Die dänische Reformation vor ihrem internationalen Hintergrund: The Danish Reformation against its International Background 9783666551536, 3525551533, 9783525551530

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Die dänische Reformation vor ihrem internationalen Hintergrund: The Danish Reformation against its International Background
 9783666551536, 3525551533, 9783525551530

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VÔR

Die dänische Reformation vor ihrem internationalen Hintergrund The Danish Reformation against its International Background

Herausgegeben von Leif Grane und Kai Horby

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen

Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Band 46

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Die dänische Reformation vor ihrem internationalen Hintergrund = The Danish reformation against its international background / hrsg. von Leif Grane u. Kai Herby. Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht, 1990 (Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte ; Bd. 46) ISBN 3-525-55153-3 NE: Grane, Leif [Hrsg.]; PT; GT

© 1990 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Printed in Germany. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen.

Vorwort Anläßlich des vierhundertfünfzigjährigen Jubiläums der dänischen Reformation 1536 entstand der Gedanke, die Ereignisse und ihre Folgen in ihrem internationalen Rahmen zu betrachten. Deshalb luden wir eine Reihe von nicht-dänischen Reformationshistorikern zu einem Symposium ein. Wir verfolgten dabei hauptsächlich zwei Ziele. Erstens war es unsere Absicht, die Sprachbarriere zu überbrücken, damit den Problemen der Reformation im dänischen Sprachgebiet mehr Aufmerksamkeit in der internationalen Forschung zuteil würde, als es bisher der Fall war. Das Reformationsjahr als Wendepunkt in der politischen Geschichte Dänemarks war in der Forschung schon mehr als hundert Jahre anerkannt. Doch haben Beiträge zur dänischen Kirchengeschichte während des zwanzigsten Jahrhunderts dargetan, daß der formelle Bruch der dänischen Kirche mit Rom schon vor dem Jahr 1536 liegt. Gleichzeitig ist es klar geworden, daß die frühe Reformationsbewegung in Dänemark nicht wie die Kirchenordnung, die das Ergebnis der Reformation war, eindeutig lutherisch geprägt war. Im Hinblick auf das sechzehnte Jahrhundert war die Gewinnung von Dänemark und Norwegen für das Luthertum ein Erfolg ersten Ranges, aber sie spielte in der internationalen Diskussion bisher keine entsprechende Rolle. Zweitens waren wir davon überzeugt, daß komparative Studien neue Einsichten vermitteln würden, die nicht nur für die bis jetzt allzu isolierte dänische Reformationsforschung, sondern auch rückwirkend für die einzubeziehenden Gebiete außerdänischer Reformationsgeschichte gewinnbringend sein könnten. Das Symposium fand vom 6. bis 10. Oktober 1986 in Kopenhagen statt. Es wurde mit einem Festabend in der Aula der Universität eingeleitet. Unter Mitwirkung des Kopenhagener Knabenchors hielt Professor Dr. HENRIK G L A H N einen Festvortrag über die Musik der Kirchenlieder in der dänischen Reformationskirche. Die folgenden Tage konnten wir über die schönen Räumlichkeiten der KÖNIGLICHEN DÄNISCHEN AKADEMIE DER W I S SENSCHAFTEN verfügen. Finanziell wurde die Durchführung des Symposiums durch Spenden von zwei Institutionen ermöglicht. Wir danken CARLSBERGFONDET u n d J E N S NORREGAARDS O G H A L K O C H S M I N D E F O N D f ü r

ihre großzügige Unterstützung. Ein Teil der Druckkosten wurde von STAund wiederum von J E N S NORREGAARDS O G H A L K O C H S M I N D E F O N D getragen. Auch dafür danken wir. Kopenhagen, in Oktober 1989

TENS HUMANISTISKE FORSKNINGSRAD

Leif Grane

Kai Herby

Inhalt

Vorwort

5

H U M A N I S M AND THE R E F O R M A T I O N

Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten in den 20er und frühen 30er Jahren des 16. Jahrhunderts .

BERNHARD L O H S E :

KAI HORBY:

Humanist Profiles in the Danish Reform Movement

O L A F PEDERSEN:

. .

Poul Helgesen Confronts Astrology

11 28 39

T H E P O S I T I O N OF THE P R I N C E S

Formen landesfürstlicher Reformation in Deutschland. Kursachsen - Württemberg/Brandenburg - Kurpfalz . . . .

57

Weltliche Obrigkeit und Kirche bei König Christian III. von Dänemark (1536-1559). Hintergründe und Folgen

91

EIKE W O L G A S T :

M A R T I N SCHWARZ LAUSTEN:

C I T I E S AND R E F O R M

W. SCRIBNER: Paradigms of Urban Reform: Gemeindereformation or Erastian Reformation? 111

ROBERT

The Emergence of Two Cities: The Reformation in Malmo and Copenhagen

O L E PETER GRELL:

129

LEARNING AND E D U C A T I O N

M. KITTELSON: Learning and Education: Phase Two of the Reformation 149

JAMES

Teaching the People - the Education of the Clergy and the Instruction of the People in the Danish Reformation Church . 164

LEIF GRANE:

8

Inhalt POPULAR RECEPTION OF R E F O R M A T I O N P R E A C H I N G

BERND MOELLER:

Das Berühmtwerden Luthers

ALEX W I T T E N D O R F F :

187

Popular Mentalities and the Danish Reforma-

tion

211

welchem Zweckhaben die dänischen Reformatoren das Druckmedium benutzt? 223

N I N N A JORGENSEN: Z U

ECCLESIASTICAL D I S C I P L I N E AFTER T H E R E F O R M A T I O N

Tridentine Discipline: The Church of Rome. Between Catholic Reform and Counter-Reformation 241

A G O S T I N O BORROMEO:

Godly Nurture and Admonition in the Lord: Ecclesiastical Discipline in the Reformed Tradition 264

JAMES CAMERON:

TROELS DAHLERUP:

Sin, Crime, Punishment and Absolution

277

H U M A N I S M AND THE R E F O R M A T I O N

BERNHARD L O H S E

Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten in den 20er und frühen 30er Jahren des 16. Jahrhunderts Die zahlreichen Untersuchungen zu dem Thema „Stadt und Reformation", die in den letzten Jahrzehnten erschienen sind, haben immer mehr deutlich werden lassen, wie vielschichtig und umfangreich die sozialen und geistigen Voraussetzungen und Bedingungen gewesen sind, die in vielen Städten die Durchsetzung der Reformation ermöglicht haben. Dabei ist mehr und mehr der Blick auf die gesellschaftlichen Umbrüche gelenkt worden, die häufig genug in Verbindung mit der reformatorischen Bewegung gesehen werden müssen. Es scheint, daß demgegenüber die Beziehungen zwischen Humanismus und Reformation etwas in den Hintergrund getreten sind. Dabei kann kein Zweifel bestehen, daß, wie Bernd Moeller in seinem Aufsatz „Die deutschen Humanisten und die Anfänge der Reformation" gesagt hat 1 , zwischen diesen Bewegungen eine historische „Verklammerung" bestanden hat, die für beide außerordentlich bedeutsam und folgenreich gewesen ist. Moeller hat weiter an die bekannte Tatsache erinnert, daß Luthers reformatorische Entdeckung, wie immer sie im einzelnen zu verstehen sein möge, nicht von der Gedankenwelt des Humanismus her zu erklären sei2. Zwar sei es richtig, daß die Humanisten ihn anfangs für einen der Ihren gehalten hätten; insofern müsse man sogar von einem „produktiven Mißverständnis" sprechen, „das die Humanisten zu Verehrern Luthers macht" und, wie Moeller hinzufügt, „damit ... die Reformation aus der Sache eines einzelnen zu einer Umwälzung der Weltgeschichte" 3 . Allerdings sei die evangelische Bewegung in den Jahren seit 1520 mehr und mehr dem Humanismus entglitten 4 . Trotzdem müsse man wegen der Resonanz, die Luther anfangs bei den Humanisten gefunden habe, und

1 Bernd Moeller, Die deutschen Humanisten und die Anfänge der Reformation, in: ZKG 70, 1959, 46-61, hier 46 f. 2 Moeller, aaO, 49. 3 Moeller, aaO, 54. 4 Moeller, aaO, 55.

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Bernhard Lohse

auch wegen der teilweise dauernden Anhängerschaft, die er dort errungen habe, die These formulieren: „Ohne Humanismus keine Reformation." 5 Diese These kann hier im Blick auf ihre Berechtigung nicht im ganzen erörtert werden. Es wäre immerhin zu fragen, ob man nicht auch von vielen anderen Voraussetzungen oder Bedingungen sagen könnte, daß sie überhaupt erst die Reformation möglich gemacht hätten, und daß es kaum berechtigt sei, eine einzelne dabei besonders herauszuheben, weil sonst das ganze Geflecht der Ereignisse und Bedingungen aus dem Blick geriete. Immerhin mag es sinnvoll sein, die These von Moeller hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit an dem Beispiel einiger norddeutscher Städte zu erörtern. Dabei ist im Auge zu behalten, daß in Dänemark - dies gilt freilich nicht ohne weiteres auch für die mit Dänemark damals verbundenen Herzogtümer Schleswig und Holstein - nachweislich schon seit der Zeit vor 1520 der sogenannte Bibelhumanismus von Bedeutung und Einfluß gewesen ist. Was den gesamten skandinavischen Raum betrifft, so ist der Bibelhumanismus anscheinend am frühesten in Schweden aufgetreten, nämlich bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts 6 . In Dänemark hat König Christian II. (1481 bis 1559; König 1513 bis 1523) den Bibelhumanismus gefördert. Das hat in Zusammenhang gestanden mit seinen Bemühungen, die Macht des Adels und der Hierarchie zugunsten der Bürgerschaft in den Städten einzudämmen. Sein Ziel war offenbar die Etablierung einer katholischen Nationalkirche 7 . Die Berufung der beiden Wittenberger Martin Reinhard und Andreas Karlstadt nach Kopenhagen im Jahre 1521 muß in Verbindung mit diesen Tendenzen der königlichen Politik gesehen werden. Freilich ist von dem kurzen Aufenthalt der beiden in Dänemark keine tiefere Wirkung ausgegangen, wie offenbar einerseits der König und andererseits insbesondere Karlstadt ganz unterschiedliche Vorstellungen von der Zusammenarbeit hatten. Wichtiger war der Einfluß, den der ErasmusSchüler Paulus Elie (ca. 1485 bis ca. 1535) als Leiter eines vom König gegründeten Universitätsinstituts hatte. Sowohl seine Kritik an kirchlichen Mißständen wie am scholastischen Lehrbetrieb als auch seine Bemühungen um ein Bildungschristentum im Anschluß an die ethischen Weisungen

5 Moeller, aaO, 59. ' Walter Goebell, Die Anfänge der Reformation in Dänemark und in den Herzogtümern Schleswig und Holstein unter Herzog und König Friedrich I., in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, hg. vom Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Bd. 3 ( = Schriften des Vereins für Schl.-H. Kirchengeschichte, R. 1 Bd. 28), Neumünster 1982, 9-34, hier 12. 7 Poul G. Lindhardt, Luther und Skandinavien, in: Luther und die Theologie der Gegenwart. Referate und Berichte des Fünften Internationalen Kongresses für Lutherforschung Lund, Schweden, 14.-20. August 1977, hg. von Leif Grane und Bernhard Lohse, Göttingen 1980, 134-144, hier 135 f.; ders., Skandinavische Kirchengeschichte seit dem 16. Jahrhundert, in: Die Kirche in ihrer Geschichte, Bd. 3 M 3, Göttingen 1982, 236.

Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten

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des Neuen Testaments haben dem späteren Sieg der Reformation in Dänemark den Weg bereitet. Vergleicht man die Verhältnisse in norddeutschen Städten mit denen in Dänemark, so muß vorweg betont werden, daß es zumindest außerhalb der Herzogtümer keine Instanz gab, die wie in Dänemark der König bibelhumanistische Tendenzen hätte fördern können. Von daher sind die Bedingungen für das Verhältnis von Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten nicht die gleichen gewesen wie in Dänemark. Doch ist es notwendig, die Entwicklung in norddeutschen Städten etwas näher zu betrachten. Dabei können nur einige Städte herangezogen werden. Näher beleuchtet werden soll die Entwicklung in Bremen, Hamburg, Lübeck und Lüneburg, also in Städten, die in der Nachbarschaft zu den mit Dänemark damals verbundenen Herzogtümern liegen. Die Lage in Rostock, das ganz offenbar nicht nur für den skandinavischen Raum, sondern auch für Norddeutschland wichtig war, kann nur am Rande betrachtet werden. Im Mittelpunkt unserer Fragen soll jeweils das Verhältnis von Humanismus und Reformation stehen, also das Problem, ob und in welcher Weise der Humanismus in diesen Städten für die Durchsetzung der Reformation förderlich oder auch hinderlich gewesen ist. Nicht jedoch kann hier der Humanismus in diesen Städten überhaupt gewürdigt werden. I Unter den genannten Städten war Bremen die erste, in welcher ein evangelisches Kirchenwesen entstand. Die Anfänge der evangelischen Bewegung reichen hier in das Jahr 1522 zurück, als Heinrich von Zütphen in St. Ansgarii mit der evangelischen Predigt begann. Bereits im Jahre 1525 beriefen Rat und Kirchspielgenossen evangelische Pfarrer; in demselben Jahr wurde das Abendmahl mit Brot und Wein gefeiert und damit der Bruch mit dem römischen Kirchenwesen vollzogen. Man kann also für das Jahr 1525 von dem Sieg der Reformation in Bremen sprechen. 1534 folgte die Einführung einer Kirchenordnung; gleichzeitig wurde die Reformation durch Verträge mit dem Erzbischof und dem Domkapitel abgesichert. Fragt man nach der Bedeutung des Humanismus im Zusammenhang mit dieser Entwicklung, so ist zunächst zu sagen, daß es in Bremen in der Zeit vor dem Beginn der reformatorischen Bewegung kaum Zeugnisse humanistischen Geistes gibt8. Bremen hatte damals ohnehin nur geringen Anteil an den geistigen Bewegungen der Zeit. Man pflegte dort zu sagen, daß „ein gemeiner Fischer mehr Ansehen als ein Doctor beider Rechte" β Bernd Moeller, Die Reformation in Bremen, in: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 17, 1973, 51-73, hier 57.

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Bernhard Lohse

habe 9 . Im ausgehenden Mittelalter wuchs freilich die Zahl von jungen Männern an, die auswärts Universitäten besuchten und später in ihrer Vaterstadt wirkten. Nach der Untersuchung von Schmidtmayer 10 haben im 13. Jahrhundert zwei, im 14. Jahrhundert 29 und im 15. Jahrhundert 223 Bremer Bürgerssöhne anderswo studiert. Neben zahlreichen studierten Theologen gab es mehr und mehr auch gebildete Laien in Bremen. Aber eigentliche Humanisten scheinen unter ihnen kaum vertreten gewesen zu sein. Um so wichtiger waren für das Vordringen der reformatorischen Bewegung in Bremen die vielfältigen Konflikte, die man dort seit langem mit dem Erzbischof gehabt hatte, sowie die auch in Bremen seit Jahrzehnten beklagten mannigfachen Mißstände in der Kirche. Beide Faktoren dürften für Bremen zu den entscheidenden Voraussetzungen der Reformation gehören. Was nun die Führer der reformatorischen Bewegung in Bremen betrifft, so kann man generell sagen, daß sie eigentlich alle von auswärts dorthin kamen und daß erst sie es waren, die zusammen mit den reformatorischen Gedanken auch humanistische Ideen nach Bremen brachten. Dies gilt freilich in geringem Maße von Heinrich von Zütphen 11 . Heinrich (1488-1524), einer der ersten Märtyrer des evangelischen Glaubens, ist nur 36 Jahre alt geworden. 1508 wurde er, 20jährig, an der Universität Wittenberg immatrikuliert; damals gehörte er bereits dem Orden der Augustinereremiten an. Vermutlich hat er mehrere Jahre in Wittenberg zugebracht. Wohl 1514 war er in Köln. Vielleicht hat er hier humanistische Studien betrieben 12 . Von dort ist er 1515 in seine niederländische Heimat zurückgekehrt; 1516 war er Prior des Augustinereremitenklosters in Dordrecht 13 . Dort ist er für eine Klosterreform tätig gewesen. In diesem Kloster, das sich der sächsischen Kongregation des Ordens anschloß, traten bereits 1518 reformatorische Ideen auf, die von der Stadt bekämpft wurden. Heinrich wurde am 6.12.1518 seines Amtes enthoben, ein Jahr später wieder in sein Amt eingesetzt, bis er dann 1520 sein Kloster und die Stadt Dordrecht endgültig verlassen mußte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln ging er nach Wittenberg, erwarb dort die Würden eines Baccalaureus und eines Licentiaten der Theologie und konnte 1522 in Antwerpen als Nachfolger des abgesetzten Jakob Propst Prior des Augustiner' Moeller, aaO, 57. 10 A. Schmidtmayer, Bremische Studenten an den Universitäten des Mittelalters, in: Bremisches Jahrbuch 35, 1935, 39-91. 11 Zu Heinrich von Zütphen s. Henneke Gülzow, Heinrich von Zütphen, in: N D B 8, 1969, 431. Immer noch wichtig und im ganzen nicht ersetzt ist die Biographie von J. Friedrich Iken, Heinrich von Zütphen, in: SVRG 12, Halle 1886. 12 Iken, aaO, 6 f. 13 Iken, aaO, 8.

Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten

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eremitenklosters werden. Aber auch er geriet dort wegen seiner Predigten in Schwierigkeiten, wurde gefangengenommen, dann befreit, um dann eben in Bremen im November 1522 als reformatorischer Prediger aufzutreten. Heinrich von Zütphen dürfte während seines Studiums 14 , dann in Köln und auch sowohl in Dordrecht als auch in Antwerpen mit manchen humanistischen Ideen bekannt geworden sein. Freilich, das Ausmaß des humanistischen Gedankengutes bei ihm kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Die Kürze des Aufenthaltes insbesondere in Antwerpen läßt nicht vermuten, daß dieser humanistische Einfluß bei ihm sehr tief gegangen ist. Infolgedessen kann auch nicht vermutet werden, daß Heinrich von Zütphen bei seinem Aufenthalt in Bremen in stärkerem Maße für humanistische Gedanken geworben hat. Genaueres läßt sich nun allerdings über Jakob Propst (? bis 1562) sagen, der in Antwerpen als Prior des Augustinereremitenklosters Heinrichs Vorgänger und später in Bremen Heinrichs Nachfolger gewesen ist. Jakob Propst ist neuerdings durch Ortwin Rudioff gewürdigt worden, der auch seine Texte in einer kritischen Ausgabe vorgelegt hat 15 . Zunächst ist interessant, daß nach Heinrich von Zütphen auch Jakob Propst, der aus Ypern stammte, von den Niederlanden später nach Bremen kam. Nachdem er früh, zu einem nicht bekannten Zeitpunkt, im Haarlemer Augustinereremitenkloster Mönch geworden war, wurde er ähnlich wie Heinrich von Zütphen, nur bereits 1505/1506, in Wittenberg immatrikuliert. Ob Jakob Propst in Wittenberg, wo er bis 1509 studierte, nähere Kontakte zu Heinrich von Zütphen gehabt hat und ob er dort schon mit Luther in Verbindung getreten ist, so daß er vielleicht von diesem Wichtiges übernommen hätte, muß offen bleiben, da Genaueres hierüber nicht bekannt ist. 1519 jedenfalls war Propst Prior des Antwerpener Augustinereremitenklosters. Dabei ist interessant, daß bereits damals, also 1519, Propst in dem Rufe stand, sowohl Anhänger Luthers als auch des Erasmus zu sein. Dies wird aus dem Brief des Erasmus an Luther vom 30.5.1519 deutlich, der durch Rudioff neu und, wie es scheint, überzeugend interpretiert worden ist16. Wenn Erasmus hier sagt, daß Propst einst Schüler Luthers gewesen ist und daß er Luther jetzt von Herzen verehrt („deamat"), 14 Die Frage, wie bedeutend humanistischer Einfluß an der Universität Wittenberg war, ist durch Helmar Junghans, Der junge Luther und die Humanisten, Weimar/Göttingen 1984, neu zur Diskussion gestellt worden. Auch wenn man die Bedeutung des Humanismus in Wittenberg geringer veranschlagen möchte, als Junghans es tut, ist doch die Fülle des von ihm beigebrachten Materials für Erfurt, aber auch für Wittenberg beeindruckend. 15 Ortwin Rudioff, Bonae litterae et Lutherus. Texte und Untersuchungen zu den Anfängen der Theologie des Bremer Reformators Jakob Propst, in: Hospitium Ecclesiae. Forschungen zur Bremischen Kirchengeschichte 14, Bremen 1985. " Rudioff, aaO, 114 ff.

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Bernhard Lohse

ja daß er beinahe als Einziger Christus verkündet, so ist nach Rudioffs Deutung diese Äußerung nicht als ein Lob aus dem Munde des Erasmus zu verstehen; vielmehr wolle Erasmus sagen, „daß Propst nicht zu den Anhängern des von ihm vertretenen biblisch-humanistischen Reformprogramms gehört"; Erasmus grenze sich also von Propst ab17. Trotzdem macht diese Bemerkung des Erasmus deutlich, daß Propst jedenfalls die beiden Richtungen Humanismus und Reformation miteinander zu verbinden suchte. Es fragt sich allerdings, wie weit ihm dies wirklich gelungen ist. Es ist nämlich interessant, daß Propst, auch nachdem er später 15221524 in Wittenberg als Gast in dem dortigen Augustinereremitenkloster gelebt hatte und mit Luther in enge Verbindung getreten war, doch bestimmte theologische Eigentümlichkeiten beibehielt. Vor allem hat Propst weder damals noch später von Luther die Lehre von Gesetz und Evangelium übernommen. Andererseits ist er nicht einfach bei Erasmus und dessen Schriftverständnis stehen geblieben, sondern hat mit Luther das Wort als Heilmittel verstanden. Ob er damit jedoch wirklich Luthers Schrifttheologie übernommen hat, ist nach Rudioffs Untersuchung nicht mit Sicherheit zu entscheiden 18 . Das Bremer evangelische Kirchenwesen, wie es sich seit der Mitte der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts herausbildete, hat ganz offenkundig nicht erst in späterer Zeit, sondern schon von seinem Begründer her die besondere Eigenart erhalten, die es im Grunde bis heute auszeichnet. In seiner „Fratris Jacobi Praepositi historia utriusque captivitatis" aus dem Jahre 1522 hat Propst das humanistische Bildungsideal und die reformatorische Theologie miteinander verbunden; jedenfalls spricht er von „bonae litterae et Lutherus" 19 . Nach der Durchsetzung der Reformation wurde im ehemaligen Dominikanerkloster die erste städtische Lateinschule in Bremen gegründet, die bald zu einem Zentrum humanistischen Einflusses werden sollte20. Für Bremen läßt sich somit sagen, daß der Humanismus nicht zu den Voraussetzungen für die Reformation gehört, vielmehr erst im Gefolge der Reformation von Bedeutung geworden ist. II Recht anders war die Situation in Hamburg, wo es am Vorabend der Reformation zwar nicht wie in manchen süddeutschen Städten humanistische Zirkel gab, wo aber immerhin doch einzelne bedeutende Vertreter des Hu17

Rudioff, Rudioff, " Rudioff, 20 Moeller, 18

aaO, 116. aaO, 196 f. aaO, 51. aaO (Anm. 8), 65.

Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten

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manismus zu nennen sind. Freilich dürften diese durchweg nicht dem Sieg der Reformation vorgearbeitet haben. Allen voran ist hier Albert Krantz (1448 bis 7.12.1517) zu nennen. Krantz war in Hamburg geboren, hatte 1463 mit dem Studium in Rostock begonnen, wo er 1480 Professor wurde. Nach einigen Jahren in Lübeck, Mainz und Perugia wurde er 1493 Domtheologe und Domherr in Hamburg. Seit 1508 war er Domdekan und hatte damit eines der höchsten kirchlichen Ämter in Hamburg inne21. Vor allem ist Krantz literarisch bekannt geworden durch verschiedene Werke zur Geschichte und Kirchengeschichte. Krantz nimmt unter den humanistischen Geschichtsschreibern einen hervorragenden Platz ein. Manche der von den italienischen Humanisten vertretenen Ideale hat er aufgenommen und auf die Welt des nördlichen Europa zu übertragen versucht, nicht im Sinne eines ausgeprägten Nationalismus, sondern in Anknüpfung an die antike Germania-Vorstellung mit dem Ziel einer hansischen Kultureinheit der nördlichen Länder 22 . Nicht minder wichtig als seine Bemühungen um die civilitas sind seine Versuche, in dem ihm anvertrauten kirchlichen Bereich für eine gute Amtsführung zu sorgen und den mancherlei Mißständen im kirchlichen Leben zu wehren. Ganz erfolglos ist Krantz dabei nicht gewesen, obwohl gerade in Hamburg der Pfaffenhaß besonders stark verbreitet war. Dieser Pfaffenhaß war im Grunde „rein rational nicht ganz zu erklären. Er scheint mehr gewesen zu sein als die Summe berechtigter Gravamina. In ihm sprach sich letztlich wohl so etwas wie enttäuschte Liebe aus." 23 Freilich ist die reformatorische Bewegung in Hamburg nicht durch den Humanismus des Albert Krantz gefördert worden. Ganz im Gegenteil, Krantz war ein überzeugter Anhänger der römischen Kirche 24 . Für die Durchsetzung der Reformation waren vielmehr andere Faktoren ausschlaggebend. „Die Reformation in Hamburg wuchs aus den Emanzipationsbestrebungen der Bürger gegenüber dem Herrschaftsanspruch eines verweltlichten Domkapitels hervor", sagt Wolf-Dieter Hauschild mit

21 Zu Krantz s. insbesondere Heinrich Reincke, Hamburg am Vorabend der Reformation, in: Arbeiten zur Kirchengeschichte Hamburgs 8, Hamburg 1966, bes. 30 f.; 96 f.; Otto Scheib, Die Reformationsdiskussionen in der Hansestadt Hamburg 1522-1528, in: RGST 112, Münster, 1976, bes. 208 Nr. 22. 22 Siehe Manfred Grobecker, Studien zur Geschichtsschreibung des Albert Krantz, Diss, phil. Hamburg 1964. 23 Bernhard Lohse, 1529-1979. 450 Jahre Reformation in Hamburg, in: 450 Jahre Reformation in Hamburg. Eine Festschrift, hg. von Wenzel Lohff, Hamburg 1980, 41-62, hier 45. 24 Siehe Reincke, aaO, passim. Nach späterer Überlieferung soll Albert Krantz, nachdem er Luthers 95 Thesen gelesen hatte, gesagt haben: „Frater, frater ..., abi in cellam, et die: Miserere mei Deus !" Diese Geschichte ist jedoch wohl als eine spätere Legende zu betrachten und muß aus der Frühgeschichte der Reformation in Hamburg gestrichen werden. Siehe Rainer Postel, Die Reformation in Hamburg. 1517-1528, in: QFRG 52, Gütersloh 1986, 129-132.

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Bernhard Lohse

Recht 25 . Die zahlreichen Kontroversen und Konflikte, bei denen immer wieder städtischerseits dás Steuerprivileg des Klerus angegriffen wurde, hatten schon am Vorabend der Reformation zu einer starken Selbständigkeitsbewegung geführt, die dann von den reformatorischen Ideen theologisch fundiert und verstärkt wurde. Was diese reformatorischen Ideen betrifft, so ist wichtig, daß seit 1518 die Zahl von Hamburgern, welche in Wittenberg studierten, anwuchs 26 . Wahrscheinlich sind bereits 1518 manche Luther-Schriften, nämlich die deutschsprachigen Sermone, in Hamburg vorhanden gewesen. Was die Personen betrifft, welche in Hamburg früh für die Sache der Reformation eintraten, so sind folgende Namen hervorzuheben. 1521 griff Ordo (Otto) Stenmel, Pfarrer an St. Katharinen, die Verführungen des Ablaßwesens sowie die bösen Lehrer und Fabelprediger an. Außerdem wandte er sich scharf gegen das ungeistliche Leben der Priester. Stephan Kempe hat später Stenmel zu den ersten reformatorischen Predigern in Hamburg gerechnet. Ob dies nun stimmt oder nicht 27 , die Grenzen zwischen reformkatholischen und reformatorischen Bestrebungen sind zu jener Zeit vielfach fließend gewesen. In den Jahren 1521 und 1522 sind dann einige angesehene Laien, nämlich aus der Gruppe der reichen Kaufleute und Englandfahrer, für die Sache der Reformation eingetreten, allen voran Detlev Schuldorp, dessen Haus zu einem Zentrum der frühen Anhänger der Reformation wurde. In Schuldorps Haus wohnte auch der sog. „Weiße Mönch", Johann Widenbrügge, der in Bürgerhäusern predigte, der freilich Hamburg bald wieder verlassen mußte. Des weiteren ist hauptsächlich Stephan Kempe zu nennen, dem es durch seine Predigten in der Franziskanerkirche St. Maria Magdalenen gelang, in volkstümlicher Sprache die wichtigsten Aspekte des reformatorischen Verständnisses des christlichen Glaubens einer großen Zahl von Hörern nahezubringen. Auf der Seite der Altgläubigen trat besonders Barthold Moller hervor. Was nun humanistische Tendenzen betrifft, so fehlen diese durchaus

25 Wolf-Dieter Hauschild, Die Reformation in Hamburg, Lübeck und Eutin, in: Schl.-H. Kirchengeschichte, Bd. 3 (o. Anm. 6), 186; cf., ferner Rainer Postel, Bürgerausschüsse und Reformation in Hamburg, in: Städtische Führungsgruppen und Gemeinde in der werdenden Neuzeit. Städteforschung. Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster, R.A: Darstellungen, Bd.9, hg. von Wilfried Ehbrecht, Köln/Wien 1980, 369-383. 26 Zu den Hamburgern, die in Wittenberg und u. a. in Rostock studierten, s. Reincke, aaO (o. Anm. 21), 65; 107. 27 Zweifel daran, daß Stenmel wirklich als reformatorischer Prediger anzusehen ist, hat Scheib, aaO (o. Anm. 21), 215, angemeldet. Siehe auch Postel, aaO (o. Anm. 24), 148-151; 243-245.

Humanismus und Reformation in norddeutschen Städten

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nicht; die Frage ist jedoch, ob sie in einem direkten Zusammenhang mit dem Anwachsen der evangelischen Bewegung in Hamburg stehen. Barthold Moller (vor 1470 bis 12.3.1530) 28 , wie Albert Krantz gebürtiger Hamburger, 1485 in Rostock immatrikuliert, besonders von Krantz in dessen Rostocker Zeit beeinflußt, später Professor und zeitweilig Dekan der theologischen Fakultät, hat in seiner Rostocker Zeit selbst an humanistischen Bemühungen mitgewirkt; so hat er u. a. den Aelius Donatus herausgegeben. 1506 hat er sogar Ulrich von Hutten bei sich aufgenommen, der damals von Greifswald nach Rostock geflohen war. In seinen Vorlesungen scheint er sich nach dem Vorbild der Humanisten ganz auf die Meinungen der Kirchenväter gestützt zu haben. Andererseits hat er 1516 als päpstlicher Ablaßkommissar für Rostock gewirkt. Seit 1526 Domtheologe in Hamburg, war er der wichtigste Streiter für die Altgläubigen. Bald nach seiner Ankunft hatte er eine Unterredung mit seinem früheren Rostocker Schüler Kempe, bei welchem Moller freilich nichts erreichte. Als die Reformation in Hamburg zum Siege kam, ging er wieder nach Rostock. Moller war also durchaus Humanist, aber auf Seiten der Altgläubigen, ohne jemals die reformatorische Bewegung zu fördern. Ordo Stenmel (? bis 1528)29, über dessen Herkunft weiter nichts bekannt ist, wurde 1491 Student in Rostock, 1503 Kaplan am Hamburger Dom, 1509 wieder in Rostock als Priester immatrikuliert, ebenfalls 1509 zum Baccalaureus promoviert, 1510/11 Magister. Bald darauf war er wieder in Hamburg und wurde 1521 Pfarrer an St. Katharinen in Hamburg, wo er durch seine Predigten Aufsehen erregte. Über humanistische Tendenzen bei Stenmel ist nichts bekannt. Immerhin muß Stenmel in seiner Rostocker Zeit mit humanistischen Ideen in Berührung gekommen sein. Stephan Kempe (? bis 23.10.1540) 30 , stammt wohl aus Kampen bei Zwolle oder Kempen am Niederrhein. Genaueres ist von ihm erst überliefert, als er in Rostock als Franziskaner 1521 immatrikuliert wurde. Er war, wie erwähnt, Schüler Barthold Mollers, erwarb die Grade eines Magisters und eines Baccalaureus biblicus. Das Rostocker Franziskanerkloster scheint früh von Luthers Theologie ergriffen worden zu sein. Jedenfalls hat Kempe, als er 1523 im Hamburger Franziskanerkloster zunächst besuchsweise war, mit reformatorischen Predigten begonnen. Als er an sich nach Rostock zurückkehren sollte, beließen ihn seine Oberen auf Wunsch der Hamburger in Hamburg. 1527 wurde Kempe Pfarrer an St. Kathari28

Zu Moller s. Scheib, aaO (o. Anm. 21), 210f. Nr. 31; cf. Krause, Art. Moller, Bartold, in: ADB 22, 122 f. " Zu Stenmel s. Reincke, aaO (o. Anm. 21), 107; Scheib, aaO, 215 Nr. 44. 30 Zu Kempe s. Reincke, aaO, 78 ff.; Scheib, aaO, 206 f. Nr. 18; Helga-Maria Kühn, Art. Kempe, Stephan, in: N D B 11, 1977, 483; Dieter Fabricius, Die theologischen Kontroversen in Lüneburg im Zusammenhang mit der Einführung der Reformation, Diss, theol. Hamburg 1986, Lüneburg 1988, 73-81.

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nen. Später hat er insbesondere an der Flensburger Disputation von 1529 um die Abendmahlslehre von Melchior Hoffmann teilgenommen und zeitweilig auch in Lüneburg 1530 gewirkt. Von humanistischen Tendenzen kann man bei Kempe kaum sprechen, obwohl er mit ihnen in seiner Rostocker Zeit bekannt geworden sein muß. Statt dessen findet sich bei ihm eben Kritik an den damaligen kirchlichen Mißständen sowie eine schlichte, aber fest gegründete evangelische Uberzeugung. Die Gestalt Bugenhagens, der dann auf Einladung des Rates der Stadt von Oktober 1528 bis Juni 1529 in Hamburg weilte und die neue Kirchenordnung ausarbeitete, soll hier nicht näher gewürdigt werden. Wichtig ist jedoch, daß in Hamburg, ähnlich wie in Bremen, in dem früheren Johanniskloster der Dominikaner eine Lateinschule gegründet wurde, die Gelehrtenschule des Johanneums. Auch diese Schule wurde bald zu einem Zentrum humanistischen Einflusses. Für Hamburg läßt sich demnach feststellen, daß es zwar am Vorabend der Reformation Humanisten gegeben hat, daß diese aber auf seiten der Altgläubigen gestanden und nicht etwa der Reformation vorgearbeitet haben. Eine auch nur vorübergehende Verbindung dieser Humanisten mit der reformatorischen Bewegung läßt sich nicht belegen. Vielmehr waren es die kirchlichen Mißstände sowie die heftigen Konflikte zwischen Kirche und Stadt, welche den neuen Ideen aus Wittenberg den Weg bereiteten. Mit dem Sieg der Reformation kamen dann freilich auch humanistische Tendenzen zum Zuge. III Auch für Lübeck gilt, daß es am Vorabend der Reformation keine größeren humanistischen Kreise gegeben hat, obwohl es an einzelnen Vertretern des Humanismus nicht fehlt 31 . Freilich liegen die Anfänge der Reformation in Lübeck noch stärker im Dunkel, als das schon für Hamburg gilt". Sucht man in dem Lübeck der Zeit um 1520 nach Anhängern des Humanismus, so kommen im wesentlichen folgende Personen in Betracht. Am bedeutendsten dürfte Gerhard Frille gewesen sein. Von ihm ist bekannt 33 , daß er aus Lübeck stammt, 1476 in Rostock immatrikuliert wurde, 31

Zur Reformation Lübecks s. vor allem Wilhelm Jannasch, Reformationsgeschichte Lübecks vom Petersablaß bis zum Augsburger Reichstag 1515-1530, in: Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. vom Archiv der Hansestadt, Bd. 16, Lübeck 1958; Wolf-Dieter Hauschild, aaO (o. Anm. 25), 201 ff.; ders., Kirchengeschichte Lübecks. Christentum und Bürgertum in neun Jahrhunderten, Lübeck 1981, 166-193; ferner auch Bernd Moeller, Zwingiis Disputationen, in: ZRG kan. Abt. 60, 1974, bes. 315 ff. " Hauschild, Schl.-H. Kirchengeschichte, Bd. 3, 202. 33 Zu Frille s. Jannasch, aaO, 29; 351.

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dort Professor wurde und mehrmals das Amt des Rektors innehatte. Etwa in der Zeit zwischen 1515 und 1517 kehrte Frille nach Lübeck zurück, wo er das Amt des Domtheologen übernahm. Frille war bekannt als Humanist, aber auch wegen seiner Verbindung von Theologie und Philosophie. In den zehn Jahren seines Wirkens als Domtheologe hat er das alte Kirchenwesen gegen die Reformation zu verteidigen gesucht; aber ein harter Streiter dürfte der nicht mehr junge Gelehrte sicher nicht gewesen sein. Hier war ihm in Hamburg Barthold Moller voraus. Des weiteren sind einige Männer zu nennen, die ebenfalls für den Humanismus aufgeschlossen gewesen sind, die freilich an Bedeutung hinter Frille zurückstehen. So ist Wigbold von Meppen, mehrfach Prior des Dominikanerkonvents in Lübeck und seit 1492 in der Leitung des Ordensstudiums, darum öfter auch außerhalb Lübecks tätig, durch seine Neigung zu klassischen Studien bekannt 34 . 1494 erwarb er in Rostock den theologischen Doktorgrad. Für das Jahr 1523 ist für ihn die Bezeichnung „inquisitor heretice pravitatis" überliefert. Wigbold war ein Mönch, der es mit seinem Ordensgelübde und auch mit dem Predigtauftrag ernst nahm. Auch er trat als Humanist für die alte Kirche ein. Auch ein anderer Dominikaner, Eghardus Meyer, der 1504 in Wittenberg immatrikuliert worden war, später im Lübecker Dominikanerkloster mit Wigbold zusammen beim theologischen Studium wirkte, stand den humanistischen Bestrebungen aufgeschlossen gegenüber 35 . Auch er war freilich ganz auf der Seite der alten Kirche. Verglichen mit den Zentren des Humanismus in Süd- und Südwestdeutschland, sind die humanistischen Tendenzen in Lübeck als bescheiden und nur von geringer Bedeutung anzusehen. Interessant ist, daß auch hier, ähnlich wie bei den einzelnen Hamburger Vertretern humanistischer Gedanken, die Impulse am ehesten von Rostock ausgegangen sind; nur in einzelnen Fällen kamen auch von anderswoher Anstöße. Aber diese humanistischen Anregungen vertrugen sich mit dem Eintreten für die alte Kirche. Von einem Schriftprinzip, das dann etwa auch zu reformatorischen Konsequenzen geführt hätte, hören wir nichts. Im ganzen gilt die Feststellung von W.Jannasch: „Was den Humanismus betrifft, so fehlt ihm angesichts der ... geistigen Gesamtlage in Lübeck für eine ersprießliche Tätigkeit der rechte Untergrund." 36 Von hier aus kamen keine Impulse in Richtung auf die Reformation. Nur in einem Fall kann, wie es scheint, festgestellt werden, daß ein Franziskaner, der auch humanistische Neigungen hatte, für reformatorische Ideen eintrat. Es handelt sich um Johannes Cusanus, der offenbar 34 35 36

Siehe Jannasch, aaO, 48 f. Siehe Jannasch, aaO, 49. Siehe Jannasch, aaO, 72.

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auch Kleriker war, dann verdächtigt wurde, in Lehrveranstaltungen über die „ars memorativa", also die Übung des Gedächtnisses, insgeheim Lutheraner um sich zu sammeln, und vom Domkapitel am 18. August 1527 aus Lübeck ausgewiesen wurde. Hier haben also die humanistischen Vorlesungen dazu gedient, insgeheim reformatorische Verkündigung zu betreiben. Offenbar hat Cusanus längere Zeit in dieser Weise tätig sein können 37 . Was die Durchsetzung der Reformation in Lübeck betrifft, so wurde sie vorbereitet durch Kräfte, die von der reformatorischen Theologie und Frömmigkeit geprägt waren. Verglichen mit Hamburg, waren innerstädtische Differenzen zwischen Rat und Bürgerschaft oder zwischen Stadt und Domkapitel von geringerer Bedeutung. Seit 152338 gab es die „Martinianer", die insbesondere auch das Ziel hatten, evangelische Predigten hören zu können. Dies jedenfalls strebten die Martinianer der Gemeinde von St. Marien an. Ihr wichtigster geistlicher Vertreter war Magister Johannes Fritze 39 . Er war gebürtiger Lübecker, war dann 1505 in Rostock immatrikuliert worden, hat dort offenbar sogar im Hause von Barthold Moller gewohnt und 1509/1510 den Magistergrad erworben. Aber von humanistischen Tendenzen bei ihm ist nichts bekannt. Der 1524 einsetzende Konflikt zwischen Fritze und dem Domkapitel entzündete sich daran, daß Fritze mit der überlieferten Beichtpraxis brach, indem er die Absolution ohne vorangehende Einzelbeichte erteilte. Das Domkapitel stützte sich seinerseits besonders auf die guten Verbindungen zum Rat, der alles tat, um das Vordringen der reformatorischen Ideen zu verhindern. So wenig also der Humanismus in Lübeck zu den Voraussetzungen der Reformation gehört, so ist dann aber auch hier durch den Sieg der Reformation zugleich humanistischen Bestrebungen der Weg bereitet worden. Wie in Bremen und Hamburg, so ist auch in Lübeck die Gründung einer Schule hierfür kennzeichnend: in dem früheren Katharinenkloster wurde das Katharineum eingerichtet. Die weitere, wechselvolle Geschichte Lübecks in der Reformationszeit, bedingt vor allem durch die riskanten Unternehmungen des Bürgermeisters Jürgen Wullenwever, muß hier außer Betracht bleiben. IV Auch in Lüneburg ist das Bild von dem Verhältnis zwischen Humanismus und Reformation ähnlich wie in den anderen norddeutschen Städten. Freilich sind hier die Zusammenhänge zwischen Lüneburg und dem Fürstentum Braunschweig-Lüneburg von besonderer Bedeutung für den 37 38 39

Siehe Jannasch, aaO, 191. Siehe Jannasch, aaO, 100 ff.; Hauschild, Schl.-H. Kirchengeschichte, Bd. 3, 202. Siehe Jannasch, aaO, 106 f.

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Durchbruch der Reformation, aber dann auch für das Einsetzen humanistischen Einflusses geworden. Die Anfänge der reformatorischen Bewegung setzten in Lüneburg später ein als in Bremen, Hamburg und Lübeck 40 . Lüneburg war zwar die größte und bedeutendste Stadt des Herzogtums; aber die Herzöge residierten nicht hier, sondern in Celle. Das seit langem gespannte Verhältnis zwischen den Landesherren und der mächtigen, durch ihre Saline reich gewordenen Stadt war im frühen 16. Jahrhundert besonderen Belastungen ausgesetzt, da Herzog Ernst der Bekenner (1520-1546) zur Sanierung seiner Finanzen den Reichtum der Kirche und insbesondere der Klöster heranziehen wollte und obendrein bei seinem territorialstaatlichen Selbstverständnis die Eigenständigkeit Lüneburgs einzuschränken bestrebt war. Der Herzog hat in seinem Territorium durch veschiedene Maßnahmen die Reformation in den Jahren 1527 bis 1530 zum Sieg gebracht. In dem Fürstentum Braunschweig-Lüneburg ergab sich so die merkwürdige Lage, daß fast überall schon mit der Einführung der Reformation tatkräftig begonnen wurde, während in der bedeutendsten Stadt, eben Lüneburg, nach wie vor das alte Kirchenwesen in Geltung stand. Die reformatorische Bewegung in Lüneburg wurde auf diese Weise von dem Herzog gefördert; innere Gegensätze spielten in Lüneburg demgegenüber eine geringe Rolle. Olaf Mörke hat mit Recht festgestellt: „Überhaupt muß Lüneburg vor der Reformation als Stadt mit nur geringem Konfliktpotential bezeichnet werden." 41 Die Anfänge der reformatortischen Bewegung in Lüneburg reichen in das Jahr 1525 zurück. Damals wurden einige Bürger aus der Stadt ausgewiesen, weil sie Schriften Luthers gelesen und deutsche Psalmen gesungen hatten. Auch hier sind es also Einflüsse aus Wittenberg gewesen, die den ersten Anstoß gaben. Was den Lüneburger Rat betrifft, so hatte er die Sorge, daß durch die Propagierung lutherischer Gedanken Aufruhr und Zwietracht entstehen könnten. Zu dieser Zeit hatten die Altgläubigen im

40 Zur Reformation in Lüneburg s. vor allem Adolf Wrede, Die Einführung der Reformation im Lüneburgischen durch Herzog Ernst den Bekenner, Göttingen 1887; Klaus Friedland, Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren. Stadtfreiheit und Fürstenhoheit im 16. Jahrhundert, in: Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 53, Hildesheim 1953; Olaf Mörke, Rat und Bürger in der Reformation. Soziale Gruppen und kirchlicher Wandel in den weifischen Hansestädten Lüneburg, Braunschweig und Göttingen, in: Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen 19, Hildesheim 1983; Bernhard Lohse, Die Reformation in Lüneburg im Zusammenhang der deutschen Geschichte des frühen 16. Jahrhunderts, in: Reformation vor 450 Jahren. Eine Lüneburgische Gedenkschrift 1980, Lüneburg 1980, 8-24; Uwe Plath, Der Durchbruch der Reformation in Lüneburg, ebd., 25-69; Dieter Fabricius, Die theologischen Kontroversen ... (s.o. Anm. 30). 41

Mörke, aaO, 74.

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Rat die überwältigende Mehrheit. Aber die Lage des Rates wurde durch die angedeutete Spannung zum Herzog bald schwieriger. Im Jahre 1528 erteilte der Lüneburger Rat dem Dominikanermönch Augustin von Getelen den Auftrag, zeit seines Lebens in der größten Kirche der Stadt, der St. Johanniskirche, zweimal wöchentlich zu predigen 42 . Getelen war seit langem ein profilierter Vertreter der Altgläubigen; der Rat hoffte, durch seinen Auftrag das überkommene Kirchenwesen zu erhalten. Von humanistischen Einflüssen ist bei Getelen nichts bekannt. Die theologische Auseinandersetzung, die er u. a. mit Bugenhagen führte, galt ganz den Fragen der Rechtfertigung, der Werke sowie der Messe, darüber hinaus den zahlreichen Problemen der Mißbräuche 43 . Auch bei den Vertretern der reformatorischen Bewegung ist von humanistischen Ideen zunächst nichts bekannt. Martin Undermarck, der aus Gent in Flandern stammte und seit 1520 in Wittenberg studierte 44 , begann offenbar noch 1528 mit der evangelischen Predigt im Kloster Lüne. Bei seinem Streit mit Augustin von Getelen standen ganz die Fragen der Schriftautorität, der rechten Lehre und vor allem die Probleme der Mißstände im Mittelpunkt 45 . Im Februar oder März 1530 wurde zum ersten Mal ein evangelischer Gottesdienst mit Laienkelch in Lüneburg gehalten, nachdem vorher schon mehrfach Lutherlieder während der Meßgottesdienste gesungen worden waren 46 . Die evangelische Bewegung konnte nun auch den Rat langsam zu reformatorischem Handeln veranlassen. Nachdem Getelen kurz vor Ostern 1530 aus Lüneburg ausgewiesen worden war 47 , wurde Stephan Kempe aus Hamburg vom Rat nach Lüneburg eingeladen; etwa einen Monat hat er in Lüneburg gewirkt 48 . Es dürfte nicht angehen, in Kempe, wie es in manchen neueren Arbeiten geschehen ist49, den eigentlichen Reformator Lüneburgs zu erblicken. Immerhin, Kempe 42

Zu Getelen s. Fabricius, aaO, 42 f.; dort auch ältere Literatur. Siehe Fabricius, aaO, 42 ff.; 120 ff. 44 Siehe Fabricius, aaO, 51 ff. 45 Siehe Fabricius, aaO, 52 ff. 46 Siehe Fabricius, aaO, 67 f. 47 Siehe Fabricius, aaO, 72. 4 * Siehe Fabricius, aaO, 73 ff. 4 ' Siehe Hans-Joachim Behr, Stephan Kempe und die erste lutherische Kirchenordnung der Stadt Lüneburg, in: JGNKG 64, 1966, 70-87; Richard Gerecke, Studien zu Urbanus Rhegius' kirchenregimentlicher Tätigkeit in Norddeutschland. Teil 1: Konzil und Religionsgespräche, Göttingen 1976, Teildruck in: JGNKG 74, 1976, 131-177; ders., Teil 2: Die Neuordnung des Kirchenwesens in Lüneburg, in: JGNKG 77, 1979, 29-95; ders., Teil 3: Urbanus Rhegius als Superintendent in Lüneburg (1532-1533), in: Reformation vor 450 Jahren. Eine Lüneburgische Gedenkschrift (s.o. Anm. 40), 71-93; Plath, aaO (o. Anm. 40); dagegen Fabricius, aaO, bes. 172 ff. Strittig ist hierbei insbesondere die Verfasserschaft der 28 „Articuli van der kysten". Während Gerecke diese Artikel Kempe zuschreibt, kann Fabricius zeigen, daß Kempe als Autor aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht kommt. Wer der Verfasser gewesen ist, muß freilich nach Fabricius offen bleiben. 43

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hat auch in Lüneburg eine nicht geringe Bedeutung für die weitere Festigung der reformatorischen Bewegung besessen, auch wenn die von ihm verfaßten 50 Artikel, die „Underschedinge" 50 , keine Auswirkungen auf die Politik des Lüneburger Rates gehabt zu haben scheinen. Allerdings hat Kempe hier bereits, ähnlich wie es schon in den Bugenhagenschen Kirchenordnungen der Fall war, die Notwendigkeit eines guten Schulwesens hervorgehoben 51 . Aber ein Vertreter des Humanismus ist Kempe deswegen noch nicht. Die endgültige Durchsetzung der Reformation in Lüneburg ist erst durch das Wirken des Urbanus Rhegius erfolgt 52 . Mit ihm ist freilich dann zugleich ein profilierter Humanist in Lüneburg tätig gewesen. Wie sehr freilich auch hier nicht einfach eine Linie vom Humanismus zur Reformation gezogen werden kann, ergibt sich aus der Tatsache, daß Rhegius als Student in Ingolstadt bei Eck studiert hatte. Rhegius hat bekanntlich später eine Zeitlang Zwingli zugeneigt, bevor er schließlich zu einem überzeugten Anhänger Luthers wurde. Um so bedeutsamer ist der humanistische Einfluß, der von Rhegius ausging. Er zeigt sich vor allem in der Schul- und Kirchenordnung, die Rhegius im ganzen nach dem Vorbild der Braunschweiger Kirchenordnung Bugenhagens (1528) im Jahre 1531 abfaßte und einführen lassen konnte. Was den Teil über die Schule betrifft, so wurde das 1406 gegründete Johanneum reformiert. Im Jahre 1532 berief der Rat aus Wittenberg Hermann Tulich, dem Luther einst seine Schrift „De captivitate Babylonica ecclesiae" gewidmet hatte 53 . Es folgten andere Humanisten wie vor allem Lucas Lossius54, die ebenfalls in humanistischem und reformatorischem Geiste wirkten. Auch in Lüneburg ist also der Humanismus erst in Verbindung mit der Durchsetzung der Reformation von Bedeutung geworden. V Zum Schluß soll versucht werden, zusammenfassend einige Ergebnisse zu formulieren. 1. Wenn hier auch nur einige Städte behandelt werden konnten, so dürfte die Feststellung, daß in Bremen, Hamburg, Lübeck und Lüneburg der Humanismus nicht als Wegbereiter der Reformation bezeichnet werden kann, für den norddeutschen Raum doch mit Vorsicht verallgemeinert werden können. Mit Sicherheit kann für die Herzogtümer Schleswig und 50 51 52 53 54

Siehe Fabricius, aaO, 76 ff. Siehe Fabricius, aaO, 77. Siehe Fabricius, aaO, 111 ff. WA 6, 497, 5-21. Zu Tulichius s. Fabricius, aaO, 127; dort weitere Literatur. Siehe Fabricius, aaO, 127 f.

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Holstein Ähnliches behauptet werden. Weder in Husum noch in Flensburg hat es eine nennenswerte humanistische Bewegung gegeben. Was Flensburg betrifft, so ist dort der Humanismus vielmehr erst im Gefolge der Reformation von Bedeutung geworden 55 . Die Entwicklung in Norddeutschland unterscheidet sich damit erheblich von derjenigen in süddeutschen Reichsstädten wie Nürnberg oder Straßburg. 2. Es ist interessant, daß dort, wo in sehr begrenztem Maße humanistische Einflüsse sich finden, diese vornehmlich von Rostock ausgegangen sind, in geringerem Maße auch von den Niederlanden. Freilich war die Mehrzahl derjenigen, die von Rostock Anregungen in humanistischem Geiste erhalten haben, auf der Seite der Altgläubigen. Besonders bedeutsam sind in dieser Hinsicht die Gestalten von Albert Krantz und Barthold Moller, wobei in dem Schülerkreis des Letzteren auch eifrige Vorkämpfer der Reformation begegnen wie vor allem der für Hamburg und Lüneburg wichtige Stephan Kempe 56 . 3. Die Tatsache, daß humanistisch beeinflußte Theologen in norddeutschen Städten im ganzen eher auf Seiten der Altgläubigen standen, kann offenbar nicht damit erklärt werden, daß der Humanismus in Norddeutschland im ganzen erst später von Einfluß wurde als in Süddeutschland; denn es läßt sich gerade bei Männern wie Krantz und Moller eine bemerkenswerte Kontinuität ihrer Haltung von der Zeit um 1500 bis in die Jahre der Auseinandersetzung um die Reformation beobachten. 4. Was die reformatorischen Einflüsse betrifft, so fanden sie einen Anknüpfungspunkt überwiegend bei den verbreiteten Mißständen im kirchlichen Leben und in der vorreformatorischen Kirchenkritik, wobei die Akzente im einzelnen in den verschiedenen Städten etwas unterschiedlich gesetzt wurden. Sodann aber war wichtig, daß von Wittenberg selbst der Einfluß auf die jeweiligen reformatorischen Kräfte ausging, sei es, daß 55

Dies wird besonders deutlich an den lateinischen Inschriften in Flensburg, wo humanistische Gedanken im 16. Jahrhundert nur in der Zeit nach der Reformation vordringen. Siehe Lateinische Inschriften in Flensburg, hg., übers, und erläutert von Bernhard Meißner, in: Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte Nr. 33, Flensburg 1984. Auch bei der Flensburger Disputation von 1529 über die Abendmahlslehre Melchior Hoffmans spielen humanistische Gedanken offenbar keine Rolle. Siehe Klaus Deppermann, Melchior H o f f man. Soziale Unruhen und apokalyptische Visionen im Zeitalter der Reformation, Göttingen 1979, 109-119. 56 Zur Reformationsgeschichte in Rostock s. Johannes Schildhauer, Soziale, politische und religiöse Auseinandersetzungen in den Hansestädten Stralsund, Rostock und Wismar im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts, Weimar 1959; Gerhard Bosinski, Das Schrifttum des Rostocker Reformators Joachim Slüter, Göttingen 1971; Geschichte der Universität Rostock 1419-1969. Fs. zur 550-Jahr-Feier der Universität, verfaßt u. herausgeg. von der Forschungsgruppe Universitätsgeschichte unter der Leitung von G. Heidorn, G. Heitz, Joh. Kaiisch, K.Fr.Olechnowitz, U.Seemann, Bd. 1, Berlin 1969, bes. 17-19; 21-25; Sabine Pettke, Die Reformation in Rostock, in: Luther und seine Zeit - heimatgeschichtliche Beiträge = Heimatgeschichte 16, 1983, 49-61.

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dieser Einfluß durch Luther-Schriften erfolgte, sei es, daß junge Leute aus norddeutschen Städten in Wittenberg studierten und die neuen Ideen von dort in ihre Heimat zurückbrachten 57 . 5. In den norddeutschen Städten, welche hier untersucht wurden, ist ausnahmslos mit der Durchsetzung der Reformation auch humanistischer Einfluß von Bedeutung geworden. Dies zeigte sich vornehmlich in der Einrichtung neuer Schulen, die bald zu Zentren humanistischer Bildung wurden. Insofern kann man sagen, daß der Humanismus, wenn er auch in Norddeutschland nicht zu den Wegbereitern der Reformation gehörte, doch viel zur Befestigung des neuen Kirchenwesens beigetragen hat. Dabei ist deutlich, daß es in anderen Teilen Norddeutschlands, nämlich besonders in Pommern, zu ganz anderen Beziehungen zwischen Humanismus und Reformation gekommen ist als in den hier behandelten norddeutschen Städten. Ob man freilich, wie Heinz Schilling vorgeschlagen hat, von einer eigenen „Hansestadtreformation" sprechen soll, die von der Reichsstadtreformation unterschieden werden sollte58, ist eine Frage, die hier nur noch genannt, aber von den Beziehungen zwischen Humanismus und Reformation her allein nicht entschieden werden kann.

57 Interessant ist, daß in Norddeutschland in den frühen Jahren der Reformation zwinglianischer Einfluß kaum begegnet. Siehe dazu Ernst Koch, „Zwinglianer" zwischen Ostsee und Harz in den Anfangsjahren der Reformation (1525-1532), in: Zwingliana 16, 1985, 517-545. 58 Heinz Schilling, Konfessionskonflikt und Staatsbildung. Eine Fallstudie über das Verhältnis von religiösem und sozialem Wandel in der Frühneuzeit am Beispiel der Grafschaft Lippe, in: QFRG 48, Gütersloh 1981. Kritische Einwände gegen die These einer Hansestadtreformation hat Helmar Junghans erhoben: Aus der Ernte des Lutherjubiläums 1983, in: LuJ 53, 1986, 55-137, hier 119f.

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Humanist Profiles in the Danish Reform Movement The case of Humanism and Reform is a classic, although controversial one. This is due, mainly, to the ambiguity of the term humanism. There is a humanism of Biblical scholarship, and there is Erasmian, Christian Philosophical Humanism, concerned with reconciling classical, in effect pagan, philosophy with Christian Faith, allowing, sensibly, for a positive interpretation in Christian terms of such philosophy which was pagan in the sense that it was anterior to the emergence of Christianity, although in retrospect perfectly compatible with Christendom. The Event of the Danish Reformation has proved to be rather less in accordance with what historians initially felt entitled to expect. Church Reform in Denmark was brought about in 1536 in a rather abrupt way, allowing for a variety of possible explanations. 1 The study of res humanae, as contrasted to the study of res divinae, in Denmark as inspired from abroad, might possibly offer some clue to the interpretation of the series of events. Humanism might also be political,2 it might comprise not only the science of politics, but also moral philosophy and theory of the State. There is also a wave of humanism in historiography, as well as in jurisprudence and in philology. Humanism, however, is strongly represented on both sides of the Reformation struggle in Denmark. Official historical explanation of the Reformation in Denmark dates from 60 years after the event. Arild Huitfeldt, in the first volume of his Chronicle of the Realm of Denmark (1595), compares the action of King Christian III at the conclusion of the civil wars in 1536 to what the Roman Emperor Constantine the Great performed when converting to Christianity.3 According to Huitfeldt, both rulers, upon realizing that better part of 1 Steinar Imsen, "The Reformation As A Political Problem in Danish-Norwegian History and Historiography", Rapports II (Stuttgart 1985, Comité International des Sciences Historiques), pp. 391-394. Kai Herby, "Reformation, Denmark", Dictionary of Scandinavian History ed. Byron J. Nordstrom (Westport, Conn. & London, England 1986), pp. 500-503. 2 Kai Herby, "L'Europeismo dell'umanesimo politico quattro-cinquecentesco", L'Europa, Fondamenti, Formazione e Realtà (Studi di storia moderna e contemporanea, voi. 15, Roma 1984), pp. 131-143. 5 Arild Huitfeldt, Danmarks Riges Krenike I (1595, repr. 1976) fol. Cciij-Ddij.

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their people had become favourable to the New Faith, converted to the latter in order to avoid uproar and blood-shed. In Huitfeldt's 'humanist' explanation of the Danish Reformation, King Christian III was furnished with the most noble example to justify his actions, the Chronicle in this respect is clearly government-inspired, however late it is in being published. In fact, when Huitfeldt published his first volume, an authoritative New History of Denmark, initiating with the Reformation, had been a desideratum on the part of the government already for some time.4 There were several professional failures behind the fact that Huitfeldt, an aristocrat and a high civil servant, Judicial Chancellor to the minor King Christian IV, chose to produce a History himself, making use of a score of collaborators of varying competence, and publishing a volume each year over a ten-year period. Such official historiography, however, finds itself in striking contrast to what evidence is still extant from the crucial months of August till October, 1536, in and around Copenhagen. 5 Such evidence gives us insight into the political and military situation, when the Bishops were imprisoned, and it leaves no doubt that the imprisonment of the Bishops was an action which aimed at the Council of the Realm (The Rigsrâdet), consultative body and, above all, Royal Electoral College. The secular members of the Rigsrâd, immediately after the Bishops' imprisonment, were confronted with an ultimatum either to sanction the King's action or go to prison themselves. Christian III, now victorious in the Grevens Fejde, the civil war 1534-36 to which his Father's death in 1533 had given rise, had been elected King in Jutland and in the Isle of Fyn at an early stage in the war. He disposed of no royal election in Zealand and in Skáne. The confirmation of his rule in the monarchy as a whole ultimately was obtained in an October Diet of the Realm which it was the King's first action to convene, in the early days of August, 1536, in fact before the Bishops were imprisoned, because the Chancery in preparing the orders for the Diet to convene in Copenhagen in October was at first given to believe that the Bishops were to participate. The August ultimatum to the secular members of the Rigsrâd, and the fact that they succumbed to it, was King Christian's only basis of legitimacy from August till October, 1536, as far as Zealand and Skâne were concerned. King Christian III at the moment had good reason to be thinking above all of his succession to the Realm. Not only had the civil war been an attempt in favour of his Royal cousin, King Christian II, who had gone 4

Harald Ilsoe, "Svaning, Vedel, Huitfeldt og Krag. Omkring spergsmalet om den forste historiografudnaevnelse", Tradition og Kritik. Festskrift til Svend Ellehoj 1984, pp.235-258. 5 Rigsarkivet, Copenhagen, Danske Kancelli, Tegnelser over alle Lande 1535-38, fol. 176 v -178 r , the Chancery Register of Royal Orders (for letters to be drafted) includes among the people to be present at the forthcoming Herredag the Bishops.

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into exile in 1523, but now, after having won the civil war, Christian was well aware that part of the Rigsrnd, even if rejecting Christian II, would prefer one of his own younger brothers to himself. The October Diet of the Realm, truly enough, confirmed Lutheran Reformation in Denmark. But it was also the occasion on which a broad representative body sanctioned the King's succession to the Realm and, in return, received a Writ of General Amnesty with regard to everything that had gone on in days of war, thus paving the way for the King's Coronation which was to follow in the next Autumn, and other state acts that confirmed his rule, including the New Church Ordinance of 1537. The imprisoned Bishops, curiously enough, seem to have been convinced that they could expect an imminent release. The one less, and the one most in the King's Grace, Bishop-Elect Joachim Ronnow of Roskilde, and Ove Bille, Bishop of Ârhus, respectively, wrote to the King from their confinements, both practically negociating terms for their release, and both writing in the crucial months between August and October. Ove Bille did obtain release after a short detention and was provided with a noble retirement. Joachim Ronnow, however, died in jail in 1542 and was never granted access to the King. 6 The Reform issue in the years up to 1536 was tied up with the question of succession to the Realm, and this may have been the case ever since the day of Christian II. He certainly in his exile years became strongly influenced by Lutheran doctrine, but, if this was the case already during the years of his legitimate reign in Denmark, it is very difficult to discern from his royal acts and writs during the period. His Court exhibits clearly humanist features. He was the original protector and employer of the one humanist theologian who was to become more or less the last stronghold of Catholicism in Denmark, Friar Paulus Helie of the Carmelite Order, professor of theology in the University of Copenhagen, although in his teaching at Copenhagen responsible for having introduced Martin Luther in Denmark. Christian II, when he chose exile after a controversy with the Rigsrâd, was succeeded by his Uncle, Frederic I, formerly Duke of Schleswig and Holstein, favourable to Reform, even if perhaps not actively working for it.7 There was to be no Reformation during his reign, even if he authorized a breach with the Church of Rome, and even if, with counsel of his realm, he released Evangelical Preachers from their diocesan authority, allowing them henceforth to preach the Gospel under his own authority wherever they wanted, as Royal Chaplains. We may assume that

6 Henning Heilesen, "Joachim Ronnows Dedsaar", Historisk Tidsskrift 11. rk. II 1947-49, pp. 73-84. 7 Cf. Dr. Martin Schwartz Lausten's and Dr. Ole Grell's contributions to the present volume.

