l e innerbetrieblichen Kosten- oder Preisausgleiche zwischen den verschiedenen Kostenträgern der gemischten Fertigung entsprechen nicht den Anforderungen u n d dem Zweck einer sorgfältigen, scharfen Kostenrechnung. D i e Unerläßlichkeit einer solchen w i r d zwar allgemein anerkannt u n d befürwortet. Tatsächlich w i r d sie i n vielen Betrieben aber nicht ausreichend angewandt. Gerade ihre volle, uneingeschränkte A n w e n d u n g ist aber als Voraussetzung der Dynamischen Preisrechnung notwendig. A u f dem Gebiet der Vertriebskosten ist dieselbe Sachlage bei den Werbekosten gegeben. A l l e r d i n g s wendet man bei ihnen i n verschiedenen Großbetrieben schon eine Sonder-Erfolgsrechnung an. Schließlich schießen auch die unter der A l l g e m e i n e n Betriebsverwaltung verrechneten Organisationskosten leicht ins Kraut, sobald nicht der Maßstab der besonderen u n d erwiesenen Z w e c k e r f ü l l u n g sowie der Grundsatz der Einfachheit alle Organisationsmaßnahmen bestimmen. D i e relative Senkung der Werbeu n d Organisationskosten gehört also ebenfalls zu den beachtenswerten M i t t e l n der gesamten primären Kostensenkung. I n allen Wirtschaftsabteilungen u n d -zweigen der Volkswirtschaft, besonders i n allen Industriezweigen lassen leichtfertige Rationalisierungsu n d Entwicklungsversuche Kostensenkungen u n d Umsatzerhöhungen erst gar n i c h t zur A u s w i r k u n g gelangen. Oder sie schmälern ihren v o l l e n Erfolg. überspannte, kettenartig aneinandergereihte, auf dieselbe Ware bezogene Rationalisierungen u n d Entwicklungen, sowie häufige Veränderungen an diesen zehren größere u n d einzelne Kostensenkungen i m Fertigungs- u n d Vertriebsbereich auf. Sie können diese sogar überholen u n d zu umsatzhemmenden Kostenerhöhungen führen. Sie verfehlen damit ihren einzigen Zweck. Preiserhöhungen und Gewinnschmälerungen, gegebenenfalls sogar Verluste sind die unvermeidbaren Folgen einer überhasteten Rationalisierung und Warenentwicklung. Besonders i n der U r p r o d u k t i o n - u n d von i h r ausgehend - treiben solche Verfahren der kostenerhöhenden Gewinnsalzausdehnung die Preise i n die Höhe. A l l e allzukühnen, sprunghaften u n d weitfliegenden technischen Maßnahmen, die innerbetriebliche u n d neubetriebliche Investitionswellen auslösen, tragen entscheidend zur Preissteigerung u n d Umsatzverminderung i n einem Betriebe bei u n d pflanzen sich i n der Volkswirtschaft fort. Jene Preissteigerung entsteht zwangsläufig aus den fehlerhaften Maßnahmen. Sie schmälert auch bei G e w i n n satz-Erhöhungen den Bilanzgewinn. Sie ist wirtschaftsfeindlich, wenn man 5

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sie auch v o n der einfältigen, ebenso schädlichen Preistreiberei einzelner gewinnsüchtiger Wirtschaftsbetriebe u n d krämerhafter Wirtschaftskreise grundsätzlich unterscheiden muß. Letzthin dienen sämtliche wirtschaftsrechnerischen u n d organisatorischen Maßnahmen des Betriebes zur K o n t r o l l e der betriebstechnischen Vorgänge. Das gilt wenigstens f ü r den Gesamtbereich des Kostenanfalls. I m ganzen ist also eine betriebswirtschaftlich gezügelte Planung der Fabrikation, W a renentwicklung, Rationalisierung u n d Investition unentbehrlich. Gerade ein schärferer Wettbewerb macht diese wegen seiner langfristigen W i r kung notwendig. Diese technische Betriebsplanung i n Wertzahlen ,muß weitgehend vorbereitet werden, u m nicht n u r ihren technischen, sondern auch ihren w i r t s c h a f t l i c h e n Erfolg zu sichern. Sie bedarf dazu genauer Voranschläge über die Kostenträger-Einzelkosten u n d über die schon erwähnten Mehrkosten v o n Rationalisierungs- u n d Entwicklungsmaßnahmen - nebst den durch diese erzielbaren Mehrleistungen. I n allen Verfahren der Kostengestaltung ist also, gerade soweit diese der unmittelbaren Einflußnahme der Betriebsleitung unterliegt, ein strenges Maßhalten u n d berechnetes Vorgehen angebracht. Jede kostenrechnerische Maßlosigkeit i n den fabrikatorischen, vertrieblichen u n d nur-kalkulatorischen Dispositionen trägt über Preiserhöhungen u n d Umsatzbeschränkungen dazu bei, die gefürchtete, irgendwann einmal drohende Wirtschaftsdepression herbeizuführen. Bei einem maßvollen, kostenrechnerisch richtigen Vorgehen lassen sich auch die sogenannten Kostensprünge 3 3 vermeiden, die - fast immer als Kostenerhöhungen u n d als eine Erscheinung der gekennzeichneten A r t - zwangsläufig zu Preiserhöhungen u n d Gewinnschmälerungen führen. W e d e r die Ansetzung übermäßiger Entwicklungsu n d Rationalisierungskosten noch die Verwendung übertriebener Abschreibungssätze usw. d a r f die maßvolle Kostengestaltung gefährden 3 4 . Der Gefahr der Kostenerhöhung entspricht die Aussicht auf die Kostensenkung. Sie hebt den dynamischen Charakter einer Warenerzeugung besonders hervor. Eine Kostenverschwendung läßt sich allerdings bei der Erzeugung u n d beim Vertrieb jeder Ware treiben, auch bei einer solchen, bei der eine Umsatzerhöhung - sogar eine m i t Kostensenkung - sich nicht leicht erreichen läßt. Trotzdem ist die Kostenersparnis i n jedem Falle möglich. A u c h bei Gütern der Kleinserienfertigung u n d A r t i k e l n der Einzelfertigung k a n n man die primäre Kostenerhöhung vermeiden. 33 Siehe u. a. Lexikon des kaufmännischen Rechnungswesens, 3. Bd. Kostentheorie, Sp. 1719,1720. 34 A n die verantwortlichen Stellen der schwierigen, mannigfaltigen und universalen Kostenrechnung soll der Unternehmer keine theoretisch ungenügend ausgebildeten Kostenrechnungsfachleute stellen. Praktische Einzelerfahrungen lassen sich leichter gewinnen als grundsätzliche, überlieferte Erkenntnisse.

Kostenüberwachende und preisrechnerische Kostenrechnung 4. Kostenüberwachende u n d preisrechnerische

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Kostenrechnung

Grundsätzlich gehen die angefallenen oder die geplanten Zahlenwerte aller Kostenarten als Kostenbestandteile i n die Kostensteilen-Zeitrechnung, v o n dieser i n die Kostenträger-Stückrechnung u n d damit i n die Preisrechnung über. D i e Bestandteile ihrer Verrechnung sind bei den einzelnen Verfahren der Plankostenrechnung jedoch verschieden. Das gilt u. a. f ü r die Standardkostenrechnung, die sich als ein kontinuierliches V o r k a l k u l a tions-Verfahren wesentlich v o n denjenigen Verfahren der Stückkostenrechnung unterscheidet, die sich auf die Kostenzahlen der betriebsbuchhalterischen Nachrechnung oder N a c h k a l k u l a t i o n 3 5 aufbauen. Ein zu w e i t getriebenes übergehen der Ist-Kostenrechnung läßt sich jedoch auch f ü r die Einzelkosten nicht vertreten. Mindestens müssen Nachkalkulationswerte f ü r die preisrechnerische Kostenrechnung m i t herangezogen werden. Tatsächlich verfährt man i n den meisten Fertigungsbetrieben auch so. D i e Kostenträger-Stück- u n d Mengenrechnung oder preisrechnerische Kostenrechnung 3 6 bildet zwar die Endstufe u n d das eigentliche Z i e l der gesamten Kostenrechnung. Sie steht aber i n einem f u n k t i o n e l l e n Gegensatz zu ihrer vorbereitenden Stufe, der Kostenstellenrechnung sowie auch zu der Nebenstufe, der Kostenträger-Zeitrechnung, die einen zweiten grundlegenden Zweck erfüllen: die Kostenüberwachung. D i e überwachende Kostenrechnung soll m i t H i l f e ihrer verfeinerten Verfahren zu einwandfreien Kontrollzahlen führen, die meist i n einem Betriebsabrechnungsbogen ihren Niederschlag finden. Dieser ist i n der Regel ein Kostenstellenbogen, neben dem bei einer vollständig ausgebauten Kostenträger-Zeitrechnung auch ein Kostenträgerbogen besteht 3 7 . Bei einer Zuschlagsrechnung enthält dieser die Gemeinkosten nur i n Form v o n Zuschlagswerten. Er eignet sich d a n n n u r als ergänzendes K o n t r o l l m i t t e l . Beiläufig muß vermerkt werden, daß die Kostenrechnungszuschläge: eigentlich i n absoluten Zahlen aus einer vollständigen, die Gemeinkosterij enthaltenden Kostenträger-Zeitrechnung i n der Form eines KostenträgerBAB entwickelt werden müßten. D i e Kostenstellen-Zeitrechnung w ü r d e dann nur noch zur Betriebskontrolle dienen, d. h. zur K o n t r o l l e von Fehlleistungen der Kostenstellen. Z u r K o n t r o l l e v o n Fehlwirkungen der Entscheidungen der Betriebsleitung, z. B. über Rationalisierungs-Maßnahmen ist dagegen die Kostenträger-Zeitrechnung - w e n n sie auch die Gemeinkosten ausweist - w e i t geeigneter. A l l e r d i n g s ist die vollständige Kostenträger-Zeitrechnung, w e n n f ü r sie alle innerbetrieblichen Fertigungsaufträge u n d alle Gemeinkostenaufträge vollständig erfaßt werden, i n 35 Vollständige Nachkalkulation oder selektive Nachkalkulation der FertigungsEinzelkosten nach Betriebsaufträgen. 36 Fertigkalkulation als Zusammenfassung von Vorkalkulation (Plankalkulation) und Nachkalkulation (Ist-Nachrechnung). 37 Erforderlichenfalls mit Kostenträgergruppen. 5*

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M i t t e l - u n d Kleinbetrieben meist kostspielig. A u c h w e n n sie i n Betrieben m i t einem sehr umfangreichen A r t i k e l p r o g r a m m bloß als Kostenträgergruppen-Zeitrechnung durchgeführt w i r d , verursacht sie einen erheblichen Arbeitsaufwand, der sich nur m i t Spezial-Rechenmaschinen bewältigen läßt. I n Großbetrieben f a l l e n die Kosten f ü r diesen zusätzlichen Arbeitsa u f w a n d weniger ins Gewicht. Erst eine vollständige Kostenträger-Zeitrechnung kann aber den betrieblichen Lenkungszweck: die allgemeine vorausschauende Kosten-Koordinierung v ö l l i g erfüllen. D i e Betriebsabrechnungsbogen ermöglichen es, Zeitvergleiche 3 8 herausgezogener Kontrollzahlen anzustellen, die f ü r die technische Betriebsleitung zweckmäßig auch graphisch dargestellt werden. D i e K o n t r o l l z a h l e n der Betriebsabrechnungsbogen dienen dazu, das A n s c h w e l l e n einzelner Kostenbestandteile, besonders der Gemeinkostenarten festzustellen, i h r Verhältnis zu den ausgebrachten Leistungen zu ermitteln u n d den Ursachen jeder einzelnen relativen Kostererhöhung nachzugehen. Sie eignen sich also dazu, vermeidbare - auch lapidare, aber gehäufte - Kostenerhöhungen abzustellen. Sie lassen sich f ü r die systematische Kostensenkung nutzbar machen. I n der gesamten Kostenstellenrechnung werden gewöhnlich - w o r a u f schon hingewiesen wurde - nur die Fertigungs-Einzelkosten u n d alle Gemeinkosten der variablen u n d der f i x e n Kostengruppen einzeln ausgewiesen. Z u m Beispiel w i r d unter den Fertigungs-Einzelkosten der wertmäßige Fertigungsmaterial-Verbrauch, gegebenenfalls auch m i t Planzahlen nach Verbrauchsnormen, verfolgt. Ebenso w i r d l a u f e n d der tatsächliche u n d der vorgesehene Verbrauch v o n Fertigungsstunden und Fertigungslöhnen überprüft. A l l e derartigen kostenrechnerischen Kontrollmaßnahmen dienen auch zur vorbeugenden Verhinderung w i l l k ü r l i c h e r Kostenerhöhungen. Sie f ü h ren aber gewöhnlich nur i n geringem Maße zu einer greifbaren Kostensenkung, die sich f ü r die Preissenkung verwerten läßt. D i e Kostensenkung muß sich deshalb besonders a u f Kostenquellen v o n größerem Gewicht erstrecken. A l s solche kommen neben u n d i n Verbindung m i t rückständigen Fertigungsverfahren, welche die Einzelkosten hochhalten, die einschlägigen variablen Gemeinkosten i n Betracht. Es muß dazu nochmals hervorgehoben werden, daß gerade diese einschlägigen unabhängigen variablen Kosten: die Rationalisierungskosten u n d die Entwicklungskosten, sofern sie nicht über besondere Kostenstellen l a u f e n 3 9 , i n den einzelnen Kostenarten untergehen. Es ist allerdings schwierig, meist sogar unmöglich, die notwendigen Arbeiten v ö l l i g i n Sonderkostenstellen durchführen zu lassen. Soweit dies nicht möglich ist, also vor allem i n kleineren u n d mittleren Betrieben, empfiehlt es sich, die betref38 39

Sowie Soll-Ist-Vergleiche. Oder Unterkostenstellen.

Kostenübenvachende und preisrechnerische Kostenrechnung

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fenden Betriebsaufträge ein zweites M a l , gesondert betriebsabrechnerisch auszuwerten. Anderenfalls entziehen sie sich gerade f ü r jene entscheidenden kostenrechnerischen Gruppen der genaueren betriebswirtschaftlichen Überwachung. D i e Sonder üb erwachung und Spezifizierung der Entwicklungs- und Rationalisierungskosten 40 ist das einzige M i t t e l zur Lösung dieser grundlegenden Aufgabe der Kostensenkung. Letzthin lassen sich diese beiden Kostengruppen dazu auch als ,,Gemeinkostenträger" m i t nachträglicher Kostenumlegung führen! A u c h die Entwicklungskosten müssen also m i t den geplanten u n d den schließlich durch sie erzielten Produktionsleistungen i n Mengen u n d Sondererträgen 4 1 verglichen werden. D i e Rationalisierungskosten bedürfen dringend des Vergleichs m i t den durch sie zu senkenden Fertigungs-Einzelkosten der betroffenen Kostenträger. D i e Periodizität spielt bei diesen Vergleichen die Hauptrolle. Abschließend müssen derartige Vergleiche i n der Form v o n Sonder-Erfolgsrechnungen nach Kostenträgern durchgeführt werden. I n diesen werden der geplante u n d der tatsächliche Mehrkostena u f w a n d sowie die geplante u n d die tatsächliche Kostenersparnis 4 2 der erzielbaren u n d erzielten Leistung 4 3 gegenübergestellt. Praktisch bedeutet .dieses Verfahren nicht unbedingt den Verzicht auf eine vollständige Gemeinkostenplanung. Es bedeutet jedoch die Bevorzugung v o n Sonderkostenplänen f ü r die entscheidenden Gemeinkostenfaktoren u n d ihre Koordinierung. Für durchschnittliche, wenig veränderliche und abhängige Gemeinkostenposten haben Planungen einen geringen W e r t , zumal da der Schwerpunkt jeder Kostenplanung bei den Einzelkosten liegt. D i e Kosten f ü r Rationalisierungs-, Entwicklungs- u n d Werbemaßnahmen werden i m Rahmen einer vollständigen Kostenträger-Zeitrechnung den zutreffenden, sie verursachenden Kostenträgern zugerechnet. Entwicklungskosten f ü r v ö l l i g neue A r t i k e l müssen also ebenfalls diesen als neuen Kostenträgern zugelastet werden. Es ist unter solcher Voraussetzung also notwendig, m i t dem Beginn von grundlegenden Entwicklungsarbeiten auch neue Kostenträgerbereiche festzulegen. 5. Dynamische Kostenrechnung u n d Dynamische Preisrechnung D i e neuzeitliche industrielle Kostenrechnung hat durch die Entstehung der Plankostenrechnung, die zuerst i n der Form einer planenden Kostenstellenrechnung auftrat, schon einen dynamischen Charakter erhalten. Michel führte sie i n dieser Form vor einigen Jahrzehnten nach nordameri40 Nach den einzelnen Kostenarten und Kostenträgern am zweckmäßigsten in Bilanzform: als bilanzmäßiger Vergleich der Istkosten ohne die geplante Maßnahme und der Sollkosten mit ihr (Entwicklungsbilanz, Rationalisierungsbilanz). Siehe auch Gerbel, B. M.: Die Rentabilität der Produktivitätssteigerung (Wien, 1952). 41 Neuerträgen, Mehrerträgen, Differenzerträgen. 42 Bei den Rationalisierungs-Maßnahmen. 43 Ausbringung in Stück oder Mengen sowie überlieferten und dynamisch gesenkten Preisen.

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kanischen Erfahrungen i n Deutschland e i n 4 4 . D i e ältere Plankostenstellenrechnung wurde durch andere Formen der Plankostenrechnung, z. B. durch die Slandardkostenrechnung ergänzt. Jede Plankostenrechnung geht grundsätzlich auf die Kostensenkung mittels einer sorgfältigen Kostenüberwachung aus. Sie muß aber darüber hinaus die vorausschauende Kosten-Koordinierung erstreben. Schon durch die A n w e n d u n g der Schmalenbachschen Regeln f ü r die Durchsetzung des optimalen Grades u n d der optimalen A r t der Betriebsbeschäftigung wurde die neuzeitliche Kostenrechnung 4 5 zur Dynamischen Kostenrechnung. I m Grunde ist zur A n w e n d u n g der Schmalenbachschen Regeln, wenn diese nicht improvisiert, sondern systematisch erfolgen soll, eine sehr ausgebaute Plankostenrechnung e r f o r d e r l i c h 4 6 . D u r c h den hier kurz erwähnten A u f b a u einer Rationalisierungs-Kostenrechnung u n d einer Entwicklungskostenrechnung 4 7 verstärkt sich die dynamische, auf die Kosten- u n d Preissenkung u n d die Umsatzerhöhung ausgehende Zielsetzung der gesamten Kostenrechnung. Diese w i r d zur geeigneteren Grundlage der Dynamischen Preisrechnung. Obgleich Schmalenbach den Begriff der Dynamischen Kostenrechnung nicht gebrauchte, hat er m i t dem Grundsatz der optimalen Kostengestaltung i h r Wesen erkannt u n d bestimmt. D u r c h ihre A n w e n d u n g zur Kostengestaltung w i r d die kostenüberwachende Kostenrechnung f ü r die Kostensenkung des Betriebes, d. h. i n dynamischer Weise benutzt. Diese Kostensenkung pflanzt sich durch d e n W a r e n v e r k a u f i n andere Betriebe fort. Das ist der Sinn der Dynamischen Kostenrechnung als eines Hauptmittels der Dynamischen Preisrechnung.

44 Siehe Michel, Eduard: Handbuch der Plankostenrechnung (2. Aufl., Wien Leipzig, 1941). 45 Im wesentlichen die industrielle. 46 Siehe dazu: Mellerowicz, Konrad: a.a.O., Bd. II, 2: Kalkulation und Auswertung der Kostenrechnung und Betriebsabrechnung (2. und 3. völlig umgearbeitete Aufl., Berlin, 1958) S. 447 ff. Die Plankosten. - Ferner Die Plankostenrechnung als Instrument moderner Unternehmungsführung (hrsg. v. Erich Kosiol, Berlin, 1956). 47 Sowie der Behandlung anderer unabhängig-variabler Kostenelemente.

V. Primäre und sekundäre Kostensenkung als Mittel der Dynamischen Preisrechnung und ihrer Preissenkung 1. Isolierte, primäre, einfache u n d multiple-sekundäre

Kostensenkung

Jede Kostensenkung, die nicht i n einer Preissenkung zur A u s w i r k u n g gelangt, bleibt isoliert. K o m m t sie aber zur preismäßigen A u s w i r k u n g , so r u f t sie bei v i e l e n Gütern weitere Kostensenkungen hervor, i n d e m sie als ein kostensenkender Faktor bei deren Erzeugung, Transport u n d Handelsumsatz, also v o r allem i n anderen Betrieben m i t w i r k t . Sie w i r d zur primären Kostensenkung, die eine weitere, fremdbetriebliche, sekundäre auslöst. V o n diesen ist die einfache-sekundäre i m Betriebe der primären Kostensenkung zu unterscheiden, die m i t der Durchsetzung des optimalen Beschäftigungsgrades entsteht. D a die fremdbetriebliche A r t der sekundären Kostensenkung auf den verschiedenen Produktionsstufen eintritt, u n d durch den Wettbewerb auch i n der Breite zahlreiche Produktions- u n d andere Wirtschaftsbetriebe ergreift, muß sie als m u l t i p e l gelten. A l s m u l t i p l e w i r k t die sekundäre Kostensenkung besonders stark, soweit sie v o n der U r p r o d u k t i o n ausgeht. Die primären Preissenkungen führen über die m u l t i p l e n sekundären Kostensenkungen zu m u l t i p l e n sekundären Preissenkungen. Sie schaffen die Voraussetzungen f ü r diese. D i e statische Kostenrechnung verführt i n Verbindung m i t der Statischen Preisrechnung zur isolierten, nur i n einer vorübergehenden Gewinnerhöhung wirksamen Kostensenkung. D i e dynamische, vorausschauende Kostenrechnung erzwingt jedoch über die Dynamische Preisrechnung die transferierende Kette der m u l t i p l e n Kostensenkung. M i t wenigen Ausnahmen tritt die primäre Kostensenkung durch Rationalisierungs-Maßnahmen ein. Z u jenen kostensenkenden Ausnahmen gehört etwa die Heranziehung besonders ergiebiger u n d leicht erschließbarer Lagerstätten i n der Bergwirtschaft. A u c h der Übergang zur verstärkten Nutzung spezifischer Agrarböden u n d Klimaanlagen f ü r hochwertige Anbaufrüchte r u f t auf dem Gebiete der Landwirtschaft eine derartige primäre Kostensenkung hervor. D i e Verfahren der Arbeitstechnik gehören dagegen ebenso w i e der Einsatz neuer Erfindungen zu den kostensenkenden Rationalisierungs-Maßnahmen. Naturgegebene, durch Naturbedingungen verursachte Kostensenkungen sind Ergänzungen 1 zu den durch Rationalisierungs-Maßnahmen ausgelösten oder Ersatzquellen f ü r solche. 1

Siehe Seite 72

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Primäre und sekundäre Kostensenkung in der Preissenkung

D i e sekundäre Kostensenkung verstärkt die Stöße der laufenden primären. D i e sekundäre Kostensenkung vollzieht sich nicht nur über die gesunkenen Einkaufspreise der verbilligten A r t i k e l . Sie vollzieht sich als einfache sekundäre außerdem i n jedem kostensenkenden Wirtschaftsbetrieb unmittelbar über dessen Umsatzerhöhung, die i n weitem Umfange z. B. durch die degressive W i r k u n g der f i x e n Kosten ebenfalls kostensenkend w i r k t . D i e multiple-sekundäre Kostensenkung tritt durch R ü c k w i r k u n g auch i n allen die primäre Kostensenkung durchführenden Wirtschaftsbetrieben ein. D i e Konzerne nutzen die multiple-sekundäre Kostensenkung intern, auch soweit sie i n ihren Enderzeugnissen nicht oder nur unvollständig zur D y namischen Preisrechnung übergehen. D i e Kartelle treten dagegen jeder Beihilfe an sekundären Kostensenkungen gewöhnlich kurzerhand entgegen, indem sie die primäre Preissenkung ihrer leistungsfähigsten M i t gliedsbetriebe d u r c h ihre preiserhöhenden Maßnahmen abdrosseln. Solange die Kartelle noch i m geringsten i n dieser Weise wirken, gehört den Außenseiter-Betrieben das H a u p t f e l d der Dynamischen Preisrechnung u n d der Sieg i m wirtschaftlichen Wettbewerb. D i e verspätete, beiläufig schon erwähnte, passive, unter dem Zwange einer Depression auf dem M a r k t e erfolgende Preissenkung ist von der ursprünglichen, aktiven, primären scharf zu unterscheiden. Sie ist auch mit der sekundären Preissenkung nicht identisch. Jede Verzögerung der aktiven Preissenkungen fördert Umsatzdrosselungen u n d Überinvestitionen. D i e passiven Preissenkungen sind außerdem sehr relativ, w e n n die allgemeine Erhöhung des Preisstandes durch sekundäre Kostenerhöhungen sie beschränkt. 2. Bedingungen der sekundären Kostensenkung D i e primäre u n d die sekundäre Kostensenkung k o m m e n bei der Herstellung sehr vieler Güter u n d Leistungen vor. D i e primäre Kostensenkung w i r d besonders durch maßvolle Rationalisierungen oder durch erfolgreich abgeschlossene Warenentwicklungen hervorgerufen. Eine sekundäre Kostensenkung kann nicht nur durch primäre Preissenkungen, also unmittelbar i n anderen Betrieben auftreten. Sie kann auch mittelbar durch die E i n w i r k u n g auf das Produktionsverfahren mittels neu herausgebrachter P r o d u k t i o n s - H i l f s m i t t e l bei der Herstellung anderer W a r e n u n d Leistungen, also gewöhnlich i n anderen Betrieben Zustandekommen. H i e r handelt es sich f ü r den kostensenkenden Betrieb gewissermaßen u m eine passive Rationalisierung. A u c h i n dem Ursprungsbetriebe eines neuen in1 Als Ergänzungen führen sie zu „Differentialrenten", also zu zusätzlichen, dynamisch nicht nutzbaren Gewinnteilen. Uber die Differentialrenten siehe Diehl, Karl: Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre (Jena, 1931), S. 157 ff., besonders S. 159, 160: Die Lehre von der Grundrente.

Bedingungen der sekundären Kostensenkung dustriebetrieblichen Ausstattungsartikels k a n n terwirken, i n d e m er als Kapazitäts-Bestandteil der betreffende A r t i k e l einen höherwertigen, besser beschäftigenden Ersatz f ü r irgendeinen Herstellungsbetriebe bilden.

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dieser kostensenkend weieingesetzt w i r d . A u c h kann die Produktionskapazitäten anderen A r t i k e l i n seinem

D i e M ö g l i c h k e i t e n der m u l t i p l e n u n d der einfachen sekundären Kostensenkung sind also sehr vielseitig. Es kommt nur darauf an, daß sie auch ihrerseits nach M ö g l i c h k e i t wieder i n Preissenkungen zur A u s w i r kung gelangen. A u c h Güter, die der primären Kostensenkung wenig zugänglich sind, w e i l sie keiner Massenherstellung unterliegen, werden v o n der M ö g l i c h k e i t der multiplen-sekundären Kostensenkung u n d Preissenkung betroffen. Die sekundäre Kostensenkung wird allerdings in ihren beiden Formen nur von der unverzüglich vollzogenen primären Preissenkung ausgelöst. Diese ursprüngliche, unverzüglich nach dem Vorliegen der Ergebnisse der ersten vollständigen u n d kurzfristig abzuwickelnden einschlägigen Kostenrechnung durchzuführende, primäre Preissenkung ist auch aus einem anderen Grunde erforderlich. D i e Preissenkung w i r d durch Rationalisierungs-Maßnahmen notwendig u n d möglich, die i n der ursprünglichen Produktionskapazität 2 Arbeitskräfte freisetzen. Diese können aber f ü r die Erweiterung der Produktionskapazitäten, also die Schaffung neuer Kapazitäten i n demselben Produktionszweige u n d i n dem gleichen Betriebe nur bei einer starken Umsatzausdehnung eingesetzt werden. Eine solche U m satzvermehrung kann zügig, anschließend an die Rationalisierung t i u r durch die gleichzeitige Stärkung der K a u f k r ä f t e der Verbraucher der betreffenden, i n ihren Fertigungs- u n d Herstellkosten entlasteten Ware stattfinden. Jeder Betrieb erhält sich gerne seine erfahrenen, eingearbeiteten Facharbeiter u n d sonstigen Arbeitskräfte. Das kann er aber bei größeren Rationalisierungs-Vorgängen n u r d u r c h die zügig zur Umsatzvermehrung beitragende Preissenkung der Dynamischen Preisrechnung erreichen. Es wurde schon daran erinnert, daß die primäre Kostensenkung bei U r erzeugnissen, z. B. bei Erzeugnissen der Bergwirtschaft nicht nur durch weitere Rationalisierungen der Produktionsverfahren, sondern auch durch besonders günstige Naturbedingungen zustande kommen kann. M o n t a n produkte w i e Erze, Salze u n d Erden, vor allem aber K o h l e n werden i n zufällig aufgefundenen oder i n schon länger bekannten u n d endlich bewußt herangezogenen günstigeren Lagerstätten m i t weit geringeren Kosten gefördert. Sowohl die Ausdehnung u n d Stärke der Lagerstätten wie ihre Teufe u n d räumliche Lage, i h r Feingehalt an den gesuchten Stoffen 3 u n d die Reinheit der Förderchargen spielen dabei eine beträchtliche Rolle. 2 A u f die Mengenleistung der Produktionsanlagen, nicht auf deren absolute Erweiterung bezogen. 3 z. B. der Ferrum- und Mangangehalt von Eisenerzen.