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consent to this, from the Odense Diet of 1527, was a forced one, since Bishops and Prelates were still influential members of the Rigsrâd. What their compensation may have been, is not entirely clear. Nevertheless, Bishops were henceforth to respect the integrity of such preachers, and in the October Diet of 1536, one major point of indictment against the now deposed, .Catholic' Bishops consisted in their despect for the integrity of evangelical preachers. Several of the Bishops were cited here for strong utterances to the effect that royal charters to evangelical preachers were deprived of any authority and that, furthermore, in their opinion, each of the Bishops was to be considered 'King in his diocese'. 8 Still, Frederic I, so far as we know, was no follower of Martin Luther's. The fact that Frederic I, without bringing about the Reformation as such, did alter the position of the Church of Denmark considerably, is one major instance of contradiction. Another is that the Carmelite Friar Paulus Helie, author of the so-called 'Skibby Chronicle', to be considered one of the major 'Catholic' spokesmen of the day, had been the person to introduce Luther among Danish theologians. The Friar in his Chronicle is most critical of the King's doings, terms Frederic I after the decisions of 1526 and 1527 a 'sacrilegious' King, and rages against evangelical preachers in general, still only hinting at a certain Crypto-Lutheranism on the King's part. One contradiction is that the King responsible for such action, for breaking with Rome and for authorizing evangelical preaching, apparently could not be termed directly a Lutheran. Why? - Another contradiction is Paulus Helie's raging against the preachers. They were most of them his former students at the University of Copenhagen, and he had been the person to have introduced them to Martin Luther in the first instance. Is he hiding this fact by his constant poking at the King? And why is the King not simply branded as a Lutheran, in the account which, supposedly, we owe to the major figure of late Catholicism in Denmark? This may raise doubt, not only as to whether King Frederic was really a Lutheran, but also as to whether Paulus Helie was in reality the major Catholic figure in Reformation Denmark. His 'Skibby Chronicle' is an anonymous, named so because it was found in 1650 hidden in the choir walls of the church of Skibby in North Zealand. Why it was to be concealed in a church wall, is difficult to explain. In which sense the contents of the Chronicle should be seen as controversial - if this was the explanation for its being hidden away - is difficult to decide. The Chronicle is a strong defense of Danish Catholicism or, at any rate, a defamation of those forces working against the integrity of the ' An expression often to be found among the accusations against the Bishops, in what remains of Christian Ill's Proposition to the 1536 Copenhagen Herredag, H.F. Rerdam ed., Monumenta historiae Danicae 1. rk. I (1873).

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Established Church in Denmark at the time. Once the Reformation had become reality, however, it could hardly have been controversial that King Frederic I had been in favour of Lutheranism all the time, even if only secretly. His son and successor, at least, would only have approved. On close reflection, it could even be set in doubt whether the Chronicle was hidden away for ideological reasons at all. And, furthermore, while concealed in the walls of the Church of Skibby, the Chronicle exerted its decisive influence upon 16th Century Danish historiography, so that we are led to believe that probably there were other manuscripts in existence than the one found in the Skibby Church walls, even if the latter is a Paulus Helie autograph. 9 Friar Paul himself, a Biblical scholar of indisputable learning, an outstanding humanist of his day, had been the servant of several lords. While serving King Christian II, in 1522, he had taken upon himself the task of translating into Danish Erasmus of Rotterdam's treatise Institutio principis christiani.10 It seems that originally the King had wanted another work translated, which we know of only from Friar Paul's rejection of it in the preface to Erasmus's Institutio of 1522. It has been presumed that the rejected work was Machiavelli's Prince.n And Friar Paul's translation of the Institutio principis christiani was left in manuscript for several years, to be published only 1534, during the Interregnum preceding the Reformation in Denmark, when Friar Paul was serving the Council of the Realm. In fact, his 1534 translation of Erasmus is dedicated to the Rigsrâd and its foremost member, the Bishop of Roskilde, Joachim Rennow. 12 In the meantime, Friar Paul had been in the service of those political forces who deposed Christian II, instrumental in transforming their major claims against him into Latin, for further publication. 13 What, in fact, he was doing during the reign of King Frederic I, is somewhat doubtful, apart from his continuous teaching of theology at Copenhagen. And in the Interregnum, he is a servant of the Council. In the same period of time in which King Frederic I with the consent of the Diet of the Realm was acting, in competition with diocesan authority, as High Protector of the evangelical preachers (it may well be discussed whether such royal protection was extended to all evangelical preachers or just to some of them), during this period of time, when the King thus, according to the Skibby Chronicle, was acting as a crypto-Lutheran, ' Skrifter af Paulus Helie, edd. Marius Kristensen & Hans Rseder, vol. VI (1937) Chronicon Skibyense pp. 51-149, cf. ibid. VII (1948) p. 154. 10 Skrifter af Paulus Helie cit. I (1932), pp. 3-159. 11 Ibid. VII, p. 6. 12 Ibid. V (1935), pp. 93-256. 13 C. O. Boggild-Andersen, "Studier over Povl Helgesen I: Nogle Skibykr0nikeproblemer", Historisk Tidsskrift 11. rk. V (1957-59), p. 100-101.

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almost all Franciscan priories in the realm were dissolved and their property given to the various city communities or to other secular use, with the consent of the King, in a way however to suggest acute competition between Franciscan and evangelical preaching. They may have differed over doctrine, but they may also have found themselves in other kinds of competition. Franciscans, however, prove to have been under equally strong influence from humanist thinking as were the reformers, i.e. the other groups of evangelical preachers. King Christian II in exile after 1523 seems to have remained benevolent towards Danish Franciscans, which incidentally corresponds well with traditions in the royal family, while his uncle and rival was expelling them from their priories throughout the realm. The correct interpretation of the extant account of their expulsion (commonly called the Expulsion Chronicle) has probably not yet been arrived at, and this is one of the fundamental problems of Danish Reformation history. 14 Christian II in exile was staying for a period with Luther and Cranach at Wittenberg and no doubt at this time received strong imprints of Lutheranism. He organized, immediately upon his taking up residence outside Denmark, a Danish translation of the New Testament (based upon Luther and Erasmus) to be distributed in rather considerable numbers of copies back in Denmark. Since, while he was in possession of his realms, he did not set himself at the head of a Reformation movement, he has been thought to have taken up Lutheranism only in the unbalanced state of mind which he was supposed to have lived in after having been confronted with revolutionary opposition on the part of his most influential Danish subjects. This may also, however, be seen as just another way of explaining the fact that Christian II in fact did not bring about Reform, even if he seemed rather well disposed for just that. Contrary to Frederic I, his uncle and rival, the crypto-Lutheran of Friar Paul's account, who never seemed disposed for Reform at all. Friar Paul, when forcing upon the King his translation of Erasmus's Institutio, dated his preface the 24th of January 1522, the day when Didrik Slagheck, a foul councillor of the King, was burned a heretic in Copenhagen (presumably, he was the councillor behind the Stockholm Massacre of November 1520), and Friar Paul permitted himself to quote several appropriate passages from Erasmus concerning foul council contaminating the princely mind. 15 Friar Paul's motives for expressing himself like this, may well be dis14 J. Nybo Rasmussen & Jan Pinborg, "Broder Jacob Johansen og Uddrivelseskreniken", Historisk Tidsskrift 12. rk. I (1963-66), pp. 193-223. 15 Kai Herby, "Skibbykronikens politiske tendens", Festskrift til Povl Bagge (1972), pp. 109-128.

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cussed, but it is beyond discussion that the translation into Danish of Erasmus' theory of the Christian Prince is a work of humanism performed by a person who considered himself in the service of the King and, if only to have his book printed, obviously intended to remain so. The King, when originally charging the friar with his translation work, had sent him the book with Dr. Alexander Kinghorn, his physician, professor of medicine also at the University of Copenhagen, and clearly one of the consultants of the King in his ventures of policy with regard to culture and academic matters. A practice that pages of manuscripts in production were presented to the King for inspection, while the work was being done, was followed also when Christian II in exile, with three well-educated humanists in his service (Henrik Smith, Christiern Vinter and Hans Mikkelsen), who in utter haste brought about the Danish translation of the New Testament. Most probably this practice of close contact with such activity while it was in course of performance, was the King's normal practice. There is, at least, no need for considering it an entirely new practice, taken up only in exile.16. In fact, Christian II did very much for culture, which is, at least, something to do with humanism, even if its relations to Reform may as yet be dubious. His reign was indeed inaugurated with an event that was two-fold humanist, the publication in Paris in the year of King Christian's coronation (1514) of the most important work of medieval historical scholarship in Denmark, that which has come to bear the title Gesta Danorum and which was written in the first decade of the 1200's by a clerk of Archbishop Absalon's by the name of Saxo.17 Prefaces to the Paris edition by Lage Urne, Bishop of Roskilde, by the editor, the Lund canon Christiern Pedersen, and by the publisher, Jodicus Badius Ascensius, show that they are distinctly aware that it is an important work of medieval scholarly occupation with human conditions in general that they are saving from oblivion, the work of a fellow student of humanitas, however distant. That the venture could not be completed without the formal consent of King Christian, is perhaps less important than the fact that it could never have been accomplished without the support of the King, most probably his father King Hans (John). Book-printing was introduced into Denmark in King Hans' day, and among the earliest prints are two other historical works, the Rhymed

16 Volmer Rosenkilde, "Boghistorisk Indledning", Thet noye Testament 1524, Danske Bibelarbejder fra Reformationstiden I (1950), pp. 9 - 3 4 17 Saxonis Grammatici Historia Danica (Paris, Iodicus Badius, 1514), cf. Saxonis Gesta Danorum edd. J.Olrik & H.Raeder I-II (1931-1957).

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Chronicle (1482) which is the first book printed in Denmark, 18 and the Compendium Saxonis in Lower German translation (1502), itself an abbreviation and continuation of the Latin Saxo from the middle of the 1300's.19 Another early Danish print is a learned edition of one of the oldest medieval Danish provincial laws (The Jutland Law, 1504).20 T o complete the round of typically humanist topics, history, law and philology, we may mention, also, that in King Hans' reign there came to exist a LatinDanish dictionary, brought to light by the same Christiern Pedersen, in Paris, 1510 (Vocabularium ad usutn Dacorum).21 Christiern Pedersen, all his life, was a writer and a publisher, most often working on his own account, but, as it was no doubt wise to do, always keeping in mind what authorities wanted to support. He brought about another Danish translation of The New Testament in 1529, during the exile years of Christian II and no doubt with the King's benevolence, but on his own, and in a better Danish than the edition of 1524 which was ferociously criticized for the quality of its Danish (first of all by Friar Paulus Helie). Learned men of the age paid much attention to the quality of language in print, and we may be entitled to call this attention typically humanist. The same Friar Paul who in 1527 severely criticizes the quality of the Danish of the New Testament of 1524, excuses himself to King Christian II in 1522 for the quality of his own Danish in the Erasmus-translation (he has ever lived in a monastery and has had little contact with those who might have been able to teach him the art of eloquence in Danish; one wonders who they were; one notes the inherent supposition that they exist; and, of course, these phrases are paying tribute to a litterary ideal, but not a trifle one, when one thinks closer about it. Friar Paul and others speak about books in German in such a way that it gives occasion to think that well was German less frequently known in Denmark than Danish, of course, but it might also have been considered culturally dissatisfactory to have to read important texts in another language than one's own. This may well be another aspect of Humanism in general, with a specific bearing upon the Reformation issue). Active bearers of Danish scholarly revival in Denmark in the first decades of the 1500's were the Carmelites, who in Christian II's day were 18 Haer begynner then danskas Kronnickae well offuerseet oc raeth (The Rhymed Chronicle) 1495. " Dyt is de denscke kroneke de Saxo grammaticus de poeta ersten geschreeff (1502). Cf. Scriptores minores historiae Danicae ed. M.C1. Gertz, vol. I (1917-18), pp. 195-470. 20 Quedam breues expositiones et legum et iurium concordantie et alligationes circa leges iucie per reuerendum in christo patrem ac dominum Kanutum Episcopum vibergensem et venerabilem vtriusque iuris doctorem super iutorum legisterium (Ribe) 1504. 21 Niels Haastrup, "Sprogarbejdere - med og uden boger", Skrift, Bog og Billede i Senmiddelalderens Danmark, Bogvennen 1982, pp. 87-104.

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given a college in the University of Copenhagen, and the Franciscans, whose teaching among the Danes took an almost conclusive end with their pre-Reformation expulsion from their convents, an effort launched by King Frederic I and some of his councillors. 22 As I have referred to earlier, the extant and eloquent so-called Expulsion Chronicle describing these events is an important source for Danish Reformation history. Possibly, its interpretation has not yet reached the full range of its bearing. When read in retrospective, the Chronicle seems to prove that Franciscans were expelled from their houses because of the fact that they were 'Catholics' so to speak. But closer inspection might call our attention to more important aspects. The author of the Chronicle now is known to have been the Viceguardian of the Franciscan convent in Malm0, Friar Jacob, which has been established on the basis of a brilliant philological analysis by the late Jan Pinborg. 23 It was written, obviously, with the purpose of demonstrating the unlawful character of the Friars' Expulsion, at a time when the Reformation issue in Denmark might be considered to be as yet un-resolved or, at least, not without hope for the Franciscans. The Chronicle relates several public disputes between Franciscans and other preachers, disputes clearly over doctrine, not least in the crucial chapter on Malmo. Both parties inspect and control activity of the other, there are clear instances of persuasion on the part of evangelical preachers, efforts to have Franciscans deviate from their ways and practices, and the Chronicle is unable to hide the fact that such persuasion to a considerable extent had been successful. Important instruments in expulsion processes are renegades from other convents, now assisting secular authority in establishing the grounds on which expulsion would base itself. And at Malmo, Franciscan friars, still according to the Chronicle itself, are offerred the opportunity to remain in the convent on the condition that they accept to attend evangelical lectures which, during the expulsion process are already initiated and currently taking place in the convent. N o doubt, in the language of reformers, the whole process of expulsion, would have born the name of reform, and reality no doubt here leaves considerable room for continuity, as far as persons and activities are concerned, not least with regard to lecturing. The convent at Ribe, thus, was tolerated by civil authority for several years after its formal abolition, and at Flensborg, Friar Lütke Naamensen was allowed by civil authority to return in 1545 and work for the establishment of a Gymnasium trilingue theologicumque which he himself wanted to be ortodoxe ecclesie, but which ended up humanist and Protestant. Friar Lütke in 1539 had been charged by the now absent provincial minister with the authority to collect and dis22 25

Scriptores minores historic Danicae ed. M. Cl. Gertz, vol. II (1922), pp. 325-367. Cf. note 14 above.

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pose of Franciscan property in the Province of Denmark (an authority which of course, in reality, was limited by strong forces at work). H e succeeded in assembling his own and other friars' books. They have recently been studied by J. Nybo Rasmussen and show him as well versed in various humanist disciplines, but also well acquainted with Thomism as well as Scotism. 24 The relatively high standard of Franciscan activity in Denmark in the early years of the 1500's are due undoubtedly to the favour they enjoyed by the royal family, but which Frederic I as King of Denmark obviously had no intention to continue. T h e different attitudes and practices of the two kings, Frederic I and Christian II, seems to be of rather considerable importance, if we raise the question of the cultural background of reformation activity, the question of humanism. Frederic I, really, did not do very much f o r culture, which Christian II obviously did. Christian II's social reform measures, his School Ordinance and his two corpus'es of Danish Law, the one for the cities and the one for the country, would have changed Danish society considerably over a couple of generations, had they not been totally barred by the government of Frederic I; they were publicly burnt upon King Frederic's accession to the throne. - They were clearly humanist in their basic assumptions of kingship and society. T h e measures they proposed would certainly have changed the position of the Church in Danish society. It could probably become a matter of endless discussion whether their intentions are to be regarded as basically (reformist) Catholic or Protestant. They might not have interfered with Church rights or property, but they would have effectively checked any expansion of Church privileges, and they would have sought to regulate Church government on all levels. The subtle balance between reformist Catholicism and Lutheranism is one rather characteristic feature about the Danish Reformation. One clear instance of this is Paulus Helie's translation in 1526 of Luther's Betbüchlein where the translator takes pains to demonstrate that he is no Lutheran, his objective being only to render it possible to read this work in Danish, and having taken pains only to translate what Luther had deducted f r o m the works of holy men, Saints Augustine and Bernhard and others. Even if such an attitude could be biased, there could hardly be any denying that both parties in the Danish Reformation struggle were fully imbibed with Lutheran thinking, making however their own use of it. It ought not to be over-looked that Reformation in Denmark was not only a question of doctrine, but also specifically of Church government. Among the writings of the reformers in Malme there is also a brilliant 24 J. N y b o Rasmussen, "De danske franciskaneres boger i Flensborg", Kirkehistoriske Samlinger 1977, pp. 51-80.

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Danish version of Fundamentals in Canon Law (written by Peder Laurensson, En stakket Undervisning, 1533), which is impressive for its quality of insight, and whose opinions were undoubtedly compatible with other groupings in the Reformation struggle than the author's. I have refrained from demonstrating how and to what extent the people who implemented the Reformation in Denmark after 1536 were schooled in humanist disciplines, since it is obvious that they were. And I have also passed rather lightly over the aspect of humanism among those evangelical preachers who, in the day of King Frederic I, worked to establish the situation that better part of the Danes in 1536 inclined towards Lutheranism, since obviously such aspects of humanism are present and of considerable importance. I have tried instead to give an impression that humanism formed an integral part also of the position of those who sided with the Established Church, which is to say that those siding with the Established Church in Denmark, after its secession from Rome in 1526, did in fact already represent rather diffuse standpoints with regard to the Reformation issue as such, since it is no easy problem to decide whether Frederic I's Danish Church had been undergoing reform or not. And I have tried, finally, to point out that there were, especially in the environment of King Christian II, in office and in exile, well-educated and active humanists who worked more expressly for reform of society, including the Church, and less for reform of doctrine or liturgy. This may serve to suggest that while in Denmark there is possibly no clear lines of action pointing from humanism to reformation, on the other hand neither sharp distinction marks, in terms of practical academic scopes and intentions, between what could be termed humanist aspirations and the positions of traditional thinking about Christianity in its actual stage of development, as of the 1520's and 30's.

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Poul Helgesen Confronts Astrology The intellectual visage of the Reformation in Denmark shows remarkably few scientific features. T h e original proponents of the great movement emanating from Martin Luther in Wittenberg were either theologians or biblical scholars like Hans Tausen (1494-1561) and J0rgen Sadolin (ca. 1499-1559) or laymen like Hans Mikkelsen (?-l532). They seem to have had no particular scientific proclivities and never found any occasion to relate questions of natural science to their reformatory endeavours. The same can be said of their great Catholic opponent Poul Helgesen (ca. 1485-1535?) who was one of the most prominent figures in the intellectual struggles of his day. H e was a Carmelite friar deeply interested in history and theology but without scientific inclinations at all. In consequence, it is all the more remarkable that at one time during his career Friar Poul Helgesen felt the need to make up his mind with respect to a question which at this time seemed to belong to the pale of science although it was later relegated to the realm of superstition: H e took a firm stand against astrology and made preparations for a conscious attack upon it. For reasons unknown to us this did not lead to any publication from his hand on the subject, and this side of his activity has been more or less ignored by historians. Nevertheless, it seems worth while to try to shed at least some light upon it by investigating his own ideas on the subject as well as the wider European background against which they may be understood, although the following can be nothing more than a mere footnote to the much greater events which took place on the theological and ecclesiastical stage, with Friar Poul himself as the principal spokesman for the Catholic cause. Here it would seem that we have precious little to go by since the number of references to astrology in Poul Helgesen's public works can be counted almost on the fingers of a single hand. They began in 1522 when he wrote a Danish translation of the Institutio principis christiani which Erasmus had published in 1516.1 The manuscript was entitled En cristhen ferstis lce re (Instruction of a Christian Prince) and dedicated to King Christian II as a warning to a prince whom Poul Helgesen had come to 1

Institutio principis christiani, in Erasmi Opera Omnia,

IV, 559-612, Leiden, 1703.

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regard as a cruel and arbitrary tyrant. 2 It was not printed, but in 1534 a revised version appeared from the press of Hans Barth at Roskilde, 3 published at the request of Bishop Joachim Ronnow and dedicated to the Council of the Realm as a reminder that Christian principles of government must remain in force also after the flight of the tyrannical king. In this book there are a number of remarks which make it clear why astrology and other occult practices should be avoided by kings. Firstly, we are told that no planet and no celestial sign can change any corruptible thing to the extent to which the behaviour of a king can attract the mind and nature of his subjects.4

This underlines the responsibility of a king whose personal example is more influential than the influences of the planets. Later on the author blames those poets and rhetors who praise kings and princes in order to demonstrate their poetic ability, but without any regard to the personal merits of the prince or king in question. However, such abject writers are not the worst: Much more poisonous are the fortune tellers who promise the king a long life, victory, power, wealth, and other desires of the body [while] others promise sudden death, harm and adversity, using for their purpose both hope and fear which are two of nature's enemies; to this crowd belong also the so-called star-gazers who would predict future events from signs in the heavens. But whether this is wisdom or art, or not, is something which shall not be proved here. But such as it is now used it is a great pestilence among the things of this world. 5

We notice that the question of the possible truth of astrology is avoided here, perhaps in order to be dealt with on another occasion; but regardless of whether astrological predictions be true or not, there is no doubt that the author regards them as harmful. In a later passage we read: Just as there can be no discord among the heavenly planets without great harm to terrestrial matters, as we clearly see from solar and lunar eclipses, so it also happens when great lords abandon modesty, justice and equity, or when they sin by arrogance and deceit.'

This seems to indicate that our author does in fact believe in a certain influence of the stars on things here below; but shortly afterwards he adds a more scientific criticism to his moral condemnation:

2 Skrifter af Paulus Helie (in the following quoted as Skrifter), Vol. I (ed. P. Severinsen), 1-159, Kobenhavn, 1932. 3 Eeen Christen Furstis Wnderwiisning oc Leere, Roschilde, Anno MDXXXIIII, in Skrifter, Vol. V (ed. M. Kristensen) 93-256, Kebenhavn. 4 Skrifter I, 33. 5 Skrifter I, 85. 6 Skrifter I, 147.

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Some practices are condemned by the law because they are much concerned with falseness, making use of deceit, as it is the case of astrology and alchemy. The former judges future events by heavenly signs, the latter tries to make gold out of other ores. Even if these practices could be rightly used they are, nevertheless, prohibited. But such prohibition ought much more to be extended to war .. 7

These passages are rather faithful renderings of Erasmus' text and we cannot be quite sure that they reflect also Friar Poul's own attitude. This requires a more detailed investigation. At first sight it seems that Poul Helgesen would endorse Erasmus's moral, but non-scientific condemnation of occultism in general and astrology in particular, although he may have objected to details; for example, it is difficult to believe that he would have reckoned the virtue of hope among the "enemies of nature" on a par with fear. But that he had no serious misgivings about the book as a whole is abundantly clear from his own preface in which he describes Erasmus as a man who in erudition surpasses more other persons than I dare to mention [and as] the author of this book which is without doubt written by the Holy Spirit who speaks most of what is said in it, [so that] nothing can better become a Christian king than to know and read the same book without the doctrine of which nobody can rule country and realm in a Christian way.8

However, Poul Helgesen had also other authorities on his side. In 1526 he published in Rostock Een Cristelig Vnderwyszningh as a Danish version of Luthers Betbüchlein in which the sins against the First Commandment include both magic and the ordaining and governing [of] our acts and our life according to the signs of the heavens, and to the deeds of fortune tellers.9

Here there is no ambiguity: it is simply a sin to let one's life be ruled by astrological prognostications. Although these warnings against astrology are culled from other authors they are of great interest as some of the first reflections - if not the very first - in Denmark of the great debate on astrology which had raged in Europe in the preceding centuries and was still unsolved at the time of the Reformation. This alone would have been sufficient to secure a place for Friar Poul in the intellectual history of our country. However, before returning to this subject we must briefly consider what he had to say when he spoke on his own behalf, but not as a translator. Here it is interesting to notice that in the very year when he translated the Betbüchlein Poul Helgesen also wrote a tract against Luther called A 7 Skrifter I, 151. - The "law" prohibiting occultism in general must here mean Canon Law, cf. note 26. 8 Skrifter I, 6. ' Skrifter I, 185-257, in particular 197.

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Christian Instruction about Luther's Dealings. It has not survived, but some of its ideas can be gleaned from an attack on it published by Olaus Petri. 10 According to the Swedish polemicist Paulus Heliae pretends that Luther says that man has no freedom to act, but that everything happens by necessity so that they cannot but happen or not happen 11

and further he pretends that Luther says that everything happens by necessity so that there is no freedom, since nothing can happen in another way than it does. 12

If these assertions are true we must conclude that the lost tract must have been written against Luther's De servo arbitrio in which the Reformer had attacked Erasmus; further that Poul Helgesen must have interpreted Luther's doctrine of the total subjection of unredeemed humanity to sin as implying a strictly deterministic philosophy of nature, and finally - and this is the important point in our connection - that he rejected such an allpervasive determinism. This had implications for his attitude to astrology, even if this is not mentioned here, since the logical outcome of a consistent faith in astrology must be the belief that "everything happens of necessity." In his Reply to the Prelates from 1533 Poul Helgesen returns to the problem of free will versus the fore-knowledge of God, quoting a pagan master who criticized the crude opinion which says that everything happens according to an unavoidable fate. 13

This expresses the same general attitude since it appears that the author identifies 'fate' and 'necessity' in a straightforward and unphilosophical way. A few other references to astrological beliefs appear in Poul Helgesen's historical writings. In his Latin History of the Kingdom of Denmark from about A. D. 1527 he mentions that the disastrous expedition of the Danish army to Ditmarsken in A.D. 1500 gave rise to astrological interpretations among common people who ascribed the defeat to the unfortunate planet Mars: "Dicebatur enim vulgo idcirco illos infelici Marte pugnasse." 14 The same popular belief is reported in very much the same words in his last

10

Fragments of Olaus Petri's treatise are published in Skrifter I, 261-281. Skrifter I, 269. 12 Skrifter I, 271. 13 Menige Danmarkis Rigis Biscoppers och Prelaters Christelige oc Retsindige Geenswar till the Lutherianscke Article, Aarhus, 1533, 182, in Skrifter IV (ed. M. Kristensen) 181-322, K0benhavn, 1934. 14 Regum Dania Historia, in Skrifter VI (ed. M. Kristensen and H. Rasder) 49, Kebenhavn, 1937. 11

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book, the unfinished so-called Chronicon Skibyense.15 The fact that it is branded as popular indicates that the author himself did not adhere to it. This seems to be confirmed by another passage in the Chronicon in which it is said that: In the year 1472 a great comet was seen all over Europe, in the same year in which the Reverend Archbishop of Lund and professor of theology Thuo of Viborg died. 16

Even if these two events are recorded side by side the author does not connect them as cause and effect. Finally, in his polemical Answer to King Gustav from 1528 he compares the kings of the present day with the more glorious rulers of the past, adding that: We should not cut the head off realm and country because not everything is in as good a shape as it ought to be; for we must acquiesce in the weather as it now is until another planet appears in the heavens. 17

Perhaps Poul Helgesen shared the common belief in the influence of the stars on the weather; but it is also possible that the phrase about the new planet is no more than a metaphorical use of a popular idiom. These few and rather stray remarks exhaust the published texts from which we might try to define Poul Helgesen's attitude towards astrology; the resulting picture is rather vague and incomplete. However, the very scarcity of these references bears witness to the only possible conclusion, viz. that astrology cannot have played any important role in the intellectual life of Friar Poul. It is clear that he was against astrological interpretations of history, but also that he did not bother to strengthen his occasional, critical remarks by any kind of arguments. Astrology must have appeared to him as a popular superstition which he did not feel obliged to refute by reasons apart from his Erasmian warnings to the king not to let divination or witchcraft influence his government. Nevertheless, we have evidence of the fact that at one time in his life Poul Helgesen abandoned this rather carefree disregard of astrology in order to prepare a more concerted attack upon it. This appears from his personal note-book which is preserved in manuscript 18 and now published in the collected works. 19 This book contains a miscellany of items - theological and exegetical notes, harsh attacks on Luther and Reformed doctrines, and also poems and hymns, some of them set to music, which reveal the author as at least a minor poet. But it also contains two sets of notes 1S

Chronicon Skibyense, in Skrifter VI, 65. " Ibid., 58. 17 Ν o gre Cristelige Suar till (...) Koning Gestaff, Kiabmenhaffen, 1528, in Skrifier II (ed. M. Kristensen) 153, Kebenhavn, 1932. 18 Royal Library Copenhagen, manuscript GKS 1551, 4°. " Skrifier VI, 151-199.

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on astrology. The first is entitled De astrologis qui se matemáticos (sic) vocant and comprises a number of quotations from Holy Scripture, accompanied by marginal notes in a smaller hand. The second is called Quid sentendiendum de astrologia divinatoria que et matematica dicta est.10 It is written in a smaller hand similar to that of Friar Poul although it is not absolutely certain that it is his.21 This remains to be investigated, but the problem is really immaterial: even if he did not actually write these notes himself, he must have caused them to be copied in his personal book by a secretary so that they must have seemed important to him and useful to some specific purpose of his own. The first set of notes begins with a passage from Jesaja 47,13-14 a (quoted from the Vulgata) in which the Prophet scorns the king of Babylon for his superstitious beliefs: Let now the astrologers, the stargazers, the monthly prognosticators, stand up and save thee from these things that shall come upon thee.

A marginal note here adds a commentary by St. Jerome of no particular interest. It is followed by another scriptural quotation, this time from Jeremiah 10,2-3: Thus saith the Lord: Learn not the way of the heathen, and be not dismayed at the signs of the heaven; for the heathen are dismayed by them. For the customs of the people are vain.

Also this is accompanied by a commentary by Jerome whose biblical scholarship Poul Helgesen seems to have held in high esteem, perhaps under the influence of Erasmus. Finally, there is a quotation from the Commentary on the Epistle ad Colossenses by St. Ambrose who from Col. 2,16, takes occasion to release a whole salvo against that kind of worldly knowledge which is irrelevant to our salvation in Christ in whom all wisdom and science are hidden: Wherefore we do not read about astrology in the Gospel, not about geometry in the Apostle, not about arithmetic in the Prophets and not about music, which are therefore despised by our people since they do not lead to salvation . . .

This fulmination against the quadrivium section of the liberal arts is taken from the Basel edition 1516 of St. Ambrose which Poul Helgesen bought in 152322 and in which he added a marginal note to Col. 2,16 saying that Manifesta est in mathematicos criminationis nota,2i - "It is clear that there is something reprehensible in mathematicians". 20

Ibid., 189-191. See the comments of the editors (M.Kristensen and N.K.Andersen) in Skrifter VI, 315 and VII, 186. 22 Skrifter VI, 207. 25 Ibid, 208. 21

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Thus this first set of notes reveals that Poul Helgesen had become so occupied with the question of astrology that he began to collect scriptural ammunition against it. In the second set he extends both the scope and the basis of his investigation. In the introductory remarks he says that: There never was a more harmful pestilence, bringing more calamities to the world, than divinatory astrology which would like to be regarded as a science, if only it could lay aside its twofold stupidity, even if both stupid youngsters and silly old men were not led to it by a passion which drives them mad. Astrologers commit two errors one of which is that they place many things under the influence of the heavens which are independent of them; the other is that they cannot predict, as they maintain [even] those things which are in fact caused by the heavens.

This looks like the beginning of a scientific criticism of astrology as a pseudo-science with wrong ideas about the universe and promising more than it can fulfill. However, this approach is immediately abandoned and the author is back on the biblical track with quotations from the Book of Hiob 38, 33 and 47, and another reference to Jeremiah 10,2-3. What is new in this second set of notes is a long series of passages from the Fathers in support of the view that astrological beliefs are incompatible with Christian faith and therefore repudiated and condemned by true Christian piety, as St. Augustine says in the Con/essiones.2* This is followed by quotations to the same effect by St. Basilius, St. Ambrose, Theodoret and Chrysostomus, and to Severianus (Bishop of Gabala and adversary of Chrysostomus) who is quoted as the author of an otherwise unknown treatise On the Seven Arts.2i After this patristic excursion the author appeals to Canon Law, quoting both a decree by Pope Gregory the Younger 26 and the Council of Toledo in A. D. 63327 in order to demonstrate that astrological divination has been condemned by the Church. He then returns to the Fathers with references to St. Augustine's commentaries on the Psalms, the Gospel of St. John and to St. Jerome. At last he adds that if this does not suffice we may notice that also Civil Law censures astrologers as impostors to be heavily punished, according to the Code of Justinian. 28 Poul Helgesen's notes on astrology reveal that at one time in his life he 24 This is presumably a reference to Con/essiones VII, 6: lam etiam mathematicorum fallaces divinationes et impiae deliramenta rejeceram. " The writings of Severianus of Gabala are still rather badly known; cf. G. Bardy in Dictionnaire de Théologie Catholique, XIV, 2, Paris 1941, col. 2000 seq. 26 Poul Helgesen says that Hinc astrologus dereto Gregorii iunioris anathema pronuntiatur. This must refer to the Decretales 1, V, 21: De sortilegiis. There is a more explicit condemnation of astrology (by the Council of Braga A . D . 563) in the Decreta 3, XXVI, 5. 27 Concil. Tolet. canon 29 (A.D. 633), in Mansi, Concilia X, 627. 2 " Corpus iuris civilis 9,18: De maleficiis. Cf. Severianus' attack on astrology in his In mundi creationem, PL 56, col. 450.

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took a much clearer stand against astrology than that which can be gathered from the brief and occasional statements in his published writings. It is worth noticing that all the passages quoted from earlier authorities are directed against astrology: no authors in favour of it are quoted. This means that Poul Helgesen did not have a scientific discussion of the pros and contras of astrological belief in mind when he inserted these notes in his personal book of memoranda. He clearly ranged himself with the early biblical and other adversaries of divination by the stars. It follows that something must have caused him to collect this polemical material; the question then arises if it is possible to determine what it was that aroused his indignation? This problem has several aspects. Firstly, it is impossible to date the two notes with any precision. They are not dated in the manuscript in which they appear towards the end. This would seem to indicate that they belong to the last part of his life as a writer which ended, as far as we know, in 1535 when the work on the Skibby Chronicle seems to have been suddenly interrupted. But since we do not know whether he kept his notebook until this time we have only here a terminus ad quem. On the other hand a terminus a quo must be A.D. 1523 when he acquired the edition of St. Ambrose which he quoted in the notes (cf. note 22 above). If his serious interest in anti-astrological polemics was aroused by a particular event it is reasonable to assume, therefore, that this must have been something which happened in the period 1523-1535. There is no doubt that the principal astronomical event of importance to astrologers in this period was the so-called great conjunction of Saturn and Jupiter which took place in February 1524 in the constellation of Fishes (Pisces). Such conjunctions of the two powerful planets, one benevolent and the other malignant, were always regarded as portents of serious public events, and since an approaching conjunction could be predicted years in advance by astronomical calculations it was often expected with anxiety. The fact that it happened in Pisces meant that it signified a catastrophy caused by water, and long before its actual occurrence people feared a universal Flood of the same disastrous character as that which only Noah and his companions had survived.29 Perhaps one might even expect the end of the world. The public resonance of this belief is attested by the fact that Luther preached a sermon against it already in December 1522.30 We have no reason to believe that Poul Helgesen knew about this 29 See e.g. Paola Zambelli: Fine del mondo o inizio della propaganda? Astrologia, filosofia della storia e propaganda politico-religiosa nel dibattito sulla consunzione del 1524, in Scienze, credenze occulta, libelli di cultura, Firenze, 1982, 291-368, and also Ottavia Niccoli: Il diluvio del 1524 fra panico collettivo e irrisione carnevalesca, ibid. 369-392. 30 Luthers Werke X, l.Abt. 2.Hälfte, Weimar 1925, 93-120 (Sermon on 2.Sunday in Advent, ed. W.Köhler und O.Brenner).

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sermon; but there is no doubt that he must have been aware of the public consternation caused by the prediction, and it is tempting to assume that this may have influenced his thoughts on astrology in general. However, this is only an hypothesis which cannot be confirmed; but it is perhaps significant that he never referred to the event of 1524 in his later historical works. Another important event during the time in question was a conjunction of Jupiter, Mars and Mercury in the sign of Aries in 1533 which Poul Helgesen also ignored in his writings, in contrast to numerous other scholars, among whom Cardano later interpreted it as the cause of King Henry VIII's break with Rome in the following year. 31 These examples show the extent to which astrological beliefs had become part and parcel of the popular view of history at the time of Poul Helgesen. Perhaps it is, therefore, unnecessary to look for a particular event as the immediate cause of his notes. His attitude towards astrology may well have been influenced by the general intellectual climate of his day, imbued as it was with a belief or doctrine which to him must have been in stark opposition to his Christian belief in the omnipotence and providence of God, and to his conviction that man is provided with sufficient freedom to be responsible for his own acts; his attack on Luther in 1526 shows - even if it may have been based on a misunderstanding - how much this conviction meant to him. Another question concerns the sources from which the passages quoted in the two entries were drawn. As for the first entry the answer can be found in Poul Helgesen's own library which certainly contained both a Bible and the commentaries by Ambrose and Jerome. The second entry has a different character since it quotes a number of Greek Fathers with whom Poul Helgesen seems to have been less familiar, at least if we judge by his other writings. In particular the somewhat mysterious book on the liberal arts by Severianus raises a problem. This seems to be the reason why the editors of the notebook were not convinced that the second note was composed by Poul Helgesen in person, hinting that Erasmus might be the direct source. 32 However, there is no text in Erasmus's works which even approximately resembles note II. In fact, Erasmus wrote very little on astrology, and published only one text on the subject, a 'dialogue' De astrologia which appeared in 1517 in Amsterdam; 33 this was not an original work, but a rather precise translation of a 'dialogue' with the same title written by Lucían 34 and marked with a general scepticism towards astrology, and also with much ignorance of its history. This reflects Erasmus's 31

See John D.North: Astrology and the Fortune of Churches, Centauras 181-211. 32 Skrifter VII, 186. 33 Erasmi Opera Omnia I, 337-340, Leiden, 1703. 34 Lucian of Samosata, in Opera (ree. C.Jacobitz) II, 187-195, Leipzig, 1866.

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own attitude. In the Moriae Encomium from 1511 he branded astrology as a Chaldaeic superstition 35 and in a letter 1519 August 10 to Peter Zutpenius he refused to discuss its possible truth with the remark: Let others o b s e r v e the stars if t h e y like: I t h i n k that w e m u s t search o n earth f o r t h o s e things w h i c h m a k e us h a p p y o r u n h a p p y . 3 '

Erasmus never gave more cogent philosophical or religious reasons f o r this rather good-natured, personal rejection of astrology. Since Poul Helgesen stored theological ammunition for an attack it follows that here he found no help in his admired Erasmus whom we may safely reject as a source of the second set of notes. It is, of course, possible that Friar Poul copied a text which may or may not turn up somewhere. O n the other hand, there is really nothing which prevents us from assuming that he compiled these notes himself or by means of an assistant. At this point it seems apposite to have a brief look at the background against which we must regard Poul Helgesen's attitude. Astrology originated some 4000 years ago in ancient Mesopotamia as an offspring of Babylonian astral religion. In the beginning it was exclusively concerned with celestial omens of importance for the public affairs of the king and his country. In Persian times emerged a new form of personal horoscopy which tried to predict the fate of an individual person from the configuration of the planets at the time of his or her birth. In this form astrology spread all over the Mediterranean world, capturing many of its best minds and aided by both the Aristotelian doctrine of necessity and Stoic conceptions of the universe as an intimately connected organic whole, although it also met with some opposition from writers like Cicero 37 and Lucian. A further development took place in Hellenistic times when Alexandrian scholars tried to separate astrology from religion, transforming it into what seemed to be an exact, mathematical science which was given its canonical expression in the Tetrabiblos of Ptolemy (from the middle of the second century A.D.). In the Old Testament, and particularly in writings from the post-exile period, astrology was vehemently rejected as idolatry (Deut. 17,3; Jesaja 8,2) because of its connection with astral religions which penetrated into Israel and were practiced in the very streets of Jerusalem (Jeremiah 7,17). This attitude survived in the early Church. T h e writings of the Greek Fathers abound in general condemnations of divination and magic and in particular of astrology as 'Chaldean' paganism. Even as late a Latin theologian as St. Ambrose continued this form of anti-astrological polemics, 38 35 34 37 38

Erasmi Opera Omnia, IV, 434, Leiden, 1703. Opus Epistolarum Des. Erasmi (ree. P.S.Allen) IV, 41 (Epist. 1005) Oxford, 1922. Cicero: De divinatione II, 43, 89-99. Ambrosius: De Abraham 11,3 and Hexaè'meron 11,1.

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unaware (as it seems) that the bottom had been knocked out of it by its transformation into a secular pseudoscience by Ptolemy. The first ecclesiastical writer who realised that the situation had changed seems to have been St. Augustine who, accordingly, channelled the propaganda into a more scientific direction by accusing astrology of being not only a relict of paganism but also untrue and contradicted by experience.39 In consequence, astrology was more or less absent from Christendom in the early Middle Ages, at least in its extreme forms. But in the 12th and 13th centuries it returned in great force in the wake of the new translations of ancient Greek works, accompanied by astrological manuals from the Muslim world where the warning against astral religion in the Coran had been unable to prevent astrology from striking root. 40 This led to a renewed opposition based on, firstly, a philosophical and theological rejection of the doctrine of necessity and its ensuing belief in a universal determinism; 41 secondly, a moral criticism which branded astrology as a dangerous belief which led kings to ignore their princely duties by relinquishing their responsibility to the stars; and, thirdly, a new and more sophisticated attack on astrology as pseudo-scientific and contradicted by experience.42 In the Renaissance astrology spread more than ever before; we have even evidence of what might be called family planning on an astrological basis. In consequence, the debate became more intense, not least because of the Humanistic interest in all kinds of arcane lore. Scholars were divided into enemy camps. In the 15th century Marsilio Ficino succumbed to the temptations of astrology and Hermeticism at the same time as Pico della Mirandola wrote against it, to mention only two of the more important protagonists of this intellectual battle. This is the immediate background of Friar Poul's attempts to define and motivate his own position. His two sets of notes reveal that he was influenced by all the three anti-astrological traditions of the preceding centuries. From Erasmus he inherited the view of astrology as a pestilence of society to be avoided by its rulers and justly condemned in civil law. He also knew that astrology was erroneous and unscientific, being based on wrong presuppositions and unable to come up with true predictions. But

" Augustinus: Op.cit. note 24; cf. De civ. V, 1-9. See e.g. Sura 41 (Mecca) 37. 41 This was one of the principal points of the condemnation in 1277 by Bishop Etienne Tempier of 219 propositions allegedly taught in the University of Paris, cf. Chartularium Universitatis Parisiensis (ed. H.Denifle et A.Chatelain) 1,543-555, Paris, 1889. 42 In the 14th century the moral point was stressed in particular by Nicole Oresme (d. 1382) in his French Livre de divinacions (ed. Coopland, Liverpool, 1952) which also appeared in Latin as Liber de divinationibus. - Oresme also criticized astrology from a scientific point of view in his Adpauca respicientes (ed. E.Grant, Madison, 1966). - Cf. O.Pedersen: Nicole Oresme og hans naturfilosofiske System, Kjebenhavn, 1956, 75-77 and 216 f. 40

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the preponderance of Biblical and Patristic references gives abundant proof that the theological rejection of astrology must have been in the forefront of the battle as he saw it. To him astrology was first and foremost a doctrine which was incompatible with Christian faith. Had he ever found time to write a treatise against it there can, therefore, be only little doubt that he would have fought his own battle in the theological field. Now Poul Helgesen's theological activity was almost exclusively connected with the Reformation. In consequence, it seems natural to assume that also his anti-astrological preparations would have been connected in some way or another with the great religious movement of his day. In precisely which way this was the case is a question which it is impossible to answer since our sources are silent about it. Nevertheless, it is perhaps not completely useless to consider the status of astrology among the Reformers at the time when they seemed to him to have become preachers of a 'new gospel' and the enemies of the true faith. Here it is enough to consider the situation in the Church of Wittenberg where the new gospel had its origin - to use his own polemical vocabulary. 43 The University of Wittenberg was founded by the Elector Frederic of Saxony (and his brother) who was a convinced adept of astrology. It was inaugurated on a date which was perhaps chosen by an astrologer in the service of the prince; at least we still have a horoscope for the university cast for the very time of its inauguration, 44 that is 1502 October 18. A similar horoscope is also preserved for 1536 May 6 as the date of an otherwise unknown Fundatio - possibly the return of the university from Jena where in 1535 many students and masters (Luther excepted) had taken refuge from an outbreak of pestilence. It is not easy to say whether it was unusual to cast horoscopes for universities; but given the general situation at this time the presumption must be that it may have been a common procedure to which we should not attach too much importance. It is more relevant to consider the attitudes of the masters who seem to have had widely different opinions on the validity of astrological predictions. Here it is, of

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Skrifier II, 13 and 111,204; cf. V , 2 6 . T h e Wittenberg horoscopes are published by J. Walther in Leopoldina ( Ν . F.) 5 (1929) 1 - 8 and Tafel II. T h e date of the horoscope is given as A n n o D o m i n i 1502 D i e Octobris 17 H o r a 21 Minuta 49 post meridiem. - T h i s date has caused some consternation a m o n g certain historians, such as H . Hahne: D i e Wittenberger H o r o s k o p e , ibid. 103-109, w h o noticed the apparent discrepancy between the date of the horoscope and the actual inauguration o n October 18, asking what happened at the castle during the night - what made the Elector change his mind and postpone the ceremony? T h e answer is that nothing happened, at least not with respect to the horoscope. It was cast by an astrologer w h o used, like other astronomers, a standard set of astronomical tables in which the day is reckoned f r o m n o o n . In consequence, the time of the horoscope is what we w o u l d call October 18, at 9, 45 in the morning, i.e. a f e w minutes before the ceremony began. 44

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course, of interest to know what Martin Luther thought about these matters. As already mentioned Luther preached in advance on the possible significance of the conjunction of 1524 (see note 22 above) in a sermon from which it appears that he did not deny that there might be signs in the heavens by which God would disclose some future event; the argument is that Christ himself shared this belief so that the faithful should not join the unbelievers who pretend that such signs are natural events. However, Luther refuses to lend any eschatological interpretation to the coming conjunction. In fact, the end of the world will be announced not only by disturbances in the heavens, but also by earthquakes, pestilence, high prices and war (cf. Matt. 24,21 f., and Luke 17,22ff.). 45 The implication is that, taken in isolation, a great conjunction cannot foretell the Day of Judgment. Furthermore, Luther must have known that great conjunctions are in fact natural events happening with regular intervals of twenty years. In consequence his remark on the unbelievers does not mean that he regarded conjunctions as unnatural or miraculous but that he would only lend eschatological significance to a complete set of celestial and terrestrial signs preceding and announcing the final doom. If this interpretation of a rather difficult text is correct we must conclude that Luther preserved a balanced and cautious attitude to astrology. In this respect he differed from Melanchthon who more than any other Wittenberg master was responsible for the curriculum of the university, and for that of other Lutheran universities which emulated Wittenberg as their intellectual prototype. Already in a lecture in Tübingen 1517 Melanchthon had praised astronomy (astronomia) as a science which did not only describe celestial movements, but also disclosed the syderum effectiones ac influxum complexa as a p r e r e q u i s i t e f o r b o t h m e d i c i n e a n d t h e k n o w l e d g e of h u m a n f a t e : Medicinae parens, fati conscio,46 T h i s w a s n o t a

youthful aberration - Melanchthon was only nineteen at this time - but a 45

Darumb ich darauff stehe, das der hymlischen scharen bewegung sey gewisslich die tzukunfftige constellation der planeten, darüber die sternmeyster sagen, es solle ayne syndflut bedetten, got gebe, das der iungst tag sey, wilchen sie gewisslich bedettet. Und hier soltu aber dich nit yrren lassen, das disse constellation sich auss des hymels laufft naturlich begibt, es ist dennoch syn tzeichen von Christo genennet. Und ist fast wohl seyn wartzunehmen, weyl as nit alleyn, sondernn gleych mit dem hauffen der endern tzeichen sich samlet und tzu gleycher tzeitt mit eyntrifft. Lass die unglewbigen tzweyfelln und vorachten gottes tzeychen unnd sagen, es sey naturlich geschefft, hallt du dich des Evangelion. Es sind noch mehr tzeychen, die an andern orttern beschrieben sind, als da sind erdbeben, pestilentz, theurtzeytt und kriege, Luce. 17 und Matt, 24, wilche wyr auch viel gesehen, wiewol sie tzuvor auch gewesen sind, aber drumb sind sie nichts deste weniger gewisse tzeychen. - Op.cit. note 30, p. 108. 44 De artibus liberalibus oratio a Phil. Mel. Tubingae habita anno 1517, in Opera (ed. Bretschneider) XI, 11-12, Braunschweig, 1843.

Omnia

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life-long conviction which also marked his work at Wittenberg (where in the following year he was appointed to a chair) as several different instances will show. Thus a later Oratio de Alfragano maintained that no one can be a good medical practitioner if he has not studied astrology and that also professors of law will profit by it since we may be able to avoid imminent dangers in life if we have sufficiently pursued this most noble study. 47 This lecture was reproduced in Melanchthon's edition of Alfraganus's Rudimenta Astronomica (1537) which he published without regard to the fact that it was hopelessly out of date from a scientific point of view; that it was also free from astrological lore must have seemed a defect to Melanchthon who, therefore, repaired it by incorporating his lecture in the book. Finally, Melanchthon's correspondence shows that he usually tried to correlate important events in church or state with ominous configurations or other events in the heavens. Thus in May 1530 he wrote that the "mathematicians" (i. e. astrologers) had found that the coming autumn would be propitious for ecclesiastical discussions, after which he immediately set to work on the Augsburg Confession which was presented to the Emperor on June 25.48 Similarly, the conjunctions of Saturn and Mars in March 1540 and February 1542 were regarded as astrological causes or portents of the aggression of the Turks, and in 1547 the defeat of the Schmalkaldian League at Mühlberg was ascribed to a particularly nasty conjunction of Saturn, Mars, Mercury and the Moon which meant that 'our times are not war-minded but given to talk and sedition' - an interpretation which seems to ignore the military feats of the Imperial army. Finally - to quote only a few examples - a comet in August 1558 at the time of a conjunction of Saturn and Mars was taken as portent of the death of both the catholic former Emperor Charles V in September and the protestant King Christian III of Denmark in January the following year. It goes without saying that Paul Helgesen did not live long enough to become acquainted with all these astrological interpretations by Melanchthon; but we can be sure that if he had known them he would have rejected them as both superstitious and un-Christian. Moreover, even if he died in 1535 (as usually assumed) he would have known a number of the first students who returned to Denmark from Wittenberg and would have received through them an idea of the astrologically infected philosophy of history which was current in that university. Had he lived to witness the host of scholars who established astrology on a sure footing in Denmark "

Oratio de Alfragano, in Opera Omnia XI, 543 ff., Braunschweig, 1843. All these examples are mentioned by Stefano Caroti: Comete, portenti, causalità naturale e escatologia in Filippo Melantone, in op. cit. note 29,392-426. - There is further material to this question in J. Friedrich, Astrologie und Reformation, München, 1864, a pioneer work which is now out of date and badly needs a successor. 48

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in the next hundred years, most of them former Wittenberg students, he may well have found sufficient reasons to try to forestall this movement by writing a treatise against astrology based on the material collected in the two sets of notes. This is, of course, no more than a hypothesis - and a hypothesis of that unpleasant kind which cannot be checked - but it would explain Poul Helgesen's notes in the light of his general preoccupations as a churchman and a theologian. All this is nothing more than a footnote to the history of one of the most prominent scholars in this country at the time of the Reformation. That was 450 years ago, and much water has since flown under the ecclesiastical bridges. But astrology is still with us, and on the increase, subtly making people accustomed to a view of both history and individual destinies which it is no less difficult to reconcile with Christian belief than it was at Poul Helgesen's time. So perhaps it is not out of place to remember his pioneer, although fruitless efforts to counter that flood which we still have to try to stem today.

T H E POSITION OF THE PRINCES

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Formen landesfürstlicher Reformation in Deutschland Kursachsen - Württemberg/Brandenburg - Kurpfalz Die Erforschung der territorialen Reformation, die früher mit großer Intensität betrieben wurde, ist in den letzten Jahrzehnten stark in den Hintergrund getreten. Statt dessen hat sich die Forschung der Stadtreformation zugewendet, in einem weiteren Schritt der Reformation „von unten", der sog. kommunalen Reformation. Die „Fürstenreformation" ist seither gegenüber der Volks- oder Gemeindereformation eher negativ besetzt und geradezu etwas in Verruf geraten. Bei dieser Entwicklung des Forschungsinteresses ist aber aus dem Blick gekommen, daß die Durchsetzung der Reformation in Deutschland ohne die Fürsten und die Territorien nicht möglich gewesen wäre, daß erst die Fürstenreformation das Uberleben der neuen Konfession ermöglicht hat. Diese Feststellung soll im folgenden an drei Problemkreisen erörtert werden: I. Bedeutung des Landesfürsten für die Reformation; II. Formen landesfürstlicher Reformation; III. Ergebnisse und Folgen landesfürstlicher Reformation. I. Die Bedeutung des Landesfiirsten fiir die

Reformation

Der deutsche Territorialstaat um 1500 wurde durch Fürst und Landstände repräsentiert 1 . Allerdings bestand zwischen beiden Faktoren kein gleichgewichtiges Verhältnis, da zu dieser Zeit die Verdichtung von Macht und Kompetenz des Fürsten, der Territorialisierungsprozeß, die Ausfüllung des Territoriums mit landesfürstlichen Befugnissen, die Ausdehnung der landesherrlichen Verwaltung über alle Untertanen bereits weit fortge1 Die seit v. Gierke lange Zeit dominierende Auffassung vom dualistischen Prinzip als kennzeichnend für den frühmodernen Staat ist durch die neuere Forschung überwunden worden; vgl. etwa P. Blickle, Landschaften im alten Reich (München 1973; vgl. dazu V. Press, in : Z G O Bd. 123/1975, S. 169ff.); G.Oestreich, in: Ders., Strukturprobleme der frühen Neuzeit (Berlin 1980), S.253ff.

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Eike Wolgast

schritten waren 2 . Das gilt vor allem für die größeren politischen Gebilde Nord- und Mitteldeutschlands. Wie über Adel und Städte hatte der Landesherr im späten Mittelalter auch über die Kirche seines Territoriums Hoheitsrechte gewonnen. „Dux Cliviae est papa in terris suis" galt für viele größere Flächenstaaten, und keineswegs nur im Reich 3 . Mittel zum Ausbau des vorreformatorischen landesherrlichen Kirchenregiments waren die alte Schirmvogtei und der aus dem Eigenkirchenwesen erwachsene Kirchenpatronat 4 . Auf diesem Wege konnte der Fürst informell die Kontrolle über die Besetzung der für ihn wichtigen Bischofsstühle und die Zurückdrängung der umkämpften geistlichen Gerichtsbarkeit erreichen, nahm sich das Recht zur Klosterreform und brachte gelegentlich auch schon Kloster- und Niederkirchengut unter seine Verwaltung. Die Kirchenhoheit war aber auf den organisatorischen und disziplinarischen Bereich beschränkt und griff nicht in Dogma, Lehre und Zeremonialwesen der Kirche ein. Trotz der Macht- und Kompetenzverdichtung war der Landesfürst einer doppelten Bindung unterworfen, an Kaiser und Reich einerseits, an seine Stände andererseits. Kaiser und Reich setzten juristische und Loyalitätsnormen, an denen sich auch die Landesinnenpolitik ausrichtete, selbst wenn die Rücksichtnahme auf das übergeordnete Ganze des Reiches bei politisch aktiven Fürsten auf den ersten Blick nicht groß zu sein schien und um 1500 im Abnehmen begriffen war. Gerade im Zusammenhang mit der Reformation wird jedoch der nach wie vor hohe Rang der Reichsgesetzgebung für das Landesfürstentum deutlich, denn auch Fürsten, die persönlich frühzeitig zu Anhängern Luthers geworden waren, begannen mit der organisierten Umgestaltung des Bekenntnisstandes ihres Territoriums erst nach der reichsgesetzlichen Freigabe durch den Abschied des ersten Speyerer Reichstags 15265. Die Landstände hatten sich parallel dem Territorialisierungsprozeß aus2 Über die Stellung des Landesfürsten zu Beginn der Neuzeit vgl. zusammenfassend H. Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte Bd. 2 (Karlsruhe 1966), S. 238 ff.; G.Oestreich, Geist und Gestalt des frühmodernen Staates (Berlin 1969), S . 2 0 i f f . 3 Vgl. zum vorreformatorischen landesherrlichen Kirchenregiment J. Hashagen, Staat und Kirche vor der Reformation (Essen 1931); H.E.Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte Bd. 1 (4.Aufl. Weimar 1964), S.441 ff.; G.Koller in: Archiv für österreichische Geschichte Bd. 124/ 1964, S . I f f . ; D.Willoweit, in: K.G.A.Jeserich (u.a. Hg.), Deutsche Verwaltungsgeschichte Bd. 1 (Stuttgart 1983), S.361 ff.; W.Reinhard, in: Ebd., S. 143ff. An Spezialstudien vgl. u.a. R.Lossen, Staat und Kirche in der Pfalz am Ausgang des Mittelalters (Münster 1907); P. Kirn, Friedrich der Weise und die Kirche (Leipzig-Berlin 1926), S.29ff.; H. Bartmann, in: Z G O Bd. 108/1960, S. 3ff.; H.Rankl, Das vorreformatorische landesherrliche Kirchenregiment in Bayern (1378-1526) (München 1971). 4 V.Press, in: R. Postel - F. Kopitzsch (Hg.), Reformation und Revolution (Stuttgart 1989), S. 246, spricht von der „Tendenz des Aufsaugens geistlicher Aufgaben." 5 Johann von Sachsen, Philipp von Hessen, Ernst von Lüneburg; vgl. unten S.67.

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gebildet; um 1500 gab es überall Landtage mit relativ deutlich ausgeprägten Kompetenzen 6 . Ihre Bedeutung gewannen sie durch die permanente Finanzkrise der meisten deutschen Territorien, deren Herren die für den Aufbau des frühmodernen Staates und seine wachsenden Kompetenzen erforderlichen Geldmittel immer weniger aus den Einkünften des Kammergutes aufbringen konnten. Da die Fürsten nicht über die Steuerhoheit verfügten, erhielten die Stände über Steuerbewilligung und Schuldentilgung teilweise nicht unbeträchtliche Einwirkungsmöglichkeiten auf die Politik des Landes 7 . Trotz ihrer materiellen Machtstellung waren die Landstände gegenüber der „Einheit und Geschlossenheit fürstlichen Handelns" (Press) grundsätzlich in einer unterlegenen Position. Häufig besaßen sie kein Selbstversammlungsrecht, vor allem aber fehlte es ihnen an innerständischer Solidarität. Sie waren gespalten durch verschiedene sich überkreuzende Frontstellungen: Adel und Städte vereinigten sich im populären Pfaffenhaß gegen die Prälaten; die Städte standen gegen Adel und Prälaten, die ihnen jeweils die Hauptlast bei finanziellen Regelungen aufbürdeten; der Adel schließlich war in personellen Beziehungsgeflechten vielfältig mit dem Hof und der Landesverwaltung verbunden. Ohnehin beanspruchten die Stände stärker ein Kontroll- als ein Mitbestimmungsrecht; ihr politisches Ziel war die Beschränkung der fürstlichen Gewalt, nicht die Mitregierung 8 . Das ständische Widerstandsrecht war, wenn überhaupt, nur unzureichend ausgebildet. Zum Kompetenzbereich der Stände gehörten im allgemeinen nicht die kirchlichen Fragen, da diese vom Landesfürsten als Monopol in Anspruch genommen wurden. Damit war eine wichtige Vorentscheidung über die Zuständigkeit für die Einführung der Reformation getroffen. Die Reformation zwang jedermann zur Stellungnahme und Entscheidung. Weithin ist in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem in den ersten Jahrzehnten nach 1517 eine allgemeine religiöse Offenheit und Aufnahmebereitschaft für die neue Lehre festzustellen, mit einer großen

6 Vgl. zum Folgenden vor allem die Arbeiten von V. Press, zuletzt in: P. Baumgart (Hg.), Ständetum und Staatsbildung in Brandenburg-Preußen (Berlin-New York 1983), S.280ff. 319ff.; F.L.Carsten, Princes and Parliaments in Germany (Oxford 1959); Oestreich, Geist und Gestalt (s. Anm. 2), S. 277 ff. Zur Zusammensetzung der deutschen Landstände vgl. Conrad, Rechtsgeschichte Bd. 2 (s. Anm. 2), S. 243 ff. 7 Daher Oestreich, Geist und Gestalt (s. Anm. 2), S.283: In der Periode der „Ausbildung des Finanzstaats" haben „die Landtage ihre größte Bedeutung und höchste Funktion gewonnen." Zu den landesfürstlichen Schulden vgl. die zusammenfassende Darstellung von H. Kellenbenz-R.Walter, in: W.Fischer (u.a. Hg.), Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 3 (Stuttgart 1986), S. 888 f. 8 Conrad, Rechtsgeschichte Bd. 2 (s. Anm. 2), S. 234 bezeichnet die Stände als „Träger einer negativen Staatsmacht." Diese Negativität ihrer Ziele entscheidet dann im ^.Jahrhundert über das politische Schicksal der Stände, etwa in Brandenburg-Preußen.

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Spannweite des Verständnisses, der eigenständigen Weiterbildung und der daraus zu ziehenden praktischen Konsequenzen 9 . Ein folgenreicher Optionszwang bestand vor allem für die Territorialfürsten, denn ihr Verhalten bestimmte über die Konfession ihres Landes. Um die These unmißverständlich zu formulieren: Die Entscheidung über die Einführung der Reformation, über die Änderung des territorialen Konfessionsstatus trifft der Landesherr; das Prinzip des „cuius regio, eius religio" prägt die konfessionelle Entwicklung im Reich schon von Beginn der Reformation an. Das mag personalistisch klingen, und außerpersonale Faktoren wie politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen sollen damit auch nicht in ihrer Bedeutung herabgesetzt werden; dennoch bleibt, wenn man den Reformationsprozeß in den einzelnen deutschen Territorien untersucht, als ausschlaggebendes Moment die persönliche Entscheidung des Territorialfürsten. Das kann, wie in der Kurpfalz, dazu führen, daß sich bei raschem Herrscherwechsel auch die verbindliche Konfession in kurzer Zeit mehrfach ändert. Kein Fürst war im Reformationszeitalter zu einem persönlichen Konfessionswechsel 10 und zur Einführung der Reformation in seinem Land gezwungen. Zwar wurden die altkirchlichen Territorien häufig von der neuen Bewegung unterwandert, aber energischen Fürsten wie Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg, Albrecht VII. von Mecklenburg und Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel - dieser schaffte sogar die Rekatholisierung seines Landes - gelang es, zumindest die adlige Oberschicht, das flache Land, die kleineren Städte, häufig aber auch das großstädtische Patriziat beim alten Glauben zu halten, auch wenn dies in einem konfessionell andersorientierten Umfeld immer schwieriger wurde 11 . Eine Änderung des Bekenntnisstandes vollzog sich in diesen Territorien erst durch personalen Wechsel 12 . Das Ausmaß der vorangehenden Penetration ist fraglos häufig beträchtlich gewesen, darf aber auch nicht über' Die Frage nach der Rezeption der Theologie Luthers im populären Schrifttum und in der Gemeindetheologie der ersten Jahre ist seit einiger Zeit verstärkt Gegenstand der Forschung; vgl. B. Moeller, Stadt und Buch. In: W.J. Mommsen (u. a. Hg.), Stadtbürgertum und Adel in der Reformation (Stuttgart 1979), S. 25 f£.; P. Blickle, Gemeindereformation (München 1985); H.-J. Köhler (Hg.), Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit (Stuttgart 1981); F.Conrad, Reformation in der bäuerlichen Gesellschaft (Stuttgart 1984), S. 49 ff. 10 Eine gewisse Ausnahme machen Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg, der durch die Niederlage 1543 am Konfessionswechsel gehindert wird, und Friedrich II. von der Pfalz 1546; vgl. unten S.83 und S.86 Anm. 149. 11 Vgl. die häufig wiederholten Mandate Heinrichs d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel aus den 50-er und 60-er Jahren zur Einschärfung der Kirchenzucht; H . Relier, Vorreformatorische und reformatorische Kirchenverfassung im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (Göttingen 1959), S . 5 7 f f . Zur Entwicklung im Herzogtum Sachsen nach 1539 vgl. unten S. 78. 12 Vgl. unten S . 7 4 f f .