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Primäre und sekundäre Kostensenkung in der Preissenkung

Gerade bei den U r p r o d u k t e n ist die radikale Nutzung jeder derart i n dem Gesamtbereich des betreffenden Urproduktionszweiges erzielbaren Kostensenkung zur Preissenkung f ü r die Erzeugerbetriebe besonders durchschlagend- D i e Umsatzvermehrung von U r p r o d u k t e n ist zum mindesten langfristig bei Preissenkungen stets i n hohem Maße möglich. Sie w i r k t sich i n der multiplen-sekundären Kostensenkung besonders nachhaltig u n d mannigfaltig aus. Eben dadurch läßt sie sich langfristig sichern. Sie kann die gesamte Volkswirtschaft durchdringen u n d dadurch zu einem allgemeinen A u f s c h w u n g führen, diesen verstärken u n d festigen. I n diesem Zusammenhange ist besonders zu beachten, daß auch die multiple-sekundäre Kostensenkung sich i n einem Betriebe leichter anwenden läßt, falls die primäre Kostensenkung i n i h m über die Dynamische Preisrechnung schon zur primären Preissenkung führte. Allerdings setzt dieser A b l a u f voraus, daß die W a r e der primären Preisrechnung nicht kartellgebunden ist. Oder daß sie sich i n einem ausdehnbaren T e i l ihrer Kapazitäts- u n d Potentialgrundlagen i n der H a n d von Kartell-Außenseitern befindet. Oder daß sich die Kartelle auf die preissenkende D y n a m i k einstellen, was bisweilen schon vorgekommen ist u n d z. B. wegen der erforderlichen Einheit der Preisgestaltung i n der U r p r o d u k t i o n w o h l am zweckmäßigsten sein dürfte. Entsprechend k a n n sich der Prozeß der m u l t i p l e n u n d einfachen sekundären Kostensenkung auch i n der Investitionsgüterindustrie fortsetzen. Er findet dort seine Fortsetzung auch mittels der Nutzung verschiedener degressiver Kostenfaktoren w i e etwa bei steigenden Umsätzen mittels der sinkenden Kosten der Lagerhaltung von Fertigwaren sowie i n der Regel der f i x e n Kosten. Gütermäßig handelt es sich i m Bereich der Investitionsgüterindustrie u m die unzähligen, i n ihrer P r o d u k t i o n verwendeten Fertigungs- u n d H i l f s s t o f f e sowie Halbfertigwaren, z. B. Kleineisenwaren, A r maturen, also u m die teilweise kurzlebigen Güter der Versorgung der Wirtschaftsbetriebe, ferner u m die meisten Investitionsgüter, welche diese Industrieabteilung selbst benötigt. Sogar Konsumgüter können als Grundlage der multiplen-sekundären Kostensenkung u n d Preissenkung dienen, argrare z. B. i m Gastwirtsgewerbe 4 . Die multiple-sekundäre Kostensenkung t r i t t nicht nur bei der Herstellung u n d beim Handelsumsatz v o n Massenartikeln oder bei Massenleistungen 5 auf. Sie w i r k t sich auch bei Gütern aus, die der Dynamischen Preisrechnung auf der Grundlage der primären Kostensenkung weniger zugänglich sind. Maschinen, die i n K l e i n - oder Großserien hergestellt werden, unterliegen i h r ebenso w i e Zubehör- u n d Gebrauchsartikel, die i n unzähligen kleineren Musterserien auf den M a r k t gelangen. A u c h Spezialerzeugnisse 4

Fremdenindustrie. u . a. in der Energiewirtschaft, bei Verkehrs- und Transportleistungen (und im allgemeinen bei Divisionskalkulation). 5

Quellen der sekundären Kostenerhöhung

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der Chemischen Industrie, an denen nur ein beschränkter Bedarf besteht, werden v o n i h r betroffen. D i e sekundäre Kostensenkung geht die gesamte gemischte Fertigung aller Industriezweige an. W e n n sie zur sekundären, Preissenkung verwertet w i r d , k a n n sie den Warenbedarf u n d die Warennachfrage der Gesamtwirtschaft i n allen Industriezweigen wesentlich vermehren. Allerdings d ü r f e n auch die einfache u n d die m u l t i p l e sekundäre Preissenkung nicht erst zu den Zeitpunkten der Umsatzstockung u n d des U m satzrückgangs durchgeführt werden. Gerade i n Perioden der dauernden Umsatzerhöhung müssen sie noch zum Zuge kommen, u m diese zu erhalten. W e n n die sekundären Kostensenkungen ausreichend u n d überblickbar eingetreten sind, müssen die Preissenkungen, ihnen ebenso folgen w i e die primären Preissenkungen den primären Kostensenkungen. 3. Q u e l l e n der sekundären Kostenerhöhung D i e Abwege i n den Verfahren der primären Kostensenkung, die zur Kostenerhöhung führen, w u r d e n schon behandelt. D i e primäre Kostenerhöhung ist über den Preis die Hauptquelle der sekundären Kostenerhöhung. A l s solche w i r k t sich ferner jede Gewinnsatzerhöhung der primären Preisrechnung aus. Rationalisierungs-Maßnahmen gehen, w e i l sie meist zusätzliche technische Einrichtungsmittel erfordern, zum erheblichen Teile auf das Gewinnkonto, i n d e m sie dieses belasten. Sie schmälern also als Ursachen der Selbstinvestierungen den abschöpfbaren Gewinnteil. Sie drängen deshalb leicht zur Erhöhung der preisrechnerischen Gewinnsätze. Gerade diesem Drange zu folgen, ist aber preisrechnerisch gefährlich, w e i l es der Erreichung des Rationalisierungszweckes entgegenwirkt. D i e zusätzlichen A b schreibungen w i r k e n ohnehin als relative Kostenerhöhungen u n d Belastungen der Preisrechnung. D i e infolge einer Rationalisierung nach der Beendigung der Rechnungsperiode erforderliche Gewinnerhöhung muß vielmehr auf die schon erzielte Kostensenkung anteilig verrechnet werden. Bei einer maßvollen rationellen Gestaltung der Rationalisierungs-Maßnahmen kann die Schmälerung des f ü r die Preissenkung verfügbaren Kostenanteils nicht erheblich ausfallen. D i e sekundäre Kostengestaltung hängt nicht nur von der primären Kostengestaltung ab, sondern von ihrer Nutzung zur primären Preisgestaltung. Primäre Kosten- u n d Gewinnsatzerhöhungen können zu primären Preiserhöhungen u n d damit - durch den Abwälzungsprozeß - i n anderen Betrieben meist zu sekundären Kosten- u n d Preiserhöhungen führen. Bei größeren primären Kosten- u n d Gewinnsatzerhöhungen t r i t t diese W i r k u n g auch ein. D i e volkswirtschaftliche Kette der Kosten - Preis - Kosten Preiswirkung erfordert die Umstellung auf die umsatzhebende primäre Kostensenkung als Anfangsglied.

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Primäre und sekundäre Kostensenkung i n der Preissenkung 4. Eine andere Hauptquelle der

multiplen-sekundären

Kostenerhöhung oder Kostensenkung: die

Besteuerung

Z u den wichtigsten Elementen des wirtschaftsbetrieblichen Kostenanfalls gehören die zahlreichen A r t e n der Steuern, die über die VerwaltungsGemeinkosten verrechnet werden. D i e Steuern sind gewissermaßen .der aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzte Generalpreis der öffentlichen Leistungen. Dieser Generalpreis einer Fremdleistung stellt ebenso w i e die Preise der i m Betrieb zur P r o d u k t i o n oder zum Handelsumsatz benutzten W a r e n einen sekundären Kostenfaktor dar. Dieser belastet jede Stufe des volkswirtschaftlichen Umsatzprozesses mehr oder minder stark. D i e meisten Steuern werden kostenrechnerisch v o n den Betrieben abgewälzt. Sie erhöhen die Kostengrundlage ihrer Preisrechnung u n d w i r ken über diese ganz allgemein als sekundäre Kostenerhöhung. M i t jeder allgemeinen Umsatzerhöhung, also auch m i t derjenigen, welche die Dynamische Preisrechnung i n allen Wirtschaftsbetrieben, die sie einführen, nach sich zieht, steigen auch die Erträge, die sich aus den Zahlungen dieses Generalpreises zusammensetzen. Es steigen die Steuererträge. Bei dem gewöhnlich herrschenden niedrigeren Umsatzstande liegen die Steuererträge wesentlich tiefer. Bei steigenden Steuererträgen können die Steuersätze dagegen sinken, bei sinkenden Steuererträgen müssen sie steigen. Seit einem Jahrhundert werden die Wirtschaftsverhältnisse, besonders i n den Industrieländern v o n dem Gesetz der zunehmenden Staatsausgaben beherrscht, das A d o l f Wagner u m 1907 formulierte 6 . Je mehr die W i r t schaft aber seltsttätig blüht, desto stärker werden die Staatsausgaben zurückgehen, wenigstens alle Staatsausgaben f ü r relativ u n p r o d u k t i v e Zwecke. D i e Mehrzahl der Staatsausgaben erstreckt sich aber auf derartige bürokratische, dirigistische u n d ähnliche Aufgaben. W e n n sich die Steuererträge vermehren, lassen sich gleichzeitig auch die Steuersätze senken, ohne daß die bestehende oder die geplante bessere E r f ü l l u n g der p r o d u k t i v e n u n d notwendigen Staatsaufgaben, besonders auf den k u l t u r e l l e n Gebieten beeinträchtigt w i r d . Jede Senkung des Generalpreiszs der öffentlichen Leistungen, der Steuersätze, kommt ihrerseits - infolge der allgemeinen Stärkung der Konsumu n d Investitionskräfte der W i r t s c h a f t , die durch sie erfolgt - wieder der w i r t s c h a f t l i c h e n Blüte zugute. D i e Senkung der Steuerlast w i r k t sich über die sekundäre Kostensenkung i n der Dynamischen Preisrechnung der Wirtschaftsbetriebe aus. Diese läßt sich durch eine dynamische Berechnung der Steuererträge ergänzen. A u c h die jüngste Steuerreform der Bundesrepublik d ü r f t e bereits auf ähnlichen Erwägungen beruhen. 6 Siehe Wagner, Adolf: a.a.O., S. 105 ff. über das Gesetz der zunehmenden Staatsauf gaben.

Kostenerhöhung und Kostensenkung durch die Besteuerung

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Eine umfassende, außenpolitisch verursachte sekundäre Kostenerhöhung steuerlicher A r t haben w i r dagegen i n Deutschland i n den Jahren 1924 bis 1932 durch den Steuerdruck der Reparationsleistungen erlebt. Er w u r d e damals d u r c h den Dawesplan u n d den Youngplan ausgelöst. D i e ungew ö h n l i c h hohen Steuerlasten drosselten damals die gesamten Umsätze der deutschen W a r e n p r o d u k t i o n durch die Kosten- u n d Preiserhöhungen, die sie hervorriefen. Ä h n l i c h der m u l t i p l e n W i r k u n g jeder betriebseigenen sekundären Kostensenkung äußerte sich auch die sekundäre, künstliche Kostenerhöhung damals i n einer m u l t i p l e n Weise. Sie setzte die deutschen Exporte herab u n d w i r k t e sich schließlich i n der gesamten W e l t w i r t s c h a f t als umsatzvermindernder Faktor aus. Gerade dieses Beispiel einer erzwungenen irrationalen statischen Steuerrechnung weist a u f die engen kosten- u n d preisbedingten Verflechtungen i m Umsatzmechanismus der neuzeitlichen Industriewirtschaft hin. Dieses Beispiel legt ebenfalls die umgekehrte Schlußfolgerung nahe, daß jede Steuersenkung als sekundäre Kostensenkung Preissenkungen u n d Umsatzerhöhungen i m Bereich der Gesamtwirtschaft möglich macht. Sie können i n derselben, den w i r t s c h a f t l i c h e n A u f s c h w u n g antreibenden Weise w i r ken w i e die innerbetrieblichen primären Kosten- u n d Preissenkungen.

VI. Betriebliche Preisentwicklung i m Rahmen der Dynamischen Preisrechnung: nominale und reale Preissenkung 1. Das heuristische Prinzip der Dynamischen Preisrechnung D i e Dynamische Preisrechnung stammt aus einem heuristischen Prinzip. Es ist das Prinzip eines an sich i n der Preisrechnung liegenden, durch sie möglichen Ausgleichs i n der Verwertung der Nominaleinkommen, einer Realeinkommensverteilung, die zu einer k o n t i n u i e r l i c h e n Umsatzerhöhung führt. I n der Dynamischen Preisrechnung w i r d dieses Prinzip v e r w i r k l i c h t . D u r c h sie f i n d e t der volkswirtschaftliche Ausgleich der Realeinkommen, der Investierungs- u n d Konsumkräfte statt. D i e verfahrensmäßige A n w e n d u n g ihres Prinzips w u r d e eingehend dargestellt 1 . D i e praktische kasuistische A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung erübrigt sich hier, w e i l sie jedem der bewährten PreisrechnungsSchemata, d. h. jeder der preisrechnerischen Kostengliederungs|formen aufgestockt werden kann. Es soll deshalb hier nicht untersucht werden, welche der überlieferten preisrechnerischen Gliederungsverfahren der Kosten den Anforderungen der Dynamischen Preisrechnung am meisten entsprechen. Diese Anforderungen sind ohnehin i n den zahlreichen W i r t schaftszweigen u n d f ü r die Fertigungsarten der W a r e n verschieden 2 . D i e wissenschaftliche Behandlung der Dynamischen Preisrechnung bietet zweckmäßig keine festen, schematischen Rezeptsammlungen oder Einzelvorschläge, sondern nur die dargestellten grundsätzlichen Rechenbeispiele u n d Verfahrenshinweise. Gerade der Dynamischen Preisrechnung entspricht keine andere Behandlung als die der Anpassung an die i m Einzelfalle vorliegenden mannigfaltigen Voraussetzungen. Eine andere Behandlung der Preisrechnung wäre nicht mehr dynamisch. Eine eingehendere theoretische Untersuchung der Dynamischen Preisrechnung f ü h r t zu weit i n die volkswirtschaftlichen Preistheorien, besonders auch i n die Nutzwert- u n d Grenznutzentheorien hinein. Diese hängen mit der hier noch anzuschneidenden Kostenersparnis zusammen, die durch die fertige Ware selbst Zustandekommen. D i e vorliegende betriebswirtschaftliche Untersuchung beschränkt sich darauf, auch theoretisch die f ü r den Wirtschaftsbetrieb wichtigsten praktischen Gesichtspunkte betriebswirtschaftlicher u n d volkswirtschaftlicher A r t zur Preisrechnung zu behandeln. 1 2

Im Kapitel III. Die wichtigsten Anregungen dazu siehe im Kapitel VII, 1.

Nominale und reale Preisbewegungen und Preisstände

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2. N o m i n a l e u n d reale Preisbewegungen u n d Preisstände Bekanntlich k o m m t es beim Lohn u n d Gehalt u n d überhaupt bei jedem persönlichen Könsumeinkommen nicht nur auf den Nominalstand, also repräsentativ gesehen auf den N o m i n a l l o h n an, sondern letzthin auf den Reallohn. Der W e r t des Nominallohnes oder Geldlohnes zeigt sich i m Reallohn, i n der Warenmenge - repräsentativ i m Durchschnitt der w i c h tigsten W a r e n gemessen - die f ü r den N o m i n a l l o h n gekauft w e r d e n kann. Jene Warenmenge stellt also den Gegenwert des Nominallohnes dar. Die K a u f k r a f t einer beliebigen N o m i n a l l o h n - E i n h e i t i n W a r e n bringt d i e Reallohn-Einheit zustande. Sinkende Konsumgüterpreise erhöhen den Reallohn aller Konsumentenschichten, steigende Konsumgüterpreise senken ihn. I n diesem Zusammenhang liegt die umsatzhebende W i r k u n g der D y n a m i schen Preisrechnung begründet. Ähnliches gilt v o m N o m i n a l e i n k o m m e n der Unternehmer u n d aller anderen Betriebsbesitzer, v o m Bruttoertrag der Betriebe u n d last not least v o n den Realeinnahmen der staatlichen Finanzverwaltung. I n ähnlicher Weise kommt es bei den Preisen, vor allem bei den Preisen der Konsumgüter nicht nur auf den Nominalstand, also auf den Nominalpreis an, sondern letzthin auf den Realpreis. Der W e r t des Nominalpreises oder Geldpreises zeigt sich i m Realpreis, besonders i n der Qualität einer Warenmenge 3 , die f ü r Nominalpreis gekauft werden kann, also seinen Gegenwert darstellt. D e r Nutzwert der Nominalpreis-Einheit i n Waren, bringt die Realpreis-Einheit zustande. N o m i n a l e Preissenkungen können reale sein. Sie sind solche bei- gleichem oder erhöhtem Gebrauchswert oder Nutzwert der m i t gesenkten Preisen umgesetzten Waren. I n diesean Zusammenhang liegt der Leistungswert der realen Preissenkung begründet. Unter diesem Gesichtspunkt können w i r folgende vier Fälle der Preisbewegung 4 unterscheiden: 1. Die reale Preiserhöhung durch die nominale Preiserhöhung: Sie äußert sich in einer Beschränkung der Umsatzmengen, vor allem an durchschnittlich qualifizierten Massenartikeln und in einem Vordringen unechter Luxusartikel. 2. Die reale Preissenkung durch die nominale Preissenkung: Sie äußert sich in einer Ausdehnung der Umsatzmengen an gediegenen industriellen Massenartikeln. 3. Die reale Preiserhöhung bei nominaler Preissenkung: Sie äußert sich in einer qualitativen Herabsetzung des Warenwertes, des Nutzwertes, in den krassesten Fällen in der Herstellung von Schundartikeln. Der 3 Die Warenqualität besteht vor allem in der Haltbarkeit oder Lebensdauer einer Ware. Sie kann auch im Grad der Zweckerfüllung liegen. Welche weiteren Merkmale der Warenqualität es gibt, kann hier offen bleiben. 4 Oder des Preisstandes, z.B. zu Fall 1: niedriger Realwert der Ware bei hohem Nominalpreis und zu Fall 2: hoher Realwert der Ware bei niedrigem Nominalpreis.

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Dynamische Preisentwicklung: nominale und reale Preissenkung

Umsatz solcher Waren wird zwar etwas erhöht, der tatsächliche reale Umsatzwert und die Lebensdauer der betreffenden Waren werden aber vermindert. 4. Die reale Preissenkung bei nominaler Preiserhöhung: Sie äußert sich in einer qualitativen Erhöhung des Warenwertes, des Nutzwertes, in den hervorragendsten Fällen in der Herstellung von Spitzenartikeln. Der Umsatz wird bei diesen Waren zwar herabgesetzt - wenigstens soweit es sich nicht um Geschmacksartikel handelt, sondern um technische Artikel der tatsächliche reale Nutzwert und die Lebensdauer der einschlägigen Waren werden jedoch erhöht. D i e Fälle 1 u n d 3 entsprechen der Statischen Preisrechnung, die Fälle 2 u n d 4 dagegen der dynamischen. Es wäre falsch, die Statische Preisrechnung grundsätzlich m i t der nominalen Preiserhöhung gleichzusetzen. Sie ist durch die reale Preiserhöhung gekennzeichnet. Ebenso wäre es abwegig, die Dynamische Preisrechnung verallgemeinernd als n o m i n a l e Preissenkung anzusehen. Sie ist durch die reale Preissenkung ausgezeichnet u n d verträgt sich bei einer entsprechend gehobenen, f ü r die Verbraucher kostensenkenden Leistung m i t einer nominalen Preiserhöhung. Diese vollzieht sich ohne wirtschaftliche Schäden, d. h. ohne eine Fehlleitung u n d einen unfruchtbaren Verzehr von Kaufkräften. Schließen w i r noch einige Betrachtungen an die vier Fälle der nominalen u n d realen Preisbewegung an: Der Wettbewerb f ü h r t i m Konsumgütersektor gewöhnlich zur Gesuchtheit der Formen u n d Substanzen, soweit diese nicht v o n technischen, sondern v o n künstlerisch-aesthetischen Zwecken bestimmt werden. T e x t i l waren, besonders der Damenbekleidung, kosmetische u n d viele pharmazeutische 5 A r t i k e l gehören zu den bevorzugten Gegenständen der formalen, unechten Luxusproduktion. Ein erheblicher T e i l der einschlägigen W a r e n zählt jedoch zu den echten industriellen Massenartikeln u n d mith i n eigentlich i n den Bereich der Dynamischen Preisrechnung u n d einer sehr wünschenswerten allgemeinen Umsatzerhöhung! Hochwertige Massengüter treten vor allem als M a r k e n a r t i k e l auf. Es handelt sich bei i h n e n zum großen Teile u m technische Konsumgüter, z. B. chemische Waschmittel, Betriebsmaschinen, Haushaltsmaschinen u n d -geräte. A b e r auch Nahrungs- u n d Genußmittel wie Schokolade, Kekse„ Zigaretten u n d Zigarren, Konserven f a l l e n unter diese, f ü r den gesamten Warenumsatz der Industrievolkswirtschaften entscheidende Warengruppe. Schließlich gehören alle Grundstoffe, Rohstoffe u n d Halbstoffe - geformte u n d schüttbare - zu ihr. V o n der Dynamischen Preisrechnung; sind die zahlreichen A r t e n u n d Sorten der hochwertigen Massenerzeugung noch nicht annähernd erfaßt. I h r Wettbewerb w i r d mehr m i t kostenerhöhenden Werbemaßnahmen als m i t kostensenkenden Verfahren u n d Preissenkungen durchgeführt. 5 In ihrer ungeheuren Zahl und teilweisen Uberspitztheit kennen sogar die Ärzte sich nicht mehr aus.

Nominale und reale Preisbewegungen und Preisstände

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Schunderzeugnisse treten i n allen Warenkategorien auf, besonders unter den Konsumgütern. Sie sind ihrem Wesen nach meist entartete Luxusartikel u n d f a l l e n häufig unter die rechtlichen Bestimmungen des unlauteren Wettbewerbs oder zum mindesten unter die Warenerzeugung seines Bereichs 6 . Schunderzeugnisse täuschen die Verbraucher meist. Sie täuschen unmittelbar u n d unabhängig v o n unlauteren Anpreisungen u n d Zusicherungen über ihre Haltbarkeit u n d Zweckerfüllung. Preisunterbietungen können unter gewissen Umständen zu den M i t t e l n des unlauteren Wettbewerbs gehören 7 . Das t r i f f t nicht ohne weiteres zu, wenn sie a u f Verlustkonto gehen, w o h l aber w e n n sie von monopolistischen Marktverbänden organisiert sind, u m Außenseiter niederzuzwingen, sie zum Kartellanschluß zu nötigen oder den A u f k a u f eines Betriebes durch ein Großunternehmen zu erreichen. A u c h täuschende Lockpreise u n d alle anderen A r t e n spekulativer Warenpreise sind v e r w e r f l i c h u n d z. B. i n der Bundesrepublik unerlaubt 8 . Sämtliche unlauteren Preisunterbietungen unterscheiden sich grundsätzlich v o n den leistungsbegründeten. Sie f ü h r e n keine w i r k l i c h e Stärkung der Verbraucher-Kaufkräfte herbei. D i e W a r e n der Warengruppe 2 können sich bis zur Spitzenqualität der Warengruppe 4 erheben. I n dieser handelt es sich gewöhnlich u m die Ergebnisse langer Forschungsarbeiten, die auch zum patentrechtlichen Schutz führten. Sie werden häufig v o n neuen Rechtsinhabern stillgelegt, u m die Beschäftigung industrieller Produktionskapazitäten nicht zu beschränken, dem eigenen Betriebe den Umsatz n i c h t auf die Dauer abzuschneiden u n d dadurch die Bilanzgewinn-Senkung - eine krasse u n d langfristige Senkung - zu vermeiden. D i e Gefahr der Umsatzbeschränkung t r i t t i n solchen Fällen besonders ein, w e n n die Überlegenheit der neuen Ware aus einem verbesserten Rohstoff herrührt u n d w e n n der Bedarf an i h r an feste Benutzungsstellen gebunden ist, mögen diese auch außergewöhnlich zahlreich sein. Das gilt z. B. v o n den G l ü h l a m p e n u n d von den Rasierklingen, der Naßrasierapparate. Synthetische T e x t i l s t o f f e erhöhter Haltbarkeit, z. B. Perlon vermindern dagegen den Umsatz an den einschlägigen Textil-Fertigwaren oder - H a l b s t o f f e n nicht, w e i l der Bedarf an diesen praktisch unbegrenzt ist. Seine Befriedigung hängt nur v o n der ausreichenden K a u f kraft ab, die eben durch die Dynamische Preisrechnung erhöht w i r d . D i e vier angeführten Warengruppen der Großmengenfertigung enthalten nicht alle i n d u s t r i e l l - d. h. i m weiteren Sinne gemeint - mit i n dustriellen H i l f s m i t t e l n u n d Verfahren hergestellten A r t i k e l . Zwar gehören alle Konsumgüter, auch solche, die i n den Betrieben der L a n d w i r t 6

Siehe Sprüngli, Hans-Rudolf: Der unlautere Wettbewerb (Zürich, 1955). Siehe Fikentscher, Wolfgang: Die Preisunterbietung nach neuem Wettbewerbsrecht (Heidelberg, 1958). Ferner Chardon , André: Der Schleuderpreis und seine wirtschaftspolitische Behandlung (Basel, 1954). 8 Siehe auch Meier, Friedrich: Preisschleuderei (Würzburg, 1939), S. 93 ff. 7

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Blottner, Die Dynamische Preierechnung

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Dynamische Preisentwicklung: nominale und reale Preissenkung

schaft u n d des Handwerks erzeugt werden, zu ihnen. Ebenso lassen sich die Leistungen der Verkehrswirtschaft u n d der Energiewirtschaft der zweiten Warengruppe, den echten Massenartikeln zuordnen. Dagegen b i l d e n viele A r t i k e l der Industrieausstattung: 9 Maschinen, Geräte, Apparate, I n strumente u. dergl., die i n kleineren oder kleinsten Stückzahlen hergestellt werden, eine besondere Warengruppe 5. Kennzeichnend f ü r diese ist die A r t des Fertigungsverfahrens, das der kleineren Stückauflage ähnlich w i e bei einer kleineren Mengenauflage v o n H i l f s s t o f f e n - angepaßt ist. Es besteht i n der Einzelfertigung u n d Kleinserienfertigung. Diese weitere Warengruppe enthält i m wesentlichen Investitionsgüter. Außerdem gehören die echten Luxusartikel zu ihr, v o n denen der größte T e i l i n Handwerksbetrieben u n d m i t handwerklichen Fertigungsverfahren erzeugt w i r d . D i e Eigenschaften der W a r e n dieser f ü n f t e n Gruppe sind denen der A r t i k e l der vierten Gruppe ähnlich. I h r e Lebensdauer ist gegen·^ über den W a r e n der G r u p p e n 3 u n d 1 sowie teilweise auch gegenüber denen der Gruppe 2 i n der Regel erhöht. Ebenso ist i h r Nutzwert bisweilen höher, besonders w e n n es sich u m technische A r t i k e l der Industrieausstattung u n d -Versorgung handelt. D i e W a r e n der Gruppen 1 bis 4 werden i n der Großserien-Fertigung i n fließender Fertigung, i n Fließbandfertigung sowie m i t den H i l f s m i t t e l n der teilweisen oder v o l l e n A u t o m a t i o n hergestellt. W ä h r e n d die W a r e n der G r u p p e n 1 u n d 3 aber überhaupt erst unter dem Gesichtspunkt der bewußten A n w e n d u n g der Statischen Preisrechnung entstehen, werden d i e Waren der Gruppen 2 u n d 4 - gediegene Massenartikel u n d technische Spitzenartikel - i h r sinnwidrigerweise ebenfalls unterworfen. H i e r i n liegt die eigentliche schwere H e m m u n g der neuzeitlichen Industrieprodukt i o n begründet. M a n lasse sich nicht durch aufsteigende ,,Dauerkonjunkturen", Nachkriegs-Booms u n d sogenannte Riesenumsätze täuschen! D i e Umsätze der meisten Betriebe, welche die W a r e n der Gruppe 2 herstellen, könnten sich verdoppeln, ja vervielfachen, sobald sie zur Dynamischen Preisrechnung übergehen. Dagegen ist die Statische Preisrechnung bei den W a r e n der Gruppe 5, die einer relativ k l e i n e n Bedarfsdeckung dienen, v ö l l i g angebracht. W e n n man v o n der Übergangsstufe zur Großserien-Fertigung 1 0 absieht, könnte die Dynamische Preisrechnung die Umsätze dieser Warengruppe bei unmittelbarer A n w e n d u n g nicht i n nennenswerter Weise heben. Sie würde deshalb per saldo durch die primäre Preissenkung bei ihnen eine Senkung des Rohertrags u n d des Bruttogewinns veranlassen. Der Marktpreis bestimmt, wie überhaupt bei der Statischen Preisrechnung, bei den W a r e n der Gruppe 5 n i c h t nur überlieferungsmäßig, sondern sinngemäß weitge9 Sowie der Ausstattung sonstiger Betriebe einschließlich der Anstalten, z. B. der Krankenhäuser oder der freien Berufe. 10 Bei ununterbrochen ansteigender, dauerhafter Nachfrage.

Nominale Preiserhöhung bei realer Preissenkung

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hend den Angebotspreis. Er t r i t t mehr oder minder stark an dessen Stelle. Dagegen w i r d der Marktpreis durch den sinkenden Angebotspreis der D y namischen Preisrechnung verdrängt. A l l e n Betrieben, auch denen, die nur W a r e n der Gruppe 5 erzeugen, fließt die M ö g l i c h k e i t zu, die sekundäre Kostensenkung anzuwenden. Diese geht v o n den W a r e n der Gruppen 2 u n d 4 i n allen Betrieben aus, welche die Dynamische Preisrechnung anwenden. Sie ergibt sich aus der nominalen primären Kosten- u n d Preissenkung. Sie geht auch von Senkungen der Steuersätze aus. D i e Kostensenkung kann auch i n den Betrieben auftreten, welche die W a r e n der Gruppen 1 u n d 3 herstellen, ohne daß jedoch reale Preissenkungen bei ihnen Zustandekommen. I m m e r h i n werden die nominalen Preissenkungen i n ihren beiden Formen, d. h. bei den W a rengruppen 2 u n d 3 kurzfristig wirksam, während die reale Preissenkung der Warengruppe 4 kurzfristig dem Unternehmer u n d erst langfristig auch den Verbrauchern seiner W a r e n zugute kommt. 3. U m w a n d l u n g der Nutzenserhöhung i n eine nominale Preiserhöhung bei realer Preissenkung D i e Erhöhung des Nutzwertes einer technischen W a r e m i t Spitzenqual i t ä t 1 1 bedeutet f ü r i h r e n Benutzer, den Verbraucher eine Kostenersparnis, z. B. i m Maße ihrer erhöhten Haltbarkeit. Der Hersteller derartiger W a r e n muß deshalb - ausgenommen etwa bei T e x t i l i e n 1 2 - m i t langfristig d u r c h sie eintretenden Umsatzbeschränkungen rechnen. Der zu erwartende A u s f a l l an Umsatzmengen von W a r e n m i t einer außergewöhnlichen Verbrauchsdauer läßt sich i n der Kostengrundlage der Preisrechnung als „kostenrechnerischer Umsatzausfall" berücksichtigen. A u f diese Weise entsteht ein zusätzlicher nominaler Kostenfaktor, der alle anderen realen Kostenarten sowie die üblichen kalkulatorischen Kostenarten (betragsmäßig überragt u n d zu einer nominalen Preiserhöhung der W a r e führt. Dieser Kostenfaktor k a n n einen vorweggenommenen Gewinnausf a l l sowie vorweggenommene verringerte Neubeschaffungskosten der Verbraucher darstellen. Es ist angemessen, daß die Senkung der Nutzkosten, welche erst allmählich beim Verbrauch u n d Gebrauch einer solchen Ware durch ihre höhere Lebensdauer u n d andere Eigenschaften stattfindet, nur teilweise durch eine nominale Preiserhöhung zugunsten des Herstellers abgefangen w i r d . Anderenfalls böte die betreffende Ware keinen genügenden K a u f anreiz f ü r die Verbraucher. N u r bei einer Teilung der ersparten N u t z k o sten liegt auch eine reale Preissenkung vor. Per saldo müssen also beide: ; der Produzent w i e die Verbraucherschaft aus der Einführung des Spitzen11 12

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z. B. an Haltbarkeit, Farbechtheit, Knitterfreiheit, Korrosionsfestigkeit usw. Und anderen, Geschmackswertungen unterliegenden Artikeln.

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Dynamische Preisentwicklung

nominale und reale Preissenkung

artikels i h r e n V o r t e i l ziehen: der Produzent durch die nominale Preiserhöhung zur Gewinnerhöhung, die Verbraucherschaft durch die reale Preissenkung. Trotz des höheren Preises erringt der Hersteller m i t diesem Preisrechnungsverfahren die wettbewerbliche Überlegenheit, w e n n er die tatsächliche Warenleistung, den höheren Nutzwert der betreffenden Ware, ihre größere Lebensdauer bei normaler Nutzung verbürgt. A l l e r d i n g s wäre es dazu notwendig, den A u f k a u f v o n Patenten, welche die Herstellung derartiger W a r e n urheberrechtlich schützen, zum Zwecke der Stillegung ihrer A n w e n d u n g gesetzlich zu verbieten 1 3 . A u f diese Weise w ü r d e n die Betriebe, die rückständige W a r e n herstellen, gezwungen werden, sich a u f einen ähnlichen Fortschritt oder a u f andere A r t i k e l umzustellen. Kartelle u n d Konzerne w ü r d e n auch a u f diesem Gebiete der fortgeschrittensten Warenentwicklung veranlaßt werden, den Wettbewerb nicht zu unterbinden. A u c h w e n n die Urheber-Schutzrechte verfallen sind, läßt sich dieses Verfahren der Preisgestaltung, unter Beteiligung mehrerer Wettbewerber, gegebenenfalls m i t H i l f e einer fortschrittlichen K a r t e l l b i l d u n g durchführen. Das nachfolgende didaktische Schemabeispiel erläutert den preisrechnerischen Grundvorgang f ü r die angegebenen Waren m i t seinen Vorteilen f ü r die Verbraucher u n d den Hersteller: Marktpreis einer Ware von 1 Jahr Lebensdauer - Hersteller-Selbstkosten dieser Ware Hersteller-Gewinn (einschl. Umsatzsteuer) an diesem Warenstück Hersteller-Gewinn in zehn Jahren an diesem Warenstück Preisrechnung für dieselbe Ware bei 10-jähriger Lebensdauer Angenommener Anteil an fixen Kosten je Stück der Ware für zehn Jahre (p.a. -,10) Summe der einmaligen sonstigen Kosten, -{-besonders der Herstellkosten je Stück der Ware + Sondereinzelkosten der Werbung und dergl Neue Gesamtkosten (Hersteller-Selbstkosten) Gewinn-Nutzung (ersetzter Gewinnausfall für + 10 Jahre, 20% p.a. statt 10%) Preis der neuen Ware von 10 Jahren Lebensdauer Kaufkraftzuwachs der Verbraucher Alter Preisstand 10 χ 1, - = 10, - Neuer Preisstand 1 χ 4,40 = 4,40 Kaufkraftzuwachs . . . . 5,60 also 56% des alten Warenpreises

D M 1,— D M - ,90 D M - ,10 DM

DM

1,-

1,-

D M 1,10 D M - ,10 D M 2,20 14 DM

2,-

D M 4,40

Gewinnzuwachs der Hersteller Neuer Gewinn 1 χ 2, - = 2, - A l t e r Gewinn 10 χ - ,10 = 1, Gewinnzuwachs. . . . 1 , also 100% des alten Gewinns für zehn Jahre

13 d. h. unter gleichzeitigem Verbot der „Verwertung" durch Hersteller, die Unmittelbar an der Herstellung der rückständigen Wettbewerbswaren beteiligt sind 14 Siehe Seite 85.