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schätzt werden, wie die Visitationen nach dem Übergang zum lutherischen Bekenntnis belegen 13 . Der Landesfürst konnte das Territorium notfalls gegen den Willen seiner Untertanen einer bestimmten Konfession zuführen oder bei ihr behaften - vor allem die Rekatholisierung ist häufig gegen den Willen der Einwohner vorgenommen worden -, nicht aber konnten umgekehrt die Untertanen ihre Obrigkeit zur Deklarierung einer Konfession als verbindlicher zwingen 14 . Auch die Gemeindereformation der ersten Jahre, die Reformation „von unten", hing, wenn nicht vom Wohlwollen, so doch von der Passivität des Landesherrn ab. Gerade in der Anfangsphase der Unentschiedenheit konnte der Fürst den Prozeß der Durchdringung seines Territoriums von unten durch Neutralität befördern 15 bzw. durch temporäre oder partielle Intervention hemmen 16 . Die überragende Bedeutung des Landesherrn für den Konfessionsstatus seines Territoriums war den Zeitgenossen durchaus bewußt. Nicht ohne Grund appellierten die Reformatoren an die fürstlichen Obrigkeiten, um deren Untertanen die Predigt der neuen Lehre zu ermöglichen 17 . Der Schmalkaldische Bund verlangte 1538 von seinen Mitgliedern, Vorkehrungen zu treffen, um den Fortbestand des Evangeliums auch nach ihrem Tode zu sichern18. Auch in fürstlichen Testamenten wurde, vor allem bei Andersgläubigkeit des Nachfolgers, die Aufrechterhaltung des bestehenden Bekenntnisstandes ausdrücklich vorgeschrieben, so von Joachim I. von Brandenburg, von Friedrich III. und Ludwig VI. von der Pfalz. Mit der Feststellung der entscheidenden Rolle der Landesobrigkeit für

13 Bei den reformationshistorisch zentrierten Darstellungen werden vor allem die Zeugnisse der evangelischen Bewegung in altkirchlichen Territorien hervorgehoben; die Normalität des alten Glaubenslebens bei Geistlichen und Laien, die quellenmäßig nicht gut dokumentiert ist, bleibt oft außer Betracht. 14 Hier wird m.E. ein prägnanter Unterschied zur städtischen Reformation sichtbar; in den Städten konnten die Magistrate durch eine Volksbewegung unter Druck gesetzt werden. Zum ständischen Druck vgl. unten S. 64. ls Vgl. die Bedeutung Friedrichs des Weisen für die sächsische Reformation; ähnliches gilt auch für Heinrich V. von Mecklenburg, Ludwig V. und Friedrich II. von der Pfalz sowie die Jülicher Herzöge Johann III. und Wilhelm V. oder die Markgrafen Philipp und Ernst von Baden. 16 So Kasimir von Brandenburg-Ansbach oder Ludwig V. von der Pfalz. 17 Vgl. K.Trüdinger, Luthers Briefe und Gutachten an weltliche Obrigkeiten zur Durchführung der Reformation (Münster 1975); E.W.Zeeden, Aufgaben der Staatsgewalt im Dienste der Reformation. Untersuchungen über die Briefe Calvins an Fürsten und Obrigkeiten. In: Ders., Konfessionsbildung (Stuttgart 1985), S. 259ff. (zuerst 1964 erschienen). Auch Müntzers Allst ater „Fürstenpredigt" vom 24.Juli 1524 gehört in diesen Zusammenhang. 18 Vgl. Politische Correspondenz der Stadt Straßburg Bd. 2, S.480. Der Beschluß erging auf Drängen Jakob Sturms und zielte auf Ulrich von Württemberg, der mit seinem Sohn Christoph im Streit lebte, während der nächste Agnat Georg noch unverheiratet war; vgl. M. Brecht-Η. Ehmer, Südwestdeutsche Reformationsgeschichte (Stuttgart 1984), S.272f.

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die Ausbreitung oder Verhinderung der Reformation ist noch nichts über die Motive des Amtsinhabers und über die möglichen Einwirkungen auf ihn gesagt. Die Entscheidung für die Reformation vollzog sich, auch wenn sie personal bestimmt war, nicht im politisch oder sozial luftleeren Raum oder - und das ist besonders wichtig - unabhängig von den Zeitumständen; es war fraglos leichter, nach 1531 das Bekenntnis zu wechseln als 1526. In einem bereits von der evangelischen Lehre penetrierten Territorium stützte sie sich im allgemeinen auf einen gewissen Untertanenkonsens; üblicherweise änderte mithin der Landesherr den Konfessionsstatus zugunsten des evangelischen Kirchenwesens nicht gegen den Willen wenigstens einer beachtlichen Minderheit. Andernfalls wäre das Ausbleiben von Unruhen und öffentlichen Protesten kaum zu erklären. Auch die politischen Eliten, wenn sie altkirchlich orientiert waren, wie im albertinischen Sachsen oder in Brandenburg, fügten sich der Entscheidung des Landesherrn, da sie an den materiellen Ergebnissen der Reformation beteiligt wurden oder konfessionelle Sonderrechte zugesprochen bekamen. Für die Entscheidung des Landesfürsten lassen sich drei Motivationen namhaft machen, für deren jeweilige Akzentuierung der Zeitfaktor von beträchtlicher Bedeutung ist. 1. Der Natur der Sache entsprechend, wurde der Konfessionswechsel vor allem mit der Berufung auf das persönliche Gewissen begründet. In der Frühzeit ist dem religiösen Interesse offensichtlich auch tatsächlich Priorität unter den Entscheidungskriterien einzuräumen, da das Bekenntnis zur reformatorischen Lehre zwischen 1521 und 1526 und nach 1529 einen Verstoß gegen das Reichsrecht, mithin die Aufkündigung eines bis dahin unangefochten in Geltung stehenden Konsensus bedeutete 19 . 2. Die Entscheidung für die Reformation war immer auch eine politische Entscheidung, und zwar gegen Kaiser und Reich. Mit dem genuin religiösen Interesse mußten sich daher nahezu zwangsläufig politische Erwägungen verbinden. Nicht selten ergaben sich aus der konfessionellen Option unmittelbare politische Folgen, indem bestehende Beziehungsgeflechte um der religiösen Neuorientierung willen aufgegeben und neue Verbindungen hergestellt werden mußten 20 . In späteren Phasen der Ent-

" Aus dem Bewußtsein reichsrechtlicher Gefährdung ergaben sich - ein weiterer Verstoß gegen das Reichsrecht - die ersten Bündnisbemühungen, so das Torgauer Bündnis 1526; vgl. E.Wolgast, Die Wittenberger Theologie und die Politik der evangelischen Stände (Gütersloh 1977), S. 108ff.; S.Bräuer, in: G.Vogler (u.a. Hg.), Martin Luther. L e b e n - W e r k - W i r k u n g ( B e r l i n - D D R 1983), S. 193ff. 20 So orientierte sich Hessen vom albertinischen Sachsen, Trier, Pfalz und BraunschweigWolfenbüttel auf Kursachsen, Braunschweig-Lüneburg und die oberdeutschen Reichsstädte. Die reformierte Pfalz verlor ihr bisheriges Beziehungsgeflecht mit den Koordinaten Straßburg, Augsburg, Reichsritter in Kraichgau und Odenwald und orientierte sich auf Westeuropa.

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wicklung dürfte das Gewicht politischer Opportunitätsgründe zugenommen haben. Zu diesen Gründen zählen Gewinnung von durch konfessionelle Solidarität verpflichteten Bündnispartnern für nichtreligiöse Ziele, betonte Kontrastierung zu mächtigen Nachbarn, deren Expansionstendenzen durch konfessionelles Anderssein durchkreuzt werden konnten 21 , oder zu politischen Gegnern, insbesondere den Habsburgern 22 . 3. Wirtschaftliche Erwägungen und materielle Vorteile durch die Einziehung von Kirchen-, insbesondere Klostergut haben verschiedentlich schon in der Frühzeit stimulierend auf die Offenheit gegenüber der neuen Lehre gewirkt, sehr viel stärker vermutlich bei späteren Entscheidungen. Priorität oder gar Ausschließlichkeit ökonomischer Überlegungen läßt sich jedoch bei einer fürstlichen Konfessionsentscheidung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nirgends nachweisen. An Einwirkungsfaktoren auf die Entscheidung des Fürsten kommen vor allem die Räte und die Stände in Betracht; als weitere exogene Faktoren lassen sich traditionelle Kommunikationswege, territoriale Abhängigkeiten, alte Bildungsbeziehungen anführen 23 . Während der Wille der Untertanen und ein Massendruck weder vor noch nach 1525 irgendeine unmittelbare Bedeutung erlangt haben 24 , fiel - vor allem in der Frühphase der Reformation - den Räten und obersten Beamten der Landesfürsten eine nicht unwichtige Rolle zu. Nicht nur konnten sie die Ausbreitung der neuen Lehre administrativ fördern und begünstigen, sondern sie konnten auch unmittelbar auf den Willen des Landesfürsten einwirken. So waren in der engsten Umgebung Friedrichs des Weisen wie Philipps von Hessen reformatorisch gesinnte Räte tätig 25 , und auch auf die Kirchenpolitik der 21 So die Kraichgauritter; vgl. V.Press, in: ZGO Bd. 121/1974, S.35ff.; vgl. allgemein ders., in: Mommsen, Stadtbürgertum (s. Anm.9), S. 330ff. 22 Die bayerische Politik zeigt allerdings, daß Habsburgfeindschaft nicht unbedingt zum Konfessionswechsel führen mußte; vgl. H.Lutz, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Bd.22/1959, S. 13 ff.; ders., in: M. Spindler (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. 2 (München 1966), S. 317 ff. Zu den politischen Ursachen zählt im weiteren Sinne auch die von H.Wolter, in: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte Bd.24/1972, S. 105 namhaft gemachte familiäre Opposition; so die wettinischen Zweige, die Rivalität zwischen Heinrich V. und Albrecht VII. von Mecklenburg sowie Georg I. und Barnim XI. von Pommern. 23 Vgl. V. Press, in: F. Petri (Hg.), Kirche und gesellschaftlicher Wandel in deutschen und niederländischen Städten der werdenden Neuzeit ( K ö l n - W i e n 1980), S.291 f. 24 Auf Massendruck berief sich lediglich Friedrich II. 1545 gegenüber dem Kaiser und dem Ordenskapitel des Goldenen Vlieses; vgl. H. Rott, Friedrich II. von der Pfalz und die Reformation (Heidelberg 1904), S.66. 25 Zu Friedrich dem Weisen vgl. die Personalangaben bei N. Müller, Die Wittenberger Bewegung 1521 und 1522 (Leipzig 1911), S.373ff.; vgl. auch Kirn, Friedrich (s. Anm.3), S.25ff. Zu Philipp von Hessen vgl. W. Heinemeyer, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde N F Bd.28/1963, S. 193ff.; H.Seitz, in: F.Reuter (Hg.), Der Reichstag zu Worms 1521 (2. Aufl. K ö l n - W i e n 1981), S. 404 ff. Zu den kursächsischenn Räten vgl. D.Stiever-

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Herzöge von Jülich wie des Erzbischofs von Köln haben erasmianisch orientierte Räte ausschlaggebenden Einfluß ausgeübt. Daß allerdings reformationsfreundliche oder lutherische Räte keine Garantie für einen Glaubenswechsel des Fürsten boten, zeigt das Beispiel Kasimirs von Ansbach und Albrechts von Mainz und Magdeburg 26 . Die letzte Entscheidung lag nicht bei den Räten, sondern beim Landesfürsten. Die Landstände haben nirgendwo die Entscheidung über den Konfessionsstatus autonom getroffen oder einem widerstrebenden Fürsten aufnötigen können 27 . Sie konnten höchstens eine Katalysatorenfunktion übernehmen. Erfolgreich waren ständische Interventionen keineswegs immer; so blieb der Vorstoß der kursächsischen Ritterschaft auf dem Altenburger Landtag 1523, die kirchlichen Zustände im Sinne der Reformationsbewegung zu ändern, ergebnislos 28 . In den weitaus meisten Territorien ist die Entscheidung über die Einführung der Reformation bis 1555 ohne Mitwirkung der Stände getroffen worden 29 ; die Landtage hatten die vom Fürsten und seinen Beratern beschlossenen oder bereits in Durchführung begriffenen Maßnahmen lediglich zu akzeptieren. Ihre Zustimmung wurde zumeist mit der Beteiligung an der Nutzung der materiellen Reformationsbeute gewonnen 30 . Um ihr Eingreifen in die religiös-kirchlichen Auseinandersetzungen zu legitimieren, beriefen sich die Landesfürsten regelmäßig auf die obrigkeitliche Pflicht, für ihre Untertanen zu sorgen, und auf ihre Amtsaufgabe, Ordnung und Frieden aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen 31 . Gott forderte von der weltlichen Obrigkeit „nicht allein guter policey und lands

mann, in: V. Press - D. Stievermann (Hg.), Martin Luther. Probleme seiner Zeit (Stuttgart 1986), S. 147 ff. 26 Albrecht entließ 1528 demonstrativ seine Magdeburger evangelischen Räte; vgl. W. Delius, Die Reformationsgeschichte der Stadt Halle/Saale (Berlin 1953), S. 45. 27 In einigen Fällen erreichten die Stände allerdings durch Geldzahlungen die Freigabe der evangelischen Predigt, so in der Oberpfalz 1538 (vgl. unten S.82), im Erzstift Magdeburg 1541 (vgl. Delius - s. Anm. 26 - , S. 66 ff.), im Fürstentum Calenberg (vgl. O.v. Heinemann, Geschichte von Braunschweig und Hannover Bd. 2, Gotha 1886, S. 323 f.). 28 Möglicherweise wurde der Appell von lutherfreundlichen Räten veranlaßt, um Friedrich zur Entscheidung zu zwingen; vgl. C . A . H . Burkhardt (Hg.), Ernestinische Landtagsakten Bd. 1 (Jena 1902), S.160f. 162f.; E.Müller, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte Bd. 11/1964, S. 174 f. 29 Lediglich die Synode von Homberg war ein Versuch, die Landschaft an der Entscheidungsfindung zu beteiligen; vgl. unten S. 72. 30 Vgl. Brandenburg; unten S.78. 31 Vgl. als frühes Beispiel das Reformationsmandat Philipps von Baden 1522, demzufolge die weltliche Obrigkeit bei Versagen der Bischöfe „gott zu lob, ere und handhabung christlichs glaubens und stands" die Geistlichen an ihre Pflicht erinnern müsse und „zu verhutung gotteszorns und straf, auch nachteils und abfals unsers heiligen glaubens und zu pflanzung und behaltung christenlicher lieb und einigkeit" selbst zu handeln aufgefordert sei; vgl. R. Fester, in: ZKG Bd. 11/1889, S.312.

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Ordnung, sondern auch der kirchen Ordnung und des gottesdienstes rechten eigentlichen verstand und befürderung desselben bey deren unterthanen" 32 . Die Wittenberger Theologen lieferten die Stichworte dafür mit der Konzeption des membrum praecipuum ecclesiae, der custodia utriusque tabulae, der Pflicht, als „Notbischof" zu fungieren. Luther ging bei seiner Einbeziehung der Obrigkeit von zwei Grundüberzeugungen aus33: Freiheit des Glaubens, aber Gotteslästerung als kriminelles Delikt. Dabei fiel nach Wittenberger Selbstverständnis letztlich alles, was nicht der eigenen Theologie entsprach, unter dieses Verdikt. Gegen Gotteslästerung vorzugehen, war Amtspflicht jedes Fürsten, der darüber hinaus, sofern er Christ war, der christlichen Gemeinde den Liebesdienst seiner Hilfe schuldig war. Entgegen den ursprünglichen Absichten der Wittenberger wurde das Notbischofsamt aber sehr rasch zum festen Bestandteil der landesfürstlichen Kompetenz und als solcher auch allgemein akzeptiert. Als der Bischof von Brandenburg 1539 zum evangelischen Bekenntnis übertrat, dachte in Kursachsen offensichtlich niemand daran, ihm die Aufsichtsrechte im sächsischen Teil seines Sprengeis, zu dem Wittenberg gehörte, zurückzugeben, und er hat sie anscheinend auch nicht zurückgefordert. Binnen zwanzig Jahren hatten sich im Selbstverständnis der evangelischen Landesfürsten wie ihrer Zeitgenossen die neuen Territorialkirchen etabliert 34 . II. Drei

Formen

Die territorialen Reformationen im Deutschland des 16. Jahrhunderts weisen in Art der Einführung und Durchsetzung zahlreiche Varianten auf, und je mehr Kriterien einbezogen werden, desto größer wird das Problem der Generalisierung. Gleichwohl läßt sich eine gewisse idealtypische Systematisierung nach drei zeitlich aufeinanderfolgenden Grundformen vornehmen: 1. Obrigkeitliche Einhegung und Korrektur schon vollzogener Gemeindereformationen durch „Ordnung und Abgrenzung" (Brecht)35; 2. organisierte Einführung in bisher altgläubigem Territorium mit intakter Kirchenorganisation; 32 So Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel 1569; Sehling, Kirchenordnungen Bd. 6, S.84. Zur cura religionis vgl. neben den älteren Arbeiten von J.Heckel (Lex charitatis, 2. Aufl. Darmstadt 1973, S.307ff.; Cura religionis, lus in sacra, lus circa sacra, Festschrift U.Stutz, Stuttgart 1938 - Sonderausgabe Darmstadt 1962) M. Heckel, in: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht Bd. 12/1966-67, S. Iff.; C.Link, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Bd. 2, Sp. 783 ff.; K.Blaschke, in: Der Staat, Bd.9/1970, S. 347 ff.; B.Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation (Göttingen 1977), S. 119 ff. 31 Vgl. H. Bornkamm, Martin Luther in der Mitte seines Lebens (Göttingen 1979), S. 425 f. 34 Auch Amsdorf wurde nicht kursächsischer Landesbischof; vgl. P. Brunner, Nikolaus von Amsdorf als Bischof von Naumburg (Gütersloh 1961). 35 Untertitel des zweiten Bandes seiner Luther-Biographie.

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3. Spätreformation nach oft jahrzehntelanger Phase einer Vorreformation. Allen Formen gemeinsam ist das Instrumentarium zur Durchsetzung der Reformation im Territorium: Visitation und Kirchenordnung. Die Visitation, vorgenommen durch Kollegialkommissionen, die meistens paritätisch aus geistlichen und weltlichen Mitgliedern zusammengesetzt sind, hat die Aufgabe, die geistigen und materiellen Verhältnisse „vor Ort" zu prüfen, häufig verbunden mit der Kompetenz, lokale Entscheidungen zu treffen. Die Kirchenordnung löst das Kanonische Recht und die kurialen Bestimmungen durch ein neues Kirchengesetz ab. Sie enthält dogmatische Feststellungen, Gottesdienst- und Zeremonialordnungen, Vorschriften über Sakramentsverwaltung, Bestimmungen über Pfarrer und Lehrer, finanzielle und soziale Regelungen. Häufig sind auch Aspekte einer Polizeiund Landesordnung mit ihr verbunden 36 . Bei offizieller Einführung der Reformation in einem Territorium waren die landsässigen Städte, vor allem die jeweils größeren zumeist schon von der evangelischen Lehre penetriert 37 . Das flache Land folgte den landesfürstlichen Anordnungen ohne größeren Widerstand. Abweisend zeigten sich, nachdem die erste Austrittswelle vorüber war, vor allem die Stifte und Klöster, denen gegenüber sich denn auch die Härte obrigkeitlicher Reformation bis zur Brutalität manifestierte, von der Aufnötigung evangelischer Prediger über das Verbot der Messe und der Neuaufnahme von Novizen sowie die Erzwingung bürgerlicher Kleidung bis zur Vertreibung oder Zwangsumsiedlung renitenter Konventsangehöriger 38 . Der niedere Weltklerus fügte sich dagegen rasch, gelegentlich aus Einsicht in die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen, sehr viel häufiger aber vermutlich aus 36

Zu den Visitationen vgl. E.W. Zeeden-P.Th. Lang (Hg.), Kirche und Visitation (Stuttgart 1984) sowie das große Unternehmen von E.W.Zeeden, Repertorium der Kirchenvisitationsakten aus dem 16. und 17. Jahrhundert in Archiven der Bundesrepublik Deutschland (bisher 2 Bde. Stuttgart 1982-84); die Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts sind publiziert in der monumentalen Ausgabe, die E. Sehling begründet hat. Uber Abhängigkeiten und Zuordnungen der einzelnen Texte vgl. zusammenfassend E.Wolf, in: RGG Bd.3 (3. Aufl.), Sp. 1498 f. 37 Die Bedeutung der Städte auch für die territorialstaatliche Reformation ist überall nachzuweisen; vgl. zusammenfassend Press, in: Petri, Kirche und gesellschaftlicher Wandel (s. Anm.23), S.251 ff. H.Schilling, Konfessionskonflikt und Staatsbildung (Gütersloh 1981), S. 144 Anm.20 stellt für die erste Reformationsphase in Nordwestdeutschland ein Vorherrschen des „Verlaufstypus der Hansestadtreformation" fest; B. Moeller, in: H.Junghans (Hg.), Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546 Bd. 1 ( B e r l i n - D D R 1983), S.577 verweist auf das dem süddeutschen parallele System von Beziehungen bei den norddeutschen Städten. Zur Bedeutung der Städte für die Reformation vgl. etwa für den westfälischen Raum A. Schröer, Die Reformation in Westfalen (Münster 1979), S. 497 ff. 38 Jede territoriale Reformationsgeschichte enthält eine Fülle von Beispielen. Vgl. zusammenfassend E.W.Zeeden, Die Entstehung der Konfessionen (München-Wien 1965), S.49f.; W.Becker, Reformation und Revolution (Münster 1974), S.60ff.

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Gleichgültigkeit, aus Versorgungsgründen und wegen der Befreiung aus der Peinlichkeit eines oft ohnehin kaum noch praktizierten Zölibats 39 . Für die offizielle Einführung der Reformation in den deutschen Territorien hat der Abschied von Speyer I 1526 die entscheidende Zäsur gesetzt 40 . Erst von diesem Zeitpunkt an erfolgte der Schritt vom persönlichen Bekenntnis des Fürsten und von ersten vorläufigen Regelungen zur offenen und planvollen Neuordnung, die Unterdrückung der bisherigen Religionsausübung zugunsten einer Monopolisierung der neuen Lehre und die Ersetzung des alten Glaubenszwanges durch einen neuen. I. Obrigkeitliche

Einhegung und Korrektur der

Gemeindereformation

Normsetzend für fürstliche Reformation überhaupt ist Sachsen unter Kurfürst Johann gewesen 41 , auch wenn der Beginn der Reformationsbewegung mit seinem Vorgänger Friedrich dem Weisen verbunden ist42. Die von Friedrich betriebene Politik ermöglichte Luther das physische Uberleben und eine nahezu ungehinderte akademische und vor allem publizistische Wirksamkeit als Voraussetzung für Ausbreitung, Stabilisierung und Direktion der neuen Lehre und ihrer organisatorischen Folgen. Schon vor 1517 hatte sich der Kurfürst bemüht, in der Tradition seiner Vorgänger die Kirche seines Territoriums der eigenen Zuständigkeit zu unterwerfen 43 . Sein Verhalten gegenüber Luther war aber nicht einfach eine Fortsetzung

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Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete der badische Klerus; vgl. dazu unten S. 85 Anm. 148. 40 Z u r Bedeutung von Speyer I vgl. R. Wohlfeil, in: Blätter f ü r pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde Bd. 43/1976, S. 5 ff. Gelegentlich lieferten auch die Ereignisse des Bauernkriegs den Vorwand f ü r eine Enteignung der geistlichen Institutionen. So wurde z.B. in Braunschweig-Lüneburg 1525 das Klostergut inventarisiert; vgl. A.Wrede, Ernst der Bekenner, H e r z o g von Braunschweig und Lüneburg (Halle 1888), S . 3 2 f . In Ansb a c h - K u l m b a c h zog Markgraf Kasimir Kirchengut zur Bezahlung der Kosten des Krieges ein; vgl. K. Schornbaum, Die Stellung des M a r k g r a f e n Kasimir von Brandenburg zur reformatorischen Bewegung (Nürnberg 1900), S . 6 7 f . 92 f. In Baden wurden die Geistlichen auf Verlangen der aufständischen Bauern 1525 unter das Bürgerrecht gezwungen; vgl. Fester (s. Anm.31), S.314f. 41 Vgl. K. Blaschke, Sachsen im Zeitalter der Reformation (Gütersloh 1970); ders., in: D e r Staat Bd. 9/1970, S. 347 ff. Eine Biographie Johanns ist ein dringendes Desiderat; vgl. über ihn N D B Bd. 10, S . 5 2 3 f f . (Th.Klein); Th.Klein, in: H . P a t z e - W . Schlesinger (Hg.) Geschichte Thüringens Bd. 3 (Köln - G r a z 1967), S. 210 ff.; G. Wartenberg, in: Vogler, Luther (s. Anm. 19), S. 169 ff. 42 Eine befriedigende Biographie Friedrichs fehlt; vgl. über ihn I. Ludolphy, Friedrich der Weise (Göttingen 1984); N D B Bd. 5, S. 568 ff. (F.H.Schubert); Klein, in: Patze-Schlesinger, Thüringen, (s. Anm. 41), S. 178 ff. 43 Vgl. Kirn, Friedrich (s. Anm. 3); zur Politik seiner Vorgänger vgl. R. Zieschang, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte Bd. 23/1909, S. 1 ff.; H . Heibig, D e r Wettinische Ständestaat ( M ü n s t e r - K ö l n 1955), S.427f.

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dieser Politik 44 . Stärker als der Aspekt der territorial-dynastischen Konkurrenz zu den Hohenzollern 45 und der Sorge für die Universität Wittenberg haben fraglos Persönlichkeit und Charakter des alten kirchenfrommen Kurfürsten die sächsische Lutherschutzpolitik geprägt. Das Verhalten Friedrichs steht in der frühen Reformationszeit keineswegs singulär da. Auch Kasimir von Ansbach, Philipp I. von Baden, Ludwig V. von der Pfalz, Heinrich V. von Mecklenburg und Philipp von Grubenhagen blieben gegenüber der Penetration ihres Territoriums durch die reformatorische Lehre - wenigstens zeitweise - passiv oder förderten sie sogar, wenn die politische Konstellation es zuließ. Friedrich erlaubte im Grunde gar nichts, verbot aber auch fast nichts. Die landesfürstliche Toleranzgrenze war, wie überall, erreicht, wo Ordnung und Ruhe auffällig bedroht schienen46. Die Religionspolitik Friedrichs hatte unbeabsichtigt die rasche Auflösung aller kirchlich-religiösen Ordnung in Sachsen zur Folge. Das Land wurde offen für sehr verschiedene Ausformungen der reformatorischen Lehre: neben Luther in Wittenberg Strauß in Eisenach, Stein in Weimar, Karlstadt in Wittenberg und Orlamünde, Müntzer in Allstedt. Mit dem Zerfall der alten Ordnung, der sich auf die Klöster erstreckte, verband sich der materielle Ruin sowohl des herkömmlichen Kirchenwesens wie der rudimentären neuen Gemeinden. Uber die erforderliche Autorität und die nötigen Machtmittel zur Neuordnung verfügten nicht die Geistlichen, sondern nur der Landesherr. Friedrich der Weise hatte seine Befugnisse nicht genutzt, mit Johann erhielt Sachsen den ersten evangelischen Fürsten47. Nicht im Bauernkrieg, sondern im Regentenwechsel liegt mithin der Grund für die planvolle Organisation des neuen Kirchenwesens in Kursachsen. Der neue Herr und seine Berater waren von vornherein entschlossen, die bisherige Improvisation und Freiheit auf kirchlichem Gebiet durch 44 Vgl. W.Borth, Die Luthersache (causa Lutheri) 1 5 1 7 - 1 5 2 4 (Lübeck-Hamburg 1970); K.Blaschke, in: Reuter, Worms (s. Anm.25), S. 316 ff.; Ludolphy, Friedrich (s. Anm.42), S. 383 f f . Zur älteren Literatur vgl. J. Wurtzbacher, Das Reichsrecht und die Rechtswirklichkeit im Fall Dr. Martin Luthers am Beispiel des Repräsentanten Kursachsens Friedrich III. (Frankfurt-Bern 1976). 45 Das Hochmeisteramt des Deutschen Ordens, das Erzbistum Magdeburg und das Bistum Halberstadt gingen zwischen 1510 und 1513 von den Wettinern an die Hohenzollern über; vgl. Klein, in: Patze - Schlesinger, Thüringen (s. Anm.41), S . 2 0 0 f . 46 Besonders deutlich wird dies bei den Verhandlungen über die sog. Wittenberger Unruhen, etwa auf der Eilenburger Konferenz der kurfürstlichen Räte mit Vertretern von Universität und Stiftskapitel am 13. Febr. 1522; vgl. N.Müller, Bewegung (s. Anm. 25), S.201 ff. 47 Bis 1524 stand er allerdings offensichtlich den verschiedenen Spielarten der neuen Theologie offen gegenüber und hatte gewisse Sympathien f ü r die Rigoristen Stein und Strauß. Vielleicht war die „Fürstenpredigt", in der Müntzer ihn zur entschlossenen Abkehr vom geltenden Rechts- und Verfassungszustand aufrief, für Johanns endgültige Orientierung wichtig.

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eine vereinheitlichende Regelung zu ersetzen. Eine in der kurfürstlichen Kanzlei noch im Mai 1525 angefertigte Zusammenstellung der vordringlichen Aufgaben nannte als ersten Punkt die kirchliche Frage 48 . Unter ausdrücklichem Rückgriff auf die Altenburger Forderungen der Ritterschaft von 1523 wurden entschiedene Maßnahmen vorgesehen, um Luthers Theologie und das Wittenberger Muster im ganzen Kurfürstentum verbindlich zu machen: Einsetzung von evangelischen Predigern; Unterweisung bzw. bei Widerstand Absetzung abweichender und aufrührerischer Prediger; Einheitlichkeit des Zeremonialwesens 49 ; Regelung der Klosterfrage und der Verwaltung des Kirchengutes; Einteilung des Territoriums in sechs Kreise mit „geachteten, christlichen und verständigen Personen" als Aufsichts- und Kontrollinstanz 50 . Elf namentlich genannte sächsische Theologen, an der Spitze die Wittenberger, sollten über Maßnahmen, die „Ordnung Gottes und sein heilwertiges Wort" betreffend, beraten und sich gutachtlich äußern 51 . Mittel zur Durchsetzung des Neuordnungsprogramms sollte die Visitation sein. Bereits im Juni 1524 hatte der Kurprinz Johann Friedrich das Muster einer Zusammenarbeit von Theologen und fürstlichen Beamten bei der Neuordnung von Lehre und Kirchenorganisation entworfen, als er Luther vorschlug, dieser solle von Stadt zu Stadt die Geistlichen prüfen. „Welche Prediger denn nicht tuglich, hättet Ihr mit Hülf der Oberkeit zu entsetzen." 52 Im August 1525 erfolgte die erste regionale Neuordnung, die einen neuen Kirchenzwang einführte. Vor Verlegung des Hofes nach Wittenberg erging an die Geistlichen in Weimar und Umgebung der Befehl, künftig wie im ganzen Land das Evangelium „lauter, rain und klar und was dem gemeß ist, on alle menschlich zusatzung und einmischung zu leren und zu predigen." 53 Übertretern des Befehls wurde Strafe angedroht. Damit waren ganz unmittelbar die weltlichen Machtmittel für die Einfüh-

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Zum Folgenden vgl. E.Müller, in: Jahrbuch (s. Anm.28), S. 179f. Spalatin hatte dies noch am l . M a i 1525 vergeblich von Friedrich dem Weisen gefordert; vgl. I.Höss, Georg Spalatin (Weimar 1956), S.276f. 50 Seinen Niederschlag fand der Aufgabenkatalog in den Fragen zur Vorbereitung einer neuen Landesordnung Ende 1525: Religionsstand, Zeremonien und Gottesdienst, Leumund der Geistlichen, Patronatsrechte, Einkünfte der geistlichen Lehen u. ä.; vgl. Burkhardt, Landtagsakten (s. Anm.28), S. 186f. 51 E.Müller, in: Jahrbuch (s. Anm.28), S. 180. Das Theologengremium ist aber offensichtlich nie zusammengetreten. " WAB Bd. 3, S. 310, 50 f. Der Vorschlag, der sich auf die Abwehr der Abweichler im eigenen Lager bezog, war die Reaktion auf eine Bitte Luthers an den Kurprinzen, dafür zu sorgen, daß sich Müntzer in Wittenberg zum Glaubensverhör einfinde; vgl. ebd., S.307, 69 ff. Erste Visitationsreisen hatte Jakob Strauß im Januar und im März 1525 im thüringischen Landesteil unternommen; vgl. E. Müller, Martin Luther und Weimar (Weimar 1983), S. 39 ff. " E.Müller, in: Vogler, Luther (s. Anm. 19), S. 191 f.; ders., Luther und Weimar (s. Anm. 52), S. 42 ff. 49

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rung der neuen Lehre eingesetzt. Bis zur Überführung in die Praxis vergingen in Kursachsen allerdings fast drei Jahre. Der mit diesem Befehl manifestierte Entschluß, das Kirchenwesen obrigkeitlich zu ordnen, ist ohne Mitwirkung der Theologen gefaßt worden, entsprach aber den Wittenberger Vorstellungen wenigstens hinsichtlich der äußeren Organisation 54 . Luther hatte schon früher, wenn auch vergeblich, Friedrich den Weisen aufgefordert, seiner Amtsaufgabe entsprechend „tzu weren falschen predigern odder yhe datzu helffen odder leyden, das eyn rechter prediger ... eyngestellet werde." 55 Die Erfahrungen von 1524/25 hatten sein aktuelles Vertrauen auf einen Aufbau der Kirche von der gläubigen Gemeinde her erschüttert 56 . Als er Ende 1525 den neuen Kurfürsten als „welltliche oberkeyt" und Gottes „trewes wergzeug" um Hilfe anging, erbat er zunächst allerdings nur die Neuordnung der finanziellen Verhältnisse der Geistlichen 57 ; die aus weltlichen Mitgliedern bestehende Visitationskommission sollte evangelischen Gemeinden zu geeigneten Pfarrern mit ausreichender Besoldung verhelfen 58 . Eine Vereinheitlichung der Zeremonien sah Luther zwar nicht als erforderlich an59, arbeitete aber doch auf Drängen des Kurfürsten eine deutsche Messe aus60, die zu Beginn des Jahres 1526 für alle landesherrschaftlichen Patronatspfarrer verbindlich gemacht wurde 61 . Geistliche, die sich einer selbständigen Predigt nicht gewachsen fühlten, sollten aus der Kirchenpostille vorlesen, einem wichtigen Mittel zur Verbreitung der Wittenberger Theologie62. Der Prozeß der Neuordnung ging erstaunlich langsam vor sich. Nach54 Über Luther und das landesherrliche Kirchenregiment vgl. zusammenfassend B. Lohse, Martin Luther (München 1981), S. 86 ff.; vgl. auch Wolgast, Wittenberger Theologie (s. Anm. 19), S.64ff.; H.-W. Krumwiede, Zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments in Kursachsen und Braunschweig-Wolfenbüttel (Göttingen 1967), S . 6 0 f f . Zur praktischen Tätigkeit Luthers 1525ff. vgl. Bornkamm, Luther (s. Anm.33), S.425ff.; M.Brecht, Martin Luther Bd. 2 (Stuttgart 1986), S. 246 ff. Über Luthers Weg zur Visitation im Vergleich mit dem sog. Weimarer Modell von 1525 (Strauß, Hausmann, Myconius, Spalatin) vgl. auch M.Beyer, Martin Luther und das Kirchengut: ekklesiologische und sozialethische Aspekte der Reformation (theol. Diss. Leipzig MS 1984), S. 228 ff. 55 WAB Bd. 2, S. 520,24 f. " Vgl. Luthers Kritik an der Reformatio ecclesiarum Hassiae unten S. 72. 57 Vgl. WAB Bd. 3, S. 595,39 ff. 58 Vgl. ebd., S. 629,23 ff. 59 Zu Luthers Skepsis gegenüber Reglementierungen vgl. WA Bd. 19, S . 7 2 , i f f . ; 113,4ff. 40 Vgl. WA Bd. 17/1, S. 459,15 ff. 61 Vgl. E.Müller, in: Jahrbuch (s. Anm.28), S. 183; Brecht, Luther Bd.2 (s. Anm.54), S.252. 1527 erging allerdings auf die Frage der Visitatoren nach einer gleichförmigen Gottesdienstordnung der Bescheid: „Do soll mit der zeit auf gedacht werden, dan dieser eil mag es nicht bescheen"; Sehling Bd. 1, S.38. " Vgl. den Verweis auf die Postille in der „Deutschen Messe"; WA Bd. 19, S. 95,3 ff.; vgl. Brecht, Luther Bd. 2 (s. Anm. 54), S.25f.

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dem Anfang 1526 durch eine theologische Visitationskommission Bekenntnis und Wissensstand der Pfarrer in zwei Amtern geprüft worden waren 63 , trat bereits Stagnation ein. Den Anstoß für eine Fortführung der begonnenen Arbeit gab Luther, als er Ende 1526 den Kurfürsten aufforderte, die Gemeinden zwangsweise zur Besoldung ihrer Pfarrer und Schulen anzuhalten und außerdem durch je zwei weltliche und geistliche Visitatoren die materiellen und religiösen Verhältnisse prüfen zu lassen64. Trotz rascher Einwilligung Johanns dauerte die Ausarbeitung der Visitationsinstruktion bis Juni 1527. Sie verfügte unter dem Stichwort „Abschaffung der Mißbräuche" die Einführung der Konfessions- und Zeremonialkonformität mit Wittenberg 65 . Papisten und Heterodoxe sollten das Land verlassen, nicht aus Glaubens-, sondern aus polizeilichen Gründen; „zuvorhutung schedlicher aufrur und ander unrichtigkait" waren „kein secten noch trennung" im Kurfürstentum zu dulden 66 . Erst mit dieser Instruktion war die formelle Handhabe für die Ausrichtung der Reformation in Kursachsen gegeben. Allerdings ließ man sich mit der Realisierung Zeit. Die Visitation begann, wurde unterbrochen und endgültig erst seit Juli 1528 weitergeführt. Damals lag mit dem „Unterricht der Visitatoren" auch ein Kompendium der Wittenberger Theologie vor, an dem der vorhandene Klerus gemessen und gegebenenfalls geistig neu formiert werden sollte67. Der Verzicht des Erzbischofs von Mainz auf seine geistliche Jurisdiktion in Sachsen68 brachte 1528 auch formell einen wichtigen Bestandteil kirchlichen Eigenlebens unter die staatliche Aufsicht. Die Confessio Augustana als Bekenntnis nicht der Theologen, sondern des Landesfürsten stellte die Verantwortlichkeit und zugleich die Zuständigkeit für den Konfessionsstatus des Territoriums fest. Die Landstände waren in keiner Phase an der Entscheidungsfindung oder an der Durchführung der Reformation beteiligt gewesen 69 . Daß bis zur wirkli63 Die Ergebnisse waren nicht ermutigend; vgl. dazu K . A . H . Burkhardt, Geschichte der sächsischen Kirchen- und Schulvisitationen von 1524-1545 (Leipzig 1879), S. 10ff.; R.Herrmann, in: Beiträge zur thüringischen Kirchengeschichte Bd. 1/1929-31, S. 179 ff. " Vgl. WAB Bd.4, S. 133ff.; Brecht, Luther Bd.2 (s. Anm.54), S.253ff. " Vgl. Sehling Bd. 1, S. 142ff.; Krumwiede, Entstehung (s. Anm.54), S.71 ff.; Brecht, Luther Bd.2 (s. Anm.54), S.257ff. " Sehling B d . l , S.144. 67 Vgl. WA Bd. 26, S. 195 ff.; kommentierter Abdruck in: Martin Luther, Studienausgabe Bd.3 ( B e r l i n - D D R 1983), S.402ff.; vgl. auch Krumwiede, Entstehung (s. Anm.54), S.91 ff.; Brecht, Luther Bd.2 (s. Anm.54), S.260ff. 68 Vgl. G. Franz (Hg.), Urkundliche Quellen zur hessischen Reformationsgeschichte Bd. 2 (Marburg 1954), S. 69 f. Der Verzicht, der bis zum Konzil galt, benahm dem Erzbischof nach 1529 die Möglichkeit einer Klage gegen Kursachsen vor dem Reichskammergericht. " Der Landtag von 1525 beschäftigte sich nur mit der Münzfrage, danach traten die Stände bis 1530 nicht mehr zusammen; vgl. Burkhardt, Landtagsakten (s. Anm.28), S. 173 ff. Zu den sächsischen Landständen vgl. Heibig, Ständestaat (s. Anm. 43), bes. S. 38 ff.; vgl. auch J.Herrmann, in: Junghans, Luther Bd. 1 (s. Anm.37), S.613ff.

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chen Durchsetzung der Reformation in den Gemeinden Kursachsens wie auch der anderen evangelisch werdenden Territorien noch beträchtliche Zeit verging, soll eigens vermerkt, aber im folgenden nicht weiter untersucht werden. An dem sächsischen Modell orientierten sich Philipp von Hessen 70 und Ernst von Braunschweig-Lüneburg 71 , als sie, gedeckt durch den Reichsabschied von Speyer I und gleichfalls nach Jahren allmählicher Penetrierung ihrer Länder durch die neue Lehre an die organisierte Einführung der Reformation gingen. Hessen schlug allerdings zunächst mit der Homberger Synode, einer Mischung aus theologischer Disputationsveranstaltung und Landtag, und mit der Reformatio ecclesiarum Hassiae einen Sonderweg ein 72 . Die hessische Kirche sollte danach eine synodal-presbyteriale Verfassung erhalten; so wurde den Gemeinden Wahl und Absetzung des Pfarrers zugesprochen 73 . Dieser Entwurf wurde aber durch Luther zu Fall gebracht, der vor übergroßem Vertrauen auf gesetzliche Fixierungen warnte und mißtrauisch gegenüber der vorausgesetzten geistigen Selbständigkeit der Gemeinden war74. Der Landgraf ließ sich durch Luthers Argumente überzeugen oder bewertete unabhängig davon den fürstlichen Machtzu70 Eine Biographie Philipps von Hessen fehlt; vgl. über ihn W. Heinemeyer, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd.5/1955, S. 176ff.; G.Müller, in: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung Bd. 12/1961, S. 1 ff.; F.Knöpp, in: Ebd. Bd. 14/1963, S. 457ff.; H.J.Hillerbrand, Landgrave Philipp of Hesse (St. Louis 1967); V.Press, in: K.Scholder-P.Kleinmann (Hg.), Protestantische Profile (Königstein/T. 1983), S.60ff. 71 Vgl. über ihn Wrede, Ernst (s. Anm.40); NDB Bd. 4, S.608 (K. Friedland). Zur Reformation in Braunschweig-Lüneburg vgl. außerdem Heinemann, Braunschweig Bd. 2 (s. Anm. 27), S. 439ff.; H.-W. Krumwiede, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte Bd. 65/1967, S. 7 ff.; ders. in: H. Patze (Hg.), Geschichte Niedersachsens Bd.3/II (Hildesheim 1983), S.29ff. - Bei Ernst von Lüneburg ist das materielle Interesse an einer Änderung des kirchlichen Status deutlich sichtbar. Wegen seiner hohen Verschuldung hatte er schon 1525 die Klostergüter inventarisieren lassen - gegen den Protest der Stände. Erst zwei Jahre später einigte er sich mit dem Landtag auf die Übernahme des Prinzips von Speyer I: In den Klöstern Ordnung der Zeremonien nach dem Gewissen der Vorsteher und Prälaten, in den von der Ritterschaft abhängigen Pfarreien nach dem Gewissen des Patronatsherrn; dasselbe Recht wurde dem Herzog für seine und die von ausländischen Patronatsherren abhängigen Pfarreien zugestanden. Auf dieser Grundlage wurde über eine Visitation bis 1529 die Reformation im landesfürstlichen Bereich eingeführt; die Städte waren schon seit 1526 evangelisch geworden. Mitte 1529 ging der Herzog dann, gestützt auf einen neuen Landtagsabschied daran, das Klostergut der fürstlichen Verwaltung zu unterstellen und die Klöster zum Verzicht auf den altkirchlichen Gottesdienst zu zwingen. Den vorläufigen Abschluß der Reformation im Herzogtum bildete die Unterschrift unter die Confessio Augustana. 72 Vgl. W.Schmitt, Die Homberger Synode und ihre Vorgeschichte (Homberg 1926); G. Müller, Franz Lambert von Avignon und die Reformation in Hessen (Marburg 1958). 73 Vgl. Sehling Bd. 8, S. 43 ff. Bemerkenswert ist neben dem synodalen Aufbau der Kirche die in cap. 28 (De peregrinis et exulibus fratribus) fixierte Solidarität mit verfolgten Glaubensbrüdern: „Interdicimus, ne quis aliquem peregrinum fratrem nationis causa contumelia adficiat. Fratres enim sumus"; ebd., S.62. 7< Vgl. WABBd.4, S. 157 f.

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wachs durch unmittelbare Handhabung der Kirchenhoheit höher als die ursprünglich intendierte kirchliche Autonomie. Jedenfalls Schloß er sich dem sächsischen Vorbild an, führte es aber konsequenter und rigider durch75. Im Einvernehmen mit den Ständen 76 beseitigte er binnen Jahresfrist, wenn auch vielerorts nicht ohne Widerstände, die Klöster 77 , verbot den altkirchlichen Kultus und vereinheitlichte die Gottesdienstformen. Bei der Visitation setzte er die landesfürstliche Autorität auch gegenüber adligen und kirchlichen Patronatsherren durch. Nachdem er 1528 Mainz zum Verzicht auf die geistliche Jurisdiktion und auf den Kirchenbesitz in Hessen bis zum Konzil gezwungen hatte78, war die neue Landeskirche unter obrigkeitlicher Leitung fundiert. Anders als in Kursachsen und Hessen sind in Brandenburg-Ansbach die Landstände in den langwierigen konfessionellen Klärungsprozeß einbezogen worden, um die jeweiligen Schritte des Landesherrn, erst Markgraf Kasimirs, danach seines Bruders Georg, abzusichern 79 . In Pommern gab Herzog Barnim IX. erst 1531 nach dem Tode seines altkirchlich gebliebenen Mitregenten Georg I. die evangelische Predigt offiziell frei, 75 Vgl. W. Sohm, Territorium und Reformation in der hessischen Geschichte 1526-1555 (Marburg 1915), S.31 ff.; K.E.Demandt, Geschichte des Landes Hessen (2.Aufl. Kassel -Basel 1972), S.225ff. 76 Der Landtag in Kassel Okt. 1527 war die erste reguläre Zusammenkunft der Stände seit sieben Jahren; vgl. Carsten, Princes (s. Anm.6), S. 159 ff. 77 Zum Schicksal der hessischen Klöster vgl. E. G. Franz, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 19/1969, S. 147 ff. 71 Vgl. Franz, Quellen Bd. 2 (s. Anm. 68), S. 69 f. Der Vertrag war eine Frucht der Packschen Händel. 79 Kasimir stand - im Gegensatz zu seinem Bruder Georg - der evangelischen Lehre distanziert gegenüber, legte aber ihrer Ausbreitung, vor allem in den Städten, auch keine Hindernisse in den Weg. Wieweit seine Haltung von evangelischen Ratgebern beeinflußt wurde, läßt sich schwer sagen; sein Sekretär Georg Vogler, der Hofmeister Johann von Schwarzenberg und der Hofprediger Johann Rurer waren evangelisch. Der zur Vorbereitung des geplanten Nationalkonzils einberufene Landtag von 1524 erbrachte ein gespaltenes Votum, der Landtag von 1526 übernahm das hinhaltend-unentschiedene Reformprogramm des Markgrafen; seither setzte eine Rückwärtsentwicklung ein, die bis zum Tode Kasimirs 1527 anhielt. Sein Nachfolger Georg nutzte den Landtag 1528, um die unklare Situation zu beenden, indem er alle bisherigen Religionsverordnungen im reformatorischen Sinn interpretierte und über den in Ansbach traditionellen Priestereid den Klerus auf die evangelische Predigt verpflichtete. Die Durchsetzung der Reformation geschah jedoch nur langsam in Zusammenarbeit mit der Reichsstadt Nürnberg. Dabei beanspruchte Georg, unbeschadet der Patronatsrechte, die Besetzung aller Pfründen als staatliches Monopol. Zur Ansbacher Reformation vgl. Schornbaum, Kasimir (s. Anm. 40); ders., Zur Politik des Markgrafen Georg von Brandenburg (München 1906); J.B.Götz, Die Glaubensspaltung im Gebiete der Markgrafschaft Ansbach-Kulmbach in den Jahren 1520-1535 (Freiburg 1907); Sehling Bd. 11, S.59ff. 111 ff.; G. Müller, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte Bd. 48/1979, S. 1 ff.; TRE Bd.7, S. 131 ff. (G.Pfeiffer). Zu den Landtagen vgl. U.Müller, Die ständische Vertretung in den fränkischen Markgraftümern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Neustadt/Aisch 1984), S. 26 ff.

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nachdem in den Städten schon seit Mitte der zwanziger Jahre lutherische Prädikanten mit Duldung des Herzogs tätig gewesen waren, und führte 1534 die Reformation ein. Vorbereitend hatte der Landtag von 1533 die Formel von Speyer I eingeführt: Jeder solle es mit der Religion halten, wie er es „vor Gott und dem ganzen Reiche verantworten" könne 80 . Auch für Braunschweig-Grubenhagen hatte der Beitritt Herzog Philipps I. zum Torgauer Bündnis 1526 noch keine Entscheidung für die Einführung der Reformation zur Folge gehabt; diese fiel erst 1532 nach dem Tode seines Bruders, des Bischofs von Osnabrück und Paderborn 81 . Sehr viel rascher fiel dagegen die Entscheidung in Anhalt-Köthen, dessen Landesherr schon 1521 Anhänger Luthers geworden war 82 . 2. Einführung der Reformation in altkirchlichen Territorien Neben die landesfürstliche Reformation als Einhegung von Gemeindereformationen in einem Land mit sich auflösender Kirchenorganisation tritt als zweite Form die planmäßige Abschaffung der tradierten Kirchenverfassung in einem bis dahin mindestens äußerlich intakten altkirchlichen Territorium. Mit oder ohne vorbereitende Phase wird die Änderung des Bekenntnisstandes obrigkeitlich und organisiert durchgeführt. Das Verfahren hierfür war erprobt: Visitation zu Bestandsaufnahme von Kirchenvermögen, materieller Stellung der Pfarrer und Qualifikation der vorhandenen Geistlichen; Neuregelung des Kirchenwesens über landesherrliche Verordnungen und Substitution der bischöflichen Gewalt durch die staatliche Autorität. Zumeist bildet die Kirchenordnung bereits die Grundlage für die Visitation. Ausgelöst wurden die Änderungen jeweils durch einen Wechsel in der 80 Die weltlichen Stände opponierten der Stärkung der landesfürstlichen Machtstellung durch Gewinn der Kirchenkompetenz. Ein großer Teil des Adels verließ sogar den Reformationslandtag in Treptow 1534, um gegen die Nichtbeteiligung am Kirchengut zu protestieren; die größeren Städte wehrten sich gegen ein landesfürstliches Visitationsrecht. Kirchenordnung und Visitationsreise Bugenhagens 1535 stabilisierten jedoch das neue Kirchenwesen. Vgl. zur pommerschen Reformation H. Heyden, Kirchengeschichte Pommerns Bd. 1 (Köln-Braunsfeld 1957), S. 199ff.; ders., Neue Aufsätze zur Kirchengeschichte Pommerns (Köln-Graz 1965), S. 1 ff.; N.Buske, in: H . - G . L e d e r - N . B u s k e , Reform und Ordnung aus dem Wort ( B e r l i n - D D R 1985), S . 5 9 f f . 81 Allerdings hatte der Herzog schon zuvor der Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse in Einbeck keine Hindernisse in den Weg gelegt. Eine Kirchenordnung wurde erst 1538 erlassen. Vgl. zu Grubenhagen Sehling Bd.6/II, S. 1023 ff.; Krumwiede, in: Patze, Niedersachsen Bd. 3/II (s. Anm. 71), S . 4 0 f . 82 Fürst Wolfgang trat dem Torgauer Bündnis 1526 bei und führte im gleichen Jahr die Reformation mit einem Abendmahlsgottesdienst und einer nachfolgenden Visitation offiziell ein; eine Kirchenordnung kam erst 1534 heraus. Vgl. zu Anhalt-Köthen TRE Bd. 2, S. 735 f. (H.Kars); F.Lau, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig - Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe Bd. 3/1953-54, S. 139 ff.

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Herrschaft, der ein noch altkirchliches Land an einen evangelischen Nachfolger auslieferte 83 . Kennzeichnend ist in vielen Fällen starke Außeneinwirkung und Widerstand der Führungsschichten. Dabei stand die Reformation des Herzogtums Württemberg 84 eindeutig in politischen Bezügen. Restitution und Reformation gehörten zusammen, die Reformation war Teil des Befreiungswerkes von der Habsburger Herrschaft und konnte schon aus diesem Grunde auf positive Resonanz bei den Untertanen rechnen; zudem war in den vergangenen Jahren die schleichende Unterwanderung durch die neue Lehre trotz der Repressivmaßnahmen der Statthalter weit gediehen 85 . Bereits die Hinwendung Ulrichs zum evangelischen Bekenntnis zwischen 1524 und 1526 war stark durch politische Momente mitbestimmt gewesen: Gewinn der evangelischen Konfessionspartei als Bundesgenossen, Machtsteigerung durch das fürstliche ius reformandi und Beseitigung der Finanzprobleme durch Säkularisation 86 . Ebenso waren württembergische Restitution und Reformation für Philipp von Hessen Bestandteil seiner Bündnispolitik: Stärkung des Protestantismus, Schwächung der habsburgischen Partei, Gewinn eines Verbindungsgliedes zwischen oberdeutscher und mitteldeutscher Reformation, Kräftigung der reichsfürstlichen Freiheit 87 . Aus Gründen der Bundes- und Konfessionsräson wurde in Württemberg der Versuch einer gleichsam bikonfessionellen Reformation gemacht, indem aus beiden Lagern des evangelischen Bekenntnisses ein Reformator herangezogen wurde, die sich auch, wenigstens vorübergehend, auf die Stuttgarter Konkordie einigten 88 . Allerdings befand sich die oberdeutsche Position durch das ausdrückliche Verbot der „Sakramentierer" im Frieden von Kaaden 1534 von vornherein in der Defensive, so daß sich rasch die lutherische Orientierung durchsetzte 89 , zumal sie dem Interesse Herzog 83

Bzw. bei Braunschweig-Wolfenbüttel den Eroberern. Vgl. zum Folgenden W. Rauscher, Württembergische Reformationsgeschichte (Stuttgart 1934); W. Bofinger, in: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte Bd. 65/1965, S. 75 ff.; Th.A.Brady, in: I.Bátory (Hg.). Städtische Gesellschaft und Reformation (Stuttgart 1980), S. 265 ff.; W.-U. Deetjen, Studien zur Württembergischen Kirchenordnung Herzog Ulrichs 1534-1550 (Stuttgart 1981); Brecht-Ehmer (s. Anm. 18), S. 195ff. Vgl. dazu zuletzt V.Press, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte Bd. 47/1988, S. 203 ff. 85 1530 war nach dem Bericht der Regentschaft die Mehrheit der württembergischen Untertanen evangelisch; vgl. ebd., S. 192. 86 Vgl. dazu zuletzt V. Press, in: R. Uhland (Hg.), 900 Jahre Haus Württemberg (Stuttgart usw. 1984), S. 127 f. 87 Zur politischen Bedeutung der Reformation in Württemberg vgl. H. Rückert, in: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte Bd. 38/1934, S. 267 ff.; Bofinger (s. Anm. 84), S. 122 ff. 88 Vgl. W.Köhler, Zwingli und Luther Bd.2 (Gütersloh 1953), S.330ff.; E.Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert (2. Aufl. Darmstadt 1962), S. 65 ff. " Zu den Gründen vgl. Press, in: Petri, Kirche und gesellschaftlicher Wandel (s. Anm. 23), S.270f. 84

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Ulrichs nach staatlicher Hoheit über die Kirche stärker entgegenkam. Die landesfürstliche Autorität war von vornherein dominant; vergeblich hatte Bucer die Einberufung einer württembergischen Synode vorgeschlagen und damit versucht, das ursprüngliche hessische Modell wiederzubeleben 90 . Ebensowenig wurden die Stände hinzugezogen 91 . Die Einführung der Reformation begann 1534 mit einer Visitation, die Schnepf und Blarer getrennt in ihren Sprengein durchführten. Den Geistlichen wurden die üblichen Auflagen gemacht (Predigt des reinen Wortes Gottes, Verbot der Messe und der alten Zeremonien) und damit das alte Kirchenwesen vernichtet. Obwohl Weigerung mit Entlassung geahndet werden sollte, wurden zunächst nur wenige Pfarrer abgesetzt 92 . Weniger Geduld zeigte der Landesfürst bei den großen Klöstern, deren Besitz angeblich ein Drittel des Landes umfaßte. 1535 wurde das Klostergut der Verfügung der Eigentümer entzogen und mit Gewaltmaßnahmen die Verödung der Klöster vorangetrieben 93 . Nach Erlaß einer lutherisch orientierten Kirchenordnung wurde 1536 eine neue Visitation ins Werk gesetzt; der Aufbau einer Landeskirche war vollendet, als im gleichen Jahr die Organisation der Kirche der staatlichen Verwaltungsorganisation angeglichen wurde 94 . Die Reformation der Mark Brandenburg 95 war geprägt durch die persönlichen Vorstellungen ihres „Reformator-Stellvertreters" Joachims II.96. Bei seinem Regierungsantritt 1534 fand der Kurfürst ein intaktes altgläubiges Kirchenwesen vor, und das väterliche Testament verpflichtete ihn, „bei dem alten cristlichen glauben, religion, ceremonien und gehorsam der heiligen cristlichen kirchen" zu bleiben97. Im Mandat anläßlich seines Regierungsantritts ließ er die Kirchenfrage in der Schwebe, und noch 1538 ,0 Vgl. H.Oberman, in: L.W.Spitz (Hg.), Humanismus und Reformation als kulturelle Kräfte in der deutschen Geschichte (Berlin-New York 1981), S.87. 91 Zur Kontinuität der Führungsschichten nach 1534 vgl. Deetjen, Studien (s. Anm. 84), S. 101 ff. 92 Vgl. Brecht-Ehmer (s. Anm. 18), S.210ff.; zum Vollzug vgl. auch G.Bossert, in: Z G O Bd.59/1905, S.49f. Vor allem in umstrittenen Patronaten wurde zunächst Rücksicht genommen. " Vgl. Brecht-Ehmer (s. Anm. 18), S. 215 ff. 94 Die Bestimmungen der Kirchenordnung wurden ergänzt durch die vierte Landesordnung; vgl. Bofinger (s. Anm. 84), S. 76. 95 Vgl. zum Folgenden P. Steinmüller, Einführung der Reformation in die Kurmark Brandenburg durch Joachim II. (Halle 1903); N.Müller, Beiträge zur Kirchengeschichte der Mark Brandenburg im 16. Jahrhundert Bd. 1 (Leipzig 1907), S. 1 ff.; W.Delius, in: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte Bd.40/1965, S . 9 f f . 86ff.; K.Themel, in: Ebd., S.24ff.; W.Delius, in: Theologia Viatorum Bd.5/1954, S. 174ff.; J.Schultze, Die Mark Brandenburg Bd. 4 (Berlin 1964), S. 9 ff.; H.-U.Delius, in: Jahrbuch für Berlin - Brandenburgische Kirchengeschichte Bd.52/1980, S.25ff. 96 So Themel (s. Anm.95), S. 27. 97 J.Schultze, Die Mark Brandenburg Bd.3 (Berlin 1963), S.227.

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beschied er eine Anfrage des Landtags nach der zukünftigen religiösen Entwicklung im Kurfürstentum ausweichend mit der Speyerer Formel 98 . Von der Kurie verlangte er zur selben Zeit den Kelchindult; auch bei den Verhandlungen mit Ferdinand setzte er sich für Laienkelch und Priesterehe als Voraussetzung für die konfessionelle Einigung ein. Dennoch begann seit 1534 die Ausbreitung der reformatorischen Bewegung. Vor allem in den Städten wurden evangelische Prediger angestellt. Die in der Neumark durch den Bruder Johann von Küstrin sofort nach Regierungsübernahme eingeführte Reformation wirkte auf das kurmärkische Gebiet zusätzlich motivierend". Das Zögern Joachims II. war ebenso wie dann die spezifische brandenburgische Ausprägung der Reformation mit Orientierung am Luthertum (dogmatisch) wie am Katholizismus (liturgisch-zeremonial) von politischen und persönlichen Gründen bestimmt. Politisch wichtig war die Rücksichtnahme Joachims II. auf den Kaiser100 und auf seine Verwandten, seinen früheren Schwiegervater Georg von Sachsen und seinen jetzigen Schwiegervater Sigismund I. von Polen sowie auf seinen Bruder Albrecht von Mainz. Zu den politischen Gründen zählte auch der Wille, nicht wie Heinrich von Sachsen unter die geistige Vormundschaft Wittenbergs und Kursachsens zu geraten 101 . Persönliche Beweggründe waren Neigung zum Mittelweg zwischen den Polarisierungen 102 , Hochschätzung der Zeremonien als nützlich für äußere Zucht und Ordnung 103 , Hoffnungen auf ein Konzil oder wenigstens eine Regelung für das Reich. Vermutlich gab ihm daher das enttäuschende Ergebnis des Frankfurter Anstands einen wichtigen letzten Anstoß, allein tätig zu werden. ,8

Vgl. Steinmüller (s. Anm.95), S.32f. 49. " Auch der Adel übernahm teilweise die neue Lehre; vgl. die Verpflichtung von zehn Herren des Kreises Teltow, sich zum Wort Gottes zu bekennen; Themel (s. Anm.95) S.81. 100 Zu den Verhandlungen mit dem Kaiser über die Anerkennung der Brandenburger Reformation vgl. ARC Bd. 3, S. 67 ff. 94 f. 179. Vgl. den Vertrag von 1541 bei Ranke, Reformationsgeschichte (Akademie-Ausgabe), Bd. 6, S. 179 ff. 101 Sein autonomes Kirchenverständnis machte Joachim II. bei Einführung des Interims klar: „So wenig ich an die Römische Kirche will gebunden sein, so wenig wil ich auch an die Wittenbergische Kirche gebunden sein, denn nicht spreche ich: Credo Sanctam Romanam oder Wittenbergensem, sondern Catholicam ecclesiam, und meine Kirche allhier zu Berlin und Cölln ist eben eine solche rechte Christliche Kirche wie der Wittenberger Kirche und ist uns gnug, daß wir im Worth, in der Lehre, in den Sakramenten und in den Haupt-Stücken, daran die Seeligkeit gelegen, einigk sein"; vgl. W. Gericke, Glaubenszeugnisse und Konfessionspolitik der Brandenburgischen Herrscher bis zur Preußischen Union 1540 bis 1815 (Bielefeld 1977), S. 15. 102 Zur Reichspolitik Joachims II. vgl. Α. P. Luttenberger, Glaubenseinheit und Reichsfriede (Göttingen 1982). 103 „Ein Cristliche Bedagogia und Kinderzucht, umb frides, guether ordnungk und Concordien willen" zu halten; Gericke, Glaubenszeugnisse (s. Anm. 101), S.20. Vgl. auch J. Beumer, in: Theologie und Glaube Bd. 63/1973, S. 105 ff.

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Nachdem Joachim II. schon 1538 eine Kirchenordnung in Auftrag gegeben hatte, wurde mit der Inkraftsetzung dieser Ordnung 104 und der Beteiligung des Hofes an einem evangelischen Abendmahlgottesdienst am 1. November 1539 die Reformation in der Mark eingeführt. Obwohl mit Matthias von Jagow, der sich dem Bekenntnis seines Landesherrn anschloß, ein Bischof zur Verfügung stand 105 , übernahm der Kurfürst das lehrändernde und kirchenorganisierende Amt in die landesfürstliche Kompetenz, ohne sich mit theologischen Hilfskonstruktionen wie Liebesamt oder temporärer Notbischofsfunktion aufzuhalten. Er erließ die dann über eine zweijährige Visitation im Lande durchgesetzte Kirchenordnung „in betrachtung unsers ampts und schuldigen pflichte, damit wir der göttlichen allmechtigkeit verbunden und zugethan". 106 Die neue Kirchenordnung wurde nicht ohne Widerspruch hingenommen. Die Prälaten protestierten auf dem Landtag im März 1540 gegen die Neuerungen. Wie ihre Kollegen im albertinischen Sachsen waren sie zwar bereit, eine minderberechtigte anderskonfessionelle Nebenkirche zuzulassen, aber wer evangelische Geistliche wünschte, sollte diese aus eigenen Mitteln bezahlen 107 . Ritterschaft und Städte akzeptierten sie dagegen und übernahmen die beträchtlichen landesfürstlichen Schulden gegen die Zusicherung, bei den Klostergütern „keine unbilliche voranderung (vorzunehmen), dodurch die ehre des allmechtigen geschmellert" werde 108 . Binnen kurzem mußte Joachim II. dann Städten und Adel zahlreiche Klöster überlassen. Zu der behutsam und unter Berücksichtigung politischer Faktoren vorgenommenen Reformationseinführung in Brandenburg stand die Reformation im Herzogtum Sachsen in ausgeprägtem Kontrast 109 . Beim Tode Georgs verfügte das albertinische Sachsen über ein funktionierendes Kirchenwesen; die politischen Führungsschichten, auch der größeren Städte, hatten den Herzog in seiner Repressionspolitik gegen alle Neuerungsver104

Vgl. Sehling Bd. 3, S. 39 ff. Inhaltlich lehnte sich die Kirchenordnung an die Nürnbergbrandenburgische Kirchenordnung von 1533 an. 105 Er sollte die Kompetenz in Ehesachen behalten sowie die Ordination, nicht aber die Vokation. 106 Sehling Bd. 3, S.39; vgl. auch ebd., S.42. 107 Vgl. Steinmüller, Einführung (s. Anm.95), S.79. Zur Haltung des sächsischen Klerus vgl. unten S.79. 108 Schultze, Brandenburg Bd.4 (s. Anm.95), S.30. 109 Vgl. zum Folgenden E.Brandenburg, Moritz von Sachsen Bd. 1 (Leipzig 1898), S. 109 ff.; S. Issleib, Herzog Heinrich als evangelischer Fürst. In: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte Bd. 19/1905, S. 143 ff.; Blaschke, Sachsen (s. Anm.41); H.-M.Kühn, Die Einziehung des geistlichen Gutes im albertinischen Sachsen 1539-1553 ( K ö l n - G r a z 1966); A. Lobeck, Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs 1541 ( K ö l n - W i e n 1971); M.Schmidt, in: Spitz, Humanismus (s. Anm.90), S. 104ff.; G. Wartenberg, Landesherrschaft und Reformation (Weimar 1988), S. 94 ff.

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suche unterstützt 110 . Wieweit die Mittel- und Unterschichten sich heimlich der neuen Lehre erschlossen hatten, ist schwer auszumachen 111 . Nach dem Herrschaftswechsel zu dem seit 1536 offen evangelischen Bruder Georgs, Herzog Heinrich, waren Prälaten und Adel durchaus bereit, der Konfession ihres neuen Herrn und seiner Glaubensgenossen Zugeständnisse zu machen. Sie beharrten zwar darauf, die alte Kirche mit Dogma, Ritus, Zeremonien und Vermögen zu erhalten und das Land namens der Landstände im Nürnberger Bund zu belassen, waren aber zur Duldung einer evangelischen Nebenkirche bereit, die allerdings nicht aus Kirchengut finanziert werden sollte. Konfession des Fürsten und offizielle Konfession des Landes sollten also auseinandertreten 112 . Zu vorsichtigem Vorgehen riet angesichts der Haltung der Stände der hessische Landgraf, während Johann Friedrich von Sachsen auf energisches Vorgehen drängte 113 . Herzog Heinrich entschied sich für letzteres und begab sich in die Vormundschaft des Ernestiners. Immerhin wartete er zunächst das Ende der Huldigungsreise ab, auf der ihm allerdings schon in mehreren Städten die Bitte um Beibehaltung des gegenwärtigen Konfessionsstandes vorgetragen wurde 114 , bevor er mit einer Visitation die Reformation einführte 115 . Die Visitationsinstruktion, die auf dem kursächsischen Formular von 1527 beruhte, erlaubte nur noch evangelische Predigt und Sakramentsverwaltung; Zuwiderhandelnden wurde Strafe angedroht 116 . Das Kirchengut wurde sequestriert. So wenig wie in Brandenburg nahmen die Stände die Maßnahmen des Landesherrn widerspruchslos hin117. Auf dem Landtag in Chemnitz (No110 Zu den albertinischen Ständen vgl. Carsten, Princes (s. Anm. 6), S. 196 ff.; W. Goerlitz, Staat und Stände unter den Herzögen Albrecht und Georg 1485-1539 (Leipzig-Berlin 1928). 111 Immerhin beantragte die Ritterschaft 1537 die Zulassung des Laienkelches, um ihre Bauern zu behalten, die bei Kommunion sub utraque ausgewiesen würden, während andere, die sich den Religionsverordnungen fügten, kaum zu bekommen seien. Ähnlich wurde im Januar 1539 auf einem Ausschußtag argumentiert, diesmal auf Dienstboten und Handwerksgesellen bezogen. Vgl. dazu L.Cardauns, in: QFIAB Bd. 10/1907, S. 144ff.; Goerlitz, Staat (s. Anm. 110), S.467. 552 ff.; (vgl. dagegen Jonas' Bericht, daß die Bauern nach Abschaffung der Messe ganz bestürzt gewesen seien; G. Kawerau (Hg.), Der Briefwechsel des Justus Jonas Bd. 1, Halle 1884, S.353). Vgl. auch E.Wolgast, in: E.Iserloh-G.Müller (Hg.), Luther und die politische Welt (Stuttgart 1984), S. 42 ff. 112 Vgl. E. Brandenburg, Herzog Heinrich der Fromme von Sachsen und die Reformationsparteien im Reiche (1537-1541) (Dresden 1896), S . 6 5 f f . 113 Vgl. ebd., S. 68 ff.; Kühn, Kirchengut (s. Anm. 109), S. 25 ff.; zur massiven Einmischung Kursachsens vgl. etwa Kawerau, Jonas Bd. 1 (s. Anm. 111), S.344f. 114 Vgl. Issleib, Herzog Heinrich (s. Anm. 109), S. 157 ff. 115 Vgl. die Berichte Jonas'; Kawerau, Jonas Bd. 1 (s. Anm. 111), S.330ff.; Sehling Bd. 1, S. 85 ff. 116 Vgl. ebd., S. 258 ff. 117 Vgl. Carsten, Princes (s. Anm. 6), S. 206 ff.

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vember 1539) forderten sie die Freigabe des altkirchlichen Gottesdienstes, die Wahrung der adligen Patronatsrechte und den Schutz der Bistümer und Klöster. Um die beantragten Geldbewilligungen zu erhalten, gab Heinrich teilweise nach und versprach insbesondere die Respektierung der Patronate. Die Entscheidung über die geistlichen Güter wurde einem Landtagsausschuß übertragen 118 . Dafür akzeptierten die weltlichen Stände die unterdessen ausgearbeitete provisorische Kirchenordnung 119 , die der zweiten Visitation zugrundegelegt wurde. Erst jetzt ging man daran, untaugliche Geistliche zu ersetzen und Klöster aufzuheben. Dennoch dauerte es bis in die Regierungszeit Moritz', bevor sich die Reformation im albertinischen Sachsen konsolidiert hatte. War die Reformation im herzoglichen Sachsen mindestens in ihrer ersten Phase stark fremdbestimmt, trifft dies noch mehr zu auf die Einführung der Reformation in Braunschweig - Wolfenbüttel, dem letzten größeren altkirchlichen Territorium Norddeutschlands. Hier leitete der Schmalkaldische Bund nach der Vertreibung Heinrich d.J. 1542 aus dem ius occupationis das ius reformandi ab120 und führte mittels einer Visitation die Reformation im eroberten Territorium ein 121 . Der Verlaufsform einer organisierten Einführung des evangelischen Kirchenwesens nach Herrschaftswechsel sind auch zuzuordnen die Reformation in A n h a l t - D e s sau122, Mecklenburg (Albrechtteil) 123 und Calenberg 124 . Einen Sonderfall 118

Vgl. Brandenburg, Heinrich (s. Anm. 112), S.78f. » ' Vgl. Sehling Bd.l, S. 88 ff. 120 Yg| ¡ n j e r Visitationsinstruktion: Gott habe die Eroberung des Landes „nicht am wenigsten darumb vorliehen, das er die unterthanen desselben aus der vorfurung des babsthumbs ... hat wollen erretten"; Sehling Bd.6/1, S. 13f. 121 Alle Geistlichen, die im Amt bleiben wollten, hatten die Confessio Augustana anzuerkennen und ihr gemäß zu lehren, den Klöstern wurden evangelische Prediger aufgenötigt, Austritte auf alle Weise begünstigt und die Aufnahme von Nachwuchs verboten. Allerdings ging die Veränderung des Bekenntnisstandes offensichtlich nicht sehr tief, so daß es Heinrich nach 1547 gelang, auf dem Wege über das Interim eine Rekatholisierung seines Landes durchzuführen. Häufig wiederholte Mandate zur Aufrechterhaltung der Kirchenzucht zeigten allerdings ebenso wie der 1567 von der Kurie bewilligte Kelchindult, daß sich in den folgenden Jahrzehnten die Penetrierung des Landes mit evangelischem Gedankengut vollzog, was die Änderung des Konfessionsstatus nach dem Herrschaftswechsel 1568 erleichterte. Vgl. zur Reformation in Braunschweig-Wolfenbüttel Heinemann, Braunschweig Bd.2 (s. Anm. 27), S. 332 ff.; Relier, Kirchenverfassung (s. Anm. 11),S. 13 ff.; Krumwiede, Entstehung (s. Anm.54), S. 146ff.; Wolgast, Wittenberger Theologie (s. Anm. 19), S.275ff.; M . U . E d wards, Luther's Last Battles (Ithaca-London 1983), S. 143ff. 122 Tod Margarethes von Anhalt 1532. 123 Tod Albrechts VII.; vgl. unten S.87. 124 Allerdings hatten in Calenberg die größeren Städte das Reformationsrecht bereits früher erkauft und war dem Adel die Form der Religionsausübung vom Landesherrn freigestellt worden, so daß der Boden bereitet war, als die Witwe Erichs I. 1542 die Reformation einführte, eine Kirchenordnung mit Geltung bis zum Konzil ausarbeiten und das Land visitieren ließ. Die Rückkehr Erichs II. zum Katholizismus änderte den Bekenntnisstand nicht mehr,

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stellen die geistlichen Territorien dar. Während in Preußen die Umwandlung in ein weltliches Fürstentum in Anlehnung an Polen ohne Schwierigkeiten gelang125, stützte sich Hermann von Wied bei seinem gescheiterten Versuch in Kurköln auf die weltlichen Stiftsstände (Grafen, Ritter, Städte) gegen die Opposition des Domkapitels - ein sonst kaum begegnendes Beispiel einer Reformation in Zusammenarbeit von Landesfürst und Landständen 126 . 3.

Spätreformation

Die Verlaufsform der Spätreformation ist gekennzeichnet durch eine lange Zeitspanne eines ungeklärten konfessionellen Status. Sie erfaßte Territorien, deren Herren aus politischen Gründen, religiöser Indifferenz oder mangelnder Einsicht in die Tiefe der theologischen Gegensätze nicht gewillt waren, eindeutig Partei zu ergreifen und ihr Territorium entsprechend auszurichten. Persönlich blieben sie Anhänger der alten Kirche, legten aber der Ausbreitung der neuen Lehre in ihrem Land keine entschiedenen Hindernisse in den Weg. Die Phase der Vorreformation, innerhalb derer die traditionelle Kirchenorganisation in Verfall geriet, eine neue aber nicht aufgebaut wurde, endete regelmäßig erst nach einem Regierungswechsel. Muster der territorialen Spätreformation ist die Kurpfalz 127 . Die Zeit der Vorreformation dauerte hier vierzig Jahre von der Heidelberger Disputation Luthers 1518 bis zum Regierungsantritt Ottheinrichs 1556. Nirgendwo läßt sich die Bedeutung des persönlichen Bekenntnisses des Landesherrn für den Religionsstatus des Territoriums eindrucksvoller aufzeigen als hier: Ludwig V. (+1544) war konfessionsneutral, Friedrich II. (+1556) konfessionsneutral mit Versuch einer lutherischen Reformation, Ottheinrich (+1559) lutherisch, Friedrich III. (+1576) reformiert, Ludwig VI. (+1583) lutherisch, Johann Casimir (+1592) und die folgenden da die Geldnöte den Herzog zur Rücksichtnahme auf die Stände zwangen. Vgl. A. Brenneke, Vor- und nachreformatorische Klosterherrschaft und die Geschichte der Kirchenreformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen Bd. 1 (Hannover 1928), S. 175ff.; Bd.2 (ebd. 1929); Krumwiede, in: Patze, Niedersachsen (s. Anm.71), S. 33 ff. 125 Vgl. TRE Bd.2, S. 188ff. (W.Hubatsch); W.Hubatsch, Albrecht von Brandenburg -Ansbach (Köln-Berlin 1960); M.Biskup, in: J. Fleckenstein - M. Heitmann (Hg.), Die geistlichen Ritterorden Europas (Sigmaringen 1980) (Vorträge und Forschungen Bd. 26) S. 403 ff. 126 Vgl. A. Franzen, Bischof und Reformation (2. Aufl. Münster 1971); M.Köhn, Martin Bucers Entwurf einer Reformation des Erzstiftes Köln (Witten 1966); F.Petri, in: Ders. - G. Droege (Hg.), Rheinische Geschichte Bd. 2 (Düsseldorf 1976), S . 3 9 f f . 127 Vgl. zum Folgenden J. F. G. Goeters, in: Sehling Bd. 14, S. 1 ff.; E. W. Zeeden, Kleine Reformationsgeschichte von Baden - Durlach und Kurpfalz (Karlsruhe 1956), S. 48 ff.; V.Press, Calvinismus und Territorialstaat (Stuttgart 1970); W. Henß, in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde Bd.50/1983, S.5ff.; ders., in: Z G O Bd. 132/1984, S. 153 ff.

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Kurfürsten reformiert. Die religiösen Entscheidungen der Fürsten verhängten über das Land binnen weniger Jahrzehnte einen siebenmaligen Konfessionswechsel. Die Stände hatten auf die Entwicklung keinerlei Einfluß 128 ; ein Vorstoß des Adelstags Ende 1525 zugunsten der evangelischen Predigt, um den gemeinen Mann zu beruhigen, wurde von Ludwig V. ausweichend beantwortet; Friedrich II. ließ die eigene Konfessionsentscheidung durch Adelstage im Dezember 1545 und April 1546 lediglich sanktionieren. Ludwig V. zählte zu den wenigen Fürsten seiner Generation, die von der Reformation weder positiv noch negativ berührt wurden 129 . Sein Verhalten war vom Primat eines politischen Pragmatismus bestimmt; um die reformatorische Bewegung kümmerte er sich nur, wenn sie Ordnung und Ruhe zu stören schien. Mit Brandenburg und Jülich bildete die Pfalz unter ihm den Kern der Konfessionsvermittlungspartei im Reich. Ebenso wie der Landesfürst blieb das Territorium offiziell beim alten Glauben, jedoch wirkte an der Hauptkirche des Landes, der Heiliggeistkirche in Heidelberg, seit 1526/27 der evangelische Geistliche Heinrich Stoll, zugleich Theologieprofessor an der sonst altkirchlichen Universität. Bezeichnend für Ludwigs Kirchenpolitik, vertrat Stoll zusammen mit dem eifrig altgläubigen Professor Keuler die Pfalz beim Wormser Religionsgespräch 1541. Im Nebenland Oberpfalz waren die konfessionellen Verhältnisse dagegen eindeutig, seit Adel und Städte 1538 das Recht zu evangelischer Predigt und zu Abendmahl sub utraque erkauft hatten. Die Oberpfalz hat sich auch später nie in die Konfessionskonformität mit ihren reformierten Landesherren zwingen lassen130. Ludwigs Bruder und Nachfolger Friedrich II.131 hatte die bisherige Politik mitgetragen und pflegte wegen seiner dänischen Ambitionen die engen Beziehungen zum Kaiser weiter, so daß die Reformation in der Pfalz unter ihm zunächst aus politischen Gründen unterblieb. Er entschloß sich aber 1545 zur Umwandlung des pfälzischen Konfessionsstatus, nachdem Karl V. ohne Rücksicht auf ihn Frieden mit Christian III. geschlossen hatte 132 . Offensichtlich begünstigte auch die weit fortgeschrittene Durch128

Vgl. Carsten, Princes (s. Anm.6). S.340ff.; V.Press, in: Von der Ständeversammlung zum demokratischen Parlament (Stuttgart 1982), S. 62 ff. 129 Vgl. Press, Calvinismus (s. Anm. 127), S. 168 ff.; Luttenberger, Glaubenseinheit (s. Anm. 102), S. 129 ff.; Henß, in: Blätter (s. Anm. 127), S. 10 ff. 130 Zur Entwicklung in der Oberpfalz vgl. Sehling Bd. 13, S.251 ff.; V.Press, in: Jeserich, Verwaltungsgeschichte Bd. 1 (s. Anm. 3), S. 560 f.; ders., in: Petri, Kirche und gesellschaftlicher Wandel (s. Anm.23), S.260ff.; ders., in: Amberg 1034-1984 (Amberg 1984), S.119ff. 131 Vgl. Rott, Friedrich II. (s. Anm.24); Press, Calvinismus (s. Anm. 127), S. 181 ff.; Goeters, in: Sehling Bd. 14, S. 11 ff. 132 Friedrich II. war mit einer Tochter Christians II. von Dänemark verheiratet; Karl V. Schloß 1544 mit Christian III. in Speyer einen Friedens- und Freundschaftsvertrag; vgl. M. Schwarz Lausten, Religion og Politik (Kopenhagen 1977), S. 19 ff. So wie für Friedrich II. hat

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dringung der Pfalz mit der evangelischen Lehre eine Entscheidung in dieser Richtung. Seinen Bekenntniswechsel demonstrierte Friedrich II. durch den öffentlichen Empfang des Abendmahls sub utraque Ostern 1545 und gab damit der Pfälzer Kirchenpolitik eine neue Orientierung, in der Einsicht, daß „je ein standi mit dem andern religions freundt oder feindt sein mus und kein miti oder Neutralitet statt haben will."133 Die organisierte Einführung der Reformation begann Anfang 1546 mit Reformationsmandaten über deutschsprachigen Gottesdienst, Freistellung des Abendmahlsritus, Aufhebung des Meßzwangs und des Zölibats sowie der Übernahme der Kirchenordnung von Pfalz-Neuburg. Die geplante Visitation fand jedoch nicht mehr statt, da der Reformationsansatz nach der Niederlage der Schmalkaldener abgebrochen werden mußte. Erst 1553 nahm Friedrich II. seine frühere Kirchenpolitik mit großer Vorsicht wieder auf. Bei seinem Tode im Februar 1556 war die Pfälzer Kirche eine „Kirche im Chaos" 134 , in der altkirchliche, lutherische, zwinglianische, calvinistische und Interimsprediger nebeneinander wirkten, dazu noch Täufer und Schwenckfeldianer in beachtlichem Ausmaß 135 . Unter Ottheinrich änderte sich dies rasch 136 . Schon sechs Wochen nach Regierungsantritt erging eine Kirchenordnung nach Neuburger und Württemberger Muster 137 , eine Visitation Schloß sich an. Eine Kirchenorganisation wurde aufgebaut, die weltliche Obrigkeit für die neue Kirche in Dienst genommen, indem die Beamten die Untertanen unter Strafandrohung dazu zu bringen hatten, „das wort Gottes begirlicher (zu) hörn", Kinderunterweisung und Katechismusunterricht zu besuchen und die Sakramente ehrfürchtig zu empfangen 138 . Ein erster Bildersturm purifizierte die Gotteshäuser. Obwohl die neue Pfälzer Kirche von Straßburger Lutheranern aufgebaut wurde, erhielt sie unter Ottheinrich keine klare dogmatische Ausrichtung. Der Kurfürst bemühte sich gleicherweise um Melanchthon wie um Flacius, zu seinen Beratern gehörten strenge Lutheraner, Melanchthonianer/Zwinglianer und Calvinisten. die dänische Frage zeitweise auch auf die konfessionellen Entscheidungen Albrechts VII. von Mecklenburg Einfluß gehabt; vgl. unten S.87. 133 Rott, Friedrich II. (s. Anm.24), S.37. 134 J.Philotus aus Heidelberg an K.Hubert, 12.Nov. 1553: „Nosti άταξίαν et chaos huiusmodi ecclesiae"; ebd., S. 109. 135 Der Bericht der Visitationskommission Ottheinrichs zeichnet ein dunkles Bild; vgl. C. Schmidt, Der Antheil der Strassburger an der Reformation in Churpfalz (Straßburg 1856), S. 16ff.; G.Biundo, in: Jb. der Hess. Kirchengesch. Vereinigung Bd. 10/1959, S. 1 ff. 136 Vgl. zum Folgenden F.Hauss, in: Ders. - H.G.Zier (Hg.), Die Kirchenordnungen von 1556 in der Kurpfalz und in der Markgrafschaft Baden-Durlach (Karlsruhe 1956), S. 115ff.; B.Kurze, Kurfürst Ottheinrich (Gütersloh 1956); Press, Calvinismus (s. Anm. 127), S.204ff.; Goeters, in: Sehling Bd. 14, S . 2 2 f f . 137 Vgl. ebd., S. 113 ff. 138 Ebd., S. 253 (Mandat an alle Amtsträger, 22. Dez. 1556).

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Friedrich III. führte Ottheinrichs Kirchenpolitik weiter 139 . Ursprünglich der melanchthonianischen Variante des Luthertums anhängig, entschied sich Friedrich III. nach einem Religionsgespräch zwischen sächsischen und Heidelberger Theologen 1560 und nach dem Naumburger Fürstentag 1561 für das reformierte Bekenntnis. Der Bekenntniswechsel wurde 1563 dokumentiert durch den Heidelberger Katechismus und eine neue Kirchenordnung 140 , die sich nur noch formal an Ottheinrichs Kirchenordnung anlehnte. Die Verfassung der Pfälzer Kirche verband das landesherrliche Kirchenregiment mit dem Gemeindeprinzip nach Genfer Muster. Die Kirchenordnung führte einen presbyterial-synodalen Kirchenaufbau mit Jahressynode und monatlichen Classicalkonventen ein, während die Kirchenratsordnung von 1564 eine landesherrliche Kirchenleitung errichtete, die paritätisch aus Laien und Geistlichen zusammengesetzt war; die Kirchenzucht wurde bei allen schweren Vergehen den weltlichen Behörden überwiesen 141 . Die Zukunft des so fixierten reformierten Bekenntnisstandes wurde durch Ludwig VI., der den Konfessionswechsel seines Vaters nicht mitgemacht hatte, nochmals in Frage gestellt142. Reformierter Gottesdienst wurde untersagt, die Kirchenordnung Ottheinrichs fast unverändert wieder eingeführt. Allerdings blieb das exercitium privatum frei, hielt sich der Glaubenszwang - zunächst jedenfalls - in Grenzen. So bot der Kurfürst 1580 den noch verbliebenen reformierten Professoren der Heidelberger Universität an, sie dürften „für ire personen" vom Abendmahl glauben, was sie wollten, könnten aber nur das Sakrament nur nach lutherischem Ritus empfangen; auch wären sie verpflichtet, am Sonntagsgottesdienst teilzunehmen sowie Kinder und Gesinde zum Katechismusunterricht zu schicken, sie dürften den Glaubensstreit nicht in ihren Vorlesungen behandeln und keine heimlichen Zusammenkünfte mit Glaubensgenossen abhalten oder Mission betreiben 143 . Als die Professoren diese Bedingungen aus Gewissensgründen ablehnten, berief sich Ludwig VI. auf sein eigenes Gewissen; er „wer auch ein oberkeit, hette befelch nicht allein vermeg der an-

139 Vgl. zum Folgenden Press, Calvinismus (s. Anm. 127), S.221 ff.; Goeters, in: Sehling Bd. 14, S. 34 ff. ko Vgl. Sehling Bd. 14, S. 333 ff. Zum Heidelberger Katechismus vgl. zusammenfassend TRE Bd. 14, S.582ff. (W.Metz), zur Kirchenordnung P.Münch, Zucht und Ordnung (Stuttgart 1978). 141 Vgl. E.W.Zeeden, Calvinistische Elemente in der Kurpfälzischen Kirchenordnung von 1563. In: Ders.: Konfessionsbildung (Stuttgart 1985), S.286 ff. (zuerst 1962 erschienen). 142 Vgl. zum Folgenden Press, Calvinismus (s. Anm. 127), S. 267 ff.; Goeters, in: Sehling Bd. 14, S. 34 ff. 143 Vgl. E. Winkelmann (Hg.), Urkundenbuch der Universität Heidelberg Bd. 1 (Heidelberg 1886), S.313, 25 ff.

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dem taffein, gutte policei anzurichten, sonder auch vermög der ersten die underthanen zu gottes erkentnuß anzuführen." 144 Anders als die Universität blieb die politische Zentralbehörde, der Oberrat, weithin mehrheitlich mit gemäßigten Reformierten besetzt. Eine noch 1583 eingeleitete Verschärfung der Innen- und Kirchenpolitik im Sinne lutherischer Konfessionalisierung wirkte sich wegen des Todes Ludwigs VI. nicht mehr aus. Unter seinem Nachfolger Johann Casimir145, der für den unmündigen Friedrich IV. die Regentschaft führte, kehrte die Pfalz zum Calvinismus zurück. Während das Luthertum in den vergangenen sieben Jahren in der Bevölkerung offenbar wenig eingewurzelt worden war, wurden kirchliche und politische Amtsträger erneut ausgewechselt, nachdem Johann Casimir zunächst versucht hatte, beide Bekenntnisse - bei Dominanz des reformierten 146 - nebeneinander bestehen zu lassen. Da jedoch einerseits die Lutheraner durch das Kondemnationsverbot von 1584 ihre konfessorische Freiheit eingeschränkt sahen und sich renitent zeigten, andererseits die unter Ludwig VI. verfolgten calvinistischen Räte den Administrator vorwärtsdrängten, scheiterte dieser Versuch. Die Kirchenordnung Friedrichs III. und die reformierte Kirchenorganisation wurden 1585 wieder eingeführt und damit der Bekenntnisstand der Pfalz bis ins 18. Jahrhundert festgelegt 147 . Ähnlich der Entwicklung in der Pfalz vollzog sich die Reformation in Baden148, während die potentielle Spätreformation im Herzogtum Jülich 144

Ebd., S. 317, 33 ff. Vgl. zum Folgenden Press, Calvinismus (s. Anm. 127), S. 322 ff.; Goeters, in: Sehling Bd. 14, S. 73 ff. 146 Das Mandatum de non calumniando setzte als Normalfall das reformierte Bekenntnis voraus; vgl. Sehling Bd. 14, S. 510. 147 Eine späte Auswirkung des Prinzips von „cuius regio, eius religio" stellt der Versuch der katholischen Kurfürsten aus der Linie Pfalz - Neuburg dar, das ihnen 1685 zugefallene Land zu rekatholisieren; vgl. E.Wolgast, Die Universität Heidelberg 1386-1986 (BerlinHeidelberg 1986), S. 65 ff. 148 Die Religionspolitik des Markgrafen Philipp I. (1515-33) schwankte zwischen durchgreifenden Reformmaßnahmen und Festhalten am bestehenden Kirchenwesen. Nachdem 1522 alle Neuerungen verboten worden waren, wurden seit 1525 alle Privilegien des Klerus aufgehoben und die Priesterehe freigestellt, das Abendmahl sub utraque in Krankheit oder Todesgefahr gestattet, den Klöstern die Aufnahme von Novizen verboten und die Auslassung des Kanons bei der Messe erlaubt. Aus Rücksicht auf die habsburgischen Ansprüche auf eine Oberlehnsherrschaft leiteten diese Maßnahmen jedoch nicht zu einer wirklichen Änderung des Bekenntnisstandes über, im Gegenteil setzte nach dem Augsburger Reichstag eine Rückentwicklung ein. Die Landesteilung von 1535 führte dann, wenn auch mit Unterbrechungen, Baden-Baden zur alten Kirche zurück, wobei jedem Konfessionswechsel ein Regentenwechsel vorausging, während in Baden - Durlach Markgraf Ernst, der sich selbst nie offiziell zum evangelischen Glauben bekannte, die konfessionsneutrale Politik fortsetzte. Erst sein lutherisch erzogener Sohn Karl II. führte 1556 die Reformation ein - im Protest gegen diesen Schritt verließ der niedere Klerus zu überwiegendem Teil (im Oberland 57 von ca. 65 Geistlichen) das Land. Durch Entscheidung des Landesfürsten geriet die Reformation luthe145

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Kleve - Berg im Stadium der Vorreformation steckenblieb, ohne zur verbindlichen Änderung des Bekenntnisstandes vorzudringen. Bezeichnenderweise fand auch über fünfzig Jahre kein Regentenwechsel statt149. Alle drei Formen territorialer Reformation verbinden sich bei der Reformation im Herzogtum Mecklenburg 150 . Zwar hatte hier die neue Lehre früh in den Städten Eingang gefunden und ein Angehöriger der herzoglichen Familie war Bischof von Schwerin, die Schwierigkeiten lagen jedoch in der gemischten Herrschaft. Die Brüder Heinrich V. und Albrecht VII. regierten über je einen Landesteil, während ein dritter Teil mit den meisten Städten gemeinsam verwaltet wurde. Die Konfessionsentscheidung und die Entwicklung der Reformation war stark von familiären und politischen Gesichtspunkten beeinflußt, denn im Gegensatz zu den evangelischen Neigungen Heinrichs, der sich allerdings erst 1533 offen zum Luthertum bekannte, beharrte sein Bruder mit Entschiedenheit auf der hergebrachten Religionsform. Um dessen Drängen auf Landesteilung den Rückhalt an der altkirchlichen Partei im Reich und bei den Habsburgern

rischer Prägung in Teilen B a d e n - D u r l a c h s noch zweimal in Gefahr. Ein Sohn Karls II. trat zum Calvinismus über, ein anderer zum Katholizismus; sie starben jedoch kinderlos, ehe sie die neue Konfession ihren Territorien hatten aufzwingen können. Vgl. zu Baden G. Kattermann, Die Kirchenpolitik Markgraf Philipps I. von Baden (1515-1536) (Lahr 1936); H . G . Zier, in: Hauss-Zier, Kirchenordnungen (s. Anm. 136), S. 139 ff.; Zeeden, Reformationsgeschichte (s. Anm. 127), S.20ff.; H . Bartmann, in: Z G O Bd. 108/1960, S. 1 ff.; ders., in: Freiburger Diözesan-Archiv Bd. 81/1961, S. I f f . 149 Johann III. (1521-39), an sich ein Gegner der neuen Bewegung, näherte sich unter dem Einfluß seiner erasmianischen Räte der evangelischen Partei; 1532/33 ergingen Kirchenordnung und Declaratio, die von Erasmus von Rotterdam gebilligt worden waren. Eine Visitationskommission aus weltlichen Beamten untersuchte 1533 Vermögensstand der Kirche und Amtsführung der Geistlichen; Art. 20 der Instruktion sah bemerkenswerterweise vor, d a ß alle geistlichen Einrichtungen zwei bis drei Angehörige zum Universitätsstudium abordnen sollten. Den nach dem Regierungswechsel von Wilhelm V. (1539-92) angestrebten offiziellen Ubergang zum evangelischen Bekenntnis verhinderte Karl V. im geldrischen Krieg. Wilhelm V. setzte aber auch danach mit Brandenburg und der Kurpfalz im Reich seine Vermittlungspolitik zwischen den Religionsparteien f o r t und verhielt sich in seinem Territorium konfessionsneutral. Das Drängen mehrerer Landtage auf E i n f ü h r u n g der Reformation war erfolglos, so d a ß bis zum Ende der Dynastie die Kirchenordnung von 1532/33 in K r a f t blieb, wenn sich auch in den einzelnen Landesteilen die evangelische Lehre in breitem U m f a n g durchsetzte. Vgl. O . R. Redlich, Jülich - Bergische Kirchenpolitik am Ausgange des Mittelalters und in der Reformationszeit 2 Bde. (Bonn 1907-15); A.Franzen, in: Annalen des Historischen Vereins f ü r den Niederrhein Bd. 158/1956, S. 164 ff.; A.Schröer, Die Reformation in Westfalen Bd. 1 (Münster 1979), S.227ff.; W . K o h l , in: Ders. (Hg.), Westfälische Geschichte Bd. 1 (Düsseldorf 1983), S . 4 6 9 f f . Vgl. auch F.Petri, in: Zeitschrift des Vereins f ü r hessische Geschichte Bd.71/1960, S.37ff.; Luttenberger, Glaubenseinheit (s. Anm. 102), S. 116ff. 345 ff. Zu den Landtagen unter Wilhelm V. vgl. Carsten, Princes (s. Anm. 6), S. 270 ff. Vgl. auch R.Walz, Stände und f r ü h m o d e r n e r Staat. Die Landstände von Jülich - Berg im 16. und 17. Jahrhundert (Neustadt a.d.Aisch 1982). 150 Vgl. zum Folgenden H . Schnell, Heinrich V., der Friedfertige, H e r z o g von Mecklenburg (Halle 1902); K.Schmaltz, Kirchengeschichte Mecklenburgs Bd.2 (Schwerin 1936).

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zu entziehen, zögerte Heinrich trotz Beitritts zum Torgauer Bündnis endgültige Entscheidungen hinaus und beschränkte sich wie Friedrich von Sachsen auf die Duldung der Penetrierung seines Landesteils durch evangelische Prediger. Die völlige Verwirrung in den gemeinsam verwalteten Amtern führte 1534, als Albrecht sich vorübergehend aus politischen Gründen der evangelischen Seite zuwandte 151 , zu einem Kompromiß, der Regelungen späterer Zeit in gemischtkonfessionellen Gebieten vorwegnahm: In Städten mit zwei Pfarrkirchen erhielt eine die evangelische Partei, bei nur einer Stadtkirche wurde ein Simultaneum eingerichtet 152 . Zur Erhebung des kirchlichen Zustandes ließen die Herzöge gemeinsam eine Visitation vornehmen, Heinrich in seinem und im gemeinsam regierten Teil 1535 und 1541/42 zwei weitere; bei der letzteren wurde die Nürnberg-brandenburgische Kirchenordnung von 1533 eingeführt 153 . Im Albrechtteil blieb die alte Kirche bis zum Tode des Fürsten 1547 bestehen; erst sein Sohn Johann Albrecht I. begann mit der Einsetzung evangelischer Pfarrer 154 . Die Annahme des Interims machten die Herzöge dem Kaiser gegenüber 1549 vom Votum ihrer Stände abhängig, so daß diese ein Mitbestimmungsrecht in Kirchenfragen erreichten. Eine organisierte und planvolle Einführung der Reformation ermöglichte erst die Vereinigung des Landes nach Heinrichs Tod 1552 in der Hand Johann Albrechts 155 . III. Ergebnisse und Folgen landesßirstlicher

Reformation

Die Entscheidung der Fürsten für die Reformation hatte ihre obrigkeitliche Durchführung zur Folge und damit das Ende der Gemeinde- oder kommunalen Reformation als autonomer Kirchenbildung auf unterer Ebene 156 . Die fürstliche Reformation bedeutete aber in den Territorien des ersten Verlaufstypus nicht so sehr eine „second Reformation" 157 als vielmehr die Territorialisierung des lokalen Ansatzes - allerdings mit entsprechenden Konsequenzen. Kennzeichen dieser obrigkeitlichen Reformation sind institutionelle und intellektuelle Systematisierung, Organisierung und Unifizierung über Kirchenordnungen, Bekenntnisse und dogma151 Zwecks Befreiung Christians II. von Dänemark nahm Albrecht, dem die Herrschaft über das Land versprochen worden war, Verbindungen zu Lübeck unter Wullenweber auf. 152 Sehling Bd. 5, S.266f.; Schmaltz, Kirchengeschichte Bd. 2 (s. Anm. 150), S . 4 6 f f . 155 Vgl. Schmaltz Bd.2 (s. Anm. 150), S.51 ff.; Sehling Bd.5, S. 147ff. 151 Vgl. H.Schreiber, Johann Albrecht I., Herzog von Mecklenburg (Halle 1899), S.5ff.; Schmaltz, Kirchengeschichte Bd.2 (s. Anm. 150), S.66ff. ls5 Die neue Kirchenordnung von 1552 vgl. Sehling Bd.5, S. 161 ff. is« Vgl. allgemein V.Press, Soziale Folgen der Reformation in Deutschland. In: VSWG Beiheft 74 (Wiesbaden 1983), S. 196ff. 157 So A.G.Dickens, The German Nation and Martin Luther (London 1974), S. 196.

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tische Festlegungen. Damit verband sich eine gewisse Bürokratisierung und Verstaatlichung der Kirche 158 . Die Einhegung der reformatorischen Bewegung wirkte fraglos lähmend auf ihre Spontaneität 159 , sicherte aber vor dem Zerfall in gemeindliche Freikirchen mit unterschiedlichen Theologien. Eine gewisse Konformität und Normgebung war Voraussetzung für das Uberleben der durch Luther ausgelösten Bewegung, wenn auch dadurch der Gedanke vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen und das Postulat der Pfarrerwahl durch die Gemeinde - tragende Vorstellungen der Frühreformation - zurücktraten. Für den deutschen Territorialstaat des 16. Jahrhunderts war Gemeindereformation - auf Dauer jedenfalls - keine realistische Alternative. Bei der weitgehenden gegenseitigen Durchdringung von staatlichem und kirchlichem Bereich hätte eine Freigabe der Kirchenorganisation auf kommunaler Ebene den Erfolg des Territorialisierungsprozesses des vergangenen Jahrhunderts in Frage gestellt. Partikularisierung im kirchlichen Bereich und möglicherweise geistige und organisatorische Dismembrierung mit ihren zivilen und sozialen Folgen waren mit dem Wesen des frühmodernen Staates unvereinbar 160 . Die Aufgabe, ein neues Kirchenwesen aufzubauen, überforderte die Theologen. Die Wittenberger hatten die staatliche Autorität zunächst aushilfsweise und zeitweise in Anspruch nehmen wollen, zumal sie nicht den modernen anonymen Staat im Blick hatten, sondern den christlichen Fürsten. Die von ihnen angerufene caritas proximi institutionalisierte sich aber zum ius reformandi, dessen Ergebnis die rational organisierte und zentral gelenkte Landeskirche war 161 . Für die neue Kompetenzverteilung sind die Kirchenordnungen ein deutliches Zeichen: landesherrliche Verfügungen, die Bestandteil des allgemeinen Landesrechts wurden 162 . Allerdings waren auch in der obrigkeitlich geordneten und gelenkten Landeskirche Spontaneität und Selbstveranwortung der Gemeinden nicht beseitigt, sondern machten sich geltend, wenn es um existenzielle Glaubensfragen ging. Das zeigte sich nach 1548 gegenüber der kaiserlichen Religionspolitik, als Pfarrer und Gemeinden sich weigerten, das Interim an158

Auf die Bürokratisierung und die „obrigkeitliche konfessionelle Bekehrung" hat Blaschke, in: Der Staat, Bd. 9 (s. Anm.32), S. 358 f. nachdrücklich aufmerksam gemacht. 1S ' Vgl. Dickens, German Nation (s. Anm. 157), S. 196: „A second Reformation, stabilizing, yet sterilizing." 1M Vgl. U.Scheuner, in: R.Schnur (Hg.), Staatsräson (Berlin 1975), S.363ff.: „Die Wahrung der religiösen Einheit als Gebot des Glaubens und des Staatsinteresses." 161 Mit dieser Herausstellung der Bedeutung des Fürsten für die Reformation seines Landes soll nicht die Berechtigung der von Press, Philipp von Hessen (s. Anm. 70), S. 73 erhobenen Forderung, „die nichtfürstlichen Bestandteile territorialer Reformationen näher zu untersuchen", bestritten werden. 162 Zur rechtlichen Bedeutung der Kirchenordnungen vgl. die Zusammenfassung von A. Niebergall in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Bd. 2, Sp. 763 ff.

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zunehmen, auch wenn die eigene Obrigkeit es befahl; es zeigte sich später im Widerstand gegen obrigkeitliche Rekatholisierungsmaßnahmen. Das landesherrliche Kirchenregiment war mithin nicht total, das ius reformandi stand für die gläubigen Untertanen unter dem Vorbehalt der clausula Petri. Das landesherrliche Kirchenregiment des 16. Jahrhunderts war auch nicht einfach eine Fortsetzung früherer Tendenzen, sondern hatte neue Qualität gewonnen. Neben die herkömmliche Überwachung des kirchlichen Lebens trat jetzt die der Lehre. Die Einführung der Reformation beschleunigte die Entwicklung zum territorium clausum, indem der Fürst einen bedeutenden Kompetenzzuwachs erhielt in Gestalt des ius reformandi und des ius circa sacra; das Bildungsmonopol 1 6 3 und materielle Säkularisationsgewinne verstärkten zusätzlich seine innerterritoriale Stellung 164 . Daß aber die religiöse Entscheidung im Konfliktfall vor dem politischen Nutzen der Machtverdichtung rangieren konnte, zeigen nicht nur die evangelischen Fürsten der Anfangszeit, die sich in die reichsrechtliche Isolierung begaben, sondern auch Herzog Georg, der in seinen letzten Lebensjahren auf die von ihm bis dahin betriebene Territorialisierung der sächsischen Landesbistümer verzichtete und stattdessen ihre Reichsunmittelbarkeitsbestrebungen unterstützte, um wenigstens in diesen Gebieten den alten Glauben sicherzustellen 165 . Auf die Bedeutung der Stände wirkte sich die Reformation, die dem Landesfürsten eine „Verdichtung territorialer Herrschaft" 1 6 6 eintrug, nicht nur negativ aus. Wenn die Stände auch an der Einführung der Reformation gar nicht, an der Durchführung nur wenig beteiligt waren, gewannen sie doch neue Aufgaben. In katholischen Territorien verschafften sie sich häufig durch konfessionelles Anderssein Profil gegenüber dem Landesfürsten 167 . In evangelischen Ländern übernahmen sie die Funktion des Hüters 163 Z u r Auswirkung des B i l d u n g s m o n o p o l s der evangelischen L a n d e s f ü r s t e n auf die U n i versitäten vgl. jetzt N . H a m m e r s t e i n , in: R. Schnur ( H g . ) , D i e Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates (Berlin 1986), S . 6 9 I f f . 164 Zur Kirchengüterfrage vgl. z u s a m m e n f a s s e n d Press, in: M o m m s e n , Stadtbürgertum (s. Anm. 9), S. 348 f f . - D e r Kompetenzverlust von Adel und Städten zeigte sich besonders bei der Besetzung der Pfarrstellen. U n b e s c h a d e t der Patronatsrechte erhielt der Staat über den P r ü f u n g s v o r b e h a l t indirekt das M o n o p o l auf die E r n e n n u n g der Pfarrer; so u. a. in K u r s a c h sen, Hessen, Ansbach, Württemberg, Brandenburg. Ausländische Patronate wurden nach Möglichkeit überhaupt ausgeschaltet, während Philipp von H e s s e n u m g e k e h r t versuchte, seine Patronate in umliegenden Territorien zur Ausbreitung der neuen Lehre zu nutzen; vgl. S o h m , Territorium (s. A n m . 75), S . 5 1 f . 165 S o hatte G e o r g die B i s c h ö f e von Meißen und M e r s e b u r g als selbständige Glieder in den N ü r n b e r g e r Bund a u f n e h m e n lassen; vgl. Brandenburg, M o r i t z (s. A n m . 109), S. 148 f. 166 Press, in: Petri, Kirche und gesellschaftlicher W a n d e l (s. A n m . 23), S. 292. 147 Vgl. f ü r Bayern zuletzt C . - J . R o e p k e , in: H . G l a s e r ( H g . ) , U m G l a u b e n und Reich (Wittelsbach und Bayern B d . I I / 1 , M ü n c h e n 1980), S. 101 f f . ; S.Weinfurter, in: Zeitschrift f ü r historische F o r s c h u n g Bd. 10/1983, S. 1 ff.

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der Kirchenverfassung und Wächters über den etablierten Bekenntnisstand und zwangen gelegentlich den Landesherrn - meist in Verbindung mit fiskalischen Regelungen - zum Verzicht auf sein ius reformandi 168 . Allerdings kann die Reformation nicht als alleinige Ursache für Festigung und Ausbau des frühmodernen Fürstenstaates in Anschlag gebracht werden. Der Machtverdichtungsprozeß ging ebenso in den anderskirchlichen Territorien weiter 169 . Zwar erhielten die katholisch bleibenden Landesfürsten keine grundsätzlich neuen Befugnisse - das ius reformandi kam ihnen nur in prohibitiver Funktion zu - , aber sie konnten das vorreformatorische landesherrliche Kirchenregiment ausbauen, wenigstens bis zum Erfolg der tridentinischen Reform 170 . Durch direkte oder indirekte Säkularisierung gewannen sie materielle Vorteile, durch Zurückdrängung des andersgläubigen Adels eine Festigung der Zentralgewalt. Für geistliche Fürsten war auch der Kompetenzzuwachs der altkirchlichen Laienfürsten nicht erreichbar. Gegenüber dem Vordringen der Reformation hatten sie versagt, denn nur ganz selten hatten sie versucht, initiativ zu werden über eine Politik der Besitz- und Rechtswahrung hinaus171. Wo sie überlebten, erreichte der Territorialisierungsprozeß ihre Gebiete nicht, der Trialismus Bischof-Stiftskapitel-Landstände blieb weithin bestehen. Für das Reich brachte die landesfürstliche Reformation eine weitere Dismembration. Konfessionsbünde, itio in partes, Ende der geistig-religiösen Homogenität wirkten zersetzend, auch wenn immer wieder die ständisch-fürstliche Solidarität dem Kaiser gegenüber die konfessionellen Gegensätze überlagerte. Andererseits ist gerade unter dem Aspekt der Behauptung gegenüber der andersgläubigen Zentralgewalt die landesfürstliche Reformation von entscheidender Bedeutung für das Schicksal der Reformation im Reich gewesen.

168 So in Braunschweig-Calenberg 1553, Mecklenburg 1555, Württemberg 1565; vgl. auch Press, in: Baumgart, Ständetum (s. Anm.6), S.322f. (These 25 ff.). i6» Vgl. d a z u zuletzt W. Heinemeyer, in: H. Angermeier (Hg.), Säkulare Aspekte der Reformationszeit (München-Wien 1983), S.77ff. (mit anschließender Diskussion S.99ff.). 170 Bayern errichtete 1556 einen geistlichen Rat für die landesherrliche Behandlung von Religionsfragen; vgl. Press, in: Jeserich, Verwaltungsgeschichte (s. Anm.3), S.587f. 171 Der Niederklerus war überall im Stich gelassen worden; das ist besonders auffällig in Territorien mit langer Zeitspanne der Vorreformation.

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Weltliche Obrigkeit und Kirche bei König Christian III. von Dänemark (1536-1559) Hintergründe und Folgen

Mit dem Rezeß vom 30. Oktober 1536 wurde die lutherische Reformation offiziell in Dänemark eingeführt, aber diese „obrigkeitliche" Handlung war in den vorausgehenden zehn Jahren vorbereitet worden. Der Verlauf in Dänemark zeigt genau, daß wir zuerst eine Phase der „Gemeindereformation" (ca. 1526-1536) gehabt haben, die danach von der „obrigkeitlichen" Einführung der Reformation abgelöst wurde. Ehe wir auf die Einführung der Reformation durch Christian III. eingehen, wollen wir zuerst einen Blick auf die vorausgehenden zehn Jahre werfen, in der die evangelische Bewegung sich im Lande ausbreitete. Als dritten Punkt wollen wir die Folgen der „obrigkeitlichen" Einführung der Reformation erörtern. I. Die Zeit von (ca.)

1526-1536

Als Christiern II. im April 1523 ins Exil getrieben worden war, wollte der Reichsrat durch die Handfeste für den neuen König Frederik I. eine Reihe ökonomischer und politischer Sonderrechte für den Hochadel und die Leiter der Kirche sichern, und in unserem Zusammenhang ist es besonders interessant zu bemerken, daß die lutherische Gefahr bereits zu diesem Zeitpunkt ein Problem war, das der Reichsrat ernstnehmen mußte. Der König sollte u. a. versprechen, daß er „niemals irgendeinem Ketzer, Luther-Schüler oder anderem zulassen wolle, heimlich oder offenbar gegen den himmlischen Gott, gegen den Glauben der heiligsten Kirche, gegen den heiligsten Vater oder die römische Kirche zu predigen und zu lehren. Aber wo sie in unserem Reich gefunden werden, wollen und sollen wir sie strafen lassen an ihrem Leben und Gut."1

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Die Handfeste in: Aarsberetninger fra Geheimearchivet II, 1856-1860, 65-79. Die däni-

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Im Jahre danach (Juni 1524) wurde eine feierliche Erklärung angefügt, in welcher es hieß, daß, weil Gott durch die Jungfrau Maria, die himmlische Kaiserin, und Gottes gesegnete Heilige und des dänischen Reiches Patrone Fürbitte und Verdienst das Land von dem harten und unsanften Tyrannen König Christiern II. erlöst hat, „ s o w o l l e n wir leben u n d u n s halten n a c h u n s e r e s h e i l i g s t e n V a t e r s d e s P a p s t e s u n d der r ö m i s c h e n Kirche G e h o r s a m u n d uns hart u n d christlich g e g e n die v o r g e k o m m e n e , o f f e n b a r e K e t z e r e i w e n d e n u n d g e g e n die Verirrung, die die e n t l a u f e n e n M ö n c h e M a r t i n Luther u n d seine Schüler p r e d i g e n , s c h r e i b e n u n d lehren u n d die leider a u c h viele C h r i s t e n u n d M e n s c h e n v e r b l e n d e n . "

Man erinnert daran, „daß die Ketzer an Leben und Gut gestraft werden, und man verpflichtet darum sich selbst und gegenseitig dazu, daß falls sich Menschen finden, die Ketzerei predigen oder diejenigen beschützen, die das tun, so will man sie zuerst verwarnen und wenn dieses nicht hilft, so will man sie an ihrer Person und Gut mit Turm, Gefängnis und anderen angemessenen Strafen in Ubereinstimmung mit dem Kirchengesetz und anderen christlichen Beschlüssen und Jurisdiktion strafen". In diesem Zusammenhang erwähnt man direkt die Bücher von Luther, die der vertriebene König Christiern II. hatte drucken lassen, „um den heiligen christlichen Glauben und die Kirche hier in Dänemark zu verderben, welches Gott der Allmächtige ihm verbieten soll". Man denkt hier in erster Linie an die dänische Ubersetzung des Neuen Testamentes, die Christiern II. in Wittenberg 1524 ausarbeiten und drucken ließ2. Diese Erklärungen sind wohl in sich selbst ein Zeugnis davon, daß die ketzerische Bewegung tatsächlich begonnen hatte, im Reich Fuß zu fassen. Auf jeden Fall war man bereits 1525 am heiligen Stuhl sehr unruhig über das Vordringen der lutherischen Bewegung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Der Papst sprach sich in einem Schreiben anerkennend über den Erzbischof von Bremen aus, der Ketzer in großen Mengen getötet haben soll, und er lobte „Herzog" Frederik (d.h. König Frederik I.), weil er seine lobenswerte Einstellung kannte, die bewirkt hatte, daß „Ihr allzeit die lutherische Ketzerei mit Feuer und Schwert verfolgt habt und niemals es zugelassen habt, daß diese Pest Eingang in Euren Landen gewinne." 3 sehe Reformation: Martin Schwarz Lausten: Dänemark (Kirchengeschichtlich) in: TRE, Theologische Realenzyklopädie, Bd. VII, 1981, 300-317 (Litt.). - Martin Schwarz Lausten: Luthers Beziehungen zu Skandinavien, in: Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546, Hg. Helmar Junghans, I, Berlin 1983, 689-697. II, 973-975. Georg Schwaiger: Die Reformation in den nordischen Ländern, München 1962. 2 Fr.Münter: Den Danske Reformationstid I, 1802, 526. Thet N e y e Testamenth. Christiern II's Nye Testamente, Wittenberg 1524. Faksimiliausgabe (Danske Bibelarbejder fra Reformationstiden udg. af Det Danske Sprog- og Litteraturselskab I), Kopenhagen 1950. 3 Acta Pontificum Danica, ed. Alfred Krarup, 6, Kopenhagen 1915, nr. 5019.

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Trotz allem breitete sich die evangelische Bewegung aus und dabei wirkten eine Reihe von Faktoren mit: 1. Seit der Zeit Christierns II. (1513-1523) war die kirchenpolitische Entwicklung ständig stärker in die Richtung gegangen, eine dänische Nationalkirche unter Führung des Königs zu bilden. Dazu trugen die Skandale im Zusammenhang mit der Besetzung des Erzbischofssitzes bei - innerhalb einiger Jahre wurden nicht weniger als fünf Leute ernannt, bevor schließlich der Adlige Âge Sparre gewählt wurde, der das Stift bis 1532 ohne die Anerkennung des Papstes leitete. Die vom König geleitete Nationalkirche war auch das kirchenpolitische Ziel Frederiks I. (1523-1533), und eines der effektivsten Mittel, die er gebrauchte, war der entschiedene Eingriff bei der Besetzung der Bischofsämter. Dabei wurde der Höhepunkt beim Herrentag in Odense 1526 erreicht, auf dem beschlossen wurde, daß die Bischöfe in Zukunft nicht länger ihre Bestätigung („Konfirmation") beim Papst einholen sollten, sondern innerhalb des Reiches beim dänischen Erzbischof, und der Betrag, der bisher in Rom in diesem Zusammenhang bezahlt werden mußte, sollte zukünftig an den König entrichtet werden. Das war ein neues Prinzip in der dänischen Kirchenpolitik und ein ungeheuer wichtiger Schritt, denn hiermit brach Dänemark in der Realität mit Rom. Der dänische Erzbischof hatte nämlich nicht die Bischofsweihe empfangen und konnte deshalb nicht selbst Bischöfe weihen. Daher hatte man später nicht immer richtig geweihte katholische Bischöfe, sondern nur „Erwählte" (electi) oder, wie der reformkatholische Polemiker Paulus Helie (Paul Helgesen) sie höhnisch nannte, „Scheinbischöfe". Dazu kam, daß der König nun anfing, gewisse Verpflichtungen von den Männern zu fordern, die zu Bischöfen ernannt werden sollten. U. a. verlangte er, daß sie die evangelische Bewegung tolerieren oder sogar direkt stützen sollten. Die geistliche und weltliche „deroute" der Bischöfe hatte begonnen. 2. Zur Ausbreitung der evangelischen Bewegung trug auch der Drang der größeren Provinzstädte nach ökonomischer und politischer Selbständigkeit bei. Im ersten Viertel des 16. Jh.s war Dänemark ein Land in der Krise, mit großen sozialen Spannungen in allen Gliedern. Die Krone, der Adel und die Kirche besaßen den größten Teil des Grundes im Land. Die meisten Bauern waren Pächter, und man rechnet damit, daß ihr Eigenbesitz nur ca. 10-15% des bebauten Grundes betrug. Landbesitz war die Grundlage für Macht, und hinzu kam, daß von den Adligen und von kirchlichen Gütern aus ein weitreichender Handel getrieben wurde. Darüber hinaus hatten die Adligen das alleinige Recht, Güter zum Lehen zu erhalten, und sie genossen Steuerfreiheit, aber zwischen den ca. 250 Adelsgeschlechtern des Reiches gab es deutliche Unterschiede: Der Hochadel wurde in diesen Jahren ständig stärker und der niedrige Adel wurde sozial und politisch ständig geschwächt. Der größte Teil der kirchlichen Besit-

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zungen gehörte den Bischofsstühlen, und da die Bischöfe in der Regel dem Adel entstammten, konnten sie auch Schlösser, Güter und Höfe zum Lehen empfangen. Als privilegierter Grundbesitzer war die Kirche nach und nach von allen öffentlichen Bürden befreit worden, und die Bischöfe hatten außerdem das Recht auf eine Reihe verschiedener Abgaben, wie z. B. Rechtsbußen von den Bauern des Stiftes. Als ein Beispiel für den Umfang der kirchlichen Besitzungen in der Zeit vor der Reformation sei erwähnt, daß es in Schonen ungefähr 15000 Bauernhöfe gab, und von diesen besaß die Kirche ca. 5000. In Jutland machte der Gutsbesitz der Kirche ca. 38% der gesamten Güter aus, und man rechnet damit, daß die Kirche in Dänemark insgesamt über ein Drittel allen Grundbesitzes verfügte. Aufgrund dieser ökonomischen Macht und ihres Sitzes im Reichsrat hatten die Bischöfe beträchtlichen politischen Einfluß, aber bereits in der vorreformatorischen Zeit wurde die Kirche von vielen Seiten bedrängt. Es gibt mehrere Beispiele dafür, daß außerordentliche Staatsausgaben durch Beschlagnahme von Gold, Silber, Kelchen, Monstranzen, Kreuzen, Bildern, Kleinodien und Glocken der Kirchen gedeckt wurden. Zur Verschlechterung der ökonomischen Situation der Kirche trug auch die umfassende Säkularisierung der Klöster bei. Viele Jahre war es ein einbringendes Geschäft für die adligen Gutsbesitzer, Klöster in „Lehen und Verteidigung" zu haben. Bis zum Tode Frederiks I. im Jahre 1533 war mehr als ein Drittel aller dänischen Herrenklöster in adlige Hände übergegangen. Aber auch der niedrige Adel stürzte sich, wenn es möglich war, begierig auf die kirchlichen Besitzungen. Auf dem Herrentag in Kopenhagen im Jahre 1525 empörte sich der gemeine Adel - nach einem zeitgenössischen Bericht - „gegen Kirchen und Klöster, Bischöfe und Prälaten, deren Gut und Eigentum", und der Reformkatholik Paul Helie konnte in einem Brief nun seinem Unmut darüber Luft machen, daß auch „der gemeine Mann mit weit größerer Dreistigkeit über die Prälaten des ganzen Reiches und den Adel redet, als er jemals unter dem König Christian II. tat." Bauern und Bürger hatten keinen direkten politischen Einfluß, und in den 1520er Jahren verstärkten sich die Spannungen zwischen den Provinzstädten und dem Adel und der Kirche mehr und mehr. Ein starkes Moment der Verärgerung war der umfangreiche Handel, den geistliche und weltliche Gutsbesitzer ringsum die dänischen Städte trieben. Sie trafen hier die Bürger der Provinzstädte an einem entscheidenden Punkt: beim Aufkauf und Ausführen der dänischen Landwirtschaftsprodukte. Ganz charakteristisch faßten die Bürger von Malmö 1530 eine bittere Klage gegen die Reichsräte - die geistlichen und weltlichen Gutsbesitzer - in den Worten zusammen: „In summa: menschlicher Verstand kann nicht hinreichend erklären und beschreiben, wie sie sich ausgedacht haben, die armen Bürger zu verderben und zu unterdrücken." Außerdem waren

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die großen kirchlichen Besitzungen den Bürgern in den Provinzstädten ein Dorn im Auge. Sie waren steuerfrei und der allgemeinen Jurisdiktion entzogen. Der Haß der Bürger gegen das Reichsräteregiment nach 1533, in dem die Bischöfe die Hauptrolle spielten, war groß. Im Jahre 1526 hatten Kopenhagen und Malmö sich eine gewisse Selbstverwaltung erkämpft, indem man ihnen das Recht überließ, selbst Bürgermeister und Ratsleute zu wählen. Aber ihre Ambitionen gingen noch sehr viel weiter. Sie wollten ihre Angelegenheiten, die kirchlichen und sozialen, selbst in die Hand nehmen. Zunehmend wandte man sich gegen Bettelmönche und ihre Institutionen, um selbst Hospitäler und Schulen einzurichten 4 . 3. Auf diesem Hintergrund kann es nicht wundern, daß die evangelische Bewegung auch in Dänemark eine Bewegung besonders in den Provinzstädten wurde, denn zu den bereits genannten Gründen tritt als ein weiterer die evangelische Verkündigung der Prediger hinzu. Von der Mitte der 1520er Jahre an zeigt eine Reihe von Begebenheiten, daß die evangelische Bewegung ein starker Faktor in der Politik und Kirchenpolitik wurde. Die regierende Familie - König Frederik I. und sein Sohn Herzog Christian in den Herzogtümern - arbeiteten zusammen mit leitenden Politikern wie dem Reichshofmeister Mogens Goye und Kanzler Wolfgang von Utenhof zielbewußt daran, die bischöfliche Macht im Reichsrat zu brechen und damit die römisch-katholische Kirche umzustürzen. Die evangelische Bewegung oder bloß die Drohung mit ihr wurde ein effektives Mittel. Hiermit ist nichts gesagt über die persönlichen Motive und Beweggründe der handelnden Personen. Auf den Landtagen in Rendsburg im Jahre 1525 und 1526 zeigte der König, daß er mit der „martianischen Sekte" sympathisierte. Anfang 1526 unterschrieb er einen Ehevertrag zwischen seiner Tochter Dorothea und dem lutherischen Herzog Albrecht von Preußen, eine Art „Bekenntnishandlung". Zur gleichen Zeit brach der König das katholische Freitagsfasten, Reichshofmeister Mogens Goye begann, das Abendmahl auf lutherische Weise zu nehmen, und der Reformkatholik Paul Helie wurde heftig von antikatholischen Hofleuten angegriffen, als er kurz nach den Hochzeitsfeierlichkeiten dem König gegenüber seine Meinung über die „Lutherei" sagte. Im Sommer 1525 begann Hans Tausen, nach seiner Rückkehr von Studien in Louvain, Rostock und Wittenberg, evangelisch zu verkündigen. Er wurde aus dem Antoniterorden ausgestoßen. Doch als er vor den kirchlichen Gerichtshof gestellt werden sollte, wurde er von den Bürgern der 4 Herrentag zu Odense 1527: Danske Magazin 2. R . V , 1827, 104. C.Paludan-Müller: Herredagene i Odense 1526 o g 1527 (Videnskabernes Selskabs Skrifter V. R., hist. og. phil. Afd. 2. bd.) 1857, 237-327. G.Johannesson: D e n skinska kyrkan och Reformationen, Lund 1947. Kai Herby: Paulus Helie, in: Dansk Biografisk Leksikon 3. Ausg. 6, 1980, 2 1 0 - 2 1 2 .

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Stadt Viborg verteidigt und empfing vom König einen „Schutzbrief", der ihn zu seinem persönlichen Kaplan machte. Hans Tausen brach das Zölibat und ordinierte einen anderen Mönch zum evangelischen Pastor. Der König ließ die Errichtung einer evangelischen Schule in Viborg zu. Nach dem Herrentag von Odense 1527, auf dem wohl unmittelbar ein königliches Toleranzedikt ausgestellt wurde, war es den Evangelischen möglich, eigene Gemeinden zu bilden. Die folgenden zehn Jahre wurden zu einer Zeit des Umbruchs für den Katholizismus und das evangelische Christentum. In allen größeren Städten hörte man von lutherischen Predigten, von Klosterflucht und Zusammenstößen. Außer zu Predigten, Streitschriften und satirischen Liedern griffen die Bürger und Prediger auch zu Gewalt. Besonders die Franziskanerklöster wurden angegriffen. 1532 waren nur 7 von den 28 Franziskanerklöstern des Landes übriggeblieben. Wichtig für den Erfolg der ganzen Bewegung war es, daß sie Unterstützung bei der Regierung fand. Der König half mit Schutzbriefen, billigte Klosterstürme und sah mit Sympathie, daß es die einzelnen Städte waren, die selbst die Verantwortung für die Kirche und das Sozialwesen übernehmen sollten 5 . II. Die obrigkeitliche Einführung der durch Christian III.

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Die vielen Spannungen entluden sich schließlich in einem Bürgerkrieg (1534-36). Der Anlaß war die Opposition der Städte Kopenhagen und Malmö gegen das von den Bischöfen gesteuerte Reichsregiment nach dem Tode Frederiks I. (1533), und dahinter stand wiederum die Verkündigung der lutherischen Prediger - behauptete Poul Helgesen. Der Bürgerkrieg war aber kein Religionskrieg, sondern ein handfester Klassenkampf. Die beiden Gegner waren lutherisch. Am 6. August ritt der siegreiche König Christian III., ein Lutheraner 5 Suno Scharling: Frederik I's kirkepolitik, in: Kirkehistoriske Samlinger 1974, 40-88. Walter Göbell: Das Vordringen der Reformation in Dänemark und in den Herzogtümern unter der Regierung Friedrichs I, 1523-1533, in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, hg. vom Verein f. Schlesw.-Holst. Kirchengesch., Bd. 3, Neumünster 1982, 35-113. Poul Helgesen (Paulus Helie): Chronicon Skibyense, in: Skrifter af Paulus Helie ved Marius Kristensen og Hans Raeder, VI, Kopenhagen 1937, 51-149. Martin Schwarz Lausten: Hans Tausen, in: Dansk Biografisk Leksikon, 3. Aufl., 14, 1983, 378-385. Erik Sj0berg: Odense-privilegiet af 1527, in: Historisk Tidsskrift 12. R.II, 1967, 337-360. N.K.Andersen: Confessio Hafniensis. Den kebenhavnske Bekendelse af 1530. Mit einer Zusammenfassung in deutscher Sprache, Kopenhagen 1954. Henning Heilesen (Hg.): Kreniken om Graabredrenes fordrivelse fra deres klostre i Danmark, Ubersetzung von: De expulsione fratrum minorum de suis cenobiis prouincie Danice) Kopenhagen 1967. Henrik Lundbak: . . . Sâfremt som vi skulle vaere deres lydige borgere. Rádene i Kebenhavn og Malm0 1516-1536 og deres politiske virksomhed i det feudale samfund. Mit einer deutschen Zusammenfassung (Odense University Studies in Hist, and Soc. Sciences vol. 88) Odense 1985.