Die stufenweisen Preissenkungen und der Bedarfsumfang

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Das vorstehende Beispiel einer kombinierten nominellen Preiserhöhung u n d realen Preissenkung ist ein Beispiel der Dynamischen Preisrechnung, die immer die mögliche E n t w i c k l u n g der K a u f k r ä f t e u n d des Nutzens der Waren bei ihren Käufern berücksichtigt. Bei der A n w e n d u n g dieser preisrechnerischen Verfahrensart f ü r die Einführung v o n Spitzenqualitätswaren besonderer Leistungsfähigkeit erübrigt sich jede Stillegung der einschlägigen Patentrechte m i t ihrem überrationalen technischen Inhalt. D i e gesparte K a u f k r a f t der Verbraucher ist f ü r den K a u f anderer W a r e n freigestellt. 4. D i e stufenweisen Preissenkungen u n d der Bedarfsumfang I n der Volkswirtschaft w i r k t sich die Dynamische Preissenkung über d e n E i n k a u f der Fertigungs- u n d H i l f s s t o f f e sowie der sonstigen Fertigungs- u n d H i l f s m i t t e l i n den Wirtschaftsbetrieben als allgemeine multiple-sekundäre Kostensenkung aus. Diese macht eine multiple-sekundäre Preissenkung möglich, die ihrerseits wieder auf andere Wirtschaftsbetriebe w e i t e r w i r k t u n d eine allgemeine Umsatzerhöhung fördert. A l l m ä h l i c h werden die f i x e n Kosten i n einer zunehmenden Z a h l von W i r t schaftsbetrieben m i t den steigenden Umsätzen degressiv 1 5 . A u c h die Fertigungs-Gemeinkosten u n d unter Umständen die FertigungsEinzelkosten unterliegen unter solchen Voraussetzungen der Degression. D i e gesamten Selbstkosten werden bis zu dem v o m Fertigungsverfahren u n d v o n der Kundenauftragsgestaltung abhängigen, also selbst mehr oder minder variablen O p t i m u m des Beschäftigungsgrades gesenkt. Diese letzte, wieder innerbetrieblich verursachte einfache-sekundäre Kostensenkung beruht auf der A n w e n d u n g der Schmalenbachschen Regeln f ü r die Herstellung des optimalen Beschäftigungsgrades des Betriebes. Sie soll ebenfalls i m Warenverkaufspreis, i n der weiteren Preissenkung zur A u s w i r kung gelangen. Diese Forderung gilt f ü r den Fall, daß der optimale Beschäftigungsgrad noch nicht erreicht w u r d e oder sich weiter erhöhen läßt. N u r i n diesem Fall l o h n t sich die weitere Umsatzerhöhung. Auf diese Weise wird der gesamte Kaufkraftmechanismus der Volkswirtschaft rationalisiert. D i e einfache-sekundäre Kostensenkung, die ebenso w i e die primäre - z. B. durch betriebliche Rationalisierungs-Maßnahmen eintretende Kostensenkung - innerbetrieblich begründet w i r d , kommt erst i n einer längeren Zeitspanne zustande. D i e k o n t i n u i e r l i c h e Kettenbildung v o n primären, m u l t i p l e n - u n d einfachen-sekundären Kostensenkungen, ihre W i e d e r h o l u n g durch neue primäre Anstöße f ü h r t zu einem stufenweisen Preissenkungsprozeß. Dieser Vorgang ergibt sich aus 14 Die terlassen, 15 Bis sowie die

Absetzung von Amortisationsquoten als Kostenersparnisse wurde unweil das Beispiel ohnehin nur schematisch ist. zu einem Optimum! Siehe dazu die Tabelle bei Bott, a.a.O., Sp. 15S(> Tabelle im Kapitel IV, 1 hier.

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Dynamische Preisentwicklung: nominale und reale Preissenkung

den volkswirtschaftlichen Zusammenhängen bei einer ungehemmten Durchsetzung der Dynamischen Preisrechnung. I n der volkswirtschaftlichen W i r k l i c h k e i t konnten w i r i h n bisher nur i n geringem Umfange beobachten 1 6 . Das p r o d u k t i v e Ausbringungs-Optimum v o n Industriebetrieben ist bei der A u t o m a t i o n u n d bei der Fließbandfertigung fest gegeben, sofern schon eine Dreischichtenarbeit durchgeführt w i r d 1 7 . Deren sozialhygienische Mängel b i l d e n eine Sonderfrage. Bei einer Großserienfertigung läßt sich die Produktionskapazität dagegen einer höheren Umsatzforderung wiederholt anpassen. Das Ausbringungs-Optimum ist - w o r a u f schon hingewiesen w u r d e - also n u r i n den seltensten Fällen unveränderlich, starr. Ein stufenloser, einmaliger Übergang zu einer dynamisch ermittelten Preisstufe muß i m Falle 4, bei der Erzeugung von Spitzenqualitätswaren längster Lebensdauer eintreten. D i e nominale Preiserhöhung muß i n diesem Fall schlagartig vollzogen werden, während die primäre u n d die sekundäre, anderweitig begründete Kostensenkung i n i h m nebensächlich werden. A n ihre Stelle tritt die nominale Preiserhöhung m i t realer Preissenkung. D i e primäre Preissenkung als Ausnutzung einer primären Kostensenkung soll sich jedoch möglichst stufenlos, nach dem i n der Tabelle 1 i m Kapitel I I I dargestellten Berechnungsverfahren vollziehen. Ausnahmen können vorliegen, w e n n der Kostenstand u n d der G e w i n n vor der Kostensenkung unterdurchschnittlich waren. I n jedem Falle kommt es darauf an, die Verwendung der Kostensenkung so durchzuführen, daß eine möglichst große Stärkung der Nachfrager-Kaufkräfte eintritt, u n d der Umsatz maxim a l bis zum Beschäftigungs-Optimum steigt. N u r die v o l l e Verwendung der Kostensenkung zur Preissenkung f ü h r t diesen Erfolg herbei. Sie erhöht den Kostenträger-Gewinn u n d die Verbraucher-Kaufkräfte i n proportionaler Weise. I n Z w e i f e l f ä l l e n w i r d sich ein schnell einsetzendes, aber länger anhaltendes Ausprobieren des wirksamsten Preises auf dem M a r k t e empfehlen. U m einen Vergleich der W i r k u n g verschieden starker Preissenkungen zu erhalten, können diese auf einzelnen, v o n einander weit entfernt gelegenen M a r k t t e i l e n m i t ähnlicher Bedarfsschichtung durchgeführt w e r d e n l s . Je kurzfristiger die versuchsweise Spaltung des Marktes durchgeführt werden muß, desto weniger kann sie die erfolgreiche A n w e n d u n g des gesamten Verfahrens der Dynamischen Preisrechnung u n d Preisbildung stören. Die Dynamische Kosten- und Preisrechnung geht auf die optimale Preisgestaltung aus, d. h. diejenige Preisgestaltung, die zu den höchsten Bilanz16

Siehe dazu die Tabelle im Kapitel V I I I , 1. Die teilweise Kostenerhöhung durch Überstundenlöhne usw. wird durch eine Verminderung anderer Kostenanteile und die Degression der fixen Kostenanteile unter Umständen ausgeglichen. 18 Verfahren der regionalen Preisdifferenzierung. 17

Die stufenweisen Preissenkungen und der Bedarfsumfang

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gewinnen führt. D i e optimale Preisgestaltung ist ihrerseits abhängig von der optimalen Kostengestaltung. O p t i m a l sind die i m Verhältnis zur erreichbaren u n d erreichten Umsatzhöhe niedrigsten Kosten. I n der Statischen Kostenrechnung werden die optimalen Kosten nicht oder noch nicht ausreichend beachtet, soweit sie eine unberechtigte A n w e n d u n g auf W a ren findet, die infolge ihrer Fertigungsverfahren der Dynamischen Kostenu n d Preisrechnung unterliegen müssen. Soweit die Statische Kostenrechnung u n d die Statische Preisrechnung auf Güter angewandt werden, die ihnen nach den angewandten Fertigungsverfahren unterliegen, kann man keine optimalen Kosten unterscheiden, w o h l aber gewöhnliche Mindestkosten. Dagegen geht die Dynamische Kosten- u n d Preisrechnung a u f die primäre u n d die sekundäre Kostensenkung aus. D i e primäre stützt sich a u f innerbetriebliche Kostenersparnisse, d i e besonders durch RationalisierungsMaßnahmen Zustandekommen. D i e sekundäre Kostensenkung stützt sich auf die Schmalenbachschen Regeln der optimalen Kostengestaltung, d. h. der Kostengestaltung nach dem optimalen Beschäftigungsgrad 1 9 . Sie stützt sich auch auf die Preissenkungen anderer Betriebe. D i e Herstellung der Massengüter der Warengruppen 2 u n d 4 muß auf ihre dauernde Umsatzvermehrung, d. h. also auf die wiederholte A n w e n dung der primären Kostensenkung gerichtet sein. D i e einfache sekundäre Kostensenkung w i r d sich bisweilen m i t der primären vorausschauend verbinden lassen. Häufiger w i r d sie jedoch eine cura posterior sein, besonders w e n n sich der optimale Beschäftigungsgrad infolge einer normalen Ausdehnbarkeit der Produktionskapazität auf eine höhere Ausbringungsstufe heben läßt. W ä h r e n d die Statische Preisrechnung die mutmaßliche Bereitschaft der Verbraucher zur Zahlung höherer Marktpreise veranschlagt, u n d deren K a u f k r a f t außer A c h t läßt, legt die Dynamische Preisrechnung die Förderung der K a u f k r ä f t e der Verbraucher zugrunde. Sie entspricht damit den Fertigungsbedingungen der f ü r sie maßgebenden Warengruppen. D i e Stärkung der K a u f k r a f t der Nachfragenden hat allerdings nur soweit einen Sinn, als ein echter ungedeckter Bedarf bei ihnen vorliegt. Bei den Konsumenten k a n n dieser f ü r die meisten W a r e n u n d Dienstleistungen angenommen werden. Das gilt wenigstens f ü r die Masse der Konsumenten als Ganzes. Für viele W a r e n besteht auch bei den meisten Konsumentenschichten ein ungedeckter Bedarf, u. a. f ü r verfeinerte Lebensmittel i n natürlicher sowie i n d u s t r i e l l verarbeiteter Form - Südfrüchte etwa. 19 Diese Regeln werden hier durchgehend als Schmalenbachsche bezeichnet, weil Schmalenbach sie theoretisch am treffendsten begründete und ihnen den maßgebenden Ausdruck verlieh.

8 8 D y n a m i s c h e Preisentwicklung: nominale und reale Preissenkung M a n kann i m wesentlichen - entsprechend der Gliederung der Kosten einen überwiegend bestehenden variablen Bedarf v o n einem fixen Bedarf unterscheiden, z. B. ist der Bedarf an der Benutzung großstädtischer Verkehrsmittel f ü r Berufszwecke ein fixer, der zusätzliche Bedarf an ihrer Benutzung f ü r nicht-berufliche Zwecke dagegen variabel 2 0 . Bei vielen Gütern besteht ein nach Menge u n d Qualität f i x e r Mindestbedarf, ü b e r diesen hinaus w i r d der Bedarf i n verschiedenem U m f a n g variabel. Jeder f i x e Bedarf zwingt die Bedarfsträger, die Verbraucher zu seiner Deckung durch die Nachfrage, die dadurch der Festigung unterliegt. Sie k a n n n u r wenig unterschritten oder überschritten werden. D i e vorhandene K a u f k r a f t w i r d vorrangig zur Deckung jedes f i x e n Bedarfs verbraucht. Der variable Bedarf w i r d dagegen erst d u r c h die Größe der zusätzlichen K a u f k r a f t zur wirksamen, umsatzhebenden Nachfrage. Bei manchen A r tikeln, z. B. T e x t i l i e n u n d k u l t u r e l l e n Luxugütern w i e schöngeistigen Büchern ist er nahezu unbegrenzt. H i e r liegen also viele Möglichkeiten, durch die Kaufkraftstärkung den stillen Bedarf zu wecken u n d i h n i n Nachfrage zu verwandeln. Güter u n d Leistungen, an denen vor allem ein f i x e r Bedarf besteht, legen die Statische Preisrechnung näher. A r t i k e l u n d Leistungen, an denen ein variabler Bedarf vorherrscht, sind f ü r die A n w e n d u n g der D y n a mischen Preisrechnung besonders geeignet. Sie drängen zur massenweisen Herstellung u n d zu deren Verbesserung. Sie drängen zu fortgeschrittenen Fertigungsverfahren, welche Rationalisierungen u n d primäre Preissenkungen erleichtern, also niedrige Preisstände sichern u n d den Stufenprozeß der Preissenkungen i n der V o l k s w i r t s c h a f t verbreitern.

20 Eine eingehendere Formenanalyse des Bedarfs würde hier zu weit führen. Die Mengersche Bedürfnislehre genügt als Grundlage für sie nicht. Siehe Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (Wien, 1923).

V I I . Differenzierung und Anwendbarkeit der Dynamischen Preisrechnung nach den Wirtschaftszweigen 1. Produktionsarten der Massenproduktion Es wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, daß n u r ein T e i l aller Warenarten i n einer Massenproduktion entsteht. Sowohl der U m f a n g der Nachfrage nach den einzelnen W a r e n w i e die A r t ihrer Fertigung s i n d dafür maßgebend. Beide Ursachen stimmen weitgehend miteinander überein, w e i l die Bedarfsmengen die W^ahl der Fertigungsverfahren bestimmen. Unter anderem besteht f ü r Elektro-Kleinmotoren verschiedener T y p e n sowie f ü r qualifizierte Klein-Drehbänke ein sehr beträchtlicher Bedarf m i t einer entsprechenden Nachfrage u n d Massenherstellung. Dagegen unterliegen Spezial-Dieselmotoren u n d Leitspindel-Drehbänke einem wesentlich beschränkteren Bedarf u n d einer Kleinmengenherstellung. M i t der Spezialisierung der Aufgabenerfüllung technischer Waren, z. B. v o n Maschinen sinkt der Massenbedarf an ihnen. Andererseits w i r d i h r e Herstellung verwickelter. So ergibt sich ein Ubergang i n der Herstellung der Waren von der Fließband- u n d Fließfertigung zur Groß- u n d Kleinserienfertigung. Ä h n l i c h liegen die Fertigungsbedingungen u n d Bedarfsverhältnisse bei den Konsumartikeln. Haushaltsmaschinen u n d Rundfunkgeräte lassen sich als Massenartikel vorwiegend i n der Fließbandfertigung herstellen, Haushaltsgeräte i n der Fließfertigung. Haushaltswerkzeuge können ebenfalls i n dieser, teilweise sogar halbautomatisch erzeugt werden. D i e einzelnen, auf die W a r e n anwendbaren Fertigungsverfahren sind sehr abwandelbar. Es ist möglich, sie auf die mannigfaltigste Weise miteinander zu verbinden. Grundsätzlich k a n n man die formende Fertigung, vor allem i n der metallschaffenden u n d metallverarbeitenden Industrie i n die nachfolgend aufgeführten Verfahren der beiden Gruppen der Kleinmengen-Herstellung u n d der Großmengen- oder Massen-Herstellung untergliedern? /. Kleinmengen-Herstellung

II.

1. Modell- und Versuchsfertigung, 2. Einzelfertigung nach Mustern und Sonderentwürfen, 3. Kleinserienfertigung, 4. Großserienfertigung.

1. Fließfertigung (bei Größtserien), 2. Fließbandfertigung, Fließstraßenfertigung, 3 Automatenarbeit: Teilefertigung, 4 Automation: Teilefertigung 5

Massen-Herstellung

6. Vollautomation. Die Möglichkeiten cler Verfahrensanwendung sind entscheidend für die Wahl des abschließenden Preisrechnungsverfahrens. D i e Fertigungsver-

Die Dynamische Preisrechnung in den

r t s h e n

fahren u n d m i t ihnen die verschiedenen Warengruppen u n d Warenarten verteilen sich auf die vielen Produktionszweige. Es gibt Produktionszweige, f ü r die irgendein Fertigungsverfahren maßgebend ist oder die von einem solchen v ö l l i g beherrscht werden. So w i r d u. a. die Industrie der K r a f t fahrzeuge vorwiegend v o n der Fließbandfertigung, neuerdings unter zunehmendem Einsatz der A u t o m a t i o n f ü r die Teile-Fabrikation bestimmt. Walzwerke arbeiten m i t dem Verfahren der Walzstraßen, also m i t nahezu vollautomatischen Maschinen-Aggregaten. Neuzeitliche Konservenfabriken wenden i n großer Z a h l die v o l l e A u t o m a t i o n der gesamten Fertigung: v o m Eingang der Roh- u n d H i l f s s t o f f e bis zur Einlagerung oder zum Versand der fertig verpackten Ware an. W e r k e der Chemischen Großindustrie f ü r die Grundstoffherstellung w i e z. B. Ö l r a f f i n e r i e n u n d Gummi-Synthesewerke arbeiten ganz oder vorwiegend vollautomatisch. Besonders bei der Monofertigung u n d D i v i s i o n s k a l k u l a t i o n kommen die gehobensten Fertigungsverfahren zur Anwendung. A l l e Betriebe m i t derartigen hochproduktiven, auf spezifische technische Einrichtungen aufgebauten Fertigungsverfahren eignen sich i n Gänze f ü r die D u r c h f ü h r u n g der Dynamischen Kostenrechnung, besonders auch f ü r die einfache-sekundäre Form der Kostensenkung 1 . Folgerichtig müssen sie f ü r die Umsatzsteigerung auch zur v o l l e n D y n a mischen Preisrechnung übergehen. M i t dieser erhöhen sie die Nachfrage nach ihren W a r e n u n d treiben den gesamten Güterkreislauf der Volkswirtschaft durch die sekundäre Kosten- u n d Preissenkung an. D i e Produktionszweige der gemischten Fertigung sowie auch Einzelbetriebe, die i n Fabrikationszweigen m i t Monofertigung eine gemischte Fertigung besitzen, wenden die Fertigungsverfahren der Kleinmengen-Herstellung an. Bei der Eingliederung einzelner laufender Größtserien können sie teilweise auch zur Fließfertigung übergehen 2 . Außerdem besitzen sie z. B. i n der metallverarbeitenden Industrie allgemein die Automatenarbeit zur Teilefertigung. I n der chemischen, pharmazeutischen u n d kosmetischen Industrie sowie i n der Lebensmittel- u n d Genußmittelindustrie bedienen sich die Betriebe u. a. der A b f ü l l - u n d Verpackungsautomaten. A u c h i n diesen Produktionszweigen sind also Teilbedingungen f ü r die D y namische Preisrechnung vorhanden. Produktionsbetriebe des Handwerks wenden, v i e l f a c h neben der K l e i n serienfertigung, die Einzelfertigung an. A u c h die Großserienfertigung einfachster A r t i k e l , z. B. kleiner Haushaltsgeräte k o m m t bei ihnen v o r 3 . H i e r ist also sogar i m Handwerksbereich der Übergang zur Dynamischen Preisrechnung gegeben. Bei dem großen Wettbewerb, i n dem seine einschlägi1

Die Herstellung des Kosten-Optimums nach den Schmalenbachschen Regeln. Diese wurde z. B. bei den Rüstungsaufträgen in der Fertigung friedenswirtschaftlicher Betriebe während des letzten Krieges weitgehend eingeführt. 3 z. B. in Kleinstbetrieben der sogenannten Solinger Industrie. 2

Teilfertigungsverfahren

der Massenherstellung von Waren

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gen Betriebe stehen, wenden sie diese fortgeschrittene Preisrechnung sogar - ihres grundlegenden Wesens unbewußt - mit ihrem umsatzhebenden Erfolge häufig an. 2. Typische Teilfertigungsverfahren

der Massenherstellung v o n W a r e n

Sehr kennzeichnend f ü r den Charakter einer Massenherstellung oder Kleinmengenherstellung sind verschiedene, zueinander parallel laufende Teil-Fertigungsverfahren 4 der metallverarbeitenden Industrie. M a n vergleiche z. B. die nachfolgend aufgeführten: Fertigungsverfahren der Kleinmengenherstellung

Fertigungsverfahren der Massenherstellung

(Statische Preisrechnung) 5 Formguß, Kokillenguß, Drehbankarbeit (Mechaniker),

(Dynamische Preisrechnung) 5 Preßguß (Druckguß). Drehautomatenarbeit.

I n der Preisrechnung können die beiden aufgeführten Verfahrensgruppen i n der sie kennzeichnenden Weise zur Geltung gelangen. Das gilt sow o h l f ü r die vollständige unmittelbare Kundenberechnung von Teilelieferungen, die unter Umständen sogar d u r c h Handwerksbetriebe erfolgen können. Das gilt aber ebenso f ü r den innerbetrieblichen Kostenanfall. D i e Teile-Arbeiten können, w e n n es sich u m Massenaufträge handelt, dynamisch berechnet werden, während i n der Gesamtkosten- u n d Preisrechnung das statische Prinzip zur A n w e n d u n g kommt. Umgekehrt kann die dynamische Endpreisrechnung m i t statischen Teile-Preisrechnungen verbunden werden. Je genauer diese Verfahrens-Verbindungen der Kostengestaltung 6 den w i r k l i c h e n Fertigungsvorgängen angepaßt werden, desto günstiger, d. h. marktentsprechender w i r d die abschließende Preisrechnung ausfallen, vor allem w e n n sie die dynamische ist. Die Dynamische Preisrechnung hebt keines des bewährten, ausgebauten vorbereitenden Kostenrechnungsverfahren auf! Sie verfeinert diese nur, indem sie deren A n w e n d u n g i n der Dynamischen Kostenrechnung ergänzt u n d sie v ö l l i g betriebs- u n d v e r f a h r e n s i n d i v i d u e l l gestaltet. 3. A n w e n d b a r k e i t der Dynamischen Preisrechnung nach den Fertigungsverfahren i n den Produktionszweigen A u f die eingehendere Behandlung der besonderen A r t e n der gesamten überwachenden u n d preisrechnerischen Kostenrechnung i n den zahlreichen Wirtschaftsbereichen k o m m t es hier nicht an. Dagegen ist es aufschlußreich, die auffälligsten Gründe f ü r die A n w e n d u n g der Statischen Preisrechnung u n d der Dynamischen Preisrechnung samt deren kosten4

Verfahren der Teile-Fertigung mit den zugehörigen technischen Einrichtungen. Gegebenenfalls pretiale als Bestandteil der Kostenträger-Stückrechnung. Gegebenenfalls sogar in der Form der pretialen, innerbetrieblichen Leistungsverrechnung. Siehe dazu Schmalenbach, Eugen.· Pretiale Wirtschafte]er.kung (Bd. 1 u. 2, Bremen-Horn, 1948). 5 6

Die Dynamische Preisrechnung in den

r t s h e n

rechnerischer Grundlage i n den größeren Abteilungen der V o l k s w i r t s c h a f t 7 aufzuweisen. Diese Gründe liegen vor allem i n den erforderlichen, durchschnittlich vorgegebenen Auflagemengen der betrieblichen Programmartikel. Sie liegen weiter i n den Fertigungsverfahren, zu denen diese überlieferten Auflagemengen zwingen. A u s diesen Voraussetzungen ergeben sich auch die mehr oder minder großen Möglichkeiten der Kostenlenkung u n d Kostensenkung. D i e nachfolgenden, sehr allgemein gehaltenen Gesichtspunkte genügen allerdings f ü r die Verwertung i n der praktischen Preisrechnung noch nicht. Z u ihnen sind i n den einzelnen Wirtschaftszweigen weitere Sonderuntersuchungen nötig. Z u m mindesten müssen diese, unter Benutzung der hier gegebenen Anregungen, i n den Betrieben selbst durchgeführt werden. Letzthin ist die A n w e n d u n g der Preisrechnung, auch der Dynamischen Preisrechnung m i t der Eigenart des einzelnen Betriebes verbunden. Sie hängt v o n seinem meist sehr i n d i v i d u e l l e n , konkreten Leistungsprogramm ab. A m wichtigsten ist die D u r c h f ü h r u n g der Dynamischen Preisrechnung i n der montanen Urproduktion, w e i l von dieser die größte Breitenwirkung der multiplen-sekundären Kostensenkung i n der Industrie ausgehen würde. Entgegen den rein politisch hervorgerufenen Rüstungsauftrieben, die spekulativer A r t sind u n d die Preise montaner Urerzeugnisse erhöhen, ist eine einmal eingetretene montane Kostensenkung auch beständig. Sie w i r k t sich, w e n n sie zur dynamischen, umsatzvermehrenden u n d gewinnerhöhenden Preissenkung führt, auch i n den Preisen der H a l b s t o f f e aus. A u c h i n der montanen U r p r o d u k t i o n läßt sich die Dynamische Preissenkung durchführen, w e i l jene sich auf Massenartikel, große Mengen der Einzelwaren erstreckt. Es handelt sich hier vor allem u m die Preissenkung auf der Grundlage der primären Kostensenkung, während die einfachesekundäre Kostensenkung wenigstens i n den Bergbaubetrieben v o n den besonderen u n d wechselnden Bedingungen ihrer naturgegebenen Produktion abhängt. I n erster Linie steht die Kostenentwicklung der U r p r o d u k t i o n auch bei einer zunehmenden Beschäftigung der Betriebe unter dem Einf l u ß der Fertigungsverfahren. Deren Rationalisierung ist das H a u p t m i t t e l der Kostensenkung durch die Produktivitätserhöhung auch i n den bergwirtschaftlichen Betrieben. D i e Produktivitätserhöhung k a n n unter normalen Absatzverhältnissen nur durch die Kostensenkung zum Zuge kommen. D i e Produktivitätserhöhung drängt zur Umsatzvermehrung, w e i l sie d u r c h diese allein gerechtfertigt w i r d . Eine langfristig anhaltende Prod u k t i o n auf Lager w i r k t auch i n der U r p r o d u k t i o n , z. B. d u r c h verdoppelte Ladearbeiten, kostenerhöhend u n d läßt sich nicht aufrecht erhalten. D i e Erhöhung der Ausbringung der Produktionsstellen d u r c h eine extensive, a d d i t i v e Vermehrung der Produktionskapazitäten legt dem Betrieb 7 Im Sinne der volkswirtschaftlichen Statistik: Grundstoffindustrie, Landwirtschaft, Investitionsgüterindustrie, Handwerk, Handel usw.

Die Dynamische Preisrechnung in den Fertigungsverfahren

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allerdings einen geringeren Zwang a u f als ihre intensive Vermehrung i n der Form der Erhöhung der Kapazitäten mittels weiterer Rationalisierungen der Produktionseinrichtungen. Deren höherer Nutzungsgrad muß durchgehalten werden. Jene dagegen bietet den Vorteil, daß der Betrieb sie leichter f a l l e n lassen kann. D a f ü r n i m m t er unter Umständen auch eine progressive Kostenerhöhung hin. Ein gesamtwirtschaftlicher Fortschritt, eine sich festigende Umsatzvermehrung läßt sich jedoch nur durch die Rationalisierung m i t anschließender Kosten- u n d Preissenkung erreichen. N u r diese w i r k t sich auch v o n der montanen U r p r o d u k t i o n her über die sekundäre Kostensenkung der übrigen Wirtschaftsabteilungen i n Preissenkungen u n d Umsatzvermehrungen bis zum Konsum h i n aus. N u r die preisl i c h genutzte Rationalisierung erhöht als dynamisches M i t t e l die Renditen aller Betriebsstufen. Kosten- u n d Preissenkungen u n d ihnen folgende relative Umsatzvermehrungen 8 innerhalb der Investitionsgüterindustrie w i r k e n ihrerseits als sekundäre Kostensenkungen a u f die Urproduktionsbetriebe ein, soweit sie z*u dynamischen Preissenkungen führen. Erwägungen darüber, welche der großen Wirtschaftsabteilungen i n der Rationalisierung u n d den sich aus i h r ergebenden Kosten- u n d Preissenkungen vorangehen sollten, sind abwegig. Sie zeigen nur, daß das Wesen der betriebsgebundenen D y n a m i schen Kosten- u n d Preisrechnung noch nicht erkannt w i r d . K e i n Betrieb ist darauf angewiesen, zu warten, bis andere Wirtschaftszweige i h m die Möglichkeit der sekundären Kosten- und Preissenkung bieten. Jeder an sich m i t einer dynamischen Massenerzeugung tätige Betrieb k a n n den Weg der primären Kosten- und Preissenkung selbst beschreiten. A u f deren N u t z u n g k o m m t es i n erster L i n i e an! Es k o m m t aber auch darauf an, daß die montanen Urproduktionsbetriebe durch die Benutzung des dynamischen Weges zu ihrer Renditenerhöhung zugleich i h r e n entscheidenden Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Weiterentwicklung, zur allgemeinen verstärkten u n d gefestigten Umsatzvermehrung der V o l k s w i r t s c h a f t leisten. Das ist nur möglich, w e n n ihnen; radikal jeder Kartellschutz f ü r Preisüberhöhungen entzogen w i r d , w e n n sie aus eigener Einsicht i n ihre Vorteilsverbesserung selbst dazu übergehen, auf i h n zu verzichten, oder w e n n die Kartelle die einschlägigen produktiveren Maßnahmen treffen. D i e unverzügliche Verwertung niedriger Kostenstände u n d aller Kostensenkungen zur Preissenkung ist f ü r jeden Betrieb m i t dynamischen Produktionsbedingungen, w i e sie fast jede montane U r p r o d u k t i o n aufweist, das beste M i t t e l zur Gewinnerhöhung 9 . 8 Je Kopf der Arbeitstätigen und im Verhältnis zu den Kapitalanlagen, infolge der gestiegenen Produktivität. ö Zu den einschlägigen Fragen siehe: Große-Mommsen-W essels: Der Wettbewerb in der Grundstoffindustrie (in Lebendige Wirtschaft, Veröffentlichungen d. Volksw. Gesellschaft e. V., Bd. 2, 2. unveränderte Aufl., Darmstadt, 1954).