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aus Überzeugung, in die geschlagene, ausgehungerte und gepeinigte Stadt Kopenhagen ein. Wenige T a g e danach hielt er ein Treffen mit seinen engsten holsteinischen Ratgebern und den obersten Offizieren der Truppen und Flottenstärken ab, die den Krieg für ihn geführt hatten. Diese „Militärjunta" beschloß, einen Staatsstreich zu unternehmen. Wir kennen dessen Verlauf von den Männern, die selbst an der Planung teilnahmen, vom preußischen Admiral Johann Pein, der damals Berichte über die Begebenheiten an seinen Fürsten, Herzog Albrecht von Preußen, schrieb und absandte. Zwei wichtige Beschlüsse wurden getroffen: Die katholischen dänischen Bischöfe sollten gleich festgenommen und ins Gefängnis gesetzt werden. Es wurde blitzschnell gehandelt. Bereits in der gleichen Nacht wurden die ersten Bischöfe festgenommen und im Laufe des Tages wurden die übrigen Bischöfe des Landes verhaftet. Gleichzeitig mit diesen Festnahmen wurde Kopenhagen vom Land und von der See aus bewacht, so daß keiner ohne Passierschein der königlichen Behörden die Stadt betreten oder verlassen konnte. Diese Absperrung sollte für drei T a g e gelten. Der König und der Kriegsrat hatten beschlossen, noch einen weiteren Schritt zu tun. Um 8 Uhr am folgenden Morgen (12. August) ließ er eine Reihe von weltlichen Reichsräten zu sich aufs Schloß rufen, zusammen mit dem Bischof von Aarhus Ove Bille, dem der König wohl aus einer besonderen Sympathie eine gewisse Sonderbehandlung zuteil werden lassen wollte. Sie wurden hier mit dem Beschluß der Gefangennahme der Bischöfe bekanntgemacht, und man machte ihnen klar, daß ihnen nichts geschehen würde, sofern sie die Handlungen des Kriegsrates gutheißen würden. Wer nicht darauf eingehen wolle, würde selbst verhaftet, erzählte Johann Pein in dem Bericht, den er buchstäblich in den Stunden nach diesem Treffen geschrieben hat. „Ich halte allerdings dafür, daß sie wohl zu Kreuze kriechen werden", fügte er hinzu, und er war kaum nach diesem Erlebnis nach Hause gekommen, als er Bescheid bekam, daß die weltlichen Reichsräte ein Dokument, das der König ihnen vorgelegt hatte, unterschrieben und besiegelt hatten. Der Inhalt dieses sog. „Verpflichtungsbriefes" ist sehr interessant und läßt sich in drei Punkten zusammenfassen: a) Der König hat eine totale Änderung der dänischen Staatsleitung beschlossen. In Zukunft soll das Land ausschließlich weltlich regiert werden, d.h. daß weder der Erzbischof noch die anderen Bischöfe länger an der Regierung beteiligt sein sollen. Sie soll vielmehr vom König und vom weltlichen Reichsrat wahrgenommen werden. Das ist notwendig, sofern das Land „in Frieden, Ruhe, Einträchtigkeit und guter Polizei" regiert werden können soll, und darum versprechen diese weltlichen Reichsräte nun feierlich bei ihrem christlichen Glauben und ihrer adligen Ehre, daß sie niemals „irgendeinem Bischof, weder denen, die jetzt leben, noch anderen Bischöfen ,helfen wollen', irgendein

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weltliches oder geistliches Regiment zu erhalten, oder irgendein Bistum oder Einnahmen im Reiche Dänemark", b) Einigermaßen überraschend taucht danach der alte Begriff „Konzil" auf. Dem Vorhergehenden im Text werden nämlich die Worte angefügt: „ehe denn es geschieht, daß man zustimmt und ein allgemeines und generelles und christliches Konzil in der Christenheit abhält, so daß Dänemark sowohl wie Deutschland und andere Nationen in der Christenheit darin einwilligen, vollstrecken und zustimmen". Es wird also der Vorbehalt gemacht, daß ein kommendes Konzil beschließen kann, die Bischofsmacht in der christlichen Kirche aufrechtzuerhalten, aber sowohl hier als auch in den folgenden Sätzen werden gewisse Vorbehalte gemacht: Es soll ein allgemeines und christliches Konzil stattfinden, Dänemark, Deutschland und alle anderen europäischen Länder sollen teilnehmen und alle die Beschlüsse anerkennen, und zur weiteren Sicherheit heißt es: „wenn eine solche Zustimmung geschehen ist in der Christenheit nach einem allgemeinen Konzil, dann wollen wir (die Reichsräte) weder heimlich noch offen Pläne machen, daß irgendein Bischof irgendein Regiment in Dänemarks Reich erhalten soll, weder geistlich noch weltlich, ohne daß das mit des Königs oder seines Nachfolgers, der dänischen Könige und des dänischen Reichsrates, des Adels und der Einwohner Anerkennung, Willen und Zustimmung geschieht". Man kommt nicht darum herum, zu bemerken, daß hier ein gewisser Vorbehalt gegenüber der neuen Ordnung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche - anachronistisch ausgedrückt - und der Kirchenleitung gemacht wird, die der König gerade erst entworfen hatte. Augenscheinlich wird hier eine „Konzilsreservation" eingefügt. Dies ist allerdings nicht so merkwürdig, wie es sich unmittelbar für uns ausnehmen kann. Es ist keine Rede davon, daß der König und seine Ratgeber hier ein Schwanken in ihrer Uberzeugung darüber verraten, daß das lutherische Christentumsverständnis das einzig wahre ist. Es ist nicht die Rede von irgendwelchen Zugeständnissen an die katholische Kirche. Der Sinn ist nämlich, daß solch ein kommendes Konzil „allgemein, generell und christlich" sein soll, d. h. daß die Lutherischen auch an den Verhandlungen und Beschlüssen teilnehmen sollen. Der Sinn ist wohl deutlich: Falls Katholiken und Protestanten auf einem Konzil wirklich einig werden könnten, die christliche Einheit wiederherzustellen, wieder eine gesammelte christliche Kirche zu schaffen, so würde Dänemark - das selbst Gesandte auf dem Konzil haben sollte - sich natürlich nach solchen Beschlüssen richten. Das ist der eine Punkt. Der andere ist, daß keiner der Reichsräte sich dazu hergeben dürfe, an Plänen über die Wiedereinführung der Bischofsleitung in Dänemark zu arbeiten, selbst wenn ein Konzil eine solche Ordnung der christlichen Kirche beschlösse. Solche Pläne waren ausschließlich Sache des Königs, des Reichsrates und der Vertreter der Stände. Die Hoffnung, ein solches Konzil abzuhalten,

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war, wie bekannt, in Europa noch nicht ganz verschwunden, und gerade in diesen Monaten waren die Pläne über ein Konzil sehr weit fortgeschritten. Sie kamen aber, wie man weiß, den lutherischen Wünschen nicht entgegen. c) Schließlich verpflichten sich die Reichsräte hier dazu, dem nicht entgegenzuarbeiten, daß das lutherische Christentumsverständnis nun im Lande verkündigt werden sollte: sie wollen nicht verhindern, „daß das heilige Evangelium und das reine Wort Gottes rechtlich hier im Reich gepredigt und verkündigt werden darf." Im Dokument steht selbstverständlich, daß die Reichsräte all das freiwillig anerkannten und unterschrieben. Das war wohl wahr, soweit es die lutherischen Reichsräte betraf, aber im Ganzen kann man nur von einem Ultimatum von der Seite des Königs reden: entweder unterschrieben sie oder sie hatten das gleiche Schicksal zu erleiden wie die Bischöfe. Im übrigen ist es interessant zu sehen, daß der König selbst in Briefen an nahe Freunde sagt, daß er eigentlich daran gedacht hatte, den ganzen Reichsrat ins Gefängnis werfen zu lassen. Er nahm jedoch Abstand von diesem radikalen Schritt, weil seine Ratgeber ihn zur Vorsicht ermahnten. Schließlich berief der König einen Herrentag ein, der in Kopenhagen im Oktober 1536 stattfinden sollte. Es sollte aber nicht ein normales Herrentagstreffen sein, auf dem König und Reichsrat politische Beschlüsse träfen, sondern eher eine Ständeversammlung, auf der der König sich mit Repräsentanten der ganzen dänischen Bevölkerung traf. Außer dem Adel wurden Repräsentanten der Bürger aller Provinzstädte und der Bauern in allen Amtern und der Domkapitel einberufen. Im Ganzen fanden sich um 1200 Menschen zu diesem epochemachenden Treffen ein, dessen Resultate schließlich auf dem Altmarkt (Gammel Torv) in Kopenhagen bekannt gemacht wurden. Wir wissen nichts von den Verhandlungen, aber wir besitzen noch einen Teil der königlichen Proposition zusammen mit den Dokumenten, die die Resultate des Treffens enthalten: die Handfeste des Königs, d.h. die Ubereinkunft zwischen ihm und dem Reichsrat über die Bedingungen, unter denen er regieren sollte, die Beschlüsse des Treffens (Rezeß), die von der Versammlung angenommen wurden und schließlich „der Wahlbrief", in dem der Reichsrat gelobte, den Sohn des Königs, Frederik, zu seinem Nachfolger zu wählen. Auf diesem Treffen wollte der König erklären, was geschehen war. Er wollte die Hauptlinien f ü r die zukünftigen Verhältnisse zwischen Kirche und Staat in Dänemark vorzeichnen und die Zustimmung des „Volkes" dazu haben, er wollte eine Versöhnung zwischen den Ständen des Reiches zustande bringen. Der Historiker Arild Hvitfeldt, dessen Werk ca. 60 Jahre nach den Begebenheiten herauskam, berichtet, daß während des Treffens eine Klageschrift gegen die Bischöfe verlesen wurde. Diese Klageschrift ist bewahrt in der bereits erwähnten „Proposition", die „die Klageschrift gegen Däne-

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marks Bischöfe" genannt wird. Die Einigkeit und Versöhnung zwischen den Ständen des Landes sollte offenbar u. a. dadurch geschaffen werden, daß die Hauptverantwortung für die unglücklichen Ereignisse der letzten Jahre und den Bürgerkrieg den Bischöfen zugeschrieben wurde, obwohl Bauern und Bürger sich „wie ein Haufen verrückter, unbesonnener Hunde" aufgeführt hätten. Aber sie erhielten nun die Vergebung des Königs. Das Sündenregister jedes einzelnen Bischofs wurde vorgelesen, dabei ging es sowohl um politische als auch religiöse „Verbrechen, Untaten und Unterlassungen". Es besteht aber kein Zweifel daran, daß ihr Hauptverbrechen in ihrem Ungehorsam gegenüber der Königsmacht und ihrer Illoyalität gegenüber der dänischen Gesellschaft bestand. „Der Gehorsam, den sie gegenüber dem Reich fühlten, hätte gut auf dem Hintern einer Fliege Platz gehabt!", soll in einem nun verlorengegangenen Abschnitt der Klageschrift gestanden haben ... Außer diesen Klagen hat die Proposition angemessenerweise auch einen Vorschlag für die neue Ordnung der kirchlichen Verhältnisse und der ganzen Staatsleitung enthalten; das gesamte Ergebnis der Ständeversammlung wurde im Rezeß vom 30. Oktober 1536 zusammengefaßt: in der Einleitung wird die Schuld für den Bürgerkrieg wiederum bei den Bischöfen gesucht. Deren Verschiebung der Königswahl im Jahre 1533 habe zur Folge gehabt, daß Gott das ganze Reich auf die Weise strafte, daß der gemeine Mann sich gegen die Obrigkeit erhob und daß der Rat und Adel des Reiches sich auch gegen Bauern und das gemeine Volk wandte. All das brachte den fürchterlichen Bürgerkrieg mit sich, der in starken Farben ausgemalt wird. Erst als Christian III., getrieben von Mitleid und Barmherzigkeit, eingriff, wurden wieder Ruhe und Frieden geschaffen, und um dieses zu befestigen, hatte man sich über die folgenden Bestimmungen geeinigt. Der ganze Rezeß erscheint als ein rein politisches, weltliches Gesetz, und darin wird selbst erklärt, daß hier die Rede von einem neuen Grundgesetz für das dänische Reich ist - „eines gemeinen Reiches Konstitution, Satzung,,Erscheinung' und Ordinanz". Am wichtigsten ist die neue Machtverteilung zwischen Kirche und Staat, die der König bereits einige Monate vorher bestimmt hatte, und die in der Grundeinstellung Luthers Auffassung des Verhältnisses zwischen der weltlichen und der geistlichen Obrigkeit entspricht. Halten wir uns an die speziell kirchlichen und kirchenpolitischen Verhältnisse, so können wir sie in einigen Hauptpunkten zusammenfassen: 1. Die Bischöfe sollen „aufgrund ihrer Untaten" abgesetzt werden, und das Land soll niemals mehr diese oder andere Bischöfe „in einem solchen Regiment" haben. Sie haben die Verkündigung des Wortes Gottes und das Evangelium für den gemeinen Mann verhindert, sie haben kein rechtes bischöfliches Leben geführt, sondern bloß „gelebt nach ihrem weltlichen

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Stand und Prahlen". Des weiteren sind sie die Ursache zu „dem geschehenen Aufruhr, der bereits besprochen wurde", gewesen. Aber an ihrer Stelle sollen „andere, christliche Bischöfe und Superattendenten" angestellt werden, die für das Volk das heilige Evangelium und Gottes Wort und den heiligen christlichen Glauben lehren und predigen können. An diese Bestimmung wird die Drohung geknüpft, daß die, die dem entgegenarbeiten, ihr Leben und Gut verwirkt haben sollen. 2. Da die Bischöfe für alle Zeit abgesetzt wurden, sollte das Bischofsgut, Schlösser, Herrensitze, Häuser, Pächterhöfe, Wälder, Ländereien, der Krone zufallen. Der König beschlagnahmte diese Güter, „auf daß Dänemarks Krone und König desto vermögender werden" zum eigenen Unterhalt und zu des „gemeinen Reiches Besten". Auf diese Weise, heißt es, will man ζ. B. eine Art Besteuerung umgehen, falls es notwendig werden sollte, in Zukunft stärker aufzurüsten. Man nimmt an, daß das Gut der Krone hier eine Verdreifachung erfuhr. Die Güter für die Seelenmesse, die den Bischofsstühlen gehören, soll man nicht zurückverlangen können, aber das Seelenmessegut, das den Kirchen gegeben worden ist, kann von der Familie des Stifters zurückgefordert werden, wenn sie ihr Recht mit beglaubigten Dokumenten beweisen kann. Über das andere brennende ökonomische Problem, den Zehnten, wurde die Bestimmung getroffen, daß er wie bisher gezahlt werden sollte: jeweils ein Drittel für die Kirche, für den Pfarrer und für den Bischof. Aber das Drittel, das bisher die Bischöfe bekommen hatten, sollte in Zukunft der König erhalten. Andere kirchliche Abgaben (smorbyrd, plovkorn - Butterlast, Pflugkorn u.a.) sollten fortfallen. In der gleichzeitig ausgestellten Handfeste wurde noch das alte Privileg des Adels festgehalten, daß von den Haupthöfen kein Zehnter bezahlt werden sollte. 3. Was die Patronatsrechte anging, so behielt der König die alten Rechte der Krone, aber übernahm auch die bisherigen bischöflichen Patronate, d. h. daß er auch das Recht zur Ernennung der Pfarrer für eine lange Reihe von Amtern erhielt. Der Adel behielt seine Patronate. 4. Klöster und Domkapitel sollten aufrecht erhalten werden, bis der König „zusammen mit weisen und gelehrten Männern" eine Neuordnung vornahm. Mönchen und Nonnen stand es dennoch frei, die Klöster zu verlassen. Aber wenn einige von ihnen es vorzögen, in den Klöstern wohnen zu bleiben, so sollten sie „ein gutes, ehrliches und christliches Klosterleben" führen und das Wort Gottes sollte ihnen gepredigt werden. 5. Die soziale Arbeit sollte feste Vorschriften bekommen. Die Hospitäler in den Provinzstädten durften nicht mehr zum Lehen gegeben werden. Es sollten tüchtige Vorsteher angestellt werden, die sich wirklich um die Armen und Kranken kümmerten. Die ökonomischen Grundlagen sollten

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die Mittel schaffen, die von alter Zeit zu diesen Stiftungen und Armenhäusern gehörten. Ansonsten versuchte man, die Bettelei zu regulieren. Die Kranken, denen die Hospitäler keinen Platz verschaffen konnten, durften herumgehen und um Gottes Almosen betteln. Aber in den einzelnen Provinzstädten sollten besondere Kontrolleure dafür sorgen, daß kein gesunder Mensch bettelte 6 . Dieser Rezeß ist das Gesetz, das offiziell die Reformation in Dänemark und Norwegen einführt. Doch wenn man genauer hinsieht, steht da überraschend wenig darüber, was der König sich eigentlich bei der Ordnung der kirchlichen Verhältnisse gedacht hat. Die Auswahlmethode für die neuen Bischöfe wird nicht besprochen, die Domkapitel werden bewahrt, die neue Lehrgrundlage wird nicht direkt berührt. Trotzdem war es doch für alle klar, daß es der lutherische Glaube in der Wittenbergischen Ausformung war, den Christian III. einzuführen gedachte. Bereits im April 1536 - also vor dem Abschluß des Bürgerkrieges - hatte er sich an seinen engen Freund Landgraf Philipp von Hessen mit der Bitte gewandt, er möge dafür sorgen, daß entweder Luther selbst oder Melanchthon oder Bugenhagen, den der König persönlich kannte, nach Dänemark reisen konnten, um bei der Durchführung der Reformation zu helfen, wenn Christian die Macht im ganzen Lande bekommen hatte. Kurz nach den dramatischen Begebenheiten im Herbst 1536 wandte sich der König auch direkt an Luther und orientierte ihn und empfing seine Zustimmung zu dem Verlauf der Begebenheiten 7 . Von gewisser Bedeutung ist es auch, daß Christian III. außerdem im Spätsommer 1536 eine Anfrage von den evangelischen Predigern erhalten hatte. Sie war augenscheinlich von Hans Tausen geschrieben. Die Absender erinnerten hier den neuen König daran, daß die „allgemeine Reformation" unter Frederik I. nicht durchgeführt worden war. Sie hofften, daß das nun geschehe, da Christian seit Jahren als jemand bekannt sei, der Gottes Wort liebe und fördere. Sie zählen in sieben Punkten auf, worum es dieser Reformation geht: Gottes Wort soll „rein" überall ohne Macht und Zwang gepredigt werden; die katholische Jurisdiktion soll abgeschafft werden; eine Universität soll gegründet werden, an der theologische Studien wissenschaftlich betrieben werden sollen; das Schulwesen soll in allen 6 C.Paludan-Müller: Grevens Feide I-II, Kopenhagen 1853-1854 ( = 1971). Arthur G. Hass0: Bispernes Fsngsling og Herredagen i Kebenhavn 1536, in: Kirkehistoriske Samlinger 6. R.III, 1941, 448-573. Astrid Friis: Et par bemasrkninger i anledning af Arthur G.Hass0S afhandling, i: Ibd., 6 R.IV, 1942-44, 1-28. Der Rezeß in: Gamie Danske Love (Hg. J.L.A. Kolderup-Rosenvinge) IV, Kopenhagen 1824, 157-171. Die Klageschrift in: Monumenta historiae Danicae. Hist. Kildeskrifter 1. R.I, 1873. 7 Chr. III. an Landgraf Philipp, Landskrona d. 16/4 1536, Reichsarchiv Kopenhagen, Filmsamlingen, D, nr. 18, Marburg I. Luther an Chr. III., Wittenberg d. 2. Dez. 1536, WABr 7, 1937, 604, Nr. 3112.

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Provinzstädten ausgebaut werden; jede Kirche soll einen tüchtigen Pfarrer haben, eventuell soll man Gemeindezusammenlegungen vornehmen; in jedem Stift soll ein Superintendent sein, und es soll ein leitender Superintendent für das ganze Reich ernannt werden; schließlich sollten die Hospitäler in einen guten Stand gebracht werden und die Mittel, die bisher für soziale Arbeit angewendet worden seien, sollen weiterhin dazu gebraucht werden. Wie man sehen kann, wurden mehrere dieser Wünsche im Rezeß vom 30. Oktober erfüllt 8 . Ein Jahr später (August/September 1537) markierte man die endgültige Durchführung der Reformation im Reich durch vier Begebenheiten: 1. Johann Bugenhagen krönte und salbte in einer großartigen „reformatorischen" Festlichkeit in der Liebfrauenkirche Kopenhagen das Königspaar. 2. Er ordinierte in der gleichen Kirche die sieben neuen lutherischen Bischöfe. 3. Der König unterschrieb die Kirchenordinanz, und 4. die Universität Kopenhagen wurde wiedereröffnet, nun als lutherische Lehranstalt.

III. Die Folgen der von Christian III. obrigkeitlich eingeführten Reformation fur Kirche und Gesellschaft 1. Die Staatsleitung Durch den Rezeß, Oktober 1536, wurde die Grundlage für eine ganz neue Staatsleitung in Dänemark geschaffen. Die Funktionen der Kirche und des „Staates" wurden so getrennt, daß die Leiter der Kirche, die Bischöfe, jeden direkten politischen Einfluß verloren. Sie gehörten nicht mehr dem Reichsrat an. In Zukunft sollte Dänemark rein weltlich regiert werden. Der Mittelalterstaat hörte zu existieren auf. Die moderne nationale Monarchie wurde geschaffen, und darum kann man mit Recht den Oktober 1536 in einer Linie mit den entscheidenden Begebenheiten in der Geschichte des Landes nennen: wie der Einführung des Absolutismus in den Jahren 1660 bis 1661, dem Juni-Grundgesetz im Jahre 1849 und dem Durchbruch des Parlamentarismus im Jahre 1901. Auf die Machtverteilung zwischen dem König, Hochadel und Reichsrat können wir hier nicht näher eingehen. 2. Die Kirchenleitung Die Trennung von „Kirche und Staat" - um einen anachronistischen Ausdruck zu verwenden - bedeutete selbstverständlich nicht, daß die welt8 Die Anfrage der Prediger in: W. Norvin: Kebenhavns Universitet i Reformationens o g Ortodoxiens Tidsalder, II, Kopenhagen 1940, 1-3.

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liehe Obrigkeit nun als religiös neutral, nicht-religiös oder säkularisiert aufgefaßt wurde. Solche Gedanken waren bekanntlich dem 16. Jh. ganz fremd. Weltliche Obrigkeit war eine christliche Obrigkeit, die in Verantwortung vor Gott handelte. Wir bekamen mit Christian III. eine königliche Kirchenleitung mit einem ausgeprägt landesherrlichen Charakter. Das kam zum Ausdruck im Zeremoniell und den Reden bei der Krönung. Das Gleiche war der Fall in den Vorreden der Kirchenordinanz 1537, besonders in der schleswig-holsteinischen von 1542, wo hervorgehoben wird, daß der König als weltliche Obrigkeit die Verantwortung für die Kirche trägt. Sein Reformationsrecht wird deutlich aus dem Gedanken abgeleitet, daß der König der custos utriusque tabulae sei. Unter Hinweis auf die alttestamentlichen Richter und Könige, die den rechten Gottesdienst wiederherstellten, erklärt der König sich diesem „Gottesdienst" verpflichtet, und er bezieht sich dabei u.a. auf Jes. 49,3, Ps. 45,13 und Rom. 13. Der König preist Gott dafür, daß er ihm dieses Wissen verliehen hat. Da die weltliche Obrigkeit als Gottes Diener auftritt, wenn sie das Schwert zur Bestrafung der Bösen und zum Schutz der Guten führt, ist der König davon überzeugt, daß sie ihr Amt im Dienste Gottes rechtmäßig ausführt, wenn sie eine gute christliche Ordnung schafft. Die Obrigkeit soll nämlich die Christenheit geistlich mit Gottes Wort und zeitlich mit Nahrung und notwendigen Dingen erhalten, ebenso wie es die heiligen Richter und Könige im Alten Testament zur Ehre Gottes und vielen Menschen zum Heil taten. Daß der König die Kirche fest im Griff hatte, zeigt sich auch anderswo: Die Gedanken über eine gewisse kirchliche Selbständigkeit, die die evangelischen Prediger während der Vorarbeiten für die Kirchenordinanz geäußert hatten, wurden vom König in der endgültigen Redaktion abgewiesen. Es geht besonders darum, daß sie wünschten, daß ein leitender Superintendent für das ganze Reich ernannt werden sollte. Aus der Kirchenordinanz und anderen königlichen Verordnungen geht hervor, daß die kirchliche Visitation vom Bischof und dem königlichen Lehnsmann cum publica nostra autoritate durchgeführt werden sollte. Die Visitationen wurden ex mandato regiae Maiestatis abgehalten. In diesem Zusammenhang bezeichnet sich der König selbst als die von Gott berufene Obrigkeit, die Aufsicht führen soll, daß Gottes Wort und das Evangelium auf die gleiche Weise in allen Kirchen gepredigt wird, daß die Pfarrer ihren rechtmäßigen Lohn bekommen und daß das ganze kirchliche Leben rechtmäßig geordnet wird. Der König band die Superintendenten und die Pfarrer an sich durch die Forderung, daß sie ihm einen Gehorsamseid ablegen sollten; sie sollten ihren Ruf von dem königlichen Lehnsmann am Ort erhalten. Gegen den Wortlaut der Kirchenordinanz griff der König übrigens wiederholt in die Besetzung der höchsten kirchlichen Amter ein. Der König beherrschte die ökonomischen Verhältnisse der Kirche und

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hatte die kirchliche Gesetzgebung und die oberste Disziplinargewalt inne. Die Zensur der theologischen und kirchlichen Literatur sah er nicht bloß als ein kirchliches, sondern auch als ein weltliches Anliegen an. Die Anordnung von außerordentlichen Büß- und Bettagen betrachtete er als ein königliches Anliegen und griff verschiedene Male unaufgefordert in theologische Lehrfragen ein und gab hier ohne weiteres Anweisungen, wie die anstehenden theologischen Probleme gelöst werden sollten. Er versuchte sogar, Melanchthon Vorschriften über die Formulierung der wahren lutherischen Abendmahlslehre zu machen. Personen, die abweichende Meinungen vertraten, sollte die weltliche Obrigkeit als Ketzer des Landes verweisen. Christian III. wurde in der Theorie und in der Praxis „ein Vater der Superintendenten", wie er sich selbst einmal gegenüber Bugenhagen nannte, ja man konnte fast hinzufügen: „auf Gedeih und Verderben". 3. Die übrigen Gesellschaftsverhältnisse Mit der Zeit bekam die Durchführung der lutherischen Reformation eine sehr tiefgehende Wirkung in der dänischen Gesellschaft. Das Unterrichtswesen fiel nun in die Verantwortung der weltlichen Obrigkeit. Der König entwarf Regeln und Anordnungen, befahl den Provinzstädten, Schulen einzurichten und zu betreiben, und übertrug die Aufsicht den königlichen Lehnsmännern und Bischöfen. Als der weitgespannte soziale Dienst der katholischen Kirche aufgelöst wurde, bekannte „die öffentliche Hand" sich zu ihrer Verantwortung, aber die Armenfürsorge wurde auch weiterhin als ein religiöses Anliegen betrachtet, natürlich mit einer anderen Begründung als früher. Das kirchliche Rechtssystem verschwand, und all das, was früher vor kirchlichen Rechtshöfen entschieden wurde, fiel nun unter weltliches Recht. Christian III. unternahm im übrigen große Anstrengungen, um gleich zu Anfang seiner Regierung die Rechtssicherheit und das Rechtsbewußtsein im Volk wieder aufzubauen. Als seine vornehmste Pflicht hatte der König - davon war er selbst überzeugt - die Aufgabe, auch für das Seelenheil der Untertanen zu sorgen, d. h. sie lutherisch zu erziehen. Die Sorge für ihre Moral und Zucht, die mit zu dieser Aufgabe gehörte, umfaßte mehr als die Sorge, daß man nach den zehn Geboten lebte. Zusammen mit den Leitern der Kirche kümmerte sich der König um eine Reihe gesellschaftsmoralischer Fragen, um der Aufgabe als pater patriae zu genügen 9 . 9 Martin Schwarz Lausten: König und Kirche. Über das Verhältnis der weltlichen Obrigkeit zur Kirche bei Johann Bugenhagen und König Christian III. von Dänemark, in: H.-G. Leder (Hg.) Johannes Bugenhagen. Gestalt und Wirkung. Beiträge zur Bugenhagenforschung, Berlin 1984, 144-167. Martin Schwarz Lausten: Christian d. 3. og kirken. Mit einer

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Ein besonderer Faktor der Gesellschaftsverhältnisse ist die Außenpolitik gegenüber Kaiser Karl V. und den deutschen Fürsten, denn hier stach das konfessionelle Problem besonders hervor. Das kann hier nicht näher berücksichtigt werden, aber es gilt, daß Christian III. keineswegs eine aktive konfessionsbewußte Außenpolitik verfolgte. Im Gegenteil, er trat als ausgesprochener Realpolitiker auf, der seine konfessionellen Rücksichten beiseitestellen konnte, wenn es um die Erreichung bestimmter politischer Ziele ging - um die Aufrechterhaltung des Friedens oder um dynastische Ziele. Diese Politik betrachtete er als eine Voraussetzung für die Entwicklung des Landes zu einem lutherischen Staat, zum Guten des Gemeinwohls und zur Ehre Gottes 10 . Im Vorhergehenden ist am meisten über den Inhalt von den Gesetzen, Anordnungen und von dem praktischen Handeln gesprochen worden, die das Verhältnis zwischen weltlicher Obrigkeit und Kirche bei Christian III. beleuchten können. Man müßte hier natürlich auch die Briefe des Königs an vertraute Personen, wie ζ. B. die Wittenberger Reformatoren, einbeziehen. Wie der König sich selbst der Kirche gegenüber auffaßt, kann nur angedeutet werden. Zwar kann er sagen, daß er persönlich ein Christ ist, auch daß er theologische Einsicht besitzt. Allem Anschein nach kannte er auch Melanchthons Rede über „prcecipuum membrum ecclesiae", denn er faßt dies demütig auf und sagt ab und zu: „ich bin ein unberumter Christ und der christlichen Kirch glidt". Aber im Mittelpunkt steht, daß er sich als christliche Obrigkeit auffaßt, der die Pflicht für das Seelenheil der Untertanen obliegt. Seine Vorbilder waren die alttestamentlichen Priesterkönige. Christian III. war ein typischer bibelgebundener fürstlicher Laientheologe, ein Betfürst. Er vertrat eine „echt" lutherische Lehrauffassung (wandte sich z.B. gegen Oslander, Georg Major, Albrecht Hardenberg und Melanchthon, zuletzt auch gegen dessen Abendmahlsauffassung), er hegte ein lebendiges Interesse an theologischen Fragen, las täglich in Luthers Schriften - besonders lieb war ihm dessen Galaterbriefkommentar und führte ein Leben in tiefer Frömmigkeit 11 . So zeigt die erste Zeit der Reformation in Dänemark, daß es zuerst eine Phase der „Gemeindereformation" gab, die im Oktober 1536 von der

Zusammenfassung in deutscher Sprache, Kopenhagen 1987. Chr. III. an Bugenhagen in: Kirkehist. Samlinger 2.R. III, 1864-66, 480. 10 Martin Schwarz Lausten: Religion og politik. Studier i Christian Ill's forhold til det tyske rige i tiden 1544-1559. Mit einer deutschen Zusammenfassung, Kopenhagen 1977. 11 Martin Schwarz Lausten: Christian d. 3. og kirken, Kopenhagen 1987. Chr. d. 3. an Bugenhagen, Kolding d. 8.Nov. 1548, in: Aarsberetninger fra Geheimearchivet, Hg. C.F.Wegener, Kopenhagen 1854, 254. An Bugenhagen, Arhus d. 3. März 1540. Ibd. 242.

Weltliche Obrigkeit und Kirche bei König Christian III.

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obrigkeitlichen Einführung der Reformation durch Christian III. abgelöst wurde. Die Meinung der evangelischen Prediger zu dem Verhältnis zwischen „Kirche und Gesellschaft" war eine wichtige Vorbereitung für die weitere Entwicklung. Es war hier also die Rede von Kontinuität, aber auch von Erneuerung, denn im Jahre 1536 wurde die Grundlage für eine ganz neue Gesellschaft geschaffen, in der das Verhältnis zwischen dem Weltlichen und Geistlichen ganz neue Dimensionen erhielt.

C I T I E S AND R E F O R M

R O B E R T W . SCRIBNER

Paradigms of Urban Reform : Gemeindereformation or Erastian Reformation? Historians of the Reformation these days rarely agree about anything, but if there has been at least one area of consensus during the last decade or so it is summed up in the simple sentence 'The Reformation was an urban event'. 1 Studies of this 'urban Reformation' have been one of the growth industries of Reformation research, with numerous recent scholars determinedly pursuing the subtle modifications and variations of the theme. The insight was not new - Ranke called attention to it, and in 1939 Joseph Lortz effectively identified the towns as the source of the constructive energy of the Reformation. 2 However it is only since Moeller's influential work of 1962 that we have begun to develop typologies and exemplary patterns of the 'urban Reformation' and to relate it to the development of the Reformation as a whole. Since then the models on offer have been numerous: an 'imperial city Reformation', a 'Hansa city Reformation', a 'late city Reformation'. Distinctions have been drawn between the character of the 'urban Reformation' in north Germany and that in south Germany and Switzerland; between 'Reformation from above' and 'Reformation from below', between a 'people's Reformation' and a 'magistrates' Reformation'. 3 The 'urban Reformation' has become constitutive of the 1 The pregnant formulation is that of A.G.Dickens, The German Nation and Martin Luther (London, 1976), p. 182, taken up and cited by H.-C. Rublack, 'Forschungsbericht Stadt und Reformation', in Stadt und Kirche im 16. Jahrhundert, ed. B.Moeller (Gütersloh, 1978), p.9; Bernd Moeller, 'Stadt und Buch. Bemerkungen zur Struktur der reformatorischen Bewegung in Deutschland', in Stadtbürgertum und Adel in der Reformation, ed. W.J. Mommsen, P.Alter and R.W.Scribner (Stuttgart, 1979), p.26; P.Blickle, Die Reformation im Reich (Stuttgart, 1982), p.73. The most effective survey of recent research precipitated by this consensus is in K. von Greyerz, 'Stadt und Reformation: Stand und Aufgaben der Forschung', Archiv für Reformationsgeschichte 76 (1985), 6 - 6 4 . 2

The reference to Ranke and Lortz in A . G . D i c k e n s and John M.Tonkin, The Reformation in Historical Thought (Oxford 1985), p.298. 1 On the Reformation in the imperial cities, see most recently Thomas A. Brady, Turning Swiss. Cities and Empire 1450-1550 (Cambridge, 1985), esp. chs 5-6; on the 'Hansa city Reformation', H.Schilling, 'The Reformation in the Hanseatic Cities', Sixteenth Century

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stages of the reform movements in Germany, an initial phase of Reformation in the towns in the 1520s giving way to a 'Princes' Reformation' in the 1530s and after. 4 There are a number of inherent difficulties in these categories which do not quite compel total assent to them as exemplary patterns or paradigms of the nature and course of religious reform. It is now conventional wisdom that the Reformation took root more easily in imperial cities, in the south-west of Germany, rather than in the north. This view, however, is based on a skewed sample: since most imperial cities were in the south, not surprisingly the interpretation leans this way. The same skewed sample is involved in the paradigm of a 'Hansa city Reformation': because Hansa towns are largely located in north Germany, it is not surprising that a paradigm based upon them will produce a 'characteristically' North German Reformation. In fact the distinguishing features of both of these alleged types of urban Reformation can be found outside these respective areas, and outside the urban types of 'imperial cities' and 'Hansa cities'.5 There is another problem inherent in the concepts of 'urban Reformation' with which we have been working for the last two decades. All the different types of city Reformation have been constructed on the basis of a very limited sample of towns. There were only 65 free and imperial cities, and even if we add to these semi-autonomous towns such as Erfurt, Hannover, Göttingen and others in the Hansa, we are still dealing with perhaps no more than a hundred or so towns, compared to a total of around 3000 towns in the Empire as a whole. That this sample is so tiny would not matter if we could show that it was representative, but that is far from the case. In fact, our understanding of the nature of the 'urban Reformation' depends heavily on analysis of its course in towns such as Nuremberg, Strassburg, Augsburg and the like, towns with populations somewhere between ten and twenty thousand. There were scarcely more than two dozen towns of this size, while the overwhelming majority of

Journal 15 (1983), 443-456; on the 'late-city Reformation', K. von Greyerz, The late city Reformation in Germany (Wiesbaden, 1980); on Reformation from 'above' and 'below', 'people's Reformation' and 'magistrates Reformation', S E Ozment, The Reformation in the Cities (New Haven, 1975), ch. 4. 4 Dickens, The German Nation, pp. 195 ff.; see also Blickle, Die Reformation im Reich, pp.91, 95, 98, 134 for various versions of the notion. 5 See, for example, the cases of Erfurt, Zwickau or Kitzingen: R. W. Scribner, 'Civic Unity and the Reformation in Erfurt', Popular Culture and Popular Movements in Reformation Germany (London, 1987), pp. 185-216; Susan Karant Nunn, Zwickau in Transition 15001547 (Columbus, Ohio, 1987); H.-C. Rublack, 'Die Reformation in Kitzingen' in D.Demandt and H.-C. Rublack, Stadt und Kirche in Kitzingen (Stuttgart, 1978), 34-96. The significance of the case of Kitzingen has been commented on by Blickle, Die Reformation im Reich, pp. 87-91, who characterises it as an 'urban princes' Reformation'.

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German towns had populations well under 2000.6 We do have some fine detailed studies of towns of smaller size, such as Colmar, Nördlingen or Kitzingen, but even adding together all the towns for which we have detailed monographic studies, we could scarcely bring the base number to more than a hundred, heavily weighted by large towns. In sum, our understanding of the 'urban Reformation' is based on no more than five per cent of German towns, with over-representation of the great urban centres. When we recall that townsfolk accounted for scarcely ten per cent of the German population, we realise that the 'urban Reformation' for which we claim paradigmatic status represents perhaps no more than half a per cent of the total. It is, of course, possible that the course of the Reformation in Nuremberg, for example, is wholly characteristic of the 'urban Reformation', but we must then face the implication of the claim that the Reformation was primarily a matter of such metropolitan centres: namely, that the Reformation was a minority phenomenon, something affecting only a tiny segment of the German people. This conclusion clearly offends our commonsense views, and flies in the face of all contemporary evidence that the movements of religious reform represented a mass revolt against the old ecclesiastical structures and the belief system underpinning it. Let us leave aside for a moment the status of this evidence - there is clearly cause for scepticism about some of it for example Aleander's oft-quoted charge that nine-tenths of the German nation supported Luther, a statement wielded as though it were a piece of hard statistical fact rather than a flight of rhetoric, 7 - not to mention the fallacy of accepting the term 'the German nation' as though it were equivalent to 'the entire German people' and not rather something like the 'political nation' (as it is understood in studies of seventeenth century English politics). The central question demanding our attention is how we can comprehend the Reformation as a genuinely mass phenomenon, as something encompassing and involving the bulk of the German population. Here we need to pay more attention to the typical German town, a town of perhaps 500-2000 inhabitants, a farm town or Ackerbürgerstadt whose interests and involvements were as much rural as 'urban' (in the sense 6 The range of these studies has been surveyed by von Greyerz, 'Stadt und Reformation'; for urban population, see Jan de Vries, European Urbanisation 1500-1800 (London, 1984), p.29, who estimates only 23 German cities with population above 10,000 in 1500; H.Amman, 'Wie gross war die mittelalterliche Stadt?', in Die Stadt des Mittelalters, C. Haase, ed., vol. 1 (Darmstadt, 1969), pp. 408-416, esp. p.412 estimates only 200 German towns with populations between 2000 and 10,000, while the remainder of the estimated 4000 towns had populations of less than 2000. 7 See, for example, G. Brendler, Martin Luther. Theologie und Revolution (Cologne, 1983), p. 221; Lewis W. Spitz, The Protestant Reformation 1517-1559 (New York, 1984), p. 74.

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applied to Nuremberg or other great communes), and which was typically subject to the rule of a territorial prince or other overlord. What kind of paradigm of 'urban Reformation' is appropriate to towns of this kind, which accounted for the vast majority of towns in the Empire? One paradigm which may be more useful in this respect is that recently developed by Peter Blickle, the concept of a 'communal Reformation' or Gemeindereformation. This has several advantages as an analytical term over those we have mentioned so far. First, it applies to all towns, whatever their constitutional status, thus encompassing territorial towns, imperial cities, Hansa towns, great metropolises and tiny farm-towns: Nuremberg and Basel, Erfurt, Memmingen and Kitzingen, to list the exemplary cases used by Blickle in various expositions of his concept. 8 Second, although it preserves (in Blickle's formulation) a distinctive character for the reform movements in the towns, it also opens out to include religious reform in the countryside. For Blickle, the 'communal Reformation' is an overarching concept which has two major variants, a 'peasants' Reformation' and a 'burghers' Reformation'. The one analytical concept encompasses two of the major social classes involved in the Reformation. Admittedly, it leaves to one side two other important groups whose involvement was no less significant, the nobility and the clergy, but it at least broadens the problem of social participation well beyond a minority of towns and a tiny minority of the population. The notion of a 'communal Reformation' also embraces some other features of the Reformation in the towns which have never really been dealt with adequately in previous analyses: the categories of a 'Reformation from above' and a 'Reformation from below', of a 'popular Reformation' and a 'magisterial Reformation'. The concept of popular Reformation or Volksreformation falls down because of its inability to define the nature of the 'people' and just what is meant by 'popular', a word teeming with ambiguities. The notion of a magisterial Reformation or Ratsreformation has found no firm response in recent research, both because of a desire to insist on popular response to religious reform and because of a wariness about conceiving the Reformation as forced upon unwilling citizens by manipulative magistrates. Blickle's rejection of a Ratsreformation is determined less by this kind of reluctance, however, and more by the consideration that it seems most applicable to cities where the ruling council could lay claim to a certain freedom of political action. A city such as Kitzingen, whose political choices were ultimately dependent on the assent or acquiescence of its overlord, experienced an 'urban Reformation' only

8 P. Blickle, Gemeindereformation, Die Menschen des 16. Jahrhunderts auf dem Weg zum Heil (Munich, 1985), pp.76-85; see also Die Reformation im Reich, pp.79-92.

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briefly, before it became perforce a 'princely Reformation', whose character was determined by the will of its territorial prince. 9 The hinge on which Blickle's paradigm turns is a drive towards 'communalisation' taking place during the later middle ages. This was founded upon the high value attached to the commune as a basic socio-political unit amid the dissolving feudal order of the late fifteenth and early sixteenth centuries. It involved a drive to achieve self-government and autonomous local administration at the level of both the rural and urban commune, expressed in both town and country through demands for elected representation and participation in organs of government. The drive for 'communalisation' of secular life was paralleled by a trend towards 'communalisation' of religious life, expressed in the desire of local communities to elect their own pastors, which produced a receptivity to the doctrine of the priesthood of all believers. This forms the basis for Blickle's understanding of the Gemeindereformation in its two distinct forms, urban and rural. The 'peasants' Reformation' had at its heart a desire to bring the local church under local control - religious, legal, economic and political. The principle of sola scriptura, the demand to adjudge right Christian life by the norms of the Gospel alone, brought a further specifically evangelical dimension to this communalisation process. This led, in Blickle's view, to a consequent demand for each community not only to elect its own pastor but also to determine its own doctrine, so virtually to an autonomous local church. The 'burghers' Reformation' runs parallel to this 'peasants' Reformation', but is quite distinct. At its heart is also the desire for the proclamation of the pure Word of God, which is seen as the only means of assuring salvation. The desire for right preaching of the Word and administration of the Sacraments leads to an restructuring of the institutional means of salvation, the appointment of evangelical preachers, and the subordination of the clergy to civic control. In parallel to the countryside, this occurs through pressure 'from below', especially by means of pressure exercised through the organised urban commune. The actual implementation of the Reformation is effected through the town council, but with participation of the commune, or if not with this participation, at least by the council acting as the executive organ of the commune and in its interests. We see here one important feature which seems to distinguish the 'burghers' Reformation' from the 'peasants' Reformation', for in the long run it is never the commune which takes control over the local urban church, but rather the town council. Thus, the cities did not create a church grounded primarily on the community and directly controlled by it. Here Blickle agrees with Moeller, that although the Reformation movements often 9

On Kitzingen, Gemeindereformation, p. 84.

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began in parish communities, it was ultimately the town councils that came to exercise control over the new church. 10 There are considerable difficulties about this notion of Gemeindereformation, in terms of the sources, argument and conceptualisation on which it rests. Blickle establishes a congruence between the communal Reformation and Zwinglian ideas about the role of the church in society which looks very much like an elaboration of Moeller's early argument about a south German Zwinglian communal Reformation, as opposed to a north German Lutheran princely Reformation. 11 This may not be completely intentional, but more a function of the nature of the evidence from which the concept is constructed: the evidence for a 'peasant reformation' is largely drawn from documents of the German Peasants' War, which are predominantly south German, and the urban evidence is also heavily weighted with south German examples. This gives a hint of circularity to the argument: because it rests primarily on south German sources, the 'communal Reformation' appears predominantly a south German phenomenon, and because the sources used are concentrated in the years 1523-1525, the phase of the communal Reformation seems concentrated in that period. Indeed, on Blickle's own account of it, the Gemeindereformation was a transient phenomenon. In the countryside, it was an ideal so intimately linked to the peasant movements of 1524-1525 that it went under with those movements, and was succeeded by the 'princes' Reformation'. In the towns, it can be traced up to 1532, with a certain intensity in the previous four years, but it also seems to have been no more than a brief episode. Just what succeeds it remains unclear, but the implication is that the 'urban Reformation' is also overtaken by the 'princes' Reformation'. 12 This clearly limits the paradigmatic quality of the concept: if the Gemeindereformation was so limited in time and place, it can scarcely serve as an adequate model for the course of the Reformation in all German towns. This may not matter if it could be shown that the Gemeindereformation was sufficiently typical in its structure and dynamics to be applicable to the course of the Reformation in towns outside the examples on which it was constructed. This leads us to three central questions at the heart of the problem about the nature of the 'urban Reformation'. First, the appropriateness of the term Gemeinde·, second, the role of town councils or similar magiste-

10 See Gemeindereformation, pp. 109-100, citing Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation (Göttingen, 1977), p. 113. 11 See, for example, Blickle's argument about the regional pattern of the demand for election of pastors in 1525, Gemeindereformation, p. 48-49. 12 At least in Gemeindereformation, pp. 205-215, although the implication is that it is a 'princes' Reformation'.

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rial authorities in the progress and implementation of religious reform; and most importantly, the notion of 'Reformation' itself. There are certain difficulties about the use of the concept of Gemeinde or the 'commune' as the constitutive element in the paradigm of an urban Reformation. The 'commune' is here accorded an ideal typical status and is made virtually synonymous with the mass of the population. Yet we know that most communes in the legally constituted sense encompassed no more than a segment of the population in town or country. For example, the commune usually excluded women, apprentices, servants, labourers, all dependent persons, the vagrant classes and the marginal - all people to whom the evangelical message must have had something to say which was not filled with the resonances of communalism. Moreover, it has been argued that the rural commune was more divided within itself than it was unified. This argument has recently been extended by the claim that the understanding of the commune was highly pragmatic, and that its specific ideological content was continually reconstructed anew in fresh circumstances. 13 The same points could be made about urban communes: the late medieval town was a highly fractionalised society, riven by multiple conflicts and competing allegiances. It contained a predominant weight of people with minimal legal stake in the community, if any at all, who where expected to share in the fate of the town passively and subordinately. The ritual attempts of urban ruling classes to protect the image of a unified and idealised commune were far from successful. 14 Here we need to pay far more attention to the evidence for recalcitrance and obstreperousness revealed by court records than to the normative statements issued by statesmen and legislators. Not only were urban communities seen to be disunited within themselves, but there was a pragmatic approach to the commune as a projected ideal which led to many people being willing to rend apart the thin veil of unity in the pursuit of their own interests. This was done not just by the lower classes, but by many well-to-do townsmen willing to encourage and lead revolts against established authority. German towns were riddled with conflicts not only during the first years of the evangelical movements, but during the decade before. I have 13 See the criticisms of Blickle's view by R. Lutz, Wer war der gemeine Mann. Der dritte Stand in der Krise des Spätmittelalters (Munich, 1979), which is referred to only in passing in Gemeindereformation, p. 18, without its criticisms being taken account of in Blickle's conceptualisation; on the pragmatic notion of the commune, David Warren Sabean, Power in the Blood. Popular Culture and Village Discourse in early modern Germany (Cambridge, 1984). 14 See Hans-Christoph Rublack, 'Political and Social Norms in Urban Communities in the Holy Roman Empire,' in Religion, Politics and Social Protest. Three Studies on Early Modern Germany, ed. Kaspar von Greyerz (London, 1984), pp. 24-60.

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traced at least 34 disturbances in towns of all types during the years 1509-1517, and the curve begins to rise more steeply in the years 1521 — 1525: 16 in 1521, 52 in 1522, 44 in 1523, 40 in 1524 and 51 in 1525.15 These are not ignored in recent analyses of evangelical movements, but there has been too little reflection about what they show about popular perceptions of the commune, and so of the communal basis of the Reformation. The current conventional wisdom is that it was the introduction of the Reformation which overcame disunity and restored an essential consensus to the towns. Yet this is simply to swallow as fact the self-pleading propaganda of evangelical activists. There are numerous examples that reveal the contrary, that it was the evangelical movement itself that was seen as dangerous and divisive, and for that reason the Reformation was delayed, as in the case of Ulm, Augsburg, Worms or Regensburg or rejected completely as in Cologne, Würzburg or Bamberg. Or it could follow the model of Erfurt and attempt religious parity through a partial separation of religious and political allegiance. 16 Even where the Reformation was formally introduced, this did not in and of itself lead to any automatic establishment or restoration of civic consensus, or to the lessening of social or religious conflicts. Brady and Abray have shown that amply for Strassburg, but we have not yet sufficiently explored the long-term development of religious reform in enough representative towns to have any picture of its effects or staying power in the long run.17 In short, the 15

The revolts 1509-17 occurred in Aachen (1513), Aalen (1512), Andernach (1511), Berlin (1515), Braunschweig (1512-15), Bunzlau (1514, 1517), Butjadingen (1516), Butzbach (1513), Cologne (1512-13) Duisburg (1513), Erfurt (1509), Greifswald (1516), Göttingen (1513-14), Hirschberg (1514), Höxter (1514), Kamenz (1510), Konstanz (1510), Löwenberg (1514), Lübeck (1513), Marburg (1514), Mühlhausen (1512), Neuss (1513), Nördlingen (1513), Pirna (1512), Regensburg (1512-14), Rufach (1511), Schlettstadt (1513), Schweinfurt (1513-14), Schwäbisch Hall (1510-12), Speyer (1512) Ulm (1512), Wesel (1514), Worms (1509-14), Zwickau (1516). For the other revolts, see the tabular overview in E.Maschke, 'Deutsche Städte am Ausgang des Mittelalters,' in Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, ed. W. Rausch (Linz/Donau 1974), p. 40, note 206. 16 For these examples, Heinrich Boos, Geschichte der rheinischen Städtekultur, Vol.4 (Berlin, 1901), pp.285 (on Worms); P.Broadhead, 'Popular Pressure for Reform in Augsburg,' in: Stadtbürgertum und Adel in der Reformation, esp. pp.80-88, esp. p.86; C.T.Keim, Die Reformation der Reichsstadt Ulm (Stuttgart, 1851), pp. 89-96; H.-C. Rublack, Gescheiterte Reformation (Stuttgart, 1978); R.W. Scribner, Popular Culture and Popular Movements, chs.9-10 (Erfurt and Cologne); L.Theobald, Reformationsgeschichte der Reichsstadt Regensburg (Munich 1936). 17 See Thomas A. Brady, Ruling Class, Regime and Reformation at Strasbourg 1520-1555 (Leiden, 1978), esp. ch. 8; Lorna Jane Abray, The People's Reformation. Magistrates, Clergy and Commons in Strasbourg 1500-1598 (Oxford, 1985); on the long-term prospects for reform, see the case studies of Paul Warmbrunn, Zwei Confessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648 (Wiesbaden, 1983); Peter Zschunke, Konfession und Alltag in Oppenheim. Beiträge zur Geschichte einer mischkonfes-

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Reformation was no wonder-working form of social superglue, providing the ideal fit for a communal ideal, and in the towns at least, I think we should be extremely sceptical about the commune being any more than a pragmatically chosen vehicle on which religious reform sometimes rode to success. Just how typical a 'Reformation' introduced through and by the Gemeinde actually was will remain unclear until we have more studies of the reform movements in territorial towns, but on the basis of studies I have made for Saxony and Württemberg, it scarcely seems more than another minority phenomenon. There is a further difficulty about the congruence of the communal ideal with Reformation principles to create a Gemeindereformation. This congruence is crucially dependent on the demand of each community to elect its own pastors as an expression of belief in the priesthood of all believers and the right of local communities to decide over doctrine. This was, however, something which could easily have been raised and satisfied without pursuing any of the further implications involved in the concept of a Gemeindereformation. Further, the principle of reliance on Scripture and godly law was not something confined to communalism, nor was it always a uniquely distinguished feature of Reformation solutions to the problem of religious reform. A reform on erasmian humanist principles could easily have given assent to the same ideas. Indeed, it was a feature of the evangelical movements of the 1520s that just what was 'evangelical' and 'according to Scripture' was ambiguous and ill-defined. It was the gradual definition of this term with an increasing content of Lutheran theology which provided a characteristic 'Reformation' flavour to these movements. 18 Here what is specifically lacking in Blickle's account is an analysis of the dynamics of the evangelical movements, which might reveal the real nature of development, rather than their ideal typical forms. This focusses our attention on the two other questions I have identified as central, the role of town magistrates or similar magisterial bodies, and the meaning of the term 'Reformation.' Let us deal with the latter first. It has been observed that the term 'reformation' as used by modern historians is an anachronism, since the word was not used in the sixteenth century in anything approaching our modern understanding. The most révélant of the sixteenth century usages of reformatio was closer to the notion of 'reform of the church from within.' 19 The concept of 'Reformation' was constructed a posteriori to describe not just an extended historical period, sionellen Kleinstadt in der frühen Neuzeit (Wiesbaden, 1984); and Joachim Whaley, Religious Toleration and Social Change in Hamburg 1529-1819 (Cambridge, 1985), all of which stress the pragmatic attitude towards religious toleration in these towns. 18 This is emphasised in B.Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation, ch. III/2. " See R. Wohlfeil, Einführung in die Geschichte der deutschen Reformation (Munich, 1982), pp. 46-59, and the bibliographical references there.

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but also a certain type of religious reform, usually conceived of in static and teleological categories. These categories are theologically derived: namely, any movement is called a 'Reformation movement' which can be shown to have relied on Luther's 'classic doctrines' for its inspiration or characteristic religious features and to have resulted in a 'Protestant' church. 20 Such categories beg a lot of questions that cannot be adequately pursued here, but viewed as a complex historical process, 'reformation' was more diffuse and fluid than that. It involved not just the appropriation of theological or religious ideas of a certain type, but also their translation into action and their embodiment in social and institutional forms. Action could be negative - the cessation of pious foundations, the abandonment of tradition religious practices, the rejection of the traditional clergy. But above all, it had to be positive: the consequent restructuring of religious and ecclesiastical life, and the creation of appropriate institutions to allow for and to further new religious practices. It is at the latter stage that we can begin to speak of a 'Reformation,' rather than of a reforming or evangelical movement. It is exactly in this disparity between movement and structure that we find an opposition between the different types of 'Reformation.' A 'peoples' Reformation' is presumed to be one in which magistrates merely carry out consequently the popular will by providing institutional form for a new religious understanding. In this self-evident sense, it has been said that all forms of 'Reformation' were 'magisterial Reformations.' 21 The same notion is implicit in the idea of a Gemeindereformation, as we have seen. No one would claim that there could be or ever was a 'people's Reformation' without a 'magisterial Reformation' (Blickle's rural version of the Gemeindereformation as a 'peasants' Reformation' was only possible within the context of social revolution). 22 Equally, no one would claim that there ever existed a Ratsreformation in the sense of religious reform imposed by a town council without any minimal urban following. What is really of interest to us is the kind of dialectic which went on between those groups demanding religious reform and taking positive action to achieve it, and the way in which this was given institutional form by secular authorities. I want to suggest that it is these two stages that should be con20 See the most recent theoretical discussions of the notion of Reformation movements by Olaf Mörke, Rat und Bürger in der Reformation. Soziale Gruppen und kirchlicher Wandel in den weifischen Hansestädten Lüneburg, Braunschweig und Göttingen (Hildesheim, 1983), pp. 14-20,'300-306; G.Vogler, Nürnberg 1524/25. Studien zur Geschichte der reformatorischen und sozialen Bewegung in der Reichsstadt (Berlin, 1982), pp. 311-336; R.Wohlfeil, Einführung in die Geschichte der deutschen Reformation, pp. 96-113, which all make similar, if varying, assumptions, of this kind. 21 Ozment, The Reformation in the Cities, p. 131. 22 See Gemeindereformation, p. 75 for this implication.

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stitutive of our typologies of 'Reformation': how one got there and what the result looked like. Here I do not think that any of the categories so far mentioned are really adequate to describe this process and its end result. This brings us to the crucial role of magistrates, whether urban magistrates or other like secular authorities. However the initial ferment for religious change developed, whatever 'popular' forms it took, however broad (or narrow) its real demographic base, sooner or later both the process and institutionalisation of reform demanded an 'erastian' intervention by secular magistrates. I am conscious that the word 'erastian' is an anachronism, a word first used in English ecclesio-political idiom in the seventeenth century, and used rather loosely even then. However, since historians have no reservations about using a similar anachronism in the term 'Reformation,' I hope I will be forgiven the lapse. Later I shall suggest a term which may be thought more appropriate but for the moment let me define exactly what I understand by 'erastian.' It means state control of the church exercised by lay authorities, including control over doctrine and religious cult. It does not appear to have been a term ever used within German discourse, where an equivalent adjective is lacking, but the equivalent noun seems to have been StaatskirchentumP This erastian intervention came about in various ways: it could involve a community seeking protection for a preacher it did not wish to have removed from its midst (however he was appointed or had attained his position); it could involve intervention by magistrates to secure the appointment of a 'godly preacher', such as magistrates taking over patronage of a church benefice; or acting to remove 'abuses' such as ordering the suspension of private and public mass or prohibiting processions; or taking over monasteries and expelling clergy and religious persons. Perhaps the most decisive interventions by magistrates occured with the Predigtmandaten, mandates issued to regulate what preachers should say and do from the pulpit, and how they should say and do it. All of these actions were secular interventions in ecclesiastical matters, undertaken with more or less reluctance on the part of the authorities, but which were undoubtedly erastian measures. Even if magistrates only enjoined the clergy to preach nothing but the 'pure Word of God,' and this was done primarily in the name of public order, it involved a magisterial usurpation of powers of ecclesiastical control. However, secular magistrates invervened most 23 The term 'Erastian' finds little mention in the standard German church historical handbooks. Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, vol. 5 (Leipzig, 1898), p. 446 mentions it in connection with Erastus as an 'English sect,' as does Religion in Geschichte und Gegenwart, 3rd ed., Vol.2, p.537. The Theologische Realencyklopädie, 14 vols, so far (Berlin, 1977-1989) does not even mention Erastus; the term Staatskirchentum is used in this regard in Lexikon für Theologie und Kirche, vol. 9 (Freiburg, 1967), p.998.

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directly and decisively when they created an institutional reform, taking charge of the disposition of the local church in the name of the community and formalising it in civil statutes. The typical means by which a 'Reformation' was created out of a 'reform movement' was the issuance of a civil statute or Kirchenordnung, a quintessentially erastian measure. 24 Thus, both the process and the end result of religious reform took place within erastian parameters. The role of secular magistrates was certainly crucial in the process by which movement for religious reform developed towards positive institutional change. I have argued elsewhere that the chances of success of any reform movement in the towns were dependent on the structure and practice of social control. If magistrates could not be moved to support reform, an evangelical movement had little realistic chance of success unless it could change the nature and practices of the magistracy. Magistrates with a firm hand and strong means of social control could determine the pace and extent of development, and indeed whether there would be any institutionalised reform at all. This was especially the case in towns where the magistracy as a whole was sympathetic to reform, but held back from implementing it for fear of the consequences.25 In practice, this meant that it was necessary to have at least some evangelical magistrates functioning as a pressure group within the magistracy if reluctant rulers were to be forced to create even the beginnings of an institutionalised 'Reformation.' Otherwise the movement would have to develop into a movement of revolt, to force the magistrates' hand. This was also true of the territorial town, where the success of reform was dependent on a threefold magisterial response: that of the town council, that of the local princely official and that of the prince. Here one needed either a sympathetic prince, a sympathetic local official or a sympathetic town council with some minimal degree of local autonomy. The nature of this configuration is sufficiently distinct that we can speak of another distinctive type of Reformation, an amtsstädtische Reformation or administrative-town Reformation. I do not want to claim paradigmatic status for this type, since it requires fuller investigation across a broad spectrum of examples. For the time being I shall merely sketch out its salient features by means of a set of nine theses: 24 The importance of the Predigtmandaten is emphasised in Heinrich Richard Schmidt, Reichsstädte, Reich und Reformation. Korporative Religionspolitik 1521-1529/30 (Stuttgart, 1986), pp. 122-128; on Kirchenordnungen and the ideas behind them, Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation, p. 116. 25 The most prominent examples are those of Worms, Speyer, Regensburg, see R. W. Scribner, 'Memorandum of the Appointment of a Preacher in Speyer, 1538,' Bulletin of the Institute of Historical Research 48 (1975), 248-255; the Gutachten prepared for the Regensburg Town Council in 1534 by the Augsburg jurists Dr. Johan Rehlinger and Dr. Conrad Peutinger, Stadtarchiv Regensburg, Eccl. 1.1.28; and the literature cited in note 16 above.

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1. The earliest and strongest forms of adherence to evangelical opinions in were to be found in such towns in the heartland of the Reformation, in electoral Saxony, - Borna, Grimma, Eilenburg, Neustadt a. d. Orla, et., - as well as in other better-known places of the same type such as Zwickau or Eisenach. 2. Such Amtsstädte were the places in which key preachers were to be found, because they were the major preaching positions in each district. 3. Amtsstädte are the key to the dissemination of evangelical ideas into the countryside, because they were market centres, nodes of local administration, justice and government, as well as of local communal networks. 4. They often contained a similar communitarian awareness to that of larger towns and imperial cities (but thereby present the historian with the same problems of unravelling exactly what that meant in social and political practice). 5. The politics of the Amtsstadt was shaped by a complex parallelogram of forces: Amtmann, Ehrbarkeit, commune/inhabitants, clergy/preachers. 26 6. The same complex social and political dialectic is found in the development of the evangelical movements in such towns as in more autonomous towns. 7. However, the Amtmann plays a crucial role in protecting, permitting or encouraging the activities of an evangelical preacher or movement; alternatively he may inhibit or squash their development. In this context we see a key role in the development of evangelical movements being played by the territorial officialdom and local nobility. 8. The Amtmann is nonetheless constrained by princely policy on the one hand, and by the need to preserve local good order and 'police' on the other. However, he had the same expectation of princely intervention as townsfolk in order to clarify unmanageable and anomalous situations. 9. Within these parameters, the erastian developments are similar to those in other towns - except that the Amtsstadt had a strategic importance, in that it often formed the basis of the new territorial church organisation, in which the Amtmann plays a crucial role alongside the Superintendant. The 'two kingdoms' idea as implemented in Saxony, for example, was quintessentially represented by the co-operation of Amtmann and Superintendant. 27 Exactly how the 'two kingdoms' worked in practice (e. g. the balance struck between 'externals' and spiritual matters, was worked out on that level. Here we have par excellence a local, com26

I have explored this complex situation in a case study in 'Sorcery, Superstition and Society: the Witch of Urach 1529,' in Popular Culture and Popular Movements, pp. 257-275. 27 This judgment is based on examination of the Visitationsakten in the Ernestisches Gesamtarchiv in the Staatsarchiv Weimar, Reg. LI, on which I hope to report more fully in a later publication.

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munal church, though perhaps not quite in the form envisaged by the concept of a Gemeindereformation. T o the extent that this is a more representative model the scenario presented by the paradigm of urban Gemeindereformation was not typical of how the Reformation emerged in the towns. It applies only to towns with a town council responsive to the demands of its citizens (or some of them), where we can genuinely say that the magistrates implemented consequently the wishes of the 'commune,' and where the town council had the freedom of movement to do so. I have not yet been able to do any head-count of how many towns were in this position, but I suspect they were relatively few. Certainly, they were not all imperial cities, but included semi-autonomous towns in North and Central Germany. I am thus not denying that there were manifestations of a Gemeindereformation, merely arguing that it was only one variation of a more complex theme. We can certainly say that there was an expectation among those seeking religious reform that it was the task and duty of the magistrates to invervene in church life to bring it about. Some magistrates did this only reluctantly, as a kind of emergency measure, in much the same way as it was said that the Elector of Saxony took control of the Saxon church as a kind of Notbischof.28 It can be shown that some town councils first tried to exhaust all the possibilities of acting through the proper channels before they took upon themselves such a decisive and innovatory intervention in church affairs. They may have done this for a variety of reasons - concern for the needs of their citizens, the desire to preserve public order, impatience at waiting for church authorities to act, or an eschatological feeling that everyone's salvation was at stake and delay was sinful. 29 Whatever the reason, the nature of the intervention is indisputable: it was erastianism, voluntary or reluctant, which enabled the emergence of 'Reformation' from the evangelical movements of the 1520s in towns of all types in all parts of Germany. For this reason, 'Reformation' was never to find an enduring foothold in any episcopal city where a powerful bishop or chapter held sway.30 The chances of such erastian intervention were limited by the balance of power with the local ecclesiastical institutions, - unless these institutions could themselves be subjected to secular controls. What is most interesting from the 'popular' side of this dialectic was the expectation that it was exactly a magisterial duty to intervene to regulate church life, part of the civic 'moral economy' of salvation. Here we have to 28 On the role of the Notbischof, Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation, pp. 116, 119; H. W. Krumwiede, Zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments in Kursachsen und Braunschweig-Wolfenbüttel (Göttingen, 1967), pp.62ff., 109ff. " These notions have been adduced variously as explanations for the adoption of the Reformation by Dickens, Moeller, Ozment, Scribner and others in the works cited above. 30 Rublack, Gescheiterte Reformation provides case studies of eight such cities.

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recognise that neither secular magistrates nor layfolk were unprepared for the situation of the 1520s. The fifteenth century had seen a growing trend towards such erastian interventions, not least in the fields of ecclesiastical jurisdiction and clerical privilege. However, two areas in particular stand out, areas where it used to be claimed erroneously that the Reformation initiated lay control: the control of mendicancy and vagrancy, and the control of sexual and marital matters. For at least two generations before 1520 numerous German towns regarded begging as an activity far from sanctifying, and introduced measures to regulate it. Characteristically, only local beggars were to be tolerated, controlled by the use of 'beggars' signs' or licences, and non-local beggars expelled. In some towns, the giving of charity was accompanied by a doctrinal test administered by a poor law official, reflecting the conviction that a beggar was not automatically a 'good Christian.' 31 The Reformation period was only to add a theological justification for a trend already under way, and even that major innovation of the Reformation period, the institution of a poor chest, was not new, for it had already been anticipated by princely legislation in Württemberg at the turn of the century. 32 Likewise, lay regulation of marital and sexual matters was already well developed long before the Reformation. Magistrates began to police the sexual morality of their subjects or citizens, and to intervene in their marital behaviour. 33 There matters were but aspects of a wider concern for Polizei, policing regulations which aimed to control public order, the social behaviour and morals of all subjects and citizens, and which led to the creation of civic and territorial Polizeiordnungen by the beginning of the sixteenth century. 34 This drive for wider social control by secular magis31 On control of poverty, see Thomas Fischer, Städtische Armut und Armenfürsorge im 15. und 16. Jahrhundert (Göttingen, 1979), on Basel, Freiburg im Br. and Strasbourg; for the characteristic controls, the Regensburg Bettler-Ordnung of 1514, Hauptstaatsarchiv München, Lit. 380, fols 73-77; the conviction that beggars were not 'good Christians' is reflected in the Nuremberg stipulations of 1478 that local beggars had to produce evidence from their confessor that they had made their annual confession and communion, while outside beggars were required to show knowledge of the Pater Noster, the Creed, the Ave Maria and the Ten Commandments, T. Hampe, Der fahrende Leute in der deutschen Vergangenheit (Leipzig, 1902), p. 83. 32 See the stipulations of the 1495 Landesordnung in A. L. Reyscher, Sammlung der württembergischen Gesetze, Vol. 12 (Tübingen, 1841), pp. 5-15. 33 See, for example, the supervision of marital irregularity by the Zwickau Town Council, attested in the Urfriedenbuch, Stadtarchiv Zwickau III χ 1.135; at the same time magistrates tried to exclude clerical supervision over such irregularities by arguing that this would constitute double punishment, see the cases in F. Gess, Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, vol. 1 (Leipzig, 1905), nos 7, 39, 96, 112. 34 On Polizeiordnungen, see R. W. Scribner, 'Police and the Territorial State in SixteenthCentury Württemberg,' in E.I.Kouri and T.Scott, eds., Politics and Society in Reformation Europe (London, 1987), pp. 103-120, esp. 104-6.

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trates, another manifestation of which was the desire to subordinate the clergy to secular control, produced the erastian thrust among secular magistrates of all kinds, which encouraged subjects and cititzens to call for their intervention during the 1520s, with such decisive effects. The drive towards secular control of areas of religious life long considered the preserve of the church was not without an intellectual basis, for it had been advocated as long before as the fourteenth century by thinkers such as John of Paris and Marsilius of Padua. Indeed, we could almost label the phenomenon I am describing 'marsilian' rather than 'erastian.' In his Defensor Pads, Marsilius of Padua provided a number of arguments which anticipated sixteenth century attempts at erastian control of the church. Although he did not challenge the superiority of religious over secular ends, he refused to allow the clergy and hierarchy any coercive control over lay Christians. Salvation was to be attained by reliance on Scripture, as interpreted by the consensus of all faithful believers. The same popular consensus created civil authoritry to maintain a condition of peace, upheld by the secular magistrates acting in their name. State authority - whether it be that of a prince or a city - had the right to rule over clerical persons and whatever had been provided for their support. What was not required for the latter purpose should be disposed of for the common good. 35 Marsilius' views were an expression of the conciliarist opposition to claims to papal supremacy, but he came close to formulating a position akin to the doctrine of the Two Kingdoms. The 'marsilian' position is also close to the ideal typical form described by Blickle as the urban version of the Gemeindereformation. There are differences from the 'erastian' position I have described above, in that the 'magistrates' Reformation' did not always seek to justify its actions by reference to a popular will expressed and executed by the secular magistrate. However, it was perhaps streams of thought very much like these 'marsilian' ideas which led to the expectation and demand that secular authorities should act to take charge of the 'external' manifestations of religious life. I hope I have now established sufficient parameters as to what I understand by an 'erastian Reformation' and indicated where it overlaps with and diverges from a Gemeindereformation. I want to conclude by formulating some brief theses which encapsulate the extent and implications of such an 'erastian Reformation.' 1. However ferment for religious reform began, however it was expressed in a reform movement, it could only progress to becoming a 'Reformation' by an erastian intervention of secular authority. This inter35 See Marsilius of Padua, Defensor Pacis, trans. A. Gewirth (Toronto, 1980), the argument summarised in Discourse III, ch. 2, pars 1-2, 4, 14, 21-23, 27; ch. 3.

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vention could arise from popular expectations, from the demands of a fervent minority or from the inclinations of the authority itself. 2. The pace and extent of 'Reformation' was determined by the willingness of the secular authority to take such action. Presupposition for this was a growing expectation of magisterial intervention to deal with an increasingly unmanageable religious and socio-political situation. 3. The nature of the process was similar in all kinds of polity - whether a civic polity or that under princely authority. The same process was followed in imperial cities, semi-autonomous towns, and territorial towns; varying constitutional forms only influenced the degree of freedom of manoeuvre available to civic authorities, but the way in which this was determined was as much political as constitutional. 4. Thus, there is no fundamental difference between an 'urban Reformation' and a 'princely Reformation' - both exemplify variant forms of the same erastian process. The key, however, to a successful 'princes' Reformation' is the Amtsstadt, the district territorial town. 5. However, it is possible to envisage a 'communal' form of such a 'Reformation' - for example, where the genuine autonomy of local communities to control the church was assured - Kittelson has pointed to an important example of this kind in the Strassburg territories, though the case does not seem to be genuinely typical.36 If it were typical, then the Gemeindereformation in the form postulated by Blickle as a 'burgher's Reformation' would stand as the major form of such an 'erastian Reformation.' 6. On this view of the process of Reformation, there is no decisive break in the phases of development, with 1525 as a watershed. The same trend is present in the early 1520s as in the later 1520s and 1530s. What changes is, first, the possibility of erastian action, which is greatly strengthened after 1525; second, the willingness to take such action; third, the extent to which the state takes the church into its tutelage. 7. The character of the 'Reformation' so established is dependent on the extent of state control. That is, we can speak of the cura religionis as the basis for an erastian Reformation, but the subsequent forms this took did 36 James M. Kittelson, 'Successes and Failures in the German Reformation: the Report from Strasbourg,' Archiv für Reformationsgeschichte 73 (1982); Visitation and Popular Religious Culture: Further Reports from Strasbourg' in: Pietas et Societas. New Trends in Reformation Social History, ed. Kyle C.Session and Phillip N.Bebb (Kirksville, Missouri, 1985), pp. 89-103. Strasbourg may not be genuinely typical of the situation in Protestant territories because it involved only fourteen rural parishes, and was thus more easily supervised and susceptible to concentrated attention by urban visitors; elsewhere such intensive pastoral attention was scarcely possible, as the Württemberg visitors discovered when they took into account the expenditure of time and money involved in detailed and regular visitations, see the memorandum of 1563 on the difficulties of conducting visitations, in Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A282, Büschel 937 and A38 Büschel 8.

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determine the ecclesiological shape of the subsequent church, and usually on the basis of six issues: — control of the education and appointment of pastors; — regulation of daily religious life through the issuance and enforcement of supervisory statutes; — determination of religious cult; — determination of right doctrine; — education of the young in right doctrine and codes of behaviour; — coercive sanctions against religious and moral deviance. 8. This focusses attention on the struggle of the 'reformed' clergy to assert their own position in the new churches - this struggle provided a new set of parameters within which the 'Reformation churches' developed, along with any new 'communal' pressure to shape the church. In Abray's terms, there began a three-way contest between a magistrate's Reformation, a people's Reformation and a preachers' Reformation. 37 9. This paradigm includes and subsumes earlier paradigms of 'urban Reformation' without denying their partial validity. It is, however, a paradigm capable of application to the widest range of German towns, as well as a means of integrating reform in the towns with reform in Germany as a whole. The 'urban Reformation' is not merely an episode or a mere minority phenomenon, but exemplifies a wider process. 10. The Reformation as an 'urban event' is not negated by this paradigm, for cities remain points of initial ferment, foci of intense activity and trend-setters alongside and parallel to other secular authorities such as princes and nobles.

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Abray, The People's Reformation, pp. 223-225 for a summary.

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The Emergence of Two Cities : The Reformation in Malm0 and Copenhagen Internal Structure and External

Context

The often quoted statement by A. G. Dickens, that the Reformation was an urban event, would in Denmark's case automatically direct attention towards Copenhagen and Malmo, the only places which could lay claim to being urban during the early modern period. A brief survey of the similarities and differences between the two cities, as well as of their economic and political context, would be a useful starting point. The similarities between Copenhagen and Malm0 were considerable during the early sixteenth century when Protestant ideas were beginning to be disseminated. Geographically they are positioned close to each other on opposite coasts of the Sound. They were of more or less the same size with populations between 6 000 and 8 000. Compared with their main trading partners among the Hanseatic cities on the Baltic coast, they were, however, relatively small having only less than a third of Lübeck's and half of Rostock's populations. Copenhagen and Malmo were both new cities compared with their Hanseatic counterparts. Neither saw any significant growth until the second half of the fifteenth century by which time the development of the Baltic cities had long ago peaked. Accordingly most of their civic institutions were of a relatively new date and they did not acquire full-sized city councils until 29 November 1526 when they simultaneously received royal letters of privilege permitting them to expand their magistracies from two mayors to four and increase the number of aldermen to twelve. 1 This royal privilege also offered the two cities greater political independence. T h e citizens were now permitted to participate actively in the elections to the mayoralty, although the aldermen were still to be appointed through cooption. Naturally the new mayors and aldermen still had to swear allegiance to the Crown, but besides the right to elect their own bailiffs, this

1

Privilegier, resolutioner och förordningar för Sveriges städer, 2nd. edition, ed. E. Nygren, Stockholm, p. 422 and O. Nielsen, Kjebenhavns Historie og Beskrivelse, vol. 2, Copenhagen 1879, pp. 117-118.

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was the most significant privilege they obtained during the early modern period. 2 The privilege should not, however, be seen as a royal attempt to introduce an extended form of civic democracy. Rather it was a royal recognition of the cities having acquired a substantial layer of wealthy burghers who would appreciate formal acknowledgement of their political influence. As a rule most of the people elected to the magistracies of the two cities were merchants, although occasionally artisans were also elected. Only one statute exists, issued by King Erik of Pommern in 1422, which expressly excluded the election of craftsmen to the councils. Likewise no indications can be found to support the existence of a strong social stratification within the two cities along the lines of the imperial cities in Southwest Germany or the cities of the Hanseatic League. 3 At the beginning of the sixteenth century, time alone would have made it extremely unlikely that Copenhagen and Malmo should have been able to develop a rigid social differentiation within their respective populations. Instead, there appears to have been a high degree of social mobility throughout the reformation era. The cities' upper echalons, from which the leaders were recruited, seem to have formed a heterogeneous group, with no apparent difficulties in incorporating a considerable number of German and Dutch immigrant merchants, such as Malmo's leading mayor between 1523 and 1536, Jergen Kock, and Albrecht van Goch, Valter Kniphof, Hans Bosse and Hans Meissenheim Bogbinder, who all became mayors of Copenhagen during the early sixteenth century. The importance of the Meissenheim family is further emphasized by the fact that one of Hans's sons, Ambrosius Bogbinder, succeeded his father as mayor and played an important part in the reformation in Copenhagen. 4 Malmo and Copenhagen also faced some of the same social and economic problems during this period. They were both walled and fortified cities which meant that only a limited number of plots and buildings were available to their citizens. This was especially restrictive in times of growth and expansion. This problem was further aggravated by the fact that the Catholic Church, or more precisely in the case of Malmo, the chapter of the cathedral in Lund, and in the case of Copenhagen, the collegiate chapter of Our Lady's church, owned or shared ownership of about one third of all plots and houses in the cities at the beginning of the sixteenth cen2 See note 1 and M. Mackeprang, Dansk Kobstadsstyrelse fra Valdemar Sejr til Kristiern IV, Copenhagen 1900, pp. 9,52,211 f., and P.J.Jorgensen, Dansk Retshistorie, Copenhagen 1971, pp.43Iff. 3 O.Bjurling (ed.), Malmö Stads Historia, I. Malmö 1971, p. 209 and G.Hârleman, Malmö, I. Malmö 1914. p.30. See also O.Nielsen, op.cit., pp.69-185. 4 See Dansk Biografisk Leksikon, 3™1· edition, ed. Sv. Cedergreen Bech, vol. 8, pp. 134-136, vol.5, p.229, vol.3, p. 149, vol.2, pp.301-302.

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tury. 5 This cannot but have provided fertile soil for a growing anticlericalism among the burghers, bearing in mind that the Catholic Church was exempted from the payment of tax at the same time as it was seen to capitalise on a booming property market, where shorter leases were proving extremely beneficial. As early as 1524, the need to find a solution to this problem, which took the interests of the burghers into consideration, must have been realized by the collegiate chapter in Copenhagen. Obviously, leaseholders among the burghers felt exploited by the Church, when, having extended or improved the leased property, they were faced with the prospect of their heirs having to pay an often vastly increased rent to the Church for their improvements. On 12 September 1524 the Bishop of Sealand, Lauge Urne, together with representatives from the collegiate chapter in Copenhagen, reached a settlement with the magistracy in the presence of Frederik I and the Council, which accommodated most of the burghers' grievances. In future, no leases would have any time limits and provision was made for arbitration in case of diagreement between the chapter and leaseholders over the rent payable. The agreement clearly stated that the chapter at Our Lady's church had accepted it in order that the Mayors, Aldermen and the common people in this City in future should serve the Holy Church and her Servants more willingly and show her friendship and neighbourliness and do their utmost to abjure and resist the heresy and errors of Luther. 6 This reference is only understandable in a situation in which anticlericalism and Protestantism were spreading in Copenhagen. Malmo, on the other hand, had to wait another three years before it received a royal letter of privilege offering it the same benefits. 7 There is no immediately obvious reason for the time-lag, although two factors could possibly help to explain it. First, the collegiate chapter of Our Lady's church was physically present within the walls of Copenhagen and accordingly must have been able to form a better opinion of any growing anticlericalism and spread of Protestant ideas among the burghers than would have been the case for its counterpart in Malmo, the chapter in Lund, which resided some twenty kilometers away. Second, it is likely that the University of Copenhagen served as an agent for criticism of the Church, especially after its humanist revival in the early 1520s. In 1519 Christian II had supported the establishment of a Carmelite College attached to the University. This college, under the guardianship of the Erasmian theolo5 See Gösta Johannesson, Den Skânska Kyrkan och Reformationen, Lund 1947, pp. 130-145 and H. Fr. Rerdam, Kjobenhavns Kirker og Klostere i Middelalderen, Copenhagen 1859-1863, pp. 30-31. 6 See H.Fr. Rerdam, op. cit., pp. 63-65 and Appendix no. 119. 7 Kong Frederik den Forstes danske Registranter, eds. K. Erslev and W. Mollerup, Copenhagen 1879, p. 53.

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gian, Paulus Helie, many of whose colleagues, such as Frants Vormordsen and Peder Laurentsen, later converted to Protestantism, was instrumental in the revival.8 The inhabitants of Copenhagen would, in other words, have had greater opportunity to encounter critical attitudes to the Church earlier than the inhabitants of Malmo. The reformation in the two cities occurred within a highly complex political context. In 1523 the Danish Council (Rigsrádet) had deposed the King, Christian II, brother-in-law to the German Emperor, Charles V. Legally, they had justified their action by referring to the principles of elective kingship, claiming that Christian had broken his coronation charter and consequently forfeited the Crown. By the time Christian II fled to the Netherlands in April 1523, he had few friends left in Denmark. Only the cities of Copenhagen and Malmo remained loyal to him, remembering his pro-bourgeois policies. They refused to surrender to his successor and uncle, Duke Frederik of Schleswig and Holstein, the later Frederik I, until January 1524 when there was no longer any prospect of Christian's return. 9 In exile, Christian II remained a politically destabilizing factor which Frederik I and the Council had to reckon with. When this problem was finally solved in 1532, after Christian had been imprisoned in Denmark as a result of his military adventure in Norway during 1531-1532, the newly acquired political stability turned out to be shortlived. The decisions of the Parliament (Herredag) of 1533, which met shortly after the death of Frederik I, to postpone the election of a new king, made, in retrospect the ensuing rebellion, Grevens Fejde, seem unavoidable. The major policy decisions taken by the Parliament in July 1533 were destined to be extremely dangerous. Not only were they pressed through by the Catholic, conservative wing of the aristocracy, totally ignoring the Protestant minority, but they also served to antagonize Malmo and Copenhagen as well as Frederik's son and heir, Christian, the Lutheran Duke of Schleswig and Holstein. The further decision by Parliament to sign the Treaty of Ghent on 9 September 1533 which favoured trade links with the Netherlands rather than with the German Hansa, could hardly have done more to antagonize the recently elected, agressive leadership in Lübeck, headed by Jürgen Wullenwever. 10

8 See J. Oskar Andersen, Overfor Kirkebruddet, Copenhagen 1917 and the same, Paulus Helie, I, Copenhagen 1936 and H.Fr.Rardam, op.cit., p.65. See also M. Schwartz Lausten, "Die Universität Kopenhagen und die Reformation", in University and Reformation, ed. L. Grane, Leiden 1981, pp. 99-113. 9 See O. P. Grell, "Jergen Kock - En Studie i religion og politik i reformationstidens Danmark", in, Festskrift til Poul Enemark, Profiler i Nordisk Senmiddelalder og Renaessance, ed. Sv.E.Green-Pedersen, Ârhus 1983, pp. 113-126 and O.Nielsen, op.cit., pp.76-81. 10 C. Paludan-Miiller, Grevens Feide, 2 vols., Copenhagen 1853-1854, vol.1, pp. 121-132 and G.Waitz, Lübeck unter Jürgen Wullenwever und die europäische Politik, 3 vols., Berlin

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Upon his accession in 1523, Frederik I had been obliged to sign a coronation charter which was almost identical to the political programme of the lay and ecclesiastical aristocracy. Among other things he had promised to oppose the spread of Lutheranism. 11 Nevertheless, he continued Christian IPs support for Malme and Copenhagen and allowed the magistracies of both cities to remain unchanged after their surrender in January 1524. The above-mentioned royal letters of privilege of 29 November 1526 were probably granted as a reward for the loyalty the two cities had recently shown during the revolt which had taken place in Scania in Christian II's name. Frederik's promise to fight Protestantism proved of similar value. Less than two years after he had signed his coronation charter, his attitude to Protestantism was clearly revealed. Admittedly he showed his true intentions on his home ground first when, during the Diets of Rendsburg in 1525 and Kiel in 1526, in his capacity of Duke of Schleswig and Holstein, he repeatedly refused to suppress the growing Lutheran heresy in his duchies. Later in June 1526 when he was in Copenhagen, taking leave of his daughter Dorothea, who was to marry the recent Protestant convert, Duke Albrecht of Prussia, Frederik used the opportunity to emphasize his personal sympathies by eating meat on Fridays. 12 At the same time the evangelical movement was gaining ground, especially in Jutland, although by 1526 it did not appear to have made much impact in either Copenhagen or Malmo. During the following year's Parliament in Odense, Frederik I felt confident enough to reject the bishops' protests against his protection of evangelical preachers, pointing out to them that "the Holy Christian Faith is free" and that he governed only "life and property, but not the soul". 13 By the summer of 1527, Frederik I had taken the first important steps in a direction which might have brought about a princely reformation (Fürstenreformation) in Denmark. Eventually the reformation in Copenhagen and Malmo was supported and promoted by Frederik in his capacity of territorial ruler, but in a slightly more tentative form than is implied by the term princely reformation. The decisive initiative appears to have rested with the citizens of Copenhagen and Malmo in general and their magistracies in particular. I will argue that the decisions and leadership of the city councils were crucial for the success of the Reformation within both cities. Primary importance must be given to the magistracies, whereas the King's support was only secondary, often giving the evangelical move1855-1856, vol. 2, p. 3ff. For the treaty of Ghent, see Danmark-Norges Traktater 1523-1750, vol. 1, ed. L. Laursen, Copenhagen 1907, p. 150ff. 11 Aarsberetninger fra Geheimearkivet, II, (1856-1860), p.71. 12 Paulus Helie, Skibykreniken, ed. A.Heise, reprint Copenhagen 1967, pp. 113-114. 13 Nye danske Magazin, vol.5, Copenhagen 1794-1836, p.292.

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ment a legality it would otherwise have lacked. The reformation in Malm0 and Copenhagen represents a hybrid of a magistrate's reformation (Ratsreformation) and a princely reformation, but with the emphasis on the former. The central position and importance of the two city councils in this process is evident from the differences in pattern and progress of the Reformation within Malmo and Copenhagen. Notwithstanding the above features of similarity, three major differences between the reformation in the two cities are conspicuous. First, there was, as already mentioned, a considerable difference in ecclesiastical presence and influence between the two cities. Copenhagen hosted a collegiate chapter which resided at the city's main church, Our Lady; Malmo had no equivalent ecclesiastical presence. Copenhagen was the main town in the diocese of Sealand which until 1529 was occupied by Lauge Urne, one of the few papally confirmed Danish bishops of any calibre during the reformation era. Malmo belonged to the archbishopric of Lund, which had been in a state of confusion since the death in 1519 of its last confirmed archbishop, Birger Gunnersen. 14 Five candidates occupied the see between 1519 and 1536 because of interference by the Crown, as well as the Pope. At the time of Frederik I's accession, the archbishopric was in the peculiar situation of having three elected candidates, Jorgen Skodborg, Johan Wese and Aage Sparre, besides an Italian cardinal appointed by the Pope. Skodborg was the only elected candidate to receive papal confirmation. Unfortunately this did not benefit him, because by then he had lost the more important support of the King. Instead, owing to the support of Frederik I and the Council, the see was occupied by Aage Sparre from 1523 until his resignation in 1532. Sparre's position was clearly not the best from which to lead a counterattack on the Protestant movement, lacking as he did papal recognition and the support of the Bishop of Sealand, Lauge Urne, who had urged him to vacate the see for Skodborg. 15 In 1532 Sparre resigned, probably in the realisation that papal recognition would not be forthcoming. Another senior member of the chapter, Torbern Bille, was appointed. However, he did not obtain any confirmation from the Curia either and his attempt to halt the progress of the reformation, especially in Malmo, proved as unsuccessful as his predecessor's. Second, the difference between the political and religious initiatives taken by the magistracies in Copenhagen and Malmo were significant. The city council in Malmo was united on all important issues between 1524 and 1536 and stood firm in its support of Frederik I. Only four men occupied the four mayoral offices between 1523 and 1536 while only thir14 For Bishop Lauge Urne, see Dansk Biografisk Leksikon, vol.15, pp. 186-188. For the archbishopric of Lund see, Gösta Johannesson, op. cit. 15 See Gösta Johannesson, op. cit.

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The Emergence of Two Cities

teen served as aldermen during the same period. 16 The magistracy in Copenhagen, on the other hand, was divided over political and religious issues. One wing, which happened to favour a rapid and thorough reformation of the city, was far from wholehearted in its support for Frederik I. It retained close political contacts with Christian II during his exile in the Netherlands and favoured his reinstatement. Another wing supported Frederik I and was less forthcoming in its backing of the evangelical movement. This division led to a continuous power-struggle within, as well as without, the magistracy, which, at least on one occasion in 1531, forced Frederik I to intervene directly in the city's affairs. These troubles are reflected in the high turnover among both mayors and aldermen during this period. Ten men held office once or twice in Copenhagen from 1523 to 1536 and a minimum estimate would put the number of councillors or aldermen to 33 during the same period. 17 These figures serve as clear indicators of the difference in political stability between the two cities. The third fundamental distinction between Malmo and Copenhagen is to be found in the political acumen of their leading mayors during these years: Jergen Kock in Malmo and Ambrosius Bogbinder in Copenhagen. The former was a smooth and clever political operator, the latter, tainted by fanaticism, constantly showed a flagrant disregard for the political and religious realities. II The Reformation

in Malme and

Copenhagen

A considerable number of citizens in Copenhagen and Malm0 must have been acquainted with the new evangelical ideas well in advance of the arrival of the first Danish preachers. For some years, German pamphlets and itinerant German preachers had been introducing the new teachings there, while local merchants had also encountered the new ideas during visits to Rostock, Stralsund and Königsberg. 18 The ground had thus been prepared when Claus Mortensen, who had been born in the city of Malmo around 1500 and taken Holy Orders in 1524, commenced his preaching during the spring of 1527.19 He arrived, probably at the invitation of 16

Malme Ridstueprotokol (Stadsbok), ed. E.Kroman, Copenhagen 1965, pp. 337-338. See O.Nielsen, op.cit., pp.91-96, 117-121, 139-140, 174, 178-180. For a more recent and different interpretation, see Henrik Lundbak, ... Sàfremt som vi skulle vaere deres lydige borgere, Odense University Press 1985, especially pp.92-103. 18 L.Weibull, "Ett blad ur Reimar Kocks Krönika", Skânska Samlinger, 1894-1895, no. 4, part2, 1897 and Skrifter af Paulus Helie, eds. P.Severinsen, M.Kristensen and P.Raeder, 6 vols., Copenhagen 1932-1937, vol.2, p.91. 19 C. Sonnenstein-Wendt, "Om reformatorerna i Malmö och de första lutherska prestarna derstädes", Nye Kirkehistoriske Samlinger, II, (1860-1862), pp. 142-143. 17

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Jorgen Kock, shortly after Lauge Urne, the bishop of Sealand, had prohibited him from further preaching in Copenhagen. 20 Claus Mortensen's preaching in Copenhagen had been shortlived, a year at most. Lauge Urne did not hesitate to take action against people or institutions he considered subversive to the Catholic Church, a trait he was to demonstrate again when in July 1527 he limited the number of students who were allowed to attend the popular humanist/Erasmian lectures in the Theology Faculty of the University, to those who had already received Holy Orders. 21 T h e Bishop received substantial support for his policy from the collegiate chapter in Copenhagen. Less than two years later, the canons in the church of O u r Lady managed to halt the preaching of Frants Vormordsen, a colleague of the Erasmian theologian, Paulus Helie, by constantly interrupting him. Like Claus Mortensen before him, Frants Vormordsen left for Malm0. T h e first sparks of evangelism in Copenhagen were easily stamped out by a determined Bishop with the co-operation of a resident chapter. T h e evangelical movement remained embryonic in Copenhagen until Lauge Urne died in April 1529.22 This was certainly not the case in Malmo. Here Claus Mortensen had begun his preaching in May 1527, initially outside the city walls in a deserted chapel, probably carefully chosen by the magistracy in order to test the strength of the evangelical movement in the city. In a couple of days, Claus Mortensen's preaching had proved an unmitigated success, attracting such a multitude that a much larger church was needed. H e continued his preaching in the chapel of the Holy Cross, situated close to the city's west gate. The city council, as well as Claus Mortensen, seems to have tested the ground before launching a full-scale attack on the Catholic Church. Initially Mortensen was therefore only allowed to deliver his evangelical sermons, or possibly at this early stage, still Erasmian sermons, from the pulpit of insignificant chapels in the city's periphery. His preaching was clearly successful and it was with the blessing of the magistracy, which had managed to obtain royal permission, that he was able to transfer his sermons to the larger church of Sts. Simon and Judas around the beginning of 1528. Gradually Claus Mortensen's preaching acquired a more evangelical tone. His following grew and it must have been at about this time that he was joined by another evangelical preacher, Hans Olufsen Spandemager, a former monk of the Order of the Holy Spirit who had also been born in the city. 23 20 Kraniken om Grâbradrenes fordrivelse fra deres Klostre i Danmark, ed. H. Heilesen, Copenhagen 1967, pp.35-36 and O.P.Grell, op.cit., pp. 113-126. 21 See note 14. 22 See O.Nielsen, op.cit., p.66. For Frants Vormordsen, see Dansk Biografisk Leksikon, vol. 16, pp. 54-56. 23 Kraniken om Grâbradrenes fordrivelse ..., pp. 37-38, Skibykraniken, p. 121 and C.Son-

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Besides the careful promotion of evangelical preaching within the city, the magistracy under the guidance of Jorgen Kock wanted to bring an end to its two monasteries, which constituted an obstacle to the magistracy's attempt to promote Protestantism. Jorgen Kock, who had already been raised to the peerage by Frederik I and whose relations with the King were excellent, managed, during a stay at the King's residence, Gottorp Castle, in Schleswig, to obtain royal permission for the city to take over the monasteries of the Franciscans and the Brethren of the Holy Spirit. The magistracy wanted to use the buildings fot a new hospital and a new city hall. Kock had pleaded his request on the grounds of the increasing poverty of the monasteries. This poverty was probably a result of the magistracy's hostile attitude to the Franciscans, encouraged by the negative attitude of the King, and his Secretary of State, Mogens Goye, to the Mendicant Orders in general. It must be assumed that the city council had forbidden the monks to beg within the city, a ban, which in effect would have crippled the monasteries' economy. 24 It is evident that this policy, at least in the case of the Brethren of the Holy Spirit, had been successful by the autumn of 1528, when the prior claimed that the monks were "in extreme want, especially as regards provisions, food and drink". 25 When Frederik granted Malmo this privilege on 10 October 1528, however, he included a restraining clause. The magistracy was only allowed to take possession of the monasteries when a peaceful settlement had been reached with the remaining monks about their exodus. 26 In spite of this clause, the letter represents a further move by the King towards full backing of the Protestant cause. During the Parliament (Herredag) of 1527, Frederik I had only reasserted his right to issue letters of protection for individual, evangelical preachers, thus offering passive support. In October 1528, a year later, he showed he was prepared to offer active support for the evangelical movement, especially, as was the case in Malmo, when it was promoted by the magistracy. 27 By the autumn of 1528, the danger which the evangelical movement in Malme posed to the Church must have become evident to the elected archbishop in Lund, Aage Sparre. On 18 November he arrived in the city accompanied by several conservative, Catholic members of the King's nenstein-Wendt, op.cit, p. 147. For a detailed account of the reformation in the city of Malmo, see O.P.Grell, "The City of Malm0 and the Danish Reformation", Archiv für Reformationsgeschichte, 79 (1988), pp. 311-340. 24 Nye danske Magazin, vol.5, p.292. This was later the case in Copenhagen, see H.Fr. Rordam, op.cit., Appendix no. 124. 25 J. Lindbaek and G. Steman, D e danske Helligândsklostre, Copenhagen 1906, p. 209. 26 Privilegier, resolutioner och förordningar för Sveriges städer, vol. 2, pp. 434-435. 27 For royal letters of protection and the Parliament (Herredag) of 1527, see O.P.Greil, "Herredagen 1527", Kirkehistoriske Samlinger 1978, pp.69-88.

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Council who all belonged to the aristocracy in Scania. Sparre must have realized that only if he was assisted by a powerful retinue would he stand any chance of influencing events in the face of the concerted opposition of the magistracy and the majority of the burghers. H e immediately made it known that in his capacity as ecclesiastical head of the city, he demanded the preachers, Claus Mortensen and Hans Olufsen Spandemager, to present themselves before him within three days. Since the preachers not only ignored his summons, but continued to preach, Sparre wrote a letter to their mentors, the city council, and warned them against continuing their support of the preachers. T h e threat of a possible heresy trial which would involve the magistracy, should they choose to disobey, is ominously implied in the letter. T h e magistracy bowed to the pressure, evidently realizing that nothing was to be gained from a confrontation at this stage. It was decided to send the two evangelical preachers into what proved a temporary exile in Haderslev in Jutland. 28 In spite of this setback, 1528 saw further positive developments for the evangelical movement within the city. Malmo managed to attract its first printing-works operated by the former priest, Oluf Ulriksen, and it can be assumed that the magistracy had also encouraged him to settle in the city.29 T h e success of Aage Sparre's attempt to halt the spread of Protestantism in Malmo was shortlived. Early in 1529 Frants Vormordsen, a Carmelite monk of Dutch origin who eventually became one of the leading figures of the Reformation in Denmark, arrived in Malm0. Again the magistracy, especially the mayors Jep Nielsen and Jorgen Kock, appear to have been instrumental in encouraging him over from Copenhagen. Considering the negative response Vormordsen's preaching had provoked among the canons in Copenhagen, it is surprising that Aage Sparre authorized him to preach in the city. The Archbishop clearly hoped the man he considered an Erasmian Catholic might be able to contain the evangelical movement. It is also possible that Vormordsen had been recommended by his former Master and colleague, Paulus Helie, with whom he had collaborated during 1528 on a Danish translation of the psalter. 30 Aage Sparre's expectations of Frants Vormordsen were soon disappointed. He was far from the expected, compromise-candidate. Instead, it became clear that the Archbishop had assisted Malmo in finding another, 28 Danske Magazin, 1 Rk., vol.3, (Copenhagen 1745), p.236 and O.P.Greil, "Herredagen 1527", especially pp. 73-74 and note25. 29 Probably encouraged by the magistracy the churchwardens of St. Peter's provided Oluf Ulriksen with a loan of 100 marks at 5% interest; see C. Sonnenstein-Wendt, op. cit., p. 150, note 49. 30 Skibykroniken, pp. 124-126 and L. Helweg, Den danske Kirkes Historie indtil Reformationen, Copenhagen 1870, p. 757f.

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far more gifted, evangelical preacher. Shortly after his arrival, Vormordsen was joined by yet another Carmelite convert, Peder Laurentsen, who became the most important apologist of the reformation in Malm0. 31 As had been the case a year earlier in 1528, the magistracy quickly interceded with the King in order to secure further privileges for the growing evangelical movement. This initiative is apparent from the introduction to the royal letter. It states that the privilege had been granted because the magistracy had explained to His Majesty that they had "embraced the Holy evangelical faith in this city and permitted the preaching of the Word of God". 32 Malmo was allowed to take over the property within its walls which belonged to „alters, vicariates and confraternities". The same proviso was included in the royal letter, instructing the magistracy not to use force against the remaining Catholic clerics in obtaining the abovementioned properties. The city council adhered, at least to some extent, to this restraining clause. On 29 September 1529 the priest, Henrik Hansen, who occupied the living of the city's main church, St. Petri, renounced his rights to the magistracy after having been paid off handsomely. 33 He must have realized that his position had become untenable and preferred to take what was offered. St. Petri had been used for both Catholic and evangelical services for some time by the autumn of 1529 and Claus Mortensen, who had by then returned from exile in Haderslev to preach there, had already orchestrated an iconoclasm in the church. 34 In addition to securing the foundations of the new Protestant congregations in Malme, the royal privilege also provided for the establishment of a lectureship, a school and an academy for ministers. Frants Vormordsen and Peder Laurentsen were appointed lecturers to the new academy by the magistracy, and the well-known humanist, Oluf Chrysostemus, was recruited from the University of Copenhagen to take over the school. 35 The iconoclasm in St. Petri was the first sign that the city council and a majority of Protestant burghers had become increasingly impatient with a restive Catholic minority in the city. Consequently a number of violent incidents took palace during the autumn of 1529, more often than not instigated by the magistracy in open defiance of the provisos of the two royal letters. Burghers and evangelical preachers, often under the direct guidance of Jorgen Kock, repeatedly clashed with the remaining clergy and did 31 Skibykreniken, pp. 125-126 and O.P.Greil, "Det verdslige evrighedsbegreb, som det fremtraeder i Malmelitteraturen 1530-1536", Kirkehistoriske Samlinger 1981, pp.7-28. 32 Privilegier, resolutioner och förordningar för Sveriges städer, vol. 2, p. 436. 33 Ibid., and Annaler for Nordisk Oldkyndighed og Historie, Copenhagen 1847, p. 169. 34 C. Sonnenstein-Wendt, op.cit., pp. 151 and 157. 35 Privilegier, resolutioner och förordningar för Sveriges städer, vol. 2, p. 436 and Gösta Johannesson, op.cit., p. 170. For Peder Laurentsen and Oluf Chrysostomus, see Dansk Biografisk Leksikon, vol. 8, p.623 and vol. 3, pp. 394-395.

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their utmost to force the brethren of the two monasteries to leave. In the beginning of November, it culminated in a violent brawl outside the monastery belonging to the Order of the Holy Spirit. The incident was crucial for the magistracy in so far as it finally caused the monks to leave the city and defeated the Catholic minority. 36 For once the magistracy felt it had gone too far and displeased the King. Consequently an explanatory letter was sent to Frederik I in early December, pointing out that all the violence had been caused by the Catholic clergy who therefore had to leave the city, but that the magistracy, subsequently, had introduced a good evangelical order. 37 By the end of 1529 the Reformation had triumphed im Malmo. In January 1530 Peder Laurentsen published "Malmobogen" in which he described all the changes which had taken place. The Mass had been abolished and the properties of the different Catholic churches and alters maintaining "idle priests" now provided the economic basis for the new Protestant order; ministers' salaries, poor relief, a hospital, a school and an academy etc.38 Laurentsen accentuated the involvement of the magistracy in the organization of the new church structure. Three ministers were appointed to preach at different times each Sunday in St. Petri and in the two churches which had formerly been part of the monasteries. 39 Besides the detailed information he provided in "Malmobogen" about the new Protestant institutions in the city, Laurentsen's work also contained a small liturgical manual or explanation of the practices used by the evangelical preachers in Malme. 40 While Malme had witnessed a total Reformation by the end of 1529, and could spend the remaining years of Frederik I's reign concentrating on organizational details relating to the Reformation, Copenhagen could hardly lay claim to an evangelical movement before 1530. The incidents surrounding the preaching of Claus Mortensen and Frants Vormordsen in 1526 and 1528 clearly illustrate the early weakness of the evangelical movement and the strength of the Catholic Church within Copenhagen. 36 A handful of Franciscans remained in the monastery until May 1530, see Kreniken om Grábrodrenes fordrivelse ..., p. 48 and J. Lindbaek and G.Steman, op. cit., p. 210. 57 Kreniken om Grâbredrenes fordrivelse ..., p.45f. and Arild Hvidtfeldt, Danmarckis Rigis Krenicke, vol.2, Copenhagen 1652, p. 1312. 38 See Peder Laurentsen, Malmobogen, ed. H. Fr. Rerdam, Copenhagen 1868 and C.Sonnenstein-Wendt, op.cit., pp. 162-163. It is known from the city's accounts from 1532 that Frants Vormordsen, Peder Laurentsen and Claus Mortensen each received an annual salary of 200 marks, Oluf Chrysostemu was paid 150 marks, Hans Olufsen Spandemager and the new evangelical preacher at the recently created hospital, Olof Jensen, both received 100 marks for their services, see C. Sonnenstein-Wendt, op. cit., p. 169. 3 ' Peder Laurentsen, Malmebogen, fol. 28. 40 C. Sonnenstein-Wendt, op. cit., pp. 167-173. By 1529 most of the evangelical preachers in Malme had married, ibid., p. 183.

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The Catholic Church benefitted from having a strong bishop, at least until April 1529 when Lauge Urne died. His successor, Joachim Ronnow, who never received papal confirmation, had been forced to sign a letter of obligation to Frederik I before he could take possession of the diocese, promising not to obstruct evangelical preaching in Copenhagen. During the summer of 1529 when Frederik was staying in the city, he must have decided that something had to be done to envigorate the evangelical movement there. In August he called the preacher, Hans Tausen, who had already been instrumental in bringing about a reformation in the town of Viborg in Jutland, to preach in St. Nicholas Church in Copenhagen. 41 It can be assumed that Frederik I also approved of the mayoral election of the wealthy, Protestant merchant and alderman, Ambrosius Bogbinder, which took place during the same period, in spite of the new mayors' wellknown close contacts with the circle of exiles around Christian II in the Netherlands. 42 These developments quickly transformed the situation. The evangelical movement began to flourish and by May 1530, Copenhagen had acquired four evangelical preachers. It appears that the Protestants had taken over the three parish churches of St. Peter, St. Nicholas and St. Clement, at the same time as they had gained access to the chapter church of Our Lady.43 Around this time the magistracy had also managed to have most of the monasteries in the city dissolved and had assumed control of their properties. On 25 April the Franciscans had handed over their monastery to the city council. They were not able to continue their existence, since the mayors and aldermen had denied them their traditional practice of asking alms publicly.44It would appear that a number of the monks combined the dissolution of the monastery with their own farewell to monastic life, since at least eight of them remained in Copenhagen as craftsmen. 45 The Parliament, which met in Copenhagen in July 1530, had originally been called by Frederik I in order to seek an all-embracing solution to the religious problems; its goal had undoubtedly been some kind of general Reformation. The Protestants had pinned high hopes on the outcome of 41

O.Nielsen, op.cit., p. 103 and H.Fr.Rordam, op.cit., p.248. Paulus Helie saw Hans Tausen's preaching as decisive for the growth of Protestantism within Copenhagen: "When he had arrived there the Evil grew to such an extent that this City which used to be the most ardent and persistent adherent of Piety and Religion now turned into the most felonious den of all kinds of ungodliness and desecration", Skibykreniken, p. 132. (my translation) 42 Ambrosius Bogbinder was elected to the mayoralty together with Peder Jergensen and Poul Hansen during the summer of 1529, see O.Nielsen, op.cit., pp. 119-120. 43 H.Fr.Rerdam, op.cit., pp.232-233 and 237; see also Skibykreniken, p. 132. 44 H.Fr.Rordam, op.cit., Appendix nos. 124 and 125; see also pp.275-289. 45 This information is contained in a letter from M a i n e ' s former mayor, Hans Mikkelsen to his master, the exiled king, Christian II, see Breve og Aktstykker til oplysning af Christiern den Andens og Frederik den Forstes Historie, ed. C.F.Allen, vol. 1, Copenhagen 1854, p.594.

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this Parliament. 46 The King had asked twenty-one evangelical preachers to be present in Copenhagen, five from Malmo and four from Copenhagen. At this stage Frederik I was probably aiming at a public, religious disputation between the preachers and the Catholic clergy, as already seen in several places in Germany, in order to achieve an evangelical settlement. However, by the time the Parliament met, the possibility of a general Reformation had evaporated. Political developments in Germany and the Netherlands had forced the religious issue off the agenda; instead it became a side event to Parliament. This was rooted in the fact that the exiled king, Christian II, had been reconciled with his brother-in-law, Emperor Charles V. H e had renounced Lutheranism and returned to the Catholic Church in order to gain the Emperor's support for his reinstatement and the payment of the remaining 24 000 Guilders of his wife's dowry. The prospects of an invasion were suddenly real and Parliament was forced to concentrate on foreign policy and defence. 47 In this situation, Frederik I could not afford to antagonize the lay Catholic and ecclesiastical aristocracy and a religious settlement had to be postponed, despite the obvious disappointment for the King's Protestant supporters. 48 It was these frustrated expectations within the evangelical movement in Copenhagen, combined with the renewed possibility of Christian II's return which motivated Ambrosius Bogbinder and his supporters within the magistracy to take action. It is difficult to separate this group's Protestant zeal from its support of Christian II, as is testified by its actions during the autumn and winter of 1530 and later during the summer of 1534.49 In the aftermath of the Parliament of 1530, a struggle had broken out, between the bishop of Sealand, Joachim Rennow, and the collegiate chapter in Copenhagen on one side and the magistracy on the other. Both sides wanted to obtain full use and possession of the church of Our Lady. Ambrosius Bogbinder led the 'hardliners' within the magistracy in this confrontation. It was probably on his instruction that the burghers of 46

Skrifter fra Reformationstiden no.4, ed. H.Fr.Rerdam, Copenhagen 1888: Malmeberetningen om Religionsartikler og Forhandlinger paa Herredagen i Kjebenhavn 1530, p. 16 and Skibykroniken, pp. 132-133. 47 Danske Magazin, 4 Rk., vol.6, pp. 8-9. 48 Skrifter fra Reformationstiden no. 4, p. 72. 49 Ambrosius Bogbinder's relations with Christian II must have remained close throughout this period bearing in mind that his brother, Hans, served the exiled King as secretary until 1532, see C.F.Allen, De tre Nordiske Rigers Historie, 5 vols., Copenhagen 1864-1872, vol. 1, pp. 223-229 and 646. The split within the magistracy in Copenhagen had already worried Frederik I enough to write a letter to the city's leaders in January 1530 in which he exhorted them to avoid discord among themselves, see O. Nielsen, Kjübenhavns Diplomatarium, vols. 1-4, Copenhagen 1872-1879, vol.2, pp.232-235.

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Copenhagen's eight wards were requested to swear "to live or die by the Holy Word of God as preached by their evangelical preachers" and to elect 32 representatives, four from each ward, to demand that the magistracy took the same oath. It was clearly a political ploy by Ambrosius and the other 'hardliners' to force their colleagues within the city council to adhere to their policy.50 The 'hardliners' apparently carried the day on this occasion. In early December the magistracy advised Frederik I to abolish all Catholic ceremonies in the church of Our Lady. The magistracy claimed that it could no longer vouch for the safety of canons or priests, nor could it control the citizens they were elected to govern. 51 Three weeks later, Ambrosius Bogbinder, with the support of at least three aldermen, Kort Beerman, Anders Guldsmed and Rasmus Bager, decided that a further initiative was needed in order to prove the strength of the evangelical movement. He headed a violent iconoclasm in the church of Our Lady. The incident, however, turned out to be counter-productive to the 'hardliners'. The happenings on 27 December 1530 showed that Ambrosius's party was at odds with the city's leading Protestant preacher, Hans Tausen, and had also lost the grudging backing of the moderates within the magistracy. Eventually this led to the exclusion of Ambrosius Bogbinder and the three above-mentioned aldermen from the magistracy, probably during the autumn of 1531, thus coinciding with Christian II's departure with an army from the Netherlands. It is thus possible that political considerations played the major part in Frederik I's decision to have the 'hardliners' excluded. 52 An inquiry by Frederik I, in 1531, into the incidents surrounding the iconoclasm showed that Ambrosius and his followers, besides their zealous Protestantism, had expressed threats of rebellion in support of Christian II too, if their demands were not met.55 Eventually the incident did not only lead to the fall of Ambrosius and his supporters, but also to a general setback for the evangelical movement in the city. The church of Our Lady was closed by the King and it was probably not a coincidence that the University was also closed in the same year. When the church of Our Lady was reopened on 15 November 1531 it was as a purely Catholic church. 54 Copenhagen remained a partly Protestant, partly Catholic city until the start of the civil war known as Grevens Fejde, in June 1534. The split so

O.Nielsen, op.cit., p. 112 and H.Fr.Rordam, op.cit., p.72 and Appendix no 128. This letter is printed in H.Knudsen, Joachim Ronnow, udvalgt Biskop til Roskilde, Copenhagen 1840, pp. 161-163. 52 O.Nielsen, op.cit., pp. 116-120 and C.Paludan-Müller, op.cit., vol.1, p.52; see also Skibykroniken, pp. 131-138. 55 H.Fr.Rordam, op.cit., Appendix no. 136. 54 Ibid., p.77 and Appendix no. 127; see also M.Schwartz Lausten, op.cit., p. 105. 51

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Ole Peter Grell

which had been evident within its magistracy during 1530, between a moderate wing, loyal to Frederik I and probably primarily evangelical, even if it might have incorporated a few Catholics, and a radical wing, consisting of Ambrosius Bogbinder and his supporters, in effect served to delay the victory of Protestantism until the summer of 1534. Thus a combination of factors served to delay the reformation in Copenhagen. The strength of the Catholic Church within the city together with the magistracy's lack of political initiative, gave the evangelical movement little chance of success during the late 1520s. Later, when the evangelical movement had gained momentum, it was not only the division within the magistracy which hindered its ultimate victory, but also the heavy-handed policies of Ambrosius Bogbinder. Malmo, as we have seen, presented a totally different picture. It was precisely the unity and purpose of its magistracy which guaranteed that it became a purely Protestant city from December 1529. Admittedly it had not been faced with strong opposition from the Catholic Church, except in one instance in November 1528. This does not detract from the fact, however, that the success of the reformation in this city depended heavily on the political flair of its leadership, especially Jorgen Kock. Their counterpart in Copenhagen, had they been willing, could have learnt the value of a coherent policy pursued by a united magistracy which mastered the art of compromise, as well as force. The experiences of 1530 and 1531 served to chastise the magistracy in Copenhagen and it kept a low political profile during the next couple of years, remaining remarkably passive in the events leading up to the civil war. When Malmo started the rebellion against the Council in May 1534, it had considerable trouble convincing the magistracy in Copenhagen to give its support. 55 It is surprising to see, how the leaders of Copenhagen hesitated in May 1534 in joining Jorgen Kock and his colleagues in Malmo in the political/religious uprising against the Council, having themselves been faced with the reactionary policies of the Catholic aristocracy for nearly a year. Clearly there was no room for anything which smacked of adventurousness within the Copenhagen magistracy. At the same time the city council might have felt manipulated by Jorgen Kock, realizing that Malmo's rebellion would make their position untenable unless they joined the rebels. By the beginning of June they had become part of the rebellion. When Count Christopher entered Copenhagen with an army paid for by the Hanseatic cities of the Baltic and sent in support of the rebels, the moderate magistracy, which had enjoyed a monopoly of power since the autumn of 1531, was forced out of office. This meant a 55 See the three letters from the magistracy in Malme to its counterpart in Copenhagen, printed in the introduction to Peder Laurentsen, Malmebogen, pp. LIV-LIX.

The Emergence of Two Cities

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return to power of Ambrosius Bogbinder and his party which stayed in office until the city's surrender in 1536. At the same time, the last bastion of Catholicism within Copenhagen fell and the Protestants took over the church of Our Lady.56 This all took place within a rather ironical political and religous context, since the evangelical justification for the rebellion had disappeared during the same month. Owing to the political developments caused by the rebellion, the lay and ecclesiastical aristocracy had found itself forced to elect Duke Christian of Schleswig and Holstein as king in July 1534. Bearing in mind that he was the candidate they had explicitly wanted to exclude in 1533 because of his Protestantism, the political situation could hardly have changed more dramatically. Accordingly, the rebellion which finally ended with Copenhagen's surrender to Christian III in July 1536, became a purely political conflict from the summer of 1534. A general Reformation of the whole kingdom was from then on only a question of time.

56

O.Nielsen, op.cit., pp. 137-139.

LEARNING AND EDUCATION

JAMES M . KITTELSON

Learning and Education: Phase Two of the Reformation Most students of early modern Europe are intensely interested in the origins of modern civiliziation, at least as the heirs of Latin Christendom define it. But the search is fraught with danger. And the chief danger is that this undertaking opens the door to Whig history, or "presentism", of the worst kind. Nonetheless, if historians cannot tell us how we became who we are, then they lose much of their claim to Luther's description of them as "the most useful people who can never be honored, praised, and thanked enough." 1 Even so, one must take care with exactly what may be intended by the term "modernity". Historical literature is littered with both misconceptions and loose conceptions of the term. The common effort to explain Germany's "special way" in the 19th and 20th centuries by reference to events in the 16th century is only an obvious example of these perils.2 Efforts to understand the past in terms of the present (or of the recent past) can be profoundly misleading; they may even allow the author to picture the past however he or she wishes. The point is simple: scholars must begin their work by being perfectly candid and putting all their cards on the table, face up. In just this spirit, the following should be clear from the outset: this essay is searching for the origins of modernity in its religious aspects, and it begins with two specific presuppositions about the nature of religion in the modern western world: 1) It is conceived as something that everyone can (in some sense) know as well as feel and act out. 2) It is by and large relegated to private or domestic life and is therefore appropriate to Sunday worship services or the family table but not to politics or conversation at a dinner party. T o

1

WA 50, 384. See, for example, Politics and Society in the H o l y Roman Empire, 1500-1806. T h e Journal of Modern History, 58-S (1986), esp. pp.S88-S140. Other examples include, Peter Blickle, The Revolution of 1525. The Peasants' War from a N e w Perspective (Baltimore, 1981), and Thomas A. Brady, Jr., Turning Swiss, Cities and Empire, 1450-1550 (Cambridge, 1985). 1

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put it differently, most westerners find themselves highly embarrassed by emotionally charged, public expressions of religious values. From this perspective, studies of learning and education during the Reformation are something of a disappointment. This theme has been central to the history of the Reformation for many years. But discussions of it have generally led to one of two conclusions. Enno van Gelder or Erwin Iserloh see in the Reformation the end of free learning and true scholarly achievement, as if the groves of academe were burned down in the fires of confessional passions. 3 By contrast, Lewis W. Spitz and others find that the Reformation amounted to a substantially forward movement for learning and education at all levels as the reformers institutionalized the educational methods and content of Renaissance humanism. 4 By now, it must surely be agreed that the Reformation did coincide with a great outburst of at least academic learning. There is nonetheless another way to frame the discussion, a way that corresponds more closely to the interests outlined above. Rather than treating the impact of the Reformation on learning and education, one might well reverse the terms and ask what role(s) learning and education played in the Reformation process. Gerald Strauss did just this in 1978 in a book that he gave the title, Luther's House of Learning.5 As will be seen, his approach was flawed and his conclusions finally unverifiable, but he did break new ground in his study of the methods and results of Protestant catechetical instruction, both of which he found wanting. Whatever may be said of his conclusions, Strauss was absolutely correct on one crucial point. The Reformation quickly became a process of education or (to use his term) "indoctrination" first and foremost. In recent years, scholars have tried to describe this process in a variety of ways. Great effort has been expended on Buch und Reformation, Reformation und. Propaganda, Flugschriften, and even the role of woodcuts, 6 all to the end of explaining how the Reformation became the popular movement that these 3 Enno van Gelder, The T w o Reformations of the Sixteenth Century: A Study of the Religious Aspects and Consequences of the Renaissance and Humanism. Erwin Iserloh, "Evangelismus und Katholische Reform in der italienischen Renaissance," Renaissance / Reformation, Gegensätze und Gemeinsamkeiten, ed. by August Buck (Wiesbaden, 1984): 35-46. 4 Among other titles, Lewis W. Spitz, "The Importance of the Reformation for Universities: Culture and Confession in the Critical Years," Rebirth, Reform, and Resilience. Universities in Transition, 1300-1700, ed. by James M. Kittelson and Pamela J. Transue (Columbus, Ohio, 1984), pp. 42-67 and the literature cited there. 5 Gerald Strauss, Luther's House of Learning. Indoctrination of the Young in the German Reformation (Baltimore, 1978). 6 Bernd Moeller, this volume, pp. 187-210; Wolfram Wettges, Reformation und Propaganda, Studien zur Kommunikation des Aufruhrs in süddeutschen Reichsstädten (Stuttgart, 1978). Robert W. Scribner, For the Sake of Simple Folk: Popular Propaganda for the German Reformation (Cambridge, 1981).

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authors assume it was. But only Strauss cut to the marrow of the question with his focus on religious instruction in the basic doctrines of Reformation Christianity. And everyone must pay heed to his conclusion that the Reformation failed to gain meaningful, widespread, and enduring popular support. 7 T o put the matter bluntly, those w h o do not do so will have nothing to write about, because the Reformation (as traditionally conceived) will have disappeared. At least the following f o u r questions therefore appear worthy of serious consideration: 1) When did the Reformation became a detailied, structured program of learning and education? 2) W h a t did the reformers intend to teach in the broadest sense of the term? 3) H o w did they intend to teach it? 4) Were they successful in doing so? Thankfully, clear answers are available (as a minimum) to the first three of these questions.

T h e problem of when the Reformation became a process of learning and education is most easily resolved with the tools of biography. In the first instance, the matter is a question of individual biography and in the second of collective biography. Naturally the key individual is Luther himself. It is common knowledge that the new churches of the Reformation were created first through the device of visitations by which both secular and ecclesiastical authorities assessed the condition of local churches and then decided what actions they would take. 8 It is less commonly observed that in the late 1520s and early 1530s Luther followed the visitations closely, encouraged them, and even served personally as a visitor. M o r eover, his comment once he received first word of the visitors' findings clearly reveals the impact they had upon him. "What miseries we see here," he wrote. This was in 1528. Early the following year, after personally serving as a visitor, he wrote a pastor in Braunschweig, "Just now I have turned to preparing a catechism f o r the sake of the raw pagans." When his old foe, D u k e George of Saxony, died, Luther's first recommendation was that " M a d Duke George's" successor should carry out a visitation, and then abolish the Mass. Contrary to what some of the older literature at least implies, 9 Luther was keenly interested in the organization of the new

7

Strauss, Luthers's House, p. 299. See, for example, Wilhelm Pauck, The Heritage of the Reformation (Glencoe, 111., 1961), pp. 101-143, esp. 125-139. ' The chief sources are WABr 4, 230-232; 234; 241; 247; 254-255; 265; 326-327; 603; 618; 624. WABr 5, 3; 5. For more detail, see James M. Kittelson, Luther the Reformer. The Story of the Man and His Career (Minneapolis, 1986), esp. pp.240-291. Pauck, Heritage, pp. 125-139. James Martin Estes, Christian Magistrate and State Church: The Reforming 8

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church. He was therefore a reformer in the activist sense of the term as well as the chief ideological standard bearer of the reform movement. This interest was, however, only part of a self-conscious effort to do all he could to make certain that his vision of the Gospel endured beyond his own death. It is to be seen in the hymns and catechisms he wrote for the common people, in the care and feeding he gave to young pastors in his charge, and even in an important change at the University of Wittenberg. Earlier, he and Melanchthon had put an end to the disputations on the grounds that they were too reminiscent of the scholastic theology against which they both struggled. But they reinstituted disputations in 1533 so that Wittenberg could grant the doctorate and thereby create not just pastors but also professors who would carry on their work. It is in fact almost impossible to overestimate the impact that the visitations had on Luther's later career. As noted above, he followed them with keen interest. He defended them against John Agricola (who thought they might tyrannize consciences) and repeatedly urged that they be carried out expeditiously and simply. He made his objectives very clear in the preface to the Small Catechism, which appeared shortly: "The deplorable conditions which I recently encountered when I was a visitor constrained me to prepare this brief and simple catechism or statement of Christian teaching. Good God, what wretchedness I beheld! The common people, especially those who live in the countryside, have no knowledge whatever of Christian teaching, and unfortunately many pastors are quite incompetent and unfitted for teaching." Luther therefore turned to the task himself. In the same preface he made his sense of urgency clear to all: "I therefore beg of you for God's sake, my beloved brethren who are pastors and preachers, that you take the duties of your office seriously, that you have pity on the people who are entrusted to your care, and that you help me to teach the catechism to the people, especially those who are young." 10 For Luther the Reformation - as a public matter - therefore became an exercise in learning and education sometime in the late 1520's and early 1530's. For others it may have been just such a question rather earlier. Here, then, collective biography is illuminating. In the case of Strasbourg, for example, it has commonly been noted that the reform process began with public preaching and popular pamphleteering, 11 but rarely that it was Career of Johannes Brenz (Toronto, 1982) is certainly correct on the theoretical level with respect to Brenz's arguments for the powerful role of civil government, but it must be added that in effect Luther did much practical work to bring about just such a situation. 10 Die Bekenntnisschriften der evangelisch- lutherischen Kirche, 6th ed. (Göttingen, 1967), pp. 501-502. 11 As in Miriam Usher Chrisman, Strasbourg and the Reform: A Study in the Process of Change (New Haven, Conn., 1967), pp. 81-130. The allegation of Thomas A. Brady, Jr., Turning Swiss: Cities and Empire, 1450-1550 (Cambridge, 1985), p. 154, that "The urban

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also a matter of converting the canons in this city's collegiate churches. In 1524 Wolfgang Capito commented that one of the first steps he and Bucer took was to inaugurate lectures on theology. One series was for the lay leaders of the city and another was for the clergy. In the second, he commented, we do everything "somewhat more fully" than they did in the first. 12 Their very success in this teaching effort is evident from a controversy that broke out at the collegiate church of St. Thomas, as a result of which it is apparent that a distinct minority (no more than four or five) of even these highly-placed clerics remained loyal to the Church of Rome. 13 In sum, the Reformation in Strasbourg succeeded at least in part because Capito, Bucer, and the others were successful teachers. It goes almost without saying that their work with the civil leadership of the city was equally fruitful. 1 4 But it must be added that the very same self-conscious teaching and learning of the Reformation occurred in other places as well. What else could have been at stake in Urbanus Rhegius's conflict with the canons of the cathedral chapter at Augsburg during these same years? What else could Zwingli have had in mind when he wrote in his diary even earlier that "hitherto the people have been feeding on spiritual milk, but soon they will be ready for solid food"? 1 5 The Reformation therefore became an educational process very quickly and it did so at its very core. But it remains difficult to put an exact date on the transition. Surely people like Capito, Bucer, Zwingli, and Rhegius each of whom learned the Reformation from Luther in one way or another - transmitted these new doctrines and practices by teaching them to others. Indeed Luther himself may have realized - and about the same time that he discovered how far he had come in his own theological thinking - that the reform must occur in just this way. In 1518 while returning from the Heidelberg Disputation he wrote that he was convinced that there would be no reform in the church unless the universities were reformed first. H e went so far as to call for abolishing all the old studies and restructuring the entire university curriculum, in theology in particular. 16 preachers . . . tried skillfully to adapt Luther's message to the hegemonic, corporate-communal values of their fellow citizens" is both opaque and unprovable. 12 Institutionum Hebraicarum, Libri D u o V. Fabritio Capitone Autore (Argentorati, 1525), sig. aiii-aw, and James M. Kittelson, Wolfgang Capito from Humanist to Reformer (Leiden, 1975), pp. 122 ff. 13 Ibid., pp. 122ff. Chrisman, Strasbourg, pp.98ff., for the dynamics of the situation. 14 James M. Kittelson, Wolfgang Capito, the Council, and Reform Strasbourg, Archive for Reformation History, 63 (1972): 126-140, and Thomas A. Brady, Jr., Ruling Class, Regime and Reformation at Strasbourg, 1520-1555 (Leiden, 1978), esp. pp. 199-258. 15 Kittelson, Capito, pp. 122 ff. Maximilian Liebmann, Urbanus Rhegius und die Anfänge der Reformation (Aschendorff, 1980), pp. 132 ff. Corpus Reformatorum, 94: 245. 16 WABr 1, 170. See James M. Kittelson, "Luther the Educational Reformer," Luther and Learning, ed by Marilyn J. Harran, (Selinsgrove, Pennsylvania, 1983), pp. 95-114.

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What then may be said with respect to when the Reformation became first and foremost a matter of learning and education? Certainly, exact dates are difficult to come by. Capito reported in 1524 what was already occurring. Zwingli's remark is surely from late 1520 or early 1521, and Rhegius's difficulties came in the early 1520's. In addition, the evidence from Luther's life spans more than a decade, from 1518 to 1529 or later. But dates - as measured by the highly abstract thing we call a calender are not really all that crucial to this undertaking. Instead, the following thesis seems relatively certain: whenever the reformers, whether Luther or the others, became fully aware of their program, they began to teach it to others. The process commenced in a more-or-less personal way in Luther's own university lectures and in the private lectures, discussions, and correspondence of the others. But then it became an institutional matter. Doctoral disputations were reinstituted at Wittenberg in 1533. Strasbourg's Gymnasium was founded at about the same time, and the same years featured a debate about the future of the University of Basel and the "reform" of the University of Tübingen. 17 If only in passing, it must be added that the first edition of Calvin's Institutes - the quintessential "manual" for the new faith - also dates from the mid-1530's. In sum, by about 1535 the Reformation had become a matter of education and learning in an institutional setting. Phase two of the Reformation had begun. * * *

What precisely the reformers were trying to teach in this phase of the Reformation occurred on two levels. The first, and most obvious, concerns the new corps of pastors. On the one hand it is true that the Protestant clergy received a thorough grounding in the best tradition of the studia humanitatis. To illustrate, Johannes Pappus, Marbach's successor as President of the Company of Pastors in Strasbourg had a library of well over 6000 volumes. Of these, more than 40% pertained to languages, literature, history, moral essays, grammars, books of rhetoric and the like. He was of course a highly placed exception among 16th-century Lutheran clergy, but in general these pastors became, as one scholar has put it, "intellectuals . . . close to the people."18 But the process by which they did so required two generations. 17 See, for example, Anton Schindling, Humanistische Hochschule und Freie Reichsstadt. Gymnasium und Akademie in Strassburg, 1 5 3 8 - 1 6 2 1 (Wiesbaden, 1977), Kittelson, Capito, pp. 215 ff., and in general Harran, Luther and Learning. 18 Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. 2502/42 Aug. 272 foil. Catalogus Bibliothecae Johannis Pappi Theologi. The count is not of individual titles but of individual entries in what was a book-seller's catalogue. Bernard Vogler, Le clergé protestant rhénan au siècle de la réforme ( 1 5 5 5 - 1 6 1 9 ) , (Paris, 1976), p. 365.