Die Dynamische Preisrechnung in den

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I n der Landwirtschaft unterscheiden sich die Produktionsverfahren weitgehend v o n denen der industriellen u n d handwerklichen Tätigkeit. Sie hängen zuerst v o n der Bodenverteilung u n d Größe, v o n der Klimalage u n d Lage der Landwirtschaftsbetriebe zum M a r k t e ab. A u c h die Bodenklassen u n d die räumliche Verteilung der den einzelnen Gutsbetrieben zugehörigen Bodenstücke: die Geschlossenheit oder Gemengelage des Bodenbesitzes gehören zu den einflußreichen Bedingungen der l a n d w i r t schaftlichen P r o d u k t i o n u n d ihrer Verfahren. A l l e diese Bedingungen bestimmen die A n h a u k u l t u r e n : Getreidebau, Feldgemüse- u n d Hackfruchtbau, Weidelandschaft u n d Grünfutteranbau, Obstkultur u n d Gärtnereik u l t u r u. a. m. Rationalisierungs-Maßnahmen der Landwirtschaftsbetriebe, also vor allem der Grad u n d d i e A r t der A n w e n d u n g von Saat-, Boden- u n d Fruchtpflege- sowie Erntemaschinen hängen ebenfalls weitgehend v o n den angeführten Faktoren ab. Sie hängen ab v o n den Bodenqualitäten, der Bodenverteilung, den Betriebsgrößen u n d den speziellen Anbaukulturen. ,Sie Verbessern die Produktionsverfahren. I n der Industrie hängen die Betriebsgrößen vorwiegend v o n den A r t i k e l n der Fertigungsprogramme u n d den f ü r ihre D u r c h f ü h r u n g erforderlichen Fertigungsverfahren ab. I n der Landwirtschaft bestimmen dagegen die überlieferten Betriebsgrößen ihrerseits weitgehend die Produktionsprogramme u n d -verfahren. Maschinenarbeit u n d Handarbeit treten deshalb i n der Landwirtschaft je nach der W a h l der A n b a u k u l t u r e n u n d gemäß den Betriebsgrößen i n verschiedenem Maße verbunden auf. D i e maschinelle Massenerzeugung agrarer Güter u n d ihre gewissermaßen ,,handwerkliche" Kleinerzeugung kommen je nach der Betriebsgröße - teils i n reiner Form nebeneinander oder gekoppelt i m einzelnen Agrarbetriebe vor. A u s diesem Grunde wäre die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung i n vielen, vor allem den größeren Landwirtschaftsbetrieben grundsätzlich auch i n den westeuropäischen Industrieländern möglich. A l l e r dings ist die M ö g l i c h k e i t der Umsatzvermehrung bei Agrarerzeugnissen infolge des begrenzteren Bedarfs der Bevölkerung, wenigstens bei agraren Lebensmitteln, etwas beschränkter als bei den konsumtiven Gebrauchsgütern industrieller H e r k u n f t . Für die Mehrzahl der bäuerlichen M i t t e l u n d Kleinbetriebe ist die Statische Preisrechnung bei ihren weniger rationalen Produktionsverfahren u n d geringeren Produktionsmengen das normale M i t t e l der Preisgestaltung. D a außer den landwirtschaftlichen Großbetrieben sich auch die vielen M i t t e l - u n d Kleinbetriebe i n den alten Industrievolkswirtschaften i n weitem Umfange m i t denselben A n b a u k u l t u ren befassen, hat die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung beim Umsatz der Agrarprodukte dort engere Grenzen. I m m e r h i n kann sie, soweit sie möglich ist, u n d je weiter sie möglich w i r d , die Marktpreise f ü r den Großhandel u n d Einzelhandel wesentlich senken.

Die Dynamische Preisrechnung in den Fertigungsverfahren

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Solange überhaupt noch ein ungedeckter Bedarf an Lebensmitteln i n einer Volkswirtschaft herrscht, läßt sich die Nachfrage nach ihnen bei einem steigenden Angebot durch Stärkung der Nachfrage-Kaufkräfte mittels entsprechender Preissenkungen vermehren. Das geschieht durch die übliche Senkung der Marktpreise nach dem Gesetz von Angebot u n d Nachfrage. D i e Dynamische Preisrechnung kann jedoch nur bei einem dauernd sehr großen oder zunehmenden Bedarf wirksam werden, dem eine Ausdehnungsfähigkeit des Beschäftigungsgrades u n d der Produktionskapazität der Angebotsbetriebe entspricht. Diese ist i n der europäischen Landwirtschaft nur durch eine Erhöhung der P r o d u k t i v i t ä t möglich, während z. B. die nordamerikanische einen Produktivitätsgrad erreichte, der die Umsatzfähigkeit bei der begrenzten u n d wenig steigerbaren Nachfrage bereits überschreitet. Erst mittels einer durchgreifenden Rationalisierung der europäischen Landwirtschaft läßt sich die Dynamische Preisrechnung für die einschlägigen Erzeugnisse i n weiterem Umfange anwenden. D i e einfache sekundäre Kostensenkung 1 0 k a n n aus verschiedenen Gründen i n Landwirtschaftsbetrieben nicht auftreten. Sie weisen keinen räuml i c h u n d zeitlich geschlossenen Produktionszyklus auf w i e die Fabriken der Massenproduktion m i t i h r e n Fertigungsverfahren. D i e agraren Produktionsverfahren organisieren nur die P r o d u k t i o n der Natur. A u c h würde der begrenztere Bedarf an Agrarprodukten die Umsatzvermehrung bis zu einem O p t i m u m des Beschäftigungsgrades ausschließen. D i e Produktivität der landwirtschaftlichen Betriebe hängt außerdem noch von den Wetterverhältnissen ab. Sie unterliegt natürlichen Schwankungen, denen Preisschwankungen folgen. Bei verschiedenen Agrarerzeugnissen, die mehr Genußmittel als Ernährungsmittel sind, oder die leichter dem Verderb unterliegen, besonders bei den saisonmäßig anfallenden Gemüse- u n d Obsternten, sowie bei zahlreichen Genußmitteln w i e Tee, Kaffee, Kakao lassen sich durch Preissenkungen erhebliche Umsatzvermehrungen erzielen. A u c h dieser Vorgang w i r k t sich jedoch häufiger durch die Senkung der Marktpreise aus 1 1 . Er vollzieht sich n i c h t nur durch Erwägungen der Dynamischen Kosten- u n d Preisrechnung, w e i l er gewöhnl i c h durch reichlichere Ernteausfälle veranlaßt w i r d . Preissenkungen auf der Grundlage von Kostensenkungen i n Inlandsbetrieben sind bei freiem Wettbewerb u n d i m Rahmen des Ausgleichs internationaler Kostendisparitäten 1 2 auch über die Bildung der Marktpreise möglich. Bei den angegebenen Agrarwaren f ü h r t e auch diese A r t .der Preissenkung - periodisch u n d wiederholt - infolge der Stärkung der 10

Im Gegensatz zu der auch in ihnen wirksamen multiplen-sekundären. In einer besonders gesteigerten Art z. B. bei den Bananen-Versteigerungen von Einzelhändlern in den Großstädten. 12 Durch Schutzzölle, die bei Agrarerzeugnissen notwendiger sind als bei den meisten Industriewaren. 11

Die Dynamische Preisrechnung in den

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Kaufkräfte der Verbraucher zur Umsatzvermehrung u n d Erhöhung der absoluten Betriebsgewinne. I n den A l t v o l k s w i r t s c h a f t e n der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) werden die Agrarreformen i n vielen größeren u n d mittleren Landwirtschaftsbetrieben jedoch durch Rationalisierungen die Voraussetzungen f ü r eine allgemeine u n d dauerhafte Senkung der Erzeugungskosten u n d des Preisstandes der Agrarerzeugnisse schaffen. I n den bäuerlichen Kleinbetrieben sind solche Rationalisierungen allerdings nur i n geringem Umfange möglich. Eine dynamische Eigenschaft w i r d die westeuropäische Agrarerzeugung als Ganzes d u r c h die Agrarreformen nicht erhalten. Eine solche liegt nur i m Rahmen einer wiederholten, beständigen u n d starken, durch eine entsprechende Nachfrage-Vermehrung begründeten Rationalisierung, Kostensenkung u n d Angebotserhöhung vor. Sogar i n den U S A besteht eine derartige Voraussetzung auf der Nachfrageseite kaum. A l l e n f a l l s könnte sie i n einigen unterentwickelten Ländern m i t einer bodenextensiven Landwirtschaft, größeren unerschlossenen Bodenflächen u n d einer starken Übervölkerung verhanden sein. D i e Bedingungen der Fertigung i n der Investitionsgüter industrie 13 und der Konsumgüterindustrie w u r d e n als H a u p t t e i l der neuzeitlichen i n d u striealisierten Warenerzeugung bezüglich ihres Verhältnisses zur D y n a mischen Preisrechnung u n d Statischen Preisrechnung schon behandelt. Zahlreiche Güter der gehobenen Industrieerzeugung v o n Fertigwaren sind H i l f s m i t t e l i n den Wirtschaftsbetrieben u n d i n wissenschaftlichen Instituten. I n anderer Gestalt u n d m i t anderer Zwecksetzung sind manche von i h n e n auch M i t t e l des privaten Konsums: der Haushaltsversorgung, der Körperpflege, Erholung u n d Unterhaltung. Sie sind also i n der einen Form Investitionsgüter, i n der anderen Form Konsumgüter. Das gilt z. B. f ü r eine Reihe v o n Maschinen u n d Geräten. Das gilt besonders auch f ü r Bücher u n d andere Verlagsgegenstände verschiedener Gattung. Unabhängig v o n ihrem p r o d u k t i v e n oder konsumtiven Zweck sind die einzelnen W a r e n dieser Fertigungsbereiche teilweise echte Massenerzeugnisse, teilweise aber A r t i k e l der Kleinserienfertigung. Sie unterliegen demnach der Dynamischen Preisrechnung oder der Statischen Preisrechnung. Eines besonderen Hinweises bedürfen die i n der Industrie, gegenüber den Großhandels- oder Einzelhandelsbetrieben üblichen K o n d i t i o n s f o r m e n der Rabatte. Diese treten besonders beim Vertrieb v o n Massenerzeugnissen auf u n d sind als einkalkulierte Ertragsminderungen auch Kostenfaktoren. Ihre H a u p t f o r m e n sind die Mengenrabatte u n d die Treurabatte 1 4 . 13

Diese stellt zum Teil auch Konsumgüter: konsumtive Auflagegüter her, z. B. Haushaltsmaschinen. 14 Beide sind von den teilweise auch als „Rabatte" bezeichneten GroßhandelsEinkaufs-Verkaufsspannen zu unterscheiden, die auf die Verkaufspreise bezogen werden.

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D i e Mengenrabatte sind auch durch zusätzliche Verpackungs-, Versandu n d Vertriebsspesen, also zusätzliche Kostenanteile begründet. Diese erhöhen die Preise der Kleinmengenumsätze an sich schon. Außerdem werden den Kosten der Kleinmengenumsätze noch die umgelegten Rabatt-Kostenanteile der Großmengenumsätze zugerechnet. A u f diese Weise werden die Kleinmengenpreise überhöht u n d die Großmengenpreise stärker gesenkt. Diesem Rabattverfahren liegt die Uberzeugung zugrunde, daß Preisbegünstigungen, also gesenkte Preise zu Umsatzvermehrungen führen, w e i l sie einen A n r e i z zu diesen bieten. A l l e r d i n g s fließen die Rabatte v i e l f a c h nicht den letzten Verbrauchern, sondern den Handelsbetrieben zu, w e i l diese sie n i c h t weitergeben müssen oder bei vielen M a r k e n a r t i k e l n sogar nicht weitergeben dürfen. Diese Mengenrabatte stellen also letzthin Verkaufsprämien dar. Sie haben zwar m i t dem Prinzip der Dynamischen Preisrechnung eine Ä h n l i c h k e i t . Das Prinzip der Umsatzerhöhung ist aber bei dieser A r t der Mengenrabatte händlerisch-wettbewerblich u n d nicht industriewirtschaftlich-dynamisch aufgefaßt. Kostensenkungen werden m i t den Mengenrabatten u n d anderen Rabattarten nicht weitergegeben. Immerh i n hebt sich das Rabattsystem durch die Rabattberechnung aus dem W i l l kürbereich einer echten ,,Preispolitik" heraus. Falls die Mengenrabatte i n den A b f ü l l m e n g e n v o n Markenartikel-Packungen berücksichtigt sind, kommen sie jedoch den letzten Verbrauchern, den Konsumenten zugute. I n dieser Form stellen sie eine stärkere Annäherung an die Dynamische Preisrechnung dar. Kostensenkungen werden m i t dieser A r t der Mengenrabatte ebenfalls nicht weitergegeben 1 5 . A u c h viele Handwerksbetriebe einschließlich der handwerklichen Dienstleistungsbetriebe führen m i t industriebetrieblichen maschinellen H i l f s m i t teln Massenleistungen aus. I n allen Fällen einer solchen Arbeitsweise ist die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung angebracht. Überkapazitäten erhöhen zwar die f i x e n Kosten, verhindern aber die relative Preissenkung zur Umsatzvermehrung weniger als Innungspreise. Soweit Handwerksbetriebe eine Großserienfertigung betreiben, können sie die Dynamische Preisrechnung jedenfalls benutzen. Es ist dabei n i c h t ausschlaggebend, ob sie die A r t i k e l ihrer Großserienfertigung u n m i t t e l bar an den Einzelhandel oder an den Großhandel abgeben, oder ob sie Industriebetriebe zur Weiterverarbeitung u n d Montage m i t ihnen beliefern. Sinnvoller w i r d die Dynamische Preisrechnung allerdings i n Handwerksbetrieben angewandt, w e n n diese die v o n ihnen hergestellten A r t i k e l unmittelbar an ihre eigentlichen Verbraucher, also Industriebetriebe oder 15 Mengenrabatte werden auch von den Verkehrsbetrieben in der Form der Dauerkarten sowie mit den meisten Abonnementsverfahren gegeben. Siehe zur Rabattfrage auch im Kapitel VII, 4 über Preisbindung und Handelsspanne, besonders Anmerkung 21.

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Blottner, Die Dynamische Preisrechnung

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Konsumenten absetzen. N u r i n diesem Falle liegt die dynamische Umsatzgestaltung bei den handwerklichen Herstellern der betreffenden Waren. Das Schwergewicht der handwerklichen Herstellung haben nicht die Massenerzeugnisse der Zulieferung an Industrie- u n d Handelsbetriebe, sondern Kleinmengen von Konsumartikeln, vor allem aber W a r e n der Einzelfertigung - Maß- u n d M o d e l l a r t i k e l - sowie Reparaturarbeiten. Für die Mehrzahl der W a r e n erzeugenden Handwerksbetriebe ist deshalb die Statische Preisrechnung die sinngemäße Form der Preisgestaltung. V o n besonderer Eigenart sind die Fertigungsbedingungen der Bauindustrie. N i c h t die Größe des Bedarfs u n d der Nachfrage sowie die hier verfügbaren maschinellen H i l f s m i t t e l bestimmen die Fertigungsverfahren der Bauindustrie, sondern die gewählten Baustoffe, deren H a u p t t e i l i m m e r noch aus Bausteinen besteht. M i t der Ausnahme des reinen Stahlbetonbaus herrscht deshalb i n der Bauindustrie noch weitgehend das Verfahren der Einzelfertigung. N i c h t die i n d i v i d u e l l e n u n d v i e l f a c h sehr fortschrittlichen, dem Bausteinverfahren fremden Entwürfe der A r c h i t e k t e n zwingen zu dieser veralteten, handwerklichen A r t der Herstellung v o n Gebäuden. I m wesentlichen verursacht sie der uralte, a u f die frühesten Geschichtszeiten der Menschheit zurückgehende Ziegelbau u n d seine Fortsetzung i m Kunststeinbau. Gehobene arbeitstechnische Verfahren u n d maschinelle H i l f s m i t t e l können das Steinbauverfahren nicht wesentlich rationalisieren. Es erfordert einen umfassenden Einsatz handwerklicher A r b e i t e n u n d handwerklicher Zulieferungen. Diese treiben zwar den Güterkreislauf an, solange die I n dustrieerzeugung vorwiegend m i t der Statischen Preisrechnung u n d ihrer schwachen Kostenlenkung w i r k t . Gegenüber den Verfahren der neuzeitl i c h e n industriellen Massenfertigung ist das Steinbauverfahren jedoch veraltet. Es hält sich nur, w e i l der Betonbau i n der Rationalität seiner Verfahren, also fertigungstechnisch u n d damit auch kostenmäßig noch ungenügend entwickelt ist. A u c h i n diesem w i r k t die individualisierende H a n d arbeit noch als entscheidender Faktor. Der Forderung der industriellen Massenfertigung genügt außer dem wahrscheinlich entwicklungsfähigen Betonbau nur der Montagebau, der verschiedene spezielle Bauarbeiten, z. B. i m Stahlbau schon beherrscht 1 6 . I m Wohnungsbau muß sich das Montagebauverfahren, unter Benutzung großer Bau-Fertigteile, erst noch durchsetzen. Der zunehmende Übergang zum Wohnungs-Montagebau w ü r d e auch die Betriebe der allgemeinen Bauindustrie zu Montagebetrieben machen. Er w ü r d e der Dynamischen Kostenu n d Preisrechnung i n ihnen den Boden bereiten. Erst i m Montage-Wohnungsbau u n d i n einem fortgeschrittenen ßetonGebäudebau kann die primäre Kostensenkung bei gleicher oder überlegener Qualität der Ware ,,Haus" zur Durchsetzung einer dynamischen Kolß

u. a. im Brückenbau und in der Verlegung von Uberlandleitungen.

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sten- u n d Preisrechnung führen. N u r i n diesem Rahmen industriegemäßer Fertigungsverfahren können die Leistungen des Gebäudebaus a l l m ä h l i c h ganz aus der Warengruppe 5 i n die Warengruppe 2, die Gruppe der industriellen Massenartikel übergehen. Erst dann können sie aus dem Bereich der Statischen Preisrechnung ausscheiden. D i e Transportleistungen der Verkehrsbetriebe sind überwiegend Leistungen der Massenerzeugung v o n Diensten. Das gilt sowohl f ü r die Verkehrsbetriebe der ö f f e n t l i c h e n H a n d w i e f ü r die meisten Privatbetriebe des Verkehrswesens. Gewiß unterliegen alle Verkehrsleistungen den v o l k s w i r t schaftlichen Gesichtspunkten der Bedarfsdeckung. N i c h t die Rentabilität der Einzelleistungen auf den einzelnen Strecken u n d i n jeder Zeitspanne ist f ü r die Preise der Verkehrsleistungen maßgebend, sondern die Gesamtrentabilität. Viele Einzelleistungen müssen v o n den Verkehrsbetrieben auf Verlustkonto geboten werden, u m ein? gleichmäßige Deckung der schwankenden Nachfrage zu sichern, die jedem ihrer Benutzer jederzeit zugute kommt. Außerdem spielt die Deckung eines verborgenen Bedarfs, seine V e r w a n d l u n g i n eine offene Nachfrage bei der Preisfestsetzung der Verkehrstarife eine ebenso große Rolle w i e die Anpassung an die Kaufkräfte der Nachfragenden. Das gilt b e k a n n t l i c h s o w o h l f ü r den Frachtverkehr w i e für den Personenverkehr. Zur Hebung des Gesamtumsatzes an Verkehrsleistungen dient auch die Preisdifferenzierung nach Gütern, Beförderungsarten u n d Strecken. D i e grundsätzliche Anpassung der Verkehrstarife an die K a u f k r ä f t e der Nachfragenden zeigt, daß die Umsatzvermehrung i m Sinne der D y n a m i schen Preisrechnung seit ganzen Geschlechterfolgen i m Verkehrswesen ü b l i c h ist. D i e r u h m v o l l e E n t w i c k l u n g der Verkehrseinrichtungen aller Länder d ü r f t e n i c h t zuletzt auf dieser Tatsache beruhen. H i e r erweist sich ebenfalls die schon mehrfach hervorgehobene Erscheinung, daß die D y n a mische Preisrechnung zwar als Begriff u n d erkanntes grundsätzliches Verfahren n i c h t besteht, daß sie aber unter Bedingungen, die sie besonders nahelegen, weitgehend angewendet wurde u n d angewendet w i r d . D i e Verkehrsbetriebe müssen w o h l zusätzliche Gemeinkosten tragen, besonders die erwähnten Kostenzuschüsse zur Deckung des Defizits an ertragsarmen Strecken u n d zu ertragsarmen Zeiten. Andererseits gibt es nur wenige Wirtschaftszweige, die i n gleicher fortschrittlicher Weise m i t den M i t t e l n der technischen u n d organisatorischen Rationalisierung die p r i märe Kostensenkung betreiben. O b diese als allgemeine Preissenkung i m mer i n ausreichender Weise i n den Verkehrstarifen zur Geltung kam, mag unbeantwortet bleiben. I m ganzen ist die Sekundärwirkung des maßvollen verkehrswirtschaftlichen Preisstandes, besonders i m deutschen EisenbahnFernverkehr stark u n d kommt der gesamten Volkswirtschaft zugute. Kostensenkung durch Kostenlenkung war v o n jeher der leitende Beweggrund der Betriebsführung i n den maßgebenden großen Verkehrsunternehmungen. 7*

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4. Anwendbarkeit der Dynamischen Preisrechnung in den wichtigsten Zweigen des Warenhandels und des Dienstleistungshandels Der selbständige Großhandel kann die i n Industriebetrieben m i t der D y namischen Preisrechnung ermittelten Preise beim Vertrieb aller Waren, die i h r unterliegen, übernehmen. Er muß dies tun, w e i l i h m anderenfalls - d. h. bei dem Versuch, die industrielle Preissenkung zur eigenen, schnell vorübergehenden Gewinnüberhöhung auf dem M a r k t e zu nutzen, - die Vorteile der Preissenkung: die Umsatzvermehrung u n d kontinuierliche Gewinnerhöhung nicht zufließen. Schon der bloße Zuschlag der üblichen Großhandelsspanne zu den gesenkten Einkaufspreisen f ü h r t dagegen zu einer dynamischen Preissenkung auf der folgenden Umsatzstufe zum Einzelhandel. Infolge des zwischen seinen Betrieben herrschenden Wettbewerbs kann sich der Großhandel gegen die dynamische Weiterberechnung der Preissenkungen auch n i c h t sperren. N o t w e n d i g ist allerdings, daß kartellgebundene - alte oder neue - Abreden, die auf einen Verzehr der i n d u striellen Preissenkungen durch großhändlerische Übergewinne hinauslaufen, ausgeschaltet werden. A u c h können die Industriebetriebe, welche die preisgesenkten W a r e n verkaufen, die Einhaltung der sekundären Preissenkung, sowie überhaupt die Handelszuschläge zu den Herstellerpreisen vertraglich vereinbaren u n d k o n t r o l l i e r e n 1 7 . D i e betreffenden Industriebetriebe müssen es allerdings erzwingen, daß ihre primären Preissenkungen den letzten Verbrauchern ihrer erzeugten W a r e n zukommen. Anderenfalls wären diese Preissenkungen überflüssig u n d w ü r d e n per saldo zu Gewinnentziehungen f ü r sie führen. Schon Vershofen hob neben der beschränkteren Kartellierbarkeit der weiterverarbeitenden Industrie die ausgedehntere der Nachfrageseite, d. h. der Handelsunternehmungen h e r v o r 1 8 . Tatsächlich sind diese größtenteils kartellgebunden. I h r e K a r t e l l b i n d u n g ist zum mindesten i n der A n w e n d u n g der Kalkulations- u n d Preisbildungsverfahren sowie der K o n d i t i o n e n sehr wirksam. Für die Großhandels-Belieferung m i t dynamisch preisgesenkten W a r e n sind also genaueste Vertragsbedingungen der Industriebetriebe erforderlich. A m zweckmäßigsten d ü r f t e n die preisbindenden Verträge m i t den einzelnen Käuferbetrieben abgeschlossen werden, u m etwaige Außenseiter-Betriebe des Großhandels m i t zu erfassen. Diese müssen u. a. die Groß- u n d Einzelhandelszuschläge 1 9 einschließlich aller Werbe- u n d Vertriebskosten regeln oder sogar die Einzelhandels-Abgabepreise anführen. 17

Durch eine Revisionsklausel und Stichprobenüberwachung. Vershofen, Wilhelm: Die Marktverbände (Nürnberg, 1928), S. 40 ff., bes. S. 45, 46. 19 Die Nettogewinnzuschläge. Siehe dazu u. a. Kosiol, Erich: Kalkulation und Kostengestaltung im Warenhandel, 1. Bd. (Grundlagen der Warenkalkulation) (Stuttgart, 1931), S. 69 ff. und 2. Bd. Gestaltung der Kalkulation und Kosten im 18

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U m die dynamische Preissenkung von Fabriken nicht nur weiterzugeben, sondern u m sie noch zu verstärken, müßten die Großhandelsbetriebe eigene Maßnahmen der zusätzlichen primären Preissenkung treffen. Bei einem steigenden Umsatz lassen sich ihre Regiekosten, u n d m i t diesen die Großhandelszuschläge zu den Einkaufspreisen 2 0 , dazu etwas senken. Dabei w ü r d e sich f ü r die betreffenden Großhandelsbetriebe ebenfalls ein höherer G e w i n n ergeben, zumal da sie sich - i m Gegensatz zu verschiedenen Teilen der Industrie u n d fast allen Einzelhandelsbetrieben - vorwiegend m i t dem Vertrieb echter Massenartikel befassen. Der selbständige Einzelhandel kann die primäre dynamische Preissenkung der Industriebetriebe f ü r die i h r unterworfenen W a r e n ebenfalls übernehmen u n d als neue Kostengrundlage i n die sekundäre Preissenkung verwandeln. Dabei ist es nebensächlich, ob ein Einzelhandelsbetrieb die einschlägigen W a r e n unmittelbar v o n Fabriken oder v o n Großhandelsbetrieben übernimmt. D i e Preissenkung muß schließlich bei allen durch den Einzelhandel umgesetzten Waren, vor allem also bei allen Konsumartikeln ordnungsgemäß zum Zuge kommen. Ihre Vorteile fließen durch die U m satzvermehrung dem Einzelhandel anteilig zu. Industriebetriebe, die unter A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung ihre Preise senken, können es sich nicht zumuten, ihre eigenen Anstrengungen zur Umsatzerhöhung seitens selbständiger Einzelhandelsbetriebe mittels Gewinnüberhöhungen bremsen zu lassen. Sie müssen sich deshalb die Weitergabe ihrer eigenen, dynamisch erzielten Preissenkungen auch bei den unmittelbaren Belieferungen v o n Einzelhandelsbetrieben i n ihren Verkaufsverträgen sichern u n d ihre Einhaltung überwachen 2 1 . Kartellabreden, die solchen Verträgen entgegenstehen, werden durch die wettbewerbliche Überlegenheit der preisgesenkten W a r e n leicht gebrochen, w e i l anderenfalls die Außenseiter-Betriebe diese erringen. M i t einem starken Vordringen k a n n die dynamische Preissenkung den Einzelhandelsbetrieben, soweit sie an dieser m i t w i r k e n , sogar besonders große Vorteile bieten. D i e d u r c h die Preissenkung eintretende Umsatzvermehrung beseitigt ihren umfangreichen Leerlauf. H i e r treten also auch f ü r den Einzelhandel keine neuen wirtschaftspolitischen, w o h l aber neue u n d aussichtsreiche betriebswirtschaftliche Aufgaben i n Erscheinung. A u c h die primäre Preissenkung durch die Senkung der Einzelhandelsspannen rückt mit der Zunahme der Umsätze bei vielen Einzelhandelsbetrieben dann i n den Bereich der M ö g l i c h k e i t . Warerihandel (Stuttgart, 1932), bes. S. 1 - 3 8 . Ferner Mellerowicz, Konrad: a.a.O., Bd. 11,2, S. 347, 348 ff. Kalkulation in Handelsbetrieben . . . 20 bzw. die Eigenrabatte von den Verkaufspreisen. 21 Siehe dazu auch die Preisbindung bei Markenartikeln: Mellerowicz, Konrad: Markenartikel - Die ökonomischen Gesetze ihrer Preisbildung und Preisbindung. (München und Berlin, 1955), S. 53 ff. und Hoppmann, Erich: Vertikale Preisbindung und Handel (Berlin, 1957) S. 11 ff. und 47 ff.

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Große Einzelhandelsunternehmungen gehören ohnehin i n zunehmendem Maße zu den A n t r e i b e r n der händlerischen Kostensenkung u n d deren Verwertung zur Preissenkung u n d Umsatzvermehrung. Sie haben herausgefunden, daß sie alle zusammen gerade d u r c h ihren gründlichen Wettbewerb ihre Umsätze u n d Gewinne wesentlich vermehren. A u c h die übrigen, selbst nicht mitziehenden Einzelhandelsbetriebe pflegen dabei noch Vorteile aus dem Laufkundenverkehr zu erzielen. D i e berühmte ,,zentrale Lage" verliert allerdings m i t der allgemeinen Zunahme der Verkehrsmittel - z. B. i n den Großstädten - ihre einst entscheidende Bedeutung f ü r die Mehrzahl der Einzelhandelsbetriebe. D i e Dezentralisierung n i m m t auch f ü r die Standorte des Einzelhandels zu. Ihre Umsatzvermehrung hängt mehr v o n der f ü r die kaufenden Verbraucher günstigen Preisgestaltung ab. I n der A u f f i n d u n g neuer Verfahren der Kosten- u n d Preissenkung bei der Warenverteilung ist besonders der nordamerikanische Einzelhandel führend. Viele seiner Betriebe befinden sich auf dem Wege der D y n a m i schen Preisrechnung. Anders kann i h r Vorgehen nach seinen äußeren Merkmalen nicht begründet sein. Wahrscheinlich sind i n vielen nordamerikanischen Einzelhandelsbetrieben schon weitgehendere Formen der D y namischen Preisrechnung entwickelt worden, deren konkreter A u f b a u nur aus Wettbewerbsgründen einstweilen geheimgehalten w i r d . Es sei nur dara u f hingewiesen, daß es i n den U S A außer den allgemeinen u n d den Spezial-Warenhäusern 2 2 auch die Selbstbedienungsläden 2 3 gibt, die dort zuerst entstanden. A u c h die zahlreichen großen Versandunternehmen einschließlich der Versandküchenbetriebe u n d andere, i n den meisten Ländern fast unbekannte Betriebsformen 2 4 des Einzelhandels konnten i n den U S A ihre Riesenumsätze ständig vermehren. Sie alle erringen ihre Erfolge m i t der Kosten- u n d Preissenkung. Saisonpreise u n d Ausverkaufpreise sind ebensowenig w i e die überlieferten u n d allgemein anerkannten Grundsätze der betrieblichen Kostenrechnung Hindernisse f ü r die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung. D i e Saison- u n d Ausverkaufpreise b i l d e n i n allen einschlägigen Zweigen u n d Betrieben des Einzelhandels zwar keine unbedingte Voraussetzung, w o h l aber eine Anknüpfungsgrundlage f ü r diese. D i e Verfahren ihrer Ermittlung werden durch die Dynamische Preisrechnung nur ergänzt u n d verfeinert. Saisonpreise - i n der Regel erhöhte Preise - gibt es f ü r alle Reise- u n d Gebrauchsartikel i m Frühjahrs- u n d Herbst-Saisongeschäft, sowie f ü r alle W a r e n i m Weihnachtsgeschäft. N u r die Mehrzahl 22

z. B. für Konfektion oder Haushaltsartikel. Supermarkets, Self-service-stores. Siehe dazu: The Sales Managers Handbook (6. Ed., edited by John Cameron Aspley, Chicago and London, 1951), p. 135 ff. 24 Siehe ebendort: über die Auto-Shoppings, die Department-stores, die ChainStores and Mass-Distributors, das House-to-House-Selling u.a.m. p. 139, 140 f f., 150 ff., 164 ff. 23

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der Lebensmittel unterliegt den bei allen wichtigeren Konsumgüter-Warengruppen üblichen Saison- u n d Ausverkaufspreisen nicht. D i e herabgesetzten Ausverkaufspreise werden vorzugsweise bei Bekleidungsartikeln -und Haushaltstextilien angewandt. Saisonpreise u n d Ausverkaufspreise folgen dem Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage. Saisonzeiten sind bei sehr vielen Gebrauchsartikeln industrieller H e r k u n f t die Zeiten der erhöhten Nachfrage. Bei allen natürlichen Lebensmitteln ist dagegen die Sommersaison die Zeit des erhöhten Angebots durch den zeitweise reichlichen Ernteanfall. Deshalb steigen i n den Saisonzeiten der einschlägigen Industriewaren deren Preise, während d i e Preise der einschlägigen Lebensmittel i n deren Saisonzeit sinken. Ausverkaufszeiten sind dagegen Zeiten dar sinkenden Nachfrage nach den I n dustriewaren der Saisonzeiten. I n ihnen sinken die Preise. Sogar Kartelleinflüsse können diese i n i h r e m kleinen Rahmen unbedenklichen W i r k u n g e n des an sich antidynamischen Gesetzes von Angebot u n d Nachfrage nur stören. Sie können diese nicht beseitigen. I n dem Werbesystem der Saison- u n d Ausverkaufspreise k o m m t ebenso w i e i n den erwähnten anderen Systemen der fortschrittlichen Verkaufsgestaltung der Einzelhandelsbetriebe 2 5 schon das dynamische, kostensparende u n d nach besten K r ä f t e n preissenkende Betriebsverfahren zur Geltung. Es w i r d , vor allem i n den Großbetrieben des Einzelhandels, i m Rahmen einer gewissen M a r k t p r e i s b i l d u n g angewandt. D i e Dynamische Preisrechnung ist allen diesen Verfahren angepaßt. Sie bringt deren Prinzipien nur a u f eine allgemeinere Formel. Sie ist also auch ein geeignetes Aufstockungsmittel zur zweckmäßigen umsatzfördernden Berechnung der Saisonpreise u n d Ausverkaufspreise. Bei einer zunehmenden Durchsetzung der Dynamischen Preisrechnung i n den Industriebetrieben läßt sich deren Koppelung m i t dem System der Saison- u n d Ausverkaufspreise des Einzelhandels nicht vermeiden. D e m Exporthandel, der zum erheblichen Teile, besonders bei Konsumgütern v o n Großhandelsbetrieben durchgeführt w i r d , bietet die D y n a mische Preisrechnung die stets erwünschte Gelegenheit zur Senkung der Exportpreise. Bisher erfolgen zusätzliche Preissenkungen f ü r den Export - ob dieser unmittelbar durch Industriebetriebe oder durch den Großhandel stattfindet - auf künstliche Weise. Sie werden u. a. durch Preiserhöhungen bei den Umsätzen auf dem Binnenmarkte ausgeglichen. Derartige ,,Preisausgleiche" gelten, falls sie aggressive sind, als unzulässige D u m ping-Maßnahmen. Sie werden jedoch i n allen Industrieländern, je nach den Wirtschaftszweigen u n d der A r t der umgesetzten W a r e n i n verschiedenem Umfange angewandt. 25

Selbstbedienungsläden usw.