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On the other hand, there can be even less doubt that Protestant pastors were expected to learn - and be able to teach, expound, and defend - true doctrine. The letters that pastors carried with them - their certificates of ordination, as it were - attest to this central characteristic of their formal educations. Johannes Marbach, who became President of the Company of Pastors at Strasbourg in 1552, was one of Luther's own students. He received the doctorate on February 20, 1543 and with it a letter from Luther that he carefully kept among his papers and that was finally published by a collateral heir in 1684. In it Luther to be sure noted that the young man had good morals and personal habits. But he emphasized that Marbach had studied at Wittenberg for three years and that he taught "the sum of Christian doctrine and the purity of the Gospel." 19 It should be added that this emphasis upon doctrinal purity, as taught in the classroom, only increased in the years that followed. For example, Johannes Pappus, Marbach's successor, achieved his position specifically because he held the doctorate, which, the city fathers noted, compensated for his youth. 20 Of this man Jakob Andreae remarked at an earlier date, "At his age, a doctor and an ass cohabit in the same person." 21 Again, the point can be made in terms of collective, as well as of individual biography. Thanks to recent research, it is now evident that the clergy became a professional class that all - including its own members - expected to be socially productive. 22 In the first place, the church orders spelled out their duties in great detail, including those of their most illustrious members. Second, both the churches and the various governments followed strict procedures to examine a candidate's fitness for office before appointing him to a post. Third, there was of course rank within the new clergy, and rank did have its privileges. But rank was determined by ability and prior performance in office. T o be sure, generations of pastors came from the same families, but they did not necessarily succeed to the same posts their fathers and grandfathers had held. Merit was in fact " Johannes Fecht, Historiae Ecclesiasticae Seculi A.N.C. XVI. Supplementum, Plurimorum et Celeberrimorum ex ilio Aevo Theologorum Epistolis ad Joannem, Erasmum et Philipum Marbachios (Frankfurt and Speyer, 1684): 3-4; WABr 10, 269. On the subject of the professionalization of the clergy, see James M. Kittelson, "Luther on Education for Ordination," Encounters with Luther, 3, ed. by Eric Gritsch (Gettysburg, Pennsylvania, 1986): 263-276. 20 Archives municipales de Strasbourg. Archivum S. Thomae 308 (This file has no further delineations). 21 Fecht, Historiae Ecclesiasticae, p. 574. 22 See Vogler, Clergé, Susan Karant-Nunn, Luther's Pastors, The Reformation in the Ernestine Countryside. Transactions of the American Philosophical Society (Philadelphia, 1979): 69. Martin Brecht, "Herkunft und Ausbildung der protestantischen Geistlichen des Herzogtums Württemberg im 16. Jahrhundert," Zeitschrift für Kirchengeschichte, 80 (1969): 163-175.

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so much the key to advancement that even the President of the Company of Pastors in Strasbourg was unable to promote a relatively unworthy relative into an urban parish until late in the man's life, and then only as an assistant. 23 More important for these purposes, the central element in determining merit was educational attainment. By the end of the century as much as 90% of the clergy in the Rhineland was university educated. 24 In Strasbourg during the same period, over 70% of those who presented themselves for even the lowest, entry-level posts held the M. A. !25 By contrast, the best guess is that around 40% of all clergy (including higher clerics who did not serve a parish) in Germany at the beginning of the 16th century had matriculated at a university.26 At least in Protestant territories, the clergy became a professional class, that is an educated class, in the modern sense of the term. In addition, they had learned doctrine above all. The second aspect of the content of education and learning during the Reformation flows from the pastors' actual conduct of their ministries. Pastors are rather like professors. For the most part, they teach as they were taught. There can be no surprise, then, that in the late 16th century they preached to their parishioners a religion that was at least as much a matter of the head as of the heart. They presented this message - that true religion was something knowable and to be expressed in doctrinal statements - not only in sermons and catechetical instruction but also in hymns and devotional literature. Moreover, those pastors with supervisory responsibilities made certain from the initial examination through the practice sermon and during the annual visitation that all the clergy fully exercised their office as teachers. Personal morality certainly played a role, and the visitors were quick to discipline pastors who were also notorious sinners. In Strasbourg, for example, the President of the Company of Pastors granted that the wife of one of his charges was a shrew, but he added that shouting at her and slapping her were unlikely to improve matters. 27 Nonetheless, if the visitation reports are any guide, the chief cause for dismissing a pastor was doctrinal error or even the inability to teach doctrine effectively. T o return to Strasbourg, another pastor had become so old and feeble that he could scarcely teach catechism, and he was eventually pensioned off. 28 25

Archives municipales de Strasbourg. Archivum S. Thomae 308. Vogler, Clergé, pp. 75-76. " Archives municipales de Strasbourg. Archivum S. Thomae 308. See Kittelson in Harran, Luther and Learning, p. 105. 26 Brecht, "Herkunft und Ausbildung," ZfKg, pp. 163-175. 27 Archives municipales de Strasbourg. Archivum S. Thomae 208 (15 May, 1600). 28 Archives municipales de Strasbourg. Archivum S. Thomae 45, fol 788 (19 June, 1566). 24

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The following can therefore come as no surprise. The central thing that was expected of ordinary parishioners was that they too be able to confess true doctrine. The visitation reports are indisputable on this point. Once again, the visitors certainly inquired about problems that may be associated with public morality. They did not favor public drunkenness, brawling in the streets, or (above all) adultery no matter where it occurred. But first and foremost they sought to discover whether people knew their catechism. Moreover, in this effort pastors all over Germany took their lead from Luther himself and his admonitions to them in the preface to the Small Catechism. Finally, the reports are also quite clear about one other matter. If the visitors found that most people in a particular village could recite the catechism, then they were more or less satisfied. Here again (even if they did not use his catechism but one of their own), Luther's pastors were following the master's lead. 29 *

*

*

If doctrine was the principle content of teaching and learning in the Reformation, how then did people teach it and learn it? Again, the question must be answered on two levels. Again, just as clergy and laity taught and learned much the same thing, so too they taught and learned it in much the same way. Here it is once more necessary to make a brief excursion past the findings of Professor Strauss. His argument consists of two parts, the first of which is a discussion of Reformation pedagogy. We may leave to one side whether it was appropriate for him to include such texts as Luther's De servo arbitrio as sources for this part of his study. For now, it is enough to report that he links the reformers' pessimism about human nature coram Deo with their choice of memorization as their principal teaching method. Moreover, he does so in a cause and effect relationship. Thus, because the reformers were so dubious about human potentialities, they chose to teach the Reformation by a method that would eliminate all need for human creativity and thereby curb the human tendency to choose falsehood over truth. 30 As noted, the linkage between the Reformation's theological anthropol29 See Kittelson in Harran, Luther and Learning, pp. 110-111. On the need for continual study of the catechism, see Tappert, ed., Book of Concord, p. 359, for Luther's remarks in the preface to the Large Catechism. That other catechisms continued to be used for many years is evident from the Fünf Stücke Christlicher Lehre (Strasbourg, η. d.), which (although probably the most widely read single book in the area) is not included in Miriam Usher Chrisman, Bibliography of Strasbourg Imprints, 1480-1599 (Yale, 1982). This catechism is to be found in a Sammelband in the collection Alsatica at the Bibliotheque nationale et universitaire de Strasbourg. 30 Strauss, Luther's House, pp. 176-177, for example.

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ogy and its pedagogy is highly dubious even in a purely theoretical way. But it is more important to emphasize that the reformer's love for memorization did not amount to choosing an outmoded, creativity-stifling teaching method. Instead this method was one that most educational thinkers regarded as the best and most up-to-date. But perhaps one should say "most back-to-date." It was, after all, a classical dictum - one stated most forcefully by Aristotle - that the orator's skills were three-fold: memoria, dialéctica, and inventio. The entire thrust of Renaissance pedagogy was to emphasize memoria and inventio at the expense of the dialectic that they so despised. 31 Valla's Elegantiae linguae latinae, Erasmus's Adagiae and De copia verborum, and even many of Shakespeare's most treasured rhymed couplets all attest to the humanists' love for memorization of finely turned phrases that derived from folk wisdom. Erasmus's own hope that the plowman at his plow and the weaver at her spindle would sing a psalm to the rhythm of their work turned on the ability of anyone - nay, everyone - to memorize. One humanist scholar expressed the wish that people would go so far as to memorize the Psalms in Hebrew, for then "the truth will pour into you most liberally, and from the purest sources." 32 The point is simple. The reformers took Renaissance pedagogy - the best that they could find - and turned it to their own purposes. It is certainly true that Valla, who could make the most trenchant doctrinal observations in his Adnotationes in Novum Testamentum, and Erasmus, who could do the same, had little interest in doctrine. 33 Erasmus in fact despised doctrinal arguments on the grounds, at least in part, that they detracted from the necessary reform of learning and morals. Here the reformers parted company with their Renaissance forebearers. But they continued to regard humanistic methods as essential, even to the point that Caspar Hedio of Strasbourg, one of the earliest historians of the Renaissance and Reformation, declared that Renaissance humanism was God's divine work to prepare the way for the Reformation. 34 The reformers adopted Renaissance pedagogy in two ways. As background, it must be understood that those who were professors in the new (or newly) Protestant universities were in the business of training pastors 31 In general see Walter J. Ong, S. J., Ramus. Method and the Decay of Dialogue (Cambridge, Mass., 1972), esp. pp. 249-270. 32 Institutiuncula in Hebream Linguam. Autore Volphango Fabro Professore Theologiae, (Basileae, 1516), sig. aa3-aa4. 33 See, among other works, Jerry H. Bentley, Humanists and Holy Writ: N e w Testament Scholarship in the Renaissance (Princeton, 1983); James D. Tracy, Erasmus, the Growth of a Mind (Geneva, 1972), and the summary in Kittelson, Capito, pp. 23-51. 34 Wallace K. Ferguson, The Renaissance in Historical Thought. Five Centuries of Interpretation (Boston, 1948), chapter two in general.

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and new professors. For them, teaching was therefore an intensely practical matter that served immediate needs. It was not an abstract process of passing on general cultural values from one generation to another. They therefore insisted that their charges learn the ancient languages, rhetoric, grammar, history, and the remainder of the liberal arts. But these were preparatory studies. The pièce de résistance was doctrine, and here too they chose the methods of Renaissance humanism. They taught the essential doctrine by the loci method, which was based on the techniques of rhetoric rather than dialectic. Here one critical assumption that underlies the loci method is of special importance. It is this: every good or useful essay or oration in a particular area of learning will treat the principal loci or topoi of the field in question. Naturally, these loci will differ from subject to subject, but within discrete subjects important works will cover all the important topics. The conclusion is again simple: according to the reformers, the Scriptures were authoritative in all matters essential to salvation. Therefore, the authors of the Scriptures treated all the loci of theology. Hence, one not only could and should compose loci communes, as did Melanchthon, Calvin, Beza, Vermigli, and many, many others, but one also could and should find in the biblical texts how the authors of the Scriptures treated these loci. Thus, just as Melanchthon could turn Luther's lectures on Galatians into a treatise on the freedom of the will, so too both he and one of his students Johannes Marbach - could turn lectures on the gospel of John into a disquisition on the subject of predestination. 35 It must be granted that the loci method, as practiced by the professor, is not quite the same thing as rote memorization. But the process must be imagined also from the point of view of the student. What does someone who wishes to become a pastor or even a professor of theology gather from this method of teaching? By no means is everyone clever enough to discern theological topoi by themselves, just as most people cannot derive differential equations on their own. What then do they do? They do what less able students the world over do. They memorize them. When seen from this perspective, there is therefore no essential difference between how most pastors and churchmen were taught and how they taught the laity. It has already been established that knowledge of true doctrine was central to the training, selection, and placement of the clergy, that they in turn took it as their task to teach true doctrine to their parishioners, and that they did so by using catechisms whose basic content was doctrine. In addition, the main event in the annual visitation was calling 35

Universitätsbibliothek Tübingen. Commentaria Eiusdem D. D. Joan. Marbachij in Euangelistam Joannum. Mc 181., fol. 51. See Kittelson in Harran, Luther and Learning, pp. 109-110.

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the children (and sometimes the adults, too) together and grilling them on the catechism. With respect to the common people, the central issue, therefore, is the pedagogical character of Reformation catechisms.36 Obviously, a successful visitation featured many children and some adults who could repeat the catechism from memory in the presence of the visitors. But the entire process amounted to the loci method at the popular level. Moreover, the same assumptions prevailed. Why else should catechisms - at least Prostestant catechisms - use as their texts the Ten Commandments, the Lord's Prayer, and the Apostles' Creed? These were and remain the principle texts of Christianity. Surely they, of all texts, spoke to the topoi of the Christian faith. Surely, anyone who could explain them had a grasp of the faith and therefore the means with which to persevere unto salvation. As an addendum, memorizing certain Bible verses that treated civic duties would help people live upright lives in the here-andnow. It should therefore be obvious that catechetical instruction is by no means an example of the obscurantism and pessimism about human nature that is so frequently attributed to the Reformation at the popular level. It is also not quite just the opposite. The reformers were well aware that peasants and day laborers had their intellectual and spiritual limitations. Luther himself once commented that the workers he knew kept time not by a clock or the movement of the sun but by the number of empty tankards lying about them. Nonetheless, the structure of the catechisms and the enormous effort expended to teach them amount to an affirmation of the power of the gospel message to transform human lives if it is properly understood. In sum, we hear in this program a ringing declaration that human beings - even the "simple laity" for whom Luther wrote an Explanation of the Lord's Prayer as early as 1519 - could comprehend its faith in an effective manner. 37 The reformers' pedagogy had an extraordinary optimism at its base.

One question remains: Were the reformers successful in this massive educational effort? Again, the subject must be approached on two levels: the clergy and the laity. Thankfully, no one will argue that the Reformation failed to meet its goal - a goal much older than the 16th century - of creating an educated clergy.38 In essence - by abolishing the distinction between priest and preacher, according to which only preachers required 36 For one position on this subject, see Strauss, Luther's House, pp. 151-175, and for a response, Kittelson in Gritsch, ed., Encounters, pp. 271-272. 37 WA 2, 80-130. 38 See n. 22.

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university training - all clergy became part of the learned class. At base (it should be added) the Church of Rome took the same step not just with the Jesuits but also with the founding of diocesan seminaries. T h e debate centers instead around the fate of the laity. Did they, too, learn Reformation doctrine, or was Reformation pedagogy so faulty that the effort finally failed? H e r e is the nub of Strauss's argument. Strauss's conclusions still deserve detailed examination at the local level. But the most recent studies of this kind suggest that it was not the pastors w h o failed but Strauss, and that he failed because his method was faulty. T w o articles on Strasbourg's rural parishes, Scott Hendrix' study of Oldenbourg, and a forthcoming book by Bruce Tolley on Württemberg all carry the story to the end of the century and make it clear that sampling techniques lead to false impressions in the study of visitation reports. 39 In brief, the most recent and most detailed w o r k shows that at least during the second half of the century ordinary people were taught and did come, at least outwardly, to believe the central doctrines of Protestantism. In sum, the evidence suggests that one may safely conclude the argument with an American aphorism: "If it looks like a duck, walks like a duck, and talks like a duck, then it is probably a duck." O n e cannot of course determine whether all these German burghers and peasants actually inherited the Kingdom of Heaven. But, to paraphrase a popular show tune, the pastors went about as far as they could go. They did succeed in meeting the goals they set for themselves. Even if space permitted, it would serve no good purpose to present yet another case study here. Instead, two brief facts will suffice to illustrate the success the reformers had in implanting a highly cerebral religion even at the popular level. I refer first to Brecht's finding that 60% of the clergy in Württemberg w h o converted to the Reformation had a university education, while in total no more than 40% of the entire clergy at the turn of the century had ever attended a university. 40 It seems entirely possible, therefore, that Lutheranism attracted an educated clergy (as well as creating one) precisely because it was put forth as a knowable religion even f o r ordinary people. In this context the second point is, it must be admitted, something of a mystery. Still, the rapid growth of Pietism in the 17th century and then again in the 19th century (one thinks of Arnold and Spener, perhaps of " See Kittelson, "Successes and Failures," and "Visitations and Popular Religious Culture: Further Reports from Strasbourg," Pietas et Societas, ed. he Kyle C. Sessions and Phillip N . Bebb (Kirksville, MO., 1985), pp.89-101; Scott Hendrix, "Luther's Impact on the 16th-Century," The Sixteenth-Century Journal, 16 (1985): 3-14; Bruce N . R. Tolley, "Religious life in Württemberg during the Late Reformation" (Unpublished Ph. D. Dissertation, Stanford University, 1985). 40 Brecht, "Herkunft und Ausbildung," ZfKg. pp. 163-175.

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Grundtvig, and certainly of Hauge) may in and of itself prove just how deeply this highly intellectualized religion had penetrated to the common people. Denunciations of "mere doctrine" came from every layer of society, and the search for experiential religion was common to all. A simple conclusion emerges: the highly doctrinal religion that the Reformation became penetrated so deeply during the 'ate 16th century that people, both ordinary and highly born, found themselves receptive to a religion that would speak to the heart as well as to the head. It should therefore be evident both at the level of highly detailed research in specific localities and in the broad sweep of the history of religion in Latin Christianity that Strauss's interpretation is plainly wrong. If by the question of success or failure one intends to determine whether the Protestant pastors communicated their message to the laity, one must conclude that they were very successful indeed. *

*

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As noted at the outset, the theme of "learning and education" in the Reformation is an immense subject that can be approached from many directions. The approach here has been to ask whether the formal doctrines of the most learned theologians penetrated to the popular level. The answer has been that, by and large, they did, and that they did so by virtue of the intentions and methods that enabled Luther, Melanchthon, and the others to create a new clergy, which in turn created a Lutheran laity. Two final observations seem in order. The first may appear to put limits on these conclusions while the second may expand them beyond their proper proportions. The first concerns whether (as a result of this educational process) the Reformation created true Christians. Strauss argues that it did not. Others - notably Lucien Febvre - suggest that perhaps it did. 41 But both these conclusions start from a faulty premise, namely that it is somehow possible to look back in time and determine whether large groups of people were or were not genuinely Christian. Apparently, Strauss's conclusion turns on whether a discrete population had so imbibed the Christian message that it engaged in less public immorality. Febvre employed as his

41

For the literature on this subject, see Natalie Zemon Davies, "From 'Popular Religion' to Religious Cultures," Reformation Europe: A Guide to Research (St. Louis, 1982), pp. 321-341, which in turn revises her "Some Tasks and Themes in the Study of Popular Religion," The Pursuit of Holiness in Late Medieval and Ranissance Religion, ed. by Charles Trinkaus and Heiko A. Oberman (Leiden, 1974): 307-336. Of particular note are Lucien Febvre, The Problem of Unbelief in the Sixteenth Century: The Religion of Rabelais (Cambridge, Mass., 1982) and Emmanuel Le Roy Ladurie, Montaillou, village occitan de 1294 . 1324 (Paris 1975).

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yardstick whether people actually believed the central doctrines of Christanity. I suggest that neither standard is very useful. With respect to Strauss, Christianity has always left room for sin, even notorious and public sin. What else could be intended with the idea of repentance or with Luther's insistence that the Christian is simul iustus, simul penitens, simul peccatori With respect to Febvre, Natalie Davis, and Emmanuel LeRoy Ladurie, 42 one may certainly ask, "Who are we to say that people who called themselves Christians were not Christians?" When historians begin to accuse their sources of lying to them (or of covering up rather than revealing the truth), then the entire historical enterprise is in serious trouble. The second conclusion is more important. It is certainly more debatable, but at least it will bring this discussion full circle. I therefore reduce it to one straightforward thesis: The learning and education of the Reformation marked the beginnings of modern times in two ways. First, it made of true religion something that was - in principle - knowable even to common people. Second - and without anyone's intending it - the learning and education of the Reformation in many ways made religion something separate in the lives of ordinary people. In sum, the Reformation introduced a certain schizophrenia into the religious life of Latin Christendom, such that (for example) we now find ourselves immensely puzzled by an Islamic jihad or even the goings-on in Northern Ireland. But we too once went on crusades. I suggest in sum that the fact we no longer do so may be traced finally to the learning and education of the Reformation. After all, if religion is first a matter of the head and then of the heart, it is a subject for discussion. It may remain something for which we are willing to die. But it is no longer something for which we are willing to kill, save (perhaps) in self defense. 43

42 Luther's agonizing on the subject of resistance is a case in point. See Kittelson, Luther, pp. 235-239, which revises Mark U. Edwards, Jr., Luther's Last Battles. Politics and Polemics, 1531-1546 (Ithaca, New York, 1983): 163-202 on the subject of the role that the meeting at Torgau had in Luther's development. 43 Luther's agonizing on the subject of resistance is a case in point. See Kittelson, Luther, pp. 235-239, which revises Mark U. Edwards, Jr., Luther's Last Battles. Politics and Polemics, 1531-1546 (Ithaca, New York, 1983): 163-202 on the subject of the role that the meeting at Torgau had in Luther's development.

LEIF G R A N E

Teaching the People the Education of the Clergy and the Instruction of the People in the Danish Reformation Church Concerns about learning and education in the Danish church during the Reformation were similar to those in the evangelical parts of Germany, but these concerns played themselves out under quite different circumstances. The ecclesiastical geography of Germany did not correspond to the political, whereas the kingdoms of Denmark (including the duchy of Slesvig) and Norway were congruent with the church provinces of Lund and Trondheim. German princes and cities had to cope with the intricacies of imperial law and with the constant threat of political intervention, whereas king Christian III had a free hand as soon as he had put an end to the civil war and removed the only obstacle to the Reformation worth mentioning - the episcopacy of the national Catholic church. Already his father, Frederick I (1523-1533) had, to all practical purposes, been head of the church, although this fact was not stated in an official way that could be compared with the Act of Supremacy of Henry VIII. Many problems that worried German magistrates and reformers simply did not exist on Danish or Norwegian soil. The king could combine his sovereignty over the church with a very clear program for its future functions. It should be no surprise, therefore, that the Danish Reformation began with a new church law, the Ordinance of 1537/39. The few years' delay, compared to Germany, made it possible to provide a framework that was based on experience and was also in full harmony with the warmest wishes of the Wittenberg reformers. What Kittelson calls "Phase two of the Reformation" could very decidedly become part of this framework. The questions of doctrine and of teaching are obviously some of the most fundamental concerns of the Church Ordinance and of the legislation in the following years. The Royal Danish Reformation was not only an attempt to reshape church government and religious ceremonies, but even to remodel the mind of the Danish people. The enormity of such a task is indisputable. Kittelson has suggested

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why a simple answer to the question raised by Gerald Strauss is not possible. But it is also important to inquire about the intellectual resources and the financial means available. Something can be said about the struggles connected with the attempt, although studies of the average pastor and his congregation are sadly lacking. T h e king had a comfortable majority in the council of the Realm behind him; the opposition in some of the chapters, especially those of Lund and Roskilde, was subdued within a few years; and the king could count on the support of a number of towns which had already been reformed at the local level. A group of evangelical preachers with some experience stood at his disposal, and they could be used in key positions. But both he and they were looking at a ruined house. T h e university of Copenhagen had ceased to exist, the school system had suffered severely during the civil war, and by the unrest caused by the reform movement of the previous years. If the new establishment were to have a future, it was necessary to plan f o r the education of future clergy, i.e. to reopen the university; to set up a school system; to inform and discipline the clergy; and to institute christian instruction on the popular level. For these measures to be effective, it was necessary to protect them and the new clergy against disorder and error. All these tasks were taken up almost immediately. They can serve as a catalogue of the issues to be discussed here. The University Just as the king consulted Wittenberg on other matters, he gave Bugenhagen latitude with regard to the new university statutes. Melanchthon's university reform of 1536 was imitated as far as the modest means of the university would permit. 1 Wherever it was possible, the textbooks of Melanchthon were recommended, and most of the professors in the philosophical and theological faculties within the first thirty years of the university's renewed existence had been educated by him. 2 There can, therefore, be no wonder that studies in the arts faculty were above all seen as appropriate preparation for the ministry. A master's degree was the way to important posts in the church. As a rule, only masters became bishops, canons, or pastors at the churches in the more important towns. In the first period there could be no question of making university studies a con1 Fundatio et ordinario vniuersalis schole Haffniensis (January 10, 1539), in: W. Norvin, Kabenhavns Universitet i Reformationens og Ortodoksiens Tidsalder II, Kebenhavn 1940, 9-70. Concerning the university and its close connection to Wittenberg, see Leif Grane, Studia humanitatis und Theologie an den Universitäten Wittenberg und Kopenhagen im 16.Jahrhundert, Komparative Überlegungen, in: G.Keil u.a. (Hg.), Der Humanismus und die oberen Fakultäten, Weinheim 1988, 65-114. 2 Among the professors in the two faculties appointed to their first post before 1570 - 41 in all - 20 had their master's degree from Wittenberg, and 7 more had studied there.

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dition for ordination. The income of the university was too small to provide for scholarships. Only 12, later 20 students were provided stipends in the cloister of the Holy Spirit. 3 The chapters and some monasteries were ordered to provide for the maintenance of 27 students. 4 Individual support of students by royal grants was also given quite often, 5 and in some cases incumbents were allowed to leave their parish in the care of a curate in order to study in Copenhagen or abroad. 6 There is reason to believe that not only these insufficient financial measures, but also simply the lack of a sufficient number of students-to-be were behind the weak position of the university in the first thirty years of its renewed existence. The fiscal situation of the university was greatly improved by King Frederick II around 1570. He raised the salaries of the professors, and he founded the Communitas, a well endowed institution with resources to cover room and board for one hundred students. 7 Now it became possible to demand formal certification from the university for all who would become pastors. 8 It is hardly accidental that the financial improvement coincides with a remarkable rise in the standards of the arts faculty. Before that time the arts professors as a rule wanted to trade their professorships for an ecclesiastical living: so much for their desire to use their literary talents (in so far as they had any) in the service of theology and piety.9 When a new generation turned to the arts with real dedication (around 1570), the inspiration was hardly the Melanchthonian educational system. In the last third of the 16th century the arts faculty was under Platonist influence. 10 Could it be that not only economic hardship, but also the Melanchthonian schooling inevitably led these young men to hope for an ecclesiastical career? Having my doubts about the right of the 3 Fundatio etc. (note 1), 47; Holger Fr. Rerdam, Danske Kirkelove samt Udvalg af andre Bestemmelser vedrerende Kirken, Skolen og de Fattiges Forseorgelse fra Reformationen indtil Christian V s Danske Lov (1536-1683), l.Bind, Kjabenhavn 1881-1883, 488. 4 Rordam, Danske Kirkelove I, 187. 5 H.F.Rerdam (ed.), Uddrag af den kgl. Rentemesters Regnskaber 1551-1561, Kirkehistoriske Samlinger, 2. Raekke V, 1869-1871, 409-418, contains a number of examples. 6 Danske Kirkelove I, 242,266,270,310,426,521; II, Kjobenhavn 1884-1886, 200. 7 Frederick II's "new" foundation is printed in Norvin (note 1), 70-77; the foundation of the communitas is found in the same volume, 261-272. 8 W. Norvin II, 270. Everybody who had studied abroad should be examined by the theological faculty in Copenhagen. 9 Of the 37 professors appointed to some post in the arts faculty before 1570 only 5 remained faculty members more than ten years. 23 became canons, bishops, pastors or theological professors after a relatively short period at the faculty. Apart from occasional poems and disputation theses the literary production of the arts professors was remarkably meagre in this period, except for those w h o succeeded in becoming theologians. With very few exceptions all works published by the arts faculty were of a theological or devotional nature, and mostly just translations. 10 See Studia humanitatis und Theologie ... (note 1).

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Melanchthonian system to be called humanism I find it difficult to accept the alternative proposed by Kittelson: Iserloh/van Gelder or Lewis Spitz. 11 I do not deny, of course, that the Reformation in Wittenberg emphasized learning, but was that learning still humanism? It is not easy to read the history of the University of Copenhagen in this way. Bugenhagen joined the theological faculty in 1537, but he left after two years. The king who had no trust in the wisdom of Danes, tried again and again to call experienced Germans or to make the Wittenberg reformers provide him with theologians. 12 Only once did he succeed, this in 1542 when he accepted the Scotsman John MacAlpin or Johannes Machabaeus, a Wittenberg doctor of theology. 13 Bugenhagen, proud as he was of his own good deeds in Denmark, was not able to help the king any further. "Where do we find the people", he asked - and he was right. 14 The Wittenberg theology professors were not a very impressive group. Some of the Danes whom Christian III would gladly have avoided were not so bad, however. The great name was Niels Hemmingsen who dominated Danish theology in the second part of the century and exercised great influence abroad. Peder Palladius and Machabaeus were also disciples of Melanchthon. The three of them made the theological faculty competitive with any of the German Lutheran schools of the day. Some of their successors were somewhat less important, but remained true to Hemmingsen, their master, even after he was removed from the university in 1579.15 Gradually the university managed to increase the number of its students and its graduates. This was partly, but not entirely, due to increased funding during the reign of Frederick II. The matriculation books of Copenhagen before 1611 are lost, but we have some material which substantiates the general impression of the increasing strength of the university: a list of all students from the island of Fyn who matriculated at Copenhagen. 16 For 11

Here, p. 150. The correspondance of Christian III: Gelehrter Männer Briefe an die Könige von Dännemarck vom Jahr 1522 bis 1663 zum Druck befördert von Andreas Schumacher, I—III, Kopenhagen und Leipzig 1758/59. C.F.Wegener (ed.), Sämling af Kong Christian den Tredies Breve, navnlig til anseete tydske Reformatorer, in: Aarsberetninger fra det kgl. Geheimearchiv, I.Bind, Kjobenhavn 1852-1854, 215-296. M.Schwarz Lausten (ed.), König Christian III. von Dänemark und die deutschen Reformatoren, 32 ungedruckte Briefe, in: Archiv für Reformationsgeschichte 66 (1975), 151-182. Among the theologians receiving the invitation of the king we find Georg Major, Johann Brenz, Victorin Strigel and David Chytraeus. The suggestion of Johannes Draconites was rejected by Christian III. 13 Dr.Johannes Bugenhagens Briefwechsel, herausgegeben von O.Vogt, Stettin 1888, 227 (from Christian III to Bugenhagen, January 6, 1542). 14 Ibid. 199 (Bugenhagen to the king, July 6, 1539): "... aber w o nehmen wir die Leute?" 15 Machabaeus died 1557, Palladius 1560. After Hemmingsen's dismissal the theological faculty counted among its members three prominent professors: Jakob Madsen Aarhus, Hans Olufsen Slangerup and Jürgen Dybvad. 16 H.F. Rerdam (ed.), Fyenske Studenter ved Kjobenhavns Universitet 1479-1611, in: 12

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the period 1537-1599 the total number of students from Fyn is 498, but more than 400 of them matriculated from 1560 onward. If we, as it has been suggested, 17 estimate that matriculations from Fyn made up between 10 and 20% of the total number, it gives us a yearly average in the period 1537-1559 between 17 and 35, but in the last thirty years a number between 44 and 89. 18 Studies abroad Throughout the whole century a large number of Danish students received their academic education, or at least a great part of it, at foreign universities. Before the Reformation, too, many Danes studied abroad. During the century before 1536 more than 1500 Danish matriculations were registered at central European universities, one thousand of them in Rostock. About 300 were in Greifswald and nearly 100 in Wittenberg. N o t a small number of people with some learning must still have been active in 1536. 19 It is reasonable to assume that some of this learning was available to the Danish Reformation in its beginning years. N o t only the leading reformers in Denmark but also a goodly portion of the clergy before 1536 were masters of art. In the period 1536-1600 more than 300 masters of art Indbydelsesskrift til Afgangsexamen og Hovedexamen i Odense Cathedralskole i Aaret 1866, Odense 1866, 49-63. " Jan Pinborg, Danish Students 1450-1535 and the University of Copenhagen, in: Cahiers de L'Institut du Moyen-Age grec et latin 37, 1981, 70-122, estimates that the matriculations concerning Fyn made out about 10-20% of the total number. In the period 1479-1535 he counts 147 immatriculations from Fyn. 18 If we arrange the names from Fyn in periods of ten years, the growth of the university seems clear: (1537-1539: 5); 1540-1549: 33; 1550-1559: 43; 1560-1569: 150; 1570-1579: 87; 1580-1589: 95; 1590-1599: 85. The numbers for the years 1560-1569 are ostensibly bigger than the numbers for the next three decades. The material is not reliable enough, I think, to attempt an explanation. It is remarkable that they appear before the important economic reforms of Frederick II. It might be worth mentioning that the income of many pastors had been raised in the fifties. " Oluf Kolsrud, Presteutdaningi i Noreg (Utgjeve av Kristen Valkner. Norvegia sacra XXI), Oslo-Bergen 1962, has counted Scandinavian matriculations at central European universities in the period 1367-1536. He registers 2.146 danish students. The mostly frequented universities are: Rostock (1.060), Greifswald (322), Cologne (277), Erfurt (146), Wittenberg (97), Leipzig (93) and Louvain (41). In the same period he finds 821 Swedish and 219 Norwegian students at the same universities (p.45). Also Jan Pinborg has counted matriculations, but only for the period 1450-1535. He has the following numbers: Rostock 824, Greifswald 328, Cologne 277, Erfurt 45, Wittenberg 83, Leipzig 30, and Louvain 38. The differences between Kolsrud and Pinborg are only partly explained by the fact that Pinborg begins at 1450, whereas Kolsrud goes back to 1367. Pinborg seems to have gone through the matricula himself. Kolsrud is mainly depending on Ellen Jorgensen, Nogle Bemaerkninger om danske studerende ved Tysklands Universiteter i Middelalderen, in: Historisk Tidsskrift, 8. Rsekke VI, 1915-1917, 197-214.

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were active in church, university and school. 20 The number of trained theologians must have been higher since some students could not afford or did not want the degree. The Reformation naturally had a determining effect on the choice of universities to visit. Jan Pinborg's investigation of the years before 1536 makes it clear that this was the case also before the Reformation was officially introduced: of the universities mostly frequented by Danish students Erfurt and Leipzig lost their significance after 1480, Greifswald after 1510, and Cologne had only 3 Danish matriculations 1520-1535; on the other hand, 77 of 83 matriculations in Wittenberg belong to the period 1516-1535, and 32 of 38 matriculations in Louvain are found in the period 1511-1535. In the years 1521-35 we see the interest concentrated on Wittenberg and Louvain. Apart from those centers of "trilingual" and biblical studies, only Rostock maintained its position. 21 To count Danish students in thé matricula abroad is to confirm the picture shown by the list of students from Fyn in Copenhagen: very little activity at the beginning, a remarkable change 1560-1570 and from then onward a continuously greater frequency. Just after 1536, Wittenberg was the obvious place to go, and the center of the Lutheran Reformation remained important to Danish students in the whole period, but soon Rostock regained its former position. The inaccuracy of the matricula makes it difficult to know precisely how many students from Denmark these two universities received. Nearly 500 in Wittenberg and about 600 in Rostock (in the period 1537-1599) is a good estimate. 22 Until 1570 these two universities alone had real significance for Danish students abroad, but in the last thirty years of the century we find more than 600 matriculations apart from Wittenberg and Rostock. Considering the state of Wittenberg in this period it is not surprising that universities like Leipzig, Marburg, Helmstedt and Jena got their share of the increasing number of travelling 20 We know approximately 100 masters of art promoted in Copenhagen 1536-1600: H. F. Rerdam, Magistre creerede ved Kj0benhavns Universitet fra Reformationen indtil 1660, Personalhistorisk Tidsskrift III, 117-128. 1541-1600 172 danish masters of Wittenberg have been counted by Vello Helk, Fra reformationen til enevaelden, Universitetsbesöken i utlandet före 1660 (XVIII nordiska historikermötet, Jyväskylä 1981, Mötesrapport I = Studia histórica jyväskyläensia 22, 1), Jyväskylä 1981, 33-65. A number of Danes promoted in Wittenberg before 1541 were likewise active in the reformation church. The Rostock Matricula has 14 danish masters in this period. As we know many masters apart from these, the total number is probably nearer to 400. 21

See Pinborgs table of Danish matriculations 1450-1535, p. 78. The calculation is based on the matricula: Α. Hofmeister, Die Matrikel der Universität Rostock I—II, Rostock 1889-1891; C.E. Foerstemann, Album Academicum Vitebergensis I II, Leipzig 1841-1891. Students from Slesvig have not been included, but I have added some names of students who are known - from other sources - to have been in Wittenberg or Rostock. 22

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Danes. It is more interesting, however, that places like Heidelberg, Basel, Geneva, Herborn, Franeker, Zerbst and Leiden also attracted Danish students. 23 More distant countries like France and Italy remained important to students of law and medicine, but also to theologians wealthy or inquisitive enough to overcome the long journey. The lack of matriculation lists makes it impossible to know exactly how much academic education in Copenhagen contributed to the total amount of studies. It might be reasonable to estimate that more than 50% of all masters' degrees during the century were obtained abroad. Of the rest of the students who became pastors after some time at a university, perhaps 20-30% had spent a year or more at a foreign university. Since the urge to travel did not decrease when the university in Copenhagen gained strength, it seems that (by the end of the century) the ideal of an academically trained clergy was about to be realized. " Velio Helk (Note 20) has counted Danish and Norwegian matriculations abroad. He has the following numbers from some of the mostly frequented universities: 154115711591Total 1551156115811570 1590 1600 1550 1560 1580 Rostock (1419) Wittenberg (1502) Basel (1460) Franeker(1585) Geneva (1559) Greifswald (1456) Heidelberg (1386) Helmstedt (1574) Herborn (1584) Jena (1548) Königsberg (1544) Leiden (1575) Leipzig (1409) Marburg (1527) Orleans (1444) Padua leg. (1546) Padua art. (1553) Siena (1573) Tiibingen (1477)

40 41

Total

86

114 81 8

-

1 3

-

-

-

-

-

-

1 1

2

1

-

-

-

-

-

-

-

1

1

-

-

27 3

2

-

-

-

16 1 5 1 1

13 7 16 16 4 15 4 468

651

-

-

-

-

-

-

-

-

3

-

178 105 6

222 82 21 1 10 5 17 21 5 8 1

181 116 28 30 36 32 29 36 31 5 9 36 6 13 22 15 8 16 2

-

76 71

-

1 7 8 4 -

10 -

-

-

-

-

-

-

2

11

11 8 5 22

155

243

395

-

811 496 63 31 47 48 57 61 36 27 11 36 64 24 45 43 21 36 41 1998

It is very obvious that until 1570 only Wittenberg and Rostock had real importance, but from 1570 onward the other universities become more and more significant. 1571-1580 Rostock and Wittenberg The other universities

283 112

1581-1590

1591-1600

304 164

297 354

According to Helk 1383 Danish persons studied abroad 1536-1600 (220 Norwegians in the same period).

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It should be added that the government very much encouraged young people to study abroad. The king supported many students on their travels, often prompted by Melanchthon or Bugenhagen, who were both in the king's pay, taking upon them to look after the Danish students in Wittenberg. Great importance should be attributed to the fact that a new generation of noblemen wanted their sons to be raised as stout Lutherans. Many young scholars were enabled to travel widely by accompanying noble teenagers on their grand tour. In this way, the attitude of the nobility became a strong support to the aims of the king and his superintendents. The Latin

Schools

The difficulties of the university in the first period were closely connected with the burdensome and slow construction of a school system. The Wittenberg reformers had emphasized the absolute necessity of providing for good schools, and they had encouraged the king to finance them with his newly acquired ecclesiastical fortune. 24 The Church Ordinance demanded the establishment of Latin schools in all townships, but it left the financial burdens to the town councils.25 Within the next twenty years so many new schools were established that almost every town possessed one,26 but the king had, after all, to provide ecclesiastical revenues to improve the income of headmasters and teachers. 27 In spite of the king's efforts, the salaries were still so poor that schoolmasters had good reasons to try to escape as soon as possible. School teaching was considered to be tiresome in any case, and most teachers did not remain in their posts more than a few years, many not more than one year. 28 Suitable candidates were hard to find, and the recruitment of students was a problem for two rea24 After Christian III had imprisoned the bishops Luther wrote to him and declared his willingness to defend this act if necessary. H e also admonished the king to use the Church revenues to take care of the churches and the pastors. WA Br 7, 604 (December 2, 1536). Bugenhagen made a whole catalogue: Ich wil aber K.M. treulich gewarnt haben, das E. M. je behalte einen grossen Furat von geistlichen gutern, für die Kirchen und Predigtstüle, für die Schulen und die armen Leute, für kranke und verlassene Kirchendiener und Schuldiener, für die jerliche Visitatien da viel zugehöret und ist hoch von noten, für die Ehesachen zu bestellen da gros an gelegen, item für arme Studenten und was mehr müge fürfallen. Dr. Johannes Bugenhagens Briefwechsel, 142 (December 3, 1536). 25 The Church Ordinance, Part III (On Schools). Carl E.j0rgensen, Den laerde skole i Danmark fra Reformationen til ca. 1640, in: Jyske Samlinger, N y Raekke IV, 1957-1958 (21-53), 22. 26 Kristian Jensen, Latinskolens danneise. Latinskolens indhold og formal fra reformationen til enevaelden. Antikken i Danmark 3, Kobenhavn 1982, 22. 27 In all the years of the king's rule we find a continuous stream of royal letters in which he takes care of the maintenance of school buildings and provides headmasters and teachers with better salaries. See Danske Kirkelove I, passim. 28 Carl E.Jorgensen (note 25), 31-34.

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sons: only small and insufficient resources were available for the maintenance of poor pupils, and the more wealthy citizens were reluctant to send their children to school, because the prospect of getting good livings seemed to have disappeared. 29 A real change for the better did not occur until Frederick II took care of teachers' salaries as well as of scholarships for the poor (around 1570).30 Consequently, even the bigger schools only gradually reached reasonable standards, while the schools in many small towns (which could only give their pupils the first rudiments of knowledge) remained for a long time in a very questionable state. The supervision of schools was primarily the responsibility of the church superintendents. Decrees of national synods, the king's letters, many admonitions from provincial synods, and - toward the end of the century - the visitation diary of bishop Jakob Madsen Vejle of Odense show that the state of schools was a permanent concern. 31 The curriculum for the big schools (mainly in the cathedral towns), as described in the Church Ordinance, is almost identical with Melanchthon's school plan in the Visitation Articles of 15 2 8.32 Minor improvements were made at the national synod of 1546, primarily in order to make it easier to transfer from one school to another. 33 Mastering of Latin was the main purpose, but with decidedly clerical connotations: catechism was taught, and the pupils had daily duties in church. Danish was not supposed to be taught in school,34 and Greek was only allowed in the "master" form, and then only if it did not interfere with the learning of Latin. It was left to the town authorities to decide whether they wanted to have schools in which children could learn to read and write Danish, but this was no immediate concern of the government or the church. " In a letter to the king from the university of October 1540 the professors blame the disappointingly low number of students on the lack of scholarships. Holger Fr. Rerdam, Kj0benhavns Universitets Historie fra 1537 til 1621, 4. Del: Aktstykker og Breve, Kjobenhavn 1868-1874, 17-19. Kristian Jensen (note 26), 20-21, finds it hard to believe that the schools after the Reformation should have been frequented mostly by children of the poor, but he does admit (29-30) that the repeated attempts to bring some order into the pupils' begging for their bread indicate a certain amount of misery. Concerning the lacking prospect of good prebends, which is also mentioned in the first announcement of lectures 1537 (W. Norvin II, 7-8), see also Melanchthon in Unterricht der Visitatoren, Melanchthons Werke, Studienausgabe I, 266. 30 Danske Kirkelove II, 108,114,145,165,166-173,174,178,193,206,211-213,214,224228. Kristian Jensen (note 26), 32-37. 51 Danske Kirkelove I—II; Mester Jakob Madsens Visitatsbog, udgivet af A.Crone, Odense 1853. Jakob Madsen Vejle was bishop of Odense 1587-1606. 32 Kristian Jensen (note 26), 49-66. 33 Kristian Jensen, 67-70. 34 This rule has undoubtedly been strictly observed in the bigger schools, but we know at least one example of offence against it. By his visitation in Faaborg 1595 bishop Jakob Madsen finds 30 children in the school of which 11 are learning Danish. Mester Jakob Madsens Visitatsbog, 249.

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A school ordinance of 1561 (never ratified) shows the influence of the Württemberg school order. 35 About the same time, some of the more ambitious schools introduced mathematics, increased the teaching of Greek and added a sixth form to the five described in the Ordinance. 36 The number of students seems to have increased considerably during the years, thanks above all to the new generation of children from the rectories. The same class provided the schools with teachers. It has been estimated that 60% of the headmasters in the sixteenth century were sons of clergymen. 37 Already around 1530 the houses of the Friars had for the most part been secularized. After 1536 the mendicant orders were forbidden. A number of the monastic estates were treated differently. For the time being they were maintained - under the financial control of the king. Just like the towns, the monasteries were obliged to operate a school. Some of them were even ordered to support a lector theologiae, just as the chapters in the episcopal towns. 38 From one point of view the lectorship could be called a superstructure of the cathedral or monastery school, namely insofar as students in the higher forms were supposed to attend the lectures. From another point of view the lectorship was an important part of the in-service training of the many priests whose knowledge of good Lutheranism was insufficient or completely lacking. As rocks of sound doctrine, the lectors were supposed to help the superintendents at the places where opposition to the new order was most likely to rise, namely where men of learning were concentrated, as in chapters and monasteries. It is not surprising, therefore, that two of the ablest men from the reform movement before 1536, Hans Tausen and Peder Laurentsen, were appointed to the lectorships in Roskilde and Lund, the two chapters containing some of the most stubborn canons. When Tausen was elected superintendent of Ribe in 1542, his successor was once more a very able man, Petrus Paulinus, hitherto professor of Greek at the university. In the same year Bugen-

35 Björn Kornerup (ed.), Confessio et ordinatici ecclesiarum danicarum, Kebenhavn 1953, LVIII-LXIII; 86-114. Kristian Jensen, 71-75. 36 Kristian Jensen, 76-91; Carl E.j0rgensen (note 25), 44-45; Bjern Kornerup, Ribe Katedralskoles Historie. Studier over 800 Aars dansk Skolehistorie I (1145-1660), Kebenhavn 1947. 37 Carl E.Jorgensen, 49. 3β The Church Ordinance, Supplement 4: On Canons; The Ribe Articles 1542, article 23. Danske Kirkelove I, 205: Every chapter shall pay a learned man as lector theologiae, and so shall the prior in the monastery of St. Canute in Odense. 1551 the king had been told that two Cistercian (Esrom and Sore) and two Benedictine (Ringsted and Skovkloster) monasteries on Sealand haven't any lectors. They are ordered to appoint one as soon as possible. If they don't have the necessary resources, they are allowed to give him a rectory in the neighborhood. Danske Kirkelove I, 289.

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hagen had recommended him to the king as a man worthy of being promoted to doctor of theology, i.e. as having the qualifications for a theological professorship. 39 We know that a number of pastors had their only theological training in school, combined with these one-man divinity schools. 40 Like the theology professors at the university the lector would have lectured mainly on Holy Scripture. At the death of Petrus Paulinus in 1572 one of his colleagues in the chapter of Roskilde wrote that he had interpreted the whole Bible three times to his audience. 41 Like Peter Jensen Hegelund, who was lector in Ribe 1580-1588, the other lectors might also have lectured on one of the many advanced catechisms - really dogmatic textbooks - or on Melanchthon's Examen ordinandorum. 42 Also the lectures on Scripture had probably a strong dogmatic emphasis as we can observe, for instance, in the biblical commentaries by Palladius or Hemmingsen. The loci method invited the inclusion of portions of Lutheran doctrine in the exegesis. The duty of the school boys to attend the theological lectures in their last years at school means that they were ready for office at a rather young age. We know of pastors who were far below the canonical age of 25 when they were ordained. 43 Since the renewal of university and school were long range programs that required more than a few decades, promoting a number of the better educated school boys was unavoidable. Very often they proved their skill by spending a year or two as "hearers", i.e. teachers, or headmasters, before they were hurried into the ministry. More than thirty years had passed before King Frederick II thought it possible

39

Bugenhagen to Christian III, august 19, 1542. Dr. Johannes Bugenhagens Briefwechsel,

236. 40 Mogens Madsen (1527-1611) tells us that the school in Lund provided not only the diocese of Lund, but the whole country and even Sweden with many pastors - until the king decided that nobody could be ordained unless he had studied at a university. Holger R.0rdam (ed.), Monumenta historiae danicas. Historiske Kildeskrifter og Bearbejdelser af dansk Historie isser fra det 16.Aarhundrede 11,2, Kj0benhavn 1887, 100. Mogens Madsen himself is a good example of an early career in the Lutheran church. H e was son of a mayor in Heisingborg, went to school in Copenhagen and became headmaster at the school in Landskrona at the age of 19. 1550 he became pastor. It was not before 1562 that he had the opportunity to obtain the master's degree in Copenhagen. For the rest of his life he lived in Lund as headmaster (1562-1563), lector theologiae (1563-1587) and bishop (1587-1611). 41 H.F.Rerdam, Kjebenhavns Universitets Historie I, Kjebenhavn 1868-1869, 550. 42 Hegelund mentions lectures on Examen ordinandorum twice, and on the Catechism of Hemmingsen once. The rest of the lectures mentioned are all on N e w Testament epistles. Peter Hegelunds almanakoptegnelser 1565-1613. Udgivet ved Bue Kaae I, Ribe 1976, 140,141,149,155,164,190. 43 Mogens Madsen is an example (see note 40). Jakob Madsen of Odense mentions pastors who were 20 or 21 when they came to their parish. Mester Jakob Madsens Visitatsbog (note 31), 180,334.

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to demand a public testimony from the university for everybody who wanted to become a pastor. 44 The clergy In the meantime the secular and ecclesiastical authorities had to make the church function as well as possible until the old clergy could be replaced by properly university educated men. Three things should be kept in mind in order to realise the specific charateristics of the Reformation in Denmark. 1. T h e Church Ordinance was signed not only by the leading reformers but also by representatives of the chapters, and it had been ratified by the Council of the Realm. For these reasons the king could maintain the absolute indisputability of the new church order. 2. The superintendents were not to inherit the worldly position of the bishops, but they were certainly supposed to replace them by taking up the ecclesiastical responsibilities which the bishops had so sadly neglected. T o use a term from Canon Law, the superintendents replaced the bishops in spiritualibus, being directly responsible to the king. N o t just convention, but also their actual task made it appropriate soon to call them bishops once again. 3. Everything was done in order to help the clergy accept the reforms. T o many priests the Reformation had something to offer which might have prompted them to overcome any scruples they could possibly have had: the permission to marry. 45 Apart from this attraction it must have been a great help that many of the reforms were very moderate. T h e liturgy was maintained as far as possible, including morning prayer and evensong in Latin, at least in the town churches; monks and canons, as well as the incumbents in the country parishes, were allowed to keep their livings, and even altar priests were not indiscriminately thrown out. If there is such a thing as an evolutionary revolution, this was what the government had in mind. The dioceses remained the same, but Lund lost its prerogative as the seat of the archbishop. Formally all bishops were on an equal level, but in reality the bishop of Roskilde, who lived in Copenhagen and who was a member of the theological faculty at the university, was closer to the government than his colleagues. T h e superintendents acted together in national synods that issued admonitions and orders to follow up the Church Ordinance and the Ribe Articles of 1542. Separately, they held provincial synods, sending out their own mónita. Each diocese was divided 44

W.Norvin II (note 1), 270-271. As duke of Slesvig, Christian III had been more severe when he issued The Articles of Haderslev 1528. According to article 14 every incumbent who was not married should appear before the duke and explain his reason. 45

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into districts headed by a rural dean whose duty was to visit the parishes once a year and to call all incumbents together twice a year. On all these levels the legislation and the superintendents' interpretation of true Lutheran doctrine, worship and conduct of life were explained and enacted. These - including the visitations of the superintendents themselves and their examinations of candidates for ordination - were the most important ways in which the reshaping and supervision of the clergy was fulfilled. Who were the incumbents to be visited, instructed, admonished, and in a few cases - removed from their parishes? Lacking studies of the local archives left by the superintendents and by the officers of the king throughout the country makes it impossible to give an exact answer, but we have every reason to believe that most of the incumbents stayed on. In the first years of his reign - before the Ordinance was made law in 1539 - Christian III confirmed appointments himself. In most cases the predecessor had died; in some cases he had resigned, and only in two or three cases had he been dismissed as an enemy of the king.46 Nothing points to a policy of removing the old incumbents. There was simply nobody to replace them. Among the appointments 1536/37 we find three clerks from the royal castles in Nyborg, Kolding and Copenhagen. 47 Another sign of the lack of suitable candidates for the ministry can be found in the preface to one of the Danish translations of the Small Catechism which Peder Palladius published. He tried to encourage the parish clerks by the prospect of a later career as successors of the respective incumbents. 48 He took it for granted that they knew Latin. The romantic idea of enthousiastic representatives of the people as new pastors never appealed to Palladius and his colleagues. However badly many priests might have been prepared to take up the task of being an evangelical pastor, they could at least be instructed. We have very few cases of dismissal for doctrinal or other strictly ecclesiastical reasons, and we find almost no sign of open opposition, apart from the reluctance of some chapters. Two sets of problems had to be solved: it was urgent to wean the priests from using medieval practices which were considered to be in contrast with the Gospel; and it was necessary to make sure that they knew how to preach "the Word of God." Many mónita were concerned with "idols" in the churches. According to Luther's advice they should be removed first from the hearts and later from the church, especially if they were honored 46 Danske Kancelliregistranter 1535-1550, udgivet ved Kr.Erslev og W.Mollerup, Kebenhavn 1881-1882. 47 Letters of November 16, 1536, and March 18, 1537. Danske Kancelliregistranter 1535-1550. 48 The Danish edition of Luther's Small Catechism 1537. Peder Palladius, Danske Skrifter I, Kebenhavn 1911, 11-25.

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by genuflexion All altars except one should be removed from the churches. The superintendents were very attentive to the danger of superstitious practice in connection with Holy Communion. 50 Since the liturgy was far from uniform before the publication of the Altar Book by Palladius (1556), old customs could easily survive, if they were not strictly forbidden. Normally the incumbent was alone in his parish; he needed books to consult. Even toward the end of the century it was still difficult to make sure that every pastor had all the books prescribed in the Ordinance. The list is short enough: Luther's Postillae, Melanchthon's Apology and Loci communes, The Saxon Visitation Articles, Luther's Small Catechism, the Ordinance itself, and finally, "a good book" by which they could explain the elements of christian doctrine. A list of books possessed by rural pastors in the diocese of Vendelbo (Northern Jutland) around 1550 as well as the visitation notes by Bishop Jakob Madsen toward the end of the century show that it was very difficult to make the pastors obey this order. 51 Whereas the books by Melanchthon, including the Visitation Articles (in a Latin translation by Bugenhagen, made for the Danish clergy) were to give the pastors a sound and diligent account of doctrine, the two works by Luther were intended to be used directly in their dealings with the congregation. At the beginning a pastor was permitted to read a sermon from a book if he could not compose his own sermon, but already at the national synod of 1546 this practice was forbidden. 52 But it continued. Many mónita during the next decades repeated that pastors were not allowed to read a sermon from a book. 53 The first evangelical postils in Danish were Hans Tausen's and Antonius Corvinus' (both 1539);54 Luther's socalled "House Postilla" was not translated until 1564.55 The list of books from the diocese of Vendelbo shows the possession of 49 Monitum from Niels Palladius, bishop of Lund, 1555, Statuta synodalia from Lund collected by bishop Mogens Madsen, in: Holger R.0rdam (ed.), Historiske kildeskrifter etc. II, 2 (note 40), 297. 50 The Church Ordinance 1539, Part II: On Ceremonies; a number of episcopal mónita are concerned with the elevatio of the Eucharist elements. 51 Biskop Oluf Chrysostomus's Fortegnelse over Praesternes Boger i Vendelbo Stift, meddelt af D . H . Wulff, med Indledning og Anmaerkninger af Th. Skat R.0rdam, in: Kirkehistoriske Samlinger 3. Raekke I, 1874-1877, 165-212; Mester Jakob Madsens Visitatsbog (note 31). 52 Danske Kirkelove I, 252. 53 Danske Kirkelove I, 462 (National synod 1555); H.Rordam (ed.), Historiske Kildeskrifter ... (note 40), 298 (Niels Palladius 1553, Tyge Asmundsen of Lund 1567 and 1573; Niels H vid of Lund 1578). 54 Hans Tausen, Winterdelen äff Postillen, and Sommerdelen äff Postillen, Magdeburg 1539; Antonius Corvinus, Postilla, translated by Petrus Parvus Rosaefontanus, Roskile 1539. 55 Peder Tidemand: Mart. Luther, Husspostille ... Fordansket, 1.-3. Part, Kobenhavn 1564.

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a number of sermon collections. 67 pastors (out of 68 !) owned the Postillae by Corvinus, whereas just 13 had Hans Tausen, 12 Johann Spangenberg, 11 Erasmus Sarcerius, 9 Melanchthon and also 9 Luther. Considering that the list includes very few books which had been published in Danish and that German was not commonly understood by Danes outside the duchy of Slesvig there is good reason to think that most of the books listed were in Latin. The collection of books owned by the individual pastor is not very impressive, but all the evidence points to the conclusion that most of them knew enough Latin to read it. Just as the superintendents would try to get rid of Roman Catholic practices in the service and be aware of papist beliefs among the people, they also decided to remove all "useless" books which might lead to error. The frequent warnings against "bad books of sermons" (of which we find a few in the Vendelbo list) show that it was not easy to get rid of popish books. 56 It was even more difficult, of course, to make sure that the pastors understood the doctrine of justification by faith. The national synod of 1546 declared that 'rudiores parochi' who did not know this doctrine properly should spend some time at the university or with the superintendent (or at least with the rural dean) until they had grasped this 'summa et scopus christianae doctrinae.'57 Admonitions along the same lines are known from later mónita by the bishop of Lund. 58 The list from Vendelbo seems to indicate that one advice in the Ordinance had been taken: to acquire a "good" book in which the pastor could find help to explain the elements of Christian doctrine. It is to be expected that we find many copies of Luther's Small Catechism, which existed in more Danish editions; 59 but we also find a great number of the enlarged catechisms in Latin of which many were published in the thirties and forties. 38 pastors possessed the catechism of Urbanus Rhegius and 22 the Margarita theologica by Johann Spangenberg. Also the catechisms of Lucas Lossius, Justus Jonas, Antonius Corvinus, Melanchthon, Johann Brenz, and Erasmus Sarcerius are represented. 38 had a catechism by Peder Palladius. Chrysostomus is not very specific in a bibliographical sense, but since he lists a "Parvus catechismus Lutheri" without further information at the 54 Danske Kirkelove I, 250 (National synod 1546); 461 (National synod 1555); 472 (Peder Palladius). Historiske Kildeskrifter (note 40), 341 (Niels Palladius). 57 Danske Kirkelove I, 250. 58 Historiske Kildeskrifter (note 40), 295-296 (Tyge Asmundsen of Lund 1561 and 1562). " Danish editions by Jargen Jensen Sadolin, Kebenhavn 1532; by Frands Vormordsen, Malm0 1537; by Peder Palladius, Kabenhavn 1537, and by Palladius, Kabenhavn 1538. T o these editions, their relationship to eachother and their purposes, see Oscar Moe, Katechismus og Katechismusundervisningen fra Reformationen i Danmark-Norge I. 1537-1617, in: Theologisk Tidsskrift for den evangelisk-Iutherske Kirke i Norge, 3. Raekke III, Christiania 1891, 163-190; Α. Chr. Bang, Dokumenter og Studier vedrorende Den lutherske Katechimus' Historie i Nordens Kirker I, Christiania 1893.

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majority of the pastors, and the Catechismi Palladii is listed by itself, there is reason to think that he is indicating the Expositio catechismi pro parochis Norvegianis, Latin or Danish. 60 At this early stage it is probable to assume that those pastors who were not accustomed to Lutheran doctrine have first of all sought help in an enlarged catechism. Kittelson has emphasized the reformers' love for repetition, for memorizing sentences by heart. 61 The Danish sources show the same picture. This pedagogical conviction - practiced by the praeceptor of praeceptors, Master Philip himself - may have made it possible for the superintendents to acquiesce in the sheer learning of right doctrine wherever nothing more could be expected. They certainly did not want their pastors to show originality in their sermons ! Preaching was a learning-process for the people, and it was often emphasized that the exposition of the Sunday text had to be orderly, stick to the scopus, draw attention to the loci praecipui, and, above all follow the same order and use the same words from year to year: eadem de iisdem.bl As far as I can see, this means that the demand of a sermon instead of the reading of one from a book had really only to do with the form. The pastors had to memorize in order to speak freely and with fervor, but it was by no means demanded of them to put the words together themselves. They were perfectly welcome to take their material from someone wiser than they. "He preached ex Hemmingio" is not necessarily a reproach. 63 What better could a preacher do than to seek advice from the great Praeceptor Daniaei The bishop could still decide whether the individual preacher who made use of Hemmingsen was learned or not; if he accomodated (as he ought to do); if he understood how to extract the proper doctrines from the text in question, and if he was able to move the audience. 64 Formally, none of these demands required more of the incumbents than good intentions, a certain (modest) learning and the ability to speak from memory. If they could do these things, the superintendents were willing to be patient. What more could be expected, until a sufficient number of properly educated candidates for the ministry were available?

60 Brevis expositio Catechismi pro parochis Noruegianis, Haffniae 1541; danish translation by Matthias Parvus, Kobenhavn 1546. 61 This volume, p. 157-158. 62 The words quoted above are from an Odense monitum 1585: Simpliciter et semper eadem tum materia, tum forma, explicetur evangelium, uno tarnen qvi imitandus sit selecto autore, prascipue Hemmingio, oportet enim semper eadem de iisdem dicere. Erich Pontoppidan, Annales Ecclesiae Danicae Diplomatici III, Kübenhavn 1747, 501-502. 63 Such remarks can be found in Mester Jakob Madsens Visitatsbog: Satis bene hanc concionem ex Hem. (p. 91); Ex Hemming, proposuit Psalmum 1 ... (p. 114). 64 Demands of this kind are repeatedly put forward in the Synodalia. Indirectly they are stated in the criticism of the sermons which Jakob Madsen was obliged to hear.

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Catechism The sermon should warn against popish beliefs, but above all it should proclaim justification by faith, praise good works, teach obedience to king and other authorities (ecclesiastical and secular) and lead to true penance. The description of the sermon in the Ordinance is similar to Melanchthon's in the Unterricht der Visitatoren, but on one point the regulations seem to be more precise and strict than in Saxony: The Catechism is not only recommended, but is made a part of the Sunday service. After the sermon should follow the declarado catechismi as well as the explanation of some minor part of it. Recitation as well as explanation should always take place with use of the same words. 65 In the villages the pastor had the parish clerk to help him. Each Sunday the parish clerk should read the text of the Catechism and some part of Luther's explanation to the youth. At Christmas, Easter and Pentecost he should walk to each village, gather the youth in some house and make sure that they knew the words of the catechism.66 Already by 1546 the superintendents pointed out that nobody should be elected to the position of a parish clerk unless he knew Latin,67 but many complaints in the next decades show how difficult it was to find suitable candidates. In the neighborhood of towns these livings were given to the older pupils in the local school in order to take care of their needs, 68 but often they had a long way to walk, and many of them were negligent with the fulfilling of their duties. And so were, it seems, many of the resident parish clerks. In 1562 the king complained about their general ignorance. Many of them, he had been told, could not even read and write the vernacular, to say nothing of Latin. 69 In 1561 the Bishop of Lund admonished the pastors to be more careful with their regular examinations of the youth, since it is well known that parish clerks are lazy and negligent in tradendo Catechismo.70 The mónita also warned the pastors. Some of them neglected to read the catechism and explain some part of it each Sunday as was required of them. The country pastors were exhorted to use half an hour for the sermon and another half hour for catechism. In towns, catechism should be recited after the morning sermon on Sundays (which was permitted to last a full hour), but it should also be explained in eight sermons four times a year. 71 65

The Church Ordinance, Part II: On Ceremonies. Monitum from Lund 1555. H.Rerdam, Historiske Kildeskrifter ... (note 40) 334. 67 Danske Kirkelove I, 249. " The Church Ordinance, part IV; Danske Kirkelove I, 312; II, 101. 69 Danske Kirkelove II, 69-70. 70 Historiske Kildeskrifter ..., 301 (Niels Hvid, Lund, 1579). 71 Historiske Kildeskrifter ..., 302 (Niels Hvid 1578 and 1587).

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The troubles connected with the implementation of this educational program do not seem to have raised doubts about its usefulness. If a starling can be taught to repeat human words, says Frands Vormordsen of Lund, then the people must also be able to reproduce the holy words of the catechism, as long as these words are constantly repeated. 72 Catechismus facit miracula is a beloved sentence formed by Urbanus Rhegius, repeated by Peder Palladius and generally believed by the men of the Danish Reformation/ 3 As a compendium totius Sacrae Scripturae, catechism was considered to be the door to salvation which could not be opened too early in life.74 Consequently, parents were admonished to teach their children the catechism as soon as they could talk. 75 Teaching the people was thus a question of endless repetition of the same words. It was a matter of oral instruction to be learned by heart, but it is remarkable, nevertheless, how bookish the whole reinstruction of clergy and people was. The sermons and the catechesis were to a large extent and in a very immediate way based on books, either by direct reading or by leaning heavily on one specific catechism or book of sermons. The printing press was not only an important instrument in the making of the reformation, as we all know, but it was the indispensable and fundamental instrument as far as the organisation and institutionalisation of the Reformation is concerned. The viva vox gave way to bookish education. Thinking of the often critisized late medieval piety with its quantification of workship and devotion, but also with its strong appeal to sensual experiences of the Holy as something to be seen, smelled - and heard in incomprehensible words or in song and music - the change in approach appears to be much more radical than the doctrinal revision accompanying the reformation. Apart from its effect on religion, this bookishness had long-range cultural consequences, because it made ordinary people look at literacy and learning as something to be achieved, if possible. Protection of Doctrine Because good books were the principal tool of the Reformation, it was only natural that the reformers should sense imminent danger to their work when they encountered bad books. We do not know precisely to 72

Historiske Kildeskrifter 299. " Urbanus Rhegius, Catechismus minor puerorum, Wittenberg 1538. Martin Schwarz Lausten (ed.), Skrifter af Peder Palladius. Hidtil utrykte latinske skrifter, Kebenhavn 1968, 40. 74 Skrifter af Peder Palladius, 81: Quid est catechismus? Est compendium totius Sacrae Scripturae, vel est compendiaría eruditio eorum omnium quœ ad fidem christianam pertinent. The last sentence is identical with the first answer in Catechismus minor by Rhegius. " Danske Kirkelove I, 349 (Peder Palladius 1553).

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what extent Danish printers obeyed the order to let all their products be examined by the university. The order itself was repeated at intervals and the tone became sharper the more the internal fight among German Lutherans escalated. If it was difficult to control books printed in Denmark, it was almost impossible to regulate the flow of Danish, German and Latin books originating from foreign printers. It was forbidden to sell such books, unless they had been accepted by the university or by the superintendent. In matters of doctrine the university was the highest authority. In some cases it was even asked to examine men who had been selected to become superintendents, just as it was obliged to examine pastors under suspicion of heresy and to give the king advice in matters of state, whenever doctrinal questions were involved. The policies followed with respect to the protection of doctrine were firm and simple: anything against or beyond the principles behind the Church Ordinance was to be avoided and, if necessary, terminated. Religious refugees were watched closely. The most famous case was the arrival of Jan Laski and some hundreds of his followers on flight from Queen Mary of England. Their views on the Lord's Supper were considered to be heretical, and, consequently, they were expelled without mercy/ 6 A few years later an order to expel Anabaptists or Sacramentarians was accompanied by the threat of capital punishment. New refugees from Holland in the sixties led to the formulation - by Niels Hemmingsen - of 25 articles which every foreigner with the intention to dwell on the king's territories was required to endorse. 77 It is remarkable that all the anxiety centered on deviations among evangelicals. By contrast, the superintendents seem to have been fully capable of dispensing with the remainders of Roman Catholicism without calling upon the help of the secular sword. From the middle of the century onwards the control of doctrine became sharper. Both Christian III and Frederick II did everything in order to keep the Lutheran conflicts in Germany from infecting Denmark. The Ordinance, Luther's Small Catechism and The Augsburg Confession were to their minds sufficient guides in doctrinal matters. These policies succeeded in keeping Denmark and Norway free of the German struggles by paying the price of Hemmingsen's dismissal and by rejecting the Formula of Concord. The still unshattered Philippist sympathies of university and superintendents continued to make their influence felt until Lutheran orthodoxy came to dominance at the beginning of the seventeenth century. So long as the theologians made no attempt to involve themselves in 76

Danske Kirkelove I, 363-366. Danske Kirkelove 1,126-134 (danish text); Erik Pontoppidan, Annales ecclesiae danicae III, Copenhagen 1747, 416-419 (latin). 77

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controversies, they were free to favour the Corpus Doctrinae of the Wittenberg Philippists and even to use the Catechesis contexta ex scriptis Phil. Melanchthonis et Corpore doctrinae christianae in school. 78 In order to avoid controversies it was decided in 1569 that theologians enjoying the royal scholarship for studies abroad should obtain the doctor's degree only in Copenhagen. 7 9 Germany was no longer trustworthy. Hemmingsen might have expressed a general feeling when he said: every German princeling has his theologians who adapt themselves to him just as a cook to the palate of his lord. 80 T h e picture I have drawn here is concerned with teaching and learning in only the strict and literal sense. A look at liturgy, hymns and devotional literature would, of course, expand the perspective. N o general view of Christianity in the Danish Reformation church is to be obtained from the conclusions of this paper. As far as teaching and learning are concerned, however, the evolutionary implementation of the Reformation and the favourable political conditions offered peace and quiet in a way unknown to German cities and territories. This was only possible because the king was willing to follow Melanchthon's advice: to crush all disagreements by force. During the century it became gradually possible to provide university, schools, and, consequently, the clergy an acceptable level of learning according to Melanchthonian ideas of education. T h e question is: has such a professional class really been "close to the people," as Kittelson quotes with agreement? 81 There is a long way, it seems to me, from the popular directness and hearty proclamation to be found, f o r instance, in Tausen's and Corvinus' postillas, to the dusty pedantry of Hemmingsen. T h e popular teaching might formally have been improved by the increasingly higher standard of the clergy, but what happens if correctness of formulas has become the core of the message? Religion of the head, more than of the heart, reducing religion to a matter of private life, as Kittelson says?82 Yes, it really seems so, but was this a necessary sequel of the Reformation, or just the result of what I would like to call the Melanchthonian reduction78 1568 Bishop Niels Jespersen of Odense admonishes the pastors to prepare themselves for his examination, especially by studying the Corpus doctrinae. J0rgen Carstens Bloch, Den Fyenske Geistligheds Historie fra Reformationen indtil η servierende Tid, I, Odense 1787, 38; 1572 Hemmingsen announced that Corpus doctrinae belonged to the norm of doctrine in the danish church, see Rordam, Kjobenhavns Universitets Historie II, 128. The Catechesis was printed in Copenhagen 1589 and reprinted 1592 and 1593. See Jens Glebe-Moller, Wittenberger-katekismen i Danmark og Norge, Kirkehistoriske Samlinger 1985, 101-109. 79 W. Norvin II, 272 (the foundation for the Stipendium regium, a scholarship for 4 masters of art). Literally this rule is only concerned with scholars travelling with the support of the king, but the tendency is clear enough. 80 H. Rordam, Kjobenhavns Universitets Historie II, 138. 81 This volume, p. 154. 82 Here, p. 149, 156, 163.

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ism? It should be noticed, I think, that the peace and quiet was won by rigorously excluding anything that might have stimulated independent thought from the clergy. As it was, the Schoolmaster Religion had a free hand, reducing humanities to technique and Christianity to correct sentences. There is every reason to believe that the sentences have been learned over the years, although not without gaps and certainly not without great troubles. One is tempted to say: nothing shows better how invincible Christianity is than its formidable power to survive even the Melanchthonián era.

POPULAR RECEPTION OF REFORMATION PREACHING

BERND M O E L L E R

Das Berühmtwerden Luthers* ι Am Jahresende 1519 erschien in der Reichs- und Bischofsstadt Augsburg eine kleine, anonyme lateinische Flugschrift, in der eine Gruppe von Autoren, die sich im Titel als „Canonici indocti Lutterani" vorstellten, mit Johann Eck abrechnete. Diese Schrift gehört in den Zusammenhang der „literarischen Nachspiele zur Leipziger Disputation" 1 und zählt wohl zu den Versuchen jener Monate, einen neuen „Dunkelmännerstreit" anzuzetteln, also den ein paar Jahre zurückliegenden literarischen Kampf der um die Leitfigur Reuchlin gescharten, jungen Humanisten gegen Scholastik und Ketzerverfolgung erneut zu beleben, nunmehr mit Luther als Wahrheitszeugen und Eck als kollektivem Feind. Die Autoren des Büchleins, das sogleich ins Deutsche übersetzt wurde und in den beiden sprachlichen Versionen in kurzer Zeit sieben Auflagen erlebte, waren, wie sich rasch erwies, einige keineswegs junge, sondern nach Alter und Lebensstellung würdige Männer; die beiden Augsburger Domherren Adelmann, auch der Stadtschreiber Dr. Konrad Peutinger waren beteiligt, die Federführung aber hatte Johannes Oekolampad, Domprediger und Doktor der Theologie, ein damals 38jähriger, schon in mancherlei Ämtern bewährter Mann, der sich übrigens wenige Monate nach dem Erscheinen unserer Schrift zum Rückzug in ein Kloster entschloß, um schließlich jedoch, im folgenden Jahrzehnt, der Reformator der Stadt Basel und einer der Protagonisten des schweizerisch-oberdeutschen Protestantismus zu werden. So handelte es sich denn auch durchaus nicht um eine literarische Spielerei. „Canonici indocti Lutterani" - mit dieser Selbstbezeichnung übernahmen die Autoren eine verächtliche Wendung Ecks2 und machten sie sich zu eigen: ja, sie seien ungelehrt, aber nur in jenen Künsten, die der Wichtigtuer Eck beherrsche, in sophistischen Spitzfindigkeiten und als * Eine etwas abweichende Textfassung dieses Aufsatzes mit erweitertem Anmerkungsapparat erschien in Zs. f. hist. Forschung 15, 1988, 65-92. 1 Titel eines (unsere Schrift allerdings nicht behandelnden) Aufsatzes von O. Clemen in Beitr. z. sächs. Kirchengesch. 11, 1896, 56-83. 2 Eine Randglosse in dessen Streitschrift gegen Luther zugunsten des Hieron. Emser; vgl. W A ( = Martin Luthers Werke. Weimarer Ausgabe) 1, 657.

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Anwälte ungemessenen Gewinns. Als Freunde und Kampfgenossen Luthers hingegen hätten sie die wahre Ordnung des Reiches Christi wieder erlernt, .erhabener von Christus, heiliger vom Evangelium zu denken und, sich demütigend, wenig, ja nichts sich selbst, viel jedoch, ja alles dem göttlichen Christus zuzuschreiben' 3 . Luther, der Retter der Theologie, gehe viel näher an das Evangelium heran als Eck und halte sich an die besseren Autoritäten; damit aber stelle er auch die wahrhaft heiligen Studien wieder her, sorge für das Erblühen der bonae artes und so für die Wiederkehr frommer Sitten. Und diese ihre Uberzeugung werde von jedermann geteilt, wie sich am Verhalten der Buchdrucker erkennen lasse; keiner von diesen habe an Ecks Schriften Interesse - „du nötigst yhnen deyn materien zu. Deyner materien von dir gemacht wirt fast wenig tzum andern mal gedruckt, dann allein villeicht das du dester mehr vor vnglimpft vnnd geschmecht werdest. Du weyst aber, das des Doctor Martinus schrifft vnd 1er nu zu mermaln, auch in mancherley Druckereyen gedruckt seynt ... Glaubstu, das die sach, die auß got ist, möge auß getilgt werden?" 4 Die Flugschrift Oekolampads ist ein charakteristisches Zeugnis für „das Berühmtwerden Luthers". Sie spiegelt den auch die Zeitgenossen faszinierenden Vorgang, daß ein zunächst ganz unbekannter Mann binnen kurzer Zeit ins Zentrum des allgemeinen Bewußtseins trat, erweist den Anteil, den Humanisten und Buchdrucker, die beiden Kräfte also, die in jenem Zeitalter „Öffentlichkeit" neu gestalteten, an dieser Entwicklung hatten, und gibt einen Eindruck davon, wie diese durch ein Zusammenwirken sozialer und religiöser Sachverhalte, christlicher Evidenzerfahrung und humanistischer Gruppengesinnung, maßgeblich mitbestimmt wurde. Die Schrift läßt auch erkennen, daß zum Zeitpunkt ihres Erscheinens, dem Jahresende 1519, ein erster Abschluß erreicht war. Daß Luther der berühmteste Mann in Deutschland sei, war zwar bereits ein Jahr zuvor von einem begeisterten Lutherfreund, dem Nürnberger humanistischen Juristen Christoph Scheurl, behauptet worden 5 ; doch war das damals wohl noch eine Übertreibung gewesen. Nun jedoch war ein solches Urteil sicherlich am Platz. Die Produktion Lutherscher Bücher war ins Riesige gewachsen, die literarisch faßbare Aufmerksamkeit allgemein; und eine Au-

3 .. ut supra morem scholasticorum indocti nos sublimius de Christo, sanctius de euangelio sentiremus positoque supercilio parum, imo nihil nobis, multum, imo omnia Christo deo tribueremus: Bl. A 3 b (ich benutze die Schrift in einem Exemplar der Stadt- und Univ. Bibl. Frankfurt/M.; vgl. P. Hohenemser, Flugschriftensammlung Gustav Freytag, 1925 [ N D 1966] Nr. 2794). 4 Dt. Version (nach Hohenemser [wie Anm. 3] Nr. 2822) Bl. Β b. 5 Scheurl an O. Beckmann, Anfang Nov. 1518, spricht von einer celeberrima hominis in tota Germania fama: F. Frhr. v. Soden - J. K. F. Knaake, Hg., Christoph Scheurl's Briefbuch 2, 1872, Nr. 174.

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ßerung wie die Oekolampads, mit ihren absoluten Kategorien und ihrer triumphalistischen Tendenz, konzentrierte und steigerte den Vorgang, indem sie die entsprechende Konzeption, eine Theorie der Luther-Deutung, in die Öffentlichkeit trug. Für uns ist dies ein Anlaß, an dieser Stelle unsere Position zu beziehen: Wir werden „das Berühmtwerden Luthers" bis zu diesem Termin Jahresende 1519 untersuchen. Das heißt, recht verstanden, daß wir es mit einem Zeitraum von nicht mehr als zwei Jahren zu tun haben; denn das Geschehen, um das es uns geht, begann, wie wir sehen werden, im Grunde erst mit den 95 Thesen über den Ablaß, also mit dem 31. Oktober 1517. Gegenüber der normalen Lutherforschung, die sich mit der Person und Lehre des Reformators befaßt, haben wir damit eine erheblich abweichende Perspektive. Wir handeln nur von diesen beiden Jahren, und die Entwicklung Luthers in ihnen rückt für uns in das Licht ihrer Publizität; uns interessiert, was man von Luther erfuhr, das reiche Quellenmaterial reduziert sich uns auf jenen Teil, der dem Publikum bekannt wurde, und unsere Frage ist nicht so sehr, was in den Büchern stand, sondern wie es dargeboten wurde und „ankam". Eine wichtige Prämisse unserer Studie ist, daß Luther damals im Zusammenhang seines Berühmtwerdens zugleich sowohl entscheidende theologische Einsichten gewonnen als auch seine Sprache gefunden hat; es geschah in diesen Jahren 1518/19 gewissermaßen dreierlei auf einmal: Luther wurde berühmt, er lernte seinen Konflikt mit der bestehenden Kirche, und er lernte das Deutsche als seine zweite theologische Sprache, die schließlich zur ersten werden sollte. Daß wir unsere Untersuchung auf den Zeitraum bis zum Jahresende 1519 beschränken können, bietet beträchtliche heuristische Vorteile; dieser Zeitraum gewinnt dadurch seine historischen Konturen. Denn in ihm blieb ja die Entwicklung zur Reformationsgeschichte hin in wesentlicher Hinsicht noch unabgeschlossen. Noch war von dem Ketzerurteil gegen Luther nichts zu sehen, es konnte scheinen, er liege nur mit einzelnen Theologen, nicht dagegen mit der Kirche im Streit - eine Position, die auch er selbst immer wieder definierte und auf die er sich zurücknahm. Ferner war seine Sache noch kaum ein Faktor der großen Politik; Luther war, jedenfalls für die Öffentlichkeit, noch nicht Partner von Kaiser und Papst. Und das bedeutete für sein Publikum, daß diesem noch kein Bekenntnis zu Luther abgefordert war; man mußte nicht alles, was er vorgab, nachvollziehen - nicht einmal er selbst forderte das - , und die Zustimmung zu ihm bedeutete noch keine Entscheidung, in der die Existenz selbst auf dem Spiel stand; Luther, der noch kein Ketzer war, war damit auch noch kein „Reformator" und seine Anhängerschaft keine „reformatorische Bewegung". Ja, in gewisser Hinsicht stand er allein und hat dies auch stark empfunden und noch in der Erinnerung späterer Jahre hervor-

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gehoben: „Jedermann ließ mich alleine verzappeln mit den Papisten." 6 Die .ungelehrten Kanoniker' aus Augsburg gehörten zu den ersten, die sich öffentlich als Anhänger Luthers zu erkennen gaben und seine Sache weiterführten; auch insofern erweist sich die Zeit, in der ihre Schrift erschien, als ein erster Abschluß und eine Wende in der Geschichte seines Berühmtwerdens. II Wir notieren nun zunächst einige Beobachtungen zur frühen Schriftstellern Luthers selbst.

Aus dem Jahr 1515 ist uns ein Schriftstück überliefert, das sie auf merkwürdige Weise beleuchtet. Damals stellte ein uns dem Namen nach unbekannter Autor mit humanistischen und patriotischen Gesinnungen Nachrichten über die Professoren der mitteldeutschen Universitäten Leipzig, Frankfurt/Oder und Wittenberg zusammen, indem er jeweils einen Abriß ihrer Lebensgeschichte und eine Liste der Publikationen bot 7 . Ein (übrigens wirres und nicht besonders verläßliches) Verzeichnis von insgesamt nicht weniger als 101 Personen - doch fehlt in ihm Luther, obgleich er damals schon seit mehreren Jahren sein Amt als Professor der biblischen Exegese angetreten hatte, und obgleich der Autor in seinem Karlstadt-Artikel ausdrücklich vermerkt, er habe soeben erst, 1514, Wittenberg besucht. Vermutlich erklärt sich das Fehlen Luthers leicht: Von ihm lag zu diesem Zeitpunkt noch keine Publikation vor - ein, wie man gerade dieser Sammlung entnehmen kann, für einen Professor durchaus nicht gewöhnlicher Sachverhalt, ja geradezu ein Defizit. Es dauerte in den nächsten Jahren fort - für die publizistische Öffentlichkeit blieb Luther noch für Jahre ein Unbekannter. Ein Plan, seine erste Psalmenvorlesung drucken zu lassen, wurde nicht ausgeführt. Und als er schließlich ein erstes Buch veröffentlichte, da handelte es sich um ein fremdes Werk - die Erstausgabe der sog. „Theologia deutsch", datiert vom 4. Dezember 1516, war nur mit einer kurzen, ganz unvermittelten „Vor Rede" des „F. Martinus Luder" versehen 8 ; auf dem Titelblatt las man den Namen nicht. Ohne Luthers Namen auf dem Titelblatt wurde auch das erste, nun von ihm selbst abgefaßte Buch publiziert, das endlich im Frühjahr 1517 im Druck erschien, die Auslegung der Sieben Bußpsalmen - auch sie nur mit einem spröden, teilweise kaum verständlichen Vorwort auf den Autor hinweisend - erneut beinahe ein anonymes Buch. Immerhin verdient es un' WA TR ( = WA Abteilung Tischreden) 2, Nr. 4763 (S. 477, 28 - Aurifaber) (1537). 7 J.J.Mader, Scriptorum insignium ... Centuria, Helmstedt 1660; neue Ausgabe von J.F. L.Th.Merzdorf, Leipzig 1839. ' WA 1, 151 ff.

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sere Aufmerksamkeit. Zwar hat es etwas Unförmiges an sich, mit seinem erheblichen Umfang und seiner sprachlichen und literarischen Unbeholfenheit; interessant aber ist es, weil es auf deutsch geschrieben ist und damit die früheste größere Formulierung Luthers in deutscher Sprache darstellt - die früheste jedenfalls, die wir kennen. Aus seiner Korrespondenz wissen wir, daß Luther hiermit so etwas wie ein publizistisches Programm verband: Er schrieb an Christoph Scheurl, er habe nicht verwöhnte und hochintelligente Nürnberger, sondern unverbildete Sachsen als Leser vor Augen gehabt, und bat seinen Partner daher, das Buch ,den Blicken gelehrter Männer' fernzuhalten 9 . Für unsere Frage nach dem „Berühmtwerden Luthers" ist dies ein bedeutsamer Moment: Die so enorm angespannte und ergebnisreiche theologische Arbeit des Wittenberger Professors bis zu diesem Zeitpunkt hatte, soweit wir wissen, unter zwei Rahmenbedingungen gestanden - sie war in der eingeschränkten Öffentlichkeit von Universität und Kloster in Wittenberg und sie war in lateinischer Sprache vor sich gegangen. Jetzt, wo die Ausarbeitung seiner theologischen Grundüberzeugungen weit fortgeschritten war, ließ Luther erstmals diese Begrenzungen hinter sich - er wählte das Medium des gedruckten Buches und zugleich die Anrede an ein nur deutschsprachiges Publikum. Auch im Fall seiner beiden berühmten Thesenreihen der zweiten Jahreshälfte 1517, der gegen die scholastische Theologie (4.9.) und der über den Ablaß (31.10.), hatte Luther präzise Vorstellungen über die Verbreitungsform und den Adressatenkreis. Seine Äußerungen zeigen, daß diese Texte, gewissermaßen komplementär zu den Bußpsalmen, streng als Universitätstexte gedacht und für die „Gelehrten" bestimmt waren - wie weit auch immer er diesen Kreis ausdehnen mochte. Daß Luther von dem publizistischen Erfolg der 95 Thesen nicht nur überrascht, sondern auch unangenehm berührt wurde, hat er mehrfach und glaubhaft behauptet. Besonders deutlich ist wieder ein Brief an Scheurl, in dem es heißt, die Thesen seien ganz über seine Erwartungen so weit verbreitet und herumgeschickt worden, daß es ihn gereue, sie verfertigt zu haben.,Nicht daß mir nichts daran läge, daß die Wahrheit unters Volk kommt, ja dies allein hatte ich im Sinn. Aber jenes Verfahren ist nicht geeignet, das Volk zu unterrichten. Mir sind nämlich selbst einige der Thesen zweifelhaft, und wenn ich geahnt hätte, daß es so käme, hätte ich sie ganz anders formuliert, manche sicherer, manche hätte ich auch weggelassen.' 10 ' WA Br. ( = WA Abteilung Briefwechsel) 1, Nr. 38 (an Scheurl 6. 5. 1517): N o n enim Nurinbergensibus, id est, delicatissimis et emunctissimis animabus, sed rudibus, ut nosti, Saxonibus, quibus nulla verbositate satis mandi et praemandi potest eruditio Christiana, editae sunt ... Igitur te obsecro, ut e virorum eruditorum conspectu eas submoveas, quantum potes (6-12). 10 WA Br. 1, Nr. 62 (an Scheurl, 5. 3. 1518): ... nunc longe ultra spem toties excuduntur et transferuntur, ut me poeniteat huius foeturae, non quod veritatem non faveam cognitam fieri

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Die auf den Erfolg der 95 Thesen folgenden Schriften Luthers seit dem Frühjahr 1518 waren die ersten, die eine massenhafte Verbreitung erfuhren, was zur Folge hatte, daß er selbst nunmehr mit der massenhaften Produktion von zum Druck bestimmten Texten begann - Luther wurde, als die Nachfrage eintrat, zum Schriftsteller, der er dann bis zum Ende seines Lebens blieb. Wir untersuchen diese seine literarische Tätigkeit in den beiden folgenden Jahren 1518/19 in zusammengefaßter Form. 1. Insgesamt kamen bis Jahresende 1519 45 Einzelpublikationen heraus, die ganz oder überwiegend aus Texten Luthers bestanden, 25 von ihnen ursprünglich in lateinischer, 20 in deutscher Sprache. Der Gesamtumfang der lateinischen Schriften betrug, nach den Erstausgaben gerechnet, 1210 alte Druckseiten, der Gesamtumfang der deutschen 377 alte Druckseiten. Das war eine enorme Produktion, nicht zuletzt wenn man bedenkt, was Luther neben dieser Schriftstellerei sonst noch tat - in den Vorlesungen und der übrigen akademischen Tätigkeit, als Funktionär seines Ordens und in ausgedehnter Korrespondenz, in Reisen und dramatischen, ja an die Existenz gehenden Beanspruchungen durch Verhöre und Streitgespräche -, und sie bleibt enorm, auch wenn man einräumt, daß ein Teil der Texte nicht direkt auf Luther oder auf diese Jahre zurückgehen: eingerechnet sind auch die (übrigens in doppelter Fassung vorliegenden) Protokolle der Leipziger Disputation 11 , und es sind Schriften berücksichtigt, deren Ursprung in die Jahre vor 1518 zurückreicht, der Galaterkommentar 12 sowie die Predigten über die Katechismustexte Dekalog und Vater Unser13, die Luther freilich zum Druck bearbeitete, wie überhaupt dies zu den neuartigen Tätigkeiten seiner Schriftstellerei gehörte, daß Bücher nicht nur zu schreiben, sondern auch zu verbessern waren. 2. Uberblickt man dieses Material in seiner Gesamtheit, so ist erkennbar, daß Luther in erstaunlichem Maß und rascher Entwicklung seine literarischen und sprachlichen Mittel vervollkommnete. Das gilt vor allem für die deutschen Schriften, wie leicht zu bemerken ist, wenn man ein Werk vom Anfang dieser Periode wie den „Sermon von Ablaß und Gnade" (März/April 1518)14 mit einem solchen aus dem Spätjahr 1519, etwa dem „Sermon von dem Sakrament der Buße"15, vergleicht. Zwar ist die literarische Form wenig verändert; Luther arbeitet in beiden Schriften mit dem vulgo, imo id unice quaerebam, sed quod ille modus non est idoneus, quo vulgus erudiatur. Sunt enim nonnulla mihi ipsi dubia, longeque aliter et certius quaedam asseruissem vel omisissem, si id futurum sperassem (10-15). 11 WA 2, 250 ff.; WA 59, 427 ff. 12 WA 2, 436 ff.; ursprüngliche Fassung WA 57/11. 13 Decern praecepta Wittenbergensi praedicata populo, Juli 1518: WA 1, 394 ff.; Auslegung deutsch des Vaterunsers, April 1519: WA 2, 74 ff. 14 WA 1, 239 ff. 15 WA 2, 709 ff.

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ganz einfachen, die Vorherrschaft des Inhalts garantierenden Schema, seine Gedankenschritte durchzuzählen. Doch ist das spätere Werk wesentlich geschlossener aufgebaut und zügiger entwickelt; vor allem aber ist es sprachlich durchgehend verständlich - es fehlen Stellen, an denen noch sprachliche Strukturen des Lateinischen durchscheinen. Auch fällt auf, daß die Bußschrift ein ordentliches Vorwort, nicht nur eine lakonische und eher verhüllende als erschließende Vorbemerkung hat, ja erstmals in einer deutschen Schrift Luthers handelt es sich um ein regelrechtes Widmungsschreiben, wie es in der Zeit sonst ganz gebräuchlich war, sogar ein solches an eine Fürstin 16 , was bereits an Luthers spätere „Widmungspolitik" 17 denken läßt. Am Jahresende 1519 hatte Luthers deutschsprachige Schriftstellerei ein gewisses Reifestadium erreicht. 3. Die theologische Entwicklung Luthers, die in diesen Jahren stattfand und sich in diesen Schriften spiegelt, ging in engem Zusammenhang mit den literarischen Kontroversen, in die er geriet, und den Aktionen, die um seinetwillen veranstaltet wurden, vor sich; sie vollzog sich wesentlich in Schüben. Ich kann dies jetzt nicht im einzelnen ausführen und beschränke mich darauf, die Anlässe mit den wichtigsten Namen zu bezeichnen: Tetzel, Prierias, Eck und Emser, Heidelberger Disputation, Augsburger Verhör durch Cajetan, Leipziger Disputation. Was nun die Schriften angeht, die in diesen Zusammenhängen im Druck erschienen, so ergibt sich ein überraschend einheitliches Bild: Von einer Ausnahme, die sogleich zu erörtern ist, abgesehen hatten sie durchweg eine Grundeigenschaft gemeinsam - sie waren alle in lateinischer Sprache abgefaßt. Man kann den Sachverhalt auf folgende zugespitzte Feststellung bringen: Für ein ausschließlich deutschsprachiges Lesepublikum haben all diese Geschehnisse und Kontroversen gewissermaßen gar nicht stattgefunden; jedenfalls durch Luther selbst erfuhr es hiervon so gut wie nichts. Die Ausnahme bildet die erste dieser Streitigkeiten, diejenige mit dem Ablaßprediger Tetzel sowie dessen akademischem Bundesgenossen, dem Theologieprofessor der Universität Frankfurt/Oder, Konrad Wimpina. Mit ihnen tauschte Luther im Anschluß an die 95 Thesen eine ganze Kette von gegeneinander gerichteten Streitschriften aus, die schließlich im Sommer 1518 in seiner Schrift „Eine Freiheit des Sermons, päpstlichen Ablaß und Gnade belangend" 18 , Höhepunkt und Ende fand. In diesem Büchlein reagierte Luther ebenso schroff wie souverän auf den Ketzervorwurf Tetzeis und auf die förmliche Anklage, die jener gegen ihn erhoben hatte. Die Schrift ist ein literarisches Meisterwerk, der erste Text aus Luthers Feder, der seine künftige Sprachkunst erkennen läßt. Er fällt jedoch darin deutlich aus der 16 17 18

An die verwitwete Herzogin Margarethe von Braunschweig-Ltineburg: WA 2, 713. G. Brendler, Martin Luther. Theologie und Revolution, 1983, 253. WA 1, 380 ff.

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Reihe, daß er deutsch abgefaßt ist, also den theologischen Streit vor das deutschsprachige Publikum trägt, was Luther sonst vermied. Daß er mit der Schrift nicht zufrieden war 19 , hängt möglicherweise auch hiermit zusammen. 4. Denn der augenfälligste und vielleicht wichtigste Sachverhalt, der sich aufdrängt, wenn man die literarische Produktion Luthers in den Jahren 1518/19 in ihrer Gesamtheit betrachtet, ist die Scheidung der Sprachbereiche·, so groß die thematische und literarische Vielfalt seines Werkes auch war - die Verteilung auf die lateinische und deutsche Sprache ist nach erkennbaren Kriterien ziemlich genau und einigermaßen konsequent durchgeführt. Nur in der ersten Jahreshälfte 1518, der Zeit der TetzelKontroverse, gab es in dieser Hinsicht noch Schwankungen, und zwar in beiden Richtungen - es erschienen auch Texte, die Luther später sicherlich deutsch abgefaßt hätte, auf lateinisch. Seither jedoch trennte er in der Weise, die sich bereits 1517 zwischen den „Sieben Bußpsalmen" und den Disputationsthesen abgezeichnet hatte, zwischen Schriften „für die Laien" und solchen „für die Gelehrten"; 1519 ließ er diese Bestimmung sogar zweimal auf Titelblätter setzen: bei dem „Sermon vom hochwürdigen Sakrament des heiligen und wahren Leichnams Christi und von den Bruderschaften" im Dezember 1519 heißt es „Für die Leyen"20, bei der „Auslegung deutsch des Vaterunsers", April 1519, noch unmißverständlicher „fuer dye einfeltigen leyen ... Nicht fur die gelerten" 21 . In demselben Maße, so scheint es, in dem Luther im Gebrauch des Deutschen sicherer wurde, wurde er auch sicherer im spezifischen Einsatz jeder der beiden Sprachen. Worin unterschieden sich die deutschen und die lateinischen Schriften? Nachdem die Ausnahmen genannt und erörtert sind, können wir nun die Regel feststellen, die 1518/19 galt: Auf die lateinische Seite kamen wissenschaftliche Abhandlungen wie die verschiedenen als „Resolutiones" bezeichneten Erläuterungen eigener Thesen 22 und die großen Bibelkommentare 23 , ferner die „Acta Augustana" (über die theologische Kontroverse mit Cajetan) 24 und die übrigen Streitschriften, auf die deutsche das reiche Corpus der seelsorgerischen und katechetischen Werke. Als Leser hatte 19

WA Br. 1, Nr. 83, 6-11 (an W. Linck, 10. 7. 1518). WA 2, 739. 21 Ebd. 77. 22 Resol, disputationum de indulgentiarum virtute, Juli/Aug. 1518: WA 1, 522ff.; Resolutio .. de potestate papae, Juni 1519: WA 2, 180 ff.; Resol, super propositionibus suis Lipsiae disputatis, August 1519: Ebd. 388 ff. 23 Der Galaterkommentar, erschienen ca. 1. 9. 1519: WA 2, 436ff.; die ersten Lieferungen der Operationes in Psalmos, nach März 1519: jetzt in der Ausgabe von G. Hammer u.a., 198 I f f . 24 November 1518: WA 2, 1 ff. 20

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Luther auf der einen Seite, als .Gelehrte', neben den studierten Theologen auch andere akademisch Gebildete mit deutlicher Präferenz der Humanisten vor Augen, auf der anderen Seite NichtStudierte - dies besagt sein Begriff des ,Laien'. Zugleich mit den Themen und literarischen Formen sowie dem Leserbezug differierten die Inhalte. Hierzu hat Luther im Januar 1519, in dem ihm durch Miltitz abgenötigten „Unterricht auf etliche Artikel" 25 , Kriterien formuliert, die mit seiner Praxis in diesen Jahren im Einklang stehen. Er wendet sich da gegen Versuche .etlicher Menschen', solche Schriften, „die ich mit den gelerten nah der scherffe gehandelt, dem eynfeltigen volk" .einzubilden' 26 , umreißt dann in einer Reihe von Punkten, die Fragen der Frömmigkeit betreffend (Fürbitte der Heiligen, Fegefeuer, Ablaß, Kirchengebote, gute Werke, Vorrang Roms werden genannt), eine kritischdifferenzierende Position und bemerkt schließlich: „Was aber die gewalt und ubirkeit Romisches stuels vormag, und wie ferne sich dieselb streckt, laß die gelerten außfechten, dan daran der seelen selickeyt gar nichts gelegen" 27 . Tatsächlich kann man das gesamte Corpus der deutschen Schriften der Jahre 1518/19 auf diese Linie bringen; sie handeln alle vom christlichen Heil und vom Glauben, sie sind alle darauf konzentriert, das christliche Leben neu zu begründen und zu gestalten. Dabei treten Polemik und Kirchenkritik in den Hintergrund; insbesondere die Frage der Autorität des Papstes hat Luther bis zum Frühjahr 1520 in keiner einzigen deutschen Schrift erörtert, während er sie lateinisch in zunehmender Breite und Schärfe abhandelte. Luther nahm damit, so scheint es, ein seit langem erkanntes Problem und eine alte Regel der Theologie auf, schwierige und insbesondere strittige theologische Erörterungen vor den Laien zu verbergen und daher in lateinische Sprache zu kleiden. Im frühen 16. Jh. freilich verstand niemand das Lateinische besser als die Humanisten. Übrigens hielt Luther seine kritischen Positionen im Deutschen keineswegs gänzlich zurück. Wenn sie die Heilsfrage und die mit ihr zusammenhängenden Einrichtungen der Kirche betrafen, hat er sie auch in deutscher Sprache nicht verschwiegen - eine diffizile Balance, die er jedoch in dieser Zeit durchzuhalten vermochte.

» WA 2, 66 ff. 26 Ebd., 69, 8 f. 27 Ebd., 73, 6 - 8 .

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III Wir stellen nun Zeugnisse für das Echo, das Luther fand, zusammen und halten uns zunächst an die literarischen Äußerungen, die überliefert sind ein reiches und aufschlußreiches Material. Es beginnt ganz unspektakulär. Soweit ich sehe, ist das erste gedruckte Werk, in dem Luthers Name von anderer Seite erwähnt wird, eine Flugschrift des Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer, die noch dem Reuchlin-Streit zugehört. Diese „Epistola apologetica" 28 , datiert vom 30. August 1517, enthält eine Liste von nicht weniger als 45 zeitgenössischen, zumeist deutschen Theologen, die ,des Namens würdig' („Theologico nomine digni") seien, und unter diesen auch „Martinus Lueder", Augustiner und Doktor der Theologie - an 27. Stelle29. Ein knappes Jahr später konnte man eine solche Theologenliste zum zweiten Mal lesen, nun in einem umfangreichen humanistischen Werk, einer in der Nachfolge des Conrad Celtis entstandenen „deutschen Landeskunde", den „Germaniae exegeseos volumina duodecim" des Franziscus Irenicus aus Ettlingen 30 . In diesem mit Verzeichnissen aller Art den Ruhm des einstigen und gegenwärtigen Deutschland verbreiteten (übrigens publizistisch nicht sehr erfolgreichen) Buch kam Luthers Name gleich zweimal vor - in einer Theologenliste, die dem Vorbild Pirckheimers folgte, als „Martinus Luder" und als 22. von 38, zum Beginn desselben Kapitels aber mit folgendem triumphalen Satz: ,Als den Vorkämpfer der Theologen wollten wir allen Deutschen Martin Luther, ordentlicher Professor in Wittenberg, in aller Öffentlichkeit aus Ehrengründen bekanntmachen, um der überragenden Gelehrsamkeit willen, die dieser Mann sich angeeignet hat' 31 . Die seltsame Reduplikation dieser Nennungen Luthers hatte einen konkreten und bezeichnenden Grund. Franz Irenicus hatte Luther im Frühjahr 1518, als der Druck seines Buches bereits eingeleitet war, bei der Heidelberger Disputation kennengelernt und war dort, wie andere junge Humanisten, von dem Eindruck der Person und Sache des Wittenberger Professors überwältigt worden. So bringt er uns den plötzlichen Fortschritt, den Luthers Publizität in der ersten Jahreshälfte 1518, im Zusammenhang des Ablaßstreits und durch sein Auftreten in Heidelberg, erlebte, zu Gesicht. In vielen Briefen der Zeit tauchte nunmehr sein Name auf. Die Ablaß2β Titel und deutsche Übersetzung bei W. P. Eckert - C. v. Imhoff, Willibald Pirckheimer, 21982, 241. 244-262. Ich benutze das (defekte) Exemplar der Staats- und Univ. Bibl. Göttingen, Sign. 8° Sva V 310. 29 Bl. C a; Eckert - v. Imhoff 258. 30 Hagenau 1518 (erschienen im August). Ich benutze das Exemplar der Staats- u. Univ. Bibl. Göttingen, Sign. 2° H. Germ, und I 2623. 31 Irenicus (wie Anm. 30) Bl. XLIIII b: Omnibus autem Germanis antesignanum Martinum Lutherum Vuitenburgensium ordinarium publico nomine theologorum appellare honoris gratia uoluimus, ob egregiam eruditionem a tali uiro aucupatam.

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thesen wurden versandt und weiterempfohlen (durch Erasmus sogar an Thomas More in England), auch die ihnen folgenden Schriften ausgetauscht, der junge Martin Bucer verherrlichte den Luther von Heidelberg - lauter ausdrucksvolle Zeugnisse, die aber vorerst noch kaum an die Öffentlichkeit gelangten; im Druck erschien Luthers Name in Texten anderer (außer bei Tetzel und Prierias) einstweilen nur bei ganz nahen Freunden im Umfeld von Wittenberg. Das änderte sich, als einige Wochen nach dem Buch des Irenicus, im Oktober 1518, bei Johann Froben in Basel die erste Sammelausgabe der Schriften Luthers erschien. In diesem höchst bedeutsamen Werk, auf das wir noch zurückkommen werden, findet sich eine Vorrede, die wahrscheinlich den Herausgeber des Bandes, den Basler humanistischen Theologen Wolfgang Capito, zum Autor hat 32 . Sie ist an die Theologen gerichtet und ruft diese in bewegten Worten auf, diesem neuen Daniel, uns zugesandt durch Christus, der sich unser endlich wieder annimmt, auf seinem Wege zurück zu den Evangelien und Paulus zu folgen und damit die Welt zur Lehre Christi zurückzuführen. Die Leser sollen, die unnützen Meinungen der Scholastiker hinter sich lassend, zur Kenntnis nehmen, wie die Welt gegenwärtig zur Besinnung kommt („cogitent mundum passim nunc emergentibus studijs resipiscere") und die Laien weniger ahnungslos sind als früher. „Itaque, fratres, tempus est nos a somno surgere", so schließt der wohlgesetzte Text. Er dürfte, zusammen mit den Randglossen, die Capito den Schriften beigab, zu den wirkungsreichsten der frühen Rezeptionsgeschichte Luthers gehören. Luther wurde, indem er präsentiert und begeistert empfohlen wurde, zugleich in ein bestimmtes Licht gerückt. Die ethischen Akzente in seinem Werk wurden verstärkt, die antischolastischen und antipäpstlichen Tendenzen eher verschärft, und eindrücklich durchzog ein Bewußtsein des geschichtlichen Aufbruchs, ja ein apokalyptischer Unterton des Text. „Rechtgläubige" Übernahme der neuen Schriften lag in der gegebenen Situation ebenso fern wie Neutralität ihnen gegenüber. Diese Grundsituation blieb auch in der Folgezeit unverändert, ja im Zeichen der Widerstände, die Luther begegneten, spitzte sie sich noch zu. In vielen Brieftexten des Jahres 1519 spricht sich das Heranwachsen eines Solidaritätsgefühls der Lutherfreunde aus. Im Klerus von Speyer findet Scheurl im Februar einen ,großen Klumpen von Martinianern' („magnum Martinianorum globum") 33 , ebenso wie der neue Zürcher Leutpriester Zwingli bei allen Gelehrten dieser Stadt Beifall für Luther feststellt 34 . Ein 32 Ich benutze den Text in der Schürerschen Ausgabe von August 1519 (vgl. WA 60, 608 f.; Exemplar der SuUB Göttingen, Sign. 8° Mulert 86). 33 v. Soden-Knaake (wie Anm. 5) Nr. 174. 34 Zwingiis Werke 7 (Corpus Ref. 94), 1911, Nr. 60 (an Beatus Rhenanus, 22: 2. 1519).

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anderer Schweizer, Peter Tschudi, berichtet sogar aus Paris, dort würden Luthers Werke von der ganzen Gelehrtenwelt („ab universa eruditorum cohorte") mit offenen Armen empfangen 35 , und der berühmte Pariser Humanist Faber Stapulensis läßt den Wittenberger Professor sogar in Basel grüßen 36 . Der Vertraute des Erasmus dort, Beatus Rhenanus, meint, Luthers Bücher, zumal die Auslegung des Vaterunsers, sollten durch die ganze Schweiz in jeder Stadt, jedem Flecken, jedem Dorf, ja jedem Haus („oppidatim, municipatim, vicatim, imo domesticatim") feilgeboten werden 37 . Der Jurist Cantiuncula durchstreift vergeblich ganz Basel, um noch eines Exemplars der Lutherausgabe habhaft zu werden 38 , und sein Berufskollege in Freiburg, Zasius, nennt Luther im Uberschwang einen „heros" und behauptet, die ganze Eidgenossenschaft, (die Diözesen) Konstanz und Augsburg und ein großer Teil Italiens hänge an ihm 39 . Wenn einer (so lesen wir, schon im Zeichen des eingangs erwähnten Buches von Oekolampad, bei dem Augsburger Domherrn Adelmann) Kanoniker und gelehrt ist, kann er nur Lutheraner sein40. Es ist unverkennbar, daß alle diese Briefäußerungen einem verwandten Milieu entstammen und eine ähnliche Richtung haben; sie sind Zeugnisse der Humanistengesellschafi, jener der Zahl nach nicht einmal sonderlich großen Gruppe, die jedoch durch ein Netzwerk der Kommunikation verbunden war, den Austausch literarischer Neuigkeiten als eine ihrer wichtigsten Lebensäußerungen pflegte und sich damit vernehmbar zu machen verstand. Es war Luther, so könnte man es ausdrücken, gelungen, zu diesem Verbindungssystem Zugang zu finden und die „docti" und „eruditi" mit den Schriften, die er ihnen zugedacht hatte, zu erreichen. Freilich wurden nicht nur diese gelesen. Gerade der überschwenglichste Brief, den wir zitiert haben, derjenige von Ulrich Zasius, versieht seine Zustimmung mit einer aufschlußreichen Distinktion: ,Ich kann von Luther nicht anders denken als von dem allerbesten Mann; denn ich habe durch seine Lehren gelernt, Christus um einiges wahrhaftiger nachzufolgen. Jedoch in der Papstfrage kann ich mit ihm nicht übereinstimmen; was er da denkt, läßt sich ganz leicht widerlegen.' 41

35 Α.- L. Herminjard, Hg., Correspondance des Réformateurs dans les pays de langue française 1, 1866, Nr. 22 (17. 5. 1519). 36 Ebd., Nr. 20 (an Beatus Rhenanus, 9. 4. 1519). 37 Zwingiis "Werke (wie Anm. 34) Nr. 88 (2. 7. 1519). 38 WA 60, 437 Anm. 22. 3 ' C. Krause, Hg., Der Briefwechsel des Mutianus Rufus, 1885, Nr. 631 (an Mutian, 13. 12. 1519). 40 Über den Kölner Domherrn Hermann von Neuenahr: Cum sciam eum et canonicum et doctum, non dubito quoque, quin et Lutheranum sit: J. Heumann, Hg., Documenta literaria, 1758, 179 (an Pirckheimer, 4. 12. 1519). 41 Wie Anm. 39: Equidem sicut de Luthero non aliter quam de viro omnium optimo sentire

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Auch die gedruckten Urteile über Luther, die aus dem Jahr 1519 überliefert sind, gehen - wenn man von den gegen ihn gerichteten Streitschriften absieht - auf humanistische Autoren zurück und vermitteln ein ähnliches Bild. Die größte Nähe zu Luther zeigen die Äußerungen seines jungen Kollegen und Freundes in Wittenberg Philipp Melanchthon, von dem der Bericht über die Leipziger Disputation, der den „audaculus grammaticus" in eine literarische Kontroverse mit Eck verwickelte42, sowie die Rahmentexte zu den beiden Bibelkommentaren Luthers 43 nennenswert sind. Zumal die letzteren sind ganz erfüllt von bewundernder Empfehlung der moralischen Integrität und der Gelehrsamkeit des Wittenberger Theologen, die im Einklang mit den humanistischen Bemühungen um die Sprachen nun den ursprünglichen Sinn der Bibel wieder ans Licht bringt. Das Vorwort zum Psalmenkommentar beginnt mit einem Glückwunsch an die Theologen und Christen der Gegenwart, die gewürdigt sind, die Wiedergeburt der Studien und daher die Befreiung der Kirche aus jahrhundertelanger Gefangenschaft mitzuerleben, und es endet mit einem Aufruf an die Leser, im Vertrauen auf Luthers Auslegung und mit reinem Sinn das Buch Christi im Geiste Christi zu studieren. Im Sommer 1519 erschien erstmals auch eine Äußerung des Erasmus über Luther im Druck, der große Brief, den jener am 30. Mai aus Löwen nach Wittenberg gerichtet hatte 44 . Es war ein überaus diplomatisch abgefaßtes Schreiben, in dem behutsame Distanzierungen und Ermunterungen einander ablösten und der Verfasser nicht nur erklärte, Luthers Schriften überhaupt nicht zu kennen, sondern auch dessen Psalmenkommentar lebhaft rühmte. Die Veröffentlichung des Briefes in Leipzig in unmittelbarem Zusammenhang mit der Disputation mußte als ein weiteres Zeugnis für den Zusammenschluß Luthers mit den Humanisten erscheinen, ihre Wiederholung im November in einer von Erasmus selbst veranstalteten Ausgabe seiner Briefe als dessen Bestätigung durch den Meister, der gerade in jenen Jahren seinerseits die lange Reihe sowohl seiner bibeltheologischen als auch seiner kirchenkritischen Schriften veröffentlichte. Auch spätere Protagonisten der Reformation wie Melanchthon und Zwingli nannten im Jahr 1519 Erasmus und Luther ohne Zögern und Verstellung in einem Atemzug. Jener Zusammenschluß, die Verständigung der Humanisten mit Luther, dürfte am Jahresende 1519 eine geschichtliche Realität gewesen possum, utpote qui ejus doctrinis didici aliquanto verius Christum sequi, ita in pontificia re cum eo sentire non possum suntque facillima confutatu, quicquid in ea re sentit. 42 Die Epistola de Lipsica disputatione (an Oekolampad, dat. 21. 7. 1519) und deren „Defensio" gegen Ecks Gegenschrift bei R. Stupperich, Hg., Melanchthons Werke in Auswahl 1, 1951, 3-22. 43 Zu den Operationes in Psalmos: Hammer (wie Anm. 23) 2, 17 ff.; zum Galaterkommentar, an dessen Druckfassung er mitgewirkt hatte: WA 2, 443 ff. 618 (unter Pseudonymen). 44 WA Br. 1, Nr. 183.

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sein, für die Beteiligten, aber auch und zumal für das Bewußtsein der Öffentlichkeit. Den Niederschlag, den dies in Oekolampads Schrift „Canonici indocti Lutterani" gefunden hat, haben wir bereits früher kommentiert - diese Flugschrift war, soweit ich sehe, der erste, Luther verherrlichende Text, der als eigenständige Veröffentlichung erschien. Ihm folgte noch vor Jahresende ein zweiter, der nicht weniger denkwürdig war. Auch er ein anonymes Buch - die „Schutzrede vnd christenliche Antwort eins erbarn Liebhabers göttlicher Wahrheit der heiligen Schrifft auf etlicher Widersprechen, mit Anzeigung, warum Doctor Martini Luthers Lehre nit szam unchristenlich verworfen, sunder mehr als christenlich gehalten werden solle"45, verfaßt von dem Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler. Diese Schrift war das erste Werk dieser Art in deutscher Sprache und zugleich, zwei Jahre nach den Ablaßthesen, der früheste im Druck erschienene Text eines andern, in dem zentrale theologische Gedankengänge Luthers ausführlich wiedergegeben und übernommen wurden. Der Verfasser stellte sich - man könnte sagen: in Distanz nicht bloß zu den scholastischen Gegnern, sondern in gewissem Maß auch zu den bisher öffentlich zu Wort gekommenen Anhängern Luthers - als ein ,Laie' vor, „der sich für kain hochvernünfftigen gelerten oder geschickten helt"46, und er gab dem Bekenntnis zu Luther damit eine neue Dimension. Neben der Kirchenkritik hob er mit besonderer Emphase den Gewissenstrost hervor, den jener „außpreiter der heyligen Ewangelischen Cristenlichen leren" vermittle - es „wirt mir kein verstendiger mit warheit nimmer widersprechen mögen, das er bey im selbst, wo er anders Luthers vnd seiner nachuolger predig vnd vnderweysung gehört hat vnnd die warheit bekennen wil, vil tzwefliger irsal vnd scrupel verwickelter conscientz entledigt ist"47. Gewissermaßen waren es also die deutschen Schriften Luthers, die in Lazarus Spengler vor allem ihren Anwalt fanden, und so war es kein Zufall, daß seine „Schutzrede" in den Sammelband aufgenommen wurde, der im Mai 1520 das gesamte bis dahin erschienene deutschsprachige Werk des Wittenberger Professors vereinigte - ein ehrgeiziges Verlagsprojekt des Basler Druckers Andreas Cratander48. Auch in dem anonymen Vorwort, das diesem Band beigegeben ist, offenbar von dem Drucker selbst verfaßt 49 , kam die Akzentverschiebung der literarischen Lutherrezeption zum 45 Titel der Erstausgabe von 1519 bei A. Kuczynski, Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium, 1870, Nr. 2528. Ich benutze die Ausgabe: „Schutzrede vnd Christenli = //che antwort ...", Wittenberg: M. Lotther 1520 (Exemplar der SuUB Göttingen, Sign. 8° Mulert 311). « Bl. Β a. " Bl. A 2 a. Β 3 a. 48 Ich benutze das Exemplar der SuUB Göttingen, Sign. 8° Mulert 86. Ebd. Bl. 3a-4a.

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Ausdruck, die Spengler eingeführt hat. Als Leser Luthers wurden nun „die gantze teütsche vngelerte gemein", die „einfaltigen menschen" angesprochen, ja es wurde wie bei Luther selbst zwischen den Adressaten der lateinischen und der deutschen Schriften, den „geleiten" einerseits, dem „gemeinen einfaltigen man" andererseits, ein deutlicher Unterschied gemacht, der auch hier inhaltlich bestimmt wurde. Die Konflikte um Luther erschienen als etwas gänzlich Abseitiges; hingegen hieß es: „Welcher begert in vilen dingen ein erleüterung zuo haben vnd in kurtzer zeyt kommen zuo der ruow seiner conscientz, der soll lesen mit fleiß vnnd vffmerckung dise büchlin". Die Uberzeugung deutete sich an, diese für die Laien geschriebenen deutschen Schriften seien den gelehrten und lateinischen Werken überlegen - eine Uberzeugung, die Luther zu derselben Zeit, in der Vorrede zu seiner ersten großen Reformationsschrift, „Von den guten Werken", auch seinerseits regelrecht aussprach 50 . Sie mußte ihn auf Dauer von den Humanisten entfernen. IV Daß Luther am Jahresende 1519 in Deutschland ein berühmter Mann war, ist nicht nur aus literarischen Zeugnissen zu erweisen. Die zweite Quelle, die wir besitzen, ist zwar weniger beredt als die Briefe, Vorreden und ersten Flugschriften humanistischer Leser, sie ist aber möglicherweise authentischer, da es sich um eine kollektive, nicht um die Summe individueller Äußerungen handelt: die Auflagenzahl seiner Schriften. Unsere folgende Untersuchung stützt sich auf die reiche bibliographische Forschung der letzten hundert Jahre, seit dem Erscheinen der Weimarer Luther- Ausgabe, die uns nunmehr in zuverlässigen Verzeichnissen zur Hand ist, und sucht sie für die historische Fragestellung fruchtbar zu machen. Wir beginnen mit einigen Zahlen. Die insgesamt 45 Originalschriften Luthers, die, wie wir oben feststellten, bis zum Jahresende 1519 publiziert wurden, erreichten insgesamt bis zu diesem Zeitpunkt 259 Auflagen; die drei lateinischen Gesamtausgaben, die bis Ende 1519 erschienen, kommen hinzu. Auf die 45 lateinischen Titel mit (ohne die Sammelausgaben) 1210 alten Druckseiten entfielen 116 Auflagen, auf die 20 deutschen Titel mit ihren 377 alten Druckseiten entfielen 132 Auflagen, zu denen noch die 11 Auflagen der bereits 1518 erschienenen deutschen Ubersetzung des ursprünglich lateinischen „Sermo de digna praeparatione cordis ad eucharistiam" 51 hinzuzuzählen sind. Das heißt, eine Lutherschrift hatte im Durchschnitt bereits zu diesem Zeitpunkt 5,76 Auflagen pro Titel erreicht. Die deutschsprachigen Schriften 50 51

WA 6, 203, 5-34. J. Benzing, Lutherbibliographie, 1966, Nr. 144-154.

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hatten dabei ein Übergewicht; auf jede von ihnen entfielen durchschnittlich 7,15 Auflagen, auf jede lateinische durchschnittlich 4,64 Auflagen immer ohne die Gesamtausgaben. In der Forschung besteht Einigkeit darüber, daß eine Druckauflage in dieser Zeit im Durchschnitt etwa 1.000 Buchexemplare umfaßte. So wären am Jahresende 1519 etwa 250.000 Exemplare von Luther-Schriften auf dem Markt gewesen. Der Sachverhalt läßt sich noch differenzierter erfassen. So fällt auf, daß bis Ende 1517, bis zu den 95 Thesen, kein von Luther verfaßter oder herausgegebener Text außerhalb von Wittenberg nachgedruckt worden ist, wie auch keiner - das wurde bereits früher bemerkt - Luthers Namen auf dem Titelblatt nannte - noch war Luther eine ganz provinzielle Erscheinung. Bis Ende 1519 dagegen hatten sich alle Zentren des Buchdrucks in Deutschland - Leipzig, Erfurt, Nürnberg, Augsburg, Straßburg und Basel - voll in das Geschäft mit Lutherdrucken eingeschaltet, einige weniger namhafte wie Breslau, München und Mainz hatten nachgezogen, der erste niederdeutsche Lutherdruck, aus Braunschweig 151852, lag vor. Auch außerhalb Deutschlands waren erste Lutherdrucke erschienen, freilich noch ganz vereinzelt und wie zufällig - einer aus Venedig 53 , einer möglicherweise aus Rom 54 sind schon für 1518 nachgewiesen, der Pariser Druck des Protokolls der Leipziger Disputation ist ein Sonderfall 55 . Vor allem aber gab es nunmehr die ersten Lutherdrucke, auf denen der Name des Verfassers nicht wegen seiner fehlenden, sondern vielmehr wegen seiner übergroßen Prominenz weggelassen war - Wittenberger Drucker begannen 1519 damit, im Titel bloß noch die Initialen „M.L." oder „M.L.A." zu nennen, auswärtige folgten ihnen darin bald. Auch erschien im Sommer 1519 erstmals ein (Phantasie-) Porträt Luthers auf einem Titelblatt 56 . Dagegen gehört der Einfall von Augsburger und Basler Druckern, eine Schrift von Johann von Staupitz mit dem Zusatz „bewert vnd approbiert durch D. Martinum Luther" auf den Markt zu bringen, wohl erst dem Jahr 1520 an. Weitere Symptome des Massenerfolgs Luthers seit 1518 waren die nun einsetzende Publizität älterer Schriften sowie die Veröffentlichung unautorisierter Fassungen von Texten des Wittenberger Professors an anderen Orten. Vor allem aber sind in diesem Zusammenhang die ersten Gesamtausgaben zu nennen, die 1518/19 erschienen. Diejenige Johann Frobens haben wir mit den Begleittexten Wolfgang Capitos bereits kennengelernt ihr kommt in der Geschichte der Luther-Rezeption auch dadurch eine besondere Rolle zu, daß sie, kaum ein Jahr nach den Ablaßthesen, erstmals 52

Benzing (wie Anm. 51), Nr. 113. Vgl. auch 114. " Ebd. Nr. 248 (Appellatio ad Concilium). 54 H. Claus - M. Pegg, Ergänzungen zur Bibliographie der zeitgenössischen Lutherdrucke, 1982, Nr. 239 a („Acta Aug."). " Ebd. Nr. 407 a; vgl. WA 59, 428 f. 56 Benzing (wie Anm. 51) Nr. 398 f. (Leipziger Predigt).

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so etwas wie eine Gesamtkenntnis des Wittenberger Theologen vermittelte. Freilich mit eigentümlichen Akzenten; denn bis auf den „Sermon von Ablaß und Gnade", der übersetzt war, handelte es sich um das ursprünglich lateinische Werk, also einen spezifischen Ausschnitt, zudem in der spezifischen Beleuchtung, die Capito ihm gab. Einige Zeugnisse deuten darauf hin, daß dieses Buch seine Leserschaft in besonderem Maß außerhalb Deutschlands gefunden hat. Ein bekannter Brief Frobens an Luther spricht von massenhafter Versendung nach Frankreich, Spanien, Italien, England und Brabant - .besser haben wir noch niemals ein Buch verkauft' 57 . Eine Neuauflage bei Froben freilich scheiterte am Widerspruch des Erasmus, so daß die Straßburger Druckerei von Matthias Schürer die Ausgabe übernehmen konnte, die sie seit 1519 zweimal herausbrachte. So weit die Wirkung dieser lateinischen Sammelbände auch ausstrahlte - die höheren Auflagen erzielte Luther mit seinen Schriften in deutscher Sprache. Das ergibt nicht nur die Gesamtrechnung, sondern es wird vor allem dann deutlich, wenn man nach den Spitzenwerten fragt; vor dem Jahresende 1519 erreichten insgesamt 9 Titel mehr als 10 Auflagen, 6 deutsche, 2 lateinische sowie jener aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte „Sermo de digna praeparatione cordis", der 9mal lateinisch, aber l i m a i deutsch erschien. Zugleich waren dies mit einer Ausnahme - der „Auslegung deutsch des Vaterunsers" - durchweg schmale Schriften mit weniger als 16 Seiten, und es waren, wiederum mit einer Ausnahme - der Konzilsappellation von 1518 -, durchweg seelsorgerisch-katechetische Texte. Die umfangreichen, die im engeren Sinn theologischen und die polemischen Schriften Luthers hatten entschieden geringeren Erfolg. Das bedeutet, daß die „Scheidung der Sprachbereiche", die wir für Luthers literarisches Werk der Jahre 1518/19 konstatierten und bei der Themenwahl, den literarischen Formen und Inhalten sowie beim Leserbezug nachwiesen, sich auch in der publizistischen Wirkung niederschlug. Vielleicht ist es erlaubt, den Schluß zu ziehen, daß bereits unter den frühen Lesern Luthers die Zahl derjenigen, die nur deutsch sprachen, größer war als die der Lateinkundigen - ein Schluß, von dem uns freilich das lautstarke und enthusiastische Echo, das er bei seinen lateinischen, seinen humanistischen Lesern fand, ablenken kann. Soweit ich sehe, ist aus diesen Jahren nur von einem einzigen, freilich besonders prominenten Leser Luthers, der nicht oder wenig lateinisch verstand, von Albrecht Dürer, eine dezidierte Aussage über ihn überliefert der bekannte Brief an Spalatin vom Jahresanfang 1520, in dem der Nürnberger Maler, der eine Sammlung aller wichtigen deutschen Schriften Lu57

WA Br. 1, Nr. 146, 36f.: ... haud feliciorem venditionem in aliquo libro sumus unquam experti.

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thers aus der Frühzeit besaß, um weitere bat, mit dem auffallend an Spenglers „Schutzrede" erinnernden, oft zitierten Urteil: „Vnd hilft mir got, das jch zw Doctor Martinus Luther kum, so will jch jn mit fiais kunterfetten vnd in kupfer stechen zw einer langen gedechtnus des kristlichen mans, der mir aws grossen engsten gehollfen hat 58 . V Die Geschichte des Berühmtwerdens Luthers fand mit dem Jahreswechsel 1519/20 nicht ihr Ende, sie trat in ein neues Stadium ein. Das folgende Jahr, 1520, brachte den Höhepunkt sowohl in Luthers literarischer Produktion als auch in deren Erfolg. Nun aber überwogen eindeutig, nach Zahl und Umfang, die deutschen Schriften die lateinischen, und es begann im großen Stil der Austausch zwischen den Sprachen - vor allem Spalatin betätigte sich, nicht ohne die kritische Beobachtung Luthers, als Übersetzer ins Deutsche, andererseits entwarf dieser selbst seine Texte in mehreren Fällen zweisprachig. So verwischte sich nunmehr die „Scheidung der Sprachbereiche". Bei den großen Reformationsschriften zum Beispiel, die das Zentrum von Luthers literarischer Produktion in jenem Jahr bildeten, läßt sich die früher beobachtete Aufteilung der Themen und Leserschaften auf die beiden Sprachen nur noch schwer aufweisen. Weiterhin dehnten sich im Jahr 1520 die Zahl und der geographische Radius der Druckorte Lutherscher Schriften wesentlich aus. Vor allem außerdeutsche Städte wie Antwerpen, Paris und Prag wurden nun zu Zentren der Verbreitung, und es entstanden und erschienen die ersten Übersetzungen Luthers in nichtdeutsche Landessprachen - z.Z. sind für das Jahr 1520 je zwei gedruckte Lutherübersetzungen in niederländischer und in tschechischer Sprache nachgewiesen. Jenes Jahr war freilich auch das Jahr der Bannandrohungsbulle - ihrer Entstehung und Publikation ebenso wie ihrer Verbrennung durch Luther am Elstertor. Luther wurde durch die bestehende Kirche zum Ketzer erklärt, und er schied sich seinerseits von dieser. Hatte noch am Jahresende 1519 Lazarus Spengler in seiner „Schutzrede" als ein Argument zu Luthers Gunsten anführen können, daß dessen „lere vnd predig bißhere von der kirchen nit verworffen ist, Glaub auch nit, das die kirch die selben ... reprobirn werd" 59 , so erwies sich dies als Illusion, nicht anders als das zur selben Zeit in Augsburg umlaufende Gerücht, der Papst werde Johann Eck zum Stillschweigen verurteilen 60 . Es fielen definitive, unwiderrufliche Entscheidungen von beiden Seiten, die auch alle sonst Beteiligten in ihren 58

H. Rupprich, Hg., Dürer. Schriftlicher Nachlaß 1, 1956, 86. " Spengler (wie Anm. 45) Bl. A 4 b. 60 So B. Adelmann an Pirckheimer, 11. 12. 1519: Heumann (wie Anm. 40) 181, mit dem Zusatz: Si ita esset, ea poena puniretur, quam mereretur.

Das Berühmtwerden Luthers

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Bann zogen: Auf der einen Seite wurden nun nicht wenige Leser und Sympathisanten, nicht zuletzt solche aus dem Kreis der Humanisten, an Luther irre und kehrten sich ab, auf der anderen Seite weitete sich seine Anhängerschaft zur reformatorischen Bewegung und Reformation aus - seit 1520 gab es evangelische Predigt und auf dem literarischen Sektor die Anfänge der bald zu ungeahnten Dimensionen anschwellenden reformatorischen Flugschriftenliteratur. So wurde mit dem Jahr 1520 die Entwicklung zur Reformation hin unabwendbar - mit einer großräumigen Folge, die ich zum Schluß noch andeuten möchte: 1520 entstand auch die Grundlage für den Hiatus zwischen Deutschland und dem übrigen Europa in der Luther-Rezeption, der ein Grunddatum der weiteren Geschichte der Neuzeit werden sollte. Wie gesagt begannen damals die Ubersetzungen Luthers in nichtdeutsche Landessprachen; das aber heißt, sie entstanden gewissermaßen gleichzeitig mit dem Ketzerurteil. Mögen immer Schriften des Wittenberger Professors schon vor 1520 auch außerhalb Deutschlands gelesen worden sein - sie waren lateinisch und nur den Lateinischsprechenden zugänglich. Als es Ubersetzungen in die Landessprachen gab und auch ursprünglich deutsche Schriften verbreitet wurden, war Luther ein Ketzer. Das beeinträchtigte deren Publizität - nur ein geringer Bruchteil von Luthers Werk wurde in nichtdeutsche Sprachen übersetzt, und oft geschah das anonym - , zumal aber verhinderte es, daß jener „Konsensus zwischen dem Reformator und seinem Publikum" 61 , der in Deutschland nach 1518 entstanden war, sich über die deutschen Grenzen hinaus ausweiten konnte; man könnte sagen: Der Ketzer Luther wurde, ähnlich wie ein Jahrhundert zuvor der Ketzer Hus, national isoliert, zumindest als Person. Damit erlangten die besonderen Umstände des Berühmtwerdens Luthers 1518/19 weltgeschichtliche Dimension.

61

W. Lenk, Martin Luthers Kampf um die Öffentlichkeit. In: G. Vogler, Hg., Martin Luther - Leben, Werk, Wirkung, 1983, 53-71 (56).

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