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Maßnahmen des Preisausgleichs zugunsten v o n Exportpreisen können aber nicht durchweg als unzulässige Dumping-Maßnahmen gelten. Sie können z. B. als Gegenmaßnahmen gegen Preisunterbietungen ausländischer Wettbewerber dienen, die a u f einem sozial begründeten überlieferten niedrigen Kostenstande bei diesen beruhen, also auf erheblichen internationalen Kostendisparitäten 2 6 . Besonders niedrige N o m i n a l l ö h n e i n jungen I n dustrieländern f ü h r e n derartige Kostendisparitäten herbei. Das Gegendumping ist also i n solchen Fällen ein bloßes Schutz- oder A b w e h r - D u m p i n g . Das gilt vor allem, w e n n der sozialwirtschaftlich, leistungslos begründete niedrigere Kostenstand junger Industrieländer durch ein Lohndumping absichtlich herbeigeführt wurde. Der Ausgleich internationaler Kostendisparitäten erfolgt bekanntlich außerdem durch Hochschutzzölle, die bei Industriewaren erhebliche Preiserhöhungen auf dem Binnenmarkte gestatten u n d dadurch, z. B. über den innerbetrieblichen Preisausgleich zu Exportpreissenkungen führen. Schutzzölle w i r k e n keineswegs nur als A b w e h r m i t t e l junger Industrievolkswirtschaften gegen rationelle, leistungsbegründete niedrige Kostenstände alter Industrievolkswirtschaften. Sie können sich auch gegen unrationelle, leistungslose, sozialwirtschaftlich verursachte niedrige Kostenstände i n den jungen Industrievolkswirtschaften richten. Sie ermöglichen - auf der rationellen oder der unrationellen Grundlage - ein A b w e h r d u m p i n g , ebenso aber auch ein A n g r i f f s d u m p i n g 2 7 . A u c h Maßnahmen der unmittelbaren staatlichen Exportförderung, z. B. durch Ausfuhrvergütungen w i r k e n zugunsten der Exportpreissenkungen. Sie erhöhen nur die Preise der betreffenden W a r e n auf dem Binnenmarkte nicht, belasten dafür aber durch die Inanspruchnahme v o n Steuermitteln den allgemeinen Kostenstand einer V o l k s w i r t s c h a f t 2 8 . A l l e Protektionsmaßnahmen u n d Prohibitionsmaßnahmen i m Außenhandel - unter den P r o h i b i t i o n e n besonders die Einfuhrkontingentierungen ö f f n e n dem eigenen Export die Tore u n d versperren sie den fremden I m porten i m eigenen Land. Infolge der Gegenmaßnahmen des Auslandes geschieht das m i t mehr oder m i n d e r großem Erfolg. A l l e staatlichen u n d die entsprechenden verbandlichen dirigistischen M i t t e l führen zu künstlichen Ertragserhöhungen i n den Betrieben u n d erst mittelbar zu Exportpreissenkungen. Sie sollen ungünstige internationale Kostendisparitäten ausgleichen, u n d angemessene Bilanzgewinne u n d preisrechnerische Gewinnsätze i m Export oder f ü r Industriebetriebe mindestens i m Gesamtumsatz sichern. Sie stehen deshalb als Vorgänge der Relativität der w e l t w i r t 26 Diese wurden in der Theorie der komparativen Kosten formuliert. So u. a. von Cassel, Gustav: Theoretische Sozialökonomie (5. Aufl. Leipzig, 1932), S. 612. 27 Man beachte auch die ähnliche Wirkung von Kartellpreisen, besonders der Exportkartelle und deren Zusammenhänge mit den Schutzzöllen. 28 Besonders, wenn sie einen größeren Umfang annehmen.

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schaftlichen Preisbildung i m Gegensatz zu der natürlichen, absoluten Kosten- u n d Preissenkung durch Rationalisierungs-Maßnahmen, d. h. zur D y namischen Preisrechnung. Preissenkungen f ü r den W e l t m a r k t erfolgen i n erster Linie zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit. Exportpreissenkungen f i n d e n aber außerdem gelegentlich auch zur Umsatzvermehrung durch die Stärkung der K a u f kräfte der Nachfragenden statt. D i e Dynamische Preisrechnung legt nahe, daß sie auch zu diesem Zwecke i n zunehmendem Umfange Verwendung finden. D i e K a u f k r ä f t e i n jungen Entwicklungsländern u n d besonders i n den unterentwickelten Ländern sind v i e l zu schwach. Sie reagieren aber auf jede Preissenkung v o n Einfuhrwaren m i t einer schnellen Erhöhung der Nachfrage. H i e r ist also f ü r die Umsatzvermehrung aller Industrieländer ein weiter nutzbarer Wirkungsbereich gegeben. Das Bestreben, a u f die Umsatzeinheiten möglichst hohe Gewinnsätze anzuwenden, u m m u t m a ß l i c h dadurch höhere Gewinne zu erzielen, ist trotz der besonderen Preispflege auch i m Export vorhanden. Höhere W e l t marktpreise verführen sogar leichter zur Statischen Preisrechnung als unterschiedliche Angebotspreise auf dem Binnenmarkt. Viele exportierende Betriebe w o l l e n auf dem Auslandsmarkt n i c h t auf die M ö g l i c h k e i t verzichten, höhere Preise zu erzielen, w e n n diese sich gerade bietet. Sie denken daran, daß die Exportpreise ohnehin schon k ü n s t l i c h gesenkt sind u n d häufig neuen Bedrohungen unterliegen. Es reicht allerdings nicht aus, wenn ein Betrieb die bloße Wettbewerbsfähigkeit auf dem W e l t m a r k t e erringt u n d sich dazu nach den Weltmarktpreisen richtet, u m i h m a u f lange Zeit zu einer beständigen Vermehrung der Exportumsätze u n d der m i t i h r verbundenen beharrlichen Gewinnerhöhung zu verhelfen. D a z u kann nur die Einstellung auf die Dynamische Preisrechnung i n allen exportierenden Betrieben, deren W a r e n ihre A n w e n d u n g zulassen, dienen. Das natürliche dynamische Verfahren der Preissenkung erleichtert die Senkung der Exportpreise beträchtlich. Andererseits werden die künstl i c h e n staatsdirigistischen Verfahren der Exportpreissenkung grundsätzl i c h durch die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung, also auch f ü r die sekundäre Preissenkung i n den Großhandels-Exportbetrieben, nicht behindert. A l l e r d i n g s können die dirigistischen M i t t e l durch die D y n a mische Preisrechnung ihre Lebenswichtigkeit a l l m ä h l i c h verlieren. Es erscheint jedoch als unmöglich, daß ein zunehmender Übergang der Betriebe zur Dynamischen Preisrechnung i n absehbarer Zeit das dirigistische System der Beeinflussung der Weltmarktpreise ganz überflüssig macht. D i e natürlichen, entwicklungsbedingten u n d künstlich geförderten Kostendisparitäten a u f dem W e l t m a r k t e stehen dem entgegen. Z u ihrer M i l d e r u n g u n d Verdrängung tragen vor allem außenwirtschaftspolitische Koordinierungs-Maßnahmen w i e das General Agreement o n T a r i f f s and

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Trade (GATT) u n d die volkswirtschaftlichen Integrationen, z. B. die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) bei. A u c h die zunehmenden p r i vaten Kapitalexporte u n d die w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n Erschließungspläne 2 9 sowie die Tätigkeit der W e l t b a n k erleichtern den A b b a u der A n w e n d u n g des weltwirtschaftlichen Kampfsystems, das der marktwirtschaftliche D i r i gismus besonders i m Außenhandel schuf. D i e meisten Maßnahmen des w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n Dirigismus sind zwar durch die industriewirtschaftlichen Entwicklungsunterschiede der Volkswirtschaften entstanden oder durch sie verschärft w o r d e n 3 0 . Sie w u r d e n aber durch die nachteiligen Folgen der verallgemeinerten A n w e n d u n g der Statischen Preisrechnung gefördert. Dirigistische Maßnahmen lassen sich, soweit sie jeweils noch erforderlich sind, auch m i t der Dynamischen Preisrechnung der einschlägigen Betriebe verbinden. Der steigerungsfähige Umsatz aller industriellen Massenartikel erfordert deren A n w e n d u n g auch i m w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n Rahmen. D i e Dynamische Preisrechnung entspricht gerade der D y n a m i k der ausdehnungsbedürftigen W e l t w i r t s c h a f t i n hohem Maße. Abschließend ist zum gesamten Warenhandel noch zu bemerken, daß jeder Großeinkauf die Verbilligung der W a r e n i m V e r k a u f u m so mehr erleichtert, als der Umsatz je Ware sich vermehrt. Ein ausgebautes Rabattsystem dürfte diesen Vorgang f ü r alle der Dynamischen Preisrechnung zugänglichen A r t i k e l der Massenerzeugung begünstigen 3 1 . Z u m Bereich des Handels gehört auch das Mietwohnungswesen. I n diesem w i r d eine Dienstleistung i n der Form der vertraglichen Überlassung einer Ware umgesetzt. D i e Preisbildung i m Mietwohnungswesen w i r d , soweit sie nicht aus staatlichen, sozialen Gründen des Bevölkerungsschutzes i n einer Zeit der Wohnungsknappheit staatlich geregelt ist, durch das Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage beherrscht. Das gilt wenigstens f ü r alle Miethausbetriebe, die weder genossenschaftlichen, noch anderen gemeinnützigen Unternehmen gehören, sondern der unbeschränkten erwerbsmäßigen Gewinnerzielung dienen. D a die primäre u n d sekundäre Preissenkung i m Neubauwesen noch schwach entwickelt sind, w i r d die Miethöhe - abgesehen v o n dem örtlichen Wohnungsangebot u n d der örtlichen Wohnungsnachfrage - entscheidend nicht nur v o n den Bodenpreisen, sondern auch v o n den relativ hohen Baukosten bestimmt. Es ist natürlich, daß unter solchen Umständen i n einer Zeit der d u r c h Kriegsschäden verursachten Wohnungsknappheit 29

z. B. der Colomboplan. Siehe List, Friedrich: Das Nationale System der Politischen Ökonomie (Fr. Lists Schriften, Reden und Briefe, Bd. VI, Berlin 1930, hrsg. v. Artur Sommer) u. a. S. 322 über den Begriff der industriellen Erziehung und die Douanengesetzgebung als ihr Mittel. 31 Siehe dazu Hirsch, Julius und Brandt, Karl: Die Handelsspanne (Nr. 1 der Schriftenreihe Forschungsstelle für den Handel, Berlin, 1931) S. 35. 30

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staatliche Eingriffe i n der Form der Bewirtschaftung, Mietregulierung u n d Bau-Subventionierung i m Mietwohnungswesen bestehen. A u c h w e n n diese unvermeidbaren N a c h w i r k u n g e n einer einst sehr ausgedehnten Wettbewerbsbeschränkung einmal aufhören, k o m m t die A n w e n dung der Dynamischen Preisrechnung zur Umsatzvermehrung u n d Gewinnerhöhung i m Mietwohnungswesen nicht i n Betracht. Wohnungsmieter haben i n der Regel einen maximalen Wohnungsbedarf, der - einmal gedeckt - sich meist nicht mehr erweitert u n d auch bei einer K a u f k r a f t erhöhung nicht wesentlich zunimmt. D i e Fälle der unvollständigen Bedarfsdeckung an Wohnungsraum werden m i t der Normalisierung des Wohnraummarktes geringer. Der i n d i v i d u e l l e W o h n r a u m b e d a r f ist relativ f i x . D i e Heranziehung weiterer Mieterkreise f ü r Neubauwohnungen f ä l l t als anormale zeitabhängige Erscheinung i n den Bereich der staatlichen Regulierung des Mietwohnungswesens. I n Zeiten normaler Angebote an M i e t wohnungsraum unterliegt die Deckung der Nachfrage aber der M a r k t preisbildung u n d m i t i h r der Statischen Preisrechnung. Schließlich tritt der Erwerb von Eigenheimen aus allgemeinen sozialen u n d staatspolitischen Gründen, also als M i t t e l der Senkung v o n Wohnungspreisen 3 2 zunehmend i n Wettbewerb m i t den Mietwohnungen. D i e Umsatzbedingungen der M i e t w o h n u n g e n entsprechen also i n keiner Weise den Forderungen der Dynamischen Preisrechnung. Z u den Handelsbetrieben i m weiteren Sinne gehören auch die Gaststätten- und Hotelbetriebe 33, sowie die Bank- und Individualversicherungsbetriebe. Sie besitzen alle eine besondere, a u f ihre spezifischen Leistungsarten zugeschnittene Kosten- u n d Leistungsrechnung. A l s A r t der Kostensenkung k a n n die sekundäre i m Gaststättenigewerbe auftreten. Für die v o n weiteren eigenen Rationalisierungs-Maßnahmen abhängige primäre Kosten- u n d Preissenkung sowie f ü r die D u r c h f ü h r u n g der sekundären Preissenkung ist i n diesem Wirtschaftszweig vor allem der Wettbewerb i n seiner gewohnten Form, d. h. ähnlich w i e i n der L a n d w i r t schaft die W i r k u n g über die freien Marktpreise maßgebend. Bei dem ü b e r wiegen der Nachfrage gegenüber dem Angebot an Z i m m e r n hat die A n wendung der Dynamischen Preisrechnung i n den Hauptzeiten der Nachfrage i m Beherbergungsgewerbe an den meisten Orten sehr enge Grenzen. Der Leerlauf i n der übrigen Zeit bringt die Progression der f i x e n Kosten zur W i r k u n g . Der Kostenausgleich erfolgt deshalb i n den Zeiten der V o l l beschäftigung der Beherbergungs-Kapazitäten. D i e Heranziehung neuer Nachfrager-Schichten findet i n diesem wenig industrieartigen Gewerbe o h n e h i n m i t anderen M i t t e l n der Preisermäßi32 33

Hypothekenzinszahlung anstelle von Mietentrichtungen. Die Beherbergungs- und Fremdenindustrie.

Die Dynamische Preisrechnung in den

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gung, besonders rabattartigen d u r c h Verkehrsunternehmen statt 3 4 . D i e D y namische Preisrechnung k a n n also während der Hauptzeiten der Nachfrage, wegen der meist bestehenden Unterkapazitäten der Beherbergungsbetriebe, nicht zum Zuge kommen. Sie ist i n diesem Wirtschaftszweig i n der Regel k e i n geeignetes M i t t e l zur Gewinnerhöhung durch die Stärkung der Nachfrage-Kaufkräfte u n d die i h r folgende Umsatzvermehrung. Dagegen ist die Umsatzvermehrung i m reinen Gaststättengewerbe m i t tels Verbesserungen der wettbewerblichen Leistungen, d. h. durch reale Preissenkungen i n großem Umfange möglich. Sie richtet sich - m i t oder ohne Uberkapazitäten - unmittelbar gegen die Wettbewerber. Sie zielt auch a u f die Stärkung der Nachfrager-Kaufkräfte u n d auf die Heranziehung neuer Nachfrager-Schichten. I n den Bankbetrieben läßt sich die primäre Kostensenkung d u r c h weitere zeitgemäße Rationalisierungs-Maßnahmen i m Bürowesen anwenden. Ebenso lassen sich die Leistungen vieler Betriebe des Geld- u n d Kapitalmarktes durch die Senkung ihrer i n Gebühren 3 5 u n d Aktivzinssätzen bestehenden Preise sowie d u r c h die Erhöhung ihrer Passivzinssätze: mittels der Verwertung neuer Kostensenkungen w o h l verbessern. Ob sich ihre Umsätze dadurch m e r k l i c h vermehren lassen, ist aber zweifelhaft. Ihre Umsatzvermehrung vollzieht sich vielmehr durch die allgemeine Steigerung der Produktivität, welche durch die zunehmende W i r k u n g der D y namischen Preisrechnung i n den übrigen unmittelbarer p r o d u k t i v e n W i r t schaftsteilen zustandekommt. Senkungen der Preise der Bankleistungen w ü r d e n allerdings zur allgemeinen sekundären Kostensenkung i n der W i r t schaft beitragen u n d dadurch auf die Umsatzvermehrung der Bankbetriebe z u r ü c k w i r k e n 3 6 . I n den Individualversicherungs-Betrieben bildet die ausgebaute Wagniskostenrechnung die Grundlage der gesamten Leistungsrechnung. H i e r lassen sich Leistungssteigerungen u n d die zu ihnen gehörenden Prämiensenkungen nicht n u r f ü r den Wettbewerb, sondern auch zur Heranziehung u n d Heranbildung neuer Nachfragerschichten verwerten. Dieses Verfahren ist seit ganzen Geschlechterfolgen üblich. A u c h bei Versicherungsbetrieben, die weder Rückvergütungsverträge abschließen, noch eine genossenschaftliche oder eine sonstige gemeinnützige Rechtsform besitzen, w i r d die Prämienberechnung v i e l f a c h i m Sinne der Dynamischen Preisrechnung angewandt 3 7 . 34 In der Form von Pauschal-Reisetarifen und der Unterbringung der Reisenden in Vertragshotels. 35 Bankspesen. 36 A u f die Kosten und „Preise" der Bankkredite und der Bankkontenführung und die vielseitige spezielle Verflochtenheit dieses preisrechnerischen Bereichs mit der übrigen Volkswirtschaft kann hier nicht näher eingegangen werden. 37 So gibt es z. B. Prämiensenkungen als Treu- und Soliditätsrabatte in einzelnen Versicherungszweigen.

V I I I . Tatsächliche und erwogene Wirkungen der dynamischen Preissenkung: Allgemeine Umsatzerhöhung durch preisliche Wettbewerbsverschärfung 1. Statistischer Nachweis des Zusammenhanges v o n Umsatzhöhen u n d Preisen D i e Dynamische Preisrechnung w i r d zwar auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe der m a r k t w i r t s c h a f t l i c h e n Industrieländer, besonders i n Europa noch wenig durchgeführt, o b w o h l die Fertigungsverfahren i n großem Umfange f ü r ihre A n w e n d u n g r e i f sind. Dennoch besteht sie, auch ohne daß sie bisher ihren N a m e n fand, n i c h t n u r i n fortschrittlichen Großbetrieben f ü r zahlreiche Industriewaren. Sie w u r d e f ü r einzelne Warenarten zeitweise i n a l l e n Betrieben des betreffenden Wirtschaftszweiges Industriebetrieben oder Handelsbetrieben - i n improvisierter Weise angewandt. A u c h M i t t e l - u n d Kleinbetrieben dieser Wirtschaftszweige, d i e sie gebrauchten, d ü r f t e sie zur Umsatzvermehrung u n d Kapazitätserweiterung verholfen haben. Allerdings k ö n n e n w i r Preissenkungen, z. B. i n der Bundesrepublik f ü r die Jahre 1949 bis 1957 n u r bei sehr wenigen gewichtigen Warenarten feststellen. A u f f ä l l i g ist dieser Vorgang vor allem bei Margarine, Bohnenkaffee, Herren-Lederhandschuhen u n d i n etwas gebrochener Weise bei Seifen. M a n wundere sich n i c h t über diese merkwürdige Zusammenstellung! Sie geht aus der Statistik der Bundesrepublik hervor. D i e A u s w a h l an solchen, i n den angeführten Nachkriegsjahren i n Westdeutschland i m Preise gesenkten W a r e n ist ohnehin mehr als geringfügig. I m m e r h i n scheiden i n diesen l a h r e n alle passiven, d. h. aus Depressionsgründen erfolgenden Preissenkungen aus. Der Trend der aufsteigenden Umsatzbewegung u n d der sinkenden Preisbewegung ist bei den soeben angeführten wenigen Warenarten eindeutig. Es handelt sich u m ziemlich kontinuierliche, aktive Preissenkungen, also u m jene A r t v o n Preissenkungen, die f ü r die Dynamische Preisrechnung kennzeichnend sind. A l l e r d i n g s gibt es noch eine Reihe anderer, volumenmäßig weniger gewichtiger Warenarten u n d Einzelwaren, die eine ähnliche Preisentwicklung aufweisen. Diese gehen aber statistisch d u r c h gegenläufige Preisbewegungen i n größeren Warengruppen unter. Außerdem lassen sich die angeführten W a r e n k a u m durch andere W a r e n ersetzen. I h r e Preis- u n d Umsatzbewegung unterliegt also keinen entscheidenden äußeren Einflüssen anderer Warenarten. Sie gewährt deshalb ein fast ungetrübtes B i l d

110

Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung

der W i r k u n g aktiver Preissenkungen. I n der nachfolgenden Tabelle ist diese dargestellt: Umsatzbewegung und Preisbewegung einiger Massen-Konsumartikel in der Bundesrepublik Deutschland während der Jahre 1949 bis 1957 (in absoluten Zahlen und Indexzahlen) 1949 1950 1951 Umsatzmenge in 1000 t Margarine

BohnenKatfee

HerrenLederHandschuhe

Preis je Einheit/DM

b)

365

450

511

566

590

612

642

628

2,44 2,44 2,44 2,17 2,10 2,08 2,02 2,03 2,05

Umsatz-Index

100

153

188

213

237

247

256

269

263

Preis-Index

100

100

100

88

86

85

83

83

84

Umsatzmenge in 1000 t

23

29

34

41

70

82

95

107

123

Preis je Einheit/DM

c)

2690 2880 3130 3260 2860 2260 2140 2070 2060

Umsatz-Index

100

126

148

178

304

356

413

465

535

Preis-Index

100

107

116

121

106

84

80

77

77

Umsatzmenge in Mill. Paar

1,7

3,0

4,8

5,7

6,8

7,0

8,6

10,0

9,8

Preis je Einheit/DM

d)

2450 2010 2060 1866 1743 1693 1664 1637 1656

Umsatz-Index

100

176

282

335

400

412

506

588

577

Preis-Index

100

82

84

76

71

69

68

67

68

Umsatzmenge in 1000 t

74

120

107

112

110

112

107

108

106

Preis je Seifen e) Einheit/DM

a) b) c) d) g) f) g)

239

1952 1953 1954 1955 1956 1957 a)

f)

0,77 0,43 0,45 0,35 0,28 0,27 0,28 0,28 0,30

Umsatz-Index

100

162

145

151

149

151

145

146

143

Preis-Index

100

56

58

45

36

35

36

36

39 g)

Preise je Einheit als arithmetisches Mittel der beiden Nachweiszahlen. Je kg I a Sorte repräsentativ. Geröstet je kg Einzelhandelspreis. Nappa. Größe 8, gefüttert, je Paar, repräsentativ, Jeder Form. Je Riegel Kernseife von 6 2 % - 6 3 % Fettgehalt, 200 g, repräsentativ. Die Indexbasen der repräsentativen Einzelhandelspreise entsprechen der Umsatzbewegung im Einzelhandel besser als die Werte des Großhandelsindex. Quelle: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland: 1953: S. 252, 257, 258, 535; 1954: S. 240; 1957: S. 226, 231, 232, 543; 1958: S. 193, 198, 199, 430, 431, 432, 433, 465; 1959: (Zum nachfolgenden Text) S. 187, 192, 193, 434-437, 471.

Statischer Nachweis: Umsatzhöhen und Preise

111

D i e gesenkten Preise der A r t i k e l der vorstehenden Tabelle sind ebenso eindeutig w i e die vermehrten Umsätze. Dies ist u m so auffälliger, als fast alle W a r e n 1 i m angeführten Zeitraum Umsatzvermehrungen ohne Preissenkungen aufweisen. Es gibt eben noch andere Ursachen der Umsatzvermehrung. I n der Bundesrepublik führte sie besonders die Zunahme der Arbeitstätigen, auch unter Eingliederung der Evakuierten, Heimkehrer u n d Sowjetzonenflüchtlinge i n den Arbeitsprozeß herbei. D i e allgemeine W i e derherstellung u n d Erneuerung der Betriebsanlagen, d i e zunehmenden Exporte bildeten die wichtigsten Q u e l l e n der Auftragszunahme der meisten Wirtschaftsbetriebe. 1958 ging der Durchschnittspreis f ü r den Bohnenkaffee weiter a u f D M 19,40 zurück, während sein Umsatz a u f 127 000 t stieg. Bei HerrenLederhandschuhen erhöhte sich der Preis dagegen auf D M 16,73, bei Seifen auf D M 0,32 durchschnittlich, während die betreffenden Umsätze von 9,8 auf 8 M i l l i o n e n Paar u n d von 106 000 auf 100 000 t sanken. Bei Margarine d ü r f t e die Umsatzsenkung bis zu 603 0001 a u f der zu geringen Preissenkung v o n D M 2,05 a u f 2,04 je Einheit beruhen. Ob auch die konkludente Preisentwicklung bei ähnlichen Bedarfsdeckungsmitteln w i e etwa Pflanzenfetten u n d -ölen i n der Bundesrepublik an der Senkung des M a r garineumsatzes i m Jahre 1958 m i t w i r k t e , müßte geprüft werden. Bei den anderen aufgeführten W a r e n erkennen w i r die Umsatzvermehrung unter Preissenkung u n d die Umsatzverminderung unter Preiserhöhung. D u r c h diese Vorgänge w u r d e n vor allem die Nominaleinkommens-Summen i n den Betrieben u n d damit i n der Volkswirtschaft erhöht. Außerdem erhöhte sich das N o m i n a l e i n k o m m e n aller Arbeitstätigen aber auch relat i v - a u f die einzelnen Arbeitnehmer bezogen 2 - durch die gleichzeitiig, besonders i n den Industriebetrieben erfolgenden Rationalisierungen. D i e steigende, i n der Zunahme der i n d i v i d u e l l e n N o m i n a l e i n k o m m e n zum A u s d r u c k gelangende P r o d u k t i v i t ä t erhöhte den Umsatztrend über den Grad der extensiven Umsatzerhöhungen hinaus. Zweifellos veranlaßten beginnende oder drohende Umsatzstockungen u n d Kostensenkungen die angeführten Preissenkungen. D i e Kostensenkungen traten z. B. bei K a f f e e d u r c h die Senkung der Kaffeesteuer ein. Bei Seifen pendelte die gegenläufige Umsatz-Preisbewegung etwas. A u c h bei Fisch verarbeitungsverfahren f a n d die Pendelbewegung statt 3 . 1953 u n d 1954 stiegen deren Umsätze u m etwa 2 0 % bis 30%, w ä h r e n d ihre Preise u m etwa 5 % bis 8 % sanken. Für die folgenden Jahre stellen w i r bis 1957 u m etwa 2 5 % sinkende Umsätze bei einer Preiserhöhung bis zu etwa 2 0 % fest. 1

Oder Warengruppen. Je Kopf der Arbeitnehmer. Siehe, a.a.O., Stat. Jahrb. f. d. Bundesrepublik. 1953: S. 258; 1957: S. 232, 467; 1958: S. 402. 2

3

112

Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung

A l l e diese Zahlen zeigen, daß die Umsatzwerte v o n Massengütern steigen, sobald ihre Preise sinken, d. h. sobald sie absichtlich gesenkt werden. Sie zeigen auch, daß die Umsätze sinken, w e n n die Preise erhöht werden. Dieser Vorgang beruht auf der Umkehrung der Wirkungsweise, die d e m Gesetz von Angebot und Nachfrage zugrundeliegt. Dieses Gesetz gilt, wenn die Absicht der Umsatzvermehrung i n der Form der Angebotserhöhung bei zunehmender Nachfrage der Preisbildung vorausgeht. Diese w i r d dann zur Preiserhöhung. Das Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage gilt ferner, w e n n die Absicht der Umsatzverminderung i n der Form der Angebotssenkung bei abnehmender Nachfrage der Preisbildung vorauseilt. Diese w i r d dann zur Preissenkung. Bei den Vorgängen der a k t i v e n Preissenkung oder Preiserhöhung bildet sich aber entgegen den W i r k u n g e n des Gesetzes v o n Angebot u n d Nachfrage eine Umsatz-Preisschere . Diese schließt sich m i t steigenden Preisen u n d sinkenden Umsätzen (Angeboten), während sie sich m i t sinkenden Preisen u n d steigenden Umsätzen öffnet. Der Unterschied der Statischen Preisrechnung, die a u f der A n w e n d u n g des Gesetzes v o n Angebot u n d Nachfrage beruht, u n d der Dynamischen Preisrechnung, die sich auf seine U m k e h r u n g gründet, ist einfach: Die Statische Preisrechnung geht von der scherenlosen Umsatzfestlegung aus, die Dynamische Preisrechnung dagegen von der Aktivierung des Preisflügels der Umsatz-Preisschere. Rapide Umsatzerhöhungen i n f o l g e von N o minaleinkommen-Erhöhungen u n d entsprechenden Nachfragesteigerungen führen deshalb zu Preiserhöhungen, w e n n sie nicht durch die dynamische Überlegung entstanden. D i e Sättigung der Nachfrage 4 w i r d i n diesem Prozeß des Kaufkraftmechanismus — so langfristig er auch verlaufen mag - einmal erreicht. D i e Sättigung tritt ein, sobald die Erhöhung der N o m i n a l e i n k o m m e n die Preiserhöhungen nicht mehr überflügelt. D a n n sinken die Realeinkommen u n d die allgemeine Umsatzverminderung, die Depression beginnt. Diese läßt sich nur durch den frühzeitigen Einsatz der Dynamischen Preisrechnung verhindern, den man am leichtesten d u r c h f ü h r e n kann, w e n n dann noch neue Rationalisierungs-Möglichkeiten, vorbereitete Rationalisierungs-Reserven zur Verfügung stehen. Rapide allgemeine Umsatzerhöhungen einer Volkswirtschaft bringen gew ö h n l i c h vorausschauende Preissenkungen i n den Betrieben zum Stillstand. Andererseits w i r k e n aktive Preissenkungen i n weiteren Umsatzvermehrungen mehrere Jahre lang nach. Eigentlich genügte der rationale Nachweis der W i r k u n g e n der D y n a m i schen Preisrechnung, w e i l deren Rechenverfahren selbst i h n erbringt. Bei den gegenüber jeder Neuerung u n d allem Ungewohnten bestehenden Be4

Keineswegs die Sättigung des Bedarfs!

Bedenken gegen die Dynamische Preisrechnung

113

denken ist es aber wertvoll, ihre W i r k u n g auch empirisch bestätigt zu finden. Außerdem legt es der Nachweis der bisherigen Seltenheit der A n w e n dung des dynamischen Rechnungsprinzips nahe, an eine allzuschnell vergessene Tatsache zu erinnern: Mehrgewinne, die unter häufigen allgemeinen Preiserhöhungen entstehen, sind auch bei laufenden Umsatzvermehrungen wegen ihrer allgemeinen Verbreitung u n d kostenrechnerischen A b wälzung 5 anteilig bloße Scheingewinne 6. I m Gegensatz zu der sehr relativen Gewinnerhöhung durch Preiserhöhungen, die immer zu Lasten anderer Unternehmungen u n d letzthin der Konsumenten geht, führen d i e Preissenkungen durch zusätzliche Umsatzvermehrungen absolute tatsächliche Gewinnerhöhungen herbei. Diese steigenden Gewinne werden bei einer zunehmenden Einführung der Dynamischen Preisrechnung außerdem wertbeständig sein. Sie werden sogar i m Werte zunehmen. 2. Bedenken gegen die Dynamische Preisrechnung ,, W i r können doch nicht dauernd bei sinkenden Preisen mehr verdienen ! ' ' So u n d ähnlich lautet einer der Einwände der Uneinsichtigen, welche die Notwendigkeit der industriewirtschaftlichen K o o r d i n a t i o n nicht verstehen, die allein v o n der Preisrechnung ausgehen kann. Allerdings w i r d jener E i n w a n d häufig gegenüber der Forderung einer Preissenkung erhoben, die sich n i c h t auf ein rechnerisches Verfahren als Maßstab stützen konnte. Bisher ergriff viele Unternehmer bei Preissenkungs-Erwägungen n i c h t nur i n Depressionszeiten, i n denen sie sich nicht umgehen lassen, sondern auch unter normalen Konjunkturverhältnissen eine beklemmende Angst. Soweit geht der unternehmerische Wagemut gew ö h n l i c h nicht, unter relativ normalen Umsatzverhältnissen, bei einer starken Nachfrage zwecks ihrer langfristigen Erhaltung zu Preissenkungen überzugehen. A u c h w e n n diese durch Kostensenkungen z.B. infolge von Rationalisierungen notwendig sind, verschließt er sich ihnen meist. W a r u m w i r d denn rationalisiert, w e n n dies i m Augenblick zur Umsatzvermehrung nicht erforderlich ist? Zur bloßen kurzfristigen Gewinnerhöhung! Das ist eben der verhängnisvollste aller betriebswirtschaftlichen Fehler. D i e verschiedenen A r t e n der Gewinnerhöhung: durch Preiserhöhungen oder durch Preissenkungen werden ebenso w i e die verschiedenen A r t e n der Preissenkung: durch Umsatzverminderungen oder f ü r Umsatzvermehrungen gleichgesetzt. Ihre Grundlagen u n d Zeitpunkte werden dabei nicht beachtet. A u f den zitierten E i n w a n d müssen w i r also erwidern: ,,Doch könnt I h r das! I h r könnt sehr w o h l bei dauernd sinkenden Preisen mehr verdienen, w e n n I h r Eure Preise f r e i w i l l i g u n d rechtzeitig senkt, 5

Durch die primäre Preiserhöhung zur sekundären Kosten- und Preiserhöhung. Vergleiche dazu Walb, Ernst: Das Problem der Scheingewinne (Freiburg i. Br., 1921). 6

8

Blottner, Die Dynamische Preierechnung

114

Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung

sobald das bei den einschlägigen A r t i k e l n möglich w i r d . D a n n sollt I h r auch nicht einen M o n a t damit w a r t e n ! " Allerdings kann kein Unternehmer bei sinkenden Preisen mehr verdienen, wenn diese ohne sein planmäßiges Zutun, durch die Verschlechterung der Marktverhältnisse, also durch die abnehmende Nachfrage sinken. N u r durch Kostensenkungen, die der Unternehmer selbst zur anteiligen Preissenkung nutzt, k a n n er seinen G e w i n n erhöhen. Dieses Verfahren ist sogar das einzige M i t t e l zur dauernden Erhaltung u n d langfristigen Erhöhung aller Gewinne. Seine A n w e n d u n g öffnet einen breiten W e g zu ihnen. Mögen die nach ihren A r t i k e l n dafür geeigneten Wirtschaftsbetriebe die Statische Preisrechnung anwenden! W i c h t i g ist nur, daß dieses Verfahren der Preisrechnung nicht das einzige u n d wichtigste darstellt. W e r t v o l l ist, daß allein die Dynamische Preisrechnung die neuzeitlichen Industrieumsätze durchgreifend fördern u n d dadurch das gesamte industriealisierte Wirtschaftsleben befruchten kann. Entscheidend ist, daß sie zur führenden, maßgebenden A r t der industriellen Preisrechnung w i r d . N o t w e n d i g ist, daß die betriebliche Preisgestaltung, die bisher i n den meisten W i r t schaftsbetrieben 7 irreal u n d gesamtwirtschaftlich planlos w i r k t , realistisch u n d p l a n v o l l w i r d . Das k a n n sie nur durch die Dynamische Preisrechnung werden. N o c h einem weiteren E i n w a n d gegen die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung muß entgegengetreten werden: „ W e n n i c h meine Preise senke, so k a n n die Kaufkräftevermehrung der Nachfragenden nicht nur mir, sondern auch meinen Konkurrenten zufließen. Sie kann sogar anderen Branchen zugutekommen!" Diese Erwägung bringt ein an sich fortschrittswilliger Unternehmer gegen die Einführung der Dynamischen Preisrechnung i n seinem Betriebe vor. Es sind aber alle Branchen - nach dem Grade ihrer Eignung u n d wahrscheinlich auch die Wettbewerber an der Einführung der D y n a m i schen Preisrechnung beteiligt. V i e l l e i c h t nutzen sie diese schon länger i n improvisierter Form. W e n n die Wettbewerber aber darin noch rückständig sind, u m so besser f ü r den sie zuerst einführenden Betrieb. Der fortschrittlichste Betrieb hat dann wenigstens einen gewissen Vorsprung. N u r die an der erweiterten Einführung der Dynamischen Preisrechnung auf ihrem Wirkungsgebiet Beteiligten stehen i m Wettbewerb der f ü r jeden von ihnen vorteilhaften niedrigen Preise. D i e Nachfrageerhöhung durch die dynamische Preissenkung verteilt sich deshalb nach den Beteiligungsbetrieben auf diejenigen Kostenträger, deren Preise diese Betriebe senkten. Sie dürfte 7

Der meisten Wirtschaftszweige, besonders in Europa.

Bedenken gegen die Dynamische Preisrechnung

115

sich nach dem Gesetz der großen Z a h l 8 auch annähernd gleichmäßig auf sie verteilen. Ein besonderer, aber recht oberflächlicher E i n w a n d besteht darin, daß bei zahlreichen Massenartikeln eine wesentliche Umsatzvermehrung nicht stattfinden kann, w e i l jeder Verbraucher angeblich nur ein Stück des betreffenden A r t i k e l s oder bestenfalls eine sehr kleine A n z a h l von i h m benötigt. A l s Beispiele f ü r diesen E i n w a n d können auch viele Haushaltsmaschinen u n d Haushaltsgeräte angeführt werden: u. a. Kühlschränke, Staubsauger u n d sonstige Elektrogeräte. A u c h dieser Einwand ist aber abwegig. Die Preissenkung f ü h r t vielmehr zur Heranziehung neuer, n o m i n a l w e n i ger kaufkräftiger Verbraucherschichten. Sie stärkt deren K a u f k r a f t real, übrigens ist diese M ö g l i c h k e i t den Praktikern hinreichend vertraut. A n dernfalls w ü r d e sich auch eine aktive Werbung f ü r die einschlägigen A r t i k e l v ö l l i g erübrigen. Es handelt sich also bei dem Z i e l der Preissenkung vorrangig nicht u m die Beschaffung eines zweiten Kühlschrankes, Staubsaugers u n d sonstigen Elektrogeräts durch dieselben Verbraucher, sondern u m die Erfassung neuer Verbraucher, die i m m e r irgendwo bereitstehen. Außerdem gibt es verschiedene Sorten: Abarten u n d Qualitäten der meisten derartigen Waren, so daß Preissenkungen ihrer spezifischen M o d e l l e sehr w o h l auch zu zusätzlichen oder Ersatzbeschaffungen durch alte Verbraucher f ü h r e n können. Ferner w i r d noch folgender E i n w a n d gegen die mittels der Dynamischen Preisrechnung eintretende W i r k s a m k e i t der allgemeinen Umsatzvermehrung, besonders derjenigen der Massengüter vorgebracht: Es mag zutreffen, daß der Einzelbetrieb, der Massengüter herstellt, die bewiesene U m satzvermehrung erzielt. Größere Teile der Industrie, besonders der m i t der Investitionsgütererzeugung befaßten Betriebe stellen jedoch A r t i k e l der Einzelfertigung u n d Kleinserienfertigung her. Der nach der allgemeinen Einführung der Dynamischen Preisrechnung u n d der Umsatzvermehrung der Massengüter zustandekommende K o n j u n k t u r a u f s c h w u n g w i r d jedoch schnell zu einer allgemeinen Investitionswelle führen. D u r c h diese werden aber die Preise jedes unter statischen Bedingungen gefertigten, der Statischen Preisrechnung, dem Gesetz v o n Angehot u n d Nachfrage unterliegenden A r t i k e l s schnell erhöht. Diese Preiserhöhungen w i r k e n sich dann durch erhöhte Beschaffungskosten u n d Abschreibungen auf die Kostenlagc der Gesamtwirtschaft aus. Sie setzen eine allgemeine sekundäre Kostenerhöhung f ü r die zusätzlichen Produktionskapazitäten i n Bewegung. Gegen diesen E i n w a n d ist zu erwidern, daß vorübergehende Preiserhöhungen i m Bereich der Einzel- u n d Kleinserienfertigung durch den dynamisch ausgelösten Daueraufschwung w o h l eintreten können. Andererseits w i r k t die allgemeine sekundäre Kosten- u n d Preissenkung den beschränk8 Theorem von Bernoulli , Prinzip der relativen Häufigkeit und Wahrscheinlichkeitslehre.

8*

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Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung

ten Preisauftrieben wettbewerbsweise entgegen. Sie kann die aufgrund der erhöhten Nachfrage nach den Gütern der Kleinmengenfertigung auftretenden Preiserhöhungen auch überkompensieren. Entscheidend dürfte jedoch das durch die Dynamische Preisrechnung: den zunehmenden K o n sum u n d Verbrauch industrieeller Versorgungsgüter zu erwartende W a c h sen der K a p i t a l b i l d u n g sein. Dieses drängt zu rechtzeitigen, umfassenden Kapazitätserweiterungen, also zu Neuinvestitionen u n d InvestitionsgüterAufträgen. N i c h t nur alle Investitionsgüter-Nachfragen, auch alle Investitionsgüter-Angebote nehmen zu. Außerdem legt die dann vorauszusehende dauernde Zunahme des I n vestitionsmittelbedarfs den Übergang der einschlägigen Produktionsbetriebe zu einer verbilligenden Großserienfertigung weiterer Investitionsgüter nahe 9 . Diese k a n n ihrer relativen Knappheit gegenüber der zunehmenden Nachfrage vorbeugen. Die, Großserienfertigung ermöglicht zugleich die beschränkte A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung, die eben i m Zuge ihrer v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Entfaltung den gesamten Güterkreisl a u f verwandelt. A u c h kämen die teilweisen Preiserhöhungen der K l e i n mengengüter i m Rahmen des allgemein steigenden u n d hohen Umsatzstandes der Massengüter zustande. Sie w ü r d e n also die dynamisch rechnende Mehrzahl der Industriebetriebe ebensowenig treffen w i e die Konsumenten. M i t h i n besteht keine Gefahr, daß auch die Massengüterherstellung wieder v o n einer Preiserhöhungswelle erfaßt werden könnte, wenn ihre Betriebe einmal zur systematischen Preissenkung übergegangen sind. Diese Betriebe w i r k e n m i t der Vollbeschäftigung u n d Ausweitung ihrer Produktionskapazitäten u n d weiteren Rationalisierungen durch die D y n a mische Preisrechnung jeder Preiserhöhung entgegen. Schließlich k a n n noch eingewendet werden, daß jede nennenswerte Erhöhung der Kaufkräfte, wenigstens bei vielen Konsumenten, die schon über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen, zur Vermehrung der Sparrücklagen anregt. Daraus könnte weiter geschlußfolgert werden, daß die Kaufkrafterhöhung durch die dynamische Preissenkung also den preissenkenden Betrieben nicht wieder i n einer Umsatzvermehrung zufließt. Diese radikale Schlußfolgerung ist falsch. D i e Konsumenten u n d die wirtschaftsbetrieblichen Verbraucher sind vielschichtig i n ihrer Einkommenshöhe u n d Bedarfsdeckung gegliedert. D a r a u f aber k o m m t es f ü r die Umsatzvermehrung an. A l l e r d i n g s fließt e i n T e i l der erhöhten K a u f k r a f t - aus welchen Q u e l l e n diese auch gespeist w i r d , - fast immer dem i n d i v i d u e l l e n Sparkapital der Konsumenten zu. Ein angemessener, größerer T e i l der erhöhten K a u f k r ä f t e w i r k t jedoch zugunsten der Umsatzvermehrung der sie verursachenden Betriebe. Dieser A n t e i l genügt auch bei einer 9

Höherstufung der Fertigungsverfahren.

Bedenken gegen die Dynamische Preisrechnung

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vollen Verwendung einer Kostensenkung f ü r die Preissenkung zur anteiligen Gewinnerhöhung durch die anziehenden Umsätze 1 0 . Außerdem w i r k t das erhöhte Sparkapital zugleich als Sparfonds f ü r unzählige unvorhergesehene oder nur langfristig planbare Konsumenten-Ausgaben. Es w i r k t sich also festigend, ausgleichend auf die Beschaffung von Waren jeglicher A r t : zugunsten der allgemeinen Umsatzvermehrung aus. A u c h die Vermehrung des konsumtiven flüssigen Vermögens trägt also laufend zur Zunahme des konsumtiven Sachvermögens aller Bevölkerungsschichten bei. Sie fördert also auch die laufende Umsatzvermehrung aller Konsumgüter herstellenden Wirtschaftsbetriebe. N a c h der Theorie v o n John M a y n a r d Keynes können die Sparneigung u n d die Bildung v o n Sparkapital überdies durch Diskontsenkungen gedrosselt werden, während sie durch Diskonterhöhungen eine Förderung erfahren. Der Hervorhebung dieser W i r k u n g e n liegt eine abstrahierende Betrachtung 1 1 der Marktvorgänge zugrunde. D e n Forderungen der D y n a m i schen Preisrechnung entspricht n u r die Diskontsenkung als weiterer Beitrag zur sekundären Kostensenkung, Preissenkung u n d allgemeinen Erhöhung der Kaufkräfte der Konsumenten u n d Investoren! M i t der allgemeinen Zunahme der K a u f k r ä f t e n i m m t auch die M ö g l i c h keit des Sparens zu. A u f diese k o m m t es aber mehr an als a u f den Grad der ,,Sparneigung". I m Gegensatz zur Sparneigung an sich ist deren Grad keine allgemeine menschliche Eigenschaft. Er hängt v o n der absoluten Höhe der K a u f k r ä f t e ab 1 2 . Er n i m m t m i t deren Erhöhung zu u n d m i t ihrer Senkung ab. A u c h die Spartätigkeit d a r f also nicht nur oder vorrangig nach dem Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage auf dem Geld- u n d Kapitalmarkte betrachtet werden. Sie muß dynamisch-konkret beurteilt werden. Gegen alle Bedenken sei die Hauptaufgabe der Dynamischen Preisrechnung noch einmal klargestellt: M i t der Dynamischen Preisrechnung werden keineswegs niedrige Bilanzgewinne b e f ü r w o r t e t 1 3 . Sie soll u n d k a n n i m Gegenteil zu den höchsten, jemals i n der Geschichte der I n d u s t r i e w i r t schaft erzielten Geschäftsgewinnen führen. K o n t i n u i e r l i c h e Gewinnerhöhungen u n d dauerhafte Gewinne entstehen beim Umsatz v o n Massenerzeugnissen nicht durch Preiserhöhungen, sondern durch Preissenkungen. Die Dynamische Preisrechnung ist das Verfahren, m i t dem dieses Z i e l der beständigen Gewinnerhöhung ganz a l l m ä h l i c h erreicht werden kann, w e n n nur alle N o m i n a l e i n k o m m e n der Arbeitnehmer eine angemessene Höhe haben. D i e Dynamische Preisrechnung ist das Verfahren der umsatzbegründeten Gewinnerhöhung. 10

Siehe über diese Kapitel I I I , 5 Tabelle 1. Der isolierenden Abstraktion! Näher kann die umstrittene Theorie von Keynes hier nicht behandelt werden. 13 Sogar die kalkulatorischen Gewinnsätze können bei ihrer Anwendung etwas steigen, was übrigens kein Vorteil ist. 11 12

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Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung

Genug der Erwägungen! M a n wende die Dynamische Preisrechnung an! Der Versuch allein ist entscheidend. M a n nehme einen bedarfsmäßig aussichtsreichen Kostenträger, einen Massenartikel, dessen Umsatz zu stocken beginnt u n d verfahre nach den angegebenen Regeln 1 4 . 3. Dynamische Preisrechnung u n d Wettbewerbsfreiheit Konzerne b i l d e n sich i n erster Linie zur systematischen Kostensenkung, ohne daß diese durch die bloße Konzernbildung innerhalb aller Konzernbetriebe schon gesichert ist. Dagegen werden Umsatzkosten zwischen den einzelnen Konzernbetrieben 1 5 , ebenso w i e manche Bestandteile der Fertigungs-Gemeinkosten u n d progressive W i r k u n g e n der f i x e n Kosten durch die verstärkte zwischenbetriebliche Arbeitsteilung gespart. Für den U m satz auf dem äußeren M a r k t e treiben viele Konzerne, auch solche mit einem starken, dem Wettbewerb nur noch wenig unterliegenden Preiseinf l u ß oligopolistischer A r t eine Preispolitik m i t optimalem Umsatzziel. Eine derartige wirtschaftsbetriebliche Preispolitik unterliegt aber den Maßstäben einer Kosten- u n d Preisrechnung nach der A r t der Dynamischen Preisrechnung. I n dieser Richtung sind z. B. verschiedene chemische u n d pharmazeutische Großfirmen vorgegangen 1 6 . D i e meisten Kartelle stehen dagegen zunächst i m schärfsten Gegensatz zu allen Abarten der primären Preissenkung 1 7 , die der systematischen u n d zielbewußten Dynamischen Preisrechnung entsprechen. Kartellpreise sind statisch festgelegte, w i l l k ü r l i c h nach den Kosten der Erzeugnisse der i m Schutze u n d Schatten der Wettbewerbsausschaltung mitgeschleppten ,,Grenzbetriebe" festgesetzte Preise. Diese sichern allen leistungsfähigeren Betrieben u n d sogar den Konzernen, soweit sie Kartellmitglieder sind, einen zusätzlichen Differentialgewinn. D i e Kartellpreise verhindern aber die volle Entfaltung der Dynamischen Preisrechnung i n allen selbständigen Groß-, M i t t e l - u n d Kleinbetrieben. Sie hemmen die Umsätze der Kart e l l f i r m e n u n d über die sekundäre Kostenerhöhung u n d Preiserhöhung die Umsätze der Gesamtwirtschaft. Außer zum Schutze der ,,Grenzbetriebe" u n d damit zur Bildung von Differentialgewinnen der führenden Betriebe dienen Kartelle noch zur A b w e h r ungeregelter Preisunterbietungen. Genauer, m i t dem i n der Praxis mancher Betriebe ü b l i c h e n Schlagwort ausgedrückt: sie dienen zur Ausschaltung des „ r u i n ö s e n Wettbewerbs". Gegen diese Auffassung ist zu erwidern, daß der freie Wettbewerb nur f ü r Betriebe ruinös w i r k t , die un14

Im Kapitel I I I bis VII. Vertikaler Richtung. 16 Auch ihre starken Rabattpreise zugunsten der Konsumenten liegen in dieser Richtung. 17 Siehe dazu besonders: Der Wettbewerb als Mittel volkswirtschaftlicher Leistungssteigerung und Leistungsauslese (hrsg. von G. Schmölders, Berlin, 1942). 15

Dynamische Preisrechnung und

twrsfre

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fähig u n d deshalb nicht gewillt sind, ihre Kosten u n d ihre Preise ebenso wie ihre Wettbewerber rechtzeitig zu senken. Echte, einstweilen nicht ohne künstliche M i t t e l senkbare Kostendisparitäten treten dagegen nur auf dem W e l t m a r k t auf. Schließlich verhindern Kartelle auch die Entstehung v o n Verlustpreisen durch die progressive W i r k u n g der f i x e n Kosten i n ihren Mitgliedsbetrieben 1 8 . Sie schalten deren bei einem Beschäftigungsmangel der Betriebe eintretende progressive W i r k u n g zwar nicht aus. Sie beseitigen aber ihre preislichen Folgen durch die Sicherung von Überpreisen auf dem Markte. Gerade die preiserhöhenden Regelungen der Kartelle vermindern aber die Umsätze der Kartellbetriebe. Sie festigen jede Umsatzverminderung |und verschärfen sie zugunsten einer statischen Gewinnerzielung, die keineswegs o p t i m a l ist. D i e bisherigen preiserhöhenden Kartelleinflüsse bedeuten eine falsche Form der Anpassung der Preisbildung an die W i r k u n g der f i x e n Kosten: die Anpassung an deren progressive umsatzdrosselnde Richtung. Dagegen ist der freie Wettbewerb m i t der Nutzung der Dynamischen Preisrechnung bei allen einschlägigen Massenartikeln das M i t t e l der Anpassung an die W i r k u n g der f i x e n Kosten i n der degressiven, umsatzvermehrenden dynamischen Richtung. V o m statischen Waren-Uberangebot auf dem Markte, v o n der überspannten W i r k u n g des Gesetzes von Angebot n n d Nachfrage auf die Umsätze v o n Massengütern können die Kartelle ihre Mitgliedsbetriebe nur durch die Umstellung auf die Dynamische Preisrechnung befreien. D i e Dynamische Preisrechnung ist zwar nicht das einzige M i t t e l zur Umsatzvermehrung u n d damit auch zur Ausschaltung der Kostenprogressionen. Sie steht gegenwärtig - i m Zeichen des deutschen Wirtschaftswunders - i n der Bundesrepublik besonders i m potentiellen VerfahrensWettbewerb m i t den umsatzbelebenden W i r k u n g e n der Entstehung des gemeinsamen Marktes der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Dieser ideelle Wettbewerb ist aber nur ein scheinbarer. Er w i r k t nicht durchgehend f ü r jeden Produktionszweig u n d jeden Betrieb. Es ist gefährlich, sich a l l e i n den gegenwärtig u n d i n naher Z u k u n f t umsatzvermehrenden W i r k u n g e n der europäischen Integration u n d des Außenhandels anzuvertrauen, überdies ist die Dynamische Preisrechnung das einzige betrieb saut onome, nicht vom Markte her wirkende Mittel der betrieblichen Umsatzvermehrung. D i e vorausschauende Einstellung a u f sie ist f ü r viele Betriebe ein Gebot der Gewinnerhaltung, f ü r manche w o h l sogar ein Gebot der Selbsterhaltung. 18 über die große Bedeutung der fixen Kosten und die Kartellbildung zu ihrer Beseitigung siehe u. a.: Schwalenbach, bes., a.a.O., (Kostenrechnung) S. 477 ff. Die Zerstörung der freien Wirtschaft . . . und S. 497 ff.

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Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung 4. Dynamische Preisrechnung u n d Marktwirtschaftsreform

D i e Fehler des industriewirtschaftlichen Marktmechanismus, die i n den periodischen Umsatz- u n d Preisschwankungen sowie i n chronischen U m satzverminderungen u n d Preiserhöhungen bestehen, werden auf verschiedene Weise gedeutet. D i e Konjunkturforscher beachten die chronischen Mängel nicht u n d erklären die periodischen Umsatz- u n d Preisschwankungen als natürliche, gesetzmäßige Vorgänge. D i e Sozialisten w o l l e n i n ihrer Mehrzahl die M a r k t w i r t s c h a f t wegen jener Mängel, ebenfalls a u f der Grundlage eines v o n ihnen „ e n t d e c k t e n " Gesetzes, eines angeblichen geschichtlichen Entwicklungsgesetzes überall durch die zentrale staatliche Verwaltungswirtschaft ersetzen. Sie führten diesen leichtsinnigen Prozeß der künstlichen konstruktiven Umgestaltung des v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Kreislaufs, w o sie die M a c h t dazu haben, gewaltsam durch. D i e Fehler des industriewirtschaftlichen Marktmechanismus liegen jedoch vorwiegend i n der industriewidrigen, verallgemeinerten A r t der Statischen Preisrechnung der Wirtschaftsbetriebe sowie i n der Herrschaft der Kartellpreise. D i e an den falschen Gegenständen angewandte Statische Preisrechnung ist m i t ihrem Preisauftrieb die Ursache der gesamten i n d u striewirtschaftlichen Disordination: der Auftragsrückgänge u n d Umsatzverminderungen, der Arbeitslosigkeit u n d aller anderen sämtlich miteinander zusammenhängenden wirtschaftlichen Kreislaufstörungen. D i e meisten Anhänger u n d sehr viele Gegner des Sozialismus gleichen sich darin, daß sie die koordinierende Reform der Gesamtwirtschaft v o m Staate, von der Volkswirtschaft her erreichen wollen. Sie w o l l e n das Pferd von h i n t e n aufzäumen. Tatsächlich kann die Marktwirtschaftsreform grundlegend nur i n der Preisrechnung erfolgen, durch deren falsche A n wendung auch die marktwirtschaftlichen Kreislaufmängel entstehen. Ein aktiver Produktionswille schafft neue zusätzliche Nachfrage, die durch Preissenkungen, d. h. d i e Stärkung der K a u f k r ä f t e 'für Massengüter geweckt wird. Dieser Vorgang kann u n d darf nicht zentral, staatlich organisiert werden. Ein kleiner Kreis v o n Großunternehmern, eine Schar mittlerer Unternehmer, die sich aus Einsicht u n d nach dem Erwerb einiger Erfahrungen f ü r die Dynamische Preisrechnung entscheiden, können die gesamte Volkswirtschaft tiefgreifend u n d dauerhaft wandeln. D i e anderen Unternehmer kommen dann v o n selbst. Ernst Walb stellte i n seinem bekannten B i l a n z w e r k 1 9 die Unterscheidung zwischen dem reinen Unternehmungsgewinn u n d dem reinen Betriebsgewinn heraus, der auch i n der kalkulatorischen Bilanz zur Geltung gelangt. W a l b analysierte die güterwirtschaftliche Orientierung, d i e dem reinen Betriebsgewinn entspricht, während die geldwirtschaftliche Orien19 Walb, Ernst: Finanzwirtschaftliche Bilanz (2. Aufl., Duisburg, 1946/47), bes. Teil I I , B. Der reine Betriebsgewinn.

Dynamische Preisrechnung und Marktwirtschaftsreform

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tierung den reinen Unternehmungsgewinn kennzeichnet. Der reine Betriebsgewinn u n d seine güterwirtschaftliche Orientierung begründen auch die dynamische Festlegung maßvoller Gewinnsätze. Diese erhöhen durch die Ausweitung des industriewirtschaftlichen Güterkreislaufs die geldw i r t s c h a f t l i c h orientierten Bilanzgewinne 2 0 . Der reine Betriebsgewinn f i n det sein stärkstes Förderungsmittel i n der Dynamischen Preisrechnung. Ob die Dynamische Preisrechnung ein geeigneter Gegenstand ist, u m sie mittels verpflichtender k o l l e k t i v e r Abreden durchzuführen, mag dahingestellt bleiben. Ihre vertragliche A n w e n d u n g d ü r f t e sich nicht i n allen Wirtschaftszweigen f ü r alle Betriebe u n d W a r e n auf einheitliche Formeln bringen lassen. Kartelle können die Dynamische Preisrechnung w o h l auch ohne neue Abreden, aber andererseits n u r durch den Verzicht auf die meisten bestehenden preisrechnerischen Abreden u n d Tarifpreise fördern. Sie werden die Dynamische Preisrechnung fördern müssen u n d gezwungen sein, ihre m i t den höchsten Kosten w i r k e n d e n ,,Grenzbetriebe" endl i c h ganz dem heilsamen Zwang der Rationalisierung auszuliefern. D i e Mängel der industriellen M a r k t w i r t s c h a f t : die Schwankungen des Beschäftigungsgrades der Wirtschaftsbetriebe u n d ihre zahlreichen Folgen beruhen nicht auf dem Marktmechanismus an sich, sondern auf seiner fehlerhaften Benutzung. Sie k o m m e n durch die verallgemeinerte A n w e n dung der Statischen Preisrechnung zustande. D a r a u f wurde schon mehrfach hingewiesen. D i e Marktpreise w i r k e n zwar als Knappheitsanzeiger 2 1 für die Angebotsseite des Marktes. Sie b i l d e n sich aber nach der tatsächlichen kaufkräftigen Nachfrage, nicht nach dem unbefriedigten Bedarf. Sie sind die Knappheitsanzeiger des volkswirtschaftlichen Gesamtangebots gegenüber der Gesamtnachfrage f ü r jede einzelne Ware u n d Gruppe von Waren, die einander vertreten können. A l s derartige Knappheitsanzeiger haben die Marktpreise nach dem Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage schon i n den marktgebundenen Formen der Handwerkswirtschaft aller Zeiten vor der Industriewirtschaft gewirkt. D i e industriewirtschaftlichen Marktpreise kommen zustande unter Benutzung der zahlreichen M i t t e l der Marktorganisation, die den Marktmechanismus i n Tätigkeit setzen: besonders d u r c h die Firmenvertreter, die Auftragsstatistik samt der Ermittlung des Auftragsbestands, die Verfahren der M a r k t f o r s c h u n g 2 2 . W i c h t i g e r als die volkswirtschaftliche A r t der Entstehung der Marktpreise ist jedoch das Zustandekommen der sie begründenden Angebotspreise, also die A r t der Preisrechnung. W i e weit das Gc20

Der „Finanzwirtschaftlichen Bilanz"! Siehe bes. Eucken, Walter: Grundlagen der Nationalökonomie (6. Aufl., Berlin - Göttingen - Heidelberg, 1950) u.a. S. 214. 22 Siehe u. a. Meyer, Paul W.: Marktforschung. Ihre Möglichkeiten und Grenzen (Düsseldorf, 1957). Ferner Schäfer, Erich: Betriebswirtschaftliche Marktforschung (Essen, 1955). 21

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Tatsächliche Wirkungen der dynamischen Preissenkung

setz v o n Angebot u n d Nachfrage bei der fortschreitenden Einführung der Dynamischen Preisrechnung f ü r industrielle A r t i k e l der Kleinmengenfertigung noch wirksam w i r d , kann hier o f f e n bleiben 2 3 . Entscheidend ist dagegen, daß die Dynamische Preisrechnung die Knapplieitsermittlung f ü r jede Ware aus dem Vergleich / o n Angeboten u n d mehr oder minder begrenzten Nachfragen i n den Vergleich von Produktionskapazitäten u n d den weit größeren Bedarfsmengen verlagert. Die Angebotspreise erhalten damit als sinkende Preise das Übergewicht auf dem Markte. Sie können langfristig selbst Marktpreise werden. A u f diese Weise w i r d der Marktmechanismus umsatzerhöhend, d. h. dynamisch genutzt. D a r a u f kommt es aber a l l e i n an. Das ist das beste M i t t e l einer durchgreifenden betriebsautonomen Marktwirtschaftsreform. Die Dynamische Preisrechnung muß als das antimonopolistische Mittel im eigentlichen Sinne gelten. Sie kann zum mindesten das wirksamste antimonopolistische M i t t e l werden, bei dessen A n w e n d u n g alle Fehler vermieden werden, die weitgehenden Gesetzen zur Regulierung der Kartellu n d Konzerntätigkeit trotz ihrer Notwendigkeit leicht anhaften. Es ist allerdings erforderlich, daß gerade die U r p r o d u k t i o n möglichst geschlossen zur Dynamischen Preisrechnung übergeht, die ihren Betrieben weit höhere Vorteile bringen w i r d als hohe Kartellpreise. Diese w ü r d e n v o n der U r p r o d u k t i o n aus die Dynamische Preisrechnung aller weiterverarbeitenden Betriebe zwar nicht verhindern. Sie könnten sie aber stören, besonders i n den entscheidenden Zeitpunkten, i n denen eine Kostensenkung zur Preissenkung verwertet werden soll. N a c h Galbraith ist die „ C o u n t e r v a i l i n g P o w e r " das Gegenprinzip zum freien Wettbewerb 2 4 . D i e Verständigung zwischen den A n b i e t e r n u n d den Verbrauchern - die beide unter sich kartelliert sind - t r i t t an d i e Stelle des Wettbewerbs unter den Anbietern u n d unter den nachfragenden Verbrauchern. D i e W i r k u n g des Countervailing Prinzips bezieht sich ebenso wie die des Unternehmungs-Wettbewerbs auf die Preisgestaltung. D i e D y namische Preisrechnung gilt sowohl i m Bereich des freien Wettbewerbs wie i m Bereich des Countervailings der Verbände. Sie ersetzt den Preisk a m p f des freien Wettbewerbs auf dem M a r k t e ebenso w i e den Preisk a m p f zwischen den Verkaufs-Monopolverbänden m i t den Einkaufs-Monopolverbänden 2 5 . Bei einem wachsenden Verständnis weitester Wirtschaftskreise f ü r die Dynamische Preisrechnung, bei deren unablässiger Entschlossenheit, sie 23

Problem der Verfahrensgrenzen ihrer Anwendung. Galbraith, John Kenneth: American Capitalism. The Concept of Countervailing Power (Revised Ed., Boston, 1952, 1956), bes. Kapitel IX The Theory of Countervailing Power, Definition auf S. 111. „Countervailing Power" läßt sich etwa mit Ausgleichs-Macht übersetzen. 25 Sowie oligopolistischen. 24

Dynamische Preisrechnung und Marktwirtschaftsreform

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durchzuführen, können sich sogar die Träger der privaten Monopole, die Monopolverbände zunehmend f ü r sie entscheiden. Die Dynamische Preisrechnung richtet sich, ihrem Wesen gemäß gegen kollektive Preisbindungen jeder Art, ob diese nun von Verbänden oder vom Staate stammen. Sie richtet sich gegen Kartellpreise, statische Trustpreise, Stoppreise, Mindestpreise, Höchstpreise usw. Allerdings rechtfertigt sich die Beseitigung noch bestehender preislicher Schutzmaßnahmen zugunsten irgendwelcher W i r t schaftszweige oder Konsumenten nur, soweit die Dynamische Preisrechnung ihre natürlichen Produktions-Voraussetzungen vorfindet. Z u diesen gehört vor allem die M ö g l i c h k e i t der Massenauflage einer Ware «oder Dienstleistung, u m die es sich i n der Mehrzahl der Regelungsfälle auch handelt.

I X . Volkswirtschaftliche Koordination durch die Dynamische Preisrechnung 1. D i e allgemeine Kaufkrafterhöhung durch die Dynamische Preisrechnung D i e i n der Kostenrechnung aller Wirtschaftsbetriebe enthaltenen Löhne u n d Gehälter ihrer Arbeitnehmer stellen gemeinsam m i t den ebenfalls i n dieser Kostenrechnung sowie i n der Preisrechnung 1 enthaltenen Steuern 2 den H a u p t t e i l der Konsumenten-Kaufkräfte aller Volkswirtschaften her. Senkungen von Konsumgüter-Preisen, die i n engem Zusammenhange m i t den Senkungen der Preise »aller anderen Massengüter stehen, erhöhen diese Kaufkräfte. Solche bisher seltenen Preissenkungen r u f t die planmäßige A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung hervor. Sie erhöhen die Beschäftigung der Konsumgüterindustrie u n d der U r p r o d u k t i o n . Sie stärken zugleich die K a u f k r ä f t e der Unternehmer, der übrigen triebsbesitzer 3 u n d der nicht i n den Betrieben aktiven Kapitalgeber Investitionen. Sie stärken die K a u f k r ä f t e der ö f f e n t l i c h e n H a n d f ü r erweiterte D u r c h f ü h r u n g notwendiger Kulturaufgaben, besonders f ü r m i t diesen verbundenen Investitionen. D i e Preissenkungen erhöhen auch die Beschäftigung der Investitionsgüterindustrie.

Befür die die also

T a r i f l i c h e Lohn- u n d Gehaltserhöhungen dienen als M i t t e l zur Schaffung der K a u f k r ä f t e f ü r den Ausgleich v o n Preiserhöhungen der Konsumgüter. Sie werden auch als allgemeines M i t t e l zur Nutzung von Kostensenkungen der Betriebe f ü r die Stärkung der A r b e i t n e h m e r - K a u f k r ä f t e als der maßgebenden Konsumenten-Kaufkräfte benutzt. Für einen Ausgleichszweck innerhalb des Kostenbereichs s i n d Lohn- u n d Gehaltserhöhungen jedoch wenig geeignet. D i e Kostensenkungen erfolgen i n den einzelnen Betrieben verschiedener Wirtschaftszweige selten gleichzeitig. Für die einen Betriebe kommen deshalb die Erhöhungen der t a r i f l i c h e n A r b e i t nehmer-Einkommen zu spät, f ü r die anderen zu früh. H i e r liegt eine besonders starke Quelle von Preiserhöhungen, vorzugsweise i n Rationalisierungszeiten. Es ist die berüchtigte Preis-Lohn-Preisschraube. I m m e r h i n hat diese sachliche Gründe. Andererseits ist es notwendig, Kostensenkungen nicht versickern zu lassen. Ebenso ist es notwendig, Preiserhöhungen durch die schematisierten, nicht betrieblich individualisierbaren Lohn- u n d 1

Umsatzsteuer im Gewinn. Diese dienen vorwiegend der Besoldung der öffentlichen Beamten und Angestellten. 3 Der Landwirte, Handwerker, Händler usw. 2

Kaufkräfteverteilung durch die Dynamische Preisrechnung

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Gehaltserhöhungen zu vermeiden. D i e Kostensenkungen müssen also .durch die Preissenkungen weitergegeben werden. So werden Preiserhöhungen p n d Reallohnsenkungen vermieden u n d allgemeine Reallohnerhöhungen eingeleitet 4 . Das ist nur durch die A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung bei jeder A r t v o n Massenproduktion möglich. Obgleich Kostensenkungen durch die Dynamische Preisrechnung grundsätzlich nicht durch irgendwelche Kostenerhöhungen gestört werden sollen, u m sich f ü r die Preissenkung u n d Gewinnerhöhung nutzen zu lassen, sind zur passenden Zeit auch einzelne Erhöhungen der N o m i n a l l ö h n e u n d -gehälter erforderlich. Sie müssen dazu dienen, Ungleichheiten i m Stande der Arbeitseinkommen, soweit sie nicht durch die sachlichen I n d i v i d u a l leistungen u n d die Besoldungsstufen gerechtfertigt sind 5 , einzuebnen. I m übrigen liegt die Aufgabe der Stärkung der Arbeitnehmer-Kaufkräfte i n der Hebung ihrer Realeinkommen durch die Preissenkungen. D i e Umsätze an Konsumentenwaren sind so hoch w i e das durch die Preisrechnung f ü r die geschaffene Kaufkräfte-Volumen. Eine andere Quelle gibt es f ü r die Konsumenten-Kaufkräfte nicht. N u r die Dynamische Preisrechnung k a n n diese Quelle o p t i m a l erschließen. D i e gesicherten Umsätze an Konsumgütern b i l d e n zugleich die feste Grundlage der zunehmenden Bildung neuen Geld- u n d Sachkapitals, i n der Erweiterung aller Produktions-, Handels- u n d Verkehrs-Kapazitäten. D i e Dynamische Preisrechnung erlaubt es, mehr K a p i t a l zu b i l d e n als die Statische Preisrechnung. A u s den vermehrten Gewinnen der höheren Warenumsätze ist das leichter möglich. Sie fördert dadurch außerdem die Kapitalexporte. Sie stärkt deren Finanzierungsquellen. D i e seit Jahrzehnten allen anderen Industrieländern überlegenen u n d ständig zunehmenden Kapitalexporte der U S A stützen sich auf außergew ö h n l i c h hohe, ebenfalls überlegene Binnenumsätze u n d Inlandsinvestitionen, besonders auf diejenigen des Konsumgütersektors ihrer V o l k s w i r t schaft. D i e wirksame Beziehung zwischen höherer Lebenshaltung der I n landsbevölkerung u n d hohen Kapitalexporten läßt sich aber n u r durch die Dynamische Preisrechnung, d. h. über i n Preissenkungen umgewandelte Kostensenkungen erreichen. A u c h ohne ausdrückliche Erklärungen u n d ohne eine theoretische Herleitung wurde die Dynamische Preisrechnung intuitiv-empirisch seit Jahrzehnten i n den U S A i n wachsendem Umfange 4 Wenn viele Gewerkschaften bisher auch eine geringe Neigung zu Reallohnerhöhungen über die Preise, d. h. also durch Preissenkungen zeigen, so dürften sie sich bei einer beginnenden Durchsetzung der Dynamischen Preisrechnung schnell auf die unmittelbare reale Ausdehnung der Lebenshaltung der Konsumenten umstellen, vielleicht sogar als aktiv helfende Sozialpartner. Diese Umstellung läge im Sinne des schon erwähnten Countervailing-Prinzips von Galbraith. Siehe dazu auch Röpke, Wilhelm: Jenseits von Angebot und Nachfrage, a.a.O., S. 193. 5 Sie beruhen auf früheren Tarifkämpfen.

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Wirtschaftskoordination durch die Dynamische Preisrechnung

angewandt. Dies läßt sich aus einzelnen H i n w e i s e n 6 auf die Förderung der Konsumenten u n d vielen Veröffentlichungen über die Umsatzhebung durch Preissenkungen ebenso w i e aus der hohen Lebenshaltung i n der nordamerikanischen Volkswirtschaft entnehmen 7 . A u c h i n vielen Industriebetrieben der übrigen Industrieländer, besonders i n Betrieben m i t Monofertigung u n d Divisionskalkulation, w i r d mehr oder minder systematisch oder improvisiert - allerdings ohne die hier gebrauchte Bezeichnung, die Dynamische Preisrechnung schon angewandt. A u c h darauf w u r d e schon hingewiesen. W i e weit Kartellpreise i h r e regelmäßige, erweiterte A n w e n d u n g hindern, kann hier nicht untersucht werden. Gelegentliche regelwidrige Preissenkungen i n Aufschwungszeiten scheinen jedoch auf ihre kartellmäßig schematisierte A n w e n d u n g hinzudeuten. Auch, i n Betrieben m i t gemischter Fertigung w i r d die Dynamische Preisrechnung zuweilen angewendet, sogar wenn es sich u m gängige A r tikel handelt. Das dabei verfolgte Ziel, irgendwelche Wettbewerber auszustechen, entspricht dem Sinne u n d der weitergehenden W i r k u n g der betreffenden Preissenkung allerdings nicht. Derartige Maßnahmen sind jedem langjährigen Kostenrechnungs-Praktiker bekannt. I n solchen Fällen w i r d also das vielgerühmte Gesetz v o n Angebot u n d Nachfrage nicht befolgt. Es w i r d i h m erfolgreich entgegengehandelt. Dieses Gesetz gilt nur unter der Bedingung einer schwereren Ü b e r w i n d u n g bestehender marktwirtschaftlicher Warenknappheiten 8 . Unter dem Einfluß unserer beschränkten preisrechnerischen Überlieferung u n d der k l e i n v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Enge denken manche Unternehmer-, Kartell- u n d Finanzkreise Westeuropas gegenwärtig w o h l noch daran, die k ü n f t i g e n Kapitalexporte möglichst auf Kosten der Konsumenten zu erweitern. Das bedeutet nicht so sehr den Aufschub dringender Lohn- u n d Gehaltserhöhungen als die Verwendung von Kostensenkungen zur u n m i t telbaren Gewinnerhöhung. D i e Hauptträger des Konsums, die Arbeitnehmer können sich diesem kurzsichtigen, i n seinen Folgen wieder kostenerhöhenden Verfahren nicht leicht entziehen. Es ist aber verfehlt, den Marsch in den Großraum der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft mit dem veralteten Ver fahr ens gepäck der statischen Preisausbeutung anzutreten. Eine erfolgreichere, dynamische, progressive Finanzierung v o n I n landsinvestitionen u n d Kapitalexporten läßt sich durch die Dynamische Preisrechnung m i t zunehmendem Nutzen f ü r alle einheimischen Konsumenten erreichen. 6 Siehe u. a. McNair, Malcolm P. and Eleanor G. May: Pricing for Profit, a.a.O., sowie The Sales Managers Handbook , a.a.O., S. 262 ff. über Price Policies, besonders das Inserat der General Electric mit der Losung: More Goods for More People at Less Cost! 7 Siehe u. a. Rappard, W. E.: Die Ursachen der Überlegenheit der Vereinigten Staaten (a. d. Franz. übers, v. Gisela Haberkamp und Götz Peitgen, München, 1956). 8 z. B. bei Einzelfertigung, Kleinserienfertigung, Kunstwerten usw.

Dirigistische Preise und dynamische Marktpreise

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A l l e industriellen Produktionskapazitäten können nur f ü r die Verbraucher ihrer W a r e n wirken, die einen - zum erheblichen Teile ungedeckten oder sogar unbegrenzten - Bedarf an diesen haben. Das ist die Haupteigenschaft aller industriellen Produktionskapazitäten. A l s solche muß sie auch i n den Preisen der m i t diesen erzeugten W a r e n zum Ausdruck gelangen. N u r m i t deren H i l f e kann der Bedarf zur angemessenen Nachfrage werden, w e i l sie die K a u f k r a f t der Verbrauchereinkommen, besonders der Konsumenteneinkommen, f ü r den K a u f der herstellbaren Warenmengen ausreichend gestalten. D i e zunehmende Finanzierung des Konsumentenverbrauchs durch A b zahlungskredite ist zwar ein zusätzliches M i t t e l der M o b i l i s i e r u n g der Nachfrage. Sie genügt aber nicht. Sie stellt n u r zeitliche überbrückungen her 9 . Erst die zunehmende K a u f k r a f t der Konsumenten beschäftigt die vorhandenen Produktionskapazitäten i n wachsendem Umfange. N u r sie sichert die Beschäftigung neuer Produktionskapazitäten. Diese K a u f k r a f t zunahme d a r f deshalb nicht verhindert werden. Sie d a r f weder durch das Beharren auf hohen Kostenständen, noch durch i r r t ü m l i c h - ,,gewinnerhöhende" - Preisüberhöhungen unterbunden werden, die letzthin auch zu konsumtiv unfundierten u n d deshalb ungenügend rentablen Investitionen dienen. D i e Kostensenkungen müssen i n Preissenkungen weitergegeben werden. A l l e i n i n eigentlichen Investitionsperioden, i n denen ein politisch hervorgerufener Nachhol- u n d Wiederherstellungsbedarf der Betriebe zur Deckung gelangt, besonders nach Kriegen, lassen sich ohne Umsatzstörungen Supergewinne erzielen, die statisch, also m i t überhöhten Gewinnsätzen begründet sind. A u f die Dauer w i r k e n jedoch n u r Durchschnitts-Gewinnsätze umsatzerhöhend u n d gewinnsteigernd. 2. D i e dirigistischen Preise u n d die freien Marktpreise der Dynamischen Preisrechnung M i t der Festsetzung oder anderweitigen Regulierung v o n Preisen verfolgt der Staat denselben Zweck, den der Unternehmer m i t Preissenkungen erreichen kann. Er w i l l d e n Absatz gewisser W a r e n erhöhen oder ^hren Mindestumsatz sichern, i n d e m er durch die Preissenkung oder Preisfestigung die f ü r den Warenabsatz verfügbare K a u f k r a f t streckt, d. h. indem er sie real erhöht. I n derartigen Fällen handelt es sich vor allem u m W a ren, die der Staat selbst einkauft, also besonders u m Rüstungsgüter jeder A r t m i t ihren erheblichen Herstellkosten u n d ihrem großen Mengenbedarf. D i e gewöhnlich ablehnende H a l t u n g der Unternehmer gegenüber einer eigenen f r e i w i l l i g e n Preissenkung ist ebenso i r r i g w i e das eifrige Betreiben allgemeiner zwangsweiser Preissenkungen u n d schematischer Preis9 Röpke tritt diesem Verfahren des Konsumentenkredits Siehe: Jenseits von Angebot und Nachfrage S. 185, 186.

scharf entgegen.

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Wirtschaftskoordination durch die Dynamische Preisrechnung

festigungen durch den Staat. Preise sind weitgehend in ihren Kostengrundlagen hetriebsindividuell und lassen sich nicht durchgehend mit günstigen Folgen schematisieren. Der Unternehmer fürchtet aber zu Unrecht, sogar durch Preissenkungen, die er i m rechten Augenblick selbst durchführt, an Gewinnteilen einzubüßen. D e r Staat w i l l durch Preisregulierungen vor allem den Unternehmergewinn schematisch senken, was tatsächlich doch niemals e i n w a n d f r e i gelingt. Differenzierte f i r m e n i n d i v i d u e l l e Stoppreise, allgemeingültige Höchstpreise, zwangsweise kostenmäßig berechnete Preise 1 0 m i t Höchst-Gewinnsätzen, unveränderliche Festpreise sind die H a u p t f o r m e n der behördlichen Preisfestsetzung 11 . Das Ergebnis solcher gewaltsamen behördlichen Eingriffe i n die Preisbildung ist fast immer eine bloße Festigung, eine Erstarrung der Preise, während die etwaige Absicht v o n Preissenkungen dabei meist erfolglos bleibt. Rüstungsgüter können infolge der verbindlichen A u f t r a g s p r o d u k t i o n f ü r den Generalabnehmer Staat n i c h t aus dem Angebot verschwinden. Sie haben keinen , , M a r k t " . Sie werden an den monopolistischen Auftraggeber u n d Alleinverbraucher Staat geliefert. Z i v i l g ü ter verschwinden jedoch unter den Zwangspreisen gewöhnlich v o m Markte, soweit sie nicht zusätzlich einer Bewirtschaftung durch Z u t e i l u n gen unterliegen. Staatliche Zwangspreise sind also das schlechteste M i t t e l der öffentlichen Preisbildung a u f dem M a r k t e oder f ü r den M a r k t . Sie w i r k e n n u r als das, was sie ihrem Wesen nach s i n d : als Einkaufspreise f ü r den Staatsbedarf, besonders einen kriegsmäßig angeschwollenen, sowie a l s N o t behelfspreise f ü r besondere Knappheitslagen 1 2 an sonstigen Gütern. Gegen die schädlichen Folgen privatmonopolistischer Zwangspreise, vor allem überhöhter Kartellpreise benutzt der Staat dagegen, soweit er sie nicht beseitigt 1 3 , preisstützende Subventionen 1 4 zugunsten der Verbraucher. M i t Ausnahme der durch eine preisrechnerische Zwangskostenrechnung, z. B. durch die Zwangskalkulation nach den LSÖ i n Deutschland während des zweiten Weltkrieges geschaffenen staatlichen Zwangspreise gehen diese nicht auf eine Verwendung der Kostensenkung f ü r die Preissenkung aus. Der Staat beansprucht die rationelle Kostengestaltung u n d Preisbildung i m Zusammenhang m i t seinen Preisregulierungen nur f ü r seine eigenen Einkaufszwecke. Beträchtliche schnelle Preissteigerungen, Preistreibereien u n d Preiswucher, die zu staatlichen Preisregelungen, zu Preiseingriffen irgendwelcher 10

Zwangskalkulierte Preise. Siehe u. a. Martin, Paul: Die Preisbildung im Groß-, Einzel- und Außenhandel (Berlin, 1938). 12 z. B. infolge von Blockaden oder einer gebundenen Verwendung von Inlandsrohstoffen in Rüstungs- und Kriegsperioden. 13 Durch Kartellgesetze. 14 z. B. zeitweilige und regionale Brotpreisstützungen. 11

Fiskalische und marktmäßige Wirtschaftsmobilisierung

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A r t zwingen könnten, machen sich allerdings nur unter besonderen Knappheitslagen wichtiger Güter oder infolge privatmonopolistischer Preismißbräuche breit. A u c h die besonderen Knappheitslagen beruhen aber a u f politisch oder wirtschaftspolitisch heraufbeschworenen rigorosen W e t t bewerbsbeschränkungen 1 5 . Preisdirigistische Maßnahmen des Staates verschwinden deshalb ebenso w i e die sie verursachenden wirtschaftsbetrieblichen Preisauftriebe m i t der Ansteuerung des vollständigen Wettbewerbs. Dieser öffnet auch der Dynamischen Preisrechnung überall das Tor. Der freie Wettbewerb zwingt ebenso zur Dynamischen Preisrechnung w i e diese zu seiner Herstellung. W ä h r e n d die statisch gebildeten Angebotspreise der Wirtschaftsbetriebe sich erst i n Marktpreise v e r w a n d e l n 1 6 , kommen die dynamisch gebildeten Angebotspreise den Preisforderungen der Nachfrageseite weit entgegen. Dadurch werden die dynamischen Angebotspreise zu Marktpreisen. A l s natürliche Preisrechnung m i l d e r t die Dynamische Preisrechnung die künstlichen Preiskämpfe auf dem Markte. Allerdings zwingt sie die Wirtschaftsbetriebe zu dem geschilderten eindeutigen rationalen innerbetrieblichen Verhalten i n der W a r e n e n t w i c k l u n g sowie zu der fertigungstechnischen, vertrieblichen u n d organisatorischen Rationalisierung. D a r i n liegt sogar ihr besonderer W e r t . 3. Künstliche, fiskalische u n d natürliche, marktwirtschaftsgemäße Wirtschaftsmobilisierung I m Schatten der Wettbewerbshemmung u n d der statischen Preisbildung schrumpfen die Umsätze der Wirtschaftsbetriebe. Sie schrumpfen n i c h t nur i n periodischen stärkeren Stößen, sondern sie vollziehen sich, gemessen an den vorhandenen Produktionskapazitäten, i n einem dauernden Schrumpfzustande. I n Depressionsperioden einer besonders starken U m satzschrumpfung versuchte der Staat i n den Industrieländern die Umsätze durch Maßnahmen der künstlichen Arbeitsbeschaffung zu heben. Diese bestanden i n Verkehrsbauten, Meliorisierungen, Kulturbauten, Sozialbauten u. a. m. Sie w u r d e n zwar aus Steuermitteln oder Staatsanleihen finanziert, u n d erhöhten die Kosten der Betriebe weiter. Sie verschafften aber dem Wirtschaftsleben den zusätzlichen, i h m gerade fehlenden Antrieb, der m i t der steuerlichen Kostenüberlastung, dem zerstörten freien Wettbewerb u n d der Statischen Preisrechnung verkümmert war. V o n den Ergebnissen der künstlichen Arbeitsbeschaffung forderte man keine wirtschaftliche Bewährung. M a n brauchte sie bei ihnen nicht zu fordern, denn sie stellten nur i n abgeschwächtem Maße wirtschaftsbetrieb15 Im Außenhandel, durch Bewirtschaftung von Rohstoffen und Lebensmitteln usw. 16 Siehe dazu die besonders klare Darstellung bei Fettel, Johannes: a.a.O., Marktpreis und Kostenpreis, S. 18 ff. und bes. S. 38 ff.

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Blottner, Die Dynamische Preisrechnung

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Wirtschaftskoordination durch die Dynamische Preisrechnung

liehe Einrichtungen her. Entweder schufen sie n u r Vermögensteile, die auf Verlustkonto, durch verlorene Zuschüsse gebildet wurden: w i e der meliorisierte Ackerboden. Oder sie w u r d e n von ö f f e n t l i c h e n Regiebetrieben m i t k u l t u r e l l e n Zwecken der geistigen u n d körperlichen Bildung getragen. M a n forderte von ihnen vor allem die unmittelbare kulturelle, soziale Bewährung u n d allenfalls noch die Produktivitäts-Bewährung. A u f die Rentabilität der staatlichen Investitionsaufwendungen kam es also weniger an. H i e r lagen offenkundige Widersprüche vor. A n diese Arbeitsbeschaffungsverfahren k n ü p f t e n einzelne Theorien an, die darin bestanden, daß man durch eine fiskalische Investitions- u n d Verbrauchslawine den gesamten Güterkreislauf dauernd auf einem hohen Umsatzstande halten k ö n n e 1 7 . Tatsächlich schien der Antrieb, den d i e sehr umfänglichen staatlichen Rüstungsaufträge dem Güterkreislauf der marktwirtschaftlichen Industrieländer schon vor dem zweiten Weltkriege verliehen, derartige Auffassungen zu rechtfertigen. A u c h die Rüstungsaufgabe ist ein außerwirtschaftlich begründetes Z i e l der wirtschaftsbetrieblichen Betätigung. Ob ein derartiger, außerwirtschaftlich angetriebener Prozeß des Güterkreislaufs sich als M u l t i p l i k a t o r p r o z e ß u n d durch anschließende Akzelerat i o n 1 5 ins Uferlose fortsetzen ließe, muß allerdings als zweifelhaft gelten. Einmalige oder periodisch wiederholte Anstöße genügen zur Erhaltung eines stärkeren Güterkreislaufs nicht. D i e zwangsläufige preisrechnerische Ausnutzung der ö f f e n t l i c h e n M i t t e l w i r k t sich i n einer Drosselung des Bevölkerungskonsums aus. A u c h das deutsche Finanzwunder des zweiten W e l t k r i e g s 1 9 war deshalb nur ein schlechter, zeitbedingter Ersatz f ü r den natürlichen preisrechnerischen W e g der allgemeinen Wirtschaftsbelebung. Es beweist aber die an sich bestehende ständige Mobilisierbarkeit der i n leistungsfähigen Produktionskapazitäten vorhandenen industriellen Produktivkräfte. Gewiß kann es zeitweilig so scheinen, als ob die neuzeitliche M a r k t wirtschaft einen hohen Umsatzstand u n d einen relativ hohen Beschäftigungsgrad ihrer Arbeitskräfte auch bei dauernden Preissteigerungen zu halten vermag. Einer solchen Auffassung liegen aber Selbsttäuschungen zugrunde. D i e Vollbeschäftigung der Arbeitskräfte ist - soweit sie i m Schatten von Preissteigerungen überhaupt besteht - nicht unbedingt auch eine Vollbeschäftigung der Wirtschaftsbetriebe. Sie ist auch nicht unbe17 z. B. lag die Investitionsgeld-Theorie des nationalsozialistischen „Finanztheoretikers" Gottfried Feder, des Bekämpfers der „Zinsknechtschaft" in dieser Richtung. 18 Siehe dazu Heimann, Eduard: Geschichte der volkswirtschaftlichen Lehrmeinungen (Deutsche Ausgabe, Frankfurt a. M., 1949) S. 266 ff. 19 Siehe Prion, W.: Das deutsche Finanzwunder — Die Geldbeschaffung für den deutschen Wiederaufschwung - (3. unveränderte Aufl., B e r l i n - W i e n , 1938).

Wirtschaftspolitische Folgen der Dynamischen Preisrechnung

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dingt eine solide, eine Vollbeschäftigung der produzierenden Wirtschaftsbetriebe. D a r a u f wurde schon eingangs hingewiesen. A u f Jahre hinaus kann eine betriebsame, aber faule Kapitalbeschäftigung, die neben der großen echten, schöpferischen einhergeht, einen höheren Grad der Wirtschaftsblüte vortäuschen, als die tatsächlich bestehende. Der Stand der Lebenshaltung unserer europäischen Industrieländer könnte vierzehn Jahre nach dem Kriegsende trotz aller nachwirkenden Kriegslasten wahrscheinlich noch wesentlich höher sein, als er es unter den beträchtlichen, mühsamen Aufbauleistungen ist. Er reicht weder i m Raum des ,»Deutschen W i r t s c h a f t s w u n d e r s " noch i n den anderen I n dustrievolkswirtschaften Westeuropas annähernd an die Höhe der durchschnittlichen nordamerikanischen Lebenshaltung heran. Der Staat kann den Wirtschaftskreislauf niemals in echter, wirtschaftsgemäßer Weise erfolgreich beleben. Weder durch Preisvorschriften noch durch Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen ist das möglich. Er kann nur die wettbewerblichen Voraussetzungen für ihn schaffen. Ohne die volle W e t t bewerbs-Befreiung u n d rationelle Preissenkungen gibt es keinen sicheren, aufsteigenden gewinnerhöhenden Wirtschaftskreislauf. D e r v o l k s w i r t schaftliche Mobilisierungsprozeß erfolgt deshalb zweckmäßig allein auf betriebswirtschaftliche, auf unternehmerische, marktwirtschaftliche Weise: also durch die Dynamische Preisrechnung. 4.

Wirtschaftspolitische Aussichten der Dynamischen Preisrechnung

D i e Ausschaltung der volkswirtschaftlichen Selektion unter den Betrieben, die D u l d u n g der Betriebe m i t höheren Kosten, der „Grenzbetriebe" geht - wenigstens i n der Praxis - meist a u f die Wettbewerbsbeschränkung d u r c h die Preiseinflüsse der Kartelle u n d die fälschlich verallgemeinerte A n w e n d u n g der Statischen Preisrechnung der Wirtschaftsbetriebe zurück. U n g e w o l l t organisieren diese außer ihrem N u t z e n die ihnen später zugefügten Schäden. Sie organisieren diese durch die umfassenden u n d bisher unerforschten volkswirtschaftlichen Einflüsse der betrieblichen Preisrechnung, die ein volkswirtschaftliches Ohnmachtsmittel oder auch ein schöpferisches M a c h t m i t t e l ohnegleichen ist. Sie ist ein Ohnmachtsinstrument als leichtfertig verallgemeinert angewandte Statische Preisrechnung u n d unterstützt von preisregelnden Kartellabreden. Sie kann als D y namische Preisrechnung ein fruchtbringendes Machtinstrument des freien, kosten- u n d preissenkenden, umsatzvermehrenden Wettbewerbs werden u n d die Gewinne wesentlich festigen oder erhöhen. Erst als Dynamische Preisrechnung k a n n die Preisrechnung die der industriellen M a r k t w i r t schaft eigene D y n a m i k v o l l entfalten u n d die ständig wachsenden Prod u k t i v k r ä f t e des Industriezeitalters zum Nutzen der allgemeinen Lebenshaltung entfesseln. 9*

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Wirtschaftskoordination durch die Dynamische Preisrechnung

So w i e der Stand der industriewirtschaftlichen Umsätze m i t dem steigenden Stand der Preise sich einmal senkt, so steigt er schließlich m i t dem sinkenden Stand der Preise. D e m Z i e l der betrieblichen Gewinnerhöhung dient die Umsatzvermehrung als M i t t e l . D e m Z i e l der Umsatzvermehrung dient die Kaufkraftvermehrung, welche durch die gleichmäßigere Verteilung der K a u f k r ä f t e auf die Konsumenten u n d die Investoren zustandekommt. H i e r liegt die W i r k u n g , durch welche die Dynamische Preisrechnung bei allgemeiner A n w e n d u n g zugleich die höhere Lebenshaltung der Gesamtbevölkerung w i e die proportionale nachfragegemäße Kapitalvermehrung herbeiführen kann. A l l e Mängel der zeitgenössischen M a r k t w i r t s c h a f t f ü h r e n - so können w i r weiter schlußfolgernd wiederholen - a u f die schematisch-verallgemeinernd angewandte Statische Preisrechnung zurück: a u f die G e w i n n überspannung des Augenblicks. Diese entspricht nicht den industriewirtschaftlich jederzeit möglichen u n d unerläßlichen Massenumsätzen der wichtigsten Waren. Z u jenen marktwirtschaftlichen Mangelerscheinungen gehören die preiserhöhenden Kartellabreden, der staatliche Dirigismus u n d seine zentralistischen planwirtschaftlichen Verirrungen, die auch zur völligen Zerstörung der M a r k t w i r t s c h a f t führen. Z u ihnen gehören als weitere Folgen die inneren u n d äußeren Wirtschaftskriege, die m i t privatdirigistischen u n d staatsdirigistischen M i t t e l n geführt werden. Z u ihnen gehören schließlich die Klassenkämpfe, die politischen Revolutionen u n d die militärischen Kriege, die i m Industriezeitalter jeden vernünftigen Sinn verloren haben. D i e Dynamische Preisrechnung kann bei ihrer allgemeinen Einführung jene gegenwärtig, i n der überlieferten M a r k t w i r t s c h a f t - auch i n unserer Sozialen M a r k t w i r t s c h a f t noch bestehenden Mängel beseitigen. Sie a l l e i n kann die unfruchtbaren Maßnahmen der zentralen privaten u n d staatlichen Wirtschaftslenkung a l l m ä h l i c h überflüssig machen. Sie kann wesentlich dazu beitragen, die inneren u n d äußeren Wirtschaftskriege aufzulösen, die Anlässe zu den Klassenkämpfen u n d militärischen Kriegen zu mildern, die P o l i t i k u n d W i r t s c h a f t s p o l i t i k zu entschärfen. Eine etwa auftauchende Befürchtung, die sich verbreitende A n w e n d u n g der Dynamischen Preisrechnung könne nachteilige deflationistische W i r kungen nach sich ziehen, ist unbegründet. D i e Preissenkung erfolgt bei i h r nicht von der Geldseite, v o m Geldmarkte her. Sie dient vielmehr als Quelle einer dauernden Umsatzvermehrung.

X . Technische Dynamik und unternehmerische Wirtschafts Wandlung 1. Tragbare Umsatzgestaltung durch die Statische Preisrechnung i n der statischen Handwerkswirtschaft D i e Statische Preisrechnung konnte n u r i n einer statischen Gesamtwirtschaft zu einer f ü r die Betriebe tragbaren u n d f ü r die Konsumenten erträglichen A u s w i r k u n g gelangen. N o c h f ü r das späte M i t t e l a l t e r traf das zu, i n dem die stadtwirtschaftlichen Beziehungen a l l m ä h l i c h durch die D y n a m i k fernhändlerischer Warenbewegungen stärker durchbrochen w u r den. I n den Zeiten der handwerklichen vorindustriellen W i r t s c h a f t wurde die Preisfestigkeit allenfalls periodisch durch ein zu schnelles Fortschreiten der G o l d - u n d Silbergewinnung sowie d u r c h die Prägung unterwertiger Edelmünzen gestört 1 . Der Warenseite k a m als Quelle der Preiserhöhungen i n der verhältnismäßig statischen W i r t s c h a f t jener Zeiten nicht annähernd die Bedeutung zu w i e seit dem Beginn u n d besonders seit dem Hochstand des Industriezeitalters. I n der einst herrschenden Handwerkswirtschaft traten i n Jahrtausenden keine auffälligeren oder gar umstürzenden produktivitätserhöhenden Verfahrensänderungen der Warenerzeugung auf. Es gab w o h l Maschinen u n d maschinelle H i l f s m i t t e l der Produktion. Sie w u r d e n vermehrt, aber sie führten zu keiner Beschleunigung der Produktion, sondern sie dienten nur zu deren Bewältigung schlechthin. Deshalb gab es i n der H a n d w e r k s w i r t schaft auch nur sehr maßvolle extensive Erweiterungen v o n Produktionskapazitäten: mehr an Personen als an technische Einrichtungen, W e r k stätten gebundene. Es gab keine intensiven Ausweitungen v o n Produktionskapazitäten durch Rationalisierungen. Deshalb war die Handwerkswirtschaft statisch 2 . I n der mittelalterlichen Handwerkswirtschaft fehlten aber nicht nur die vielseitigen Veränderungen der Produktionstechnik. A u c h wesentliche Veränderungen i n der technischen Warengestaltung gab es noch nicht. Kostensenkungen u n d Kostenerhöhungen durch Maßnahmen der Warenentwicklung, Fertigungs-Rationalisierung, Werbung u n d Organisation traten i n den Handwerksbetrieben jahrhundertelang überhaupt nicht oder nur i n einem verschwindenden, f ü r den Warenumsatz nicht maßgebenden U m fang ein. M i t der Produktion, dem Vertrieb u n d den Umsatzmengen war 1 Siehe dazu Gaetteus, Richard: Inflation. Das Drama der Geldentwertung vom Altertum bis zur Gegenwart. (München, 1955). 2 Siehe über die statischen Produktionsmittel der vorindustriellen Zeit Feldhaus, Franz Maria: Die Maschine im Leben der Völker (Basel und Stuttgart, 1954).

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Technische Dynamik und unternehmerische Wirtschaftswandlung

auch die Kosten- u n d Preisrechnung statisch. N u r durch außerbetrieblich verursachte Kosteneinflüsse: durch M i ß e r n t e n etwa u n d durch Steuerlasten entstanden i n der Handwerkswirtschaft des Mittelalters u n d der beginnenden Neuzeit bis zur Entstehung der Industrie u n d bis zur Durchsetzung der Gewerbefreiheit preiserhöhende Kostenerhöhungen. I m m e r h i n f ü h r t e n also Kriegskosten, Kriegszerstörungen u n d Mißernten über Steuererhöhungen u n d Wucherzinsen schon i m M i t t e l a l t e r i n den Handwerks-, Heimwerks- u n d Handelsbetrieben zu periodischen u n d örtlichen Kosten-, Gewinn- u n d Marktpreiserhöhungen. Sie verminderten auch die Warennachfrage a u f den Märkten. Deshalb erhob sich immer dringender u n d häufiger die Forderung der Gewinnbeschränkung, des „gerechten Preises". H i n t e r diese Forderung stellte sich i m abendländischen Kulturkreis der Handwerkswirtschaft vor allem die Kirche 3 . D i e mittelalterliche Handwerkswirtschaft war moralisch stärker geführt. I m Gegensatz zu i h r ist unter dem Einfluß der industriellen D y n a m i k auch i n der Preisberechnung u n d i n ihren kostenrechnerischen Grundlagen die wirtschaftliche V e r n u n f t f ü r uns unmittelbar als Organisationsfaktor maßgebend. Erstrebt werden muß der erfolgreiche, der umsatzhebende Preis! Es versteht sich aber von selbst, daß dieser auch der gerechte Preis ist. Das wäre gegeben, w e n n alle Warenpreise die Umsätze bis an die Grenzen des jeweils M ö g l i c h e n erweitern 4 . 2. Dynamische E n t w i c k l u n g der Industrie Wirtschaft D i e warenumsetzende Industrietechnik w i r k t , i m Gegensatz zur Versuchstechnik der Forschungslaboratorien, dynamisch. A l s praktische kaufmännische A n w e n d u n g s f o r m der naturwissenschaftlich begründeten Technologie drängt sie u n a u f h ö r l i c h zur verfahrensmäßigen u n d strukturellen Ausdehnung aller Produktions- u n d Leistungskapazitäten. Diese ständige Ausdehnung erfordert u n d erzwingt einen dynamischen, d. h. einen wachsenden u n d i n der Zusammensetzung der Gütermasse fluktuierenden Güterkreislauf. Dieser läßt sich nur durch die Dynamische Preisrechnung erfolgreich u n d laufend, selbsttätig koordinieren. U n t e r dem Drange der industriewirtschaftlichen Möglichkeiten der Produktions- u n d Leistungsgestaltung w i r d sich das Wirtschaftsleben i n geschichtlich absehbarer Zeit dynamisch vollziehen. Sein dynamischer A b l a u f läßt sich am besten durch eine solidarische gesamtwirtschaftliche Leistungssteigerung koordinieren. Das notwendige solidarische Verhalten der Warenanbieter erstreckt sich auf die Marktbeziehungen zu den W a 3

z. B. Thomas von Aquino in seiner Summa theologica. Siehe dazu auch: Der gerechte Preis (Schriften der Akademie für Deutsches Recht, H. I, Berlin, 1940: mit Beiträgen von Jens Jenssen, Sven Heiander, Ernst Walb, Th. Beste u. a.). Ferner Rittig, Gisbert: Der soziale Preis (Jena, 1935) und Moll, Bruno: Gerechtigkeit in der Wirtschaft (Berlin, 1932) S. 70. 4

Dynamische Entwicklung der Industriewirtschaft

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rennachfragern. Es erstreckt sich auf die Preisbildung u n d kommt i n dem Verfahren der Dynamischen Preisrechnung zur Geltung. I n jeder industriellen Warenfertigung w i r d die Höherstufung des Fertigungsverfahrens, d. h. der Übergang von der Einzelfertigung zur Kleinserienfertigung, von dieser zur Großserienfertigung u n d zu weiteren Fertigungsstufen erstrebt. Gegebenenfalls kann sich dieser Höherstufungsprozeß, falls die Zusammensetzung der Ware das zuläßt, bis zur A u t o m a t i o n erstrecken. Schon einzelne Rationalisierungs-Maßnahmen b i l d e n Kettenglieder i n dem fertigungstechnischen Höherstufungsprozeß. Letzthin hängt die Umsatzvermehrung, die sein Z i e l bildet, aber v o n der zunehmenden Nachfrage der Verbraucher ab. Diese ist ihrerseits weitgehend preisbedingt. So erweist sich, daß jeder Rationalisierungsstoß zur Erreichung der d y namischen Höherstufung u n d weiteren Umsatzvermehrung den Verbrauchern zugutekommen muß. Deren Bedarf verwandelt sich n u r durch ihre wachsende reale, preisbedingte K a u f k r a f t i n Nachfrage. 3. A k t i v e autonome Umsatzgestaltung d u r c h die Dynamische Preisrechnung i n der dynamischen Industriewirtschaft M i t der Statischen Preisrechnung sind die genaue Beobachtung u n d die Analyse der w i r k l i c h e n Angebots- u n d Nachfrageverhältnisse auf dem Markte, also die Aufgaben der Marktforschung verbunden. Daraus ergibt sich die Berechnung der Absatzmöglichkeiten u n d der Aussichten der Preisgestaltung als Grundlage f ü r den statischen Angebotspreis u n d die Mengenauflage jeder Ware. Neben die Marktbeobachtung, Marktanalyse u n d Absatzberechnung tritt in der Industriewirtschaft mit der Dynamischen Preisrechnung die unabhängige autonome Gestaltung der Marktverhältnisse durch die Betriebe. D i e koordinierende Preisgestaltung des einzelnen Betriebes kann sich zur autonomen, den volkswirtschaftlichen Gesamtprozeß 5 umwälzenden wirtschaftsbetrieblichen Gewalt entwickeln. Es t r i t t dann eine pretiale Lenkung der M a r k t w i r t s c h a f t jenseits des Gesetzes von Angebot u n d Nachfrage auf. Der aktuelle Preis w i r d bei den dynamisch berechneten W a r e n nicht mehr durch die Größe von Angebot u n d Nachfrage bestimmt. Der jeweilige gesenkte Preis bestimmt bei Massenartikeln seinerseits 6 die Größe von Angebot und Nachfrage. D i e Industriewirtschaft weist nicht nur die vielen M e r k m a l e der fortschreitenden Produktionstechnik u n d Warengestaltung auf. Sie beruht vielmehr auf grundlegenden, die Produktivität der Warenerzeugung ständig erhöhenden Verfahrensveränderungen. Sie beschleunigt die P r o d u k t i o n gegenüber ihrem handwerklichen A b l a u f durch maschinelle, zeitsparende M i t t e l . Sie erhöht den Grad ihrer Beschleunigung, die Ergiebigkeit ^nenschs 8

Den Güter- und Geldkreislauf. Wie schon dargelegt.

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Technische Dynamik und unternehmerische Wirtschaftswandlung

licher A r b e i t unaufhörlich. D a d u r c h führt die Industriewirtschaft zur Prod u k t i o n von Massenartikeln. D i e industriellen Produktionskapazitäten werden nicht nur auf extensive Weise, sondern auch auf intensive A r t : durch Rationalisierungen, Verfeinerungen, Höherstufungen der Fertigungsverfahren ausgeweitet. Deshalb ist die Industriewirtschaft hochgradig dynamisch. Erst die industrielle Massenproduktion macht die Dynamische Preisrechnung mit ihrer rationellen Nutzung der Kostensenkung für die Umsatzvermehrung möglich. D i e aktive autonome Umsatzgestaltung durch die D y namische Preisrechnung b e t r i f f t besonders Konsumgüter industriellen U r sprungs. Diese W a r e n stellen den H a u p t t e i l der Massengüter der Großserien-, Fließ- u n d Fließbandfertigung bis zur A u t o m a t i o n dar. D i e W a h l der Fertigungsverfahren läßt sich einer weitgehend abgestuften Größe u n d qualitativen Veränderung des Bedarfs anpassen. D i e W a r e n der Massenherstellung schließen i m allgemeinen v o n vorneherein wenigstens Phantasie- ,und Wucherpreise aus, soweit sie nicht durch meist kleine, äußerliche Abänderungen zu unechten Luxuswaren umgestaltet werden. Solche lassen sich nur durch eine beweisschwache, suggestive u n d subjektive, auf menschliche Schwächen abgestellte Leistungswerbung m i t statisch berechneten Inflationspreisen umsetzen. Derartige Waren stören zwar den übrigen Umsatz solider, normal berechneter W a ren gleicher Zweckbestimmung nicht. Sie schwächen aber die f ü r deren Umsatz, den Umsatz aller hochwertigen Massenerzeugnisse verfügbaren Kaufkraftbestände der Konsumenten i n empfindlicher Weise. N i c h t nur die Betriebe verschiedener Unternehmungen, sondern auch die verschiedenen Warensorten des einzelnen Betriebes, die demselben Zweckbereich dienen, z. B. der Körperpflege oder der Bekleidung, stehen i m Wettbewerb u m den Umsatz u n d die Umsatzpflege durch Preissenkungen. A u c h die verschiedenen Wirtschaftszweige treten - teils f ü r dieselben, teils f ü r andere Zwecke - i n Wettbewerb u m die K a u f k r a f t der Konsumenten. D i e gediegenste Form dieses Wettbewerbs ist der verstärkte Übergang zu echten Massenartikeln u n d zu der ihnen entsprechenden Dynamischen Preisrechnung m i t ihrer Umsatzausweitung. Diese f ü h r t aus der Enge des allgemeinen Ringens u m die knappe K a u f k r a f t der Konsumenten hinaus. W ä h r e n d unechte Luxusartikel sich nur durch eine gekünstelte W e r bung i n größerem Umfange umsetzen lassen, bedürfen echte Luxuswaren einer derartigen Reklame nicht. Massenartikel erfordern aber eine sachliche Werbung. Sie empfehlen sich am leichtesten u n d wirksamsten durch einen niedrigen, ihrem tatsächlichen Gebrauchswerte angemessenen Preis. Dieser ist das notwendige Umsatzmittel der Massenproduktion. Er allein entspricht der technischen D y n a m i k des Industriezeitalters.

Umsatzgestaltung in der dynamischen Industriewirtschaft

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4. Radikales Maßhalten i n der Kosten- u n d Gewinnsatzgestaltung I n der industriealisierten Gesamtwirtschaft stimmen die w i r k l i c h e n , obj e k t i v e n Belange der Unternehmer, der sonstigen Betriebsbesitzer - der Landwirte u n d Handwerker - sowie der Hauptkonsumenten: der A r b e i t nehmer weitgehend miteinander überein. Es müssen n u r subjektiv alle nach diesen Belangen handeln, also solidarisch. Das kann sich aber praktisch-durchdringend nur i n der A r t der i n den Wirtschaftsbetrieben angewandten Preisrechnung äußern. Nur durch die Preisrechnung kommen die einander widerstreitenden oder miteinander übereinstimmenden Ansprüche der Einkommensbezieher zustande. D i e Statische Preisrechnung geht radikal a u f angeblich schnell erzielbare Höchstgewinne aus. D a sich diese i m freien Wettbewerb zu Lasten der Verbraucher nicht leicht erreichen lassen, dienen u. a. überhöhte Kartellpreise u n d staatliche dirigistische Maßnahmen 7 dazu, sie zu erzwingen. A u c h bei der Dynamischen Preisrechnung spielt der unternehmerische I n d i v i d u a l n u t z e n i m Gewinnstreben die führende Rolle. Dieser finanzielle I n d i v i d u a l n u t z e n k o m m t i n i h r aber durch die Berücksichtigung des finanziellen Kollektivnutzens der Verbraucher, besonders der Konsumenten zur vollen Durchsetzung. In der Dynamischen Preisrechnung liegt also das zusammenfassende, vollständig rationelle, organisatorische Verhalten der unternehmerischen Betriebsführung. Dieses Verhalten entspricht trotz seiner unpersönlichen sachlich-funktionellen A u s r i c h t u n g dem entscheidenden materiellen Grundsatz der M o r a l : ,,leben u n d leben lassen." I n diesem Grundsatz zeigt sich die sozialliberale H a l t u n g der Sozialen M a r k t w i r t s c h a f t i m klaren Gegensatz zu der individualliberalen, i n ihren wirtschaftlichen Voraussetzungen längst überholten Losung: ,,laissez faire, laissez passer." Das ehrenhafte, trotz allem Wettbewerb m i t den Wettbewerbern u n d K u n d e n noch solidarische kaufmännische Verhalten f i n d e t seinen Ausdruck i n der Formel: ,,leben u n d leben lassen." Das stärkste W i r k u n g s m i t t e l dieser aktivierenden Forderung ist die Dynamische Preisrechnung. Das ,,freie K r ä f t e s p i e l " zur Unterdrückung der Freiheit des Wettbewerbs u n d zur Erzielung w i l l k ü r l i c h e r Gewinne auf Kosten v o n K u n d e n gerät i n einen zunehmenden Gegensatz zur industriellen Massenproduktion. A u f solche Weise k a n n keine K o o r d i n a t i o n der mengenmäßigen Ausnutzung der vorhandenen Produktionskapazitäten u n d des Konsumentenbedarfs entstehen. M i t solchen M i t t e l n kann keine Harmonie i m Güterkreislauf 8 Zustandekommen. Nur durch ständiges preisrechnerisches Maßhalten lassen sich ständig steigende Gewinne erzielen. Das Maß aber, f ü r das bis7

Zölle, Subventionen usw. Siehe Schneider, Erich: Einführung in die Wirtschaftstheorie T. 1, Theorie des Wirtschaftskreislaufs (6. verbesserte und erweiterte Aufl., Tübingen, 1956). 8

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Technische Dynamik und unternehmerische Wirtschaftswandlung

her ein Maßstab fehlte, gibt die vorgeschlagene Form der Dynamischen Preisrechnung an 9 . I m Gegensatz zum industriealisierten H a n d w e r k war das mittelalterliche H a n d w e r k zwangsläufig an das Maßhalten i n der Mengenauflage seiner Warenerzeugung u n d damit weitgehend auch i n seiner Preisgestaltung gebunden. Dieses natürliche Maßhalten entsprang der A r t seiner Warenfertigung. Für die Industrie u n d das W a r e n produzierende H a n d w e r k bildet das Produktionstempo unmittelbar keinen Maßstab f ü r die mögliche M e n genauflage der Produktion mehr. Das fabrikatorische u n d preisrechnerische Maßhalten ist aber auch i n der neuzeitlichen dynamischen I n d u strieerzeugung von Massenartikeln möglich. Allerdings verträgt diese keine Einengung. Sie leidet i n ihrer bisherigen E n t w i c k l u n g gerade unter dieser. Die Erzeugung von Massenartikeln ist die natürliche A r t der Industrieerzeugung. Sie bedarf der ständigen Erweiterung, der Erweiterung der A n gebote. Dazu ist also die ständige Ausdehnung der Nachfrage nach den Massenartikeln nötig. D i e zunehmende Erzeugung der Massenartikel hängt m i t h i n nur v o m Maßhalten i n der Preisgestaltung, von der maßvollen Preisrechnung ab. Maßhalten bedeutet i n der Industriewirtschaft nicht die Drosselung der Auflagemengen der P r o d u k t i o n oder des Handels, sondern die Drosselung der Gewinnsätze i n der Preisrechnung. Es bedeutet die angemessene Berechnung der Preise. D u r c h dieses Maßhalten w i r d der e m p f i n d l i c h e Güterkreislauf der Industriewirtschaft gefördert. Es ist das einzige sichere u n d entscheidende M i t t e l seiner Vermehrung durch Intensivierung. M i t der Erzeugung von Massengütern befassen sich nicht nur die Großu n d Mittelbetriebe. Seit den dreißiger Jahren w i d m e n sich - z. B. i n Deutschland - auch die Kleinindustrie u n d produzierende Handwerksbetriebe zunehmend der Herstellung von Massenartikeln. D i e finanzielle Stärkung derartiger Betriebe f ü r die Erfüllung dieser Aufgaben hängt davon ab, daß sie i n ihrer Preisstellung Maß halten. Dazu müssen auch sie die Dynamische Preisrechnung f ü r die umsatzbegründete Gewinnerhöhung nutzen. So selten das radikale, umfassend durchgreifende Vorgehen i m W i r t schaftsleben angebracht ist, so sehr ist es i m Maßhalten am Platze. V o r allem ist das Maßhalten i n der zentralen F u n k t i o n des Betriebes, i n der Preisrechnung unerläßlich. Dieses Maßhalten erfolgt durch die D y n a mische Preisrechnung u n d w i r k t gesamtwirtschaftlich koordinierend. 9 Siehe Röpke, Wilhelm: Maß und Mitte (Erlenbach - Zürich, 1950), S. 176 ff. Siehe ferner Röpke, a.a.O., Jenseits von Angebot und Nachfrage, S. 116. Die von Röpke empfohlene Distanzierung von den gefährlichen Sophisten und Kalkulatoren betrifft offensichtlich die ebenso einfältige wie überspitzte Gewinnerzielung der Statischen Preisrechnung in der Verallgemeinerung und Übertreibung ihrer Anwendung. Diese Distanzierung wird durch die Dynamische Preisrechnung vollzogen, die ja eine solidaristische, also nutzbringend-humane ist.

Radikales Maßhalten in der Kosten- und Gewinnsatzgestaltung

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Eine ,,praestabilierte H a r m o n i e " der Gesamtwirtschaft könnte vielleicht bei einem äußeren Zwang zum freien Wettbewerb der W r irtschaftsbetriebe entstehen. Allerdings d ü r f t e die Praestabilirung der gesamtwirtschaftlichen Harmonie i m betrieblichen H a n d e l n liegen u n d weit mehr eine Aufgabe des moralischen W i l l e n s sein. Z u ihrer Lösung ist aber - so oder so eine genaue u n d zuverlässige Berechnungsgrundlage, ein Ansatz i n der Wirtschaftsrechnung nötig. Schätzungen genügen dazu nicht. Diese A u f gabe kann also n u r m i t der fortgeschrittenen Preisrechnung e r f ü l l t werden. A l s abstrakte allgemeine Losung oder Hypothese ist die gesamtwirtschaftliche Harmonie eine leere Formel. Erst i n der A n w e n d u n g der D y n a m i schen Preisrechnung kann sich der moralische W i l l e zur gesamtwirtschaftlichen Koordinierung auf ein klares beweiskräftiges Wissen stützen. Erst durch sie kann der Unternehmer zur v o l l e n Entfaltung seiner Leistungsfähigkeit f ü r die Gesamtwirtschaft, zur sachgebundenen unternehmerischen Freiheit durchdringen. D i e Nutzung der unternehmerischen Wettbewerbsfreiheit dient der Vermehrung des Wohlstands für alle 10. M i t der Zunahme der Betriebsumsätze, mit dem relativen u n d absoluten Anwachsen der Gewinne u n d des Sachkapitals : der vollbeschäftigten Produktionskapazitäten geht der Anstieg der allgemeinen Lebenshaltung einher. A u c h die sozialen u n d k u l t u r e l l e n Aufgaben des Staates lassen sich von den höheren Steuererträgen u n d wegen der Schrumpfung wirtschaftsdirigistischer Staatsaufgaben, welche beide die Folge der dynamischen Umsatzsteigerung sind, ausgiebig erfüllen. Z u allen diesen Erfolgen sind aber keine verwickelten Zwangsverfahren - weder staatliche noch private - nötig. Es brauchen keine neuen Lenkungsorgane, weder Ämter, noch Anstalten u. dergl. geschaffen zu werden. M a n w i r d diese sogar abbauen können. D i e unternehmerische W a n d lung des industriellen Wirtschaftslebens kann sich unmittelbar u n d una u f d r i n g l i c h durch die Dynamische Preisrechnung vollziehen.

10

Siehe Erhard, Ludwig: Wohlstand für alle (Düsseldorf, 1957).

Personenregister Keynes, J. M. Kosiol, Erich

Antoine, Herbert 19 Aquino, Thomas von 134 Aspley, John Cameron 102

List, Friedrich Bauer, R. 24 Bernouilli 115 Beste, Theodor 134 Böhm, Hans-Hermann Blottner, R. 19 Brandt, Karl 106 Bott, Karl 85 Cassel, Gustav 104 Chardon, André 81 für

Rappard, W. E. 126 Rittig, Gisbert 134 Röpke, Wilhelm 15, 125, 127,138

Feder, Gottfried 130 Feldhaus, Franz-Maria 133 Fettel, Johannes 64, 129 Fikentscher, Wolfgang 81

Haberkamp, Gisela 126 Harmssen, G. W. 18 Heimann, Eduard 130 Heiander, Sven 134 Hirsch, Julius 106 Hoppmann, Erich 101 Jensen, Jens

134

BetriebsPeitgen, Götz 126 Prion, W. 130

Elbinger, Theodor 57 Erhard, Ludwig 139 Eucken, Walter 121

Gaetteus, Richard 133 Galbraith, John Kenneth Gerbel, B. M. 69 Grosse, Franz 93

106

Malcolm, P. 43,126 Martin, Paul 128 May, Eleanor G. 43,126 McNair 43,126 Meier, Friedrich 81 Mellerowicz, Konrad 31, 54, 70, 101 Menger, Karl 88 Meyer, Paul 121 Michel, Eduard 70 Mommsen, Ernst-Wolf 93 Moll, Bruno 134

56

Deutsche Gesellschaft wirtschaft 56 Diehl, Karl 72

117 54, 57, 70,100

122

Schäfer, Erich 17, 121 Sellien, R . u . W . 57 Schmalenbach, Eugen 19, 21, 24, 32, 38, 40, 54, 87,91, 119 Schmölders, G. 118 Schneider, Erich 137 Sommer, Arthur 106 Sprüngli, Hans-Rudolf 81 Taylor (System) 59 Thomas von Aquino

134

Vershofen, Wilhelm

100

Wagner, Adolf 19, 76 Walb, Ernst 113, 120, 134 Wessels, Theodor 93 Woytinski, Wladimir 16

Sachregister Abwege der Kostensenkung - 59 ff. Allgemeine Umsatzerhöhung - 135 ff. Angebot und Nachfrage - 14 Anwendbarkeit der Dynamischen Preisrechnung - 37 - Allgemein - 37, 89 - In den Produktionszweigen — 91 ff. - In den Zweigen des Warenhandels u. Dienstleistungshandels - 100 ff. Arbeitslosenzahl - 16 Arten der Kostenerhöhung und Kostensenkung - 53 Aussichten der Dynamischen Preisrechnung - 131 f. Automation (fortschreitende Anwendung) — 42 Bedarfsumfang - 85 ff. Bedenken gegen die Dynamische Preisrechnung - 113 ff. Bestehen der Dynamischen Preisrechnung - 42 Besteuerung (als Quelle der Kostenerhöhung oder Kostensenkung) - 76 Betriebliche Preisentwicklung (im Rahmen der Dynamischen Preisrechnung) - 78 ff. Bindeglied (Preisrechnung als volkswirtschaftliches) - 12 Dauerspannung (auf dem Markte) - 14 Degressive Kosten - 55 Dienstleistungshandel - 100 ff. Differenzierung der Dynamischen Preisrechnung - 89 f. Dirigistische Preise - 127 ff. Disordination (zwischenbetriebliche) -

20

Dynamik (technische) - 133 ff. Dynamische Entwicklung der Industriewirtschaft - 134 f. Dynamische Industriewirtschaft — 134 f. Dynamische Kostenrechnung - 69 Dynamische Preisrechnung - 30, 42, 69,71

Dynamische Preissenkung - 71 Dynamische Wirkung des Gewinnsatzes — 21 Dynamischer Grundsatz der Preisrechnung - 21 Einfache sekundäre Kostensenkung - 71 Einführung (allgemeine) der Dynamischen Preisrechnung - 42 Entwicklungskosten - 53 Fertigungsverfahren der Produktionszweige — 91 f. Fiskalische Wirtschaftsmobilisierung - 129 ff. Fixe Kosten - 55 Freie Marktpreise der Dynamischen Preisrechnung - 127 ff. Gemeinkostenarten - 53 Gesamtsystem d. Kostenrechnung - 12 Gewinnerhöhung - 23 Gewinn (maximaler, kontinuierlicher) - 23 Gewinnorientierung der Preisrechnung -

21

Gewinnsatz - 21,137 ff. Gewinnsatzüberspannungen - 20, 29 f. Grundsatz (statischer und dynamischer der Preisrechnung) - 21 Grundschema des dynamischen Preisrechnungsvergleichs) - 44 Handelszweige - 100 ff. Handwerkswirtschaft - 133 f. Hauptquelle (eine - der sekundären Kostenerhöhung und Kostensenkung: die Besteuerung) - 76 Heuristisches Prinzip in der Dynamischen Preisrechnung - 78 Industriewirtschaft - 134 f. Investitionsausdehnung - 25

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Sachregister

Investitionsorientierte Preisrechnung - 29 Investitionsorientierung der Kapitalbildung und Kapitalinvestition - 28 f. Investitionsorientierung der Preisgestaltung - 26 f. Isolierte Kostensenkung - 71 Kaufkrafterhöhung (allgemeine) - 124 ff. Kombination d. Kostenkategorien - 55 Konsumorientierte Preisrechnung - 30 Konsumorientierung der Kapitalbildung und Kapitalinvestition - 28 ff. Konsumorientierung der Preisgestaltung - 26 f. Kooperation - 14 Koordination (zwischenbetriebliche, volkswirtschaftliche) — 14, 124 ff. Kosten-Kategorien - 53 Kostenerhöhung - 53, 59 Kostengestaltung - 53, 137 ff. Kostenrechnung (allgemein) - 53 ff. Kostengruppen (dynamische) - 53 Kosten- und Gewinnverteilung auf den Preis - 46, 48, 49 Kostenrechnung (kostenüberwachende, preisrechnerische) - 12, 67 Kostensenkung (Aufgaben, Wege) - 53, 58, 71, 72 Kostensenkung (Abwege) - 59 ff. Kostenüberwachung - 67 Künstliche Wirtschaftsmobilisierung - 129 ff. Marktpreise - 127 ff. Marktwirtschaftliche Wirtschaftsmobilisierung - 129 ff. Marktwirtschaftsreform - 120 ff. Massenherstellung von Waren - 91 Massenproduktion — 89 f. Maßhalten in der Kosten- und Gewinnsatzgestaltung - 137 ff. Multiple-sekundäre Kostensenkung - 71, 76 Maximaler kontinuierlicher Gewinn - 23 Nachweis (statistischer) des Zusammenhanges zwischen Umsatzhöhen und Preisen - 109 ff.

Natürliche Wirtschaftsmobilisierung - 129 ff. Nominale Preisbewegungen und Preisstände - 79 Nominale Preiserhöhung - 79 f., 83 ff. Nominale Preissenkung - 78 ff. Nutzenserhöhung (Umwandlung in nominale Preiserhöhung bei realer Preissenkung) - 83 ff. Optimaler Gewinnsatz- 21 Preisbewegungen und Preisstände - 79, 110 ff. Preise und Umsatzhöhen - 109 ff. Preisentwicklung im Rahmen der Dynamischen Preisrechnung — 78 Preiserhöhung - 75 Preisgestaltung - 26 f. Preisliche Wettbewerbsverschärfung - 109 ff. Preispolitik - 37 Preisrechnerische Kostenelemente - 53 Preisrechnung - 12, 29, 53, 71 Preisrechnungsvergleich (Grundschema des dynamischen) - 44 Preissenkung - 71 Primäre Kostenerhöhung (als Quelle d. sekundären) - 75 Primäre Kostensenkung - 71 Produktionsarten - 89 f. Produktionszweige - 91 ff. Progressive Kosten - 55 Proportionale Kosten - 55 Quellen der Kostenerhöhung und Kostensenkung - 53, 75, 76 Radikales Maßhalten in der Kosten- u. Gewinnsatzgestaltung - 137 ff. Rationalisierungskosten — 53 Reale Preisbewegungen u. Preisstände - 79 Reale Preiserhöhung — 79 Reale Preissenkung - 78, 80 ff. Sekundäre Kostenerhöhung - 75 f. Sekundäre Kostensenkung - 71 f., 76 Statische Handwerkswirtschaft - 133 f. Statische Preisrechnung - 29, 49 Statischer Grundsatz der Preisrechnung - 21

Sachregister Statistischer Nachweis des Zusammenhanges von Umsatzhöhen und Preisen - 109 ff. Stufenweise Preissenkung - 85 ff. Teilfertigungsverfahren - 91 Technische Dynamik - 133 ff. Umsatzbewegung einiger Massenkonsumartikel - 110 Umsatzgestaltung - 110 ff. - aktive, autonome durch die Dynamische Preisrechnung in der Industriewirtschaft — 135 f. - tragbare durch die Statische Preisrechnung in der Handwerkswirtschaft - 133 f. Umsatzvermehrung durch den niedrigen Gewinnsatz - 25 Umsatzhöhen und Preishöhen — 109 ff. Umwandlung der Nutzenserhöhung in eine nominale Preiserhöhung bei realer Preissenkung - 83 ff.

Unterbeschäftigung der Wirtschaftsbetriebe - 15 ff. Unternehmerische Wirtschaftswandlung - 133 ff. Variable Kosten - 55 Verfahren der Statischen Preisrechnung und Verfahren der Dynamischen Preisrechnung - 31 Verfahrensprinzip der Dynamischen Preisrechnung - 34 ff. Verfahrensprinzip der Statischen Preisrechnung - 31 ff. Vollbeschäftigung der Arbeitskräfte - 15 ff. Warenhandel - 100 ff. Wettbewerbsfreiheit - 118 f. Wettbewerbsverschärfung (preisliche) - 109 ff. Wirkungen der dynamischen Preissenkungen - 109 ff. Wirtschaftsmobilisierung - 129 ff. Wirtschaftswandlung (unternehmerische) — 133 ff.